HOUGIIT W1TH
TIIE I.NCOMK KROM
THE BEQUEST OF
OEOROE HAYWAHD, M. D.
OF BOSTON,
(Claas of 1809, )
Parisiana
Michael Georg Conrad
Harvard College 4
Library 1
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FROM THE BEQUEST OF
GEORGE HAYWARD, M.D.
OF BOSTON, MASSACHUSETTS
CLASS OF 1809
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plaubereten üfcer 6te neuefte £iteratur unb
fiunft 6er $ratt3ofen.
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)
Von
(mit bem Portrait Cmile ^ola'* in HaMrnng.)
*
Breslau »nb Ceipjig.
Drnrf un& Derlag »ott S. Sdfottlac nber.
1880.
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MAR2Q1Ö83
HARVARD
UNIVERSSTY 1
LIBRARY
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L Das erfle Sdjaufpielljaus ber $ran3ofen . . ^ I
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II. Der fe&te (Ballier.
fimile :iugicr v *t
III. Das I^itre-^talttn unb fein lefoter Singer.
Siruationsbüb. — ITTarquis b'^ory. — £aponl 102
IV. €in OTnfifanten.Weeblatt.
(Sounob. — lttaffenet. — OTerra 123
V. Der <5ro§mctf*er bes Haturalismus. .
(Emile Sola . . tfl
VI. £ igaro's (Seneralftob.
be PiUemeffant unb feine mitarbeiter 2p
vn. Die €rinncrnngcn bes Jjerrn ». Caflagnac*. ifif
VIEL Der Salon 1879.
CLagcbudjbWtter eines unabhängigen 3mprefßontfkn . . . ifb
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« " Di^ed by Gpopl ;
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Vovvebe.
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JTIit ber (Satrang oon profa, bie man Dorrebe nennt, bat es
tjcutsntage eine eigene Benxinbtnift. tliemanb glaubt mebjr baran.
Die 8ud>mad>er faben fo lange Srandj nnb Ifflfjbraudj bamit getrieben/
bis bas perebriiä>e publifum blafirt unb ffeptifcf? würbe nnb biefe Stil«
Übungen fatt befam.
IDer liejt nodj Porreben?
§3d>ftens ein betriebfamer Kritif us, ber vor lauter Secenpren feine m
§ett mebj flnbet, bas 33u<b. yx lefen, fiber weldjes er ftd} mit bet ganjen
maje|tatifd>en 2lutoritSt unb gIorreid>en Suffifance ausfpre^en mu&, •
bie feinem 3jfentlid)en Hiäjtamte eigen. (Eine ausgiebige Dorrebe ifr j
oft feine einjige Heffonrce.
Staffen mir bie Dorreben ab, fo fefcen nur ben Kritifus aufs
(Croffene. EDir bringen ibn um Hnfeljen, Derbienfr unb Brot XDer
m3d)te fo inhuman fein? Die Dorrebe ift ein Mlmofen, bas fein
braoer Sdjriftfteller bem obfcurften Heeenfenten oerweigern barf.
Da3u fommt nodj ein 2Inberes. 3m (Srunbe \ft bas Derfertigen ,
von Hecenfionen bodj audj eine „nationale Jlrbeit", bie bekannter«
maßen gefd)ufet werben mu§ — unb bei unferem gegenwärtigen
lDirtb,fd>aftsfvftem burfte es ber Staat faum geftatten, bog wir Sdjrtft«
fleOer eigenmächtig vorgeben unb bie Dorreben nnterbrfirften, auf beren . ]. •
Ztufcniefjnng fo unb fo uiele nationale Kritifer ein angeftammtes Hedjt
3m Allgemeinen ift 3»ar ber Staat nid>t atyu tfrtlio} fflr bie |
Kritif eingenommen, befonbers wenn fie ftd> in einer fdjwad>en Stunbe j
foweit ©ergeffen unb fld> gegen feine eigenen fa>riftfreflerif*en pro-
buctionen ridjten foflte, — preffe unb trteratur geb.en mtbj unb mebj,
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Vit bte <£*f <nbd,ne *, in Staatsbetrieb aber - allein ber Kritifer als
Steuetobj*** 3 iretfeUos feiner tffirforge.
c ttTT ifitÄ: 0le fcorrcbe, biefes nnfdjeinbare Ding, tft ein nationales
£taats\uterefi'» ^s aufredjt erfüllen werben mn§. IPir bfirfen fie
Dtiöfinnm , »'"»^ffern , r>erfd>Iedjtern , aber wir mfiffen fie nefem.
y)T Porfcanbenftin genügt, gleidjgilrig in meldjer (Qualität, nm eine
grofce gat*l *°» MitbSrgern, refp. Untertanen erwerbs- nnb ftener-
fällig 5» ersten.
Jjier lÖnntt idj abbredjen. Denn btefe Semerfungen enthalten
bereits ba* notl)irenbigfte irtaterial für ben fritifdSen €rwerb« betrieb.
2Jber id? tl{ue gern nod) etwas ober meine SdjulbtgFeit XIadj alter
<3en?or>nr>eit laffe i* meiner £cber freien fanf 3a einigen nberf pfiffigen
£errad?tungen, bie biesmal nidjts (geringeres bc3werfen, als eine €fjren»
rertnng ber guten, alten Dorrebe einzuleiten.
3er) fajmeidjle mir $war, ein unabhängiger, freigeflnnter nnb
fortf^rittsfrörjlidjer HTenfeb 3U fein, aber man wirb r|ent3tttage eonfer.
ratiP nnb reaetionfir, man wei§ nid>t wie. fiegfs an Rolfen, Inn-
reiffenfcen Porbilbern, liegt's in ber luft, ifi's Knnjf, Hatnr, IPunber,
$ererei?
^ie E^ergange nljeit , bie wir langft tobt nnb eingefargt glaubten,
fcMägt plö^licrj irjre fdmwirmerifdjen (Erinnerungsaugen auf nnb öffnet
tljre tippen 3a ben glut)enbfren Sdjwfiren, baft bas IHoberne nnb
^ortfdyrirtlidje nichtsnutzig, nnb abfchculid>, bas (Sewefene hingegen
ntdjts als eitel (Sure, Sa>Önrjeit nnb ©rbnnng fei. Dabei wirb (Einem
fo närrifdf »eia? nm bie Seele, ba§ man fidj r>or ffl§er Selmfudjt, tor
romantifcf?cr DcrgangenrjeitS'Sentimentalitirt Faum mein* 3U faffen
wei§. I>te öebanfen Herfen fliu*, wie bereinfl bie Sonne im Cr^ale
21jalon, nnb im Ueberfdjwange ber gläubigen (8cfur|le, benen gleitff.
falls ber fkcaiXxä^ Sdmfc »err(eißnngs»olI WdSelt, \ft ber erjrenfefte
moberrtitatS'MTenfa> fo rerwirrt, ba§ er ben erfren beflen §opf ffir
oen fnWimfteii 2Inswna>s, für bas legitimfte probnet bes menfdjlidjen
<Scb'\rns nnb ben f^errn r>on IFinMfyorft ffir ben oollenberjten bentfdjejten'
Hcidjsbrnber nimmt, obglela? im Klabberabatfd> gefdjrieben {reift: w Dn
biß ber beße öruber andf nid>tl'
Die Üorrebe in «rn-enj
r.
I .
Sie ifl alter Sraua}, nnb ber Hefprct vor alten Sraudpn förbert V
bie ȟtffcbr 3 u alten Stimmungen nnb <Sntfd>lfiffen. Die Bibel fcat
Unred>t, trenn fte empfiehlt: „IPerbet uHe bie Kinberl« benn Me
tfinber tuadtfen, werben ftarf nnb eigenwillig €s mu§ feigen-:
„tDerbet wie bie Urgro§eltern!" benn ihre 3mpoten 3 rjat ilpen Stol 3
nnb ihren IDiHen gebrodjen, ifjr ICefcn bemfitf^ig nnb rub.ig gemaajt
3m wobfoerftanbenen conferpatipen 3nterejfe plaibtre 1$ für bie
alten, wol}Igefe 0 ten Dorreben.
Da§ ZTiemaub merjr an fte glauot, barf uns nidjt anfedjten. mit
ber Sefyxrrlidjfeit rer,rt aua) ber (glaube wteber. Unb bann, bn lieber
Gimmel, man glaubt Ja an fo viele Dinge uid?t mcfjt^unb es gehört
bod> 3 um guten Con, 3 nr bürgerlichen IDoljlanfWnbig^eit fo 3 nfagen,
fie mit aOen «bjen aus 3 u 3 cidmen! > man fann ohne pa raborale
fjintergebanfen, ebne einen Sdjein von maltet ben Safc auffreOen:
3e weniger (glaube, bef)o gerauf ajpoller es 8efenntni§; je weniger
innere ^tung, befto meb.r au§erli<fcc $ulbigung; je tiefer bie (gering,
fd^nng, 5 e fto höher bas laute (ob
Die Dorrebe in (Ehren!
34 fenne nid?ts <Erquttflia}eres, als bie lieben, alten Dorreben *
unferer tngenbljaften Dorfabren im S^retbtjanbiuerf. Diefe breit-
ge 3 ogenen, rbetorifa} uerfajnörfelten perioben mit einem Surfling
naä> ©ben, einer Sa?meiä>lei naa> Unten; biefe unenblicfcen (Sefüge
mit ihren anmutigen Derfdylinguugen nnb aFabcmifdjcn tfineffen —
wMt 4m berul,tgenbe Cecrure nad) Cifd) ober por bem Schlafengehen t
U*e fanfttgenb würben fte gerabe in unferer aufgeregten Seit auf bie
©etfter nwfenl
man glaube biefen aufgebaufü>ten, ftilifHfdjen (Erercitien nidjt .
meb.r - biefe Husrebe if* wabriid? fa>Ied?t erfunben. (glaubt man
benn etwa an neue minifterprogramme, an biplomatifdje Senbfdjreiben,
an poIittfd>e unb unpoütifd* iiebesbriefe? Unb bod, ift es gant
unbereajenbar, wie viele <5Ifirf!id>e nod> immer -burd, biefe 2lrt von
Sdjriftfieflerei gemadjt werben.
r ^1- ^ S""* Um * ^enben. »ö^enb •
ferbftgef5 Dl ge Derfpredmngen, tieffinni«, Hnfpielungeu, fiber 3 eugtes
«igenlob, geltnbe Deriaflerung ber doneurrenten, locfenbe 2lusb(i<* - *
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VIII
bies 2IHes fyit in politifdjcn wie in literarifdjen programmrcben feine
effecipofle Stelle.
Crofc aller Sfepfis finben ftd) nodj jafil- unb nmfangreidje ©In-en
genug, ffir weldfe biefe Kebefünße ftimmlifdje OTufif ftnb. Seinen IHtt»
menia^cn ein entqnuajniajcs 4nertci|tunod}en oereitcn, oer ic|enoen nno
ftenci^ablenbcn (Serattcrfdjaft mit einem erleid} tcrnben ITafmc fcbrncicbcln r
biefes Unternehmen ij* fo löblidj, baß es eine wohlüberlegte, bipIomatifä>
fcrvirte Unwahrheit im Doraus entfdjnlbigt
Die Derfpredjen ber ITlinifter haben gelogen , bie Sd)u>ure ber £iebe
haben betrogen, gleichwohl möchte fein gef iihlrollcs ZDeib auf bie letzteren,,
fein wohlgeftnnter Untertan auf bie erjteren reriidjten. Da» Hingt fo
lieblia>, bas betört fo ty>lb ben Sinn, bas löft bie profaifdj« Hlltags.
gcicruajte in wunoeroare iiiarajen aur • • •
Moral : eine gefdjitfte Porrebe ijt ein heilfam Wert nnb verbreitet
fclbft über ein böfes 3udj einen beßedflidpn Sdjein jum Ilutjcn bes Der*
faffeTS nnb Dergufigen bes Cefer*. So geht bas (Sefdjäft, nnb bie IDelr
hleibt im (Sleidjgewidjt
Parum bie Dorreben in <£bren!
33ift Dn mir bis liierljer gefolgt, mein frommer fefer, fo oernimnt
and} ben angenehmen Sd}lu§. 33ift Dn aber mfibe, fo biege ein €fels«
oljr ein, bamit Dn morgen weifjt, wo Du rjeute fiermgebliebeu. gutrauen
erwerft Dertranlidffeit. So rrnü ich Dir benn geftehen, ba§ idj, bes
langen Dorrebens burdj fträflidje Heuerung entwöhnt, gleichfalls mube
bin unb besljalb einen 2lugenblitf bas ZPort jroeien h.ocijbcrü^mten nnb
hj odjeb.r baren «Senoffen im fjanbwerf fibertrage. Der €rfle:
' ,tfidjts p*I}t beutfdjer (ßeifiesart unb beutfdjer Silbung fibler an, .
merns in oeqeioen merjr unwurotg uno wtocrnrciteno , als oie tinter»
f djäfcung anberer ttationalanlagen unb ihrer Cultur.
„<£s war ntdjt erfreulich, ob 3trar begreiflich, bei ber leibenfwaftlid;en
Erregung burd} muthrrilligcn Eingriff, ba§ im £ anfe nnb in ber nSdfften
3>ett nach, 23eenbignng bes Krieges von \ 8:o ' manche Schrif tfleller in
Pentfdjlanb bergleidjen thaten, als ob nidjt nur alle QCugenb, audj aller
<gei£ unb alle Cultur ausfd>lie§enb in beutfdjer Eigenart unb €ntwirflung
niebcT<tf fei s
IX
„3ft in früheren ©citen, im gufammenltang mit bem Mangel eines
beutfdjcn Staates, uielfadj in entgegengefefcter Äidjlung gefunbigt worben,
in Ucberfdjatjung frember Calcnte unb itjres glü^cnben Sajliffes —
immerhin bflrfen wir ben feinen Hurtm uns nidjt rauben laffen, ba§
bcutfdjer öeiji frember €igenart geregter unb empf3nglid>er gegenüber»
ftelit, benn irgenb ein anberer . . . Der 2Inbere:
„Die 25eobadjtungen, Stnbien unb Xcflejionen über bie fünjtlerifdje
unb litcrarifebe Bewegung im heutigen $ ranfreid?, bie unter bem anfprudp •
lofen (Eitel „plaubereien" um bie 33ead}tung bes beutfdjen £efers werben,
werben als neue Scjeugungen germanifdjen ^orfdmngseifers unb inter-
nationalen Dcrftänbigungsbrange* ihren gwerf um fo eper erreichen, je
mein- bas publifum bes feilten (SefdjwStjcs unptänglidj informtrter,
parteilidj aburtheilenber Bcridjterjtotter über frembe Kulturen unb (Stiftes*
ridjtungen entwöhnt ijt unb jenen Tutoren ein aufmerffames ©tu* leitrt\
beren Arbeiten fidf bas euangelifdje EPort 3ur ßrengen Hegel genommen:
„Die H?atirrjeit wirb €udj freimachen".
„IDer bie früheren publicationen bes Perfaffers ber „parißana*
rcrfolgt bat — nicht im Sinne oer reactionären Cäßerpreffe unb bes
PoÜ3eifpie§es! — ber wirb and? biefes Buch, als eine emftgemetnte 2In«
ftrengung, 511m (Tempel bau ber IPahrticit einen neuen Stein rjerbetsu»
fdjleppen, woljlwoflenb wärbigen . . .*
(Seitab Dia? wob,l, 0 feferl '
Unb Du, mein Kritifus, 3 ich frifd? rem Ceber! Dedi tibi jus, da.
Judicium.
Paris, am Caje ber I». brrf Könlgr 1880.
Dr. 2tt. <5. tonrafc.
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Das crfte Sdjaufpidljaus öer 5 ran 3°f en ^
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m. «. Cour«»,
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3n öer Gefegte 6er tfuffldrung fpielt öas Cfcate
eine grofe ÄoHe. 3nfonöerfcU für öie Hteöerlage öes
tfiräVntfnuns, für öie fortfdjreitenöe Serfplitterung bes
öogmatifdjen tfutoritätsprinrips unö öie bamit in inniger
Besie^ung pefyenöe Umbilöung 6er religiöfen Stimmung, ja
öes gefammten <2mppnöungslebens 6er weiteflen Dolfsfretfe,
gibt 6ie €ntmidelung öes (Theaters einen ebenfo int reffanten
wie juuerläfpgen ZKafpab.
Der IDiöerpanö, 6en öie Kirche in 6er fülle if?rer
ITC ad) t 6em weltlichen Cljeatermefen entgegen fe£te, mar ein
unbeöingter unö unjtoeiöcutiger. €r mav nidjt öie ZTCarotte
irgenö eines frömmelnöen Querfopfs, eines grämelnöen
(Theologen in öer blööen IDeIh>erfcr>loffcn^eit feiner Staöir-
pube; er mar öas notfytpenöige (grgebnig öer prinripieKen
2Xaeinr>errItc^fett unö Sflleingenüge öer Kirche für ade
menfd}lid}en Dinge im Diesfeits u>ie im 3enfeits.
So menig als öie Summe öer (Einpaßten unö
€rfenntniffe öes Polfes, fo wenig foüte öie Summe feiner
Vergnügungen unö <5enüffe augerfyalb öes oon öer Kirchen-
autorität aesogenen Kreifes in freier Entfaltung warfen
dürfen. Die Priefterfcfjaft afynte moty, 6af mit 6er Durch-
brechung 6iefes Kreifes 6cm Xnenfcr/entfjum neue <5ebiete
öes ^ü^Iens un6 Denfens erfdjloffen, neue geiftige XDetifjt
gefer/affen, neue 3&«Ale erjeugt roüröen, roo6urch 6er (Typus
6er (ßefellfchaft r>erän6ert un6 6er gauber 6es religiöfen
<£u(tus unausbleiblich gebrochen u>er6en muffe.
Un6 waren Sdjaufpief, ZTTufif un6 Canj in ihren primittpen
formen nicht Ijauptorgane 6es religiöfen (Befüfjls, nicht 6ie
great attraction 6er prieperlichen <£ultushan6lungen?
Die Schauer 6er €n6lichfeit, 6er Dernicrjtung, überfamen
6te Kirche, urie pe Clement um Clement aus ihrem Sct/ofe
(ich losläfen un & m neuen &erbin6ungen eine felbpf?errltcr}e
(£riften5 beginnen fab. Kein Wunbev, 6af pe fleh mit allen
XDaffen 6es Janatismus ausrüftete un6 %e fdjmerpen
6ogmatifchen «Befchüfcc auffuhr, um 6en Kampf gegen 6ie
emanriptrten Künpe, melche We geiftlicr}en Jntereffen fo
fehler be6rof}ten, aus$ufed}ten. Der augerfircr/liche -£cr)au»
fpieler, tftupfer, Cän$er, mar ein (Eoncurrent 6es Priefters,
er mujjte befehoet, remicr/tet n>er6en.
Uls 6as Chripenthum anpng, per) in 6er XOelt als
hiporifer/e XtTacht 5U füh^n un6 6ic jerpreuten <5emaltmittel
'$ur Erreichung feiner fodalen tfbpcfften in fetner Jaup
fdjlagbereit $u fammcln, 6a eröffnete pch 6em perben6en
f)ei6englauben 6as (Theater als lefete Suflucfytsftätte. 2tus
5er h^mfer/en <ßottesr*rehrung r}etvoxa,ea,anQ,er\ t brach pch
im tTh«ater 6as lefcte €cr)o 6es Reiter fcr/allen6en Heigens
5er 6em Untergange gemeinten antifen «Bötterroelt. Die
(Tempel lagen serbrochen, aber 6ie (Theater panoen noch
unangetastet Startet als 6as ZYTyperium 6es Polfsglaubens
€V vo\cs pch 6er tra6itioncü*c gug 6es Dolfswrgnügens. <Eine
5
Bcftimmung öes (TfyeoöoftamfaVn (ßefefcbuays lieg ftdf 3U öer
ijarafterifttfajen Conccffton Ijerbei, öag einige Cempel von
öer allgemeinen gerftörung nidjt getroffen roeröen foüten, »eil
fie mit öen öffentlichen Sd^aufpielen in Perbinöung ftanöen.
VOav bas PuMtfum nicfjt aus öen Cfyeatern rjerausju-
treiben, fo uerfudjten öie Bifdjöfe, öie Sdjaufpieler ifyrem
Berufe abfpenftig 5U madjen unö jum Umfatteln $u beftimmen.
Unter öem rdmtfdfen Cäfarismus $um ueradfteten, lebens-
länglia^en St lauen feines CfyeaterljanötDerFs Ijerabgefunfen,
fonnte 6er Komdötant 6er Hrxcd}t\d)aft entrinnen, fobalö et
fid? öem <£rjriftentr;um juroanöte. 3eöem Sd^aufpieler, öer
uon feinem Berufe nidjt taffen moa^te, blieb b'xe (Bnaöe öes
Caufu>affers unö 6amit öie emige Setigfeit uerfagt; 6et
<£fyrift, 6er fta) 6em (Trjeaterfpiel miömete, geriet^ tn tfdjt
urxb Bann. Der ^eilige tfmbroftus fefcte es öurdj, öaj$ in
Zftaüanö 6ie Sonntagsuorftellungen uerboten rouröen, eine
Zfiafjregel, 6ie fpater 5U einem allgemeinen <5efefc öes
tfaiferreia^s erhoben tuuröe. Tlad) einem alten Concils-
befa^iufc 6urfte feine Cfjriftin einen Sa^aufpielet ^eirat^en»
Dafür Ratten 6ie Safaufpieler in etwas fpäterer Seit
6ie (Senugtfyuung', einen rentablen fjeiligen ausfindig $u
machen, öen fte ftd} als Ijimmlifdjen Sdjufcpatron annecliren
Fonnten. Das »ar 6er ^eilige <8enetus, bei £eb$eiten
Sdjaufpieler unter Diocletian. Die Cegenöe erjagt ^olgenöes
uon ityn: (ßenetus fpielte öie Holle eines Cfyriften in einem
Stücfe, 6as 6ie neue Religion läcfjerlidj madjen follte. Jn
öen ^u)ifa?enaf ten fyat te er aber eine f}immlifd?e €rfd}*inung,
öie ilm fo tief erfdjütterte , öaf er ßd} fofort befeljrte, unö
fta? noaj auf öer Bülme als einen treuen Cfyriflen erMarie.
Der Kaifer unö öie Sufäauer applauöirten Anfangs,
glauben b, bxes gelfite jum Sd^aufpteL 2t(s aber bie
tDal>rr>eit entbedt würbe, fyxtte (Benetus den IHartyrertod
$u. «rteiben. So warb et ein fjeiliger und fpäter bet Sdjufc-
patrou &*r Komödianten.
€m Pendant ju 6iefem tCI^eaterl^eiligen mag wofjl jener
\e\\ye paptmutius fein, dem naa) dem 5*"8*"6 bes C^omas
x>on SXquuio die Offenbarung geworden, ein poffenreifer,
Joculator, merde im Qimmel fein (Befellfchafter fein.
XXad) ja^rf^undert langen Begebungen und Handlungen
mar es endlich der djriftlirfjen Kirche geglüeft, fidj auf den
(Erfimmem des Altert hu ms 3U jener lYladjt aufjubaufdpn,
die jtch als die Steltoertreterin (Bottes auf €rden geberden
und die Sdficffale der Pölfer bestimmen und lenfen durfte.
2lüe €rrungenfd^aften der <£imItfation maren Hirdjengut
gemorden und ihre ITufemefung mar an den tljeologifchen
€rlaubni§fä?ein gebunden. Küfer der Kirche mar fein £?eil.
Die Seit feinen erfüllt, die cfntmicfelung des IPeltgeiftes
ftillegeftellt, das biblifaj prop^ejeite €nde aller Dinge nahe.
2lber es fdjten nur fo. Das <f>riflianiftrte iftittelalter mar
fein 2Ibfd?Iuf , es mar nur ein Durdjgangspunf t im
(Entmicfelungsgange unferes <8c\d}kd}ts }ur Humanität. Die
pon der Kirche gefegten Sdjranfen murden durah die IPieder*
belebung der claffifc^en tDiffenfdjaften und tfünfte durchbrochen
und der €mancipationsprocef begann in ungeahnter Stätte
jur Cöfung des pielgeftaltigen <8eißeslebens aus den Banden
der fird?lid}en Autorität.
die religiäfen Sd^aufieQungen und fird^Iid^en
ilZyflerienfpiele fM? anlehnend, erhob ftch das Cheater auf's
2T*ue aus dem Staube. Da galt es freilich, fich junächft
bnvdf »üjie Uebergänge 5U größerer Keinheit edler Kunp
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emporsuläutern. €rft allmäfylia) gelang es 6em Cfyeateru>efen,
ftaj von jener lärmen&en Hoheit un6 geilen 5<>^«^fHgfeit
ju fäubern, meiere 6as ITlxtUlaliex 6en öffentlidjen Volt*
Vergnügungen eingeimpft fyatte unb 6ie mit 6em geiftigen
(Sefammtdjarafter jener gläubigen 5«t in pollfommenem
(ginflange flanken. Die tfircfje füllte fid> ja in tf?rer
ilUf^rrlic^fcit fo flauer, 6af fic mit tyren OTYlierienfpielen,
iljren fonöerbaren Harren- un6 €felsfefien 6ie unanf!än6igflen
£111150, 6ie fdjmufcigften Karrifaiuren auf 6ie Priefterfdjafi
fclbft un6 fogar eine Paro6ie auf ifjr ^eiliges Sacrament
6er 2TCeffe in 6ie 03ottesl}äufer einführen lief. Die fdjlimmften
tfusfcfyreiiungen 6es rfmifdpn Cfyeaters 6er PerfaHjeii
-
u?ur6en von 6er Hnflätfn'gFeit 6er firdjlidjen Sdjaufleflungen
übertrumpft. ,
3n ßtantte'xdf mugte ftdj 6ie »eltliäje ObrigfeÜ mein*
als einmal ins ZTTittel fdjlagen un6 6ie religiösen Spiele
wegen ifyres unheilvollen €influffes auf 6ie H)ol}lanftän6igfett
un6 6ie öffentliche, tftoral gera6eju ©erbieten. Die €nglän6er y
fdjeint es, trieben ifyre fromme Cuflbarfeit $utr>eilen nodf
1 oller, als 6ie 5ran$ofen; IDarton n>enigftens ift 6en Hadj-
weis nidjt fdjulöig geblieben, öajj im fünfjelmten 3al?r^un6ert .
Ubam unb <£va in abfolut naeftem Hatu^uftanöe ftcf? auf
6er Bülme pro6ucirten un6 erft in 6er jmetten Scene von
6en Feigenblättern einigen (Bebraudj matten.
Die pon 6en ItTvjterienfpielern verübten unflätigen
Drölerien gaben Peranlaffung 3U einer ZHenge t>on Bonmots
un6 fpridjtpörtlia^en Lebensarten, von 6enen man !jeute noi?
mehreren im franjöftfdjen Polfsmunöe begegnen famu £0
curftrt 5. B. nod} 6ie Bejeidmung geurfffer Dinge als
derri&re le rideau gefcfjcljen, tvas 6arauf 5urücfjufü^ren ift,
8
öaf? bie Sdjaufpieler, fo oft bas fedrfte (Bebot gebrochen unb
puncto puncti gefünbigt werben feilte, einen AugenMicf bie
Scene ©erliefen, um ftdj hinter einem, über einen Cfyei! ber
33ülme aufgehängten Por^ang $u fchaffen $u machen.
Dag oer liebe <ßott »ieöerfjolt fta? bie fa>aufpielerifa>e
HTasfe gefallen Iaffen unb mit bem (Teufel, „feinem TXl'xU
arbeiter", mie Um Dr. ZITartinus Cutter nennt, fowie mit
bem gefammten ^immlifd^en unb fyöUifd^en Qofftaat fid) an
Oer ifyeatralifcfjen &dion beteiligen mußte, hatte natürlich
nichts Auffatlenbes für eine 03efeü*fchaft, beren Heligiofttät
porariegenb in oen phantaßifdjen <5auFeleten Oes 2Intfyropo-
morphismus beftanb. .
Die Holle bes Satans tnfonberheit erfreute ftcr) oer
größten Dolfst^ümlid^feit. Der Ceufel u>ar ber Poffenreißer
im pertoegenjien Sinne bes Wortes. Sein Auftreten würbe
mit bem lärmenbßen fyxUol), mit bem unbänbigflen Jubel
begrüßt. IDcber in IDorten noa? in (Beberben gab es für
ihn irgenb tpeld^e Sa^ranfe bes Anjianbes. €r roar bi e
perfonifirirte foimeräne Satyre, ber jebe Ketf^eit, jebe
Schlüpfrigreit Qe\tatM war, entbunben von jebem Sefped
por (Böttern unb tTTenfdjen unb beren Sitten. Der oon
^aus aus geringe poetifdje Kern biefer Aufführungen
rerfanf in ber ^lutf? orbinärjter <Bemeinr)eiten.
Der Kfrchenbienfl mar in eine einige ungeheuerliche
ttombbie ausgeartet. ZlTonche unb Honnen türmten ftcf; mit
bramatifchen Aufführungen bie Cangemeile bes Klofterlebens.
Heben biefer Cuftbarfeit feierte ber tTerrorismus feine
2>rgien in Kefceroerbrennungen unb Jubenhefcen. IDoHup
unb <Braufamfeit arbeiteten ftch oon jeher gegenfeitig in bie
fjänbe. Die Kirche übte nicht nur bas prteileg, bas Volt
ju lehren, fondern auaj das Volt 511 amüftren, und u>ar
unerbittlich gegen 3*&* rmann / ocr n W 1)011 *fr btUtyt und
amüftrt fein wollte. '
TXus diefem <£r/aos des mittelalterlicr)en, alle Cebens«
bedungen ineinander »irrenden und tyrannifirenoen Kirdjen-
tfnims falte ftdj die Kunfl de5 modernen C^eaters ju
geftalten. €s war ein partes Beginnen. Den Xnftog und
die tpirffamße Beihilfe $ur «futfird? lidjung des Cebens, $ur
Pertpeltlidjung des (Befcr/macfes und $ur Derfeinerung der
Sitten gaben in 3 taIien uno franfreia^ die großen XXlkUtU
punfte des madjfenden materiellen IDor/lfiandes; denn die
<£manriparion des (Seiftes, die Weiterbildung einer erreia^ten
Cirilifation, ift an den materiellen f ortfdfritt gebunden. €in
Staat pon fjungerleidern 5. 3. märe außer Stande, 3af?n«
bieder für Künfte, tDijfenfcr/aften und edlere Sitten ju
»erden. Hur Staajfn, deren IDofylftand eine beträa^tlia>e
Stufe erreidft und das Bedürfnif nad> Curus und feineren
<0enüffen rerallgemeinert r/at, ftnd fäf?ig» an der Spifce der
£ioilifation $u marfdn'ren. (£rft die Pereinigung in&uftrteüer,
intellektueller und fünftlerifdjer Cultur fdjafft jene IVLadjtfüUe,
meldte die Grundlage eines Hat iona Hebens im großen,
tonangebenden Stil bildet und allen Criebfräften der
frei^eit ein glücflicr)es Sief weift.
Der Pern>eltlia7ungsproceß der dramatifa^en Volts*
ergöfeungen fam $uer|i in Italien in jlug und fefcte ficr>
ron da nacr) franfreidf fort. Um die XTIitte- des f finf$efmten
3a^r^underts etn>a begannen die außerfira^Iia^en Sa^aubü^nen
fyflematifaje formen $u gewinnen. IDas der Kirdje der
tCeufeI war, rourde dem Zftarfte, roo die Aufführungen
ftattfanden, der ^arlequin. (Einer der berühmteren (Träger
(0
ttefer beöeutfamen drjaraffcr . Holle war ein gemiffer
Cecdiino, öer im 3 a *? r< i u P*neöig auch öie erfte
I^ertrjeiöigung öes (Theaters peröffentlichte unö fpäter pom
Katfer fogar in öen Aöelsftanö erhoben würbe.
Heben öen Darffellungen h«önifcher fabeln famen Me
Sogenannten 3™P">™Ptas V&bats oöer Contraftt $ur
Aufführung. €in neuerer italienifcher Bibliograph mar
noch im Stanöe, über hunöert oerartige Stüde ju fammeln r
öie im fünf3efmten unö fedjsjehnten 3<*h r *? unöert m 3 ta ^ en
aufgeführt moröen waren. €rfl in ^ranfreidj jeboef?
erhielten öiefe Spiele oen Umfang regelmäßiger Dramen.
€tns öerfelben, öie poffe „patelin* aus öem 3a^re W8,
hat ftd> unter mandjf adjen IDanöfungen (Le nouveau
Patelin unö Le testament de Patelin) bis auf unfere
(Tage gerettet unö wirb jefet noch in 6er jfingften Um*
arbeitung unö Erweiterung als „L'^vocat Patelin'^ im
Obeon-C^eater pon paris aufgeführt
3 n liefern erflen Staöium oer €mancipirung unö
Perwelllichung herrfdjten öie Poffenfpiele noch por. Der
Erfolg a>ar ein fo ungeheurer, öag öie geifllichen Directoren
oer . religio fen Schauftellungen ftd? 5" öer Einrichtung öer
halbreligidfen „ZlToralitäten" gejwungen faljen, um öer
<£oncurren$ ihrer weltlichen Coüegen öie Spifee $u bieten,
bis fte auf öer nächtfen Stufe öes ftd> gen>altig entwicfelnöen
tTheaterfpiels mit ihrem ZUffterien- unö HToralitätenfram
pon öem weltlichen Sd^aufpiel auf öer garten Cinie gefd)lagen
wuröen. 3 n 3 <a ^ en W wun « we eigentümliche €rfd>einung
ju conßatiren. Qerporragenöe Zftitglieöer öer öortigen
<Beiftli<hfeit warfen ftd? felbfl mit Eifer auf öie Anfertigung
po» funpgerechten weltlichen Cheaterjtücfen. Die erft
» .
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ifaHcniföe Komö6ie im neuen Stil fyitte bcn <£avb\nal
Bibbiena $um Perfaffer un6 6urfte mithin 6er Kirche fein
fon6er!iches Cei6 $ufügen, roähren6 6as erfle regelrechte
franjöftföe Cuftfpiel, 3o6eüYs „€ugenie", mit 6en Schwächen
un6 ßebrechen 6er <5eiftüd>feit fürchterlich graufam um-
fprang. Da 6ie erftcn (Tragd6ien nach bem IITuflcr 6er
<0ried)en unö Cateiner gearbeitet maren, geriethen fte
abftracter un6 fyxvmlofet. 3al6 fam tue €rftn6ung 6es
muftfalifchen Dramas, 6er £>per, h in 3 u # &*r Schau-
bühne un6 6ie Decorationen peruollfommneten ftch, Dichter,
Sänger, Spieler meI6eten ftch **V> ^Hen Seiten — 6ie neue
Kunfl trat mit 6cm Vollgefühl ihres eigenen, jufunf tsftcheren
Gebens, mit 6er flogen 2(r)nung ihrer IDeltmiffton 6er jtdj
allein feligmachen6 6ünfen6en Kirche gegenüber.
freilich, fo lange als Sachmalter 6er Keligion fein-
gebi!6ete fürften auf 6em Stuhle Petri faßen, 6eren Ceben
„ein langer (Traum toar 6er Kunß un6 poefte", tolerante
^umaniflen, 6ie in 6en XDerfen 6es u>ie6ererjtan6enett
griechifchen (Benius fcr/u>elgten un6 „mit einer QeiMf$ai
Schönheit je6e Schöpfung 6er Kircr)e r>er$ierten", — fonnte
man ftd) noch b* n 3Hufionen eines Ausgleichs $u>ifcr)en ;
Kirche un6 (Theater hingeben. Hamern aber 6ie Blifce 6er
Deformation aus 6em Hor6en 6en Patican umjucften,
Serrannen 6ie frieoensfeligen Hoffnungen. Die ftreitente
Kirche n>ar6 ftch ty*** n>eltfein61ichen princips ben>uSt, 6er
uerfolgenoe €ifer lo6erte auf, 6ie Schlachtreihen formirten
ftch. £is Schluffe 6es acr^elmten 3ahrhun6erts tobt*
6er Kampf 5tr>ifchen Kirche un6 (Theater. XDer ftegte?
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„Der fortgefdjrithte ITUnfd} tragt auf erfiobnen Sd}nrina*n
Danfbar bie Knnfl mit jid> empor,
Unb neue Sajontjeitsipelteii fpringeti
"Keine Kircrje ift geiftesmäa^tig genug, bagegen aufsufommen.
2Xber bie er?rroürbigen Doctoren ber Sorbonne r/atten fta?
noä} nicr/t $u jener eblen €inftcr)t unferes iriebrid} Sdnller
Durchgerungen. Sie gaben bas 65utad}ten ab: Die
Sdjaufpieler fmö fdjon buvdj bie Tlxt iljres Berufs im
Supanöe 6er Cobfünbe. Die parifer Kträjenorbnung
(Rituel de Paris) t>telt an i^rcr <Ercommuntcation feft.
Sie oerfagte denjenigen, öie niajt redjtpttig .. pbr i^rem
SierbefiünMein ir)r tfyeatraltfdjes XHetier abfdjrouren unb ftcr)
ben Kirctyenbußcn unterwarfen, bas einrücke Begräbnis ; man
fdpirrte fte ein rote tobte Qunbe, berietet ein ^eitgenoffe.
€s ift befannt, baß bte fcfjöne unb geiftreicr/e Cecouoreur,
einer ber flrafylenbften Sterne am franjöftfcr/en Kunftfnjnmel,
am Seine -Ufer auf einem Sä^afanger begraben rourbe.
^ür ben Ceicfmam ZTToliere's erhielten feine ^reunbe
nur mit ber allergrößten ZTTüfye bte €rlaubniß $ur Betfefeung
auf geroetrjtem Boben. Der geniale, freigeftnnte ZTloliere
mar in ben ttugen ber Klerifei natürlich) ein gan$ auserlefenes
Sa>it für bas en>ige ^öHenfeuer. Seine Stficfe galten ber
Kirche als oornriegenb fdjledjt unb unftttlidyl IDas
war Damals ntcr)t 2IHes unftttlicr)! Boffuet, bas große,
unfehlbare Kirdjenlicfjt, fpraef? es ja ganj gelaffen mit
ber t^m eigenen Autorität aus, baß jebes Stficf unter*
fdjtebslos unftttlia^ fei, in roeldjem eine £iebesgefa?iä)te oor.
fomme, fo unfdmlbig beren Cfjarafter aua^ fein möge!
IDeitaus frömmer als XlToliere roar Sadne, unb boaj
mußte er jtdj gefallen (äffen, baß feine (Srabfa^rift, naäjbem
fte feine Perbienfte aufgellt, bas Iarmoyante XDovt nicht
unterbrächen fonnte: €in Rieden Raffet bemtoeff an feinem
tfnferjen, fmtemal er ein Schaufpielbidjter geroefen!
Der €rsbifcf?of pon paris fcf?ärfte feinen <5eiftliä?en bas
Perbot, Scf/aufpieler $u trauen, ausbrüeflich ein. TXis ber
tfecr/tsantpalt Qeurne be Ia tfTotr/e öffentlich bagegen pro-
teftirte unb ben Sdjaufptelerberuf pertr/eibigte, würbe feine
Schrift burcrj fjenfersr/anb perbrannt unb fein Harne aus ber
tfbpocatenlifte geftricr/en. Das pon bem Kirdjenfanatismus
infpirirte (ßefefc erflärte bie S^aufpieler fummarifer) für
ehrlos; ba fyalf feine pereinjelte IDiberrebe. Die Herren
Hecrjtsgelehrten Ratten fleh bermagen in bie tftmofphäre
flerifaler 2fnfcfjauungen eingelebt, bag es unter ihnen bis
tief ins acrjtiermte 3arjrhunbcrt ^inein als gute Sitte galt,
bag Hiemanb, ber ein ritterliches Xmt befleibete, bie
tCI?eaterauffüf/rungen befuge — „gute Sitte", ein Ding, bas
einer fyo<fjnotf?pcinIid}en f)alsorbnung in nichts nad)\tanb.
<£s fei geftattet, r/ier ettpas jurücfju greifen, um bie ge*
funben tfeugerungen anjuf üfyren, meldte bie beutfcr)e prinjefftn
(Elifabetrj Charlotte, Ocmaljlin bes fyv$o§s pon Orleans,
beren 3riefroea?fel mir fo intereffante (Einblicfe in bie <ße-
fellfcrjaft bes pierjermten Cubroig perbanfen, in Sesug auf
bas Crjeater niebergefchrieben hat Die h^< frau fchrei&t
an ifyre fjalbfcrnpefter:
i/3fa fer)r fromm, am Sonntag nicht aussugehetu
307 halte übrigens Befucr/e für gefährlicher, als~bie Komöbie.*
3n biefer Fann man fleh boa> nicht an feinem Häcr/flen per-
fünbigen bur<h fynte Heben unb Urteile. IDenn man bie
Kirche befucr/t fyit unb feine Scfjulbigfeit gegen <8ott gethan,
fo ift bas (Theater geipig ungefährlicher, als bie (ßefeflfchaft...
6er üirdje lehrt man es unangenehm, aber m 6er
Komöbic roirö es angenehm porgeftellt, rote 6ie (Tugen6 be.
lotmi unb 6as Caper betraft roir6. . .
„3ct> Ijabe €uaj fa^on einmal meine ZKemung gefagt
übet bic priefter, fo 6ie Komödien verbieten, fage alfa
roeüer md}ts, als ba |, roenn 6ie Qerren ein roenig roeiter
als ü)re Hafe feljen roollten, roür6en fie begreifen, ba% bas
<Se\b an ben Komödien nicht übe! angelegt ift <£rftlich fin6
bie "Komöbianten arme (Teufel, fo ihr Ceben 6a6urch ge-
winnen. Sunt tfnoern macht 6ie Komöoie ^reuoe, £reu6e
ö ibt <Befun6heit, <Befun6heit Stärfe, Starte macht beffer
arbeiten. 2lIfo foUten fie es pielme^r gebieten, oenn per^
bieten, ...
„ZTlan tyit mid? nie gefügt, in 6er Kirche ju fd^lafen.
3<h ^abe mir's fo ftar! angeroöfmt, 6a f tef? es nicht mehr
lajfen fann. JDenn man XTTorgens pre6igt, fo fd^Iaft ich
nicht, aber nachmittags roi6erfte^e ich feilen. So geht es
mir auch in 6er £)pera, 6a fajlafe ich hfiufa, aber nie m
m 6er <Kom$6ie". . *
Die braue jraul Durfte fte es roagen, 6iefe Fefcerifchen
<J5eftän6niffe in 6en h eut *9 cn frommen f)offreifen fo saus
g&ne poqutragen?
Die Kranichen IDeifen un6 himmüfch« 11 5*i<h« n &*uter
freuten nicht por 6em 2lberroifc surücf, 6as (Theater für
<fr6beben un6 Qeufchrecfen, peftilenj un6 tljeure geit,
ZDolfenbrüche un6 Dürre un6 anöere Can6plagen perant-
tDcvtlid} $u machen. Umfonfl. Der €nthuftasmus 6es
franj^ftfd^en Polfes für feine Schaubühne roar nicht mehr
ju beimpfen. Die Kirche unterlag, bas (Theater ftegie.
Die grof e Kepolution brach en6Ii<h h^ein roie ein XDelt-
geriet, fpratfj frei un6 le6ig, was fo lange fdnifclos un6 ge-
ästet geroefen unb fyob mit einem Silage aü 6ie &#
fa?ränfungen auf, unter 6eren Caft Kunfl un6 Küntflet bis-
lang gefeufet.
Das moderne (Theater ift niety 6ie Sa^öpfung einet
einzelnen XTation; aber feine fyxt in 6eni ZTIage, nrie 6ie
franjdftfcfo fola> Sdjäfce bes <5eiftes, 6er Sympathien un6 :
6er materiellen ZTTittel befyarrlia^ an feine Befreiung un6
f)öf?erbiI6ung gea>an6i . un6 6amit ein Äea^t an unfere tfuf-
merffamfeit un6 unfer 3ntereffe für HUes, mos iljre
6ramattf02e Kunß betrifft, fo ooDgiltig erworben.
TD er *<n Mrfjbn u,.6 roinf.cn Husfcucf Ut itamaH^
T&cxiVLbt&atonit b*v Jranjofen rennen Intim miüV fann fta>
wux einem Orte jun>en6cn: 6cm Th6atre-Fran9ais. Dtefes
cdtel)ttx>ür5ige unb nid>ts6ef!on>emger juge*n6frifd>e 3nftitut,
an befien 2Tntli$ nur 6er griesgrämige unö e»ig nörgeln6e
Krittfer ftridefter f)ebantew£)bUrv<ms galten unb Xunjeln
ju entoeefen permöcr/te, tfl nädjjt 6er franjöftfdjen 2lfa6emie
bie emsige Sajöpfung pon Gelang, 6ie auf 6em «Bebiete öes
per) tdgltcr) emeuent6en «Beifteslebens aus 6er §errfd>ifts$ett
bes ancien regime 6atirt un6 6ie Kraft befaf, 6iefes felbft
511 überleben.
Das Th£atre-Fran9ais jäljlt über $u>eir/un6ert Oafjre,
eine Dauer, 6ie um fo mefyr -Hefpcct einflögt, roenn man 6er
ZDan6Iungen un6 6er Umftitr$e geaenft, 6ie in rapi6er folge
bas HattonaDeben perän6erten. <£in fofcf/es HTonument fyxt
ein ZLnved}t auf bas 3«tcrcffc unb b\e Sympathien aller
jreunbe 6er Kunft fdjon um feiner fyiftorifdjcn Beharrung
willen, un6 es ift belet/ren6 un6 angenehm sugleidj, 6en
Quellen feiner €ntftelwng nacf/$uforfd>n. Pielfadj persroeigt,
jiim GW 1 »«rmorren un6 im Dunfel fließen6 jin6 6ie Quell*
Digitized b^oogle
abern, aus beten fdjlieflidVm ^ufammentrcffcn ber mächtige
Strom refultirte, beffen r/eUleucfjtenbe £>berf!äa>e uns ben
tfunftgenius ber ,$ran$ofen in reiienber Sdjönfcit roieber.
fpiegeit. Momentane (Trübungen r/aben nie oerlnnbert, ba|
bcm gebulbigcn unb unbefangenen Beobadjter ein Blicf in
bie reine tEiefe gelang, 6er bas Perftänbnif bes Kunftgeiftes
einer bramatifdf fyerporragenben Voit sinbioibuolität ermöglidjte.
Wie alles, was Dauer r/at, nid) t Knall unb jall in bie
(Erfcfjemung getreten, fo ift auefj bas Th£atre-Fran9ais burd*
einen langen unb fa^raierigen IDerbeproceg 5U feiner jefcigen
(Beftaltung gelangt. Hictjt bie <£aprice eines jürften . r;at
es gemadft; es ift aus bem lebenbigen Prang bes rolfs-
tr/ümlidjen ttunftgeiftes geroorben 3U bem, roas es ift, unb
Derftänbige Qerrfcrjer r/aben fiefj im ZDetteifer mit ber
3nitiatioe ber Nation in feine treue pflege geteilt, »
<£in Wext ber Iangfam mirfenben Seit, ift es sugleictj
ein ^eugnif? bafär, bag im CfjaraFter ber jranjofen ber
ir/nen fa^on mit fo poretligem £)oI?ne jum Dorrourf gemalte
Sug ber Peränberlidjfeit nidjt ber allein- bominirenbe ift,
fonbern bag neben allem Unbeftanb ein foIi5es Beharren
auf richtig befunbenen IDegen, ein freubiges Durcharbeiten
ju r/orjen Sielen [\d) mit ßlücf geltenb mad?L • ,
Das fjaus, in roetdjem bas ThtAtre- Francis feit bem
3arjre J799 bis auf ben heutigen' Cag bie Spiele ber
bramatifdjen Kunft feiert, mürbe r>on 1787 bis J790 poh
bem 2ircr/itef ten Couis für ben Qerjog ©on Orleans erbaut,
ber es junädjft ber (Truppe ber Vari£t6s- Amüsantes jur
Verfügung ftellte. Diefelbe eröffnete ir/re PorfteHungen am
[5. ZKa'x \?$0 unb benannte bas Qaus Th^ätre du Palais
Royal, onberte aber fa>on J79J ben Hamen in ThSatre
in. Conra», pariftan«. r « *' ' H
"Fra* 1 ^* 5 ^ * a ^ ue ^' c ^ e ^ eu » nady oem ^U9"l* In
TY\6^ tre d * l a Liberi et de l'Egalite uu6 enMid? in
Th6£ tre 5* la R ^P ubli( l ue ein Beweis, mte fetyr
bam<*l* ^ € ^ünfüer, 6ie fid? sugleicty, pieUei^t jum erflen
lUale/ a * 5 Sanje Bürger füllen, pon 6en <ßeiftern 6er
Politik umfyergetrieben nmroen. Das Jaljr 1793 fam —
11 ub fp crr * c ^ e Pforten 6er ZHufentempel jeittr>ciltg $u; 6as
^latonifcf?^ €rgöfcen por 6en n*ltbe6euten6en Brettern war
nicr)t nad? oem ßefdjmacf 6er ra6icalen Kepolulionsmänner.
3fe iDoIIten 6as Ceben felbft un6 nia)t feine Hterarifa^en
Symbole. 2Do 6ie ttunft mit iljren l?oI6en Scfjeingeftalten
po r 6em übermächtigen guge 6es raupen ^lugenblicfs nidjt
Ö^»3 au f °" - cite * re{cn u?oUie ' *? atte f ,c f IC *? °* e Dienftbar-
tnac^ung für 6ie politifcfjen 5°*** öer fyerrfdjenoen Partei
gefallen 5U laffen.
Die Cfyeatergefefcgebung jener 3eit gibt uns in Mefer
ijinficbi fer>r interejfante Sluffcfyüffe. Die im Ja^re {?9{
feecrefirte freifyeit 6er tTtyeater mur6e 3tpei 3 a *? re fpäta arg
fccfcf?nittcn. rfin Decret pom 3. Xugufl J793 enthält 3. B.
folgende Beflimmungen:
„Dom 6iefes Hlonats bis $um \. September fmö
breimal in 6er ZPocn* auf 6en pon 6er Znumripalität 3U be-
jc ^nen6en (Theatern 6ie Cragö6ien Brutus, (SuiOaume (Cell,
<£aju* <5racdms un6 an6ere Stücfe $u fpielen, meiere 6ie
r ui}mtc\d}cn Begebenheiten 6er Hepolutton un6 6ie Cugenöen
£ cr 2^ert^ei6iger 6er ^reiljeit $um <5egenftan6e haben. 3e6es
tZlpatex, 6as fo!a> Stücfe gibt, 6ie 6en öffentlichen <5eitf
fääb*9 en uno öen Wn6liaVn Aberglauben 6es Königthums
auf* tltVLt.tnifadien, wxtb gefdjloffen un6 6er Director pon
ber 3<^ r ! e ^* getroffen".
€in anderes Decret pom 3. September 6esfelbigen
3af?res beftätigt einen Befdjlug 6es IDotyfaljrtsausfdjuffes,
worin es fyeift: „Va 6ie Sdjaufpieler un6 Sdjaufpieterinnen
Ben>eife iljres unbürgerlidjeh Sinnes (preuves d'incivisme)
gegeben un6 antipatriotifaje Stüde gefpielt Ijaben, u>ir6 6as
Theätre-Francais gefdj loffen , 6ie Cruppe perljaftet un6
prpeeffirt".
3n 6er tCfyxt mugte 6ie 2Tte!jr$afjl 6er Sdjaufpieler in
folge 6iefes Befdjluffes über ein 3afyr lang im (Befängniffe
fdjmadjten. <3u 6erfelben ^eit tr>uröe 6er Director 6es
<£onferpatoriums, ZHonfteur Sarrette, perfyaftet, ©eil einer
feiner Sdjüler auf 6em ZDaI6!}orn 6as Cie6 geblafen fcatte:
Ö Richard, o mon roi!
€rtpälmung per6ient aud? 6ie X?eror6nung 6es Directoire
executif pom {S. Hip6fe IV 3«"uar \7$6) t iporin es
t>eift:
„Wie Directoren, Unternehmer un6 Beftfcer pon Sajau-
fpiclljäufern in paris ftn6 gehalten, unter tyrer perfdnlidfen
Eerantroortlidjfeit je6en (Tag por 6em Beginn 6er Porflellung
pon itprem £>rcrjefter 6ie 6en Xepublifanern teuren Cieoer,
xpie 6ie Marseillaise, £a ira, Veillons au salut de
Tempire u. f. m., fpielen $u laffen. hingegen ift es aus«
6rücflia} perboten, 6as mör6erifaV £ie6, betitelt Reveil du.
peuple, 5U fmgen". •
(Erp 6ie ^errfa^aft 6es erften Confuls Ienfte wieoer in
gemäftgtere Bahnen ein un6 gab 6ie gefdjloffenen Sdjaufpiel-
fydufer 6er Kun|t $urücf. 3m yüpt \?<ft erhell 6ie
<5efellfd?aft 6es Theatre- Francais 6as fyros sugetpiefen,
meines bis $u 6iefer Stun6e trofc aller erfolgten 6fnafiifa>en
Umu>äl3ungen als ZTTufenftfc in treue Qut genommen u>arV
» 2*
• * ✓
Sicher f\d) fül?Ien6 in feinen feftgefügten lDän6en, permoetyte
es feine pripüegien 3ur (Benennung einer 6epnitipen Dafeins»
form auszubeuten un6 6urdj 6ie £efämpfung 6er tTfyeater»
frei^«* fo»ie ourdj fyerporragen6e Ceiftungen 6en Primat in
Oer oramatifcfyen IDelt an pdf ju reifen.
Das Theatre- Francis bepfct an Statuen uno Bilöern
ein poIIFommenes fnftorifdjes ZUufeum uno aufjer6em ein fo
reifes, bis auf 6as 3afyr (658 5urücfgefyen6es #rdjip, 6af
% tot ^orfa^er im Stanoe n?äre, 6ie <8efd}id?te 6es (Theaters
uno 6er mit ifjm eng perbun6enen Citcratur Cag für (Tag
bv.rdf 5u?ei 3 a fy r fy UT1 6erte 5" priren.' Diefer f or W cr P4
aber bis fycute nod) nicfjt eingeteilt. Was 6ie 6raniatifd>e
* * •
(Bcfdndjtsfdjreibung $u (Tage geför6ert fjat, ift noefy r oller
frieren un6 XDi6erfprüaV; 6ie tfnefoote un6 fterile Xaifonne-
ments überwua^em 6ie juperläfpgc Darftellung 6er <Tr/ai- •
fad?enrcir)en. . "*
_ • - • • •
Das 3 a *? r {658 ift be6eutfam für 6en €ntnricfelungs»
gang 6es fran$öpfdjen Sdjaufptcls : am 2% £)ctober fpielte
6er geniale 2Tloltere nadj feinen 3 rr f a fy r * en I* °* r propinj
jum erften ZTCale mit feiner (Truppe in pärts, un6 stpar im
KarY<iti6enfaafe 6es alten Coupre por Couis XIV. un6
feinem Jjofgepnoe. Die Porftellung umfafte eine Cragdoie:
„Nicomede", un6 eine improoiprte poffe, in 6er ZTToIiere
felbft 6ie fymptroÜe fpielte: „Le docteur amoureux." Der - t
(Erfolg war ein gewaltiger. Die iftajeßät geruhte $u ge.
nefnmgen, 6af ttToliere feiner Komö6iantengefeIIfa^aft 6en
refpectablen Od: „Troupe . de Monsieur u bdlegte.'
„HTonfteur" felbfl^6er einjige 3ru6er 6es Königs, fonnte6er
Qencröfen &mpan6tung ntefft tpi6erpefjen, , Jemen Komödianten"
eine PenPon pon 6reirjun6ert Cipres $u betpilligen , eine
waljri}dft föniglid? glänsenöe penfton, öie nur öie eine
Srf?atteiifeitc Ijatte, niemals ausbc$al?lt moröen $u feuu €a
(Örange, öer geu>i ff enfyafte Budjfüfyrer unö Xegiffeur
Znoliere's, bemerft nämlidj in feinen 2(uf$eicfwungen aus-
örücflidj: „ZKefe öreiljunöert Ciures finö nie be$afjlt rooröen".
Ita^öem 21toUere 6ie Bülme öes „Hötel du Petit-
Bourbon" gemietet, unö öort eine Kctt>e von Porflellungen
gegeben r/atte, inftaüirte er ftdj enMicf} öeftnittD im Saale
öes Palais * Royal, mit gnäöiger €rlaubnifc öes „tftonfteur'V
f)ier entftanöen öie unterblieben Zfteiftertuerfe öes Dieter*
Sdjaufpiclers. So lange er lebte, fämpftc feine . (Truppe
fiegreid} mit öen £oncurren$bülmen 6er guten Staöt Paris/
mit öem Theätre du Marais, vs>o (ßarnier unö.öu Hyer
tyre erften Stücfe aufführen liegen, mit öem Sa^aufpiel im
Hötel de Bourgogne, öas Corneille unö Rotrou rafdj be-
rühmt matten, unö mit anöeren Unternehmern, öie ftdj als
grands comediens auftrumpften. ZUit feinem ^693 er-
folgten Eoöe ging fte in (Trümmer; öie Kioaren triumptyirten.
Pier öer gefeiertften ttloliere.tfomööianten, nämlidj Saron,
Ca C^orilliere unö Beauoal mit ßemaljlin, gingen ftraefs
5um ^einöe über, unö öer Heft öer (ßefetlfc^aft wuröe aus
öem Palais »Royal ©erjagt, »eil öer König öem Componiflen
CuIIi öen Saal perfproer/en Ijatte. Die €rilirten fanöen in
öer Eue ZHasartne einen Hnterfdjlupf, n>o fie ein fümmet*
liaVs Dafein frifteten, obfa>on fte einen f oftbaren Sa>afc tyr
<£igen nannten, öas Repertoire ttToliere's.. • ~ ' .
3m 3a(?re ^680 öecretirte Couis XIV. öie $ufton öer
5»ci uomel?mften Sdjaufpielertruppen , in meldet öie Hebet-
lebenöen öer iHoliere'fdfen (Befellfdjaft als treibenöe Kräfte '
nacfjtptrften, unter öem (Eitel „Comedie Franjaise-, Die-
felbe bc$o$ 6te uerfdjie&enften Quartiere, worunter 6er Saal
m bev 2\uc 6es foff£« Saint «cBermain^eS'Pres \6Q$ ju
ben fcemerfenswerfheften gehört. f)ier nämlich, 5cm fpätcr in
ber politifchen (Befeuchte eine Holle fpielenoen Cafe procope
gegenüber, würben 6ie IDerfe oon 8egnar6; Destouajes,
c£r6btüon, Ce Sage, Voltaire, 2TTariuaur, Di6crot un6
^Inbcren mit <£ntr/ufiasmus aufgeführt; aud? Beaumarchais'
Barbier von Sevilla erblicf te hier bas £id)t 6er Kampen.
Ueber ad^tjig 3 a *? re W** °* e Comddie Fran9aise öiefen
Saal tnne, fo 6ag 6er Siragenname jur Erinnerung an 6iefe
glorreiche Seit geändert un6 in Rue de l'Ancienne Comedie
umgetauft wur6e. tfber 6ie £)6yffee 6er KühfHergefellfchaft
mar nod) nicht ju <£n6e. Das luftige Dölflein mugte feine
fjabfeligfeiten aufs ZTeue jufammenraffen un6 feine Seite
abbrechen. 2ttan fchrieb J770, als es in einem Saale 6er
(Tuilerien, 6em fogenannten Theatre des Macbines, gaftliche
Aufnahme fan6, wofelbfl feines Bleibens jeood} nur jwölf
3ahre war. (782 wanoerte es über 6en £Iuf surücf, um
bas in 6er Hähe 6es £ourembourg«palaftes erbaute Schau*
fpielhaus $u bejiehen — 6as heutige 06eon.
ZDoher 6ie ewige Unruhe? ^eine Haturen von weit-
ht^orifcher IDitterung un6 foctalpolitifchem Spürfmn wug ten
6amals allein 6iefes fieberhafte Umhergetriebenwer6en 6er
crflen SchaufpielergefeUfchaft ^ranfreidjs . $u 6euten un6 in
^ufamtnenhang $u bringen mit 6er marferfchütternoen Krips,
bie fidj in 6em mit Kranfheitsfloffen erfüllten Dolfsförpcr
porberettete. €s waren nicht 6ie Komödianten, allein, 6ie
ft<$ übet bie Unftätigfeit un6 $tüchtigfeit alles Beftehenoen
mitten in ber fdßnen ^errfchaft 6es abfoluten (Sottesgnaoen.
tfyum* i u | WK$*«tW$«n Betrachtungen angetrieben fahen.
1
Hur jenes porneljme Publifum, 6as oon feinen bequemen
Sogen jifcen aus 6em Spiele jufaf>, 6as parterre als feinen
Spucfnapf UttadjUte un6 6er misera plebs 6a unten
Iegitimtfüfa} auf 6ie Köpfe fpie,-fdjien mit 6er benei6ens.
roertfyen (ßelaffcnljeit un6 Unbefangenheit gefegnet, Me fonfl
nur 6er Unfa^uß eigen. Der liebe <ßott ift jumeilen
fätcdlxdi langmütig.
€s mar im HTonat ITTai 178$, ba fpielten unfere
Komödianten r*on profeffton — nidft Me anoem — jum
erften 2TTaIe jenes merfroüröige Stücf, meines fein tfutor
„La folle Journ^e" betitelte unö bas unter 6er Bezeichnung
z/^igaro's f)od}3cit" gan$ (Europa 6urdflief, jenes Stöcf , bas
als bas 6ramatifd}e präluöium $u 6er fünf Oafyre fpäter
losbredjen6en Xeoolution gelten fonnte. 2lber mic fagt 6ie
Bibel? „Sie agen un6 tranfen, fle freteten un6 liegen jia>
freien, bis 6ie Sün6flutf> fam un6 naljm fle alle 6a!jin!"
IDaljrfjaftig, 6ie Simöflutf? fam. Die räd)en6e jlut^
6er neuen 3 0ecn fM e 9 f?öfyer un0 fyöfyer; fte flieg fo fyodj,
6af fie 6ie fjödjfkn <£tpfe( 6er <Er6e erreidjte, mo 6ie throne
ftan6en un6 6ie Altäre. Xud) in 6as Cfyeater braeff jte ein.
Die politif führte ju einer Sa7ei6ung 6er (Beifler; 6enn aua>
6er Künftler füllte in ficr> 6en neuen Börger, 6er Stellung
nehmen mußte ju 6en ucrFün6eten ZTTenfaVnreajten. Das
Banö, bas feiger 6ie 2TTitglie6er 6er Com£die Frar^aiso
umfcfyungen gehalten fyxtU, riß \7$\ in Stücfe. (Talma/
oor allen aber HTonral un6 Dugason fammelten 6ie <Be-
fmnungsgenoffen unter 6as repolutionare Banner un6
n>an6erten in 6ie Salle Courois; 6ie Cauen un6 ßleidjgiltigen
blieben 6em alten Qaufc un6 6en in feiner Umgebung, im
reaktionären £aubourg Saint, ißermain, gehegten 2lnfa)auungen
treu. 2Xrrt ' September {?$Z fpajierten fie fammt un6
tenfeers auf 6as tfnfHften 6es €rfomö6ianten CoDot
V £)erbois ins «Sefängnifc. IDärjren6 6er 2fuffüljrung 6es
!)tamas „Pamela" fyatte man fie feftgenommen. ^wav et»
fetten fie nadj bem Sfurje Xobespierre's ifyre ^rei^tt
roicber, beim ein mufenfreimMkfjer Beamtet Hamens
Cabufiere fyxtte 6ie 2InfTagefd>rift pemi^tet, allein 6ie alte
Sdjaufptelertruppe 6er Comedie Fran9aise fanö fta> nidjt
* • ■
metjr $ufammen. (Es war porläufig aus mit u?r; 6er
5a6en 6er 6ramalifdjen ^amiliengefcfyicfjte mar abgeriffen.
3*6er ging nad> Temperament un6 XTötrjtgung feinen
eigenen IDeg.
2(Is franeois 6e neufa)ateau , 6er Pcrfaffer 6er fatalen
„Pamela", 3um Zttimjter 6es 3nnern avancitt mar, 6a fafte
er 6en €ntfdjlu j? , 6ie fdjiffbrücbige <5efellfd?aft 6er Com&Üe
Francaise mie6er flott 3U machen. <£r fammelte 6ie 3er».
ftreuten 2TtitgIie6er un6 traf alle Vott errungen, um 6em re-
organifirten ttünftlert>erban6e eine mür6ige Qeimftätte $u.
bereiten. Das gefcf^ im 3al>re (799. 71m 3\. Xtlai
würbe bie rulmireidje tTfyätigfeit mieoer mit 6er tfufffifnmng
6es „Cid" un6 6er „Ecole des maris" in 6emfelben Qaufe
aufgenommen, bas bis 311 6em heutigen (Tage von bem
Thdätre- Francis nidjt mein- verf äffen rouroe.
Heber alle H)an6lungen 6es (Empire, 6er Heftauration,
6es 3ulifönigt^ums un6 6es streiten Kaiferreiijs Innmeg,
audj über 6as <ße3anfe 6er Klafftfer un6 Vornan tif er un6
27aturaliften, Ijat 6iefe Scr)aubüfme in edjt ffinft(erifd?er Be-
harrung iljre ZTCiffion erfüllt. Hadj 6en ferneren mtlitdnfdfen
27te6erlagen 6er Ration glaubten 6ie Kirdjenmänner ifyre
Stunbe »ie6ergefommen , fte riefen nad> Bufe, erfanoen
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Richen un6 IDunoer un6 organiftrten allerlei tDaHfafyrten.
Die ^römmigfeitsmobe tarn ins £an6. 6ie Kirnen füllten
f\d) un6 — leerten fid} roieoer. Das glänjen6e (Beftirn 6er
Kunft [traute in olympifa^er ^eiterfeit über all 6en liftigen
2Infd}lägen jur Unter6rüctung 6es freien Dolfsgeiftes, uno
6er 2Uufentempel 6es Thäätre- Francais $ät)lte trofc aller
Zttucferci in oen reactionären Kreifen unter 6em Kerne 6er
(ßefellfdjaft feinen einsigen Pereljrer ©eniger.- Die Com
airrens 6er ultramontanen Kirche un6 6er mtraculöfen
<ßna6enorte 3errann im 5an6e einer rafa? ueTflogenen
myftiWen Stimmung. Dann famen 6ie mirtfyfcfcaftlidjen
•
ltotfjftän6e un6 eine Xeifye pon Cfyeatern, 6ie. geftern mit
Pomp entftan6en, gingen fyeute mit Xa) un6.Krad? unter
o6er erfuhren 6ie fläglidjften (Transformationen. . Crofc einer
nur geringfügigen Subvention von Seite 6es Staates er*
hielten fid) 6ie ;Jinanjen 6es Sdjaufpielfyaufes in fernerer
§eit im pollfominenften <Bleidjgeuridrt\ Kur3, 6as Th6ätre«
Fran9ais entroicfelt nad) jeoer Seite Ijin, 6er i6ealften mie
materiellften, eine Cebensfäfjigfeit, 6ie mit Bemun6erung erfüllt.
Diefe €rfd}einung fyit im <Srun6e nichts Ueberrafcfynrtes.
ZTtan r/at 6ie Pfyrafe, 6ie ^ransofen feien geborene Konto"-
6ianten, bis 3um Ueber6ru$ mie6erl}olt. <£s märe nun an
6er &e\t, 6iefem (Öemeinplufc 6ie n>ofylDer6iente Äufye 3U
gönnen un6 6afür fxd) an 6en lauten #usfprua> $u gemöfynen,
6af 6ie 6ramafifcf>e Kunft, fomoljl Innfidjtlia^ oer Dichtung
mie 6er Darfteilung, eine fran$dftfa^e Kunft par excellence
un6 ir>r Blühen un6 <5e6eifyen 6em Polfe eine maljre
f)erjensangelegen^eit IfL
Das Thdätre-Francais gtlt 6em Staate als eine Km
ftalt 6es «Bemeinmoljls, 6es öffentliajen Hubens. Sein erftes
Reglement ift von 6er fyanb 6es olympifo^ften aller Könige —
toir geben 6ie fonflige tfteinung über ötefen <5efalbten 6es
fytrn frei — pon Couis XIV. unterzeichnet (Croonnanj
pom 25. tfuguft 1680). Das $n>eite Scr)riflpöcf r 6as in 6er
(Sntuncfelung 6er nationalen Sdjaufpielfunft eine einfdmei6en6e
2?oüe fpielt, ift aus ZHosfau 6atirt un6 tragt 6ie Unterförift
Hapoleons L Diefes HTosfauer Decret pom \5. £>ctober
\S\2 — ein umfangreiches €laborat, oeffen mir porliegen6es
<£remp!ar adjt engbeöruefte £)ctapfeiten füllt — regelt bas
Xed^tsper^ältnig $n?ifdjcn Sdptufpieler un6 Staat nidjt allein,
fon6ern perbreitet ftd) audj auf all jene fdjulifdjen Aufgaben,
ipeldje eine rationelle <£ontinuität in 6er öffentlia^en Kunft-
pffege fid^ern. ttapoleon »ar eben felbft ein feiner Komö«
6tanf, unb er fürdjtete nidjt, von feiner Würbe etwas ci^u«
bügett, wenn er mitten im Drang perffängnigpotler <£reignijfe
pon ZUcstau aus ein Stün6djen feiner Äegierungsforgen 6er
parifer Hunffpflege wi6mete. Sein Decret fyxt feitfcr 6ie
jeitgemäf? en 2TTo6iffcationen erhalten. . Das äefefc tpeldjes 6ie
([^aterfr'ei^eit proefamirte/ erfa?ien \86*.
IIL
(Dbfdjon oom Staate fubpentiomrt un6 aimüniftrirt, fjat
ftd) bodj 6a 5 Theatre- Franca is ju allen Reiten feine
bürgerliche un6 fünft lerifd> Unabfyängtgfeit tri einem (dienen
(Öraöe ju wahren genwgi. tt)e6er unter 6em Königtum
uocfj unter bem Kaifertljum roar öie Qofluft ftarf genug,
um 6ie cEinmütln'gfeit 6es Künftlerperfonals ju brechen,
ober baffelbe fürftlicfyen priratlaunen 6ienftbar ju machen.
€s ift bis ju 6iefer Stun6e, wo feine Peruxiltung in 6en
bewährten f)än6en 6es eben fo gelehrten als funftfinnigen
f}errn Perrin rufjt, nur von einem 3ntereffe getragen, 6em
frfjledjtrjin fünftlerifdjen, XDie bte f rämcrrjaf te, fo iß i^m
6ie politifdje Speculation ferngeblieben.
IXud) 6ie politifdje? 3<*? max au f M*U Gegenfrage .6es
«5meife!s gefaßt. 3 att>0 ^/ aud) 6ie politifdje. Denn 6as
2(ufflacfern 6es patriotifdjen Kacr)ege6anfens_in jnxri 06er
6rei Senfations6ramen, 6eren IDirfung auf 6en £t}<xuv\ms>
mus 6ie Dichter allenfalls im Doraus berechnet ^aben
motten, will für 6en gewaltigen Umfang 6er geifHgen
Sltmofpfyäre 6er (Theater von paris tye^licty n>emg befagem
5o6ann u>ur6en 6iefe meljr 06er weniger rerblümten
&et>äncf}e - X)ram n : nidjt auf öie Beftellung öer tLfyeater
oer^ci^jt, fonbeni jur ^uffüfyrung angenommen tro$ iljrer
po\\t\f erjen tTenöenj, 6er öramatifdjen Qualitäten n>egen, 6ie
iVjneti nicf)t a^ufprea^en waren.
- TXls unperöäajtiges geugniß rann id) öen Brief ■ öes
Ditcctors öes Th4atre-Fran9ais anführen, öen 6iefer
9ele9cntHcfj 6er Sluffüfjrung öes „Ami Fritz" an öen jigaro
^djtieb. IHonfieur Perrin pertfyeiöigt in öiefem Sdjreiben öie
"Kunft an fufy, öie nidjts mit djawnniftifdjer Ccnöen5 gemein
tjabe, unö ©erftajert, öas neue Stücf öer <£lfäffer Sdjriftfteller
<£rtmann»(£f?atrian fei ein rein literatifa^es proöuet, mo
jefcer tfnlajj ju irgenöroelcfjen augerfünftlerifdjen^ Demon-
ftr ationen forgfdltig permieöen fei u. f. nv
Bei öer innigen ^üfylung 5U?ifa^en Tfunft unö Ceben
märe es geraöe$u abnorm gemefen, mehn fidj nädj öen
ungeheuren nationalen Unglücfsfdjlägen Öer-ann6e terrible
neben öen HTalern, Bilöfyauern unö Cyrifcrn nidjt aud) ein
Dramatifer mit öem Hotf?« unö Hadjef^ret auf öen bebenöen
tippen eingepellt tfltt*.
Unö er fyat ftdj eingeteilt, ein einiger. Paul Deroul&öe,
5er /auf öen Sa^laa^tfelöern als £>ffi$ier mitgefämpft, als
Dichter feine patriotifa^en Solöatenlieöer gefangen fyatte, fam
fd}He&ti<*l mit einen &a$eörama ,,1/Hetman" $um Wort
unö lieft im 2>öeontIjeater "bon öer Parifer «Barnifon
unö oem öemonftrationsluftigen 3ocfey • <£lub reeiölid}
applaubiren . 5eine politifdje Cragööie fpiefte jmar in
Polen, n*V d*t öura? unö öura) aus ajauoiniftifaVin
3^!i0fhtat(iiid öer parifer (Begenmart gearbeitet'. €s
war eine armfelige toramatifdje lltasferaöe, öie auf einige
Jlhenbe * in leW J ! defirifirbares publifum entflammte, um
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bann fang. unb flanglos in ber mtyaterbibüotlpt - $u
rerfcr/winben. Dcsfelben Tutors „Nouveaux chants du
soldat" hingegen gehören $u ben beften Hriegsliebern ber
franjöftfdjcn Hationalliteratur , bie" befanntlich in biefer
öatlung weitaus nicht fo reich gefegnet ift, wie bie uufrige,
bie ber friebfamen Deulfa^en. ......
307 nannte paul Deroulebe ben einzigen Heoana^e.
Dramatifer; benn bet Bonapartift V. Sarbou mit feinem
Spionenbrama „Dora" war oiel weniger ein Äufer ju
neuem Pölfcrftreit, als ein Hbvocat feines faiferlichen pech«
pogels, ben et als pon ben Sulingen ber Bismarcf'fa^en
Spionage überwältigt unb I?interrücfs 3U (Brunbe gerietet,
ueranfdjaulichen unb — entfdmlbigen wollte. Uebetbies lag
bie Spionenried)erei bamals in ber Cuft,. für beren aduelle
€rfolgsmomente illonjieur Sarbou . befanntermafen eine
unnergleia^lia^e IDitterung beftfct. Seine „Dora" fyxt jeboa>
hinlänglich ben Stoff in ftd}, auch ein nichtfraniöftfches
publifum 5U intereffiren, unb ich erinnere mich, pe in Som
unb Heapel mit ntd}t geringerem €rfolge aufgeführt gefe^en
$u l^afcen, als im Paubeuille • (Theater am parifer Boulevard
des Capucines, ein Beweis bafür, bajj bas Stücf nicht mit
ber jiction ber Heoana^etenbenj fleht unb fällt. ...
Daffelbe gilt uon ber (Tragöbie „Rorae vaincue" pon
parobi, ben man als ben Dritten im Bunbe ber ftan-
5ofifcr)en KeDanche» Dramatifer nennen IfitU. Der Dieter,
im Sajof e einer genuefer Banfiersfamilte auf Kreta jur
IDelt gefommen unb im Orient exogen, befennt wohl
franfreid} als fein geiftiges Daterlanb, aber er felbß. würbe
währenb ber <£inftubirung unb Aufführung feines Stüdes;
nicht mübe, allen, bie ihn h$ren wollten, 5U .wieberholen*
. . * • * • 1 / • *• • . - \«
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Digi
30
\Vn bei t>er Conception fe
o^Ve^cn t?abe, als auf poehfcf
genügen, tos publifum tro
an fran$öfif4e freigniffe fjerat
applaubirt, fo läft fta? mit if?m
„Rome vaincue" rouroe d
27. Seplenifcer (876 jum erflen
fo voUenbeter tünftlerijd}tv 7Xus$
nefyne f}au$ ZttoliMs Mcioige
nodf ben £weifel fefäaUen, es i
einen ungetrübten Hunflgenug, c
für patriotifdf überfpannte £)e$e
der antitiftrenben Cragöoie bes
Jn die Zftutterfpradfe bes Didjt
Stüd audj jenfeit* 6er 2Upen
-errungen. Das italienifdfe P
feinen <3runb faxt, ben Deutfdjei
hat damit unjtpeiöeutig bewxe
ZZevanct)e'tErag,öbie bes Th6ätre-
tifcfyen. Sdtjwädjen einen rein poet
3^ r/abe oben falfd} ge5c
XHdjter, bem X>icomte £)enry 6
<£belmann, ift bie poetifcfye Tlbe
&er Bum • Bum • Dramen ge5errt
berechtigtsten Patriotismus überqu
tEra^öbicnpU als ein öramatiftr;
xr>orben. 3<^ weine feine „Fi
Th£atre-"Fran9ais por brei J«
fü^rungen erlebte. Die ganj
Sdjönfjeiten 6tefer Dichtung , öte bei 6er Ccdure fafl wirf
famer fjeroortreten, als bei 6« Darfiellung, roo einige
Ungefc^tcfHc^fetten in 6er Cf^arafterseidjnung un6 £üln-ung
'6er fjan6Iung flören6 berühren, fyaben fte nidjt oor 6em
or6tnären Vorwurf 6er freifdjen6en Hadjenwtlj ju retten
permoer/t. • >•
„Politifd> £ie6, garftig Cie6I" Darum genug 6auon
an 6en Pforten 6e$ 6ie ßeifter befreienden un6 etnen6en
Kunfitempels. €s ift fürtual?r 6'es paffes genug in 6er
XDelt, un6 6ie Kunft roüroe ftd? eines iljrer fa>önften Vov
redete begeben, toenn fte, flatt 6ie menfdjlidjen Cei6enfa^aftert
an 6er ZDurjel $u erfaffen, fte ju crfdjüttcrn un6 ju
reinigen, ftd) 3um €d)o politifdjer Stimmen ernie6rigen un6
6ie £w\ettad}t jtDtfdjen 6en Pölfern fdjürcn rooUte. Die
roafjre Kunft roirft perföfynen6 un6 erlöfen6. 3*? r « iHiffion
lautet auf U)ettperftän6igung, nid)t auf lDeItperfein6ungl
So einfache IPafyrfyeitcn brauchen wir ipafjrlid? 6en Der*
tretern 6er erften fransöftfdjen Sdjaubülme, 6en prtefiem
6er eigentlichen Polfsfunft, nidjt erft 3U pre6igen.
3ur £>rganifation 6es Th6ätre-Fran9ais ift ju be»
merfen, 6a& 6as perfonal ftcr) in 3»« tfbifpitungen
glie6ert: in Soctetaires un6 Pensionnaires. Die Cefcteren
roer6en mit einem feften (Behalte abgefun6en un6 vermögen,
erft nadf erprobten Ceißungen ifyren 2(nfpruä> um tfufnafyme
als Soctetaires in 6en Ct?eateroerban6 ju ergeben.
Die Soctetaires fm6, um einen profanen~Hus6rucf jn *
gebrauten, Cfpityaber 6es (Befdtffts, an 6effen Benefiden
nur fte aüein ein tfnred}t fyxbm, mit «infajluf einer
garantirten tfltersperforgung naa> gurücflegung 6er gefefc[i£$en
Dienfljeit
:Dle xx>rn StaaU bem Realer geleiftete Subuention —
bie Summe pariirt jwifdjcn $wc\> unb öivifyunöerttüufeno
^rancs jäljrlidj — bilbet mit ben (Einnahmen eine 2I?affe,
üoti ber ein beftimmter Cfyeil ben Soctetaires jufällt, bie
betreiben nadf ben Hangftufen unter fid? per teilen. Halbem
bic <ßcfammtfoften bes Cf?eaters gebeeft ftnb, wirb nämlid)
ber Heft ber tflaffe in pierunbjwansig tEfyeile jerlegt; einer
wirb bem Seferpefonbs für unporl}ergefe!?ene Ausgaben, ein
halber ber Pen fionsf äffe 'jugewtefen, ein falber für bie €r«
neuerung ber Decorationen, itlöbel unb Coftüme jurürfgelegt.
<Es oerbleiben fomit jweiunb3wan3ig Cfyeile für bie Socte-
taires. beren Benefij pom iUinimum eines 2Jd}teltljeUs bis
511m ZHarimum eines poüen CTf^eils ftd? bewegt
Das Theätre-Fran9ais jdljlt gegenwärtig fofgenbe
TKünftler 3U feinen Soctetaires: Die Qerren <8ot, Delaunay,
"Calbot, (Eoqueltn, ^ebure, Chiron, Zttounet. Sully, Carodp,
IDorms, bie Damen Hatfyalie 3rofyan, Japart, Jonaffin,
<£bt!e-Kiquier, Propoft.ponjtn, Dina tfeiaynberg,
<£roi$ette, Sarai? 33ernf?arbt, 3roifat, 3aretta unb Samary.
Da$ fte lauter Künftler hors ligne feien, ipirb
Zliemanb behaupten unb IZiemanb erwarten. Das €nfemble
ift von 2ld?tung gebietenber ^usgegliaVnfyeit, fo $war, ba|
aus oem erreiajten Hipeau, bas ben glorreia^en Crabitionen
ocs fjaufes pollauf geregt bleibt, immer nod? ein unb bas
andere erceptionelle fZaltnt Ijerporragt unb bie £>effentlidjfeit-
" mit feinem originellen XDefen befdjäftigt.
Das Publifum will feine £>pfer, b. i. feine Ciebünge
haben, f tatt 005 2°** meiftern bura> bie (Bewalt
tfotfcr, reiner Kundgaben , burd? . unabläffige Selbftjua^t unb
ideale* Streben, fid} Heber pergöttern, perljätfdfeln unb Stufe
i - • • *
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um Stufe fyera&jiefyen laffen in 6en banalen Dunftfreis 6er
bizarren tTagescelebrttäten, 6ie 5er Ittatfd} 6er Salons un6
Feuilletons rafdj abnäht un6 bann wie ausgepreßte Zitronen
auf oie Seite trnrft, um ftdj ein neues £>pfer ju erfüren.
£u 6en populärften tfünftlerinnen Don paris $d^H
Sarai? Bern^arM — fa>n ihrer Pielfeitigfeit toegen. Sie
ift £)l}äbva un6 Dona Sol im (Theater, tttalerin un6
33iIM]üuerin auf ben Ausstellungen 6es „Salons", 6oppcl*
gefcfjlechtliche Koßüm»£igur in allen £ überläsen — 6ie
Photographirtrmth theilt fle mit Pictor Qugo, 6er miT
feinen unermü6lichen pofen ganse Cia?ttünftlerfamilien in
Haltung fefct — , Cuftfcfnfffaljrerin un6 Schriftfteuerin.
3dj f uralte fefyr, 6af 6ie begabte Dame fich bereits
auf 6em abfa^üffigen IDege 6er eraltirten Popularität be«
fn6et. Die Don pifanterien Ieben6e 3ouleDar6«Preffe ift
5um grofen Cfcite Urheberin 6iefer fatalen Dichtung. Daf
fte 6en Operettenfternen auf ihren capridöfen Bahnen naa>
fpürt un6 Iie6erlia>e Homane fpinnt, möchte noch ^inge^en,
6enn fte befrie6igt 6amit 6ie gebteterifche nachfrage einer
geunffen XDelt. Dag fte aber eine wahrhaft be^abtt un6
folt6 angelegte Künftlernatur, wie 6ie jugen6liche Sarah
8ernhar6t von 6em oorne^men fjaufe ZHoltere's, in 6en
«reis ihrer abenteuerlichen €rplottationen jieht un6 mit un-
erbittlicher 3n6iscretion ju corrumpiren nicr/t ablaßt, ift ein
unDerjetylidjer jreuel
Sarah 33ernhar6t fyit in ihrem Privatleben nodf ernfc
hafte ZTComente 6es Hach6enfens über 6ie pflichten ihrer
fünfilerifchen Stellung. Sie fie^t 6en gähnen6en Abgrund
6er ihre Deputation ju t>erfchlingen 6roht. Dann eilt fie
»Ohl in 6ie Sc6actionen un6 befch»ört ihre £reunöe: „Qelft,
\$elft/ bie Zlectame perfofgt mid>, fie lobtet mich!" Die
EecUme? bu eupfjemiftifcfje Unfcf/ul6!
Jräulein BcrnfyivbVs Xollenjahl ift eine beträchtliche.
Sic umfafct bie flafftfche unb romantifdV (Tragöbie, bas
mobeme Drama unb bie realiftifche Sittenfomöbie. 3*? ren
eutfchiebenften (Triumph fa*** f»* »or $B*i 3ahreti in 6er
\ d\vo\ crimen Kolle 6er <ß reifin Pofthumia in bem fcfjon ge-
nannten Stücfe Parobi's: „Rome vaineue". Der (Einbruch
war fo mächtig, ba$ in bem erfchütterten Publifum ein
Xtlurmeln entftanb unb 6er Äuf h°*&« u>ur6e: „Pas ift
bie Hachell" 3$ begehe bie Kefcerei, es nicht $u glauben.
Rächfi ifft ftnb es bie Damen Croijette un6 proDoft-
Ponfin, bie {ich in 6en neueften Schöpfungen 2(ugier's,
jeuillet's un6 Dumas* 6urch tief6urch6achte unb n>irffame
Ceiftungen ausgezeichnet fyibetL fflabame Propofl • Ponfin
hat befon6ers in 6en „#mrchambault" jenen (Typus 6er
Salonbame 6er prouinj, 6er uns 6urch feine Drölerie jum
ZHitletb, 6urch feine Komi! jum efrnft un6 6urch feine
femiferiöfen ^ripoli täten jum Cachen ret$t, mit feinftem
Perftänbnig jur (Geltung gebracht, jär bie Darftellung
biefer mobernen precieuses ridicules u>ir6 einfl 6er
originell fcfjöpferifche Porgang 6er portrefflichen Künftlerin
<5efefc »erben. 3fr« Nachfolgerinnen u>erben ftcf), falls fie
fie nicht burch eigenes ßenie überragen, 6er (Trabition fügen
unb a la Proooft'Ponfin fpielen muffen. 2Xud) in ben
übrigen Hollen bes umfangreichen Kepertoirs bietet fie ftets
intelligent abgewogene, getpiffenrjaft abgerunbete Ceiftungen,
bie jeboch trofc ber porausgegangenen afabemifchen Arbeit
immer noch We tfrifäe einet augenblicklichen Schöpfung,
eines bramatifchen jmp* 0 ™?* 11 * an tragen. Hlabame
. DiCjitized byj^oogle
35
prouofl • ponftn hat über6ies, mas 6ic franjofen lo
physique de Temploi nennen, 6ie i6ealc Xlatut t^rer
Kotten. Sie ift von ta6clIofem IDudfS un6 Müfcnöer
03cfun6f>eit. Dagegen tfl ^räulein Sarah 8crnhar6t bei
aller Sdjönhcit ihres 2Iuges un6 ihrer fympathifchen Stimme
im Pergleidj $u ihren Colleginnen von 6er Hatur fttef-
mütterlidj ausgeftattet u?or6cn; ihre tftagerfeit iß phänomenal.
tfräuletn Croisette, 6cren beoeutenoe Anlagen in 6er
Holle 6er Kreolin 6er „$ourd?ambault" nur ein^bcfdjränftes
Darftcllungsfel6 pn6en, ift 6ie blon6e, jum frü^eitigen
(Embonpoint geneigte Sa^önfyeit 6es Theatre-Francais. Die
tfunft ^at große Vflülp, ihre rraftooü ftrofcen6e Statur ja
bän6tgen, aber fie bän6igt fte.. €ine %er curiofeften
Sdjöpfungen ift 6ie Sterbefcene im pierten TlcU 6er „Sphinx"
r>on £>ctaoe ^euiüet, uon 6en böfen 5"«9«n ©er Krittf une
morte aux Champignons genannt. Sie fpielt 6iefe Scene
mit einen Realismus, 6ag 6em Publifum — 6ie $är)Ireia^en
Kahlkopfe unter 6en tTr)eater«f)abitues ausgenommen — 6te
Qaare $u Serge fterjen. Qier 6arf freiließ 6ie Bemerfung
nidjt unter6rücft mer6en, 6af fräuletn Grefte in 6en
erften Porftellungen 6es (Buten etwas $u viel gethan un6
6ic Haturtr)at?rf}eit 6er Agonie fordrt r)at. Später f?at fie
6cm frönen Samern, 6er äftr)etifa^en Decens mein; Hedjnung
getragen un6 ift 6amit u>ie6er in 6en Kalmen 6er DarfteHung
$urücfgetreten, wie er uon 6em (Talent einer Hofe €t}6vi,
6cm (Benie einer Haaßel für oerartige Scenen pbrgejeidmet
u>or6en ift un6 n?ie ir)n 6ie Cra6ition 6es Theatre-Francais
geheiligt r)at.
€s bc6arf bei 6em befannten (ßefdjmacf 6es mooemen
Qtyaterpublifums feiner befon6eren PerftaVrung, 6af M«
aufrea,enöe Sccnc ungefjeuer goutirt würbe unb bei jungen
"Künftlerin ju einem foloffalen Beifall perfalf. 3fyr Harne
td)tx>ebte rierunojtpanjig Stunöen lang auf allen Sippen.
„fjaben Sie gefefjen, wie Me Croijette flirbtP" fragte
man ficrj beim Begegnen, nodj bepor man oen <5ruf
9*taufd?t rjatte.
„Parbleu! ZTCeine frau i(l olmmä'djtig genx>röen, aber
rjcutetfbenö gefjt fte roieoer l>in; fte iß nidjt me^r $u galten,.
fie ift anc fascinirt, urie perfyert "
Der <£ontraft ift pernidjtenö. ZTTan oenf e ftdj oiefe 2Ima$one
Croijetle, blifccnfce Jlugen polier Sa?alff>eit unö Ceben,
malitiös aufgeworfene, ferngefunöe Sippen, 6ie $um Küffen
fyerausforöern, ^ülle unb Dafeinslufl in jeoer ^afer — unö
nun 6ie Ke^rfeite: Hugen un6 IDangen ty>l)l (ßepdjtsfarbe
grun/id), Stimme erlofa^en, Cippen perfallen — c'est
horrible. . . . c'est de la clinique pure. , . . gum Ceufel,
n>ie macrjt fte bas nur?
Wenn id) Ijier noi? oie fanfte {Träumerin Heisenberg
nam ^aft mad^e, öie ftd) mit 6er flehten, fofenöen &aietta in
bas S a ^ * n naipen Ciebrjaberin, 6er ingenue, tr>etlt, fo
fyabe i<*? populärfien Hamen aus oem fdjönen (ßefajledjte
bev Socittaxus 6es Theätre-Fran9ais genannt,
55
* Ar*,, was * jmfa k
» * » «• toftfOofn» UMs nö Wi^r
•F* **Wm i$ fraulein Sarai) Banf^rbt M
«*r 5*kfrii 4r» u* r^r frmpo/^ SHnnne
* rVr » Irt< * m Cotyttfli ron 6fr Hatur pty
/rWrii Creiytk, beten bebeutenbe Magen m kr
3* fcr Krwfoi fer ^ourdpmbault" nur «n kförditft«
JW^fagsW* Mm, $ 6tr Wonk, pm>%%i
£*k*poto geneigte Sdfdnfyeit bes TTi^tre-Fran^is. Die
Hof grofr Bttfc Ufte traftvoü ftro$enbe tiatm p
bübigeu, aber fe bänbigt fie. tau tiper nrrioMtoi
Sdfbrfmqeu rf bie Sterbefcene im vierten Itett bet »Sphinx"
«* Qctave jeniOet, van ben böfen Junten bet Xrtöf uae
»orte aui chimpignons genannt. Sie fpielt biefe Sem
mit einen Realismus, baf bem publitum - bie pb,lr<ia)en
XalflfSrf* «Kr ben Vfeatet'fysbituSs ausgenommen - bie
Quote jt Berge f elfen. fyet barf freüidf bie Zmettunq
niSft utetbridt werben, baf fräulein Croiuite tn tat-
erfen Votfeiungen bes Guten etwas jn ptrf getlpn unb
bie Uaturwal/tffeit ber Xgonie forrirf tfat Später bat fie
bem fdfämen Samern, ber dfttf fte* decen* ™fr Xedpunq
getragen unb $ bamit wiebet tu ben Satfmen bet XWpdfaw
pa+fgrtrrten, wie et von bem Talent einet Xc r
bem Seme emet &*d*i fit betartige Seen-
$ umb wie um bie trabition bes
grbeihgt bat
€s hebarf bei bem Mannten tf
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IV«
_
. ...
2)ic $u>ei f}auptfäulen 6er franjöftfayn Kom$6ie ftn6 6te
Qerren 03ot un6 Coquelin, 6ie glän3en6ften Hamen 6es
, jeitgenoffifaVn Parifer Sdjaufpielerftanoes.
iHarie v. (Ebner <<Efd}enbad), 6ie pornelmie Denferin,
r)at einmal bas meIand?oIifa?e Wort gefeufct: „<£s ift ein
Unglücf, 6a £ ein braver ZTTann uno ein braves (Talent aar
fo feilen sufammenfommen". 3 n (Bot un6 £oqueIm ift 6fe
fellene Dereinigung von (Talent uno Cfjarafter jur (Erfdjeinung
gefommen. <Es fm6 gan$e Künftler unb ganje 2Hänner.
3fyre ereeptioneüe Qualität uadt) 6er einen wie 6er an6eren
Seite verträgt fein an6eres Bettport, als 6ie einjige Silbe
gan$. 3b,re Hamen furjioeg — 6as n>ir6 6ereinft genug
fein für ifjre (Befaßte. " "
<£s ift fd>n>er, $urifa>n (Bot un6 Coquelin einen anoereti
. Unter fa?ie6, als bin 3ufäüiger Hcuger Ii 07 feiten Jnnftdjtlia) 6es
Hlters, 6es 3ugen6Iebens, 6er poltttfdpn Parteileitung —
ja woty aud? 6iefer! — ausfin6ig 3U machen. Künftlerifa^
fm6 fie <5n>iIKng*brü6er von frappanterer 2fefytHd)feit fai
Cemptiament un6 Xa^t.
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<Bot, ein fliller Eonapartift, Coquelin, ein rühriger
(Sambettift, jeber pon 6er 3e6euiung un6 üerantrrorilicfyfeit
bes moberoen SürgerbeunifMfcins aufs (Tieffte 6urdj6rungen,
ftub fie beibe füfme Hcpolutionäre im Hcidje 6er Sd^aufpiel-
fünft Sie fyaben 6en 33ann 6er fallen (Era6ition, 6es
Sdmlpebantentfyums, 6cs gc&anfen«, fraft- un6 faf Hofen
fconpentionalismus gebrochen un6 an 6ie Stelle 6er angelernten,
prätentiöfen Lanier tyr eigentpilliges (Benie, 6as feine
an6cre Sdjranfen, als 6ie (Sefefce 6er Kunftfajonljeit fennt,
ir>re unabläffige Arbeit, 6ie 6en gefyeimften 3nlentionen 6er
6id}terifd}en Pfyantafte geredet $u n>er6en trautet, un6 U?re
gea>i(fenl)afte naturbcobadjtung, für 6ie es fein Bebeutungs*
lofes in 6en cinfadjftcn wie complicirtefien €rfd>inungen
6es Cebens giebt, $u oberften Ceiiern 6er tfyeatralifdjen Dar.
ßeUung erhoben, of?ne auf 6en Iebeu6ig fortjeugenoen
Kunftermerb 6er Porfaljren ju per$idjtcn.
Denn aud> im Heia> 6er ioealen Cebensbetfyätigung befielt
6er fortfa^ritt nidjt im ungeftümen Hie6eriperfen 6er
Sdjranfen, fon6ern in 6er Erweiterung 6er überlieferten
<5renjcn nad} 6cm €rfor6emig 6er neuen tfräfte, 6ie in pdf
6as Hcdjt nadj freiem Spielraum tragen, un6 in 6er Sdjei6ung
un6 Ausflog ung jener (Elemente, ipeldje für 6en Verlauf 6er
fletigen fortentipicfclung in 6er erfa^dpften un6 überlebten
<5eftalt nichts meljr austragen.
*
<ßot ge^rt 6em Th4atre-Fran9ais fa>n über ein
ZTtenfaVnalter an. Doyen 6er Künfllcrgefellfdjaft, Soctetaire
feit J850, genießt er im fywfe iTIoltercs patriardjalifdje*
Zfafefpn. Er f?at 6ie Sdjmcllc feines fcdjsji^ften Ccbcnsjafjres
nod} nidjt überfdjritten. Die Hahtr qat ilm fo günjtig
Üigitized
ausgefluttet, ba$ er ftdj als ein ZlTann in 6en befielt 3<ri? ren
füllen un6 6es DoUbeftfces feiner Kunftmittel rühmen 6arf.
Seine allgemeine wie fpecielle 3ugen6btl6ung wies nia^t
6ircct auf feine fpatere Künfilerlaufbafyn fyin. €r fjielt ftd?
rufyig auf 6cn erflen Scfyulbänfen, fluötrte feine penfa als
Högling öes Cyceums Cljarlemagne un6 t>oü*en6ete prompt
feinen Curfus in 6er (Ecole öe Droit. <£in präoeftinirter
Znenfa>n6arfieller, fajwanfte er 6o$ anfangs in 6er Wc^l
feines Berufes. gunädrft locfte ifm 6er 3ournalismus, 6ie
flaffifa> Arena aller parifer Kraftgenies, aller gäfyrenöen
Köpfe, aller unrulwollen Ambitionen, aller ftarf mit Kcalis»
mus (egirten 3°^ aIi P cn r foweit 6ie franjöflfdje 5unge flingt.
