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BOUGHT FROM THE
ANDREW PRESTON PEABODY
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BEQUEATHED BY
Caroline Eustis Peabody
OF CAMBRIDGE
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Der Odilienberg
seine vorgeschichtlichen Denkmäler
und mittelalterlichen Baureste, seine Geschichte
und seine Legenden
von
Dr. R. Forrer.
Mit 30 Abbildungen und einer Karte.
Strassburg.
Verlag von Karl J. Trübner.
1899.
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1
Vorwort.
In der Krone schöner Berge, welche die Vogcsen
zieren, bildet der Odilienberg das Stimjuwel. Weit-
hin sichtbar ist er von jeher der besuchtoste Ausfluf,'s-
ort im Klsass und als solcher auch weithin über die
Laudesgrenzen hinaus aufs beste bekannt. £r verdankt
dies sowohl seinen natarlichen Schönheiten, seiner präch-
tigen Aussicht, seinen gigantischen Felsengebilden, als
soineii vorzüglichen Wcganlagen, seiner weit in die
Vorzeit zurückgehcuden Geschiciite und den vielen
Legenden, mit welchen der Berg seit alten Zeiten um-
woben ist — er verdankt seinen Ruhm nicht zum ge-
ringsten auch seinen ebenso gewaltigen, wie huchmcrk-
würdigen vor- und frühhistun.^chen Bauwerken, welciic
seine Gipfel schmücken. Gerade jene Letztem sind es,
welche mir Veranlassung gaben, allen Jenen, welche
sich für diesen Berg und seine Geschichte interessieren,
diese Schrift zu widmen.
Mein Büchieiü ist indessen nicht für irgend eine
besondere Klasse von Odilienbesuchem geschrieben ; nach
Möglichkeit habe ich versucht, es zu einer Monographie
auszugestalten, die Jedem dienen kauu. ^lein „Odilien-
berg" möchte sowohl dem gläubigen Pilger den Weg nach
St. Odilien weisen, wie ebenso dem erholungsbedürftigen
Touristen, dem wissensdurstigen Archäologen und dem
Erforscher mittelalterlicher Kunstdenkmäler; hoffentlich
steckt selbst der Bergfex, der dorthin wandert, bloss
„um droben gewesen zu sein", luciu Buch nicht unbe-
sehen in die Tasche!
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IV
Vorwort.
Habe ich bei dieser Arbeit thuiilicbst iicbeu altbe-
kannten Dingen auch Neues zu geben versucht, 8o
macht das (iauzc iiaUii lich trutzdciu keinerlei Aiisprucli auf
eine eischöpfeudc Darstellung. Dazu bedürlte es eines
vielbändigen Werkes, eines ganzen Stabes von Spezialisten,
ausgedehnter längerer Vorarbeiten, topographischer Auf-
nahmen und weit umfassenderer Ausgrabungen, als dies
meine /.eit und eiirenen Mittel bisanliin erlaubten. Ein
Historiker von Fach nni^ste den gescbiehtliclien Teil,
ein anderer Fachmann den der mittelalterlichen Archi-
tektur, ein Dritter die Vermessungen, ein Vierter die
Sagen, ein Fünfter die Legenden behandeln; andere
hätten die strategisebe Seite der lleidenujauer zu würdigen,
die alten Strassenzüge, JSteinbruchwerkstätten u. s. w.
topographisch aufzunehmen. Hoffen wir, dass diese Arbeit
einmal zu Stande kommt ! Vorläufig mag das vorliegende
i3üchlein dazu eine Art Sciicnia bilden.
Herzlichen Dank sei allen Jenen abgestattet, die
mich bei meiner Arbeit freundlichst unterstützten : Herrn
Klostcrdirektor Abbe Caspar auf St Odilien, der
meinen Anregungen mit grossem Eifer entgegenkam;
Herrn Troi. Dr. Julius Kuting und Herrn Kunstmaler
C. Spind 1er, denen ich zahlreiche künstlerische Ab-
bildungen verdanke, sowie Hcrni W. Scheuermann,
der die Freundlichkeit hatte, den Aufstieg und die
ersten vier Kapitel zu fibernehmen. Dankbar sei
hier aber auch der Thätigkeit des Vogesenelubs ge-
dacht, der, überall wachend, Woge und Stege schaffend,
uns allen die Vogesen wunderbar crschliesst.
Strassburg, 1899.
Dr. K. Forrer.
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Iiilialtsverzeicliiiis.
Seite
Vorwort TTT
Inhalt V
Die verschiedenen Arten des Aufstieges .... 1
I. Geologie^ Flora und Fauna am Odilirnbcrt^e . . 4
II. Die St«ädte und Dörfer am Odihenberge .... 8
III. Bin Sclilosser und Ruiuiuinen am Odilionbcr^o 16
l\. Die Ruinen alter Klöster und Kapellen .... 24-
V. Geschichte des Odilienbcr«;es 30
VI. Tafel der Klosterbrände 85
VII. Die Legende von St. Odilia 37
VIIT. Di(> St. Odilienquelle 39
iX. Alte Sagen 42
X. Die alten Strassenzüge 44
XI. Ausgrabungen 47
XII. Der Heidentempol , , 50
XI II. Die Heidenmauer 52
XIV. Rundgang um die Heidenmauer 5G
XV. Der Hexenplatz 67
XVI. „Rinnen- und Reckensteine", „Altäre und Dolmen'- 69
XVII. Das Kloster und seine Sehenswürdigkeiten ... 71
XVIII. Das Klostermuseum von St. Odilien 76
XIX. Der ..Hortus deliciarum" der Herrad von Landspor^r 81
XX. Die Odilienber^r-Litteratiir
Verzeichnis der Tafeln.
I. Miniatur aus dem Hortus deliciarum der Ilerrad von
Landsperg, Pflügende Bauern.
II. Mittelalterlicher Turmbau, nach einer Miniatur der
Ilerrad von Landsperg.
- VI -
ITT. Ruine von Stift Niedermünster, nach einem Kupfer-
stiche von Weiss (Pf effinger).
IV. Ansicht des Odilienberges von St. Leonhard aus.
Von Prof. Dr. Jul. Euting.
V. Belajienin^rsszcno, nach dem Uortus deliciarum der
Hei rad von Landsperg.
Yl u. VII. Gotisdie Tapisserie mit Darstellung der Legende der
hl. Odilia.
VITT. Ansicht des alten Thoreinganges auf der Westseite.
Von Kunstmaler C. Spindler.
IX. Mauerquader mit Holzriegeleinschnitten, und Felshlöcke
mit Sprengrinnen; nach Aufnahmen des Votlaasers.
X. Plan d (' r H e i d 0 n m a ii e r. vom Verfasser.
XI. Ansicht der Heidenmauor bei Nr. i des Planes.
XII. Vogelperspektive der Klostergebäude, nach einem
Kupferstiche von Silbermann.
XIII. Der Fransin'sche Sarg der hl. Odilia vor der Revo-
lution. Nach Silhermann 1781.
XIV. Miniatur aus dem Hortus deliciarum der Herrad von
Landsperg
XVu.XVI. Beilerkampf und Getreidemühle nacli Miniaturen der
Herrad von Landsperg.
XVII. Ansicht des Wacldsteines. von G. Spindler
XVllI. Phulographische Detailausichl der Heidenmauer
zwischen Nr. (J und 7 des Pianos Tafel X.
XIX u.XX. Sleinreliefs am Kreuzgang des Klosters, Eticho und
St. Odilia, Leodegar, Herrad und Relindis.
XX!. Ansicht der romanischen Krypta im Kloster, nach
einer Lithographie von Engelmann.
Karte des Odilienherges, von Prof. Dr. Euting.
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Die verschieJeiicn Arten des Aufstiegs.
A. Von der Station Oberehnheim aus.
1. Ober Ottrott— St. Gorgon zum Kloster.
Von Obciehüheim auf der Landstrasse nach (Jtlrutt
(OmnibusverbindTing, Taxe 40 ). Der Weg führt an der Villa
Montbrison vorbei (s. S. 10). Von Oberehnheim bis Ottrott
zu Fuss Stunden.
Empfehlenswerter ist der Weg am Ehenbächd. Vom
Marktplatz in Oherchnhcin jrelit man rechts ab durch die
Kirchgasse, an der IM'arrkirche und don städtis-rhon Anla^'en
vorbei, dann ein kurzes Stück auf der Landstrasse und
links ab über die Ehen (Striche des V. C. rot-vveiss). Pracht-
voller schattiger Weg die Ehen aufwärts durch Erlengebüsch.
Zahlreiche Raheplätze. Nach 80—35 Minuten in Ottrott
(rechts liegt St. Leonhard, s. S. 13).
In Ottrott am Marktplatz vorbei (überall Wegweiser)
hinauf zum Odilienberg. Die Strasse daliin führt gerade aus
an der Kirche x-nibfi, dann, oberhalb des Dorfes, links in den
Fusspfad (bis oben weisse Striche des V. C). Der Weg führt
nach etwa 20 Minuten rechts an St. Gorgon vorbei (s. S. 28),
dann, fortwährend im Schatten, sanft aufwärts, ungefähr parallel
dem alten sog. „Romerweg". Nach etwa 4 5 Minuten wird rechts
oberhalb die Heidenmauer sichtbar, die man kurz darauf
durchschreitet. Dann Austritt auf die Grossmatt, und nach
wenigen Minuten steilen Aufstieges erreicht man das Kloster.
2. Fahrstrasse über Ottrott— Klingenthal nach
dem Kloster.
In Ott rot t beim Wirtshaus Blanck gehe man rechts
ab (Wegweiser), der Fahrslrasse nach, die in sanfter
Steigung durch das schöne .Klingenthal, nach etwa 2*1*
Stunden unterhalb der Ruine Birkenfels (s. S. 22) hindurch,
an der St. Johannesquelle (vgl. Kap. VIll) vorbei, direkt aufs
Kloster führt.
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Die verschiedenen Arten des Aufstiegs.
3. Über die Ottrotter Schlösser und den Elzberg,
Hexenplatz, Hagelsehloss, Dreysteine aufs Kloster.
In Ollrolt tjeho man am Markt platz und am lUissiorosrhen
Scbluss vorbei, bis sich iim Iiis am Her^o bei einem Brunnen
der Fussweg nach den OllroUcr Scbli>ssern abz\vei<it. (VVe«^-
weiser; bis oben rote Striche des V. C.) Der Weg ist im
Sommer stellenweise etwas sonnig, aber sehr schön, (lieber
die Ottrotter Schlösser s. S. 16.) Dort das gastliche Forst-
haus Scheidecker.
Von den Ottrotter Schlössern gelangt man in etwa 15
Minuten zum },Kopfef . Den niclit durcli Wegweiser kennt-
lich gemachten Weg lasse man sicli am Forsthaus Scheid-
ecker weisen. Vom KTipfel (s. S. IS) prachtvoller Ausbiirk
auf die Ottrotter Schlösser. Um zum Ha^r I sctiloss zu
gelangen, folge man dem auf der Scheide licuctKh'n Weg,
der etwas unterluiib tles Hagelschlosses auf den Odilienbt rg
führt. Von dort aus Wegweiser zum Odilienkloster, vorbei
am Stollhafenfels (s. S. 65).
Wer das Hagelsehloss nicht besichtigen will, sich aber
für den Hexenplatz interessiert, gehe von den Ottrotter
Schlössern aufwärts zum Elzberg-Pavillon (rote Striche
des V. ('., Aussichtspaviüon des Voges( n( hil)s) und von dort
in 20 Minuten zum Hexen platz (s. S. ()7); von da auf
breitem Wege hiniUx i nach dem Odilienhcrg und durch die
dort stnik zerst/irfe 1 leidenmauer, am Stuilliafeii (s. S. Gö)
vorbei nacii dem Kloster.
4. Ober Bemhardsweiler und St. Nabor oder St Nikolaus
zum Kloster.
Von Oberehnheim auf der Landstrasse nach Bem-
hardsweiler (s. S. 12, 30 Min.) nach St. Nabor (s. S, 12,
40 Min.). Von hier aus entweder den Fahrweg, an der St.
Odilienquelle (s.S. HH) vorbei aufs Kloster. — Oder über
St. Nikolaus und Niedermünster. \^on St. Nabor beim
Wegweiser links aufwärts, dem Pfad folgend, der auf eine
Forststrasse führt; nach etwa einer Viertelstunde Brücke,
dabei kleiner Wasserfall des I)achsl*arries. Gleicli hinter
der Brücke nimmt man den reclits abzweigenden Waldpfad,
der in einer Viertelstunde auf den Wiesenplan mit dem
Kapellchen St. Nikolaus (s. S. 26) und den Ruinen von
Niedermnnster nebst dem angebauten Meierhof führt.
Von hier aus aufwärts zur St. Odilienquelle (etwa 20 Min.)
und von da in abermals 10 Minuten nach dem Kloster.
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Dje verschiedenen Arten des Aufstiegs.
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B. Von der Station Barr aus.
1. Ober HeUigenstein, Trattenhanaen, St. Jakob, Nieder-
mfinster, St. Odüienqudlle, anfs Kloster.
Mangclil von Harr auf der Landst t assoiuicli lleili<£en-
stein (s. S. 14j Ho Minuten, von luer nacli Ti ulleiihauseii
15 Minuten, von dort den Waldweg (rote Striche des
V. C.) eine schwache halbe Stunde bis zur Wegtetlung.
Wegweiser; entweder reclits hinab nach Nieder-
münster, von dort über die St. Odilionquelle nach dem
Kloster, oder links aufwärts (weisse Striche des V. V..^^ nnrli
St. Jakob, das auf der Höhe liegt. Von dort (>nt\\ « ilor
direkt nach dein Kloster (20 Min.) oder über Niederniünster
und St. Nikolaus aufs Kloster (30 Min.).
2. Von Barr dvreh die Anlagen, über das Mönkalb nach
Iiandsperg.
Man geht von der Strasse nach Heiligenstein 5 Minuten
nach dem Austritt aus Barr links ab und folgt einem schönen
breiten VVeg durch die Anla-ron von Barr, am Herings-
denkmal vorbei, hält sich im weserilliclion ^nadeaus und
gelangt am F o r s t h a u s Mönkalb und dorn P a \ i ! 1 n n
des Vogesenclubs vorbei nach Ruine Land spcrg
(s. S. 20).
Von Landsperg entweder nach T r u 1 1 e n h a u s e n
(30 Min.) oder über den Wolfsthalbrunnen zur Odilien-
quelle (rote Striche des V. C.) oder vom Forsthaus Lands-
perg gerade aus in 10 Minuten zur Handschab, von da
entweder direkt zum Männelstein und von da zum
Klostor, oder den roten Strichen naeli zum Kiosk Jadelnt,
dann idjer den VVa« hl stein zum Männelstein, von
dort nacli dem K lost e r.
L' Iii nach Birkeniels und Kagenfels zu ge-
langen, geht man vom Kloster nach der St. Johannis-
quelle und folgt von dort dem angegebenen Wege (rote
Striche des V. C); nach etwa ■/* Stunden erreicht man
Birkenfels (s. S. 22) ; von dort geht man, um nach Kagenfels
zu frclangen, rechts auf dem Fahrweg nach Hohwald
(Wegweiser), diesem folgt man (nicht dem links ai)zweigenden
Fussweg Ilühwald nachgehen') bis er auf die KHngenthaler
Strasse führt, dann diese abwärts, vom llolzplatz Kreuzweg
zweigt sich ein Weg ab (Wegweiser), der in einer Viertel-
stunde nach Kagenfels führt (s. S. 22).
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L
Geologie, Flora und Fauna mu Ucliiienberge.
Waliiciid div südliLheii Yogoseii in ihren oberen Recrionen
meist aus ki ystallinischen Gesteinen bestehen, liegt m den
Mittel- uiid Nordvogesen über diesen krystallinisclien
Schichten noch die alte Sandsteiiulecke. Die Grenze ist
in nächster Nähe des Odilienberges : Mit dem Granit-
massiv des Ilochfelds nnd den zugehörigen Lagerungen
des Barrer Thaies hört der Granit auf. Von da ab
beginnt das Gebiet des Buntsandsteins, den wir an den
Gipfeln des Männelsteins, des Odilienberges, des Heide-
kopfes und aller nördlicheren Berge, z. B. auch des Hoh-
harrs zu Tage treten sehen. Daraus geht schon hervor,
djiss der Odilienberg als solcher keine eigene Geologie
hat, sondern im Zusammenhang mit den übrigen Sand-
steinvogesen zu betrachten ist.
Der rote Sandstein war zu allen Zeiten als Bau-
material hochgeschätzt. Aus ihm bestehen die Quadern
der Heidenmauer und sämtliche profanen und religiösen
Bauten am Berge, während wir sfldlich, im Gebiete des
Granits, dieses letztere Gestein als Baumaterial verwendet
finden, bei Andlau, an der Spesburg and den sfidlicheren
Burgen Ortenberg, Bamstein n. s. w. Interessant ist
der lockere bröckliche Granit, der am MOnkalb bei Barr
als „Kies** zur Strassenbescbotterung gegraben wird,
durch seine kugelförmigen Goncretionen. . Sammler seien
auf einen Steinbruck bei St. Nabor aufmerksam gemacht,
der charakteristische Versteinerangen des unteren Devons
bietet, femer auf die KalkgeröUe am neuen Weg von
Barr nach Landsberg hinter den Barrer Anlagen, wo
sich manche Doggerversteinerungen finden lassen.
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üeuiugie, 1^ iura und Fauna am Odilienberge.
6
Wildreichtitiii war stets ein Vorzug des Wasgcn-
waldcs. Schon das Nibelungenlied lässt den König
Gunther eine Jagd in den Yogesen yeranstalten :
^Nu wir der herverte ledee worden sin
So wil ich jaffen riton bern unde swin
Hin ze dem Waskemwalde als ich vil dicke han.**
and weiter, wo von der Jagdbeute die Rede ist:
„Darnach schlug er schiere einen wisent undc eich
Starker ure viere unde einen j^^rimmeii bchelch.'*
Noch grösser ist das Wild Verzeichnis, das dvr im
sechsten Jahrhundert in Süddeutschland wandernde liischof
Yeuantiuä Fortunatas von den Yogesen giebt:
„ . . . an Vnsajri. cervi, caprae, Helicis ursi
Caede sagittitera silva fragore tonat.
Seu validi bufali ferit inter cornua ( .impum
Nec mortem difTert ursus, onager, aper.**
All dieses huiito Getier ist, wie wir zur Beruliigung
der Odilionfaliror mitteilen können — leider ausgestorben.
I(i75 wurde noch ein Bär im Barrer Wald erschossen.
Der let7t(> der (xej^end wurde 1695 durch den Förster
Franz Etti^'hofen l)eim Schlosse Andlau erlegt, dessen
(Gründung merkwürdiger Weise die Legende mit einer
Bärin zusanimenbrinp:t.
1)0! Edelhirsch, der, wie überall im Elsass, so auch
hier durch die in der IVaiizosischen Bovolution prokla-
mierte Jagdfrcilieit ausgerottet war, erschien erst vor
20 Jahren wieder in ([er ()e<^end, l)ildet aber seif drin
einen stehenden Bestand der jährlielien Ja^nlheute ( \ erf;l.
d. Namen „Hirz-" — Hirschthälclc, fälsehlieli Hcrztliälele
genannt). *) llüutiir''r lilierraselit der Wnnflerer Bebe,
manchmal in Trupps, die namentlich im und ums Bad-
stubf iithal nicht selten sind. Tni 01)erchnheini(T Wald
kommt dio Wildkatze vor, im Küiigonthal und auch sonst
wohl allenthalben Schwarzwild (verp:l. d. Namen „Wildsau-
lache"). Häuüger sind Uachüe und Füchse. Der Auerliahu
*) Interessenten seien auf die Trophäensammlung des
Herrn Capilaine de Boxtel, Oilroli, Wirtschaft zum Schwanen,
aufmerksam gemacht.
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6 Geologie, Flora und Fauna am Udilienbcrgc.
vi'ml fast alljährlich in der Halzzcit zur Strecke gebracht,
1895 schoss man z. K drei Exemplare. Auch kommt
dessen kleinerer und seltener Verwandter, da» Hasellinlin,
zuweilen vor. In den Klüften der Felsen und den
^rauerlöelierii ilci- lJurgruinen, besonders der Spcsburg,
luM'stet allerhand IJauhgetiügel, so Eulen, 15ussarde und
]labielit(\ Auch ist der seltene Uhu z. B. bei IJirken-
tels beobachtet worden. Um die Türme der Ottrotter
Schlösser zielit der scIiiMie, jetzt geschützte Turmfalke
seine st(dzen Kreise und lenkt die Anfim rksanikeit des
WinidoriTs auf sich. liängs des Khenhächels kann niau
hautig den Eisvogel, zuweilen die Wasseranisel beob-
achten, uncl scheu durchstreift den dunkleren Nadelwald
der Schwarzspecht, ein schöner und nützlicher Vogel,
der leider andernorts srhnn recht selten geworden ist.
Auch die Flora des ( )dilienbcrges bietet für denjenigen,
der die Vogesentiora ül)erhaupt kennt, kein besonderes
Interos^o. Der ])erg kann sirli weder des Vorkommens
alpiner Fuiiiieii wie das benachbarte Hochfeld rühmen,
noch hat er etwa eine so grossartige Orchideeiitlora nach-
zuweisen, alN der nahe gelegene I)reispitz bei ^rntzit?.
Vielleiclit sind zwei Farne bemerkenswert, deren einer,
Cystdj)! cris fragilis, am Felsen unter dem Kloster
sehr liäntig ist. al)cr auch sonst vielfach in den Vogesen
vorkommt (massenhaft hei Gross-Gcroldscck). Der andere,
der Zierfarn Osniunda legalis, tritt am Waldrande
bei Niedennüuster aui, wo er lür die Gärtnereien geholt
wird.
Der Wald ist fast durchweg Nadelwald, die Weiss-
tanne herrscht vor. Die I^ue]ienl)estände ums Kloster
nach Osten und die Kdelkastanicnl)estände bei Ottrott
sind künstlich angej>Han/r, letztere, weil sieh ihre Stännne
vorzüLrlieli zu Rebpfählen eignen. ^lit grosser Mühe ist
neuerdings die „Hloss" aufgefoi-stet worden, nachdem
IKif) di'r Wald daselbst durch ein IxVswillig angelegtes
Feuer zu (1 runde g(\^angen war. Waldhrände melden
ilie Chroniken ülieihaupt mehrere. 147v5 ging in einem
besonders heissen Sommer, in dem auch der Schwarzwald
mehrere Tage brannte, ein Teil der Waldungen am
St. Odiüeabergc mit dem Wirtshaus des Klosters zu
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Geologie, Flora und Fauna am Odilienberge. 7
Grunde. 1681 bracli nach lang anhaltender Dürre bei
St. Gorgon ein Feuer im Walde aus, das sich rasch aus-
dehnte und aucli das Odilien-Kloster und die Kirche des-
selben eiigiiif und in Asche legte. Auch in unseren Tagen
sind mehrfach Waldbrände ausgebrochen, doch stets rasch
gelöscht worden. Wie gross heutzutage der Waldreich-
tum ist, illustriert die Thatsacbe, dass allein die Gemeinde
Boersch im Jahre 1899 fftr aOOD Mark Holz schlagen
lassen musste, da dasselbe sonst verfoult vftre.
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Eine der Spindlcr'schen Freskeu in der „Glocke" zu Obcrchnheiiii.
II.
Dio Studio und Dörfor am Odilioiiborg.
Oberehnheim.
Oberchnlieiin ist eine der 10 elsässischen Reichsstädte.
Die Stadt hat ilireii altertüinlicheii, reichsstädtischeii
Cliarakter noch fast vollkoimneii gewahrt. Der Fremde,
der die Station verlässt, überschreitet nach kurzer Zeit
die Ehen, dann den alten, jetzt in Gartcnanlagcn ver-
wandelten Stadtgraben, an wek'hem sich noch ansehn-
liclie Spuren der alten Befestigung, namentlich jene
so oft gemalten Türme befinden. Interessant ist der
Mai ktplatz, auf welchem sich zwei alte Bauten, die Korn-
lialle und das Rathaus gegenüberstehen. Beide verbinden
die Spätgotik mit dem Renaissancestil. An der Korn-
halle befindet sich das alte Reichsstädtische Wappen
Oberehnheims mit dem halben Reichsadler. Das Rat-
haus wurde 14(>2 begonnen und 1523 durch den Stadt-
baumeister von Oberehnheim, Hans Jüngling umgebaut.
