Johann
Christian
Brandes
Johannes
Klopfleisch
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THetnen lieben (Eltern
in aufrichtiger Dankbarheit
Straft
Seite
(Einleitung: öleftcfrtgpunfte für eine Scbaufpielcrbiogropftic ■ • • . 1 — 6
Teil 1: 2)er fflenfcb, ffranbeg (Don 8. üO — 24 bie flnmerfungen) . 7 — 24
1. fein SBefen im allgemeinen 7 f.
2. fein SBefen im befonbeten
a) in ber gomifie 9 f.
h) für fieft 12 f.
<■) im Streife üon Tyreunben unb SloIIcncn . 15f.
d) betreffenb feine Eignung für ben 33üt)nenberuf 19i.
Teil II: ÜBronbes, ber £t)eaterf odpnqnn 24 — 91
1. nad) bet Überlieferung aus gebrudtem nnb banbfdiriftlicftem
OueDenmaterial (?lnm. bon (5. 48 - - 54 )
a) als Scftoufpielet
f i ^erftnltnig au feinem ^eruf 24 f.
ß) fein SBirfen 26 f.
y) feine Köllen 29 f.
<h fein ^aeft 82
t) fein Spiel . . 3:if.
u Wcfamtbeurteifung ■ 3. r >f.
b) ald SRegiffeur
«) ÜHcgic überftaupt in igronbeg fleit .17 j.
ß) feine fflegiefübrung :t9
c) als £ireftor in Hamburg
«) fein ^erfonal 41
ß) fein Wepertoit 42f .
;-) fein ^ublifmn 17
•'. narri feinen Ihcat entliefen H-on 5. S7- IM Die IHmncrlungen)
a) Hnolnfc feiner Stüde; über Megiebcmerfungen für bog Spiel
beg QEinaelnen 54 f.
«) Sprache unb äWimif 58f.
ß) SRosfe 77 f.
y) fioftüm unb Mequifiten 80f.
(f) iBülme 84 f.
Sdiluftroort 92
VI u t\ a n g
A. ü'fjrünoloeiifrijeg ^eneiduiig ber fdiiiftftcUeviüiicn Vlrbeiten beS
^ranbeo
B. <Sb,rouo(ogifd)e8 ^craetdmiß ber aufgefunbenen Briefe öon
s 43ranbeö unb grau 97 f.
orc -71014 31829Ü
ginfeitung.
„3n feiner anberen tjiftorifd^en 3rocigbis3iülin ift es fo fcfmncrig, ju
urfprütiglict)en, ungetrübten Duellen ju gelangen ober bic varteiifd)en ^äx-
bungen bicfcr ober jener IQueDen $u erfenncn als in ber Xt)eatcrgcfrfnd)tc.
Tie Äunft bcs v JOtenfcr)enbarftcUerö auf ber Sretterroelt ift nur für ben
Slugcnblicf geboren, bcnn aua) bie ©rinnerung an grofcc tfünftler unb tf)re
Stiftungen oerblaßt, ftnft mit ihnen bal;in. Söir tonnen bie Schöpfungen
ihrer Äunft nicht feftbanncn ; roas mir mit unferen heutigen Mitteln baoon
f chatten tonnen, ift iiicfjtö alö ber Statten itjrcr nur ber lebenbigen
SBirfung bienenben ^erfönlicfjfcit, finb nur einige Strahlen, bie uon ben
^eitgenoffen rcicbergcfpicgclt werben. 2Ber alfo in baß Siefen unb bic
Gbarafteriftif eines Söühncnfünftlcrs, ben er nur aus ber Überlieferung fennt,
einbringen will, gleicht ettoa beut s Dfaler, ber nach einem Schattenriß bas
Vortrat eines längft 5ßerftorbcnen malen null, bem 3lrd)itcften, ber aus
fnärlict)cn Säulen^ unb ©iebclrcften einen alten Tempel ju retonftruieren
fudjt, ober bem Äunftfreunbe, ber oor einem ocrblicr)cncn Sftinbgemälbc ftetjt
unb bic färben, ©eftalten wieberjucTtenucn fid; bemüht. Tic 2öicbcr=
bclebung einer tbeatcrgcfa^icbtlicbcn ^crfönlicf)fcit ift natürlich um fo cf)er
31t ermöglichen, je oielfcitigcr unb reicher bic Berichte fiub, bie uns babei
311 Gebote ftehen, je genauer mir bie allgemeinen unb befonberen, bie 3ett=
liehen unb Iofalcn ^crhältniffe, alle Gigentümlichfeiten bes Milieus fennen,
bie für fie beftimmeub mürben."*)
SBcnn hier julc^t für bic Grfaffung einer theatcrgcfchid>tlichen <perfön;
lichfcit mit Utecht Kenntnis aller ßigentümlichfeiten ihres 9JÜlicus oerlangt
mirb, fo fnnn t>ei bem Staub ber Xhcatergefchichtonnffenfchaft, mo heute noch
taufenbe borgen fruchtbaren Löbens unbeaefert liegen, bic Erfüllung biefer
ftorberung bis hart an bie Unmöglichfeit grenzen.
*) Shis ftriebr. ©alter, SlrAtö unb «Ptbliotljcf bc? öronfi. öof. unb
KationaltficatcrS iWanntjctm. Seipjiri 1899. Q?b. I. Einleitung ©. 26.
SlopfUtjrfi. ^otjnnn Gßtifttatt Vranfccö. 1
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gür 3o|}ann (Sfjriftian 33ranbe§, bctn bic folgenben Stuöfu^rungcn
gelten, ift e§ aua) niajt leicht. 2tUerbtngö ift für bic tforfdningen über biefen
6tf)aufpieler unb 3a)aufpielbia)ter, ber in ber jweiten §älftc bes adfc
geinten 3afjrf)unbcrt§ — von 1735—1799 — lebte unb wtrfte, &t--
leid)terung gefd)affen etwa burd) &anö 2>ei)rientö 3a)önemann=,*) ßtfcmanns !
tmiftergültige Sdjröberbiograpfne,**) CberlänbcrS grünbltd;eö 33uct): 3)ie •
geizige ßntwicfelung ber beutfajeu <5a)aufpielhmft im adjtacfjnten %af)u
tmnbert***) u. a.f) $)iefc SBerfe finb ju „urfprünglia>en, ungetrübten
Duetten porgebrungcn", fabelt „bie partciifa)en Färbungen biefetr ober jener
Duetten" bereits ftidujaltig nad;geroiefen, Duellen, bie aua) für bie (Sr-
forftfning beö SranbeS fliegen.
5Xber es ift ein fpärlid)cr ©ewinn. $Dcnn ^o^ann ©f)riftian 33ranbeS
ift ein Söiefgewaubtcr, ber im ©egenfafc ju ber iperiobe, weldjer er angehört,
ber ^eriobe bcS attmäf)lid)cn 6cfcf)aftwerben3 ber Äomöbianten, fein ßebtag
nirgenbö red)t fycimifd) würbe. $)aö unbehagliche „überall unb nirgenbs"
pafet auf if)n. ^u fltten tf)eatcrfreunblia)en 2täbten ber 3eit — es fei
nur an Hamburg, Berlin, Bresben, Söeimar, ©ott)a, 9Jiannf)eim, SHiga
erinnert — wirfte er ; ben befannteften Xrjcatergefellfcfjaften ber 3 C ^ — w ^ €
benen eines ©d)önemann, ©dmrf), Äod) — gehörte er Dorübcrgefjenb an.
Unb überall muf} ber $orfd)er mit ber 9JiÖglid)fcit mefjr ober weniger ent*
fdjeibenber ©inflüffe oon ben oerfdjiebenften (Seiten f)cr rennen.
2Öic angenehm, wenn ein <2d)aufpieler — wie aud) S3ranbc§ — in
feiner 6elbftbiograpl)ie über fein Seben unb SSirfcn an ben perfdnebenen
©tätten, unter ben perfdjiebenften Söerjjältniffen berietet, — fdjabc, bap
für gewöfjnlid) ber (Srnft unb bic ©ewiffenfjaftigfeit unb SGBaFjr^citsIiebe ber
2öiffenfd)aft nidjt fyx %a unb SImen geben fönnen.ff)
*) §nn§ <£ebricnt, 3o$ann griebrid) (Scfjönemann unb feine ©djau*
fbiclcrgefellfrfjafr. Hamburg unb Seidig 1895.
**) 93. £ifcmann, griebrid) SubWig Sdjröbcr. Hamburg unb Seidig 1890
bi§ 1891. 2 93be. (fieiber noct) immer gragment!)
***) Hamburg unb Seidig 1898.
f) 2Rit Snnfbarfeit feien nod) bie 93cröffentlidnmgcn ber ©efeüfdjaft für
Xfjcatctgefd)id)ie ertoäfjnt: wie bie 9ieuau3gabe ber „Sfjronologic bc§ beutfdjen
JfjeaterS" 1902, beforgt bon v 4$aul Scgbanb ober bie jüngften SBcröffcntlidmngen
3tnci 93änbe: „2trd)ib für ;tl)catergefd)id)te", herausgegeben bon £an§ ®ebrient.
tt) ®on 58intfc, Qkfammcltc Sluffctyc gur 93i'tl)ncngcfcf)id}tc, Hamburg unb
Seipstg 1893, fbridjt in feinem erften Shtffafc: „2Ba§ uns fcljlt aur 23üljnen=>
gcfd)id)te", S. 2 „feföftberfaftten ScbenSIäufen bon ©djaufpiclern" erfte 93e«
beutung ob; benn „Tctct>t tuirb — wie bei ^fflanbö tränenfeligem 93rud)frücf —
bic Qx$äf)hir\Q bon Vorgängen, ftatt treu $u fein, bieljlmefyr eine 93ertcibigung5»
ftfjrift in eigner Satfjc" — trifft bielf adj, bei 93ranbe§ aum Seil, au.
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— 3 —
©ine ^erfönlichfeit feftftellen, Jjei^t nicht if>re 8clbftbiographie in
anberc 2Bortc überfein unb ein wenig ergänzen; ba gilt eS Leitungen,
Journale, alles, roaS über XJjeatcr berietet, ju Durchblättern, bie Slrd^ioe öeS
SanbeS, ber <3täbte, ber Sweater unb Sibliothefen naa) Briefen unb anberem
Material $u bura)ftöbern — fur$ alles, was $um SBiffen unb SöcrftanbniS
beS EebenS unb SBirfenS beS SchaufpielerS ober ber Schaufpielerin bei=
trägt, ju fammeln, Darnach fritifch ju prüfen unb ju einem SebenSbilb $u=
fammenäufefcen. Unb naa) biefem tomntt bie ©elbftbiograptjie immer noa)
jeitig genug an bie Steide. @ie rotrb mit bem fclbftänbtg erarbeiteten 33ilb
beS 9)ianneS verglichen — unb aus biefem SSergleia) fpringt ber lefcte frua)t=
bare ©ewinn $um ©rfaffen ber ^Perfönlic^fcit ^erauö.
3eboa) bie 2;t)eatergeia)ia)te ift nic^t oollftänbig, bie fich mit Staten unb
äußeren ©efehehniffen begnügt, bie nicht einbringt in baS ^i[torifd)e SBerben
ber ©chaufpielrunft S3isher tyit noa) niemanb, aua) ©buarb £)eorient
nicht, bie fernere, aber J)errlia^e Aufgabe erfüllt, bie Sctiaufpielfunft, wie
fie feit ihren Anfängen bis fjeute in Deutfchlanb ausgeübt worben ift, ju=
farnmen^ängenb barjulegen. ®ie ©oielwetfen ber einzelnen ©röfjen unferer
$unft mären ba$u junächft einmal feftyufteUen. 2lber wie? es fehlt ja
heute noch bas Vermögen ein fa)aufpielerifa;es Äunftwerf ber Fachwelt auf=
jubewahren. tiefes Äunftwerf lebt unb ftirbt mit bem Äünftlcr. ®aS mar
fo, ift fo unb — ich fürchte — wirb fo bleiben. Denn alle bie Reinheiten
unb 9tuancierungcn in Xonftärtc unb färben, in SluSbrucE unb ©cftuS —
baS taufenberlei beS Materials, aus bem ber '3a)aufpieler formt unb fc^afft
— ftnb nra;t mit SBorten ju ergreifen unb aufzubewahren.*) 2Ufo finb
bie Älagen über bie SBergänglichteit ber Äunft beS kirnen berechtigt.
Seboch mehr als bisher fann unb mujj fortleben: ein „gut" ober
„fchledjt" ift eine 3enfur un0 fcißt nichts weiter als: biefem ober jenem
hat biefe ober jene fcfjaufpiclerifchc Seiftung gefallen ober nicht, farblos
unb nichts ergrünbenb fmb bis auf unfere £age regelmäßig bie Scf)aufpieler=
fritifen; baju machen fich biefe 2lufjeichnungen oon 3eitgenoffen über einen
Schaufpieler burch ihre äufjerften SBiberfprüche faft ganj junie^te.
$a ftnb eine Strahl als felbftänbige Schriften erfchienene 2tnalnfen,
fo über Srocfmann, Sfflanb, SJtüterwurjer u. a. auf uns gefommen. 2BaS
geben fie uns? £)iefe Hnalnfen finb im 5Durd)fd)nitt nichts anbcreS als
*) @§ fei nur an ba§ bon SeffingS feinem Oljr unb ©tnn gemerfte
„mouvement ber DcIIamation", bog et im adjten «Stüd feiner Dramaturgie
im 9lnfd)lufe an eine Slriti! über bie ©äjauföielerin 2öwen erörtert, erinnert.
95gl. Gofa!, 2WateriaIien aur Dramaturgie, 2.9ufl. 1891. ©.54.
1*
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- 4 -
— etroa fioienberirfjtc, oft fefjr geiftoolle £aienbcrid)te über (Sr$eugniffe Der
bilbcnbcn Üunft. Hie Vcrfaffcr betrauten riicfjt baß Äunftroer? an fict),
fucfjen eß nicfjt auß ber Seele beß ilünftlerß fjcrauß ju oerftcfyen, fonbern
urteilen nur uon ficf) felbft auß : ba gefällt irjnen biefc Stellung ober biefer Xon,
ba loben ober tabeln fie jene ßinjclticit. 3ft aber bie oon itjnen bemerfic
unb afjentuicrtc ©injelljeit roirtlicf) ein a)arafteriftifd)cß 2)Jcrtmal für ben
bctreffenben Äünftlcr unb nicf)t oielmefjr für fie felbft? Xiefe Sdjaufpieler*
analnfcn föunen erft ooUroertig oom §orfa)er benufct roerben, nacfjbem er
ficr) genau über irjrc SBcrfaffer orientiert fjat.
Unb felbft Seffing, ber roie inenige Sinn für baß Spiel ber B6)au-
fpieler f)at, uermag nirfjt baß Äunftrocrt im ganzen feftjurjalten. Söir roiffcn
Dura) irjn, wie ber groftc (Stt)of „moralifcfje" Stellen oorjutragen,'*) roie
fd)ön unb babei naturgetreu SRabamc £enfcl ju fterbcn ocrftef)t **) ober
roie fie alß Glorinbe bem DUnt bie fiicbeßcrflärung madjt,***) aber ein ooü=
fommeneß 33ilb oon bem Spiele Gfrjofß ober ber SHabame Teufel erhalten
nur, felbft im allgemeinen, nid)t, jumal ^effing mcgen ber berüchtigten
(Sitclfcit oon s 3)?abame 5ftccour fcrjr balb feine Sdjaufpiclerfritifen ganj unb
gar einftellt. I^ebenfallß ™g* ficf fing burd; feine mirflid) in baß Spiel
einbringeuben Älritifcn weit über feinen jeitgenöffifajen Mollegen.
Cbgleid) aber bie itritifen auß ben oerfdnebeneu Journalen unb 3 C '=
tungen im ©runbe roentgeß uno einanber mibcrfpredjcnbeß bringen, muffen
fie herangezogen werben. .§at ber längft Verblichene freilich gar nicr)tß
binterlaffcn, maß tyex Härenb unb feftftellcnb eingreifen fann, mirb cß fdjmet
galten, fid) ein ocrftänblid)eß SBilb oon feinen einfügen Munftmerfen ju
machen. So ift bie Spielart einer 2lnjal)l trefflicher Sdjaufpieler für
alle fteikn oerloren.
OHücflicbenueife aber gibt eß ein, bißber unbenu&teß, foftbareß Material,
baß - red)t benufct otelc 2luffd)lüffe bietet. 2Bar ber Scbaufpieler
juglcid) Sc^aufpielbicbter unb baß ift aud) in Heutfcblaub biß beute
feine feltene Grfd)einnng — , fo fjat er unß in feinen bjntcrlaffencn Herfen
bie ^öglidjfeit gegeben, in fein fdjaufpielerifcbeß Moniten unb SKMrfen einen
urfprünglichen SÖIicf jui tun. öenntfU ober unbcnm&t bat ber Scbaufpieler
bei feinen £f)eaterftüden junacfift fein eigeneß Spiel im ?luge. 5«aß er
für bübnenmirrjam unb theaterecht hält, legt er barin nieber; ja er betätigt
oielleicbt alß Sotcr eine Äollegialität, bie er im Seben nie befeffen bat:
*) «oamfuirflcr Tromot. I. Stücf 2 unb 3.
**) cbt>. Stücf XIII.
*•) ebb. (Bind IV.
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— 5 —
mir erfennen bcn ©influjj, bcn biefer College ober jene ÄoUcgin auf feine
XfjeatcrftücEc gehabt r)aben, unb gewinnen fo eine fefte Slnfdwuung oon
biefem ober jenem fünftlerifdKn Tafem unb oon ber Spielrceifc feiner
3eit überhaupt.
&aben aud) bie einzelnen s ])fad)n)erfe foldjer Sd)aufpielbid)ter für
unfere £iteraturgefd)id)te nur fef)r geringe Scbcutung, für bie 0efa)id)tc
ber Sdjaufpielhmft unb bcö Xfjeatcrö ift if)r SSert entfo^eibenb unö uns
erfc&Ud). ^Dic trjeatcrgefdjicrjtliaje 2lnalnfe foldjer Dramen aber wirb nur
bem gelingen, ber felbft fdjaufpictcrifdje Begabung tjat, benn nur ein foldjer
finbet ©cfidjtöpunfte, nad) benen fd)aufpieltünftlerifa)cö Staffen unb SBirfen
51t betrachten unb 511 beurteilen ift.
3m folgenben wirb für ben Scfyaufpieler unb Sdjaufpielbicfyter $ofyann
Gf)riftian Sranbeö fcineöroegö eine ooUftänbige 93iograpl)ie nad) ben foeben
bargclegten ^riu^ipien geleiftct. Cfjne baö äußere £eben beö s ))fanncö in
ben G'injel^eiten ju erörtern, wollen mir unö auö bem gefammelten Material,
auö Briefen u.a. ein 33ilb oon bem Xbcatcrfadmtann, bem Sdjaufpicler,
9tcgiffeur unb Tircftor ^ranbeö entwerfen, moUen bamit einen Sauftein
jur ®efd)id)te ber Sdjaufpielfunft unb beö Xbcaterö in t*r jitieiten £älftc
bcö acf>t^cJ)nten 3 a ^^w"bertö Ijerbeitragm
Tic oorliegenbc 2lrbcit ift nidjt bie erfte über 35ranbeö. 9llö 1899
Rimbert 3<*fpe feit feinem £obe oerfloffen waren, erinnerte man fid) beö faft
ganj Sßcrgcffcnen. Die 3^!$"^ «Süfjne unb 3BcIt" *) bradjte einen
9luffafe über ifm, ebenfo bic 9?ationa Leitung, 33er(in.**) ©eibe Sluffäfce
wollen in erfter Sinie naturgemäß einen meiten Saienfreiö mit $ranbeö
befannt machen.
SSeiter bcfdjäftigt fidj eine wiffcnfcbaftlidje 2lbf)anblung oon 9)Jar
Söittig,***) eine Beilage 511m Sdjnecberger (Snmnafialprogramm 1899, mit
23ranbeö. SSittig benufct oor allem 33ranbcö' ©elbftbiograpljie, fügt aller-
bingö (Ergänzungen unb einige fleine 33erid)tigungen auf ©runb eigener
$orfdjung bei unb ocrßffentlidjt barin jmei Briefe beö Sranbcö an Garnier.
*) „©in £cf)miiDicrcrIcbcn im ad\t^ntcn ^nfjrfymbcrt" Don War ©Wert;
Eüfjnc unb SBelt, 2. ^aljrfl. 9fr. 8 (2. ftamiarljcft). £er ?fbfianblimfl ift eine
Slbbilbung deiflcf ügt.
**) Wationa^eitunfl 1800 R45, eine Slbfianbliina. Oon (>JottfjiIf 28ei§ftein:
fiiRt im flanken auf Sßittia.; neu fünt fic bei: Skief bcö SkanbeS an £>crat
©raf, Gljurf. Sädif. ftofmafirer; beriiert ftambura,, b. 22. Januar 1789.
***) 5Wnr. 25?itti(?, ^obann Gfjriftmn «raubet £in SJeitrnn 3111 Otfcfdiitfite
ber Literatur tmb bc* Sfjeatcr* im adit^e^titcn ^a^r^unbert. ^roQramm
9ir. 575 beö ftömgl. Cgumnafiumd 311 Sdjnccbcrg; 1899.
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— 6 —
„SBegcn ^Raummangels" bricht bie Arbeit mit Oftera 1781 ab. Studj ot)ue
ifjrc UnoolljMnbigfeit märe bie 2lrbcit nid>t abfc&liefienb ober erf(f>ör»fenb,
fie fann es ir)rer Slnlage nad> nidjt fein.
(Sine £eibelberger $)iffertation von Äurt Reinritt) befdjäftigt fidj mit
bem 6$aufr>iel b i t e r BranbeS, berücffiajtigt aber nur bie ßuftfpicle (mie
ber £itel Bereits anbeutet).*) 2tua) biefe 2lrbeit mujj f)infid)tlid) beS
DuettenmaterialS als niä)t unanfed)tbar, als ungrünblid) be$eia)net werben.
S8et ber folgenben Strbcit ift großer 2öert barauf gelegt, auf unan*
fedjtbarem Material ju fufcen. <Daju fjaben mir eifrig nad) Briefen unb
anberem mertooDen f)anbfd)riftlitt)en ober gebrueften Material gefugt, ©S
ift gelungen eine ganje 9Rcil)e Briefe aus ber £anb be§ BranbeS, foioic autf)
feiner $rau Charlotte auSfinbig ju machen.
9Ktt ben oon SBittig unb SBeisftein oeröffentlidfjten Briefen !ennen mir
im ganzen 45 Briefe. £)er größte Seil bat»on ftammt aus ber Äeftnerfajen
Sammlung, meiere bie UniocrfitätSbibliotfjef ßeipjig bcftfct. Sonft oer=
banfen mir ir)re Kenntnis : ber föniglicfien 33ibliotf)ef ju Berlin; ber ©tabts
bibliotfjef ju Hamburg ; ber fönigl. #of; unb ©taatsbtbliottjef }u TOna>n.
£inju tommen 12 ©d&riftftücte aus ber geber beS Branbcs in ben Elften
beS ©rofjf). Sab. £of; unb 9?ationaltf)eaterS ju 2flannt>eim.**)
SBeiter oerbanfen mir ben UntoerfitätSbibliotf>efen $u £aü*e unb ©trafc
bürg, ber ^oglia^en SBibliotljef ju ©otf)a, foroie ber f. f. £ofbibliotI)et ju
SBten ÄenntniS von mertooHem Material: SHanuffripten ober Original
unb anberen für bie SBranbeSforfa^ung mtdjttgen ®rucffa>:iften.
*) ßurt #etnrid&: Sie fomifd&cn Elemente in ben Suftfpielen be§ ^oljamt
etjrifticm JöronbeS, #etbelbergcr Stffert. 1899.
**) Sit. A I, 2, betr.: „Xa§ urfprünglidje Engagement ber £mppe 1778
bis 1780, insibefonberc ber 9krfjanbhmgcn mit SSranbeS."
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Seil I.
3>er ^lenfd) ^taubes.
SranbeS bnrd)Iebt als Sc^aufptelcr bie ^criobe ber Söerbürgcrlicfmng
feines Stanbes. $ie <3a)auft>ieler ber ^weiten £ätfte beö adfoclmten ^aI)T=
jmnberts rootlten mit ifjrcm Scbenöroanbel cor bem ftrengen unb oft eng ge*
finnten GkriajtSljof bürgerlicher ©Ute unb ©f)rfamfeit beftetjen fönnen.
Qfflanb ftnbet 1 *) „baS fid)erfte Littel, ein ebler 9)iann ju feinen —
wäre alfo too^I, wenn man fitt) bemüfjcte, es gu ferm." Unb oon
unferem ©tt)aufpiefoater ©ffjof urteilt mit 9ftea)t ber ©eftt)i<i)tsfd)retber ber
beutf^en Sajaufpielfunft ©buarb Seorient: „$as erftc grofee beutf^e
©d)aufr>ielmuftcr mar ein cfjrbarer, redjtfdjaffcner unb gotteöfurd^tigcr Sttann,
bem feine einige ©igenfa>xft eines ädjten ©Triften unb guten SürgcrS
fehlte/' 2
3öenn wir aunäajft in ben perfönlia)en ©fjarafter beS ^oljann 6t)rifttan
BranbeS, foraie — maS notmenbig baju gehört — in baS 2öefen feiner
grau, ©fjarlotte, unb feiner Softer, Sünna, einbringen, fo liegt baS einmal
im ©inne ber 3^it, bie mir erörtern; anbererfeits ftfjetnt mir gerabe jum
SSerftefjen unb $cftftellen einer fa)aufpieterifa)en $erfönlia)fcit beren SBefen
unb Seben befonberS roiajtig. „3ft fd>n jebeS anbere flunftroerf als bie
I)ö<f)fte Slüte ber ^erföntia)feit beS ÄünftlerS ju betrauten, um roieoiel mef>r
wirb beö ©tt;aufpielerS ^erfönlidjfeit, bie baS Material *u feinen Sßerfen
^ergiebt, babei mitfprea^en! £ier burdf>bringen Äunftroer! unb ßünftleT fidj
fo gänjtia), bafj ©ins baS Stnbere erft oottftanbig erflärt." 8
„$er ©fjarafter ift ein ©piegelbilb beö Sebens." $as Seben bes
Sodann G^rifiian SranbeS befielt in ber £auptfaa> aus Unglücf, materieller
9?ot, Äranffjeit, Sirger unb anberer Srübfal Söei weitem aus ben meiften
ber uns bekannten SBriefe fprid&t ber alfo ßeibenbe. ©inige groben aus ben
fedfoiger unb adliger ^aljren mögen fjier ftcfyen:
*) Site ülnmctlintflcn finb unter ben betreff enben 9htmmern in
einem Stnfjang aufammenncftellt. ©ielje <S.
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1767: „2Sic fchrörflidj ift Hrmuth für ein cble§ £>era! id) bin bc§ SKüfjtg*
gangeS fatt, foltne ber fürchterlichen Sfahrung^forgcn." 4
1767: „ßcf» bin in ber traurigften Situation . . . $cf) hebe genugfame
9tahrung£forge unb feit Pieren Jagen unauffjorlidjc Safjnfdjmcraeu.
3d) faun nicht benfen . . . (Leitern brachte id) meine groftc filberne
Schale 311m ^fanbc . . . balb geht btc Urjr, balb ocr)t alle»! Unb
bann — GJott wirb, (Sott muß Reifen . . ." 11
1768: ,,3d) habe ben .Stopf fo bollcr (drillen; mein SBcibdjcn fränflid) pp.,
mein jetziges Sdurffal unbeftimmt — bod) ma3 tfjutö? ©cbulb, 93er»
nunft unb 3ctt pp." 0
„3ch armer £ausüatcr habe meinen ftopf Doli 3ora.cn." T
17S0: „Unb bte jefct ift ein ehrlicher ^ubel bie einzige gefunbe v 4$erfon in
ber gamilic." *
„2Bir finb alle fjerältdj franf gciuefcn unb tonnen uns noch nid)t
roteber erholen." '
„£aß id) 3tö rcn 33ricf . . . nid)t eher beanttuortet höbe, ift meine
anhaltcnbc .Stranfhcit fdjulb. Sieber (ärofcmann! Xa3 ftreufe luar hott,
fafr }u hart für unferc Strafte unb Stanbbafrigfcir." 10
17S6: „3ch befinbc mid) jefct in einer ber traurigften Sagen Don ber 2Belt." 11
1788: „^dj bin nun ganj öerttjanft." 11
1781): „Senn ÜJott meiß, id) höbe eine beträd)tlid)C .guftcuer höd)ft uötljig,
menn id) nidjr in einigen fahren baS traurige 3d)irffal fo bielcr oer*
altcter Sdjaufpieler erfahren nriH. Seit id» au* üRufrlanb jurürf bin,
hat mir baS ©Uitf gäuaüd) ben Müden gemenbet. 3;cbc* 3ahr höd)ft
bcträd)tlid)c Zubußen — ba§ üorlcfctc %ai)r miber mein 4*crfd)u(ben —
$erfd)iuenbungen, Söcrgcubimgen, 33erfd)enfuugcn, ^(üuberungen bi§
3ur Unbarmher^igfeit getrieben, heimliche 33eraubuugen pp." u
1790: „^d) muß jc^t Sllle* anlucnbcn unb aufbiethen, um uidit gan$ bürfrig
au leben." 14
2öcld> ftarfen öeifl, meld) tiefeö unb rcidjcS ©cfüfjl rjätte foldj ein
Scben erzeugen fönnen, einen SJicnfcrjen, ber burd) fein inneres, burd) beffen
t)immlifd)e Seudjtfraft unb ftrafjlenbe SSärmc all ba$ irbifd) duftere unb
fdjatterlid) $altc bcö äußeren 2>afein3 überrainbet. ©erabe baö äußcrlitf)
armselige, niebrige, ungliicfücfic ßcben fjat fd)on oft jur &erhmertidjung ge=
füfjrt, tonn in befonberer Söcife inneren s Jteid)tum, ©röfje unb ©lücf offen:
baren.
33ranbeö fürjlt alle SöMbrigfeiten nnb flagt unb feufet unter t^rer
fted)enbcn Saft, ©r beregnet roorjl aud), rote er fein änulidjcs ßeben an=
genehmer geftalten fönne. 2tber innere Äraft, ba§ 2ebcn ju be^errfa^en,
befifct er gar nid)t. 2)a§ Seben ift fein ^err unb er ber Liener, ber mit
^Pfiffigfeit unb ©djlau^eit, fangfamer 8d)laul)ett, aud) ^)urd)triebent)eit ir)m
mögltd)ft niel Vorteile abaugeroinnen fucf)t, bamit er feine 2age beffere —
feine Sage als Liener. 3?iemalö unb nirgenbS fjaben iuir ben 9(uffd)rei
- 9 —
einer ftarfen Seele, immer nur ein fanfteö Xränenoergiefjen, ein bumpfeö,
fneajtifdjeö Sid)f)ineinfd)icfen, fein fjerrifcr>eö (Ertragen beö Unglücfö.
$n feiner Steife ber)err[d^t Sranbeö baö Seben — roeber als 3Renf$:
baju ferjlt ifmt bie ^iDenöftärfe, noer) als Äünftler : er befifct nid)t bie jeugenbe
Äraft auö übcrfcfnueHenbem ^er^eu, aus Überfluß an ©efüf)l ober auö bem
3tcicf)tuni einer leicf)tbefd)n)ingtcn 'pfwntafie. Gin Stntagömenfcr) ift er, ber
äufällig auö äußeren Örünben, auö Broterwerb, 1 * nid)t auö rjciliger ^flid)t
unb fa)Iid)tcr 9totn)enbigfeit gegen fid) felbft einen funftlerifdjen Beruf, ben
eineö Sdjaufpielerö unb Scf^riftftcllerö, betreibt.
2luö biefem ©cfamturteil über Branbeö ergibt fid) bie Befajaffcnfjeit
bev folgenben 9luöeinanberfc$ung. 6s ift bei Branbcö bie (Stiarafterifrif
beö SlQtagömenfdjen, mela)e als Cuoertüre für bie Betrachtung beö Sdjaiu
fpiclerö bient.
2lm fnmpatl)ifd)ftcn wirb biefer Sllltagömenftf) 31t töaufe in feiner Gigen=
fdjaft alö mafellofer Chatte unb liebenber Bater. Die fiiebc 31t feiner Familie
fpridjt auö Branbcö: 10 ,,3d) befifcc Stanbbaftigfeit unb fann ein jebeö
Unglücf ertragen, aber meine ftrau, meine Äinber! 38ie gerne mödjjt' icr)
fie freubig fcfm"; unb auö berfelben Seit: 17 „3lcr>, id> bin ganj nermirrt
unb meine liebe, liebe Sottdjcn roiU id) an meinem Kummer fein Xfjcil netjmen
raffen." #rau Branbeö felbft bezeugt biefen licbcnöroürbigcu 3"9 t>ei itjrem
Üftanne: 1 * „Wein Wann liegt mir redjt am ^er^en, er ängftiget fid), er
ger)t immer tieffinnig fjerum unb bod) roiU er freunblicr) fdjeinen ; baö ift ein
3n>ang, ber mir biö an bie Seele gef)t." Solcf) ein ^roang muft einem
Branbeö mifeglücfen. 3>a$u ift er ju fd>n>ad), $u wenig er felbft. $>em
liebenben ©atten unb Bater fcrjlt burdjauö Äraft unb marfige #eftigfeit.
$aö übergeroicfjt einer lebcnöftarfen, moflenben ftrau läfet er alö (Srgänjung
feiner felbft gelten, or)ne eine brücfenbe Einengung babei ju empfinben.
eftfjcr Gfjarlotte Branbeö, geb. ÄoaV* ift baö ganje ©egenteil irjreö
Wanneö.*) 9Wcö Überlegte, WicfitliaV, ßeqrbafte, ftalttofe, Xroefcne liegt
ifjr fem. Sie füf)lt unb äufeert, ift ganj natürliche ftrifdje, Äraft, fjinreifienbe
Bewegung. So entfdjlüpft if)r in ber (Erregung lcid)t ein 2öort 311 oiel; fo
ift fie aber oudj fcfmeE unb fcfjarf empfinblid) bafür, wie man ifjr fommt.
©ans unbrauchbar für Tljcatcrintrigue unb Äuliffcnffatfd) wirb fie, bie
leibcnfdjaftlidjfte unb babei glücftidjfte ffiioalin ber Wabame Senter nidjt
gemefen fein, wenn aud> Balberg an Branbeö in einem Schreiben 00m
20. 3Kar) 1779 oerfitfjert : 20 „man glaubt Wabame Branbeö nnfer)ig, un=
*) aWeljcr in feiner S^röberbiograMic Seil I 3. 29« nennt 93ranbc§ unb
feine grau: „(Jte unb geuer."
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— 10 —
rii^e unb Gabaten unb auffifeungen her) ber Gruppe erregen 31t fönnen."
3I)re roenigeu Briefe, bie mir fennen, fprubeln f)crjlia> Suft unb Saune.
(Sine Sätigfcit rote bie ScfjriftftcUerei ift tf)r nidjt frmtpatfjiftt). SBon ifjrem
(Satten fdjreibt fie einmal „3Rein 9Rann Lintert toieber, aber maS, baö
roeife ia) fclbft nodj niäjt" ; unb in einem anberen Briefe :" „2lber tef) ärgere
micf> über tfjn, er fd)reibt unb (treibt unb treibt nrieber . . ." „©inen ge=
fpannten (Sfjarafter" nennt Sranbeö feine $rau. Sie ift immer fcfmeU
bereit, ©in ftarfcö unb rafd&eS pf)len unb SBoUcn ift iljr eigen, bemgemäfe
banbelt fie. <Dcr ©atte f)at feine 2)tacf)t über biefen SSiUen, mof)l aber mirb
er oon ifmt betjerrfajt. „SBenn es nur meine $rau erlaubte", ift eine uneber*
fctjrenbe SBenbung bei SBranbcS. $Dte @l)c biefer beiben 9Kenf<$en ift nidjt
eitel Sßonne unb ^immlifa> 3örtlid)feit. $aju ift Branbeö ju fteif unb
31t mldjtern, fie 31t roentg frei oon ©igenfinn unb 2aunenf)aftigfett. Sieb
f)aben fi<*> bie beiben aber aufriä;tig. 3 roci Äinbcr entfpriefien biefem (Sf(e=
glücf, Sflinna unb £an§.
$ie Sdjaufpiclerfamilie ©ranbeö geniest nacf> aufecn ben beften SRuf.
(Sine ^refcfrimme 23 oon 1786 biene junt Beweis : „2)er Scf)aufpielerftanb
ift in Hamburg geartet, unb man fann ben SJtitgtiebern ber f)iefigen ©efcH=
fdjaft (BranbeS iljr bamaliger $)ircftor) ben 9tut)m eines guten SebenS=
nninbels nidjt abfpredjen. Sßie ber £irte, fo bie $erbe! unb bie $amilie
beö £errn BranbeS Ijat inSgefamt ben 9tuf oon Tlnbefa>ltenljeit unb guter
Ginridjtung, fo roie nur irgenb eine $amilic fyabm tann. £)te ©rjieljung
ber beliebten 2Kinna mufj ber toürbigen Butter eben ben SRulmt, ben \\)t
tl)rc 2lriabne oerfäjafft tjat, in melier 5ftoUe fie in jungem ^afjren überall
glänzte." £>ic Butter nu'rb als bie (5r$ief)erin ber 5tinber gepriefen.
BranbeS fclbft Ijat roenig ober gar feinen ©influf} auf bie (Srjtclmng feiner
Softer gjiinna. ($er Sofjn £anS ift frü^eitig oerftorben.) 9Jtit Sieb«
unb Berounberung oerfolgt er if)r SSerben unb Sßacfjfen. So fajreibt er
übr fie: 1780 : 24 „9J?imta roirb ein ©ngel an Sdjönfjeit unb ©efdjicflicfjfeit
allgemein betuunbert." ebenfalls 1780:" „<DaS 3TJäbct)cn l>at an gigur,
Sdjönfjeit, Stimme, Jtunft jum ©rftaunen gemonnen . . ." 1781 an
Stornier: 20 „Sie roiffen, bie 9Jhttter ift eben nidjt rjä^Itcr) ; aber balb mufe fte
einen $lor überhängen, um neben 9J?inna8 9teifeen ju figurieren.' 7 1786
nennt er fte „ein fdjöneS gefä;tcfteS unb ^erjlid^ gutes Äinb, fo mir mandje
trübe Stunbe oerfü^t — ." 1788: 2T „3J?inna, ba8 liebe, fanfte, gefüf)loolle
9J?äbd^en, baS id; fo innig liebte, ba§ mia; fo innig liebte . . ." er fär)rt bann
aber fort: „Itefc fta) in ben legten SBodjen ifjrer Äranf^eit . . . oerleiten,
entzog mir iljr Vertrauen unb enblia) gar tf>re Siebe. 3fd) bemerfte jmar
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ihren Äaltfinn, hielt ilm aber für eine SBürfung ihrer Äranffjeti. — 9htr erft
nach ihrem Tobe erfuhr ict) bie mich tieffränfenbe 2öar)rr)eit t»on it)rer Sieb=
loftgfeit gegen mich, (sinem it)rer $reunbe fjatte fic burct) einen förmlichen
©chenfungSaft einen arojjen Thcil ihrer foftbarften Gffeften . . . oerfchrieben
. . . ich fjabe bie ©üttigfeit biefer Scfienfung anerfennen m ii f f e n. 2tuj3cr=
bem fanb idt) mich bennahe roie auSgeplünbert, — ^uroelcn, ©olb, Blumen,
Bänbcr, ^ufe, fogar ber größte Tf)eil il)reö ßcinengerätheS mar fort — mt\-
leicht hatte fie es oerfchenft, oicUeidjt hat man es ihr auch entmannt . . .
Söoburcf) ift ein fo auffallenber UnroiUe bes ÄinbcS gegen ben Batcr ent=
fianben? SDa§ ift mir fclbft ein unauflösliches SRäthfcl! ©Ott roeifj, bafe
fd) fie ununterbrochen ^örtlich geliebt habe, fic mit ber größten Delifateffc
ftets behanbelt habe — auch wax moralifcfjeS Setragen fo, baj? icf> mit
9flca;t auf ihre unbegrän^te 3tcr)tung Slnfprucf) nehmen fonnte. ©enug, bie
Bosheit hat einen 5Jtcifterftrcich gefpiclt! . . ." 9Jacr) folchem unfinblichen
benehmen fann SRinna nie ben gejiemenben 9cefpeft oor ihrem Bater ge=
habt haben — fte hat ihn nur gelungen beroafirt, folange bie fraftooUc
SKutter lebte unb bcS ©atten Autorität ftüfete. ®aS Borbilb unb ber ©in--
ftufc ber 5J?utter hat Saunenhaftigfeit unb feften eigenen Sßillen in 'höchftem
9Jtoj?e bei ihr auSgcbilbct. Smmer unb überall roirb Sftinna freilich ein
licbenSroürbigeS 2S Räbchen genannt. „%l)ic Sittlichfeit, 21nfpruchlofigfcit,
Befchcibcnheit unb £erjenSgüte, machen fic allen ihren Hamburger $reunben,
auch b«™ Berfaffer biefer ©efdjichte, unvergeßlich . . . 9tucr) burch gefefc
fchaftlia^e Bilbung zeichnete fie fich in Hamburg aus, roo man fic in t»crfcf)ic=
benen ftamilienairfeln aufnahm, unb roo fie, ohne glänzen 51t rooHen, fo gern
in ben Ton ber allgemeinen gröhlidjfeit, ber in biefen 3irfeln ^errf<f>tc^
einftimmte." 20 $ie „Biographie ber oerftorbenen (Sängerin unb @d)au:
fpielerin ÜJlinna BranbcS" in ben berliner „Hnnalcn bes Theaters", 30 hat
feinen anberen als Johann Ghriftian BranbeS jum Bcrfaffcr. (Sin einfamer
Bater, au roeief), um bie £ärte ber ihm oon feiner Tochter julefct zugefügten
Äränfungen wahrhaft ju fühlen, lobfingt unb fdjroärmt feinem Kinbe nach,
oon bem er fo oiel — ein neues Äebcn für fich fclbft erhoffte. $tc Biographie
hat alfo auf reine Dbjeftioität feinen Slnfpruch- 3a, ber le&te @a& erforbert
ein großes unb bicfcS grageacichen : „Sanft, roie ein Bach, flofe Finnas
furjeS ßcben bahin; fte hatte feine aufbraufenben ßeibenfcfjaftcn, fie tja^te
niemanb unb liebte ^ebermann; fie fehlte nie mit Borfafc, nur feiten aus
Übereilung; fte hatte feine herrfchenbc Neigung, als nur für ©ott, für ihren
Bater, für ihr Älaoier, unb — für ein wenig Bequemlichfeit." — T>er alte
BranbeS fchilbert hier fein ^bealfinb! 2Me8 in allem: 9ttinna ift ein an=
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mutiges, partes unb liebensroürbigeS Weibchen, bas, im 23unbc mit ihrer t)ofjen
Äunft, fcegcifternb auf feine ^eitgenoffen luirfte. 3<fjon um jebe üble s Jiaa>
tebe 3 ' von uornfjerein ju erftiefen, [teilt firf> »ranbes als ber liebe Söater
einer lieben Tochter bar. Das tabelnsroerte 33encl;men ber Lintia aber
gegen ben Sßater liegt sum großen £cil oerfehulbet in Skanbes felbft, ber
mit bem meieren ©efühl, mit ber öiebc unb (Sütc $u fetner Familie nia)t
paart ben eigenen SBillcn, bas fefte Auftreten beö Cannes.
©in Meines öefühl, baö ©efiifjl bes lieben ^auöoaters ftcllten mir bei
»ranbes feft. ^eboa) ein gefürjlsticfer unb ^reicher Wenfch ift 33ranbes nict)t,
mof)l aber ber rechte Sol;n feiner „empfinbfamen" 3 c *i- tränen
flicken ihm leicht, £ter follcn nid)t alle bie Stellen feiner Stebenögefchichte,
roo er tränen ber 3lüt)rung bucht, aufgeführt roerben: es finb eine ganje
Wenge. Dem 1767 aus SBerlin gefcljicbencn #rcunbe Örojmtann 82 ficf)t er
mit roeinenben Slugen narf). Gr fcfjreibt : 33 „15a fifcen mir benn unb peinigen
unfre Seele jur 3 er f trcuun 9- Wnb boer) fef)lt uns (Stmaö. Sie! Sie!
<3Mcfc feilen werben mir ferner! Sic erneuern meine »etrübnif?! . . .
Xfjränen rollten bamalS. - 91ein! mein befter #reunb! C mein meines
£era! Sic rollten auch jc^t — auch je$t; bic Üöcrräther! auch jejt!" Sic
legten ©orte finb unbcutlid) gefchrieben, es ift, als ob mirflich tränen ben
Schreiber geljinbert hätten. Obenan rüfjrfelig unb meier) ift biefer 33ranbeS.
3n feiner 2ebenögefrf)ia)te 34 rügt er felbft als einen Hauptfehler in feinem
Gfjarafter feine ftcftigtnt, „bief? fürchterliche 2lufbraufcn". 23ie ber fcbrille
<Pfiff eines furzen ilBinbftofces mag es gercefen fein. Die ^achbaltigfcit hat
biefem Slufbraufen fict>er gefehlt. Unb £>agcn 3n ift (mober — mar unerfinb^
lieh) falfch berichtet mit feiner »emerfung über Sranbcö' (Sfwrafter: „(5r
mar rauh l,n b burchfafjrenb unb befetjalb mar man in Königsberg geneigt,
ju glauben, er höbe feine eigene 3Tocr)tcr burd) Übcranftrcngung jugrunbe
gerichtet." foltern unb oerbriejjliches Durren ift »ranbeS jujutrauen, aber
ctmaS „burebfabrenbeö" pafjt nidjt ju feinem fnechtifchen SSefcn. 2Bir haben
»riefe, bie er aus 9lnläffen unb bei Gelegenheiten gefchrieben hat, mo baö
„föauhc unb £urcr)fahrenbe" hätte burchbrechen muffen, wenn er c5 bc-
feffen hätte. Ungemohnte unb angenommene ^eftigfeit ift'S bann, mit
roclcher ber ferner ©efränfte ober Angegriffene fich oerroabrt unb oerteibigt.
2luS einem »riefe, Bresben, 15. ^uli 1776, in welchem er für feine ftrau
gegen ©rogmann unb ©efährten auf ben <£lan tritt, Hingt tapfere »ornehm*
heit unb Überlegenheit: „SBenn icr) oon Straßenräubern angefallen merbe,
fo merbe ich mict) oertheibigen unb bann meine Stechte als ein nernünftiger
Wann r>or (Bericht fucr)en . . . ^ebe 9lnflage mufe beratefen, ober für null
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unb nichtig erflärt merbcn. -öeleibigungen unb bergt, geboren vor 0erief)t,
unb id) erfudje bie QefeUfcrjaft ftetö mit foDicl Gruft, Strenge unb ©enauig;
feit ju betreiben, als id) mir t>on nun an gegen jeben Unbantbarcn, $cr;
läumber unb Roherer Stecht ju fct)affen miffen werbe." 2lbcr ein ftarfeö,
fclbftbemuptes Temperament füljle id) aus foldjen SBorten, bie üöranbes f>icr
einmal unb mof)l aua) nur auf Mnftiftcn feiner erregten grau gemagt fjat,
burdjauö nid)t rjerauS. SBort« finb es, bie aus ber Überlegung flammen,
nicr)t im Innern murjcln. $a 33ranbes fagt fo manches, maS nia)t ju feiner
s }?crfönlid)feit ge()ört. 1780 frbreibt er an Dalberg: ,,3d) übcrlaffc biefe
clenbe s Jtänte, beren Gm. Gjrcellcnj in bero Schreiben ermäbnen, ben fd)lcb
djenben Kreaturen, bie nic^t mürbig finb, mir bie Sdwfyricmcn aufjulöfen,
uerlaffe mid) lebiglid) auf Gm. GrceUcn$ önabe unb gerjen meinen 9Beg offen
unb aufrichtig fort." 3 " Dicfc Cffcntjeit unb 3lufria)tigtcit ift mcfjr ein;
gebilbet als rairflid) oortjanben. 23ranbcs liebt bie £>eimlid)teit. Gr ift
of)ne Gngagcment. Segen eines folgen ftebt er äugleid) mit mehreren
Direttionen in Unterfjanblung, natürlicf; fo, bafe jebe ber beiben unbebingt
auf ifm rechnet. Die 9lngclcgcnl)cit uerläuft aber nicfjt fo glatt, mic er rjofft.