Der junge, red}tsfun6tge (Bot trat in 6ie Xeoaction 6es
„Hational" ein*
Hur wenige tüoa^cn feffelte ilm 6er aufregenoe ^eitungs«
6ienft. €s folgte eine probe im Derwaltungswefen. Aber
nur nad> ATonaten 3dr>Ite feine Befa^äftigung in 6en Burcaur
6er pr^fecture 6e Ia Seine. £>e6e un6 fteril erwies [xdf
feinem (Seifte 6ie tintenflecffen6e Aetenwirtl?fd?aft. €r
Rüttelte 6en Staub 6er Scrjrctbff übe von 6en jügen un6
flopfte an 6er Pforte 6es Conferpatoriums an. $ier füllte
er tfd> auf nötiger $äfyrte. Der berühmte Sa^aufpielet-
Bil6ner prouoft na^m 6en SuaVn6en in feine Declamations-
flaffe auf.
•
<ßot fyxttt fein jwanjigftes 3afyr polIen6et, als tymbeim
Sdmleramen 6er jweite preis in 6er Dedamation suerfannt
war6. Die ©efdjidjte fcfyweigt Ijcute bavon, wer oamals 6en
erften Preis empfing un6 feinen Hamen ror 6en ißot's fefcen
6urfte. €s ift nia)t 6as erfte ATal, 6a& 6ie Autorität 6er
• $o
Sdjuln\oTiar<fjcii einen nachdrücklichen Jufjtritt durch bie
t\dit\^crci\ Sejeugntffe des £ebens empfangen fyit IXücin die
UvAor\t<xt tjat eine eifeme Stirn und ein folid gepolftertes
tyvxvter quartier. Und nicht bie 6er Komödianten- profefforen
£>bfd)on 6er Corber Oes Conferpatoires feine Stirne
\d^T\\üdte, \o war es dem Kunftjünger doch nod) nicht pergönnt,
bie toeltbebeutenden Bretter ju betreten. Die Hafeme machte
Um bem ZHufentempel ftreitig, 6er <5amafdjen6ienfl 6em
<£ulte XTCelpomenens. €ine niedrige Coosnummer oerurt^eilte
tfm $um 5oI6atenfpieI. Die leiste Heiterei jipang i^m tfyre
Uniform un6 ihre <£rercitien auf. (Bot jaulte einun6«.
$tr>an$ig 3ahre. .
Die Kafemenluft ging ifym fjöüifcf? un6er feine fein-
geftimmte Uatuv. Sein füfyner, unabhängiger (Seift fträubte
ficf? mibet bie 5»angsjacfe , mittclft 6er en ihn ein brutales
(ßefefc auf <5run6 einer ftupiden Hummer $um gamifons«
mäfigen fjeldenthum drillen tpollte, wie 6en erflen bejlen
f}in$ ober Kun$. €r fann auf ZTTiitel # um fidj aus 6iefer
qualpoDen Cage ju sieben. Xlad) einigen HTonaten gelang
ifyn'der Cosfauf. <£r fchleuderte 6ie Unifonn refolut in die
<£cfe. ZITan fdjrieb M*.
Die goldene Freiheit wiedergetponnen, rüftete er ftdj
jum Debüt por 6em funftfinnigen publifum 6es Theatre-
Fran9ais. <£r begann in 6er fyerrommlkfjen IDeife mit
den fomifdfen Dienerrollen in den Stücfen von HToliere,
ZTTaripaur und Beaumarchais. Xlad) einem 7Xbfted)ev nach
Zlantes tarn et wieder nach Paris surücf un6 arbeitete, mit
<gifer an 6er IHehrung feines Kunftpermögens; 6enn 6ie
ßereotypen r61es de valet tparen nicht darnach anget^an,
>», . Digitized by Goo
43
bereits oben bcmerft, ZHonfteur ßot einen feinet gro&arHgfteu
(J^araftere saubergeroaltig auf 6ie 8ür)ne $u ftellen nwf te.
Vot 6cr Aufführung fc&on lärmte 6ie reactionäre unfc
flerifale Preffe, allen poran 6er großmäulige Bouleparfc-
I?el6 „Jigaro", in 6er. unbän6igften IDeife u?i6er 6as IDerf
6er f)erren <£rcfmann»<£fjatrian, 6ie 6odj nur gan$ jtpetfellpif te <
^ranjofen feien un6 mit ifyrem tEen6enjftücfe, 6as in
gefjäffiger IDeife 6ie (Entuölferungsfrage 6es £an6es ber)an6le f
an 6ie berechtigten (Eigentljümlidjfeiten 6er fatljolifdfen
Priefter un6 aller Cölibatäre mit un6 oljne Confur taften
sollten, um Auffegen $u erregen un6 6en . perbleidjenoen
©lanj if?rer elfäffifdjen Sd/riftftellerfirma aufjufrifdfen. 3a, -
es fei 6er {/eile Sfanoal, 6af ein flaatluf? fubpentionirtes
(Theater 6iefes antipatriotifd)e ZTtadjtpcrf infcenire unfc j
6a6ura> 6as Qaus IKoItere's ju einer Cäfierfdjule un6 6ie
erfte' Sdjaufpielertruppe ^ranfreidjs ju einer Banoe poii
Z>aterlan6sperrätfjern ftemplel
Das. u>ar flarfer Cabaf, ntd^t wa^tV Daran fd>Iof fid>
wod} 6er glü^en6e Appell an alle Säbel 6er pereinigten Canö«
un6 See.tfTadjt un6 an alle pfeifdjen un6 Qausfcr/lüffel jeoes
guten ^ranjofen.
-
2Han fann nid>t preisn>ür6iger Sturm läuten, .
Die Aufführung ging tro$6em anj!än6ig pon ftatten,
6enn 6as publifum 6er premiere null ftd? von 6en jour-
naliftifdjen fjefcern ©od) nidji fo unbefefcn um 6en Huf
eleganter Cebensart un6 feiner Sitte bringen Iaffen, un6 6an«:
6as Spiel 6er Künftler, befon6ers 6es HTonfieur 0ot, na^m
alle §er$en gefangen. Da$u u>ar 6as publifum in 6er Chat
um einen jureidjen6cn <5run6 perlegen, 6ie Antipathien 6er
» • . . .
. . v Digitized.b*y Google
4*
reactionären parffer 3ournalif!en u>i6er €rcf mann • Gptokn
trjeiien.
€rfi gegen <£n6e 6cs Sdjlufactes matten einige
Jrancttreurs 6en Perfudj, ifyre fertigfett auf 6en Pfeifdjen
uu& fjausfcfjlüfjeln jum Beften ju geben. 211s 6er Porfyang
jum legten ZITale gefallen mar, trat 6er Hebung gemäj
Zttonfieur <ßk>t an 6ie Xampe, um 6ie Hamen 6er Tutoren
proclamiren:
Mesdames et Messieurs, la piece que nous
avons 5ifd?*n un6 Pfeifen auf einigen Bänfen.
<Bot fjalt inne. Sein tfuge fudjt un6 trifft 6te He beitrat er.
3lls 6ie Huf/e mie6erfefjrt, fefct er aufs Heue mit feiner
©ibriren6en, aus 6em Pollen quellen6en Stimme ein:
..... la piece que nous avons eu l*honneur — ein
ttadj6rücflid}er (Ton !)ebt je6e Silbe 6es eu llionneur;
bann eine Kunftpaufe, ein fulminanter Blicf — un6 unter
at^emlofer Stille 6er Derfammlung, uollen6et <5ot feine
£)erfün6igung.
Die Cection mirfte. IDer OJjren fyxttt, 6er fyirte, wer
2(ugen fyxttt, 6er far), un6 wer einen Hacfen Ijatte — un6
ein Pfeifen, 6er füllte 6en jn>ar fein, aber einfa^nei6en6
geführten *)ieb. Das tfuffefyen war grof un6 man fprady
lange uon 6iefer premiere parisienne. Die Blätter gojfen
Ströme tyrer gaüigften Cintc 6arüber. (Bot läcr/elte. Die
fa^iparje jlutr) reifte nidjt an feine reine Hünftlerfjö^e
fnnan.
(Bot ijt nidjt nur ZTTeifter 6es gefprodjenen XDortes,
et pe^errfa^t es audf mit 6er feoer. Von feinen literarifajen
<£rjeugmffen nenne idf nur eine fünfactige(Cragö6ie: „Francis
Villon", 6ie er fpäter in. ein £>pernIibretto umarbeitete. (Ein
Djgitize
*5
an&eres Cibretto: „L'Esclave", ©erf agte er in <5cmcinfc$afi
mit €. Bouffier. 3ei6e Sichtungen würben Don ttTembr^e
in Hluftf gefegt uno erlebten an öer £)per beifällige
Aufführungen.
Summa: Die franjofen haben bas tfeajt unt) bit
Pflicht, auf i^ren tfTeifter (Bot flolj $u fein. €in braoes
Calent uno ein braoer UTann — bas finöet (ich felbft in
6er iHillionenßato nicht alle Cage.
<£oqueIin*s Harne tyat jüngft in Brüffcl eine IDetyc ct. .
^aXjtcn , bte ifm für alle gelten in oie Seifte oet erleuchteten
ptjUcmtropen ftcüt. §at man ü)n etnxi $um (Efjrenprdji-
Kenten eines Cfn'erfajufcpereines ernannt? Hein, mein Cefer.
<£s 9tebt nod} einige anhexe 2Xus$e\<hmm$cn , als bit btt
Pctbienfte um öes lieben Pienes wegen. TXud) feine <5efeII«
fcfyaft jur Belehrung i>on 3"^«- Qeioenfinoern l>at tfmi
burd} Ueberfenöung eines €ljrenoiploms ju frommem Xufmie
x>er^olfen. Der aufgeführte HTenfdjenfenner uno freifmnige
Bürger Coquelin tuüroe ötefe Stufmerffamfeit als ourdjaus
urtperöient abgelehnt tyxbm.
<£s n?ar Me Perroaltung 6er Hlufterfdnile, öic $»ei
Sttpenbien gefiiftet für arme Stuöirenoe unö bem einen ben
Zlamen Coquelin« Stiftung, bem andern ben Hamen tfgar-
Stiftung beigelegt f?at. HTonjieur <£oquelin unö HTabemoi-
feUe 2tga* fyaben bei ifjren $a^Ireia^en (BaftroHen in Brüjfel
niemals r>«rfäumt, 6er Firmen $u gebenfen, unb fyanöelte es
fidf um ^°V , Wtigfeitsr>orfteUungen für rationelle ^nxd*,
waren fi e f |et$ ^rften, bit n)te (Sahen oarbradftem
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*
1
I
. Coquelin ift auch in 6er politif ein erleuchteter Kopf,
ein getteröfes Qerj un6 ein 3uperlaffiger tDa^mann. <Cc
hätte nic^t nöthig, 6er pollen6ete tfomifer 3U fein unb -
perfect C^cater $u fpielen, um als ein ganj portreff lieber ._
Bürger 6er Hepublif tfnredjt auf f)odjad?tung unö IDcrf fj-
fdjäfcung ju traben. Coquelin perfäumt fo »enig einen
IPa^Itag, als er eine probe fch»an$t. 3n 6er 6emo*
fratifa>en Staatsor6nung erblicft er fein politifches 36eal,
un6 mit 6em galten <£nthu(iasmus feiner ftebenun66reifig
3a^re geht er für 6ie Dernrirflichung 6er Polfsfreihett
in's ^euer. . .
Gambetta $ählt pielleicht in gan3 Paris auger Spuller
un6 Challem'eMacour feinen begeifterteren un6 treueren
Anhänger, als Coqueltn. Der €r6ictator un6 6er Sa>au*
fpieler ftn6 intime ^reun6e. 3fa c 3e$iehungen fm6 oon •
6er familiären unb pittoresfen Seite rnieö erholt öffentlich
3ur Sprache gebracht u>or6en, fo jüngft erft von fyttn
Gilbert Xüolff im „^tgaro", 6em 6er (Einfluß nicht gan$
geheuer 6ünft, 6en 6er „com&iien M auf 6en Staatsmann
ausübt, 6er 6ereinft no<h auf 6em präft6entenfifc 6er Hepu- .
blif 6er Kücffchrittspartei 6as Ceben nicht au> füg 511
machen perfpricht.
3<h * ann iri<h* umhin, 6em freun6fchaftlichen €inffoffe
<£oquelm's auf 6en jufünftigen präfi6enten ^ranFreidjs
eine gewichtige fociale Be6eutung für 6en gefammten
Schaufpielerftan6 franfreichs beijumeffen. . ~"
Wev paris genau fennt, roir6 ftch nicht perhehlt fyxben,
6aß 6ort 6er 6ramatifche Künftler, un6 fei er in feinem
Privatleben 6er unbefcholtenfte, webev offideO noch gefeH-
fchaftlich jenes Polle XKaß pon tfnfehen genießt, 6effen fleh
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*8
b\e anderen Künstlet, bie ZUupfer, Didjter, TttaUv, Bil6hauer
uub 2lrd)tteften, ungefa^mälert erfreuen. <£s ift tyet nidjt
*u unterfuhrt, innrieroeit 6as eycentrifaje Perhalten gemiffer
tytporraacnöer tEfyealeröamen, 6ie ftdj in ihrer Cebensführung
gebetben, als ftünöen fte nodj mitten im ffeptifd?- galanten
ad^ermten 3atjrfyunc>eri, entfdjei6en6 für Me abfällige
Sd)ä$ung 6er Bülmenrunftler in 6er bürgerlichen (Sefetlfdjaft
urirfi. Daf bas ftarfe (Sefdjledjt unter .6en moralifajen
Cicenjen 6es fdjmachen (Sefdjlecrjts lei6et, ift umt>i6erleglia).
Der Bourgeois, ber fiaj mit 6er h ö &W«n Xctöct
amüfirt — fagen urir 6ie- Sadje redjt geltnbl — ifl nur ;u
leicr/t geneigt, auch im 2Icteur nur 6en „amuseur" $u fe^en, '
unb 6iefen aud? bann noch nict/t als vollwichtigen Bürger
gelten ju laffen, menn er ftaj 6ie (Cr/eaterfcr)minfe abgetmfcty
fyit unb fia? auflieft, an 6en Angelegenheiten 6es öffentlichen
Cebens thcilsunehmen. '
^ IDir fyxben bereits 6en Kampf flüchtig ffitfirt, 6en m
früheren 3 a ^? r ^ un ^ crten &t* Sdjaufpteler um öie* Triften]
tiper Kunft mit 6er Kirche führen mußten. IDie ftcf>
5amals 6ie ©erfa^ie6enen Cän6er abroeia^en6 in ihrer
2(uffajfung 6es tTf?eatermefens ©erhielten, fo jeigt auch h«ute
noch bie bürgerliche Acrjtungsfcala 6 es Sdjaufp teter ftanfces
bei 6en rerfa^ieoenen Hationen merfn>ür6ige Sa^manfungen.
IDir molleu Deutfdjlan6 nidjt in Betraft sieben. IDir
Deutjdjen fin6 fein Kunßoolf in 6em Sinne, wie es öle
Jran3ofen, 6ie 3taliener un6 fefbft — 6ie <Engian6er fm6.
Wir fyxben Hünftler, 6ie mit 6enen aller £4n6er un6 aller
Reiten fü*m um 6ie patme ringen 6ürfen; mir rühmen uns
felbft als bas „Volt 6er Dieter un6 Denfer" par excellence,
aber untere fy>tyn £>brigfeiten hatten oon jeher ihre eigenen
unö eigentümlichen 2TIarimen ht Kunftfacrjen. Unfer Dolfs-
geift, öer fta> wie feiten einer nadj fyol?en Dorbilöern befiimmt
unö, mit öemtfpoftel ju reöen, „unter ifyxn ift öer Obrigfeü,
öie <Scwalt über ilm fyit", ift pon jenen ZKarimen nidjt ,
unberührt geblieben. tfurj, fein gegenwärtiges Derfyältnif
$u öem 36ealreicr)e ift ein folcfjes, öaß mir $u unferer eigenen*
Beruhigung freiwillig auf eine Pergleicr/ung DeutfcbJanös
mit urwücr/ftg gebliebenen Kunftp$lfern ©ersten wollen.
Denfen wir öafyer pergleidjsweife an (England.
ZDäfyrenö ^ranfreia? einem ZUoli&re, einer Cecoupreur, ■
einem Cuüi ein ^lecfa^en geweifter <£röe 5um Begräbnif .
perweigerte, folgte öie gan$e englifct/e Hobleffe öem Ceia^en-
Suge ßarricTs. Die fransöftfaje ßefellfajaft fagte von '
ün*en Künftlern los, fobalö öiefe oie &ugen gefdjloffen unö
öie tfmüfements ein <£nöe Ratten. £in r)äg licfjes (Bejänfe .
öer Pfaffen unö fjeudjler umtobte ifyren (Brabesljügel,
wäfjrenö, wie ein (Sefcr/icfytsfajreiber fo idfin fagt, „fein
OTurren eines religiösen fjaöers jemals öas <ßrab Sljafe*
fpcare's fförte unö öer grofje Dieter öes purit anismus itym
fein Requiem fang". Befann! ift audj, öaf Cawes unö
IXlts. £>löfielö in öer XDepminfter«2lbtei ru^en, Wo^in öte
lefctere mit faft fonigHa>m (ßepränge getragen wuröe.
IDorjer bei öen 2Inglifanem öie rüfjrenöe ^oajadjtung,
unö bei öen franjöftfaVn Katfyolifen öie brutale HTtgacfjhing
öes Künftlerftanöes? 3fl öie XTCoral öer €nglänöer eine
beweglicr/ere unö biegfamere, als öie öer ^ra^ofeh?
€ine Vertiefung in öiefes Problem — ip es für öen
moöemen lTTenfa>n nodf eins? — liegt uns Ijier feni.
Conftatirt fei nur, öag in Paris jene ZHifadjtung pon öer
fird>licr/en auf öie bürgerliche <ßefeüfa?aft fla) pererbt tytt
Ol. «. Ce«ra>, fimfmm, , 4
unb, \o Qefämädit fte aud) fei, öodj noc^ als Dorurtfyeil
bis auf bcn gütigen <Tag fortu>äfyrt. Die republifamfaje
©leidftett aller Börger fyat feinen Sinn, fo lange man auf
öem <5runöe abfuröer (Traöitionen öem öramatifajen Künftler
in Set <5efeUfcfjiaft eine Stellung a part antpeiß.
Dicfer tpunöerliäj barbarifetye ^uftanö, 6er ftdj in 6er
mobernen parifer Welt mit ein djinefifa^er 3°Pf <*" ^ r
fofett behelmten Statue öer Unabf)ängigfett ausnimmt, Ijalt
ftd} nur noch traft öer moralifa^en (Trägheit, öie fiä) erft
ti ad} taufen 6 Ausflüchten unb ZDenöungen auf öem Cotter*
bette einer lafterfyaften (Trabition $u entfliegen permag,
eitlen anteöilupianifd^en 3rrtlnim aufzugeben, €rben pdf
bod), nad) bem mepfnfiophelifchen <f5eftänbniffe bes feligen
OTnifters p. (Boetlje, (Befefc unb Sea)te wie eine eurige
Hranffyeit fort!
Jjerporragenbc I{ünftler«€r [Meinungen in einflußreichen
Derbinbungen allein ftnb im Stanöe, hierin eine Befferung
50 befördern;* öenn öie Hegierungspraris felbft ffat mit öem
Unperftanöe öes Eolfes um öie Wette gefünöigt unö öen
Jrrt^um pon Unten öurdj öie Sanction pon Oben geflärft
unö uxiter pcrfcfylcppt. Unö öas $ur Stunöe nod) t mitten
im ftegreidjen Hepublifanismus.
2Us es $. 3. gelegentlich öes Sdjluffes öer XDeltaus*
flellung förmlich £>röen unö 2lus$eichnungen regnete unö öie
(Ernennungen in öie €!jrenIegion gar fein €nöe nehmen
u>olIten, fucfjte man in öer langen Cijle pergeblich nach öem
Hamen eines Bülmenfänftlers, öer mit einer 2tus$eid}nung
bebadjt rooröen wäre. Das Oröenstpefen ift eine Cäcfierlta}.
fett in einem bürgerlich georöneten Jreiftaate, öer mit
mittelalterlichen Qoffchnurren reinen tCifch gemacht tyit*
tfber fo lange 6as Ban6cr)en im Knopfloch un6 6er mit
6en ^öf^eren <Bra6en perbun6ene €F?renfoI6 im Dolfsbetpuf t-
fein 6em hinlänglichen Xefpecle begegnen, h** f 1 ^ 5»*
erfennung auf einer geregten <25tun6lage 3U ben>egen un6
nicht eine ganje Bürgerflaffe eo ipso oapon auszufließen.
Dies ift aber mit 6en Sdjaufpielern 6er JaH.
€s Hegt fomit auf 6er fym6, 6aß in 6en fyytyn
Hegterungsf reifen ^ranfreidjs noch 6ie Anficht tyttfät, 6aß
6ie Künftler 6es Theater -Franc;ais $. B., welche wa"hren6
6er 2(usfle(Iung vor 6er perfammelten XPelt 6as Hümmes«
banner 6er nationalen Dramatif fo hochtrugen, nicht 6ie
Berechtigung. 3U 6er Ian6esüblichen #us$eichnung r)aben r 6ie
man 6en übrigen Mnftlcrn, 6en Journaliften, 6en Beamten,
6en 3n6uftriellen u. f. w fo perfchwen6erifch gewährt, un6
6aß 6ie ZTTänner, welche 6ie ZHeifterwerfe 6er nationalen
Citeratur pon 6en flaffifcrjen 2Uterthümeleien bis $ur friferjeften
Schöpfung 6es Sittenbiloes pon geftern, pon ZHoliere bis
•
tfugier fo unpergleichücr} in Ieben6ige fünftlerifche €rf<heinung
umfefcten, ftet) weniger um 6ie €r/re un6 XDorjlfahrt bes
X?aterlan6es r>er6ient madjen, als 6er 2lra?iteft, 6er ein«
IXlar f t Ijalle baut, als 6er Bildhauer, 6er . ein ßrabmonument
meißelt, als 6er £abrifant, 6er 6ie IDelt mit c£r;ofoIa6e unb
Seife perforgt, als 6er Journalift, 6er mit 6en tüafdjjetteln
6er Regierung öffentliche ZHeinung macht, 06er ftcr) menigflens
fo anftellt, als ob er jte mache. / — *
XOxtb 6er fjochgefchäfcte (Coquelin feinen 5reun6fcr)afts«
bun6 mit 6cm mächtigen (ßambetta nach 6iefer Dichtung 3U
ßunften feines 5tan6es ausbeuten? tDirb einft mit -be*
tfera (Bambetta eine neue geit für 6ie focialc IDürbigung
6cs fran3öfifchen Scfjaufpielerftanbes • anbrechen, mü 6er
Px&ftbetitfcfjaft ££on (Bambetta's, 6er als Staatsmann felbft
alle 3nftinctc eines „fin comedien" beft$t?
Coquelin ift 6er ftän6ige Sonntagsgaft (Bambetta's. Sie
ftetfeu auf Du un6 Du. (Es iß an3unchmen, 6af bei ihren
traulichen dejeuners du dimanche in 6er £fyauff£e 6'2(ntui
ifyr (Scjpräd? fiel} n\d)t allem auf 6ie petits faits 6er öoulc
vaxbs un6 auf 6ie Erinnerung lofer 3 u 9 cn ^P rc * ct ? € befdjränft.
. Conftant <£oquelin ift, mie faß ausnahmslos fämmtlia^e
parifer Berühmtheiten in Kunft, Citeratur un6 politif, ein
Kinb 6er propin$. Irtan pflegt ilm Coquelin #in6 ju
nennen, 5um Unterfdjieoe Don feinem jüngeren Bruoer, 6er ;
gleichfalls ein tüchtiger Spieler, mit tfym an 6er nämlichen
3ür)ne nrirft. Die 5 aTT "K*# in 6eren Sdjoof er am
25. 3anuar 18<H 6as Cid?t 6er IDelt erblicfte, betreibt ein *
ehrfames 3äcf ergeroerbe in Boulogne - sur - Mer. <gr perf pürte
feine Hetgung, 6em päterlidjen Berufe su folgen, 6en tTeig
5U fneten, Brotlaibe $u formen un6 6en Bacfofen $u fer/üren.
Was er fneten un6 formen mollte, 6as maren menfehliche
• * *
<5eftalten; was er fchüren trollte, 6as mar 6as ^eilige jeuer
6er Begeifterung für 6ie 3&eale unferes (5efa>Iechts.
Un6 fo gefa^ah es, naa>6em er 6ie Soweit in <£h**n
abgefeffen fyxtte. *
Coqudin l]at in leiblicher <8eftalt un6 Sdjöne nichts mit
6em griechifchen (ßotte 2lpolIo, 6em ZTlufenführer, gemein.
<£r ift mittlerer (ßröf e, wenig beleibt un6 etmas fäbelbeinig.
2tus 6em ßeflehte fpringt eine feefe, fleine Stulpnafe un6
jipei graue Suglein perbreiten einen blifcen6en Schein poU
vevQnügfityt XHalice. Der porner/me Bdinitt 6er tippen
jebodf un6 ihre aus6rucfspoÜe Belebung, fomie 6ie h°h«/
freie Stirn Perrathen eine gebietenoe geiftige ^erfunft,
i : • . " • ' .
••.*>" . . ...
€s ift crftaunlicf), bis 311 roeldjem <J5ra6e Coquelin öie
2Ttadjt 6er Selbftentäugerung in feiner IHimif heftet. 3 n
feinen fämmtlidjen Xoüen tfl faft fein einiger gug, 6er 6en
6af?inter ftefjenoen Sdjaufpieler mit geunffen feflen <5en>olm-
Reiten un6 XTTanieren, genriffen in6ipi6uellen 2Jbfon6erliaV_
feiten, 6te jeöer Sdjminfe un6 Perflei6ung fpotten, unbemerft
perrietfye. tfuf 6er Scene ift er alles, n>as nur 6ie Hatur
un6 Cenöen3 6es gegebenen Kunftroerfes n>oUen fann; er ift
€afai un6 Qerrfdjer, Poffenreifer un6 <Bentleman, ein <5ott
uno ein Ijatlunfe bis in jeöe fafer, — aber er ift nidjt
me^r (Coquelin; 6ie XDanölung fyat fiaj bis in feie feinfte
Subftans ponogen. Dabei perläjjt 6en Sufcfyauer, 6er . 6en
Spieler audj in feiner Pripaterfcfyeinung fennt, feinen 2fugen«
blicf 6as (ßefüfn*: 6as, tpas 6u fn'er ftefyft, 6iefes *Kenfa>n-
fin6 im Kampf mit feinem Sdjicffale, ift fein täufa>en6
angelerntes, 6as Ceben dffen6es Pirtuofenftücftein, 6as ift
ptclmeljr ein IDun6eract 6es <J5enies, 6as ift gefyeimnifpoH
pulftren6es Ceben buvd) un6 buxdfl
2Iudj 6arin ift Coquelin einzig, 6af er, 6er pon 6er
ZTatur gewollte un6 bis in 6ie fingerfpifcen gemo6e!te
Komifer, im Ijan6um6refyen ftdj einer Holle bemädjttgt,
6eren (Cragif 6ie Cl?r3nenpröme eines Publifums entfeffelt,
6as fidj faum pon 6en Cadjfrämpfen erholt fjat, 6ie Unit
eine XHinute porfyer 6erfelbe Künftler m einer burlesfen
Scene perurfaaVe. €in Bea>eis, 6af 6as~ (ßenie fta> über
alle 5cr)ranfen 6er Sdjule un6 6er Sunft JnntPegfefct »nö
ftdf in allen Sätteln juredjt pn6et. Die überlieferten Gebiets-
abgren$ungen un6 itrbeitstfjeifungen 6er alten Komö6ianten.
fünft ftn6 gut genug, 6amit fidjjfleine (ßeifter nidjt perirrett
06er f leine Kräfte nia^t 3U rafij ausgeben, für (Talente
pou bcm IDucfjfe Coquelin's fm6 Mefe funfttPtrtfjfcfjaftlidjen
£)aust}altungsregeln oljne praftifdp Bedeutung. Un6 in 6er
<5etd)\d?te, fcer Kunß $äl)Uri nur folc^e (Talente; beim auf
ttjrem (ßcbtcte ift erft 6ie iUImadft eine ZHadjt — un6 6er
Hcfl belanglos. •;.
<£in jep für 6en ^ufdjauer ift es, u>enn Coquelin un6
<ßot jufammen fpiclen. ZUan fann fidj 6enfen, n>as 6a
aus. einer Scene n>ir6 / n>ie bei 6em famofen Kencontre 6es
Brü&erpaares m 6en ^ourdjambaults, wo <5ot fein fublimes
Calent an £ernar6 un6 Coquelin 6as feinige an €eopol6 fefct.
Hur nod} ein Wort über Coquelin: er ift 6ie 3cfcf?ci-
öenfyeit, 6ie £iebensn>ür6igfett un6 6er £tti( felbft.
Ziud) au^orljalb 6er tTfyeatertpelt t?at er ftd? einen por«
treff Hajen pla| in 6er £>effentlidjfeit 6es parifer Cebens
gefd)affen. <£r greift 6ann un6 n>ann jur ,Je6er, 6ie er mit
(ßefdjmacf un6 (Seift fjan6fyabt, um in 6er Cagcspreffe 6ie
2Iufmerffamfeit auf jüngere Tutoren $u -ienfen im 6 ihre
Schöpfungen in eigenartiger XDeife $u analyftren. 3 n ^ cn
f Salons un6 fdjemgeiftigen Cirfeln ift er ein pielgefudjter
Declamator. Statt alte Para6eflücfe $u recitiren un6 6urdj
6en ftdj x>on felbft auf6tängen6en Pcrgleid) mit an6eren
Portragsfünftlern feine Hufymesemte ju crl?c%n, 5tet)t er es
por, neuen, rnenig befannten o6er ganj ignoricten Dichtungen
6anfbare Krcife $u erfdjliefen. Keiner meiß beffer, als er,
für 6ie junge Citeratur mirffam propagan6a $u madjen,
<£opp6e, Zttanuel, Z>eroul&6e, <5uiar6 un6 neucr6ings
Delair fyxtten 6as (ßlücf, iljre fleineren epifdjen €r$äl?lungen
ernften un6 fmmoriftifcfjen 3 nI ? a ^ 5 öura ? Coquelin's geniale
2PermitteIung in 6ie auserlefenften Kreifc 6er Parifer <5efeU.
fdjaft eingeführt ju feljen. 2TTeE>r nod), 6ie rei$en6en Contes
* • • ' ' * * • • * . v Diflitized
55
- .• -
d apresent pon bcm ebenfo begabten als fdjüdfternen Paul
Delair per6anfen, nad? 6em <ßeftän6niffe 6es Didiers felbft,
ihre (Eniftefyung 6er bcgctftern6en Anregung, 6ie pon 6em
ipunberfamen (Talente Coquclin's ausgegangen.
Wit leben in 6er geil 6er Befenntniffe. So möge
6enn auefy pon Coquelin, 6em XDafyrfyaftigen, ein befennen6es
XOovt 6iefe fiüi/tige Sfij$e bef fliegen: - . .
.. „La nature toujours! Sowenig als. anöersu>o, glaube
xd) in 6er Kunft an 6as Uebematürlidje. ZTteine ZHarime
tft, 6a| es auferljalb 6es IDafjrcn nidjts (großes gibt." —
Den übrigen Soctetaires 6es Th^ätre -Francis, 6em
feurigen, fräftigen tDorms, 6em feinen, griftreidjen Chiron,
6em pornefwien Delaunay u. a., a?cröe idf fpäter in ein-
gefjen6eren Sdn(6crungen gerecht ju u>er6en fucfyert. / \.
Das erfte Sdjaufpielfyaus 6er ;$ran$ofen fyat im 3a^re
(878 3u>ei roefentlidje Perbefferungcn erfahren: es fyat an
Sonn» un6 Feiertagen (EagesporfteUungen mit flafrifajem
Repertoire eingcridjiet un6 6as fjäfjlidje Jnftttut 6er (£Iaque
untcr6rücft. 3m'<5an$en fyxt es 583 PorfteÜungen mit 68
IDerfen, n>orunter 2? flaffifdje, mit 6em beften fünftlerifdjen
un6 finanziellen (Erfolge gegeben.
Das Klagelied, 6as feiner £tit 6er rafa^ perfloffene
Unter ti07ts- un6 Kunftminiftcr, 6er fromm • fenrimentale
ZTlonfteur Bar6our, über 6en Per fall 6er franjöftfdjeu
(Theater angeftimmt fjat, trifft feinesmegs- 6as Stammhaus
6er nationalen Sdjaufpielfunft. f}ier fycrrfdjt nad} wie POt
frifa>s, fröfylidjes Ringen nadf 6en lüften fielen. IDas
6as Conferpatoire für 6ie Zttußf, 6er Coupre für 6ie
ZTTalerei, 6as ift 6as Th6atre- Francis für 6ie 6ramatifa>e
Kunft: ein ZTtufcum, u>o neben 6en unpergänglidjen XHeifler-
56
U M
wetten ber 2ttten uon 5*it ju £«it moderne Ceipungen
bes jungen 2Xad?wud}fes ausgestellt werben, bepimmt, für
b\e Tlad}?ommen geugfdyaft 511 fein frer fortfd)reitenben
tüuftUrifcfjeu <£ntwtcfelung burd) alle pljafen bes literarifd)en
Das Th£atre-Fran9ais tp aber nidjt blof ein IHufeum
für bic bramatifer/en Tutoren, es ifl audj eine l?od)fd>uIe
für bie Sdjaufpieler, wie für bas funftpunige publifum; für
bte Sdjaufpieler, benn fte werben burd) ben ununterbrochenen
Umgang mit ben nationalen XTleifterwerfen ge$wungen, tfyr
Spteltalent unb ifyre Kunfteinpdjt auf einer ^öfye 3U erhalten,
bie für bte übrigen Cfyeater unerreichbar bleibt, ©eil biefelben
burd) tr>re ganse Perfaffung an bie IPanMungen bes Cages
gebunben pnb unb weniger fcrupulös in ber tfusnüfcung
augenblicflidjer Chancen fein muffen, um finanziell (td? über
IDaffer $u galten; — für bas Publifum, benn es pnbet fyier
bie 2Tlaf ftäbe bes guten (ßefdjmacfes wieber, oeren (Erhaltung
um fo wichtiger wirb, jemefyr burd) bie freie Praris bes
tTrjeatergewerbes ber unfünftlerifdjen Speculatton immer
roeitere (Gebiete erfdjloffen werben, ^ier pnbet es fepen £jalt,
menn es tx>r bem Sdjwinbel t^eatralifdjer &usfd}weifungen,
3U benen bie niebrigeren Bühnen Perioden, pd) retten »ifl.
Das Th6ätre-Fran9ais ip feine Kirdje, aber es ip ein
(Tempel; es Ijat feine HifJjen für bie fjeiligen bes Rimmels,
aber gemeinten Haum für bie «ßötter ber ZTCenfcr/fjett. —
* ' •* •
Hebe^eugt, ber Supimmung ^ liebenswürbigen Cefers
5U begegnen, erlaube id) mir nodj, bie ZRänner 3U djarafteri.
fixen, rt>eld}e gegenwärtig mit ber Verwaltung bes erften
3^aufp^^ au f«s ber ^ransoferj betraut pnb.
*• Digitize6by Google
Der Diredor €mi(e Perrin folgte im 3uli \87{ -
<£6ouar6 Cfyierrp in 6er Ceitung 6es f)aufes. Jm Sa^oöße
einer fyoa?geacr/teten Beamtenfamilie 18(5 $u tfouen geboren,
rotomete fta? perrin nadt) 2(bfoIüirung feiner <5Y»nnaftaljlu6ien
6er JTTalerei. (Bros un6 Delarodje roaren feine ZlTeifler.
<Er beteiligte fii? roie6erfyolt un6 mit (Erfolg an 6en 2lus*
ftellungen 6es „Salon''; befon6ers n>er6en fein „Corneille
bei 6em Sdniljflicfer" un6 »ZTCalfUatre's Cq6" als , be6euten6e
Bil6er gerühmt, $aft fo gefO)icft mie 6en pinfel fyirxbfyxbtt
er 6ie ^e6er. Der „Moniteur", 6ie. „Union catholique"
u. a. Blätter 3äfjlten iljn jüm funftrefer4ren6en ZHitarbeiter.
3 m 3 a *? re ^8^8 würbe er $um Diredor 6er Op£rä-
Comique ernannt. Daß ftcfy 6er uielfeitige 21Tann audy auf
6ie (Befyeimntffe 6er mufifalifdjen Bülme perftan6en Ipt,
bemeifen eine ttlenge t>on Jnfcenirungen neuer IDerfe, von
6enen „(Balatl^e", 6er (f Hor6ftern M / 6er „Sommernadjtstraum"
un6 6er „CaT6" in erfter Cinie genannt $u u>er6en uer6ienen.
<Ein 3 a *? r lang Ijat er gleidtfeitig 6as Thäatre-Lyrique
mitperinaltet. J857 trat er r>on 6er Ceitung 6er Fomifa^en
£)per 5urüa\ ^ünf 3<»*?" fpäter begegnen nnr llmt auf
einem neuen Diredionspoflen, 6iesmal an 6er großen Oper,
wo ifym 6te (Efjre 3ufiel, ZTCeyerbeer's lefctes IDerf „L'Africaine",
6ie 3 a *? re fang »on 6en Parifem mit fieberhafter Spannung
erwartet n>or6en mar, in Scene ju fefcen. 3 C ^°4 wax 6iefe
perio6e feiner Cljätigfett meniger 6ura? Tleuauffüljrungen,
als melmefyr 6uraj glän3en6e Keprifen alterer XDerfe
(namentlich XTIojarfs un6 (Slucfs) ausgc3eic$net.
Xladt) 6em Sufammcnbrudj 6es Katferreidp n>ur6« er
ron 6er Commune feines #mtes enthoben. Iiis ft<£ 6er
politifdje ^orisont fyinlänglidj geflärt b/atte un6 man n?ie6er.
awftna, XTteTif<*? CT1 unb Sachen an £en reajten pfafc ju peilen,
ein HYiterTtetjYn CT1 ' öas ^eute nod} nidjt als abgefdjloffen gelten
tanw 9 ba getonte man aud} u>ieber ber tr>ertljDollen
abxnVntitr ati^en Calente €mile perrin's unb befdjlofc , fte für
bas TVv6ä.ter-Fran9ais 5U nüfcen. Der Staat ernannte ifm
^um X)irector bes undjtigen 3nftttuts, unb halb folgte audf
bie Siabt mit itjvem Derträuenspolum nad) unb ertDäfylte u)n
jum XRttalteb bes Parifer (Bememberatfys. —
3ul«s Derteuil ijt ber (ßeneralfecretär bes (Theaters
unb als foldjer bie redjte f)anb bes Dtrectors.^ Seit nafyeju
pierjtg 3 a *? r « n wrftefjt er bereits biefe belicate Function.
IDie fein ^weitet W er in bie intimften Porgänge bes
£)aufes eingeweiht, unb es müßte ein ebenfo inftruetbes als
amüfantes 3ud} n?erben, n>enn er ftdj beroegen liege, feine
ZTTemoiren ju fdjreiben. 2JHein feine ^rcunbe perfidyeru,
et fei ein feinb aller €ntfyällungen unb feft entfdjloffen, alle
Couliffenge^eimniffe mit ins <ßrab $u nehmen. X>icIIeia>t
lägt er fid) bod) nodj bereben, ben neugierigen ZUenfdjen $u
g,cbcn, was ber 2TTenfd}en ift, unb ben IDürmern 3U 1 äffen,
was ber IDürmer ift, fo baf beibe, bas Cidjt* unb bas
Scrjatienreia), befriebigt fmb Don bem XOalUn bes Hebens«
ipürbigften aöer ßeneralfecretäre. — ' ' ; ■
^rqn9ois Coppäe, mer fennt Um nidjt, ben por-
freffltdjen Caufeur unb brillanten Derfefdjmteb? ZHautfyner
fyat jüngp erft eine feiner rüfjrenbften Poeften rerbeutfdft
unb in ber IDiencr „Deutfdjen Leitung" t>eröffentlidjt,
tväfjrenb <£opp£e felbfl im Conferensfaale am Bouleuarb
^5 <£apucines feine neueren unb alteren Didjtungcn beclamirt
un & £>rofafragmente aus feiner Autobiographie ba$urifa)en
v i aU bevU Seinen „£>Iiirier" uns 3aubiffin überfefct. V
Der Dieter, {8^3 geboren, ift fett stpei Oafcen tpohl-
beftallter Bibltotljefar 6es Th6atre-Fran9ais. €in clafftfajer
Kopf poll romantifcr/cn 3nl>alts; ein fäarfgefönittenes
Profil, Pom meinen ZHonWic^t beftraf>lt. Seine pfantaflen
ftrömen über oon fü&er, elegifdjer ttTuftf, unb bxe Maut
Blume parfümirt fte mit ifjrem mära>nl>afteften Duft. €r
perfügt über oen funfipollften, gefcr)met6tgften uno mooemften
Pers, 6er überhaupt auf öem fransöftfdjen parna| ertftirt i
<£opp£e ift .oer parnafften par excellence, er if! 6er
Untero>f 6er settgenöffifajen parifer Diajterfajule, oes
„Parnasse contemporain", oeffen ^aupt Oer glorreiche —
£>tctor Qugo? nein — tflonfieur Ceconte 6e Cisle ift. 8>te,
Pictor fjugo, 6er tfllpergötterte, ift nicht 6er C^ef 6iefet
pome^men Dtchterföule, 6ie feinen Hamen nicht öffentlich
aussufpreaien tpagt, ofme eine Kniebeugung ju machen unb
refpectsooll 6en §ut 5 u lüften? 3<h »iH 6en jn*ifeln6en
Cefer ins Pertrauen jiehen. £>effentltch moty befennen fta>
6ie pamaffiens noch ju Pietor fjugo, aber im fersen ftn&
fie pon tlmt abgefallen. ttTan 6arf 6tes nur nicht aHju laut
fagen, um 6ie tfuslän6er im Dtctor §ugo.<£ült mcty irre-ju
machen. Bei perfajloffenen Cf?üren, wenn 6ie pamaffiens
gan$ unter fta? ftn6, mitb 6em armen, abge6anften <5ott
gan 3 graufam mitgefpielt; fte $erfefcen feine Perfe mit 6em
Schet6etpaffer 6er rücfpchtslofeften Kritif; fte tperfen Umm
unooHfornmene factur, unmotipirte ' garten, aufgeregte
Sprünge un6 6ergleia?en tttängel mehr por, 6ie ein perfecter
parnafpen abfolut nicht entf<hul6igen 6arf. Da perfleht ©er
Ceconte 6e Ctsle 6as Detter ganj an6ers! Seine Derfe ftn& ■
unfa6elhaft aus €tnem Stücfe gearbeitet) ganj Zttarmor o6et
ganj Bronje, in allen feilen gleich foli6 un6 gleich fonor;
60
£)iet ^vnbet audf 6er anfpruapollfte Kritifus feine Spur »on
jener \türmifcr)en Unruhe, jenem para6ofen (Sefüfylsfiber«
, bie 6er ef ftatifdjen ZHufe £)ugo's öas 2tnfeljen gibt,
als ^tänbe fte beftänöig in 6er Zugluft. Ceconte 6e Cisle
ift b\e olympifcr>e Kufye felbft, 6ie fouueräne Soweit.
Diefc Qualitäten fyaben tym in 6er <8emein6e 6er
parnafiiens feine efyrenuolle Stellung uerfdjafft. €r ifl üu*
Ojef, tfjr <ßott, u>äfyren6 fjugo ftdj mit 6er Holle eines
„dieu honoraire" befd?ei6en- muf.
Un6 ^ran^is poppte ift einftoeüen ifyr Soudjcf, ifjr
Unter« 06er Eicegott, bis öie £eit tljm 6as t>er6iente
21rancement bringt. Bei afler ortf?o6oren formenftrenge
bewahrt feine ZlTufe 6od> einen rü^renoen perfdnlidjen
liccent (Ein tiefes (ßefüfyl, 6a 5 ftcfj gern 6en traurigen
Realitäten oes Cebens 3un>en6et, fdjludftt 3uu>eilen in 6en
marmorglatten Perfen, 6af ftcr) fein Cefer un6 befonoers
feine Ceferin 6em füfcen, melandjolifdjen Räuber oerfelben
errocfjren fann. Uno wie uerftefyt es 6er Dieter, aus 6em
unfer/einbarften, banalften ZHotiu Capital für feine roman*
ttfd^en (Effecte ju fernlagen l 2Tlit u>elcr)er ZTTeifterfdjaft ge-
winnt er 6em ffimmerlicr/ften <D?ema einen reidjen Kran$
Iyrifcr/er Variationen ab!
Hoffini Ijat einmal gefagt, einem guten Jltuftfer müffe
es gelingen, 01107 *w™ Speife$ettel in eine i6eale Compofttion
3U perroanoeln. Coppee ift ein folcr/er rounoermädjtiger
<£omr>onifi ©on originellem €rpn6ungstalent.
Ueberaus iljätig, fr/at er nidjt nur fd>on meiere Samm.
tun&en feiner £erfe publirirt („Reliquaire" „Les Intimites«),
fcnb€tn audf 6 urd > poetifdje Flugblätter („La Greve des
jForgrerons« murÖ€ m | ?imoer ttaufen6en »on (Eremplaren
perfauft un6 erreichte »as man einen succes fou nennt),
6ura? flcinere Bülnienftüvfe, fonrie 6urch eine 2JTenge von
Journalbeiträgen feinen Kutmt $u perbreiten un6 5U befeftigen
gefräst. , . •■*
Sein erftes 3ühnenftücf „Le Passant« würbe {$69 im
£>6eon aufgeführt un6 fanö eine entfniftaftifdje Aufnahme.
Sola dyarafteriftrt 6iefen €inacter fef?r fdfon: un reve
empörte dans un rayon de lune. Diefes Stücfcr)en jä^It
in . 6en theatralifdjen tfnnalen audj aus 6em <Brun6e, meil
es 6as 6ramatifche (ßlücf 6er Sarai? 3ernhar6t (6as befamtt*
Hd) im Anfang fefyr fd^manfenö gemefen) oefinitip begrünben:
t;alf. „Le Passant" r/at nur 3tpei Hoden: ein üppiges, .
verliebtes Florentiner IDeiblein, 6as naa> einem feurigen,
aber feufcfyen ZTachfommer 6er Ciebe fämadftet, un6 ein
junger, farjren6er Sänger, 6as fjerj überquellenb pon l^eiger
Selmfudjt. . . . . Sarah 3ernhar6t i|t 6te perförperte poeße
in 6er Holle 6es fajtpärmeriföen Spielmanns.
Dag Coppee mit feinem „Passant" einen anoeren £wt&
perfolgt haben fönnte, als 6en, uns 6ie ZUufif feiner Perfe
in 6iaIogifirter ^orrn hören $u Iaffen, i(l faum 'anjunelmien.
Der Dichter tpeifc felbft $u gut, 6ag fein (Temperament
nichts weniger als 6ramatif<h ifU 3n ipeifer Beföränfung
auf feine eigentliche Cetftungsfähigfeit ^ütet er ftdj, an 6as
grojje Drama $u rühren. Sein neueftes Büfynertftücf „Le
Tresor" Ißlt fich genau innerhalb 6er <5rltojen, 6ie er ftäj
por jehn Jahren mit 6era „Passant" geßecft; . es ift, vo'vt
6iefer, eine €legie in Dialogform, poü* hol6feliger poefte, eine
fofibar jugerichtete Sauce, 6eren erceptionelle <ßüte uns über
6cn 2Tf angel - 6e> ^ifdjes,, 6. L 6er 6ramatifd}en Qan6luna;
gefeiert hinipegtaufcht.. r- " . . • . ... ,r
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<Bcorges ZlTonual, 6er #rd}ipar 6es Th6ätre-
"Frar^ais, ift fett einem 3 a *? re ourc *? We <Brün6ung 6er
Seitfcrjrift „Le Molteriste", meiere 6em gelehrten (Cultus
bes grofen Dieters gewi6met ift, weit über 6ie (Brenden
^ranfreidjs hinaus befannt geworden. Die Verausgabe
tiefer ZHonatsfdjrift war eine feiner erßen Unternehmungen
in 6em neuen 2Imte, weitere un6 nidjt weniger wichtige
dürften baI6 folgen, 3. 3. eine wiffenfdjaftlidje Gefaxte
6es Th6ätre-Fran9ais / an 6ie, wie id) ffitt, 6er junge,
fleißige 2(rdiirar bereits fyanb angelegt r)at.- 21 n UTaterial
ifl fein iTTangel un6 audj an Ijiftoriograprnfdjem (Talent gebridjt
es ilmt nidjt, wie feine intereffante (Befdn'djte 6es £>6£ons
beweifl, 6ie er gemeinfcrjaftlicff mit 6em Sdjaufpieler porel,
feinem er/emaligen Cameraoen, bearbeitet rjah
UTonoal gehörte nämlid} rx>r 6er Uebernarmie - feiner
gegenwärtigen f untionen 6em (Theater als ausübender ttänftler
an. (Seboren \8<k5 3U ZTionceau bei 5°Ktainebleau, fudjte
fein Pater, ein alter f)au6egen, einen Zfopocaten aus irjm
5U macr)en. Der Sofm willigte ein, abfoluirte 6ie por?
gefdjriebenen 5tu6ien mit (Slanj un6 wur6e aucr) in 6en
öarreau (2J6pocaten$unft) pon Paris erjrenDoII auf-
genommen. Die redjtsgelerjrte Praris besagte ifjm je6od}
ttidjt lange. (Es - faßte trm ein unwi6erfteljlid)er Drang nad}
6em tErjeater. Die PorfteDung feiner Jreun6e, 6ag 6er
* mo6erne 2l6pocat 6ie gewintf* un6 efjrenreidjften Hollen in 6er
politifdjen tfomö6ie por ftdj rjabe un6 6a§ 6esr)alb ein
gefd}ei6ter 3urifl,6er tr)eatralifcr/e2lnwan6lungen perfpüre, nidjt
aus 6em Sattel $u fpringen brauche, fdjlug nidjt ein.
ZKonval wollte ein edjter un6 geredeter Komö6iant weroem
€r fefcte feinen IDiHen 6urdj. guerft nar)m er Unterricht
bei tfdnlle Hicourt un6 trat hierauf in 6ie öramätifd^e
Claffe 6es <£onferpatoires ein. 211s 6ie (Cragö6in IMabc-
moifelle 2fgar eine H)an6ertruppe warb, um 6ie prouinj ju
6urd7$tcl?cn / folgte audj 6er junge €ra6t>ocat irjrer (Trommel.
Da 30g er oenn mit 6em öramatifdjen ^ 5 ^ n ^in Jan6auf,
Ian6ab, fpiclen6, geniefeno, ftu6iren6, n>ie es 6as Sdjicffal
6es fa^renben Künftlers in r/eiterem tDecr/fel mit fldj braute.
Das n>ar bodf ein an&eres Ceben, als 6er actenßaubige
Dienft 6er Minbon (O^emis mit IPaage un6 Sdnrert ! ,
Tladi Paris $urü<fgefer)rt> fpielte er in Baüanoe's
literarifdjen ZTTatin6en mit un6 trat hierauf in 6en Derban6
6es £>66ons ein. l)ier war es, nx> iJm 6er Director perrin
ent6ecfte, um irrni nadj 6em Ableben 6es bortrefflicr/en £6on
(ßuiüarö 6ie Stelle 6es TXvdiivaxs am Thöätre- Francis
anjutragen. 2ttonpal riß ftdj aus 6en befcr)ei6enen VevrfilU
niffen 6es Iei6er fer/r Ijerabgefommenen £>6£ons los un6
acceptirte 6as neue tfmt mit taufen6 #reu6en.
Perrin fyxt 6amit toie6erum feinen fdjarfen 31icf für
XHenfdjen un6 Dinge geseigt, 6er ir/n fcr/on fo glänjen6e
(Erfolge erjielen lief: er fjat 6en rechten 2Hann an 6en
redeten piafc gepeilt. .
3ä? fliege mit 6er (Ermahnung eines eigent^ümlicrjen
Sufaüs: <5eorges ZHonpal, 6er 2TToltere-€ntf}ufiaft reinften
IDaffers, fyat in feiner Grrfijcinung eine auffaüen6e 2XefynIid}-
feit mit 6em grogen fymsgott 6cs Th6ätre-Fran9ais, mit
3ean Baptifte poquelin — genannt ZKoltere.
( "
v
• 1
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n.
2) er le§te (Ballier.
€mile 2lugter.
• i
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Ol. «. Conrab, pariftana.
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Le dernier des Gaulois!
TXlit 6iefem melancfyolifayn IDort Ijat jüngft ein fonp
fetterer parier <£Ijronift bcn TXlann fummarifdj 3U d^avatttti-
fiten perfudjt, 6em id? 6iefe &\Un wibmcn uriH. Jdj mage
mir nicfyt an, 6ie franjöftfaV Dolfsfeele tiefer $u ergrünoen,
als 6er parifer Cfyronifl, 6er fdjon fraft feiner <5eburt un6
Profeffion im Pollbeftfc alles gallifdjen Scfjarffinns —
permutljet n>er6en mug r 3<$ regiftrire fein ZDort einfach
<in ljerporragen6er Stelle. Tant pis für tlm, n*nn feine
£an6sleute finoen, 6af er u>e6er ein grofer, noa? ein fleiner,
fon6em gar fein propfyet ift, fon6em ein peffimiftifdpr
3lagueur, 6er ftd? mit feinem fategorifdjen Sprüchlein
Hamid fyat.
Qui vivra verra. Serbreajen mir uns _alfo 6en Kopf.
Tiict>t 6arüber, ob 6as 6ramatifa>e Pallien aus 6em legten.
Codje pfeift 06er nidjt. freute pfeift es nodj. 2lus 6cm
tPtepielften £od}? fann uns im <Brun6e gleidjgiltig fein, fo
lange 6er pfiff ein poller un6 Jtarfer. Un6 6as ijl er o^ne.
irage. / - t * ...
tfTan fyit and} gefagt, glücfliaje Pölfer Ritten, feine
6*'
<5ef d)\djte. Da es aber ^öüifaj uiel (Befaßte giebt, alte
uwb neue, ljeilige unö profane unö wie alle öie fdjulgeleljrten
<£t\quetten lauten*, fo muf gefdjloffen roeröen, öaf fär
^lüdlidje Pölfer öer Kaum beöenflidj $ufammengefd?rumpft
\\t. E)at oas IDorl jeöod} einen beredjtigten Sinn, fo ©er«
trägt es genrif öie €rn>eiterung: glflcflidV ZTTenfdjen, oeren
leben ein einiger, langer Arbeitstag, ebenfou>emg. Als
geugniffe i^res Dafeins bleiben i^re IDerfe, öie Iefn-reidjer
unb tröftlidjer fmö, als aller journalmäf ig breitgetretene unö
auf öen Sd}ulbänfen eingebläute IDelt-unö priratflafd?.
<Ju öiefen gläcflid?en, gefegneten Z)Tenfd?en gehört unfer,
angeblidj „lefcter (ßaflier". Sein Ceben ger>t in feinen IDerfen
faft oljne Xejl auf.
Diefe €infad^^eit madjt Augier $u einer öer ansiefjenößen
€r[a7cinungen in 6er moöernen Hünftlermelt, wo bes tDirrfals,
öer tDiöerfprüd?e unö Perirrungen fein <£nöe. Augier
- tft ein Ueberjeugter, oer an feiner ^bet feftfjält unö fdmur«
geraöe auf fein giel losgeht Phyftfd?, moralifaj unöf finftlerifd>
präfentirt er ftd) als reingeflimmter, energifd? angefd)iagener
2Jccorö.
f)ier auf meinem Arbeitstifd^e liegen feine Wette vor
mir, öaneben flefyt feine neuefte Photographie. Vapcreau's
Cepfon gibt öie wenigen unentbehrlichen biograpf^ifd^en
riorijen, öasCagebudj öer Comedie Fran^ise (J852— 187J)
pon (ßeorges b'fyyüi öie tDidjttgflen Auffo^Iüffe über feine
6ramatifd7e Caufbalm. Das ift öas poDftänöige ZTCaterial,
bas sur ^eid^nung öjefer fpmpathifchen Poeten «Jigur
itoiljtr*nöig tfl.
perfönlid) f)abe i<h $errn Augier erf! ein einsiges TXlal
gefeheh. (Es roar unter öen Arcaöen öes Sdjaufpielhaufes an
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6er <2cfe 6er Hue Sidjelieu. H>ir begegneten uns bei 6er
Cectüre 6es Cf?eater$ettels. Die näajfte Generation mir6
oielleta^t an Mefer Stelle fein ZHarmorbtiö erblicfen/ fagte
idf mir un6 wax frof?, noch 6em £eben6igen meinen ehrfurd}ts»
pollen <5ruß bieten $u Wnnen. €s mar ein trüber, regnerifdfer
IDintertag. Der 2Din6 peitfdjte 6as Kot^roaffer auf 6ie
Steinplatten 6er 2Irca6en. tflit ZHühe tyelt man ftdj auf
6cm fchlüpfrigcn 3o6en. tfugier ^atte 6en Ueberjieher bis
oben 3ugefndpft un6 6en <£ylin6er tief in 6ie Slime ge6rflcft.
€r fpäljte* nach einem ^uhrtperf, um troefnen ^uf es weitet
3U fommen. IDie er fo in einem profaifa^en #afer bavon-
fur)r unter fhrömen6em Hegen, falten tt)in6ftößen un6 Ijodf
auffprifcen6em Straßenfchmufc, unerfannt pon feinem plebejifdVn
Hoffelenfer, tarifmäßig transportirt mie 6er gemeinfte
Sterbliche, mußte ich Iädjeln6 6es Kontraftes mit 6er lyrifchen
Scrjifoerfunß ge6enfen, 6ie uns 6en Dieter auf 6em tpeifen
Flügelroß $eigt, emporf^n?eben6 in 6ie reinen tfetherhöfyn, be-
ftrafylt pom göttlichen Sonnenglanj IDie ich mich
umu?an6te, tpar 6ie Zttiethsf utfäje mit 6em „legten Gallier"
im feuchten DunftFreis 6er Xue Saint»Qonor6 perfchtpun6en. . . „
€mile 2tugier berpoEmt feit Dielen 3<*fren föon fr* 1 *
£an6haus in 6er Propinj un6 fommt feiten nach paris.
3<h betrachte feine Photographie. €ine fräftige, breit»
fcr/ultrige <Beftalt, ein run6er, mohlgeformter Kopf mit fahlem
Scheitel, eine braue Stirn ohne para6oraIe fjoTje, eine lange,
6ominiren6e Hafe, 6eren ^lügelanfäfce etwas aufwärts ge-
sogen, 3u>ei fleine, a>ohliPolIen6e, in comfortabel ausgebauten
f)oblen n>ohnen6e #ugen, ein fur$ gehaltener, grauer Dollbart,
feine Ohren, ein poller, run6er fjals, elegant gefdjnittene
Klei6ung — 6as ftn6 6ie Details feines Cichtbi'loes.
<
70
T)ev ZTTund fdjeint nad) einem gütigen ZDort $u fudjen,
um btc XPunde ju feilen, die tux$ jupor eine fajarfgefpifcte
fat\rifcr)e Bemerfung gefdjlagen. Die <ßabe des geduldigen
t)öxens fer/eint ebenfo ausgebildet, als die der geroanöten
Ke6e. 2lu$ ben dunfelgrauen Xeuglein würbe ein erfahrener
Plpffiognomifer leidjt die TXlalxce Doltaire's, die fjeiterfeir
Habelats' und öie ßenugfäfjigfeit eines eMen €pifuräers $u
lefen permögen. Ueber bem ganjen 2XntItr^ liegt eine elnrlidje,
mit nadjdenf famer 23efd?aulid}Fcit gepaarte Ciebensipürdigfetr
.perbreitet. Die Haltung f priest pornefyme Xulje, fünftlerifdjes
Selbftbemuftfein olme" tfffectation aus.
3n - Summa: ein intereffanter, flattlidjer 2Ttann, ein
moderner Olympier, »ie man auf ben Sänfen der Zlfademie,
der er feit {858 angehört, mdjt all$u pielen begegnet.
tfugier wurde am J9. September \S20 in Palence
(Dr6me- Departement) geboren. <£r ftudirte die Hea)tsu>iffen»
fc^aft und beftand die (Eramina mit tfusjetdmung. 3ur
praftifa>n ^urifteret perfpürte er jedodj feine Heigung.
(Einmal die Scr/ule hinter fidj, ergab er fxdf ofme Umfdjtpeif
dem didjtertfdjen Berufe. Pon der Uniperjttät fdjritt er direct
3ttm Theätrc- Fransais und legte dem <£omit£ fein erfies
IlTanufcript por; (Es mar die jipeiactige Komödie in Herfen :
„La Cigue". '
Unfer gelehrter Candsmann Cudroig Kalif er) in Paris,
ein literarifdjer Jeinfdjmecfer erften langes, fdjrieb damals
über diefes (Erftlingsiperf : „2IHes, ipas pon einem Cufrfpicl-
Md?ter perlangt n>erden fann, ifl in diefem Stüde geboten:
originelle €rftndung, geiftreierje Sdjürjung und ungesroungene
Cdfwtg der 3ntrigue, ein pif anter, u>ifciger Dialog und die
flaffifaflen Derfe"; /
► * • . . .«■«• • • .
. • Digitßed by
Eh bien, 6as <£omit6 6es ThSätre- Francis roar
anbetet HTeinung. €s beging 6ie <Befchmacfloftgfeit, 6ie
tfuffityrung ab$ulehnen. Der junge Autor ißtte fogar, 6ag
man fein 2Kanufcript nid}t einmal 6er Ceclure geroürMgt
habe. Das per6rof ihn 5u?ar, entmutigte ilm je6och feines,
megs. Das Th6ätre -Francis fyit fajon fo oft flechte
Stücf e empfangen, gelefen unö aufgeführt, fagte er ftch, 6a#
.Umi aud> einmal 6er 3rrtfmm gemattet fein 6arf, ein gutes
Stücf al>3Utt>eifen Uno ironifd} lädplnb nahm er
fein ZDerf $urflcf.
Der Director oes £>6£on, 6es $mt\Un parifer Schau,
fptelhaufes, Iptt* eine beffere Witterung. €r führte „La
Cigue" ohne Säumen auf. €in immenfer €rfolg lohnte
Director un6 Dieter. Drei ZTTonate lang ftano 6as Stücf
unperrüefbar auf 6em Programm un6 in mehr als jtpet«
hun6ert Aufführungen örängte fich ganj paris h**an, um im
aniifen Spiegel 6as 3U6 6er mo6ernen Jugeno $u flauen,
6te im pornehmen XHüffiggang, in egoijtifcher 3n6tfferen5
un6 früfoeitiger Abgelebtheit 6ie perheißungspollften,
blühen6ften Jahre tobtet.
Dem jungen £ön>en aber, 6er mit fo füfmem Sprunge
in 6er Arena 6er Satire erfer/ienen mar un6 fo pracfyoolle
Cafcen un6 ein fo flaffifajes (Bebifc ge$eigt fyxitt, flogen 6ie
frifdjeften Corbeerfränje $u. 23aI6 erfctyen_fcin XDerf im
Drucf un6 in einer gehamifer/ten Porre6e fan6 6er Derfaffer
(Belegenheit, nicht nur ftch felbft gegen 6te Anfechtungen 6er
Homaniifcr ju wehren, fon6em auch einen Act fin6licher
pietät 3U perrichten un6 mit 6en Kritifem ab3urechnen, 6ie
feinen (Srogpater mif r>an6elt hatten, 6er fein an6erer geipefeit
als 6er Romancier Pigault-Cebrun. (BefaVhen im Jahre
Di
Hun war es an ben Sdjaufpielern 6es Th£ätre
Francis, ftdj als Bittßeller an ben jungen, ftegreichen
Dramatifer 3U wen6en unb ifyrer 3üfme fein nädjßes IDerf
3u fiebern. Augier willigte ein unb gab Urnen {8^6 feinen
„Homme debien M , 5U 6eutfdj: Bie6ermann. Cag es an 6er
etwas para6or geratenen ^abel, lag es an 6er Erinnerung
an 6en lärmenden (Erfolg 6es erften Stücfes, 6as Pteüeidft
überspannte Erwartungen erregt hatte, für}, 6cm PuMifum
besagte 6er 3ie6ermann in 6rei perftficirten Arien nicht
aufs Befte. Sein Urheber mußte fleh mit einem Achtun'gs«
erfolge jufrieoen geben. Dod? ent3og ihm we6er 6as
publifum noch 6ie einstige Kritif 6as Pertrauen. Xtlit
Ausnahme 6er perftimmten Komantifer wetteiferte man von
allen Seiten, 6en talentvollen Dieter 5U ermutigen, im
<5eifle ZTCoIi&re's fortjufd^affen. Dergleichen Aufmunterung
fdjaoet niemals, obgleich Augier 6ie Kraft un6 6en Drang
in ftcf} uerfpürte, pon 6em befd^rittenen fcfjweren Pfa6e um
feinen Schritt mehr abjuwetcr/en. <£r wußte fein? wohl,
welche Hemmungen un6 Enttäufdjungen felbf! 6em beften
Calent un6 6em beften IDiOen beim fünfllerifd^en Schaffen
peporjieijen.
5u feinen erbittertsten (Segnern gehörten 6ie Iiterarifc^en
3nfurgenten pon Anno Dreißig, 6ie enragirten Komantifer.
Sie perfolgten 6en unabhängigen Dramatifer, 6er fleh ge»
ber6ete, als ob es fein romantffdfes Dogma in 6er Welt
gäbe, mit ihren haften Angriffen. Sie mäfelten an feinen
Perfen, fan6en feine (Behalten tyiusbaden, feinen <5eift
pulgär. „Le po&te du bon sens!" nannten ftc ihn mit
6ünfclhaftem Hafenrümpfen. Aber jie ahnten feine 3e-
6eutung, 6ie um fo gewichtiger wur6e, je mein* er 6ie Cra-
öitioncn 6es fLiffifdjcn nationalt heaters in feinem bvamattfdjcn
Schaffen nrie6er 3U 2Infchen brachte un6 6ie romantifchcn
tfecepte mit Deraajtung ftrafte. Seine (Einfachheit un6
Hatürlic^fcit erfüllte 6ie ^YP^rp^ntapen mit €ntfefeen. .
WS erfdjien fein 6rittes Stücf, pieractig unb wiederum
in Herfen, 6ie er trofc aller gegentheiligen Behauptungen
cbenfo leidet als meifterhaft han6fjabte. (Titel: „L'Aventuri&re".
Die Abenteuerin l}aitc mef?r (ßlücf, als 6er Biedermann.
3<h bin geneigt, 6tefe tZfyxtfadie nicht allein pom Stah6punfte
6er 2Tugier'fch«n Kunfl, fonocrn aud? 6er reellen Welt»
• • •
erfafjrung gans in 6er £>r6nung $u fm6eiu . ,
(Es ift nicht tpafjr, 6ag h icn i c0 * n immer 6ie (Cugen6
ftegt. Der Stärfere fiegt, ob er ein Cump 06er ein
Bic6ermann, im Kampfe ums Dafein. Knüpft euch auf,
ihr theatralifd?en UToraliften ! Die Cugen6 ftegt nur 6ann,
rocnn fte juglcich 6ie Stärfere ift. €rariefenermaßen ift fte
es aber nicht immer. Um 6ie Unterlegene ju rehabilitiren,
mußte 6as menfa^Iiche (Bemüth über 6as Dieffeits tynaus»
fchmeifen un6 erft ein 3*nfeits erfm6cn, wo 6ie fcf/i ff brüchige
(Serea^tigfeü im Hamen einer Dielbelobten ftttiidjen lüelt-
or6nung ihren legten 2fafer iperfen un6 ihre perlorenen
Proceffe reoi6iren famu
3« fcr XOelt 6es frönen Sarins, auf 6er Schaubühne,
herrfdjt freilich eine gen>iffe poetifche (Berechtigfeit in unein-
gefdjränfter Ulachtpollfommenheit. Sic tyti aud} im
Augicr'fchen Stücfe 6as lefcte IDort nach altem ^erfommen
un6 jur Satisfaction aller Schtpachmüthtgen.
Um 6ie Cection 3U perftärfen un6 6te Schlichtheit un6
(Süte 6er bürgerlichen Sitten noch nach6rücflicher 5U per*
herrlichen, l)at>bet Dichter {860 noch einmal $an6 an fein
XDcrl gelegt unb bie „Aventuriere 44 umgearbeitet. €s gelang
ttjm trofcbem nicht, bamit ein Hepertotreftücf ju fcfrjaffen.
T3\e Ulbert teuerin tfl heute fo gut roie rerfchollen. Seit \Q67
xoutbe *jte nicht mehr gefpielt.
Gilten beflo nachhaltigeren Criumph erhielte Augier
\8<*9 mit 5er fünfactigen Komöbie „Gabrielle 44 . Die Sefrie-
bigung roar fo groß, foroohl im Cager 6er 2lep^etifer # als
in ber (Bern ein be 6er ZTToraliften, ba$ bie etyrnulrcngc
2ttabemie ein Uebriges tlnm unb ben (Tugcnbpreis ZTTonthyon
5roifd)en Jofeph tfutrart, bem Derfaffer einer feitbem per*
geffenen „Fffle d'Eschyle", unb bem Dieter ber „Gabrielle"
tr/eilen mufte. .
Unfer oben ritirter Canbsmann Dr. Kalifdj fyxt unter
bem (Einbrucfe ber erften Aufführung, ber er im Ijaufe
ZTToliere's beijuux>hnen bas (Slücf hatte, folgenbe pon ber
<ßluth ber Begeiferung angehäuften Bemerkungen nieber*
gef abrieben:
„(Emile 2lugier xvufcte in biefem Stäcfe ein fatales
<5ebrefen unferer mobemen 5amilien3uftänbe bloßlegen.
€r h«t ben 2(bgrunb ge$eigt, in meldjen ein IDeib ftch unb
feine ^amilie flä>$t/ bas in bem überfpannten, ben Boben
perlierenben Somantiftren bie poefie fo $u fagen außerhalb
ber Poefie fudjt. Slugier fyit in ber „Gabrielle 44 bem ftillen
häuslichen <8lücfe ben rein|ten <Bkm$ ber Poefie pinbicirL
Sein Cuftfpiel ift eine PerHärung ber €he. Die ttTänner
applaubirten baher mit VHxljtliaftet Begeiferung unb nach
ber Starre bes Applaufes fonnte man fo ziemlich auf bie
(Tugenb ihrer frauen fernliegen. "ZlTancr/er arme VXann
applaubirte {ich f a fl oic Qänbe rnunb. Viele grauen aber
hielten bie feingepieften 3attiftfänupftücr}er ror bie Hugert
'*-•*/''..-• . . * . ' Digitized by
75
un6 n?einten entu>e6er C^räncn 6er Heue 06er (C^ranen 6cr
freu6e über ihre feuerfefte (Tugen6. XDer fann tT^ränen
unterfcf^ciöen? Die Darfteüung 6er „Gabrielle" hat ge^etcjt,
roelcrje treffliche Kräfte 6as Theätre-Fransais für 6ie Kom$6ie
noc^ immer beftfct unö 6ag es am €nöe 6o<h 6ie einzige
Bühne 6er IDelt ift, wo ein nahrhaft nationales Cuftfpiel
poqäglid} aufgeführt rr>irö".
Das im mitjeitigen Homane fo ^artnacfig befefyoete
3nftitut 6er legitimen €r)e h a * f om *t m Qem feurigen 2Iugier
einen Hpoftel gefunoen, 6er es mit €ngels3ungen $u per*
tr/eiöigen permochte n>i6er 6ie liftigen CeufelsfraHen 6er
focialen Revolutionäre beiberiet <0efcr)lecr)ts. Der Dichter
hatte 6en fjausfreun6 un6 €hebruchs*Can6i6aten $u (Bunften
6es rechtmäßigen €h«h errn abgefchladjtet un6 6ie poefte 6er
familie glänjen6 gerettet — auf 6er Bühne!
Der Sdjlußpers gibt 6as Hefume 6es Stücfes:
O pere de famille, o poete, je t'aime!
Das ging alfo ju:
2Ha6ame Oabrieüe liebt ihren (ßemahl Julien, einen
ganj por3Üglicr}en un6 fympathifchen ttlenfchen, nicht mehr.
3h r caprieiöfes f}erj fühlt ftd) unn>i6erftehüch ju ZHonjteur
Stephan, 6em Secretair ihres (ßemarjls, r/ingejogen. Sie iß
auf 6em Punfic, 6iefem Schlingel Ellies 3U opfern, ihre
Pflicht un6 ihre fyre, als 6er bieoere €hfherr, 6er 6en
traurigen Vornan recr^eitig gewittert tyit, mit 6en fonorjlen
2(Ieran6rinem 6a3n>ifchen fommt un6 mit ebenfo göttlicher
Cangmuth als 6ip(omatifcher (Sefcfjicf licfjf cit 6ie perirrte Seele
auf 6en Pfa6 6er Cugen6 $urücfführt. Der (Ehebruchs-
Can6i6at per6uftet un6 6ie (Eheleute fmfen ftd> särtlich in 6ie
2lrme — eine ZITetamorphofe, 6ie nur 6en einsigen fehler
76
Ijat, in ba5 Hfi^ &r Jeen'2T7ärc^en 311 c
ben <£f?<araf ^ r tffcriame (Sabrielle
unlo^ifcf?, fin^n j« muffen.
3n ber ptylippita bes ZTTamtes
ftößt man auf ben mertmürbigen 2li
bredjen fei
GrotesciVLGment ignoble, k moins d
2lUe ZVetter, bas fyezgf ben Xbvoco
öodp ein aar 311 bequemes Argument in
<jf3 ift mir unetfinblxd) , traft voe]
bredjern bie XDaljl geladen werben I
gratest ober — fublim 511 pn6cn.
d by Google
Tladj 6em an6auern6en un6 geräuf4>poHen (Erfolge 6er
„Gabrielle" ging \ 850 6er €inacter JLe joueur de flüte" fafl
unbeachtet über 6ie Bülme. Das aufgeregte publifum fdjien
feine £>l)ven mefjr $u haben für 6en fanften Klang 6er
Sdjäferpfeife. €s perlangte ein Dies irae mit fd}mettem6en
pofaunen, mit Orgclfajall un6 <Blocf engeläute; es perlangte
pafftonirte Settungsthaten, Scenen, »ua^tig un6 jermalmenfr
wie ein XDeltgeridjt
rief es aus, mit feinen Komö6in hat uns 6er
tfTonfieur 2tugier erft einen Ringer gereift; mir fysben ein
Untedft auf feine ganje fym6. <£ r ifl uns jefct ein grofes
Drama ä la Victor *)ugo fdml6ig!
Hn6 6ie große, fdjlau ca(culiren6e tEragö6in Haaßel trat
$u 6cm Poeten un6 tpifäte mit flaffifcr/er <ßeftc un6 einem
tfccent, 6er feine XDi6erre6e 6ul6et: „€me €rtraroH* für
mich, 6ie leibhaftige ZTCufe 6es tragifcr)en Spiels, sTl vous
plait!"
tfugier fügte ficf). Cr perlieg feine eigentliche Domäne
un6 b\d)iete ein Crauerfpiel in fünf Tiden — auf Beftctlung.
1852 hatte er 6ie „Diane" fertig gefdf rieben. So grof aua>
78
ber Uterarifcfje ZDevtl} 6es forgfältig ausgearbeiteten Stüdes xtxxr,
\o «rjiette es bodf nur einen geringen Bühnenerfolg un6 felb(l
bas Spiel 6er 2?aa?el roar o*mmäd}tig, an 6er ettoas lahmen
^anblung ein Ontereffe $u erroeefen un6 lebenöig 5U erhalten,
bas burcrj Ü)ugo's Drama „Marion Delorme M fafl oolIflan6ig
erferfopft roar. fortan Initete ftdj 6er Dieter a la t>ictor
Jjugo 5U fdjretben. €r roar fidj ZHann genug, um in 6er Be-
fdjränfung auf 6ie feinem urfprünglicr/en Calente angemeffene
(Battung ftd} 2Tteifterleiftungen oerfpredjen $u formen. Die
romantifdje tEira6en«tTragö6ie roar eine Perirrung.
Der „Joueur de flute" ift ein Cabinetsftüd eleganter
Perftftcation im flaffifa>en <5efd>macre. Die Jntrigue ift
^a?ft einfad>. Die Scene fpielt in Corinty. Der Sclaoe
<£!>alci6ias, 6er fld> anfänglia? für 6en reiben Striojarbane
ausgibt, Pfaumis unb Bomilfar merben um 6ie (Bunft 6er
fd>önen TXtipnetm Cais. Cfyalci6ias tr»ir5 erhört Die
Courtifane oerfauft ifyre XITöbel, um jtdj ermas KleingeI6
un6 eine neue 3ungfraufa}aft $u maa>en un6 reijl am <En6e
oes tfetes mit 6em glücf liefen Cfyalri6tas ab. IDofyin?
Xtatürlidj nadj Sdjlaraffien, n>o 6ie famofe „Meinfle fjütte"
per)t, 6ie nad} 6er Sage Kaum genug bietet
„tfür ein gtücflidf lieben6 Paar".
Die Cenfur tfyat fe^r prfioe, fo 6ag 6er fjübfaje €inaeter
feine liebe Xlou) fyatte, ftdj 6em Publifum 6es Theatre
Fran9ais oorjufteüen. €benfo bei 6erXeprife am 3. &pril J860,
6ie nur 6em Umftanöe 5U peroanfen roar, 6ag am ^ebruar
oorrjer 6as tfugier'faje Komoren als ^eftfpiel jur (Einmetyung
6er Maison romaine 6es prinjen Hapoleon in 6er Sloenue
ZTTontaigne oor 6em faiferlicr/en f)of un6 feinen Jntimen in
Seen* fpUt gefyen 6ürfen. Wenn 6er Joueur de flüte M 6ie
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(Tugen6probe por 6er frommen Kaiferin (Eugenie befiehl,
fagten ftdj 6ie ^n>etfen Cenforen, bann permag er bas
Seelenheil 6er parifer nic^t mehr ernftlich $u gefahr6en:
passons! • • . •
Das 3al?r 1853 reifte 5tr»ei tDerfe: „La pferre de touche u ,
fünf Acte in profa, un6 „Philiberte" 6ret Acte in Herfen,
Cefcteres mur6e im (Symnafe mit (Erfolg gegeben, obfchon
6ie noch romantifch gewöhnte tfrttif 6as Gutachten publidrte,
6ie anmutigen un6 geiflreid^en <Ein3elheiten feien nicht im
Stanoe, für 6ie Dürftigfeit 6er Qan6lung ausreichend
(Erfafc $u bieten.' Pier >hre fpäter muroe „Phffiberte" auch
von 6em Theätre Fran9ais gegeben. Die Kritif . märmte 6ic -
alten Hörgeleien auf. Dafc 6ie <5efd^id>te einer geiftreichen
un6 tugen6haften Dame, 6ie fta? für fyäßlid? un6 pernad^Iäfftgt
^alt, obfchon ir>r ba!6 6ie Courmacher nicht mehr fehlen, 6rei
Acte o^ne 6ie lan6läufigen Penpidelungen $u füllen permoge,
6as wollten 6ie geftrengen Qerren nicht $ugebem Die Schürjung
un6 Cöfung 6es Knotens 6urd? einen blogen Porgang 6es
(ßemüthslebens, 6urdj eine frie6fame €polution 6er feelifchen
Stimmung tfyit ihrem theatralifd>en Senfdtionsbe6ürfnit
nicht genug, ^ür 6ie breite un6 portrefflich beleuchtete geichnuna,
6er Charaftere mußten fte 6em Dieter feinen Dan!. €in
Stücf, in 6em nichts in Stücfe geht! 6eclamirte 6t« fritifche
Permunoerung. * ' —
(Eine ähnliche ^ormel, nur viel geiftreicher, fan6 6et
feiige Dr. £en6ner, als er (BufcrWs „Uriel Acofta" fah:'.
Cauter 3u6en — un6 feine *Jan6!ung, unmöglich 1
„La pierre de touche", 6en Probirflein, lernte ich J uer t*
in einer italtenifchen Uebertragung fennen. 3m Spatherbpe
1877 tpohnte ich 6er Aufführung im PaüV Charter in Horn
♦
80
bei, too bas übertriebne Spiel 6er <5efeHfdjaft Pietraboni
bas von (BemüfljlidjFeit triefenbe Stücf — bie Reiben
beweiben pnb d^riftliaVgermanifdp XtTaler, HTujifanien, ab*
9eunrtl)fd>aftete Slbelige unb ein echter uierbeiniger Qunb —
\ tdjmärjUdj $u fall braute. Die Hbmer warfen ftdj in bie
Bruft unb »igelten: Das ifl ja bie reine f)unbefomöbieI
Der abfällige Sprud} ber Kömer perbient aber feine
ernftljafte Beachtung, falls er, ftaft auf bie Sdjaufpieler, auf
ben Dramatifer besogen roeröen mollte. Die fd?5n ge*
fdjttnmgene Cinie ber f)anMung erfaßten burd) bie fordrte
Darflellung, ber fein Ciajt Ijell, fein Statten bunfel genug
mar, unruhig unb uielfältig gebrochen; ber frifd)e fjumor
unb bas innige <8emütlj litten etwas Karifirtes in ber
feiten gelungenen 3^ a ^ an ^ run 9* Crofc biefer Perunfialtung
erhielten einzelne Scenen, $. B. jene ber tTeftamentserÖffnung,
eine burdffdjlagenbe XDirfung unb bas römifdje publifum
fonnte nicfjt umlnn, ber präajttgen vis comica bes
Dramatifers ben gebüljrenben Seifall ju jollen.
3n paris n>urbe ber Probirftein am 23. December
J853 jum erjlen HTal gegeben. Die fabel ber HomSbie
tjl aus bem 3ules Sanbeau'fdjen Homan „LTifSritage" ge-
sogen unb ber Xomanrier felbft auf bem tn?eater$ettel als
2fugier's bramaiifdfer Mitarbeiter genannt
Diefe IDeife bes gemeinfamen bramatifajen Staffens,
ber literarifdjen Kollaboration auf bem fdjtpterigften Pro.
buctionsgebiete, bie Ijeute in paris eine fold}e tfusbelmung
aetponnen fyit, baf fle bereits ein pon Hiemanb meljr bean«
fianbetes (ßetpofynffeitsreajt in ber poetifdjen gunft getporben,
erregte in iljren Anfängen nitfy geringen 2lnfto$.
' ... ».•*•*
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XDit fyabctt tyute Sauiftfteiler« firmen, meiere bie fdfön-
geiftige Probuetion förmlich als £ommanbitgefd;äft betreiben.
W\v haben Cieferantcn von bramatifchem Rohmaterial, bas
in ben Roman« unb ^auocpiüe-^abtifen literarifdjer <5ro|»
inbuftrieller ju gangbaren HIobeartifeln für ben in- unb
auslanbifcrjen 33ebarf perarbeitet nrirb. IDir ^aben betrieb«
fame Kleinhäubler , welche pifantc Jntriguen, fenfationeÜe
fabeln für Mareen un6 £>pereften erfinden ober aus anberer
fjanb enperben, um fte an öie ben internationalen tfTarft
beherrfchenben poefte» Unternehmer $u perfaufen, meldte aus
biefen Ph<mtafte«<£ocons nopelliftifchc ober öramatifd^e Seibe
fpinneu, je nad) 6er augenblicklichen nachfrage. Hur$, feit
man bas literarifdje (Eigentfnim erfunben unb in ben
fymbelsgcfefcbüäVm allmählich juribifch fairt, fyd ferne
moglicr/ft ergiebige Ausbeutung bie mannigfaltigften gönnen
ber fd}riftftcllcrifd)cn Afforiation erzeugt.
Da^er gewahren nrir PergefeUfchafiungen pon Autoren-
Hamen, bie getrennt gar nicht mehr porftellbar fmb. 3dj
erinnere im Roman — ober mercantilmäfig gefprodfen: in
ber Romanbrandje! — nur an ^r^mann-Ch 0 *™" 1 ' an bie
. (ßebrüber <S5oncourt, an t?aft«Ricouarb, im Daubepide unb
in ber Komöbie an ^oucher unb Regnier, an ZITetlhac«
^alepy, in ber farce an Hajac unb fynnequin. T
,<£iner ber geroerbfleißigften Citeraten unferer mit äffen-
mäßiger (SefdjnHnbigfeit probucirenben $M mar ber jängft
oerftorbene ZTConfteur (Elairpille, beffen Harne, genau gejault,
in pierschn (ßefellfchaftsfirmen porfommt unb ber theils allein,
thetls mit feinen <5efchäftstheilhabern fiebenhunberi Stüdt
Perfertigt hat/ von benen einige, n>ie bie „Fille de Madame
Angot", einen gerabeju phänomenalen 2lbfa$ erjielten. IDenn
Ol. 0. Contaf, parlflani. © '
• • «
■ »
82
fyeut^utage bie nteipcn <S5efd?äfte über Hücfgang oöer Hieöer.
\c19e Hagen, fo madjt öas Citeratur- (Befand ft 6er parifer
r)\et>on eine erfreuliaje IXusnatynt. . . .
XXxxx tpieöer auf unferen 2Ukjicr jurücfjufommen, fo ift tu
kenterten, öaf er nur einen mäßigen (Sebraud? pon öiefer
21rt bes Citeraturbetriebs gemalt fyat. Dreimal Ijat er mit
3uies- Sanöeau, $n>eimal mit €öouarö Bouffier unö einmal
mit 2llfreö öe ZHuffet 3ufammengearbeitet. 2lls ilm öie
2lf abernte unter öie^af}! öer^Unfterblia^cn'' aufnahm, perfäumte
fic ntdjt, ifm päterlid} $u ermahnen, fünftig öie <£ompagnie»
Arbeit ju metöen unö feine Ma?terifa> Jnöipiöualität ntajt
öurdj fremöartige tfnfyängfel in ifyrer poüen (Bettung $u
bceinträdjtigen. 21üd} öas IDort £a Bruy&re's u>arö citirt:
21Tan fdjafft fein iHeißeriperf 3U $n>eten.
Allein 2Iugier fonnte Oer Z?erfud}ung 0007 nicht mioer*
ftefjcn. €r befpridjt öiefen Cafus felbft in folgenöer IDeife:
• //34 kd* ein™ Kollegen sum intimen ^reunö, oer fo
ipenig als idj bie <8etPof?nf?eit öes CoIIaborirens r)at. IDir
ftnö beiöe feine leiöenfdjaftlidjen Salonmenfdjen, fonoem per-
bringen pielmeljr mit Belagen öie 2lbenöe am ftitlen Kamin-
feuer. 2TTan plauöert öa pon taufenö Dingen, »te 6er
^antafio unferes lieben iTtuffet, in6em man all* öie Käferajen
einfängt, 6ie öas Cidjt umfdjroärmen. Wenn nun* unter öiefem
flattemöen ITadjfpolf audf bie Jöee ju einer Komäöie mit
fjerbeifdjnrirrt, wem gehört fte? Uns beiöen — unö feinem.
£nttpcöer muffen wir fte mieöer fortfliegen laffen, 06er jic
ungeteilt behalten. .... So fyaben nrir öenn unfer Stöcf
in einer poüfommcncn Cofyabitation öes <5eiftes gemalt.
2Ius öiefen 2(euferungen öes bieöeren Olympiers geljt
flar fyerpor, öaf feine Compagnie • Arbeit ntajts mit öem
• •. Digitized by "Google
Mechanismus gemeint tyü, 6er heute 6ie Kollaboration in
6er Pari [er Citeratur beherrfcht. <£s märe 5a fyer auch ein
muffiges Beginnen, in 6en IDerfen Sfugiers nach 6em tTr)ct(e
$u formen, 6er feinen Mitarbeitern entflammt, 6enn er ift
mdjt meß- noch magbar, weil er faum über 6as Stab tum
einer anregenöen piau6erei fnnausreid}t. 2Iuf 6iefe Mit-
arbeiterfdjaft reichten, ^iege für 2Xugicr naij feinem eigenen
2lus6rucfe „6em Vergnügen entfagen, am Kamine pertraulid?
$u plau&cm, comme d* honnetes gens". —
Der „probirftein" ift nicht eigentlich eine Sittenfomö6te,
Jon 5er u Dielmehr 5io 6ramatifcr)e <£ntn>icfe(ung einer 36ee; er
5eidmet nicht im naturalißifcr/en Sinne <ßefeü*fdjafts. un5
<5emerbsf laffen, fon6ern er oertfyeiöigt eine Chefe . Das ifl
feine Schmähe auf 6er Bfilme. Das ganje Stücf liegt in
einer einzigen perfon, in 6em Muftler 5ran$ XDagner, 6er
fia), folange er arm ift, in unaufhörlichen 3™*rti**n 9<9*n
6ie Heia>n un6 Porncfnnen ergebt, un6 nad^em er plöfclich
6urd? eine €rbfcr/aft reich gcmor6en, 6en Derfucfmngen 6es
<Bol6es unterliegt, feine Dergangen^ett, feine Kunft, feine Ciebe
Denrath un6 6as leben6ige (Erempel aller €rbärmlt<hfetten
einer l?altlofcn*natur mir6. Die £ljarafter.€ntoi<felung ift
von ergreifen6er IDahrheit.
Das publifum fyxt jeooch 6iefes Schaufpiel nicht nach
feinem (ßefa^maefe gefun6en. €s hat es mei6lich ausgepfiffen.
Die Kritif lehnte es gleichfalls ab un6 maebtr 6en Perfaffem
einen unbilligen <Ten6enjprocef . €inc fpätere «geit mir6 mellei^i
an6crs urt^eilen. Meines €rad?tens ifl 6er „probirflem" 6as
intereffantefte un6 beftgefajriebene Stücf, 6as aus 6er doüabo.
ration tfugier's mit 3ules Sanbeau h*nx>rgegangen tft. ..'
3m 3af>re \855 braute tfugier im Dau6eDille-£fccifcr
» . ...
Oigitizecf
einen DteAacter in profa „Le manage d'Olympe", der an
«yeHcnbcr £>cmbUtng mit 5er „Camcliendame" des jüngeren
Dumas wetteifert, öiefelbe aber durdj fdjärfere und correctere
Beobachtung bes Cebcns und rücffyaltslofere IDafn-fyaftigfeit
übtt^ü^cU. XHe JOlympia ift übrigens t>on anderer Haffe
als o\e ^d)tD\Tibfücr)tige 2ttargaretfye (ßautfyier. Olympia ift
eme „Coqulne" in 6er gansen Stärfe des 2hisdrucfs. Sie ift
\o \\c\ gefallen, als ein IDeib in diefer fündigen IDelt überhaupt
m
fallen tann. €s ift ifyr and) fo rnoty in dem abgrundtiefen
Sdjmulj, 6a§ fte aus eigenem moraIifd?en Heinlidjfeits» .
Befcürfiüfc nie die leifefte 2Inftrengung perfudjte,~fta7 aus dem
Unratt? ju ergeben. Hadj i^rer Verheiratung ift fte genau oaffelbe
noef} , das fie voxljcv gemefen — jeder Blutstropfen eine Dirne.
2>ie Dere^rlidjcn ^ufd^auer fanden das Stücf uiolent,
brutal, ereefftp; fie pfiffen es aus, fyauptfädjlidj um feines
Sdjluffes willen, der eine Cöfung' bringt, unerbittlich wie die
eiserne (Seredjtigfeit. nidjtsdeftoroeniger bleibt e§ ein ftarfes,
großes XDerf, pieüeidjt das poöftändigfte und d)arafteriftifd?fte
6es Dieters. •
' Xüie Diele blöde 3eremiaden fyat nidjt die com>entionelI
georillte Kritif über diefes flammende dramatifdp <8emälde
gefeufjt! Umfonft. Die ^eud?Ierifdje tDelt fage, u>as fte
tDolIc. 2(ugier mird nie dem (Effect $u Ciebe oon der Cinte
6er IDaljrljett abtreiben. Bringt er eine Crudität, fo dürfen
u>ir »erftd^ert fein, dag fte Umt pon feiner !ünftlerifd)en wie
ftttlidjen Ucberjeugung dictirt tporden ift.
ZDie das The&tre- Francis \87$ mit dem größten
(Erfolge die Arbeit des jüngeren Dumas „Demi-Monde"
aufführte, die $tpanjig 3afjre lang dem erften Sdjaufpiel«
fymfe der ^ransofen als unannehmbar gegolten; fo wird
• • * *
.* •
t«
^ »-. . ; r /. .; . . ' * . Digitizesj b'y-G
eines Cages geu>ig audj 6ie „Manage d'Olympe" im
f)aufc HToliere's an 6ie Keifye fommeit. Die <5efd?macfs.
bil6ung 6es publifums u>ir6 nid>t ewig auf 6er romantifd?en
€felsbanf nerljarrcn, fonöem 3U r/öf?eren Stufen 6er Kunfi-
einfielt porfa^reiten un6 6ann felbft 6ie flärfere Speife unum-
n?un6ener lüaln-ljaftigfeit un6 Haturtrcue oerlangen.
3m 3al?re \S56 fam 6er „Gendre de Monsieur
Poirier" im Gymnafe-tpfcater heraus, un6 im gleiten £>rte
un6 im gleiten 3af>re erlebte nod> 6ie 6reiadigc „Ceinture
doree" ifjre premiere. 3ei 6iefer außeror6entlidjen ^ruef/t.
barfeit 6es Dieters ift es nidjt $u r»erroun6ern, trenn fidf
^uroeilen ein fdjujädjeres CagemerF in 6ie £ifle feiner Schlag
auf 5<r)Iag ■ folgen6en Hterarifd?cn Arbeiten 6rängt v. Die
„Ceinture doree 44 ift ein fola>es. Dafür ift 6er „Gendre
de Monsieur Poirier* 4 um fo meiflerfyafter ausgefallen.
Seit \86$ r/at ftd) 6as Theätre- Francais 6tefer derartigen
Komöoie bemädjtigt un6 in tfyr ein Kepertoireftücf von 6er
unueripüftlia^ftcn 5uö* ra f* gewonnen.
2Iugier ift nunmehr in 6en Qör/epunff feines Staffens
eingetreten. Seine 6ramatifd}e Hatur oocumenttrt tfn-e
Dollreife. 3 m »»Gendre de Monsieur Poirier 4 ' tft 6te
2tugier'fa> profa pon einer entjücfen6en irifa^ un6 präcifion.
Die (Beftalten erfajeinen in gc6iegenfter Dura7bil6ung. Sie
fin6 non einer fo warmblütigen Kraft un_6 Sinnlidjfett, '
ba$ fte im Hu populär nwröen un6. 6en griesgrämigften
Hritifer entwaffneten. Die (Befellfdjaft, in 6eren ZHitte 6i*
f)an6lung ftd) abfpielt, ift mit einer €nerg!e gejetdptct,
mit einem fo genialen Dcrflän6ni6 für 6ie bleibcn6eu, ewig
menfdjlidjen Süqq in 6er €rfd)einungen ^ludjt, 6af 6iefes
Stücf 6en IDecrjfel 6er Reiten un6 forialen Suftänbt über»
m Im * . *
bauet n rovrfe, obne an feiner Bedeutung trvf entlief? ein^n Inigen.
Det D\<?t)tcr fci>Ü&ert die Conflicte, 6ie aus 6er Kreu$ung des
eitlen, auf feine Pergangen fyeit erpichten, aber ofonomifa>
unb moraUfcr) ruinirten 2ldels mit dem nad) »ornefymen
3Xusy\dinuuaen lüfternen, burd) Ijarte Arbeit reief? gewordenen
©er»ctb\lanbe$ fidj ergeben, . fonrie den fefilie glichen Sieg des
Büt^extljums über eigne und fremde Porurtljeile. Per.
" - "Kampf junfdjeh der alten IDelt, reprafentirt duray den
afceUgeu Scfjwiegerfofm des reiben und biederen Gemüvy
trämers Poirier, und der neuen IDelt, reprafentirt durdj das
etjrfame, tüchtige V)aus des alten Poiricr, r>oÜ5icr)t ftcf> fried-
fam innerhalb der uier tDände und im Kalmen der edjten,
geregten Komödie.
Die ^abel ift tfyeilmeife aus dem Äoman „Sacs et
Parchemins 44 pon ^uUs Sandeau gejogen, und das delicate
(Seroiffen 2Iugier*s fyat darauf gehalten, au<h diesmal wieder
feinen freund als JTTitarbeiter öffentlich $u nennen.
Das nädjftc IDerf „La Jeunesse' 4 , Komödie in fünf
Tiden und in berfen, ift, um einen artiftifrfjen «Junft«
eusdruef 5U gebrauchen, nad? der er ff en ZTTanier des Dramatifers
gearbeitet, d. i. ofme den glänjenden 2lufu>and, ofme die
grofen pajfionen der abfoluten Modernität. Die Derfe ftno
pom beflen (Bepräge und eine erflecflia^e «Jarjl derfelben ift ju
geflügelten IDorten geworden.