Leider aber ist es auch später noch mehrfach moderni-
sierend verändert worden. Im oberen Stockwerk befindet
sich ein schöner, im 17. Jahrhun<lert eingerichteter Saal
mit spätgotischer Thür. An dieser befindet sich ein sehr
bemerkenswertes Schloss mit der Jahreszahl 1601). An
Google
Die Städte und Dörfer am Odilienberg. B
der Täfelung der Decke bemerkt man das Wappen der
Habsburger. An den Wänden sind barocke Gemälde
mit biblischen Darstellungen anfaccbracht. An einem der
Fenster dieses Saales war das Glasgcmäldc» welches die
Scene darstellt, wie Eticho seiner Tochter Odilia die
Schlüsselgewalt von Hohenburg überträgt. (Abgebildet
im Kupferstich bei Silbermann Seite 8 und bei I*fefHnger
Seite 40 Taf. Y, neuerdings bei Gyss, Obcrehnheim, S. 518.)
Dasselbe befand sich noch 18G4 in einem Wirtshaus in
Innenheini, ist aber jetzt verschwunden. Ein anderes,
jetzt im Pfarrhaus befindliches Glasgemfilde, darstellend
das Kamel von Niedermflnster, mit der Aufschrift »Ko-
zina zum Stein, Äbtissin von Niedermanster'*, dürfte nach
X. Kraus auch aus dem Rathaussaale stammen. Neben dem
Hathaus steht der Kapellturm, ein gotischer Bau des
17. Jahrhunderts, der neuerdings von Winkler sachgemäss
restauriert worden ist. Die frtlher angebaute, uninteres-
sante Kirche wurde 1873 abgebrochen. In der Kirch-
gasse steht der bekannte Secliseinierbrunnen, ein
charakteristisches Beispiel dieser Renaissancebrunnen, vom
Jahre 1571). Aussen sind Bibelsprüche angebracht, im
Inneren llvsie buntfarbiger Bemalung zu bemerken. Am
Dach sind schmiedeeiserne Wasserspeier und eine Wetter-
fahne. Neben dem Brunnen befindet sidi die Wein-
stube des Herrn V o n v i 1 1 e „ zum R a t s Iv c 1 1 (m • mit den
bemerkenswerten Spindler'schen Wandmalereien
(8. Abb. S. 8). Die l»eter- und Paulskirche ist 1867
an Stella der alten Pfarrkirche erbaut worden. (Diese
letztere abgebildet bei Gyss, Oberehnheim S. 1()8.) Aus
ilir stammen noch vier in der jetzij^en Kirche befindliche
Glasgemäide des 15. Jahrhunderts, während der gotische
Heiliggrabaltnr von 1504 aus der alten KapcUkirche stammt.
Vor der Kirclie steht ein alter, halbovahn* Befestigungs-
turm. In der rechts von der Pfarrkiri lit» befindlichen
Hospitalskapell i' liefiiulcn sich einige mit H. II. gezeichnete,
interessante Gemälde, die mit Unrecht II. Ilolbein den»
älteren zugeschrieben wurden. Sie stellen dar: Auf dem
Antipendium: Den lleilaml mit den 12 Aposteln, ferner
die heilige Elisal)Cth: Jakobus, Petrus und Johannes;
dann Mariä Tod, Maria Heimsuchung, die Anbetung der
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10
Die Städte und Dörfer am Odilienberg.
Weisen und Jesus im Te]iii)i^l. Interessant ist auch
die „Burg", ein der Stadt j^ehoriKes, jetzt als Mädchen-
schule dienendes Gebäude von 1470, das sich an der
Stelle erhebt, wo oiust die Burg des llohoiistaufeu und
noch früher die Morowingerburg, die Geburtsstiittc der
heil. Odilia gestanden haben soll.
Am letzten Hause des Ortes links (auf der Strasse
naeh Ottrott) betinden sich zwei rohe Skulpturen des
Kl. Jahrhunderts nebst zwei Steinnictzenzeichen. Noch
etwas weiter draussen rechts an der Strasse das Sc bloss
Montbrison, in dessen Garten sich ein restaurierter
romanischer Tuun erhebt. Dabei betinden sich Grabsteine
des 17. — 18. Jahrhunderts.
Über die Geschichte der Stadt ist folgendes zu
bemerken. Sie kommt urkundlich zuerst im 8. Jahr-
Imiidcrt unter dem Nanieu Ehinheini vor, ist aber nicht
nur der Legende nach, sondern aucli thatsächlieli viel älter,
Avic neuerdings gemachte römische (irabfunde beweisen.
Die „villa regia" der fränkischen Könige mag daselbst
bestanden liaben, wird aber nur in der Legende erwähnt.
Die Zeit der Hohenstaufen war aucli für Klienheim
eine Blütezeit: es wurde damals zur Stadt. Herzog
Friedrich, Barbarossas Vater, ;^uiuidete die Burg an der
Stelle, wo sich heute nocli das ..Burg" genannte (Telniude,
die jetzige Mädchenscliule erhebt. Kaiser Fricdricli
Barbarossa weilte mit seinem Hofstaat mehrfach in Khen-
heims Mauern und besuchte jedenfalls von hier aus am
27. Januar 1153 die Hohenburg, die damals unter der
Äbtissin Relind, seiner Base, stand. Auch sein Sohn
Heinrich VI. weilte in Ehenheim und erliess von hier
aus mehrere Urkunden. Zu dem in mehrere Zweige
geteilten Adelsgeschlechte derer von Ehenheim gehört
der Minnesänger Gösli von Ehenheim, der auf einer
Miniatur der Manessischen Handschrift dargestellt ist.
Nach dem Untergang der Hohenstaufen zerstörte der
Strassburger Bischof Heinrich von Stahleck die Burg
von Ehenheim dnrch Feuer. Die Stadt geriet von da
ah für kurze Zeit unter die Gewalt der ßtrasshurger
Bischöfe, wurde aher, als Kaiser Rudolf die Ordnung
wieder herstellte, wieder kaiserlich und stark hefestigt.
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Die Städte und Dorfer am Odilienberg,
11
Kaiser Rudolf hielt hier 128G eine öffentliche Gerichts-
sitzung al), naliiii sicli aucli sonst der Stiult an und ^ah
ilii* unter anderen die Oberlclmst^ewalt ühcr die Burj^en
Birkeniels und Kagcnfels (s. 8. 22—2;;). In dem
Kaini)fe zwischen Friedrich von Oesterreich und Ludwipf
dem Häver stand Oherehnheiin auf Seiten Friedrichs,
erkannte aher nach dessen Xiederla^'e Ludwin: an und
wunhi von demselben, trotz nochmal iiren Al)fall.s, mit
den Hechten und rrivilcgien einer reichsunmittelharen
Stadt beschenkt. Karl IV. bestätigte diese Kechte im
Dezenihcr 1317 von Stras.sburg aus; unter diesem Kaiser
bildete sich auch der Zehnstädtebund im Elsass, dem
Oberehuheim beitrat.
Um diese Zeit erwarb die Stadt auch das Reichsdorf
Bernhardsweiler. Bei dem Armagnakeueinfall von iiii
benahm sich Oberehnheim sehr tapfer. 1475 wurde hier
Thomas Murner, der grosse Satyriker und heftigste
litterarische Gegner der Reformation geboren. Während
des Bauernkrieges wurde die Stadt von den Aufständischen
belagert, aber rechtzeitig durch das lothringische Ileer
entsetzt. Die Beformation, die in der ganzen Umgebung
eingeführt worden war, drang in Oherehnheim nicht
durch. Im dreissigjährigen Kriege litt die Stadt furcht-
bar. Sie wurde von Mansfeld helagert und von den
Schweden mehrfach occnpiert. Nadt dem westphälischen
Frieden blieh die Stadt als reichsnnmitteibares Gebiet
deutsch, aber am 9. Juli 1679 wurde sie durch Louvois
gezwungen, Ludwig XIV. zu huldigen und 9. Oktober 1680
leistete sie demselben wie die unterelsässisehe Ritter-
schaftf den Eid der Treue. Die französische Revolution
hat auch hier böse gehaust Heutzutage hat die Stadt
4187 Einwohner, davon 147 Evangelische und 211 Juden.
Sie ist der Sitz eines Amtsgerichtes und einer Oberförsterei
und hat ein Progymnasium und ein katholisches Lehrer-
seminar aufzuweisen. Die Einwohner treiben Industrie
(BaumwoUwaron, Decken, Teppiche, MetaHwaren^ Seife
und Stearinfabrikation; Ziegeleien und SägemQhlen),
Handel und Obst-, bezw. Weinbau. (Näheres über Ober-
ehnheim vgl. die urkundliche Geschichte der Stadt Ober-
ehnheim von J. M. Gyss, 1895.)
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12
Die Städte und Dörfer am Odilienberg.
Bernhardsweiler.
Altes Dorf, wo man, wie in der j?anzen Gegend, fast
an jedem Tlaus eine alte Jahreszahl mit den Gewerk-
zeichen des Besitzer!^, meist Winzerhandwerkszeug, sehen
kann. Einst bildete' es den Zankapfel zwischen Oberehn-
heim und den verschiedenen Adelsgeschlechtem, besonders
den Mühlheim, welche durch Graf Sigismund von Thier-
sfein in den liesitz des Dorfes gekommen waren. Unter
Kaiser Karl XV. erwarb dann Oberehnheim das Dorf,
das ihm vorher bereits verpfändet war. — Heute hat
das Dorf 115o meist katholische Einwohner, die fast
durchweg Weinbau treiben. Zum Unterschiede von diesem
heisst jenes andere liernhardsweiler im Kreis Schlettstadt
„Bernhardsweiter im Loch"^.
St. Nabor.
Dieses Dorf liegt dem Fusse des Odilienberges am
nächsten. Der Name stammt nach Sigbert von Gem-
blonrs Chronik daher, dass 7G4 der Bischof Chrodegang
von Metz die Gebeine des heil. Nabor von Kom aus
hierlier brachte.
Hier hat der Legende nach das Kamel, welches das
Kreuz nach Niedermünster trug (s. S. 24), eine Weile
ausgeruht. Au der Stelle sah man später den Eindruck
eines tierischen Fusses. Zum Andenken an die wunder*
bare Erscheinung — es war das erste Mal, dass man im
Elsass ein Kamel sah — erbaute man neben dem Stein
einen Rundbogen (heute verschwunden). — Die 320
katholischen Einwohner betreiben Weinbau. Der ro-
manische Glockenturm der Pfarrkirche dürfte dem
12. — 13. Jahrhundert entstammen.
Ottrott.
Dieser grosse Weinort (1700 kathol. Einwohner)
bestand und besteht eigentlich heute noch aus zwei
Teilen, Ober- und Xiederottrott. Dieses letztere gehörte
fi*Qher den Herren von Rathsamhausen, während das
obere Dorf dem fiistum Strassburg gehörte. Der „Ottrotter
Rote*' ist einer der besten Weine des liandes. (Jagd-
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Die Städte und Dörfer am Odilienberg. 13
trophäensammlung in der Wirtsoliaft dos Capitaino do
Boxtel ^zum Schwanen"; gej^enüber der Wirtschaft von
Mad. Blanck „zum Kössel'* liegt die l'uststellc.)
Sl. Leonhard.
Am Eingang des Klingenthaies liegt, weithin sicht-
bar, St. Leonhard, eine kleine freundliche Annexe von
Boersch. Angeblich wurde sie durch einen Einsiedler
Erkenbald gegründet, welcher daselbst eine Kapelle und
eine Klause erbaute. Daraus entstand später eine
Benedictinerabtei, deren Kirche St Leonhard geweiht
wurde. Dieselbe verfiel und wurde im 11. Jahr-
hundert durch Bischof Otto von Hohenstaufen wieder
• aufgebaut. Später verfiel sie jedoch von neuem und
wurde 1213 in ein weltliches Chorstift verwandelt. Von
da ab sassen Jahrhunderte lang die Stiftsherren auf
St. Leonhard und mOgen sich's wohl beim Ottrotter
Roten nicht schlecht haben gehen lassen, bis die grosse
Revolution kam und sie vertrieb. In den verlassenen
Häusern setzte sich allerhand fahrendes Volk fest. Das
sind die Vorfahren von der heutigen, höchst ehrenwerten
Einwohnerschaft. Jetzt dient der malerisch gelegene Ort
namentlich als Tusculum für die elsässische KUnstler-
sehaft. Carl Spindler und Joseph Sattler haben
hier ihre Ateliers (am Hause des Ersteren interessante
deutsche Inschrift des ca. XIY. Jahrh.). Einzig in ihrer Art
sind die von diesen beiden Künstlern gemalten Fresken
des Hauses A. Lauge 1, die Scenen der Geschichte und
Sage der Gegend darstellen. Gegenüber liegt die als
Sakralstätte wohl recht alte Kapelle ,,St. Maria zur Eich'^
Das Klingenthal.
Im Klingenthal bestand ehedem eine sehr bedeutende
Waffenfabrik (die Fabrik beschäftigte Ende des 18. Jahr-
hunderts 300 Arbeiter täglich, was damals viel heissen
wollte), die 1730 mit königlicher Erlaubnis gründet
worden war, aber, nachdem sie mehrmals den Besitzer
gewechselt hatte, 1760 ganz vom König von Frankreich
übernommen und bis 1870 betrieben wurde. Heutzutage
werden weniger Waffen als industrielle Geräte gefertigt.
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14
Die Städte und Dorfer am Odilienberg.
Audi ])estolit eine bedeutende chemische Fabrik iiu
Klin^i iithal. Das Doii liut 400 Einwolmcr und eine
evangelische Pfarrkirche.
Barr.
Barr ist ein ansolinliclies altes Städtchen (5678 Einw.,
darunter 2583 Kath. und 1(15 Jud.), das ebenso wie das
benachbarte Oberelinheim seinen altertümlichen Charakter
vielfach gewahrt hat. bemerkenswert ist das Rathaus
in Barockstil, das 1640 an Stelle der Wespermannsburg,
auch Kleppernburg genannt, erbaut wurde. Die Wepfer,
oder Wespermann, Edle von Ikrr, starben 1583 aus,
nachdem sie vorher die Herrschaft Harr an die ^tndt
Strassburg verkauft hatten. Diese führte in der ganzen
Gegend die Reformation ein.
Barr kommt unter dem Namen Barru, Beara oder
IJarra bereits im 8. Jahrhundert vor. 1375 wurde die
Stadt von den eiii,'lischen Mordbrennern heinisiresucht,
1444 von den Arma^nuiken ^^ebrandscliat/t. 151)i> wurde
durch die lothringischen Völker trotz erlegter Brand-
schatzung das Schloss und ein grossfM- Teil des Ortes
nieder^^ebrannt. Am 9. November UiT.s schoss ein BiuT^er
von Barr, namens Fromm, den Officier der eben ab-
ziehenden Franzosen vor der Front vom Pferde, worauf
die Franzosen <iie Stadt bis auf wenige Häuser in Asche
legten. 1()80 wurde die Stadt französisch. — Barr ist
Kantonshauptort und Sitz eines Amtsgerichtes und einer
Oberförsterei. Es hat eine evangelische und eine katho-
lische Pfarrkirche und eine Synagoge, an Lehranstalten
eine Realschule. Ausser Weinbau betreibt dio Hcvölkeruni;
viel Industrie, besonders Gerberei, llolzsi huiifabrikation.
Woll waren u. a. m. An Handel wird besouilors Holz,
Wein und Getreidehandel gepflegt. Im sogenannten IlQhl
betindet sich eine Badeanstalt mit Mineralquelle.
Heiligenatein.
Heiligenstein wurde mit der Herrschaft Barr von
Strassburg erworben, worauf die Reformation die Ober-
hand gewann. Daher kommt es, dass der grösste Teil
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Die Städte und Dorfer am Odilienberg.
15
der (757 Köpfe starken) Einwohnerschaft sicli zur Au^rs-
biirgischen Konfession bekennt. Im Bauernkriege 1525
kam es hier zu sehr heftigen Auftritten. Kin reforma-
torischcr Predi'^cr von Strassburg, Klemens Zie^ler, veran-
staltete bei Ileilii^enstein trotz Verbotes eine Versannnlung,
worauf Herr Nikolaus Ziegler, der Inhaber der Ilerrselnift
Barr, denjenigen iiüri^er von Heiligenstein, der das Glocken-
zeichen zur Versammlung gegeben hatte, verhaften Hess.
Da rotteten sich am folgenden Tage die Bauern der
ganzen Gegend, besonders auch die von Bernhardsweiler
und der Vorstadt von Oberehnheim, zusammen, zogen in
Waffen nach Heiligenstein und erzwangen die Befreiung
des Gefangenen.
Berühmt ist der Wein der Gegend, der „Clevner von
Heljesteitt", den der an der Fa^ade des Rathauses
durch eine Bildsäule verewigte Erhard Wanz um 1740
von Chiavenna (= CIäven) hier einführte.
2
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Die Ottrottor Schlüssor: Rathsanihnuson und Lützelbur^.
III.
Dio Sclilössor und Biirgniincn.
Die Ottrotter Schlösser: Rathsamhausen und
Lützelburg.
Auf einem Ausläufer des sogenannten Honiburger
Herges ragen in unbesclireiblich malerischer Lage zwei
Bürgen dicht nebeneinander emi)or, Lützelburg un<l Ratli-
samhausen. Mit Recht sind diese Ottrotter Schlijsser
einer der besuchtesten Plätze der Yogesen. Das dem
Forsthaus Scheidecker zunächst gelegene Schloss, die Rath-
samhausen, ist das besser erhaltene. An demselben ist
ein runder Turm mit wohlerhaltenen /innen und das
hohe turmartige Hauptgebäude charakteristisch. Im ersten
Stockwerke des letzteren befindet sich ein merkwürdiges,
venetianisches Fenster, im zweiten Stockwerke der be-
kannte romanische Kamin. Auch sonst bietet sich ge-
nügende Gelegenheit, zahlreiche interessante Einzelheiten
zu studieren: Die steinernen Angelpfannen der Thore,
die tiefen Riegellager derselben, wo ein hineinschiebbarer
hölzerner Balken den Verschluss besorgte, Spuren von Wand-
bemalung, besonders in den Mauernischen, die Pförtner-
klause an einem der Thore; in einem Winkel versteckt,
schwer zugänglich und daher kaum bekannt eine inter-
essante mittelalterliche Abortanlage. — Das zweite
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Die Schlösser und üurgiuinen.
17
Scliloss, die LüUelburg, von Riitlisamliauseii durfli einen
doppelten (iraben ^a>trennt, ist viel einfacher und offen-
bar älter. Doch ist auch hier manches beachtenswert:
das malerische Einj^an^sthor, in einem der Söller ein
doppeltes Wandschränkchen mitSchiebeverschluss, wappen-
geschmückte Geschossconsole (an einem der Tragköpfe
die Wappen von Andlau und von Rathsamhausen) u. a. m.*)
Trotz der nachbarlichen Lage liatten die beiden
Schlösser keine gemeinsame Geschichte. Ihr Ursprung
ist unbekannt, doch mutmasst man die im 12. Jahrhundert
urkundlich vorkommenden Herren von Lüt/i^Iburg als
Gründer. Die Lützelburg gehörte zu Anfang des 14. Jahr-
hunderts den Herren von Andlau als kaiserliches Lehen.
i:^!)2 wird die „Vorder-Lützelburg" urkundlich genannt,
1393 kam sie durch Kaiser Wenzel samt dem zuge-
hörigen Teile des Dorfes I<]ieder- Ottrott an drei Herren
von Ratlisam hausen. — Das andere Schloss war Pfäl-
zisches Lehen. 1424 verkauften es die Rathsamhausen
für 120() Guklen an die Herren von Hohenstein, von
denen es 1477 an die Mülnheim kam. Nachdem diese
es 1530 neu aufgebaut hatten, verkauften sie es 1557
wieder an die Rathsamhausen. Diese bewohnten es bis
im 17. Jahrhundert, ihr Rurgvogt nnrli länger. Bis zum
Aussterben der Familie im 19. Jahrhundert blieben beide
St hlösser in ihrem Besitz. Die Lützelburg ist heute im
Besitze des Herrn Schaeffer in Oberehnheim. Rathsam-
hausen gehört Herrn S(;heidecker, der dieselbe in Ver-
bindung mit der „Gesellscliaft zur Erhaltung der histo-
rischen Denkmäler im Eisass^ im Jahre 1898 restaurieren
liess.
Bei den Aufräumungsarbeiten fand man zahlreiche
dreikantige Pfeilspitzen ans Eisen, auch Reste gothischer
Kachelöfen und Münzen, darunter römische.
*) Dem staunenden Wanderer wird gern eine Erzählung
von Menschengebeinen, die man mit Ketten belastet in
einem der Verliesslürme aufgefunden habe, aufgetischt. Di«'
Geschichte klingt dann, als sei sie erst gestern passiert,
während sie srlion Silbermann 1733 in genau derselben
Version zu hören bekam.
2*
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Die Schlösser und Burgruinen.
Das Köpfet.
Auf der Spitze eines Jier^n oiNprungs, der zwei Thäkr
IjeheiTsclit, liegen etwa 10 Minuten oberhiill) der Ottrotter
SrlilTi^^cr prerin^a^ Ruinen einer JJet'estii^ninir. ..Küpt'el"
oder (nach illeiclior) TT r j de ns chan z • i;enannt. Man
sieht das Grundgeuiuuer eines h'inglich ^a^strcckten Ge-
bäudes von 21 ni Lünire und 10 m Breite und eines
Turmes, der sich auf der Nordsoite kaum bis Mnnns-
liolie erhebt. Dem „Köpfel" römisehen Ursprunir yu-
zu weisen lie,i;t keinerlei direkte Bereclitif,'ung vor. Wahr-
sciieiidich grtindet sieh diese Beiiauptung allein auf die
Annahme, dass der Odilienberix zu W^mischer Zeit mit
einem gescliU)>senen System von Befestigungen überzogen
war. Bis jetzt ist die Zeit der Erbauung noch nicht
festgestellt. Auch Funde liegen weder aus römischer
noch aus si);iterer Zeit vor. — Vom ivoptel zieht sich
auf dem Grate des Elzherges ein tief in den Boden
eiugeschiiittcuer alter Weg nach Süden.
Hagelschloss oder Waldsperg.*)
Am nördlichen Ende der Heidenmauer liegt auf einem
Felskegel die Ruine Hagelschloss. Es sind nnr noch
spärliche Mauerreste erhalten. T)as Bemerkenswerteste
ist der gewaltige Bogen, der sich kühn von einem Felsi ii
zum andern schwingt und einen tiefen Spalt überbnickt.
Über den Ursprung der Burg ist nichts bekannt.
Wahrscheinlich wurde sie wie die benachbarten Drey-
steine im l.*!. Jahrhundert angelegt. Als Baumaterial
dienten wie hei jenen hauptsächlich die Quader der
Ileidenmauer, was sich an den Schwalbensehwanzein-
schnitten vielfach nachweisen lässt. J)i(» Ileidennmuer
ist denn auch besonders beim Hagelschloss fast völlig
♦) Silljcrmann 1781 führt irrtümlirlicrwoise Hagelschloss
mit Waldspt'rjj in zwei ^gesonderten Kapiteln als zwei ver-
schiedene Iluinen an. Audi behauptet der sonst sehr zu-
verlässige Forscher, es seien von beiden „keine Überbleibsel
mehr anzutreffen". Erst Schweighäuser stellte den Irrtum
richtig und wies nach, dass Hagelschloss und Wal<kperg
identisch seien.
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Die Schlosser und Burgruinen.
19
zorstr)rt. I Iber den Untergang der Burg berichtet Speckliu
lülgciulcrmasseu :
..Till Jahr 1406 hatte Walt her Erb, eines Ritters
„Solln, Sjiiin mit den von Strassburii. Da hatten die
„von Oberehnheim wegen ihnen einen Tacr ange-
„setzt und die von Strassburg aucli dazu erbettcn ;
„dahin /o«rr)) Herr llci iirich von Müllenlieini, dein
„man haii(l>j)crg spriitht, Kitter, und i^uthulff von
„Mül hMiheim, «aueli Ritter und sein Sohn, und Hans
„Sturm, der Lohnhcrr. Auf diese hielte Walther
„Krb ohne Widersagt, und Heng Herrn lleiiiiich und
„I iil lioUi' von iMüllenheim, die alten; und weilen ilenn
„liUthullFs Sohn .sehr verwundet worden, so Hess man
„ihn trelien, jedoeh mu.sste er s( liworen, sieh auf Kr-
„fordciung wietler zu stellen. Die andern führte er
„auf die Burg und Veste \\ al(leNi)erg. Do das
„die von Strassburir eiluhn-ii. /oü-en sie ans mit
„Büehsen und Werken vor Waldosperg und gewannen
„in acht Tagen diese Veste mit Sturm. Hätten sieh
„die Innern b(»sser liewelut. man hätte sie in Jahr und
„Tag nielit gewonm ii, daini sie überaus vest und mit
„genugsam Troviant versehen war. Es war aber Herr
„Walther Krb nieht darauf, da \sunlen die (iefangenen
„los. Diese Veste, welehe die beste im Land
„war, gehörte halber dem von Kathsani]iauss(Mi. Sie
„wurde aber Waltlicr Erb zu Leyd ausgej^)lündert und
„geschleift."
