NACHRICHTEN VON
DER KÖNIGL.
GESELLSCHAFT DER
WISSENSCHAFTEN
UND DER G.A...
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I
Nachrichten
von der
K. Gesellschaft der Wissenschaften
und der
Georg - Augusts - Universität
zu Güttingen.
Aus dem Jahre 1880.
Na 1-21.
•j -V '. . . 7*^ — ttli^. — ^
Göttingen.
Dieterich'sche Verlags-Buchhandlung.
1880.
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Man bittet die Verzeichnisse der bei der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften einge-
gangenen Druckschriften zugleich als Empfangs-
anzeigen betrachten zn wollen.
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Register
über
die Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der
Wissenschaften nnd der Georg- Augusts-Universität
ans dem JahTe 1880.
Die Zahlen verweisen auf die
Kön. Akademie der Wiss. in Berlin sendet
ala Geschenk 74 Originalbriefe von Gauß an
Bessel. 193
Moulton Babcock z. Dr. pb. prom. 220
Ottomar Bach mann z. Dr. ph. prom. 87
Friedrich Beil stein zum Correspondenten der
Gesellschaft der \VW. erwählt. 602
Beneke' sehe Preis-Stiftung. 207 . 298
Theodor Benfey, das Doctor-Diplom erneuert. 221
Theodor Benfey, Ueber einige indoger
manische, insbesondre lateinische und grie-
chische Zahlwörter. 1. 88
- — Vam im Rigveda X. 28, 7 193
— — Ergänzungen zu dem Aufsatz *D
statt ST in den Nachrichten 1877 (Seite
573-588). 299
Berlin, s. Akademie. 193
Ernst Bern er z. Dr. ph. prom. 219
Carl Bertheau, das Doctor-Diplom erneuert. 221
Gottfried Bert hold z. Dr. ph. prom. 87
G. Berthold, Die geschlechtliche Fort-
pflanzung von Dasycladus clavaeformis Ag. 157
Beruf ungen 8. Georg- Augusts-Universität A.
Bessel, Briefe an ihn von Gauß, s. Aka-
demie.
A. Bezze nberger, Die verwandtschaft-
liche Gruppierung der altgermanischen
Dialekte. 152
OCT 51 '902 IG 7204
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IV
Register.
Adalbert Bezzenberf^r Wgt einem Rufe als
Prof. ord. nach Königsberg. 297
Kurt Boeck z. Dr. pb. prom. 220
G. Bock er erhält bei der öffentl. Preisverteilung
den vollen Preis von der Jurist. Fac. zuerkannt. 856
A. W. Bol*tz, das Docfcor-Diplom erneuert 221
— — Nekrolog. 357
Friedrich Bollensen, Die Recensionen der
Sakuntala. 365
Principe Baldassare Boncompagni zum Ehren-
mitglied der Gesellschaft der WW. erwählt. 601
— — übersendet ein Geschenk für die Ganfl-
Bibliothek. 342
— — schenkt die fünf ersten Briefe von Sophie
Germain an Gauß, in photographischer Nach-
bildung. 367
— — übersendet zum Geschenk Briefe von La-
grange an Euler, Laplace und Canterzani in Photo-
lithographien. 489
Carl Wilhelm Borchardt, Anzeige seines Todes. 601
Ludwig Bornemann z. Dr. ph. prom. 220
Gustav Brom ig z. Dr. ph. prom. 219
A. v. Brunn, Zur Kenntniß der physiolo-
gischen Rückbildung der Eieretockseier
bei Säugethieren. 155
K. Bürkner, Bericht über seine Poliklinik
für Ohrenkranke. 78
Heinrich Buermann z. Dr. ph. prom. 88
Henry Bungener z. Dr. ph. prom. 219
Forstdirector Heinrich Burckhardt, Gra uüat ions-
schreiben der philo*. F&cultät bei Gelegenheit
der Feier seines Dienstjubiläums. 222
Gedeon v. Bytscfckow z. Dr. ph. prom. 221
Cantereani, Briefe an ihn von Lagrange, s.
Boncompagni.
Georg Cantor, Zur Theorie der zahlen-
theoretischen Functionen. 161
Paul Cascorbt «. Dr. ph. prom. 220
Hermann CUassen z. Dr. ph. proin. 218
Hermann Collitz z. Dr. ph. prom. 218
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Register. V
Luigi C rem on a zum am wärtigeii Mitglied der Ge-
sellschaft der WW. erwählt. 601
Erich Di eck z. Dr. ph. prom. 216
Ulisses Dini zum Correspondenten der Gesellschaft
der WW. erwählt. # 602
Doctor- Jubiläen s. Georg-Augusts-Universi-
tät. D. Promotionen. 221. 297
F. v. Duhn folgt einem Rufe als Prof. ord. nach
Heidelberg. 206
Conrad Edzardi z. Dr. ph. prom. 218
Udo Eggert, Habilitation für das Fach der Na-
tionalökonomie. 206
James Elliott z. Dr. ph. prom. 217
Encke, Briefe an ihn von Gauß s. Förster.
Adolf Erman, Bruchstücke der oberägyp-
tischen Uebersetzung des alten Testa-
ments. 401
Euler\ Briefe an ihn von Lagrange, 8. Bon-
compagni.
P. Falkeuberg, Ueber congenitale Ver-
wachsung am Thallus der Pollexfenieen. G30
Emil Fanger z. Dr. ph. prom. 219
Georg Fiedel er z. Dr. ph. prom. 218
W. Förster schenkt der Gesellschart der WW.
Briefe von Gauß an Encke. 565
Oscar Frankfurter z. Dr. ph. prom. 219
L. Fuchs, Ueber eine Klasse von Funk-
tionen mehrerer Variabein, welche durch
Umkehrung der Integrale von Lösungen
der linearen Differenzialgleichungen mit
rationalen Cogfficienten entstehen. 170
— — Ueber die Funktionen, welche durch
Umkehrung der Integrale von Lösungen
der linearen Differenzialgleichungen ent-
stehen. 445
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VI Register.
Gmß } Briefe von ihm an Besse], s. Aka
demie.
— — an Encke, b. Förster.
— Briefe an ihn von Sophie Germain, 8.
Boneonipagni.
Georg-Augusts-Universität:
A. Berufungen, Beförderungen, Habilita-
tionen, Jubiläen, Todesfälle und son-
stige Veränderungen im Corpus do-
cens. 203. 221. 297. 357. 398
B. Verzeichnis der für das Sommerseme-
ster 1880 angekündigten Vorlesungen. 177
— — für das Wintersemester 18 8 %i. 461
C. Preisaufgaben undPreisvertheilungen:
a. Ueflentliche Preisverteilung an die
Studierenden und neue Preisauf
aufgaben. 358
b. Beneke -Stiftung. 207. 298
c. Petsche-Stiftung. 361
(8. mich (r e s » 1 I s c h a f t <1»t WW. nn«l Frei p-
antraben.)
D. Promotionen: in der philosophischen
Fncultiit. 77. 87. 216
E. Oeffentliche Institute.
a. Bibliothek: Mitteilungen über die
Universitäts-Rihliothek aus den Jah -
ren 1876- 79. 641
b. König]. Gesellschaft der Wissen-
schaften b. Gesellschaft.
F. Poliklinik für Ohrenkranke des Dr.
K. Bürkner: Bericht über das Jahr
mm 78
Carl Gerke z. Dr. ph. prom. 220
Sophie Germain , Briefe an Gauß s. Bon-
compagni.
Königliche Gesellschaft der Wissen
Schäften zu Güttingen:
A. Feier des Stiftungstages. 597
(d by
Register
VII
B. Jahresbericht, erstattet vom Beständi-
gen Sekretär. 597
a. Das Direktorium der Gesellschaft
ist zu Michaelis 1880 auf Herrn
Über-Medicinal-Rath H e n 1 e in der
Physikalischen Classe übergegan -
gen. öuO
b. Bericht über die Mitglieder und
Correspondenten, welche die Ge -
sellschaft im Laufe des Jahres durch
den Tod verloren hat. 001
c. Verzeichniß der nea erwählten Mit -
glieder und Correspondenten. 601
C. Verzeichnisse der gehaltenen Vorträge
und vorgelegten Abhandlungen. 1. 133.
193. (225). (288). 329. (345). 365. 441.
489. (513). 565. 597
D. Preisaufgaben der Königlichen Gesell-
schaft der Wissenschaften. 598
E. Verzeichnisse der bei der Königl. Ge-
Seilschaft der Wissenschaften einge -
gangenen Druckschriften. 91. 176. 222.
294. 328. 343. 363. 398. 457. 511. 642.
562. 594. 639.
Man bittet dioae Verzeichnisse zngleicb als Enipfanga -
anzeigen für die der K. ties. d. WW. übersandten Werke
betrachten zu wollen.
Göttingen: I. Königl. Gesellschaft der
Wissenschaften s. Gesellschaft.
— — II. Universität s. Georg-Au-
gusts-Universität
Perikles Greg ori ade s z. Dr. ph. prom. 218
Oscar Gürke z. Dr. ph. prom. 220
Ludwig Gurlitt z. Dr. ph. prom. 218
Habilitationen s. Georg - Augusts - Universi-
tät A.
Paul Haupt, Ueber einen Dialekt der su-
merischen Sprache. 513
äd by Google
VIII
Register.
Carl H einen z. Dr. pb. prom. 217
Oscar Hennicke z. Dr. ph. prom. 88
Adolf Herb 8t z. Dr. ph. prom. 221
Ewald Herzog z. Dr. ph. prom. 220
6. Hettner, lieber diejenigen algebrai-
schen Gleichungen Zwischen zwei verän-
derlichen Größen, welche eine Schaar ra-
tionaler eindeutig umkehrbarer Transfor-
mationen in sich selbst zulassen. 386
F. Himstedt, Einige Versuche Übe* In-
ductron in körperlichen Leitern. 491
Heinrich Hirschberg z. Dr. ph< prom. 218
Wilhelm H i s zum Correspondente* der Gesellschaft
der WW. erwählt. 602
Otto Hörmann z. Dr. ph. prom. 220
Albert Husch z. Dr. ph. prom. Ö16
W. H o 1 1 z , Zur Analyse elektrischer Ent-
ladungen. 345
— — Elektrische Schattenbilder. 545
— — — Fortsetzung. Ö02
Hermann Hunnius t. Dr. ph. prom. 216
Adolf Kannengießer z. Dr, ph. prom. 216
Adolf Kaufmann z. Dr. ph. prom. 87
August Keküle' zum auswärtigen Mitglied der Ge-
sellschaft (kr WW. erwählt. 601
Maximilian Kienitz z. Dr. ph. prom. 218
Wilh. Kind z. Dr. ph. prom. 218
C. Klein, Ueber den Boracit. 93
— — Ueber eine Vermehrung der Me-
teoritensammlung der Universität 565
Albert Knoll z. Dr. ph. prom. 217
Albert König erhält die Hälfte des Preises für die
Preispredigt. 358
Georg König z. Dr. ph. prom. 220
Leo Kön igsberger, Ueber die Erweite-
rung des Abelschen Theorems auf Inte-
grale beliebiger Differentialgleichungen. 288
— — Ueber algebraisch-logarithmische
Integrale nichthomogener linearer Diffe-
rentialgleichungen. 453
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Regiater.
Leo Königsberger, Ueber den Zusam-
menhang zwischen dem allgemeinen und
den particulären Integralen von Differen-
tialgleichungen. 625
Gustav Körte, Habilitation für das Fach der Ar-
chäologie. 398
Krankenhagen, ZurTh>\rie der partia-
len linearen Differential-Gleichungen. 197
Georg Kriegs mann z. Dr. ph. prom. 21tf
Eduard Krüger, Doctor-Jubiläum und Verleihung
des Rothen Adler-Ordens. 297
Lagrange, Briefe von ihm an Euler, Laplace
und Canterzani, s. Boncompagni.
Lamey-Preis-Stiftung an der Universität
Straßburg. 459
Joseph Landsberger z. Dr. ph. prom. 217
Otto Lang, Ueber die Bedingungen der
Geysir. 225
— — Ueber den Flußspath im Granit von
Drammen. 477
Laplace , Briefe an ihn von Lagrange, s.
Boncompagni.
Carl Lemke z. Dr. ph. prom. 219
Rudolph Leonhard als Prof. extraord. in der
jurist. Facultät berufen. 206
E. v. Leutsch, Doctor-Jubiläum und Ernennung
zum Geheimen Regierungs-Rath. 297
R. Lipschifz, Mittheilung bei Gelegen-
heit der Herausgabe seines Lehrbuchs der
Analysis. 589
Georg Mahlow z. Dr. ph. prom. 221
Otto Meinardus z. Dr. ph. prom. 217
Demetrius Menagius, des von ihm erschlichenen
Doctorgrades der phil. Facultat für verlustig er-
klärt. 77
Friedrich Merkel zum Correspondenten der Ge-
sellschaft der WW. erwählt. 602
Carl Meyer z. Dr. ph. prom. 217
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X Register.
Georg Meyer z. Dr. ph. prom. 216
Hans Meyer z. Dr. ph. prom. 88
William Hallows Miller, Anzeige seines Todes. 601
Job. Moltmann z. Dr. ph. prom. 217
Ferd. v. Mu eller, Notizen über einige
australische flüchtige Oele. 340
Friedrich Müller z. J J>r. ph. prom. 218
Julius Nehab z. Dr. ph. prom. 219
Eduard Nichols z. Dr. ph. prom. 219
Friedrich Niemöller z. Dr. ph. prom. 217
Wilhelm Nitz sc h, Anzeige seines Todes. 601
Ludwigs Mills Norton z. Dr. ph. prom. 220
R. Pauli, Herzog Heinrich der Löwe und
Wilhelm der Löwe, König von Schott-
land. 143
— Ueber ein Rechnungsbuch zur
zweiten Kreuzfahrt des Grafen Heinrich
von Derby (nachmaligen Königs Hein-
rich IV. von England) aus den Jahren
1392/93. 329
— — Die Chroniken des Radulfus
Niger. 569
William Pauli z. Dr. ph. prom. 88
Carl Aug. Friedr. Peters, Anzeige seines Todes. 601
Petsche'whe Preisstiftung. 361
Adolf Pichl er z. Dr. ph. prom. 87
Joh. Pini z. Dr. ph. prom. 217
Hugo Pratzsch z. Dr. ph. prom. 216
Preisangaben und Preisverteilungen. 207. 298.
358. 361. 459. 543. 598. 600
Promotionen s. Georg- Augusts-Universität D.
— — Nichtigkeits - Erklärung einer
solchen. 77
Gerhard vom Rath zum Correspondenten der Ge-
sellschaft der WW. erwählt. 602
Arnold Sachse z. Dr. ph. prom. 219
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Register.
Ernst Schering, Mittheilungen bei Gele-
genheit von Geschenken des Principe
B. Boncompagni für die Gauß-Bibliothek
und die Gesellschaft der Wissenschaften. 342.
367. 489
Karl Schering, Ueber eine neue Anord-
nung der Magnete eines Galvanometers. 455
Wilh. Philipp Schimper, Anzeige seines Todes. 601
Adolf Schmidt-Mülheim z. Dr. ph. prom. 219
H. Schubert, Ueber dreipunktige Berüh-
rung von Curven. 369
Karl von Seebach, Anzeige seines Todes. 205
Panl Seidler z. Dr. pb. prom. 219
William Sharpey, Anzeige seines Todes. 601
Werner Siemens zum auswärtigen Mitglied der
Gesellschaft der WW. erwählt. 601
Eduard Simon z. Dr. ph. prom. 221
William Benjamin Smith z. Dr. ph. prom. 221
Societe des arts et sciences ttablie a
Utrecht: Preisaufgaben. 543
M. A. Stern, das Doctor-Diplom erneuert. 221
Universität Straßburg: Lamey - Preis-
Stiftung. 459
August Tenne z. Dr. ph. prom. 219
Conrad Trieber, Die Chronologie des Ju-
lius Africanus. 49
Hermann ülex z. Dr. ph. prom. 220
Moritz Ulrich z. Dr. ph. prom. 217
Utrecht, Societe des arts et sciences:
Preisaufgaben. 543
Ernst Voges z. Dr. ph. prom. 87
Hermann Wagner als Prof. ord. in der philos.
Facultät von Königsberg nach Göttingen versetzt. 206
— — zum einheimischen ordentl. Mitglied der
Gesellschaft der WW. erwählt. 601
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XII Register.
Julius Waldt hausen erhält bei der öffentl. Preis-
verteilung den vollen Preis von der jurist. Fac.
zuerkannt. 358
Johann Eduard Wappäus, Nekrolog. 203
Bernh. Wartze z. Dr. ph. prom. 221
WedekimV sehe Preisstiftung für deutsehe Ge-
schichte. 600
F. Wieseler, Bemerkungen zu einigen
Thracischen und Moesischen Münzen. 21
Festrede bei der öffentlichen Preisvertei-
lung der Universität. 358
H. A. L. Wiggers, Nekrolog. 205
A. Wilmanns, Mitteilungen ttber die
Universitäts - Bibliothek ans den Jahren
1876—79. 641
Eduard Winkelraann zum Correspondenten der
Gesellschaft der WW, erwählt. 602
F. Wöhler, Voltaisches Element aus Alu-
minium. 441
F. WUstenfeld, Die Namen der Schiffe
im Arabischen. 133
— — Geschichte der Fatimiden-Chalifen
nach den Arabischen Quellen. 443
Druekfehler.
Seite 64/ muß Zeile 6. 7 v. o. anstatt »König-
liche Gesellschaft der Wissenschaften. Si-
tzung am 4. December« die Ueberschrift lauten »Uni-
versität.«
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1
Wach richten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
21. Januar. 1. 1880.
königliche (.esellschaft der Wisstitscbtften
Sitzung am 10. Januar.
Klein, Ueber den Boracit.
W Listenfeld, Die Arabische Uebersetzung der Taktik
des Aelianus. (Erscheint in den Abhandlungen.)
Bentey, Die Quantitätsverschiedenheiten in den Sam-
hita- und Pada-Texten der Veden. (5te Abb. lte
Abtheil. Erscheint in den Abhandlungen.)
Benfey, Ueber einige indogermanische — insbeson-
dre lateinische und griechische — Zahlwörter.
Wieseler, Bemerkungen zu einigen Thracischen und
Moesischen Münzen.
Trieber, Die Chronologie des Julius Africanus. (Vor-
gelegt von H. Sauppe.)
Ueber einige indogermanische — ins-
besondre lateinische und griechische
— Zahlwörter
von
#
Theodor Benfey.
■
§. i.
In der Vten Abhandlung über 'Die Quanti*
tatsverachiedenheiten in denSamhita- und Pada-
' 1
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2
Texten der Veden' unter ashta- habe ich gezeigt,
daß ashta-, wo es das vordere Glied einer Zu-
sammensetzung bildet, genau dem griech. <Jxra-
in demselben Gebrauch (z. B. in oxtcc-xocioi) ent-
spricht und dem lateinischen octin- (z. B. in dem,
dem griech. 6xza-xoGH» wesentlich entsprechenden
octin-getiti), daß alle drei das Thema dieses Zahl-
worts widerspiegeln : indogermanisch aktan-,
sskr. — wie die großen indischen Grammatiker
aus der Declination schlössen — ashtan-. Im
Sanskrit ist, nach der bekannten allgemeinen
Regel über die auf n auslautenden Themen, das
tt im vorderen Glied eingebüßt; im Griechischen
zeigt, wie ebenfalls bekannt, das auslautende a,
daß dahinter ein Nasal eingebüßt sei, welcher,
da das Thema dieses Zahlworts entschieden nicht
auf m auslautete, nur ein n sein konnte; nur
im Latein ist dieses n bewahrt und a zu i gewor-
den, ganz wie in in-, dem Reflex des sogenann-
ten an- privat ivum (eher oppositionale, da
es ursprünglich und theilweis auch noch im
späteren Gebrauch dem dadurch gebildeten
Worte die positiv entgegengesetzte Bedeutung
von dem Worte, oder dessen Ableitung giebt,
welches das hintere Glied der Zusammensetzung
bildet, z. B. sskr. und , ermangelnd, aber dn-
üna, viel, Rv. X. 140, 2, voll, Rv. VII. 27, 4,
sahnt , adv. einmal , aber a-sakrit y wieder-
holt, oftmals, z. B. Nal. IX. 24 Bopp, un-
matta, toll, aber an-unmatta , bei voller Be-
sinnung seiend , z. B. Nal. VIII. 1 Bopp;
ebenso Tita adj. wahr, ntr. Wahrheit, an-xita,
adj. lügnerisch, n. Lüge, dAxij, Stä r ke, dy-aXxsta^
Schwäche, firmus, fest, stark, in-firmus, schwach ;
es beruht dies auf der GWL. II. 45 ff. gegebnen
Etymologie, wonach die Negation im Indoger-
manischen aus dem Begriff anders (als) her-
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3
vorgegangen ist 1 ); daher denn auch die Bed.
'schlecht', eigentlich 'anders als es sein müßte',
z. B. sskr. dsuta 'schlecht, d. i. anders als [d. h.
nicht] auf die richtige Weise gepreßt' Rv. VII.
26, 1 2 ) ; dßovXia 'Zustand, schlecht berathen zu
sein, böser Rath'; das deutsche 'Unthier* für
'widernatürliches, abscheuliches Geschöpf).
Gegen diese Auffassung von lateinisch octin-
kann man ein Bedenken aus dem Zahlworte
quadrin-genti entnehmen; es gilt demnach, den
Versuch zu machen, dieses zu entfernen. Ehe
wir uns jedoch dieser Aufgabe speciell zuwen-
den, wollen wir die übrigen dem odin- analogen
Formen in Betracht ziehen, und zeigen , oder
wenigstens höchst wahrscheinlich machen, daß
das in ihnen erscheinende n ebensowenig wie in
octin- ein m vertrete.
§■ 2 -
Hier tritt uns zunächst non-genti entgegen,
in welchem non (vgl. wegen der Länge des o
weiterhin nönin-genti), da m vor g fast durch-
weg zu n wird (vgl. z. B. con-gero, aber auch
z. B. tircutn gemo), eben so gut eine Zusammen-
ziehung von novem, wie von noven sein könnte;
1) Daher auch die Negationen na und mä im San-
skrit so gebraucht werden, z. B. Nalus VIII. 18 (Bopp)
ist na pidhyate zu übertragen 'es verdunkelt sich' statt
'nicht (na) erhellt sich 1 (pidhyate) ; in Bezug auf md vgl.
'Quantität« versch. 1 V. unter präyogd.
2) Nur in der im Text angeführten Stelle glaube
ich diese Bedeutung mit Sicherheit annehmen zu dür-
fen, mit Wahrscheinlichkeit auch Rv. VI, 41,4. Dagegen
bin ich zweifelhaft über die Bedeutung in Bezug auf
Rv. VIII. 64 (53), 3 (= Sv. II. 6. 1. 3. 3 = Ath. XX.
93, 3). Für VS. XIX. 78; 95 (beide auch im TBr.)
vgl. man den Commentar von Mahidhara.
1*
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4
novem wäre die lateinische Form dieses Zahlworts,
noven dagegen, in der Zusammensetzung, nach
Analogie von ocft'w-, novin- (zusammengezogen
zu won-, indem °ovi° zu ö ward, wie in nonus
aus novirnus = sskr. navamäs) der Reflex des
griechischen ivva- (für Ivpav- in Zusammen-
setzungen) = sskr. nava- (für navan- in Zu-
sammensetzungen), so daß non-genti für *növin-
genti in dasselbe Verhältniß zu lvva-*6aioi tritt,
wie octin-genti zu öxta-xdoioi. Das sskri tische
navan, als Thema, ist wiederum von den indi-
schen Grammatikern nur aus der Declination
erschlossen, erhält aber hier seine glänzende
Bestätigung durch das entsprechende deut-
sche Zahlwort: denn mag das gothische niun
deu ursprünglichen Nominativ Singularis des
Ntr. widerspiegeln , oder eine Verstümmelung
des Nomin. Plur. dieses Geschlechtes sein, was
mir viel wahrscheinlicher — Verstümmelungen
der so häufig gebrauchten Zahlwörter sind ja
bekanntlich sehr häufig und schon in der indo-
germanischen Zeit eingetreten l ) — es beweist
unzweifelhaft, daß n Auslaut des Themas ist;
denn wenn es den Nomin. Sing. Ntr. wider-
spiegelt, dann vertritt es ursprüngliches navan
(identisch mit dem Thema); wenn aber den No-
min. Plur., dann ist es eine Verstümmelung von
ursprünglichem navän-ä oder navän-ä 2 ).
Es wird Niemand verkennen, daß durch die
thatsächliche Nachweisung von n als Auslaut
des Themas vermittelst goth. niun unsre Auf-
fassung des n in octin-, so wie die des -a für
1) Vgl. diese 'Nachrichten* 1879 S. 365 Anm. und
die dort im Texte angeführten Stellen, zu welchen die
Anmerkung gehört.
2) 'Quantitätsverschiedenheiten' IV. 2, S. 16 und
3, S. 3 unter bhtfma.
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5
-clv in oxra- und des sskrit. -a für -an in ashta-
keine geringe Bestätigung erhält (vgl. übrigens
auch das schon von Bopp Vgl. Gr. §. 313; 316
hervorgehobene litauische n iu aszton-i). Andrer-
seits wird aber auch, da auch in octin- das n
unter keiner Bedingung ein Vertreter von m
sein kann, dadurch höchst unwahrscheinlich, ja
wohl schon unmöglich, daß das auslautende n
von nön-, für növin- das m in novem repräsen-
tire; es ist vielmehr völlig identisch mit dem
auslautenden n von gothisch niun, d. h. Aus-
laut des Themas dieses Zahlworts, welches die
indischen Grammatiker, mit ihrem grammatisch
sichern Blick, nicht bloß für das Sanskrit, son-
dern wesentlich auch für die Indogermanischen
Sprachen allsammt einzig ans der sskritischen
Declination erschlossen haben.
Vielleicht, ja nicht unwahrscheinlich ergiebt
sich auch ans dem Latein allein der Beweis,
daß das auslautende n in nön- uicht für m
stehe. Wir haben nämlich neben nongenti und
dessen Ableitungen auch die Form non-in-genti^
nön-in-gentesimus (auch nön-i-gesimus, vgl. octl-
pes statt odiw-), non~in-genties. Diese Formen
sind zwar nach falscher Analogie gebildet — in-
dem das in zu fehlen schien, welches in ocün-
gentii septin-genti, quin-genti erscheint und nun
nach deren Analogie eingeschoben ward; allein,
wenn diese Nebenform verhältnißmäßig alt war
und nön nicht aus novin, sondern aus novim =
novem entstanden wäre, dann würde das Sprach-
gefühl, welches gewöhnlich ein zähes Leben
fuhrt, sich vielleicht dieser Entstehung erinnert
und nicht nön-in~genti, sondern nöm-in~genti ge-
bildet haben. Doch die Verballhornisirung von
nongenti zu noningenti konnte freilich auch erst
zu einer Zeit eingetreten sein, in welcher sich
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6
das n — selbst wenn es für m eingetreten wäre
— schon so festgesetzt hatte, daß seine Ent-
stehung aus m dem Sprachgefühl ganz entschwun-
den gewesen sein konnte ; in diesem Falle würde
das n in non-in-genti u. s. w. für die Entschei-
dung der Frage, ob es in ihnen ursprünglich,
oder für m eingetreten sei, unerheblich sein.
Zwar glaube ich, daß wir nach den bisher gel-
tend gemachten Gründen eigentlich kaum eines
weiteren bedürfen, um uns für die Ursprüng-
lichkeit des auslautenden n in non- zu entschei-
den; glücklicher Weise fehlt es aber auch
daran nicht.
Ganz wie in nön-gent% ergiebt sich nämlich
auch in septin-genti der Auslaut des vorderen
Theils als w, durch die Vergleichuog mit inta-
xoöioi, mit sskr. sapta- als vorderem Glied von Zu-
sammensetzungen (z. B. saptä-dagan 'siebenzehn')
und vor allem mit gothisch sibun, welches wie
niun entweder Nom. Sing. Ntr. und dann mit
dem Thema identisch ist, oder, wie mir wahr-
scheinlicher, verstümmelter Nom. PI. Ntr., d. h.
des indogermanischen saptän-ä oder saptan-a
(s. oben S. 4). Auch hier erhält die Annahme
der indischen Grammatiker, daß als Thema saptän
aufzustellen ist, durch das Germanische eine glän-
zende Bestätigung und nach Analogie von octin-
genti, non-genti werden wir dasselbe auch in
latein. septin- aufs treueste widergespiegelt finden.
Ueberhaupt dürfen wir als Gewinn der bis-
herigen Untersuchung die zwei Punkte hin-
stellen:
1. daß für die Zahlwörter sieben, acht,
neun in der That die indogermanischen The-
men zur Zeit der Spaltung saptän, dktän, nävan
lauteten ;
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2. daß sie treu in latein. septin* octin- und
nön- für novin- bewahrt sind.
§. 3.
Es scheint mir aber noch ein weiterer Ge-
winn daraus hervorzugehen.
Wie die indischen Grammatiker die echten
Repräsentanten von jenen im Sanskrit erkann-
ten, nämlich saptdn (vedisch, gewöhnlich sdptan,
vgl. imä), ashtän (vedisch, in der gewöhnlichen
Sprache äshtan, vgl. cfxwü) und ndvan, so stellen sie
auch für das Zahlwort k füuf als Thema pärican
auf. Auch hier beruht diese Annahme einzig
auf der Declination und vielleicht der Analogie
mit jenen und ddgan (indog. däkan, wie vor
allem goth. taihun zeigt, vgl. auch das aus-
lautende a in d&xa).
Allein während die Berechtigung für die in-
dogermanischen und sanskritischen Zahlwörter
von 7. 8. 9. 10. Themen mit auslautendem n
aufzustellen wohl von Niemand in Abrede ge-
stellt wird, hat bekanntlich schou Bopp (VGr.
§. 313) bezweifelt, ob dem Zahlwort für 4 fünf
im Indogermanischen ein auslautendes n hinzu-
zufügen sei und geglaubt, daß im Sanskrit und
Zend das auslautende n ein späterer Zusatz sei.
In der That ist es auffallend, daß in dem ein-
fachen Cardinale sich keine Spur eines auslau-
tenden n findet ; aber dieser Mangel trifft nicht
bloß die europäischen Sprachen und das Ar-
menische , sondern, was Bopp unbemerkt ge-
lassen hat, entschieden auch das Sanskrit und
wahrscheinlich auch das Zend ; denn das n im
Genetiv der sskritischen Form pdncänäm ge-
hört wenigstens in dieser Gestalt des Genetivs
nicht dem Thema an und in Bezug auf das
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zendische paftcanäm, welches in der That der
Genetiv von einem Thema pafican sein würde,
kann man bei der sonstigen großen Ueberein-
stimmnng des Zends mit dem Sanskrit nnd der
so starken Corruption der Zend-Texte sehr
zweifelhaft sein, ob die Kürze oder das nicht
nasalirte a vor n richtig sei. Die übrigen Ca-
sus folgen zwar der Analogie der Themen auf
an, zeigen aber — freilieft in Uebereinstimmnng
mit diesen — kein n.
Sonderbarer Weise hat aber Bopp, trotzdem
er an derselben Stelle die Bemerkung in Bezug
auf auslautendes griechisches a für einstiges an
macht, nicht angemerkt, daß in der überwie-
genden Mehrzahl der Zusammensetzungen als
vorderes Glied nicht dje gewöhnliche Form
nsvte- erscheint, sondern nevxa- d. h. eine Form,
welche, wie ima-, Jxt«-, iwa-, auf ein Thema
nivictv deutet. So erscheint denn auch mvta-
xocfioi, aber kein nwre-xocftot, gerade wie irtta-
xomoi, Sxja-xoöioi , ivva-xdtnoi. Wie nuu den
drei letzteren im Latein septin-genti, octin-genti,
non-genti (für novin-genti) entsprechen (s. §. 2),
so würde mv%a-xöa*o* im Latein durch quin-
quin-genti widergespiegelt werden. Statt dessen
finden wir im Latein quin-genti, ein Wort, des-
sen erster Theil auf jeden Fall — wie das ja
bei Zahlwörtern so oft vorkömmt — verstüm-
melt ist. Man könnte nun zwar vom isolirt la-
teinischen Standpunkt aus an ein quinque-genfi
denken, aber da dies gar keine Analogie in den
Zahlwörtern für die Hunderte hat, wohl aber
ein *quinquin-genti sich genau so zu mvta-xdoioi
verhält, wie septin-genti u. s. w. zu Ima-xoaioi
u. 8. w. , so scheint es mir kaum zweifelhaft,
daß dieses als die volle Form dieses Zahlworts
aufeustellen sei. Dabei ehalte ich es zwar kaum
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für QÖthig, will aber doch nicht unterlassen zu
bemerken, daß quinquin-genti, bei der zwiefachen
Wiederholung ein und derselben Silbe, sich weit
eher geneigt zeigt, verstümmelt zu werden, als
quinquegenti, welches sich eben so gut vollstän-
dig zu erhalten vermocht hätte, wie quin qua-
ginta, fünfzig. Zwar könnte mau auf den er-
sten Anblick in dem lateinischen Zahlwort für
'fünfzehn 1 , in welchem quin-decim< nach Analogie
von un-äecim , duo decim, tre-decim, quatuor-
decim, se-decim. septen-decint, octo-decitn, noven-
derittii unzweifelhaft eine Verstümmelung von
quinque-decim ist, einen Grund finden quin auch
in quin-genti für quinque zu nehmen ; allein wer
diese Zahlwörter genauer betrachtet, kann schon
aus ihnen erkennen, daß sie keine Zusammen-
setzungen, wie die für die Hunderte (von 600 an)
unzweifelhaft, sind, sondern Zusammenrückungen,
in denen beide Glieder in ihrer flexivischen Form
einst getrennt neben einander gesprochen und
erst später verbunden wurden ; dafür entscheidet
auch das Griechische, wo sie, obgleich ein Wort
bildend, noch durch xa* verbunden sind und das
vordere Glied seine grammatische Form (außer
in loicxatdfxa für xgeigxaid 0 ) treu bewahrt, in
4 fünfzehu' speciell nicht mvxa (wie in nevta-
xootoi), sondern nevxs zeigt.
Ich glaube, daß wir somit eine Bestätigung
dafür erhalten nicht bloß, daß die indischen
Grammatiker päncan mit Recht als das Thema
dieses Zahlworts im Sanskrit aufgestellt haben,
sondern auch, daß man für das Indogermanische
pänkan als Thema aufstellen müsse.
Es bliebe nun noch übrig, zu erklären, wie
so es gekommen, daß — außer dem Sanskrit
und Zend — die indogermanischen Sprachen in
dem unzusammengesetzten Zahlwort für 'fünf
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jede Spur des auslautenden n eingebüßt haben;
in Betracht kommen hierbei jedoch nur griech.
nivu (statt nivxa, wie intet, ivvict und auch
dixa), lat. quinque, deutsch, z. B. goth. fimf
(statt fimfun, wie sibun, niun, taihun) und viel-
leicht armenisch ; denn die celtischen Zahlwörter
haben von 5 bis 10 durchweg das Ende vom
letzten Vocal an (diesen eingeschlossen) einge-
büßt, die slavischen haben das Zahlabstract *)
an die Stelle des Cardinale gesetzt und die let-
tischen eine durch ein hinzugetretenes Suffix
veränderte Form. Da es für unsren Zweck ge-
nügt, pdnkan mit auslautendem n nachgewiesen
zu haben, so ist es nicht nöthig, jene erwähnten
Umwandlungen und Verstümmelungen zu er-
klären. Gern gestehe ich auch, daß ich nicht
im Stande bin, sie so klar zu legen und zu er-
weisen, wie es der heutige Standpunkt der
Sprachwissenschaft erfordern würde, erlaube mir
aber die Bemerkung , daß , wenn die starken
Umwandlungen und Verstümmelungen, denen
wir bei den Zahlwörtern begeguen, sich im All-
gemeinen aus dem so häufigen Gebrauch dersel-
ben ergeben, sie natürlich am stärksten in den
Zahlwörtern erscheinen werdeu, welche häufiger
als die andern oder am häufigsten gebraucht
werden. Dazu gehört aber wohl unzweifelhaft
das Zahlwort 'fünf. Denn es giebt mehrere
Dinge, welche in der Fünfzahl existiren; vor
allen die fünf Finger; an diese schließt sich die
sehr vorherrschende und wahrscheinlich älteste
Gruppenzahl 'Fünfheit'*) und die Zahl vieler
Einrichtungen, Aemter u. aa., z. B. Einsetzung
von Festen, die alle fünf Jahre gefeiert werden,
1) s. Nachrichten 1879 S. 364.
2) s. a. a. 0. S. 371.
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von Aemtern, welche von fünf Männern verwal-
tet werden u. aa. Durch einen derartigen häu-
figen Gebrauch wurde goth. *ßmfun ebenso ver-
stümmelt wie die meisten celtischen Zahlwörter
(wo z. B. irisch pimp entspricht); im Griechi-
schen mochte sich durch den häufigen Gebrauch
von nevta (wie kniet) der Werth des a aus dem
Sprachbewußtsein verlieren und es nach der
Analogie so vieler andren a sich zu s schwä-
chen — wofür ich aber bis jetzt keinen ganz
analogen Fall nachzuweisen vermag {jU z. B.
entspricht zwar, wie die Accentuirung wahr-
scheinlich macht, dem sskrit. mam, allein md
erscheint neben letzterem — freilich ohne Ac-
cent- und eine ganz sichre Erklärung des Ver-
hältnisses beider Formen giebt es — so viel
mir bekannt — bis jetzt nicht).
§. 4.
Wir haben absichtlich in den beiden vorher-
gehenden §§. die vier lateinischen Zahlwörter
für Hunderte vorausgeschickt, in denen das aus-
lautende n des vordereu Gliedes sich als Schluß-
laut des Themas wohl unzweifelhaft erwiesen
hat, nämlich septin-genti, octin-genti, nön-getiti
und quin-genti, welches ich wohl mit Recht als
eine Syncopirung von quinquin-genti erklärt
habe. Denn wenn sich nun auch ein Bedenken
gegen diese vier mit einander harmonirende
Fälle von einem einzigen anderen, quadringenti
aus erhebt, so wird man doch gern zugeben,
daß es nicht sehr ins Gewicht fällt und wir
können sagen, daß, wenn wir es auch nicht weg-
zuräumen im Stande wären, das Resultat in Be-
zug auf jene vier dadurch kaum beeinträchtigt
werden würde. Allein ich glaube, daß es uns
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gelingen wird, das Bedenken, welches aus
quadringenti entnommen werden könnte, zu ent-
fernen, wenn wir nachweisen, wodurch die Ano-
malie in diesem herbeigeführt ward.
Das Bedeuken, welches durch quadringenti
entsteht, ist, wie wohl jedem Sprachforscher be-
kannt sein wird, folgendes. Die Zahlwörter für
200, 300 und 400 — vielleicht auch das für
100 im Griechischen — beruhen im Latein und
Griechischen nicht, wie die von <>00 an ent-
schieden, auf Zusammensetzung, sondern auf Zu-
sammenrückung (wie denn bekanntlich das Sau-
skrit und Zend für die Hunderte allsammt weder
die eine noch die andere Verbindung zu einem
Worte kennt, sondern alle von 200 an durch
zwei Wörter ausdrückt: Zwei Hunderte,
Drei Hunderte u. s. w.); so beruht lateinisch
du-centi^ gleichwie d#ä-x</mo#, tre-cettti = i^*d-
xoaiot auf den zwei Pluraleu Nom. Ntr. <Jta,
lat. duo, f##a, lat. tri (vgL tri-ginta = fp#tf-
xovta % indem des letzteren i sich dem Vocal
e der folgenden Silbe cen assimilirte) und dem
Plural des Wortes für 'Hundert'. Die beiden
zusammengerückten Wörter wurden aber dann
in Adjectiva verwandelt, im Lateinischen, wie
es scheint, unmittelbar, im Griechischen durch
Antritt des sekundären Affixes io. Der Nom.
Plur. Ntr. des Zahlwortes 'vier 1 lautete indo-
germanisch katvurä oder katvärä, welchem im
Griech. %irsaaQä (mit Verkürzung des Auslauts,
dessen Länge im ionischen ttGaeQy-xovra =
lat. quadrä ginta bewahrt ist), xivia^a und mit
spurloser Einbuße des indogerman. va — jedoch
1) Vgl. 'Das Indogermanische Thema des Zahlwort«
'Zwei' u. s. w. S. 5; in Abhdlgen der k. Ges. d. Wiss.
*u Göttingen. Bd. XXI.
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nur wo es vorderes Glied eines Compositum ist —
utqcc. Diesem entspricht genau latein. quadra^
obgleich für dessen d statt t bis jetzt ebenso
wenig eine sichere Erklärung geliefert ist, als
für das griech. ßd in Sßdopo gegenüber von
S8kr. saptamä und lat. septimo, so wie für das
griech. yd in oydoo gegenüber von sskr. ashtamä,
lat. octavo. Trotz dieses Mangels bezweifelt
aber Niemand die Identität von Zßdopo mit
saptamä septimo und eben so wenig die von
quadra mit tstqa. Dieses teiQa erscheint nun in
xtxqa-xotoQi und sein auslautendes a ist ein ganz
anderes als das von knia- in ima-xoaioi; wäh-
rend hinter letzterem ein v eingebüßt ist, ist in
UTQa für zbtpuQÜ nur das auslautende ursprüng-
lich lange ä verkürzt, wie auch in miaqu-
xovxa, gegenüber von uoatQy-xovta uud dorisch
uiQio-xovta , welches letzte das ganz getreue
Spiegelbild von lat. quadrä-girda ist. Trotzdem
finden wir als Keflex von utQa-xu<7iOi , im La-
tein quadrin-genti, als ob, wie in septin-genti,
der vordere Theil nicht eigentlich quadra, son-
dern quadran, wie septan in septingenti u. s. w.
gewesen wäre. Man könnte demnach sagen,
wie sich quadra in anomaler Weise hier in
quadrin- umgewandelt hat, so könnte in auch
in octin-genti u. s w. in anomaler Weise aus
Odo oder Oda entstanden seiu , so daß also aus
ixza-xooioir = septin-genti, öxta xogioi = octin-
genti, non-genti (für novin-genti) = ivva-xooiok
nicht geschlossen werden dürfe, daß in quin*
genti (für quinquin-genti) mvtd-xoaiot das in ein
ursprüngliches an repräsentire.
Freilich kann man sich gegen diese Einrede
auf das Zahlenverhältniß berufen, geltend ma-
chen, daß es doch immer wahrscheinlicher sei,
daß vier nach lautlichen Gesetzen erklärbare
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Formen eine, derselben begrifflichen Categorie
angehörige, anomaler Weise in ihre Analogie
gezogen haben, als daß eine anomal entstan-
dene vier in dieselbe Anomalie hinüber geführt
habe. Dadurch würde die Frage aber keinesweges
entschieden. Eine Entscheidung, welche auf hohe,
ja die höchste Wahrscheinlichkeit Anspruch ma-
chen kann, gewinnt man nur, wenn man im
Stande ist, nachzuweisen, aus welchem Grunde
in dieser einen Form dieser Anomalie oder eher
falschen Analogie Statt gegeben ward und ich
glaube, daß dies nicht so schwer sein wird.
Stellen wir uns vor: die Sprache wäre bei
Bildung des Zahlworts für 'vierhundert' streng
den Spracbgesetzen gefolgt, dann würde das
Wort — nach Analogie von quadrä-ginta zu
teaasQTj-xovra, tftxQQct-xovxa — entweder quadrä-
genti oder quadrä-gcnti geworden sein. Wenn
von diesem ein Nominativ oder Accusativ des
Neutrum zu bilden gewesen wäre, dann hätten
sie qnadra-genta geheißen, wären also, wenn
quadrä-genta, nur durch den Vocal e statt i
von jenem geschieden gewesen, also nur durch
Vocale, welche noch obendrein im Latein so
oft mit einander wechseln, ohne die Bedeutung
zu beeinträchtigen. Sprach man aber quadrä-
genta, danu wäre zwar noch ein kurzes a statt
des langen hinzugetreten, allein — aber auch
so — welch geringe kaum in das Ohr fallende
Unterschiede bei Wörtern, welche kategorisch
verwandte und doch um das Zehnfache ver-
schiedene (40 und 400) Bedeutungen zu bezeich-
nen bestimmt waren. Eine solche Aehnlichkeit,
ja! man kann sagen, in practischer Beziehung
fast vollständige Gleichheit zweier W T örter, de-
ren, möchte man sagen, zehnfache Verschieden-
heit für fast alle socialen Verhältnisse von der
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größten Wichtigkeit gewesen wäre, konnte sich
sicherlich bei keinem Volke längere Zeit be-
haupten, bei welchem der Sinn für Hab und
Gut auch nur in geringem Maße entwickelt war,
am wenigsten aber bei den alten Römern,
welche sich durch Fleiß, Sparsamkeit, sorgsame
Haushaltung, eifrige Pflege von Hab und Gut
und achtsames Rechnen auszeichneten — Tu-
genden, welche alle, die die niederen Classen
des italiänischen Volkes kennen gelernt haben,
bei diesen auch heute noch gefunden haben,
wo irgend die gränzenlos zerrütteten Besitzver-
hältnisse dieses, von der Natur reich gesegneten,
aber durch jene Zerrüttung fast ganz verkom-
menen Landes, die Uebung derselben ermöglichen.
Es war somit für die Römer die Notwen-
digkeit gegeben, die Zahlwörter für 'vierzig' und
'vierhundert' stärker von einander zu scheiden,
als in ihrer etymologischen Gestalt geschehen
war. Was lag da näher, als daß das Zahlwort
für 'vierhundert' sich der Analogie von quin-
genti (für qiiincpnn-fjenti, wie ich angenommen
habe), septin-genti, octin-genti , non-genti (für
novin-genti) eng anschloß und man statt quadra-
genta fortan quadrin-genta sprach. Sahen wir
doch, daß dieses mittlere -in- so sehr Character
dieser Hunderte zu sein schien, daß dadurch für
non-genti, in welchem durch die Zusammen-
ziehung von novin- zu nön- dieses -in- verdun-
kelt war, eine Nebenform nönin-genti entstand,
in welcher es, da dieses novin-in- genti repräsen-
tirt, in etymologischer Beziehung zweimal ent-
halten ist.
Da es vielleicht dazu dienen kann, die Rich-
tigkeit meiner Erklärung von quadrin-genti noch
mehr zu erhärten , außerdem an und für sich
für die Erkenntniß der Zahlwörter nicht ganz
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unerheblich sein möchte, endlieh mit wenigen
Worten abgethan werden kann, verstatte ich
mir zwei griechische Zahlwörter kurz zu be-
sprechen, deren eines, ebenfalls durch das Be-
dürfnis strengerer Scheiduug in seiner Form
fixirt zu sein scheint, während das andre wohl
auf gleich anomale Weise wie quadrin-genti in
die Analogie der nächststehenden Zahlwörter
hinüber geführt ward.
Das erste ist ebenfalls das Zahlwort für
'vierhundert'. Genau genommen bedurften die
Griechen hier keiner Scheidung zwischen den Zeh-
nem uud Hunderten im vorderen Compositions-
glied, da das zweite Glied scharf geschieden war,
nämlich durch -xovia (für ursprünglich indoger-
manisches däkaniä, Zehne, Plur. Nom. Ntr., des-
sen erste Silbe aber schon vor der Sprachspal-
tung eingebüßt war) in den Zehnern von xoaio
(für xoxio ursprünglich xan»o durch #o aus
xovto für indogermanischen leanta l Huudert'
abgeleitet) in den Hunderten. Eine ähnliche
fast vollständige Gleichheit, wie zwischen lat.
quadra-ginta uud *quadra genta, war also hier
unmöglich, da selbst ein aus dorisch tttQoi-xovxa
erschlit-ßbares HtxQa-xovxa, 'vierzig', von uiqcc-
xofta (Nom. Plur. Ntr.), 1 vierhundert', wohl hin-
länglich verschieden war. Dennoch war wie
seit Buttraanu (Ausführliche Griechische Sprach-
lehre II. 2 (1827), S. 412, Berichtigungen zu
I. S. 283) in den mir zugänglichen griechischen
Grammatiken gelehrt wird, während für 'vier-
zig' xtGGaqd-x ovxa ß xetxaqd-xovxa (ion. «ff-
<f€Qtj-xovTa, dor. xsiQai-xovxu) verstattet sind, für
'vierhundert' nur die Form tetQaxooioi erlaubt.
Ist diese Lehre richtig (was zu verificiren ich
den Philologen anheimstellen muß), dann wird
diese Beschränkung wohl sicherlich dem Bestre-
ben zuzuschreiben sein, die beiden so bedeutungs-
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verschiedenen Zahlwörter auch in der Form stär-
ker von einander zu scheiden.
Der andre Fall betrifft das griechische Zahl-
wort für 'sechshundert 1 iJfa-xoo*©*. Den Ergeb-
nissen unsrer Untersuchung gemäß ist im Latei-
nischen sowohl als Griechischen das vordere
Glied der Zahlwörter für 500 und 700—900
die thematische Form
in der Graeco-
Lateinischen im Lateinischen: Griechischen:
Grundform:
penkan *quinquin- (quin-) mvta-
septau septin- ima-
oktan octin- <f*ta-
navan *novin- (nön-) *it>pa- % (irra-
für nvan- statt
navan-).
Im Lateinischen gilt dasselbe Gesetz auch für
sechshundert in sex-centi, in welchem sex
die Graeco-Lat Grundform ist, welche im La-
tein, treu bewahrt, im Griech. geworden ißt.
Im Griechischen tritt dagegen i£cr- statt ££- ein,
also iSaxdaioi. Bei der vollständigen Ueberein-
8timmung der umgebenden Zahlwörter im Latein
und Griechischen ist wohl kaum zu bezweifeln,
daß die Griechen so lange sie -£x- zu sprechen
vermochten, dem Lateinischen entsprechend,
«£xo'(ftot sprachen; als aber die griechische Pho-
netik die Einbuße des Zischlautes in £ vor *
u. aa. Consonanten zum Gesetz erhoben hatte,
hätte die Form ix xöaiot lauten müssen, wodurch
die Bedeutung — zumal für ein Zahlwort —
zu sehr verdunkelt worden wäre; zwar könnte
man dagegen anführen, daß man ja ixuaideua
'elf ohne Scrupel statt i|xal(fcxa (= lat. sex-
decitn) sprach ; allein hier war ix durch das fol-
gende xa# 'und' im Sprachbewußtsein als cate*
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gorisch gleich mit dem dann folgenden dexa,
also als Zahlwort, fixirt, so daß die phonetische
Umwandlung die Erkenutniß der Bedeutung nicht
beeinträchtigen konnte. In *i*x6oioi wäre dies
aber schwerlich der Fall gewesen und so ergab
sich — wie in quadringenti — durch die Nähe der
categorisch gleichen, au Anzahl noch reicheren,
Zahlwörter mit a vor x, nämlich dtax6(fto$ tQta-
ftocfto* tsaöocQaxdoioi mviaxööioi emaxoaioi vx%a-
xo'gioi ivvaxontoi mit Leichtigkeit ein — ano-
males — Eindringen von a an derselben Stelle
auch in QaxöcMH. Freilich erscheint dieses ano-
male a auch in anderen Bildungen, so der Ab-
leitung durch x#c i?a-x*c (nicht ix-x*$), aber auch
hier wird es wohl ebenfalls dem Einfluß des a
vor % in övaxig TQidxig itTQttxig mvxdxiq imd-
xig Sxtdxie ivvdxig und ivvsdxig zuzuschreiben
sein. Endlich erscheint «Ja- auch in mehreren
Zusammensetzungen, allein theilweis neben Ix,
z. B. i%d-nov{ neben ixnovg, woraus wir wohl
schließen dürfen — zumal wenn wir lat. sex-vir
und setft'r, sexprimi berücksichtigen — daß die
Formen ohne a die älteren waren. Die mit er,
wie igd-xkvoc u. 8. w. erklären sich wiederum
durch den Einfluß der Zahlwörter, die gesetzlich
als vordere Glieder einer Zusammensetzung auf
a auslauten, wie z. B. t€tQd-nov$ mvtd-novs
inxd-novq Sxtd-novg lvv$d-novq dexd-nove.
Indem wir somit das Bedenken, welches von
quadringenti hergenommen werden konnte, weg-
geräumt zu haben glauben , möchte der Nach-
weis, daß zur Zeit der Spaltung der indogerma-
nischen Sprachen die Themen für die Zahlwörter
sieben, acht, neun, saptdn aktdn ndvan
und das für 'fünf pdnkan gelautet haben, als
ein höchst wahrscheinlicher, ja wohl sicherer,
zu betrachten sein.
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Nachtrag zu S. 3, Z. 3: Rigveda VII. 26.
Vielleicht möchte meine Erklärung von asuta
in VII. 26, 1 manchem, welcher seine Aufmerk-
samkeit auf den Gebrauch der Negation in den
Veden nicht speciell gerichtet hat, auffallen.
Ich wollte mir deßhalb erlauben, die beiden ersten
Verse dieses Liedes hier zu übersetzen, da der
zweite die Bedeutung von asuta im ersten er-
läutert, indem er angiebt, wie der Sorna auf
richtige (d. h. dem überlieferten Brauch oder
Vorschriften angemessene) Weise gepreßt wird.
Da der Hymnus aber sehr kurz ist und auch in
den weiteren Versen nicht ohne Interesse, verstatte
ich mir, ihn ganz mitzutheilen. Die zur richtigen
Auffassung nothwendigen erklärenden Zusätze
habe ich der Uebersetzuug in Klammern eingefügt.
1. Nicht erfreuet lndra der Sorna 1 ), wenn
in unrichtiger Weise gepreßt, nicht [erfreuen
ihn] die [in richtiger Weise] gepreßten, wenn
nicht von Gebeten begleitet; [so] will ich [denn]
ein Lied aus mir erzeugeu, an welchem er Ge-
fallen finden soll, ein kräftiges, ganz neues, auf
daß er uns erhöre.
2. Der Somatrank erfreut lndra, wenn Lied
auf Lied ihn begleitet, die gepreßten [Soma-
pflanzen erfreuen] den spendereichen, wenn Sang
auf Sang sich dabei folgen; wenn [die Darbrin-
genden] vereint mit vereinigten Kräften [ihn]
zu Hülfe rufen, wie 8öhne den Vater.
8. Diese [bekannten, schon oft gerühmten
Thaten] hat er [in früheren Zeiten] vollbracht;
jetzt soll er andere vollbringen, welche die Wei-
sen bei den gepreßten [Somatränken in Zukunft]
rühmen sollen: gleich wie ein einziger gemein-
samer Gatte eine Menge Frauen , so hat lndra
mit Leichtigkeit alle Burgen überwältigt.
1) d. h. die bomapflanze.
<> *
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4. So haben sie [die Weisen] ihn bezeichnet
und [unter diesem Namen] ist Indra berühmt,
(nämlich): als mächtiger Vertheiler von Spenden:
[als der], dessen zahlreiche Hülfen, mit einander
wetteifernd, liebe Schätze zu uns geleiten.
5. So preiset Vasishtha l ) den lndra, den Herr-
scher der Menschen, beim Soinatrauk, auf daß
er den Männern helfe 2 ): miß uns zu tausendfäl-
tige Güter! — Ihr 3 ) [aber] schützet uns alle Zeit
mit Segnungen!
Damit dem Leser, welchem andere Ueber-
setzungen gerade nicht zur Hand, doch die
Wahl freistehe, erlaube ich mir die Uebersetzung
der beiden ersteu Verse von Ludwig beizufügen.
Sie findet sich in dessen Uebersetzuug des
Rigveda (1876) II. S. 161 und lautet: 1. »Nicht
der ungepreßte Sorna hat Indra berauscht, nicht
den Maghavan der gekelterte ohne brahma, j ihm
bring ich ein preislied hervor, an dem er wol-
gefallen haben soll, ein heldenmäsziges, neueres,
dasz er uns erhöre.
2. bei preislied, bei preislied hat den In-
dra der Sorna berauschet, bei Liedesweise den
Maghavan die gekelterten Säfte, | wenn ihn die
priester wie den Vater die Söhne mit gemein-
samer Geschicklichkeit begabt zur Gnade rufen«.
Beiläufig bemerke ich, daß es sich so sehr von
selbft versteht, daß 'der ungepreßte Sorna' Indra
so wenig als sonst Jemand berauschen kaun,
daß schon dadurch diese Auffassung von äsuta
vollständig gerichtet sein möchte.
1) d. h. 'so preise ich' und vasishtha bedeutet hier
wohl Vasühthide.
2) ütdye im Sinn des Infinitivs und, wie die verbale
Basis, mit Accusativ oonstruirt.
3) Schluß -Refrain der Hymnen von VII. 19 bis 30.
Mit 'ihr' sind wohl alle Götter gemeint.
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Bemerkungen zu einigen Thracischen
und Moesischen Münzen.
Von
F. Wieaeler.
Diese Bemerkungen sind zunächst veranlaßt
durch das Werk:
A Catalogue of the Greek coins in the Bri-
tish Museum. The Tauric Chersonese, Sarmatia,
Dacia, Moesia, Thrace, etc. Edited by Reginald
Stuart Poole, Thrace and the Islands, by Barcley
V. Head, the rest of the volume by Percy Gardner.
London, printed by order of the trustees, 1877.
XII u. 274 S. in Octav.
Das betreffende Werk macht den dritten Theil
des Catalogs der Griechischen Münzen im Brit.
Museum aus, über dessen beiden ersten Theile
wir in den Gotting, gel. Anzeigen berichtet haben.
Auch dieser Theil, welcher in seiner Anlage den
früheren wesentlich entspricht, zeichnet sich durch
die Kunde und Genauigkeit, mit welcher der
Text gearbeitet, und durch die schönen Holz-
schnitte, mit welchen derselbe ausgestattet ist,
auf das Vortheilhafteste aus. Auch er macht
uns mit einer Reihe von Stücken bekannt, die
entweder als einzig in ihrer Art oder doch als
große Seltenheiten zu betrachten sind, und enthält
hinsichtlich der Typen manches Neue und Be-
lehrende.
Unter den Münzen des Thracischen Festlandes
nehmen die von Aenos ein ganz besonderes Inter-
esse in Anspruch, sowohl in kunstgeschichtlicher
und kunstraythologiscber Hinsicht als auch in
Beziehung auf die zahlreichen sogenannten Sym-
' bole, welche auf der Rückseite angebracht sind.
In kunstgeschichtlicher und metrologischer
•
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Hinsicht sind die Silbermünzen von A. von Sallet
besprochen in einem Aufsatze, der etwa zu der-
selben Zeit wie der vorliegende Theil der Cata-
loge des Brit. Mus. in jenes Gelehrten Zeitschrift
für Numismatik erschien, Bd. V, H. 2, S. 177 fg.
Auch hat H.Brunn, »Päonios und die nordgrie-
chische Kunst«, in den Sitzungsberichten der K.
Bayer. Akad. der Wissensch. Bd. I, Heft 3 von
1876, S. 327 fg. den Styl des Hermeskopfes auf
den älteren Münzen von Aenos, so weit diese ihm
bekannt waren, mit dem der Werke des Päonios
zusammengestellt. Ueber die Symbole ist noch
nirgends genauer und in gehörigem Zusammen-
hange gehandelt. Leider fehlt es an einer grö-
ßeren Anzahl genügender Abbildungen wie sie
in neuerer Zeit von Cohen Collect, de M. J.
Greau, 1867, pl. II, n. 1023, Irahoof-Blumer Choix
de monn. Gr. pl. I, n. 4, J. Friedlaender und
A. vonSallet »Das K. Münzkabinet«, Berlin 1873,
Taf. IV, von Sallet in seiner Zeitschr. a. a. 0.
und von den Herren Poole und Head in dem vor-
liegenden Werke p. 77 fg. gegeben sind. Unter
den letzten ist die wichtigste die auf p. 77, n. 1,
weil sie die einzige bis jetzt bekannte, freilich
schon früher, aber in minder genauer Abbildung
herausgegebene Goldmünze betrifft, welche Hr.
Head der Zeit von 400 350 v. Chr. zuweist.
Der Revers zeigt den bekannten, auch in unseren
Denkm. d. a. Kunst II, 28, 298 nach der Abbil-
dung einer Silbermünze in Duraersan's Cabinet de
M. Allier de Hauteroche pl. III, fig. 3. wieder-
holten Typus der auf einem Throne stehenden
Herme und davor ein Kerykeion. Aber der Thron
hat Zierathen, von welchen wir früher nichts
wußten, die inzwischen nach Herrn Head's Text
und Abbildung p. 80, n. 23 auch auf Silbermünzen
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23
herausgegebenen entsprechen, vorkommen. Hr.
Head beschreibt deu chair or throne als with
arm ending in ram's head versehen und upon
the front leg a sphinx, which supports the arm,
zeigend. Daß »die Armlehne auf den späteren
Münzen vorn in Widderköpfe endet, die auch,
wenn man es weiß, auf den früheren Tetra-
drachmen sichtbar werden«, bemerkt auch Sallet
in seiner Zeitschr. a. a. 0., ohne inzwischen von
der Sphinx ein Wort zu sagen.
Die Müuzen von Aeuos zeigen bis zur Zeit
der Römischen Herrschaft hinab auf dem Averse
regelmäßig den Kopf des Hermes. Erst zu dieser
Zeit findet sich auf den damals allein geprägten
Kupfermünzen als Averstypus ein mit einer Tä-
nia versehener Kopf.
Diesen bezieht Hr. Head auf Poseidon. Schade,
daß er keine Abbildung beigegeben hat. Mionnet
nahm einen Zeuskopf an, Descr. de Mödailles
T. I, p. 370, n. 55 u. Supplem. T. II, p. 214,
n. 57. Außerdem führt Mionnet Suppl. II, p. 214,
n. 56 noch eine Kupfermünze mit der tete lauree
de Jupiter auf dem Averse und dem stehenden
Hermes als Reverstypus an nach Mus. Sanclem.
num. sei. T. I, p. 132, und ebenda unter n. 53 f
eine Kupfermünze mit einer tete iraberbe lauree
auf dem Averse und caducee et astre auf dem
Reverse, nach Eckhel Cat. mus. Caes. Vindob.
T. I, p. 64 n. 3. Es kanu wohl nicht dem min-
desten Zweifel unterliegen, daß es sich in dem
letzteren Falle um einen Hermeskopf handelt,
welcher mehrfach mit Lorbeerkranz und dabei
ohne Kopfbedeckung erscheint. Rücksichtlich
der »tete lauree de Jupiter« (wohl desselben
Typus, welchen C. Combe in den Numm. mus.
Hunter. p. 14, n. 8 ohne Deutung beschrieben
und t. 3, ßg. VII in «ehr mangelhafter Abbil-
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24
dung mitgetheilt hat) stellt sich aber die Frage,
ob er denselben Gott darstellen solle wie die
tete diademee de Jupiter (was auch im Text
des Mus. Sanclem. a. a. 0. angenommen wird)
oder, nach Head. der Poseidonkopf, oder ob er
auf einen anderen Gott zu beziehen sei. Auf
Poseidon bieten, so viel wir sehen können, die
Typen der Münzen von Aenos soost nicht die
uiiudeste Andeutung. Auf Zeus wird man zu-
nächst geneigt sein einige der Symbole im Felde
auf dem Reverse dieser Münzen zu beziehen, von
denen wir weiter unten sprechen werden. Aber
noch sicherer ist es, daß ein anderer Gott, der
für die in Rede stehenden Köpfe sehr wohl in
Betracht kommen kann . in den Münztypen von
Aenos vertreten ist, nämlich Asklepios, welcher
auf der von Mionnet a. a. 0. unter nr. 58 an-
geführten, in C. Combe's Numm. mus. Hunter.
t. 3, fig. VIII abbildlich mitgetheilten Kupfer-
münze mit dem Averstypus des Hermeskopfes
in voller Figur stehend den Reverstypus aus-
macht. Hiernach kann es sich fragen, ob die
»tete de Jupiter« je nach der Verzieruug mit
Lorbeerkranz oder mit Tänia unter diesen Gott
und den Aesculap zu vertbeilen ist, oder ob sie
nur den letzteren angeht, eine Frage, auf deren
Beantwortung wir hier in Göttingen bei dem
Mangel genügender Hülfsmittel verzichten müssen.
Auch der Revers der späteren Kupfermünzen
von der Zeit nach Alexander dem Gr. an ist dem
Hermes gewidmet, und zwar ihm ausschließlich,
abgesehen von der oben erwähnten Münze mit
der stehenden Figur des Asklepios. Der Gott
ist auf jenen in ganzer Gestalt entweder stehend
oder sitzend dargestellt. Die Darstellung des
sitzenden Hermes in ganzer Gestalt findet sich
auf dem Reverse einer Kupfermünze ans etwas
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früherer Zeit, aber aus der nach Alexander dem
Großen, zu welcher zu vergleichen Mionnet Suppl.
II, p. 213, n. 51 und die ungenaue Beschreibung
und Abbildung bei C. Combe Numm. mus. Hunter.
p. 14, n. 6 und t. 3, n. VI. Man gewahrt nach
Hrn. Head p. 81, n. 42 den Gott seated on
throne, holding purse and sceptre. Diese Dar-
stellung ist — um das beiläufig zu bemerken —
in mehreren Beziehungen sehr beachtenswerth,
nicht bloß wegen des thronenden Gottes, der
seinen Vorgänger in der auf den Thron gestellten
Herme auf Münzen von Aenos hat, sondern auch
wegen der Attribute des Beutels und des Scepters
in den Händen des Gottes. Aller Wahrschein-
lichkeit nach hat der Beutel hier eine tiefere
and umfassendere Beziehung als die eines bloßen
Abzeichens des Kaufmannsgottes, als welches
jenen noch Conze Heroen- und Göttergestalt, d.
Griech. Kunst S. 36 nur gelten lassen wollte,
indem er als bemerkenswerth hervorhob, daß
der Beutel auf keinem Griechischen Vasenbilde
bei Hermes vorkomme. Inzwischen hatte schon
Bruun im Bullett. d. Inst, di corrisp. arch. 1859,
p. 103 darauf aufmerksam gemacht, daß der
Beutel sich auf einem rothfigurigen Vasen bilde
in Cetona finde, und Friederichs in Berlins ant.
Bildw. II, S. 408 auf eine Marmorstatue in Athen
hingewiesen, »die unzweifelhaft nach der Haltung
der fast ganz unversehrten Hand einen Beutel
trug, übrigens aber im Kopf und auch in Hal-
tung und Formen des Körpers so sehr an den
bekannten Apoxyomenos des Lysippos erinnert,
daß sie demselben Meister oder seiner Schule
zugeschrieben werden muß«, indem er die Ver-
muthung äußerte, daß der Gedanke des beutel-
tragenden Hermes von Lysippos oder seiner
Schule ausgegangen sein möge, den Beutel aber
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2*
ttur auf den Marktverkehr bezog. Wir können
dieser Ansicht nicht beipflichten, sondern glauben,
daß der Beutel bei Hermes ursprünglich ein all-
gemeines Symbol des Segens und Reichthums
war, das späterhin vorzugsweise auf den Handels-
gott übertragen wurde, aber dennoch auch noch
in späterer Zeit dann und wann in dem früheren
Sinne gebraucht ist (vgl. Denkm. d. a. Kunst
n, Taf. XXX, n. 320 nebst Text).
Auf dem Revers der Silbermünzen von Aenos
und denen von Kupfer, welche den Silbermünzen
der Periode von etwa 400 — 350 n. Chr. gleich-
zeitig sind, finden wir entweder einen Typus
oder ein paar oder noch mehrere angebracht.
Die älteste, wahrscheinlich nur in einem
Exemplare vorhandene Tetradrachme hat als ein-
zigen Typus das Kerykeion. Dann folgt als
Hanpttypus, selten als eiuziger. der durch zahl-
reiche Exemplare bekannte des Ziegenbockes,
endlich der entweder als alleiniger oder als Hanpt-
typus vorkommende der auf einen Thronsessel
gestellten Herme. Diese drei Typen beziehen
sich ohne allen Zweifel auf Hermes.
Wie steht es aber bei diesen Münzen mit
den Nebentypen, den sogenannten Symbolen im
Felde? Sie sind an Zahl sehr groß, der Art
nach sehr manichfaltig. Kunde von ihnen brin-
gen hauptsächlich die Angaben Mionnet's Descr.
T. I, p. 368 fg. u. Suppl. T. II, p. 211 fg.,
J. Braudis' Münz- Maß- und Gewichtswesen in
Vorderasien bis auf Alex. d. Gr. S. 519 fg. n.
575, Head's im vorliegenden Catalog, auch von
Sallet's in der Ztschr. f. Num. V, S. 179 u. 187
(der übrigens diese Symbole nur gelegentlich be-
rührt). Vermuthlich sind uns nicht alle Symbole
bekannt, und wir würden es dankbar anerkennen,
wenn uns über Nichtbemerktes Mittheilung ge-
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27
macht würde. Nichtsdestoweniger kennen wir f
zum Theil freilich durch bloße Angabe des Na-
mens folgende Symbole: Kerykeion , Petasos,
Hermesherme auf Thronsessel gestellt, Hermes-
kopf mit dem Petasos (Imhoof-Blumer in Sallet's
Zeitschr.VI, S. 3), Schlange, Widderkopf, Thier-
schädel, Delphin, Adler, Fliege, vielleicht auch
Biene, Krebs, Muschel, Lyra, Astragal (in der
Ein- oder Zweizahl), Gefäße verschiedener Art (an
Trinkgefaßen Kantharos und Rhyton, sonst die
Amphora oder Diota und ein einhenkliches Gefäß),
mehrfache Geräthe (Dreifuß, »Leuchter« — etwa
Thymiaterion ? — ), brennende Fackel, auch waf-
fenartige wie Doppelbeil und Keule, Aehren- und
Gerstenkorn, Baum- Zweige, -Blätter und -Früchte
(Oliven- oder wahrscheinlicher Lorbeerzweig,
Epheublatt und Kpheuzweig, Weiustock, Wein-
traube), Kranz, Halbmond, Stern, Blitz, Penta-
gramm, Tropäum, (»trophy«, eiu paar Male nach
Head, abgebildet p.79), Helm (abgeb. bei Mionnet
Suppl. T. II, pl. 5, n. 4), Lanzenspitze (Mionnet
a. a. 0. p. 212 mit Berufung auf Combe Mus.
Hunter. p. 13, n. 3, wenn es sich nicht etwa um
ein Gerstenkorn handelt), endlich Silenkopf, wie
es scheint (Imhoof-Blumer Choix a. a. 0.) und
jugendlicher Pan, in die Ferne schauend, in voll-
ständiger Gestalt Unter diesen Gegenständen
und Wesen findet sich eine Reihe der bekann-
testen Attribute oder Genossen des Hermes.
Ebenso viele Gegenstände sind als Hermesattri-
bute freilich weniger bekannt, aber doch mit
Sicherheit nachzuweisen. Dahin gehören u. A.
auch Adler, Helm *) und Lanze. Unter dem Rest
1) Die Brouzemünze, welche Mionnet Sappl. II, p,2l3,
u. 50 ab auf dem Avers eine tete oasquee, auf dem
Revers eine che vre zeigend beschreibt, indem er auf
Eckhel Doctr. num. vet. n 33 verweist, kann nicht etwa
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ist kein Ding, bezüglich dessen sich nicht die
Möglichkeit der Beziehung auf Hermes leicht
darthnn ließe. Das gilt z. B. von Tropäum,
wenn dieses sicher steht 1 ), Blitz, Pentagramm.
Als siegbringenden Gott kennen wir den Hermes
auch sonst selbst aus Bildwerken, auf denen er
als solcher mit dem Attribut des Adlers erscheint.
Ja auf einem Werke der Glyptik sitzt der Gott,
vor welchem man den Adler mit Palmzweig im
Schnabel auf einem Altärchen stehend erblickt,
anf einem Panzer (wie Mars Victor) und faßt
mit der Rechten einen neben dem Siegesadler
zum Vorschein kommenden Gegenstand, in wel-
chem Passeri ein parvum tropaeum zu erkennen
geneigt war, außer dem man übrigens auch
an ein Feldzeichen denken könnte. Es ist die
Rede von dem Sard in Passeri's u. Gori's The-
saur. gemm. ant. astrif. Vol. I, t. CXXIV, auf
welchem nicht etwa eine »Deus pantheus« darge-
stellt ist, sondern Mercur. — Was den Blitz an-
betrifft, so findet sich derselbe meines Wissens in
der Hand des Hermes allerdings nur einmal,
nämlich auf dem geschnittenen Steine, welchen
verwendet werden, am jeneu Helm auf irgend einen an-
dern auf Aenoe verehrten Gott oder einen Heros zu beziehen.
Wer Eckhers D. N. P. I, Vol. II, p. 23, Anfang, vergleicht,
wird nicht daran zweifeln, daß unter seiner Bezeichnung
1
1) Die betreffende von Head mitgetheilte Abbildung
zeigt auf einer kurzen Säule, wie es scheint Ionischer
Orinung, einen Gegenstand, welcher sich zunächst wie
ein Schild ausnimmt , aber etwa auch einen Diskos vor-
stellen könnte , und darüber hervorragend zwei andere,
die ich nicht wagen möchte als mit Sicherheit auf eine
Kyne und einen Bogen bezüglich zu betrachten. Inzwi-
schen soll hiemit das Tropäum keineswegs in Abrede ge-
stellt, sondern nur zu erneuter Prüfung dea Gegenstandes
aufgefordert werden.
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29
Gori Thea. gemm. astrif. Vol. II, p. 201 Vignette,
herausgegeben hat. Doch verschlägt das nichts.
Daß Hermes sehr wohl als Inhaber des Blitzes
betrachtet werden konnte, unterliegt keinem
Zweifel. Er ist ja von Hause aus solarischer
Beziehung und dieser Umstand tritt auch in den
Werken der bildenden Künste mehrfach zu Tage.
Alle Sonnengötter sind aber auch Blitzgötter. —
Das Pentagramm ist als Heilsymbol bekannt.
Bei den Pythagoreern hieß es geradezu K YriElA.
Hermes war aber auch Heilgott. Nach Cornutus
de nat. deor. T. XVI, p. l>4 tijv K YyUiav avxai
cvvMxioav. Der Mythographus Vatic. I. berichtet
II, 118 daß Juno ihm die Arzneikunst beige-
bracht habe. Man könnte, da Asklepios auf
einer Münze von Aenos sicher dargestellt ist,
sich versucht fühlen, das Pentagramm auf diesen
zu beziehen; so wie, wenn unter den Münztypen
von Aenos der Zeuskopf mit Sicherheit nachge-
wiesen sein wird, den Blitz auf Zeus, und dann
weiter auf jenen uud auf diesen noch einige an-
dere der oben angeführten Symbole zurückführen
wolleu, auf Asklepios z. B. die Schiauge und den
Dreifuß, auf Zeus den Adler. Aber ich werde
mich nicht eher von der Richtigkeit dieses Ver-
fahrens, welches namentlich in Betreff des Zeus
als mißlich erscheint , überzeugeu, als bis mir
noch nicht bekannte Symbole nachgewiesen wer-
den, deren Beziehung auf eine andere zu Aenos
verehrte Gottheit gegenüber der auf Hermes, den
in den Münztypen so dominirenden Hauptgott
der Insel, durchaus erfordert würde. Ich bemerke
in dieser Beziehung noch Folgendes. Die Um-
gegend von Aenos war ganz besonders durch ihr
Getreide berühmt (Pliuius Nat. bist. XVIII, 70).
Auch Weinbau hatte dort statt, wenn auch in
späterer Zeit nicht mit so günstigem Erfolge als
in früherer (Plin. N. h. XVU, 30). Es erscheint
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30
danach durchaas angemessen, die Culte der De-
meter und des Dionysos vorauszusetzen. Wie
kommt es aber, daß von diesen Gottheiten als
Haupttypen des Averses und des Reverses auf
den Münzen von Aenos noch nicht ein einziges
Beispiel nachgewiesen ist, während sich die Sache
doch z. B. in Betreff der Münzen von Sestos
ganz anders stellt, in denen diese drei Gottheiten
in den Haupttypen vertreten sind? Wer, der
da weiß, daß Hermes den Erdensegen ebenso
fördert wie Demeter und Dionysos und im Ver-
ein mit ihnen, wird nicht annehmen , daß die
auf Getreide- und Weinbau bezüglichen Symbole
auf Müuzen, deren Haupttypeu in der betref-
fenden früheren Zeit nur diesem Gotte gewidmet
sind, auch zunächst in Beziehung zu ihm stehen
sollen? Daß vou jenen Symbolen auch nur ein
einziges einen Beamten angehe (von denen wir
nur eineu kennen, wie A. von Sallet dargethan
hat) ist ohne Wahrscheinlichkeit. Wollte man
aber sagen , daß diejenigen unter ihnen , welche
Erzeugnisse des Bodens darstelleu können, nur
als solche auf den Müuzen angebracht seien, so
halten wir diese Erklärungsweise für minder
richtig als diejenige, nach welcher sie als auf
die Gottheit, unter deren Obhut diese Erzeug-
nisse stehen, bezüglich zu betrachten sind. Ob
eine audere, von L. Müller in seiner Schrift über
die Müuzen des Thracischeu Königs Lysimachos
S.58, Anin. 29 angedeutete Erklärungsweise mehr
Beachtuug verdiene, muß bis auf Weiteres dahin-
gestellt bleiben.
Von den übrigen Thracischeu Ortschaften mit
autonomen Münzen ist die durch frühzeitige
schöne Prägung ausgezeichnete Stadt Abdera
durch interessante Exemplare besonders stark
vertreten. Auf der Vorderseite einer Silbermüuze
der ersten und der zweiten Periode findet sich
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31
je ein uns bisher noch nicht bekannt gewesenes
Symbol vor dem Greifen, dort ein»danciug satyr«
(oder anscheinend ein Silen and zwar eiu sitzen-
der) p. 64, u. 4, hier ein die Kugel nach sich
schleppender Scarabäus (p. 67, n. 28), vermuth«
lich in Beziehung auf Apollon stehend, wie auf
der bekannten Bronzemünze von Athen Denkm.
d. a. Kunst II, 11, 126). — Eine andere Silber-
münze aus derselben Periode zeigt ueben dem
Hermes auf dem Reverse, einen Astragalos (p. 71,
n. 46), der auch sonst als Hermesattribut nach-
weisbar ist. — Von der mehrfach besprochenen
zuerst durch Millingen Sylloge of ancient coins,
1837, pl, II, n. 18 herausgegebenen Münze mit
dem Reverstypus der tanzenden weiblichen Figur
besitzt das Brit. Mus., nachdem es durch ein
glänzendes Geschenk vou Seiten der Londoner
Bank bereichert ist, zwei Exemplare, beide unter
dem Beamten Molpagores geprägt (p. 70, n. 35,
wo von dem schon früher vorhandenen eine Ab-
bildung, aber die Beschreibung nicht ganz richtig
gegeben ist, und p. 230, n. 35. a). Daß inzwi-
schen die Darstellung nicht auf den Namen des
Beamten in Beziehung steht, wie man gemeint
hat, indem man behanptete, die Figur singe (?)
uud tanze zugleich, erhellt auch aus dem Um-
stände, daß eine Münze mit dem Namen Molpa-
gores einen ganz anderen Reverstypus hat (p. 71,
n. 42). — Das Didrachmon auf p. 231, n. 251
ist nicht alleiu wegen seiner Seltenheit, sondern
auch hinsichtlich des Typus des Reverses (Ar-
temis in langem Chiton, in der L. den Bogen,
in derR. eiuen »Lorbeerzweig« haltend, begleitet
von einem Reh), beachtenswerth. Aehnliche
Darstellungen hat Stephani Compte rend. de la
comra. imper. arch. de St. Petersb. pour 1868,
p. 16 fg. besprochen. Einen Zweig findet man
in der Hand der Artemis nur äußerst selten*
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Ihn hält in der Rechten auch die in Jägertracht
mit dem Köcher auf der Schulter dargestellte
Artemis auf dem Revers einer Brouzeniüuze von
Kyparissa in Messsuien, welche jüngst Imhoof-
Bluiner in Sailens Zeitschr. f. Numism. VI, S. 17
besprochen hat, indem er die Meinung äußerte,
daß die Beischrift KVUAP122IA sich auf die
Göttin beziehen und der Zweig vielleicht ein Cy-
presseuzweig sein solle. Aus Schriftstellen ist
uns für die betreffende Stadt nur der Cultus des
Apollon und der Athena bekannt. Daß der Ar-
temis recht wohl ein Zweig von der Cypresse
gegeben werden konnte, wird man gern zuge-
stehen. Beruht aber die Annahme eines Cy-
pressenzweiges wesentlich nur auf der obigen
Auffassung der Beischrift, so wird Vorsicht um
so mehr anzuempfehlen sein, als die Beischrift
ja auch den Namen der Stadt enthalten kann.
Den Zweig auf der Münze von Abdera würden
auch wir zunächst für eiuen Lorbeerzweig halten.
Daß dieser der Schwester Apollons zustand, die
selbst im Cultus als Joufvala (Pausan. III, 24, 8)
und Jatfvia (Strabo VIII, p. 343) vorkam, be-
darf keiner weiteren Bemerkung. Schwieriger
ist es zu sagen, in welcher Beziehung die Göttin
mit dem Lorbeerzweig auf der Münze von Ab-
dera zu fassen sei. Auf Head's Meinung, daß
das Reh auf dieser an dem Zweige nage, ist dabei
ohne Zweifel nichts zu geben, da diese Auffas-
sungsweise entschieden irrig ist. Das Thier hält
den Kopf, wie auch sonst, nur in die Höhe.
Verinuthlich ist Artemis als reinigende und süh-
nende, etwa auch heilende Göttin gemeint. Die
Figur erinnert hiusichtlich der Attribute des
Rehes und des Baumzweiges an zwei geschnittene
Steine, von denen der eine aus Millin's Pierr.
grav. pl. XI in den Denkui. d. a. Kuust II, IG,
J71 wiederholt ist, der andere, dem Berliner Mus.
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33
angehörende (Toelken Erkl. Verz. Kl. III, Abth.
2, n. 811) in der neuen Ausgabe der Deukm. II,
16, 171, a, abbildlich mitgetheilt werden wird.
Auf jenem ist nach Müller ein Lorbeerzweig dar-
gestellt; bezüglich des andern spricht Toelken
nur im Allgemeinen von einem »Baumzweig«.
Ich habe in Betreff der Gemme n. 171 in Er-
innerung an den Eschenzweig der Nemesis, da
eine Artemis Upis oder Nemesis dargestellt zu
sein scheiut, an einen solchen Zweig gedacht.
Ein Kenner der Botanik machte mich darauf
aufmerksam, daß der Zweig durchaus so aussehe,
als sei er vom Diptam. Daß das auf der Insel
Creta, einer der wichtigsten Cultusstätten der
Artemis, heimische, für das Wild und die Men-
scheu, namentlich die Weiber, besonders die in
Geburtsnöthen befindlichen, so heilkräftige dic-
tamuum jener Göttin heilig gewesen sein möge,
läßt sich sehr wohl denken. Nur kann man
nicht errathen, inwiefern der Diptam gerade der
Artemis als Upis gegeben ist, was freilich auch
in Betreff des Lorbeers statthat.
Unter den Kaiser münzen des vorliegenden
Theiles, deren umfassende, manches Neue bie-
tende Berücksichtigung sehr daukenswerth ist,
erregen einige Stücke von Bizya ein besonderes
Interesse. Namentlich gilt dieses von dem gro-
ßen Bronzestück aus der Zeit des Philippus se-
nior, dessen Revers Hr. Head p. 90, n. 10 so
beschreibt: Asklepios reclining 1. on couch, and
placing his r. on the Shoulder of Hygieia, who
is seated in the edge of the couch in front of
him; beneath Asklepios, a tripod; beneath Hy-
gieia, a staff with serpeut twiued round it. On
the left of the central group, a trie, on which
hange a cuirass , and beneath which Stands a
man clad in short chiton, and placing his r.
3
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34
band in amphora; on the right of group, the
fore-part of a horse advancing L; above groap
a round shield. Ein jeder gewahrt auf den ersten
Blick, daß die Darstellung den vielfach bespro-
chenen Reliefs mit dem sogenannten Todten mahle
wesentlich entspricht. Hier ist aber der Mann auf
der Kliue ohne allen Zweifel Asklepios und das
Weib, das ihm gegenüber sitzt, seine Frau.
Durch das Interesse des Münztypus bewogen
hat A. von Sallet in seiner Zeitschr. für Nu-
mism. Bd. V, S. 320 fg. demselben in Zusam-
menhang mit den betreffenden Reliefs eine ein-
gehende Abhandlung gewidmet, in welcher der
von Head gegebene Holzschnitt auf S. 326 wie-
derholt ist. Er hält den Münztypus für eine
Votivdarstellung an Asklepios und Hygieia von
Seiten eines Kriegers, der, »unverletzt zurück-
gekehrt, seine Rüstung, Schild und Pferd den
günstigen Gesundheitsgöttern weiht, die ihn in
der Schlacht beschützt.« und glaubt, daß solche
Votivbilder für Asklepios und Hygieia den Re-
lief«, welche man jetzt als Anathemata für he-
roisirte Todte betrachte, zu Grunde liegen. Er
hat es versäumt, die Auffassung von Asklepios
und Hygieia als Beschützer des Kriegers in der
Schlacht zu belegen; auch vergessen zu bemer-
ken, wen nun sich in dem vorliegenden Falle
als den glücklich aus dem Kriege heimgekehrten
Krieger zu denken habe, der doch nicht wohl
ein Anderer sein könnte als der Kaiser Philippus,
gegen welche Annahme sich aber starke Beden-
ken erheben. Unseres Erachtens geht der Münz-
typus auf die so verbreiteten viel früher gear-
beiteten anathematischen Darstellungen heroi-
sirter Verstorbener zurück. Asklepios ist hier
in seiner Eigenschaft als Heros dargestellt Als
von Zeu» mit dem Blitzstrahl getödteten Men-
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35
sehen kennt ihn ja der Mythus. Sein Grab
wurde in Arkadien an »wei Stellen gezeigt Im
Mythus finden wir ihn als Theilnehmer an der
Kanonischen Jagd und am Argonauteuzuge.
Er konnte ebensowohl als Krieger betrachtet
werden wie seine Söhne, die Aerzte Padaleirios
und Machaon, welche beiden auch als Heroen
verehrt wurden. Nur so erklärt sich auch da»
Roß. Es ist das Lieblingsthier dessen, welcher,
so lange er Mensch war , kriegerischer Thätig-
keit oblag, wie seine Standes- und Zeitgenossen.
Für die Beziehung des Rosses zu dem Gott As-
klepios läßt sich durchaus kein auch nur halb-
wegs sicherer Beleg beibringen. Die von Sallet
a. a. 0. 8. 329 veranschlagten Münztypen be-
weisen gar nichts (über die von Nikaia vgl.
Gerhard's Arch. Ztg. 1854 S. 216 fg., zu Taf.LXV,
n. 4, wo eine Abbildung gegeben ist). Ob da»
dem Asklepios gegenüber sitzende Weib Hygieia
sein solle, wie allgemein angenommen wird, ist
sehr fraglich. Die Analogie der Reliefs heischt
an die Gemahlin Asklepios 1 zu denken. Als
solche gilt Hygieia nur dem Verfasser des Or-
phiseben Hymnus LXVI, 7. Ja es scheint sehr
fraglich, ob der Orphiker in der That Hygieia
als Asklepios 1 Gemahlin erwähnte. Die auf die-
sen bezüglichen Worte lauten: *Yyi*iav i%mv
ovkXtxiQov dfiffi(fr r Wenn Gesner gvXI**xqov
in dem Sinne in der Bedeutung vou avveöqov
oder ndQtÄQov fassen wollte, so ist das allerdings
nicht zulässig. Vielmehr wird eine Verderbniö
jenes Wortes anzunehmen sein. Darauf führt
auch die Mangelhaftigkeit des Gedankens, wel-
cher ein Epitheton in der Bedeutung von ovvtQ-
fiP erheischt. Vermuthlich war ursprünglich
geschrieben: cvklyntoQ 9 äpsfMpy. Hermippos
bei dem Scholiasten zu Ariatoph. Plnt. 701
3»
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36
nennt Lampetia als Weib des Asklepios, Hygini
fab. XCVII die Koronia Zu Epidauros galt
Epione als seine Gattin (Pausan. II, 29, 1) und
diese Angabe findet sich auch sonst mehrfach.
Epione wird auch in dem Münztypus zunächst
zu erkennen sein. Aus dem Umstände, daß in
diesem der Schlangenstab unterhalb des Weibes
angelehnt erscheint, läßt sich nicht schließen,
daß jener als diesem angehörend betrachtet wer-
den soll. Der Stab geht vielmehr den Askle-
pios an, ebensogut wie der in der Nähe und un-
terhalb dieses zum Vorschein kommende Dreifuß
der Heilgottheiten (nicht bloß »des Apollo«,
und keiues weges »Tischt wie A. von Sallet ver-
mutungsweise äußert) und die Schutzwaffen,
ganz in Uebereinstimmung damit, daß auch auf
den Reliefs die sitzende Frau nicht weiter als
insofern sie Gattin des gelagerten Mannes ist, in
Betracht kommt.
In Paris und in Wien befinden sich noch
andere unter Philippus senior geschlagene Bron-
zemünzen , welche auf dem Revers Asklepios
sitzend und ihm gegenüber ein sitzendes, dazu
noch ein stehendes Weib zeigen. Die Rückseite
jener hat v. Sallet a. a. 0. 8. 329 nach einem
Abdruck in Abbildung mitgetheilt. Sie ist von
Mionnet T. I, p. 375 n. 78 so beschrieben:
Aesculape avec ses attributs, assis aupres d'un
arbre, tenant de la main droite nne patere, daus
laquelle une femme voilee paroit faire uue liba-
tion ; en faye, Hygiee assise pres de Telesphore.
Daß die femme voilee mit ihrer Schale in die
Schale des Asklepios libiren wolle, wird man
aber nach dem Holzschnitt bei Sallet nicht sagen
wollen ; auch erinnere ich mich nicht, diese Art
zu libiren irgendwo dargestellt gefunden zu ha-
ben. Auf jenem ist nur ein Halten der Schale
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von Seiten des Weibes ohne augenblicklich be-
absichtigten Gebrauch zu gewahren. Auch in
der erhobenen Linken hält dasselbe allem An-
schein nach — Miounet und Sallet sagen kein
Wort davon — einen Gegenstand, der doch wohl
nur eine Rolle sein kaun, welche sich mehrfach
bei Asklepios, auch bei Telesphoros findet und
ohne Zweifel auch der Hygieia als Attribut ge-
geben werden konnte. Diese, bei der ja die
Patera etwas so gewöhnliches ist, erkennen wir
in dem stehenden Weibe. Die sitzende attribut-
lose weibliche Figur beziehen wir auf die Ge-
mahlin des Asklepios, Epione, die wir ohne
Schleier auf dem Hinterhaupte auch aut der vor-
her besprochenen Münze dargestellt finden. Hy-
gieia kommt auch sonst mit dem Schleier vor,
vgl. z. B. Denkm. d.a. Kuust II, 56, 782 u. 784.