Die erftc tfuffürjrung der Jeunesse 44 fand am
6. ^ebruar J858 im £>deon ftatt, dem Sdjaufpielfyaufe des
fateimföcn Hertel/ tr>o die entJmftaflifay ftudirende Jugend
als fritifä>er tfreopag ü>e 5enten5en fällt, die natürlich
feiten genug den grantelnden pfyiliftern der officiellen Kritit
jenfeits der Seine beijagen. Diefe fanden denn aud}, dafc
6tc .Jeunesse" naa^ Ejanblung, Sptadjc unb Stimmung flarf
an Ponfarb's „Honneur et Argent" erinnere, tr>äln*cnb ' bas
afabemifaje tfubitorium bes Obeon, fern wn muffiger
Heminiscensen. Jägerei, oic liberale unb grofjmütfyige Cenben*
bie wie ein frifdjes <5ebirgsn>affer burd> bie Derfe raufetye,
mit ben reiajften Blumen bes Beifalls überfcfyüttete.
21m 22. 21Tai beffclben Jahres trat Slugier mit einer
fo nwdjtigcn, füfmen Sittenfomöbie mobernften . Stils im
2?aubepiIIe»C^cater oor bas publifum ber Bouleuarbs, baf
<£enfur unb tfritif crfajrecft sufammenfu^ren. €s beburfte
ber perföulidjen Da$u>ifdjenfunft bes Kaifers ZTapolcon, um
bie 2luffüfyrung $u ermöglichen.
„Les lionnes pauvres" betitelte ftd? bas epoaymacfyenbe
Wert. Bouffier mürbe als 2ttitarbeiter genannt.
„Les lionnes pauvres" ftnb burd} £)errn Cinbau's
Dermittelung neuerbings aud) in Deutfdjlanb über bie
Bretter gegangen. 34 ^ ann ty' fr um f° faffat/
ba man in ber Ijeimatlidjen Preffe Innlänglid} rebfelig
getuefen. Die armen Cötuinnen, b. i. grauen ber fogenannten
befferen Stäube, bie ben Cfjebrucfj burdj proftitution ner-
fdjärfen, unb burdf bie heimliche €infüln*ung bes Sünben*
Iolms in bie fjausfyaltungsfaffe ben betrogenen (Ratten $um
unbeujugten Compliccn unb Huf|nie#er ber Sa>anbe tnadfen,
ftnb leiber fein Qimgcfpinnft bes franjöftfa^en Dramatifers.
IDcr bie Haturgefdndjte bes Dolfes genau Fennt, roeifc, ba£
biefe unfelige (Sattung uon XDeibsIeuten eriftirt — unb nidjt
etwa in bem als befonbers laftcrljaft perforieren ^ranfreia^
allem ....
f)at ber Dramartf er ein £e07t,.mit rficffia^tslofer Jjanb
bie fdjeinfyrilige Binbe »egjureigeri von bem Krebsfajaben,
ber hu ^efcUfcf^fMd?«! Körper um ficr) frigt, unb mit bem
giürjeubcn <£ifc« W nc * Kunft por aller XDclt lUi^cn in bie
IDunbe ljmciTi3ubrennen? . Ober gibt es fociale Stäben, bie
^\d> \c\ncr (Eompetenj ober feinem Hädjeramte. ei^ieljen?
<Es> atbt immer noa? ^imperliaV Harren, Me einem
Icbcubi^cn 2tugier perbieten möd>ten, was pe bei einem
tobten ^Iriftoprjanes, Sfyafefpeare ober ZTIoliere gut feigen
müfleu, um nia^t in ben <5erua> abfoluter Borntrtfyeit $u
fomnten. 3n 6er Citeratur pflegen, im (Begcnfafce 5U einer
xriel citirten Lebensart, bie Cobten Kea^t 3U jfyaben.
Die JLionnes" Ratten fdjnxre Einfettungen $u befielen;
allein bie täglidy mcfyr ftcf? befeftigenbe Autorität ifjres Ur-
bobers tjat alle irgenbroie nennensmertr/en (Begner fc^Iieglt^
aus bem Sattel gehoben.
307 rermeife nadjbrücflid? auf bie Porrebe, bie ber Per«
f affer bem Certbudjc mitgegeben fyat. Der Cefer r/at nidjt
511 fürdjten, einer aus geiftreidjen Sophismen unb patfyetifaVn
Dcclamationen $ufammengen>obenen Differtation im Stile bes
fjerm Dumas jun. 5U begegnen. Heben ben logifajen,
cr)rlicf}en, Rumänen Xugier geftellt, fdjrumpft ber pratentiöfe,
djriftfatljolifdjc Socialreformer Dumas $u einem ßaveeur ju«
fammen, bem ber fjimmel fo gnäbig fein möge, "als es ilmt
bie Welt, bie gan$e unb — fyalbe, bisher geroefen tft.
Die I?elbin ber „Lionnes pauvres", XlTabame Serapione,
ift eine ber gewagteren Figuren, u>ie man fie Dörfer nur
einem Dumas 511 trauen mochte. Elber wcld)' eine über*
irälfigenbc, jebes flcinlidje Sebenfen $u Boben fdjlagenbe
ZPabrfaifiigfeit im Elugier'faVn tfrauentypus! Da ift Eitles
ipurjelrjaft unb nirgenbs ftört eine Spur pon ber baroefen
giction bes Dumas'fa^en * IDeltlebens. — . /
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3m ^aiftc \8:>9 bc$e\d)t\ete bas fünf actige Drama
„Un beau manage", 3ucrft im <ÖY mna f e aufgeführt, 6ie
ununterbrochene Arbeit unferes Dieters. Bouffier erfer/eint
hier $um jweiten un6 legten IXlai als fein 2TTitarbeiter.
Das neue IDcrf, obgleich Feine Schöpfung erften Kanges,
beftätigte 6ie Uebcr$cugung, 6ic aus 6er großen funftftürmenoen
Debatte über 6ie moralifcr)c Berechtigung 6er „Lionnes
pauvres" auch 6em 3lö6cften ftcr) aufge6rängt tyxbtn muf te,
6afc 6ie 6ramatifcr/e Sittenmaleret un6 6ie fociale Satire in-
fon6erheii in 2(ugicr ihren hcrt>orragen6ften Specialiften ge«*
funoen fyxt •■•'•-*•,. . •
3n 6er £fjat, 2lugier ift /ein umoerfeljer Dichter; er
ift ein Spedalift, un6 6ie fchmer$licr)en IDirrniffe 6er heutigen
(5cfeIIfcr)aft fm6 feine Domäne. ff'xex maltet _er 6cnn aud>
wie ein echter tfpoftel befferer Cebcnsgcftaltung feines tfmtes.
€r pre6igt, mahnt, ftraft, fpottet, aber ftets innerhalb 6er
Säjranfcn, nrie fte 6as funfti>oll eingerahmte 6ramatifche
<5emäI6e auf 6er gegenwärtigen Schaubühne fid> gefteeft fteht
€r .ift fein Courtifane 6cs publif ums, , aber <xudt fein
fühner (Brenjertpeiterer. f)err €milc Sola, 6er ftrenge Per-
fechtet 6er naturaüfttfcfycii Kunfttehre, ift oeshalb auch nicr)t
^anj $uf triebe« mit ityn. €r wirft ilmi Jn ängftlichc- Xficf.
ft<ht auf Me ttjeatralifche Schablone, auf 6ie aft^ettfe^e
Convention t>or. €r fin6et 6as Slugier'fdV Creator noch
n\d)t ^mlän^ttdy gefäubert i>on jenen gelecften ,Jiguren, 6eren
ITlobeU ftcfj in 6en 6ramatifchen Wext ftätten $u pererben
Sola fdjreibt: „<Es iß feiten, in feinen C^ealerftücfen
mdjt auf bas f ein* feufa^e un6 fein* reiche Jungfraulein 511 flogen,
bas mdjt rjeirathen will, weil es [xdtj entfe^t, feines <5eI6es
u>eaen genommen $u weroen. Seine Jünglinge fmo gleich-
falls £)eroen 6er € fjre un6 Kccfyfdjaffenfyeit, 6ie in tCfu-änen
ausbrechen, wenn fte frören 6af ihre Herren Pater auf
roenig gereiften fya fte IDeife fich ihr Permögen erworben
traben. 7Xl\t einem IDort: 6te fympatfjifche ^igur tfegt
immer, ich meine 6amit jenen iöealen (Typus aller guten
unb frönen <5efuljlc, ftets aus 6em nämlichen <5u|, ein
magres Symbol, eine fneratifdje perfonificatiori, 6ie auf er-
Ifalb' je6er lebenswahren Beobachtung ftefjt •• Das
- märe alles recht fcf?ön un6 recht rubren £>, wenn es nur als
mcnfcblidjes Document nicht gar fo anfechtbar wäre. Die
Hatur fennt 6iefe fteifen formen nicht, we&er im <Suten
noch im Bäfen Das ift noch nicht 2Hles. f)err
2fugier peränoert oft einen Charafter mittelft einer ein3igen
Bewegung feines 3 a uberftäbchens. Das Xecept ift befannt.
2Tian be6arf einer Cöfung 6es Conflicts; 6a$u bereitet man
fich eine groge €ffect-Seene 5U, in oeren $olge man 6en
Cbaratter 6er betreffen6en perfonnage einfach umfehrt.
Um nur ein Beifpiel anzuführen: man betrachte. [\<h 6en
Ausgang 6es „Gendre de Mr. Poirier". IDahrhaftig, 6as
ifl $u bequem; man Fann nid>t fo leicht einen Blonden in
einen Braunen umfärben, als ftd> Iner die feelifaV IDand-
lung polljie^t. Diefe plöfclidjen Umbildungen fmd geradeju
fläglid}. €in natürliches (Temperament bleibt fid} treu bis
jum Sdjluf, wenn nidjt langfam unrfenöe Urfadjen, die
fef?r genau analyftrt fein trollen, recfy$eitig eingreifen . . *
€s fann uns nidjt in den Sinn fommen, das Zu-
treffende in der Kritif einer Autorität von dem Hange eines
cfmile £o\<i in ^rage ju ft eilen, um fon? entger, als der
eminente Kritif er felbft an anderer Stelle feiner Studie Le
naturalisme'au Th£ätre die $afjlreicfyrn Qualitäten ilugier's
gleidjertseife ins befte €id>t rücfh
Die gemalten Zustellungen jugegeben, genügt es fjier
$u betonen, dag 2fugier, roie fein 5n>eiter dramatifdjer Didier
der Heujeit, Schritt für Sdjritt alle €ebensbe$ietningen der
fran$öftfd>en <Befellfd>aft feiner dramatifdjen tfnalyfe unter-
morfen fyat, ofmc por den Ijeif elften und complicirteflen~€r-
fdjeinungen $urücf$ufdjrecfen.
Das betpeifen feine „Effront^s" und ,JLe fils de
Giboyer", 5a>ei fünf actige Stücfe, u>eld?e die (ginmiföung.
der Borfe in den 3om*nalismus und die €inmifdntng der
Religion in die politif $um 2?orn>urfe fyaben. i?ie erfdnenett
\S6{ und \862 in ganj uortreff lieber Perforperung und-
3nterpretation auf den Brettern des Th^ätre^Franyais.
Seit den Kämpfen die einft iTToliere wegen feines
„Tartufe" ju befteljen fjatte, n>ar es den parifem nidjt me$r
uergönnt gemefen, einen foldjen Sturm $u erleben, n?ie iljn
diefe Stüde, befonders das $u>eite, entfeffelten. Die (Theater» •
Kaffe fuljr nicf)t fdfledjt dabei. Die dreifig erften DorfteHungen
der ;,Effront£s« Qanuar (860 trugen ir>r einlnmdertfünfjtgv
taufenb £tancs c\n. Der Kaifer unö 6te Kaiferin a>ofniten
roieberrjolt ben tittereffanten 2l*uffüf}rungen bei.
XOxe in ben «Effront£s" öer Journalismus, fo rouröe im
JFils de Giboyer" 6ie legitimiftifcr/.Herifale parteifippe mit
feurigen Kutfjcn gepeitfdjt unö öas jtDeiöeutige (Treiben ifn-er
poKHfcf^en Salons öen pernidjtenöften StrcifHdnVrn eines
genialen fatirifcr}en ^euertoerfes preisgegeben.
Das ift fein Cfjeaterfiücf, öas ifl ein giftiges pamptyet!
fdjrieen bie betroffenen unö es fyagelte Journal. tfrtifel unö
3rofd}ören pro unö contra. — ^
Der Dichter antwortete in öer Buchausgabe feines Stücfes
mit einer ?ur$en, aber fer)r glücflidjen Porreöe. tDüröeuoll
unö bünMg ma^rte er 6er Kunft ir>re Autonomie unö betonte,
<£r>arafterer aber feine beftimmte Perfönlia^feitcn gejeiefmet
$u r)aben, — n>as freiließ öas pfiffige Pubüfum nia^t abhielt,
aenriffe Hamen ju nennen unö mit öem Ringer auf jte $u
öewten.
„Der u>afu-eOel wäre", fdjreibt tfugier, „Les Ctericaux",
o>enn tiefer 2fusörucf auf öem (Tfjeater gebräuajlicr) wäre ....
<£s ifl fein politifdjes Stücf im gentffmliaVn Sinne öes
IDorts, f onoern ein fociales Stikf, öeffen Sujet öen tfntagonis«
mus sanften öen alten unö moöernen prineipien ofyne
perfönltcf?feiten befyanöelt . . . ."
Saroou, öer fanfte, glattrafirte 33onapartift, fyat fpäter
etwas 21 cfmitdjes uerfudjt mit feinem Dielbelobten „Rabagas"
öer feinerfeits öic öemofrattfdjen Begebungen an öen Pranger
ftetten unö öcm ^Iua>e öer Cädjerltijfeit überantworten tränte.
2Iber n?ie rerfünftelt, wie rerrenft, wie farifirt unö Operetten»
haft itno Ml meiften öiefer (Typen gehalten! €s fefylt öem
Stflcfe mdjts, als etwas £>ffenbaayfa>e JlTuftf, um es als
eine politifdj angepriesene $arcc jener pulgär überfpaghaften
(Sattung erfahrnen ju iaffen, wAd}c bei 6em publifum 6er
3ouleparbstf?eaier fo t>icl <5lücf mad>t.
Per Dieter 6es „Rabagas" ift 6er <£rbe Scribc's,
öeffen 3ntrigucn«*{omö6ie aus 6er £>ppo|ition gegen 6ie
flafftfdje Sdjliajtf?«* un6 (Benügfamfcit 6er 6ramatiföen
fjanMung erwachen ift. Sar6ou f?at 6icfe oppofttioneüe
Sichtung, 6ie man eine Seitlang als Theätre de genre
pafftren lief, bis auf 6ie äugerfte Spifce getrieben. Seine
f)an6Iung ift bei 6er ertremften €pifo6enroud}erung, bei 6er
abeutcuerlta?ften Dielgefdjäftigfeit angelangt. Seine eminente
feenifdje (Befcf/icfiiajfeit lieg ifa niety me^r auf falbem IDege
ftefjen bleiben; fie 6rängte 6ie theatralifdje Caföenfpielerfunft
• * ■
jusqu'au bout r ^
Dag 6iefe Sorte von (Theater rea^t amüfant un6 6arum
beliebt ift, beroeifen 6ie ungeheueren tTriumpfye, 6ic fyvt
Saroou mit feinen Stüden bei 6em publifum aller fjerren
€an6er geerntet. Vom Stan6punfte 6er reinen Kunfl ftn6 6te
Sar6ou , fa7cn (Erfolge freiließ belanglos. Die 5utreffen6e
€rfenntnif 6er tftenfdjen un6 6cs Cebcns hat 6urdj 6iefe
fursmeiligen 2TTarionetten • Stüde feinen ernftfjaften £\\tx>adis
erfahren. Die Sar6ou'faV Beobachtungsgabe ift bei aller
^ein^eit 6er Halterung für 6as tfrtueUe, für 6as momentan
Kcisen6e l?öcf?fl oberflächlich. Die Satire fliegt fajt immer
über 6as g>\e\ hinaus un6 6ie C^arafter5eid^nug trifft feiten
6en richtigen <Ton. Die frauenhafte Ucbertreibung ift 6ie
tfegel.
©ans an6ers bei Augier. Seine Figuren, felbjt 6ie
gewagteren, tragen immer noch 6en Stempel 6er tDafjrheit
in me^r o6er weniger fcfjarfer Ausprägung.
tttan betrachte öoa? öiefen unglücffeligen Journaliften
<ß\bo^cr # ro \ine plume endiablee, cynique, virulente, qui
cräche et eclalaousse", öer um eine angemeffene «Bezahlung
(einen leiblidjen Vater mit Epigrammen fpiefen unb für
^u\\^ Jrancs Crinfgelö ä la croque-du-sel au ff reffen roüröe!
IBtld)' eine Canaille, öie uns <£ntfefcen unö ttlitleiö
Sagleid) einflößt, öenn if?re grauenhaften Cfyarafteroerirrungen
-entspringen im (ßrunöe sroei reinen Quellen: 5er Dcradjtung
öer corrupten (Befellfdjaft, öie für öen armen, freigefmnten
unb nad) Jretfyeit öürftenöen (Teufel nur ju|trttte~^at, unö
einer unenölidjcn Ciebe unö Aufopferung für öas einsige
Wnö, bas öem €lenö unö 6er Deradjtung entriffen unö $u
einem unabhängigen, glücfliijen ^Hannes öafein erjogen
u>erben foll. '• .. .
Ulan bettadfte ferner liefen alten Jttarquis 6'Auberipe,
eine geriebene Poltaire'faV Haiur un6 unerbittltdje <3unge/
«aber nidjt ftarf genug, um öen «Keinen bes 3ntriguenfpiels unö
5er pifanten IDeiber, öie öie frommen Salons 6er Cegitimitdt
nrie Centralfonnen befyerrfdfen, fidj entroinöen $u Fön ncn. €r
tyü ein geißreidjes IDort für alle Cagen unö per fönen . Als
bie Baronin an 6er 5ut>erläfftgfeit öer fäufliaVn preßlmfaren
^nxifelt, bemerft er: „3m fjanögemenge gibt.es feine
Selöner mehr; öie Keile, öie jte friegen, . bringen Urnen eine
' Ueberjeugung beil"
Unö nrie geigelt er, öer authenHfd)e €rbaöelige, öie
^uöringlid)en „Bourgeois du droit divin", öie por öer
2?erx>Iution eine beilige Angft emppnöen, roeil (ie öabei nidjts
me&r 5U geroinnen hoffen l
Der (Typus öief er für öen alten €öelmann fo lächerlichen
ZTlenfdjenfoxU, öer „Bürger ron (ßottes (Bnaöen" ift ein
getpiffer fjerr HIarechal, 6er Poll erheuchelter Begeiferung
ausruft: „So lange 6ie lehren 6iefer Caugenichtfe (Doltatrc
unc* Kouffeau) nid}t toöt un6 eingefdjarrt fin6, gibt es nichts
^eiliges un6 feine 2U«5gIicf^feit mehr, feinen Heinum in
Hü^e su genießen; oas gemeine Volt brauet eine Heligion, *
Qerr Sttarquis!" €r fchmaajtet nach einer eclatanten C^at,
um 6er lcgitimiftifa^en partei feine €rgeben^eit $u bemeifen.
Da erroäljlt ilm 6iefelbe — faute de mieux — ju ihrem
oratorifdjen Sturmbocfe bei 6er grofen Unterridjtsöebatte im
Parlamente, fefneft ihm aber Dortfcfysfjalber 6ie Senfations-
Hc6e pr un6 fertig ins fjaus, öamit er fte ausu>en6ig lerne.
Bei Eröffnung 6es.6ritten HcUs tre.ffen urir ilm richtig bei
6er fauren inemorir- Arbeit, 6er er ftch mit angequältem
cf nt^ufiasmus 5U entle6igen fudjt. <£r hat ftch in fein Bibliothef •
Limmer eingefchloffen , ein parlamentarifdjcs das «Jucfer«
u?a(fer auf 6ie impropiftrte tCribüne gefleDt un6 beginnt nun/
\\d} hinter einen Stuhl pflan$en6, feine gewaltige He6e mit
majeftätifa^en (ßeften $u probiren. f)ier ein Bruchftücf 6ar*on :
„ilTeme Qerren! Seien Sie über$eugt, 6ie einjige fo!i6e
Bafts 6er Politiken n>ie 6er moralifa^en IPelt ift 6er
Olaube. Hia^t 6ie 2Uenfchenrechte muf man 6em Dolfe
lehren, fon6ern 6ie Hechte <S5ottes; 6enn gefährliche
IDahrheiten ftn6. feine IDaljrheiten. Tie Cehre pon 6er
göttlichen (Einrichtung 6er Autorität mug 6qs erfte un6 Ie|te
Wort alles Dolfsunterrichtes bleiben .. . . ."
3ft 6as nicht Dortrefflich "ach &er Hatur 6er Xücf.
fchrittspartei ge$eidniet? Das if! fo eract ins Schroarje ge-
troffen, 6af man permeinen möchte, 6ie UTeffieurs £tysnelon$
im Perfaiüer un6 H)in6thorft im Berliner Parlament hatten
ihre beften Schlagtporte bei 6em Dramatifer .tfugier geborgt.
t
ttUYm 6er betr>oren6e Singfang 6er falfdjen propfyeten ift
«u>ia, urie bic XDelt un6 man fann ihn aller Orten hören,
tdo ber fortfdjrcitenoe Polfsgeift feine unpcräugerHcfjen
&cä)te geltenb machen «ritt.
„3.Tleme fjerren! Seien Sie überzeugt, 6ie einige foH6c
Bafts ber politifdjen n>ie 6er moralifdjen Welt ift 6er <5Iaube!"
UDeldjcr (Staube? Der (Blaube an 6en — (Stauben
6er Duntelmänner
3<fy fage nichts von 6en 6rei grauenvollen im „Fils de
Giboyer"; eine ift frappanter un6 föftlidjer, als 6ie an6crc
3is auf 6ie engelreine, ftof$c Jernan6e fyat jc6e ifn* pfun6
von Sarfasmen, ZHe6ifances un6 politifdj.regiliöfcr J}eim»
lüefe re6lid} 5ugeroogen erhalten.
Die flerifale Partei fpie in ifyren blättern ^euer un6
flamme gegen 6en gottlofen Dieter. Seit 6as franjöftfajc
(Theater befielt, Ijatte fie Angriffe pon foldjer XDudjt, oon
folef/er ariftop^anifajer (Sroßartigfeit nodj nie erfahren. Sic
rafte, allein fle Wieb olwmädjtig u>i6er i^ren (Segner. €s
mar ifmt von feiner Seite crnfiJjaft bei$ufommen, n>e6er oon
6er literarifaVn nodj von 6er bürgerlidjen. 2lugier . erfaßten
^ im gldnjen6ften XDaffenfa^mucf, von Kopf bis 5U Juf mit
allen Cugenoen 6es Sdjriftfteüers nrie 6es Pripatmannes
gewappnet!
Der ef>rumr6ige Couis PeuiUot, einer 6er bifftgften
Ijäfyne 6er legittmifiifaVflerifalen fjofpreffe, rücfte gleia^ mit
einem 6id*en 3an6in's tEreffen. Das curiofe Kampf n>erf
führte 6en tTitel: „Le Fonds de Giboyer" un6 war in
(Sefpradjsform gefdjrieben. Das eiferte un6 geiferte, ädftte
un6 ttädftU, fcfmtätye un6 fragte aus Ceibesfräften. Peuülot
$laüf>te um fo mein? ju 6iefem fyeroifa>n (Sang perpfliijtet
3 u fein, als xfyn fein (Seuriffcn un6 We Vox populi unauf-
Ijörlicf? zuraunten, er, 6er gefeierte Journalift, fei in 6em
Sfugier'fcfjen Stücf fpred}en5 äfytltdf porträtirt un6 €fyren-
Deobat getauft. €r füllte ftcf> perfönlii> getroffen — un6
30g im Hamen 6er Partei um fo couragirter pom Ceöer,
«in p^nomen, 6as bei flerifalen $efy6en ftd} am öftetfen
beobachten läßt. 3e größer 5er Sünoer, 6efto größer 6ie
prätenfion, 6ie f)eiligfett (Bottes un6 feiner £>r6nungen als
<juseru>äf>lter Scfyltoräger pertl?ei6igen $u muffen.
Die parifer Iahten — uno ZKonfxeur Deuillot fyitte
fein pulper umfonft perfajoffen. Hur fein (Beftdjt un6 feine
f)änbe erfdjienen nodf fajtoärser, als porfyer. .Seine 6icfe
Hafe ifl fjeute nodj berühmter un6 populärer in paris, als
feine 6icfe Streitfajrift »ioer tfugier, 5er fcibftperftän6Iia7 6en
flerifalen pampljletiften feiner <0egenre5e n>ür6igte. Diefe
<£reaturen gefym fdjließlia) 6oij am eignen (5ift $u <Brun6e,
tpäfjrenfc 6ie (Bciftestfyat 6es freien un6 ganjen HTannes fort-
»irrt pon <ßef07lea^t $u öefa^Ie^t. '
2lu$ ein Qerr (Eugene 6e ttlirecourt fucfye mit 6er
Sefjäfftgen Schrift „Le Petit-Fils de Pigault Lebrun" fein
2TIütfyJjen an 6em füfnien Komö6ien6id}ter ju füllen.
Citerarifaj noa? unter Peuiüot fief?en6, ijl er ifpn je6o$ an
reactionärer CafterfaftigfeU tpomöglid} überlegen, fo 6af
feine Scf/mteralien uns nocf> tiefer 6en trüben 6run6 6es
Klerifalismus erfajließen. Don 6iefem <8eftijtspunfte aus
ijl fein pampfjlet faßbar als „f?eilige Bun6esfdjrift".
(Einem (ßegner in 6er tDuftren 3rü6crfd}aft 6er „Un.
fterbliajen" pon 6em Caliber 6es pocten Dictor 6e £apra6e
begegnen $u müffen, mag felbft für 6en pielerfafymen Slugter
«ine Ueberrafdjung gewefen fein. Der fanfte Sänger ^ei6nifa^er
Ol. <B. toniob, paiiOana. 7
lüftelctett entpuppte (icf) in 6em Streite u>i6er feinen afa6emifdjeit
HUtbruber als 6as gröbfte un6 fdjamlofejle CäftermauL
taprabe errjob ben tfnfprucr), im ZTamen fämmtlidjer Parteien,
a\\o aud) bev von &ugier n\d}t angegriffenen, gegen 6as
rwuefte tErjeaterftücf protefHren $u muffen. 3n feinem Poem
„La Chasse aux Vaincus" 5 ierj er tfugier 6er 3efted?lid).
feit, ©es bonapartiftifdjen Ijoffcfjransentr/ums, mit einem Wott
Oer Hterarifcr}en (Sauneret.
Da bäumte ftd? Oer 2TTannesf!ol5 im Drama fifer auf
un6 6et geredete oes (Befränften permodjte nidjt Idnger
an ftd) ju falten. 2lugier antwortete mit einem offnen Brief
in bev Opinion Nationale. Diefes Sdjriftftficf gehört 3um
3ntereffanteften, was in 6er langen Jefjoe um ben „Fils de
Giboyer" ju tTage gefommen. ITTan fin6et es im Cagebud^
cer Comedie-Francaise pon (ßeorges b'^eylli 5. 360 ab»
ge6rucft. 3e6er Safc ift ein Auftritt für ben erjrenwertljen
Dictor, 6er jertreten wie elen6es (Bewürm am Bo6en liegen
blieb. €s war eine furchtbare Cection, aber jie mar wolfl»
per6ieut.
Iiis 6as tTrjeaterftücf feine Äun6e 6urd) ^ranfreicr) madjte,
entbrannte 6er Kampf aud) in 6er propin$. 21m wifoeften.
geber6eten ftd) 6ie ^einoe in 6em pon fanatifd>en Pfaffen
aufgewiegelten Sü6en. 3 n Firnes un6 Couloufe wudjs 6er
5can6al $u foldjer fjöfye, 6af 6ie (Berichte einfcrjreiten un6 6ie
2?ä6elsförjrer 6er flerifalen l}e$ban6e in's «Sefängnif? werfen
muften. >
tTrofc aller £)ppofttion blieb aud} fyier 6em mutr/igen
Dichter 6er polle Sieg befd)ie6en. —
Der 3 0unw Kft <ßiboyer ift eine 6er djarafteriftifdjflen
unb etn6rucfspoüften Köllen, aber $ugleid> eine 6er aller-
fajurierigften. Der sunt 2lustrag 5U bringen6e pfadplogifaV
donflict erfor6ert einen Scfyaufpieler pon ungeroölmliaVr
Begabung. Das Theätre- Francis &eft|t einen folgen an
iltonfteur ßot. Dcrfelbe lebte fid> x oermafen in 6iefe
originelle perfönlicfyfeit ein, machte ftaj fo fefyr alle Befonoer-
Reiten iljrer Den!« un6 €mpfin6ungstpeife $u eigen, 6af er
fpäter tfnflänge hieran in anderen tpefentlia^ perfci>ie6enen
Sollen, nrie 6ie XoMpfyi's 3. 3. in ponfar6's Honneur et
Argent, erji naa) groger BTüfje 3U überipin6en permodrte,
<5ot fonnte pon 6a an als #ugier's eigentlicher Mit-
arbeiter, Jortfe^er un6 Dollen6cr auf 6er Bülme gelten.
3m 3al?re \S65 creirte er 6ie (Titelrolle im fünf actigen
„Maitre Guerin". IDir notiren im fluge jipei fyübfoV
tDorte aus öiefer brillanten Kom$6ie, oie einige feljr an-
$tefy?n6e, populär geworbene politifdje C^araftere auf oie
3üfjne ftellt: „Le genie est un Slot baigne par la folie"
— 6ann: „Qaben Sie tfngfi por 6er <£$e? •— tfa> nein,
id} u>cr6e mia) djloroformiren laffen!"
TXn 6iefe Komdöie f?at 5er Dieter faft 311 piel (Talent
perfcf)ipen6et. Der Äeidjtljum an Perfonen, Situationen un6
Conflicten ift fo grog, 6aß fta) aus öerfelben 6er Stoff jn
jtoei ober 6rei neuen Komö6ien sieben liefe. Dem gerüttelt
poüen XDerfe gebricht es 6afyer an 6er leisten ^aflicfjfeit
un6 €inljeitlid}f eit. Der Ueberfcfyug an 36een un6 Figuren
jerfplittert unfer 3 ntcr *ff e « fcenifdfe <SetcanMf?ett
2lugier's Ijat 6iefen ^e^Ier freilief? fo gut als nur immer
möglidj einsufajränfen perfucfyt un6 ge6u!6igen 3u\<fymern
gegenüber wirb es ifjm getpiß aud; gelungen fein. Das
Wext enthält einige Porträts, 6ie mit erftaun lieber ITTctfter-
fcfyaft ausgeführt fm5, ganj befonoers 6as 6es Hotars in
100
bcr J^romnj, oes „ZtTeifters <ßuerin", bas ötc oramattfdje
<J5atcrie bes Dichters um einen neuen, originellen t£ypus
x>etme^rt. Diefer Hotar ifl ein fywptfd>Im. (Ein (Beisels
uub IDudjerer, oabei ein ftrenger ^amüienpater, »oH efjr.
^üdjti^er 33egieroen Ijinftdjtlid} 5er ^ufunft feines Sohnes,
bem er 2iöelsrang perfdjaffen mödjte, perfdjlagen uno r>or-
Tid^ti^ un6 Poll feltener Beljarrlidjfeit, feine <5eu?iffensfcrupel
fenneno, aber oennodj oen Sd)ein oes Äedjts unö oer (Befefc-
mäfigfeit für feine IjanMungen tpaljreno, fo.fdjreitet er
ourefj alle Derroicfelungen 6er umfangreichen, politifdjeu
Komööie oirect auf fein <5icl los. Die Cöfung ift feljr
föSn mit ifjrem freien tfusblicf auf öie tDirflia^feit oes
Cebens, oas oafytnroflt, olme ftd) um 6ie £eiöen uno £reuoen
eines pereinfamten HTenfcr/en&afeins grog ju fümmem.
ZTtaitee (Buerin uriro am Sdjluf pon XDeib uno Kino per*
I äffen, aber er mucffl nidjt. €in alter Sünoer, aber ein
ganzer ZTTenfäj.
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„La Contagion", auf öem Citcl ausorücflidj als
„parifer SittenftuMe" bcjeicr/net, war für oas Tteätre-
Fran9ais beftimmt. Die tfuffüfyrung öroljte jc&odj auf Me
lange Banf gefajoben ju tperoen, meil 6er Ponfaro'fdje 5ünf-
after JLe Lion amoureux" mit feinem auferoroentlidpen
(Erfolge Me ffia> befcrrfäte.
Durdj 6icfe De^ögerung orangen einige Mitteilungen
über oen pifanten 3"^^ ocr neueften Zlugier'fcfyen KomöMe
in öas Publifum unö erregten eine foldje Heugieroe, 6af
6er fpeculattpe 2Uon|teur oe PiUemeffant, oamals C^ef«
rcöacteur oes „€p4nement", öem tfutor jefmtaufenö Jrancs
für Me porläufige publication 6es llTanufcripts im
jeuiüeton feiner Leitung anbot. 2fugier fdjlug Me jelm-
taufend francs aus. €r $og fein ITCanufcript Pom
Thdätre- Francis jurücf uno perfcfflof es rufjig in feinen
Sojreibtifo?.
3m Unterfdneoe pon feinen Coüegen, Me htm 7Xn>
orangen ebenfo fenfationsbeöürftiger als gefälliger 3ourna-
Hften nachgeben unö oft fdjon JTTonate porfyer (Titel uno
3"l?alt tyrer weröenoen Stücfe nadj allen Hinhingen 6er
1,02
IXHuorofe austrommeln Iaffen, ijt #ugier nidjts mioer-
toarttger, als 6er Cärm 6er Xeclame por 6er erften tfuffüfyrung.
€r Hebt es ma?t, fein MnftlerifaVs Sajaffen, an
TD«Icr)cm 6er Denfer mdjt geringeren tTfyeil tjat, als 6er
Dichter, vor 6er gaffen6en Hlenge aus5uftellen; er umfüllt
es mit 6em feufäjen Sdjleier 6es töefyeimniffes, bis 6er
feterliaV tfugenblid 6er erften tfuffüljrung nafyt. Dasu ge«
feilt ficfj nodf ein 2In6eres. tfugier geljt bei 6er VDaty
feiner Citel mit 6er äugerften Vovfidjt 5U IPerfe. €s
fommt cor, 6af n>ä^ren6 6er <Emftu6irung 6es Stäcfes 6er
Perfaffer mit feinen (Enpägungen nodf $u feinem befrie«
6igen6en Xefuttate gefommen ift un6 6en oefinitipen Citel
nodj niä?t gefunoen fyit
So erhielten „Les Fourchambaülf 6iefen Hamen erft
feäjs tTage por 6er erften 2Iuffüf}rung; „Le Gendre de
Monsieur Poirier" foüte urfprünglid} „Revanches de
Georges Dandin* un6 6er „probirftein" „Un tour de
roue" feigen. Bepor er ftaj für „La Contagion" entfajie6,
fragte er ficr) nod}, ob md}t 6er Harne einer 6er Qaupt*
ftguren rorju^ic^cn un6 6as neue IDerf nidjt beffer un6
iPotjlflingen6er Baron d'Estrigaud yx taufen fei.
tfus 6em oben ange6euteten <Sran6 fan6 6ie premtere
fcer „Contagion" nio^t im Theatre- Francais, fon6ern im
£>6eon flatt. €s mar am (7- 2Hör$ (866. <Sot lag 6amals
im Vidbcv mit 6em £omit£ 6es erften Sdjaufpielfjaufes un6
r>atte feine, pom Kaifer niijt acceptirte, Demiffton eingereiht.
2Iuf fpeciette €rlaubnig Hapoleons crelrte <ßot im £>6eon
6ie intereffante Hoüe 6es 2tn6re Cagar6 un6 organiftrte eine
XDan6ertruppe, um mit 6em Stücf eine Xei^e pon Por»
fteüungen in 6er propin$ $u geben. .
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Vom Stanbpunfte ber parifer <5efeUf<r)afts.lDiffenfa>aft
ift bas Slücf feljr beleljrfam. Die (Typen von £ourtifanen,
Börftanem unb ber Haute-volee ber (Theater »Demimonbe
ftnb nad> bet Hatur gewidmet unb feffeln ben Jorf^er im
ifid)\Un <Brabe. ; ^
Dem parifer (Tfyeatcr»publif um hingegen waren es alte
Befannte, bie burd) ben genialen Bal$ac unb ben talentvollen
jüngeren Pumas fdjon r/inlänglidj eingeführt unb ron bem
Jefeteren . in allen erbenfliajen pofttionen porge|teHt worben
waren. Den mangelnben Äei3 ber Heu^eit fonnte bie wenig
fpannenbe f)anblung faum erfe|en.. €in verteufelt lafter-
fyxftes «Jwiegefprädj 5wifdjen bem leidjtlebenben Bruber unb
feiner jungen t>erwittweten Sdjwefter in ber jweiten Seene
*es erften tfetes würbe jebod> von bem blaftrien tfubitorium
jfeljr goatirt.
<£ine tüdftig burdjgearbeitete CljaraFterßubte ift bie
originelle #gur bes Borfenbarons b'^flrigaub, ber in feinem
<£pifuräertfyum nad} einer pergnügliajen unb friebfamen
SIffociation bes Cölibats mit bem IDittwenjtanbe fudjt —
une association paeifique d'un veuvage et d'un celibat
Um bie rerfommene <5efellfcr/aft nicfyt gan$ unerträglich
werben $u laffen, fyit fte ber Diopter mit einigen moralifdjen
PelleTtäten ausgeflattet. €r 5019t uns ben pabagogifdjen
Börftaner, bie rettenbe Kofette. Die tugenb^afte Gegen-
partei lagt uns ben noblen Gilten, ben etwas leisten, aber
<jutl?er$igen Solm, bie naioe Canbunfdjulb unb ben beliebten
2Hann aus eigner Kraft, ben seif made man, erblicfen, ber
benfenb, arbeitenb unb r/elfcnb, feften Schrittes über bie €rbe
wanbelt unb aus allen ^äfyrlidjfeiten unb Verfügungen als
Sieger Ijerporgeljt. Hud) bie junge IDütwe ift bxax>, -xm
(Srunöe voeljtt fte ftdj tapfer gegen einige lüfterne 2(n-
tcanölungen unö maa}t öie ^nfdjläge öes öörfenbarons
beflens $u Sd/anöen. Der Dialog fprüfyt unö funfeit an
einigen Stellen, mcift an öen pcrfanglidjften, mie ein ^euer*
u?erf — geiftreidje, blcnöenöe 3^Iid^ter über einem moralifdjen
Sumpfe.
„Le monde vit de sous-entendus", öocirt €iner im
Stücf, unö mafyrlia), öer ZTTann fyit niajt Unredft.
(Einen glänsenöern unö einfdmeiöenöern Erfolg, als
„La Contagion", fyatte 1868 „Paul Forestier* 1 , ein großes
Paffionsörama in Herfen. Der uierte 2lct i|l 5u>ar öramatifof
unb logifdj fein* fämad), öenn er bringt nichts als öie Fable
convenue $u (ßunften öer conpcntioneüen IHoral unö eines,
öen gemöfmliajen ^uföauer fanft einlullenöen Sfbfdjluffes»
(Ein foldjer Srfjluf i|! im Sinne oer Pfydjologie unö IDelt*
crfaljrung nichts tpeniger als eine annehmbare Cäfung.
Allein öie erften öret tfcte, befonöers 6er öritie, fmö r>on
einer pradjt unö Sttaajt, öaf öer Sieg öes Stücfes entfajieöen
mar, beuor öer Porfymg 5um legten 21TaI aufgegangen.
Dasfelbe Publifum, öas bei „Le Manage d'Olympe" fo>
prüöe unö nerüenf djwadj getljan fyatte, fjielt ftdj öiesmal öen
leiöenfcfjaftlidjenCfrploftonen unö gefa^ledjtliajen Derroegenfyeiten
gegenüber, öie öen tfngelpunft öes Stücfes bilöen, gan$ roacfer-
<ßot, (Eoquelin unö ^räulein ^apart, öenen öie üerfänglidjfien
Dinge t>om Dieter jugemutfyet tuuröen, rechtfertigten öas in
ir/re ^einfüfyligfeit unö Kunftbegabung gefegte große Dertrauen
poüfommen. Sie Ieifteten öas ZTCSglicr/fte, um öurcr) öiscrete
3nterpretation unö flinfes Spiel jene Situationen 3U milöern
unö acceptabcl 3U machen — es ftnö öeren s»ei, — in »eldjen
öas öidjterifcrje fafy^eug in öer öie Stnnlicrjfeit öes fjörer*
unb «gufcfjauers aufftad?etnben Scfnlberung IfldflL. intimer
Porgänge bis an bie Säulen bes Qerfules unb nod> ein
tpenig barüber hinaus fegelt. (Eine tfttene, ein llccent, eine
(Sefte n?ärcn im Staube gemefen, bas ganje tDerf unrettbar
ju ^aü 5U bringen. ^ * '
Da ift eine gereifte (Erjäfjlung im $meiten tfcte r»ort einem
(SefaVfytif, bas ftaj im Bouboir einer Pariferin, ber IDitttpe
££a, Hacbts um bk jtpölfte Stun6e ereignete. Hur bie geniale
IDiebergabe bunt} ben älteren Coquelin un6 bie überrafdjcnbe
IDenöung bes Sa)luj|perfes festen einen Dämpfer auf bie in
ben fpifcigften (Tonlagen fid} betpegenbe XHufif urilb cnt-
fejfelter Ceibenfajaft.
„Sortez, vous me faites horrcur !"
fdjreit bas por Sajam unb Sd?mer$ bebenbe XDeib bem
$rembling 3U, ber fia^ ifyr in ber fatalen Staube als (Belegen-
es • Courmadjer genähert unb pon tljr bas lefcte £>pfer
erhalten fyatte. ££ä fyit fta? roie eine geroöfjnlidje Dirne
entehrt, n>eil fie, pon iljrem (Beliebten perlaffen, feine Braut-
nadjt nidjt überbauem fann, olme burdj Selbftauf Opferung
entfefeltdp Xadp $u nehmen. Um biefe capitalt Perirrung
bes perratljenen IDeibes bemegt ftaj bas gan$e
ln*ng bas Sdjicffal eines bramatifa^n Kunfhperfes an einem
belicateren £)ärd?en.
££a n>ar feit langer Seit bie — fagen unr bas IDort
fran3Öfif07 — ZTTaitreffe pon paul tforeftier, ber, u>ie fein
Pater, ein ZTTeijter ber MTalerfunji ift. Der alte KünfHer
fürchtet bei biefem unregelmäßigen Ceben feines Sohnes für
beffen runftlerifaje £aufbalm. €r fudjt tl>n $unäd>fl mit
moralifa^en Senten3en jur Umfe^r su betpegen.
„fetaii chaste, et c'est U 1e secret de ma force«V
\06
Stuf 6ie <5egenre6e 6es Sohnes, 6as fei ein eta>as Ijerbes
tfecept, etwibevt bet Mite falbungspotl :
„Kon, car le manage est une chastet*.
' . . ' .....
Laisse aux gens de loisir, laisse aox cenrelles creuses
Les plaisirs £nervants et les amours fiövreuses.
Le dcsordre au talent est mauvais campagnon". , . .
unb fo weiter. Huf 6iefe IDeife permeint 6er Dater 6en
jungen 5aufen>in6 auf 6ie €^e mit einem unfdjulospollen
Hicf?td)cn üorsubereiten un6 ifm 6er frönen £6a, 6er Der«
n?itta>eten (Tante, für 6ie er eine Iei6enfdjaftlid} ermiöerte
ITeigung fyajt, abfpänftig 3U madjcn. Da 6ie moralifäjen
Keöcn allein nichts fruchten, fo nimmt 6er 2ük feine guflucfyt
ju 6er eoelmütljigeu £6a, beipegt fie in einer an 6ie
£amelieu6ame erinnem6en Scene, feinem Solme 5U entfagcn
unb feiefen ferneren Gfntfcfylug 5cm (Belichten perfönlid) 5U
erflären. £öa entle6igt jtdj 6iefer IHiffion, 6ie iljr reidjftcs '
un6 6uften6(tes £iebesleben serftören mug, in rpafyrfjaft fyeroifd?er
IDeife — un6 reift ab. .
Paul erholt ftdj aUmät}Iid} von 6em garten Schlag un6
fjcitatfyt 6as pon 6er päterlidjen Dorfefyung ifmi beftimmte
Hicfjtdjen. 2Us £6a im 2(uslan6e 6ie Kun6e ©on 6er Der«
märjlung iljres (Beliebten pernimmt, perliert fte 6a$ etr>ifd>e
<Sleid?gerpidft. Sie begebt 6en obenange6euteten Raditact —
an ftdj felbft. 71m nädjjten (Tage fommt fte mie6er 5U Der-
nunft ur.6 flößt mit Slbfdjeu 6en frem6en Anbeter pon fid},
6er tf>r mit 6er töbHa>n Xbfät na^t, 6urd> 6ie 6ie
Herninifcenj 6er porigen Hadft quitt $u machen.
<£s ift 6er abgetpiefene (Salan, 6er unferem in allen
XDonnen 6er Jlittermoaien fdfu>elgen6en paul Joreflier fyilb
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1
triumphiren6, fyalb gefccmütfytgt 6as merfu>ür6ige Abenteuer
ersäht un6 um feinen Beipan6 sur Refraths • Permittelung
bittet. Me €rinnerungen an feinen erpen Ciebesfrü^Iing
mit 6er frönen £4a erwachen mit pürmtfdpr Gemalt in
pauls Brup. €r ift auger pa> über 6ie fa^mafyliaV C^at
6estDeibes, öeffen Ciebe er einft allein befeffen ... Seine
C£a fyit pdj propituirt!
Die gefeUfa^aftliaVn Dcrhältniffe führen ba!6 barauf
pauls jugcnWiaV ßemahlin un6 ££a $ufammen. Cefctere,
6ie nodf immer ihren Paul Hebt, ja glüfjenoer liebt, 6enn je,
ffl^it ftcfj pon 6er tpüthen6ften (Eifcrfudjt rerje^rt un6 ent-
reißt 6em afmungslofen, glücflidjen IDeibdjen 6ie intimften
(5epän6niffe. Hamern fie aber fe^en mug, 6ag 6ie eheliche
Ciebe 6ie ftärfere ift un6 6ie irrige be|iegt fyit, flammt ihr
f>af? gegen 6iejenige auf, 6ie»je$t in pauls V}ev$ ihren Plafc
einnimmt. Diefe Scene geirrt 3U 6en geroagtepen un6 auger«
oroentlidjften 6es mo6ernen CF^eaters. .
Hun trifft paul mit C6a 3üfammen. €r überlauft 6ie
einftige (Beliebte mit 6en bitterften Schmähungen. Dtefe,
auger pch vor Scham un6 Wuüj, erficht \tyn 6en unerhörten,
fmnperu>irren6en 5chmer$, 6er ftc in 6er fatalen 5tun6e feiner
f)ocfoeitsnadjt mit wahrhaft epileptifa>n Unfällen jermarterte
paul für>It pch angepaßt* 6iefer (Enthüllungen von
feiner alten pafPon erfagt; er wirft pch C£a 3U £ügen un6
ip entfdjloffen, mit ihr, 6ie jefct wie6er fouperäne Ijerrin
feiner Seele, feiner Sinne un6 feines X>erftan6es geu>or6en,
ju Pieren bis ans €n6c 6er IDelt • . . . Porerp bis UiycL
Hamern pch 6as Drama bis ju 6iefer fd>tpin6el-
erregen6en §öhe emporgehoben, pürjt es im pierten 2lcte
plö^Iicr) herab auf 6en profaifdjen 3o6en theatralifcher
108
3cmaliiät; es en6igt wie ein mittelmäßiges Dau6euille -
»
mit Heue, Perfölmung, 5reu6en$äl?ren un6 einem frommen
tEufdy. Cöa gcljt uueoerüm auf Reifen, Paul fefyrt ju feinem
IDcibcffen präcf, 6as if?m nad} einer mdjt immer fefjr geaalt*
Dollen un6 u>ür6igen Preötgt uerjeifjt, un6 6er alte Papa
fpricrjt 6en Segen. 2IHein 6er tt>eltr»erftän6ige Sufajauer
lagt fiaj mdji täufajen. €r fielet beim fallen 6es Pörings
bte IDafjlftatt mit gebrochenen fersen bebedt un6 6en
F)immcl mit 6en 6ü{terften Crauerfforcn umfängt.
Die armfeligfte ^igur fpielt 6er alte Dafer. Bei all'
feiner 5ur Sdjau getragenen Kunftbegeifterung, bei aW 6en
fronen Croftfprüdjlein, 6ie er aus 6em ;JülH>om einer langen
£ebcnserfaln*ung unermü6lid) f Rüttelt, fannman jtdj 6007 6er
Derftimmung über 6ie uerfdmiifcten, egoiftifdjen Eingriffe nidjt
ermeljren, 6ic er ftcf/ in 6as fjersefcsleben feines Sohnes geftattet.
Citerarifa) btttadftet, &l)lt „Paul Forestier" 3U 6em
<ßlän3en6ften, u>as JCugier jemals gefdjrieben. Die Perfe
ftn6 uon einer €legan$, einer Verne, nrie man fie nur bei
war/rfyaft infpirirten Dioptern trifft. *
5um Sajluffe eilcn6, mufc tdj mia> mit 6er einfügen
(Erinnerung 6er Citel feiner neueren ZDerfe begnügen, um
nodf etwas länger bei 6cm jüngflen (Erjeugniffe 6er ^ugier'fcfyen
2ftufe $u permeilen.
Heimen nrir aus JPaul Forestier" nodj eine airiofe
•Definition mit auf 6en IDeg, 6ie 6er Derfaffer 6em jungen
Wcxbdien, unfdjufospoll un6 naiu urie ein €ngel, in 6en
2TTuno legt, eine Definition 6er 2?oÜe, u?ela^e 6ie JUaitreffen
-
in 6er ?TCännern>clt fpielen: \
.; .- . .
„Tout leur röle conriste, autant que j*ai compri»,
•A üenner pauence a nos imurs raans *.
Wenn 6em alfo ijl, n>er6en 5ie brapen IDeiber 6es
Sufunftsftaates nicr/t ermangeln, 6en feiger perfannten
3ungfrauen, 6ie ftet) 6em tflaitreffenberufe roiömeten, eine
Hational'Belohnung JU potiren. — ^
c£s erfreuen
\8?{ im Theätre-Franc;ais: „Lions et Renards 44 ;
\S7o 6afclbft: Jean Thommeray 44 , in (ßemeinfer/aft
mit 3 uIe * San6cau verfaßt;
{876 im Pau6epille: „Madame Caverlet";
^877 im palaiS'Xoyal:.„Le Prix Martin 44 ;
\878 im Theätre-Fran9ais: „Les Fourchambault". .
Die ßabcl 6er „Fourchambault" beruht auf einer tfyxU
faßlichen Begebenheit, Me 6er Derfaffer 6es Stücrs erjagen
I?örte. ZDir fyaben es alfo ntcr/t mit einer fodalen tE^cfe $u
ihun, nicht mit einer abflracten Allgemeinheit, 6ie nur von
fern an einen 6er n?un6eften ^lecfe 6es Familienlebens rührt
un6 mit erfonnenen tC^atfad^en su (Sunften einer perfönlichen
Satzung bühnengerecht argumentirt, fonoern mit einem
Spccialfall, 6en 6as Ceben 6em Dieter porgegeben fyit. Wie
piel ift nidjt fd}on über 6as uneheliche Kin6 von ben franjöfifdjen
Bühnen ^erab6eclamirt roor6en pon Di6erot bis auf Dumas!
Augier u>ar es befcr/ie6en, 6em tyitlen Cfyema eine neue
Seite, pielleicr/t 6ie Jfnimantfe pon allen, abjugewinnen: 6as
une^eliä^e Kin6 tpäcljft h«ran in 6er ftrengften £udit 6er pon
6er (Sefellfcr/aft preisgegebenen 2TTutter, bereichert ficr) 6urcr)
harte Arbeit un6 rettet fchliefclich 6en Pater un6 feine
legitime Familie pom Untergang, ohne pon ihnen erfannt ju *
»er6en! •
<£s fann im <5run6e nichts (Einfacheres, Xührenoeres
un6 Keufcr/eres erfonnen u>er6en. IDas aber, fein rritiferjes
uo
2Iuge an oem ilugier'faV« Drama ju erfennen permodjte,
bas mar oem moralifdjen Spürfinne eines Stettiner Beamten
ju entoeefen vorbehalten : 6er 21Tafel öer 3 mmor< *ßtät l
Die fonoerbare (Befdjidjte rfr befannL fjat fie bodf
if?ren tDeg nid)t Mos &urdj öie gefammte europäifd>e preffe,
fonöent felbfl bis in öie fallen oes oeutfdjen Reichstages
gefunoen, ficherlidj ju nidjt geringer (Benugtfjuung 6es parifer
SdjriftfleHers!
Damit hätte es, foUte man meinen, oes thoridjten
Spaces genug fein tonnen. <5ott bewahre! €in gen>iffer
fyvv Dr. f)ermann Klee toollte in oer fdjilobürgerliaVn
3mmoralitäts«Discuf[ion auch fein TDöt tiein tyibtn, uno 6a
er's nirgends bequem erlangen tonnte, fo brach er jidys
frifd7 rom Saune einem ergöfclicfj confufen Buche „,fürft
Btsmarcf uno unfere Seit", u>orin er oie ittoraliftrung
Deutfcrjlanos mittelft oes Polijeifpieges pre&igh.
Der preufifdjc 2Tftnifter oes 3 nncrn *? a * befanntlich
in einem (Erlaffe an öen £)berpräjtöenten uon pommern
für 2lugier*s „Fourchambault" partei ergriffen uno officiell
anerfannt, öag öiefes IDerf ein ourefjaus entfefnebener uno
emfl gehaltener proteft gegen oie Unmoralitat Tei.
Diefes tfnerfenntnij? wurmte IJerrn Klee. Sein ftttlidjes
(Semüth n>ar ffanoaliftrt. Das fehlte npch, eiferte er, öafc
im tfeidje 6er Gottesfurcht un6 frommen Sitte ein Zllinifter
für franjöfifäV KomSoien • Schreiber empfehlende Ceumunos-
«geugniffe ausfertigt! Das oarf, bei meiner Seele Seligfeit,
nicfjt ungerod^en bleiben 1 • - -
Un6 er heftete oem 2TTanufcripte feines famofen
Btsmarcf« Buches ein neues Blatt bei uno erfüllte es mit
ftttlidjem §aber. - ..
'■ ... « • • . - »•
. {
» 1
. . . . - I
UJ
■ m
3<h tarnt mir nicht ocrfagen, $ur (Erbauung 6es Ccfers
6ie betreff en6e Stelle mitsutheilen, oie f°nf* im Strome 6er
Bismarcf.Citeratur unbeachtet unter fmfen fönnte — $um
großen Stäben öcr TXloxal un6 6cs Qumors in .6iefer
böfen, betrübten Seit-. " 4 ..
. Der fromme fjerr fc^reibt:'
. . . . „€in Protef! tmlroe nur 6ann uorhanoen fein,
p
roenn 6as Stücf 6ic folgen 6er Unmoralität tragifdj 6ar- ^ "
ftcllte, »enn es ourdj 6en <5ang 6er concreten I}an6luncj
einen tfbfcheu oor unmoralifcfjen Dergc^en un6 fo eine
tmrflia> tfatharfis herbeiführte. UnmoraIifa}e . fym61ungcn
nur 6urch tDorte geißeln, macht feinen <Ein6rucf auf 6er.
Sülme (etwa nur auf 6er Kandel o6er im Beichtftuhl, r*r«
Carter Jjerr Klee?). Das Stücf weiß jmar genug ppn ty>d)'
trabenoen €rmalmungen an 6ie leichtftnnige 3ugcn6, läf t es
aber 6em fZt}ätn 6er unmoralifä^en £}an6lung un6 noch
rne^r 6en £>pfern 6erfelben (unerhört, auch 6en fcfml6lofen
Opfern 0 fer>r toor)I gehen. IXlan fann 6as Stücf nicht 6irecf
(aha!) unftttlich nennen, aber es fragt ftd}, ob es nicht im
haften <5ra6e 3e6enfen erregen mug, roenn diejenigen, 6ie.
6urch ihren Jehltritt (6. i. 6ie unDerehlichte ZRttttct un6 ihr
Sohnl) uon 6er (ßefellfchaft ausgefchloffcn 3U toeroen pflegen,
in 6cm Stücfe als h?<h **t)abm an <Eugen6 un6 <£6el|tmr
6argefteIIt wevbtn, mähreno 6ie fogcnannlen normalen/
conoentioncH bürgerlichen Perhältniffe un6 eine bürgerliche-
Jamilie, 6te als Kepräfentant 6erfelben gilt, als im h^<hP cn
<ßra6e fchu>ächlich, morfch, oerfault gezeichnet n>er6en. Der
Jransofe sollte eben jeigen^ 6ag 6ie ron 6er töefeüfchaft
Ausgeflogenen 3ut»eilen beffer fein fönnen, als 6ie ßefeu*.-
fchaft felbft: 6as ift 6ie eigentliche Cen6*n3 6cs.Stücfes, un6-
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biefe tEenoenj, menn ftc aud? an ftd? nid^t unmoralifd?, ja
in geuuffem Sinne fogar (!) djriftlidj ift, nrirft entfdn'e6en
unmoralxfdf, infofern fte ju 6er Iaren Cebensauffaffung Per*
anlaffung gibt, tpeläje t>or 6en abnormen CebensperFjältniffen,
in ote man 6odj nur immer 6urdj ftttliaje Dergefjen eintritt,
nicht 5urücffa7recft. HeberMes ift es äftfyctifdj ttiöerlid}, in
einem 6reiftün6igen Drama alle 2tugenblicfe (übertreiben Sie
niefy, rauher Cugen6!>el6!) von 6em ^efyltritt unö feinen
folgen, b. i. fyier von 6er Der fü^rung eines jungen Xfläb»
cr/ens, re6en Ijören ju müffen".
<&an$ redjt, mein ZTloralif!, 9a se fait, mais 9a ne
se dit pas!
XDir almen, njoln'n oie in- un6 auslän6ifdje Didjtrunß ge«
riett^e, wenn 6er ZTTucferei 6ie tLtyaUv* Cenfur übertragen
un6 etroa Ijerr Klee un6 feine <51aubensbrü6er mit 6en
33efugniffen von HationalbüfmemCenforen ausgeftatiet n>ür6en.
3um Olücf ift audj in Deutfd}lan6 6afür geforgt, 6af Bäume,
Sträuäjer un6 fonftige nafjrfyafte Kräuter 6er Safriftei-Botamf
'niajt in 6en fjimmel ipaäjfen, £id?t un6 Cuft 6en freien Ubiern
6er freien Künfte rauben6.
Unfer Sittenroääjter t?at es als anftögig gerügt, als
„äftfyetifdj n>i6erliäy', genrijfe ferner jlid^e Dinge aus 6em
nrirfliä)en Cebensperlaufe in tfugier's Bülmemperf frören
5U müffen» '
3n 6er tL^at fommt gar Diel auf 6ie Befdjaffenljeit un6
€rjiet7ung 6er refpectipen £>l)ren an. (Es gibt genrijfe ent-
artete 06er mitogene (Befjör» TXvpaxate, meldte obfcöne
Dinge t^oren, wo 6as £>fjr 6es Hainen un6 Heinen faum
eines 2tnf langes pon Sn > et6eutigfeit gcroaljr nrir6. €s gibt
~ - •
• • * * *
geu>iffe prü6e 2(nftan6sfanatiFer, n*lcr}en 6er aufrichtige .*
Woltfre 6as charafteriftifaV 2]Terfma[ M^t:
„plus chaste* des oreillcs que de toot le reste da coq*".
So fallt tpoljl auch im portiegen6en $ all 6er größte
Cfjeü 6er *lnflage auf 6ie tfnfläger surücf. Sie ge6ad?ten .
ugier ju treffen, fte, 6ie naa? einem IDorte 3efu „ZHücfen . ■
feigen unö Kameele perfchlucfen", un6 fte^e 6a, fte treffen
ftcf? felbft! -
Der PoUftan6igfeit wegen habe ich noch einiger Arbeiten
pon geringerer Be6eutung €rn>älmung $u t^un. Haa> „La
Cigue" fer/rieb tfugier ein unaufgeführt gebliebenes Stücf „Les
meprises de ramour"; fooann arbeitete er an einem Drama
feines ;Jreun6es San6eau mit: „La Chasse au roman 4 *. ZTtÜ
2Ufre6 6e ZUuffet perfaßte er bas Proper be „LTiabit vert 14 .
Heben einem etnadigen (ßeplauoer „Le Postscriptum", bas
fia) im Theätre Fran9ais als pielgefpieltes Xepertoireftücfchen
eingebürgert fjat, peröanfen tpir feiner fruchtbaren £e6er audj
einen Operntert, 6er feiner Seit pon <5ouno6 in ZTTuftf gefegt
u>or6en ift: „Sappho". .
3m 3a^re \S56 publicirte er feine „Poesies", 6ie u. a.
einige 3&YH«n «me Satire JLa Langue", auf 6ie politifchen
3ungen6refa^er pon $8 gemünji, enthalten.
Cest tout.
Sein (Tagemerf ift jeoodj noa) nicht abgefa^Ioffen. £ern
pon bem permirrenoen (ßetäufä 6er polttif, umgeben pon 6en
Sprößlingen feiner £amilie un6 pon ehrlichen £reun6en un6
Berounoerem, mo^I^aben6, unabhängig, gefun6, fchopfungs-
luftig, n?ir6 cfmile tfugier fein Sinnen un6 Denfen bis jur
• Stun6e 6es £eieraben6s in 6en Dienft feines Polfes, m 6en
Dienft 6er iHenfchheit fteflen.
* • • • » »
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Das mug idj $um Sdjluffe nod) bemerfen, 6a§ idj bei
aUet Beumn6erung, 6ie iaj 6em 2Ueifter 6er modernen
ftan55fifd}en Sittenfomö6ie jolIe, 6od) 6ie 2Inftd?t 3ener nid)t
$u teilen permag, 6ie feinem IDirfen für 6as neunjefnite
3afy:fmn6ert 6iefelbe Be6eutung juerfcnnen, 6ie $. 3.
Beaumarchais für 6as ad^elmte unb DXoliw für 6as
fiebjelmte 3 aI ? rI ? un0er l m tfnfprua? nehmen durften, unb
, $u>ar aus 6em einfadjen <Brun6e nidjt, meil fid> 6as (Beiftes-
leben einer großen ZIalion fyeute nidjt meljr fo poüftänöig in
feinem Cfyeater ausfpridjt, wie efye6em.
Der enorme tfuffdjiDung, 6en in ^ranfreid} 6er fociale
Hornau genommen, bejeugt 6ie Unjulänglidyfeit 6es (Theaters
(toenigftens in feiner jefcigen Perfaffung), oem reiferen un6
mannigfaltigeren Culturproceffe 6er <0egem»art nadj allen
Seiten geredet 5U roeroen.
Diefe meines €radjtens not!jn>en6igc <£tnfd)cänfung
#n6ert nidjt, in €mile 2lugicr 6as fyiupt 6er 6ramatifaVn
Sdjule im mitjeitigen Jranfreidj $u erFennen un6 unum»
wanben feine fyoljen <5aben $u rerefjren. Xtlandfe feiner
ZUit' unb Hadjftreben6en fyaben 3ua>eilen fo <5utes geleiftet
wie er, Befferes — feiner.
»
« 1 •
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m.
Das Theätre-Italien unb fein letzter Sänger.
■
Situationsbüö — HTarquis V^vxy — Capoul.
■
m
■
■
3*
La desolation regne parmi les musiciens — mottet
6er (Tfyeaterberidjt.
VOas 6a fingen un6 flimpern unö ein Cfjcaterbillet be-
freiten fann, erfajeint mit Craucrrän6ern im <5cftcf?t un&
tTrauermärfajm im (Bemütfye. Selbft 6ie Spaden auf öen
Dauern piepfra eine unheilvolle Kunöe in 2ttoQ. .
(Ein altes, berühmtes Jjaus, 6as aud} 6cn befd}ei6eneren
Hamen Salle Ventadour führte, liegt in 6en legten 3ü&n.
fjaufer fU-rben fo gut wie ZKenfaVn, unö es iß ein
reales Qerselaö, roenn fie etwas Heltes bedeutet Ijaben im
Ceben un6 ihn Stelle nun plöfclidj leer ftefyt ober ein ganj
,Jremöes öen lieben, alten plafc einnimmt ....
/# Die Salle Ventadour tft ron §errn bt Soubeyran
im Auftrage einer ^inansgefellfdjaft um öret OTilRonen
Francs angefauft moröen unö arirö 5m: tfufuatyme 6er
Bureaur einer Compagnie d'Assurance umgebaut meröen".
IDie eine r)iobspoft lief öiefe Hottj öura^ öie Sprangen,
unö öie C^rcaiften jammerten unö jerörfleften eine Cljräne
Eiliger «ntrütiung über öie böfe IDelt, bit ben PerfaO btt
italicnifa^en Hluftf gleidrniütfjig gcfa>efyen laffe, unö über öie
U8
partfer töefömacfsperoerbnig, 6ie, perurfadjt von 6en Tin-
rjärigeru ©er neuen, aus Deutfd?ian6 ftammen6en Kunft-
ridjtuug, an 6cm Hieoergang 6es lyrifd^cn C^aters
töulb fei.
tDelje!
Denn 6ie Salle Ventadour ift nichts Geringeres, als
bas einp fo gefeierte Theätre- Italien, 6as ariftofratifdjfte
Opernhaus von gan5 Paris. Utit bem Kaufpertrage öes
ZHonfteur 6e Soubeyran u>ur6e 6as Derlyängnig 6es f)aufes
beftegelt: mit 6em 15. December \S78 fyit es aufgehört,
als ZTCufentempel $u ejtftiren. Dalmer 6er 3ammer 6er
Cfyeaterf}an6tr>erfer, 6er Sdjöngcifter un6 3* a ^ an *fP m *«
Unter uns gefagt: feinen (Seift fyatte 6as Theätre-Italien
längft ausgebaucht, aber feine V)ülk mit aQem fdjmücfen6en
«gubefyör ftan6 nod? gans präfentabel 6a. €s n>ar eine
pompös aufgeputzte (n?caterleidje. Uneingetpeifjte liegen fia>
fogar öurd? falfcfye ^eid^en 6es Cebens tauften uno
glaubten fteif un6 feft an eine 2Pie6erbefee!ung.
t Die (Seifterfeljer ftn6 en6giltig gefdjlagen, 6ie lefcte 5u-
flucht 6er auf einen neuen Unternehmer *)offen6en ift $u
5cr)an6en getporoen,' 6as ttalienifdje (Theater 6er parifer ift
in bas Heid} 6er Statten per fünf en. €s ift aus mit if?m.
Un6 es ift gut fo. Beffer ein Hidjtfein, als 6ie €riften5,
nrie fte 6em altberühmten, flotten fjaufe feit (870 befd^ieoen
a>ar. Denn feine Deca6en$ 6atirJ nidjt pon geftern. Vor
6er ftreiigen, parteilofen Kritif galt feine €rfc^einung in
6cn legten $eljn 3 a *? rcn W° B * aum mehr, als ein noth-
6ürftiger Spuf, 6er 6en Operationen perjtpeif elter Specu»
lauten perfallen. Das tfnfefyen un6 6ie IDirfung 6er echten
Kunft litten nicht wenig ©arunter. .
IDer fycute 6en Hefrolog 6iefcs Qaufes fcr/reibcn wollte,
fönnte mand)' eine fcfjönc, tröftlicrje Seite 6er Kunftgefcrjicfjtc
r>or 6em fcr)nellDergeffen6cn Publifum entrollen. ZTTan
fcrjlagc nur Jules 3 atnn uno tn^opr/ile (Bautier nad^;
roelcr/e farbenprächtige, ent3Ücfen6e"23il6er haben fte uns r>on
6en premieres 6iefes Cr/eaters aufbeu>ar/rt! JPie Hingt
un6 fingt unö blinft 6as etiles heute noch unter ihrer in*
fpirirten ^Je6er!
24 lies , was 6er r;ocr}begna6ete föenius an Duft, <5lan3,
,$euer, Kr/ytr/mus, 2Helo6ie, Sang un6 Spiel beftfct, roar 3U
•
Reiten in 6iefem Qaufe in feltener ^ülle vereinigt.
€s u?ar ein 3rt>itfcr)ern6es Hacr)tigaüennefl in 6en
<3aubergärtcn 6er romantifcr)en Poefte. <2s gab Perio6en
— glücflicr)e 3*Ü9enoffen *>on 6amals! — u>o 6ie italienifche
Conmufe in Mcfer Salle Ventadour überfpruoelte ix>n
ureigenem, genialem Ccben un6 ihren 2?uhm warfen fah,
riefengroß, bis* an 6ie Sterne. Da^u 6ie üppige Stimmung
einer rafpnirten (Befellfcrjaft * pon phänomenaler «Senuf«
fähigtet
OattJor/l, es r>al brillante (Tage gefefyen un6 . nocr>
brillantere Haarte, 6as tZtytaUt 6er Jtaliener in paris.
Kein £rem6er von Diftinction fam In'err/er, ohne ihm einen
Befucr) 5U machen un6 per) in feinen ZDonnen ju ba6en;
nicht feiten bot es ir/m 6ie einzige Gelegenheit, bxt ge-
feiertften Sanger 6er IDelt t>ereinigt ju fc^en un6 bxt
neueften Schöpfungen 6er £)perncomponiflen aus 6em
Sonnenlan6e 6es Sü6ens in 6cm glutrjr)aucf}en6en J6iom
6er €ingebornen in DOÜen6eter IDieoergabe ju hören.
Da ftrömte 6er füge £ic6erqueH 6er fuperben lyrifchen
Cragö6ie, 6ie ftch Horma nennt; 6a fäufelten 6te berfofenoen
<
\20
SdjmcicfjeUaute 6er rei$en6en ^by\le Somnambula; 6a per»
blutete ficr)'s feltg am Bufcn 6er fdjmel$en6en Crauiata.
^lud) bie (Erplinge feiner Puritaner opferte 6er <£atanefe
Bellim auf 6iefem ftra^Ienoen 2Htar.
Hubini, (Tamburini, tabladjc, 6ie (ßrift un6 6ie jre^olini
uub no<r) oiele an6ere 3™ entfalteten I?ier 6ie ^uberfünfte
tVjrer göttlidjen Kehlen. Äofftni, 6er 2(llgefeierte, 6er mit fo
unen6licr)em Belagen feiner tfpotfycofe bcimolmte un6 feine
glücflidje Unfterblidjfeit auf 6en 8ouleuar6s fpajieren führte,
mar eine Zeitlang 6er Director.
Dann folgten mieoer 6unfle (Tage, bis 6er Stern 6er
2l6elina patti über 6em Qaufe aufging un6 es mit blen6en6em
<5lan$e übergof. Tibet rarer un6 immer rarer mur6en 6ic
Sterne un6 fyrioenmäfig foftfpieltg obm6rein. IDofyer aü'
6as <Bol6 nehmen, um fte in feften Banken ju galten auf
irjrem ermerbsluftigen Caufe um 6ie (£r6e?
So fafyen ftd? 6ie 3taliener in Paris mefjr un6 mein*
auf Kräfte jrociten un6 6ritten langes angemiefen; ja fte
u>aren oft auf gans fömmerlidje Cücfenbüger tyerabgefommen,
6ie jeocs fünftlerifd?e (Enfemble ftörten. Die 3nfcenirung
neuer Opern oerfdjlang fabelhafte Summen un6 fonnte 6od}
mit 6em 2lusftattungslurus 6er übrigen parifer Cfyeater, 6ie
fid) gemaltig auf 6ie £oncurrens uerftanoen, nidjt mein* gleiten
Scr/ritt galten. Das mar fdjlimm; 6enn 6ie tfugen 6es
Parifer (Efyeaterpublifums fin6 nodj uermölmter, als feine
£)r)ren. Xqffinirt mie es 6urdj 6as Ucbergebot 6er auserlefen-
ften (ßenüffe ip,- for6ert es 6er (Töne füge (Babe in 6er
prunfen6pen €m>cloppe, jum foftbaren 3iI6 einen nod) Foft.
bareren tfalnuen. IDer uermag 6a in geilen runfllerifd)er
un6 mirtr/fdjaftlidjer Hotl?ftän6e / mie mir fte r/eute 6urd)leben
müffen, mit einem fo umfangreichen Opernapparat fid> über
tDaffer ju galten?
Die (Traditionen 6es Kaufes pcrlangten, 6ag Ellies auf
6cm grogen 5uße lebe. Der lefcte Director, £eon €scu6ier,
machte 6ie gemaltfamften Slnftrengungcn. €r holte öen legten
Couis aus feiner tCafa^e un6 perausgabte in 6er legten Saifon
an 6ie Damen 2Hbani, Duran6 un6 Sans allein gegen $tr>eima!"
hun6crttaufcn6 f rancs. Allein trofc aller UMfäljrtafett gegen
Sänger un6 publifum mar es ihm nicht pergönnt, einen
gefccihlichen (ßotöregen in feine erfchöpfte Kaffe ju leiten.
Das Preftige mar 6ahin, 6er Xuin unabmen6bar. 5 U *
meilen nod) raufchte 6er Beifall buvdj 6as elegante fjaus,
aber es mar nur ein bezügliches 2luf flacfern 6er alten Cebens*
geifter. Sclbft 6ie Heclame, fonft fo mächtig in 6er fran«
3öfifa?en lDeltfta6t, mühte ftch erfolglos. Ellies föien fich
gegen 6ie Fortführung 6es Unternehmens perfer/tporen $u
haben. IDie 6as Theatre-Lyrique am titelet, mie 6as
Theatre de la Gaite, mo einft Offenbach feine muftfalifcfyen
farcen losgclajfen, folltc nun auch 6as Theatre -Italien 6er
H)u07t eines fein6feligcn Perhängniffes unterliegen, mährenö
6as Xcnaiffance. Cl^ater mit feinen £ecoquia6en 6en 2(ctio-
nären Millionen in 6en Sd)o$ n>arf.
Selbft 6te Signori 3taliani / 6ie pon jenfeits 6er 2ttpen
herüberfamen un6 fonft mit fo ftoljem $rohgcfüh*l % Kunfthaus
in paris betraten, mie6en feine Schwelle. Die fran$öfifchen
(Theater locften fie weit mehr, un6 6ie italienifa^e Oper horten
fte 6aheim beffer, als in 6er Salle Ventadour.
Die ariftofratifdje (Befellfdjaft gab fich jroar nach alter
(Öcmohnheit 3umeilen noch ein StelI6ichein in 6em h*^'
gefommenen ^aufe, 6as fich 6en Huf erhalten tyittt, in ganj
(22 .
Paris faft bas ein$ige (Theater $u fein, wo bie tpirflid)
anftänbige unb edjte IDeltbame ftdjer fei, ifyres (Bleiben 511
fxnocn, aber 6iefe Befuaje gefd?a!jen mit fdjtpanfenber lieber«
Seuaung unb ofme juperläffige Jolge. So tpar beim trofc
aller momentanen Diamanten* unb Ceibespradjt in ben Cogen,
trofc aller männlidjen €legan5 im Parterre b'xe öfonomifdje
unö Fünftlerifdje Blöge nidjt länger $u perljüHen.
(Enblidj — es n>ar mitten in ber HMtausfteüung, bie
für 6ie Bouleparb-Cljeater bas war, was eine rcidjlidje Hil«
überfdjtpemmung für €gyptcnlanb, — bvadjen b'xe legten Stufen
oer Direction 3ufammen. 21Tan geftanb ftd) bie Derneinung
bes Hillens $um IDeiterleben ein unb fd}Io§ bie (Tfyür $u.
Die 3taHener Ratten ausgefungen. 2Imen.
Capoul tarn mit feiner impropijtrten (Truppe, um in
fran$6fifd)er £unge »Les Amants de Verone" (Xomeo unb
3ulia) $u geben unb mit bem iragifoyn Ausgang bes
berühmten italienifdjen Ciebespaars ben paffenoen €piIog
5ur »edjfelreidjen <0cfcr>icr>tc bes fjaufes ju feufjen.
2lm \5. Deeember \S7S tpar Ellies porbet.
Der Cempel 6er ITTufen fyat ftd) in ein BanFfyaus per«
rpanoelt. XDo einjt 2lpoüo gefyrrrfdjt, micfelt nun plutus
feine <5efdjäfte ab. €ine {Transformation, bie geffifylpoHen
5eelen nalje gef)t*unb pon ifmen als trauriges 3*i<*?*n 6er
S*it gebeutet roirb. Pieflcidjt mit Unredjt. Dom p^ilant^ropifd^en
Stanbpunft erfdjeint mir biefe profaifdfe ZDanblung burdjaus
nidjt unerfrculiä). Der ^ersbred^enbe tfnblicF perstpeifelnber
Cfyeaterbirectoren unb banferotter Künftler bleibt uns fyinfort
roenigpens an biefer Stelle erfpärt
Die gute italienifdje ITTuftF wirb immer urieber, fobalb
bie Hadjfrage lebhaft genug ift, in paris ein 2IfyI ftnben.
■
-^rOlgitiz-ed by - Q' Q
\2ö
Die natürlichen ' «Scfefce bleiben ftets in Kraft,, um 6ie
fünftlerifche Belegung $u regeln. IXlit cigenfmnigen €in-
bil6ungen lagt ftcr, nichts erjmingen.
Haa7 6er wahrhaftigen (ßefa^ief/te 6rei £egcn6en,
nicht min6er mahrhaftig, aber erbaulicher, freue Di^
o Cefer! ' *
Cegcnöc Humero €ins. .
<£s mar einmal ein tflarquis, 6er mar benamfet Qerr
6'3urY un6 flammte aus 6er <5egen6, wo 6er Burgun6er
€r rühmte ftch mannigfaltiger (ßaben in 6er tfluftf unb
Dicr/tfunft, beglüefte ein junges, feuriges IPeib un6 jeugete
Kin6cr im fyxix^n €^cftan6e. €r ^tte fönnen fein Genüge
haben un6 glüeflich fein.
2Iber fo ftn6 6ie 2TIenfcr)en! nrie 6er meife >feph
Pru6homme fpricr/t.
Der tttarquis fyitte $met fehler, un6 6ie u>ur6en ihm
jum pfähl im fleifch- (XHefe Metapher ift nicht von
pru6homme / fon6em pon einem SchriftfteHer 6es neuen
(Teftamentes erfonnen u>or6en.)
3um €rften machte er fein Ehlens aus feiner aMigen
(ßeburt un6 Sucht un6 obmolu" befchei6enen <5emüthes,
fühlte er ftcrj 6och als porner/mer €6clmann por 6em Qerrn
wie por 6en tflenfcheiu
3um tfn6ern pflog er 6er ittuftea nicht mie ein Qan6-
iperfer, um 6cs gemeinen €rmerbs millen, fon6ern aus geiftiger
Hoth6urft un6 ritterlicher tfurjmeil, Dilettantismus gefcholten
i?5 -
xxm bcn eiferfüdjttgen (Befellen un6 patentirten Itteiftern 6er
3u feinen Reiten fprad? man roofyl viel von $veüfe\i,
<5le\d)ljcit unö 3rü6er(id}feii un6 fein Polf mar republtfanifd}
geworben un6 ergöfcte fiäj an 6en unperblic^en JTTenfc^en«
redeten; aber 6ag ein geborner Zttarquis, 6er 6ie SdjtPä'aV
beftfce, etwas auf Stan6 un6 Citel 3U galten, jugleidj ein
fYmpatfnfayr ZTTann t>on fyofyem Calent 06er gar ein berufener
Küuftler fei, 6as woUte fdjier Hieman6 glauben, meoer in
6er Sta6t nodj auf 6em £an6e. ~7
So gefdjafy es, 6af 6ie künftigen un6 6ie ftd> unfehlbare
2TTun6ftücfe 6er öffenllid^en ttteinung 6ünften, läfterliay 6ie
Titeln yidten äber 6en mufifalifdjen 2T7arquis un6 gar
Hebles fpraajen pon feinen fünftlerifdjen 3eftrebungen, 6a
6er enge Perftan6 6iefelbigen nidjt reajtfrffaffen 3U 6euten
imigte.
Tibet ftärfer un6 ßärfer fam 6er (Beijt 6er tTöne über
ifm un6 feiner melo6ifa^cn 3 n fP^ ra ^ ot,cn wat * em €n6e
f mein*. Da pertraute er 6en fellfamcn Prang feinem IDeibe
• Un6 6ie treue Beraterin brad} aus in 6ie flugen
IDorte: Himm Dir einen Cibreitiflen 3um (Beihilfen un6 fa^reib*
flugs eine Oper in fünf Tiden, bann wirb Dir leichter roeroen,
mein lieber!
2Hsbal6 u>an6tc er fidj an 6ie lyrifa^en Xeimfa7mie6e ,
6es (Tages, 6ie aber gaben 6ie b5fe Untmott: Wir ftn6 2flle
bepeat un6 faben feine Seit für Di$.
fjierauf ging er $u 6en (Beringen t>on Huf, 6ie er
ipiüig malmte un6 roll arbeit famer Cuft Un6 fiefye, 6ie
rraren brutal un6 miefen ir)n ab mit 6er un$iemlia^en Ke6e:
IDir b\d)ten nur für 6ie grogen ZTTeifter, als 6a ftn6 Cecoq
I
125
unb Ccboq unb ifjrc unftcrblidjen Hufjmesgenoffcn, aber wir
werfen unfere poetifdjen Perlen nic^t por öie — Dilettanten.
Die (Seringftcn felbft, bie nidjt wertlj wären, Qausfncdjts«
öienftc bei ben ttTufcn&amen 5U gcrridjten ober auf bem
pamaß bie Schweine $u lullen, gäbe es oort bas (Einer,
bas bem !?. Antonius fo wertl?, bläßten fidj wie Jnfpirirte
erfter Klaffe unb fyctfniten: Der i|t 6007 nur ein aöliger
Bettelgeiger un6 er foll Cieocr olme IDorte componiren, ftatt
permeffen an öie große £)per ju röhren , beten tüerte in
unferm f)irne fcfylummem. .
€r empfand öiefe Begegniffe jwar als IHißfyanblung,
aber nidjt als €ntmutfngung. fjinfür fud)te er nid)t mcljr
auswärts feine Reifer, fonöern einwärts. €r fyiclt gwic-
fprad? mit alten bewährten ^reunoen, 6ie in feinem fjaufe
unb £)er$en wofmten. Da war r>or Willem ein gewiffer
IDilliam Sfyafefpeare, por öeffen Unbenten fid} toe
*taufen6e unb alle (Befriedeter jwf (Erben perneigen, ben
aber ju biefer Stunbe erft wenige ^ranjofen begriffen, gar
vkk aber perläftert Ijaben burefy Zabel wie buvdf tob;
biefer XDtUiam Sfyafefpeare fprad} ttym befonbers ZYTutf} 51t
mit ben fjerjltdjen XDorten: Celjn' Did} an midj an, perfannter,
ftrebenber (Seift; erfüre miefy ju Deinem Mitarbeiter, id>
fjabe (Bebulb unb ttaajftcfyt mit ben Jungen, bie reMia>n
Sinnes nadj 6cm (Broßcn ringen!
Unb in (Bemeinfdjaft mit bem göttlichen Briten perfaßte
er bas tTertbudj ju feiner großen £>per, beren Harmonien
fcfyon wie ein fanfter, monbfaVinbeglänstcr gauberftrom
burefy feine Seele flutteten, balö wie ein Orfan fein (Bcmfity
erfd^ütterten unb iljm bie Coronen in 6ie Slugen preßten, als
er nodj an ben IDorten fdjricb . * • .
126
» — ■
*
Die Arbeit wav getfjan, bas XOett pollenbet. €s fyattc
3dt)re getoflef, 3aljre ebelfter IDeihe unb reinfter Erhebung,
bxc jtrriefacr) jaulen im fu^en ZHenfcr/enleben unb bem fcr/nell
x>erraufcf}enben Dafein ben Stempel etr*igen 3n^alts aufprägen.
tUcfjts Heines unb ßroges geht je $u (Brunbe. €s bleibt
in ber Summe bes geiftigen IDeltfchafces, ben feine <geit
XDie eine Perheißung fünftiger Erfolge leuchtete über
ber umfangreichen Partitur 6es neuen Dieter »Componiflen
6er (Titel:
„Les Amants de Verone".
IDar's bas Entweichen traumfeliger Xlaa^t, ftegreich
herrorbrecfjenber (Tag, irar's bie Cercfje — ober bie ZTacr)tigaÜ,
roas aus ben plöfclich lebenbig toerbenben Blättern mit
feltfamen Stimmen an fein £>r/r brang? Er laufdjte unb
fieberte. * . ~
Die nächfte Stunde roirb entfer/eiben. Eine ftarfe '
Raffung fam über Um.
Sein XDerf unter bem 2Jrme, na^ete er ftdj bem
Director bes Theätre-Lyrique, einem geurijfen £avvalty>,
biefem öie neue Oper jur Aufführung an3ubieten. Sein Jjers
fcr)Iug fyövbax , unb ein wie järtlicr)er Jamilienuater er aud)
fonft u>ar, in biefem 2fugenblicfe bacrjte er toeber an IDeib
noc^ Kinb, fo übermächtig maren feine tfünftlerforgen.
<£art>aIho mar ein pielerfafjrener Director. Er nahm
ben Antrag bes Ebelmannes lädjelnb entgegen, nrie Ceute
lächeln, benen man einen fauern Gipfel bietet unb beren
^ähne für unangenehme Erfahrungen ein hartitdcfiges
<5e6ächtnig beftfcen. Er lehnte bas Angebot ab, umfomehr,
ba ein berühmter HTeifter unb Häuptling ber alten Sunft,
(Efjarlcs <5ouno6 gefjeifjen, $ur felben 3*ü öp w 6enfelben
<5egenftan6 eine nagelneue £>per getrieben l?atte, 6cren
ttuffüfyrung 6cm befagten Carralfyo niajt wenig am
Qer$en lag. > ^
Das gefajafj 1867*
Der Dieter 'Coniponifl ftan6 wie »ernidjtet, weniger
6er Slblelntung wegen, als weil <J5oüno6, 5er 2Hcifter, 6ie
nämlidje 3 0ec fünftlcrtfcr) geftaltet fjatte. 2ttuß jefct nicr)t
6er Dilettant als gefdjäftiger Ztadjafjmcr ftd> betrauten uno
mit peröoppelter Strenge fein IDerf rieten laffen? tDtrö
6affelbe überhaupt nodj pon einer angelesenen Büljne naa>
6en unsweifelfjaften Erfolgen 6er <5ouno6 , f^en (Eompofition
6er 3nfcenirung wertfy etadjM wer6en? (Ein BU6 jeugt
von ftd>, eine Statue ruft 6en Befdjauer gerbet, ein <5e6id>t
fann auf 3e6en rennen, 6er lefen fann un6 lefen mag,
fürs, je6es Kunflwerf, einmal roUen6et, ßer>t auf eignen
^üßen un6 pn6et fein £ul -ans eigner Kraft; nur 6i<
Partitur 6cs Con6idjters bleibt flumm un6 tp6t, wenn if^r
nidjt 6urdj 6ie «gufammenwirfung taufen6faa)er Sorgen im
£id>te 6er Süfnie (Beftalt un6 Spraye geliehen wir6
6iefe (Erwägungen 6uraj5ucften blifcartig fein
<5el?im un6 raubten tym momentan 6ie Raffung. <gum
Glüd belehrte u>n ein Blicf in 6ie partitur feines Doppel-
gängers, 6af bei6en IDerfen jwar oajfclbe Sujet, aber ein
wcfentliaj t>erfdjie6encr plan ju <5run6e gelegt war.
6ouno6 Satte 6as S^afefpeare'f^e Drama auf ein
einsiges £icbes6uo $ugefa^nitten, 6as in je6em tfeie wie6er-
fef?rt un6 6ie Ueberwin6ung 6er größten feenifdjen Sdfwte-
rigfeiten conftituirt, 6ie 6em 2Uuftfer bis jefct gelungen.'
\28
Die letzteren unb pittoresfen Seiten bes Weites erfojienen
bagegen total pernadjlaffigt.
Der 2ITarquis b'Jprf atmete auf. Seine Wort» unb
tEonbid}tung erlitt burd} bie töouno&'fcfte Partitur 11107t bie
geringfle €rfdjütterung iljres fünftlerifdVn €riften5red^tes.
So trug er benn fein lüerf unb feine Hoffnungen
fürforgliaj ipieber fyeim. Dorerft ipollte er auf bas Cfyeater
unb ben Cfyeaterrufym gän$ perjidjten. Hur in engeren
Kretfen roollte er ausgen>5f}lte Fragmente fingen unb Hingen
Iaffen. Der Beifall u>ar tyvtfidi. Hidjt blos in ben
Salons 6er I^auptftabt, aua? im tfuslanoe rouroe bas
Wext, banf einer italienifcfjen Ueberfefcung, einigermaßen
befannt. Der Kuf feines IDerfes gemann an Verbreitung.
€ine Büfmenauffüln-ung fam nidjt $u Stanöe.
3*1) n 3<**?rc n>aren feit ber Pollenbung bes IDerfes
ins Canö ge$ogen. Der ttlarquis b*^vty tonnte ftO) einer,
tiefen Hiebergefa^lagenfyeit nidjt eru>e^ren. (Er fyatte in«
5u?tfdjen feine neue Oper gemadjt; fein Schaff ensbrang auf
, Fünftlerifa^em (Bebiete fdjien erlahmt ju fein. (Einigen
Croft fanb er in neuen Daterfreuoen, bie iljm fein liebenbes
ZDeib in bc^arrliajer $o!ge bereitete. €r fianb nunmehr in
feinem fünfunor4er5?gßen Cebensjaljre unb nannte neben
feiner £>per $e!m lebenbige Kinber fein eigen
H>ie6ert70lt fyxtte er fein groges pafftonsiperf ber
„Ciebenben uon Verona" ausgeboten, einige unternehmend
Directoren t)atkn aud> $ugegriffen, aber bepor es in Scene
gelten Fonnte, gingen bie freunblicfjen ZHänner pleite unb
ifn-e Opemfjäufer gerieten in frembe, unberuulltge fjänbe.
Da ftanb €iner auf, ber einem etwaigen Verluft getpadjfen
n>ar. Das n>ar ein ipagljalftger Cenorift. 2IUerbings fyxtU
t —
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er nur o>enig IXletall mehr in feiner fanggeübten Hehle, 6afür
Wangen ir>m reiijtia> ZHonetcn in 6er (Eafcfje. §eute noc^
roäre er 6er befte Sänger, n>cnn er nur Stimme hätte. (Er
5tt>eifelt je6od> nicht 6aran, 6ag er fie nodj fyibc un6 piele
Ccute, 6ic ihm vooty gewogen ftn6, glauben — an feinen
(Stauben. (Senau roie es oie Bibel 6efinirt: 6er (Staube
ift eine fefte guoerfta^t in <£tmas, 6as man n>e6er fte^t
noaj tßtL
Der gtaubensftarfe CTlann, PictorCapoul mit Hamen
un6 als lyrifdjer Ciebljaber r>on 6en Parifer Damen, 6ie
roeniger auf 6ie <J5üte 6er Stimme un6 6es Hufes un6 oiel
mehr auf einen geroiffen artiftifdjen HTuth geben, fetjr gefajäfct,
fan6 ein au§eror6entli<hes IDofjlgefatlen an 6er perführerifdjen
2?oüc 6es liebeglühen6en Homeo in 6er Oper 6es HTarquis.
Seine Abenteuerlujl regte fiaj in alter Kraft.
Um 6ie DarfteQung 6er unnri6erftef?Iid} rei$en6en Homeo-
Hotte 6urd?5ufe$en un6 feine Hatur auf ihren ehemaligen
Sauber ju prüfen, pen»an6elte fia? 6er „vieux beau" ol?ne
Engagement in einen Director ad hoc, warb eine (Truppe
an, rührte 6ie (Trommel 6er Hedame, 30g in 6as Ieerfte^en6e
Theatre -Italien un6 ftattete 6as Stücf auf eigene (Befahr
un6 Hed^nung aus.
3n 6iefer XDeifc f?at Victor (Tapoul, einer fügen Kfinftler-
laune fröfmen6, jugleia^ 6cn (Traum 6es Dieter »(Eomponijten
fpät 5n?ar, aber glän3en6 perroirflia^t.
Die Aufführungen fanoen pom \2. £>döber bis
^5. December <878 6reimal in 6er tDoaje ftati. Das IDerF, fein
Unternehmer un6 6er £>rt per6rei faajten 6en Erfolg. (Ein
6anfbarcs (ße6ärf/tnif harret ihrer bei 6er Haa^melt.
m.V Conta», parifUna. 9
Der ZITarquis 6'3«*Y W nidjt umfonft geftrebt. <Er
l>at feinen plafc an 6er Sonne 6er Oeffentlia?feit gewonnen. —
Cegenoe Humero S 0 **»
3n 6er guten Stabt Couloufe gibt es 3tpei H)irtf?sf?äufer.
ote berühmt ftn6 meilenweit imllmfreis: 6asf}6tel Capoul un6
bas £)6tcl Dar6ignac. 2Xus 6em f)6tel Capoul ift 6er gefeierte
Sänger Capoul, aus oem fjötel Dar6ignac 6er gefeierte Sänger
Dar6ignac Ijerporgegangen.
Der Heifenoe, 6en irgen6 ein Stern 06er Unftem naa>
tEouloufe geführt, n>äf?Ie eines 6er betben Qäufer $u feiner
fjerberge. Bei feinem (Eintritt unter 6as gaftlid?e Vad}
XDitb fia)^oIgen6es ereignen: Der pere Capoul refp. Dar6ignac
n>ir6 6en IDeltfafyrer mit einem Bücfling nrillfommen Reifen,
n>ir6 ifmt feinen ausgejeidmeten Keller, feine portreff lia>
Küaje, feine unpergleicfjlicfjen Betten anrülmien. TXadf 6iefem
gejjfjäftsmägigen Dorfpiel tritt 6er große tftoment ein. Der
Künftlerpater 6rängt 6en IDirtf? in 6en f)intergrun6; er lägt
fein 6ienftfertig befajeibencs 2Intlifc aufquellen un6 ftra^Ien
ipie eine Sonnenblume um Qodjmittag un6 feinen ZTTun6
überfliegen pon ^odjgefüfjl. <£r ftimmt an 6as preislie6
feines- fils, 6es weltberühmten Sängers. Je suis le pere
de .....!
Die bcutfdje Citeraturgefdjiajte mel6ct uns ein äfynlidjes
tDort pon 6er großen Jranf furter Hatfysfrau: Je suis la
mere de Goethe.
5u loben bleibt, 6aß 6as Preislie6 6em <5afte nidjt auf
bie Hedjnung gefegt nrir6.
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TXbet wie b'xe ,fein6fd}aft unfelig getpütfyet fyat jurifdjen
6en bexbcn patricicrsfamilien von Verona, fo ergreif en6
gefd}fl6ert pon IDilliam Sfyafefpeare un6 bem MTarquts
6*3«*Y/ fo f^flrt bie Hipalitat 6cn f)aß stpifdjen ben bexben
<Saftn>irtfjen von Couloufe. Capoul pere (^agt bis aufs
33lut Dar6ignac pere et fils, uno Dar6ignac pere betennt
oiefelbe nadjbatlxdie 03efinnung gegenüber <£apouI pere et fils.
Hur 6ie mil6en Sitten unferer Cipilifation uno 6ie
fdjtpungpoüen «ßefcfjäfte, 6ie in beioen Rufern gleich ein»
traglidj blühen, perfyin6em, 6a [; jtdj 6ie ripaliftrenoen Pater
poü 3erferf<?ru>utFj auf cinanoerftürjen uno ifyren tiefflen
<5efüf?len freien Cauf laffen.
(Bütiger tt)i6erfpru07 6er Hatur! Siefye, 6ic Sälme
lieben fid} eben fo feljr, als ßd} 6ie Pater Raffen. Sie per-
neigen jtdj 1?u16poII por einander un6 einer . erfennt bem
anberen 6ie Palme 6er fünftlerifdjen Superiorität ju. Heio-'
los tauften fie 6ie £orbeerfrän$e aus, un6 jeoer fdjmücft
6as rufymgefrdnte fjaupt 6es an6eren mit befon6erer Sier. — '
Capoul fils bat feine Stu6ien in ParHs gemacht. Die
fjofye Sdjule 6es 6ramatifd}en Kunflgcfanges fyit fein
03efyeimmg mefyr für iEm. Sdjroermutfy, Ciebe, ljol6e l>er-
Sroeiflung, Särtlidjfeit, 007, Särtlidff eit befon6ers un6 peru>an6te
< 3uftän6e un6 Stimmungen permag er mit fo ergreifen6er
£ebensroaln*l?eit, potenjirt 6urdj alle ^ineffen 6er Hunft, 6ar«
5uftellcn, 6ag er niijt nur 6ie gefüfjlpollc "Pamentpelt total
be3aubert, fon6ern felbft ein gan$es, eifenumpan$ertes
Kuiraffier.^egiment in Crjränen auflöfen tpüroe, tpenn man
ilm 6ie foftfpielige Probe machen liefe. Ceioer pflegen 6ie
-Kriegsminifier fein <5eI6 un6 fein X>erftän6nif für 6eTartig<
intereffante (Erperimente mit lyrifdjcn tüenSren ju fabeiu
Dkior dapoul ift nidjt nur ein chanteur, fonöern aud>
ein unuu6erftef>IiaVr enchanteur.
Die fittigften grauen »ermag er 6urdj Sang un6 'Spiel
in itn-en gefefteten <5run6fäfcen einen &ugenblicf uxmfenb $u.
machen.