Die eine Direttion jögert mit ber 9lntiv>ort, fo baf? er ber anberen nitf)t bis
jitm beftimmten Termine ermibern fann. greunb Örofemann tmtfj 511 ftilfe;
er foll Döbbelin, „menn ifjm allenfalls bie $e'\t lang merbcn follte, glaubenb
macben, als menn id) feinen Sricf einen ^ofttag fpätcr crbaltcn bätte."
Unb 1780, in ät)nlid)cr Sage, febreibt 33ronbcs an garnier: „fonbieren Sie
bureb Kanäle, mas Döbbelin für ©cfinmmgcn in Slnfcbung unferer bat. —
können Sie bod) fngen, Sie Ijättcn fidjre 9?ad)rid)tcn, mir mürben abbauten
— mir mären mabrfd)einlid) 31t baben — nfm. Sie miffen ja, mas fluge
Sreunbc in fold)cn pllcn tfuin. «iellcidjt tonnten bes £errn Winiftcr oou
3ebli$ Grcelleit3 etmaS ba^u beitragen. Sic maren in Berlin befonberS
gnäbig, ba id) ibnen aufroartetc; bod) müßten Sie biefe Unterbanblung
anwerft gebeim treiben . . . ®ut märe es, menn Sie e§ fo ju menben müßten,
baf? Többcltn an mid) fd)riebe . . . ober Sbncn ben 2luftrag madjtc, an midj
ju fdjrciben. Der SJortbeil märe bann in Slnfebung ber gorberung mebr
auf meiner Seite." :,T 33ortrefflid) auögetlügclt ! ^ebod) ift folcbcS @c=
baren ntcf>t immer gcglücft. Der aUcrbingö leidjt gereifte Döbbelin r)at
mobl im ©runbe red)t, menn er 1767 empört an «rofjmann febreibt: „9tun
auf $bren ftreunb 59ranbes 51t tommen, bod) liebfter ftrcunb, icb meife, er
fann nicfjt mcf)r ber übrige fein; feine £anblung entebrt ifm unb feine
ftrcunbc in Berlin. Diefer &cud)ler, ba icb 3t)m alles unb feiner grauen
eingegangen unb meine marjrc ©lücffeligfcit barinnen gcfudjt, ibn grofj unb
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glücflich ju tütffcn, tritt er ^cimlit^, fo friedjenb wie bamals beim Scf)uch,
als icf) 3h m naa; meiner 2lbbanfung Engagement perfpraa), wo er erft mit
feinen freunben Statt) pflegen wollte, unb ftatt beffen fjeimlicf) ju Samuel)
gieng unb fief) anzubetteln fuajte, mit ben Äoa) in Seipjig in einen S3ricf-
wcchfel ... ©r wirb in £eipjig gezüchtigt weroen. SaS ßajter beftraft
fia) felbft. %<fy roeifj uorauS, bafj er alles, fiaj bei feinen freunben ju rea)t=
fertigen, anwenben wirb. $>och er ift ein Heuchler unb feine freunbe, bie
aua) meine freunbe fino, werben iljn oerabfa)euen ... So wahr ich lebe,
wirb er'S bereuen, ©r r)at boran gefefmtiebet, mief) unter ber Saroe ber
freunbfehaft unglüeflia) ju machen. SüJie oerabfdjcue ich einen 3)tenfa)en,
ber wie 93ranbeiS benft." 38 3tid)ts anbereS als ©efinnungßl)cud)elei be=
beutet es, wenn 33ranbes im «September 1767 einem 35rief su an ©rofimatut
einen anberen beilegt, ben er „mit Söittcn" fo einrichtet, bafj er it)n „als
ganj oon ofmgefäf)t" bem Schlich unb feiner frau geigen tonne. SlUerbingS
Säufdmng unb Heimlichtuerei jwifapen ben einzelnen Struppen unb Xfyeatevn,
auch jroifctjen ben einzelnen Scf)aufpielern ift bamals gang unb gebe (wie
es ja ^eute noch oorfommt). 2ÜS 3. %- SDiüUer im Auftrage feines ÄaiferS
eine forfdmngsreif e 40 burch bie wiajitigften Xheaterftäbtc 40 $eutftt)lanbs
maa;t, wirb er in ben meiften fcharf beobachtet, ja bie $>ircftoren fuchen
feine nähere 93efanntfehaft mit ben einzelnen Schaufpielgröjjen ju hebern,
bamit er feine im ftiEen abfpenftig mache unb für Sßien gewinne. SDer
furpfätjifehe ©efanbte am ^reSbener ^ofe oon Faßberg betreibt 1779 fo.
heimlich 41 wie möglich, einen 9Jtonn für bie Seitung einer ©efeUfdjaft in
Mannheim ju gewinnen.
SöranbeS fann nicht als befonberS unehlicher ÜDlann gebranbmartt
werben, ©r hanbelt, wie fjunbert anbere in benfelbcn fällen ebenfatts ge=
hanbelt hätten, ohne jebes eigene ©efüf)l, ganj wie er es mit flügelnbem
Äopfe fürs nüfclichfte unb einträglichfte hält, „furchtbare fftahrungSforge",
bie 93orfid)t „im falle ber Üftot fia) unb feine Heine f amilie in Sicherheit
3U fefcen" wirfen mit ^um (Srflären unb 5ßerftef)en, wenn wir freilich aua)
bei 33ranbes fcfwn in frühefter ftugenb an mancherlei böfen Streichen ben
Samen ju £eua)elei, Heimlichtuerei, ja tlncr)rlicr>feit erlernten.
„tiefer ehrlia)e 3Jiann" — fagt ber bereits erwähnte o. Haßberg 42
oon SranbeS. 3lux wurzeln Offenheit unb Hufrichtigfcit, bereu SranbeS
fid) bes öfteren rühmt, nicht tief in feiner Sßerfönlichleit. @S gebricht 23ranbeS
oöUig an einem felbftänbigen unb auSgebilbeten Innenleben. Slua) fein
Erlangen, fia) mit einem perfönlidjen f einbe „auf eine feiner @h« nicht
nachteilige 2lrt" auSjuföhnen unb baS wieberholtc SBorfommen einer SBenbung
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rcie: „roeun es nur meine ©h« erlaubte" fiub nicht Filterungen eines feft=
gegrünbeten (S^rgefüt^lö. ©r fann über einen ©rief, „t>er fc^r erniebrigenb
unb bcmütln'genb für if)it ift, über ben feine Heine grau emofinblid; ift", 43
erfreut fein, „benn er befrent if)n oon einer graufamen SNahrungSforge".
©benforoenig funbet feine SHeligiofität ein eigenes unb ftarfes ©efüf)l.
3um &erbena;riftcn ftempelt ilm feine grömmigfeit. „D ©Ott, o ©Ott!"
jeuf jt ber §ungcrnbe unb Starbcnbe ; „@ott mujj, ©ott icirb Reifen", tröftet
unb ermutigt fid) ber ©dhn>a(r)e, ber bes furchtbaren SducffalS ©eroalt über
ftd) füf)lt. 2)aS finb bie Söelege, bie id) für SranbeS' — naa) SBittigs 2luf=
faffung — natürliche grömmigfeit entbcefen fonnte. 39ranbeS fiefjt in ©Ott
ben 3Jiilberer feiner irbifchen ©orgen unb feines Kummers, aus bem ©efüfjl
feiner Sa)roää;e unb &altlofigfeit mirb biefe grömmigfeit geboren, ©in
„®ott fegne ©ic" flicht erft aus ber §eber bcS alten 3JlanneS, wie benu
baS ©ottbanfen, baS er in feiner £cbcnSgcfa)ta;te beS öfteren bucht, auf bas
Äonto beS Alters ju fefcen ift.
©s überrafcf)t nid)t, roenn ber fo S3egabte fein ©efürjl, feinen 25licf,
feine Huffaffung für bas ©rofce unb $auernbe feiner ^cit hat. Säe 5tleinig=
feiten unb Kleinheiten beS fiebenS befchäftigen ilm. SranbeS erlebt bie
3cit „ber beutfa)cn Slufflärung", „Sturm unb ^rang", jeboa) nirgenoS
geigt er aud) nur oon fern Söcrftänbnis für bie großen ^ßerfönlid)teitcn feiner
3eit. 2BaS feine 3^t beroegt, regt ifm nicht auf ober an. 3)er 3 e itgeift
berührt it>n tooJjI, befruchtet ir)n aber nia)t. $aran änbem bie paar ©teilen
in jmeten feiner ©tücfe, nad) welchen er als Gerächter ber moberneu ©mpjänbi
famfeit erfcheint, nicht baS minbefte. $n bem Xrauerfpicl Cttilie nämlich
heifet es (III, 7): „£)ie oerbammte 6mpfinbfamfeit! $a haben ihr bie
©enieS mit ihren übertriebenen Äomöbien unb SRomanen baS ©ehiru oer=
Tücft . . .", unb im ©d)aufr>iel „fter ßanbesoater" (III, 9): „©moftnbelet)!
SSorurthcilc ! bie ©ie oermuthlia) aus bem Söertrjer unb bem ©iegroart ent=
lehnt höben."
3lber S5ranbeS ift boa) ein greunb ÄeffingS." tiefer oon Eiterar=
hiftorifern unb XheatergcfdhichtSfchreibern oft roieberfjolte ©afc ift jum
minbeften fehr jroeifelhaft, nur bebingt wcJ)t. ©S ift auch m( *H Dcr ©d)atten
eines SeroeifeS bafür oorhanben, bafj unfer einiger unb grofjer Seffing ficf>
für ben 2ftenfcr)en ober ©djaufpieler unb ©chriftfteHer Johann (Shrifttan
SranbeS eingehenber unb tief intereffiert, ihn als greunb gefd;äfct ^ätte.
9lm 9. ^uni 1768 fd)rcibt ßeffing aus Hamburg an feinen jüngeren Sruber:
„Sefet befommen mir bie SranbeS fyiexfyet, benen es in ßeipjig nicht gefallen
n?iH." $iefe ©tette beroeift nur: ber Dramaturg Seffing fteht mit ben
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— 16 —
Sranoes in SÖerbinbung, er weife oon itjncn. $wei weitere 3lcUcn auö
Briefen beö jüngeren Ücffing an feinen SBruber betätigen ein rein äufeereo
Skrfjältniö. Der jüngere £effing fct)reibt unter beut 20. Sluguft 1767 auö
Berlin: ,,3a) möajtc ein närrifa)ercö Sßolf wiffen, als bie Äomöbianten!
£. 33. . . . ift fogar mit deiner Dramaturgie nid)t aufrieben, iton feinein
6a)iffbrua)e bis an bie Älcopatra von Corneille ift Dir fein otüd voll*
fommen gewefen. Gr weife, bafe man feine Dragöbie ben (Surf) aupljren
wirb, unb gittert uor Deiner Äritif barüber im Boraus"; unter t>em
14. gebruar 1771 aus Berlin: „%n granffurtrj a. Cbcr ift eine Zxuvoc
Äomöbiantcn, bie Dia; auf iljren 3lnfa)lagjctteln gum Skrfaffer beö Stüde :
Der Sa)ein betrügt, gemalt \)at s Me Grjre, bie man Dir anttjun fann!"
9ladj ber Ironie beö legten oafceö $u urteilen, fjat ber jüngere £effing
feine lwf;e Meinung oon Sranbes, im befonberen bem 3a)riftftcller SÖranbeö
gehabt. 2luö bem %afyxc 1776, auö feinem oorübergefjenben 9Iufentf)alt in
Dreöbcn, ftammt ein Brief ßeffingö an 2)tobame Äling, 45 in welkem er
oon Untembungeu mit bem Äurfürften unb bem Sflinifter, „©rafen oon
<5.", berichtet, $om Df)eater ober gar oon 33ranbeö fcfjreibt ßeffing feine
(Silbe. 23ranbeö aber weife in feiner 3elbftbiograpf)ie oon einer langen,
nia)t unwichtigen Untcrrcbung mit Effing ju berieten, oonft ift bei Seffing
fein ^eugniö aufgefunben, baö über fein ^öertjältniö $u Sronbce aufflärte.
©ria) Sajmibt fdjreibt: „Seffing blieb ben beiben gewogen"; baö tonn nur
f>eif3cn : wenn bie 23ranbcö gu 2effing mit einem Anliegen famen, wies er
fie nicr)t ab; fonbern Ijalf wenn er tonnte. Äcffing Ijat feinerjeit in Srcfilau
unb fpäter auef) uod) in Hamburg für (Sbarlotte 33ranbcö, bie temperament*
oolle ©djaufpielerin unb baö luftigfrifdjc SBcibtfcn, eine Vorliebe gehabt;
er übernimmt auö) bei ber ^odjter 2LMll)elmine, bie fief) Scffing 3« Gtjren
fpätcr «Kinna nennt, ^atenfteHe.
9Ilö eajriftfteUer ift S3ranbeö ber 9toc&af>mer Seffingö, alö «Dtcnfdj f)cit
er ben Söofjltätcr unb ©önner erfahren, ber if)tn 3. 33. 1769 ju bem oortciU
fjaften Gngagemcnt naa> Hamburg bcbilflid) ift. Der 9Renfd> Sranbeö,
feinem Sefen naa), gewinnt in unfern 2Iugen nicf)tö burch, fein $crf)ältniö
$u ßefftng.
ftreunbe bat 33ranbeö feiner Meinung narf) eine SJicngc. Gr nennt
eben alle $reunb, mit benen er, ber oielgercifte, jufammentrifft unb einige
— wenn aud) ganj gleichgültige — SBorte medjfelt. 93on folgen ^reunben
üerjeiefmet feine 3clbftbiograpl)ie eine 9Haffe tarnen. 40 Der eitrige, mit
bem er wof)l ein ganjeö Sebcn Schiebungen fjot, ift ©uftao ^riebridt) SBilfjelm
©rofemann. S&enigftenö fennen mir oon 1767—1791 (mit Unterbrechungen)
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- 17 -
Briefe beö Branbeö an ©rojjmann — im Zon nia)t immer glcia) f)crälia),
fteto aber grcunbfdjaft oerficfjernb. Die järtlic^ftcii Beteuerungen werben
mitgeteilt. ^>ier füfjlt man wärmereö Blut: fcr)c in jeber 3cilc 3()r
fcrjöneö teerj! C mein liebfter ©rofcmann, wer foUte Sie nicf>t lieben!
©lauben Sie eö mein liebfter! 9iocf) nie Ijabe ia) einen $reunb fo järtlia)
geliebt, ©ö ift iiicrjt blofe Grfenntlidjfeit ; aber ^tjrc &bclmütf) igtet t führte
mia) näljer junt 3icle. SBie fcfjr wünfa)e ia) jc^t, oerfa)iebcnc grofjmütfjige
§anblungen nidjt §u wiffen, um aüen Berbadjt auöjuivcia^cn, ber ber mal)r=
rjaften 3 ar tli°)fcit meines ^erjenö einen Rieden anhängen tonnte, ©enug,
mein greunb! Die Sftatur fjat mir nid)t mefjr als Die Spraqje gegeben,
um 2Baljrf)eitcn gu jagen, bie mir bie toftbarften auf ber 2Belt finb —
um %\)\\cn mein ganjeö £er$ — waö foU ia) fagen? Spradje ift für bie
(Smpfinbungen gegen meinen lieben ©roßmann $u wenig, ©enug! 3$
bin ewig unb unter allen 2JJenfa)en $I)r befter $reunb, ia) bin $i)X Branbeö !
3ergliebern Sie fia) biefen empfinblidjften greunb!" 47 2luö bemfclben
3af>re: „9Jiein lieber ©rofmiann, Sie werben oon feinem 9)?enfa)cn metjr
geliebt alö oon Syrern gemifj aufridjtigftcn unb treueften greunbe Branbeö." 4 *
Unb frftfieftlicr) Gnbe beöfelben ^afjreö: „9lbjcu! Siebfter Befter kleiner!
Saufcnb ftüffc oon meinem 2öeibä)en. 2Bie fcr)r lieben mir Sie! antworten
Sie balb, balb!" 4 " (SJjarlotte Branbeö oerfidjert in einem Briefe :, ° beöfelben
.^obrcö bem ©rofcmann: „ia) fage es ^Ijncn auf Gljre, ia) Branbeö werbe
mia) t)alb tob meinen, menn mein Kleiner mia) nia)t mefjr alö feine Siebfte
#reunbin anfeben wollte'/' Die Bedienungen oon Branbeö unb $rau ju
©rofjmann fwben freilia), wie fia) gleidj geigen wirb, in ben fiebriger 3 a ^ rcn
infolge oon gänfereien eine empfinblicfjc Störung erlitten. 2Iber 1783
fdtfiefet Branbeö einen Brief 55 an ©rojjmann: „^erjlia; lieb' ia) Sie unb
bin beftänbig ber irrige." Unb ©rofcmann? SBie er ju ben Branbeö
ftcrjt, enthebt fid) unfercr genauen Beurteilung, folange wir nid)t Briefe oon
©rofjmann an Branbeö fennen. ^ebenfalls ift er ber fixiere Xeil biefefi
^reunbfc^aftöDer^äUtüffeS.'' 1 $m ^a^re 1767, einer £eit bitterer materieller
9tot für Branbeö unb $rau, ift ©rojimann il)r aufria)tigfter unb uneigcn=
nüfeigfter 2Bof)ltätcr gewefen. $n einem Briefe auö biefer $e\t (26. 2tuguft
1767) fcfjreibt er an $rau Branbeö: . . . „Sie bie Sie mit aller möglichen
BoUfommenf)cit 3breö ©cfd)lca)teö gefa)müa*t finb, ber Mängel aber cnt=
bef)ren." $n fpäteren Briefen beö Branbeö aber wieberfjolt fia> bie Bitte
an ben „liebften unb beften greunb" . j<j, rc i& cn @j c üa \< 0f re( ^t ^ a i 0 — ^
fd)eint, ba^ ©ro^mann nia)t nllju eifrig unb rege in ber (Spaltung feineö
Ber^ältniffeö 51t Branbeö gewefen ift. Unb berfetbe 9)iann, ber für grau
ftlotfletfd}, Ooljaim CWFHnn »ranbe*. 2
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SöranbeS größte SiebenSroürbigfeit unb £oa)atf)tung i^reö Wertes gezeigt,
ber von if)r fo mannen luftig fprüfjenben 23rief erhalten tyat, nimmt im
^a^re 1776 ein oon grau 33ranbes in tyrer angeborenen Erregung ge=
fprocfjenes SBort fo üoel, bafj er atte greunbfa>ft oergifjt unb mit ben
perfönlicf)en 2ötberfaa)ern ber 23ranbeS' jufammenf)ält. 63 $er Srutfj er*
fdjeint abfidjtlia) unb geroaltfam. (SS ift erflärlia). $em fraftootten unb
lebensftarlen ©rojjmann, ben 33. eine anmutige greunbfajaft mit einer fo
natürlid) frifa^en unb oerftänbnisootten grau wie ber Butter ©oetf>eS"
nerbinbet, mufj ber „mattherjige" 55 SranbeS für bie 3>auer auf bie Heroen
fallen. SBranbeS ift es nidjt gegeben, greunbe an fia) $u fcffeln roeber als
Äünftler nod) als SJienfa). <£r ift ju alltäglich, um famt feiner 9tot ertragen
werben ju fönnen. 58on ben TOglicbern beS fogenannten „berliner
3KontagSflubs", r '° beffen £aupt 93ranbeS ift unb bem ber ^oftbireftor 3Rabc=
roeif}, ber SJtaler 33eeSforo, ber £offiSfal Gilbert, Scfftng ber jüngere,
^rofeffor Stammler unb ©rofjmann angehören, f)at ©rofemann als einiger
bauernb ju SranbeS in ©ejiefjung geftanben. SBranbcS brauet greunbe.
©r f)at balb biefeS, balb jenes Anliegen an fie: batb bittet er um 95er*
mittelung bei einem ©ngagement, balb um 9lbfafc ober Vertrieb oon
©Triften u.a. Unb nrie grämt es ifjn, menn fein <5d)mer$enS; ober 9tot=
fdjret ober feine S3itte bei einem greunbe ungef)ört oerrjaHt ! 57 3>n feinem
engeren greunbesfreife erfä)eint ber SJlenfd; SBranbes im ganzen als ber
unter ben Sßeitfa)enf)ieben beS fcebenS roinfelnbe, ber bittenbe, melier an=
geroiefen ift auf bie 33rofamen, roelaje bie metjr ober rceniger glüdElidjere
©riftenj berfelben abfallen läfct. Söo^l fdjreibt er 58 an ©rofjmann:
,,3ä) eröffne $>nen mc * n alä emm greunbe — aber oerftua^t
fen ber ©ebanfe, ber mir nur 2Bot)ltf)at baburd) erpreffen rooUte.
3Keine Slbfidjt mar nidjts als SJMandjolen — als — ein oon fa>merjlia)en
(Befüllen überquiüenbes £erj mit finftern 3lugen unb of)ne oicle gefunöe
begriffe gefdjilbert", unb ein anbermal: 5 ' „Bit fagen, bafc meine Briefe
klagen enthielten, bafj <5ie miefj bebauerten, bafj ©ie fidj als einen o^n=
mädjtigen greunb beflagten — bie Slntroort: öfters fdjreib' ia; Älagen,
aber fdjon gemilberte Älagen, unb ofme 3lbfid)t, einen fo fühlbaren, järt=
tiefen greunb gu beunruhigen, noa) oiel weniger aus llnerfättlidjfcit tfjre
SBoljlthaten gu mtjjbraudjen. &aS erfte märe graufam, bas lefctcre r)öd)ft
ni«berträd)tig." — 2>a er befennt: „er fei allzeit befa)ämt feine greunbe
ju beläftigen." S?ur fefjren bie klagen in feinen Briefen häufig mieber,
unb nidjt nebenbei: fie nehmen oietmefjr einen breiten 3taum in ifjnen ein.
«Kit ber ©a>m ftcljt es bei SranbeS rote mit bem (Sr)rgcfür)l ; er fiu)rt fte
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— 19 —
mef)r im 9Hunbc, alö baß er fic roat|rf)aft tief füt)lt. SDantbarteit Icnnt
SSranbes. ©ie begrünbet eine faft rüfjrenbe Hnf)änglicf)feit. ©o f)ängt
Sranbeö ein fieben lang an feinem einfügen großen SBo^Itäter ©roß*
mann.
2TOeö in allem: auö ber 33etraa)tung feiner greunbfdjaft erfdjeint ber
9Henfcf> 23ranbeö roeia), emofinbfam, unfelbftänbig, abhängig.
Äommt an SBranbeö bie aftäglitftfeit, anbeten ju Reifen, Stoücgen für
ein ©ngagement empfehlen, ober junge Anfänger oormärtö &u bringen;
fo ifi er gern unb eifrig bereit, ©r entbehrt bann aber babei nicf)t einet
geroiffen oebantifetjen, feterlia>fomiftt;en gravitas, er, bem alö 9Wenfa)en
ein über 2Renfcf)en erhabener ©tanbrmnft feinem Söefen naa) burdjauö
fremb ift
55er Sftenfa) Sranbeö erfdjeint im ganzen alö eine irbifa>nicbrige
Änedjtönatur, unfähig fta; empor$ufcr)nnngen über bie 0einlia)fciten unb
tußerlidjfciten beö SeBenö orjne rjofjeö ©efüfjl unb reiaje <ßf)antafie — ein
^rc^fcrjntttömenfcr), ber mit triel ftleiß unb (Sifer alö $anbroerfer wirft,
roo nur roafjreö Äünftlertum ©roßeö unb Skwernbeö juroege bringt.
So crflärt eö fta), baß mir bei ber S3etraa;tung beö SJicnfdjcn Sranbeö
— fei eö an fia), fei eö im aSerfjältniö unb in ölußerungen ben 9Jtenfd;en
unb fingen gegenüber — immer auf moralifcr)e 3üge frieden.
©inb benn aber oon bem 9Jtenftt)en Sranbeö gar feine ©igenfdjaften
aufzählen, bie im befonberen auf ben ©djaufpieler f)imoeifen?
©ein Siußereö jeigt eine lang unb ftäftig aufgeroadjfene $igur; baö
©eficfjt mit feiner fjofjen ©tirn, einer regelmäßigen ÜRafe, bem breiten 2Jiunb,
ben großen fcfjlifcartigen, aber etroaö fa)läfrigen Slugcn foridjt nid)t, §at
etwas ©tarreö — im ganzen läßt es erjer auf einen wofjlfituierten, naa>
benflidjen braoen ©ürgerömann fließen alö auf einen ©djaufpieler unb
©djriftfteller. 60
©ine ©abe, bie aüerbingö nodj lange nid)t ben ©d)aufpteler auömadjt,
bie aber guglctcr) unb oor allem bem ©cfjriftfteUer jugute fornmt, befifct
SBranbeö: baö ift bie $är)igfeit, fidj einen £uftanb, ber augenblicflia) nicfjt
roirflid) oorfjanben ift, alö fcfjeinbar roirflid) ju oergegenroärtigen unb biefe
SSergegenroärtigung roirffam unb lebhaft §u äußern, ©o bringt ben
löranbeö bie intenfioe SBorfteUung beö einftigen fdjmerjlidjen 2lbfdjicbeö
com beften $reunbe ©roßmann oon neuem in bie früher wirftid) erlebte
traurige ©timmung: er teilt fie in einem bereits angeführten Briefe mit:
„^fjränen rollten Damals — s Jtein! mein befter $reunb! D mein roeierjeö
£erj! ©ie rollten aud) jefet — aud) jefct; bie SSerrätfjer! aua) je&t . . .!"
2*
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Ober bic bcoorftcfjenbe ©cburt eines Äinoeö, bie bem $ater unb
©atten mandjc Scfjererci bereitet, (teilt fia) Sßranbes oor, als ob ba§ §r=
eignis frf)on eingetreten fei. ^umorooll ocranfajaulidjt er es im Brief an
©rojjmann oom 15. ^unn 1768: „. . . ia) bente immer, in einigen SBoajcn
wirb ber £crr Branbeö laufen, fdjwifcen, ©clb auoplempern, ©coattern
bitten, fluchen, fia) rjintcr bie Df)ren trafen — roenn ia; nur erft geprügelt
märe, beim ber ©ebante macf)t mid) fa>n roaffernafc. Den 21ugenblitf ruft
bic kleine: <ßapad)en! £aji bod) ben Doctor fommen! — ^dj laufe,
ber Doctor fömmt, fü^lt an ben s £uls, läfet fiel) berieten, erjagt, oer=
fa>reibt unb fäijrt fort; ber $err Sranbcö eilt in bie 2lpotfjefe. — $cfct
fömmt er aurücf. ^apadjen! — £aft Du bie Sflcbijin? 3lö)! 3Rcm
Äeu^cn! 2ld>! — ©ieb fjer — $fen! Das ift bitter! — 2öo rai2ft
bu benn roieber r)in? — $a, id) mu| fdjrcibcn. - 9ln wen? — 3ln ben
kleinen. — 9ln ben Kleinen? 2id) ber gute $unge! ^öre, bitte tf)n bod>
ju ©coatter. £iefe mir bod) nor, was f)aft Du gefdjricben ? (Sinen BranbeS;
brief. — (5t)! Du langer (Eljemapp! Sdjämft Du Dia) nirfjt? — 9iu
marum benn mein Äinb? @S ift ja natürlid); baö roirb er lange miffen,
roie baö jugcljt; nur bafc er baö ©coatterbitten anberen et)e[icr>en beuten
überläfft. . . ."
$reütd) bie ©abe ber SBergegenroärtigung entbceft fo mancher an ftcr) ;
fic ift es roof)!, bie Diele, fclbft ebrlictjc gjtenfdjen auf falfdjc Berufe*
baf)n für)rt.
6§ genügt für ben ©djaufpielerberuf nia% Stimmungen fyaben unb
fie mirffam äußern fönnen. C§ mufr baö Bermögen fjinaufommen, ©efüf)le
eines ganj fremben 9flenfd>en (ber oom Dichter gezeugten ©eftalten) auf=
jufangen unb — roenn aud) nid)t fclbft ju füllen, fo bod) ir>re ftujjcrungen
naturgetreu unb glaubhaft mit ber eigenen ^ßerfon barsnfteUen. Diefe:
einesteils Selbftentäufjerung, anbernteils Aneignung befifct Branbce nid)t.
Söenn ifm roirtTidj ein ©efüfjl roie etroa Draurigfeit über bic 9fot bcö ScbenS
inne f)at, fo oermag er nidtf, il)m ju entrinnen. BranbcS bat ja feinen
burdjgreifcnben SöiHen ; oon irgenbroeld)er Beobachtung menfd)lid)er <5eelen=
Probleme gar ift bei Branbeö nie bie Siebe.
Kttmcrttmaett ju Zeil I.
1. Sfffanb, Fragmente über SRcnfdjenbarftelhmg an ben bcitrfd&cn Süljncn,
©otfa 1785.
2. <5b. Dcbrient, ©cfcbiditc ber bcutfrt>n Sd&aufpicHunfr. Seidig 1848 II.
©. 280.
3. ebb. II. ©. 278.
— 21 -
alte gerietet
an
©rofemann
4. datiert: «crlin, 29. Sluguft 1767
5. „ «erlin, 19. September 1767
6. „ ßeipaig, 29. Sunt) 1768
7. „ fieipaig, 18. September 1768
8. „ 2KannIjcim, 29. ©eotember 1780.
9. „ SRannfjcim, 18. Cftober 1780
10. „ 2Kannf)cim, 23. Scacmber 1780
11. „ Hamburg, 27. Sftära 1786
12. „ Hornburg, 17. Sunt) 1788
13. „ Hamburg, 15. 3Jiat) 1789
14. „ Stettin, 26. Sfobcmbcr 1790
15. „ «crlin, 25. September 1767.
16. Unter 1. September 1767 au3 «crlin.
17. Unter 19. September 1767 au§ Berlin.
18. Unter 10. September 1767 au§ «crlin .
19. 3n ben „Cp^emcribcu ber Sitteratur unb bc§ £fjeatcr§" im 27. Stüd
(«crlin, b. 8. £ult 1786) : „«iograpljic ber 2Kabame «raubcS." Ser «er.
faffer baoon ift ber Watte £;ol)ann l£l)riftian «raubet. £ie Übcrcinftimmung
mit ber füracreu tfuäfüljrimg in feiner Scbcnägefdudjte III, S. 207 ift un»
öerfennbar.
20. URanntjeimer ?lftcn A I, 2 Mr. 48.
21. Unter 25. eftober 1767 auö «erlin an ©rofcmann.
22. £m Sdjrcibcn t<om 15. ^ult) 1776.*)
23. ^n ber 3 c i*frf) r if* »«mite SHcitje. (Sin Siöcrtiffcmcnt in ber .Sommer*
Iaube". Hamburg 1786. Stüd V: über ba§ Stjeatcr. S. 63. (Jj;emplar
in ber Stabtbibliotljcf, Hamburg.
24. Unter 17. attärs 1780 au-3 2Hannl)cim an ©roftmaun.
25. Unter 19. Cftobcr 1780 auö 2NannJ)cim an Stornier; abgebrueft bei
SBitttg, S. 33.
26. Unter 27. SDiärj 1786 au§ Hamburg an ©rofunann.
27. Unter 29. ?tuguft 1788 au« .öamburg an ©rofomann.
28. So in einem «rief bes Sdwufpielerä Liener an Sartori unter ©otlja,
ben 26. Sluguft 1779. («rief in ber &eftncrfd>n Sammlung, Seidig)-
29. Sdjüfce, £>mnburgifd)C 2f)catcrgcfd)id)te, Hamburg 1794, S. 617/618.
30. Hnnalcn bc§ 2l)catcr3, «crlin 1788 — 1797, I)erau»gegeben bon
H. b. «ertram: 3. £cfr S. 33 aeiflt auffctUcnbc Übcreinftimmung mit bem
Äapitcl: „Apologie meiner Xoditcr" in «raubet 2cbcn3gefd)id)te III, S. 303 f.
©egenüber biefen ungcfcfyuädjten üobpreifungen erfdjeint eine Stelle au§
*) «gl. bic SBibmung ©. gr. SB. ©rofcmannS bor „£te gcuer§6runft",
Sdjaufpicl in 3 Vlufaügcn. dalle 1773 (Gremplar auf ber UniuerfitätSbibliotljef
£alle) : „2ln 2Kabamc «ranbeö." (£3 Ijetfjt ba u. a.: „3<f) mufe £l)nen I)icr bor
ben i'lugcn ber 2Bclt bas iScugnife geben: bafc idi feiten richtigere Urteile über
bnS «erbienft bc$ bramatifdien SMditcrö unb Srf>aufpielcrS gehört Ijabe als
bic ^fingen; unb fie finb e§ barum, loctl fic nid)t mit ber ^ebantcrep bcljaftet
finb, ben 2Bcrtf) cined Stüdes nadi ben Siegeln be3 guten «ater§ Vlriftotele»
allein au beftimmen . . . Sic fammclten einen Sdjafc bon Äcnntmffen ber Statur,
unb nad) biefen beurteilen Sic bramatifdjc ©cbidjtc . . ."
einem Sßromemoria bcs 93anbe§ an Balberg unter 13. ^uni 1779 (SRanntjeimer
2ßten AI, 2 Vit. 52) in befonberem Sickte: „(r§ fällt mir fdjroer, bic SJcrbienftc
meiner gamtlic anaupreifen, cS ift trüber meine ©crooljnrjett "
31. Sftit ber üblen 9iad)rebc tuar unb ift ba» Sßubltfum fdöncll ba; e§ fudjt
fidj Unerwartete? ober UnooHfornmcncd, hnc ctroa ben au frühen Job einer
feiner fiieblingc au erflören: au bcrglcidicn, roie nad) bem frühen Sterben ber
bergötterten Gljarlotte 2ldermann ber ibrnber unb £treftor griebrid) Subtutg
Sdjröber bie unnxtr)riten ^efdntlbtgungen au ertragen fjatte. S. SKctjer, Sdjrö*
ber I, S.2S0.
32. ©uftab griebrid) SBilljcIm ©roßmann, Sdiaufpiclcr, SdKtufpicIbirehor
unb SetjaftfrcHcr, 1743 geb.; 1796 geft. Über ib> f. Sofepfj SBoUer, ©. gr. 2B.
©rofjmann, Stornier Siffert. 1901.
33. Unter 29. 2(uguft 1707 au§ Storliu an ©rofemann.
34. SkanbcS, 2ebcn«gcfanduc III, S.231.
35. £>agen, ©cfdndjtc ber X&catcr in 5ßrcufecn, 1854, S. 395.
36. ^romemoria aui* Treiben, 24. September 1780 an Balberg.
37. Unter bem 19. Cftobcr 1780 aus itöannrjcim an {Ramler.
38. Unter bem 14. 9?obcmbce 1767. (93rief in ber fteftnerfetjen Sammlung,
Unibcrfität2'biblioit)eF Scipaig.)
39. Unter bem 10. September 1767 auS iÖerlin.
40. c23rid)t borüber in ©. §. g. SDlüUerS Hbfcfiieb bon ber t. f. $of. unb
9lationaIfd}aubüI)nc. SBJien 1802 (Grcmplar auf SBtcner .^ofbibliot^cl). SRüHer
berührte auf feiner {Keife bic Stäbte: Seipaig, Hamburg, SJcrlin, SKagbcburg,
SJraunfdjrocig, ftalbcrftabt, $alle, Bresben, Ototlja.
41. bon Balberg fdireibt an Salberg unter bem 15. gebruar 1779 ({Wann«
beimer SJftcn AI, 2.1): er habe bor, „SHeincdc ober StoanbeS ben ibm auf*
getragenen ^orfdjlag auf eine glimpflidjc 21 rt, unb fo iuä geheim au madjen,
bamit btefe liufcrc ?lbfid)t in feinem gafl offenbar roerbc."
42. Unter bem 2. ^uni 1779 an* Bresben an Xalberg (2KantU)cimcr
Sitten AI, 2 Mr. 50).
43. Unter betn 18. September 176S au§ Seipaig an ©rofwtann.
44. ©rtd) Sdjmibt läßt tu feiner Scffingbiograpljic, 2. 2lufl., Berlin 1899,
23b. I, S. 444 bie grage ber perfönlicfien Stoaictjungcn bc3 S3ranbe§ a» Seffing
offen, betont aber aitfbrüdltdj bic Vorliebe ScffingS für SSranbcS' grau, Charlotte.
45. Unter bem 23. Januar 1776 aus Sre^ben. S. Sadjmann, 2effing3
fämtlidje Sdjriftcn XII, S. 137.
46. iton befanntcren 5?amen finbeu fidj: Sirci3fteucrcinneljmcr SBciffe, bie
Sidjtcr Stod, 2>iattljäi, Skefcncr, SRtdjaeliS, ©erftenberg, ©otter, jünger, 3ftufäu§,
S3ertud), Stogcnfctl, Üicenttat Wittenberg, ftriegerat b. .fragen, Äapcrimeiftcr
{tteidjarbt, SupTcrfiedicr Sinacnidj; aueb mit SBicfanb ift S3ranbe§ obenhin be*
fannt: iörtef iiom 10. 2Nära 1780 an SJcrtudi crfudjt um eine iSmpfcfylung an
.frerrn ftofrat SBicIanb.
47. Unter bem 14. gebntar 1768 auS Seipaig.
48. Unter bem l4.?fpril 17öS au* 2cipaig.
49. Unter bem 2 1. Sfobember 1703 awi .öamburg.
50. Unter bem 15. ^unti 17GS aue Seipaig.
51. Unter bem 15. älfnn 17S9 aus Hamburg.
- 23 —
52. SBoIter loeift in feiner Arbeit über ©rofemann S. 9 unb 10 nur auf
bie ©C3iefmngcn ©rofomann»©ranbc§ im berliner „SRontagSflub" 1767 unb
furac 3 c *t nadjljer Ijin.
53. ©ranbeS felbft fd)reibi barüber in einem ©riefe an ben Sdjaufpieler
<5dml3e unter 15. 3ult) 1776: „Sem gröberen 2Kiffet^äter mirb bor @erid)t
leine ©cnennung, roeldje im 3om ausgeflogen mirb, aI3 ein ©erbredjeu an*
gerechnet — unb einem grauenaimmer, einer ^erfon bon ©erbienften, einer
grau, beren greunb mau fid) fonft nannte . .? SBarum überfalj man fonft
iljre Sebfjaftigfeit . .
54. £ebrtent nennt ifm fo. ©efdndjtc ber b. Sdjaufpielfunft II, 894;
III, 154.
55. 2Ird)ib für £iterarurgefd)id)te III enthält au§ Äeftnerä ©ricffammlung:
©octfjeS Butter an ©rofemann ; jefct aud) in ben ©riefen ber grau 9lat ed. Softer.
56. £ur Gfjaraftcrtftif biefcs Iiterarifd>fd)ön getftigen igirfclS au§ bem
3ab>e 1767 in Berlin fei ein ©rief ©ilbertä bom 2. Cftobcr 1767 an ©rofc
mann (auerft „3m neuen SRcid)" 1879, I, S. 557 abgebrudt) mitgeteilt:
„©eftern ilbenb hntrbc ein große» fritifdje» Kollegium bei ©ranbe§ über beffen
Stütf: „<£cr Sd)ein betrügt" gehalten, ©er 5ßräfe§ tuar Stornier, ber Sector
©ranbeS unb bic StffcfforcS ajiabamc ©ranbeS, aftabcmeiS, Stiller, ©eeSfom
unb id). Sir fjaben oft fdjarf fritifiert, nod) öfter aber unfern lautern ©cifaH
gegeben, ba£ Stüd, meldje» Sic nädjftcnS erhalten, ift fd)ön, ber Iefcte %lt nad)
aller SluSfprud) gan3 uuberglcid)lidj. ©in präd)tige§ beutfd)e§ Original boH
ftarfer Criginalaügc! 9hm mad)t fid) ©ranbeS an ein £raucrfpicl. 2Bir
müffen ifm aufmuntern. 5BeId)e innere ©erufügung bor un§, menn mir ctmaS
3itr Uuterftü^ung etuc§ ©cnie§ beitragen, ba» roabtbflftig Seutfd)Ianb nod)
Qtfyvc madicn fann. könnten Sie e§ bod) nur mal feljen, menn er mit frönen
bon greube unb Sanfbarfcit bou feinen greuuben, befonberS bon £;fjncn
fpridjt . . . £5! nod) einen trait bon unferer geftrigen ©efcllfd)aft, über ben
SJtobcmeifc ausgclaffcn ladjtc. ©et einer fefjr fdjönen Stelle tourbe gerufen:
Sern ©erfaffer einen Stufe! ^a, ja, mir müffen ifm lüffeu, rief Garnier unb
ma3 tljat er? er lüfetc bie kleine gana cntfcfclid), bic auf feinem Sd)oof$ fafe.
ein ftrrtfnim, £>err Sßrofeffor, fd)rie Stiller, ftein ^rrtfuim, fprad) baö Cben*
gefid)t in einem Cbcnton. Siein ^rrtfjum, benn e§ fter)et gcfdjrieben. ÜWann
unb SBeib ift ein Scib. C! über ben ©arben! C! über ben ©arben! 2fber
id) freue mid) erftauuenb, bafj er fo frcunbfd)aftlid) unb fo oft bei un§ ift.
^cutc Stbcnb finb mir alle bei itjm 31t ©aftc." Sic kleine ift grau ©ranbeS,
tute überhaupt bic einzelnen biefeS girlelö fid) mit einem ©einamen nannten;
nad) einem ©rief ber Qtfjarlotte ©ranbcS beiden: Statuier ber ©arbe; Tormann
— ber „Sidc"; ©ilbert — ber „getjerlidje" ; Scgebarif) — ber „Srorfene";
©rojjmanu — ber „SUchie".
57. SCm 19. September 1767 fdnrcibt ©ranbc§ an ©roftmann: „©ilbert, ber
eh^rlid)c greunb muf? nid)t bet) iiaffc fetjn. Xbormann ift unb bleibt, o^n«
geachtet meinet liebreidicn ©ctragenä, faltfinnig — id) fann mid) nid)t, am
anertücntgiten» gegen meine greunbe erniebrigen. äRabciocifj bat ... . ift
gcloifj, gemiy gut! aber feit 4 Sagen fetje ia) ilju nid)i. 2Sir bctradjten ung
alz arme SBerlaffene, unb feufaen unb meinen — aber iuSgcbcim."
58. Unter 5. Cftobcr 1707 au* ©erlin \ r * r ,
5«. Unter 30. Cftobcr 1707 aus ©erli« ) ™ ^ mann -
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— 24 -
60. Silber beS 93ranbe3: ftupferitid» in „9fleinc ScbenSQefäicfjtc", «erltn
1799, 29b. 1. ferner ^ommerfcöeä Slrdiib ber Söiffcnfrfjoft imb bc$ GJefdjmacfeS
(b>rau§g. ©. W. 21. $abn unb 0). g. ^quH). «or bem 2. 3tücf. ^tujrg. 1785:
„SÖÜbniö beä Sdimifpielbtrcftor 5. ti. SMrmibc^."
Seil II.
Qtaubes, ber ^djaufpiefer, ^e^xffenx mtb 3>irefttor.
1. 9iatö Oer Überlieferung auö ßebnuftem unb baiibfdniftttdVin
CueUeumaterial.
SBie crf(r)eint ^orjann ßtjriftian Branbes alö Sajaufpicler, als 5Re=
giffeur^ alö Dircftor, überhaupt als "Xtieatcrfadnnann?
'Die Antwort biefer $rage wirb im folgenben erörtert. Daju werben
junätfjft bie gefammelten 21ufjeidmungen unb Ürttifcn r>on 3 c ttgenof|"en übet
ifm, feine eigenen tt)eoretifcr)en 9Infid)ten über Sdjaufpielfunft unb ;fünftler,
roic er fie f)auptfäd)licf) in feinen Briefen äußert, berüdficfjttgt ; fpätcr wirb
bie tfjcatergefcr)!dr)t[icf)C Slnalnfe feiner Dramen folgen.
Söie fommt Branbeö pm Xfjeater? (5ö ift fein Beftrebcn, „fid) einem
anftänbigen %a<f)e $u roibmen" ; 1 *) unb ba feine ©efialt, unb „fein ^emlicr)
gefunbeS Urteil über bie Äunft" ben BeifaU von Scfjaufpielcrn ber 3d)öne=
mannfcr)en Truppe finben, wirb er <5d>aufpieler. 3^icr)t6 ®öttlicr)cö treibt in
ir)m. So ift Branbeö fein ßebtag nur äufterlitf) mit ber Sdjaufpielfunft
oerwadjfcn geroefen, eine rccr)tc innere Beteiligung an feinem ^Birten ift
nidjt oorfjanben. 3>n feinem ber unö befannten Briefe finbet fid) ein £im
meiö auf tiefgrünbliaVs Staffen: ber Sdjaufpieler, ber um 0>5age fptett,
ber nacr) bem Beifall ber Wenge geijt, ber bebaut ift, fid) um Rimmels roiHcn
nur ntdjts burdj eine minberroertige Stolle 31t oergeben, fpriebt auö ben
Briefen.
Unter bem 30. Cftober 1767'- Iäfct er ficr) an ftrofemann fo!g«nber=
maf?cn über bie $rage, ob er ftdj t>on Döbbelin ober oon Rodt) engagieren
Taffen fott, auS:
*) ?Inmcrfungcn 3x1 Seil II ftciK Seite 48.
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— 25 —
„So bleibt mir bic SBabt:
^öbbelin.
§ier fjäbe idf) greunbe, SBcrtoanbte.
£>icr fjnbc id) geniiffen 93ei)fall.
Xöbbeün giebt öicUcidit eine ©age oon 13 aud) I i £fjl.
■Söbbcliu» Skrfprcriningcn fiub aHerlicbft.
ßinc locttläuftge ilusHdjt auf ein eigenes (JtabltBemcnt.
NB. £urd) £ülfe meiner greunbe nnb toenn Sd). ober 3>. au ©runbe
gingen.
aWeinen greunb ©rofemann . . . einmal hrieber au fefjcn..
Söbbelin ift ein Sdjloabroncur.
£öbbclin fängt mit Sdjulbcn an.
^öbbelin läßt ficto aud) mit gilben ein.
Söbbcün — roirb er feine alten Sünben ba3 Sptl Iaffen?
Hex allgemeine ©elbmangel im ißrcufeifdjcn.
eirb Söbbeliu befreien?
SBirb meine grau fid) mit ber ^rfncipalin Verträgen? £r bält Diel öon
meiner Mnnft nnb beitimmt mid) 311 alten Stollen. Sie Sdjulativ
gcQbüdnn, SNccourin, ^rincipalin u. fpielen §clbiunen, SJZäbgen, Un«
fd)iilbige, erfte \iicbf)aberinneu, luaS loirb öon meiner grau übrig
bleiben? «Bertraute
Sod)
gi.'bt locnig ©agc.
£d) merbe gegen iörücfncr nid)t auffommen.
^d) fetje meinen ©rofemann, meine übrigen greunbe fobalb nidit mieber.
Stod) berpflid)tct mir einen (iontraft auf einige ^abre.
&od) ift ein rctfnfdjaffener, erfahrener unb alter Principal, beffen 28er!
auf redeten gnßcn ftebt.