Die Burg wurde nicht wieder aufgebaut. Mit der
Walter Erb zugehörigen Hälfte tler Sehlossgütor wurden
die Beger, die Herren von liirkenfels, 1 1;)4 durch Kaiser
Siegismnnd belehnt. Von diesen ging sie 1442 diireli
Kaiser Kriedrieh HI. gleielizeitig mit den Di-e.\ >t(Mnen
in die Hände der Rathsam hausen v(m Elien weder ülier.
Das Hagelsehloss gebort jetzt wie die Dre\ steine
nebst dem umliegenden Wald Herrn M. Schaelfer in
Oberehnheim.
Die Dreysteine.
Die Dreysteine, über deren Entstellung wenig Itek.miit
ist, siud zwei kleine, im tiefen Tauneuwald verborgene
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20
Die Schlösser und Burgruinen.
Kuiiicn. Der Name stammt angeblich dalicr, dass die
eine (vordere) ursprOnglich aus zwei Gebäuden mit ge-
trenntem Eingang bestand. Das liintcre Scbloss ist
besonders durch seinen wolilerlialteiieu Verliesstorm
ansgezeiclinet, welcher von unten durch ein gebrochenes
Loch und von ohen (über die Mauer) durch eine Thüre
zugänglicli ist und ein genaueres Studium dieser Anlagen
gestattet. Diese VerliesstOrme liatton von unten aus
keinen Eingang, sondeni derselbe befand sich strts in
beträchtlicher Höhe und war meist durch eine Brücke
mit den übrigen Gebäulichkeiten verbunden. Durch
einen schmalen Gang gelangte man auf einen hölzernen
Boden, in dessen Mitte sich ein Loch befand, durch
welches die Gefangenen, die man „in Thum warf", an
Seilen in die Tiefe gelassen wurden. Von dem hölzernen
Boden aus war auch durch eine Treppe die Plattform
des Turmes zu erreichen, der gleichzeitig als Wachtturm,
ftls „TjUg-ins-Land" benutzt wurdo. Man sieht in dem
Dreysteiner Turm noch die >Fnii<'nins;itz(\ worauf das
Balkenwerk des Holzbodens lag, ferner das nach oben
führende WefHl(*Ure])i)chen, dessen Steine «rleiclisani an
die Mauer anjL!:«^kle])t zu sein scheinen, und endlich ist
das gewülhtc Dach noch erhalten, das in der Mitte
durch ein rundes, über jener im llol/hnden anirebrachten
Öffnung liegendes Loch den Gefaugeucu Luit und Licht
gewährte.
Von der Gesclii* lite der Schlösser ist so gut wie
nichts bekannt. Wahrscheinlich wurden sie im 13. Jahr-
hundert an^'eh^gt. Sie kommen unter dem Namen „Das
Schloss zu den drev Steinen*' in < incm Investiturbriefo
Kaiser Friedrichs III. an die Kathsamhausen vom Jalirc
1442 und einem anderen Investiturbriefe Karl V. vom
Jahre 153ü vor.
Landsperg.
Eine der bedeutendsten Ruinen des Elsasses ist
Landsperg, von der .schon Silbermann bemerkt, dass sie
ebensowohl von Ivciclishofen und nocli weiter niu'dlich
als \()m Kirchturme \m\ Mttlhansoii im Süden sichtbar
sei. Der Wanderer durchschreitet zunächst einen dop-
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Die Sclilüsser und Burgruinen.
21
pclten Ilof. (Der Sclilüssel zum äusseren Tliore ist
beim Förster zu liolcn.) Über dem zweiten Kinpang,
der in die I5urg selbst einführt, befindet sich ein schöner,
romanisclier Erker mit Skulpturcnresten, nach J. Gyss
vielleicht die Apsis der Burgkapellc. Weit überragt
die ganze Ruine der gewaltige, viereckige Turm, der
noch fast in seiner ganzen Höhe steht und durch Leitern
und Stiegen zug«1nglich gemacht ist. Im ersten Stock-
werk interessante, tiefe Abortanlage mit Mauernische
als Lichthäuscheu. Eine ähnliche, nur einfachere Anlage
an der Aussenmauer nach Westen hin.*)
Zum Schutze der Burg gegen den östlichen Bergab-
hang sind dort an beiden Ecken der Umfassungsmauer
starke runde Türme mit Schicssscharten eingesetzt.
Landsperg ist die Stammburg des gleichnamigen,
♦) Diese Anlagen in den olsässischon Burgen sind selir
bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass im Yersailler
Schloss, jenem Praclilbau des IS, .lalirhund<'rls, fiir jene
liedlirfnisse in dieser Weise niciif {^esorfjt war. Vgl. dariiher
Viollet-le-I)uc, Dirlinnnaire de rArchitoeliire IUI. VI, der
daselbst auf S. die Landsperger Ai)<)rlanlage im Riss,
Durcbscbnitt und Aussenansiclil abbildet lunl auf S. KH IT.
besrlireibt. Wir haben daher immer auf die belrelfenden
Anlagen hingewiesen.
Ansicht der Ruine Landsperg.
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22
Die Schlösser und Borgruinen.
noch hlühcndcn Gcsclilcchtes, einst einer der niächti^rstcn
Familien des Elsasses. Über die Entstellung der Burg
gehen die Ansichten auseinander. Die Einen erzälilen,
dass ^Volil'elin, der unter Friedrieh II. kaiserlieher Land-
vogt im Elsass wai-, Schloss „Landeshoartc apud Andelay**
erbaut habe. An(U ( rseits aber komnieu zwei Edle von
Laiulsperg, Egelolf und Konrad sehon 1144 urkundlich
vor und nach einer andern Urkunde aus dem Jahre 1200
brachte der Erbauer und Besitzer des Schlosses Lands-
]jerg, Kourad von Landsiierg, das Geliict der Burg, das
bis dahin Eigentum des Stiftes Niedermünster \var,
tauschweise um 50 Mark Silber an sich. Äbtissin von
Niedermünster \var damals Edelind von l.aiidsjK w ie kurz
zuvor Ilerrad von Laiidsperg, die berühmte ^'el•fassel•ill
des „Ilortus Deliciarum'^, Äbtissin von Ilolienbur^ war.
Jedenfalls liegt in den angefülirten Nacliricliten iu-
solern kein Widerspruch, als es sich um keine Neu-
erbauung, sondern nur um eine Und)auung und Neu-
befestigung einer schon vorhandenen Burg handelte, ^vie
denn auch die erhaltenen Beste den Beweis dafür bieten,
dass die heutige Burg auf den Trümmern einer älteren,
zerfallenen erbaut wurde. — Das Schloss blieb, abgesehen
von wenigen uninrcsentlicbcn Wechselfällen, bis zum Anfang
des 19. Jahrhunderts in den Händen derer von Landsperg,
die es dann an die Barone von Türkheini verkauften.
Interessant sind die zahlreichen mittelalterlichen
Schorhen (namentlich ans der Zeit der Herrad), die in
den TrOmmem der Burg, hesondors in der Nähe des
Turmes, zu finden sind.
Kag6nfel$ und Birkenfels.
Beide Ruinen sind im Westen des Odilicnbcrges
gelegen. Da sie sich etwas abseits der fiblichen
Touristenwege befinden, so wurden sie bislier mit Un-
recht von den Fremden vernachlässigt. lUrkenfels ist
mit seinen auf Felsen gegründeten Mauern sehr gut
erhalten. Bemerkenswert ist das eine gotische Fenster
mit den schmalen steinernen Zwischcnsäulcn, welches
zeigt, wie die meisten dieser grossen Burgfcnster, von
den wir heute nur noch die leeren Höhleu sehen, ein-
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Die Sdiioääcr und Burgruinen.
23
gerichtet waren. Nach dem Einganf? hin steht ein
fünfeckiger Turm, ia welchen sich eine (leidit zugäng-
liche) interessante gotische Ahortanlage hetindet.
Birkenfcls ist von einem grossen Teile des Odilienberges,
besonders auch von der Ileidenmauer in ihrem weJrt-
lichen Teile sichtbar und gewährt, wie es verlassen
zwischen hohen Tannen träumt, einen sehr eigenarrigen
Anblick. Nicht minder in seiner Art das Schwesternschlnss
Kajrcnfels, von dem liauptsftchlich noch ein viereckiger
zerfallener Tiii ni inmitten wildverstreuten (lemäuers steht.
Beide Kiiiiien haben eine gemeinsame, wechselvolle
und für die mittelalterliche (leschichte dos Elsasses j^ehr
charakteristische Vergangenheit. In den Zeiten des
Interregnums wurden sie durch zwei Lehnsmänner des
Strassburger Hi-^cliof^ Walthor von (leroldseck, Albreelit
Kagen und liurkliard Beider w ideirechtlich auf Grund
und Boden <ler >tadt Obeiehnheim erbaut. Nachdem
aber Waltlier von Geroidseck durch die Strassburirer
lUirgerschaft 1262 bei ITausbergen geschlagen worden
wai-, und als Kndolf von Habsbnrir die Ordnung im
Keicbc wieder herstellte, mussten sieb die beiden Hitter
einem Vergleielie fügen, der zwar ihnen und ihren
Nachkunnnen den Besitz der Burg, aber der Stadt Ober-
ebübeirn die ()])erlehnsherrschaft sicherte.*) Eür diese
Stadt bildeten fortan die beiden SchUisser eine Quelle
ewiger Fehden und Zänlvereien. Während Birkenfels
in den Händen der Heger bis zum Erir>sclicn tlieser
F;\milie blieb, wechs(dto Kagenfels liäutig den IleiTU,
liatte mitunter auch mehrert^ Besitzer, die sich unter-
einander um das Sehloss rauften. Schliessiicli .ij:elangte
die Stadt Oborebnlicim am Ende des Ki. Jalii hunderts
nach endlosen Prozessen durch Kauf in den Besitz der
Burg, <lic von da ab leer stand und mählich zortiel. —
Beide Ruinen sind heute, wie der umliegende Wald,
Besitz der Stadt Obcrchuheim.
*) Der Vertrag kam liu- Kagen fels für Birkcnrols
1289 je bei einer persönlichen Anwesenheit Kaiser Kudoirs
im Elsass zustande. Vgl, die erliallenen Urkunden im
Stadtarchiv von Oberehnheim.
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IV.
Die Kuiut'ii aiU4* Klcnslvr und Kaiiellen.
Niedermflnster.
Am iiordöstliclioii Abliaiij? des ( ^diliciiber^jcs zieht
sicli t'iii iH'täti's Thiil in der Kicbhiiifir muh St. Niiljur
liiiiab. Dort r«ai<('ii inmitten do \Vi( si nidanes vom (ic-
l)ns(li hall) versteckt drei Hoj?cn, etwas Mauerwerk und
ein verschüttetes Portal. Das ist die »Stelle, wo ehedem
das „niedere Münster" stand.
Niedermünster ist der Sacre nach wie das Kloster
llidienhurj? selbst eine Schriplun^ der heilifreu Odilia.
Die lleilij?e errichtete dort /unächst ein Spital, um den
Kranken und ]iresthaften den beschwerlichen Wej? auf
das Kloster zu sparen. Man sieht noch jetzt ein länglich
rechteckiges Grundgemauer in der Nähe von Xieder-
münster. J)as sind die Überreste jenes Spitals. Während
der Erbauung des Münsters pHauzte die Heilige» wie
die Leidende erzählt, mit eigener Hand jene drei „Odilien-
linden'' /ii Pahren der Dreifaltigkeit. Von deii heute
sichtbaren sind zwei neu angepHanxt, iiaclidem die alten
bei «lern Waldbrande von HJKl zu (irunde gegangen
waren. Die dritte ist sehr alt.
(iesehiihtlicli ist über Niideruiünster f(dgendcs be-
kannt. ll.'^O brannte das Kloster zur Zeit der Äbtissin
Kdelind von Landsperg ab. Aus einem Strassburger
l 'rteilssprueh von 1104 geht hervor, dass uin diese Zeit
zwis('heii llolieiibnrg und Niedcrmünster Streit entstanden
war, weil dieses Ansi)rüelie auf (ileichberechtigung machte.
1542 verbrannte die Abtei zum zweiten Male, diesmal
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Die Bainen alter Klöster und Kapellen.
25
fast vollständig^, ' ) wurde aber durch den Strassburger
Bischof Erasmus von liimburg wieder aufgebaut, nm im
gleichen Jahre abermals völlig in Asche gelegt zu werden,
diesmal durch den Blitz. Die Nonnen zogen hinauf nach
Hohenburg und zerstreuten sicli, als dieses selbst vier
Jahre später abbrannte, in die Welt. Mit den herr-
liche», romanischen Ruinen ist man zu allen Zeiten bar*
barisch umgegangen. Bereits im Jahre 1585 Hess der
Strassburger Bischof Johann von Manderscheid einen
Teil der Mauern umlegen und die Quadern fortfahren,
um damit die Befestigung von Benfeld zu bauen. Später
führte man aus demselben Material den Kirchturm in
Erstein auf. Die Bauern von Benfeld und Erstein hielten
es von da ab fOr ihr angestammtes Recht, die Ruine
Niedermflnster als Steinbruch zu benOtzen. 1689 erhielten
auch die Premonstratenser von Hohenburg vom Bischof
Egon yon Farstenberg die Erlaubnis, aus den noch abrigen
Gebäuden von Niedermanster ihr Kloster wieder zu er-
bauen. Trotz alledem waren die Ruinen zu Anfang
dieses Jahrhunderts noch bedeutend genug, und wir geben
auf Tafel III den Stich Pfeffingers von 1812, um zu
zeigen, was in jener Zeit noch vorhanden war. Aber
noch bis in die Mitfe unseres Jahrhunderts konnte man
die uralte Krypta sowie das herrliche Portal und zahl-
reiche Säulenknäufe und* ähnliche Sculpturenreste be-
wundem, aber lustig wurde ein Stein nach dem andern
weggebrochen, bis endlich anfangs der 70er Jahre dem
Unfug gesteuert wurde. — Was wir jetzt noch an Ar-
chitektur bewundern, stammt meist von dem Bau von
1180. Es ist sehr wenig: Drei romanische Bogen,
weniges Mauerwerk und im Innern 2 feste Wendeltreppen.
In der einen BogenfüUung im Innern (vom Hofe der
*) Specklin berichtet über diese zweite Zerstörung wie folgt :
Samstag nach Martini war die Ad^tissin von Niodor-
„rnünster, Ursula Zuckmantolin, bcv flrncn von Halzcn-
.,hiisspn zu Barr, da verwahrlosst trn si. I is l euer zu
..Niedcrniünstcr, also dass schier alles, was luclit gewölbt,
„verbi aiiiii ; auch alle Dächer von der Kirche und dem
„Kreuzgang. Hernach ist es wieder wohl erbauet worden,
„was zur Nothdarft gehörig war/*
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26
Die Ruinen alter Klöster und Kapellen.
Meierei zu erreichen) bemerkt man die Spuren cinos
Wandgemäldes. Es sind drei helle, sonneuartige Kreise,
vielleicht die Heiligenscheine einer Dreieiiiigkeit. Im Hofe
der Meierei steht noch ein grosser romanischer Giebelknopf.
Zalilreich zu findende Fragmente beweisen, dass die Abtei
einst mit ^ttn glasierten Ziegeln gedeckt war.
ßcrahmt war einst das Kreuz von NiedermOnster.
Über dessen Entstehung berichtet die Legende: Graf
Hugo von Burgnnd hatte von Kaiser Karl dem Grossen
ein Küstehen mit mehreren kostbaren Reliquien zum
Geschenk erhalten. Darunter befand sich auch ein echtes
Stück des Kreuzes Christi. Der fromme Graf gedachte
damit ein Kloster zu beschenken. Er liess daher den
Kreuzessplitter in ein eichenes Kreuz einlassen, in welches
die Leidensgeschichte Christi darstellende Silberplaquettea
eingelegt waren. Mit diesem Kreuz belud er ein Kamel,
welches er wohl von einem Zug wider die Sarazenen
mitgebracht haben mochte, und überliess dieses Kamel sich
selbst. Fünf frommen Kittern befahl er, dem Tier zu folgen.
Dieses hielt vor der Schwelle Niedermüiistcrs, wo die Äbtissin
den kostbaren Schatz mit grosser Freude empfing.
Das Kreuz eiUhte merkwürdige Wechselfälle, 1269
wurden, nach Specklin, das Kreuz und „die Krone der
allomanniscben Könige'^ aus Niedermünster gestohlen,
der Dieb aber ergriffen und gehenkt. Als 1542 Nieder-
münster verbrannte, überwies das Strassburger Bistum
das glücklich gerettete Kreuz an Hohenburg, und als
auch dieses 1546 eingeäschert wurde, schenkte Bischof
Erasmus von Limburg das Kreuz den in diesem Jahre
ins Land gekommenen Jesuiten, welche es in ihrer
Klosterkirche in Molsheim aufbewahrten. Noch Silber-
mann sah es 1782 daselbst und bildete es in Kupfer-
sticli ah. Während der Wirren bei Aufhebung des
Ordens aber ist das Kreuz spurlos verschwunden.
St. Nikolaus.
Dieser niedlichen, roinaiii.schen Kapelle hat ein freund-
licherer Stern geleuclitet, als dem benachbarten Nieder-
münster, zu i\vm sie eng geliürto. Zwar war auch sie
schon recht zerfallen, wie aus einer Atthalin'schen Zeich-
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Die Ruinen alter KlüsLer und Kapellen.
27
nuiiff von 1838 hervorgeht. Aber auf Fttrspruch elsäsaiscber
Altcrtumsfreunde warde sie 1845 genau in der alten
Gestalt und aus den alten Steinen wieder erbaut. Nur
die mächtigen Strebepfeiler, die sie ehedem äusserlich
gestatzt hatten, wurden weggelassen. Das sonst schmuck-
lose Innere ist bemerkenswert durch den Doppelchor:
In zwei übereinandergelegenen Stockwerken stehen zwei
Altäre, der obere durch zwei gewandene Stiej^en erreich-
bar. Der untere Altar war dem heil. Nikolaus, der
obere wahrscheinlich dem heil. Martin geweiht. In die
Mitte des Fussbodens ist der Grabstein eines Canonicus
von St. Nikolaus vom Jahre 1512 eingelassen (darauf
Opferkelch und segnende Hand). (Der Schlüssel zu dem
Kapollchen, welches jetzt keinem rituellen /weck mehr
dient, ist beim Pächter der Meierei Niedermünster zu holen.)
St. Jakob.
Etwa eine Viertelstunde von NiiMliMiiiüiisicr entfernt
liegt auf dem Gipfel der dem Odilienberg jenseits des
Niedormünsterer Thaies gegentiberliegenden llölie die
Kapellcnruine St. Jakob. Ihre Erbauung hängt der
Sage nach mit der Geschichte des Kreuzes von Niedcr-
mttnster zusammen (S. 26). Jene fünf burgundisthen
Hilter sollen nämlich beschlossen haben, den Rest
ihres Lebens von der Welt lll)gc^chicdcn zuzu!)iiii,icen.
So bauten sie eine Einsiedelei und zu dieser die Kapelle
St. Jakob. Es sind von derselben nur noch geringe
Trümmer vorhanden, die in den 70er Jahren von der
Gesellschaft zur Erhaltung der historischen Altertümer
aufgeräumt und zugänt^lirh ^^eniaclit wurden. (Leider ist
die „Restauraticm" gr( sstenteils wieder verfallen. ) Sehr
merkwürdig ist der Steinblock, der iiu Innern der Kapelle
stehen geblieben ist, und um den diese wie um einen
natürlichen Mittelpunkt herumgebaut scheint.*) Schweig-
*) Der Stein träjrt koinovlci besondere Konnzeirhcn.
scheint aber mit der Gründung und Anla<j;e der Kapelle im
Zusammenhang zu stehen, denn er ragte inmitten des
Kirch leins über dessen Boden iieraus. Man könnte
sich fragen, ob dieser kamelhöckerartige Stein nicht mit
der Legende des Kamels von Niedermünstcr (siehe S. 26)
im Zusammenhang steht, und ob die Überbauung dieses
3 .
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28
Die Ruinen alter Kloster und Kapellen.
häuser berichtet 1825 von St. Jakob: „Neben der
Kirche sieht man einen alten steinernen Sarg liefen,
dessen eigentümliche Gestalt im Mittelalter gehränchlich
war. Eine ovale Vertiefung ist für den Kopf aus-
gehauen, dann erweitert sldi der Ausschnitt für die
bchultent und verengt sich allmählich gegen die Fttsse zn*^
St. Gorgon.
Wer von Ottrott aus auf den OdiliriiberGr stoijxt, hat
etwa 20 Minuten oberhalb <1('S I)(Jites eine niedrige
Meierei zur Linken, die den NaiiK n St. (lorgon, oder im
Volksniund „Gorrisacker". .Jvurri>ii( kcr" oder ,,Kolisacker''
tührt. Dort stand eine Kirche zu St. (iorgon, die 1178
von Herrad von Landsperg an den Praenionsiratenserabt
Werner von Stibach geschenkt wurde. Dieselbe ging
1632 durch den drcissigjährigen Krieg zu Grunde.
Später wurde der Meierhof an die Stelle gesetzt.
Das in der Nähe befindliclic KapellcluMi im romanischen
Stil ist nicht sehr alt: es wurde 174G durch den Prae-
nionstratenseroberen Dionysius Allnecht errichtet und
enthielt ein llihluis und die Leidensgeschichte des Heiligen.
Dieses Kapellclien war völlig zerfallen und ist erst 1897
noUl urftig wieder aufgebaut worden.
In der Nähe auf jenem Hügel am Wege, wo jetzt
noch ein Kreuz steht, befand sich auch die heute spur-
los verschwundene Kapelle Marino lleinisuchnng, dit*
Silberniann auf S. 13 beschreibt uuil auf Plan I in
Kupfeistich abbildet.
Truttenhausen. *)
Am Abbang jenes vorspringenden Berges gelegen,
dessen Gipfel die Landsperg krönt, ist das Münster
Platzes mit einer Ka|ti He ni< lit die ri stianisieriing
eines ürles bezweckte, der früher dem SteinkuH
gedient hatte! U. F.
♦) Der Name „Truttenhausen** wird verschieden ge-
deutet. In Mündels ..Vogesen*' VIII. Auflage S. 282 wird es von
„Trubtinluis llcnviiliaus, Gotteshaus" abgeleitet, während
H, No€ „Elsass-Lotliringen" S. 50 es als „Haus des Mädchens"
(trud, z. B. in Gertrud) erklärt. Zu verwerfen ist jedenfalls
die Ableitung vun „Druiden'\
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Die Ruinen alter Klöster und Kapellen.
29
Trattcnliausen weithin in der Ebene sichtbar. Dasselbe
wurde im Jahre 1181 von Herrad von liandspen? ge-
stiftet und mit 12 Augustinern von Marhac^h besiedelt.
Die Gründung wurde durch den Bisehof Heinrich von
Hascnburg und 2 päpstliche Bullen liUcius* HI. und
fnnoccns' IV. bestätigt und blühte rasch auf. Im
14. Jatirhundcrt wurde es durch die englischen
Trappen mehrfach geplündert und schliesslich 13()5 ver-
brannt. 1443 verwüsteten die Armagnaken die Abtei,
welche infolge dessen auf die Stufe eines einfaclieu
Priorats sank. Durch fromme Gaben wurde die neue
gotische Kirche erbaut, deren Buinen wir heute be-
wundern. (Jahreszahl der Erbauung 1490 am Fenster-
sims eines Turmes.) Die aufständischen Bauern, welche
sich 1525 in dem damals stark befestigten Bnrglieim
versammelt Jiatton, zogen von dort zunächst nach Trutten-
hausen, wo sie ihre ersten Greuelthaten verrichteten.