„0, 6iefer <£apoul ift djarmant", geftan6 eine brape-
Bürgerin ifjrem (Semaljl nadj einem perliebten Opernftücf;
„idj begreife qu'on fasse des folies pour lui!"
_
Sein erftes Huftreten in tfuber's „Le premier jour de^
bonheur" n>ar in 6er Cfjat fein (Slücfstag. (Skid} ant
erften IXbenb Ijatte ficfy 6er fdnnucfe 3 <m 9l" t g $ um Liebling,
aller pariferinnen gefungen. Haljeju $tt>eifyun6ert Vor*
ftellungen folgten ftd> Schlag auf Sdjlag un6 jeoe mar eine
*
neue €roberung für ifm.
Hadj 6em Kriege ging er $ur italienifdfen £>per über.
Ms Signor Eittorio Capoul, Tenore lirico, madjte er
erfolgreidjc Kunft- un6 <Befd}äftsreifen. <2r oebutirte als .
^auft in £on6on, lief ftdj bann von Stracfofdj für Hmerifa
engagiren, ging ein paar 3 a *? rc na< *? oem ^eiligen Peters-
bürg, folgte 6er IDerbetrommel JTTereüTs naa> IDien un6
ferjrte fdjlicglia? u>ie6er $ur IPiege feiner (Triumphe jurücf r
wo er am \6. ZTorember \S76 an 6er Opera -Comique in
6cm neuen XPerfe „Paul et Virginie" mit 6er Creirung.
6er rräumerifdjen fjel6enrolle f 6ie auf fenfitipe, impreffionablc
(ßemütfyrr einen tiefen €in6rucf mad?te, feinen Xulnn
aufFrifdjte, '
Seine Partnerin n?ar ^^ulein f)eilbronn, ein unruhiger
ZÜan6erpogeI mit prädjtiger Stimme, 6em im perfürjrerifdjen
Seine -Babel eine längere Xaft befjagte.
3n>ci 3af?re fpäter teilte fta7 Fräulein fyilbronn mit
^räulcin Sey in öie Kolle 6er 3uli<*/ M *<>™ 0 ^Poul
jirnt Opernfcirector oes 21Tarquis 6'3üry aufgefdjipungen rjatte.
(Eine parentljefe. 2Han f?at jtd? gewöhnt, 6ic poetifcrjen
3uliettcn, Margarethen un6 £>pr,elien als ätljerifay <£rfd>ei.
nungcn ober tpenigflens pon pomelmier Sdjlantyeit $u oenfen.
Die Qollän&erin Qeilbronn fyxt einen Stricr) öuraj oiefe <ße-
molml)eit gemacht. Sie fyit eine 3ulia neuer Lanier ge-
fdjaffen, eine roofjlconoitionirte, runoe, fette 3ulia, oie öur$
il?re gefegneten Körperformen 6en Hei6 if?rer tfmme heraus-
^uforoern im Stanoe ifL .
(Ein Spottpogel bemerfte: Cest en meme temps
Juliette et la nourrice!
Uebrigeus fcr/cint mir burd> nidjts erliefen ju fein, oaf
^orneo fuf> nur für eine magere «Beliebte paffiomrt Ipbt.
tfudj Komeo Capoul foU ftd>, roie €ingctpetyte perfiaVrn,
in oiefem Stüde als gefdmiacfpoller €Wefttfer ausfpre^en.
Die Scenc im Sdjlafgemadj 6er bis $um Sterben per-
liebten Deronefm, oann am Balcon, wo* es oen enMofen
Hui uno 6ie roonnetrunfene Umarmung gilt, fpielten
Capoul uno öie fjeilbronn mit einer Derpe, mit einer fo
beftriefenoen füMia^en XDa!?rl?eit, oaß oie 3mprefftonipen bts
Parterres por €nt5Ücfen aus einer Ofyimadft in oie anoere
fielen uno öie reijbaren Damen getpiffer" Cogen bei htm
TXnblid oes beneiöcnsipertfcn . paares. mit oer gunge
fänaljten. .
2Han munfelte oamals Allerlei. €s ftarben Me
Capoul • Sa^tpärmerinnen fdjier por Hei6 uno £iferfudjt.
Sie glaubten, ^räulein fjeilbronn meröe oen järtlic^en
tfomeo oirect pon öer öülme weg $um Standesamt locfen
it nö tl?n Innfort einzig unö alUin an ifyre paraöiefifdje
perfon fcffeln.
Dem war jeöoaj nid?t fo. <£apoul ift <5emeingut
aller galanten £rauenl?er$en geblieben. €r l?at bas i^m
anvertraute Pfuno nidjt im (Bemüfegarten oer <2^e per-
graben. €r wud?ert öamit auf (Softes freier jlur«
"Kurs por (Tljorfäjluf fjatte er mit feiner fajonen
Partnerin im The&tre- Italien nod) oen preiswüroigflen
Krafcrjl, 6effen €ä>> aud) oen legten 3*?«f*l meoerfajlug,
6er pielcommentirte Huf fei etwas antares, als ein coli-
fommenes Kunfter$eugni§ gewefen. .
Die Cäftcrer waren bann fofort mit 6er böswilligen
Umoeutung jur fyrno, 6ie Kugfcene muffe als eine gefdjicft
reoigute Keclame 6es gealterten jungen Ciebfyabers auf-
gefaßt werben.
Zlur oiefe Scene? fragten 2Inoere, oeren Sfeptif jeöe-
Scfjeu perloren. 2IHes ift Xeclame in 6er £)per oes
iUarquis 6'3 Dr Y f ör ZHonfieur Capoul: bie wonnige
21Xuftf, öie Cricots Äomco's, öas träum wanoelnoe flöten-
motfp im 5 weiten 2lct, bas meifterljafte, für jrauenaugen
in oiefer unblutigen Raffung gera&e$u fublime Duell, bas-
eine 2Husfelentwicfelung, eine männlia>e <5ra5ie, eine ritter-
liche Befymoigfeit, eine beraufäjenoe Co6esperad>tung jur
Sdjau ftellt, wie man es in oiefer DoUenöung faum oor^er
öuf oen Brettern gefefpn ......
Da$u oie warme, parf ümirte iltmofp^äre 6es Saales ....
Die Cegenoe Humero §mf\ fdjlicfct aber in würoiger
XDeife atfo:
IXls oer gefeierte Capoul auf 6em Diredionsftul?! oes-
Theätre- Italien gleidj einem ambrofiaouftenoen Olympier
thronte, öa erfaßte ifm 6ic Sefynfucf/t nacr) einer großen
,Jreunöestr/at, nacr) einer Kunögebung feiner noblen
Onfiinde. Der IDiöerfjall öiefer manifefiation fotlte bis
nach öem pälerlicr/en Coutoufe reierjen.
Unö er berief feinen Jugenö« unö ftunftgenoffen Daröignac
fils ju ftcr) unö fpracr) $u ir/m öie eöelgemuttpn IDorte:
„IDoju bin icr) Director geax>röen unö r/abe meinem
Sängertfnim öiefe r/ofye XDüröe beigefügt? 3er) fenne meine
pflicr/ten gegen Dicf/. Du follfl 6es Qerjogs fyxolb fein in
5er von meiner 2Hunificen$ gegebenen Oper. Dein Pradjt-
fleiö ift befteüt. So rüfte Die*}! Jn öem Künfllcrbunöe,
öen <£apoul öirigirt, öarf Daröignac nicr/i fer/Ienl"
Unö fo gefer/ar/'s. IDenn öereinft öie alten Sänger-
fnaben, belaöen mit Hur/m unö HToneten, jurüeffer/ren nadj
ir/rem fjcimafljltcr/cn Coutoufe, öann roeröen fte über ein unö
öemfelbcn IDirtr/sr/ausfdnlöe ir/re Corbeerfrdnje vereinen unö
öarunter roeröen fxdf öie Hamen nerfcr/lingen* in golöenen
tfrabesfen: Capoul et Dardignac.
5o rerför/nt öie Kunft öer Sör/ne,t roas öas <5eu>erbe
öer Dater eutjtoeit. —
f)ier enöigt öie $u>eite Cegenöe. '
€s ift notr/toenöig 3U bemerfen, öa$ 2TTonpeur Pictor
Capoul, öer Siegreiche , noer) nicr/t im (Traume öaran öenft,
ficr) auf öie XDirtr/fcr)aft feiner Däter in-Couloufe 3urücf$u-
$ier/en. Den rocltftäötifcr/en Kunftcentren ift feine €rfcrjeinung
noef) gener/m, in paris ein r/iftorifcr)es Beöürfnif fogar.
IDie öer Crocaöero, roie öer Ballon. Captif, roie öet
belletriftifaV Stror/feffel, öer Sarar; Bernr/aröt's £uftfar/rt«n
crjär/lt, roie öie Denöomefäule, roie öas ZHunöroerf <£affagnac's
unö älmlicf/e llnica ift öer lefcte Sänger öes Theätre-Italien
eine Sefyensn>ür6igfeit von Parts. Das 3 n * erc ff e r 6as 6te
Scinefta6t 6en £rem6en einflößt, txmr6e eine be6cnflidje
21Iin6erung erfahren, roenn Capoul plöfcliaj 6auonginge.
34 alme 6ie Unge6uI6, mit 6er nun mein gefdjäfcter
Cefer auf eine Detailfdjilöerung 6er Perfon unferes uner»
fe|Iid^en Künfllers fyarrt.
Capoul iß f4$n. Die pfyotograpfycn fragen ft4 um
ir>n; öenn feine Bilöer perfaufen ft4 beffer, als .6ie 6er
gefeiertften Sa^ön^eiten 6es f)ippo6roms un6 6es Sfating»Km?s.
<£r ift 6er menfcr)geir)or6cne tDoljllaut^ 6ie perfonipeirte
3artlicr)feit, eine Perljcißung, ein Seufjer, ein Kuf — un6
604 ein ITCann mit allen Attributen feines <ßefdjlea)ts.
Das £>doI feines Antlifces jiert ein aut^entifa^es Sa^nurr«
un6 Knebelbärta^en tx>n an$iefjen6er Hettigfeit. €r fjat eine
Hofe, jtrei Augen, eine Stirn un6 6a^inter mutlnuaßli4
au4 ein <5ef?irn
34 fefo fein profil gelingt mir nidjt. Daju ift fein
l)auvt von einer fo blen6en6en €icr>lfüüe 6es 2?enomm6es
umfloffen, 6aß ft4 6ie ^e6er gegen 6en Schattenriß roefyrt.
XDas Üpm? 3<*? neljme meine S u fl u d?* 3 UV einem
HTeifier 6er S4H6erfunft, $u tCt?£opl}Ue (Sautier. Diefer fyat
uns in feinem berühmten Vornan JLe Capitaine Fracasse"
6ie n>un6erbaren Jjefocntfyaten einer Komö6ianten»Cruppe
gemelbet un6 6abei bas Portrait 6es fer/önen £ean6er gemalt,
6as öem Cefer gewiß einen lebhaften Begriff von 6em na4»
gebornen frönen Dtctor rerfcr)affen »ir6. Die 2Iefpilt4feif
tt>ir6 i>on $uuerläffigen 5« u 9 en garantirt
34 i*t6anFe einem geu>an6ten Parifer Kollegen 6en
Qintpeis auf 6iefes ebenfo bequeme als angenehme un6
nrirffame Ausfunftsmittel.
tflfo frei nad) (Bautier:
Ceanber, ben feine 3oüe Derpfücrjfcte, bie roilbeflen
(Tigerinnen ju bänbigen unb fte lammfromm $u machen, Mt
Cruffalbins 5U lauften, bie (Er^ape irre $u führen unb immer
ftols unb ftegreidj ourcr) bie r>ern>ic!elt|ten Dramen $u fa^reiten,
war ein (Barcon von breißig 3ar,ren, 6er aber ouret) bie
außerorbentlicr/e Sorgfalt, bie er auf bie pflege feiner perfon
i>ern>enbete, Diel jünger fdn'cn..
(Es ift wahrhaftig feine Hleimgfeit, einen Ciebhaber
i>or$uftellen, jenes mylteriöfe, pollfommene tDefen, bas fta>
jebe 5uf^auerin naaj ihrer tDeife formt. . . . ZTTontfeur
Ceanber ttyit fein tttöglichftes. €r fettete fein (Befielt mit
blanc de baieine ein unb belegte es jeben Abenb mit poudre
de talc; feine Augenbrauen, beren rebeQifa^e fjaare er mit
«gänger/en ausjupfte, glichen einer mit "dßneftfd^er Cinte
gesogenen fä^njunguollen Cinie, bie in einem eleganten hatten- *
fd}tpän5cf}en enbigte. • •
Seine fleißig gebütfteten unb mit Opiat geriebenen 3äi)nt
glänzen nrie Perlen bes Orients in ihrem rbtfyen ^leifa^e, 6as
er bei jeber (Gelegenheit fefjen lief, unbefümmert um bas
griea)ifd)c Spridjmort: Xlxdfts Dümmeres, als ein bummes
Cäcr/eln.
Seine Kameraben behaupteten, 6aß er aucr) außer öem
Cljeater ft<rj oie klugen untermale, um bas feuer feines
Blicfes 5U erh%n. Sorgfaltig gehäufelte ffaavc^ bebeeften
in glän$enb fer/roarjen Cocfen feine Scr/täfe. £>ft fuhr er mit
ber fjanb bahin, um fte fer/dn in Orbnung $u erhalten, roas
ifmt (Gelegenheit gab, bie retjrolle ^orm ber fjanb felbft, ir/r
untabelr/aftes IDciß unb einen foftbaren Solitaire im beften
Cicr/te $u $eigen.
13S
Der umgefdjlagene Kragen enthüllte einen runden, »eigen
£}als, fo glatt raftrt, dag auaj nia^t 6er Statten eines fjärayns
ju fer/en mar. ....
€r tonnte feine Litauer anblicfen, or/ne fief) 6as 2(nfefyen
$u geben, als ftürbe er r*or Ciebesdrang, und er fonnte Feinen
3ug aus einem (ßlafe tfyun, olme $u fdfmaajten, als wäre er
einer Ofmmaajt nafye.
Seine pfjrafen interpuncrirte er mit Seuf5ern, und felbjfc
monn er von den gcringfügigften Dingen fprad}, gefiel er per)
in einem 2Iuf» un6 Hiederfdjlagen 6er &ugen, in einem fo
$ärtlta> flötenden Con, in einem fo fofetten SHienenfpicl, dag
man t>or £aa>en fyätte berften mögen. 2lber Me Damen
fanden das feljr charmant. — .
£> diefe Damen!
legende Humero Drei.
(Es mar in Conoon. 3m Cfyeater ppn <£opent.<5arden
feierte der ga|tirende Sänger pyramidale (Triumphe. Die
fernen 5ufö au « r innen mußten fia? por Seligfeit nia?t mefjr
ju faffen.
€in freund des Siegers drüefie diefem eines 2Ibends
folgende geilen in die fjand:
„Mon eher ami, eine Dame beauftragt mief), Sie $u
fragen, ob Sic (Sefangunterri^rjt erteilen, und menn ja, ju
melaVm Preis?"
Der Sänger, den feine feine IDitterung rafa? auf den
magren ßrund der Anfrage führte, antwortete, obfa>n er feiner
Cebtage noa> feine «Bcfangftunde gegeben fyxttt, bejafcnd:
„Cher ami, felbftoerftändlidj gebe icr) Unterricht. Die
Cection foflet, ift die Spulerin alt und fyäglidj, jwansig
<5uineen; ift fie jung und fyübfcr), nichts*.
3n*t tTage fpätcr erhielt 6er improDijirte (ßefanglefyrer
auf parf ümirtem, mit einem gol6enen IDappen gezierten papiere
6iefe €inla6ung:
„£a6y U. foier folgte einer 6er t>orneljmften Hamen ,
6es britiföen Onfelreidjs) mel6et 6em ITTonfteur * * tyrr
Complimente mit 6er HadjriaV, 6ag fte je6en Dienflag $u
fjaufe ift. Sie Ijofft, er werbe fo gefällig fein, üjr einen Befuc^
S u maa)en ; 6amit er felbft beftimme, $u melaTem preife
fie 6ie in 2lusfta?t gefteüten Ceetionen ju bejahen tyxbt".
Eh bien? v
• Der Hünftler fyat feinen Befua^ gemalt. Die Stunden
nwr6en pereinbart. Ucber 6en preis — fd^nxigt 6tc
<ßef cfyicfyte. -
tfber fte fa>>eg niajt über eine ganje Serie anoerer
Abenteuer mit galanten grauen aus 6er pornefymen IDelt.
Sintemal jeöod^ 6er Kaum 6iefes Buddes nicfjt ausreißen
n>ür6e, auä) nur 6ie cultur^iftorifd^ belefyren6flen $u ersähen,
tHjrmeife iaj 6en eifrigen un6 roiffens6urftigen €efer auf Me
Heiationen oon 6en bonnes fortunes oes frönen Ceanoer
im bereits belobten Capitaine £racaffe 6es HTeifters tE^optyle
(Sanfter«
£>, fte fm6 nidjt alle englifdj ausgefallen. . • .
Dod> gilt audj für 6en IttTonjieur Pictor 6as berul?igen6e
IDort: Ittels Heues unter 6er Sonne. ~€s ift 2Hles fdjon
6ageroefen bei 6en feiigen Dorfafyren in 6er efyrfamen Sunft:
praljlfjanferei un6 pradjt, para6icftfa7e Cuft un6 Ijollifdje
präget.
* ?
• • I
^D\0^d 1
«•I
IV.
€in ZlTuftf ante'n*&Ueblatt.
(Sounoö — 2Ha(fcnet — JHclra.
I
*
Quartes (Sounoö eröffne öen Keinen!
l\\d)t leidjt ift ein frarijöftfcfier (Tonmeifier von 6er
öeutfcrjen Kritif ärger mißfyanoelt iporoen, als er. Die feit«
fame 2ftifcr)ung pon Schwärmerei un6 Berechnung, pon
IHytHcismus unö Senfualismus , von Kircfycnöiutft unb
Salonparfüm, pon inöifcr/er 2Isfefe unö parifer Cüflemljett,
furj pon 2111cm, was öie Pfycr)e eines moöernen Künftlers
an lüiöerfprücr/en in iljrem IDefen bergen fann, r)at aus
<5ounoö eine fcr/roer ju enträtljfelnöe 2Ttuftfanteu«5tgur
gemacht.
Die Scfjtpierigfeit öer €rfcnnmij berechtigt jeöodf
feinesu>egs, öiefelbe mittel ft getyäfftger Abfprecrjcrri ju um*
ge^en unö öurdj heftige Angriffe 6as porftcrjtige Einbringen
in öen Kern einer 3"&ipiöualität $u crfctjen.
f)crr tfuguft Heitmann, ein fonft geurif? peröienftpoller
SHuftfer unö Schriftfteller, lieg ficr) ron feinem pefftmi|fcifchen
Parteifinne ju folgenden Steuerungen über Charles Gounoö
perleiten („Allgemeine (ßefer/icr/te 5er l\lu[\t M , IIL 354);
„Dürftiger als bei ZHeyerbeet unö fjalepy unö $um
€f?ei! ipioerträrtig geftaltet per) öie grofe Oper bei (Bounoö.
. m
* * *
* * ■ •
Die (ßrunölage öerfelben finb porunegenö oic abgefungenftcn
TTCeloöieprjrafen uno perbraudjteften r/armonifdjen tDen»
bungen, 6ie eben nur mit bem Prunf unb jlitter vmb ben
Ungef?euerHcr)feiten ber großen fran$öfifcr}en Oper aufgeputzt
unb 6er geöanfenlofen IHaffe 5ugerid}tet ftnö. IDir tpüröen
fein IDort bes €ifers über biefe neue pr/afe ber grofeu
Oper perHeren, n?enn bie momentanen (Erfolge (Bounobs
aud} in Deutfdjlanö nid}! gerabc an eine Oper für) fnüpften,
bie jeben Deutfdjen mit €fel erfüllen müfte. Der Jran$ofe
r/at es gerpagt, eines 6er r/errlidjfien IDerfe beutf<r)er Kunft,
«Soetrje's ;$auft, unter oft ipörtlicrjcr Benufcung bes Origi-
nals, mit einer 2Huftf ju perunglimpfen, 6er- gegenüber nur
gern 5l°t on>, s 2Ttartrja»2TTuftf für beöeutenö erflären tpürben.
Die fyorje, ibeale Dichtung ift r)erabge$ogen in einen Sumpf
pon oröinärer 21Tufif, baf es ferner nrirb, ir/re Umriffe
audj in 6er Befubelung nodj 5U erFennen unö bas beutfaV
Publifum ergoßt ficf) an ir/r un6 öeutfdp ^cöern p er fügten,
fte bei uns einzubürgern, ein cr/arafteriftifdjes 2TTerfmal für
öie unenblidje Begriff spertpirrung, bie auf bem (ßebiete 6er
fogenannten Kunftfritif b/errfijt, urie für 6ie Korruption 6es
(Befcrjmacfs* ...
IDenn eine ungerechte, aber nad? r)erfömmlicr)er 2tuf*
faffuug pernidjtenbe Kritif für 6en Betroffenen Iebensgefärjrlia^
roäre, fo r/ättc nacr) bem Äeißmann'fdjcn Perbammungsfprudf
ßounoö Iängft b/inabfar/ren müffen in 6ic <5rube. Allein es
ift anöers gefommen. (Bounoö ift nidjt am 5°™* un6 €fel
feines Peröammers geftorben. €in rüpiger Secr)$iger — er
ift am J7. Juni \S\S $u paris geboren — erfreut er fxdf
rjeute nod) ungebrochener Sdjaffensfraft unb 6er Quell feiner
mufifalifcr}en pfjantafte fprubelt fo freubig unö rjelf, als tfitte
H5
nie eine trübe Cebens« unö Kunflerfahrung öaran geröhrt
,Jreuöig unö r/ell, fagc idf, ofmc öamit jene myftiffe Der»
öüfterung in Slbreöe pellen $u motten, öie fidj jeittoetlig wie
ein Scfjleier öämpfenö auf öie flingenöften Saiten feiner Seele
legt. Die Heigung $u fdjtDermütfyigen, religiös angekauften '
(Träumereien ift öem merfunlröigen UTanne eingeboren. Sic
fomnit in feinen früfyeflcn nrie fpäteren IDerFen $um Durdj-
brudj , meift unoermittelt, fprungr/aft, naf öem Sfelmenlieö
oes angefäufeiten Klofterbruöers bas ff merslife ZHiferere.
Seinem fünftleriffen Raffinement allein ift es 5U öanfen,
wenn es ifmt gelingt, 6cn f)orer über öie ZDiöerfprüfe uni>
öie tiefe ^erriffenr^eit oer feeliffen <5runöftimmung fanft
Ijinmeggleiten $u lajfen. So ©ermoften öie grotesfen fjerjens-
oerirrungen öes 2TIeiftcrs, por allem feine abentcuerlif en
Sf icffalc im Sfooge 6er ^amilie XDelöon »äfyrenö feines
Aufenthaltes in €nglanö von \8?{ bis ^ 87^, faum eine neue
€mpfinöungsmelle $u erregen, öie nidjt fcfyon ■ von feiner
früfyeften 3ugenö an im f aotiffen tfleerc feiner Seele i^re
»eigen Sfaumfpifcen gejeigt fyätte. 1
Sein IDefen ift mit allen Ceiöenffaften öurf tränft.
3m JTTittelalter fyätte er genug als bas fiammenöfte Kirchen-
lift per} im tDeinberg öes ^errn ausgebrannt unö all' feinen
Senfationsbeöürfmffcn ein reifes ßenüge getljan; in oer
nüchternen tfToöernität ron r)eute, öie oen geiplifen Kraft-
menfer/en öen Kaum beffränft unö bxe nrilöen Bäume nif t
mehr ungefähren in oen Jjimmel tr>af fen lägt, nrie hl oer
frommen gext firf lifer Omnipotenj, blieb ilpn nur öie
mupfaliff e Büfmenn>elt als Cummelplafc. Die £>per allein,
als öie ioealfte unö — ftnnlif pe Kunpform, ift für öie
fünftleriff e pijanfape umfaffenö genug, um öie rer$el?renöpen
m. ©. Conrad partfUm«. 20
■
Jeuerftröme oes gcfammten menfdjlicfyen €mpfm6ungs»(Befyalts
yfarjrlos in ftd} aufjunelmten
<5ouno6's (Eltern waren ortfyo6ore Katfyolifen, 6enen
eine tief religiöfe <£r$iefjung il?rcs Kinöes (Seipiffensfadje
mar. Sie forgten 6afür, 6ag 6ie erjlen un6 bleiben6ßen
(£inbrücfe auf 6as (Semüt!? 6es fleinen Charles fia> ftreng
im (Seifte 6er jamilientra6ition ponogen, öaß er ein refpect«
poller <£rbe iljres frommen (Blaubens »uroe. ZTTan mar
ba mal s nodj nidjt fo rocit in 6er Pä6agogif, um in 6er
2?eligio(ität 6ie Slüt^e einer felbfterrungenen, aus 6er eigenen
Kraft 6es 3 noijjiouums f?erausgeipaa?fcnen tDeltanfdjauung
3U er f ernten, fem 6er rt Ehielt nodf an 6cm (Bcbraudjtrmme feft,
•
oent jarten Stamme 6ie fnorrigften Heifer 6er tfyeologifdjen
Heberlieferung getpaltfam aufzupfropfen. Unbekümmert um
öic €igenart 6es jungen Haa^tpuajfes, tpolite man 6emfelben
6ie religiöfen 36een un6 (Befür/le pererben, "nrie man 6ie
f oftbare Sdmupftabafs6ofe 6es (ßrogpaters, 6en fol6atifdjen
^eoerbufd} 6es Urgrogpaters un6 anoeren ;familtenfjausratlj
e^rffira^tig pererbte.
Das 2TCuftf ernten » (Temperament regte ftdj früfoeitig im
f leinen Charles, u>ur6e aber eifrig mit (Bebet un6 firdjlicfjen
Hebungen befämpft. 2Us es 6em Knaben einmal glüefte,
Othello 5U fyörcn un6 Don 3uan, 6a looerte fein €ntrjuftas-
mus für 6en Räuber 6es tConreiajs rjimmclrjodj empor.
Die ^amilie erfdjraf, als 6er fromme Charles jum erften
2TTale berannte, er fürjle ftdj $um ITTufifer geboren; fte griff
jum ZJOfüpBDtMi um mit 6em tpun6ertl}ätigen, gefegneten
' ZDaffer oen Iftuftfantenteufel auszutreiben, 6er in 6er Seele
bts Hintes fein IDefen trieb . . ;
1*7
Schließlich fiegte 6er (Ecufei 6ocfj über 6ie guten,' alten
*)ausgeifter, un6 €fyixlcs 6urfte IHuftf ftu6iren, natürlich mit
6er €infchärfung, 6as profane (Beouocl ängftlich ju meinen
uno fein Seelenheil nicht 6urcf> öen Umgang mit 6en
hci6nifchen lltuftfantengöttem 3U compromittiren; er fottte fld>
an bie 3 n f pir a t ionen btx ^eiligen Cacilia, an oic alten,
foltöen Kirchentonarten, an 6ie ehrbare ^uge un6 bas
erbauliche £>rgelfpiel galten. 6laube un6 Kunft fdjloffen ein
Concoroat, unter 6effen Sdjufc 6ie eigentümlichen (Talente
£r)avUs> 9 ftd} mächtig entwickelten. {Jatery, Cefueur uno
Paer n>aren feine Cefjrer. J839 gewann er 6en erften Preis
in 6er c£ompofition am (Eonferpatortum.
Als Preisträger 6urfte er auf Staatsfoflen einen mehr-
jährigen Aufenthalt in 3talien nehmen. <Bouno6 fteuerte
fofort 6em 5onncnIan6e jenfeits 6er Alpen, 6er einfügen
XDicge e6leren JHenfchen« un6 Mnftlerthums, entgegen unö
inftallirte ftcf? in 6er ewigen Stabt in 6er .Di IIa tfleötci
Der djriftfatholifdTe Zttufcnjünger füllte ftd> wie im ftebenten
Gimmel. Alle Seligfeiten einer gf%n6en (ßläubigreü,
multiplicirt mit 6em 36ealismus 6er Kunß, ftrömte in feiner
Seele jufammen. <Ban$ erfüllt r>on feinem fyoljen Berufe,
wi6mete er 6er römifchen Kirche, ihren <5ottcs6ienften un6
Kunftfdjäfcen ein begeiftertes Stu6ium. €in furjes Fragment
aus feinen noch ungc6rucften XTTemoiren, 6as jfingftuon 6em
„Soleil illustr£" mitgetheilt wur6e, gewährt uns einen €tn-
blicf in 6ie 2Ttetho6e, mittelft 6eren er (ich 6er neuen Kunft.
ein6rücfe analytifch 511 bemächtigen fud?te.
XDir machen 6abei 3ugleich 6ie lüahrnehmung, 6af öle
Heigung $u fentenjartigen ^ormulirungen feiner <Be6anfen,
ju einer gewiffen falbungsroHen Ausweitung 6es SpcciaifaHs,
10» •
$u rfyctorifdjen Ausfdjmeifungen im Kanjelftil nicht erft ein
€rgebni§ feines fpäteren Cebens i(l. Der junge <5ouno6
analyfirt, generali jirt, 6ocirt mit dem nämlichen Belagen,
nrie 6er alte; 6er 5 ipansigjä Irrige ift oerfelbe Diel- unb Schön-
redner, als welcher 6er fc^igjä^rige in 6er Conperfation rbie
in feinem umfangreichen Briefipechfel ftch 6arftellt. Die
Herausgeber feiner 2Hemoiren un6 Briefe u>er6en 6creinft
feine geringe Arbeit haben.
307 f?cbe aus 6em ermahnten Fragment, 6as 6er £e\t feines
römifchen Aufenthalts entflammt, ein paar Abfchmtte r/error. '
#/•••• 34 9»"9 fo oft als möglich in 6ie 5irtinifa?e
Capelle, u>o ich getpölmlich 6ie ZTTeffe an 6en Sonntagen ju
l^ren pflegte. Diefe ftrenge, asfetifche 2Tluftf, horizontal un6
ruhig nrie 6ie Cinic 6es ©eeans, monoton fraft ihrer Ungc*
trübtheit, antifenfueü un6 mchts6eftoipeniger pon einer befd^au-
liehen €in6ringlichreit, 6ie ftd* $un>eilen, bis 3ur €fftafe
ergebt, übte $uerjl eine frcm6artige, faft unangenehme
XPirfung auf mich ans.
„IDar es 6er mir gänjlich neue Stil 6iefer Compojitioncn,
war es 6er eigentümliche Klang 6iefer gan$ befon6eren
Stimmen, 6ie tyet mein £% $um erften ZTTal pernahm, 06er
n>ar es 6iefer bis jur Derbheit fefte Angriff, 6iefes auffällige
f)erausf?ämmcrn (martflement), bas 6er Ausführung ein
folches Helief giebt 6urch 6ie ^erporhebung 6er perfchie6enen
cfinfafce 6er Stimmen in 6em fo poUen un6 6och fo
fnappen <5ea>ebe harmonifcher Kombinationen? 34 «wf
es nicht. 34 weif nur, 6af 6iefer €in6rucf, fo bijarr er
audj tpar, mich feinesmegs abfehreefte. 34 ^ m ^nimer un6
immer n>ie6er, fo lange, 6afc ich fchließlich gar nicht mehr
6arauf persichten formte.
149
„<£s giebt Wette, bie man an ben Orten felbft, für bie
fie gefefjaffen morben fmb, feigen ober frören mufc. Die
Sirtinifdfe Kapelle ift einer von oiefen erceptionellen Orten;
fie ift ein gerabeju einjiges ITTonument in 5er Welt. Das.
foloffale (Senie, bas bie Decfe unb bie Altarmanb mit feinen
munberfamen Conceptionen 6er Sa^opfungsgefa^idjte unb bes *
jüngften (Berichts gefajmücft fyxt, biefer UTaler ber Propheten,
mit benen er wie mit feines (ßleidjen 5U Derfefyren fdjetnt,
wirb jemals fo menig erreicht merben, als fjomer ober
pfyeibias. 2TTenfa^en r>on fola?em IDudjs unb Saft fieljt man
nidjt $u>et JTTal: bas fmb Syntfyefen, bie eine gansc IDelt
umfaffen, erfcfjöpfen unb abfdjliefen, unö was fte gefprodpn
fyaben, fann Keiner nadjfagen".
Cfyaraftcriftifaj für bic franjöfifajc Kunfiauffaffung unö
Kunfitausbeuiung ift es, wenn (Sounob bie XlTuftf eines
paleftrina mit ber Kanjelbercbtfamfeit eines — Boffuet Der-
gleicht, fyövcn mir!
„Bei bem Anfyören eines IDerfes t>on Paleftrina ereignet
ficrj etwas, bas bem €inbrucfe anafog ift, ben bie Cectüre
einer ber großen Sdjriften Don Boffuct auf uns ^eroorbringt:
nidjts Auffälliges begiebt fidj unterwegs, aber am €nbe
angelangt, fütjlt man ftrf? plöfclidj auf einer wunberbaren
f7Öl?e: folgfamer unb getreuer Diener bes (ßebanfens, fyatbas'
Wort nirgenbs feinen eigenen Portal gefugt unb uns
weber angefallen, nodf vom IPege abgelenft, fo bag mir
auf bem (ßipfe! angelangt ftnb ofyne Stög, ofyne 21bfd}weifun0#
olme 3rrclcitung, geführt doii einem gefyeimnif Döllen Jüfyrer,
ber feine Spur uor unferem Auge Derborgen. Die rfUige
Abmcfen^eit aüer ftcr/tbaren Mladjt, aller meltlia^en Kunfl-
griffe, aüer eitlen Kofctterie ift es, was bie l?ol?en Kunftwerfe
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abfolut unnad?ar)mbar madft Um fte 5U erreichen, ift niajts
Geringeres notfjig, als 6er (Seift, 6er fie gejeugt, als 6ie
Vev^üduriQ (ravissement), 6ie fte 6ictirt fyat".
Die nahe Berührung mit 6em f)ei6entr)um, 60s in 6em
fatr)o!tfcr) traueftirten Horn fein Dafein nodj fo mächtig be«
3eugt, fdjicn feine abfüfylen6e IDirfung auf 6en myftifajen
Drang <5ouno6's 3U auf em. 3 m Cfe0fnt^ell gewahren u>ir,
tric bei 6em jungen Confünftfer 6ie Serntfucfjt nadf 6em
befcbaulidjen Dafein 6er Klerifer immer ftarfer r)en?orbridjt.
7X\d}t 6ie ftreiten6e Ifiraje locfte ifm, fon6ern 6te in iljrem
feiigen Hlofterfrie6en über 6ie Unruhe 6er Weit triumpr?ireu6e
<5emetnfd?aft ausermäfylier (Beifler. <£s büntie ifrni Elftes
<8lüd, 6as Coos 6es funftbegabten, neben 6em Qeifigencultus
6em Dienft 6er 2Hufen ergebenen Klofterbru6ers Reifen 5U
6örfen.
„3m grauen Hocf 31t wohnen fjier im -feibafyt,
Von allem rPirrfal unb ber (Qual bes lüanbcls fem,
iTacb £nji 3U malen, frühe, tuenn bie dornte fommt,
qu hüben unb 3U fingen nod> in ftifler Xta<bt f
Demntfytg benfenb an ben fauf be$ IPcttgefdjitfs,
3n alten Sutern fudjen ^eilige rDeistfettsfjmr
Unb |Hfl ben (Tag rerbrutenb über bnnFIem Spxndf
____ ____ .
^ Die Seele fdjrocbt in 2Inbad>t em'gen Sternen 3U".
<£s fehlte nidjt Diel — un6 <Ek>uno6 roäre auf 6em
untDi6erfterjlidj an3ieljen6en, fanft im romantifdjen Steine 6er
„Heben Qimmelslidjter" erglän5en6en Strome 6iefer Stimmung
cn6lidj im fjafen 6er Kirdjc eingelaufen. Kaum ^atte er
fcie Villa 2He6ict un6 6ie fjcfpcrifdje Qalbinfel perlaffen un6
u>äljren6 eines fur3en Aufenthaltes in XDicn ( 18*13) einige,
feiner religiöfen Compofitioncn, eine üoealmeffe un6 ein
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\J>\
Sequiem, jur tfuffüljrung gebraut, öa eilte er nad) parts
5 urücf, um fia? in eine firdplic^e tfnftalt su flüchten.
€r irmröe Crganift unö Capellmeifter in 6er Kirche 6er
Missions etrangeres, ftuöirte öabei {Theologie am 5eminar
oon Saint Sulpfce, trug öie Soutane unö empfing fogar öie
niederen IDeifcn, öie fog. ordres mineurs
Der entfcr/eibenoe 2Homent nafjte. Da Serrig fein fünft-
lerifa?er <5cnius mit einem Xui öie priefterliojen Banöe, öie
ficr) um feine Sänringen 5U legen örofjten, unö trug ifyx im
#ugc über öie flauem öes Seminars Ijinmeg.
(ßounoö n>ar öem £eben, öer ^rci^eit, öer ungebunöenen
fcfröpferifajen Arbeit roieöergeroonneu. So ftarf auf fehl
ntTfKfc^es Beöürfnif, feine (Blaubensluft gemefen, fo füllte
er öoa?, öafc öas ausfdjließlia* Kirfentfjum fein <5rab
gerooröen roäre — unö mit öer Kutte brauste er ja nicr)t
öie füge Sdjroännerei öer (Släubigfeit ausju$iefyen!
Das Heia? öer (Tonfunft ip roeit genug, um aua> öer
anfprudjDollften VfotarfrtW ***** annehmbaren Unterfa?Iupf
$u fia^m.
Die fira^Iia?e ZHuftföidjtung jeöoa? u>ar balö md?t mefyr im
Stanöe, öer üppigen ^ülle feiner mefyr roeltliij unö allgemein
mcnfd^Iia? angehäuften <£mpjinöung, öem überquellenöen
Strome feines öem bunten Ceben mit feinen öramatiferjen
H)e<r)feIfäUen jugefer/rten (Semütljes ein DoDes (Beträge 511
tfmiu
3n feinen $afylreid}en 2Tfeffen unö Pocalroerfen religiöser
Hatur örängte es irm ffon, öas unbänöige IDeben unö
IDalten feines !eiöenfcr)aftlia?en (Beiftes öura> einen aus-
geöermteren (Bebraudj öes Jnftrumentalen in eine erfd?öpfenöere
tunftleriffe Darjteüung $u faffen. Mein öas fira?Iife tTert-
\52
bud) fyat enggejogene liturgifaje Sdjtanten; fein Pfyantapefreis
ift ein boginattfcfj feft umfcfyriebener.
<5ounob tradjtete aus biefcm Bann frei 511 roerben uni> ft
bie umfaffenbpen bidjterifcfjen Slusbrudsmittel ju ertpcrben.
<Er griff $um Cibretto 6er £>per.
Durdj bie Dermittelung 6er $vau Dtaroot- (Barcia Farn
am J6. 2IprtI feine erfte £)per „Sappljo" 3ur Sluffüljrung,
Cert pon €mile tfugier. Pier Jafjre porfyer Ijattc er pdj,
neununojroansigjafyrtg, mit einer tEodjter bes pianiften Limmer«
mann efyelidj perbunben. Die €^e ip eine groge Sdjule.
Sie fördert unb regelt Me Probuction bes ftarf angelegten
f ünftlcriftfjen «Befyirns. (Bounob arbeitete mit frifdjem ZHutlje.
(Er wiegte ftd} in ben (Träumen eroig jungen (BIflcfes unb
fpürte boppelt ben Segen freieripäfylter ftrenger Arbeit. Pen
fpäteren tDedtfel afmte er faum.
3n rafdjer ^olge braute er auger ben großen Chören
5U „ Höffes" bie £>pern „Die blutige ttonne", „Der llrst
miber XDiOeit" unö „Jaup" por bas publifum, bas bem
neuen Stern, ber über ber mupfalifdjen SdjaubüEme ber
IDeltpabt ftraljlenprädjHg aufgegangen u>ar, feine fjulbigungen
md)t länger porcntljielt. Der „5auft", in nwldjcm pdj bas
tonfünftlerifdje IDefen bes iUeifters am pollfommenften unb
fapajpen ausf priest, ^atte gleiaj bei oer erpen tfuffüfyrung
im Th^Ätre lyrique am \$. 1Xläv$ \85$ ben glänjenöften
Erfolg. Der Harne bes Componipen fjatte ben IDeltruf
gen>onnen, ber €ljrenplafc in ber mobernen franjöpfcfcen
Kunpgefdjidfte n>ar ifmt gepokert. Keine no<r) fo abfällige
Kritif in» unb auslänbifajer pebanten, bie pd> bie €nt-
ipicfelung ber £>pernmupf naaj fdjolapifdpn Sambleben-
begriffen im Poraus juredjtgclegt Ipttten unb bie IDirFIidjfeit
6es tfunftfajaffens nad> 6cn perfönliä?cn 2lbftractionen ifjrer
Prioattfjeorie Icnfen mollten, ucrmocrjte etwas gegen 6ie
allgemeine Strömung aus$urid}ten. Der £aten«3 n fli nc *
Publifums fcr/Iug 6ie prätentiöfe Sdmlmeisljeit 6er Kritif.
Der fcr/$pferifd)c (Senius bes Künftlers blieb in feinem
Hecfjte. Der (ßounoö'fdV „tfaufl" mar ein toirdjaus per-
fönlidjes XDerf, bas in jcoer Itote 6cn Stempel 6er
fünftlerifcr)en pfyaV ifyres Urhebers trug. Das IDerf mar
ein ßlaubensbefenntnif , 6as aus 6cm tiefften 3» nern oer
Seele fiäj jum muftfalifä^en 2lus6rucf 6urä)gerungen fyatte.
Der mYftifdjc <Brun6trieb bes cr>riftfatr>oIifcr>cn (gläubigen
crfdjien 6urdjtränft mit 6en 3 m P rc fft° ncn °* 5 mo6emen
Künftlers, 6er ftäj 6em XDeltlfben feiner Seit ooü un6
miüig Angibt.
^inftdjtliaj 6er ted)nifa?en Qan6fyabung 6er mufifalifijcn
2lus6rucfsmittel fann <Souno6 mit feinen Porgängern per-
glichen un6 bas ZHajj feines Vermögens annä^ern6 feft*
gefteüt mer6en; r)tnftcr)llic^ 6er geiftigen Sdjäfcung je6odj
lägt pij fein an6erer Dergleiaj jugeben, als 6er 6es Kfinfi-
Iers mit fta? felbft. Der <5ouno6'fd>e „^auft" trägt, mie je6es
ccrjtc Kunftmcrf, feinen ZTTagflab in ftcr) felbft.
Heben 6em Eingangs mitgeteilten Hidjtfprucr) eines in
ttegationen feine Stärfe fucfycn6en Kritifers nimmt ftä^ 6ie
Verlautbarung 6es ^errn Couis Viaroot, 6er por 6rei|ig
3al?ren im „tftljenäum" über <J5ouno6s 6ramatifa>r €rfilings-
merfe fta) ju (Bcriajt fefcte, aüer6ings mie ein überfdjmäng»
Iid)er f)Yn:nus aus. IXlan Ifite:
„Diefe Zltuftf erinnert in feiner ZDeife, fei es in 6er
^orm, im (Sefang o6er in 6er Harmonie, an irgen6 einen
alten o6er neuen Componiften. Sic ift nidjt neu, menn neu
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fo viel fagen wxÜ, als fcijarr obcv bavod; fte ift nidjt alt,
menn alt gleidjbe6euten6 ift mit troffen un6 fteif. Sie ift
6as Wert eines fertigen Künftlers, 6ie poefte eines frifa>
erftan6enen Dieters.
„Dag 6er <Ein6rucf auf 6te 5 u ^ rcr « :i örofer un6
reeller gemefen, bar an ift fein ^toeifcl; g*f<fyi*l?t je6o<fy
nidjt 6er tfufnafyme, 6ie 6iefe 2TTufif gefun6en, fon6em nur
ifyrer felbft megen, menn mir 6em ^errn <8ouno6 eine auger-
gemdfmliaje Caufbafm propfyejeien. Denn wenn in feinen
ZDerfen m'djt ein neuer un6 maljrfyaftiger <5enius maltet, fo
motten mir getroft- auf 6ie Scfjulbanf jurücffeln-en un6 6as
21 3 <L 6er Kunft un6 6er Krirtf r>on Heuern lernen".
Den gleiten €rfolg mie mit „£auft" fyxt <Souno6 mit
feiner feiner fpäteren £)pern mein- erreicht, einen annä^ern6en
nur mit „Homeo un6 ^ulia" ((867). Von „pinlemon un6
Baucis", „ZHireille" un6 an6eren, fin6 nur ein$elne lyrifd^e
Fragmente populär gemor6en. €s ift Ijauptfäcrjlicr) 6ie
anmutige un6 amorosmefmtütljige Saite 6er <Bouno6'faVn
SetU, mela> 6en ^eitgenoffen na^e ger>t un6 einen tieferen
IDteerfail pnoet.
3* nie^r er ftd} in feinen fpäteren XDerfen in 6er
(ymp^onifer/en Belaftung feiner Partitur gefiel, einerfeits,
um mit 6er neuen €ntmicfelung 6er 6ramatifa^en ZITuftf
Scr/ritt $u galten, an6ererfeits um eine feierlidjere, o6cr mie
er' s in feiner myflifcr/en Sprache nennt, apoftolifdje
IDirfung $u erjielen, 6efto fernerer mur6e es feinem PuMifum,
6en gefteigerten €rmartungen 6es alten 2Ttei|ters geregt 5U
roeroen.
<5ouno6 faßt rjeute feine Kunft in erfter Cinie als eine
. crjriftlicrje ZTTiffton auf. 2lls fein potlfommenftes IDerf naä>
6iefer Sichtung tyit er felbft feine \878 jum erjlen Xtlal
gegebene £>per „Polyeucte" be$eidmet. Sie foüte 6er hpdjfte
2Ius6rucf feines apoftolifdjen Kunflioeals fein.
Das publifum erflärte ftch augenbiieflich außer Staubt,
auf 6iefe mrftifc^e Conception hinlänglich oorbereitet $u fein.
Die tyibmMen Partien 6es IDerfes mit 6en fröhlich* 11
(Sefängcn un6 ^eiteren Cänsen, mit 6en glän$en6en Scenen
6er Penus» un6 Bacchusfeier fagten ihm außeroroentlich $u,
tt>ährcn6 es 6en ganjen 2Iufman6 $u €f?ren 6es <£hriflcn-
thums, 6ie (Slaubcnsbef enntniffe , 6ie tEaufhan6lungen, 6ie
«gerftörung 6er ^ei6nifa^en <BötterbiI6er, 6en fanatifch gefügten
ZlTärtyrerto6 im <£ircus — mehr o6er weniger ungenießbar
fan6. 2Iußer einigen geiftreidjen <£in$elhetten in 6er ordjeftralen
Conmalcret fyit auch 6ie Kritif feine außeroroen Jüchen Schön-
heiten, feine übern>ä!tigen6en Jnfpirationen in 6en jiemlich
pomphaft angefün6igten apoftolifchen 2TTuftfoffenbarungeit
<5ouno6's 5U cnt6ecfen vermocht. IDeroen fpätere £>f?ren
empfänglicher geftimmt fein un6 6as myltifch« tfpoßelamt
6es neuen parifer ^eiligen in feinen verborgenen Schönheiten,
in feinen muftfaüfdjen <Sna6enfchäfcen gan$ ergründen un6
a/nießen' fönnen? Chi lo sa!
IDer annehmen ivoflte, <5ouno6 fei mit feinem tfpoftel-
6rama in eine neue" phafe fetner €ntoicfelung getreten, et
habe am 2lben6 feines Cebens eine neue Bahn befchritten,
an 6eren €n6e große Prämien für 6ie aufftrebenoen (Eon-
6ichter locften, nmroe fi<*? meines cfraajtens im 3rrtlrom
befin6en. Sein <5cnie ift ein abfchließen6es, fein pfa6-
fin6en6es.
Das IDefen <5ouno6's $eigt eine (Entfaltung, aber feine
€nttpicfelung im Ian61äupgen Sinne, fo wenig 6er 2Hon6 eine
€ntn>icfelung $eigt, wenn fein £id/t von einem Viertel ins
anbete tritt €s i# ein beftän6tger IDeajfel her £id?tgcftalt
ofme €rfd}licjjung neuer £id}tquellen.
XOät)renb er fidj falbungsroll über feine apoftolifdje
Oper „Polyeucte", in 6er bem §ei6entyum 6er mufifalifdje
Cömenantfyeil jufiel, als über ein n>eltbemegen6es dn-iftKajes
€reigni§ ausfpraä} un6 es nidjt an Derftdjerungen fehlen lief,
6ajj er mit 6iefemtt)erfe fein ton fünft fori fd?es unöpfyilofopljifdpes
Permädjtnig en6giltig formulirt r)abe, fo 6a£ feine ^e6er
fnnfort feinem profanen Ofjrenfdjmaus meljr 6ienjtbar roeroen
fönne, ' — fummte in feinem Kopfe 6er burlesfe „(Trauer-
marfefy einet iftarionette", un6 6ie 36cen $u 5U>ei, brei neuen,
6urd?aus roeltlidjen Opern Ijüpfteu roie netfifdje ttoboloe
6urd} fein <8cr)\rn\
2Us 6er Director §alan$ict tfTiene machte, fia^ über 6en
geringen <Erfolg 6es #pofteItr>erfs, 6er mit fo ungeheuren
Koften infeenirten Oper „polyeucte", $u beflagcn, fonnte ifm
6er ZTlYftifer mit 6em f)inn>eis auf 6ie neuen IDerfe tröften,
6ie er gera6e in Arbeit r/abe un6 6ie 6em fün6fyaften
publifum jc6enfalls ausnel?men6 gefallen n>ür6en!
Das ift niajt benwgte Kom&6ie, 6as if! ein (Ergebnif
feiner unglücflidjen, jerriffenen, 6er etfjifctjen €inf?cit Ie6igen
i7a tur .
IDie gan$ an6crs erfdjeint uns in 6iefem Stücfc fein
großer Can6smann fjector 3erlio$! 2TTan fann fxd) nidjt *
leidft ausgefprodjenere <S5egenfäfce 6enfen. Die abgrun6tiefe
2}erfdne6enfyeit, 6ic fid} in ir/rer tonfünftlerifdjen 3efyan6Iung
6er gleiten (Boetfye'faVn un6 Sfjafefpeare'faVn Dramcnftoffe
manifeftirt, äufert ftd> in nodj grelleren Conen in ifyrem
<£f?ara?ter.
• .. • • ■• •
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. . .
. • . - • '
So intercffant 6er Vergleich auch wart, tpoüen mit \fpi
6ocf> tyet nidyt weitet perfolgen. 3m (Srunoe bliebe er ja
unfruchtbar. IDer permöchte übcröies ein ZTTenfchempcfen für
unglückliche C^arafterjüge perantn>ortlich machen, 6ie piel
mein- als Scfncffal, 6enn als eigene Sdjulo in fein Dafein
fallen?
<Souno6 hatte übrigens auch pon Seite feiner fransöftfc^en
2ttitleben6en un6 ZHitftrebenoen nie unter einer allju gerben
Kritif ju letöen. tfls Künftler nrie als pripatmann ift ihm
ftets 6ie enthuftafiifchfte Sympathie feiner Ungebung treu ge-
blieben — bis auf oie IHinute feiner flucht nach €nglanö,
oie eine porübergefyenoe €rbitterung, eine h$h™fö angeflogene
2lbn>cn6ung in tpeiteren Kretfcn fyerrorrufen mußte.
3a> gejtehe, 6af otefe (Epoche feines Ccbens trofc meiner
fleif igftenltaaiforfa^ungcn, trofc meines parteilofen Uaa^oenfens
für mia^ noch ein ganjes Heft 6er fchunerigften pfychologifchen
Probleme birgt. 3cf> fyibe mir aber in 6en Kopf gefegt,
oie 6iesbc$üglidjen Stuöien beharrlich ju €n6e 5U führen un6
feiner 5eit mit einer Haren tfnalyfe oes merfroüröigen
Romans „(Beorgina IDeloon un6 tfyxxles <5ouno6" heraus-
^urüefen — nicht um su richten, fonöem um ein feelifches
Phänomen ju beleuchten.
Die fragmentdrifchen Publicationen 6er f rau H)el6on
geben tyute noch fein ungebrochenes, Polles Cidjt, un6 Me
(Einmifchung 6er parifer Cagespreffe fyit mehr $ur Crübung
als $ur Klärung 6er feltfamen Sache beigetragen. 3nfon6er-
heit mar es 6er „(Baulois", 6er nach Kräften 6ie $ä6en
perurirren fyxif un6, nrie es ZHtg (Öeorgina tt)el6on unnrioer-
leglich nachgeuriefen, 6ie öffentliche HTeinung in 6er gröbften
ZDeife irreführte. (Es fm6 6abei Dinge ju (Tage gefommen,
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bic für 6ie beteiligten Parifer Blätter nichts tpeniger als
fcrjmeicheihaft fm6. Doch «rill ich jur trjeilrpeifen (Entladung
gerne 6en mil6ern6en Umftanö gelten laffen, 6af es 6en
parifer publiciften pon geftern un6 ^eute abfolut unmöglich
ift, ficr) in einen fremöcn Polfscrjarafter ju fin6en.
Hur ihre Voreingenommenheit un6 Senfationsge&erei
roaren im Stanöe, gegen 6ie grof fjersige Britin eine Sprache
$u führen, 5ie pon 6er Xitterluhfeii n?ie pon 5er IDahrhaftig»
feit gleich u?eit entfernt Hegt.
IDie foü auch "n Parifer (ßefjim eine 6reijährige
<£ngelsche k trois $u f äffen permögen? Parbleu, 6ie
fonoerbare <0efcr)tc^te iß felbfl für Xlicrjtparifer noch un»
glaublich genug I •
3n6eg, wie (Boethe jtngt, 6er auch f« n * Erfahrungen
in 6iefem 6elicaten punfte IfatU:
CEs Hegt um uns tprum
So mandjer 2Jbgrunb f Den Das Sdjidfal fdjnf,
3>o<ff l)ter in nnfer'm ffarjen ift ber tiefjte —
Unb ltebltd> ijt's, ftd> batynein 3a f*ür 3 en.
Cieblich? XDenn f)öllcnq ualcn lieblich fm6, ja! Charles
<0ouno6 weif ein Cie6 6apon ju fingen.
€r finge es! €r ijl es ftcr), feiner „ITtimt" un5 6er
ZDelt fchuI6ig.
Bis 6ahin fleht fein größtes XDerf noch aus
2Ius feinem Brieftpecrjfel mit <ßeorgina H)el6on theile
ich «achftehen6 6ie bei6en legten Briefe mit, 6ie er. nach
feiner Hücffehr nach paris an feine englifcr/e $reun6in '
aeridrfet
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• • •
3um paris.
3n einem Deiner Briefe fagteft Du mir:
3<h münfd^e, es möchte waty fein, dag Du auf das Öffent-
liche Ceben ue^idjteft, nur glaube id} nicr/t daran. Eh
bien! ^öre mich an. Mieles ip ju <5runde gegangen,
3ertrümntert und eingefdjarrt in meinem Ceben, aber das
if* nicht mein fjer3, noch meine tfiujänglidjfeit an diejenigen,
die ich liebe, noch die Erinnerung an die Pflichten, die
mir bleiben. Die ^ufunft wirb Dir's bald unö treulich
$eigen, frag .mein öffentliches Ceben beendigt ifl.
(Blaube nict>t, daf tcr> die Spraye der Komödie rede.
Du irirft jedoch noch glauben muffen, rote der ^eilige
(Thomas, wenn Du fehen nrirfl. 2Hein Ceben ift jefct ein
2?ücf$ug, eine Klofterjeüe. fjier meine Kegel:
0 Sammlung, Ceben der Seele;
2) 3ntimitdt, Ceben des f)er$ens;
3) Arbeit, Ceben der 3 n ^9 e1, 3.
IDas die tDelt betrifft/ fo Ipbt ich es ausgefprodpn
urie im Kerf er meines polyeucte:
„Monde, pour moi tu n'es plus rienf
Sie ift die Verlogenheit und Xtufcloftgfeü; die Ceere ron
beiden Seiten. 34 m ^ fammeln, u>as mir noch pon meinen
(Tagen übrig bleibt, $ur großen €infamfeit, fte als mein poft-
humes Ceben betrachten.
Das mitjeitige publifum erifhrt nicht mehr für mich;
ich ^abe nichts mehr mit ihm $u fchaffen; ich tfeHe meine
Bilder nicht mehr aus. Polyeucte ift ein IDerf der apofto»
Hfchen Kunfl, es ift die Apologie und <51orification eines
ttTärtyrers. 3a> hoff« ju <ßott, dag er mir gejlattet, es nod*
uor meinem €nde $u rottenden. Und n>enn ich in diefem
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J60
• ■ i . —
XDerfc nodj eine Qanblung meljr 3urüdlaffe im Dienße einer
Sadje, bie idj perefyrt Ijabe, fo will idj ben (Erfolg nidjt
feljen. Das (Sute, bas id) nodj nadj meinem Cobe bemirfe,
genügt mir.
Keine Dorftellungcn meljr, feine Bedienungen unb lieber-
einfünfte meljr mit bem Sdju>arm 5er Directoren unb €bttoren.
Das iß porbei, oas ift tobt, fjörft Du?
IDeöer mein Polycucte, nodj mein (Georges Danbin, nod}
fonfl ein neues IDerf pon mir nrirö bei meinen Cebdeiten
aufgeführt werben. 34 nmnfdjc nur, fte im ^rieben meines
Klofters poQenoen 511 fdnnen n>ie ein alter Beneoictiner. Hein,
fcer €rfoIg wxxb midj nidjt fudjen, mir nidjt fdmteidjeln, mid)
niäft perfüfnm . . .
Du urirft Dia? überseugen, ob id? meine Xetraite gefeiten
^abe. 307 bitte Didj alfo, fenbe mir bie (Bcgenftänbe surücf,
bie xd} für meinen Ceib unb ju meiner Arbeit brauche. —
34 oa i ® n au 4 arbeiteft, mein teures Kinb, unb
meine Seele unb mein %rj merben mit Dir 3ufrieöen fein.
ZDas meine (Befunbfyeit anlangt, fo fyufte, id) immer nodj unb
tyibe fe^r fetycetye Haarte. 34 faffe, bag öiefe Qual fta>
milbern wirb mit 6er materiellen Hufye unb Pflege bes ein«
famen Cebens.
30. 3unt 7*.
.... IDtrb (Sott enbiidj 8armfyer$igfeit mit mir, mit
uns tyaben?
oer OTeffe fyabc id) biefen ZYTorgen meine &\t bannt
perbradjt, ilmt auf ben Oelberg $u folgen unb feinen lüorten
$u lauften: „HTeme Seele ift betrübt bis in ben (Tob. HTein
Dater, ipenn es möglid) ift, fo gcfye biefer Kela) an mir
porüber, aber nidjt mein, fonbem Dein XPiUe gefa>efyel"
161
11 11 5 idj füllte mid] auf 6em 8o6en 5U feinen iügen, in6em
id) 6er 5d}mer$en gctfacfjte, ron 6en cn Du fpridjft unb 6er en
Urfadje fo menig in meinem fersen ift. Enfinl 3<*?
bringe 6ic Hackte im (Bebet, 6enn idj fcr>Iafe nidjt im6 u*r6e
meine Kufye erft in 6er Deinigen u>ie6erfm6en, meine tfyeure
2Himi! 34 pcrbleibe für immer Dein lieber ttlter.
<£lj. <5ouno6".
2(m Sdjluffe 6iefes Briefes, 6er nodj ein gefc^aftlic^es
Poftfcriptum enthält, fin6en fidj 6ie meIand}olifd}en XDorte
von 6er £)an6 6er Empfängerin: ..*
„Diefes ift 6er lefcte Brief, 6en mir <Bouno6 getieft
Ijat — fein ganjer 2(bfd)ieö".'
Ilm 28. September 1875 a6refftrte 6iefelbe an 6en <£fyef*
He6acteur 6es „Steele" fo!gen6es Schreiben:
„....£>, mein (Bott, er ift 6rei 3<tyft bei uns
getoefen .... 6rei 3a^re, nrätyrenb meiner ^ett »ir nur
gelebt fyaben, um ilm am Ceben $u erhalten, n>ä^ren6
njelajer geittnrir <m nk^tf geoadjt fyaben, als feine f<f?u>er
angegriffene <Befun6fyeit 5U fdjüfcen .... 2Deinen6 ift er
ron uns gegangen, in6em er uns „2Iuf IDieoerfeljen I" jurief
un6 uns frören lief, ilmi 5U folgen. Die legten IDorte,
6ie mein tflann an it>n ria)tete, maren: „Voyons, me in
#lter, »eine niajL.fo feljr; idj Derfpredje Dir, 6ag HTimi m
ad>t Cagen n>ie6er bei Dir fein roir6". 34 # 6ie nie ein
eigenes Kin6 gehabt l?at, icr) Ijabe ilm fo fefjr gepflegt,
ge^erjt, geliebt, angebetet; feine Jamilie fyatte ir)n oerlaffen,
er fyatte Hieman6 als uns, urie er felbp bejeugte. 3n6em
\d) feine XHanufcripte surücf behielt, fyoffte ia^ ifm wieoer $u
fefjen, ifmt menigftens tf6ieu $u Jagen .... fyibe idj 6enn
toirflicr) fo unredft gefyanoelt? ....
m. «. tontüb, parlflam. 11
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162
„Warum fyit man midj nun als eine proftituirte, als
eine Diebin , als eine Abenteurerin 6er fcrjlimmften Sorte fyin»
geflellt? IDir fetten nidjt den geringften Streit mit
einander. Hun fyit man ifym (Bott weig was aufgebunden,
fo dag id) pon tljm weder eine Antwort, nodj fonft eine
€rflärung erhalten fann ......
„3d? geftefje es, ja, iaj fyätte por Kummer ft erben
mögen; denn er mar mein Ceben geworden. Und dann?
„ . . . 3" 0em e * gefa^ef^en lieg, dag man mtd} mit
aflen 3 n f a mi*n 3udecfte, r>at er niajt nur mein Ceben 5er«
ftort, fondern andf dasjenige all' der armen IDaifenfinder,
die an midj glaubten, wie idf an iJm glaubte, und die idj
unter meine ^ürforge genommen fyabe in der Hoffnung auf
feine Heberolle Stüfce, auf feine jafyÜofen Perfpredjungen,
auf feine pripaten und öffentlichen «Sufagen fijmarj auf
weif .... 3<$ glaubte an die Danfbarfeit einer <£riften5, ■
die wir gerettet rotten auf Unfoften des Cljeuerften, das
wir beftfcen. 3a, idj fage es olme €rrötfyen, idj war
daran, por Kummer ju fterben. XDer, wenn nidjt wir,
rjätte das Ded?t gehabt, ilm 5U lieben? Wtldf ein über-
menfdjIiaVr ZTTutlf gehört daju, den (Tod unferes ^beais $u
überdauern! . yN . .
„Wenn \df nxdjt alle notwendigen Littel in der £)and
t)ätte, um ju beweifen, dag die fura^tbaren 3 n Pnuationen,
,b\e erfdn-ecflidjen Sf andalgefdjiajten , mit denen man unferen
Hamen befudelt, ebenfo falfa? find, als r/öüifdje falfdfteü
es nur immer fein fann, wäre id} verröeft worden ....
„IDenri der Autor Qerr feines IDerfes tfl, fo ijt die
£rau Herrin ifyrer Deputation, und der 2Hann, der iljr
öiefclbe fjtnterrücrs und anonymer weife ftie^It, nadjdem er
von ifn* unö ifjrem (ßemaljl örct 3 al ? r * lang alle eroenf-
liefen Kufmerffamfeiteti unö IDofjltfjaten empfangen fyxt,
ift nichts als ein Gigling, unö öie ^reünöe, öie ilm um-
geben, fmö gleichfalls Feiglinge
(Bounoö fdjnrieg — un6 ein (Tfjeü öer parifer preffe
fefcte öas Suöelroerf fort. - «Bounoö erhielt feine Objecte unö
2Uanufcripte, öie er bei öem flucfytälntlidjen Kücfsuge nadtf
^ranfreia) in (TaDisjtocf .fjoufe bei 6er ^amilie IDelöon
$urücfgelaffen fyitte, ausgeliefert, — allein fein Sdjipeigen
braaj er nid?t. £rau IDelöon fefcte tyrerfeits in IDort unö
Sdjrift ifyren £elÖ3ug jur Kücferoberung ifyrer €l>re gegen
öie „(öounoö'fcfye Clique" (öas ift il?r U)ort) mit unge»
fajroäajten Kräften unö gefteigerter Pefjemenj fort bis auf
öen heutigen Cag. Heue publicationen, öie ^orlfe^ung
ifyres IDerfes ,,2Tlein £>rpf>elinat unö (ßounoö in €nglanö"
infonöerfyeit, fteljen in 2lusftdjt.
5Ius einer tfyrer Sdjriften pom 3<"? rc \875 entnehme
idj nodj folgend djaraftertftifdje Säfce:
„307 machte öen (Teufel, öamit er als ein (ßott erfdjeinen
fomtte.
34 Hxtt °* e ^ a * ,e öcs Cöwen, oas 34 neumon
.tfrofoöils, öie Kafce öes Riffen". • \ .
2ln einer anderen Stelle:
„So lange id> niajts poftttees über feine Xnteceöentten
umgte, »oüte id} fcfyier t>er$n>cifeln, unö id? perlor fafl öen
Perftanö aus lauter Hadjöenfen darüber, n>arum er fidj
roofyl fo unbarmherzig gegen midj betragen Ijabe. 3 c fe*
aber, nadjöem idj roeif, n>as id? n>ei&, müg id} rnidj
fragen, u>ie idj tljöridft genug fein fonrite, midjj Don öen
frönen IDorten (Bounoö's fangen 3U laffen ... 34 tydt
* • * • > «
- — •
1* . • ■ . - • • .
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ir/n für einen €remtten, einen türappiften, einen ^eiligen,
jür ifyn fyättc id} alle Scfjanfce, alle Ver6äd}tigungen, alle
Verfolgungen er6ul6et . . . 34 glaubte miefy 6rei 3 a *? re
lang 6ie Bannerträgerm eines (Benerals ofme Jurcfyt un6
(Eaoel. <£s ift $um Caasen, rnenn id> jefct oaran 6enfe, 6a||.
icr), <0eorgina H)el6on, öiefe Holle gefpiclt fyabe. IDäre icr)
$man$ig 3 a *? re a ^ fjetpefen, fönnte man mir pe^eifyen; aber
mit gefdjlagenen öreiunöoreiftg 3ar)ren 6arjinein geraten 3U
fein — niemals! Diefe Dummheit ift $u unglaublich Das
Qer$elei6 einer I>ier$igerin rüfyrt feinen 2Henfcr)en mefyr. 34
xpeifc es tpofyl".
f)err ^arry, (Ehemann 6er ^rau (Öeorgina un6, irre
icr) nicr)t; Kammerrjerr 6er britifdjen XHajeftät, wollte inter-
peniren uno feiner tiefgefränften Cebensgefäljrtin (Benug-
trjuung auf ritterlichem IDege er$u>ingen. Allein <Beorgina,
öte 2Thitr/ige, fprad? $u tym: „£af mid} nur; icr) fefce in
oie Star/lfpi$e meiner Jeoer größeres Vertrauen, als'm aüe
£)un6epeitfdjen un6 Degen aller (Ehemänner 6er XDelt!"
<5ouno6 perr/arrt in feinem rätr/felfyaften Schweigen.
Unter 6ie or6ensmäfcigen tTrappiffen ift er jebodj niajt
gegangen. Tlud) feine XDeltflucr)!, feine Cfr/eaterentfagung
uno anoere pon ir)m in tfusftdjt gepeilte Dinge fyxt er ntcfyt
ernft genommen. 34 Wf Up im kfctai IDinter ftrar/len6
pon Seligfeit im §ippo6rom, u>o er felbft 6en „^eftipal
<£>ouno6" oirigirte un6 6ie £>pationen eines pieltaufenoföpfigen
Publifums mit gierigen Sinnen einfaugte. (ßounoo ift mit
<£inem IDorte 6er 2llte geblieben, niajt 6er homo duplex
bes englifdjen pr/ilofopr/en, fon6ern 6er homo multiplex
eines erceptioneUen tfünftlenpefens.
i - 165 •
— ■ — . —
Seine (Befajafte ' blühen. €r ift ein reifer 2JTann ge,
moröen. Sein 6reijäf}riger 21ufentljalt in €nglan6 fyat Ujm
materiell ungeheuer genügt. Die rührige un6 praftifdje
,$reun6in ßeorgina !?at mit Ijintanfefcung ifjres eigenen
Dortfyeils für iljren r*ergötterten Conmeifter alle l}ebel 6er
Heclame un6 6er commerdeflen Jineffen in Bewegung ge*
fefct, um 6em artiftifdjen Capital 6ie fySdjfimÖglidje fructb
ficirung $u ftajern. tDofjl nie Ijatte ein 2ttufifcr einen
tüdjtlgeren, treueren Agenten, einen ergebeneren fyxusljalter,'
als (Souiioö an 6er Familie XDeI6on.
2lls 6er Brudj erfolgt u>ar, befann ftd} VOelbon erjl auf
6ie gebrauten grofen £)pfer an £eit, Arbeit un6 FIingen6eir
2ttün$e un6 überreizte <Bouno6 eine fpeeifteirte Hedjnung
mit 6er ftattlidjen Summe von faß jeimtaufen6 pfunö
Sterling! ' *■ . • • .
€in geroiffes ef?renfeftes Blatt, 6as in 6er politif Don
6em <£a6aoer 6es Bonapartismus $e!}rt, u?ar jeood} tapfer
genug, 6ie Cesart in Umlauf 5U bringen, <ßouno6 fei doh
6en englifajen <J5aftfreun6en ausgeplünoert tooroen
2TTif Oeorgina fyabe ilmt nidjt allein fein <ÖeI6, fonoern audj
feine <Scfun6fyeit gefoftet.
Wövthdjl
3Z fyalte 6afür, 6ag 6erartig corrumpirte S«tongsterte
niajt mit 6er Staf>lfe6er curirbar fm6. Sur Hidjtigftelhmg
foldjer Cesarten reiben geutffmlidje pljilologifdje Hilfsmittel
faum aus. Xüenigftens müßte 6ie I)un6epeitfcr)e 06er 6ie
neunfi/u>än$ige Kafce 06er fonft ein plöfcltd} un6 tief urirfenoer
Tlvpavat mit beigejogen n>er6en.
' £)b 6ie XHig U)el6on als Sängerin un6 muftfalifdp He*
formerin 6ie fyofye Bc6eutung beftfct, 6ie ifyr <5ouno6 einfl in
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(66
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feiner entfuiftaftifcfyen Suada 511er Parin te, permag ich mdjt 5U
fagen, 6a idf die Dame nidjt nad? diefer Seite fyin fenne. Die
Cectüre ir/rer 5ar/lreidjen Sdjrif ten r/at mir den €tndrucf einer
grogen, ebenfo särllia^en als flogen Seele gemalt, 6ie nidjt
müde tpird im Dienfle opferfreudiger ZTädjftenliebe. 3^ r
IDaifenftift, das fünf$ig armen Kindern die geiftige und leib-
lxd)e Hotr/durft pokert , ift das befte «geugnif tyrer eölen
(ßefinnung, ifjres Rumänen Sdjaffensdranges.
* Wenn fie audj dapon abgenommen fein dürfte, aus
ifyren Pfleglingen ercluftpe <ßounod'€ntfjufiaften $u madfen,
mi* fte dies nad? eigenem ©efländnif in der erßen (Blutfy
ifjr:r Heigung $u dem Parifer Conmeifter beabfid^tigte, fo
wiwb fie bodf nidjt nadjlaffen, im ^er $en irjres jungen Völf leins,
an dem fte aus eigner Waty ZTCutterftelle pertritt, das fyeilige
^ewer der 2TTuftPbegeifterung 5U fahren. XDer ein grofes
Wel) tm f)cr$en trägt, findet in der Kunff u>ie im ZDorjltfmn
dem roirffamften Balfam. Das Ienft den Sinn auf die beften
giele und fdjlidjtet den Streit in der eigenen Bruft.
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n.
» • ■
Äeine Kimjl $äfylt mef}r frühreife Calente, als 6te
ilTuftf. £aft pon allen be6euten6en iTIufifern nrijfen uns
6ie Biographen Iüun6er6inge $u erjäfylen, 6ie jene fdjon
perübt fyaben foüen, als fte faum 6en IPinoeln entibac^fen
maren.
*
€rtpiefcnermagen fyxt bxe pfyantafie 6er Biographen
il?r re&lirfjes C^cil an 6en Berichten von 6en tt>un6erfin61idjen
(ßroßtfyaten 6er Künftler. Die Derfudmng liegt ja fo nafye
6er ilatur $u ^ilfe ju fommen, auäj 6a ein »enig 6te
eigene ^in6ungsgabe mitfpielen $u laffen, ux> man ftdy fo
vielfältig mit 6en phantaftereidjen Betätigungen 2In6erer
511 befdjäftigen hat. _Un6 bann, 6arf man 6enn nicht 6er
<5röge feiner Cieblinge nod? eines fywptes Cänge jufefcen un6
6as ZHYperium ihres <5enies noch um einige (Effecte »unter-
barer gepalten?
Die 5 ra "3°f cn ^eben bei6e tfänbc in 6ie fylp un6 be-
5cugen: 3a, ja, bas iß 6es Cebensbefajreibers gutes Sedjt!
Das ift nicht etu?a fdjledjte <5eu>öfmung, überfommener
f)an6n?erfsbrauch, famera6fchaftliche Z)erabre6ung — nein, es
ip eine <£igenthümlichfeit 6es franjöftfchen HatureOs. 3h m
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genügt bie foMe rDaljrfyett nicht, er embeüirt fte, ftatttt fte
eigenmächtig mit vknbenben Cic^tern aus unb ruht nicht eher,
bis fte feinem (ßefc^macf unb (Temperament entfpridjt. So
ift ber franjofe in allen Stficfen. XDenn er eine Scfjlaäjt
gewonnen fyxt, fagt er ftd? voll innerlicher Beruhigung: So,
jefct liegt bas Unirerfum mir $u ^flfen (ich für)Ie es) unb
ftaunt meinen Qeroismus an.
f)at er finfjigtaufenb 2TTann gefangen, roiH er hunbert-
taufenb im Sugesbutletin gebrucft lefen! Oft ihm bas (Blücf
nic^t fyolö unb verliert er Schlachten unb Armeen, bann
roenbei {ich f eirie Pfyantafte entfefct t>on ben tThatfadjen unb
ihren wahren Urfachen ab unö fchafft ftch einen eigenen
oramatifchen ^ufammenhang. Perrath, murmelt er, lauter
Perrath!
Die nüchternen Puritaner fehen in ihrer frommen Scheel-
äugigfeit freillh nur fymg $ur Huffdmeioeret, Heigung jur •
fYpematifchen füge in Mefem Überquellenben €mpfinbungs» unö
Phantafieleben 6er $t<m$oUn unb begreifen nicht, oa§ geraöe
hierin bte ergfebigften tTriebfräfte $ur (Entoicfelung eines
großartigen KnnfHebens 3U fuchen ftnb. Die franjofen ftnb
benn auch ein Kunftoolf erften langes geworben. Das fommt
nicht Pom Spintiftren, Pom faften unb Beten!
Dem frasrjöftfchen Biographen ift im Ceben feines
gelben feine tThatfaäje grof , feine IDirflichfctt überjeugenb
genug. Da $iefy er fühn auf Abenteuer aus. IDas foU es
ihm, baf 5. B. ber ZTCaejtro <£harles Cecoq in einer f ur$en
Spanne ^eit eine gan$e Perlenfdmur föftltcher Operetten
componirt fyit, von ber eitrig jungen (Tochter ber ZITabame
2Jngot bis $u ber göttlichen Oberin Camargo? Das be-
fommt für bei Biographen erft Helief, n>enn er feinem
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Publifum er$ä^len fann: Das ift 2IHes nodj nichts, wenn
y^x mdft wügt, daj? 6er fleine Charles fdjon in feinem
dritten Cebensjaljr auf dem #ageolet alle erdenflidjen Polfs-
lieber geblafen fyit
tfudj über die 3 u 9 eno unf«*s 3ules ITCaffenet fyat
man fo Diel wunderlidje 2fnefdoten in Cours $u bringen ge«
mu$t, da§ id} mid} einer fo bedeutenden, durd} tljr reifes IDefen n
fo nadjdrücflia^ wirfenden Künfilerfigur gegenüber nid>t be- •
müfigt felje, audj nur eine derfelbennadtfue^äfjlen.
2tnefdotenfyaft flingt allerdings audy das IDort, bas 6er
berühmte 2ftailander Derleger Sicordi in einem Parifer
ittuftfbureau über XHaffenet gedugert, aber es ift $u
djaraf teriftifdj für die fympatfyifdje (Bemall, die oon öem jungen
(Eondidjter ausgebt, als dajj iäys an diefer Stelle unter-
drüefen fdnnte.
„Das nenne idj in origineller IDeife ein <*5efa>äft ab-
f abliefen: idj fenne feine Silbe pom Cibretto, feine Hote Don
5er Partitur, aber geftern far? id? ben Componiften $um erften
ITCal un6 er gefiel mir fo gut, dag id} blindlings fein IDerf
faufte und ben geforderten preis bewilligte. Das ßcfprädf
mit ifym enthüllte mir meljr Don feiner brapen Künftlerfeefe,
als eine flüchtige Prüfung feiner Partitur es permodjt Ijätte.
€s war die Oper »Le Roi de Lahore", deren €igett*
tfyumsredjt für 3talien der Signor Äicordt auf diefem furjen
XDege einer erften £ntrepue an fid? braute.
Das 2leugere ZHaffencts ift mit ein paar Striaen ge»
. $eidmet: feiner Kopf, opales 2lntli$, pon einem weiden,
. faftanienfarbigen Bart umrarmtt, die Cippe ein wenig fpdlttfdf .
aufgeworfen, pon einem weisen #aum bef^attet, der Blicf
bald lebhaft aufleudjtend, bald träumerifdj in ftdj verloren,
'. ' •
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[70
• ■
halb wie im Craume Vtnen flief>en6en (Bebanten in .amge-
nieffene fernen perfolgen6, Hafe un6 Kinn von eblet ^orm.
Das fjaupt ber/crrf<f}t einen fajlanfen Körper von mittlerer
Statur. .
3m 3 a ^ re W 2 S u ^ontauö (faubourg 6er Sta6t
St. €tienne) im Sdjoge einer jarjlreia^en ^amüie $ur IDelt
gefommen, jäljlte er nodj nidjt fiebenun66reigig 3a^re, als er
• in 6er erften Decembertpoaje \87B pon 6er Parifer TXtabemxe
in 6en Kreis 6er „Unflerblidjen" aufgenommen u>ur6e. €r
fyatte u. 21. Saint Saens, Couis Caeombe, Boulanger unö
Duprato $u JlTitbenjerbem für 6en 6urcr) 23a$in's (Eo6 leer»
gcn>or6enen ^auteuil.
2tterfn>ür6ig, 6iefer §err Bajin feiig n>ar 6er ein$ige
pon 6en Ce^rern 2Haffenet's, 6er einft an 6em tonöicf)terifcf)cn
Calent 6es Stüters 5tpeifelte, ja, in einem fdjtpadjen &ugen*
Wide 6ie profefforlidje Sfepfts fo rneit trieb, 6ag er 6em
armen 3ules pot feinen 2TTitftu6iren6cn eine fdjtmpflia>
Scene bereitete un6 ilm brutaler XDeife aus 6er Klaffe jagte.
Per 2riifjfyan6e!te 3äfjlte 6amals faum $tPÖlf 3 a *? re »
2ttaffenet nämliaj, 6ejfen r/erporragen6e Begabung 6en
(Eltern nia^t perborgen blieb, amr6e bereits in feinem $ofynten
3afyr* naa^ Paris gefdjtcft, um einen grün6lidjen Stu6ien-
gang im Conferpatoire jurücfjulegen. Heben (Befang un6
<£Iauierfpiel foHte er glei^eitig 6ie (Theorie 6er ConFunft
ftreng erlernen. So fam 6er Knabe in 6ie Compofttions-
flaffe 6es 2ttonfieur Basin, 6er feitfyer nidjt getpofmt mar, fo
Flcinen, frühreifen Ceutajen 6ie <5erjeimnijfc 6er Harmonie
un6 6es Contrapunftes aufsufdfliefcen.
Die 33cfa)ei6enr/eit un6 Sanftmut!? felbft, lieg HTaffenet
jene bittere Scene olme <5roll über ftdj ergeben, fo fdjiuer
,*
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audf feine feinfühlige, faft u>eiblidj anger/audjte Seele unter oem
(ßetpaltacte oes Sdjulmonarajen leiöen möchte. €ntmutr/igt lief
er fünf Jahre lang 6ie theoretifdjen Stubien liegen, in&em er
feinen ganzen (Eifer auf feine praf tifdje Husbiloung als Ciapier-
fpieler $u* coneentriren fta? bemühte. Dann brad} 6er Drang
. compofttorifaVr Cfjatenluft fo mädftig r/erpor, oag er aufs'
Heue um feine 2fufnar/me in 6ie Klaffe 6er f)armonieler/re
nadjfudjte. Die Profefforen Xeber un6 tfmbroife Crjomas'
fallen fdjärfer uno füllten tiefer, als i^r barfdjer College
Bajin. Unter ihrer weifen Rührung erflomm Jules
2Haffenet ^ör)e um .^ö^e auf oem pielperjmeigten, ,u>ettr)m
gelagerten <5ebirge fünftlerifdjen <£rfennens uno trnffen-
fdjaftliaVr IDeltfa^au. ' . .
(Ein tpahres proouetionsfieber erfaßte ir/n. €r per-
modjte ftdj nimmer genug 3U trjun. 2Han e^är/lt ftdj, oafc
er feine Cefyrftunöe befugte, or/ne feinem Celjrer gan3e
Serien pon ^rifdj componirten Cieoem, Fragmente pon
Symphonien uno Opern $ur Prüfung porsulegen. Dabei
$itterte er por Hngft uno Aufregung, fürdjtenö, feine Der»
fudje mödften oen Verbaut auföringltdjer Pielfdjreiberei
ernjeefen, roär/renö fte 0007 nur feinem glür/enöen (Eifer für
oie Kunft, feiner reuten, aber per$er/renoen £iebe $ur gött- .
. lid>en Conmufe, feinem ungebänöigten Streben nadj Poll-
enoung ir/re (Entfter/ung peroanften.
Diefer 5«d «n** faft roeibliajen Senftbilität tyiftet aua>
r/cute nod? öem 2TTanne an. €r permag bie Jura^t nidjt
ju beftegen, 6ie IDelt perfenne öie eblen £\*U feines Strebens,
oie typten fflotipe feiner compofttorifdjen Cr/dtigfeit. So
oft er ein neue; XDerf o:r Oeffentlidjfeit $u übergeben hat,
geht ein Sd?recfen buxd) fein ganjes IDefen. ' •
■
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, >
VOitb mid? 6as Publifum perßehen, witb es meine
Schöpfung u?ür6igen, uurö es meinen (Sahen eine Heberolle
Aufnahme bereiten — 06er mitb es mich mit feiner entfes-
tigen <Bleichgiltigfeit, feinem ^latterftnn, feiner fjöfmenoen
Kritif öafür ftrafen, 6ag mein (Seift feine eigenen IDege
gegangen, unbef Ammert um 6ie ZHoöe 6 es Cages?
(Tritt ihm bann ein ^reuno entgegen un6 fpridjt ilmt pon
6en Schönheiten feines neuen IDerfes, fo fchlägt er perfchämt
oie 2(ugen me6er, bis er jtdj gefaßt Ijat uno poller Per»
n>un6erung ausruft: IDahrhaftig? (ßlauben Sie? <Taufchen
Sie mich nicht?
Der geübte Beobachter fühlt fofort heraus, öaf es 6em
Conbiajter Riebet nicht auf öen äugeren €rfolg feines IDerfes
allein anfommt, fonoem auf 6ie Perftärfung feiner im
tiefften 3 nner1t fc^Iummcmoen Ueberjeugung, 6ag feine
Schöpfung ftch losgerungen fyibe von feiner Seele in 6en
heiligen XDeiheftun6en fünftlerifcher Segeifterung, un6 obwohl
ein Stücf nur feines Cebens, 6och ^infort oie Kraft un6 6as
2?ed}t einer eigenherrlichen <£riftens fyabe. €s ift 6er Poet,
öer roie ein Pater um 6ie 2lnerfennung unö Hefpectirung
feiner Kin6er ringt. Der Profane fyat feine #h nun 9 öauon,
fo wenig als es für tue tiefften Offenbarungen 6es Kunft-
geiftes ein Publifum giebt, fonoem nur feltene, begnaöete
fönseltpefen.
3ules IHaffenet erfämpfte in 6er Cantatt unb in 6er
^uge einen Schulpreis nach oem an6ern. 3m 3 a h rc
enWich frönte 6er groge Prix de Rome feine afa6emifchen
tfnftrengungen. €r perlieg 6ie Schule un6 trat. 6ie IDan6er-
fchäft nach 3 ,alien an. » '
173
Heber öer Homfafyrt oer jungen fran3öftfcr/en Componifteit
pflegte bislang ein perfyängnig poller Unflem $u »alten. Xladf
einem fürjeren obet längeren Aufenthalte bei oen Sirenen oes
Sübens festen fte meift obfeurer vmb fi>ajfcnsmüöer in bie
^eimatl) surücf, als fte ausgesogen waren. v
f)ier wäre nodj eine eigentümliche (Erfdjeinung, idf
mö^te fagen, ftatiftifdj feftsuftellen unö aufjuflären. TXlan
fpridft moI?I Diel pon 6en wohltätigen (ginflüffen, Me oas
(Talent norMfd^er tfunftjünger im Süoen erfahren, aber man
5äfjlt jene Unglücflidjen nia^t, Me öort auf Abwege geraten
ooer — man geftatte oas IDort — total perbummelt fmo.
Die Dcrfudmng $u runftlerifijer Perirrung iß in 3taiien
gröfer, als irgenöwo. Hur fraftpoüe Haturen pon fidlerem
fünftlcrifdjen Bewugtfein uno jähem XDillen öürfen boxt auf
eine ;Jöröerung $u fyofyen fielen bauen.
2TTaffenet perlor feine Seit nicht in oer ViUa IXlebxcx,
jenem prunfenoen Künftlerafyl öes franjöftfa^en Staates auf
öem fjügel &cs gartenrcicfjen ZHonte Pincio mit oen ent*
;ücfenben Jernblicfen auf . bie liä^tumfloffenen Berge, Me
gran6ios einfame Campagna unö öas ewige #om. Hachoem
er Me Arbeit> $u oeren (ginfenoung jeoer Penftonär 6er Pifla
ITTeoici ftatutenmägig perpflichtet ift, poQenöet Ijatte — es
war eine <£oncert»£)uperture unö ein Requiem — benüfcte er
6ie erübrigte Freiheit ju einem Ausflüge nady £>efterreich unb
Ungarn. Die 2Tlufe war feine ftänoige Heifebegleiterin.
IDie Bor Ii 05, finnte, träumte, Mattete, componirte er unter«
wegs. Seine €inMücfe perwan&elten ßdj in (Tonern pftnöungen
uno gewannen mußfalifaj ausgeprägte- <5eflalt.
€s war im ^rühling (865, als et in pefl anfam.
Dort fdjrieb er feine Seines de Bai, eine jartgefHmmte,
elegant ßilißrte Suite für öas Clauier, unö entroarf öen
<5runöriß $u feinen Seines hongroises, rooraus er 5U>ei
3aljre fpäter - eine großartige £>ra>ef!er-Suite geftultete
(Deuxieme Suite d'Orchestre). XHit 6er neuöeutfcfyen
ITCufifricfjtung, nrie fte jidj in öen ttleiflermerfen uon
Schumann, Cisjl unö IDagner fo überroältigenö ausfpridjt,
fud/te er intime ^ü^Iung 5U gewinnen. €s follte Ujmi nad>
fetner Ueffeln? nad) paris nid?! an ^einöeh unö Heiöern
fehlen*, öie iljn als eilten Ultra roagnerianer rerfdjrieen.
'21 us Horn brachte er 11007 eine groß angelegte
fympljonifche Conöicfytung mit, öie er pompeia betitelte. Sie
gefiel ifmt fpäter nidjt mein: in 6er urfprünglidjen ,Jorm, fo
6aß er öie <£tnr^eit öes IDerfes löfte unö Fragmente daraus
feinen „Erinnyes" unö 6er £)per „La coupe du roi de Thüle"
einverleibte. Die ttalienifdVn (Erinnerungen tönten in feiner .
Seele nadj unö er fyielt 6ie trauten Klänge feft in feinem
„Improvisateur", einem aüerliebften Klauierfafc.
Pasöeloup, 6er Dolmetfdj unö Sdju^geift 6er flaffifdjen
2l7uftf im Seine-Babel, naljm öen jungen Componiften unter
feine $ttnge, tnöem er öeffen £>ra>fter'Suitcs im IDinter \867
in öic berühmten Concerts populaires einführte, unö öamit
einem größeren Qörerfreis öie neue tonfönftlerifd^e Befannt-
fdjaft ©ermittelte. Der €rfolg n>ar glänsenö.
XTTonjieur 6. Qartmann, öer befannte funftftnnige Per»
leger in öer Hue HeuDC'Saint'tfuguftin, trat gleichfalls als
2lpoftcl für öen neuen mufifalifdjen Qeilanö in öie Sdjranfen.
2tHe tfugen roaren auf tflaffenet gerietet* alle £>f>ren
laufdjten auf feine Derfünöigungcn, öenn es n>ar ein großer
an gel im Cariöe an ernftljaften tTonmeiftem, unö öie
mupfalifdjen Clomns örofyten uon öer Tlvena fjer audj öem
s
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Cempel mit tan Cultus 6er grogen formen un6 6es all*
n>alten6en (Beiftes 6ie Meine, fur$atlmüge, wenn aud? geniale
ljansu>urfHa6e, 6en 2Iugen« un6 Ofyrenfdjmaus 6es profanften
Publifums, ju octroyiren. <Es fammelte ftcf? eine ftille,
an6ad)tePolle ßemeinoe um 6en jungen 21Tcif!er. ^voav tfyxt
er einen fixeren ^all mit feiner auf 8eftellung in 6ret
lUodjen jufammcngefyaftetcn Oper „Don Cesar de Baran",
aber rafdj erfyob er fidf u>ie6er un6 wuvbc feiner magren
2Hiffion inne.
<£s erfaßten feine tflarie-HTagoaleine", ein öreitfyeiliges
drame-sacre, 6ann feine M Eve\ ein ITTyperium uon jnxir
befdjei6eneren Proportionen, aber r*on einer 5üIIe 6er
3nfpiratton, Originalität 6es 2(us6rucfs vmb Durd^geiftigung
6er Conmaffen, 6ag 6er €ntl?ufiasmus 6er Kenner feinen
f)öf?epunft erreidjte. Des iHetfters <ßlüd war gemadjt.
-Das Däterdjen „Staat" blinzelte anerfennen6 6rein un6
fteefte 6em IjoffnungsroHen Solme 6as rotfye Bän6d?en 6er
€ln*en!egion in'» Knopflod?. . ...
paris fyatte nunmehr ein Hnredjt gewonnen auf 6ie
Ceiftungsfäfyigfeit 2TTaffenet's. ZHit Unge6ul6 erwartete es
feine grofe Oper. €n6lia? fün6igten 6ie fytolbe 6er preffe
6as €rfd)eincn S. ZTIajeftät JLe roi de Labore" an. Der
König fam, 6er König fjegte — mitten in 6er Xepublif.
2Han fd^rieb 6en 27. Slpril (877.
Diefe Oper ift ftdjer nodj fein ineiftermerf in 6er rollen
Strenge 6es IDortes, aber fie, rechtfertigte 6ie Hoffnungen,
6ie man auf 6as muftfalifaV6ramatifdje Calent 6es füfm«
ftreben6en Künfllers gefegt. ZDir n>er6en fpäter nod} Der«
anlaffung fin6en, auf 6iefes an e6len Schönheiten reidje XDerf
genauer einstigeren un6 feine eigentümlichen üorjüge ju
aiiülyjtrcn. 2Haffenet ftefyt nodj am Anfang feiner Caufbalm;
wirb er fein Ijodjgeftecftes £iel erreichen? Wirb er auf
fyalbem tDege ftiüe ftefcn?
Die ^ufunft wirb antiPorten«
XDer fein (Talent in feinen traumerifdjen, intimen
Steuerungen belauften unö ftdj uon öem fvmpatfyifa>en
Cljarafter öejfelben Heajenfa^aft geben miü, 6er fefce fta^ an's
(Oauier unö fdjlage fein Poem d'avrfl oöer fem Poem du
Souvenir auf. Das jtnö jmei 6er foftbarften Cteöerfammlungen,
öie uns öie 2TTufe ^Haffenet's im Bunöe mit öem Dieter
2lrmanö Syloeftre befdjert Ijat. Vox 2IHem ftimme man
jenes meland)olifd)e unö troftreidje, rüfjrenöe unö träum feiige
- €teöd}en an:. ■ —
Que l'hcurc est donc breve
Qu'on passe en aimant!
Ost moins qu'un moment,
Un peu plus qn'ün rfcve.
3dj fage nichts weiter.
5u öen ergebenden Jreunöen IHaffenet's, 3U öen eifrigflen
Betuunöerem unö 2fpofteIn feiner Conmufe geljört öer rafdj
berühmt geworöene Bariton C äff alle, 3ljm fällt ein gut
tEfjeil öes (Triumphes 3U, öen öie grofe Oper öes ZKeifters
bei ifyrem erften €rfO)einen t>or öem italienifdjcn publifum
in öer Scala $u Zftailanö geerntet. Die fuperbe Holle öes
Sdnöia Ijat in feiner warmen, fympatljifdjen Stimme, in
feinem öurdjöadjten, würöeoollen Spiel einen unoergleidjlidjen
Interpreten gefunöen.
Caffalle ift ein angeljenöer Dreißiger. Seit adjt Jahren
fcfyon ift er ilTitglieö öer Parifer £)per. 3 m Anfange fyatte
er uiel unter öer €iferfudjt eines feiner älteren Kameraöen,
ju öeffen €rfafc Jtx t>on öem Director Qalansier auserlefen
l
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wat, ju leiöen. lüieöerfclt bat er um Cöfung feines
<£ontractes, um anöeripärts ein freies ^elö für öie Be-
tätigung feines rührigen Spieltriebes auffudjen $u fönnen.
€r n>ar öer intermittirenöen Cücfenbüf erarbeit im glänjenöften
Opernfyaufe öer Welt (parifer Cfyroniften • Stil!) von §erjen
fatt. Sein liebenstpüröiger College, öen er conlractmäf ig $u
pertreten fyattt, tt)at tym oft 3abre fang nidjt öen Gefallen,
ernftljaft franf 3U iperöen. €r quälte ftdj unö bas publifum
lieber erbärmlicfy ab, elje er feinen jungen, feurigen €rfa|-
mann, 6er ungeöulöig hinter öen Couliffen auf eine Rata«
ftroplje lauerte, uor öie Hampe gelaffen Ijättel
So gcfdjafj es, öaf £a (falle nadf einem äugerft t>ortf?eiI-
haften $u?cimaligen Debüt adjt$e\)n ZlTonate lang $e\erabenb
madjm unö fein Honorar für bas blanfe Sufefyen einpreia^n
■ * •
mufte. €s war eine fürdjterliaje (ßeöulösprobe.
• - ....
Diefe er3a>ungene ZTTuge benüfcte er fyauptfädjlidy $ur
emflgen Verfolgung öes tonfünftlerifa^en tfuffa^unmges feines
jfreunöes XtTajf enet. 3n jeöe neue ..Hote öes jungen
Componiften pertiefte er ftc^ mit öer ganzen 2Xnbad}t eines
im Voraus über$eugten Gläubigen. €r erblicfte m Hlaffenet
öen gottgefanöten Reformator öes peröorbenen fran3Öjtfa>en
Opernroefens; feine Partituren pereljrte er als öie ^eiligen
Schriften einer neuen Kunft»£)ffenbarung, öie über öen
ortfjoöoren Sa^Ienörian öer ZHuftfälteften fynausnries in ein
Heid? neuen <BIaubens unö Sa^auens. €r mar öer
fdjtpärmerifay, pon Ungeöulö perjeljrte 5 u ' un ßsf3nger öes
«Sufunftscomponiflen.
TXlan fann fta^ öie Begeiferung CaffauYs öenfen, als
eiiölidj öie feinöfeligen fjemmniffe wxdfen unö öie neuen tfon»
m. «. tonrab, poiifUinö. 12 •
• ■ I
fluiden ZTTaffenets ftdj über öas öürre Cerratn öes Parifer
£>pernl?aufes mit elementarer IDudjt ergoffen I
Wie ein $auberreiaVr Jrüfjlingsgott fdjritt er über öie
Bretter unö fdjmetterte feine 2Irie (im pierten tfete öes
Königs i>on Caljore)
Viens channer mon cocur amourrax! i *
-
in bas laufdjenöe fyws . . . .
^lla^ZTTaffenet ift grof unö Caffaüe fein Prophet!
befannte öie <5emeinöe , öer Kritifer unö perneigte ftdj efyr-
fura?tspoH.
