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Full text of "Der Odilienberg : seine vorgeschichtlichen Denkmäler und mittelalterlichen Baureste, seine Geschichte und seine Legenden"

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BOUGHT FROM THE 

ANDREW PRESTON PEABODY 

Fund 



BEQUEATHED BY 

Caroline Eustis Peabody 

OF CAMBRIDGE 



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Der Odilienberg 

seine vorgeschichtlichen Denkmäler 
und mittelalterlichen Baureste, seine Geschichte 

und seine Legenden 



von 



Dr. R. Forrer. 



Mit 30 Abbildungen und einer Karte. 



Strassburg. 

Verlag von Karl J. Trübner. 

1899. 



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Vorwort. 



In der Krone schöner Berge, welche die Vogcsen 
zieren, bildet der Odilienberg das Stimjuwel. Weit- 
hin sichtbar ist er von jeher der besuchtoste Ausfluf,'s- 
ort im Klsass und als solcher auch weithin über die 
Laudesgrenzen hinaus aufs beste bekannt. £r verdankt 
dies sowohl seinen natarlichen Schönheiten, seiner präch- 
tigen Aussicht, seinen gigantischen Felsengebilden, als 
soineii vorzüglichen Wcganlagen, seiner weit in die 
Vorzeit zurückgehcuden Geschiciite und den vielen 
Legenden, mit welchen der Berg seit alten Zeiten um- 
woben ist — er verdankt seinen Ruhm nicht zum ge- 
ringsten auch seinen ebenso gewaltigen, wie huchmcrk- 
würdigen vor- und frühhistun.^chen Bauwerken, welciic 
seine Gipfel schmücken. Gerade jene Letztem sind es, 
welche mir Veranlassung gaben, allen Jenen, welche 
sich für diesen Berg und seine Geschichte interessieren, 
diese Schrift zu widmen. 

Mein Büchieiü ist indessen nicht für irgend eine 
besondere Klasse von Odilienbesuchem geschrieben ; nach 
Möglichkeit habe ich versucht, es zu einer Monographie 
auszugestalten, die Jedem dienen kauu. ^lein „Odilien- 
berg" möchte sowohl dem gläubigen Pilger den Weg nach 
St. Odilien weisen, wie ebenso dem erholungsbedürftigen 
Touristen, dem wissensdurstigen Archäologen und dem 
Erforscher mittelalterlicher Kunstdenkmäler; hoffentlich 
steckt selbst der Bergfex, der dorthin wandert, bloss 
„um droben gewesen zu sein", luciu Buch nicht unbe- 
sehen in die Tasche! 



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IV 



Vorwort. 



Habe ich bei dieser Arbeit thuiilicbst iicbeu altbe- 
kannten Dingen auch Neues zu geben versucht, 8o 

macht das (iauzc iiaUii lich trutzdciu keinerlei Aiisprucli auf 
eine eischöpfeudc Darstellung. Dazu bedürlte es eines 
vielbändigen Werkes, eines ganzen Stabes von Spezialisten, 
ausgedehnter längerer Vorarbeiten, topographischer Auf- 
nahmen und weit umfassenderer Ausgrabungen, als dies 
meine /.eit und eiirenen Mittel bisanliin erlaubten. Ein 
Historiker von Fach nni^ste den gescbiehtliclien Teil, 
ein anderer Fachmann den der mittelalterlichen Archi- 
tektur, ein Dritter die Vermessungen, ein Vierter die 
Sagen, ein Fünfter die Legenden behandeln; andere 
hätten die strategisebe Seite der lleidenujauer zu würdigen, 
die alten Strassenzüge, JSteinbruchwerkstätten u. s. w. 
topographisch aufzunehmen. Hoffen wir, dass diese Arbeit 
einmal zu Stande kommt ! Vorläufig mag das vorliegende 
i3üchlein dazu eine Art Sciicnia bilden. 

Herzlichen Dank sei allen Jenen abgestattet, die 
mich bei meiner Arbeit freundlichst unterstützten : Herrn 
Klostcrdirektor Abbe Caspar auf St Odilien, der 
meinen Anregungen mit grossem Eifer entgegenkam; 
Herrn Troi. Dr. Julius Kuting und Herrn Kunstmaler 
C. Spind 1er, denen ich zahlreiche künstlerische Ab- 
bildungen verdanke, sowie Hcrni W. Scheuermann, 
der die Freundlichkeit hatte, den Aufstieg und die 
ersten vier Kapitel zu fibernehmen. Dankbar sei 
hier aber auch der Thätigkeit des Vogesenelubs ge- 
dacht, der, überall wachend, Woge und Stege schaffend, 
uns allen die Vogesen wunderbar crschliesst. 

Strassburg, 1899. 

Dr. K. Forrer. 



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Iiilialtsverzeicliiiis. 

Seite 

Vorwort TTT 

Inhalt V 

Die verschiedenen Arten des Aufstieges .... 1 

I. Geologie^ Flora und Fauna am Odilirnbcrt^e . . 4 

II. Die St«ädte und Dörfer am Odihenberge .... 8 

III. Bin Sclilosser und Ruiuiuinen am Odilionbcr^o 16 

l\. Die Ruinen alter Klöster und Kapellen .... 24- 

V. Geschichte des Odilienbcr«;es 30 

VI. Tafel der Klosterbrände 85 

VII. Die Legende von St. Odilia 37 

VIIT. Di(> St. Odilienquelle 39 

iX. Alte Sagen 42 

X. Die alten Strassenzüge 44 

XI. Ausgrabungen 47 

XII. Der Heidentempol , , 50 

XI II. Die Heidenmauer 52 

XIV. Rundgang um die Heidenmauer 5G 

XV. Der Hexenplatz 67 

XVI. „Rinnen- und Reckensteine", „Altäre und Dolmen'- 69 

XVII. Das Kloster und seine Sehenswürdigkeiten ... 71 

XVIII. Das Klostermuseum von St. Odilien 76 

XIX. Der ..Hortus deliciarum" der Herrad von Landspor^r 81 

XX. Die Odilienber^r-Litteratiir 



Verzeichnis der Tafeln. 

I. Miniatur aus dem Hortus deliciarum der Ilerrad von 

Landsperg, Pflügende Bauern. 
II. Mittelalterlicher Turmbau, nach einer Miniatur der 
Ilerrad von Landsperg. 



- VI - 

ITT. Ruine von Stift Niedermünster, nach einem Kupfer- 
stiche von Weiss (Pf effinger). 

IV. Ansicht des Odilienberges von St. Leonhard aus. 

Von Prof. Dr. Jul. Euting. 
V. Belajienin^rsszcno, nach dem Uortus deliciarum der 
Hei rad von Landsperg. 
Yl u. VII. Gotisdie Tapisserie mit Darstellung der Legende der 
hl. Odilia. 

VITT. Ansicht des alten Thoreinganges auf der Westseite. 
Von Kunstmaler C. Spindler. 

IX. Mauerquader mit Holzriegeleinschnitten, und Felshlöcke 

mit Sprengrinnen; nach Aufnahmen des Votlaasers. 

X. Plan d (' r H e i d 0 n m a ii e r. vom Verfasser. 

XI. Ansicht der Heidenmauor bei Nr. i des Planes. 

XII. Vogelperspektive der Klostergebäude, nach einem 
Kupferstiche von Silbermann. 

XIII. Der Fransin'sche Sarg der hl. Odilia vor der Revo- 
lution. Nach Silhermann 1781. 

XIV. Miniatur aus dem Hortus deliciarum der Herrad von 
Landsperg 

XVu.XVI. Beilerkampf und Getreidemühle nacli Miniaturen der 
Herrad von Landsperg. 
XVII. Ansicht des Wacldsteines. von G. Spindler 
XVllI. Phulographische Detailausichl der Heidenmauer 
zwischen Nr. (J und 7 des Pianos Tafel X. 
XIX u.XX. Sleinreliefs am Kreuzgang des Klosters, Eticho und 
St. Odilia, Leodegar, Herrad und Relindis. 
XX!. Ansicht der romanischen Krypta im Kloster, nach 
einer Lithographie von Engelmann. 
Karte des Odilienherges, von Prof. Dr. Euting. 



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Die verschieJeiicn Arten des Aufstiegs. 



A. Von der Station Oberehnheim aus. 

1. Ober Ottrott— St. Gorgon zum Kloster. 

Von Obciehüheim auf der Landstrasse nach (Jtlrutt 
(OmnibusverbindTing, Taxe 40 ). Der Weg führt an der Villa 
Montbrison vorbei (s. S. 10). Von Oberehnheim bis Ottrott 
zu Fuss Stunden. 

Empfehlenswerter ist der Weg am Ehenbächd. Vom 
Marktplatz in Oherchnhcin jrelit man rechts ab durch die 
Kirchgasse, an der IM'arrkirche und don städtis-rhon Anla^'en 
vorbei, dann ein kurzes Stück auf der Landstrasse und 
links ab über die Ehen (Striche des V. C. rot-vveiss). Pracht- 
voller schattiger Weg die Ehen aufwärts durch Erlengebüsch. 
Zahlreiche Raheplätze. Nach 80—35 Minuten in Ottrott 
(rechts liegt St. Leonhard, s. S. 13). 

In Ottrott am Marktplatz vorbei (überall Wegweiser) 
hinauf zum Odilienberg. Die Strasse daliin führt gerade aus 
an der Kirche x-nibfi, dann, oberhalb des Dorfes, links in den 
Fusspfad (bis oben weisse Striche des V. C). Der Weg führt 
nach etwa 20 Minuten rechts an St. Gorgon vorbei (s. S. 28), 
dann, fortwährend im Schatten, sanft aufwärts, ungefähr parallel 
dem alten sog. „Romerweg". Nach etwa 4 5 Minuten wird rechts 
oberhalb die Heidenmauer sichtbar, die man kurz darauf 
durchschreitet. Dann Austritt auf die Grossmatt, und nach 
wenigen Minuten steilen Aufstieges erreicht man das Kloster. 

2. Fahrstrasse über Ottrott— Klingenthal nach 

dem Kloster. 

In Ott rot t beim Wirtshaus Blanck gehe man rechts 
ab (Wegweiser), der Fahrslrasse nach, die in sanfter 
Steigung durch das schöne .Klingenthal, nach etwa 2*1* 
Stunden unterhalb der Ruine Birkenfels (s. S. 22) hindurch, 
an der St. Johannesquelle (vgl. Kap. VIll) vorbei, direkt aufs 
Kloster führt. 

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Die verschiedenen Arten des Aufstiegs. 



3. Über die Ottrotter Schlösser und den Elzberg, 
Hexenplatz, Hagelsehloss, Dreysteine aufs Kloster. 

In Ollrolt tjeho man am Markt platz und am lUissiorosrhen 
Scbluss vorbei, bis sich iim Iiis am Her^o bei einem Brunnen 
der Fussweg nach den OllroUcr Scbli>ssern abz\vei<it. (VVe«^- 
weiser; bis oben rote Striche des V. C.) Der Weg ist im 
Sommer stellenweise etwas sonnig, aber sehr schön, (lieber 
die Ottrotter Schlösser s. S. 16.) Dort das gastliche Forst- 
haus Scheidecker. 

Von den Ottrotter Schlössern gelangt man in etwa 15 
Minuten zum },Kopfef . Den niclit durcli Wegweiser kennt- 
lich gemachten Weg lasse man sicli am Forsthaus Scheid- 
ecker weisen. Vom KTipfel (s. S. IS) prachtvoller Ausbiirk 
auf die Ottrotter Schlösser. Um zum Ha^r I sctiloss zu 
gelangen, folge man dem auf der Scheide licuctKh'n Weg, 
der etwas unterluiib tles Hagelschlosses auf den Odilienbt rg 
führt. Von dort aus Wegweiser zum Odilienkloster, vorbei 
am Stollhafenfels (s. S. 65). 

Wer das Hagelsehloss nicht besichtigen will, sich aber 
für den Hexenplatz interessiert, gehe von den Ottrotter 

Schlössern aufwärts zum Elzberg-Pavillon (rote Striche 
des V. ('., Aussichtspaviüon des Voges( n( hil)s) und von dort 
in 20 Minuten zum Hexen platz (s. S. ()7); von da auf 
breitem Wege hiniUx i nach dem Odilienhcrg und durch die 
dort stnik zerst/irfe 1 leidenmauer, am Stuilliafeii (s. S. Gö) 
vorbei nacii dem Kloster. 

4. Ober Bemhardsweiler und St. Nabor oder St Nikolaus 

zum Kloster. 

Von Oberehnheim auf der Landstrasse nach Bem- 
hardsweiler (s. S. 12, 30 Min.) nach St. Nabor (s. S, 12, 
40 Min.). Von hier aus entweder den Fahrweg, an der St. 
Odilienquelle (s.S. HH) vorbei aufs Kloster. — Oder über 
St. Nikolaus und Niedermünster. \^on St. Nabor beim 
Wegweiser links aufwärts, dem Pfad folgend, der auf eine 
Forststrasse führt; nach etwa einer Viertelstunde Brücke, 
dabei kleiner Wasserfall des I)achsl*arries. Gleicli hinter 
der Brücke nimmt man den reclits abzweigenden Waldpfad, 
der in einer Viertelstunde auf den Wiesenplan mit dem 
Kapellchen St. Nikolaus (s. S. 26) und den Ruinen von 
Niedermnnster nebst dem angebauten Meierhof führt. 
Von hier aus aufwärts zur St. Odilienquelle (etwa 20 Min.) 
und von da in abermals 10 Minuten nach dem Kloster. 



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Dje verschiedenen Arten des Aufstiegs. 



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B. Von der Station Barr aus. 

1. Ober HeUigenstein, Trattenhanaen, St. Jakob, Nieder- 

mfinster, St. Odüienqudlle, anfs Kloster. 

Mangclil von Harr auf der Landst t assoiuicli lleili<£en- 
stein (s. S. 14j Ho Minuten, von luer nacli Ti ulleiihauseii 
15 Minuten, von dort den Waldweg (rote Striche des 
V. C.) eine schwache halbe Stunde bis zur Wegtetlung. 
Wegweiser; entweder reclits hinab nach Nieder- 
münster, von dort über die St. Odilionquelle nach dem 
Kloster, oder links aufwärts (weisse Striche des V. V..^^ nnrli 
St. Jakob, das auf der Höhe liegt. Von dort (>nt\\ « ilor 
direkt nach dein Kloster (20 Min.) oder über Niederniünster 
und St. Nikolaus aufs Kloster (30 Min.). 

2. Von Barr dvreh die Anlagen, über das Mönkalb nach 

Iiandsperg. 

Man geht von der Strasse nach Heiligenstein 5 Minuten 
nach dem Austritt aus Barr links ab und folgt einem schönen 
breiten VVeg durch die Anla-ron von Barr, am Herings- 
denkmal vorbei, hält sich im weserilliclion ^nadeaus und 
gelangt am F o r s t h a u s Mönkalb und dorn P a \ i ! 1 n n 
des Vogesenclubs vorbei nach Ruine Land spcrg 
(s. S. 20). 

Von Landsperg entweder nach T r u 1 1 e n h a u s e n 
(30 Min.) oder über den Wolfsthalbrunnen zur Odilien- 
quelle (rote Striche des V. C.) oder vom Forsthaus Lands- 
perg gerade aus in 10 Minuten zur Handschab, von da 

entweder direkt zum Männelstein und von da zum 

Klostor, oder den roten Strichen naeli zum Kiosk Jadelnt, 
dann idjer den VVa« hl stein zum Männelstein, von 
dort nacli dem K lost e r. 

L' Iii nach Birkeniels und Kagenfels zu ge- 
langen, geht man vom Kloster nach der St. Johannis- 
quelle und folgt von dort dem angegebenen Wege (rote 
Striche des V. C); nach etwa ■/* Stunden erreicht man 
Birkenfels (s. S. 22) ; von dort geht man, um nach Kagenfels 
zu frclangen, rechts auf dem Fahrweg nach Hohwald 
(Wegweiser), diesem folgt man (nicht dem links ai)zweigenden 
Fussweg Ilühwald nachgehen') bis er auf die KHngenthaler 
Strasse führt, dann diese abwärts, vom llolzplatz Kreuzweg 
zweigt sich ein Weg ab (Wegweiser), der in einer Viertel- 
stunde nach Kagenfels führt (s. S. 22). 



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L 

Geologie, Flora und Fauna mu Ucliiienberge. 

Waliiciid div südliLheii Yogoseii in ihren oberen Recrionen 
meist aus ki ystallinischen Gesteinen bestehen, liegt m den 
Mittel- uiid Nordvogesen über diesen krystallinisclien 
Schichten noch die alte Sandsteiiulecke. Die Grenze ist 
in nächster Nähe des Odilienberges : Mit dem Granit- 
massiv des Ilochfelds nnd den zugehörigen Lagerungen 
des Barrer Thaies hört der Granit auf. Von da ab 
beginnt das Gebiet des Buntsandsteins, den wir an den 
Gipfeln des Männelsteins, des Odilienberges, des Heide- 
kopfes und aller nördlicheren Berge, z. B. auch des Hoh- 
harrs zu Tage treten sehen. Daraus geht schon hervor, 
djiss der Odilienberg als solcher keine eigene Geologie 
hat, sondern im Zusammenhang mit den übrigen Sand- 
steinvogesen zu betrachten ist. 

Der rote Sandstein war zu allen Zeiten als Bau- 
material hochgeschätzt. Aus ihm bestehen die Quadern 
der Heidenmauer und sämtliche profanen und religiösen 
Bauten am Berge, während wir sfldlich, im Gebiete des 
Granits, dieses letztere Gestein als Baumaterial verwendet 
finden, bei Andlau, an der Spesburg and den sfidlicheren 
Burgen Ortenberg, Bamstein n. s. w. Interessant ist 
der lockere bröckliche Granit, der am MOnkalb bei Barr 
als „Kies** zur Strassenbescbotterung gegraben wird, 
durch seine kugelförmigen Goncretionen. . Sammler seien 
auf einen Steinbruck bei St. Nabor aufmerksam gemacht, 
der charakteristische Versteinerangen des unteren Devons 
bietet, femer auf die KalkgeröUe am neuen Weg von 
Barr nach Landsberg hinter den Barrer Anlagen, wo 
sich manche Doggerversteinerungen finden lassen. 



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üeuiugie, 1^ iura und Fauna am Odilienberge. 



6 



Wildreichtitiii war stets ein Vorzug des Wasgcn- 
waldcs. Schon das Nibelungenlied lässt den König 
Gunther eine Jagd in den Yogesen yeranstalten : 

^Nu wir der herverte ledee worden sin 

So wil ich jaffen riton bern unde swin 

Hin ze dem Waskemwalde als ich vil dicke han.** 

and weiter, wo von der Jagdbeute die Rede ist: 

„Darnach schlug er schiere einen wisent undc eich 
Starker ure viere unde einen j^^rimmeii bchelch.'* 

Noch grösser ist das Wild Verzeichnis, das dvr im 
sechsten Jahrhundert in Süddeutschland wandernde liischof 
Yeuantiuä Fortunatas von den Yogesen giebt: 

„ . . . an Vnsajri. cervi, caprae, Helicis ursi 
Caede sagittitera silva fragore tonat. 
Seu validi bufali ferit inter cornua ( .impum 
Nec mortem difTert ursus, onager, aper.** 

All dieses huiito Getier ist, wie wir zur Beruliigung 
der Odilionfaliror mitteilen können — leider ausgestorben. 
I(i75 wurde noch ein Bär im Barrer Wald erschossen. 
Der let7t(> der (xej^end wurde 1695 durch den Förster 
Franz Etti^'hofen l)eim Schlosse Andlau erlegt, dessen 
(Gründung merkwürdiger Weise die Legende mit einer 
Bärin zusanimenbrinp:t. 

1)0! Edelhirsch, der, wie überall im Elsass, so auch 
hier durch die in der IVaiizosischen Bovolution prokla- 
mierte Jagdfrcilieit ausgerottet war, erschien erst vor 
20 Jahren wieder in ([er ()e<^end, l)ildet aber seif drin 
einen stehenden Bestand der jährlielien Ja^nlheute ( \ erf;l. 
d. Namen „Hirz-" — Hirschthälclc, fälsehlieli Hcrztliälele 
genannt). *) llüutiir''r lilierraselit der Wnnflerer Bebe, 
manchmal in Trupps, die namentlich im und ums Bad- 
stubf iithal nicht selten sind. Tni 01)erchnheini(T Wald 
kommt dio Wildkatze vor, im Küiigonthal und auch sonst 
wohl allenthalben Schwarzwild (verp:l. d. Namen „Wildsau- 
lache"). Häuüger sind Uachüe und Füchse. Der Auerliahu 



*) Interessenten seien auf die Trophäensammlung des 
Herrn Capilaine de Boxtel, Oilroli, Wirtschaft zum Schwanen, 
aufmerksam gemacht. 



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6 Geologie, Flora und Fauna am Udilienbcrgc. 



vi'ml fast alljährlich in der Halzzcit zur Strecke gebracht, 
1895 schoss man z. K drei Exemplare. Auch kommt 
dessen kleinerer und seltener Verwandter, da» Hasellinlin, 
zuweilen vor. In den Klüften der Felsen und den 

^rauerlöelierii ilci- lJurgruinen, besonders der Spcsburg, 
luM'stet allerhand IJauhgetiügel, so Eulen, 15ussarde und 
]labielit(\ Auch ist der seltene Uhu z. B. bei IJirken- 
tels beobachtet worden. Um die Türme der Ottrotter 
Schlösser zielit der scIiiMie, jetzt geschützte Turmfalke 
seine st(dzen Kreise und lenkt die Anfim rksanikeit des 
WinidoriTs auf sich. liängs des Khenhächels kann niau 
hautig den Eisvogel, zuweilen die Wasseranisel beob- 
achten, uncl scheu durchstreift den dunkleren Nadelwald 
der Schwarzspecht, ein schöner und nützlicher Vogel, 
der leider andernorts srhnn recht selten geworden ist. 

Auch die Flora des ( )dilienbcrges bietet für denjenigen, 
der die Vogesentiora ül)erhaupt kennt, kein besonderes 
Interos^o. Der ])erg kann sirli weder des Vorkommens 
alpiner Fuiiiieii wie das benachbarte Hochfeld rühmen, 
noch hat er etwa eine so grossartige Orchideeiitlora nach- 
zuweisen, alN der nahe gelegene I)reispitz bei ^rntzit?. 
Vielleiclit sind zwei Farne bemerkenswert, deren einer, 
Cystdj)! cris fragilis, am Felsen unter dem Kloster 
sehr liäntig ist. al)cr auch sonst vielfach in den Vogesen 
vorkommt (massenhaft hei Gross-Gcroldscck). Der andere, 
der Zierfarn Osniunda legalis, tritt am Waldrande 
bei Niedennüuster aui, wo er lür die Gärtnereien geholt 
wird. 

Der Wald ist fast durchweg Nadelwald, die Weiss- 
tanne herrscht vor. Die I^ue]ienl)estände ums Kloster 
nach Osten und die Kdelkastanicnl)estände bei Ottrott 
sind künstlich angej>Han/r, letztere, weil sieh ihre Stännne 
vorzüLrlieli zu Rebpfählen eignen. ^lit grosser Mühe ist 
neuerdings die „Hloss" aufgefoi-stet worden, nachdem 
IKif) di'r Wald daselbst durch ein IxVswillig angelegtes 
Feuer zu (1 runde g(\^angen war. Waldhrände melden 
ilie Chroniken ülieihaupt mehrere. 147v5 ging in einem 
besonders heissen Sommer, in dem auch der Schwarzwald 
mehrere Tage brannte, ein Teil der Waldungen am 
St. Odiüeabergc mit dem Wirtshaus des Klosters zu 



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Geologie, Flora und Fauna am Odilienberge. 7 

Grunde. 1681 bracli nach lang anhaltender Dürre bei 
St. Gorgon ein Feuer im Walde aus, das sich rasch aus- 
dehnte und aucli das Odilien-Kloster und die Kirche des- 
selben eiigiiif und in Asche legte. Auch in unseren Tagen 
sind mehrfach Waldbrände ausgebrochen, doch stets rasch 
gelöscht worden. Wie gross heutzutage der Waldreich- 
tum ist, illustriert die Thatsacbe, dass allein die Gemeinde 
Boersch im Jahre 1899 fftr aOOD Mark Holz schlagen 
lassen musste, da dasselbe sonst verfoult vftre. 



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Eine der Spindlcr'schen Freskeu in der „Glocke" zu Obcrchnheiiii. 



II. 

Dio Studio und Dörfor am Odilioiiborg. 

Oberehnheim. 