Auf dem in den Annali d. lost. arch. T. XLV,
tav. d'agg. MN, abgebildeten, aus Luku am Golf
von Nauplia stammenden Votivrelief, welches
Asklepios und seine Familie darstellt, gewahrt
man im Hintergrunde zwischen jenem und sei-
nem älteren Sohn ein mit Stephane und Schleier
versehenes Weib, während drei andere weibliche
Figuren erst den Platz hinter dem zweiten Sohne
1) Die Wiener Münze beschreibt Mionnet nach Eckhel
Cat. Mus. Caes. Vindobon. T. I, p. 66, nr. 8. Asklepios
soll neben einem Gebäude sitzen; das stehende Weib
halte die linke Hand gegen das Gesicht hin, das sitzende
fasse mit beiden Händen einen auf ihrem Knie stehenden
Korb. Das Exemplar ist — was weder Mionnet noch
Sallet angiebt — abgebildet in den Num. cim. Austr.
Vindob. T. II, p. 80, II Nach dem Text hält der Gott
mit der Rechten »globum« (die Abbildung zeigt ihn diese
Hand auf einen Gegenstand legend, welcher auf seinem
rechten Knie oder Oberschenkel liegt). Das sitzende Weib
hält einen oblongen , einem Kästchen ähnlichen Gegen*
stand . bezüglich dessen man zunächst an einen Medicin-
kasten denken möchte.
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»8
«inuehmen. Diese sind kleiner von Gestalt als
jenes Weib und ohne Kopfschmuck und Schleier.
Sie stellen ohne Zweifel drei Töchter des Askle-
pioe dar. Es liegt nahe das vordere Weib auf
Asklepios' Gemahlin zu beziehen. Dennoch neige
ich mich dahin, in ihm Hygieia zu erkennen,
nicht allein weil wir so die vier anerkannten
Töchter des Gottes gleichmäßig berücksichtigt
finden, sondern auch weil Hygieia so bedeutend
vor den übrigen Kindern des Asklepios hervor-
ragt, daß der Vorzag, welcher ihr durch die
Stelle, die bedeutendere Größe und den Schmuck
gegeben ist, zur Genüge motivirt erscheint und
es bedenklich erscheinen kann sie unter den
drei gleichmäßig dargestellten Asklepiostöchtern
vorauszusetzen, welche hinter dem zweiten As-
Herausgeber des Reliefs, Ö. Lüders, hat sich, wie
ich hinterdrein sehe, in den Ann. a.a.O., p. 1 18
aus guten Gründen für Hygieia entschieden.
Aber auch wenn man auf dem Relief von Luku
lieber Epione erkennen wollte als Hygieia, so
würde dadurch doch unserer Vertheilung der
Namen für die Münztypen von Bizya kein Ein-
trag geschehen.
Auf die Heilgottheiten bezieht sich noch eine
andere unter Philippus senior zu Bizya geschla-
gene Bronzemünze gleicher Größe, welche in
dem vorliegenden Catal. p. 89, n. 8 zuerst be-
schrieben und abgebildet ist. Auch diese Ab-
bildung hat Sallet a. a. 0. S. 327 wiederholt.
Der Beschauer gewahrt von links nach rechts
hin Asklepios, Apollon, Hygieia stehend, die
beiden ersten einander das Gesicht zukehrend,
Hygieia ihren Kopf nach der Gruppe hinwen-
dend, zwischen Asklepios und Apollon Telespho-
ros t oberhalb dieser Gruppe die Statuen der Tyche
bilden.
Auch der
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39
und des nackten, blitzschleudernden Zeus. Askle-
pios und Hygieia haben ihre gewöhnlichen At-
tribute; Apollon, der in vollständiger Nacktheit,
das linke Bein über das rechte schlagend, da-
steht, hält in der gesenkten Rechten einen Lor-
beerzweig. Auf ihn bezieht sich auch das At-
tribut, welches links von ihm, zwischen ihm und
Hygieia, am Boden steht; ein konischer Ge-
genstand, um welchen sich eine Schlange wickelt.
Dieses geht auch daraus unzweifelhaft hervor,
daß sich der Typus des Apollon auf Münzen
ideutischen Gepräges von Bizya aus der Zeit
desselben Philippus auch allein findet und der
Gott jenen Gegenstand zu seiner linken Seite
neben sich hat. Em Exemplar hat schon, Froe-
lich Quatt. tent. p. 339 und nach ihm Mionnet
Suppl. T. II. p. 236. u. 183 beschrieben; ein
anderes verzeichnet Hr. Head p. 90, n. 9. Jene
bezeichnen den fraglichen Gegenstand als Altar«;
dieser neunt ihn »egg«. Es ist aber derselbe
Gegenstand, welcher früher Cortina, jetzt ge-
wöhnlich Omphalos genannt wird. Apollon ist
auf diesen Münzen offenbar als Heilgott gemeint.
A. von Sallet hat in demselben Bd. V seiner
Zeitschrift S. 108 eine kleinasiatische Kupfer-
münze beschrieben, deren Revers einen stehenden
nackten Apollon zeigt, welcher in der Rechtem
einen bis auf den Boden reichenden Lorbeerzweig,
in der herabhängenden Linken den Bogen hält.
Er meint, man werde wohl mit Recht in allen
ähnlichen häufig vorkommenden Apollofitturen
mit dem langen reinigenden Zweig den % AnilXmv
latQÖf; zu erkennen haben, z. B. auch auf den
Silbermünzen von Metapont. Das ist aber si-
cherlich zu weit gegangen. Der Lorbeerzweig,
sei er nun lang oder kurz, kann sich auf den
iatQopayug beziehen; nöthig ist es aber nicht,
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40
grade diese Beziehung vorauszusetzen; auf jenen
Silbermiinzen z. B. geht er zunächst den xa&aQtyQ
an. Ein feststehender unterscheidender Typus
für den Apollon als iaigd$ hat sich offenbar
nicht ausgebildet.
Auch auf auderen der im Catal. beschriebenen
und abgebildeten Kupfermünzen kommen inter-
essante Darstellungen der Heilgottheiten vor.
So auf der unter Caracalla geprägten von Pau-
talia p. 145, n. 34 und auf der aus der Regie-
Tungszeit desselben Kaisers stammenden vonSer-
dica p. 172, n. 8. Dort ist Asklepios mit dem
kurzen Schlangenstab im linken Arme auf einem
geflügelten Drachen durch die Luft hineilend
dargestellt. Die Schlange hat die Crista und
den Bart, worüber kürzlich Dressel und Milch-
höfer in den Mittheil, des arch. Instit. zu Athen
II, S. 470, A. 1 gesprochen haben. Der Revers-
typus der anderen Münze wird von Hrn. Head
so beschrieben : Female figure, standing 1., hol-
ding patera and sceptre round which serpent is
coiled ; in front, cista mystica from which issues
another serpent. Er hätte gewiß mit Recht das
mit langem Chiton und weitem, auf den Rücken
und von beiden Oberarmen herabfallenden Hi-
mation angethane Weib geradezu als Hygieia
bezeichnen dürfen, obgleich allerdings bei dieser
der von der Schlange umwundene Stab etwas
sehr seltenes ist. Epione würde doch schwerlich
gleiche Wahrscheinlichkeit haben. Die Cista,
welche doch wohl nicht als mystica hätte be-
zeichnet werden dürfen, kommt mit der Schlange
darin dann und wann bei den Heilgöttern vor.
Auch die von Hrn. Gardner und Hrn. Head
nach dem Vorgange früherer Gelehrten als Tha-
natos bezeichnete Figur eines geflügelten Knaben,
welcher mit übereinandergeschlagenen Beinen da-
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stehend, und die umgekehrte Fakel auf einen Altar
setzend, auf Münzen des Brit. Mus. von Nicopolis
ad Istrura, Tomi, Pautalia, Plotinopoli?, Topirus
in gleicher Darstellung vorkommt, gehört nach
unserem Ermessen in die Kategorie der Gesund-
heits- und Heilgottheiten. Thanatos paßt doch
nicht wohl zu einem Münztypus ; recht put da-
gegen Hypnos, der als jener Kategorie angehörend
betrachtet werden kann, da der Schlaf d»»n Körper
stärkt, und namentlich deshalb, weil der Schlaf
Träume bringt. Eine wie große Rolle dieTranm-
orakel in der Heilkunde spielten , ist bekannt.
Eben, da ich im Begriff bin diesen Aufsatz
in die Druckerei zu geben, sehe ich, daß schon Fr.
Kenner »Die Münzsamml. des Stiftes St. Florian
in Ober-Oesterreich* S. 80 dieselbe Ansicht in
Beziehnng auf das im K. K. Cabinet in Wifen
befindliche Exemplar einer Münze von Serdica mit
dem betreffenden Typus ausgesprochen hat.
Derselbe Gelehrte glaubt auch den Eros auf
Münzen von Serdica als Heilgott fassen zu kön-
nen, und zwar besonders den auf der von ihm
Taf. II, Fig. 11 herausgegebenen unter Caracalla
geprägten, welcher den Dorn hält, den er einem
Löwen aus der Vorderpranke herausgezogen hat.
Ich kann mich aber seiner Ansicht nicht einmal
in Betreff dieses Typus anschließen. Die übrigen
Erosdarstellnngen auf Münzen von Serdica, wel-
che Kenner anführt, und die aus dem Catal. des
Brit. Mus. p. 174, n. 25 neu hinzukommenden,
zeigen auch nicht die mindeste Beziehung zur
Heilkunst. Daß Eros allerdings zu den Heil-
göttern gehört, habe ich schon im Text zu den
Denkm. d. a. Kunst II, 61, 792, b darzuthun
mich bemüht. Den Schriftstellen kann etwa
hinzugefugt, werden die des Eunapius de vita
lamblichi p. 26 ed. Steph., wo wir Eros als Na-
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mengeber einer Heilquelle kennen lernen. Sehr
beachtenswerth ist, was Kenner S. 20 über eine
im K. K. Ca bin et zu Wien befindliche Münze
von Serdica aus der Zeit des Caracalla berichtet.
Auf ihr »sieht man Asklepios gegen seine Ge-
wohuheit nackt mit dem schlangenumwundenen
Stabe stehen; neben ihm zeigt sich, wie in an-
deren Fällen Ti'lesphoros, eine kleine, gleichfalls
nackte Knabeufigur, von der sich freilich nicht
mehr ausnehmen läßt, ob sie mit Flügeln ver-
sehen seic. Er vermuthet »einen Genius, den
der Loralcult von Serdica mit Asklepios in ähn-
licher Weise verband, wie jener von Pergamon
den Telesphoros«. Eros scheint auch mir nicht
gemeint zu sein, obgleich es nicht unmöglich
ist, daß man diesen in der nackten, eine Fackel
in der Linken haltenden Knabeufigur zu erkennen
hat, welche auf der Pergamenischeu Münze bei
Panofka »Asklepios und die Asklepiadeu« Taf. II,
n. 4 neben Asklepios dargestellt ist. Das Kuäb-
chen erinnert vielmehr an das, welches außer
Eros auf dem Diptychon in den Denkm. d. ä.
Kunst II, 61, 792, b dargestellt ist. Einen be-
stimmten Namen zu geben, ist schwierig, da sich
mehrere darbieten: Alexanor, Euamerion, Ake-
Bios, Ianiskos (Pausan. II, 1 1 , 6. 7 u. 23, 5 ; schol. ad
Ari*toph. Plut 701). Vielleicht läßt eich fol-
gende Vennuthung hören. Daß die nackte Figur
mit dem Schlangenstabe auf der Wiener Münze
nicht den Asklepios darstellen soll, liegt wohl
auf der Hand. Man wird an einen seiner beiden
als Heroen verehrten Söhne, Podaleirios und M&-
chaon, zu denken haben, zunächst wohl an den
letzteren. Als Sohn dieses galt Alexanor, wel-
cher, wenn jene Deutung der Hauptfigur gebilligt
wird, demnach wohl den nächsten Anspruch hat.
erkannt zu werden*
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48
Die p. 161 fg. beschriebenen Münzen von
Philippopolis beginnen mit Domitianus. Es fehlt
also dem Brit. Mus. nicht bloß die von Miounet
Descr. T. I, p. 415, n. 339 nach Eckhel Doctr.
num. T.II, p. 42 verzeichnete mit dem Typus
des Dionysioskopfes und des Dreifußes, von wel-
cher die Schritt ISTOPIOrPA<hlKH 11EPI-
rPAQH THI Ef/APXiAI QlAinilOYHO-
ÖAPA TJO YKAAA tov ZAKYN&IOY,
Wien 1871 , §. 54 noch einige Exemplare Sig-
na lisirt, mit dem Znsatze, daß auf dem Dreifuß
des Reverses sich Ep heuzweige befinden, sondern
auch die, wenn die Zutheilung richtig wäre, unter
den bekannten Zweitälteste, bei Mionnet nicht ver-
zeichnete, über welche jene Schrift a.a.O. § 55
berichtet, daß ihr Revers den Kopf der Julia,
Tochter des Augustus, mit der Aufschrift lovUa
Av 9 und der Revers die Stadtgöttin nebst der
Aufschrift .... 0tknn6nok$ enthalte. Indes-
sen liegt es nahe , bezüglich der Julia auf der
Münze an die J. Domna zu denken, deren Kopf
nach Mionuet Suppl. T. II, p. 4»>6 fg. auf meh-
reren Münzen vou Philippopolis erscheint, denen
noch hinzuzufügen sind die im Hoffmann'schen
Catal. des med. Rom. compos. la collection de
feu Mr. le marquis de Moustier p. 140, n. 2206,
und die von Hrn. Head p. 165, n. 34 verzeich-
nete, obgleich in der Aufschrift dieser Münzen
der Name Domna stets angegeben ist. — Unter
den Kaisermünzen von Philippopolis hat in kunst-
mythologischer Beziehung seit längerer Zeit meine
Aufmerksamkeit auf sich gezogen die unter Ae-
lius Caesar geprägte, von Mionnet Suppl. T. II,
pl. VII, n. 1 abbildlich mitgetheilte, deren Re-
vers ieh in der zweiten Ausgabe der Denkm. d.
a. Kunst Bd. II, Taf. XXVIII, n. 306, a wieder-
holen lieft, weil er mir eine interessante Dar-
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44
Stellung des Hermes zu enthalten schien und ich
glaubte, auf die Abbildung mehr geben zu müs-
sen als auf die Beschreibung des Französischen
Gelehrten a. a. 0. p. 44,5, n. 1430: »Figure nue
d'un jeune homnie, tenant de la main droite une
patere et de la gauche la haste pure«. Die Ab-
bildung zeigt in dem linken Arm der Figur, von
deren linken Achsel ein schmales Gewandstück
herabhängt, eine Keule und den unbärtigen Kopf
mit dem Petasos bedeckt. In T. I der Descr.
p. 415, n. 341 beschreibt Mionnet den Revers
einer unter Domitian geprägten Münze derselben
Stadt also: Figure virile nue debout, tenant de
la maiu d. une patere , la gauche appuyee sur
une colonne, et tenant le pedum. Es liegt
sehr nahe, die Figur dieser Münze als identisch
mit der auf jener zu betrachten. Nun verzeich-
net Head den Revers der einzigen unter Doraitianus
geprägten Münze von Philippopolis im Brit. Mus.
p. 161, n. 1 mit folgenden Worten: Naked male fi-
gure, standing 1., holding patera and two javelins?
and resting upon column. Auch nach ihnen
wird man nicht abgeneigt sein den Typus auf
dieselbe Figur zu beziehen. Aber man wird
schwankend, wenn man bei Mionnet Suppl. II,
p. 444 folgende Beschreibung des Reverses einer
unter Domitianus geprägten Münze nach Sestini
Descr. num. vet pag. 69, n. 1 liest: homme nu,
la tete radiee, debout, tenant une patere de la
main gauche , et deux javelots de la droite qui
est appnyee en meme temps sur une colonne.
Leider hat Head nicht angegeben, in welcher
Hand die Patera und in welcher die von ihm
als fraglich bezeichneten javelins sich befinden.
Daß es mit dem Strahlenkranz nichts sei, ist
von vornherein wahrscheinlich. Doch mag die
Figur etwas auf dem Kopfe haben, was zu des-
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sen Anerkennung Veranlassung geben konnte.
Hat Sestini die Hände mit ihren Attributen
verwechselt, so würde ich auch hier am liebsten
dasselbe Wesen wie auf den beiden an erster
Stelle erwähnten Müuzen voraussetzen. Daß die
Figur auf diesen zunächst auf Hermes zu be-
ziehen sein wird, ist noch jetzt meine Meinung,
obgleich dieser Gott soust auf den Kaisernlünzen
von Philippopolis mit den gewöhnlichsten At-
tributen, dem Beutel und dem Kerykeion, vor-
kommt. Es wäre sehr wünschenswerth, wenn
Gelehrte, die in der Lage sind, das factisch Dar-
gestellte genauer zu controliren . sich über den
Sachverhalt äußern wollten.
Eine uuter Philippus senior geschlagene, auf
p. 92 abgebildete Bronzemünze von Bizya und
Byzanz zeigt ein neues Beispiel des Verhältnis
mäßig seltenen Attributs des Speeres bei Apol-
lon , worüber ich anderswo gehandelt habe. In
dem vorliegenden Falle ist oöeu bar der Jagdgott,
*AyQfv$ } gemeint.
Der auf p. 97, n. 48 abgebildete Typus des
Averses einer Brouzemilnze von Byzanz »young
male bust r., with flowing hair and short horn,
Shoulders drapedc bezieht sich sicherlich auf
Diouysos.
Der p. 61, n. 48 u. 51 erwähnte Reverstypus
auf Münzen von Tomi aus der Regierungszeit
des Maximus und Gordianus Pius vorkommende
Wassergott mit Krebsscheereu auf dem Kopfe
unterhalb der Tyche der Stadt kann doch nur
den Pontos repräsentiren sollen. Soviel uns
bekannt ist, giebt es sonst keine Darstellung
des Pontos Euxeinos. Merkwürdig wäre es,
wenn die betreffende Figur auf der ersten
jener Münzen ithyphallisch dargestellt wäre,
wie Gardner angiebt. — Nicht minder eigen-
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46
thümlich ist der Reverstypus einer anderen un-
ter Gordianus Pius geprägten Münze, nach
Garduer's Beschreibung p. 62, n. 37 : Two male
figures, waked to waist, reclining L, beardless,
haviug short horns above their foreheads, sur-
mounted by stars, holding in r. pateras or shells.
Auf dem beigegebenen Holzschnitt gewahrt man
weder die Hörner noch die Schalen oder Mu-
scheln. Zudem scheint nach ihm die Männ-
lichkeit der Figuren keinesweges sicher zu ste-
hen. Vergleicht man Mionnet T. I, p. 362, n. 55
über den Revers einer Münze aus der Regie-
rungszeit desPertinax: Deux nymphes couchees,
ayant chacuue la tete sunuontee d'un astre , et
le coude gauche appuye sur utie urne reuversee,
denselben ebenda p. 363, n. 59 über einen solchen
aus der Zeit des Maximus: Deux nymphes cou-
chees ä gauche, endlich denselben nach Vaillant
Num. graec. über den Revers eines ebenso wie
das in Rede stehende Exemplar des Brit. Mu-
seums unter Gordianus Pius geschlagenen, Suppl.
T. II, p. 203 n. 846: »Deux femmes assises ä
terre avec des uruesc , drei Typen, die ohne
Zweifel dieselben Wesen betreffen, so wird man
wohl die Ueberzeugung gewinnen, daß es sich
nicht um gehörnte männliche Wesen, die doch
nur Flußgötter sein könnten, mit denen wir für
Tomi nichts anzufangen wissen, sondern um
Nymphen handelt. Die Sterne, rücksichtlich
deren wir es dahin gestellt sein lassen müssen
und können, ob sie auf den beiden letzten der
von Mionnet beschriebenen Müuzen wirklich
fehlen oder nicht, wissen wir nicht anders zu
erklären als durch Hinweisung auf die zu Tomi
besonders hochverehrten Dioskuren, in welcher
Beziehung dieselben auf Münzen dieser Stadt
aus früherer Zeit bekanntlich mehrfach vorkom-
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men. Inzwischen hat es wohl keine überwie-
gende Wahrscheinlichkeit, daß die Dioskuren
selbst durch die Sterne repräsentirt werden sol-
len. Sollten etwa zwei im Culte zu Tomi mit
den beiden Dioskuren eng verbuudene, ihnen dem
Wesen uud der Wirksamkeit nach entsprechende
Meernymphen gemeint sein? Es ist vielleicht
nicht abwegig, daran zu erinnern, daß die Töchter
des Leukippos Phöbe uud Hilaira als Gattinnen
der Dioskuren galten (Apollodor I, 11, 2), daß
Phöbe auch als Schweuter der Helena uud der
Dioskuren vorkommt (Eurip. Iphig. Aulid. Vs50,
Ovid. Her. VIII, 77), daß in enger Verbindung mit
Helena auch Aethra stehend erscheint, die iu der
Iüas III, 144 Dienerin jener ist, sonst in Ge-
meinschaft mit ihr von den Dioskuren fortge-
führt wird (vgl. den Kasten des Kypselos nach
Pausan. V, 19, 1 , Herodot. IX, 73 , Apollodor.
III, 10, 7, Plutarch, Thes. XXXI , Schol. z. Ho-
mer. II. III, Vs 242), ein Umstand der schon
sonst mit der Entfuhrung der Töchter des Leu-
kippos durch die Dioskuren zusammengestellt
ist Helena ist als eine andere Leukothea (wel-
cher sie nach Duris bei Ttetzes z. Lycophron
Vs 103 zuerst geopfert haben soll), als ovv Tvv-
hktmip (Eurip. Orest. Vs. 1689 tg.) bekannt.
Aethra stellt sich uns schon als die Gemahlin
des Aegeus oder Poseidon , die Mutter des Po-
seidonischen Heros Theseus, als ein Meerwesen
dar. Diese Andeutungen mögen hier genü-
gen, um es glaublich zu machen, daß es im
Mythus und Cultus der Griechen an zwei weib-
lichen , durch ihren Namen auf Lichtglauz hin-
deutenden, mit den Dioskuren gepaarten Wesen,
welche recht wohl als Nereiden, sitvxodiai, auf-
gefaßt werden konnten, keinesweges fehlte.
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48
Berücksichtigung verdienen schließlich auch
einige aal Flußgottheiten bezügliche Münztypen :
der Kopf des Flußgottes auf Müuzeu von Olbia,
mag er nuu alt» Borysthenes zu bezeichnen sein
oder als Hypanis, abgebildet auf p. 12 unter n. 10,
und die ganze Figur des Istros auf Münzen von
Nicopolis ad Istrum in zwei Darstelluugsweisen,
abgeb. p. 44 u. n. 20 u. p. 48 u. n.48. Die drei
Typen hat Hr. Gardner schon in seinem belehren-
den Aulsatz Greek river worship (reprinted from
the transactions of the R. Soc. of Literat. Vol. XI,
P. II, New Series, pl.I, n. 14 u. pl. II, n. 8 u. 9 her-
ausgegeben und p. 37 u. n. 41 genauer besprochen.
Während der Repräsentant des kleinem Flusses
bei Olbia bärtig erscheint, wie der Flebros auf
der Münze von Philippopolis bei Kenner a.a.O.
Tat. II, n. 17, ist der große Istras uubärtig dar-
gestellt. In Betreff des Kopfes des »Borysthenesc
hebt Garduer hervor, daß er deutlich eiue Nach-
ahmung der Skythischen Physiognomie zeige.
Rücksichtlich des, wie die Flußgötter gewöhnlich
in halbliegender Stellung dargestellten Istros
äußert er, da derselbe beide Male sein Haupt
rückwärts wende, solle hiedurch vielleicht auge-
deutet werden, that his sources lay in an un-
known aud mysterious region, indem er jedoch
8elb>t hinzufügt: though but little importauce is
to be attached to these speculative explanatious.
Und damit hat er sicherlich Recht. Die Stempel-
schneider haben den Kopf der gewiß nach einem
berühmten Werke gearbeiteten Figur zu sehr
in's Profil gestellt, während das Original densel-
ben etwa so hielt wie die berühmten Ötatuen
des Nil zu Rom und des Tiber zu Paris.
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49
Die Chronologie des Julius Africanus.
Von
Dr. Conrad Trieber in Frankfurt a./M.
Obwohl der chronologische Aufriß des Afri-
canus der gesammten christlichen Literatur der
römischen Kaiserzeit und des Mittelalters zu
Grunde liegt, so konnte gleichwohl Ludwig Ide-
ler *) in seinem Handbuche der Chronologie noch
von der »ihren Principien nach uns nicht hin-
länglich bekannten Chronologie des Julius Afri-
canus« mit vollem Rechte reden. Auch der
neueste Bearbeiter des Africanus, M. J. Routh *),
hat den Gegenstand eher verwirrt als gefördert.
Derjenige Punkt, um welchen sich die ganze
Untersuchung dreht, ist das Jahr der Geburt
Christi. Dieses ist vor Allem zu bestimmen.
Nuu macht Sjncellus 8 ) die gelegentliche Bemer-
kung, daß Africanus in Uebereinstimmuug mit
der apostolischen Ueberlieferung Christi Geburt
zwar richtig ins J. d. W. 5500 setze, sich aber
im Todesjahre um zwei Jahre irre, da er hier-
für a. m. 5531 annehme. Dieser bestimmten
Aeußerung des Syncellus trat Dionysius Peta-
vius 4 ) mit der Behauptung entgegen, daß Afri-
1) Ideler, Hdb. d. Chronol. II, p. 456.
2) Routh, reliquiae sacrae Oxford 1846 (2. edit.),
vol. IL
3) African. bei Sync. p. 826 A : o piy oly 1 AyQtxttybs
Gvijrfujvux; ry dnoaioltxjj n ccoudöati no ,t<f' Im ii t v &iiay
XQoyoloyqaas cü{>xu>Giv , ntgi To nä&og xal ryy oanyptoy
uyÜGjaoiv övciy Htoi dttjuctuit, xara To ,e<f>ka* (tos tov
xocfAOV TttvTtjy cvyayayaiy.
4) Petavias, var. diss. VIII, 2; gedruckt als Anbang
zu auctar. op. de doctr. temp. Antverp. 1703, vol. III,
p. 155 b : »biennio itaque Dionysianam epocham antevertit
Africanus«. p. 156 a : »biennio ante communem aeram;
mim di 5501«.
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50
canus Christi Geburt nicht 5500, sondern zwei
Jahre früher, a. m. 5501, angesetzt habe. Da
Petavius hierfür nur ein einziges Argument her-
beibringt, dem andere entgegenstehen, so scheint
es geboten, Alles was an indirekten Beweisen
für und wider geltend gemacht werden kann,
herbeizuschaffen und gegen einander abzu-
wägen.
Der Angelpunkt der ganzen Untersuchung
wird das Jahr des Ogygus, oder, was dasselbe
ist, das Jahr des Exodus sein. Nun theilt Eu-
sebius *) in der praeparatio evangelica ein Bruch-
stück des Africanus mit, in welchem vom Aus-
zug der Israeliten aus Aegypten bis zum ersten
Jahre des Cyrus 1237 Jahre gezählt werden.
Obgleich diese Zahl mehrmals wiederholt wird,
so daß ein Irrthum ausgeschlossen ist, so spricht
Syncellus 2 ), der dasselbe Bruchstück im Auszuge
mittheilt, zwei Mal nur von 1235 J. Und zwar
erhält Eusebius diese Zahl dadurch, daß er von
Ogygus (Exodus) bis zur ersten Olympiade 1020
J., von da aber bis zum ersten Jahre des Cyrus
217 J. 3 ) zählt, während Syncellus 4 ) nur 215 J.
angiebt. Nun berichten aber Beide 5 ) überein-
stimmend, daß Africanus das erste Jahr des
Cyrus in das erste Jahr der 55ten Olympiade
setze. Daß dies nur 217 J. geben kann, ver-
steht sich von selbst. Folglich ist die Zahl des
Eusebius, bei welcher beide Male nach griechi-
scher Gewohnheit das erste und letzte Jahr
1) Africanus bei Easeb. praep. ev. X p. 489 B ff.
2) Africanus bei Sync. p. 64 f. and kurz zusammen-
fassend p. I4bD. Dieselbe Zahl 1235 giebt Johannes An«
tiochenus bei Gramer, Anecd. Paris. 11, p. 383.
3) Easeb. 1. c p. 489».
4) Sync. p. 64*.
5) Easeb. L c. p. 488C. 469 B . 490*. 8ync. p. 64*.
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51 <
mitgezählt sind, die richtige 1 ). Demnach setzt
Africanus
OgyRus (Exodus) 1795 a. Chr.
Ol. 1, 1 776 a. Chr.
Cyrus Ol. 55, 1 560 a. Chr.
Genau genommen sind von 1795 — 560 nur
123tf J. , aber bei der Addirung der einzelnen
Differenzen 1020 und 217 ergeben sich 1237.
Alle diese Zahlen sind übrigens auch anderweit*)
gesichert, die 1020 J. jedoch sind von einem
älteren Geschichtschreiber entlehnt.
Die Hauptfrage bleibt indessen, welchem Jahre
der Welt entsprechen nun bei Africanus die an-
fegebenen Zahlen? Zum Glück haben sich bei
lusebius 8 ) die einzelnen Ziffern erhalten, aus
denen sich die 1237 J. ergeben sollen. Es sind
folgende :
1) Der Grundfehler in Routh's Untersuchung ist der,
dies nicht erkannt zu haben.
2) So durch die argivische Königsliste der Excerpta
lat. barb. tab. 38*. 39». Daselbst werden vom 1. J. des
Inachus bis zum Falle Trojas (im 18. J. des Agamemnou
718 J., und von da bis zu Ol. I. I nach Porphyrius 407
J. angegeben, so daß Inachus 1126 J. vor Ol. 1, 1 =
1900 a. Chr. zur Regierung gelangte. Unter seiner Re-
gierung, welche 60 J. dauerte, wird Moses geboren, und
im 55. J. seines Nachfolgers Phoroueus, also 1796 a. Chr.,
zieht derselbe aus Aegypten. Der Zusatz zu den anni
CCCCV11 »et Porfyrius autem in historia philosofiae sie
dixit« beweist, daß die Excerpta nicht direct aus Afri-
canus geschöpft sind ; wenigstens berichtet auch Mala las
p. 37 A , daß Africanus nur 405 J. für diesen Zeitraum
von der Dorischen Wanderung aber 325 J. gezählt habe,
Euaebius hat also in seinem Canon diese Zahlen aus
Africanus entlehnt. Dies zur Berichtigung von Aug.
Bockh, Manetho u. d. Handsternperiode Berl. 1845,
p. 200.
3) Euseb. 1. c. p. 489 D . Die 30 J. der nQioßvn$o*
bei Africanus werden durch Syncellus p. 174 c bestätigte
4*
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. 52
Moses
Josua
TlQfGßvTfQOl
40 J.
25 *)
30
die übrigeo Richter . . 490
Eli und Samuel .... 90
Könige 490
babylonische Gefangenschaft 70.
Nun aber fügt es sich, daß Syncellus *) selbst
gelegentlich bei einem Rückblicke bemerkt, daß
Africanus das Ende der Richter und den Anfang
Elis a. m. 4292 festgesetzt habe. Dann muß
a. m. 3707 das Jahr des Exodus sein. Wenn
jedoch a. m. 3707 dem J. 1795 a. Chr. ent-
spricht, so muß wiederum 01.1,1 in a. tu. 4726,
und die Geburt Christi in a. m. 5502 fallen. In
diesem Falle hätte Africanus eine eigene Aera.
Allein auch auf eiuem anderen Wege gelangt
man zu demselben Resultat. Nach den Excerpta
latina barbari tab. 39 b setzte Africanus, dessen
Namen ausdrücklich genannt wird, den Beginn
des sicyonischen Reiches 1336 J. ; und das Ende
desselben 329 J. vor die erste Olympiade.
Demnach bestand es nach Africanus 3 ) 1007 J.
1) Mit Unrecht nimmt Reuth 1. o. p. 4SI f. 461 von
Syncellus in Folge einer Aeußerung p. 174 c an, daß
Africanus dem Jusua 27 J. gebe. Denn Syncellus be-
hauptet dies nur von der äyQatpoe cvvy&tta. Reuth will
damit 1. o. p. 273 ff. 429 die Richtigkeit der 1287 J.
begründen und begeht den logischen Fehler, das Haupt-
argument des Eusebius, Beines Schützlings, fallen zu las-
sen und ein anderes seinem Gegner Syncellus zu ent-
nehmen.
2) Sync. p. 17ti A : iä xara 9 A<f>Qixayoy änb 'Ada/u
ia>S lilove Tiüf xoiTtZv xai «Qxns 'Hltl rov Uqeujs inj
3) Nach Malalas p. 28 a hat Africanus 985 J. (2111
— 1127 a. Chr.) angenommen, aber ohne die it?««?, wah-
rend die Excerpta diese mit ein begreifen (2111—1105
a. Chr.).
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BS
(diese Zahl wird noch besonders hinzugefügt),
und nahm 2111 a. Chr. seinen Anfang.
Zugleich wird indessen bemerkt, daß sein
Beginn in das 29te J. des Patriarchen Jakob 1 )
falle. Und das ist wichtig. Denn aus Syncel-
lus p. 92 D ist bekannt, daß nach Africanus die
Geburt Abrahams a. m. 3202 erfolgt sei; ebenso
berichtet er p. 93 A , daß Abraham nach Africa-
nus a. m. 3277 in das gelobte Land gezogen,
sowie p. 10ö c und 111 B , daß nach ihm Joseph
a. m. 3563 gestorben sei. Daraus läßt sich die
folgende chronologische Tabelle des Africanus
herstellen :
Abraham geboren a. m. 3202
A. zieht in Canaan ein (75 J. alt) 3277
Isaac geboren (in A.s lOOten J.) 3302
Jakob *) geboren (in J.s 60ten J.) 3362
Joseph geboren (in Jakobs 91ten J.) 3453
Joseph gestorben (110 J. alt) 3563.
1) An der Seite ist Nachstehendes vermerkt:
»anni autem Jacob XXVIIII
anni Isaac LXXXV1III
anni Abraham G X IUI
initiaveront regna«.
Aas Z. 9 geht hervor, daß mit »regna« das sicyonische
Reich gemeint ist. In den »anni Abraham« muß jedoch
ein Fehler verborgen sein. Denn damals war Abraham
langst todt. Da aber Abraham 175 J. alt wird, und im
lOOten J. erst den Isaac erhält, so war er bereits 14 J.
gestorben. Im Original hat daher etwa gestanden:
'Aßgaapov Savovrog uf'.
2) Wenn Syncellus p. 1 10 A im Namen des Africanus
überliefert, daß Jakob a. m. 3606 nach Aegypten ge-
zogen sei , so ißt dies unmöglich. Das Ganze beruht
auf einem Trugschluß. Syncellus selbst setzt nämlich
ibid. dieses Ereigniß a. m. 3602, and zwar in dasselbe
Jahr, in dem Kaat nach p. 10b c . 109 D geboren ist. Nun
bemerkt Syncellus, daß nach Africanus Jakobs Einwande-
rung in das vierte Jahr des Kaat falle; alBo giebt er
fälschlich a. m. 8606 an.
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54
Es folgt aus dieser Uebersicht, daß das 29te
J. Jakobs dem Jahre der Welt 3391 entspricht,
und daß dieses dem J. 2111 a. Chr. gleich sein
muß Dann aber ist auch die Geburt Christi
a. m. 5502 und die erste Olympiade a. m. 4726
nach Africanu8.
Allein schon die einfache Notiz, daß Abraham
a. m. 3277 in Canaan eingezogen sei, führt auf
das Hauptjahr a. m. 3707. Denn nach dem
Vorgange des Demetrius 1 ) und Eupolemus 2 ) so-
wie der Septuaginta rechneten die christlichen
Chronologen 430 J. von jenem Zeitpunkt bis
zum Auszuge Mosis aus Aegypten.
Wollte man trotz alledem daran zweifeln,
daß auch Africanus jene 430 J. angenommen
habe, so wird dies durch die wichtige sicyoni-
sche Liste der Excerpta latina barbari schlagend
bewiesen. Denn daselbst heißt es in einer
Randbemerkung: »anno quadragesimo tertio
Leucippi egressio Judeorum ex Aegyptoc Nun
1) Demetrius rechnet nach Alexander Polyhistor fr. 8
von dem Einzage Abrahams in Canaan bia zum Zage
Jakobs nach Aegypten (a. m. 3624) 216 J.
Damals war
Levi 43Vi J* alt - Nach 17 J. erzeugt erKaath 17
Kaath erzengt Amram im Alter von 40 J. 40
Amram erzengt Moses im Alter von 78 J. 78
Moses zieht ans Aegypten im Alter von 80 J. PO
Summa 430 J.
2) Des Enpolemns Berechnung giebt M. v. Niebuhr,
G. Assurs und Babels, Berlin 1857, p. 365 ff. ausfuhr-
lich. Christi Geburt würde nach Eupolemus a. m. 6290
stattgefunden haben. Diese ErkenntniB bringt Carl Mül-
ler. FUG. III, p. 208 Anm. auf den richtigen Gedanken,
daß Panodor, welcher die Herrschaft der Götter in
Aegypten 6290 a. Chr. ansetzt, diese Zahl aus Eupole-
mus übernommen habe, um hiermit den Anfang der Welt
anzudeuten.
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55
regieren nach Africauus die sicyonischen Könige
in folgender Weise:
L Aegialeus 52 J.
2. Europs 45
3. Telcbus 20
4. Amfas 25
5. Thelxius 52
6. Egydrus 34
7. Torimachus 45. Rechnet man die 43 Jahre
des Leucippus
43 hinzu, so erhält man
316 J. Dazu kommen
29 J. des Jakob,
60 J. des Isaac,
25 J. des Abraham bis zur Ge-
burt des Isaac ; so hat man
"430.
Die Gesammtübersicht der africanischen Chro-
nologie 1 ) (bei Routh fr. 56) nennt denn auch
wirklich direct für diesen Zeitraum 430 J., wie
sie von der Sintfluth bis zur Einwanderung
Abrahams in Canaan 1015 J. angiebt (2202 -f
1015 = 3277). Fer ner zählen die ixXoyal
latOQHav*), welche africanischeu Ursprungs sind,
430 J., bis zum Tode Josnas aber 495 J., so
1) Zuerst publicirt von H. Dodwell, dann von Pear-
aon undjfallars. Nur_ moß daselbst die Zahl bis zur
Sintfluth UCCXLII in JICCLXII emendirt werden. Sonst
ist dieselbe dem Berichte des Eusebius ganz gleich.
2) Bei Cramer, Änecd. Paris. II. p. 267 f. Da je-
doch in denselben p. 265 von dem Iten J. des Achaz
und der ersten Olympiade bis zur babylonischen Gefan-
geuschaft, welche a. m. 4872 gesetzt wird, 141 J. ange-
geben werden, so ergiebt dies als Olympiadenjsbr a. m.
4732, also das Jahr der byzantinischen Aera. Die txkoyai
stimmen daher mit Africanu? nur in den Jahren der
Welt, nicht aber im Jahre der Geburt Christi, überein.
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56
daß sie dem Josua, ebenso wie Eusebius dies
von Africanus berichtet, 25 J. zuertheilen. Aber
auch darin stimmt mit ihnen jenes 56te Frag-
ment (bei Routh) überein, da dasselbe angiebt:
Hiesus Nave et qui post ipsum Presbyteri
anni LVc.
Endlich gelangt man zu demselben Angel-
punkt 3707, wenn man erwägt, daß nach Euse-
bius ! ) alle Exegeten von der Geburt Abrahams
bis zum Exodus 505 J. angenommen haben.
Und in der That sind von a. m. 3202 bis 3707
grade 505 J.
Somit ergeben sich die nachstehenden An-
sätze des Africanus, denen die Zahlen von Routh *)
gegenüber gestellt werden mögen.
Routh,
Exodus 40 a. m. 3707 3705
Josua 25 3747 3745
Presbyteri 30 3772 3772
die übrigen Richter 490 3802 3802
Ende der Richter und Anf. Eli s 4292
Eli und Samuel 90 4292
Könige 490 4382 8 )
babylonische Gefangenschaft (Ze-
dekias' ltes J.) 70 4872
Cyrus' erstes J. 4942 4942
Ol. 1, 1 4726 4725
Christi Geburt 550,2 5500
Es ist selbstverständlich, daß bei Routh die
Zeitbestimmung des Cyrus a. m. 4942 etwas An-
1) Euseb. chron. p. 95, 25: >juxta omnes inter-
pretes«.
2) Ronth 1. c. p. 507 ff.
8) Diese Zahl wird wie die folgende in den ixXoyai
bei Cramer 1. c. p. 260 direkt genannt.
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57
deres bedeutet als bei mir. Bei ihm kaiin sie
nur dem J. 558 a. Chr. entsprechen; dies ver-
stößt gegen die ausdrückliche Bemerkung des
Africanus, die von Eusebius und selbst von Syn-
cellus überliefert ist, daß Cyrus' erstes Jahr in
das erste Jahr der 55ten Olympiade falle.
Was ist es aber, das die meisten Chronolo-
gen bei der Wiedergabe des Africanus irre
führte? Es ist dies die eigen thümliche Weise,
zwei Differenzen (1020 und 217) welche nach
griechischer Weise die Zeitunterschiede an-
gaben, einfach zu addiren, so daß die Späteren
daran irre wurden, und zwei Jahre mehr be-
rechneten, als Africanus wirklich beabsichtigte,
und von a. m. 3705 statt von 3707 ausgingen *).
Dies wird sich bei einer anderen Gelegenheit
bald von Neuem zeigen.
Wenn in der attischen Liste der Excerpta
latina barbari tab. 40 b . 41" das erste Jahr des
Cecrops in das 208te J. nach dem Auszuge ge-
setzt wird, und bald darauf von dem ersten J.
des Cecrops bis zur ersten Olympiade 814 J.
gerechnet werden, so läßt sich der Widerspruch
auf denselben Fehler im Jahre des Auszugs
(Ogygus) zurückführen. Denn hier ergiebt sich
1580 a. Chr. = a. m. 3915, dort 1587 a. Chr.
= a. m. 3915 als Ausgangspunkt. Hier erhält
man als Jahr des Ogygus a. m. 3705, dort a. m.
1) Sobald man aber den Exodus a. m. 3705 an-
setzte, bo konnte man von dem Einzüge Abrahams in
Canaan bis zu demselben nur 428 J. rechnen. Diese Zahl
findet sich wirklich in den Exc. lat. barb. Denn die-
selben setzen tab. 16* die Gebart Abrahams a m. 8313;
darnach wäre der Einzug in Canaan a. m. 3388. Der
Auszug fällt jedoch nach tab. 16». b a. m. 3816, also
428 J. später.
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55?
3707, das Jahr des Afrieanus. Freilich läßt
Africanns nach den eigenen Worten, welche
Eusebius 1 ) und Syucellus überliefern, Cecrops
189 J. nach Ogygus regieren.
Diese Liste 2 ) enthält indessen noch man-
cherlei Auffallendes. So soll ihre Summe nach
der Schlußbemerkung 907 J. betragen. Da je-
doch nach derselben der Schluß des zehnjähri-
gen Archontats in die 24te Olympiade — 684
a. Chr. fällt, so verbleiben nur 906, resp. 904
J. (davon abgesehen, daß thatsächlich durch
Verderbuiß des Textes 9,26 J. die Summe bil-
den). Nun ist die Gesammtzahl 907 von Mala-
las 8 ) als die des Afrieanus bezeugt. Die Einzel-
zahlen dagegen rühren vielleicht nicht von Afri-
eanus her. Denn Syncellus 4 ) bemerkt gelegent-
lich, daß Ariphron nach Afrieanus 3i J. re-
giert habe, während ihm die Excerpta nur 30
der vielen Flüchtigkeiten des barbarischen Ver-
fassers sein. Allein das Schluß- ist so wenig
1) Euseb. pr. ev. X p. 490*, Sync. p. 148 D : fitrrk
dt *Slyvyov dta jrjv dno 101 xaiaxkvöpov nolk^r tf&ogny
äßatiXsvToe $pH*fy i t vvv 'Amxij ptXQ* KixQoioc fn; gn&'.
Bei Beiden sind dieselben Worte.
2) Ueberbaupt wimmelt die Liste von Verderbnissen,
welche der Unwissenheit des Schreibers entstammen.
Durch die gleiche Endung verführt hat der Verfasser
nach Archippus, dem lebenslänglichen Archonten, den
Thersippus ausgelassen, um ihn dann nachträglich vor
Aeechylus einzuschieben, legt ihm aber bei dieser Gele-
genheit die 28 J. bei, die dem Aescbylus zukommen
(worauf Joh. Brandis, de temp. Gr. ant. rat. Bonn 1867,
p. 12 aufmerksam gemacht hat), und läßt die Zahl des
Aeschylos ganz aus, welche 14 sein soll, wie aus einer
nachträglichen Notiz hervorgeht.
3) African. bei Malal. p. 29 1 .
Jedoch mag auch das nur eine
4) Sync. p. 185B.
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50
wie das Anfaugsjahr aus Africanus entnommen.
Denn Africanus kann unmöglich den Beginn
der jährlichen Archonten 684 a. Chr. angesetzt
haben. Dem widerstreitet auch eine ausfühliche
Berechnung des Syucellus 1 ).
Wie er dies sonst zu thun pflegt, so schließt
Syncellus auch das Endjahr seinpr eigenen atti-
schen Liste an dasjenige des Africanus an.
Seine Worte sind einerseits zu wichtig, als daß
sie nicht hier einen Platz, andrerseits aber zu
verderbt, als daß sie nicht eine Besprechung
verdienten. Sie lauten: % A&^aimv VC ißaoi-
Isvtev *EQV%tag &jy wv de xötipov f\V $ioq,d0h*.
iwg xovds wv ,oW *) swvg if 'Adäp oi '^ty-
vaicor ßaGihTc nouitot *£' xal p*t' aftoig oi du*
ßiov Xtyöuevoi äqxovteq ly \ snnxa ötxatnTq
opov ndvxa V£ • • - h & ™ v townialmv nQX&n
w ,oW' (<t. ,oW) he$ wv xdtyov Kotovwg
7TQtuiov äQxoPtog fjyfjaaiAivov im tijg Vlvp-
mados, oi 0*1 ini X«' 8 ). äif> ov (sc. VI.)
ini ov' Vlvfimdda aQXOVtsq Thy' (m. lhxy'*)
pi%Qi Oitivow *a& ov imduvov tgdwg 2cc-
ßtviavoq 'Pupatwv xal ZiXtvxog , and tmv
ntrQl Boovtwv fHtd wvg ßaödtTg vnauvadvt^
\fmt' b ) xajaQi&fiOvtievoi inl io ,*lpxy' hog wv
1) Sync. p. 212^.
2) Man erwartet eigentlich nur ,<to>'.
3) Richtig: ist xd\
4) Die Lesart 928 ist nach dem Sinne des Textee
so selbstverständlich, daß man nicht hegreift, wie dies
übersehen werden konnte. Natürlicher Weise erbt sich
die verderbte Zahl 908 seit undenklichen Zeiten als al-
tes Uebel fort, da Scaliger animadv. in Euseb. p. 232
dieselbe zu emendiren verabsäumt hat.
5) Von 510 a. Chr. sind bis 221 p. Chr. nach des
Petavius Bemerkung wirklich 725 Mal Consuln gewesen,
da von a. ü. 878—882 ein ununterbrochnes Interregnum
bestand.
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60
xoCfiov, xatä xdv % A(f Qixavöv f onsQ 17V % Av-
xmvivov tov xai Avy&vtov (Avsltov *) Scalig.)
Dieselbe Zahl ftynr' »• m. 5723 kehrt in
dem Auszüge des Africanus bei Photons 2 ) wie-
der, ist daher zur Genüge gesichert. Sie ent-
spricht nach Africanus dem ersten Jahre der
250ten Olympiade. Mit dem Kaiser Autoninus
ist Helio^abal gemeint, welcher auf den Münzen
immer so heißt. Das erste Jahr der 250ten
Olympiade aber ist = 221 a. Chr. und fällt in
der That in das dritte Jahr seiner Regierung.
Hieronymus 5 ) setzt die Gesandtschaft des Afri-
canus nach Emmaus (Nicopolis) eben in dieses
dritte Jahr des Kaisers und in dasselbe Jahr
derselben Olympiade. Daraus ersieht man,
warum Africanus mit diesem Jahre seine Chro-
nik abschloß. Annius Gratus und Claudius Se-
leucus sind wirklich die Consuln dieses Jahres.
Daß dagegen Philinus damals Archont war, ist
nur durch die vorliegende Stelle bezeugt.
So stimmt Alles zusammen, um den Schluß
zu bestätigen, daß Africanus a. m. 5502 als das
J. der Geburt Christi betrachtet und wirklich eine
1) Scaligers, animadv. in Euseb. p. 232* Lesart
Aviiiov wird von Routh 1. c. p. 462 f. vertheidigt. Es
ist die griechische Form für Avitus.
2) Photius bibl. 84. Indessen heißt es hier: pixQ*
t?C Maxgirov tov 'Poi petita* ßaoiUiog ßaaltUtg. Deshalb
emendirt Petavius 1. c. p. 166 *A»%uviv ov. Scaliger 1.
ۥ p. 282* nimmt richtiger nur ein Versehen des Photius
an, da Macrinus Ol. 249, 1 regierte.
3) Hieronym in a. A. 2287. Die armenische üeber-
setzung jedoch verlegt dies Ereigniß in das zweite J.
des Kaisers, der zugleich das zweite J. der Olympiade
ist. Das Chronioon Paschale p. 267» erwähnt zwaraueh
die Gesandtschaft Ol. 260, 2, macht aber Gratus und 8e-
leucuß zu Consuln von Ol. 249, 4.
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61
eigene Aera gehabt habe; und gerade auf diese
Stelle allein stützte sich Petavius, als er zuerst
der direkten Behauptung des Syncellus entgegen-
trat, welche so viel Unheil gestiftet hat.
Africanns muß demnach bei seiner eigen-
tümlichen Weise der Zählung
Ogygus a. m. 3707 = 1 795 a. Chr.
Cecrops 1. J. a. m. 3895 = 1607 a. Chr.
erst, jährlich. Archont a. m. 4801 = 701 a. Chr.
angesetzt haben; so daß er dadurch die zwei
Differenzen 189 und 907 erhielt und Cecrops
um ein J. früher ansetzte, als dies Philochorus
gethan hat, von dem er die 189 J. sammt dem
Jahre des Ogygus übernommen hat. Dies scheint
die Lösung des Knotens zu sein.
Es bleibt nur noch die Frage, wie Syucellus
so gröblich irren und dem Africanus ein Ge-
burtsjahr Christi andichten konnte, das ihn als
einen verwirrten Kopf erscheinen läßt? Eine
Antwort hierauf zu geben, welche über allen
Zweifei erhaben wäre, ist unmöglich. Allein die
eigenen Worte des Africanus, welche Syncellus 1 )
überliefert, geben einen gewissen Anhalt. Es
scheint, daß Syncellus diese Stelle vor Augen
gehabt habe, in der aber Africanus nicht in sei-
nem Namen, sondern nur von den Juden be-
richtet, daß sie a. m. 5500 die Geburt Christi
setzen: ix xovzwv yuQ ol '/o vdatot .... agt'/-
[Hty inav nevtaxigx^^ mvtftxooiiov fl$TijV im-
(fctvtiav TOV C(üT9jQi0V XöfOV %T[V im Tfj$ povccQ-
fiu<; xwv KaiactQüOV xtiQVGGopivqv nctQaötöwxaaiv.
Dies mag Syncellus irrthümlich als eigne Mei-
nung des Africanus betrachtet haben. Syncel-
lus selbst hält sich in seiner eigenen Zeitangabe
des Ereignisses ganz unabhängig von Africanus.
1) African. bei Sync. p. 18*.
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62
ihm 1 ) fällt Christi Geburt Ende a. m. 5500,
Anfang 5501, d. h. den 25. Dezember. Trotz-
dem verrechnet er in den Zeiten vor Chr. wie
Africanub das J. d. W. 5502 *), in den Zeiten
nach Chr. aber zählt er nach der Alexandrini-
schen Aera 3 ). Diese wendet er auch zuweilen,
wie in der babylonischen, persischen und mace-
donischen Königsliste 4 ) schon vor Christi Ge-
burt an; und zwar in der dem Ptolemäischen
Canon nachgebildeten sxxXrjtoaauxij aioixfitoms,
welche im Eiuzelnen gar sehr von ihrem Origi-
nal abweicht.
Dies ist indessen so auffallend, daß angenom-
men werden muß, Syncellus handle hier nicht
auf eigene Faust: denn die Kaiserzeit ist ja im
1) Sync. p. 316 B : nl9jQü}9iyrog rov xai aQta/uivov
TO v ,*f tt\
2) Demgemäß setzt Syncellus p. 199 B die erste
Olympiade a. m. 4726 wie Africanus, und zwar in das
46te J. des Ozias. Verderbt ist daher die Stelle am
Schlüsse seiner eigenen attischen Liste p. 195 c , nach der
die erste Olympiade a. m. 472/ und in das 34te J. des
Ozias fallt. Ebenso korrumpirt ist die Aeußerung am
Anfang derselben Liste p. 168 A , nach weleher von a. m.
3595 bis zur ersten Olympiade nur 700 J. sein sollen.
Eine Verbesserung am Rande bietet dafür 130 J.; rich-
tiger sind 132 J.
3) So setzt Syncellus p. 357^ Heliogabals Regierung
a. m. 5710-18; was bei ihm dasselbe ist wie 219-22
p. Chr.
4) SynceiL p. 20&l>ff. Da mit Alexander M. die
macedoniBcne Liste sich an den Ptolemäischen Canon an-
schließt, so hat er auch alle Vorgänger Alexanders, von
Karanns an, nach der alexandrinischen Aera berechnet;
p. 198C— 260 B . Sealiger hat darum in richtiger Erkennt-
niß dieses Umstandes bei Syncellus p. 2bö» die 420 J.,
welche von der ersten Olympiade bis zum Regierungsan-
tritt Alexanders M. gezählt sind, in Ml J. emendirt.
Denn ausdrücklich bemerkt Syncellus p. 19o c zum ersten
J. des Karanos 470/ 7 daß es das 18te J. vor OL 1, 1 sei.
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63
Ptolemäischen Canon nur eine Fortsetzung der
genannten drei Königslisten.
Nun aber setzt kein Anderer als Annianus
nach den eigenen Worten des Syncellus ') selbst
Christi Geburt Ende a. m. 5500, Anfang 5501,
und zwar mit denselben Worten. Und wenn
Annian an eben derselben Stelle als Tag der
Auferstehung den 25, März oder 29. Pharnenoth,
d. h. den ersten Nisau, bezeichnet, und als das
Jahr desselben a. m. 5534 festsetzt, so giebt
Syncellus 2 ) bis auf Tag, Monat und Jahr zwei
Mal dieselben eigenen Daten. Folglich hat er
anstatt des wirklichen Ptolemäischen Canon die
sogenannte ixxkrjGKxauxij 0roixefa><ft£ des Annian
ebenso benutzt, wie er die Sothis und das na-
hnov xqovixov des Panodor anstatt des echten
Manetho für die ägyptische Götter- und Königs-
liste zu Grunde gelegt hat 5 ).
Hat Syncellus das Jahr, in dem Christus
nach Africanus geboren wurde, falsch über-
liefert, und sich um zwei J. geirrt, so ist es
fraglich, ob nicht dasselbe bei dem Todesjahr
Christi der Fall ist. Nach den eigenen Worten
1) Annian. bei Sync. p. 35 A : ttjy &tiay adQxttiGtv i(Z
nktjfjovpivq) xui aQta/uivtp tuj ,*<f>a\ Der Zweifel,
den noch ldeler, üb. d. Chr. Ii , p. 455, A. 1 hegte,
scheint hierdurch beseitigt za sein. Auch als Tag der
Verkündigung wird von Syncellus p. 3 i ö c logisch der
erste Nisan a. m. 5500 (p. 312 A so*ar a. m. ö50ü/l) an-
gegeben, mit dem Zusätze, dieses Jahr sei das 181te J.
der Ilten Periode von 532 J. Diese Periode stammt
aber nach p. 35*. 36 A . 815° von Annianus, somit auch
die ganze Bemerkung.
2) Sync. p. 2* Das Ganze ist p. 327^ wiederholt.
Gegen diese Zeitbestimmung polemisirt Petavius, de doct.
temp. üb. IX, cap. 3.
3) Vgl. R. Lepsius, Chronol. d. Aegypt. Berl. 1849.
I, p. 440. 459.
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64
des Africanus bei Syncellus l ) soll dies a. m.
5531 sein. Allein bisher ergab sich, daß das
beglaubigte Jahr des Africanus für das Ende
der Richter und Anfang Elis a. m. 4292 war.
Daraus folgte, daß Cyrus' erstes Jahr 2 ) a. m. 4942
sein muß, welches als das erste Jahr der 55ten
Olympiade von Africauus bezeichnet war.
Nun ersieht man aus dem 50. Fragment 3 ),
daß nach Africanus das Perserreich 230, und
die macedonische Herrschaft 300 J. 4 ) bestand.
(Unter den Macedoniern sind nämlich die Ptole-
1) Außer der schon angeführten Stelle ist besonders
wichtig Alricanus bei Sync. p. 324 D : cvvdyovrat dt roi-
rvv ol XQ° ¥0 * W ro *> *v(>iot> nagovaiay dno 'Aduu
xal ir,q 6ya<ndatwg hij ,f<fla'. df % ov XQoyov int 'Okvp-
mtidic «*' (t*i ohß\ vgl. p. 825C.
2) Unrichtig ist jedoch das Jahr des Tempelbaus
von Syncellus angegeben. Nach ihm p. 181*> soll Africa-
nus denselben in das achte J. Salomons a. m. 445/
setzen; was eine Unmöglichkeit ist. Richtig kann nur
a. m. 4450 sein; demnach ist ,dvv' statt ,cfwC zu lesen.
Nach Africauus bei Eusebius chron. p. 99, 16 f. 100, 13.
fallt der Bau vntQ m fiij typ' nach dem Auszuge; ibid.
p. 99, 5 werden volle 744 J. angegeben. Routh L c.
p. 451 ff. 508 will 4453 lesen.
3) Fr. 50 bei Routh p. 301.
4) Folgendes sind bei Syncellus p. 80S C die Worte
des Africanus: ptiä fr? ?' itjg UtgütZy xctitaioicuos dvoly
diokTcc. Die beiden letzten Worte streicht Routh fr. 49,
und dies mit Recht. Denn in dem 50. Fragmente, in
dem Einiges zu erläutern bleibt, heißt es: *i>Qi<Fxofi§y
(yäg) ti,y fltQ6<Zy ßaciXtictv htoi diaxoaioie tQtdxoyra n§-
y outyijy. Tqy n Maxtdoywy tlg tirj TQKtxoCVX \tßdo-
/uijxoyja del. Kouth] naQanivovGay. xdxtlBty ini To T$ßs-
giov Kaicagog * x xaidtxccioy hoc ft$ htj Qyxoyra. Routh
möchte das zweite tie in tlci emendiren. Allein dies
$k kann hier nicht seine gewöhnliche Bedeutung haben,
and es ist gerade so gesichert wie dss erste. Beide
Male heißt es nicht fere, sondern per. Die 298 J. je-
doch stammen aus der eigenen Rechnung des Syncellus
p. 803B.
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65
wäer zugleich mit inbegriffen). Von da aber
bis zum sechzehnten Jahre des Tiberius, unter
dem Christus starb, rechnet er weitere 60 J.
Demnach stellt sich seine Chronologie in folgen-
der Weise dar:
Perserreich 230 a. m. 4942—5171
Macedonien 300 a. m. 5172 — 5471
16. J. des Tiberius 60 a. m. 553i resp. 553£.
Diese Zahlen sind zunächst dadurch gesichert,
daß Hieronymus in einem Citate des Africauus ')
sowohl die 300 J. des macedonischen Reiches
als die 60 J. bis zur Passion wiederholt. Bis
zum Tode Christi zählt er am Schluß 590 J.,
so daß auch er 230 J. für das Perserreich an-
genommen haben muß. Allein sein Endpunkt
ist das fünfzehnte J. des Tiberius.
Ferner kehren dieselben Zahlen 230 und 300
in der zuverlässigen chronologischen Uebersicht
des Africauus wieder, welche Boutb als fr. 56
bezeichnet. Dann heißt es daselbst weiter:
»imperium Romanum usque ad Salvatorem et
resurrectionem ejus anni LXXIV. In se omnes
anni in tempus supra scriptum anni VDCCXXVlc
Was diese Worte zu bedeuten haben, wird bald
klar werden. Zunächst sei nur bemerkt, daß
sie das bisherige Ergebniß bestätigen.
Vor Allem aber sind zwei Bemerkungen des
Africanus bei Syncellus von Wichtigkeit, welche
die Gedankenlosigkeit des Syncellus am besten
darlegen. Nachdem gesagt ist, daß Macedonien
4) Hieronym. comra, in cap. IX Daniel.: »Macedones
regnaverunt annis trecentis; atque exinde usque ad an-
Dum quint um decimum Tiberii, quando passus est Chri-
stus, numerantur anni 8exaginta y qui siroul faciuut annos
quin yentos nonayinta, ita ut ceutum supersint anni (näm-
lich über die 70 Jahrwochen).
5
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66
300 J. bestanden hat, fährt er 1 ) fort, indem er
das Ganze beschließt: ovvctyovtcu wivcov ol %qo-
vob and pbv ttjg Maxsdövwv aQXW xa*a-
Ivasatg xatä ntokpalovg xcci rjyv tshvxaiav Kteo-
natgaVj o yivttcu ^PoapaUav (iovctQxia<;
ftoviag etoq *a 'Olvfimadog de 07*£' siog d\
Daß hier nicht das Ute, sondern das I4te
J. der Römischen Monarchie zu lesen ist, hat
Scaliger wohl erkannt, und selbst Goar *) zuge-
standen. Durch diese vierzehn Jahre erhalten
die Worte des fr. 56 ihre wahre Bedeutung.
Statt einfach 60 J. von Cleopatras Sturz zu
rechnen, zählt er die 14 Jahre des Augustus
hinzu. Als Summe ergiebt sich ihm in Folge
der falschen Addition von 74 statt 60 dann
hh46_ anstatt hh32. Demnach ist VDCCXXVI
für VDXXXXVI, und nicht, wie Routh 3 ) meint,
für VDXXVI verschrieben.
Alleiu von entscheidender Bedeutung wird
die Stelle des Africauus erst durch die Zahl
5472 für das Ende der macedoniscben-ägypti-
schen Herrschaft. Denn sie bestätigt die ganze
bisherige Wiederherstellung der Chronologie des
Africauus. Rechnet man 60 J. hinzu, so erhält
man 5531/2. Unrichtig ist indessen die Bezeich-
nung durch das Olympiadenjahr 187,4 = 29
a. Chr. Es muß Ol. 187,3 dafür gelesen wer-
den, und dieses ist = 30 a. Chr.
Auch sonst sind die Worte des Africauus 4 )
1) Äfrican. bei Sync. p. 308D.
2) (ioar adnot. in p. »08». Ebenso Routh 1. c. p.
295. 472.
8) Routh 1. c. p. 500.
4; African. bei Sync, p. 823^ B
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67
lehrreich. Indem er die siebzig Jahrwochen bis
zu Christi Tod herausrechnen will, nimmt er
als Ausgangspunkt das 115te J. des Perserrei-
ches, das er noch näher als das 185te nach der
Zerstöruug Jerusalems bezeichnet. In diesem
Jahre, dem 20ten des Artaxerxes, beginne un-
ter Neemia der Aufbau des Tempels. Darum
zählt er von diesem Zeitpunkte den Beginn der
70 Jahreswochen 1 ). Es muß dies also a. in. 5057
nach ihm gewesen sein. Genauer bezeichnet es
aber Africanus durch das vierte Jahr der 83ten
Olympiade. Dies ist aber 445 a. Ch. (woraus
aufs Neue klar hervorgeht, daß nur 550£ das
Jahr der Geburt Christi sein kann). Zum Ueber-
flnß bemerkt Africanus selbst noch, daß bis zu
Christi Tod 475 J. verflossen sind, welche den
490 Mondjahren der Juden entsprächen. Abge-
sehen von der inneren Unwahrscheinlichkeit die-
ser Berechnung folgt daraus, daß a. m. 5531/2 als
das wahre Todesjahr Christi von Africanus be-
trachtet worden ist. Hier ist es auch, wo er
das Todesjahr durch Ol. 202, 2 und das sechs-
zehnte 2 ) J. des Tiberius näher bestimmt. Ol.
1) Dieselbe Bemerkung mit denselben Zahlen wie-
derholt sich in dem bei Routh p. 800, 1 1 ff. abgedruck-
ten Fragmente aus Eusebius dem. evang.
2) Es kann also nur ein Irrthum des Hieronymus
sein, wenn er vom fünfzehnten J. des Tiberius spricht.
Die Verfuhrung war freilich zu groß für ihn, da alle
Kirchenväter dieses löte J. annehmen; vgl. L. Ideler,
Hb. d. Chron. II, p. 413 ff. (Routh nennt p. 483 f. da-
gegen einige Autoren , welche das 16te J. angeben).
Anton. Pagi, crit. hist. ohron. in Baronii annal. ad. a. 82
Antverp. 1705, vol. I, p. 26 möchte Ol. 202, 2 in 202, i
verandern oder wenigstens annehmen. »Julium Africa-
num pasßum dicere Christum modo anno XV modo XVI
Tiberii, ut scilicet secundum Orientalium et Occidenta-
lium loquendi modum annum mortis Christi magis ex-
primeret«.
5*
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68
202, 2 ist aber gleich 30 p. Chr. Deshalb ge-
langt Petavius 1 ) zu dem Schlosse, daß Christi
Tod Ende a. ra. 5531, oder Anfang 5532 erfolgt
sei, und zwar im April des J. 30 der gewöhnli-
chen christlichen Aera, im 16ten J. des Tibe-
rius. Wenn er aber hinzufügt, daß damals das
zweite Jahr der 202ten Olympiade noch nicht
begonnen hatte, sondern nur proleptisch vom
1. Januar oder einem anderen Ausgang des Jah-
res von Africauus gezählt worden sei, so ist er
zweimal ungenau. Denn erstens hatte Ol. 202, 2
schon mit dem ersten Vollmonde uach der Sommer-
sonnenwende a. m. 5531 augefangen ; zweitens aber
begann Africauus sicherlich, wie alle Väter uud
Lehrer der Kirche, und die Kirche selbst, das
Weltjahr mit dem ersten des Nisan'). Wenn
Syncellus 3 ) diesen Tag wiederholt als den 25.
März oder 29. Phamenoth bezeichnet, so wird
dies wohl auch allgemeine Tradition gewesen
sein. Es fällt daher der Beginn des Olympiaden-
jahres auf den ersten des vierten Monats Tha-
mus der Weltaera.
1) Petavius 1. e. p. 156*: »passum deniqae anno
mundi desmente 553 i , sequente 5532 a Paschat e, vel
Aprili anni Christi communis 30, Tiberii XVI et Olym-
piadis CCII anno secundo nondum ab aestivis mensibos
inchoato, sed xaia ngvlrupiv a Januario aut alio quopiam
initio populär is anni, quo usus est Africanus. *
2) Sync. p. 1. 2 A : tovto naatv opoloyov/Luyov !<rr»
Tok nyloic fj/Liaiy ffarpaff* xai didctaxdloig xai Tp ayia xa-
&ohxji xai anoüToUxjj txxkqeia.
8) Sync. p. 1. 3 C . Die Auferstehung Christi verlegt
Syncellus p. 2*. 827<? darum auch zur Erinnerung an den
ersten Welttag auf den ersten Nisan a. m. 6634 , und
zwar wiederum nach dem Vorgange des Annianus, von
dem Sync. p. 85* dasselbe berichtet. Dasselbe folgt aus
der Berechnung des Syncellus p. 826 A , weil er den Cy-
clus des Annian von 632 J. hierbei zu Grunde legt.
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69
Damm erstreckte sich Olympiafde 202, 2 vom
ersten Thamus 5531 bis l.Thamus 5532 l ). Da
Christus im Nisan starb, so entspricht in die-
sem Falle Ol. 202, 2 dem J. d. W. 5532.
Anf a. m. 553,2 weist auch die Bemerkung
des Syncellns *), daß vom Tode Christi bis zum
Ende seiner Chronik (a. m. 5723 = Ol. 250, 1
= 221 p. Chr.) 192 J. zu zählen sind , wobei
nach der Gewohnheit des Africanus das erste
und letzte Jahr mitgezählt werden.
Somit ergiebt sich folgende Chronologie des
Africanus :
Ol. 1,1 = 776 a. Chr. = a. m. 4726/7.
Ol. 55, 1 = 560 a. Chr. = a. m. 4942/3.
Ol. 194, 4 = 1 a. Chr. = a. m. 5501/2.
Ol. 195, 1 = 1 p. Chr. = a. m. 6502/3.
1. J. d.
Tiberius 01.198,2= 14 p. Chr. = a. m. 5515/6.
01.202,2= 30 p. Chr. = a.m. 5531/2.
Ol. 250, 1 = 221 p. Chr. = a. m. 5722/3.
1) Anden rechnet trotzdem Syncellus selbst. Nach
p. 816A fallt die Verkündigung Johannis anf den 7. Mo-
nat (1. Tiscbri) oder 27. September a. m. 6500; sechs
Monate darauf findet nach p. 31 f>B die Verkündigung
Christi statt, und zwar 24/5. März oder 28/29 Pbame-
Doth a.m. 5500. Die Geburt desselben aber setzt er Ende
a. m. 5500, Anfang 6501. Dies Alles giebt keinen Sinn.
Selbst wenn er ?on Tischri, dem wirklichen Neujabrstage
der Juden, ausgegangen wäre, hatte er die Verkündigung
Christi im Nisan 650/, und Christi Geburt im 10. Monat
5501 ansetzen müssen.
2) Sync p. 824 D ; obwohl Syncellus selbst irrtbüm-
lioh von a. m. 668/ ausgeht, so erhält er doch durch
die Jahre der Olympiaden die richtige Zahl. Reuth 1. c.
p. 501 möchte in der verdorbenen Zahl des schon öfter
behandelten fr. 56 auch 192 herstellen: »exiode ad im-
perium Alexandri, . . . qui et Antoninus cognominatus est,
«mi CLXXXIV«. Dies geht jedoch nicht an.
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70
So fällt auch die Geburt Christi wirklich genau
in das J. d. W. 5502.
Wie kam aber Africanus dazu, nur im Ge-
ringsten von der Zahl 5500 abzuweichen, welche
doch durch die Tradition sanktiouirt war?
Dies wird sich schwerlich je feststellen lassen.
Nur das kann für jetzt eruirt werden, von wem
er die Gleichzeitigkeit des Moses und Ogygus ent-
lehnt hat. Er wurde dazu zunächst durch die
Angaben der älteren Chronologen Castor, Thal-
lus und Diodor über die Zeit des Cyrus sowie
über die des Auszugs augenscheinlich veranlaßt.
Cyrus' erstes Jahr ist nämlich bei ihnen allen
Ol. 55, 1, wie Africanus 1 ) selbst angiebt. Zu-
gleich jedoch werden eben dieselben neben
Alexander Polyhistor von Africanus *) als die-
jenigen genannt, die nach dem Vorgange des
Hellanicus und Philochorus Ogygus zur Zeit des
Phoroneus, Königs von Argos, und zwar 1020 J.
vor der ersten Olympiade, leben lassen. Von
eben denselben Autoren aber (nur Diodor wird
zufälliger Weise nicht genannt) erzählt Justinue
Martyr 3 ), daß sie des Moses als eines sehr alten
Anführers der Juden gedenken (acpoÖQa aQ%aiov
xai nakatov tov *Iovdaioov äQ%ovm$ pfyvijiTcu).
Offenbar hat der Polyhistor lange vor Africanus
Moses und Ogygus in dasselbe Zeitalter gesetzt,
und er liegt allen Uebrigen zu Grunde. Wenn
Justinus aber sogar Hellanicus und Philochorus
von Moses berichten läßt, so hat derselbe sicher-
1) African. bei Euseb. pr. ev. X p. 488 c . Auch Po«
lybius und Phlegon nennt er nebenher.
2) African. bei Euseb. 1. c. p. 489 V
8) Justin. Mart. coh. ad Gr. p. 10 A . Der Polyhistor
hat in der That fr. 13—17 aus eohten und unechten
Schriftstellern Auszüge über Moses überliefert. Albernes
über denselben enthält fr. 26.
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71
lieh den Schluß, welchen Alexander und seine
Nachbeter aus ihnen gezogen haben, diesen
selbst blindlings imputirt.
Es ist von großer Wichtigkeit, daß die eige-
nen Worte des Africanus 1 ), in welchen er sei-
nen Zeitansatz des Exodus zu begründen ver-
sucht, genau erhalten sind. Zunächst stützt er
sich auf den Grammatiker Apion , der sich in
den Kopf gesetzt hatte, der Auszug habe unter
Amosis, dem ersten König der achtzehnten
Dynastie , stattgefunden, während derselbe that-
sächlich unter Menephthes, einen König der
neunzehnten Dynastie statt hatte. Es darf
nach der Untersuchung von Richard Lepsius 8 )
als definitives Resultat betrachtet werden, daß
die Hyksos mit den Juden nicht identisch sind.
Wie sehr jedoch Apion mit eben dieser irrigen
- Behauptung selbst seine Gegner überrumpelte,
geht aus der Gegenschrift des Josephus hervor,
der gerade diesen wundesten Punkt freiwillig
zugestand. 5 re ^ c h erlangte dieser Irrthum erst
1) Äfrican. bei Euseb. 1. c. p. 490 und bei Sync.
p. 64C 148D. Johannes Antiochenus bei Craroer, Anecd.
Paris. II, p. 388 hat dasselbe, aber ohne Africanus zu
nennen*
2) Lepsius, Chronol. der Aegypt. I, p. 330 ff. 358 ff.
636 ff. Selbst das Lügenwerk des Artapan (bei Euseb.
praep. ev. IX p. 432), das Alexander Polyhistor fr. 14
überliefert, hat den richtigen König XtWww, sicherlich
nur eine Verdrehung oder Verschreibung von JHtyi^9tjs;
vgl. Lepsius h c. p. 359, A. 2 Auch der Astronom
Theon thut der Epoche des MtyoyQtjg Erwähnung (ci-
tirt von Lepsius 1. c. p. 169). Es ist dies Nichts Ande-
res als die 2u)9inxrj ntgiodoq des Thrasyllns Rhodius
(Hofastronomen des Kaisers Tiberius) fr. 3 (Clera. Alex«
ström. I p. 885D). Sowohl nach Theon als nach Thra-
syllus fällt der Anfang der Epoche 1822 a. Chr. ; vgl.
L. Ideler, Hb. d. Chronol. I, p. 186 f.
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72
durch die Sanktion des Africanus 1 ) ansschlieB-
liche Geltung.
Wie bewies dies nun Apion? So weit sich
dies aus den Ueberresten bei Tatian und Afri-
canas 2 ) erkennen läßt, behauptet er, daß Amo-
sis Avaris, die Festung der Hyksos, zerstört und
darauf die Fremden au9 dem Lande getrieben
habe. Das aber soll zur Zeit des Inachus ge-
schehen sein, »wie Ptolemaeus Mendesius an-
gebe«. Daraus folge, daß Moses zur Zeit des
Araosis und des Inachus gelebt habe. In der
That sagt aber Ptolemaeus 8 ) nur Folgendes: 6
Sa "Afiwmc iyivsto xnrd %6v 'Iva^ov %6v ßaadsa,
und weiter nichts. Indem Tatian dies berichtet,
giebt er seinen eigenen Commentar: xata "Apw~
GiV Alyvmov ßctOiXia yfyovtvcu *IovdaUn$ (pyct
Alyvmov nootlav ... Mwötoog fjyovpivov.
Obwohl dies natürlich nur freie Auslegung des
Tatian ist, so betrachtet Clemens Alexandrinus 4 )
gerade diese Worte als die eigenen Worte des
Priesters von Mende, und berichtet sie allein,
nicht aber die ursprünglichen.
1) African. bei Sync. p. 62 B : omntmtftxaT^ dwami*
JkovnnXiTwy ßatnlitüv tu* ngwrog ' Aftm^ lq> ov Mwi*
er?C ^r,i'Hv l| Alyvmov, wg rj/utls anoduxfvoptr. Zu ver-
Sleichen ist p. 69 A . Josephus o. Apion. I, 26 verdrehte
en Amosip noch in Tethmosis and I, 14 in Mi s-
phragmuthosis; dieser Name ist nach Lepsins 1. c. p.
640 f. aus demjenigen zweier Könige Misphres nnd Tuth-
mosis zusammengezogen.
2) Tatian, or. ad Gr. o. 88 § 69 (w. bei Euseb.
praep. ev. X p. 493°) = Apion fr. 2. Jedoch findet
sich in den Worten des A fricanus bei Enseb. 1. c. p. 490 B
und bei Sync. p. 64 D nicht der Zusatz wc fy rolg jf^oroü
äriyQaiptv b Mfvfyatog ÜToU/ualog
8) Ptolem. Mendesius bei Tatian and Enseb. IL oc.
4) Clem. Alex, ström. I p. 320^: xara "Apmap, AU
yvmov ßactXia, Mtoeiwe yyovfiirov ytyoviwa* isif 'lovdaiotg
Tfjv || Alyvmov nogtiav.
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73
Als «weiter Hauptbeweis figurirt bei Africa-
nus 1 ) der Perieget Polemo Yob auch schon bei
Apion, läßt sich nicht feststellen). Daselbst heißt
es, daß nnter Apis, Sohn des Phoroneus, ein
Theil des ägyptischen Heeres vertrieben wurde,
welcher sich darauf in Palaestina angesiedelt
habe. Damit ersichtlich sei, wie morsch der
ganze Aufbau von Beweismitteln ist. mögen die
eigenen Worte des Polemo folgen: hü "Amdoq
tot QoQmvimq fxoTga tov AlyvmitoV otQatov
nsaev Alyvmov, ot h tjj BaXa%miv^ xaXovfitvt}
2vQicc oi no$(>a> 'AQaßlaq (SxtjGav. Daraus
schließt nun Africanus, daß »offenbar Moses dar-
unter gemeint sei , avtol dfjXovdn ol petä M<a-
<rla>£c ; während Polemo weder von Moses noch
von Amosis ein Wörtchen weiß.
Obwohl ferner Africanus zunächst nur die
Gleichzeitigkeit des Moses und Ogygus darthun
wollte, und die argivischen Könige nur in zweiter
Linie Bedeutung haben, wird Moses dennoch das
eine Mal zum Zeitgenossen des Phoroneus, ein ande-
res Mal zu dem des Apis, und zuletzt zu dem-
jenigen des In ach ns gestempelt, so daß er mit
Sohn, Vater und Großvater, deren Regierung
sich durch 145 J. erstreckt, zugleich gelebt ha-
ben soll. Und zwar dachte sich dies Africanus *)
so, daß Moses unter Inachus geboren sei, unter
Phoroneus geblüht und unter Apis den Auszug
veranstaltet habe. Bietet aber Africanus Der-
artiges, so darf man sich nicht wundern, daß
nach Cyrillus 3 ) Moses nicht nur dem Castor xal
teQOij nicht bloß dem Hellanicus und Philocho-
1) African. bei Euseb. pr. ev. X p. 490 B und bei
Sync. p. 64° = Polemo fr. 13.
2) African. bei Sync. p. 1219.
8) Cyrill, o. Jul. I p. 16.
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74
rus, sondern auch dem Poletno und Ptolemaeus
Mendesius bekannt gewesen sind.
Das Stärkste aber wird in der Interpretation
des Herodot geleistet. Nach Africanus 1 ) soll
Herodot im zweiten Buche des Auszugs uud des
Amosis gedenken: fitpvTj iß* äi xal l Hgoöoiog
ztjg ccTTOGiccatag rat'itjg xal *s4iia$Gto$ iv zji d*t>-
%4qC£* TQ0 7TM ÖS ZIVI Xal *IoVÖat(M>V CLllÜV, SV
toTq mQnfitvofiivoig avrovg xatagt&fAÜv^ xal
*AGGvgiov g vovg iv %y IJaXaiczLvfi dnoxa-
X<2v, %a%a rf*' 'dßgacip. Gemeint ist Herodot II,
103 ff., wo von Sesostris erzählt wird, daß er
auf seinen Eroberun^szügen bis nach Kolchis
vorgedrungen sei. Daran knüpft nun Herodot
die Bemerkung, daß die Kolcher die Sitte der
Besch neidung hätten, und fährt darauf fort:
Qoivixeg de xal 2vg§oi oi ivty II alaiGxiv 5
xal avtol 0 uo/.o) iovGi nag' AlfVmtmv [Aspa&tj-
xn'ctt. Ganz soll davon geschwiegen werden,
daß die Syrer hier wieder einmal von dem Inter-
preten mit den Assyrern verwechselt werden ;
aber aus Sesostris im Interesse einer Hypo-
these einen Amosis 2 ) zu machen, das ist stark,
und gemahnt aufs Neue daran, daß die ge-
schichtliche Kritik immer die schwächste Seite
der Alten gewesen ist.
Von gleicher Schwäche des geschichtlichen
Sinnes zeugt es, wenn durchgehends das Ende
der babylonischen Gefangenschaft an das erste
1) African. bei Eueeb. L c. p. 490C und bei Sync.
p. 64 D .
2) Da Josephus #. Apion. I, 26 Amosis in Tethmo-
sis verdreht, so nimmt Syncellus p. 69 B die gute Gele-
genheit in seiner Weise wahr, um die Ansichten beider
zu vereinigen : ol/ua* rbv 'Aqgtxavbv ayvotiv, on xiu 0
nag' avrf 'A^g 'Aftuo* txaktlio 6 aMg xal TftyoxrK,
cf. p. 68^: "Ajuwag 6 avTüf xal T&putog.
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75
Jahr des Cyrus geknüpft wird , obgleich der
Gedanke so nahe lag, daß Cyrus doch erst nach
der Eroberung Babylons sich der Juden hatte
annehmen köunen.
Trotz aller dieser Mängel bleibt indessen die
Chronik des Julius Africanus von großer Bedeu-
tung, weil in ihr zum ersten Male der Versuch
gemacht ist, das gesammte Alterthum chronolo-
gisch mit der Bibel zu vereinigen. Erhalten ja
alle großen Leistungen weniger durch ihre augen-
blicklichen Ergebnisse als durch die Anregung,
die von ihnen ausgeht, ihren eigentlichen, blei-
benden Werth.
Uebersicht der Chronologie des Africanus.
nach
Syncellus.
Ergänzungen
und
Verbesserungen
von
Routh. ! mir.
Sintfloth
Abraham geboren . .
Abraham zieht in Ca-
naan ein
Isaac geboren ....
Jakob geboren ....
Beginn des sicyonischen
Reiches im 29. J. Jakobs
Levi geb. im 87. J. Jakobs
Joseph geb. i. 91. J. Jakobs
Jakob zieht nach Aegypten
i. 4. J. Kaaths 180 J. alt
Joseph gestorben 1 10 J. alt
Moses geboren . . .
Auszug aus Aegypten.
Ogygus .....
a.m
.2262
3202
3277
3606 (!)
3563
a.m. 3390
3448
3493
3705
a.m. 3302
3362
389f
3449
3468
8492
3627
3707
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76
Ergänzungen
nach
und
Syncellt».
Verbesserungen
von
Routh. 1 mir.
Josna
Presbyteri 80 ... .
Richter 490
Cecrops' erstes J., 189
J. nach Ogygos
Ende der Richter und An-
fang Elia
Eli und Samuel 90 . .
Ende des sicyonischen
Reiches nach 1007 J.
Salomo .......
Tempelbau im 8. J. Sa-
lomo 8
Erstes Jahr der ersten
Olympiade 776 a. Chr.
Fall des Reiches Israel .
Jährliche Archonten in
Athen
Babylonische Gefangen-
schaft. Erstes Jahr des
Zedekias
Ende der Babylonischen
Gefangenschaft. Cyrus'
erst. J. Ol. 65, 1 . .
Artaxerxes' 20tes J. .
Ol. 88, 4.
Perserreich 280 J. . . .
MacedoniBche Herrschaft,
(inol Ptolemaeer) 800 J.
Christi Geburt . . . .
Christi Tod (60 J. nach
dem Ende der Maced.
Herrsch.; 475 J. nach
OL 88, 4) OL 202, 2 .
Die Chronik endet im 8.
Jahr des Heliogabal
OL 260, l
a m. 4292
[bis 4882]
4457(!)
4760
4801
[4872]
bis 5472
6600(1)
553/ (!)
5728
a.i
1.8745
8772
8802
8894
4396"
4455
4725
4942
6057
6172
am. 8747
8895
4397
4442
4450
472(5
5582
w v ^
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77
Universität
Ein Doctordiplom für nichtig erklärt.
Der Grieche Demetrius Menagius,
und zwar er selbst, nicht wie er jetzt in der rus-
sischen St. Petersburger Zeitung angiebt, ohne
seio Wissen ein Anderer, bewarb sich im August
1871 von Berlin aus, wo er studierte, um die
Promotion, indem er an die damalige Honoren-
facultät eine angeblich von ihm verfaßte und
früher herausgegebene Schrift über Xenophons
Hellenika einschickte. Auf diese hin wurde ihm
nach dem bis zum Januar 1873 geltendeu Her-
kommen durch Diplom vom 20. August die Doc-
torwürde in absentia ertheilt. Die eingesandte
Arbeit war aber nur ein Exemplar der in Athen
1858 (auf dem Umschlag 1859) erschienenen
Schrift von A. Kyprianos mit gefälschtem Titel-
blatt, das Menagius als Verfasser bezeichnet.
Nachdem sich die unterzeichnete Facultät von
diesem damals leider nicht bemerkten frechen
Betrüge überzeugt hat, erklärt sie hier-
durch das am 20. August 1871 vollzogene
Diplom für null und nichtig, Derne*
trius Menagius der von ihm erschli-
chenen Doctorwürde für verlustig.
Göttingen, den 27. December 1879.
Die philosophische Facultät:
d. z. Decan
Hermann Sauppe.
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78
Bericht über die Poliklinik für
Ohrenkranke des
Dr. K. Bürkner.
Iu der Zeit vom 1. Januar bis 31. December
1879 wurden in meiner Poliklinik für Ohren-
krauke im Ganzen an 328 Personen mit 359
verschiedenen Erkrankuugsfoimcn 2449 Cousul-
tationeu ertheilt. 305 Patienten wurden in Be-
handlung genommen , 23 dagegen als gänzlich
unheilbar abgewiesen.
Geheilt wurden 148.
Wesentlich gebessert 69.
Ungeheilt blieben 18.
Ohne Behandlung entlassen wurden . 23.
Der Erfolg der Behandlung blieb unbe-
kannt, weil die Patienten ausblieben, bei 42.
Gestorben ist 1.
In Behandlung verblieben .... 27.
328.
Es war somit Heilung zu verzeichnen in
53,2 °/o, Besserung in 24,8 % der Fälle ; von den
in Aufnahme genommenen Kranken wurden mit-
hin 78,0 % mit vollständigem oder theilweisem
Erfolge behandelt.
Von den 328 Patienten waren
aus Göttingen 123, d. i. 37,5 %,
von Auswärts 205, d. i. 62,5 %;
auf das männliche Geschlecht kamen 212,
d. i. 64,6 %,
auf das weibliche Geschlecht kamen 116,
d. i. 35,4 °/o der Fälle.
Kinder waren 94, d. i. 23,9 %,
Erwachsene 234, d. i. 71,1 %.
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79
Nach dem Krankheitsschema vertheilen sich
die Fälle in folgender Weise:
A. Krankheiten des äußeren Ohres. 81 Fälle.
1. Neubildungen der Ohrmuschel.
2 F äl 1 e. Der eine betraf einen 5jährigen Knaben
und zeigte eine halbkugelige, elastische, sehr
harte, die linke Coucha fast ganz ausfüllende
Geschwulst, vermnthlich ein Fibroid; derandre
Fall betraf einen 20jährigen Studenten, unter
dessen linkem Ohre sich, angeblich seit 2 Jahren,
eine ziemlich harte, mit nicht verschiebbarer Haut
bedeckte, annähernd halbkugelige Geschwulst von
etwa 6 mm Halbmesser befand, wahrscheinlich ein
Lipom. Leider blieben beide Patienten nach
einmaliger Untersuchung aus.
2. Eczem der Ohrmuschel und des
äußern Gehörganges. 10 Fälle,
Einseitig 3 mal, acut 6 mal,
Doppelseitig 7 mal, chronisch 4 mal.
Die Behandlung bestand theils in einem Streu-
pulver von Zinc. oxyd. mit Alumen und Amylum,
theils in Borsäure mit Vaselin in Salbenform;
beide Mittel wirkten vorzüglich, namentlich letz-
teres oft mit überraschendem Erfolge. Geheilt
wurden 6 Fälle , ungeheilt blieb 1 , während 3
ausblieben, von denen übrigens 2 fast vollständig
geheilt waren. Eczem wurde außerdem als Com-
plication bei vielen Fällen von Otorrhöe behandelt.
3. Diffuse Entzündung des äußeren
Gehörganges. 14 Fälle.
Einseitig 10 mal. acut: 5 mal.
Doppelseitig 4 mal. chronisch: 9 mal.
Die Patienten waren vorwiegend Kinder; ge-
beilt wurden 10, während 3 ausblieben und 1
noch in Behandlung ist. Besondere Schwierig-
keiten verursachte ein Fall von hochgradiger
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80
Phlegmone der Gehörgangshaut und Periostitis;
hier trat erst nach sechswöchentlicher Behand-
lung mit verschiedenen Arzneimitteln Heilung
ein; eine Zeitlang war der Befund dem bei Ca-
ries gewöhnlichen ungemein ähnlich, doch blieb
der Knochen trotz der langen Dauer der Perio-
stitis gesund.
4. Circumscripte Entzündung des
äußeren Gehörgauges(FuruiikeL) 8 Fälle.
Einseitig 7 mal , g t
Doppelseitig 1 mal,
Dieses höchst schmerzhafte Leiden wurde in
allen Fällen, meist durch Iucisionen, geheilt.
Auch hier zeigte sich die Borsalbe (2,5 — 5,0 Bor-
säure auf 20 — 30,0 Vaselin) sehr wirkungsvoll.
5. Cermuinalpfröpfe. 43 Fälle (und
13 mal als Gomplicationen)
Einseitig 18 mal, (12 mal rechts, 6 mal links)
Doppelseitig 25 mal.
Vollständige Heilung trat nach der Entfer-
nung der obturirenden Massen ein in 34 Fällen,
Besserung des Gehörs in 9 Fällen.
Von den Kranken waren 39 Männer, nur 4
6. Fremdkörper. 4 Fälle (und 2 mal
als Complicationen bei Ceruminalpfröpfen.)
Einseitig 3 mal
Doppelseitig 1 mal.
Nur in einem Falle, der ein Kind betraf, war
der Fremdkörper mit dem Zuthun des Patienten
in das Ohr gerathen, in allen übrigen waren
dieselben zufällig hinein verschlagen worden ; die
in Cermuinalpröpfen vorgefundenen Körper waren
bei einem Falle in jedem Ohre eine halbe Perl-
zwiebel, in dem zweitem eine ca 2 cm lange Borste.
In den direct der Fremdkörper wegen in Be-
handlung genommenen Fällen handelte es sich
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81
einmal (bei einem Kinde) um ein Stück einer
grünen Bohne, einmal um eine halbe gelbe Erbse,
einmal um eine Esparsette -Ranke und einmal
um eine lebende Forficula auricularia, die wäh-
rend der Nacht dem Patienten in's Ohr gekrochen
war und enorme Schmerzen durch ihre Beta-
stungen des Trommelfelles verursacht hatte. Der
Ohrwurm verdankt bekanntlich seinen Namen
einer Sage, und mir ist in der That aus der
Litteratur kein einziger Fall erinnerlich, der
über die Anwesenheit einer Forficula im Ohre
berichtete.