15.55 vorbi annte das Münster abermals und wurde von
da ab nicht melir aufgebaut. Die Augustiner zogen in
das Mutterhaus Marbach zurück, während das Besitztum
von Truttenhausen von der Familie von Landsperg ein-
iio'/.üirtm wurde. Diese verkaufte es später an das Dom-
kapitel Strassbur^', das aus den Steinen der Ruine dos
Kloste rs die ^li ierci Truttenhausen und den Zehenthof
auf dem Bühl bei Barr erbaute. Später erwarben die
Landsperg das Gut zurück und verkauften es endgültig
im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts an die J^arone
von Türkiieini, welche bei der malerischen Ruine ein
freundliches Schloss erbauten.
Im Innern der Mauern sieht man Reste mehrerer
Grabsteine. Der Turm ist mehrfach (glücklich) restauriert
und wird von einem Hchlosswärter und seiner Familie
bewohnt. Ifi die Aussenseitc der Huine ist eine ^uss-
eiserne Tafel eingelassen, welche die Unglücksfälle des
Baues aufzäblt. — Die Erlaubnis zum Eintritt wird
gegen vorheriges Ansuchen gewährt.
3»
Goschichte des Odilienberges.
Wo früher blosse Vermutungen die Vorzeit des Odilien-
berges zu erhellen versuchten, bieten die ktirzlich aus-
geführten Ausgrabungen heute annähernd sichere Daten.
Schon zur sp ü t o r o n S t e i n z e i t sehen wir eine menschliche
Ansiedlung den Gipfel des Berges und seine Abhänge ein-
nehmen. Dort gefündene Steinbeile, Topfscherben, Pfeil-
spitzen, Feuersteine etc. aus jener Zeit geben darüber Auf-
schluss. Nach drei Seiten war dieser Punkt von Natur aas
durch steil abfallende Abhänge geschützt. Nur die Siiflsoite,
nach welcher Eichtung der Bergrücken sich fortsetzt, bot
bequemen Zuganix und ist durch einen künstlich ver-
tieften, noch heute sichtbaren Bergeinschnitt geschützt.
In späterer Zeit zog sich indessen die Bevölkerung von
der Bergesluihe zurück — gleiche Verhältnisse findet
man auch bei andern hoch gelegenen Ansiedlungen jener
Zeit — und setzte sich im Thale fest. Auf dem Berg-
gipfel verblieb lediglich die Kultusstätte, die hier schon
seit der Urzeit ihren Fuss gefasst zu haben scheint, und
durch mancherlei Anzeichen und Funde l)elegt wird;
auf diese, den ..TIeidentempel", werde icli weiter unten
zu sprechen konniien (vgl. Kapitel ..Heidentempel'*, S. 50).
Erst 'als eine neue Bevölkerung Herrin des Landes
gewoifb'ii, als den gewaltiuen Kellenzügen des 5. mv] 4.
Jahrliuiiderts v. Chr. eine Zeit der allgemeinen Krsehlart'ung
folgte, als (nach Casars Zeugnis) der Krltm, nur ^ans
Be.siogtwcrden i^e\V(>lint", die „(rernianenturclit" sicli l)e-
jnächtigt, als überall liefugicu cutstanden, da gedachte
*) lieber die Belege etc. vgl. die spätem Kapitel,
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Geschichte des Odilienberges.
31
luiiü auch \vic'(h'r <!es Odilienberges als sicheren Zii-
fluchtsoitc <. Iiiiiials. in der Zeit zwischen jenen Kelten- •
ziigLMi und dei l'] i>rhe Casars, entstand auf dem Odilien-
liercre das gewaltige Bauwerk der Heid eii in an er. ])e-
stinimt, in Zeiten der flefahr der ganzen umliegenden lie-
völkernng als schützendes Refugium zu dienen. Im zweiten,
wohl schon dritten .Talirhundert v. Chr. sasscn hier die
kf^lti-^chiMi ^[(Mlionia t rike r, so dass inaii also diesen
die Krhauuiig der IJeidfMiniauer zuschreiben niuss.*)
Trotz dieses j?ewaitigeu Hollwerkes dringiMi indessen
zwisclien 58 und 55 vor ('hr. im Gefolge Ariovists die •
germanischen Tribukker über den Rhein, drängen
die Mediomatriker ins Lothringerland und nelimcn vom
Unterelsass besitz. Sie bleiben auch nach des germani-
schen Häuptlings Ariovists Niederlage durch .lulins Cäsar
im Lande — aber das Elsass wird nun romische
Provinz und zur Germania superior geschlagen. Die
..lleidcnmauer" hat nun alle Bedeutung verloren, aber
auf den weit ins Land schauenden FelsvorsjirüHgen
bauen die Römer sich Speculae, strategische Signal-
stationen und lieobachtungsposten. Mehrere solche Wacht-
posten dürften damals auch auf dem Odilienbcrge er-
richtet worden sein, vielleicht auch ein kleines Ca st eil
auf dem JMateau des Odiliengipfels, da, wo beute das
Kloster steht. Viele halten sogar noch den beute die
PJngelskapelle bildenden Turm für eine römische Anlage.
Aus dieser Zeit stammen die hier getundt iien zalü-
reicheu römischen Gefässieste, Münzen, Löffel etc.
Der ruhigen Zeit der römis( hen Oceupatiun folgte bald
ein neuer Sturm. Die Germanen, diesmal Alemannen,
dringen unablässig über den Rhein uihI setzen sich schliess-
lich unter V e r d r ä n g u n g d er U o m c r im Elsass fest (3.
und 4. Jfibrhundert n. Chr.). Damals mag von neuem
und oft die Heidenmauer ihrem altcu Zwecke als Zu-
*) Wahrscheinlich aus dieser, wenn niclit noch älterer
Zeit, datirt der urkundlich noch im 8. Jahrhundert n. Chr.
vorkommende keltische Nnmo des Rerjies ,,A 1 1 i t o n a ' =
„der hohe Berg" (später Hueaburc, Hoinborch, hohenburc,
Hohenburg.)
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Geschichte des Odilienberges.
tluclitsnrt der umliegenden Bevölkerung zurückgegeben
worden sein. Den Alemannen nnd Vandalen (eine Zer-
störung: durch Letztere angel)licli anno 407 n. Chr.)
folgte nach den Stürmen der Völkerwanderung die Herr-
schaft der Merovinger. Hier tritt Herzog Kticho
(um 660) auf den IMan. Kr soll auf der „lloinhurcli**
— Höhenburg eine Wnvu: crl)ant, in Wirkliclikeit wohl
ältere, teihvei.se zerstinte Bauten unigebaut und erweitert
haben. Fitichos Tochter Odilia und ihre Geschichte
(siehe das Kapitel Odilienlegende) bemclmen den Zeit-
punkt, da die Besitzei' des Altitona das Christentum
annalniien. Der dortige Heidcntempcl ward damals
christianisiert, d.h. dem christliclien Kult dienstbar gemacht.
Damals war es, dass die Burg in ein Kloster um-
gewandelt wurde, das der Jungfrau Maria nnd
dem heiligen Petrus geweiht war innno ()S0 u.
('hr.; nach Silbermann war der Klostcrbau i?JÜ vollendet).
Urkundlich steht fest, dass dies Kloster von Karl d. Gr.
einen Schutzbrief besass, der 887 von Ludwig dem
Fronnnen erneuert wurde. (( tlniiilc im bischöHichen
Archive zu Strassburg noch erlialu iilj. Auch im Teilungs-
vertrag von Mersen anno S70 zwischen Ludwig dem
Deutschen und Karl dem Kahlen wird der ^Hoin-
borch" gedacht. Sicher ist ferner, dass zwischen 870
und 1050 das Kloster in Yeifall geriet, vielleicht auch
unter dem Hunnen einfal le (•.^3o) , jedenfalls sehr
viel unter Bränden (1045 und lOi'J) zu leiden hatte.
Papst Leu IX., ein Elsässer von Geburt, Hess die
Klostergebäude und die Klosterkirche anno 1049 wieder
aufrichten und weihte sie anlässlich seines Besuches.
Schon 1050 wird dort von einer „grösseren Kirche und
von einem Altar in einer andern Kirche zum Haupte
der heil. Odiiur' gesprochen. Das ist zugleich das erste
Mal, dass Odiliens Name m kundliehe Krwalinuug iindct.
Damals geschieht auch ilci „Ileidennianei • als Grenze
des Klostergebietes „inira septa gen Ulis muri'' Er-
wähnung. A\'ar l'ricdrich der Einäugige (1105 — 1147)
als Kastvogt des Klosters ein schlechter Sachverwaltcr,
so bezeugte dagegen Kaiser Friedrich Barbarossa
(anno 1185 in Oberchnheim) umsomehr Interesse für
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Geschichte des Odiiienberges.
das Odilienstit't. Er nahm sich sowohl dm* vcrnachlässigtcu
Bauten, als der Privilegien und der Zucht der liohciiburj?
ernstlich au und berief seine Base Relindis (f 11<»7)
aus dem Kloster Bergen bei Neuburg a. d. 1). als Aeb-
tissin. Diese brachte das Kloster wieder auf die alte
Höhe; noch mehr ihre Nachfolgerin llerrad von
Landspcrg (f 1195), besonders bcrfthmt durch ihr reich
mit Miniaturen geschmücktes, 1870 verbranntes M uiu-
seript, den Uortus deliciarum. (Vgl. Kap. XiX.)
Hier war es auch, wo damals K hIli Trancreds ff IHM)
Witwe Sibylle als Gefangene des Kaisers Heinrich VL
residierte. Die Hohenstaufen waren häufige Gäste auf
St. Odilien. Anno 1354 besuchte auch Kaiser Rudolf
lY. das Kloster. £r Hess den Sarg der heil. Odilia auf-
brechen and ihm znr Mehrung seiner TVager Keli(iui(;n-
sammlung den rechten Arm der Heiligen entnehmen
(vgl. Kap. XVII). Im Jahre 1474 stattete König Christian
von Dänemark als Rompilger dem Kloster einen Besuch
ab. Allniählig jedocli verfiel das Kloster und mit ihm
die Zucht. Zahlreiche Brände suchten die Gebäude heim;
dazu gesellten sich später nocli mancherlei Plünderungen.
Ich habe diese rni^'Iiu ksfälle im folgenden Abschnitte
zusammengestellt iiiid erwähne hier nur den mächtigen
Brand von 154(5, der die Mehrzahl der Bauten zerstiirte.
Die Nonnen zerstreuten sieh, mehrere legten den S( hleier
ab; die letzte Aebtissin, Agnes von Oberkirch, bekannte
sieh zur Reformation. Auch die llauptkirchc fand ihre
Zerstörung, als 1572 ein Blif/ iliren Brand verursachte.
Ihre Ruinen sind noch auf Beter Müllers Plan von 1603
sichtbar. Im Jahre 1607 wurde ein neuer Bau begonnen,
in welchen 1617 die Prämonstratenser von St. Gorgon
Einzug hielten. Indessen schon 1622 zerstörte ein neuer
Brand die Gebäude, als die Mansfeldischen Truppen das
Kloster raubend heimsuchten. 1630 wurden die Bauten
wieder hergerichtet.
Die vielen Biäudc (1681 war wieder ein besonders
grosser) und die damit verbundenen l'm- und Neubauten
haben den Gebäuden natürlicli den ursprünglichen Cliarakter
genommen und alle Klciiikunstgeräto des !\Iitt('lalters
zerstört. Doch begann man allmähiig der Hohenburg
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34
Geschichte des OdiUenberges.
wieder erhöhtes Interesse und insbesoiiders auch die
Archäologen den Monnmenten des Odilienberges mehr
Beachtung zu schenken. Der damaligen Sitte folgend
sah man allerdings in jedem Felsblorkc, der sich durch
Form, Becken oder Rinnen auszeichnete „Druiden- Altäre"
und „blutige Opfersteine". Garthe besuchte anlässlich
seines Strassburger Aufenthaltes den Odilienberg und
gedenkt in „Wahrheit und Dichtung" „einer mit hundert,
ja tausoTid Gläubigen auf dem Ottilienberg begangenen
Wallfahrt. Hier, wo das Grundp^emäuer eines römischen
Castells noch übrig, sollte sieh in Ruinen und Steinritzen
eine schone Grafentochter aus frommer Neigung aufge-
halten haben. Das Bild, das ich mir von ihr machte,
und ilir Name, prägte sich tief bei mir ein . . ."
Die Revolution brachte von neuem Zerstörung. Die
Gebeine der heil. Odilia wurden zwar rechtzeitig dem
Sarge entnommen und nach Ottrott in Sicherheit frebracht,
der Sarg selbst aber durch die Revolutionsmänner 1793
seines Schmuckes beraubt,*) dn^ Kloster als NationalL'ut
erklärt. Dann gieng das Ganze in Privatbesitz über und
durch vcr^chiodene Hände, bis es 1853 durcli I^ischof
Käss erworben und durch Geistliche, sowie Si hw ( steru
von Rlieinacker neu besetzt wurde. Das damals ver-
waiste Kloster begann nun allmählig wieder ein viel-
besuchter Wallfahrtsort zu werden. Die Forscher traten
seiner Geschichte näher und ancli für die Touristen
wurde es ein beliebter Ausflugsort. Heute ist der Besuch
durch Wallfahrer, Touristen und Männer der Wissenschaft
bereits ein enormer und noch mit jedem Jahre stets
mehr wachsender.
*) Näheres vgl. man hierüber Kap. XYII.
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VI.
Tafel der Klosterbrande.
Anno
1046 wird die Kirclic durch
zufällij^en Brcind zer-
stört, jedoch im sell>en
Jahre wieder aufgebaut
und durch den IJisehof
von Toul, Kruno von
Da<rsburg, eingeweiht
lUiU werden Kloster und
Kirche dureli zuliUlijien
lirand zerstört, aber so-
fort wieder aufgebaut.
Bischof Bruno von Dags-
hiiifr. im selben Jahre
Papst IX. jieworden,
sendet zum Wiederauf-
bau Gelder und weiht
anlüsshch seines lie-
suehes Kirehe u. Kloster
zum zweiten Male (von
ihm die Stiftungsbulle
vom Jahre lOöl).
Um
1380
bis 40 geräthdas Kloster unter
Friedrich IL, Herzog von
Schwaben, in Verfall.
Friedrich zieht die
GüUt der Kirche an
sich und hinterlässl ihe
Abtei fast völlig zer-
stört (Bulle des Papstes
Lucius III. vom Jahre
1 185, wonach Friedrichs
Sohn, Kaiser Friedrich
iL, Abtei und Kirche
Anno
wieder in Stand jresetzt
I und el indis als Aeb-
I tissin eingesetzt habe).
I lüül) vcrhii niif «las Kloster,
; die Kiiche wird gert'lli'l.
! 1234 verbrennt ein Teil des
' Klosters, wobei von
' grossem Wassermangel
berichtet wird.
1 1243 verbrennt das Kloster
I infolge eines Wald-
brandes.
1301 verbrennt das Kloster
abermals aus derselben
Ursache.
1400 brennt Ilohenburji; wie-
der grösstenteils ab.
1473 Das Kloster wird infolge
eines W;il( Iiirandes (be-
sonders lieisser Som-
merj teilweise zerstört.
1474f Armagnaken Karls des
Kühnen berauben und
verbrennen das kaum
erst wiederhergestellte
Kloster.
154C vi'rl)renntdasKloster in-
folge Brandausbruches
in der Hadezelle der
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36
Tafel der Klosterbrände.
Adho
Aeblissin Agnes von
Oborkirrh. Spofklin.flor
(irn Üiand sen)sl sah,
Ijt ric lilet darüber: „Im
Jahr iirU) liat die Aeb-
lissin A;;nes von Obcr-
kirch gebadet und das
Badhaus versperret; in-
dem gehet in demselben
ein Feuer aus. die
Klosterfrauen und an-
dere klopften an und
ruften: Gnädige Fran.
das Badbaus brennt !
indem nahm das Feuer
so plötzlich überhand^
dass sie nackend aus \
dem Bade lief. Gar
wenij? ist j;oro(tct wor- j
den, denn es vei hi annte i
fast alles nebst der
Kirebe und dem Kreuz-
oang; die Glocken im
Turme verschmelzten,
und gieng ein grosser
Scbat/ zu Grund. Man
sab das Feuer im ganzen
Fand, zu Basel und im
S( liu arzwald, und bis
Uastall'*.
1572 zerstört der Blitz auch
die Hauptkirche. Das
Ganze bleibt in Trüm-
mern, bis 1607, wo der
Grunflstein zu einer
neuen Kirche :4eleo;t
wird. Das Kloster be-
ziehen Fränionstraten-
ser.
Anno
1H22 werden die Ge])äude
des Klosters durch die
Leu te des (irafen Manns-
leid (HO jähr. Kriej;) in
Brand gesteckt und die
Kapelle beschädigt (1 GBO
wieder auf<;ebaut).
16f)8 Beraubung durch die im
RIsass herumstreifen-
den Schweden.
1074 mehrmalijje Plünderung
durch fritn/*»sisch<» und
deutsche Sireiftruppen.
„Selbst die Schlösser
wurden von den Thüren
losgerissen und eine
V.Miim neu anr'j-<'rif'htete
üi jiül von den Bi anden-
bnitfern ab|rel)rochen
und weggeführt."
1681 Klosteru:el>äudeandKir-
che, ,.niit Ausnahme der
4 alten Kapellen", ver-
])rennen infol^^e Wald-
brandes (he isser Som-
mer). Neubau 1(581
bet;«)nnen, die Kirche
U»H7.
1793 werden Kirche und
Kloster durch die Rev(>-
l u t i onsmänner beschä-
digt, am Odiliensarjie
wird die Stirnplalte
zerstört : (1799 von (ia-
nonicus Hunipler wieder
hergestellt).
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vn
Die Legendo von 8t Odilia.
Die vielbesungene schöne Legende von St. Odilia
Wli in eine Zeit, aus welcher keine diesbe;sflgliche Ur-
kunden mehr erhalten sind. Die hauptsächlichste Litte-
ratur, welche sich daraber gebildet hat, ist im XX.
Kapitel zusammengestellt. Hier sei nur bemerkt, dass
neuerdings besonders Prof. Gh. Pfistcr in seiner
Schrift „Le Dnchö M^rovingien d*Alsace et la legende
de Sainte-Odile^ (Nancy, 1B92) wertvolles Material Aber
diese liegende zusammengetragen hat, vornehmlich als
Widerlegung der Deutung Prof. Roths (Alsatia 1856—57),
wonach die Mönche von Ebersmttnster Verfasser der
Legende gewesen wären. In ihren Chroniken, von ca.
lOOO — 1250 reichend, ist die Odilienlegende bereits in
der von dort an ftblichen bekannten Gestalt vorhanden.
Papst lico IX. befestigte jene Form durch seine im
Jahre 1050 dem Konvent gegebene Bulle. Die Legende
lautet in der massgebenden Form — die Zeit hat natflr-
lieh mancherlei Al)weichungen geschaflen — ungeßihr
folgendermassen :
Herzog Atticus (Eticho) residierte zu Oberehn-
heim. Dieweil er von der Jagd kam, gebar ihm seine
Gattin Bereswi 11(1 n sein erstes Kind — ein Töclitevlcin,
schwach und blind. Das ents])rach den Wünschen
Eticlios wenig und er drolite, das Kindlein zu töten.
Die Mutter brachte es deshalb nach dem Stifte Palma
(Baume-les-Dames in Burgund) in Sicherheit. Bei
der Taufe, als der Bischof Khrhard von Kegens-
bürg das Kind dem licili^en Wasser anvertraute,
schlug es die Augen auf und wurde sehend. —
88
Die Legende von St. Odilia.
Das Mädchen wuchs heran, ilir Ihinler sehnte sich nacli
ilir und rief sie nach Tl ohe ii 1) iir i^^ Herzog Ktichos
„holie Ihir^:''. Docli als der Vator Inirte, dass sein ver-
meintlich immer noch blindes Kiiid doch lebe, als er
dessen KinvcniK^hineii mit dem Binder Hugo entdeckte,
als er von der Hohenburg aus die Tocliter das Thal
liinaufstcigen sah, da ergrimmte er und erschlui^ seinen
Sohn. Rene kam über ihn. Sich seiner Tochter zu
Füssen werfend, gab alle liiebe er nun dieser. Doch
auch das dauerte nicht lange. Tieirbe und hohe Freier
warben um die Hand des i)rächtig heranwaeliscnden
Mägdb ins. Eticho traf seine Wahl — doch Odilia wollte
des Himmels Braut sein. Sie enttloli dem starrköptigen
Vater und eilte über den Rhein in die (iegcnd der
heutigen Stadt Freiburg. Der Weg, den sie nahm, heisst
heute noch im Volksmund der „Wiwelesweg". llir folgten"
ihr Vater und der ihr bestimmte Bräutigam. Scbon
trafen diese sie im Walde bei Freiburg — sie st Ii in
verloren — da öffnete sich eine Felswand und ent/,o,u
Odilia den Verfolgern (daher noch heute bei Freibnrg
der .,Odiliejiberg"). Das neue Wunder bekehrte Eticho ;
er schenkte der zui ückkehrenden Tochter die JJurg
„H()hciii)nrg'*. die Odilia in ein Kloster verwandelte.
Bald waren alle des Lobes voll ob Odiiiens segensreiclier
Tliätigkeit. ob ibrer Wunderthaten und ob ihrer Heilig-
keit. Die Legende l)erichtet, dass selbst im Sterben ( ca.
720) sie noch den sie beweinenden Schwestern Trost und
Segen spendete. Ein Engel erseliien und brachte ihr den
Leib Fhristi in einem Kelche, der lange noch im Kloster,
später zu Zubern gezeigt wurde. Königshofens
Chronik giebt den Stich einer gotischen Tai)isserio
vom Eiule des XV. Jahrhunderts, welche die Legende
bildlich veranschaulicht. D«as Original wird noch heute
im Stifte St. Stefan zu Strassburg aufbewahrt. (Abgebildet
bei Schricker, „Kunstschätze in Elsass-Lothringen"
Strassburg LS96, Nr. 112, und hier auf den Tafeln
VI und Vn.)
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f
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4*
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vm.
Die iSt. Odiliomiiielle.
Die Quelle der lieil. Odilic entstand, so heriehtct die
liegende, als ein müder (ireis, zum Kloster wandernd,
vor Knnü»lun^? und Durst umsank und ihm die wundcr-
thätij^e Flau an jener Stelle erschien, mit dem Stahe an
die Felswand schlug uinl laln iules Wasser hcrvoniuoll.
Seither |?ilt die (hlilienfiuclle als heilend hesonders allen
Jenen, denen Ant^eiikrankheiten anhaften. Daher die
autfallend grosse Z il l au^^eidvranker Pilger — daher die
Augen-Ex-votis in der Kapelle, welche das Attribut
der heil. Odilie: zwei sehende Augen tragen.
Die Quelle liegt nördlich unterhalb des Klosteis uuil
rinnt ki.ir aus einem unterhöhlten Felsen liri vor. l>(n*t
stand ehedem ein Steinkreuz, von dem uns das Wasser
in einem Steintroge aufgefangen wurde. Annu
überbaute mau den Ort mit einem Häuschen, das jetzt
aber versehwunden ist. Heute ist die Quelle durdi ein
Kisengitter verschlossen und durch Wasserwerk und
Leitung mit dem Kloster verbunden.
Bedenkt man den hohen Wert der Odilieujiuelle für
die Verteidiger der Heideinuauer, so muss man füg-
lieh erstaunen, dass niemand bisaiduen daran dachte,
die Quelle sei ehedem in den Mauerring ein-
bezogen gewesen. Weder iu den älteru Karten,
welche die Mauern rings um das Kloster gehen lassen,
noch in den neuern, welche sie bloss au die Klostcrfelscn
anstossen lassen, fehlt eine diesbczflglichc Andeutung.
Ich glaube aber, dass ihre Kuischliessung in den Mauer-
ring strategisch eine Notwendigkeit war, denn
man gab sich damit eine reiche Wasscr<(uelle und ent-
zog damit gleichzeitig dem Belagerer auf eine weite
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Die St. Odilienquelle.
Stivckc das Wasser. Wenn keine Manerrestc dort mehr
sielitl»ar sind, so ist das diirrh das starke (iet'äll erkliirlicli.
Aber anlässlieli der Gra])Uiigeii für die >Va.sscrleitunj?
stiess man 1H*)S auf dem >Vc«^e zur Quelle auf Reste der
Hei den mau er, deren Quader nach Aussage der
Arbeiter noch mit Schwalbenschwänzen verbun-
den waren. (Jici-
der waren Letztere
damals von den Ar-
beitern bereits weg-
geworfen worden.)
kleine oben ausge-
sprochene Vermut-
ung scheint dadurch
an Ilaltzugewiinien
(vgl. meinen Plan
Taf. X.)