Unb nad) langer Unterbrechung folgte im legten 3afyre
eine tfuffüfyrung öer inöifcfyen Königsoper 6er anöern in
langem, entfyufiaftifdjem 5 U 9*« ^Haffenet-CaffaHe umfing eine
einjige (ßloriole. ^alanjier rieb ftd} pergnügt öie öiefen
Ijänöe. €r fafy allabenölicfy ein Polles !}aus, unö öas
publicum fam nict)t mehr, blos um öas ardjiteftomfäje
ZTTonument öes £)errn <$arnier unö öie Iururiöfen Decorationen
öes fjerru Cacofte anjußaunen, fonöern um ju Ijören unö ftd}
pollsufaugen an öem fyarmonifajen Sprincjquell reinfter Con-
empfinöung.
Caffafle ift in feinen freien Stunöen ein pafjionirter
3äger por öem Hjerm, tfyeüs aus Cujt an 6er tpatömännifdjen
Ijantirung, t^eils aus Hücfftäjt auf feine (Befunöfcit, oie ptei
Belegung in $elb unb Xüaib erljeifdjt Da fdjüttelt er öen
Staub öer Bouleparös von öen ^üfeu unö fliegt öie fyeige
2ttmofp^äre öer IDeltftaöt, um einige XTTeilen pon paris öer
Spur öes IDilöes naefoufteigen unö feine Büdjfe auf Isafen
unö Kebfyüfyner fnaüen ju Iaffen. XDas feinem ^euerroljr
entgeht, erfefct er fid? auf feiner *)elmfefjr bei öem XDilöpret-
fjanöler, ein Derfaljren, öas, u>ie (ßefdjidjfe unö Sage
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•i *
3
meI6en, aud} pon anderen Ijodjangefefjenen 3ag6ljerren unter
Umflän6en niO)t perfdjmä^t wirft.
Caffaüe bester)! monatlich $efmtaufen6 Francs (Schalt.
Don 6en njeiblia^en 3 n ^ er P rc * en tfTaffeneffcfjer Köllen
per6ient befon6ers ^räulein pon Hesjfe, eine geborene Polin,
genannt $u tper6en. Sie *>at im König pon Cafpre bie
Äolle 6er Sita mit groger ^einfyeit gefdfaffen. 3fa Organ
ift pon a>un6erbarer ^rifdje. Poüftän6tg f)errin ifjrer Stimme,
Ijat fte in 6er legten £e\t überrafdjen6e ^ortfdfritte im
6ramatifdjen Spiele gemadjt, 6as anfänglid} an fünftlerifdjer
tfbflärung un6 ^olgertc^tigfeit nodj $u tpünfdjen übrig lief.
f)eute 6arf man oljne ^urdjt, 6ementirt $u tperoen, 6er
jungen, anmutigen Sängerin 6ie glän$en6fte
prophezeien.
3fyr Harne nrir6 neben oemjenigen 6er gefeierten
Oefterreidfertn Kraug mit goI6enen Cettern einzeichnet
u>er6en in 6as 3udj 6er (Befaßte 6er grogen Oper ©on
Paris. Was W bei6en Künftlerinncn oft fein6fclig trennte
im Ceben, tr>ir6 fte frteöltcr) pereinen im <5e6a"djtnig oer .
Hadnpelt: Der fyerrlia^e Kufmt.
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H)er ein muflfalifcr/es Znärdjen im Stile 6er €life polfo
verf ertigen un6 ftcfj anliefen mollte, 6ie 3ngre6ien$ien fjier^u
im Ceben un6 VOebm 6es parifer tTonmeifters £>lit>ier
IXletta su fuäjen, 6er n>ür6e ftdj uielleiajt pergebliä} bemühen.
Hidjt als ob 6as fran3öfifd}e 2TCufifanten'H)efen an un6
für f\d) bei mvftifijcn (Elemente baar unb bas gattifcfye Volf s-
tfrnm überhaupt olme jene feineren Beftanöt^eile wäre, aus
6enen 6er 6icfyten6e (Seift gemütvolle, ioun6erfam ergreifen6e
ZtTSrdjen fügt, 6ie Realitäten 6es Dafeins, auflöfen6 in 6ie
luftigen formen eines 36ealreidjs pon tieffmniger Symbolif —
o iteinl
fjüben un6 6rüben über 6em Rheine begegnet Dir, mas
uns f)einridj f)eine fo fcfjön formulirt fyii: *
2Ius alten HWrdjett nrinft es
Terror mit u>ei§er f^mb,
Da fingt es unb ba flingt es
Don einem $auberlanb.
Unb grfine Baume fingen
Uralte ITTcIobcm
IHe £ufte Ij«tmltd> Hingen * -
Unb Dögcl f efrmetter ti brein — *
rDotjI l>at bie Feuertaufe bes Kabelats'fdjen «Efprit bie
pljantafttfdjen Blumen ber Äomantif, öic bei ben germanifd)en
P3ltern im Statten ber Kirdje fo ftiU-fippiß mud)ern, im
fran 5 öftfd)en Dolfswefen entfärbt unb »erfengt, aber bis $u ben
tiefften IDurjeln ift fie nodj nid)t burdjgebrungen. Unb biefe
a»ur $ eln ftrofcen von bet Kraft einer naioen riatur.€mpfmbung
unb treiben Sdjößlinge gleidj originellen Craumgebanfen ber
unbemuf t unb unabläffig fd>affenben HUmutter Hatur. $re«ltd,
fobalb fte $u Cage ftreben unb Kaum unb faßbare ©eftaltung
unter ber Sonne bes Ijerrfdjenben «eiftes fudjen, erliegen fte
md)t feiten bem 5»ange ber Controle. ben bas unfehlbare
Paris überblies übt, was nid)» burdj feine Caboratorien unb
feine Boutiques d'esprit gegangen.
Hber gel?t an bie «eftabe bes ZTCeeres, ttwnbelt burdj
bie fonnigen IDeinlanbfdjafien, ftreift bie Ufer ber munteren
Strome entlang, ftebelt eudj im fang, unb fagenreidjen
Süben an unb laufdjr bem flarfen pulsfdjlage bes Polfs- ■
tjerjens, ber urtpfldjftgen Cebensfüfle ber prot>in$!
Ztctjmt ben erften beften (Seiger, ben faijrenben S3nger,
beffen HTarfdjroute an bie rDirtbsljausfdjilber gebunben, ben
luftigen Znuftranten, ber im Dorfe fegtfaft if» unb bei
t)odj5eits.. unb «irdjmeiljfeften feine ererbten unb felbft.
erfonnenen IDeifen auffpielt unb bie paufen mit einem
frdftigen Sdjluct unb nod> fräf tigeren ©auloiferien ausfüllt I
Stubtrt bie djarafteriftifdjen 3üge biefes g5ttlid)en HIufU
fantengeftnbcls unb bann fagt mir, ob im Canbe ber Crou«
babours, roeldje Sonnenftraljlen im Blute unb juritfdfernbe
Dogclnefter im Kopfe tjatten, ber Stoff ju ben foftlidjften
'mufiralifdjen Httrdjen, wenn aud, aüemeueften, fo bodj
poUwidjHgen «eprdges, ausgegangen feil ; *
^ragt nur 6en Per f äff er 6er „Lettres de mon moulin",
6en «Sascogner mit 6er Seele einer orientalifdjen tfrärdjen«'
erjäfjlerin, fragt #lpr/onfe Daudet I
Die f)yäne 6er Hepolution un6 bic apofalyptifcr/en
Beftien 6er Contre-Hepolution fyaben in 6en (Bauen ge-
awtfyet, 6er 6iabolifdje *}ag 6er 3unfer un6 Pfaffen fyit in
6en fonnigen un6 wonnigen Prorinjcn feine ungezählten
£)pfer gefor6ert. 2?a6icalismus un6 Realismus Ijaben fid}
im peru>üften6en IDerfe abgelöft un6 6er genial »fangutnifajen
■ 1
Iii
M
gemalt
tlidjts6eftotDeniger fa>inen 6er frö!?Iia^en 2TIenfd}enFin6er
un6*6er luftigen 2Tluftfanten nidjt weniger geroor6en $u fein
in ^ranfreidj.
Hur 6ie Unnnffenljeit Ijäli 6ie <Bren$en 6er perfönlidjen
3efanntfa^aft für 6ie (Brenden 6er Sdjöpfung; nur 6ie Dor.
dngenommenljeit lägt 6as frem6e (Bemütf? ntdjt gelten, weil
es eine welfa^e «Junge un6 eine welfdje Hafe fyit 2luf 6er
franjöftfdjen Sdjolle wir6 fo gcmütfylidj gefieoelt un6 fabulirt,
$e$ed}t un6 pfjantafirt, geliebt un6 gelabt, als fonftwo in 6er
XDelt
ytf bin felbft ein paffionirter Spielmann k mes heures
perdues un6 ein ortljo6orer Cutfjeraner, 6er feftljält an 6er
rjeiltgen Dreifaltigfeit „tDein, JDeib. un6 (Befang", 6arin idj
grofe Seligfeit fef>e; id> Ijabe pieler tftenfdjen Stätte un6
Sitten Utxaditet oben un6 unten in €uropten, un6 6ie
luftigen Kumpane, fo fte treu un6 bieoer waren, 6en traurigen
Harren porgejogen. Da 6arf mein Urtipil, 6enf idj, etwas
gelten« .
» .
9 »
Digitiz£ef^>y
Ceiöer Ijabe idj öas Itltggefdncf , bef ernten $u müffen,
öag öer berühmte parifer £>rdjefter«€l)ef unö (Tanjcompomjl
£>lipier ZHetra fein Spielmann ift, rote ifyn mein *)er$ ftd}
unmfdjt. Hein, er ift fein fröfylidjer ZHuftfant nadj meinem
Sinn. 34 empftnöe feine £uft, nad) feiner Pfeife ju tanjen,
nad) feinen banalen K^yl^men midf $u breiten. Keines fetner
ZHotipe ift im Stanöe, in meiner Seele bas ^etnttpe!} nacfy
jenen Hackten ju roecfen, wo id) voll überfcfjä'umenöer 3 u 3 cno *
Iuft im funfelnöen Ballfaal bas Can^bcin fdjwang, öie gott-
poüften £pastöd>ter im 2lrme. Vom XDiener tTansfomg
Strauß braucr/e id> nur jroei .tEafte 5U fy6ren, unö öie füge
3ugenöefelei ergebt tfyr traumesfd}u?eres fjaupt, fcrjlägt Iadjelnö
6ie klugen auf unö roinf t mit perlangenöen Hrmen . . . #. * .
Das ift heute jroar ein ungefäljrliaVr gauber, aber er
gibt bas ZTCag öes fünftlertfdjen Vermögens bei IDiener unö
Parifer ZHuftfanten.
Damit habe tcfj nun eine ^immelfcr)reien6e Kefcerei aus*
gef proben. IDas fann idj öafür, n>enn öie parifer in alle
IDinöe fcrjreien: „ZUetra ift ein ^erenmeifler! OTetra ift ein
tTaufenöfaffa!" unö ich perfpüre beim beften tDillen nichts
pon öer tDtrfung feiner magifcr/en Kräfte?
Sein Spiritus bedingt mich nicht, feine formen feffeln
mich nicht. 21 des, was er in feinen unjähligen Canj.
compofttionen porbringt, ift ungeheuer foliö, fdmlgerechr,
öifttnguirt, $mpeilen fogar neu, aber es fefjlt Etwas, bas öurdj
öie gefcrjicftefte VHadfe nicht erfefcbar ifl, öer funfe öes
(Benies, Sturm unö Drang leiöenfchaftlicr/en €mppnöens.
IDenn es geftattet ift, eine Bezeichnung aus öer Politif
auf öen C^arafter öer t£an$mufe an$uu>enöen, fo möchte idf
- öie HTetra'fäV Kunftipeife 3ufte.2niIieu.2TIuftf nennen.
3ufte-2Ttilieu — o weif', wie roitö mit 6a fo bütgei>
fönigtyümlio} fi>M>i!
3<*?mage mit nicfjt an, mit foldjem fubjectiuentöefdjmacfs'
uttfyeil oas IDefen eines ItTannes gettoffen uno etfa^öpfenö
djataftetifttt $u fyaben, oet ftäj öutdj fein fünftletifcfyes
Streben uno feine tpofjlcomponirtc Cebensfüfytung gcrotg ein
2?ed}t auf unfetn Kefpect etrootben fyat. KUein in öet Kunß
gilt mdjt bas Stteberi unö bas Ceumunösseugnig; in ifyt gilt
ein^g unö allein bas Vollbringen. Kunft ift fyödjftes Können.
Ms Ptioatmann Ijat ftdj ZTCetta getoig pottteffliä} ent»
uricfelt. €t ift öet ftteöfamfte Boutgeois pon bei XOelt
• ■
3^7 mette, öag et in feinem ganjen Ceben niemals einem
Xtad}bat ein. Bein geftellt, eine ^enftetfcfjeibe eingerootfen
oöet einen Uad}twäd}ter geptügelt fyat. Klan fjort es feinet
ZTTufif an,' oag i^r VLxtybet jeöem €jceffe fütftdjtiglid} aus
öem IDege gegangen, ift, oag et toeöet auf einet Battifaöe
geftanöen, nod) öen Sttang einet Stutmglocfe gebogen Ijat
2iud) fyat et niemals einen Haufd) gehabt, meöet einen
ptofanen nodj einen ^eiligen, öet beim mufifäjen Staffen öie
Begnadigten gefangen nimmt, fte öet €töe enttücft unö
ilnien alle (ßefyeimniffe öes Rimmels unö öet fjöüe auftaut.
Xtlan fann tiejige Quantitäten feinet tEan$pattituten
confumiten, ofyne Ctunfenfjeit $u Detfpüten; nut bleibt ttofc-
öem nad? fotfyanem (Benuf öet Kafcenjammet nidjt aus.
Kefcetei übet Kefcetei! ©Ott fei meinet Seele gnaöig —
idf fafyte fott
Unfet 3 u P Cl ^ meu, ^ u P^ r tft «n testet ZTTägigfeits*
apoftel, ein fünftlettfdjet Pegetatianet, öet öie allein feiig-
maäjenöe pflanjenfoft im Dteiuietteltaft pteöigt, bei öeffen
■4 * *
t
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Ciebesmafyl öas blutenöe Beefßcaf myfteriöfer ^letfdjesper.
flärun$ öurcfy fyarmonifdje KocfeTünße ftricte perpönt ift.
Seine meloöifdjen fjerporbringungen fmö pflansenfyaft,
orientalifdj, oljne öie fdjarfe VOutp öes llbenblanbes, olme
IDifc, 3rome, Qumor. €s ift öarum genrig fein S^faU,
öag öie erfte größere <£ompojitton ZHetra's japaneftfa^e
Ballehnufif a>ar, in 6er flehte, bunte Dögelein langweilige
Blumenfeldje aus Seiöenpapier piepfenö umflattern unö
glifcernöe Käferfcfjtpärme fummenö ftdj 6ie Cour machen,
tpäfyrcnö an einem gleidmtägig öunfelblauen Gimmel öie
Sterne auf öie VOadjc sieben, feierlidj unö langfam, roie öer
feiige öfterreidn'fdje Canöfturm. Das tTertbud) rnetfc freilief)
von gan$ anöern, leiöenfcrjaftlidj erregten, Fjodj patljettfdjen
Porgängen $u er3äfylen, pon toöesmuttyger Ciebe unö mottuft-
reidjer Hacfye, pon Derfüljrung uno perbredjcrifdjen IDonnen.
Allein 6er tflonfteur ZITetra r)at ^urdjt r>or öergleictyen <5cwaW
fachen, felbft auf öem (Theater, unö er fyat ftd} bemüht, 6en
Sd/umng 6er CibVetiiften mit feiner ftumpfen 2TTufif $u bredjen.
Statt fid} befyerjt auf öie roelfen Hoffe ju fdjuringen, meldte
öen elfenbeinernen IDagen öer (Böttin in ade Cöfte entführen,
beöiente er ftdj für feinen Ausritt in öas romantifcfye Canö
eines nummerirten HTietfyspferöes um stpcieinfjalb Francs öie
Stunöe..
Düpier 2T7etra ift von fdjlanfer «Beftalt. Dichter, leicht
gefräufelter unö fefmeeig fdu'mmernöer fjaarroucfjs, in öer
Ztlitte gefdyeitelt, umdjert auf feinem Raupte. €r fyit bxave
IjeOgraue &euglein, eine ftarfe, tpofylgeformte Hafe unö auf
öen fmnlidj aufgeworfenen Cippen ein befyaglidjes Schnurr*
bärtajen. Der Ceint öes forgfältig raftrten (Scfidjts fpielt in
ein mattes (Selb. €s ift ein nötiger 3uffe.HIilieu.Kopf,
bürgerlia>i>ornelmt, ffity, olme auffälliges pl^ftognomifays
Spiel. €r erinnert meljr an öen (Typus öes monardpfdpn,
feflgegrünöeten €nglanös, als an öen öes republifanifdjen,
plötzlichen Deränöerungen untern>orfenen ^ranfreidjs. €benfo
öie ganse €rfa>einung öes ZHannes. Jn feinem langen
fd>u>ar$en Xocf, sugefnöpft bis oben, fef! auf öen Körper
gegoffen, in feinen gemeffenen , eine fdjroer fällige <5ra$ie
affectirenöen Bewegungen fyat ZHetra entfdjieöen etroas
BritifaVs, <£f>i! unö pljlegma 3olm BuU's.
Seinem Qabilus entfpriajt fein Der^alten als ausübenöcr
£)rd?c|ter-C^ef. Kalt, rufjig, öem publifum öen sollen
Hücfen feljrenö, ftefyt er an feinem Dirigentenpult unö erfüllt
feine Function mit öer unempfinölid^en Dienftbef(iffenl?eit
eines Bureau« Beamten. Der Iinfe TXxxn Ijängt unberceglid}
fjerab, olnte einen ZCugenblicf öie Jüfylung mit fjüfte oöer
Sdjenfel $u verlieren, n>äfjrenö öer redjte TXxxn tt>ie ein
Hledjanismus öen (TafijtocF bewegt. Die flaren, grauen .
Sleuglein allein geftatten ftdj ein lebhafteres <5ebal?ren,
fpringen in befonöers mistigen Momenten Inn unö Ijer im
. £>rdjef!er, treiben öie (Seiger $u fräfttgerem Stridj, mäßigen
öen €lan öer Bläfer, blinjeln öen paufen öen prompten
(Einfafc $u, übermalen öie (Träger öer fdjmelsenöen fyawpt»
motioe unö forgen, öaf alles $u rechter Seit unö in redjter
XDeife gefdjel?e, u>ie es ftcr) für gut er$ogene Spielleute fdn'dt.
€s fommt öenn audj jcöe Hote red}t öiftinguirt heraus unö
maSt einen gan$ faftionablen €inörucf.
, XDenn öas tanjenöe Polf einen £cf?Itritt begebt, ift es
fürn>af?r nicfyt öie Sdnilö öes Dirigenten Zftetra. Tldf, es
roeröen fo oiele f efyltritte begangen an öen £>rten, tpo er ju
öirigiren pflegt €s i|t eine tronifdje Jügung öes gufaüs,
* . ■
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ba% 6iefer 3 u fte , 2nü"icu.ZHrector comme il faut gerate 6ie
ausfd>reiten6ften geitgenoffen mit feinem Stabe 511m Walsen
unö Cancaniren comman6irt un6 mit feinen glatten, 6isciplinir ten
Can3ttJeifen $u 6en erceffipften Can$beu>egungen, $u 6en lafter»
fyafteften Sprüngen auffpielt.
Allein all* 6ie 2Iusgelaffenfjeit ringsum fidjt Unt nidjt an.
2Hag 6er „Capalier" im Cancan auf 6en l}an6en marfdneren
un6 6ie „Dame" iljr Jüf a>en ftatt auf 6en 3o6<n gegen 6en
Kronleudjter men6en 06er mit 6er Sefyenfpifce ifyrem Vis ä vis
um 6as Kinn ftreid}en; mag bas Cuftgeljcul 6er toIIgeu>or6enen
Paare 6as JDrajefter übertäuben un6 6ie epileptifdje <J5lie6er-
perrenfung efyer an ein Harrenfyaus als an ein BaH-Cocal
gemahnen: 2TTetra I?at u>e6er 2Juge nodj £>!jr für fein
publif um. €r bleibt pon Anfang bis $u €n6e 6er
Automat 6es Caftirftocfes, 6as Metronom in ^rad un6
roeif er I}alsbin6e.
* * * *
JITetra's Diri^entenlaufba^n fyatte fe^r befa>i6ene 2In-
fdnge. . XTadj6em er als Piolinfpieler im £>rd>efter 6er ob»
feurften IDinfelt^eater ftcf? 6urdjgefa7lagen, trat er in feinem
aa^efmten 3 aI ? re an bie Spifce eines fjäufleins perjweifelter
iHuftfanten, 6ie im „Bai JRobert" iljr Kunftgeuwrbe ausübten.
Diefes feit6em eingegangene 3alI«CocaI lag in einer fa^mufcigen
Sacfgaffe feitroärts Pom £oulepar6 Hoajeajouart. €s u>ar
6er Cummelplafc 6er Dolfsjugen6 im peru>egenften Sinn 6es
IDortes. Die jungen ^erren erfdjienen in Bloufen 06er
*)em6ärmeln; 6ie fyol6en 2näg6lein entflammten 6em ttlarfte,
6em IDafajfjaus, 6er Küdje 06er 6er 2TTanfar6e 6er (ßrifette
legier £)r6nung. Robert fyiejj ein renommirter buefliger $l\d*
fdjufter an 6er €cfe 6er Sadgaffe ur»6 nadj ttjm tyxüe 6er
188
(Eigentfjümcr bes Ca^locals fein „€tabliffement" Bai Robert
genannt.
Qier alfo foftetc £>ltpier ZTTetra sum erften IVLal bie
Seligfeit bes £)errfchens im 2?eich 6er (Töne. Heben feiner
Dirigenten « Function lag er flcigig ben mufjfalifchen Pripat«
ftubien ob, befugte auch bas Conferpatorium , wo er in ber
Klaffe bes 2lmbroife C^omas einen preis in ber Harmonie-
lehre bapontrug, unb fudjte fid? burd? Stunbengeben , ttoten«
abfdjreiben n. f. m. feine <£riften5 5U ftcr/em. €r componirte
feinen erften IDalser „Tour du monde" unb perfaufte bas
Iflanufcript an einen barm^ersigen Derleger um fünfje^n
^rancs. . -
Diefer tDafyer öffnete ihm bas (Tfyor bes „Bai Mabille".
Der Jortfdjritt in focialer unb materieller 3e$ie!nmg u>ar
ein bemerfensmert^er. HTetra trug feinen jmeiten Can$
eigner Compofttion, „Valse des Roses", $um Verleger unb
tpurbe mit fünf$tg Jrancs I?onorirt. freunbe bes Com»
poniflen behaupten, biefer 2?ofenu>al$er Ijabe bem Verleger
bis Fleute über jipeihunberttaufcnb Francs eingebracht
Pom „Bai Mabille" fam ZITetra in gleicher (Eigen*
fdjaft in bas „Chateau-des-fleurs", n>o er eine ungeheure
Sah 1 do" O^en probucirte, bie ihm feine anberen <5eburts»"'
rcehen bereiteten, als bie ber medjanifdjen Arbeit mit ^eber
unb Cinte, ipopor er atlerbimgs nach ber Derftdjerung feiner
Vertrauten eine fdjtper übenpinbbare Abneigung emppnben foD.
Hoch brei ober pier öffentliche ZanfiaUen burdjipanberte
ber junge <£omponi|l unb Dirigent in auffteigenber Cinie, ■
bis enblich im „Bai Frascati" in ber Hue Ptpienne, bem ,
Stellbichein ber eleganten Halbwelt, feine Popularität bie
Sonnenhöhe erreichte. Speculatipe 3nhaber pon Pergnügungs*
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tempeln bes High-life n>arfen iljre 2fugen auf ben
gentlemanlifen inuftfanten-^ürn-er, beffcn tTän$e rufen 5
fdmcll in XHobc famen unb auf ben klügeln ulier Salons
lagen. 2ttetra umrbe ein gefugter 2TTann. Damit roar fein
(Ölücf gemacht
3m 3afjre \S72 engagirte ilm 6er geriebene Unter-
nehmer 6er „Folies-Berg&res" unb lieg feinen Hamen
jeben Cag mit fettefter 3iefenfcr)rift auf bic 2lnfdflage$ettel
bruefen. Heber fünf 3 a fa* er m Iucratiren
Stellung unb per fertigte ujäfjrenb biefer §cit meljr als bret
Dufccnb uiel applaubirter tTa^-Diuertiffements. Danf ber
internationalen ^requens biefcs feltfamen 3nftituts, bas tfyeils
€ocottcn«3örfe, lr>ctls C^eater unb fonft noa> Allerlei ift,
mürbe ber Harne HTetra allen jungen geläufig unb über«
■ _ » *
fdjritt bie törensen ^ranfreidjs.
. 3efct birigirt HTetra bie Hlasfenbälle ber großen Oper,
ujo im ijerbft \S7Q aud? fein bereits ermähntes japaneftfdjes
(Can5poem „22ebba V/ 5ur Zluffüfyrung fam. Die Pari f er
Kritif r;at es an feingebredjfelten Komplimenten nidft fehlen
laffen. 34? notire eine einsige Stimme aus bem fyilbigungs-
d?or ber abfoluten Kuriofttät u>egen:
„Das ift fo fdjön urie t>on Beet^ouen — unb Beetfyopen
ift größer, als Strauß".
£lüftert*s roeiter, son UTeer ju illeer, ir>r flingenben
IDeilen ber frönen blauen Donau .....
2T7etra ift ein Komöbiantenfinb. Huf ber XDanberung
burdj bie Pror>in$, welche fein Dater buvdj bie Dorfüfyrung
aller nur erbenfiia>en Sajaufpiel.Künfte erbaute, mußte ber
fleine 3 un 9* W&ft früfoeitig waefer mithelfen. 3?*
3ul? re fam bic. Cruppe nadj Paris unb gab in bem
190
Fleitien tT!?eater in 6er paffage c£fyoifeul — 6en nachmaligen
BoufFes Parisiens — einige Porfteüungen. f)ier machte
6er jtpolfjäfn-ige £>lipier 6ie Sefanntfcfjaft eines gleichfalls
blutjungen <5eigers, 6er fief} fpäter auch als poet un6 Heber-
fefcer 6es XDagner'fdjen „tTannfyäufer" ^erport^un follte.
Das n>ar IHonjieur <£6mon6 Hodje. Hodje un6 Hletra
fdfloffen einen innigen ^reun6fchaftsbun6, 6er 6emKomö6ianteib
fin6 6ie erften inuft?alifcr)en Henntniffe, namentlich 6ie 2fn-.
fange im X>iolinfpiel, vermittelte.
UTetra nmroe im Sommer J830 $u Heims geboren. ■
€r ftel^t mithin noch im genugfähigften Hilter. XPä^ren6
6er l^exim 3af?resseit beroofmt er eine reisen6e Viüa in
Bois»le«Äoi bei Paris, u>o ihm eine 6er järtlidjften Schau«
fpielerinnen 6er £Deltfta6t 6ie hofo*H »5 reuoen öct ^infamfeit
ä deux erh%n *?Uft
•
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1
V.
Der (ßrofmeifter bes Haturalismus.
(gmüc gola.
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mm
Brcfefefer foat foatl
23rcFef cFer foar foarl
2>as ift 6ie Waffifdfe HTuftf, 6ic Du $u frören befommft,
menn Du einen Stein in 6en nadjtlid} füllen, ^eiligen 5rof$-
teid> fcr/leuöerft.
Der fcr/arfsielenöe Sola *?at öen Stein auf feine fritifcr)*
Sdjleu6er gelegt un6 doü gottlidjer Hücffidjtsloftgfeit 6e* IDurf
in 6en fdjöngeiftigen Sumpf 6er 3ettgenöffifd>n frani5pfcr)en
Literatur ausgeführt. Hun n>ill 6es Quafens Fein €n6e ©erben;
bcnn bie lieblidjem ^röfcfye ftnö nod) fo gut bei Stimme, wie
3U 6es feiigen 2lriflopr/anes 5 e ^ cn - 5 U & cn Klafftfem ge«
feilen ftdj, auf einen Slugenblicf ror 6er gemeinfamen ßefarjr
6es inneren Qa6ers &ergeffen6, 6ie Äomantifer mit ihrem lar«
moyanten Sdmecfenfdjnicfefdmacf. €s ift ein £>rd}ejkr«tTutti
u?ie im u)alpurgisnacr)fslraum:
^Hegenf^nanj nnb marfennaf
mit ifyrcn 2Jnrcnranbtcn,
^rofdf im £aub unb (SrilT im äras,
Das ftnb bie muftfanten!
Hilles, n?as quafen un6 geigen un6 pfeifen unö preisen
Fann, ftür$t r/erbei, 6ie Dilettanten mit iljren ZHaultrommeln,
6ie 3 ourn aliftcn mit 6em Du6elfac!, 6er ganje i6ealifHfä7e
Heerbann mit 6cn 3nftrumenten 6er Cherubim un6 S*rap!jim.
Hl. «. Conrab, pariffa««. , 13
€s ifl ein fjdllenfpectafel. £um Ceufel audj, fyat man je
einen foldjen €inbrud} in 6ie frieden sfel igen 3e$irfe 6er
patentirten un6 unantaftbaren fc^öngeifligen Cüeratur gefetyen, •
rote tyn Mefer naturaliftifdje ^wler €mile <3ola rerübte mit
feinen Romanen, feinen tEfyeaterftücfen un6 feiner Kritif, ja
gan$ befon6ers mit feiner jüngften Kritif?
Küfyl bis an's fjerj Ijinan, ft$t 6er böfe Sdjleu6erer am
Ufer; nidft adjten6 6es 3ammcrs, 6en er bereits angeridjtet,
ntdjt adjten6 6es Ijollifdjen Ctons, 6er ilm um6rölmt, präparirt
un6 pollfüljrt er IDurf um IDurf. 3 eoc H)odje bringt fein
unerbittliches Feuilleton, je6er ZtTonat feine fritifdje Kun6fdjau,
je6es 3a!?r feinen fürdjterliajen Homan un6 fein unbotmäßiges
Cr/eaterftücf. Das Feuilleton fernlagt im „(ßoenement" un6
,JLe Voltaire" um fidj, 6ie Hun6fcr)au roetterleudjtet in einer
ruffifdjen Heime, 6ie ifyrcn ^euev^dfem von Petersburg bis
auf 6ie parifer Boulepar6s roirft, 6ie Romane un6 Dramen
fommen bei Cfyarpentier in 6er Rue de Grenelle-Saint-
Germain fyeraus un6 erobern fid} mit Hngeftüm in - ftets ftd}
foIgen6en Auflagen 6ie ZDelt, fo weit 6ie Spraye Doltaire's
Hingt un6 ein franjöjifaVs Budj gelefen nrir6. Selbft 6er
eiferne Kanzler fyält einen tfugenblic! in feiner gewohnten
£)antirung inne un6 6urdjfHegt 6as ^ola'fdje IDerf. Das
begreift ftdj. Sic fyxben etwas DertDan6tes; 6ie etwas brüsfe
2net^o6e, 6ie Arbeit in §em6armeln, 6ie ^erfuIiMe Kraft
ftn6 3ei6en gemeinfam. 307 madje 6iefe Bemerfung mit
6er gcbüln , en6en Heferne, mit 6em fdml6igcn Hefpect uor 6er
Eigenart großer perfonlia^fetten un6- enthalte miaj »eiterer
3oIa's Auftreten gab 6as Signal $u einem Kampf fpiele,
irie man es in 6er ftreiten6en Kira> 6er Citeratur feiten
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gefehlt. 2TTit jeöem tDaffengange trmcfjs öie Kraft öes
f)clöen, befcptgte ft$ fein €influg, ftcigertc ftaj fein tfnfeljen
bei #reunö unö $einb. Seine pofiüon ift uneinnehmbar; jie
ift öie 6er tDaljrrjeit felbft Der IDatyrrjett um jeöen Preis,
ofyne jeön>eöen fjintergeöanfen — ir)r galt jeöer Scr)a>ertftreid}
öes turnten Ijelöen. Seine IDaffenfammer ift fein Calent
unö — fein töenriffen. 3" tiefem Stücfe flcljt gola unoer-
gleidjliäj öa. Hiemals würbe ein literartfdjer Angriff mit
reineren UTitteln ausgeführt.
Das (Betmffen öiscutirt nietet ütib lagt ftaj nidjt ötscutiren.
IDer es anerfennt, fyxt öie XDaffen $u flrecfen oöer öie lädier-
lidje unö unmoralifdje Holle eines Cuftfedjters $u aeeeptiren,
eine Holle, mit 6er fein efyrlicrjer XÜann rechnet. (Er fpuef t
aus unö n?anöelt feine 3arjn furbag, jtraefs 6em 5*** «ü-
gegen unö lägt öie ^ansmurfte festen, bis fte cor <£r-
fdjöpfung umjtnfen. . t
Um öem Kampfe öen <Ernft 5U ftcrjem, mufte man
«gola's (ßeujifferf unö Calent in libvebe oöer u?entgftens in
Jrage ftetlen. <£s gefajal}.
Die jabuliften negirten fein Calent, öie f)eucf}Ier feine
Cugenö, ö. i. fein <5enuffen« Die jabuliften unö f}eud?Ier
führen öas groge XDort, feit öie IDelt fterjt. Sie finö öie
£>rafel öer fäjönen Citeratur unö öer. guten <BefeHfcr)afL
Sie ftnö unfehlbar, fobalö fte öie jeöer anfefeen, öen ZTCunö
öffnen, öie Stirne runsein oöer mit öen Xugen jannfem.
IDie öer olympifaje «Jeus, machen fte Sonnenfä^eht oöer
Kegen, je nadjöem fte irjr ambrojtfdjes fjaupt fa^fltteln.
Die tuirf ltcr)e unö öie imaginäre IDelt ift i^re Domäne.
Sie formirten irjre Sdjladjrreirjen, um öem ^oW\dftn
Angriff $u begegnen. * -
Sola f «impft mit IDerfen, ntdjt mit IDorten. Dabei
bleibt feine Perfon felbft im J}intergrun6e. Keine fyunöert
ZHenfcrjen fannten xfyi vom tfnfefyen, als fxdf 6as ßefdjrei
auf 6er gan3en Cinie n>i6er tljpt erfyob. €r war bereits eine
Celebrität, als er nod) tpie 6er obfcurfte Bourgeois 6uraj
6ie Strafen pon Paris ging. II n'y a pas longtemps
qu'on m'y salue, fagte er jüngft.
Der Kniff tparalfo leidjt, feine perfon mit all' 6en
öunflen (Trieben un6 5 fl 9 en ausjuftatten, Me er als 6ie
betpegenoen Kräfte feiner Porftaöttypen im ^Assommoir 44
mit 6er £)an6 6es ^Jorfcfjers aufgejeigt fyatte. Die gan3e
Sdjeufäligfeit, 6ie in 6en Kneipen un6 Bu6ifen un6 Cafter«
fyofylcn 6er Barriere niftet, n?ur6e auf 6em fyiüpte 6cs
Säjriftftellers jufammengefyäuft, 6er es gewagt fyatte, 6er
<ßefellfä?aft 6ie 2Ttasfe abiureifen un6 6as -nie6ere Polfs-
leben 6er lDeltfta6t in feinem pl?Yftfd}en un6 moralifcfym
€len6, in feiner cntfefcliäjen ZTtif&re im rollen Cidjte 6es
Cages ausjufteüen.
Die gefyäfftgften un6 roalmtpifcigften üusfagen n>ur6en
über ifyn in Umlauf gebradjt. TXlan betvadfieU xfyi als
leibhaftige Collection aller er6enf liefen Cafter, als einen
(Trunfenbol6 n?ie Coupeau, einen ljer$lofen IDüftling roie
Cantier, einen ungemaf dienen Schnabel nrie 23cc«Sal£, einen
pertljierten tDifcreißer nrie 6en <To6tengräber Bejougue 7-
fürs mie eine HTiBerfdjeinung, meljr Beftie als Zttenfdj.
Diejenigen, 6ie nodj pon einem genriffen Sdjamgcfüfyl
jurücfgefyalten tpur6en, ftdj in 6iefer ercefftpen IDeife über
eine perfönliäjfeit $u ergeben, 6eren pripatleben i^rer
Kennmig ftä) gan$ un6 gar ent3og, fanoen für 6ie
tfeugerung iljres UebeltPoHens einen an6eren 2Iusn>eg. Sie
197
. v
füllten fic^ in öie patriottfäe Coga unö riefen öie Xa$e
öes Rimmels auf ilm tyxab, öenn fein XDerf fei ein
Perrath am Paterlanöe, feine Sittenfijüöerungen f amen 6er
Entehrung unö Sdjänöung bes guten parifer Voltes gleicfj,
er untergrabe mit feinem uorgeblichen Naturalismus öen
glänsenöen Ceumunö feiner Hation. Keine 2lnfa)ulöigung,
u>ar ertrauagant unö grotesf genug, um nid>t öem neuen
Romancier ins tfngejiajt gefdjleuöert $u merken. €s fehlte
nur nodj, ba$ man ilm auf offener Strafe angefallen unö
infultirt Ifitte. - ,
Had?öem man ihm jeöe ittoralttät, jeöen Patriotismus
abgefprodjen unb fein gutes Ijaar an feinen Cenöenjen
gelaffen, bie natürlia) auf nidjts anöeres fyinausger/eit
fonnten, als mit feinen ffanöalöfen Darftellungen fta^ «ne
geräufdpolle, traurige Berühmtheit unö fijmufcigen HTammon
5u erfdjreiben, vergriff man fidj an feinem {Talent
Da u?ar nun öie He% an öen ^abuliflen, ityr-ZDort in
öie IDagfdjale $u rcerfen. Der Eindringling ift immer
unbequem unö bie Stammgäfte an öer tEafel öer fronen
Citeratur muftern i^n mit migtrauifaVn Blicfen. Sie betrauten
feine Ringer — fjimmef, tueldje ^anghafen! feine Bacfem .
fnodjen — lieber <5ölt, toeldp Kaumerf$euge! Unö fie
murmeln in fta> tynein: €in % fauberer eher conftere, öer
witb uns öie beften Brocfen ö % es Henomm^s unö Deröienftes
• • • •
uvgfdmappenl
Da3U ein €inöringling mit öen SlHüren eines Sola, öer, -
weit entfernt, öie anerfannten (ßemerbsmeifter mit öemüthigen
Seferenjen ju befniren unö -ftc^ untertänig öie €rlaubnif
aus5ubitten, audj ein XDörtlein in öer Citeratur mit örein-
reöen unö ftd> ein Bisten an öem frönen Sonnenfa^Hn
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\9*
geifüger Rufmtestfyaten erwärmen 3U 6ürfen, b'xe (Ellenbogen
gebraucht, um ftdj im <Be6ränge freie Balm $u machen, un6
6as einf3mei6en6fie ZDort fuc^t, um ftd? (Befyör 5U perfdjaffen!
45enug 6er ^afeleien, 6er Cügen, 6er Harrenspoffen, 6er
Scr/önfärbereien, 6er conoentionellen f)an6tperfsfniffe! rief er»
un6 flieg 6ie tCoiIelte*Cifcr>cr>en 6er faflnonablen Romanciers
um un6 serbrad} ifyre Sa^minftöpfdjen un6 6ie ^lacons mit
6en 6uften6en IDäfferdjen. Das Volt will VOat)xr)eit\ llud)
6ie Didjtung will gefdjopft fein an 6em fpru6eln6en Quell
6er Hatur, 6er allein roafjren, un6 nia^t länger notdürftig
$ufammenftcfern an 6en fünftlid)en Hot^brünnlein einer
jufammengefabelten Craummeltl
(Es ift gar nidjt möglidj, ficr) über 6ie tfufhafjme eines
ZHannes $u täufdjen, 6er mit fo ungetpolmter Xe6e, mit
folay apoftolifaym $euereifer, mit folgen reformatorifa>n
Sran6i6een 6en tonangeben6en tTagesIöroen 6er Citeratur ftdj
porftellU
Der 2Hann ij! ein Harr, brüllten fte grogmütfyig, um
6ie alte Haturgefdn'djte nidjt Cügen ju ftrafen, 6ie 6en
großen Ka|en 6iefe rüljmlidje Cugen6 beilegt. Der ZHann
ift ein Harr, 6er 311 bemitlei6en, aber mi?t 3U 6iscutiren ift*
3fym fefylt alles, ukjs 6en Sdjriftfteller ausmalt: 2?erftan6,
Originalität, Stil, ßrammatif, 6efa^macf, XDol?lanftän6igfeit
un6 Kefpect por 6en grogen Ztamen, 6ie 6en <5enius unferer
Kunft repräfentiren!
3al6 jebod} war 6ie törogmütfn'gfeit 6iefer fjerren
erfdjdpft un6 ifyr <J5rofl n>i6er 6en füfmen (lies: fredjen)
St$renfrie6 un6 fyftematifa^en Sptelper6erber madjte flaj in
einer gan$en Citanei pon 3 n j u " en $ u fc §ola's Budj galt
ilmen als, eine Befdjmufcung 6er paterlän6ifa^en Citeratur,
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als ein Ijirnlofes Su6elu>erf, als ein monftruöfer Abortus,
als oie Ausgeburt 6er Pfyantafie eines (Baleerenflräfltngs, als
eine — cochonnerie, 6ie ein anftän6iger XTCenfdj garnidjt
ober nur mit 6er ^ange anf äffen 6ürfe.
» Kaum 6ag ftcr) ba unb bori eine ernftfyafte Stimme in
6er ttritif 3U 6em fdjüdjternen Derfudje herbeilief, 6ie Be«
redjtigung un6 6te Sdfönljeit 6cs merfu>ür6igen Buches
„Affommotr" nad^utDeifen. XDas man im Allgemeinen über
6affelbe 5U lefen un6 3U fyoren bef am, n?ar feine Kritif meljr,
c'etait du massacre, wie ^ola ruhigen (ßemüt^cs fyeute
felbft beftätigt. / ■.
„Affommoir" erfaßten J877 un6 $ur Stun6e nodj, naa>-
6em 6as IDerf über ein falbes Qunöert Auflagen erlebt Ifat,
illuftrirt un6 6ramatiftrt morgen ift, 6er Ueberfe(ungen in
frem6e Spraken, 3unädjft in's 3talicnifdje, gar nidjt $u
ge6enfen, lo6ert 6er Kampf bei 6er geringften Deranlaffung
in 6er alten Derbiffenljeit auf. 3 n öcn ^clujipcn Kreifen,
meldte 6ie Sdjöngeifterei in &vbpad}t ju vjaben un6 allein
bas edjte Kecept 6er Komanfabrifation 5U beflfcen wähnen,
Ifitt man nodj mit Säfynefnirfdjen €mile ^ola 6en „£goutier
litt6raire" fabelten. Daneben irädjft 6ie 5al}l feiner auf-
richtigen Ben?un6erer von Cag $u (Tag, un6 um 6en ZHeifler
fdjaren fid) 6ie Sdjüler.
„ZTanaV €rfd}einen, ^ortfefcung 6er im „Affommoir"
angefponnenen (Sefdjidjte 6er $ur (Eocotte ficr) entn>icfeln6en
(Toaster 6er armen (Beroaife, ftefjt bevor. Der ZTToment ift
Dielleid}t nidjt ungeeignet, (Emile ^ola un6 feine Cfyaten als
Romancier un6 Kritifer eingeljen6er ju n>ür6igen.
Üergegenmärtigen mir uns 3unädjft 6en Cebensgang 6es .
2Hannes.
• e)ola tft «in parifer Kinö. Seine IDiege ftanö im fywfe
Hr. \0 6er Hue Saint-3<>f«pfy/ xoo er- am 2. 2lpril V8^0
bas Cidjt her Welt — ober öie XDelt fein Cicr/t? — crblicfte.
3n feinen tföern rollt jeöoij füMic^eres Blut, als bas Oes
Breitegraös öer Bouleparös. Seine (Srogmutter päterliayr« .
feits mar Canötdtin, fein Dater Italiener, aus Crepifo. 3 m
X)enetianifcr)en beftfct er nodj jafylreidje Peripanöte, öie ftd}
feiner mit Stolj erinnerten unö timt öie faVneicr/elfyafteften
<glücfipunfa}fa?retben fanöten, als öie üterarifdjen (Erfolge öes
X^erfaffers öes „2Iffommoir" öie 2Upen überfdjritten unö öen
Hamen £ola $u neuem Slnfefyen in feinem alten Jjeimatfjs-
Ianöe gebraut Ratten.
Bis $u feinem stpanjigften 3afjre fer/manfte (Emile Sola
5U>ifd}en beiöen Rationalitäten. <Erft öie Solöatenpflidjt f?te£ '
tfyt eine (Entfcr/eiöung treffen. <Er befannte ftdj $u 5*anfreidj,
an öas ilm öie Banöe öcr (Seburt, öie Erinnerungen einer
r/arten, an (Entbehrungen unö Kämpfen reidjen 3 u 9 cno uno
öie Hoffnungen einer erfolgreichen Iiterarifa^en <£arri&re
fnüpften.
€r säfr/Ite faum örei 3 aI ? rc / «Is feine (Eltern paris
nrieöer perliefen unö in öie propence überfieöelten , roo fein
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Pater öen Bau öes £anals uon Air, bei fymte nodj feinen
Hamen trägt, übernommen fyatte, So 1 «'* ^ aicr wat ein
reidjgebilöeter, tüchtiger 21Tann vmb unermüöliayr Arbeiter,
3n feiner 3 u 9 cnö iniHtär*3nd cn **ur in öfterreicr)ifd?en
Dienften, nafym er jeöe (Belegenfyeit n>aljr, fein IDiffen unö
Können ju mehren, eignete ftd> öas Deutfay, €nglifay, j
^ranjöjifdje unö Spanifdje an, publicirte mehrere unffenfcfyaft«
ixdfc Sdjriften unö unternahm uerfijieöene Ausflüge nad}
Deutfdjlanö, €nglanö unö Algier. Hadjöem er öen
öfterreicfjifaVn tfliiitäröienft qutttirt tyitte, fanö er Be* v
fdjäftigung bei öen erften öeutfdjen €ifenbalmbauten, arbeitete
eine £e\t lang als £iDÜ\3 n 9 cn i cur m tftarfeille, uon u>o aus
feine Aufteilung bei bem 3au öer Jeftungsmerfe uon paris
erfolgte. f)ier ©erheiratete er fidj unö erlebte an , <£mile öie
erften Paterfreuöen.
Die Bauunterneinnungen in Air, uon einer ActiengefeU»
fdjaft begonnen, öeren ftärffter Aktionär ^rancesco Sola
felbft mar, "fdjlugen fpäter $um Hnfegen öer familie aus.
Haaj öem Coöe öes Paters madjte öie (BefeHfdjaft Banferott .
unö öie XDittme rettete nur ein gan$ unbeöeutenöes Kapitälcr}en
aus öem Sufantroenbrud}. (Emile säfjlte Faum fieben 3 a ^ re «
2fiutter unö Sojm Rauften, fo gut oöer fdjlea^t es eben :.'
ging, in öürftiger Surücfgesogenljeit bis J858 in Oer mono* •
tonen, aber pittoresfen Staöt Air, reo 5u»fd?en öen alten,
ftiüen patrt jierhäufern öer fjollunöer blüfjt, bas (Bras $urifdjen
öen pflafterfteinen fyerrorfprogt unö öie gute Sonne öer
prouence träumerifdj am f)immel auf« unö nieöeru>anöelt,
um öie (Trauben $u reifen unö öie £>lir>en unö öie fugen
Dummheiten öer Spießbürger. Der arme 3 U1 *9* K*f fWjHö
in öie Salute, $un>eilen aud) hinter öie Sdjule, u>as aud> be-
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lefyrfam ift; aber ein groger töelcljrter ift er nidjt geii>or6en.
Das Diele Sifcen über 6en flaffifdjen Sdjmöcfern beeinträchtigte
feine <5efun6f?eit un6 6ie präeeptoren-XDeisljeit Muckte if^m
nidjt foftbar genug, um fein ZDof?lbefm6en ifyr sum Opfer 5U
bringen. <£r richtete ftdj fo ein, oa§ er mit 6em fdjulmägigen
Stu6ium eben 6urd)ram. Dafür regte ftdj bei ifym um fo'
frifdjer 6ie pro6uciionsluft. ZRit feinem nieqelpiten 3 a *?™
ijatte er fajon einen Vornan, 6er in 6er Seit 6er Kreu33Üge
fpielte, fyeimlicfj rerübt un6 m^äljlige $xa$mente ocr
Cfyateaubrian6'fd}en Profa in gleigen6e Perslein umgeformt.
€r las mit (Eifer ZDalter Scott, Victor Qugo, 3al$ac, ofyne
tiefere <£in6rücfe 3U empfangen. Baljac's <5eift fam fpäter
um fo mädjtiger über ifyn. -
ffliitter un6 Sofyn fefjrten J858 nrie6er nad} Paris
jurücf. Der Coilegien son 2Cir lieg ftd} in 6as £ycee Saint.
Couis aufnehmen, um feine Stu6ien bis 3ur €rreidmng 6es
Cfyaraf ters eines Badjelier 3U för6ern. Das glüefte mit harter
ZHülje. Denn feinem unabläffig 6enfen6en un6 eigene IDege
u>an6eln6en Kopfe gereifte 6ie Sdmlmetfyo6e 3U graufamer
Cortur. Selb)! ift 6er ZTTann! fagte er ftdj un6 fpottete 6er
fleinen Dortfjeile 6er Dreffur, ifjre befyaglidje tfusbauung
#n6eren über!affen6.
2fas feiner Stu6enten3eit e^äljlt man ftcf^ eine gute
2(nef6ote. &o\a fyatte feine brape ßrifette, feine „etudiante",
u>ie es bei 6em afa6emifdjen Bürgertfyum 6es Quartier*
Catin Braud? un6 Hechtens ift. €s mar mitten im IPinter
un6 ein eifiger. XDin6, 6er 6as ZHarF in 6en Knoden
gefrieren madjte, pfiff aus allen tTonarten über 6ie Place
du Pantheon. Stun6enlang trippelte eine 2Ttufen«3ungfrau
por 6er <£olonna6e auf un6 ab, ungc6ul6ig nad} 6er
ZITünbung ber Strafen unb (Baffen fp%n&. Keine
lebenbige Seele ringsum. * €nMid> Ijaftet ein bleicher
3üngling, von langen fdjmarjen paaren bas <5eftd?t um*
[Tattert, in einen leisten, armfeligen Xocf gefnüpft, aus
bem <Baffen«<Bea>infel fyeroor unb Mrect auf bas Ijarrenbe
IHäba^en los. „Eh bien?" fragte bte fjalber ftarrte — .
„Rien! 34 ty&* feinen einigen ^reuno gefunden". —
„Uber \d) Ijabe nodj nidjt gefrüfyftücft, unb es ift fünf Ufjr
tfbenbs", murmelte bie junge Perfon, fta? frampfoaft in
tyr Umfdjlagetudj preffeno. — „34 ebenfou>enig". —
„2ttfo u>erben mir freute überhaupt feinen Biffen über bie
3unge bringen?" — Xlad) einem 2(ugcnblicfe 6es Hacfy
benfens Ijatte ber Stubiofus feine Xefolution gefaft. €r
rif ftdj auf freier Strafe ben Xoc! r>om Ceibe: „(Trag ilpi
au clou (auf bas Perfafcamt) unb faufe bas Diner!"
befahl er feiner Bürgerin unb eilte in fjembärmeln bei
jibirifdjer Kälte bapon, feine ZTTanfaroc $u gewinnen.
Das u>ar (Emile Sola. Die ZHiffcre trieb tyn enblic^
fo in bie €nge, ba§ er feine Stubien abbudfen unb auf
ben Brotermerb ausgeben mufte. Seine 2T7utter perlor
ben legten procef in ber Derlaffenf4aftsfaa>e i^rcs
ZlTannes unb bamit-ben Strolftalm, ber fie bis ba bin über
IDaffer gehalten. <£r hatte alfo aud? für fte $u forgen. .
^ola ftanb bamals in feinem etnun^manjigften 3 a *? rc -
(Es »ar Sylpefterabenb unb im ganjen fjaufe fein Sou
mel?r — pas un sou! Der junge Zttann präfentirte jta>
bei einem alten Jreunbe feines Paters, einem ZTTifgltebe ber
21 f ab ernte ber 2TTebicin, mit ber Bitte, ifym jur (Erlangung
irgenb einer pofttion~, bie einen Biffen Brot ins Ijaus
fd/ajft, bcfyülfliaj $u fein. Der eljripürbige 2tfabemifer u>agt
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es nicfyt, bem Solme feines ^reunöes mir nichts 6ir nichts
baares <5el6 anzubieten, aber er roeig eine augenblicflid}«
Befestigung für ifm, Tant mieux. €r erfudjt ifm —
ein Päcfdjen Pifttenf arten, etn>a 3tr>eilmn6ert Stücf, aus$u«
tragenl »
€mile Sola rauf perl fta?, bantt, ergreift 6as päcfa>n,
fnöpft feinen abgehabten, Ueberrocf bis an's Kinn $u un6
macht ficfy auf 6en IDeg. 2T?utfj! STTutf}! €r rennt freu;
uno quer bis in 6ie entlegenften Quartiere, um 6ie 3ir>eil?un6ert
Karten 6en 2(6reffaten ein$uf?än6tgen. Darunter roaren
Hamen i>on ben €ltern feiner Sdmlfamera6en. Diefe
Creppen n?aren am fdjujerften 5U erfteigen.
Bei feiner Hücftelp 6rücfte ifym 6er 5ufrie6ene 2lfa6emtfer
ein groansigfrancsftücf in 6ie §anb. Bal6 öarauf erhielt er
einen 2Jrbeitcrpoften beim (Entrepöt in 6er Kue 6e Ia Douane
mit adjtjig $xancs 2Honatsge!jaIt. Das Stücf Brot n?ar
gepokert. Sein guter Stern fyatte ifm nidjt Perlaffen! ZHerri!
Uadf einiger Seit fa"& ** ™* 2InfteHung im Htaga$in 6es
Z>erlagsgefd}äfies 6er IDeltfirma fyadfette unb Compagme.
3n einem großen Saale öes 23e$«6e«<£l7auff6e am BouIei>ar6
Saint »(Sermain Hr. 79 ftanö er ron frülj bis Tlbenb unb
oronete, paefte, ftegelte, eypeöirte. Das trug U?m monatliäj
Imn6eri Jrancs ein. Die Xlädjie, Sonn« un6 Feiertage
gehörten ungefd^mälert feinen Stutöen, feinen literarifdjen
Derfuajen. fyigo mar fein 3 0eaI / un0 bluffet unö Byron,
ein nxroig audj Camartine. $ laubert, 6er ITCaler, un6 Caine,
6er ^nalytifer, famen erft fpäter an 6ie 2Seifye, bis Ba^ae
auf 6en jungen (ßeift mit 2IHes un6 Tille überftral}len6em,
nimmer ju I5fa>n6em ^euer roirfte. Swtfdfen Büdjerballen,
paefpapier, Bin6fa6en un6 Siegellacf im 2*e$«6e.Cf?auff£e 6es
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fjaufes Qadjettc breitete nod) öer Xomanttsmus feine blauen
IDunöer aus. Das mar 6ie Hothmerjr gegen öie feinölidje
profa 6er fymtirung, öie emige 3ronie 6er Contrafte. 5 oIa
[abrieb ein großes poem in örei feilen : L'amoureuse
Comedie. Der Perfaffer fonnte nid^t langer, feinen Scr)afc
im Stillen bergen. Das poetifer/e <5e^eimnig mar $u füg,
es mußte ausgcplauöert meröen. Die alte (ßefa^id^te. Kecf
unö öod) 3agen6 legte Sola eines Hadjmittags, als öas
grobe fjanömerf eine paufe gemattete, öas IHamifcript auf
öen tTifdj öes Brotherrn.
ZTTonfieur fjaerjette findet öie Perfe löblich, weniger löblich
jeöocr) öie <ßeu>oI?n^eit feines <£ommis Sola, mit öergleicrjen
„bagatelles de la porte" feinem Arbeitgeber öie £e\t 5U
peilen. (Es fommt $u einer Auseinanöerfefcung 3mifcr)en
Arbeitgeber unö Arbeitnehmer, öie öamit enöigt, öag legerer
öas Avancement $um Secretär mit erflecfltct) erhöhtem <5er)alt
aeeeptirt unö öie Perfemad^erei ju unterlaffen perfpridjt.
Hoth fennt fein (ßebot. Das mar J863. Das poem muröe
$mar geörueft unö oerlegt, aber nidjf pon öer ^irma ßachette.
(86$ folgte eine Sammlung charmanter €r$ählungen : „Les
Contes ä Ninon", (865 ein Homan: „La Confession de
Claude"; am 3. 3anuar (866 fanöte er feinem Brotherrn
ein neues ZTTanufcript, nicht in Derfert, fonöem in fd^Iid^ter,
gefdjäftsmäßiger Profa: feine Demifflon.
Hun ftürjte er ftd} fopfunter, Fopfüber in öen 3our-
nalismus. ITl'xt öem Somantismus öer geifHgen unö
leiblichen £etteleriften$ mar's porbet. €s mar ein tyfyt
^efttäg, als Sola feine Freiheit unö ftcr) felbfl mieöergefunöen,
unö er muröe öurdj ein folennes Bruöermahl mit (ßeßnnungs*
un6 Strebensgenoffen in 6er #ue 6e £augirar6 gefeiert,
«gofa nmr6e 5er Bannerträger 6er naturaliftifayn Schule.
f). 6e Pillemeffant, 6er eine porsügUaV IDitterung für
junge Prcf fyel6cn beftfct, 6ie, u>ie 6ie 5ol6aten 6er ^epolution)
6en ZHarfdjallsftab in ifyrem (Eormfter tragen , betraute 6en
füllten Anfänger mit 6er Budjfritif im „^igaro". 3n
6emfelben Blatte per öffentliche er audj 6ie Befpredjung 6er
jäfyrliaVn Kunftausftellung. Allein 3°l a ' s »Mon Salon"
n>ur6e von 6em porfidjtigen <£fyefre6acteur fdjon beim 6ritten
2TrtifeI unterbrochen, um 6er PertPüftung (Einfalt su tfyun,
6ie 6er Derfaffer unter 6en f)äuptern 6er Sa^ule un6 ifyren
anerfannten Sd)il6fnappen angeridjtet. Die Corberfränje
flogen i>on 6en Köpfen wie 6ie weifen Blätter t>on 6en
Bäumen beim Anprall 6er fyerbftlid}en Stürme. Un6 nai}
6cn Krähen 6ie Köpfe felbft. Kampfberaufdjt überfäete
(Sola 6ie journaliftifdje XDa^Iftatt mit £cid)en un6 Der«
ftümmelten. €s mar fein „Salon" meljr, es war ein
Sd^Iaa7tfeI6. Da perging 6em „^igaro" 6as Caasen un6 er
fdjlog 6em funftfritifdjen IDütfyeridj 6ie Bu6e — um 6ie
5a^Ien6e Kun6fä)aft nidft $u perlenen. .
5ur felben £c\t arbeitete £ola an einer 2?eifye an6erer
Blätter mit, an 6er „Vie Parisienne", an 6er „Tribüne 11 , am
„Salut public" am „Petit Journal" etc. €in f?umorifHfd>er
2Irtifel gegen 6ie reactionären Hampelmänner, 6en er unter
6em (Eitel „Le lendemain de la crise" {872 im „Corsaire««
peröffcntlidjte, führte 6ie Hnter6rücfung 6iefer Leitung fcrbei
Heben 6iefer umfaffen6en journaliftifdjen <0}ätigfeit
pflegte er mit pollem €rnfte 6ie (Enturicfelung feines eminenten
(Talentes für 6en focialen Vornan. Dabei lieg 6ie ' bifterjte
ZTotr) nidjt ab, fidy n>ie eine Jurie an feine Jerfe 3U r/eften.
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Diai
Seine befürchteten tfuffäfce mur6en natürlich nicr/t mit 5em
r>öcr>ften £)onorarfafce ausgejeidmet, — menn fle überhaupt
regelmäßig r/onorirt mürben. Die glänjenoe, üppige Parifer
3ournaIiftif foröert noch unerhörte 33lut$mf en. 3*? r funfein«
6es <5ol6 l?at eine r*r6äcr)tig rot^e Unterlage.
Sola fennt 6as elen6e Volt un6 6ie 3<*ntmerhöhlen, öte
er in feinen Romanen befcr) reibt nicr/t blos com £}5renfagen
ober r>on intereffanten Stuöienfaljrten nad? eingenommener
2ttafyl3eit, Seine meiftcr^aften Scfnfoerungen öes fjungers^
6er Derjmeiflung, 6er Qual in je6er ^orrn in feinem „Assom-
moir 44 un6 feinem „Ventre de Paris 44 hat er 6urcr)aus nicht
feiner phantafte abgemüht!
Doch men6en mir uns $urücf $ur Verfolgung fetner
publicattonen. \866 erfefnen „Le Voeu d'une Morte 44 un6
eine Sammlung feiner fritifer/en Cauferten unter öem
d?arafteriftifcr)en Oel „Mes Haines 44 ; 6os folgenoe 3ar)r
brachte einen ^euilletonroman „Les Mysteres de Marseille 44
un6 eine bfographifcr)c Stu6ie „Manet 44 . {867 tarn „Therese
Raquin 44 heraus. Dicfes Buer) macr/te großen Cärm. £)ier
fprad? ftcr) 6ie €igennatur 6es Homanciers $um erften ZTTale
in iF/ren fräftigften un6 6as blafirte publifum uerblüffenfren
gügen aus; tyct pralu6irten bereits 6ie füfmen 6aben 6es
Künftlers, 6ie in 6en fpateren IDerfen $u einer fo betäuben&en
Symphonie auffer/offen. „Madeleine Ferat 44 fonnte \8b8
nicht bis $um Scr/luffe publicirt meroen — ich cntftnne mich
im tfugenblicle nicht, im Feuilleton welcher Leitung — wegen
(Einfprudjs 6er Abonnenten un6 6er Drohung mit 6em Poli$ei«
fpieg 6er Ueberftttlicr)en.
Das 3ahr (869 machte (Epoche in feinem fchrift-
ftellerifcr/en f)e!6enleben. <£r entmarf 6en plan $u 6em
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monumentalen Wette bev „Histoire naturelle et sociale •
d'une Familie sous le second Empire", wovon aüjäfalio?
ein Banö erfdphtt, bis öas gemaltige (Begenftücf 3u
&al$ac's „Comedie humaine" pollenoet öaftefjt. fjier öie
UeberfaVift bet bis jefct publtrirten 3an6e: J869 La /
fortune des Rougon — { 870/7 ( rif 6er Krieg eine Cflcfe'
in bxe proouetion bes _ Romanciers — 1872 La Curee,
(875 La Conquete de Plassans, (87^ Le Ventre de
Paris, (875 La faute de l'abbe Mouret, \S?6 Sort
Excellence Eugene Rougon, J877 L'Assommoir, J878
Une Page d'Amour.
Setradjten mir bas Werl un6 bie ZTCettpoe feiner 1
^erporbringung genauer!
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IPar es eine ausfd?Iieglid} fünftlerifdje ^bct, bxt Sola
6rängte, an 6ie auf $tx>an3ig 3än6e berechnete jamilten«
gefdn^te 6er £ougon»3Ttacquart 6ie Qan6 anzulegen un6
eine Serie tx>n focial-p^YpoIogif^en Homanen $u entrollen,
6ie nad) £orm un6 3nfyalt 6ie <ßeu>o!ml>etten Oer Schrift-
ftellergil6e nrie 6es Publifums repolutioniren follten?
Bei 6eTn eminent praftifeffen Sinn, Oer fein füo-
Iänoifa^es Hatureü dyarafterifirt, if! anjunelnnen, oaf neben
6en iöeeüen Criebfe6ern aua? fcr)Iecf>tr>tn oTonomifcfje €r«
mägungen bei öem €ntourfe 6es IDerfes mitfpielten.
Sola wollte nidjt nur eine geiftige Hotfjöurft — un6
eine fola> ift je6e Conception bes fdföpferiföen ßelfirns
— befrie6igen, fon6ern ftd? aud} eine geregelte Arbeit,
bei 6er nichts 6cm ^ufall überlajfen bleibt, un6 eine ftetig
flieg enoe (Einnalmisquelle ftdjern. €r fyxtU 6en 3ngrimm
6er Zloty in allen (ßeftalten erfahren. Dem »ottte fein
energtfajes, ftoljes UTannesberouf tfein ein Siel gefefct n>iffen,
er fyxtte nidjt 6ie Prätention ficfy jur Unfterblicfyfett empor*
$ul?ungern, nodj 6en (Trieb, fid} als literarifdjer Bo^mien,
Dl. 0. Conrad, perifton«. 14
210
bei 6cm Kopf unö klagen auf ewigem Kriegsfuge ftefyen,
ourcfouf ablagen nadj 6er Cumpenregel: Kommt 6er Cag
bringt 6er Cag. Die Welt Ijat gut fdjwäfcen, wie 6ie
Holl; fo wun6erbar infpirire un6 6er £)unger ein gar
portrefflidjer 2TIitarbeiter 6er öidjterifdjen pfymtajie fei.
Die IDafn-rjeit ift, 6ag 6ie Xlotl) aud> im (öeiflesleben
mcljr fruajtbarc Keime pernidjtet, als folaje $ur Entfaltung
bringt. 3ei 6en mo6ernen Cebens« un6 Scf}affensbe6ingungen
fann nur 6er Cynismus 6ie 6arben6en Poeten wohlgefällig
mit 6en leidjtbefajwmgten „Sommerpögelein" in eine Cinie
fefcen un6 mit 6em Dolfslieoe Ijdlmen:
Sie a§tn £tdjt unb tranfen (Efyau . m
Uno fangen auf 6as ^3cfte .....
Sola, 6er neben feinen fd/riftfteüerifd^en 3 ocaIeTt aüc
3nfttncte eines braoen Bourgeois in Ieben6iger ^üüe beftfct/
begab ftcr) $u 6em Perleger Cacroir, ifym feinen weitaus*
fct)auen6en Plan porjulegen un6 eine gefdjäftsmäftge Ver-
einbarung über 6ic geijtige Ceijtung un6 iljre materielle Aus-
beutung $u erjielen Der Vertrag fam rafd} ju 5tan6e.
^ola rcrppidjtete ftA, jatyrlid? jtnei Bän6e $u pro6urireri,
Cacroir, 6em Verf affer eine monatliche Penfton pon fünf«
I?un6ert francs ausübe jaulen, wofür 6em Verleger 6as
polle Eigentumsrecht 6er publicirten Bän6e auf sehn 3ah re
jugefprodjen mürbe.
^ola mietete fid} in einem befd}ei6enen f) du setzen 6es
r}alblän6lichen Quartiers 6es BatignoHes ein un6 machte fid}
in frie6famer IDeltabgefchie6enhett an 6ie Arbeit. Hur
wenige intime ^reunoe, ^ laubert, Dau6et, <5uiUemet, <5oncourt,
ZHanet unö Duraniy, fügten ilm von g>ät $u Seit in feiner
entlegenen €infte6elei auf. Denn Sola, 6er wil6e, Iärmen6e
* «
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Kritifer, 6er alle (ßeheimniffe 6er Scrjriftftellenpelt Fennt, 6er
unerbittliche Romancier, 6er in 6en perborgenflen galten 6es
Polfslebens beu>an6ert ift, wie ein Seitungsfanattfer in 6er
Klatfcr)bu6e 6er tDeltgefdn'cfjte, ift fein (ßcfellfchaftsmenfch,
fonöern ein einfamer fjöhlenbär. Cest un ours, betätigten
B m
6ie parifcr. IDenn ilm nid}t ein Stu6iengang l?erau5nötr)tgt,
perläft er oft 6ie ganje tDoa?e lang feinen Untcrfdjlupf
nicht. €r fliegt 6ie Salons 6er XDeltfta6t, un6 ihre geift-
reicheln6e, mit Bonmots un6 Calembours gefpiefte tonvev*
fation ift ihm jutpi6er. Seine geiftige Begabnif h al nichts
pon 6em eigentümlichen frai^öfifchen €fprit, pon 6em
Brillantfeuer 6er Parifer Cauferie, 6ie pon 6en fcr)öngeiftern6cn
Barbaren aller Herren £än6er tyute noer) angeftaunt un6
täppifdj nachgeahmt ju mer6en pflegt. €benfou>enig; ift er 6em
Pathos feinet italienifchen ^amilienheimat gerpogen. IPer
6en bleichen 2Ttann mit 6em fchn>ar$en Bart* un6 ^auptfyaar,
_ *
mit 6em forfchen6en Blicf un6 6er fühnen Hafe, mit 6er
Denferftirn"; 6arein 6ie Unbill 6es Cebens eine Hefe £urd>e
geriffen, mit 6em ge6rungenen robuften Unterbau un6 6en
fehleren, tapfem f)an6en fyat einmal laut lachen o6er einen
TO\§ reifen hören, fürtpahr, 6er fann ft<h für <5el6 ferjen
laffen. Sein auf eres^Jtuftreten fyat etwas fol6atifch SdjtPer-
fälliges, mie 6as eines h<*l&«nerercirten propinj«2Jthleten 6er 1 ]
£an6armee, le pas de l'elephant
Sola machte ftch alfo an 6ie 2lrbeit. <£r enttparf 6en
Stammbaum 6er Jamilie Hougon - ZTIacquart un6 jetchnete
6en hauptfä^hKchen <SIie6ern ihren Cebenslauf por, roie pdf
6erfelbe mit 27aturnothn?en6igfeit aus 6er eingeborenen
Einlage, aus 6er (E^ielnmg unter 6en € impirfungen einer
beftimmten fodalen Umgebung, im 3°4 e emer befKmmten
• - ■ ■
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*}antirung, foane öem Orte, öer £eit unö ihren befonöeren
Umftänöen gemäg entnricfeln mugte.
<£s ift intereffant, feine ITCethoöe etroas eingebender 311
betxad)ten; öenn nie ^at ein Scfyriftfteüer methoötfcher, plan»
mäßiger unö genriffenhafter gearbeitet, als <£mile Sola.
Seine Cecfjnif erinnert geuriffermagen an öie öes Bau«
meifters, öes 3 n 9 en * eurs ' an öie feines feligen Katers. <£r
erforfdjt unö prüft fein (Terrain, fein iTTaterial bis ins
€in$elnfte unö operirt mit Saty, ZTCag unö <&ew\d}t — fur$
er baut nicht ins Blaue Innern. Das erftc IDort I/at bei
ihm öie #nfcfjauung, 6er (Einörucf, öie ^evaliebetütig , bie
Cogif. €r macht öen Vornan nicht, er Jägt ilm felbft
u>eröen, aus ficr) felbft entfte^en. €r lagt ftdj pon feiner
Phantafie« feine fabeln aufbinöen, fein Sammelfurium pon
imaginären tZtyttfadjen porgeben. Die €reigniffe, öie f\ä) in
feinem Vornan abfpielen roeröen, finö ihm beim Beginn öer
Arbeit unbefannt, öie ^ntviaucn, öie Perfnupfungen unö
Cöfungen öer ^anölung abfolut gleichgültig. ZDoran ihm
junädjft liegt, öas ift öer Pollbejtfc feines ^elöen. 3h m
ipiömet er ein befonöeres 2trbeits^eft, in roelchem alle
Hefultate öer Beobachtung unö öes Hac^öenfens eingesegnet
tperöen. Diefe €injeichnungen betreffen öie ^amilie öes
fjelöen, in öer er geboren, öie erften €inörücfe, öie er
empfangen, fein Cemperament, feinen (ßefellfcfyaftsfreis, feinen
Perfeljr unö öie Cocalitäten, morin öerfelbe ftattgefunöen, öie
Cuft, öie er geatmet, — öas ift buchftäblich $u nehmen,
öenn öie Cuft mit öer unenölidjen XDelt von <&erüd}en, öie in
\t)x enthalten, ift eine pon öen merfu>üröigf!en Sperialitäten
öer £ola'fäen 2Inalyfe, öie eine phänomenale €mpfinöltchfeit
unö Sicherheit öer Hafe unö eine umfaffenöe Durchbilöung
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6es Hiecfyuermögens porausfe^t — 6ie Profeffton, 6ie er
ausübt, 6ie Hebenbefdjäftigungen , mit 6enen er bcn Heft
fetner (Tageszeit ausfüllt u. f k ». Zlad}6em er 6en Cfjarafter,
6ie Sitten, 6ie Spradfe, 6te <5eu>o*mfyeiten feines Reiben
erforfdjt un6 bis in 6ie Fleinfte <Ein5eIfyeit ftd} 6erfelbett per»
ftdjert !?at, öffnet er ein neues 2(rbeitsl}eft, um eine Heifye
pon Orten $u befdjreiben, b. !j. nadf 6er Hatur $u
pfjotograpljiren, in 6enen ftd? 6er Cebensgang 6es £)el6en
06er 6er QeI6in abfpielt.
Heimen mit 5. 3. 6ie Hana, 6ie fylbin 6es neucflen
Hornaus. Hana ift eine Cocotte — une belle petit nadf
6em neueften Spraajgebraudj 6er „Vie parisienne". Wo
geljt 6ie €ocotte Ijin? 3 n 0 * e eleganten (Theater, xoo fie
feine erfte Porftellung perfäumt. Sola ftu6irt 6as Parterre,
6ie Sogen, 6as Para6ies, 6en 3üi?nenraum, 6te Couliffen,
wo 6te Kunjt aufhört un6 6ie liebe Hatur 6er <£omö6ianten
u>ie6er anfängt, 6as (Coilettenfämmera^en 6er Scfyaufpielcrin,
migt 6ie "Staubfdndjte auf 6en ZHöbeln, 6ie 5cf?mu^
ablagerungen in 6en (Eden, 6ie Spinnengeipeben an 6en
Wänbm, 6ie £öa^er in 6en (Tapeten, 6ie Sprünge im plafonö.
Die Cocotte befucfyt 6ie IDettrennen, 6en grand prbc
Sola begiebt fti? an Ort un6 Stelle un6 nimmt 6en Sdjau»
plafc 6es grand P rix in tfugenfdjein mit 6er ßeroiffenjjaftigfett 1
eines polijeicommiffärs. •
Die Cocotte frequentirt 6ie großen Heftaurants 6er Boule-
par6s. Sola lägt ftdj 6ie 2TCüf?e etwas foften, ein <£>Ieicr)es 1
3U tfyun. tfuf 6er Speifefarte pn6et er ein frem6es Geriet
pe^eidmet. <£r fragt 6en <&av$on: Qu'est-ce que c'est que
9a? <£r tpen6et bas unbefannte pro&uct 6er KoJjfunft auf
* feinem Ceüer Ijin un6 fyer, prüft un6 analyftrt feinen (ßerua?,
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feine $avbc, feine Hüancen, feinen (Befdjmacf — unö »erfpeift
es enölidj mit Appetit. €r geljt fyeim unö fertigt öie Be.
fdjretbung an, öie an $ rifdjc unö Hnmittelbarfett öer Cocal färbe,
öes Cocalgcfdjmacfs unö öes Cocalgerudjs öas tfuferoröent-
Iidrfte bietet ' .
So öurdjforfdft er einige ITTonate lang freu$ unö quer
öie fjöfyen unö Ciefen öer IDelt, in melier fid} öie Cocotte
bewegt. Die ein$elnen Beitreibungen orönen ftdj fo, öaf fte
gleiajfam öie XHeilenftcine bilöen an öem IDege, öen öie ^clöin
öcs Romans 5U roanöeln fyxt
Hufeev feinen perfdnlidjen Beobachtungen perfdjafft er ficfy
noa? öie tfuffcfjlüffe $uperläffiger Specialfa^riftfteüer. $ür
feincn„2Ijfommoir" pertiefte er ftaj in öasDictionnaire d'Argot
pon Coreöan £ardje$, in öas Wext von Denis Poulot: Le
Sublime ou le Travailleur comme il est en 187O ou
ce qu'il peut etre; für feinen „Abbe Mouret" erholte er
fid? Hatfys bei öen Bollanöißen unö anöeren firdjliäjen
Tutoren, befonöers bei O?omas a ttempis, öeffen beräumtes
Büchlein pon öer Hadjfolge Cfyrifti öie fdjäfcbarften 21uffdjlüffe
giebt über öie jurücfgeljaltenen Ceiöenfdjaften, öie im ^erjen
öer frommen ZDeltperäajter grollen unö tofen, gleidj öen
unteriröifd}en ^euerfdjlünöen eines Dulcans, unö öie in öen
tftvfterien öes Cljriftcn tfyums eine 2trt materieller Befrieöigung
fuajen. IDie jeöer Cebensfreis, fo fyät audj öie Kira)e mit il?rem
<51auben, i^ren «Bebräuajen, ifyrer Begeiferung unö <£ yaltation
eine 5prad}e für ftd?. Sola fyxt ftd? öerfelben bis in iljre per*
borgenften ^ineffen bemeiftert unö öen religiöfen ^anatifer in
€mpfinöung, JDort unö töeberöe mit öerfelben über$eugenöen
Hatunpaljrljeit gejeidjnet, öie allen feinen (Typen ein unper,
ganglidjes Ceben Ieiljt unö fte fo Ijodj emporhebt über
215
bie r>eru>orrene Soymenfyaftigfeit ber geurifmlidjen Vornan-
figuretu '
Selbft auf bie (Sefafyr fyin, ttibiscrct $u erfdjetnen,
fönncn mir es uns nidjt perfagen, aus bem Xrbeitstpft
bes Didiers folgende Zlufjeid^nungen über bie Hana mit»
ju%ilen.
„(Beboren \S5\. <£nöe Dejember (867 f)at fte fecr)je!m
3a^re. Sie ift fo ftarf, baf man ifjr tt>enigf!ens jnxmjig
geben mürbe. Blonb, rojtg, edjte Parifer jtgur, fe^r
aufgemerft, Hafe leia^t aufgeftülpt,' 2Hunb Hein unb
fpötttfa>, ein (Brübdjen im Kinn, Ware blaue 2fugen mit
golbenen XPimpern unb Brauen. IDenige Sommerfproffen,
nur fünf ober fecfjs auf jeber Seite. Der Harfen rofig, •
buftig, r>oII fleiner geringelter fjaare. Sentent la femme,
tr&s femme. €in letzter ^laum auf ben IDangen.
(5r 111163113 ifyres moralifdjen XPefens: übernriegenbe (But-
ler jigfeit. ~~ £olgt iljren (Trieben, ofyne je bas Bäfe um
bes Böfen urillen ju tfnm. gum Htitleib geneigt. Cetdjten
Sinnes, Kopf doH ber tollften Caunen. Cebt nur bem
2lugenblicf (demain n'existe pas). Stets Reiter unb
5um Caasen aufgelegt, Abergläubifd} unb gottesfürdjHg
nrie ein Kinb. Ciebe ju ben Cljieren unb if^ren Per-
toanbten. 3m Anfang feljr urroüdjjtg unb gemein im
<5ebanfenausbrucf, fpielt fpäter bie Dame unb nimmt
fta> fe^r sufammen. Daju fommt, baf jte bie ITTänner
als ein £>bject jur Ausbeutung betrautet unb fo 5U
einer Haturmadjt, 5U einem ferment ber «gerftörung
wirb, jebodj unberouf t, blos burdj bie beraufdjenbe ITiafy
ifres <0efO7lea?ts".
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3m weiteten Verlaufe ötefer <£fyarafterffi5$e ftnöet fta?
eine ergreifenöe Tlot\$, weldfe ben Sufammenfymg bet Hana
mit öem tfffommoir feftfteUt. ZDie öie obere (ßefeüfcfyafts«
fcfjidjte öurd? ifyre Selbftfudjt vmb Hücfftdjtsloftgfeit öte notfj«
Ieiöenöe w\b ljungernöe Dolfsmaffe 6er untersten Arbeiter»
flaffe öem #ua?e bes Hlfofyolismus erHegen lagt, fo jteigt
pon unten öte Hadje. in ^orm 6er proftitution nadj oben,
unb öie bet Sdjanbe verfallenen Cödjter bes Volles treten
als 5erfefcen6e €lemente in öte ^amilienfreife öer Pornefymen
un6 2üc\d}en.
TXlxt £ola's IDorten: „Nana c'est la pourriture d'en
bas, TAssommoir remontant et pourrissant les classes
d'en haut Vous laissez nattre ce ferment, il remonte
et vous desorganise ensuite".
§ola fyit bie gefammte Xomanliteratur unferes 3a!jr»
Ijunöerts durchgearbeitet unb ift mor/l ofyne ^rage einer 6er
belefenften SdjriftfteHer £ ranfreiajs. Die fabuliften tonnen
es an feiner polemif fpüren.
Zlad}öem er feine 2Irbeitsr/efle mit 6em notrjroenöigen
ZTCaterial artgefüllt, gefloatet un6 geordnet fjat, fommt für
ifyn — nadf feinem eigenen (Bejtänönijfe, 6enn Sola ift 6er
perfonificirte ^reimutlj — 6er fdjurierigfte tTfyeü: öie Der«
binöung 6er 5erftreuten (Elemente, Heminifcen5en un6 €in«
orfiefe $u einem fünftlerifdjen <5an$en. tfber er greift ilm
mit pollem (ßleiajmutfy, id> möchte fagen mit jenem Phlegma
an, mit 6em ftdj ein tftfylet anfdncfi, eine Ätefenlaft 3U
fyeben.
Sunädjjl gefjt er mit feiner £ogif $u Hat!} un6 befprtdjt
mit ir>r öie Cebensfüfyrung feines fjelöen, öer meift eine alte
perfönlidje Befanntfajaft r>on Iebenöigem #eifaj unö Bein
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ift. Diefe Selbftgefprädje fc^reibt er XDort für Wort auf,
wie fte iljm ber Denfproceg bietet. Dies unb jenes trjat ber
TXlann — was mug aus btefer Qanblung folgen? Sie jeugt
jene anbere fjanblung. H)ela>e perfon wixb burdj biefe
^anblung in HTttleioenfäjaft gesogen, in welajer IDeife reagirt
fte? Die neue Perfon erfdjeint auf 6cm Sdjauplafce. Hus
bem unfdjeinbarften (Ereignig werben bie unmittelbaren folgen
gesogen, wie fte ficr> mit logifdjer Hotfcwenbigfeit aus bem
<£fyarafter unb ber Situation ber r/anbelnben perfonen ergeben
muffen. Die gefyeimften (Sange ber perfönlidjen 3ntereffen
unb Ceibenfdjaften »erben bloßgelegt.
Dem üalienifcfyen Sdjriftjteller <£bmonbo be tfmicis per-
banfen wir folgenbe Heugerung Sola's: „Oft pnb nur noa>
$wei feine Jäben $u perFnüpfen, ein paar gan$ ftmple <£on-
fequensen $u sieben, unb es will mir niäjt gelingen, tdf mü^e
mid> umfonft ab. Da laffe id> swei, brei, pier tEage per-
ftreiajen unb benfe an anberes. €ines Hlorgens enblidf,
wenn icr) "faüfyftücfe unb ben Kopf bei gans anberen Dingen
f?abe, ba fnüpfen fta) pldfclidj bie £äben von felbft, bie
Confequenjen pnben fty, alle Sajwierigfeiten fmb mit einem
Sdjlage gelöft, ein Strom pon Cia^t ergieft ftdj über ben
ganjen Homanl Un^flot de lumiere coule sur tout-le
roman w .
Unb fagen u>ir es gleiäj, alle ZHüfye unb Hoty ber
Porbereitung, ber peinlia^en Denfarbeit fmf t in biefem Strome
unter unb auf ber fdnmmemben £)berfläa^e erfdjeint bas
fyarmomfd/e Kunftwerf, bas fein Urheber mit eigenfmniger
Paterfreube ein naturaliftifdjes tauft. €s ift ein IDerf, wie
aus einem* (Suffe, fo wafyr unb eä7t,wie bas IDefen bes
Serf affers.
2In diefem punfte angelangt, widmet Sola die pier
crftcn 2Horgenftunden jedes Cages 6er Hiederfcfjrift feines
Romans, überlieft ilm nad} der Pollendung, bringt einige
tpenige Abänderungen an und fdn'cft ifm feinein Perleger.
2Horgen roird er gedrucft und übermorgen — ift gan$ paris
poü dat>on und discutkt mit paffton den neueften literarifäjen
Sfanoal! — /
TXls £ola öie beiden erften Bände pon feinem Cyflus
der 2?ougon«21Tacquart publicirt Ijatte, trat ein <£reigniß ein,
das die regelmäßige fortfefcung des XDerFes und die geftdjerte
€riftcns des Perfaffers in frage ftellte. Der Perleger
Cacroir u>ar in böfe Perfyältniffe geratr/en und mußte liquidiren.
Das ©cfdjäftsfyaus, das unter dem $n>eiten Kaiferreidj der
freifinnigen Citeratur fo große Dienfte geleiftet r)atte und
deffen Säle an der <£cfe der 2\ue Pioienne und des Boulerard
2TTontmartre fo lange ein geformter Sammelpfag der
republifamfdjcn Sdjriftfteüer getpefen, braa) unter der Schulden-
laft 3ufammen. <S5lücflia>r tDeife fand ftdj ein junger,
intelligenter Verleger, der die Bedeutung «Jola's pollauf
tpürdigte und fidj erbot, den Vertrag des Romancier mit
Cacroir $u übernehmen. Das mar der junge Cr/arpentier,
der foeben in den Beftfc der pon feinem Pater gegründeten
großen Perlagsfyandlung, die J852 aud} Bafyac's Com£die
humaine edirt hatte, gelangt toar. (ßeorges €r)arpentier
über$eugte fidj bald, daß er mit £ola's ZDerfen ein brillantes
(ßefdjäft gemalt. IDie Ijeinriä} feine's (Campe „aller Per-
leger Blütfje" und jeder <goll ein €l?renmann, mollte er
nidii länger einen Pertrag für ficfj ausbeuten, den der arme
Sdjriftfteller in einem tfugenblicfe der Hot!> ' mit einem
andern eingegangen und dem er feine ganse jufünftige
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Cfjätigfeit 511 einem Spottpreis t>erpfän6et tyitte. 2fus
eigenem Antrieb arbeitete er einen neuen Vertrag aus, tr>orin
er jta? §ola geroiffermagen affoeiirte jum ITtitgcnuffe 6er
Beneficien feiner publifationen, un6 ifym fomit auger oem
pren Qonorar noa? eine Hebcneinna^me ftdjerte, 6ie ftd) bei
6cm grogen 2Ibfafc feiner ZPerfe in 6er legten Seit allein
bis auf 5u>ansigtaufcn6 ^rancs jäfyrlid? erfyob.
34 fyabe eben 6as <£rfcf}einen eines Sola'fdjcn Romans
einen Iiterarifdjen Sfanoal genannt. Den 5fan6al infeenirt
6ie Kritil un6 6as Publifum. 5°Ia fyält fidj perfonlicr)
ftiüe. €r leiftet fein IDerf roie (Einer, 6er eine groge, unab-
roeislia^e 2Tttffion pollbringt, niajt adjten6 6es (ßefdjreis un6
6es 2Pi6erfprudjs ringsum. XDätyenb 6ie Kämpfe am
tyeftigften tobten, ftan6 er allein, olme Kamera6fd}aft, orjne
Sd)il6träger, 6en Blicf unDeru>an6t auf fein Siel gerietet,
$u 6effen €rreidjung er feine Polle ZHannesfraft, fein Polles
IDiffen un6 (Beanffen einfefet.
Die'erften &än6e feines <£ydus famen nodj glimpflicr)
6uraj. Dann aber folgte ein <£rescen6o 6es fritifdjen Cärms,
6as bei 6em <£rf feinen 6er <£ur£e un6 6es tfffommoir w>r-
laufig feinen f)öf?epimft erreichte. Was man ifym mit uner-
müdlichem Had^rucfe $um Porumrf machte, n>ar, 6ag er ficr)
in mi6erlia7en Stoffen un6 in einer nod> n>i6erlicfyeren Spradp
gefalle. Seine Subjeete feien 6urcr)n>eg fdjlecfjte, auserlefen
fdjlcdjte Subjeete I 2Tfan efle fidj ror 6iefem mtferablen
Coupeau un6 feinen Saufgenoffen im ilffommoir, 6ag ein
anftän6iger Cefer gar nidjt IDorte fän6e, feinen irbföeu tyn-
länglia^ aus5u6rücfenl
„Eh bien", ernri6erte Sola gelegentlich „6ie Crunf fua^t ift
ein fdjmufciges Cafter un6 6er <TrunfenboI6 ein fdjmufciger
• ■
Kumpan. Hber ift nidjt je6es Cafter fdmiufcig? Die Ciebe,
nrie fle 6te Beftte im ZTTenfajen, 6ie ungejügelte £ei6enfd?aft
prafticirt, ift im (Brimöe nidjt reinlicher als 6as Spiel, 6er
ZTCor6, 6er (Eljebrudj, uon 6em unfer gegenwärtiges Cfyeater
$um grogen XPo^IgefaHen 6er *)eudjler faft ausfdjliegliaj lety.
3e6e Kataftropfye ift eine, moralifdje Cection, gletdjgiltig,
ipelajes Cafter fte herbeiführte. (Bcfyt 6ic (TrunFfudjt in paris
nidjf füra?terlidj im Sdjmange? Z)at uns nicfjt 6ie Statiftif
6ie erfcfyrecflidje gafjl uon ZtTännern un6 IDeibern genannt,
6ie alljäfyrlidj am Säuferu>almftnn ueren6en? Coupeau,
6iefes llrbtlö 6er Parifer Porfta6tfäufer, geljt $u <5run6e,
u>ie ftays gebührt!" V 1 .....
Sola lagt 6as Volt feine eigene Spraa> re6en. €s ift
ein fortgefefctes lautes "Denfen 6er Dolfsfeele im Sola'fäcn
Xoman. Die Jjaare flehen uns $uu?eilen $u Berge, fo rofy,
gemein, trüb ftn6 6ie Offenbarungen 6er Dolfsfeele aber
es fin6 Offenbarungen! Sola interuenirt nidjt, um fte ab3u-
fdjroädjen, $u fälfdjen, ju übermalen; 6enn er ift ein
urfprünglidjer t>olfs6id}ter, 6er 6a füfylt, meldje nril6e fjeü-
fräfte, roeldjer oämonifdje Räuber, »eldjer göttliche Xtaturfmn
aud> im roljeften XDorte rinnen un6 riefeln, 6as ungehemmt
aus 6er Polfsbruft fyerDorbridjt.
Du füfjlft n\d}\s bavon, Du Ijaft fein 3e6ürfnig nad?
6en urfprünglidjen Offenbarungen, elegantes Salonfinfc?
XDotyan, lag' Sola in £rie6en un6 Ijalte Did> an jene
Homan6icf>ter, 6ie ifyre aller IDirflicfjfeit 6es IDeltlebens,
aller Cogif 6er Cljatfadfen fpotten6en Pfyantaftereien, ir)re
fubjectipen pteanterien einer jügellos im Heia^e imaginärer
£ei6enfdjaften fd>n>elgen6en pfydjc fo getftreidj un6 poetifa>
ein$uflei6en miffen; Ijalie Did} an jene Tutoren, 6ie tljre
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22 [
untüchtigen (Befdndjtoyn uxxb fdjlüpfrigen Jntrtguen fo
irmnoerbar anftänoig erjagen, bxe fdjlimmften XDorte fo
prächtig t>ergü!oen uxxb ben nidjtsnufcigßen €mpfinoungen
ein fo anftänoiges HTänteldfen Urningen; fyxlU Didj an
jene poctiftrenoen (Belegenfyeitsmadjer, in öeren Scfyeinmelt *•
meljr erraten, als gefagt n>eroen faim, nx> bxe lefenoe
pfyantafle fo fyersfyaft mitfünoigen oarf uno öie lafter^afteften
<5efüfyle fo roofylouftig parfümirt ftnöl
f?alte Did} an fte, un6 beflage jene arme € öclfrau pon
Set>ign£ — Du fennft bxe Dame 6oa>? — Me, als fte neben
einer Orangerie molmte uno beftänöig pon lauter Orangen*
Mützen umbuftet mar, ftdj am <£nöe nad} oem gefunoen
(Serudj einer redjtfdjaffenen ZHiftfarre ju fernen begann!
Fi donc! HiaV nn^r?
3dj will nidjt barauf fdjmdren, ob ZUaoame öe Sertgn*
eine moralifdje Perfon wax — oas mögen öie Damen unter
ftd? ausmalen, aber oarauf leijle id? berx feierlichen <Eio,
6af id? (Emile Sola für öen moralifcfjften SdjriftfleiUr ^ranf-
reiaV fyalte! Hie fyxt er 6a s Sdjöne jur Befcfyömgung mifr
brauet, 6as ift richtig; 6enn er iß bxe Keufdj^eit felbft
■ ■ - ..•
• . • • •
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yt) fyibe bereits angedeutet,- meiere I/erfultfa> Arbeit
ftäj der IHann mit feinem fritifdjen £einigungsa>erf auf«
gebürdet fyxt (Eine fetner ftärfften Ceiftungen blieb bis je$t
feine Studie über den seitgenöffifdjen Vornan, publirirt in
einer Petersburger XTTonatsfajrift und reproducirt von einem
Cauf anner 3(att und vom parifer „^igaro". Kein irgendwie
nennensu>ertfyer „faiseur de romans", den er nidjt por feine
Scfyranfen gesogen und in eine £e!eua?tung gerüeft fyätte, wie
fte das von den eitrigen IDeiljraudjtPolf en der fdn:iftfletterifa>>n
Kameraderie gefdjroädjte tfuge der IDerfgenoffen nidjt meljr
für möglich In'elt. Haldem das Unmögliche gefdjeljen, dürfen
mit uns itidjt pertpundern, roenn es pon den Betroffenen als
ein Unerträglidjes und der Urheber als ein Perrätljer an der
guten , alten Iiterarifdjen Sitte aus Ceibesfräften perfa^rieeit
Doaj geben nrir dem Kritifer felbft das XDort und be-
trauten mir tyn bei der Arbeit!
tfbfdntitt VL feiner Studie ift 3ules Cläre tie getpidmet.
Sola perfä^rt mit ifym folgendermaßen:
tpird.
j ... ... , „:.;..; i r l_
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//3^? mir oen ^onfteur 3ules Claretie aufocfpart,
um ilm sunt typi^en Beifpiel $u nehmen un6 $u peranfd?au*
liefen, wie man alle äuferen Seiten. 6es tüalentes befifcen
un6 bod) ein uollfornmen« mittelmäßiger Homanrier bleiben
fann. Clarctie ift ein genereller ^all in unferer gegenwärtigen
Citeratur; idj gefye fo weit, 311 Tagen, er ift ein Symbol.
Blutjung 6ebütirte er im 3 0UrnaI ^ mus - ^ r $äf?Itc
nidjt |teb$elnt 3 a *? re — n>a,: S*9*n J857, als er fd?on.tn
bie fdjöngeiftigcn Blätter jener furnierte (Scrivaillait).
Später finbet man ifm im „f igaro", »o er bie Echos
parisiens machte. Don 6a an fyxt er mit einer unglaublichen
jrud^tbarfeit 6en pia£ mit feiner Profa überfd)a>emmt <£s
gibt fein 3ournal, in 6as er nidjt feine Beiträge etnjufürjren
gemuf t, feine (Sattung, in 6er er ftd> nicfjt Derfudjt fjätte,
fcige fie literarifa> ober oramatifa> Kritif, <D>ronif, Ceit-
artifel, <£orrefpon6en$, Heifebefdjreibung, Vornan, <8e\d}\d}tc
06er Drama. Das ift eine jontaine, oeren fjalm immer auf-
ge6rel?t Ff!; öas IDaffer fliegt fortmäl>ren6 mit 6er nämlidjen
£eid)tigfeit, fortn>äfyren6 mit 6er- nämlidjen <ßefd>mm6igfeit.
XDolIte man 6ie Seiten a66iren, 6ie er fdjon gefdjrieben r)at,
fo gäbe 6as einen Beftan6 an Drucffadjen, gröfer als 6er
Poltaire's — un6 lUonpeur Claretie ift nod) nidjt i>ier$tg
3af?re alt. TXlan fagt aus Sdjerj, 6afc er ftd) franf füfyle,
- u>enn er nicfjt je6en IHorgen bis jum ^rüfyftücf feine fünf-
ljun6ert Seilen gefdjrieben Ijabe.
„3dj nril! fyier roeoer feine <5efdjid>tsbüd?er, nod>
feine Citeratur- un6 tTfyeaterfritifen prüfen. Das trmro*
m\d} 3u weit führen. 34 *? a * tc nwdj nur an 6en
Homancier. €r fyat fdjon eine fdjöne *>on Homanen,
ein Dufcen6 tsenigftens. (giner feiner erften, 3 0 fa>fy Burat,
• • •
Digitized b Cöogle
-
' • 22* : •
madjte einiges (Seräufdj. €r befyxnbclte 6ie (SefdH'djte
eines Sohnes einer femme perdue, eines 3 £m 9K n $ 5 r
6er ftdj $um Hadder feiner ttTutter aufurirft. Xtlan
glaubte, getuiffe ftarfe Qualitäten $u cnt6ecfen, Der*
Neigungen eines (Talents, 6as ficr) mehr un6 mer/r ent*
falten mür6e. TXls fpäter feine 2Tta6elaine Sertin erfdjien,
hoffte man auf einen Styliften; 6as Buer) enthielt einige
rei$en6 gefcr/ricbenc Seiten, ^übfd} gemachte 33efd)reibungen,
gefdjicft geführte Scenen. 2tet)nlic^ uer^ielt es ftdjj bei
je6em folgen6en Vornan. Les femmes de proie, Les
Muscadins, Le beau Solignac, Le Train Nr. 13, alle
6iefe 3ücr)er roaren fauber gefdjrieben, mit einer roahr*
haft Iitcrarifdjen Sorgfalt; fte jeigten ln> vmb ba ein
Stücfcr/en Beobachtung, ein Studien Styl, ein Stücfd^en
Calent. Hid>ts6eftou>eniger Rauften ftd) 6ie 3än6e mit
einer uer$u>eifelten Cinfdrmigfett. Sie fa^en fttfj alle
ähnlich, waren alle gleich gut un6 gleich fdjledjt. 3 n
6cm 2Hafe, tme 6er Raufen roudys, ftrömte er einen
ftch fteigem6en (ßcrud) 6er unerträglichen XTCittelmägig.
feit aus. ITConfteur Claretie Derfpracr) immer, aber er
* *
^ielt niemals.