B. Krankheiiend es Trornmm elf dies. 17 Falle.
7. Acute Entzündung des Trommel-
felles. 7 Fälle. '
Einseitig: 6 mal.
Doppelseitig: 1 mal.
Sämmtlich geheilt.
8. Chronische Entzündung des Trom-
melfelles. 3 Fälle.
Einseitig: 3 mal.
Doppelseitig : —
Es waren dies zweimal Fälle, in denen eine
diffuse Gehörgangsentzündung das Trommelfell
in Mitleidenschaft gezogen hatte, einmal ein Fall
von protrahirter acuter Myringitis. Letzterer
wurde geheilt, die beiden andreu sehr wesentlich
gebessert.
9. Traumatische Krankheiten des
Trommelfell-es. 7 Fälle.
Einseitig: 7 mal.
Doppelseitig : —
Sämmtliche Fälle wurden vollständig geheilt,
obwohl einige zu den schwereren zählten. Ein-
mal nur war das Trommelfell intact geblieben,
war aber (die Ursache war ein Faustschlag aufs
6
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82
Ohr gewesen) so heftig nach innen gedrückt
worden, daß der Steigbügel im ovalen Fenster
fixirt geblieben war; wiederholte Luftdouche
stellte den an hochgradigen Hirnsymptomen lei-
denden Patienten bald wieder her. In den übri-
gen Fällen hatte das Trommelfell der Gewalt
nicht widerstehen können; es war zu Rupturen
und Ecchymosen gekommen; so bei 2 Patienten
in Folge von Schlägen auf das Ohr, also durch
Luftverdichtung im Gehörgange; bei 4 Kranken
hingegen war das Trommelfell direct von spitzen
Körpern durchstoßen worden, nämlich einmal
bei einem 5monatlichen Kinde von der Mutter
mit einer Haarnadel, zweimal durch unvorsich-
tiges Gebahren mit Stricknadeln, und ein Fall
betraf ein Mädchen, das im Vorbeigehn an einer
Hecke sich beim Ausweichen an einen spitzen
Zweig gestossen und das Trommelfell perforirt
hatte. In dem letzteren Falle war auch das Ex-
travasat besonders umfangreich; doch wurde es
im Laufe weniger Wochen vollständig resorbirt.
Das Gehör war in der Mehrzahl der Fälle durch
das Trauma sehr beträchtlich herabgesetzt wor-
den, aber mit der Heilung der Trommelfellwunden
fand es sich allmählich wieder ein.
10. Veraltete Trommelfellanomalien
wurden als Complicationeu sehr häufig beobachtet,
soweit sie keinen beträchtlichen Einfluß auf die
Hörfunction ausübten jedoch nicht als besondere
Krankheitsformen aufgezählt. So landen sich
Verkalkungen 23 mal, Narben 25 mal,
Verkalkungen mit Narben combinirt 8 mal; ein
Trommelfell zeigte eine Verkalkung, eine Narbe
und eine Perforation. Ecchymosen wurden
9 mal notirt, Pigmentirung einmal, Cho-
lesteatome 1 mal.
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83
C. Krankheiten des Mittelohres. 198 Fälle.
11. Acuter einfacher Mittelohrca-
tarrh. 18 Fälle.
Einseitig: 1 mal.
Doppelseitig: 17 mal.
Die Kranken, zu zwei Dritteln Kinder, wur-
den iu 17 Fällen geheilt, in einem Falle ge-
bessert. Paracentese der Paukenhöhle
wurde zur Beseitigung von Secret 11 mal, und
zwar fast stets mit bestem und dauerndem Er-
folge, ausgeführt; die Schlei mraasseu waren in
zwei Fällen ganz enorm. Bei mehreren Patienten
genügte neben einer energischen Behandlung der
fast regelmäßig vorhandenen Retronasalcatarrhe
die wiederholte Anwendung des Politzer'schen
Verfahren* zur Vertheilung und Resorbirung des
Secretes.
*
12. Chronischer einfacher Mittelohr-
catarrh. 90 Fälle.
Einseitig: 5 mal.
Doppelseitig: 85 mal.
Diese hartnäckige Affection wurde in 18
Fällen (sämmtlich Kinder) geheilt, 32 mal we-
sentlich gebessert; 5 Patienten mußten ohne Be-
handlung, 6 ungeteilt entlassen werden, während
17 ausblieben, wodurch der Erfolg unbekannt
blieb, und 12 gegenwärtig noch in Behandlung
sind. In einer großen Zahl von Fällen, zu denen
sämmtliche ohne Behandlung und ungebessert
Entlassene gehören, bestand bereits eine so hoch-
gradige Rigidität der Paukenhöhlenaus-
kleidung, oft mit vollständiger Unbeweg-
lichkeit der Gehörknöchelchengelenke
und mitunter selbst mit Au kyl ose des Stapes
im ovalen Fenster complicirt, daß die Therapie
ohnmächtig sein mußte; einige Male wurden
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84
schon längere Zeit bestehende Retractionen
der Tensorsehne wesentlich gebessert, Ad-
haesionen zerrissen und Narben incidirt
Paracentese wurde mehrfach ausgeführt, aber
selten mit dauerndem Erfolge. Relativ günstig
waren die Resultate in den frischeren Fällen, die
mit Jodkali-In j ectionen per tubas behan-
delt wurden; im übrigen erwiesen sich die Arz-
neimittel ziemlich wirkungslos, der Katheter half
durchschnittlich überall am besten; nur wo es
sich um hochgradige Tu be u s ten ose handelte,
und das ereignete sich nur zweimal, verursachte
auch die Luftdouche nicht die geringste Verän-
derung, während selbst in den Fällen, die be-
reits mit secundäreu Labyrinthaffectionen com-
binirt waren, stets ein directer Einfluß, in einigen
Fällen freilich eine vorübergehende Verschlim-
merung, nicht zu verkennen war.
13. Acuter Tubencatarrh. 8 Fälle.
Einseitig: 1 mal.
Doppelseitig: 7 mal.
7 Kranke wurden von dieser Affection sehr
bald unter Anwendung von Gurgelungen, Rachen-
ätzungen und Luftein blasungen geheilt; bei einem
Patienten blieb der Erfolg unbekannt. Die
Symptome waren in einigen Fällen so beunru-
higend, daß eine viel ernstere Krankheit als die
Ursache hätte vermuthet werden sollen.
14. Chronischer Tubencatarrh. 3
Fälle.
Einseitig: 1 mal (?)
Doppelseitig: 2 mal.
Ein Patient wurde geheilt, zwei stehn noch
in Behandlung.
15. Acute eitrige Mittelohrentzün-
dung. 11 Fälle.
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85
Einseitig: 10.
Doppelseitig: 1.
Säramtliche Kranke, bei denen es noch nicht
zur Trommelfellperforation gekommen war, fie-
berten und wurden durch Paracentese von
äußerst heftigen Schmerzen befreit. Die Opera-
tion unterblieb nur in einem Falle, der sich durch
ein totales Hämatom des Trommelfells
auszeichnete. Geheilt wurdeu 8 Kranke, Besse-
rung trat in 1 Falle ein, ohne Erfolg blieb die
Therapie einmal ; l Patient ist noch in Behandlung.
16. Chronische eitrige Mittelohr-
entzündung. 55 Fälle.
Einseitig: 26 mal.
Doppelseitig: 29 mal.
Geheilt 15 mal, gebessert 17 mal, ungeheilt
1 mal, Erfolg unbekannt 13 mal, in Behandlung
geblieben 8, gestorben L
Die Ohreneiterung wurde in den meisten
Fällen mit Borsäurepulver bekämpft, und
zwar mitunter mit überraschendem Erfolge ; selbst
Jahre lang bestehende Eiterungen wurden ein-
zelne Male durch wiederholte Einblasungen in
wenigen Wochen, ja in einigen Tagen dauernd
geheilt. Freilich gab es Fälle , in denen sich
Borsäure ebenso wirkungslos zeigte wie andre
Mittel, während schwache Höllenstein- und Zinkr
vitriol lösungen Besserung brachten. Caries des
Felsenbeines bestand in 6 Fällen, Polypen
wurden 11 mal operirt, 13 mal mit Aetzun-
gen und Resorbentien behandelt. In 4 Fällen
kam es zu äußerst bedenklichen meningiti-
schen Symptomen ; 3 von diesen Kranken wur-
den gerettet, während .1 an Sinusphlebitis ver-
starb. Cholesteatom atöse Massen, wel-
che die Mittelohrräume ausfüllten, wurden 7 mal
entfernt, mit Sicherheit vollständig freilich nur
Digitiz
86
in 2 Fällen. Trommelfellperforationen,
im Ganzen 83 mal beobachtet, schlössen sich im
Verlauf der Behandlung 8 mal, später noch öfter.
17. Abgelaufene Mi tte lohrkrau khei-
ten. 13 Fälle.
Einseitig: 9 mal.
Doppelseitig: 4 mal.
Zumeist ausgedehnte Vernarbungen, Verkal-
kungen und alte, trockene Perforationen. Ge-
heilt wurden 2 Fälle, gebessert 6, ungeheilt blie-
ben 3, abgewiesen wurde 1, 1 blieb aus.
D. Krankheiten des inneren Ohres. 17 Fälle.
18. Acute Labyrinthentzündung.
4 Fälle.
Stets doppelseitig.
Wurde 1 mal geheilt, 1 mal gebessert, der
Erfolg blieb 2 mal unbekannt, doch war bereits
Besserung eingetreten. Bromkali erwies sich als
wirksamstes Mittel gegen die Meniere'schen Symp-
tome.
19. Chronische Labyrinth äff ectio-
nen. 13 Fälle.
Einseitig: 7 mal.
Doppelseitig: 6 mal.
Hier waren die Erfolge naturgemäß die schlech-
testen. 4 Patienten mußten nach längerer Be-
handlung ungebessert entlassen werden, 7 blieben
von selbst aus und 2 sind noch in ziemlich hoff-
nungsloser Behandlung.
E. Verschiedene KranMeiten. 15 Fälle.
Hierher gehören 5 Fälle von (4 mal erwor-
bener, 1 mal angeborener) Taubstummheit,
die sämmtlich ungeheilt blieben, 1 geheilter Fall
von idiopathischer Periostitis des Warzen-
fortsatzes (einer Krankheit, die im Gefolge von
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87
Ohreneiterungen wiederholt auftrat), 1 gleichfalls
geheilter Fall von Parotitis; 2 Personen
ließen ihre Ohren nur prüfen, um sich der Nor-
malität zu versichern; 1 mal wurde Ozaena
allein behandelt (Nasenrachenkrankheiten
als Complicationen über 100 mal), und
schließlich war die Diagnose nicht festzustellen
(wegen Ausbleibens nach einer unvollständigen
Untersuchung) in 5 Fällen.
Einige zufällige und gleichgültige Befunde
konnten in das vorstehende Schema nicht auf-
genommen werden.
Zum Schlüsse sei bemerkt, daß ich den Herren
Dr. Hauptmann und Dr. Wengler für ihre Un-
terstützung während der Zeit der größten Fre-
quenz zu Danke verpflichtet bin.
Verzeichnis der Promotionen der phi-
losophischen Fakultät in dem Deka-
natsjahre 1 87 8 /9.
I. Von den unter dem Dekanate des Professors
Wüstenfeld beschlossenen Promotionen sind
folgende vollzogen:
(Fortsetzung.)
8. 11. August 1878: Ottomar Bach mann aus
Berlin. Diss.: Conjecturarum Observationum-
que Aristophanearum Specimen I.
9. 10. December: Gottfried Berthold aus Gah-
men in Westfalen. Diss. : Untersuchungen
über den Aufbau einiger Algen.
10. 14. December: Ernst Voges aus Heisede.
Diss.: Beiträge zur Kenntuiß der Juliden.
II. 10. März 1879: Adolf Kaufmann aus Mün-
den. Diss. : Die Wahl König Sigismunde von
Ungarn zum römischen Köuige.
12. 16^ März: Adolf Pichler aus Hannover.
Diss.: Ueber die Einwirkung von Jod, Jod-
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amyl uud Jodäthyl auf Anhydrobenzoyldia-
midobenzol.
13. 18. Juni: Hans Meyer aus Zürich. Diss. :
Ueber die von graden Linien und von Ke-
gelschnitten gebildeten Schaaren von Iso-
thermen.
14. 27. Juni: Oscar Hen nicke aus Gotha.
Diss.: Der Conjunctiv im Alteuglischen und
seine Umschreibung durch modale Hilfsverba.
15. 29. Juni: William Pauli aus Göttingen.
Diss.: Ueber Chlor und Dichlorsalicylsäure,
Chlornitrosalicylsäure-Abkömmlinge und Me-
tachlormetanitrorthamidobenzoesäure.
16. 29. Juni : Heinrich Bu ermann aus El-
dagsen. Diss: De titulis Atticis quibus ci-
vitas alicui confertur sive redintegratur.
Zusatz zu S. 19, Z. 19
von
Theodor Benfey.
Zu den au dieser Stelle eingehakten Worten :
l in richtiger Weise 1 hätte es eigentlich einer
Bemerkung bedurft, welche ich hier nachzutragen
mir erlaube. Sie finden zwar schon ihre Be-
rechtigung in dem Gegensatz von sutd zu äsuta
und der Bedeutung, welche ich dem letzteren
gegeben habe , allein im Wesentlichen beruhen
beide Bedeutungen , sowohl die 'in unrichtiger
Weise gepreßt 1 von äsuta, als die 4 in richtiger
Weise gepreßt' von sota auf der bekannten Ei-
gentümlichkeit des Sanskrits: Wörter ohne wei-
teres in derjenigen Bedeutung zu gebrauchen,
welche wir dadurch erzielen, daß wir hinzufügen
4m wahren Sinn des Wortes', einer Bedeutung,
welche wir wohl am besten als energische
bezeichnen dürfen; so bedeutet z. B.jäta, geboren,
bei BötUlingk, Indische Sprüche No. 6680 ; 6681
S9
4 im wahren Sinne des Wortes geboren, in Wahr-
heit, in Wirklichkeit geboren 1 ; putra, Sohn,
kalatra, Eheweib, mitra Freund, ebds. No 4363:
'ein Sohu, ein W T eib, ein Freund im wahren Sinne
des Worts, ein wahrhafter Sohn, wahrhaftes Ehe-
weib, wahrhafter Freund 1 .
Daß dieser Gebrauch auch schon in der ve-
dischen Zeit herrschte, zeigen die Bedeutungen
von sät , 'wahr, gut 1 , eigentlich 'seiendes 1 , dann
'im wahren Sinn des Wortes seiendes = wahr,
gut 1 , Bedeutungen, welche, wie im späteren
Sanskrit, auch im Rv. erscheinen (s. St. Petersb.
Wtbch VII, 627, und Graßmann, Wtbch 151);
noch mehr die des von sät durch Suffix ya (für
ursprüngliches ia , dann mit Verkürzung des i
vor folgendem Vocal la) abgeleiteten satyd , der
Etymologie nach: dem Seienden augehörig, aber
nur in der aus dem energischen Gebrauch hervor-
gegangenen Bedeutung: adj. 'wahr', sbst. 'Wahr-
heit, Recht 1 gebraucht.
So ist auch sutä in uusrer Stelle des Veda
im energischen Sinn gebraucht 'gepreßt im wah-
ren Sinue des Wortes 1 d. h. wie dem Brauch
oder der Vorschrift gemäß die Somapflanzen
ausgepreßt werden müssen.
Beiläufig bemerke ich, daß, wenn die zu den
ältesten Vergleichuugen gehörige Identificirung
von hso mit sskr. satyd aufrecht gehalten werden
könnte (Fick giebt sie noch in seinem Vgl.
Wtbch 1874, P226), dieser energische Gebrauch
von Wörtern schon in indogermanischer Zeit
existirt haben würde. Allein es sprechen so viele
Momente gegen diese Identificirung, daß sie
schwerlich aufrecht erhalten werden kann. Da
im sskr. satyd bekanntlich, außer dem aulauten-
den a, auch ein n vor t eingebüßt ist (das Thema
des Ptcps Präs. von as lautete ursprünglich as-
7
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90
ant), die Form also ursprünglich (zugleich mit
ia für ya) asantia lautete, so entspricht ihr, ab-
gesehen vom Geschlecht, ganz genau, auch in
Bezug auf die Einbuße des anlautenden a, lat.
sentia z. B. in ab-sentia, prae-sentia. Dem la-
teinischen Particip sent, z. B. ab-sent, prae-sent,
steht aber im Griechischen mit Bewahrung des
Reflexes dts anlautenden a, nämlich aber mit
der gewöhnlichen Einbuße des s zwischen Vo-
calen, homerisch und ionisch idvt (für iduvt =
grdsprchl. asdnt) gegenüber. Dieses büßt in der
gewöhnlichen Sprache auch wahrscheinlich
durch Einfluß des Accents auf der folgenden
Silbe — das anlautende s ein , so daß es lv% =
lat. sent lautet; indem daran das dem latein. ia
in prae-sent-ia entsprechende Suffix *a tritt,
wird — nach Analogie von z. B. -ovai in 3
Plur Präs. Act. für -ora — ovt~ta zu otKSia.
Demgemäß dürfen wir sagen, daß sskr. sat-ya,
lat. -sent-ia und griech. ottof« alle drei auf ur-
sprünglichem as-ant-w beruhen; ob dieses Wort
aber schon in der indogermanischen Zeit wirklich
existirte und alle drei erwähnten Formen mit
ihm historisch zusammenhängen, oder diese alle
oder ein oder die andre derselben unabhängig
von einander erst nach der Trennung gebildet
sind , wage ich nicht zu entscheiden.
Da ich mir einmal erlaubt habe, einen Zusatz
zu dem Aufsatz, welcher den Anfang dieser Num-
mer bildet zu fügen, so möge es mir verstattet
sein, auch noch einige wenige Worte in Betreff
des Gebrauches negativer (oppositionneller) Wen-
dungen statt der positiven zu S. 2 hinzuzufügen,
nämlich daß jene stärker sind als die po-
sitiven. So ist z. B. im Deutschen die Wen-
dung : 'Es war nicht leicht ihn dazu zu be-
wegen' viel stärker als die positive: 'Es war schwer
91
ihn dazu zu bewogen'. Wollte man dieselbe
Wirkung, wie durch 'nicht leicht' durch eine
positive Wendung hervorbringen, so müßte man
sagen: 'es war sehr schwer u. s. w.\ Aus
diesem Grunde übersetze ich naihln und naikäs
(Nal. XII. 109 Bopp) — für na-c°. eigentlich
'nicht einige 1 — mit Bopp (multos , mnltas),
'viele 1 ; ebenso ist Nal. XIII. 31 Bopp
aho mamopari vidheh ^amrambho däruno mahän |
nanu badhnati kuc^alarp,
welches grammatisch übersetzt lautet:
'Ach! der furchtbare, große Zorn des Schick-
sals gegen mich kuüpft nicht glückliches an 1 ;
zu übersetzen
'Ach clor furchtbare, große Zorn des Schick-
sals gegen mich bringt nichts als Unglück 1 .
Hierhin gehört auch die schon von Graßmann
(Wtbch zum Rigveda 1526 unter sü , 2) richtig
erkannte Bedeutung von mö (d. i. nta u) shü,
'nimmer 1 , als Gegensatz von u (ü) shü 'bald 1 ,
aber in verstärkter Bedeutung 'niemals, statt
nicht bald 1 .
Bei der Konigl. fiesellsrhaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
December 1879. Januar 1880.
Monatsbericht der Berliner Akademie. Augost 1879.
Nature. 527. 528. 529. 581. 533.
Annales de la Societe Geolojsnque de Belgique. T. V.
Leopoldma. H. XV. No. 21— 22.
M. Neamayr, zur Kenntniß der Fauna des untersten
Lias in den Nordalpen. Wien 1S79. 4.
Jahrbuch der K. K. Geol. Reichsanstalt. XXIX. 1879.
Wien.
Verhandl. der K. K. Geol. Reichsanstalt. No. 10-13.
H79.
Erdelyi Mose um. 10. VI. e?Wyatn. 1879.
92
56. Jahresbericht der Schlesieehen Gesellsch. für Vater-
land. Cultur. 1879.
XVI. Jahresbericht de* Vereins für Erdkunde za Dresden.
1879.
F. Prestel, die höchste and niedrigste Temperatur au
jedem Tage von 1836 bis 1877 beobachtet zu Emden.
1879. 4.
64. Jahresbericht der naturforseb. Gesellsch. zu Emden.
Monthly Notices of the R. Astronom. Society. Vol. XI.
N. 1.
Abhandl. des natnrwiss. Vereins in Hamburg. Bd. IV.
4. Abth.
Vierteljahrsschrift der naturf. Gesellsch. iu Zürich. Jahrg. 23.
Mittheü. aus dem naturwiss. Verein in Greifswald. 11.
Jahrg. 1879.
Journal of the R. Microscopical Soc. Vol. II. No. 7 and
Supplementary No.
Annales de la Sociedad cientifica Argentina, T. I — VII.
T. VIII. Sept. Oct. Nov. 1879.
Atti della Societä Toscana. Vol. II.
H. A. Hageu, destruetiou of obnoxious iusects. Cam-
bridge. Mass. 1879.
Politische Correspondenz Frieiirich's d. Großen. Bd. III.
Expose de la Situation du Royaume de Belgique 4 — 5. Fase.
W a 1 d e y e r, über die Endigungsweise der sensiblen Nerven.
Derselbe , Beitrage zur Kenntniß der Lymphbahnen des
Central-Nervensystems.
Von der Universität von Chile, Santiago:
Sesiones del Congreso Nacional de Chile. 1877.
Anales de la Universidad de Chile de 1877. la i 2a secciou.
Cuenta de las entradas i gastos fiscales de la Repüblica
de Chile en 1877.
Memoria del Ministro del Interior de 1878.
Memoria del Ministro de Justicia, Culto e Instruction.
Publica de 1878.
Memoria del Ministro de Hacienda de 1878.
— del Ministro de Guerra i Marina de 1878.
— del Ministro de Relaciones Esteriores de 1878.
Fortsetzung folgt.
Für d.Kedaction rerantwortlich: Wünienfstd, d.Z. Director d.K.Ges. d.Wisg.
Commissions - Verlag der Dieterich' sehen Verlags - Buchhandlung.
Druck der Dieierich' sehen Umv, - Buchdruckern (W. Fi: Kaestnet).
Digitized by
93
Wachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
28. Januar. M 2. 1880.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften
Sitzung am 10. Januar.
(Fortsetzung.)
Ueber den Boracit
von
C. Klein.
(Mit zwei Tafeln.)
t Historische Einleitung.
Kurze Zeit vordem Brewster den Zusammen-
hang zwischen der Form der Mineralien und
ihren optischen Eigenschaften dargelegt hatte *),
zeigte er in einer am 20. Nov. 1815 vor der kö-
niglichen Gesellschaft zu Edinburgh gelesenen
Abhandlung 2 ), daß Steinsalz, Flußspath, Diamant
und Alaun 8 ) in einer Weise auf das polarisirte
1) On the Connexion between the Primitive Forma
of Crystals and the N umher of their Axes of Double Re-
fraotion. Mem. of the Wernerian Soc. 1821. 111.60.887.
2) On the optical properties of Muriate of Soda, Fluate
of Lüne and the Diamond , as exhibited in their aetion
upon polarised bght. Transaet of the royal soc. of Edin-
burgh Vol. VHL 1818.
8) Letzterer ist zwar in der Ueberschrift der Abhand-
lung nicht erwähnt, wird aber ausdrücklich im Text be-
sprochen, vergl. p. 168 und 160.
8
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94
Licht wirken, die in lebhaftestem Widerspruch
mit der Ansicht stand , die man sich, nach dem
Vorgange von Hauy, Malus und Biot von dem
Verhaltet) dieser Körper gebildet hatte.
Im Jahre 1821 lügte Brewster dem eben
Mitgetheilten hiuzu l ), daß auch der Boracit sich
in optischer Hinsicht nicht den Anforderungen
des regulären Systems entsprechend gebildet er-
weise , vielmehr einaxig sei und ein Zusammen-
fallen der optischen Axe mit einer der trigoualen
Zwischenaxen des Würfels stattfinde. Demnach
müßte diese Gestalt, wie Beudant näher ausführte
(vergl. Hansmann Miueralogie, Bd. II, 2. 1847
p. 1425) , eigentlich als ein Rhomboeder aufge-
faßt werden , bei dem danu die Richtung der
optischen Axe die der krystallographischen Haupt-
axe sei. —
Auch der Analcim ward von Brewster der
optischen Untersuchung unterzogen 2 ) , bei der
nicht nur die Wirkung der Substanz auf das
polarisirte Licht nachgewiesen, sondern auch
noch eine besondere Beziehung constatirt ward,
die zwischen den hier auftretenden Erscheinungen
der Doppelbrechung und gewissen Richtungen
in den Krystallen zu erkennen war. Brewster
sagt hierüber (Optics, p. 215): »In all other
doubly refracting crystals, each particle has the
sarne force of double refraction ; but in the anal-
cime , the double refraction of each particle va-
ries with the Square of its distance from the
1) The Edinburgh philosoph. Journal Vol. V 1821,
p. 217.
2) On a new species of double refraction, accompa-
nyiDg a remarkable structure in the mineral called Anal-
ciroe. (Read 7 Jan. 1822). Transact. of the royal soc.
of Edinburgh Vol. X 1824. — Brewster, Optics, 1835
p. 214 u. f.
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95
planes already described«. Diese Ebenen sind
die »planes of no double refraction« und ent-
sprechen am Ikositetraeder den 6 Hauptsehnitten,
die durch die Ebenen des Rhorabendodekaeders
erzeugt werden. Näher spricht sich Brewster
über denselben Gegenstand in seiner Hauptab-
handlung L c. p. 191 aus.
Durch diese und ähnliche Untersuchungen
angeregt, unternahm es Biot im Jahre 1841 x )
die optischen Anomalien krystallisirter, besonders
regulärer Körper zu untersuchen und er wandte
daher sein Augenmerk dem Alaun, Steinsalz,
Flußspath , Salmiak, Boracit, Leucit und, von
nicht regulären , dem Apophyllit zu.
Im Allgemeinen glaubte Biot nach seinen
Untersuchungen annehmen zu müssen, daß die
in Rede stehenden, besonders die regulären Kry-
stalle, die Eigenschaft auf das polarisirte Licht
zu wirken einer Absonderung ihrer Masse in ein
System von Platten verdankten, wonach ihre
Wirkung auf das Licht etwa einem Glasplatten-
satze vergleichbar sei. Die Eigenschaft einiger
regulärer Krystalle, auf das polarisirte Licht zu
wirken, dürfe daher nicht überraschen, sei keine
Ausnahme : »Tons« (cristaux du Systeme regulier)
»en seraient susceptibles , non moleculairement,
mais corame agregations de masses d'un volume
fini, distribues en systemes distincts avec un or-
dre regulier d appositionc 2 ).
Was speciell den Boracit anlangt, so glaubte
Biot zur Erklärung der Polarisationserscheinun-
gen desselben auch die Absonderung in ein Sy-
stem von Lamellen annehmen zu sollen und
konnte die Brewster'sche Beobachtung von der
1) Memoire sur la Polarisation lamellaire. Lu ä l'Aca-
demie des sciences le 31 xnai 1841 et seauces suivantes.
2) 1. c. pag. 672.
8*
96
optischen Eiüaxigkeit nicht bestätigen, wohl
aber, besonders bei dünnen Schliffen , die Ein-
wirkung des Minerals auf das polarisirte Licht
deutlich erkennen 1 ). Er wies mit Recht darauf
hin , wie erst durch Untersuchung vollkommen
durchsichtiger Krystalle die wahre Structur des
Minerals (von der er glaubte, sie sei einelamel-
lare) erkannt werden könne.
Gestützt auf die Biot'schen Untersuchungen
hat Volger in den Jahren 1854 *) und 1855 8 )
nachzuweisen gesucht, daß bei den meisten Bo-
racitkrjstallen eine Umwandlung derartig vor
sich gegangen sei, daß die hellen Krystalle we-
niger, die trüben mehr in ihrem Innern aus ei-
ner secundären Substanz, Parasit, bestehend an-
gesehen werden müßten. Bezüglich letzterer
Substanz nahm er eine, gegenüber der Constitu-
tion des Boracits etwas geänderte Zusammen-
setzung an, wahrscheinlich solle die Parasitsub-
stanz doppeltbrechend sein, jedenfalls aber durch
ihre regelmäßige Einlagerung in die einfach
brechende Boracitmasse , oder durch das gänz-
liche Verdrängen letzterer, die von Biot beschrie-
1) 1. c. pag:. 667 u. f.
2) Ueber die Erscheinungen der Agcregatpolarisation
(Polarisation lamellaire) im Boracit. Folgend. Ann. 1654,
B. 92, p. 77 u. f.
8) Versach einer Monographie des Borazits. Hannover
1855.
Dieses Werk enthält, von der eigentümlichen krystal«
lographischen Sprache abgesehen, viele gute Beobachtun-
gen und namentlich eine recht vollständige Literaturan-
gabe. Fernere Zusammenstellungen in letzterer Hinsicht
gibt E. Geinitz, N. Jahrb. f. Mineralogie 1876, p. 484
und endlich sei noch auf die recht vollständige Ueber-
sicbt der Literatur der durch zufällige Umstände hervor-
gerufenen Doppelbrechung (double relraction accidentelle)
verwiesen in dem vorzüglichen Werke: Verdet, Le$ona
d'optique physique, 1870 T. II p. 890 u. f.
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97
benen Erscheinungen der Lamellarpolarisation
hervorrufen. Volger glaubte, daß nicht, wie
Biot es sich vorstellte, die hellen, sondern grade
die trüben Krystalle am ehesten den vollen Auf-
schluß über die von ihm angedeuteten Erschei-
nungen bringen würden.
In dem gleichen Jahre veröffentlichte Mar-
bach *) seine Beobachtungen >über die optischen
Eigenschaften einiger Krystalle des tesseralen
Systemsc. Er kam dabei , neben der am chlor-
sauren Natron u. s. w. nachgewiesenen Circular-
polarisation, auch auf die Wirkungen der La-
mellarpolarisation zu sprechen und machte die
Annahme, es sei eine orientirte Einlagerung
doppeltbrechender Schichten in einem einfach
brechenden Körper da anzunehmen, wo eine
Einwirkung desselben auf das polarisirte Licht
beobachtet werde. Diese doppeltbrechenden
Schichten verdanken, nach ihm, einer Spannung
der Theile beim Act der Krystallisation ihre
Entstehung. — Im Eingange der Arbeit wird
auch kurz der Boracit (sowie auch der Leucit)
erwähnt, sein optisches Verhalten als ähnlich
dem des Analcims hingestellt, das dann nach den
Untersuchungen von Brewster dem der gepreßten
oder erhitzten Gläser einerseits, dem der eigent-
lich doppeltbrechenden Körper andererseits ge-
genübergestellt wird. —
Die Marbach 'sehe Anschauung wurde 1867
durch von Reusch *) weiter ausgeführt und durch
Versuche, gespannte Theile eines regulären Kry-
stalls durch einen in der Spannungsrichtung aus-
geübten Druck wieder einfach brechend zu ma-
chen, begründet.
Unter Hinweis darauf, daß es mißlich erscheine
1) Pogg. Annalen 1855. B. 94 p. 412 u. f.
2) Pogg. Annalen 1867. B. 182 p. 618 u. f.
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98
die Biot'sche Hypothese der Lamellarstructur auch
da anzunehmen, wo man diese letztere nicht be-
merke, zumal grade solche Partien regulärer Kry-
stalle bisweilen die schönsten Doppelbrechungser-
scheinungen zeigen, verlegt von Keusch die Span-
nungen von den hypothetischen Durchgängen in
die krystallographischen Ebenen und denkt sich
den ganzen Krystall durch gewisse Vorgäuge beim
Wachsthum in Spann ungszustand versetzt. —
Diese Ansicht von v. Reusch hat in neuester Zeit
eine Bestätigung durch die wichtige Arbeit von Fr.
Klocke 1 ) »Ueber Doppelbrechung regulärer Kry-
stalle« erfahren und werden wir auf diese letz-
tere noch später zurück kommen. Hier sei nur
einstweilen bemerkt , daß Klocke überzeugend
nachweist, daß seine Untersuchungen, im An-
schluß au das früher Bekannte , die Richtungen
der Spannungen in bestimmtem Zusammenhang
mit der Krystallform stehend, erkennen lassen.
Kehren wir nach dieser für unsere späteren
Zwecke nothwendigen Abschweifung zu dem
Boracit zurück, so sehen wir Des-Cloizeaux im
Jahre 1868 nach vollständig richtiger Beobach-
tung der Erscheinungen , wie sie die Würfelflä-
chen des Boracits darbieten *) , doch zu der An-
sicht zurückkehren , der Boracit bestehe aus ein-
fach brechender Substanz mit eingelagerten La-
mellen (Parasit) von doppeltbrechender Beschaf-
fenheit. Er hat unter dieser Annahme sowohl
den Brechungsexponenten der von ihm als ein-
fach brechend angenommenen Boracitsubstanz,
als auch den Axenwinkel des Parasits bestimmt s ).
1) Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. 1880, B. I
p. 53 u. f.
2) Nouvelles recherches nur les proprietes optiques
des cristaux. (Mem. pres. par divers savants a l'Acade-
mie des sciences. T. 18. 1868. pag. 616.)
8) L c. pag. 392-393.
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99
Im Jahre 1874 reproducirt er 1 ), unter Mit-
teilung einiger neuer Beobachtungen, die vor-
stehend augeführten, — sie waren als den that-
sächlichen Verhältnissen entsprechend , fast von
allen Forschern angenommen worden.
Da zeigte E. Geinitz in seinen Studien über
Mineralpseudomorphosen 2 ), daß auch die frische
Boracitsubstanz doppeltbrechend sei und somit
die bisherige Annahme der Parasitlamellen in
einfach brechender Masse nicht haltbar erschei-
nen könne. Geinitz hat diesem seinem Aus-
spruche keine weitere Folge gegeben , und hat
es unterlassen die Krystalle nunmehr in Dünn-
schliffen nach krystallographischeu Ebenen zu
untersuchen. Er hat nur zum Schlüsse seiner
Mittheilung über den Boracit noch ausgesprochen,
daß eine weitere Untersuchung, namentlich in
krystallographischer Hinsicht, ebenso wünschens-
werth, wie Erfolge versprechend sei.
Das unbestrittene Verdienst , die optischen
Erscheinungen des Boracits zuerst klar dargelegt
zu haben, gebührt Er. Mallard, der etwas später
in seiner: Explication des phenomenes optiques
anomaux que presentent un grand nombre de
substances cristallisees 8 ) auch den Boracit unter-
1) Descloizeaux, Manuel de Mineralogie 1874. T. II.
prem. fascicule, p. 4.
2) Neues Jahrb. f. Mineralogie 1876 p. 484 u. f.
8) Annales des mines, T. X 1876. - Separat. Paris
1877, Dunod. pag. 39 u.f. Mallard hat die Structur
des Boracits optisch klargestellt, geometrisch
war die eigenthüm liehe Zusammensetzung schon
lange vorher erkannt. Im Jahre 1826 spricht sich
Carl Hartmann in der Uebersetzung der He udant* sehen
Mineralogie p. 353 (vergl. Volger Boracit p. 208) unzwei-
felhaft so aus, wie es 50 Jahre später Mallard bestätigte.
Der Hartmannsche Ausspruch findet sich wieder in: Nau-
mann, Mineralogie 1828 p. 298; Hartmann, Mineralogie
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100
suchte. Nach Mallard besteht eine scheinbar
einfache Gestalt des Boracits, das Rhombendo-
dekaeder ans zwölf rhombischen Pyramiden, de-
ren Basisfläcben die Flächen des Rhombendode-
kaeders sind, während sie ihre gemeinsame Spitze
im Krystallmittelpunkt haben. Je zwei dieser
so gebildeten 4seitigen Pyramiden befinden sich
in paralleler Stellung, somit reducirt sich die
Gesammtzahl der verschiedenen Stellungen auf
sechs. Die Trace der Ebene der optischen Axen
einer jeden Pyramide fällt mit der längeren Dia-
gonale der Fläche des Rhombendodekaeders zu-
sammen , auf den Würfelflächen tritt Vierthei-
lung nach den Diagonalen ein und in jedem
Sector ist eine optische Axe sichtbar, die fast
normal zur Fläche austritt. Die an dem Mine-
ral beobachtete Hemiedrie wird als Hemimor-
phismus nach der Brachydiagonale der Basis
der rhombischen Pyramide aufgefaßt. — Son-
derbarer Weise entsprechen aber die Krystall-
winkel vollkommen den Anforderungen des re-
gulären Systems.
Ich hatte bald nach dem Bekanntwerden der
Mallard'schen Arbeit es unternommen seine Re-
sultate zu prüfen, da bei dem Interesse, welches
seine Schlußfolgerungen weit über den engen
Rahmen der Kenntniß der einzelnen Körper
hinaus in Anspruch nehmen, dies geboten er-
schien. Allein die Untersuchungen waren nicht
leicht durchzuführen und mußten, sollten sie in
gewissem Sinne abschließend sein, sich auf ein
großes Beobachtungsmaterial stützen.
So geschah es, daß noch vor Veröffentlichung
B. II 1848 pag. 201 ; Breithaupt, Mineralogie B. III 1847
p. 629. In den neueren Auflagen von Naumanns Elemen-
ten der Mineralogie 1860- 1877 geschieht dieser Hart-
mannschen Entdeckung keine Erwähnung.
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101
meiner Arbeit eine solche von Banmhauer (der
bereits früher sich mit den Aetzfiguren des Bo-
racits beschäftigt hatte, vergl. N. Jahrb. f. Mi-
neralogie n. s.w. 1876, p.607) über den gleichen
Gegenstand erschien ') , in der zwar gleichfalls
das rhombische System für den Boracit ange-
nommen , aber wieder ein anderer Anfbau der
Krystalle desselben auf Grund der beobachteten
Aetzfiguren und der optischen Erscheinungen
dargethan ward. Nach Baurahauer soll nämlich
die Bildung der Krystalle, die OC 0 00 (100)
mit 00 0 (110) und ± ^x(lll) aufweisen, der-
artig sein, daß sechs Individuen, die ihre Basis
in der Würfelfläche, ihre Spitze im Krystallmit-
telpunkt haben, zum Aufbau beitragen. Die
vorkommenden Krystalle wären also Sechslinge,
die Würfelflächen müßten einheitlich erscheinen
(abgesehen von den Einlagerungen , herrührend
von den anderen Individuen, da die Würfelflä-
chen in oP (001) und 00 P (110) zerfallen), die
Flächen der vom Rhombendodekaeder begrenzten
Tetraeder müßten vom Dreiecksmittelpunkt nach
der Mitte der Kanten getheilt sein, auf den
Flächen der Rhombendodekaeder dagegen würde
im Normalfalle eine Zweitheilung parallel der
kürzeren Diagonale der Rhomben erscheinen.
Im Allgemeinen könnten die Flächen des schein-
baren Rhombendodekaeders dreierlei Art sein,
da diese Gestalt selbst inP(lll), OOPoS (010)
und OOPOO (100) zerfällt und Einlagerungen
von je zwei Flächenarten in der dritten vor-
kommen können. Die dreifache Art der auf den
Rhombendodekaederflächen beobachteten Aetzfi-
1) Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie
1879 p. 887 n. f.
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102
gureu nimmt der Verfasser für diese Anordnung
in Anspruch, wie er die zweifache Art der auf
den Würfelflächen bemerkten im oben erwähnten
Sinne deutet.
Gegen diese Baumhauer'sche Auffassung hat
bereits Mallard Bedenken erhoben *) und unter
wiederholter Berufung auf den Befund seiner
Präparate seine oben ausgesprochene Ansicht
geltend gemacht.
Ich habe nach der sorgfältigen Durchmuste-
rung von 150 orientirten Dünnschliffen hervor-
zuheben, daß in der Erscheinung, soweit
sie auf optischem Wege darstellbar
ist, die Mallard'sche Ansicht die rich-
tige ist und nicht nur gilt für die rhomben-
dodekaedrischen Krystalle, sondern auch für die,
welche hexaedrisch gebildet sind oder ein vor-
waltendes Tetraeder zeigen. Das , was Baum-
hauer für die Würfelflächen annahm und das,
was er bezüglich der Zusammensetzung der
Rhombendodekaederflächen gelten lassen wollte,
konnte ich optisch nicht bestätigen. Seine Drei-
theilung der Tetraederflächen kommt vor, erhebt
sich aber, wie ich später zeigen werde, nicht zu
der Bedeutung einer durchgreifenden Structurform,
da ein und derselbe Krystall, ja ein und dieselbe
Krystallfläche , die Dreitheilung nach Mallard
(vom Dreiecksmittelpunkt nach den Eckeu, vor-
ausgesetzt, daß vom Rhombendodekaeder be-
grenzte Tetraederflächen angenommen werden)
und die nach Baumhauer zeigt. Auf die Aetz-
figuren werde ich bei der Beschreibung meiner
Präparate näher eingehen. Die Baumhauer'sche
Arbeit hat, so groß ihr Werth bezüglich der
Detailbeobachtungen auch sein mag, doch gezeigt,
1) Bulletin de la soc. mineralogique de France 1879
p. 147 u. 148.
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103
daß mau auf Gruud der Aetzfiguren allein oder
doch fast allein und ohne eingehendste optische
Prüfung ein Krystallsystem nach seiner Bauweise
nicht immer mit Sicherheit bestimmen kann.
2. Untersuchung der Krystalle des Boracits in
krystallographischer und optischer Hinsicht.
Ich habe mich bei diesen Untersuchungen
auf die Krystalle des Vorkommens vom Kalk-
berge und vom Schildsteine bei Lüneburg be-
schränkt, da nur hiervon ein größerer Vorrath
ausgezeichneter Krystalle in der hiesigen könig-
lichen Universitätssammlung vorhanden war.
Ganz vorzugsweise habe ich die Gestalten
mit vorwaltendem Rhombendodekaeder geprüft,
dann aber auch solche, an denen der Würfel
vorherrscht und die das Tetraeder hauptsächlich
aufweisen.
Bei der krystall ogra phis chen Un-
tersuchung, der vorzugsweise drei ausge-
zeichnet gebildete Rhombendodekaeder bezüg-
lich der Neigungen aller Flächen zu einander
in den Kantenzonen des Würfels und denen des
Rhombendodekaeders unterzogen wurden, ist es
mir ebensowenig wie Mallard 1 ) gelungen, eine
begründete Abweichung von der regulären Sym-
metrie zu finden. Die gemessenen Winkel ent-
sprechen dem theoretischen Erforderniß voll-
kommen und nur da, wo die Flächenbeschaffen-
heit nicht so ganz günstig war, gaben sich
kleine Abweichungen bis zu 2 Minuten kund,
die aber in den nachweisbaren Ursachen ihre
genügende Erklärung finden.
Auch bei würfelförmigen Krystallen habe ich
1) L c. pag. 46.
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104
die Neigungen der glatten Tetraederflächen zu
Rbombendodekagder und Würfel messen und mit
dem Erfordernis in vollkommenem Einklang
finden können.
Tetraedrisch ausgebildete Krystalle habe ich
aus Mangel an für solche Untersuchungen ge-
nügend beschaffenem Material nicht untersucht.
Auf Grund der angestellten Messungen und
der an den Krystallen beobachteten, mit höch-
ster Regelmäßigkeit dem Gesetze tetraedrischer
Hemiedrie entsprechenden Flächenvertheilung
darf man daher für die äußere Erscheinung an
dem regulären Systeme nicht zweifeln.
Im grellen Gegensatz hierzu stehen die opti-
schen Erscheinungen. Ich werde bei der Be-
schreibung derselben zuerst die Untersuchung
der Würfelflächen rhorabendodekaedrischer, hexa-
edrischer und tetraedrischer Krystalle, dann die
der Flächen des Rhombendodekaeders und end-
lich die der Flächen der Tetraeder angeben, zu
jeder dieser drei Abtheilungen aber die Resul-
tate der Aetzversnche hinzufügen.
Bei der optischen Untersuchung be-
diente ich mich eines Mikroskops mit Nicols
und wandte, wenn nichts Anderes angegeben
ist, schwache Vergrößerung an. Das Mikroskop
wurde für feinere Untersuchungen mit einem
das Roth der I. Ordnung zeigenden Gypsblätt-
chen versehen *), das auf das Ocular des Instru-
mentes und zwischen dasselbe und das obere
Nicol so eingelegt wurde, daß mit den Polarisa-
tionsebenen NN' der gekreuzten Nicols die Rich-
tung der Axe der kleinsten Elasticität im Gyps
M M Winkel von 45° bildete, (vergl. Fig. 1).
1) Dasselbe wurde besonders bei der Untersuchung
der nicht sehr stark auf das polarisirte Lioht wirkenden
Würfelschnitte angewandt.
105
— Die Nicola des Mikroskops waren stets ge-
kreuzt. — Bei manchen Untersuchungen kam
auch das Nörrembergische Polarisationsinstru-
ment zur Anwendung.
a. Untersuchung von nach den Flä-
chen des Würfels geschnittenen Bora-
citplatten im polarisirten Licht 1 ).
er. Platten aus rhombendodekaedriechen Kry stallen.
Man erhält die schönsten und einfachst ge-
bildeten Präparate, wenn man an einem Rhom-
bendodekaeder, das fast selbstständig ist, d. h.
an dem der Würfel möglichst untergeordnet
auftritt, die vierkantigen oktaedrischen Ecken
gerade abstumpft und den Schliff nahe der Ecke
führt. Betrachtet man einen solchen Schliff im
Mikroskop, so zeigt er eine mehr oder weniger
deutliche Theilung in 4 Sectoren nach den Dia-
gonalen der Würfelfläche und bietet in der
Normalstellung das Maximum der Dunkelheit
(Fig. 2) in der diagonalen Stellung die größte
Helligkeit dar. Auf Axenaustritt untersucht,
zeigt ein jeder Sector eine optische Axe an-
nähernd in der Richtung der Plattennormale
und an verschiedenen Stellen der Platte bald
mehr, bald weniger dazu geneigt. Die Richtun-
gen der Barren dieser 4 Axen sind die in der
Figur 2 angegebenen, wenn das Präparat in der
Normalstellung betrachtet wird.
1) Die Herstellung der orientirten Dünnschliffe hat
mit möglichster Ausnutzung des werthvollen Materials —
es kamen immer ganz durchsichtige Krystalle zur Ver-
wendung — und größter Sorgfalt unter meiner speciellen
Leitung der ruhmlichst bekannte Herr Mechaniker Voigt
dahier übernommen. Ich sage ihm für seine aufopfernde
Mühe an dieser Stelle meinen besten Dank.
Digi
106
In der Diagonalstellung laufen die Barren der
optischen Axen den Kanten des Quadrats parallel.
Schaltet man das Gypsblättchen ein , so be-
hält die Platte in der Normalstellung den Ton
des Gesichtsfeldes; geht man in die diagonale
Stellung über, so färben sich die beiden Sec-
toren, durch die die kleinste Elasticitätsaxe des
Blättchens geht, gelb, die beiden anderen (in
der Fig. 3 schraffirten) nehmen eine blaue Farbe
an *). Da, wo die Sectoren differenter Färbung
aueinanderstoßen , beobachtet man bisweilen
haarscharfe Grenzen derselben, mitunter auch
einen allmäligen Verlauf durch eine schmale
neutrale Zone hindurch.
Dies ist, wie schon gesagt, der einfachste
Fall, und wir können, von ihm als Normalfall
ausgehend, nunmehr die ganze Vielgestaltigkeit
dessen zu entwirren versuchen , was sich in
Schliffen nach dem Würfel darbietet.
Zunächst verschwindet in anderen Schliffen
die regelmäßige Viertheilung insofern, als die
Grenzen nicht scharf bleiben, ein oder zwei
Sectoren zurücktreten, ganz verschwinden, manch-
mal auch unregelmäßig in einander übergreifen.
Eine Vorstellung hiervon gewähren die Fig. 4 und 5.
Dehnt sich ein Sector, z. B. BOC, Fig. 2,
auf Kosten eines anderen AOB aus, so kann es
geschehen, daß von diesem nur ein schmaler
(Streifen übrig bleibt und die Substanz von der
Orientirung BOC fast ganz AOB erfüllt, Fig.
6. Man sieht dies deutlich an der Lage der
Barre in AOB, die der Kante AB parallel
geht und an der einheitlichen Färbung, die
AOB wie BOC annimmt, wenn die Platte in
der Diagonalstellung, Fig. 7, mit dem Gyps-
blättchen untersucht wird. Das Stück zwischen
1) Vergl. Klocke L c. Fig. 7.
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107
beiden Sectoren, das als Streifen übrig bleibt,
nimmt dann die Färbung an, die AOB in Fig,
3 zeigt.
Hiermit ist jedoch die Mannigfaltigkeit des
Anftretens von solchen Theileu, die den Austritt
einer optischen Axe im convergenten Lichte zei-
gen, noch nicht geschlossen. In gewissen Schlif-
fen, vornehmlich solchen, die nach der Mitte
der Krystalle zu liegen, beobachtet man, daß
einige eingelagerte Partien nicht das Maximum
der Dunkelheit zeigen, wenn die Hauptmasse
sich in der Normalstellung befindet und aus-
löscht. Solche Einlagerungen zeigt der Wür-
felschliff Fig. 8. Derselbe ist so aufgenommen,
daß die Seiten AB, AD, welche den Kanten
des Würfels parallel sind, mit den gekreuzten
Polarisationsebeuen der Nicols zusammenfallen.
Die Stellen, auf die es ankommt, sind die mit
1, 2, 3, 4 bezeichneten. Auf den ersten An-
blick glaubt man nach der Lage der Barre das
in Fig. 6 vorgeführte Verhältniß vor sich zu
haben, allein, wie gesagt, die bezeichneten Theile
sind in der Normalstellung der Platte hell und
zeigen in dieser Stellung mit dem Gypsblätt-
chen untersucht, nicht wie die vorherbeschriebe-
nen Partien den Ton des Gesichtsfelds, sondern
es tritt in 1, 2 eine gelbe (in Fig. 8 hell ge-
lassene), in 3 eine blaue Färbung (in Fig. 8
schraffirt) auf; in der Gruppe 4 wechselt gelbe
mit blauer Färbung. *
Wird das Präparat in die diagonale Stellung
gebracht, so daß AB, AD 45 0 mit NN, N'N'
bilden, so löschen die Theile 1, 2, 3 nun ihrer-
seits aus, die Barren stellen sich in 1, 2, 3 nor-
mal zu AB und, mit dem Gypsblättcheu unter-
sucht, ändern die Stellen 1, 2, 3 jetzt nicht den
Ton des Gesichtsfelds.
108
Lamellen dieser Art pflegen in den Würfel-
schliffen parallel den Würfelkanten oder Diago-
nalen eingelagert zu sein; sie treten gegenüber
den Theilen der erst beschriebenen Orientirnng
zurück und sind, wenn sie vorkommen, meist
schmal.
Außer diesen Theilen kommen dann in den
Würfelflächen und zwar von den Ecken aus-
gehend, noch andere vor, die nicht in der Weise
wie die früheren Axenaustritt zeigen. Dieselben
rühren, wie schon Mallard nachgewiesen hat 1 ),
von den 4 ferneren Individuen her, die der '
Würfelschnitt trifft, wenn er mehr nach der
Mitte zu geführt wird. Im Dünnschliff stellt
sich eine Platte mit solchen Einlagerungen dar,
wie es Fig. 10 zeigt. Die Einlagerungen er-
folgen im regelmäßigsten Falle in Form von
Vierecken, oder, wenn die Ecken des Würfels
abgestumpft sind, von Dreiecken, die nicht scharf
gegen die Würfelmasse abgrenzen, sondern die-
selbe über- oder unterlagern und so zu Farben-
fransen im polarisirten Lichte Veranlassung ge-
ben. Recht häufig beobachtet man auch, daß
die Einlagerungen in Form von Streifen paral-
lel den Diagonalen der W T ürfelfläche erfolgen,
weit in's Innere des Schliffs eingreifen und den-
selben ganz erfüllen. (Vergl. die zwei mit wel-
ligen Linien erfüllten Sectoren von Fig. 6 und
7, sowie die Ecken von Fig. 8 und 9. Diesel-
ben stellen solche Einlagerungen dar).
Befindet sich die Platte in der Normalstellung,
Fig. 10, so haben die besprochenen Einlagerun-
gen das Maximum der Helligkeit, respective des
Gefärbt sei nb ; in der diagonalen Stellung der
Platte werden sie dunkel. — Sind sie farbig,
1) L c Fig. 12, Tafel 1.
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109
und im Würfelschnitt zerstreut, so gewinnt der-
selbe recht eigentlich das Ansehen eines schein-
bar einfach brechenden Körpers, der doppelt-
brechende Lamellen in sich birgt, wenn er im
gewöhnlichen Mikroskop mit gekreuzten Nicols
betrachtet wird.
— Diese soeben beschriebenen Theile kreu-
zen und durchsetzen sich nun in der verschie-
densten Weise und erzeugen dadurch ein äußerst
complicirtes Bild, was in vielen Fällen schwierig
zu entwirren ist. Wenn der Schliff sehr mit
Lamellen erfüllt ist, scheinen diese letzteren
auch in ihren optischen Orientirungen sich gegen-
seitig zu beeinflussen; man findet in solchen
Fällen wenigstens von den eben mitgetheilten
Daten abweichende Werthe der Auslöschungs-
richtungen. Im Allgemeinen beobachtet man
endlich, daß je mehr nach den oktaedrischen
Ecken des Rhombendodekaeders zu der Schliff
geführt ist, desto einfacher, je mehr nach der
Mitte zu, desto verwickelter er sich darbietet
Alle Würfelflächen aber verhalten sich, wie mich
dem entsprechende Schliffe gelehrt haben, im
Wesentlichen gleich, und es ist daher das von
Deg-Cloizeaux, Mineralogie 1874 T. II. 2. pag. 4
hervorgehobene besondere Verhalten zweier
Würfelflächen gegenüber einer dritten für den
allgemeinen Fall nicht zutreffend. Das specielle
Verhalten erklärt sich wahrscheinlich durch die
zahlreichen letztbeschriebenen Einlagerungen in
einer Fläche des Würfels, die dessen eigentliche
Substanz ganz verdrängten.
ß. Platten aas vorherrschend würfelformigen Krystalien.
Dieselben sind grade so gebildet, wie die
aus rhombendodekaedrischeu Krystalien, es tre-
ten überdies ganz dieselben Einlagerungen wie
9
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110
dort auf und diese bieten auch die schon be-
schriebenen Erscheinungen dar.
Bei den Platten aus würfelförmigen Kry stal-
len läßt sich aber auf das Beste ein Einfluß der
Flächen und Kanten des Krystalls auf seine op-
tische Structur darlegen, der darin besteht, daß
da, wo die natürliche Würfelfläche im Schliff
erscheint die Anordnung eine andere ist, als wo
die Kanten des Rhombendodekaeders hinzu-
treten. Fig. 11 stellt dies dar. Das Rechteck
in der Mitte entspricht der natürlichen Fläche,
die optische Structur ist hier ohne Regelmäßig-
keit und in der diagonalen Stellung mit dem
Gypsblättchen untersucht, zeigt sich ein Gewirr
von Farben. Da, wo die Kanten des Rhomben-
dodekaeders an das inuere Rechteck stoßen, ord-
net sich das Gewirr zu vier schön erkennbaren
Sectoren, die dieselbe Orientirung haben, wie in
Fig. 2 und sich auch gegen den Ton des Gyps-
blättchens ebenso verhalten. Man kann dies in
allen Schliffen der Art mehr oder weniger deut-
lich erkennen und dadurch obengenannten Ein-
fluß bestätigen. Die nicht unterbrochene Vier-
theilung der Fig. 2 wird danach ebenfalls durch
den Umstand erklärlich, daß an dem Krystall
keine Würfelfläche oder nur eine verschwindend
kleine vorhanden war.
Nicht in allen Fällen ist die Viertheilung so
scharf ausgedrückt wie in Fig. 11; es kommen
namentlich auch minder scharfe Grenzen vor und
Andeutungen der Viertheilung in dem inneren
Rechteck, Fig. 12, dieselben sind aber nur An-
deutungen und werden vielfach von den Lamel-
len aus den anderen Sectoren unterbrochen.
Alle Würfelschliffe nach den 3 Richtungen des
Krystalls verhalten sich auch hier in der Haupt-
sache gleich; nach dem Inneren zu werden die
111
Einlagerungen häufiger und die Erscheinungen
verwickelter. .
y. Platten aas tetraedrischen Krystallen.
Die Erscheinungen derselben sind ebenfalls
auf den Normalfall der Platten rhombendode-
kaedrischer Krystalle zurückzuführen. An Schlif-
fen, die auf der einen Seite natürliche Würfel-
flächen besaßen , fand ich die bei Gelegenheit
der WürfelschlifFe aus Rbombendodekaederu zu-
letzt beschriebenen Einlagerungen, vergl. Fig. 10,
an den Ecken, so vorwaltend, daß dagegen die
andere Substanz fast völlig zurück trat.
— Was die Aetzversuche anlangt, so
lassen sich dieselben, der vielfach complicirten
Structur der Würfelflächen wegen, nur an Schlif-
fen anstellen unter gleichzeitiger Beobachtung
der optischen Orientirung der geätzten Theile.
Nach den Angaben Baumbauer's verfahrend *),
fand ich, wie er, daß die Aetzfiguren auf der
ganzen Würfelfläche einander parallel laufen
und sowohl Quadrate, wie Rechtecke neben-
einander darbieten. Einen Unterschied, wie ihn
Baumhauer in seiner Fig. 11 bezüglich der ein-
zelnen Figuren angibt, habe ich nicht durch-
f reifend finden können. Dagegen zeigen die
lächentheile, welche den Austritt einer Axe
darbieten, das in Figur 13 dargestellte Verhält-
niß, während die, welche den Axenaustritt nicht
in der Weise darbieten (also die, wie sie in Fig.
10 die Ecken erfüllen und sich öfters bandartig
in das Innere des Krystalls hinein erstrecken)
erkennen lassen, daß die Hauptauslöschungsrich-
Rechtecksseiten der Aetzfiguren senkrecht und pa-
1) L c. pag. 342.
respective
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112
rallel verlaufen. Diese Flächentheile sind in Fig. 13
durch ABCD, jene durch BCDEFG dargestellt.
Gar nicht selten sieht man die Aetzfiguren halb
auf dem einen, halb auf dem anderen Theil liegen.
Da nun die AuslöschuDgen des Lichts in den
erstgenannten Theilen nach den Diagonalen der
quadratischen Würfel schnitte erfolgen, so müssen
die Seiten der Aetzfiguren den Diagonalen des
Würfels parallel gehen. Die Baumhauer'sche
Fig. 11 stellt die Sache so dar, daß die Seiten
der Aetzfiguren den Kanten des Quadrats, ge-
bildet durch die begrenzenden Rhombendode-
kaederflächen, parallel laufen.
Die soeben beschriebenen Erscheinungen sind
an Platten beobachtet, die nach den Würfel-
flächen aus rhombendodekaedrischen Krystallen
geschnitten waren. Schnitte aus würfelförmigen
Krystallen zeigten dieselbeu Erscheinungen, aber
nur weniger deutlich. — Ob und inwiefern in-
dessen diese beobachteten Aetzfiguren als solche
zu betrachten sind, die eine Folge der primären
Structur des untersuchten Minerals sind, darüber
wolle man das bei der Aetzung der Platten des
Rhombendodekaeders Mitgetheilte vergleichen.
b. Untersuchung von nach den Flä-
chen des Rhombendodekaeders ge-
schnittenen Boracitplatten im polari-
sirten Licht.
Ich werde mich hier fast ausschließlich mit
Schnitten rhombendodekaedrischer Krystalle be-
schäftigen und solche würfelförmiger Krystalle,
da sie dieselben Erscheinungen in der Haupt-
sache, wie die der rhombendodekaedrischen »ei-
gen, nur zum Vergleich heranziehen. Schnitte
aus tetraedrischen Krystallen habe ich we-
gen der Kleinheit dieser Gebilde nicht untersucht.
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113
Im Allgemeinen bestätigen die Schnitte pa-
rallel den Flächen des RhombendodekaSders die
Mallard'schen Angaben vollkommen. Wird der
Schnitt auf der einen Seite von der natürlichen
Fläche begrenzt, so beobachtet man in klaren
Präparaten eine fast einheitliche Auslöschung
des inneren Rhombus nach den Diagonalen und
findet, daß die Ebene der optischen Axen, pa-
rallel der längeren Diagonale geht, die erste
Mittellinie (von negativem Charakter) auf der
Fläche des Rhombendodekaeders senkrecht steht *).
An einem relativ einheitlichen Präparat fand
ich für:
2H a = 101° 40' Na;
also einen etwas größeren Werth, als Des-
Cloizeaux angibt; übrigens ist der Axenwinkel
eine sehr schwankende Größe und die Einstel-
lung keine sehr sichere der nicht distincten Er-
scheinungen wegen.
Der erwähnte Schliff nach einer der natür-
lichen Rhombendodekaederflächen hat das An-
sehen von Fig. 14, wenn er homogen ist. Die
den inneren Rhombus umgebenden Parallel-
trapeze rühren von den vier Pyramiden her, die
die eine, parallel deren Basisfläche der Schliff
erfolgte, begrenzen. Wird der Schnitt näher
der Mitte des Krystalls zu geführt, so treten
noch andere Theile in ihn ein, wie es bereits
Mallard in seiner Fig. 10 schematisch und in
Fig. 11 nach der Natur darstellt. Die Fig. 15 der
vorliegenden Abhandlung ist eine naturgetreue Ab-
bildung eines sehr guten Schliffs. In der gezeich-
neten Normalstellung löschen die Theile A, B, C
aus, während D, JE, F, G farbig sind. Die
1) Der Charakter dieser Mittellinie wurde meist
negativ, seltener positiv befunden.
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114
Auslöschungeu dieser Theile erfolgt unter je 45°
zu den Diagonalen des Rhombus, wie dies schon
Mallard angibt 1 ). Die Grenzen zwischen J>, E>
F, G sind scharf, die dieser Theile zu A, B, C
aber, da die Partien übereinandergreifen durch
Farbenfransen kenntlich.
In dieser regelmäßigen Weise beobachtet
man die Erscheinungen selten. Sehr oft be-
haupten die Theile A, B, C nicht die in Fig.
15 dargestellte Lage und auch öfters nicht die
regelmäßigen Umgrenzungen. Namentlich in
ersterer Hinsicht und besonders häufig für den
Theil A tritt eine Verschiebung ein, er findet
sich dann in Form mehrerer Rhomben etwa an
der Kante FG oder DE, während die Mitte von
den zusammenstoßenden Theilen D, E, F y G
eingenommen wird. Spannungserscheinungen
zeigen die Theile A, 2?, C nicht selten; es tre-
ten dann in ihnen nach den Diagonalen von A
zungen förmige Partien auf, Fig. 16, Theile a y ß,
die, wenn die Platte in der Diagonalstellung mit
dem Gypsblättchen untersucht wird, zum Theil
gelb, zum Theil blau werden und in der Nor-
malstellung ohne Anwendung eines Gypsblätt-
chens fast nahezu (Abweichungen 1—2°) mit
der Hauptmasse auslöschen.
Dann findet man aber auch häufig, daß die
Masse von A (oder B y C) zungenformig in die
von D, E, F, G über- und eingreift und die
Theile D, 2?, F, G Fortsetzungen in A y B oder
C hineinschicken (Fig. 16, Theile y, d). Letz-
tere Fortsätze sind auch zungen- oder lamellen-
1) L c. p. 43. Ich werde die Auslöschan gen durch
Linien mit dicken Punkten an den Enden darstellen und
die Axen durch eine Linie mit 2 kleinen Ovalen an den
Enden.
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115
artig, meist parallel den Kanten des Rhombus
und berühren sich in Linien parallel dessen
Diagonalen.
Dieses eben beschriebene Verhältniß zeigen
auch die Rhombendodekaederflächen von vor-
herrschend würfelartigen Krystallen sehr schön,
ebenso lassen sie erkennen (es wurden sechs
verschiedene Schliffe parallel den sechs unter
einander ihrerseits nicht parallelen natürlichen
Rhombendodekaederflächen eines würfelförmigen
Krystalls untersacht), daß sie alle in Bezug auf
Orienfcirung der Hauptschwingungsrichtungen und
mit Rücksicht auf die Lage der Ebene der opti-
schen Axen sich einander gleich verhalten, also
in keiner Weise die Baumhauer'sche Annahme
bestätigen, denn nach dieser müßten sie, abge-
sehen von dem Bestehen aus zwei Theilen, Flä-
chen der rhombischen Pyramiden sein, die sich
aber optisch nicht, wie Endflächen verhalten
können.
Die Untersuch ung der Aetzfiguren
hat fernerhin auf den Flächen von oo 0
(110) zu sehr interessanten Aufschlüs-
sen geführt.
Aetzt man nämlich einen einheitlichen, im
Schliffe noch die natürliche Fläche von oo 0(110)
zeigenden Schnitt nach dem Rhombendodeka-
eder, so erscheint die ganze Fläche gleichmäßig
bedeckt mit Aetzfiguren, die die Form der in
Fig. 17 mit schwachen Linien dargestellten ha-
ben, entweder also Paralleltrapeze, gleichschenk-
lige Dreiecke, oder (seltener) Parallelogramme
sind, indessen immer so gerichtet erscheinen,
daß die kürzeren Kanten der Paralleltrapeze oder
die von den gleichen Schenkeln der Dreiecke
1) p. 849, Fig. 8.
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116
gebildeten Winkel nach der Seite des Rhombus
zeigen, an welcher die Combinationskante des-
selben zu der glatten Tetraederfläche auftritt.
Aetzfiguren derselben Art, was wenigstens die
Paralleltrapeze anlangt, beschreibt Baumhauer
und bildet sie als Aetzfiguren y ab. Der von
ihm aufgefundene Hemimorphisraus, den diese
Figuren zeigen und im Krystallbau andeuten,
findet nach dem Vorstehenden seine einfache und
naturgemäße Deutung. Die Aetzfiguren zeigen
eine Hemimorphie nach der Brachydiagonale
der Rhomben an, was den Gesetzen der tetrae-
drischen Hemiedrie entspricht.
Ihre gleichmäßige Vertheilnng und gleich-
bleibenden Formen auf den verschiedensten Thei-
len eines Schliffes von der Art der Fig. 15 spre-
chen ebenfalls nur für das reguläre System.
Auch Aetzfiguren, die denen , welche Baum-
hauer als Figuren a angibt, zu vergleichen sind,
habe ich gefunden, doch hat es damit eine
eigene Bewandtniß. Diese Aetzfiguren (ich will
sie ebenfalls a nennen) treten nämlich immer mit
den Aetzfiguren y zusammen auf (Fig. 17 sind die
dickeren die « Figuren), während diese sehr oft
ohne die Aetzfiguren a beobachtet werden. Beide
liegen fast in derselben Ebene, da man bei stärk-
ster Vergrößerung (System 9 Hartnack) die Mi-
krometerschraube nur wenig in Thätigkeit setzen
muß, um beide gleich scharf zu sehen, aber
schon bei einer Mittelstellung des Tubus beide
Arten von Aetzfiguren erkannt werden können.
Diese auffallende Erscheinung macht stutzig;
sie ist indessen nicht so zu erklären, daß sehr
dünne Schichten verschiedener Orientirung sich
überlagern, sondern einem ganz anderen Um-
stände zuzuschreiben.
Wenn man nämlich Schliffe nach coO (110)
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117
ätzt, besonders solche, die mehr nach dem In«
nern der Krystalle zu genommen sind, so bemerkt
man sehr bald auf ihnen einen Seidenglanz.
Derselbe rührt von der B loslegung eines Sy«
steras von einander parallelen Kanälen nnd Roh-
ren quadratischen und rhombischen Querschnitts
her, die alle entweder normal zu je einer der
Flächen von oo 0(110) stehen, oder wenigstens
sehr annähernd diese Lage haben. Das Vorhan-
densein dieser Kanäle kann man unzweifelhaft
und in sehr ausgezeichneter Weise beobachten.
In Fig. 18 sind diese Kanäle in Form von Li-
nien in einen Schliff von der Lage der Fig. 15
eingezeichnet. Da, wo sie vom Schliffe senk-
recht getroffen werden, sind ihre quadratischen
und rhombischen Querschnitte wiedergegeben, so
in dem Flächentheile A. In den Flächentheilen
B und C laufen die Kanäle der Höhenlinie des
Dreiecks parallel und sind normal zu den be-
grenzenden Flächen des Rhombendodekaeders ; in
den Theilen F, G stehen sie zur kürzeren Dia-
gonale des Rhombus geneigt. Wie schon be-
merkt, deckt das Aetzmittel diese Kanäle auf;
wo sie im Schnitt normal getroffen werden, ent-
stehen Durchschnitte, vergl. Fig. 18, die vom
Aetzmittel anders, als die umgebende Masse an-
gegriffen werden, etwas erhaben stehen bleiben
und so, wie ich glaube, zu den wahren Aetz-
figuren gerechnet worden sind. Dafi die von mir
beobachteten Gebilde keine wahren Aetzfiguren
sind, dafür sprechen alle Beobachtungen, nament-
lich auch die, daß mau an sehr vielen Stellen
des Schliffs den Verlauf und die Fortsetzung der
eigentlichen Kanäle von den Pseudo-Aetzfiguren
an in das Krystallinnere hinein, besonders wenn
die Kanäle nur wenig schief zur Plattenober-
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118
fläche stehen, (Fig. 18 neben A) auf das Deut-
lichste verfolgen kann.
Da ich nun sonst nichts bemerkt habe, was
mit den Baumhauer'schen Aetzfiguren a auch
nur die entfernteste Aehnlichkeit hätte, so
schließe ich, daß das, was Baumhauer als Aetz-
figuren a bezeichnet, mit den oben beschriebe-
nen identisch ist. Da diese Gebilde aber nicht
aus der primären Structur der Flächen hervor-
gehen, so müssen sie in Wegfall kommen, wenn
. das System des Boracits aus den Aetzfiguren er-
schlossen werden soll. Was die noch übrig
bleibenden Aetzfiguren ß anlangt, so habe ich
dieselben überhaupt nicht beobachten können
und halte sie. als wahre Aetzfiguren, noch der
Bestätigung bedürftig.
Auf den Rhombendodekaederfläehen
und zwar in ihrem ganzen Verlauf
gleich und einerlei, ob die Flächen
natürliche sind, oder dem Innern des
Krystalls entnommen wurden, vgl. Fig.
15, 17, 18 und wie auch die optische
Orientirung sei, kommen daher nur in
un z weifelhafter W eise die Aetzfigu-
ren vor, die ich in Fig. 17 als solche
wiedergegeben habe. Die anderen Bind
Durchschnitte von durch die Aetzung blosgelegten,
zu den Flächen von oo 0(110) normal stehenden,
einander parallelen Kanälen, quadratischen und
rhombischen Querschnitts. Bei der Verwitterung
und Veränderung der Krystalle spielen diese
Kanäle offenbar eine große Rolle, in dem von
hier aus die Substanz des Boracits in ein Faser-
system umgewandelt wird. Dieses Fasersystem
nahm Volger für seine Schlußfolgerungen in An-
spruch und hat es, abgesehen davon, vollständig
119
richtig beobachtet und in verschiedenen Figuren
zum Ausdruck gebracht 1 ).
Eine genauere Betrachtung dieser durch
Aetzung in scheinbar homogenen Krystallen
aufgedeckten Bildungsweise läßt bei Anwendung
starker Vergrößerung erkennen, daß die Kanäle'
zum Theil hohl, zum Theil mit Substanz er-
lüjlt sind und nicht selten kleine, nicht näher
bestimmbare Körperchen enthalten. Die optische
Wirkung einer dodekaedrischen Platte ist nach
wie vor der Aetzung dieselbe, die Substanz um
die Kanäle herum und , wenn diese erfüllt sind,
in denselben, daher im Wesentlichen die gleiche
und nur, wie aus dem Verhalten gegen das
Aetzmittel zu folgern ist, in der Dichtigkeit et-
was verschieden. Die langspindelförmigen Ge-
bilde, die Geinitz beschrieb und zeichnete *) ge-
hören offenbar an beiden Seiten geschlossenen
kanalartigen Partien an, die schon ohne weitere
Vorbereitung dem Beobachter sich darboten,
deren Zahl sich aber nach dem Aetzen erheb-
lich vermehrt zeigt.
Nachdem ich auf den Rhombendodekaeder-
flächen diese Pseudo-Aetzfiguren gefunden hatte,
ist es mir zweifelhaft geworden, ob die auf den
Würfelschliffen nachgewiesenen Figuren nicht
am Ende auch zu den Kanälen in Beziehung
stünden. Ich habe bei der Nachforschung auf
geätzten Würfelschliffen zwar auch die Kanäle
beobachtet, aber keine Beziehung der Aetzfigu-
ren zu ihnen wahrgenommen.
Die Würfelschliffe werden übrigens rasch
trüb und eignen sich wenig zu solchen Unter-
suchungen.
1) Vergl. Volger, Boracit, Fig. 84, 85, 86, 88.
2) Geinitz 1. c. p. 486 u. f., Fig. 6 (Taf. VII).
Digi
120
c. Untersuchung von nach den Flär
chen der Tetraeder geschnittenen Bo-
racitplatten im polarisirten Licht.
«. Platten aus rhombendodekaedrischen Krystallen.
Nach Mallard beobachtet man in tetraedri-
schen Schliffen , wenn solche von den Flächen
des Rhombendodekaeders begrenzt sind, eine
Dreitheilung vom Mittelpunkt des gleichseitigen
Dreiecks nach den Ecken 1 , nach Baumhauer
soll aus demselben Punkt des Dreiecks eine
Dreitheilung senkrecht auf die Seiten und im
regelmäßigsten Falle nach deren Mitte stattfin-
den. Ich werde von der ersteren Theilung kurz
als der Dreitheilung nach den Ecken und von
letzterer als der Dreitheilung nach den Seiten
reden. Beide Dreitheilungen kommen zusammen
vor, die Dreitheilung nach den Ecken ist die
durchgreifendere Structurform.
Man erhält die zur Untersuchung geeignet-
sten Präparate, wenn man an klaren Rhomben-
dodekaedern, die nur das glatte Tetraeder zei-
gen, Schnitte vom matten Tetraeder an, senk-
recht zur trigonalen Zwisehenaxe bis zum glat-
ten Tetraeder, das in einer natürlichen Kry-
stallfläche sich darstellt, anfertigt.
Der Verlauf bis zur Krystallmitte ist in den
Figuren 19, 20, 21, 22 wiedergegeben, die alle
in der Hauptsache nach der Natur gezeichnet
sind; von der Mitte ab bis zum glatten Te-
traeder, Fig. 23, liegen die Schliffe, Fig. 21
und 20.
In der Richtung der trigonalen Zwischenaxe
gesehen, nehmen von dem Mittelschliff an Fig.
1) Mallard gibt in den Figuren Begrenzungen von
den Würfelflächen an.
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121
21, 20 und 23 eine gegenüber der ersteu um
180° gedrehte Lage an.
Das matte Tetraeder ist im vorliegenden
Falle keine natürliche Krystallfläche, die Ecken
des Rhombendodekaeders stoßen im Endpunkt
der trigonalen Zwischenaxe zusammen und, wenn
der Kry stall regelmäßig gebildet ist, zeigt sich
Dreitheilung nach den Ecken. Die 3 Sectoren,
Fig. 19, haben scharfe Grenzen und löschen pa-
rallel den Dreiecksseiten aus *). — Von Ein-
schlüssen werde ich später reden.
Liegt der Schnitt mehr nach der Mitte zu,
so ergibt sich Fig. 20. Zu den 3 Sectoren,
kommen noch fernere drei und ihre in paralle-
ler Stellung befindlichen hinzu, wie man sich
an der Hand eines Modells überzeugen kann.
Die Auslöschungen sind dreierlei Art, je 3 Theile
löschen, wie in Fig. 20 ersichtlich, zusammen
aus.
Fig. 21 zeigt einen Schliff in derselben
Richtung, aber noch mehr nach der Mitte zu
geführt.
Fig. 22 endlich den Mittel schliff mit den
drei verschiedenen Auslöschungen. Je zwei ge-
genüberliegende Partien löschen zusammen aus.
Danach käme dann, wie schon mitgetheilt,
wieder ein Schliff wie Fig. 21 , dann einer wie
Fig. 20, endlich, auf der einen Seite begrenzt
von der natürlichen Fläche, Fig. 23.
In allen Schliffen sind die Grenzen der Theile
untereinander mehr oder weniger scharf , bis-
weilen findet sogar Trennung der Partien statt;
1) In den Figuren sind die Auslöschungen durch
eine Linie angegeben, die an den Enden zwei Punkte
besitzt.
122
nur in Fig. 20 und 21 beobachtet man zwischen
inneren und äußeren Theilen, da hier Ueberla-
gerung eintritt, Farbenfransen.
Es entgeht der aufmerksamen Betrachtung
nicht, daß Fig. 23 einen deutlich erkennbaren
Einfluß der natürlichen Tetraederfläche auf die
Anordnung der Theilchen zeigt : wo diese
Fläche aufhört und die Kanten von oo 0 (110)
beginnen, zeigt sich die normale Dreitheilung.
Was diese Schnitte ferner lehren, ist, daß
die Bildung vom Mittelpunkt des Krystalls
gleichmäßig nach außen vor sich geht, sofern
ein ganz normaler Bau vorliegt.
Ich bemerke hierzu ausdrücklich, daß zwei
Krystalle diesen normalen Bau ganz und fast
vollkommen zeigen ; in der besten Reihe fehlt,
durch einen Unfall beim Schleifen, leider der
Schliff, Fig. 19, den aber zahlreiche andere, in
ähnlicher Richtung angestellte Versuche, wie
Fig. 19, ergeben.
Nun sind aber durchaus nicht alle Krystalle
so regelmäßig gebildet, die einzelnen Theile
greifen vielmehr in einander über, keilen sich
in einander ein, die Grenzen werden undeutlich,
zuweilen dominiren namentlich von den inneren
oder äußeren Theilen eine oder zwei Orientirun-
gen und alje anderen fallen weg, so daß öfters
höchst unregelmäßige Erscheinungen sich dar-
bieten.
Am regelmäßigsten stellen sich die Schliffe
Fig. 19 und 23 dar, in letzterem ist jedoch das
conceutrische Dreieck (der natürlichen Fläche
entsprechend) selten ganz einheitlich in seiner
Auslöschung, die mit der des unteren Sectors
zusammenfällt, sondern zeigt bisweilen unregel-
mäßige Dreitheilung, manch Mal solche nach
den Seiten. Auf der Seite des matten Tetrae-
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123
der8 erscheint Schliff Fig. 20 wie diese ; auf der
anderen Seite sind die Grenzen der Dreithei-
lung verwischter, die einzelnen Theile greifen
mehr in einander über. Im Gegensatz hierzu
ist Schliff Fig. 21 anf der Seite des glatten Tetrae-
ders immer besser, als auf der anderen. Der
Mittelschliff ist höchst selten so regelmäßig
wie in Fig. 22. So sehr sich aber auch die
Theile in- und übereinander schieben mögen:
alle haben sie zusammen doch nur drei Auslö-
schungen. Durch diese Schliffe wird die Mal-
lardsche Anschauung in der Erscheinung voll-
kommen bestätigt. —
Da ich eine große Zahl von Krystallen un-
tersucht habe, so darf ich in den Fig. 24—28
noch einige Schliffe nach dem matten und glat-
ten Tetraeder darstellen, die solchen Krystallen
entstammen, welche kleine natürliche Flächen
dieser Tetraeder zeigten. Man sieht die beiden
Theiluugen kommen zusammen vor, jedoch ist
es auffallend, daß während der Schliff an einer
Ecke von oo 0 (110) eine bestimmte Figur dar-
bietet, z. B. Fig. 25 , der an einer anderen ent-
sprechenden ganz normal sein kann, wie Fig. 19.
Dann findet man aber auch wieder an anderen
Krystallen rhombendodekaedrischer Bildung, daß
alle Schnitte nach dem matten Tetraeder, dicht
an den Ecken gelegen, sich wie Fig. 19 ver-
halten, während wiederum andere Krystalle bei
solchen Schnitten Erscheinungen, wie Fig. 27
zeigen.
Fig. 28 stellt einen Schliff nach dem glatlen
Tetraeder dar.
So kommen diese beiden Dreitheilungen zu-
sammen vor, manchmal ist auch der Schliff von
Substanz nur einer Auslöschung erfüllt und sehr
sparsam treten die anderen Orientirungen darin aut
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124
Die Verhältnisse der glatten Tetraeder habe
ich schon aufgeführt und es ist nur noch nach-
zutragen, daß da, wo keine oder nur eine sehr
kleine glänzende Tetraederfläche am Krystall
erscheint, der nahe der Ecke geführte Schliff
dieselbe Erscheinung zeigt wie Fig. 19, also
auch hier wieder eine Beziehung der optischen
Orientirung zu den Begrenzungselementen des
Krystalls zu Tage tritt.
Von Einschlüssen in den diversen Sectoren
sind außer Theilen auB anderen Sectoren, die
aber mit jenen auslöschen und in allen Schliffen
vorkommen (ganz besonders in Schliffen von
der Art der Fig. 22 gern senkrecht zu den
Seiten des Sechsecks stehen) solche zu nennen,
die offenbar durch sekundäre Spannungen ent-
standen sind.
Ich habe deren von blattförmiger Art, die
etwa unter 30° zu den Grenzen der Sectoren
neigen und denselben ein federfahnenäbnliches
Ansehen verleihen, in Fig. 29 dargestellt. Sie
zeigen an ihren Rändern lebhafte Farben und
löschen fast gleichzeitig (Abweichung 1 — 2°)
mit dem Sector aus, in dem sie vorkommen.
Von den in der Fig. 30 dargestellten, senkrecht
zur Sectorengrenze stehenden Einlagerungen
glaube ich denselben Ursprung, wie bei den
vorigen, annehmen zu müssen. Das Auslöschen
mit dem Sector habe ich hier nicht so durch-
greifend beobachtet.
ß. Platten aus würfelförmigen Krystallen.
Ich habe hier nur solche Würfel untersucht,
an denen oo 0 (110) mit auftrat. Es bieten
sich im Wesentlichen dieselben Erscheinungen
dar, wie vorhin mitgetheilt.
Die zwei Dreitheilungen auf derselben Fläche
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125
zeigt besonders schön Fig. 31 nach dem matten
Tetraeder, die Fig. 32 und 33 entsprechen an-
deren Flächen derselben Lage vom gleichen
Krystall. Die glatten (natürlichen) Tetraeder-
flächen desselben sind im Wesentlichen wie
Fig. 23 gebildet.
Andere Krystalle verhalten sich ähnlich:
auf den nach dem matten Tetraeder angeschlif-
fenen Flächen wechselt Dreitheilung nach den
Ecken mit solcher nach den Seiten und die
Schliffe nach den glatten (natürlichen) Tetrae-
derflächen lassen in der Hauptsache den Einfluß
der natürlichen Flächen erkennen vergl. Fig. 23.
y. Platten ans tetraedrischen Krystallen.
Das vorherrschende Tetraeder zeigt im Dünn-
schliff eine Dreitheilung, die meist der Regel-
mäßigkeit entbehrt und nur selten sich an die
Dreitheilung nach den Ecken oder Seiten mehr
anschließt. Die Schliffe, welche nach den Ecken
des vorherrschenden Tetraeders zu liegen, zei-
gen Dreitheilung nach den Ecken des durch
den Schliff entstehenden Dreiecks. Im Allge-
meinen lassen sich die Erscheinungen in diesen
Krystallen am wenigsten gut beobachten.
— Was die Aetzfiguren anlangt, so wur-
den Tetraederschliffe von den entgegengesetzten
Enden einer trigonalen Zwischenaxe (glattes Te-
traeder als natürliche Fläche, mattes als ange-
schliffene) untersucht 1 ). Bei 3 Paaren solcher
Schliffe ergab sich, daß auf den matten Tetrae-
derflächen die Aetzfiguren gleichseitige Dreiecke,
an den Ecken bisweilen gerade abgestumpft,
sind und mit ihren Seiten den Kanten der
Hauptfigur parallel gehen, vergl. Fig. 34; auf
1) Die untersuchten Krystalle waren Rhombendo-
dekaSder.
10
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126
den Flächen der glatten Tetraeder haben die
Aetzfiguren dieselbe Form, liegen aber zu den
Begrenzungseletnenten umgekehrt, Fig. 35. Be-
sonders ausgezeichnet tritt dies Verhältniß bei
einem Schliff von der Lage der Fig. 21 nach
dem glatten Tetraeder zu Tage, vgl. Fig. 36.
Auf allen Stellen der sämmtlichen Schliffe
liegen die Aetzfiguren einander parallel, einer-
lei, ob der Schliff Dreitheiluug nach den Ecken,
nach den Seiten , oder beide zugleich zeigt.
Sehr schön beobachtet man auch die zur Fläche
geneigten Kanäle (worüber schon Volger bei
Besprechung der Fasersysteme berichtet, 1. c.
pag. 224) und kann ihre Durchschnitte nicht
selten deutlich wahrnehmen.
3. Zusammenstellung der Resultate und Sclduß-
folgerungen.
Die vorstehenden auf Grund der Beobach-
tungen gemachten Mittheilungen lassen von op-
tischer Seite her erkennen, daß die Substanz
des Boracits doppeltbrechend und in der Erschei-
nung die Mallard'sche Annahme zutreffend ist.
Sie haben aber auch, indem der Bau der
Krystalle noch mehr in's Einzelue hinein ver-
folgt wurde, nachgewiesen, daß die Begrenzungs-
elemente derselben von nicht unerheblichem
Einfluß auf die Regelmäßigkeit der Anorduutig
im optischeu Sinne sind und somit wieder die
Erfahrung bestätigt, die Klocke in seiner Un-
tersuchung über den Alaun durch den Einfluß
des Vorhandenseins und Verschwindens gewisser
Begrenzungselemente auf die optische Structur
sieher gestellt und neu dargethan hat 1 ). Wäh-
rend aber beim Alaun die Erscheinungen der
1) 1. c. pag. 68, 72, 78 u. 79.
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127
Doppelbrechung wesentlich tiur von der Krystall-
begrenznng abzuhängen scheinen, sind beim Bo-
racit noch andere Momente in Betracht zu ziehen.
Jedenfalls lehrt zunächst die Erfahrung,
daß sich optische Zweiaxigkeit verbnuden mit
regulärer Symmetrie zusammen fiudet und diese
letztere ist nicht nur gewährleistet durch die
Messungen, sondern auch, mit Rücksicht auf
die tetraedrische Hemiedrie, durch die ganze Er-
scheinungsweise der Krystalle. Fernerhin sind
die Aetzerscheinungen, namentlich auf den Flä-
chen von oo 0 (HO), dann aber auch anf den
anderen, nur zu Gunsten des regulären Systems
zu verwerthen.
Will man die Erscheinungen, wie sie der
Boracit bietet, deuten, so sind 2 Anuahmeu
möglich :
1. Entweder man hat, nach Mallard, kleinste
Theilchen eines niedereren Symmetriegrades,
die eine reguläre Pseudosyrametrie veranlassen.
2. Oder der Boracit ist regulär und die
optischen Erscheinungen eine Folge seines be-
sonderen Krystallwachsthums.
Was die erstere Annahme anlangt, so ist
sie im Sinne der neuesten Richtung in der Mi-
neralogie, die auf jede optische Anomalie hin,
ohne sich zu fragen, was dieselbe wohl veran-
laßt haben könnte, das System der Körper um-
stürzt. Wie viele Körper, kann mau mit Recht
fragen, sind in ihrer Bildungsweise so einheit-
lich , daß das Erforderniß der Theorie in aller
Strenge erfüllt wäre und wie viele werden,
wenn ein solcher Maßstab angelegt wird, noch
in den seither für sie angenommenen Systemen
verbleiben ? —
Wie steht es aber in weiterer Folge mit
gar manchen Krystallsystemen überhaupt, be-
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128
stehen sie, z. B. das reguläre, noch, oder sind
es nur vollendete Täuschungen der Natur?
Die Beantwortungen dieser Fragen haben
das höchste Interesse. Sicher wird zur präcisen
Systembestimmung die genaue optische Unter-
suchung von größter Wichtigkeit sein; ich bin
der Letzte, der dieses verkennt, aber ich scheue
mich nicht, es ebenfalls öffentlich auszusprechen,
daß es verkehrt ist zu Gunsten jeder optischen
Anomalie, die eine Structur- u. Bauunregelmä-
ßigkeit aufdeckt, eine altbewährte Gesetzmäßig-
keit umzustoßen. Es wäre viel richtiger nach
den Gründen eines solchen gesetzwidrigen Ver-
haltens zu forschen, als dasselbe nun seinerseits
zum Gesetz zu erheben.
Meine Ansicht ist demnach, daß, wenn man
durch Annahme des rhombischen Systems beim
Boracit die bestehende Anomalie beseitigen will,
dadurch wiederum eine noch viel größere ge-
schaffen wird, denn wie wollte man, wenn der
Boden der Thatsachen nicht verlassen
werden soll, die reguläre Symmetrie, gestützt
durch Anordnung der Flächen und Neigungs-
winkel derselben, die ganze, höchst regelmäßige,
man kann sagen musterhafte Erscheinungsweise
der Krystalle, die Aetzfiguren derselben u. s. w.
erklären, wenn das rhombische System ange-
nommen wird?
Aus diesen Gründen halte ich es für noth-
wendig an die zweite Annahme heranzutreten
und zu untersuchen, ob nicht durch die Wachs-
thumsrichtungen der Krystalle, die ganze Bil-
dungsweise derselben und den Einfluß der Be-
grenzungselemente die optischen Erscheinungen
erklärt werden können.
Wie sich Körper gegen Spannung und
Druck, resp. Temperaturveränderungen u. s. w.
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129
verhalteu, ist genugsam bekannt und ebenso
weiß man, daß die hier erzeugten optischen
Erscheinungen sich von der wahren Doppelbre-
chung im Allgemeinen wesentlich unterscheiden.
Denn, wenn für diese angenommen wird,
daß sie den kleinsten Theilchen der Körper
inne wohne, unabhängig von den Begrenzungs-
elementen derselben sei und sich in allen pa-
rallelen Richtungen ebenso kund gebe, wie sie
sich in einer bestimmten zeigt, so bieten die
gewöhnlichen Spannungserscheinungen solche
dar, die an den Ort gebunden sind, auch mit
Aenderung der Umgrenzungselemente variiren
(gekühlte Gläser) und so sich wesentlich verschie-
den von der wahren Doppelbrechung erweisen.
Nicht alle Erscheinungen, die durch Druck
zu Stande kommen , verhalten sich indessen so.
Allbekannt ist es, daß, wenn ein einaxiger Kör-
per durch Spannungserscheinungen beim Wachs-
thum, z. B. durch solche senkrecht zur optischen
Axe, alterirt wird, er die Erscheinungen eines
zweiaxigen zeigt. Die neue Erscheinung wech-
selt dann in einem passend hergestellten Prä-
Earat zwar von Stelle zu Stelle, ist aber inner-
alb einer Stelle nicht an den Ort gebunden,
sondern auf ziemliche Ausdehnung hinaus in
allen parallelen Richtungen dieselbe.