SRcinc grau nnb id) tonnen in fieipjig etloa§ lernen.
3Kcinc grau tritt in ben 5^lafc ber Sd)ulaiu (meldje Dom Sljeatcr ab«
gebt unb fid) verheiratet) unb befommt aac unb jebe SWäbgen, unfd)ur«
Sollen, s^rtnaeffin im Xrauerfpicl.
$d) bin auf feinem reifenben Ül)catcr.
^d) bin auf einmal aller Sorgen cntlebtgct, tann mid) jäfjrlid) einrichten,
mirtfdiafrcn, ben. 7 mal tuöd)cntlid) fpielen, ruljig leben, fleißig für mid)
fdjrciben, >8elanntfd)aft unb Gingang mit ben bortigen ©elefjrten er*
fjaltcn.
2Boö metincn Sic?"
©uteö 2lii§fom.men, behagliches ^afein — banad) ftrebt ber B6)au-
fpieter ^ranbeä in erfter £inie. 91ud) auö ben Sctyriftjtütfen, meld)c bic
langwierige SBerfjanMung mit ber furfitrftlidjen £f)eaterintenbnntur ju 3J?ann=
tyim in ben ^afnren 1779, 1780 f)ert>orgebracf)t fjat, unb in benen Sranbeö
gejmungen ift, feine 2lnfid)t über Sweater, Sd)aufpieUuuft unb ScfjaufpieU
mefen ju äußern, tritt befonberö fdjarf rjeroor: bie materielle $ragc, bie
grage nad) ber jQör)c ber ©age. ©cniifc, in bamaliger Seit, rao mefir als
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ju unferen £agen baö Xrjeatcr von oft Ieid)tfinnigen ober bereid)erungöfücr)=
tigen, jebenfaUö bura)auö felbftJ)errtid>en prinzipalen $um 3lUtagögcjct>aft tt-
niebrigt war, oerlangt 33cfonnenf)eit unb 9tütffid)t auf ben Unterhalt einet
ganjen gamilie, bafi bic ©elbfrage mit beftimmt. „(Sin s Jtationaltl)cater
t)at für auöwärtige gute SdKiufpieler, wegen beö ruhigen 3lufcntf)altö unb
f>offentlid)cr Stauer, weit mef)r SRetjc als baö Xrjeatcr beö beften Enta=
preneurö", fd)reibt Sranbeö aus biefem Sinne in einem s J)iannrjeimer ^ßro=
memoria. 3 $n bcmfelbcn Sa)riftftücf fjeifet cS ferner: „Um ben flünftlet
gu bewegen, fein Engagement ju oerwed)fcln, mufj er 58ortJjeilc oor fier)
ferjen. ©in bauerfjafteö Engagement unb 58crbefferung feiner i©age ftnb
ooräüglidjc 3teifec, woburd) man fold)cö nad) fict) $iel)t."
Es fällt auf, baf} 23ranbcö bei feinen Engagementserwägungen unb =oers
f>anblungcn wirflid) fd)aufpiclfünftlcrtfd)cS ©treben unb Empfinben gar ntd)t,
ober bod) ein fold)eö rcd)t untergeorbneter 9lrt jeigt
Ein gewiffer Äünftlerftolj tft berechtigt. Mommt SöranbeS auf fein fd)aus
fpielcrifd)cö SSirfen ju fprca)cn, fo ift feine erfte Sorge, „nid)t mit bem Raufen
in eine Stoffe geworfen ju werben." 4 Denn „cö tlwt wef), wenn Äünftler
erftcr ©röfje fid) ju bem Raufen allgemeiner Sa)aufpieler fjerabgc würbigt
feljen!" 5 „Es ift graufam gctyanbelt, einen 9)iann wie mid), anwad)fenbcn 6
Äünftlern untctjmorbncn, bic ifjren norjüglittjen Senfall bod) immer mer)r,
ber ibnen günftigen Einrichtung burd) Überhäufung glän5cnber SRoUcn, als
einem aufjerorbentlid) überragenben Xaicnt ober ifjrem tieferen Stubium in
ber ftunft äu bauten baben. 28iU bic Dircftion fic mit unbebeutenben Kotten
ocrfd)oncn, gut! Es giebt noa) perfonen ben ber 23ür)nc, bic fola)e fpielen
fönnen. S5MH man mid) aber burd)aus als ein SBenfpicI einer ftrengen
^TFjeaterpoIiget) aufftcllen, fo gebe man mir biejenigen Hauptrollen, wcld)c in
mein $ad) geboren, unb id) werbe mid) nidjt weigern, jur Erhaltung unb
Söcroollfomntnung beö Öanjen aud) geringere Sollen ju übernehmen; barf
id) aber auf jene nid>t redjnen, fo wiebcrrjole id) meine Sitte, mid) gänglid)
oon allen SSorfteHungen, in benen meine Eriftenj wegen fanget an ^ßcr=
fönen nid)t burd)auö notbwenbig ift, 31t bispenfieren." 7 — 2lIfo grojje, erfte
Sollen feineö $ad)eö will Sranbeö fpielen; er legt weniger Sßert auf baö
2£ic alö auf baö SBieoiel. S8on bem Sßert beö kleinen unb Äleinftcu in ber
Scbaufpiclfunft bat SBranbeS feine 9lnfd)auung. ^reilid) — wer bat fic ba=
malö? Gffjof, bem bic rca)te Überfid)t über fein können fcb.lt, ber in allen
fiebenöjabren aUcö fpielen ju fönnen glaubt, oerlangt babei für bic flcinfte
ftumme 5RolIe 93cad)tung unb ganjc Hingabe.
9Iud) ber $rau Eharlottc Sranbcö SKhnifd) ift eö, „wenn ihr nid)t ibrer
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Äunft roürbige, irjren latenten angemeffene Sollen äuertrjeilt würben —
frei) ju fein/' 8 ßö ift offenbar ganj bem Sinne ber %xüvl entfproa)en,
wenn Sranbeö in feinen „einigen ofjnmafegebliajen Slnmerfungen über ben,
ben (Sfjurpfäläifdjen 9iationalfef>aufpielern mitgeteilten ^Tan, bie Serbeffe=
rung beö Sa)aufpielwefenö betreffend' 9 unter ^ßuntt 12° fctjrcibt : „man
gebe meiner Srau, alö einer befannten unb bewährten ftünftlerin, Sollen,
bie if)rcr würbig finb ; finbet fic fia> gerinn nicr>t fjinban gefegt, fo wirb fie
fid; autf) nid)t weigern, auf Verlangen eine geringere 9tottc ju fpielen, wenn
nemtia) feine Scfjaufpielcrin r»on minberem 2ßer)rt eine mistigere Sftolle in
bemfelbcn Stücf Ijat." 3>aö foeben urfunblia) belegte fleinlid)c Serfjalten
beö Sajaufpiclerpaareö Sranbeö ift jugleicr) ein Seitrag jum Scrftänbniö
bei Sdjwierigfciten beö Xrjcatcrbetriebeö für einen ©ntreprenneur, ^ßrinjipal
ober ^ntenbanten bamaliger %ät, Sdjwierigfeitcn, bie rjeutc abgefd>wädjte
(Geltung fjaben. $)ie 9ftiüalität, ber 9?eib unter ben Winten wirb in jener
3eit burd) bie Scrfyältniffc rcicr)[icr) genärjrt. ©inmal ift ber (Sinflufj beö
^ublifumö auf bie Stellung — materielle unb ibeeDc — be§ einzelnen
Sdjaufpielcrö bei feiner Gruppe gerabeju beftimmenb. ©in $crr»orruf r»on
einem befriebigten parterre ift in unferen Xag«n bei einem Jtünftler oon
tarnen jjur auöartenben unb ennübenben Sftcgelmäfcigteit geworben; bamals
gilt er als eine Gerung, meldte in ben Sericfytcn befonberö genannt wirb.
üftad) bem Seifall beurteilt im großen unb ganjen ber Sd)aufpicler
fclbft fein Äönnen. Ufjbe 10 bat tum (Sft)of ben ©inbruef gewonnen, bafj er
„an t>erfef>icbenen Crtcn, ju oerfdiiebenen Reiten unb t>or ganj anberen 3"=
ftbauern bie färben fidjer fcr)r ücrfdjieben" aufträgt. tyboä) Hegt eö (Sffjof
nidjt am lautlärmenbcn Seifall. „(Sine £f)räne, bie id) auö empfinbenbem
Sergen erpreßt, ein Eäebeln, baö id) einem benfenben 9)iann abgezwungen,
babe id> immer für einen weit untrüglicheren ^robierftein gehalten . . ."
fc^reibt ©fbof an Nicolai. 11 Unb ber grofje Scbröbcr trofct 3lnfang ber fieb;
äiger $af)rc feinem ^ßublthtm mit eigener Überzeugung unb eigenem Sers
fiänbniö, inbem er 3. S. ben Scrjaufpieter Srocfmann gimäcfjft gegen bie
Stimmung beö ^hiblifumö auftreten läjjt. 12 Sranbeö hingegen bebt in
feinen Sriefen bäufig beroor: mir finben SeifaU u. ä. Unb ber prinzipal
ber fertiger unb fiebriger ^afjre «nb im <lHtrcbfd)nitt aud) weiterbin befolbet
feinen Sdjaufpiclcr nacb bem Seifaß, welchen er beim ^nbtirum finbet. 18
@ö gebt in einzelnen Scridjten fo meit, baf; ber SeifaU beö einen an bem
beö anberen gemeffen wirb. SSaö SBunber, bajj bei ben gewöhnlichen Scbau=
fpietern ein förmliaVr SBettftrcit nad) bem Seifall ber Wenge gar oft eine
in fidj barmonifdjc SorfrcUung, ein erfpricftlicbcö 3ufammciunirfen oereiteft.
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So liegt bem <Sd)aufpicler alles baran, feine ÜRollen fpielen $u muffen, bie
ifjm ntd)t liegen, bie nia;t fein gaef) finb, bamit er nur nidjt feinen
ßrebit beim ^ublifum unb bamit bei feiner Dircftion untergrabe, ^eber
r)at fein $ad), einzelne aucf> mehrere $äd)er : unb eiferfüa)tig n>ad)t jeber bar=
über, baf$ fein ÄoUegc feine Greife ftöre.
Die Ginteilung in 9Rottenfäcf>er, bie f)cittc an größeren Äunftinftituten,
roo bie einzelnen Stollen ber einzelnen Stüde unter bie Darfteller if)rer
bioibualität naa) »erteilt werben, jum Segen für Diajtung unb SajaufpieU
fünft begraben ift, beftefyt als Sttcgel ; fie ift ber anbere ÖJrunb für unerquirfs
liefje 3uftänbc. Die ©rofeen, roie 3. SB. ©ffjof, fennen feine (Srcnsen, bie
anbereu befteljen ängftlid) unb mit wenig Selbftoertrauen auf tyfcm %ad),
begro. ftäajern. Der 6tf)aufpieler prüft junäajft jebe Stolle barauf fjin, in
meines gad) fie gehöre; banad) cntfcr)cibet er, ob fte ifnn liegt, ob er fie
fpielen fann. 9?iajt rein unmittelbar läfet er auf feine ^krfönlidjtcit bie ©e=
ftalten beS Diesters nrirfen; aufs $ad) ift er eiugefa}rooren.
9lun oerftcfjen mir SranbeS, ber an Dalberg ftt)reibt : 14 „3$, für meine
^ßerfon, nmfjte aus ©rfaf)rung, roieoicl ber erftc ©inbruef oermag unb bat
gleich anfänglia) um einige meinen $äf)igfciten paffenbe Sollen, um
ben a t m c i ft er , S 1 0 r n f e l S imgeabelten Kaufmann pp.,
fie nmrbcn mir aber abgeflogen; man gab mir bagegen ben Stönig im
$amlet unb einige unbebeutenbc Sollen; alle anberen Sdjaufpieler emp*
fallen fidj burd) ifjre SieblingSroUe, id> befam beren feine unb oerlor um
fo oiel mcfjr, ba jene ifjre glän^enben Sollen fcfjon oft gefpielt Ratten, id)
im ©egentfjeil meine WdjtlicblingSrotlc neu lernen mufcte ; jene fpielten mit
Suft, mit ßeidjtigfeit, id) fpielte mit SSibernnllen, mit ©ebanfen oott Wifr
trauen gegen bas ^ßublifum, gegen bie Direftion, gegen mid> felbft unb ba id)
mir enblid) mit oieler «fltüfje bic SRolIe beS 2öacr)tmeifterö erftritt, mar bas
Übel bereits gefdjefjen; bas ^ublifum mar fdjcm mit 93oruvtl)eil gegen mid)
eingenommen, obgleid) felbft meine fteinbe, roenn fte anber's bic 2Baf)rf)eit
reben moHen, gefteljen muffen, baß id) in biefer 9ftoUc, fo mie in ocrfd)iebcnen
anberen Sollen in biefem $ad>e, als au* in entgcgengcfc&ten ftäaVrn (j. 33.
im WarincUi) an mefjr als einem Crtc Senfall erhalten babc. — 9hm blieb
mir nidjts übrig — ba mir burdj obiges Scnebmen bas einzige, maS mid)
nod) an 9flannf)eim feffeln fonntc, (Sm. ©rcetlenj Vertrauen unb
3t * t u n g , PtcUeier>t auf lange Seit, ber Senfall bcS ^ublifumS auf immer
entriffen morben — als ©m. GrceHenj ju erfudjen, weil idj feine Hoffnung
fyitte, in meinem 2 i eb Ii ngsf adjc bebeutenbe Sollen 3U erhalten, ben töerrn
Senler 51t oermögen, mitf> menigftenS mit gegenfeitigen ober unbebeutenben
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Atollen ju ocrfcfjonen ; weil icfj bem ©anjen auf biefe 2lrt nod) oicl roeniger einen
S<fntmng geben, fonbern mia) nur nocf> mefjr in ben 2tugen beö ^htblirumö
erakbrigen mürbe."
9Kit biefer 33rieffteHe finb wir auglcicf) in bie Erörterung bes \6)au-
fpicleriftf)en SBirfcnS von SöranbeS eingetreten. W\t bem ©croinn, ben uns
bic Durd)ficf)t ber Journale, 3 e ^ungen unb anDercr, tjanbfdjriftlidjer unb
gebruefter, 2Iufeeid)nungen bcfcfjert tyat, führen n>ir fie weiter. $on folgen-
ben Kotten roiffen mir, bafi fie Skanbeö gcfpielt Ijat; baö Söeraetdmiö ber
Sollen tjat cfjronofogtfdje 2tnorbnung.
Erl: wo?
1
9?amc ber JKoüe
5tücfs unb SBerfaffernamen
. 1767
Seidig
$ie junge ^nbianerm nad)
©bampfort
1767
Seidig
Cbcrft
3>er 3ioet)fampf, 2.5 an
1767
ti
«Kelfon
Sie jreunbfcbaft auf ber Sßrobe,
Seifte
1768
Seidig
Cf fixier
$>er ftrieq oon ©olboni
«üneburg
alte ^olan^oni
$cr Sügncr oon ÖJoIbont
1769
Unbefannte
S)er Sdiein beirügt oon "üranbeä
1769
Ii
SSerner
Winna oon Söambclnt 0. Sefting
1769
ff
JRcimrctd)
35ie Poeten nad) ber 3Robe oon
Sßciife
1769
Seile
9(raape
35er Srengeftt »on Scffing
Gpt. Gooetlen
Gugenie Oon Seaumardjatä
mit
SMc §audQälterin oon Seifte
1771
Gooerten
Gugenie oon 58eaumardjat3
Ärtaubcr
GobruS
Mntenor
^emire oon SBefloi
fiifimon
2>er oercb,e(id)te ${)ilofopb, oon
3>e£toud)e3
Sir Samfon
Wik Sara Satnpfon oon fiefftng
SJtajor
^oftyug oon Slttrenljofer
9(nbre3
£>eräog «Dlic^el
1772
Carmen
Creft unb Gleltra oon Gtotter
Änfelmo
©einige oon ^Kotiere
ipeartu
Amalie oon 3Beifte
3)orfainDifle
Genie oon ftr. o. öräfigni)
SBaler
$)er ^erfrreute
Eoroal
Le Bourru bien faisant oon
©olboni
©orftentfjat ber ältere
$a3 $uett oon Heftern
— 30 —
Crt: too
flame ber Wolle
StücT unb SSerfaffcrnamcn
*DZajor Cnfh)
3Me cifcdüchtiae (Sbefrau üon
(SoQmann
1772
SSeimar
SBalbemar
Crgon
»nfelmo
3ulic üon $eter 6tur$
Spiel bet Siebe
3Me neugierigen graucn^immet
üon ©olboni
1774
©otb,a
2)ic Sirübet öon fRomamrä
1777
Bresben
SRarinelli
Clger
ISmilia ©alotti üon Sejfing
Slfriebe oon SJertudj
1779
3Rannfjeün
Äönig Glaubiud
Stanlet)
Gorniodfl
§amlet nad) Sfjafefpeare üon
«cfiröber
9iicf)arb III. öon SSeiffe
fiönig Scar öon Sfyafefpeare
1781
Hamburg
Hauptmann üon Wltborf
^ubert, Unteroffoter
SHarpfjuriuä
SBtlle, Kaufmann
SHajor t>. Gbmunb
©eorg ü. ©unbelftngen
Stcentiat 3torr
©raf o. ©limar
(Sbuatb Slfton
9?idt>t meljr alä 6 @d)üffeln öon
©ro&manu
$er $ufarenraub öon ^lümide
Sfltcr fdjüfet für 2b,orljett nid)t
3)tc Verlobung ober ÄinbeS*
Pflicht über Siebe
SCIter jdjüfct cor lorljeit nidjt,
S. 3 n. Srjf.
9(gne3 SBernauerin üon Sörring
Siebe nad) bet 2Wobe ober ber
(£f>eprohtrator üon 93re&ner
3)ie 3 u f ä ß e S- 5 n - ® n Sl-
Sdjiffbrud) üon SkanbeS
1785
£>err ü. SaUjeim
35 on ©ufjmann ©iinfcfopf
o. Sreumertb,
9Kagifter SRalf
Neintjarb
d. 23albf)eim
S)ottor 9Jierlino SWalfatti
$au(, SuSdjenS SBater
JRofe, ein Kaufmann
ftrampton, Sböotat
SHobert unb £>annd)cn üon
^lümirfe
3)er luftige lag ober ftigaroS
$ocftöcit au§ &rjf- öon S3eau=
ntatcbaiS
Sogb fom. Cpcr üon SBeiffe;
filier
ßarl unb Sophie üon SBrefcner
35 ie 3äger öon ^[fflaiib
$a§ ©lud in ber (Sinbilbung
nad) ftnf. öon b'StUatnüal
2>ie öerfieOte tfranfe S. 3 au8-
^tal. öon ©olboni
3>er Safjrmarft üon ©otter
3)ic SKünbcI üon 3fflanb
35er Äolerifdje n. (Sngl. üon
(Sumberlanb
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— 31 —
Crt: wo?
1786
Hamburg
1787
ftatne ber Wolle
ein 8d)au|pieler
.fr. Scljmanu
§aberbunb, Slabtfc^rei6er
Obre
ffieumann
©tiicl = unb ^erfaffcrnomen
^oftor Stöffer
Siedjenpfennig ,
mcifter
ü. Äial6
alte ©obbo
SdjuU
flamnterbiener 2Kel)er
ein Strjt
Schief, ber Sct)löifer
Gommtfjartuä
SRebina Sibonia
ber ©tjcriff
£>amlet , ©fjafefpeare = 6djröber
%\t <5d)aujpielerfd)ule oon Seil
$er !8ürgermeifter o. ©r. o. 23.
SDitf} £bre oon öumberlcmb
3>te SSöife in ber §eerbe oon
Stephanie b. j.
2>a3 Söeiberlomplott o. jünger
55>er politifdje f annengiefjer oon
Dolberg
Äabate unb Siebe oon Spulet
Kaufmann oon Sknebig, <51jafe=
fpeare
SBemufjtfetjn üon 3ft"Ianb
3>er hoppelte £iebf|aber oon
jünger
«ßarbleu! idj bin nlcf)t ber 9ied)te
oon ©rofjmann
$er ©eijtge oon Poliere
Sdjiltcr, 35on ßarloS
£etnrid) IV. oon Sfjatefpeare
$>ie Ieiber oorfjanbenen Süden in biefcm Sftoflenoeraeidfmis erflären fid)
barauS, bafe mir nidjt aus allen fetten betreffenbe ^fjeateraufjeicrjnungen be=
ftfcen, ober toenigftens bis jefet nia)t tyrer tjabtjaft werben tonnten. SJaS
SSor^anbene ober genügt, um frudjtbare 2tu8füf)rungen anaufäjliefjen, foroeit
bei ben fcfjon toteberfjolt unbeutlia) unb ttnberfprudjöooll gegoltenen 2tuf=
jetefmungen oon 3^0 cno ff cn toirflicfje ©rgebniffe fjerauSfprtngen. 15
2ltS bie beften Stollen oon 58ranbe3 toerben genannt: 9ftarinelli in
EcfftngS „©milta ©alotti": „unftreitig eine feinet beften Atollen", fagt bie
berliner £iteratur= unb ^fjeaterjeitung oon 1778. 1<J SÖranbeS felbft beftätigt
bteS in bem bereits jitierten ^Briefe an Balberg, toäfjrenb ^rtebria) Nicolai,
als er an 2effing unter bem 13. 3luguft 1773 über eine in üöeintar erlebte
©milia (3alottiauffüf)rung oon 33erlin aus berietet, ber 9Jtärinelli beS
SranbeS nur „leiblia;" gefallen fykt: „ob er gleia; el)er toie ein Äammers
biener als tote ein Äammer^err ausfafj." 17
ferner £t>eoof)an in Seffingß „^rengeift", worüber o. Jagens SKaga^in
((5.16) berietet: „(Sanftmut, $reunblicf)teit unb 9tea)tfdjaffcnl)eit finb auf
feinem ©eftcr)te ju Iefen ; ber %on feiner Stimme, feine ^igur, fein Slnftanb
mad^en äufammen ein oortrefli(i)eS ©anjeS. 5Dergleia)en ©fjaraftere wirb
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— 32 —
nicht leicht ein Scrjaufpieler fo fcfjr in feiner ©ewalt haben wie £err
33ranbcs."
gerner rennet gu Sranbcö' beften Sollen: £ofmarfchalI o. &atb in
„Äabale unb Eiebe" ; ber £i5cntiat Storr in 33rc&ncrs fcfjrcctlidt) abge=
fdjmacftem „lil)cprofurator", ben er naa) Scbü&c „mit einer Iäct)erlict)en
©raoität nnb unter allen oon ihm ßefvklten Sollen oielleid)t mit bem ocr=
bienteften Beifall gab." 5 * Unb fchlteßlicf) ber „©änfejaum" in ber „Benrath
$igaro", ben er „wie es nötig nxir äufferft farritaturmäßig" gab. 10
©ut wirb Sranbes burchgehenb als SBadjtmeifter ferner in „Winna oon
Marnheim" unb ebenfo oorjüglia) als Öaftwirt ©utfjarb in feinem eigenen
Stücf „Der fianbcöoater" bejei^net. Die hier tjerauögcgriffenen „oorjüg-
liehen" JtoUen bes SÖranbcs finb juglcirf) bie 9tepräfentanten bes obenftehenben
auöfür)rttd;en s JMenoer5cid)mffcs. D<ts gemeinfame £auptmerfmal biefer
Kotten ift: fie erforbern feinen Ausbruch eines Ijo^en 3lffefteS. £um Deil
finb es Äarifoturen wie Storr, Äalb unb öäufc^aum; jum Xeit finb es
9Jfcnfchcn oon gclaffcnem ©letchmaß ber ©cfühle, N JJienfri)en, bie nie in
höchftcr Aufregung E)erauöplafeen : Warinciii, ber talte !ööfcwid)t, ber mit
fdjauerlicher SHuhe fpricht unb wirft, ober tycovtyan, „fo tugenbhaft unb
ebel als fromm'', ber ftets ruhige, gütige, immer gleichmäßige. finb auch
Sollen babei, wo oom DarftcUer ein empormallen bes C^efüfjlö aus fiebenbem
Innern oerfangt wirb, wie ber ÄÖnig im „£>amlet". ^n fold>en Sollen aber
wirb 33ranbcS als fehlest bekämet.- 0 SßMe paßt in biefcs Söilb bie als gut
überlieferte Darftclluug bes SBerncr, ber temperamentooaen ^rad)tfolbaten=
natur mit bem l)er^lia>en Gemüt unb bem überquetlenben ©efübr? Das
folbatifd) Steife r)at Sranbes getroffen; bie .§crjendtöne beö feinem SJiajor
treu ergebenen SBachtmeiftcrS, bie eine Darfteilung oon heute nie miffen barf
unb fann, finb einem Söranbes nicht ju^utrauen. Die 3citgcuoffcn aoer,
groß geworben unter bem frieberiäianifa>militärifd)en Regiment, werben bas
Sotbatiftbc als bas äöcfeutlicbe angefef)en fjaben. Daher erflärt [\$ bie
<Hote „gut".
2llles in allem: ficht man oon bem oben als gemeinfam bezeichneten
ßauptmcrfmal ab, fo oerbreiten fidj bie Sollen bee $ranbes über ein
immerhin beträchtliches gelb ber DarftellungSfunft. Des SSranbes gadj läßt
fiefj ntajt mit einem entfprechenben Schlagwort ber $e'\t feftlegen. Schübe
berichtet in feiner Hamburger ^h €Qter fl c f*^ te aue bem 3 a h rc 1768 oon
SBranbes: „er fd)icn bamals noch in fein ftad) ju paffen." Das foll heißen:
jii ben feinem Sllter oon 33 ^abren entfprechenben Sollen f;at er feine
Sähigfeit ; im übrigen hat er nod) in feiner £infieht eine gcroiffe SReife unb
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— 33 —
S3ottfontmenf)eit erreicht, fo baf$ man if)u einem %ad)c juweifen tonnte, ©ö
ift auffaUcnb, bajj in ben ©otrjaijdjen £l;eatertalenbern, rao jebes SJänb^cu
im Silvana, ein ükrjcia)niö ber eriftierenben QtefeUfdjaften unb Xruppen unter
3lufjä^lung ber einzelnen s J)iitgltebcr unb it;rer gäa)er enthält, beö 23ranbc3
ga^bejeidjnung faft oon $afn- $u $al)r eine, wenn aua) geringfügige ünbe^
rung erfährt. ÜJtur in ben beiben Kaienbern oon 1780 unb 1781 wirb
33ranbes gleia)lautenb alö Vertreter für „ftönigörollcn, launigte Sllte, £f)a;
rafterroUcn, alte Cfftciere" genannt. Sonft wirb er noa) alö 3)arfteUer für
„mürrifa)e 2llte", „SKaifonncurö" ober „pt)legmatifd)e Sollen" bejcicrjnct.
2)ie „Allgemeine Sibliotfjet für Sdjaufpieler unb Sajaufpicllicbljabcr" fagt
oon öranbeö, bafe er „oerfduebenc 3toUeu fcl;r $u feinem $ortf)eil fpiele,
woljin mir befonberö einige Sllte redmen." 21 3lud) ftöbbelin beftimmt
Söranbeö ju alten Atollen. 22 Gr felbft fd)rdbt 23 über fein „fiafy": „§lja=
ratterrollen, launigte 2llte unb Cfficicre finb Mollen, morinn id) 33cnfaH er=
warte." So ift auf bie $rage nad) bem %ad)c bcö Scfjaufpicterß 33ranbcß
am ct)cftcn mit bem £fjeatcrfalenber oon 1780 ju antworten: „ÄonigSroUcn,
launigte Stlte, (Sfjarafterrotten, alte Offiziere. " Denn bie ermähnte 5öcr=
fajiebenljeit ber 3ftdjfo$eicfmung in ben einjclnen ^aljrgäugen beö 0otf)aifd)en
Xfjcaterfalcnbcrö läftt fid) nia)t mit ber fa)aufpielerifd)en ©ntroidlung bes
Sranbcö crfläwn; ebenfowenig erfennt man auö ben gcfammelten $ritifen
ber fedjjiger biß adjtjiger $a1)xt eine fd)aufpielerifd)e ßmtwictlung.
$ic „Hamburger Unterhaltungen", bie mir für (Snbe ber feefföiger unb
2tnfang ber fiebriger 3af)re in Slnfprud) nehmen, oermiffen im Spiel beß
Sranbeß 2lbmed;f€lung, befonberß in ber „9Ution", waß um fo merjr oer;
wunbere, ba 33ranbcß „fo gute ©infid)ten unb oiel ©efüfyl" ^abe. 2 * „Über;
f)aupt fdjeint er unß ju falt ju ferm" — alfo oon bem ©efüf>l, baß 23ranbcß
jugefprocfjcn wirb, ift im Spiel nichts gemerft roorben. ©in anbcrmal fehlen
ilmt mieber „2lußbrud unb ©eftuß" 25 ober, waß baßfelbe befagt, „er fpielt ju
fkif." 20 $)en Langel an Sdmticgfamfeit unb Beweglidjfeit beß inneren
wie äufjeTen Spiels r)cbt biefe Äritif f)eroor. Danadj I)at Sranbeß bie
Sdjwerfälligfeit ober baß $ef)len ber ©mpfinbung nid)t burd) gezwungene
äußere 9J?ad)c ju befcfyoingen ober ju erlügen gefudjt, folgte nidjt, rate eß
Scffing im britten Stücf feiner Dramaturgie außbrüdt, „bem ©efefcc, bajj
eben bie SHobififationen ber Seele, meldte geroiffc SBeränberungen beß ÄörperS
f)cmorbringcn, fjinraieberum burd> biefe förperlid)en 58eränbentngen bewirft
werben/' SBir tonnen t)ter noä) nid)t entleiben, ob (S^rlid^feit ober mau=
gelnbe Routine bes Sä>ufpteler§ ber ©runb bafür gewefen ift.
SBon ber ©arfteHung beö alten SBalansoni in ©olbonis „Sügner" fjeßen
«lopflelftfi. 3o5onn C^tlftian Cronbc«. 3
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- 34 -
bic Hamburger Unterteilungen 2T fjeroor : „er fud)te einen dparancriftrenben
Xon rjineinjubringen, ber aber wenig 9lngenerjmcö tjatte/' 3« bemfelben
Sinne nennt bie „fiitcratur; unb $f)eaterjeitung" 2S feine 3)arftcIIung cin=
mal „faraftcrmäjjig", roaö augleid) fjeifecn foU: bem bid)tcrifd)en Gfjaraftcr
entfpredjenb. Daöfclbc fagt baö „Journal aller Journale" 20 über bie 3luS=
f übrung ber 9toUc beö Äalb in „£abale unb Siebe" auö : „er folgte rjinfid)t=
litt) Äleibung unb 9lnftanb ben SSMufen oom 58erfaffer", . . . „fd)icn bie
3bee beö SBerfaffcrö oötlig ju treffen." Sranbeö fpielt bemnad) foroeit roic
möglid) im Sinne beö $id)terö, befolgt beffen 9lnroeifungen, fd)cut aber, roic
bie oben Stierte Überlieferung oon feiner ^DarfteUung alö alter 33alanjoni
jeigt, nid)t bauor gurücf, in eine Stolle felbftfd)öpferifd) etroaö „tfmetn;
jubringen". $n beiben fällen fommt ein „burd)bad)teö Spiel" juftanbe. 30
$ie lautgeroorbene Ülage über mangelnbc Stoioität fann bafjer roöfjl be=
redjtigt fein. 31
93on einem „d)arafterifircnbcn Xon, ber roenig Slngcncrmicö fjatte", be=
richteten bie Unterbaltungcn (f. o.). Dcö ©ranbeö Spred)roeife roirb fonft
alö „erträglid)" unb „febr uerftänblid)" bejeidmet, 3 - ja in £agcnö "iDiagajin
(S. 6) beißt cö : „feine Spradje ift fanft unb biegfam. 9lber beute (8. Cftober
1771 alö 3trtanbcr in „(Sobruö") ftimmte er ben Xon ju einer liefe rjerab,
bic Um uuuerftänblid) mad)te." Sranbcö' Skmübcn, burd) bie Xonfärbung
äti tfiaraftcrifiereu, erfd)cint aud) t)icr oerunglüeft. Slnbcrcrfcitö ift bie
Stimme cö geroefen, bic 33ranbeö üerrjältniömäfjig frßf) $um 93ürmeninüa=
üben mad>tc. Stuf biefeö fein r>ornct)infteö fünftlcriftt)cö SBerfjcug Tann
SBranbcö nid)t genügenb Sorgfalt unb Pflege oermenbet baben. $aö
„Journal aller Journale" fpöttelt rcenigftcnö über 33ranbeö, ben Ibmirat
im „3)on tfartoö": „Söranöcö bättc ben läd)erltd)en Übcrmutf) beö ftoljcn
^bilipp nid)t fatmrifdjer bemütbigen fönnen. Seine Stimme mar fo leef,
bafc id) nidit begreife, mie fid) ber alte Wann bat retten fönnen." Sranbcß
fclbft ftfjrcibt in einem «riefe biefer 3eit über fein fcbaufpiclcrifdjeö Ken
mögen: „Wt mir uhUö nid)t fo auf plattem SSegc fort, eö fjapert an allen
Gcfen. ifloü) um ein gutcö bittet ^abre jünger, alö unfer 58ater $rifc in
Sanöfouci — tonnt' icb bod) roarjrfdjcinlid) nod) mandjc £elbcntl)at, in
meinem £acbc, anrieten — aber lenber imtft icb jcjt fer)r oft pauficren, unb
(id) meif? nid)t, ob baö tfiimmeroollc Tärcrtionörocfcn, ober ber Smrgunbcr,
ben id) cinft feljr bäuftg genofj, ober baö übertriebene näd)tlid)c Stubium in
meinen jüngeren ^abren fdwlb baran finb), genug id) figuriere nidjt mcf)r
mit gemöbnlicben Slnftanbc . . ." Sfflanb finbet einen fräftigen Sluöoruef
für baö 2luöfel)en beö Sranbcö biefer 3eit : „Sranbeö fielet auö mie £erfuleö
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— 35 -
©roö Bater aroiföen £eben unb £ob." 33 $iefeß 3ttat auß einem Sfflanb:
Briefe, baß nur über baß 3iufjere beß 6d)aufpiclerß Branbeß urteilt, ift bec
einzig« 9lußfprud) eineß jeitgenöffifchen Sdjaufpielerß über ben Scr)aufpielcr
Branbeß, ber au unfern Kenntnis gelangt ift.
Sonft rciffen mir nur oon Branbeß felbft, bafc ftöbbelin oiel oon feiner
Äunft hält, bafj 3lcfcrmann feine Berbienfte fcfjäfct; eö ift aber nid)t gelungen,
oon ^^catergrö^en ber $eit Urteile über ben Sdjaufpieler Branbeß auß=
finbig ju machen, roeber fyanbfdjriftliaje, bie wir oor allem in ber an Sd)au=
fpielerbriefen reichen Äeftnerfdjcn Sammlung, £eipaig, befonberß in ben
Briefen griebrief) 2ubtoig Sdjröberß, Senlerß, %ofy. s J)iid). Boedß fugten,* 4
nod) gebruefte 3. B. in Biographien eines ^ifflanb, Sfaidfarbt u. a. 1>ic oon
SJieper in feiner Sdnröberbiographie (I, 3. 300) anläßlich ber Beurteilung
cineß gcroiffen Sd>aufpiclcrß, namenß |>cnfe, gemalte Bemerfung: „er be-
fafc auch bie nidjt beneibcnßroürbigc, oietteidjt nur oon Branbeß übertroffene
$crtigfeit, jebe s JMe 3U erfälten", gibt nidjtß 9teucß, niajtß Befonbcreß,
müfcte 51t ihrer öcltung beß näheren außgefüf)rt fein. 9lud) in „3- 5-
TOIIerß 2lbfd)ieb oon ber f. f. |>of= unb 9totionaIfchaubühnc 2Bicn" finbet fid)
niebtß über Branbeß. SJhtllcr ift aber auf feiner s Jieife 1776 in Xreßben
mit Branbeß juf ammengetroffen. Branbeß fclbft erjäl)lt in feiner Biographie
(93b. II 3.215 f.) baoon. ©r oerftdjert bei biefer Gelegenheit, bafe er ba=
malß unb nod) fpäter beß öfteren nad) SBien hätte fommen fönnen, nur bie
9f?üdfid)t auf bie 2lntipatf)ie feiner $rau gegen SBicn babe ir)n baoon aurücf;
gehalten. Sollte Füller auß bcrfelben 9t ütf ficht auf bie $rau feineß $ugenb=
geführten biffen nicht in feinen Sendeten nad) Söien genannt haben? Cber
bleibt ■ÜJiiiUcr, inbem er Branbeß nicht ermähnt, feinem Borfafce 35 treu,
„oon 2Infängern unb Schroachen nid)tß nieberaufer/reiben, fonbem fid) nur mit
ber Sd)ilberung berer ju bcfdmftigcn, welche baß Söicuer Xl)catcr nur mit
(5bre betreten mürben?" ©ß ift allcrbtngß fraglid), ob in ben paar Bor;
ftcUungcn, bereu perfönlid)c ©inbrüefe TOUcr nad) SEien 31t berieten hatte,
Branbeß mitgeroirft bat. Xtjcatcr^ettel 30 biefer $eit fmb feine mehr oor-
hanben; and) fonft ift barüber feine ®eioif?beit 511 erlangen. ^ebenfaUß hat
ber fchaufpiclerifcbe SRuf beß Branbeß nicht fo rccit gereicht, bap Mütter
feine Begegnung mit Branbeß nieberfchrieb.
£)er Sdjaufpicler Branbeß hat fich eben in feiner — aud) nicht fd)lcd)tcr
— Beaiermng fo beroorgetan, baf? feine Äollegen geglaubt fyätten, ihn bc=
fonberß ermähnen au muffen. allgemeinen ergibt fid) auß ber Überliefe
rung über ihn baß Urteil, melcheß bie „3>cnfroürbigfetten auö bem Seben
außgeaeichneter £eutfcf)en beß 18. 3al)rhunbcrtß" (1802, 3.639) fällen:
:r
— 36 —
„<5r war in gewiffen %äd)txn ein guter, aber nitt?t fetjr Ijeroorftcajenber unD
großer <Stf)aufpielcr." 2lls einen „mddioere acteur" notiert if)n 3. (Sf>.
tfeftner, ber 2llbert in ©oetfjeö „SöertfKr", in feinem Xagebud)c. 5T
ßkgen biefc allgemeine 2lnfia)t oermag ein übcrfd)wenglicf>er poetifa>r
@rgujj („Sin £errn SöranbeS Ben ©röfnung bes Sweaters in fteip^ig unter
feiner $ireftion ben 22.9J?an 1777") 38 nia^t aufoufommen, ber BranbeS
alfo begrübt:
„£u, ber mit feltcncr Siunft gefömürft
lln» — bind) betu Spiel berfüfjrt —
$u füfccn 3djcr3cn balb ent3Üdt,
II ii 3 balb 311 Zoranen rüljrt . .
©ebid)te an unb über Sdjaufpieler unb 3a)aufpielcrinnen finto aus
biefer $eit in großer 2Jtengc überliefert. 38 Sie finb aber eine bürftige
Duelle für ben §orfd)er, aus mela)er er nur mit allergrößter 33orfid)t fdjöpfen
barf. 2tuS bem meinen unb rcid)en $reunbfd)aftögefüf)t ber empftnbfamcn
3eit werben fie geboren, 3)Zad)roerfc oott oieler gelehrter ä^ortc unb fd)wer=
fälliger ^ßfjrafcn. Sie jeugen mcfyr für i^re SSerfaffcr, als für bie Seute,
an bie fie gerietet finb. $ür bie Kenntnis beö ^ublifums unb feiner (5mp=
fänglidtfcit, fowic feines Söerftänbniffes für bie £f)eatcrfunft finb bie ©e=
biegte an unb über 33üf)ncnfünftler oon oorjüglicfjcm 253crt.
$er Söcrfaffer unferes ®ebia)ttf)en$ ^at feine glüdlidje ^ßrop^etengabe
bemiefen. 2SaS er faf), nämlid) bie gamilie SBranbes „im Xempel ber Un=
jterblta)feit umfränjt mit Sorbeern rufjn", ift nid)t SiMrflidtfeit geworben.
©bmunb $)euricnts Urteil über 33ranbcS: „er mar ein falter talent;
lofer 6d)aufpieler", f)at bebingte ©eltung: talentlos nämlid) infofern, als
S3ranbeS überhaupt in feiner 33ejter)ung eine auSbrücflidjc Begabung mit*
befommen Ijat. 2>a er nun aber <5d)aufpieler geworben ift, läßt er es au
Gifer unb $leifj in feiner SBeife fehlen. So bleibt Sranbcs nid)t Sd)au;
fpieler, er wirb SRegiffeur, ja SMrcftor.
„@r r)at um baS Xfjeater burd) fein Talent, burd) feine Äenntniffe
bes $ad)eS, burd) feine 5£t)ätigfeit für bie Slufnafjmc unb $ortfd)rittc beS=
fclbcn, oor$üglid) in einem gewiffen 3eitalter, bebeutenbe Söcrbicnfte", fahren
„$ie ^Denfwürbigfeiten aus bem Seben auSge$eid)neter £eutfd)en bes ad)t=
Ritten ^afjrljunberts" an ber bereits jitierten Stelle in ber Beurteilung
bes XljeaterfadjmanneS 23ranbeS fort.
SBir betrauten 99ranbcS als SRegiffeur. 40
Der SJiafjftab tum freute barf nid)t angewenbet werben. 9tegiefunft
oon fjeutc gegen bie SRegiefüfjrung bamalS, meld) ein gewaltiger Unterfd)ieb !
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Der Stegiffeur oon fjeute ift bic Seele bes Stunftroerts. Den Dielen
einleiten, aus bencn fia) ein te>eatralifcE)eö Kunftwerf aufammenfefct, gibt
er bcn organifa>n 3ufainmenf)ang. (Sr forgt bafür, bafs jeber ju feinem
«Rechte gelange : ber Dichter, ber Sd)aujpieler, ber Xcdmifer in r>ielfeitigfter
Vebeutung. Der Stegiffeur übcrfefct genuff ermaßen bie Didrtung in bie
£f)eaterfpracf)c. 2Bie er urfprünglia) bas Did;troerf oerftanbcn, geflaut unb
gefügt f)at, atfo läßt cr's auf ben Vrettern erftcf)cn: Malerei, ^faftif,
SJlufif nimmt er ber Sa)aufpielhtnft au £ilfc, meiere im Sinne ber Dichtung
unb bocf> felbftl)errlia) fa>fft.
Unfere Stegiefunft »erlangt feinen großen Sa)aufpieler, aber einen
SJlann, ber neben feiner fdjaufpielerifcfjen eine weit oerbreitete Veranlagung,
eine oielfcitige Äenntniö fjat.
Der Stegiffcur oon bamals fjat mefjr äußerliche ©efrfjäfte: er ift ber
Vorgcfefete ber Scfjaufpieler, ber bie Stollen ju »erteilen f)at, wobei bie
übliche gaajeinteilung if)re abfolute Enrannis roalten läßt, er umf)lt bie
Stüde aus. Das 2lusn)äf)len ber Stüde (in ber Siegel oon bem eigens
ba$u beftellten Dramaturgen beforgt), foroie bie Verteilung ber Stollen
leiftet f)cutäutage ber Stegiffeur als bloße Vorbereitung für bas eigentliche
Staffen bes Äunftroerfs; bamals machen biefe Vorbereitungen bie Dätigfeit
bes Stegiffcurs aus. 3luf bem £f)cater fclbft übt er in erfter Sink eine
polizeiliche SSirffamfeit aus: er beauffiä^tigt bie Sdjaufpicler, fyält auf
Disziplin unb Drbnung.
Der bämpfcnbe ober ftärlenbe ©influß bes Siegiffeurs auf ben einzelnen
Sdjaufpieler ift fefjr gering ; bie 3eit ber Stegreiffpiele, in bencn ber Sdjau;
fpieler allein feinen Saunen unb augenblidlidjen ©infätten ju folgen, babei
aber notgebrungen auf feine Partner Stüdftcf>t ju nehmen l)atte, ift noa)
nidjt lange oorüber. Sieben bem SBert ber ©rjieljung unb £eranbilbung
bes jungen Sajaufpiclcrs 41 tragen biefe Stegreiffpiele bie Vorausfefcung ju
einem flotten 3ufammenfpiel in fia% Vranbes felbft gehört ju jener Sajau=
fpielergeneration, bie fid) glüdlid) fcf}ä&t „in ber fdjonen Qtit ber ertempos
rierten Stüde" Ijerangcbilbet ju fein, „3>m 3lnfange meiner ttjeatralifa^en
ßaufbalm", er^äf)It $riebridj Subroig Sajmibt in feinen Denfmürbigfcitcn, 42
„l)abe idj noa? managen älteren ÄoHegen fennen gelernt, ber cinft in ber
Stegreif=$omöbie gefpielt, unb fteber fprad) von berfelben mit ber größten
Vegeifterung." Der Vertagt in Vranbes' Selbftbiograpf)ie über bie 3tuf=
fü^rungen oon ^ansrourftiaben unb Stegreiffomöbien bei Sd)ucf) bient als
roertoolle Duelle für unfere Kenntnis. 43 Die burdj biefe Stegreifftüde geübte
unb genäljrte Selbftänbigfeit bes Sa>ufptelcrs l)äite für bie regelmäßigen
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Stüde ctncn energischen SRegiffeur fet)r wof)l gebrauten tonnen, „©in
oerftänbiger Sa)aufpieler mufj nie feine SftoUe, wo eö niccjt nöttjig ift, jum
ERac^ttjeil aller anberen ^aben''/ 4 bafür hätte ein 9tegiffeur roirfen follen.
(Sine 9tegie in biefem Sinne gibt eö aber bamalö nur in ben aHergröbften
Anfängen. %n bem ^romemoria 45 jur Segrünbung beö ^oftfjeaterä in
©otrja unter bem 17. 3uln 1775, worin bie Sefugniffe bes 3)irefior=
föegiffeurö ©fc)of aufgejagt werben, rjeifjt eö unter ^ßunft 4: GHjof „hätte
bie 2tufficr)t ber Schaufpieler ben ben groben, bafe jeber feine Wolle rea)t
wüfete unb gut fpielte, unb ben neuen Stüden feine Stellung gut unb nicr)t
gegen ben Sinn beö Stüdes nähme, $u übernehmen". Uber bie 9tcgie=
tätigteit beö ©ranbeö t)aben wir !eine beträcr)tlicr)en 3eugniffe. 2öir wiffen:
er ift oor feiner ftiretttonötätigfeit zweimal Sftcgiffcur gemefen : unb jwar :
nad) bem ©otr)aifcr)cn Xhcatertalenber (^arjrgang 1778) in Bresben; nad)
ber £iteratur= unb Xrjeaterjeitung 46 (oon 1783): in 9tiga. £aö ^beater^
journal für $eutfcr)lanb teilt in feiner „9iaa;ria)t oon ber Gfwrfürftluf)
Sädtfifcrjen neu errichteten beutfa;cn Scr)aufpiclgefellfchaft, meiere in Sreeben
unb Seidig abwecbfelnb fpielen wirb", 47 mit: „£err SBranbeö fc^lägt bie
Stüde oor, oerttjeilt bie Stollen, unb beforgt baö Engagement ber Scr)au=
fpieler." Sranbeö antwortet bem ^reitjerrn oon Balberg 4 " oon Bresben
auö auf bie ^ftoge, ob er bie Plegie in 9Kanntjetm übernehmen fönne:
„£ieroon fyabc icr) jroen %at)TC jur 3 u f" c bc n h e it bcö f)icfigen £ofeö unb
«ßublihtmö SBemeife gegeben; id> mürbe fola>c aucr) mer)r ju meiner eignen
3ufriebenhcit geführt haben, wenn ber Gntreprenneur Sanbini mehrere ßtn=
ficht gehabt unb Talente $u fcrjäfcen gemußt hätte, wenn ber £of nicht bei
©ntftefmng beö Äriegeö ber beutfehen Sühne einen wichtigen Xr)eit feiner
Unterftüfcung entzogen hätte." Unb in einem anberen Schreiben an Balberg
nennt er eö feine „Wicht atö 3tcgiffeur, feinem Schaufpieler eine glänjenbe,
ihm angemeffene Stolle ju nehmen". 4 »
(§ö finb oor allem mcnfchliche Sugcnben, bie einen Stegiffcur oon
bamalö hcroorragenb machen. So fchreibt SBranbeö, ber beö „ewigen 3Ser=
bruffcö" in feinem 2lmte mübe ift, 1778 50 an ©rojjmann: „3$ h fl & c me * n
2lmt alö Stegiffcur längft anögeboten unb aufgefünbigt ; aber baö Einer ein
forcier %\)ov wäre unb eö übernähme. 9Jtan rühmt meine ©inficht, QavU
fühligfcit unb ©ebulb unb fährt fort mich ju martern . . ." ot
3n ben Xfjeatergefefeen ber Mannheimer Stationatbühne 1780 52 wirb
ocrlangt :
4. Sei jeber ©enerafprobe fomof)l, alö auch bei groben fd)on auf=
geführter Stüde foH ein jeber ohne 9lofle probiren unb feine Stolle wohl
wiffen, bei Strafe . .