Oberchnlieiin ist eine der 10 elsässischen Reichsstädte. 
Die Stadt hat ilireii altertüinlicheii, reichsstädtischeii 
Cliarakter noch fast vollkoimneii gewahrt. Der Fremde, 
der die Station verlässt, überschreitet nach kurzer Zeit 
die Ehen, dann den alten, jetzt in Gartcnanlagcn ver- 
wandelten Stadtgraben, an wek'hem sich noch ansehn- 
liclie Spuren der alten Befestigung, namentlich jene 
so oft gemalten Türme befinden. Interessant ist der 
Mai ktplatz, auf welchem sich zwei alte Bauten, die Korn- 
lialle und das Rathaus gegenüberstehen. Beide verbinden 
die Spätgotik mit dem Renaissancestil. An der Korn- 
halle befindet sich das alte Reichsstädtische Wappen 
Oberehnheims mit dem halben Reichsadler. Das Rat- 
haus wurde 14(>2 begonnen und 1523 durch den Stadt- 
baumeister von Oberehnheim, Hans Jüngling umgebaut. 
Leider aber ist es auch später noch mehrfach moderni- 
sierend verändert worden. Im oberen Stockwerk befindet 
sich ein schöner, im 17. Jahrhun<lert eingerichteter Saal 
mit spätgotischer Thür. An dieser befindet sich ein sehr 
bemerkenswertes Schloss mit der Jahreszahl 1601). An 



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Die Städte und Dörfer am Odilienberg. B 

der Täfelung der Decke bemerkt man das Wappen der 
Habsburger. An den Wänden sind barocke Gemälde 
mit biblischen Darstellungen anfaccbracht. An einem der 
Fenster dieses Saales war das Glasgcmäldc» welches die 
Scene darstellt, wie Eticho seiner Tochter Odilia die 
Schlüsselgewalt von Hohenburg überträgt. (Abgebildet 
im Kupferstich bei Silbermann Seite 8 und bei I*fefHnger 
Seite 40 Taf. Y, neuerdings bei Gyss, Obcrehnheim, S. 518.) 
Dasselbe befand sich noch 18G4 in einem Wirtshaus in 
Innenheini, ist aber jetzt verschwunden. Ein anderes, 
jetzt im Pfarrhaus befindliches Glasgemfilde, darstellend 
das Kamel von Niedermflnster, mit der Aufschrift »Ko- 
zina zum Stein, Äbtissin von Niedermanster'*, dürfte nach 
X. Kraus auch aus dem Rathaussaale stammen. Neben dem 
Hathaus steht der Kapellturm, ein gotischer Bau des 
17. Jahrhunderts, der neuerdings von Winkler sachgemäss 
restauriert worden ist. Die frtlher angebaute, uninteres- 
sante Kirche wurde 1873 abgebrochen. In der Kirch- 
gasse steht der bekannte Secliseinierbrunnen, ein 
charakteristisches Beispiel dieser Renaissancebrunnen, vom 
Jahre 1571). Aussen sind Bibelsprüche angebracht, im 
Inneren llvsie buntfarbiger Bemalung zu bemerken. Am 
Dach sind schmiedeeiserne Wasserspeier und eine Wetter- 
fahne. Neben dem Brunnen befindet sidi die Wein- 
stube des Herrn V o n v i 1 1 e „ zum R a t s Iv c 1 1 (m • mit den 
bemerkenswerten Spindler'schen Wandmalereien 
(8. Abb. S. 8). Die l»eter- und Paulskirche ist 1867 
an Stella der alten Pfarrkirche erbaut worden. (Diese 
letztere abgebildet bei Gyss, Oberehnheim S. 1()8.) Aus 
ilir stammen noch vier in der jetzij^en Kirche befindliche 
Glasgemäide des 15. Jahrhunderts, während der gotische 
Heiliggrabaltnr von 1504 aus der alten KapcUkirche stammt. 
Vor der Kirclie steht ein alter, halbovahn* Befestigungs- 
turm. In der rechts von der Pfarrkiri lit» befindlichen 
Hospitalskapell i' liefiiulcn sich einige mit H. II. gezeichnete, 
interessante Gemälde, die mit Unrecht II. Ilolbein den» 
älteren zugeschrieben wurden. Sie stellen dar: Auf dem 
Antipendium: Den lleilaml mit den 12 Aposteln, ferner 
die heilige Elisal)Cth: Jakobus, Petrus und Johannes; 
dann Mariä Tod, Maria Heimsuchung, die Anbetung der 



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Die Städte und Dörfer am Odilienberg. 



Weisen und Jesus im Te]iii)i^l. Interessant ist auch 
die „Burg", ein der Stadt j^ehoriKes, jetzt als Mädchen- 
schule dienendes Gebäude von 1470, das sich an der 
Stelle erhebt, wo oiust die Burg des llohoiistaufeu und 
noch früher die Morowingerburg, die Geburtsstiittc der 
heil. Odilia gestanden haben soll. 

Am letzten Hause des Ortes links (auf der Strasse 
naeh Ottrott) betinden sich zwei rohe Skulpturen des 
Kl. Jahrhunderts nebst zwei Steinnictzenzeichen. Noch 
etwas weiter draussen rechts an der Strasse das Sc bloss 
Montbrison, in dessen Garten sich ein restaurierter 
romanischer Tuun erhebt. Dabei betinden sich Grabsteine 
des 17. — 18. Jahrhunderts. 

Über die Geschichte der Stadt ist folgendes zu 
bemerken. Sie kommt urkundlich zuerst im 8. Jahr- 
Imiidcrt unter dem Nanieu Ehinheini vor, ist aber nicht 
nur der Legende nach, sondern aucli thatsächlieli viel älter, 
Avic neuerdings gemachte römische (irabfunde beweisen. 
Die „villa regia" der fränkischen Könige mag daselbst 
bestanden liaben, wird aber nur in der Legende erwähnt. 

Die Zeit der Hohenstaufen war aucli für Klienheim 
eine Blütezeit: es wurde damals zur Stadt. Herzog 
Friedrich, Barbarossas Vater, ;^uiuidete die Burg an der 
Stelle, wo sich heute nocli das ..Burg" genannte (Telniude, 
die jetzige Mädchenscliule erhebt. Kaiser Fricdricli 
Barbarossa weilte mit seinem Hofstaat mehrfach in Khen- 
heims Mauern und besuchte jedenfalls von hier aus am 
27. Januar 1153 die Hohenburg, die damals unter der 
Äbtissin Relind, seiner Base, stand. Auch sein Sohn 
Heinrich VI. weilte in Ehenheim und erliess von hier 
aus mehrere Urkunden. Zu dem in mehrere Zweige 
geteilten Adelsgeschlechte derer von Ehenheim gehört 
der Minnesänger Gösli von Ehenheim, der auf einer 
Miniatur der Manessischen Handschrift dargestellt ist. 
Nach dem Untergang der Hohenstaufen zerstörte der 
Strassburger Bischof Heinrich von Stahleck die Burg 
von Ehenheim dnrch Feuer. Die Stadt geriet von da 
ah für kurze Zeit unter die Gewalt der ßtrasshurger 
Bischöfe, wurde aher, als Kaiser Rudolf die Ordnung 
wieder herstellte, wieder kaiserlich und stark hefestigt. 



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Die Städte und Dorfer am Odilienberg, 



11 



Kaiser Rudolf hielt hier 128G eine öffentliche Gerichts- 
sitzung al), naliiii sicli aucli sonst der Stiult an und ^ah 
ilii* unter anderen die Oberlclmst^ewalt ühcr die Burj^en 
Birkeniels und Kagcnfels (s. 8. 22—2;;). In dem 
Kaini)fe zwischen Friedrich von Oesterreich und Ludwipf 
dem Häver stand Oherehnheiin auf Seiten Friedrichs, 
erkannte aher nach dessen Xiederla^'e Ludwin: an und 
wunhi von demselben, trotz nochmal iiren Al)fall.s, mit 
den Hechten und rrivilcgien einer reichsunmittelharen 
Stadt beschenkt. Karl IV. bestätigte diese Kechte im 
Dezenihcr 1317 von Stras.sburg aus; unter diesem Kaiser 
bildete sich auch der Zehnstädtebund im Elsass, dem 
Oberehuheim beitrat. 

Um diese Zeit erwarb die Stadt auch das Reichsdorf 
Bernhardsweiler. Bei dem Armagnakeueinfall von iiii 
benahm sich Oberehnheim sehr tapfer. 1475 wurde hier 
Thomas Murner, der grosse Satyriker und heftigste 
litterarische Gegner der Reformation geboren. Während 
des Bauernkrieges wurde die Stadt von den Aufständischen 
belagert, aber rechtzeitig durch das lothringische Ileer 
entsetzt. Die Beformation, die in der ganzen Umgebung 
eingeführt worden war, drang in Oherehnheim nicht 
durch. Im dreissigjährigen Kriege litt die Stadt furcht- 
bar. Sie wurde von Mansfeld helagert und von den 
Schweden mehrfach occnpiert. Nadt dem westphälischen 
Frieden blieh die Stadt als reichsnnmitteibares Gebiet 
deutsch, aber am 9. Juli 1679 wurde sie durch Louvois 
gezwungen, Ludwig XIV. zu huldigen und 9. Oktober 1680 
leistete sie demselben wie die unterelsässisehe Ritter- 
schaftf den Eid der Treue. Die französische Revolution 
hat auch hier böse gehaust Heutzutage hat die Stadt 
4187 Einwohner, davon 147 Evangelische und 211 Juden. 
Sie ist der Sitz eines Amtsgerichtes und einer Oberförsterei 
und hat ein Progymnasium und ein katholisches Lehrer- 
seminar aufzuweisen. Die Einwohner treiben Industrie 
(BaumwoUwaron, Decken, Teppiche, MetaHwaren^ Seife 
und Stearinfabrikation; Ziegeleien und SägemQhlen), 
Handel und Obst-, bezw. Weinbau. (Näheres über Ober- 
ehnheim vgl. die urkundliche Geschichte der Stadt Ober- 
ehnheim von J. M. Gyss, 1895.) 



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12 



Die Städte und Dörfer am Odilienberg. 



Bernhardsweiler. 

Altes Dorf, wo man, wie in der j?anzen Gegend, fast 
an jedem Tlaus eine alte Jahreszahl mit den Gewerk- 
zeichen des Besitzer!^, meist Winzerhandwerkszeug, sehen 
kann. Einst bildete' es den Zankapfel zwischen Oberehn- 
heim und den verschiedenen Adelsgeschlechtem, besonders 
den Mühlheim, welche durch Graf Sigismund von Thier- 
sfein in den liesitz des Dorfes gekommen waren. Unter 
Kaiser Karl XV. erwarb dann Oberehnheim das Dorf, 
das ihm vorher bereits verpfändet war. — Heute hat 
das Dorf 115o meist katholische Einwohner, die fast 
durchweg Weinbau treiben. Zum Unterschiede von diesem 
heisst jenes andere liernhardsweiler im Kreis Schlettstadt 
„Bernhardsweiter im Loch"^. 

St. Nabor. 

Dieses Dorf liegt dem Fusse des Odilienberges am 
nächsten. Der Name stammt nach Sigbert von Gem- 
blonrs Chronik daher, dass 7G4 der Bischof Chrodegang 
von Metz die Gebeine des heil. Nabor von Kom aus 
hierlier brachte. 

Hier hat der Legende nach das Kamel, welches das 
Kreuz nach Niedermünster trug (s. S. 24), eine Weile 
ausgeruht. Au der Stelle sah man später den Eindruck 
eines tierischen Fusses. Zum Andenken an die wunder* 
bare Erscheinung — es war das erste Mal, dass man im 
Elsass ein Kamel sah — erbaute man neben dem Stein 
einen Rundbogen (heute verschwunden). — Die 320 
katholischen Einwohner betreiben Weinbau. Der ro- 
manische Glockenturm der Pfarrkirche dürfte dem 
12. — 13. Jahrhundert entstammen. 

Ottrott. 

Dieser grosse Weinort (1700 kathol. Einwohner) 
bestand und besteht eigentlich heute noch aus zwei 
Teilen, Ober- und Xiederottrott. Dieses letztere gehörte 
fi*Qher den Herren von Rathsamhausen, während das 
obere Dorf dem fiistum Strassburg gehörte. Der „Ottrotter 
Rote*' ist einer der besten Weine des liandes. (Jagd- 



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Die Städte und Dörfer am Odilienberg. 13 

trophäensammlung in der Wirtsoliaft dos Capitaino do 
Boxtel ^zum Schwanen"; gej^enüber der Wirtschaft von 
Mad. Blanck „zum Kössel'* liegt die l'uststellc.) 

Sl. Leonhard. 

Am Eingang des Klingenthaies liegt, weithin sicht- 
bar, St. Leonhard, eine kleine freundliche Annexe von 
Boersch. Angeblich wurde sie durch einen Einsiedler 
Erkenbald gegründet, welcher daselbst eine Kapelle und 
eine Klause erbaute. Daraus entstand später eine 
Benedictinerabtei, deren Kirche St Leonhard geweiht 
wurde. Dieselbe verfiel und wurde im 11. Jahr- 
hundert durch Bischof Otto von Hohenstaufen wieder 
• aufgebaut. Später verfiel sie jedoch von neuem und 
wurde 1213 in ein weltliches Chorstift verwandelt. Von 
da ab sassen Jahrhunderte lang die Stiftsherren auf 
St. Leonhard und mOgen sich's wohl beim Ottrotter 
Roten nicht schlecht haben gehen lassen, bis die grosse 
Revolution kam und sie vertrieb. In den verlassenen 
Häusern setzte sich allerhand fahrendes Volk fest. Das 
sind die Vorfahren von der heutigen, höchst ehrenwerten 
Einwohnerschaft. Jetzt dient der malerisch gelegene Ort 
namentlich als Tusculum für die elsässische KUnstler- 
sehaft. Carl Spindler und Joseph Sattler haben 
hier ihre Ateliers (am Hause des Ersteren interessante 
deutsche Inschrift des ca. XIY. Jahrh.). Einzig in ihrer Art 
sind die von diesen beiden Künstlern gemalten Fresken 
des Hauses A. Lauge 1, die Scenen der Geschichte und 
Sage der Gegend darstellen. Gegenüber liegt die als 
Sakralstätte wohl recht alte Kapelle ,,St. Maria zur Eich'^ 

Das Klingenthal. 

Im Klingenthal bestand ehedem eine sehr bedeutende 
Waffenfabrik (die Fabrik beschäftigte Ende des 18. Jahr- 
hunderts 300 Arbeiter täglich, was damals viel heissen 
wollte), die 1730 mit königlicher Erlaubnis gründet 
worden war, aber, nachdem sie mehrmals den Besitzer 
gewechselt hatte, 1760 ganz vom König von Frankreich 
übernommen und bis 1870 betrieben wurde. Heutzutage 
werden weniger Waffen als industrielle Geräte gefertigt. 



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14 



Die Städte und Dorfer am Odilienberg. 



Audi ])estolit eine bedeutende chemische Fabrik iiu 
Klin^i iithal. Das Doii liut 400 Einwolmcr und eine 
evangelische Pfarrkirche. 

Barr. 

Barr ist ein ansolinliclies altes Städtchen (5678 Einw., 
darunter 2583 Kath. und 1(15 Jud.), das ebenso wie das 
benachbarte Oberelinheim seinen altertümlichen Charakter 
vielfach gewahrt hat. bemerkenswert ist das Rathaus 
in Barockstil, das 1640 an Stelle der Wespermannsburg, 
auch Kleppernburg genannt, erbaut wurde. Die Wepfer, 
oder Wespermann, Edle von Ikrr, starben 1583 aus, 
nachdem sie vorher die Herrschaft Harr an die ^tndt 
Strassburg verkauft hatten. Diese führte in der ganzen 
Gegend die Reformation ein. 

Barr kommt unter dem Namen Barru, Beara oder 
IJarra bereits im 8. Jahrhundert vor. 1375 wurde die 
Stadt von den eiii,'lischen Mordbrennern heinisiresucht, 
1444 von den Arma^nuiken ^^ebrandscliat/t. 151)i> wurde 
durch die lothringischen Völker trotz erlegter Brand- 
schatzung das Schloss und ein grossfM- Teil des Ortes 
nieder^^ebrannt. Am 9. November UiT.s schoss ein BiuT^er 
von Barr, namens Fromm, den Officier der eben ab- 
ziehenden Franzosen vor der Front vom Pferde, worauf 
die Franzosen <iie Stadt bis auf wenige Häuser in Asche 
legten. 1()80 wurde die Stadt französisch. — Barr ist 
Kantonshauptort und Sitz eines Amtsgerichtes und einer 
Oberförsterei. Es hat eine evangelische und eine katho- 
lische Pfarrkirche und eine Synagoge, an Lehranstalten 
eine Realschule. Ausser Weinbau betreibt dio Hcvölkeruni; 
viel Industrie, besonders Gerberei, llolzsi huiifabrikation. 
Woll waren u. a. m. An Handel wird besouilors Holz, 
Wein und Getreidehandel gepflegt. Im sogenannten IlQhl 
betindet sich eine Badeanstalt mit Mineralquelle. 

Heiligenatein. 

Heiligenstein wurde mit der Herrschaft Barr von 
Strassburg erworben, worauf die Reformation die Ober- 
hand gewann. Daher kommt es, dass der grösste Teil 



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Die Städte und Dorfer am Odilienberg. 



15 



der (757 Köpfe starken) Einwohnerschaft sicli zur Au^rs- 
biirgischen Konfession bekennt. Im Bauernkriege 1525 
kam es hier zu sehr heftigen Auftritten. Kin reforma- 
torischcr Predi'^cr von Strassburg, Klemens Zie^ler, veran- 
staltete bei Ileilii^enstein trotz Verbotes eine Versannnlung, 
worauf Herr Nikolaus Ziegler, der Inhaber der Ilerrselnift 
Barr, denjenigen iiüri^er von Heiligenstein, der das Glocken- 
zeichen zur Versammlung gegeben hatte, verhaften Hess. 
Da rotteten sich am folgenden Tage die Bauern der 
ganzen Gegend, besonders auch die von Bernhardsweiler 
und der Vorstadt von Oberehnheim, zusammen, zogen in 
Waffen nach Heiligenstein und erzwangen die Befreiung 
des Gefangenen. 

Berühmt ist der Wein der Gegend, der „Clevner von 
Heljesteitt", den der an der Fa^ade des Rathauses 
durch eine Bildsäule verewigte Erhard Wanz um 1740 
von Chiavenna (= CIäven) hier einführte. 



2 



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Die Ottrottor Schlüssor: Rathsanihnuson und Lützelbur^. 



III. 

Dio Sclilössor und Biirgniincn. 

Die Ottrotter Schlösser: Rathsamhausen und 

Lützelburg. 

Auf einem Ausläufer des sogenannten Honiburger 
Herges ragen in unbesclireiblich malerischer Lage zwei 
Bürgen dicht nebeneinander emi)or, Lützelburg un<l Ratli- 
samhausen. Mit Recht sind diese Ottrotter Schlijsser 
einer der besuchtesten Plätze der Yogesen. Das dem 
Forsthaus Scheidecker zunächst gelegene Schloss, die Rath- 
samhausen, ist das besser erhaltene. An demselben ist 
ein runder Turm mit wohlerhaltenen /innen und das 
hohe turmartige Hauptgebäude charakteristisch. Im ersten 
Stockwerke des letzteren befindet sich ein merkwürdiges, 
venetianisches Fenster, im zweiten Stockwerke der be- 
kannte romanische Kamin. Auch sonst bietet sich ge- 
nügende Gelegenheit, zahlreiche interessante Einzelheiten 
zu studieren: Die steinernen Angelpfannen der Thore, 
die tiefen Riegellager derselben, wo ein hineinschiebbarer 
hölzerner Balken den Verschluss besorgte, Spuren von Wand- 
bemalung, besonders in den Mauernischen, die Pförtner- 
klause an einem der Thore; in einem Winkel versteckt, 
schwer zugänglich und daher kaum bekannt eine inter- 
essante mittelalterliche Abortanlage. — Das zweite 



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Die Schlösser und üurgiuinen. 



17 



Scliloss, die LüUelburg, von Riitlisamliauseii durfli einen 
doppelten (iraben ^a>trennt, ist viel einfacher und offen- 
bar älter. Doch ist auch hier manches beachtenswert: 
das malerische Einj^an^sthor, in einem der Söller ein 
doppeltes Wandschränkchen mitSchiebeverschluss, wappen- 
geschmückte Geschossconsole (an einem der Tragköpfe 
die Wappen von Andlau und von Rathsamhausen) u. a. m.*) 
Trotz der nachbarlichen Lage liatten die beiden 
Schlösser keine gemeinsame Geschichte. Ihr Ursprung 
ist unbekannt, doch mutmasst man die im 12. Jahrhundert 
urkundlich vorkommenden Herren von Lüt/i^Iburg als 
Gründer. Die Lützelburg gehörte zu Anfang des 14. Jahr- 
hunderts den Herren von Andlau als kaiserliches Lehen. 
i:^!)2 wird die „Vorder-Lützelburg" urkundlich genannt, 
1393 kam sie durch Kaiser Wenzel samt dem zuge- 
hörigen Teile des Dorfes I<]ieder- Ottrott an drei Herren 
von Ratlisam hausen. — Das andere Schloss war Pfäl- 
zisches Lehen. 1424 verkauften es die Rathsamhausen 
für 120() Guklen an die Herren von Hohenstein, von 
denen es 1477 an die Mülnheim kam. Nachdem diese 
es 1530 neu aufgebaut hatten, verkauften sie es 1557 
wieder an die Rathsamhausen. Diese bewohnten es bis 
im 17. Jahrhundert, ihr Rurgvogt nnrli länger. Bis zum 
Aussterben der Familie im 19. Jahrhundert blieben beide 
St hlösser in ihrem Besitz. Die Lützelburg ist heute im 
Besitze des Herrn Schaeffer in Oberehnheim. Rathsam- 
hausen gehört Herrn S(;heidecker, der dieselbe in Ver- 
bindung mit der „Gesellscliaft zur Erhaltung der histo- 
rischen Denkmäler im Eisass^ im Jahre 1898 restaurieren 
liess. 

Bei den Aufräumungsarbeiten fand man zahlreiche 
dreikantige Pfeilspitzen ans Eisen, auch Reste gothischer 
Kachelöfen und Münzen, darunter römische. 



*) Dem staunenden Wanderer wird gern eine Erzählung 
von Menschengebeinen, die man mit Ketten belastet in 
einem der Verliesslürme aufgefunden habe, aufgetischt. Di«' 
Geschichte klingt dann, als sei sie erst gestern passiert, 
während sie srlion Silbermann 1733 in genau derselben 
Version zu hören bekam. 

2* 



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18 



Die Schlösser und Burgruinen. 



Das Köpfet. 

Auf der Spitze eines Jier^n oiNprungs, der zwei Thäkr 
IjeheiTsclit, liegen etwa 10 Minuten oberhiill) der Ottrotter 
SrlilTi^^cr prerin^a^ Ruinen einer JJet'estii^ninir. ..Küpt'el" 
oder (nach illeiclior) TT r j de ns chan z • i;enannt. Man 
sieht das Grundgeuiuuer eines h'inglich ^a^strcckten Ge- 
bäudes von 21 ni Lünire und 10 m Breite und eines 
Turmes, der sich auf der Nordsoite kaum bis Mnnns- 
liolie erhebt. Dem „Köpfel" römisehen Ursprunir yu- 
zu weisen lie,i;t keinerlei direkte Bereclitif,'ung vor. Wahr- 
sciieiidich grtindet sieh diese Beiiauptung allein auf die 
Annahme, dass der Odilienberix zu W^mischer Zeit mit 
einem gescliU)>senen System von Befestigungen überzogen 
war. Bis jetzt ist die Zeit der Erbauung noch nicht 
festgestellt. Auch Funde liegen weder aus römischer 
noch aus si);iterer Zeit vor. — Vom ivoptel zieht sich 
auf dem Grate des Elzherges ein tief in den Boden 
eiugeschiiittcuer alter Weg nach Süden. 

Hagelschloss oder Waldsperg.*) 

Am nördlichen Ende der Heidenmauer liegt auf einem 
Felskegel die Ruine Hagelschloss. Es sind nnr noch 
spärliche Mauerreste erhalten. T)as Bemerkenswerteste 
ist der gewaltige Bogen, der sich kühn von einem Felsi ii 
zum andern schwingt und einen tiefen Spalt überbnickt. 

Über den Ursprung der Burg ist nichts bekannt. 
Wahrscheinlich wurde sie wie die benachbarten Drey- 
steine im l.*!. Jahrhundert angelegt. Als Baumaterial 
dienten wie hei jenen hauptsächlich die Quader der 
Ileidenmauer, was sich an den Schwalbensehwanzein- 
schnitten vielfach nachweisen lässt. J)i(» Ileidennmuer 
ist denn auch besonders beim Hagelschloss fast völlig 



♦) Silljcrmann 1781 führt irrtümlirlicrwoise Hagelschloss 
mit Waldspt'rjj in zwei ^gesonderten Kapiteln als zwei ver- 
schiedene Iluinen an. Audi behauptet der sonst sehr zu- 
verlässige Forscher, es seien von beiden „keine Überbleibsel 
mehr anzutreffen". Erst Schweighäuser stellte den Irrtum 
richtig und wies nach, dass Hagelschloss und Wal<kperg 
identisch seien. 



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Die Schlosser und Burgruinen. 



19 



zorstr)rt. I Iber den Untergang der Burg berichtet Speckliu 

lülgciulcrmasseu : 

..Till Jahr 1406 hatte Walt her Erb, eines Ritters 
„Solln, Sjiiin mit den von Strassburii. Da hatten die 
„von Oberehnheim wegen ihnen einen Tacr ange- 
„setzt und die von Strassburg aucli dazu erbettcn ; 
„dahin /o«rr)) Herr llci iirich von Müllenlieini, dein 
„man haii(l>j)crg spriitht, Kitter, und i^uthulff von 
„Mül hMiheim, «aueli Ritter und sein Sohn, und Hans 
„Sturm, der Lohnhcrr. Auf diese hielte Walther 
„Krb ohne Widersagt, und Heng Herrn lleiiiiich und 
„I iil lioUi' von iMüllenheim, die alten; und weilen ilenn 
„liUthullFs Sohn .sehr verwundet worden, so Hess man 
„ihn trelien, jedoeh mu.sste er s( liworen, sieh auf Kr- 
„fordciung wietler zu stellen. Die andern führte er 
„auf die Burg und Veste \\ al(leNi)erg. Do das 
„die von Strassburir eiluhn-ii. /oü-en sie ans mit 
„Büehsen und Werken vor Waldosperg und gewannen 
„in acht Tagen diese Veste mit Sturm. Hätten sieh 
„die Innern b(»sser liewelut. man hätte sie in Jahr und 
„Tag nielit gewonm ii, daini sie überaus vest und mit 
„genugsam Troviant versehen war. Es war aber Herr 
„Walther Krb nieht darauf, da \sunlen die (iefangenen 
„los. Diese Veste, welehe die beste im Land 
„war, gehörte halber dem von Kathsani]iauss(Mi. Sie 
„wurde aber Waltlicr Erb zu Leyd ausgej^)lündert und 
„geschleift." 

Die Burg wurde nicht wieder aufgebaut. Mit der 
Walter Erb zugehörigen Hälfte tler Sehlossgütor wurden 
die Beger, die Herren von liirkenfels, 1 1;)4 durch Kaiser 
Siegismnnd belehnt. Von diesen ging sie 1442 diireli 
Kaiser Kriedrieh HI. gleielizeitig mit den Di-e.\ >t(Mnen 
in die Hände der Rathsam hausen v(m Elien weder ülier. 

Das Hagelsehloss gebort jetzt wie die Dre\ steine 
nebst dem umliegenden Wald Herrn M. Schaelfer in 
Oberehnheim. 

Die Dreysteine. 

Die Dreysteine, über deren Entstellung wenig Itek.miit 
ist, siud zwei kleine, im tiefen Tauneuwald verborgene 



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20 



Die Schlösser und Burgruinen. 