Andererseits hat schon Brewster die Beob-
achtung gemacht, daß durch einen gleichmäßi-
gen Druck ein amorpher Körper die Eigen-
schaften eines einaxigen annehmen könne und,
wenn man, abgesehen von den früheren Mit-
theilungen l ) die Angaben Brewster 's in seinem
Werke Optica 1835 p. 241 nachliest, so unter-
liegt es keinem Zweifel, daß in diesem Falle es
1) Philos. Transaction 1815, p. 33 u. 34.
130
sich um eine Erscheinung haudelte , die unab-
hängig vom Orte in allen parallelen Richtungen
dieselbe war , welches Resultat auch Brewster
ganz und voll für seine weiteren Schlußfolge-
rungen in Anspruch nahm.
Wir können daraus schließen, daß ein gleich-
mäßig wirkender Druck, in seiner Inten-
sität verschieden nach drei auf einander senk-
rechten Richtungen, es bei einem regulären
Körper vermögen könnte, die Erscheinungen
eines zweiaxigen hervorzurufen, denn im ersten
Falle hatten wir einen Körper, der sich in ei-
ner Richtung in gewisser Weise, in allen senk-
rechten hierzu gleich und von der ersten ver-
schieden verhielt, es kam ein Druck hinzu, der
die Gleichheit der zur ersten senkrechten Rich-
tungen aufhob ; im zweiten Falle bewirkte ein
in einer bestimmten Richtung wirkender Druck
eine gleichmäßige Gestaltung der Verhältnisse in
den zur Druckrichtung senkrechten Richtungen.
Könnten wir beim Boracit darthun, daß
durch das Krystallwachsthum Erscheinungen
entstehen , die eine Spannung der Theile , wie
sie zur Bildung der Zweiaxigkeit nothwendig
ist, ermöglichen, so wäre die Erklärung des That-
bestandes um einen wesentlichen Schritt gefördert.
Dies läßt sich, wenn auch nicht direct, so
doch indirect mit aller Evidenz erweisen, wenn
man die Veränderungen beachtet, denen der
Boracit unterliegt. Schon Volger hat darauf
gebührend hingewiesen und den Umstand be-
tont, daß bei der Veränderung der Krystalle
ein Gerüst nach den Ebenen des Rhorabendo-
dekaeders erhalten bleibt, was bedeutend wi-
derstandsfähiger ist, als die ausfüllende Masse l ).
1) 1. c. p. 208 und 209 Fig. 84 und 85, p. 224.
Fig. 86.
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131
Ich kanu diese Beobachtung völlig bestätigen.
Fig. 37 stellt einen der Lage iiach Fig. 22 ähn-
lichen Schnitt durch die Mitte eines Krystalls
dar zur Darlegung dieser Verhältnisse. Eine
ganze Reihe von Präparaten zeigt diese Erschei-
nungen von den frischesten Krystallen an bis
zu den zersetztesten und es kann sich eiu Jeder
leicht davon überzeugen.
Kanu man sonach auch nicht das Gerüst in
seinem Eutsteheu beobachten , so gelingt es
doch bei der anfaulenden Veränderung und
dem Fortschreiten derselben im Krystalle das-
selbe unzweifelhaft nachzuweisen. Wenn die
Krystallniasse bei dem wachsenden Krystalle eiu
solches Gerüst erfüllt, so werden Trichter ge-
bildet, die von der Form eiuer vierseitigen Py-
ramide mit der Rhombendodekaederfläche als
Basis sich darstellen, entsprechend der Hart-
mann-Mallard'scben Annahme. In diesen Trich-
tern sind die Dimensionen: Höhe der Pyramide
zu der kleineren und größereu Diagonale des
basischen Schnitts drei ungleichwerthige Rich-
tungen , denen die optischen Elasticitätsaxen in
folgender Reihe: größte, mittlere, kleinste (so-
fern die Beobachtung: erste Mittellinie der Axen
von negativem Charakter zu Grunde gelegt ist
vergl. p. 113) entsprechen. Dur,ch das feste im
Wachsthum voranschreitende Gerüst sind also
innerhalb desselben die Bedingungen gegeben,
die ein Wachsen nach den rhombischen Zwi-
schenaxen, *ein rhombisches Wachsthum« 1 ) er-
möglichen und die sich einlagernde Krystall-
masse kann beim Festwerden eine von kleinstem
Theilchen auf kleinstes Theilchen wirkende,
1) Ich bediene mich hier eines Ausdrucks Knop's
in seinem Werke: Molecularconstitution und Wachs-
thum der Krytitalle 1867 p.62 und verweise auf Fig. 62.
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132
also sehr regelmäßige, nach den oben erwähnten
Hauptrichtungen orieutirte Spannung erfahren.
In dieser Annal^ne kann man, wie ich glaube,
einen auf Thatsachen gestützten Erklärungsver-
such der Erscheinungen, die der Boracit in op-
tischer Hinsicht darbietet, erblicken. In der
Hauptsache darf er als eine weitere Ausführung
der Ideen betrachtet werden, die v. Reusch sei-
ner Zeit entwickelt hat 1 ).
Berücksichtigt man nun noch die verschie-
dene Dichtigkeit der Substanz in krystallogra-
phisch gleichwertigen Richtungen, die sich durch
die beim Aetzen hervortretenden Kanäle und
deren umgebende Masse, die das Aetzmittel fort-
nimmt, kund gibt, zieht man ferner in Betracht,
daß dünnste Schliffe bei stärkster Vergrößerung
und mit Zuhülfenahme des Gypsblättchens un-
tersucht, durchaus nicht das Verhalten eines
einheitlichen Körpers an Stellen, die einheitlich
sein sollten, zeigen, daß auch schon bei schwä-
cherer Vergrößerung solche Stellen der einheit-
lichen Polarisationsfarben entbehren und ein
Aufsteigen und Abfallen der Farbe bei der Ver-
schiebung der Platte auf den gleichwerthig sein
sollenden Stellen gleicher Dicke bemerkt wird,
so drängen alle diese Erscheinungen zu der
Annahme, daß der Boracit seine eigenthümli-
cben im Widerspruch mit der Structur stehen-
den optischen Eigenschaften zum Theil dem
Einfluß seiner Begrenzungselemente, ganz vor-
zugsweise aber dem seiner Wachsthumsrichtun-
gen verdanke.
1) t, c. p. 621 u. 622.
Fftrd.R edaction verantwortlich : Bu&mbergsr , Director d . Gött. gel. Ana.
Commisaions- Verlag der DieUricKschsn Verlags - Buchhandlung.
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133
Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
Schäften und der G. A. TTmv»i. a ,v.u
Gotting«
25. Februar. MU 3.
1880.
Köuigliche Gesellschaft der WissenticWt«!..
Sitzung am 7. Februar.
Wüstenfeld, Die Namen der Schiff« ; m t u- L
von J. HenleO^ Sangethieren. (Vorgelegt
Dr. Bert hold in Neapel, MittheiW der DntAnmM,.,
gen ober 'Fortpflan^einer Algen™ »ttaL fSKÄ
von Graf Solms-Laubach.) "«ttong. (Vorgelegt
"(ÄÄ, 0 ^ C »'or inH^le,
L V F " c . h f' üa J* r ™» Klaue von Funktionen mehrer«,
Vanabeln, welche dorch Umkehrung der Intei^d«^
gojakn Coeffimenten entstehen. f Vo rgeleft von £
Die Namen der Schiffe im Arabisch
en
F. Wüstenfeld
üeber das Seewesen der Muhammedaner ist
bis ,etzt nichts im Znsammenhange bekannt ge-
ll
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134
wordeu ; das Werk , aas welchem ich die Ab-
handlung über das Heerwesen herausgegeben
habe, enthält sehr wahrscheinlich auch einen
Abschnitt über das Seewesen, wie man aus dem
Vorkommen der darauf bezüglichen Fragen in
dem Desideraten-Buche des Lord Munster pag.
a! fg. schließen muß, und auf ein ähnliches Ca-
pitel verweist Ibn Mummäti in seinen »Regeln
für die Diwanec, welches in den Gothaer Hand-
schriften leider! nicht enthalten ist. Ibn Chaldün,
Prolegomenes Il e Partie, texte pag. 32, traduct.
pag. 37 giebt unter der Ueberschrift, »das Com-
mando der Flotte« nur eiuige interessante Nach-
richten über die Eroberungen der Araber im
Mittelländischen Meere, wobei er nur d\6 ge-
wöhnlichen Ausdrücke Schiffe, Fahrzeug,
Flotte gebraucht und bei dem Schiffbau texte
pag. 325, traduct. pag. 378 spricht er nur ganz
kurz über die dazu nöthige Kenntniß der Ma-
thematik.
Die Araber vor Muhammed waren nicht
viel über die Küstenfahrt im rothen und Per-
sischen Meere hinausgekommen und besaßen
nur wenige Transportschiffe für ihren Handel
nach Aegypteu, Nubien und Habessinien auf der
einen, nach Vorderindien und Ceylon auf der
anderen Seite. Sobald sie aber in den Besitz
von Syrien und Palästina gelangten und an das
Mittelländische Meer kamen, richteten sie ihre
Blicke auch nach den Griechischen Inseln, und
wir sehen sie zur See ebenso siegreich als zu
Lande, Cypera wurde nach einigen schon im J.
27 oder 28 d. H. erobert, Rhodus im J. 52,
Creta nnd Arwäd 1 ) im J. 54. Schiffbare Flüsse
1) Beladsori pag. 236 und Jäcilt I, 224 verlegen
diese Insel ^in die N&he von Constantinopel« ; Abulfda
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135
hat Arabien nicht, erst am Euphrat, Tigris und
Nil lernten die Araber Flußschilfe kennen, wenn
sie auch einzelne Wörter dafür schon hatten.
Deßhalb muß es bei allein Reichthum der Ara-
bischen Sprache, welche z. B. für Caniel 200,
für Löwe über 400 verschiedene Namen hat,
doch Wunder nehmen, daß auch für Schiff
weit über 100 Ausdrücke vorkommen. Diese
vermindern sich aber schon um die Hälfte, wenn
man nur die ältere Sprache berücksichtigt, und
auch von diesen ist eine große Anzahl erst außer-
halb Arabien zu dem Arabischen Wortschatze
hinzugekommen und deßhalb von den Puristen,
welche nur das classische Arabisch berücksich-
tigten, in ihre Wörterbücher nicht aufgenommen,
fehlt doch bei 'Gauhan und Färuzabädt das
Wort für Flotte, weil es aus dem Griechischen
entlehnt war Jjia-J <n6Xog uud Macrizi kennt
die Ableitung desselben nicht. Bei manchen
Wörtern wird es ausdrücklich angegeben, daß sie
die Namen für Schiffe von einer bestimmten
Größe, Form und Bauart sind, wie sie auf dem
Euphrat oder auf dem Nil vorkommen, und ge-
wiß noch andere, von denen es nicht bemerkt
wird, sind nur in gewissen Gegenden gebräuch-
lich gewesen. Die zweite größere Hälfte aus
der späteren Zeit ist zum Theil nachweisbar
aus anderen Sprachen, namentlich aus dem
Griechischen, Italienischen und Spanischen ent-
lehnt, zum Theil so verändert, daß ihre Etymo-
Annal. V, 180 hat das Richtige: »Arwdd gegenüber An-
tartusc d. i. Aradu* gegenüber Antaradus (Tortosa), eine
kleine Insel dicht an der Syrischen Küste in der Richtung
von Cypern, schon im Alten Test, als Tnfc* erwähnt und
ein Hauptsitz der Phönicier; im Mittelalter hatte sie noch
einige Wichtigkeit, jetzt ist sie gänzlich verödet und unter
dem Namen Ruad kaum noch bekanot
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136
logie nicht mehr zu erkennen ist, denn die
Araber haben Fremdwörter sich gewöhnlich so
znrecht gemacht, daß man sie als von einer
Arabischen Wurzel abstammend betrachten konnte,
mit deren Grundbedeutung das Wort gleichwohl
nichts gemein hatte.
Von manchen der ursprünglich Arabischen
Wörter ist die Ableitung deutlich, wie durch
vorgesetztes p z. B. j* 9J **a, i^Ouw oder durch
angehängtes JJ, iü bei Namen von Oertern , wo
Schiffe gebaut wurden oder woher sie kamen
und wohin sie fuhren, wie ^Olc, jULu«^,
KJL^> vielleicht auch iU^ ; einige sind sicher
nur von Dichtern substantivisch gebrauchte Ad-
jectiva, wie das Schankende, das Meer durch-
furchtende, das Schwimmende. Von vielen Wör-
tern wird weiter nichts gesagt, als daß sie »ein
Schiff« bedeuten, Art, Form und Bestimmung
kennt man nicht, manche sind nur atre einer
einzigen Stelle, besonders aus einer Aufzählung
bei Macaddasi bekannt geworden, von mehreren
auch schon länger bekannten ist die Erklärung
noch mangelhaft. Ein Paragraph bei Ihn Nam-
rnati, in welchem die Namen der zur Kriegsflotte
gehörenden Schiffe kürz erläutert werden, gab
Veranlassung, alle bekannten Ausdrucke für
Schiff aus Feiruzabädt, Lerne, Dozy, de Goeje
in den Registern der von ihm herausgegebenen
Werke, Lord Munster's Desideraten und dem
Vocabtdista in Arabico zu sammeln und in nach-
stehende alphabetische Ordnung zu bringen.
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Die betreffende
Stelle aus
lautet :
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o' CT J%&" *i
^ Lfib sou^t Uli yi«^' 0 t er
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139
(otytJI B) vj^JI j5^J1 L* »Um vS ^
«*13 ^ (*ÄÜ B) iüU c^itf ByaZ*
£*>tjjl JoOu JJüJ vJlJJ u^fjü^
Die großherrliche Flotte steht zur Zeit unter
dem Aegyptischen Kriegsniinisteriuni und wir
werden über ihren Zustand an der betreffenden
Stelle handeln. Die Namen für ihre Schiffe sind
äju^b tarida, j^jSi schini 1 ), gLSJ* musattah,
öiy> harräca, u^j* marküs, ^^JüJLA schalandl
l^Xet aVdn. Der Vortheil, welchen die Mus-
limen davon haben, ist zu bekannt, als daß mau
darüber weiter reden müßte, und ihre Zahl größer,
als daß man sie zählen könnte. Die tarida ist
1) Die Richtigkeit der Lesart mit Teschid,
welche ich nach der Handschrift des Calcuschandi in der
Abhandlung über die Geographie und Verwaltung Aegyp-
tens S. 215 habe abdrucken lassen, ist mehr als zweifel-
haft, da der Piarai oder gebildet wird ;
L. Münster S. 81 unrichtig J^Süt.
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140
zur Aufnahme von Pferden l ) bestimmt, gewöhn-
lieh kann sie vierzig Pferde aufnehmen. SÜUlt
die hatntnala 2 ), Transportschiff, darin wird der
Proviant verladen, schal midi ist ein Schiff mit
einem Verdeck, auf welchem die Soldaten käm-
pfen, während die Ruderer unter ihnen rudern.
musattah hat dieselbe Bedeutung [mit einem sath
Verdeck versehen, Glattdeck -Corvette]. schini
die Galeere wird auch vJjjLlt d-guräb der Raab e
genannt, sie wird mit 140 Rudern gerudert und
die Soldaten sind zugleich Ruderer, harraca ')
das Brandschiff ist kurz, zuweilen sind deren
Hundert oder etwa so viel. aWärt (oder a'zäri)
sind der Flotte nachfolgende Schiffe, in denen
Reisevorräthe transportirt werden, marküs*) ist
ein kleines Schiff zum Wasserholen, wegen sei-
ner Leichtigkeit kann es an allen Orten anlaufen
und die Tragfähigkeit beträgt unter Hundert
Irdabb.
Hieran schließt sich bei Ihn Mammati noch
Folgendes :
sX>X (jmJ, JaJUJf 8^ Jt>jü\
1) Nach dem Codex des Z. Munstsr 8. 82 auch für
Gepäck and Munition.
2) Dies Wort ist in der obigen Aufzählung aasgelassen.
3) In dem Vocabulista unrichtig mit ^ geschrieben.
4) Vermuthüch dasselbe, was bei Freytag ohne Quel-
lenangabe unter dem Namen tmyf £ barkÜB »navis parva«
vorkommt.
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Hl
j**aj»} >,.*. h& f^** JaJUJf J^Lw
Lfeie ^5^3 _,t JaüJt J^>Lw oJLa. Uli
*L*~Si- ^ iU^JL LpX* ^ Jü*l 8,1^
» ' * 4^ ijfrft jA« x£>ü Liaü,
o^' ^ wr. iQLo
Caradh ist die Frucht des Acacien Baumes,
kein Mensch darf damit Handel treiben als die
von dem Diwan angestellten, nnd bei wem etwas
davon gefunden wird, was nicht von ihnen ge-
9
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142
kauft wurde, den bestrafen sie. Das Acaeien-
Ufer ist ein Ort, wohin die Schiffe mit Holz
kommen, welches abgeschätzt und an die Kauf-
leute verkauft wird. Dort sind die Vorräthe
des Diwan aufgespeichert und es findet ein ge-
regelter Handelsverkehr statt, wozu Beamte, Vor-
räthe , Geld , Holz vorhanden sind und für das
angebrachte Nutzholz findet keine Verzögerung
statt. Arbä' el-Kcil Viertel-Maaß dies sind
Schiffe, welche aus den erwähnten Erträgen un-
terhalten werden, und wenn sie an das Acacien-
Ufer kommen , werden sie abgeschätzt oder es
wird zum Verkauf ausgerufen, und so oft ein
annehmbarer Preis geboten ist, wird der Eigen-
tümer angehalten, ein Viertel von dem Werthe
dessen, was er Tür das Nutzholz eingenommen
hat, abzugeben.
Die gechartertenSchiffe 1 ) stehen un-
ter diesem Diwan und werden von den Capitainen
auf bestimmte Zeit für einen gewissen Preis ge-
miethet, und wenn sie eine Ausbesserung nöthig
haben, wird ihnen in dem Preise die Zeit ange-
rechnet nach einem mäsigen Ueborschlag dieser
Unterbrechung. Das Jahr wird dabei zu drei-
zehn Monaten gerechnet, fünf Monat auf dem
Nil, wofür die Hälfte bezahlt werden muß, sieben
Monat, wofür die zweite Hälfte fällig ist, zu
gleichen Theilen, und der dreizehnte Monat ist
zum Ausruhen ohne Antheilzahlung.
Ueber die bei Festlichkeiten auf dem Nil
gebrauchten bunt bemalten Schiffe spricht Cal-
caschandi S. 209 und 212, und Ihn 'Adsäri S.
1) Dieser Ausdruck scheint dem Arabischen zu ent-
sprechen, von tabula, charta , ein aufgeschriebener
Contract.
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143
132 erwähnt, daß Abu Muslim Man^ür im J. 292
eine schnell segelnde Gondel zu Vergnügungs-
fahrten auf dem Landsee von Keirawän habe
erbauen lassen.
Herzog Heinrieh der Löwe und Wil-
helm der Löwe, König von Schottland.
Von
E. Pauli.
Gewisse Partien der Geschichte Heinrichs
des Löwen werden bekanntlich mehr aus eng-
lischen als aus deutschen Quellen erläutert. Die
Ehe mit Mathilde, der ältesten Tochter König
Heinrich II. von England, war der Anlaß, daß
der Herzog, nachdem er im Streit mit Kaiser
Friedrich L und den deutschen Fürsten unterlegen,
zweimal seui Exil in den englisch-normänuischen
Territorien verbrachte, daß seine Söhne in enger
politischer Verbindung mit ihren Oheimen, den
Königen Richard I. und Johann, erschienen und
überhaupt durch mehrere Generationen eine be-
merkenswerthe Gemeinschaft weifischer und eng-
lischer Interessen bestand. Noch im Jahre 1285
nannte sich Herzog Heinrich der Wunderliche
von Grubenhagen Blutsverwandter Eduards I. 1 )
Nicht von ungefähr also feiern die alten Wand-
gemälde im Braunschweiger Dom das Martyrium
des Thomas Becket und zeigen eben dort die
herrlichen Grabdenkmäler des Löwen und sei-
ner Gemahlin den Stempel derselben Kunstschule
1) Geschieht* von England IV, 47.
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144
wie die freilich viel pietätloser behandelten
Sepulcralstatiien der ersten Anjoukönige im Erb-
begräbniß zu Fontevrault. Unter den ältesten
Schätzen der Wolfenbüttler Bibliothek begegnen
Handschriften provencalischer Dichtung, die bei
Gelegenheit der Vermählung Albrechts des Großen
von Braunschweig mit Adelheid von Montferrat,
welche der Sippe der Mutter Eduards I. ange-
hörte, nach dem sächsischen Norden gekommen
sein müssen.
Die allerwichtigsten Zeugnisse dieser dyna-
stischen Verbindung indeß stecken selbstver-
t ständlich in gleichzeitigen geschichtlichen und
urkundlichen Aufzeichnungen. Daß die Quelle
letzterer Art bis nach Schottland reicht, ist, wie
ich sehe, in deutschen Forschungen noch nicht
bemerkt worden und verdient daher, auch wegen
ihrer eigenthümlichen Natur eine nähere Mit-
theilung.
Als an Heinrich den Löwen der Spruch von
Gelnhausen vollstreckt worden, war er im Som-
mer 1182 zu König Heinrich H. in die Verban-
nung gegangen, zunächst in die Normandie, von
wo aus wahrscheinlich auch eine Wallfahrt nach
St. Jakob von Compostella unternommen wurde,
während seine Gemahlin nebst den bis dahin
geborenen Kindern mit Ausnahme des jüngsten
Lothar, der in Deutschland zurückgeblieben, in
Argenton oder Rouen verweilte. In den näch-
sten drei Jahren lebte der verbannte Hof auf
Kosten des Königs von England l ). Dem Löwen
und den Seinen gewährte das Ausland auch
fernerhin den Titel, der ihnen daheim aberkannt
worden war.
1) Rex maximas expen&aa fecit pro eo, cotidie ecilicet
50 libran Andegavenaium. Rob. da Monte, SS. VI, 582.
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145
Erst nachdem Heinrich IL, der über zwei
Jahre aus zwingenden Gründen an seinen fest-
ländischen Territorien gefesselt gewesen, um
England wieder zu besuchen, am Sonntag dem
10. Juni 1184 von der flandrischen Küste nach
Dover übersetzte, ist ihm seine Tochter, die
Herzogin von Sachsen, zwei Tage später gefolgt.
Er sandte ihr sein eigenes Schiff zurück um sie
bei stark bewegter See von Witsant, der damals
dem Hafen von Calais häufig vorgezogenen Ein-
schiffungsstelle , herüber zu holen *). Sie nahm
in Winchester Wohnung, wo sie von ihrer Mutter
Eleonore, welche der Vater in strengem Gewahr-
sam hielt, besucht werden durfte und wenige
Tage später eines Sohns genas 8 ), Wilhelm von
Winchester oder der Engländer, doch wohl nach
dem Eroberer, geheißen, von dem hernachmals
die Häuser von Brauuschweig und Lüneburg ab-
stammen sollten. Schon vor der Geburt war,
wie ein anderer Zeuge, der Dechant der Pauls-
kirche in London, berichtet, auch Herzog Hein-
rich eingetroffen 8 ) und über Dover und London
1) Mane die Dominica scilicet 4 idus Junii . . . trana-
fretavit... et statim remisit eandem navem propter du-
cissam Saxonie filiam suam, quam ipse dimiserat apud
Witsand. Ipsa vero die Marlis proximo sequentis com
familia patris sui et sua non sine gravi periculo applicuit
in Angliara apud Doveram, quassatis multis navibus. Gesta
Henrici II. ed. Stubbs I, 312.
2) Regina Alien or , que iam in custodia tenebator,
permissa exire, usque ad Wintoniam adducta est ad lo-
qnendum com filia sua, docissa Saxonie, que in Anglia
venerat pregnans, que paulo post peperit ibi filium.
Ibid. pag. 813.
3) Rex venit in Angliam 8 idus Junii. Circa tempus
hoc dux Saxonum cum familia, cum suppellectile sua
regnum intravit Anglorum; et infra paucos dies ducissa
Wintonie filium peperit, quem vocavit Willelm um. Ra-
dulfi de Dioeto Ymagines Historiarum ed. 8tubbs II, 22,
146
ebenfalls nach Winchester geeilt. Dort hat ihm,
wie der am besten unterrichtete Zeitgenosse
weiß, der König einen freudigen Empfang be-
reitet 1 ).
Ein anderer gleichzeitiger Autor, Gervasius,
Mönch der Domkirche zu Canterbury, läßt den
verbannten Sachsenherzog erst zu St. Jacobi
(Juli 25.) mit seiner schwangeren Gemahlin nach
England kommen. Aber sichtlich entspringt die
irrige Zeitangabe daraus, daß dieser Berichter-
statter den Herzog im Juli in Canterbury sah,
wohin er in des Königs Begleitung kam um am
Schrein des h. Thoraas anzubeten 2 ). Daß Hein-
rich II. um diese Zeit Canterbury besuchte, ist
auch sonst bezeugt 3 ). Der Löwe ist Jahr und
Tag in England verblieben und hat König Hein-
rich zunächst von Canterbury nach London 4 )
und, wie wenigstens vermuthet werden darf, auch
zu eiuem Gespräche mit dem Könige von Schott-
land begleitet.
Wilhelm der Löwe, seit 1165 der Nachfolger
seines Bruders Malcolm IV., ein Enkel jenes
David L, durch welchen das nationale Köuig-
thum der Schotten in der kirchlichen Einigung
mit Rom und in dem normannischen Feudalis-
mus neue Stützen erhalten hatte, war in mehr-
1) Gesta Henrici II., I, 316, cui rex ibidem obvius
venit, cum magno gaudio suscipiens illum.
2) Venit in Anglia circa festum b. Jacobi apostoli...
proceesuque tcmporis eandem regem , ut predictum est,
in Angliam secutus a Cantuaritis honorifiee susceptus est.
Chronica Gervasii CantuarienBis in der neuen Ausgabe von
Stubbs I, 310. 311.
3) Graf Theobald von Blois weilte dort vierzehn Tage
mit dem Könige, Gesta I, 313«
4) Adorato itaque Deo et s. Thoraa martyre Lun-
doniam perductus est et toto fere anno ad expensas regis
in Anglicis deliciis perendinavit. Chron. Gervasii l. L
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147
facher Beziehung Vassall Heinrichs II. und zu-
mal, seitdem er, im Jahre 1174 bei eiuem Ein-
bruch in Northumberland gefangen genommen,
die Freiheit wieder erlangt hatte, im eigenen
Interesse dem mächtigen Fürsten zugewandt
In einer Fehde mit Gilbert Mac Fergus, dem
Herrn von Galloway, der, ebenfalls Vassall der
englischen Krone, in die schottischen Marken
eingefallen war, hatte er sich im Sommer 1184
Genugtuung verschaffen wollen, als er von Hein-
richs Rückkehr von dem Festlande vernahm, sein
Heer entließ und zu einer Begegnung mit dem
Lehnsherrn nach Süden eilte. Mau erfährt weder
an welchem Tage, noch an welchem Orte die-
selbe stattfand. Der Schotte, von seinem Kauzler,
dem Bischof Hugo von St. Andrews, und anderen
vornehmen Klerikern und Laien seines Reiches
begleitet, wurde ehrenvoll von Heinrich empfan-
gen , den er um die Hand seiner Enkelin Ma-
thilde, der ältesten im Jahre 1172 geborenen
Tochter der Herzogin von Sachsen, zu bitten
kam, obwohl beide von Seiten Wilhelms im
dritten, von Seiten der Juugfrau im fünften
Grade verwandt waren *). Heinrich der II. hat
den Antrag zwar nicht ungnädig aufgenommen,
die Entscheidung aber doch dem Papste anheim
zu geben empfohlen, durch dessen Dispens allein
der Ehebund geschlossen werden könnte 8 ). Da
1) Geata I, 313. 814. Petiit ab eo sibi in uxorem
dari neptem auani, acilicet Matildem filiam Matildia ducisse
Saxonie. licet conaanguinei eiisent in tertio gradu ex parte
regia Scotie et in quinto «radu ex parte paelle. Folgen
die Stammbäume. Habens et filiam nubilem sagt Rad.
de Dieeto IL, 13 von Heinrich dem Löwen unter dem
J. 1182, aber nieht vor 1185 eingetragen.
2) Re8pondit , rem bene procesauram , Deo volente,
aed dominum papam prius inde oporteret conaulere, cuius
conaenau gratiua negotium expleretur. Geata 1. 1.
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148
die Heirath nicht zu Stande kam, hat man mit
Recht vermuthet, daß der Papst entweder die
Zustimmung verweigerte oder, was ebenso wahr-
scheinlich, daß König Heinrich seine Gründe
hatte, die dagegen sprachen. Als Balsam auf
die Wunde scheint er bald hernach dem Konige
Wilhelm das früher verwirkte Lehen von Hun-
tingdon zurückgegeben zu haben 1 ).
Um dieselbe Zeit datiert Wilhelm der Löwe
ein öffentliches Instrument nach der Ankunft
des Herzogs von Sachsen in England.
Es ist dasselbe zwar nicht eine Urkunde im en-
geren Sinn (deed), wie Cosmo Jnnes *) sagt, der
zuerst auf eine so ungewöhnliche Art der diplo-
matischen Zeitbestimmung aufmerksam gemacht
hat. Sie findet sich vielmehr nach vielem Suchen,
wobei ich dem gelehrten Vorstande des Staatsar-
chivs in Edinburgh, Herrn Thomas Dickson, zu
lebhaftem Dank verpflichtet bin, in keiner anderen
Urkunde als mit einer gewissen Feierlichkeit in
einem Paragraphen von Statuten (Assise Wil-
lelmi regis), welche Wilhelm der Löwe mit
seinen Ständen vereinbarte. Dort heißt es § 16:
De warranto furti. Assise regis facte apud Perth
die martis proxima ante festum omnium sanc-
toruui coram episcopis abbatibus prioribus comi-
tibus baronibus et aliis probis hominibus terre
sue anno scilicet quo dux Saxonum
Erimo venit in Angliam 8 ). Si quis ca-
unpniatus fuerit de furto etc.
Das merkwürdige Acteustück ist in einer
1) E. W. Robertson, Scotland ander her early kings
I, 386.
2) Lectures on Scotch Legal Antiquities p. 81.
8) So die Handschrift nach Dickson, und nicht Anglia,
wie es im Drucke heißt»
149
werthvollen Handschrift aus dem Ende des 13.
Jahrhunderts erhalten, die einst während Crom-
wells Protectorat von dem Agenten der Schweizer
Eidgenossen angekauft und lange Zeit in der
Berner Bibliothek bewahrt wurde, bis sie im
Herbst 1814 durch Vermittlung Lord Castlereaghs
von der damaligen Schweizer Regierung in ar-
tigster Weise der britischen zurückerstattet
worden ist. Jetzt sind diese Statuten abgedruckt
im ersten, kürzlich in neuer Auflage durchpagi-
nierten Bande der Acts of the Parliaments of
Scotland, der betreffende Paragraph p. 376 zu
vergleichen p. 177.
Das Gesetz ist nach unserer Bezeichnung
also erlassen worden am Dienstag vor Allerhei-
ligen 1184, ein Tag, welcher in diesem Jahre
auf den 28. Oc tober fiel, auf einem Hoftage
Wilhelms des Löwen in Perth, wahrscheinlich
bald nach seiner Begegnung mit Heinrich H.,
während das primo allerdings auf eine spätere
Redaction schließen läßt. Ein öffentlicher Act,
datiert nach einer höchst persönlichen Angelegen-
heit, welche den heirathslustigen Schottenkönig
mit dem verbannten Weifenherzog in Beziehung
brachte. Das Verfahren wäre in der That ganz
singulär, wenn nicht ähnliche Beispiele auf eiuen
älteren diplomatischen Brauch der schottischen
Kanzlei schließen ließen, die sich denn auch in
der That im zwölften Jahrhundert eine feste
Rechnung nach Christi Geburt oder nach den
Regierungsjahren der Könige noch nicht ange-
eignet hatte. Wilhelms Vorgänger König Mal-
colm IV. (1153—1165), der im Jahre 1159 von
Heinrich II. von England in Tours zum Ritter
geschlagen wurde, datierte hierauf: postquam
arma suscepi und, nachdem er mit einem trotzi-
gen Vassalien, dem Herrn der Inseln Somarled
12
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150
Mac Gillebride, Frieden geschlossen: post con-
cordiam regis et Sumerledi, und wiederum, nach-
dem dieser sich abermals erhoben, er aber ihn
bezwungen hatte: post devictum Sonierledum,
Ereignisse, welche innerhalb der Jahre 1159
und 1164 fallen 1 ). Wilhelms des Löwen Kanzlei
befolgte demnach wie die des älteren Bruders
dieselbe laxe Zeitbestimmung, die trotz der ein-
greifenden kirchlichen und staatlichen Reformen
ihres Großvaters David I. noch bei der alten
Weise keltischer und angelsächsischer Vorfahren
beharrte.
Weitere Beziehungen des Schottenkönigs zu
Heinrich dem Löwen lassen sich aus den vor-
handenen Quellen nicht nachweisen. Der Aufent-
halt des letzteren während seines ersten Exils
ist indeß einigermaßen zu verfolgen. Ende No-
vember weilte er mit seiner Familie in West-
minster, feierte dann Weihnachten in Windsor,
wo allerdings auch David, ein jüngerer Bruder
Wilhelms des Löwen, sich einfand, vertraute seit
Anfang 1185 gleich seinem Schwiegervater der
Aussicht, daß Kaiser Friedrich ihm die Rück-
kehr gestatten würde, und trat dann im October,
in Begleitung seiner Gemahlin und der Königin
Eleonore wie es scheint, von Portsmouth aus
über die Normandie, die Heimfahrt in sein Erb-
land an 1 ).
Ueber die letzten Monate des englischen
1) Cosmo Jnnes, Lectures on Scotch Legal Antiquities
p. 31 und E. W. Robertson, Sootland under her early
kings I, 354. 859.
2) Gest* I, 319. 333. 334. Chron. Gervasii Cantuar
I, 326 transfretavit hoc anno mense ... in Normanniam,
der Monat fehlt in den Handschriften, und Rad. de Diceto
Ymagines Historiarum II., 38. cf. Annales Weingartenses
Weißen SS. XVII, 309 post festum saneti Michahelis de
Anglia reversus est.
151
Aufenthalts ist bisher eine urkundliche Quelle
von der deutschen Forschung völlig übersehen
worden, obwohl sie allerlei interessante Finger-
zeige bietet. Aus dem Rotulus Magnus Pipae
31 Henr. II. (19. Dec. 1184 — 18. Dec. 1185)
nämlich theilt Madox in seiner unschätzbaren
History of the Exchequer II., 339 ed. 1769,
speciell aus der Abrechnung mit dem Sheriff
von Sudhante9cire, wohin Winchester, Por-
chester und Portsmouth gehören, Folgeudes mit:
Et pro frumento et ordeo et melle ad cere-
faciendam ad opus ducis Saxoniae 86 s.
et 10 d. per breve regis et per visum Galfridi
de Cariate. Et pro ducenda roba ducis et du-
cissae Saxoniae a Wintonia usque Londoniam
20 8. et per idem breve. Et in liberatione octo
servientium regis cum duobus equis qui moram
faciunt apud Wintoniam cum harnasio eins a
festo s. Ambrosii (April 4.) usque ad festum 8.
Michaelis (Sept. 29.) 19 L. et 13 s. et 6 d. per
breve regis. Et in expensa ducis Saxoniae a
Wintonia usque Londoniam 78 s. per breve regis.
Et Radulfo filio Stephani 13 L. ad procuratio-
nem reginae et ducis Saxoniae apud Porcestriam
et Portesmuam per breve regis. Et item ad
procurationem Willelmi iunioris filii ducis et
familiae suae a festo Annuntiationis (März 25.)
usque ad festum s. Michaelis (Sept. 29.) 28 L. et
2 s. et 9 d per breve regis.
Da diese Ausgaben für das 31. Regierungs-
jahr Heinrichs II. berechnet werden, können sie
nur dem Jahre 1185 angehören. Aehnliches zum
zweiten Exil findet sich in dem Magnus Rotulus
Pipae, Ric. I. (3. Sept. 1189 — 2. Sept. 1190)
herausgegeben von der Record Commission 1844.
12*
Digi
152
Die ver wantschaftl iche Gruppierung
der altge rmanischen Dialekte.
(Vorläufige Mittheilung).
Von
Ad. Bezzenberger.
Die Mehrzahl der heutigen Sprachforscher ist
der Ansicht, das germanische Urvolk habe sich
in Ostgermanen (Vaudilier) und Westgermanen
(Sueben) gespalten, und aus dem ostgermani-
schen Aste seien Skandinavier und Goten her-
vorgegangen, während sich der westgermanische
zu Irminonen , Ingävonen und Istävonen oder zu
Hochdeutschen und Niederdeutschen (in weite-
rem Sinne) entwickelt habe. Ich halte diese
Ansicht für unrichtig und glaube mit sprachli-
chen Gründen beweisen zu können, daß sich
* das germanische Urvolk zunächst vielmehr in
einen gotischen (ostgermanischen) und einen
nicht -gotischen Ast trennte, und daß dieser
letztere sich weiterhin in Skandinavier (Nord-
germanen) und Westgermanen (d.h. den Stamm,
aus welchem Hochdeutsche und Niederdeutsche
hervorgegangen sind) verzweigte — eine Ansicht,
die schon Förstern ann in Kuhns Zeitschrift
XVIII, 163 f. ausgesprochen und in seiner Ge-
schichte d. deutsch. Sprachstammes (vgl. beson-
ders II, 247 ff.) zu begründen versucht hat. Als
Hauptstützpunkte derselben hebe ich hervor:
1) Got. e = skandinav.-westgerm. d (z.B. got.
sehvun = altnord. sd, althochd. sahnn,
altsächs. sähun, altniederfränk. sägon, an-
gelsächs. sävon y altwestfries. sägm);
2) skandinav.-westgerm. e, o = got. I, ü (z. B.
altnord. altfries. meto, altniederfränk. an-
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153
gelsächs. metan, ahd. nie n = got. mitan;
altnord. hkinn, althochd. lohhan, altsächs.
lokan, angelsächs. locen = got. lukans;
3) skandinav.- westgerm. r = got. z (s) (z. B.
altnord. heyra^ althochd. hörran, altsächs.
hörean , altniederfränk. höran, angelsächs.
hpran, altfries. hera = got. hausjan).
Vielleicht ist auch der in den skandinavi-
schen und westgermanischen Dialekten hervor-
tretende i- Umlaut des a ein Kriterium der von
mir behaupteten Spaltuug; ich wage jedoch nicht,
ihn dafür zu erklären, besonders mit Rücksicht
auf die Sprache der älteren Runeuinschriften
und auf die Thatsache, daß jener Umlaut z. B.
in die Sanctgallischen Namen »beinahe vor
unseren Augen einzudringen scheintc (Hen-
ning Ueber die Sanctgallischen Sprachdenk-
mäler S.110 ff.).
Den hervorgehobenen Hauptstützpunkten steht
eine große Menge von bestätigenden Thatsachen
zur Seite; ich hebe aus ihrer Zahl hervor: got.
hausidedwn = altnord. heyrrfw, althochd. hortan,
altsächs. hördun, altniederfränk. hörrfan, angel-
sächs. hjrdon, altfries. herrfo«; die verschiede-
nen Erscheinungsformen der reduplicierten Prä-
terita im Gotischen einerseits und in den skan-
dinavisch - westgerman . Dialekten andererseits ;
got. bauan, binauan, trauern neben altnord. iria,
gnüa, irüa^ althochd. püan, miwen, trüen, alt-
sächs. büan, trüan, altniederfränk. budn, trudn,
angelsächs. büvan, trüvian, altfries. büwa; die
Bewahrung der verbalen Dualformen und der
Adverbien auf ba im Gotischen gegenüber ihrer
Einbuße in allen anderen Dialekten (vgl. jedoch
die unsicheren Vermutungen J. Grimms in
Pfeiffers Germania I, 485); got. bajofts (starke
form) neben altnord. bädir, althochd. bedc, alt-
154
sächs. bcdie, altfries. bethe (schwächste form 1 );
vgl. skr. ndpät : naptf) ; got. baitrs neben altnord.
bitr, althochd. piäar^ altsächs. Wfor, angelsächs.
bittor.
Was die Argumente anlangt, welche für die
von mir bestrittene Ansicht angeführt sind oder
angeführt werden können , so sind sie theils un-
richtig, theils beweisen sie nicht, was sie sollen.
Gewiß ist es richtig, daß ursprünglich auslau-
tendes s im Westgermanischen im allgemeinen
fehlt (Scherer Zur Geschichte der deutschen
Sprache 2 S. 179), daß die unter bestimmten Be-
dingungen hier eintretende Consonantenverdop-
pelung — oder wie Paul in seiner scholasti-
schen Weise sagt »Consonantendehnung« — im
allgemeinen den skandinavischen Dialekten und
dem Gotischen fremd ist, daß Gotisch und Nor-
disch mit Rücksicht auf die Behandlung des v
nach kurzem Vokal den übrigen deutschen Spra-
chen gegeu überstehen (Holtzmann Altdeutsche
Grammatik I, 95, 128) — aber was beweisen
diese Thatsachen sowie die, welche man ihnen
mit Recht zur Seite stellen kann? Doch nur,
daß die westgermanischen Dialekte eine Periode
gemeinsamer Entwicklung durchlebt haben, die
zu manchen Neuerungen führte, durch welche
ein Gegensatz zwischen ihnen einerseits und dem
Nordgennanischen und Gotischen andererseits
geschaffen wurde, nicht aber, daß die letztge-
1) Eine andere, vielleicht schon von anderen erkannte
Spur von flexivischer Formabstnfong im Germanischen
bieten altnord. htri und angelsächs. hara , verglichen mit
althochd. haso; man erkennt mit Hilfe dieser Formen
deutlich eine Flexion häs6\ hazn6s. Wegen des e von
hin vgl. Wimmer Fornnordisk Formlära [Lund 18741
§. 12., Anra. 2. Heri steht neben haso ebenso wie hifinn
neben himinn (Holtzmann Altd. Gramm. I, 116).
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155
nannten Dialekte eine besondere Spracheinheit
bilden. Das , worin sie übereinstimmen , sind
lediglich einige Alterthümlicbkeiten , die zufällig
in beiden gleichmäßig bewahrt sind.
Zur Kenntniß der physiologischen
Rückbildung der Eierstockseier bei
Säuge thieren.
Von
Dr. A. v. Brunn.
(Vorgelegt von J. Henle.)
Bei der Untersuchung gefärbter Schnitte des
Hundeeierstockes stieß ich auf eine sehr große
Anzahl von in Rückbildung begriffenen Fallikeln
und Eiern; ich bespreche die erhaltenen Resul-
tate nur an dieser Stelle ganz knrz, weil ich
erfahren habe , daß bereits anderwärts über den-
selben Gegenstand gearbeitet wird.
Zunächst bestätigten sich die Resultate von
Pflüger (Ueber die Eierstöcke der Säugethiere
etc. Leipzig 1863) und Wagner (Archiv f. Anat.
u. Pbys. 1879), daß bei der Zerstörung des be-
reits von der Zona umschlossenen Eies Zellen,
welche durch erstere einwandern , die Hauptrolle
spielen; ob diese Zellen Elemente der Membr.
granulosa sind , wie die genannten Autoren wol-
len, oder amöboide, von außen in den Fallikel
eingedrungene Zellen, wie Schneider (Zool.
Anzeiger, 12. Jan. 1880, No. 46) von Hirudi-
neen angiebt, habe ich nicht untersucht.
Betreffend das weitere Verhalten der einge-
wanderten Zellen, so kann ich Wageuers Au-
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156
gaben Folgendes hinzufügen: Dieselben platten
sich zunächst zwischen Zona und Dotter ab,
wodurch der Anschein erzeugt wird, als sei die
Innenfläche der ersteren mit einem
Endothel ausgekleidet. Die Eier selbst
sind bis dahin und auch noch in diesem Stadium
kugelig, Keimbläschen und Keimfleck wohl er-
halten , nur der Dotter dunkler und stärker kör-
nig, als bei den übrigen. Dieser Zustand scheint
nur sehr kurze Zeit zu bestehen , — wenigstens
habe ich ihn in mehr als 40 Präparaten, von
denen jedes mindestens 12 in Rückbildung be-
griffene Eier enthält, nur 5 mal deutlich gese-
hen. Dann schwindet der Dotter, während die
sich aufblähenden eingewanderten Zellen seinen
Raum einnehmen , den sie meist nicht ganz aus-
füllen. Erst nach dem vollständigen Schwunde
des Dotters giebt die Zona die Hohlkugelform
auf und fallt zusammen, — was wohl darin seinen
Grund hat, daß die von ihr umschlossenen Zel-
len sich in ein Gallertgewebe mit sternförmigen
Zellen verwandeln, deren Ausläufer nachträglich
sich verkürzen. Solch' zusammengefallene Zonae
sind sehr häufig; sie enthalten neben Zellen und
Zellenresten häufig einige Schollen dunkelgelben
Pigments.
Die Membr. granulosa verhält sich während
des Rückbildungs Vorganges nicht immer gleich;
meist schwindet sie bis auf unbedeutende Reste,
bevor eine Zelleneinwanderung durch die Zona
erfolgt; in selteneren Fällen erhält sie sich bis
zur vollständigen Lösung des Dotters.
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157
Die geschlechtliche Fortpflanzung von
Dasycladii8 clavae formis Ag.
Von
G. Berthold,
Assistent an der zool. Station zu Neapel.
(Vorgelegt von Graf zu Solms.)
Nachdem wir durch die vor zwei Jahren er-
schienene Monographie von de Bary und Straß-
burger über Acetabularia mediterranea *) mit
der geschlechtlichen Fortpflanzung dieser merk-
würdigen Alge bekannt geworden sind , lag die
Vermuthung nahe, daß auch bei Dasycladus cla-
vaeformis die Schwärmer copnliren würden. Als
daher dem Verfasser dieses am letzten Septem-
ber vorigen Jahres aus dem Golf von Baiae eine
Anzahl fructificirender Exemplare dieser Pflanze
zugebracht wurden , richtete derselbe sein Haupt-
augenmerk auf den Punkt, ob bei den Schwärm-
sporen Copulation stattfinde oder nicht.
Die ersten genaueren Angaben über die Fructi-
fication von Dasycladus verdanken wir Derbes
und Solier*), später hat sie Hauck 8 ) wieder be-
schrieben und die Angaben von Derbes und
Solier im wesentlichen bestätigt.
Die großen kugligen Sporangien 4 ) entstehen
einzeln an der Spitze den Quirläste umgeben von
den Aestchen zweiter Ordnung. Mit einem kur-
zen, dünnen Stiel sitzen sie dem Quirlast auf,
durch denselben tritt in die heranwachsenden
1) Bot. Zeitg 1877 pag. 713.
2) Memoire sur quelques points de la physiologie des
algues, pag. 44.
3) Oesterreiohische bot Zeitschrift. 1878 pag. 78 f.
4) Da die in ihnen entstehenden Schwärmer geschlecht-
liche sind und copuliren, so soll weiterhin die von Straß-
bnrger 1. c. vorgeschlagene Nomenclatnr angewandt werden.
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158
Gametangien fast alles Plasma der fructificiren-
den Pflanze ein, so daß letztere nunmehr ganz
farblos erscheint jedoch mit einer großen Zahl
dunkelgrüner Punkte besetzt ist. Ist der Ue-
bertritt des Plasma vollzogen so schließt sich
die Oeffnung des Stiels durch einen braunen
Pfropf.
Im Gametangium bildet das Plasma einen
dicken, undurchsichtigen Wandbeleg, doch bleibt
an der der Pflanze zugekehrten Seite öfter eine
hellere Partie von wechselnder Größe. Durch
simultane Theilung zerfällt der Inhalt in die
einzelnen Gameten , welche in mehreren Lagen
die Wand des Gametangium bedecken. Sie wer-
den entleert durch einen Riß an der äußeren
Seite des letzteren und breiten sich bald lebhaft
schwärmend im umgebenden Wasser aus. Zu-
gleich mit ihnen tritt in großer Menge der für
Dasycladus eigenthümliche gelblichgrüne Farb-
stoff aus, so wie körnige Bildungen, welche bei
der Bildung der Gameten zurückblieben.
Die Gameten sind von stark abgeplatteter
Gestalt, von der flachen Seite herzförmig; in der
Mitte der vorderen breiteren Seite , an der Spitze
eines kurzen farblosen Vorsprunges sitzen zwei
lange Cilien. Ein rother Punkt konnte nicht
wahrgenommen werden. Der helle Fleck in der
Nähe der Anheftuugss teile der Cilien entspricht
dem Zellkern , er läßt sich durch Färbungsmit-
tel (alkoholische Cochenillelösung, Haematoxy-
lin) leicht nachweisen. Zerdrückt man ein Ga-
metangium vor der Bildung der Gameten, so
kann man in der Masse auch ohne Färbung die
Kerne als kleine elliptische Körper mit deutli-
chem Nucleolus wahrnehmen. Auch die vege-
tative Pflanze enthält zahlreiche Kerne; diesel-
ben sind aber von sehr verschiedener Größe, im-
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159
mer kleiner als die Kerne im Gametangiuni uud
schwieriger nachzuweisen.
Die fructificirenden Exemplare wurden ein-
zeln in kleineren Glasgefäßen cultivirt. Am 1.
October entließ nur ein Exemplar wenige, zum
Theil mißgestaltete Schwärmer. Am folgenden
Tage erfolgte der Austritt reichlicher und zwar
entließen zwei Exemplare fast gleichzeitig um
4 1 /» Uhr Nachmittags die Gameten. Bei der
mikroscopischen Untersuchung ergab sich, daß
die von einer Pflanze stammenden Gameten nicht
copuliren, sie verhalten sich vollkommen indif-
ferent gegen einander. Auch als zahlreiche Ga-
meten enthaltende Wassertropfen aus den zwei
Gefäßen, in welchen der Austritt stattgefunden
hatte im hohlgeschliffenen Objectträger vereinigt
wurden erfolgte keine Reactiou.
Um 4 8 /4 entließen bald nacheinander zwei
weitere Exemplare die Gameten. Auch diesmal
copulirten weder die Gameten von eiuer Pflanze
unter sich noch solche von diesen beiden Exem-
plaren. Dagegen erfolgte die Copulation sehr
reichlich, als Gameten von einer der beiden
ersten Pflanzen mit solchen von einer der letz-
ten beiden zusammen gebracht wurden. Die
Vereinigung erfolgt sehr rasch; in kaum einer
Minute war sie bei der größeren Mehrzahl voll-
zogen. Viele Gameten gelangten jedoch nicht
zur Copulation. Einige male wurden jene Co-
pulationsknäuel beobachtet, wie sie Straßbur-
ger für Acetabularia beschrieben hat.
Die Einzelstadien des Copulationsvorganges
lassen sich am lebenden Material nicht gut stu-
diren, besser eignen sich hierzu solche Präpa-
rate in denen durch Einwirkung einer Spur von
Osmiumsäure Alles momentan abgetödtet ist.
Hiernach legen sich die Gameten entweder mit
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160
den flachen oder auch mit den schmalen Seiten
J>aarweise an einander, die Verschmelzung er-
bigt zuerst in der Mitte und schreitet von hier
nach vorn und nach hinten vor, so jedoch, daß
am hinteren Ende noch eine Einkerbung vor-
handen ist, wenn vorn die beiden Kerne und
die Schnäbel schon verschmolzen sind. Wäh-
rend und nach der Copulation schwärmen die
Zygoten sehr lebhaft, am nächsten Morgen , circa
16 Stunden nach der Copulation waren sie noch
nicht alle zur Ruhe gekommen. Andere hatten
sich abgerundet und begannen bald darauf zu
keimen.
Die nicht copulirten Gameten schwärmten
über einen Tag lang , schließlich gingen sie ohne
zu keimen zu Grunde.
Zum Schluß mag noch ausdrücklich hervor-
gehoben werden , daß weder an den fructificiren-
den Exemplaren noch an den Gameten irgend
eine morphologische Verschiedenheit constatirt
werden konnte; daß aber physiologisch eine
strenge geschlechtliche DifFerenzirung in männ-
liche und weibliche Pflanzen vorhanden ist geht
aus den verschiedenen Beobachtungen klar hervor.
Bezüglich der Ausfüllung der in der obigen
Darstellung noch vorhandenen Lücken, sowie
einer Erläuterung der Angaben durch Zeichnun-
gen darf ich hier noch auf eine demnächstige
monographische Bearbeitung der Dasycladeen
verweisen, welche wir von der Hand des Herrn
Prof. Grafen H. zu Solms -Laubach zu erwarten
haben.
Neapel den 9. Januar 1880.
>
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161
Zur Theorie der zahlentheoretischen
Functionen.
Von
Prof. Georg Cantor in Halle a/S.
Corresp. der K. Ges. d. W.
Eine kürzlich von Herrn R. Lipschitz in
den C. R. der Pariser Akademie (8ten Dec. 1879)
veröffentlichte Notiz über die Sätze:
(1) IfW.n- J
n
(2) Z9(.n).n-°
n
(3) £ *(»).»-•
n
(wo C(s) = £ f(n) die Anzahl der Di-
n
visoren von n, die Summe derselben, q>(n)
die Anzahl der Zahlen ist, welche rel. prim. zu
n und kleiner als n sind ; wo in den Summen
der Buchstabe n, wie auch im Folgenden die
Buchstaben »S f», f 0 , r 19 • . . etc. alle positiven
ganzen Zahlen zu durchlaufen haben, wenn nicht
Besonderes über sie bestimmt wird)
brachte mir eine Untersuchung wieder in Erin-
nerung, welche ich vor einer längeren Reihe von
Jahren unter dem Eindrucke der Arbeit Rie-
manns: Ueber ,die Anzahl der Primzahlen unter
einer gegebenen Größe (Monatsb. d. Berl. Akad.
Nov. 1859) ausgeführt und in welcher ich nicht
nur jene, sondern auch noch allgemeinere
= (tw)*,
- C(*K(s-i),
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162
Sätze entwickelt und Folgern n gen ans ihnen
gezogen habe, wovon ich hier Einiges mitheilen
möchte.
Die oben angeführten Sätze und alle desselben
Charakters beruhen auf der von Lejeune Di-
richlet häufig gebrauchten Eulerschen Identität:
(4) El 2tf>(p a )p- a * - 2 rp(n).n-'
p * n '
wo der Buchstabe a die Zahlen 0, 1, 2, 3, ... .
zu durchlaufen hat, während in dem Producte
der Buchstabe p alle Primzahlwerthe 2, 3, 5, 7,
11, erhält; es bedeutet tp (w) irgend
eine Function von n, welche der Functional-
gleichung :
(5) tp(m) ip(n) = y(ttft)
genügt, wenn m und n rel. prim. zu einander sind.
Unter ti(n) verstehen wir im Folgenden die-
jenige zahlenth. Function, welche, wenn n durch
kein von 1 verschiedenes Quadrat theilbar ist
die Werthe + 1 oder —1 erhält, je nachdem
die Anzahl der in n aufgehenden Primzahlen
gerade oder ungerade ist; in den übrigen Fällen
hat *i(ri) den Werth 0. Man hat alsdann
(6) 2 »(»)•*""* = JL
Die Gleichung (3) läßt sich in folgender
Form schreiben: .
Z f»"" 9 • 2 9 M "~ * = 2 n . w~ *
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163
und ergiebt, weun beide Seiten verglichen wer-
den, den bekannten Satz:
(7) Z - n,
P
wo die Sunimation über alle Zahlen v auszu-
dehnen ist, welche der Gleichung = n ge-
nügen, d. h. über alle Divisoren v von n.
Multiplicirt mau aber die aus (3) fließenden
q Gleichungen:
= g(g + g-2)
C(«+?-l)
ineinander und mit der Gleichung:
"9
s + o — 1
=C(* + e-i),
so erhält man den allgemeineren Satz:
(8) o
ier ist die Summe auszudehnen über alle
verschiedenen Lösungen v Q , v l% . . . y _ % der
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164
Gleichung:
r 0 r l K r # ' V> ^ * *'
Daß dieser Satz (8) auch auf rein zahlen-
theoretischem Wege als eine Folge von (7)
(freilich nicht durch Potenzirung) abgeleitet
werden kann, geht schon aus dem bekannten
Umstände hervor, daß der Satz (7) für die Func-
tion tp(n) bestimmend ist, iudem nur (p(n)
dieser Gleichung genügt.
Ist f j (n) die Anzahl jener Lösungen,
so genügt. f^__ x (n) der Functionalgleichung (5)
und wenn p eine Primzahl ist, so hat man :
f*\ f t+\ («+*)(« + *)«"(« + €)
(9) f,-^) 17273"^ '
Daraus folgt unter Anwendung von (4):
(10) I f e - 1 (n)n-' = (t(s))*+\
n
Im engen Zusammenhange mit f~ t (n) steht
eine Function (w), die auch der Functional-
gleichung (5) unterworfen ist und für welche,
wenn p eine Primzahl ist:
(11) 0*-l (p a )
= (a + l)(a+2)...(a + g )^«-l)(«-2).>-g )
1.2.3 ... q
Man erhält bei Anwendung von (4):
(12) 2®, _,(«)«-' =
n 9 t(Q+ls)
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165
und es ergeben sich nun ans (6) , (10) und (12)
leicht die Sätze: V
O 3 ) 2 - /",_,(*); ... \*l> - »}.
(14) Ze^W-^Ws ... {V +1 = n}.
Wir haben hier neben jede dieser Formeln
in Klammer die Gleichung gesetzt, welcher
in der betreffenden Summe die Buchstaben p
unterworfen sind.
Im Besondern erhält man aus diesen Sätzen
folgende Resultate: es ist
®o(P a ) = 2; Ö 1 (p ö ) = 3«; 0 2 (p«) = 2 (a*+l) ;
versteht man daher, wenn n = p tt <f r Y
unter w(n)'die Anzahl der verschiedenen Prim-
zahlen p, j, r, . . unter * (w) das Product
*ßr i anter i(n) das Product («* -f 1)
(0* + 1) ; unter k x (n) das Product:
^ +5) .(!)- 1;
— *i (1) = 1 > so hat man:
(16) /• (n) = 2 2-M
(17) /» = I 3^«W jv M 3 _ w }.
(18) /» = £ {v M * =„J.
13 ■
166
(19) f 9 (n) = 2,^) (ya) *(")^{y)-- (»*» - »I-
Durch Vergleichung der Formeln (1), (2), (3),
(10) ergeben sich noch die Sätze:
(20) g(n) = S^)^); ... |ffi = »j.
(21) n/» = ZsK^W;--- = *!•
(22) X /W<7(m) = S f»AWi 1^ = w l-
Bei Anwendung der Formel (4) findet man
noch folgende Sätze:
(23) b x(n) « = ^— ,
(24) 2^) „- - g*> ,
N f(S)
(25) 2 <y(n) «~ s =
m ms)
wo, wenn n=p"q ß t*...., : $(«) = (— l)«+^+r+-
und
„,^_ 3 +(-i) c s+(-iy a+(-iy
w 2~ ' 2 ' 2
Zu diesen Formeln könnten wir manche an-
deren hinzufügen , welche sich aus demselben
Principe ergeben und verschiedene Folgerungen
zulassen; es würde dies jedoch hier zu weit
führen.
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167
Um die hier vorkommenden zahleutheoreti-
schen Functionen y(n), /(»), g(n), ^(n), etc. . . .
in analytische Formen zu bringen, bedienen
wir uns einer Methode, welche derjenigen ver-
wandt ist , welche Lejeune Dirichlet, Riemann
und Kronecker (man vergl. Monatsb. d. Berl.
Akad. Febr. 1838, Nov. 1859 und Jan. 1878)
in ähnlichen Fällen gebraucht haben*).
Sei ip(n) irgend eine zahlentheoretische Func-
tion der ganzen, positiven Zahl w, welche nur
die Bedingung erfüllt, daß die unendliche Reihe :
(26) £ tf>(n) n' 8 = F(s)
n
für solche complexe Werthe von s = u + tri,
in welchen u positiv ist und eine angebbare
Grenze überschreitet, absolut convergirt. Sei
o ein reeller positiver, im Folgenden als Con-
sta n t gebrauchter Werth von s , für welchen
jene Bedingung erfüllt ist, so daß sicher die Reihe :
(27) F(<t + s) = 2 VW n-*.n~ 8
n
für alle Werthe von s = u -f- tri, in welchen u
nicht negativ ist, absolut convergirt.
Wir betrachten die Function F(s) für die
Werthe von s, für welche die Reihe (26) con-
vergirt, als bekannt, was beispielsweise für
die Annahmen ip(n) = f(n), g(ri), y(n), x(n)
durch die Sätze (1), (2), (3), (23) erfüllt ist,
und suchen aus F(s) einen Ausdruck für \p(n)
zu gewinnen.
1) Man vergleiche noch : Dirichlet, üeber die Best,
d. mittleren Werthe etc. Abh. d. Berl. Ac. 1849 ; ferner :
Dirichlet, Sar Tusageetc., CrelleJ.Bd. 18, und Recher-
che* etc. Crelle J. Bd. 19 and 21.
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168
Zu dem Eude fuhren wir hülfsweise eine
Function G(z) durch die für alle Werthe von x,
deren reeller Theil nicht negativ ist, absolut
und gleichmäßig convergente Reihe ein:
(28) G(x) = I tf>(n) tT a ^
n
Es ist bekanntlich, unter l\s) die Euler-
Legendresche Function verstanden :
n -< I\s) =fe- nx x 8 " 1 dx,
o
und daher:
00
F(a + s).I\s) = f 0{x) x'" 1 dx.
o
Jäetzt man hierin x = #,s^u + vi,vro
u > 0, so kommt:
Diese Gleichung werde mit — e m dv mul-
tiplicirt und nach v in den Grenzen — oo und
+ oo integrirt.
Unter Anwendung der bekannten Fourier-
schen Formel:
-fco +00
( 29 ) f(n) = L f*"fm J** 9 "** *y
oo —oo
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169
auf die Function /fy) = G(e v ) . e r ' u erhält man :
1 fF(a+s) r(s) e-** dv = G(e*) e**
nnd wenn man in dieser Gleichung y durch y
= log x ersetzt:
(30) G(x) = / F(<s + s) r(s) . 8 dv.
Durch diesen Ausdruck ist die Function G(x)
auf die als bekannt vorausgesetzte Function F[s)
allerdings, wie aus der Ableitung hervor-
geht, zunächst nur für reelle positive Werthe
von x zurückgeführt; man ist aber nach den
bekannten neueren analytischen Fortsetzungs-
methoden im Stande, daraus die Function G\x)
auch für die übrigen Werthe von x auszu-
drücken. —
Betrachten wir daher G(x) auch für rein imagi-
näre Werthe von x als bekannt und setzen
x = ti, so folgt, nach geläufiger Weise, aus (28):
2*
Auf eine umformende Behandlung dieser
Formeln (30) und (31) möchte ich bei einer
späteren Gelegenheit eingehen , wo es sich zei-
gen wird, wie dieselben zur Bestimmung der
asymptotischen Gesetze der betreffenden zah-
le ntheoretischen Functionen tp(n) dienen können*
Halle a/8., im Januar 1880.
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170
Ueber eine Klasse von Funktionen meh-
rerer Variabein, welche dnrch Umkeh-
rung der Integrale von Lösungen der
linearen Differenzialgleichungen mit
rationalen Coeff icien ten entstehen.
, Von
L Fuchs in Heidelberg.
Der königlichen Societät beehre ich mich
von dem Inhalt einer Arbeit Kenntniß zu geben,
welche ich zu veröffentlichen im Begriffe bin.
Gleich wie diejenigen Funktionen mehrerer
Variabein, welche man Abelsche Funktionen
nennt, den Integralen algebraischer Funktionen
ihre Entstehung verdanken, indem man nach
dem Vorgange von Jacobi die oberen Grenzen
von p Integralen einer geeigneten algebraischen
Funktion als Funktion von der Summe dieser
Integrale und von p — 1 anderen ähnlich ge-
bildeten Summen auffaßt, ebenso entsteht, wie
ich in dieser Arbeit zeige, eine neue Klasse von
Funktionen mehrerer Variabein, wenn man die
Integrale der Lösungen linearer Differenzial-
gleichungen mit rationalen Coefficienten zu Grunde
legt.
Ich habe mir zunächst die Aufgabe gestellt,
die Beschaffenheit der Integrale einer linearen
homogenen Differenzialgleichung w ter Ordnung zu
untersuchen, wenn durch die m Gleichungen
m z.
f a (*) de = u a% a = 1, 2, . . m
wo t v f 2 , . . t m Constanten, f % (*), f % (j), . .fjft
171
ein Fondamentalsystem von Lösungen der Dif-
ferenzialgleichung bedeutet, z x , z 2 , . . z m als
analytische Funktionen der Veränderlichen ti p
w«, • • w«, definirt werden sollen.
Ich habe diese Aufgabe für die Differenzial-
gleichungen zweiter Ordnung durchgeführt, und
bin zu den folgenden Resultaten gekommen.
1.
Es sei die gegebene Differenzialgleichung
worin P, Q rationale Funktionen von / (z),
<p (js) sei ein willkürliches Fundamentalsystem
von Lösungen dieser Gleichung.
Es mögen z x , z 2 als Funktionen der Varia-
bein u x , u t durch die Gleichungen
(B)
/7m d» + /7m Um = u x
J <f(z)dz + J <p(e)dz = Mjj
definirt werden.
Sind z x , analytische Funktionen von w n
M r und setzen wir
*i - *\ (*i»« f ) s =
so ergiebt sich zunächst die folgende Eigen-
schaft dieser Funktionen
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(C)
172
= Fi («Ii «,)
i
- F 2 [ a il W l+ a i2 W 2+riC,«21 W i+«22 W 2+r2 C ]
= -F* («11 «*2)l
worin C eine Coustante, c^, , a 12 , a 21 , a 22
die Elemente einer Substitution
(«11 «is\
\« 21 a 22 /
bedeuten, welche auf f (z), <p (z) durch einen Um-
lauf der Variabelu z ausgeübt wird, und y x% y 2
bestimmte diesem Umlaufe zugehörige Grössen
sind.
Die Funktionen 2*\, F 2 nehmen außerdem
im Allgemeinen für noch unzählig viele andere
Werthsysteme u^u 9 dieselben Werthe wieder an.
2.
Ist &. ein singulärer Punkt der Gleichung (A),
sind r, die Wurzeln der zugehörigen de-
terminirenden Fundamentalgleichung, sind ferner
8 V s 2 die Wurzeln der zu z = oo gehörigen
determinirenden Fundamentalgleichung , so be-
stimme ich zunächst diese Wurzeln so , daß
wenn u v u % Werthe erreichen, für welche von
den Werthen a, b die resp. die Grössen e %
annehmen, entweder einer mit einem singulären
Punkte coincidirt, oder beide mit zwei von ein-
ander verschiedenen singulären Punkten, ohne
daß jedoch die Gleichung
V ' 9 ißt) 9i'x)
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173
durch z x aas a, z % = b befriedigt wird, die Ab-
leitungen - — iu der Umgebung von z x = a,
t
z 2 = b holomorphe Funktionen vonz l ^z % sind.
Hierbei ist der unendlich ferne Punkt unter
die singulären Punkte mit inbegriffen.
Die Bestimmung soll überdieß so getroffen
werden, daß für endliche Werthsysteme u v u 2
die angegebenen Werthe von z ly z 2 auch er-
reichbar sind.
Es ist hierzu nothwendig und hinreichend, daß
I iA l . . h
n. ' n
» <
(E)
fc-, n ganze positive Zahlen.
I
fc, n ganze positive Zahlen.
Ich zeige alsdann, daß die Größen r 2 (0,
s x , s 8 weiter so bestimmt werden können, daß
durch die Gleichung
< f > $ - £
£ als eindeutige Funktion von £ definirt wird,
und demnach die Gleichung (D) nur für z 2
= z x befriedigt werden kann. Es ist hierzu
nothwendig und hinreichend, daß entweder
r W = rfi + 1
14
174
oder Ja — ^
und entweder s 2 = 8 t + ' °^ er
1 * , 2
5 i s 1 +Jp = 1 + n'
mit dein Hinzufügen, daß die Entwicklung eines
Integrals der Gleichung (Ä) in der Umgebung
eines singnlären Punktes keiue Logarithmen ent-
halte.
Ich beweise hierauf, daß wenn
mit demHinzuf ügen, daß die Entwicke-
lung eines Integrals der Gleichung(A)
in der Umgebung eines singnlären
Punktes keine Logarithmen enthält,
ß t% z % Wurzeln einer quadratischen
Gleichung sind, deren Coefficien ten
eindeutige analytische Funktionen
von tt fl u a .
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175
Es wird hierauf nachgewiesen , daß die An-
zahl q der endlichen singulären Punkte der Glei-
chung (A) nicht größer sein kann als sechs,
wenn die Bedingungen (G) erfüllt sein sollen.
Ich hebe alsdann das Beispiel q = 6, r,(0
= — i , r 2 ^ = * hervor und zeige , daß in
diesem Falle die Gleichung (A) durch ein Fun-
damentalsystem
wo R (js) = (z — a x ) (z — a 2 ) . . . (* — a 6 ),
g(z), h(z) ganze rationale Funktionen von nicht
höherem als dem ersten Grade , befriedigt wird.
In diesem Falle coincidiren die Funktionen
F x (üp t* 2 ), F 2 (w,,m 2 ) mit den hyperelliptischen
Funktionen erster Ordnung.
Hierauf weise ich nach, daß im Allge-
meinen die Gleichung (A) unter den
Bedingungen (G) nicht algebraisch in-
tegrirbar sei, und demgemäß im Allge-
meinen unsere Funktionen F, («^uA
F% Ki u %) von den Abelschen Funk-
tionen verschieden sind.
Ich wähle hierzu das mit den Bedingungen
(G) verträgliche Beispiel :
Anzahl der endlichen singulären Punkte
9 iß)
. Vi =
h(z)
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176
und beweise, daß das allgemeine Integral der
Gleichung (A) in diesem Falle nicht algebraisch ist.
Zum Schluß bemerken wir, daß die Gleichun-
gen (B) durch die eindeutige, im Allgemeinen
nicht rationale Substitution (F) uuter Voraus-
setzung der Bedingungen (G) in ähnliche Glei-
chungen transformirt werden, in welchen f{z)
und <f>(z) durch Quadratwurzeln eindeutiger im
Allgemeinen nicht rationaler Functionen von £
ersetzt werden , während f an die Stelle von z
als Integrationsvariable eintritt.
Heidelberg, 4. Februar 1880.
Bei der Ktfnigl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
December 1877. Januar 1880.
(Fortsetzung.)
Revista Medica de Chile de 1877.
Estadistica comercial de la Repüblica de Chile de 1877.
Composiciones premiadas el 20 de Setiembre de 1878.
Certamene cientificos, literarios i artisticos del mes de
Setiembre de 1878.
Estudios »obre las aguas de Skyring i la parte austral de
Patagonia por el comandante i oficiales de la Corbeta
Magallane.
C. H Davis, Astronom, and Meteorolog. Observation
raade durin g tue year 1875, at the United States Naval
Observatory. 4.
Zones of Stars observed et the U. S. Naval Observatory
witb the meridian oircle in the years 1847 — 49. 4.
Idem, with the mural circle in the years 1846-49. 4.
Idem with the meridian transit instrument in 1846 — 49. 4.
Tables of instrumental constants and corrections for the
reduction of trausit observations made at the U. S.
Naval Observatory. 4.
(Fortsetzung folgt.)
Fftr d.Kedaction verantwortlich: Bezimlxrget , Director d. Göttgel. Anz.
CommisRionn- Verlag der DietericK 'sehen Verlags - Buchhandlung.
Druck der JH«UricK schtn Univ. - Buchdruck** (W. Fr. Kautntr).
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177
Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
25. Februar. M 4L 1880.
Universität
Verzeichniß der Vorlesungen
auf der Georg-Augusts-Universität zu Göttingen
während des Sommerhalbjahrs 1880.
Die Vorlesungen beginnen den 15. April und
enden den 15. August 1880.
Theologie.
Unterricht in der christlichen Religion (nach seinem
gleichnamigen Buche, Bonn 1875) für Stndirende aller
Facultäten: Prof. Ritsehl dreistündig Dienstags Don-
nerstags Freitags 10 Uhr.
Allgemeiner Theil der Einleitung in das Alte und
Neue Testament (Lehre vom Kanon und vom Texte der
Bibel): Prof. de Lagarde viermal um 11 Uhr.
Geschichte des Volkes Israel: Prof. Duhm drei-
stündig Mont. Dienst Donnerst, um 4 Uhr.
Geographie des alten Palaestina: Derselbe Freitags
um 4 Uhr, öffentlich.
Das Buch des Propheten Jesaia erklärt fünfstündig
Prof. Bertheau um 10 Uhr.
Erklärung der Psalmen: Prof. Duhm fünfstündig
um 10 Uhr.
Neutestamentliche Theologie: Prof. Wiesinger vier-
itündig um 11 Uhr.
Leben Jesu : Prof. Wagenmann dreistündig, Dienst
Mittw. Donnerstags, um 7 Uhr.
Ueber die älteren und neueren hebräischen Ueber-
ietzungen des Evangeliums Matthaei: Prof. de Lagarde
Mittwochs um 11 Uhr, öffentlich.
178
Synoptische Erklärung der drei ersten Evangelien:
Prof. Lünemann sechsmal um 9 Uhr.
Erklärung des Evangeliums Johannis: Lic. Wendt
fünfstündig um 11 Uhr.
Erklärung der paulinischen Briefe mit Ausnahme des
Römerbriefs und der Pastoralbriefe: Prof. Wiesinger
fünfmal von 9—10 Uhr.
Erklärung des Briefs an die Hebräer: Prof. Ritsehl
fünfmal um 9 Uhr.
Allgemeine Kirchengeschichte Theil II: Prof. Wa-
genmann fünfstündig um 8 Uhr.
Kirchengeschichte der neueren Zeit seit der Refor-
mation unter Rücksicht auf Hase's Kirchengeschichte:
Prof. Reuter sechsmal um 8 Uhr.
Patrologie oder altchristliche Literaturgeschichte:
Prof. Wagenmann zweistündig um 7 Uhr.
Dogmatik L Theil: Prof. Schnitt fünfmal um 12 Uhr.
Theologische Ethik: Prof. Schöberlein sechsmal um
12 Uhr.
Comparative Symbolik: Prof. Reuter sechsmal um
11 Uhr.
Praktische Theologie: Prof. Schöberlein viermal,
Mont. Dienst. Donnerst. Freit, um 5 Uhr und Mitt-
wochs um 4 Uhr.
Kirchenrecht: s. unter Rechtswissenschaft.
Die altte8tamentlichen Uebungen der wissenschaft-
lichen Abtheilung des theologischen Seminars leitet
Prof. Schultz Montags um 6; die neutestamentlichen
Prof. Wiesinger Dienstags um 6 ; die kirchen- und dog-
raenhistorischen Prof. Wagenmann Freitags um 6; die
dogmatischen Prof. Schöberlein Donnerstags um 6 Uhr.
Die homiletischen Uebungen der praktischen Abthei-
lung des theologischen Seminars leiten abwechslungs-
weise Prof. Wiesinger und Prof. Schultz Sonnabends
10—12 Uhr öffentlich; die katechetischen Uebungen:
Prof. Wiesinger Mittwochs 5- 6 Uhr; Prof. Schultz Sonn-
abends 2 — 3 Uhr öffentlich; die liturgischen Uebungen:
Prof. Schöberlein Sonnabends 9 — 11 Uhr und Mittwochs
6-7 Uhr öffentlich.
Kirchenhistorische Uebungen leitet Prof. Reuter Don-
nerstags um 6 Uhr öffentlich.
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179
Rechts Wissenschaft.
Encyklopädie der Rechtswissenschaft: Prof. John
Montag, Mittwoch und Freitag von 12-1 Uhr.
Römische Rechtsgeschichte : Prof. t?. Ihering fünfmal
von 11—12 Uhr.
Institutionen des Römischen Rechts: Prof. Leonhard
fünfmal von 10 — 11 Uhr.
Pandekten mit Ausschluss des Familienrechts und
Erbrechts: Prof. Hartmann täglich von 8—10 Uhr.
Römisches Erbrecht: Prof Leonhard Dienstag und
Freitag von 4 — 6 Uhr.
Römisches Familienrecht: Prof. Leonhard Mittwoch
von 4—5 Uhr öffentlich.
Pandekten-Praktikum : Prof. v. Ihering Montag, Mitt-
woch und Freitag von 12 — 1 Uhr.
Pandekten- Ex egeticum : Prof. Leonhard Dienstag und
Donnerstag von 12 -1 Uhr.
Erklärung des vierten Buches des Gajus: Prof. Wolff
Sonnabends von 8—10 Uhr.
TB
Ii
MM
V*
Deutsche Reichs- und Rechtsgeschichte : Prof. Mejer
ifmal von 9—10 Uhr.
Deutsche Rechtsgeschichte: Dr. Sichel fünfmal von
4-5 Uhr.
Geschichte des deutschen Städtewesens: Prof. Frens-
dorff zweimal wöchentlich von 12—1 Uhr.
Uebungen im Erklären deutscher Rechtsquellen :
Prof. Frensdorf Montag Nachm. um 6 Uhr öffentlich.
Deutsches Privatrecht mit Lehn- und Handelsrecht:
Prof. Wolff fünfmal von 8-10 Uhr.
Deutsches Privatrecht mit Lehnrecht: Dr. Ehrenberg
täglich von 8—9 Uhr.
Handelsrecht mit Wechselrecht und Seerecht: Prof.
Thol fünfmal von 7-8 Uhr.
Handels-, Wechsel- und Seerecht: Dr. Ehrenberg
täglich von 9—10 Uhr.
Land wirthschaftsr echt: Prof. Ziebarth Dienstag, Don-
nerstag, Freitag von 7—8 Uhr.
Deutsches Strafrecht: Prof. Ziebarth fünfmal von
10-11 Uhr.
Deutsches Strafrecht: Dr. t?. Kries fünfmal von 10—
11 Uhr.
Deutsches Staatsrecht (Reichs- und Landesstaatsrecht) :
Prof. Frensdorf fünfmal von 8—9 Uhr.
15 *
180
Kirchenrecht, einschliesslich des Eherechts: Prof.
Mrjer fünfmal von 10—11 Uhr.
Geschichte der Kirchenverfassung und des Verhält-
nisses zwischen Staat und Kirche : Prof. Dove Sonnabend
von 11—1 Uhr öffentlich.
Kirchenrechtliche Uebungen (exegetische und prak-
tische): Prof. Dove Dienstag Abend von 6 Uhr ab pri-
vatissime unentgeltlich.
Civilprocess, einschliesslich des Konkurs- und der
summarischen Proeesse: Prof. John täglich von 9 — 10 Uhr.
Strafprocess : Prof. v. Bar Montag, Dienstag, Don-
nerstag, Freitag von 11-12 Uhr.
Civilprocesfl-Prakticum : Prof. v. Bar Montag und
Donnerstag von 4 — 6 Uhr.
Strafrechts-Prakticum : Dr. v. Kries Mittwoch von
4-6 Uhr.
Medicin.
Zoologie, Botanik, Chemie s. unter Naturwissen-
schaften.
Knochen- und Bänderlehre : Dr. von Brunn Dienstag,
Donnerstag und Sonnabend von 11 — 12 Uhr.
Systematische Anatomie II. Theil (Gefass- und Ner-
venlehre): Prof. Henle täglich von 12—1 Uhr.
Allgemeine Anatomie: Prof. Henle Montag, Mitt-
woch, Freitag von 11 — 12 Uhr.
Histologie des Nervensystems trägt Prof. Krause
Donnerstags um 2 Uhr öffentlich vor.
Mikroskopische Uebungen in der normalen Gewebe-
lehre hält Dr. von Brunn vier Mal wöchentlich in zu
verabredenden Stunden.
Mikroskopische Curse in normaler Histologie hält
Prof. Krause Montag, Dinstag, Mittwoch, Freitag von
2-3 Uhr oder zu anderen passenden Stunden.
Allgemeine und besondere Physiologie mit Erläute-
rungen durch Experimente und mikroskopische Demon-
strationen: Prof. Herbst sechsmal wöchentlich um
10 Uhr.
Experimentalphysiologie I. Theil (Physiologie der Er-
nährung): Prof. Meissner täglich von 10—11 Uhr.
Physiologie der Zeugung nebst allgemeiner und spe-
cieller Entwicklungsgeschichte : Prof. Meissner Freitag
von 5—7 Uhr.
Physiologische Optik s. S. 186.
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181
Arbeiten im physiologischen Institut leitet Prof.
Meissner täglich in passenden Stunden.
Specielle pathologische Anatomie lehrt Prof. Orth
täglich ausser Sonnabend von 12—1 Uhr.
Pathologische Anatomie der Knochen uod Muskeln
lehrt Prof. Orth ein Mal wöchentlich öffentlich.
Einen demonstrativen Cursus der pathologischen Ana-
tomie hält Prof. Orth Montag, Mittwoch und Freitag
von 2—3 Uhr verbunden mit Sectionsübungen in pas-
senden Stunden.
Praktischen Cursus der pathologischen Histologie hält
Prof Orth Dienstag und Sonnabend von 2 — 4 Uhr.
Physikalische Diagnostik verbunden mit praktischen
Uebungen lehrt Prof. Eichhorst Montag, Mittwoch und
Donnerstag von 4—5 Uhr; Dasselbe trägt Dr. Wiese
viermal wöchentlich in später näher zu bestimmenden
Stunden vor.
Uebungen in der Handhabung des Kehlkopfspiegels
hält Prof. Eichhorst Sonnabend von 12 — 1 Uhr.
Diagnostik des Barns und Sputums: Prof. Eichhorst
Mittwoch von 3—4 Uhr.
Arzneimittellehre und Receptirkunde verbunden mit
Experimenten und Demonstrationen lehrt Prof. Marmd
drei Mal wöchentlich von 5—6 Uhr.
Die gesammte Arzneimittellehre mit Demonstrationen
und praktischen Uebungen im Abfassen ärztlicher Ver-
ordnungen trägt Prof. Husemann fünfmal wöchentlich
um 3 Uhr vor.
Die giftigen Gase demonstrirt experimentell Prof.
3 i arme' ein Mal wöchentlich von 6—7 Uhr öffentlich.
Ueber essbare und giftige Pilze trägt Prof. Huse-
mann Dienstag von 6—7 Uhr öffentlich vor.
Pharmakognostische und chemisch-pharmaceutische
Colloquia wird Prof. Wiggers an bequemen Tagen und
Stunden halten.
Pharmacie lehrt Prof. Boedeker fönt Mal wöchentlich
von 9 — 10 Uhr; Dasselbe lehrt Prof. von Uslar vier
Mal wöchentlich um 3 Uhr.
Organische Chemie für Mediciner: Vgl. Naturwissen-
schaften S. 186.
Ein pharmakognostisches Praclicum, Uebungen im
Bestimmen der otficinellen Droguen und ihrer Ver-
wechslungen hält Prof. Harme gemeinsam mit Dr.
WtUfsberg ein Mal wöchentlich von 5—7 Uhr.
Einen pharmakologischen Cursus, praktische Uebun-
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182
gen im Receptiren und Dispensiren hält Prof. Mannt
ein Mal wöchentlich von 5—7 Uhr.
Pharmakologische und toxikologische Untersuchungen
leitet Prof. Manne im pharmakologischen Institut täg-
lich von 8-2 Uhr und von 8 — 7 Uhr; solche Uebungen
und Untersuchungen leitet auch Prof. Husemann in ge-
legenen Stunden.
Elektrotherapie verbunden mit praktischen Uebungen
an Gesunden und Kranken lehrt Prof. MarmS zwei Mal
wöchentlich in später zu bestimmenden Stunden,
Specielle Pathologie und Therapie I. Hälfte: Prof.
Kbstem täglich, ausser Montag, von 7 — 8 Uhr.
Ueber Kinderkrankheiten I. Theil trägt Prof. Eick-
horst Dienstag und Freitag von 4-5 Uhr vor.
Die medicini8che Klinik und Poliklinik hält Prof.
Ebstein täglich von 10 8 / 4 — 12 Uhr (Sonnabend von 9 1 /.—
10«/ 4 Uhr).
Poliklinische Referatstunde hält Prof. Eichhorst ein
Mal wöchentlich.
Allgemeine Chirurgie lehrt Prof. Lohmeyer fünf Mal
wöchentlich von 8 — 9 Uhr; Dasselbe Prof. Rosenbach
fünf Mal wöchentlich von 8—9 Uhr oder zu anderen
noch zu bestimmenden Stunden.
Die chirurgische Klinik hält Prof. König fünf Mal
wöchentlich von 9 , / ? --10 s /4 Uhr.
Chirurgische Poliklinik hält Prof. König in Verbin-
dung mit Prof. Rosenbach Sonnabend von 10 1 /* — ll*/ 4
Uhr öffentlich.
Einen chirurgisch -diagnostischen Curaus hält Dr.
Riedel zwei Mal wöchentlich von 4—5 Uhr.
Uebungen in chirurgischen Operationen an der Leiche
leitet Prof. König Abends von 5 — 7 Uhr.
Verbandcureus hält Dr. Riedel ein Mal wöchentlich
von 4—5 Uhr.
Augenheilkunde lehrt Prof. Leber Montag, Dienstag,
Donnerstag, Freitag Morgens von 7—8 Uhr.
Ueber die Anomalien der Refraction und Accommo-
dation verbunden mit praktischen Uebungen der Func-
tionsprüfungen des Auges trägt Dr. DeuUchmann zwei
Mal wöchentlich in näher zu bestimmenden Stunden vor.
Augenspiegelcursus hält Dr. Deutschmann Mittwoch
und Sonnabend von 12—1 Uhr.
Die Klinik der Augenkrankheiten hält Prof. Leber
Ueber theoretische und praktische Ohrenheilkunde:
Freitag von 12—1 Uhr.
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183
Dr. Bürkner, Dienst, u. Freit, in näher zu bezeichnen-
den Stunden.
Otiatrische Poliklinik: Dr. Bärkner, an zwei zu be-
stimmenden Tagen, 12 Uhr.
Ueber Frauenkrankheiten wird Prof. Schwartz Mon-
tag, Diastag, Donnerstag, Freitag um 3 Uhr vortragen.
Ueber Krankheiten der Wöchnerinnen: Dr. Hartwig
wöchentlich in 2 noch näher zu bestimmenden Stunden
öffentlich.
Geburtshülflichen Operationscursus hält Dr. Hartwig
Mittwoch und Sonnabend um 8 Uhr.
Geburtshülflich-gynaekologische Klinik leitet Prof.
Schwartz Mont., Dienst., Donnerst., Freit, um 8 Ubr.
Psychiatrische Klinik in Verbindung mit systemati-
schen Vorträgen über Pathologie und Therapie der Gei-
steskrankheiten hält Prof. Meyer Montag und Don-
nerstag von 3—5 Ubr.
Forensische Psychiatrie lehrt Prof. Meyer wöchent-
lich in zwei zu verabredenden Stunden.
Prof. Baum wird zu Anfang des Sommersemesters
Vorlesungen ankündigen.
Die äusseren Krankheiten der Hausthiere und die
Beurtheilungslehre dea Pferdes und Rindes trägt Prof.
JSsser wöchentlich fünf Mal von 7 — 8 Uhr vor.
Klinische Demonstrationen im Thierhospitale wird
Derselbe in zu verabredenden Stunden halten.
Philosophie,
Geschichte der alten Philosophie: Prof. Baumann,
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag, 5 Uhr.
Geschichte der neueren Philosophie seit Cartesius:
Prof. Peipers, Mont. Dienst. Donnerst. Freit., um 11 Uhr.
Ueber Locke's Versuch über den menschlichen Ver-
stand: Dr. Müller, Sonn ab. 11 U hr, unentg.
Logik und Encyclopädie der Philosophie: Prof. Reh-
niseh, Mont. Dienst. Donn. Freit, 4 Uhr (oder, falls es
gewünscht wird, zu einer andern Stunde).
Logik: Prof. Baumann, Montag, Dienstag, Donners-
tag, Freitag, 8 Uhr.
Metaphysik: Prof. Lotze, 4 St., 10 Uhr.
Praktische Philosophie: Prof. Lotze. 4 Stunden, 3 Ubr.
Geschichte und Grundbegriffe der Aesthetik: Dr.
Ueber hont, Dienst, u. Freit. 6 Uhr.
Psychologie: Dr. Müller, 4 St. 4 Uhr.
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184
In einer philosophischen Societät wird Prof. Bau-
mann, Mont. 6 Uhr, die Hauptbeweise in Piatons Phä-
don behandeln.
In einer philosophischen Societät wird Prof. Peipers
Spinoza's Ethik behandeln, Mittw. 12 Uhr, öffentlich.
Dr. üeberhorst behandelt in einer Societät den er-
sten (ästhetischen) Theil von Kant's Kritik der Urtheils-
kraft, Donnerst. 6 Uhr, unentg.
Grundriss der Erziehungslehre: Prof. Krüger in ge-
eigneten Stunden.
Die Uebungen des K. pädagogischen Seminars leitet
Prof. Sauppe, Mont. und Dienst. 11 Uhr, öffentlich.
Mathematik und Astronomie.
Elementargeometrische Herleitung der wichtigsten
Eigenschaften der Kegelschnitte: Prof. Schwarz, Mont.
u. Donnerst. 4 Uhr, öffentlich.
Analytische Geometrie: Prof. Schwarz, Mont. bis
Freitag, 9 Uhr.
Differential- und Integralrechnung: Prof. Stern, 5
St, 7 Uhr.
Integralrechnung: Prof. Schwarz, Mont. bis Freit.
8 Uhr.
Einleitung in die Theorie der analytischen Functio-
nen: Prof. Schwarz, Mont. bis Freit. 11 Uhr.
Abelsche und riemannsche Functionen, zweiter Theil:
Prof. E. Schering, Dienst. Mittw. Donnerst. Freit., 8 Uhr.
Theorie der elliptischen Functionen: Prof. Enneper,
Mont. bis Freit. 10 Uhr.
Theorie der Kugelfunctionen mit Anwendungen auf
die Potentialtheorie und die Gaußsche Theorie des Erd-
magnetismus: Dr. Himstedt, Mont. u. Donnerst. 6 Uhr.
Zahlentheorie: Dr. Heltner , Mont. Dienst. Donn.
Freit. 10 Uhr.
Analytische Mechanik: Prof. E. Schering, Dienst.
Mittw. Donn. Freit. 7 Uhr Morgens.
Variationsrechnung und deren Anwendung auf Me-
chanik: Prof. Stern, 4 St 8 Uhr.
Theorie der Potentialfunction und deren Anwendung
auf die Lehre von der Schwerkraft und dem Magnetis-
mus: Dr. Schering, Dienst, u. Freit. 6 Uhr.
Mathematische Geographie: Dr. Schering, Donnerst
6 Uhr, unentg.
Theorischo Astronomie: Prof. Klinkerfue$ 9 Montag,
Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, 12 Uhr.
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185
Geometrische Optik, Kinetische Gastheorie und Po-
tentialtheorie: 8. Naturwiss. S. 186.
Mathematische Societät: Prof. Schering, in einer ge-
eigneten Stunde.
Mathematische Colloquien wird Prof. Schwärt wie
bisher privatissime leiten, unentgeltlich.
In dem mathematisch-physikalischen Seminar Prof.