Die andern
(^) u e 1 1 en am IJerge
sind heute ohne
grosse Bedeutung.
Die St. Job a nnes-
(luelle auf dem
Bergplateau liefert
nur noch sehr wenig
Wasser, dürfte frü-
her aber reicher
geflossen sein. Sie ist
ausgemauert. Aus
Sandstein gehauene
Kinnen führten ehe-
dem das Wasser in
ein grosses Bassin.
Die St. Odilieiquelle (jetzt durch ein Gitter
abgeschlossen).
Diese Steinrinnen sind indessen heute verschüttet. Im
Volksmunde lieisst die (»Quelle der ^Kannsbrunnen". — Auf
der Bloss betindet sich bei Nr. 10 des Planes im felsigen
Boden eine viereckige teilweise jedenfalls künstliclie (irube,
die als Cisternc gedient zu haben scheint und seit
langer Zeit schon die „Wildsaulach", im franzüsisclion
Sprachgebrauch „l'abrcuvoir de la Bloss** hcisst. Weiter
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Die St. Odilienquelle.
41
srcGren Südon ist fiuc von A. Siefcrt wicilor nufgchiiidi ne
runde C'isteruc. Ihr Name „llcideubruinieii'' da-
tiert erst aus neuerer Zeit und ist ihr vom Kntdecker in
Aulchüuiij? an die verwandten alten Namen Heidcn-
maucr, Heidi n we/? etc. jrcgeben worden. — Eine andere
Quelle am Westabhangc unterhalb der Mauer lieisst von
Alters her „Die Badstub". Ihr Name lässt vermuten,
dass ehedem sich über dieser Quelle ein kleiner Holzbau
wölbte, der den IJewohuern der benachbarten Di ei-
stein sch IcKsser als Bath laiuii diente. Kuch 1825 war
die Quelle von einem „viereckigen, nicht altertümlichen
steinernen IJehälter eingeschlossen" ; daneben stand ein
Häuschen, das jetzt versch wunden ist. Sie ist heute neu
gefaüst.
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IX.
Alto Sagen.
Vom ,JI e X c 11 p 1 a t z'', einer romantischen Steinwftste
nonlwostlith der Heidcnmaaer gegen den Elzberg zu
(vgl. Kapitel XV) geht die Sage, dass dort Hexen und
der wilde Jäger hausen. Wild durcheinandergeworfen
türmen sich dort mächtige Felsen fltereinander und
pflastern den Boden, dass der Wanderer von Block zu
Block springen oder bergauf bergab klettern muss.
Wild und gtispenstig mutet der ganze Platz an — treff-
lich geschaffen zur Entstehung unheimlicher Sagen!
Der uralte Weg, der von Ottrott zu der Hoidenmaucr
emporfflhrt („Uomenveg''), und dessen Grund Steinpflaster
mit tiefen Schlittf^cleisen zeigt, gilt im Yolksmunde als
ein Werk des Teufels — das Volk nennt ihn das
„Teufelspflaster^
Beim wcltaufragenden „Wacht st ein** sollen ehedem
am Felsen Ringe sichtbar gewesen sein. Ob eiserne, wie
die Tradition behauptet, oder bloss eingravierte, die jetzt
verwittert sind, wollen wir hier nicht untersuchen. Der
Maler Peter Müller zeichnet sie sogar auf seinem Plane
von 160S deutlich ab. Davon berichtet die Sage, die Ringe
seien ein Überbleibsel aus der Zeit der Sündfiat:
„Vor Zeiten sei das Elsass ein See gewesen, nur der Odilien-
berg habe daraus hervorgeragt (die Sage entbehrt, wie man
sieht, des geologischen Hintergrundes keineswegs). Dort
habe man am Wachtstcin an jene Ringe die Schiffe
angebunden. Andere sagen, dass dort die Arche
des Noah angebunden gewesen sei.**
Besondere Beachtung verdient endlich, weil auf den
alten Steiukultus hinweisend, die Sage vom T h r ft n e n*
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Alte Sagen.
43
stein in der TliiaiK iikn)H>lln, einem Sclicuilenstoine,
den sich das Volk tV)l</(.'iuK i ii>assen ausgelegt liat: „Dai /ii
,.( St. Odilia) so lang nuih ju (Eticlion) creweinet, das von
^(len thronen so aus ihren Augen autt' den Felsen ge-
„troffen seindt, ein tieft" loch ist worden" (Schricker,
nach H. Gebwiler) (vgl. hier jiag. 74). — Ebenso be-
zeichnet die Sage die am (^)u ellenfelsen ehedem dort
sichtbaren Vertiefungen im Steine als die 3 Finger-
abdrücke der heil. Odilia.
Nicht All vergessen ist endlich die Sage, dass Mädchen,
die 9 Mal um die FiU gel skap eile gehen, noch im
selben Jahr einen ^lann erhalten — und d<iss ril;4ir,
die den Umgang 9 Mal machen, sichere Heilung linden.
So lautet die alte Volkstradition. In dieser s[)ielt das
mehrmalige Umgehen geweihter Stätten so oft
eine Rolle, dass man sich füglich fragen darf, ob auch
hierin nicht ein bis in die Vorzeit zurückreichender
Brauch vorliege!
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l)u> alten Strassonzüge.
Uralt sind inaiu'ho Weore, besonders die als ..Ilcxi'ii-
pllastcr", auch „Teufe Iswee^" liozeichneten, liiuui^cr
„HöiHorwejje" {genannten Strassen, die einerseits von
Ottrott, anderseits von IJarr nach dem ()dilieii,u:ii)fcl
enii)ürtuhrcn. Diese Wege sind älter als die Zeit der
römischen Occupation und datieren wohl aus der Epoelic
der Herstellung der lieidenmauer. Sie zeigen eine Art
grobes Steini)flastcr mit vielfachen Schlittgele isen
initl sind besonders datbirch eliarukterisiert, dass sie tief
in den Erdboden eingeschnitten und auf einer •
Seite durch einen künstlielien Wall flankiert sind.
Kheuk'ni soll diese Strasse mit einer Art Pflaster aus
sorgfältig aneinander gefügten Steinplatten belegt gewesen
sein. Die Steine dieses „Teufelspflasters" waren „von
verseil icdener Grösse und zwar anderthalb bis sechs
Sclmli, ins Gevierte gehauen, und vor Alters dicht an-
einander gereiht. Sie lagen in einem 2 Fuss hohen
Bett von Sand und Kiesel eingesenkt, das auf einer
Grundlage von rohen, dicken Steinen ruhte, deren flache
Seite ihm zugekehrt war. Einen Büchseuschuss von ge-
nannter Sankt-Gorgons-KapcUc trifft man den ersten
Rcst derselben an; denn nur Ueberbleibsel sind davon
noch in unseren Tageti übrig, überhaupt nngeföhr 400
Klafter oder 780 Meter, somit kaum der sechste Teil
seiner ursprünglichen Länge. Zu Terschiedenen Zeiten
sind luimlich Steine von demselben abgelöst und zu
Bauten verwendet worden; auch haben, bei starken
Schlagregen, die den Berg herunterströmenden Gewässer
Steine aus ihrem I^ager gewühlt, und Niemand die Lücke
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Die alten Strassenzüge.
45
wicikr au.sgtjtiillt." So berichtet 1885 Strubel. Seither
haben die gemumten l'rsaelicii und ausHerdeia iieiu iu
Wegiuiiagcn diesen alten Strassen su hart zu. i;( setzt, dass
man sieh fra-jseii kann, ob es mit jenem Steiiij^hittenbelag
seine Richtigkeit hatte, ob er eine römisclie Kegulierung
der alten ausgefaln'enen Keltcn-Strasse darstellt, oder ol)
— wie so oft — die Fantasie der alten Archiiologen in
den stellenweise (wenn auch selten) noch sichtbaren,
alt-ausgefahrene Gelei>i innen tragenden Quadersteiaeu
jenen Tiattenbelag sich „zureclitlegte".
Mehrfach beobachtete ich uralte Ausweichestellen,
welche durch Zweiteil un ir dei Wcltc, «lie nach einigen
100 Sclnittcü wieder zusanunenkonunen, erreicht sind,
rnterhalb des „Stulilial'cns" sielit man deutlich diese
We,mnilagen. Dort spaltet sich ül>ri-rii.^ der ,,K(Hiu'i \vcg",
und während der eine in gerader Linie zu (h r .,(h(>ssinatt"
hinautiiihrt. biegt der andere rechts ab beim StuUhafeu
hinein m die südliche Mauerabteilun^.
Syst«« 4«r Aitwticbittelltii an „Mnerwei**.
Profil des Weges. Profil oiuer Auswelchestelle. Ausweichestulle
von oben gesehen.
A, Der Berpiibhanf,'. B. Dio „Kömorstrasso" (,,Toiifelspfia8ter").
C. Der die Strasse bonli- rcndi^ Wall. I). bot iooere Wall
hei Auswülchestelioii.
Im Terrain der Ilcideiimaucr selbst lassen sicli die
alten Wege, wo sie über Felsboden ftthrteu, mclirfaeh
noch an den ausgelaufenen Steinen erkennen. Noch heute
dienen manche dieser uralten Wege als Touristenpfade,
doch haben andererseits neuere Weganlagen diese alten
Strassen mehrfach arg mitgenommen.
Selbst einige der alten Thoreingänge haben sich
erhalten. Vom Haupteingange, da wo die Ottrotter
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46 Die alten Strassenziige.
,,Romcrstrasso" unterhalb des Odilioiiplatoaus auf die
„Grossiiiatt" inündct. zcii^reii nur noch einige in den
Felsbodcn eingchaueno Halkenhiger. Pa.srcjren sieht man
auf dem Plateau des IkTggipfels bei Nr. 14 des Planes
zwei sieli Grocrenüberliegende Felsen, welche noch deutlich
die alten l\ie,Lrella,Lrer für das hölzerne Thor aufweisen.
Gleich seh(>n erlialten ist das von Dr. Koe i^erlc auf-
gedeckte Thor bei Nr. 1 des Planes (vgl. Taf. VITI), von
dem aus Keste einer steinernen Treppe nach uiiten zur
I3adstuh(pie!b» fidiren. Das Th )r ist sclinial und wird
deshalb gewöhnlich nur als „ Auslall thor*" bezeichuet.
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Tafel VIII.
Alter noch erhaltener Thoreingang l)ei Nr. 1 des Planes.
Aurgcdeckt von Dr. Ko o l) c r 1 e-Strassljiirg.
Zeichnung von Kunslmaler G. Spindlcr-St. Leonliard.
XI
Ausgrabungen auf St Odilien.
Die Umständlichkeiten, mit denen Aosgrabangen auf
der Höhe des Odilienherges yerknttpft sind, mögen wohl
die Ursache sein, dass man sich bisher auf „Hohenburg^
mehr auf „theoretische'*, als auf „praktische" Archäologie
verlegt hat. — Viel ist auf dem Plateau des Berges
durch die mittelalterlichen und neuem Klosterbauten
zerstört und dadurch der Boden dort sehr durchwühlt
worden. Mitte dieses Jahrhunderts begann man die ge-
legentlich zu Tage tretenden Objekte, wie Münzen, Eisen-
geräte u. dgL, aufzuheben und zu sammeln, doch blieben
leider gerade die prähistorischen Reste, weil zu unscheinbar,
liegen, während anderseits viel wertlose Fnndstücke aus
neuerer Zeit sorgföltige Aufbewahrung fanden. Grössere
Ausgrabungen machte erst Prof. Youlot, doch sind leider
seine an und für sich interessanten Funde dadurch beeiii-*
trächtigt, dass ihnen genauere Fundberichte fehlen und
Youlot das Unterscheidungsvermögen, was natürliche und
was künstliche Bildung, was vonömisch und was nach-
römisch ist, abgieng. So sind leider die Tumuli im
Südabschnitte der Ileidenmaucr abgegraben, oline dass
es heute noch möglich wäre, mit Sicherlieit die früheren
Grabaiüagen von denen der merovingischen Zeit zu
trennen. Voulot fand dort aus Steinen erbaute Tumuli
ohne Knochen und Beigaben (vielleicht prähistorisch),
ferner unter anderen Skelettgräbern ein merovin^]:i sches
Frauengrab mit goldenem Fingerring, bronzener Riemen-
schnalle, einer Perlenkette, einem Glasbecher, silbernen
Ohrgehängen und einem Spinnwirtel. Levrault bat
dort einen Stein tumulus geöffnet und bei den „Druiden-
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48
Ausgrabungen auf St. Odilien.
höhlen^ gegraben, aber keinerlei Funde zu Tage ge-
fördert.
Aus römischer Zeit datieren die auf dem Odilien-
berge zalilreich gefundenen Münzen. Wenig ist davon
noch erhalten, doch beweisen die alten Nachrichten,
dass sich solche sowohl aus der früheren, wie aus der
späteren Kaiserzeit gefanden haben; jene der Zeit Kon-
stantins überwiegen. „Schöpflin erhielt eine goldene,
auf diesem Berge gefundene Hafte (Fibel oder Agrafe ?),
worin eine Münze vom Kaiser Yaleutinian II. eingefasst
ist** (Pfefßnger, p. 20). Ich selbst fand dort bei meinen
Ausgrabungen römische Scherben, Amphoren-
henkel und auf der Grossmatt eine römische Terra-
sigillata-Urne.
BeiGelegenheitdcr Strassburger Anthropologen Versamm-
lung im Jahre 1889 fand auch ein Besuch des Odilienberges
statt. Bei diesem Anlasse öifnete der Vogesenchib unter
Leitung von Prof. Euting ein altes Grab (Flachgrab
eines Kindes), das zwei silberne Ohrgehänge und Reste
eines mit einer Goldborte verzierten Gewandes, sowie ein
kleines silbernes Zierbeschläge enthielt. Wie man sieht,
waren die hier bestatteten Toten keineswegs arm; aber
auch dieses Grab ist nicht vorhistorisch, sondern früh-
mittelalterlich.
Bei Grabungen anlässlich <ler Herstellung des Kloster-
hot'es und bei Legung der Wasserleitung sti essen die
Arbeiter — wie ich nachträglich erfuhr — auf schwarze,
rohe, Steinchendurchsetzte Scherben und mehr-
fache Aschenschichten. Leider war damals niemand
da, der diese Sachen aufhob und sie gicngen verloren. —
Meine 1898 begonnenen Ausgrabungen bei den unten zu
besprechenden Steinbruchfelsen bei Nr. 4 des Planes ergaben
eine Aschenschicht, aber bisher sonst keinerlei weitere
Funde. Dagegen traten zalilreiche Scherben, die ich al^
prähistorische erkannte, anlässlich der in Angriff
genommenen Kanalisationsarbeiten am Nordabhange des
Herggipfels und bei meinen Ausgrabungen auf dem
IMateau des Berges und auf der Grossmatt, sowie an den
beiden Bergabhängen zu Tage. Zum ersten Mal ergaben
sich dort Funde, welche durch sich selbst die Besiede-
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Ausgrabungen auf St. Odilien.
49
lunf? des Odilienberges schon zur Steinzeit erweisen.
Es fanden sich verzierte und unverzierte neolitische
Scherben, Silexe, Spinnwirtcl, Knochen, ein seltsamer
Steinkreis (vgl. Kapitel XII), ferner spätere Scherben
und weiter dio oben erwähnte römische liecherurne, sowie
andere römische Gefässreste. Diese Funde habe ich
dem Elostermaseum von St. Odilien gestiftet, damit
sie zu weitern Aasgrabungen anregen mögen. ^)
^) Chor dif anlässlicU diosfr Ausirrahiiiigeii ISt^S auf;/ 1 kt*Mi
Steiii])i-ü(-b(> aus der Zeit der Erbauung der Heidenmauer vgl. Kap.
Xlll II. XIV.
5
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XII.
Der Heidentempel.
Dass der Odilienberg schon in vorchristlicher Zeit
ein ^Yallfahrtsort gewesen, ein Heiiigtom barg, ist sicher.
Die alten Schriftsteller sprechen von einem nalie dem
Abliange gelegenen „Heidentempel", dessen Reste
ehedem dort za sehen waren. Es seien 6 im Kreise
gestellte, rohe Stein säulen gewesen; das Innere
dieses Steinkreises soll eine runde, in den Felsen
gehauene Vertiefung ähnlich jener bei der St. Michaels-
• kapelle bei /abern, besessen hahon. Die 6 Steinsäulen
waren bis 1733 sichtbar, 1734 wurden sie abge-
brochen. Die runde Vertiefung war lange noch zu sehen.
Nach den Einen soll sie da gelegen haben, wo beute
die Bedürfnisanstalt liegt, nach Andern durch das Wirt*
schaftshaus rechts vom Eingangsthor überdeckt w^orden
sein. Peter Müller hat in seinem Plane von 1 003 (rcpro-
duciert bei Pfcffinger, 1812) diese Steinsäulen abgebildet.
Sie waren damals mit einem runden Dache überdeckt
und bildeten eine Kapelle. Wie die alten C'hronisten
berichten, ist dieser Steinkreis aur Zeit Etichos vom
Bischof Leodegar den Patronen des Elsasses geweiht,
d. h. christianisiert worden. Ursprünglich dürften
dort wohl mehrere ineinandergelegte St ein kreise
bestanden haben, nach Art jener von Stonehenge (nur
kleiner) und nach Art jene^ Miniatursteinkreises, den
ich bei meinen Ausgrabungen auf der Grossmatt unter-
halb des St. Odilienklosters zusammen mit Steinzeit-
scheiben aufdeckte, und der jedenfalls nach Kinderart
den grossen Steinkreis im Kleinen nachbildete.
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Der Ueidenteinpel.
51
Pfister (le Duchd m^rov. d'AIs.) denkt mit guten
Grfinden an die Göttin Rosmerta als die ehedem auf
dem Odiiionberge verehrte heidnisclie G«ittin. St. Odilia
wiire ihre cliristliche Erbin. Sicher ist jedenfalls nun*
mehr, dass der bis anno 1734 erhaltene „ Heidentempel ^
in der Tliat das urzeitliche Heiligtum des Odilien-
berges bildete.
4«
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xni.
Die lleideiuiiaucr, ihr Bau, ihr Zweck und ihre
Erbauer.
Neben dem Strassburger Münster ist die Heiden-
mauer von St. Odilien das gewaltigste Bauwerk des
Elsass', eines der grossartigsten prähistorischen
Denkmäler Europas. Sie umkränzt mit einem
Flächenraum von mehr als 100 Hectar das ganze Plateau
des Berges vom „Männelstein^ bis zum Hagelschloss
und hat bei ca. 10,500 Meter Umfaiig und 3 Kilometern
längster Ausdehnung, ca. 1,70 Meter ziemlich gleich-
förmige Breite resp. Dicke! Ehedem IV^ bis S^ji Meter
hoch, je nach Gestaltung des Terrains (Peltre spricht
sogar von 15 Fuss Höhe), ist sie heute abwechselnd noch
1 bis 2, selten 3 und SVs Meter hoch. Durch ihren
Aufbau am Bande steil abfallender Felsen erscheint sie
allerdings, von aussen gesehen, vielfach noch weit höher
und mehrorts ganz unersteigbar. An anderen Stellen
allerdings ist sie heute gänzlich verschwunden, so dass
oft nur vereinzelte Quader mit Schwalbenschwanzein-
schnitten ihr einstiges Dasein bekunden. Besonders die
mittelalterlichen Kloster- und Schlossbauten haben der
Mauer arg zugesetzt, denn die mittelalterlichen Bau-
meister haben sie als willkommene Steinquelle benfitzt
Ihre Quader finden sich zahlreich bei den Ruinen der
Dreisteinschlösser, wogegen oberhalb derselben die
Mauer mehrfach besonders stark zerstört, oft ganz ver-
schwunden erscheint. Gleiches gilt für die Gegend beim
Hagelschloss, wo man geradezu im Zweifel sein könnte,
ob dort die vom Hagelschloss nach Südosten abbiegende
Linie jemals voll ausgebaut worden ist, ob also die Bau-
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Die Hetdenmauer, ihr Bau, ihr Zweck und ihre Erbauer. 53
leutc dos Mitti'lalters dort so grüiidlitli mit der Mauer
aufgeräumt hal)rji, oder ob die ^'nUfndunir der Maner
dort aus irgeuihvelchcu Ursachen unterblicli. Gleiches
gilt auch für die daran ans( hlicsseiide Pai thie bis zum
Hexeuplatz, wo nirgends mehr die Mauer besteht, aber
allerlei Anzeichen dafiir sprechen, dass auch dorthin
eine Abz\vei,i,nnig beabsichtigt war.
Die einzidueii. durch die liudenverhiiltnisse .L^c^^ebenen
Mauerbezirke waren durch Qucrm an e rn geGreneinaiider
abgeschlo5^scn. davon eine !)eim Stollhafen, eine zweite
beim Kanapci t( Isen nocli heute sichtbar ist. lieuu mittleren
Bezirke war ;iiisvcrdeni durch Uebermaneruncr des oberen
riateaurandes noch eine besondere Knceinte ^^escliatren.
Die Mauer besteht aus Felsquadern, wie sie eliedem
auf dem Berggipfel massenhaft gelegen haben müssen.
Ueber die Quadergewinnung ^vhvn die noch er-
haltenen 189S unter mciiKn- T,eitun.i^ abwdeckten und
kart()ij:rai)hibch aufgenommenen Steinbruch w e r k .s t ä 1 1 e n
Auskunft. Man sieht mäclitige Felsen durch lange, erst
vorgehauem\ dann gelegentlich mit Sand tiefgesägte oder
mit Meissein vertiefte Iviim ii angeschnitten und in
Quader zerlegt. Das Brei Inn erfolgte mittelst Ilebe-
stangen, Holzhämmern und Keilen. War die Mauer
auf eine grr)ssere StriM'ke fertiggestellt, so l)(\Lrann die
Steinsägearbeit an einem andern Puid<te der Peripherie.
Manche der hereits angeschnittenen Felsen blieben dann
ungebrochen liegen und bieten heute eine neue Sehens-
würdifi^keit des ( hlilienbergs. Grössere Centien .solcher
Steinbrüche finden sich beim Beckenfelsen, auf der
Bloss und bei Nr. 1, 3 und 4 des Planes.*)
'Die z. Th. riesigen Steinblöckc sind olnie Kalkan-
wendung aufeinander gelegt nnd durch hölzerne
Hiegcl, sogenannte Schwalhenscli w ä nze, untereinander
verbunden (vgl. Fig. 1 Taf. IX, ein Original im Kloster-
museum). Die in den Stein gehauenen Lager für jene
Nälieros über diese intoressnnt(MT Slriidirürlie vgl.
iiieino AilMMt ,,Die HfidonniMiicr vi»ii St. Odilien und die
dort auf^^edecklen präbislorisclien Steinbrüche und Be-
biedelungbrestc", Strassburg iHUi).
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b4t Die Heideiiniauer, ihr Hau, ihr Zweck und ihre Erbauer.
llolzriegel sind noch jetzt iiiasscMihaft und doutlicb an
den Quadern sichtbar (vgl. Fitr. 4— s Tat. IX). Diese selbst
«iud sehr ungleich gross; sie bildcji gcwölinlich in der
Mauer zwei Keihen, deren Zwis(!henlückon mit klein« i n •
Steinen ans<;elnllt sind. JNIanche Quader sind indessen
so gross, dass sie die iianze Jireite der Mauer cinnehnu^n.
Diese riilit ohne besonderes Fundament direkt auf dem
meist felsigen IJodtMi, doch ist dieser, wo er an der Peri-
liheiie Lücken zeigt, vorher sorgfältig mit Steinen aus-
gefiillt worden, um derart eiu Einscbleicheu thunlichst
unmöglieb zn iiiaelien.
Sichere Spuren von Turmanlagen aus der Zeit der
Heideiiniauer fehlen gänzlich, dagegen hat sieli noch
ein Thor (anfgedcMda 1880 von Dr. Kocberle) auf der
Westseite (bei Nr. 1 des Tlanes) fast vollständig er-
halten. Si)nren eines zweiten und dritten, welche den
Eingang zum i>erggii)fel verschlossen, sind da zu sehen,
wo die „Kömer-strasse" von Ottrott in die Heideumauer
tritt (bei Nr. IH des Planes) und da, wo mun auf der
Fahrstrasse dnrch zwei sieh gegenüberliegende Felscu
(mit Thorriegelsi>uren) bei Nr. 14 des Planes die Höhe
des Klosters erreicht.