Kuiiicn. Der Name stammt angeblich dalicr, dass die 
eine (vordere) ursprOnglich aus zwei Gebäuden mit ge- 
trenntem Eingang bestand. Das liintcre Scbloss ist 
besonders durch seinen wolilerlialteiieu Verliesstorm 
ansgezeiclinet, welcher von unten durch ein gebrochenes 
Loch und von ohen (über die Mauer) durch eine Thüre 
zugänglicli ist und ein genaueres Studium dieser Anlagen 
gestattet. Diese VerliesstOrme liatton von unten aus 
keinen Eingang, sondeni derselbe befand sich strts in 
beträchtlicher Höhe und war meist durch eine Brücke 
mit den übrigen Gebäulichkeiten verbunden. Durch 
einen schmalen Gang gelangte man auf einen hölzernen 
Boden, in dessen Mitte sich ein Loch befand, durch 
welches die Gefangenen, die man „in Thum warf", an 
Seilen in die Tiefe gelassen wurden. Von dem hölzernen 
Boden aus war auch durch eine Treppe die Plattform 
des Turmes zu erreichen, der gleichzeitig als Wachtturm, 
ftls „TjUg-ins-Land" benutzt wurdo. Man sieht in dem 
Dreysteiner Turm noch die >Fnii<'nins;itz(\ worauf das 
Balkenwerk des Holzbodens lag, ferner das nach oben 
führende WefHl(*Ure])i)chen, dessen Steine «rleiclisani an 
die Mauer anjL!:«^kle])t zu sein scheinen, und endlich ist 
das gewülhtc Dach noch erhalten, das in der Mitte 
durch ein rundes, über jener im llol/hnden anirebrachten 
Öffnung liegendes Loch den Gefaugeucu Luit und Licht 
gewährte. 

Von der Gesclii* lite der Schlösser ist so gut wie 
nichts bekannt. Wahrscheinlich wurden sie im 13. Jahr- 
hundert an^'eh^gt. Sie kommen unter dem Namen „Das 
Schloss zu den drev Steinen*' in < incm Investiturbriefo 
Kaiser Friedrichs III. an die Kathsamhausen vom Jalirc 
1442 und einem anderen Investiturbriefe Karl V. vom 
Jahre 153ü vor. 

Landsperg. 

Eine der bedeutendsten Ruinen des Elsasses ist 
Landsperg, von der .schon Silbermann bemerkt, dass sie 
ebensowohl von Ivciclishofen und nocli weiter niu'dlich 
als \()m Kirchturme \m\ Mttlhansoii im Süden sichtbar 
sei. Der Wanderer durchschreitet zunächst einen dop- 



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Die Sclilüsser und Burgruinen. 



21 



pclten Ilof. (Der Sclilüssel zum äusseren Tliore ist 
beim Förster zu liolcn.) Über dem zweiten Kinpang, 
der in die I5urg selbst einführt, befindet sich ein schöner, 
romanisclier Erker mit Skulpturcnresten, nach J. Gyss 
vielleicht die Apsis der Burgkapellc. Weit überragt 



die ganze Ruine der gewaltige, viereckige Turm, der 
noch fast in seiner ganzen Höhe steht und durch Leitern 
und Stiegen zug«1nglich gemacht ist. Im ersten Stock- 
werk interessante, tiefe Abortanlage mit Mauernische 
als Lichthäuscheu. Eine ähnliche, nur einfachere Anlage 
an der Aussenmauer nach Westen hin.*) 

Zum Schutze der Burg gegen den östlichen Bergab- 
hang sind dort an beiden Ecken der Umfassungsmauer 
starke runde Türme mit Schicssscharten eingesetzt. 

Landsperg ist die Stammburg des gleichnamigen, 

♦) Diese Anlagen in den olsässischon Burgen sind selir 
bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass im Yersailler 
Schloss, jenem Praclilbau des IS, .lalirhund<'rls, fiir jene 
liedlirfnisse in dieser Weise niciif {^esorfjt war. Vgl. dariiher 
Viollet-le-I)uc, Dirlinnnaire de rArchitoeliire IUI. VI, der 
daselbst auf S. die Landsperger Ai)<)rlanlage im Riss, 
Durcbscbnitt und Aussenansiclil abbildet lunl auf S. KH IT. 
besrlireibt. Wir haben daher immer auf die belrelfenden 
Anlagen hingewiesen. 




Ansicht der Ruine Landsperg. 



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22 



Die Schlösser und Borgruinen. 



noch hlühcndcn Gcsclilcchtes, einst einer der niächti^rstcn 
Familien des Elsasses. Über die Entstellung der Burg 
gehen die Ansichten auseinander. Die Einen erzälilen, 
dass ^Volil'elin, der unter Friedrieh II. kaiserlieher Land- 
vogt im Elsass wai-, Schloss „Landeshoartc apud Andelay** 
erbaut habe. An(U ( rseits aber komnieu zwei Edle von 
Laiulsperg, Egelolf und Konrad sehon 1144 urkundlich 
vor und nach einer andern Urkunde aus dem Jahre 1200 
brachte der Erbauer und Besitzer des Schlosses Lands- 
]jerg, Kourad von Landsiierg, das Geliict der Burg, das 
bis dahin Eigentum des Stiftes Niedermünster \var, 
tauschweise um 50 Mark Silber an sich. Äbtissin von 
Niedermünster \var damals Edelind von l.aiidsjK w ie kurz 
zuvor Ilerrad von Laiidsperg, die berühmte ^'el•fassel•ill 
des „Ilortus Deliciarum'^, Äbtissin von Ilolienbur^ war. 

Jedenfalls liegt in den angefülirten Nacliricliten iu- 
solern kein Widerspruch, als es sich um keine Neu- 
erbauung, sondern nur um eine Und)auung und Neu- 
befestigung einer schon vorhandenen Burg handelte, ^vie 
denn auch die erhaltenen Beste den Beweis dafür bieten, 
dass die heutige Burg auf den Trümmern einer älteren, 
zerfallenen erbaut wurde. — Das Schloss blieb, abgesehen 
von wenigen uninrcsentlicbcn Wechselfällen, bis zum Anfang 
des 19. Jahrhunderts in den Händen derer von Landsperg, 
die es dann an die Barone von Türkheini verkauften. 

Interessant sind die zahlreichen mittelalterlichen 
Schorhen (namentlich ans der Zeit der Herrad), die in 
den TrOmmem der Burg, hesondors in der Nähe des 
Turmes, zu finden sind. 

Kag6nfel$ und Birkenfels. 

Beide Ruinen sind im Westen des Odilicnbcrges 
gelegen. Da sie sich etwas abseits der fiblichen 
Touristenwege befinden, so wurden sie bislier mit Un- 
recht von den Fremden vernachlässigt. lUrkenfels ist 
mit seinen auf Felsen gegründeten Mauern sehr gut 
erhalten. Bemerkenswert ist das eine gotische Fenster 
mit den schmalen steinernen Zwischcnsäulcn, welches 
zeigt, wie die meisten dieser grossen Burgfcnster, von 
den wir heute nur noch die leeren Höhleu sehen, ein- 



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Die Sdiioääcr und Burgruinen. 



23 



gerichtet waren. Nach dem Einganf? hin steht ein 
fünfeckiger Turm, ia welchen sich eine (leidit zugäng- 
liche) interessante gotische Ahortanlage hetindet. 
Birkenfcls ist von einem grossen Teile des Odilienberges, 
besonders auch von der Ileidenmauer in ihrem weJrt- 
lichen Teile sichtbar und gewährt, wie es verlassen 
zwischen hohen Tannen träumt, einen sehr eigenarrigen 
Anblick. Nicht minder in seiner Art das Schwesternschlnss 
Kajrcnfels, von dem liauptsftchlich noch ein viereckiger 
zerfallener Tiii ni inmitten wildverstreuten (lemäuers steht. 

Beide Kiiiiien haben eine gemeinsame, wechselvolle 
und für die mittelalterliche (leschichte dos Elsasses j^ehr 
charakteristische Vergangenheit. In den Zeiten des 
Interregnums wurden sie durch zwei Lehnsmänner des 
Strassburger Hi-^cliof^ Walthor von (leroldseck, Albreelit 
Kagen und liurkliard Beider w ideirechtlich auf Grund 
und Boden <ler >tadt Obeiehnheim erbaut. Nachdem 
aber Waltlier von Geroidseck durch die Strassburirer 
lUirgerschaft 1262 bei ITausbergen geschlagen worden 
wai-, und als Kndolf von Habsbnrir die Ordnung im 
Keicbc wieder herstellte, mussten sieb die beiden Hitter 
einem Vergleielie fügen, der zwar ihnen und ihren 
Nachkunnnen den Besitz der Burg, aber der Stadt Ober- 
ebübeirn die ()])erlehnsherrschaft sicherte.*) Eür diese 
Stadt bildeten fortan die beiden SchUisser eine Quelle 
ewiger Fehden und Zänlvereien. Während Birkenfels 
in den Händen der Heger bis zum Erir>sclicn tlieser 
F;\milie blieb, wechs(dto Kagenfels liäutig den IleiTU, 
liatte mitunter auch mehrert^ Besitzer, die sich unter- 
einander um das Sehloss rauften. Schliessiicli .ij:elangte 
die Stadt Oborebnlicim am Ende des Ki. Jalii hunderts 
nach endlosen Prozessen durch Kauf in den Besitz der 
Burg, <lic von da ab leer stand und mählich zortiel. — 
Beide Ruinen sind heute, wie der umliegende Wald, 
Besitz der Stadt Obcrchuheim. 

*) Der Vertrag kam liu- Kagen fels für Birkcnrols 

1289 je bei einer persönlichen Anwesenheit Kaiser Kudoirs 
im Elsass zustande. Vgl, die erliallenen Urkunden im 
Stadtarchiv von Oberehnheim. 



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IV. 

Die Kuiut'ii aiU4* Klcnslvr und Kaiiellen. 

Niedermflnster. 

Am iiordöstliclioii Abliaiij? des ( ^diliciiber^jcs zieht 
sicli t'iii iH'täti's Thiil in der Kicbhiiifir muh St. Niiljur 
liiiiab. Dort r«ai<('ii inmitten do \Vi( si nidanes vom (ic- 
l)ns(li hall) versteckt drei Hoj?cn, etwas Mauerwerk und 
ein verschüttetes Portal. Das ist die »Stelle, wo ehedem 
das „niedere Münster" stand. 

Niedermünster ist der Sacre nach wie das Kloster 
llidienhurj? selbst eine Schriplun^ der heilifreu Odilia. 
Die lleilij?e errichtete dort /unächst ein Spital, um den 
Kranken und ]iresthaften den beschwerlichen Wej? auf 
das Kloster zu sparen. Man sieht noch jetzt ein länglich 
rechteckiges Grundgemauer in der Nähe von Xieder- 
münster. J)as sind die Überreste jenes Spitals. Während 
der Erbauung des Münsters pHauzte die Heilige» wie 
die Leidende erzählt, mit eigener Hand jene drei „Odilien- 
linden'' /ii Pahren der Dreifaltigkeit. Von deii heute 
sichtbaren sind zwei neu angepHanxt, iiaclidem die alten 
bei «lern Waldbrande von HJKl zu (irunde gegangen 
waren. Die dritte ist sehr alt. 

(iesehiihtlicli ist über Niideruiünster f(dgendcs be- 
kannt. ll.'^O brannte das Kloster zur Zeit der Äbtissin 
Kdelind von Landsperg ab. Aus einem Strassburger 
l 'rteilssprueh von 1104 geht hervor, dass uin diese Zeit 
zwis('heii llolieiibnrg und Niedcrmünster Streit entstanden 
war, weil dieses Ansi)rüelie auf (ileichberechtigung machte. 
1542 verbrannte die Abtei zum zweiten Male, diesmal 



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Die Bainen alter Klöster und Kapellen. 



25 



fast vollständig^, ' ) wurde aber durch den Strassburger 
Bischof Erasmus von liimburg wieder aufgebaut, nm im 
gleichen Jahre abermals völlig in Asche gelegt zu werden, 
diesmal durch den Blitz. Die Nonnen zogen hinauf nach 
Hohenburg und zerstreuten sicli, als dieses selbst vier 
Jahre später abbrannte, in die Welt. Mit den herr- 
liche», romanischen Ruinen ist man zu allen Zeiten bar* 
barisch umgegangen. Bereits im Jahre 1585 Hess der 
Strassburger Bischof Johann von Manderscheid einen 
Teil der Mauern umlegen und die Quadern fortfahren, 
um damit die Befestigung von Benfeld zu bauen. Später 
führte man aus demselben Material den Kirchturm in 
Erstein auf. Die Bauern von Benfeld und Erstein hielten 
es von da ab fOr ihr angestammtes Recht, die Ruine 
Niedermflnster als Steinbruch zu benOtzen. 1689 erhielten 
auch die Premonstratenser von Hohenburg vom Bischof 
Egon yon Farstenberg die Erlaubnis, aus den noch abrigen 
Gebäuden von Niedermanster ihr Kloster wieder zu er- 
bauen. Trotz alledem waren die Ruinen zu Anfang 
dieses Jahrhunderts noch bedeutend genug, und wir geben 
auf Tafel III den Stich Pfeffingers von 1812, um zu 
zeigen, was in jener Zeit noch vorhanden war. Aber 
noch bis in die Mitfe unseres Jahrhunderts konnte man 
die uralte Krypta sowie das herrliche Portal und zahl- 
reiche Säulenknäufe und* ähnliche Sculpturenreste be- 
wundem, aber lustig wurde ein Stein nach dem andern 
weggebrochen, bis endlich anfangs der 70er Jahre dem 
Unfug gesteuert wurde. — Was wir jetzt noch an Ar- 
chitektur bewundern, stammt meist von dem Bau von 
1180. Es ist sehr wenig: Drei romanische Bogen, 
weniges Mauerwerk und im Innern 2 feste Wendeltreppen. 
In der einen BogenfüUung im Innern (vom Hofe der 



*) Specklin berichtet über diese zweite Zerstörung wie folgt : 

Samstag nach Martini war die Ad^tissin von Niodor- 
„rnünster, Ursula Zuckmantolin, bcv flrncn von Halzcn- 
.,hiisspn zu Barr, da verwahrlosst trn si. I is l euer zu 
..Niedcrniünstcr, also dass schier alles, was luclit gewölbt, 
„verbi aiiiii ; auch alle Dächer von der Kirche und dem 
„Kreuzgang. Hernach ist es wieder wohl erbauet worden, 
„was zur Nothdarft gehörig war/* 



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26 



Die Ruinen alter Klöster und Kapellen. 



Meierei zu erreichen) bemerkt man die Spuren cinos 
Wandgemäldes. Es sind drei helle, sonneuartige Kreise, 
vielleicht die Heiligenscheine einer Dreieiiiigkeit. Im Hofe 
der Meierei steht noch ein grosser romanischer Giebelknopf. 
Zalilreich zu findende Fragmente beweisen, dass die Abtei 
einst mit ^ttn glasierten Ziegeln gedeckt war. 

ßcrahmt war einst das Kreuz von NiedermOnster. 
Über dessen Entstehung berichtet die Legende: Graf 
Hugo von Burgnnd hatte von Kaiser Karl dem Grossen 
ein Küstehen mit mehreren kostbaren Reliquien zum 
Geschenk erhalten. Darunter befand sich auch ein echtes 
Stück des Kreuzes Christi. Der fromme Graf gedachte 
damit ein Kloster zu beschenken. Er liess daher den 
Kreuzessplitter in ein eichenes Kreuz einlassen, in welches 
die Leidensgeschichte Christi darstellende Silberplaquettea 
eingelegt waren. Mit diesem Kreuz belud er ein Kamel, 
welches er wohl von einem Zug wider die Sarazenen 
mitgebracht haben mochte, und überliess dieses Kamel sich 
selbst. Fünf frommen Kittern befahl er, dem Tier zu folgen. 
Dieses hielt vor der Schwelle Niedermüiistcrs, wo die Äbtissin 
den kostbaren Schatz mit grosser Freude empfing. 

Das Kreuz eiUhte merkwürdige Wechselfälle, 1269 
wurden, nach Specklin, das Kreuz und „die Krone der 
allomanniscben Könige'^ aus Niedermünster gestohlen, 
der Dieb aber ergriffen und gehenkt. Als 1542 Nieder- 
münster verbrannte, überwies das Strassburger Bistum 
das glücklich gerettete Kreuz an Hohenburg, und als 
auch dieses 1546 eingeäschert wurde, schenkte Bischof 
Erasmus von Limburg das Kreuz den in diesem Jahre 
ins Land gekommenen Jesuiten, welche es in ihrer 
Klosterkirche in Molsheim aufbewahrten. Noch Silber- 
mann sah es 1782 daselbst und bildete es in Kupfer- 
sticli ah. Während der Wirren bei Aufhebung des 
Ordens aber ist das Kreuz spurlos verschwunden. 

St. Nikolaus. 

Dieser niedlichen, roinaiii.schen Kapelle hat ein freund- 
licherer Stern geleuclitet, als dem benachbarten Nieder- 
münster, zu i\vm sie eng geliürto. Zwar war auch sie 
schon recht zerfallen, wie aus einer Atthalin'schen Zeich- 



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Die Ruinen alter KlüsLer und Kapellen. 



27 



nuiiff von 1838 hervorgeht. Aber auf Fttrspruch elsäsaiscber 
Altcrtumsfreunde warde sie 1845 genau in der alten 
Gestalt und aus den alten Steinen wieder erbaut. Nur 
die mächtigen Strebepfeiler, die sie ehedem äusserlich 
gestatzt hatten, wurden weggelassen. Das sonst schmuck- 
lose Innere ist bemerkenswert durch den Doppelchor: 
In zwei übereinandergelegenen Stockwerken stehen zwei 
Altäre, der obere durch zwei gewandene Stiej^en erreich- 
bar. Der untere Altar war dem heil. Nikolaus, der 
obere wahrscheinlich dem heil. Martin geweiht. In die 
Mitte des Fussbodens ist der Grabstein eines Canonicus 
von St. Nikolaus vom Jahre 1512 eingelassen (darauf 
Opferkelch und segnende Hand). (Der Schlüssel zu dem 
Kapollchen, welches jetzt keinem rituellen /weck mehr 
dient, ist beim Pächter der Meierei Niedermünster zu holen.) 

St. Jakob. 

Etwa eine Viertelstunde von NiiMliMiiiüiisicr entfernt 
liegt auf dem Gipfel der dem Odilienberg jenseits des 
Niedormünsterer Thaies gegentiberliegenden llölie die 
Kapellcnruine St. Jakob. Ihre Erbauung hängt der 
Sage nach mit der Geschichte des Kreuzes von Niedcr- 
mttnster zusammen (S. 26). Jene fünf burgundisthen 
Hilter sollen nämlich beschlossen haben, den Rest 
ihres Lebens von der Welt lll)gc^chicdcn zuzu!)iiii,icen. 
So bauten sie eine Einsiedelei und zu dieser die Kapelle 
St. Jakob. Es sind von derselben nur noch geringe 
Trümmer vorhanden, die in den 70er Jahren von der 
Gesellschaft zur Erhaltung der historischen Altertümer 
aufgeräumt und zugänt^lirh ^^eniaclit wurden. (Leider ist 
die „Restauraticm" gr( sstenteils wieder verfallen. ) Sehr 
merkwürdig ist der Steinblock, der iiu Innern der Kapelle 
stehen geblieben ist, und um den diese wie um einen 
natürlichen Mittelpunkt herumgebaut scheint.*) Schweig- 

*) Der Stein träjrt koinovlci besondere Konnzeirhcn. 
scheint aber mit der Gründung und Anla<j;e der Kapelle im 
Zusammenhang zu stehen, denn er ragte inmitten des 
Kirch leins über dessen Boden iieraus. Man könnte 
sich fragen, ob dieser kamelhöckerartige Stein nicht mit 
der Legende des Kamels von Niedermünstcr (siehe S. 26) 
im Zusammenhang steht, und ob die Überbauung dieses 

3 . 



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28 



Die Ruinen alter Kloster und Kapellen. 



häuser berichtet 1825 von St. Jakob: „Neben der 
Kirche sieht man einen alten steinernen Sarg liefen, 
dessen eigentümliche Gestalt im Mittelalter gehränchlich 
war. Eine ovale Vertiefung ist für den Kopf aus- 
gehauen, dann erweitert sldi der Ausschnitt für die 
bchultent und verengt sich allmählich gegen die Fttsse zn*^ 

St. Gorgon. 

Wer von Ottrott aus auf den OdiliriiberGr stoijxt, hat 
etwa 20 Minuten oberhalb <1('S I)(Jites eine niedrige 
Meierei zur Linken, die den NaiiK n St. (lorgon, oder im 
Volksniund „Gorrisacker". .Jvurri>ii( kcr" oder ,,Kolisacker'' 
tührt. Dort stand eine Kirche zu St. (iorgon, die 1178 
von Herrad von Landsperg an den Praenionsiratenserabt 
Werner von Stibach geschenkt wurde. Dieselbe ging 
1632 durch den drcissigjährigen Krieg zu Grunde. 

Später wurde der Meierhof an die Stelle gesetzt. 
Das in der Nähe befindliclic KapellcluMi im romanischen 
Stil ist nicht sehr alt: es wurde 174G durch den Prae- 
nionstratenseroberen Dionysius Allnecht errichtet und 
enthielt ein llihluis und die Leidensgeschichte des Heiligen. 
Dieses Kapellclien war völlig zerfallen und ist erst 1897 
noUl urftig wieder aufgebaut worden. 

In der Nähe auf jenem Hügel am Wege, wo jetzt 
noch ein Kreuz steht, befand sich auch die heute spur- 
los verschwundene Kapelle Marino lleinisuchnng, dit* 
Silberniann auf S. 13 beschreibt uuil auf Plan I in 
Kupfeistich abbildet. 

Truttenhausen. *) 

Am Abbang jenes vorspringenden Berges gelegen, 
dessen Gipfel die Landsperg krönt, ist das Münster 

Platzes mit einer Ka|ti He ni< lit die ri stianisieriing 
eines ürles bezweckte, der früher dem SteinkuH 
gedient hatte! U. F. 

♦) Der Name „Truttenhausen** wird verschieden ge- 
deutet. In Mündels ..Vogesen*' VIII. Auflage S. 282 wird es von 
„Trubtinluis llcnviiliaus, Gotteshaus" abgeleitet, während 
H, No€ „Elsass-Lotliringen" S. 50 es als „Haus des Mädchens" 
(trud, z. B. in Gertrud) erklärt. Zu verwerfen ist jedenfalls 
die Ableitung vun „Druiden'\ 



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Die Ruinen alter Klöster und Kapellen. 



29 



Trattcnliausen weithin in der Ebene sichtbar. Dasselbe 
wurde im Jahre 1181 von Herrad von liandspen? ge- 
stiftet und mit 12 Augustinern von Marhac^h besiedelt. 
Die Gründung wurde durch den Bisehof Heinrich von 
Hascnburg und 2 päpstliche Bullen liUcius* HI. und 
fnnoccns' IV. bestätigt und blühte rasch auf. Im 
14. Jatirhundcrt wurde es durch die englischen 
Trappen mehrfach geplündert und schliesslich 13()5 ver- 
brannt. 1443 verwüsteten die Armagnaken die Abtei, 
welche infolge dessen auf die Stufe eines einfaclieu 
Priorats sank. Durch fromme Gaben wurde die neue 
gotische Kirche erbaut, deren Buinen wir heute be- 
wundern. (Jahreszahl der Erbauung 1490 am Fenster- 
sims eines Turmes.) Die aufständischen Bauern, welche 
sich 1525 in dem damals stark befestigten Bnrglieim 
versammelt Jiatton, zogen von dort zunächst nach Trutten- 
hausen, wo sie ihre ersten Greuelthaten verrichteten. 
15.55 vorbi annte das Münster abermals und wurde von 
da ab nicht melir aufgebaut. Die Augustiner zogen in 
das Mutterhaus Marbach zurück, während das Besitztum 
von Truttenhausen von der Familie von Landsperg ein- 
iio'/.üirtm wurde. Diese verkaufte es später an das Dom- 
kapitel Strassbur^', das aus den Steinen der Ruine dos 
Kloste rs die ^li ierci Truttenhausen und den Zehenthof 
auf dem Bühl bei Barr erbaute. Später erwarben die 
Landsperg das Gut zurück und verkauften es endgültig 
im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts an die J^arone 
von Türkiieini, welche bei der malerischen Ruine ein 
freundliches Schloss erbauten. 

Im Innern der Mauern sieht man Reste mehrerer 
Grabsteine. Der Turm ist mehrfach (glücklich) restauriert 
und wird von einem Hchlosswärter und seiner Familie 
bewohnt. Ifi die Aussenseitc der Huine ist eine ^uss- 
eiserne Tafel eingelassen, welche die Unglücksfälle des 
Baues aufzäblt. — Die Erlaubnis zum Eintritt wird 
gegen vorheriges Ansuchen gewährt. 



3» 



Goschichte des Odilienberges. 

Wo früher blosse Vermutungen die Vorzeit des Odilien- 
berges zu erhellen versuchten, bieten die ktirzlich aus- 
geführten Ausgrabungen heute annähernd sichere Daten. 
Schon zur sp ü t o r o n S t e i n z e i t sehen wir eine menschliche 
Ansiedlung den Gipfel des Berges und seine Abhänge ein- 
nehmen. Dort gefündene Steinbeile, Topfscherben, Pfeil- 
spitzen, Feuersteine etc. aus jener Zeit geben darüber Auf- 
schluss. Nach drei Seiten war dieser Punkt von Natur aas 
durch steil abfallende Abhänge geschützt. Nur die Siiflsoite, 
nach welcher Eichtung der Bergrücken sich fortsetzt, bot 
bequemen Zuganix und ist durch einen künstlich ver- 
tieften, noch heute sichtbaren Bergeinschnitt geschützt. 
In späterer Zeit zog sich indessen die Bevölkerung von 
der Bergesluihe zurück — gleiche Verhältnisse findet 
man auch bei andern hoch gelegenen Ansiedlungen jener 
Zeit — und setzte sich im Thale fest. Auf dem Berg- 
gipfel verblieb lediglich die Kultusstätte, die hier schon 
seit der Urzeit ihren Fuss gefasst zu haben scheint, und 
durch mancherlei Anzeichen und Funde l)elegt wird; 
auf diese, den ..TIeidentempel", werde icli weiter unten 
zu sprechen konniien (vgl. Kapitel ..Heidentempel'*, S. 50). 
Erst 'als eine neue Bevölkerung Herrin des Landes 
gewoifb'ii, als den gewaltiuen Kellenzügen des 5. mv] 4. 
Jahrliuiiderts v. Chr. eine Zeit der allgemeinen Krsehlart'ung 
folgte, als (nach Casars Zeugnis) der Krltm, nur ^ans 
Be.siogtwcrden i^e\V(>lint", die „(rernianenturclit" sicli l)e- 
jnächtigt, als überall liefugicu cutstanden, da gedachte 



*) lieber die Belege etc. vgl. die spätem Kapitel, 



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Geschichte des Odilienberges. 