Schering: Mathematische Uebungen, Sonnab. 7 Uhr;
Prof. Schwarz: Uebungen in der Differentialrechnung,
Freit. 12 Uhr; Prof. Stern: Ueber die Anziehung eines
Ellipsoides Mittwoch 8 Uhr. Prof. Klinkerfues giebt
einmal wöchentlich zu geeigneter Stunde Anleitung zu
astronomischen Beobachtungen, alles öffentlich. — Vgl.
Naturwissenschaften S. 186.
Naturwissenschaften .
Allgemeine Zoologie: Prof. Ehlers, Mont. Dienst.
Mittw. Donnerst., 8 Uhr.
Specielle Zoologie, Theil I (Protozoen, Coelenteraten,
Echinodermen) : Prof. Ehlers, Freit, und Sonnab. 8 Uhr.
ZootomischerKurs: Prof. Ehlers, Dienst u. Donnerst.,
9—11 Uhr.
Naturgeschichte der Amphibien mit besonderer Be-
rücksichtigung der europäischen Formen : Dr. Spengel,
Dienst, und Freit., 5 Uhr.
Zoologische Uebungen : Prof. Ehlers, wie bisher, täg-
lich (mit Ausnahme des Sonnabends) von 9—1 Uhr.
Grundzüge der gesammten Botanik : Prof. Graf zu
Solm*, Mont. bis Freit., 7 Uhr. — Ueber Monocotyle-
donen: Derselbe, Mittw. 5 Uhr, Öffentlich. — Anleitung
zu botanischen Arbeiten im Laboratorium des botani-
schen Gartens, ausschliesslich für Vorgeschrittenere:
Derselbe, täglich in zu bestimmenden Stunden.
Uebungen im Bestimmen von Pflanzen : Prof. Reinke,
Dienst, u. Freit., 8 Uhr. — Mikroskopisch-botanischer
Curaus: Derselbe, Sonnabend, 9 — 1 Uhr. — Cursus in
der mikroskopischen Analyse organisirter Körper : Der"
selbe, 2 Stunden. Tägliche Arbeiten im pflanzenphysio-
logischen Institut. — Botanische Excursionen: Derselbe.
Ueber Archegoniaten und Gymnospermen (Moose,
Farne und Nadelhölzer): Dr. Falkenberg, Dienst, und
Freit. 10 Uhr.
Essbare und giftige Pilze: vgl. Medicin S. 181.
Krystallographie: Prof. Klein, 5 St., 11 Uhr.
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186
Gesteinskunde: Dr. Law/, Dienst, u. Freitag, 5 Uhr,
verbunden mit mikroskopischen Demonstrationen in zu
verabredenden Stunden.
Krystallographische Uebungen: Prof. Klein, Sonn-
abend 10—12 Uhr, privatissime, aber unentgeltlich.
Petrographische Uebungen und Excursionen: Dr.
Lang, in zu verabredenden Stunden.
Experimentalphysik, erster Theil: Mechanik, Aku-
stik und Optik: Prof. Rieche, Montag, Dienstag, Don-
nerstag, Freitag, 5 Uhr.
Kinetische Gastheorie: Dr. Fromme t Dienst, und
Donnerst., 12 Uhr.
Geometrische und physische Optik, ausgewählte Ca-
pitel: Prof. Listing, 8 Stunden, 12 Uhr.
Ueber Auge und Mikroskop: Prof. Listing, privatis-
sime in 2 zu verabredenden Stunden.
Physikalische Uebungen leitet Prof. Rieche, in Ge-
meinschaft mit den Assistenten Dr. Fromme und Dr.
Schering. (I. Abtheilung Dienst., Donnerst., Freit. 2 —
4 Uhr und Sonnab. 9 — 1 Uhr. II. Abtheilung Donnerst.
2-4 Uhr und Sonnab. 9-1 Uhr).
Physikalisches Colloquium: Prof. Listing, Sonnabend
11—1 Uhr.
Zur Leitung eines Repetitoriums über Physik erbie-
tet sich Dr. Fromme.
In dem mathematisch-physikalischen Seminar leitet
physikalische Uebungen Prof. Listing, Mittwoch 12 Uhr,
und behandelt Prof. Riecke ausgewählte Theile der ma-
thematischen und Experimentalphysik, Montag 2 Uhr.
- Vgl. Mathematik S. 185.
Allgemeine Chemie (s. g. unorganische Chemie):
Prof. Hühner, 6 St. 9 Uhr.
Anorganische Chemie, I. Theil : Dr. Brüchner, in 2
zu bestimmenden Stunden.
Allgemeine organische Chemie: Prof. Hübner, 5 St.,
12 Uhr.
Organische Chemie, für Mediciner: Prof. von Uslar,
4 St., 9 Uhr.
Chemische Technologie, L Theil: Dr. Rost, 2 St., in
Verbindung mit Excursionen.
Pharmaceutische Chemie (anorgan. Theil): Dr.
Polstorff % Mont. Dienst. Donnerst. Freit. 5 Uhr.
Ueber die Verunreinigungen und Verfälschungen der
Nahrungs- und Genussmittel und ihre Erkennung: Dr.
Polstorf, in 2 zu verabredenden Stunden,
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187
Anorganische Chemie: Prof. Tollens, Mi ttw. Donnerst.
Freit, 9 Uhr.
Pflanzenernährungslehre (Agriculturchemie): Prof.
Tnllens, Mont. u. Dienst., 10 Uhr.
Die Vorlesungen über Pharmacie und Pharmakogno-
sie s. unter Medicin S. 181.
Die praktisch -chemischen Uebungen und wissen-
schaftlichen Arbeiten im akademischen Laboratorium
leiten die Professoren Wähler und Hühner, in Gemein-
schaft mit den Assistenten Dr. Iannasch, Dr. Post, Dr.
Polstorß, Dr. Brückner und Dr. Rudolf.
Prof. Boedeker leitet die praktisch -chemischen Ue-
bungen im physiologisch-chemischen Laboratorium täg-
lich (ausser Sonnabend) 8-12 und 2—4 Uhr.
Uebungen im agriculturchemischen Laboratorium
leitet Prof. Toüens (in Gemeinschaft mit dem Assistenten
E. Kehrer) taglich 8—12 und *i-4 Uhr.
Historische Wissenschaften.
Geschichte der Westhellenen: Prof. Volquardsin,
Mittw. u. Sonnab. 10 Uhr, öffentlich.
Geschichte des Mittelalters bis zum Interregnum :
Dr. B ernheim, Dienst. Donn. Freit. 10 Uhr.
Neuere Geschichte bis zum westphä Ii sehen Frieden :
Prof. Pauli, 4 Stunden, 8 Uhr.
Neueste Geschichte, von 1815 an: Prof. Weizsäcker,
4 Stunden, 4 Uhr.
Englische und Vergleichende Verfassungsgeschichte
Deutschlands und Frankreichs; vgl. Staatswissenschaft
und Statistik S. 188.
Aeltere französiche Geschichte: Prof. Steindorff, Mont.
u. Dienst. 10 Uhr.
Geschichte Italiens im Mittelalter: Dr. Th. Wilsten-
feld, Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 11 Uhr,
unentgeltlich.
Entwicklung der russischen Geschichte bis auf Peter
d. Gr.: Dr. Höhlbaum, Mittw. u. Sonnab. 12 Uhr (oder
in 2 andern passenden Stunden).
Historische Uebungen leitet Prof. Volquardsen,
Dienst. 6 Uhr, öffentlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Pauli Mittwoch
6 Uhr, öffentlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Weizsäcker Freitag
6 Uhr, öffentlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Steindorff Donnerst.
10 Uhr, öffentlich.
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4
188
Historische Uebungen leitet Dr. Höhlbaum Mont. 6
Uhr, unentgeltlich.
Historische Uebungen leitet Dr. Bernheim Dienstag
5 Uhr, unentgeltlich.
Kirchengeschichte: s. unter Theologie S. 178.
Geschichte des deutseben Städtewesens: s. unter
Rechtswissenschaft S. 179.
Eid- und Völkerkunde.
Völkerkunde: Dr. Krümmel. Mont. Dienst. Donn.
Freit., 11 Uhr.
Vergleichende Physiognomik der Hochgebirge: Dr.
Krümmel, Mittw. 11 Uhr, unentg.
Staatswissenschaft und Landwirthschaft.
Vergleichende Verfassungsgeschichte Deutschlands
und Frankreichs: Prof. Weizsäcker, 4 Stunden, 9 Uhr.
Englische Verfassungsgeschichte: Prof. Pauli, 4 Stun-
den, 8 Uhr.
Volkswirtschaftslehre (Nationalökonomie) : Prof.
//aussen, 5 St., 3 Uhr.
Einleitung in das Studium der Volkswirtschaft,
nebst Darstellung der wichtigsten Systeme: Dt. Eggert,
Donnerst, u. Freit. 10 Uhr, unentg.
Oeffentliche Armenpflege: Prof. Hanssen, 1 Stunde,
öffentlich.
Volkswirtschaftliche Uebungen: Prof. Soetbeer, pri-
vatissime, aber unentgeltlich, in später zu bestimmen-
den St.
Volkswirtschaftliche Uebungen : Dr. Eggert, in spä-
ter zu bestimmenden Stunden, unentg.
Disputationen und Uebungen über Gegenstände aus
dem Bereich der Statistik: Prof. Rehnisch, privatissime
aber unentg.
Einleitung in das landwirtschaftliche Studium: Prof.
Drechsler, 1 Stunde.
Ackerbaulehre, specieller Theil : Derselbe, 4 St., 12 Uhr.
Die allgemeine und specielle Züchtungslehre (Pferde-,
Rindvieh-, Schaf- und Schweine-Züchtung): Prof. Grit-
penkerl, Dienst, u. Donnerst., 8 Uhr.
Die Racenkunde: Prof. Griepenkerl, Freitag 8 Uhr,
öffentlich.
Die Theorie der Organisation der Landgüter: Prof.
Griepenkerl, Mont. Mittw. u. Sonnab. 8 Uhr.
Im An*chlus8 an diese Vorlesungen werden Exkursio-
nen nach benachbarten Landgütern veranstaltet werden.
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189
Die Lehre vom Futter: Prof. Henneberg , Mont.,
Dienst, und Mittw., 11 Uhr.
Ausgewählte Capitel aus der allgemeinen und spe-
ciellen Züchtungslehre, mit besonderer Berücksichtigung
der Controversen von Nathusius-Settegast : Dr. ßesca,
2 St. 10 Uhr.
Landwirtschaftliches Practicum ( 1 .Uebungen im land-
wirtschaftlichen Laboratorium, Freit. 2 — 6 Uhr, Sonnab.
9—1 Uhr; 2. Uebungen in landwirtschaftlichen Berech-
nungen, Mont. u. Donnerst. 6 Uhr) : Prof. Drechsler.
Landwirtschaftliche Excursionen und Demonstratio-
nen im Versuchsfelde : Prof. Drechsler.
Uebungen im landwirtschaftlichen Laboratorium
Dr. Fesca, Freit, u. Sonnabend.
Krankheiten der Haustiere: s. Medicin S. 183.
Agriculturchemie, Agriculturchemisches Praktikum :
s. Naturwiss. S. 187.
Literärge8chiehte.
Geschichte der lateinischen Poesie in der Zeit des
August: Prof. von Zeutsch, Donnerst, u. Freit., 12 Uhr.
Geschichte der deutschen National literatur von Les-
sings Zeit bis zur Gegenwart: Prof. Bohtx, Montag,
Dienstag, Donnerstag, 11 Uhr.
Ueber deutsche Literatur im 19. Jahrhundert: Prof.
Goedeke, Mittw. 5 Uhr, öffentlich.
Geschichte der Philosophie: vgl. Philosophie S. 183.
Alterthumskunde.
Römische Altertümer: Prof. Volquardsen, Mont,
Dienst. Donnerst. Freit., 10 Uhr.
Archäologie der bildenden Künste der Griechen und
Römer: Prof. Wieseier, 4 St., 10 Uhr.
Umriss der Geschichte der Architectur der Griechen
und Römer: Prof. Wieseler, Stunde, Mittw. 4 Uhr.
Im K. archäologischen Seminar wird Prof. Wieseler
ausgewählte Kunstwerke öffentlich erläutern lassen,
Sonnabend 12 Uhr.
Die Abhandlungen der Mitglieder wird Derselbe pri-
vatissinie beurteilen, wie bisher.
Ueber die deutsche Heldensage: Dr. Tittmann, Mittw.
5 Uhr.
■
Vergleichende Sprachlehre.
Einleitung in das vergleichende Sprachstudium : Prof.
Beszenberyer, Mont. u. Donnerst., 6 Uhr. öffentlich.
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190
Vergleichende Grammatik der indogermanischen
Sprachen: Prof. Fick, 4 St., 10 Uhr.
Vergleichende Grammatik der baltischen Sprachen
(Litauisch, Lettisch, Altprenssisch): Prof. Bezzenberger,
4 Stunden.
Ueber die Bildung der Nomina und Eigennamen im
Griechischen : Prof. Fick, 2 Stunden, 10 Uhr, öffentlich.
Zur Theilnahme an einer grammatischen Societät
ladet Prof. Fick ein.
«
Orientalische Sprachen.
Die Vorlesungen über das A. Testament s. anter
Theologie S. 177.
Arabische Grammatik: Prof. Wiistenfeld, privatissime.
Chaldäische Grammatik und Erklärung der chaldäi-
schen Abschnitte des Buches Daniel: Prof. Bertheau,
Dienst, und Freit., 2 Uhr, öffentlich.
Seine syrischen Uebungen setzt Prof. de Lagarde
nach Bedarf privatissime, aber unentgeltlich fort.
Grammatik der Sanskritsprache: Prof. Benfey, Mont.
Dienst. Mittw. 5 Uhr, oder in einer passenderen Stunde.
Interpretation der Sanskrit-Chrestomathie von Böhfc-
lingk und vedischen Liedern: Prof. Benfey, Donnerst,
u. Freit. 5 Uhr und Mittw. 12 Uhr, oder in drei zu
verabredenden Stunden.
Griechische und lateinische Sprache.
Rhythmik und Metrik: Prof. von Zeutsch, 4 Stun-
den, 10 Uhr.
Bildung der Nomina und Eigennamen im Griechi-
schen; vgl. Vergleichende Sprachlehre S. 190.
Aeschylos Perser: Prof. Sauppe, Montag, Dienstag,
Donnerstag, Freitag, 9 Uhr.
Erklärung von Theokrits Gedichten: Prof. Düthey,
Mont. Dienst. Donn. Freit. 12 Uhr.
Lateinische Grammatik : Prof. Sauppe, Mont. Dienst.
Donnerst. Freit., 7 Uhr Morgens.
Ausgewählte Gedichte Catull's und der augusteischen
Dichter : Prof. von Zeutsch, Mont. Dienst. Mittw., 12 Uhr.
Im K. philologischen Seminar leitet die schriftlichen
Arbeiten und Disputationen Prof. Dilüiey, Mittwoch 1 lühr,
lässt griechische Iambographen nach Schneidewins De«
lectus erklären Prof. von Zeutsch, Montag und Dienstag,
11 Uhr, lässt Ciceros Orator erklären Prof. Sauppe,
Donnerstag und Freitag, 11 Uhr, alles öffentlich.
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191
Im philologischen Proseminar leiten die schriftlichen
Arbeiten und Disputationen die Proff. von Leutsch und
Saupps, Mittwoch 10 und 2 ühr; lässt Theognis Prof.
von Leutsch, Mittw. 9 Uhr und Ciceros Brutus Prof.
Sauppe, Mittwoch 2 Uhr, erklären, alles öffentlich.
Deutsche Sprache.
Historische Grammatik der deutschen Sprache : Prof.
Wilh. Müller, 5 St., 3 ühr.
Parcival von Wolfram von Eschenbach erklärt Prof.
Wilh. Müller, vier Stunden, 10 Uhr.
Altnordische Grammatik und Erklärung nordischer
Prosadenkmäler: Dr. Wilken, Mittw. und Sonnab., 11 Uhr.
Angelsächsische Grammatik und Erklärung des Beö-
vulf: Dr. Wilken, Mont. Dienst. Donn., 11 Uhr.
Grammatik der gothischen Sprache: Dr. Bech.'el, 2 St.
Die Uebungen der deutschen Gesellschaft leitet Prof.
WM. Müller.
Geschichte der deutschen Literatur: vgl. Literärge-
schichte S. 189.
Neuere Sprachen.
Geschichte der französischen Sprache: Prof. Th. Mül-
ler, Montag, Dienstag und Donnerstag, 4 Uhr.
Uebungen in der französischen und englischen Sprache
veranstaltet Derselbe, die ersteren Montag, Dienstag und
Mittwoch, 12 Uhr, die letzteren Donnerstag, Freitag
und Sonnabend, 12 Uhr.
Oeffentlich wird Derselbe in der romanischen Societät
ausgewählte provenzalische Dichtungen (nach Bartsch^
Chrestomathie) erklären lassen, Freitag 4 Uhr.
Schöne Künste. — Fertigkeiten.
Unterricht im Zeichnen ertheilt Zeichenlehrer Pe-
ters, Dienstags 4-6 Uhr, unentgeltlich.
Unterricht im Malen Derselbe in zu verabredenden
Stunden.
Geschichte der neueren Musik: Prof. Krüger in ge-
eigneten Stunden.
Harmonie- und Kompositionslehre, verbunden mit
praktischen Uebungen: Musikdirector Hille, in passen-
den Stunden.
Zur Theilnahme an den Uebungen der Singakademie
and des Orchesterspielv^reins ladet Derselbe ein.
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192
Rcitunterricht ertheilt in der K. Universitäts-Reit-
bahn der Univ.-Stallmeister Schweppe, Montag, Dienstag,
Donnerstag, Freitag, Sonnabend, Morgens von 7—11 und
Nachm. (ausser Sonnabend) von 4—5 Uhr.
Fechtkunst lehrt der Universitätsfechtmeister Grüne -
klee, Tanzkunst der Universitätetanzmeister Hültzke.
Oeffentliehe Sammlungen. 4
Die Universitätsbibliothek ist geöffnet Montag, Dienstag,
Donnerstag und Freitag von 2 bis 3, Mittwoch und Sonn-
abend von 2 bis 4 Uhr. Zur Ansicht auf der Bibliothek
erhält man jedes Werk, das man in gesetzlicher Weise
verlangt; verliehen werden Bucher nach Abgabe 'einer
Semesterkarte mit der Bürgschaft eines Professora.
Die Gemäldesammlung ist Donnerstag von 12— 1 Uhr
geöffnet.
Der botanische Garten ist, die Sonn- und Festtage
ausgenommen, taglich von 5 — 7 Uhr geöffnet.
Ueber den Besuch und die Benutzung der theologi-
schen Seminarbibliothek , des Theatrum anatomicum , des
physiologischen Instituts , der pathologischen Sammlung ,
der Sammlung von Maschinen und Modellen , des zoolo-
gischen und ethnographischen Museums, des botanischen
Gartens und des pßanzenphysiologischen Institute , der
Sternwarte, des physikalischen Cabinets und Laboratoriums,
der mineralogischen und der geognostisch-paläontologischen
Sammlung, der chemischen Laboratorien , des archäologi-
schen Museums, der Gemäldesammlung, der Bibliothek
des k. philologischen Seminars, des diplomatischen Appa-
rats, der Sammlungen des landwirtschaftlichen Instituts
bestimmen besondere Reglements das Nähere.
Bei dem Logiscommissär, Pedell Bartels (Kieperweg 2),
können die , welche Wohnungen suchen , sowohl über
die Preise, als andere Umstände Auskunft erhalten und
auch im voraus Bestellungen machen.
Für d.Kedaction verantwortlich: Betzenlmger , Director d.Gött.gel.Anz.
Commissions- Verlag der DkUrich! sehen Verlags - Buchhandlung.
Druck der Biebrich' sehen Univ. - Buchdruck* ei (W. Fr, Kaestner).
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193
Vach richten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Güttingen,
17. März. M 5. 1880.
königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Sitzung am 6. März.
Benfey: Die Quantität* Verschiedenheiten in den Samhitä-
und Pada-TVxten der Veden. V. Abhandlung. 2. Ab-
theilnng. (Erscheint in den Abhandlungen.)
Derselbe: Farn, im Rigveda X. 28, 7.
Derselbe: Ergänzung zu dem Aufsatz 4 D statt N' in
den Nachrichten 1677. S. 573.
de Lagarde: Ueber den Hebräer Ephraims von Edessa.
(Erscheint in den Abhandlungen.)
Krankenhagen: Zur Theorie der partialen linearen
Differential-Gleichungen. (Vorgelegt von Schering.)
74 Originalbriefe von Gauß an Hessel ; Geschenk der K.
Akademie der Wiss. in Berlin.
Farn, im Rigveda X. 28, 7.
Von
Theodor Benfey.
Was im Folgenden mitgetheilt wird , ist
eigentlich so einfach, leicht und sich von selbst
ergebend, daß ich fast Anstand genommen haben
wurde, es besonders hervorzuheben, wenn es
nicht — ähnlich wie das in den Nachrichten
16
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194
(1876 No. 13, S. 324 ff. = 'Vedica und Ver-
wandtes' S. 133 ff.) erläuterte jdjhjhaüs — eben-
falls einen schlagenden Beweis für den Einfluß
der Volkssprachen auf die üeberlieferer des Veda,
vielleicht selbst auf die Verfasser von einigen
Hymnen, darböte.
Der Halbvers, in welchem das anal leyoi^ov
vam vorkömmt, lautet:
vadhim vriträm vajrena mandasänö
'pa l ) vrajäm mahina däcüshe vam |
in Ludwig's Uebersetzung :
'ich auch 2 ) tötete frohlockend mit dem keile
den Vritra, mit Macht öffnete ich dem Spender
die hürde'.
Hier, wie schon von Säyana, ißt vam als eine
Form des Verbum 1. var und zwar als eine
erste Person gefaßt. Säyana glossirt es durch
vrinomi, l.Sing. Präs., ohne sich auf eine Er-
klärung der Form einzulassen. Das St. Petersb.
Wtbcb. (VI. 696) zieht es zu demselben Verbum
und daraus, daß es den Aoristformen ange-
schlossen ist und als 1. Sing, ausdrücklich be-
zeichnet wird, ist zu entnehmen, daß es daselbst
als 1. Sing, des Aorists gefaßt ist; wie die Form
zu erklären sei, wird aber nicht angedeutet.
Graßmann nimmt es ebenso und erklärt es zu-
gleich durch die hinzugefügten Worte 'vam aus
varam'; allein diese Erklärung ist ungenügend;
denn wir erfahren dadurch nicht, welches von
beiden a ausgefallen sei , ob das erste oder das
zweite, und eben so wenig, was noch wichtiger,
wieso das r eingebüßt sei. Alfred Ludwig hat
das Wort in seinem sehr werthvollen Werke
'Der Infinitiv im Veda' (S. 129—130) besprochen
1) Zu lesen : dpa.
2) Dies 'auch* würde ich weggelassen haben.
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195
und sich das Verdienst erworben, das, was die
Vorgänger für selbstverständlich annahmen, zu
beweisen , nämlich daß dpa . . . vam einzig zu
dpa var gehören könne. Allein die Art, wie er
vam aus var erklärt, nämlich vermittelst einer
fingirten Form vartti , stützt sich auf absolut
keine Analogie, und möchte schwerlich bei irgend
einem Sprachforscher, außer Delbrück ( 4 Das alt-
indische Verbum', S. 24), Beistimmung gefunden
haben. Ludwig meint, daß das m der ersten
Person Sing. Aoristi hier ohne vorangehendes
a angetreten sei. Dafür giebt es nun aber in
der uns bekannten Phase der indogermanischen
Sprachen, in Bezug auf consonantisch auslautende
Verbalthemen, absolut keine Analogie und selbst
in Bezug auf die vocalisch auslautenden könnte
man sich höchstens — aber sicherlich mit Un-
recht — auf die auf ursprüngliches ä uud viel-
leicht die griechischen auf v berufen. Aber
selbst, wenn varm zu Grunde zu legen wäre —
wieso wäre dann das r eingebüßt? A. Ludwig
hat sogar versäumt, sich diese, hier fast wich-
tigste, Frage auch nur vorzulegen. Er thut
überhaupt — abgesehen von dem schon hervor-
gehobenen Verdienst — die Sache ziemlich ca-
valierement ab: »bedenkt man«, heißt es bei
ihm, »wie unzälige male in demselben sinne die
wurzel vr gebraucht erscheint, so wird man
nicht zweifeln, daß vam für varm steht; denn
ausz gewöhnlichem var am würde nie ein varm
geworden sein«. Bezüglich dieses letzten Trum-
pfes 'denn ausz u. s. w.' gebe ich Ludwig ganz
Recht ; ja ich möchte noch hinzusetzten : aus un-
gewöhnlichem eben so wenig.
Allein ist denn var am die einzige Form,
welche in der vedischen Sprache, nach Verdam-
mung von varm, als 1. Sing. Aor. von var noch
16*
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196
erscheinen könnte? Wenn wir sehen, daß das
Verbum kor, ja beide Verba var, sowohl das
hier für vam in Betracht kommende, mit der
Bedeutung: 'umringen u. 8. w.', als das mit der
Bed. 'wählen 1 vor vocalisch anlautenden En-
dungen ihr wurzelhaftes a überaus häufig ein-
büßen — kr-änta (Rv. I. 141, 3), 6rkr-an (z.
B. I. 92,2 u. sonst oft), ä-kr-ata, kr-änta$ (Ptcp.);
von 1. var : a-vr-an, vr-an; von 2. var: drvr-i —
wo jedoch der Dichter nicht bloß den Stamm-
Vocal a sprach, wie schon Graßmann bemerkt,
sondern auch das auslautende t, da es nun die
achte Silbe eines elfsilbigen Stollens auslautet,
dehnte — so dürfen wir wohl die Vermuthung
wagen , daß — vielleicht unter dem Druck des
Metrums, von dessen Macht in den Veden 6chon
manche Beweise geliefert sind ! ) — an nnsrer
Stelle (es ist ein Stollen von 11 Silben und vam
gerade die elfte) der Dichter sich erlaubt habe,
statt varam, nach jenen Aualogien, warn zu
sprechen , und dies glaube ich ist in einen Ver-
such, den ursprünglichen Teit herzustellen, un-
bedenklich aufzunehmen.
Im Munde des Recitirer wurde dann die an-
lautende Doppelconsonanz vr durch Einfluß des
Pali selbst, oder einer, demselben phonetischen
Gesetze (vgl. E. Kuhn Beitr. zur Päli-Grammatik
S. 50: Päli vajati für sskr. vrajati) folgen-
den, Volkssprache zu vam.
Durch denselben Einfluß einer Volkssprache
erscheint in der Vulgata des Atharvaveda I. 24, 4
gdmä für gyamfi, welches die Paippalada-Recension
1) Vgl. insbesondere «Qaantitätsverschiedenheiten in
den Samhita- und Pada-Texten der Veden' Abhandlung
I. in den Abhandlungen der K. Ges. d. Wissenschaften
XIX, 8. 233 ff.
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197
(s. 'Grill, Hundert Lieder des Atharva-Veda über-
setzt u. 8. w.' im Programm des evangelisch-
theologischen Seminars Manlbronn zum Schlüsse
des zweijährigen Kurses 1877 — 79, Tübingen,
1879. S. 49, Z. 3) bewahrt hat. gy in Mitten eines
Wortes würde im Päli uud in der Qaurasent, so
wie andren prakritischen Sprachen bekanntlich
ss, im Anlaut bloßes s geworden sein; in der
Mägadhi aber würde, statt s zu werden, der ur-
sprüngliche palatale Zischlaut c bewahrt sein ;
so auch hier in gämfi statt Qyämfi. Natürlich
ist, bei einem Versuch die ursprüngliche Gestalt
des Atharva-Veda herzustellen, die in der Paip-
paläda-Recension bewahrte ächte Form gyämft
aufzunehmen.
Zur Theorie der partialen linearen
Differential - Gleichungen.
Von
Krankenhagen , Dr. ph., in Malchin.
Aus einem Schreiben an E. Schering.
Von den beiden Systemen gewöhnlicher Dif-
ferentialgleichungen :
dq k dF dp k _ _dF _ dF
dt ~ dp* dt ~ dq k Pl dw
(1) dw dF
(i = 1, 2, .. w, F = F (twq x ..fl»J>i ..JP»))
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198
und
m dqu _dH dfk _dH
w dt ~ dpi dt dq k
(k = 1, 2, .. n, H = (tq l ..q n p l ..p n ))
kann man das zweite, welches ja die Diffe-
rentialgleichungen der Dynamik in der Hamil-
tou'schen Form respräsentirt, als einen speciellen
Fall des ersten ansehen. Dem entspricht auch
die Thatsache, daß beide Systeme zwar je einer
partiellen Differentialgleichung erster Ordnung
äquivalent sind, nämlich resp.
dv I dv dv,
daß deren erstere aber auch die unbekannte
Function selbst enthält, während dies bei der
letzteren nicht der Fall ist. In Ihrer Abhand-
lung »Hamilton -Jacobische Theorie etc.c haben
Sie (im IV. Abschnitte) diejenigen Substitutio-
nen behandelt, bei deren Einführung an Stelle
der ursprünglichen Variabein die Form der
Gleichungen (2) sich nicht ändert; auch haben
Sie (im IX. Abschuitte derselben Abhandlung)
gezeigt, daß das Bestehen der verallgemeinerten
Jacobischen Gleichungen zwischen Substitutionen
und Variabein eine nothwendige und hinrei-
chende Bedingung dafür bildet, daß bei Einfüh-
rung der ersteren das System (2) in ein andres
von derselben Gestalt trausformirt wird. Ich
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199
stellte mir die Aufgabe, zu untersuchen, ob
man nicht solche Functionen von twq x ..q n p x . .p n
finden könnte, bei deren Benutzung sich auch
das allgemeinere System (1) invariant trans-
formiren ließe , und ob nicht etwa für derartige
Functionen und die twq x ..q M p x ,.p n Beziehun-
gen beständen, welche den Jacobischen Gleichun-
gen ähnlich wären. Das Resultat der hierüber
angestellten Untersuchungen kann in folgender
Weise angegeben werden:
Satz L: Es sei <p eine solche Function der
Größen taq x . .q H a x . . a n , daß sich die 2n 1
Gleichungen
(3) w = <p(taq l ..q n a x o»)
< 4 > % - *
nach aa x ..a n b x . . b n auflösen lassen. Gebraucht
man dann als Differentiationszeichen d, wenn die
aa x . . a n b x . ,b n vermittelst der Gleichungen (3) (4)
und (5) ausgedrückt sind dureil twq x ..q n p x ..p»,
dagegen das Differentiationszeichen d, wenn
wq x ..q n p l ..Pnals Functionen vontaa x ..a„b x ..b H
bärachtet werden, setzt man ferner
St = ~ E ' da
so bestehen die Gleichungen:
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200
(6)
dq k _
1-
1 0Ot.br)
dp* 1
dar
dq h
db i
9a.-
d p *
dt,
9a,-
ÖQh
Oß
d^
da ~~
1 /3i?
1 Op
P ^tf*
dE
d**
_ i &e
im
dt
TT»
Sit
P _
f 4l C
_P
o(p . 0, )
flu* 1
1 0(1. 0.)
H rlt
1
TT»
4
P
U(*i
_P
C/fll»
IW/f
d*
JP _
1 Cj»
0 _
1 /»
1 ö/J
da
/I oto
aa
d^
>\
IdE
1 02?
dt ~
d<
ßdt*
wo jeder Index eine beliebige der Zahlen 1,2, ..n
bedeutet
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201
Ich unterlasse es, an dieser Stelle einen Be-
weis des eben angeführten Satzes zn geben, be-
merke aber, daß letzterer in mehrfacher Be-
ziehung einer Erweiterung fähig ist. Man kann
ihn nämlich leicht auf den Fall ausdehnen, daß
die tccq l ..q n a l ..<?„ an p (<n) Gleichungen
9l = 0 Vi = 0 • • 9fi = 0
gebunden sind ; und wenn in den Functionen
9 9t - • 9 p ***** t etwa m Größen t t , t 2 . . tm
vorkommen, so verändern sich in den Gleichungen
(6) die letzte Vertical- und die letzte Horizontal-
reihe, und zwar nur durch Hinzufügung von
Indices. Ferner kann man bemerken, daß, wenn
man an Stelle von (3) (4) und (5) andere Sub-
stitutionen
tp(twa qi q H a x .. a n ) = 0
wählt, die diesen entsprechenden Gleichungen den
unter (6) angeführten sehr ähnlich sind, sich
von denselben aber zum Theil durch größere
Symmetrie auszeichnen.
Die Jacobi'schen Gleichungen ergeben sich
als specieller Fall der Gleichungen (6), wenn
man für g> eine Function von der Form
a + l('fi a ») wählt. —
Saht IL: Wenn sich aus den Gleichungeti
(3) w = f(toq l .. q n a x .. On)
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202
(i = 1, 2, n) dwrcA Auflösung ergiebt
w = w(taa t a tl b t fe w )
( 7 ) 2* = qt(t*a 1 .. a»^ 6 W )
pk = p t (taa J a* b x .. b u )
* = " * da = '
setetf, 50 können durch die Gleichungen (7) die
Größen aa x .. a»^ & M afc wcwe Variable
eingeführt werden in das System gewöhnlicher
Differentialgleichungen
dq* _ dF dp* _ dF _ dF
dt ™ dpi dt ~ ~ äfc Pk dw
(1)
dw? dF
wo F eine gegebene Functimi der twq i ..q H p x »Pn
bedeutet. Wenn man nämlich F, E und ß ver-
mittelst (7) ausdrückt durch taa. .. a n b x .. b m
so haben die transformierten Gleichungen
da* ß
dt ~ dbt "
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203
db> ß _ . ß_
dt ~ da, * da
d« /» F — E
dieselbe Form , die ursprünglichen. Ihre
Integrale gehen durch die Substitutionen (3) bis
(5) ?Vfor tn die Integrale von (1), und umgekehrt.
Da der zuerst aufgestellte Satz die Grund-
lage des Beweises des zweiten bildet, so ist auch
der letztere derjenigen Erweiterungen fähig,
welche den oben angegebenen entsprechen.
Universität.
Dem Lehrkörper der Universität sind im ver-
gangenen Semester drei der philosophischen Fa-
enltät angehörige Mitglieder durch den Tod ent-
rissen: die ordentlichen Professoren Dr. phil.
Wappäus und Dr. phil. von Seebach und
der außerordentliche Professor Medicinalrath Dr.
phil. Wiggers.
Johann Eduard Wappäus, geboren am
17. Mai 1812 in Hamburg und hier erzogen,
widmete sich zunächst (auf der Akademie zu
Möhlin) landwirthschaftlichen Studien, welche
er jedoch mit Rücksicht auf seine schwache Ge-
sundheit i. J. 1831 abbrechen muste. Er wante
sich alsdann der Geographie zu und studierte
nach mancherlei Reisen im nördlichen Deutsch-
land und in den Rheingegenden sowie einem
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204
längeren Aufenthalt in Brasilien, als einer der
eifrigsten Anhänger Ritters in Berlin, Bonn und
Paris; zum Doctor promoviert habilitierte er sich
i. J. 1838 an unserer Universität als Privatdo-
cent für Geographie und Statistik und wurde
hier i. J. 1845 zum außerordentlichen, i. J. 1854
zum ordentlichen Professor befördert. Als sol-
cher hat er 25 Jahre lang gewirkt, mit einer
Hingebung, Hie mit Rücksicht auf seine zarte
Gesundheit und sein vielfaches Kranksein ganz
außerordentlich erscheint, wie er denn überhaupt
jede Stelle, die ihm angewiesen wurde, ganz und
voll ausgefüllt hat und wie er stets bemüht war,
alles was er unternahm, mit jener Liebe zur
Sache auszuführen, die nicht das eigene sucht,
sondern nur das gute und wahre. Groß und
allgemein anerkannt sind die Verdienste, die er
sich außer als Lehrer als einer der gelehrtesten
geographischen und statistischen Schriftsteller,
als Mitglied der hiesigen Kgl. Gesellschaft der
Wissenschaften, als Theilnehmer an den Versamm-
langen des internationalen statistischen Gongres-
ses in Paris, Wien, London und Berlin sowie
an den Sitzungen des internationalen geographi-
schen Congresses in Paris und als Director der
Gött. gel. Anzeigen erwarb, welche letzteren er
zweimal (von Juni 1848 bis April 1863 und
von Mitte des J. 1874 bis zu seinem Tode)
mit der allergrößten Umsicht und mit pein-
lichem Gerechtigkeitsgefühl in einer Weise
redigierte, welche diesen Blättern hoffentlich
auf lange Zeit zum Segen gereichen wird. Daß
er trotz und neben so vielseitiger wissenschaft-
licher Thätigkeit lange Zeit als Consul der ar-
gentinischen Republik und von Chile fungiertet
sei hier mindestens auch erwähnt. — Wappäus
erkrankte am 12. December v. J. an einer Lun-
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<
205
genentzündung und starb vier Tage später (am
16. Dec. 1879).
Karl Albert Ludwig von Seebach,
geboren in Weimar am 13. August 1839, starb
in Göttingen am 21. Januar 1880. Da sein Le-
ben demnächst in den Nachrichten von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften von be-
rufenerer Seite geschildert werden wird, so sei
er hier nur geuannt als ein Mann, welcher in
der Blüthe der Jahre, mitten aus reichem Schaf-
fen und glücklichem Familienleben abberufen
wurde , an dessen Geschick und Persönlichkeit
wir allezeit mit Trauer uud Theiluahme geden-
ken werden.
■
Heinrich August Ludwig Wiggers,
geboren am 12. Juni 1803 in Altenhagen (Amt
Springe), studierte in üöttingen vom Herbst 1827
ab zwei Semester, nachdem er (von Ostern 1817
bis Ostern 1822) in Copenbriigge Pharmacie er-
lernt hatte und alsdann 5 1 /* Jahre in verschiede-
nen Apotheken als Gehilfe thätig gewesen war.
Im September 1828 wurde er Assistent an dem
hiesigen chemischen Laboratorium , welches bis
zum J. 1835 von Stromeyer, dann von Wöhler
geleitet wurde; in dieser Stellung, welche er
22 ! /tJahr versehen hat, löste er im J. 1831 eine
von der medicinischen Facultät gestellte Preis-
frage und erwarb im October 1885 den philoso-
phischen Doctorgrad und im Herbst 1837 die
venia legendi. Im Jahre 1848 wurde er zum au-
ßerordentlichen Professor uud zwei Jahre später
zum Generalinspector der Apotheken des König-
reichs Hannover ernannt, nachdem er bei der
Generalinspection derselben bereits 22 Jahre als
Privatgehilfe, bez. Stellvertreter der früheren Ge-
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206
neralinspectoren (Stromeyers und Wöhlers) thätig
gewesen war. Daß er dieses Amt in vorzügli-
cher Weise ausgeübt hat, lehrt schon der Um-
stand, daß ihm im J. 1860 auch die Visitation
der Bückeburgischen Apotheken übertragen wurde,
sowie seine im J. 1864 erfolgte Ernennung zum
Medicinalrath, ganz besonders aber wird dieß durch
die warmen und großartigen Anerkennungen be-
wiesen, welche ihm gelegentlich seines im J.
1868 erfolgten Rücktrittes von jenem Amte von
den Apothekern der Provinz Hannover bereitet
wurden. Den Rest seines Lebens widmete er
ausschließlich seiner literarischen und seiner Lehr-
tätigkeit. Auch hier hat er das beste gewollt
und ausgezeichnetes erreicht. Sprechendes Zeug-
niß dafür legte u. a. die Feier ab, welche gele-
gentlich seines fünfzigjährigen Jubiläums (i. J.
1878) seine Schüler veranstalteten. — Er starb
am 23. Februar dieses Jahres an Altersschwäche.
An die hiesige Universität wurden berufen:
der ordentliche Professor an der Universität zu
Königsberg Dr. phil. Hermann Wagner als
ordeutlicher Professor der Geographie und Sta-
tistik und der Privatdoceut in der juristischen
Facultät der Universität zu Berlin Dr. jur. Ru-
dolph Leonhard als außerordentlicher Profes-
sor des römischen Rechts.
Der Privatdoceut in der philosophischen Fa-
cultät Dr. phil. F. von Duhn ist einem Rufe
als ordentlicher Professor der classischen Archäo-
logie nach Heidelberg gefolgt.
In der philosophischen Facultät hat sich Dr.
Udo Eggert aus Alsleben in der Provinz Sach-
sen für das Fach der Nationalökonomie habilitiert.
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207
In den Verwaltungsausschuß, aus welchem
am 1. März der Professor Dr. König ausschied,
traten an demselben Tage ein die Professoren
Dr. L. Meyer und Dr. Ehlers.
In den Rechtspflegeausschuß, aus welchem am
1. März der Professor Dr. Marme ausschied,
traten an demselben Tage ein die Professoren
Geh. Justizrath Dr. von Bar und Dr. Graf
S ol m s-Lau bach.
Das Decanat der juristischen Facultät über-
nimmt am 18. März Professor Dr. Ziebarth.
Das Decanat der raedicinischen Facultät über-
nahm am 1. Januar der Obermedicinalrath Pro-
fessor Dr. He nie.
Sitzung der philosophischen Facultät am 16.
Februar 1880.
Gutachten.
Benekische Stiftung.
Am 11. März, dem Geburtstage des Stifters,
wurde in öffentlicher Sitzung der philosophischen
Facultät unter dankbarer Erneuerung des An-
denkens an den Stifter folgendes Urtheil über
die beiden für die Preisbewerbung dieses Jahres
eingegangenen Abhandlungen verkündet:
Die von der philosophischen Facultät im Jahre
1871 gestellte und im Jahre 1877 wiederholte
Preisaufgabe der Beneki'schen Stiftung lautet:
»Obgleich den Alterthumsforschern die große
Bedeutung, welche Hippokrates Schriften für die
griechische Philosophie haben, nicht entgangen
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ist, so werden doch eingehende Untersuchungen
gerade in dieser Hinsicht bis jetzt ganz vermißt,
ohne Zweifel wegen der vielen mit dieser For-
schung verbundenen Schwierigkeiten. Zu diesen
dürfte vor Allem der Umstand gehören, daß un-
ter dem Namen des Hippokrates Werke der ver-
schiedensten Verfasser allmählich vereinigt wor-
den sind, von denen ein Theil neben, ein ande-
rer lange nach diesem, ein dritter vielleicht vor
ihm gelebt hat. Da nun ohne eine gründliche
Erörterung der Frage, welche philosophische Sy-
steme auf die Werke der Hippokratischen Samm-
lung irgend Einfloß geübt haben, ein sicheres
Urtheil über die Abfassungszeit dieser Schriften
nicht möglich ist, da ferner diese Schriften nur
nach solchem Urtheil für die Darstellung der
philosophischen Systeme zugänglich gemacht und
der unbedenklichen Benutzung gewonnen wer-
den, so stellt die Facultät als Aufgabe einen
eingehenden und umfassenden Nachweis der phi-
losophischen Systeme, denen die Verfasser der
dem Hippokrates zugeschriebenen Schriften folg-
ten, verbunden mit einer Untersuchung über
den Gewinn, den die sorgfältige Beachtung jener
Systeme sowol für die Abfassungszeit der Hip-
pokratischen Schriften als auch für die Geschichte
der griechischen Philosophie ergiebtt.
Der Facultät sind zwei Bewerbungsschriften
eingereicht.
Die eine, die das Motto führt : »imprimis phi-
losophi sunt consulendi', bebandelt den Stoff in
vier Abschnitten. In einer historisch-kritischen
Einleitung giebt der Verfasser eine gedrängte
Uebersicht über die antiken uud moderneu Vor-
gänger in der Kritik der Hippokratischen Schrif-
ten, in welcher er die letzteren nach ihrer theils
einseitig formalen, theils mehr sachlichen Rich-
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209
tung einsichtig beurtheilt. Es wäre aber zu
wünschen gewesen, daß er genauer dargethan
hätte, was sich aus der antiken Literatur, na-
mentlich den Anführungen und Aeußerungen
Galens und aus Erotian als kritische Grundlage
für die Untersuchung ergiebt.
Im zweiten Abschnitte werden die sämmtli-
chen Schriften nach der von Haeser in seiner
Geschichte der Medicin aufgestellten systemati-
schen Reihenfolge ausführlicher oder, wie durch-
weg in der zweiten Hälfte, kürzer besprochen.
Wenn schon diese äußerlich herübergenommene
und für den Zweck der Aufgabe hinderliche An-
ordnung befürchten läßt, daß der Verfasser die
Hauptabsicht derselben nicht erkannt habe, so
bestätigt das die Ausführung. Nicht allein die
Fassung der Aufgabe fordert als Hauptsache die
Darlegung, in welcher Art die philosophischen
Theorien in die Hippokratischen Schriften über-
gegangen und in welchem Umfange diese dem-
nach als Quelle für die Geschichte der griechi-
schen Philosophie zu benutzen sind, sondern
auch das Urtheil der Facultät und das Gutach-
ten des Referenten (Philolog. Anzeiger 1878 p.
389) über die im Jahre 1874 eingereichte Ab-
handlung stellen diese literarhistorische Unter-
suchung in den Vordergrund. Dem Verfasser
ist es dagegen vorzugsweise um die Abfassungs-
zeit der Schriften zu thun, und er sucht in den
Theorien der Philosophen und Aerzte in der
Hauptsache nur Anhaltspunkte für die Datirung,
die er sich bemüht, so weit es eben möglich ist,
in die Grenzen weniger Decennien zu legen. Der
Wunsch in dieser Beziehung zu greifbaren Re-
sultaten zu kommen hat ihn verhindert sich eine
lebendige Vorstellung zu bilden, wie wissenschaft-
liche Anschauungen sich in jener frühen Zeit und
17
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210
auf dem besonderen Boden, dem diese Literatur
entstammt, verbreiteten, erhielten und vermeng-
ten, und das in der Sammlung enthaltene Ma-
terial für die Auffassung und Umbildung der
verschiedenen Pbilosopheme, gestützt auf eine
scharfe und erschöpfende Analyse, zusammenhän-
gend zu verarbeiten. Daß auf diese Gesichts-
punkte viel zu wenig eingegangen und in Folge
dieser Einseitigkeit viel zu wenig subtil in der
Untersuchung verfahren ist, macht den Haupt-
mangel der Abhandlung aus. Der zweite ist
die principielle Vernachlässigung der sprachli-
chen und stilistischen Fragen, ohne deren ange-
messene Verwerthung eine forderliche Losung der
Aufgabe, wie in den angeführten Beurtheilungen
ausgesprochen wurde, gar nicht denkbar ist. —
Hinsichtlich des Vergleichungsmaterials hält der
Verfasser sich, wenn auch seine Belesenheit in
den Hippokratischen Schriften nicht zu verken-
nen ist, mehr als wünschenswerth und richtig
war, an seine Vorgänger, namentlich Ermerins,
und sucht vorsichtige Hinweisungen auf analoge
Aussprüche zu sicheren Belegen der Ueberein-
stimmung zu machen ; z. B. wenn er den vöfiog,
nsQi t4x»VS und n. &Q%alf(Q IfjtQixijg auf Grund
wenig plausibler Entlehnungen aus Piatons So-
phist und Republik, auf welche Schriften Erme-
rins ü p. XXII hingewiesen hatte, später als
diese ansetzt oder wenn er die von Littre II p.
5 und Andern bemerkte Aehnlichkeit einiger
Stellen in w. u(qiov Ida im* ronwv mit Angaben
Herodots zu der Annahme zuspitzt, daß Hippo-
krates sie dem Herodot entnommen habe, wobei
ihm selbst nicht entgeht, wie vielfach abweichend
die Nachrichten Beider sind. Wo er selbstän-
dige Vermuthungen aufstellt, entbehren diesel-
ben leicht einer ausreichenden Begründung, wie
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211
die Beziehungen von n. iiaxnpownii zu des Pa-
nätio8 Schrift *, xa^Wrofc oder werden von
ihm überschätzt, wie in d$r Briefliteratur, wo
das bei ihm über ten Brinks Ermittelungen hin-
ausgehende von untergeordneter Bedeutung ist.
In den beiden letzten Abschnitten stellt der
Verfasser, gesondert für die Hippokratischen
Schriften und für die Philosophie, die Ergebnisse
seiner Arbeit zusammen, welche in dem, was als
richtig und als sicher nachgewiesen angesehen
werden kann, nicht erheblich über die bisheri-
gen Leistungen hinausgehen. Echte Schriften
des Hippokrates sind ihm dieselben, wie Erme-
rins, nur daß der Verfasser mehr geneigt ist,
in den Aphorismen Hippokratisches Gut zu er-
kennen, Ermerins in den Kwaxai nqoyvujou^.
Dem Demokrit schreibt er mit Triller Opusc.
med. II p. 257 das Fragment n. dvaio^q und
mit ten Brink Philolog. VIII p. 414 den wesent-
lichen Inhalt von Demokrits angeblichem Briefe
m <pv<Shog av&quinov zu, einem italischen Pytha-
goräer mit Ermerins II p. LXXVUI n. tomav
jtZw xa?' uv&qwjtov in seinen Grundzügen, wenig
überzeugend »vielleicht« dem Philolaos. Die
8ämmtlichen übrigen Schriften mit Ausnahme
von elf, die ihm alexandrinischen oder späteren
Ursprungs zu sein scheinen, vertheilt er theils
auf die Enidische Schule und auf die Vertreter
der dogmatischen Richtung, die er mit der et-
was zweifelhaften Klasse der Iatrosophisten, So-
phisten und Rhetoren identificirt, theils begnügt
er sich die Abfassung zweier oder mehrerer Schrif-
ten einem weiter nicht bestimmbaren Verfasser
zuzuweisen, worüber in der vorhergehenden Aus-
führung manche treffende Bemerkungen gemacht
sind. Siesollen zwischen 380 und 322 entstan-
den sein, Grenzen, die auch in dieser , im* Ver-
17*
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212
gleiche mit den Ansätzen bei den einzelnen
Schriften allgemeineren Fassung, zahlreichen Be-
denken unterliegen, wie denn z.B. das Jahr 360
in einer Reihe von Fällen darauf hinweist, daß
Spuren der Benutzung von ji. uQxatyg trjQixr t $
vorzuliegen scheinen, deren platonische Entleh-
nungen bereits als sehr problematisch bezeichnet
wurden.
Hinsichtlich der Philosophen, bei denen die
ihnen sicher zuzuweisenden Stellen ausgeschrie-
ben sind, erklärt der Verfasser, daß die Samm-
lung als Quelle für Alkmäon, obgleich dessen
Spuren in einem Theile derselben erkennbar seien,
nicht benutzt werden könne, daß sie für die
Kenntniß des Empedokles nichts Neues ergebe,
daß dagegen die Reconstruction von Philolaos
drei Büchern n. qpu'ffiwt, die aber nicht versucht
ist, nicht unmöglich sei. Abgesehen von kleinen
Stücken, die dem Anaxagoras und dem Stoiker
Diogenes zufallen, — Demokrit ist schon er-
wähnt, für Heraklit sind mit Recht Bernays Un-
tersuchungen maßgebend — ist der Hauptge-
winn eine nicht geringe Anzahl zum Theil län-
gerer Bruchstücke, die unverkennbar auf Dioge-
nes von Apollonia hinweisen und für die Kennt-
niß von dessen kosmologischen, physiologischen
und psychologischen Anschauungen werth voll sind.
Fassen wir das Gesagte zusammen, so gelangt
die Abhandlung, deren Darstellung knapp, klar
und der Sache angemessen ist, zwar zu einzel-
nen brauchbaren Resultaten und bringt im Ver-
laufe der Darstellung eine Anzahl von Combi-
nationen, die von richtigem Blick zeugen, allein
die einseitige Auffassung der Aufgabe und der
Umstand, daß nur ein Theil der überhaupt in
Betracht kommenden Fragen in den Kreis der
Untersuchung gezogen ist, während andererseits
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213
manches Bedenkliche und ungenügend Bewiesene
vorgetragen wird, kann die Facultät in derselben
eine Lösung der Aufgabe in ihrem Sinne nicht
erkennen lassen. Sie bedauert daher ihr den
Preis nicht ertheilen zu können.
Die zweite Abhandlung trägt als Motto die
Worte des Celsus: »Hippocrates primus quidem
ex omnibus memoria dignis ab studio sapientiae
disciplinam hanc separavit, vir et arte et facun-
dia insignisc. Einleitende Bemerkungen über die
Grundlagen, welche die antike oder neuere Kri-
tik gewähren, über die zu befolgende Methode
der Untersuchung und die Anordnung des Stof-
fes verschmäht der Verfasser und wendet sich
sogleich zur Besprechung der einzelnen Schrif-
ten, die er in einer Reihenfolge durchgeht, für
die weder ein Grund angegeben noch sonst er-
kennbar ist. Nach Andeutungen am Schluße
ist er mit der Arbeit nicht ganz fertig gewor-
den und das ist wohl die Ursache, daß er, abge-
sehen vom ooxog und den Briefen sammt Anhang,
drei keineswegs unwichtige Schriften: n. avaio-
PK, TT. tujv iv XHpulJ; TQWfiUTCüv und 7t. iyxuiuro-
pifc IfißQvov unbesprochen läßt.
Was in dem Urtheil über die erste Abhand-
lung von der ungenügenden Bearbeitung des li-
terarhistorischen Theiles der Aufgabe gesagt wer-
den maßte, findet in höherem Maaße Anwendung
auf diese zweite. Der Verfasser giebt meistens
ziemlich ausführlich den Inhalt der einzelnen
Schriften an und füllt damit und mit dem Aus-
achreiben langer Stellen, wo Citate vollständig
ausgereicht hätten, einen Raum, der in keinem
Verhältniß zum Umfange der Abhandlung steht.
Bei Zurückführung der medicinischen und philo-
sophischen Lehren auf ihre Quellen hat er sich
214
weder die pathologisch-therapeutischen noch die
speculativen Voraussetzungen hinreichend klar
gemacht, um sie für die Gruppirung, Zutheilnng
und chronologische Fixirung mit wirklichem Er-
folge zu verwenden. Er läßt sich in eine durch-
geführte Zergliederung der Schriften überhaupt
nicht ein. Die Folge davon ist ein vielfach un-
sicheres und deßhalb auch schwankend ausge-
drücktes Urtheil, eine gewisse Schwerfälligkeit in
der Auffindung bestimmter Entscheidungsgründe,
die ihn mit aneinandergereihten Anklängen an
verschiedene philosophische oder medicinische
Schriften zufrieden sein, aber zu einer Erklärung
der eigen thüm liehen Verbindungen und damit zu
rechten Resultaten nicht kommen läßt; so bei
den wichtigen Büchern n. TQo<prj$, *. äiaCrfjg d,
n. yvtoog ncudCov. Nicht selten begnügt er sich
mit allgemeinen Zuweisungen, wie Uebereinstim-
mung »mit anderen Büchern der Sammlungc, »mit
den Büchern die man als zusammengehörig be-
trachtete, ja, es ist aus der Abhandlung nicht
mit Bestimmtheit zu ersehen, welche Schriften
er dem Hippokrates selbst beilegt, noch weniger,
welche nach seiner Meinung früher, gleichzeitig
oder später verfaßt sind. Das Ganze zerfällt in
eine Anzahl von mitunter ganz treffenden Beob-
achtungen, wie sie sich bei dem Lesen der ein-
zelnen Schriften ergaben, aber es kommt nicht
zu einer Verarbeitung derselben nach einem fe-
sten Plane und einheitlichen Gesichtspunkten.
Wie gering der Ertrag seiner Arbeit ist, zeigt
das am Schluß gezogene Resultat, daß aus der
Sammlung namentlich für Alkmäon und Dioge-
nes von Apollonia Gewinn zu ziehen sei, aber
er hat Nichts gethan diesen Gewinn im Znsam-
menhange zu erörtern oder auch nur das an zer-
streuten Stellen von ihm selbst Beigebrachte
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215
übersichtlieh zusammen zu ordnen. Unbedeutend
igt, was er über Empedokles, wenig überzeugend,
was er gegen ten Brink über Demokrit vorbringt.
Auf Datirungsversuche hat er sich nur selten
eingelassen; unter diesen findet sich der wenig
gelungene, daß die Schrift n. iQtjg vqvcov, in
welcher einerseits Anklänge an Diogenes von
Apollonia vorliegen, andererseits die Platonische
Dreitheilung der Seele nicht hätte unerwähnt
bleiben können, wenn sie schon aufgestellt wor-
den, zwischen 420 und 387 geschrieben sei, weil
nach Zeller Diogenes kurz vcfr 420 aufgetreten
sei und Plato 387 die Akademie gegründet habe.
Die sprachliche Seite der Untersuchung ist
in zerstreuten Observationen über den Sprach-
schatz nnd charakteristische Satzverbindungen
vertreten, aber consequent durchgeführt und für
allgemeinere Ergebnisse verwert b et ist auch sie
mcht Vereinzelt kommen Urtheile über Lesar-
ten, Vorschläge zur Verbesserung des Textes
und, was hervorgehoben zu werden verdient,
Mitteilungen aus Handschriften vor, die aus den
Ausgaben nicht zu entnehmen waren und Zeug-
nisse eines eingehenden philologischen Studiums
der Sammlung sind. Daß der Verfasser weiter-
gehende Vorarbeiten für einzelne Punkte nicht
gescheut hat, zeigen seine Anführungen aus der
Literatur. Die Darstellung ist viel zu breit ge-
rathen.
So gern der Arbeit in den zuletzt genannten
Beziehungen das Lob einer leider nicht gleich-
asnr Anwendung gekommenen Sorgsamkeit
wird, ist sie als Ganzes zu wenig fertig
uud in sich abgeschlossen, zu wenig fruchtbar
in den sachlichen Darlegungen, als daß die Fa-
cult&fc in der Lage wäre ihr den Preis zuzuer-
kennen.
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216
Bei der großen Bedeutung, welche diese Fra-
gen für die Geschichte der griechischen Litera-
tur, der Philosophie und Medicin anerkannter-
maßen haben, behält sich die Facultät ausdrück-
lich vor ihre Aufgabe, vielleicht mit einiger Be-
schränkung, in den nächsten Jahren zu wieder-
holen.
Die philosophische Facultät.
Verzeichniß der während des Decanats
des Professorö Dr. Wieseler (187 8 /») be-
willigten und vollzogenen Promotio-
nen der philosophischen Facultät.
10. Juli 1878. Hermann Hunnius aus Hil-
desheim. Diss.: Beiträge zur Kenntnis desAce-
tophenons.
12. Juli. Albert Hösch aus Mettmann am
Rhein. Diss.: Untersuchungen über dien-Func-
tion von Gauß und verwandte Functionen.
16. Juli. Erich Dieck aus Lindau. Diss.:
Ueber Kohlenhydrate der Topinamburknollen
(Helianthus tuberosus L.) in chemischer und land-
wirtschaftlicher Beziehung.
18. Juli. Hugo Pratsch aus Bromberg.
Diss.: Biographie des Troubadours Folquet von
Marseille.
21. Juli. Georg Kriegsmann aus Stedes-
dorf. Diss.: Die Rechts- und Staatstheorie des
Benedict von Spinoza.
27. Juli. Georg Meyer aus Tostedt. Diss.:
Zur Theorie der quadratischen und kubischen
Reste.
1. August. Adolf Kannen giesser aus
Holsta. Diss.: De Lucretii versibus transpo-
nendiB.
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217
3. August. Carl Hei neu aus Hastenrath.
Diss. : Mit welchen Krankheiten kann die Rin-
derpest leicht verwechselt werden und welches
sind die wesentlichsten Momente für die Diffe-
rential- Diagnose ?
6. August. Otto Meinardus aus Jever.
Diss.: Die Succession des Hauses Hannover in
England und Leibnitz.
9. August. Friedrich Niemöller aus Wer-
sen. Diss.: Electrodynamische Versuche mit bieg-
samen Leitern.
9. August. Carl Meyer aus Winsen a. d.
Luhe. Diss. : I. Einwirkung von Bernsteinsäure-
chlorid auf Acetanilid. II. Zur Kenntniß der
Anhydrobasen.
9. August. Joh. Pini aus Wolfenbüttel.
Diss. : Zur Kenntniß der Orthoamidobenzoesäure.
10. August. Joh. Mo lt mann aus Schwerin
in Mecklenburg. Diss. : Theophano, die Gemah-
lin Ottos H., in ihrer Bedeutung für die Politik
Ottos L und Ottos II.
13. August. James Elliott aus Sydney in
Australien. Diss.: Ueber einige Derivate der
Styphninsäure und des Trinitroorcins.
14. August. Joseph Landsberger aus
Kurnik i. Posen. Diss: Oraf Odo I. von der
Champagne (Odo II. v. Blois, Tours und Char-
tres), 995-1037.
16. August. Albert Knoll aus Braunschweig.
Diss.: Zur Kenntniß der /ff-Nitrosalicylsäure und
der 0-Nitrobenzamidobenzoesänre und Abkömm-
linge.
16. August. Moritz Ulrich aus Hannover.
I. Ueber die Natur der Parabrommetabromnitro-
benzoesäure. IL Ueber die Nitriruug der Meta-
chlorbenzoesäure. III. Brom- und Benzyläthyl-
äther. IV. Tribenzylamin und Salpetersäure.
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91t
16. August. Hermann Ciaassen aus Tie-
genhof. Diss.: Ueber die Pentahalogenverbindun-
gen des Resorcins und Orcins.
22. August. Heinrich Hirschberg aus
Wreschen. Diss.: Auslassung und Stellvertre-
tung im Altfranzösischen. I.
5. October. Georg Fi edel er aus Langen-
holzen. Diss.: Beiträge zu den physiologischen
und pathologisch-anatomischen Unterlagen der
Adenitis equorum und ihrer Complicationen und
über die häufigste Todesursache jener Krankheit.
18. October. Wilhelm Kind aus Soest. Diss.:
Zur Potentialfunction der electromagnetischen
Kräfte mit Anwendung auf Multiplicatoren, deren
Strom Windungen rechteckig geformt sind.
4. November. Maximilian K i enit z aus Mün-
den. Diss.: Vergleichende Keimversuche mit
Waldbaumsaamen aus klimatisch verschieden ge-
legenen Orten Mitteleuropas.
10. November. Pericles Gregoriades aus
Gortys im Peloponnes. Diss.: HsqI twv pvdcov
nctQa nldmvt.
17. November. Ludwig Gurlitt aus Hol-
stein, geb. in Wien. Diss.: De M. Tulli Cicero-
nis epistolis earumque pristina collectione.
24. November. Hermann Colli tz aus Ble-
ckede. Diss.: Ueber die Entstehung der indo-
iranischen Palatal reihe.
30. November. Conrad Ed zardi aus Anclam.
Diss.: I. Ueberführungderbei215 — 216° schmel-
zenden Bromnitrosalicylsäure in Bromnitramido-
benzoesäure. II. Ueber eine neue Bromnitrosa-
licylsäure. III. Ueber eine benzoylirte Nitrami-
dobenzoesäure.
30. November. Friedrich Müller aus Göt-
tingen. Diss.: Ein neuer Weg zur Darstellung
der drei Toluolsulfisäuren.
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219
30. November. Emil Fanger aus Braun-
schweig. Diss.: Zur Kenntnifl der Metajodme-
tanitrobenzoesäure und Abkömmlinge.
30. November. Paul Seid ler aus Egelsdorf.
Diss.: Ueber Chrysarobin und die angebliche
Chrysophansäure im Goapulver.
8. Deeember. Henry Bungener aus Genf.
Diss.: Recherches en vue de la preparation de
nitriles basiques.
9. Deeember. Adolf Schmidt-Mülheim
aus Kettwig. Diss.: Untersuchungen über die
Verdauung der Eiweißkörper.
11. Deeember. Julius Nehab aus Lissa.
Diss.: Der altenglische Cato.
13. Deeember. August Tenne aus Hildes-
heim. Diss.: Krystallographische Untersuchung
einiger organischer Verbindungen.
20. Deeember. Oscar Frankfurter aus
Hamburg. Diss.: Ueber die Epenthese von ; (*)
f (v) im Griechischen.
21. Deeember. Gustav Bromig aus Düssel-
dorf. Diss.: De asyndeti natura et apud Ae-
schylum usu.
18. Januar. Arnold Sachse aus Schwerin
a. d. Warthe. Diss.: Versuch einer Geschichte
der Darstellung willkürlicher Functionen einer
Variablen durch trigonometrische Reihen.
28. Januar. Eduard Nicbols aus New York.
Diss.: Ueber das von glühendem Platin ausge-
strahlte Licht.
4. Februar. Ernst Bern er aus Berlin. Diss.:
Zur Verfassungsgeschichte der Stadt Augsburg
vom Untergang der römischen Herrschaft bis
zur Codification des zweiten Stadtrechts im Jahre
1276.
10. Februar. Carl Lemke aus Unruhstadt.
Diss. : Ueber das Verhalten des Bacillus Anthra-
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220
eis zum Milzbrand and über das Eindringen des-
selben resp. seiner Sporen von den Lungenalveo-
len aus in die Blutbahn.
13. Februar. Ludwigs Mills Norton aus
Boston. Diss. : Ueber die Einwirkung von Chlor-
jod auf die Amine der Benzolreihe.
15. Februar. Carl Gerke aus Goslar. Diss.:
Ueber Parajodnitro-, Parajodamido- und Bijod-
benzoesäure.
15. Februar. Ewald Herzog aus Elberfeld.
Diss.: I. Ueber eine Bromnitrosalicylsäure und
Abkömmlinge derselben. II. Versuch zur Dar-
stellung einer Dihydrobenzoesäure. III. Einwir-
kung von Phosphorsäureanhydrid auf Acetanilid.
18. Februar. Paul Cascorbi aus Greiffen-
berg. Diss.: Observationes Strabonianae.
20. Februar. Kurt Boeck aus Antonien-
hütte in Schlesien. Diss.: Ueber eine Disulfo-
säure des Anthracens und deren Umwandlung in
Anthrarufin.
26. Februar. Ludwig Borne mann aus Lü-
neburg. Diss.: De Castoris chronicis Diodori
Siculi fönte ac norma.
28. Februar. Moulton Babcock anslthaca
in Nordamerika. Diss.: Darstellung von ce-Di-
nitrophenol und von Nitroamidosalicylsäure aus
Dimetanitrosalicylsäure.
4. März. Georg König aus Niddawitzhau-
sen. Diss.: I. Ueber Nitrobenztoluidine. II. Ue-
ber neue Phenyläther.
4. März. Hermann Ulex aus Hamburg.
Diss.: Ueber die Nitrirung des Phenylbenzoats.
5. März. Oscar G ü r k e aus Beuthen. Diss. :
Untersuchung einiger benzoyl- und aetbylhalti-
ger Derivate des Hydroxylamins.
5. März. Otto Hörmann aus Harlingerode.
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221
Diss.: Ueber die Farbstoffe der Gelbbeeren und
den Rhamnodulcit.
15. März. William Benjamin Smith aus
Lexington in Kentucky. Diss.: Zur Molekular-
kinematik.
16. März. Gedeon von Bytschkow ans
Mosdok in Russisch-Kaukasien. Diss.: Wesen,
Bedeutung und Anwendbarkeit der »freien Wirt-
schafte
24. April. Adolf Herbst aus Göttingen.
Diss.: Ueber die von Sebastian Münster und
Jean du Tillet herausgegebenen hebräischen Ue-
bersetzungen des Evangelium Matthaei.
16. Mai. Eduard S imon aus Beelitz. Diss. :
Ueber Diäthyl- und Diamyl-Anhydrobeuzoyldia-
midobenzolverbindungen.
24. Mai. Georg Mahlow aus Berlin. Diss.:
Die langen Vokale ä , i , ü in den europäischen
Sprachen.
27. Mai. Bernhard Wartze aus Volkstedt.
Diss. : Ueber die Einwirkung von Benzoesäure
auf Baryummetanitrobenzoat.
Bewilligt aber nicht vollzogen sind außerdem
23 andere Promotionen.
Zwei Candidaten machten das Examen zum
zweiten Mal, ohne dasselbe zu bestehen. Sieben
Candidaten wurden nach der mündlichen Prü-
fung auf ein halbes oder ein ganzes Jahr oder
auf unbestimmte Zeit zurückgewiesen. Achtund-
zwanzig Bewerbungen um die Doctorwürde, dar-
unter je zwei von denselben Candidaten herrüh-
rende, konnten nicht zugelassen werden.
Erneuerung des Doctordiploms bei Gelegen-
heit ihres fünfzigjährigen Jubiläums wurde zu
Theil den hiesigen Professoren A. Bohtz, Theo-
dor Benfey, Moritz Stern und dem Director
a. D. Carl Bertheau zu Hamburg. — Eine
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222
außerordentliche Ehrenbezeugung wurde dem
Forstdirector Bure k bar dt erwiesen, indem
ihm, da er nicht zumDoctor philosophiae hono-
ris causa ernannt werden konnte, weil dieses
schon anderswoher geschehen war, bei Gelegen-
heit der Feier seines Dienstjubiläutns am 19.
November 1878 durch ein motiviertes Schreiben
von den Gefühlen höchster Achtung und Ver-
ehrung und den innigsten Wünschen der Facul-
tät Ausdruck gegeben wurde.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
December 1879.
(Fortsetzung).
Appendix I. A Catalogue of 196S stars and of 290
double stare, by ü. 8. Naval Astronomie»! Expedition
to the southern hemisphere during 1850-51—52. 4.
J. Newcomb, the uranian and neptunian Systems, in*
vestigated with the 26 — inch equatorial of the ü. S.
Naval Observatory. 4.
J. R. Eastmann, report of the differenoe of longitnde
between Washington and Oyden. Utah. 4.
Idem between Washington and Detroit, Michigan ;
Carlin, Nevada; and Autin, Nevada. 4.
W.Harkness between Washington and St. Louis. 4.
J. Newcomb, on the right ascensions of the equatorial
fundamental stars, etc. 4.
Zones of stars observed at the nation. Observatory,
Washington. Vol. I. Part 1. (the zones observ. in
1846). 1860. 4.
Report of the Commission on side for Naval Observatory.
1879.
Journal of the American Geograph. Society of New York.
Vol IX
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223
Proceedings of the Cansdian Institute. New Ser. Vol. I.
P. i.
Proceedings of the American Academy of Arts and Scien-
ces. VoL VI. 1879.
Proceedings of the Amer. Philosoph. Society. Vol. XVIII.
Nr. 103.
Bulletin of the Essex Institute. Vol. 10. Nr. 1-9.
Anuales of the New York Academy of Sciences. Vol. L
Nr. 5—8.
Proceedings of the Americ. Pharmaceutical Association.
1878.
Memoirs of the Boston Society of Natural History. Vol. III.
P. I. Nr. 1—2.
Proceedings. Vol. XIX. Part 3-4. VoL XX. P. 1.
Le Pasteur d'Hermas. Paris 1880.
L. F. v. Eber stein, Fehde Mangold's v. Eberstein zum
Brandenstein gegen die Reichsstadt Nürnberg 1516—
1522. 1879.
American Journal of Mathematics. VoL II. Nr. 3. (4).
Mittheil, aus dem Jahrbuch der k. ungar. geolog. Anstalt.
Bd. UI. Heft 4.
Bulletin de la Societe des NaturaliBtes de Moscou. 1879.
Nr. 2.
H. Drap er, Od the ooincidence of the bright lines of
the Oxygen Spectrum with bright lines in the solar
spectrum.
Mittheilungen d. deutschen Gesellschaft f. Natur- u. Völ-
kerkunde Ostasiens Heft 19, Oktober 1879.
Von cler K. Akademie der Wiss. zu Wien.
Denkschriften. Mathem.-naturwiss. Gasse. Bd. 39. 4.
— — Philosoph. -historische Gasse. Bd. 24 und 29. 4.
Sitzungsberichte, philosoph.-histor. Gasse. Bd. 90 — 93.
Register zu den Bänden 81-90.
Sitzungsberichte, mathem.-naturwiss. Gasse.
I. Abth. Bd. 77. H. 5. Bd. 78.
II. Abth. Bd. 77. H. 4-5. Bd. 78-79.
III. Abth. Bd. 77—79.
Archiv der Österreich. Geschichte. Bd. 67. 2. Bd. 68. 1—2.
Fontes rerum austriaca rum. Bd. 41. 1. u. 2. Hälfte.
Almanach 1879.
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224
Januar 1880.
A. Scacchi, trolle incrostazione gialle della iava vesu-
viana. 4.
Leopoidina. XV. Nr. 23-24.
Monthly Noticea of the R. Astronom. Society. Vol. XL.
Nr. 2.
L. R. Landau, Sammlung kleiner Schriften.
Annales de la Sociedad Argentina. Dec. 1879. Tomo VIII.
Bulletin de l'Academie des Sc. de Belgique. T. 48. Nr. II.
Monatsbericht der Berliner Akad. Sept. Oct. 1879.
Archivo di Statistica. Tomo IV. Fase. 3. Roma 1879.
Riforma della legge elletorale politicia. Roma 1879.
Zeitschrift für Meteorologie. Bd. XV. Januar 1880.
Sitzungsber. der Münchener Akad. mathem.-physik. Cl.
1879. H. 3.
Öfversigt af Finska Vet. Soc. förhandlingar. XXI. 1878 — 79.
Observation meteorol. de la Soc. des Sc. de Finlande.
1877.
0. Hermann, Ungarns Spinnen-Fauna. III. Bd. 4.
K. Hidegh. Analyse ungarischer Fahlerze. 4.
A. Heller, Catalog der Bibliothek der ungar. natarwiss.
G eselisch.
Jozsef Szinnyei, Bibliotheca hungariem historiae na-
turalis et matheseos. 1878.
1. Jahresbericht der geograph. Ge sei lach, in Hannover.
1879.
18. Bericht der Oberhess. Gesellsch. für Natur- und Heil-
kunde.
Tromsö Museums Aarshefter. II.
Annales de l'Observatoire R. de Bruxellet. 1—14. 1879.
Mittheil, der Gesellschaft für Naturkunde etc. Ostasiens.
Oct. 1879.
F. von Mueller, Atlas of the Eucalypts of Australia.
4. Decade. 4.
Idem , on new vegetable fossile of the auriferous drift.
Bulletin de la Societe Mathematique. T. VII. Nr. 6.
I. Biker, Supplemento a collecca etc. T. XXX. P. 1. 2.
Erdelyi Muzeum. Nr. 1. 1880,
(Fortsetzung folgt).
Für d.Redaction yerantwortlich : Bwmbwrger, Director d. 00tt.gel.Ani.
CommiMions- Verlag der DüUrich'$chmt Yirlags- Buchhandlung.
Druck der Düforich'tchtn Ün4*- Buchdruck«* (W. Fr. Kamt**).
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225
Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
7. April. M 6. 1830.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Ueber die Bedingungen der Geysir.
Von
Heinr. Otto Lang.
(Vorgelegt von Wohl er.)
Die intermittirenden heißen Springquellen,
als deren Prototyp man seit der Zeit ihres ersten
Bekanntwerdens bis zu diesen Tagen den »großen
Geysirc auf Island betrachtet, mußten in ihrer
Tinge wohnlichen und großartigen Erscheiuungvor
vielen anderen Dingen den Scharfsinn der For-
scher reizen, ihre Bedingungen zu ermitteln.
Mit der Entwicklung der Geologie zu einer Wis-
senschaft festigten sich denn auch ziemlich gleich-
zeitig die Anschauungen über die Ursachen des
Geysirphänomens zu Theorien, die von den übri-
gen Fortschritten in der Naturerkenn tniß auch
ihrerseits Vortheile genossen.
Im Jahre 1847 trat nun R. Bimsen mit einer
Geysirtheorie hervor, die sich im Fluge fast all-
18
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226
gemeine *) Anerkennung erwarb und dieselbe
auch bisher genossen hat. Die Lösung der Gey-
sirfrage erschien damit vollkommen gegeben,
jedes Dunkel aufgehellt, kein Zweifel möglich,
der Beweis der Lösung mathematisch geführt;
also konnten die Geologen das Geysirproblem
für erledigt ansehen und ruhig ihre Arbeitskraft
anderen Fragen widmen.
Bei eingehender Prüfung der Bunsenschen
Theorie bin ich aber zu anderer Ansicht über
dieselbe gekommen. Nachfolgende Zeilen sollen
nun meine Zweifel darlegen und sollen darthun,
warum ich jene Theorie als nichtbefriedi-
gend bezeichnen muß.
Ich halte es für das Beste, in dieser Dar-
legung dem Beispiele R. Bnnsens zu folgen, der
allerdings den bedeutenden Vortheil hatte, sich
auf eigene Beobachtungen stützen zu können,
und die Erörterung des Phänomens intermitti-
reuder heißer Springquellen an die Schilderung
des Verhaltens der bekanntesten unter solchen
Eruptionsquellen, des Isländischen großenGey-
sirs zu knüpfen Die der directen Beobachtung
gebotenen Verhältnisse des großen Geysirs sowie
die daran geknüpfte Theorie werde ich dabei
hauptsächlich auf Grund von R. Bunsens An-
gaben 2 ), z. Th. sogar mit seinen eigenen Wor-
ten darzulegen versuchen und werde ich unter
jenen diejenigen Einzelheiten besonders her-
vorheben, die meiner Meinung nach wesent-
lich für die Beurtheilung und Erklärung
des Geysir-Phänomens sind; nur im Fall daß
1) Nur Sartorius von Waltersbausen scheint abwei-
chender Ansicht gewesen zusein, ohne jedoch sein Urtbeil
eingehender zu motiviren; s. Göttinger Studien, 1847, 1. 461.
2) Annalen der Chemie u. Pharmacie, 1847, LXII,
S. 24, und Poggendorffs Annalen, 1847, S. 159.
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227
Bimsen diese Verhältnisse nicht erwähnt oder
wenigstens nicht ihrer Wichtigkeit entsprechend
betont hat, werde ich seine Schilderung aus
denen anderer Beobachter des großen Geysirs er-
gänzen. Betreffs vorkommender Controversen
in diesen Schilderungen muß ich auf die That-
sache hinweisen, welche bereits die ältesten
Beobachter und Compilatoren von Geysir- Be-
obachtungen l ) constatirt haben, daß in den Kraft-
äußerungen des Geysirs, den Zwischenräumen und
der Zeitdauer seiuer Eruptionen, ja selbst in
den äußeren Formen des Beckens und Trichters
eine nicht unbedeutende Variabilität herrsche,
daß demnach die Widersprüche der Beobachter-
Berichte in einzelnen Punkten nicht nothwendig
auf eine Ünzuverlässigkeit der Beobachter und
ihrer Berichte zurückzuführen sind.
Ueber die geographische Lage der Thermen-
gruppe, welcher der berühmte große Geysir an-
gehört, kann sich jeder Leser leicht auf den nach
Oluf Nicolai Olsen's und Björn Gunnlaugssons
Aufnahmen ausgeführten Karten orientiren,
welche den neueren Isländischen Reisewerken
beigegeben sind 2 ). Ihre Meereshöhe beträgt
etwa 110 m und die Haupterstreckung der Ther-
mengruppe läuft »ungefähr N 17° Oc, also »der
allgemeinen vulcanischen Spalten rieh tung (auf
Island) annähernd cou forme »Die älteste Ge-
1) Olafsen und Povelsen, Reise durch Island, deutsche
Ausg. 1775, S. 148 sprechen aus »daß die Ausbrüche des
Geysirs nicht regelmäßig abwechseln« ; desgl. Mackenzie,
travels in Iceland, 2. ed. 1812, p. 226. — G. Garlieb,
Island. 1819, p. 79. — Krug v. Nidda in Karstens Ar-
chiv, IX, p. 263.
2) Man wird da finden, daß die Geysir nicht südwest-
lich von der Heklaspitze liegen , wie bei Bunsen a. a. 0.
zu lesen, sondern nordwestlich davon ; erstere Angabe ist
wohl nur einem Druckfehler zuzuschreiben.
18*
*
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228
birgsart, welche den Quellenboden bildet, ist ein
Palagonittuff, der von einem am nordwestlichen
Rande der Quellen sich entlang ziehenden Kling-
stein- (Trachyt-^rücken *) durchbrochen ist. Nur
hier und da dringen einzelne Koch- und Dampf-
quellen aus dem Klingstein selbst in einer Höhe
von ungefähr 55 m über dem großen Geysir
hervor. Der eigentliche Heerd der Quellenthä-
tigkeit dagegen findet sich am Fuße jener Kliug-
steindurchbrechung in einem lockeren Palago-
nittuff«. Der große Geysir stellt nun einen mit
Kieselsinter ausgefütterten Brunnenschacht von
kreisförmigem Querschnitte bei etwas mehr als
3 m Durchmesser und von 23,5 m Tiefe dar,
der uach oben in ein rundes flaches Becken *)
mündet, das iu einen niedrigen Kieselsinterkegel
von nur 7 — 10° seitlicher Böschung eingetieft
ist. Nach Bunsen hat dieses Bassin auch einen
Abfluß, »in Gestalt einer kleinen Cascade über
den Konus t, aber dieser Abfluß tritt allemal erst
einige Stunden nach einer Eruption ein; nach
Sartorius von Waltershausen scheint der Abfluß
bedeutender: »Unter den gewöhnlichen Verhältnis-
sen ist das Becken mit krystallklarem, seegrüuem
Wasser, welches eine Temperatur von 82° C.
besitzt, erfüllt und läuft in drei kleinen Abfluß-
rinnen über die nach Osten gewandte Böschung
des Kegels 3 )«. Dieses Wasser ist mit Kiesel-
1) Nach Sartorius von Waltershausen, Göttinger Stu-
dien, 1847, p. 444, ist dieser Hügel, der Laugafjall, aus
»schiefrigem Klingstein und einem grauen Trachyt« zu-
sammengesetzt.
2) Von etwa 17 m Durchmesser, nach Sartorius von
Waltershauwen , und etwa 2 m Tiefe; nach- demselben be-
sitzt der Brunnenschacht einen dreimal kleineren Durch-
messer als das Becken, also 5,6 m.
3) Entsprechend berichten Preyer und Zirkel, Reise
nach Island, Leipzig 1862, S. 241 und 247 (>die rieseln-
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■
229
säure geschwängert, welche es beim Verdunsten
als Sinter absetzt.
Nach Bimsen ist nun das Incrustationsver-
mögen des Geysirwassers beim Verdunsten (nicht
schon beim Erkalten) die nächste Ursache d»r
Bildung einer iutermittirenden Eruptionsquelle :
»Denkt man sich eine einfache incrustirende
Thermalquelle, welche das Wasser von ihrem
Bassin aus über eine flachgeneigte Bodenfläche
ausgießt, so ist es einleuchtend, daß das Bassin,
in welchem das stets erneuerte Wasser der Ver-
dunstung nur eine höchst unbedeutende Ober-
fläche darbietet, von Kieselbildungen frei bleiben
muß, während seine, den Wasserspiegel überra-
eingesogene Feuchtigkeit leicht und schnell ein-
trocknet, sich mit einer Kieselerdekruste beklei-
den. Weiterhin, wo das Wasser sich auf der
die Quelle umgebendeu Bodenfläche ausbreitet,
nehmen die Incrustationen in dem Maße zu, als
seine Verdunstungsoberfläche wächst. Die da-
durch bewirkte Bodenerhöhung setzt dem Ab-
fluß des Wassers allmälig ein Hinderniß entge-
gen und leitet dasselbe gegen den tiefern Boden
hin, wo das Spiel dieser Sinterbildungen sich
von neuem wiederholt bis die veränderten Ni-
veauverhältnisse immer wieder einen Wechsel
des Wasserabflusses herbeiführen. Da das Qnel-
lenbassin an dieser Incrustation keinen Antheil
nimmt, so baut es sich, indem es sich mit einem
Hügel von Kieseltuff umgiebt , zu einer tiefen
Röhre auf, die, wenn sie eine gewisse Höhe er-
den Bäche, welche dem Becken entfließen«); — C. W.
Paykull, en Sommer in Island, Kjöbenhavn 1867, p. 309
schätzt die Menge des abfließenden Wassers , also anch
dee unterirdisch zufließenden (det underjordiske Tillöb)
auf nicht mehr als die einer kleinen Quelle.
gendeu Ränder, an denen
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230
reicht hat, alle Bedingungen in sich vereinigt,
um die Quelle in einen Geysir zu verwandeln.
Ist eine solche Röhre, je nachdem es das ur-
sprüngliche Verhalten der Quelle mit sich brachte,
verhältnißm äßig eng, und wird sie von
einer nicht zu langsam hervordringenden, durch
vulcanische Bodenwärme von unten sehr stark
erhitzten Wassersäule erfüllt, so muß eine con-
tinuirliche Springquelle entstehen, wie man deren
an vielen Orten in Island beobachtet. Ist da-
gegen die durch den Incrustationsproceß gebil-
dete Geysirröhre hinlänglich weit, um von der
Oberfläche aus eine erhebliche Abkühlung des
Wassers zu gestatten und tritt der weit über
100° erhitzte Quellenstrang nur langsam
in den Boden der weiten Röhre eiu, so finden
sich in diesen einfachen Umständen alle Erfor-
dernisse vereinigt, um die Quelle zu einem Gey-
sir zu machen, der periodisch durch plötz-
lich entwickelte Dampfkraft zum Ausbruch
kommt und unmittelbar darauf wieder zu
einer längeren Ruhe zurückkehrt. c
Die Thätigkeit des großen Geysirs schildert
Sartorius von Waltershausen wie folgt: »Nach
einiger Zeit vernimmt man unterirdisches Don-
nern, das, wenn auch viel weniger laut, dem
durchaus ähnlich ist, welches die Vulcane wäh-
rend ihrer Ausbrüche von sich geben. Die Ober-
fläche des Geysirkegels wird dabei in eine zit-
ternde Bewegung versetzt. Während diese Er-
scheinung einige Secunden fortdauert, dann zu-
weilen momentan nachläßt, um um so stärker
zu beginnen , schwillt das Wasser im Becken,
es wird nach oben convex gewölbt und zu glei-
cher Zeit steigen große Dampfblasen hervor,
welche an der Oberfläche zerplatzen und das
siedende Wasser einige Meter hoch emporschleu-
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231
dern. Darauf wird es still ; dichter weißer Datnpf,
der schon von einem leichten Winde über die
Ebene fortgetrieben wird, umhüllt für kurze Zeit
das Bassin. In sehr regelmäßigen Zwischen-
räumen von einer Stunde und zwanzig bis dreißig
Minuten wiederholt sich dieselbe Erscheinung
einen Tag und auch wohl länger ohne Unter-
brechung, bis sie plötzlich einen etwas verschie-
denen Charakter annimmt. Dann wird stärkeres
Donnern aus der Tiefe vernommen, das Wasser
schwillt im Bassin, schlägt hohe Wellen und
wirbelt umher; in der Mitte erheben sich ge-
waltige Dampfblasen und nach wenigen Augen-
blicken schießt ein Wasserstrahl in feinen, blen-
dend weißen Staub gelöst, in die Luft; er hat
kaum eine Höhe von achtzig bis hundert Fuß
erreicht und seine einzelnen Perlen sind noch
nicht im Zurückfallen begriffen, so folgt ein zwei-
ter und dritter höher emporsteigender dem ersten
nach. Größere und kleinere Strahlen verbreiten
sich nun in allen Richtungen; einige sprühen
seitwärts, kürzern Bogen folgend, andere schie-
ßen aber senkrecht empor mit sausendem Zischen,
wie die Raketen bei einem Feuerwerk; unge-
heuere Dampfwolken wälzen sich übereinander
und verhüllen zum Theil die Wassergarbe; nun
noch ein Stoß, ein dumpfer Schlag aus der Tiefe,
dem ein spitziger, alle audern an Höhe überra-
gender Strahl, auch wohl von Steinen begleitet,
nachfolgt, und die ganze Erscheinung stürzt,
nachdem sie nur wenige Minuten gedauert, in
sich zusammen, sowie eine fantastische Traum-
gestalt beim Einbrechen des Morgens. Ehe noch
der dichte Dampf im Winde verzogen und das
siedende Wasser an den Seiten des Kegels abgelau-
fen ist, liegt das vorhin ganz mit Wasser erfüllte
Bassin trocken , mit aschgrauen Sinterperlen
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*
232
überdeckt vor dem Auge des herannahenden
Beobachters, der im tiefer führenden Rohre, fast
zwei Meter unter dem Rande, das Wasser ruhig
und still wie in jedem andern Brunnen erblickt.
Nach dem Verlauf von einer Stunde und
auch wohl noch kürzeren Zeit fängt das Wasser
im Rohre allmählig wieder zu steigen an, und
nach einigen Stunden ist das Bassin ganz wie
vor der Eruption bis zum Ueberlaufen mit fast
siedendem Wasser erfüllt. Die Detonationen
pflegen erst vier bis sechs Stunden nach der
Ausleerung des Bassins sich wieder einzustellen
und nehmen alsdann ihren regelmäßigen Verlauf
bis zu der nächstfolgenden Eruption, welche
mitunter mehr als einen Tag auf sich warten
läßt«.
Als für die Erklärung des Geysirphänomens
wichtige Momente muß ich nun folgende That-
sachen hervorheben :
a) Die von Bunsen als unumstößliche Resul-
tate seiner und Des Cloizeaux's Beobachtungen
hingestellten, nämlich:
1. »daß die Temperatur der Geysircolonne
von unten nach oben abnimmt,
2. daß , kleine Störungen abgerechnet , die
Temperatur an allen Punkten der Säule mit der
nach der letzten Eruption verflossenen Zeit in
stetem Steigen begriffen ist,
3. daß dieselbe an keinem Punkte, selbst bis
einige Minuten vor der großen Eruption, in der
ruhenden Wassersäule den Kochpunkt erreicht,
der dem Atmosphären- und Wasserdruck am
Orte der Beobachtung entspricht,
4. daß die Temperatur in der mittleren Höhe
des Geysirrohrs dem daselbst der drückenden
Wassersäule entsprechenden Kochpunkte am
nächsten liegt, und um so näher rückt , je mehr
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233
der Zeitpunkt einer großen Eruption heran-
nahte
b) Die ebenfalls von Bansen in dein Geysir-
wasser beobachteten Strömungen. Im Cen-
trom der Geysirröhre steigt ein Strom erhitzten
Wassers auf, verbreitet sich an der Oberfläche
des Beckens gegen den Raud hin und fließt nach
der am Wasserspiegel erlittenen Abkühlung am
Bodeu des Bassins in die Röhre zurück. »Um
diesen Strom nachzuweisen, reicht es hin, in
den Mittelpunkt des Geysir beckens einige Pa-
pierblättchen zu werfen, die sogleich auf der
Oberfläche an den Rand getrieben und von da
wieder am Boden der Röhre zugeführt werdenc.