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unb 5. SBct jeber ©encralprobe eines neuen Stüdes foll jeber feine
9toUe in ihrem Gharatter unb roenigftenS fo fpielen, bafc man bie Sfiföe
oon bcm $u fptelenben Gfjarafter beutlid) einfielt, um allenfalls baS
fehlerhafte benötigen ju tonnen. . . ."
Der md für bie Darftellung bes ganjen Stüdes, bie 9ftüdficf)t auf ben
©efantteinbrud ift gar nicht oorf)anben. 9lur bajj bet einjelne Darfteller
nid;t ganj roiUfurlidj fpiele, fei es aus Langel an gleifj ober fei es aus
Langel an richtigem $erftänbnis, werben groben abgehalten. Sranbes
hat genau biefelbe 2lnfid)t: „bajj ber geübte Scfjaufpieler feine s JtoUe ben
ber (Generalprobe mit eben bem $euer rote ben ber roürflichen SSorftettung
fpiclcn foll, roirb bie Direftion root)l nicht oerlangcn, roenn anbers bie £aupt=
fache nicht barunter leiben fott. SBenn ber Schaufpielcr nicht ofme 2tuf;
forberung ben Umrtfe feines fptelenben Gfjarafter bejeic^net, ben (Seift feiner
SRoUe anbeutet, fo ift er fein flünftlcr. tiefer bebarf t)öd)ftens einer be=
fcfjeiöencn Erinnerung — wenn er je aus Übereilung fehlt; ber Anfänger
gebraust Unterricht; er mufe eigentlich unter ber 2luffid)t eines s 3tteiftcrS
feine Stoße ftubieren, fie ben ber ©eneralprobe naa) möglichen Äräften aus=
fuhren, um feinen Äehrcr ©elcgenhcit 51t geben, baS noch "&rige ?5-et)lerrjafte
feines Spiels $u oerbejfern." 53 Der ^egiffeur Sranbes übt fein 2lmt auf
ber Sühne als Kontrolleur über baS Staffen bes einzelnen Darftctlcrs aus,
fonft ift feine £ätigfcit oor allem organifatorifcher 2lrt: er fefct ganjc Gruppen *
jufammen, begrünbet 33. baS Dresbener &oftl)eater 1777, roo feine
Stellung ber eines Dircftors fehr ähnlich fieht. Über fein SSirfen für baS
3uftanbefontmcn bes £h Cöter9 in DreSben berichtet er felbft an Dalberg B * :
„Die Errichtung unb ^erftellung eines guten oottftänbigen Dt) catcrö ift
fein Söerf oon einigen 9Jionatf)en. Das Dheater in DreSben, fo in ber
Xhat glänjenb ift, entftanb nach u "b 3$, meine frau, meine Doä)ter,
Tempel, Dhering, ©ünther roaren bie erftcu, fo baö Dheater grünbeten;
burch ben Stuf h^bengejogen, melbeten fid; eine 3)ienge Schaufpielcr oon
flehten ©efcllfchaften ; ich fteUtc folche auf bie ^robe unb iuäf)Ite bie beften;
biefen rourben geringe ©agen gegeben, auch feine (Sontraftc jugeftanben;
oerfchiebene ber unbebeutcnbften rourben nach unb natf; oerabfehiebet, fo roie
nach unD nach beroährtc Äünftler an ihrer Stelle eintrafen; oerfchiebene
oon jenen bilbeteu fid) nach uno nach 5 U brauchbaren Schaufpielern unb es
rourbc ihnen ihr ©ehalt oerbeffert; auch «nifl* Anfänger, bie Hoffnung
gaben, rourben oon mir angenommen unb burch meinen Unterricht ju Schau;
fpielern aufgejogen unb fo roarb baS Sßerf noch oor Verlauf oon ^ahreSfrift
oollfommen. Das Schaufpiel begann inbefc gleich nach ber ©rünbung; idj
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wählte anfänglich fota> Stüde, au beren SBefefcung nur wenige £auptperfonen
unb fjöchftenö 8—10 Sd>aufpieler erforbert würben. 93ei ber 3lusroar;l ber
Stücfe burfte ich feincöwegs ftrenge ferm ; ich wählte im öegentheil mit 58orfafe
ältere oft fefjr mittelmäßige Stüde, um zuvor bcn beren ^orftettung ble
wrfd;iebenen gähigfeiten meinet neuen Untergebenen fennen ju lernen. Wt
bem 2lnwach$ ber ©efeUfd)aft würben auch jene alten ^robefrüde gegen neue
unb beffere <2ct)aufpicte oerwcchfclt." SSir h«bcn t)icr gewiffermafjen baö
«Programm, nach bem Söranbcö geljaubelt E)at : eö errät bura)auö Sefonnenheit
unb 33orfidr)t, bie auf langjähriger Erfahrung gegrunbet finb. paarte fia)
bamit bie notwenbige funftlerifdje $äf)igtcit, ptten 33ranbeö' menfct)Iitt)e
©igenfdjaften ausgereist, auf biefem Programm weiter ju bauen, er l>ättc
roof)l einem lebensfähigen ^rjeater uorfteben tonnen.
316er er foHtc „bie bornenooHe ßaufbafm ber ^tjeatcrunternehmer niajt
ungeftraft betreten''.
„»Jum Direftor einer 93üfjne fc^ien Sranbeö nicr)t gemalt'', fagt
Schübe," „er mar 31t gutmütig, nac^ftc^tig, inbolent ober wie maus nennen
miß; (Srnft unb (Sifcr in Setreibung ber oad>e pafcte weber 3U feinem
Temperamente noch $umor."
Sraubeö übernimmt in Oemcinfcrjaft mit ÄloS, ber baö Sfonomifcfje
.ber 33ül)ne, „nach wie oor mit Treue unb ©ewiffenhaftigfeit, of)nc fid)
rociter a« nerfteigen", beforgt, Cftern 1785 baö Tbeater in Hamburg.
Sranbeö fclbft ift ber eigentliche fünftt«rifa)e Seiter : ifjm liegen bie 2öa^
ber Stüde, bie SRoHenbefcfcung unb «probenbirtgicrung ob. 3ll§ SRegtffeur
hat ja SBranbeß bagfelbe au leiften gehabt, aber hier ift er unabhängiger,
felbftänbiger (Sntreprenneur.
Das Hamburger Theater ift feit Anfang ber adliger Saljre im
fchlimmften SBerfaE begriffen. Die Direftion Sranbcö^Ioö fteüt ben Xief=
ftanb unb ben 39efcr)Iu^ biefer SBerfaflSjeit bar.
Die Überlieferung biefer Qeii fpenbet oielfältig. SBor allen Dingen
befifcen mir aus ber Sammlung ber Hamburger Äomöbienjettel, welche bie
Hamburger Stabtbibliotbcf oon 1779 an in feltener SöoUftänbigfcit birgt/' 0
alle Theatcraettel über bie SBorftcHungen, welche unter BranbeS' Dtreftion
ftottgefunben haben.
Die Thcaterjettel finb ja immer für ben $orfcf)er eine herrliche $unbs
grübe in fünftlerifcr)er, in rein biftorifdjer, im befonberen auch fogialer 33e=
atehung (wobei an bie Zotigen auf bcn 3^eln betreffenb bie 'ißläfec im 3 U =
fchauerraum unb ihre greife gebaut wirb).
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Das ißer^eic^mö bcs ^erfonals/ 7 roeldjeS 33ranbeö unter feiner Cber*
leitung Bereinigte, toeift feine 33erüt)mtE)citen auf: jum Xeil finb'ö Stf)au=
fpieler unb Sdjaufpielerinnen, Die eö burd) langjährige Routine ju einer
guten SJiittelmäjjtgfeit gebraut fjabcu, jum Seil finb eö blutjunge Anfänger.
Über biefe feine Untergebenen tjat Sranbeö roeber menfdjliajc noa) fünft-
lerifd)e Slutorität. 2öäf)renb feineö $Direftionöjar)reö wagen fünf 2)iitglieber,
fjeimlicf) ju entweihen. Das ift ju Diel felbft in einer 3eit, wo ber fo;
genannte Üöertragöbrua) aud; nidjt entfernt bie meittragenbeu fdjlimmen
golgen oon fjeutc t)at. Die SJlügliebcr fjaben eben feinen regten s Jtcfpeft
oor itjrcni Direftor.
%uti) bei ben 9lupf)rungen maltet SBiflfür. 3Son einer 2luffül)rung
ber „Sdjaufpiclerfdiule", eines Suftfpiels bce Söjaufpiclcrö Seil, wirb über;
liefert™: „Das Stüd gefiel aufeerorbentlid) bis in bie §älftc bcs $roeitcn
2lftes, wo bas Sifdjbetfen, ^feifenanfteden u. bgl. fo unoerantmorilid) in
bie Sänge gebogen würbe, bajj bas ^ublifum unruhig warb, bafjer Unwille,
fo bafj ber 3^cft nid)t mefjr betjagen wollte." ^n bemfelben Sinne betlagt
fid) eine föritif bes „Journals aller Journale" n0 über bie 3luffüt)rung r>er
fomifd)cn Oper „Das ^arrcnbospital" r>on Salieri: „Die Sängerinneu
Ratten bas Stürf fo faftriert, bafe nichts als bas Sfelett ober oiclmcfjr bie
geinbe mad)bliebcn. 3cbe ber beiben erften Sängerinnen Ratten ifjre ^wei
oorjüglic^ftcn Strien weggeworfen unb anbere ifjren Saunen anpaffenbere,
bafür cingef djoben. " Die „©pfjcmcr iben" beftätigen c0 : „£. Salieri würbe
ftcf) jtoar oerwunbert l;aben, feinen tarnen auf bem %ttid ju fef)cn; unb
boa) fo oiel frembe 5Jtuftf . . ."
Unfitten, rocld>e mit iljrer Öefäf)rbung oon Disziplin unb Crbnung
äuglcid) bie fünftlcrifa> Darfteilung in 3weifel Rieben, ftcüt SranbeS nicr)t
ab, läfct ftc fogar überbanbnefmten. 2öäf)renb ber SJorftellnng betäftigen
junge Herren awifd)en ben Äuliffcn mit it)ren Hrtigfeiten bie 33üfmen=
f>eft>innen, unb ftören überall. Gbuarb Deorient fd)ilbcrt mit ben ftärfften
SSorten ben unorbentlidjcn 3 u l" tanD ber Hamburger 5Bür)ne biefer 3eit. 01
„2llle 3uajt unb Crbnung ber Süfjncnpraris oerfiel, bie Sdwufpteler matten
fid) bie ^nbolenj unb Sa)wäd)c ber Directoren ju 9?ufcen, bebienten fid) für
ibre ßrpreffungen ber gemeinften bittet, kosten nid>t $u fpielen, burd)-
jugeljen, traten bas wof)l aud) mit oöHigcr S8agabunbenunbefangenf>eit."
Sfn einer 2lnmerfung fefet Deorient t)in5u : „Der mattfjerjigc Sranbeö trug
bie meiftc Sdmtb an biefer Demoralifation bura; feine furajtfame Waty
giebigfeit, oergeblidj ermahnte tt)n ^loö : bieö Sumpengefmbel ot)nc Stnftanb
jum ^Ceufel au fa^iefen/'
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_ 42 -
$afc Branbcö in feiner SBeife bie Straft befifct, oerrottete 93ert)ältnifi'e
abstellen, wirb 'Deorient jMjugeben fein, Seine Schilberung beö 3cf)au=
fpiclcroolfeö entbehrt mir ber Belege auö ber Überlieferung; eö ift junt
ininbeften fiarf übertrieben, bie Sa)aufpieler in gerabeju oerbrecf)erifcr)er
Sluffäffigfeit gegen ihren $ireftor fcfülbern. Cttober 1785, alfo mitten
im 3al;re feiner $ireftionöjeit, beginnt Branbcö' gürforge bereits für feine
nur biö Cftern 1786 engagierte Gruppe: „^cr) r>ätte jroar gern'', fdjreibt er
an ©rojjmann,"' „bie QtefeUfchaft, fo manchen brauen Äünftler in fia) fafjt,
ben irgenb einem gutherzigen dürften, weiter ju ocrforgcn gefud)t — aber
faft zweifle ich, bajj fia; ungeachtet aller meiner Bemühungen, ein folcr)er
finben mögte — rjerum zu tuanbern ift meine Sache nicht unb fo werben
mir uns roor)I unter einanber beurlauben." £>ic Trennung tut 23ranbeö
faft leib. Unb im gebruar 1786 03 oerroenbet fia) Branbeö oon neuem
bei öropmann, roie er bieömal fttjreibt, um einige feiner in ber Xruppe
„bcfuiblidjcn greunbc unb gefcf)ic!ter Schaufpicler jit oerforgen."
©ö finb fieser nur oercinzelte gäUc, auf welche Deorientö 3tnarcr)ie=
f(f)ilberung zutrifft.
3)aö ftärffte Banb äroifdjen einem Xfjeatcrbireftor unb feinen 2>ar=
fteUern bilbet immer bie fünftlerifche Betätigung. $n biefem gaHe ift es
ein recht bünncr unb abgenufcter gaben.
Sehen mir unö baö Sftepertoir an.
Sranbeö führte 78 Stüde oor, bie 195 Spielabcnbe mit 250 Stücf=
auprjrungcn auSfüttten. Bon ben 250 ocrfaUcn bie reichliche £älftc, näm=
lieh 127 auf baö ßuftfpicl, raärenb baö Srauerfpicl nur 14, baö Scl)au=
fpiel 31, baö gamiliengemälbe 16, bic ^ßoffe 6, baö £uftfpiel mit öefang 2,
bie Cpcr hingegen 54 3luffüf)rungen erhielten.
3ur Beranfchaulicrmng bliefen mir nach Altona hinüber, roo Sdjröber
mit einer befferen Gruppe unb auöreichenbcren Mitteln oon 12. biö
15. 9luguft 1785 bem Branbeö .julcibe BorftcUungen gab. Schröber füllt
in Altona 31 Spielabcnbe mit 42 91nfführungen oon 25 Stücfen an. 9lucr)
hier fallen auf baö Suftfpiel faft bie £älfte (22), auf Sdjaufpiel unb
gamilicngemälbe je y 5 (8), auf baö Srauerfptcl nur oier BorftcHungen.
Ginc Cpcr unterhält Schröber nicht.
$aö Suftfptcl bcherrfcht in ber zweiten £älfte beö achtzehnten %af)t=
hunbertö burdjgehenb bic Spielpläne: baö zeigt Jtubolf Schlöfferö Arbeit, 04
toclehe „ben Spielplan berer um @H)of oon 1767 biö 1779" barfteüt;
baö ^eigt Burfharbö gorfdjung über baö SRepertoir beö SBeimarer $of;
theaterö unter ©oetrjcö Leitung. ©oetr)e fam bem @efcr)macf beö ^ublifumö
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— 43 —
fo weit entgegen, bajj oon ben 600 Stüden, bie et aufführte, baö £ufl=
fpiel 249, bie Cper 104, baju baö Singfpiel 31, Xrauerfpiel unb Sa>u;
fpiel $ufammen nur ein drittel ber Sßorftellungen ausfüllten. 2luä) im
SBcimarer Repertorie fteljt bie Cper an fetter Stelle.
3n Hamburg aber ift bie Vorliebe für bie Dper oon jefjer befon=
berö ftarf.
$)aö Rcpertoir ber Direftion 33ranbeö $eigt in feiner Überfielt naä)
bcn einzelnen ©attungen fein befonbereö ©cfid)t: cö pajjt flu ben anberen,
bie mir mit ihm oerglichen. CDie Rüdfid)t auf ben 3ätgefa;mad mufj eö
fo fügen.
Unb bodj maa)t baö Repertoire Sajröberö in Altona einen erfreulicheren
©inbruef, weil wir fjier Stüde oon Tutoren finben, bie für bie grofje
ßitcraturgefchirftfe einige Sebeutung hoben: t)ier ift Seifetuife mit feinem
„Julius oon £arent", Seffing mit bem ßuftfpiel „£>er Sdjlaftrunf" oer=
treten, ©emmingen, ©ngel, Sfflanb fommen oor. Sd)illerö „Äabale unD
Siebe" mit Schröber alö alter 5)tiUer erlebt in Altona am 12. Auguft 1785
feine Aufführung; 23ranbeö bringt eö erft am Schlujj feiner 1)ireftion,
9Jiära 1786, neu f)erauö. C5
3um £cil beftefjt baö Repertoire beö Sranbeö auö recht alten S5c=
fannten, oon literarifch t)öa)ft geringem 2Bert: Stüde nrie SBciffeö „£)cr
Teufel ift loö" (1759), bie junge ^nbianerin oon (Stjampforb, ©olboni;33ofö
,,^>ie oerftcHte Äranfe" auö ben feef^iger, ober Stüde nn'e 23ertuchö
„©Ifriebe", „Der $afjbinbcr", °' e ' n Den fiebriger ^afjren gern unb oiet
gefpielt mürben, erleben unter 33ranbcö in Hamburg nicf>t nur einmalige
Aufführungen. 29 Xfjeaterjettel tragen über ber Rennung beö auf$u;
füfjrenben Stüdeö bie Auffdjrift: „3um erften 9M<:." $aö Reifet: faft
ein drittel ber überhaupt aufgeführten Stüde ftnb Reuaufführungen für
Hamburg. Das ift feine fdjteajte Arbeitsleistung.
freilich ift für bie Hamburger, bie feit fahren ein rüdftönbigeö
Sfyeatex haben, mandjeö Stüd n«u, baö fchon 1780 auf bem Repertoire
anberer Sühnen geftanben hat. Die Qafyi ber (Srftaufführungen fcfjrumpft
jufammen, menn mir nur fötale oon noch nirgenbö aufgeführten Stüden
in S3etraa)t gietjen. SBon folgenben Stüden oermochten unfere eifrigen
$orfdmngen feine früheren Aufführungen nadjjuroeifen :
Sie flute Gfa, SuftfpTel in 1 Stufige n. b. gran^. u. Wnton 2Saff. w
Sic etferfiitytnc, Suftfpicl in 3 3fofe. n. b. grmi3. beö %oU\).
Sie Wirmes ober bec 33rmtth)erbcr, Suftfp. 2 Don Mnton SBaÜ\
Set alte SunoflcfcIIc, fiuftfp. in 5 Stufe, n. b. gran^. 0. 2ambred)t."
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- 44 —
SRobert unb £cmndjcn ober bte hat ber Seufel geholt, fdm. Cptte, 2 SCufd-
bon ^lümide, Gompofiiion bon §anfe.
Sie ätoeb, ©räfinnen, fomifchc» ©ingfpiel 2 au§ b. ^taliän.
Ser ^nftinft ober SBcr ift SBatcr 3um Äinbc, Suftfp. 1 b. jünger."
SaS SBeibercompIott ober bie bornehmen 5öürgerfrauen, 2uftfp. 5 n. b
grana. beö Sancourt bon jünger.
See 2anbcsbater, £riginal*3d)aufpiel in 5 SUifj. 0. ^olj. 6^r. SBranbeS.
3acf Splicn ober ^d) crfdjicßc mid) ntd)t, Suftfp. 1 an. 48
Sa3 9iäufd)gen ober Sie Sitrütfhmft auä Slmcrifa, Suftfp. 4 bon £!jr.
#r. Sörc^ner. 10
A La Montpolner ober bic üuftbiiHc, üuftfpicl 2 bom Sterfaffcr ber 5ßb>
ftognomic (ift tyt. gr. Sörcfcncr."
Girce unb Ultjffcä, große ^eroifc^c Cpcr in 2 Stufe, n. b. fttaliän. Sßlan
beoib. b. 2. b. SWufil bon ftön. Sßoin. Gapellmetfter Romano.
SaS S?arrenf)ofpitaI ober bie 3d)ulc ber (Sifcrfitdjt, fom. Dper 2 fttat.
liompofition b. Stapellm. Antonio ©altert.
Äeine btefer 9leuauffu^rungcn fteßt einen bauernben, bie Sttehrjaht
fogar nid)t einmal einen norübergehenben ©eroinn für bas beutle
Spater bar.
9lud) baö Ausgraben längft nergeffener Stüde, bie fid) ju ihrer 3eit
ber 3a^I ber Sluffü^rungen nad) nid)t lebensfähig erroiefen, bebeutet fein
SSerbienft um bie Hebung beS Hamburger, nric beS bcutfd)en SfKatcrrepertoirS
überhaupt. S>a roerben unter SöranbeS aufgeführt:
Sic SDiasferabc ober bic brebfadje £ctorath, Suftfb. 2 n. b. grgi". be§
Scftoudje* uou ©otter, ein harmlofcd, nid>t mehr acitgemäBcS SBcrf«
dten " bc3 fmu^ofifdicn Momtfcr«, ba« aud) in Gk>rter§ Bearbeitung fid)
nidjt bte Bühne 3U erobern bermodjte; in SBien 1776 aufgeführt.
Ser Sajlböfecr, €rig.*2uftfpicl 5 Stufe, bon SSiebemann bon bem
burd) 2cgbanb bic Grftaufführung am 28. Stuguft 1773 mitgeteilt hrirb.
Sie ungleichen greunbc, Suftfpiel 2 Slufe. bon I^tjlo unb
Sie SBölfe in ber ,§cerbe ober bte beängftigten 2icbl)abcr, 2uftfptel 5 bon
Stephanie bem jüngeren,
roeld)e beiben 23ranbeS non ihren Sluff Urningen in Bresben $er fannte.
©tep^anieS Stüd 74 mar unter Senler 1775/76 aufgeführt, SljnloS fonft un=
befannteS Stürf ben 9. September 1777 in Sreöben bargeftcllt. 75 ^a, bas
1755 von Kod) in 2*ipaig nad) bem 2)tanuffript aufgeführte etnaftige Suffc
fpiel „3>er ^ed)felfd)ulbner" nou 9tomamt3 TO holt SranbeS hcroor unb
führt es auf. SBeSlmlb? verlangt ber ©efehmaef feines ^ublifumS fold)e
2ntertümelei? ober ift Langel an neuen Stücfen? mit ntd)ten; feinS Don
beiben. Vielmehr finb biefe Ausgrabungen s Jtettungöoerfud)e beS ^ireftorS
S3ranbes, ber biefe Stüde burd)auS für inert hält bem Sweater unb «publifum
erhalten 51t bleiben, es ift ber rücfftänbtge ©efehmaef beS Sd^aufpielerS,
meld)er ber 9lHtagStuarc bauernbe Söirfung jutraut. S)er Sd)riftfteHer
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Söranbeö fyat ja oon fia) bie ernfte Überzeugung, für Die ©migfeit, jebenfallö
nidjt für einige fa)nell oerfloffene ^atjrgeljnte gefehrieben ju J)abcn.
Cb bie genannten Stüde fa)aufpielerifch befonberö an$ief)enb unb
oerlodenb finb, Ue^e fia) erft naa) ihrer genauen Kenntnis cntfdjcibcn.
^ebenfalls ift bie ©inftubkrung gefpielter Stüde fa)nellcr unb letzter ju
beroerfftelligen als bie oou 3 lüden, roeldje von ber X^eatcrfnnft nod) uns
berührt, unbearbeitet finb. CDafj aber SSranbeö t)ier rote feinerjeit bei
©rrichtung beö DTeöbener £oftf)eater3 „mit Söorfafc ältere oft fetjr mittels
mäßige Stüde gewählt ^ätte, um juuor ben beren Sßorftellung bie r»ers
fcf)iebcnen gäljigteiten feiner Untergebenen fennen ju lernen", fann feine
©eltung haben, ba ilmt ber größte Xeil feiner Sdjaufpieler längft be=
fannt mar.
3llö geglüdt fann baß ©rperiment Des Direftorö 23ranbeö nicht be=
jic^net werben. 3)iit ber Direftion 23ranbee oerfchwinben biefc Stüde
für immer.
SBeit mehr fommt Sranbes bem ©efa^made beö ^ublihimS entgegen
mit Stüden wie: „Die EuftbäUe" ober „©irce unb Ulnffeö". Dicfe Stüde
gehören in bie Klaffe ber 31uöftattungöftüde. $h rc Xheater^ettel beuten bem
Spubtifum im oorauö an, was für fwh c ©enüffe ju erwarten finb. Der
^^eater^ettel für bie £uftbälle j. 58. oerfpricht für ben groeiten 3lft : „©arten
an SBurmö §aufe mit einer ttnr)ör)e. — ©in SuftbaE auf einem ©erüfte,
auf welchem SBurm unb Senf abfahren, aber oerunglüden. ©in anberer
SuftbaD mit Schiff unb Sftuber, auf welchem Slanb angefahren fömmt unb
Sophie mit fi<h fort führt."
Sdjröber, ber 1788 bie Äuftbätte oon neuem in feinen Spielplan
aufnimmt, läfet bejeichnenberwetfe berartige ©rörterungen auf ben Betteln
fort. Die Sftubrif „9Seränberungen be§ tyeatnä", meiere bie Dircftion
Sranbeö auf ben %tyatertfttelr\ beliebt, fennt ber oornefnne Schröbcr fd>n
in Altona nicht.
Sranbeö oerfucht auf mannigfache SBeife baö ^ßublifum in fein ^fjeaicr
fu loden, Schröber Abbruch ju tun. Söom 15 ten 3lpril bis 15 ten SJtoi 1785
läjjt er italtänifche Schaufpieter gaftieren — ohne ©rfolg. SranbeS „fängt
nun an fiel) ber ÄriegSliften ju bebienen gegen Schröber. ©rftlich er gab
gigaros £ochseit breimal in ber 2Boä> juoor, eh' Sdjröber es geben fonnte.
©r gab «8 nac^ ber ächten com SSerfaffer allein gebilligten Ausgabe übers
fefct, machte einen langen 3ettel, worauf (ftatt ber fonfl gewöhnlichen
SettelaocrtiffementS) alle Decorationen unb SBerwanblungen beS %f)ealexS
mit glatten SBorten auögeframt waren, er gab an bem Sage, afe Schröber
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feine gigaroß £od)jeit in Altona gab, in Hamburg ein ganj neues Suftfpiel
,/£ic beiben öuftbäUe", aber biß ifct finb feine ftriegsliften oergebens ge=
mefen. Schobers -Haute ift jn groß, feine Berbicnfte $u gegrünbet, als
baß Branbeß etroaß roiber ihn außrid>tcn tonnte." 77
SJtit ber Kenntnis ber ^ßreßfttmmen jener 3eit SchröberS unb BranbeS'
Unternehmungen im einzelnen ju Dergleichen, ift l)ier nicht ber ^ßlafc. (Ss
ftcfjt feft, ber SBcttftrcit, ben Branbeß gegen Sa)röber unternimmt, megen
ber Schröberfrmipathien beß ^ßublifumß unternehmen muß, geleitet ju fetner
£öhe, im öegenteil, er füt)rt in bic Xicfe ber Scnfationßmache unb 3tu§=
ftattungßtf)catcrfunft mit jahrmarftßmäßiger s 3teflame.
Gine Verbeugung anberer 3trt gegen baß ^ßublifum ift bie 2lufnaf)me
beß politifcrjen Kannegießer oon Bollberg in baö Repertoire." ©r roirb
für bie Hamburger intereffant unb unterrjaltenb geftattet, inbem ßofalfatirc
hineingearbeitet wirb. Journal aller Journale berichtet barüber: „2Bar
in Berlin ber politifdjc Kannegießer ausgepfiffen worben, fo ift er in §ant;
bürg mit ziemlichen Beifall aufgeführt. (Sß lohnt fich nicht oiclc S5k>ric
barüber gu ocrlteren. ©ß mar ju langroeilig. Die Beränbcrungen waren
nichtßfagenb. *3)er ganje SBifc beß Umarbeiterß beftefjt in einigen jiemlid)
nafemeifen localcn Slnfpielungen, bereu Beibehaltung oon ber Sreiftigfeit
ber Herren SDircctoren einen größeren Begriff, alß oon ihrer Beurteilungß;
fraft" 70
Schröber ließ, fo oerficherte er Bed, „Stüde abfid)tlia) barum ein=
ftubieren, bamit fie mißfallen unb ben Statten formieren, ber h?rnatf) bic
Stüde, oon melden er ctroaß erwartet, befto glän$enber inß Eicht tyUn
foH". 3Iuf biefe SBeifc Iaffen fich *>k oielen nichtigen Stüde ber Direftion
Branbcß^Klofi auf ihre ©riften5bered)tigung tyn nicht erflären; eö fehlen bie
Stüde, lüdchc uor ben anberen etwas Boraus l)aben, weldic „ölanj" er-
warten laffen. Slbgcfebcn oon Schiller, Sfmfcfpeare unb Dolberg lommcn
folgenbe Tutoren, beren tarnen einen gewiffen Klang haben, unter BranbeS
m Söorte: ftfflanb, ©ottcr, Söagncr, ©roßmann, föomannß, Bcrtuer), Beil,
Brenner, jünger, Stephanie, ^lümide, Branbeß fclbft mit neun Stitcfen.
3Mc Hainen Effing, Söiclanb, Öocthc, 2eifcmt(j fu(r)t man oergebenß.
Saraus, baß Branbeß oon fich fclbft neun Stüde M in 15 Borftcüungen
aufführte, entfielt ihm fein Borwurf. Sein Monfurrent bringt in einer
oiel führen 3elt, oom 12. 3Wat biß 15. Sluguft 1785, ebenfalls neun
Stüde oon fich mit 20 91upt)rungen heraus.* 1 Bcibc, Schröber unb
Branbeß, fdjreibcn ja für baß Spater, warum follten fie jurüdhatten,
fofern baß «ßublifum Oicmähr unb Beifall fd)enft?
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Repertoire, ^ßublifum unb fdjaufpielerifcfjc Darftellung finb aufeinanöcr
oon beftimmenbem Ginfluß. Gincm anfprudjSlofen ^ublifum bietet fein
Ttjcaterbireftor anfprudjslofc Stüde in ebenfo anfpruajslofer Darftellung.
Die Hamburger fdjroärmen für glanjoolle Slufmadmng, äußeren ^ßrunf
unb Xanb unb ofme tieferen ©eljalt. SSranbeS ocrfudjt fie $u beliebigen,
©ine planoollc Grjicfjung feines ^ßublifumö tjat SöranbeS nict)t untcr=
nommen.
Die Sdjaufpieler roiffen, baß ifjrc 3 u fö auer fü r #ußcrlid)fciten bc=
fonberS jugänglicr; finb; „fie fcr)en, baß bic §üfjncr im ßanbcSoater, unb
ber furje Sdjlafrocf in ber Scrjaufpielerfdjule benfelben ^ubel un0 DC;
täubenbes 3lpplaubtffemcnt einernbten, als itjr burtf) SluSbrutf ber 2Bal)rf)eit
unb burd) Übcrroinbung großer Sdjroierigfeitcn an ben Tag gelegtes
Talent";"- raaS SSunber, baß fie cS an ^nnerlicf)fcit fehlen laffen, zumal
bie Stüde and) nid)t gerabe ba^u ocrloden! Das Repertoire ift nid)t baju
angetan, gu tiefcrem Schaffen ju begeiftern. $on feinem anberen aber als
betn Sdjaufpieler gilt es meljr: „eö roädjft ber Genfer) mit feinen f)ot)cren
3rcedcn." 93ranbeS fteHt feine mittelmäßigen Sdjaufpieler ju wenig oor
neue unb ernftc 3lufgabcn. Sein Repertoire aus alten unb oberflächlichen
Stüdcn näl)rt mit bie Sßerlotterung unb ben ßeidjtfinn in Söencrmten unb
Spiel feiner Darfteller. Die „ftabale unb Siebeaup^rung, bic Gruft unb
Tiefe oerlangt, finbet megen bes Gifers ifjrcr Darftellcr allgemeine 5ln^
erfennung. So urteilt baS „Journal aller Journale'': „Die SBorftcUung
übertraf im ©an^en bie Grroartung, benn bicfcS Stücf, baS in jebem ben
füfjlenben Sdjaufpieler «erlangt, gefjt eigentlid) über bic Gräfte biefer
(55efenfcr)aft." "»
eine Tat ber Dircftion SßranbeS ift baö ©aftfpiel ^Ifflanbö. ©in
besmogen oon SöranbeS an Sfflanb gerichteter 93ricf H4 läßt ertennen, baß
Söranbco mit feinen Darftetlern neben Sfflanb in Gfjren auftreten n>oü*tc unb
beSljalb bie Ginftubicrung ber für biefcS ©aftfpiel angefefcten Stüde fcljr
forgfältig betrieb.
„33ranbcS;$los laffcn t)öd)ftenS oor SdjroäaV, ^nbolcnj unb ^Ian?
fofigteit marnen", alfo jic^t Eebrün" ben ©eroinn aus biefer 3eit. Unb
in ber Tat bebeutet biefe Dircftion für ^ublifum unb Sdjaufpiclfunft feine
$örbcrung; ebenfoiocnig fjat fie für bie Sitcratur; unb £t)catcrgcfd)icT)te
ctioaS ooUbratfjt.
Der Sdjaufpieler 5öranbes aber bat nad) biefem Stüd Dfjeatergefdjicbtc,
bas mir jur oollftänbigcn Kenntnis bcS Dfjeatcrfadjmanncs aus ber Über-
lieferung fdjreiben mußten, feine fonberlicfjc DircftionSfäljigfeit befeffen.
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Srgcnb eine pcrfönlidje 9iotc ift md>t aufgefunben. ift trofc alles guten
SBtHenö unb ©iferS «in buta)aus fdjled)ter $ireftor Des 2tötagStI)eaters.
SBaö ber ^fjeoretifer SBranbeö in feinen „©ebanfen über bie Grridwung
eines 9tationaltfjeaterS" 1779 80 nieberfdjricb : „Sie $ireftion muji einem
tarnte von ausgebreiteten tantniffen, r>on Xfjätigfeit, Äaltblütigfeit unb
6ercäf)rtem guten moralifd>en (Efjarafter anvertraut roeroen" — im ganzen
eine rea)t mafjnollc $orberung für bie (Stellung eines tün[tleriftf)en öeiterß — ,
f)at er in ^ßraris nur in fefjr befa)ränftem Umfange ju betätigen r>ermoä)t.
flnmertungctt ja $ril II.
1. 2?tanbe-3, HReinc 2ebcn3gcfdnd)te $b.I ©.166.
2. Söricf aus Äcftncrä (Sammlung; Scipstgct llmbetfitätebibliotljef.
3. ^romemorta, battett: Bresben, 26. (?cbtuat 1779; borljanbcn in ben
SDfonnljcimct Sitten A 1, 2 92t. 5. ©in £eil babon ift betöffentltdjt bon SBalter:
2lrd)ib unb SJibliotljef bcö GJrofefj. £>of* unb 92aiionaltfjeatct§ 1899, ©.54; aud)
bei Atofffa, ^fflanb unb Balberg ©. 19.
4. datiert: Sttannfjcim, 2. Januar 17SO; 9Jiannt)eimet Sitten A 1, 2
92t. 64.
5. datiert: SteSbcn, 13. ^uni 1779, an ben Cücfanbtcn bon #allbctß
gerichtet. A 1,2 92t. 52.
6. (Scmctnt finb bic ©d)aufpielet Wichet unb $fflanb: „beten SBctbtenft
td) in Dielen SRolIeu nidjt betfenne", fdjrcibt 2kanbe£ tura bot biefet 'aitietten
©teile.
7. A I, 2 92t. 64 f. 4.
8. A I, 2 92t. 64.
9. A I, 2 92t. 74. SBic biefet 5$lau au»gefcljen Ijabcn mag, täfjt fidj auS
ben fettigen „Sfjeatetgefefcen bet 9J2annfjeimet 92atioualbüf)ne 17S0" ettennen.
Sicfe finb abgebtudt bei Mofffa, ^fflanb unb Balberg S. 534 f.
5ßunft 12 lautet in ben ©efefcen luta unb bünbig: „SBet eine bon
Sitcctionä locgen tlmt 3itgetljctltc Diollc unb bon $ntcnbancc tocgen betätigte
SRoHc auSfdjlägt, felbe gat untet einem eitlen Söotroanb Joiebet äutürffd^idt,
unb fic au fpiclen fid) roeigett, entrichtet 311t ©ttafe ben bietten £eil feinet
Sodicngagc."
10. Jeimann llljbe, flontab ©fljof in „Set neue $lutard)\ Seipaig 1876
IV, 122 f.
11. SKitgcteilt bon Siütfdmct, ftontab SlfjofS Scbcn unb SBtrlcn, SBien,
speft, Seipaig 1872 ©. 58.
12. „(Jt roitb eud) allen nod> ©anb in bic Slugcn ftteuen", tief ©djtöbet
ben Ungläubigen aubcrfidjtlid) 311; f. Siymann, gr. 2. Sd)tÖbct, £ambutg unb
Öcipaig 1890 u. 1894 Jcilll ©.105.
13. üötanbe^ fditeibt an Ötofemann auö Hamburg, b. 29. Sluguft 1788
(93rtcf aus bet Stcfrnetfdjen Sammlung), als et ib,m atoet Slnfängcr ©djulg
unb ©djtoara empfiehlt: „Sie Steife (bon §ambutg nad) £annobet) mütben
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fie it-obl auf ifirc Soften madjen unb bcn ©ebalt fönnten bcnn nad) beut 53er»
Ijältniffe be3 93etjfall3, ben fic erhielten, befttmmeu."
14. datiert: SKannfjeim, 2. Januar 1780. 2Kannfjeimer 9tften A 1, 2
ftr. 64.
15. Scbrrcid) in biefer 93c3icljung ift bie Sufammenftettung bon SBiber«
fbrüdjcn in ber 93eurtcilung beS efljof, nrie fie Ufjbe in feiner 2rbb>nblung Ü6er
e^of „SKeucr 93Iutardr 1876 IV, ©. 197 f. geletjtet §at.
16. Gljr. 2fng. b. 93criram, Sütcratur» unb Xrjcateraeitung, 93erlin 1778
bi§ 1784; 1778 XVIII ©.275.
17. SeffingS fämtlidje ©djriftcn 1840, 93b. XIII, ©. 478. ©rcmbeS'
Mcibung hrirb aud) in $agend attagajin *) getabett: ©.11: 93ranbe§ als ©ir
Sambfon in 2cffing3 ©ata: „©eine Slcibung im erften 8tft berrieüj einen
£orffduilmeiftcr, aber leinen tooljnjabenben ©nglifdjen ebelmann."
Sbb.: al§ £enotog in SBeiffeS SImalia: fein Slnaug mar fd)on nrieber
Iädjerlid).
ebb.: aI3 Carmen in „Crcft unb eieftra": „fein 5»ufeerlid)e§ mar bet
ftHufion febr Ijinberlid). Überbaust bemerfe id), baß mit fo bickm ©efdmtad
fid) biefer 3ftann in SiebbabcrroHen flcibet, fo nadjläffig, fo Iädjerlid), fo
fdjledjt getuäljlt ift fein Stnaug in älteren SKoUen, unb biefeS ift für üjn ein
gröffere» ^inberniß als er bielleidjt glaubt."
18. ©djüfce, Hamburger %^eatetqc^ö)id)te f ©. 567.
19. Journal aller Journale (£>r3g.: ßonaS Subtu. b. §cß, Dr. med.) 17S6,
93b. VI S. 16(3. S3on Journal aller Journale finb auf ber Stabtbibliotfjef
Hamburg borfjanben:
£af)rg. 1786 12 Stüde in 6 SBänben
„ 1787 12 Stüde in 4 93änbcn
1788 3 ©tüde (Januar — ftuni) in 1 93anbc.
20. So SßfälaifdjeS SKufeum, SWannljeim 1779: über £>amlctauf füljrung :
93ranbc3 al§ fiöuig „gefiel nidjt". $n 4pagen3 SJfagaain hjiro unter bem
8. DItobcr 1771 über 93ranbc3 al3 Slrtanber in „Sobruä" beridjtet: „£ie lefcte
Scenc bes fünften 2lftc3 mifclang iljm OöUig. S)ergl. heftige Auftritte finb
nidjt in feiner ©etualt. er gleicht barin einem mutagen flloffe, baS feinen
Acuter abgeroorfen, unb über QJraben unb Herfen fefct."
21. SlUgcmeine 93ibIiotbef für Sdjaufpicler unb Sdjaufpicnicbbabcr. ©rfurt
1776. 3 ©td.
22. Unter 93erlin b. 30. Oftober 1767 fdjreibt SBranbeS an ©rofemann:
„Söbbelin rjält uicl oon meiner Sunft unb befrimmt mid) ju alten JHoHen."
23. »ranbes an b. Bollberg: Sre§ben, b. 13. ^uni 1779; in bcn Sftaun*
beimer Sitten A I, 2 9lr. 52.
24. Hamburger Unterhaltungen 1768, 93b. V S. 93.
25. ebb. VI S. 543.
26. ebb. V S. 180.
27. ebb. V S.457.
*) 91. 0. £>agcn3 2Raga3in 3ur ©cfdüdjtc beS bcutfdjen 2:f)cater3 1 ©td.,
§aHc 1773 (e^cmplar feiten; cin§ auf ber Unibcrfttätöbibliotljef §attc).
Ätopftetftfi, Cöriftlon Sodann SBranbe«. 4
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28. Stttcratur. unb Eheatersettung 1780; Std. XXX.
29. Sournal a ner Journale 1786, III S. 386.
30. ©ommcrfchcä Stroit) ber SBiffenfdjaft unb bc§ ©efömacfeS 1783.
1 Stütf.
31. ©oetfje * Sahrbudj XI S. 185 f: 2eip3iger Später tbäljrenb ©oeiheS
<Shibcntcn3cit bon SRor, §errmann, eine (5rgän3ung 3U ©iebermanng Arbeit
im ?(rcbib für «ittcraturgefdjichte 93b. XV 3. 81 f.: QcraeirfmiS ber 3u ©oetbcS
fieipaiger 3cit in Seidig aufgeführten Stüde, fagt als Ergebnis ber Stubien
beg ©erfafferö, bic bor allem auf ben Hamburger Unterhaltungen fufeen: „^ot).
Gfjrift. ©ranbeg „ttrirb mitunter al§ 31t falt unb fteif, bann aber and) alg ein*
ficfjt^tJoUcr Sdjaufpielcr be3cid)nct."
32. ehr. 2Iug. ©ertram, Sitcratur* unb 2beate Rettung 1870, XXX.
33. ShiS einem Briefe 3fffanb§ an Salberg unter bem Saturn: Hamburg
b. SO.STufluft 1785, alfo aug ber Seit bon $fflanb§ ©aftfpiel 3U Hamburg
unter bcr Sireftion ©ranbe§4tk>3; biefer 93rtcf ift bortjanben als 9Zr. 89 in
2gm. 4830 ber §of» unb Staaiäbibliothef 3U SKündjen.
34. Sie iieftnerfdje Sammlung auf bcr llniocrfitätsbiblioiher 3U 2eip3ig
befifct u.a. bon &r. 2. Sdjröber 34 »riefe au§ ben fahren 1776 bi§ 1793,
an ©rofemann gerichtet; bon bem Sdjaufpiclcr ^oh- 3Kic^. ©oed, JKarmheim
5 ©riefe au» ben fahren 1779 bis 1785 an bicfelbe treffe; ebenfo bon Sebler
5 ©riefe aus bem %a§xe 1776.
35. 3- §. g. SWütlerg ?lbfducb bon bcr f. f. §of* unb ^ationalfdjcrubühne,
SBicn 1802, S. 108, too ein ©rief SWiWcrg an 2Rid)acI gretofj. »• Äienmaber
(batiert Hamburg, b. 26. September 1776) mitgeteilt luirb.
36. SBittig teilt in feiner ©ranbegarbeit, Sdjneeberger ©tjmnafial*
Programm 1899 S. 28 2lnm. 2, mit: 2lu* biefer Spielpcriobc (Srcgben 1776
bis 1778) befitjt bic SrcSbcncr Stabtbibliotbef noch einen 2b>atcr3ettel, bcr
einige ber Scblerfehen Gruppe, ben id) in SreSbcn auftreiben fonnte. Scr
nädjfte borhanbene Settel batiert erft bom 10. 27cai 1785.
37. 3n „©lätter aus bem SBerther=ftreiS". £erau§g. b. ©ugen SBolff.
©rcSfau 1894, S. 67.
38. Siehe: Sittcrarifdieg SBodjenblatt (herauSg. b. Ghr. ffl. ©ertram in
©erlin) 1777, S.429; baS ©ebidit ift auch im ©othaifdjen 2^caterlalenbcr
bon 1781 abgebrutft.
39. Getier, Sdjröber I, S. 283 berichtet bon ber SBirlung beS $obe§ bcr
rei3cnben Charlotte Sief ermann: „Sic Trauer ioar allgemein. Sag Un!raut
fchlechtcr ©ebidne fprofcte in allen Tageblättern fo üppig herbor, bafj eS enblidt)
bon ObrigfcitStueQcn unterfagt Werben muftte."
40. Sen 9?amen Dtcgiffcur gebraucht fchon Khtifrian Heinrich SdmvibS
dhronologie beS beutfd)cn ÜheatcrS S. 315: für baS ^ahr 1771 Wirb bon
SBicn berichtet: „£>crr bon ©rahm gieng als ©cfanbtfchafrSfcfretair nadj
©d)tt»eben, unb feine SteKe erhielt unter bem Xitel 9tefltffcur §err Stephanie
bcr altere." Siefer alfo bicllcidjt bcr erfte foIdjcS ÜRamcnS!
41. CSfar Jeuber, in feinem ©udj: SaS f. f. £>ofburgtbeatcr, SBicn 1897,
teilt eine «ufecrung beg bon un§ fchon öfter erwähnten ^oh- £etnr. griebr.
aKüfler mit, betreffen!» ben SBcrt beS estcmporcfpielenS für ben Schaufpieler :
„3hr (bcr irregulären) ©ortrag berbiente nadjgefdjrieben 3U Werben, ©e«
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fonberg bon benen, rocldje bie SieMjaberroHen fpielten, forberte biefe Äunjt
raftlofe SDZübe, Übung unb ©tubium; fic trägt — id) lueifj e§ aus ©rfarjrung —
ungemein biel gum richtigen ©eberbefpiel bei, oerlangt ©egcntoari be3 ©eifteS
unb Slufmcrffamfeit unb beroirlt einen h>al)ren, nidjt beclamatorifdjen, fonbern
aus ber 9iarur gehobenen Vortrag." £euber bemerft bagu: „(£g liegt bet Sern
einer biel bekannten 2Babrr)eit in biefen Borten eines unberbäcfjtigen ©enoffen
jener fampferfüHten 3«*."