31 



luiiü auch \vic'(h'r <!es Odilienberges als sicheren Zii- 
fluchtsoitc <. Iiiiiials. in der Zeit zwischen jenen Kelten- • 
ziigLMi und dei l'] i>rhe Casars, entstand auf dem Odilien- 
liercre das gewaltige Bauwerk der Heid eii in an er. ])e- 
stinimt, in Zeiten der flefahr der ganzen umliegenden lie- 
völkernng als schützendes Refugium zu dienen. Im zweiten, 
wohl schon dritten .Talirhundert v. Chr. sasscn hier die 
kf^lti-^chiMi ^[(Mlionia t rike r, so dass inaii also diesen 
die Krhauuiig der IJeidfMiniauer zuschreiben niuss.*) 

Trotz dieses j?ewaitigeu Hollwerkes dringiMi indessen 
zwisclien 58 und 55 vor ('hr. im Gefolge Ariovists die • 
germanischen Tribukker über den Rhein, drängen 
die Mediomatriker ins Lothringerland und nelimcn vom 
Unterelsass besitz. Sie bleiben auch nach des germani- 
schen Häuptlings Ariovists Niederlage durch .lulins Cäsar 
im Lande — aber das Elsass wird nun romische 
Provinz und zur Germania superior geschlagen. Die 
..lleidcnmauer" hat nun alle Bedeutung verloren, aber 
auf den weit ins Land schauenden FelsvorsjirüHgen 
bauen die Römer sich Speculae, strategische Signal- 
stationen und lieobachtungsposten. Mehrere solche Wacht- 
posten dürften damals auch auf dem Odilienbcrge er- 
richtet worden sein, vielleicht auch ein kleines Ca st eil 
auf dem JMateau des Odiliengipfels, da, wo beute das 
Kloster steht. Viele halten sogar noch den beute die 
PJngelskapelle bildenden Turm für eine römische Anlage. 
Aus dieser Zeit stammen die hier getundt iien zalü- 
reicheu römischen Gefässieste, Münzen, Löffel etc. 

Der ruhigen Zeit der römis( hen Oceupatiun folgte bald 
ein neuer Sturm. Die Germanen, diesmal Alemannen, 
dringen unablässig über den Rhein uihI setzen sich schliess- 
lich unter V e r d r ä n g u n g d er U o m c r im Elsass fest (3. 
und 4. Jfibrhundert n. Chr.). Damals mag von neuem 
und oft die Heidenmauer ihrem altcu Zwecke als Zu- 



*) Wahrscheinlich aus dieser, wenn niclit noch älterer 
Zeit, datirt der urkundlich noch im 8. Jahrhundert n. Chr. 
vorkommende keltische Nnmo des Rerjies ,,A 1 1 i t o n a ' = 
„der hohe Berg" (später Hueaburc, Hoinborch, hohenburc, 
Hohenburg.) 



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Geschichte des Odilienberges. 



tluclitsnrt der umliegenden Bevölkerung zurückgegeben 
worden sein. Den Alemannen nnd Vandalen (eine Zer- 
störung: durch Letztere angel)licli anno 407 n. Chr.) 
folgte nach den Stürmen der Völkerwanderung die Herr- 
schaft der Merovinger. Hier tritt Herzog Kticho 
(um 660) auf den IMan. Kr soll auf der „lloinhurcli** 
— Höhenburg eine Wnvu: crl)ant, in Wirkliclikeit wohl 
ältere, teihvei.se zerstinte Bauten unigebaut und erweitert 
haben. Fitichos Tochter Odilia und ihre Geschichte 
(siehe das Kapitel Odilienlegende) bemclmen den Zeit- 
punkt, da die Besitzei' des Altitona das Christentum 
annalniien. Der dortige Heidcntempcl ward damals 
christianisiert, d.h. dem christliclien Kult dienstbar gemacht. 
Damals war es, dass die Burg in ein Kloster um- 
gewandelt wurde, das der Jungfrau Maria nnd 
dem heiligen Petrus geweiht war innno ()S0 u. 
('hr.; nach Silbermann war der Klostcrbau i?JÜ vollendet). 
Urkundlich steht fest, dass dies Kloster von Karl d. Gr. 
einen Schutzbrief besass, der 887 von Ludwig dem 
Fronnnen erneuert wurde. (( tlniiilc im bischöHichen 
Archive zu Strassburg noch erlialu iilj. Auch im Teilungs- 
vertrag von Mersen anno S70 zwischen Ludwig dem 
Deutschen und Karl dem Kahlen wird der ^Hoin- 
borch" gedacht. Sicher ist ferner, dass zwischen 870 
und 1050 das Kloster in Yeifall geriet, vielleicht auch 
unter dem Hunnen einfal le (•.^3o) , jedenfalls sehr 
viel unter Bränden (1045 und lOi'J) zu leiden hatte. 
Papst Leu IX., ein Elsässer von Geburt, Hess die 
Klostergebäude und die Klosterkirche anno 1049 wieder 
aufrichten und weihte sie anlässlich seines Besuches. 
Schon 1050 wird dort von einer „grösseren Kirche und 
von einem Altar in einer andern Kirche zum Haupte 
der heil. Odiiur' gesprochen. Das ist zugleich das erste 
Mal, dass Odiliens Name m kundliehe Krwalinuug iindct. 
Damals geschieht auch ilci „Ileidennianei • als Grenze 
des Klostergebietes „inira septa gen Ulis muri'' Er- 
wähnung. A\'ar l'ricdrich der Einäugige (1105 — 1147) 
als Kastvogt des Klosters ein schlechter Sachverwaltcr, 
so bezeugte dagegen Kaiser Friedrich Barbarossa 
(anno 1185 in Oberchnheim) umsomehr Interesse für 



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Geschichte des Odiiienberges. 



das Odilienstit't. Er nahm sich sowohl dm* vcrnachlässigtcu 
Bauten, als der Privilegien und der Zucht der liohciiburj? 
ernstlich au und berief seine Base Relindis (f 11<»7) 
aus dem Kloster Bergen bei Neuburg a. d. 1). als Aeb- 
tissin. Diese brachte das Kloster wieder auf die alte 
Höhe; noch mehr ihre Nachfolgerin llerrad von 
Landspcrg (f 1195), besonders bcrfthmt durch ihr reich 
mit Miniaturen geschmücktes, 1870 verbranntes M uiu- 
seript, den Uortus deliciarum. (Vgl. Kap. XiX.) 
Hier war es auch, wo damals K hIli Trancreds ff IHM) 
Witwe Sibylle als Gefangene des Kaisers Heinrich VL 
residierte. Die Hohenstaufen waren häufige Gäste auf 
St. Odilien. Anno 1354 besuchte auch Kaiser Rudolf 
lY. das Kloster. £r Hess den Sarg der heil. Odilia auf- 
brechen and ihm znr Mehrung seiner TVager Keli(iui(;n- 
sammlung den rechten Arm der Heiligen entnehmen 
(vgl. Kap. XVII). Im Jahre 1474 stattete König Christian 
von Dänemark als Rompilger dem Kloster einen Besuch 
ab. Allniählig jedocli verfiel das Kloster und mit ihm 
die Zucht. Zahlreiche Brände suchten die Gebäude heim; 
dazu gesellten sich später nocli mancherlei Plünderungen. 
Ich habe diese rni^'Iiu ksfälle im folgenden Abschnitte 
zusammengestellt iiiid erwähne hier nur den mächtigen 
Brand von 154(5, der die Mehrzahl der Bauten zerstiirte. 
Die Nonnen zerstreuten sieh, mehrere legten den S( hleier 
ab; die letzte Aebtissin, Agnes von Oberkirch, bekannte 
sieh zur Reformation. Auch die llauptkirchc fand ihre 
Zerstörung, als 1572 ein Blif/ iliren Brand verursachte. 
Ihre Ruinen sind noch auf Beter Müllers Plan von 1603 
sichtbar. Im Jahre 1607 wurde ein neuer Bau begonnen, 
in welchen 1617 die Prämonstratenser von St. Gorgon 
Einzug hielten. Indessen schon 1622 zerstörte ein neuer 
Brand die Gebäude, als die Mansfeldischen Truppen das 
Kloster raubend heimsuchten. 1630 wurden die Bauten 
wieder hergerichtet. 

Die vielen Biäudc (1681 war wieder ein besonders 
grosser) und die damit verbundenen l'm- und Neubauten 
haben den Gebäuden natürlicli den ursprünglichen Cliarakter 
genommen und alle Klciiikunstgeräto des !\Iitt('lalters 
zerstört. Doch begann man allmähiig der Hohenburg 



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34 



Geschichte des OdiUenberges. 



wieder erhöhtes Interesse und insbesoiiders auch die 
Archäologen den Monnmenten des Odilienberges mehr 
Beachtung zu schenken. Der damaligen Sitte folgend 
sah man allerdings in jedem Felsblorkc, der sich durch 
Form, Becken oder Rinnen auszeichnete „Druiden- Altäre" 
und „blutige Opfersteine". Garthe besuchte anlässlich 
seines Strassburger Aufenthaltes den Odilienberg und 
gedenkt in „Wahrheit und Dichtung" „einer mit hundert, 
ja tausoTid Gläubigen auf dem Ottilienberg begangenen 
Wallfahrt. Hier, wo das Grundp^emäuer eines römischen 
Castells noch übrig, sollte sieh in Ruinen und Steinritzen 
eine schone Grafentochter aus frommer Neigung aufge- 
halten haben. Das Bild, das ich mir von ihr machte, 
und ilir Name, prägte sich tief bei mir ein . . ." 

Die Revolution brachte von neuem Zerstörung. Die 
Gebeine der heil. Odilia wurden zwar rechtzeitig dem 
Sarge entnommen und nach Ottrott in Sicherheit frebracht, 
der Sarg selbst aber durch die Revolutionsmänner 1793 
seines Schmuckes beraubt,*) dn^ Kloster als NationalL'ut 
erklärt. Dann gieng das Ganze in Privatbesitz über und 
durch vcr^chiodene Hände, bis es 1853 durcli I^ischof 
Käss erworben und durch Geistliche, sowie Si hw ( steru 
von Rlieinacker neu besetzt wurde. Das damals ver- 
waiste Kloster begann nun allmählig wieder ein viel- 
besuchter Wallfahrtsort zu werden. Die Forscher traten 
seiner Geschichte näher und ancli für die Touristen 
wurde es ein beliebter Ausflugsort. Heute ist der Besuch 
durch Wallfahrer, Touristen und Männer der Wissenschaft 
bereits ein enormer und noch mit jedem Jahre stets 
mehr wachsender. 



*) Näheres vgl. man hierüber Kap. XYII. 



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VI. 

Tafel der Klosterbrande. 



Anno 

1046 wird die Kirclic durch 
zufällij^en Brcind zer- 
stört, jedoch im sell>en 
Jahre wieder aufgebaut 
und durch den IJisehof 
von Toul, Kruno von 
Da<rsburg, eingeweiht 

lUiU werden Kloster und 
Kirche dureli zuliUlijien 
lirand zerstört, aber so- 
fort wieder aufgebaut. 
Bischof Bruno von Dags- 
hiiifr. im selben Jahre 
Papst IX. jieworden, 
sendet zum Wiederauf- 
bau Gelder und weiht 
anlüsshch seines lie- 
suehes Kirehe u. Kloster 
zum zweiten Male (von 
ihm die Stiftungsbulle 
vom Jahre lOöl). 

Um 
1380 

bis 40 geräthdas Kloster unter 

Friedrich IL, Herzog von 
Schwaben, in Verfall. 
Friedrich zieht die 
GüUt der Kirche an 
sich und hinterlässl ihe 
Abtei fast völlig zer- 
stört (Bulle des Papstes 
Lucius III. vom Jahre 
1 185, wonach Friedrichs 
Sohn, Kaiser Friedrich 
iL, Abtei und Kirche 



Anno 

wieder in Stand jresetzt 
I und el indis als Aeb- 

I tissin eingesetzt habe). 

I lüül) vcrhii niif «las Kloster, 
; die Kiiche wird gert'lli'l. 

! 1234 verbrennt ein Teil des 
' Klosters, wobei von 

' grossem Wassermangel 
berichtet wird. 

1 1243 verbrennt das Kloster 
I infolge eines Wald- 

brandes. 

1301 verbrennt das Kloster 
abermals aus derselben 
Ursache. 

1400 brennt Ilohenburji; wie- 
der grösstenteils ab. 

1473 Das Kloster wird infolge 
eines W;il( Iiirandes (be- 
sonders lieisser Som- 
merj teilweise zerstört. 

1474f Armagnaken Karls des 

Kühnen berauben und 
verbrennen das kaum 
erst wiederhergestellte 
Kloster. 

154C vi'rl)renntdasKloster in- 
folge Brandausbruches 
in der Hadezelle der 



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36 



Tafel der Klosterbrände. 



Adho 

Aeblissin Agnes von 

Oborkirrh. Spofklin.flor 
(irn Üiand sen)sl sah, 
Ijt ric lilet darüber: „Im 
Jahr iirU) liat die Aeb- 
lissin A;;nes von Obcr- 
kirch gebadet und das 
Badhaus versperret; in- 
dem gehet in demselben 
ein Feuer aus. die 
Klosterfrauen und an- 
dere klopften an und 
ruften: Gnädige Fran. 
das Badbaus brennt ! 
indem nahm das Feuer 
so plötzlich überhand^ 
dass sie nackend aus \ 
dem Bade lief. Gar 
wenij? ist j;oro(tct wor- j 
den, denn es vei hi annte i 
fast alles nebst der 
Kirebe und dem Kreuz- 
oang; die Glocken im 
Turme verschmelzten, 
und gieng ein grosser 
Scbat/ zu Grund. Man 
sab das Feuer im ganzen 
Fand, zu Basel und im 
S( liu arzwald, und bis 
Uastall'*. 

1572 zerstört der Blitz auch 
die Hauptkirche. Das 

Ganze bleibt in Trüm- 
mern, bis 1607, wo der 

Grunflstein zu einer 
neuen Kirche :4eleo;t 
wird. Das Kloster be- 
ziehen Fränionstraten- 
ser. 



Anno 

1H22 werden die Ge])äude 
des Klosters durch die 
Leu te des (irafen Manns- 
leid (HO jähr. Kriej;) in 
Brand gesteckt und die 
Kapelle beschädigt (1 GBO 
wieder auf<;ebaut). 

16f)8 Beraubung durch die im 
RIsass herumstreifen- 
den Schweden. 

1074 mehrmalijje Plünderung 
durch fritn/*»sisch<» und 
deutsche Sireiftruppen. 
„Selbst die Schlösser 
wurden von den Thüren 
losgerissen und eine 
V.Miim neu anr'j-<'rif'htete 
üi jiül von den Bi anden- 
bnitfern ab|rel)rochen 
und weggeführt." 

1681 Klosteru:el>äudeandKir- 
che, ,.niit Ausnahme der 
4 alten Kapellen", ver- 
])rennen infol^^e Wald- 
brandes (he isser Som- 
mer). Neubau 1(581 
bet;«)nnen, die Kirche 
U»H7. 

1793 werden Kirche und 
Kloster durch die Rev(>- 
l u t i onsmänner beschä- 

digt, am Odiliensarjie 
wird die Stirnplalte 
zerstört : (1799 von (ia- 
nonicus Hunipler wieder 
hergestellt). 



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vn 



Die Legendo von 8t Odilia. 

Die vielbesungene schöne Legende von St. Odilia 
Wli in eine Zeit, aus welcher keine diesbe;sflgliche Ur- 
kunden mehr erhalten sind. Die hauptsächlichste Litte- 
ratur, welche sich daraber gebildet hat, ist im XX. 
Kapitel zusammengestellt. Hier sei nur bemerkt, dass 
neuerdings besonders Prof. Gh. Pfistcr in seiner 
Schrift „Le Dnchö M^rovingien d*Alsace et la legende 
de Sainte-Odile^ (Nancy, 1B92) wertvolles Material Aber 
diese liegende zusammengetragen hat, vornehmlich als 
Widerlegung der Deutung Prof. Roths (Alsatia 1856—57), 
wonach die Mönche von Ebersmttnster Verfasser der 
Legende gewesen wären. In ihren Chroniken, von ca. 
lOOO — 1250 reichend, ist die Odilienlegende bereits in 
der von dort an ftblichen bekannten Gestalt vorhanden. 
Papst lico IX. befestigte jene Form durch seine im 
Jahre 1050 dem Konvent gegebene Bulle. Die Legende 
lautet in der massgebenden Form — die Zeit hat natflr- 
lieh mancherlei Al)weichungen geschaflen — ungeßihr 
folgendermassen : 

Herzog Atticus (Eticho) residierte zu Oberehn- 
heim. Dieweil er von der Jagd kam, gebar ihm seine 
Gattin Bereswi 11(1 n sein erstes Kind — ein Töclitevlcin, 
schwach und blind. Das ents])rach den Wünschen 
Eticlios wenig und er drolite, das Kindlein zu töten. 
Die Mutter brachte es deshalb nach dem Stifte Palma 
(Baume-les-Dames in Burgund) in Sicherheit. Bei 
der Taufe, als der Bischof Khrhard von Kegens- 
bürg das Kind dem licili^en Wasser anvertraute, 
schlug es die Augen auf und wurde sehend. — 



88 



Die Legende von St. Odilia. 



Das Mädchen wuchs heran, ilir Ihinler sehnte sich nacli 
ilir und rief sie nach Tl ohe ii 1) iir i^^ Herzog Ktichos 
„holie Ihir^:''. Docli als der Vator Inirte, dass sein ver- 
meintlich immer noch blindes Kiiid doch lebe, als er 
dessen KinvcniK^hineii mit dem Binder Hugo entdeckte, 
als er von der Hohenburg aus die Tocliter das Thal 
liinaufstcigen sah, da ergrimmte er und erschlui^ seinen 
Sohn. Rene kam über ihn. Sich seiner Tochter zu 
Füssen werfend, gab alle liiebe er nun dieser. Doch 
auch das dauerte nicht lange. Tieirbe und hohe Freier 
warben um die Hand des i)rächtig heranwaeliscnden 
Mägdb ins. Eticho traf seine Wahl — doch Odilia wollte 
des Himmels Braut sein. Sie enttloli dem starrköptigen 
Vater und eilte über den Rhein in die (iegcnd der 
heutigen Stadt Freiburg. Der Weg, den sie nahm, heisst 
heute noch im Volksmund der „Wiwelesweg". llir folgten" 
ihr Vater und der ihr bestimmte Bräutigam. Scbon 
trafen diese sie im Walde bei Freiburg — sie st Ii in 
verloren — da öffnete sich eine Felswand und ent/,o,u 
Odilia den Verfolgern (daher noch heute bei Freibnrg 
der .,Odiliejiberg"). Das neue Wunder bekehrte Eticho ; 
er schenkte der zui ückkehrenden Tochter die JJurg 
„H()hciii)nrg'*. die Odilia in ein Kloster verwandelte. 
Bald waren alle des Lobes voll ob Odiiiens segensreiclier 
Tliätigkeit. ob ibrer Wunderthaten und ob ihrer Heilig- 
keit. Die Legende l)erichtet, dass selbst im Sterben ( ca. 
720) sie noch den sie beweinenden Schwestern Trost und 
Segen spendete. Ein Engel erseliien und brachte ihr den 
Leib Fhristi in einem Kelche, der lange noch im Kloster, 
später zu Zubern gezeigt wurde. Königshofens 
Chronik giebt den Stich einer gotischen Tai)isserio 
vom Eiule des XV. Jahrhunderts, welche die Legende 
bildlich veranschaulicht. D«as Original wird noch heute 
im Stifte St. Stefan zu Strassburg aufbewahrt. (Abgebildet 
bei Schricker, „Kunstschätze in Elsass-Lothringen" 
Strassburg LS96, Nr. 112, und hier auf den Tafeln 
VI und Vn.) 



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f 




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4* 



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vm. 

Die iSt. Odiliomiiielle. 

Die Quelle der lieil. Odilic entstand, so heriehtct die 
liegende, als ein müder (ireis, zum Kloster wandernd, 
vor Knnü»lun^? und Durst umsank und ihm die wundcr- 
thätij^e Flau an jener Stelle erschien, mit dem Stahe an 
die Felswand schlug uinl laln iules Wasser hcrvoniuoll. 
Seither |?ilt die (hlilienfiuclle als heilend hesonders allen 
Jenen, denen Ant^eiikrankheiten anhaften. Daher die 
autfallend grosse Z il l au^^eidvranker Pilger — daher die 
Augen-Ex-votis in der Kapelle, welche das Attribut 
der heil. Odilie: zwei sehende Augen tragen. 

Die Quelle liegt nördlich unterhalb des Klosteis uuil 
rinnt ki.ir aus einem unterhöhlten Felsen liri vor. l>(n*t 
stand ehedem ein Steinkreuz, von dem uns das Wasser 
in einem Steintroge aufgefangen wurde. Annu 
überbaute mau den Ort mit einem Häuschen, das jetzt 
aber versehwunden ist. Heute ist die Quelle durdi ein 
Kisengitter verschlossen und durch Wasserwerk und 
Leitung mit dem Kloster verbunden. 

Bedenkt man den hohen Wert der Odilieujiuelle für 
die Verteidiger der Heideinuauer, so muss man füg- 
lieh erstaunen, dass niemand bisaiduen daran dachte, 
die Quelle sei ehedem in den Mauerring ein- 
bezogen gewesen. Weder iu den älteru Karten, 
welche die Mauern rings um das Kloster gehen lassen, 
noch in den neuern, welche sie bloss au die Klostcrfelscn 
anstossen lassen, fehlt eine diesbczflglichc Andeutung. 
Ich glaube aber, dass ihre Kuischliessung in den Mauer- 
ring strategisch eine Notwendigkeit war, denn 
man gab sich damit eine reiche Wasscr<(uelle und ent- 
zog damit gleichzeitig dem Belagerer auf eine weite 



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Die St. Odilienquelle. 



Stivckc das Wasser. Wenn keine Manerrestc dort mehr 
sielitl»ar sind, so ist das diirrh das starke (iet'äll erkliirlicli. 
Aber anlässlieli der Gra])Uiigeii für die >Va.sscrleitunj? 
stiess man 1H*)S auf dem >Vc«^e zur Quelle auf Reste der 
Hei den mau er, deren Quader nach Aussage der 
Arbeiter noch mit Schwalbenschwänzen verbun- 
den waren. (Jici- 
der waren Letztere 
damals von den Ar- 
beitern bereits weg- 
geworfen worden.) 
kleine oben ausge- 
sprochene Vermut- 
ung scheint dadurch 
an Ilaltzugewiinien 
(vgl. meinen Plan 
Taf. X.) 

Die andern 
(^) u e 1 1 en am IJerge 

sind heute ohne 
grosse Bedeutung. 
Die St. Job a nnes- 
(luelle auf dem 
Bergplateau liefert 
nur noch sehr wenig 
Wasser, dürfte frü- 
her aber reicher 
geflossen sein. Sie ist 
ausgemauert. Aus 
Sandstein gehauene 
Kinnen führten ehe- 
dem das Wasser in 
ein grosses Bassin. 




Die St. Odilieiquelle (jetzt durch ein Gitter 
abgeschlossen). 



Diese Steinrinnen sind indessen heute verschüttet. Im 
Volksmunde lieisst die (»Quelle der ^Kannsbrunnen". — Auf 
der Bloss betindet sich bei Nr. 10 des Planes im felsigen 
Boden eine viereckige teilweise jedenfalls künstliclie (irube, 
die als Cisternc gedient zu haben scheint und seit 
langer Zeit schon die „Wildsaulach", im franzüsisclion 
Sprachgebrauch „l'abrcuvoir de la Bloss** hcisst. Weiter 



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Die St. Odilienquelle. 



41 



srcGren Südon ist fiuc von A. Siefcrt wicilor nufgchiiidi ne 
runde C'isteruc. Ihr Name „llcideubruinieii'' da- 
tiert erst aus neuerer Zeit und ist ihr vom Kntdecker in 
Aulchüuiij? an die verwandten alten Namen Heidcn- 
maucr, Heidi n we/? etc. jrcgeben worden. — Eine andere 
Quelle am Westabhangc unterhalb der Mauer lieisst von 
Alters her „Die Badstub". Ihr Name lässt vermuten, 
dass ehedem sich über dieser Quelle ein kleiner Holzbau 
wölbte, der den IJewohuern der benachbarten Di ei- 
stein sch IcKsser als Bath laiuii diente. Kuch 1825 war 
die Quelle von einem „viereckigen, nicht altertümlichen 
steinernen IJehälter eingeschlossen" ; daneben stand ein 
Häuschen, das jetzt versch wunden ist. Sie ist heute neu 
gefaüst. 



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IX. 



Alto Sagen. 

Vom ,JI e X c 11 p 1 a t z'', einer romantischen Steinwftste 
nonlwostlith der Heidcnmaaer gegen den Elzberg zu 
(vgl. Kapitel XV) geht die Sage, dass dort Hexen und 
der wilde Jäger hausen. Wild durcheinandergeworfen 
türmen sich dort mächtige Felsen fltereinander und 
pflastern den Boden, dass der Wanderer von Block zu 
Block springen oder bergauf bergab klettern muss. 
Wild und gtispenstig mutet der ganze Platz an — treff- 
lich geschaffen zur Entstehung unheimlicher Sagen! 

Der uralte Weg, der von Ottrott zu der Hoidenmaucr 
emporfflhrt („Uomenveg''), und dessen Grund Steinpflaster 
mit tiefen Schlittf^cleisen zeigt, gilt im Yolksmunde als 
ein Werk des Teufels — das Volk nennt ihn das 
„Teufelspflaster^ 

Beim wcltaufragenden „Wacht st ein** sollen ehedem 
am Felsen Ringe sichtbar gewesen sein. Ob eiserne, wie 
die Tradition behauptet, oder bloss eingravierte, die jetzt 
verwittert sind, wollen wir hier nicht untersuchen. Der 
Maler Peter Müller zeichnet sie sogar auf seinem Plane 
von 160S deutlich ab. Davon berichtet die Sage, die Ringe 
seien ein Überbleibsel aus der Zeit der Sündfiat: 
„Vor Zeiten sei das Elsass ein See gewesen, nur der Odilien- 
berg habe daraus hervorgeragt (die Sage entbehrt, wie man 
sieht, des geologischen Hintergrundes keineswegs). Dort 
habe man am Wachtstcin an jene Ringe die Schiffe 
angebunden. Andere sagen, dass dort die Arche 
des Noah angebunden gewesen sei.** 

Besondere Beachtung verdient endlich, weil auf den 
alten Steiukultus hinweisend, die Sage vom T h r ft n e n* 



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Alte Sagen. 