„307 ^abt oft über 6iefen iaü* nacr/ge6acf>t. €s
ift einer 6er ergreifen6ften (un_des plus navrants), 6en
man fefyen fann. 3^? urie6erhole, 6iefer Scr/riftfteller
befifct literarifcrje tfnftefligfeit, eine gute ftyliftifcr/e £)aT
, rang, er uerfteljt eine £igur meifterlicr) tyniufeUen , **
I?at mit einem IDorte alle C^araftersüge uom Scheine
eines (Talents. €rft beim Oeffnen $eigt fiel) 6ie Ceere.
€s ijl eine ^ruerjt, 6ie ein IDurm inroenMg ausgefreffen
hat; berührt man fte, fällt fte jufammen. <£r ha* «ta«
.: * t •
225
• 1 ■ i i 1 1
• • *
tpafn-fyaft beflagenstpcrtfye Cetdjtigfeit, eine tffpmüations*
fraft, 6ie \fyn erlaubt alles $u fein, unts er uriH, nur
nichts aus unö buvdj fid? felbft. Seine ßebet eilt über
6as Papier ^in, aber es ift nid}t feine eigene Perfön«
Iiajfeit, von 6er fte geführt nrir6; es pn6 6ie perfönlidj»
feiten 6er 2ln6cren, (Erinnerungen roioer tDillen, 6te ilm
fraft fetner nad^a^nienöen Hatur leiten, (infs unb tedfts
2lrtleifyen $u madjen. €r lebt iK>n 6er <5na6e feiner
Umgebung; er nimmt Me 3*** n ; °* e **? n umfdjmirren;
niemals fommi i!?m ein (ßeöanfe 6ireet aus 6em <5e*
btrn. fjeute folgt er 6er 2(rt 6iefes, morgen 6er jenes
iHeifters, un6 immer naip, ofjne pdj 6effcn $u perfeljen,
6enn er ift fo geboren. €r ip un6 bleibt ein Spiegel;
je6er pon uns fann pdf in ifjm betrafen un6 u>ie6er;
erfennen. Um es in ein BiI6 $ufammen3ufaffen: er
fdjreibt unter 6em Vxctat TXUet.
„34 »ttt einen tfugenblicf mttSlIpfyonfc Dauöet •
pergleidjcn. 3<*? nefnue gera6e 6iefen Romancier , weil «r
einer 6er fenptipften ift, 6ie idj forme. Sc$en mir ifm irgenö
einem Sdjaufpiel, einer Scene gegenüber. Diefe Scene mirö
einen lebhaften €in6rucf auf iljn madjen, un6 n>enn er fle
eines Cages erjä^Ity fo n?ir6 er fte pd) mit Ijilfe feines
<5e6äd)tniffes un6 feiner €inbi!6ungsfraft 5urücfrufen. <£s
n?ir6 genau 6ie Scene fein, n>ie er fte gefeljen fyat, nur unrö
er it>r eine befon6ere Vibration perleifym; er u>ir6 fein
•
cigenpes <£mppn6en hineinlegen, er roir6 pe mit feinem
perfönltdjen V)audj beleben. So wirb bann 6ie Scene fort«
leben, fei pe nun mit (Coronen 6urdme$t o6er mit 6em
Caasen 6er Komif erfüllt; $n>ifdjen 6en 5**1™ Buddes
wirb ein Strom tiefer €mppn6ung pyogen un6 pdj 6em
Ol. «. Conrab, parifaiw. 15
... . . . « .
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Cefer mitteilen n>ie €leftricität. 3 n & ie f er JDeife äußert
ftd} 6ie Urfprünglidjfeit bei 6em Scrjriftftellcr, 6te originelle
<Empfin6ung, meiere perfönliaje IDerfe fcfjafft. IDofylan,
• niemals l?at 3 uIes Claretie 6iefe €mpftn6ung gehabt uno
mir 5 fic niemals Ijaben. Das ift es, toas ilm ofnte tDi6er».
ruf $ur ZTTittelmä gigfett peröammt fein Ceben lang. £r
mag fortpro6uciren, 8udj auf 3ud) ftapeln, er mag fogar
ftd} ZYlüty geben, feine €mpftn6ungcn $u pflegen, unö feinen
Styl 5U glatten, feine Romane merken nirfjts6efton?cnigcr tobt
$ur IDcIt fommen, oie einen nrie 6ie andern. €r ift ein
profafabrifant, nichts tpeiter.
„307 roill 6en großen €rfolg 2Jlpfyonfe Dau6et's un6
6er übrigen naturalifttfdjen Romanciers erflären. Selbft
poll Ceben, geben fte tljren Büdnern ein Ceben, 6as ilnten
eigen bleibt. Begcifterung erfaßt 6te Cefer, 6enn fte füllen,
urie oas Dtdjttpcrf als töefdjöpf ftd) cor tlmen aufrichtet.
Die <£mpfin6ung ifl anftecfen6. 3f* oas 33 uc *? toM, bleibt
6er Cefer falt. Der tfutor muß feinen Roman gelebt Ijaben,
je6e Scenc muß 6urd> feine Seele gegangen fein. IDenn
n\d}t, fo Heft man tr>oljl mit 6en 2lugen, aber fyr$ un6 Der*
ftan6 n?er6en nidji erfaßt. Das ift 6er (Bruno 6er Derfyältniß-
mäßigen (ßleicfjgtltigfeit 6es publtfums 6en Romanen
Clareiie's gegenüber. €in Arbeiter nrie er, ein Sdjriftfteller,
6effen Harne 6urd? 6en 3 ourna ^ smus berühmt geu>or6en,
follte feine IDerfe in einer großen <3afyl pon Auflagen per«
faufl fel?en, ftatt, nrie es 6er ^aü ift, 6aß fte ftdj faum in
ein paar €6itionen abfegen. <£r fann als €rempel gelten,
was in 6er frönen Ctteratur eine große .Pro6uction bebeutet,
6ie nichts als 6en firniß 6es Talents für ftd? tyit. 3<*?
fönnte siele unferer Sdjriftfteller citiren, 6ie pdf in 6cmfelben
• • • »
227
$aü befinoen, mie ITConfteur Claretie, aber es genügt fner,
oiefes eine Beifpiel erörtert $u tyxben".
Claretie fonnte öiefe bittere pille nidjt ftillfdjn>eigeno
fyinunterfdjlucfen. (Er fyat mit (ßrimaffen unb (Brobr/eiten
geantwortet, mie man es pon einem geiflreidjen ITTanne, 6er
ein flares 3emu£tfein feiner Kraft in ftcr) trägt, nidjt 3U
ermarten pflegt.
2Ibfdmitt IV bcfajäftigt ftaj mit €ömon6 tfbout,
€rcfmann«Cl?atrian, Jules Perne uno (Buftape
Dro5. Derfolgen mir öie Cfyarafterijtrung bes <£rftgenannteit •
„XHit Dermunöerung oenfe idj off an 7X1. (Eomonö
2lbout. Seine fd^riftftcücrifc^c <£arriere mar pou* pon
Uebcrrafdjungen. 2Han mu§ jtd} feine Debüts in oen fernen
3al?ren öes Kaiferreidjs ins (ßeoädjtnij; ^urücfrufetL $em,
geiftreiefy, ffeptifdj, befunöete er ftdj als ein Polemift erßen
langes. IDenn er pielleidjt aud} nidjt, mie man fagte, oen
Stocf Pältaire's geerbt r>atte, fo befaf er 6od} menigflens
oeffen' Reitgerte. Seine Büdner über (ßriedjenlanö unb Horn,
menn aud} im (Srunöe ein menig fyoljl, Ratten einen anfefm-
iicr/en (Erfolg, oanf 6er ftyliftifd^en Ceidjfigfeit uno öes guten
Juniors. 2IIs Romancier begann 2ß>out mit feljr piel
<BIan$. Seine Hopellenfammlung Les Mariages de Paris
fyatte faft auf 6er Stelle $clm bis $molf Auflagen. Kaum
fta? ein menig Kufye gönnend, marf er Schlag auf Schlag
Tolta, Germaine, Trente-et-quarante auf öen Iftarft;
enölidj erfdjien Madelone, eine mit fcämonifdjer Perpe
gefdjriebene Stuöie, meines € ragten s fein befter Vornan.
Hacr) jmei fefjr oiscutirten pfjantaftefffiefen : LTiomme k
loreille cassee unb Le cas de Monsieur Querin,
publicirte er einen unenMidjen Homan in orei b'xden Bänöen :
•
v
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La vieille Roche, in tueldjem fein Calenf fd}u>erfällig
unterging. <£s wav aus mit ifwi, ber tfomanoidjtcr in ifym
mar eines plöfclicfyen Cobes geftorben. Seit liefern Wext,
bas vot meljr als $clm 3 a *J rcn erfdjicncn, f?at 2Hr. Hbout
feinem Verleger fein einziges Buaj meljr gebraut. ITCefyrere
3<*f?re Ijinburd} mar er uollfiänbig tvrfdjmunben. 2TTan
b;ätte ir)n tobt glauben rönnen. €nblidj taudjfc er als
Herausgeber eines 3 0urna ^ s / ocs „XIX. Siede", roieber
auf; Ijeute ift er Cfyef «Äebacteur, madjt gute (Selögefdjäfte
unb finbei fogar sumcilen feine muntere ^cber aus ben ©er-
gangenen fdjönen Cagen uneber. Kur$, idjfenne feinen cigentfyüm-
liieren ^aü in unferer beseitigen Citeratur: ein ZHann mit
fo brillanten Anfängen, ein Sdjriftfteller, beffen fijauptgaben
uncrmüblidje tTfjätigfett unb $tud)tbavte\t geroefon, siefyt ftaj
mit einem Schlage uon ber probuetion $urücf, als märe er
erfdjöpft unb ^ätte In'nfort nidjts mefyr ju fagen! 34 *? a & e
nad) einer <£rflärung biefer Cfyatfadje gefudjt unb glaube
behaupten $u bürfen, baf bas groge Unglücf Hbout's barin
beftanb, an nidjts 5U glauben, nidjt einmal an bie Citeratur.
£s gab $u fetner Seit eine fleine (Sruppe an ber £cole
normale, bic eine rieftge Ceibcnfdjaft für Voltaire affectirte.
Das mar bura^aus fein Hebel, bas Sdjlimme mar nur, baf
gemiffe fjerren träumten, bas ZDcrf Doltaire's mieber pon
porne aufnehmen 3U muffen; ZtTr. 2fbout jum Beifpiel mollte
Polemift, Pampfjletifr, €r$äl}ler, pinlofop!} unb £>efonomift
fein. 3"Mf en Ratten [xdj bic Seiten geänbert unb für eine
£f)ätigfeit a la Doltaire maren nidjt meljr bie nämlidjen
3ebingungen porljanben. Per Sfepticismus gehörte überbies
5ur 2ttobe. €ines (Tages mußte ftdj tfbout fragen: A quoi
bon? mo$u bas alles? €r r>alte feine Ucber$cugung, er
fyxite nichts für ftd> als feinen €fprit; für 6ie Kämpfe wie
für 6ie Stege war er blaftrt. €s war eben fo gefdjeit,
rufyig 6afyeim $u fifcen un6 pon feinen Henten $u leben.
<5u6em mar 6ie politifaje (gpoaje fet>r 6unfel. XDer per*
moa^te 6ie 5 uf unf* mit Sia?erl?eit $u erraten? HTonfieur
Tlbout, 6er 2TCann pon liberalen Cenöe^en, madjt fiefj $um
^rcunö un6 (Tifdjgenoffen Hapoleons — ä tout hasard.
3n 6em Sturme pon \B?0 perfd>tpan6 er. Jefct
•
ift er als ^epublifaner roieöcr $um Dorfilm gefommen.
IDenn aber «audj 6er Polemi ft fiäj wie6er regt, gealtert
freilief? un6 eta>as perrenft, 6er Xomancier fcfjeint für
immer im (Tumult geblieben 3U fein. ZHan fann alfo
en6giltig über i^n urteilen, tfbout war fywptfäa^lidj
Crjäfjler. ZU an füllte 3U beutlid}, 6ag er felbft nidjt
an feine (Befdjiajten un6 perfonen glaubte; er lief fte .
auf 6er Spifce feiner #»6er tan$en, um ftaj felbft uu6
an6ere $u amüfiren. hinter je6er &\U merfte man 6en
fpöttifdjen &utor. Diefer ZITangel an Ueber$eugung gab
3U?ar feinem ZDerfe eine grofe Ceidjtigfeit, beraubte es
aber aller tieferen Seiten. Die tfnalyfe blieb ober»
flädjlia?; mit 6er Ceia^tigfeit un6 <Befälligfeit tparen alle
Por$üge erfajöpft. 2lbout n?ir6 u>e6er einen ftarfen (Typus,
nodj ein ftarfes, 6epnitipes IDort $urüdlaffen. €r mar
ein überrafa}en6er €r$äfyler, 6er eines IHorgens poller
<£fprit ermatte, 6ie ganse (Befellfcrjaft einen 2lugenbH<f *
unterhielt, un6 als er fidj bann am Ubenb nic6er legte,
blies er fein Cidjt aus für immer".
Um 6te gänje (Tragtpeite 6iefes 5ofe'f$fn Urteils
3u ermeffen, t)at 6er auswärtige Ccfer Dreierlei $u be-
6enfen: erftens, 6a§ 2Ibout als Häuptling einer ganzen
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230
Schule, einer 2lrt „jeuiie litterature", in 2Infefyen fter>t;
$mt'\Uns, 6afj er u>äf?ren6 6er IDeltausftellung auf 6em
internationalen £iteraten«£ongre§ eine fycn>orragen6e Holle
fpiclte; 6rittens, 6ag er erft 5{ Jafyre jäfylt un6 nodf
nidjt im (Traume 6aran 6enft, fidj „$u feinen Patern
im Sdjoge 2lbrafyams perfammeln" $u Iaffen. €r ent»
flammt einer djriftlidjen Jamilie in Cotljringen. Sein
Geburtsort ift fyeute 6eutfcf>.
IDcnöen nrir uns $um 5cf>Iuffe 6em dritten Hbfänitt
flüdjtig ju, u>o £ola 6ie 2(bfömmlinge 6er <5eorges 5an6
un6 6es ZHonjieur 6e Camartine, 6ie „Sanften, 6ie €le«
ganten, 6ie 36ealiften un6 ZHoraliften" $eidniet. £)ier be-
gegnen urir u. TL 3 uIe ^ San6eau, Octaoe Jeuillei,
<£fyerbulie$, Couis Ulbadj, Couis €nault, „6er 6ie
Poma6e 6cs 3 0ca ^ 5 uno om Syrup 6es Komantifa^en
erfun6en Ijai", un6 2ln6r6 Cfyeuriet. Tlud) 6er „Revue
des deux Mondes" nrir6 ge6aa)t un6 iljrer Specialität,
„2Ifa6emifer ju fabriciren". Don 6em feiigen Herausgeber
6erfclben, ZHonfieur 3ulo$, Ijeigt es: „IDenn er aud}
feine ^Hitarbeiter gering be5afylte, fo feffelte er fte 6odj an
ftd> mit 6er perfpectioe auf einen ^auteuil in 6er Tita»
6emie, n?o fte ftd> in ü?ren alten (Tagen 3ur &ul?e fefcen
fonnfen".
Qctave jeuillet, 6er Damenliebling un6 literarifdje
2vatljgeber 6er Kaiferin €ugenie, u>ir6 als eine „Z>er6ünnung
pon IHuffet un6 ©. San6", o6er rur3er als ein „Jamtlien,
ittuffet" a^araftertftrt. „Seine ganje <Erfin6ung beftan6
6arin, ftdj jum 2Inu?alt 6er Pflicht un6 6er iTToral $u madjen,
a>o feine bei6en Vorgänger fid} als 6ie 2l6pocaten 6er £ei6en«
fdjaft auffpielten''. Später freilidj fyabe er $eigen wollen,
ödg er audf por lebfjafteren Sajilöerungen nidft jurücffcr>recfe
unö f?abe einige Bücher gefdjrieben, öie feine IHutter in öen
fjänöen tyrer Cocr/ter fefjen möchte. Bei öiefer Gelegenheit
fdjüttet gola öie Schale feines Zornes über öie angebliife
ZHoralität Oer eleganten Salon • SdjriftfteHer unö öer auf- -
geblafenen iöealiftifdjen Sijule überhaupt aus,
„3er) l>alte öafür, öaf öiefe moralität poll ijl pon Un«
moralität unö öaf es nichts §eiüoferes für öie Köpfe unö
fersen gibt, als öie fyudjtlei geuriffer IRilöerungen unö öer
3efuitismus öer in öie (Srenjen einer fogenannten tDob^
anftänöigfeit geiptefenen £eiöenfa>aftcn".
Dem pielfdjreibenöen <£f?erbulie$, audj „eine Säule öer
2?epue öes öeur ZUonöes", rücft er por, öaf er feine fjelöinnen
nur öesroegen in entlegenen Canöem, unter polinnen,
Huffmnen u. f. w. fudje, um mit öefto größerer <5emüifylia>
feit lügen $u fönnen. „2tber es ift eine JHoöe, öie $u €nöe
gefrt\ unö nrir müffen barmFjer$ig fein gegen öie Homanders,
öie fi3j an öer queue romantique bepnöen. Sie roeröen
balö genug beftraft fein öurij öen gän$liaVn Abfall öes
publifums. Die Symptone trügen nidjt, öaf öie Cefer öiefer
ean'gen <5efdnd?ten $um €infd}lafen, öiefer aus öen falfdjeßen
<5efütylen 5ufammenöeftiüirten öramatifdjen Vorgänge enölidj
überörüffig fmö. Bobalö aber im (Begcntyeil ein IDerf öer
IDafjrljeit erfer/eint, ein Homan, öer öie erfdjütternöen XDirfliaV
feiten öes Alltagslebens ftuöirt, öann gefyt ein gittern unö
Beben öurdj öie 2TTenge öer Käufer, öas flar öen entfdjeiöenöen
Steg öer ^ortfefcer Balsams anseigr". —
Abgefefyen pon öem fritifaVn XDertl? öiefer 3ola'1<Spn
Stuöie, btlöet öiefelbe bis jefct öas umfaffenöfte, un$tpeiöeutigfte
2Hanifeft öes naturaliftifdjen Romans in ^ranfreid}, ipie
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. — , .
6erfelbe fyeuie t>on feinen I?crDorragen6ften un6 anerfannteften
Vertretern begriffen mitb.
3<h Ijabe bereits 6en €in6rucf 6iefes Sdjrtftftücfes auf
bie Pa rtfer £iteratentpelt ange6eutet un6 6er tfjeils lächerlich
ftupiöen, tfjeils fa^mäf^enöen un6 unflätigen €ntgegnungen
ge6acf>t, bei 6eren Verfolgung es oem unbefangenen Beobachter
oft unglaublich porfam, 6ag ficfj 6ie 33 noran S uno
bohrte, Ijimlofe Kritifafterei bei 6em „geiftreichften Volt 6er
€r6e" 3U einem folcfj fabelhaften (Bebauen in 6ie Seffent«
lic^feit magen 6urfte, olme an 6er eigenen 86tife un6 Bös-
tpiüigfeit ju <ßrun6e 5U gehen.
Dem „Figaro" 6arf man 6ie ^nerfennung nicht per«
fagen, 6a§ er in 6iefem tPÜ6en Streit auf einer Ijofyeren
Sinne ftan6, als auf 6er IDarte 6er partei. 3" Einern
Blatte fan6 6ie Discuffion eine gaftlicfjere Stätte, eine ge-
rechtere Ceitung un6 Ueberroaa^ung. UTonfteur 2UbertlDoIff,
6er in 6er erften fjifce felbft 6er Verfügung nicht n>i6erftehen
fonnte, in einem gut erfunoenen tTraumbi!6e 6ie Selbftper-
götterung göla's aussurufen un6 bis aufs 31ut 3U perfifüren,
fah bei ruberem (Ertpägcn fein Unrecht ein un6 5eid}nete
wenige XDod^en nad} feiner Verirrung an 6erfelben Stelle
6as fünfte un6 $utreffen6fte €l}atatUvbilb, 6as bis jefct 6ie
fran$öfifche Citeratur pon ihrem angefodjtenften, beftgehaßteften
un6 tapferjten Homancier be{t|t.
Sola aber ipan6elt, ofjnc 5urücf$ublicfen / pormärts unb
immer poripärts feinem heü*Ieuchten6en Iitcrarifc^en Siele ent-
gegen. So heftig auch 6ie publiciftifche 5eh6e ihn umbrauft,
er ift eine pon jenen XTaturen, 6ie um fo grogartiger tpadjfen,
je tpiloer 6as IDetter, je ftärfer 6er Sturm. Die (ßötter
haben ihm 6as fünfte, glücflichftc Familienleben befchie6en.
Sein fjaus ifl feine Burg. Keine 5ein6feligfeit ifl mächtig
genug, an feinen ^eiligen Jamilienfrieöen $u taften. 2fls
(Battin h** er ftcft feine 3ugen6liebe heimgeführt, 6ie Hielte
einer Blumenhän6lerin in 5er Hä^e 6er paffage Dernau.
(Eine fdjlanfe (Beftalt, blonb un6 befä)ei6en, liebensu>ür6ig
un6 tüchtig in 6er IDirthfchaft.
3m IDinter wohnt er mit feiner «einen familie in
Paris, in 6er füllen *Hue 6e Boulogne Hr. 23, im Sommer
bejie^t er ein fleines Bauernhaus, 6as er faufltcr) eru>orl>en,
jwifchen £el6ern un5 gärten bei HT66an gelegen.
5oIa ©erfährt ftreng mit feinen geitgenoffen , ftrenger -
nod? ™t f l 4 f eK *- Unerbittlich geht * er mit feinen eigenen
IDerfen in's (Beriet; er 3erftört feine Hlanufcripte, 6ie
Arbeit pon langen IDochen, fobal6 es ihm fein literarifches
<Bewiffen gebietet, Als 5d?riftf!eUer wie als famüien«
pater un6 Bürger beobachtet er 6ie gleiten eremplarifchen
Sitten. 3n politifchen un5 religiöfen fragen befeelt ihn
6er nämliche freifmn, gehorcht er 6em nämlichen Drang
rücfftchtslofer männlicher Husfprache, wie in frhrift-
ftellerifchen Angelegenheiten.
Sepublifaner nicht aus. Sufall °° cr Beregnung,
fon6ern aus urwüchfiger Ueberjeugung, aus politif djem
(Temperament, tritt er 6er gegenwärtigen Hepubltf mit
6em Pollgefühle 6es reinften Patriotismus gegenüber,
geigelt ihre Chorheiten un6 6ecft ihre Schu>ächen auf.
Ueber 6ie romantifchen phrafen* wie über 6ie calcu-
liren6en 2TTagen.Hepublifaner, über 6ie h<>V fö Pfl9*n ^hau-
piniften wie über 6ie prätentiöfen Parlaments «Declamatoren
* hat er wie6crholt 6ie Schalen feines §ovm$ ausgefchüttet.
« —
» • ■
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2Iuf 6em Bo6en moderner tDiffenfdjaft ftcher*6er
Selbftoenfer, f?at er bem religiöfen «gwitterwefen ,<2rneft
Senan's 6ie ZTCasfe pom <ßcfict>t ge$ogen un6 6ie be-
fanntc 2\e6e 5 es neuen 2lfa6emtfers, bxe aud) in Deuifch»
Ian6 einigen Staub aufwirbelte, in einem offenen „Brief
an öie fran$öftfche 3ugen6" in ihrer illogifa^en nichtig"
feit bloßgelegt. 3n_.mic Haren, tyv$l\ä}en Cauten, wie
Jte immer fcltner aus 6er Bruft unferer moöernen Dolfs*
füfjrer Ifexvotbxedfen — Ieiöer am feltcnften im treuem
Dcutfchlan6! — befdjwört er 6ie £an6esjugen6, ftdj en6«
lidj allen romantifdjen pfyrafentfyums, aller leichtfertigen
Sa^önrebnerei $u entwöhnen un6 in ftrenger, aber reichlich
fich felbft lofmen6er Arbeit 6ie IDiffenfa^aften uno eracten
<£rforfchungen 6er tn?atfac^en 6es IDeltlebens $u pflegen!
Seine literarfyiftorifdjen Stu6ien über <5eorge San6 un6
Dictor £)ugo fm6 ZTIufterftäcfe 6er Oattung. 3 n literarifdjer
Üjinftcht reiben fid} 6iefe Arbeiten 6em Beften an, was wir
von ben ZHeiftern 6er Kritif, von Sainte-Beupe un6 Caine
beftfcen; an et^ifc^er Cüa^tigfeit fte^en fie unübertroffen 6a.
Hoch einen §ug $um C^arafterbiloe «gola's. Hus
einem feiner Sluffäfce in 6er „Vie litt£raire" fyebe id} foIgcn6e
Stelle aus (pom \5. September \8?7 6atirt):
„Die Schuljungen pon 007t 3 a *? wn tragen blecherne
€hrenfreuje auf 6er Bruft. Später $eidmet man ihre Hamen
ins gol6ne Buch un6 überhäuft fte mit Sternchen. Bei ihrem
€intritt ins öffentliche Ceben füt>rt man jte pon einer Prüfung
un6 Preisbewerbung $ur an6ern un6 6ie Diplome fdjlagen
6idjt auf fie nie6er / wie fallen6es Caub im fjerbfte. Damit
iffs noch nicht aus. Die ZTTe6aillcn, 6ie Citel, 6ie Or6ens-
freuse pon allen färben un6 OTetaHen ergiefen ftch wie ein"
I
235
>
Canöregen. BTan ift perbrieft, pcrftcgelt, abgeftempelt. 2Iuf
jeöem (Slieöe trägt man öas Pifum bei Regierung, öie in
befter $oxm erflärt, öaf man ein genialer Kerl fei. So
ipirö man ein offidcllcs (ßepäcfftücf, porfchriftsmäfcig ein-
regiftirt für öen enrigen Xuhm. Weltf eine Kinöereil IPie
. Diel gefunöer ift es öodj, allein unö frei $u fein, öie naefte
Bruft im großen Sonnenfdjein!"
Als bei IHonfteur IDolff, ftdjer aud> ein Hilter pon öer
€^ren . Cegion, öie unglückliche phantajie l^atte, <£ mile Sola
im ^igaro als einen überfdmappten Huhmesgecfen öar«
juftellen, erhielt er pon öemfelben folgende Abfertigung in
^orm einer liebenstpürötgen, fameraöfchaftlichen €piftel,
öie ia? »örtlich überfefce: *
„m^oan, 23. Dccember 1878.
Sie galten mich alfo unrflich für recht eitel, mein lieber
College? €s ift mein §o<hmuth, öer mir öictirt, mas td}
öenfe, unö ich ziehe gegen meine IHitbrüöer 3U Jelöe, um fte
auszurotten unö rings um mich tabula rasa 5U machen?
IDafyrfjaftig, ,eine fdjöne Cegcnöe, öie Sie öa ins Publifum
fcfjleuöern!
Ueberlegen Sie öodj ein uxntg:
Kann meine Offenheit öie eines (Ehrgeizigen fein? galten
Sie rnief^ für fo einfältig, öaf ich nicht feljen foMe, nrie idj
mir alle tEljüren pcrfchliefe, inöem ich beharrlich laut fage,
tpas öie Anöeren nur $u murmeln tpagen? ZTTan muf auf
Alles Der$idjtet haben, auf Belohnung unö €^ren, um ein
IDerf 5U perrichten, nrie ich es l^eibe. ZDer nach öer Jjerr-
fchaft ftrebt, mu§ piel fchmiegfamer fein.
Sie l)abm öen Craum eines Pictor fjugo oöer eines
<£ourbet, aber nicht öen Craum €mile Solas gefchilöert
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f}ugo und Courbet find die jwet Cypen der franfhaft
aufgcblafenen Perfönlicfjfeit des (Sott gewordenen 2TCenfchcn
— aus ZlTangel an Kritif. 34 bin nichts als der Sol»
bat einer 3 0ce # cmer fa en 3&* e * n>enn Sic motten. 34}
habe öie ZTTaler, 6ie Dramatifer, die Romanciers nad?
6er nämlichen C^eorie beurteilt, und daher öas <Bc-
fahret, das man wider mid) ausflögt.
IDas midj felbft betrifft, fo fühle ich mi4 .leider
nicht allju.ftarf. 34 verbringe oft IDodjen, wo ii? mia>
für einen 3°*°**" ty^Un und meine 2Uanufcripte $cr«
reifen möchte. Kein Anfänger wird arger ron den
Zweifeln an ftaj felbft fyeimgefudjt, als ia). 34 ar '
beite nur im #ieber und mit der fortwährenden tfngft,
mir nid)t genug t^un ju fönnen. Voilä la verite.
0 9
3h r ergebener iL f. w."
Kann man auf eine öffentliche Verleumdung —
und genau befehen, war der XDolfff4 e #rtifel: Le
reve de Mr. Zola eine foldje — taftpoller, aufrichtiger
und humaner antworten? 34 glaube faum.
Hinter hat er per) bei einer fpäteren ähnli4cn
Peranlaffung einem 2Hitarbeiter der „(Eimes" gegenüber
gefagt. 3 n 3femK4 unbeholfener XDeife fuchte fxdf der
Engländer an dem Naturalismus des fra^öftfdjen Ro-
manciers ju reiben, und wurde dafür Don diefem mit
dem floljen Dictum ^emtgefdptfft: „Die Baftarde Shafe«
fpeare's l)abcn fein Recht, ftcf) über die legitimen Kinder
Ba^ac's luftig ju machen I"
Heber den englifchen Roman fprach P4 «Sola jüngjt
erft folgendermaßen aus:
237
„Der angelfächftfche (Senilis fat ctnfl an Kraft
unb Derbheit alles übertroffen, was man fannte. >fct
tft feine Citeratur nach bem langen €inffojfe bes pro-
teflantismus forneit gefommen, ba§ fte auf ©er Bühne
fein unehliches Kinb, fein ehebrechcrifches IDeib mehr
' ertragen fann. Der freie (Seift Sfafefpeare's, bie herr-
liche Urxpüchftgfeit Ben 3ohnfon*s ^aben Xomanbichtereien
pon ber tpiberipärtigften 2HitteImäf igfeit unb - fo elenöen
C^aterftücfen piafc gemacht, bag feines pon unferen
Porflaotbülmen aufgeführt werben möajte. 3ch fyibt
gegen fünfzig englifdje Romane gelefen, bie in ben legten
3aljren gefcrjrieben mürben; fte ftnb unter aller Kritif.
XDal)rl?aftig, uuferc geringften ^euilleton»Homanciers fyaben
mehr 3magination, mehr ,$ülle unb IDeite. (Eine 8i*
gamie, ein perlorenes unb glüeflich nriebergefunbenes Kino,
bie Ceiben einer Ce^rerin ober fonft irgenb einer fym-
pathif^en perfon bilben in ben englifa>en Homanen
bie geipiffermagen ftereotypirte Unterlage, pon ber ftd>
fein 5d?riftfteller ju entfernen roagt. Das fmb €r$äf>-
lungen urie pon Cr>riftopr> Sdwiib, nur pergröfert über
(Sebühr unb sugeridjtet, um en famille gelefen $u iperbeiu
IDenn ein Scrjriftfleller bas Unglücf tyit, von biefem HTufter
abäutpeiajen, . fo ipirb er perachtet unb per^ö^nt 3<*?
I?abe foeben bie Cecture ber „<Teuf eisfette" beenbet, eines
Kornaus, ben €bu>arb 3enfins gegen bie englifä> Crunf.
fudjt gefer/rieben fyd. Vom Stanbpunfte ber Beobachtung
unb Kunft ift er red>t mittelmäßig, tfber bag er einige berbe
XDahrhciten über englifdje Cafter ausfpridjt, bas hat genügt,
ihn mit groben Lebensarten ju überhäufen. Seit Dicfens fyit
fiA fein Romancier pon wahrhaftem (Talent mehr h*n>or»
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258
getfyan. Unö was liege ftd? nidjt alles felbft über Dicfens
fagen, 6er fo ftarf unö etnfdmeiöenö ift als Sdnlöerer öes
äugeren Cebens, aber arm als Unalytifer öes 2TCenfdjen, als
Compüator von documents humains! €s gibt feinen
minutiöferen unö eracteren Haturaliflen als iljn, wo es, fxdf
öarum fyanöelt, eine Perfon $u befdjreiben unö fte in Be-
legung 311 bringen, aber er fjütet fidj, öurd) öie f)aut $u
öringen, bis aufs pfeifet) unö Blut porjugefyen, öas 3nnen«
leben 5U 3erglieöern. . . . 21uf 6er Bürme öulöcn öie €ng«
länger nidjt meljr öie geringfte menfdjlidje Stuöie ernftfjafter
ZTatur. Sie peripaffern 2llles 3ur Xoman3e, 3U einer getuiffen
conpentionellen €fyrbarfeit. Dafyer öie erfdjrecfliaV IXlitteb
inägigfeit tr>rer öramqtifdjen Citcratur. Sie fmö bis 3um IHelo-
6ram gefunfen unö werben nodj tiefer ftnfen, benn man töötet
eine Citeratur, trenn man it)r öie menfdjlidje IDafjrfyeit unterfagt.
€s ift in öer (Efyat merfa>üröig unö traurig, roie 6er englifdje
(ßenius, nähern er in öen pergangenen 3 a *? r *? unö * r l en
gcroaltigften Sdn-iftfteller gereift Ijat, freute infolge einer ge«
tpiffen focialen <£poIution nidjts mef>r fyerporbringt, als
entmannte Citeraten, als Blauftrümpfe, öie nidjt einmal
unfenn ponfon öu Cerrail öas IDaffer reiben fönnen —
unö öies 3U einer Stunöe, wo öer <5eift öer Beobadjtung unö
(Erfahrung unfer 3a!?r!?unöert 3ur Unterfudmng unö Cöfung
aller Probleme im Sturme mit fta> fortreift I"
Unö hiermit fernliege \d). lieber <3ola öen Dramati fer
behalte idj mir eine ausfüljrlidjc Stuöie por.
VI.
Stgaro's (ßeneralftab.
Hippolyt« 6* Pittemeffant unb f«n« Mitarbeit«:.
V
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Seit 6em \7. tfpril J879 ruty er auf 6em 5rte6fjofe
von 21 u t oui I. 2Iuf feinen au$6rücf Hajen IDunfd} unterblieb
je6e <5rabre6e. Sein 2Hitarbeiter, 6er befdjei6ene, treue-
Francis 2Uagnar6, rief ifrnt 6as übliche 2I6ieu in 6ie (ßrufl
rxadj. Dann 30g ftcr) 6ie $är/lreia>e Perfammlung, 6ie ir)m
6ie €r/re 6es legten (ßeleites ermiefen, ftiü nadj paris
5urürf.
Die taufen6ftimmige preffe u>ar 6afür um fo lauter.
Kein IDunöer. IDer Diüemeffant nennt, nennt 6en „^igaro*,
6. i. ein parifer IDeltorgan, 6effen Seele mit Pillemeffant
nxdjt 6as ^ettiidp fernen, fon6ern auf geiftesi>ertt>an6te (Träger
überger/en wirb. 3m Keicf/e 6er Citeratur ifl 6te Seelen-
n>an6erung feine $abeL .
Dillemeffant 6urfte nidjt aus 6em Canöe 6er Ceben6igen
fajei6en un6 fnnabfteigen 5U 6en füllen Schatten, olnte 6en
Sprua) 6er <To6tcnrid}ter mit auf 6en XDeg 3U nehmen. Das
ift fein 2?edjt un6 6as 2?edjt 6er Ueberleben6en.
2lber fein Sprud? olme H)i6erfpruif.
IDer 6ie Stimmen mufterte, 6ie in 6iefen (Tagen laut
Setr>or6en, 6urfte n>ei6Iidj ftaunen über 6ie lDt6erfprüa>e ofyte
Hl. CS. Conrad paitflan«. 16
. *
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aus wcld}tn fidj öie fdjeinbar abfdjlicgenöe Betrachtung
über eine madfivoüe Perfönlidjfeit $ufammenfe$t.
Die etljifaV #>röeruug: öie menfdjliayn Dinge follen
nidjt belaßt unö nidjt beweint, fonöern perftanöen tperöen,
fijliejjt eben nidjt aus, öa§ 3 cöcr in feiner IPeife $u perftefyen
trachtet 06er $u perftefyen meint unö in öiefer inöipiöueüen
SiaVrfyeit $u falfdjcn €rgebniffen gelangt. ZDtr permögen
einem eigengearteten ttTenfdjentpefen nur bann geregt $u
tperöen, tpenn mir es gefdjidjtlid} $u begreifen fudjen.
Dillemeffanf s Ceben unö IDirfen ipar beöcutenö genug,
um ,öte (Seöulö unb bxe (ßeredjtigfeit öer <geitgenoffen
öurdj öie ^oröerung Inftorifdjer IDüröigung auf öie probe
'3U ftellen.
€in Haturburfdje 6er Propin3, pollenöete er ftd) in
einem unabläffig fmnenöen, redmenöen unö fdjaffenöen Ceben
5U einem parifer Cypus, $u einer Cfyarafterfigur im melt«
ftäötifdjen 3 ourna ^ smu5 / w ^ ö ' e <5egenn>art öeren nur
tpenige auf3un>eifen fjat. €r tpiöerftrebt jeöer Sdjablone.
Seine eigenartige Kraft fann nur mit eigenem 2TTaf ftab ge«
meffen iperöen, ipie öie jeöer ipafyrfyaften perfönlia^feit.
Dag öcr groge Journalift tro^öcm fein großer 2TTann ;
geiporöen im ftrengen Sinne öes IDortes, öag er $n?ar ein
muftergiltiger Arbeiter, aber fein muftergiltiger poliiifer
getpefen, fällt nidjt als Sdwlö, fonöern als Scf/icffar in
fein Dafein.
tDer mödjte ifm öafür perantiportlid} maa^en, öaf er
als unefyelidjcs inö in feiner Jugenö öer fittigenöen <£inflüffe
öes Familienlebens entbehrt unö an feiner (Srogmutter, öie-
feine €rjiel}ung leitete, nid)t öie einftdjtspolle, ftarfe 2neiftcrin
gefunöen Ijat, öie allein im Stanöe geroefen roäre, feine groß
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angelegte Hatur burij ftrenge Sudft auf bebeutenbe £iele
u?eifen unb in bie ridjtigen Bahnen $u lenfen? Seme
legitimiftifdjen unb flcrifalcn Neigungen ftnb ein Proburi
feiner Crjiefnmg, nrie fein in materiellen (Erfolgen ftcfj
erfajöpfenbcr €f?rget$ ein proöuet feiner seilten uno örtlia^n
£erl?ältniffe.
Der Dortrmrf öer (Öejtnnungsloftgfeit laßt ftd? faum
niotioiren bei einem 2TTanne, ©er £t\t feines Cebens nie
etroas anberes geroefen, als tx>as er öffetitlidy unb unabläfftg
befannte, fein $u isollen, ein Cegitimift unb ein Klerikaler.
Sein (Sefmnungsin^alt ift unferem freien, tmffenfdjaftltdj
geläuterten (Empftnben $uunber, aber er bleibt nicrjtsbefto«
weniger ein 3nhalt, oer buvd) feine unueränberte Starfe
imponirt, burdj feine (Befdmteiöigfeit überrafdjt. Seine
21Tctfyobe ift pcrbammlid}, öenn fte ift jefuittfer); fle operirt
mit bem größten Raffinement, um ftd? ben (Erfolg $u
{Ldjern. Vor bie ZDalu* jurifijen e>ot« unb Bibelfprudf
geftellt, cntfaVtbet fte ftdj olme moralifa^e Scrupel für bie
«Jote, fobalb biefe bie größeren Ctymcen bes €rfolgs Ijat.
£)efter nodj finben fte 3eibe eine fyöfycre (Einheit , wo bie
ftttliajen (Begenfäfce friebfam unter einem Daa^e Raufen,
übertrwdjert i>on~ bem amüfanten (ßiftfraut pomefymen
€fprits. *
„Der Ceufelsferll" ruft bie betrogene ZlTenge, oeren
<£f?arafterloftgfeit ftd> im geiftreier) angefhria^enen Scanbai
gütlidj tlntt, „ber tTeufelsferl maijt boa^ feine Saa> gaty
famos!"
Der bemoralijtrenbe €influß ift fyanbgreiflidj, aber er
ift nidjt nur im „ftgaro", er ift es in ber gefammten in«
unb auslänbifdjen preffc aller Parteien, fo oft ju (fünften
16*
• • \ r
• • -
6es (Erfolgs Pom ftricten Hedjte abgeipidjen — un6 fei es
auf fefte Beftellung, fei es aus ]rerfi6er Spekulation — in
„Stimmung" gemadjt tpir6 rotter befferes tDiffen unb
(ßennffen. PortfyeU treibt 6as ^mömerf! 3cr) fage nichts
tpeiter. Tibet es getpäljrt ein faioerbares Sdjaufpiel, ,6ie
publtciftffd}en €rfoIgsritter in pbarifäifajer llnperfrorenljeit
6en „Jigaro" 6er Demoraliftrung 6er öffentliaVn 2TTeinung
$eifyen $u fernen, als märe er 6er €rfle ün6 (Einzige, 6er 6as
36eal 6er abfoluten IDafyrrjaftigfeit, 6er ernften unparteiifdjen
^orfdjung perleugnet!
*
Was er fün6igte, fün6igte er «rie ein Pirtuos, roäf}ren6
es piele 2ln6ere nid?t einmal im Süi6igen über 6ie Stümperei
Innausbringen. (Selb por Hei6 übar feine . foloffalen (Erfolge,
fdjreien 6ann 6iefe armen Ceufi entrüftet: „Ser/t 6iefen
Satan! 6a ftn6 roir 6007 gan3 anoare Bie6ermänner!"
0
Pillemeffant n>ar Cegitimift un6 Klerifaler. <ßan$
ridjtig. IDie ein 6unfler ^a6en $kfyt fiäj 6iefe (Effens feiner
Hatur 6urdj feine journaliftifa^e ZDirffamfeit. Allein er
tpar fein parteimann in 6em r/emfOTen Sinne, 6af er ftdj
für 6en „Hoy" r/ätte to6tfä}lagen 6>er für 6en Ktrcr}en6iener
rjätte freusigen Iaffen. (Er f?atte fein X>erftän6nig für 6ie
befannten „enrigen tDar)rr/eiten" »er Cegitimität un6 6er
tTfyeofratie. 3m parteitreiben nur ein mer/r 06er ipeniger
perfyülltes un6 compüeirtes Jntareffenfpiel 6er ein3elnen
Parteigänger • un6 Stän6e erfennerÄ, fyütete er ftcr), 6em
Parteiprogramm $uliebe 6ie Kaftarien für 2(n6ere aus 6em
^euer 5U r/olen. Ueber alle partäm ergaben ftan6 ib/rn —
Piüemeffant un6 fein 3ournaI. TUs roar fein Programm
un6 fein Cr/arafter. 3m <5rut0e fragte er nur einen
2^5
2ttenfcr/en, bell jenigen, öer feinen „^Jigaro" nid}t Iefen oöer
nicht gelten Iaffen mollte.
Denn „£igaro" u>ar feine Schöpfung/ feine IDelt. €s
wat öer journaliftifche ITCifrofosmus öer bunten Parifer
IDelt, öes auf erlief fchillernöen, innerlich faulen, all«
ftttlidjen 3öcale entblößten Kaiferreicr/s öes bonapartiftifajen
parpenüs, öer, einmal an 6er Spifce 6er grofen Hation,
6en Dölferfcfjaften 6er Umgegcnö unö ihren 21Tonarc^en pon
(Bottes (Snaöen (tro$ aller poft^umen 2Jbleugnung) ganj
enorm 3U imponiren uwfte. Pillemeffanfs „^igaro" n>ar
von 6em Blatte gleiten Hamens, öas unter 6er ^eftauration
6es Bourbonentfmms ein fdjalfhaft bieöeres, $uu>eilen fogar
mannhaft räcr/cnöes Dafein geführt fjatte, eben fo grunöper-
fcfjieöen, als öie neue €pocrje 6es corftfer/en 3 m P criaIi 5mus
pon 6er porausgegangenen Derfudjsseit 6er. angeftammten
Königst^ümer. XTach perfdneöenen anöeren journaliftifchen
. Perfuchen, 6ie ihm 6as Ceben hinlänglich fauer machten,
'gründete Diüemcffant im 3afjre 6iefes Blatt, öas
5uerfi tPödjentlich einmal, 6ann jmeimal unö erft picle
3<*h r * fpätcr täglich erfefnen. 3" Anbetracht 6er überaus
fer/ttnerigen Der Kniffe, treldje öas öamals noch grüne
tfaiferreicr) öer Jpreffe bereitet fyitte, befafte fich öer junge
„Jigaro" gar nicht mit politif, pflegte aber öafür mit
einem perblüffenöen Derftänönif für öen <ßefcr)macf öes
tonangebenöen XDeltftaöt'Publifums öie Cocal«Chrontf, öie
bei öem gegebenen Charafter öes Parifer Cebens freilich
oft faum mehr als eine fünöhafte Scanöal.Ch^onif fem
fonnte, unö befunöete öabei eine fo eminente (Seiftes-
gegemoart, ein fo geniales Stilgefühl eine fo untrügliche
IDitterung für öas Augenblicfsintereffe, öaf öer (Erfolg
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2*6
i • — ;
ein gaty rapider roar. 3" franfretdf, in €ng!an6, in
3talien — fur$ überall tauften Haa^aljmungen 6es
merftpür6igen Parifer Blattes auf,' allein 6em Dille
meffant'fdjen Urtypus permodjte' faum eins nalje 511
fommen. €r blieb 6er 2Ueißer.
Unabfäfftg fann er auf Heuerungen un6 Per.
befferungen. Sein fmöiger Kopf fäjrecfte por 6er fülmften
(Transformation nidjt jurücf. 3 coer ncue Erfolg (tackelte
ifm 5U neuen (Beoanfen. Bal6 u>ur6e 6er „figaro" $u
6em umfangreichen, gelefenften uno gefürdjtctften Blatte,
6effen (£influf fotpeit als 6as fra^öftfdje 3°* om teilte.
„Jigaro" n>ar 6as £>rafel 6er Bouleparoiers aller Herren
£än6er, Jaft fammtlidje franjöftfdje Scfjriftfteller, 6ie fiaj
unter 6em Jodetten Katferreidj einen Hamen gemalt,
fyaben längere 06er für$ere §eit als feine ZHitarbeiter
pgurirt. Die Citeratur, 6ie fd?6nen Künfte, 6as Cfyeater,
6er elegante Sport in jc6er form, 6ie Hedame fämmt-
lieber 3"^ u P ricn / einfdjlieglidj 6er 6er feinen ^albroelt,
fan6en in ilnn 6as formpollen6etfte, gciftreicfjfte Spradjroljr.
So n?ur6e „figaro" 6ie Derförperung 6es fouperänen
3ournaliften. €r perlief feine befd>ei6ene (ßeburtsftätte in
einem Hes • 6e « <£ljauff£e 6er Hue Xoffini un6 besog
feinen eigenen lururiöfen palaft in 6er Xue Drouot. fjter
nmr6en ^efte gefeiert, 6ie in 6cn &nnalen 6es 3<>urnalismus
6es High life <£poa?e maajen. Die 2Härd?en aus Caufen6
un6 einer Haa^t fdnenen ZDirf licrjfett gemor6en ju fein. Der
Sdjalj pon Perften, 6er Prin3 pon JDales, 6ie <5rogfürften
pon 2?uflan6 6urcf}fä7tpärmtcn 6ort jauberpoüe Haarte. . . .
Piüemeffant n?ar 6er genialfte un6 fpeculatipfte Hofnarr,
6er por feiner Ausgabe jurücffdjrecfte, um feinen fyofyen
"". * ... - , T^igitiT^iby Google
247
(Säften 6ie raffinirtefte Kursrceil ju bereiten un6 6ie WelU
per6auung angenehm ju machen.
Heben 6em fyöijften Raffinement 6es geiftigen unb
gefelligen €pifuräertf}umes, neben 6em Cultus aller f?ei6nifcr)en
Ober» un6 Untergötter fano 6er „ftgaro" nod? fyinlänglia>
Seit un6 Raum unb Stimmung 3ur — djriftfatfyolif Jjen Zimten-
pflege. 2lud? fnerin fpridjt ftdj feine erceptionelle Hatur aus.
„figaro" ein barmfye^iger Samariter!
Un6 6er €rfolg lädjelte ifnn in 6iefem Stüde, wie in
allen an6eren. XDenn er ein tflmofen forderte, fanö fidj immer
, eine reia> <Sel6börfe, 6ie olme Derjug eine erfledlidje Summe
auf 6en Cifdj legte. 2Juf einen IDinf Dillemeffants, 6er
perfönlidj 6as IDofjltlnm n?ie einen Sport betrieb, u?ur6en im
oergangenen IDinter 6ie Firmen von Clignancourt, einem 6er
troftlofeften Pororte oon paris, mit tflei6ung, Haljrung un6
Neuerung uerforgt. 3m Juli 6es legten Jahres eröffnete er
eine Subfcription für 6as IDaifenfyaus 6es 2lbb& Houffel in
Suteuil, im Hu mar an <5el6 un6 <Bel6esu>ertlj na^eju eine
fyalbe Ulillion francs aufgebraßt, für 6ie in iljrer €rißenj
be6rofyten Sdjulbrü6er fammelte er Caufen6e un6 abertTaufenoev
Die £)pfer 6er Commune, ZPittmen un6 ZDaifen, 6arben6e
Citeraten un6 tfünftler — fte alle fan6en (Trofl un6 Unter-
ftüfcung bei „figaro", 6er fidj in 6er Ausübung 6er
Barmfyerjigfeit fo wenig genug tfyun tonnte, wie in 6er
Praris feines raffinirten ITTetiers, orie in 6er Perfyöfynung
6er 6emofratifaVn €inrißtungen. Die Hepublif ifl feine n b£te
noire M geblieben bis auf 6en gütigen trag, obfdjon er es
jutpeilen opportun gefun6en f?at, miI6ere IDeifen an$uftimmen
un6 feine böfe <gungc in roeifer Kücfftdjt $u üben — um 6es
be6rofyten <£ru>erbs roiHen.
»
- ....... » ' • — < - .■» . _ ,, — T ... _
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Seinen 2Hitarbeitern gegenüber voat Dillemeffant ftets
von tDafjrfjaft päterlidjer ^ürforge. 3*? r Sfnfehen, ihre
Unabhangigfeit, ihre n>ür6igc Belohnung mar ihm *)er$ens-
fadje. (Er n?ar 6er €rf!e, 6er 6ie literarifdje Arbeit ofme
Knicferei nadj £er6ienft be3ahlte. Seine legten teftamen»
tarifchen Sorgen galten 6er ^ufunft feines Bialtes un6
fetner Zttitarbeiter. Den plan eines großartigen 2lfyles
für 6ie in©alt6en £)el6en 6er £e6er, 6as er im »armen
Sü6en grün6en un6 6em er 6en Hamen Pille« Soleil,
Sonnenfta6t, geben roollte, mußte er unausgeführt mit
hinabnehmen in 6ie (Stuft €r bleibt nichts6efton>eniger
ein fdjönes «geugniß feiner fjersensgüte, \
t)iüemeffant n>ir6 für alle Reiten eine 6er intereffan»
teften Figuren in 6er (Sefdn'djte 6es Parifcr 3 0U ™<*ltsmus
bleiben, tm'e fein „Jigaro" ein Denfmal 6er Sittengefdjidjte,
6as 6en Culturforfa^ern einer fpäteren Generation 6ie
curiofeften ^uffdjlüffe über 6ie geiftige un6 etlnfche Phy
ftognomie unferer ^Yperpolitifc^en un6 IjYpofritifaVn <geit
getpähren n>ir6.
Don 6er Parteien <$5un|i un6 £)aß perurirrt, mir6
Dillemeffant's Cl?arafterbil6 noch lange fdjtoanfen in 6er
Stuffaffung 6er 2ttit- un6 Hachleben6en. <Er ^atte 6as
geug su einem großen 2Henfd?en in fich — aber 6as
Scfn'cffal I?at es gefügt, 6aß er nur ein — „IHann feiner
Seit" gemoroen.
Die (Sötter haben ihn gefegnet mit jeglichem Out.
€r ftarb mit allen Segnungen 6er Ipiligen fatholifchen
Religion un6 hinterließ feiner ^amilie Paläße un6 £uf!-.
fdjlöffer un6 Millionen. Der Ciebling 6er 3efuiten, 6er
Sd?iI6träger 6er tirdflidpit un6 monarefnfehen Keactton,
■
249
öer (Baftfreunö sufünftiger Kaifer unö Könige fonnte mit
ftol^er (Senugtfniung aus öem Kampfe ums Däfern ferjeiöen.
<gur Derftärfung feines Cfjarafterbilöes fügen n>ir
nodj einige Slneföoten aus beftcr Quelle bei. €s ift
fein langjähriger ittitarbeiter ^}uUs Zloriac, 5er fte erjäfylt.
Pillemeffant »erlebte einen grofen (TfyeÜ feiner 3 u 9 cn0
auf öem Canöe. €r fcr>tr>an3tc gern öie Sdmle unö trieb
fiaj in IDälöern unö ^elöern untrer. Der Vogelfang
mar feine paffion. Kein Baum n>ar ifnn $u fyodj, wenn
es galt ein Dogelneft aufouftöbem. Stunöenlang fonnte
er in feinen fpäteren ^Ja^ren nod) von feinen jugenöliajen
3agöabenteuern er$äfylen. IDar er üblen Qumors, fo
brausten feine 2ttitarbeiter nur ein IDort 3ägerlatein
fallen $u laffen, unö fein 2(uge leudjtete, feine Stirn r/ellte
ftdj auf unö aller Unmutfy mar perfäeuijt. Dem Sauber
Jeiner 3ugenöerinnerungcn permodjte feine nodj fo böfe
Stimmung $u u>i6erftcl?cn. €r erjäfjlte öann öie fleinflen
Dogelgefdn'djtdjen mit einer Perue, mit einem Ber/agen,
als ob es fufy um öie föftlia^ften Dinge pon öer lUelt
fjanöelte,
„Ah, 9a, öos muffen Sie fyören!" rief er aus, „öa
ftelle idj einmal einer 2tmfel nacr), Sie tut ff cn öodj, öem
Dogel mit öem fdnllernöen fd}u>ar$en (Sepeöer unö öem
rotten Sdmabel, fein beöeutcnöer Sänger, aber perfdjlagen,
<
fag' icr) 3*? nen / serfdjlagen "
Unö nun erzählte er mit öen fleinften Details all' öie Kniffe
unö Sijlidje, öie er fyabe anmenöen muffen, um ftd} in öen
Beftfc öes pfiffigen Dogeis 5U fefcen.
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€ines 2TTorgens tarn Pillemeffant tpütfyenb in das
2?edactionsbureau. <£in undanfbarer Schlingel wav tfyrn
über den XDcg gelaufen und r/atte ir/m die gute Caune per«
dorben. Undanfbarfeit Fonnte er nie persetfyen. Seine Zllit-
urbeiter bemühten fidj, ifyi ju beruhigen. ilmfonft. Da rief
(Einer aus: „£>, ZTTonfteur de Dillemeffant, nehmen Sie ftdj
oodj die Unge3ogen^eit diefes tfnimals nia^t 3U fersen; 6er
Kerl ifl dümmer, als ein Xotfyfa^a>än$d}en!"
Das Wort mirfte. <£r fagle ftdj mit einem Sdjlage
und lädjelte.
„Ah, oui 44 , fiel er ein, „Sie r/aben Redft, es giebt
nidjts Stupideres als fo ein Äotfjfdjtpa^djen. 2lUe Pögel
fmö merjr oder meniger gerieben, fa^Iau; diefer ganj allein ift
pon einer unglaublichen Dummheit. 2tls icf) nodj ein Junge
roar, habe tdj darauf vex$id)M, es 3U fangen. 34 empfand
es als eine Demütigung, midj mit dem einfältigen (Einer
ein3ulaffen. XTur ein Seifpiel "
So pergag er über die Dummheit des gefiederten die
Undanfbarfeit des ungefiederten Dogeis.
*jerr ^wUs Horiac tx$äljlte folgendes:'
2Honfelet, der raffinirte Jeuilletonift und nodj raffinirtere •
<5ourmand, den n>ir n?egen feiner glatten und fatten
(Erfdjeinung nur den 2lbb6 nennen, fyitte midj eines Cages
ger/änfelt, und idj fdjipor, ityri' dafür in den 2lugen unferes
„Patrons" eine Hiederlage 3U bereiten. 34 erwartete nur
feinen näcr/ften 2trtifel. IDie getpörmlidj, trat Piüemeffant
herein, das offene Blatt in der fymb.
„IDieder fef?r fcr)öner tfrtifel pon ITTonfelet!" rief er ■
befriedigt aus.
34 blieb ftumm.
2ö\'
r
„tff?, Ipren Sie, 5er Wann fyxt viel <Efprit".
3$ ttyit, als Ifivte \d) mdft
„5inöen Sie nidjt, fye?" fagte er mit Hadjorucf.
„Ma foi", eripieöertc \d} jefct, „io) fcr>ä^c oen Hlann fefo
aber feine Saasen lefe ia^ niemals".
„Warum nidjt? €r fyat öodj ein fdjones (Talent".
„Das n>iü idj nidjt leugnen, aber er ift ein 3^ noran *"-
„Unö Sie fmö nxifjrfaVinlidj fo gelehrt u>ie ein profeffor
an 5er Hormalfdmle!"
„(Bott fei Danf, nein; oodj fann idj einen Pagagei Don
einer ZTadjteule unterfaßten".
„Comment, 2TTonfeIct roärc nidjt fo n>eit?" rief er
überrafa^t aus.
„tfuf mein IDorr".-
(Einige OTtfluten fpäter trat iTTonfelet herein, glücflid?
Iädjelnö uno fdjmunjelno bei öem (Bebauten, u>ieoer ein
paar Couisöor einflreidjen ju fonnen. 34 jog midf in 6as
Seitenjimmer jurücf, lief aber bie Cfyör nur angelehnt, um
gut ju Ijören.
„3*?r Prüfet ift redjt I?übfaV', begann PiHemeffant
(»A/lilH *
irocien.
„^inöen Sie?'^_ entgegnete ZlTonfelet. „Um fo beffer,
benn id) miü 3^nen nidjt perljeljlen, oaf td} in 6er Slbfidjt
gefommen bin, Sie um einen Weinen Porfdjug $u bitten".
„IDiefo Porfdjug? Sie fyaben alfo 3fa Qonorar fdjon
etngeftria>n?"
„HatürliaV'.
„IDas, natürlich?"
„34 wollte fagen: wie geroö^nKa^!"
„Sajledjte ßetpofjnljeit oas!"
r -
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,/3f* 3h ncn 6as gar 3U unangenehm?" fragte 2TTonfeIet
erfajrcxfen.
„Das nidjt, aber "
Un6 nun fytelt Pillemeffant fiaj nidjt länger. <Er
platte heraus:
„3ft es »aln*, tuas man über Sie fagt, iTTonfelet?"
„IDas 6enn, je vous prie?"
„2Tlan behauptet, ja man uerficbert fogar, 6af Sie einen
Sperling nidjt pon einer Cera^e $u unterfd}ei6en uriffen",
„Quelle absurdite! Hi^ts ift Iciojter als 6as".
„Uli, idf badete es 6007 gleiay', erurie6erte Dtllemejfant
ftdjtlidj erletdjtert.
„Hun u>ill idj aber uriffen, roer midj fo feljr uerleum6et
hat?" fuhr 6er tfbbe beleiöigt auf..
„Das follen Sie erfahren; tant pis für öieböfen jungen.
2Iber fagen Sie mir 6007 erft, wie unterfd}ei6en Sie 6en Sperling
von 6er Cerdje?"
„Dura} 6en (Befa^macf".
„Durch tpelajcn <8efd)macf?"
„Die Cerdje ift fett un6 $art, ihr ^leifcr) ift fein un6
6uften6, n?5hren6 6er Sperling. "
„ITConfteur £egen6re", rief Diüemeffant unwillig feinem
<£affter $u, „$ahlen Sie 6em f)erm ITTonfelet hun6ert ^rancs
aus!" un6 u>an6te 6em verblüfften (ßefdjmacfstheoretifer 6en
Äücfen. Dierjefm tTage lang fyatU er fein freunölidjes IDort
mehr für feinen ittitarbeiier, 6er trofc aller (ßeiftreichigfeü
Sperling un6 Cerdje erft 6ann 3U unterfdjei6en uermodjte,
wenn jte gebraten auf 6em tTeüer lagen, —
Der junge Dillemeffant hing mit särtliijer Ciebe an feiner
(ßrogmutter. 3h r nM6mete er 6en gröften Cheil 6er Seit,
6ie rr nicht mit Vogelfang 06er 3ag6 5ubradjte. So menig
er amij (ßefdnuacf an 6er Sdjule fan6, fo lernte er 6odj mit
€ifcr 6as Cefen, um 6er guten alten 5rau, 6ie 6es 2fugen*
lichtes beraubt u>ar, aus 6er 3c\tur\$ porlefen 3U fönnen.
iHafcnne 6e Saint -Coup fyatte Co6esahnungen , un6 6er
<5e6*nfe, 6af ftc vielleicht ihren <£nfel perlaffen muffe, bepor
fidj Serfelbe $um ZTTanne cntipicfelt, bereitete ihr piel Kummer.
Ms einmal 6er Fleine Hippolyt iljr n>ie6er aus 6em Journal
porks, bemerfte er, ttrie bei einer geunffen Stelle ein freu6iger
Schein über 6as ntlifc 6er alten Dame glitt, tfls er allein
u>ar, nahm er 6as ^eitungsblatt nochmals vor, um 6ie Stelle
unecer 3U fucr/en, 6ie er. injünetip als 6ie Urfadje 6er grof •
mütterlichen Befrie6igung erfannt fyitte. Da ftan6 folgen6e
nadbricht: „Die $tau Baronin X, Wxttwe 6es Barons 3E,
Karatmerherrn Seiner ZtTajeftät Couis XV, ift im Scr/loffe
pon Bonpouloir im Hilter pon [0% 3 a *? rcn geftorben, umgeben
pojj ihren ja^Ireicr/en Kin6ern un6 perfe^en mit 6en Sacramenten
6er Kirche".
Das Kin6 begriff 6en gufammmlianQ. Von 6iefem
(Ea$e an fügte 6er fleine Porlefer 6er Gazette de France
täglich einen tfrtifel auf eigene £auft bei un6 6ie gute ßrof -
muttter pernahm jeoen ZTTorgen $u ihrem grogen tCrofte 6ie
Ha^ricr/t pon 6em Ableben glücflidjer 21Tenfcr)er v 6enen 6er
Gimmel ein patriardjalifdjes littet gegönnt r/atte. '
Kin61id7er Betrug poH rür>ren6er Unfcr)ul6! Kann
man ingeniöfer mit joumaliftifcr)er ITZünje 6ie Beruhigung
6er (Srofcmutter erfaufen? —
Dillemeffant r)at tro$6em nicht gleich 6en- redeten
IDfg gefun6en, als er am Ausgang 6es Jünglingsalters
in 6ie IDelt hinaustrat. Bis 3U feinem neunmrtjtpa^igffcn
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•— ■
3afyre uerfuchte er ftcfj mit 5n>cifel!jaftem (Erfolg in
verriebenen €nt>erbs3tr>eicjen. (Segen J858 befleibete er
bie Stelle eines 3 n fP cc * ors ocr Perjtcherungsgefellfchaft
in Hantes, u>o er gleichseitig für ein Cocalblatt bie
d?eaterc^ronif fcfyrieb. €r verfuhr nicr)t immer, glimpflich
mit ben Schaufpielern. Sefonbers ein £r)ataftetbat\teUet,
beffen ZXame_ nxdjt auf bie Hacr/welt gefommen ift,
empfanb bie Strenge bes Referenten. €r fudjte biefen
im Kaffeehaus auf unb überhäufte ihn mit Pormürfen.
Dabei fiel auch °* c unpermeibliche Phwfe, mit ber fchwadj»
müthige Künftler ihren haften (Trumpf gegen bie Kritif
aussufpielen mahnen : „Nabeln ift leichter, als beffer machen".
„Faites-en donc autant!" fchrie ber beleibigte 2ttime,
als er mit feinem Catein 3U <£nbe mar.
Die (Säfte fchienen bem ftünftler beisupflichten.
Da fuhr Eillemeffant auf: „IHit Vergnügen, mein
£)err!" €r lieg fta) bie Holle geben unb wettete, ba#
er fte fpielen werbe.
3Xd)t Cage nachher bettat et richtig bie Scene unb
fpielte, ohne eine einige probe mit ben Schaufpielem
gehabt $u l)dben, bie Holle mit bem beften €rfo!g. Die
IDette war gewonnen.
J859 fam Pillemeffant nach Paris. <£r brachte
IDeib unb Kinb mit. Das mu§ ihm felbft ber ;$einb
nachfagen: er ift gdt feines Gebens ein särtlicher unb
treuer ^amilienoater gewefen.
€r grünbete \8<kO bas TXXobeblatt „Sylphide". Da
ihm ber €rfoIg nicht entfpraer), gab er es wieber auf
unb ©erfuchte fi<h in neuen Unternehmungen, «gunäer/ft
gab er ben „Lampion" tytaus, bann bie „Bouche de
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Fer" un6 6ie „Chronique de Paris", bis er cnMidj J85$
mit 6cm „Figaro" 6en entfaVi6en6en tDurf feines ttyxten*
reichen Cebens madjtc*
* • • •
• • •.
■
Itfenn man fyeute nadf 6er Specialität 6iefes eigen-
tümlichen, ftocfpariferifaVn Blattes fragen nx>llte, fo
fdnnte man 6arauf mit 6en IDorten cru>i6ern, 6ie ein
fpeculatiper (Seroursfrämer im ^aubourg Saint-lHartin auf
fein £a6enfdnl6 gefegt: .
Specialite de n'importe quoi.
Heben 6en Sdmiuggeluniaren 6er Cegitimität un6 6es
KIcrifalismus trug 6as 5af?r$eug ttSto** 0 " oas toüfte
Kunterbunt 6er tfctualität eines glürflia^en piratenfdnffs. *
<£s ift pTclleidjt nidjt ofync 3 ntcrc ffc# °i* Bemannung
6iefes luftigen Seglers auf 6er boljen See 6er £>effcntlid}feit
Ultras näfjer 5U betrauten.
Dura) notariell beglaubigten legten IDiHensact fyat
Piücmeffant als 3egrün6er, C^efre6acteur un6 Vermalter 6es
,.^igaro", 6er materiell auf 6en breiten Schultern einer
Sletiengefellfdjaft rufjt, 6as Steuer in 6ie £?än6e 6es
Criumoirats ZTlagnar6, peripier un6 6e Xo6ays
gelegt un6 Dorforgc getroffen, 6a j* 6ie fyauptfädjlidjften
feitfjerigen Mitarbeiter auf iljrem Poften perljarren.
Francis 2ttagnar6 ift eine 6er fymptfäulen 6es
„,Jigaro". 3*nn Hegt 6ie Direction 6es politifa^en Beparte-
ments ob. €in grün6Ii07er Kenner 6er journalifrifaTen <ße«
pflogcnfyciten, ein flarer, forgfältiger Stylifr, fyat er mit
grogem <Scfcr)icf in 6er legten 5cit 6ie antirepublifanifdjen
l}ei#fporne jurücfgeljalten un6 feit 6er präft6cntenfaVift
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■ —
3ulcs (Srepy's faf* aüci « bi * P° Iüif Horst. €r
perfagt un6 untc^eidwet 6ie Bulletins politiques, tpelay im
„figaro" 6te üblichen Ceitartifel erfe^en, 6ie in an6ern
Blättern nodj mit 6octrinä'rer IDeitfdnpeifigfeit un6 6ie
Ccfcr ermü6en6er tTrocfenrjeit bearbeitet 511 u?er&en pflegen.
21Tagnar6 gilt als befdjeibencr, liebensipürbiger tfamera6,
6effen Calente im perfönlidjen t)erfer/r nodf gewinnen. €in»
gemeint in 6ie 35el?eimniffe 6es journaliftifdjen (Erfolgs, tpar
er in allen fdjipierigen Dingen 6ie redete £)an6 Dillcmeffants.
£)eute für/rt er mit 2?ed}t 6as oberfte £omman6o. €r ift
ein alter Praftifus un6 ein Pfiffifus obenorein.
P^ripier, 6er Secretar 6er Hc6action, begreift un6
übt 6en 3 0urnaIismu s ä ramericaine. Seine Starre ift
6ie Reportage. Seine Beridjterftattung im 2Irnim'fd)en
P ro $ e S/ f*in* Stu6ien über €on6on un6 feine Briefe aus
2?om über 6as Ceidjenbegängnif Dictor (Emanuels un6 6ie
6arauf folgen6en €reigniffe särjlen $u 6en ^aupttiteln feines
journaliftifdjen 2Infer/ens. Heben 2TTagnar6 n>ar er 6ie
bcfon6cre Pertraucnsperfon feines Cfyefs. 3ung un6 betrieb-
fam, r)at er eine pielperfpredjen6e Carriere por jid).
5ernan6 6e Ho6ays seidmet als Gevant 6es Blattes.
Seine Specialität fm6 6ie Heferate über 6ie ßeridjts-
perr/an6lungen. Die 2lusu>ar/l, 6ie er 6em ungeheueren
2TTateriaI trifft, perrätt) einen fer)r entroicfelten <5efdjmacf für
6as pifante un6 Senfationefle — fo lange 6affelbe nia>t
jene Kreife in unangener/me 2Hitlei6enfa^aft jiefyt, tpeldje 6er
<5emein6e 6es „figaro" auf gegenfeirige Derabre6ung als
fjeilig un6 unantaftbar gelten. Kommt 3. 3. ein 2(bbe, wie
jüngji 6er erjrtPür6igc Kin6erfd?an6er ZHaret pon Defmet,
06er fonft eine 6en flerifalen un6 legitimiftifa^en tEugen6^
fjel6en nal?eftef?en6e perfon mit 6en (Tribunalen in ConfHcr,
fo ftecft ttlonfieur 6e Äo6ays feine £e6er r/inter's £>r/r 06er
perlegt fte fo gefdn'cft, 6a§ er fte erft ipie6er fin6et, roenn
rocniger an3Üglicr)e Perfonen $u perfyanoeln ftn6. Seine
Rcfumes seidmen ficr) 6urd? geiftpolle Diction un6 fadjlidje
Klarheit aus. €ine je6e (Beridjtsjeitung 6ürfte fta^ 3U einem
folgen Mitarbeiter gratuliren. Uebrigens ift $u fagen, 6af
6ie Parifer töeridjtsfjöfe feiner gemanöten un6 befyerjten Jeoer
6as £)an6roerf niajt fauer madjen.
Ulbert ZKillau 6. IDenn (Einer in 6er publicifti! mit
Dampf arbeitet, fo ift er's. IDäfyreno 6er politifajen Saifon
cntipicfdt XniIIau6 als Kammer-Referent eine , gera6e$u per-
blüffen6e (Befdjäftigfeit. €r fann ftd) 6ann gar nidjt mer/r
genug tfyun, un6 feine profa wäl$t ftdf urie eine Canrine in
Serien über 61e~ umfangreidjen Spalten 6es „tfigaro". Heber
6ie £erl?an61ungen 6er Deputirten fcfjretbt er unter feinem
JTamen, über 6ie Senatsftfcungen unter 6em Pfeuoonym
paul ^einery un6 fügt 6ann noa^ als Baron <5rimm
Lettres de Versailles 06er paris bei . Das 2tUes leiftet er
mit 6em bcften f)umor von 6er XPcIt.
€ei6er fdjicft fia) 6er burfa^ifofe tton, 6en er in feinen
Lettres anfa^lägt^enig für Senats- un6 Kammerberidjte,
6ie in 6er 2niHau6'fdjen Perfajnörfelung un6 roifceln6en Der-
ball^ornung auf emftfyafte Ceute, treibe 6ie £erf?an6lungen
6er £an6espertreter nidjt als Poffenfpiel betyan6elt feljen
möajten, einen redjt unangenehmen €in6rucf madjen müffen.
Pom Stan6punfte 6er politifdjen XDo^lerjogen^eit, um
nidjt su fagen 6er polittfdjcn <£r$ielmng, ift 6iefe Xltanter
6er 8eria?terftattung, fo geiftreidj un6 lupig fte fid? ausnehmen
möge, abfolut permerflidj.
Bl. «. Confab, parifWin«. 17
253
Dag öie Qerren Canöesoertreter 3ua>eilen unter öie
fatyrifdje ^udjtel genommen unö geuriffe 2TCarotten öes Partei»
tsefens mit 6er pritfdje öes 5cf?alfs getroffen »eröen öürfen,
belegen englifdje unö öeutfaje fnmtoriftifcfje Blätter, ujie^punaj"
unö „KlaööeraöatfaV' ; allein öaf man über bas Parlament
fo burlesf unö „fdmoööerig" ftdj ausläft, als fyatte man über
CircusrorfteHungen ju referiren, ift buxd) nichts 3U r eilfertigen,
meöer öurd> Ueberfdjuf? an fripoler (Seiftreidjigfeit, nodf
öurdj 2ttangel an politifdjen Sympathien unö etfyifcfjem
.^onö. .
Dag §err itlillauö öie Caajer unö — Haa^al?mer auf
feiner Seite fyat, überrafdjt uns ni#t. 3m (ßrunöe ift öas
Kunflftücf md?t gar grof. Der Parlamentsreporter öes
römifdjen Blattes „^anfuüV, öes italienifdjen tgaro'', Ijat
es ilmt gans portrefflidj abgegueft, unö er räufpert jtd> unö
fpueft rea?ts unö Hnfs unö fdmeiöet «Srimaffen, wie fein
Kollege unö Dorbtlö r>om Parifer Souleoarö.
f)err IHillauö ifi aud> gemanöter Derfefdjmieö unö
öramatifdjer 2(utor. . 2Us foldjer liebt er öic (Eompagmearbeit,
öie ifym bis jefct immer (ßlücf gebraut tyxt. Sein Harne
figurirt faft eben fo oft auf öcn 2fnfdjlagefäulen öer Pauöeoille-
tEfyeater, als in öen Colonnen öes „^igaro". 2TTan !?at
IHüfye, ifjm aus3uu>eidjen. <£r fyangt ftdf an n>ie eine
Klette. . K .
Tlus gan$ anöerenf Stoffe ift öer Baron Jelir
Platel gefdmitten, öer feine IXttiM 3gnotus jeidmet.
<£r . ift fromm unö naip wie ein Kinö. Seine Stuöien
über öie parifer (ßefängniffe unö Klöfter, fonne über
marfante perfonlid/feiten öes tCages ftnö literarifaje Cifelir-
arbeiten poH poetifdjer 2Iper9us unö pfydjologifdjcr XPcis^eits-
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259 .
*
fprüdje. Seine <5läubigfett fyit nichts oogmatifdj «Suoring-
liebes. 5ie fpricht ftcfj in fo ungefud}ten, uxirmen Conen aus,
oag biefe felbft oem Sfeptifer nahe gehen. IDie öas
mcIancf/oIifa}e 3aufa>n I?erbftlic^er Blätter jittert ein tiefe s
menfehliches tflitgefüfjl mit oem £ei6n>efen alles Dafeins
butd) feine Sdnlberungen.
5elij platel ift nicht nur ftänöigcr ZKitarbeiier 6es
„5igaro", fonoern befleibet auch öte SecretärfleUe im
(Öeneralratfj oer Coire 3 n f^ r ' eure « ' 5e* n 2fante ftgurtrt
außeroem auf oer Slopocaten-Cifte öes 2Ippellhofs von
Paris. Cest un gentleman-f armer, fyit ifm einer feiner
^reunoe oefmirt. 307 Fenne it>n nicht perfönlich unb gebe
batyt bas Wort olme Krittf. 2IIs aufmerffamer Cefer
feiner 2lrtifel rt>eig ich nur, oaß er ein groger Schrift-
ftcüer ift. tDarum er u>oI?l nur S^ung machen hilft un6
md)t lieber Bücher fa^reibt? ....
Ceon Careoau untersetzet feine Beiträge halb
Kene 6e Congueoal, balö öe (ßranolieu, halb Un Chr6tien.
€in . fioefconferpatmer polemifer von mittlerer Kraft, ohne
eigene fliliftifa^e phYftognomie. tfuf allen Schleichwegen
öes parleilreibens bemanoert, gefällt er ftdj oft tn oiplo-
matifd)cn (Enthüllungen, oie befonoers auf oie ihm un-
leiblichen Bonapartiften gemünjt ftno.
Das l)äit jeöodj ZHonfteur ßranier oe Caffagnac
nia^t ab, ftch allmittroöchlich als begeifterter partifane
öes alleinfeligmachchöen Bonapartismus im „#garo" auf-
jupflanjen, öte fchmufcige IDäfaje öes 5tt>eiten Kaiferreichs
aus oer Cauge ju sieben unö im Sonnenlichte 6er ©effentlich-
feit aufiuhängen. Das päppelt unb fchmappelt, flöpfelt
unö tröpfelt, öaj? €inem ganj übel mitb.
- 260
Budjeron, genannt Saint-töeneft, öiente als $vev
toilliger bei öen fjufaren unö fdjreibt mit öer fdm>erfäl!igen
Deroe eines Canösfneajts. Sein Stil unö feine Cogif
fmö pon ^öcf^fl eigenthümliaVr Befdjaffenfjeit. €s ftnö
feine geordneten, öurdj eine notlnuenöige Folge perfetteten
<5eöanfen, öie er $u Papier bringt; es ftnö, confufe
Sa^tpertftreia>, öie linfs unö redjts fliegen, ein Spott
auf alle Jea^tfunfl. 2Iber n?enn einer trifft, öann fd?reit
er fjalloh, unö fe$t örei 2hisrufungs$eia7enIII (Seht
ihm unö feiner 3 0ec oer Ätzern aus, fo füllt er öen
Xeft öer pfjrafe mit pünfta^en unö
appeüirt an öen (Eieffmn öer Cefer. 3 n &* e fer JDrffe
bearbeitet er öie 2Ttilitärorganifation, öie Kirdjengefdn'djte,
öie Sdjulbrüöcr, öie Citeratur, öie tDot?ltf}ätigfeitsftiftungen
in enölofen tfrtifeln. Jeöer Soll ein Cl^aupinift öes
alten ZTTilitär- unö Kirdjenregimes, überlauft er öie
freiheitlichen Unternehmungen öer 2?epublif mit öen bitterft'en
Sajmähungen. Jn feiner HMtauffaffung ift er um ein
halbes Jahrtaufenö hinter öer moöemen Bilöung jurücf.
- 3 m «i^aro" et ftaj mit einer Serie fatyrifa^er
Briefe eingeführt: Lettres (Tun provincial, worin er öen
Irr£conciliables ßelijc f)yat, Pietor ^ugo unö tutti quanti
auf öen Ceib rücft. Seine Kampagne für öie perbreaVrifa^en
2(nfdjläge öes \6. 2Hai, berüchtigten tfnöenfens, $eigte
ihn im Cidfte öes wilöeften Fanatismus. Dann fyit er"
nrieöer fanftere 2TTomente, wie im 3uli {878, voo auf
fein Betreiben öer „Figaro" nal^u eine l^albe 2ttilIion
Francs für öie IDaifenftiftung öes 2Ibb6 tfouffel in
tfuteuil fammelte, eine Ciebesthat, öie n>ir. nidft gering
aalten öürfen. *
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8ud?eron beftfct als reifer €ltern X'\nb eine elegante
Viüa in paffy, 6er fwnmerlichen Colonie &r parifer
ITCiüionäre. ■
Unter 6em Pfeu6oirfm €. 6e Saint -Hemy perbirgt
fidj 6er Solm eines grofen ^inanciers aus 6em Quartier
Saint «(Beorges, ein gebildeter Dilettant 6es Journalismus,
6effen €ifer bis jefet mdjSs peroorben f?at.
Auch H ober t ZTCil ton, 6er mit unanfechtbarer €ompetett5
alle Sportangelegen^eiten bemäntelt, ift ein pfeufcmym. €r
nennt ftch mit feinem eigentlichen Hamen Saint-AIbin. Seine
2TIuf eftun6en n?i6met er 6em C^eater. Den „Grand Casimir 44
5. 8. 6er gegenwärtig feine hun6ertfte Aufführung im Dartet-S*
(Theater hinter fidj fyit, Perfagte er in Öemeinfajaft mit
3ulesprepel, 6effen „Mari qui pieure" pon 6er Comeoie-
^ran^aife mit (Erfolg gefpielt muroe.
Prepel, einer 6er älteflen „5igaro"«2TTitarbeiter, befa^ränft
ftch auf 6ie juperläffige SwfcnmwnfteHung 6er laufenden Ho^en
un6 Informationen aus &r (Eouliffentpelt.
Arno 16 MIortier hingegen, ein geborner fjollänoer,
6er ftch sunt erften 3oulerar6ier enttpicfelt fyit ur.b 6en Heiö
6es Parisien de Paris £?erausfor6ert, fdmf |Lh eine bc»
6eutungspollerc Sperialitat in feinen tägliche» „Soirees
theätrales". <£r beftfct 6te Hunjr, aus irgen6 einer artiftifchen
tTagesfrage, aus einem neigen Bonmot, aus einer jufälligen
fomifchen Situation, aus einem fomö6iantifa^cn Xlid^s fafl
Cag für (Tag ein amüfmtes ä5enrebil6 3U gefallen, 6as
unter fetner phantaftereiefcn ^eoer nicht feiten 6en <Cffect
eines literarifchen CabinelsflücFes erpelt. Die Dorgefdnchte
einer Premiere rerfter)t er mit piel <£fprit $u fcr/tI6ern. €r
jeidjnet feine Arbeiten Uri Monsieur de Torchestre. Am
262
<£n5e öes 3 a h x * s 9ibt er fte gefammelt als ftattlic^es Bänöcfycn
heraus. Diefe merken mit öer Seit eine anfelmlia?e Biblioihef
bilöen unö als 6te ^eiligen Sijriften" aller Bouleturö- unö
Couliffen^läubigen 311 autoritatiper (Geltung gelangen.
21 119 ufte Di tu, einer 6er geroerbthatigften unö ge-
lehrteren parifer Journaliften, tfyeüt ftaj mit 3 0Ul>in / ocm
Sdjroiegerfofme Dillemeffant's, in öie ernftfyafte €heater«unö
ZtluftffritiF. 3 0UDm 5«<^net blos mit feinem Dornamen
236n6öict. ""^
€r ift ein enragirter 2Inti-tDagnerianer. Das l?at nichts
Hebcrrafa}enöes. Wo foüte er öenn feine (Einfielt in öie
öramatifäVmufifalifdje tfepolution öes Bayreutfyer 2Tteifters
her ^aben? Das In'efe einen 33ilöungsproce§ porausfefcen,
öen öer ältefte Jigaro-IHitarbeiter abfolut nid?t öurdjgemadjt
haben fann. ^igaro's IHuftfrecenfenten erfüllen ihrem
Publifum gegenüber ihre ZHiffion pollfommcn, u>enn fie ftaj
auf Citaneten, Cingeltan^elfang, £) ff enbadjiaöen unöfo neben-
her auij auf etwas <£Iaffif perfte^en. Das genügt, um eine
pifante Cauferie mufifalifch anjufäufeln. Den Äeft liefert
irgenö ein Xladtj^lagewett, u?ie öas pon ^tis unö öie
eigene Phantafte.
Philippe (ßille, ein feiner, fünftlerifdjer C^arafter«
fopf, fdjreibt öie pierjelmiägige bibliograpln'fche Hunöfdjiau
unö beforgt öie Heöaction 6er €cr/os pon paris unö 6er
Novelles a la main , jenes <Bef üllfels pon Staötflatfcfy •
pifanten 2lneföoten un6 <5auIoiferien, 6as nicht tpenig 3U 6cm
ungeheuren (Erfolge 6es „itgaro" beigetragen fyxt Die
Cüfternfyeit 6er geiftlia^en un6 »eltlia^en Cölibatäre, 6er
<£ocotten unö Betfdjtpeftern unö ähnlidjen Dolfes finöet fn>*
täglid? eine feite IDeiöe. Die meniger fdjlüpfrigen (ßefdn'djtchen
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machen meifl rafdj öie Kunöe öurcr) 5ie gefammtc europdifdp
preffe, ofme öag öie parifcr Quelle genannt wirb.
Philippe (ßille I^at, bepor er ftdj öem 3°urnalismus
ergeben, als &ertt>altunas*Beamter gearbeitet un6 fxch au<$
als Bilörjauer perfudjt. 2(uf öem Crjeater r)at et mit einer
tfeifye von Stücfen fdjöne (Erfolge ehielt.
2lörian ittarr, ein unfciger piauöerer, r)at fta) mit .
feinen Indiscretions Parisiennes einen georiffen Hamen ge-
malt. €r öirigirt öie permifdjten Hadjridjten, fügt getpiffen-
fyaft feinen Conseii par jour bei, 6er balö ein galantes
SaTonr/eitsmittel, balö ein Hodjrecept unö Peraxmötes ent-
hält, unö jeidmet Jean de Paris.
Com 61 y, feines S^ns iTTeöiciner, öebütirte als
Spitalarjt in Cyon, bepor ifyn ausgefprodjene Begabnifc naa>
Paris unö in öen journaliftifdjen (ßeneralftab 5er Hue Drouot
führte. Dem ^eöactions«Secretariat jugetrjeilt, benniljrter
ftdj gelegentlid? als einftdjtiger Steuerfreier öes Ctjef-
reöacteurs.
2lugufte 211arca6c fiefyt 5cm (Telegraphen* unö
<£orrefponöen$-Dtenfte por. Seine ^reunöe perfidjem, öaf er
fia^ pon öem fauren 2Imte öura? öie Declamation Iateinifdjer
Perfe erfyole.
• jelirHibeyre arbeitet mit 5er Speere unö fiberfefet öas
Unperbinölidjfte, -n?as öie auswärtigen 3 ourna ^ ^ber öie
<8ambcita'fd?e Xepublif ju Cage föröem. Die Berliner
/( national»5eüung" unö öie „Kölnijay Ratten in öer jüngften
<3*it merjrf adj öie €ljre, mit iljrer Profa öie Spalten öes
//^igaro'' $u öecorireit.
OulesHidjarö betrieb ipäljrenö öer XDeltausftellung als
Pierre de Touche öie inöuftrieUe Heclamc im grofeit
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26<k '
Stil. Seine polttifdyen *(un6gebungen 5eidmet er Un con-
servateur.
^ür 6ie großen tDtrtr)fcr)aftspo!ttifc^en fragen 6es
ITages erübrigt 6er „^Jigaro" fein felbflänöiges 3 nterc ff e -
€r lr>ut fie fo nebenher mittelft tfusfdjnitten aus anderen
3ournaIen ab. Seine naturtpiffenfdjaftlidjen €rcurjtonen
ergeben ftcr) faum über 6as Hireau 6er physique amüsante.
Seine ^uilleton-Homane (in6 feiten be6euten6; mit tfusnafyme
einiger Hooellen - pon Hu6oIpfy £in6au fyabe id) im
Perlauf 6es legten Jahres nia^ts 3emerfensn>ertfyes unter
6em Striae $u ent6ecfen t>ermocf?t.
3<*? nenne nodj ZTTonfteur Ulbert IDolff — un6 bin' .
$u <£n6e. Seine ZTaturgefcfjidjte n>er6e idj ein an6eres TXlal
fi? reiben; fte ift beleljrfam un6 luftig genug. Pieüeidjt
laffe id} itm audj in Kupfer flehen, mit einer XHöna^sfutte
angetfyan, nrie er feine lieben 3ouler>ar6iers abfanjelt, in
6er einen *}an6 ein Crucifirlein, in 6er an6ern einen
Rampelmann. Denn 6er IDolff ift 6er HToraiift ' 6es
„^igaro" aus 6em FF. nebenbei traftirt er audj 6ie
bi!6en6en Künfte für — ~ gebi!6ete Cefer, erflart unfern
Bayreutfyer ÜTeifter quartaliter für einen „mechant petit
homme de talent", ertpeift to6ten Prin5en 6ie lefcte €t?re,
in6em er für fte gefürjlpolle Hefrologe tpetnt, fcf/ilbert mit
Salbung 6as feiige €n6e alter Betfdjroeftern, 6ie in ilfrer
3ugen6 etroas an6eres geroefen un6 6ergletdjen meljr. <£r
ift feljr tfyätig un6 fein tfnfefyen ift gro§ im £an6e 6er ^
2Hoabiter un6 tfmalefiter, 6er pljilifter un6 anoerer
Culturpölfer.
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265
Paris ifl grof, 6ie <5af?l fetner geitungsfcr/reiber
Cegion. TXlan »eicht ftch bequem aus un6 trifft ficr) ungc*
fucrjt nicht leicht in 6er ZTTenge. überfdjrettct Keiner
gern 6ie Demarcationslinie, 6ie ihm 6er Häuptling 6er partei
o6er 6as 3ntercffe 6es <£f?efre6acteurs 5ter/t. Die politifdje
Scr/ei6ung für/rt nothn>en6igenpeife. 3ur gefeüigen Sonöerung.
Die fdjönen Künfte un6 6ie fdjönen grauen impropiftren
noch am erflen überrafcr/en6c Begegnungen un6 Befanntfdjaften.
34 bin 6em ttlonfteur IDolff in stpei 3ar/ren nocr) nicr/t
begegnet. TXuii in 6en Scr/aufenftern 6er Photographie«
hän6Ier ift mir fein Bil6 nicht aufgefallen. Sollte feine
Berühmtr/eit noch pon feiner Befcr/ei6enheit übertroffen
rocr6en, 6ie ihm perböte, fein Contrefet öffentlich ausju«
ftellen? 34 »ermuthe faft, eine 3arte Kücf ficht auf neu-
gierige, ein6rucfsfähige IDeiber in gefegneten Umftän6en
hält ihn 6em Scr/aufenfter fem. IDolff ift nämlich in fetner
pcrfönitcfjen (Erfcr/einung nichts weniger als ein 2J6onis.
Die förperltcr}e (Enpeloppe feiner wertr/pollen Seele ift pon
einer be6enfltchen, beinahe poli$eiari6rigen ^äfficr/fett
Der 3 m P re fftonip <£6uar6 Hlanet, 6effen pinfei
befon6ers in 6er Äepro6urirung bijarrer Cypen 0rofes
leiftet, ha* &*r Derfudjung nicht u>i6erftehen fönnen, 6en
<£ourriertften 6es ^igaro ab$ubil6en. <ßan$ im Qintergrun6e
6es lltelters ifT 6as feltene Stücf ju flauen, ju 6em ftch
ein pen6ant erft pn6en a>ir6, roenn ftch ocr ^H«Per ent«
fchlieft, 6en gleichfalls ausgezeichnet l)ä§l\d}en pere Couis
Deuillot auf 6ie £eintpan6 ju feffeln. 34 nichts
Ungebührliches fagen, — aber in 6er gemalten (BefeUfcr/aft
pon Cocotten, Comö6tantinnen un6 Cänjerinnen nimmt ftch
6as XDolfffcr/e Bil6 wahrhaftig aus, n?ie ein $aun unter
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Hymp^en. €in tr>t6cra>ärtig conftruirter Kopf, r>er6rel>te
2(rme, lange, unftdjere 3eine. Der lYLunb ift gan$ Satyre,
aus 6en 2fugen fpridjt überlegene Peradjtung — 5er fdjönen
Früdjte, öie $u t)od) Rängen. Jttan oenft untr>illfürlidj an
Keinecfe's pfn'lofopfn'faV" €ntfagungsftol5 in 6er (Trauben fabel.
2Tlonfleur IDolff, geboren in 6er fyetligen 5ta6t Köln
am Kleine, fyatte einen ferneren Anfang in 6er parifer
publiciftif. €r ersäht, 6a§ er rergeblidje tfnfirengungen
bei Couis Ijuart, 6em 6amaligen Herausgeber 6es illuftrirten
tDifcblattes „Cfyariuari" gemalt Ijabe, um monatlich
wenigflens jir>eiljun6ert ^rancs als firer Mitarbeiter $u erhalten.
„Hiemals fjabe idj 6iefe enorme Ziffer erreicht. 21Ian
$ar>Ite uns sroci Sous für 6ie «geile; ein Feuilleton braute
uns fed)$cfm bis jteb$efm Francs ein. J859 madjte \d) meine
erfte Keife nadj 3a6en • 3a6en , un6 6a $u 6iefem $mcdt
'fünfeefm £ouis6'or crfor6erlid? waren, fo 6eponirte idj bei
meinem £ljefre6acteur ftebselm Feuilletons; jteb5elm tEF?c-
mata mußten gefun6en un6 entoicfelt n?er6en für 6rei-
^unoert Francs!"
tDer für 6ic Figaro-Carri^re prä6eftinirt ift, ftirbt niijt
an 6er ^i^crei 6er <£fjaripari' Perleger. .
IDolff fdjrteb in (Semeinfdjaft mit £)enri Xodjefort un6
€rneft Blum 6ie „Memoires de Theresa", eine paffabel
geiftreidje 2Tlyftification 6es rcreljrlidjen publifums, 6as in
6em 6amals graffiren6en Cingeltangel»t)eitstan$ 6ie pifanten .
€ntljüllungen über 6en neuen Stern 6es 2Uca$ars mit <5ol6
aufwog. Dillemeffant erfannte 5ie Kfoue 6es Cömen, 6. i.
6es ITTonfteur IDolff. Der 2Hemoiren-€rfin6er rouroe in 6ie
fliegen6e Colonne 6es „Fiö^o" eingereiht. Von jener
5tun6e an u>ar 6ie gufunft 6es Kölner 3ournaIiftcn gepokert.
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3dj notire einen 2lusfprud}, öen id} öiefer (Tage im Blatte
öes fyodjfeligen Dillemcffant gefunöen:
„Le passe, c'est un moine; Tavenir, c'est un juif*.
Die d>riftlid> « fociale Seaction in £ranfreid> ijl ntef^t fo
perblenöet, wie jene in Deutfdjlanö, öie auf öle tfbfuröität
einer 2(ntifemitenliga tljr Qeil grünöct. Sie jiefjt 5ie 3 U0 *n
in iljre Kretfe, fettet fte an i!?re 3ntereffen ober fudjt fie öurdj
gefdjicfte Haijafmiung $u abforbiren.
Der „^igaro", öeffen 2Jctien in öen Ijänöen 6er 3efuiten
unö £egitimiften fmö, wirö ju örei Vierteln pon 3 u0 * n
gefdjrieben.
Slbförnmlinge öer patriardjen unö öie Hadjfolger Coyola's
perftänöigen ftd} in öer Hue Drouot aufs belle unö teilen
ftd} brüöerlidj in bas (Befdjäft.
illonftcur H>oIff fyat in feinen 2frtifeln wieöerfyolt 6er
IDelt aufbinöcn wollen, 6er „^igaro" fei fein Keactions-
blatt, ftntemalen er von fo gefaxten Ceuten .... beöient
weröe.
3d? fabe nodf nid)t erfahren fönnen, ob alle figariflen
jedesmal öie ZUeffc fyören unö öie Communion genießen, erje
fte ftaj an öen tfeöacftonstifdj fefcen *
„Elle est bien bonnel" mar öie Cieblingspfpafe öes
öiefen Dillcmeffant, öie er ftets mit einem breiten Cacr)en
begleitete.
Elle — wer?
3<*f öenfe — öie Dummheit öer €inen unö bxe
Pliffigfeit öer 2Inöeren. Die IDelt will betrogen fein. 3*?*
tt)ille gefd/e^I
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1
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vn.
DU €rinnerungen
6es Gerrit pon <£affagnac
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* . .
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„Schreiben Sic einen tuvpn Beriet übet 6ic gegen-
tpärttgen <£reigniffe un& $aE>len Sie ftets auf meine £rcun6-
f*aft!"
Diefcs XDoit richtete Couis ZZapoleon am 6. December
\Sö\ auf 6er <5artenterra|fe 6es €ivfeifaVn palaftes an
feinen lieben 2Honfteur 6e Cajfagnac.
Der f)ofjournaIift 6es Dejembermannes ftrtcf? pergnügi
mit 6er J)an6 über fein sufunftsfrofye* Cfjarafterbäudjlein
un6 machte ftd? an's IDerf. 2lbec fyeute erft, unter grimmig
perän6erten Umftän6en, tpeiljt er 6as größere publifum in
6ie $arten 3ntinütäten jener Haarte, 6ie 6em Kaifertlnim pon
Staatsftreid?s»6naöen 3eugungsfüa}tig porausgtngen, mit 6em
gan5en gaubev feiner rofafarbigen, unfdjufospoü perfdjmifcten
Diction ein.
Von 6en 6rei 3än6en, 6ie feine „Souvenirs du second
empire" füllen iper6en, Ijat 6ie eapiteltpeifc Publication 6es
erften 3an6es im „^igaro" foeben ifyrcn 2Ibfdjluf gefunden.