42. Stenfroürbigfeiten beg ©djaufpielerg, ©djaufpielbicrjierg unb ©djaufpiel*
bireftor griebricö. Siubtoig ©djmibt (1772 bis 1814), IjcrauSg. b. £. UI)be.
Hamburg 1875. 2 Xeilc. I ©.12. %l. baau ©öttiger; audj ft. 2. SReber,
griebr. Subro. ©djröber, Hamburg 1823, I, ©. 179, h>o er ©cbröberS 8u«
gefjörtgfeit sur Slurafdjen Gruppe, „beren $?auptroerf in ungelernten ©tüden
unb fomifdjcn Singfpiclcn nacb, SBälfdjem 3ufdmitt beftanb", für eine gerobeju
nottnenbige ^Ijafe feiner ©ntroicfelung eratfjtct.
43. 93ranbeg, SebenSgefdjidjte I, ©. 215 ; meljr noeb II, 47 f. hrirb gittert
bon ftoberftein in feiner ©cfcfjicfjtc ber bcutfd)cu Katiouailiteratur. 5. Stufl.
Seipaig 1813. 33b. V ©.281.
44. Scffing, fätnilidbyc ©djrifteu (IjerauSg. b. Sadjmann) XII, ©. 373.
Seffing fdjreibt fo an Nicolai unter 22.€ftober 1772.
45. 2KitgetciIt bon Stieb.. Dobermann, ©efdjtcbte beg ©otbaifd^en £oftbeatetS
1775 bis 1779. Hamburg unb Üeipgig 1894 (Sljeatergefcbidjtlid&e gorfdjungen
SJb.IX ©. 19 f.).
46. XLII ©. 681 f.
47. Xbeaterjournal für £cutfd)lanb 1777, ©tücf 3, ©. 52.
48. Sßromemoria beS 23ranbcg an Salberg, Sregben b. 16. Slpril 1779.
SRannbctmer Slften A 1,2 Vit. 44.
49. ©rinnert an einen SluSfprud) beS Siönig griebrid) SBinjelm II. bon
Ißreufeen ^fflanb, bem ©erliner SC^caterbireftor, gegenüber, ben biefer in
„2Reiue tbeatralifctje Üaufbabn" (3ffIanbS fämtlidje Berfe, S3b. I ©. 237) mit«
teilt: „£üten ©te fieb, für einfeitige SRoHenbertfjeilung, laffen ©ie jeben bor*
toärtS geben, ^d) bätte gern, bafc aud) ba§ lefete SWitglieb bom Xljeater 3U
Seiten bemerit würbe."
50. datiert: ©reSben b. 11. 3Rära 1778 an ©rofemann (Sörief ber Äcftner-
fdjen ©ammlung, Scipgig).
51. Sur näheren Grrllärung ber „SWartcrn", bie ber SJtcgiffcur 93ranbe§
gu erbulben batte, fei eine ©teile au§ einem «riefe beS ©djaufpiclcrS griebrietj
$arl Sod) an ben ©cfcjaufpteler SReber mitgeteilt: ®re§ben b. 6. gebruar 1780
(99rief in ben SRannbeimcr Sitten Sit. A 1, 2 Kr. 70 — ficljc audj SBalter,
Slrdfiib beS SKannbeimer £>oftbeatcrg, Seipgig 1899, ©. 64) . &od) läfjt fid)
über ben befannten ©djaufpielcr Stcincdfe, bcS 93raubcS 9?acf)folgcr im 5Hegie*
amt au Bresben, au§: „er regiert lüie ber ©rofcSuItan: Sic voleo sie jubeo.
©3 ift aum erbarmen, tute fieb bie ©efeUfdpaft babet) beträgt — alle murren
beimlid) — toenn fid) einer bet) mir bcllagt, fo tröfte icb ifjn bamit, bafj er e§
an 93ranbe£ berbient fyat. Sa§ grofee jus talionis bleibt nidfit au§. eyür alle
ßabalen, bie SKeinccfc ben Sranbcfe fycz gemadjt bat, um fclbft Stegiffeur 3U
fetm, !ann er am ©nbc fcfcjr au lur3 lommcn . . ."
4*
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52. 33ci Äofffa, Sfflcmb unb Balberg, Scipsig 1865, 3. 534 f.
53. 3n bcn Äußerungen be3 SBranbeS über beu mitgeteilten $lan jur «et»
befferung bed ScbaufpieltoefcuS: Sit. A 1, 2 Nr. 74; batiert: 17. September
1780.
54. gkomemoria be§ 58ranbe§ an Balberg unter: Bresben b. 26. gebruar
1779. SNannbcimer Sitten Sit. A 1, 2 Nr. 5.
55. Sdjüfcc, Hamburger 2öcatcrgefd)iditc, Hamburg 1794, 3. 545.
56. Siebe: ftatalog ber Hamburger Stabtbibliotfjcf : K. D. III S. 90.
Stornadj finb bie Hamburger fiomöbicn^cttel bon 1779 bi§ in bie ©cgcnttxrrt
botlftänbig borbanben; aud) au3 ber Seit borljer finb imdjtige Settel borbanben.
57. Nad) bem ©ottjaifdjen Sbcatcrfaleubcr bon 1786 beftanb baS £>am*
burger Jfjeatcr unter Skanbeä au§ folgenben SNitgliebcrn: Sireftion: SranbeS,
Älo§; 2Jiufifbir.: £anfe unb £önifc; Scforatcur: Släjtcrfird); Soufteur: Sööbten»
borf; Saffierer: fiormig. Slftricen: 1. 2Jiab. 93ranbe$, affcftbolte, muntere unb
Gbarafterr ollen, ttridjtigcn Soubretten. 2. 2ÄUe. SJraube*, erfte Sängerin ber
Cper, erfte aärtrietje Sicbfjaberinncn im 2uft* unb 2rauerfpiel. 3) SKab.
Senget Slngnefen, Nebenrollen. 4) 2NlIc. Sof)mc, 2iebbabcrinncn im 2ufr»
unb Xrauerfptet (Slnfängcrin) . 5) 2Rab. ©atto, erfte 2icbf)abcrtn im 2uft«
unb Trauer fpiel, junge grauen. 6) 2Wab. £>anfc, ^meite 2icbbab. im Sd)au>
unb Singfpiel, naioe Sollen. 7) SNlte. ftcilljola, b. ältere, erfte Sängerin in
ber Oper (altcrnirt mit SWlIe. ÖranbcS). 8) SNtle. äteilb,ola, b. jüngere, aroeite
Sängerin in ber Cper, naibe Stollen. 9) 2Wab. <DHd)aeli3 aärtlidje «Mütter,
tarnen bon Stanbe . 10) SKllc. Nätfd), junge 2iebfi,ab., naibe Staue rumäbdjen.
11) 2Jiab. ÄIoS, erfte Soubrette, junge grauen. 12) 2KHc. STCinna Slo§,
augefjcnbc 2icb£>., Siammermäbcbcn. 13) 2Wab. SBallcnfrciu, erfte fom. STCütter,
ßofetten unb muntere 2Käbd)cn. 2lfteur3: 1) £. <8ranbc*, launigte Sitte,
Naifonncur*, Srarifaturen. 2) 93ccf, erfte fom. ©ebiente, rafd)e muntere
Gbataftcrrolten. 3) £>. s J3ord)cr3, SBebiente, Nebenrollen. 4) £>. Senget, erfte
bürgerlidjc Süäter, fom. unb pblcgmatifdic Slltc. 5) £>. £>atto, erfter Stafuft
ber Oper. 6) £arbt, Gljaraftcrrollen, ebte unb rafdje Später, alte Officiere.
7) £>. §agcmann, ßiebbaber, biebere Cfjaraftere (ift gtüdlidjcr Slnfänger).
8) §. Stög, Äarifaturen, ernftf>afte unb fomifebe Sitte. 9) §. 5tcilt>ota, erfter
ÜEenorift. 10) £. 2ambrcdjt, erfte unb loidjtige 2icbf)aber im 2uft* unb Trauer»
fpict, gelben. 11) £>. SKidmeliS, affeftboflc Naif onneurä, (Sb,cbaHier§.
12) Normann, atoeiter Xcnorift; erfte 2tcbbabcr im fiuft» unb Xrauerfpiel.
13) £. Nütfd), Nebenrollen. 14) §. Xoifani fingt in ber Cper §ülf3rotlen.
58. £n ben (£pfjcmeriben ber Sirtcrntur unb bcS XfjeatcrS (Berlin 1785 bis
1787) 9)b. II S.380. Stuffütjrung am 12. Seacmbcr 17S5.
59. Journal alter Journale 1785 23b. 2 S. 180.
60. Gpljcmcriben ber üitteratur unb be« ib,eatcrö 17S5 III, S. 154.
61. (£buarb Sebrtent, ÖJcfd)id)tc ber beutfdjcn Sd)aufptelfunft (alte 2tu§g.)
III S. 154.
62. «rief an ©rofemaun unter Hamburg, b. 13. Cftobcr 1785 (Äeftncrfd)c
Sammlung).
63. SJrief au ©roßmann unter Hamburg, b. 13. Cftobcr 1786 (ebb.).
64. Otubolf Sdjlöffcr, 93om Hamburger Nationattbeater aur ©otbaer $of*
bübne 1767^-1779, Hamburg 1895; aud) ib,catergefd). gorfdmngcn 93b. 13.
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65. 2xn Hamburgern mar Siabale unb Siebe bon ber Stuffüfjrung unter ber
Sireftion 3uccariuWUo», 3KirfjacIiö 17S3 — 84, befannt (f. SNcpcrtoir im ©otlja*
ifdjcn X^eoterfolcnber 1785).
66. £n SWannljeim 1791 breimal aufgeführt.
07. Wlattt). ©cor« 2ambrcd)t, 1748—1820, ift auf bem äJcaunbcimcr SHc*
pertoir in ben neunziger fahren, fonric Anfang 1800 mit: bic 2Jcittcrnad)t»*
ftitnbe; bic ttberrafebung nad) ber £od)3eit 2. 5; llnfdndb unb Siebe 2. 2
bertreten.
68. $it SHannhcim am 0. 2ttai 1787 aufgeführt.
69. «erfaffer: 3- @. 2>»)I; t>a» Stücf ift nad) bem am 24. Januar 1786 in
2Jfannhcim aufgeführt unb bi» in bie neunaiger $ab,re be§ öfteren loicberbolt.
70. Erlebte nad) bem in Mannheim bon 1780 an bi» 1803 21 Stufführun-
gen; in SScimar unter ©oetf)c 15.
71. Sa» SRannbcimcr ^beaterrepertoir fennt: „Sie fiuftbätte ober ber
Sicbfmber a la Diontgolficr. Cper in 2 Slufa. bon ©reiner, SWufif b. gerb,
gränal, mürbe in ber Seit bon 1787' — 1795 10 mal aufgeführt.
72. SH. Sdjlöffcr, ©ottcr (Sifcmann» Xhcaterbibliothel 10) ©.226: baS
„nur in SBien 177ti" aufgeführt, alfo nicht gana richtig.
73. Siehe Chronologie bcö bcutfdjcu ZtyatexZ S. 214. 9Zad) ^Saul fiegbanb,
ber bic alv $anb 1 in ben Schriften ber ©cfcUfd)aft für Sbeatcrgefdncbte er«
fdneneucn Weuaiivgabc befolgte, S. 306: Slnmerlung 311 S. 214, 30 heißt ber
93erf.: v 4*aul SBeibmann 1746 bi§ 1810.
74. „Sa ba» Stücf alt, bon äußerft ltnbcbeutcnbcm ßnbalt unb au» bloßen
Kcdtercien bon Anfang big gu (Snbc aufammengefefet ift, gang ohne Sßlan, ganj
ohne $\vcd, gang ohne Sluflbfung, fo mürbe c» mit 9ted)t beißen: feine Stugen»
bltrfe morbcu, menn man babei 'Seit bergeuben min." — Äritif au» „Journal
aller Journale gjt>. 2 S. ISO: ameiter 23ricf. %n Bresben unter Schier 1775
bi» 1776 aufgeführt nach bem föcpertoir, mitgeteilt bon ^rölfe, ©cfdncbte beS
§oftheatcr» au Src»bcn S. 288.
75. v $rölß, ©efd). be» §oft$. 31t SreSben S. 305; Siteratur* unb Xhenter-
aeitung 1778 S. 353.
76. Siehe Chronologie S. 115. SJtegcntter in feiner SIrbcit über SRomanu»
(§eibelberger Siffcrtation 1901) meiß nur bon ben beiben Slufführungen be§
fflkdifelfdutlbnerö: 1775 unb 1785.
77. Ser „93ote au» Eimsbüttel" S. 22; fragmentarifd) auf ber Stabt*
bibliotbcf 311 Hamburg borhanben; megen feiner oft recht fubjeftiben Schimpfluft
— befonber» über fdjaufpielertfrijc Einaelleiftungen — • fdjon bei feinen ^eit»
genoffen bcrüdjtigt. „Gr fdjeuet fid) nicht auf bic unanftänbigftc 2lrt bon ber
SEBelt berfebiebene 2)citglicbcr fo h cn, »ter 51t madjen, baß e» b'mntelfcbreienb
ift . . ." fo fdjreibt „Bunte SReibe", eine anberc Hamburger 8eitfd)rift biefer
ftabre, über ihn. 58gl. b. Sdjü^c, §amb. Xrjcatergefc^icfjte.
78. i>tm 9. 2)cära 1786: ber politifdjc Satrnengießer, Suftfpicl in 5 Stuf«
aügen nad) bem Sänifdicn u. Bearbeitung b. Bollberg, für bic ^iefige Bühne
neu bearbeitet.
79. Journal aller Journale Bb. II S. 381 f. dritter ©rief.
80. Unnxtbr berichtet ber „Bote au» Eimsbüttel" S. 2: „SEBäljrenb ber
Seit, ba er (Sdjröbcr) ÜWitgliebcr fammclte unb orbuete, mar £>. BranbcS,
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t33tger Sirectcur ber ©efcHfd^aft au Homburg, fo erboft, baft er alle feine
©tüdc, alte unb neue, gebrudte unb ungebrudte, mittelmäßige unb fdjlcdjte . . .
nadj bet ffieilje aufführen liefe."
81. £ier b>t bet SimSbüttler ÜBote etjer redjt: §. ©djröbet „giebt lauter
©tüde, bie er traberfirt unb combabufiri bat."
82. Journal aller Journale 2 ©.180 f.
83. QJerügt hrirb: bie aud) b,eute nodj burdnueg beliebte @trcid)ung ber
feierten ©cene bc§ britten Slhe3: gerbinanb fudjt Suifc aur glud)t au betoegen,
Suifc nrill nid)t; ber erfte ©runb au gerbinanbä Sflifjtrauen ift gelegt. „(£in
geiler be3 ©tütfeS: gerbinanb fdnen au rafdj au Ijanbeln, hmrb baburd) nur
um fo beutlidjet." Sie Söefefcung ber am 20. III. 1786 ftattgefunbeneu 2luf»
füfjrung ift folgenbe: Sßräfibent . . . £. £erbt; gerbinanb . . . S Sambrcdjt;
b. $alb . . . iöranbc§; ßabt) Sttlfotb . . . 2Rab. &Io3; SBurm . . 2Kid)a*
eli§; STCilier . . . £. Scngcl; 2RiHerin . . . 2Äab. Söccf ; Suifc . . . Sem.
SJranbcä; ©opljie . . . Sem. 9tütfd).
84. Saticrt: Hamburg, b. 23. l'luguft 1785: 2In £crrn $fflanb, berühmten
©djaufpielcr gegentu. in §annobcr, borljanbcn auf 'i&atft. $of= unb Staat»»
bibliotfjcf, 3Ründ)en: Stfr. 30 in 6gm. 4830, bem berühmten SalbcrgfobcE.
85. fiebrün, ^aljrbud) für Sweater ©. 138.
86. 2Wannfjeimer Sitten: Sit. A I, 2 9lr. 5; teilmcife abgebrudt bei Äofffa,
Sfflanb unb Salberg ©. 19 f.
2. $ran»e* Her Zfjeaterfadnuann nodj feinen Xfteaterftütfen.
Saß ©cfamtergebniß für bie Betrachtung beß Sd)aufpielerß %otyxxm
(^riftian Branbeß auß ber Überlieferung ift biß jefct eine mein; allgemeine
Kenntnis über ib,n. Befonbereß unb einzelnes !ann erft bie folgenbe (Sr=
örterung bringen; bartn ift ber SBerfuä) getnad)t, auö Sranbeß' 2Ber!en
genauere Äenntniß über fein eigenes fd)aufpielertfd)eö SBirfen alß über bie
Orariß ber 6d)aufpielfunft feiner Qcit * m allgemeinen ju erhalten, ©ß
fotrnnt alfo barauf an, auß biefeß Cannes (Sdjaufpielen baß Spiel beß
einzelnen ftarftcllerß fjerauöjufdjälen.
Unnu'IIfürlid) richtet ftd) baß Stugenmer! junädjft auf bie Spielans
toeifungen. „S)ie Büfmenanroeifungen eines ®id)terß bilben ,(gleid)oiel, ob
baö ©tücf jur 2Iuffüf)rung beftintmt war ober niä)t) einen ©rabmeffer für
bie £f)eater[ä)ulung fetner ^^antofie. 3fn i^nen fpiegelt fid) aber aud)
ba§ Sweater fetner Seit felbft; bie 3umutungen, bie ber Sid)ter an eine
Sluffiujrung $u fteHen roagt ober ju fteUen oer^tet, finb ©renjfteine für
bie ßeifhtngßfätngfeit beß SCfjeaterß unb ber (Sajaufpielfunft" 1 *) — in biefetn
5£)oppclftnne erfd)eint Suliuß'^ßeterfen bie Betrachtung ber ©ptelanroeifungen
fruchtbar; unb er Ijat ben praftifd)en Bemeis bafür burd) feine fel)r grünb»
Iid> Arbeit „<5$\\lei unb bie Büfjne" erbracht.
*) Sie 9lnmer!ungen au biefem Zeil finb bon S. 87 an aufgeaeidjnei.
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2ln folgenbe brei Slbrejfen, bie aucf) spcterfen in ber Einleitung ju
feiner Slrbeit formuliert, finb bie Süfjnenanroeifungen gerichtet: 1. an ben
cinjelnen ftarfteHer, 2. an bie Sülme mit allen ifjrcn Mitteln (Sftegiffcur,
S)efoTateur, SHcquifiteur, 9Jiafa)inenmeifter), 3. an bas Spublifum.
$ür unö fornmen in ber £auptfacf)e nur bie für baö ©injclfpiel gültigen
Hnrocifungen in Betraft, 2lnroeifungen, wie fie £iberot aua) von bem
®itt;ter, ber feine Stücfe nierjt oorftellen läfct, ©erlangt; benn „ift es niajt
• für ben ßefer ein Vergnügen mein", wenn er ficfjt, wie fict) ber 3Mcf)ter felbft
baö Spiel babei oorgeftettt f)at?" 2 2)en Äomöbianten aber will $iberot,
wenn er bie Pantomime babeifajreibt, fagen: „So beclamire ia), fo (teilte
fia) mein« ©inbilbungäfraft unter ber 3lrbeit bie Saa;e oor."
„$ür baö Xrjeater ju ftt/reiben ift ein Getier, baß man fennen foH
unb will, ein Xafent, baß man befifcen mufe", fagt ©oettye gu ©efermann.
9ln ben Spielanroeifungen wirb man biefeö Talent aunäcr)fl erfennen.
einzigartig fjat Sf)afefpeare eö oerftanben, ben gefamten Sa>ufpiel=
tept ber $arfteüungöfunft munbgerea)t ju madjen. ©in Sfjafefpcareftücf
nennt ©eroinuS „eine 3ci^nung ofme garbe; c§ oerfjält ftd) ju ber $ar*
ftcDung roie ein Dperntert }ur mufifaliferjen 2luöfuf)rung". Sfjafefpearc ift
Don £aufe au$ felbft Scfjaufpieler. SJioltere, beffen ©ebicfjte für bie Scf)au=
fpielfunft ben befonberen Söert fjaben, „baff alle ir)r^ ©eftalten im ©eifte
beö $>iä)terS aucf) fa>n fünftlerifcf) ausgeführt finb, bajj ber Scfjaufpieter
lauter burdjgefpielte Men oorftnbet", 8 ift ein Sajaufpieler. Sfjafefpearc
unb 9Mi£re Ijabcn ifjre Stüde nict)t nur mit bicr)tcrifcf)em ©eifte gezeugt,
fonbern aud) mit fa>aufpielerifa)em Talente gefa>ffen — roaö fict) bei beiben
nicfjt an ben Spielanroeifungen, beren fie wenige geben, jeigt. 91idr>t nur
in ben bireften Spielanroeifungeu, aua) in ber ganjen Einlage ber Stüde,
iljrer Spraye, in ber Befcrjaffenljeit unb $urcbfnf)rung ber (Sfjarafterc unb
Situationen, in bem regten unb günfttgen Stuönufcen ber tatfäd)licf)en
93ür)nent>etrr)örtniffc erferjeint ba§ fa>ufpielerifa;c Äönnen unb SSerftefjen Oes
SBerfafferS. ©ö gilt ju beantworten, ir»elcr)e gorberungen finb an bie Äunft
ber SKcnfcfjenbarftelluug gefteUt, roela)e Littel oorauSgefefct, roie unb rooju
angeroenbet. «Der <pulöfcr)lag beö fa>iufpielerifcf)cn SSlutes, ber in Sdjau--
fpielerftücfcn befonberS fcfjlägt, roiH gehört unb oerftanben — ober ber blojj
äufjerliaje fa;aufpielerifa)e Sedmifcr unb 9ttacr)cr roiH entbeeft unb blofegeftcHt
fein ; in jebem ^atte roirb ein Sauftetn jur ©cfd)icr)tc ber Sdjaufpielfunft
r) erbeigetragen.
2Bir befdjäftigen un§ mit SranbeS. 9Jtel)r als äroanjig Stücfe 4 f)at
btefer fleißige Slutor oerfa|t. 9?id>t alle finb mir befannt geworben ; alle
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aber, welche aufstöbern waren, finb auf if)re fa>ufpielerifcf)c IQualität
Ijin burcf)geprüft worben.
2Bir aalten jitnätt)ft auf bie Spielanweifungcn. Sie oerraten, ob
unb welajc £onfärbungcn, welche ©ebärben, ^Bewegungen unb Stellungen
ber Sdjaufpieler 33ranbcs lannte unb angewenbet wiffen wollte.
Die 2lnwcifungen beS SranbeS finb nia)t im Sinne oon Diberot 5
für ben fiefer ju feinem ©rgöfccn ober beffercn Söerftänbnis gegeben; fo=
genannte „nooelliftifcbe" u finb unter ben fein* jatjlreictjen 2lnweifungcn ber
33ranbeSfd)en Stüde eine Seltenheit, ©rofnnann, aud) Sa;aufpicler uud
©d&aufpielbicfjter, ergöfct in feinem „9cia;t mefjr als fed)S Sajüffeln" ben
Scfer bura) fzenifa)e 23emerfungen wie II, 7: „ßarmin! lajj boa> $u, bafe
ber ßicutnant l)icr blafj werben fönne", ober in berfelben Szene: „2BU=
belmine wirb wiffen einen Untcrfdncb in ben Verbeugungen gegen bie
Äammerfjerrn unb ben Sieutnant 5U machen, benn idj wills it)r nur ftccfen:
fie ift in ben Sieutnant oerltebt." Unb ftnb ^nfjalt unb $orm bicfer 33e=
merfungen aud) nidjt nur oon ber 9tücffid)tnafmte auf baS lefenbc ^ßublifum
geprägt, fo finb cS boa) jebenfalls feine reinlichen Slnweifungen für baS
Spiel. Säjlagenb aber für ©rofjmannS 9lrt, Spielanweifungen ju geben,
ift bie 33emerfung, welche er ju ber Slnwcifung „crrötfKnb" 7 fefct: „3$ weift
wof)l, bafc baS ©rrötcn unb ©rblaffcn wegen beS einmal aufgelegten ßarminS,
nicrjt mof)l 31t machen ift; aud) foH es ber S<$aufpicler nid)t madjen, fonbern
ber 3wfcba u cr foH es nur ferjen, bcffen Sad)e es ift: nid)t zu fef)cn, unb
bocf) 51t glauben." ©roftmann gibt fncrmit eine Slnmetfung, oon ber er
oon oornberein weijj: fie ift unausführbar, er richtet fie an ben ßefer.
Slnbercrfcits finb aud) bie Slnweifungen beö SSranbeS fcincSwegS fo
befdjaffen, bafc fie bem Sajaufpieler bireft unb genau baS Spiel bezeichnen.
Sei $tiebrid) fiubwig Sajröber fjci^t es im Suftfpicl : „Der ^äljnbriay'
III, 6: „gebt unmutig auf unb ab, wirb jerftreut, unb oerliert auf einmal
bic Erinnerung an ben $äf)nbrtd). Unter ber SBemüljung, bie oerlorene
3bec mieberjufinben, fällt er oon einer auf bie anbcrc, bis er baS SBiHet an
ben ^äbnbridj finbet, fia; feines SBerbruffeS erinnert, unb wütljcnb auf unb
abgefmt." Sdjröber bemerft nod) ba^u : „idj fdjreibe bem Sdjaufpicler !cine
^bcenfolge oor, er mufj fte felbft finben, wenn ftc toaljr fein foH" ; für baß
Spiel fagt er nur : ber Sdjaufpieler „fucfje fo ungezwungen oon einer Sadje
jur anberen überzugeben, bafj ber 3"fd)Auer ferjen fann, wie er auf jebe
Sfbee fommt." 8 Die DarftellungSmittel überlädt Sajröber alfo bem einzelnen
Spieler. Solches bat SöranbeS mit Sdjröber gemein. Denn er weift nur
an, was er auSgebrücft fiaben w \ü f inbem er bie Littel bazu, baS 2Bie wof)l
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als gewöjnlicj unb üblidj oorauöfefct. 9ln bcn Scjaufpicler bireft gerietet
ift oon 23ranbcs eine 2lnweifung in feinen „ftomöbianten oon Cuirles
quitfay';" er warnt oor Übertreibung, öemifj, ftüiftifa) genommen jaben
bie 5lnweifungen aua) bei S3ranbes jäufig genug nooettiftifdjen 3lnftria);
benn ^elatio- unb Slaufalfäfce finb feine Seltenheit 5. 23. : „welche bie testen
Sieben mit angehört l;at" ober „ba er fiejt, baß" u. ä. ; ja man fönnte bajin
fommen, fie auej ijrcm ^;nt)alte naej als „nooeHtfttfdje" 311 fennjeiejuen
unb in unferem 3 u T ammcn ^ an 9 c 3 U oermerfen. 3dj glaube aber bodj,
Söranbes r)at foldjc 33emerfungcn niejt für ben Sefer, fonbern für ben Sdjaus
fpieler jingefefct. Gr wenbet fiel) an ben Scjaufpielcr, als ob er fagte:
bu mußt auf irgenb eine 2lrt ju er!ennen geben, baß bu bie 9teben ber
fpredjenben SJkrfonen oernimmft unb umgefejrt foll „ojne ju bemerfen . . .
ju jören" jeißen: bu mußt Seilnajmlofigfeit jeigen.
33ranbes erinnert in biefer SBejietmng an ^iojann (Sjriftian Ärüger
($)er blinbe ©jemann) ober an bie oon ©fjof überfefcte SJtutterfcfmle beö
9)?arioaur. 9lucj jicr finben ficj feine 2lnmeifungen, bie nidjt bem Sdjau;
fpieler etwas geben.
$m brüten 23anbe feiner gefammelten Söerfe im SJorberidjt 10 fpridjt
fidj 23ranbes über bie jwei Birten oon Sdjaufpielern, ben ernftjaften unb ben
fomifcjen, auö: „fter ernftjaftc Sdjaufpieler bringt bcn bem 33iemoriren
eines SdjaufpielS tief in bie (Seele feines £idjterS, fue^t bie fleinften 3JJotiocn
auf, warum er fo unb niejt anberS gebaut jat, madjt fidj naej unb naej
baS ©an^e eigen, tritt in bie Stelle beö SöcrfafferS, jebt jebe Scjönjcit in
feiner SRoHe mit Sorgfalt jerauS, fetylüpft über leere Stellen feines DriginalS
mit einer bewunberungSwürbigen £cidjtigfeit jin, weiß jeben $ejler gefcjicft
jit oerfteefen, unb fogar eingefdjlidjenen Unfinn im Xert, burd) feine flunft
in ber SJcflamation, unb einer fleinen SBenbung in ber SBortfügung in
STCcnfdjenocrftanb $u oerwanbcln. Äurj, ber gute Sdjaufpicler ift oer--
mögenb, burdj bie 3auberfraft feiner DarfteHung, einem nur mittelmäßigen
©cjcutfpiele ben lauteften Wenfall 311 erwerben"; anbererfeits „ber fomifcje
Sdjnufpicler bat fdjon ein begrän^tercö ftclb, ginn Söortjeilc feines SlutorS
ju wirfen. Gr jat eine Sinie, bie er nie überdrehen barf, wenn er feiner
Mc niebt fdjaben, unb ftatt SBenfaH nid)t Unwillen erregen will; er muß
bie S8orfcr)rift beö forreften fomifcjcn SMcjtcrS gerabe als ein ©efefc bc-
trauten, beffen gcringftc Übertretung unücrjjeijliaV 33cleibigung ift; er muß
in bem ibm oorgejcicjneten ©jarafter nia)t einen spuntt oermifcfjcn, noef)
oiel weniger jinäufefeen, wenn er nidjt feinen 9lutor oerpfufdjen will . . ."
59ci minberwertigen Arbeiten fei er nidjt fo beengt, „es wirb für ijn in
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biefem galle oerbienftlieh, fogar Pflicht, Dcn f aDcn Slutor burä) feinen eigenen
a« oerbeffern, matt gezeichnete tyaxaltcxc bura) feine Äunft auöju^
mahlen, auffaHenber barjufteUen . . . $abei möge et fia) aber cor Uber*
treibung h"ten, bafj er nicht in „93erbefferungSfucht" oerfaße in bem Stücl
eines „forreften Sichters, ber bereits jeben (Sharafter bis tut äufeerften
©renje ber 2Saf)rföeinlia)feit herausgehoben, unb fein ©cmälbe bis auf ben
feinften $unft einer £inie ooUenbet hat/' ftiefe 2luSlaffungen bes 33ranbeS
werben noä) beS öfteren heranziehen fein; rjkt fei hervorgehoben : bas
ftarfe betonen ber Sebeutung beS SlutorS. ©cfjon aus oen ftritifen ent*
nahmen mir, bafj SöranbeS bei feinen Sarftettungcn mögtichft ben biehterifchen
Intentionen gefolgt ift. ebenfalls hier in ber %t)toxk ruft er ben ©ä)au=
fpieler aur Beachtung beS Tutors, jum ernfthaften, bring[ia>en SScrfcnlen in
fein SBoIIen unb Äönnen auf. u Slnbererfeits fennt SranbeS wie fein jnicitcr
bie 3Jlaa;t beS ©ajaufpielerS, meifj, raie biefer bura) Übertreibung bem
Stutor fajaben, roie er aber auch ÖUÖ eigener Straft unb pUe nüfcen lann.
S8on bem 5Reä)t beS Tutors unb oon ber 9Jia<r)t bes 3<haufpicler§ überaeugt,
wirb SranbeS, ber Hutor unb ©d)aufpieler, in feinen ©tücfen beiben gerecht
6r gibt 2tnn>eifungcn uberall, roo es ihm als 2tutor au feinem rechten SSer^
ftänbnis nötig erfcheint, unb benft babei an ben SarftcUer, ben er burä) fic
in feinem ©piel unterftäfcen nu'IL
9luS obiger Gerung fönntc man folgern, baj? 33ranbeS in ben ©ä)aus
unb Srauerfpielen roeniger freigebig mit Slnroeifungen fei als in feinen 2uft=
fpielen ; aber bas ift nicht ber $aü*. 3n <*Hen Gattungen feiner SBerfe ftnb
reichlich oiele unb ftets bühnengemäfje 2lnroeifungen oorhanben. ©ine ge=
trennte 33ef)anblung ber Slnmeifungen aus ben £rauer= unb berer aus ben
Suftfpielen hotte fein befonbereS Ergebnis, ^ebenfalls ift erroiefen, ber
©chaufpieler SöranbeS t)at bei feinem ganjen f dt>r iftfteEer i f dt)c n %m\
ein fräftig beftimmcnbeS SSort mitgefproäjen, was anglcid) ben ©tauben unb
bie Hoffnung beftärft, ben Sarftefler SranbeS- bura) Betrachtung feiner
Stüde, im befonberen junäcr)ft ber barin bcfmblichcn faenarifchen 58cmer=
hingen mirfltch unD biü ins einzelne fennen au lernen.
BranbeS ift feiner SluSbilbung nach als ©fhoffchüler au beaeichnen. ©r
fpricht in feiner ©clbftbiographie banon. SDicfc umfangreiche ©teile foÜ
hier ihrer roeittragenben allgemeinen 2Bid)tigfeit wegen roie auch, weil ^ re
Beurteilung burch £anS föcorient in feinem Such über ©chönemann 12 In
biefem 3ufammenhanae eine SBemerfung erfjeifcht, wörtlich mitgeteilt werben.
BranbeS berichtet 13 über feinen Anfang bei ©chönemann. 3Racr) feiner
üufnafmte fei er oon ©chönemann an „einige ber beften Äünftler bei feinem
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Sweater" jur SluSbilbung oerwicfcn worben, allein biefe f)ätten leine 3eit
ober Suft jur bornenootten 2lnfängerausbilbung gehabt — wafjrfajeinlia)
eben weit tynen bie Scf>önemannfa)e 9Jietf)obe, Anfänger aushüben, ju
langweilig unb gierig war. 33ranbeS fäfjrt fort: „(Snblicf) traten ein $aar
anbre Männer auf, bie fia; beö neuen Sewings erbarmten. $cr Xf)eater=
meifter — weiter gemeiniglid), über alle Sa)aufpiele unb beren SSorftettungen,
fein Äennerurt^eil ju fällen pflegte, unb nur feiten eins otjne £abel bura>
fdjlüpfen liefe -- übernahm meinen llnterricrjt in ber fteflamation ; unb ber
SaUctmeifter, weld>er auf mafylerifa> ©eften, Slttibüten, ©nippen u. bgl. fein
2tugenmer! richtete, erbot fia) ju meiner SBilbung in ber törperli<f>en Serebs
famfeit. ^ener unterftria}, in ben mir jugetljeilten Sollen, bie Hauptwörter,
worauf ia; Slccent legen füllte ; lehrte mia), wie ia) naa; bem Seifpiele beS
großen Äünftler« SfTwf — ber ein SKitglieb biefer ©efellfd)aft war — oon
3eit ju 3eit bie Stimme fjeben unb finfen laffen, bei welchen Stellen ia;
©leiajgültigfeit ober S^eilnafnne, SRitleib, 3ärtlitt;feit u. f. w. äuffem; bei
welken itf> unwillig, jornig werben ober gar wütfien foHte ; welche ©efidjter
id> bei Filterungen pon $urtf)t, Hoffnung Siebe, £afj, SSerjweiflung, furj,
beim 2luöbrud) aller möglichen ©mpfinbungen unb 2eibenfa)aftcn, madjen
müfjte; ber SaHetmeifter hingegen unterrichtete mia), meinen Äörper mit
2tnftanb ju tragen, unb Hänbe unb güjje gehörig $u gebrauten, um bem
was id) 51t fagen fjättc, 9lac£>brucf unb ©rajie $u geben. 3- 33- $ritt$cil
beS ©efiajtö muffe allemal gegen ben 2ftitfpietcnben unb jmei $Drtttf)eiI gegen
bie 3ufc&Qwcr gerietet fenn; ben Hebung ber regten £anb, müffe ber Iin!e
$ufj unb ben Hebung ber linfen £anb müffe ber redjte $ufj oorgefefct werben ;
ben einer folgen Bewegung ber £änbe müffe fitf> erft ber obere £f)eil beS
9lrmS r»om Äörper löfen, bis ju einer gleiten Sinie langfam ergeben, unb
bann in ber SDJitte fanft biegen ; hierauf würbe ber. untere Sljeil, unb enblia)
bie £anb in Bewegung gefegt, wcla)e nun, mit leiajt gefenften Ringern,
ben 3lnr)alt beS oorjutragenben Wertes anbeuten müffe — biefj nannte er
eine Sdjlangenlinie, ober aud) wellenförmige Bewegung. 3 u 9^ e ^ mu ff e
fidj baS 3luge allemal nad) ber Seite, wo bie £anb tf)ätig wäre, fjuts
lenfen u. f. w. $dj war äufferft Ief)rbegierig, naf)m jeben Unterrid)t, r>ou*
Vertrauen auf bie tiefen Äunftfenntniffe biefer Männer, of)ne SBiberfprudj
an, unb befolgte ifjn pünftlidj. SBela)' eine Äarrifatur aus mir würbe, wirb
bie $olge leljren." 33ranbeS berietet weiter, wie er aisbann in „ßäfarS
£ob" von SSoltairc als „erfter Börner" burdj rein äufjertiüjcS ÜNadjäffen oon
©fbofs Spredjweife unb medjanifdjer Befolgung obiger SRegeln clenben S<$iff=
brud) litt. $er 3ufammenf)ang täfjt feine Unterfudmng barüber ob
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unb rote bie fogenannte „Sa)önemannfd)e Sajule" im allgemeinen roirfte. 1 *
Säfet man aber, roie Dcorient, bie oon Branbeß mitgeteilte Schulung, roenn
audj nur als eine Unterroeifung in „erften, äuf$erlia)cn, mccfjanifajcn fingen''
gelten, fo fefje id) nitr)t ein, roeSfjalb „größtenteils" 33ranbco bie Sdwlb
an irjrer unglücf feiigen SSirfung treffen foU. 15 Der gluü) trifft bie 3)ietf)obe,
nad) allgemein feftgefefcten Regeln einen Anfänger Ijeranbilben ju wollen,
ofjne fein Snbioibuum, feine mangelnbe natürliche Begabung $u berücffid)=
tigen. 3ubem gälten biefelben Regeln, uon einem anberen roörtlid) befolgt,
benfelben ©inbruef beß „lädjerlid)en unb f)äjjlia;en" f)croorgcrufcn. £an3
Deorients SBegrünbung, bafc 23ranbeö „felbft ot)nc bie notroenbige natürlidje
93egabung, ftatt beffen aber r>oQ felbftgefäUigem (Sigenbünfel geroefen ju fein
fcfjeint", ift an fid) einfeitig, roeil fie bie ©efafjr ber 2JIetf)obe nidjt genügenb
betont, f)infia;tlid> bcö ©igcnbünfels r>on 23ranbeö fogat trüger i ja). lü Diefe
9luöbilbung beS SranbeS, biefe — roie Gffjof fie nannte — „©rammatif
ber Scrjaufpiclfunft", „auf ber fid) bie eigentliche Grjiefmng jum ftünftlcr
erft aufjubauen tyatte", betont befouberö ftarf bas SBirfen mit ber Stimme.
©ff)of, ben 33ater unferer Stt)aufpielfunft, rüljmen bie 3citgenoffen als
erften 5Jtenfd)enbarftcIIcr; bas foll r)eif?cn: er roar ber erfte, ber bie Sd)au=
fpielfunft nia)t meljr als fjofjler Deflamator unb franjöficrenbcr Äaoalier mit
Sftobeberocgungen ooD gezierter Stunblid^ unb angelernter Söofjlanftanbigfeit
ofjne 9totur unb 6r)arafter betrieb, fonbern ber fein 3$ für bie DarftcDung
ber bid)terifd)en <ßerfon einfette, in iljrcm ©eift unb Äörper fprad) unb ftdj
beroegte. ©ein Organ unb feineSttmme aber roar (SffjofS £>auptroerfjeug
bafür.
2luf biefen ©ffjof oerroeift ben 33ranbeS feine erfte 3lusbilbung; ©Kjof
ift ber Steiftet, ber bem jungen Anfänger SBranbeö juerft nafje fommt, er
wirb ba^cr für ifm „ber £clb, bem er bie SSege jum DIrmrp fitt) nad>
arbeitet". 9Iud) Sranbeö Ijat oon jerjer unb immer feiner (stimme, ber
Spreefjtoeife oiel anoertraut. Diejenigen Hnroeifungen, roeldje ber Stimme
be§ Darfteflerö gebieten wollen, ftefjen ber 3af)l nad) an eufter Stelle. %n
Stücfen ber fertiger unb fiebriger $af)« roie „Der Schein betrügt", „Der
©raf oon Dlöbadj", „£rau fa)au roem", „Dlioie", „Die ÜJtebiceer" u. a.
finb fic häufiger als in fola>n ber adliger Sabre roie „Stapel", „llnbcfonnen=
fjeit unb Srrtljum". ©S erroeeft ben Slnfdjcin, als ob in feinem fpäteren
unb legten Staffen ber Sfl>ufpielcr nidjt fo regen Anteil baran ge=
nommen Ijätte.
$n ben Hnroeifungen fennt SranbeS $arbe, Stärfc, £öf)e beS SoneS,
er roei| aud) oon ber SBirfung, welche ein ocrfd)tebene8 Scmpo beö Spreckens
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heroorbrtngt. So finbcn ficf) Slnroeifungen für bie Stärfe ber
Stimme
tüte: mit fcb>adjer Stimme; mit ftarfcr Stimme, mit gebämpftcr Stimme;
rufenb; )d)tfyt;
für eine oerfdiiebene ^ ö f> c :
„läijt nad) unb nad) ben Xon finfen" (Unbcfonnciü)cit unb $rrthum),
„mit finfenber Stimme"; „mit rauher unb geiferet Stimme";
für ein g e ro i f f e S Sprechtempo:
fpridjt gan^ langfam; fprirfjt abgebrochen; fd)nett; b^aftig; ^ig; ergreift
munter baä SSort;
für mannigfache Sonfärbung:
mit oerftentem Sprachton; in feinem natürlichen Spradjton; in einem
„ernfteu" ober „raupen" ober „feften £on"; in einem „fdjeraenben"
ober „fünften" ober „errocichcnbcn 2on" ; baju in einem „beruhigten",
„furchtfamen", „fpötiifchen Xon".
hierher gehören ferner alle jene Stmueifungen, bie fid) suglcid) aud)
an bie mimifd)cn 2luöbrucf£mittel roenben, meld)e in ber %ovm eines ein=
fachen 9lbt>erbium3, eines mit einer ^räpofition jufammengefefcten 3ubftan=
tiüumS ober niedrerer 2lboerbia unb niederer Subftantioa „ben Seelen«
juftanb unb bie Stimmung, auö benen ber ®efamtausbrucf heroorgetjt", 17
djarafterifteren. $u 21 Stücfen finb mcfjr als 80 »erfcfjiebener einfacher
Stboerbia biefer 9lrt gejault morben. $)amit bleibt Branbefi erheblich f)i ntcr
SdjiUer äitrücf, bei bem ^ßeterfen mehr alö 150 fold)er 3tbnerbia gejäfjlt
fjat. ©in gemeinfameä SÖcerfmal geigen bie 80 auö ben Slnroeifungen ge*
fonberten 2lboerbia nid)t. 2tm häufigften fommen t>or: erfd)rocfen; ernft=
, f)aft; erftaunt; betroffen; gerührt; lebhaft. SranbeS fennt oerfd)iebene
©rabe ber einzelnen Eonfarben, benn er fd&reibt oor: „etwas unruhig'',
fjatb unrofllig, ganj betäubt, äufjerft erfchroefen, innigft gerüfjrt.
9Jtit ^ßräpofitionen jufammengefefcte Subftantioa obiger 3lrt fhtben fid)
nur ocreingelt roie: mit 9tad)brucf, mit 2öef)mut, mit ©rftaunen, mit SSers
nmnberung, mit Seflemmung, mit 3 roan 9/ m & einiger ©mpfuiblidjfeit.
£)urd) bie 3Jtifcf>ungen oerfd)iebener formen follen, roie quo; ^ßeterfen
^eroorfjebt, bie feineren £onnüancen beftimmt roerben. @8 finben fid) biefer
SIrt bei SSranbeS:
mehrere 2tbr>erbta:
feurig nnb entgürft; roeinerlidj unb bertrauliaj
äärtrich unb empfinblich; feljr ftola unb froftig;
fanft unb gerügt; ängftlid) unb bringenb;
reife unb berfdiämt; eilig unb cmgftlicf);
laut unb berbrüfelich; gefegt unb nach unb nach heftig.
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21 b o e r b i a unb Subftantioa:
langfam unb mit bcr äußerten SBefmtut; ctlnaS frener unb mit SBärme;
plöfeltcb unb ooHer Särtlidjfeit;
mehrere Subftantioa:
mit #erad)tung unb einigem Unwillen;
2tbj eftiüa unb Subftantioa:
mit einer angenommenen ©kicfygtltigfeitt ; mit einer angenommenen
(frnpfinblidjfcit; mit tocrbiffencr SBut; mit bem tüusbriuf bei tieften
(©djmer^eS.
$iefe lefcte 2ifte, bie nalje an Söollftänbigfctt grenzt, tft ganj bebeutenb
{leiner als bic oon ^eterfen für SdjiKer aufgeftellte / bie jubem nur „einige
groben" mitteilt. SefonberS feiten, pöUig ocreinjclt ftefjcn biefe 2lnwei:
fungen in ben Stücfcn bcr f »eiteren 3eit, ein neuer 33eweiö, baß bei biefen
bes 23ranbeS fdjaufpielerifttjer Sinn weniger beteiligt war. 3 e 'Ö en D * c
Scf)illerf<r)en 3Inweifungen biefer 3lrt burdjauö eigene Prägung, bie 99ranbeS=
ferjen Iaffen eigenes, befonbereS oermiffen. SBentgftenS fjat ein SSergleict) mit
ben beflamatorifcfjen Slnweifungen in ©rojjmannfä)en unb Sd^röberfd^en
Stücfcn beroiefen, ba| r)ier bie gleichen Xonfärbungen oerlangt werben, bafj
n)ir fjier alfo bodj me^r als bei Sdnller oor uns rjaben, was mir fuct)en:
baS tnpifer) Sd>aufpielerifcr)e. %k juerft aufgeführten Slnroeifungen freilict),
in benen bireft auf ben Xon ober auf bte Stimme Skjug genommen roirb,
alfo bie nur ober rein beflamatorifcrjen Slnroeifungen fonnten bei ©rofemann
unb Sdn-öbcr nur ganj oereinjelt entbeeft werben, ßeffing in feiner Sara,
bie jwölf t>erfcr)iebenc aboerbiclle Xonanrocifungen aufroeift, t)at feine einige
biefer 3lrt angeroenbet. £ier ergibt fidj alfo für SBranbeS eine S3efonberr)ett,
bie ben allgemeinen Scfjluf? aulä^t : ber @ff)off(r)üler Sranbes l)at jur
2Iccnfcf)enbarfteIIung bie Stimme in ^eroonagenben Slnfprudj genommen.
Srgenb eine ausbrucflia> SBeoorjugung biefer ober jener Xonfärbung ober
Stimmlage fann nicfjt feftgeftellt werben.
©ine erftaunliaje Sßielfeitigfeit unb (Bewid)tigfeit geroinnen bie feenas
rifdjen Söemertungen bcS SBranbes bem 2tuge unb bem Slicf bes 9ttcnfdjcn
ab. 5iu^crltcr) roirb bem 9lugc feine ©röfce oorgefeftrieben : „maerjt große
Stugen" jum SluSbrucf bes ©rftauncnS ; ober ber ©lanj ber Augäpfel fjat tn
Trauer unb Sdjam ganj ju nerfteefen : „mit nicbcrgefd)lagcnen Slugen".