43 



stein in der TliiaiK iikn)H>lln, einem Sclicuilenstoine, 
den sich das Volk tV)l</(.'iuK i ii>assen ausgelegt liat: „Dai /ii 
,.( St. Odilia) so lang nuih ju (Eticlion) creweinet, das von 
^(len thronen so aus ihren Augen autt' den Felsen ge- 
„troffen seindt, ein tieft" loch ist worden" (Schricker, 
nach H. Gebwiler) (vgl. hier jiag. 74). — Ebenso be- 
zeichnet die Sage die am (^)u ellenfelsen ehedem dort 
sichtbaren Vertiefungen im Steine als die 3 Finger- 
abdrücke der heil. Odilia. 

Nicht All vergessen ist endlich die Sage, dass Mädchen, 
die 9 Mal um die FiU gel skap eile gehen, noch im 
selben Jahr einen ^lann erhalten — und d<iss ril;4ir, 
die den Umgang 9 Mal machen, sichere Heilung linden. 
So lautet die alte Volkstradition. In dieser s[)ielt das 
mehrmalige Umgehen geweihter Stätten so oft 
eine Rolle, dass man sich füglich fragen darf, ob auch 
hierin nicht ein bis in die Vorzeit zurückreichender 
Brauch vorliege! 



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l)u> alten Strassonzüge. 

Uralt sind inaiu'ho Weore, besonders die als ..Ilcxi'ii- 
pllastcr", auch „Teufe Iswee^" liozeichneten, liiuui^cr 
„HöiHorwejje" {genannten Strassen, die einerseits von 
Ottrott, anderseits von IJarr nach dem ()dilieii,u:ii)fcl 
enii)ürtuhrcn. Diese Wege sind älter als die Zeit der 
römischen Occupation und datieren wohl aus der Epoelic 
der Herstellung der lieidenmauer. Sie zeigen eine Art 
grobes Steini)flastcr mit vielfachen Schlittgele isen 
initl sind besonders datbirch eliarukterisiert, dass sie tief 
in den Erdboden eingeschnitten und auf einer • 
Seite durch einen künstlielien Wall flankiert sind. 
Kheuk'ni soll diese Strasse mit einer Art Pflaster aus 
sorgfältig aneinander gefügten Steinplatten belegt gewesen 
sein. Die Steine dieses „Teufelspflasters" waren „von 
verseil icdener Grösse und zwar anderthalb bis sechs 
Sclmli, ins Gevierte gehauen, und vor Alters dicht an- 
einander gereiht. Sie lagen in einem 2 Fuss hohen 
Bett von Sand und Kiesel eingesenkt, das auf einer 
Grundlage von rohen, dicken Steinen ruhte, deren flache 
Seite ihm zugekehrt war. Einen Büchseuschuss von ge- 
nannter Sankt-Gorgons-KapcUc trifft man den ersten 
Rcst derselben an; denn nur Ueberbleibsel sind davon 
noch in unseren Tageti übrig, überhaupt nngeföhr 400 
Klafter oder 780 Meter, somit kaum der sechste Teil 
seiner ursprünglichen Länge. Zu Terschiedenen Zeiten 
sind luimlich Steine von demselben abgelöst und zu 
Bauten verwendet worden; auch haben, bei starken 
Schlagregen, die den Berg herunterströmenden Gewässer 
Steine aus ihrem I^ager gewühlt, und Niemand die Lücke 



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Die alten Strassenzüge. 



45 



wicikr au.sgtjtiillt." So berichtet 1885 Strubel. Seither 
haben die gemumten l'rsaelicii und ausHerdeia iieiu iu 
Wegiuiiagcn diesen alten Strassen su hart zu. i;( setzt, dass 
man sieh fra-jseii kann, ob es mit jenem Steiiij^hittenbelag 
seine Richtigkeit hatte, ob er eine römisclie Kegulierung 
der alten ausgefaln'enen Keltcn-Strasse darstellt, oder ol) 
— wie so oft — die Fantasie der alten Archiiologen in 
den stellenweise (wenn auch selten) noch sichtbaren, 
alt-ausgefahrene Gelei>i innen tragenden Quadersteiaeu 
jenen Tiattenbelag sich „zureclitlegte". 

Mehrfach beobachtete ich uralte Ausweichestellen, 
welche durch Zweiteil un ir dei Wcltc, «lie nach einigen 
100 Sclnittcü wieder zusanunenkonunen, erreicht sind, 
rnterhalb des „Stulilial'cns" sielit man deutlich diese 
We,mnilagen. Dort spaltet sich ül>ri-rii.^ der ,,K(Hiu'i \vcg", 
und während der eine in gerader Linie zu (h r .,(h(>ssinatt" 
hinautiiihrt. biegt der andere rechts ab beim StuUhafeu 
hinein m die südliche Mauerabteilun^. 




Syst«« 4«r Aitwticbittelltii an „Mnerwei**. 

Profil des Weges. Profil oiuer Auswelchestelle. Ausweichestulle 

von oben gesehen. 

A, Der Berpiibhanf,'. B. Dio „Kömorstrasso" (,,Toiifelspfia8ter"). 
C. Der die Strasse bonli- rcndi^ Wall. I). bot iooere Wall 

hei Auswülchestelioii. 

Im Terrain der Ilcideiimaucr selbst lassen sicli die 
alten Wege, wo sie über Felsboden ftthrteu, mclirfaeh 
noch an den ausgelaufenen Steinen erkennen. Noch heute 
dienen manche dieser uralten Wege als Touristenpfade, 
doch haben andererseits neuere Weganlagen diese alten 
Strassen mehrfach arg mitgenommen. 

Selbst einige der alten Thoreingänge haben sich 
erhalten. Vom Haupteingange, da wo die Ottrotter 



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46 Die alten Strassenziige. 



,,Romcrstrasso" unterhalb des Odilioiiplatoaus auf die 
„Grossiiiatt" inündct. zcii^reii nur noch einige in den 
Felsbodcn eingchaueno Halkenhiger. Pa.srcjren sieht man 
auf dem Plateau des IkTggipfels bei Nr. 14 des Planes 
zwei sieli Grocrenüberliegende Felsen, welche noch deutlich 
die alten l\ie,Lrella,Lrer für das hölzerne Thor aufweisen. 
Gleich seh(>n erlialten ist das von Dr. Koe i^erlc auf- 
gedeckte Thor bei Nr. 1 des Planes (vgl. Taf. VITI), von 
dem aus Keste einer steinernen Treppe nach uiiten zur 
I3adstuh(pie!b» fidiren. Das Th )r ist sclinial und wird 
deshalb gewöhnlich nur als „ Auslall thor*" bezeichuet. 



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Tafel VIII. 




Alter noch erhaltener Thoreingang l)ei Nr. 1 des Planes. 
Aurgcdeckt von Dr. Ko o l) c r 1 e-Strassljiirg. 
Zeichnung von Kunslmaler G. Spindlcr-St. Leonliard. 



XI 



Ausgrabungen auf St Odilien. 

Die Umständlichkeiten, mit denen Aosgrabangen auf 
der Höhe des Odilienherges yerknttpft sind, mögen wohl 
die Ursache sein, dass man sich bisher auf „Hohenburg^ 
mehr auf „theoretische'*, als auf „praktische" Archäologie 
verlegt hat. — Viel ist auf dem Plateau des Berges 
durch die mittelalterlichen und neuem Klosterbauten 
zerstört und dadurch der Boden dort sehr durchwühlt 
worden. Mitte dieses Jahrhunderts begann man die ge- 
legentlich zu Tage tretenden Objekte, wie Münzen, Eisen- 
geräte u. dgL, aufzuheben und zu sammeln, doch blieben 
leider gerade die prähistorischen Reste, weil zu unscheinbar, 
liegen, während anderseits viel wertlose Fnndstücke aus 
neuerer Zeit sorgföltige Aufbewahrung fanden. Grössere 
Ausgrabungen machte erst Prof. Youlot, doch sind leider 
seine an und für sich interessanten Funde dadurch beeiii-* 
trächtigt, dass ihnen genauere Fundberichte fehlen und 
Youlot das Unterscheidungsvermögen, was natürliche und 
was künstliche Bildung, was vonömisch und was nach- 
römisch ist, abgieng. So sind leider die Tumuli im 
Südabschnitte der Ileidenmaucr abgegraben, oline dass 
es heute noch möglich wäre, mit Sicherlieit die früheren 
Grabaiüagen von denen der merovingischen Zeit zu 
trennen. Voulot fand dort aus Steinen erbaute Tumuli 
ohne Knochen und Beigaben (vielleicht prähistorisch), 
ferner unter anderen Skelettgräbern ein merovin^]:i sches 
Frauengrab mit goldenem Fingerring, bronzener Riemen- 
schnalle, einer Perlenkette, einem Glasbecher, silbernen 
Ohrgehängen und einem Spinnwirtel. Levrault bat 
dort einen Stein tumulus geöffnet und bei den „Druiden- 



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48 



Ausgrabungen auf St. Odilien. 



höhlen^ gegraben, aber keinerlei Funde zu Tage ge- 
fördert. 

Aus römischer Zeit datieren die auf dem Odilien- 
berge zalilreich gefundenen Münzen. Wenig ist davon 
noch erhalten, doch beweisen die alten Nachrichten, 
dass sich solche sowohl aus der früheren, wie aus der 
späteren Kaiserzeit gefanden haben; jene der Zeit Kon- 
stantins überwiegen. „Schöpflin erhielt eine goldene, 
auf diesem Berge gefundene Hafte (Fibel oder Agrafe ?), 
worin eine Münze vom Kaiser Yaleutinian II. eingefasst 
ist** (Pfefßnger, p. 20). Ich selbst fand dort bei meinen 
Ausgrabungen römische Scherben, Amphoren- 
henkel und auf der Grossmatt eine römische Terra- 
sigillata-Urne. 

BeiGelegenheitdcr Strassburger Anthropologen Versamm- 
lung im Jahre 1889 fand auch ein Besuch des Odilienberges 
statt. Bei diesem Anlasse öifnete der Vogesenchib unter 
Leitung von Prof. Euting ein altes Grab (Flachgrab 
eines Kindes), das zwei silberne Ohrgehänge und Reste 
eines mit einer Goldborte verzierten Gewandes, sowie ein 
kleines silbernes Zierbeschläge enthielt. Wie man sieht, 
waren die hier bestatteten Toten keineswegs arm; aber 
auch dieses Grab ist nicht vorhistorisch, sondern früh- 
mittelalterlich. 

Bei Grabungen anlässlich <ler Herstellung des Kloster- 
hot'es und bei Legung der Wasserleitung sti essen die 
Arbeiter — wie ich nachträglich erfuhr — auf schwarze, 
rohe, Steinchendurchsetzte Scherben und mehr- 
fache Aschenschichten. Leider war damals niemand 
da, der diese Sachen aufhob und sie gicngen verloren. — 
Meine 1898 begonnenen Ausgrabungen bei den unten zu 
besprechenden Steinbruchfelsen bei Nr. 4 des Planes ergaben 
eine Aschenschicht, aber bisher sonst keinerlei weitere 
Funde. Dagegen traten zalilreiche Scherben, die ich al^ 
prähistorische erkannte, anlässlich der in Angriff 
genommenen Kanalisationsarbeiten am Nordabhange des 
Herggipfels und bei meinen Ausgrabungen auf dem 
IMateau des Berges und auf der Grossmatt, sowie an den 
beiden Bergabhängen zu Tage. Zum ersten Mal ergaben 
sich dort Funde, welche durch sich selbst die Besiede- 



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Ausgrabungen auf St. Odilien. 



49 



lunf? des Odilienberges schon zur Steinzeit erweisen. 
Es fanden sich verzierte und unverzierte neolitische 
Scherben, Silexe, Spinnwirtcl, Knochen, ein seltsamer 
Steinkreis (vgl. Kapitel XII), ferner spätere Scherben 
und weiter dio oben erwähnte römische liecherurne, sowie 
andere römische Gefässreste. Diese Funde habe ich 
dem Elostermaseum von St. Odilien gestiftet, damit 
sie zu weitern Aasgrabungen anregen mögen. ^) 



^) Chor dif anlässlicU diosfr Ausirrahiiiigeii ISt^S auf;/ 1 kt*Mi 
Steiii])i-ü(-b(> aus der Zeit der Erbauung der Heidenmauer vgl. Kap. 
Xlll II. XIV. 



5 



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XII. 



Der Heidentempel. 

Dass der Odilienberg schon in vorchristlicher Zeit 
ein ^Yallfahrtsort gewesen, ein Heiiigtom barg, ist sicher. 
Die alten Schriftsteller sprechen von einem nalie dem 
Abliange gelegenen „Heidentempel", dessen Reste 
ehedem dort za sehen waren. Es seien 6 im Kreise 
gestellte, rohe Stein säulen gewesen; das Innere 
dieses Steinkreises soll eine runde, in den Felsen 
gehauene Vertiefung ähnlich jener bei der St. Michaels- 
• kapelle bei /abern, besessen hahon. Die 6 Steinsäulen 
waren bis 1733 sichtbar, 1734 wurden sie abge- 
brochen. Die runde Vertiefung war lange noch zu sehen. 
Nach den Einen soll sie da gelegen haben, wo beute 
die Bedürfnisanstalt liegt, nach Andern durch das Wirt* 
schaftshaus rechts vom Eingangsthor überdeckt w^orden 
sein. Peter Müller hat in seinem Plane von 1 003 (rcpro- 
duciert bei Pfcffinger, 1812) diese Steinsäulen abgebildet. 
Sie waren damals mit einem runden Dache überdeckt 
und bildeten eine Kapelle. Wie die alten C'hronisten 
berichten, ist dieser Steinkreis aur Zeit Etichos vom 
Bischof Leodegar den Patronen des Elsasses geweiht, 
d. h. christianisiert worden. Ursprünglich dürften 
dort wohl mehrere ineinandergelegte St ein kreise 
bestanden haben, nach Art jener von Stonehenge (nur 
kleiner) und nach Art jene^ Miniatursteinkreises, den 
ich bei meinen Ausgrabungen auf der Grossmatt unter- 
halb des St. Odilienklosters zusammen mit Steinzeit- 
scheiben aufdeckte, und der jedenfalls nach Kinderart 
den grossen Steinkreis im Kleinen nachbildete. 



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Der Ueidenteinpel. 



51 



Pfister (le Duchd m^rov. d'AIs.) denkt mit guten 
Grfinden an die Göttin Rosmerta als die ehedem auf 
dem Odiiionberge verehrte heidnisclie G«ittin. St. Odilia 
wiire ihre cliristliche Erbin. Sicher ist jedenfalls nun* 
mehr, dass der bis anno 1734 erhaltene „ Heidentempel ^ 
in der Tliat das urzeitliche Heiligtum des Odilien- 
berges bildete. 



4« 



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xni. 

Die lleideiuiiaucr, ihr Bau, ihr Zweck und ihre 

Erbauer. 

Neben dem Strassburger Münster ist die Heiden- 
mauer von St. Odilien das gewaltigste Bauwerk des 
Elsass', eines der grossartigsten prähistorischen 
Denkmäler Europas. Sie umkränzt mit einem 
Flächenraum von mehr als 100 Hectar das ganze Plateau 
des Berges vom „Männelstein^ bis zum Hagelschloss 
und hat bei ca. 10,500 Meter Umfaiig und 3 Kilometern 
längster Ausdehnung, ca. 1,70 Meter ziemlich gleich- 
förmige Breite resp. Dicke! Ehedem IV^ bis S^ji Meter 
hoch, je nach Gestaltung des Terrains (Peltre spricht 
sogar von 15 Fuss Höhe), ist sie heute abwechselnd noch 
1 bis 2, selten 3 und SVs Meter hoch. Durch ihren 
Aufbau am Bande steil abfallender Felsen erscheint sie 
allerdings, von aussen gesehen, vielfach noch weit höher 
und mehrorts ganz unersteigbar. An anderen Stellen 
allerdings ist sie heute gänzlich verschwunden, so dass 
oft nur vereinzelte Quader mit Schwalbenschwanzein- 
schnitten ihr einstiges Dasein bekunden. Besonders die 
mittelalterlichen Kloster- und Schlossbauten haben der 
Mauer arg zugesetzt, denn die mittelalterlichen Bau- 
meister haben sie als willkommene Steinquelle benfitzt 
Ihre Quader finden sich zahlreich bei den Ruinen der 
Dreisteinschlösser, wogegen oberhalb derselben die 
Mauer mehrfach besonders stark zerstört, oft ganz ver- 
schwunden erscheint. Gleiches gilt für die Gegend beim 
Hagelschloss, wo man geradezu im Zweifel sein könnte, 
ob dort die vom Hagelschloss nach Südosten abbiegende 
Linie jemals voll ausgebaut worden ist, ob also die Bau- 



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Die Hetdenmauer, ihr Bau, ihr Zweck und ihre Erbauer. 53 

leutc dos Mitti'lalters dort so grüiidlitli mit der Mauer 
aufgeräumt hal)rji, oder ob die ^'nUfndunir der Maner 
dort aus irgeuihvelchcu Ursachen unterblicli. Gleiches 
gilt auch für die daran ans( hlicsseiide Pai thie bis zum 
Hexeuplatz, wo nirgends mehr die Mauer besteht, aber 
allerlei Anzeichen dafiir sprechen, dass auch dorthin 
eine Abz\vei,i,nnig beabsichtigt war. 

Die einzidueii. durch die liudenverhiiltnisse .L^c^^ebenen 
Mauerbezirke waren durch Qucrm an e rn geGreneinaiider 
abgeschlo5^scn. davon eine !)eim Stollhafen, eine zweite 
beim Kanapci t( Isen nocli heute sichtbar ist. lieuu mittleren 
Bezirke war ;iiisvcrdeni durch Uebermaneruncr des oberen 
riateaurandes noch eine besondere Knceinte ^^escliatren. 

Die Mauer besteht aus Felsquadern, wie sie eliedem 
auf dem Berggipfel massenhaft gelegen haben müssen. 
Ueber die Quadergewinnung ^vhvn die noch er- 
haltenen 189S unter mciiKn- T,eitun.i^ abwdeckten und 
kart()ij:rai)hibch aufgenommenen Steinbruch w e r k .s t ä 1 1 e n 
Auskunft. Man sieht mäclitige Felsen durch lange, erst 
vorgehauem\ dann gelegentlich mit Sand tiefgesägte oder 
mit Meissein vertiefte Iviim ii angeschnitten und in 
Quader zerlegt. Das Brei Inn erfolgte mittelst Ilebe- 
stangen, Holzhämmern und Keilen. War die Mauer 
auf eine grr)ssere StriM'ke fertiggestellt, so l)(\Lrann die 
Steinsägearbeit an einem andern Puid<te der Peripherie. 
Manche der hereits angeschnittenen Felsen blieben dann 
ungebrochen liegen und bieten heute eine neue Sehens- 
würdifi^keit des ( hlilienbergs. Grössere Centien .solcher 
Steinbrüche finden sich beim Beckenfelsen, auf der 
Bloss und bei Nr. 1, 3 und 4 des Planes.*) 

'Die z. Th. riesigen Steinblöckc sind olnie Kalkan- 
wendung aufeinander gelegt nnd durch hölzerne 
Hiegcl, sogenannte Schwalhenscli w ä nze, untereinander 
verbunden (vgl. Fig. 1 Taf. IX, ein Original im Kloster- 
museum). Die in den Stein gehauenen Lager für jene 



Nälieros über diese intoressnnt(MT Slriidirürlie vgl. 
iiieino AilMMt ,,Die HfidonniMiicr vi»ii St. Odilien und die 
dort auf^^edecklen präbislorisclien Steinbrüche und Be- 
biedelungbrestc", Strassburg iHUi). 



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b4t Die Heideiiniauer, ihr Hau, ihr Zweck und ihre Erbauer. 

llolzriegel sind noch jetzt iiiasscMihaft und doutlicb an 
den Quadern sichtbar (vgl. Fitr. 4— s Tat. IX). Diese selbst 
«iud sehr ungleich gross; sie bildcji gcwölinlich in der 
Mauer zwei Keihen, deren Zwis(!henlückon mit klein« i n • 
Steinen ans<;elnllt sind. JNIanche Quader sind indessen 
so gross, dass sie die iianze Jireite der Mauer cinnehnu^n. 
Diese riilit ohne besonderes Fundament direkt auf dem 
meist felsigen IJodtMi, doch ist dieser, wo er an der Peri- 
liheiie Lücken zeigt, vorher sorgfältig mit Steinen aus- 
gefiillt worden, um derart eiu Einscbleicheu thunlichst 
unmöglieb zn iiiaelien. 

Sichere Spuren von Turmanlagen aus der Zeit der 
Heideiiniauer fehlen gänzlich, dagegen hat sieli noch 
ein Thor (anfgedcMda 1880 von Dr. Kocberle) auf der 
Westseite (bei Nr. 1 des Tlanes) fast vollständig er- 
halten. Si)nren eines zweiten und dritten, welche den 
Eingang zum i>erggii)fel verschlossen, sind da zu sehen, 
wo die „Kömer-strasse" von Ottrott in die Heideumauer 
tritt (bei Nr. IH des Planes) und da, wo mun auf der 
Fahrstrasse dnrch zwei sieh gegenüberliegende Felscu 
(mit Thorriegelsi>uren) bei Nr. 14 des Planes die Höhe 
des Klosters erreicht. 

Als „geheime^' oder „Ausfallstbore" sind mehrfach 
dohnenartige Felsspalten genannt worden, welche an 
einzeliH'ii Stellen unter der Mauer nach aussen fnhrrn. 
Ks hiiid aber zweifellos durch natürliche Ursachen (Aus- 
waschungen und Kutschungen) später entstandene Mauer* 
lücken. 

Der /weck der Heidenmauer war, der umliegenden 
Hevölker ung, den Keltischen Medi(jniatrikern, als Zu- 
fluchtsstätte, als Kefugium zu dienen, wie Caesar 
ähidiche Anlagen als specifisch gallische Sitte be- 
schreibt. Dasjenige am Odilienberg war durch die 
Trennung in mehrere selbständige Bezirke besonders 
vorteilhaft angelegt. Beim Nahen eines übermächtigen 
Feindes oder nach vei lorener Schlacht zog sich die ganze 
Bevölkerung, der ganze Stamm mit Weibern und Kindern, 
nüt Vieh und Habe in diese Festung zurück. War die Zahl 
der Flüchtlinge oder die Zahl der Verteidiger zu gering, 
um den Mauerring in seiner vollen Ausdeimung zu halten, 



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Die Heidenmauer, ihr Bau, ilir Zweck und ihre Erbauer. 55 

oder waren die äusseren ]\rauerl>czirkc gcnonnnen, so zojj: 
man sich in den mittleren Riuf? zurück — war auch 
dieser (selbst noch für moderne Verhältnisse ein fjrosser 
Raum) nicht mehr zu halten, so blieb den Vertei- 
digern immer noch die oberste, durch steile Abhänge, 
Mauern und Graben bestgeschützte (lipt'elzone. Sclinii 
hieraus kann der Leser ermessen, wrlcli' ungewöhnlich 
interessantes Terrain er vor sich hat, und wie gerade 
auch für die Geschichte der vorrömischen Stra- 
tegie und des keltischen Befesti^nmgswese ns 
hier ein unvergleichlich wichtiger btudieuplatz 
vorliegt. 

Ueber die Zeit der Herstellung unserer 
lleideiniiauer ist schon viel gestritten worden. Sie 
wurde urs]»rünglich bald den liomern, bald den Kelten, 
(i(Mi Stpinzcitmenschcii u. s. w. zugeschrieben. Schöj)t"- 
lin und Silh ermann setzten sie in's erste christliche 
Jahrhundert. In den letzten Jahren war Dr. Jakob 
Schneiders Ansicht massgebend, die Mauer sei eine 
römisclic Anlage aus der Zeit von Julian, die letzten Teile, 
(wozu er auch das Köptcl rechnete); seien ans der Zeit des 
Valcntiiiian (8()*)— 375 n. Chr.). Sie sollte zum Schutz 
gegen die Alemannen erliaut worden sein. Neuerdings 
sind aber l*rof. Ch. Pfister und der Schreiber Dieses für 
die schon fri\lier auft^etauciite Ansieht eingetreten, die 
Mauer sei ein vorroniiselies und zwar galli'-'-fif^^ Oppidum 
rcsp. Refugium. Jeh habe in meiner Ar])eit über „Die 
ITeidenniauer von St. Odilien*^ (Strassburg, isr>9) die 
(i runde zusammengestellt, welche gegen eine tViiliniittel- 
alterliche,rumis(die, oder st ein/.eitlichellerst(dlung sprechen, 
wohl aber mit Gewalt darauf hindrängen, dass die Mauer 
ein gallisches Werk aus vorcäsarischei" Zeit sein 
müsse. Ihre Erbauung füllt meines Eraelitciis in die 
Zeit der allgemeinen Erseblüil'ung des keltischen Eh^mentes 
und zwar, wie schon oben angedeutet, in die Zeit zwischen 
den gewaltigen Keltenztigen des 4. vorchristlichen .laln- 
hunderts und jene des gallischen Krieges, also in den 
Lauf des 3. oder 2. Jahrhunderts vor Christus. 



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XIV. 

Rundgang um die Heidenmauer. 

Wer die Hciiirinnniior v5llig umgciicn will, brauL-ht 
dazu 4 — 5 Stuiuli'ii, deini s<'lir oft ist man gi'zwuiii^cu, 
von den Pfaden abzuweichen und sich durch (iestrüpp 
und ül>cr Felsen kletternd den We^' zu balinon, Ge- 
wöhnlieh verfolgt der Tourist die vom Vogeseiiclub 
hergestellten Wege. Diese laufen aber nicht ininier 
genau mit der Mauer, sondern schneiden sehr oft, be- 
sonders im Xoidabsclimtte des Mauerrini^es, grössere 
Abbiegunji n geradlinig ab. Begeht man bloss diese 
Wege, so gcuügeu dem Wanderer ca. '6 tStundeu guten 
Mai'schcs. 

Kommt man von (Htrott, so siclit man in ca. liT)!) 
^Feter Hohe links über der Schlucht das Kloster, rechts 
oben am Abhänge Felsen und Mauerwerk — die „Hei- 
denmauer**. Man gehe indessen geradeswcgs die 
Strasse weiter bis zu dem reclits nnichtig tiberhängenden 
Oberkircbfelsen, wo man pb'^tzlich die hier teilweise zer- 
störte flauer ({uer über den Weg die Schlucht hinab 
und auf der andern Seite sich hinaufziehen sieht. Dort 
in der Schlucht mündete die alte gallische Hanpt- 
strasse in die Mauer. Feber der Schlucht steigt 
links die Mauer den ücrg steil gegen das Kloster 
hinauf — sie ist dort an einzelnen Steilen nocli vorzüg- 
lich ( rhaltcu und 3 — 3'/« Meter hoch. Links hat der 
Tonrist den Abgrund, rechts eine Wie^( utläche, die 
„(trossmatt", vor sich. Prächtig ist diese Fläche ge- 
legen und zu einer Ansiededung wie geschaflen. Sicher 
ist, dass sie schon seit uraltm- Zeit urbar gemncht 
worden ist und den Bewohnern d<>r ilnho als Wiesen- 
tind Ackerfläche gedient hat. Grabungen waren bis 
dato auf der uuteru Hälfte ohue Erfolg, auf der oberu 



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Rundgang um die Ueidenmauer. 