3m legten Kapitel 6iefes Banöes, 6er ftd} feiner fein
calcülirten romantifa^cn Heise, feiner fyalsbredjerifdjcu un&
bodf nie überftürjteu Effecte, fotpie feiner galgenljumorifhfdjcn
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_ 272
-
pftffigfeit megcn 90113 portrefflidj Heft, aud) wenn man fonfl
fein ßtevmb von Käubergefdn'djten ift — im Ickten Kapitel
alfö wirb 6ic oben ermähnte Unterrc6ung auf 6er (Sarten»
terraffc erjäfylt.
iTTait riecht 6en Duft 6er 33Iumen, gefyeimnigpoll
rauften 6ie fa^marjen ^ittidje 6er nie6erfmfen6en Hadjt,
bie Springbrunnen plätfdjern, es liegt fo r>iel <ßefun6r/ett
un6 Hed}tfdjaffenl?eit in 6er gan3en Stimmung, fo Diel
23efänftigen6es unö Perf$fnien6cs, ba% man 6er 3arrifa6en
un6 Blutfcenen un6 Perbredjen 6er porausgegangenen
{Tage, 6er (Tage pom streiten bis fünften De3ember, faft
pergtjjt un6 an 6er Stelle, roo Hapoleon fterjt, nur einen
3ie6ermann erblicft, 6er mil6e IDeisljeit 6cnft un6 päter-
Hd?e €ntfa7lü|fe fpridjt. So flingen 6ie €rinnerungen
fanft aus un6 an 6er Stelle, »0 an6eren tttenfdjen 6as
bürgerliche, feiner ftaatsftrcidjlidjen Heber tölpelung |id}
fügenoe (ßemiffen ftfct, emppn6et unfer literarifdjer €pi«
furäer nidjt 6as geringfte mißbehagen. Cest bien joue.
Hun 6ie Scene felbft. ßerr <5ranier pon Caffagnac
nähert ftdj, pon einem 6ienfttrjuen6en Offaier geleitet,
feinem ^ufunftsfatfer, ocr ^ m na ^l Wl« (Beipolmfyeit
6en fleinen Ringer 6er redeten f)an6 $um familiären
Drucfe entgegenftreeft un6 in 6ie Worte ausbridjt:
,,2H}, Zftonftcur 6c Caffagnac, idj bin gan3 wie Sie, td}
glaube an 6ie Dorfefyung. (Erinnern Sie fidj unferer
<£onuerfationen $u Saint «<£Iou6 im iTTonat £>ctober? XDir
6adjten 6amals 6ie Kammer in \t)vet tfbtpefenfyeit auflöfen
$u müffen, eh bien! 6as tpar Oufdmng. 3n6em mir fic
uxityrenö 6er Per famm hing auflöften, Ratten wir gleid)
je6roe6en IDi6erftan6 in unferer £)an6 un6 mir permodjten
. . . • - : - ;
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)
ifm mit einem cinjigen Drucf $u brechen. 2lfj, icfj glaube
mie Sic an bie Porfcfnmg! ZUeinen Sie nidjt, ba§ mir
bamals Unrecht galten?"
„<Banj gemig, prins, bie €reigniffe bemeifen es. Tiber,
iHonfeigncur, fmb Sie nidjt felbft ber Slnftdjt, bag bie
Seit Ijerbeigcfommen ift, bie J)err tTfyiers propfjejeit fyit,
unb bag bas Kaiferreidj gemalt ift?"
„Wenn \d) es mollte, ja. <£s ift jeboefy notfymcnbia,,
bag ,franfreid> felbft es pon mir motte. Sie fennen meine
Politif; idj bin entfdjloffen, $vantve\di $u confultiren.
Später merbe idj ypxen fagen, meiere Xolle idj 3*? ncn M
biefer Confultaiion 3ugebadjt fyabe".
„Stets 3U Befehl, mein Prinj. *}err (Buijot, von
bem id) foeben fomme unb ber über 3*? rcn S* e 9
mefyr aufgebraßt ift, als ftaj's gerabe fdn'cft, fyat mid>
beauftragt, 3*? ncn 3 U fas«", &<*f f«"** ZTTeinung nadj
ein fernerer ^efyler märe, bie confultatire Commiffton
einsuberufen unb biefelbe um ifjr (ßutbünfen $u befragen",
„Danfen Sie bem £)err (Butjot für feinen guten Hat!?,
iaj merbe ifyn befolgen. Die confultatipe Commiffion fyat
iljren IDert^, aber fte ift nidjt Jranfreidj, beffen ZlTeinung,
beffen IDiüe burdf feine anbere Autorität pertreten merben
fann. ^leury fyat Sie in meinem Hamen bereits erfudjt
einen furjen Bertolt über bie gegenmärtigen . €reigniffe ju
fcfyreiben. ZHa^en Sie fta> an's VOtrt unb jä^Ien Sie ftets
auf meine ^reunbfa^aft!"
tforfefyung, Polfsmille, Danf, £reunbfd>aft; fürmaljr
im (Bemütfje bes Decembermannes lagen eine ttTenge frönet
Qualitäten pereint, bie jur geplanten (Sefellfcfjaftsrettuna,
Dortrcfflid? $u permenben maren. Vorläufig freiließ reichten
Ol. <$. Contob, paxifiana. 18
öer raufen IDirflidjfeit gegenüber öiefe fyolöen (Sahen 6es
Ianöespäterüdjen £)er3ens nxdjt aus unö es öurfte niajt por
jenen 2Iusfunftsmitteln 3urücf fdjrecfen , treibe ifym öie
praftifdje Staatsmeisljeit an öie f)anö gab, als öa ftnö
J}ausfrieöensbrudj, Derfyaftung, Kerfer, Derbannung, ZTTorö.
TXlxt öem ITCoröen mar es jeöodj nidjt fo fdjlimm, als
man feitfjer an3uneljmen gemolmt mar. fjerr (ßranter
pon Caffagnac ift in öer angenehmen £age, als „moljl-
informirter geuge" öie autfyentifdje Derlufiliftc proöueiren
311 fönnen. IDäfyrenö öer Straf enfämpfe Pom 2. bis
De3ember fyatte öte tfrmee 26 tToöte unö ^8 Permunöete,
öasPolf 5er Barrifaöcn J75 tToöte, rporuntcr öie Deputirten
Bauöin unö Dujfoubs, unö \\5 Derrounöcte. XDenn öann
nodj in öer Ijifce öcs (ßefedjts, meint er gutmütig, außer
öen Jnfurgenten aud} einige unfdjulöige ZTCaulaffen getroffen
rooröen feien, fo fönne man öas moljl als ein ZITalfyeur,
aber niä?t als ein Xttaffacre be3eidmen. Summa: öas
Bisdjen Bürgerblut, öas für öie angeftrebte ftaiferfyerrlidjfeit
unö (ßefcllfajaftsrettung flog, mar öie reine Bagatelle.
Die erfte beträa^tlia^ere ^anölung öes neuen Staatsftreidj«
minifteriums mar öas Canöespermeifungsöecret, öas am
adjten De3ember auf Eorfdjlag öes HTonfteur öe Slorny
erlaffen muröe. ^ünfunÖ3man3igtaufenö Clubiften, 3nfurdenten,
Jremöe unö anöeres repolutionäres Volt muröen öamlt aus
öem Canöe gejagt — nur fünfunÖ3man3igtaufenö. 3ß oas ' '
öer Xeöe mertfy? Unö* muröe öamit nidjt 3ugleia^ öem
Kaifer öie ZlTöglidjfeit porbereitet, öas fdjönfte, öas göttliche
Hedjt öes Canöespaters $u üben unö fpäter einige Qunöert
öer perbannten unö perfprengten Canöesfinöer 3ur Kqcffefa
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an 6cn per56eten fyxb, in 6en Scho§ 6er $u (ßrunoc
gerichteten ^amiüe $u begna6igen?
tfuaj mit 6en Verhaftungen 6er Deputaten am $u>eiten
Dezember hatte es eine gan$ andere Ben>an6tni£, als 6ie
antifaiferliche IDelt (eitler heudpttfc Sie waren ein Xct
purer Ceutfeligfeit. 2Han wollte 6ie armen Deputirten ein-
fach ÜOr **? re * Partei fehlen, pon 6ercn fün6hafter
führung $ur tEheilnahme am Aufruhr fte be6roht waren.
Kann man humaner fein? 5o perleum6ct man 6ie Staats-
ftreichler, ftatt ihnen 6en Cugen6preis jujuerfennen, 6a fte öie-
Unfdjulo 6er Deputirten fo energifch Por 6er Perführung
bewahrt I .
Die Beftegten 6es jmeiten Dejembers, Flagt fjerr von
daffagnac, Ipbtn auch 6em <Sere6e (glauben ju perfchaffen
gewußt, auf 6ie tfrretirung Victor fjugo's fei ein preis
gefegt gewefen, währen6 6ie Hegierung 6och gemj gut feinen
Verftecf fannte un6 6ie klugen $u6rüclte, als er, ausgerüftet
mit 6er Bloufe un6 mit 6en papieren eines brapen £>uprier,
6as IDeite fucf)te.
Hm auch in 6iefem punfte gans ftcher su fein un6 le
coeur net 3U fyibcn, ließ fich 6er gewiffenfjafte Caffagnac
6ie Zltühe nicht per6riegen, an 6en ZTTonfteur 6e ZHaupas 3U
fdjreiben, 6er 6amals 6ie §än6e gewaltig im Spiel tyxtit.
Derfelbe antwortete am 27. September 6iefes Jahres wie folgt :
„Victor fjugo fchmeichelt ftch felbft, in6em er fagt, man
habe einen preis auf feine perfon gefefct. $ünfun6$wan5tg-
taufen6 £rancs für feine (gefangennähme wäre jeoenfaUs
piel gewefen. Zllornf fyxt mir 6ie £>r6re gegeben, ihn 5U
perhaften. 3dj h a & e ** abgelehnt, 6ie Verhaftung auszu-
führen. Victor ^ugo war 6urchaus nicht gefährlich-. Ver?
>
. 276
——————
I?aflcl toäre er eine Verlegenheit für uns geipcfen. Fann
nur beftätigen, *> a % cr f ic *? f**? r forgfältig perfteeft Inclt un6
ftcr) nirgenös seigte, roo nur irgen6 eine ßcfafyr $u ipittern
roar. <£r f^iclt fidj ftreng in feiner 2?olIe als organisateur
ä distance".
VOxx überlaffcn es 6em Perfaffer 6er „Histoire d'un
crime", 6as publifum über 6en IDertlj ober llntpertfy
6iefes «Jcugniffes aufouflären. Sidjerlid; roir6 Victor fjugo
6em 2TTonfteur~ fre Xtlaupas 6ie llntwoxt nidjt fdjul6ig
bleiben. .
lieb er feiig ift Caffagnac, roenn er 6er prächtigen
<ßei)eimft$ungen in St. Cloub un6 im <£Iyfee ge6enft,
roo 6ie XDerfjeuge $um Umfturs 6er Xepublif felbft pon
6em f leinen fjäuflein 6er IDiffen6en ausgewählt, ge-
muftert un6 feftgeftellt rour6en. Da 6urfte er mit aben-
teuern, 6a 6urfte er 6ie Staatsjtreidjs-XDeltgefdn'djte mit
porbereiten Reifen. 2(d>, roenn er an jene romantifdjen .
Reiten jurücf6enft, 6er €fjrenmann-*}ofjournalift 6es Kaifer-
tfnnns, 6a weitet ftcr) feine fdjöne Seele un6 er u tarnet
roie6er 6ie fye^ftärfenoe Derfdjtpörerluft in Pollen Qü^en.
IDie nüajtern, urie beffemmen6 ift hingegen 6ie
gütige Xepublif , 6ie Um in feinen alten tTagen über- -
rafdjt hat, 6iefe profaifdje 2?epublif, in 6er es fo fürdjterlidj
gönnet sugefjt, 6ie feinen Haum gewährt für ein erflerf-
Hdjes Stücf confpiratorifdjer (ßaunerromantif! Die €r»
innerungen allein fm6 es, 6ie 6em alten 3onapartiften
aus 6er e6Icn Gefühlswelt jener Ijerrliayn ge-
blieben fm6, 6enn 6ie Hoffnungen einer XDieoerauf*
ridjtung feines Kaifert^ums fa7win6en $ufef?en6s pon Cag
5U Tag,
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277
„(Enölid) fcr,lug öie feit Jahren erwartete Stunoe!"
So tybi fein 5meiunö$man3igftes €rinnerungscapitel an,
in welchem er öie öenfmüröige lladü vom erften auf
öen jmeiten December fdjilöert 2ln öem Hbenö mar
augeroröentlicfjer unö fef?r brillanter €mpfang im €lyf*ie.
Diele Deputirte maren erfeffienen. IHan unterhielt ftd> %
gan$ laut von öen €reigniffen, öte in 6er Cuft lagen
unö öie man als unuermeiölicf} betrachtete. fjerr pon
Caffagnac mar natürlich auch ba. 211$ einer feiner Be-
rannten, 6er Deputirte Denjoy, öie frage an iljpt richtet«
mit einer Stimme, öie auf jelm Schritte uerftanöen
meröen fonntc: „Hun, mann meröet 3h r uns DOr
(Chöre fefcen?" Da fonnte er bereits, obfehon nicht ein»
•
geroeiht in öas letzte unö h^f tc (ßeheimnig, fo 6och
füger Ahnungen poü, in öerfelben tTonftärfe antmorten:
,,3d} h°ff c / me * n Heber freunö, öag es balö geflohen
miröl"
Die Pforten öes (Empfangsfaales fdjloffen ftch, öie (Säfte
feierten h«m. Da fchlichen öie fjerren öe ZlTorny, öe 21Taupas
unö öer (ßencral öe St.*2(rnauö sum Prinzen. 2Hocquarö
mar fchon ba; öer Cieutenant«CoIoneI öe BcuiUe, £>röonnan$-
offi$ier öes prinsen, muröe erft gegen ZHitternacht gerufen.
Mes mar bereit. Das Defret öer tfammerauflöfung, Me
Prodamation~~an öie Armeen, öer Appell an öas Volt maren
unter$eichnet. De UTorny accevtivte als ZHinifter öes Jnnern
öie gan3e politifcr)e Derantmortlichfeit, Saint« 2frnauö fpradj
gut für öie mtliiärifchen Operationen als Kriegsminifler,
2TIaupas ftanö als Potyeipräfect für öie Sicherheitsmagregeln
ein. 3 eoer fömor, feine f)aut $u magen unö im Hothfaüe
fo theuer als möglich $u uerfaufen. €s muröe uerabreöei,
. I .
I
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278
6ie Verhaftungen Scr/lag fecr)s ein Piertel 1% auszuführen, .
um fea?s ein Ijalb Uh r 6ie (Truppen aufmarfcr/iren $u laffen
un6 Punft fteben Uf?r mit 6em #uflöfungs6efret un6 bcn
Proflamafioncn 6ie ZTTauem uon gan$ Paris 3U be6ecfen.
3m getivaum einer Stun6e mugte alfo 6er £)auptcoup roll*
Sogen fein. <£r war's. (Taffagnac mar nid}t öabei. Das
wurmt ilm ^eute nod). <Er baffe bei 6er eigentlichen tTfjat
6as Hacr)fer/en. 2TCan gönnte ihm fein anöeres Qelöent^um
als 6as 6er $ebet~
Dafür gemährt es ihm einige (Scuugtlniung, einen
in bie Protofode 6er <0e^cimpoli5ei getljan $u haben, unb
heute 6er IDelt er$ählen $u fönnen, wie lacr/erlicr) ftdj 6amals
6er feiige (Thiers bei feiner Perhaftung aufgeführt, ZITachen
mir ihm 6as Vergnügen, feine €rsählung 3U hären:
„fytt (Thiers lag im tiefften Schlaf, als '6er poltjei«
Kommiffär fjubaut sen. in fein Schlafzimmer 6rang un6 6ie
earmoifinrothen, mit weifer Zttouffeline gefütterten Damaft-
Vorhänge auseinan6erfchlug. ptöfclicr) fährt er aus 6em
Schlafe auf, richtet ftd} im Bette auf, reibt ftcr) erfchreeft 6ie
2fugen, über meldte eine roeige baumwollene Hacr/tmüfce ge-
sogen mar, un6 ruft: „De quoi s'agit-il? Was gibts?"
„Beruhigen Sie ftcr), man timt 3h nen nxdfis, wenigftens _
trautet man nicht nach 3h rem £eben", antwortete 6er
Commiffär, 6enn §err (Thiers mar gan$ entfefct; ich fomme
um Ijausfucfmng bei 3*?"*n $u galten".
„IDas magen Sie jüj V xer 5 U thun? IDtffen Sie,
6ag ich Hepräfentant 6es PoIFes bin?"
„^awolfi, ohne «Zweifel; aber ich * ann °i* Aufträge
nicht 6iscutiren, 6ie ich empfangen h<*be". *
„2lber mas Sie 6a beginnen, ifl ein Staatsflreicr/!"
. »
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279
„ZtTonfteur Cfners, id> fyabe auf 31?re 3nterpetlarioneit
nicr/t 3u antworten; faben Sie öie <5üte auf3uftef>enl"
„Bin icr) allein in öiefem £ail ober gef?t es meinen
Collegen ebenfo?"
„Das roeifc icfy nidjt, mein fjerrl"
Cln'ers ftanö auf unö fucr/te ftcfj ansufleiöen. €r $09
fein HadMemö aus, unö pergeffenö, öas an6cre ans^ief^en,
freu$te er feine 2lrme über 6er Bruft unö begann aufs
Heue feine 3nterpeIIationen an öen Commiffär 6er poli$ei
„IDas Sie 6a treiben/ fann Sie aufs Sdjaffot
bringen!" ' '
„ZHonfteur Cljiers, tdf als mcinc * u
erfüllen".
„IDenn id> 3lmen aber eine Kugel öurd> 6en Kopf
jage?"
„€iner folgen Qan6lung Italic icr) Sie nidjt fäfyig, §ert
tEl?iers; ia? fyabe mid> je6ocr? auf alle $äfi*e porgefefym unö
tpür6e tpol?! im Staube fein, Sie 6aran $u perfn'nöenu
307 l?abe öurdjaus feinen Auftrag, mit 3fnten ju ötscuttren;
icfj poityelje 6ie mir gegebenen Befehle, nrie tefj 6ie 3f>rigett
poü*5ief?en u>ür6e, u>enn Sie ITtinifter 6es 3"" ern n^ren".
€rfucr)t, 6as Simmer 3U perlajfen un6 mit 6em
poiiseimann ab3ugefcn, u>ur6e er perlegen un6 erfaßten
ängftlidj un6 ^ögem6 in feinen Bewegungen. XTCan lief
ir>n glauben, 6ag er *blof? jum poliseipräfecten geführt
u>fir6e. Die Hicr/tung, 6ie 6er IDagen etnfctyug, rerme^rte
feine Befürchtungen unö er ftrengte ftd> an, öurdf allerlei
perfängiierje unö 6rofyen6e Haifonnements öie Agenten 6et
polijei pon 6er (Erfüllung ifyrer Obliegenheiten absujieljen.
3n 2Ha$as angelangt, fragte (Thiers, ob man iljm
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feinen getDöljnlicr/en 2Ttifcr)faffee geftatte. TXlan überhäufte
ifw mit 2Iufmerffamfetten, foroeit es 6ie Umftänöe erlaubten.
€s mug je6odj eingeftan6en u>er6en, 6ag tyn fein WXuti}
poü*ftän6ig perlieg un6 6ag 6as proiofoll 6es Commiffärs
fjubaut mit graufamer (Benugtljuung des deTaillances
interieures conftatirt"
2lus 6er Porgefdn'djte 6es Streiches r)eben mir folgende
pifante €pifo6e fyeraus, nidjt nur roeil jie ben Stempel 6er
tfufricr/tigfett trägt, fonöern aud} ein intereffantes Streifüdjt
auf fjerrn Houfycr, ben nodj immer gefdjäftigen fjäupt«
ling 6es Bonapartismus uno polittfdjen Dormun6 Culu's,
n?trft«
„(Eine erfte #bre6e u>ur6e am [\. &ugufl \Sö\ in
Saint «CIou6 getroffen. Cags $upor befanö ftdj bovt fytt
2?our)er in Dienftangelegenfjeiten un6 6er Prht3 • prüft 6ent
fagte $u ir/m: „^Horny, perfigny un6 <£arlier Fommen
morgen fytv, um im parf mit mir $u jagen. Her)men Sie
bod) aud) an 6er Partie t bei II" f)err Xoufyer entfdjul6igte
[idft 6a er fein 3ag6liebl?aber fei, roorauf 6er Prin$ ent«
gegnete: „Hun, 6ann fommen Sie $um Diner, aber fajon
rea)t frü>!"
Tille erfdjienen pünftlidj. ZTTan perfammelte (taj in_
einem Saale, in tseldjem ein Cifdj mit Sdjreibmaterial
bereit pan6, un6 fjerr Xoufyer nal?m, n?ie 6ie 21n6eren, tpeldje
auf Derabreoung su fyxnbein fa^ienen, auf einem Seffel plafc.
tDie groj? roar nidjt fein €rftaunen, als ir)m eröffnet würbe, . '
man rjabe ftdj 3ufammen gefun6en, um Decrete un6 Proclama«
tionen aufsufe^en; 6iefelben, meldje 6ann audf tpirfliaj am
3. December gebraucht umroeiu
„IDas taufen6", rief er ladjen6, „man perfijtpört ftdj
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fyer aifo? Hütt, 6a Sie tflle an 5cm (Eomplot tljetlnefjmen
un6 miij in's (Bcljeimnig sieben, fo toiü tei? getroft mit*
confpiriren". Damit ergriff er 6ic £e6er, unb mit ben
juriftifäjen 06er a6mmiftratipen Wormeln bejfer pertraut, als
6ie 2ln6eren, warf er fofort mit jenen Sdjriftftücfen eine Utt
von prolog 511 6er Dcrfaffung Pom 3anuar 1852 aufs
papier; 6er prin$ gab 6en <5run6gc6anfen, 6ie Raffung mar
6urdjaus Xoufyers IDerf.
Had> pollbracfjter Arbeit lief 6er prin3 feine Blicfe über
6ie Decfengemälbe 6cs Saales fdjmeifen un6 fagte 6ann $u
feinen pier ittitarbeitern : „IDiffen Sie, meine Serien, mo
mir uns bepn6en? 3n 6emfelben Saale, in meinem 1830
6er IHarfdjall ZUarmont feinen Degen 6cm Qersog pon
2(ngouI6me überreizte. Hun 6enn, 6iefen Degen, 6er fo
lange treu gef odjten fyrt, nehmen mir jefei an uns, um ifyn
in 6ic §än6e 6es Polfes $urücf5ulegen". <£s mar 6ics 6as
erfte 2HaI, 6ag 6er prinj ftcfj fyrrrn Houfjer offen anper-
traute. Kur5e porljer fyatte er nur einmal im <£lyf6«
gegen ilm 6ie IDorte geäuger t: „ZTtein <5efd}icf Ijat fidj nodj
niajt erfüllt; tc$ mer6e Kaifer fein". -
Sefyr cfyarafteriftifcff fm6 auc^ 6ie 2tnef6oten, meiere
Caffagnac über 6en intimen journaliftifdjen Derfefyr auftifdft,
6en er mit Ztapoleon länger als fünfun6$man$ig 3 a fa e als
He6acteur 6es~„<£onftttutionnel", 6es „poupoir", 6es „pars"
u. f. m. unterhalten fyxt
Dag 6er prin3«präfi6ent un6 fpätere Kaifer fid} feiner .
un$äfjlige ZTTale gegen feine eigenen ZHinifter un6 gegen 6ie
Kammern be6iente, tfm im Amtsblatt un6 auf 6er (Tribüne
in 6en entfd7ie6enften 2tus6rücfen 6esapouiren un6 6ann 6urdj
21Toquar6 un6 Conti pertrauliaj etnla6en lieg, nur tapfer in
«
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6er eingetragenen Balm 3U perfyarren, ersaht (Branier
6e (Eaffagnac als 6ie natürliajfte Sadje pon 6er IDcIt un6
fogar 3um befon6crn Preife feines f)errn un6 ZTTeifters.
€inmal mug Houljer als 3uftijminifter if^n auf Anbringen
6er Kammern jhrafgeriajtlidj perfolgen; er n>ir6 $u 5000 £rcs.
perurtfyeilt, un6 foglciaj überbringt ilmt 6er Cabinetscr/ef 6es
Prin$pra , ft6enten, tfugufte Cljepalier, nidjt Mos 6iefe
5000 ^rcs., fon6ern audj nodj 6ie gleiche Summe als
präfent für feinen Pertf?ei6iger. Tlod) fjübfajer aber ift
folgen6e «Befdn'djte.
„€ines 2lbcn6s, fürs nadj 6em 2. December, u>ar
im €lyfee €mpfang. Per prinj faf, eine Sdjale €is
nefnnen6, auf einem (Eanape un6 ipinfte mir, neben ifym
plafc $u nehmen. „Caffen Sie ftd? ein gefrorenes geben",
fagte er $u mir, /; un6 nehmen Sie, inoem Sie es per$efyren,
6ie richtige Haltung an, ipie 3 cman &/ *>°n ntic aus-
gefällten u>ir6. Der belgifdje <S5efan6te fyxt fiaj foeben
bet meinem ZTCinifter 6cs Beugern über einen tfrtifel
6es „Constitutionnel M befcfjtoert, in meldjem Sie meine
Pläne ettpas gar 3U offen enthüllt Ijaben. Sie ftn6 fonft
6ie «gurücffyaltung felbß un6 es ift 6ies 6ie erfte Unbe»
fonnenfjeit, 6ie 3*? nen entfer/lüpft ift; aber es ift nun.
einmal gefdjefyen un6 idj bin eine <5enugtf?uung fdjuI6ig
XOäxe iaj eine fdjöne £rau un6 fyätte mein <5atte 6en
Vctbadft, Sie feien mein Ciebfjaber, fo müften roir, 6amit
unfer Derfjältnif fortbewegen fönnte, fcr)einbar mit einan6er
brechen. Hun 6enn, feien wir, um je6en Der6acr)t 3U
befeitigen, auf ein paar Cage übermorfenl So piel \df
n?eig, jtn6 Sie für morgen bei mir $ur (Tafel gela6en;
fommen Sie Heber nidnM Sie n>er6en fld) fpäter fd>a6!os galten".
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Tladf 6icfen tfufscidmungcn $u urteilen, wat übrigens
Hapoleon III., was audj von anbetet Seite betätigt voitb, 6er
eifrigfte 3ournaIift feiner Seit. Hiajt nur infpirirle er fünf
ober fedjs Blätter auf einmal un6 darunter aua? foldje, Me
3um Schein gegen feine Regierung Dppofttion maxien; er
befpradj fta) aua> pcrfönlia> mit 6en 8e6acteuren un6
Brofdjürcnfdjreibern, falj ifyrc Correcturbogen 6urcfy, öiscutirle
6ann n>ie6er mün6lidj feine €inu>en6ungen un6 (ßloffen un6
gab ilmen fogar nia)t feiten eigenf>än6ig gefdjriebene 3n-
ftrudionen. 211s im 3 a *? rc \B67 aus feiner Sdjatulle 6er
„<£ten6ar6" gegrünöet nwr6e, unterhielt fid} 6er Kaifer mit
fjerrn &ugufte Vitn, ben er $um £r/ef»2£e6acteur auserfefjen
hatte, tpie irgen6 ein ^citun^suntetne^met von Beruf.
„tDarum" fragte er Pitu, „tparum, glauben Sie, fyxt 6er
„Jigaro" fo grofen (Erfolg?" Ditu, 6urdf 6iefe Dertraulid}-
feit überrafdjt, tpugte nidjt, u>as er antworten follte. „UTeines
€radjtens befäalb' 1 , fuljr 6er Kaifer fort, „tpeil er lauter
fur$e un6 mannigfaltige 2XttiUl bringt, pon 6enen je6er ein
an6eres tCfyema befyan6elt". Hapoleon III. ^atte in 6er
(Tfyat eine befon6ere Porliebe für foldje fur$e (Entrefilets, 6ie
er gelegentlid} tpoljl aud> felbft ffi^irte. So gab er 5. B.
eben für 6ie erften Hummern 6tefes „<£ten6ar6" l?errn
(Sranier 6e Caffagnac in eigenfyän6igen Roten 6as Zftaterial
$u fünf TXttitetn, in melden 6iefer, u?ie er ftd} aus6rücft, .
6en tfTiniftem, mit 6enen 6er Kaifer n>ie6er einmal in
IDi6erftreit n>ar, ein r/eilfames #pertijfement erteilen foüte»
Ditu felbft, auf 6effen Pcrfdjroiegenfjeit man nidjt redmen
fonnte, erhielt 6ie 2CrtifeI aus 6er Staats6rucferei (I) fertig
gefegt un6 erfuhr erfl neun 3aljre fpäter, pon a>em fie Ipt*
rührten; Caffagnac aber mufte je6en #rtifel Dörfer in 6en
* * *
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(Drilerien porlefen un6 öabet 6em Kaifer 6ie betreffen6cn .
Holen surücfgeben, tporaus, beiläufig gefagt, fyerporgefjt, 6a£
6er lefcte auaj in ifm nur ein bcfdjränftes Pertrauen
gefegt fyit. —
IDenn man 6en erften 3an6 Oer Caffagnac f fd?en
Stufjeidmungen genau 6urdjftu6irt uno ein Bü6 6er
Dorgef dn'djte 6cs Staatsftreidjes gewonnen • Ijat, fann
man ftdj 6er Dertpun6eruug nidjt enthalten, n>ie es möglia^
getpefen, 6af? eine fo glän$en6 begabte, freif?eitöürften6e
Hation einem folgen geipattfamen (Saunerftücf 3um £>pfer
fallen fonnte. <£s ift 3ur tfufflärung 6iefer pcrblüffen6en
Cljatfadjc fa?on ungeheuer piel (Einte perfdju>en6et ux>r6en
un6 6oa> ift es bis ifjeute faum gelungen, Polles Cidjt
in 6iefe 6unfle partie 6er franjöftfäjen Potfsfeele $u
bringen.
Das jroeite tfaiferreidj fyat 6urd? feine (griffe^ felbft
bemiefen, 6af es ein berechtigtes <5lie6 in 6er unen6lidjen
Kette Ijiftortfdjer Hot^meu6igfeiten gemefen. 3 u 9 e 9 eDen -
21 Hein 6er Porgang im Dolfsgeifte, 6er 6ie (Einfügung
6iefes <5lie6es ermöglichte, ja for6erte, bleibt nia?ts6efto«
tpeniger fd}u>er porftellbar. Das bonapartiftifaV Drama
fpielte ftdj fo rapi6 ab un6 6er Porfyang ging über
eine fo entfefclidje Kataftroplje nie6er, 6a§ 6ie 5 u f^uer
erft nadj einer Äeilje pon Jahren ftd? pon 6er €motion
hinlänglich erholt Ratten, um 6as (BeljeimnifpoIIe in 6er
<£rpofttion 6es Stücfes $u gewähren un6 nad} einem
Sdjlüffel 3U feiner <£rflärung $u fudjen.
Der Homanrier €mile Sola, eben fo freimütig
als gefdneft, 6en Hagel auf 6en Kopf $u treffen, I?at
6iefes (Bebtet in feiner jüngften Sdjrift „La RSpublique
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et la Litterature" mit ein paar IDorten geftrcift, bie
uns im Ijödjften (ßrabe ber (Erwägung mcxti) fdjeinen.
äußert fidj folgenbermagen:
„Das stucite tfatferreidj ift ju Stanbe gefommen, mcil
bie Hepubltf bas £anb mit Derbrug erfüllt Ijatte. Die
Hepublif trug ben tE^atfaa^en nicfjt 2?edmung; ftc fümmerte
fidj nid?t barum, einem Beöurfniffe $u entfprea^en, fonbern
perlor fidj in fyofylen €rflärungen, in ermübenben Saufereien,
in ben perfdjtpommenften unb unpraftifdjften tTfjeorien.
Pergcgempärtigen mir uns biefe Periode 6er Hepublif von
\Q<{8. 2tüe ifyre DerfuaV fc^Iugen fef?l, roeil fein einziger
auf feftem Boben rul)te. Sie per$el?rte ftdj in einem
f)umanitätsgefafel, in einem rein fpeculatiuen Soeialismus,
in romantifdjer Hfyetorif un6 in einer geariffen Keligiofität
beiftifd?er poeten. Don ^ranfreidj felbft, bas fie regieren
wollte, Ijatte fie niemals eine flare Eorftellung. Sie ipollte
mit bem Canbe erperimentiren, wie mit einem tobten
Körper. <5ewijj, 6ie IDorte Wangen ganj fyerrliäj: ^reiljeit,
(ßleidjljcit, Brüberlidjfeit, (Cugenb, €ln-e, Daterlanbsliebel
2Ibcr bas waren eben nur H)orte; 5um Regieren gehören
«Traten. Denft €ud? einmal redjt würbige unb redjt gute
211 duner mit ben beften Ztbftdjten von ber ZDelt, meiere in
ein £anb einfallen, pon bem fie abfolut nidjts fennen unb
audj gar nidjts fennen wollen, babei aber bie merf würbige
3bee perfolgen, auf biefes irmen unbefannte Canb ein rein
tfyeoretifdjes Hegierungsfyftem anu>enben $u trollen. Die
notfjwenbige ^olge wirb fein, ba§ bas Canb, in feinen aU*
täglidjen Cebensgewolmfyeiten geftört, ftaj über furj ober lang
bas (Experiment perbitten wirb — unb bie Dictatur ij* ba.
Das t)at man am 2. December gefefyen. ßtanhtxd^ k**
* m * *
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«inen fjerrn acceptirt, weil es enMid? mü6e mav, fich feit
$rei 3 a ^? re « *? m uno werfen $u laffen, olme 6aß man
«ine erträgliche £age für 6as £an6 $u finöen Dermodjt
hatte .... ."
Das ift es. Die in ihren Cebensgemohnheiten geftörte,
in i^ren foeialpolitifcrjen Begriffen perwirrte, in 6en noth»
u>en6igften Bc6ürfniffen unbefrieöigte Hation i>er$n>eifelte an
$er erlöfenöen Kraft 6er republifanifchen Staatsform. Sie
fah in 6ein Dictator ihren IPo^Ithdter un6 Erretter. Das
n?ar ir)r Hecht un6 — il?re Scrjan6e $ugleich- IDar oic
£)!?nmaa7t un6 Unfähigfeit 6er ftaatserhalten6en Polfs«
manner wirf lieh fo groß, 6aß ftd} ^ranf reich an einen
ehrge^igen, rücffichtslofen, meinei6igen Kaifer«Phantaften
wegwerfen mußte?!
. Collis Hapoleon gewinnt 6urch 6ie <£affagnac'fchen Ent-
hüllungen we6er als ZTTenfch noch aIs Qerrfcher. IDir
«rbliefen in ihm nichts weiter als einen fchlauen Böfewidjt,
•6er 6ie Verlegenheit un6 augenblickliche Hotlj einer Hation
für ftch ausbeutet un6 6as weniger in feine perfon, als
Dielmehr in feinen Hamen gefegte Vertrauen mißbraucht
€s ift fdjwer $u fagen, was 6en f)errn r>on Caffagnac
getrieben h a */ Qft&bt in 6iefem 2iugenblkf, n>o 6ie 6ritte
^Hepublif feften So6en gewinnt, mit feinem Kaiferflatfch in
<6ie £)effentlichfeit $u treten. ZDollte er einem ©ierten Hapoleon
■
*ie Schwarjfunft lehren, wie man einen pulgären Stuhl über
Vu\d}t in einen Kaifertfjron perwan6elt? <£in folches
pripatifjimum pflegt man nicht an 6ie große (ßlocfe $u
hängen. Eine Ehrenrettung 6es Decembermannes fann 6as
-Buch weniger bejwecfen, 6as faft auf je6er Seite
Dinge er$ählt / 6ie 6en ehrlichen Bürgerftnn mit <5rauen un6
. ■
* * * » • *
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2Ibfo?eu erfüllen muffen. Sei es aud> roas es wollt, vieb
Uxdit felbft nur eine literariföe Speculation, 6ie bonaparttftifdfe
Partei u>ir6 ftaVriia? menig Segen 6apon Ijaben. Pen
Kepublifanern pon rjeute hingegen fönnen öiefe (Erinnerungen
als ein einbringlidjes ZTCemcnio Menen, um 6ie ^efyler 5U
permeioen, tpeldje 6er bemof ratifdfen Bewegung pon \8<k3
einen fo perrjängnigpollen Ausgang bereiteten.
3n 6er grofen Hepubüf jenfeits 6es Oceans foü eine
ftarfe Hadjfrage naa? 6em <£affagnac'fd?en 3ua> fyerrfdjen.
Die Heugieroe 6er Hmerifaner ift begreifüdj. Zflan liest
mit 6oppeItem Pergnügen gut erjagte Häubergefdjicfften,
rponn man fta^er in feinen pier Pfählen u>ol?nt un6 fa meit
fjerr feines eigenen Polfsfdncffals ift, 6aJ man pon
gefrönten Abenteurern nichts 5U fürdjten brauet.
<£s a>ar am legten ^afdjingstag, am Mardi gras 6es
gemeinen 3aljres \87$ f wie 6er Kalen6er perfta^rt. €in
grauer ^immel r>ing über ^ranfreia^. Die pielbelobte
Atmofpfyare pon Paris fyatte ftdf in luft form igen Kotlj per-
ipan6elt. Die Hepublif ftarrte pon Sdjmufc, Cangetpetle,
trübfinnigen Ahnungen un6 profa 6er Caffagnafen , pere
et Iiis.
Derjipeiflung bemädjtigte ftdj aller (Bemütfyer. Denn
6er edjte Camepal ift ein Prinj un6 refpectirt fid? feibfl
piei $u fefyr, als 6af er feiner lDür6e etipas pergeben un6
6as unglücfliaV republifanifa^e Can6 mit feinen legitimen
Späten fyätte erweitern mögen.
Polijet un6 Diplomatie gaben ftdj jmar alle eroenfltd?«
*.
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288
lYlülp, Stabt unö £anö mit einigen nierjt übel erfunöenen
Scfyer$en in öie erfelmte ;fafdn'ngslaune $u bringen* unö öie
£uft an öem gefefclid} erlaubten Ijör/eren Blööftnn, 6er $u
einer gefunöen IDelt« unö Staatsperöauung fo mefentlidf
beiträgt, in öen perööeten republifanifajen Qerjen roieöer
rjeimifdj 3U maa>n. *
Selbft öie Spifcbuben, ein 11007 nidjt Innlänglidf
refpectirter unö nadj Peröienft befjanöelter ilTenfäVnfcfjlag,
legten ftdj mV XRittel unö perfudjten $ur Belebung öer
einfamen piä|e unö Strafen öer IDeitftaöt näa^tlicrjc
Ueberfällc, Haubpergnügungs$üge, unö äfmlidj Furjmeilige
Unternehmungen 3U organiftren. Die fogenannte öffent-
liche Unftdjerfyeit nafmt plöfclid} einen fo nadjörücfliajen
#uffcr}tpung, öaf man ftd} fdjon in öer Hoffnung ipiegte,.
menigftens einen Carnepal a la Sdn'nöerljannes feiig
in Paris auf öie Beine gebradjt $u fer/etu
Übet audj öie gefällige 3nterpention öer Spi^buben
mar pcrlorene Ciebesmür/' unö fagte öem unergrünölidjen
<ßefcr)macfe öes publifums auf öie Dauer nidjt ju. Die
(Einbürgerung öer Weiteren Sitten unö öie Cultiutrung
öer Späge ä la Sdnnöerfymnes oöer tfinalöo Hinalöini
fliegen gleiaj im Anfang auf rjartnäcfige Porurtljeile,^
mit öenen öer Pari f er bis unter öas tEou pet pollge«
pfropft ift. £> öiefer pielgerüfymte Pariferl €r ift öer
boefbeinigfte plnlifter, öen öie gcöulöige €röe trägt.
Die liebensmüröigen Spi£buben liefen $n>ar in ifyrem
eölen, aufopferungsfüdjtigen €ifer nidjt gleidj nad), fonöern
raubten, plünöerten, prügelten unö moröeten frifdj örauf
los, f ur$, infeenirten einen fo genialen Briganten»CarnepaI,
öaf man ftcr) er/er in öen munöerbar romantifdjen 2lbgrünöen,
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un6 ^ofjltpegen 6er 2Ibru35cn, als in 5cm geradlinigen unö
wie ein Sdjadjbrett überftdjtlidfen paris su befin6en meinte.
21llein fie r/attcn, tpie gefagt, roenig Danf 6apon. Sie nmroert
fdrlieflid; pon tarn fdjledjten Junior 6er Bürgerfdjaft über-
wältigt unb mit Surjilfenaljme 6er perftärften Sd>ut>mann-
fdjaft an 6er fyftematifd>en Durchführung ifjrcs ingeniöfen
Carnepalprogramms perfyinocrt. ^reie IDolmung uno
Beföftigung im 5 cu * en 9 c fängni6 $ u ^Tfaias jpar Xlles, roas
fie für ifyre Bemühung, Paris $u beleben un6 munterer $u
madjen, $u6ictirt erhielten.
Der ^fa^ermittnjodj ftan6 por 6er (Efyür — nn6 6ie
republtfanifdje lDeltfta6t mar wiebev fo langmeilig ftOTer,
wie $upor.
Tlad) 6cm mifglücften Derfudje 6er Spifcbuben $erbrad}en
ftd? 6ie bie6eren ittefcger un6 IDurftler 6ie 6icfen Köpfe,
um eine 36ee $u fin6en, mit 6er fid) 6er lefcte 2?ejl 6es
bauferotten Jafdjings«3ures retten liefe. Zlad) ungeroölm-
lid^en Denfübungen un6 einer perfd}roen6erifdjen Confumirung
pon <Befnrnfd?mal$ präfentirte ftdj irjnen 6er (Einfall, 6ett
fnftorifd>en „Boeuf gras" mie6er aufleben ju laffen. €r
follte, befdjloffen fie, nadj närrifdjer Dätermeife am faß»
nad>ts6ienftag im €riumpr)$ug 6urd) 6ie 5ta6t geführt
. n>er6en. . .
fürtparjr, 6er <Be6anfe wat preisu>ür6ig. Das meiern»
djolifdre Paris r)atte fdjon lange feinen (Triump^ug meljr
erlebt, 6af felbft ein triumpr)iren6er £>djs mit 6em pompöfen
(Befolge fy>l6enr)after ?fte$ger Un6 IDurftler ein an$ieljen6es
Sd?aufpiel geboten Ifitte.
f)an6 6es Derrjängniffes! tfudj 6er 5afd)ings-£)d}s
Farn -nid}! 5U Stanoe. Sei es, 6af 6as ausertpät}lte Qont*
ITT. «. Conra», püHfuma.
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_290
viel) im legten 2Iugenblicf feine ittittpirfung per fugte; fei es,
öaß öie ehrbare Sd}lädjter$unft felbft pon öer graffirenöen
<£arnepaIS'H)eInnutf> plöfelich ergriffen wavb: ein öidjter
Schleier breitet ficr) über öas Ockfen .ZllYfterium 6er elften
;$afchingsftunöe. Kein £ipeifel, felbft öer autfyentifdje X>ict>«
ftanö pon paris fyitte (ich öie öffentliche Carnepalsfreuöe
perfagr unö mollte nicht sunt Zttitfchulöigen 6er jubelnöen
^epublif tperöen.
<£in öumpfes 5cr)meigen brütete über öcn Bouleparös,
öie ftdj roie enölofe Steppen im unöurchöringlichen Hebel
perloren. 2llles füll, grau, feucht . * . V
Der3n>eiflung über öie unaufhaltbare Hieöerlage öes
fjumors, über öas Seöan öes Carnepals hatte ftd} jeöes
guten Bürgers bemächtigt. Stile republifanifa^en fersen
waren wie sufammengefdmürt pon öen Stauern öer ent«
fd?eiöenöen Stunöe. Der tffchermitttpoch öämmerte örohenö
herauf mit feinem unperöaulidjen Stocfftfcr/. Hirgenös ein
närrifcfjer fjoffnungsftrahl, nirgenös eine rettenöe Chorhettl
Dunfle Selbftmorögeöanfen faßlichen ftd} in öas <5ehirn
öer IDeltftaöt, öie öiefe Schmach bes negatipen Carnepals,
öiefe öeclarirte 3mpotenj öes Spaces nicht überleben mochte.
<3n?ei Millionen Bürger griffen in öiefem Ztloment mit
Sittemöer fjanö nach öer ßiftphiole .....
fjord}, öcl Hingt es in öen Cüften, erft leife, öann lauter,
unö immer lauter, urie ein dfydrirari pon un$ähligen
Schellenfappen, wie eine Symphonie toöesmuthiger Harrheit
in rafenöer Steigerung, tpie eine £>upertüre pon einem
2TTonftre'£)rchefter perfchollcnen Cäfarempahnftnns , pon
einem öreifad} poten5irten Hidjarö IDagner inftrumentirt,
im öämonifer/en (Taumel öer (ßeifterftunöe!
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I ■
29\ c '
Pas pei^itvifclte Paris traut faum feinen Oljren bei
5cm ungeu>öfmlid}en Klange. 3f* cs cm infernaler Spuf
IcgitimiftifaVr mäcfyc? Sollte n>irflid> 6as XDun6er ,
ereignen, 6a£ 6er prins CarneDal in 6er legten 2Hinute,
pom 2ttit(ei6 erfaßt, mit feinem närrifdjen fjofftaate ficfj
6er unglücf Hajen Btabt noa) flüdjtig seigte? Das €len6
madjt ja fo mißtrauifdj!
Un6 paris rif feine ZKillionen tfugen weit auf un6
fpifcte feine ZHillionen £>fyren. Der Hebel tfyeilt fta^ plöfclid},
u>ie von einem 5 au ^ er f ta ^ berührt, un6 flattert in ;fefcen
auseinan6er. Der Cärm «>ir6 toller un6 toller.
(Es ift feine ^aüueination !
^ürtDafn*, es ift 6er prinj, 6er leibhaftige Prinj
Carneoal, un6 um 6ie erlöfcn6e Komi! feiner <Erfd)einung
nod? über$eugen6er 3U madjen un6 6en legten <3n>eifcl nie6er-
jufdjlagen, ijat er ftdj in 6ie 2Hasfe eines prinjen pon
(ßeblüt geflei6et — 6er ^afdjing foroert 6iefe ^reifyeit —
in 6ie ZHasfe 6es Prinjen Hapoleon, 6es unfterblid^en
€ulu! ' ' .
3au>ol?l, 6as ift er, bis auf 6ie Hafe, bis auf 6ie
crfaiferlidfcn Sdjlotterbeine, bis auf öas„ilnausfpred?licf?e.
XDie eine U)in6sbraut, fauft er mit feinem 2Infyang
über 6te Xuine 6er Cuüerten, flettert 6ie Penoome« Säule
empor un6Täft ftdj rittlings auf 6en ehernen Sdjultem 6es
<5rof onfels nteoer, n>äljren6 ftdj um 6en Sdjaft Caffagnac,
Dater un6 Sofm, Xouljer, OUirier un6 tutti quanti gleidf
Ieben6igen <25uirlan6en u>in6en.
Culu fdjüttelt feine Kronenf appe, 6er Cärm oerftummt .
Don 6er Hotre« Dame tönen jarilf feierlia^e Sa^läge herüber.
Der Prinj <£arnet>al räufpert ftdj un6 perliefl fein 2Hanifefl:
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£ulu befriegt bic $ulu5,
f nlu beilegt bie Kaffern!
Wenn £ nlu nidjt }u bell §nlus ging,
Die Kaffern achteten ^rünfreidj gering.
Weil t ulu 5U ben gulus geht,
Das Kaifcrreicb neu auferftcht.
Sei luftig, o ^ranfreid^, fei fre^fibel, '.
Der £nlu ift bein mit £ eib unb Seel
Bei je6er pfyrafe, bei jeöem Wort fiel 90115 paris auf
6en Band) un6 wälzte ftd) in Cadjfrämpfen. —
Seit unpor6enfltdjen h a ^ e nian Mwm foldjen
3ur erlebt Die <£fyre 6es Parifer £arnepals mar gerettet,
6ie 2?epubltfaner atmeten u>te6er auf.
Iiis 6er borgen 6es 2lfdyrmitttPod)s tagte, lag fyalb
Parts nod) auf 6em Baud).
Hus 6er 2?eft6en5 pon £fn'sleljur|i aber fam 6ie
telegrapln'fdje 2Ttel6ung, 6af 6er erfaiferlidje Prins Couis
XTapoleon ftdj nad? 6em Cap 6er guten Hoffnung etngefdn'fft!
UDar's carnepaliftifd> Cäufdjung, roar's lDtrflid>fett,
was man in 6er pernridjenen ZTadjt gefefjen un6 gebort?
Cfyitfadjc u>ar, 6ag fein ein5iger 6er (Betreuen 6es
Bonapartismus paris perlaffen. Sie liegen iljren pri^en,
tfyren 5u^u"ftsfaifer allein jieljen, allein tn's ferne Kaffernlan6._
21m \. 3uni aber nwr6e £ulu pon 6en Sdjmarjen
crfdjlagen. —
Äoufyer jtefyt ftd) in 6ie Berge pon ^upergne $urücf.
(Sranter 6e Caffagnac arbeitet an 6er Poflen6ung fetner
„Souvenirs du second Empire" gemädjltd} tpeiter. ....
Per 6rttte Hapoleon fyat ein Sdn'cf falstport gefprodjen :
Das Kaiferreta? ift 6er $rie6e.
Der Jrteoe 6es (Brabes! " •
Die blutige Jarce 6er Hapoleoni6en ift ausgefpielt. t —
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VIEL
Der Salon \879-
CaaebucfjMäüet eines unabhängigen 3mpreffton iften.
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* n
• *
I.
■ I . «
■ ♦
Der Salon öffnet erft im UTai 6er bißerluftigen UMt
feine Pforten. IDäJjreno 6ie officiefon Kunftridjter ftch noct)
abmüljen, aus 6cm ungeheuren Angebot Don nahe$u selmtaufeno-
IDerfen 6er ZITalerei un6 Sculpiur 6ie falonfäljigen Stücfe
aussulefen, t?at eine (Bruppe pon Sarbenfünftlern, 6ie ftcr)
„Les peintres inetependants" nennen, ihre trierte öffentlich«
tfusftellung, eine 2bt IDinfel • Salon, bereits am \0. Tlpvxl
in oer tfoenue 6el'Op£ra 6em funftftnnigen Publicum
jugänglidj gemacht.
Die 5al?l 6er Bil6er beträgt sa>eihun6ertfechsun6Dtcr$ig,
6ie 6er autonomiftifchen Husfteller nur fünf$ehn, worunter eine
^rau, ein ^räulein un6 ein ffo6ter, 6er feiige piette, Hquareilift.
#eif|ig ift 6iefe <5emein6e 6er fon6eibaren ^arben^eiligcn, 6as
fteljt feft.~~ IDeniger feft i^re neuenmgsfüchttge Prätention.
früher nannten fte~fich fälanftpeg 3mpreffionifteu.
Hun l)aben fie 6en Eitel geän6ert — ich a>eig tynen matyc*
I?aftig Dan! 6afür! — un6 f ^reiben 6as ftoljere IPort „DU •
Unabhängigen" auf ihre gunftfahne.
Unabhängig u>ODon? Das ifteie «frage. Pon 6er Schule?
Das tx>äre fein Unglücf, 6enn 6er freiftnnige pinfel fleht tfityr,
• t** *w- i ■ in i ~m wm i w ■ - _ j , „,
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als 6er aFa6emifd> «gopf mit feinen reglementsmägigen
pomaöen. Vom guten <£>efd>macf? 2(ud> 6as liefe per;
fyören, fmtemal 6er fyerrfd)en6e gute <8efdjmacf meift nur ein
fogenannter un6 gar oft ein un3u>eifelfjaft fdjledjter ift. Von
6er ted^nifd^en Cra6ition? . Das Pcrfuajsfefo ift ein weites
un6 6as UnbeFannte Iocft 6en ftreben6en Sinn. Don 6er
fdjönroiffenfdjaftlidjen Ifritif 6er ofpcieüen un6 patentirten
Pln'lofopfyirer?* Das per6iente allen Hefpect. Das fdmlmäftg
äftfyetifdje Dogma 6er BudjgelefjrfamFett gilt 6em fd>affen6cn
KünfHer mit Hedjt als eine 2fbfur6itdt un6 in 6er form
ausüben6er "Kritif als eine monftruöfe Hngeredjtigfeit
oben6reim
Die ZDiffenfcfjaft i>om Sdjönen ift eine „drölerie", pon
6en pfnlofopfyen erfun6en 3ur größeren ^eiterfeit 6er Künftler,
behauptet 6er böfe €mi(e £ola. TXlit 6em <5 u fafc: fobal6
fte mi( 6em 2Infprud? abfoluter XDafjrfyeit auftritt un6 auf
i^ren Syüabus podjt — fann 6er Sola'fäe Slusfprud; von
je6em XDofyl6enfer aeeeptirt u>er6en. Die IDijfenfdjaft l?at in
6iefer XUaterie feine an6ere Ittiffion, als an einem gegebenen
XDerf einen getpiffen <5uftan6 6es menfdjlidjen (Beiftes $u f!u6iren
mittelft 6er ^iftorifd^en forfdmng un6 6er tfnalyfe. Deshalb
l?at fie fämmtlidje artiftifdje ittanifeftationen mit 6er nämlidjen
Ciebe $u umfaffen, olme ftdj parteilich 3U <5unften einer Sdnile,
eines Stils, einer form ausjufprecfyen un6 aüeinfeligmaa7en6e
Kecepte 3U oiettren.
2Hfo unabhängig tpopon, Messieurs les independants?
(Ein Bisten pon alle bem, aber lei6er audj von 6er crnftfyaften
fünftlerifdjen 3 u< *?t u "6, mit wenigen Ausnahmen, pon einer
reellen Begabnifc.
Die iHittclmäfigfeit fpielt ftdj gern als unbegriffene
unabhängige <S>röge, bie tTräg^eit unb Zerfahrenheit als
geniale llrfprünglidjfeit auf.
Unb bas ift fefjr bebenflich für bas Auftreten 6er Sectirer
in ber tfpenue be l*£)p6ra. Denn bie wxttixdf Calentpollen
Untertanen, bie bas geug unb ben IDillen befagen, ein gutes
Btlö ju malen, pflegten balb fahnenflüchtig 5U iperben unb
es ftdj 5ur <£h re 5U rennen, im Salon bas meniger revolutionäre,
aber befto tüdjttgere unb pon ethifd?er (Energie getriebene Qäuflein
ber „jeune ecole" perftärfen $u Reifen.
<gu ilmen gehört ber geartete Canbfdjafter <5uil lernet.
2Inbere haben ben Perfudj gemacht, ftd} aus ben Heiden
ber Ind£pendants fortsuftehlen unb im Katalog bes Salons
ihren pertporreneu artiftifdjen Cipilftanb regulariftren ju laffcn.
3<^ nenne Cesanne, beffen Bilber pon ber 3 ur Y mit
ortfyoborer fjartnäcfigfeit pon 3 a *? r $u 3 a *? r $urücfgetoiefen
worben fmb.
XDeit fchlimmer, als biefe oft gcglücften, öfter mijr-
glücften Perfudje ber Jafmenfludjt, erfä?eint mir für bie
U)ertf?fä)ä§ung ber „peintres ind£pendants M ber anbere
Umftanb, bafc Qerr 2Tlanet, ber als ber Oberpriefter
ber Sec'te gilt, es beharrlich perfchmäht, an tr?rer öffent-
lichen 2lusftellung fidj mit eignen Beiträgen $u beteiligen.
Seine $\ü}texfäaft ift bemnad^ faum mehr als eine
platonifdje (Cäprice ober eine gctpollte tTäufdjung.
Der obengenannte (Buillemet hat bie pon ben Un-
abhängigen beliebte 2ttaltpeife als peinture au fusil
bepnirt. €r fpradj bie launige Behauptung gegen einen.*
Kritifer aus, biefe 2ttaler ftopften bie perfchiebenen Jarben
i^rer Palette in einen gelabenen ^lintenlauf unb ' fä^ffen
fie auf eine ausgefpannte weige Cemipanb ab. OTtt biefem
Di
Scr)ug fei öas Büö fir unö fertig; 5er Sdjüfce hätte nur
noch öen (Eitel 3U erfinnen unö feinen Hamen in öie
rortheilhafteftc €cfe ju jeidjnen, um feinen unabhängigen
Kubm auf öie Hadjujell 511 bringen.
(5ur Derftarfung öes (Suiüemet'faVn 2fusfprud}s u?age
\d) öie Bemerfung, öaf mich 5un>eilen öünfte, bie fjerren
gälten ihre ^arbenflinte nicht nach Schürenort an öie
Bacfe gelegt, fonöern rücfroärts öurcr) öie Beine abgefdjojfen.
Dag übrigens auch öie iHitoelt öiefen fonöerbaren
Schöpfungen gegenüber nicht gleichgültig bleibt, bavon
fonnte ich mich bei meinem Befudje in 6er TXvenue be
I'£5p£ra 5U meinem nicht geringen (Ergoßen über5eugeu.
Das Publifum n>ar fo tyitct un0 aufgeräumt, n>ie ich
es im Salon unö in 2TTufeen noch nie gefehen. €s tpäljte
ftch t>on Saal $u Saal, t>on Eilö ju Bilö, unö fer/üttete
(ich faft aus por Cadjen.
2Han fann nicht ltebensu?üröiger Kritif üben. Die
fjerren €r»3"iprefftoniften rom pinfel, bie ein fäugcnöes
IDeib unö einen Krautfopf, eine Güterpartie unb eine
Couliffenfcene, ein Portrait unö einen fauren fjäring,
eine HebeHanofcr/aft unö ein Canjbein, eine ^lanelljacfe
unö einen Gauchfang mit öem ungefchpädjten (Entlm^
fiasmus ihrer tfugenblicfsfunft auf öie. Ceinmanö warfen,
fpri^ten oöer fchoffen, fönnen mit öiefem ehrlichen Cadj»
erfolg um fo $ufrieöener fein, als jich öie gröfere 5 a ¥
ihrer # trmnöerbaren XDerfe — laut Katalog — bereits in
feften §änöen befinöet. Beati possidentes —
Unö ba gibt es noch Ceute, bie bie alte Phrafe
nachfdjn)ä^en, als n?är's ein Bibelfprucr), öa(j 6er ßludf .
bev Cacr/erlicr/feit in öem geiftreichen paris tö6tlich fei!
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Die anregcn6c, 6as «JiDcrcr/fcll erfdjüttern6c un6 eine
rafd?erc Circulation 6er Säfte beför6ern6e Ausftcüung
irährt rolle t>ier tDodjcn. Damit ift allen f)YP<xfy° n0 * rn
6ie 27 tö^Iidifcit gegeben, eine . Keife in 6ie TXxxnm 6e
VOp&ra Uro. 28, eine (Treppe fyodj, $u unternehmen.
Die „-peinture ind^pendante" ift gan$ gen>ig eine t)yq\C'
nifdje Kunft, eine fjeilfame 2TTe6icin für geurijfe Ceibes-
bcfdjtt>eroen. Sie erfefct eine foftfpiclige Saoefur. Ein-
trittspreis ein ^ranc, im Abonnement billiger.
3% I?abe bereits ftatiftifa} bemerft, 6ag bic 2<$6
„IDerfe" r>on nur \5 tfünftlcrn ^rrüljren. Jn 6er 5«*
6cs Dampfes, 6er €leftrieität un6 6er $olln>irthfchaft«
liefen llmfehr ift <5efd}tt>in6igfeit bcfanntlid) feine fyrerei
mef^r. Die unabhängigen pinfelführer i>on paris fyxUn
bas Hämlid^e in 6er Bemalung umfangreicher Ceinman6-
ftücfe bemeifen wollen.
3<h mödjtc metten, 6afc fjerr Caillebotte feine
ausgefeilten fünfun63tpan$ig 3il6cr, worunter adjt porträts
un6 ein Du£en6 Can6fa7aften großen Jormats, jurifchen
6cm ^rühftücf un6 6cm ' 2lbcn6brot — „gebürftet" hat,
wie 6er 2ltelier«2lus6rucf lautet (brosser une toile).
Cebourg wartet mit 6nifig, piffarro fogar mit
aa7tun66reigig 3il6ern auf un6 alle nagelneu, frifdj aus
6cm Cauf gefa^offen. Wclty eine (Bewerbsthätigfeiil
llud) 6ie Pielfeitigfcit einjelner ZHalermcifter ift er-
ftaunlich, £an6f<haft, tfrehitettur, Stillleben, portrat,
2Tcenf07 un6 Dieh ju IDaffer un6 $u Can6 n>er6en i>on
ein un6 6erfelben l?an6 mit 6cn oerfo7ie6cnften 2lus6rucfs-
mittcln traftirt, mit £>el« un6 IDafferfarben, mit paftell,
tfrei6e un6 Blei. .
<
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500
Hur De gas fdjeint ftd? auf eine Spezialität $u '
befchränfen. Sein Ptnfei affedionirt ^auptfäc^lia) 6ie leidsten
(ßefc^öpfe 6er Canjmufe, un6 stpar nur in cinselnen Körper-
teilen. So ftellt ein Bil6 $mei öer $üd}tigen 3 un 9f rauen
pom Balletcorps 6ar, tpopon 6ie eine pom Kalmen pon
oben nach unten mitten entjtpeigefdmitten n>ir6 un6 6em
neugierigen ^orfef^er nichts 3U fe^en übrig bleib! , als ein
mäßiger Chignon, ein 2ftm un6 ein Bein. Das ift graufam.
2(uf einem an6ern Bil6e, „tcole de danse", fe^en u>ir
linfs 6ie Büfte oes in 6er €cfe I;ocfen6en Ca^meifters,
n>ä^ren6 rechts ein rotfjes Bein aus 6em Hammen ^erpor«
gueft. €in Bil6erräthfel? Vielleicht.
2fm merftpür6igften fm6 6ic geograp^ifa^en 3 m Prefjionen
6iefer Qerren. 3hr Blicf in 6ie £an6fa>aft genährt uns
^luffdjlüffe, pon 6enen fich 6ic pulgären Heifen6en mit ihren
ftumpfen 2lugen feitfjer nichts träumen liegen. 3 c fc* u>ei§
man's: 6ie Ware €oire ift eigentlich eine Pfüfce, 6ie trübe,
molfige Seine bei paris 6agegen ein para6iefifa^es IDajfer,
auf rceldjem 6ie fonnigen 2?eflere einer tpafjrljaft tropifd?en
Vegetation gaufein. - *
Den fjabitues 6er jolies-Bergeres un6 6er Couliffen
6er BouIepar6«CF?eater n>ir6 ein ironifdjes Cidjt aufgefteeft; -
6ie artiftifdje Demimonoe ijl nach 6em ^eugnifTe 6er Unab-
hängigen von einer fabelhaften Qäg(id}fett
Tim ftärfften geht fytv Caillebotte mit feinem
^arbentopf in's 5«"9- ^r macht 6ie liebe alte Hatur
mit einer Sauce an, 6ie auf unfere getPölmKay" #ugen
tpirft nrie paprifa auf 6ie ^unge. €s empfiehlt fid} eine
fdjiparje 06er blaue Brille aufzufeilen, um fein »ragoüt
fantaisiste" gefahrlos mit 6en tfugen per6auen ju femnen.
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V
50(
Couis ;forain ift olme 5n>cifcl ein fcfjarf finniger
Beobachter des Parifer Cebens; er $eidmet mit grofem
(Scfchicf und perfteht ein lebendiges Bild mit 2lpIomb ln"3U'
ftellen. Allein feine farbengebuug ift faum weniger ercentrifch,
als die Caiüebotte's.
<£benfo verdient Cebourg als 3c\d}i\cv aufrichtiges Cob.
Die beflen Bilder, denen unfer (Befchmacf ju folgen
u>ohl im Stande ift, rühren pon Claude UTonet und
£räulcin 2UarY Caffatt her. Cefctere fyit eine „femme
dans la Loge" und eine „femme lisant" ausgepeilt, jn>et
Bilder, wofür ich 9 ern °* n 9<ro$cn Ceinwand* und färben-
aufwand ihrer artiftifchen «ßlaubensgenoffen drangeben würde.
IL
• ' \s. Ittat.
(Seffern fand die feierliche (Eröffnung des Salons ^ait
(gehört der ZDinter mit feinen premieres den ZTTuftfem
und Dramatifem, fo behaupten die Bildhauer, ZITaler und
Seichner ihr 2?ecr>t auf den ^rühling. IDenn fich die Opern-
und Sdjaufpielhäufer 5um Kehraus ruften, dann wirft fich
der SaIon_ in den elyfeifchen Feldern in feinen loteten
Jeftftaat.
Die Salon »Eröffnung bejeidmet für den parifer auf et*
dem den eigentlichen Frühlingsanfang, die groge premiere
der frönen Hatur — und der neueften 2TTode.
Der Salon ift die £>ftcrfeier der bildenden Kunfl, das
glän$ende 2tuferftehungsfeft all' der Wunderdinge, »eiche die
fünftlerifche phantafte in der Verborgenheit der IDcrfftatt'
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302
im Perlaufe öes 3aF?res mit iTTeißel, ptnfei unö Stift
9c f Raffen.'
3m Heidje bct Cöne ftefjt Paris hinter anöeren <5rof»
ftäöten — idj nenne nur JDien — unbedingt surücf. 3 m
2?eidje 5er färben unö plaftifaVn formen hingegen behauptet
es öen erften £ang, roenigftens bis Ijeute, trofc öes regen
IDettbetoerbes anderer TXlaktvdltet, wie öer Deutfdjen unö
£>efterreidjer, öie im jüngften 3 a *? r 3 c *? n t m ^ einem €ifer
unö einem Kunftoerftanö öen pinfei fyanöfyaben, nrie mir es
faum je 3utx>r unter uns gefe^en.
Die ^ran5ofen füllen es gan3 gennf, öag es öie 7Xad}>
bam auf 6ie <£rreidmng öes Porfprungs abgefeljen fyaben.
Denn es ift erftaunlidj, mit n>elcr)er Energie unö Concentration
iljrer großen Jafyigfeiten fie ftdj ins 5* u 9 Ic 9 en / un * ™fy
von öen ebenfalls flinfer unö funftluftiger gerooröenen 2(us«
Iänöern überholt ju u>eröen. Keine Uebermüöung, feine
lleberanftrengung fdjrecft fie. Uno Iocfen ganje Wälbev von
fiegreid? errungenem Corbeer sur 2?ufye unö €rfyolung, öer
Oeöanfe an öen Concurrenten rttrfdjeudjt jeöen träumerifijen
Aufenthalt, jeöe £aft öes Sdjaffungstriebs.
Portr>ärts unö immer DortDärts! I?eigt öie Cofung bei
2Ui unö 3ung.
5u öiefem fieberhaften Drange neuen fielen entgegen,
öer öie Künftlergenoffenfdjaft Pom erften bis $um legten
ITTanne erfüllt, gefeilt ftdj öie unabläfftge Aufmunterung
unö Anfporming pon Seiten öes Staats.
Das ift öer entfd?eiöenöe Punfl. Denn bei öer gleiten
tfunftbegabnig unö fd?öngeiftigen tO?atcnluft öer Dölfer ift es
öas Verhalten öes Staates jum Cultus öes Sd?öncn, öas öen
Ausfdjlag gibt unö über öie iöeale IDeltflellung entfajeiöet.
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• * i •
503 >
Dura) eine flaue, planlofc, von her bureaufraiifdjen f)cbantctie
unb KnidVrei mifleitete KunfttPtrtl?fd>aft richtet ein Staat
mein* 3U <Srun6e, als bas ftoljefte Calent, 6er tüdjtige Wille,
bie Ijeilige öegetfterung bes einzelnen Künftlers für bas
internationale Hnfefyen feiner QeimatE} $u betpirfen permogen.
* IDenn nidjt alle £eia)en trügen, tjat 6er franjöftfdje Staat
6urdjaus nidjt int Sinne, feine tpeisfyeitspotle, com ftratn*en6ften
(Erfolge getragene Kunftpolitif auch nur um eine Cinie 511
änöern. Die Hepubli! Ijat im porigen 3 a *? r * 6urdj 6en 2TTun6
ifyres tflinifters 6es Unterridjts un6 6er fdjönen Künfte
anlägltdj 6er Preispertfyeilung im Salon laut genug perfün6en
laffen:
„3 e meljr fidj unfere Demofratie fyebt un6 flärt, je mc^r
ftdj unfere republtfanifdjen (Einridjtungen erweitern, einen 6efto
böseren Hang mu§ in unferen Begebungen 6er <£ultus 6es
Sdjönen unter allen feinen Jormen einnehmen. Wie mir
$tanheid) nidjt mein: olme 6ie^rei^eit 3U faffen permödjten,
■
fo fönnten mir es nod) weniger ofyne 6ie Kunftpffege im
großen Stile perftefym". '
Unb ftd? an 6ie anroefen6en Künftler mcn6en6, fufyr 6er*
tflinifter fort: «
„3*?nen, meine Jerxen, per6anfen mir unfer beftes 2Infe!jen.
3t?rcn betjarrliaVn 2lnftrengungen ift es gelungen, auf 6er
Stirn Jranfretdjs jenes goI6ene Strafylenjeidjen $u erhalten,
6as por ifym 2ftf?en un6 ^lorenj getragen. Die Regierung
um 6te (ßröge unferes £an6es beforgt, mir6 ntdjt mü6e meroen,
6as pon unferen erlaubten Porfafyren uns permadjte <£rbe •
rufjmpoU 3U ftd?ern un6 $u mehren 99
Das ift nidjt ettpa offtcielle (ßelegen^eits-^arce ober N
djauptnifttfdje Blague, 6as ift ef?rlid)er Porfafc un6 ftaats-
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männifd?e Ueberseugung, was in öiefer Proclamation an 6ie
tfünftler $um Ausörucf gelangt. €s ift 5er äftfyetifdje Cages»
befefyl öes fouperänen Dolfes an fein „bataillon sacr£", öas
6en guten Kampf um öie eöelften Jntereffen öes teuren ITTutter-
boöcns 3U führen fyat
JDem öie grofen, prunfenöen tDorte, öie fonoren pfyrafen
öes ^ransmannes nicfyt besagen, 6er mag ftdj refolut $u
feinen Cfjaten wenöen. Die porjäfyrige IDeltaüsfteUung mit
ifyrer impofanten Kunftentfaltung fyat wafjrlidj $ur (ßenüge
gezeigt, öag man in öiefem Stüd unfere Hadfbarn, Regierung
unö Pripate, olnte €nttäufdjung bei'm XDorte nehmen öarf.
Per Staat unö öie Stäöte, allen poran Paris, greifen
alljäfn-Iidj tief genug in ben Säcfel, um 6er Welt öie SoIpen5
ifyrer Kunftbegeifterung $u beweifen. _ -
XYlan Ijätte erwarten Fönnen, öag nadj 6er unüberfefjbar
riefigen ttunftparaöe 6es Porjafyrs im Salon wie auf öem
Hlarsfelöe 6ie feurige 5rüf}lingsfeter N öer Parifcr 2TCaler» un6
3ilöl?auergilöe eine befdjränftere Neuaufteilung neuer IDerfe
bieten weröe. Die Salon «Safcungen weifen befanntlidf jeöes
Kunftwerf jurücf, öas fdjon auf irgenö einer 6er Poraus«
gegangenen Zustellungen pgurirt fyit Wenn öie 3ury, öie
über 2Innafnuc unö Ablehnung entfa>eiöet, bejügltd} öer
artiftifdjen Keife öes Angebotenen mit fia^ reöen unö "
oft ifyr gar weites coüegialifdjes (Seipiffen aud) ben minöer
berufnen 21TufenfoIm mit feiner (Sabe in öie ^eiligen fallen
fdjlüpfen lagt, fo perftel?t man öoef} feinen Spag f?inftd>tlia>
öer Heu^ett.
Der pon 3 a *? r S u 3 a *? r f lc *? fteigernöe <5u° r <"i9 jur
Salon» Zustellung be$eugt ftdjer öas <£ ine, öafc öie ^reuöig-
feit öes Staffens unö Bilöens nidjts an ifyrer urfprünglidjen
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-
505
______ ___————- *
Stärfc eingebüßt fjat, un6 6ag felbft 6a, wo 6te mafäjinen-
mäßige tTfyätigfeit nichts aus3uricr)ten fyat, fon6ern allein 6ic
'auf ir/re perfönltdje 3 n fP* rcmon ö^ftcllte Künfllerfeele bas
IDerf uollbringen muß , 6er 2lrbeitstrteb unferer Seit i>or öem
<5efpenft 6er Ueberpro6uction nidjt 3urücffd)recft.
Das ruhelos 6enfen6e, 6id}ten6e unb biI6en6c Künftler-
völt d]cn tui6erlegt auf's Befte bcn Voxwuvf 6er materialiftifdjen
Perfumpfung un6 banaufifdjen Perfnöajerung, 6en 6ie ins
2lfä}graue hinein generaliftren6en ITToralfdjmäfcer unferer <5eit
anjufyeften trad}tcn. Das Eilige ^euer flammt in 6er Brujlt
unferer 2TCüIeben6en nocr) eben fo göttliäj, als je bei unferen
eingefargten Porfafyren, 6ie tljren enrigen Schlaf feiig roeiter«
fpinnen, trofc 6es unbän6igen £obge6u6e!s ifyrer auf6ringlicr)en
poftfnimen Öeu>un6erer uon 6er Bornirtljeit <Sna6en. Die
<Begenn>art $u (äftern, ftatt mutfytg un6 pertrauensuoll mit
f)an6 ansulegen $ur (Erfüllung tljrer großen Aufgaben, ift
6as fläglidjfte Sa?aufpiel, 6as uns 6ie mctysnufcige Klein- '
geifterei bieten farni. .
<£in ölicf in 6en Katalog meift uns 6en Heber*
fajuß gegen 6en Salon 6es Dorjafjres jiffermaßig nadj.
€r betragt 9(0 IDerfe, tpopon allein 7(0 auf 6ie £>el- -
maierei un6 27 auf 6ie Skulptur fommen. Die (Befammi-
ausfteüung umfaßt 5895 Hummern, 6ie ftdj foIgen6ermafen
per teilen: -£>elgemäl6e 30^0, «getdjnungen, Cartons,
Aquarelle, paftelle, XTTiniaturen, <Emaü, porcelaine, #nence
(tpobei 6as funftgen>erblia?e Clement ftreng ausgefdjloffen)
(706, €6e!ftein. un6 Stempelfdmitt tfrdjiteftur 9$,
Kupferftidf un6 ^oljfä^nitt 295/ Chirographe Kein
<£infta^tiger n>ir6 überrafa^t fein, in ttefer enormen pro-
6uction no<f> unausgereifte Saasen $u fin6en, 6ie beffer
ITT. <E. tonrnt), paciflana. 20
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- i
in 6er IDerfftatt geblieben mären. Die Schmiertgfeit 6er
regten Waty fpringt in öie klugen, menn man beöenft,
öaj| öie 5 a W dargebrachten JDerfe öas Doppelte
6er angenommenen beträgt. Die 3 ur Y *? at mithin un>
glücf liehe Künftler genug gemacht, öie in 6er einfachen
Sulaffung $um Salon fajon öie erfte Etappe $ur Be-
rühmtheit oöer menigftens ein S«U9 n i£ unsmeifelhaftet
Befähigung fahen — pon meitergehenöen Prätentionen
gan3 $u fdjmeigeiu 2luch öie Kunft f^at ihre 2lrmen unö
€lenöen. •
Von einem Salon im ftrengen tDortperftanöe, 6. i.
einer Susftellung erlefener XDerfe unbeftrittener 21Teifter,
fann bei einem folgen ZTTajfenanörang natürlich nicht mehr
öie Xeöe fein. Wo foüte fiaj aber öer fünftlerifche Haa>
mudjs öem publifum unö öer öffentlichen Kritif, öie
eine gan$ anö'ere Beöeutung hat, als ceremonielle Schul-
prüfungen, porftcllen, menn öie Befdn'cfung öes Salons
nur als ein Pripileg bereits anerfannter Künftler pon
fertigem 2?uf $u gelten l}ätte? 2Ufo £aum öen 3ungen,
s'il vous platt I
Der IHinifter öer fernen Künfte mar öer €rfte,
öer öen Unjufömmlichfeiten öes Salons, nrie fich öiefe
im Caufe öer 3 a *? re tytausa,eb\lbet, fein Hacr/Öenfen miö- m
mete, unö es beöurfte mahrlich nicht erft öes Cärms öer
reaetionären Blätter, öie nicht müöe muröen, öen Salon als
oröinären Kunftbasar, farbenflecfftge 3 n & u fM*falfc un0
Sehnliches $u perfchreien, um öie gan$e Peranftaltung
momöglich um ihr mohlermorbenes SInfehen $u bringen.
Das ift ihnen felbftperftänölich nicht gelungen. Hicht nur
öie h?n>orragenöften franjöftfchen Künftler galten nach ^ie
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pot darauf, im Salon pertreteri ju fein, fonbern bie
prebfamen Jünger aus aller Qerren tänbn geijen nach "
6er €bre, bie Parifet Saion-probe ju befielen.
Das Stubium bes Katalogs, ber bie Hationalität
ber Husftetler treutidj perjeidjnet, ift in biefer Begebung
febr intereffant. Seben mir non 6en pielen Spaniern,
«nglanbern, Kmeriranern, Italienern, Sdjweben, Kuffen
unb polen ab, bie in paris, ber Dictor ^ugo'fajen VUle-
Lrnmere, ben Ieudjtenbften unb erfolgreichen Sammel-
punft aller fd>3ngei|ligen Begebungen unferes CrbbaOs
erblicfen, fo fafll bie grofe &,bl pon Deutfdjen unb
©efterreidjern auf, bie ben biesjäbrigen Salon befaßt
qabcn.
3<*t babe unier ben Silbbauern unb «Talern' 26
Deuifcfee unb U 2>eflerreid>r gefunben unb es mögen,
genau gejäb«, bereh nodj mebr porbanbert fein. Von
preu&ifdjen Staatsangehörigen nenne idj nur: Cbriflian
Wilberg, Canbfdjafts- unb tfrdjitefturmaler pon auf.
fteigenbem «uf, p a ul me Y erbeim, ein fertiges Xenomm6e,
jfranj Xoeber, ein geborner tfranffurter unb angebenber "
t)umonft, «uftap «raef, 2TTar Ciebermann, Bernljarbi.
«Ifaf .totbringen ift ^ebenfo 3 abireid) als aajtungsmertb
Pertreten unb bemegt fld?, tro* aller polififc&en IDanMungen,
tn bem gaftfreunblidjen Künpler-parabies an bet Seine
mtt urtpüdtfger Sebaglidjfeif.
Den Sreunben bes fronen «efdjlecbts unb galanten
Oerfedjtern femer progreffipen Unabbangigfe» po„ 6en
bart.gen (Tyrannen eröffnet bet Katalog bie angenebmfte
perfpect.pe in eine beffere ^ufunft. «ine mabre >pafton
pon fmen Künftlerinnen in biefem >br ber «nabe!
20*
* m
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^räuleins unö frauen in gefdjloffener Colonne auf jeöer
Seite unö in jeglichem (Senre, fcr/önl?eitstrunfene ^majonen
aus allen Jjimmelsftricr/en! Ceintpanö unö ZHarmor, (ßyps
, unö Kupfer, (Tfyoneröe unö fy>l3, nichts tpiöerftefyt ifyrem
portpärtsörängenöen Sinn, iljren öelicaten ^änöen!
ZHandjes pcrfprecfyenöe Calent, manage füge Sd}ipärmerei,
mancher fyerjfyafte (ßeöanfe, mancher füfjne ;Jreiljettston
locft uns im Porbcigefyen mit öem Parfüm öes €tpig»
tt>eiblicr/en oöer öem Ueberjeugungsruf öer €mancipirten :
€fyret öie grauen, öie pinfein unö meigeln, fielen unö
formen I
Selbft alter öel ift öarunter. 3a> ' rjabe pier
Picomtcffinnen gesägt, öie gemig fo fyübfcr) unö erfreulia>
fmö, toie öie pon ilmen proöudrten ZTIiniaturen unö
^aTenceiu
tfngeftdjts öer immenfen proöuction, roeläje öie
Sdjranfcn öes alten, gemütfylidjen Salons gefprengt unö
öie Parifer ^rüfjjafyrsausftellung ju einem internationalen
(Budfaften für öas flanirenöe Publifum gemacht r)at f
beabftä?tigt öer ZHinifter öer frönen Künfte, pon fünf $u
fünf 3 a ^ w " «tn«t „engeren Salon" emsuridjten,
öeffen Befdjicfung pon öer (Erfüllung öer rigorofeften Dor«
beöingungen abhängig gemacr/t n>eröen foD. Die wahren >
Kunftliebf?aber unö ernftyaften Kritifer finö im Doraus "
für öiefen plan getponnen.
tDeldjes ifl nun öer ©efammteinörucf öes öiesjäfjrigen m
Salons?
ytf roage nod> fein prarifes H>ort.
3alö nadj öer (Eröffnung begegnete id) im (Treppen-
Ijaufe 4 öes 2lusftellungspalajles einer <5ruppe plauöernöer
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■ 1
*
»
Pariferiunen, 6ie bereits ifyr Urtfyeil jir un6 fertig im
ITlvmbt führten un6 6ie iUeifterwerfe 6er Malerei an ben
Ringern t?er$äl?lten.
„XDeifct Du, 3lana>, 6as Bil6 Pictor Qugo's, oas
Bonnat bei eleftrifdjer Beleuchtung gemalt f^at, t|i. bod)
6ie wun6en>ollfte Ceiftung 6es gansen Salons. IDie er
fo oaftfct, .6en linfen TXtm auf ein okfes Budj, id? glaube
ben Jjomer, geftüfct, 6en tief finnigen Blkf auf 6en 3e«
flauer gerietet u
— /#34 9*** meinc Stimme 6em- jungen Bajtien
Cepage. Wie aoorable ift feine Sarah Bernl}ar6t! €in
Craum, wenn 5er häßlidje eifeme Kalmen nidjt wäre!"
— „€in (Traum von 6emfelben, 6er einen Kartoffel-
aefer mit fdmtufcigen Bäuerinnen gemalt hat? (Bei}' mir,
oas ift ein Plebejer, ein Haturaliftl"
— „Hedjt fo, c'est 9a. Da lobe idj mir 6en Carolus
Duran, 6er ift tfriftofrat in jeoem pinfelflridj un6 6abet
fo mafyr, fo mo6ern
XI n6 fo fort. Tille waten erfüllt txm 6em rafer)
gewonnenen Urtheil, nur Ijatte jc6e ein anoeres — faft nrie
6ie (?od}Iöb!ia^en Kritifer pon profeffton.
1IL
Der Salon füllt vom fjof, 6en getiefte J?än6e in einen
6uften6en, pon fpringen6en tDaffem 6urdn* aufarten (Barten
umgefdjaffen, bis unter 6as gläferne Dadj 6en palaft,
in welkem 6ie IDeltausftellung Dom 3 a *? re J 855 2faum
^atte. BTan fleht, weldje enorme Stusoelmung 6ie fernen
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v
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tfünfte im modernen Ceben gewonnen Ijaben — in
quantitativer ^iefyung tuenigftens. .
Spüren tx>iv dem (Seifte nadj, der in diefer überquellenden
<5 o 119 ungs Infi nad) Zlusbvud ringt, fo finden mir, dag es
allerdings nur $um geringeren Ojeil 6er urgemaltig
fdjöpferifcr)e. Ijaucr/ unferer, d. i. der neuen, Seit ift, der
ftürmtfer/en <£pocfye einer Um- und Beffergeftaltung des
2TCenfcr)cnlebens auf frifdjer naturaliftifdjer Grundlage, der
die .Künfllerfeele $uin Wette getrieben, . . .
* Die engbrüftige Sdjultradition , die $afnne, fritiffdjeue
* Hadjbeteret, die mittelalterliche <ßlaubens^eucr)elei, der
woljlanftändige <£>opf auf der einen, und die ger;irnfcr)u>acr)e
<5ecferei, das' djarafterlofe, mit allen fcr/lecrjten 3 n P mcten
des grogen ^aufens liebäugelnde <£rfo!gsrittertlmm auf der
anderen Seite fjcifdjen nodj gan$ erflecflicr/e Opfer in der
Künftlergilde. «•
(Genialer (Eieffmn, der fidf mit der IVladft einer
Offenbarung unter Donner und 8lifc ausfpricrjt, der feine
ZDeltempfindung in einer XDeife analfftri, die unfer (Bemüth
im 3n™*ften erfaßt, dag die H)ur$eln unferes Seins erbeben
und ein neues Clement in unfer ZDefen tritt, blüfjt natürlich
nicr/t auf allen (Triften und nidjt mit jedem jungen 3afyr.
(Broge . perfönlidjfeiten roll (Büte und Scr/än^U, die die -
Stimme des 3*itbeu?ugtfeins in fid} tragen und ebenfo
ipaljrheitstücr/tig als funftmäcrjtig $u formuliren permögen,
find im berufsmäßigen tfünftlertlnim mcf)t weniger feiten,
als in den übrigen Dafeinsf reifen.
Das gefdndte Spiel mit amüfanten färben und
formen, mit gemalten Bonmots, mit buntangeftricr/enen
romantifer/en (Einfällen, mit gefälligen und einträglichen
■
* - I • •
• i
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Prioatgefüfjlen, mit fifcelnden £urd?fdmittsfünden wird
immer überwiegen, fo lange niajt ein u>aljrr)after Cultur«
ftaat die f)ö1>erbildung des gefammter. (SefeüfOTaftslebens
auf feine ;fafme f treibt und die äftfyetifdje <5ef!altungsfraft
6er Kunftbefliffenen mit großen Aufgaben ausreidjend
befugt. "
€ines f?aben die Jran$ofen — neben oerfdjiedentliayn
anderen Segnungen — den Niederlagen bes bonapartiftifdjen
(Cäfarentfjums $u rerdanfen: daß iljr Salon in der
prafjlfyanfigen Sdjladjten« und ^eldljerrnmalerei nidjt inel?r
oen ßipfel aller bildenden Kunft erblicft. I
5u>ar befaßt ftdj ein braoes Duzend ifjrer Pinfel*
füfyrer audj in diefem 3afyre nrieder mit Hlilitaria: allein
' es ftnd mein: die fa^merjlia^en und entfefclid?en Seiten des
Krieges, die $ur Darstellung gelangten und deren Be»
trad}tung dem polljmnigen 2TCcnfcfyen eiuen r/eilfamen €fel
und 2lbfdjeu r>or dem Dölfermord einflößt und tfym das
(Sebot in die Seele brennt: „€del fei der 2ITenfdj und
tnlfreia? und guti"
Das f)eroentfmm, das mit Puloer und Blei, mit
Kugelfprifcen und Corpedos operirt und internationale
Periicfelungen mit barbarifa^em HTaffenmord $u löfen
unternimmt, mährend es in der (Efyat nichts löfl, als die
Ueffeln neuer Ceidenfdjaften, neuen Dölferelends, iß fein
Stoff me!?r für die unffenfa>aftlia> geläuterte, Rumäne
Kunftauffaffung der neuen 3«t. ..
2lls Documente blutiger Dölfer'&erirrungen mögen
die Sd}Iad}tenmalereien Werth} reiben, und mir trollen in
diefem Sinne die tedmifd} nidjt übel geratenen Bilder pon
Detaille, dem Sdjüler ittciffonier's, der die Verteidigung
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„ 312
* ' ' 5
pon C^ampigny (December J870) un6 Haplet, 6er 6en
Co6esritt 6es Cuirafjiers oon Heimhofen fdnl6ert, gelten
I äffen. 2Tucr) HT6öarö uu6 ZTCaigret gefielen fich in 6er
2Juffrifcr)ung 6er gräflichen Keminifcenjen aus 6er
Annee terrible.
Der pon 6er 33ouIepar6 ■ preffe als be6euten6fter Kriegs-
maler 6er ^ran$ofen gerühmte HTonfieur 6e Heu Dille h a *
Hieras ausgepellt. HTan gefiel ftd} feiger in 6er ilnnafwie,
nur 6er patriotifcfje Schmc^ l?abe feinem (Talent 6ie grofe
5al?l blut • un6 t othftarren6er Scr)lachtenbil6er abgerungen, 6ie
6urdj Photographie un6 Stich populär geroor&en un6 auch in
einer Albums »Ausgabe perbrettet rpor6en fm6. , .
3rrthum! IDie ich *? öre / maIt gegenwärtig Heupille
mit 6erfelben Eingabe 6ie prüften Kampfesfcenen aus 6em
<3ulufrtege, 6ie 6er Kronprin$ pon <£nglan6 bei ihm beftellt
hat. Diefe Arbeiten auf Beftellung f ollen es fein, 6ie 6en
tapferen un6 patriotifchen ZTTaler abgehalten haben, fich am
6iesjährigen Salon ju betheiligen. ,
Die Kunftbegabnig ift elaftifdj. Der gewerbsmäßige
Schlachtenmaler (meld}' ein HTetier, 6af (ßoü erbarm'!) fennt
fo menig eine nationale Sefcrjränf ung feiner 3nfpirarion uno
feiner Cechnif, n>ie 6er gen?erbsmäj| ige Derfertiger pon Polter»
aben6fcr)er$en, HTefcelfuppenlie6ero, Kin6tauf,» f)ocr)3eits • uno -
Ceichenpoemata k prix fixes. <ßut. Dann follte 6er malerifcfje
2nilitarismus uns »enigftens mit feinen patriotifeben
Prätentionen Pom fjalfe bleiben un6 fich ^mit begnügen,
ohne 2?uhmre6igfeit ju pinfeln, arie 6ie Armeen fich gegenfeitig
ertpürgen — auf £omman6o.
tflles in Willem genommen ift 6ie Sol6aten«un6 Schlachten«
liebhaberei, fou>eit fte fich Salon ausfpricrjt, pon 6er
. • * * *
• ■ • -
■ . "• • ... . .
. - _ . - ^
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Ici&licfyftcn Hnbe6euten6heit. Die Künftler 6er bürgerlichen
2?epubüf fdjeinen ftd} nicht mehr berufen 5a füllen, 6ie rotten
fjofen unö 6ie (£f?affepots als 6ic rölferbeglücfen6en (Träger
großer 3& cen ini Stile 6es perfunfenen Kaiferretdjs afa6emifcrf
^erausjuflreic^en. IDenn fte Kriegsbil6er malen, fo laffcn fie
6en ^öpfd?en Cyrismus un6 6ie (Bencralftabsparaoe beifeite
un6 malen 6en tpafjrhaften Kern 6es Porgangs: Blutladjen, -
flaffenoe H)un6en, Gimmel fdjreienöe Barbarei, namenlofes-
<£len6, u>üthcn6es Perbrechen. Sie illuftriren in 3utreffen6en
naturaliftifchen 3 fl 9*" djriftliche tDaffenhan6merf un6
fudjen 6ie cipiliftrtc Kriegsmafajine bei 6er rafenoen Arbeit
6es ZHoröens auf.
Das genügt pollfommen 3ur äfthetifdjen Erbauung un6
5ur Auslegung 6es Bibelfpruchs: Du follft fein menfcfrlicff
Blut pergiefen!
Schon wollte ich 6ie Bemerfung auffdjreiben : 6er aanje
Salon enthält fein eigentliches 2?achebil6, „le culte de la
haine" gegen 6en 6eutfo^en ^ein6 fyit unter 6en JKalent
feine tfpoftel mehr — als id> im Katalog ju>ifa^en einem
flan6rifd}en Säemann un6 einer 3öyüe aus 6er Karolinger
^eit (wie 6ie Kaiferstodjter €mma ihren geliebten €gtn^ar6> 1
nac^ «ner romantifdjen Xladft 6urdj 6en Schnee trägt, um
feine perrätfjerifche ZHahnesfpur surücf julaffen) folgen6es IDerf
per3eichnet_fan6: L'attente de la revanche.
^err Raphael Poggt, ein Schüler 6es Klafftciften <Ber6me,
fonnte 6em Drange mdjt trMerftefjen, 6ie Kadjegeifter 311
befchtpörcn. 3d> fudjte fein BiI6 auf. €s ift pon geringem
Umfang un6 hangt hoch un6 perftecft genug, um 6er Be«^ ■
trachtung $u entgehen. 2ttit einem fdjarfen (Blas bewaffnet,
ent6ecft man im Por6ergrun6e auf einem Jelsplateau ein
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3t<
fd)u>ar$gcflei6etes XOeib in 6umpfen träumen »an6eln6, 6as
I}aupt unbe6ecft, 6ie Htm* f}ängen6. 2tyemlqn6fajaft mit
2TTorgen6ämmerung. Statt 6er rofenftngrigen (Eos taudjt
eine 6rofyen6e Sdjattengeftalt am Zjorijonte auf, ein bärtiger
(Befelle, 6er tfityt un6 fjöfyer emporftrebt, mit unfjeilfün6en6en
<5eften. 2Ils ob er ein unftdjtbares Ordjefter 6irigirte, bas
einen ^uriofo»Sa$ attafirt, ftrecft er bie beiöen 2Jrme urie
Sturmesfdjtpingen in 6ie £)öfye. IDer fein 2Uitu?iffen fyat,
bc6auert bas arme ^Jrauenjimmer, bas ju fo frufjer Stunöe
einer fo unfyeimlid/en Halurerfrf^einung ftij ausgefegt fielet.
Crofc 6er geograpfn'fdjen 21nfpielung lägt 6te Präciftrung 6es
Porgangs fein: $u tmlnfayn übrig. €rft 6ie 3nfdjrift jteljt
uns ins Vertrauen: (Erwartung 6er Kadje!
IHerfwürbig, fein IlTenfd} will 5^9« oc *
genehmen Begegniffes fein, 6as 6ocfy eines genriffen
pfyantaftifcfyen Heijes nidjt entbehrt. Das publifum geljt
tfyeilnaljmslos vorüber — un6 6ie poggi'fdje Haaje bleibt
unbemerft am Hagel Rängen. Doaj 6arf man aus 6iefem
Derfyalten feinen voreiligen Sdjlug $iefyen. Die politifa^e
Coleran$ ift nodj in weitem ;Jel6e. Die „bete humaine"
hfält nod> auf ifyre angeftammten „bereinigten <£igentl/ümlia>
feiten".
. (Ein tt)un6er aud>! Qat niajt felbft 6as Dolf 6er
Diopter un6 Denfer feine £egen6e pom <Erbfein6 in treuem,
$ornesmütfngem <8e6äd}tm£ behalten? Seien wir billig
un6 Iaffen wir 6em Polf 6er Sa^aufpieler un6 ZHaler feine
Attente de la re van che!
llud) bas tfycure (£lfag ^ängt im Salon. (Ein aller-
Iiebftes (Bretten mit 6em Spinnrocfen, einen Strauf oon
Stiefmüttern am weigen 3ufen, 6en ein fajwarsfammtenes
3(5 .
2Hie6er fcbt, un6 6ie tra6ittonelIe Schleife In ^orm von
Schmetterfingsflügeln im fytar. Die Unter fiirtft lautet:
„La Pens£e M . Wct möchte 6er b!on6en Cräumerin
grollen? — #
cfin ipohltfnicnoer ^ortfd)ritt 6er bürgerlichen <8efun6ung
un6 6er ftrengeren 6emofratifchen Sitte 6arf pielleid^t in 6er
Abnahme 6er c£ocotten • lltalerei erblicf t a>er6en. Die
Salons 6es Kaiferreidjs pflegten befanntlid> ihre IDänoe
mit oftenfibler Vorliebe mit martialifd>en Xothhofen un6
weiblichen £>h»tehofen ju 6ecoriren. ZHehr un6 mehr —
eine eracte Beobachtung fehlt noch — fdjeint 6er gemalte
Sansculottismus 6er fjalbtpelt aus 6en öffentlichen Zus-
tellungen ju pcrf<hurin6en. XDenigftens feiert 6ie artiftifch
cultipirte (Beilt^eit nicht mehr 6ie nrio&Ikhen £)rgien unter
6em flaffif07-mYtI?ologifdVn tfushängefdntö ipie ehe6em.
Die pflege 6es Hacften florirt noch un6 mit poHem
Hecht, 6enn fie ift ein hohes tfunftgebot, an 6effen (Erfüllung
feine prü6orie taften 6arf. ^cidmung un0 Malerei muffen
mit baarer Xdün^t bejahen, fobaI6 fte 6ie unperhüHte
Schönheit jetgen. Die Hu6ität 6er Darfteilung fliegt je6e
(Täufchung un6 jeoen pumpfniff aus. Die malenoen
3eflei6ungsfünftler fennen ihren Dortheil gar gut
Hic Rhodus, hic salta!
f)ierin . liegt nicht jum fleinften Cheil 6as (ßeheimnij?
6er Brapour 6es franjöftfchen Pinfels. Das fortgefe|te
un6 forgfältigfte Stu6ium 6es XladUn erhielte »unoerbare
€rfolge. Damit erflärt fteb/s, warum 6ie Jranjofen im
Portrait unö in 6er figürlichen Darfteüung unbedingt 6en
höchften Hang einnehmen, n>dhren6 fie 5. 3. in 6er £an6»
fchaft n>e6er 6en Deutzen noch <Englän6ero poraus fmo.
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Unter ben Be3nringern ber Probleme bes Radien
wollen in biefem 3 a *? re Bouguereau mit feiner „<8eburt
6er Denus", 3 u * e5 Cefebure mit feiner „überrafdjten
Diana" unb öie €lfäffer £)enner unb (Sufiao Dor6 in
erfter Cinie genannt fein. 3c6es ihrer IDerfe entsünbet
neben öer gaffenben Beunmberung bes naioeren Publifums
ftets bie I?i^igfte Discuffion ber profeffionellen ftritif.