$ie «Richtung gibt bem SBlicf eine 9tnweifung an wie: „betrachtet ilm",
„fiel)t nacb/', „wirft einen SBlicf auf . . .", „oerbre^t bie 9lugen". S3or
allem ftnbct bic enge ^erfnüpfung beS 33licfeS mit bem ^uftanb ber Seele
ober bes £irnS eines 3Jtenfä)en ftarfc $erücffid)tigung. (Sin vielfaches 3luSs
brwfSoermögcn wirb bem 3luge angetraut: fief)t ilm „mitleibig", „bebenf=
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licfl", „järtlia)" ober „doU 2Befjmut", ja fogar „coli ©ernmnberung unb
$)anfbarfeit" an. Cber es wirb oorgefefjrieben : mit einem „gefüfjlooUen
©lief"; mit einem „forfa)enben ©lief"; mit einem „fajarfen", „brofjenben",
„äroeifelljaften", „betrübten", „ucrfd>ämten", „rüfjrenben" ©lief; „mit gie=
rigen ©liefen" u. a. 2lm meiteften gcf)t baö Verlangen einer Slnroeifung in
ben SJlebicecrn (IV, 7): man bemerft in feinen „©liefen ben lebfjafteften
Äampf siöifc^en oäterliä)er ßiebe unb ^ßflicf)t." $)ie Littel, buref) u>ela)e
ba§ 2luge innere ©orgänge entäufjern fann, finb bie ©nergie unb ©cf)neHigs
feit beö ©licfeS. ©ranbeö brüeft biefc in feinen fjenifcfjcn ©emerfungen
nirgenbs bireft aus. £öd)ftenö liefce fiaj bafür ber öfters oorfommenoe
„ftarre ©lief" anführen. (Sin einmaliges ©orfommniS: 2llberfon, 2. Xeil
II, 7: „blieft einige 2tugenblicfe wehmütig", änbert nichts.
Schiller madjt in biefer ©ejiefmng mit feinen mefjr fmnptomatifajen Sin-
roeifungen, toie j. 8. : „er Ijeftet einen oerroeilenben ©lief auf bie ©anbe"
(Stäuber I, 6); „mijjt ifjn mit einem langen ©lief" (giesfo I, 10); „blieft
forfcfjenb mit roüenben 3lugen im 6aal f)erum" ($ieSfo IV, 10) 18 einen
r»icl fcfjaufpiclerifcljen ©inbruef.
©teilen mir ferner ©ergleiaje mit ©tücfen t>on ©rofjmann, Sa)röber,
©reiner, ©emmingen an, fo finben mir grofje tlnterftrjiebe irjrcr 9lnjar)I unb
i^rcr 9lrt nad). %üx baS Huge, bejro. ben ©lief bes 3)arftcIIerS f)aben Jene
eine oerfdjroinbenb fletne 2ln$al)I Slnroeifungen, unb bann liegt in ifjnen bie
«Richtung, bie Energie ober bie ©cfmeHigfeit bcS ©licfeS bireft auSgebrücft.
@a>n rein äufeerlicf) tritt ber Unterfcr)ieb rjeroor, inbem bie 31nroeifungcn
ber lederen nur mit „ftefjt an ober um", ober „blicft" gebilbet finb.
SefftngS SWife <5axa r)at feine feenarifdje ©emerfung, bie baS 9luge be=
trifft; in feiner ©milia ©atotti finben ftcf) meiere: fo I, 4 „bie Slugen auf
baS ©ilb gerietet"; IV, 7: „blicft nrilb um fidj"; V, 8: ,,nad) einigem
©tiHfa)n)eigen, unter meinem er ben ßörper mit ©ntfefcen unb ©erjroeiflung
betrautet." SBeil bie Iefetfjin erraäfjnten ©ajriftftefler baS Sluge gar nidjt
ober nur feiten in tfjren 31nraeifungen ermähnen, ift nidrt" gefagt, bafj fie
bie Sprache unb baS Spiel ber Slugen für bie ßunft ber 2ttenfcr,enbarftellung
ntd)t fennen. %üt ©ranbeS Ijat aber offenbar baS 31uge feine befonbere unb
oieifagenbe ©ebeutung. 3m 2luge liegt für ©ranbeS eine £auptfraft feiner
©efidjtsmimif.
Hnbere ©efidjtsteile erfdjeinen oon ben Slnmcifungen bagegen ocmaä>
läfftgt. 2Bo unb roie im ©efidjt ber ©inbruef ^eroorgerufen roirb, ber buref)
©orftr)riften roie „mit einer unterfudjenben", „midjtigen", „entgehen unb
anbäcfjtigcn", „befcftfmten" 9D?iene, „mit einer <D?iene ooH ©ertrauen" oer=
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langt wirb, ift aus ben 2lnroeifungen nia)t crfia)tlia). £af$ bei bicfcn oer=
fa)iebenen ÜRicnen roiebcrum bcm 9luge eine beträa)tlia)e s JtoUe jufäUt, er=
fa)eint naa) ber obigen Erörterung als fia)er.
Stirnfalten finb bei 93ranbes nirgenbS angeroiefen. 10 $ie oielen 2Iu§=
brucfmÖglia)feitcn beS 2ftunbeS werben fef)r fpärlia) oerroenbet, nur bie aüer=
elemcntarften „mit offenem SJtunbe" ober „if)m ben üDtunb jufjaltenb" —
alfo mit gefa)loffenem 9Jtunbc finben fia). $en Äopf ober oereinaelte ©e=
fio)tä= ober Äopftetle betreffen^ fommen noa) oor: „mit &opffa)üttdn", „mit
aufgeftüfctem Äopf", „troetnet fia) bie Stirn", worein Sa)röber oor allem
baS 2)ttenenfpicl ocrlcgt roiffen wollte;- 0 „fra&t fia) f)inter ben Cl)ren",
„riecht mit feiner ^afe in ber £uft l^rum".
®eS öfteren micberrjolt fia): „fua)t fein ©efia)t ju oerbergen", was
meift mit ber £anb ober ben beiben $änben ausgeführt werben foU, rote es
benn aua) Ijeifct: „jie^t if)m bie £anb roeg, womit er fein 2lngcfia)t $u oer=
bergen fua)t."
$ie s #erwenbung ber £änbe ober Süfee ift $um Xdl rea)t mannigfad).
„$ie £änbe oorS ©efid)t geftemmt", „fa)lägt fief) mit ber £anb oor ben
ßopf", „mit emporgehobenen gefallenen ^änben", „bie Jpänbe ringenb",
„roinft mit beiben $änben", „mit jitternben $änben", „flopft fid) in bie
£änbc", „flatfa)t aus allen Gräften" — bie übrigen 3lnroeifungen, bie fia)
mit ber ßanb befa)äftigen, finb fonoentionelle SegrüfcungS; unb ©rfcnnt=
lidjteitsformen awifa)en jroei Sßerfonen: „er ergreift ifjrc £anb", „füfjt il)re
$anb" unb jwar „feurig" ober „fef)r ehrerbietig". 2lud) für bie Ringer finb
©eften oorgcfa)rieben : „inbem er mit ben Ringern fd)nippt", allgemein „ein
©d)nippd)cn fcfjlagenb" ober „ben Ringer auf ben 9ftunb legenb". ferner
roeifen bie ocrfa)iebenen 2lrten beS 3 e tQenS : „aufs £erj jeigenb", „aufs Or)r
jeigenb", „auf biefen ober jenen jetgenb" auf eine -Bewegung ber £anb, bejro.
ber Ringer hin. $)er 2lrm roirb genannt: „reid)t ben Slrm", „fällt in feine
3lrme", „ftn!t in feine 2lrme", „umarmt ilm ganj !alt" ober „herjlid)".
©ine rcid)e Unterfd)eibung biefer Bewegungen fällt auf, roie aud) ein
„ftürjt . . .", ein „wirft fid) . . .", „finft ju feinen güfcen" unterfd)ieben
roirb.
2öir finb bei ben menfd)lid)en ^ortbewegungsorganen angelangt, ^n
ben nerfa)iebenften SluSbrucfSroeifcn roirb gehen geforbert: „ger)t ab", „eilt
ab", „lauft auf unb nieber", „fömmt atemlos heroor", „fturjt entgegen",
„fidj ehrerbietig naljernb", „fd)leia)t auf ben &tf)en", „fd)lüpft fort", „roans
fenb", „ger)t t)albfcr)rafenb unb taumelnb". demgegenüber ber ©tiUftanb,
bas 9htl)en: „bleibt ftetjen", „fefct fid)", „ftürat, roirft fid), finft auf einen
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6tuf)l"; „fifct ganj fteif". ©fenfo gibt es ein burd) bie ©nergie bet Sc;
roegung oerfttjiebenes Hufftef)en: „fteljt auf", „fpringt auf, „rietet fid;
auf, „rafft fia) auf.
häufig fer)rt roieber : „fäfjrt $urüd", roomit ein plöfclidjeS unb berbcS
»brüefen ber einen <Jkrfon oon ber anbeten gemeint ift; gemilbert rjcifct
eö : tritt jurücf. ©ine Trennung ber ^erfonen betreffen fonft noa> folgenbe
Slnroeifungen : „reifet fia) los", „roinbet fia; los"; bie oerf)inberte Trennung:
„f)ält aurücf", „f)ält mit ®croalt aurücf". hierbei treten £änbc, pfec uud
ber gefomte Cberförper in Sätigfeit. $en Dbcrförper lenten faenifdje 59e=
merfungen roie: „roenbet ftd> y\" , „roenbet fia) roeg", „umroenbenb" unb
jmar „fta) naajläfeig umroenbenb" unb „bref)t fia) auf einmal f)erum". 2luf
ben ftebraua) beS CberförperS in einzelnen Seilen weifen ftfjliefjlia) noa> I)in :
„jueft bie 2Jdjfel", „fafet it)n ben ben Sdmltern unb roenbet ifjn gegen bie
£f>üre".
©ö ift nid)t anaunefmten, bafe biefe Slufaäfjlung ben Gkbrantf) beö menfa>
licfjen Körpers burd) ben Sdjaufpielcr Sranbeö erfajöpft. (5ö fommen bie
$ällc ^inju, roeldjc ber unroiflfürlidje ©ebraud) biefeß ober jenes ©liebes
r)crbeifür)rt. liefen unroiflfürlidjcn ©ebrauä) bringen einmal bie ju
fpredjenben SSorte, ber £ert beö $id)terS rjeroor ; ober aber burtf> bie £ätig=
teit eines Körperteiles, meldte eine 9lnroeifung oorgefdjricbcn r)at, roirb un=
rcillfürlidj biefer ober jener anbere Körperteil in 9Jtitlcibcnfd)aft gebogen.
SBir finben bei Sranbeö aud) 9lnroeifungen für mehrere Körperteile:
„fie fdjroingt bie £>änbe empor mit einer entjücften unb anbädjtigen 5Hienc",
ober „ftef)t einige Slugenblicfe mie betäubt mit gefalteten #änben unb nieber^
gefangenen 2lugen".
Sßaö foH nun eigentlidj biefe ganje faft äufeerlicfye 9tufaäf)lung ? Sie
bient ba^u, bie Kenntnis oon ben Mitteln ^nr XarfteHungSfunft beö 93ranbeS
$11 erweitern. $at bie gerlegung unD fteftftcUung feines Gfjarafters offene
bart, roas für einen 3Jicnfdjen im allgemeinen er felbft für bie ^l)eaterlauf:
baf)n mitbringt, fo finb mir jefct babei, in ©rfafjrung ju bringen, roomit er
im befonberen baö Spiel jufammeufefet unb formt, o. (sinfiebel, ein ^l)eore=
tifer miß bem ©nbe beS adjtaefjntcn ^lal)rl)unbert6, befiniert bie ScfKiufpicI:
fünft fo : 21 „föie Sa)aufpiclfunft ift bie 2lnrcenbung geiftiger unb förpcrliajer
Kräfte, oennittelft melier ber Sdjaufpieler eine bramatifcf)e Xitfjtung burd;
feine ^ßerfon uerfinnltdjt unb belebt, um felbige burd) Pantomime unb
Spradje, gu einer tl)eatralifd;en $arftellung §u mad)cn." (So ift für bic
Beurteilung jeber fdjaufpielerifd)en Praxis roefentlid), ja ©runbbebinaung,
ju roiffen, roie roirb ber 9)fenfd>, fein Körper unb feine Seele rerroertet.
fttopfletfd), 3obann «fjrtfttan Bmnbe*. 5
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galfö roäre es au glauben, in ber Äunft ber SJcenfchenbarftcUung, roelctjer
ber lebenbige ^Dienfc^ mit ihrem ©ntftet)en äugleict) gegeben ift, märe biefer
SJtenfd) non oornherein unb immer ganj ooUrocrtig benufct roorben. SöieU
mehr ift «8 in unferer Äunft roic bei bet bilbenben Äunft: es ftellt eine fort=
laufenbe @ntroi<flung bar, biß ber 9Renftt) in feiner gülle unb Vielheit auf-
gebraust unb angeroenbet roirb.
Sie Betrachtung ber &rage, roic oerroenbet BranbeS in feinen %nweU
fungen ben menfd)lid>cn Äörper, hat folgenbeS Ergebnis gejeitigt : bie Stimme
ift baS §auptcharafterifierungSmittel, bie ©efichtömimif roirb oom 2luge bc=
ftimmt. SaS beroeifen aua> 2lnroeifungen, meiere augleic^ Stüdtcrt finb,
etroa Scfnlbcrungen, bie eine ^ßerfon von einer anberen gibt, roomit biefer
anberen ihr 3 u f tanö / fy* 21uSfef)en, ifjrc Bewegung oorgefchrieben ift; fo in
bem Srauerfpiel Clioie 22 III, 5: es roirb oon Antonio ein 2öarmf ,nnö=
auSbruct) ber Dliüie mit erlebt; er ruft aus: „9ßas ift baS? SBeleh ein
roilber Xon? 3h r Blitf — wie ftarr!" 9)cit einem £inroeiS auf %on unb
Blid roirb ber oeränberte 3 u ^ n ^ ^eroorgeJ)oben. 3m Berfjältnis ju öcr
9Jtenge ber 2lu§brucfSmögIia)feiten beS menfd)ltchen ©efichtcS erfcfjcint bie ©e=
fichtSmiif jpärlia): Stirn unb 9cafe finben faum Berroenbung.
(Sngel, ber Xfjeoretifer einer fpätcren 3cit, nennt in feiner ^timif 23
als bie fprechenbften Seile bes ©efichtes: „Sluge, 2lugcnbraunen, Stirne,
9)lunb, 9cafc."
BranbeS wpräfentiert eben mit Seffing, ©rofjmann, Brcfener u. a.,
beren 9(nroeifungcn fein 2Kehr, eher noch ein SBeniger in biefer 33ejier)ung
eine ältere Stufe ber Schaufpiclfunft.
'Sie Bewegungen, ©eften, welche Branbcs befiehlt, haben im ganzen
einen tnpifa)en ©harafter. Äeine roiebcrholt fid) fo, bafj man auf eine be*
fonbere Beliebtheit in ihrer 2lnroenbung fchliefjen fönnte. Bielmehr ift ir)rc
HuöroaJjl fcr)r grofc, bie Unterfcheibung fetjr mannigfaltig; man merft, eö
weift ein SJiann aus ber SßrariS mit langjähriger Erfahrung an. 3" feinen
aüererften Stüdcn" fennt BranbcS feineSroegS fo oiele 2lrten beS ©ehenS,
Sid)berocgenS, mirb ber Stimme nod> längft nierjt bie 2luöbrucfsfäf)ig!eit von
fpäter jugerraut. Sin biefe Beobachtung fnüpft fid) ber ©ebante an, BranbeS
habe eine auffteigenbe fchaufpielerifche (Sittwidlung Durchgemacht, was feiner
Begabung ein günftiges 3 eu fl" is auSgefteüt haben würbe — jeboa) oon „ber
SchiPmch", bem erften gröperen Stüde beö BranbeS, an läjjt fia) feine
Gntroicflung uerfolgen. Gö ift baöfelbe (Srgelmis, bas roir aus ber Obers
lieferung, aus ben Äritifen erhielten.
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@§ ftfjlicjjt fid) Die $rage an, in roeldjer SBejic^itng ftefyt nad) bcn 2ln=
meifungen bei Sranbes ©efte unb SSort? »efannt ift öer Unterfcfjieb von
matenben unb auöbrücfenben ©eften unb ©ebärben. ^ene finb bic äußere
Befcfjreibung be§ ©efprod)enen, roelcfie bie üerftanbeömäfjige Slnfdjauung beS
©pred)enbcn ftnbet, biefe ber Sluöbrucf beö Sßorteö, melier unmittelbar aus
bem inneren, bem ©efitf)l be& Spredjenben fommt Sie ©efte fann femer
anftatt beö ©ortcS, ofme feine ^Begleitung, auftreten, ^n biefer ©igenfdjaft
füf)rt fie häufig gcrabeju ba§ ©efprod;ene fort.
3tuö ben 2lnroeifungen be§ SBranbeS belegen mir biefe Slrten mit 58ci=
fpielen :
9)UIenbe ©eften, roic 3. 33. (ein ©d)nippd)en fd)Iagenb), gu ben
SBorten „ber macfjt fia) nid)t fo oiel braus", werben nict)t angeroiefen. Sie
ergeben fia) bem $arfteller von felbft aus bem ju fprcd)enben £ept.
£)ic ©efte erfefct bie 2öorte: fjterrjcr gehören bie gatjtrcitfjeit
gälle, in benen 3eid)en beS BefefjlenS ober SSerbietcns gegeben roerben:
(fliebt tf>r einen SBinf fic^ 31t entfernen) ; (giebt tfjc ein 3eirf)cn Oer;
febroiegen 3U fein) .
häufig fii^rt bie ©efte einen abgebrod)enen ©afc fort, nrie:
„Unfinnger! fprtd) ober — (bic ßanb an bcn Segen Icgenb) ober „%a
nun muß icf) iuof)I quittiren, aber — (ben gtngcr auf ben SKunb
Saltenb).
$urbiebas2BortbegIeitenbe©efte,bi« bem ©efprod)cnen
eine oerftärfte SBirfung gibt, feien als be$cid)ncnbe 33eifpiele aufgejagt:
(fdjlägt fid) mit ber öaub Oor ben Äopf) ,,2lb/' [ClSbadj; IV, 7];
(flopft fjoeb, in bic £>änbe) „0 bu ifjeuerfteä IjimmlifdjeS — bu ©ngcl
oon einem SBeibc [.«pageftofäc ; III, 5] ;
(lädielnb bic ?fd)fcl autfenb) ,,^d) &>t &IM beneiben?" [Ottilie; I, 4] ;
(fid) mit bcijbcn £änben ba3 ®cfid)t beberfenb) „3dj Unfiuniger" [2Ba$
bem (Jincn red)t ift ; III, 8];
(fnict nieber) su tljren güfecn, £crr befdjtüöre id) fic — [ganntj] ;
„^tmmlifd} SBeib! moburd) fann id) fo oiel Siebe ernnbern?" (er roirft
fid} au ifiren Süßen) [öodiacitfcocr; V, 7];
„lafj mid) bid) etotg befifcen!" (fie fdjtuingt bie £änbe mit einer ent»
3Ücften unb anbädjtigen STCicnc emOor) [DI»badj; V, 2].
SBir fommen ju bem Stfjlujj: S3ranbes oertritt eine Sd)aufpielfunft,
meldte oon ber Söebeutung ber ©efte roeifj. ©r oerroenbet bie d)arafteriftifd)c
©<fte, niajt bie, meldte 00m ©efefc ber ©djönfieit unb 2Bof)Ianftänbigfcit bif;
tiert wirb, ift alfo ber ©ef<f)raubtf>eit ber Sd;öncm<mnftf)cn Schule mit iljrcn
^anjmeifterbercegungen entwarfen. Grfjof r)at nid)t umfonft oor SöranbeS
gcroirft.
©efjen mir jum ^Serglcid) in $rügerfd)c Stüde, „ber blinbe ©tjemann"
5*
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ober „bie ÄanbiDaten'V* f° werben wir 3lnweifungen obiger 9lrt ©ergeben©
fud)en. 311 ber 3eit finb eben bie ©eften oon oom^rein oom abfoluten
©d)önf)ctt$g€fefe feftgelegt. 21nbererfeitS laffen bie ©eften bei Sranbeö bie
93tclfeittgicit unb bie Scbeutung, bie wir bei benen ber Sfflanbfdjcn 3tüefc
benierfen, oermiffen. ^m Sllmanad) für baö Xtjeater 2 " fajreibt ^fftanb :
„©ebilbetc 3ufd)auer fud)en in allem, was cor i^ren 3lugen auf ber 93ürjne
gefcf>ief)t, 3wecf unb 23eftimnu)eit ... 3n Scenen oon ©emidjt gdten
©abritte für ©ebanfen ... ©in auSgeftredter 9trm, bte Bewegung ber
ßanb — ein aufgehobener Ringer — fann fetjr S3ebeutenbe§ unb entfa)ei=
benbeö beaeid)nen, wenn biefe S«clenfprad)c oon jemanb, ber fie nid)t mifj=
brauet, im gcltenben 3tugcnblicf oon einem anbern, ber fie aufzunehmen
weife, oerwentet wirb." Daß $eer oon 3tegicbemerrungcn in SfffonbS
6tütfcn ift bie praftifdje 2tnwenbung obiger 9infia)t. 3 m befonberen gibt
Sfflanb ben längeren Monologen bttrd) bie mimifdjen Seigaben ber 3a^au=
fpielfunft irjw Söirhing.
Die 33ctracr)tung ber Monologe ift für bie ftrage bcö ^errjältniffeS oon
©efte unb 3Bort fef)r fruchtbar.
Die Monologe 27 finb in Sranbeöfdjcn Stücfen jafjlreicf» oorr)anben.
SBir achten in btefem 3ufammenl)anfl auf baö 3d)aufpielcrifd)e in biefen
oclbftgefprädjen. ©in guter Xcil ber Monologe (in „W\% $annu" oon oter=
Sdin brei, in ^(Sonftangie oon Dctmolb" oon jwölf fogar ad)t, in
„Dltoie" oon ad)t oier, im „liebreidjen ©bemann" oon jroölf jie&en)
baben überhaupt feine Spielan weifungen. Sonft jeigen bw ben Monologen
beigegebenen 9iegiebcmerfungen auffaHenb wenig 9J?annigfaltigfcit ; ,,nad)
einigem 9?ad)benfcn", „nadj einiger ^aufe" wieberfjolt fid) am fjäufigften.
Sin fdjaufpielerifdjer Slftion wirb oorgefdjrieben :
(jitternb umtjcrfudjcnb) ; (roanfenb) ; (Innfinfenb) [Sdnffbrucb, I, 5] ;
O'tcfit auf, nebt lnmifiifl mif unb nieber, öffnet bic 2"fiür unb fe^rt tüteber
flurüd) [Sdnffbrudi IV, 11] ;
l'jtebt auf, flcljt einige Sdjrittc, fefet ftcfj lüiebcr, fd)Iägt ein 58ud) auf,
ober oljne 31t lefeu; eitMidi ruft er nus) [ficbrcidic (H)emnnn I, 6];
(flcl)t einige Sdintte) [Sdüffbrud) V, 1];
(Wirft firfi in einen Sefotfnilil unb faßt tiod) einigem StiafAlueigcn)
[Clöbadj V, 0. — TOebiccer IV, 4] ;
linbem er mtfftefit) [(icbvcidic (Jbemonn II, 2];
(auf unb abgefienb) [iJanbjimfer V, 11];
< Tief) überall berumfebenb) [Momöbianteu Hon Cutrleauttfä) 11,1];
(jtebt ibin und).) l-CI*badj 1,4] ;
i itelir mit narr 3ur Chbc geridneten bilden) [Ciabad) IV, 3].
Die geringe fcbaufpielerifcbe 3lftiou erflärt fitf> am ber 9lrt ber Stfono;
löge im allgemeinen, teilte 2lffeftiuonotoge finb bei Sranbeö gar nidjt ju
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fürten. 3n ber £auptfacf)C finb es 3ftcftc?ionö= ober (Mfchlufemonologe. $ie
betreffcnbe ^ßerfon überbentt baS ©efd)ef)ene unb überlegt, was nun ju tun
fei. ©elbftcharatterifierungSmonologe tommen cor. Sei allen aber liegt
ber £auptmert auf bem gefprocf>cnen SSort. 9Jlit £ilfe bes $eflamatorifcr)en
jeigt a- 33. im „liebreichen ©fjemann" oon Mbaa) feinen <5cf)mer$, wenn er
augruft .(II, 2): „weg frönen ! if>r hinbert micf> au beuten, unb icr) mujj
benfen!" g$nlu$ im „©rafen Elsbach" (II, 7) bcr ©raf : „9tuf)ig? 3er)?
rufjig? «Ria)tö bleibt mir übrig — nia)tä! Slicfjtö als ein glänjenbeö ©lenb!
S^ränen — oerborgene Sfjräncn! ^ebe Xfyäne ein Opfer für meine
Emilie — ". (5s ift weniger ein 6prea)en im 2lffcft, als mit bem Slffeft aus
ber Überlegung f)erauö. Sie ©cmütsauftänbe, auö benen einjelne Sel6ft=
gefprätt>, meift fogar nur «inaeine Sä&c in längeren Monologen gefprodjen
werben, finb cor allem: Unruhe, Ungebulb, 2lngft; auch Schmera, Söut; je
einmal : Sflitleib, greube. ^mmer aber ift Sftcfterion babei, a- 8. II, 3 :
„Das £cra tut mir wef)". $>arauf bie betrachtenbe ftrage: „aber was f)ilft
mein SKitlcib?" ober DlSbad) IV, 3: „©in fiterer Slugenblicf ! . . . ©uteS
tun ift eine SBoUuft, aber burdj 2Boltt)atcn einen Verirrten frix £ugenb
flurüefführen — ift ein SSorfcfnnacf bes Rimmels! . . . ad), warum fann
ict) btefen reiaenben ©ebanfen nicht ungeftört benfen?"
$ür fo befdjaffene (Selbftgefprächc genügt naturgemäß bie oben an=
geführte mimifa^e Iftion. 9Jtit bem %on wirft ber 3>arfteller fjauptfächlich-
SSielen (5elbftgefpräcr)en gemeinfam ift baS Anrufen ober Sprechen einer nicht
anmefenben «Perfon, was wof)l mit lauter gerjobemr Spred)weifc ausgeführt
mürbe, 3. SB. :
CliDie 111,9: „^0! Sriumpljite nidjt $u ftütj, Ungeheuer!"
Ottilie IV, 1: um £icb — burdj 2)icfi, ©raufamer!"
CUbacf) V, 9: „0 meine Emilie! Unglücflid)c Gkittin! 9tfimm biefe
Stjräne — meine ganae Seele meint fte bir!"
cbenfo: „2Ba§ bem Grincn red)t ift, ifr bem auberu billig, I, 7; II, 7 u.a.
$aS öfters wieberfcfjrcnbe : „£a, ©lenbe!" märe ferjr iuot)l burd) bic
cntfprecf>enbe 3Jiimif, ©efte ober ©ebärbe ber Drohung au erfefcen. Sei
23ranbeS aber finben mir mimifd)e SluSbrucfSroeifen nur allgemeiner 3lrt, roie
oben ausgeführt. $er ©efte, bem ftummen Spiel traut ber ©d)aufpieler nid)t
bie felbftänbige Äraft beS SKorteS a"-
©in 33eweis bafür finb aua) bie jat)treicr)en „oor fic^", bie SranbeS in
feinen (Stücfen anweift.
©ottfd)eb bereits rjatte baS „cor ficr) // =©precr)en wegen feiner Unwarjr;
fchcinlichfcit oon ber 93ür)ne oerbannt wiffen wollen. S3is in unfere £age
hat es fief) jebod) erhalten. 2Bie mag es bamals, um glaubhaft 5U wirfen,
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gefprocr)en moröen fein? $>er Xarfteller muf} fo „oor fia)" fprecr)en, ba|
bcr $ufcf)auer j coeö oerftc^t. $enn in ben weiften gälten tjat es $8e=
beutuug für baö SöerftänbniS ber £anblung ober bie (Srfenntis beö (SharaftcrS
einer 'tperfon. ©ö mujj aber fo fct)cincn, alö ob ber ©egcnfpicler iticr)tö fjört;
unb boa) fann bcr SDarftetter nicf)t, mit bem 3tücfen jum Gtegenfpieler ge=
menbet, gcfproct)en haben; benn bie Altern, bie er macht, mufc jener fehen
fönnen, wie es 3. 23. oorfommt, bafj eine ^ßerfon „oor ficr) läcfjelnb" fprid)t,
bie anberc nur baö Säbeln bemerft: „Sie lachen fo fcfjalfhafi". 2luf?erbcm
gibt cS %äUe, wo ber oor fich=Spred)enbe belaufet wirb ; cö gibt fogar # alle,
wo baö oor fia>©efprochcnc unroiUfürlich oon einer anberen ^ßerfon aufgc=
fefmappt wirb.
Sei 23ranbeS erfa)cint baö „oor fiel)" häufig als eine Erleichterung für
ben SDarftctler, ben 3 u f < ^ au€r beutlich oon feinem augenblicf liehen 3 u f* <mö
ju unterrichten: ,,id) gittere", „ich bin in ber größten Verlegenheit", „balb
werb' ich follricht" u. a. (Sine paffenbc ftarfe ©efte ober ©ebärbe fönnte
auf natürlichere 2lrt oon bem betreffenden 3uftanb jeugen. 3)ie primitio*
plumpe 2lrt, ben 3 u f töno emer ^ß«rfon fenntlidr) ju machen, inbem man fie
benfclbcn laut eingesehen läfjt, ben Slffeft nid)t in feine bejeidjncnbcn äußeren
SJterfmale aufjulöfcu, fonbern ihn gewiffermafjen burd) Namensnennung oor=
aufteilen, bewirft, bajj ber Sehaufpieler fich oon aufjen in ben Slffeft, bic
Stimmung r)in€infpricr)t, bafj er fia; nicht aus bem ooHen ©efüf)l Rexaus
äußert. So oerfief)crn bie ^rfonen bei 33ranbeö: „icf) erftaune", ,,miä)
wunbert", „ich möchte rafenb werben", „idfj bin orbentlidj erfdjrocfcn", „mir
wirb ganj angft", „ich bin äu&crft beforgt", „ich bin fo unruhig, beängftigt",
„ich &in aufter mir", „ich bin matt, fefjr matt". . . .
freilich, wenn eine ^erfon oon fiel) be!ennt : „ict) werbe fdr)amrot", ober
gefagt befommt: „Sie erbleichen", fo ift baö ein Nüttel, womit bem 3ufchauer
©rroten unb ©rbletcr)en (jene fogenannten oafomotorifchen Snmptome, über
bie ja ber ©injelbarfteller nur in ben feltenften fällen $crr ift) oorgetäufdjt
werben fönnen. ©benfo wirb, wenn eine ^ßerfon oon ber anberen fagt:
„bu weinft" ober „Sie wollen micr)t tröften unb biefc %tya\\t, bie aus 3fh rem
9luge quillt, wiberfpricht Shren SBortcn (Clioie III, 1)", bem $arftetler
feine wetnerlidje SBirfung auf ben 3ufchauer wefentlich erleichtert. 3" *>er
£auptfacf)e aber wenbet fjier SBranbcS eine einfache ©eftc wie baS iugen=
wifchen ober fich wegwenben an: „(fid) bie Slugen troefnen)", „(breljt ftdt)
jurücf unb troefnet fich bie 3lugen)" ; „(fich mit Xhrcinen in ben Slugcn weg*
wenbenb)".
$cn Ginbrucf beö SöeincnS fann bcr Sehaufpieler auch wit bcflamato=
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rifcrjen Mitteln, burd) Vibrieren ber Stimmbänber, burcf) eine befonbcre —
weinerliche ~ gärbung beS Xonfalles, erreichen. Dafür als SBeifpUU bei
SBranbeS: „Dlsbaay III, 7: Cbrift t>. Stornfels: „$fut)! ein alter Solbat,
wie iä> weint nod)! Unb ia) mufe weinen!" $annt) III, 2: „f)öre
beinen weinenben Sßater!"
„9?üF>rung war bie Seele feiner Äunft unb bie Xtyänen fein oorn«f)mftcs
funftlttifdjcS ftcquifit", fo urteilt Stierer 28 oon Sffilanb. SSon ben
„ftwmnen unb unwiberftef)lid)cn Xrjräncn" au§ Seffings Sara Samofon
bis au ben oielerlei Slrten ber Sfflonbfdjen tränen ift fein aUju weiter 2ßeg.
»ranbeö Ijitft fyn oerfurjen. (Sr weift nia)t nur „gärtlidje frönen" an,
fonbem ber Xränenergujj, bas SSeinen bient in gleicher Söeife baju, oon
bem förperlidjen unb feelifdjen Sdmtera, oon 9teue, Sd>am, 9J?itleib, 9lngft,
SRiüjrung unb 28eia>f)eit ober greube beS SBieberfefjenS ju überzeugen. Den
tränen finb in SranbeS' Stücfen bie grauen fo natje wie bie Männer. Daß
£adjen wirb in SranbeS' Stücfen mit mimifcfjen unb beflamatorifcrjen Mitteln
beftritten: mimifee): „lächelt", „fcrjmunselt" ; beflamatorifa^ : „lacejt fäalfs
tjaft, errungen, ängftliä) . . ." Die Xonfärbung wirb oorgefdjrieben :
„fjo, Ijo, 1)0" (®otuöbiantcn bort Duirlcquitfdj I, 7) ;
„{je, Ije, fjc" (£rau, fcfyau, tnem III, 11);
„fja, Ijo, I)a" (Xrau, frf)cui, lucm II, 13).
SBis jefet ift feftgefteHt, bajj bie in SBranbcS' Stücfen oertretene Sa)au-
frnelfunft oor attem mit befIamatorifa)en Mitteln ju wirfen fudjt, ©efte unb
SJlimif baS ©efproerjene begleiten, oerftärfen.
Die ^äufig angewiefenen Raufen finb junäcfift nichts anberes als ein
blojjes Unterbrechen im ftebeflujj, 93. :
„naep einigem Stinfötocigen, ba fic ftefjt, ba)3 ber Softor niebt ant*
luortct" ( jpaflcftülac II, 6),
„narf) einer [anaen HJaufc, in ber fic auf Jlntinort ücrgcbltd) gewartet."
©ibt es allgemein fixere SHegeln, wo ber Scfjaufpieler in feiner 9tebe
Raufen machen muffe? eine ^rage, bie Sfflanb im aalten 2lbfa)nitt feiner
Fragmente erörtert. S3öttiger nennt biefen „oorjjüglidjen Hbfdjnitt" einen
Kommentar 31t bem, was ©ffjof ausübte, aber felbft oiefleittjt minber befrimmt
mürbe f)abcn lerjren tonnen." Dabei waren ^fflanbö „Raufen nia)ts weniger
als blofe funftmäftig abgejirfelte föurjepunftc, in meieren bie wanfenbe Seele
tn bie entgegengefefcten ober entfernten 91f[efte bura; ein wilö roKenbeß 2lugc,
ein 3tuf= unb Sftieberfeuajen ber S3ruft, ober eine anbere franrpfartige 3ucfung
übergebt. Sie waren roeit melir baö SBerf beS rafcr)eren SlutumlaufS unb
bcr allgewaltigen Selbfttäufcfjung in bent entfd^eibenben Momente benm
^o^cn Aufgebote ber aufs äufcerftc gereiften ^^antafic." L ' 9 Seit ©fljof
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alfo fennt bie Sct}aufpicllunft bie ^ßaufe als fünftlerifcf) J)öd)ft roirfungSooIIeS
SERittct : bic ^ßaufe wirft an fid), wirb nicf)t ausgefüllt mit äußerlichem effeffc
hafdjenben Spiel. 93ei SranbeS ftnben mir Seifpiele:
Dlüne I, 11: „Iäfct fein ©cftdjt auf iljrcn Sdjoofj finlcn; SManfa blieft
auf beibe mitlcibig binab; unb c§ erfolgt eine allgemeine StiHe."
$n ben „©efafjren ber S8erfüf)rung" beginnt bie fünfte «jene bcö erften
2tfteS erft (nad) einigem Stiüfdnneigen). 30
CUöte V, 6: „id) empfinbe . . . (nad) einigem ®ttUfdjh>eigcn) nur bie
greube".
©aftljof 1,2: (frcfjt einige Stugenblitfe roie betäubt mit gefalteten §änben
unb niebergefdjlagencn klugen),
ebb. IV, 2: (frerjt etftaunt or)nc ettuaä <ju reben).
Wberfon II; II, 7: (Mirft Sara einige «lugenblitfc rocfjmütig an),
prroahr, bie Scfjaufpicltunft, njeld)c Söranbes' Stüde oorauöfe&en, ift
feine bloße 2>eflamierfunft, fein blojjcs Vortragen t»on Söorten. Vielmehr
finb bie Söorte, bie ber Sarfteüer fprid)t, gleichfam ihm im 9lugcnblicf beU
gefommen, bie ©ebanfen, bie er fpinnt, eben not bem 3ufa)aucr aufgetaucht ;
bcSfjalb unterbricht SranbeS bie Sieben beS einzelnen fo rjauft^ mit fäena:
rifctjen Scmerfungcn raie : „nach einigem Stockenten", „nachbem er fic^ lange
bebaut", „nad) einiger Überlegung". 9Hit ber ^ßaufe gelangt ber £arfteller
ju einer neuen Stimmung : „nad) einem finftern SJtachbenfen", „nach einigem
•ftactjbenfen fel)r traurig", „nad) einem StiUfdjroeigen fanft unb gerührt",
„nach einer $aufe etroaS empfinblich". SBirb aber für eine ^aufe ein Spiel
r>orgefd)riebcn, fo ift es einfach, unaufbringlia), fein, fanft:
(uatf) einer f leinen $aufc, in ber er fic mit einem 3h>eifeHjaften SBIüf
betrautet) [.^ageftofae V, 13J ;
(lucitöct fidj 511 it)r unb bctradjtct fie; nad) einigen Shigenblicfen, borin
er einen Ijarten Stampf anrifdjen UniotUen unb 3ärtlid)fcii anbeutet)
[dJaftr)of V, 13].
Ob 33ranbeS roie fein Kollege ^ff [anb 31 ber ^kmfe bic Sange eines
SltcmjugeS juertannte, ob mehr, ob roeniger, ift nicht ju beftimmen — nur
fo oiel, bafj fein« Raufen oerfcrjieben lang finb: er roeift furje unb lange
Raufen mehr bem $etlamatorifä)en als bem 9ftimifd)en 511 frommen ün *
SBetracrjten mir fjenifche 33cmerfungcn, bic rein auf ein ftummeS Spiel
gerichtet finb, fo fällt auf, roie roenig fic bem SJcimifer ju fagen haben, ^n
ber £auptfacf)e fchreiben fic 33eroegung nor:
2Kife ganntj III, 3: (ftmngt auf, läuft bem ^oljn entgegen unb Wirft
fitf» faft in bcmfclben SUtgcnblicf au feinen güfecn).
mi\i gannt) V, 5: (bemüht fid) aufauftchen, fättt aber in bem Slugenbltcf
luicber äurücf).
£rau, fcfjau ioem IV, 11: (nähert fid) mit aitternben Schritten, fudjt ihr
©cfidjt 3U Derbergen unb fagt).
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Sanbjunfcr III, 7: (bic §anb oor ben $opf fjaltenb, lebhaft auf* unb
atiQcIjenb) .
£>ageftolac IV, 16: (et gebt Doli SBut auf unb nieber, ofjne auf ba§ au
merfen, tva-S ber Öebicute fagt).
gcabcltc Kaufmann I: (geht frfjncU auf unb nieber unb ftampft für
lingebulb mit ben güfecn).
£>agcftolac V, 3: (ber lüäfjrcnb tiefer Dieben angftüoll herumgelaufen ift,
finft eublid) gan3 cnlfräftct in einen Stuhl).
Stoß Auftreten unb 2tbget>en beö $arfteUerö erfa;eint für folef) ftummeS
Spiet befonberö geeignet.
&anbjunfcr III, 7: (^bcoalicr im £>crcintrctcn über btc Schindle ftolpernö
nimmt btc Lorgnette unb beftcht btc Stelle, morüber er gcftolpcrt ift,
nähert firf) ben graucnatmmcrtt unb füßt üieSdjen, lucldje ihm am
uädjftcu ftcl)t, bie £>anb . . . betrachtet beibe grauenaimmer burd)
bic üorgnettc, erfennt feinen ^rrtfjum unb ^iitft au SBilhelmine'
£>«gcüo(ae V, ü: (fommt atemloö hetuor unb läuft, ofmc au feljcn unb
311 bören, im 3 unmcr lK tl1111 )-
Schiffbruch III. 1: (tritt äufjcrft beunruhigt auf; ficht fid) aum öfteren
fdniditcrn um, fdjeint uncntfdjloffcn, gcfjt mit ungelniffen Schritten
umher).
JDfcbicäcr IV, 7: (ficht ihn mit gerührtem 2?lid an, balb barauf aber
beberft er fein ©efid)t mit bctjben $änben unb geht fdmett ab).
■Jtirgenbs ift in SöranbeSfdjen Stücfen baö 3luf= unb Abtreten ber ^cr=
fönen für plumpe ©ffeftf)afcf>eret benufet. ^n bcn überroiegenb metften gäUen
ift nichts befonbereö oorg^djrieben ; aua; ber £crt ©erführt ju feinem äußeren
frummen Spiel, 3Me einzelnen ^ßerfonen treten auf unb gefjen ab, bie eine
fdmell, bie anbere langfam, biefe freiwillig, eine anÖere wirb geroaltfam ab=
gefajleppt.
*ßatf)otogifd)e (Srfdjetnungeu im ÜDZcnfdjen tote C^nmadjt, Söafjnfinn,
aud) baö Sterben ftnb in ifnrer 2luöfüf)rung oon je ein (£f)araftcr$eicf)en für
ben einzelnen Spieler roic überhaupt für bic Schaufpielfunft einer
Sie ftnb bei ber Erörterung ber $rage be§ 58erI)äItniff€<S oon ©efte unb SBort
heranziehen, Qkt jeigt fid/S : r)at Statur, naefte ober ertöte, bem 5E)ar=
fteHer als SBorbilb gebient ; fommt eö ifjnt barauf an, getreu, fdjön ober auf;
bringlid) fd)aurig ju roirfen.
Seffingö fiob auf bie fterbenbc Sara ber 3JJabame £enfel f)attc jur
$oIge, bafj bic Süfjncnfünfiler mit befonberer 2tufmerffamfeit ben £ob bar=
fteUten. £cr £ob auf ber 33üfme ift im acfjtjefjnten 3af)rf)unbert faft immer
ein geroaltfamcr : ®ift unb 5Degen= unb $old)fpifce führen if)n herbei. ^Die
Stufgabe, einen in oerje^renber Äranffjcit abfterbenben 9Jtenfd)en barjufteUen,
brachte umfajfenb erft bie naturaliftifdje $)id)tung beS neunjer)nten ^af)T=
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Ijunbertö. $er Xob beö ©reifcnaltcrö alö 3lbfd)lujj eines tatenretcf)en Scbenö
finbet fid) bei ©oetfje unb 3d)tfler, nadjbcm 3f)afefpearc auf ber beuten
SBübnc $ujj gefaxt fjattc. 23ei 39ranbeö finbet ficf) ber ©ifttob in bcn Xraucr=
fpiclen: „Clioie" unb „Ottilie"; ber %ot> burd) £>old)ftoj3 in ben £rauer=
fpiclen: „W\$ gannr/' unb „Stotel". %n bcm Sraucrfpiel „Sllberfon",
£eil 1, ftirbt (Sfjarlotte an §er$elcib unb übergroßem Sdjmerj an bem $aH
ir)rcö betfegclicbtcn ©atten auf bem Scr)lac^tfelb. 58ieüeid)t ift 33ranbcö burd)
bcn Vornan, nacf) beffen Vorlage er baö S tuet oerfafctc, ju biefer Xobeöart
gefommen. ©cmcinfam ift allen: 'Jtaö »Sterben ooUjieljt fid) nicfjt plöfclid),
fonbern in mein* ober weniger langfamem $uge. 9Kit ber Sktrftcflung beö
Sterbenö ift bem Scfjaufpieler ober — ba bie Stcrbcnben mit einer 9luönafmte
auffaüenberroeife weiblid)en ©efd)led)teö finb — ber 3d)aufpielerin bie
SD?öglid)feit eineö geglicberten (Spieleö gegeben.
Unbenutzt baben Ottilie in „Ottilie" unb SBarbonia in „Olioie" ben
©ifttrant genommen. ^Iöfcliä) melbet fid) ifmen baö erftc Hnjcicben:
CttUte (fäfjrt blöfclidj auf): ,,?td), tuad ift ba§? ttieldje (rmpfinbung?
(fid) btc Stirn trpcfnenb) : (Sine ?lngft — eine S3c!Icmimmg?"
33arbonia (ftnft auf einen ©hrtjl) : „tuaS ift ba§? Titxn 6era! meine
«ruft!"
33ci 23arbonia tritt bie Rraft beö ©iftes mirfungöooU f)eroor, alö fte
oergeblid) ocrfudjt, fid) nodjmalö in bie £örjc ju raffen : (bie Söut bemeiftert
fid) tbrer; fte roiH fid) aufridjten, unb auf Oltoicn gucilen, fällt aber rofeber
jurücf).
feinere leichtere Littel braucht bie XarfteHung beö langfamen Xobeö
ber Ottilie, ber fidt) über oier Auftritte rjinäicfjt: („burd) ©ebefjrbcn giebt fte
if)r Übelbefinben ju erfennen"), wäbrenb fte angefpannt unb aufgeregt rjanbelt
unb fpridjt — aHmärjlidr) („mit ctmaö gcfdjtoäd)ter Stimme"). („Gmpfinbet
oon $c\t flu 3ett bie immer ftärfer jwnefymcnbe SBirfung beö ©ifteö, fudjt
aber ben ©d)mer$ fo oiel möglidj ju oerbergen"), weift 23ranbeö an. ©iefeö
äeitmeife (Smpfinben wirb niä)t mit rein mimifd)en Mitteln bargeftcUt, ctroaö
plump r»erftd)ert Ottilie nad) unb nad), ben $lufj irjrer SRcbe untcrbredjenb :
„td> bennbe mitf» franf — fefir tranf!"
„(bor ftd») fonberbarc nie gefüllte (?mpfinbungcn . . ." ,,id) bin fe^t
cntlräftct".
„(bor ftcfi ifjr Gicfidit berbergenb) ein neuer S(nfnK . . .! S§ brennt
burrfi afle ?(bcrn . . .! (fid) auf Slbclljeib früfecnb).
unb fdjliefclid), nadjbcm fie in einem SöutanfaU bie 2lnfpannung ber legten
Strafte offenbart rjat:
„(äufcerft beftige 58craiufiuia.cn unb ftnft)."
6ie wirb auf einen ©turjl gefüfirt; bie Umfte^enben beobachten bie
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äBirhtng. „%i)Tc ©efidjtöäüge finb entftcUt! 3f)re Sippen finb btafj: 3$re
2(ugcn ftcfjen ffarr ! ©er ganjc Äörper ift in fontmlfiüifdjer Bewegung . . ."
©ie ©arftcHung oertjarrt eine SBeil« im ftnmmen Spiel, bis fie mit
$tlfc ber Spredjroeife r»on abgcbrod)enen furjen Säfeen, bann einseinen
Sßörtern in bie lefcte ^ßbafe eintritt:
„^xi fpät ! Sciioit näljert fid) — ber lefeitc ^lußcnbürf . . . liljrcn frerben«
ben ^ Ii cf auf Ifjercfcn rictjtcnb') %d) fab' eine Xod)tcr — meine
JKofalic — Erbarmen 3ic fief) — ber «erlaufenen . . .! Slbclbeib! —
^auiubtun — aitcb 2ic! ©ott! ©Ott — erbarme fid) meiner! (mit
einem s iUirf fcc* tiefften Sdrmcrjcs) Cttomar...! llnbantbarcr . . .!