57 



dagegen, dfi wo die Wiese heute an den Wald stösst, 
fand ich waldreiche Steinzeit sch erben, eine römische 
Vase und den oben erwähnten St ein kr eis. Man 
grab dort in vorrdmificlier und röinidier Zeit nach 
feinem Sandstein zu Schleif- und Mahlsteinen. Die 
Spuren fanden sich in ca. — 1 Meter Tiefe. Die 
Mauer wird dort am Rande der Grossmatt erst niedrig 
und verliert sich dann ganz. Dort springt in die Wiese 
Baum- und Buschwerk vor. In diesem liegen einige 
zum Sprengen angeschnittene Steinblöcke. 
Yorgonommeno Grabungen ergaben vielen Steinschutt, 
aber bisher keinerlei Funde. 

Dagegen ist der unmittelbar unter dem Kloster 
gelegene Bergab hang, den wir nun erreichen, eine 
überaus reiche FundqucUc an Artefakten, welche die 
Geschichte des (^dilienberges illustrieren. Grabungen 
zeigen hier den Hoden in seiner ganzen Ausdehnung bis 
auf 1 Meter Tiefe total mit Knochenabfällcn, Eisen- 
n^cln, gotischen Ofenkachekesten und Topfscherben 
aller Art durchsetzt; diese rei(;hen von der Steinzeit 
bis zur Rönicrzeit, vom Frühmittelalter bis in die 
Neuzeit. Gegen Norden ist diese Schicht mit Grasboden 
überdeckt, gegen Osten und Südosten dagegen liegen 
noch heute infolge von Erdrutscbungcn und Abschwem- 
mungen zahlreiche Scherben dem kundigen Auge zu Tage. 

Ein Anscliluss der Mauer an den mächtigen Felsen, 
auf dessen Höhe das Klostor steht, i^t nirgends sichtbar, 
und es bleibt zweifelhaft, ob sie sicli dort ehedem rings 
um den Felsen zog, oder ob sie links und rechts an 
den Felsen stiess, also dessen steil abfallende Ostseite 
frei Hess. Ich halte die lotztore Version für die wahr- 
scheinlichere (vgl. meinen Tlan Taf. X). Ein Weg 
führt um den Felsen herum und kreuzt den vom Kloster 
zur Odilicn<iuelle führenden Fusssteig. Auch hier fohlen 
sichtbare Spuren der Ueidenmauer. Sie wäre des starken 
Gefälles wegen dort auch kaum nötig gewesen, aber 
die Nähe und der Wert der Odilienquelle Hessen an 
und für sicdi schon vernmten, dass die Mauer unter 
Einschluss der Quelle dort sich unterhalb des Felsens 
bis zum Kloster hinzog und dort an den Felsen sties«. 



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58 



Rundgang um die Heidenmaucr. 



(ieradc das starke (icfäll hat sie dort zuerst verschwinden 
lassen, iiuh?ssen fand man anhässlieh der Wasscrleitunj^s- 
arheiten eben dort unterhalb des Kh)sters auf dem Wege 
zur QueUe Reste der Mauer mit noch vorhandeueu 

Sehwalbensehwänzen. 

Ihn das oberste Plateau des Herges licl \\(k'\i eine 
separate Tinzäunung, deren (^)uader aber zu den Kloster- 
luiutoii aiifixi liraueht worden sind — bis auf einen kleiiu 'n. 
von mir zur Besichtigung bh)ssgelegten Rest am Siid- 
ende des Plateaus, wo die.ses durch einen tiefen Graben 
vom weitern Bergrücken abgeschnitten ist. (üerade 
dieser Graben, heute als Verbindungsweg dienend, ist 
äusserst beachtenswert, denn er ist — vielleicht unter 
Rcnütznii.ur einer natürlichen Einsattelung — kihistlieii 
hergesteilt d. h. künstlich vertieft worden, so dass dort 
der nur an dieser Stelle in gerader Linie fortlcitende 
Bergrücken jäh unt^M-brocIieii uui\ das Klosterplateau 
deiart durch Ahtiefmi^ dieser einzigen gut zugänirlicheu 
Stelle förmlich i-f^lirrt — - befestigt — orsclieinl. Die 
hier allerdings nur nocli L'-ai!/ spärlich sichtbaren Mauer- 
reste mit Uiegclverbindung deuten das hohe Alter dieses 
Grabens a?i. Durch die Wegcaulagen ist er allerdings 
in neuere!" Zeit noch vertieft worden. Die kleim-u Stein- 
treppen östlich unterhalb dieses Platcauü smd zumeist 
Anlagen an^ diesem Jalirhundert. 

Wenige Schritte südlich die<e< Grabens beginnt links 
wieder die 11 ei den man er suhtbar, dann immer grösser 
und l)csser erhalten zu werden. TJeini Beeken f eisen 
sind zahlreiche Folsblöcke mit tiefen Kmncn angeschnitten, 
einige mit tiefen Becken versehen; einzelne sind von Herrn 
Langel und mir, andere von Herrn Abbe Caspar bloss- 
i;elegt worden und ausserordentlich sehenswert. Eben- 
solche Öprengrinneii betinden sich auf d* m bis dahin 
für ein Drnidendenknial gehaltenen ..Beckenfelsen", 
so genannt nach dem auf dem einen Blocke sichtbaren 
grossen Hecken. (Die Bezehhnung .. Häckerfelsen'* ist 
W(dd luchts anderes als eini' verdorbene Wiedergabe des 
Wortes Beckenfelsen ). Man hat ehedem diesen Fels 
seiner seltsamen Form und seines Beckens wegen als 
üpfcräteiu, das Beckeu selbst als „Blutbeckeu'^, die 



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Ruadgang um die Ueidenmauer* 



Ö9 



Rinnen als „Ablaufrinnen" bezeichnet; der Stein war 
aber den Erbauern der licidenmauer niclits weniger als 
heilif(, denn sie haben ihn, wie gerade jene Rinnen und 
Becken l>e weisen, als Steinbruch bentttzt, und davon, 
wie noch heute sichtbar, Quader losgesprengt. 

Einige Schritte weiter gelangt man, nach rechts ab- 
biegend, zum sogenannten Canapeefelsen — gekenn- 
zeichnet durch seine zwei im Steine befindlichen be- 
quemen St ein sitze (Xaturspiel) und sein rundes tiefes 
Wasserbecken. Ringsherum ist der Boden künst- 
lich abgeflacht: durch die Quadergewinnung für 
die Heidenmauer .der Findlinge entkleidet und durch 
Lostrennung alles bau- und bruchfähigen Felsgesteins 
geebnet. Den Niuiicn „Canapeefelsen" mag der Leser 
nach Belieben auf die erwähnten zwei Steinsitze zurück- 
führen oder von „Canabae'^ ableiten (im letztem Falle 
hätte der Stein seinen Namen also nidit von den zwei 
Steinsitzen, sondern von seinem wahrscheinlich natür- 
lichen, aber künstlich erweiterten Steinheck cii mit der 
bei diesen Wasserbecken nie fehlenden Ausflussrinne). 

Kehren wir auf den eben verlassen on Weg zurück, 
so sehen wir diesen halJ sich zweiteilen: der eine 
(rechts) führt zur Wildsau lache (Abreuvoir) auf der 
Bloss, einer viereckigen Cisterne, und in gerader Linie 
weiter nacli dem Männelstein. Der andere Weg 
leitet den Wanderer links nach wenigen Scliritten zu 
einem vorspringenden Felsen, von dessen Plattform aus 
wir eine prächtige Aussicht geniessen. Von da gehts 
längs der hier aus besonders mächtigen Quadern ge- 
bildeten Mauer gegen Süden zu einer Fclstrcppe, an 
welcher links ein natürliches oder künstliches „Schlupf- 
loch^ sichtbar ist. £s führt ausserhalb der Mauer auf 
einen Felsvorsprung, kann indessen auch zufälligen Ur- 
^aclien seine Entstehung verdanken. Immer den längs 
der Mauer hinführenden prächtigen Weg weiter verfolgend, 
erreicht man in ca. einer Viertelstunde die von Bäumen 
entblösste Bloss, eine seit Jahrliundcrten so i?cnanntc 
Oertlicbkeit, weil hier der Boden förmlich mit l^'elsen 
gepflastert erscheint, Baum- und Strauchwerk nur kümmer- 
lich gedeihen und der nackte Felsen „bloss" zu Tage 



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öO Rundgang um die Heidenmauer. 

liegt. Doch was man hier an Felswork sieht, ist wiederum 
nur der Ueherrest eines Meeres von Felsen, die einst 
hier die Oberfläche überragten. Auch hier haben die 
iiauleute der lleidenmaucr die zu Tage liegenden Blöcke 
zum Bau ihrer gewaltigen Umzäunung verwendet. Spuren 
dieser Arbeit haben sich auf der Blos>; ebenfalls in 
grosserer Menge erhalten; Hlörke mit angefangenen 
Sprengrinnen, mit abgehobenen Felstiäclicn und mit 
Wasserbecken geben davon Zeugnis. ]>esonders inte- 
ressant ist hier ein rechts vom Wege unfern der Wald- 
grenze gelegener (allerdings im (lestrüpp verborgener 
und niedriger) Felsblock mit tiefer Sprengrinue und 
instruktivem Fohlbruch. 

Die Mauer weiter verfolgend gelangen wii- zum 
Männelstein, einem mächtig vorspringonden Felseu, 
dessen Oberfläche sich in zahlreiche riesige Kinzelblöcke 
zerlegt hat und einen seltsamen Anblick bietet. Der 
Fels gewährt eine prächtige Fernsicht tief ins 'J1ial 
und bei klarem Wetter bis nacli Strassburg, Fieihurg, 
IhTisach und Ilagenau.*) So war dieser Ort zu einer 
Signalstation vorzüglich geschaffen und wolil mit Kecht 
nimmt Cnnonicus Straub an, dass hier einst eine 
römische Specula gesessen habe. 

Vmn Männelstein führt ein Weg südlich mitten über 
die Bloss gegen das Kloster. Audi auf diesem Wege 
begegnet der aut inM-ksamc Wanderer angeschnittenen 
und mit Hecken verseil enen Felsblöcken. Weiter 
links findet er einen Weg zu der von A. Siefert in 
Lahr aufgedeckten alten Cisterne. 

Folgt man der Mauer vom Männelstein aus weiter 
gegen Westen, so gelangt man nach kaum Ii) Minuten 
zum Seil aftstein, von dem dasselbe gilt, was ich eben 
vom Männelstein sagte. Dann gebts zum Wachtstein, 
(anrli Waclitelstein genannt), einem ausserhalb der 
Mauer frei in die Lüfte ragenden mächtigen Felsblocke, 

*) r. Dionysius AlbreclU, Uistorv von Hohenburg, 
Sehleltstadl 1758, sagl von der Aussicht vuni Oddienberge: 
»,Man kan zehlen: drey hundert DörlTer und Flecken: 
„zwantzig Stätt; auch spielet in die Augen der Silber- 
„glantzende Rhein/' 



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BundgaDg um die Ueidentuauer. 



61 



der, wie schon sein Name sagt, wie es aber mehr nocli 
die künstliche Verbindungsmauer beweist, in uralter Zeit 
als Ausguck und Wachtposten diente. Er ist durch eine 
Mauer, die heute nur noch teilweise erhalten ist, mit 
der Odilienmauer verbunden; sie diente als Brücke, um 
von der Ilcidenmauer aus das Betreten des Wachtsteines 
zu ermöglichen. Heute ist indessen seine Besteigung 
lebensgefährlich. Um an seinen Fuss zu gelangen (von 
wo aus imposanter Aufbliek zur Felsspitze), folge man 
dem abwärts führenden Wege des rOhrigen Yogesen- 
clubs. 

Vom Wachtstein geht es — der Weg liegt heute 
teilweise auf der alten Heidenmauer — westlich zu 
den ausserhalb der Mauer gelegenen sogenannten 
„Druide nmon um enten". Auf dem Wege dahin rechts 
oben auf abgeholztem Terrain befindet sich ein mächtiger 
von Dr. Helmer-Barr entdeckter Steinschnittf eisen. 
Die „Druidenhöhlen" machen einen überaus künstlichen*' 
Eindruck, sind aber sicher ein Werk der Natur und 
nur als solches von Interesse. Man hat sie bald als 
„Dolmen", bald als „Druidenhöhlen", bald als Gang- 
gräber, bald als geheime Ausgänge bezeichnet; für all' 
dies fehlt jeder Beweis. Ausgrabui^gen sind olme jede 
Funde geblieben. — Dann gelange^ wir zum Aufstieg, 
wo die alte Barrer „Römerstrasse" in die Mauer 
mündete. Unweit davon ist die Mauer vorzüglich er- 
halten ; im allgemeinen ist sie hier auf der Westseite 
regelmässiger und schöner gebaut, als auf der Ostseite« 
Man hat diese Verschiedenheit auf spätere Erbauer zu- 
rückführen wollen, doch hat dies veränderte Bild in 
der Verschiedenheit des Baumaterials seine 
Ursarlic; östlich ist der Sandstein grob und stark mit 
Kieseln durchsetzt, westlich feiner und leichter scbneid- 
bar (daher hier auch die Sprengschnitte schöner 
sichtbar). Die Mauer verlassend und dem entsprechend 
bezeichneteji Wege folgend, erreichen wir ein Gehölz 
mit den von Prof. Voulot und später von Prof. Euting 
ausgegrabenen Gräberresten fvü:l. Cap. Ausgrabungen), 
Einige Steinhaufen und aus Steinplatten gebildete Sarko- 
phage, sowie Reste der Sargdeckel sind noch sichtbar. 



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62 



Ruiulgang um die Heidennumer. 



Der Woj? führt abseits dor links licprondon Mauer (der 
Weu: länj^s der Mauer ist hier überaus beschwerlieh) 
(liin-ii die iKh'dliche Quermauer zur dohaniies- 
(j Helle und wiMhM' ,iii\i^en das Kli)ster. (iiu die Mauer 
/u vcrfol^n'ii. halte mau sieh liüks (hier der W ei^ allerdings 
mülisaiii) 1111(1 erreiclit dann nach einij^er Zeit wieder 
(hui von nun au der Mauer lul^^eudeii leieht ^an.i^barcu 
Fusspfad. Stellenweise zeigen sich hier interessante 
Stein h ruch fe Isen, so besonders der von Maler Sto^- 
kopf aufgefundene, der weit in den Abgrund vors))rnigr 
un(l unsiinii':: eigenartig angeschnitten ist. Von hier aus 
geinesst man nicht nur v'me prächtige Aussicht auf das 
schon bewaldete „liirzthälele" und auf die Kuine 
Birkenfels, sondern auch auf die iiier einen L^iosseu 
iiogen besclircibende und prächtig erhaltene Ueideiimauer 
(vgl. Abbildung auf Tafel XI). Diese und die nun 
folgende Strecke der H c i d e ii m a u e r bietet 
für den Touristen wie de n o i" s e Ii e r d i e 
s(;hönstcii und instruktivsten Partieenl TTat der 
Mauergürtel die erwähnte Kurve beschrieben, so erslrc* kt 
er sich in ziemlieh gerader Linie gegen Norden weiter. 
Kach wenigen Schritten gelangen wir zu den\jenigen 
Felsen, dessen Entdeckuutr zur Aufsuchung und 
weitern Erforschung alT dieser prähistorischen 
Bauwerkstätten tl( n Anstoss gab. Von ferne 
schon wird dem W anderer dieser mächtige Fels auffallen, 
denn i(!h habe ihn vollständig seiner oft tussdic kcii 
Moos- und Erdschicht tnitkleiden lassen, so dass heute 
der kahle 1 t l>t)iock dem ;uifmerksamen Touristen kaum 
entgidien kaiiii Nur wciiijc Schritte von der lieideii- 
mauer entiernt steigt dieser Fels mehr als mannshoch 
em])or, fällt nach hinten auf 13 Meter AuMlelmung all- 
mähliu" flach ab und bietet dem Forscher besonderes 
Tiiteressc durch die darauf präolitig sichtbaren 
Sprengschnittrinnen, Wasserbecken und Abbau-, 
treppen. Uninittelbar daneben befinden sich einige, 
andere, ebenfalls angeschnittene Felsen; dann folgt, 
wenige 100 Schritte weiter der Mauer folgend, der 
alle Abstieg zur Badstubquelle. Nach weniL^cn 100 
Schritten gelangt man zu einer von Dr. Koeberie aus- 



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Rundgang um die Ueidenmauer. 6.H 

gegrabenen Felsenpassage, die oft als „Ausfallstlior*^ 
gedeutet wird, wahrscheinlich aber nur eine natttrliehc 
Bildung ist — hervorgerufen durch Ausschwemmung des 
Erdreiches und Herausrutschen einzelner Steine, so däss die 
dortige sicher natarliche Felsspalte mit der darüber aufge- 
bauten Heidenmauer nun ßine thorfthnliche Lttcke bildet. 
Recht» davon (dicht daneben) sieht man eine Anlage, die 
weit eher als eine beabsichtigte und kQustlich her- 
gestellte gelten darf. Yov der Mauer Hegt eine kleine 
Stein treppe, die abwärts unter die Mauer führt, dann 
durch dieses Mauerloch hindurch ausserhalb der Mauer- 
peripherie auf eine Art Terrasse leitet; diese bricht 
senkrecht in die Tiefe ab, ist also von aussen unzugäng- 
lich und kann also sehr wohl als eine Art Ausguck 
oder Beobaehtungspunkt gedient haben« Wenige 
Schritte weiter findet man zwei von W. Scheuermann 
aufgedeckte, instruktiv angeschnittene Fels])l<)cke mit 
langen und tiefen Sprengschnitten und Felilbruch- 
s puren. Dann passieren wir das Westende der nörd- 
lichen Quermaner und erreichen die von A. Laugel 
gefundene prächtige Gruppe zahlreicher Fcisblöcke 
mit Sprengschnitten, Wasserbecken, Fehlbrücheu 
und Abbautreppen. Besonders lehrreich ist hier ein 
kreuzförmig angeschnittener Block rechts vom Wege. 
Meine hier ausgeführten Grabungen ergaben tiefe Schichten 
von Sandsteinschntt, der mit den erwähnten Steinbh>cken 
von der grossen I^ren^rc der hier gebrochenen Felsen 
Zeugnis ablegt. Wenden wir uns von diesen Stein- 
brüchen links zur Mauer, so führen uns wenige Schritte 
zu einem vorzüglich erhaltenen Thore. Es ist 
von Dr. Koeberle freigelegt worden und verdient ganz 
besondere Beachtung, denn es ist der einzige an der 
Heidenmauer selbst noch erhaltene Thoreingang. 
Auch die Art des Thorverschlusses ist noch sichtbar, 
sowohl an dem das Mauerende abscliliessenden mäch- 
tigen Feisblocke, als an der daneben liegenden, riesigen 
Felsplatte, welche ehedem oben querliegend die Mauer 
mit dem dort auf der andern Seite hoch aufragenden 
Felsen verband. Beide Steine zeigen nämlich deutliche 
Spuren alter Zapfen- und Balkeulager, in welche ehedem 

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64 Rundgang um die Heidenmauer. 

die Thorangoln und die Yerschlussbalken eingriffen (vgl. 
Tafel VIII). Mehrfach ist hier die Mauer stark be- 
schädigt, an einzelnen Stellen fast ganz verschwnnden, 
weil die Erbauer der Dreisteinschlösser hier die Heiden- 
mauer als willkommene Steinquelle benützten. 

Verfolgt man von nun an die Mauer weiter nach 
Norden, so gewahrt man rechts im Walde runde tiefe 
Löcher, wie meine Ausgrabungen ergaben Sandstein- 
brüche, welche man des hier guten, aber relativ seltenen 
Materiales wegen besonder» tief abgebaut hat. Ihnen 
gegenüber gewahrt man in der Hauer deutlich abge- 
zeichnet einen jener für die Heidenmauerbauleute offen 
gelassenen „provisorischen Eingänge^, die man nach 
Fertigstellung der Linie zumauerte, und die man auch wohl 
als „Mauerreparaturen" verzeichnet sieht. Wenige Schritte 
nördlich ündet der Wanderer mächtige Steinschnitt- 
blöcke, welche ausserhalb der Mauer liegen. Dann 
verfolgt man die Mauer noch ein grosses Stück weiter 
nönllich — hier einige schöne Beispiele von Quadern 
mit Ki egellagern — bis allmählig das Mauerwerk, 
zum Schluss seihst die cinzehien so charakteristischen 
Quader verschwinden. Bald sehen ^vir die Ruine des 
Hagel Schlosses, dessen Bau dort die Mauerzerstorung 
veranlasst hat. 

Auch vom Ilagelschloss aus nach Osten (die Linie 
biegt scharf südöstlich ab) fehlt eine lange Strecke die 
Mauer gänzlich; nur spärliche Resto Jüchen von ihrem 
einstigen Vorhandensein Kenntnis. Ein Pfad führt un- 
weit des Bergrandes parallel mit demselben aufwärts in 
südöstlicher Richtung zu dem Bergrücken, dessen Fort- 
setzung nördlich zum IToxcnplatz leitet, quer über- 
schritten aber den Wanderer zum Ostabhange der 
Ueidenmauer bringt. Will man nun die Heidenniauer 
verfolgen, ohne direkt zum Stollhafen zurückzukehren, 
noch andrerseits bis zum Hcxenplatze zu gehen, so 
durchquere man in gerader Linie gegen Südosten den 
Wald. Man stösst dann auf einzelne Quaderresto und 
erreicht den Fusspfad, der den Elzberg mit dem OiHlien- 
bergc verbindet und nördlich begangen zum Hexen- 
piatz, südlich verfolgt zom Stollhafen resp. Kloster führt. 



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Rundgang um die Heidenmauer. 



65 



^Iiui lihorsclircitct diesen Weg und durchquert den Wald 
bih /um ()>trande des BeiT^platcaus. Anf diesem ganzen 
Wege hUid Si)uren der ISIauer nur iinssLi.st selten /.n 
finden. Aueh am Ostabhan^e sind sie eine Stn'<'ke weit noeli 
ungemein sj);irlit'h, und vertreten zumeist nui- niäehti,i.^e Fels- 
abhänge die Stelle derMancr: auch die angeschnittenen 
Steine finden sich auf dieser Strecke so wenig, dass man 
annehmen darf, der Mauerbau sei Ins zmn Ostabbanijc 
der Mauer unvollendet ^'eblieben. Je mehr wir 
dagegen den Ostabhang südwärts verfolgen, desto häuhger 
werden wieder die Mauerquader, und bald türmen diese 
sich wieder über gewaltigen Felsen zu ansehnlieher Höhe. 
Man klettert hier an einer geeigneten Stelle den Abhang 
hinab und stösst dann auf einen schmalen Fusspfad, der 
ausserhalb der Maner hinfülirt, prächtij^o Felsi ngrbildc 
und seliöne Maucrstüeke dem Auire l>ieteL. Auf diesem 
Wege gelangt maii zu einem iniii liti;:en Felsen nut unter- 
irdischer Passag«', wclclic drn Kletterer oben auf die 
Mauer führt. Nach wenigen Minuten erreichen wir so- 
dann den Pjtie ho fei s e n (mit „Kticliohölde"), der früher 
als einstiger ubri sous loclie galt, sicher aber ohne 
jede archäologische oder historische Hedeutung ist. 
Dann geht es vorbei an itderessanten Fels])artieen, wo 
Fels und Mauer innig verbunden und tiefe Fels- 
spalten mit angepassten lilöcken künstlich aus- 
gefüllt sind, zum „StoU hufenfel sen"*, so genannt 
wegen seiner an die gotischen Stollenkessel erinnernden 
Form. Ehedem war hier der alte Eingang in den 
Nord abschnitt der lleidenmauer. Heute aber ist 
dieser Thoreingang nieht mehr sichtbar: dagegen sieht 
man noch heute deutlich die altgallische Strasse ihn; 
Richtung gegen diese Stelle nelnuen. Sie beschrieb, um 
die Höhe ohne zu starke Steigung zu gewinnen, eine 
Curve bis zum Oberkirchfelsen und bog tlort dann rück- 
wärts beim Stollhafen in die Mauer ein. Zwischen den 
genannten beiden Felsen sieht man die Strasse sich 
zweiteilen — es ist eine jener Ausweichestellen, 
wie sie die Knge dieser Wege gewisM i massen vor- 
bedingte und wie ich sie im X. Kai»itel besproi'ben habe. 
Diese alte Strasse ist zwar uiiLcr Schutt, Moos und 



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66 



Rund^'ang um die Heidemnauen 



» 



anderem Pflanzenwuchs versteckt, kann dem aufnierk- 
saiiuMi Ikobachter aber nicht entgehen. — Links vom 
StoUhafeii trifft man, wenige Schritte gegen Süden, auf 
die nördliche Quermauer, jene Querniauer, welche 
die mittlere Zone des HeidenmaueniuKey von der nörd- 
lichen Zone abschloss. Dann springt die Mauer plötzlich 
weit nach vorn vor — wir stehen vor dem gigantisch 
tiberragenden ( ) b e r k i r c hf e 1 s e n — einem zweigeteilten 
Riesenfelsblock, auf dessen Höhe gleichfalls Si^rengrinnen 
und auch deutliche Spuren abgesi)rt'iigier Blöcke erkenn- 
bar sind. (Cohausen hatte ehedem diese Spuren [ oder die 
benachbailcn QuermaueiTeste V ) mit Unrecht als möglicher- 
weise Reste eines spätrömischen Wachtturmes gedeutet). 

Wenige Schritte rechts vom Oberkirchfelscn botindet 
sich ein überhängender Felsen, den man, wie Aus- 
grabungen ergaben, mit rnreclit bisher als präliistoriscbe 
Felsenwohnung, als sugeiiauiiten „abri sous rochc" be- 
zeichnet hat. Heute ist unter dem Felsen eine Stein- 
baiik angebracht. Dieser gegenüber sieht man rechts 
einen mächtigen Stein Schnittfelsen und wenige Schritte 
südlich ein anderer solcher lUock, der links Spreng- 
schnitte, rechts ein eingelia ue nes Kreuzeszeichen 
tragt. Ob dieses den Stein christianisieren sollte, oder 
ob es eine Grenzmarke bezeichnet, wage ich nicht zu 
entscheiden. 