Bunsen spricht allerdings nur von im obern
Theile der Röhre auf und absteigenden Strömen,
fuhrt aber weder Beobachtungen an, welche eine
Beschränkung der Strömungen auf den oberen
Theil der Wassersäule erkennen lassen , noch
theoretische Gründe, warum diesen Strömungen
nach der Tiefe zu eine Grenze gesetzt wäre; es
i>t das jedoch ein Punkt, auf den ich eingehen-
der noch zurückkommen muß.
c) Die gleichfalls von Bunsen constatirte
Thatsache, daß bei den großen Eruptionen Was-
serdämpfe wirke» , welche nicht im Geysirrohre
entstanden sind ; abgesehen von den weiter unten
eingehender besprochenen Dampfblasen, welche
die kleineren Detonationen hervorbringen, be-
richtet Bunsen auch von Dampfentwickelungen
in den seitlichen Wasserzuführungskanälen wäh-
rend den Eruptionen selbst; für Bunsen gelten
dieselben allerdings nur als unwesentliche und
zufällige; er sagt a. a. 0. p. 35 »daß solche
Dampfentwickelungen in der That bei den Erup-
tionen mitwirken, darauf deutet die merkwürdige
Thatsache hin, daß die empordringenden Was-
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234
Berstrahlen bei heftigeu Ausbrüchen in einer ro-
ttenden Bewegung begriffen sind, die sich nicht
wohl anders als durch seitliche Dampfein-
strömungen erklären läßtc.
d) Die Plötzlichkeit der Entwicklung
desjenigen Wasserdampfes, welcher das Wasser
aus dem Geysirschacht herausschleudert. Bunsen
sagt selbst in oben angeführter Stelle, daß plötz-
lich entwickelte Wasserdämpfe den Aus-
bruch bewirken; solchen Wasserdampfes ist aber
auch für den Ausbruch ein großes Quantum
nöthig.
e) Wie der Ausbruch plötzlich beginnt, so
endet er auch plötzlich, »unmittelbare tritt
die Ruhe nach der Eruption wieder ein.
f) Die Gewaltsamkeit des Ausbruchs, die
sich auch, ganz abgesehen von der Höhe und
Mächtigkeit, sowie Auswurfsgeschwin-
digkeit der Wasser- und Wasserdampf-Str ah-
len, in mechanischen Erschütterungen
des Bodens äußert; zur Ergänzung von Sarto-
rius' obeu angeführtem Berichte nach dieser
Richtung will ich nur Krug v. Nidda anführen,
der »das donnerartige Geräusch in der Tiefe und
die Erschütterung des Erdbodens, die einer jeden
Eruption vorangeht«, hervorhebt.
g) Die Leerung des Beckens und das Zu-
rückfließen des W r assers in das Geysir-
rohr unmittelbar nach der Eruption. R. Bun-
sen hebt allerdings diesen Umstand nicht hervor
und seine Schilderung »unmittelbar nach erfolgter
Eruption steigt das 1 — 2 m tief in der Röhre
stehende Wasser allmählig während einiger Stun-
den bis an den Rand des Beckens, wo es ruhig
in der Gestalt einer kleiuen Cascade über den
Konus abfließt«, kann leicht dahin mißverstanden
werden, daß die Erscheinung des Znrückfließens
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235
der Wasser nicht eine auffallende imd wesent-
liche sei; ja bei seiner Widerlegung der Ma-
ckenzie'schen Geysirtheorie beruft er sich sogar
auf seine Beobachtung, daß unmittelbar nach der
Eruption nicht mehr Wasser im Geysirapparate
fehle, als wie über den Kegelrand geschleudert
worden sei: »die bei den Eruptionen über den
Rand des Bassins geschleuderten Wasserraassen
entsprechen vollkommen der unmittelbar darauf
eintretenden Niveauerniedrigung des Wassers, und
findet daher das von jener Hypothese noth wen-
dig geforderte Zurücktreten des Wassers in den
supponirten unterirdischen Dampfkessel in der
Wirklichkeit gar nicht statt«. Doch berichten
alle andern Beobachter übereinstimmend dieses
Factum *) und da das Zurückfließen des Wassers
1) OlaviuR, de Islandiae natura, Hafniae 1749, p. 95;
idem (Olafsen), Reise durch Island, deutsche Aus er- 1775,
p. 147 (die Wiederfullung des Beckens brauchte bei Olaf-
sens Besuch »die ganze Nacht und bis zum folgenden
Nachmittag 4 Uhr«); — Uno vonTroil: Brefr. enresatil
Island, Upsala 1777, p. 267. — Stanley, in Transact. of
the R. Soc. of Edinburgh, vol. III. prt. II, p. 148. Nach
der Emption: the water then subsided throusrh the pipe
and disappeared. — After the eruption of it had been
violent, the water sank into subterrancous caverns and
left the pipe quite empty. If the eruption had been mo-
derade, the subsidence of the water was proportionably
leas. The first time the pipe was perfectly emptied, we
soundet its depth, and found the bottom very rough
and irregulär. The pipe remains but a short time
empty. After a few seconds, the water rushes into it
again with a bubling noise and during the time that it
is rising in the pipe, it is frequently darted suddenly into
the air to different heights, sometimes to two or three,
sometimes sixty feet above the sides of the bason. —
George Steuart Mackenzie, TravelB in the Island of Jce-
land, sec. edit Edinburgh 1812, p. 214 und 222. -
Ebenezer Henderson, Iceiand, ed. 2. Edinburgh 1819,
p. 68 ; auch er berichtet von der Erscheinung des Wie-
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236
eine Erscheinung ist, die leicht auch von weni-
ger genialen und wissenschaftlich gebildeten
Beobachtern constatirt werden kann, ist also kein
Grund vorhanden, sonst verläßlichen Berichten
hier zu mißtrauen. Wie augenfällig aber solches
Zurücktreten des Wassers zu Zeiten ist und dem-
nach wohl nicht allein in Buusen's Weise er-
klärbar (die Menge des ausgeworfenen Wassers
ist ja nie gemessen worden !) geht aus den unten
mit angeführten Berichten Olafsens und Stan-
leys hervor.
R. Bunseu sieht nun , wie er das a. a. 0.
auch ausspricht, die Ursache der Geysirthätigkeit
und den Hauptsitz der mechanischen Kraft, durch
welche die in kochenden Schaum verwandelte
Wassermasse emporgeschleudert wird, im Gey-
sirrohre selbst und in den von ihm unter 1. .
3. und 4. oben angeführten Verhältnissen. Wird
für den mittleren Theil der Geysirwassersäule
der auflastende Druck vermindert, so entsteht
aus der betreffenden Wasserschicht »eine unge-
fähr gleich hohe Dampfschicht, um deren Höhe
die sämmtlichen Druckkräfte abermals verringert
werden 1 ). Durch diese Druckverminderung wird
ein neuer, namentlich auch tieferliegender Theil
der Wassersäule über den Kochpunkt versetzt;
es erfolgt eine neue Dampfbildung, die abermals
eine Verkürzung der drückenden Flüssigkeits-
schichten zur Folge hat, und so in ähnlicher
derfüllens: tbe water rose again immediately , to about
half a foot above tbe orifice , where it remained statiu-
nary. — John Barrow jun., in Reisen u. Länderbeschr.
d. alt. u. neuesten Zeit, Stuttgart, Liefr. 8, 1836, 8.112.—
Krug v. Nidda in Karstens Archiv IX, 1836, S. 254.
I) Nnr unter der Voraussetzung, daft eine eben so
hoho Wasserschicht dafür am oberen Ende ausgeflos-
sen ist,
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237
Weise fort, bis das Kochen von der Mitte des
Geysirrohrs bis nahe an den Boden desselben
fortgeschritten ist, vorausgesetzt, daß nicht
andere Umstände diesem Spiele schon früher
ein Ziel setzen«. Die periodisch eintretenden, in
Sartorius' oben gegebener Schilderung bereits
vorgeführten »durch aufsteigende Dampf bla-
sen gelieferten« Dampfdetouationen , welche
beim großen Geysir »erst 4 — 5 Stunden uach
einer großen Eruption ihren Anfang nehmen
und sich dann in Zwischenzeiten von ein oder
zwei Stunden bis zum nächsten Ausbruch, dem
sie stets in rascher Folge und großer Heftigkeit
unmittelbar vorangehen , wiederholen« , sind
ihm das Agens, das aber volle Wirkung
erst dann ausüben kann, wenn gewisse Partien
der Geysircolonne , d. h. der Wassersäule im
Geysirrohre, annähernd soweit erhitzt sind, daß
sie trotz des auf ihnen lastenden Druckes in
Wasserdampf übergehen können. »Die Erklä-
rung der Periodicität dieser Detonationen«, fährt
Bunsen fort, »bietet keine Schwierigkeiten dar.
Sie ergiebt sich leicht aus dem Umstände , daß
wenn in den Zu führ ungsca n älen des Gey-
sirrohrs eine Wasserschicht unter dem
andauernden Einfluße der vulcauischen Boden-
wärme ins Kochen geräth 1 ), und der gebildete
Dampf bei dem Aufsteigen in die höhern käl-
teren Wassermassen wieder condensirt wird, die
Temperatur dieser kochenden Schicht durch die
in ihr stattgehabte Dampfbildung so weit er-
niedrigt wird, daß sie nach der Condensation der
1) Mit diesen Worten widerspricht Bunsen selbst
seiner obigen Behauptung, daß der Hauptsitz der mecha-
nischen Kraft im Geysirrobie selbst seinen Sitz habe, in-
dem er das treibende Agens, die Dampfblasen, außerhalb
des Geysirrohrs, in dessen Zulührungscanälen entstehen
läßt.
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238
im Wasser aufsteigenden Dämpfe wieder dem
ursprünglichen höheren Drucke ausgesetzt, eine
längere Zeit nöthig hat, um von Neuem bis zum
Siedepunkt erhitzt zu werden.« — Die durch
das Empordringen der Dampfblasen den einzel-
nen Wasserschichten im Geysirrohre verschafften
vorübergehenden Druckerleichterungen könuen
aber, wie schon angedeutet, erst dann eine große
Eruption bewirken, wenn die Temperatur der
einzelnen Wasserschichten im Geysirrohre der
ihnen unter obwaltenden Druckverhältnissen zu-
kommenden Kochtemperatur augenähert ist. So
lange die Erwärmung des Geysirwassers noch
nicht so weit vorgeschritten ist, werden die von
deu Dampfblasen gegebenen Hebungen »nur im
Stande sein, die untern erhitzten Wassermas-
sen durch Stoß in den obern Theil der Gey-
sirröhre theil weise emporzutreiben, wo diese
Massen unter dem verminderten Drucke in 's
Kochen geratheu, und die kleinen mit geringen
Eruptionen verbundenen Aufkochungen bewirken,
die man zwischen den größern Ausbrüchen beob-
achtet. Diese kleinen Eruptionen sind daher
gleichsam mißlungene Anfänge der großen, die
sich von dem Ausgangspunkte der Dampfbildung,
wegen der noch zu niedrigen Temperatur der
Wassersäule, nur auf kurze Erstreckungen hin
fortpflanzen können«.
Diese Theorie ist nun meiner Ansicht nach
unbefriedigend; ja es scheint mir sogar in
ihr eine Gefahr für den Fortschritt in der Natur-
erkenntniß zu liegen, indem sie zu für andere
wichtige geologische Fragen verhängnißvollen
Mißverständnissen veranlassen kann.
Dieses Urtheil muß ich über sie fällen, weil
sie nicht nachweist oder beweist, auf welche
Weise ein partielles Kochen in der Wassersäule,
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239
ein Aufkochen des mittleren Theiles derselben
stattfinden kann, oder in concreto gefaßt, weil
sie nicht angiebt, wie die bei Bimsen ganz der
Betrachtung entzogenen Wasser in den Zufüh-
rungscanälen (das eigentliche Heizmaterial des
Geysirrohres) eine so jähe Erhitzung eines Theiles
der Wassersäule im Geysirrohre bewirken kön-
nen, daß dieser Theil — und es muß eine be-
trächtliche Wassermasse sein, um die
Gewalt und Plötzlichkeit der Eruption zu er-
klären — auf einmal zum Kochen kommt,
während eine noch größere Partie der Wasser-
säule ihrem Kochpunkte noch bei Weitem nicht
genähert ist.
Zur Motivirung meines Urtheils diene fol-
gende Betrachtung: Den bedeutenden Fort-
schritt, welchen Bunsens Theorie gegenüber
älteren von Mackenzie vorgetragenen Geysir-
thebrien unzweifelhaft bildet, erblicke ich darin,
daß sie Rücksicht nimmt auf das im geologi-
schen Mechanismus Gegebeue und Mög-
liche. In jenen Theorien waren geologisch
unmögliche Verhältnisse wesentliche Bedin-
gungen; die eine 1 ) derselben ließ auf eine glü-
hende Fläche, welche also vom Wasserzufluß
jedenfalls durch schlechte Wärmeleiter getrennt
sein mußte, periodisch Wasser fließeu, dessen
jähe Dampfentwicklung die Geysireruption be-
wirken sollte. Die andere und von Mackenzie
vorgezogene aber ließ einen Dampfkessel, dessen
Manometer das Geysirrohr bildete, anheizen, bis
dieser Dampf genügenden Druck gab, um das
Wasser aus dem Rohre hinauszuschleudern, dann
aber, als dieser Zweck erreicht war, hörte sofort
1) Die geologischen Unwahrscheinlichkeiten und Un-
möglichkeiten dieser längst aufgegebenen Theorie erst
naher zu beleuchten, halte ich für überflüssig.
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240
das Heizen auf, es trat dafür schnelle Erkaltung
ein, bis der Geysirniaschinist seine Zeit wieder
gekommen glaubte, um den Kessel von Neuem
anzuheizen. Solche Bedingungen des Geysirme-
chanismus, die dem Autor der letzterwähnten
Theorie (Mackenzie) z. Th. selbst unerklärt und
also unwahrscheinlich erschienen sind, hat Bim-
sen mit Recht ausgeschieden ; denn gegenüber
den Geysirperioden ist der Wärmeschatz, welcher
den Geysir heizt, nämlich die sogenannte »vul-
canische Wärme«, ein constante Größe; die
Periodicität muß also nur von der Wärmemenge,
resp. der Zeitdauer ihrer Zuführung abhängen,
welche das in den Geysirapparat eingetretene
Wasser braucht, um »zu spielen«.
Der Wärmeschatz, die sogenannte »vul-
canische Wärme«, ist also Consta nt anzuneh-
men , aber als ebenso constant gilt für uns der
Geysirapparat; zwar habe ich im Eingänge
erwähnt, daß der große Geysir auch in dieser
Beziehung Variabilität besitze ; von dieser rühren
möglicherweise auch die Unregelmäßigkeiten in
der Periodicität, Kraftfülle etc. her; für eine
Reihe aufeinanderfolgender Geysirperioden aber
darf man gewiß die Constanz des Geysirapparates
annehmen; auch hat bis jetzt noch Niemand
daran gezweifelt.
Diese beiden Voraussetzungen bedingen nun
aber in ihrer Verbindung die weitere Annahme,
daß auch die Wärmezufuhr für jeden einzel-
nen Theil des Geysirapparates constant sei.
Wie ein beliebiger Theil eines Hochofens in
gleichen Zeiten immer dasselbe Wärmequantum
unter sonstigen constanteu Verhältnissen des
Wärnv»8chatzes und des Wärmeverlustes erhalten
muß, so muß auch jeder Theil des Geysirappa-
rates in gleichen Zeiten gleiches Wärmequantum
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241
zugeführt erhalten, mag nun die Wärmezufuhr
direct durch Leitung im festen Gesteine oder
indirect durch Hinzuströmen erhitzten Wassers
oder Wasserdampfes bewerkstelligt werden (selbst-
verständlich wenn auch die Art der Wärmezu-
fuhr constant bleibt).
Betrachten wir nun daraufhin Bunsens Gey-
sirapparat und zwar vom Beginn der Geysirpe-
riode an; lassen wir das Rohr also mit Wasser
von ca. 82 0 C. gefüllt sein. Hier wird das Was-
ser offenbar durch die Rohrwände erwärmt,
welchen selbst die Wärme durch Leitung im
Gesteine zugeführt wird; das Wasser kann also
den Rohrwänden Wärme entziehen und zwar
sind, entsprechend den Gesetzen der Geothermik,
in der Tiefe die Wände wärmer als nach der
Oberfläche zu. Mit dieser Wärmezufuhr durch
Leitung im Gesteine combinirt sich aber auch
eine solche durch erhitzte Wasserdämpfe , wie
aus der Schilderung auf Seite 230 ersichtlich;
diese Dampfblasen werden im Wasser des Gey-
sirrohres condensirt und erwärmen so das W r as-
ser, bis der nach Bunsens Theorie für die
Eruption nothwendig eintretende Punkt der
Kochtemperator für diejenige Wasserpartie ein-
tritt, welche den nächsten Vortheil von dieser
Art der Wärmezufuhr hat, also sich zunächst
der Einmündung des Canals befindet, durch wel-
chen die Dampfblasen eintreten. Werfen wir
einen Blick auf die von Bunsen und Des Cloi-
zeaux gegebenen Temperaturreihen der Geysir-
colonne, und insbesondere auf deren graphische
Darstellung 1 ), so wäre diese Wasserpartie nicht
die unterste im Geysirrohre 8 ), sondern die mehr
1) Ann. der Chemie, 1847, S. 28 und Fig. II.
2) Daß diese Partie unterhalb der Einmündung des
obengenannten Canals liegt und deßhalb von der Wärme- .
19
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242
als 5 m oberhalb des Bodens befindliche, denn
diese und die über ihr befindliehen werden den
ihnen zukommenden Kochtemperaturen am
Schnellsten genähert. Sobald diese Partie zum
Kochen kommen kann, tritt nach Bunsen die
Eruption ein; bei der Constanz der Wärmezu-
führung kann es nun gar nicht lange dauern,
sie allein zum Kochen zu bringen, — wenn
nicht Strömungen im Wasserstattfänden.
Das ist der Punkt, den Bunsen vollständig
außer Acht gelassen hat und der Bunsens Theo-
rie, wie mir dünkt, auch gefährlich für andere
geologische Theorien gemacht hat: die aus den
Dichtigkeitsdifferenzen der einzelnen
Wassertheilchen sich nothwendig er-
gebenden Strömuugen im Geysirrohre.
Bunsen constatirte zwar selbst bei seinen
Beobachtungen des großen Geysirs, wie ich dies
S. 233 hervorgehoben habe, im Wasser statt-
findende Strömungen, läßt dieselben aber nur
auf den oberen Theil der Geysircolonne be-
schränkt sein. Beobachtungen, welche für diese
Beschränkung sprechen, führt er aber nicht an,
auch nicht theoretische Gründe. Solche Strö-
mungen müssen aber im ganzen Geysir-
rohre statthaben, denu so lange die Theilchen
einer flüssigen Masse unter sich verschiedene
Dichtigkeit besitzen, ordnen sie sich nach
dieser und findet diese Ordnung, bei der leichten
Verschiebbarkeit ihrer Theilchen, eben in Ge-
stalt von Strömungen statt, sobald die Aende-
zufuhr durch Wasserdampf weniger genießt als die über
ihr rahendeD, dafür spricht auch die von Bunsen consta-
tirte Thatsacbe, daß sich diese Wasserpartie im untersten
Theile des Rohres nicht mit an der Eruption betheiligte,
auch seine Temparatur dabei nicht stieg; vergl. a. a. O.
, S. 38.
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243
rangen im spec. Gewicht der einzelnen Theilchen
in mehr oder minder gesetzmäßiger Weise an-
dauern. Daß aber die Vorbedingungen solcher
Strömungen, also vor Allem eine Differenz im
spezifischen Gewichte der einzelnen Was-
sertheile, für die ganze Geysircolonne vorliegen,
das kann man mit Zahlen nachweisen,
wie aus Anlage 1 zu ersehen ist.
Die Berechnung ergiebt, daß die Volumina
der einzelnen Wassertheilchen im Verhältniß zu
ihrer Temperatur wachsen, trotz des auf den
wärmsten Wasserpartien lastenden größeren
Druckes; diese wärmsten und untersten Wasser-
theilchen müssen also das Bestreben haben, in
die Höhe zu steigen und an Stelle kälterer und
deßhalb spezifisch schwererer Wassertheilchen
zu treten. Da aber die durch die Erwär-
mung der Wassertheilchen bedingte Verände-
rung ihrer Volumina und Dichtigkeiten fort-
dauert, so müssen auch an Stelle einmaliger
Ortsveränderungen in der Wassersäule Strö-
mungen treten. Auf der Existenz solcher
Strömungen beruht eben die Erscheinung der
schnellen Erwärmung einer Wassersäule von
Unten und der schnellen Abkühlung von Oben
aus. Wie gering dagegen die eigentliche Wär-
me leitung im Wasser ist, beweisen die von
Bischof 1 ) angeführten Versuche, eine Wasser-
säule von Unten aus abzukühlen oder von Oben
zu erwärmen.
Die Wärmeströmungen, welche den
Wärmetr ansport, also nicht die eigent-
1) Gustav Bischof: Die Wärmelehre des Inneren un-
seres Erdkörpers. 1837. S. 439 u. f. — Nach Despretz
ist das Wärmeleitungs vermögen des Wassers ungefähr
95mal geringer als das des Kupfers (Joh. Müller , Lehrb,
d. Physik, 6. Aufl. II, 764).
19*
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244
liehe Wärme 1 e i t u n g übernehmen , müssen im
Wasser um so größere Schnelligkeit besitzen, je
mehr die Dichtigkeiten der einzelnen Was-
serschichten differiren 1 ). Wir ersehen aus
der Anlage, daß diese Differenz innerhalb des
Geysirrohres bei der ersten Beobachtungsreihe
am Bedeutendsten in der Mitte des Geysirrohres
war, also wahrscheinlich unmittelbar oberhalb
der Einmündung des Canals, welchem die Dampf-
blasen entströmten; die zweite Beobachtungs-
reihe ergiebt ein in die Höhe -Rücken der Dif-
ferenzmaxima, zugleich aber auch einen größeren
Ausgleich in den Differenzwerthen für die obe-
ren Schichten; trotz dieser Annäherung der
Differenzwerthe der Volumina der oberen Was-
serschichten ist doch die Summe dieser beiden
Werthe gegenüber derjenigen aus der ersten
Beobachtungsreihe gestiegen und zwar im Ver-
hältniß sehr bedeutend (von 0,022459 auf
0,026001). Wenn also auch der ersten Beob-
tungsreihe zu Folge die lebhafteste Strömung
im Wasser des Geysirrohres nur zwischen dem
mittelsten Beobachtungspunkte und dem näch-
sten über ihm folgenden stattfand, ergiebt die
zweite Beobachtungsreihe eine nicht weniger in-
tensive, sondern sogar schnellere Strömung, die
sich vom erstgenannten Punkte bis zur Wasser-
oberfläche erstrecken muß. Nach Unten zu,
von dem genannten Punkte aus, haben dagegen
1) Nach Kopp u. A. ist die Zunahme oder Abnahme
des Wassers an Volumen für verschiedene Temperatur-
intervalle nicht gleichmäßig, also wird auch die Schnel-
ligkeit des Wärmetransportes ein anderer sein, je nach-
dem eine Erwärmung einer Wassersäule von 0° auf 25°
oder von 75° auf 100° eintritt. Das Volumen von Was-
ser von 20° beträgt z. B. nur 0,001567 gegenüber dem
von 0°, während sich die Volumina bei 80° und 100° auf
1,0285 u. 1,0429 stellen!
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245
bei fortschreitender Erwärmung der mittleren
Partie der Wassersäule die Differenzwerthe so-
gar abgenommen.
Diese Strömungen bedingen nun aber den
Wärmetransport und Wärmeausgleich: die
durch die Wärmequellen zunächst mit Wärme
versorgten Wassertheilchen können nicht an den
für die Erwärmung günstigen Stellen bleiben,
sie müssen aufsteigen und kälteren Wasser-
theilchen Platz machen und so kann bei ste-
tiger Erwärmung auch die mittlere Partie
der Wassersäule ihren Kochpunkt nicht erreichen
zu einer Zeit, wo die über ihr befindlichen Was-
serpartien noch weit von ihrer Kochtemperatur
entfernt sind.
Die von Bunsen eingeführten Verhältnisse
berechtigen also nicht anzunehmen, daß
der mittlere Theil der Gevsircolonne und zwar
in einer beträchtlichen Erstreckung al-
lein zum Kochen komme und das über ihm
liegende Wasser als solches emporschleudere,
und demnach erklären sie auch die Gey-
sireruptionen nicht; die auf Seite 229
mit Bunsens eigenen Worten geschilderten Ver-
hältnisse können nur die Wassersäule über der
Einmündung des Dampfcanals zum Kochen brin-
gen, welches Kochen eben die betreffende Säule
in gleicher Weise t wie das Wasser in
einem gewöhnlichen am Heerde ste-
henden Kochgefäße befallen wird. Das
Kochen findet durch die ganze Wasser-
säule hindurch statt. Bunsen schildert selbst
a. a. 0. S. 30 den Vorgang der Dampfentwick-
lung als durch die Wassersäule (»und so in ähn-
licher Weise fort«) fortschreitend und bezeich-
net auch S. 32 die Wärme des Wassers im Gey-
sirsteigerohre als »continuirlich wirkende Treib-
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-
246
kraftc: für die »Eruption« fehlt es also an ei-
nem jähen Impulse. Unregelmäßigkeiten
wie Aufwallungen, Ausspritzen, »unvollkommene
Eruptionen«, die dabei eintreten können, werden
abhängig sein einmal von der Art der Erwär-
mung, durch Wasser dampf (dessen Blasen sich
bei ihrem Anlauf auch bis zur Wasseroberfläche
hindurch winden können), und dann von der
Enge oder Weite der Geysirröhre l ). Solche
Unregelmäßigkeiten des Aufkochens können je-
doch nie die Intensität von wahren Geysirerup-
tionen erreichen.
• Das Product von Bunsens Geysir- Apparat
wird also nur sein:
a) im Fall kein Zufluß kalten Wassers von
der Erdoberfläche erfolgt, den Bunsen wenig-
stens nicht erwähnt: daß zuerst die Wassersäule
oberhalb der Einmündung des Dampfcanals
durch Kochen, welches die ganze Säule hindurch
stattfindet, in Wasserdampf verwandelt wird,
1) Die Thatsache, daß Bunsens Geysircolonne in
Wirklichkeit zwei Wärmeheerde hat, was Bansen gar
nicht betont, hat auch Job. Müller erkannt, indem er
darnach einen Geysir-Apparat zur Demonstration vor Au-
ditorien hergestellt hat. Ob seine Experimente mit die-
sem Apparate aber wirklich gelungen sind, läßt sich nicht
erkennen, denn sehr diplomatisch drückt er sich condi-
tionell in seinem »Lehrbucbe der kosmischen Physik«,
4. Aufl. 1875, S. 579 dahin aus: »Wenn Bunsens Erklä-
rung der Geysireruptionen die wahre ist , wenn er die
Bedingungen des Phänomens richtig erkannt hat, so muß
man auch im Stande sein, sie nachzuahmen. Den Ap-
parat, den ich zu diesem Zwecke constmirt habe , ist in
Fig 318 abgebildet«. — Ein nach denselben Prinzipien
construirter Apparat des geolog. Museums zu Göttingen
hat, wie ich nach den im Jahre 1875 damit angestellten
Versuchen bezeugen kann, gar nicht den Erwartungen
entsprochen ; den Rückschluß auf Bunsens Theorie hat
J. Müller schon angedeutet.
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247
indem jede Schicht dieser Wassersäule ihren
Wärnieüberschuß in Dampf umsetzt ; der Wasser-
dampf, der diesem Canal entströmt und bis da-
hin das Wasser geheizt hat, kann nach dem
»Abdampfen« des letzteren ungehindert ausströmen
und wir erhalten einen einfachen Sprudel,
eine permanente Quelle von heißem Wasser und
Wasserdampf. Das Wasser in der Tiefe des
Geysirrohres, welches nur durch »geleitete«
(nicht transportirte) vulcanische Wärme geheizt
wurde, d. h. seine Wärrae nur von den durch
die vulcanische Wärme geheizten Wänden des
Geysirrohres empfing, wird auch sofort, nach
Verminderung des Druckes von Seiten der ihm
aufruhenden Wassersäule mit verdampfen, also
ziemlich continuirlich mit dieser, und es bleibt
dann der Geysirapparat eiu trockenes Rohr,
durch dessen mittleren und oberen Theil die
Wasser dämpfe des Canals streichen.
Bunsen läßt, wie erwähnt, die Erwärmung
eigentlich nur durch von Unten eindringende
heiße Wasser, also nar durch Wärmetransport
resultiren. Diese Annahme nur einer Art von
Wärmezuführung, also nur einer Wärmequelle
vereinfacht noch die eben betrachteten Ver-
hältnisse.
b) im Fall aber das Geysirrohr einen Was-
serzufluß besitzt, so kann entweder bei vollstän-
diger Neufüllung des Geysirapparates mit Wasser
nach dessen Leerung, welche Neufüllung als eine
gewaltthätige Sache der geologisch einzig an-
nehmbaren Annahme stetiger (constanter) Ver-
hältnisse widerstreiten würde, die Erwärmung
von Neuem beginnen und in gleicher Weise en-
den, — oder es findet bei stetigem Hinzutritt
von kaltem Wasser eben nie ein vollständiges
Verdampfen statt; bei stetigem Hinzutritt grö-
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ßerer Meugeu kalteu Wassers kann es sogar nie
zum Kochen kommen; diese letztgenannten
Combinationen liefern also auch nur permanente,
mehr oder weniger heiße Thermen.
Noch einfacher gestalten sich die Verhält-
nisse, wenn man annimmt, daß die größere
(oder sogar die ganze) Wärmemenge nicht von
den seitlich eintretenden Dampf blasen, sondern
von dem durch Wärmeleitung gespeisten Wärme-
heerde, nämlich durch die erwärmten Wände
des Geysirrohres geliefert werde; da ist es noch
deutlicher, wie dieser allmählichen Erwärmung
nur eine Therme als Product entsprechen kann.
Die Geysirtheorie Bunsens er-
klärt also weder die Intensität noch
die Periodicität der Geysireruptionen.
Die Gefahr aber, welche anderen geologi-
schen Theorien aus der allgemeinen Anerken-
nung der Bunsenschen Geysirtheorie meiner
Meinung nach erwachsen kann, besteht in der
Vernachlässigung derselben Verhältnisse, welche
Bunsen nicht in Betracht gezogen hat: nämlich
der Nothwendigkeit von Strömungen und von
schnellem Wärmetransport in einer von Unten
erwärmten Wassersäule. Da nämlich viele Geo-
logen , unter Anderen die unten *) genannten,
der Meinung gewesen sind, resp. noch sind, daß
von der Erdoberfläche zum flüssigen Erdinnern
dringendes Wasser die vulcanischen Er-
scheinungen provocire, so darf man die be-
zeichnete Gefahr nicht unterschätzen.
1) Gustav Bischof: Wärmelehre des Innern unseres
Erdkörpers, Leipzig, 1837 , Cap. 22 und Lehrbuch der
ehem. u. physik. Geologie, 2. Aufl. I. S. 386; — Frie-
drich Pf äff, allgem. Geologie , 1873, S. 141; G. Tscber-
mak in Sitzber. d. k. k. Akad. d. Wiss. zu Wien, 1877.
1. Abth. 75. Bd. S. 151; Herrn. Credner: Elemente der
Geologie, 4. Aufl. 1878. S. 276.
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249
In der That hat auch G. Bischof zuerst, in
seiner »Wärmelehre«, angenommen, daß das
Wasser auf Klüften und Spalten, welche nicht
als Capillar- Spalten bezeichnet sind, von der
Erdoberfläche zum flüssigen Erdinnern hinab-
reiche; entgegen den Erfahrungen, welche man
unter den trivialsten Verhältnissen sammeln
kann, behauptet er also, daß eine continuirliche
Wassersäule an ihrem oberen Ende die Ober-
flächentemperatur der Erde, an ihrem unteren
Ende die Temperatur des flüssigen Erdinnern
(also etwa 2000° C.) besitzen könne.
Die neueren Theoretiker, und auch Bischof
in seinem späteren Werke, suchen mit der An-
nahme von Capillar -Strängen allen diesbezügli-
chen Einwürfen auszuweichen; daß aber auch
mit dieser Aushilfe noch nicht alle Klippen ver-
mieden sind und ihren Theorien bei Weitem
noch keine Klarheit und Sicherheit gewonnen
sei, darauf erlaube ich mir in Anlage II beson-
ders hinzuweisen.
Nachdem ich im Vorstehenden Bunsen's Gey-
sirtheorie als ungenügend hingestellt habe, tritt
an mich selbst die Aufgabe heran, diese Theorie
zu ergänzen oder überhaupt etwas Besseres zu
bieten. Indem ich im Folgenden diese Aufgabe
zu erfüllen versuche, möchte ich jedoch be-
sonders betonen, daß wenn mir dieses Unter-
nehmen auch nicht glücken sollte, damit doch
noch nicht die Unrichtigkeit meiner im Vorste-
henden ausgeübten Kritik erwiesen ist.
Versuchen wir also den Bunsenschen Geysir-
apparat zu ergänzen und zwar zunächst nach
den am großen Geysir gelungenen Beobachtungen.
Zuvörderst müssen wir da dem Geysir einen
stetigen Wasserzufluß geben, weil er nach dem
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250
auf S. 228 angeführten Beobachtungen auch ei-
nen fortwährenden Abfluß besitzt. Dieser Zu-
fluß erfolgt uun sicher auf Canälen resp. Ge-
steins-Spalten, nach dem Gesetze der communi-
cirenden Röhren, und wird der Zuführungs-
canal den am Geysir beobachteten Erscheinun-
gen zu Folge wahrscheinlich oberhalb desjenigen
Canals münden, welchem die Dampfblasen ent-
strömen. Denn da der dauernde Abfluß auch
in Zeiten völliger Ruhe erfolgt und nicht in
Verbindung mit der Erwärmung des Geysirrohres
zu stehen scheint, so ist es wahrscheinlich, daß
das Wasser, welches jenen Abfluß bedingt, nicht
demselben Canale wie das Wärme zuführende
Wasser entströmt. Ist nun auch die Menge des
solcher Weise unterirdisch dem Geysirrohre zu-
fließenden Wassers wahrscheinlich nicht sehr
bedeutend (nach Paykulls Angabe), so ist dieser
Zufluß von kühlerem, jedenfalls nur die Tempe-
ratur der Oberfläche und Oberflächenschichten
besitzendem Wasser wichtig für die Temperirung
des Wassers im Geysirrohre während dessen Er-
wärmung sowohl, als auch bei der Neufüllung
nach einer Eruption. Bedenken wir, daß die
Wasserläufe auf und in den Oberfläche uschichten
der Geysir -Region zum großen Theile aus
Schmelzwasser bestehen, so muß ein auch noch
so bescheidener aber andauernder Zufluß solchen
Wassers auf die Erwärmung des Wassers im
Geysirrohre einen bedeutend mäßigenden Ein-
fluß ausüben. Wichtig ist aber dieser Zufluß
vor Allem deßhalb, weil auf seiner Existenz und
der Art, in welchem er stattfindet, die Periodi-
cität der Geysireruptionen beruhen dürfte, wie
wir jedoch erst an späterer Stelle erörtern wollen.
Nöthig ist ferner die Ergänzung des Geysir-
apparats betreffs seiner Wärmequellen.
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25t
•
Die Dampfblasen oder heißen und über-
hitzten Wasser, von denen wir annahmen, daß
sie durch einen Canal in das Geysirrohr eintre-
ten und so dem Geysirwasser Wärme zuführen,
kommen sicher nicht von einem eigentlichen
»vulcanischen Heerde«, d. h. von einer Partie
noch flüssiger (sogen, »gluthflüssiger« *) Erd-
masse her , sondern haben diese vulcanische
Wärme indirect, durch Leitung erhalten, indem
sie dieselben erwärmten Felsmassen entzogen
haben. Sie kommen also von einem oder von
mehreren durch Wärmeleitung gespeisten
Wärmeheerden, gewissermaßen vulcanischen Ofen-
wänden her. Da nun die Wärme in der Erde
nach der Tiefe zu wächst, so liegt der Gedanke
zunächst, dem Canale, welcher erwärmte und
erhitzte Wasser zuführt, mit seitlicher Ablen-
kung die Richtung in die Tiefe zu geben.
Damit wäre aber im Apparate nichts We-
sentliches verändert; die Wassersäule, die auch
hier von Unten erwärmt wird, hätte nur eine
größere Länge erhalten; die Differenzen in
Wärme und spezifischem Gewichte zwischen den
obersten und untersten Wassertheilchen würden
bedeutendere sein; an die Stelle eines jeden
wärmeren und leichteren, deßhalb in der Säule
aufsteigenden Wassertheilchens müßte auch hier
ein kälteres und spezifisch schwereres von Oben
treten, wir hätten also auch hier den Wärme-
ausgleich betreibende Strömungen und , bei der
Consta ir/ der Wärmequelle, immer nur Bedin-
gungen einer allmählichen Erhitzung, allgemei-
nen Kochens und Abdampfens der ganzen Was-
sersäule , keineswegs aber Momente einer erup-
tiven Thätigkeit *).
1) Kin un zurocht fertigender Pleonasmus.
2) Zugleich zeigt dieser Umstand, daß man die Bun-
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252
Geben wir aber dem Zuführuugscanale eine
aufwärts steigende Richtung, so wird
unser Geysirapparat dem schon erwähnten und
auf angeschlossener Tafel in Skizze I nach der
in Travels in Island enthaltenen Abbildung co-
pirten Apparate Mackenzies im Wesent-
lichen entsprechend, im Detail mehr oder we-
niger ähnlich; dieser Umstand verlaugt nun
eine Prüfung der Theorien , welche an solchen
Apparat anknüpfen.
Die schon erwähnte geologische Ungeheuer-
lichkeit, welche Mackenzies Theorie enthält und
die ihrem Autor selbst nicht verborgen war 1 ),
hat und zwar mit Recht nicht abgeschreckt,
aus letzterer das Gesunde und Lebenskräftige
zu entnehmeu und zu einer Theorie fortzubilden.
So ist der Geysirapparat Mackenzies denn auch
zu demjenigen C. Krug v. Nidda's und G. Bi-
schofs geworden 8 ), von welchen genannten
Forschern letzterer im Wesentlichen nur Krug
v. Nidda folgt. Krug formulirt seine Ansichten
dahin: »Es ist augenscheinlich, daß die Ther-
men ihre erhöhte Temperatur durch die Dampf-
massen erhalten, die von der in der Tiefe be-
findlichen Wärmequelle durch die Wassersäule
sensche Theorie nicht »einfach durch Hineinziehung ei-
nes zweiten Wärmeheerdes« ergänzen kann, daß es viel-
mehr auf die Art der Verknüpfung beider ankommt.
1) Vergl. a. a. 0. S. 228; aus demselben Grunde,
wegen geologischer Unmöglichkeit, bekämpfte Mackensie
auch S. 229 die andere Geysirtheorie, welche Sir John
Herschel zugeschrieben wird ; letztere Theorie, deren Ver-
folg hier zu weit abfuhren würde , gewinnt keineswegs
an Wahrscheinlichkeit, wenn man etwa geneigt sein
sollte, sie durch Combination ihres Mechanismus mit ei-
ner intermittirenden Quelle (nach dem Heberprinzipe) zu
reactiviren.
2) Karstens Archiv Bd. 9. 1836. S. 259. — Gustav
Bischof, Lehrb. d. ehem. u. physik. Geologie, 1847. L 194.
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253
heraufströmen. Können die Dämpfe die Wasser-
säule immer frei durchströmen, so müsbcn sieh
ihre Wasserschichten immer gleichmäßig auf
der Temperatur erhalten, welche der Siedehitze
bei dem Drucke entspricht, unter welchem sich
eine jede Wasserschicht befindet; auf der Ober-
fläche auf 80° R. Werden dagegen die Dampf-
massen auf ihrem Wege durch manigfältige Ka-
näle gehindert bis zur Oberfläche emporzustei-
gen, werden sie z. ß. in Höhlenräumen aufge-
fangen, so muß die Temperatur der oberen Was-
serschichten J ) sinken , weil durch die Verdun-
stung an der Atmosphäre fortwährend ein großes
Quantum von Wärme verloren geht, das aus
der Tiefe nicht mehr ersetzt wird. Eiue Cirku-
lation der wärmeren und kälteren Wasserschich-
ten nach ihrem specifischen Gewicht, scheint
aber durch die Enge und durch die mannigfal-
tigen Windungen der Röhre sehr erschwert zu
seine
Ich constatire hier zunächst mit Freuden
die Thatsache, daß schon Krug die Notwen-
digkeit von Strömungen im Geysirwasser erkannt
und betont hat. Krug fährt fort:
»Solche Höhlenräume sind es auch ohne al-
len Zweifel, auf welchen der eiufache Mecha-
nismus der intermittirenden Thermen beruht.
In ihnen werden die entwickelten Dampfmassen
durch die Wassersäule, welche den Verbindungs-
canal nach dem aufwärtsführenden Schlünde
verschließt, zurückgehalten; sie sind genöthigt
sich zu größeren Massen anzuhäufen, sie drängen
das Wasser in dem Höhlenraume immer tiefer herab,
bis endlich ihre Expansion so hoch gestiegen ist,
daß sie sich den Verbindungscanal nach dem
1) Krug meint diejenigen des senkrechten Geysirrohrs,
also des Geysirsteigerohrs.
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254
aufwärtsfiihrenden Schlünde eröffnen, gewaltsam
durch die Wassersäule nach der Atmosphäre
entweichen und das Wasser aus dem Schlünde
mit sich emporreißen. Das gewaltsame Hervor-
brechen der Dampfmassen nach dem Schlund
verursacht das donnerartige Geräusch in der
Tiefe und die Erschütterung des Erdbodens, die
einer jeden Eruption vorangeht. Die ersten
Dampfentleeruugen dringen noch nicht bis zur
Oberfläche empor, sie condensiren sich in den
abgekühltem Wasserschichten, die sie durchströ-
men müssen ; dadurch erhalten die letzteren nun
aber eine Temperatur, welche geeignet ist, die
nachfolgenden Dampfmasseu hindurchströmen zu
lassen. Die Wassersäule, einmal in Unruhe ge-
setzt, leistet nun nicht mehr dem Aufdriugen
der Dämpfe den Widerstand wie früher, und
dieser Widerstand wird immer geringer, je mehr
von dem sperrenden Wasser durch die entwei-
chenden DampfmasBen aus dem Schlünde ge-
schleudert worden ist. Haben die Dampfreser-
voire sich soweit entleert, daß die Expansivkraft
der rückständigen Dämpfe unter das Gleichge-
wicht mit der Wassersäule im Schlünde herab-
sinkt, so versperrt die letztere die Verbiudungs-
öffnung nach dem Schlünde, und es tritt die
frühere Ruhe wieder ein; so lange bis sich von
neuem Dämpfe genug angesammelt haben, daß
eine abermalige Entleerung erfolgen muß. Das
Spiel der Quelle wiederholt sich daher in Pe-
rioden , die von dem Fassungsraum der Dampf-
reservoire, von dem Druck der Wassersäule und
von der Wärmeentwickelung in der Tiefe be-
dingt sind«.
Krug nimmt auf Grund seiner Beobachtun-
gen am Geysir die Existenz zweier verschiedener
und verschieden großer Cavernen au. Die klei-
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255
Deren Ausbrüche, die von Sartorius oben als
Detouatiouen bezeichnet sind , welche Bich in
kurzen Perioden wiederholen und für welche
Krug eine kleinere Caverne beansprucht, sind
diejenigen, welche ebenfalls oben von Bunsen als
»mißlungene Anfänge der großen Eruption« dar-
gestellt wurden.
Betrachten wir nun die von Krug eingeführ-
ten Verhältnisse näher, so denkt er sich also
den Geysirapparat im Wesentlichen wie ein
Gefäß - Manometer eines Dampfkessels. Die
Dämpfe drücken auf die Oberfläche des Wassers
im »Höhlenraume« (im Gefäß) bis das Niveau
bis zum Punkte L der Zeichnung gesunken ist.
Erst dann kann der Wasserdarapf im oben of-
fenen Manometer-Schenkel entweichen. Die er-
sten Dampfeutleerungen dienen aber nur zur
Erwärmung des in dem Manometer- Steigerohre
eingeschlossenen W r assers; da der Druck sich
von diesem Momente an nicht vergrößert , so
würde man für eine jähe Dampfeutweichung,
eine Eruption und eine Explosion nur in einer
jähen Verminderung des Manometer - Druckes
oder in der momentanen Dampfentwicklung aus
einer großen Wasserpartie bei dem ersten ge-
ringsten Nachlaß des Manometer -Druckes einen
Grund finden können; von beiden Verhältnissen
berichtet aber Krug Nichts: er läßt durch die
entweichenden Dampfblasen nur das Wasser er-
wärmen, um »die nachfolgenden Dampfmassen
hindurchströmen zu lassen« ; diese Dämpfe neh-
men von dem sperrenden Wasser auch Partien
mit, aber doch wohl nur geringe, so daß sich
die Mauometersäule durch Abfluß am oberen
Ende nur allmählich verkürzt, und die Spann-
kraft der Däm pfe einen allmählich sich
verringernden Widerstand findet. Ich kann
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256
mir auf diese Weise wohl einen heißen Spring-
brunnen entstehen denken, dessen Spiel von
reichlichen Dampfentwicklungen 1 ) begleitet und
gefördert wird, weil allmählich die überhitzten
Wasser in Regionen niederen Druckes gelangen,
aber nicht die gewaltigen Eruptionen eines Geysir,
und finde ich also durch die Krug v. Nidda'sche
Theorie das Geysir -Phänomen noch nicht genü-
gend erklärt.
Das hat auch Bunsen zu erkennen gegeben,
daß Krugs Theorie auf den Geysir deßhalb nicht
anwendbar sei , weil sie die Plötzlichkeit der
Eruptionen nicht erkläre, indem er diese Theorie
auf Springquellen wie den kleinen Geysir be-
schränkt wissen will (s. zum Schluß), deren
Ausleerungen allmählich beginnen , an Kraft
zunehmen und auch wieder allmählich nach-
lassen.
Wenn Krug von Nidda nicht jähere Kraft-
äußerungen von eiuem Geysirapparate verlangte,
als wie er seiner Theorie oder seiner Beschrei-
bung des Vorganges bei der Eruption nach zu
leisten erlaubt, so hätte er in der That gar
nicht nöthig gehabt, den Wärmeheerd vom Bo-
den des Steigerohres hinweg zu verlegen; ein
aufwärtssteigender , kurzer , oben geschlossener
Röhrenarm an die untere Partie des Steigerohres
angesetzt, würde denselben Effect gegeben haben.
G. Bischof liefert a. a. 0. auf Tab. III ein
Bild von dem Apparate des großen Geysirs, das
1) Die Dampfentwicklungen aus den überhitzten Was*
sern sind ja allmähliche , wie auch Bunsen, der a. a. 0.
S. 30 eine Berechnung der Höhe der Dampfsaule bietet,
welche die in dem Geysir -Steigerohre eingeschlossenen,
über 100° erwärmten Wassermassen liefern würden, diese
Dampfmassen, wie erwähnt, als »continuirlich wirkende
Triebkraft« bezeichnet; die Höhe dieser Dampfsaule ist
auch nur für einfachen Atmosphären-Druck berechnet.
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257
hier in Fig. II copirt ist; sein Apparat weicht
darnach von demjenigen Mackenzies und Krugs
wesentlich nur darin ab, daß seine Dampf- Ca-
verne nicht völlig »gedichtet« , sondern durch
Risse und Spalten dem Oberflächen-Wasser zu-
gänglich ist. Er verlegt die Dampf- Ca verne
unter den erwähnten Hügelzug, den Laugafell
oder Laugafjall , dessen Gestein besonders stark
zerklüftet sei, so daß das kalte Meteorwasser
leicht eindringen kann. Das auf diesen Klüften
befindliche Wasser soll jedoch genügenden hy-
draulischen Verschluß geben, so daß der Dampf
den geringsten Druck in der Richtung a, d, e
zu überwinden habe; wie das möglich ist, kann
ich mir nicht vorstellen, zumal bei etwaiger An-
nahme von Capillarspalten in dem zerklüfteten
Deckgesteine auch noch der Druck fehlt, um
das Wasser zuerst in dieselben von Oben hinein
zu drücken. Ja diese Gebirgswasser sollen sogar
auf das Wasser in der Caverne drücken. Bischof
denkt sich nämlich l ) Wasserdämpfe von einem
tiefer gelegenen Wärmeheerde durch den Canal
b c aufsteigen in die Caverne oberhalb des Was-
serspiegels a; durch diese Dämpfe wird das im
Höhlenraume befindliche kalte Wasser erhitzt;
ist dies geschehen, »so häuien sich die aus der
Tiefe aufsteigenden Dämpfe in dem obern Theile
der Höhle an, drücken auf das Wasser und
pressen es in dem andern Canale d e, der von
ihrem untern Theile sich bis zur Oberfläche zieht,
empor«. Das würde also denselben Effect haben,
den wir schon bei Krug gesehen haben: ein
einfaches Hinausschieben des Wassers, aber
keine Eruption. Bischof fühlt das auch selbst
und um nun einen Springbrunnen zu erhalten,
1) A. a. 0. S. 195.
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258
hat er das andichte , zerklüftete Deckgestein 1 )
eingeführt. »Ziehen sich von der Höhe (des
Laugafjall) Canäle herab, so haben wir Druck-
höhe genug, das Emporspringen einer Fontäne,
selbst bis zu größerer Höhe als 300 Fuß (Höhe
des Laugafjall) zu begreifen, weil die kalten
Wassersäulen stärker als die heißen drücken und
jene daher dem Drucke des Dampfes in dem
Höhlenraume so widerstehen können, daß der
Ausbruch dahin erfolgt, wo der geringste Wider-
stand ist, nämlich bei et. Da fragt man sich
unwillkürlich, warum haben die Wasser im Ge-
steine des Laugafjall die Höhle mit sammt dem
abwärtsführenden Canale b c nicht eher erfüllt,
als der Wasserdampf da eintreten konnte, zumal
sie ja so bedeutenden Druck ausüben sollen?
Wir hätten dann einen Springbrunnen von
kaltem Wasser. Waren aber auf den Gesteins-
klüften noch keine Wasser mit genügenden Druck-
kräften, bevor der Wasserdampf in die Höhle
gelangte, warum hat der Wasserdampf dann
1) Für solche »Undiohte« spricht allerdings ein schon
S. 228 erwähnter Umstand: »man sieht am Abhängt* des
Laugafjall , selbst auf der Spitze dieses Hügels , Wasser-
dämpfe ausströmen, welches wohl davon herrühren könnte,
daß während des Ausbruches die Gewässer in den
Zuführung8canälen durch den Dampf soweit zurückge-
drängt werden, als das Gleichgewicht der sperrenden und
der springenden Wassersäule fordert. Theils könnte näm-
lich ein Theil dieses Dampfes durch enge, nicht mit
Wasser erfüllte Canäle entweichen« (wo bleibt dann die
Spannkraft?), »theils könnten durch ihn feine Wasser-
adern bis zum Verdampfen erhitzt werden«. Es spricht
nun aber kein einziger Beobachter davon, daß die Dampf-
strahlen am Laugafjall nur vor und während des Gey-
sirausbruchs hervorbrechen; es ist überhaupt viel wahr-
scheinlicher, daß die Entwicklung dieser Dampfstrahlen
gar nicht im Connex steht mit dem Geysir-Mechanismus,
wenigstens so lange der Geysirapparat in Ordnung ist
und regelmäßig arbeitet.
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259
seinen Weg zur Atmosphäre nicht durch diese
Gesteinsklüfte genommen? Und dabei wäre,
selbst wenn wir uns über diese physikalischen
Unmöglichkeiten hinwegsetzen, das Product des
ganzen Mechanismus — ein Springbrunnen;
es hieße aber den Beobachtungen ins Gesicht
schlagen und den Beobachtern selbst durch ein
solches Mißverständniß ihrer Berichte Undank
erweisen , wenn man die Geysireruptionen , die
in ihrer Gewaltsamkeit, der Plötzlichkeit ihres
Beginnes und ihres Erlöschens so gut charakte-
risirt sind, der Thätigkeit eines einfachen Spring-
brunnens gleichstellen wollte 1 ). — Die weitere
Ausführung der Bischofschen Theorie darf ich
nach Zurückweisung ihres Hauptgedankens wohl
übergehen; dagegen will ich nun versuchen,
meine eigenen Gedanken über den Geysirmecha-
1) G. Bischof hat dies allerdings nicht nur theore-
tisch gethan, sondern auch demonstrativ, indem er, wie
er a. a. 0. S. 195 angiebt, sich zur Darstellung des Gey-
sirphänomens in > Vorlesungen , die er 1843 vor einem
gemischten Publicum in Bonn gehalten hat und die nach-
her unter dem Titel: Populäre Vorlesungen über natur-
wissenschaftliche Gegenstände etc. erschienen sindc, eines
Apparates bediente, der im Wesentlichen nichts anderes
als ein Heronsball war, nur daß an Stelle der compri-
mirten Luft der durch Erwärmung des Balls entwickelte
Wasserdampf den Ausfluß des Wassers bewirkte; dieser
Ballon hatte zwar kein Ventil, das erst geöffnet wurde,
wenn der Dampf - Druck genügend groß war , um die
Fontane springen zu lassen , dasselbe wurde aber durch
ein enges Mundstück der bis nahe zum Boden des Bal-
lons reichenden Fontänenröhre ersetzt. Wenn Bischof,
als er seinem Auditorium durch diesen mit einiger »Kunst«
arbeitenden Springbrunnen Unterhaltung verschaffte, bei
diesem Publicum Glauben und Beifall für seine Behaup-
tung fand, daß solcher Springbrunnen einen »Geysir im
Kleinen« darstelle, so verwundert mich das nicht, wohl
aber daß er auch sonst Leute fand, nämlich W. Preyer
and Ferdin. Zirkel (Reise nach Island, S. 252), die ihm
zustimmen und diese Ansicht weiter verbreiten helfen.
20*
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200
nismus und die Bedingungen der Geysirthätig-
keit darzulegen.
Meine Ansicht kann ich kurz dahin fassen:
als Bedingung der Geysir- Er uptio neu
betrachte ich das gleic hzeitige Aufkochen
einer im Verhältniß zu der im Geysirsteige-
rohre enthaltenen Wassersäule beträchtlichen
Wassermenge unter hydraulischem
Verschlusse; solche gleichzeitige Annäherung
einer größern Wassermenge an ihren Kochpunkt
zu einer Zeit zu ermöglichen , wo das den hy-
draulischen Verschluß bildende Wasser diese
Function noch erfüllen kann, ist die Aufgabe
des Geysi rapparates; die betreffende Was-
sermenge wird gewissermaßen isolirt mit Hilfe
des geringen Wärmeleitungs vermögens
des Wassers, das wohl zu unterscheiden ist
von dem durch den Flüssigkeitszustand bedingten
Wärmetransportvermögen. Die Wärmequelle hat
da die Aufgabe, nur diese betreffende Wasser-
masse zu erhitzen und aus ihr den nöthigen
Dampf zu entwickeln; eine zweite, unter Um-
ständen vorhandene Wärmequelle dient dann nur
zur Temperirung des hydraulischen Verschlusses.
Die Bedingung der P e r i o d i c i t ä t der Geysir-
eruptionen erblicke ich in einer andern Vor-
richtung des Geysirapparates, die erlaubt, daß
sich der Apparat nach erfolgter Eruption und
Entleerung allemal wieder nen fülle mit
Wasser von nahezu einheitlicher Tem-
peratur.
Ich könnte die Art und Weise, wie der erst-
genannten Bedingung genügt wird, so ziemlich
an Mackenzies Apparat demonstriren ; der leich-
teren Anschauung wegen empfiehlt es sich aber,
uns den Geysirapparat als ein mit Wasser von
gleicher Temperatur gefülltes einfaches Heber-
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261
Manometer vorzustellen, Fig. III. Au der Figur
entspricht LA dem (in der Zeichnung verkürzten)
Steigerohre des Geysir. Von dem Wärmeheerde
am Grunde dieses Rohres sei vor der Hand ab-
gesehen und nehmen wir dagegen an, daß das
Rohr in der in der Zeichnung angegebenen
Weise bis 6r, fortsetze und hier einen Wärrue-
heerd besitze. In diesem sowie auch in dem
Falle, daß das Rohr schon bei N geschlossen sei
und dort auch erwärmt werde, profitirt die in
LA eingeschlossene Wassersäule zunächst Nichts
von der Erwärmung; findet solche nämlich bei
N statt, so erhalten die dort liegenden Wasser-
theilchen die Wärme, geben einen geringen Theil
davon durch Leitung an die zunächst unter
ihnen, nach A hin liegenden Wassertheilchen
ab und diese verfahren wiederum so gegen ihre
nächsten Nachbarn. Die continuirliche Erwär-
mung der Wassertheilchen bei N wird also be-
wirken , daß sich in dem Theile AN der Röhre
eine ganze Schichteufolge von Wasser verschie-
dener Wärmegrade bildet, wobei die wärmste
Wasserschicht bei A 7 , die wenigst erwärmte bei
A liegt. Die Wassertheilchen müssen sich na-
türlich auch immer dem Ausdehnungscoefficienten
und ihrem Compressionsmodulus entsprechend
bei der Erwärmung ausdehnen, also an specifi-
schem Gewichte verlieren, da aber die Schichten
nach Oben zu an Wärme zunehmen und die
Erwärmung von Oben beginnt , so liegt schon
immer die spezifisch leichtere Wasserschicht über
der schwereren und es findet deßhalb kein
Ortswechsel und keine Strömung der
Wassertheilchen in diesem Rohrenabschnitt statt.
Wann die bei A liegenden Wassertheilchen in
den Genuß der Erwärmung zu treten beginnen,
hängt also von der Intensität der Wärraequelle,
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2t>2
der Länge und dem Neigungswinkel von NA,
sowie dem Wärmeleitungsvermögen des Wassers
ab. Da aber letzteres Vermögen überaus gering
ist, so kann man, selbst wenn man den Wärme-
heerd nach N verlegt denkt, die von demselben
erwärmten Partien als thermisch isolirt gegen-
über der Wassersäule LA betrachten.
Läßt man aber die Erwärmung durch die
Röhren wände (den Ofen) bei G erfolgen, so muß
in dem Röhrentheile NCr die Erwärmung durch
Wärmetransport, durch Strömung erfolgen, wie
in jeder von Unten aus erwärmten Wassersäule.
Das in diesem Röhrentheile eingeschlossene
Wasser hat also annähernd dieselbe Tem-
peratur durch die ganze Säule hindurch,
also auch in der Schicht JV; die Schicht N ge-
nießt aber in dieser Säule den niedrigsten Koch-
punkt, als unter geringerem Drucke stehend
wie die unter ihr nach G hin befindlichen Was-
serpartien.
Erreicht nun die Wasserschicht bei N ihren
Kochpunkt, so wird sie sich in Dampf verwan-
deln ; der dabei stattgefundenen Volum Vergröße-
rung (denn Temperaturen, bei denen das Volu-
men des gesättigten Wasserdampfes gleich dem
des Wassers wird oder vielmehr das Wasser in
den »Zwischenzustand« zwischen flüssigem und
gasigem übergeht, kommen hier noch nicht ins
Spiel), muß ein in die Höhe -Steigen und Em-
porpressen des Wassers bei L entsprechen. Da
aber diese Dampf entwicklung zunächst nur eine
geringe Wassermenge betrifft, und nur allmäh-
lich zunimmt, so wird ein Ueberlaufen des
Wassers bei L nicht sehr in die Augen fallen,
besonders nicht unter weiter unten geschilderten
Verhältnissen des oberflächlichen Wasserzu- und
abflusses.
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263
Lassen wir also die Erwärmung Fortschritte
machen, so wird aus der Wassersäule NG immer
mehr Dampf entwickelt und unter allmählichem
Steigen des Druckes das Niveau des Wassers
im Röhrenabschnitte AN hinabgedrückt; es ist
bis dahin derselbe Vorgang, den wir schon im
Verfolg der Krug v. Nidda'schen Theorie be-
trachtet haben.
Fassen wir aber nun die Lage der Dinge in
diesem Momente ins Auge, in dem Augenblicke,
dessen Verhältnisse Fig. lila darstellen soll.
Die Wassersäule GO wird von G aus er-
wärmt und liefert den Dampf, welcher das Ma-
nometerrohr von 0 bis A erfüllt; da die Erwär-
mung der Säule von Unten aus geschieht, so er-
hält, wie schon betont, das Wasser in GO in
seiner ganzen Höhe durch Strömungen so ziem-
lich dieselbe Temperatur, d. h. soweit es eben
die Intensität der Wärmequelle erlaubt; bei
großer Kraft der letzteren kann es ja kommen,
daß trotz lebhafter Strömungen im Wasser die
Temperaturen der obersten und untersten Partien
der Wassersäule sehr differiren, wie z. B. die be-
treffenden Differenzen im 23, 5 m tiefen Steige-
rohre des großen Geysir nach den citirten Beo-
bachtungen beinahe 42° C. betragen, also auf
je 1 m Höhe fast 2° C.
Der Rohrabschnitt ONA ist mit Wasserdampf
von der höchsten Spannkraft erfüllt, so daß er
der Wassersäule LA und dem Atmosphären-
drucke das Gegengewicht hält (beim »großen
Geysir« würde der Dampf also noch nicht ganz
3 Atmosphären-Druck besitzen müssen); mit dem-
selben Drucke, den der Dampf auf die Wasser-
fläche bei A ausübt, wirkt er aber auch auf
die Wasserfläche bei 0.
Die Wassertheilchen bei A haben von dem
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264
auf ihnen lastenden Wasserdampfe Wärme zu-
ertheilt erhalten und dieselbe durch Leitung in
der oben angegebenen Weise den unter ihnen
liegenden Schichten mitgetheilt, bei jetzigem
Wasserstaude im Manometer werden letztere
diese geringe Erwärmung, durch Aufsteigen im
Rohre, auf die ganze Wassersäule LA vertheilt
haben , die oberflächliche Schicht bei A selbst
aber wird (durch »Leitung«) eine so hohe Er-
wärmung erlitten haben, daß sie bei dem ge-
ringsten Nachlasse des auf ihr lastenden Druckes
Dampf geben muß.
Lassen wir nun den noch nöthigen Dampf
von der Wärmequelle bei G entwickeln , um
den auf A lastenden Druck etwas zu vermin-
dern, durch geringe Hebung der Wassersäule
LA l ) , welche sich dabei durch Ueberlaufen bei
L um ein Weniges verkürzt, so wird also zu-
gleich die oberste Wasserschicht bei A ihrem
Wärmeüberschuß entsprechend etwas Dampf
entwickeln. Von dieser geringen Druckvermin-
derung profitirt aber nicht allein diese unbedeu-
tende Wasserschicht, sondern die ganze Wasser-
masse OG; resp. ein im Verhältniß zur Wasser-
masse der Schicht A ganz ungeheuere Partie von
OG, die durch denselben und (im Verhältniß
zur Tiefe) keinen höheren Druck bisher
verhindert war, die überschüssige Wärme zur
Wasserdampf-Bildung zu verwenden; sie antwor-
tet jetzt der Druckverminderung durch ein j ä-
hes Aufkochen und zwar in ihrer ganzen
Masse, und die Menge dieses entwickelten Dam-
pfes, die allerdings von der Quantität der Was-
1) Dieser Dampfentwicklung und Hebung dürfte das
die Eruption des Geysir einleitende >Schwellen des Was-
sers« entsprechen, vergl. die Schilderung S. 280.
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sersäule OG bedingt ist, muß jäh und plötz-
lich das Wasser aus dem Steigerohre LA em-
porpressen.
Je größer die Quantität des überhitzten
Wassers in OG ist, desto gewaltsamer muß
die Eruption sein; außerdem wird ihre
Kraft aber noch vermehrt:
a) durch den Umstand, daß bei dem Empor-
treiben der Wassersäule LA sich dieselbe immer
mehr durch Ueberlaufen des Wassers bei L ver-
kürzt, der Druck sich also continuirlich
vermindert; dieser Druckverminderung muß
natürlich fortgesetzte Dampfbildung durch die
ganze Säule OG hindurch entsprechen.
b) im Falle die Wassersäule LA schon be-
deutend vorgewärmt und also reich an über 100°
erwärmtem Wasser ist; dieses überhitzte Wasser
muß sich bei seiner Hebung nach L natürlich
auch in Dampf verwandeln und den Effect des
von OG gelieferten Dampfes verstärken.
Letztere Vorbedingung wird natürlich am Besten
durch eine unter dem Boden des Steigerohres
bei A befindliche Wärmequelle erfüllt werden,
wie solche der große Geysir, den Temperatur-
Beobachtungen nach zu schließen, auch besitzt.
Es dürfte aus diesem Grunde schon nicht über-
flüssig sein, die Verhältnisse der von dieser
»zweiten« Wärmequelle, welche mir an und für
sich für den Geysirmechanismus nicht nothwen-
dig l ) erscheint, ausgehenden Erwärmung zu ver-
folgen.
1) Die erörterten Vorgange auch experimentell dar-
zustellen , soweit solches überhaupt möglich ist
(»Dampfkesselexplosionen« herbeizuführen ist ja nicht
gerade wünschenswerth) fehlte es mir leider an genü-
f enden Mitteln. Die aus Theilen von zu sehr verschie-
enen Zwecken dienenden Apparaten zusammengestellten
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266
Diese Wärmeqnelle erwärmt die Wassertheil-
chen bei A\ dieselben vergrößern demnach ihr
Volumen, müssen dem zu Folge in die Höhe
steigen und ihren Platz kälteren und schwereren
Wassertheilchen einräumen ; es resultiren also
Strömungen im Wasser und zwar hauptsächlich
im Steigerohre LA. Die bei A erwärmten
Wassertheilchen werden aber auch leichter als
eine große Menge der in dem Röhrenabschnitte
AN eingeschlosseneu und müssen mit diesen ih-
ren Platz zu vertauschen suchen, letztere ein hö-
heres Niveau einnehmen: es resultirt also auch
eine circulirende Strömung von A aus in der
Richtung nach N % bis in jene Wasserschicht,
welche durch Wärmeleitung von N aus dasselbe
spezifische Gewicht zuertheilt bekommen hat,
wie die bei A erwärmten Wassertheilchen.
Durch diesen Strom im Röh rentheile AN werden
aber zunächst die Wassertheilchen, welche ihre
Wärme nur durch »Leitung« erhalten , an Zahl
verringert, dann werden aber dadurch auch
»Unregelmäßigkeiten« in der Wärmecirculation
herbeigeführt, indem, falls die Erwärmung von
N aus eine intensivere (wenn auch räumlich nur
ganz langsam vorschreitende) ist, durch die Ge-
walt der Strömung am Wendepunkte (in der
Nähe von N) auch aus den noch höher liegen-
den, wärmeren Wasserschichten überhitzte Was-
sertheilchen in der Richtung von A mit gerissen
vor Allem nicht solid und einfach genug construirten
Apparate, mit welchen ich einige Versuche ausführte,
ließen jedoch schon erkennen, daß die Hinzunahme dieser
zweiten Wärmequelle für die experimentelle Darstellung
von Vortheil, vielleicht sogar unentbehrlich ist, letzteres
wohl deßhalb , weil ohne diese Wärmequelle Druckver-
haltnisse erfordert werden , die im Experiment anzuwen-
den sich nicht empfiehlt
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267
werden, die sich sogar zu Dampf blasen ent-
wickeln und als solche entweder bis L auf-
steigen können, in der Mehrzahl aber auf dem
Wege dahin wegen des höheren Druckes in den
tieferen Niveaus und auch durch Wärmeentzie-
hung von Seiten des umgebenden Wassers con-
densirt bleiben, aber eben dabei ihre Wärme
auf dieses Wasser vertheilen. Durch diese Wärme-
strömungen wird die Temperatur der Wasser-
theilchen auf der ganzen Strecke, wo Strömungen
stattfinden, annähernd dieselbe.
Eigentliche Störungen des Geysirmechanis-
mus dürften der zweiten Wärmequelle also nicht
zuzuschreiben sein, so lange sie die Wärme-
quelle bei G an Kraft nicht so weit über-
trifft, daß der Wasserdampf bei N fast nur
von ihr geliefert wird und also die Wassermasse
OG ihrem Koch punkte nicht ganz nahe ist,
wann der Dampf von N aus seine Wirkung bis
A ausdehnt. Ist die Wärmequelle bei A aber
in so hohem Grade derjenigen bei G überlegen,
so können dann die auf S. 255 beschriebenen,
durch Krug v. Nidda's Geysirmechanismus gelie-
ferten, moderirten Geysirentleerungen l ) eintreten
und abwechseln mit wirklichen Geysireruptionen,
welche letztere erst dann erfolgen, wenn die Er-
wärmung von OG genügend vorgeschritten ist.
1) Daß solche auch von einem Geysirapparate gelie-
fert werden können , dessen Wärmequelle unterhalb des
Steigerohre sich befindet, darauf habe ich schon S. 256
hingewiesen. Die erwärmten Wassertheilcheo , die ün
Steigerohre bis zur Oberfläche aufsteigen müssen und da-
bei ihre Wärme abgeben, besitzen, wenn sie nach N hin
steigen, dort eventuell noch Wärme genug, um unter dem
hier geringeren Drucke Dampf zu entwickeln; der ange-
sammelte Dampf drückt dann das Wasser nach A hin
u. s. w.
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268
Vorerwähnte Modifikation der Geysir-Aeuße-
rungen veranlaßt gleich einen Blick auf die Ver-
hältnisse zu werfen, welche durch Com bin a-
tion mehrerer Geysirapparate gegeben
sein können ; solche Combination kann entweder
in der Weise vorliegen , daß zwei im Uebrigen
separirte Gey sirappa rate ein gemeinsames Steige-
rohr haben, ein Verhältniß, das nach Krug v.
Nidda's Ai </abe beim großen Geysir vorliegt,
oder in der Weise, daß sich an den Punkt G
des einen Geysirapparates wieder die Röhren-
schenkel A'N' und N 4 G' eines zweiten Appa-
rates ansetzen, an letzteren eventuell wieder die-
jenigen eines dritten u. s. w., sodaß gewisser-
maßen ein gewundenes Manometer resultirt. In
allen diesen Fällen wird sich natürlich der Effect
der Geysireruptionen snramiren, sobald die Gey-
sireruptionen gleichzeitig zum Ausbruch kommen
oder wenigstens das Wasser derjenigen Geysir-
apparate, welche die Eruption nicht zunächst
veranlassen, ihrem Koehpunkte schon ganz nahe
gebracht sind. Ist das aber nicht der Fall , so
wird der Effect je nach den gegebenen Verhält-
nissen modificirt sein. Haben zwei Geysirappa-
rate nur das Steigerohr gemeinsam und der eine
beginnt zu »spielen«, während das Wasser des
anderen noch nicht einmal bis zur ersten Dampf-
bildung erwärmt ist, so wird letzterer sich auch
nicht an der Eruption betheiligen können. Sind
aber mehrere Geysirapparate in der zu zweit
angegebenen Weise mit einander verbunden, so
wird jeder hintere, falls er vorzeitig vor den vor
ihm liegenden die nöthige Wärme für die Erup-
tion erhalten hat, doch nicht eher zur Eruption
kommen können, als bis er auch die vor ihm
liegenden zur Eruption vorbereitet hat. Solche
Vorbereitung wird durch seine Dampfheizung
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2G9
stattfinden, indem sein Dampf, der das Wasser
in dem nach dem Steigerohre zuführenden
Röhrenarnie bis zum Mulden-Niveau der Biegung
(Punkt Cr, G' G u . . .) niedergedrückt hat, das
Wasser im Röhrenarme GN (resp. G* jV',
G u N M . . .) durchströmt und sich bei N (resp.
N\ N 44 . . .) wieder ansammelt; an dem Sattel-
puukte N wird dabei ein Ueberfließen des Was-
sers aus NG nach A hin stattfinden. Wenn die
> vorgelegten« Apparate genügend zur Eruption
vorbereitet sind, wird letztere dann summarisch
erfolgen können. Hat das Wasser eines oder
mehrerer zurückliegenden Geysirapparate den
Kochpunkt nahezu erreicht, so werden letztere
nach Kräften , d. h. je nach ihrer Wasser- und
Wärmemenge, den Effect eines ihnen verkop-
pelten, vorgelegten Geysirapparates verstärken,
im andern Falle aber werden sie sich neutral
verhalten müssen und durch Wasserdampf, den
der zur Eruption kommende Apparat auch in
dem vom Steigerohr weiter weggelegenen auf-
steigenden Röhrenanne entwickeln muß, von die-
sem separirt sein.
Die zuletzt betrachteten Verhältnisse der
Verkoppelung von Geysirapparaten dürfte in der
Natur (verhältnißmäßig) nicht selten vorkommen,
während ersterwähnte Combination wohl ganz
außergewöhnlich ist; jene wird nämlich durch
den äußerst gewöhnlichen und ganz natürlichen
Umstand gegeben, daß Gesteinsspalten gern
sprungweis, im Zickzack fortsetzen und in der
Natur dürften eben meist nur Gesteins- Spalten
den Geysirapparat aufbauen. Durch jedes sol-
ches Absetzen einer Hauptspalte im Zickzack
wird aber aus einer Spalte ein kleiner Geysir-
apparat und wir können uns also einen großen
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270
Geysirapparat als aus lauter solchen kleinen ver-
koppelt vorstellen.
Dieser Hinweis auf die Verhältnisse in der
Natur veranlaßt mich, auch die wahrscheinlichen
Verhältnisse der Wärmequellen zu betonen, sowie
auch meine Vorstellung von dem wirklichen
Bau des großen Geysir graphisch in Fig. IV zu
bieten.
Die Wärme, welcher der Geysir bedarf, und
in dieser Annahme stimmen alle Geologen neuer
Zeit überein, wird vom Erdinneru geliefert und
ist sogenannte >vulcanische Wärme«; die Er-
wärmung durch solcheist von der Tie fenl age
abhängig; es wird also von ihr desto mehr auf
Wasser übertragen, je tieferes Niveau letzteres
einnimmt ; die Temperaturen in gleichem Niveau
gelegener Wassermassen werden demnach gleich-
mäßig zunehmen, falls die Mengen letzterer auch
gleich sind und dieselben gleich lange Zeiten
daselbst lagern. Ist die Menge der einen Was-
sermenge dagegen größer oder die Zeit der Er-
wärmung kürzer, so wird die Temperatur dieser
Wassermenge weniger steigen. Der ganze Gey-
sirapparat besitzt also in Wirklichkeit eine e i n-
heitliche Wärmequelle und hängt die
Wärmemenge, welche die einzelnen Partien des-
selben erhalten, ab von dem Verhältniß zwischen
der Menge des zu erwärmenden Wassers und
der Flächen-Ausdehnung-(Erstreckung) und Tie-
fenlage der Gesteinswände , welche die Wärme
auf jenes übertragen.
Den in Fig. IV dargestellten Geysirapparat
können wir uns zusammengesetzt denken aus
Wasserschächten und -Canälen, d. h. aus von
Wasser erfüllten Räumen , deren Querschnitte
mehr oder weniger isometrische Dimensionen be-
sitzen; dergleichen Canäle können in der Natur
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271
(im Gestein) dadurch entstehen, daß Spalten
(also Flächen oder vielmehr Parallelräume) ein-
ander schneiden, sich kreuzen. Während die
Spaltflächen in ihrer weiteren Erstreckung für
Wasserzutritt geschlossen (»gedichtete) sein kön-
nen, bildet sich am Kreuzungspunkt dann ein
Hohlraum. Während in die eine Spaltfläche die
Richtung AN fallen kann , kann einer zweiten
die Richtung LA entsprechen, einer dritten aber
die Fläche der Zeichnung. Parallel einer Spalte
findet man in der Natur sehr gewöhnlich in
kurzem Abstände weitere Spalten verlaufen; so
habe ich auch in der Zeichnung dem Schachte
LA die Räume NG und OT (in diesem Falle
nur aus angegebenem Grunde), der Spalte AN
diejenige TM parallel verlaufen lassen. — Ob
die kleineren »Detonationen«, welche sich in
kurzen Intervallen wiederholen, Producte eines
wahren oder eines Psendo- Geysirapparates (vergl.
S. 267) sind, wage ich auf Grund der vorliegen-
den Berichte nicht zu bestimmen ; die dabei ein-
tretenden Detonationen und Erschütterungen
sprechen für erstere Annahme; nur muß die
Menge des von diesem Apparate gefaßten Was-
sers gegenüber derjenigen der Geysirsteigeröhre
sehr gering sein. In welcher Weise die beiden
Apparate verkoppelt sind, läßt sich natürlich
noch viel schwieriger entscheiden; in der Zeich-
nuug habe ich dem großen Apparat einen klei-
nen vorgelegt.
In der Figur ist dem Apparate auch gleich
derjenige Annex gegeben, welcher meiner Mei-
nung nach die Periodicität der Geysirerup-
tionen bedingt, welcher also die Neufüllung des
Geysirapparates nach erfolgter Eruption erlaubt.
Nach beendeter Eruption muß ja das Wasser,
noch bevor die atmosphärische Luft eindringen
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272
kann, in die Röhren zurückfließen, es muß der
Apparat gewissermaßen unter hydraulischem Ver-
schlusse bleiben. Zu diesem Behufe dient zuerst
das Bassin am Ausfluß des Geysirrohrs, das die
Wasser der Eruption, soweit sie nicht als Dampf
in die Atmosphäre gegangen oder als seitliche
Strahlen über den Bassinrand geworfen wurden,
wieder wie ein Trichter aufnimmt ; diese in den
Apparat zurücktretenden Wasser genügen jedoch
nicht zu seiner Füllung; es ist da Zufluß nöthig.
Der Spalten -Canal OTM ist mit kaltem Tage-
wasser gefüllt und wird gespeist von einer Was-
serschicht, die sich zwischen dem zu Thon ver-
witterten PalagonittufFe und dem auflagernden
Kieselsinter hinzieht und in solcher Höhe an die
Atmosphäre (vielleicht am Fuße des Laugafjall)
tritt, daß dieser Punkt den Rand des Geysirbe-
ckens noch um ein Weniges überragt; nach
dem Gesetze des Wasserstandes in communici-
renden Röhren wird also bei Geysir -Ruhe das
Wasser jeuer Schichtfläche auf der Thon-Unter-
lage nach 0 fließen, daselbst in die Spalten oder
den Canal ÖT eintreten, von T über M nach L
drücken und einen Abfluß des Bassins bewirken.
Auf der Strecke ML kühlt es das von unten'
erwärmte Wasser der Geysir - Steigeröhre ab.
Findet nun durch die Erwärmung uud Ausdeh-
nung des Wassers, ja schließlich auch durch die
Dampfentwicklung eine allmähliche Volumver-
mehrung des Wassers im eigentlichen Geysirap-
parate statt , so liefert das Geysirwasser selbst
das Abfluß -Wasser und da der Punkt des Ab-
flusses aus dem Geysirbassin mit dem Einfluß-
puukte des Wassers in die Sickerschicht (der, wie
oben angegeben, wahrscheinlich am Fuße des
Laugafjall liegt) so ziemlich in gleichem Niveau
steht, so findet aus M kein Ausfluß mehr statt,
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273
das Wasser in diesen cominunicirenden Röhren
kommt dadurch zur Ruhe. Die Stauung des
Sickerwassers wird kaum, selbst an jener Einfluß-
stelle wenig, ersichtlich werden, weil ja das Sicker-
wasser dort nicht auf eiuem engen Canal, sondern
auf einer Fläche fließt und auf letzterer Niveau-
erhöhungen schwerer erkenubar sind. In das
Rohr oder die Spalte PM kann aber auch kein
erwärmtes Wasser aus dem Geysirrohre eintreten,
weil es dann seinem spez. Gewichts- Triebe zu-
wider sinken müßte; nur durch das, wie auge-
geben äußerst geringe Wärmeleitungsvermögen
des Wassers kann dasjenige in TM von der
Wärrae des Geysirwassers etwas profitireu. Bei
der Geysireruption nun wird aller Dampf und
alles Wasser aus dem Geysirsteigerohre ungehin-
dert an der Spaltöffnung M vorüber getrieben,
durch Aufhebung des Druckes LM sowie durch
mechanisches »Mitreißen« muß aber dann das
Wasser aus M wieder ausfließen und nach der
Eruption, wo das Wasser, zunächst durch den
Luftdruck getrieben, die verlassenen Geysirröhren
wieder füllt, wird dieser Zufluß den Verlust des
Geysirwassers bei seiner Eruption wieder decken.
Aus vorstehender Darstellung meiner Ansich-
ten über die Bedingungen eines Geysir ist der
Unterschied wohl leicht ersichtlich, der zwischen
den Theorien nicht nur B Unsens sondern auch
Krug v. Nidda's und der meinigen obwaltet.
Während letztgenannter Forscher das Movens
einfach in dem nach und nach entwickelten
Wasserdampfe erblickt, lege ich das Hauptge-
wicht auf die Noth wendigkeit der plötzlichen
Dampfentwicklung der in der »Caveme«
zurückgebliebenen Wassermasse; der
Geysir apparat Krugs und der meinige sind
zwar wesentlich identisch, nicht aber die Art
21
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274
und Weise, wie wir diesen Apparat uns arbeitend
vorstellen und wie wir die Wirkung des Ap-
parates erklären.
Die Vollständigkeit in der Darstellung der
Bedingungen der Geysir erfordert auch die Mög-
lichkeiten zu betrachten, wie ein Geysir ent-
steht und wie er zum Erliegen kommt.
Es wird uicht überraschen, wenn ich erkläre,
daß betreffs beider Beziehungen meine Ansichten
von denen Bunsens differiren, da ja auch un-
sere Geysirtheorien verschieden sind; daß das
Incrustations- Vermögen eines Thermen- Wassers
mit der Zeit aus der Therme einen Geysir mache,
halte ich nicht für wahrscheinlich, aber auch
nicht für unmöglich ; dagegen kann ich mir auf
keinen Fall vorstellen, selbst bei Anerkennung
der Bunsenschen Geysirtheorie , wie dieses Iu-
crustationsvermögen im Laufe der Zeit den Geysir
auch ersticke.
Daß ein Geysir zum Erliegen kommt, dafür
bietet sich mir vielmehr als nächstliegende Ur-
sache das Undichtwerden seines Appa-
rates. Wenn seine Röhren wände, abgesehen
von denen des Steigerohrs, der Spannkraft des
Dampfes nicht mehr allseitig Widerstand leisten
können, dann wird der Dampf eben andere Aus-
wege finden und der Apparat nicht mehr ar-
beiten. Solches Undichtwerden muß aber bei
jedem Geysirapparate verhältnißmäßig sehr
schnell eintreten, nämlich:
1) in Folge der mechanischenErschüt-
terungen bei der Eruption, welche sich selbst
bei den kleinen, sogen. Detonationen des großen
Geysirs, welche in Zwischenräumen von 1 Stunde
und 20—30 Minuten wiederzukehren pflegen,
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275
durch eine »zitternde Bewegung der Oberfläche
des Geysirkegelsc zu erkennen geben. Solche
Erschütterungen, welche sich bei stärkeren Erup-
tionen natürlich auch verstärken müssen, müssen
den Geysir - Apparat abnutzen ; die Geysirerup-
tion ist ja ein Vorgang, welcher einen gewöhn-
lichen Dampfkessel zum Explodiren bringen
würde; nun sind zwar die Wände des Geysir-
apparates jedenfalls dauerhafter als diejenigen
eines unserer Maschinen- Dampfkessel, aber bei
längerer Abnutzung werden sie den Erschütte-
rungen auch nicht widerstehen können.
2) Der Zerstörung durch die Stöße arbeitet
das überhitzte Wasser ätzend, lösend und zeh-
rend vor. Welche Quantitäten von Kieselsäure
dasselbe aus den Wänden des Apparates aus-
laugt, dafür geben die betreffenden Kieselsinter-
ablageruugen und die Kieselincrustationen den
Beweis und den Maßstab.
Geringere Gefahr als für die Dichte des Ap-
parates scheint mir für die Kraft der Wär-
mequelle obzuwalten; doch ist es klar, daß
wenn dieselbe versiegt, des Geysirs Thätigkeit
erlöschen muß; auch mufs, wenn der für den
Apparat nöthige Wasserzufluß aufhört, eine
schnelle Verzehrung der Geysir -Füllung erfol-
gen. Letzterer Umstand bedarf wohl keiner
näheren Beleuchtung, der erstere jedoch schon
aus dem Grunde , weil ich auf S. 240 die Wär-
mequelle, die vulcanische Wärme, als constant
bezeichnet habe. Diese Wärme ist für jeden
Punkt innerhalb der Erdkruste (soweit die In-
solations-Wärme nicht einwirkt und für mensch-
liche Zeit-Perioden) im Allgemeinen auch wirk-
lich constant und darf mithin für eine Reihe von
Geysirperioden (d. h. Geysir - Eruptionen) mit
vollem Rechte als constante Größe gelten. Wir
r
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276
kennen jedoch im geologischen Mechanismus
auch Bedingungen, welche diese vulcanische Er-
wärmung für einzelne Erdpartien dauernd oder
vorübergehend beeinflussen und ändern können,
so daß es also auch für die Wärmequelle des
Geysirapparates kein Ding der Unmöglichkeit
ist, daß sie allmählich ganz zum Versiegen
komme. Gegenüber der Gefahr für die »Dichte«
des Geysirapparates erscheint mir aber diese
Bedingung des Ersterbens eines Geysir sehr
fern zu liegen.
Wohl aber kann ich mir denken, daß vor-
übergehende Beeinflussungen der Wärmequelle
die Unregelmäßigkeiten in der Periodicität der
Geysireruptionen bedingen , welche von allen
Beobachtern und Geschichtsschreibern des Gey-
sir erwähnt werden. Solche Beeinflussungen
üben aber vorzugsweise die meterologischen Ver-
hältnisse aus, sowohl direct als auch, und zwar
besonders intensiv, auf indirectem Wege, wie
solche Abhängigkeit des Geysirs von meteorolo-
gischen Einflüssen auch schon die Isländer be-
haupten. Wir brauchen nur zu erwägen, daß
wenn der Zufluß des Geysirapparates (durch
OTM) reichlicher erfolgt oder geriugere Tem-
peratur besitzt, die Wärmequelle ein größeres
Wärmequantum liefern muß, also mehr Zeit
braucht. Viel wichtiger ist aber der Einfluß,
den die auf den Gesteinsspalten circuliren-
den Wasser auf die Wärmequelle ausüben ; denn
diese Wasser, z. B. die in dem Canalsysterae Y
der Zeichnung, wollen von demselben Heerde
mit Wärme gespeist sein, wie das Geysirwasser ;
fließen sie nun zeitweise reichlicher oder sind sie
kälter, so wird dem Geysirapparate weniger
Wärme zu Gute kommen; dauernd kann dieses
Wärmequantum dann auch dadurch beschnitten
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277
werden, daß sich dem Eindringen der circuli-
renden Tagewasser eine in größere Tiefe ge-
hende Spalte öffnet.
Den mehrfachen Bedingungen, welche ein
vollständiges Ersterben oder wenigstens ein Lahm-
legen eines Geysirs herbeiführen können, ist nun
als einzige Bedingung für die Entstehung
eines solchen eine geeignete Spaltenbil-
dung, sei es durch vulcanische Gewalt, sei es
nur durch die Schwere bei ungenügender Cohä-
renz des Gesteins, gegenüber zu stellen und zwar
auch noch mit der Einschränkung, daß diese
Spaltenbildung unter hydraulischem Ver-
schlusse stattfinde. Letzterer Umstand erlaubt
dann, daß das Wasser auf die neu gebildeten
Spalten gleich nachdringe.
Bei so großen Gefahren, welche einem Gey-
sirapparate drohen, liegt die Frage nahe, ob ein
leck gewordener Geysirapparat sich nicht etwa
selbst, vielleicht durch das In crn Stationsvermögen
seines Wassers , wieder repariren könne ; die
Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit nun einer
Selbst- Wiederherstellung des Geysir bin ich gern
bereit gelten zu lassen, aber einen Nachweis
derselben als Thatsache zu fuhren oder eine
Darstellung der Art und Weise zu geben, auf
welche solche erfolgen könne, bin ich offen ge-
standen nicht vermögend.
Das schon betonte Mißverhältniß zwischen
den Entstehung«- und den Erstickungs -Bedin-
gungen der Geysir wird es uns nicht wunderbar
erscheinen lassen , daß die Zahl der Geysir auf
der bis jetzt bekannten Erdoberfläche so unge-
heuer gering ist. Wenn wir nun schließlich ei-
nen Blick auf die außer dem großen Geysir be-
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27S
kannten Eruptionsquellen werfen, um zn unter-
suchen, ob die von mir vorgetragene Theorie auch
auf ihre Verhältnisse passe und sich als eine allge-
mein giltige erweise, so ist uns der Umstand hin-
derlich, daß kein anderer Geysirs so genau unter-
sucht und beobachtet worden ist wie der Islän-
dische »große Geysir«; von der Mehrzahl wissen
wir nicht viel mehr als daß sie überhaupt existiren.
Nächst denen des großen Geysirs noch am
Besten bekannt sind die Verhältnisse des
Strokkr, des nächsten Nachbars von jenem.
Derselbe besitzt keinen Tnffkegel, das größte
Interesse bietet er aber dadurch, worauf schon
Krug v. Nidda hinwies, daß er »permanente und
intermittirende Therme zugleich ist«. Die Er-
wärmung des Wassers im Steigerohr ist eben
eine so intensive, daß es immer im Sieden ist.
Der Zufluß von Wasser auf Gebirgsspalten (der
oberflächlichen Schichten) scheint demnach ein
sehr geringer zu sein, Abfluß ist auch nicht er-
kennbar und in diesem Falle auch nicht nöthig,
denn der Zufluß genügt wohl nur, um den Ver-
lust an Wasserdampf zu decken. Das 13, 5 m
tiefe Steigerohr verengt sich sehr bald trichter-
förmig so, daß der Durchmesser von 2, 4 m an
der Mündung auf nur 0, 26 m in einer Tiefe
von 8,3 m sinkt; unterhalb dieser Verengung
herrscht eine ziemlich constante Temperatur von
114°. Durch Verstopfung dieses engeren Mund-
loches mit Rasen und Steinen ist es manchen
Beobachtern gelungen, den Apparat zur Eruption
zu reizen, anderen Beobachtern z. B. Krug v.
Nidda aber wieder nicht. Im Falle es gelingt,
ist jedenfalls das Wasser im inneren Geysirappa-
rate schon auf Kochtemperatur gebracht gewesen ;
indem nun die Dämpfe in dem abgesperrten,
verstopften Steigerohre sich sammelten und an
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279
Spannkraft zunahmen, um die Verstopfung zu
beseitigen und das Ventil zu öffnen , drückten
sie auch rückwärts auf den Dampf und das
Wasser im innern Theile des Apparates und es
fand da auch eine verstärkte Ueberhitzung , ein
Nachlaß in der Dampfentwicklung statt. Die
Wiederöffnung des Canals durch den Druck der
Dämpfe des Steigerohrs mußte aber auch jenen
Wasser- und Datnpfpartien eine jähe Entlastung
von dem auf ihnen ruhenden Drucke bieten und
so eine mehr oder minder vollkommene Erup-
tion nach sich ziehen. — Der innere Apparat
des Strokkr ist wahrscheinlich durch dieselbe
Spaltenbildung geliefert worden, durch welche
derjenige des großen Geysirs entstand. Der Um-
stand, daß seine Eruptionen von donnerähnlichem
Geräusch und Erderschütterungeu weder einge-
leitet noch begleitet werden, läßt auf sehr
ebene Wände des inneren Apparates schließen.
Der kleine Geysir (Litli Geysir), der
Quellengruppe von Reykir angehörig, besitzt ein
durch Gesteinsschutt erfülltes Becken und ist
nach Bunsens Darstellung, wie schon erwähnt,
nicht ein wahrer Geysir, welcher letztere durch
die Plötzlichkeit der Eruption (jähen Beginn
und Ende) gekennzeichnet sein muß. Bunsen
meint, daß für ihn und eine große Zahl ähn-
licher in Island vorhandener Springquellen die
Theorie Mackenzies, wohl besser Krug v. Niddas
in Geltung bleiben könne.
In Neuseeland finden sich nach Hoch-
stetters Bericht eine große Anzahl Geysir, von
denen Puia te mimi a Homaiterangi uud Te
Tarata namhaft gemacht werden; noch größer
scheint ihre Zahl im Nationalparke der Ver-
einigten Staaten von Nord-Amerika, im
Quellgebiete des Yellowstone- und Madison-River
v
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280
zu sein; über alle diese Geysir aber Hegen noch
zu ungenügende Berichte vor, um entscheiden
zu können, ob die von mir vorgetragene Theorie
für ihre Verhältnisse eine genügende Erklärung
biete.