^tet) T (fie ftirbt)."
$m Xrauerfpiel „föatjel" forbert ber £ob ber Xitelrjclbfn, meUfie er;
ftodjen roirb, eine breite ©arftcUung. Tiati) bem ©old)ftofj ftnft 3ta!)el unter
bem 2luffd)rei „SBerrätfjer ! — SBef) mir!'' auf bie Stufen beö ©tjroneö, cr=
tjolt fid) etwas, um i()ren 2Jiörber ju r>erftud)cn, bem herbeigeeilten Geliebten,
3IIpbonfo, nod) lefcte Mitteilungen ju mad)en: fterbc, 2llpf)onfo! ©eine
Siebe ift mein 93erbretf)en — baS Sßolf mein 9tid)ter — 3tubeu mein Mörbcr
— ^ernanbo ©ein einziger ©ctreuer — ! ©r moUte mid) retten — ober —
mein Stotj — mein Mißtrauen — ©ott! (Srbarmen — ! 2IIpr)onfo!"
(ftirbt). ße ift lebiglid) bie 3pred)meife, ein abgeriffeneß §crr»orbringcn ber
SBorte — wie bie ^nterpunftion, ber fid) ftänbig wiebcrtjolcnbc ©ebanfen=
ftrid), anbeutet — , womit ber ©arftetter ber Sranbcöftücfe baö Sterben $u
djaraftcrifieren f>at. ©aneben ift ber 2tu8brucf beö Slugeö befonbcrS beteiligt,
©er 33licf be§ Sterbenben wirb ausgenufct, fei e§, baf} er fid) wefjmutöoott
an bk 3 ur ütf°fribenben roenbet, fei cö, bafj er erregt wirb r>on SSa^noors
ftcDungen beö Sterbenben, ber bie Sa>uer be§ Sobeö fa>utt; fo „W\$
$annn": SBitHam ftirbt: „3a! — jefct! jefct förnmt er, — ber graufame
Hugenblicf! — SBittfommen! — dual! — bie midj unenblta? treffen wirb!
Sßef)! — 3d) fer)e ben fd)recflia)en 9tid)ter! — ©r reifet mid) ju einem 2lb=
grunbe — ooUcr ungeheurer ^urien! SSie fie mir entgegenfjeulcn ! — SBeg!
3t)r aerrci&t mid)! — £a! — ^efct ftöjjt mid) feine £anb $a ifjnen rjinab!
2BeI;c mir! — 2ld) ©ott! — ©nahe! £a! (ftirbt)." Sie Übenoinbung
bes 2Jlenfd)cn burtr) ben 2lü>rrfd)cr ©ob, worttos, gewaltig ftiU unb falt,
bringt Sranbeö nid)t auf bie 33üfjne, autf> nid)t ben blitzartigen ©obeö=
ftffnag — alö ob er biefen £obeöarten feine SBirfung zutraut, in itjnen fein«
©arftcnung6möglid)feit mittert. ©er SBortc fann feine Sd^aufpielfunft r)icr
ntd)t entbehren. 32
©ie IDt)nmad)t toirb tjäufig ron ^Branbeö angemenbet : fo öaftfjof 1, 14
unb 15; IV, 12; 3Jtcbicäer V,5; Cttilie 11,9; 111,7; IV, 2; DUoie
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1,11; V,6; geabelte Kaufmann 111,14: eine fingierte Cf)mnacr)t. 2lls
„bie $oIgc einer heftigen (Semütsbewegung" begrünbet in „Dlioie" I, 11
Bianca bie Chnmacfjt ber Dlioic. $mmcr wenn — es finb ftets weibliche
*perfon«n — bie ©mpftnbung beß Schmerzes ober ber $reubc aufs I)öcbflc
geftiegen ift, brüeft fie fia) in einem lautlofcn 3ufammenfinfen ö" 6 -
Cbnmacr)t, eine erfdjlaffcnbc Bewegung bes gangen Körpers, uerwenbet
33ranbes als einfaches Littel, bas oölligc Slufgerjcn im 2lffeft barjuftellen.
Der StnfaU oon SSiarjnfinn, ben Clioie in bem gleichnamigen Brauers
fpiel hat (III, 5), wirb in ber £auptfaehe mit beflamatorifchen Mitteln bc=
ftritten. 9Iuf bem Stuhl fifcenb fchaut it)r ftarrcs 9luge SBafmgebilbe :
,,«§alt! Sief) — bort ... bie gurie • • 2öie fie r^rbenfcfjleicfft . . .
31er) ! ^efct — jefet ereilt fie ifm — umfchlingt if)n! (laut fdjrenenb) Seontio!
Sief) — fiel)! SBie järtlicr) fie ilm in ihre 9lrmc fchliefet . . ." (auffpringenb)
„3urücf, Bcrrätherin ! 3 ur üä! gehört mir ju!" ©s ift bezeichnen*)
für ben Scfjaufpieler Branbes, bafc ber oon if)m Ijier erwartete 2öaf)nfinn
im Schauen oon Sitahngcbilben befteht (ogl. 3. 63 unb 66).
3lua) nact) ben legten Betrachtungen ergibt fiel): bas 2Bort t)at cor ber
©efte, oor ber 9Jiimif ben Vorrang. Branbes ift eng an bie ßfljofgeneration
anjugliebern. 6r burcr)lebt mit ben fiebriger unb aa)tjigcr ^atjren aDerbingß
eine 3eit, in welcher bie Bcbeutung ber Pantomime für bie Schaufpiclrunft
begriffen, ja überfcfjäfet wirb.
Sei Dibcrot 33 bereits ftebet gefebrieben: „ich habe gefagt, bie ^anto=
mime fei ein Stücf bes Drama, ber Bcrfaffcr müffe ficr) ihrer ernftlieh be=
^ei^igen . . . Der ©eftus müffe oft anftatt ber 9tcbe hingefcrjrieben werben.
3$ füge noch Ijin^u, bafc es ganje Scenen giebt, wo es uncnblicf) natürlicher
ift, baf} fieb bie ^erfonen bewegen, als bafc fie reben."
3a)röber empfiehlt Sranj iHiccoboni, ber feinen Paragraphen über bas
ftumme Spiel mit folgenbem Safcc einleitet: 34 „Das fchäfcbarftc bei einem
Schaufpieler ift bas ftumme Spiel."
Unb am (Snbc bes ^afjrljunberts legt ber 3^f>eor€tifer oon Ginfiebel in
ber Einleitung feiner 5fI;coric 35 ben SSunfcf) nieber: „2Btr follten recht oielc
Stüde befifcen, wo bie meiftc S&Mrtung allein auf bem Spiel beruht; wo bte
ricf)tigften Situationen burcr) einen Blicf, bureb einen Seift, buref) ein
Schweigen herausgehoben werben ; unb wo ber mimifche ftünftler ber SBorte
gleichfam entrathen unb mehr auf feinen eigenen güjjen ftef>en lernte. Dann
würbe ber oft cinfnlbige Dialog in unferen neuen Schaufpielen, ber bem 3« ;
fchauer fo angenehm ift, auch bem Schaufpieler jureicr)enb unb wiDfommen
fetm. Denn ein für bie BorfteHung beftimmtes Stücf hat nur fo oiel Söorte
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nötf)ig, als Die äufammengefteUte förpcrlicfje SU^ion 511 ©rponenten bcbarf —
alles übrige finb 2lnforbcrungen an bie Hunft beS 3cf)aufpielerS."
SSCIö Cinfiebel fola>eS f^rteb, erfreuten fiefy ^fflanbfcfje Stüde ber aller:
größten Beliebtheit; in biefen finben fitf> ganjc pantomimifdje Svenen.
23ranbeS aber \)at felbft ber Pflege ber Pantomime Söorfdjub gelciftet,
inbem er mit feiner „Slriabnc auf -iftaroS" bem Duobrama in Deutfdjlanb
grofje Verbreitung oerfdfafft fyat. Durdj bas Duobrama aber ift ber Sagaus
fpielfunft bic Aufgabe geftcllt, ganje 9Rufiffäfce pantomimifa) ju begleiten.
3lnbererfcitS mieber gibt gerabe BranbeS in feiner Slriabne j. 23. ein«
wirfungsoollcn Deflamation fcf>önfte unb reichte ©elegentjeit. 30
„2Bic notfjwcnbig ift es nirf>t, bafj biejenigen, meiere bic Sdjaufpiel;
fünft ausüben unb Äomöbianten fein wollen, fia> um bte Littel befümmern,
bic tt)rc Scmülmngen erleidjtern, unb toobura) ffc in tfjrer flunft ooflfommen
gerben fönnen. Die <Scf)aufpieIfunft ift: burtt) flunft ber 9?atur nac^u*
alnnen, unb if)r fo nabe fommen, bafe 2LW)rfcf)cinlicf)feiten für SBafjrljeitcn
angenommen werben müffen, ober gefc^etjene Dinge fo natürlid) roieber oor;
ftcUen, als wenn fic jetjt erft gefajefyen. . . . 33coor wir aber bic Seelen^
fräfte eines SdxwfpielerS in (Jrwegung $ief)en, wirb es nötfjig fenn, S3e=
traefrtungen über bic med)anifd)cn Xtjeite ber Sdmufpielfunft anstellen,
unb in ben fünftigen oifeungen nnfer 9lugenmerf auf folgenbe Dinge 511
ricfjten, nemlid>: (a) auf bie Sajaufpielc, (b) auf bas Xfjcater unb bafjin
gehörigen Xrjcite, (c) auf bie Sa)aufpider, unb enblia) (d) auf bie SSor-
fteflungSfunft." DicfcS 3ttat aus ber einlcitcnoen „Stnmerfung'V 7 weldje
ber grofje ©ff)of in ber ^weiten 6ifcung feiner nur 51t furjlebigen Slfabemie
am 2. Sunt 1753 f)ielt, unb bie mobern anmutet, geleitet unfere Be-
trachtung oorwärts. 3u „ben mea>nifcf>en Seilen" ber Saxmfpictfuuft,
beren Äcnntnis ber SUtmeifter forbert unb oerbreiten will, gehören SJiaSfe,
Äofrfim, SRequiftten. Dura) biefe wirb ber ©ajaufpielfunft, im befonberen
bem Sdjaufpielcr bie yäf)igfcit: „burdj Äunft ber Statur narfföuafjmcn, unb
ifw fo na^e ju fommen, bafj 2öa^rfa)einlia)feiten für SöafjrfKitcn ange^
nommen werben müffen, ober gcfcfjefjenc Dinge fo natürlich mieber oorgiu
ftetlen, als wenn fic erft jefet gcfd>ef)en."
SflaSfe, £oftüm unb SKequifitcn oermögen bic Scfwufpielfunft jur
äußeren ^nbioibualificrung. Unb wenn jefct nad) itjrcm Borban benfein bei
SBranbeS, fpeg. in ben Inweifungcn ber BranbcSfcfjcn ©tücfe gcforfait wirb,
fo ftofecn wir bamit auf bic $rage: wie fte^t cS mit ber äußeren $nbioibuaÜ=
fiemngsfunft bei bem Darftellcr SranbeS?
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„ßaoaters ^ß^fiognomi! foUte baß erfte Sud) in jeber X^caterbibliot^cf
fenn. SWdjtS ift für bcn 3a>ufpieler wichtiger, als bic 0efid)ter oer=
fd&iebencr toaftere fenncn unb 2aoatcr fann, mujj f)tcr bcr yül)rer
fein." 39 tiefer $orberuug 9fl€itr)arbö ift in Söirtlidjfeit faum entfproa>n
worben. $eterfen 30 Ijat rcttjt : oon einem (Sinflufs Saoaterö auf bie Schau;
fpielhtnft fann fdjon barum nicht bie "ERebc fein, weil „bie s :pf)nftognomifcf)cn
Fragmente" ju wenig Belehrung unb Anregung für ben Schaufpieler ent=
galten, Sfufofern aber beftef)t ber Safc 9?cia>rbS aus bem 3af)re 1779,
als er auf eine (Sharaftcrmaöfc 2Infprua) erhebt. Cb in ben fünfziger,
fettiger %a1)xm ber edjaufpieler aud) nur annä^ernb bic ©(jaraftennaöfe
im ©inne oon heute gefannt, ob eS U;m 9iotweubigfeit fchien, feine äufjcre
©eftalt bura) fünftlid)e Littel für bie $u fpiclenbe Stolle geeignet gu maä>n,
erfajeint fogar im befonberen jweifelhaft, im allgemeinen nia)t. Sa)röberö
©rjählung 30 oon ©ff)of: „So fehlerhaft gebaut ioar fein Körper, bajj
römifdjen unb türtifa)en Kleibern ein auSgeftopftes £er$ untergenäht werben
mujttc. £>ic ungeheuren Sailen feiner güfce ju oerbcefen, fiel ilmt gar
nid)t ein", beweift bodj, ba& er nur $um Seil feine förperlichen fehler
im ftntereffe einer SRoHe oerbeefte. 2luS ben Sttcben (gfr)ofö/° tocIc^c er
alö eine 3ufanrot«tfaffun9 oe § in feiner Slfabcmie über bie 8djaufpielrunft
Erörterten f)ielt, befommen mir Shtffdjlufe oon ben Sctradjtungen über
$cforationen, Äopme, ftcquifiten; es ftcf>et ba aud>: „Unb baS was oon
ben Äleibern unb ben baju gehörigen SRequifiten gcfaqt ift, gilt aud) oon
ben Xbcater-^erüffen^, aber oon aua) nur einem SÖort über bic ©efidhtSs
maSfe ift nichts überliefert. „Tie Chronologie beS beutfa>en Sfjcaterä'',
wcldje bie ©efcr)icr)t€ bes XfjeaterS oon ihrem Anfange bis 1775 oerfolgt,
im befonberen nichts weniger als ausführlich unb guoerläffig, für allgemeine
Xbcateräuftanbc aber wof)l p befragen, fprid)t an einer ganjen 9teit)e oon
Stellen über bie ©arbcrobenoerrjältniffe biefes ober jenes XfKatcrS; 41
Verfielen werben gleichfalls genannt; oon aua) nur fdjwadjcn Anfangen
einer ßrjaraftermasfe berietet fie nichts. $ie Sdjminf fünft, welche bodj
SorauSfefcung baju ift, hot fidj erft feit bem neunzehnten 3ah r *> unDer t, oor
allem feit Senbelmann 42 bis 51t ir)rer jefcigen für 5JtenfdjenbarftclIung grunb=
legenben Scbcutung entmicfelt. ©ingclne, wie Sdjröber unb Sfflanb, 48
haben fdjon feit bcn fiebriger, Anfang aasiger fahren bes achtzehnten
3ahrl)unbertS 2ttaSfc $u machen oerftanben.
SranbcS ift herangewad>fen in bcr nod) maSfeunfunbtgcn ty'il -flicht
eine Slnroeifung ift gefunben, wclcfjc ber ^perfon ein bcftimmteS, djarafs
terifiifdjcS 2luSfehen juweift, fo bafj ber Schaufpieler fein #u&ereS barnadj
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ju geftalten fjätte. 9iur ein allgemeines 3urccf)tmarf)cn für bas 9tampen=
lid)t, 44 eine tnpifd)c 9)iasfe fennt er. $n ben „Äomöbianten oon £uirte=
quttfd)", ein Stücf, in bem wieber fcLbft flomöbte gefpielt wirb, fjei^t es:
(III, 6) „3n ber golgc foimncn oon 3eit ju 3eit Sdjaufpiclcr unb Sd^
fptelerinnen in ifjrcn eigenen Kleibern, aber fd)on ju ifjrcu Sollen friftert
unb gcfdjminft." ftrmlid) int „Sanbjunfer" oon ber Öräfin Saalfjeim, einer
oon jenen fid) einig jung bünfenben fomifd)en alten Jungfern, bie jur 3eit
auf ber beutfd)en Söüfjnc äufcerft beliebt roaren : „ftarf gcfd)minft, bod) fo,
bafc bie SHunjeln nod) beutlitt) burd)fd)cinen" (V,4).
£m übrigen, ba bie Stnroeifungen in biefer 93e$ief)ung nid)ts ergeben,
laffeu fid) eine 2lnja^l £crtftellcn anfuhren, bie ben Sd)aufpicler ocrpflidjtcn,
fein ftufeereS barnad) einjuridjtcn. 3n „Unbefonncnfjeit unb ^rrtlmm"
(1,5): ,,f)ab' id) mir ba graues £aar aufgetlcbt unb nod) fd)ief unb cin=
äugig gemad)t — benn ^fjr gefiorfamer Liener fjat Öottlob nod) ^toen
gefunbe Slugen, ein glänjenbeö braunes £aar, unb ift fein ftrüppel."
in „CHüic" III, 2: „blni}, eingefallen, mit 3crüreiiten paaren unb
Kliffen."
ebb. I, 11: „betrachten Sie biey Cpfer einer imgfücflicf>cn Siebe! SÖIcid)
»nie ber Xob — il)r Aürper abgekehrt!"
in „Ter (ihaf bon Clsbacf)" III, 7: „hier meine grauen <oaare" ober
ebb. IV, 5: „mein Stopf ift grau."
3n ben „^ageftoljen" roirb ein „frifirter £opf" oerlangt, &iefe nur
(£in$elfjcitcn feftlegenbcn Slnroeifungen beftimmen oor allem bie £aartrad)t
ber Sßerfon. ^inju fommen SertftcUen biefer 3trt, ioeld)e gan$ allgemein
lauten, aber boa) bem 2luSferjen einer ^erfon etwas ^arbe unb 23efd)affen=
Ijcit juweifen. ^m „liebreid)en (Seemann" muji ber „Unbefannte" in feinem
2iufjeren ber Stelle cntfpred)en: III, 6 „$Die 3üge ^t)rcs oortrefflid)en
SIntli&eS fjaben mit ber SJiiene eines Gläubigers eine fo uoUfommene ^lr)n=
lid)feit als ein 33unb Stror) mit bem anbern." „$aS alte 9?orbpolgefid)t"
fjeifjt es an anberer Stelle oon berfelben Sßerfon. ^n „Unbefonnenfjeit unb
Srrtfjum" roirb galflin d)ara!teTifiert : „Sein #ufjerlid)eS ift ju roenfg
empfefjlenb, fein ©efid)t r)at nid)ts Offenes, fein 33licf ift nid)t frep, niä)t
rurjig . . ." ^m „©rafen oon DlSbad)" erfjält ber $aron eine nähere
S5c3eid)nung, wenn es oon irmt fjeifjt „(IV, 5) fold)' ein mild)bärttges junges
£errd)en"; ober joeun oon feinem „gepuberten £irnfaftcn" gefprod)en roirb.
3llS „ein fd)öner flerl" wirb ber ©raf Cttomar in bem £rauerfpiel „Ottilie''
gepriefen.
33ranbeS bciocift fjerjlid) menig ^nbit)ibualifierungsfiun. ^ic ?ßer=
fonen feiner Stüde unterfd)eibeu fid) — ©efd)led)t unb Stanb ausgenommen
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— in erfter ßinie Durchs 2Uter. £)em genügt ber 3d)aufpicler im roefenU
lidjen bura) Bcränberung feiner £aare. gür baö ©cfid)t gibt eö fonft nur
bie allgemeine Bcjeidmung : fefum. 3)em Sd>riftftetter Branbeö gcfjt eben
jebe Äraft unb aller 9Reiä)tum einer 2lnfcf)auung ab — unb ber Sä)au=
fpieler fann f)ier nidjtö beffern : ^Den Segriff ber ÜDtaöfe fennt er aus feiner
^ßrayiö nid)t. So forbert Branbeö in feinen Stücfen von ber 2)arfteHung6=
fünft ein nur gan$ oberfläcr)Iicr;eö ^nbioibualificrungßoermögen beö !*iufjercn.
kleben ber SKaöfe ftnb Äoftüme unb 9tequifiten ein roefentlid>er 33e=
ftanbteil ber Sd)aufptelfunft. $>ie £älfte iljreö unoergängticfKn Stufmteö
oerbanft bie 9?euberin ber burä) ©ottfdKbö Anregung prattifd) burä)gefüf)rten
^Reformation auf bem ©ebietc beö Äoftümroefenö. ^ebod) fann bei ber
©rforftfmng unb Beurteilung beö einzelnen £f)eaterfünftlerö baö Äoftüni
eine SRoUe fpielen, wo rjterin ja ber einzelne bis auf ben heutigen £ag in
ber Siegel abhängig ift non ber SMreftion, unter roeldjer er tätig ift? $aö
Dielfadr) unb läppifer) gebrauchte SBort: „Äleibcr machen Seute" f>at für ben
<Sd>aufpieIer einen reinen, urfprünglidjen Sinn. $ie fuggeftioe Äraft, bie
oom Äoftiim auf ben Spieler mäd)tig wirft, ift unleugbar.
l!ie parallele jur bilbenben Äunft Drängt fidt> auf. 2£ic bie $ragc
nadj ber Bebanblung bcö ©croanbeö ober bcö Äoftümö für bie SBcrtfcbäfcung,
Stilbeftimmuug bcö bilbenben Äünftlcrö auffd)luftreicf> ift, fo gehört jur
Erörterung unb Beurteilung bcö 2Renfd)enbarftcIIerS bie Unterfucbnng, roie
nufet er bie Äieibung fünftlerifd) nuö.
5Die Bcrrocubung beö Äoftümö in ber Scbaufpielfunft ift nid)t nur oon
r)iftorifcf)em, fonbern aucr) non rein fünftlerifcfjcm ^ntereffe.
9)fit bem tarnen Branbeö wirb oon ber Überlieferung ein Greigniö
in ber ©efa)id)te bcö Äoftümroefenö oerbunben. ®er ®otl)aifä)c £f)eatcr=
falenber beö ^abreö 1776 45 mclbet: „1775 bat bie beutfcöc Bürme in Bt^
obaäjtung ber ©efefce beö Hoftümö nücber fefjr meit gebraut. Ben ber
Borftellung ber 2lriabnc ju ©otf)a erfd)ien baö erftc äd)t=altgricd)iftt)e 5lletb
auf bem £beater, es mar uad) ben 3eid)nungen a ^ er Dcnfmäler, unb na<r)
SSBincfelmannö Befcf)reibung oerfertigt, unb ber Äopfpufc gleiajfaUö oon
einer alten ©emmc ber Slriabne genommen/' $ic erfte Xitelf)elbin beö
Branbeö--Senbnfd)cn «Suobramaö mar (Stmrlotte Branbeö. ^ebod) oermag
bie (5cf>tf)eit biefcö Äoftümö oor einer faebfunbigen ftrengen Ätitif feineö=
megö $u befterjen. 46
3n ber ßfboffa>n Slfabemie ift 1754 bemiefen roorben, „bofc ein jeber
ber 3l(ten, Siebbaber unb ^rauenjimmer naef) bem (Snarafter feiner Stolle
fia) fleibcn müffe, bafc biejenigen, fo ctma 311 gemiffen Gfmraftcren noer)
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fehlen, berj erftcr ©elegenfjeit angefd)afft werben muffen." 47 Stuf bie
f)iftorifd>e ©djtfjeit legt man feinen SSert. Die 0öfcauffitf)rungen &od)S
in Berlin unb oor allem ©cfyröberS in Hamburg aus bem %afyxc 1774 —
alfo oor ber oben genannten 2lriabneauffüf)rung — juchten in ifjren Äoftumen
fjiftorifd) treu unb ccf)t jw fein. 4s Das realiftifd) edjte 33üt;nenEoftüm im
ftrengen Sinne aber ift erft bie (Srrungenfdjaft beS neunzehnten $af)rfumberts.
„Die gelben unb $clbinnen ber Süfme beS adjtjelmten SafjrfjunbertS er=
fd)ienen teils in ber 5Jtobc ifjrer 3eit, teils in einem 9Jiifcf)roftüm oon SRofofo
unb Slntife. ©nmbolifcfje 3 ut h atcn: ei" ^ai^er, ein $elm, ein 9Jlantel,
ein $eU ober etwas berartigeS mufcte bem ^ßr)antafiefojtüm ben ßfjarafter
beS ©riechen, Römers, ©enten u. f. w. geben. $n oer £>auptfad)e waren
fidr> biefe SBüfmenfoftiimc alle gleitf): möglicfjft oiel ©ammet, Seibe unb
©pi^en. 9teifrocf, ^uberperrüefe, 23änber= unb gcbernfdjmudE — bas waren
ifire ftereotnpen, unuermeiblidjen 23eftanbteile . . Das 9lriabnefoftüm
gefjört ju biefen fjalbecfjten Stoftümen. 9luf bem (Gebiete beS floftümwefenS
gärt es wobl im achtzehnten ^afir^unbert, es will etwas entftet)en unb
werben; Feinheit unb ßinfjeit barin ift erft bem folgenben befdjieben.
©S nimmt unter biefen Umftänben fein wunber, bajj ber Xfjeaters
fad)mann unb ©d)riftfteller SranbeS in feinem feiner ©tücfe feinen ^ßer=
fönen ein beftimmtcS 3 c üMtüm juroeift. %m ganzen tyxt er nur an eine
moberne ©arberobe gebaut. S3on bem 33erfutf)e Balbergs, bas Skanbesfdje
©djaufpiel „Die 9Jtebicäer" burefj DarfteEung im 3citbp m in feiner Söirs
fung 5u erhöhen, fd)eint ber SSerfaffer felbft wenig erbaut gewefen gu fein.
(Sr berietet baS ©efchefmiS, ofme felbft baju eingehenb Stellung ju nehmen.
SBon bem Erfolge be§ 93erfuä)es berichtet er, baft er wenig Senfation ge=
mad)t fjabe, wäfjrenb bie SBorftellung im mobemen Stoftäm ben lauteften
Seifall erhalten fyiht, ganj im SBiberfprud) ju bem ^rotofoll Dalbergs, 50
welches bas gerabe ©egenteil überliefert. 23ranbeS Ijegt im ganzen über
biefe $rage bie Meinung : „bap ben SöorfteHungen folä^er ©cfjaufpiclc, beren
©ntnbftoff jwar aus ber älteren ©efd)id}te entlehnt ift, worin aber ©itte
unb ^anblung nid)t eigentlich bem 3 e *taltcr angemeffen finb, in betreff
ber Äleibung immer eine Ausnahme oon ber Siegel ftattfinben fönnte; be=
fonberS bann, wenn man zum oorauS fäfje, bafe burd) biefe geringe 9tb=
weidjung, baS ftntereffe ber ^anblung mcrflid) beförbert werben bürfte.
Dahingegen alle t)iftorifcJ^en ©ajau- unb Sftitterfpielc, worin baS 2ltterU)um
nicht allein nach ber ©cfd)id)te, fonbern aud) in ©itten unb Sprache a>n-af=
terifirt ift — 3. 33. £amlet, Sear, Otto oon SSittelsbad), 2lgncö S3cr=
nauerin u. f. w. biefe Abweichung auf feinen %aU geftatten, fonbern aller*
filopfletfdi, «Jofiami tf&rlition »ronöc«. 6
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I
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bingS im ftrengften (Softüm oorgeftellt roerben muffen, roenn bic ^ttufion
nid^t offenbar geftört roerben foü\" &l 2llfo: eine geroiffe SSiUfiir barf im
Äoftümwefen Ijerrfcrjen, um bem Unocrmögen unb ber Unfertigfeit beS
trjeatralifdjen Sajriftftcllers ju £ilfe $u fommen. (rine fote^e Meinung gebar
ftcr) in einer 3*1*/ in oer Unbeftimmtf)eit unb Untlartycit auf biefem ©ebiete
311 £aufe mar.
23ranbes roiU für bic Darftellung aller feiner Stüde bas moberne
Äoftüm. So weit bringt feine 9lnfcf)auung inbes nia)t, baß er für feine
einzelnen ^ßerfonen beftimmte ftleibcr bcanfprudjte, wie etroa ©emmingen in
feinem „teutfajen hauSoater". 5 - ©S bleibt bem jeweiligen Srjeatcr ooer
ber jeweiligen STruppe, bic ein 93ranbcsfa)cS Stüd aufführen roiU, über=
laffen, bie einzelnen ftarfteller mit bem i^rem $aa)e jufommenben bleibe
aus bem Sloftümmagajin ausstatten.
Wut gan$ allgemein weift 93ranbes an: „(angefleibet)" ; „(ferjr ge=
pufct)"; „(prädtfig unb mit ©efdnnad geflcibet)". SBerben in ben fjenarifa^en
$8emerfungen ÄleibungSftüde uamcntlio) oorgefajricben, fo ftnb es fold)c, bic
ben 3 u f tano c i» cr ^ßerfon äußerUd) bereits geigen foHen. ©S finb aber
foufje, wie fie jeöer SJJenfd) in berfelben Sage an f»at, wie ber „Sa^lafrod",
ber „Sajlafpelj" ; „ftominomaSfenfoftünt" ; „SReifefleiber" ; ber „Überroer";
bic „Pantoffeln"; bie „9Jadjtmüfce". 3 UT ftnbioibualifierung wirb ba§
Äoftüm ntd)t auSgenufct. Seine fünftlcrifdjc 93erwertung beftcf)t bei SöranbeS
barin, oafs es 9lntcil tjat an bem %un unb £cibcn ber ^erfonen, baß es
fo bas Spiel bes $arfteUerS unterftüfct. $n biefem Sinne rjeifjt es im
Xrauerfpiel „5)iifj $annn" oon iftelton: „(in einer tlnorbnung, bie benen
Umftänben, barin er fitr) befinbet, gemäß ift)"; in ben „5)tebicäern" (V, 5)
oon Camilla : „(in 3iarf)tfleibcrn, mit jerftreuten paaren, unb in einer Un=
orbnung, meldjc bie fdjredlia>e Sage, worin fie ficf> befinbet, forbert.)"
©roß unb mannigfaa) ift bie 3^ °^ Scequiftten, wcld)e in ben 2ln=
weifungen ber 93ranbeSftf)en Stüde norfommen. $u biefem 3ufammenrjange
intereffieren bie, meldte bem einzelnen Sarfteller augefjören, nid)t bie, weldje
jiir SBeroolIfommnung unb StnSftattung ber Süfjne beitragen. $urd) bas
9tequifit finb bem Sdjaufpielcr oiele 'EiÖglidjfeiten feines Spieles gegeben.
3. 93. febübert Nicolai feinen (Sinbrud oon ©t£)ofS Spiel als Cboarbo
folgenbennaßcn :,a : „2llles in feinem Spiele mar fo äufammenftimmenb, feine
inneren ©mpfinbungen entmidclten fiel) burrf) tlcine ^Bewegungen fo un=
oermerft unb bod) fo fcr>recflidr) / baß bei bem herausreißen einer einzelnen
fteber aus ber hutbefefcung ben 3ufd)auer ein falter Sdjauer überlief."
(5S ließen fidj eine ganje 9Ficit>e r-ou feinfühligen ober finnigen, aber aü(f)
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ßefcfymacf: unb naturlofen SpiclintermeäjoS, herbeigeführt burcf> 23enufcung
oon 9iequifitcn, aus Der jroeiten £älfte beS achtzehnten ^ahrhunberts aufs
Zählen, welche, abgefchen oon bem Söert beS einzelnen für bie Gf)araftertftif
feines ©rfinberS, inSgefamt beroeifen würben : bie 6cf)aufpielfunft wirb burd)
bie Eroberung ber SBelt ber ©egenftänbe für ir)ren 3roecf auSbrucfSrei<r)er,
anfehaulicher, roirfungSnoller, errjält neue 2Jföglitr)feiten zu tnbioibualifteren.
freilich immer ftefjt mit ber Sßerroenbung beS SWequifitS ber Äünftler an
einem S<f>eiberoege : zu leicht unb nerlocfcnb gangbar tft ber Sßeg zur Äünftelei
ober zum platten, eflen Naturalismus anftatt zur roabren, feinen, auö ber
■Jtotur geborenen #unft
SBelcbe SRequifiten fennt SranbeS? ©eine ^ßerfonen haben fdjnell unb
ftetS „£ut, Stocf, *I)egen" bei ber £anb. 23ranbes weijj nichts Sonber;
liebes bamit anzufangen, ^n ben ^rauerfpielcn gef^n feine ^erfonen auch
mit £olcf) unb *piftolen um. 9ting, Sorgnette, 33riUe, 3teifcpfctfe, 33örfc,
©dmupftabafsbofe, Xafchentucr), £afcf)enfpiegel finb ferner bie SRequiftten,
bie ber einzelne $arfteüer gebraust, ftrgcnb ein bebeutungSooUeS ©piel
ober wichtige £>anbf)abe roirb mit feinem ber Oegcnftänbe uorgefcf)rkben.
6ie führen teils bie £anblunq fort, teils — unb bieS ift in ber Mehrzahl
ber $all - - bienen fie zur ©baroftertftif ber ^ßerfonen. Mit ber Scnufeung
ber Sdjnupftabaföbofe im „Sanbjunfer" 64 tft bem Spieler bie Möglichfeit
gegeben, bie berbe ©emütlicbfeit unb Söäuerlichfeit babei ju cf)arafterifteren ;
ober in bem Oebraua) ber Sorgnette tann bie überfeinerte unechte (Seziert;
f>ett eines albernen HarifaturbaronS wie in ben „Äomöbianten r>ou Guirle=
quitfa)" bezeichnet werben.™ IMe febr häufig wieberfef)renbc SBemerfung
„auf bie Uhr febenb" oerrät t>or allem ben äußerlichen £h e(ltr °W cr / Dem
baS ^equifit bie Uhr gum ^ortfrfjrciten ber £anblung, zur Motivierung
eines 2lbgaugcS ober Auftrittes bient. Xer )8ricf hat oon jeher eine wichtige
9Mc auf bem Xfyeatex gehabt. 5Dem Scfjaufpieler gibt baS S8rieffct)reiben
ober liefen Möglichfeiten zu allerlei (Spielnuanccn.. $n ben SöranbeSfdjcn
2lnmeifungcn finbet ftch ber S3rief häufig:
„(nimmt ben v Brief unb befielt iljn)"
„ (fie crbridjt beu SPrief unb lieft)"
„(bog üon £>ebiuia, erhaltene killet eUtg bcrüorfutf)eni> unb bem Cbriften
3umerfenb)"
„(reißt c3 auf unb lieft abgebrodien) "
„(ben offenen 23rtcf bctrodjicnb) " ; „(inbem er ifin burdiläuft)"
„(if)r ben 93ricf ungebulbig an» ber £>anb reifjcnb)"
„(an einem £ifd)e fifcenb unb Söriefe Icfcnb . . . ben ^rief Ijinbcrfcnb.
unb einen anbeten crbredicnb, uot fid) Icfcnb)".
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®ie Xatfad)e beS BorhanbenfeinS unb ber Berwcnoung bcö Briefes
als «Requifit ift fomit feftgeftellt für BranbeS; Einzelheiten bcö Spieles,
wie fte j. B. Söttiger oon Sfflanb, wenn er als Xreumunb in ber „ehelid)en
^robe" ben Brief Dorlas, überliefert, hat BranbeS nid)t bireft angewiefen.
£ajj es ihm befannt war, gef)t baraus hcroor, bafc er juweilcn eine Unter;
bredmng im Siefen anweift ober bajj er eine ^erfon ben Brief für fid)
Iefenb anfangen unb bann mit ber wid)tigften ©teile in Stffeft enben
läfct. 2lud) folgenbe 2lnwcifung fprid)t für ein Spiel: „(Sie $k1)t
einen fd)warageftegeltcn Brief, ber fa>n erbrochen ift, ans ber Xafd)e, fudjt
unter oerfd)iebenen in bemfelben befinblid)en papieren eines IjerauS unb
giebt eö ifjm") ; ber wartenben <perfon wirb (jinreicfjcnb 3eit unb ©etegen=
fjeit, itjre Erwartung burd) Mienenspiel auö$ubrücf en ; neugierig ^eften fid)
ihre Blide auf bie f)erauSfua>nbc .§anb unb »erfolgen jebe ihrer Bc=
wegungen. £)aS bem bamaligen Sd)aufpieler unentbehrliche Sdmupftud),
bas nad) 3)eoricnt fogar Brokmann als Hamlet 50 bei fitt) trug, hat BranbeS
beS öfteren oerwertet wiffen motten mit 2lnweifungen : „(fid) bie 9lugen
trodncnb)"; „(trodnet fid) bie Xf)ränen ab)"; „(fid) ben Sd)weifc ab=
trodnenb)".
BranbeS ift baS Sd)nupftud) wof)t unentbehrliches SRcquifit gewefen.
ftrgenb eine auffallenbe, eigenartige 9fequifitenoorfd)rift ift nid)t ge=
funben morben.
S5kld)en Bejug nehmen bie 3tnioeifungen auf bie Bühne als fo!d)e?
£n biefen 3"fammenhang gehört nid)t bie Erörterung, wie oiele unb meld)e
Sdjaupläfce alle BranbeSfd)en Stüde oerlangen, ober — in unferer Büf)nen=
fprad)e ju reben — meieren $unbuS ber Xheaterfad)mann BranbeS für bie
©arftettung feiner Stüde oorausfefct, fonbern fym wirb feftgeftellt, ob unb
in rocld)er SBcife ber $)arfteller bie Bühne unb ihre jebcsmalige Befd)affen=
heit in feinem Spiel berüdfid)tigt unb auSnufet. 3- empfinben mir es
heute als eine UnooUfommenheit, wenn ba§ Spiel ber ^Darftetter fid) nid)t
fd)einbar frei im ganzen SRaum bewegt — unb weld)e Berechnung uno
genaue Überlegung geht bem nicfjt meift oorauö! «Der Stanbplafe beS
iCitijetnen Stuhles ift com 9legiffeur feftgclegt — unb ber £>arfteller richtet
fein Spiel genau barnad) ein. 9Jad) häufigen Hnweifungen aus Xheater«
finden ber aweiten §älfte beS achtzehnten ^ahrhunberts : wie „(faßt auf
einen Stuhl)", „(finft in jDhnmad)t auf einen Stuhl)", $u fd)lief}en, müffen
aud) bamals fd)on fold)e Erwägungen, weld)c Sad)e ber groben finb,
gepflogen worben fein.
BranbeS braucht in feinen Stüdcn oft bie gan^ Bühne. Eine oon
— 85 —
bcn bis ins einjelne gcfjenben 2Inn>eifungen ift bie, n>clcr)e baa Sürjnenbilb
für bcn erftcn Slufjug bes „geabelten Kaufmann" fcftlegt. $)er 3ufa)auer erblicf t
„einen grofjen iUuminirten ©aal, mit Ottern roaS ju einem S3aUe erforbett
wirb". ©S fjeifrt ba weiter: „%x. v. ©rofjwia;, Suftine, o. 3 ulü waÄKrt
ft^en auf ber einen (Seite am ©ingange bet -öüfjne nnb fpielen in ber Slarte.
Saroneffin o. Sttüttler, o. ßrojjwitt) gefm auf nnb ab, unb ftnb in einer
Untcrrebung begriffen. üfftosfen, weldje tfjeils bei oerfcfiiebencn £ifa)cn
fpielen, trjeils auf= unb abgeben unb bcn Spielenben jufefjen. tasten,
meiere tanken, 9ftufifanten, bie im ©runb ber 33ürme auf einer ©rtjörjung
fifecn unb fpielen . . " ©ingang, ©runb unb ©eite ber 33üfjne erhalten
iljre befonbere Ausfüllung. 2lutf) fonft finbet fidt) : „(im £intergrunb)" ; „(fid)
in ben ^intergrunb jurücf jiefjenb)" ; „(bleibt im ^intergrunb bes 3^ mmcrß
fielen)" ; „(welche fidj inbefe im £intertf)eile bes ©aale mit einer £anbarbeit
befdjäftigt r)at)" ; anbererfeits : „(ger)t einige ©abritte närjer naa) ber ©cene.)"
Cb bas „auf? unb abgeben" auf ber S3üf)nc biefe oon oorn nad> hinten
unb umgeferjrt ober längs burcrjfreujt, ift aus ben Anweisungen unb audj
fonft nia>t 31t beftimmen. 2Bir erfennen nur, BranbeS benft an bie ganje
58üfjne, urirb auef) als SkrrfteUer bie ganje SBüfme berücfficrjtigt r)aben. SBaS
er etwa aus (Srunben für bie fünftlcrifcr)e SBirfung feines ©piels nacfi oorn
ober hinten ober feitwärts auf ber 33ur)ne oerlegt l)at, barüber bringen bie
©tüde, bejw. bie Anwcifungen leiber feine Slufflärung.
$>ie 33ut)ne — fteHt fie einen Qn^enraum bar — ift beoölfert mit
©türjlen, £ifcr)en unb ©cr/ränfen mancherlei Strt ; — ftettt fie einen SSalb,
©arten u. ä. bar — mit Säumen, ftelsftücfen, Jtafenbänfen u. a. 2>ie
©tücfe, meldje auf ber 33ürjne ftefjen, gebraust auet) ber $arfteHer. $n ber
Siegel werben fie erft bann aufgeführt, roenn fie jum ©piel benötigt werben,
nidjt fdjon am (Eingang bes HfteS ober ber ©jene. ©tüf)le unb ftelsftücfe
gebraust ber $arfteHer, um ben £ör)epunft oon Ermattung ober bic reifeenbe
£iefe eines ©cfnucraeS ober baS jäfje 3 { ^ en cineS ©^teefens fidjtbar unb
wirfungSooH mit bem ganjen Körper jetgen $u fönnen. 3®- :
„ (fällt bot 28e5mut5 auf einen ©hu)T)"; «(fintt auf einen ©hü}ir;
„(toirft fiefi in einen Sefovftutf) " ; „(ftürat auf einen ©tri&I autüd)";
„(»wirft fid) auf eine Stafenbanl) " ;
„(finft inäljrenb bem Sefen auf einen ©tuljl . . . fteljt nadj einer Sßaufe
ermattet auf)"; „(tnieber in bcn Stuljl aucücffinfenb)
3u ben ^orberungen bcS „cblen 2tnftanbeS" auf ber Sülme, welcher
oon ben 2iftf)etifern unb Xfjcoretrtern ber SBüfmcnfunft ber ^weiten Hälfte
bes adjtaerjntcn 3arjrf)unbertS, fo aucr) oon 3fflanb, met)rfaa) erörtert roorben
ift, gehört, bajj ber ©tr>aufpieler fic^ äufterlicr) bem ©tanbe ber barjufteHen^
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bcn ^ßerfon gemäjj benehme, bafj er bic Äonoention ber ein^etneu Stänbe
im ©efjen, Steden, Sifcen bead)te. 57
9Jtit emfter 2luSfüf)rltd)feit unb breiter 33el)aglid)feit überliefert Söttiger
feine 33eobad)tung, mit welchem Hnftanb ^fflanb baS 9ttcberfefcen betrieb
als ©raf SBobomar im „beutfd)en £auSDater".
^ie 2Köglid)feit ben Staub, bie 2lrt unb baö 33enefnnen eimir ^ßerfon
alfo ju feunjcicfMttn, r)ai aud) SranbeS fd)on in feinen Stücten mefjrfad)
gegeben : „(reid)t it)r einen ©tuf)l unb fefet fid) gleichfalls)" u. ä.
2lud) barin, baft SranbeS untergeorbnete ^ßerfonen, wie ben £auömeifter
Äülpel im „©rafen von ClSbad)", roenn fie allein finb, fid) auf bem
„Äanapee" nieberfefcen läfet, liegt ein Littel ber Gfjaraftcrifierung biefe«
fid) blö^enben faulen ©efd)lcd)tS.
ftm übrigen benufct 33ranbeS bie Sttöbelftücfe ba$u, um bie 28irllid)feit
beS Milieus fo treu als möglitt) ju geftalten. 3)er Sd)aufpieler, ber etwa
einen ©efd)äftSmann in einem 33ranbeSfd)en Stüde bar$ufteUen fyat, befommt
jebe tlnterftütmng, bte nur immer Don ben äußeren SDingen fuggeftio auf
fein Spiel roirfen fann. 35- m «Unbef onnenfjeit unb ^rrtfium" :
HI, ß: „(öffnet einen Söaubfdnauf, nimmt eine Sdutblabe mit Louisd'or
fjerauS unb aäfjh)"
III, 5: „(an feinem Sßulte fdjreibenb)"
III, 8: „(geljt an fein 5ßult, legt bic bcaafjltc 3icd)nuno in ein §ad), unb
notirt tos (Mcfdiäft, fcfjicbt bie Sdniblabc mit öolb luicber in ben
Sdjcanl unb berfdjIieBt iljn)"
III, 10: „(gcljt an fein s $uli unb aeiefmet bcn Verlauf ein)."
9teben Stuf>l, taapee, <£ult, Sd)ranf, Xifd) finb es nod) %üx, ftenfter
unb Spiegel, t»eld)e in 93ranbcsfd)en Stücfen für ben $arfteller in 23etrad)t
tommen.
„($n ben Spiegel fefjenb)"; „(fid) betrad)tenb)" fefjrt t)äufig roieber, unb
tnieberum f)aben mir fjier bie Sßermenbung eines SBüljnenrequifits jur äußeren
(Sljaraftcrificrung.
$)ie SluSnufcung ber 23üfmenrequifiten für (Sfjarafteriftif, für ©rt)öl)ung
bes SBir!lid)feitSeinbrucfs fjat ftets ©eltung für bas Spiel beS &arftcü*crs.
SBebcr in ber 3tuSma^l nod) in ber SSerroenbung jeigt 33ranbeS irgenb
eine Eigenart.
3luS ber S3etrad)tung ber Spielanroeifungcn ergibt fid) für ben Sd)au=
fpielcr SöranbeS: er ift feine ^erfönlicftfeit, fein ©rofeer in ber ©efd)id)tc
unferer Äunft; „einer oon oiclen" mit feiner Eigenart, aber aud) ofme
Unart. (Sine £eit reid)fter (Sntraicflung ber Sd)aufpielfunft burd)lebte
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Sranbeö. Unter 3d)önemann begann et unb erlebte Cstyof, Sd)röber,
Sfflanb unb irjr fünftlerifd)eö 23irfen. $urd> jahrelange ^ßrariö erreichte
er eine braue SRittclmäfji'igtett, eine tüd)tige tenntniö feiner Äunft.
Branbes, ber Sdjaufpteter, gefjört ju benen um ßffpf, bie alö nor=
nerjtnfteö 2lu§brucf§mittel ifjrer ftunft bie Sprad>c benufeen. 9Jiit feinen
Slnfäfcen für fdjärfetc (Sfjarafteriftif bei ber 9toenbung r>on ©eften unb
ben ©ebraud) Don SRequifiten unb Bütyne, foroic mit ben Anfängen für eine
fräftigerc 2%ntuierung ber mimifd)en Littel überhaupt raeift 93raube§ auf
Sd)röber unb Sfflanb fjin.
Htimtrfotigett $it 2.
1. ^uliuä ^eterfen, Stfiiflcr unb bic 23üfjne. Berlin 1904 3. 8 (%a*
Iäjtra XXXII). 2icfc3 ift bic erfte umfafjenbc unb crgebni§rcid)c Arbeit biefer
?lrt. 53orfier battc fdjon Wiefel «bic feenarifdjen 'iöemerfungen im 3eitaltcr
G5ottfd)cb3 unb ScffingS" bearbeitet. ?lber nur ein toenig bringenber Xeil babon
ift al§ berliner SHffcrtation 1900 beröffentlidjt.
2. TibcrotS Sbcater: „$on ber bramatifrfjen Sidjtfunft." fieffing* SBerle
ed. $cmpcl 11, 2 3. 320.
3. £ebrient, (äc)<t)\<S)tc ber beutfdjen Sdjaufpiclfunft II, 119.
4. Hbfdwitt IV enthält ein 93er3Ctcf>tii§ fämtlidjer fdjriftfteflerifdjer Sir«
betten beö 39ranbc5. 5hif bicfcS fei jur Orientierung übet bic Stüde be3
33ranbe§ f|ier enbgültig bertöiefen.