Dag ich es gleich fage, bie „ßeburt ber Penus" ift
fein f)etärenbilb._ Diefer Perfudmng ift ber alte Itteifter,
ber fchon manches fjetärdjen uerübt, nicht mehr anheim-
gefallen. Die fdjaumgeborne <5öttin — in ber (ßeftaltung
an bie berühmte Quellnymphe pon 3ngres „La Source"
erinnernb — ift von ber tugenbfyafteften Feinheit im #us-
bruef, ebenfo ihre Umgebung pon fdjnrimmenbem IDeiberDolf
unb ber Kmorettenchor \n ben Cüften. 3a, bie HeinljeU ift
bis jur faben Hia^tsfageribfyeit fubltmirt, ein €rfrem, bas
ftcherlidj auch feine (Empfehlung ift.
Die <£onturen finb von ber toonnepollßen Perfeetion,
bie Jarben hingegen unerträglich in ihrer conpentioneüen
(Selecftheit. Das #eifch .hat ben dben <5lan5 ber Stearin-
ferje, ftellemoeife etoas gehoben burdj rofa Sdjminfe.
ZXlan fann nichts (ßeiftloferes fe^en.
J?ier fe|t bie Kritif regelmäßig mit ihren PortDürfen
ein. Sie ift gutmütig genug su glauben, bag fiaj mit
ber Seit ber fyalsftarrige 2Halcr bodj noch su einem
fprühenberen Colorit befehren Iaffe. Bouguereau benft
gar nicht bavaxu €r weif, bag er ben (ßefchmaef feiner^
tfunben für fich h a * lägt nkty Don feiner rentablen*
Eigenheit. Die 2lmerifaner infonberheit ftnb in feine
^arbe pernarrt unb bejahen ihre Saft« unb Kraftlojigfeit
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mit fahetyaften preifcn. Sein tftelier ift eine Biloer-
fabrif für 6en transatlantifdfen <£rport. ^TTcifter unb
Schüler ptnfein Cag un6 Xladft (bas eleftrifdjc ixdft
geftattet 6ie 2(us6elniung 6er 2Irbeits$eit), um 6ie
amerifanifdje XTadjfrage 3U befrie6igen. Hympfyen, ^aunc,
^eilige, Xjetären, ZTTa6onnen, Zigeunerinnen 6er IJanfee
Ijat als Kunftliebljaber für alle 6as gletdje Cutjücfen, öie
gleiche uncrmüMtdje Kaufluft.
Wenn in Kunftfadjen 6er Xtlavtt $u cntjd}ei6en fydtte,
tüäre Bouguereau 6er erfte ZTtaler Jranfreidjs, nrie er
6er reidrfte ift. Seine „<5cburt 6er Denus" ift für 6ie
Sammlung 6es Curembourg ern>orben rooroen. €ine
rolIen6ete Zricfyenporlage für 6ie funftfertigen fjänodjen 6er
fyöfyeren Cödjtcrfdmien. IDenn ftdj aud> 6ie porcelaine« -
ZITaler Don S&ures 6erfelben bemädjtigen, u>er6en mit halb
6te <5eburt 6er Denusjn je6em Suppenteller erblicfen.
ZDen6et man 6em Bil6e 6en Hücfen, fo erfdjeint in
6em Hammen, 6er tTfyür an 6er gegenüberliegen6en tDan&
6es nädjften Saales 6as „feft SUenV von 2Hf re6 Xoll, ein
. feefer Proteft gegen 6as blutleere (Beptnfel Bouguereau*s.
De.r alte Kneipbru6er ftfct auf einem r»er6ufcten €feletn unb
# fdjlägt mit einem ausgeriffenen H)einftocf, an 6effen
tDur3eIu?er! noa^ 6te €r6fnoDen langen, auf öie
Baca^antinnen los, 6ie ilm in einem ausgelaffenen
Zeigen umtaten. 3"4^# Mefes Pölflein fpürt eifen-
faltiges Blut 6ura7 6ie 2i6em rollen un6 tr*if, u>o$u es 6ie
<S5iter.in 6ie IDelt gefefct!
Holl ift einer r>on 6em fyerjljaften Xladfwudfs, 6effen
mudjtiges Haturgefüljl un6 Überfa7äumen6e Dafeinsfreuoe
6en flafftciftifaVn (ßrillenfangem fdjtceren Kummer madjt.
<
*
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H)ir aber rufen Braoo! unö freuen uns öes flotten' Juniors
um fo fyerjliayr, je unleiölicfyer uns öas fü^Ie (Begreine,
bas u>i£lofe (ßefaViöttfjun unö öie pornelmien ^Karotten 6er
afaöemifdjen Ptrtuofen berühren*
£)enner fpielt uns mit feinem „3efus im <5rabe"
unö feiner „€glogue" ebenfalls Pirtuofenfiücfletn vov,
öie uns nidjt falt unö nia^t madjen. Das ift eine
laue Afterfunft, öie ftdj IDunöer roas öünft, w$nn, fte nod)
ein paar raffinirte Beleudftungstrümpfe in i^rer Karte
fteefen fyat. Alles reöuctrt ftdj bei tfyr auf öie pittoresfe
^iction. Abgefallen von 6er tDaljrfyeit 6er Hatur, 5efyrcnö
von ifyren eigenen <£ingeu>eiöen, ift fie bei ifyrer 3 0cen *
armutlj naturgemäß allmäfjlid} auf öie fümmerlidjften, aber
öem Ungefdjmacf nodj fefyr adjtungsroüröigen €ffeft»
mitteilen perfallen. So erfreut ftdj aua? iHeifter Renner
nod) feiner Beanmöerer, befonöers aus öem fdjönen <0e-
fdjleajt. Das ift ein Ad}! unö. ein £>fyl t>or feinen Btlöern,
ein Begucfen unö Seftaunen $um Caasen. Das Publifum
ift in folgen fällen intereffanter für öen Beobadjter, als
alles Uebrige.
Renner erfüllt mid) mit 2ttujtf unö umfüllt mid?
mit Poefte! 3<*? rufye aus in feinem grofen ^rieöen!"
rief Sarai? Bernfjaröt cor feinen Bilöern aus.
Das ift fdjon €troas. 3<*? so^eifle feinen Augenblick
an öer Aufridftigfeit öiefer 3egeifterung, fo a>eit id} audj
entfernt bin, fte ju > teilen oöer fte für ein ZHerfmal
gefunden ttunftftnnes $u galten. Die eraltirtc 8cDor$ugung
unö Betonung öes iöealtftifdjen „Was nie unö nirgenös ftd>
begeben" fü^rt ftets öen aft^etifa^en (Befdmiacf öer
Dilettanten auf unheilvolle Abwege.
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„Renner gehört $ur Familie 6er <£orreggio", bemerfi
6er afa6emifche Kritifus, 6er nur in Analogien 6enfcn tamu
un6 wifcr/t behaglich feine Brillengläfer ab. 3$m ifr J
überhaupt nid?* wohl, trenn er nicht $u je6em neuen
Hamen einen alten fügen un6 feine <5eIeEn*famfeit in
himmelweiten Dergleichen ftraf}Ien laffen fann. Die ewigen
Porbiloer 6er großen Hatur rühren tfyn nicht.
(Buftap Dor£'s „La mort d'Orph£e" jeid^net ftct)
junäcfjft buxd) rieftges jormat aus; bann öurcb öic
forgfältig gefdjorene, falatgrüne IDiefe, 6ie man ftch etroa j
in <£nglan6, aber nicht im tfjrafifcfjen fjebrostfyal $u 6enfen
r>at; femer 6urdj ein Ku6e! rafenoer iDetber, 6eren Urbild
in 6en Parifer 2Irbeiterporftä6ten \tatt unter 6en Iei6er mdft
in Photographien auf uns gefommenen flaf pfeifen <£tconer»
grauen gefugt n>er6en muf ; en6lidj 6urch 6ie relatip reinlicr)e
Ubfdjlachtung 6es unglücflichen Sänger^eros. Der Parifer
f ennt r)auptfäcr)Itcr) 6ie 2lbenteuer 6es Orpheus in 6er
Unterwelt in 6er Cesart 6er Offenbareren Operette. Hun
foüte er 6urd) Dorä's Dcrmittelung in 6ie graujtge tTooes» -
feene 6es £>ffenbadyfcr)en fylbm eingeweiht n>er6en. Dor6
hat 6ies mit pielem (Taft gethan. Der parifer, ein n>eit
gefühlvollerer ZHenfch als man gemeiniglich annimmt, n>ar
trofc6em entfe|t un6 wan6te ftch t>on 6em unglaublichen
Bil6 ab. _
IParum l)aben ihm 6iefe XDeiber 6en Kopf abge»
riffen? fragt er fidf. Antwort: IDeil er fich 6er £eier
ihrer Orgien wi6erfefcte. Das war pon feiner Seite
pe6antifch un6 ungalant, freilich ftn6 alle 6iefe Iftegären
auch pon einer beifpiellofen fjäßltchfeit. ZPäre er in 6er
Unterwelt geblieben, wo, wie uns Offenbach perficfjert,
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320
«s }\d] qan$ famos lebt, fo märe xfyu bas ZTTalfyeur mit
oen IDeibern von 3eHet>iUe auf 6en Buttes 6e <£r)aumont
Ttidjt pafftrt . . . ♦ * _ • -
So räfonnirt öer gemütliche Parifer, 6er operettiftifd}
<jebiI6ete Bourgeois — un6 Dor6 be3al?It 6ie ttoften. Sein
23il6 gefällt nia% es ift 6em naiuen (Sefüfjl antipatljifaV
3n 6er 3e\d)n\mQ ift cs » wie feine fämmtlidjen Biloer,
«ine fpielen6 ausgeführte Kraftprobe. Die ^arbc ift rolj
geblieben. Die #uffaffung 6er Scene erinnert in 6en
Details 6urdjaU£r nidjt an 6ie ausführliche €rsählung
' £>*i6's.
lt>51iren& ber lliraFifdje S3nger ben Walb unb bie Reifen Ijeran^ettt
Unb mit bem Klange bes £iebcs bie rcilbeßen gittere befäuftigt,
Stauen, in ttyerifdfe tfelle gef^QUt, von ber Spitje bes §fige!s
2tafenbe £iconcr\frauen rjerab auf ben ftngenben Orpheus . . . •
„Seljt!" ruft eine mit fliegenbem £jaar* in ben n>eljenben Cüften,
„Seift, bort fitjt ber Perfidster bes ^rauengefdjlcdjtesl" nnb eilig
TOirft fit ben Speer in bes Sängers (Seftdjt, bas 2Jpoflo geweift Ijat.
So wirb jetjo ber Sänger verfolgt nnb mit blStterumgränten
diyrfusfifiben beworfen, bie anberem Dienfte kfümmt ftnb.
Diefe ba wirft CErbfdjoUcn, gebrochene §rocige bie 2Inbre;
<Einige werfen audj Steine. Den IPfitt^enben tPajfen ju liefern,
lftu§ten uodj Stiere gerabe bas £anb mit bem Pfluge burdjfurdjen
uno ju^wetgtriejenoe oauern mit ncrrigen ^aujten oas rjarte tt . —
^clb umaraben — — — '
Un6 fo weiter, flehe 6er XTCetamorphofen elftes Budj!
Die im 3a6e überrafdjte Diana mit ihrem saljl«
reiben, in 6en ;Jlutr)en plätfdjern6en (Befolge pon ^uUs
Cef ebure ift fo menig flaffifdj empfun6en, als 6as
Dorö'fdje Bil6, 6odj ift es harmonifa^er 6urd>gearbeitet.
...
. • • • » . .
-
-•./•-•
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■t
" 521 ,
Der Katabg gibt 6ie foIgen6en pier Derfe i>on <5eorge£
Cafeneftre 6a$u:
An broit qui vient des boU, Diane »'est dressee
Freinissante; et la troupe, autour d'elle empressee.
De ses Nyrapbei sortant de l'eao, blanches de pcur,
Jette un vuile balif a sa fiere pudeur.
* •
Pas ift 6er Jnfyalt 6es ganzen Vorgangs. €s ift
eine an$kfyen&e Collection r>übf<f?er IHäochenrypen von
allerlei Haffe. Die 2rio6ellirung ift untaöelfyaft, allein
6er Jleifdjton ift fo matt un6 franfhaft, ba$ feine ungetrübte
5reu6e an ötefen intereffanten (Befcr/Öpfen auffommen
fann. Den jungfräulichen Göttinnen ift erft eine fhrenge
cfifenfur ansurathen, beuor fte ftdj n>ie6er 6en Briefen 6er
gefünöeren Sterblichen $eigen. ' . , •
• • •
Un6 nun genug rx>n 6er naeften Spitalmalerei.
Der junge ZTTeiftet Due$ fyit 6ie berechtigte Seite 6es
Haturalbm us mit 6em feinen Stilgefühl 6es echten (Talents
erfaft. Don 6en ^eiligenbil6ern 6es Salons ift fein . Saint
Cuthbed* uielleicrjt 6as einjige muftergiltige 6er gan3en,
unferm mo6ernen <5eifte menig anmuthen6en <5attung. Seine
Darftettusg 6er nxnig befannten fcfyoüiftfjen £egen6e belegt
auf's Heue, 6ag 6ie ergreif eu6fte poefie in 6er XDahrfcÜ
felbfl liegt, un6 6af 6er HTaler nicht roeltflüchtig ju meroen
braucht, um uns 6ie rührenöen <Ifyorf?ci ten 6es religiösen
(ßlaubenslebens in i6ealer tDeife plauftbel $u machen. XDir
fehen 6a eine Seele als flamme jum fjimmel emporfleigen
(fehr fdjSner Hachteffect), einen göttlich infpirirten 2161er 6em
hungrigen Bifdjof einen prächtigen ^ifer) feruiren un6 6er«
gleichen meölicr/e HTirafel. Allein 6ie £uft, 6ie 6urch 6as
Bil6 rueht, ift gefun6, fräftig, roahr. 3n 6en Köpfen 6er
Dl. «. Conrab, parifiäna. 21
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2TTenfcf}en fyapcrt es bebetiflicf? unö it^re tDeltanfchauung ift
md)t mehr 6te unfrige, unö öodj fcfjlingt fich ein unlösliches .
Banö euriger, uraller <5emeinfchaft um unfer beiöerfeitiges
(Empfinöungsleben. 8>ir möchten öem bieöern Cuthberi,
befonöers nadjöem er öie Bifchofstrmröe nieöergelegt bat unö
in feinen alten tEagen ein Mersmann gerooröcn ift, öie .
f)anb örücfen unö ihm jurufen: „Brüöerlicrjer Kaufc, fei
jufrieöen, «>ir oerftehen uns!" fo nalje geht uns fein Dafein.
So permag uns 6er wahre Künftler $u leiten nach
feinem IDiflen, wenn er felbft öem innerften IDefen öer
Dinge treu geblieben.
307 fyabe feine Peranlaffung, öie Cegenöe öes im
bcften Sinne fonöerbaren ^eiligen nach$uer$ählen. Sollte
fie aber fortan populär werben, fo fann ftd} öer gufe
Sanct Cut^bert aus Sdjottlanö, feit elf Rimbert 3 a *? rm * m
paraöies, bei öem ITTaler Dues in Paris, ^ortuny«
Straße Hr. ^0, beöanfen. 3ft 6007 mein* als ein fjeiliger
in öerfelben Cage, feinen feierlichen IDeltruf unö feine
poftfmme Beliebtheit öer bilöenöen Kunfl fdmlöig 3U fein!
Die römifdjfatljolifdje Kirche infonöerljeit öarf einen
großen Cfyeil ihres €tnfluffes öem glücflichen (Beöanfen
auftreiben, öie iHeifter pom pinfel unö 21Ieifel als Dor-
fpann für ihren fdjiserfälKgen Cegenöenjug recht$eitig-
engagirt $u haben.
€in anöerer 3 ön Ö cr ocr ™ uen Dichtung, öem eine
große S ur u n f* lächelt, ift 3 ean P au * C^urens, unö öaß
icr) gleich öcn Dritten im Bunöe eclatanter Salon« €rfoIge*
nenne: Baftien Cepage. £in Kleeblatt , auf öas öie
, fran5Öftfche 2Ualerfchule, ich 1™"* wty* °i* afaöemifcrje,
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523 ' *
. — — — —
. - • • . -
fon6ern 6te groger, djarafterpoller perfönlidjfeiten aus
eigener Spülung un6 Kraft, mit Redjt ftolj fein 6arf.
3ean Paul Caurens wat in 6iefem 3a^re tpeniger
glücflicfy, als im ©ergangenen, ipo ifym mit „ZHarceau's t£o6"
eine fo gefegnete Beifallsernte geblüht fyat. Diesmal fyat er
folgende (ßefdjicfyte m malen unternommen:
... . • .
3 m *luguft \o0o [türmten 6ie €inmol?ner von . +•
Carcaffonne un6 Tllbi 6ie Kerfer 6er 3 n< ? u *f l ^ on / um o\t
$afylreid?cn £)pfer oen £)än6en 6er firdjlicfyen 2Ttor6gefelIen
5u entreißen. Der 2Uinoritenbruoer Bernar6 Delicieur machte
Sprengungen, 6ie aufgeregte Volfsmenge 6urdj eine
ebenfo meife, als fanftmütfn"ge tfnfpradje von cßeipalttfyaten
fen^ufjalten. 3 can oc Picquigny, öer Reformator pon
Cangueooc, begleitet pon mehreren Ratljsfjerren pon
, (Earcaffonne, ipofmt 6er €rbredmng 6er permauerten Kerfer-
eingänge bei.
€ine populäre Qaupt* un6 Staatsaction alfo, eine
Scene pon einfdmei6en6er Be6eutung, poller Bewegung
un6 Cei6enfcf}aft. IDas Ijat nun Caurens 6araus gemacht?
€r Ijat ein falbes Dufcen6 2TCenfd}en $u einem Symbol
6er Cfyeilung 6er öffentlichen Arbeit gruppirt: Der Dolfs-
mann gefticulirt, 6er" 2Tlönd} fpriajt feinen Sermon, 6er
£)an6tpcrfer ftrengt feine ZTTusfeln an un6, \d)w\§\, 6er
2\atf?sfjerr pflanjt ftcr) breit Ijin un6 gueft $u • Das
ift $u?ar redjt nobel un6 per6ient 6ie befte tfnerfennung,
allein 6er $ün6en6e $unfe fpringt aus 6iefen Vereinzelungen
nirgen6s fyerpor, um 6en ^dfauet im 3 nner fl**i 5» treffen
un6 in 6en Kreis 6es feeltfdjen Vorgangs, 6er all' 6iefer
(Sefdjäftigfeit 3U <5run6e liegt, mit 6ramatifd}er Gewalt 511
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bannen. Der «gufdjauer madjt's n>ie 6er Halftern er
gucft $u un6 bleibt tüty bis an's fyty
€s ift 6odj redjt fon6erbar. Was fonft mit überrafcfjenber
Dirtuofität felbft 6ie mittelmäßtgften fransöftfajen ZHaler su
leiften nriffen, bas Arrangement un6 6ie Belebung 6er Zttaffen,
bar an ift 6iesmal 6as Compofttionstalent 6es begabten
Künftlers gefa?eitert. Das heranftürmen6e Volt fjat er fo gut
tpie gans unter6rücft, 6enn ein o6er 3tpei IDeiber, ein fleiner
3unge un6 einige emporgehobene f)än6e, 6ie aus 6em Hammen
fyerporragen, bieten abfolut feinen <£rfa| 6afür. Die Scene
ift piel $u unbelebt, piel 5U feierlid? gemeffen. Hirgen6s
bricht 6as Actionsfieber mit über$eugen6er Kraft fyerpor.
<£s feljlt 6er ep if d)c IDurf, 6er 6ie ZTlaffen 6urd)einan6er
rüttelt. Solare Schlaf müfcen, nrie fie hier auf 6em BiI6e
ftefjen, fm6 nia^t im Stan6e, eine Jenfterfdjeibe ei^ufdjlagen,
gefa^ipeige einen 3nquifitionsferfcr 3U erbrechen.
. 3^ f a ff e ocn 3 rr ^ um ocs Künftlers nicht. Das
publifum u?ar nachfuhtig un6 r>at mit 6em £ob 6er meifter-
liefen Jarbentedmif 6en ZHantel c^riftlid^er Ciebe über 6en
. ferneren Compofttionsfchnifcer geworfen.
>
Baftten Cepage ercellirt mit einem rüfn*en6, faft gefudjt
einfachen, aber bis in 6en flüd^tigften pinfelftrich natur«
tpaljren Bil6e. „Saison d'Oetobre" un6 einem portrat 6er
Sara^ Bernhar6fc Das I?erbftbil6 gibt einen Kartoffelacfer
mit 30>ci jungen Bäuerinnen, pon 6enen 6ie eine im Dor6er«
grun6e fidj bemüht, einen bereits fyalbvoUm, gegen ihr Knie
geftemmten Sacf $u füllen > n>ähren6 6ie an6ere etipas nach
rechts jurücf auf 6er €r6e ftfct un6 mit n>eit ausholen6cn
Armen 6ie Knollenfrucht in 6en Korb fammelt. €s iß 6as
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r
-
525 •
Seitenftücf $u feinem rx>r jährigen Bil6 ~6er f)eu'€rnte,
„Les foins". • i
Derneige Did), braver ^ules Breton, 6as ift 6er ZTTeffias .
6er Bauern. HTalerei uno Du bift fein Porläufer geroefen,
5er 6as göttliche (Befjeimnig geahnt. Baftien Cepage toirö .
uns erlöfen uon 6er pfnlofopln'fdjen Bauern-Ptyrafe, 6ie nid}t
unfer oeutfer/er Huerbad) allein erfunöen r)at, fon6ern 6te
audj in ^ranfreia) auf 6em 2TTiftbeete romantifdfer pfn'lo-
fopljafter gar üppig in's Kraut fdjof un6 je6e $utreffen6e,
erade €rfenntnifc oon Dolfsroefen 5U erftkfen 6ror)te. Die
^eit 6er fdjöngeiftigen Cüge, 6er lan6tt>irtl}fd)aftlicr}en Salon«
puppenfomö6ie liegt im £eren6en. I Die. ZITaler r/aben $uerfl
6iefer conoentionellen 2luffdmei6erei fidf fdjämen gelernt.
IDenn fie uns fjeute Bauern porfüfyren trollen, fo gefyen fie ,
auf 6as edjte Dorf ftu6ieren ' un6 nidjt meljr in 6ie Couiiffen
6er Op£ra-Comique?
Die Bäuerinnen 6es Sebaftian Cepage fm6 nidft fd^ön
nodj fjäglid}; fie fm6 djarafteriftifdj un6 glaubn?ür6ig. Sie
fyaben eine Dolle, edjte Seele, aber u?e6er fpinojifttfcrjen €fprit,
nod) (ßeorge SanVfdje ßefüf>IS'<Ercentriatäten. 3fa IDefen
entfpridjt 6er Sphäre, in 6er fte arbeiten, lei6cn, ftd> freuen,
gut un6 fdjledjt ftn6^ mit einem ZDort: jid? ausleben nadj
6en natürlidjen (ßefefcen 6er fodalen Cogif.
€s giebt feine an6ere H>elterlöfung un6 tDeltoerfö^nung,
als 6ie Kraft 6er IDaln-fjeit 6es ficr) felbft begreifenoen
2TTenfdjcntInims.
3ene ttünftler, 6ie nur 6ie iatten <£ri fielen je6u>e6er
o3attung unterhalten un6 6ie lüfterne <Be6anfenloftgfeit
amüfiren »ollen, mögen 6arin perr/arren bis an ir>r feiiges
<£n6e. €s ift uns (Croft un6 Hoffnung genug, 6a§ unter
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öen 3 un 9 cn 6er neue (Seift von 3 a fa $u 3 a *? r berufenere
SadjwalUv fin6et. Die ?nfgett>or6enen un6 6ie Altgebornen
(6ie tlatur lägt aud? 6iefe furiofe Spielart su!) mögen tfmu
was fte nidjt laffen föunen — 6er groge Kampf toxvb audj
olme fte $ur €ntfdjei6ung gelangen.
Die 8U6er „Les foins" un6 „La Saison d'Octobre"
n>er6en iln*e IDirfung üben, trofc 6em getergefdjrei 6er
Klafficiften un6 Homantifer, \'
yd) will feinen Perfud} madjen, 6iefe 8il6er $u be-
fdjrctben. Sie. muffen gefefyen un6 nad?cmpfun6en n?er6en.
3df conftatire blog 6en (Triumph 6es aufrichtigen naturalis«
mus un6 feiner erlöjen6en Poefie*
.: Das 3U6nig *6er Sarai? Eernhar6t ift gleichfalls ein
(Erfolg 6es jungen Sfteifters. Die berühmte Schaufpielerin
ift im Profil un6 ftfccn6 6argeftellt, gan$ in Betrauung
einer Meinen Statuette" 6es Orpheus perfuufen, 6ie fie in
f)än6en I?alt, Die $arten #eifchtöne, 6as röt^ia^e §aar
fm6 ein Iüun6er treuer Ausführung. Die u>eige 2?obe ^bt
ficr) mun6erbar pom Halten u>eißen f)intergrun6 un6 6er
ftlbergrau fpielen6e Pe^befafc peri>ollftän6igt 6as fyavmontfdfe
€nfemble.
M C est une Symphonie de blanc eburneen", rief 6ie
entjücfte Komö6iantin cor ihrem 3il6d}en aus (es ift faum
r}an6grog). *
Diesmal tfyeüe ich it>re Ben>un6erung.
Uad) 6iefen €in6rücfen tfl es ferner, noch ein geredetes
Auge für 6ie übrigen 3il6nigmaler $u haben / tr>e6er 6en
eleganten Duran, noch 6en energifdjen Bonnat ausgenommen*
6effen „Dictor fjugo" groges Auffegen mach*. - Das
6efmitipe Bilönif 6es greifen Hhetorifers un6 genialen
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Cyrifers auf 6ie l~lad)wdt $u bringen, 6a$u ift fyeute nur
€iner berufen — Baftten Cepage.
9-
TV " ■'•
1*. ;
• - - 29. OTai.
I)er Itterifalismus, 6er ficr) in 5er Preffe, auf 6er
Cribüne in Perfaiiles, fourie auf 6en Kanzeln 6es platten
£an6es nod> fo gewaltig breit macfr/t un6 ficr) geber6et, als
ob 6as 3citlicr)c un6 eitrige Qeil 6er „Fille ainöe" 6er
römifdj « fatf}olifcr)en Cfjriftenfjeit von 6em Hugenjirnnfera
un6 Slirnrunjeln 6er Qerren priefter un6 IHöna^e abginge,
t?at feine ernftfjaften Koryphäen merjr unter 6en bi!6en6en
Künftlern auf$utx>eifen.
Das ift ein beachtenswertes 3*icr)en pon 6er
langfamen, aber ßetigen Perän6erung, 6ie ftch in ' 6er
geiftigen Subfianj 6es franjöftfajen Dolfes, in fejner
religiöfen un6 poliüfa>n Stimmung, ooüjie^t. Bei 6er
ausgefprodjenen 3U6erluft einer Zlation, 6ie faft in je6enj
größeren #mtsftä6tchen eine öffentliche <5emäl6efammlung
beftfct, I?at es fidjer etmas 5U be6euten, n>enn 6ie religiöfe
Malerei fo gut wie auf 6em tfusfierbe«€tat erfahrt.
Denn 6ie Nachfrage, 6ie 6urdj 6en £)eI6rucf ; 6te Citr)ograpr)te
un6 6<?n §oljfchnitt befrie6igt wirb, fann* nicht fcr)n>er ins
(Benricht fallen, .fobal6 6ie Quellen, 6ie 6ie billige un6
populäre 3iI6errepro6uction befruchten, perftcfern aus
Mangel an religiöfer Jnfpiration bei 6en mitjeitigen
Künftlern.
IDähren6 6ie flüchte ITaturwahrheit, 6er freie,
6ogmatifch utmerfälfcr/te tt>eltge6anfe, 6ie flrenge,
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i
i
6emofratifdje Krilif in $avbe unb 3*id? nun 9 n <*<fy
x . fünftlerifdjem 2Tus6rucf jur Belehrung unb $veube bei
fdjaulufligen 2TTcnfcf?f?cit ringen, fefyen mit, wie bem
cfjriftliajen Supernaturalismus,, bem ortf?o6oren (Blauben,
bet firdjlidjen Agitation 6er pinfei entfallt, 6ie fünftlerifd^e
Z3egeifterung uerfagt.
Daffelbe Sdjaufpiel bietet ftdj uns 6ar in, 6er 2Uuftf,
voo 6as mufifalifdje Drama 6en erften pla$ behauptet un6
öie Oratorien, ZlTeffen unb anöerer Kirdjengefang nur nodj
von ben offiriellen iUittelmä gigfeiten culticirt mer6en; ferner
in 6er 2(rdntef tur , wo 6er (ßlaubensentfyufiasmus, 6er 6ie
mttfelalterltcr/en <£atfye6rafen_ baute, feinen Stein mefjr
3um an6ern $u fügen im 5tan6e if!, ofme jahrelange
Subfcriptionsbettelci un6 en6Iofe Cotterien, 6ie 5ur größeren -
<£r)rc (ßottes auf 6ie getrnnnfüdjtigen Spieltriebc 6er klaffen
fpeculireit; enblid) in 6er Citeratur,, wo 6er Homan un6
6as tr^eaterftücf [ängft 6ie lefcte f effel 6es Kircr)entlnims
abgefdjüttelt un6 ftcfj refolut auf 6en Bo6en 6er
naturaliftifcfjen Beobadjtung un6 frittfcfjen ;Jorfdjung ge-
- fteflt haben.
Die l)c\bn\\d)e ^Mythologie präfentirt fid? in 6en
Ateliers nod} ungleidj frifdjer un6 jeugungsfäljiger, als 6ie
cr)riftlichen Cegen6en un6 ^iftorien. Die <£r6e beftegi; 6en~
Gimmel, 6as nriffenfdjaftlidje Denfen . 6en djriftltdjen
(ßlaubensma^n, 6ie felbftbenmgte 21Tenfd}Iid}feit 6ie religiöfe
(ßeifterfe^erei ' .
Diefes geiftige ^acit 6er mo6ernen IDeltbemegung arirb .
oon 6em „Salon" 6er ^ran$ofen mit pinfei un6 2TTcigcI
befiätigt.
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Qualitativ un6 quaniitatip ift 6ie religiöfe Büoerfunft
trofc aller ITCirafel ron £our6es, trofc aller Sacre.£oeur-
2(n6aa)ten, tro$ aller IDallfafn-ten un6 frommen Dereine im
rapiöen Hie6ergang. ->
Da fämmtltdje monarrfnfaV Parteien ^ranfreidjs
flerifal gefärbt fm6, fo 6ürfen Bonapartiften, Hoyaliftat
unb Orleaniften nidjt nur über 6en bemofratifa^en 2Iuf»
fdjipung, fon6ern aud) über 6as religiös«flerifale ^iasco
6es „Salon" in Bad unb 2lfäc trauern. ■ Die t>öcr>fte
Blutige 6er Dolfsfeele, 6ie bil6en6e tfunft, oufiet nidjt meljr
5u-il?ren (ßunftenf 6er farbenprädjtige Blütljenfeldj genialer
Kunftgebilöe l?at per) mit JPonne öem ^euerfujj 6er Sonne
5er ,freif>eit geöffnet! " ' _ .
Zlad)bem iaj bie 6rei#ig Bil6erfäle oes „Salon" mit.
€ifer öurajforfdjt, roill idj 6as 6iesjäf?rigc <£rgebnif 6er
religiöfen 2tTalerei- 6em Cefer geipiffenfjaft porfüfyren.
€rneft Duej, 6em bereits genannten tfutor 6er
£egen5e pom f). Cut^bert, räume idf 6en €fyrenpla$ ein,
obfcfyon fein frommes Bil6 nur einen caprieiöfen Ausritt
in 6as romantifdje €an6 un6 feinestpegs eine Buffaljrt
glaubensfeliger ilmfefyr pon Babylon nadj 3erufalem
be6eutet. Der talentpoüe Ittaler, ein mittlerer Dreißiger,
I?at ftdj feit feiner" artiftifdjen Carriere fa|i nur mit 6er
Darftellung Parifer Figuren befdjäftigt. 3 n feiner erften
3ugen6 Kaufmann, abfolpirte er, feiner ipafyren Berufung
folgen6, 6ie Paiifer Ecole des Beaux Arts. Harfnern er
6ie Pollreife feiner Kunfteinfufjt un6 einen 5uper(äfjigen
IHafftab für fein eigenes Kunftpermögen gewonnen fyatte,
ipollte er 6er IDelt beroeifen, 6af er in 6er berühmten
Sdjule nid?ts gelernt, 6. i. 6a# 6ie tra6itioneHe Heceptirfunf*
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6er flaffifcfycn ,Jarben6octoren feinen gefun6en, flaren Sinn
mdjt t?er6orben fyabe. 3 eö * 5 f em * r neueren Silber mar ein
gemalter proteft tr>i6er 6ie Schablone 6er 2(fa6emte. 3 n
6er religiöfen 2TTalerei, wo 6er afa6emifdje 5°pf am 6tcf Jten
un6 unerträglichen, mar fein proteft nod) rücfftän6ig.
3m 6iesjäfyrigen „Salon" f>at er tyn mit feinem Ij. Cuttert
geleiftet. . ^
3m ganzen Bil6e ift fein einjiger conoentioneüer,
fdmlmägig angelernter Stria). Der fjeilige ift nidjt aus
f)ol$ gefdmifct, mit einem angeflehten Bart im ßeftdjte
un6 6er fa6en, jefuitifdj ftereotypirten pijYftosnomte. €r
ift vor allen Dingen ein gan$er 2Henfdj, un6 6ie XOtlt, in
. 6er^er lebt, feine malerifdje ^tetion. €uft, CtaV, XDaffer
un6 €r6e — alles frappant natürlidj. Uber wie treten 6ie
ergreifen6en Seiten 6er poefie in 6er IDafyrfjeü Ijen>or!
Dem Klerifalismus ift natürlidj mit folgen 3il6eru
nidjt ge6ient. Der Staat n?ar hingegen aufmerffam genug,
6as be6euten6e IDerf, ein CriptY^on grogen Formats, 6em
*
Hünftler ab$unel?men.
Pierre put>is 6e <£fyar>annes, 6er ZUaler 6er
berühmten ^resfen im Pantfyeon, r>erbin6et mit einem
l?ocrjgra6igen (Talent einen ebenfo f?odjgra6igen 2TlYfticismus.
IDie Due3 6ie Rumäne, fo fefyrt er 6ie asfetifdje Seite 6er
Religion fyeruor. C'est un tapissier süperbe, fagen Ijalb mit«
lei6ig, fyalb beanm6ern6 6ie ungläubigen IDeltfinoer r>or 6en
um f angreifen BiI6ern 6iefes ftrengen 3«^ Ii f^"# feinem
(Sott treu bleibt, mag er Allegorien o6er Sd/ladjtenbiloer (wie
fein „Karl ZHartel rettet 6ie Cfjriftenfycit") o6er biblifdje
Cegen6en un6 fonftige Pfyantafieftücfe malen. Diesmal fyxt
er einen „Verlorenen Solm" ausgeftellt, naip in 6er <£on-
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ception u>ie ein (Siotto ober Cimabue, primitip in ber
$avbt mit aus einer lärigft perblicrjenen Seit unb bodf rote
mädjtig in 6er roeltabgeroanbten €infalt eines überzeugten
(Semütfps! \
pupis be <£fyapannes malt nichts, roas feinem tntimften, N
^ürjlen fremb. Seine BUber fmb (Stauben sbefenntniffe. 2lber
ipas roill er bamit für bas 3eitgenöfftfa^e tfirayntr/um ? Kein
pfarrfyerr mochte biefen „Verlorenen Solm" in fein com«
fortables (Semadj, fein llXondf ir;n in fein Hefectorium
langen. Das märe eine Störnif jeber prießerlicfyen IDelt«
perbauung, ein fdmeibenber f>orm auf 6ie flotten Allüren 5er
faftionablen (Bottesmänner. „Dapib unb Batljfeba", „Simfon
unb Dalila", „Sufanne im Babe", ,.lTIaria ZHagbalena",
bas pffegen bie beporzugten Sujets geiftliajen <?$immerfd}mucfes
5U fein. Pie „Sufanne" infonberfyeit t)abe iä? Dufcenbmal
in ben fjtnterftupaVn italienifdjer Sacrifteien angetroffen.
Was foll in biefer (Befellfdjaft ein perlorencr Solm, ber feine
traurige Situation ernftfyaft nimmt, ' roie ber bes fjerrn pupis
b* <£l?apannes?
2Han benfe ftäj in ober, falfgrauer Canbfdjaft, Croftloftg-
fett in jeber Cinie, einen armen, ungeroafdjenen, jerlumpten
mcnfdjen, bie perfonipeirte HTelanOTolie, mit über ber Brujt
gefreuten f)änben betenb auf einem Baumftrunf fyxfen. um-
grunzt pön leiblidj roofjlrjabenben Sa?roeinen.
<£r l?ätte gern fta? mit ben (Trabern gefättig't, meiere ,
bie Säue fragen, aber Ziiemanb gab fte Ujm — erjäljlt bie
biblifdje Parabel*
tflenfdj, Diel? unb Canbfdjaft epangelifdj. traumhaft in
ber Färbung, a^imärifa>, unmögltdf — unb bod) wie
\
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glaubn>ür6ig als innigfter 2Ius6rucf einer tuftonären ttünftler«
naturl
Das Bil6 ift ein tfnaayonismus in 6er heutigen Kunft,
feine <3eitgenoffen fajlummern im Sd?utte 6er urdjriftli&en
Katafomben, aber es ift edjte un6 geregte Kirdjen-iHalerei,
ofme ^leifdj un6 Blut, gans Seele.
tDäfn-en6 puois 6e Cfjauannes in 6iefer aufrid}ttgen
iDeife feinen eigenen ßlauben $ur Sdjau ftellt, flrengt ftdj
2Ubert HTaignan an, 6en «Blauben 6er 2tn6ern 511 malen.
Sein Bil6 in lebensgroßen Figuren „(Eljriftus ruft 6ie Be-
trübten $u ftd?" ift nidjt empfun6en, fon6crn gemalt. €s
ift ein (Triumph 6es XlTetierS, nidjt 6er tfunfl. €s erinnert
an 6ie geu?an6ten 2lbb£s 6es ad}t$elmten 3 a ^ r ^ unocr * s » °* e
mit unfehlbarer Pirtuofttät eine galante 3 e i* un 9/ cm <K. oc h'.
reeept, eine pre6igt un6 ein perliebtes Sdjäferge6id>t ftiliprten.
Die Compofition ift unta6elf?aft. Huf einer Utt 2IItar
06er C^ron, nrie man will, fi£t 3efus, 6ie blutbefleefte
Dornenfrone auf 6em fdjme^rerserrten Raupte, 6en purpur«
mantel um 6ie Sdmltern, 6en er mit erhobenen Firmen
lüftet, um feinen 3erfd?un6enen Oberleib 3U geigen. Kings
um 6en Elitär 6rängt ftd} 6as menfdjlidje <£len6 in
ergreifen6en (ßeftalten. 3™ Por6ergrun6e eine junge troft«
lofe 2ttutter am Sarge ihres Cieblings, $ur Helten ein
oor Sa^merj unihnfmmges IDeib aus 6em Dolfe, 6en
grauenhaft $ugcrid)teten Ceidmam eines Sol6aten in 5erfe$tcr
Uniform un6 $erbrod>ener XDaffenrüftung fa^leppen6, $ur
Cinfen eine (Bruppe Don (ßia^tbrü^igen un6 Verhungerten
un6 Perlaffenen, 6ie per3n>eifeln6 6ie f)än6e ringen un6 6en
thränenheißen Blicf flehentlid? $um €rlöfer emporrtdjten . . .
Der aber meig für all 6en 3ammer feiner 2TCenfdjenfin6er
!.•-■•
mtmm
i
fein an6crcs (Erofttrort, als ein Citat aus 6en Klagelieocrn
6es alttcjlamentlichen Propheten 3«rcmias: „Be6cnfct
bod), ob es einen Schme^ gibt gleich 6em meinen!" (Tripial
n>ie 6er Sprud?, ift 6er 2Jus6rucf im Hntlifcc 6es §eilan6s.
llad) öiefem 8iI6e ift 6as C^riftent^um 6ie Religion 6er
blanfen Dcrjtoeiflung. $üx 6ie Kirche St. Hicolaus-oes
<£fyamps auf BeflcHung gemalt, mag es 6ie (gläubigen in
tf?rer IDeife erbauen. — .
Cehour, aus 6er froftigen Schule 6es afa6emifc^en
Häuptlings Gabantl, wartet mit einer rieftgen Ceinn>an6
auf, 6arauf er ein falbes Dufccn6 naefter Hothhäute gemalt/
6ie eben an einem abgelegenen, n?iI6romantifa^en (ßebirgs« .
roaffer mit ihrer feierlichen tDafdjung befdjäftigt fm6.
Der Katalog belehrt uns, 6af wir r>ter nicht an tfmerifa,
fon6ern an Paläßina, nicht an 6ie legten 2Ho^ifaner,
fon6ern an 6ie erften 3uoenc^riften 3U 6enfen reiben, an 6enen
ein gemiffer Jor/annes eine r>orbil6liche f)an6(ung poltye^t.
tDir ftn6 6anFbar für 6ie Belehrung un6 rühmen gern 6ie
pieturale Pirtuofität 6es ZUeifters. Die theatralifch gefpreijte
Pofe 6es angeblichen 3o^annes erinnert uns an einen
befannten (Effect 6es Scr/aufpielers ZHounet • Sully oon 6er
Com^6ie.,Jran9aife. ,Jür ein erangelifches BiI6 auch
nia^t Abel. , * ; \
<£in fjerr pearce, geboren in Boflon, $um fünf!»
übenben Dafein erjogen oon ZTTeifter ££on Bonnat in
paris, hat ftd? mit einer farbenfaftigen 3ü*ufrration ju 6er
biblifchen (Erjär/lung Don Abraham, 6er feinen Sohn 3faaf
6em £)pferto6e roeihen n>ill, mit yanfeehafter phantafte«
loftgfeit oerfucht. Doch mug er im «Blauben fer>r ftarf fein,
»enn er meint, 6af mir 6en Dater, 6en Sohn nn6 6en
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interpeniren6en €ngel für biblifdje ($eft alten nehmen,
nichts weniger als 6as! €in Fritifdjer £ran$ofe bemerFte
gan$ richtig: ^ieljt 6en 6rei perfonen Stiefeletten, §ofen
un6 einen Ueberjiefyer an, fefct ifynen einen Sei6enfmt auf
un6 gebt ifjnen einen SpajierftocF in 6ie l)an6, fo Fönnen
fte, olwe eine 21Iiene $u per^ieljen, auf 6en Boulepar6s für
bieöere Bourgeois 6er 6ritten fransöftfdjen 2?epubliF
gelten! ^
£) Ii ri er. ZTTerfon, 6er erff por wenigen Cagen als
preisgeFrönter €lepe 6er Kunftfdmle feine 5tu6ien in 6er
Pilla 2He6ici in 6er ewigen 5ta6t poü*en6ete, brachte aus
3talien offenbar 6ie 21bftd}t mit, 6urdj eine ardjaiftifd^e
tour de force 6ie abfterben6e religiöfe 217alerei feiner
^eimatt? in ein neues Dafein $u rufen. Sein „Saint
Isidor, laboureur" lägt menigftens 6iefe Deutung 3U.
lDäf>ren6 6as Bäuerlein auf 6em IXdev fniet un6 ein in»
brünftiges (Sebet perridjtet, befteüt fn'nter feinem Xücfen ein
Ian6u>irtl?frf?aftlicf? geftfmlter €ngel 6as £e!6. etiles fyiudjt
altertümlichen Duft. Die £)d?fen, 6er Pflug, 6er frtfcf)
gefurchte 2(cFer, 6as bleiche, armfelige Bäuerlein mit 6en
roeitaufgefperrten roaffer blauen tfugen un6 6en 6icfen, im
Beten bewegten Cippen. Die goI6enen ^eiligenfdjeine fehlen 1
nidjt un6 fin6 nadj 6er autfyenttfdjen by3antinifd^en 2Tto6e
»erfertigt. Das <5an5e ift fefjr ernftfyaft un6 foli6 gejeidmet
un6 colorirt im beften ^eitgefc^maef pon 2Inno Dasumal.
Die 3™i* a * , ion ift geglücFt — aber n>as nun weiter? .
Der Curiofttatenfammler, 6er 6ie alten Sdn'l6ereien edyt
fyaben Fann, n>ir6 fein <5eI6 nidjt an Hadjafymungen per*
fa)ipen6en, un6 6er Hadjafmier bleibt eben ein nadjafymer.
Voüä tout
€ine andere Cegenoe. '
„ €ntfe$!icr) in feiner gefpenfterfyaften Un-
beweglidjfeit ftan6 er 6a, 6er tTo6, 6ie Unen6lid>fett firiren6
mit feinen ausgetäfelten 2(ugen. .... Kaum fyqtten 6ie jwet
göttlid>en Sendboten 6ie groben Bretter 6er IDiege, worauf
6as fdjü§en6e BU6 6er 3 UT *gfrau genialt war, mit ir/ren
fn'mmlifdjen f)än6en berührt, 6a fcfywieg 6as fcr)reien6e Kinö
un6 fanf in fügen Sdjlummer. €iner fefcte ftdj ju feinen
Raupten, 6er Unbcre ju feinen £ügen, un6 fo wiegten fte es
fanft ein, 6te Sdmfceugel 6es fd}lafen6en Kinoes u
Diefe naipe (ßefcfjidjte rjat 6er wenig naipe €^ouar6
Cou6ou5ein feinem piel $u umfangreidj angelegten <ScmäI6e
„Les anges gardiens" perbiI6Itcf>t. <3wei foloffale €ngel mit
blauen un6 rotten klügeln un6- banalen 21To6eÜ*geftd}tern
wiegen ein arides Kin6, 6as neben feiner tobten HTutter
eingefcr/Iafen. Keine mittfyeilfame Hürjrung Iöft ftdj aus 6er
Meinen Scene un6 6er % Befdjauer geljt f alt porüber. 2ln n>em
liegt 6ie Sdjul6? €s ftcfy gefd?rieben in^ einem 6eutfdjen
Budje: „IDenn 3fr/rs nidjt f üfylt, Jtn* wer6et's nie erjagen!"
itlödjten ftcr) 6as 6ie frommen €egen6en«PinsIer gefagt fein
laffen! „<5efüf?l ift tflles". Kein 5arbenblen6wert f?ilft über
6iefen 21TangeI fr/inweg. "
IDenn es noer) eines Beweifes be6ürfte, weldjen unüber-
brückbaren 2Ibgrun6 6ie mo6erne (Beiftesentwicfelung $wifd}en
6em (Sefür/Isleben pon <£inft un6 lefct in religiöfen 2Haterien
gefajaffen, fo braudjte man nur nodj 6ie „Qimmelfarjrt
iHaria" pon Bruno <£f?£rier mit 6en 6asfelbe Sujet
ber/an6eln6en iTTeiftcrn 6es Mittelalters $u «ergleiaVn. €tn
mtttelalterlid^es ZTliraFeIbil6 fteigt ftegreid} wie 6ie Hoffnung,
flammen6 wie ein (Bebet, ungefudn* wie 6ie Unbadft felbft
556
aus bem §er$cn bes Künftlers tfetvov unb lächelt füge
Harmonie in bas (Semüth bes Befäjauers. IDie gans anders
6tefe geftern fomponirte Himmelfahrt bes Sfeptifers, bet bie
gläubige Sdjtsärmeret nur vom ^örenfagen fennt!
(Beurig, C^rier ift ein gefefnefter tflacher, aber ift es
ifym gelungen, bas Kopfzerbrechen 3U perheimlichen, bas ihm
biefes 23ilb mit feiner fühlen Jungfrau unb feinen im 2t$ur
langmeilig flatternben €ngeln gefoftet? Keineswegs. Die
Ueberseugungslofigfeit bricht an allen <£cfcn unb €nben h er *
por. Sein Schauftücf erfreut nicht unb befehrt nicht. 2lber
luarum maü er einen mirafulöfen Porgang, <m bem fein
f)er$ nicht mehr theilnimmt? IDeil er öas (ßefchäft nicht
ausfragen mochte, bas ihm 6er §err <5raf Hettencourt au-
geboten, für beffen Sdjlogcapelle bie Himmelfahrt beftimmt ift.
€ s wären etn?a noch acht bis sehn religiös fein tpollenbe
Bilber $u nennen: ein paar <£hriftuffe am Kreuse unb im
(Stabe, ein paar ,21Iabonnen unb Ijeilige, eine phantaftiferje
„flucht nach Aegypten", ein elegant frijirter 5t. Hieronymus —
aber Heues unb €rquicfliches liege ftdj nicht pon tlmen fagen.
Das ift alles, a>as ber überreife „Salon" an fpeeififch
religiöfer 2HaIerei aufjuroeifen fyat. tDenig genug, aber —
entre nous — immer noch 5 U wel. J .
V
»
tDeit intereffanter als bie anftubirte Emotion bes
religiöfen (Blaubenslebens erfcheint bie ehrliche XDiebergabe
frommer (Gebräuche bes Polfstfnims, fotpeit es noch feft
im 3 nJerc ff^"freife ber Kirche n>ur$elt. (Ein folcrjes IDerf
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337
ift md)t nur fünfflerifdj, fonöem audj ettmologifdj nritlfornmeit
$u feigen. Denn öarüber lägt ft<^ fyeute fein Derflänöiger
nic^r täufdjen, öag trofc aüer tfngflrufe öer Cegitimttät:
„Schafft Religion ins £anö, pauft öen Katechismus ein!''
öie neue IDtffenfdjaft unaufljaltfam iljren <Eroberungs$ug bis
in öie entlegenfien IDinfel bes Canöes fortfefct unö öem alten
(Blauben unö firdjliajen Braud/tfyum öen Boöen ent$ief?t.
Die XtlaUv tlmn alfo tpofyl bavan, öie legten (Trümmer
bes firdjliaVrcligiöfen Dolfsfajaufpiels für öie ZHufeen ju
retten, beror öer Porljang fällt unö öie (Transformation 6es
fdjledjtfjin naturalijttfdjen ßeiftcslebens öie Spuren öer fupra-
naturaliftifdjen (Blaubens • Haipetät ausgelöst Ijat. 2lber
rafdj ans XDerfl Denn nriepiel fyxt öer unerbittliche ^ort-
fdjritt im Caufe öer Jafyrfmnöerte pon öen populären Hlam-
feftationen öes (griffen tljums — pon öen übrigen tpeniger
mädjttg gefdjüfcten Religionen ganj $u fajtpetgcn — nidjt fcfyon
3U Boöen getreten I *XDie arm finö tpir heute an religiöfen
^uf3ügcn unö Bräuchen im Dergleidje mit öem Reidjtljum
unö öer ZTCanmgfalttgfeit öes°gebeneöeiten Znittelalters!
fyxv 2lim6 perret aus Cyon l?at eine fein beobachtete
Scene aus öem Bauern •Katholicismus im Burgunöifdjen mit
gcfdjicftemPinfel fcftge^alten. „Saint Viatique enBourgogne"
heigt öas_ Bilö. Vom grauen f)immel i|! frifd^er Schnee
gefallen. €ine eifige Brife pfeift öurcfy öas Canö. Vom Dorfe,
öeffen Dächer im ^intergrunöe ftdj ftiü aneinanöer örflefen in
langer gefdjloffener Reifte, hat öer Priefter ftdy aufgemacht,
um einem Sterbenöen im Ztadjbarorte öas ^eilige Piaticum
ju bringen. £we\ Bauern eckten, öerben Schlags, in riejtgen
fjolsfdjuhen, öiden IDämmfen, öie baumtpollene Stpfclmfl^e
über Stirn unö £>hren gejogen, galten in ihren fdfurieligen,
CT. «. Conrad Pariflana. * 22
338
blau uzb rotf? gefrorenen fjänöen öie Stangen öes Cfyron-
rjimmels, unier ipeldjem 6er <ßeiftliaV in poöem Ornat mit
oem <£frorium marfdjirt. Poraus fdjreiten $u>ei <£fyorfnaben
mit bat r)eiligen Caternen, öie an ^ocf^aufgeric^teten Stäben
fdjaufeln; r/int er ör ein folgen $n>ei XDeiber, gleidjfalls in
fdjipera Jjo^fdjur/en, ein Sdjnupftudj über öen Kopf gobunöen.
Die <ßmppe bemegt fldj müljfam auf einem fdjledjten ;Jelö*
roege pzrnxirts. Das fcr/Iottert unö fröftelt, fdjiebt öen Hücf en
r)odj ulö jtefyt öen Kopf ein, öaf es ein €rbarmen ift. Allein
öer Hcröipinö ift erbarmungslos. Der ßeiftliay, ein alter
milöer *)err, murmelt anöädjtig feine (Bebele unö öie
begleitmöen Bauern ergeben ftdj reftgnirt in ifyr Sdjicffal, öas
fte pon öem n>armett Ofen r)en>or über öie unnrirtljlidjen
Sajneefelöer treibt. €rgreifenöe Realität in jeöem pinfeiftricr),
erfaßt öen 23efdjauer öer traurigen Scene tief fte tü^eilna^me.
£s gilt, öen legten Ciebesöienft einem fterbenöen iTTenfa^en«
bruöer in ärmlidjer f)ütte 3U erroeifen — unö roafyrljaftig, es
fanri micrjt mit mer/r (Einfalt unö fjerjlidjfeit gefa>r)en,
als es §ier gefdnlöert iji, trofc öfter meteorologifd/en Qinöemiffe.
„Offrande a la Vierge" r)at fjerr Bulanö, ein fraft«
polier Colorift, eine Scene benannt, öie er in einem tDinfel öer
alten Borffirdje $u protofoll gebraut. 3<*? faö« protofoü
gebraut, um im Doraus jeöen Deröadjt öer romantifdfen
€mpfhöelei unö erlogenen (ßefüfylsmalerei Don öem jungen
2tteifia abjulenfen. Sein Bilö ift fo gut u?ie öas befd/riebene
perreis ein Dofument. Die fdjroarjgefleiöete (Brogmutter,
gcbcucf pon öer Caft öer 3 a *? re / f l fc* naajöenflidj in öer ftiüen
Kirdjmccfe, tpäfyrenö öie <£nfelin ein fanftes, melandjolifdjes
<5eftdrei>en $ur ZHaöonna ergebt unö irjr mit unfdjulöspoUen
fjänöax einige ^elöblumen $»m Opfer bringt. Das ift 2IUes —
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t •
i
339
unb n?ie es gegeben nrirb, ijt es genug, um eine
fYmpatlnföe (Empfinbung in unferm (Bemühe ju ertpeefen.
Der nämlichen (Sattung geirrt „Une Epave" von
^ernanbBlayean. „3fn*er fünf sogen jie aus bei ftürmifdjem
Xtleev unb einer nur fefyrt 3um Ufer 3urücf' , fügt Oer Katalog
erf iärenb bei. Der €ine aber ift tobt. ITodj pon einigen f efcen
ärmlidjet ^ifaVrtraajt umfüllt, rufjt 6er pon ben fajäumenben
XDellen ausgeworfene Ceidmam am felfigen (Seftabe, roäfpeno
bie Bewohner bes Stranbborfes herbeieilen mit 6em Priefler
unb ben Apparaten bes firdjlidjen Cobtenbienftes, um bem
umgefommenen (Senoffen eine efyrlicfje, feiige Beftattung 5U
fiebern. Diefes Meine Drama aus bem Seemannsleben ift por-
trefflid) gemalt. Die roettergebräunten, fyarten UTatrofengeßdjter,
über bie ein Sug rüfyrenber Tlnbadft gleitet, fmb pon abfoluter
XDaf^rrjeit. Die religiöfe 3bee ift fefc gfücfli$ accentuirt.
€inen anbern Con fyaben XDorms unb ^rappa ange-
fangen. Der €rftere seigt uns eine „Tournee pastorale", tpo
ber behäbige unbipofjlberittene Seelforger auf einem bemütfjigen
€fclein 5U feinen gläubigen sieljt, meniger um beren <5etpijfen,
als pielleidjt beren Küdje unb Keller ju erforfdjen. Der
3efud) ift foeben mjt <Erfolg beenbet. Die gefammte ^amilie
gibt bem geiftliäjen fjerrn refpectpoll bas <5eleite über ben ^of
unb ein aufmerffames ZHägblein fcfjleppt einen Stuljl fyerbei,
um bem (ßottesmann bas tfuffteigen $u erleidjtern. Die
Scene ift nadj Spanien, bem gelobten Canbe ber Clerifei, perlegt.
Hoa) fd/e^ljafter ift bas Bilb ^rappa's angeflogen.
IDir fmb in Otalien. „Les Qu6teurs*\ stpei BettelmönaV,
maa)en mit umfangreidjen Körben bei ber glaubigen unb
fpenbablen Kunbfdjaft bie Hunbe. Sie fommen an einem
einfam gelegenen fjaufe porüber, aus beffen fenfter eine
22*
. ». ..
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$üdjtige Jungfrau mit einer fetten (Ente Iodt. Allein 6as
^enfter ift unoer^ältnif mäf ig fyxfy angebracht un6 6er Ceibes»
umfang 6er Klofterbrüöer geht mehr in 6ie Breite als in
6ie £)öhe. 2?afdj entfdjlojfen fteüt 6er (Eine Korb un6-
^djirm beifeite, 6rücft fldj gebüeft an 6ie ZTTauer un6 fein
(College benüfct ir>n als Ceiter, um 3um ^enfter emporsuf limmen
un6 6ie <ßabe 3U gewinnen. Zttit 6er €nte erfaßt er $ugleia>
6ie 3arte Ijanö 6er töeberin un6 fpifct öie Cippen $um ^eiligen
Kuffe. ^£ine mollige 2ttmofp^äre ruht auf 6er <5egen6.
3m betäuben6 6uften6en £>rangenhain $irpt 6ie (£ica6e un6»
6ie €ngelein frofylocfen im Gimmel — ,
Hd), 6ie gute, alte £eit 6er 3ettetor6en, 6ie fein Cuttur-
fampf un6 fein nrirthfdjaftliaVr ttothftan6 ftörtel
tTrofe aller geiftigen XPan6Iungen ift 6as urfprünglidje
€mppn6en nidjt aus 6er XDelt entflogen, im (Segentheil, fein
Strom I?at fta^ mädjtig verbreitert un6 pantr)eiftifcr) . gefärbt,
fo 6aß 6as enge Dogmenbett 6er überlieferten Religion i!m
niajt me^r ju faffen Dermodjte.
Das religiöfe (Befühl l)at irdje un6 Klofter perlaffen un6
ift in 6ie freie, roeite Hatur ge$ogen. Damit fyat 6ie £an6fd)afr
mit ihren taufen6 XDun6em un6 Sdjönr/eiten un6 geheimniß»
©ollen Stimmen, ihren txdtfU un6 ^arbemoechfeln un6 ergreifen*
öen Stimmungen einen IDerth gewonnen, 6er 6en porausge-
gangenen firdjlidj befrie6igten (Generationen unbefannt ge-
blieben. 2Ius 6iefem fta> immer gewaltiger entfalten6en 3u$e
6er 2TTenfd}enfeelo jur ZTatur, erflärt ftd> 6er fortfd>reiten6e
2tuffa7tpung un6 6ie 3e6eutung 6er €an6fajaftsmaleret.
Das £anöfd}aftsbi!6 n>ur6e ein 2lft 6er Haturan6acht,
ein pantheiftifa^er ^ynrnus, ein (Croftfprua) für 6as be6rängte
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2nettf<$enfy?r5. XOk in 6er Citeratur, fo würbe in 6er UTaleret
6ie Hatur 5U einer unerfdjöpflidjen Quelle frifc^er 3nfpirationen.
<£s ift Ijier nidjt 6er £>rt, öiefes intereffante Cljema meiter
ju verfolgen. 3<*? überantworte es 6em Selbftoenfen 6es
Cefers. Um bei 6er 5acr)e $u bleiben, fyxbe idj nur $u
conftatiren, 6aß öie franjöfifa^e £an6fdjaftsmaleret nad}
6en Beugungen 6es „Salons" ifyren normalen <£ntu>icflungs-
gang perfolgt.
Die großen Cücfen, öie in 6en legten Jahren 6urdj
6en C06 6er rufjmreiaVn ZTteiper Houjfeau, Corot, UTillet,
Diaj u. 21. entftan6en pn6, beginnen 6urd} junge, per*
fjeißungspolle Calente pdj aHmälig u>ie6er $u füllen.
3n erfter Cinie per6ient 2ln tonin <£uillemet ge-
nannt $u n>er6en. Sein erftes Auftreten erregte trielfältigen
IDi6erfprudj , % urie 6as je6er eigenartig veranlagten , auf
einer ftarfen 6elbftemppn6ung ru^en6en 3n6tDt6ualitdt. .
Sein (Temperament Jtörte 6ie Kreife 6er Sa^ule wie 6en
_ mo6ifa)en (Befdmiacf 6es großen publifums. €n6lia> er-
folgte mit 6er Cäuterung 6ie Derpän6igung. fjeute pn6
feine Erfolge unbeftritten.
€r fyat „Le Chaos de Villers" ausgepellt, ein
Stücfajen Uferlan6frf>aft aus 6em Departement talvabos*
So energifdj 6ie ^actur, fo penetrant 6ie Hleland^olie, 6ie
über 6em <5an$en fd^roebt. f)eftige H>in6pd , ße fegen 6as
blaßgrüne UTeer, 6effen Sdjaumtpellen am fan6igen Ufer
jerrinnen, u>äf}ren6 6as fpärlidp StraudjtperF 6er tr>U6
6urd}eütan6crgefcr}obenen, fteüenroeife faftig begrapen Qügel-
reüje pdj unter 6em 2lnpraD 6es Sturmes tief $ur €r6e
6rücft. Die IDolfen, voll, getpittertracfjtig un6 60V leidjt
in 6er Bewegung, umfüllen 6os Cerrain. »
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5^2
Ungeheuer einf acr) — unö öcxr) wie nurfungspollf
Dem (gewöhnlichen 3U einem mächtigen, nachhaltigen (Ein-
öruef mit fdjeinbar gewöhnlichen ZTTitteln $u Derhelfen,
öas ift öie grofe Kunft öiefes Canöfcrjafters.
3n ähnlicher IDeife wirft €ömonö £on mit feinen
„Bords de la Marne" einem franf Eingeworfenen, breit
gemalten ^lu^biloe aus 6er Umgebung r>on Paris.
ttlit einem merflich größeren Sfufwanö pon tecr/nifet/erc
ITTitfcIn . r)at Couis ^rancais fein Stimmungsbilö „Un
matin dans la vallee de Rossillon" gefcr)affen. b Die
frifer) begrünten IDeiöenbäume baöen fleh in einem fanftett
XTCorgenltchte unö öurdj öie transparente tftmofpfjäre blauen
uns öie fernen ^elspartien entgegen, um welche noch 6a
unö öort einige Jefcen Hebel wie ein weiter Duft irren.
Durcr) öen tE^algrunö plätfdfert ein r/eimlia^es 3ädn"ein, ein
gefunöer - 2fthem geht öurdj öen pflanscn wuchs. tfur$,
ein Bilö, elegant unö innig wie 2TCenöelsfohn'fche" ZTTuftf.
„Da mu§ rergcfyn, rcrmefycn
„Das trfibe CErbenleiö
(Ein heiliges, feiiges (Befühl, aber feine fcfmurrenöe
tfäferfentimentalitat, öas ift's, was wir von ötefem Bilöe
mit fortnehmen. —
(Es mögen h* er noc *? °* e Hamen Coir, £>röinaire,
Daüemagne, Kapin unö Bouöot genannt fein, öie "als
aufftrebenöe Sterne öen fünftigen „Salon" mit ihrem Cicfjte
erfüllen weröen. Unö öamit nehmen mir 2Ibfd}ieö pon
öen brapen Canöfcr/aftern öer jungen Sdmle.
IDie in öer HTalerei, fo öominirt auch in öer Sfulptur
öas menfehliche Bilönif. Die 3al}l öer Büften in OTarmor
<&yvs, tTerracotta, Bron3e, JDachs ift Cegion.
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3*3
(3 uillaume, 6er altbewährte ITTciglcr unö fcf?a?är-
. merifche Bonapartift — mug es nicht auch foldje Käu^e
geben? — eröffnet 6en Heigen mit einem e6el ge6achten
un6 fein ausgeführten ilTarmorfopf 6es perflorbenen
<ßrün6ers 6er Revue des Deux-Mondes. Der gan$e
Bulos, wie er lebte un6 ftrebte, ftnnte un6 »irfte, ift in
6iefem Raupte von antxt rönufcfjem gufefmitt. 3 n 6er
Häfy! thront 6as ftolje, 6urcr)aus mo6erne GfyxxatUtbüb
6es grofen phvftologen £lau6e Bernar6, für 6as nahtr-
fnftorifa> ZHufeum $u Perfailles uon 3felin ausgeführt.
Die fteghafte IDiffenfc^aft 6er Heu$cit fcheint in 6iefer
prächtigen tttannesgeftalt oerförpert $u fein,
E>on6en Otiten 5U 6en jungen. £re6ertc Beer, laut
Katalog ein geborener £>efterreicher, bereitet uns mit einer
allerliebften Kin6ergruppe in Cerracotta eine angenehme
Ueberrafdmng 1 . 5»ei 2ttäbd)en, 6as eine auf einem Stuhle
1tfcen6, n>ähren6 6as an6ere fter>en6 fta? fanft an 6as altere
Schroefterchen anfcfjmiegt, bieten im tfus6rucf 6ie ganje •
freuoige Schalheit un6 tfaufrifdje Cebensemppn6ung 6er
erften 3ugen6. Beer fyit als feinfühliger Kenner 6er
Fin6Iia^en pfvcfje un6 als ihr h<»n6fertiger 3nterpret oiel-
leicht feinen einigen ZHitbemerber im ganjen „Salon", 6er
ihm überlegen n>äre. 3cf> menigftens, 6er ich 6ie Kin6er Der-
göttere un6 fte als 6as n>onnet>oilfte Schöpf ungsereignig preife
un6 6arum 6ie haften tfnfprüch* «n 6te nachfäaffenoen
Bifoner fteüc, habe nichts Pollfommeneres gefunoen.
Konra6 Bührer, ein freier Schauer, fyxt einen
Sronsefopf, 6em 6ie 6emofratifchen 36een förmlich. 6urd}
6ie ^imfchale 6ampfen, ausgepeilt. #ott gemacht! Das >
*
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. 3« - -
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ift. offenbar einer von 6er jungen Sdjule, 6er jtdj feinen
piafc an 6er Sonne in Bäföe erringen n?ir6.
Don pirtuofer Ccdmif, aber fripol in 6er Jöee, iß
eine lebensgroße IDadjsftatue mit 6em pifanten (Eitel „Le
Demi-Monde" pon 6em €lf äffer D6fir6 Hinget.
€tne frühreife Cocotte, fplitternaeft bis auf , ein
lüftemes Sdjamfa^ürsajen ..... Sarai? Bernfyaröt, 6ie
für 6en „<51obe" ein Salonreferat ä Sensation gefdjrieben,
rief ffan6alifirt aus: „II y a penl dans le temple
.d'Apollon!" fdnnig 6ie £eöer n>eg un6 fo^mebte entfefct
pon 6annen — — ZtTonfteur Hingel, fronen Sie bei
fünftigen (£r!nbitionen roenigftens 6as jungfräuliche^ £art»
gefügt unferer Komödiantinnen, parbleul
Heben 6er mo6emen, «jäojfernen ^albmelt, 6er man
6as €riften5rea^t in 6er Kunft fo Ijartnäcfig beftreitet,
erfreut fid) 6ie antife marmorne Demtmonöe 6es Rimmels
unö 6er €röe, 6ie Damen Penus, Ce6a, Cleopatra un6
•Confortinnen, nadf nrie por 6er clafftfdjen Dulöung.
(Bef/en mir an 6en ewigen XDteöerfyoIungen un6 Da«
riationen 6iefer taufenöfad? abgegriffenen Sujets porüber,
6ie öod} nur 6ie 36cenarmutl) it?rer refpectipen Kusfteüer
bezeugen, un6 tpenöen mit uns geift» un6 empfmöungs*
reiferen ßebilöen $u. Da ift por allem 6er ,,©enius c 6as
45efyeimmj| 6es (ßrabes fyütenö", 6er 6en ernften Sinn 6es
Publifums feffelt un6 einen Sturm fjeüfamer €mpfmöungen
im 3efa>uer fyeraufbefdjtPört. ttur ein ganser ZHann un6
ein ganjer Künftler 6urfte ftd> an einen folgen Dorumrf
wagen. ZlTonfteur Saint» 2TCarceaur ift beiöes. Sein
JDerf ift poüfommen. 2Juf 6em würfelförmigen törabmal
fifct eine imponirenöe- männliche (ßeftalt pon robuftem
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(Blieberbau. Das rechte Bein, auf bie 5 e ^ c " 9*ftüfc r / *f*
ftramm angezogen, ipäfyrenb 6a 5 lin Fe, 6cm Spiel 6c s
tüdwäxts gcn?anbten £bcrförpcrs folgenb, frei nadj com
ftaj jtreeft. Die ftraffe OTusculatur brüeft Me energifa^fle
Belegung 6er Kraft, bie Sprungberettfdjaf* im XTToment ab-
tpartenber Hufye aus. Der linfe &rm umfdjlingt öen 2lfd>en-
frug, auf 6effen Dccfel 6ie redete fyanb fid} feft legt, tcäfyrcnb
aus 6em Kntlifc öes tDädjters bie heraus f orber ung sueft:
Qier rufyt 6as (ßcfyeimnif un6 feiner nrirb's* erfahren, feiner!
Der tief in öie Stirn gebrüefte Cypreffenfranj fyält
5uglcid} eine 2Irt Soleier ober Sdjtpeißtud}, bas hinten
fyinabfällt, ol/ne 6en umnberpoll moöellirten Hücfen ju per-
füllen, ; un6 bann unten mieber in natürlidjer Derfa^lingung
mit bem redeten Sein $um Porfa^ein fommt Der (Typus
6es fjauptes mit 6er 6icfen £>berlippe, 6er langen, bebenöcn
Hafe, 6en unter 6er jladj porfpringenben Stirn tief einge-
bauten, efjer f leinen als großen tfugen, gebort feiner Seit unb
feiner Hace an. Der Ceib ift 6ic XDafyrfyeit felbft in itTusfeln
unb» Knoden, öas Qaupt allein flammt aus 6cm Xeidje 6er
puren Znyftif. Der €in6rucf 6es (Banken ift erfdjütternb.
Unb 604 uriü miefy be6ünfen, bag 6as grofe XDerf nodj
ein be6euten6eres XTCag pon Befeelung un6 <5efür>I pertröge.
2Tterci6 fyit $wei feljr gelungene Proben feiner foliöen
ttTeifterfdjaft ausgefteflt: eine (Eoloffa Iftatue in Zfiarmor,
6en gefeierten 2lftronomen tfrago in 6odren6er tfttitübe
perbiI61ia^en6, un6 6en €ntn>urf eines <5rab6enfmals für
6en unpergeflidjen ZHiaVlet. Der iöealiftifdje <Befd?tcr)t-
fdjreiber rufyt auf 6em Sarfopfyage Ijingeftrecft; feine Hed?te
fjält nodj bie treue feöer, »afjrenfc bie Cinfe auf bem
brapen fersen liegt. Das tfntlifc fdjeint unter bem §aud>e
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3^6
6er , Unfterblidjfeit tt>ie6er aufzuleben, 6ie, als majeftätifdjer
(Bcnius über 6em (Entfajiafenen fämebenb, mit 6em erhobenen
Ringer auf 6ie eigenen JDorte ZTCiaVIet's weift: LTiistoire est
une resurrection. Das ifl ein tDetf poll Tlbtl unb Zlnmutl).
Der Ijeilige Dincent 6e Paul pon 2Ue;an6re Jal«
guere, eine für 6as Pantheon bejtimmte <£oloffaIfiatue,
pereint alle Dor$üge, 6ie man an ttefem ZTTeifter 6er 8U6-
nerfunft $u bemun6ern nidjt mü6e u>ir6: Präcijton 6es <ße»
6<|nfens,. Sdjlidjtfyeit 6er €mpfm6ung un6 eine »arme,
fcegeiftern6e Formgebung im großen Styl.
TDeldf ein prächtiger ittenfefy 6iefer ^eilige! Da fle^t
ex, 6er unberoeibte Kinfcernarr, unb lächelt, 6enn fein t)er$
fliegt über pon 5elig!eit. „Schaut her", fdjeint er uns $u»
$urufen, „was xdf 6a mie6er für jroet entjücfen6e €remplare
ron armen, perlaffenen €r6empürmä}en aufgelefen habe!"
Hn6 mit feinen großen, mifötfjätigen fjän6en 6rücft er 6ie
faum ausgebrüteten, naeften (ßefa^opfe an fidj, 6ie in ihrem
erften pflanjenfdjlaf nicht ahnen, n>ie piel Ciebes ihnen 6er
frem6e ZTTann eripei|t. £>, wo eht folajes ^er$ unter 6er
ZHöna^sfutte fchlägi !
VL
€s if! mir angenehm, mich in 6en pon mir pertretenen
2Inft<hten über patriotifaV Soloatenmaleret mit einem
fran3öfifa7en KritiFer 6er jungen, 6ur<h unabhängige (Befinnung
un6 rDtffenfcr)aftlicr)en ^reimut^ ftd? aus$eidmen6en Schule in
Hebereinftimmung ju fehen.
1. 3»I"u
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3*7
fjerr 3- H. Quysmans fcfj reibt im „Poltaire" üom 3. 3ult:
„Per Patriotismus ift meines (Eradjtens eine negatioe
Qualität in 6er Kunfl. 34 »oJf!, oafc 6er grofe
Raufen ror <£ntsücfen mit 6en Jügen jlampft un6 in einen
gelinöen entrjuftaftifdjen Sdjrocig ausbrtdjt, wenn er in einem
*<£oncert fyeulen fyort: La revanche! 06er: France, raes
amours! 34 n>ci 6/ & a 6 °i*l e 2fl>nfdjen bei 6en burlesfen
Homansen 6es JlTonfteur Derouleoe uor 3 U *** «»8« f tc *J
geraten; aber 6as ftn6 un6 bleiben 6od} nur gutmAt^ige
€infaltspinfel, 6ie an je6em patriotifd} tfuienoen Kö6ec
anbeigen un6 6en Künftlem, 6ie ilm Juristen, entgegen»
jaulen: £>, i^r frönen Seelen! Der Patriotismus, wie ia>
t!m t>erfter;e, Ijat por allen Dingen fraftoolle, 6auern6e XDerfc
auf 6ie Beine 511 bringen. Courbet un6 XHillet Ijaben
^ranfreia^ größere Dienfte geleiftel 6urdj 6ie Qeroorbringung
i^rer n?un6crbaren <0emäl6e, als alle generale un6 Staats-
manner jufammen. Sie fyaben in 6er Cljat iljr Paterlan6
perrjerrlidjt un6 gehoben, tr>äf?ren5 6ie kernet, Pils, IJr>on
un6 an6ere Sd}lad}Unmalet, 6ie feine Siege feiern wollten
mit ifyren militärifdfen Sdjmieralien, es nur emie6rigt unb
enttDür6igt Ijaben. Das ift meine 2TTeinung tout cru."
Bau6elaire Ijat in feinen „Curiosites esthetiques"
gelegentlidj 6er SoI6atenma(erei 6en Safc nie6ergefdjrieben:
//34 faff* 6iefe.2HaIerei / wie id> 6ie bewaffnete OTacfy fcffe,
un6 alles, was an frie6Iia^en Orten feine geräufdjpoHen
2TTor6n?erf3euge fyerumfdjleppt." 34 -«4* fo weit —
pöm Stan6punft 6er Kunft. Die 2Innee eriftirt un6 fytt
6afy?r 6as 2?ed}t, fo gut wie je6e an6ere ßefeüfdjaftsflaffe „
fünftlerifa? repro6ueirt 5U wer6en. tfber was perlangt wer6en
muf, ift, 6af 6ie runftlerifaje 3er/an61ung 6iefer ewigen
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3*8
• meloöramatifdjen un6 auffa}nei6erifayn 2lD*uren ftdj entfdjlage
un6 6ie fol6attfd?en Dinge 6arfieUe, wie fte ftn6.
Die Sculptur ifl im (Brofen unb (Sanyn 6iefer ^or6erung
bei ifyren 6iesjäfyrigen Schöpfungen eingeoenf gemefen. 3^re
Perfudje, mit 6em UTarmorbilö 6en Hagel auf 6en -Kopf
$u treffen un6 uns naturroatyre *jel6en, 6ie jtdj ofme ^Iunferei
tfyrer V)aut welken, glaubtpür6ig fyu^upflanjcn, ftn6 511 loben.
<ßelunaen ftnö mefyr ooer minoer 6iefe Derfuaje, forneit fte
fta? mit mooernen (Beftalten befdjäftigen, total perfekt Inn«
Segen bei 6er Sd}il6erung Ijiftorifd} perjäfyrten *}el6entljums.
Die arme 3ungfrau r>on Orleans! Sie gehört $u jenen
Figuren, 6enen man auf fran$öfifdjen Zustellungen fdjledjter-
oings nidjt me^r 5U entrinnen permag. Ueberau* ftellt fte
ftdj uns in oen tDeg, 6as Sflmofen unferer tfufmerffamfeit
un6 23etpun6erung fyeifd}en6. 5 U Pf* r &/ 3 U balb 6ie
;Jafme, baI6 6en Säbel fdjiüingeno, 6ann n>ie6er oemfit^ig,
. persücft „tfyren Stimmen" laufcr}en6 06er 6ie §än6e sunt (ßebete -
.gefaltet, in allen mögüdjen un6 unmögliaVn 2fttitu6en anr6 fte »
pon 6en patriotifdjen KünfHern in 6ie £>effentlid}feit gejerrt.
Encore une Pucelle! ruft 6er 6rangfalirte Kunftfreun6
aus — un6 bei allem Hefpect por 6em fyeroifdfen 3ungfem-
tfjum fudjt er fein ^eil in fdjleuniger ßlüdfU
, * <£in 3U?eiter (Typus, 6en 6ie arltftifa)«patriotifd?e 2luf- _
äringlidjfeit in 6en legten adjt 3a^ren in allen ZusfteUungen
fpufen lägt, ift ein geroiffer Dercingetorir, 6effen 2ln6enfen
©urd} 6ie Pictor ljugo'fcfye Profa urie6er reftaurirt u?or6en
ift. Dor 6em „Annde terrible" n>ar er fo gut mie per. '
foToöen un6 mugte tfd} mit einer füllen €riftenj in 6en
<ßefcrjicr}tsbücr)em un6 tyftorifcrjen Ceitfäoen 6er Sa^uiftube'
3ufrie6engeben. Hun tyxt ftd} * plöfclief} 6ie Kunfl feiner
■ : • ' •
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3*9
————— ...
\
bemädjÜQt un6 er mug para6e flehen, als ob fein national-
fyelöentfyum erfl t>on geftern 6atirte,
„31?r fyabt tfrminius gehabt, mir Ijaben Eercingetorir!"
fdmtetterte im Qcrbfte \870 Victor §ugo in feinem grotesfen
„Aufruf an 6ie Deutfdjen" in öie tDelt. Jreilid} ljabt tljr
ifm un6 ZTieman6 mir6 ilm eudj ftreitig madjen. €r fjat
ftdj tapfer mit 6en römtfdpn Cegionen gefeilt — un6 nacr/-
oem er poü gallifa^en Ungeftüms feine ganje Karte auf 2llefta
gefegt un6 bas Spiel perloren fyatie, fdjmadjtete er adjt
3af?re lang im Kerfer 6er ZHamertiner in Horn, bis i^m 6er
ftegretdje Cäfar 6as fjaupt abfragen ließ, (Ballten aber mar
fortan eine römifd?e prouinj. tDas l?at 6iefer tragifdfe Aus-
gang mit 6em Cebenslaufe 6es tfrminius für eine tfefmliajfeit?
Allein nadjoem Deutfrfjlan6 mit feinem Krminius footel
ۊrm gemalt fyatte, mollten aud? 6ie ^ranjofen einen
ebenbürtigen HationaI^el6en fyabcn aus alten , grauen
Cagen, un6 6iefem eiferfüdjtigen tDettfpiele jmifdjen
6en fta) befefj6en6en Dölfern fyaben mir 6ie* Segnung mit
-Percingetorir» Statuen 3U per6anfen.
Seine Populariftrung b,at je6od} erft geringe Jort»
fcfjritte gemadjt.
307 fyatte mie6erl?olt Gelegenheit $u 6er Beobadjtung,
ba % feine fpätgeborenen Can6sleute fopffrfjütteln6 mit 6er
^rage an feinem Bil6e porbeifdjritten : Vercingetorix? Qui
* •
est 9a? Connais pas.
IDer in 6er Theater -Citeratur bemanoert ift, hätte auf
6iefe ^rage mit einem (Couplet aus 6em Dau6emlle
„Commentaires de Cesar* 4 von 6em jüngftperftorbenen
Duc 6e ZRaffd 3efd?ei6 geben fönnen:
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350
' Ce roi bronzi qui s'avance
Et seul en vaut dtx
C'est Vercingötorix.
• f Cet auvergnat de naissance
Vient des bords de Styx,
Revicnt des bords de Styx!
Der feurige Derringetorij bes £)errn ^ules Berlin
fommt aber offenbar nidjt von 6en „Ufern, bes Styi",
fonbern Ijodjftens aus einem !}alixmatttS'€\vcns, wo et
im bengalifa? beleudjteten Sdjlußtableau mit (Blanj
„gearbeitet" Ijat. Dicfe tfjeatralifaj ausgereefte, forgfdltig
frifirte unb equipirte (Eoloffalftgur aus ftlbergrau ange-
ftridjenem (Byp* W *« oet fttyit nid>t tpeit tyt. IDie idf
höre, fyat bie 2lcabemie r>on <£Iermont»5e*ranb ein Preis*
#usfcr}reiben erlaffen, um ftdj eine Bilbfäule 6es gelben
Sur itufftellung auf bem plateau pon <5ergopie $u per-
fcr)affen. 2ln bem JPerfe bes fjerrn Bertin fönnen bie
Concurrertten lernen, trne fie es nidjt machen bürfen, u>enn
fie bie 2fupergner Berge, bie fyimatl^ bes Percingetorir .
unb bes <Er-£icefaifers Houfyer, nidjt mit geiftlofer ZTIobell.
Sculptur perun3ieren rpoüen. ^ödjftens fönnten fte ben
Kohlenbrennern bei Umgegenb bamit imponiren.
Seljr glüdlidj ift dagegen 3 can '^ a P^ c Bau jault
" bas Stanbbilb oes fyeloenmütln'gen Pertfyeibigers pon_
Beifort, öes (Eolonels Denfort-Äocr/erau, gelungen. (Bleidj
entfernt pon fteifer Pürftigfeit unb aufgeblafenem <5rofjtf}ün,
hat ftaj 6er tfünftler fdjledjt uno redjt an ben i^tftorifd^en ,
<£r)arafter bes loyalen unb brapen Solbaten gehalten unb
bemfelben ben funftgerecfjten Slusbrucf mit ben einfaßten
2HitteIn perliefyen. Das ift feine gefdjraubte 3bealpgur,
bas ift ber edjte franjöfifdje Croupier, ber fraft feiner
V
\ ,
. » _ -
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35 1
3ntelligen5 un6 (Energie 6en fdjipierigen Poflen behauptet,
auf 6en ifyn fein IHetier in 6er Stunöe 6er Ijödjften <5efafjr
gepellt. 34? begreife 6en Tinsbtud 6er Sympathie un6
ipefjmütljigen 3eroun6erung, mit tpeldjem 6er franjöftfdje
Bürger 6iefe Statue pon allen Seiten muftert. €in Denfbil6,
ift fie sugleidf ein Symbol ruhigen ZTCutfyes un6 uner»
fdjütterliajer Creue sans phrase, 5ol6atentugen6en, por
6enen aud> 6er 2lnti«Ittilitarier 6en Qut $ie^t.
Die IDerfe 6es ^rie6ens pn6en aud} in 6er fransöftfcfjen
Sfulptur meljr un6 mefjr ifyre berufenen Derfyerrlicfyer. Der
allegorifajen Figuren, meldte 6ie 2Irbeit, 6ie IDiffenfdjaft, 6ie
3n6uftrie unrffam un6 e6el perfmnbitöltajen, ift eine erflecflidje
£a1)l porfyan6en. Der „Sdmitter" pon Tlbtxen <Bau6e$
per6ient mit befon6erer 2tus$eiä?nung genannt $u mer6en.
3n 6ie ^eilige Hegion 6es Familienlebens führen uns
jtpet »eifyepoüe Wette eines jungen ttteifters, 6er gegen-
wärtig in 6er t>tüa 2TTe6ici in ,Hom feinen Stu6ien obliegt.
XDäI?ren6 man ftdj 6aran geronnen mugte, pon 6ortfyer
meift nur mytljologifdje Allotria 6es taufen6faa? nrieoer»
gefauten tfltertJuims porgefefct 3U erhalten, 6en eroigen
tfbflatfa? 6es ißötter- un6 Qeroencultus, 6effen 6epnitipe un6
unübertreffliche formen 6007 fdjon feit 3 a ^ an f enoen
6en clafftfdjen Bil6fjauern gefun6en un6 feftgefteHt mor6en
ftn6 / Ijat uns l}ector Cematre eine (Sruppe in ITCarmor
„Mutterliebe" un6 eine an6ere in <8yps „junge Xltutter \l)t
Hinb fäugen6" gefan6t, 6ic 3um Sdjönften gefydren, u>as
6er Salon in 6iefer ©attung aufjumeifen fyxt
Hidjt weit 6apon fte^t eine Statue 6es Frie6ens, „La
Paix" pon 3ean 3ules Cambos. 2Jm poftamente ftnö
6ie Perfe Beranger's eingegraben:
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J'ai vu U Paix descendre sur la terre,
Semant de Tor, des fleurs et des epis . . v .
IXl'xt tiefer erfreulichen Pifton 6es Dichters mill ich
meine Salon«Kun6fa}au befdjliefen.
* * *
3<h füge noch einige biographifche Hoti$en über 6ie •
2Heifier bei, 6enen 6ie fyödjfte officteüe 2lus$eichnung, 6ie. 6er
Salon $u pergeben fyat, in oiefem Oafjre juerfannt muroe.
Die Medaille dlionneur für IHalerei erhielt <£arolus
Dur an, 6er Porträiift, 6ie für Sculptur Xen6 6e Saint»
2ITarceaur, 6effen eminentes IDerf ich in 6iefen Blättern mit
einiger 2tusfür>rlicr>feit bereits befprocfjen.
2ITit feltener (ginmüt^igfeit fyit 6ic Dolfsftimme 6en
£c§teren als Preisträger proclamhrt. Die Jury machte 6iefes
Urtr;etl.3u 6em irrigen un6 ^at 6amit fidler 6en Helten
getroffen. Besüglicr) 6es ZTTalers Duran n?ar 6iefe Heber«
einftimmung nicht $u erjielen. Ja? conftatire 6iefe <Tr)at«
faa?e, ofme micr) auf eine »eitere Hnterfudjung einjulaffen.
Saint -ZlTarceaur ift nrie Duran ein Hxnb 6er Prot>in$.
Bei6e teilen ftdj mit faft fämmtlid^en Parifer Celebritäten auf
6en (Sebieten 6er tfunft, Citeratur, XDiffenf^aft un6 politif
in 6ie pror»in$iaIe 2(bjtammung. paris entnricfelt, ajfimilirt,
forcirt 6ie Blütfje, aber es erjeugt nicht. Die Ausnahmen
fm6 6a, um 6ie Hegel $u betätigen. Die <8roßn>ür6en träger
6er parifer Cimlifation un6 Cultur ftn6 geborne proDtn$ler.
Saint'Zttarceaur's IDiege ftan6 in Heims. Seine ^amilie
betreibt boxt einen ausgebreiteten £jan6el mit Champagner.
2Tacr)6em er 6ie Sdmle hinter fidj l^atU, ge6acr)ten feine
(Eltern auch aus ihm einen fröhlichen IDeinhän6ler $u machen.
2lUein 6er junge Hen6 war an6erer ZlTeinung. €r fühlte
* ' ' \ ..•,...« . .. *« '••»'•"•• •• — "
- — — - " *
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353
ftdj 511m hübe n6en Künftler berufen, llad} f urjem lDi6erflreben
willigte 6ie Emilie in 6en entfdneoen ausgefprod^enen VOunfdj
6es 3ünglings. Sie liefen i*m, faum adjtjefyijäljrig, nadj
Paris jic^en, wo er ftd> im iltelier 6es iTTeiflers 3ouffroy
inftadirte un6 fid) gleichzeitig in Oer Ecole des beaux-arts
als Schüler meloete. £ux\ 3«%* fpäter (teilte er fein €rf!lings«
wer? aus, Jeunesse du Dante, oas für 6as STIufeum 6es
rourcnwonrg crwotDcn wuroe.
€$ bat einen befonoeren Kei3, 6te Spur auf$ufud}en, 6ic
6as Kriegsjaljr in 6er pljantajte 6er fd?affcn6en Künftler
,$ranfreiä>s ^interlaffen. f)at bod} faft je6er in feiner IDeife,
Dieter, Dramatifer, ZHufifer, 2Haler 06er Bil6fyauer, eine
3mpreffion aus jener furchtbaren £eit feftget?a(ten, ein €r-
innerungsblait für 6ie Hadjleben6en auf 6ie Seite getfyan 06er
feinen «geitgenoffen einc " Denfjettel gefcfjrieben. . ,
liud] HTarceaur f?at 6as getfyan. €in patriotifeber £an6-
pfarrer in 6er Umgegen6 pon Heims, 6er 2Ibb£ ZTtiroy, Ijatte
unter 6em 2IItar feiner Kircfr/e IDaffen un6 ITtunition perfteeft
gehalten. Die preufen ent6ecften 6as ju fün6fyaften ^werfen
an ^eiligem Orte perborgene HTaterial — un6 jagten 6em
gciftlidjen fytycv eine Kugel butdf ben Kopf. So lautet
wenigflens 6er fran^öfifc^e Bericht. Der geopferte priefler
wuroe pon ZTCarceaur jum Vorwurfe eines großen Sculptur-
werf es ^genommen un6 (872 in 6en Salon getieft Die
3ury glaubte je6ocr) aus politifdjen <0rün6en 6ie ttusßellung
ablehnen $u müffen. Um 6en €ifer 6es jungen Künftlers
nicr/t olme tfnerfennung $u laffen, gewahrte fte ilmt eine €rtra.
2l?e6aiHe zweiter Klaffe.
ZTtarceaur reifte nadj 3* a ^ en un0 fc*? m ^lorenj
nie6er. f)ier überFamen ilm beim Abliefe 6er alten
St. <&. Conrab, parifWm«. 28
55*
JITeiftertperfe alle Qualen un6 alle IDonnefdjauer 6er
fdjaffen6cn Kunft. €r mollte ftct) 6urd} eine grcge (Efyat
mit einem Silage einen Hamen madjen. €r perfuajte ein
Du£en6 2Hotipe un6 6a jie ifmt nidjt genügten, fdjlug er fte
u>ie6er in Sterben. €ine Büfte entging öiefem Sdn'cffal,
„Le Florentin", 6eren €rfoIg jroar fein lärmenöer, aber ein
fyinlänglidj foli&er gemefen. #
Tlad} Paris $urücfgefefjrt, fanö er allmälig 6te 2hifye
überlegten Staffens mie6er. 2IU" feine (Seöanfen concen»
trirte er auf 6ie £)erporbringung 6es IDerfes, öeffen <£>e»
lingen ifmt en6lid} in öiefem 3 a *? rc oen erfefmten
Criumpr) bereitete. Hun mag er pertrauenspoll 6en Pfa6 $u
6en fyöcrjften un6 leudjten6ften Sielen feiner tfunft einfdjlagenl
iHarceaur säfylt 6reiun66reifig 3 al ? re - €r r/at fein
-großes 2(telier in feinem eigenen £)otel in 6er &penue 6e
Ptüicrs. €ine fräftige (Seftalt mit fdjarf accentuirten
<£>ügen, fdjiparsem Barte, lebhaften 2(ugen, 6ie Stirne frei,
6ie ^aare im lDin6e, fo fteüt er paj 6em Befua^er 6ar. —
Carolus Du ran — mar um nidjt Charles? : — eine
6er ausgeprägteren, un6 mie feine 3 n ^ mcn r>erfta^ern, fym*
patr/ifajften parifer Künftlerpguren, mur6e (858 $u £iüe ge-
boren. IDer per) por 6en 2Tuto6i6aften fürdjtet, mag ftaj
por ir/m * bef reu$en. 2IIs Duran in feinem pier$efmten 3 a *? re
mit feinen €Item nadj Paris überfie6elte, ftan6 fein €nt-
fijlufc feft, fid? 6er 2HaIerei $u mi6men. Seine (Eltern
r;in6erten ifm nidjt 6aran. tfdjt 3 a *? re Ian 3 arbeitete 6er
3üngling olme €er)rer, ofme Sdmle — un6 als er um 6er
öffentlidjen ZDor/lanftän6igfeit millen en6Iidj fidj $u einem
Sefjrmeifter bequemte, 6a ging er $u 6em obfeurfien, 6er i!jm
gera6e $ur £}an6 mar.
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Itter ift Soud?on? Kein 21tenfd> wüßte es, auf er öen
paar mitletvnöen ITachbarsIeuten, menn Carolus Duran
md}i öarauf Stelle, - ifjn jeöesmal, trenn es ein Sdui!$eugnij|
an3ufüf?ren gilt, feierlich als feinen Cefyrer $u procIamire?f;
Unö öie gute, alte Sa^acr/tel, öffentliche ZHeinung, flappt per-
guüglich öen autoritären Decfel öarauf: aud) 6er berühmte
Carolus Duran h<" feinen Sdmlmeifter gehabt, öer ilmt öie .
(Sefyeiinniffc 6er Kunft eintrichterte.
IDbwohjL auf plämifehem 8oöcn erseugt, fyat er bod}
füöliches, id? möchte fagen fpamfdjes ^Temperament als
Hlcttfd} unö Künftler. Sd}wat$c Kraushaare, in oer IHitte
gefächelt, ftommenöe 2lugen, lebhafte, nerpöfe Bewegungen,
elegant im tDua^s, fofett in öer Kleiöung, öas ift fein
Signalement
<5eir>anM in allen Förderlichen Hebungen, befonöers ein
brillanter fester, malt er feine Bilöer mit affenmägiger <8e»
fchtpinöigFeit, als tpäre fein Atelier eine {Turnhalle, fein
pinfel ein gymnaftifches 3 n f trumelu uno °* e ^TTalpraris ein
am ü fanter Sport. Dabei ift er nicht ohne eine geunffe tTiefe
6er €mpfmöung. ShaFefpearc ift fein Cieblingspoet • unö>
„Truth" feine Deoife. Tin feinem XPeibe un6 an feinen örei
Kinöern h«ngt er mit öer $ärtlichften Heigung. . <£r ift ein
mufterhafter fyxuspater.
Seine gefelligen (Talente Fommen hauptfächlich in öer
jopialen Künftler- unö Citeratengefeüfchaft „Club des
Mirlitons" $ur (Seltung, wo er als Sänger, tßuitarrefpieler
unö (Tomeöiant an allen in öiefem Kreife üblichen
Schnurren ficr) mit Cufl betheiligt.
Seine 2TTaltpeife erinnert an öie große HTanier öes
Pelasquej, öen er leiöenfehaftlich betpunöert. Xuger einem
23*
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pierjäfnngen Stu6ienaufentfyalt in 3* a ^ en / cr f euw
IDan6erungen in Spanien un6 fein längeres Derweilen in
21Ta6ri6 un6 Cole6o $u feiner fdjönften un6 frudjt»
iarflen Seit .
34 *? a & e feine Unruhe im Atelier ermahnt. 3<*?
fuge bei, 6a£ er feinen Hlofrellen 6ie nämlia^e fretyeit 6er
-Betpegung geftattet. IDer ftdj von ifmt fonterfeien lägt,
hat nidjt 6ie ermü6en6e Cangemeile 6er Pofe 3a fürchten;
-er fann fommen,. gefyen, plau6ern,, lachen, raupen, menn
«er f\d) nur pon £eit 3U Seit ju einem fu^en Stillefyalten
bequemt. 3 n 3 m *i Sifcungen pon je $u?ei Stunden pn6et
Duran alles, was er nötfyig fyat, um ein 3il6 in Cebens«
■gröf e flott fyinjumalen. <£r malt, nrie Hofftni componirt fyat.
Sein Atelier in Oer paffage Stanislas ift als eines
.^cr prädjttgften unö intereffanteften pon ganj paris befannt.
Seine perfönlidjen <£in6rücfe aus 6em Kriege Ijat er
tiad) 6en blutigen Cagen pon £u$enpal un6 Cfjampigny
in 6er Sfij$e „La Gloire" feffgefyalten. €ine tpefymütljig
Jäd;eln6e, ifjränenfeudjte ^erbftmorgenrötlje fteigt frie6fam
aiber *6en JeI6ern auf, 6ie be6ecft Jtn6 pon 6en grauenhaften
beugen 6er ZttenfaVnfdjläcfyterei, fo am (Tage porfjer ftatt«
^efun6en ... *
La Gloire!
Der Salon von J859 fyat Duran's erftes Öil6 auf»
■genommen, 6er pon \8<9 kot ifyn 6ie Xufjmespalme gereift.
ZTTeifter Soudjon ijat <5run6, mit feinem Sdjüler
juf rieben 3U fein! . J
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