Als „geheime^' oder „Ausfallstbore" sind mehrfach
dohnenartige Felsspalten genannt worden, welche an
einzeliH'ii Stellen unter der Mauer nach aussen fnhrrn.
Ks hiiid aber zweifellos durch natürliche Ursachen (Aus-
waschungen und Kutschungen) später entstandene Mauer*
lücken.
Der /weck der Heidenmauer war, der umliegenden
Hevölker ung, den Keltischen Medi(jniatrikern, als Zu-
fluchtsstätte, als Kefugium zu dienen, wie Caesar
ähidiche Anlagen als specifisch gallische Sitte be-
schreibt. Dasjenige am Odilienberg war durch die
Trennung in mehrere selbständige Bezirke besonders
vorteilhaft angelegt. Beim Nahen eines übermächtigen
Feindes oder nach vei lorener Schlacht zog sich die ganze
Bevölkerung, der ganze Stamm mit Weibern und Kindern,
nüt Vieh und Habe in diese Festung zurück. War die Zahl
der Flüchtlinge oder die Zahl der Verteidiger zu gering,
um den Mauerring in seiner vollen Ausdeimung zu halten,
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01 Q a
•4« uQ CO
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Digftized tjyGöOgiP
Die Heidenmauer, ihr Bau, ilir Zweck und ihre Erbauer. 55
oder waren die äusseren ]\rauerl>czirkc gcnonnnen, so zojj:
man sich in den mittleren Riuf? zurück — war auch
dieser (selbst noch für moderne Verhältnisse ein fjrosser
Raum) nicht mehr zu halten, so blieb den Vertei-
digern immer noch die oberste, durch steile Abhänge,
Mauern und Graben bestgeschützte (lipt'elzone. Sclinii
hieraus kann der Leser ermessen, wrlcli' ungewöhnlich
interessantes Terrain er vor sich hat, und wie gerade
auch für die Geschichte der vorrömischen Stra-
tegie und des keltischen Befesti^nmgswese ns
hier ein unvergleichlich wichtiger btudieuplatz
vorliegt.
Ueber die Zeit der Herstellung unserer
lleideiniiauer ist schon viel gestritten worden. Sie
wurde urs]»rünglich bald den liomern, bald den Kelten,
(i(Mi Stpinzcitmenschcii u. s. w. zugeschrieben. Schöj)t"-
lin und Silh ermann setzten sie in's erste christliche
Jahrhundert. In den letzten Jahren war Dr. Jakob
Schneiders Ansicht massgebend, die Mauer sei eine
römisclic Anlage aus der Zeit von Julian, die letzten Teile,
(wozu er auch das Köptcl rechnete); seien ans der Zeit des
Valcntiiiian (8()*)— 375 n. Chr.). Sie sollte zum Schutz
gegen die Alemannen erliaut worden sein. Neuerdings
sind aber l*rof. Ch. Pfister und der Schreiber Dieses für
die schon fri\lier auft^etauciite Ansieht eingetreten, die
Mauer sei ein vorroniiselies und zwar galli'-'-fif^^ Oppidum
rcsp. Refugium. Jeh habe in meiner Ar])eit über „Die
ITeidenniauer von St. Odilien*^ (Strassburg, isr>9) die
(i runde zusammengestellt, welche gegen eine tViiliniittel-
alterliche,rumis(die, oder st ein/.eitlichellerst(dlung sprechen,
wohl aber mit Gewalt darauf hindrängen, dass die Mauer
ein gallisches Werk aus vorcäsarischei" Zeit sein
müsse. Ihre Erbauung füllt meines Eraelitciis in die
Zeit der allgemeinen Erseblüil'ung des keltischen Eh^mentes
und zwar, wie schon oben angedeutet, in die Zeit zwischen
den gewaltigen Keltenztigen des 4. vorchristlichen .laln-
hunderts und jene des gallischen Krieges, also in den
Lauf des 3. oder 2. Jahrhunderts vor Christus.
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XIV.
Rundgang um die Heidenmauer.
Wer die Hciiirinnniior v5llig umgciicn will, brauL-ht
dazu 4 — 5 Stuiuli'ii, deini s<'lir oft ist man gi'zwuiii^cu,
von den Pfaden abzuweichen und sich durch (iestrüpp
und ül>cr Felsen kletternd den We^' zu balinon, Ge-
wöhnlieh verfolgt der Tourist die vom Vogeseiiclub
hergestellten Wege. Diese laufen aber nicht ininier
genau mit der Mauer, sondern schneiden sehr oft, be-
sonders im Xoidabsclimtte des Mauerrini^es, grössere
Abbiegunji n geradlinig ab. Begeht man bloss diese
Wege, so gcuügeu dem Wanderer ca. '6 tStundeu guten
Mai'schcs.
Kommt man von (Htrott, so siclit man in ca. liT)!)
^Feter Hohe links über der Schlucht das Kloster, rechts
oben am Abhänge Felsen und Mauerwerk — die „Hei-
denmauer**. Man gehe indessen geradeswcgs die
Strasse weiter bis zu dem reclits nnichtig tiberhängenden
Oberkircbfelsen, wo man pb'^tzlich die hier teilweise zer-
störte flauer ({uer über den Weg die Schlucht hinab
und auf der andern Seite sich hinaufziehen sieht. Dort
in der Schlucht mündete die alte gallische Hanpt-
strasse in die Mauer. Feber der Schlucht steigt
links die Mauer den ücrg steil gegen das Kloster
hinauf — sie ist dort an einzelnen Steilen nocli vorzüg-
lich ( rhaltcu und 3 — 3'/« Meter hoch. Links hat der
Tonrist den Abgrund, rechts eine Wie^( utläche, die
„(trossmatt", vor sich. Prächtig ist diese Fläche ge-
legen und zu einer Ansiededung wie geschaflen. Sicher
ist, dass sie schon seit uraltm- Zeit urbar gemncht
worden ist und den Bewohnern d<>r ilnho als Wiesen-
tind Ackerfläche gedient hat. Grabungen waren bis
dato auf der uuteru Hälfte ohue Erfolg, auf der oberu
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Rundgang um die Ueidenmauer.
57
dagegen, dfi wo die Wiese heute an den Wald stösst,
fand ich waldreiche Steinzeit sch erben, eine römische
Vase und den oben erwähnten St ein kr eis. Man
grab dort in vorrdmificlier und röinidier Zeit nach
feinem Sandstein zu Schleif- und Mahlsteinen. Die
Spuren fanden sich in ca. — 1 Meter Tiefe. Die
Mauer wird dort am Rande der Grossmatt erst niedrig
und verliert sich dann ganz. Dort springt in die Wiese
Baum- und Buschwerk vor. In diesem liegen einige
zum Sprengen angeschnittene Steinblöcke.
Yorgonommeno Grabungen ergaben vielen Steinschutt,
aber bisher keinerlei Funde.
Dagegen ist der unmittelbar unter dem Kloster
gelegene Bergab hang, den wir nun erreichen, eine
überaus reiche FundqucUc an Artefakten, welche die
Geschichte des (^dilienberges illustrieren. Grabungen
zeigen hier den Hoden in seiner ganzen Ausdehnung bis
auf 1 Meter Tiefe total mit Knochenabfällcn, Eisen-
n^cln, gotischen Ofenkachekesten und Topfscherben
aller Art durchsetzt; diese rei(;hen von der Steinzeit
bis zur Rönicrzeit, vom Frühmittelalter bis in die
Neuzeit. Gegen Norden ist diese Schicht mit Grasboden
überdeckt, gegen Osten und Südosten dagegen liegen
noch heute infolge von Erdrutscbungcn und Abschwem-
mungen zahlreiche Scherben dem kundigen Auge zu Tage.
Ein Anscliluss der Mauer an den mächtigen Felsen,
auf dessen Höhe das Klostor steht, i^t nirgends sichtbar,
und es bleibt zweifelhaft, ob sie sicli dort ehedem rings
um den Felsen zog, oder ob sie links und rechts an
den Felsen stiess, also dessen steil abfallende Ostseite
frei Hess. Ich halte die lotztore Version für die wahr-
scheinlichere (vgl. meinen Tlan Taf. X). Ein Weg
führt um den Felsen herum und kreuzt den vom Kloster
zur Odilicn<iuelle führenden Fusssteig. Auch hier fohlen
sichtbare Spuren der Ueidenmauer. Sie wäre des starken
Gefälles wegen dort auch kaum nötig gewesen, aber
die Nähe und der Wert der Odilienquelle Hessen an
und für sicdi schon vernmten, dass die Mauer unter
Einschluss der Quelle dort sich unterhalb des Felsens
bis zum Kloster hinzog und dort an den Felsen sties«.
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58
Rundgang um die Heidenmaucr.
(ieradc das starke (icfäll hat sie dort zuerst verschwinden
lassen, iiuh?ssen fand man anhässlieh der Wasscrleitunj^s-
arheiten eben dort unterhalb des Kh)sters auf dem Wege
zur QueUe Reste der Mauer mit noch vorhandeueu
Sehwalbensehwänzen.
Ihn das oberste Plateau des Herges licl \\(k'\i eine
separate Tinzäunung, deren (^)uader aber zu den Kloster-
luiutoii aiifixi liraueht worden sind — bis auf einen kleiiu 'n.
von mir zur Besichtigung bh)ssgelegten Rest am Siid-
ende des Plateaus, wo die.ses durch einen tiefen Graben
vom weitern Bergrücken abgeschnitten ist. (üerade
dieser Graben, heute als Verbindungsweg dienend, ist
äusserst beachtenswert, denn er ist — vielleicht unter
Rcnütznii.ur einer natürlichen Einsattelung — kihistlieii
hergesteilt d. h. künstlich vertieft worden, so dass dort
der nur an dieser Stelle in gerader Linie fortlcitende
Bergrücken jäh unt^M-brocIieii uui\ das Klosterplateau
deiart durch Ahtiefmi^ dieser einzigen gut zugänirlicheu
Stelle förmlich i-f^lirrt — - befestigt — orsclieinl. Die
hier allerdings nur nocli L'-ai!/ spärlich sichtbaren Mauer-
reste mit Uiegclverbindung deuten das hohe Alter dieses
Grabens a?i. Durch die Wegcaulagen ist er allerdings
in neuere!" Zeit noch vertieft worden. Die kleim-u Stein-
treppen östlich unterhalb dieses Platcauü smd zumeist
Anlagen an^ diesem Jalirhundert.
Wenige Schritte südlich die<e< Grabens beginnt links
wieder die 11 ei den man er suhtbar, dann immer grösser
und l)csser erhalten zu werden. TJeini Beeken f eisen
sind zahlreiche Folsblöcke mit tiefen Kmncn angeschnitten,
einige mit tiefen Becken versehen; einzelne sind von Herrn
Langel und mir, andere von Herrn Abbe Caspar bloss-
i;elegt worden und ausserordentlich sehenswert. Eben-
solche Öprengrinneii betinden sich auf d* m bis dahin
für ein Drnidendenknial gehaltenen ..Beckenfelsen",
so genannt nach dem auf dem einen Blocke sichtbaren
grossen Hecken. (Die Bezehhnung .. Häckerfelsen'* ist
W(dd luchts anderes als eini' verdorbene Wiedergabe des
Wortes Beckenfelsen ). Man hat ehedem diesen Fels
seiner seltsamen Form und seines Beckens wegen als
üpfcräteiu, das Beckeu selbst als „Blutbeckeu'^, die
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Ruadgang um die Ueidenmauer*
Ö9
Rinnen als „Ablaufrinnen" bezeichnet; der Stein war
aber den Erbauern der licidenmauer niclits weniger als
heilif(, denn sie haben ihn, wie gerade jene Rinnen und
Becken l>e weisen, als Steinbruch bentttzt, und davon,
wie noch heute sichtbar, Quader losgesprengt.
Einige Schritte weiter gelangt man, nach rechts ab-
biegend, zum sogenannten Canapeefelsen — gekenn-
zeichnet durch seine zwei im Steine befindlichen be-
quemen St ein sitze (Xaturspiel) und sein rundes tiefes
Wasserbecken. Ringsherum ist der Boden künst-
lich abgeflacht: durch die Quadergewinnung für
die Heidenmauer .der Findlinge entkleidet und durch
Lostrennung alles bau- und bruchfähigen Felsgesteins
geebnet. Den Niuiicn „Canapeefelsen" mag der Leser
nach Belieben auf die erwähnten zwei Steinsitze zurück-
führen oder von „Canabae'^ ableiten (im letztem Falle
hätte der Stein seinen Namen also nidit von den zwei
Steinsitzen, sondern von seinem wahrscheinlich natür-
lichen, aber künstlich erweiterten Steinheck cii mit der
bei diesen Wasserbecken nie fehlenden Ausflussrinne).
Kehren wir auf den eben verlassen on Weg zurück,
so sehen wir diesen halJ sich zweiteilen: der eine
(rechts) führt zur Wildsau lache (Abreuvoir) auf der
Bloss, einer viereckigen Cisterne, und in gerader Linie
weiter nacli dem Männelstein. Der andere Weg
leitet den Wanderer links nach wenigen Scliritten zu
einem vorspringenden Felsen, von dessen Plattform aus
wir eine prächtige Aussicht geniessen. Von da gehts
längs der hier aus besonders mächtigen Quadern ge-
bildeten Mauer gegen Süden zu einer Fclstrcppe, an
welcher links ein natürliches oder künstliches „Schlupf-
loch^ sichtbar ist. £s führt ausserhalb der Mauer auf
einen Felsvorsprung, kann indessen auch zufälligen Ur-
^aclien seine Entstehung verdanken. Immer den längs
der Mauer hinführenden prächtigen Weg weiter verfolgend,
erreicht man in ca. einer Viertelstunde die von Bäumen
entblösste Bloss, eine seit Jahrliundcrten so i?cnanntc
Oertlicbkeit, weil hier der Boden förmlich mit l^'elsen
gepflastert erscheint, Baum- und Strauchwerk nur kümmer-
lich gedeihen und der nackte Felsen „bloss" zu Tage
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öO Rundgang um die Heidenmauer.
liegt. Doch was man hier an Felswork sieht, ist wiederum
nur der Ueherrest eines Meeres von Felsen, die einst
hier die Oberfläche überragten. Auch hier haben die
iiauleute der lleidenmaucr die zu Tage liegenden Blöcke
zum Bau ihrer gewaltigen Umzäunung verwendet. Spuren
dieser Arbeit haben sich auf der Blos>; ebenfalls in
grosserer Menge erhalten; Hlörke mit angefangenen
Sprengrinnen, mit abgehobenen Felstiäclicn und mit
Wasserbecken geben davon Zeugnis. ]>esonders inte-
ressant ist hier ein rechts vom Wege unfern der Wald-
grenze gelegener (allerdings im (lestrüpp verborgener
und niedriger) Felsblock mit tiefer Sprengrinue und
instruktivem Fohlbruch.
Die Mauer weiter verfolgend gelangen wii- zum
Männelstein, einem mächtig vorspringonden Felseu,
dessen Oberfläche sich in zahlreiche riesige Kinzelblöcke
zerlegt hat und einen seltsamen Anblick bietet. Der
Fels gewährt eine prächtige Fernsicht tief ins 'J1ial
und bei klarem Wetter bis nacli Strassburg, Fieihurg,
IhTisach und Ilagenau.*) So war dieser Ort zu einer
Signalstation vorzüglich geschaffen und wolil mit Kecht
nimmt Cnnonicus Straub an, dass hier einst eine
römische Specula gesessen habe.
Vmn Männelstein führt ein Weg südlich mitten über
die Bloss gegen das Kloster. Audi auf diesem Wege
begegnet der aut inM-ksamc Wanderer angeschnittenen
und mit Hecken verseil enen Felsblöcken. Weiter
links findet er einen Weg zu der von A. Siefert in
Lahr aufgedeckten alten Cisterne.
Folgt man der Mauer vom Männelstein aus weiter
gegen Westen, so gelangt man nach kaum Ii) Minuten
zum Seil aftstein, von dem dasselbe gilt, was ich eben
vom Männelstein sagte. Dann gebts zum Wachtstein,
(anrli Waclitelstein genannt), einem ausserhalb der
Mauer frei in die Lüfte ragenden mächtigen Felsblocke,
*) r. Dionysius AlbreclU, Uistorv von Hohenburg,
Sehleltstadl 1758, sagl von der Aussicht vuni Oddienberge:
»,Man kan zehlen: drey hundert DörlTer und Flecken:
„zwantzig Stätt; auch spielet in die Augen der Silber-
„glantzende Rhein/'
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BundgaDg um die Ueidentuauer.
61
der, wie schon sein Name sagt, wie es aber mehr nocli
die künstliche Verbindungsmauer beweist, in uralter Zeit
als Ausguck und Wachtposten diente. Er ist durch eine
Mauer, die heute nur noch teilweise erhalten ist, mit
der Odilienmauer verbunden; sie diente als Brücke, um
von der Ilcidenmauer aus das Betreten des Wachtsteines
zu ermöglichen. Heute ist indessen seine Besteigung
lebensgefährlich. Um an seinen Fuss zu gelangen (von
wo aus imposanter Aufbliek zur Felsspitze), folge man
dem abwärts führenden Wege des rOhrigen Yogesen-
clubs.
Vom Wachtstein geht es — der Weg liegt heute
teilweise auf der alten Heidenmauer — westlich zu
den ausserhalb der Mauer gelegenen sogenannten
„Druide nmon um enten". Auf dem Wege dahin rechts
oben auf abgeholztem Terrain befindet sich ein mächtiger
von Dr. Helmer-Barr entdeckter Steinschnittf eisen.
Die „Druidenhöhlen" machen einen überaus künstlichen*'
Eindruck, sind aber sicher ein Werk der Natur und
nur als solches von Interesse. Man hat sie bald als
„Dolmen", bald als „Druidenhöhlen", bald als Gang-
gräber, bald als geheime Ausgänge bezeichnet; für all'
dies fehlt jeder Beweis. Ausgrabui^gen sind olme jede
Funde geblieben. — Dann gelange^ wir zum Aufstieg,
wo die alte Barrer „Römerstrasse" in die Mauer
mündete. Unweit davon ist die Mauer vorzüglich er-
halten ; im allgemeinen ist sie hier auf der Westseite
regelmässiger und schöner gebaut, als auf der Ostseite«
Man hat diese Verschiedenheit auf spätere Erbauer zu-
rückführen wollen, doch hat dies veränderte Bild in
der Verschiedenheit des Baumaterials seine
Ursarlic; östlich ist der Sandstein grob und stark mit
Kieseln durchsetzt, westlich feiner und leichter scbneid-
bar (daher hier auch die Sprengschnitte schöner
sichtbar). Die Mauer verlassend und dem entsprechend
bezeichneteji Wege folgend, erreichen wir ein Gehölz
mit den von Prof. Voulot und später von Prof. Euting
ausgegrabenen Gräberresten fvü:l. Cap. Ausgrabungen),
Einige Steinhaufen und aus Steinplatten gebildete Sarko-
phage, sowie Reste der Sargdeckel sind noch sichtbar.
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62
Ruiulgang um die Heidennumer.
Der Woj? führt abseits dor links licprondon Mauer (der
Weu: länj^s der Mauer ist hier überaus beschwerlieh)
(liin-ii die iKh'dliche Quermauer zur dohaniies-
(j Helle und wiMhM' ,iii\i^en das Kli)ster. (iiu die Mauer
/u vcrfol^n'ii. halte mau sieh liüks (hier der W ei^ allerdings
mülisaiii) 1111(1 erreiclit dann nach einij^er Zeit wieder
(hui von nun au der Mauer lul^^eudeii leieht ^an.i^barcu
Fusspfad. Stellenweise zeigen sich hier interessante
Stein h ruch fe Isen, so besonders der von Maler Sto^-
kopf aufgefundene, der weit in den Abgrund vors))rnigr
un(l unsiinii':: eigenartig angeschnitten ist. Von hier aus
geinesst man nicht nur v'me prächtige Aussicht auf das
schon bewaldete „liirzthälele" und auf die Kuine
Birkenfels, sondern auch auf die iiier einen L^iosseu
iiogen besclircibende und prächtig erhaltene Ueideiimauer
(vgl. Abbildung auf Tafel XI). Diese und die nun
folgende Strecke der H c i d e ii m a u e r bietet
für den Touristen wie de n o i" s e Ii e r d i e
s(;hönstcii und instruktivsten Partieenl TTat der
Mauergürtel die erwähnte Kurve beschrieben, so erslrc* kt
er sich in ziemlieh gerader Linie gegen Norden weiter.
Kach wenigen Schritten gelangen wir zu den\jenigen
Felsen, dessen Entdeckuutr zur Aufsuchung und
weitern Erforschung alT dieser prähistorischen
Bauwerkstätten tl( n Anstoss gab. Von ferne
schon wird dem W anderer dieser mächtige Fels auffallen,
denn i(!h habe ihn vollständig seiner oft tussdic kcii
Moos- und Erdschicht tnitkleiden lassen, so dass heute
der kahle 1 t l>t)iock dem ;uifmerksamen Touristen kaum
entgidien kaiiii Nur wciiijc Schritte von der lieideii-
mauer entiernt steigt dieser Fels mehr als mannshoch
em])or, fällt nach hinten auf 13 Meter AuMlelmung all-
mähliu" flach ab und bietet dem Forscher besonderes
Tiiteressc durch die darauf präolitig sichtbaren
Sprengschnittrinnen, Wasserbecken und Abbau-,
treppen. Uninittelbar daneben befinden sich einige,
andere, ebenfalls angeschnittene Felsen; dann folgt,
wenige 100 Schritte weiter der Mauer folgend, der
alle Abstieg zur Badstubquelle. Nach weniL^cn 100
Schritten gelangt man zu einer von Dr. Koeberie aus-
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Rundgang um die Ueidenmauer. 6.H
gegrabenen Felsenpassage, die oft als „Ausfallstlior*^
gedeutet wird, wahrscheinlich aber nur eine natttrliehc
Bildung ist — hervorgerufen durch Ausschwemmung des
Erdreiches und Herausrutschen einzelner Steine, so däss die
dortige sicher natarliche Felsspalte mit der darüber aufge-
bauten Heidenmauer nun ßine thorfthnliche Lttcke bildet.
Recht» davon (dicht daneben) sieht man eine Anlage, die
weit eher als eine beabsichtigte und kQustlich her-
gestellte gelten darf. Yov der Mauer Hegt eine kleine
Stein treppe, die abwärts unter die Mauer führt, dann
durch dieses Mauerloch hindurch ausserhalb der Mauer-
peripherie auf eine Art Terrasse leitet; diese bricht
senkrecht in die Tiefe ab, ist also von aussen unzugäng-
lich und kann also sehr wohl als eine Art Ausguck
oder Beobaehtungspunkt gedient haben« Wenige
Schritte weiter findet man zwei von W. Scheuermann
aufgedeckte, instruktiv angeschnittene Fels])l<)cke mit
langen und tiefen Sprengschnitten und Felilbruch-
s puren. Dann passieren wir das Westende der nörd-
lichen Quermaner und erreichen die von A. Laugel
gefundene prächtige Gruppe zahlreicher Fcisblöcke
mit Sprengschnitten, Wasserbecken, Fehlbrücheu
und Abbautreppen. Besonders lehrreich ist hier ein
kreuzförmig angeschnittener Block rechts vom Wege.
Meine hier ausgeführten Grabungen ergaben tiefe Schichten
von Sandsteinschntt, der mit den erwähnten Steinbh>cken
von der grossen I^ren^rc der hier gebrochenen Felsen
Zeugnis ablegt. Wenden wir uns von diesen Stein-
brüchen links zur Mauer, so führen uns wenige Schritte
zu einem vorzüglich erhaltenen Thore. Es ist
von Dr. Koeberle freigelegt worden und verdient ganz
besondere Beachtung, denn es ist der einzige an der
Heidenmauer selbst noch erhaltene Thoreingang.
Auch die Art des Thorverschlusses ist noch sichtbar,
sowohl an dem das Mauerende abscliliessenden mäch-
tigen Feisblocke, als an der daneben liegenden, riesigen
Felsplatte, welche ehedem oben querliegend die Mauer
mit dem dort auf der andern Seite hoch aufragenden
Felsen verband. Beide Steine zeigen nämlich deutliche
Spuren alter Zapfen- und Balkeulager, in welche ehedem
5*
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64 Rundgang um die Heidenmauer.
die Thorangoln und die Yerschlussbalken eingriffen (vgl.
Tafel VIII). Mehrfach ist hier die Mauer stark be-
schädigt, an einzelnen Stellen fast ganz verschwnnden,
weil die Erbauer der Dreisteinschlösser hier die Heiden-
mauer als willkommene Steinquelle benützten.