Anlage I.
Bunsen und Des Cloizeaux führten am Gey-
sir eine Reihe thermometrograpbischer Messun-
gen aus, um die Temperaturveränderungen in
den verschiedenen Wasserschichten während ei-
nes Intervalls zweier Eruptionen zu ermitteln,
und giebt Bunsen in den Annalen der Chemie,
Band LXII S. 28, einen Theil der erhaltenen
Resultate in 3 Reihen, von denen aber nur zwei
vollständig sind. Diese Resultate hat Bunsen
auch in seiner Fig. II graphisch dargestellt, in-
dem der auf den Wassertbeilehen lastende
Wasserdruck einschließlich des Atmosphären-
drucks in Metern ausgedrückt die Abscissenlinie
bildet, während die bei diesen Druckkräften im
Geysirrohre beobachteten Temperaturen durch
die Ordinaten bezeichnet werden. Betrachten
wir nun in dieser graphischen Darstellung die
beiden vollständigen Temperaturcolonnen , so
finden wir, daß auf dem Wasser von 82,6° Cel-
sius ein Druck von 13,5 m gelastet habe, u.s. w.
wie folgt:
1. Reihe (<3. Juli 8 h. 20' p., m.)
Höhe über dem Boden Temperatur. Druck in Metern,
des Geysirrohrs.
19,2 m 82,6 13,5
14,4 85.8 18,2
9,6 113,0 23,0
4,8 122,7 27,8
0,3 123,6 32,7
Digitized by
281
2. Reihe (7. Juli 2 h. 55' p. m.)
Höhe über dem Boden Temperator. Druck in Metern.
des Geysirrobrs.
19,55 85,2 13,15
14,75 106,4 17,85
9,85 120,0 22,75
5,0 123,0 27,60
0,3 127,5 32,70
Berechnen wir nnn die Volumina des
Wassers unter vorgenannten Druck- und
Temperaturverhältnissen.
Die zn dieser Rechnung nothwendigen , em-
pirisch festzustellenden Data nämlich der Aus-
dehn ungscoefficient und der Compressionsmodu-
lus, sind nicht mit wünschenswerther Genauig-
keit ermittelt , und leidet der Werth der Rech-
nung natürlich unter diesem Umstände. Insbe-
sondere ist mir der Ausdehnungscoefficient für
über 100° C. erhitztes Wasser nicht bekannt;
da ich mich aushilfsweise des Koppschen Aus-
dehnnngscoefficienten für Wasser von 100° für
die über 100° betragenden Temperaturen bedient
habe, ist die Rechnung schon aus diesem Grunde
ungenau; eine weitere Ungenauigkeit fließt aus
dem Umstände , daß ich der Einfachheit halber
die Temperatur der belastenden Wassersäulen
einheitlich angenommen habe, während in Wahr-
heit doch in denselben nach Unten hin die Tem-
1) Für Hilfe beim Nachsuchen nach den bestermit-
telten Werthen dieser Coefficienten sowie für freundliche
Controle des Ganges der Berechnung bin ich den Herren
Professoren Rlinkerfuess und Riecke zu Dank verpflichtet ;
letztgenanntem Herrn dank« 4 ich ferner auch hier da-
für, daß er als Physiker meinem Wunsche entsprechend
die ganze Arbeit und insbesondere Anlage II eingehend
geprüft hat.
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282
peratnr zunimmt; die Belastung ist also zu groß
gefunden. Den Compressionsmodulus des Was-
sers habe ich zu 50,3 Milliontheilen angenom-
men; nach Grassi ist er dies bei Wasser von
0°, während er bei Wasser von 50° nur zu 44
Milliontheilen gefunden wurde; ich wählte jedoch
jenen , um dem Vorwurfe vorzubeugen , als ob
ich unter den mir gebotenen Werthen die zur
Erzielung meiner Annahme günstiger Resultate
geeignetsten ausgesucht hätte.
Nach Kopp ist das Volumen des Wassers
bei 0° = 1,000000
80° = 1,028581
90° = 1,035397
100° = 1,042986.
Die Rechnung führte ich nun so aus, daß ich
allemal zuerst das Volumen des Wassers bei betr.
Temperatur für eiufachen Atmosphärendruck
(= 10,4 m Wasserdruck) und dann für den
verlangten Druck berechnete, also z. B.
Volumen des Wassers von 82,0°
bei 10,4 ra Wasserdruck = 1,030353.
bei 13,5 m Wasserdruck = 1,030336.
Darnach faud ich:
Temperatur. Wasserdruck. Volumen. Differenzen der
1. Reihe.
Volumina.
82,6
85,8
113,0
122,7
123,6
13,5
18,2
23,0
27,8
32,7
1,030336
1,032500
1,052795
1,060128
1,060785
0,002164
0,020295
0,007333
0,000657
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Temperatur.
85,2
106,4
120,0
123,0
(127,5)
283
2. Reihe.
Differenzen der
Volumina.
0,015701
0,010300
0,002245
(0,003390)
Wasserdruck. Volumen.
13,15 1,032109
17,85 1,047810
22,75 1,058110
27,60 1,060355
32,70 (1,063745)
Es ist also zu ersehen , wie die Volumina
des Wassers nach der Tiefe zu und mit steigen-
der Temperatur, trotz des zugleich mit wachsen-
den Druckes, zunehmen, also die Dichtig-
keiten (speci fi sch en Gewichte) nach
der Tiefe zu abnehmen müssen.
Der in der 2. Reihe als Temperatur der
größten Tiefe angegebene Werth von 127,5° C.
mag wohl nicht richtig ermittelt worden sein
(wahrscheinlich der Temperatur einer von dem
Maximal - Thermometer auf dem Wege von oder
nach der Tiefe begegneten oder eingeholten, ge-
rade in die Geysirröhre eingetretenen Wasser-
dampfblase entsprochen haben), denn sonst er-
klärt sich nicht, warum die dritte am 7. Juli
7 h. 58' p. m., also 5 Stunden später erhaltene,
nicht ganz vollständige Temperaturreihe gar
keinen so hohen Temperatur - Werth angiebt,
sondern als Temperatur dieser Tiefenstufe 126° C.
nennt, während doch die 3 obersten Glieder der
Temperaturcolonne auf 84,7°, 110,0° und 121,8°
gelangt sind. Es ist daher auch auf das für
die Temperatur von 127,5° C. berechnete Vo-
lumen kein Werth zu legen.
Sehen wir also von diesem Werthe ganz ab,
so findeu wir die überhaupt geringste Differenz
im spezifischen Gewichte zwischen den Wasser-
theilcnen der tiefsten Stufen, nämlich von 0,3 m
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284
und 4,8 m über dem Boden des Geysirrohres
(Differenzen der Volumina = 0,000657); die
größte Differenz findet der ersten Reihe nach in
der Mitte des Geysirrohres statt, indem die Vo-
lumina der Wasser in 9,6 m und 14,4 m Höhe
über dem Boden den überhaupt höchst ermittel-
ten Differenzwerth von 0,020295 erreichen ; die
Resultate der zweiten Reihe lassen ein in die
Höhe-Rück n der spezifischen Gewichtsdifferenzen
erkennen, indem die 3 obersten Beobachtungs-
punkte die höchsten Differenzwerthe dieser Reihe
und zwar die beiden oberen unter ihnen auch
wieder den höheren ergeben.
Anlage II.
Zur Frage: Kann Wasser von der
Erdoberfläche auf Capill arspa 1 ten bis
zum flüssigen Erdinnern dringen? und
ist eventuell solches Wasser derMotor
von La va-Erg ü ssen ?
Zunächst ist darauf hinzuweisen, daß eine be-
jahende Antwort der ersten Frage nicht noth-
wendig ist zur Erklärung der Thatsache, daß
viele aus Schmelzfluß erstarrte Gesteine und Mi-
neralien einen Gehalt an Wasser, resp. Wasser-
stoff besitzen. Es kann der Wasserstoff dem
betreffenden Schmelzflüsse schon eigen thüral ich
gewesen , resp. der Wasserdampf von ihm schon
absorbirt worden sein, bevor eine Erdkruste exi-
stirte. Zu bedenken ist dabei auch, daß wir
von der Verknüpfung des Wasserstoffs in vielen
Silicaten, z. B. in Glimmern, nichts wissen, was
auf eine fremde Herkunft des Wasserstoffes
schließen ließe.
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285
Dann ist auch zu erwägen, daß der Nach-
weis von Cupillarspalteu in den Gesteinen der
tieferen Erdschichten thatsächlich nicht zu er-
bringen ist. Theoretisch ist allerdings jeder
Körper porös, aber daß auch jene Gesteine durch-
tränkbar sind und dem Wasser Wege nach
Unten zu eröffnen , muß erst noch wahrschein-
lich gemacht werden. Daß viele Substanzen
porös sind, ist allerdings nicht bloß theoretisch
erschlossen sondern auch experimentell gezeigt
worden ; aber gerade bei der Mehrzahl der Ge-
steine dürfte es nicht gelingen, diese Eigenschaft
unsern Sinnen direct erkennbar zu machen.
Denn daß das Experiment Daubrees an Vogesen-
Saudstein, welches als Beweis augeführt zu wer-
den pflegt, gerade umgekehrt eine Undurchdring-
barkeit für Wasser nach gewöhnlichem Maßstabe
ergeben hat, habe ich schon an anderem Orte
(»Bildung der Erdkruste« 1873 S. 72) dargelegt.
Viel leichter ist es, sich indirect mit Hülfe des
Mikroskops Belege für die Existenz von Wasser-
Capillarsträngen in den Gesteinen zu verschaffen;
aber da ist immer zu bedenken, daß diese Beleg-
stücke alle der relativ oberflächlichsten Partie der
Erdkruste entstammen und die Innigkeit der Ge-
steins - Structur hier nothwendig gelockert sein
muß durch den vielfachen Wärraewechsel, unter
Umständen selbst der Wärmestrahlung, zum
Mindesten durch die mechanischen Störungen
von Seiten des Menschen (sei es auch nur mit-
tels des bergmännischen Bohrers). Die jung-
fräulichen Gesteine der Erd- Tiefe aber können
sehr wohl für Wasser undurchdringlich ange-
nommen werden, indem ihre »Porenc selbst
unter höchstem Drucke noch für Wasser ver-
schlossen bleiben.
Aber zugegeben, es fände das Wasser Ca-
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286
pillar-Spalten, welche sein Hinabdringen in die
Tiefe erlaubten, so ist doch die Annahme nicht
erlaubt, daß dieses hinabdringende Wasser bei
seiner Vereinigung mit Gesteinsmagmen noch
tropfbar flüssig sei, d.h. sich noch in dem
Aggregatzustande befinde, in welchem wir das
Wasser kennen und es Wasser nennen. Von
Seiten einzelner Theoretiker wird das aber be-
hauptet und diese Behauptung sogar mathema-
tisch , durch Rechnung zu stützen versucht , in-
dem aus den Voraussetzungen , daß für dieses
Wasser der Druck immer schneller wachse als
wie die Temperatur (etwa wie 3: 1) der Schluß
gezogen wird , daß unter solch hohem Drucke
das Wasser trotz hoher Temperaturen immer
tropfbar flüssig bleiben müsse (also auch bei der
Lava -Erstarrungstemperatur vou etwa 2000°).
Es ist dabei der wohl zuerst von Cagniard de
laTour ermittelte Umstand gar nicht in Betracht
gezogen, daß Wasserdampf schon bei einer Tem-
peratur von etwa 410° nicht weiter durch
Druck zu verdichten geht und sich in dem
»Z wisch enzustandec (vergl. Thomas Andrews in
Poggendorffs Annalen, Ergänz. Bd. V. 1871,
S. 64) zwischen gasigem und flüssigem befindet.
Das Wasser geht also an demjenigen Tiefen-
? unkte, wo ihm die entsprechende Wärme zu
'heil wird, in diesen Zwischenzustand über.
In höheren Temperaturen als wie 410° hängt
also die Dichte des Wassers oder Wasserdampfes
nicht mehr vom Druck ab und wird demzufolge
eine constante sein, im Fall solches Wasser ei-
nem Schmelzflusse von 2000° beigemengt ist,
ebensowohl wenn der Schmelzfluß sich 10 Meilen
unterhalb der Erdoberfläche befindet, als wenn
er zu letzterer empordringt.
Der Wasserdampf wird eben erst dann seine
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287
Expansion entwickeln können, wenn der auf ihn
wirkende Druck noch geringer geworden ist, als
wie solcher Druck nöthig ist, um Wasser auf
410° zu erhitzen und es dabei im flüssigen Zu-
stande zu erhalten.
Daraus geht hervor, daß die Expansion df»s
den Laven beigemengten Wasserdampfes nicht
als eigentlicher Motor der Lava -Ergüsse gelten
kann.
Letzteres erscheintauch schon in Anbetracht
des Menge- Verhältnisses bedenklich; denn bereits
G. Bischof, der doch dieser Theorie huldigte,
zeigte , eine wie verhältnißinäßig große Wasser-
masse nöthig wäre, um Lava aus dem Erdinuern
bis an die Oberfläche zu heben. Es müßte dem-
nach das Wasser einen der Masse nach wesent-
lichen Gemengtheil der Grenzschicht zwischen
Erdkruste und Erdkern ausmachen. Nun ist es
allerdings vollständig der subjectiven Meinung
anheimgestellt, wie groß man die Menge des
zum Erdkerne hinabdringenden Wassers annehme,
vorausgesetzt daß solches Hinabdringen über-
haupt stattfinde, aber so bedeutend, wie sie als
Motor benöthigt ist, dürfte sie doch wohl auf
keinen Fall sein. Wenn Wasserdampf der Motor
von Lavaergüssen wäre, so erscheint auch wun-
derbar, daß unsere jung- vulcanischen Gesteine,
welche doch wohl aus größerer Tiefe kommen
als die altvulcanischeu und also eines viel grö-
ßeren Wasserquantums als Motor ihrer Hebung
bedürftig gewesen wären als diese, sich gerade
ärmer an Wassereinschlüssen zeigen als wie die
altvulcanischen Porphyre.
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288
Ueber die Erweiterung des Abel* scheu
Theorems auf Integrale beliebiger
D if feren tial gleichu ngen.
Von
Leo Xoenigsberger in Wien.
Uorrespondeut der Societät.
Ich erlaube mir einige Sätze aus einer grö-
ßereu Arbeit, welche ich zu veröffentlichen im
Begriffe bin , im Folgenden zusammenzustellen ;
dieselben bilden die Grundlage für die Unter-
suchung derjenigen algebraischen Relationen,
welche für die Werthe eines particulären Inte-
grals einer Differentialgleichung für algebraisch
mit einander verbundene Werthe der Variabein
stattfinden und somit die Ausdehnung des Ab er-
sehen Theorems für Integrale algebraischer Func-
tionen auf Integrale beliebiger algebraischer
Differentialgleichungen liefern.
Eine Differentialgleichung mter Ordnung
/ dz d*z d M *\
in welcher y eine durch eine irreductible Glei-
chung definirte algebraische Function von x
bedeutet, soll irreductibel genannt werden,
wenn
1) die linke Seite derselben, als algebraisches
Polynom des höchsten Difierentiaiquotienten
aufgefaßt, sich für kein Integral der Diffe-
dx m
rentialgleichung in Factoren von einem in dieser
Größe niedrigeren Grade zerlegen läßt, deren Coeffi-
cienten ebenfalls rationale Functionen der Größen
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289
d z d m ~ l z
* * * 3? d^
sind, und
2) die Differentialgleichung kein Integral mit
einer Differentialgleichung von einer niedrigeren
Ordnung p als der wten gemein hat, deren linke
Seite rational aus
dz d % z ' cP* z
X% V ' * d** % • ' ' d^
zusammengesetzt ist (wonach die Differential-
gleichung also auch kein algebraisches Integral
haben darf).
Es gilt nun der folgende Satz:
Ist die Differentialgleichung
V dz d* z d m z\
f \« * 5? 55* ' ' ' d&) = 0
irreductibelund hatdieselbe mit einer
Differentialgleichung
_/ dz d*z d y z\ _
F \*> * dxO = °
irgend ein Integral gemein, so muß sie
alle Integrale mit derselben gemein-
sam haben.
Von diesem Hülfssatze ausgehend gelange
ich zu dem nachstehenden allgemeinen Theorem :
Besteht zwischen einem Systeme
particulärer Integrale der irreducti-
blen Differentialgleichungen
22
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290
de
<Z«
*■ dxj ' ■
dr*z \
" dz 2 m *J ~
de
*' <***' ' *
cT k e \
' da™* /
= 0
in denen a? p x* } . . . von einander
unabhängige Variable bedeuten und
#n #21 • • • #* verschiedene irreductible
algebraische Functionen vorstellen,
und einem Systeme particnlärer Inte-
grale beliebiger Differentialglei-
chungen
_ / de d»*e \
/ d# d n *e \
F ' V*+* dx^ ' ' ' dx%) = °
de d n * e
deren unabhängige Variable «£i t i
■ ' • ^Jfc+il algebraische Functionen
der unabhängigen Variabein des er-
sjten Systems sind und in denen y k + x *
Vk-\-r ■ ■ • ^A+Jl w ^ e( ^ er verschiedene ir-
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201
reductible algebraische Function en
bedeuten, eine algebraische Bezie-
hung, in welche auch die Variablen
und die in den Differentialgleichun-
gen vorkommenden algebraischen Ir-
rationalitäten eintreten dürfen, so
wird diese zwischen den Integralen
bestehende Beziehung erhalten blei-
ben, wenn man statt der Integrale der
irreductiblen Differentialgleichun-
gen beliebige andere particuläre Inte-
grale setzt und statt der übrigen Inte-
grale ein passeudes System particulä-
rer Integrale der zugehörigen anderen
Differential gl eich uugen substituirt.
Hieran schließt sich ein zweiter Satz, nach
welchem, wenn man die Annahme der Ir-
reductibilität für das ersteSystem von
Differentialgleichungen fallen läßt, da-
gegen festsetzt, daß das zweite System
nicht nur irreductibel ist, sondern daß
auch zwischenden in der algebraischen
Relation vorkommenden particulären
Integralen desselben und ihren resp.
n t — 1, n 2 — 1, . . n l — 1 ersten Differen-
tialquotienten keine algebraische Be-
ziehung besteht, ebenfalls die ange-
nommene algebraische Relation beste-
hen bleibt, wenn man für die Integrale
des zweiten Systems beliebige particu-
läre Integrale der resp. Differential-
gleichungen setzt, wenn man nur für ir-
gend ein Integral des ersten Systems
ein bestimmtes anderes particuläres
Integral substituirt.
Läßt man die Differentialgleichungen der bei«
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292
den Systeme in eine Differentialgleichung zu-
sammenfallen, so erhält man den folgenden Satz:
Besteht zwischen h + * partieulären
Integralen einer irreductibeln Diffe-
rentialgleichung twter Ordnung
da? 1 dx m '
in welcher t/ eine irreductible alge-
braische Function von x bedeutet, für
die k unabhängigen Variabein x l ,x <iJ . . . 3?^
und die algebraisch davon abhängigen
Variabein x k ^ v . . . x Jc ^ l eine algebrai-
sche Beziehung
F{x x , y t% x 29 y 2 , x k+v y k + v
Z 1% z„ . . z k y z kJtV . . . Z k+] ) = 0,
worin y 1 , . . . y Ä+jl die den Werthen der
unabhängigen Variabein entsprechen-
den Werthe der algebraischen Irratio-
nalität y sein sollen, sowirddiese alge-
braische Beziehung erhalten bleiben,
wenn man statt d er Integrale Z x , Z 2 , . .Z k
beliebige andere particuläre Integrale
derselben unabhängigen Variabein, für
die Integrale Z k + V Z k+r . . . Z k+X aber
bestimmte andere particuläre Inte-
grale derselben abhängigen Variabein
substituirt ,
nnd einen andern dem zweiten oben ausge-
sprochenen Satze analogen Satz.
Diese Sätze dienen einerseits dazu, für eine
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293
vorgelegte Differentialgleichung die Untersu-
chung der Irreductibilität anzustellen, wie an
einigen Beispielen gezeigt wird , andererseits
fuhren sie bei der Annahme, daß für die k X
particulären Integrale der vorgelegten Differen-
tialgleichung stets dasselbe particuläre Integral
genommen wird , zur Aufsuchung der algebrai-
schen Relationen, welche zwischen den Werthen
ein und desselben particulären Integrales für
algebraisch miteinander verbundene Werth e des
Argumentes bestehen , also zur Ausdehnung des
Abel'schen Theorems. Die oben ausgesproche-
nen Sätze , welche Verallgemeinerungen eines
schon früher von mir in Borchardt's Journal
B. 84 bewiesenen Theoremes sind , liefern näm-
lich , wie auch schon dort in einem freilich viel
einfacheren Falle hervorgehoben worden, ein
Mittel , um für die gesuchte algebraische Bezie-
hung Function al gleich un gen aufzustellen, deren
Auflösung sowohl das erweiterte Ab el'sche Theo-
rem dieser particulären Integrale der vorgelegten
Differentialgleichung liefert als auch entspre-
chend der Zerlegnng der Ab ersehen Integrale
in solche verschiedener Gattungen für die Inte-
grale von Differentialgleichungen Sätze für die
Reduction derselben auf Integrale einfacherer
Differentialgleichungen mit den einzelnen Dis-
continuitäten aufzustellen gestattet. Für alle
diese Sätze und Methoden sind in der Arbeit
verschiedene Beispiele durchgeführt.
No. 1, S. 18, Z. 9 1. mQaxoffn» statt rttr<HtQax6oKH.
No. 5, S. 195, Z. 8 v. u. I. vam statt varm.
No. 5, S. 196, Z. 9 v. u. 1. des Recitirers, auf welchem
der Text in letzter Instanz
beruht.
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294
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Januar 1880.
Bericht der Wetterauiscben Gesellschaft von 1873- 1879.
Proceed. of the London Mathem. Society. No. 151.152.
Nature. No. 527-534. 535.
Sitzungsber. der Münchener Akad. der Wiss. Pbilos.
Cl 1879. II 1.
Atti della R. Accad. dei Lincei. Vol. IV. Fase. 1. 4.
Flora Batava. 247. 248.
Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 25. H. 2.
Bulletin of the Museum of Comparative Zoology. Vol. V.
N. 15. 16.
Annual Report of the Curator of the Museum. 1878 —
1879.
G. v. Wex, über die Wasserabnahme in Quellen etc.
2. Abth.
Von der K. Akad. der Wiss. zu St. Peters-
burg. 4.
J. Klinge, über Graminaen u. Cyperaceen-Wurzeln.
J. Setschenow, die Kohlensäure des Blutes.
0. Chwobson, über die Dämpfung von Schwingungen.
B. Hasselberg, über das durch electrische Erregung
erzeugte Leuchten der Gase bei niederer Temperatur.
Von der Ungarischen Akad. der Wiss.
publicirte Werke 1 ).
Litterarische Berichte aus Ungarn, herausg. v. P. Hun-
falvy. Bd. II. III.
Almanach der Ungar. Akad. d. Wiss.
Sitzungsberichte der Ungar. Akad. d. Wiss. 12. Jahrg.
H. 1- 6. 13. Jahrg. H. 1 7.
Jahrbuch d. Ungar. Akad. d.Wiss. Bd. XVI. H. 2-5.
Abhandlungen aus dem Gebiete der Social Wissenschaften.
Bd. V. H. 1-8.
1) In Ungarischer Sprache. Aus den Jahren 1877 —
79. Budapest.
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295
Abhandlungen aus dem Gebiete der Sprach- und schö-
nen Wissenschaften. Bd. VII. H. 3-10. Bd. VIII.
Abhandlungen aus dem Gebiete der historischen Wis-
senschaften. Bd. VII. H.5— 10. Bd. VIII. H. 1-8.
Abhandlungen aus dem Gebiete der mathematischen
Wissenschaften. Bd. VI. fl.3— 10. Bd. VII. H. 1-5.
Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften
Bd. VIII. H. 8—16. Bd. IX. H. 1-19.
Mathematische und naturwissenschaftliche Mittheilungen
mit Rücksicht auf die vaterländischen Verhältnisse
Bd. XIV. 1876—77. Bd. XV. 1877-78.
Sprachwissenschaftliche Mittheilungen herauag. durch
die linguistische Commission der Ungar. Akad. der
Wiss. Bd. XIV. U. 2. 3. Bd. XV. H. 1—2.
Magazin der Sprachdenkmäler: Alte Ungarische Codi-
ces und Drucke.
Archäologische Zeitschrift. Bd. XII. 1878.
Archäologische Mittheilungen zur Beförderung der Kennt-
niss der vaterländ. Kunstdenkmäler. Bd. XII. (Neue
Folge Bd. IX.) 4. V
Archäologische Denkmäler in Ungarn. Bd. III. Th.II:
Leutschau's Alterthümer von Emmerich Henszl-
mann. 4.
Monumenta Hungariae historica. Abth. I. Urkunden-
bücher, Bd. XVI auf Ungarn bezügliche diplomatische
Correspondenzen des Papstes Paul III. und des Cardi-
nais Alexander Farnese. 1539 — 49.
Desgl. Abth. I: Codex diplomaticus Hungaricus Ande-
gavensis. Bd. I. 1301-1321.
Desgl. Abth. III: Ungarische Reichstagsdenkmäler mit
historischen Einleitungen. Bd. 6. 1573—81.
Desgl. Abth. III. Monumenta comitialia regni Trans-
sylvaniae. Bd. IV. 1597-1601. Bd. V. 1601—1607.
Desgl. Abth. IV. Ungar, diplomatische Denkmäler zu
Zeiten des Königs Matthias 1458 — 1490. Bd. 4.
Archiv für Ungar. Geschichte. Bd. XXV oder der 2
Folge Bd. XIII.
Archivum Räkoczianum. Briefwechsel des Fürsten Franz II.
Raköczy in Kriegs- und innern Angelegenheiten!
Bd. 6. 7. Nicolaus Bercaenyi Graf von Szökes an d
Fürsten Raköczy.
Des Fürsten Gabriel Bethlen unedirte politische Briefe
Friedrich Pesty, die Geschichte des Severiner Ba-
nats und des Severiner Comitats. Bd. 1-3.
Digitized by Google
296
Briefe Ungarischer Frauen. 499 Stücke 1515—1709.
Joseph Budenz, Ungar iBch-ugrisches vergleichendes
Wörterbuch. H. 4.
Karl Szabö, alte Ungarische Bibliothek. Bibliogra-
S Irisches Handbuch der von 1581 — 1711 erschienenen
ngarischen Drucke.
Grundsätze und Regeln der Ungarischen Orthographie.
Februar.
J. Biker, Supplemento a colleccäo etc. T.XX. Lisboa
1879.
Nature. Extra Number. February 6. 1880. 536—539.
Zeitschrift der Österreich. Gesellsch. für Meteorologie.
Bd. XV. Febr. 1880.
Sitzungsber. der physik. - medic. Societät zu Erlangen.
H. 11. 1879.
Monatsbericht der Berliner Akademie der Wiss. Nov.
1879.
Bilanei comunale. Anno XVI. 1878. Roma. 1879.
Annali di Statistica. Serie 2. Vol. X u. XI. 1879. Ebd.
Verhandl. der physik. -med. Gesellschaft in Würzburg.
XIV. 1-2. 1880.
Leopoldina XVI. 1-2. 1880.
Bulletin de l'Acad. de Belgique. T. 48. No. 12. T. 49.
No. 1.
Journal of tbe Microscopical Society. Vol. III. No. 1.
Annali dell* Industria e del Commercio. 1878. No. 11.
Erde*lyi Muzeum. VII evfolyam. 2 Sz.
Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik. IX. 3.
Annales de la Sociedad cientif. Argentina. Febr. 1880.
T. IX.
Atti della R. Accademia dei Lincei. Vol. IV. Fase. 2.
1880.
Atti della Societa Toscana. Proc. verbali. Jan. 1880.
Th. Lyman, Ophiuridae and Astrophytidae. Part. II.
Bulletin of the Museum of comp. Zoologia. Vol. VI.
No. 1.
(Fortsetzung folgt.)
Für d.Redaction rerantwortlicli: Bezeenberger , Director d. Gött.gel. Anz.
Commissions- Verlag der Düsterich' sehen Verlars - Buchhandlung.
Druck der Dietench' sehen Univ.- Buckdruckerei (W. Fr. Kaeetner).
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y Google
297
\achrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
28. April. M 7. 1880.
Universität«
Philosophische Fakultät.
Am 7. April 1830 war hier Herr Ernst
von Leutsch promoviert worden. Die Fa-
kultät brachte dem hochverdienten Kollegen,
dem treuen Göttinger, ihre besten Glückwünsche
nach alter Sitte am 7. April durch Ueberreicbung
des erneuten Doktordiploms dar. Seine Majestät
der König verlieh ihm die Würde eines Gehei-
men Regierungsraths.
Ebenso erneute die Fakultät am 10. April
mit den freundlichsten Wünschen das Doktor-
diplom des Herrn Professor extraordinarius
Eduard Krüger, der an diesem Tage vor
50 Jahren diese Würde hier erlangt hatte. Von
Sr. Majestät dem König erhielt er den Orden
des Rotben Adlers 4. Klasse.
Mit dem Schluß des Winterhalbjahrs schied
aus unserer Gemeinschaft der außerordentliche
Professor Herr Dr. AdalbertBezzeuberger,
indem er einem ehrenvollen Rufe als Professor
Ordinarius für Sprachvergleichung nach Königs-
berg folgte. — Durch seinen Weggang wurden
auch diese Blätter betroffen , deren Redaktion
er seit Anfang des Jahres übernommen und mit
großem Eifer und Erlolg besorgt hatte.
23
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298
Beuekische Preisstiftung.
Die Aufgabe der Benekischen Preisstiftung
für das Jahr 1883 ist folgende:
„Das freie Sonnenlicht macht an den Schat~
ten undurchsichtiger Körper Modißcationen
wahrnehmbar, welche auf Diffraction zurück-
zuführen sind. Die durch nicht homocen-
trisches Licht bewirkte Diffraction hat jedoch
bisjetzt nur wenig Beachtung gefunden.
Die Fakultät wünscht daher eine an der
Hand der Theorie geführte und von messen-
den Versuchen begleitete Untersuchung der
Diffraeiionscfrscheinungen für den Fall nickt
hoinoccntrischer Lichtquellen, wie insbeson-
dere einer kreisförmigen und einer quadrati-
schen leuchtenden Fläche von gleichförmigem
Glanz des ausgesendeten einfachen oder zu-
sammengesetzten weißen Lief des."
Bewerbungsschriften sind iu deutscher, latei-
nischer, französischer oder englischer Sprache
mit einem versiegelten Briefe, welcher den Na-
men des Verfassers enthält, Schrift und Brief
mit dem gleichen Spruch bezeichnet, bis zum
31. August 1882 an uns einzusenden. Die Ent-
scheidung erfolgt am 11. März 1883, dem Ge-
burtstage des Stifters, in öffentlicher Sitzung.
Der erste Preis beträgt 1700 Mark, der zweite
680 Mark. Die gekrönten Arbeiten bleiben
unbeschränktes Eigenthum des Verfassers.
Göttingen d. 9. April 1880.
Die philosophische Fakultät.
Hermann Sauppe, d. Z. Dekan.
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299
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Ergänzung zu dem Aufsatz 4 D statt N 1
in den Nachrichten 1 877, No. 23,
S. 573-588.
Von
Theodor Benfey.
§ L '
In dem oben bezeichneten Aufsatze (S. 580
— 581) bemerkte ich, daß die dort besprochene
Erscheiuung äußerst selten und mir außer
in den a.a.O. behandelten zwei letto-slavischeu
Fällen, nur noch eiumal in der lebendigen
Sprache entgegen getreten sei. Kaum war aber
dieser Aufsatz in der Nummer der Nachrichten
abgedruckt, welche am 14. November 1877 er-
schienen ist, als ich auf eiue, fast in derselben
Zeit (am 17. November im Athenaeum, No.
2613, S. 662) veröffentlichte Mittheilung auf-
merksam gemacht wurde, in welcher dieselbe
Erscheinung, und zwar, gerade wie im Letto-
Slavischen, ebenfalls bei dem Zahlworte für
neun in einer, auf volkssprachlichen celtischen
Dialecten beruhenden, Zahlenreihe auftritt.
Diese Form des Zahlworts mit D statt N,
so wie eine der Zahlenreihen, welcher sie ange-
hört, war schon sieben Jahre vorher von Alex-
ander J. El Ii s iu seinem vortrefflichen Werke
'On early Euglish pronunciation with especial
reference to Bhakespere and Chaucer etc. ver-
öffentlicht, jedoch an einer Stelle — nämlich in
dem, dem dritten Baude (Part III) vorausgeschick-
ten, 'Glossic' unter den 'Examples of universal
Glossic 1 p. XIX — wo sie wohl, ähnlich wie
mir, auch manchem andren, wenigstens in den
23*
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300
Ländern, in denen Englisch nicht die herrschende
Sprache ist, entgangen sein möchte.
Die betreffende Zahlenreihe wird hier be-
zeichnet als 'Scoring Sheep ( l Schafkerben\ wohl
beim Zählen von Schafen angewendet) in the
Yorkshire Dales 1 .
Schon einige Jahre vorher (1868) war an-
drerseits in Nord- Amerika die Aufmerksamkeit
eines amerikanischen Gelehrten, des Dr. Trum-
bull, ebenfalls auf eiue Zahlenreihe gezogen,
welche ihm als eine bei einem ausgestorbenen
Indianischen Stamm gebräuchlich gewesene be-
kannt geworden war ('Athenaeurn, 1877, 8.662').
Dieser glaubte schon nach kurzer Prüfung an-
nehmen zu dürfen, das diese — gleichwie
ähnliche, wie sich bei weitrer Forschung ergab,
in mehreren Gegenden Neu-Englands bekannte
und von Indianern gebrauchte Zahlenreihen — cel-
tischen, speciell kvmrischen, Ursprungs seien;
als ihm dann El Iis' Mittheilung zu Händen
kam, hegte er kaum noch Zweifel daran: daß
diese angeblich indianischen Zahlwörter durch
englische Colonisten nach Amerika gekommen
seien, welche sich ihrer in ihren Geschäften mit
den Indianern beim Zählen von Fischen, Biber-
häuten und ähnlichen Handelsgegenständen be-
dient hatten. 'Als das Andenken an den Ur-
sprung dieser Zahlwörter verschwunden war',
schliest er a. a. 0., 'nahmen die Anglo-Ameri-
kaner sie für indianische Zahlwörter, während
die Indianer sie wahrscheinlich für echt eng-
lische hielten'.
Unterdessen hatte auch Ellis aufs neue ein-
schlägige Sammlungen aus England, Schottland
und Nord-Amerika erhalten (Athenaeum, 1877,
No. 2604, S. 371) und urtheilt wie Dr. Trum-
bull, jedoch noch entschiedener, daß diese Zah-
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301
lenreihen , trotz der vielen Differenzen, welche
bei den Quellen derselben und der Art ihrer
Verbreitung kaum einer speciellen Erklärung
bedürfen, unzweifelhaft l Celtic, of the Welsh
branch 1 seien 'dreadfully disfigured in passing
from mouth to mouth as mere nonsense. 1 Daß
dieses Urtheil unbedenklich als richtig anzuer-
kennen sei, davon wird sich Jeder, bei critischer
Durchsicht dieser Verzeichnisse und der sich
darauf beziehenden Aufsätze im Athenaeum, voll-
ständig überzeugen.
Während aber nun in den wissenschaftlich
bekannten celtischen Dialekten das Zahlwort für
neun mit n anlautet (z. B. irisch not, welsch
nau, naw), gleichwie in allen bisher bekannten
indogermanischen Sprachen (aus grundsprachli-
chem nävan) — mit Ausnahme der letto-slavi-
schen, welche ebenfalls d statt des n zeigen,
aber auch hier wieder mit höchst wahrschein-
licher Gegenausnahme des Altpreußischen, wel-
ches das n bewahrt hat — erscheint in dieser
in Europa in volkssprachlichen Dialekten, in
Amerika sporadisch auftretenden, ursprünglich
vom Celtischen ausgegangenen , Zahlenreihe so-
wohl in Europa als in Amerika, gleichwie im
Letto-Slavischen , d statt des anlautenden n; so
in Yorkshire bei Ellis ( 4 On early English pro-
nunciation a. a. 0.) dao-vu, welches Henry Brad-
ley (Athenaeum 1877 No 2605 S. 403) dova
schreibt, in Amerika bei Dr. Trumbull (Athe-
naeum 1877 No 2613, S. 362) dayther, mit aus-
lautendem ther (vgl. Bradley im Athenaeum
1877, 29. September, S. 403), wie ebendaselbst
in sayther (oder hayther = altkymrisch seith,
sieben), layther (bei Bradley ayta, ithera =
altkymr. oith, acht), cother zehn (vielleicht vorn
verstümmelt aus welsch dec zehn).
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302
Daß dieser Eintritt von d statt n in diesem
Zahlwort völlig unabhängig von demselben
Wechsel im Letto-Sla vischen Statt gefunden
hat und daß es ein reiner Zufall ist, daß er
gerade dasselbe Wort betrifft, bedarf für Jeden,
welcher das gegenseitige Verhältniß der in-
dogermanischen Sprachen einigermaßen kennt,
keines Beweises. Ist es doch auch jedem Sprach-
forscher, welcher sich nicht auf eine Sprache,
oder einen Sprachstamm beschränkt hat, be-
kannt, daß der größte Theil der Lautverän-
derungen — bald sporadisch, bald in kleineren
oder größeren Categorien — in vielen Sprachen
sich geltend macht, und zwar nicht bloß in
stammverwandten sondern auch in stamm verschie-
denen (wie z. B. h für s im Eranischen, Griechi-
schen, Celtisehen, aber auch im Finnischen; der
Zutritt von r insbesondre zu tf, d nicht bloß im
Indogermanischen — vgl. Quantitätsverschieden-
heiten in den Sawhitä- und Pada-Texten der Ve-
den, 'IsteAbhdlg' in Abhdlgen d. K. Ges. d. Wiss.
XIX, S. 243 ff., wo man noch italiänisch anatra
oder anifra aus lat. anaiem von anas Ente,
französich perdrix aus griech. und lat. perdix
hinzufuge — sondern auch im Madagassischen —
worüber ich Nach Weisungen dem Hm Dr. Sau-
erwein verdanke — und andern Sprachen). Es
ist dies ja auch ganz natürlich : denn der grö-
ßere Theil der menschlichen Sprachlaute —
wenn gleich weniger oder mehr bei den einzelnen
Menschen und naturgemäß zusammengehörigen
Meuschencomplexen differenziirt — ist doch im
Allgemeinen derselbe und wird von allen durch
denselben und wesentlich gleichmäßig gebrauch-
ten Articulationsmechanismus hervorgebracht.
So darf man unbedenklich sagen, daß das d statt
n sich in den hieher gehörigen celtischen Volks-
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%
SOS
eben so unabhängig vom Letto-Slavi-
schen geltend gemacht habe, wie bei dem drei-
jährigen Kinde, welches mir die Veranlassung zu
dem Aufsätze 4 D statt N' gegeben hat (s. Nach-
richten 1877 S. 574 und 581).
Hier wie dort erklären wir das d für n aus
der Bildung des n, und speciell dadurch daß
das dem n nachklingende d so laut ward , daß
es das n ganz verdrängte, also aus N* vermit-
telst J).
Ehe ich diese Erscheinung von D statt N
im Celtischen Sprachkreis verlasse, mögen mir
noch zwei Bemerkungen verstaitet sein. Zunächst
ziehe ich die Aufmerksamkeit darauf, daß dies
— so viel bis jetzt bekannt — der einzige Fall
dieser Art im Celtischen ist, gerade wie es auch
nur einen im Slavischen giebt, während das Li-
thauische und Lettische außerdem noch einen
zweiten darbieten. Es bleibt also die Anzahl
der Beispiele für diese Erscheinung — über zwei
sehr fragliche im Griechischen werde ich in § 2
sprechen — eine sehr geringe und wir mögen
darin einen Beleg dafiir finden, daß es in der
Sprache lautliche Veränderungen giebt, welche
sich, trotz dem sie ziemlich nahe liegen, doch
nur sehr vereinzelt geltend machen!
Daran schließt sich die zweite Bemerkung:
Trotz der Seltenheit dieser Erscheinung ist es
nämlich dennoch sehr auffallend, daß in dem
so innig verwandten letto-slavischen Sprach kreis
der eine Fall dieser Art (d statt n im Zahlwort
für neun) sich in dessen ganzem großen Gebiet
— mit Ausnahme des Altpreußischen (vgl. Fick,
Vgl. Wbch der Indog. Spr. II 8 , 596 unter neven
ff.) — geltend gemacht hat ; der andre dagegen
(d statt n in dem Reflex des indogermanischen
nabhas) nicht im Slavischen, sondern, nur im
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304
Lettischen und Litauischen , wobei es zugleich
zweifelhaft bleibt , ob auch im Altpreußischen,
da hier ein Reflex von indogerm. näbkas, lit-lett.
debcs~i-$ nicht nachweisbar ist (s. Fick, ebdslbst
S. 596 unter nebes). Vielleicht erklärt sich diese
auffallende Sonderbarkeit durch eine Verrauthung,
zu welcher die lautlich verwandte Erscheinung
im Celtischen veranlassen darf.
Gesetzt die Celten , welche jene Zahlenreihe
mit d statt n im Zahlwort für neun nach
Nord-Amerika verpflanzt haben, wären in so
großer Anzahl, wie die Engländer, nach Amerika
gekommen und hätten ihren Dialekt mit eben
dieser Eigentümlichkeit in dem ganzen Umfang
verbreitet, welchen jetzt die Englische Sprache
in Amerika einnimmt, während von den Celti-
schen Dialekten , welche das indogermanische n
bewahrt haben, sich etwa nur noch einer — sei
es in Irland, Schottland oder Wales — erhalten
hätte — letzteres, eine Aussicht, deren Verwirk-
lichung in nicht sehr ferner Zeit zu liegen
scheint — dann würde uns dieselbe Erscheinung
entgegentreten, welche sich in der Bewahrung
des indogermanischen n in dem Zahlwort für
neun in der letzten Zeit der Existenz des schon
auf engsten Raum beschränkten Altpreußischen
gegenüber von d, statt dieses ff, in dem übrigen
über die weitesten Gebiete verbreiteten Letto-
Slavischen Sprachstamm zeigt. Da bei der so
innigen Verwandtschaft der lettischen und sla-
vischen Sprachen und ihrer engsten geographi-
schen Verbindung mit einander sich kaum an-
nehmen läßt, daß dieser Eintritt von d statt n
(auch in ihnen, wie in der celtischen Volks-
sprache und im Letto-Slavischen) unabhängig
von einander Statt gefunden habe , so bilden
diese vier Momente:
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305
i altpreußisch n (im Zahlwort für neun, wie im
] Indogermanischen überhaupt)
/ letto-slavisch d (statt dessen).
!slavisch n (im Reflex des indogermanischen nabhas)
litauisch-lettisch d (statt dessen)
fast vier Schibolethe für die Geschichte der Ver-
breitung und Besonderung der Letto-Slaven.
Man möchte fast daraus entnehmen, daß die
Altpreußen sich schon von den Letto-Slaven ab-
lösten, als diese noch eng verbunden waren, und
zwar zu einer Zeit, in welcher der Eintritt von
d statt n noch nicht stattgefunden hatte. Dieser
fand erst Statt nach Abtrennung der Altpreußen,
aber noch während der Zeit der engen Verbin-
dung der übrigen Letten mit den Slaven. Als
diese Verbindung gelöst war, trat dann, nach
der Besonderung, das d statt n auch in dem li-
tauischen und lettischen debes-i-s (indogerm.
nabhas) ein. Freilich würde diese ganze Rech-
nung in die Brüche gehen, wenn auch im Alt-
preuß. ein Reflex von nabhas mit d statt n noch
aufgefunden würde.
§ 2.
Wie schon § 1 angedeutet, wird in noch zwei
Fällen d statt n angenommen, und zwar im Grie-
chischen. Den einen bildet das hesychische ÖQoixp,
welches durch äv&Qwnos glossirt ist und von
G. Curtius auch etymologisch damit verbunden
wird. Angenommen , daß die gewöhnliche Er-
klärung von av&gcono aus dv&g (durch Einfluß
des oder vielmehr des dem q fast ausnahmslos
vorhergehenden Spiritus asper, für dvÖQ, vgl.
z. B. &gd(TO(a für tagdaaia; ein Beispiel, in wel-
chem q so auf d wirkt, kenne ich jedoch nicht;
ov&sig spät neben oidsiq für odö % etg ist nicht
ganz analog) und mno (vgl. z.B. Pott E. F. I 2 ,
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806
1, 924) richtig sei, dann wäre es nicht unmög-
lich, daß in dgvStp das ursprüngliche d bewahrt
wäre; diese Bewahrung würde es natürlich dann
wahrscheinlich machen , daß das Wort einem
Dialect angehöre und bei dieser Voraussetzung
wäre es nicht unmöglich , daß die indogermani-
sche Form nar in diesem Dialekt nicht, wie
sonst in dem gesaramten bekannten griechischen
Sprachbereich , zu dvfg, sondern bloß zu vtg
geworden sei, dann, bei Einbuße des e nicht zu
dvdg sondern bloß zu vdg, woraus schließlich — den
schon 1877 und hier besprochenen Fällen gemäß,
mit Einbuße des Anlauts — dg ßgoio {ür/jßgoto
aus figotd) enstehen mußte. Allein die erwähnte
Erklärung von ävftgwno ruft manche Bedenken
hervor — wie denn Fick (in Bezzenberger, Beiträge
zur Kunde der Indog. Spr. V. 168 n.) eine sehr
abweichende Etymologie vorschlägt, welche mir
übrigens eben so unsicher zu sein scheint —
eine irgend sichere Spur, daß dveg im Griechi-
schen ohne das anlautende a in historischer Zeit
existirt habe, ist absolut nicht nachzuweisen und
so viel mir bekannt, herrscht noch eine ziemli-
che Unsicherheit über die Quellen der hesy-
chischen Sammlung. Es ist daher ganz gut
möglich, daß dgaiip, welches sich durch den
Mangel des aV, durch rf für & und tp statt nog
von ä*9gmno$ unterscheidet, trotz der Identität
der Bedeutung und des gn mit äv&gmno in gar
keinem etymologischen Zusammenhang steht, an-
drerseits aber freilich auch, daß es auf einem dia-
lektischen dvögmno statt äv&gwno wirklich beruhe,
aber, etwa aus einer Komödie entlehnt, zu komi-
schen Zwecken zu dieser Gestalt verkürzt sei. Na-
türlich lege ich auf diese Vermuthungen kein Ge-
wicht, glaube aber, daß schon der Umstand, daß
ögwip zu diesen und ähnlichen Vermuthungen
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807
noch veranlassen darf, es absolut verbietet mit
Bestimmheit anzunehmen, daß es aus VQwip ent-
standen sei, also in ihm einen Eintritt von d
statt n zu erblicken.
Einen zweiten Fall nimmt Cleram (im Rhein.
Museum XXXII. 472) an , welchem , ich kann
nicht umhin hinzuzufügen : auffallender Weise
J. Wackernagel (in Bezzenbprger's Beitr. zur
Kunde der Indogerm. Spr IV. 279) zustimmt.
Er betrifft das an drei Stellen der Ilias, nämlich
XVI. 857; XXII. 363 und XXIV. 6, überlieferte
dvdQOitjta. An allen drei Stellen stört dieses
das Metrum und Clemm glaubt deßwegen an-
nehmen zu dürfen, daß hier eine alte Form von
awp, ohne das anlautende a, in der Gestalt pq-o
zu Grunde liege, deren v zu d geworden sei.
Dagegen läßt sich aber vornweg geltend machen,
daß es absolut unwahrscheinlich sei, daß das
Wort ävtQ, welches so unzähligemal im Homer
in Casus und Ableitungen mit dem anlautenden
d vorkömmt und dieses er, so viel bekannt, in
allen griechischen Dialekten zeigt, in dieser Ab-
leitung ohne dasselbe erscheinen sollte. Außer-
dem spricht aber entschieden dagegen, daß durch
diese Aendernng zwar in den beiden ersten
Stellen dem Metrum geholfen wird, nicht aber
in der dritten. Mir scheint kaum bezweifelt
werden zu dürfen , daß die nach Analogie von
dßQotfj (statt ä-fißQOTti Horn. Ilias XIV. 78
für ursprüngliches tt-ftgotTj = sskr. a-mrita) und
d ßQOtdlofifv (für dfißQotuioptv, Horn. II. X.
65) von andern gewählte Verbesserung zu
dfQOxijta für dvdQOTtjtce, mit Einbuße des Nasals,
durch welche dem Metrum an allen drei Stellen
geholfen ist, die einzig richtige ist. Zwar wendet
Clemm dagegen ein , daß diese Analogien nicht
passend seien, weil äßqotfi und dßQotdgofUV Zu-
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samniensetzungen seien ; allein wenn dieses auch
von dem ersten Wort gilt (da ßgotd in der Spra-
che existirt), so doch nicht von dem zweiten,
da dßgoiaSiopsv eben so wenig eine Zusammen-
setzung ist, wie faßgoiov; und selbst, wenn auch
äfjtaQtctva) und aßgota^co ursprünglich zusammen-
gesetzt gewesen wären (was mir übrigens sehr
zweifelhaft erscheint), so war dies doch sicher im
Sprachbewußtsein nicht mehr lebendig, da es
weder ein unzusammengesetztes pagidpw (zu
äftrwmvü)) noch ßgozdfa (zu dßgord£o)) in der
Sprache giebt. Die Einbuße eines Nasals vor
Gonsonanten ist im Griechischen so überaus häu-
fig, z. B. unter dem Drucke des Accents in so
vielen Bildungen auf to (wie %a-%6 in ix-%aio
von Tov f pa-to in arto-pato von juav), daß wir
schon deßwegeu unbedenklich annehmen dürften,
daß es in diesen drei Stellen unter dem Druck
des Metrums eingetreten sei, gerade wie es auch
in aßgottj nicht dem Umstand verdankt wird,
daß ein ßgoiög in der Sprache existirte, sondern
eben diesem Drucke (in vi»? dßgorrj | — vv | —
zu Anfang des Hexameter II. XI V. 78) und eben
so in dßgotdiopev (in II. X. 65
pfjna>Q dßgoxd %ofitv dXX^Xouv
— |— Ei-
nehen welchem ein ßgotdfa oder ein ähnliches
Verbum , welches das Gefühl einer Zusammen-
setzung von dßgozdhopfv im Sprach be wußtsein
zu erhalten vermocht hätte, in der Sprache gar
nicht existirt.
Endlich tritt für die Richtigkeit von ddgot^ra,
man möchte fast sagen, zu den bisher erörterten
Momenten entscheidend, noch der Umstand hinzu,
daß im Pamphylischen Dialekte dÖQi für dvdql
nachgewiesen ist (Ahrens, Dial. Dor. p. 112).
Man sieht daraus , daß die Leichtigkeit der Eüi-
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309
büße des Nasals sich auch in der Form dvÖQ —
und zwar in Asien, dem Geburtsort des home-
rischen Epos — geltend gemacht hatte.
§ 3.
Da bei meinem Alter nicht wahrscheinlich
ist, daß ich jemals wieder veranlaßt werde, dem
Gegenstande , zu welchem ich hier eine Er-
gänzung gefügt habe, nochmals näher zutreten,
so möge mir verstattet sein, an das, was 1877
(in den Nachrichten), 1875 (in den Gött. Gel.
Anz. S. 217 — 219) 1 ), in Bezug darauf mitgetheilt
ist, noch einige Bemerkungen zu knüpfen, ins-
besondre in Betreff der Erklärung, welche ich
von dieser Erscheinung zu geben versucht habe.
Diese Erklärung lautete in den Nachrichten
1877 S. 575, in Bezug auf m und w, mit denen
ich mich dort allein beschäftigt habe, daß, bei
der Pronunciation derselben, hinter jenem ein
6, hinter diesem ein d angeschlagen wird, d. h.
da m und n tönende Laute sind, der unaspirirte
tönende Consonant ihrer Classe; analoges ge-
schieht auch hinter dem Nasal der gutturalen
(bei den Indern) oder (in den europäischen Spra-
chen) palatalen Classe; dieser letztere hat in den
europäischen Sprachen kein besonderes Schrift-
zeichen, wir wollen ihn aber im folgenden durch
das Zeichen n wieder geben, mit welchem ge-
wöhnlich der indische Gutturale Nasal trans-
scribirt ward ; hiuter diesem macht sich ein g
hörbar. Diese Laute erheben sich äußerst selten
vor Vocalen zu ins Ohr fallender Lautbarkeit,
häufig dagegen vor Consonanten und zwar so,
daß sie im Allgemeinen vortöuenden Consonanten
tonend bleiben (6, d 1 g), vor dumpfen dagegen
in die entsprechenden dumpfen (p, t, k) Übergehn,
1) vgl. Naohtrag, S. Ö26.
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310
§ 4.
Ich wende mich zunächst zu m.
Hier ist vornweg zu bemerken, daß das hin-
ter demselben — insbesondre vor Consonanten —
heller anklingende b (vor dumpfen p) sich schwer-
lich schou ursprünglich zu bedeutender Laut-
barkeit erhob, da es ja sonst die etymologische
Verständlichkeit des Wortes gehindert oder we-
nigstens gemiudert haben würde; in lateinisch
promtus z. B.. mußte der dem m vor dem fol-
genden dumpfen Laut nachklingende B-Laut
(hier p) zuerst schwach tönen und konnte sich
erst im Laufe der Zeit — als die Bedeutung des
Wortes, trotz der das etymologische Verständuiß
einigermaßen trübenden Zuthat, durch Gebrauch
und Analogien gesichert war — zu seinem vol-
len Klaug erheben , welcher durch die häufige
Schreibweise promptas hin länglich gesichert ist.
Aber selbst wenn diese Aussprache mit vollem
p die vorherrschende ward, mochten die Gebil-
deteren — welche sich der Etymologie bewußt
waren — schon aus diesem Grunde das grelle
Hervortreten dieses antietymologischeu Lautes
zu vermeiden suchen und faudeu duich diesen
ihren maßgebenden Vorgang auch bei minder
gebildeten Nachahmung; diese Aussprache findet
in der etymologischen »Schreibweise promtus ihren
Ausdruck. Doch war dies schwerlich die einzige
Veranlassung des Wiederhervortretens der ur-
sprünglichen milderen Aussprache des dem m
anklebenden B-Lautes; es scheint vielmehr über-
haupt die Verbindung mpt zu grob ins Ohr ge-
fallen zu sein und in Folge davon die mildere
sich neben ihr — vielleicht erhalten, vielleicht
auch von neuem geltend gemacht zu haben.
Dafür, und zwar für die letztere Auffassung —
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311
daß z. B. aus prom-tus zuerst nach uud nach
pramp-tus und erst später wieder aus diesem
prom-tus (gewissermaßen für promp-tus) ward —
scheint die Analogie des deutschen zu sprechen,
in welchem ursprüngliches d. h. etymologisches
mpt und gleicher Weise aus md entstandenes mbd
bei Milderung des B-Lautes, später in der Schritt
ihren B-Laut einbüßen, jenes nur mt dieses md
geschrieben wird. So ist bekanntlich das go-
thische andbaht, ahd. ambaht und ampaht, mhd.
ambet, mit Einbuße des e und in Folge des Ein-
flußes des dumpfen t, zu nhd. Ampi geworder,
wie man allgemein noch bis Anfangs uuseres
Jahrhunderts schrieb und sicher auch sprach,
während jetzt schon lauge das p iu der Ortho-
graphie eingebüßt ist; andrerseits hat sich das
althochdeutsche framadi^ fremidi u. s. w., exter-
nus, durch Einbuße des Auslauts und des Vocals
vor d eigentlich zu nhd. fremd verändert, ward
aber noch bis gegen Eude des vorigen Jahrhun-
dert mit vollem Klang des aus m hell hervor-
getretenen b frembd sicherlich gesprochen und
auch geschrieben; jetzt aber ist allgemein herr-
schend die Orthographie fremd, also der B-Laut
in diesen beiden Fällen graphisch eingebüßt,
obgleich er in ihnen ursprünglich zwei wesent-
lich verschiedenen Categorien angehörte , in
Ampt nämlich etymologischen, iu frembd aber
phonetischen Ursprungs war. Der Grund der
heutigeu Orthographie ist, weil er in beiden
sehr gemildert ist, wenigstens nicht mehr voll
genug ins Ohr fällt, um zur schriftlichen Be-
zeichnung zu nöthigen. Man würde sich aber
sehr irren, wenn man glaubt, er sei ganz ge-
schwunden. Er entgeht keinem aufmerksamen
Ohre, welches geübt ist, die Wörter nicht so
nur zu hören, wie sie geschrieben werden (or-
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312
thographisch) , sondern so wie sie wirklich aus-
gesprochen sind. Diese hören ein b — natür-
lich bei einigen stärker bei andern schwächer —
zwischen m und d auch in Emden Hemd und
deutlicher in Hemden und anderen ähnlichen
Wörtern und werden es trotz aller Orthographie
so laDge hören, als sein Klang nicht so sehr
gemildert ist, daß er für den assimilirenden Ein-
fluß des folgenden Dentals kein Hemmniß mehr
bildet und in Folge davon das m in n verwan-
delt ist; dieses ist z. B. mehrfach der Fall im
Jtaliänischen gegenüber von Latein und Fran-
zösisch; man vergleiche z. B. lat. protnto und
prompto, franz. prompt, aber italiäuisch pronto,
lat. redemtus und redemptus , franz. redempteur,
aber italiänisch redento. Diese schließliche Ent-
fernung des B-Lautes sammt dem m durch As-
similation fiudet sich auch in einem, ohne Zwei-
fel latinisirten Fremdwort, nämlich in lanterna,
welches auf griech. kapmtjQ beruht, d. h. einem
Wort, in welchem wie im deutschen Am(p)t das
n etymologisch war , aber dennoch im Latein
spurlos eingebüßt ist. Beiläufig bemerke ich,
daß auch die Schreibart laterna erscheint, aber
jene scheint durch italiän. lanterna und franz.
lanterne als die richtigere hervorzutreten.
§ 5-
An den S. 309 angeführten Orten sind nur Bei-
spiele für nd) statt m gegeben, in denen eiu r
oder l folgt, wie ßQOtö statt fAßQOtö für *pQOt6,
französ. comble aus *comle für lat. cumulus.
Derartige sind so häufig, daß man auf den Ge-
danken kommen könnte, daß b eine durch das
Zusammentreffen von m mit r oder l herbeige-
führte Einschiebung sei ; es wird daher dienlich
sein die Aufmerksamkeit auf einige Fälle zu
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313
zu ziehen, in denen das dem m anklebende b
auch vor andern Lauten sich zu vollem Klang
erhoben hat. Nur in Bezug auf l will ich noch
hinzufügen, daß vor ihm im Latein stets, wie
vor dumpfen Consonanten, p statt des b eintritt,
z. B. von eximere (ursprünglich ex-emere) : exem-
p-lutn, von tem = 'schneiden, abstechen':
tem-p-lum. Im Griechischen finden wir sowohl
ß als n in äpßlaxtfv und äpnkaxtTv (das Ver-
bum ist, wie mir kaum zweifelhaft, Reflex von
sskr. marc grdspl. mark; doch würde der Ver-
such diese Annahme zur Wahrscheinlichkeit zu
erheben, hier zu viel Raum in Anspruch neh-
men; ich bemerke nur noch daß auch a/ua^r,
ohne Spiritus asper in rj^ßgozo^ dazu gehört).
Von Fällen, wo p vor s erscheint erwähne
ich von sumere: sumpsi , detnere: dempsi, pro-
mere: prompsi, contemnere: contempsi , comere:
compsi, alt hiemps (Vorro) für hiems, neben dem
Stadtnamen Temesa, mit Einbuße des zweiten e:
Tempsa.
Häufig wird der B-Laut vor t> da dieses
dumpf, natürlich als p laut und dies hat sicher-
lich noch viel häufiger Statt gefunden, als die
Orthographie kund giebt, wie denn die Hand-
schriften bekanntlich in dieser Beziehung stark
variiren; in comptus u. aa. von comere, promptus
von promere, sumptns von sumere, contemptus
von contemnere war das p so laut geworden, daß
es sich auch in der Orthographie erhalten hat.
§ 6.
Am seltensten sind sichere Fälle nachweisbar,
in denen sich der B-Laut unmittelbar vor Vo-
calen zu voller Geltung erhoben hat.
Ich erwähne zunächst lat. Mbernus^ dessen Iden-
tität mit dem gleichbedeutenden griech. %%%p*ipv6$
24
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314
schon von Pott, Et. Forsch. L 113 (im Jahre
1833) hervorgehoben ist (vgl. IF, 2, 1030), aber,
vielleicht weil das lautliche Verhältnis beider
Wörter nicht richtig erörtert ward, von Fick
(Vgl. Wtbch d. Indog. Spr. II» 81) nicht ange-
nommen ist, während Ascoli (Fonologia com-
parata. 1870, § 35, S. 178 n.) eine, wie mir
scheint, ganz irrige Etymologie vorschlägt; die
wahrhaft antediluvianische, welche Littre in sei-
nem französischen Lexicon unter hiver vorträgt,
würde nicht der Erwähnung werth sein, wenn
sie nicht von einem sonst so bedeutenden Mann
herrührte.
Das Verhältniß des lateinischen Wortes zum
Griechischen ist nach dem Bisherigen mit Leich-
tigkeit erklärt und wird uns zugleich ein fast
entscheidendes Moment für die Richtigkeit unsrer
Auffassung darbieten. Dem griechischen x* l P*Q* V0
hätte — % für «#, wie oft, und ohne das * vor
v wie in nocturnus = wxttQU'ög, vernus (für
verer-nus) = ictQivoq (für ursprüngliches f&saQ-
$pog) — himernus im Latein entsprechen müssen;
indem aber das dem m anklebende b sich gel-
tend machte , entstand hintbernus und daß dies
die, oder eine volkssprachliche Form war, zeigen
die Reflexe im Italiänischen inverno und im Spa-
nischen invierno, in denen, nach Uebergang des
b in v (vgl. z. B. italiän. bevcre für lat. bibere)
— wie im Latein , selbst in wirklichen Zusam-
mensetzungen , vor den Spiranten v 1 ) sowohl
als f — m zu n werden mußte (vgl. con-venio
con-fero , aber da die Verbindung mit circum
keine ächte Zusammensetzung ist, sondern cir-
cum noch als Adverb gefühlt ward, circum-
1) Beiläufig bemerke ich, daß die feinohrigen Inder
das v als emeu Laut auffassen, welcher dental und labial
zugleich ist, 8. Panini I, 1 zwischen 9 und 10.
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315
venio, circum-fero , vgl. auch colloqui für com4o-
qui, aber ärcum-loqui). Im classischen Latein
dagegen hat das aus m hervorgetretene b den
Nasal verdrängt, gerade wie das, ebenfalls vor
einem Vocal aus n hervorgetretene , d dieses n
in den letto-slavischen und den volkssprachlich-
celtischen Reflexen von indogerm. navan. Es
war dies im Latein um so leichter, da m hier
bekanntlich größtenteils sehr schwach tönte
(vgl. Priscian bei Kourad L. Schneider, Formen-
lehre der Lat. Spr. I. 300) und sehr oft einge-
büßt ward.
Wie das b in hibernus sich zu dem /* in x<*->
IHQiydg verhält, ganz so verhält sich das b in
tü-ber, n. zu dem m in tu-mor, m.; tü-ber steht
für tü-mber und diese Grundlage erklärt zugleich
die Länge des ü in tuber ; sie ist durch die frü-
here Positiousbeschwerung herbeigeführt, welche
im Latein bekanntlich selbst bei Bewahrung der
Position den Vocal mehrfach dehnt, z. B. von
mag (= indog. magh) mit nus Magnus. Die
Endung des ntr. rner verhält sich zu der des
msc. mdr, wie die der Ntr. auf men zu der mas-
culinaren tnon (z. B. car-men ntr., ser-inön msc.), •
Sehen wir in diesen beiden Fällen deu Nasal
durch das daraus hervorgetretene b verdrängt,
so bietet das griechische tvußog die Bewahrung
beider Laute. Daß n'fißog zu latein. tu-mu-lus
zu stellen sei, zeigt die gewissermaßen technische
Verbindung xvykßov x&v 'einen Grabhügel auf-
werten' (Horn. Od. IV. 485^ XII. 14 ; XXIV. 81).
Es gehört, gleichwie tu-mor, zu indog. tu 'an-
schwellen' ; lat. tü-mu4us Deminutiv von *tu-mo
(vgl. Fick Vgl. Wtbch II. 3 , 106), 'eine kleine
Anschwellung = ein kleiner Grabhügel' findet
seine Grundlage in eben diesem n^ßo, für Yf'-fto,
mit hinter p laut gewordenem ß-
Digit ^
316
Die wenigen hier mitgetheilten Fälle, in
denen der B-Laut sich auch vor Vocalen zur
Selbstständigkeit erhebt, ließen sich wohl
noch vermehren; allein die welche mir in Be-
tracht zu kommen scheinen , würden vielleicht
eine umfassendere Discussion in Anspruch neh-
men, als sie verdienen und dennoch nicht zu
der nöthigen Wahrscheinlichkeit erhoben werden
können. Ich beschränke mich daher darauf,
nur noch einen zu erwähnen welcher zwar auch
eine etwas bedenkliche Eigenthümlichkeit dar-
bietet, aber schon der Wichtigkeit des Wortes
wegen erwähnt zu werden verdient. Es ist dies
das Wort tempus, von welchem schon Pott (Et.
Forsch. II. 1 54 und II. 2 4, 86) bemerkt hat,
daß es zu tem, 'schneiden', gehöre (anders, aber
schwerlich zu billigen, Fick II. 8 , 109). Man
dachte sich die Zeit als eine Linie, welche durch
das darin Vorgehende, indem dieses einem Theil
derselben entspricht — diesen Theil gewisser-
maßen von der früher verlaufenen und zukünf-
tigen abtrennt, abschneidet — in große oder
kleinere Zeiträume gespalten — in inoytf 'Halt-
punkt 1 , wo man die Thaten , welche in einem
größeren Zeitraum verlaufen sind, zusammenfaßt,
in 'kleine Glieder, Fugen 1 (articuhis von artus
Glied, vom indog. Verbum ar 'fügen'), endlich
bloße 'Einschnitte', wo die That einen ganz klei-
nen Theil der Zeit einnimmt, Hempus\ wie man
aus der Bed. von ex letnpore sieht 'im Augen-
blick': in einer Zeit, welche die Möglichkeit des
Sich-besinnens, der geringsten Ueberlegung aus-
schließt 'aus dem Stegreif; einen noch kleineren
Zeitraum drückt ternplo in ex-tcmplo oder ex-
tempu lo 'augenblicklich' aus, welches den Ein-
druck des Ablativs eines Deminutivs macht, mit
der Bedeutung 'ein Schnittche n\ Für hohe
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817
Wahrscheinlichkeit dieser Auffassung spricht die
Analogie der von Bezzenberger (bei Fick, IV 8 ,
114) gegebnen Etymologie des deutschen tidi =
Zeit von dem indogermanischen Verbum da
Hheilen' (oder vielmehr, wie wohl kaum zweifel-
haft, eigentlich 'schneiden') *). Ist aber tempus
von fem abzuleiten , so erklärt sich das p, da
ein Affix pus nicht existirt, am Wahrscheinlich-
sten nach Analogie der bisher besprochenen
Fälle als der selbstständig gewordene Nachklang
des m. Freilich würde eher b zu erwarten sein,
da kein dumpfer Laut folgt auch ist mir bis
jetzt kein Fall begegnet, in welchem dieser
ursprüngliche Nachklang von m vor Vocalen p
geworden wäre. Auffallend war uns freilich das
p auch vor dem tönenden Z, aber hier erscheint
es im Latein immer. Ich gestehe gern keine
Erklärung dieses p geben zu können; daß aber
dadurch die Deutung desselben aus dem m zwei-
felhaft wird , ist mir kaum wahrscheinlich ; bei
derartigen so vereinzelt auftretenden phoneti-
schen Erscheinungen — die sich bald geltend
machen, bald nicht — konnten sich durchgrei-
fende Lautgesetze nicht so bestimmt festsetzen,
wie dies der Fall ist, wenn sie gscnze Categorien
umfassen.
1) Beiläufig bemerke ich, daß sskr. dUi aliein und auch
in drditi lautlich sehr gut der Reflex von deutsch tSdi
sein kann (das erste i im sskrit. Worte durch Einfluß der
ursprünglichen Oxytonirung der Themen auf ii für Q.
a-diti, welches wohl sicher die Ewigkeit bezeichnet,
würde dann etymologisch die 'keinen Einschnitt habende 1
=a 'unbegrenzte' heißen; Bie ist die Mutter guter göttli-
cher Wesen ; diti, ihr Gegensatz, ist Mutter der Da%tyo8 y
böser Daemonen : aber diese letztere kömmt nichtim Rigveda
vor und Daitya in keinem einzigen der Vedas. Ich wage
deßwegen auch nicht die Folgerungen auszusprechen,
welche sich aus dieser Etymologie ziehen Lessen.
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S18
§7-
Zu den Beispielen des Hervortreten s von T-
Lauten hinter w, welche a. d. aa. Orten gegeben
sind, ließen sich zwar noch viele mit d zwischen
nr fügen, wie z. B. franz. cendre = lat. einer-
(nach Einbuße des e), deutsch Fähn-d-rich
neben Fähnrich, gesprochen Fähnerich
(ans ahd fanari) n. s. w. , allein diese noch zn
häufen, lohnt nicht der Muhe, da die Thatsache
— ndr für nr — bekannt und anerkannt ist.
Ich beschränke mich daher auf die Anfuhrung
einiger wenigen Vorgänge andrer Art , welcher
mir die Entwicklung des D-Lautes aus n mit
Bestimmtheit zu erweisen scheinen.
Dahin glaube ich zunächst das Eintreten von
t hinter auslautendem n vor nachfolgendem s
im Sanskrit rechnen zu müssen, z. B. in
$ärmant syänrn Rv. I. 51, 15 für qarman I syäma,
(vgl. Vollst. Sskr. Gramm. § 53; von dem da-
selbst zwischen n und s auch in mitten eines
Wortes, im Locativ Plur., hinter n eintreten
sollenden / giebt es im Veda kein Beispiel). In
gärman ist n der wirkliche Auslaut des vedi-
schen Locativs* (für und neben dem gewöhnli-
chen rarnmui). Das / aus dem folgenden s zu
erklären, ist absolut unmöglich ; wir haben viel-
mehr in dem t hinter dem auslautendem n des
Locativs von Themen auf an den Vertreter des-
selben d zu erkennen welches, dem n anklebend,
im deutschen Jemand, Niemand, im franzö-
sischen Normand (Normatidie) Armand (s. Nach-
richten 1877 S. 576) hinter auslautendem n sich
zu vollem Klang erhoben hat, vor s aber, als
einem dumpfen Laut, als t auftreten muBte.
In ähnlicher Weise ist auslautendes t aus n
hervorgetreten in englisch pageant (aus mittel-
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819
alterlichlatein. pagina 'eine Bühne zu Miraeel-
Auffuhrungen) , tyrant (französ. tyran), ancient
(französ. ancien) s. nach Skeat in Academy 1879,
27 Decemb. p. 463; eigentlich ward zu erwarten.
Ganz ebenso erklärt sich das t in unserm
ent-zwei, einer Zusammenrückung aus in
zwei (vgl. ahd. in zuei); auch hier ist der
D-Laut aus dem n he vorgetreten.
Aus demselben sporadisch mächtigen Her-
vortreten dieses d erklärt sich auch die auf den
ersten Anblick so auffallende Erscheinung, daß
im Griechischen das auslautende v von Verbal-
themen vor antretendem p durch a vertreten
wird, z. B. von yaav, (pasv (wohl für (paFev,
vgl. sskr. vi-ihä-van) in der Form yav, von
ptav, in 1 Sing Pfcti Med. ne (fanden, fAcptcurpai,
von Iv/tav Ptcip XfXvfjLaa^xivo, in den Nominibus
mit Äff. fwrr: <f<d<spa 9 plcMpa, von itpctivm : vyaapa,
von ijdvvmi ^dvtffta u. 8. w.
In diesen und den analogen Fällen hat sich
das dem v anhängende 6 zu solcher Macht er-
hoben, daß zunächst gewissermaßen niipavd-pa*
u. 8. w. aus organischem n£<pav-pa* u. s. w.
entstand; da aber S im Griechischen vor p fast
stets zu c wird (vgl. z. B. von qtda> (für detSat)
an- statt qd-pa\ so ward nitpavd-iuu u. s. w.
zu niyatHS-ika* u. s. w., woraus dann durch die
fast durchgreifende Einbuße von v vor a nsyaönou
werden mußte. Eben so erklärt sich (fac-pa
aus (petp-pa (vermittelst (pavd-pa : (f-ava-fia),
vqaapa ans itpav-pa (vermittelst vqavd-pa:
t <pavö-pa) u. 8. w.
Auch aua dem Latein ist wenigstens ein Fall
nachzuweisen, welcher mir jetzt auf wesentlich
gleiche Weise erklärt werden zu müssen scheint.
Es ist dies das Thema monstro, welches in GWL
II. 36 mit sskr. tnm-tra zusammengestellt ward
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«20
(vgl. FickF, 213). Im Latein geht d vor t be-
kanntlich in $ über, worauf dann gewöhnlieh
das folgende / sich diesem .s assirailirt und mehr-
fach dann ein s eingebüßt wird, z. B. von tond
(tondeo) mit Suff, tor: tonsor für tond-tor ver-
mittelst tons~tor : tons-sor. Bisweilen wird aber
auch das t unversehrt bewahrt z. B. von dem-
selben tond mit Affix trix (Fem. von tor) tons-
trix, ebenso mit trtno (d. i. Suff, tor und ino)
tons-trino. Aus dem Verbum mon ward durch
Hervortreten des dem w anhängenden d vor dem
Affix tro nwnd-tro, welches, nach Analogie von
tonstrix sein d vor t in s umwandelnd, sich zu
monstro umgestaltete.
§8.
Wenden wir uns schließlich zu dem nach
indischer Weise als gutturaler, nach europäischer
als palataler bezeichneten Nasal, w. Nach Ana-
logie von m, bestehend aus m mit nachklingen-
dem 6, von n, bestehend aus n mit nachklingen-
dem d 9 besteht er aus einem n mit nachklingen-
dem g.
Ein besonderes Schriftzeichen hat er in den
mir bekannten Sprachen nur im Sanskrit er-
halten und es wird sich weiterhin zeigen, daß
er hier wesentlich diese Aussprache hatte , so
jedoch daß, wie b bei m und d bei n vor dum-
Jfen Gonsonanten sich in die entsprechenden
umpfen p 9 t verwandelten, so das nachklingende
g auch hier vor dumpfen Consonanten zu nach-
klingendem k ward.
Unter den lebenden Sprachen tritt er uns
sehr häufig im Französischen als Auslaut ent-
gegen , gewöhnlich durch w, bisweilen mit fol-
gendem l, mehrfach auch durch m bezeichnet
z. B. o», logement, faim. Als Aussprache wird
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321
in den deutschen Grammatiken — in Ueberein-
stimmung mit unsrer Ausführung — ng ange-
geben, mit der Bemerkung, daß das g kaum
hörbar sein dürfe.
Beachten wir nun, wie wir im Deutscheu
ein n vor g sprecheTi, z. B. in Enge, so wird
Niemanden, der ein etwas scharfes Ohr hat, und
seine Aufmerksamkeit auf die Art, wie die Laute
gebildet werden , gerichtet hat, entgangen sein,
daß wir in diesem Fall das n uicht wie das
dentale bildeu und aussprechen, sondern vielmehr
ohne Anschluß der Zunge an den untern Gau-
men, in Folge desseu ihm ein mehr oder weniger
stark tonendes g nachfolgt , so daß jenes Wort
gewissermaßen En g ge tönt.
Diese Aussprache war auch sicherlich im
Latein die eines Nasals vor g und wesentlich
gleich (jedoch nur wesentlich, s. weiterhin)
war auch die eines n vor c, ch, q, x. Denn
schon Nigidius Figulus (bei Gellius Noct. Att.
XIX. 14, 7) macht gerade darauf aufmerksam,
daß das n vor g in anguis , vor c in ancora
u. s. w. ein adulterinum sei , was man eben
daraus erkenne, daß bei Bildung desselben der
Gaumen nicht berührt werde (in omnibus enim
bis non verum N sed adulterinum ponitur. Nam
N non esse, lingua indicio est; nam si ea litera
esset, lingua palatum tangeret). Ich sagte nur
wesentlich; denn wer ein scharfes Ohr hat,
dem wird es, bei gesteigerter Aufmerksamkeit
nicht entgehen, daß wir das n in Enkel nicht
genau so sprechen, wie das in Enge; es ist
vielmehr, wie bei inb und nd vor einem folgen-
den dumpfen mp> nt eintrat , so auch hier vor
dem Je, statt des nachklingenden g in En g ge,
ein nachklingendes k eingetreten, also gewisser-
maßen Enkkel gesprochen; dürfen wir aber
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322
die Aussprache des lat. n in anguis mit der
uusres n in Enge im Allgemeinen gleich-
setzen, dann sind wir wohl unzweifelhaft auch
zu der Annahme berechtigt, daß ihre Aussprache
des n vor c (eigentlich k) ebenso im Allgemeinen
der uusrigen vor k gleich war. Derartige feine
Lautdifferenziirungen machen sich von selbst
geltend, fallen nur bei besonders darauf gerich-
teter Aufmerksamkeit ins Ohr und scheinen auch
wohl viel zu unbedeutend um besonders hervor-
gehoben zu werden.
Daß die Aussprache dieses lateinischen adul-
terinen n (w^, ra*) auch die desjenigen griechi-
schen y war, welches an der Stelle von v vor y,
*, Xi $ erscheint (z. B. in ovy-r**fa <Jvy-xH[*a^
<*>Y-Xt*>> <tvy-i<*lv* für ovv-ysvijs u. s. w.), er-
giebt sich daraus, daß die Römer in älterer Zeit,
dem Beispiel der Griechen folgend, dieses n
adulterinum vor g, c u. s. w. ebenfalls durch g
bezeichneten , also agguis statt anguis , agcora
statt ancora schrieben (s. Konrad L. Schneider,
Formenlehre der Lat. Spr. I. 316).
Wenden wir uns jetzt zum Sanskrit! Hier
hat dieser Nasal, wie schon bemerkt, ein beson-
dres Schriftzeichen: -77 n. Er erscheint, wie im
Französischen, im Auslaut — jedoch nur in ver-
hältnißmäßig wenigen Wörtern: nämlich einer
ziemlich armen Gategorie, den Nominativen Sing.
Msc. von Themen auf anc und dem Thema
krürici vedisch auch im Nom. Sing, von Themen
auf dx{$ (Päw. VII. 1, 83, nur in Zusammen-
setzungen belegbar, z. B. im Rv. sa-drw, aber
auch regelmäßig svar-drik Rv. ,VIL 58, 2), end-
lich im Nom. Sing, des Thema's yürij (welches
in den sogenannten schwachen Casus, d. b. in
den zweisilbigen oxytonirten, den Nasal ein-
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323
büßt l ) , also Nom. Sing, yün in der Vajasan-
Saiph. X. 25, aber z. B. Instr. Sing. yujä\ nnd
durchweg ohne Nasal, wenn es das hintere Glied
von Znsammensetzungen ist, Pan. III. 2, 59 und
61 Ä ). Natürlich erscheint er auch inmitten eines
Wortes und zwar, mit einer Ausnahme, nur vor
Consonanten; diese eine Ausnahme findet in
einem Verbum Statt, welches n sogar im Anlaut
darbieten soll, aher bis jetzt literarisch noch
nicht belegt ist, nämlich in nw, von dessen De-
siderativ riu-nü-shate (so zu corrigiren) im Sch.
zu Pan. VII. 4, 62 und vom primären Verbum
navate in Westergaard, Radices ling. Sanscr.
p. 43, angeführt werden.
Natürlich könnten wir eigentlich von der
Aussprache dieses Nasals in einer so fremden
und alten Sprache, zumal wie sie in der alten
Zeit war, so gut wie gar nichts wissen; allein
eine eigenthümliche unregelmäßige Schreibweise,
welche sich in sehr vielen, insbesondre gerade
vedischen, Manuscripten neben der herrschenden
regelmäßigen vorfindet, macht es so ziemlich un-
zweifelhaft , daß sie, gerade wie wir bisher für
Deutsch Lateinisch und Griechisch annehmen
zu dürfen geglaubt haben, auch im Sanskrit vor
tönenden Consonanten ngr, vor dumpfen nk lautete.i
Bekanntlich tritt im Sanskrit der Einfluß»
1) Einmal, Rv II. 24, 18 »ach im Nom. Dual, yuj*
vielleicht, ja wohl gewiß, durch Einfluß de« Metrums,
um im ersten Fuß nicht | 1 , sondern | v— \
su erlangen , da jenes dem vorherrschenden iambischen
Character desselben widerspricht.
2) Lateinisch conjunx neben conjux läßt sich schwer-
lich durch sskr. yunj vertheidigen , aber auch eben so
wenig wegen des sskr. Nom. Sing, »a-yüg Rv. X. 168, 2
verwerfen. Eher spricht dagegen das dem lat. -jug ent-
sprechende griech. -tvy z. B. in 6-tvy ov-tvy, vgl. aber
auch G. F. Grotefend, Größere Latein. Gr. II, § 205.
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324
eines Consonauten auf einen unmittelbar vor-
hergehenden mit großer Macht hervor; so wird
der dentale Nasal, welcher in yunäk-ti (3. Sing.
Präs. Parasmaip. des Verbums, welches bei den
Indern yuj genannt wird und den Reflex des
gruudsprachlichen und lateinischen jug in lat.
jüngere bildet) erscheint, zum palatalen (dem
der Quetschlaute c (tsch gesprochen) u. s. w.),
sobald ihm ein Palatal folgt, z. B. 1. Dual, yunj-
väs, zum gutturalen h dagegen vor einem Gut-
tural (k u. s. w.) z. B. 2. Sing. Imptivi Parasm.
yurig-dhti 3. Sing. Präs. Atmanep. yunk-te.
Nun hat die angedeutete Schreibweise, welche
ich iu der Einleitung zum Säma-Veda XLVIU
besprochen habe, die Eigeuthümlichkeit, daß sie
z. B. in den Formen ang-dht und ank-tt daß g
und k ausläßt und nur an-dM , aMe schreibt.
Daß die durch die volle Schreibart ang-dhi, ank~
te genau bestimmte Aussprache beim Vortrag
der Veden eiuzuhalten war, kann — bei der
Sorgfalt mit der gerade über die richtige Aus-
sprache des Veda gewacht wird — auch nicht
im Geringsten bezweifelt werden; dann ist aber
eben so sicher — und zwar aus eben demselben
Grunde — daß diejenigen, welche diese verkürzte
Schreibweise statt der vollen im Veda anwen-
deten , überzeugt waren diese vorgeschriebene
Aussprache auch in dieser verkürzten Schreib-
weise hinlänglich richtig bezeichnet zu haben ;
mit andern Worten: daß für sie w, vor dem
tönenden dh, ng lautete, vor dem dumpfen t
dagegen nk.
An der angeführten Stelle der Einleitung
habe ich darauf aufmerksam gemacht, daß diese
verkürzte Schreibweise eine Berechtigung in den
Nominativen Singular, der Themen auf Äc findet,
welche, wie oben erwähnt, auf n auslauten. Es
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325
wird nämlich der Nomin. Sing, der Themen anf
c, j bekanntlich nnr dadurch kenntlich , daß k
statt dieses auslautenden c und j erscheint, z. B.
von Thema väc Nom. Sing. vä% von ürj Nom.
Sing. urk. Demgemäß lautete der Nom. Sing.
m8C. der Themen auf anc eigentlich auf ank
aus, z. B. von prflric, *pr$rik; der von kruric
lautete eigentlich *krunk, der von ytmj , *yiink;
eben so wird das auslautende g des Verbums
drig zu k, so daß, mit dem noch nicht erklärten
Nasal davor, die eigentliche Form des Nom. Sing.
*dr%nk war. In allen diesen trat nun statt nk
der bloße Nasal n ganz aus demselben Grund
ein, wie in der abgekürzten Schreibweise vor
dumpfen Lauten, nämlich weil er im unbedingten
Auslaut dieser Wörter nk ebenso vollständig re-
präsentirte, wie im Inlaut vor dumpfen, z. B.
in ante für ankte. Folgt aber hinter einem auf
k auslautenden Worte eines, welches mit einem
Vocal oder tönenden Consonanten anlautet, vor
welchen ein dumpfer Auslaut tönend werden
muß — d. h. nk zu ng hätte werden müssen —
dann repräsentirte der Nasal n ganz ebensogut
ng y wie er es in der verkürzten Schreibweise
vor tönenden repräsentirt , z. B. in andhi für
angdhi. Wir sehen also, daß die Nominative
Sing, auf °aw, wie prä'h, sowie die Nominative
kruhy yuhy -drin eigentlich nichts weiter sind, als
die ursprünglichen Formen auf °drU*, krtmk y ynnk^
drtnk in der abgekürzten Schreibweise; in dieser
repräsentirt aber der Nasal n ebensowohl nk —
nämlich vor dumpfen Lauten uud im unbedingten
Auslaut — als ng vor tönenden Lauten. Wir
erkennen also, daß der gutturale Nasal im San-
skrit ebenfalls von einem nachklingendem g be-
gleitet war, welches vor dumpfen — und im
Sanskrit auch im unbedingten Auslaut, weil die-
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326
ser nicht durch einen der tönenden Consonanten,
denen dampfe entsprechen, gebildet werden
durfte, sondern in diesen dumpfen übergeht —
zu k wurde.
Nachtrag zu S. 309.
An dem angeführten Orte der Göttinger Ge-
lehrten Anzeigen (1875, S. 208 fg.) war ich in
in Bezug auf das Verhältuiß des deutschen
Wortes für 'Hopfen 1 zu dem französischen zu
einer Alternative gelangt, deren Entscheidung
nach der einen oder der anderen Seite ich, weil
mir die angelsächsische Bezeichnung der Pflanze
unbekannt war, nicht im Stande war mit voller
Sicherheit zu geben. Doch läßt sich leicht er-
kennen, daß ich mich schon nach der Seite
neigte, welche ich S. 218—219 in die Worte ge-
faßt habe : 'Vielleicht läßt sich diese Frage da-
durch lösen, daß wir annehmen, was mit so
manchen Wörtern geschehen ist, daß ein deut-
sches Wort nach Frankreich gelangt ist, hier
sich modificirte und in dieser modificirten Ge-
stalt, zugleich mit etwaiger Verbesserung dessen
was es bezeichnete ['mit einer verbesserten Be-
nutzung des Hopfens', wie es S. 219 Z. 9 heißt),
zurückkehrte und, gewissermaßen als civilisirt be-
trachtet, in dieser Modifikation seine Aufnahme
fand'.
Eben als ich den hier abgedruckten Aufsatz
zum Druck gab, erhielt ich durch die Güte des
Herrn Verfassers, Dr. W. G. Piper, einen in der
Englischen Zeitschrift 'The Chemist and Druggist'
Vol. XXII No 4 (April 15, 1880), p. 154—155
veröffentlichten Aufsatz, welcher theils aus-
zugsweise, theils übersetzt, die in den Gött.
Anz. geführte Untersuchung mittheilt uud daran
p. 155 eine Note knüpft, welche das an-
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327
gelsächsische Wort hervorhebt und damit die
Frage zu Gunsten der erwähnten Auffassung
höchst wahrscheinlich — denn ganz unbedenk-
lich wird sie auch hierdurch noch nicht —
endgiltig entscheidet. Aus diesem Grunde —
und, weil diese Zeitschrift wohl nicht leicht Lin-
guisten zu Gesicht kommen möchte, — erlaube
ich mir diese , auch in andren Beziehungen
werth volle, Note hier aufzunehmen; sie lautet:
»This theory (nämlich die in den Gott. Gel.
Anzeigen a. a. 0. vorgeschlagene Lösung) »is
supported by the Anglo-Saxou or Early Eng-
lish name of the plant, which is raentioued as
hymele in the version of the Herbarium of
Apuleius published in Anglo-Saxon Leechdoms.
Here its good properties are said to be such
that men put it in their usual drinks. No trace
of the word has been found in existing English
dialects. This form of the name and use ot the
plant seem to show that the Anglo-Saxons left
the Conti nent after the name and use had reached
them on their journey westward, and before the
French inflnence had been feit. As a matter ol
fact the Anglo-Saxons conquered England about
the end of the fifth and beginning of the sixth
Century. Charlemagne founded his empire in the
ninth and tenth centuries, and as early as the
latter Century the word 4 hoppe' is found in a
Latin-Germany glossar quoted by Beckmann.«
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328
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Februar 1880.
(Fortsetzung).
Monthly Notices of the R. Astronom. Society. XL. No. 8.
XII. Jahresber. des Lese-Vereines in Graz.
Abhandlangen der K. Leopold. Carol. Akad. der Natur-
forscher. Bd. 40. 4.
Verhandelingen rakende den natuurlisken en geobenbaar-
den Godsdienst. Utgegeven door Teylers Genootschap.
7te u. 8te deel. Harlem. 16e0.
Memoires de la Societe de Physique de Geneve T. XXVI.
IL 4.
Actas de la Academia nacional de Ciencias exactas. T. III.
1 — 2. Buenos— Aires. 4.
Natuurkuudig Tijdschritt van Nederlandsch Indie. D.
XXXVIII Batavia.
Handelingen en Mededeelingen van de Maatschappij der
Nederlandsche Letterkunde te Leiden. Over 1879.
Levensberichten der afgestorveue Medeleden van de Maat-
schappij.
Archives Neerlandaises. T. XIV 3—5. Livr.
B. A. Gould, Resultados del Observatorio nacional Ar-
gentino en Cördoba. Vol. I. Uranometria argentina.
1879. 4.
Uranometria Argentina. Mappas publicando por el Observ.
Fol.
De l'assistance publique et des etablissements de charite
en Norwege. Rome. 1680.
A. Conze, Pergamon. 1880.
F. Noll, der zoologische Garten. XX. Jahrg. No. 7—12.
Revista Euskara. Anno terzero. N.23. Pampiona. 1880.
H. Gylden, üeber die Bahn eines materiellen Punktes
der sich unter dem Einflüsse einer Centralkrail von der
Form ^ + p % r bewegt.
Fftr dieRedaction Torantwortlich: S. Heimisch, Direktor d. Gött. gel. An«.
Commissions- Verlag der Dieterich sehen Verlags - Buchhandlung.
Druck der Dieterick sehen Untv. - Buchdrücke* ei (W, Fr. Kaestner).
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329
Afachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
12. Mai. JVSl 8. 1880.
köuiglicke Gesellschaft der Wissenschaften.
Sitzung am 1. Mai.
Klein: Zur Erinnerung an C. von Seebach. (S. Abhandl.
XXVI.)
Stern: Beiträge zur Theorie der Bernoulliaohen und Eu-
lerschen Zahlen. (8. Abhandl. XXVI.)