5. 3ur ^erboüjtänbigung ber oben gitterten 2Infid)t SibcrotS fei mit*
geteilt, tvaä £iberot ben Sdjaufbielern guruft: „©eniefeet (Jure 9ted)te, %fir:
Scbaufpicler, tbut, lna§ Gud) ber HitgenbKd unb (hier Talent eingiebt! Seib
3br bon gleifd), babt $br ©efütjl, fo loirb aHe§ gut geben, ofjne bafe id) midi
barcin menge; fetb %t)x aber bon $0(3 ober bon Stein, fo luirb N Mc3 übel
gcfjcn, roenn id) aud) nodj fo biel tbätc."
6. 2Bic 3. *8. bei Örctjner in ieinem fiujtfbiel „Sari unb Sophie" II, 6:
„"iöäfjrenb ba^ %ad fbriebt, unterhält fid) ber Sharon mit bem STCagiftcr über
JafobS WWiognomie, mit benen er feljr aufrieben ift; ba bingegen ber Sütagiftec
immer Ginmürfc mad)t unb burd) bic Scrübrung feines eigenen 2Jhtnbc3 unb
9fafc 31t bcrftefjcn giebt, baß bebbe nid)t3 taugen." 3>a3 mutet beinahe loie eine
SÜ33C au einer unausgeführten Sjenc an. S. a. ebb. IV, 5. 3ur GrHärung
„nobrififrifdjc 5lntoeifung" f. ^eterfen, SdjiHcr 3. 335.
7. 9?id)t mebr aT3 fcdjS Sd)üffeln, [yamiliengcmälbe 1780, 3.59 (11,6).
8. Sitmlid) ©emmingen in „3>er beutfdjc $aitäbatcr", Sdiaitfpiel 1782,
3.03, 11,6: (*r toenbet fid) mit einer gußnote an ben Sdjattfpicler: „£ier
gebe ber Sdjaufpielcr, ber bie Diode be§ .ftarl^ fpielt, burd) fein ©ebäl)rben»3biet
31t berfreben, luic febr er bcrfd)?eben benft, unb laffc ben Streit 3toifd)en feinem
fersen unb ber cbrfüd)tigcn Vernunft bemerfen."
9. 2Tic Äiomöbiantcn in Ciiirlcquttfd), Äomöbic 1791, 3. SS (III. 0) :
„2ie Sdjaufpielerin >oirb erfudit nid)t 31t übertreiben. $c natürlicher ttjr s ^or»
trag, je belifarer ibr Sptd, je 3tDerftnäf}iger unb lädierlidier loirb biefe Dttjapfobtc
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bon llnfinn fierauSgeljoben. Siefe ift aud) ber aWaafeftab für bic in bcm folgenben
©ingfpicl auftrctcnbcn Sßcrfonen." ftfmlid): 33refcncr, „9täufd)gen" 11,3.
10. ©ämtlidje bramatifdje ©duriftcn, 8 23änbe, 1790 bis 1791, 93b. HI
©. XXVI f.
11. 93gl. „Ser bereinigte große ©djröber toieberljolte c§ gern, ba§ bor*
ncfjmftc Talent beB barftcllcnben $ünftlcr§ beftelje barin, bie SIbfidjt, ben ©e*
bonfen feines Sid)tcrs auf3ufaffcn", teilt ©ctobclmanu feinem ©oljn mit; fielje
{Hötfcfier, ©et)belmann§ Seben nnb SBirfcn, 93crlin 1845, ©.249.
12. §am 2cbrient, ßol). griebr. ©djönemann 1895. £fjeatergefd).
gorfdnmgen 93b. XI.
13. 2Keinc 2cbcn3gefd)id)te, 1799 bis 1801, 23b. 1 ©. 168 f.
14. ©ielje: #anö Scbrienr, ©d)öncmann (5.250; Sifcmann, ©djröber I,
©. 229 f.
15. $an$ Sebrtent, Scfjönemanu ©.277.
IG. Q3ranbc3 roirb biet eljer burd) ben jycucreifer bc§ tütlligen, aber un«
fclbftänbigen 9Infänger§, ber jebe SBcifung bc§ 2eb,rer§ boH befolgen rottf, alleä
berborben Ijaben. Unb angegeben, c§ fprtdjt au§ ber obigen gaffung in ber ©clbft«
biograpbie „©igcnbünfcl", ©rfjabenlicit über biefe unfbmpatljifd)e SIrt ber fcfiau*
fpielcrifdjcn Slusbübung, fo ift einfach, au bebenfen, loann 93ranbe§ fo fdjreibt:
1799, am (?nbe feiner Saufbaljn; ^aljraeljntc be§ mannigfadjficn fdjaufpielerifdjen
Sebent unb SBtrfen» liegen lunter itjm; ein foldjer 3Kann urteilt, ob mit 9lcdt)t
ober Uurcdit, jebcnfallS bcgretfttdjcrrocifc fteti bon einem erljöfjten ©tanbort.
17. ^cterfen, ©d}iller ©. 417.
18. ebb. ©. 391.
19. Sßcterfen, ©. 393, fiubct c§ aud) nod) bei ©d)iHer auffallcnb, loie roenig
bie ©tirnberoegungen angegeben finb.
20. 9iad) ben Regeln be§ ©djaufpielerS $rana SRiccoboni, bie ©djröber mit
eigenen 23cmcrfungcn berfal) unb fo ben ©djaufpielcru empfahl : SRctjcr, ©droöber
11,2 ©.202 f. § 10 „£a§ ftummc ©picl". <&2 Seifet ba: „Sitte Scibcnfdjaften,
alle 93crocgungcn ber ©ecle, alle Skränbcrungen ber ©cbanlcn, follen fidt) auf
bem ©efidjte bes ©cfjaufptelcrS aeid)nen . . . 2)er obere SJjcil be£ ©efidjtS
muß oljne Unterlaß fpiclen. Der STcunb unb ba§ $inn bürfen fidt) nur beilegen,
um au articuliren. Die Singen muffen bie inneren ©mpfinbungen aurüdroerfen,
unb bic 23eroegung ber ©tiruc trägt biet ba^u bei. Sin ©djaufpieler mufc burd)
grofec Übung bic gertigfett erlangen, bic ©tirne au runaeln, inbem er bie
Stugenbraunen ergebt; unb bic £>aut groifdjen ben Slugenbraunen au runaeln,
inbem er biefe nicbcrfd)Iägt. Die gcrungelte ©tirne, bie auf berfdnebene 2Irt
gesogenen Slugebrauncn, unb bic lang ober runb geöffneten Singen, beaeidmen
bie akrfdnebenfjctten be§ SluSbrud». Der Xfytil ber 2Bangc, ber bid)t unter
ben Slugen liegt, lann aud), burd) Srljcbeu ober Sftteberfcnfcn, ein roenig baau
beitragen; . . . ber SWunb barf fid) nur beraieljen, um a» lachen, ober 2ad)en
3u erregen; benu roer im Slugenblidc bcS &ummer§ bic beiben ©den be3
SDcunbc? Ijerabfenft, um $\i roeineu, geigt ein feljr IjäßlidjcS unb uncble§
©efidit . . ."
21. griebrid) £>ilbebranb greiljerr b. Sinficbcl: ©runblinien au einer
£f>coric ber ©diaufpielfunft, Üctpaig 1797, 3. 18.
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22. Clibie, 2. 8lu§g., Seidig 1790, S. 75. ©gl. ebb. IV, 2 S. 87: „#aft
bu ntd>t§ an ifjm bcmcrlt? So einen finftern, argtoöljnifdjen ©lid — ein gelmffeS
fdjüdjterne«, gefd)äftigcS SBcfen?" Ebb. IV, 7 (S. 100) : £>a! 2BcldY ein ©lid!
geucr ber innerften £>öüc flammt au« ifjren 8lugen. ©gl. and) Citilic, 2raucr*
fpiel V, 15.
23. Engel, 3Kimtf I S. 62. 3u bergleid>en bamit ö. Scdcuborff, ©or*
Icfungen über 2cftamntion unb SWtmif 1816, ber im atuciten 93anbc S. 196
„2te 2eüe bc§ Raupte«" ald 25krf3cuge bcS SKienenfpielS anfallt.
24. ©3 finb bieg: 2er Iädjcrlirfje $rrtl)um, 1761. 2er Srociflcr, 1762
(f. 8lbfd|nitt IV) ; beibe Stüde öerraten in ifjrcr 2cdjntf ben gana blutjungen
SInfänger.
25. 2er bliube Ehemann, Sujtfpicl in 3 Stufe. 8lm 8.$uli 1717 in £>am*
bürg 3uerft aufgeführt. 2ic iianbibaten ober bic Littel 311 einem 8lmte 3U
gelangen, Sufrfpicl 5. 8tm 8. gebruar 1748 3ucrft in ©raunfdjtoeig aufgeführt.
26. 81. 5B. ^ffranb, 8tlmanad) für baS 21jcatcr, ©erlin 1809, S. 66 f.
27. §tnfid)tlidj ber Einteilung in bie öcrfdnebcnen SWonologarten ift ftrieb«
rid) 2üfcl« 8(rbeit: 2er bramatifd}c Monolog in ber ©octif bc§ 17. unb 18. 3afjr-
^unbertg unb in ben 2ramcn ScffingS (1897; 2^eatcrgcfd). gorfd). XIV)
benufct.
28. ?lrtljur Stieljler, 2a§ ^fflanbifdje 9liir)rftücf, 1898. SEIjeatergefd).
gorfdjungen 23b. 16.
29. iL 81. ©öttiger, Entloidclung bes Sfffonbfdjcn Spiel« in 14 2ar«
ftcllungcu, 1796, S. 320. 2Wit ©ertoei« auf ftfflanb, gragmente über 2Rcnfd)em
barftellung, S. 99 (bgl. 3D?aricrftcig) .
30. ©gl. 2ü)'el, 2er bramatifdje Monolog, S. 82 2lnm. 61.
31. ©öttiger, ^fflanb« Spiet, S.321.
32. Eine feinfinnige Spietnüancc geluäljrt ber 2ob ber (Hjarlotte in ,,2ttber«
fon, 1.2cil: Sic frirbt mit ben SBorten: „(Sbuarb! Ebuarb. — " 2abet ba§
©ilb be» (Miebten in ber $anb Ijaltcnb: „(2a§ ©ilbniß entfällt tljrcn er*
ftarrenben £änben)."
33. 2ibcrot, ©on ber bramatifd»cn 2id)tfuuft. 2effing§ SBcrfc ed. £empcl
XI, 2 S.312.
34. STCctoer, griebr. ßubro. Sdjröbcr; Hamburg 1823, 11,2 S. 202.
35. b. Einficbcf, 2l)eorie ber Scftaufpiclfunft, 2cip3ig 1797, Einleitung
S. 10.
36. 3.©. 8lriabuc im atociten Stuftritt:
„2t)cfcu$! Diicfft 2u nid)t, mein 2fjcfcu§? 9tountcft 2u nid)t meinen
tarnen?
9?ein, e§ irar ein 2 räum! 2er fdjönc SWorgen fjat ifjn mir entführt.
Set) mir gegrüßt, f)crrlid)e§ SWorgenrotfj! 9?od) nie fab, id) c» fo fdiön,
fo glü^cnb!
3efct fteigt bic Sonne herauf; mit tocldjcr ©rad)t!
SBie burd) iljrcn 8lnblirf fid) biefe SBilbnift erweitert!
©fjnc 2id), 03cliebtcr! 2Bcld) ein fdiauerbollcr 8luf entljatt !
Jptcr glotzt fein friHer Sommertag, wie in ben föniglidicn ©arten
meine* ©arcr§; fyet blühen feine 9iofcnfträud)C, unter beren Statten
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uns bie Siebe berbarg; fein 3cbfU)r fpiclt mit unfern Soden, leine
Sängerinn bcr 9tatf|t ioerft unS 511 neuen greubcn!
StdeS tft fc.icr tuüb, fürd)terlic^!
SaS 37icer lobt gegen biefen gclfcn, roid ib,n bcrbrängcn! (93Iidft übet
fid)). Sdjrcdlid) beugt fid) bcr gclfen, broljt einäuftüraen !
Scr Söroe brüttt:
Sief) Jb,cfeuS! SljefeuS, !omm; id) bin crhxuöt! . .
37. $anS Sebricnt, Sdiönemann 3.213. 214.
38. Sfjeaterjournal für Scutfdjlanb, 1779, XIII 3. 8.
39. aWeber, Sdjröber I 3.143; 2. Sifcmanu, Sdjröber, 1890, l.Seil,
8. 229.
40. £an§ Sebrient, Sdjönemann 3.209, bcröffcntlidjt bie Hfabemtereben
tffljofS. Sic lUfabemic Ijat nur bon 1753 bis 3uni 1754 cjifticrt. Sic
Sdjaufbiclergencration um Öfljof mar nodb, nirfjt reif für foldjcS fcgenSbodcS
Sun, für ein bewufet unb rein tünftlcrifdjcS Schaffen, .^m übrigen f. Scbrient
3. 23S.
41. Chronologie bcS bcutfdjcn St^atcrS, IjcrauSgeg. b. (£§riftian £>einr.
Sdjmib. $n bcr 9Zcu«?(uSgabc bon Sßaul Segbanb, Berlin 1902 (erftcr fflanb
ber Sßublifationcn bcr ÖcfcUfdjaft für 2f)eatergefd)id)tc) ftnbet fid) ein auSfüljr*
lid)eS SnbaltöbcraeidiniS. Safelbit (3.320) roerben unter „QJarberobe" eine
2Äcngc Steden aufgeführt.
42. über ScbbclmannS gatjigfeit, 9JiaSfc ju maetjen, f. Zf). SHötfdjer,
SctobdmanuS Sebcn unb SBirfcn, 33erlin 1845, 3. 194 f.
43. «örttger, (rntioidclung bcS 3fflanbfdjcn Spieles 3.7: „^5«^ fjabe
Sdjröbern jroct) boüc 3tunben bloft mit ber Soilctte in feiner 2oge 3ubringen
feben, a(3 er bie Mode bcS ©einigen 3um legten 9ftat fbtelte." Über $8e*
fdjrcibung bcr 3fflanbfd)cn 9HaSlen ftefjc: ebb. 3.144; 175; 232 . . . Sie
reben nur bon ^erürfen; auf Sdmtinfe tft bie eine 33cmcrfung: „brünett ge=
baltenes ©efidjt" 311 besiegen.
44. Sic 58ül)nenbclcud)tung fteljt in bem acbtaeljnten ^aljrljunbcrt auf feljr
unboUfommencr Stufe: uod) immer bient ba$u bcr bcrabljangcnbe Äronleudjtcr,
ja man fcfct ofjnc Unterfctjtcb bei lag unb 9fad)t Seudjter auf bie üEifaje.
SBcnigftcnS beflagt fid) SWtoliuS barüber. 5ßgl. gJcterfcu, Schiffer unb Dte
«ü$ne, S. 200.
45. GJotljaifdjet 2f)eotcrfaIcnbcr bon 1776, 3. 108.
46. Scr Öotbaifcbe Jfjcatcrfalenber bon 177S, S. 70, befdjreibt baS ©e*
mälbc bcr 2Äab. 93ranbeS als ?(riabnc bon GJrafS äflcifrcrpinfcl in SebeuSgröBc:
„Mriabnc frcfiet, baS ©cfidjt balb gegen gelfen gefebri. ftf)rc QriecE)ifcr)c Reibung
tft, luei^e Setbe bcr Scibrod, ben ein rotb>r ©ürtel unter bcr «ruft aufammen*
bält, baö ©eroanb bon rotb>m 5(t[af$ ir-adt bon beu Schultern b>rab. ßljt
braunes £>aar tft mit perlen burdtflodjtcn. Sic eine &anb ftüfct baS bon
3ilbcrgctr»id)t bcS (JlenbS bingebeugte £>cupt, bie anbere finft bcrloren berab.
SaS febäumenbe SRccr tbürmt fid» itjr jur Seiten. — SaS SJtecr, auf meldjem
IbcfeuS nnfrebmidig cntffotjn! Vladft unb SPicer rüden immer ftärfer an unb
berbreitett itjrc Sdjreden. iHriabncnS ftnftcrcr Wid beutet Sturm ber Seele,
Söctjmutlj nidjt o^nc toctblidjc ®ratte — aber 2Bcf)mutlj, bie in 5?cr3h)eiflung
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überfielt — (ritt großer 2Ijrätien=£ropfeH ber im Wuge ftarrt — ßr ift fort
mein X^cfcii»!" ber fiittcratur» unb Jficatcr^eitung, Berlin 17S0, 9ir. XIV,
tvo fief) bie Mnfünbigung bcö toupferftirfjeä Don Sintjcnid) finbet, nrirb bal)in
berichtigt, „baß ba* braune $aar ber Slriabnc nid)t mit perlen burdjflocbtcu
tft, fonbern otyne allen 3d)nrf, nad) einem ftopfe ber 9?tobe, nur burrfj ein tociffcS
"-öanb 3ufammcngcb / alten tuirb." über beu &upfer)"tid) fouft nod) au ogl.:
Stttcrntur* unb Ifjcateracihina, 1780, XLI1I, 3.088; 1781, XXVIII, 3.448.
47. Teoricnt, 3d)öncmann 3.226.
48. darüber öotbaifdicr Xbeatcrfalcnber 1776, 3.. 108.
49. ©alter, ©cfrfu'tfjte bcö Itters unb ber SKufil am furpfälaiidjen \?ofe,
Scipaifl 1898, 3. 179.
50. SWar äNartcrüeig, Sic ^rotofolle bc* äRannfcimet 9iationaltfi,eater3
unter Balberg, 1781—1789, 3.100. fluf ben SSiberfprurf) fommt aud) $cter*
fen, 3d)iHer unb bie Söüljne, 3. 266 au fprcdjen.
51. üöranbcö, 3ämtlia> SSJerfc, Bb. V. Sorberidit 3. XI.
52. ö. ©emmingen, £cr teutfebe $>au»uatcr. 3 m ^crfoncnöcractdjniä
bittrer einer jeben fßerfon eine furac ülntncrtung über ibreu (Sf)araltcr unb
fileibung.
53. SWitgctcilt bon (ib. Seoricnt, ©efdndjtc ber beutfdjen Sdjaufpiel»
fünft II, 3.273.
54. Xcr Sanbjunfcr in Berlin, Motnöbie, 17S5. 11,2. «gl. £cr fianbc«.
oatcr, 3d)aufpicl, 1782, 1,2; unb 2er £>agenolae, fiuftfpicl, 1771, 11,1.
55. Böttiger, infeincr Sntioidelung bc» 3fflanbftf>cn Spiele», 3. 105 nennt:
„baö gerfenbafte (Surfen butdß ©las ein abgetütetem Spiel unferer gctt>ö£)n*
Iid)cn Sdjaufpicier."
56. Qb. Teüricnt, ©cfdjidjtc ber bcutfdjen Srfjaufpiclfuiift II, 3. 304,
gufjnote.
57. 3. Irngcl, ^becn aur aJitmif, XI. I 3. 40 f., 3.110.
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£)en $f)eaterfadjmann unb inöbefonbere Sa>mfpieler >f)ann (Sljriftian
Söranbcß fjaben mir mit unferen Darlegungen f)i|torifa; feftgelegt, über feine
Spielart finb mir bura) SBetracJjtung ber ©pielanroetfungen aus feinen
etücfen bi§ in oon ber Überlieferung niajt gegebene ©injetyeiten unter;
rietet. Söottfommen wirb aber erft ber SSkrt unb baS ©rgebniß biefer
Arbeit burä) eine genaue 33ergleidmng mit ben (Spielarten cor unb naä)
SranbeS' SebenSjeit, meldje nod) einer bis in baS ©injelne gefjenben ©r*
forfdjung Marren. SDann wirb ber gaben ber ©ntnncflung, meld>er fiä) oom
erften Seginn bis jur ©egenmart buref) bie beutfdje Sdjaufpielfunft f)inburä>
3icf)t, beutlid; unb mef)rfacf> gefpannt offenbar werben; mir fjätten aisbann
bic ©efdndjte beS ©inaelfpiclä in ber beutfajen ©cfKtufpielfunft. 3um
©cfamtbilb, jur ooUftänbigen Gkfdndjte ber ©djaufpielfitnft gehört aber
ferner Kenntnis beß 3ufarnmenfpiels, ÄenntniS banon, roeld;e Situationen
unb Gegebenheiten bie 2f)eaterfuuft unb wie fie biefe bargeffrllt, mit melden
inneren ©rlcbniffen fie ifjre SJtenfajen r»orgefüf)rt r)at. Httcö baS ift für
bic jnieite $älfte beS adjtaefmten 3af)rf)unbertS aud) aus Sranbeö' Stücfen
mit ju erforfdjen — eine Slrbeit, bie id) in fpäterer Seit nod) fertig ju
reiften oor J)abe.
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IBerjeidwts ber WxiltMexÜfim £xbe\ten b<$ $raube$.
$er 3wctfler. Suftfpicl bon 5 &nnblungcn an. 1760. (rrcmptar auf ber £>of*
uub Sraatöbibnotbcf 2Jfünd)cn.
$:er Iäd)erlidjc Irrtum ober bte (fntfübrung. Sufrfpicl 1 Aft. Sörc-Mau 1761.
(Sircmplar auf Srabtbibliothcf ju Breslau.
£te Solncit ber GJro&mut unb 5Heblid)feit in ber Scbcnöneföuditc be£ Gerrit. »8.
Breslau unb 2eip,?ig 1762. (£in Montau, (tfrempfar auf ber föuiglidjcn
©ibliotfjef au Berlin.)
t^tc geprüfte Xreue. Schauspiel, aufgeführt $u Berlin bou Sd)ud) nach
bem ftricbcnSfdjIufj 1703.
$et Sdjiffftradji. Iraueifpiel in 5 Aitfaügen. Uraufführung 1765 311 SKündjcn 6.Dt..s<$t.vm.
lmtcr bem Xitel: s Mi$ gaunty ober ber 'Schiffbruch. 1766 in
einer berbefferten atueiten gaffung. 1768 in 2cip3ig aufgeführt, (rine
brittc Raffung lag ben Aufführungen 1781 in Mannheim jugrunbe.
$>et Schein betrügt ober ber gute (Ehemann, ein beutfehe» Criginallufrfpiel in e. $r.«6c6r. n.
5 Aufsügcn. SStcn 1708. «anb 4 ber Scutfdjcn Schaubühne, «erfafet im
$al)re 1767; Uraufführung 176S Seipaig; aurf) unter bem Xitel: 2> e r
liebreiche G () c m a 1111 ober ber Schein betrügt befannt, fo
Srurfercmplar SBien 1777 ((Jremplar auf $ofbibI. SBten; . dritte Stuf*
läge 2cipäig 1790 { Somplar auf fönigt. Söibl. Berlin).
3>er ÖJraf bon Otzbach ober bie SBclobnuug ber Skrfjtfrfjttffcn&cit. 2ufrfpiel ine. Dcs^r. in.
5 Sluf3ügcn. 2eipaig 176S, berfafct 1768. (ejemplar auf ben Stabtbibliothefen
Seip3ig, Hamburg.) Uraufführung 1763 in ücipjig; mürbe nach 1791 in
33crlin aufgeführt, (Sine berbefferte Ausgabe: 2eip,3ig 1782 ((Sremplar
auf ber fönigl. Sötbl. Berlin).
Xtan, fdjau, uicm! (Sin Suftfpicl in 5 Aufaügcn. «raunfehroeig 1769. ((Sjcmpr.e. QtsGQc VL
auf ber belogt. 93ibIiothcf QJotha.) Sftad) 23ranbe§' eigener Angabe 1769
bollenbcr. (53 laffeti \xdj aber bou biefem Stücf unter bem Xitel: „Sormin
ober trau, fd)au, roem!" bereits 1768 gmet Aufführungen in Hamburg nach»
lueifen unter: „Set (3 a ft h 0 f ober X r a u , f d) a u , tu c ml* 1 (Sin
Suftfpicl. 1775. 2cip3ig. StarfjhxiS&are Aufführungen big um 1785.
Ser geabefte Kaufmann. Suftfpiel in 3 Aufaügen. s. a. s. 1. (ßjemplar auf @. s>r..2<$r. 1.
lönigl. Bibliot'bef Berlin; £>ofbibliotbcf Sreobcn unb SSieu.) ©rftauffüfjrung
3u SSien. Sie Urfchrifr hatte 5 Afte; mar betitelt: „2er ftamenStag
*) «ou beu mit f bc3cicf)neten finb meber banbfdirif triebe nod) gebrudre
£e£te gefunben; fic finb nur bem Xitel nach befaunt.
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- 94 —
ober önbc gut, alles 0"*!"» verfaßt 1769. Siefc Bearbeitung
lag ben Sluffüljrungcn 31t Hamburg Don 1771 bt» 1790 3ugrunbc.
$er geabclte Monfmonn. üuftfpiel in 5 Siufaügen. gmeite, gän3lidj umgear»
bettete Sludgabe . üei^ig 1790. Sag ben fpäteren Slufführungcn augrunbe.
Woä) 1809 ift eine fold)e für Hamburg fcftgcftcllt-
6.$r..©$r.vm. $ie ßomiJbiantcn in Cutrlequitfdj. fiotaöbic in 3 Siufaügen. Seidig 1791.
(Urcmplar auf rönigl. Sibliotbcf Berlin.) «erfaßt 1770, aufgeführt 178ö
3U Hamburg. Irin Srudn'tüd barau*, ber ameitc Sluftritt bon Slufaug I, ift
in ber berliner „IMttcratur* unb £hcater3citung bon 1782, Kr. XX (S. 305)
3um Slbbrud gebraut.
£er ^ageftolac s. a. s. 1. (^emplar b. Ijeraogl. Bibliotbcf ®otb,a.) *8er»
faßt 1771; (Srftauffüljrung 1771 in SBcimar.
©. t>t..®4r. vii. <Cer £»aflefto!ae über 28ie mani treibt, fo ßebjö. Suftfptcl in 5 Siufaügen.
Seip3tg 1774. ((£|;emplar auf Stabtbibltothcf Hamburg.)
®.S)r..€^t.ii.OItt»ie. (Sin Srauerfpicl in 5 Siufaügen. 2eip3ig 1774. 1772 entworfen;
1773 bollenbct; 1774 auerft in Weimar aufgeführt. 9fad) 1791/92 finb
brei Aufführungen babon in SBien nachweisbar.
€. S5r.»®ct)r. i. Hrtabne auf 9tajo8. ©in 2>rama mit mufifalifchem Slffompagncment. Scip3tg
1775. 1774 gcfrfjricbcn; bat bon 1770 au bis 1814 an ben berfdjiebenften
Xfieatern Scutfdhlanbö aablreidjc Sluffübrunegn erlebt.
©. Sr..©4r. v. $ie SWebicecr. ©in ©d)aufpiel in 5 Siufaügen. 3Jcünd>cn 1770'. ((Jremplar
auf föntgl. Biblioihcf Berlin u.a.) ökfehrieben 1775; erfte Slufführung
3u SJreöben 1776. 9iod) 1786 rourbe biefc» <5tüd in SDiannbeim gegeben.
Unter bem Xitel : „Scr OJcfcfcgcber a l § 33 a t e r unb 9t i dj t c r "
ober „2>ic Sftcbtcccr", Sdjaufpiel in 5 Siufaügen befifct bic Sluto«
graphcnfammlung ber Söicncr £ofbibIiothcf ein ÜNanuffript bon bctnfclben
Stüd au* ber £>anb beö SranbeS. Siefen meiebt ntd)t untocfcntlid) bon bem
gebrudten Sdjaufpicl ab.
6. Sr.<ed)r. 111. Sie #odjaettfcl)er ober 3ft8 Wann ober ein SNäbdjcn. 2cip3ig 1790.
((^rcmplar auf Siaubcöbibliotljef 311 iiaffcl.) Ikrfaf5t 1770; Uraufführung
in Srcsben 1770. 9iod) unter Gtoethcä Sbcatcrlcitung ltntrbc es 1791,
1792 in SBcimar je einmal aufgeführt. $ci)t mörtlid) ba^fclbc Stüd finb
„Sie 2 d) 111 i c g e r m ü i t c r ", Criginalluftfpicl in 3 Siufaügen, SSien
1781 (ipofbibl. Sßicn). Sic 2Ranuhcimcr 9tationaIthcatcrbibliothcf bcftfct
ein a^anuffript bon lefcterem auö bem ^al)rc 1782, ba» mit ber „§oä>
acitfcijcr" ebenfalls wörtlich übereinstimmt. 9tadj ber berliner „Sittcratur*
unb Xhcateraeitung" 1780 IX mürben in Hamburg am 19. 9?obcmber 1779
311m erften SJialc aufgeführt: „Sie Schwiegermütter ober bic ^ochaeit«
ferjer", Üuftfpiel in 5 Siufaügen bon 23ranbc3.
6. »t..s*i-. vi 3no. 2JZclobram. Seipaig 1790; bon BranbcS 1777 berfafct; 1779 in
iiciiMi« 3»cn"t aufgeführt, h«t fid) nur wenige Sühnen erobert.
6. Xr.«®flr. 11. Gonftonaie »on Xctmolb ober aiJooß für SWaaf». ®d}aufptcl in 5 Slufsügen.
2cip3ig 1790 (auf «anbe§bibl. ilaffel) ; oerfaf5t 1778; 1780 in ^ann.
heim auerft aufgeführt, fünft nur wenig gegeben.
€. Xr..s*c. vii. Crttlie. Xrauerfpiel in 5 Siufaügen s. a. s. ). irrempl. auf ^ofbtbliothcf
S8icn. 1779 gefrfitteben. 17S0 in ©ieu gegeben.
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f C Ipmpta. Xrama. 9?ad) bcm $Bcr3cidmi3 ber 3d)riftftcUer unb ihrer
SBcrfc im öotbaifrfKn Jbcatcrfaicnbcr 1 7sn : im l'ianufcript fertig.
X;te (Srbfrfjaft ober Xer innae ©cijiae. fiuftfpicl. Ücip3ig 1790. ( egeutpl. «. 5>r..»$r. v.
auf bcc fönigt. MMbliotbcf Berlin); ucrfaüt 17SO. 9?ad) ben auf ber
Hamburger 3tabtbibJiotbcf oorbanbenen 2bcatcr3cttcln in Hamburg am
2*>. Woocmbcr 1781 3iicrft aufgeführt, mährenb ÜPranbcS in feinen „Samt*
lidicn SBJerfcu" itfb. V irrtümlidwrmeifc 1782 angibt.
Xer Xorfbarbicr ober bie fcltfomc Xoctorpromotion. 5ßoffc in breu Slufaügcn
nad) aWoIiere J,e medezin mrügtv !m äRanufcript im SBefifc beS §errn ©. SBeiS*
ftein, Sterlin. 28ol)I bac-fclbe luic Jcr i'l r 3 t toiber feinen SBillcn
nad) 2No(i&rc, ba§ im Sdiriftftctlerocracidmis bes Gk>tbaifd)cn Xbeatcrs
falcnbcr* Pon 17*0 imit * oerfehen, b. I). aufgeführt) ftcljt.
Xte (befahren ber $erfäf)rnng. 2)ianufcrtpt, erhalten in ber Mannheimer
9iationaltbcatcrbibliotbef. 9Jad) bcm Oiolhaifcheu Tbcatcrfalcnber 17S1 im
SWanufcript fertig; an^erbcm mit * Perfehen, b. b- aufgeführt.
25er Sanbettmter. Sdjaufpicl in 5 Aufzügen. Ü2cip3ig 1790 (Urcmplar auf ®. £r..©$r. I.
ber Sanbesbibl. Maffeh ; 1782 perfaßt. 1785 in Hamburg aufgeführt, fonft
nur locnig gegeben, 1791 in ttönigoberg jivcimal.
2$a« bem einen reflt ift, ift bem Slnbcrn btüia. Suitfpicl. s. 1. 1795 (fcsempl. €. $r..6d}t. v.
auf SBicncr £ofbibliotbef ) ; Perfertigt: 1782.
-f-Xie unglcidten 2d>wcftcrn. ihiftfpiel in i x ) luf3Ügen. SNad) bem $raii3 3efon*
bafdjen i?cc3eidint£i, ba* bei H>röln „Jooftbeatcr in Xrc&ben" 3. 304 f. ab*
gebrueft ift, 17S2 in Xrcsbcn oon ber ätoubinifdicn GJcfellfdjaft aufgeführt.
«Der fionbinnfer in »crltn ober Xic überläftigen. ftomöbic in 5 2luf3ügcn G.Tv..®^r.vm.
s. 1. 1785 OJrempl. auf Jpofbibl. Hüten); 17»5 perraitf; ^sö in .Hamburg
aufgeführt. Xasfelbc Stürf ift : (i a n ö Don $ a n n o io ober ber Ü a n b*
junfer in Berlin. Sufrfpiel in 5 Auf-uigcn. Hamburg 17S"), alfo
1786/87 Pon ber SBäferfdjcn OJcfcÜfdjaft aufgeführt.
fXcr erftc SIprtt. Suftfpiel in 2 Aufzügen. 9iadi ben auf ber Hamburger
Stabtbtbliothef oorbanbenen Theaterzetteln am 1. i'lpril 1785 in Hamburg
aufgeführt.
f Xic Jyürftenpftidjt. Sdianfptcl tu :? Aufzügen, ittadi bcm Xbcatei^cttel auf
ber ^antburger Stabtbibltothef 1785 in Hamburg auerft aufgeführt. 179<i
umgearbeitet.
Xüe Srrthümer. tfomöbic in 1 Aufzuge, s. 1. 17S6 (auf fön. ^ibliothcf ©an. 6. 2r..s<$r.Tii.
noOcr ) ; gefdiäcbcn 17SO; in Weimar 1791, 1792 je einmal aufgeführt.
SUbcrfon. Xcil I: Xraucrfpicl in 5 31 uf3iia.cn. s. 1. 1790 ((*rcmpr. ber <pof* S. $r.*6t$r. iv.
bibliothef SBicn) ; oerfertigt 1780. 17SS in Hamburg aufgeführt. Xcil II:
Trauerfpicl in -1 Jhifflügen. iieip^ig 1790; oerferttgt 17S7; 17SS in
S^anuheim unb Hamburg aufgeführt. 2c\i III: 3d)aufpic( in 5 3luf3ügen.
2eip3ig 1790. 2ä\ II unb III finb 3ufamme11g.cnoa.c11 311 „ S a r a S a 1 1 3 •
burp". SrfKtufptcI in 5 xHuf^ügcn. Vlufgefüljri 1790 in Berlin unb
Hamburg.
«Habel ober bie fd)8ne 3"bin. Xraucrfpicl in 5 Sfuf jügen. Scip3ig 1790 6. xr.»S4r. in.
(Srcmofar auf üanbcobtbliothc! Matui) ; 17S9 ocrfn»Jt; biefem 3tüd
ift feine Aufführung nad»3Uineifcn.
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Ur.«6djr. vi. ttntiefonnenijeit unb Srrtfjnm. ©djaufpiel in 5 9tufaügcn. Sctpaig 1790.
(Sjcmpl. auf bcr fönigl. 9MM. Berlin); 1780 »«fertigt; c3 ift feine Stuf«
füljrung nadjaulwifen.
föutficrjtöfctt unb (Sitelfcit. Suftfpiel in 3 9lufaügen. 58on ber ^ ran 3
Sefonbafcbcn ©cfcllfc^aft 311 beu &rönung3fcicrlidjfettcn in 'Sßrag im Stuguft
1792 aufgeführt, roie cd in ben „Hnnolen be§ S^catcrS" X S. 105 f^eißt:
„<5<f>on öfters bageroefene ©tjaraficre fommen barin bor, bennoer) aber
tnadjt fief) ba» ©anae redjt gut."
SWetue fiebenaßefdjiflte. 3 Söänbe. 93erlin 1799—1800; eine aroeite Auflage:
Berlin 1802—1807.
91 n Sammcliucrfen bed BranbeS finb erfcfjienen:
Suftfptele, SCcit I unb II, fieipaig 1774—1776, enthalten nad) einem JBor*
bericfjt: Seil I: 2er geobcltc Kaufmann. 2er ©raf bon ClSbad). 2er
^»ageftolae. £cil II: 2er Sebent betrügt. 2er ©aftljoff. 2ic SJiebiceer.
(Sremplare biefer Sammlung auf Unibcrfiiätöbibl. £>afle; £>ofbibI. ©otb>
unb SBeimar, SRünctjen, 2rc§ben.
2ämtli(fie bromatiftfie Scbriftcn. 8 Bänbe. Hamburg 1790—91 (bortjanben
auf Uniberfttätebibl. (Strasburg, Sctpaig unb einigen anbern).
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13er}et<$itte bet mfaefunhenm griffe fce$ ^raufres
Äcjmerfcfie Samm=
hing; UttibcrfitätS*
bibltot^ef Setpjig.
«on «ranbeS:
1. an ©roftmanit bat.: «erlin b. 29. Suguft 1767
2. ., „ „ Berlin b. 4. (September 1767
3. „ „ „ «erlitt b. 19. September 1767
4. „ „ „ «erlitt b. 25. September 1767
5. „ „ „ «erlitt b. 5. Cctobcr 1767
6 „ «erlin b. 30. Cctober 1767
7. „ „ „ i2ctp3tn b. 14. Februar 170S
8 üeipaig b. 14. Slpril 1768
9. „ „ „ Seipaig b. 15. %imt) 1678
10 Setpaig b. 29. Sunt) 1768
11 2cip3tß b. 18. September 1768
12. „ „ „ öamburg b. 24. SRobcmber 1768
13. ein Sdwufpielcr Sdjulac bat.: Bresben b. 15. ^ult) 1776 (ebb.)
14. an grau Jicufdnu bat.: Seipatg b. 31. STCab 1777 ($anbfcf)rtftenabtcilung,
fönigl. «ibliotljcf «crlin).
15. an ©rofemann bat.: Setpaig b. 19. 3ulb 1777
16. „ „ „ Seipaig b. 13. September 1777
17. „ „ „ Drcöben b. 10. 5?oöembcr 1777
18. „ „ „ s. 1. b. 18. Januar 1778
19. an Garnier bat.: XreSben b. 3. SKära 1778, obgebrudt bei 2Bittig, gb,r.
«ranbeä S. 23.
20. an ©roftmann bat.: Bresben b. 11. Sftära 1778 (Stcfrnerfdje Sammlung,
Uniocrfttär3bt6I. Seip 3 ig).
21. ^romemorta an Balberg, SWannljeim gcrtdjtet bat.: Bresben b. 26. ge=
bruar 1779 (SIcten in ber «tbliotljef be§ SKannljetmer 9?ationaltIjcatcr3
Sit. A I, 2 9lr. 5) .
22. an $errn b. Balberg bat.: Treiben 17. SKära 1779 (Sit. A 1,2 9ir. 8;
«ibliotl). b. Stationalty. 2ttannZjctm).
23. an fterrn b. Balberg bat. : Bresben 1. flpril 1779 (Sit A I, 2 9?r.41; ebb.).
24 £re§ben 16. April 1779 (Sit. A I, 2 Vit. 45; ebb.) .
25. „ Bresben 12. SKai 1779 (Sit. A 1,2 ftr. 46 ;ebb.) .
26 Bresben 25. SKat 1779 (Sit. A I, 2 Kr. 48; ebb.) .
7
ftlo»fleU4. 3»^ann «Ijrifttan "
Äcftnerfdje Stimm;
fang; UnioerfitätS-
MbltotM Scipjig.
27. an bcn ©cfanbtcn b. Kaliber« bat.: 2>rc§bcn b. 13. ^imt) 1779 (Sit. A 1,2
9lr. 52; ebb.).
28. ob^tc Uberfdmft unb Saturn: SluffteUung ber SRcifeloiten unb bc3 flleifc-
planes (Sit. A 1,2 Kr. 54; ebb.).
29. ^Quittung bat: DccSbcn b. 12. gult) 1779 (Sit. A I, 2 9lr. 57; ebb.).
30. an Balberg bat.: SKannljeim b. 2. Januar 1780 (Sit. A 1,2 5«r. 64; ©tblio*
tbcf SGationalH). 2Rannb,eim).
31. an öethitf) bat.: SRannbeim b. 10. SWära 1780 (b. JHabohrifcfrfie Sammlg.;
fönigl. 5öibItotr). 99erKn).
32. an ©rofemann bot.: SJlannljeim b. 17. SDtära 1780 (Äeftnerfdje Sammlung
UniberfitätSbibliottjef Seipjig).
33. an ©rofemann bat.: SWannbeim b. 5. ftunb 1780 (ebb.)
34. Äußerungen über mitgeteilten gSIan 3ur S3crbcfferung beS SfationaltbeaterS
bat.: SRannbeim b. 17. September 1780 (Sit. A 1,2 Wr. 74; Sibliotf).
bc3 Wationaltb,. SRannljeim).
35. an b. ©alberg bat.: 3KaunI)eim b. 24. (September 1780 (Sit. A 1,2
Wr. 75; ebb.).
36. an ©rofemann bat.: 2Kannbeim b. 29. September 1780 (fteftnerfebe Samm»
lung; llniberfitätlbibl. Seipgig).
37. an ©roftmann bat.: SKannficim b. 18. October 1780 (b. föabohnkfaic
Sammig.; fönigl. 99ibIiotb. Berlin).
38. an «Ramrer bat.: 3D?annb,eim b. 19. Cctobcr 1780 (abgebnuft bei SBittig,
fr ßbr. 99ranbc3 S. 33).
obne 9?amcnncnnung be§ Slbreffaten gerietet:
39. bat.: SRannbeim b. 9. Wobcmber 1780 (auf Stnbtbibliotbcf Hamburg).
40. bat.: SRannljeim b. 18. 9?obembcr 1780 (auf Srabtbibliotbef Hamburg).
41. au ©rofmtann bat.: SKannbcim b. 23. 2>eaembcr 1780 ($cftnerfcf)e Saturn*
lung; llniberfitätSbibltotb. Seip*ig).
12. nadfautragen: ofme 8lbreffat, nad) Süberf gerietet; bat.: SWannbeim b.
20. 9D?är3 1780 (in ber Slntograpbcnfammlung 9ITeranber 2Ret)cr <£obn5.
8tbeitcr Seil. SScrttn fr 2t. Stargarbt 1906 Stfr. 3239).
43. an ©rofunann bat.: Sftannljcim b. 14. 2Hat) 1781 (ÄefrnerfaV Sanrm*
Inng; UniberfttätSbibliotb. Seip^ig).
41. an ftfflanb bat.: Hamburg b. 23. Sluguft 1785 (auf $ofp, StaatSbtbliotf).
SWüncben. S3rief 9?r. 90 in ßgm. 4830).
45. an ©rofemann bat.: ©amburg b. 13. Cctober 1785
46. „ „ „ Hamburg b. 17. ftebruar 1786 ÄefmerfdV Sanrmlg.
47. „ „ „ Hamburg b. 27. 9Kärä 1786 llntocrftt«Äbibliott)ef
48. „ „ „ Hamburg b. 17. ^unti 1788. Setpjig.
49. „ „ „ Hamburg b. 29. STuguft 1788
50. an £ofmab,Ier ©raff bat.: Hamburg b. 22. Januar 1789 (abgebrutft in
Kationalaeitung 1899 B 45).
51 an ©rofmtann bat.: Hamburg b. 15. SRab. 1789 \ mtn riä)t Sammlq.
52 . Stettin b 2^
53. „ „ „ «crltn b. 15. Januar 1791 ' .
54. „ „ „ «Berlin b. 6. STCära 1791 J W8 *
— 99 —
f>5 an Wroftmcmn bat.: Berlin b. 2. Slprtl 1793 (in ber Slutograpbcnfamm*
Inno Üllcranber Sflieber GofjnS. S 0 ***« £ ci *- äJctlin 81. Stargarbt.
1906. 9?r.3238).
SBon G^arlotte iöranbeS:
1. an ©rofomann bat.: 23erlin b. 29. 8Iuguft 1767 (Sreftnerfdje Samml.; Uni-
berfitätSbibliorJief Scipaig.
2. „ .. „ «Berlin b. 8. September 1767
3. „ „ „ Berlin b. 10. September 1767
4. „ „ „ «erlin b. 25. Oetobcr 1767 (Stabtbibliotbc! Hamburg).
5. „ „ „ Scipatg b. 14. ftebruar 1768 (fieipaig, Äefrncrfrfje S.)
6. „ „ „ fietpaig b. 21. Seaembcr 1767 (ebb.).
7. „ „ „ Seipaig b. 15. Sunt) 1768 (ebb.).
^nfdjriften: in ^einrieb S8ed§ Stammbucb, (8lutograpben[ammIg. BL SD?. £ob,n§
9?r. 3362).
2Bic balb entflob fic mir, ber Siebe golbne 3eÜ
SKannhdm, b. 6. 8lpril 1781.
©rinnern Sic fieb rjicrbct)
3^rc§ trwljren grcnnbcS
^ob;. er)rift. 93ranbc§.
Scheiben bringet Seiben,
Sieb p§ ttu'fo gefdjeben.
SKannbeim, b. 6. 8lpril 1781.
3brc aufridjtigc ftreunbin
SRinna 93ranbeS.
£n StflanbS Stammbutf) (ebb. Ät. 8868).
Sicbcr llnrecfjt bulbcn al3 Unrccrjt tfum!
9ftannbrim, b. 6. ?lpril 1781.
3ur Erinnerung
an %f)xcn roabren ^rcunb
%of). (prifi. <8ranbe§.
Setjcn Sic berfidjert, bafj irf) aud) nod) entfernt bon ^b"cn ftctö
feijn incrbc
3I)re aufridjtigc ftreuubin
SRinna s £ranbc§.
äRamt$ehn, b. o. 8ipril 1781
91lö ber älteftc ©of)n beö Kaufmanns tfurt tflopfleifd) mürbe id),
3of)anneö Mlopfleifd), am 16. 9)iai 1882 ju &alle a. S. geboren.
HJlein Sctenntniö ift eoangelifd). Weine <3c^ulbilbuncj genofj id) in ben
ftrantfefdjen Stiftungen ju £atle a. ©. $uerft auf ber üöorfcfyule, alöbann
auf ber £atcinifd)en ^auptfcfjule bafelbft, roo id) Wxtyaetiü 1901 mein
Slbiturientencramen beftanb. %üx baö erfte Scmcfter bejog id) bie
Uiiiucrfität meiner $$aterftabt, um ©ermaniftit unb 2t)eologie ju ftubieren.
Sllöbann ging id) nadjeinanber an bie Uninerfitäten Strasburg (©.), Berlin,
.§eibelberg, um mid) auöfd)licf$lid) bem Stubium bcutfdjer Biologie,
neuerer Äunftgefd)id)te unb ber Wlofopfyie ju roibmen. 3Kit Chtbc beö
©ommerfemefterö 1905 liefe id) mid) in £eibclberg ermatrifuliereu, um
mid) ber praftifdjen Ausübung beö Berufes aujuroenben, für ben id)
iuäf)renb meiner Stubtenjeit bereitö in ben s Dtuf?eftunbcn mit rjeifcem
Streben tätig mar: id) ging jur s MI)ne. Ülugenblitflid) roirfe id) am
<5tabttt)eater in Strasburg (©lf.) alö Dramaturg unb Sdjaufpicler unter
bem Hainen Mlaubiuö.
3lüen Herren ^rofefforen, bei benen id) mätjrenb meiner ©tubien--
jeit gehört rjabe, füfjlc id) mid) ju Danf r>erpflid)tet. %m befonberen
baute id) £>errn ^ßrof. Dr. oon 2Balbberg--£eibelberg für baö mir enU
gegengebrad)te SBofjlrooüen.
Die Anregung ju oorliegenber Arbeit erhielt id) oon &errn ^ßrof. Dr.
9JJar £>errmann= Berlin; itjm jage id) bei biefer ©elegcnljeit einmal öffentlich
l)er$lid)ften Dant für fein ftetö lebrjafteö ^ntcreffe mit bem er meinem
2eben unb Schaffen förbemb begegnet.