Beim Oberkirchfelsen biegt die Heidenmauer gegen 
Osten ab und steigt i^uer über die liLiilige Aufstiegstrassc 
hinab in die Schlucht unterhalb der „Grossmatt" — 
jenem Punkte, von wo aus wir unseren Kundgang be- 
gonnen haben. 



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XV. 

Der iiexeiiplatz. 

Vorfolgt mm\ den Ostraiid der lleidciimaucr ^^cgcu 
NordfMi. so verliert sieh alhiiählij? die llcidcninauer. 
Sic s( li-iiit hier unvollendet ircblieboii zu sein und das 
Woni«^e, was schon bestand, haben die Zeit und Menschen- 
hände bescitiixt. Ancli Stcinscbnittfelsen sind hier selten 
zu finden. Umso häutipjcr da.^c'ri'n stüsst der Wanderer auf 
oft mächtig' ^jrossc, hiei- inid da i ccht seltsam gebildete, sehr 
sehenswerte Felsen und 1 el-l)l »ckgruppen. Man durchquert 
den Wald in nördlicher Iliclitung, verfolgt ciin ii felsigen 
W^ej? und stösst schon nach einer Viertelstunde auf den 
Hexcnplatz („Tläxe]datz"). Der Fremdling kann kaum 
fehlgeiien, denn den Zugang zum Hexenplatz vernüttelt 
ein wenig Ineitei r>er,!2:.2:rat und der Platz selbst charak- 
terisiert sieh durch sicli selbst: er hat etwas (xcspenstiges, 
rnheinilichos, Wer ihn bei stürmischeni Wetter besucht, 
versteht noch besser die Namengabe, versteht, wai iim der 
Volksglaube dort Hexen ihr Wesen treiben lässt, und 
versteht, waruia die Sage hier vom „wilden Jäger" 
spricht und von wilder Jagd, von Jagdrufen und Hunde- 
jrebell l)erichtet, das hier mr Naclitzeit gehört werde. 
Wild durcheinander geworfen liegen da nuicbtige PVls- 
blöcke, als ob der Teufel sie hier ausgestreut liätte. Der 
Wanderer springt über die Pdöcke, klettert auf und ab 
— immer neue seltsame Stcmgebildc begegnen dem Auge. 
Zahlreicbe lUöcke tragen T^M-kenaus Waschungen — 
die Mehrzahl ist sicher Naturspiel. Näpfchen- oder 
Sc!ialen8t(n*ne, wie sie der Präbistoi iker anderwärts tindet, 
sind es nielit, doch bleibt nicht ausgescldossen, dass 
einzelne jener fiecken auch der Mensch schuf oder 
wenigstens küustlich vertiefte, denn Wasser fehlt hier, 



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Der Hexenplatz. 



und so bilden diese Becken treffliche Wass er fän ge. Manche 
sind denn auch, durch den Hegen, fast immer mit Wasser 
gefüllt. Einzelne haben den Umfang grosser Pfannen, ja 
kleiner Badewannen. Steil und felsig bricht auf der Kord- 
seite das Plateau ab und bietet einen prächtigen Ausblick 
in die Tiefe und in die Umgegend. Seltsam wäre es, wenn 
hier nicht der vorgeschichtliche Mensch sein Wesen 
getrieben; schon das Gefühl sagt uns, dass er auch hier 
gehaust haben muss. Aber besser als deiiei Betrachtungen 
beweisen greifbare Dinge, dass die Erbauer der 
Heidenmauer hier gleichfalls beschäftigt waren. 
Der Felscnweg, der zum Platze führt, zeigt Sparen 
liohen Alters; alte Felsentreppen sind ersichtlich 
Menschenwerk und mehrfach fand ich grosse Blöcke 
mit Sprengschnitten analog denen, welche die Erbauer 
der Heidenmauer bei dieser selbst zurückgelassen haben. 
• So ist es nicht ausgeschlossen, dass ehedem eine Ver- 
längerung der Heidenmauer bishierher proj ektirt 
war, - dass auch der Hexcnplatz hätte in den Mauerring 
ciugcschlossen werden sollen, dass aber diese Arbeit nicht 
zur Vollendung gelangte oder aus andern Gründen auf- 
gegeben worden ist. Ausgrabungen würden vielleicht 
über diesen Platz und seine einstige ]3estimmuug Auf- 
klärung geben. Romantischen Dichtem möge dieser Punkt 
anempfohlen sein, wenn ihre Fantasie Anregung und 
einer stimmungsvollen Staffage bedarf. 



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XVI 



Kiuueu- und Bockeustoino, Altäre mal Ihlwmh 

Die gewaltigen P^elsenmaucni uud die cyclopischc 
Ileidciiiuauer verleiteten oft iiiid jrornc die Archäologen 
zu falschen Schl&ssen, zu fantastischen Auslegungen. 

Mag die H cideniiiaucr gewaltig erscheinen — sie 
hleiht eben doch das Werk eines Volkes, das sich für 
Flucht vorbereitet, das Schutz sucht, das seiner 
eigenen Kraft nicht völlig traut. Kin Volk im 
Vollbesitze seiner Madit und lediglich auf den Angriff, 
auf Ueberfall Anderer hedaciit, schuf keine Verteidigungs- 
werke im eigenen Tiande — es übt;rliess das Jenen, die 
es in fremden Landen angriff. So ist auch dic^ Ib^den- 
maucr nicht in den Zeiten entstanden, da .die Kelten 
ganz Kuropa übertiuteton, lloui verbrannten, selbst in 
Asien Reiche gründeten — sie ist. Avin wir sahen, ein 
Werk der jener glorreichen Zeit folgenden P^poche der 
Döcadence, jener Periode, wo Uneinigkeit unter den 
verwandten Stämmen, die Nähe der röniisclicn Provinz 
und ewig dauernde Germaneneinfälle die Voikskratt hatten 
erschlaffen machen. — Auch die crowaltigen Altäre'', 
„Zeichensteine", „Dolmen" des OdiliLulierges fallen leider 
nüchterner Kritik zum Opfer. Die ..lilutrinnen" sind, 
das habe ich oben schon gezeigt, nichts anderes als 
Sprengschnitte, die „Opferbecken'' aber, wir sie der 
Heckenstein, der ('anapefelsen etc. zeigen, sind nichts 
anderes, als dio AVnsserbehälter, in i\n\n\ man das 
IVir die Herstellung jener Sprengschnitte nöti^M- Wasser 
autlx^wiilirte. Was bleibt da vom lieckcntelsen als 
„Druidenaltar" übrig, wenn man sieht, wie iini die Kr- 
bauer der lieideumauor erbarmungslos angeschuittcu 



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70 Rinnen- und Beckensteine, Altäre und Dolmen. 



haben? — Gleich zweifelhaft sind aucli die Menhirs etc., 
von denen Voulot und .scHk^I nocli iileiclier und Faudel 1.S89 
berichten (z. B. vom Hexenplatz: ,,pli^töau des fees: 
dedale de dulinens, menhirs et galeries"). — „Die über- 
hängenden Felsen"^ (abris sous roches) haben, wie 
meine Ausgrabungen ergaben, nie urzeitliche Wohnungen, 
als was man sie gedeutet, beherbergt. — Auch die sot^e- 
nannten „Dolmen" und „DTuidcnhühlen~ aut der 
Westseite der Mauer haben keinerlei sichere Anzeichen 
menschlicher Thfitigkeit aufzuweisen, und sind hothst 
wahrscheinlich zwar merkwürdige, aber trotzdem eben 
doch nur natürliche Bildungen: 

Gewaltig sind zwar f'^^'f" Mcnsclien Wcrko — 
Doch jrewaltig aucli der Natur seltsame (iffüj^^e. 
Weit auf oft scliwinglsichderMcnsrhenGedatiktngebilde — 
Doch grimmig oft reisst nücliterne Kritik sie wieder ein. 



j 

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Tafel Xir. 




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xvn. 



Das Klostor und seine Sehenswiirdigkeiten. 

Die ganze Höhe, die ganze Ebene beherrschend liegt 
700 Meter Ober Meer auf dem Gipfel des Berges das 
St Odilien-KIoster. Der Wanderer wird von Laien- 
Schwestern bedient. Auf der Wiese resp. auf den Aeckem 
yOT dem Kloster standen ehedem Bauten, deren Grund- 
mauern noch 1825 sichtbar waren (Schweighäuser). Sie 
dienten einst den Prfimoustratensem als Wohnung und 
waren nach dem Brande von 154G der einzige Aufenthalt 
der Bewohner, die noch auf diesen Höhen zurftckhliehen. 
Heute sind selbst jene Mauerreste gänzlich verschwunden. 
Nicht selten finden sich gerade dort Wnnische Münzen. 

Heute sind die Wirtschaftsräumlichkeiten dem 
Kloster nähergerOckt.^ Sie liegen links und rechts des 
Theres, durch das man in den äusseren Klostorhof 
eintritt. Rechts in diesem, wo lieute die Bedürfnis- 
anstalt liegt, stand ehedem der „lleidcntcmpel", das 
erste Heiligtum des I^erges (vgl. Kap. XII). 

Im Vorhofe sind links die Stallunf?cn, rechts der 
Klostergarten, darin heute ein riesiges mittelalter- 
liches Taufbecken aus Vogesensandstein, doch ohne 
Verzierung, als Brunnenbecken dient. Daran anschliessend 
folgt die ('oiiventkir(!he, deren Bau 1687 begonnen 
wurde, und deren zwischen 1692 und KilMJ angefertigte 
prächtig k jour geschnitzte Beichtstühle eine Sehens- 
wfirdigkeit darstellen. — Man tritt in den innern 
Klosterhof, dessen Mitte ein neueres Bild der heil. 
Odilia ziert. Rechts ist der Eingang für die Klostcr- 
besucher, von wo aus man zur Kreuzkapelle (links 



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72 Das Kloster und seine Sehenswürdigkeiten. 

no]>on doiM Chor dor Convcntkirche) f^elangt. Es ist ein 
niedriges Hund böge nge\völ])e, das von einer starken 
romanischen Säule getragen wird. Sie ist durch ihre 
Skulpturen eine ganz hervorragende Sehenswürdigkeit 
(vgl. Abbildung). Neben ihrem Capitäl ist besonders 
ihr Fuss sehr beachtenswert durch die 4 Händepaare, 

welche aus der Erde liervor- 
zuragen und die Säule zu tragen 
scheinen. Sie ist ein treffliches 
Beispiel frühromanischer Archi- 
tektur, keineswegs wohl, wie 
angenommen wurde, schon eine 
Arbeit des 7. Jahrhunderts. 
Links befindet sich in einer 
Nische der 1752 dorthin ver- 
brachte Sarkophag des Adal- 
rich oder Eticho, ein Stein- 
sarg, der nach Form und Orna- 
mentik noch der Zeit Etichos 
(7. Jahrhundert) angehören 
könnte und dann mit der Tra- 
dition einig gienge. Ehedem 
l)efand sich dieser Sarkoi)hag in 
der Conventkirche, wurde dann 
aber 1617 an der äusserst en 
Wand der Engelskapelle ein- 
Oie romanische Säule in Jor gemauert (darauf bezieht sich 
Kiouzkapdio. Ca. XII. Jahih. das dort Über der Thüre be- 
findliche Wappen des Bischofs 
von Strassburg, Leopold L, welcher die Überführung 
des Sarges besorgte). Hei diesem Anlasse entnahmen die 
Mönche von Ebersmünster dem Sarge einzelne Gebeine 
Etichos und legten sie in ein hölzernes Bild, das den 
Herzog darstellen soll (und jetzt in einem Glassarge im 
obern Stockwerke untergebracht ist). Später wurde der 
Sarg Etichos von der Engelskapelle in die Kreuzkapelle 
transportiert und dort in der Nische, wo er noch heute 
sichtbar ist, eingemauert. 

Neben der Kreuzkapelle liegt die Odilien k apell c 
(vgl. Taf. XXI). Bevor man die Schwelle überschreitet, 




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Das Kloster und seine Sehenswürdigkeiten. 7^ 

beachte man den omamental ansgehanenen steinernen Fries 
oberhalb der Thflre (ersichtlich von derselben Hand, wie 
die Skulpturen der grossen oben erwähnten Süule), und 
die vorzüglich erhaltene Thflre mit stilvollem früh- 
gotischen Eisenbeschlag. Die Odilienkapelle ist 
der Legende nach von Odilia dem heil. Johannes geweiht 
worden, jetzt aber dem Oult der heil. Odilia gewidmet. 
Die Wände zeigen Gemälde, welche das Leben dieser 
Heiligen veranschaulichen. Ihre Gebeine sind heute 
in dem in der Nische auf einem Altar stehenden reich 
geschmückten modernen Reliquiarium ausgestellt. 
Daneben steht ein von F. Fransin im Jahre 1696 im 
Auftrage dreier Strassbnrger Domherren, zweier Grafen 
Manderscheid and eines Grafen von Hecke in Gemein- 
schaft mit Stadtsyndikus Rüth von Strassburg herge- 
stellter Sarkophag, der ehedem die Gebeine bewahrte 
und im genannten Jahrd an Stelle des alten Sarges 
gesetzt wurde. Die Vorderseite des 1696 er Sarges trug 
eine von Fransin ausgehauene Heliefplatte mit der 
Darstellung, wie anno 1354 Kaiser Karl IV. im Beisein 
einiger Bischöfe etc. das Grab der heil. Odilia öffnen 
Hess und den Körper in ausgezeichneter Erhaltung vorfand. 
(Der Kaiser entnahm damals „dem ganzen und unver- 
sehrten Körper ein Teil des rechten Armes" für seine 
Prager Iteliquiensammlung; deY Sarg '*wnrde in seinem Bei- 
sein wieder verschlossen.) Diese Platte wurde während der 
Revolutionszeit zerstört. Ihre Reste fanden sich 1898 
und sind jetzt im Klostermuseum untergebracht. Ebenso 
die grosse Odilienstatue von 1696, welche ehedem den 
Sarg schmückte. Diesen selbst glaubte man bis dato 
verloren und durch einen neuen ersetzt; ich habe aber 
nachgewiesen, dass der heute noch siclitbare Sarg der 
alle von l{)96 ist, dass ihm aber lediglich die Fransin'sche 
Platte fehlt, weiter, dass der Sarg schon vor dem Besuche 
der Revolutionsmänner geöffnet wurde, um die Gebeine 
der Heiligen in Sicherheit zu bringen, und dass die 
Revolutionsmännor es bei der Zerstörung der Sarp:i)latte 
weniger auf eine all^^enieine Zerstörung der religiösen 
Bilder, als auf die Vernichtung des „gekrönten" Kopfes 
von Kaiser Karl IV. und der mit Mitren geschmückten 



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74 Daß Kloster und seine Sehenswürdigkeiten. 



ßtschofsligur^n abgesehen hatten.^) (vgL aaf Taf. XTII An- 
sicht dieses Sarges v(»n KWH) in seinem ttrsprünKlichen 
Zustande, nach einem Kupferstiche Silbermanns von 17si.) 

Im Kre u/ir a 11 tr 0 betiiidct i Ii riiic viereckige Säule 
mit Hasreliefs, darauf einerseits l yriGlJO.DVX, welcher der 
neben ihm stehenden 8. ODILI A /um Zeichen der Investi- 
tur ein Buch ttberreiclit. Andrerseits das l^ild der h. 
Maria mit dem Jesuskinde. dane!)on knieend llEIilND (is) 
ABUA (tissa) und IlEUUAi) AHBA (tissa). Vorn an 
der Säule ein Bischof mit Mitra, Knimmstah und Bi^ch " 
nebst der üeberschrift: S. LEUDEG, d. Ii. St. Leodegarius, 
Verwandter Odiiiens, Täufer des „Heidentenipels^ 
und Schutzpatron von Nieilermünster. Abbildungen 
dieser 3 Skulpturen sind hier auf den Tafeln XIX und XX 
nach vor den Originalen retouchierten Photographieen 
wiedergegeben. Gegenüber befinden sich in diesem Gange 
die Speisezimmer für Wanderer und Gäste. .. 

Ins Freie tretend gelangen wir in den Convent-. 
garten, wo links eine alte Cisterne, rechts Ruhe- 
bänke und ein aus romanischen Säulenfragmenten auf- 
gebauter Tisch angebracht sind. Von hier aus gcniesst, 
man eine wundervolle Aussicht in das Rheinthal. Gegen 
Osten liegt die Thräiicnka pelle (Zährenkapelle), wa 
Odilia nach der Tradition für ihren Vater um Erlösung aus 
dem Fegfeuer gebetet hat. Darauf nimmt eine im Hoden 
der Kapelle unter einem P^isengitter sichtbare Stein-, 
seil aale Hezug, von welcher die Sage geht, dass sie durch 
die Thränen der heil. Odilia ausgeliöhlt worden sei. Pilger 
vergessen nicht, vor dieser Schale ein Gebet zu verrichten. 
Ar( h;if dogisch ist dieselbe ein intc!*'s*i;intos Heispiel des 
uralten Steincults und si)e('iell der rituellen Bedeu- 
tung der Schaaleiistein el — Dort betindot sich auch 
der Sarg der Naclifol.L^erin Odiliens. der heil. Eugenia. 
Die Wände schmücken (leniälde des Elsässcr 
Malers L. Sorg, geb. zu Strassburg lSi>;{ (f LsG3), 
davon das eine Maternus darstellt, wie er im Elsass das 



*) V^l. ,.Der Elsässcr" 1899, vom 6. Februar 1.S99: Forrrr. 
..Die aii<irj)liche Zorsiörunj^ des Sarges der heil. Odilia 
während der Revolutionszeit'*. 



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Tafel XIII. 




1696 errichtete während der Revolutionszeit beschädigte Sarg 
der heil. Odilia fnaoh Silbermann 17HI). 



Das Kloster und seine Sehenswürdigkeiten. 76 



Ghristentam i)rc(ligt, das andere den Biscljof Leodegar, 
wie er der heil. Odilia den S(;hleier reitrlit. 

Noch weiter östlich, direkt über dem Rande des 
Abhanges liegt die £ n g e I s k a p o 1 1 e ( „liangende Kapelle**), 
ursprünglich wohl ein altrümischer Wachttarm, 
der später zur Kapelle umgewandelt wurde. Hier war 
von 1617 bis 1753 der Sarg Eticho's an der Ausson- 
seite -eingemauert. ^Mädchen, die U Mal um die 
Kapelle gehen, erhalten noch im selben Jahre einen 
Mann** — eiF also, freundliche Leserin, so Du noch 
„unbemannt'' bist, rasch /.n jener Stelle und thue wie 
hier geschrieben steht (vgl. dazu auch Kap. IX.*) 

Im ersten Stockwerke des Klosters liegen rechts 
Räumlichkeiten der Geistlichen, links führt eine Thttre 
zu einer Kapelle mit zierlichen romanischen 
Säulen bogen. Sie hiess ehedem „Der Oelberg" und 
war mit, jetzt nicht mehr sichtbaren, Fresken aus dem 
Leiden C'iiristi geschmückt. Wahrscheinlich war dfes 
im Mittelalter die Betlmlle der Äbtissin. Durch die 
Rundbogen ist unterhalb die Odilienk^elle sichtbar. 
Ton dort leiten zwei Thüren in den romanischen 
Bibliotheksranm, in welchem jetzt die Klostersamm- 
lung untergebracht ist. 



') Der „Vmgmg** ist jetzt allerdings teilweise abgesperrt 



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xvin. 

Das Klostemuseum. 

Die über der Kreuzkapelle im ersten Stock gelegene 
Kapelle wurde vor einigen Jahren restauriert und zur 
Klosterbibliothek eingericlitet. Der Raum ist durch 
ein Bogengewolbe überdacht, dieses durch eine die Mitte 
des Baues zierende massige romanische Säule gestützt. 
Die Bücher sind längs der Wände aufgestellt und um- 
fassen u. A. auch reiche Alsatica und Odiliana. 

In diesem Räume hat 1898 Schreiber Dieses das 
Klostermuseum begründet und mit Beihülfe des 
Herrn Abbe Caspar und Herrn W. Scheuerraann eingerichtet. 
Die bisher in den Klosterräumen und Höfen zerstreuten 
Bauteile wurden hier oben vereinigt, wertloses aus den 
bisher in einem Glasschranke aufgestapelten ältem Fund- 
beständen an Thon- und Eisensachen, Münzen etc. aus- 
geschieden, und die alten sowie die neu hinzugekommenen 
Funde chronologisch geordnet und katalogisiert. 
Das Klostermuseum von SanktOdilien soll die 
G-eschichte des Berges veranschaulichen. Zu 
diesem Zwecke sind den Originalen anch Abbildungen 
der in andern Sammlungen befindlichen Odilienfunde 
beigefügt, und sind Plflne, alte Kupferstiche nnd dgl. gleich- 
fiSlB ausgestellt worden. 

Die vorläufig noch kleine Sammlung umfasst: 

Im Glasflcliranke links: 

Stein- und erste Metallzeit. 

Steinbeil, gefunden durch den früheren Odilienberg- 
förster am Ottrotter Abhänge des Odilienberges. 

Feuersteinmesser und -splitter sowie iieolithischc 
Topfscherben aus, mit zerstosseiien Quarzkörnern 
durchsetztem Thon, ohne Töpferscheibe hergestellt, 
z. Tli. mit Fingereindrücken ver/iert (Ausgrabungen 
Forrers am Westabhange des Gipfels). 



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Das Klostermuseum. 



77 



Abbildungen von Steinbeilen, Silex-Pfcilspitzcii etc. 
gefunden auf dem ( )dilienl)erjQ:e (nach Youlot) 

Modell des kleinen Stei n kreise s , wie er von 
Forrer und Scheuerniann auf der „Cxrossmatf* aus- 
gegraben wurde, nebst Proben der ca. SOG Stein- 
säulchen. 

Topf Scherben mit Bronze zeit- Ornamentik, auf 
der Xordseite dlrect unterhalb des Klosterfelseus 
gefunden. 

Zeit der Heideniuauer (T^nezeit). 

Am ersten Fenster: 

Quader der Heidenmauer, mit z. T. mehreren 
Schwalbenschwanz-Einschnitten. Zwf i der 
Quader, durch einen solchen Holzriet^^el (Schwalben- 
schwanz) verbunden, demonstrieren die Art und 
Weise der Anwendung jeuer hölzernen 
S c h w a 1 1) e n s c Ii w ä n z c. 
Tnj ersten (T!ns^( liranke : 

Alter ( ) r i « i n II 1 - S c h w a 1 1) e n s r Ii ^^' :i n z auä Eichen- 
holz, gefunden in der lleidcnniaiicr. 

Abbildungen von Quadern mit Ri( ,u ll i^^ern. 

Abbildungen von Stc i nb r uch fe Isen mit Spreng- 
schnitten, Fehl h r ü c h c n und Wasserbecken. 

8 p i n n w i r t e 1 und S c Ii e r h (mi der T e n e z e i t. 

Eisen-Pfeilspitze und Sichel der T^nc:<eif. 

Alte Ansichten der lleidenniauer aus bilber- 
nn>nirs lUich „Hohenburg" von 1781. 

l'hotographisrhc Aufnahmen der HeidcnmaiK i. 

Alte Ansicht der „Römerstrasse^' und Pläne der 
Ueidenmauer. 

RönuHche Periode. 

Im ersten (ilassrhranke : 
Scherben römischer Gefässc und Henkel von 
Am p hören gefunden an den Abhängen des Odilien- 
gil)fels. 

Römischer L(>ffel aus lironze. 

Römische Becher- Urne aus terra sigillata, gefunden 
bei den Ausgrabungen Dr. Forrcrs auf der Grossmatt. 



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78 



Das Kloslermuseiim. 



Auf dem Odiliciibcr^? gcfuiuleiie römische Münzen, da- 
runter einige Kopiecn nach Originalen in anderem Besitz. 

Mittelalter und spätere Jahrhunderte. 

Im ersten Glasschranke : 
Abbildungen der merovingisclien Gräber und Grab- 
beigaben, ausgegraben von Prof. Voulot und von 
Prof. Euting im Südabschnitte (Frauen- und Kinder- 
grab mit Ohrringen, Fingerring, Schnallen, Glas- 
schaale etc.). (vgl. Kap. XI). 

Scherben aus mc- 
rovingischer und 
carolingischer 
Zeit. 

Steinerne Köpfe 
archaistischen 
Stiles, gefunden 
von Abbe Cas])ar 
ca. 50 Meter un- 
terhalb der Nord- 
westseite des Klo- 
sters (einer der 
Köpfe in der Vi- 
trine, die anderen 
in den Fenster- 
nischen). 
Reste rot bemal- 
ter Sargdeckel 
aus Gyps. 

Zweite Fenster- 
nische : 
Romanische Säulen- 
füsse und Kapitale, 
sowie Gesimse mit 
Würfelornamentik. 
Sandsteinblock mit menschlicher Figur (Kopf fehlt). 
Diverse Skulpturenfragmente. 
Zweiter Glasschrank : 
Reste einer mittelalterlichen \V asser leitungsröhre: 
gefunden bei St. Jakob. 




Mittelalterliche Sandsteinskulptur im Kloster- 
museum von St. üdilien. 



Google 



Das Klostermuseuni. 



71) 



Romanische und gotische Sporen, Schlüssel, Pfeil- 
spitzen etc. 

Gotische Bodenfliese mit stilisirten Löwen, gi'ün 
glasiert. Um 1400. 




Gotische Bodenfliese, vertieft gepresst und grün glasiert. Aus dum 
Odilicnkloster. Jetzt im dortigen Kostermuscum. 

Gotisches Schaufelheschläge und andere Eisengcrüte. 

Gotische grünglasierte und verzierte Ofenkacheln. 

Gotische Löffel aus Silber und Bronze. 

Gotische Kirchen-Leuchter aus Bronzeguss (Paar). 

Bilder aus dem llortus deliciarum der Herr ad von 
Landsberg (f 1195), um 1180 vollendet. Die eine 
Reproduction in colorirtem Kupferstich von Engel- 
hard 1818 bei Cotta herausgegeben, die andere 
nach alten Pausen in Lichtdruck vervielfältigt durch 
die Gesellschaft zur Erhaltung der historischen 
Denkmäler (Strassburg, Trübnor.) (Vgl. Cap. XIX.) 

Alte K u 1) f e r s t i c h - A n s i c h t e n d e s K 1 o s t e r s u n d 
der Kapellen, Abbildung der gotischen 
Teppiche des Stiftes von St. Stephan mit 



80 

r 



Das Klüstermuseum. 