Verfolgt man von nun an die Mauer weiter nach
Norden, so gewahrt man rechts im Walde runde tiefe
Löcher, wie meine Ausgrabungen ergaben Sandstein-
brüche, welche man des hier guten, aber relativ seltenen
Materiales wegen besonder» tief abgebaut hat. Ihnen
gegenüber gewahrt man in der Hauer deutlich abge-
zeichnet einen jener für die Heidenmauerbauleute offen
gelassenen „provisorischen Eingänge^, die man nach
Fertigstellung der Linie zumauerte, und die man auch wohl
als „Mauerreparaturen" verzeichnet sieht. Wenige Schritte
nördlich ündet der Wanderer mächtige Steinschnitt-
blöcke, welche ausserhalb der Mauer liegen. Dann
verfolgt man die Mauer noch ein grosses Stück weiter
nönllich — hier einige schöne Beispiele von Quadern
mit Ki egellagern — bis allmählig das Mauerwerk,
zum Schluss seihst die cinzehien so charakteristischen
Quader verschwinden. Bald sehen ^vir die Ruine des
Hagel Schlosses, dessen Bau dort die Mauerzerstorung
veranlasst hat.
Auch vom Ilagelschloss aus nach Osten (die Linie
biegt scharf südöstlich ab) fehlt eine lange Strecke die
Mauer gänzlich; nur spärliche Resto Jüchen von ihrem
einstigen Vorhandensein Kenntnis. Ein Pfad führt un-
weit des Bergrandes parallel mit demselben aufwärts in
südöstlicher Richtung zu dem Bergrücken, dessen Fort-
setzung nördlich zum IToxcnplatz leitet, quer über-
schritten aber den Wanderer zum Ostabhange der
Ueidenmauer bringt. Will man nun die Heidenniauer
verfolgen, ohne direkt zum Stollhafen zurückzukehren,
noch andrerseits bis zum Hcxenplatze zu gehen, so
durchquere man in gerader Linie gegen Südosten den
Wald. Man stösst dann auf einzelne Quaderresto und
erreicht den Fusspfad, der den Elzberg mit dem OiHlien-
bergc verbindet und nördlich begangen zum Hexen-
piatz, südlich verfolgt zom Stollhafen resp. Kloster führt.
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Rundgang um die Heidenmauer.
65
^Iiui lihorsclircitct diesen Weg und durchquert den Wald
bih /um ()>trande des BeiT^platcaus. Anf diesem ganzen
Wege hUid Si)uren der ISIauer nur iinssLi.st selten /.n
finden. Aueh am Ostabhan^e sind sie eine Stn'<'ke weit noeli
ungemein sj);irlit'h, und vertreten zumeist nui- niäehti,i.^e Fels-
abhänge die Stelle derMancr: auch die angeschnittenen
Steine finden sich auf dieser Strecke so wenig, dass man
annehmen darf, der Mauerbau sei Ins zmn Ostabbanijc
der Mauer unvollendet ^'eblieben. Je mehr wir
dagegen den Ostabhang südwärts verfolgen, desto häuhger
werden wieder die Mauerquader, und bald türmen diese
sich wieder über gewaltigen Felsen zu ansehnlieher Höhe.
Man klettert hier an einer geeigneten Stelle den Abhang
hinab und stösst dann auf einen schmalen Fusspfad, der
ausserhalb der Maner hinfülirt, prächtij^o Felsi ngrbildc
und seliöne Maucrstüeke dem Auire l>ieteL. Auf diesem
Wege gelangt maii zu einem iniii liti;:en Felsen nut unter-
irdischer Passag«', wclclic drn Kletterer oben auf die
Mauer führt. Nach wenigen Minuten erreichen wir so-
dann den Pjtie ho fei s e n (mit „Kticliohölde"), der früher
als einstiger ubri sous loclie galt, sicher aber ohne
jede archäologische oder historische Hedeutung ist.
Dann geht es vorbei an itderessanten Fels])artieen, wo
Fels und Mauer innig verbunden und tiefe Fels-
spalten mit angepassten lilöcken künstlich aus-
gefüllt sind, zum „StoU hufenfel sen"*, so genannt
wegen seiner an die gotischen Stollenkessel erinnernden
Form. Ehedem war hier der alte Eingang in den
Nord abschnitt der lleidenmauer. Heute aber ist
dieser Thoreingang nieht mehr sichtbar: dagegen sieht
man noch heute deutlich die altgallische Strasse ihn;
Richtung gegen diese Stelle nelnuen. Sie beschrieb, um
die Höhe ohne zu starke Steigung zu gewinnen, eine
Curve bis zum Oberkirchfelsen und bog tlort dann rück-
wärts beim Stollhafen in die Mauer ein. Zwischen den
genannten beiden Felsen sieht man die Strasse sich
zweiteilen — es ist eine jener Ausweichestellen,
wie sie die Knge dieser Wege gewisM i massen vor-
bedingte und wie ich sie im X. Kai»itel besproi'ben habe.
Diese alte Strasse ist zwar uiiLcr Schutt, Moos und
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66
Rund^'ang um die Heidemnauen
»
anderem Pflanzenwuchs versteckt, kann dem aufnierk-
saiiuMi Ikobachter aber nicht entgehen. — Links vom
StoUhafeii trifft man, wenige Schritte gegen Süden, auf
die nördliche Quermauer, jene Querniauer, welche
die mittlere Zone des HeidenmaueniuKey von der nörd-
lichen Zone abschloss. Dann springt die Mauer plötzlich
weit nach vorn vor — wir stehen vor dem gigantisch
tiberragenden ( ) b e r k i r c hf e 1 s e n — einem zweigeteilten
Riesenfelsblock, auf dessen Höhe gleichfalls Si^rengrinnen
und auch deutliche Spuren abgesi)rt'iigier Blöcke erkenn-
bar sind. (Cohausen hatte ehedem diese Spuren [ oder die
benachbailcn QuermaueiTeste V ) mit Unrecht als möglicher-
weise Reste eines spätrömischen Wachtturmes gedeutet).
Wenige Schritte rechts vom Oberkirchfelscn botindet
sich ein überhängender Felsen, den man, wie Aus-
grabungen ergaben, mit rnreclit bisher als präliistoriscbe
Felsenwohnung, als sugeiiauiiten „abri sous rochc" be-
zeichnet hat. Heute ist unter dem Felsen eine Stein-
baiik angebracht. Dieser gegenüber sieht man rechts
einen mächtigen Stein Schnittfelsen und wenige Schritte
südlich ein anderer solcher lUock, der links Spreng-
schnitte, rechts ein eingelia ue nes Kreuzeszeichen
tragt. Ob dieses den Stein christianisieren sollte, oder
ob es eine Grenzmarke bezeichnet, wage ich nicht zu
entscheiden.
Beim Oberkirchfelsen biegt die Heidenmauer gegen
Osten ab und steigt i^uer über die liLiilige Aufstiegstrassc
hinab in die Schlucht unterhalb der „Grossmatt" —
jenem Punkte, von wo aus wir unseren Kundgang be-
gonnen haben.
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XV.
Der iiexeiiplatz.
Vorfolgt mm\ den Ostraiid der lleidciimaucr ^^cgcu
NordfMi. so verliert sieh alhiiählij? die llcidcninauer.
Sic s( li-iiit hier unvollendet ircblieboii zu sein und das
Woni«^e, was schon bestand, haben die Zeit und Menschen-
hände bescitiixt. Ancli Stcinscbnittfelsen sind hier selten
zu finden. Umso häutipjcr da.^c'ri'n stüsst der Wanderer auf
oft mächtig' ^jrossc, hiei- inid da i ccht seltsam gebildete, sehr
sehenswerte Felsen und 1 el-l)l »ckgruppen. Man durchquert
den Wald in nördlicher Iliclitung, verfolgt ciin ii felsigen
W^ej? und stösst schon nach einer Viertelstunde auf den
Hexcnplatz („Tläxe]datz"). Der Fremdling kann kaum
fehlgeiien, denn den Zugang zum Hexenplatz vernüttelt
ein wenig Ineitei r>er,!2:.2:rat und der Platz selbst charak-
terisiert sieh durch sicli selbst: er hat etwas (xcspenstiges,
rnheinilichos, Wer ihn bei stürmischeni Wetter besucht,
versteht noch besser die Namengabe, versteht, wai iim der
Volksglaube dort Hexen ihr Wesen treiben lässt, und
versteht, waruia die Sage hier vom „wilden Jäger"
spricht und von wilder Jagd, von Jagdrufen und Hunde-
jrebell l)erichtet, das hier mr Naclitzeit gehört werde.
Wild durcheinander geworfen liegen da nuicbtige PVls-
blöcke, als ob der Teufel sie hier ausgestreut liätte. Der
Wanderer springt über die Pdöcke, klettert auf und ab
— immer neue seltsame Stcmgebildc begegnen dem Auge.
Zahlreicbe lUöcke tragen T^M-kenaus Waschungen —
die Mehrzahl ist sicher Naturspiel. Näpfchen- oder
Sc!ialen8t(n*ne, wie sie der Präbistoi iker anderwärts tindet,
sind es nielit, doch bleibt nicht ausgescldossen, dass
einzelne jener fiecken auch der Mensch schuf oder
wenigstens küustlich vertiefte, denn Wasser fehlt hier,
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Der Hexenplatz.
und so bilden diese Becken treffliche Wass er fän ge. Manche
sind denn auch, durch den Hegen, fast immer mit Wasser
gefüllt. Einzelne haben den Umfang grosser Pfannen, ja
kleiner Badewannen. Steil und felsig bricht auf der Kord-
seite das Plateau ab und bietet einen prächtigen Ausblick
in die Tiefe und in die Umgegend. Seltsam wäre es, wenn
hier nicht der vorgeschichtliche Mensch sein Wesen
getrieben; schon das Gefühl sagt uns, dass er auch hier
gehaust haben muss. Aber besser als deiiei Betrachtungen
beweisen greifbare Dinge, dass die Erbauer der
Heidenmauer hier gleichfalls beschäftigt waren.
Der Felscnweg, der zum Platze führt, zeigt Sparen
liohen Alters; alte Felsentreppen sind ersichtlich
Menschenwerk und mehrfach fand ich grosse Blöcke
mit Sprengschnitten analog denen, welche die Erbauer
der Heidenmauer bei dieser selbst zurückgelassen haben.
• So ist es nicht ausgeschlossen, dass ehedem eine Ver-
längerung der Heidenmauer bishierher proj ektirt
war, - dass auch der Hexcnplatz hätte in den Mauerring
ciugcschlossen werden sollen, dass aber diese Arbeit nicht
zur Vollendung gelangte oder aus andern Gründen auf-
gegeben worden ist. Ausgrabungen würden vielleicht
über diesen Platz und seine einstige ]3estimmuug Auf-
klärung geben. Romantischen Dichtem möge dieser Punkt
anempfohlen sein, wenn ihre Fantasie Anregung und
einer stimmungsvollen Staffage bedarf.
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XVI
Kiuueu- und Bockeustoino, Altäre mal Ihlwmh
Die gewaltigen P^elsenmaucni uud die cyclopischc
Ileidciiiuauer verleiteten oft iiiid jrornc die Archäologen
zu falschen Schl&ssen, zu fantastischen Auslegungen.
Mag die H cideniiiaucr gewaltig erscheinen — sie
hleiht eben doch das Werk eines Volkes, das sich für
Flucht vorbereitet, das Schutz sucht, das seiner
eigenen Kraft nicht völlig traut. Kin Volk im
Vollbesitze seiner Madit und lediglich auf den Angriff,
auf Ueberfall Anderer hedaciit, schuf keine Verteidigungs-
werke im eigenen Tiande — es übt;rliess das Jenen, die
es in fremden Landen angriff. So ist auch dic^ Ib^den-
maucr nicht in den Zeiten entstanden, da .die Kelten
ganz Kuropa übertiuteton, lloui verbrannten, selbst in
Asien Reiche gründeten — sie ist. Avin wir sahen, ein
Werk der jener glorreichen Zeit folgenden P^poche der
Döcadence, jener Periode, wo Uneinigkeit unter den
verwandten Stämmen, die Nähe der röniisclicn Provinz
und ewig dauernde Germaneneinfälle die Voikskratt hatten
erschlaffen machen. — Auch die crowaltigen Altäre'',
„Zeichensteine", „Dolmen" des OdiliLulierges fallen leider
nüchterner Kritik zum Opfer. Die ..lilutrinnen" sind,
das habe ich oben schon gezeigt, nichts anderes als
Sprengschnitte, die „Opferbecken'' aber, wir sie der
Heckenstein, der ('anapefelsen etc. zeigen, sind nichts
anderes, als dio AVnsserbehälter, in i\n\n\ man das
IVir die Herstellung jener Sprengschnitte nöti^M- Wasser
autlx^wiilirte. Was bleibt da vom lieckcntelsen als
„Druidenaltar" übrig, wenn man sieht, wie iini die Kr-
bauer der lieideumauor erbarmungslos angeschuittcu
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70 Rinnen- und Beckensteine, Altäre und Dolmen.
haben? — Gleich zweifelhaft sind aucli die Menhirs etc.,
von denen Voulot und .scHk^I nocli iileiclier und Faudel 1.S89
berichten (z. B. vom Hexenplatz: ,,pli^töau des fees:
dedale de dulinens, menhirs et galeries"). — „Die über-
hängenden Felsen"^ (abris sous roches) haben, wie
meine Ausgrabungen ergaben, nie urzeitliche Wohnungen,
als was man sie gedeutet, beherbergt. — Auch die sot^e-
nannten „Dolmen" und „DTuidcnhühlen~ aut der
Westseite der Mauer haben keinerlei sichere Anzeichen
menschlicher Thfitigkeit aufzuweisen, und sind hothst
wahrscheinlich zwar merkwürdige, aber trotzdem eben
doch nur natürliche Bildungen:
Gewaltig sind zwar f'^^'f" Mcnsclien Wcrko —
Doch jrewaltig aucli der Natur seltsame (iffüj^^e.
Weit auf oft scliwinglsichderMcnsrhenGedatiktngebilde —
Doch grimmig oft reisst nücliterne Kritik sie wieder ein.
j
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Tafel Xir.
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xvn.
Das Klostor und seine Sehenswiirdigkeiten.
Die ganze Höhe, die ganze Ebene beherrschend liegt
700 Meter Ober Meer auf dem Gipfel des Berges das
St Odilien-KIoster. Der Wanderer wird von Laien-
Schwestern bedient. Auf der Wiese resp. auf den Aeckem
yOT dem Kloster standen ehedem Bauten, deren Grund-
mauern noch 1825 sichtbar waren (Schweighäuser). Sie
dienten einst den Prfimoustratensem als Wohnung und
waren nach dem Brande von 154G der einzige Aufenthalt
der Bewohner, die noch auf diesen Höhen zurftckhliehen.
Heute sind selbst jene Mauerreste gänzlich verschwunden.
Nicht selten finden sich gerade dort Wnnische Münzen.
Heute sind die Wirtschaftsräumlichkeiten dem
Kloster nähergerOckt.^ Sie liegen links und rechts des
Theres, durch das man in den äusseren Klostorhof
eintritt. Rechts in diesem, wo lieute die Bedürfnis-
anstalt liegt, stand ehedem der „lleidcntcmpel", das
erste Heiligtum des I^erges (vgl. Kap. XII).
Im Vorhofe sind links die Stallunf?cn, rechts der
Klostergarten, darin heute ein riesiges mittelalter-
liches Taufbecken aus Vogesensandstein, doch ohne
Verzierung, als Brunnenbecken dient. Daran anschliessend
folgt die ('oiiventkir(!he, deren Bau 1687 begonnen
wurde, und deren zwischen 1692 und KilMJ angefertigte
prächtig k jour geschnitzte Beichtstühle eine Sehens-
wfirdigkeit darstellen. — Man tritt in den innern
Klosterhof, dessen Mitte ein neueres Bild der heil.
Odilia ziert. Rechts ist der Eingang für die Klostcr-
besucher, von wo aus man zur Kreuzkapelle (links
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72 Das Kloster und seine Sehenswürdigkeiten.
no]>on doiM Chor dor Convcntkirche) f^elangt. Es ist ein
niedriges Hund böge nge\völ])e, das von einer starken
romanischen Säule getragen wird. Sie ist durch ihre
Skulpturen eine ganz hervorragende Sehenswürdigkeit
(vgl. Abbildung). Neben ihrem Capitäl ist besonders
ihr Fuss sehr beachtenswert durch die 4 Händepaare,
welche aus der Erde liervor-
zuragen und die Säule zu tragen
scheinen. Sie ist ein treffliches
Beispiel frühromanischer Archi-
tektur, keineswegs wohl, wie
angenommen wurde, schon eine
Arbeit des 7. Jahrhunderts.
Links befindet sich in einer
Nische der 1752 dorthin ver-
brachte Sarkophag des Adal-
rich oder Eticho, ein Stein-
sarg, der nach Form und Orna-
mentik noch der Zeit Etichos
(7. Jahrhundert) angehören
könnte und dann mit der Tra-
dition einig gienge. Ehedem
l)efand sich dieser Sarkoi)hag in
der Conventkirche, wurde dann
aber 1617 an der äusserst en
Wand der Engelskapelle ein-
Oie romanische Säule in Jor gemauert (darauf bezieht sich
Kiouzkapdio. Ca. XII. Jahih. das dort Über der Thüre be-
findliche Wappen des Bischofs
von Strassburg, Leopold L, welcher die Überführung
des Sarges besorgte). Hei diesem Anlasse entnahmen die
Mönche von Ebersmünster dem Sarge einzelne Gebeine
Etichos und legten sie in ein hölzernes Bild, das den
Herzog darstellen soll (und jetzt in einem Glassarge im
obern Stockwerke untergebracht ist). Später wurde der
Sarg Etichos von der Engelskapelle in die Kreuzkapelle
transportiert und dort in der Nische, wo er noch heute
sichtbar ist, eingemauert.
Neben der Kreuzkapelle liegt die Odilien k apell c
(vgl. Taf. XXI). Bevor man die Schwelle überschreitet,
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Das Kloster und seine Sehenswürdigkeiten. 7^
beachte man den omamental ansgehanenen steinernen Fries
oberhalb der Thflre (ersichtlich von derselben Hand, wie
die Skulpturen der grossen oben erwähnten Süule), und
die vorzüglich erhaltene Thflre mit stilvollem früh-
gotischen Eisenbeschlag. Die Odilienkapelle ist
der Legende nach von Odilia dem heil. Johannes geweiht
worden, jetzt aber dem Oult der heil. Odilia gewidmet.
Die Wände zeigen Gemälde, welche das Leben dieser
Heiligen veranschaulichen. Ihre Gebeine sind heute
in dem in der Nische auf einem Altar stehenden reich
geschmückten modernen Reliquiarium ausgestellt.
Daneben steht ein von F. Fransin im Jahre 1696 im
Auftrage dreier Strassbnrger Domherren, zweier Grafen
Manderscheid and eines Grafen von Hecke in Gemein-
schaft mit Stadtsyndikus Rüth von Strassburg herge-
stellter Sarkophag, der ehedem die Gebeine bewahrte
und im genannten Jahrd an Stelle des alten Sarges
gesetzt wurde. Die Vorderseite des 1696 er Sarges trug
eine von Fransin ausgehauene Heliefplatte mit der
Darstellung, wie anno 1354 Kaiser Karl IV. im Beisein
einiger Bischöfe etc. das Grab der heil. Odilia öffnen
Hess und den Körper in ausgezeichneter Erhaltung vorfand.
(Der Kaiser entnahm damals „dem ganzen und unver-
sehrten Körper ein Teil des rechten Armes" für seine
Prager Iteliquiensammlung; deY Sarg '*wnrde in seinem Bei-
sein wieder verschlossen.) Diese Platte wurde während der
Revolutionszeit zerstört. Ihre Reste fanden sich 1898
und sind jetzt im Klostermuseum untergebracht. Ebenso
die grosse Odilienstatue von 1696, welche ehedem den
Sarg schmückte. Diesen selbst glaubte man bis dato
verloren und durch einen neuen ersetzt; ich habe aber
nachgewiesen, dass der heute noch siclitbare Sarg der
alle von l{)96 ist, dass ihm aber lediglich die Fransin'sche
Platte fehlt, weiter, dass der Sarg schon vor dem Besuche
der Revolutionsmänner geöffnet wurde, um die Gebeine
der Heiligen in Sicherheit zu bringen, und dass die
Revolutionsmännor es bei der Zerstörung der Sarp:i)latte
weniger auf eine all^^enieine Zerstörung der religiösen
Bilder, als auf die Vernichtung des „gekrönten" Kopfes
von Kaiser Karl IV. und der mit Mitren geschmückten
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74 Daß Kloster und seine Sehenswürdigkeiten.
ßtschofsligur^n abgesehen hatten.^) (vgL aaf Taf. XTII An-
sicht dieses Sarges v(»n KWH) in seinem ttrsprünKlichen
Zustande, nach einem Kupferstiche Silbermanns von 17si.)
Im Kre u/ir a 11 tr 0 betiiidct i Ii riiic viereckige Säule
mit Hasreliefs, darauf einerseits l yriGlJO.DVX, welcher der
neben ihm stehenden 8. ODILI A /um Zeichen der Investi-
tur ein Buch ttberreiclit. Andrerseits das l^ild der h.
Maria mit dem Jesuskinde. dane!)on knieend llEIilND (is)
ABUA (tissa) und IlEUUAi) AHBA (tissa). Vorn an
der Säule ein Bischof mit Mitra, Knimmstah und Bi^ch "
nebst der üeberschrift: S. LEUDEG, d. Ii. St. Leodegarius,
Verwandter Odiiiens, Täufer des „Heidentenipels^
und Schutzpatron von Nieilermünster. Abbildungen
dieser 3 Skulpturen sind hier auf den Tafeln XIX und XX
nach vor den Originalen retouchierten Photographieen
wiedergegeben. Gegenüber befinden sich in diesem Gange
die Speisezimmer für Wanderer und Gäste. ..
Ins Freie tretend gelangen wir in den Convent-.
garten, wo links eine alte Cisterne, rechts Ruhe-
bänke und ein aus romanischen Säulenfragmenten auf-
gebauter Tisch angebracht sind. Von hier aus gcniesst,
man eine wundervolle Aussicht in das Rheinthal. Gegen
Osten liegt die Thräiicnka pelle (Zährenkapelle), wa
Odilia nach der Tradition für ihren Vater um Erlösung aus
dem Fegfeuer gebetet hat. Darauf nimmt eine im Hoden
der Kapelle unter einem P^isengitter sichtbare Stein-,
seil aale Hezug, von welcher die Sage geht, dass sie durch
die Thränen der heil. Odilia ausgeliöhlt worden sei. Pilger
vergessen nicht, vor dieser Schale ein Gebet zu verrichten.
Ar( h;if dogisch ist dieselbe ein intc!*'s*i;intos Heispiel des
uralten Steincults und si)e('iell der rituellen Bedeu-
tung der Schaaleiistein el — Dort betindot sich auch
der Sarg der Naclifol.L^erin Odiliens. der heil. Eugenia.
Die Wände schmücken (leniälde des Elsässcr
Malers L. Sorg, geb. zu Strassburg lSi>;{ (f LsG3),
davon das eine Maternus darstellt, wie er im Elsass das
*) V^l. ,.Der Elsässcr" 1899, vom 6. Februar 1.S99: Forrrr.
..Die aii<irj)liche Zorsiörunj^ des Sarges der heil. Odilia
während der Revolutionszeit'*.
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Tafel XIII.
1696 errichtete während der Revolutionszeit beschädigte Sarg
der heil. Odilia fnaoh Silbermann 17HI).
Das Kloster und seine Sehenswürdigkeiten. 76
Ghristentam i)rc(ligt, das andere den Biscljof Leodegar,
wie er der heil. Odilia den S(;hleier reitrlit.
Noch weiter östlich, direkt über dem Rande des
Abhanges liegt die £ n g e I s k a p o 1 1 e ( „liangende Kapelle**),
ursprünglich wohl ein altrümischer Wachttarm,
der später zur Kapelle umgewandelt wurde. Hier war
von 1617 bis 1753 der Sarg Eticho's an der Ausson-
seite -eingemauert. ^Mädchen, die U Mal um die
Kapelle gehen, erhalten noch im selben Jahre einen
Mann** — eiF also, freundliche Leserin, so Du noch
„unbemannt'' bist, rasch /.n jener Stelle und thue wie
hier geschrieben steht (vgl. dazu auch Kap. IX.*)
Im ersten Stockwerke des Klosters liegen rechts
Räumlichkeiten der Geistlichen, links führt eine Thttre
zu einer Kapelle mit zierlichen romanischen
Säulen bogen. Sie hiess ehedem „Der Oelberg" und
war mit, jetzt nicht mehr sichtbaren, Fresken aus dem
Leiden C'iiristi geschmückt. Wahrscheinlich war dfes
im Mittelalter die Betlmlle der Äbtissin. Durch die
Rundbogen ist unterhalb die Odilienk^elle sichtbar.