Darstellung der f. i e ii d c der hcili iroii 
Odilia (letzterer Stich aus Königshofens Chronik, 
Ausgabe von 161)8, in diesem Buche auf dea Tafeln VI 
und VII reproducirt). 

Kupferstic h- Ansicht des Fransin^si lien Odi- 
1 i e n s a r g c s von 1 G I) (> (^uach bübermauu ; vgl. 
unser Facsimilc Tat'. XIII). 
Danchen in der z\\citen Fensternische: 

Die 18!».s aufgefundenen Reste der 1703 zerstörten 
Fl ansin' sehen Sarkophagplatte (Datum lö96 
noch z. T. erlialtcn). 
An den Wänden des Aufganges : 

Kupferstiche, Lichtdrucke, Ilandzeichnungen etc. mit 
Plänen und Ansichten einzelner Ocrtlichkcitcn, soAvie 
künsth'rischen Darstellungen der hl. Odilia, einzelner 
FcLMMiden, der Ilerrad von liandsberg etc. von 
C. bpindler, Joseph Sattler, Jaeckle u. A. 



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XIX 



Der „Uortus deliciarum'' der Herrad von 

Landsperg. 

Es gehört sich, dass an dieser Stelle auch von einem 
Kunstwerke gesprochen wird, welches auf dem Odilien- 
berge entstanden, heute aber leider nur noch in Kuiiieeu 
— und auch das nur fraginciitaristh — der Wissenschaft 
erhalten ist. Ich meine das von der Aebtissin des 
Klosters llüheiiburg-St.-Odilien, Herrad von Landsperg 
hergestellte grosse Manuscript „Hortus dclicia- 
runi'^, welches sich ehedem in der Karthaus von Mols- 
heim, dann auf der Strassburger Stadtbibliothek befand, 
aber bei der Heschiossung Strassburgs in der Nacht vom 
24. auf den 25. August lb7n mit den übrigen dort be- 
findlichen Kostbarkeiten verbrannte. Glücklicherweise 
hatten aber die dem Manuscripte beigegebenen vielen 
Miniaturen (besser gesagt Federzeichnungen mit leichtem 
Colorit) durch ihre kostüm- wie waffengeschichtlich und 
ikonogiaphisch interessanten Darstellungen sclion früh das 
Interesse einzelner Forscher erregt und Diesen Veran- 
lassung gegeben, einen grossen Teil dieser Bilder zu 
facsimilieren. Das war ein Glück — denn heute ist 
man ausschliesslich auf diese vor der /erstürung ge- 
machten Kopieen angewiesen. Schon 1S18 erschien zu 
Stuttgart ein Kupferstichwerk von ^M. Engelhard, welches 
eine Keilie der interessantesten Darstellungen des „llortus 
delieiaruni" copierte (^Uerrad von Landsperg, Aebtissin 
zu Hohenburg, oder St. Odilien im Elsass, im zwölften 
Jahrhundert, und ihr Werk: Tlortus deliciarum. Ein 
Beitrag zur (Jeschichte der Wissenschaften, latteratur, 
Kunst, Kleidung, Waffeu und Sitten des Mittelalters", 



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82 Der „Hortus deüciarum'' der Herrad von Landsperg. 

in 8® mit 12 Kupfcrtafelii in Fol.). Seither haben noch 
zahreiche Forscher einzelne Bilder des „Hortus" eopicrt, 
doch erst nach der Zerstörung ist eine Herausgabe des 
Werkes, soweit es aus eben jenen Facsimiles rekon- 
struiert werden konnte, zu Stande gekommen. Es ist das 
von der „Gesellschaft zur Erhaltung der histori- 
schen Denkmäler des Elsass'^ 1871) unter der Leitung 
des verstorbenen Canonicus Dr« Straub begonnene, nach- 
her von Canonicus D a c h e u x und Domherr Dr. Keller 
weitergeführte Werk „Uortus dcliciarum, par l'abbesse 
Herrade de Landsperg. Reproduction holiographique 
d*ttne sörie de miniatures, calqu^es sur Toriginal de ce 
manuscrit du XII« siccle".*) Einige verkleinerte Wieder- 
gaben aus diesem Werke sind dem vorliegenden Büch- 
lein beigegeben, um dem Leser vor Augen zu führen, 
in welcher Art diese kostbare Foliohandschrift (von 648 
Seiten) illustriert war. Die Zeit der Herstellung fällt in 
die Jahre zwischen 1175 und 1180 (Ilerrad von Landsperg 
starb ca. lli)5); jedenfalls hat dieselbe mehrere Jahrein 
Anspruch genommen. Das Buch Avar für den Unterricht 
der Novizen bestimmt und enthielt alles, was für das 
geistige Leben der damaligen Zeit wissenswert und er- 
forderlich schien. Vom Texte wurde 165)5 eine Copie 
angefertigt, die aber 1870 das Schicksal des Originals 
teilte. Er ist indessen in Albrechts ,,lIistory von Hohen- 
burg" 1751 zum Abdruck gebracht worden. 

Welch* schöne Sprache Ilerrad führte, mögen folgende 
Anfangsstrophen des ersten und zweiten Gesangos kenn- 
zeichnen: 

Salve Cohurs \'irgiimm, 
ilulicnburgen.siuni 
Albens quasi Lilium 
Amans Dei Filium. 
II errat dcvoti.ssima 
Tua tidelissima 
^laler et aiicilliila 
Cautat tibi eantica. 



*) Strassburg, Verlag von Karl J. Trübner. 



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Der „Uortus deliciaiiun'^ der Herrad von Landsperg. 83 

Hoc in monte, vivo fönte, potantnr oviculae: 
Esum vitae, sine Ute, congestant. apiculae. 
Nectar claram, scripturamm, potant liberaliter, 
Bibant, bibant, vivant vivant, omnes aetenialiteT. 




Die Klosterkirche von St. Odilien zur Zeit der Herrad von Landsperg. 

Reconstruction uach einer Miniatur des „Hortus deliciarum'\ XII. Jabrb. 



Inhaltlich wichtiger als der Text waren allerdings 
fttr die moderne Wissenschaft die 240—250 Miniaturen, 
davon heute ( a. ^'i nach den vorhandenen Pausen publi- 
ciert werden konnten. Eine dieser oft hlattgrossen IMiiiia- 
turon zeigt die St. Odilia, wie sie von Eticho die Sclilüssel 
Hohenburgs entgegennimmt ; auf der Höhe des als „Möns 
hohenburc" bezeichneten Berges steht ein zwei türmiger 
romanischer Bau, für den die Annalime nahe liegt, dass 
er das Kloster zur Zeit der Herrad darstelle (ge- 



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84 Der „Hortus deliciarum" der Herrad von Landsperg. 

rade so, wie ja die Kostüme, Möbel etc. jener Miniataren 
genaue Copiecn der in jener Zeit üblichen sind). Ich 
gebe darnach hier eine Rekonstruktion, welche sich genau 
an die Miniatur Herrads anlehnt und das Kloster resp. 
die K 1 0 s t e r k i r c h e zur Zeit der Herrad von liandsjierg, 
also zu Ende des XH. Jahrhunderts, darstellt. 



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> 




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XX. 



Odilienbcrg - Littcratur. 

Es ist hier nicht der Ort für eine erschöpfende Biblio- 
graphie des Odilienberges, aber es scheint mir immerhin 
angebracht, eine kleine Übersicht über die hauptsäch- 
licVisie Litteralur des Berges zu geben, über seine Pilger- 
führer, seine ältern und neuern Fremdenführer, über die auf 
die Legendon, die Gesdiidife und die Monumente bezüg- 
lichen SthriflcMi, und über einzelne PrrifHÜca, in welclier 
der Berj? nach dieser oder jener Richtung Behandlunj> li« - 
fuiiden hat. Auf Vollst ündigkeit macht dies Verzeichnis 
natürlich keinerlei Anspruch. 

Albrecht, Dien., Pater. Anföhrungen der Wallfahrter auf 
den heiligen Odilienberg. Strassburf^ 1736. 

— Dionysius (damals Prämonstratenser-Oberer im Odilien- 
klDster) Ilistory von Hohonburg oder St. Odilien-Berg. 
In vier kleine Theil verfasst u. s. w. Schlettstadt 1751. 
Mit Kupfern. 

Assmus, Roh. u. Karl Slicler. Bilder aus Elsass-Lotliringen. 

Stuttgart, Paul Neff, 1876. 
Baehr, Ch. Note sur le Heidenmauer de Sainte Odile (Con- 

grös scientifique ä Strasbourg), Paris 1843. 
Ba<iiiol-Ri8te]haber. L'atsace ancienne et moderne. Stras- 

Biei<'her u. Faudel. Matori anx ]M>ur une 6tude pr6histori<4ue 

de FAlsace. Colmar, 1878 u. 1880. 
.Bernhöft. Stiassburg, Metz und die Vogesen. Strassbur^, 
Heinrich, lSd4. 

Bartlioldy, F., Prof. St. Odilien, eiü Liederkranis. Strass- 
burg, Selbstverl. 1892. 

Bulletin« de la societe pour la conservation äea mon«- 
ments historiqnes en Alsace (Einzelnotizen und Auf- 
sätze von Straub u. A. enthaltend). 

8 



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86 



Üdiüenberg-XiiUeraiur. 



Bnssiere, viroiDie de. Histoire de Ste. Odile, patronnc 
d'AIsace. Paris 1842. Desgl. in zweiter vermehrter Aufl. 
Paris 1853. 

Delcasäo, rectonr de Tacademie h Strasbourg. Sie. -Odile, 
legende alsacienne du Iniitiome siöcle. (Gedicht.) Stras- 
bourg;. Imprimerie Uuber Ibü-i. Desgl. 2. Aull. Stras- 
bourg 1858. 

Engelhard, M. Herrad von Landsperg, Aebtissin zu Hohen- 
burg odf'r St. Odilieii im Flsass im XII. .Iiilirliundert 
und iiir Werk: ilortus deliciuiuiii. Ein Beitrag zur Ge- 
schichte der Wissenschaften, Litteratur, Kunst, Kleidung, 
Waffen und Sitten des Mittelalters. Stuttgart, Cotta, 
1818. 

Eutins, Prof., Dr. Julius. Siehe unter Schricker, Odilien- 
herg. (N. B. auch die dem vorliegenden Buche beige- 
gebene Karte ist Herrn Prof« Euting zu verdanken.) 

Fink« Die Lilie von Randen. (Beschreibt in Versen das 
Leben der heil. Odilia, der Kirchenpatronin zu Randegg 

im Hegau.) SchafThausen 
Forrer, Dr. l^obert. Die Heiden u nnor von St. Odilien und 

die dort aufgedeckten prähisiui is< licn Steinbrüche und 

Besiedelungsreste. Strassburg i. K. 189Ü. 
— Die angebliche Zerstörung des Sarges der hl. Odilia 

während der Revolutionszeit. „Der Elsässer^', 1899. 

Nr. 81. 

Fries. Rapport sur le mur payen de Sainte-Odile (Bulletins 
de la societ6 des monuments bist. d'Als. I s^.rie, HI). 

f'rauzz, Amadeus. St. Odilia. Die Legende vom Leben und 
Wirken der heil. Patronin des Elsasses. Nach den zehn 
Wandgemälden in der St. Odilienkapelle des St. Odilien- 
klosters dargestellt. Schlettstatt, Buschmann 1880. 

Gebwiler, Hier. Hystorie von der heiligen junckflrawen Ottilie. 
Strassburg 152L Desgl. Neu aufgelegt durch Johann 
Schuttenheimer, Pfarrer zu Ottenrott und St. Nabor, 
mit Anhang. Freiburg im Breisgau 1597. 

Grad, Charles. L'Alsace, le pays et ses habitants. PariSy 
Hachettc & Cie. 1899. 

Grandidier, abbe. Histoire de Teglise et des eveques- 
princes de Strasbourg. Strasburg, 1778. 

Gy»8, abb6 J. Der Odilienberg. Legende, Geschichte und 
Denkmäler. Mit einem topographischen Plane des Odilien* 
berges und der umliegenden Denkmäler. Rixheim, A. 
Sutter, 1874. 4^ 356 S. 

^ Histoire de la ville d'Obemai. Rixheim, 1866. 



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Udiixenberg-Litteratur. 



87 



Halter, E. Die Heidenmauer. („Illustr. Fremden- und Ver- 
kehrszeitung''.) Strassbuig, 1898. 

Hirtz, Daniel. Der Odilienber^i;, eine vaterländische Er- 
zählung für Kinder ii. Kinderfreunde.. Strassburg 18H9. 

Imlin. Yogesische Naturschönheiten, Strassburg 182-4. 
gehandelt meist den Odilienberg.) 

Karth, A. Der Odilienberg und seine Umgebungen. Strass- 
burg 1825. 

Kirseliner, Louise. In Odilienbergs Klostermauern, Erzäh- 
lung. Strnsslmrg. 

Koeuigshofen, Jacob von. Klsiissisehe und Strnssijur^isclie 
Chronik. Herausgabe von Schilter, Strassburg 1698. 

Kraus, Prof. Dr. F. X. Kunst und Alterthum in Elsass- 
LoÜiiiu^en. Strassburg 1876 u. 1892. 

Kulm, abb6. Die heil. Odilia, ihr Vaterland, Herkommen, 
Leben und Hinscheiden. Strassburg 1838 u. 1844. 

.J. V. K. Odilia, nach einer altdeutschen Legende. (Dich- 
tung.) Regensburg 1863. 

La^nille, L., Pater. Histoirc de la province d^Alsace. 
Strasbourg, 1727 (mit Plan der Heidenmauer). 

Lebensgeschichte der heil. Ottilia. Freiburg i. B. 1852 
und Augsburg 1852. 

Levrault,L. St. Odile et le Heidenmauer. Traditions, Monu- 
ments et Histoire. Colmar, 1855 [Revue d*Alsace, 185i). 

— L. Die heil. Ottilia und die Heidenmauer. — Ueber- 
lieferungen, Denkmäler und Geschichte, übertragen von 
F. Schwab. OlTenburg, 185(5. 1 vol. 8« 

laenhard, Fritz. Odilia. Strassburg, Schlesier & Schweik- 
hardt. 1898. 

Lyra, Pater. Hisloria des uhralt, lieilig u. wunderthätigen 
Creuzes (von Niedermünster). Molsheim, 1675. 

Mampell, Friedr. Job. Die Heidenmauer auf dem Odilien- 
berg im Elsass. Ein Beitrag zur Veranschaulichung 
altgermanischer und gallischer Sitten und Verhältnisse 
am Oberrhein. Strassburg, J. H. Ed. Heitz. 1886. 

Mappus, Marcus. Hisloria plantarum alsaticarum. Amster- 
dam 1742. 

Mündel, Gurt. Die Vogesen, Reisehandbuch für Elsass- 
Lothringen. Stiasshui Karl J. Trübner, 1897. 

Näher, Jul. Panorama vom Odilienberg. Strassburg, 
Heitz, 1888. 

Opp ermann, G. F. Notice sur quel({ues antiquitis de la 
montagne de Sainte-Odile (Bull, de la soc. des monum. 
bist. d'Als. n s^rie, I vol.). Mit Plan der ,,Uruiden' 
monumente'^ von Gerhardt. Strasbourg, 1863. 



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SB 



Odilienberg-Litteratur. 



Peltre, Hugo. La vic de Ste.-Odile, premi^re abbesse du 
monast^re de llnlu nbourg. Strasboiii 1899 u. 1719. 

Pelter, Uiv^o. Das heijim der heil .lungtVau Odilia, erster 
Aebtibsin des Clusters Hohenburg, Strassburg 1701. 

Pfeffluger, Dr. Johann. Hohenburg oder der Odilien-Berg 
samt seinen Umgehungen. Mit 15 Kupfern. Strassburg, 
J. H. Silbermann 1812. 4-0. 

Pflster, Prof. Charles. Le Duche merovingien d'Alsace et 
la legende de Sainte-Odile, suivis d'une ('hide sur les 
anciens monuments de Saintc-Odilo. Nancy 1892. 

Der Pilger nach St. Odilieii. Andachtsübun<(on zu Ehren 
der heil. Odilia. Mit bisclnHliclier Genehmifjung. Sirass- 
burg, Le Roux, 18()ii. 8°. Mit einer LiUiugraphie der 
Heiligen. 

Reiner. Legendes et tradiUons alsaciennes. Ste.-Odite, 

patronne de TAlsace. Strasbourg 1842. 
Beinhard, Aim6. Le Mont Sainte-Odile et ses enviions. 

Strasbourg:, Fischbach. 1888. M. 20 Tafeln. 
Rey, Lucien. Notice historique sur la montagne de Ste.- 

Odile. Strasbourg, Dannbach 18HI. 
Roth, Prof. K. L. Der Odilienberg. „Alsatia/^ Jahrgang 

185()— 57. 

Bothmllller. Vues pittorescpies de TAlsace. Colmar, 1836. 4*. 
Rumpler, Canonicus. La vie de Ste.TOdile prämiere abhesse 
de Hohenbourg. Strasbourg 1804. DesgL deutsch 1805. 

— Relation des ^v^nements qui out eu lieu k Uohenbour«: 

depuis que chanoine Rumpler en est possesseur. (1804.) 

Sebenermann, Wilhelm. Das Khjstermuseum von St. OidiUen. 
(„Der Elsässer*', 1899, Nr. 92 und 93.) 

Sohir, N. Generalvicar. Le Guide du Pölerin au Mont Sainte- 
Odile. Colmar, Ch. M. HofTmann 1856 und 1866. 8» 
Mit einem topographischen Plan der Heidenmauer. 

— Älbam de la montagne de Sainte Odile. Strasbourg, 1859 

und 1864. 

— Der Pilger nach dem Odilienberge. Strassburg, Chr. 

Wurst 1878. 8^ 172 S. (Fast wörtliche Uebersetzung 
von N. Schirls Guide du Pclerin''.) 

Schlumber/^er, Dr. Jean von. Cäsar und Ariovist. 4 Vorträge. 
Colmar, Jung, 1877. 

Selmeegans, L. Observations au sujet du projet de restaa- 
ration du mur payen (Revue d^Alsace, 1857). 

Schneider, Dr. Jakob. Beiträge zur Geschichte des römi- 
schen Befestigungswesens, insbesondere der alten Be- 
festigungen in den Vogesen. Trier, 1844. 

Soböpflin. Alsatia lUustrata. (I.) Colmar, 175L (lU. Bd.) 



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Tafel XVll. 




j St. Leonhard. 



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Odilienberg-Litleralur. 



89 



Schreiber, Dr. Heim . Das Kriegswesen der Kelten (Taschenb. 

f. t;. n. A. i. Suddeutschl.) Freiburj?. 1841. 
Sktiricker, Dr. Aiij?. Der Odilieiiberg und seine Umgebung 

(aus dem Vogesenführer). Mit Karte von Dr. J. Euting. 

Strassbarg, Karl J. Trübner. 1874 

SchweigMnser, J. G. Auf dem Odilienberg im Herbst. 
(Gedicht) Strassburg 1824. 

*- Erklärang des Planes der Heidenmauer und der um- 
liegenden Denkmäler. Strassb. 1825. (auch französisch.) 

— Enumeration des monnnients les plus remarquables du 

d^p. du Bas-Rhin. Strasbourg, 1842. 

Schweighänser et Golböry. Antiquites de I'Alsace, ou 
chäteaux, oglises et autres monuments. Mulhouse 1H2H. 
Sie, bilden darin in Kupferstich iGrossfolin'i : Vu(>s 
des Ruines de Trultenhausen et du cbäteau de Lands- 
berg. Chapelle de la croix, construite par Ste.-Odile. 
Chäteaux de Dreysteia et morceaux du mur payen. 
Gh&teaux de Lützelburg et Rathsamhausen. Chäteaux 
de Girbaden. Eglise ancienne de Rosheim. 

Scliweigldlaser, fils« Notice siir les anciens chäteaux et 
aütres monuments remarquables situ^s entre la vallöe 
de Barr et celle du Klingenthal. 8^ 

Silbermann, Johann Andreas. Beschreibung von Holienburg 
oder dem St. Odilienberg samt umliegender Gegend. 
Mit 20 Kupfern von Weiss. Strassburg, Lorenz & Schuler, 
1781. 8». lU S. 

Silbermann-Strobcl. iJeschreibung von Hohenburg uder 
dem St. Odilienberg samt umliegender Gegend von 
J. A. Silbermann. Neue Auflage, besorgt von Adam 
Walther Strobel. (Mit einem Atlas der Kupferstiche, 
welche Neudrucke von den alten Platten der Ausgabe 
von 1781 sind). Strassburg, bei G. Silbermann, 1835. 

Spach, L. L'avant-bras droit de Ste. Odilie („Alsace'*, 1840, 

Nr. S>-2). 

Specklin, Daniel. Architectura von Vestungen. Strassburg 
1589. II. (Sagt von der Heidenmauer aus: „sie ziehe 
sich so weit lieruni, wie eine Stadt '.) 

Spindier, C. lUustrirte Elsässische Rundschau. Strassburg. 
Schlesier db Schweikhardt. 1898 und ff. (Die Heiden- 
mauer, von Forrer, Odiliengedicht von Lienhaxt, diesbez. 
Illustrationen von Spindler.) 

— Derselbe, mit Josef Sattler : Elsässer Bilderbogen. (Kunst- 

blcätter: Herrad v. Landsperg, das Kreuz v. Nieder- 
müuster etc.). 



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90 



Odilienberg-Litteratur. 



ätöber, K. Kurzircfasste Lebensgeschicbte der heil. Odilia. 
Strassburg 1828. 

— Elsässisches Sagenbuch, Strassburg, 1842. 

Straub, Dr., Canonicüs, und Domherr Keller. Hortus 
deliciarum par Tabbesse Herrade de Landsperg. Strass- 
burg, Karl J. Trabner. 1879—1899. 

ThomassiDf capitaine. Le Mar payen, Montagne de Sainte- 
Odile. 1825. (Grosser Plan der Heidenmaoer später neu 
lierausgegeben.) 

Toucht'moulin» Le Mont Sainte-Odile. Album o. J. (188H). 

Venator. Sccncn aus dem Loben Odiliens. Slrassl)urg 1822. 

Vie et miracles de Madame Saiiicte-Odile. Espinal lüi(». 

Voulot, Prof. F. A. B. C. d'une science nouvelle; Les Vosges 
avant rhistoire. Etüde sur les iypes de race, les habt- 
tations, les ustensiles, les usages etc. des liabitants primitifs 
des Vosges. Avec 80 planches. Mulhouse 1872 — 75. 

Winterer, Histoire de Ste.-Odile ou iWlsaco chrrtienne 
au se[>(!' r!i<' et an ]miti«''me si^cle. Paris et (iucbwiller 
lHi)\). Desgl. in abgekürzter, deutscher Uebersetzung« 
Ilixlieim, A. Sutter, 1871 u. 1883. 



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Tafel XIX. 




Steinrelief im Kreuzgang des Odilienklosters. 

Odilia empfängt von Elicho die Stiftungsurkunde über HoUctiUwg. 

XII. Jahrh. 



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Tafel XX. 




Steinrelief im Kreuzgang des Odilienklosters. 

Bischof Leodegar. Madonna mit Jesuskind, darunter Helindis 
und Herrad knieend. XU. Jahrh. 



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OUMONT-SCHAUBERQ, STMSSBURO I. E. 



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Von demselben Verfasser: 



Prähistorische Varia. Von R. FORRER und H. MESSI- 
KOMMER. Zürich 1889. Mit 12 Tafeln in H^. M. 4.— 

ürifesohiclitliche Nachrichten und Forsehnngen, 
lierausgejieben unter Mitwirkung zahlreicher Forscher als 
Antiqua-Spezialzeitschrift fttr Prähistorie 1886^1891 von 
einem Gonsortiom schweizerisdier Alterthtiinsfreiinde, redi- 
girt von R. FORRER. 666 S. Text und 107 Tafeln »• 
Geb. M. 25.—, 1887—1891. M. 20.- 

Die friihchristHchen Alterthfimer nn^ flt^m Grähcr- 
felde von Achmim-Paiiopolis. Strassburg 189B. M. H5. — 

Die röm. n hyzantin.Seidentextilien ans dem Gröl>©p- 
felde von Aohmim-Pauopolis. JStrassburg 1891. M. 85.— 

Die ZcTigdnulie der byzantinischen, romanischen, 
gothlsc hen u. spät. Runstepoehen. Strassb. 1894. M. 75. — . 

Mein Besuch in El-Achniim. Reisebriefe aus Aegypten. 
Mit H:^> Text-Abbildungen u. 13 Talein. Strassb. 1895. M.3.Ö0. 

Spätgothiache Wohni€unie nnd Wandmalereien ans 
Schlosa laao^e. Mit 12 Lichtdrucktafeln. Strassb. 189it. 

M. 14 — . 

Die Knnst des Zengdracks vom Mittelalter bis 
snr Bmpireseit. Strassburg 1898. M. 80.— 

Die Ueidenuianer von 8t. Odilien, die daselbst 
entieekten Steinbrüche und präbiatorisehen Ansiede- 
Inngsreste. Strassburg 1899. 

In demselben Verlage erschienen: 

(?tttillgr*tofcfforDr. 3iilitt8: SBcfdireibunfl ber 3ta^t 
StTofeburß 11"^ ^c? 9?tiinftcT?. W\i ^Man, l^oTtcrnmo, 
^arte utib ^'0 5ibbiibunaen, ^on VI. ^oerttv\e, @. i'oefli, 
^exm. S^eftel, ^^uliu^ ©utina u. a. geinte mtb. u. ocrm. 
^lujlQfle. VIR, 128 (&. 1898 SW. 1.—. 

Mündel, C, Die Vogesen, Reisehandbuch für Elsass- 
Lothringen und angrenzende Gebiete. Kl. b- mit 15 Karten, 
3 Plänen, 2 Panoramen und mehr. Holascbnitten. 8. umge- 
arbeitete Auflage. XXXII, 610 S. 1897. In 1 Band geb. M. 4.—. 
In 2 Bande geb. M. 5.—. 

Mündel, Führer durch die Vogesen. Kleine 
Ausgabe des Reisehandbnrlis «Die Vofresen». Mit 15 Karten 
und Plänen. Kl 8«. XXXll, 279 S. 1898. Geb. M. 2 50. 

IfätTtftfte i^olfölicber. ©efantntdt tmb '^eraugacflebcii mn 
(Surt ÜK anbei. 8^ Vlli, 302 6. 1884. 3.-, ccb. 2)1. 3.5(». 

Weltmann, Dr, AI fred, Geschichte der deut- 
schen Kunst im E i s a s s. Mit 74 üolzschnitten. Gr. 
IX, 330 S. 187<>. 10.—) M, 6.—. y^^J^ 

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