Ton dort leiten zwei Thüren in den romanischen
Bibliotheksranm, in welchem jetzt die Klostersamm-
lung untergebracht ist.
') Der „Vmgmg** ist jetzt allerdings teilweise abgesperrt
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xvin.
Das Klostemuseum.
Die über der Kreuzkapelle im ersten Stock gelegene
Kapelle wurde vor einigen Jahren restauriert und zur
Klosterbibliothek eingericlitet. Der Raum ist durch
ein Bogengewolbe überdacht, dieses durch eine die Mitte
des Baues zierende massige romanische Säule gestützt.
Die Bücher sind längs der Wände aufgestellt und um-
fassen u. A. auch reiche Alsatica und Odiliana.
In diesem Räume hat 1898 Schreiber Dieses das
Klostermuseum begründet und mit Beihülfe des
Herrn Abbe Caspar und Herrn W. Scheuerraann eingerichtet.
Die bisher in den Klosterräumen und Höfen zerstreuten
Bauteile wurden hier oben vereinigt, wertloses aus den
bisher in einem Glasschranke aufgestapelten ältem Fund-
beständen an Thon- und Eisensachen, Münzen etc. aus-
geschieden, und die alten sowie die neu hinzugekommenen
Funde chronologisch geordnet und katalogisiert.
Das Klostermuseum von SanktOdilien soll die
G-eschichte des Berges veranschaulichen. Zu
diesem Zwecke sind den Originalen anch Abbildungen
der in andern Sammlungen befindlichen Odilienfunde
beigefügt, und sind Plflne, alte Kupferstiche nnd dgl. gleich-
fiSlB ausgestellt worden.
Die vorläufig noch kleine Sammlung umfasst:
Im Glasflcliranke links:
Stein- und erste Metallzeit.
Steinbeil, gefunden durch den früheren Odilienberg-
förster am Ottrotter Abhänge des Odilienberges.
Feuersteinmesser und -splitter sowie iieolithischc
Topfscherben aus, mit zerstosseiien Quarzkörnern
durchsetztem Thon, ohne Töpferscheibe hergestellt,
z. Tli. mit Fingereindrücken ver/iert (Ausgrabungen
Forrers am Westabhange des Gipfels).
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Das Klostermuseum.
77
Abbildungen von Steinbeilen, Silex-Pfcilspitzcii etc.
gefunden auf dem ( )dilienl)erjQ:e (nach Youlot)
Modell des kleinen Stei n kreise s , wie er von
Forrer und Scheuerniann auf der „Cxrossmatf* aus-
gegraben wurde, nebst Proben der ca. SOG Stein-
säulchen.
Topf Scherben mit Bronze zeit- Ornamentik, auf
der Xordseite dlrect unterhalb des Klosterfelseus
gefunden.
Zeit der Heideniuauer (T^nezeit).
Am ersten Fenster:
Quader der Heidenmauer, mit z. T. mehreren
Schwalbenschwanz-Einschnitten. Zwf i der
Quader, durch einen solchen Holzriet^^el (Schwalben-
schwanz) verbunden, demonstrieren die Art und
Weise der Anwendung jeuer hölzernen
S c h w a 1 1) e n s c Ii w ä n z c.
Tnj ersten (T!ns^( liranke :
Alter ( ) r i « i n II 1 - S c h w a 1 1) e n s r Ii ^^' :i n z auä Eichen-
holz, gefunden in der lleidcnniaiicr.
Abbildungen von Quadern mit Ri( ,u ll i^^ern.
Abbildungen von Stc i nb r uch fe Isen mit Spreng-
schnitten, Fehl h r ü c h c n und Wasserbecken.
8 p i n n w i r t e 1 und S c Ii e r h (mi der T e n e z e i t.
Eisen-Pfeilspitze und Sichel der T^nc:<eif.
Alte Ansichten der lleidenniauer aus bilber-
nn>nirs lUich „Hohenburg" von 1781.
l'hotographisrhc Aufnahmen der HeidcnmaiK i.
Alte Ansicht der „Römerstrasse^' und Pläne der
Ueidenmauer.
RönuHche Periode.
Im ersten (ilassrhranke :
Scherben römischer Gefässc und Henkel von
Am p hören gefunden an den Abhängen des Odilien-
gil)fels.
Römischer L(>ffel aus lironze.
Römische Becher- Urne aus terra sigillata, gefunden
bei den Ausgrabungen Dr. Forrcrs auf der Grossmatt.
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78
Das Kloslermuseiim.
Auf dem Odiliciibcr^? gcfuiuleiie römische Münzen, da-
runter einige Kopiecn nach Originalen in anderem Besitz.
Mittelalter und spätere Jahrhunderte.
Im ersten Glasschranke :
Abbildungen der merovingisclien Gräber und Grab-
beigaben, ausgegraben von Prof. Voulot und von
Prof. Euting im Südabschnitte (Frauen- und Kinder-
grab mit Ohrringen, Fingerring, Schnallen, Glas-
schaale etc.). (vgl. Kap. XI).
Scherben aus mc-
rovingischer und
carolingischer
Zeit.
Steinerne Köpfe
archaistischen
Stiles, gefunden
von Abbe Cas])ar
ca. 50 Meter un-
terhalb der Nord-
westseite des Klo-
sters (einer der
Köpfe in der Vi-
trine, die anderen
in den Fenster-
nischen).
Reste rot bemal-
ter Sargdeckel
aus Gyps.
Zweite Fenster-
nische :
Romanische Säulen-
füsse und Kapitale,
sowie Gesimse mit
Würfelornamentik.
Sandsteinblock mit menschlicher Figur (Kopf fehlt).
Diverse Skulpturenfragmente.
Zweiter Glasschrank :
Reste einer mittelalterlichen \V asser leitungsröhre:
gefunden bei St. Jakob.
Mittelalterliche Sandsteinskulptur im Kloster-
museum von St. üdilien.
Google
Das Klostermuseuni.
71)
Romanische und gotische Sporen, Schlüssel, Pfeil-
spitzen etc.
Gotische Bodenfliese mit stilisirten Löwen, gi'ün
glasiert. Um 1400.
Gotische Bodenfliese, vertieft gepresst und grün glasiert. Aus dum
Odilicnkloster. Jetzt im dortigen Kostermuscum.
Gotisches Schaufelheschläge und andere Eisengcrüte.
Gotische grünglasierte und verzierte Ofenkacheln.
Gotische Löffel aus Silber und Bronze.
Gotische Kirchen-Leuchter aus Bronzeguss (Paar).
Bilder aus dem llortus deliciarum der Herr ad von
Landsberg (f 1195), um 1180 vollendet. Die eine
Reproduction in colorirtem Kupferstich von Engel-
hard 1818 bei Cotta herausgegeben, die andere
nach alten Pausen in Lichtdruck vervielfältigt durch
die Gesellschaft zur Erhaltung der historischen
Denkmäler (Strassburg, Trübnor.) (Vgl. Cap. XIX.)
Alte K u 1) f e r s t i c h - A n s i c h t e n d e s K 1 o s t e r s u n d
der Kapellen, Abbildung der gotischen
Teppiche des Stiftes von St. Stephan mit
80
r
Das Klüstermuseum.
Darstellung der f. i e ii d c der hcili iroii
Odilia (letzterer Stich aus Königshofens Chronik,
Ausgabe von 161)8, in diesem Buche auf dea Tafeln VI
und VII reproducirt).
Kupferstic h- Ansicht des Fransin^si lien Odi-
1 i e n s a r g c s von 1 G I) (> (^uach bübermauu ; vgl.
unser Facsimilc Tat'. XIII).
Danchen in der z\\citen Fensternische:
Die 18!».s aufgefundenen Reste der 1703 zerstörten
Fl ansin' sehen Sarkophagplatte (Datum lö96
noch z. T. erlialtcn).
An den Wänden des Aufganges :
Kupferstiche, Lichtdrucke, Ilandzeichnungen etc. mit
Plänen und Ansichten einzelner Ocrtlichkcitcn, soAvie
künsth'rischen Darstellungen der hl. Odilia, einzelner
FcLMMiden, der Ilerrad von liandsberg etc. von
C. bpindler, Joseph Sattler, Jaeckle u. A.
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XIX
Der „Uortus deliciarum'' der Herrad von
Landsperg.
Es gehört sich, dass an dieser Stelle auch von einem
Kunstwerke gesprochen wird, welches auf dem Odilien-
berge entstanden, heute aber leider nur noch in Kuiiieeu
— und auch das nur fraginciitaristh — der Wissenschaft
erhalten ist. Ich meine das von der Aebtissin des
Klosters llüheiiburg-St.-Odilien, Herrad von Landsperg
hergestellte grosse Manuscript „Hortus dclicia-
runi'^, welches sich ehedem in der Karthaus von Mols-
heim, dann auf der Strassburger Stadtbibliothek befand,
aber bei der Heschiossung Strassburgs in der Nacht vom
24. auf den 25. August lb7n mit den übrigen dort be-
findlichen Kostbarkeiten verbrannte. Glücklicherweise
hatten aber die dem Manuscripte beigegebenen vielen
Miniaturen (besser gesagt Federzeichnungen mit leichtem
Colorit) durch ihre kostüm- wie waffengeschichtlich und
ikonogiaphisch interessanten Darstellungen sclion früh das
Interesse einzelner Forscher erregt und Diesen Veran-
lassung gegeben, einen grossen Teil dieser Bilder zu
facsimilieren. Das war ein Glück — denn heute ist
man ausschliesslich auf diese vor der /erstürung ge-
machten Kopieen angewiesen. Schon 1S18 erschien zu
Stuttgart ein Kupferstichwerk von ^M. Engelhard, welches
eine Keilie der interessantesten Darstellungen des „llortus
delieiaruni" copierte (^Uerrad von Landsperg, Aebtissin
zu Hohenburg, oder St. Odilien im Elsass, im zwölften
Jahrhundert, und ihr Werk: Tlortus deliciarum. Ein
Beitrag zur (Jeschichte der Wissenschaften, latteratur,
Kunst, Kleidung, Waffeu und Sitten des Mittelalters",
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82 Der „Hortus deüciarum'' der Herrad von Landsperg.
in 8® mit 12 Kupfcrtafelii in Fol.). Seither haben noch
zahreiche Forscher einzelne Bilder des „Hortus" eopicrt,
doch erst nach der Zerstörung ist eine Herausgabe des
Werkes, soweit es aus eben jenen Facsimiles rekon-
struiert werden konnte, zu Stande gekommen. Es ist das
von der „Gesellschaft zur Erhaltung der histori-
schen Denkmäler des Elsass'^ 1871) unter der Leitung
des verstorbenen Canonicus Dr« Straub begonnene, nach-
her von Canonicus D a c h e u x und Domherr Dr. Keller
weitergeführte Werk „Uortus dcliciarum, par l'abbesse
Herrade de Landsperg. Reproduction holiographique
d*ttne sörie de miniatures, calqu^es sur Toriginal de ce
manuscrit du XII« siccle".*) Einige verkleinerte Wieder-
gaben aus diesem Werke sind dem vorliegenden Büch-
lein beigegeben, um dem Leser vor Augen zu führen,
in welcher Art diese kostbare Foliohandschrift (von 648
Seiten) illustriert war. Die Zeit der Herstellung fällt in
die Jahre zwischen 1175 und 1180 (Ilerrad von Landsperg
starb ca. lli)5); jedenfalls hat dieselbe mehrere Jahrein
Anspruch genommen. Das Buch Avar für den Unterricht
der Novizen bestimmt und enthielt alles, was für das
geistige Leben der damaligen Zeit wissenswert und er-
forderlich schien. Vom Texte wurde 165)5 eine Copie
angefertigt, die aber 1870 das Schicksal des Originals
teilte. Er ist indessen in Albrechts ,,lIistory von Hohen-
burg" 1751 zum Abdruck gebracht worden.
Welch* schöne Sprache Ilerrad führte, mögen folgende
Anfangsstrophen des ersten und zweiten Gesangos kenn-
zeichnen:
Salve Cohurs \'irgiimm,
ilulicnburgen.siuni
Albens quasi Lilium
Amans Dei Filium.
II errat dcvoti.ssima
Tua tidelissima
^laler et aiicilliila
Cautat tibi eantica.
*) Strassburg, Verlag von Karl J. Trübner.
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Der „Uortus deliciaiiun'^ der Herrad von Landsperg. 83
Hoc in monte, vivo fönte, potantnr oviculae:
Esum vitae, sine Ute, congestant. apiculae.
Nectar claram, scripturamm, potant liberaliter,
Bibant, bibant, vivant vivant, omnes aetenialiteT.
Die Klosterkirche von St. Odilien zur Zeit der Herrad von Landsperg.
Reconstruction uach einer Miniatur des „Hortus deliciarum'\ XII. Jabrb.
Inhaltlich wichtiger als der Text waren allerdings
fttr die moderne Wissenschaft die 240—250 Miniaturen,
davon heute ( a. ^'i nach den vorhandenen Pausen publi-
ciert werden konnten. Eine dieser oft hlattgrossen IMiiiia-
turon zeigt die St. Odilia, wie sie von Eticho die Sclilüssel
Hohenburgs entgegennimmt ; auf der Höhe des als „Möns
hohenburc" bezeichneten Berges steht ein zwei türmiger
romanischer Bau, für den die Annalime nahe liegt, dass
er das Kloster zur Zeit der Herrad darstelle (ge-
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84 Der „Hortus deliciarum" der Herrad von Landsperg.
rade so, wie ja die Kostüme, Möbel etc. jener Miniataren
genaue Copiecn der in jener Zeit üblichen sind). Ich
gebe darnach hier eine Rekonstruktion, welche sich genau
an die Miniatur Herrads anlehnt und das Kloster resp.
die K 1 0 s t e r k i r c h e zur Zeit der Herrad von liandsjierg,
also zu Ende des XH. Jahrhunderts, darstellt.
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>
Digitized by Google
XX.
Odilienbcrg - Littcratur.
Es ist hier nicht der Ort für eine erschöpfende Biblio-
graphie des Odilienberges, aber es scheint mir immerhin
angebracht, eine kleine Übersicht über die hauptsäch-
licVisie Litteralur des Berges zu geben, über seine Pilger-
führer, seine ältern und neuern Fremdenführer, über die auf
die Legendon, die Gesdiidife und die Monumente bezüg-
lichen SthriflcMi, und über einzelne PrrifHÜca, in welclier
der Berj? nach dieser oder jener Richtung Behandlunj> li« -
fuiiden hat. Auf Vollst ündigkeit macht dies Verzeichnis
natürlich keinerlei Anspruch.
Albrecht, Dien., Pater. Anföhrungen der Wallfahrter auf
den heiligen Odilienberg. Strassburf^ 1736.
— Dionysius (damals Prämonstratenser-Oberer im Odilien-
klDster) Ilistory von Hohonburg oder St. Odilien-Berg.
In vier kleine Theil verfasst u. s. w. Schlettstadt 1751.
Mit Kupfern.
Assmus, Roh. u. Karl Slicler. Bilder aus Elsass-Lotliringen.
Stuttgart, Paul Neff, 1876.
Baehr, Ch. Note sur le Heidenmauer de Sainte Odile (Con-
grös scientifique ä Strasbourg), Paris 1843.
Ba<iiiol-Ri8te]haber. L'atsace ancienne et moderne. Stras-
Biei<'her u. Faudel. Matori anx ]M>ur une 6tude pr6histori<4ue
de FAlsace. Colmar, 1878 u. 1880.
.Bernhöft. Stiassburg, Metz und die Vogesen. Strassbur^,
Heinrich, lSd4.
Bartlioldy, F., Prof. St. Odilien, eiü Liederkranis. Strass-
burg, Selbstverl. 1892.
Bulletin« de la societe pour la conservation äea mon«-
ments historiqnes en Alsace (Einzelnotizen und Auf-
sätze von Straub u. A. enthaltend).
8
. kj .i^od by Google
86
Üdiüenberg-XiiUeraiur.
Bnssiere, viroiDie de. Histoire de Ste. Odile, patronnc
d'AIsace. Paris 1842. Desgl. in zweiter vermehrter Aufl.
Paris 1853.
Delcasäo, rectonr de Tacademie h Strasbourg. Sie. -Odile,
legende alsacienne du Iniitiome siöcle. (Gedicht.) Stras-
bourg;. Imprimerie Uuber Ibü-i. Desgl. 2. Aull. Stras-
bourg 1858.
Engelhard, M. Herrad von Landsperg, Aebtissin zu Hohen-
burg odf'r St. Odilieii im Flsass im XII. .Iiilirliundert
und iiir Werk: ilortus deliciuiuiii. Ein Beitrag zur Ge-
schichte der Wissenschaften, Litteratur, Kunst, Kleidung,
Waffen und Sitten des Mittelalters. Stuttgart, Cotta,
1818.
Eutins, Prof., Dr. Julius. Siehe unter Schricker, Odilien-
herg. (N. B. auch die dem vorliegenden Buche beige-
gebene Karte ist Herrn Prof« Euting zu verdanken.)
Fink« Die Lilie von Randen. (Beschreibt in Versen das
Leben der heil. Odilia, der Kirchenpatronin zu Randegg
im Hegau.) SchafThausen
Forrer, Dr. l^obert. Die Heiden u nnor von St. Odilien und
die dort aufgedeckten prähisiui is< licn Steinbrüche und
Besiedelungsreste. Strassburg i. K. 189Ü.
— Die angebliche Zerstörung des Sarges der hl. Odilia
während der Revolutionszeit. „Der Elsässer^', 1899.
Nr. 81.
Fries. Rapport sur le mur payen de Sainte-Odile (Bulletins
de la societ6 des monuments bist. d'Als. I s^.rie, HI).
f'rauzz, Amadeus. St. Odilia. Die Legende vom Leben und
Wirken der heil. Patronin des Elsasses. Nach den zehn
Wandgemälden in der St. Odilienkapelle des St. Odilien-
klosters dargestellt. Schlettstatt, Buschmann 1880.
Gebwiler, Hier. Hystorie von der heiligen junckflrawen Ottilie.
Strassburg 152L Desgl. Neu aufgelegt durch Johann
Schuttenheimer, Pfarrer zu Ottenrott und St. Nabor,
mit Anhang. Freiburg im Breisgau 1597.
Grad, Charles. L'Alsace, le pays et ses habitants. PariSy
Hachettc & Cie. 1899.
Grandidier, abbe. Histoire de Teglise et des eveques-
princes de Strasbourg. Strasburg, 1778.
Gy»8, abb6 J. Der Odilienberg. Legende, Geschichte und
Denkmäler. Mit einem topographischen Plane des Odilien*
berges und der umliegenden Denkmäler. Rixheim, A.
Sutter, 1874. 4^ 356 S.
^ Histoire de la ville d'Obemai. Rixheim, 1866.
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Udiixenberg-Litteratur.
87
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Sie, bilden darin in Kupferstich iGrossfolin'i : Vu(>s
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berg. Chapelle de la croix, construite par Ste.-Odile.
Chäteaux de Dreysteia et morceaux du mur payen.
Gh&teaux de Lützelburg et Rathsamhausen. Chäteaux
de Girbaden. Eglise ancienne de Rosheim.
Scliweigldlaser, fils« Notice siir les anciens chäteaux et
aütres monuments remarquables situ^s entre la vallöe
de Barr et celle du Klingenthal. 8^
Silbermann, Johann Andreas. Beschreibung von Holienburg
oder dem St. Odilienberg samt umliegender Gegend.
Mit 20 Kupfern von Weiss. Strassburg, Lorenz & Schuler,
1781. 8». lU S.
Silbermann-Strobcl. iJeschreibung von Hohenburg uder
dem St. Odilienberg samt umliegender Gegend von
J. A. Silbermann. Neue Auflage, besorgt von Adam
Walther Strobel. (Mit einem Atlas der Kupferstiche,
welche Neudrucke von den alten Platten der Ausgabe
von 1781 sind). Strassburg, bei G. Silbermann, 1835.
Spach, L. L'avant-bras droit de Ste. Odilie („Alsace'*, 1840,
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Spindier, C. lUustrirte Elsässische Rundschau. Strassburg.
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blcätter: Herrad v. Landsperg, das Kreuz v. Nieder-
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Voulot, Prof. F. A. B. C. d'une science nouvelle; Les Vosges
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Winterer, Histoire de Ste.-Odile ou iWlsaco chrrtienne
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Tafel XIX.
Steinrelief im Kreuzgang des Odilienklosters.
Odilia empfängt von Elicho die Stiftungsurkunde über HoUctiUwg.
XII. Jahrh.
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Tafel XX.
Steinrelief im Kreuzgang des Odilienklosters.
Bischof Leodegar. Madonna mit Jesuskind, darunter Helindis
und Herrad knieend. XU. Jahrh.
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OUMONT-SCHAUBERQ, STMSSBURO I. E.
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Von demselben Verfasser:
Prähistorische Varia. Von R. FORRER und H. MESSI-
KOMMER. Zürich 1889. Mit 12 Tafeln in H^. M. 4.—
ürifesohiclitliche Nachrichten und Forsehnngen,
lierausgejieben unter Mitwirkung zahlreicher Forscher als
Antiqua-Spezialzeitschrift fttr Prähistorie 1886^1891 von
einem Gonsortiom schweizerisdier Alterthtiinsfreiinde, redi-
girt von R. FORRER. 666 S. Text und 107 Tafeln »•
Geb. M. 25.—, 1887—1891. M. 20.-
Die friihchristHchen Alterthfimer nn^ flt^m Grähcr-
felde von Achmim-Paiiopolis. Strassburg 189B. M. H5. —
Die röm. n hyzantin.Seidentextilien ans dem Gröl>©p-
felde von Aohmim-Pauopolis. JStrassburg 1891. M. 85.—
Die ZcTigdnulie der byzantinischen, romanischen,
gothlsc hen u. spät. Runstepoehen. Strassb. 1894. M. 75. — .
Mein Besuch in El-Achniim. Reisebriefe aus Aegypten.
Mit H:^> Text-Abbildungen u. 13 Talein. Strassb. 1895. M.3.Ö0.
Spätgothiache Wohni€unie nnd Wandmalereien ans
Schlosa laao^e. Mit 12 Lichtdrucktafeln. Strassb. 189it.
M. 14 — .
Die Knnst des Zengdracks vom Mittelalter bis
snr Bmpireseit. Strassburg 1898. M. 80.—
Die Ueidenuianer von 8t. Odilien, die daselbst
entieekten Steinbrüche und präbiatorisehen Ansiede-
Inngsreste. Strassburg 1899.
In demselben Verlage erschienen:
(?tttillgr*tofcfforDr. 3iilitt8: SBcfdireibunfl ber 3ta^t
StTofeburß 11"^ ^c? 9?tiinftcT?. W\i ^Man, l^oTtcrnmo,
^arte utib ^'0 5ibbiibunaen, ^on VI. ^oerttv\e, @. i'oefli,
^exm. S^eftel, ^^uliu^ ©utina u. a. geinte mtb. u. ocrm.
^lujlQfle. VIR, 128 (&. 1898 SW. 1.—.
Mündel, C, Die Vogesen, Reisehandbuch für Elsass-
Lothringen und angrenzende Gebiete. Kl. b- mit 15 Karten,
3 Plänen, 2 Panoramen und mehr. Holascbnitten. 8. umge-
arbeitete Auflage. XXXII, 610 S. 1897. In 1 Band geb. M. 4.—.
In 2 Bande geb. M. 5.—.
Mündel, Führer durch die Vogesen. Kleine
Ausgabe des Reisehandbnrlis «Die Vofresen». Mit 15 Karten
und Plänen. Kl 8«. XXXll, 279 S. 1898. Geb. M. 2 50.
IfätTtftfte i^olfölicber. ©efantntdt tmb '^eraugacflebcii mn
(Surt ÜK anbei. 8^ Vlli, 302 6. 1884. 3.-, ccb. 2)1. 3.5(».
Weltmann, Dr, AI fred, Geschichte der deut-
schen Kunst im E i s a s s. Mit 74 üolzschnitten. Gr.
IX, 330 S. 187<>. 10.—) M, 6.—. y^^J^
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