Pauli: Ueber ein Rechnungsbuch zur zweiten Kreuz-
fahrt des Grafen Heinrich von Derby, nachmaligen
Königs Heinrich IV. von England, aus den Jahren
1892/93.
de Lagarde: Erklärung hebräischer Wörter. (S. Ab-
handl. XXVI.)
vonMueller, Corresp. : Notizen über einige australische
flüchtige Oele.
Schering: Geschenk fiir die Gaussbibliothek von Bon-
compagni.
Ueber ein Rechnungsbuch zur zweiten
Kreuzfahrt des Grafen Heinrich von
Derby, nachmaligen Königs Hein rieh IV.
von England, aus den Jahren 1392/93.
Von
E. Pauli.
Einst Vorjahren hatte mich ein Rechnungs-
buch angezogen und beschäftigt, welches für
25
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330
Graf Heinrich von Derby, späteren König Hein-
rich IV. von England, während seiner in den
Jahren 1390/91 an der Seite der Dentschritter
nach Preußen und Lithauen unternommenen
Kreuzfahrt geführt worden war. Ich durfte die-
ses auch für preußisch-deutsche Geschichte wich-
tige Document in dem damals noch bestehenden
Archiv des Ducats von Lancaster benutzen und
sandte meine Zusammenstellung dem verstorbe-
nen Geh. Rath Pertz ein , der dieselbe am 6.
August 1857 in einer Sitzung der kgl. Akademie
der Wissenschaften in Berlin mittheilte. Die
bei jener Gelegenheit angefertigten, leider doch
recht unvollständigen Excerpte wurden in den
SS. rerum Prussicarum II, 788 — 792 abgedruckt.
Während meines letzten Besuchs in England
habe ich nicht nur dies Rechnnngsbuch noch
einmal zur Hand geuommen, sondern es ist mir
geglückt in dem gleich allem anderen öffentlichen
Urkundenschatz jetzt dem Allgemeinen Staats-
archiv (Public Record Office) einverleibten Se-
paratarchiv von Lancaster das Rechnuugsbuch
zu einer zweiten, für den Geschichtsforscher wohl
noch wichtigeren Kreuzfahrt desselben Fürsten,
welches mir ehedem entgangen war, in einem
der ältesten das Herzogthum Lancaster betreffen-
den Con volute aufzufinden und näher kennen zu
lernen, worüber ich mir der kgl. Gesellschaft zu
berichten erlaube.
Zuerst sei daran erinnert, daß Heinrich, der
im Jahre 1399 durch Thronsturz seines Vetters
Richard II. die Dynastie Lancaster begründete
und nach der auch in Shakspere's Dichtung
übergegangenen Ueberlieferung auf seinem Sterbe-
lager in der Jerusalem-Kammer zu Westminster
am 20. März das schmerzliche Bedauern ausge-
sprochen haben soll, daß er das Unrecht, durch
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351
welches er sich auf den Thron geschwungen,
nicht auf einem Kreuzzuge in das gelobte Land
habe sühnen können, in früheren Jahren, als er
bereits in die politischen Kämpfe verwickelt
worden, welche den Untergang seines unglück-
lichen Vorgängers herbeiführen sollten, zwei Mal,
wie es scheint, in einer halb freiwilligen Ver-
bannung das Land verlassen hatte. Als Graf
von Derby unternahm er nach Preußen die
eben erwähnte »Reisec, wie auch bei den Eng-
ländern mit deutscher Bezeichnung eine solche
Expedition hieß. Zwei Jahre später, vom 16.
Juli 1392 bis 16. Juli 1393 wurden noch einmal
bis ins Einzelne die Ausgaben für eine Fahrt
verzeichnet, die den Fürstensohn zunächst aber-
mals nach Preußen, von dort aber auf dem Land-
wege nach Venedig, zu Wasser nach Rhodos und
darauf über Norditalien und Frankreich in die
Heimath zurückbrachte. Sind die gleichzeitigen
Berichterstatter schon über die erste Fahrt sehr
wenig unterrichtet, so ist das vollends mit der
zweiten der Fall, so daß eine so eigenthümlich
urkundliche Quelle wie die nunmehr wieder vor-
liegende ganz besonderen Werth gewinnt.
Rechnungsbücher über den Haushalt der Kö-
nige und anderer Mitglieder des Herrscherhauses,
in der Regel Libri, auch Rotuli Garderobae,
Wardrobe account books, genannt, erscheinen seit
der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts
in der großartigen Urknndenmasse des englischen
Mittelalters. Sie sind von Forschern und Ge-
schichtschreibern zwar öfter benutzt, einige we-
nige auch in meist nicht leicht zugänglichen Pu-
blicationen abgedruckt worden. Diese wegen
genauer Datierung, Beobachtung des Itinerars,
sicherer Preis- und Werthbezeichnung aller mög-
lichen Gegenstände für wirthschaftliche wie für
25*
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332
allgemeine Geschichte geradezu unschätzbare
Quellengattung verdient aber längst ganz anders
als bisher verwerthet zu werden. Aeußerlicb, auf
Pergament geschrieben , sind sie , so weit nicht
Feuchtigkeit zerstörend eingewirkt hat, gut er-
halten. Die endlosen Zahlenreihen , die bestän-
dige Wiederkehr fast gleichlautender Einträge,
der entsetzliche Jargon, in welchem sie abgefaßt
sind , wirken bei oberflächlicher Beschäftigung
allerdings in hohem Grade ermüdend und ab-
schreckend. Wohl ist die Sprache Latein, die
Orthographie kanzleimäßig bis aufs Aeußerste
abgekürzt, aber da viele Ausdrücke des gewöhn-
lichen Lebens aus dem Auglo-Französischen, dem
Englischen, in Preußen aus dem Niederdeutschen
und auf der weiteren Reise aus anderen fremden
Idiomen einfließen, lassen sich manche Einträge
schlechterdings nicht nach den festen Regeln
classischer Latinität ausschreiben. Allein gerade
in dieser polyglotten Diction wie in den mannig-
fachen Gegenständen, für welche die Ausgaben
verzeichnet werden, steckt ein ungewöhnlicher
Reiz, der für die stereotype Wiederkehr im Ein-
zelnen sehr wohl entschädigt. Ein reisiger fürst-
licher Haushalt, in eine bestimmte Anzahl von
Aemtern (officinae) gegliedert, deren Vorsteher
mit dem Schatzmeister abzurechnen haben, bei
häufigem Wechsel des Aufenthalts, wo in ver-
schiedener Herren Länder verschiedener Münz-
fuß herrscht, kommt für die Sitten und Bräuche,
für die Berührung mit namhaften politischen
schauung. Eine Fülle historischer Momente wird
bei Gelegenheit nach Raum und Zeit fixiert.
Das Buch trägt den Titel : Compotus Ricardi
Kyngeston clerici thesaurarii guerre excellentis-
simi domini, domini Henrici Lancastrie comitis
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333
Derbie pro viagio suo versus partes Prucie et
sancti sepulcri a 16 die mensis Julii anno regis
Ricardi secundi sextodecimo nsque 16 iu diem
eiusdem mensis anno eiusdeni regis decimo sep-
timo per unum annum integrum per commissio-
nem domin i datam apud Petreburgh 15 die Julii
anno regis Ricardi secundi 16° et per aliam lit-
teram domini de warranto auditoruin directorum
pro isto compotu capiendo datam apud Leyce-
striam quarto die Januarii anno regis Ricardi
secundi 17°, que quidem commissio cum littera
domini de warranto predicta huic compotui sunt
annexe. Das Buch wurde also von Richard
Kingston, demselben Schatzmeister, geführt, der
in diesem Amte schon die erste Kreuzfahrt be-
gleitet hatte und beide Mal dazu durch eine be-
sondere Commission seines Herrn ermächtigt
wurde. Zwei Instrumente darüber sind dem be-
hufs Rechnungsabnahme in Reinschrift aufge-
setzten und revidierten, daher als urkundliches
Document beglaubigten Buche von 42 eng be-
schriebenen Blättern in groß Fol. angeheftet.
Auf dem ersten Blatt sind die Summen auf-
geführt, die dem Schatzmeister im Gesammtbe-
trage von L. 4915. 5. 4 zur Verfügung standen,
deren Herkunft und Aufnahme im Einzelnen
merkwürdig genug erscheint. Es werden nach
einander verzeichnet noch ein Ueberschuß von
der ersten Reise im Betrage von L. 8. 3, eiu
Vorschuß von 3000 Mark Sterling, welche Jo-
hann von Gent, der alte Herzog von Lancaster,
seinem Sohn auszahlen ließ, als dieser sich im
Sommer 1392 abermals im Hafen von Lynne in
Norfolk nach Danzig einschiffte, 100 L. Sterl.
aus den eigenen Einkünften des Grafen, 400 L.
Sterl., welche ihm der Hochmeister von Preußen
durch seinen Marschall, 1700 Ducaten, welche
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334
in Venedig der Prior der Johanniter anweisen
ließ, je 8888 Ducaten, 2095 Docaten und 2000
Franken, die er bei lombardischen Wechselhäu-
sern in Venedig, Lucca und in Frankreich auf-
nahm, ein Geschenk des Herzogs Albrecht III.
von Oesterreich von 123 Gulden, ein desgleichen
vom Patriarchen von Aquileja zu 7 Gulden, meh-
rere kleinere Summen, die ein günstiger Wech-
selcours oder der Wiederverkauf von Utensilien,
von überflüssigem Proviant und Nahrungsmitteln
am Ende der Reise abwarf.
Drei Blätter enthalten alsdann die Ausgaben
für die vor der Einschiffung in partibus Anglie
besorgte Ausrüstung, die mit L. 331. 3. 9 und
19. 5 in preußischem Gelde berechnet wird.
Hierauf folgt, nachdem man in der zweiten
Woche August in Danzig gelandet war, unter
der Rubrik Dansk während eines zwischen den
11. und 23. des Mouats daselbst fallenden Auf-
enthalts die Verzeichnung der allermannigfaltig-
sten Ausgaben. Während Rüstungen und schwe-
res Gepäck auf Leichterfahrzeugen (jyrames,
Prahmen) durch das Haff nach Königsberg ver-
schifft wurden, schlug der Graf mit seiner Be-
gleitung und Bedienung und mit zahlreichen
Pferden, die er sowohl mitbrachte als ankaufte,
den Landweg ein. Aus Speise und Trank, welche
in großer Fülle lecker und alltaglich besorgt
werden mußte, wird ihre Lebensweise ersichtlich.
Die Thiere erforderten große Quantitäten Futter
und wiederholten Beschlag. Für die Wäsche
des Tischzeugs wurde regelmäßig Sorge getragen.
Dem Rector der Marienkirche zu Danzig wurde
eine beträchtliche Summe ausgezahlt für die Be-
stattung eines deutschen Dieners Hans und sei-
nes Knechts, die irgend wie Schaden genommen
und gestorben waren. Transport und Weiter-
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335
reise verlangten die Abfertigung von Boten an
die Großwürdenträger und Beamten des Ordens,
von Quartiermachern für die Nachtlager. Als
Stationen auf der Weiterreise ergeben sich Dir-
schau (Darsove) am 26. , wo über die Weichsel
gesetzt wurde, Elbing (Melwyn) 28., Braunsberg
(Brounesburgh) 31. August. Am 1. September
wurde in Heiligenbeil (Helebell) gerastet, das
letzte Nachtlager in Brandenburg (Brandeburgh)
genommen , bis man am 2. in Königsberg (Co-
nyngburgh, Congsburgh) einritt.
Dort wurde mehrere Tage Aufenthalt genom-
men von dem Fürsten im Schloß, von seinen
Leuten in einer Anzahl Häuser, besonders im
Stadthaus des Bischofs von Ermeland (? infra
mansionem episcopi), wo eine stattliche Küche
errichtet, für Feuerung Sorge getragen und be-
deutende Vorräthe für Speisekammer und Keller
angeschafft werden mußten , die auf große Ga-
stereien deuten. Graf Heinrich ließ nicht nur
seine Wappenschilder, sondern selbst gewisse
Schaugerichte malen: per manus Thome peyn-
tour pro pictura diversorura ciborum . . . pro
pictura diversorum armorum. Manche dieser
Ausgaben finden sich noch unter der Rubrik:
in partibus Prucie.
Es scheint, daß der englische Herr in diesen
Tagen den Plan seiner Unternehmung änderte,
daß vielleicht eine abermalige Kreuzfahrt gegen
die Lithauer wegen der vorgeschrittenen Jahres-
zeit nicht mehr ausführbar war oder daß die
ganze Fahrt von Danzig nach Königsberg und
zurück etwa nur einem Besuch bei dem Hoch-
meister Konrad von Walleurod galt. Sein rei-
siger Zug gieng über dieselben Rastorte wieder
nach Danzig, von wo ein Theil der Pferde nach
England eingeschifft wurde. Auf den Schiffen
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336
mußte für Stallung, für Fütterung der Thiere,
für Verpflegung der begleitenden Mannschaft
Vorsorge getrofFen werden. Der Graf selber
ist, nachdem hinreichende Vorräthe, namentlich
viel Bier und Rheinwein eingekauft worden, mit
vermindertem Gefolge von Danzig über Ost-
Pommern zunächst durch die Neumark weiter
gezogen. Als Stationen lassen sich in t den Ru-
briken in partibus Prüde und in partibus de l<i
Marke während der zweiten Hälfte September
unterscheiden: Schöneck (Sconec), Polysene (?),
Hammerstein (Hamerstede) , Schivelbein (Sehe-
velbene), Dramburg (Drawyngburgh), Arnswalde
(Arneswold), Landsberg (Landesburgh) und
Frankfurt a/O.
Aus dem Nachfolgenden kann ich einstweilen
nur die Rubriken: Frankeforth, in purtibus Boe-
mie, in Ostricia, Portgruer in Friola, Venys,
Bodes, eundo, per mare redeundo versus Venys,
in partibus de Venys, in partibus Pynwnd, So-
boldia, Burgundia, in partibus Fremde et Anglie
hervorheben, da ich sie im Einzelnen noch nicht
untersucht habe. Doch helfen gelegentliche No-
tizen und eine besondere Rubrik : Belehere in dt-
versis locis, d. h. Geschenke, Trinkgelder, wenig-
stens das Itinerar für die weitere Fahrt einiger-
maßen zu verfolgen. Die Reise gieng durch die Lau-
sitz nach Böhmen über Neubrück (Prack), Guben
(Gobin), Görlitz (Gorlech), Tribel (Tribull), Zittau
(Zitaw), Niemes (Nemance), Weißwasser (White-
water), Berne (?) Oct. 6, Alt-Bunzlau (Bronslowe)
Oct. 23 bis Prag (Prada) Oct. 26, doch wird am
selben Tage auch Kosteletz (Chastelet) berührt. Ob
hinter Berne Bezno steckt, wage ich nicht zu ent-
scheiden. Die lange Rast zwischen dem 6. und
23. October deutet auf einen Besuch am Hofe des
mit Richard U. verschwägerten König Wenzel.
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337
Dann gieng es weiter über Deutscb-Brod (Dou-
chebrod) Oct. 27, Groß Meseritsch (Misserik) 28,
Brünn (Bronne) 29, Drösing (Drising) Nov. 2,
Schönbmnn (? Sconekirke) 3 nach Wien 4. Am
8. übernachtete man in Drossekirke (?) , am 9.
in Nenkirchen (Nenkirke), am 10. in Semering
(? Stamrestowe), am 11. in Kindberg (Kimburgh),
am 12. in Leoben (Lauban), am 13. in Knittel-
feld (Knotilsfell), am 14. in Judenburg (? Row-
dingburgh), am U>. in Frisach (Husak), am 17.
in Feldkirch (Fellekirke), am 18. in Villach
(Fillawk), am 19. in Mal borgeth (Mal berget), am
20. in Pontafel (? Pocilthorpe) , am 20. an der
Grenzmark von Oesterreich und Friaul (apud ci-
vitatem Hostrie). am 22. in San Daniele (apud
S. Danielem). Zwei weitere Stationen, Chichan
und Gisill, vermag ich nicht zu enträthseln.
Doch wird am 24. auch ans Portogrnaro (Port-
gruer), am 25. aus Treviso (Trevis) einige Tage
vor und nach dem 1. December aus Venedig
datiert.
Während der Seefahrt, zu der sich der Graf
hier einschiffte, verstummen fast die tagebuch-
artigen Eintragungen, doch ergibt sich aus ver-
einzelten Andeutungen , daß man Lissa , Corfu,
Candia anlief und endlich Rhodos erreichte.
Spuren eines mit den Johannitern unternomme-
nen Auszugs und gar eines Besuchs des heiligen
Grabes habe ich nicht gefunden.
Erst im Frühling 1393 erfolgte die Rückfahrt
nach Venedig. Im April beginnt von Treviso
an wieder regelmäßige Datierung von Ausgaben
und Geschenken. Am 28. und 29. weilte man
in Novara fNowall), am 18. Mai in Vercelli
(Vercell), so daß in Lombardei und Piemont ein
längerer Aufenthalt genommen wurde; am 21.
wurde Turin (Tnrry) erreicht, am 22. Anylan
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338
(?) und Rivarolo (Rywells), am 23. Susa (Sehusa),
von wo der Mont Cenis überstiegen wurde, am
26. Lans leBourg (Launcebrugge), am 27. Fur-
neworthe (?), am 28. St. Michel (S. Michaelis),
am 29. Chambery (Chanbery), am 30. Aix les
bains (Egebelle), Yenne (Jan) am 1. Juni, Ros-
sillon (Russeboune) am 2., St. Rambert (Syrom-
bert) am 3. . Pont d'Ain (? Pompinet) am 4.,
Fontenai (Townteney) am 5., Bourg (Bagg) am
6. , Macon am 7. , Tonrnus (Tournay) am 8.,
Chalon sur Soane (Chalons) am 9. , Chause (?)
am IL, Melvile Lambar (?) am 12., Chätillon
sur Seine (Chastelan) am 13, Bar sur Seine
(Berce) am Ii., Troyes (Troys) am 15, Nogent
am 16., Provins (Province) am 18., Grauntpuisse
(?) am 19., Brie Comte Robert (Vicount Robert)
am 20., Charenton (Pount Chareton) am 21.,
Paris endlich am 22., Dank dem jahrelangen
Waffenstillstand zwischen Frankreich und Eng-
land. Nach kurzer Rast erfolgte die Heimkehr
über denCanal. Am 2. Juli wurde aus Rochester
datiert.
Das Rechnungsbuch enthält außerdem noch
folgende gleichfalls noch nicht von mir unter-
suchte Rubriken: Empcio equorum, Iaisus do-
min% Vadia(Wages Gehälter), Oölaciones et ele-
mosyne, Garderoba, Dona data per totutn tempus.
Zu Ende einer jeden Seite werden die auf
derselben notierten Ausgaben zusammengerech-
net, zu Ende jeder Rubrik eine Gesammtsumme
angegeben, gleichzeitig die fremde Münze stets
auf Sterling Geld reduciert. Ich habe ange-
merkt, daß in Preußen nach Mark, Schilling und
Scot preußisch . in der Mark nach Gulden , in
Böhmen nach Gulden und Groschen, in Friaul
und Venedig nach Ducaten und Schilling (Du-
catua et solidi) , in Rhodos nach Ducaten und
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339
Aspern, in Piemont und Savoyen nach Ducaten
und Groschen, in Frankreich nach Franken und
Ducaten gerechnet wird. Die Gesammtausgabe
stellt sich schließlich aufL. 4849. 5. 3, also um
66 L. niederer als die vereinnahmten Gelder.
Der historische Werth dieser urkundlichen
Quelle über die zweite Kreuzfahrt des Grafen
Heinrich ist um so bedeutender, als sie zwar den
einzigen Autor, welcher darüber berichtet, im
Allgemeinen bestätigt, in Einzelheiten dagegen
beträchtlich widerlegt. Bei dem Augustiner
John Capgrave nämlich, der um die Mitte des
fünfzehnten Jahrhunderts unter Konig Hein-
rich VI. den Liber de illustribus Henricis ver-
faßte, wird Ed. SS. rer. Brit. medii aevi p. 99 —
101 erzählt, wie der Graf von Derby sich am
25. Juli 1292 apud Hetham prope Lennam wie-
derum nach Preußen einschiffte und von dort
über Venedig nach Jerusalem wallfahrtete. Ibi
quoque loca sancta cum magna devotione vene-
ratus est, pauperes Christi cum magna^ dementia
recreabat et quosdam captivos multo dato pretio
ad terras fidelium secum reduxit. Diese Angabe
wird dadurch verdächtig und findet in dem Rech-
nungsbuche keine Bestätigung, daß Capgrave den
Grafen von Preußen durch Ungarn und Polen
reisen, den Ungarnkönig, womit allerdings nur
der Luxenburger Sigismund gemeint sein kann,
darauf erst den Herzog von Oesterreich und den
Dogen von Venedig besuchen , ihn dann über
Kreta und Rhodos nach Jerusalem fahren und
über Cypern nach Venedig zurückkehren läßt.
Nachdem er Pavia und Mailand berührt,
heißt es eben so irrig: per regem Boemiae et
duces Almaniae in Franciam devectus est.
Hoffentlich gelingt es mir vollständige Ab-
schriften beider Haushaltsbücher, die sich wegen
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340
des Umfangs nicht in wenigen Tagen herstellen
ließen, zn erhalten und die Heransgabe dieser
für festländische , insonderheit auch deutsche
Geschichte wichtigen urkundlichen Aufzeich-
nungen an geeignetem Orte zu veranstalten.
Notizen über einige australische
flüchtige Oele.
Von
Baron Ferd. von Mueller, Dr. Med.
Auf meinen Wunsch hatte Herr C. Staiger,
der analytische Chemiker der Regierung von
Queensland, die Gewogenheit, eine Probe von
dem Oele der Eucalyptus microcorys (F. v. M.)
herzustellen, da das Laub dieser Art fast ebenso
ölreich wie das der E. amygdalina ist, und das Oel
leicht ein Handels- Artikel werden könnte. Die
Blätter für die Destillation waren freundlichst
von Mr. F. Bailry am Brisbane - Flusse besorgt.
Der Baum erreicht eine riesige Größe, so daß
Mr. C. Fawcett ihn für den mächtigsten der
zahlreichen Arten von Waldbäumen unter denen
am Richmond-Flusse erklärt, und uns außerdem
belehrt, daß das sehr geschätzte Bauholz dieser
Species so fettig-schlüpfrig sei, um das Hinschrei-
ten längs einer frischgesägten Planke zur Un-
möglichkeit zu machen. Es ist meine Absicht,
Holzproben chemisch zu untersuchen, um die
Natur der Substanz, welche dieses Holz fettig
erscheinen läßt (was bei keinem andern Euca-
lypten-Holz, soweit ich weiß, der Fall ist) ge-
nauer zu ermitteln.
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I
341
Das Oel von E. microcorys ist hellbraun,
dünnflüssig, von eigenthümlichem und weniger
cajugutähnlichen Geruch als das der meisten
Eucalypten-Oele ; es ist von heißem, etwas cam-
phorigen Geschmack; sein spec. Gewicht ist
0,908 bei einer Temperatur von 19° Cels. ; der
Siedepunkt ist 164° C; Kochhitze trübt das Oel.
Caoutchonc wird in dem kalten Oele langsam
aufgelöst, im Wasserbade fast vollständig.
Ein zweites von Herrn Staiger bereitetes
neues, höchst wohlriechendes Eucalypten-Oel ist
das einer Art, welche ani Lynd- River (südöstlich
vom Golf von Carpentaria) vorkommt, wo solche
von Mr. F. Bailry entdeckt wurde. Es sind
bisher von dieser Species nur fruchttragende
Exemplare zu mir gelangt, so daß eine genaue
Begrenzung der Art noch nicht statthaft war;
inzwischen habe ich selbige Eucalyptus citrata
genannt uod Aehnlichkeit mit E. crebra gefun-
den. Das Oel der Blätter dieser Eucalypte ist
von ebenso herrlichem Duft wie das der E. ci-
triodora , aber das Laub ist bedeutend reicher
an Oel, als das der letztgenannten Art. Das
Oel ist gelblich, dünnflüssig, von mildem Ge-
schmack und an Bergamottöl erinnerndem Ge-
ruch ; das spec. Gewicht ist 0,880 ; es siedet bei
178° Cels.; es ist kein so gutes Au flösungsmittel
für Caontichouc als das Oel von Eue. microco-
rys. Herr Eummel fand in meinem Laboratorium,
daß es das polarisirte Licht nach der Rate von
II 1 /» 0 för den Zoll links wendet, während das
Oel von E. microcorys zur Rechten rotirt und
zwar 3° pr. ZolL
Herr Staiger hat ein drittes Oel hinzugefügt,
von den Blättern der Zieria Smithii (Andr.) ; dies
ist ausgezeichnet durch seine Schwere = 1.077
(bei 19° C); es ist hellbraun, von öliger Con-
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342
sistenz, von sassafrasartigem Geruch, süßlichem
gewürzhaften Geschmack, inactiv für polarisirtes
Licht, aber stark strahlenbrechend; es siedet
erst bei 207° C.
Vermuthlich werden diese Oele in der Me-
dicin and Technik Anwendung finden.
Melbourne, März 1880.
Geschenk für die Gauss-Bibliothek.
Mittheilung von Ernst Schering.
Der Königlichen Gesellschaft der Wissen-
schaften, habe ich die Ehre, ein großartiges Ge-
schenk vorzulegen, welches der Principe Baldas-
sare Boucompagui ihr mit der Bestimmung zur
Aufstellung in der Gaussischen Bibliothek ge-
widmet hat. Es besteht dieses in den seit 1868
bis jetzt erschienenen 11 Bänden und 8 Heften
des Bullettino di Bibliografia e di Storia delle
Scienze Matematiche e Fisiche publicato da B.
Boncompagni, Socio ordinario delP accademia
Pontificia de 1 nuovi Lincei, socio correspondente
deir accademia delle scienze dell 1 istituto di
Bologna e delle R. accademie delle scienze di
Torino, e di scienze , lettere ed arti di Modena,
e socio onorario della R. accademia delle scienze
di Berlino. Diese Zeitschrift ist anerkannter
Weise, besonders durch die große Zahl der sorg-
fältig ausgearbeiteten Lebensbeschreibungen der
Wissenschafts-Mänuer der neuern Zeit und durch
die Herausgabe der zuvor nicht veröffentlichten
wissenschaftlichen und biographischen Schriften
und Briefe der hervorragenden Mathematiker und
Physiker früherer Zeit, so außerordentlich werth-
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343
voll für die Wissenschaft. Die großen Opfer,
welche der Herausgeber noch über seine Thätig-
keit als Kedactor und als Autor hinaus darbringt,
erwerben ihm den ganz besonderen Dauk der
vielen Verehrer der mathematischen und physi-
kalischen Wissenschaften.
Das geschenkte Exemplar habe ich in der
Gaussischen Bibliothek aufgestellt und in den
Catalog unter Nr. 5008 A bis M eingetragen.
Die Königliche Gesellschaft der Wissen-
schaften beauftragt ihr Mitglied E. Scheriug, ih-
ren Dank für dies so werthvolle Geschenk dem
Pr. B. Boncompagni auszusprechen.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
März und April 1880.
Zeitschrift für Meteorologie. Bd. XV. Marz. April 1880.
Nature. 540. 541. 542. 544. 545. 546.
Jahrbuch der K. K. Geolog. Reichsanstalt. Bd. XXIX.
1879.
Verhandlungen derselben- Jahrg. 1879. No. 14-17.
Annalen des physik. Central - Observatoriums. Jahrg.
1878. I. II. 4.
Leopoldina. XVI. No. 3-4. 6—6.
Proceedingsof the London Mathem. Society. No. 158—156.
Monthly Notices of the R. Astron. Society. Annual Report.
Vol. XL. No. 4-6.
Sitzungsber. der mathem. - physik. Cl. der Akademie
München. 1879. IV. 1880. I.
— der p hi los., philol. und histor. Cl. Bd. II. H. 2.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. 1879. No.
1—12.
Mittheil, des Vereins für Geschichte der Deutschen in
Böhmen. Jahrg. XVI. No. 8-4. XVII. No. 1-4.
XVIII. No. 1-2.
344
Dessen 15L Jahresbericht 1878 —79.
L. Schlesinger, die Chronik der Stadt Elbogen.
1471-1604.
Monatsbericht der Berliner Akad. der Wiss. December
1879.
Bulletin de l'Acad. R. des Sciences de Belgique. T. 4iL
No. 2,
Erdelyi Muzeum. iL Sz. VII evtolyam. 1880.
Verhandelten der E. Akademie van Wetenscb. Letter-
kunde. XII.
Idem: Natuurkunde. XIX. 4* 1879.
Jaarboek voor 1878.
Verslagen en Mededeelingen. Letterkunde. Achtfite Deel.
Proces-Verbaal. 1878—79. No. 5.
Elegia Petri Esseiva. Amsteladami. 1879.
Annales de la Sociedad cientif. Argentina. Febrero. 1880.
Atti della R. Accademia dei Lincei Transunti. Vol. IV.
Fase. 3—4.
Johns Hopkins University Circulars. Baltimore.
Febr. 1880.
J. Biker, Supplemento a Collecc&o etc. T. XXI.
Revista Euskara. Marzo. 1880.
Annuaire de l'Acad. R. des Sciences de Belgique. 1880.
Bulletin de la Societe math. T. VIII. No. L 2,
Verslagen en Mededeelingen der K. Akad. Afd. Natuur-
kunde. IV. No. 1-3.
Upsala Universitatis fyrahundraars Jubelfest. Sept. 1877.
Stockholm. 1879.
Bulletin of the Museum of comparative Zoologie. Vol.
VI. No. 8-4.
Atti della R. Accad. dei Lincei. Classe de Fisiche etc.
Vol. III. IV. L
Atti della R. Accad. dei Lincei. Gl. di Scienze morali.
Vol. OL L
Jahresbericht des naturhistor. Vereins zu Wisconsin.
1879—1880.
L. Ulrici, Ansiedlung der Normanen in Island etc. im
9—11. Jahrh.
(Fortsetzung folgt).
Für dieKedactinn verantwortlich : K. RehniacK Directord. Gött. gel. Anz.
Commiasions - Vorlag der Dieterieh' sehen Vertag*- Buchhandlung.
Druck der Dieterieh' sehen Unit. - Buchdruck*» ei (W. Fr. Kaeshier).
Bdby
345
Vach richten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
19. Mai. 9. 1880.
Königliche Gesellttchaft 4er W issenschaMeo.
Zur Analyse elektrischer Entla-
dungen.
Von
W. Holtz, Corresp.
Ich beschrieb vor einigen Jahren in Poggen-
dorfiPs Annalen einen Apparat, welcher äo or-
ganisirt war, daß ich eine Funkenstrecke in sehr
schnelle Rotation versetzen konnte, und tb eilte
zugleich einige Erscheinungen mit. welche sich
hierbei an den Entladungen eines Inductionsap-
parates und an verzögerten Flaschenentladungen
manifestirten 1 ). Ich habe in letzterer Zeit die-
selben Versuche mit etwas veränderten Mitteln
wiederholt und möchte im Folgenden die mehr
oder weniger abweichenden Ergebnisse in Kürze
besprechen.
Der Rotationsapparat, welchen ich benutzte,
war im Wesentlichen dem früheren gleich. Ich
stebe daher hier von einer Beschreibung des-
selben ab. Es mag nur daran erinnert werden,
daß die Entladungen ihren Weg durch einen
Stanniolstreifen nehmen mußten, welcher in ra-
dialer Richtung an einer 12 Ceutimeter großen
Ebonitscheibe befestigt war, und daß eine Unter-
1) Poggendorff'ß Annalen, Bd. 157.
26
Digitized by Gefogle
346
brechung dieses Streifens ganz nahe dem Bande der
Scheibe die fragliche Fuukenstrecke repräsentirte.
, Ich hatte früher unter Benutzung eines klei-
neren Inductionsapparates bei einer Geschwindig-
keit von 200 Umdrehungen per Sekunde nur
ein Funkenbild von 20° Ausdehnung gewinnen
können. Ganz anders in meinen letzten Ver-
suchen, wo mir ein wesentlich größerer Induc-
tionsapparat zu Gebote stand; hier konnte ich
schon bei der halben Geschwindigkeit ein Fun-
kenbild darstellen, welches an Ausdehnung dem
ganzen Kreisumfange nahe kam. Der Grund war,
daß dieser Apparat mit einer besonders langen
und dünnen Nebenspirale ausgerüstet war, welche
noch dazu eine eiserne war, weil der Apparat
früher einem speciellen anderweitigen Versuche
gedient. Der große Widerstand gedachter Länge
und gedachten Stoffes mußte nothwendig die
Dauer der Entladungen in sonst ungewohnter
Weise verlängern. Die größere Ausdehnung des
Bildes aber bot natürlich den Vortheil, daß sich
die characteristischeu Eigenschaften desselben
um so besser erkennen ließen. Und aus diesem
Grunde namentlich schien es mir geboten, meine
früheren Versuche noch einmal mit gewissen
Abänderungen zu wiederholen.
War die Funkenstelle sehr klein d. h. der
Abstand der Stanniolspitzen nur etwa l /« mm
groß, so war die Ausdehnung des Bildes unter
sonst gleichen Bedingungen am größten. Bei
Anwendung von drei Gro ve* sehen Elementen
und bei einer Rotationsgeschwindigkeit von 100
Umdrehungen nahm es, wie hervorgehoben,
fast die ganze Kreislinie ein. Wurde die Zahl
der Elemente verringert, so verkürzte es sich
bedeutend , desgleichen , wenn man mehr und
mehr Eisenstäbe der Hauptspirale entnahm.
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347
Besonders aber verkürzte es sich, wenn man den
Luftwiderstand vergrößerte, sei es den der roti-
renden Funkenstrecke selbst, sei es den einer an-
dern, welche gleichzeitig eingeschaltet werden
konnte. Damit Ersteres nicht unwillkürlich durch
allmählige Schmelzung der Spitzen geschehe, war
eine besonders dicke Stanniolsorte genommen, und
der Interruptor so gestellt, daß die Entladungen
nur von Sekunde zu Sekunde einander folgten.
Gedachte Einstellung war übrigens schon aus
dem Grunde geboten, damit nicht auf einander-
folgende Funkenbilder mit einander collidirten.
Eine willkührliche Variirunij dieser Funkenstrecke
ließ sich am besten so bewirken, daß man die
ganze Ebonitscheibe durch eine neue anders ein-
gerichtete vertreten ließ. Am einfachsten aber
war die Variirung des Luftwiderstandes in der
zweiten ruhenden Funkenstrecke, welche so ein-
gerichtet war, daß man sie durch Verschiebung
leicht verkleinern oder vergrößern konnte.
In keinem Falle war das Funkenbild ein zu-
sammenhängendes , sondern es bestand allemal
aus einer kleineren oder größeren Zahl kürzerer
oder längerer durch dunkle Zwischenräume ge-
sonderter Theile. In jedem Theile aber waren
wiederum nach Licht und Farbe zwei besondere
Stücke, nämlich ein helles Kopfende und ein
lichtärmerer Schweif von violetter Farbe zu un-
terscheiden. Das Kopfende war bei allen Theilen
ohne namhafte Ausdehnung, nur heller bei jenen,
welche der Zeit nach die früheren waren. Der
Schweif war an Ausdehnung sehr ungleich, er
nahm successive an Länge ab, je später die ein-
zelnen Theile auf einander folgten. Die Zahl
der Theile war in erster Linie durch die Größe
des eingeschalteten Luftwiderstandes bedingt.
War die gesummte Funkenstrecke nur l j% mm
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348
groß, so konnte ich schätzungsweise gegen
50—70 einzelne Theile unterscheiden. Durch
Vergrößerung desselben nahm mit der Gesamint-
ausdehnung des Bildes zugleich die Zahl der
Theile ab. Bei einer gewissen Große fand nur
noch eine einzige Partialentladung statt. Eine
ähnliche Wirkung brachte denn auch die Ver-
ringerung der Zahl der Elemente oder der Zahl
der Eiseustäbe in der Hauptspirale hervor. Ob
in allen diesen Fällen die Zahl der Theile in
gleichem Verhältniß mit der Ausdehnung des
Gesammtbildes abnahm, habe ich bisher nicht
feststellen können. Zu Alledem tritt jedoch noch
eine eigenthümliche Erscheinung, deren ich be-
reits in meiner früheren Mittheilung gedachte,
die aber bei meinen neueren Versuchen noch
weit entschiedener in die Augen fiel. Es ist die
mehr oder weniger gabelförmige Form der
Schweife, in Sonderheit jener Schweife, welche
den der Zeit nach früheren Entladungen an-
gehören. Die Neigung zu dieser Form wächst
vorzugsweise mit der Vergrößerung des Luft-
widerstandes, namentlich desjenigen, welcher zwi-
schen den rotirenden Elektroden eingeschaltet
ist. Dies bestärkt mich auch in dem Glauben,
daß die Ursache der Erscheinung in erster Linie
in der Fortschleuderuug glühender Lufttheile
in Folge einer gewissen elektrischen Einwirkung
zu suchen ist. Daß die Rotation der Scheibe
höchstens einen sekundären Einfluß auf die Ge-
staltung der Erscheinung ausübt, folgt schon
daraus, daß jene Gabelschwänze eben soweit
außerhalb als innerhalb der Funkenbildlinie fallen.
Ganz anders indessen stellte sich das Fun-
kenbild dar, als ich die Pole des Inductionsap-
parates mit den Belegungen von Leydner
Flaschen verband. Einmal wurde hierdurch die
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349
gesammte Ausdehnung des Bildes etwas verkürzt,
nnd zwar in dem Maaße mehr, als die Flaschen
größere waren. Dann nahm auch, und zwar
ebenfalls nach Maaßgabe der Flaschengröße, die
Zahl der einzelnen Theile mehr und mehr ab.
Das am meisten hervortretende aber war, daß
die violetten Schweife vollständig verschwanden,
während die Kopfstücke heller wurden und durch
entsprechend größere dunkle Zwischenräume ge-
sondert waren.
Nach alledem kann es wohl keinem Zweifel
unterliegen, daß die Elektricitäten der Neben-
spirale nicht etwa in einzelnen Stößen nach den
Polen des Apparates getrieben werden, daß die
stoßweise Entladungsform vielmehr ausschließ-
lich nur diese Pole selbst und die zwischen den-
selben eingeschalteten größeren oder geringeren
Widerstände tangirt. Die stetig zufließende
Elektricität kann sich nicht in stetiger Weise
entladen, weil sich zunächst die Oberfläche der
Pole bis zu einer gewissen Dichtigkeit laden
muß, und weil die Entladung dieser Fläche
dann in kürzerer Zeit vor sich geht, als dieje-
nige ist, innerhalb deren wieder eine genügende
neue Ansammlung stattfinden kann. Deshalb
werden die Intermittenzen (die dunklen Räume)
um so größer, je mehr die Oberfläche der Pole
vergrößert wird. Und in gleicher Weise wird
die Anzahl der Entladungen um so kleiner, je
größer man den eingeschalteten Widerstand
wählt. Mit der Größe des Widestandes aber
nimmt die Gesammtausdehnung der Erscheinung
auch schon um deswillen ab, weil der Antrieb
der Elektricität successive erlahmt und gegen
1 T « 1 II 1 . • . | . . i
dem Entladung, nur noch geringere Widerstände
überwinden kann.
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350
Ist die Eigentümlichkeit der Erscheiuimg
aber in Nichts durch die innere Organisirung
des Induction sapparates bedingt, so muß eine
genaue Nachbildung derselbeu auch bei ander-
weitigen Entladungen möglich sein. Eine theil-
weise Nachbildung war mir auch früher schon
bei der Entladung von Leydner Flaschen ge-
lungen, als ich dieselbe derjenigen des Induc-
tionsapparates dadurch ähnlich machte, daß ich
sie durch Einschaltung feuchter Widerstände ver-
zögerte. Neuerdings gelang mir dies aber noch
besser, als ich besonders große Widerstände in
Auwendung brachte d. h. die Schnüre besonders
laug nahm, oder besonders trocken werden ließ.
Ich konnte nun das Funkenbild genau in allen
seinen Einzelheiten wiedergewinnen, wie ich es
oben als dem Inductionsapparate entsprechend
beschrieben habe. Für die Ueberführung des
gefärbten Bildes in einzelne leuchtende Punkte
bedurfte es freilich noch eines kleinen Kunst-
griffes, der aber doch nach Früheren ziemlich
nahe gelegt war. Die Enden der feuchten
Schnüre, welche den Rotationsapparat berührten,
waren gewissermaßen den Polen des Iuductions-
apparates zu vergleichen, und um jene violetten
Schweife verschwinden zu lassen, mußten diese
mit deu Belegungen von Leydner Flaschen
verbunden werden. Die Erscheinung wechselte
denn auch genau so, wie sie früher gewechselt
hatte, und ließ sich im Uebrigen auch genau in
derselben Weise variiren.
Noch ein Ergebniß möchte ich anführen,
welches sich bei den letzteren Versuchen heraus-
stellte. Die Ausdehnung des Gesammtbildes
wuchs, wie zu erwarten stand, wenn ich meh-
rere Leydner Flaschen summarisch combinirte;
sie wuchs aber nicht, wenn ich eine größere
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351
Elektricitätsmenge dadurch zu gewinnen suchte,
daß ich eine bestimmte Flaschenzahl sich mn
größerer Schlagweite entladen ließ. Nach Letz-
terem scheint es fast, als ob eine höhere Inten-
sität für sich allein betrachtet die Dauer der
Entladung in demselben Maaße abkürzt, als die
mit ihr gleichzeitig ansteigende Quantität dieselbe
Entladung verlängert.
Daß im Uebrigen eine Unterscheidung der
Partialentladungen überhaupt erst von einer ge-
wissen Ausdehnung des Gesamnitbildes d. h. von
einer gewissen Rotationsgeschwindigkeit an mög-
lich war, bedarf wohl kaum der Erwähnung.
Eine verbesserte Centrifugalmaschine
für Schulen l ).
Von
W. Holtz, Corresp.
Die nachstehende Maschine hat vor anderen
Apparaten, welche einem gleichen Zwecke zu
dienen pflegen, den Vortbeil voraus, daß sich
das Kurbelrad oder die Kurbel, wie es eine be-
queme Handhabung fordert, ein für alle Mal in
vertikaler Ebene bewegt, während die schnell
laufende Axe — bei ein und derselben Schnur-
länge, und gleichviel, ob bei einfacher oder dop-
pelter Uebertragung — nach Belieben sowohl
in vertikaler als horizontaler Ebene, auch höher
oder niedriger , auch mehr oder weniger weit
vom Gestell der Maschine entfernt, endlich auch
so rotiren kann , daß sich an diese Axe ein
Gegenstand, welcher mit rotiren soll, anhängen
läßt. Die Maschine bietet zugleich den Vor-
theil, daß die Schnur nicht leicht schleift, weil
1) Für das deutsche Reich patentirt.
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362
das kleinere Schnurrad oder die kleineren Schnur-
räder verhältnißmäßig weit von derselben um-
spannt sind.
Die Möglichkeit der Idee beruht im We-
sentlichen auf die Anwendung zweier größeren
Schnurräder von gleichen Dimensionen, welche
nahe einander, aber unabhängig von einander
um dieselbe horizontale Axe beweglich sind, so-
wie auf die gleichzeitige Anwendung zweier
kleineren Schnurräder von gleichen Dimensionen,
deren eines jener Axe augehört, welche schnell
rotiren soll. Wesentlich ist noch, daß die bei-
den größeren Räder einander grade so nahe
stehn, daß die gegenseitige Entfernung ihrer
Nuten gleich den Durchmesser der kleineren
Räder ist.
Die nachstehende Figur zeigt die Maschine
vollständig in einer der verschiedenen Lagen,
welche die schnell laufende Axe c annehmen
kann. Es ist ein Holzgestell vorausgesetzt mit
Speichenrädern aus Eisen ; doch könnte ein ei-
sernes Gestell, oder könnten hölzerne Schnur-
scheiben natürlich eben so gut verwendet wer-
den. Desgleichen müssen die Verbindungsstücke
der verschiedenen Axen ihrer Form flach im
Ganzen als unwesentlich bezeichnet werden. In
der Figur wird das hintere der beiden großen Räder
fest ganz durch ein Brett verdeckt, in welchem
zugleich ihre gemeinsame Axe befestigt ist. Nur
an zwei Stellen nahe der Unterlage ist dieselbe
Wand, links in geringerem , rechts in größerem
Umfange durchbrochen. Fest verbunden mit
derselben und gleichzeitig mit der Unterlage er-
heben sich zwei seitliche Bretter, welche eben-
falls mehr oder weniger durchbrochen sind, upd
zwar so durchbrochen, daß die betreffende Qeff-
nungen derselben mit jenen Oeffnungen der Mittel-
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353
wand harmoniren. Die linke Seitenwand dient fer-
ner znr Haltung eines längeren schmalen Brettes,
an dessen oberem Ende die Axe c mit ihrem
Schnurrade befindlich ist. Dieses Brett aber
sitzt nicht absolut fest; man kann es vielmehr
abnehmen und das obere Ende nach unten keh-
ren, aber auch in horizontaler Lage oberhalb
der drei Bretterwände befestigen. Zudem besitzt
es einen Schlitz, welcher gestattet, daß es sich
in seiner jedesmaligen Lage auch mehr oder
weniger verschieben läßt. Zur Befestigung aber
dienen je zwei Stifte, welche unabänderlich fest
sitzen, und zwei größere Muttern, welche auf
diesen verschraubbar sind. Die Axe c läuft in
einer längeren Hülse und ist so vorgerichtet,
daß sich an der Außenseite des schmalen Brettes
27
354
verschiedene Gegenstände aufschrauben lassen,
während sie an der Innenseite , noch diesseit
des kleinen Rades, ein seitliches Loch hat, da-
mit man bei horizontaler Lage des Brettes an
dieselbe etwaige Gegenstände anhängen kann.
Zum Rotationssysteme gehört, wie oben ange-
geben, aber noch ein zweites kleines Rad, wel-
ches, jenachdem die Axe c ihre Lage ändert,
verschiedene Stellungen einnehmen muß. Be-
findet sich jene dort, wo die Figur sie zeigt,
so sitzt dieses außen an der rechten Seitenwand,
oberhalb jener Oeffnung, durch welche man die
beiden größeren Räder treten sieht. Befindet
sich jene unten , so steckt man dieses auf einen
Zapfen links unterhalb der Mittelwand, und eben
so verfährt man , wenn jene vertikal stehn und
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355
zugleich dem Gestell der Maschine nicht zu nahe
treten soll. Ist endlich bei vertikaler Stellung
eine größere Annäherang an die Maschine er-
wünscht, so steckt man es auf einen Zapfen,
welcher für gewöhnlich unterhalb der rechten
Seitenwand befindlich ist, für den Gebrauch aber
ein wenig nach der rechten Seite verschoben
werden kann. Diese verschiedene Lage des
kleinen Rades ist freilich nur in soweit geboten,
als man mit ein und derselben Schnur operiren
will. Hat man mehrere Schnüre zur Verfügung
und selbstredend solche, welche sich öffnen und
schließen lassen, so kann das Rad auch ein für
alle Mal in seiner zuerst genannten Lage ver-
bleiben. Der Schnurlauf im Uebrigen erhellt
wohl am besten aus der nebenstehenden Skizze,
welche die Axe c in ihren verschiedenen Lagen
repräsentirt.
Zu gleicher Zeit ist ersichtlich, daß es keinen
Unterschied macht, ob man die Axe c selbst für ir- •
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356
gendein Experiment benutzen, oder die Bewegung
zunächst noch auf eine andre Axe übertragen
will. Man braucht für letzteren Zweck auf jene Axe
nur ein größeres Schnurrad zu schrauben, welches
durch eine zweite Schnur mit einem kleinen Schnur-
rade der neuen Axe communicirt. Man kanu dieser
im Uebrigen genau dieselben Stellungen geben,
wie jener, und sie experimentell in derselbea
Weise benutzen. Natürlich muß die neue, weil
sie verhältnißmäßig schneller laufen soll, entspre-
chend feiner gearbeitet sein ; auch würde man sie
ein wenig verstellbar machen müssen. Vielleicht
möchte es sich auch empfehlen, die Röhre, in
welcher sie läuft, zunächst in einer Ebonithülse
zu befestigen, damit man sie für gewisse elek-
trische Versuche benutzen könne.
Die Dimensionen der ganzen Maschine hängen
in erster Linie von den Dimensionen der großen
Räder ab. Wie groß man diese wählt, ist an und
für sich gleichgültig, wenn man nicht bestimmte
Zwecke vor Augen hat. Für den gewöhnlichen
Schulgebrauch aber möchte wohl ein Durchmesser
von 25 — 30Centimeter der entsprechendste sein,
da die Maschine sonst weniger transportabel er-
scheint. Uebrigens dürfte ein Durchmesser von
30 Centimeter auch bereits weitergehenden An-
sprüchen genügen, da sich bei doppelter Ueber-
tragung wohl leicht eine Rotationsgeschwindig-
keit von 100 — 200 Umdrehungen per Sekunde ge-
winnen läßt. Ob man die letztere wirklich er-
reiche, darüber dürfte vor Allem die Dicke der
am schnellsten laufenden Axe entscheiden.
Für die Redaction Terantwortlich : K Behnisck, Directord. Q6%L gel. Arn.
Commissi om- Verlag der Dielerich' sehen Vertagt - Buchhandlung.
Druck der Dietetich' sehen Univ.- Buchdruckern ( W. fr. Kaestner).
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357
Vach richten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen,
9. Juni, M 10. 1880.
Universität,
In der Nacht vom 7. auf den 8. Mai ver-
schied der ordentliche Professor der philos. Fak.
August Wilhelm Bohtz, geboren zu Stettin
am 17. Juli 1799. Er studierte in Halle, Berlin
und Göttingen bis 1825. Nach zweijährigem
Aufenthalt in Dresden, wo er sich namentlich
des ihm unvergeßlichen Verkehrs mit Ludwig
Tieck erfreute, kehrte er nach Göttingen zurück,
promovierte am 26. Juli 1828, habilitierte sich
im Herbst desselben Jahres und wurde am 20.
Mai 1837 zum außerordentlichen Professor er-
nannt, an demselben Tage mit dem schon am
10. Januar 1856 gestorbenen Schneidewin und
den Herren GJR. Thöl und GRR. von Leutsch.
1842 erhielt er die ordentliche Professur und las
seitdem abwechselnd vorzüglich über Aesthetik,
Religionsphilosophie, Ethik und Geschichte der
deutschen Poesie seit Lessing. Begeisterung für
alles Hohe und Edle, Treue in seinen Ueberzeu-
gungen und Neigungen, schlichte Geradheit und
Wahrheit des Charakters zeichneten ihn im Leben
aus und werden sein Andenken in Ehren er-
halten.
28
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358
Oeffentliche Preisverthelluiig.
Die öffentliche Preisvertheilnng der Univer-
sität fand ordnungsmäßig am 4. Juni statt.
Die Festrede hielt Prof. Wieseler. Sie behan-
delte nach Voraufsendung allgemeiner Bemer-
kungen über das Wesen und die bildlichen Dar-
stellungen des Hermes den zu Olympia aufge-
fundenen Hermes des Praxiteles.
Bei der theologischen Fakultät waren
drei Predigten und zwei Abhandlungen einge-
gangen. Von den Predigten wurde der des Stu-
diosus der Theologie
Albert König aus Weende
die Hälfte des Preises zuerkannt. Von den Ab-
handlungen konnte die eine mit dem Motto iVrf-
fiov ovv xataQyovfJHVi weil bis zum festgesetzten
Termin bloß der einleitende Theil eingeliefert
und das Uebrige erst nachgebracht war, für die
Preiserwerbung nicht berücksichtigt werden.
Doch wird in Anbetracht des aus ihr ersichtlichen
Fleißes und wissenschaftlichen Sinnes der Ver-
fasser, im Falle er seinen Namen beim Dekan
angeben wird, eine Gratification erhalten.
Auf die Preisaufgabe der juristischen Fa-
kultät waren zwei Bewerbungsschriften einge-
gangen. Beide erhielten den vollen Preis. Die
Verfasser sind:
Julius Waldthausen, stud. jur., aus
Essen
und
G. Bock er, stud. jur., Gottingen,
Hainholzweg 15 B.
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859
Der medicinischen Fakultät war keine
Beantwortung der Preisfrage eingeliefert.
Für die Lösung der zweiten von der philo-
sophischen Fakultät gestellten Aufgabe war
eine Bewerbnngsschrift eingegangen, rücksicht-
lich welcher die Fakultät freilich von der Er-
theilung des Preises oder eines Accessits absehen
mußte, aber doch dem Verfasser, wenn er seinen
Auszahlung eines Theiles der Preissumme in
Aussicht stellen konnte.
Als Preisaufgaben für das nächste Jahr wur-
den folgende verkündet.
Die theologische Facultät stellte als wis-
senschaftliche Aufgabe das Thema:
Quam ratioricm Lucas in disponenda narra-
tionwn serie , diver sa a Marci et Matthaei
evangdiiSy secutus sit, exponatur ;
als Predigt-Text gab sie die Stelle : Jes. 41,10.
Die Preisaufgabe, welche für das nächste Jahr
von der juristischen Fakultät gestellt wurde,
lautet:
Aus Urkundenbüchcrn und Statutcnsammr
Jungen der deutschen Städte, vorzugsweise
der großen norddeutschen Städte, sollen die
Grundsätze ermittelt werden, nach welchen
sich das mittelalterliche Konkursverfahren
regelte.
Die medicini sc he Fakultät wiederholte die für
das vergangene Jahr gestellte Aufgabe :
Es soll durch anatomische Untersuchung und
durch das Leichenexperiment festgestellt wer-
Namen dem Dekan
haben wird, die
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360
den, welchen Einfluß auf Entstehung und Be-
stand der Schulterverrenkungen die einzelnen
Theile der Gelenkkapseln und ihre Verstär-
kungsbänder ausüben.
Die philosophische Fakultät stellte fol-
gende zwei Aufgaben:
1) Geschichte des Deutschen Königs Wilhelm
von Holland;
2) Es ist die vorteilhafteste Gestalt des
Multiplicators eines solchen Galvanometers
zu bestimmen, dessen Magnete rostßrmig
angeordnet sind.
(Die Hülfssätze finden sich in Gauß' Werken
Band V; bei Weber über das Inductions-Inkli-
natorium (Göttinger Abhandlungen, 1853), zur
Galvanometrie (Göttinger Abhandlungen, 1862);
Riecke, Pole der Stabmagnete (Wiedemann's An-
nalen, 1879); Kind, zur Poteutialfunction , Göt-
tingen, 1878.)
Die Bearbeitungen sind in derselben Sprache
abzufassen, in welcher die Aufgabe gestellt ist.
Sie müssen, mit einem Motto versehen und be-
gleitet von einem versiegelten Zettel, der außen
das gleiche Motto trägt und innen den Namen
des Verfassers enthält, vor dem 15. April 1881
dem Dekan der betreffenden Fakultät übergeben
werden.
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361
Preisstiftung der Wlttwe Petsche
geb. Labarre.
I. Juristische Fakultät.
In Gemäßheit der Statuten dieser unter dem
10. März 1873 genehmigten Stiftung schreibt die
juristische Fakultät folgende Preisaufgabe aus :
lieber Beschädigung durch Thier e und die
daraus entspringenden Civilansprüche nach
gemeinem Becht und den im deutschen Beiche
geltenden Codificationen in vergleichender
Darstellung.
Der Preis (Dreihundert Mark) kann nur einer
solchen Arbeit zuerkannt werden, deren Verfasser
in diesem oder dem folgenden Semester als Stu-
dirender unserer Universität angehört. Die Preis-
arbeiten müssen spätestens bis zum ersten Ja-
nuar 1881 dem Dekan der juristischen Fakultät
übergeben werden, zugleich mit einem versiegel-
ten den Namen des Verfassers enthaltenden
Zettel. Die Arbeit und der Zettel müssen ein
gleichlautendes Motto haben.
Göttingen, den 6. Juni 1880.
Ziebarth, d. Z. Dekan.
II. Medicinische Fakultät.
Die Ertheilung des Preises der Petsche-Stif-
tung steht für diesmal der medicinischen
Fakultät im Betrage von 315 Mark zu. Sie for-
dert die Studirenden der Medicin, welche unsere
Universität in diesem oder dem nächsten Seme-
ster besuchen, zur Bewerbung auf, indem sie
eine Arbeit nach freier Wahl aus den Gebieten
der Anatomie oder Physiologie verlangt.
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362
Die Preisarbeiten müssen bis spätestens zum
1. Januar 1881 , mit einem gleichlautend auf
einen versiegelten inwendig den Namen des Ver-
fassers enthaltenden Zettel zu setzeuden Motto
versehen, dem Dekan der Fakultät übergeben
werden.
Der Erfolg der Preisbewerbung wird in der
1. Woche des März durch Anschlag am schwar-
zen Brette und durch die »Nachrichten von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der
Georg- Augusts - Universitär bekannt gemacht
werden.
Göttingen, 8. Juni 1880.
Für die medicinische Fakultät
d. z. Dekan
Henle.
III. Philosophische Fakultät.
Für zwei in der ersten Woche des März 1881
zu ertheilende Preise von 150, sage Einhundert-
undfünfzig Rmk. , stellt die philosophische
Fakultät folgende Aufgaben:
1) Quaeratur , num de codicum rationibus,
quibus Livii libri 26 — 30 continentur , A.
Luchs rede nuper iudicaverit et quid eis ra-
tionibus rede intellectis etiam in libris decadis
tertiae prioribus recensendis profiäamus.
2) Zusammenstellung der im Sommer und
Herbst 1880 in der Umgegend Göttingens
häufiger vorkommenden Blattläuse ( Aphidinae
Burm.), mit Angabe der Pflanzen und Orte,
an welchen dieselben getroffen , so wie der
Zeit, in welcher die verschiedenen Generatio-
nen derselben, ganz besonders die geschlecht
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3G3
liehe und geflügelte, gefunden wurden. — Der
Arbeit sind als Beweisstücke conservirte
Exemplare der beobachteten Formenbeizulegen.
Die Preisarbeiten müssen bis zum 1. Januar
1881 mit einem gleichlautend auf einen versie-
gelten Zettel, der den Namen des Verfassers ent-
hält, zu setzenden Motto versehen dem Dekan
übergeben werden.
Göttingen, den 5. Juni 1880.
Hermann Sauppe, d. z. Dekan.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
März und April 1880.
(Fortsetzung.)
Märnoires de la Soc. des Sciences phys. de Bordeaux.
T. OL 3. Cah.
0. Stone, on the extra meridian determination of time
by means of a portable transit-instrument. Cincinnati.
L. Boss, declination of fixed stars. Dudley Observatory. 4.
Annaal Report on the Comptrolls of the Currency. De-
cember. 1879.
American Geographical Society. Ofßcers and Councilors.
1878.
Journal of the Amer. Geogr. Soc. Vol. X.
Journal of the R. microscopical Society. Vol. III. No.2.
W. Blasius die Neuaufi Stellung des naturhistor. Museums
zu Braunschweig.
Den. Reiseskizze. 1880.
F. v. Müller, a descriptive Atlas of the Eucalyptis of
Australia. Melbourne. 1680. 4.
Bulletin de l'Acad. Imp. des Sciences de St. Petersbourjr.
T. XXVI. No. 1.
Atti della Soo. Toscana, Proc. Verb. Marzo. 1880.
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364
Mittheil, der deutschen Gesellsch. für Natur- u. Völker-
kunde 08tasien8. Febr. 1880.
G. Giebel, Zeitschrift für die gesammt. Naturwiss. 1879.
Bd. IV.
Monumenta medii aevi historica res gastas Poloniae illu-
strantia. T. V. Pars 1. Krakau. 1879.
Acta historica res ga9tas Poloniae illustrantia. Vol. III —
IV. 1879.
J. L. Milton. a history of Syphilis. London. 1880.
Annali di Statistica. Ser. 2. Vol. 12. Roma. 1880.
Bulletin de la Soc. hup. de Moscau. 1879. No. 3.
L. v. Pebal, das chemische Institut der Universität Prag.
4. 1880.
Mittheil, des naturwiss. Vereines in Steiermark. Jahrg. 1879.
J. C. Adams, 10 Brochüren mathem. u. astron. Inhalts.
L. Glaisher, Various papers and notes. 1879.
Ders. 7 Brochüren mathem. Inhalts. 1879.
0. ühlworm, Botanisches Centralblatt. No. 1. 1880.
R. Wolf, Astronomische Mittheilungen. Febr. 1880.
•) Abhandlungen u. Sitzungsber. der Akad. der Wiss. zu
Krakau.
— der historisch -politischen Abtheilung. Bd. XI. 1879.
— der mathematisch-naturwissenach. Abth. Bd. XI. 1880.
Berichte der Commission zur Erforschung der Kunstge-
schichte in Polen. H. IV. Krakau. 1879.
Berichte der physiographischen Commission d. Akad. d.
Wiss. z. Krakau. Bd. XIII.
Prähistorische Denkmäler d. polnischen Länder, herausg.
v. d. archäologischen Commission der Akad. d. Wiss.
zu Krakau. Serie I. H. 1. 1879.
') d. Krakauer Schriften in polnischer Sprache.
Für die Redaction verantwortlich: E. Ethnisch, Directord. Gött. gel
Commission8 - Verlag der Dieterich' sehen Terlags - Buchhandlung.
Druck der Dieterich' sehen Univ.- Buchdrucker ei (W. Fr. Kaeetner).
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365
.Vachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
23. Juni. JVSi 11. 1880.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Sitzung am 5. Juni.
Bollensen: Die Recensionen der Sakuntala. (Vorgelegt
von Benfey.)
Er man: Bruchstücke der ober-ägyptischen Uebersetzung
des alten Testaments. (Vorgelegt von de Lagarde.)
Schering: Photographien von Briefen der Sophie Ger-
main an Gauss. (Geschenk von Boncompagni.)
Schubert: Ueber dreipunktige Berührung von Curven.
(Vorgelegt von Stern.)
Hettner: Ueber diejenigen algebraischen Gleichungen
zwischen zwei veränderlichen Großen, welche eine Schaar
rationaler eindeutig umkehrbarer Transformationen in
sich selbst zulassen. (Vorgelegt von Schwarz.)
Die Recensionen der Sakuntala.
Von
Friedrich Bollensen.
Anf dem bisher beschritteuen Wege hat es
nicht gelingen wollen, die Streitfrage über die
Ursprünglichkeit der einen oder der andern Re-
cension der Sakuntala zu entscheiden. Wir
schlagen daher einen andern Weg ein. Um zu
einem Resultate zu gelangen, stellen wir die bei-
29
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306
den Dramen Malavika und Urwasi einander ge-
genüber und erkennen sofort, daß zwischen die-
sen beiden Dramen ein ähnliches Verhältniß ob-
waltet wie zwischen den beiden Recens. der Sa-
kuntala.
Das zähe Festhalten an der Ueberlieferung
ist ein charakteristischer Zug der Inder im Leben
wie in der Literatur. Dessen ungeachtet sehen
wir den Dichter gleich in seinem Erstlingsdrama
die überlieferte Form verlassen, was ohne äußere
zwingende Gründe gewiß nicht geschehen wäre.
Er beschränkt nämlich die Qauras. als altmodi-
sches und gelehrtes Prakrit auf Männer mit
Schulbildung, läßt aber die weiblichen Haupt-
personen nebst ihren Begleiterinnen ein jüngeres
Prakrit reden, wie es wahrscheinlich zu seiner Zeit
in höfischen Kreisen gesprochen ward.
Kalidasa ist sich wohl bewußt, daß dieser
Bruch der Ueberlieferung der Entschuldigung be-
darf und er beruft sich darum im Prologe auf
ältere Dichter, die ihm allem Anschein nach in
dieser Neuerung voraufgegangen waren. Der
äußere Zwang lag jedoch in der Forderung der
Theaterintendanz: denn nur die wirklich
aufgeführten Stücke wie Mal. und Sa-
kunt. in der De wanagari-Recension hul-
digen dieser Neuerung. Die Prologe der
Malavika und der Sak. besagen, daß die Stücke
zu einer bestimmten Jahreszeit aufgeführt sind:
in der Urwasi fehlt dieser Nachweis und das
Stück ist somit aus irgend welchem Grunde nicht
zur Darstellung auf der Bühne gelangt.
Darum herrscht in demselben die strenge
Observanz der Qauraseni. Eben so verhält es
sich mit den beiden Recensionen der Sakuntala.
Ursprünglich wird der Dichter das Drama ver-
faßt haben ohne specielle Berechnung für die
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367
Bühne und diese Form überliefert die Beng.
Recension. Die Lektüre des Stücks muß aber
die höfischen Kreise so entzückt habeu, daß die
Theaterintendauz den Befehl erhielt den Dichter
zu veranlassen das Stück bühnengerecht einzu-
richten und den Wünschen des Hofes gemäß die
Sprache der Frauen zu modernisiren nach dem
Muster der Malawika. Diesem Umstände schrei-
ben wir auch die Kürzungen zu und das so gekürzte
und in der Sprache theilweise umgemodelte Stück
liegt in der andern Recens. der Devan. vor.
Beide Recens. rühren demnach vom Dichter selbst
her : die eine Recens. ist das Lesedrama, die an-
dere das bühnengerechte Spieldrama. Dem scheint
der Prolog im Lesedrama der Beng. Ree. zu
widersprechen; denn auch im Prologe dieser
Ree. wird die Zeit der Aufführang bestimmt.
Aber gerade diese Bestimmung kann nicht echt
sein, sondern muß aus der Recens. des Spiel-
dramas entlehnt sein, da namentlich das Lied
gänzlich verunstaltet und gegen die Regel ver-
stößt, daß eine Singstrophe nie in eine Gaha-
form gekleidet wird. Somit scheide ich von den
streitenden Parteien mit dem Glückwunsch: Jeder
hat Recht, keiner Unrecht.
Briefe der Sophie Germain an Gauss,
in Photographie veröffentlicht von
B. Boncompagni.
Mitgetheilt von Ernst Schering.
Der Principe Baldassare Boncompagni hat
der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften
368
wiederum ein sehr werthvolles Geschenk gemacht,
welches ich die Ehre habe hier vorzulegen, nem-
li^h die durch seine für die Wissenschaft allzeit
bereite großartige Opferwilligkeit photographisch
veröffentlichten fünf ersten Briefe von Sophie
Germain an Gauss. Diese Briefe haben ein her-
vorragend biographisches Interesse nicht nur für
die mit so hoher mathematischer Befähigung
begabte Dame, sondern auch für Gauss, weil
jetzt die von ihm geschriebenen Antworten auf-
gefunden und veröffentlicht sind.
Von den beiden ersten Briefen der Sophie
Germain an Gauss besitzt man auch die Con-
cepte, nemlich, wie Mr. de Courcel dem Prin-
cipe B. Boncompagni mitgetheilt hat, auf der
Bibliotheque Nationale de Paris, Fonds franfais
Nr. 9118. Gedruckt sind diese beiden Brouillons
in dem Werke: Oeuvres philosophiques de So-
phie Germain, par Hte Stupuy, Paris 1879 pag.
298—302, pag. 308—311. Im Anschluß hieran
sind in demselben Werke auch drei Briefe von
Gauss an Sophie Germain abgedruckt. Die Ori-
ginale dieser drei Briefe finden sich in der Bi-
bliotheque nationale de Paris Fonds fran9ais
Nr. 9118, welche Mr. Aristide Marre im Jahre
1879 auf Wunsch des Pr. B. Boncompagni zum
Zweck der Berichtigung eines Irrthums in dem
Buche von Hte Stupuy durchgesehen hat. Der
durch den wissenschaftlichen Inhalt, und durch
seine Bedeutung für die Geschichte der Mathe-
matik wichtigste Brief von Gauss an Sophie
Germain ist im Besitze des Pr. B. Boncompagni.
Dieser hat den Brief photographisch veröffent-
licht und der königlichen Gesellschaft der Wiss.
ein Exemplar geschenkt, welches ich im vorigen
Jahre die Ehre hatte zu überreichen. Das Ori-
ginal gehörte früher der Autographen-Sammlung
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3G9
des Guillaume Libri an, kam von dort an Mr.
Tommaso Montanari, Ingenieur zn Mailand, von
welchem es im Jahre 1878 durch Kauf an den Pr.
B. Boncompagni gelangte und Dank der Opfer-
willigkeit dieses um die Wissenschaft so hoch
verdienten Mannes gerettet und den Mathemati-
kern zugänglich gemacht ist. Dieser Brief von
Gauss ist ein solches Zeugniß für Sophie Ger-
main, daß es allein schon eine genügende Ver-
anlassung zu der Absicht der Stadt Paris hätte
bieten können, nemlich, wie Mr. Aristide Marre
mir mitzutheilen so gütig war, an der Fa$ade
des neu zu erbauenden H6tel de Ville die Statue
der Sophie Germain neben anderen um die
Wissenschaft verdienten Persönlichkeiten Frank-
reichs zu errichten.
Die königliche Gesellschaft der Wissenschaften
beauftragt ihr Mitglied E. Schering dem Pr. B.
Boncompagni ihren verbindlichen Dank auszu-
sprechen.
üeber dreipunktige Berührung von
Cur ven.
Von
Dr. H. Schubert in Hamburg.
In einer nächstens in den Math. Ann. er-
scheinenden Abhandlung habe ich für das Drei-
eck in fester Ebene diejenigen Formeln aufge-
stellt, welche den der Göttinger Societät am
7. Juli 1877 vorgelegten Formeln für den Strahl-
büschel, das Punktepaar u. s. w. analog sind.
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370
Zu diesen Dreiecksformeln gelangt man durch
die Methode, welche ich schon in den §§. 39 bis
41 meines »Kalküls der abzählenden Geometriec
(Teubner 1879) angewandt habe. Während die
auf das allgemeine Dreieck bezüglichen Formeln
ziemlich lang sind, haben diejenigen, welche sich
auf das unendlich kleine Dreieck be-
ziehen, eine äußerst einfache Gestalt. Zugleich
liefern dieselben gewisse Anzahl - Resultate über
die dreipunktige Berührung von Curven und
Curvensystemen , welche größtenteils neu , und
den bekannten von Chasles , Fouret und dem
Verfasser gefundenen Resultaten über zweipunk-
tige Berührung analog sind. Die Auseinander-
setzung der Formeln für das unendlich kleine
Dreieck und der daraus resnltirenden Formeln
über dreipunktige Berührung ist der Zweck
dieser Mittheilung.
»Unendlich kleines Dreiec k« nenne
ich jedes Gebilde, welches aus drei unendlich
nahen Punkten besteht, deren drei Verbindungs-
linien auch unendlich nahe sind. Dieses Gebilde
besteht also aus einem Punkte, der immer s
heißen soll , und einem Strahle , den wir mit g
bezeichnen wollen , ist aber durch die gegebene
Lage von s und g noch nicht hinreichend be-
stimmt. Es fehlt zu seiner Bestimmung noch
eine Bedingung, welche angiebt, mit welcher
Krümmung die drei Punkte unendlich nahe liegen
sollen. Das unendlich kleine Dreieck in fester
Ebene hat also die Constantenzahl 4. Faßt man
auf einer Plancurve je drei aufeinanderfolgende
Punkte oder Tangenten zu einem unendlich klei-
nen Dreieck zusammen , so erhält man ein spe-
zielles einstufiges System von solchen Gebilden,
welches in den Wendepunkten und in den Spi-
tzen der Curve, unendlich kleine Dreiecke be-
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371
sitzt, die als ausgeartet zu bezeichnen sind.
Man kann nämlich kurz sagen, daß in einem
Wendepunkt die drei das unendlich kleine Drei-
eck constituirenden Punkte nicht bloß unendlich
nahe, sondern auch in gerader Linie liegen, und
daß, dual entsprechend, in einem Rückkehrpunkte
die drei Seiten nicht bloß unendlich nahe liegen,
sondern auch sich in einem und demselben
Punkte schneiden. Jedes unendlich kleine Drei-
eck, dessen drei Ecken so liegen, wie die drei
in einem Wendepunkte unendlich nahen Punkte,
bezeichnen wir mit 17, und jedes unendlich kleine
Dreieck, dessen Seiten so liegen, wie die drei in
einem Rückkehrspunkte unendlich nahen Tan-
genten, bezeichnen wir mit £. Die 4 eingeführ-
ten Buchstaben
Sy g, v, C
sollen zugleich einfache Bedingungen bedeuten,
und zwar, immer unter Voraussetzung einer fe-
sten Ebene:
s die Bedingung, daß der Punkt s auf einer ge-
gebenen Geraden liege,
g die Bedingung, daß der Strahl g durch einen
gegebenen Punkt gehe,
ff die Bedingung, daß das unendlich kleine Drei-
eck zu einer Aasartung y werde,
£ die Bedingung, das es zu einer Ausartung £
werde.
Ferner sollen, gemäß den Grundregeln mei-
nes Abzählungskalküls (cf. Gött. Nachr. 1874
und 1875, oder Math. Ann. Bd. 10 oder mein
schon citirtes Buch) die Symbole
s*> sg, g*> * % g
die entsprechenden zusammengesetzten Bedin-
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372
gungen bezeichnen , also z. B. s 2 die zweifache
Bedingung, daß der Punkt s auf zwei gegebe-
nen Geraden liegen, d. h. gegeben sein soll.
Die Zusammenstellung einer dieser Symbole
mit tj oder f bedeutet die Bedingung, daß das
unendlich kleine Dreieck zu einem Dreieck ij
oder f spezialisirt sei, und dabei die durch das
Symbol dargestellte Bedingung erfülle. Z. B.
bezeichnet tjg 2 die dreifache Bedingung, daß ein
unendlich kleines Dreieck seine drei Ecken in
gerader Linie und zwar auf einer gegebenen
Geraden besitze.
Endlich definiren wir noch die einfache Be-
dingung d, welche bedeuten möge, daß die 3
Ecken des unendlich kleinen Dreiecks consecu-
tive Punkte eines der CO 2 Kegelschnitte sein
sollen, die durch drei gegebene Punkte gehen,
ferner die beiden zweifachen Bedingungen e und
von denen e bedeuten möge, daß die Ecken
drei consecutive Punkte eines der CO 1 Kegel-
schnitte eines Kegelschnittbüschels sein sollen,
und f die zu e duale Bedingung bezeichnen möge.
In Bezug auf ein zu Grunde gelegtes, t- stu-
figes System bedeutet jedes der eingeführten
i-fachen Bedingungssymbole zugleich die endliche
Anzahl derjenigen unendlich kleinen Dreiecke,
Symbol dargestellte i-fache Bedingung erfüllen.
Ein gegebenes System bezeichnen wir immer
durch 2 mit einem angefügten Index und die
auf ein solches System bezüglichen Bedingungen
durch die oben eingeführten Buchstaben, aber
versehen mit demselben Index, wie 2.
Für jedes einstufige System von unendlich
kleinen Dreiecken sind in der anfanglich er-
wähnten Abhandlung die folgenden beiden For-
meln abgeleitet:
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373
1) d = 3.s -f - V m &
2) d = Z.g+:,
woraus folgt:
3) S.s + fj = S.g + C
Ist das einstufige System speziell durch je
drei consecutive Punkte einer Curve wter Ord-
nung w'ten Ranges mit x Spitzen und x' Wende-
punkten erzeugt , so liefert Formel 3) die be-
kannte Plückersche Formel:
4) 3.n-f x' = 3.n' + x.
Man beachte jedoch, daß Formel 3) auch
gilt, wenn der Ort der Punkte .9 des Systems
und der Ort der Strahlen g nicht eine und die-
selbe Curve geben. Aus Formel 3) folgt durch
symbolische Multiplication mit s:
3.s 2 +17.5 = 3.sg + £s,
und, da nach den Incidenzformeln (Math. Ann.
Bd. 10, p. 27)
sg = s 2 +#*
ist, auch:
5) fjs = S.g* +U
Durch Multiplication von 3) mit g folgt:
6) tg = 8.**+ W .
Diese Formeln gelten für Systeme zweiter
Stufe. Für Systeme dritter Stufe erhält man
durch nochmalige Multiplication mit s resp. g:
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374
7) = + Ct f i
8) lg* = 8.«'f +
Für die Bedingungen e und f gelten die bei-
den folgenden, auf zweistufige Systeme bezüg-
lichen Formeln:
9) e = 6.0* + 3.5* + i^ + 2.Cs,
10) f = 6.f* + 8.f« + Cf +>-f^
Wir gelangen nun zu den Formeln, welche
sich auf die gemeinsamen Elemente zweier
von einander unabhängiger Systeme
.5, und - 2 von unendlich kleinen Dreiecken be-
ziehen. Ist einstufig, 2 2 dreistufig, so er-
giebt sich die Zahl x 13 der 2 t und S % gemein-
samen Dreiecke aus:
11) x 13 =s, .i 2 g\ +g t .t M S* + d x .s\g„
oder, mit Benutzung von Formel 1) und 2):
12) x 1 i=s l .i t g\+g 1 .t % s\+&-8 1 +n 1 )s\gv
13) x 13 =s x . ft f| +g t .C^|+<fo + M4»r
Sind die gegebenen Systeme S x und S 2 beide
zweistufig, so erhält man die Zahl x 2 2 der ih-
nen gemeinsamen unendlich kleinen Dreiecke aus :
14) x 22 = s\.fj 2 g 2 +g\-£ 2 s 2 + e t .{\g\ - \s\)
oder mit Benutzung von 9) und 10):
15) a 22 = s\. 1i9%+9\ *t%*%+1i9i ^\+t l s 1 .g\
+ 3.sf .5f+3.(7f .^1
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875
Sind zwei Systeme gegeben , von denen das
eine, £ t zweistufig, das andere 2 2 aber drei-
stufig ist, so giebt es OO 1 gemeinsame unend-
lich kleine Dreiecke, und man kaun nach der
Ordnung sx 23 der von ihren Punkten s gebil-
deten Curve fragen, ferner nach der Zahl ^# 23
derjenigen unter ihnen , welche die Definition
von fj erfüllen, endlich nach den sx 23 und
yx 23 dual entsprechenden Zahlen gx 23 und
£x 23 . Zu diesen 4 Zahlen kann man durch
Multiplication von 11) mit 8 % im t , g t i £, ge-
langen. Dabei hat man zu beachten, daß fjd
= S.fjg zu setzen ist, weil fjd nur von einem
Dreieck erfüllt werden kann, welches auf einem
in ein Geradenpaar ausgearteten Kegelschnitte
liegt, und weil ein drei Punkte enthaltendes
Geradenpaar auf dreifache Weise dadurch ent-
stehen kann, daß man durch zwei Punkte die
eine Gerade bestimmt, und die andere Gerade
durch den dritten Punkt gehen läßt. Man er-
hält so bei hinreichender Benutzung der For-
meln 5) und 6):
16) sx 23 = *!-?t0l+*f •ti*i+0!'tt*i
-f 3.s\ ,s\g 2 + $-g\.s\g 2 + t l 8 l .s*g 2 ,
18) gx 23 = s\.(n t g\+$.s\g % )
19) £r 28 = S.Äf.f^l+^^.C,*!
Die Formeln 16) und 18) kann man auf ei-
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376
nem zweiten Wege dadurch erhalten, daß man
Formel 15) mit s 2 und mit g 2 multiplicirt.
Sind zwei dreistufige Systeme 2 t und 2 %
gegeben, so kann man nach der Zahl s 9 x 3Z
derjenigen gemeinsamen unendlich kleinen Drei-
ecke fragen, welche einen gegebenen Punkt s
haben, sowie nach der dual entsprechenden Zahl
# 2 # 33 , außerdem aber auch nach der Zahl
ygs% n derjenigen unendlich kleinen Dreiecke,
welche die Ausartungs-Bedingung i\ erfüllen, und
dabei den Strahl g durch einen gegebenen Punkt
schicken, endlich auch nach der figx %z dual
entsprechenden Zahl £sx 3S . Man erhält diese
4 Zahlen sehr leicht durch Multiplication der
Formeln 16) bis 19) bei Benutzung von 7) und 8):
23) &s 3 8 _ f t s* . C t ff + t t s* . n% 9\ + Vi9l M
Der Umstand, daß jede dieser Formeln durch
Vertauschung der Indices 1 und 2 in sich selbst
übergeht, giebt eine Controle der Rechnung.
Nimmt man mehr als 2 Systeme als gegeben
an, so entstehen die Fragen nach der endlichen
Anzahl derjenigen unendlich kleinen Dreiecke,
welche zwei zweistufigen und einem dreistufigen
Systeme gemeinsam sind, ferner nach den Zahlen
s, y, g, t des Systems derjenigen CC 1 unendlich
kleinen Dreiecke, welche drei zweistufigen Sy-
stemen gemeinsam sind, und endlich nach der
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377
endlichen Anzahl der vier dreistufigen Sy-
stemen gemeinsamen unendlich kleinen Drei-
ecke. Diese Zahlen, welche sich leicht aus den
vorangehenden Formeln durch Substitutionen
und durch Ausführung von Multiplicationen er-
geben, schreibe ich hier, der Kürze wegen, nur
fiir die speziellen Fälle, wo die Systeme durch
Curvensysteme erzeugt sind (cf. Sätze 24 bis 27).
Wir kommen jetzt zu der Anwendung der
aufgestellten Formeln auf die Anzahl -Probleme
der stationären, d. h. dreipun ktigen Be-
rührung von Curven. Wie schon oben be-
, merkt ist, erhalten wir auf eiuer Plancurve ein
einstufiges System von unendlich kleinen Drei-
ecken, wenn wir immer je 3 consecutive Punkte
oder Tangenten zusammenfassen. Dabei be-
schreiben die 00 1 Punkte s die Curve selbst,
und die OC 1 Strahlen g hüllen dieselbe ein.
Die Ausartungen tj des Systems werden ferner
durch die Wendetangenten, und die Ausartungen
£ durch die Spitzen der Curve erzeugt. Wenn
also n die Ordnung der Curve, n' ihren Rang,
x die Zahl ihrer Spitzen, x' die Zahl ihrer Wende-
tangenten bezeichnet, so ist zu setzen:
b — », g — i — * 9 C = *
Hat man nun ein einstufiges Curvensystem,
so erhält man ein zweistufiges System von un-
endlich kleinen Dreiecken, wenn man in derselben
Weise auf jeder der CG 1 Curven je drei conse-
cutive Punkte zu einem unendlich kleinen Drei-
eck zusammenfaßt. Für ein so definirtes, zwei-
stufiges System bekommen die oben eingeführten
Symbole s 2 , g 2 , yg, £s die folgenden Werthe:
s* = g 2 = na = h\ CS = Je,
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378
wo fi angiebt, wie viel Curven des Curvensy-
stems durch einen gegebenen Punkt gehen,
wieviel eine gegebene Gerade berühren, wo fer-
ner tjg den Rang der von den Weudetangenten
eingehüllten Curve, £s die Ordnung der von den
Spitzen beschriebenen Curve bezeichnen.
In derselben Weise erhält man aus einem
zweistufigen Curvensysteme ein dreistufiges Sy-
stem von unendlich kleinen Dreiecken, für
welches man zu setzen hat:
s*g = M, = K', £s* = K,
wo M angiebt, wieviel Curven des zweistufigen-
Systems eine gegebene Gerade in einem gege-
v benen Punkte berühren, wo K 4 angiebt, wieviel
Curven des Systems eine gegebene Wendetan-
gente haben, und wo endlich K angiebt, wieviel
Curven des Systems eine gegebene Spitze haben.
Man beachte, daß andere auf rj und £ bezüg-
liche Symbole, als die angeführten:
auch von ausgearteten Curven erfüllt wer-
den können. Beispielsweise würde die dreifache
Bedingung ys* erstens von jeder Curve erfüllt
werden, von welcher ein Wendepunkt in den
durch die Bedingung s* gegebenen Punkt fällt,
zweitens aber auch von jeder ausgearteten Curve,
welche eine einfache oder mehrfache Ordnungs-
gerade durch den gegebenen Punkt der Bedin-
gung s 2 schickt. Deßhalb sind bei der Ablei-
tung der Formeln 11) bis 23) die Symbole
ig, f** f ig 2
stets ferngehalten, was durch die Formeln 5)
bis 8) ermöglicht war.
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379
Wenn nun die von zwei Curven in der er-
örterten Weise erzeugten Systeme von unendlich
kleinen Dreiecken ein unendlich kleines
Dreieck gemeinsam haben, so heißt dies
nichts anderes, als daß die beiden Cur-
ven sich dreipunktig berühren. Demnach
erhält man aus den Formeln 12), 15), 16) bis
23) unmittelbar die auf dreipunktige Berührung
bezüglichen Anzahlen, sobald man nur für die
Symbole:
s, 9, 9» C, s 2 , g 2 , iff, t*, s 2 g, w 2 , £s 2
die eben erkannten Werthe:
n, n', *', *, p, k\ *, M, E\ K
einsetzt. Die letztgenannten Buchstaben sollen
dabei immer den Index i bekommen, wenn sie
sich auf eine Curve oder ein Curvensystem be-
ziehen, welches mit S t bezeichnet ist. Von zwei
sich dual entsprechenden Anzahl-Sätzen schreiben
wir immer nur den einen. Die aus 12), 15),
16), 17), 20), 22) resultirenden Sätze erhalten
bezüglich die Nummern: 12a), 15a), 16a), 17a),
20a), 22a).
Anzähl- Sätze über die dreipunktige Berührung
zwischen zwei Curven.
12a) Ein gegebenes zweistufiges Cur-
vensystem S 2 enthält immer:
n x .K\ + n\ .K 2 + (3.m x + x\). M 2
Curven, welche eine gegebene Curve S t
dreipunktig berühren 1 ).
1) Diese Zahl fand zuerst Ralphen in dem Bull, de
Digitized
380
15a) Wenn zwei einstufige Curven- i
Systeme S t und S 2 gegeben sind, so j
kommt es
Male vor, daß eine Curve des einen Sy-
stems eine Curve des anderen Systems
dreipunktig berührt 1 ).
16a) und 17a) Wenn ein einstufiges Cur-
vensystem S t und ein zweistufiges S 2 ge-
geben sind, so kommt es OC l mal vor, daß
eine Curve des einen Systems eine Curve"
des anderen Systems dreipunktig berührt.
Dabei bilden die OO 1 Berührungspunkte
eine Curve von der Ordnung
Ml • {K\ + K, + 3. M t ) + r\ + 3 . M s )
+ k l .M t *)
Es kommt ferner eine endliche An-
zahl mal vor, daß die drei in einer
Berührungsstelle unendlich nahen
Schnittpunkte ingeraderLinie liegen.
Diese Anzahl ist gleich:
la Soc. -math., tome V , p. 14 durch die von ihm erwei-
terte Zeuthen'8che Geschlechtsformel. Dann erkannte sie
auch Zeuthen in den Comptes rendus, tome 89, p. 901
mit Hülfe des Princips von der Erhaltung der Anzahl.
1) Diese Zahl bestimmte zuerst Zeuthen in den
Comptes rendus, tome 89, p. 947 durch geschickte Be-
nutzung des Princips von der Erhaltung der Anzahl
(Form III des Princips, cf. meinen »Kalkül« §. 4.) •
2) Dieses Resultat, sowie alle folgendeu, dürften neu
sein. Als ich Herrn Zeuthen die Zahlen 16a) und 20a)
mitgetheilt hatte, fand er dieselben auch durch seine
Methode.
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381
S.I*\.E! , t + k l .E> 1 + (K 2 + SM 2 ).
20a) und 22a) Wenn zwei zweistufige
Curvensystenie S t und£ 2 gegeben sind,
so kommt es OC 2 mal vor, daß eine Cur ve
aus S t eine Curve aus S 2 dreipunktig
berührt, und z war geschieht dies in je-
dem Punkte der Ebene so oft, wie die
folgende Zahl angiebt:
M 1 .K 2 + K % .M 2 + 3. M t . M 2 .
Dabei kommt esOO 1 mal vor, daß die
drei in einer Berührungsstelle unend-
lich nahen Schnittpunkte in gerader
Linie liegen. Die so entstehenden OO 1
geraden Linien hüllen eine Curve ein
vom Range:
K\.K' 2 + K\.K 2 + K X .K' 2 + Z.M X .K' 2
+ 3.K\.M 2
Die Sätze, welche sich auf die dreipunktige
Berührung zwischen Curven aus 3 oder 4 ge-
gebenen Systemen beziehen, ergeben sich
aus den obigen Formeln meist auf mehrfache
Weise. Es seien z. B. ein einstufiges System
S t und zwei zweistufige Systeme S 2 und S 3 ge-
geben. Dann kann man aus den Formeln 20)
bis 23) die Anzahlen für die OC 2 Berührungen
zwischen S 2 und S s entnehmen, und dann die
Formel 15) derartig benutzen, daß man die so
gefundenen Anzahlen für die mit dem Index 2
verseheueu Symbole setzt, dagegen für die mit
dem Index 1 versehenen Symbole die auf S x be-
züglichen Zahlen ju'j, ifc-, k\ einsetzt. Man
kann aber auch ans den Formelu IG) bis 19)
die Anzahlen für die CO 1 Berührungen zwischen
30
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382
5j und S t entnehmen, diese Anzahlen in Formel
12) oder 13) für die mit dem Index 1 versehe-
nen Symbole setzen, und die Werthe der mit
dem Index 2 versehenen Symbole aus S 3 be-
stimmen. Ebenso gelangt man in den übrigen
Fällen auf mehreren Wegen zu den gesuchten
Anzahlen, und erhält sowohl dadurch, wie auch
durch die Forderung der Symmetrie Controlen
der Rechnung.
Anzahl - Sätze über die dreipunktige Berührung
zwischen drei Curven.
24) Aus einem gegebenen einstufigen
Systeme S* und zwei gegebenen drei-
stufigen Systemen £> 4 und S 9 ergeben
sich so oft mal drei den drei Systemen
angehörige Curven, welche sich an der-
selben Stelle gegenseitig dreipunktig
berühren, wie die folgende Zahl au-
giebt:
.(K 2 .K' 3 + K\.K 3 + K\.K\ + 3M*.K 3
-j- 3 M 2 . 2T' S + 3 . K t M z + 3 . K\ . M s
+ 9.M 2 M S )
+ M ' x -{K\.K 3 + *2 K's + *s + 3 JPb
+ 3 . M , . K 3 + 3 . K* 2 . M , + 3 . K r M s
+ k , t .(M 2 .K s +K 2 .M 3 +3.M 2 M 3 )
25) und 26) Wenn drei zweistufige
Systeme flf x , S 8 gegeben sind, so
kommt es OO 1 mal vor, daß sich drei
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383
den drei Systemen angehörige Curven
in denselben drei unendlich nahen
Punkten dreipunktig berühren. Die
dadurch hervorgerufenen OC 1 Berüh-
rungspunkte bilden eine Curve von der
Ord nung:
+ M t . (K, IT, + K s K\ -\- K's E t )
+ M a .(K x K 2 + K, K\ + K\ K t )
+ 3.M i M i .(2.K l +K\)
+ Z.M 3 M 1 .{2.K t -\-K' t )
+ 18. M l M t M 3 .
Dabei kommt es eine endliche An-
zahl mal vor, daß die drei unendlich
nahen Schnittpunkte der drei Curven
in gerader Linie liegen. Diese Zahl
ist gleich:
K\ K i K 3 + K x K' t K 3 + K x 2T 2 K' t
+ K, K\ K\+ K\ K^K' 3 + K\K' 3 K 3
+ 3 M t .(K t K' 3 + K' t K 3 + K\ K> 3 )
+ 3 M s .{K, K\ + K< 3 K t + K\ K\)
+ 3 M, . (K, K\ + K\ K t + K\ K\)
+ 9M i M B K\ + dM^I.K', + ^M,M 3 K' 3 .
Anzahl -Satz über die dreipunktige Berührung
juvisehen vier Curven.
27) Wenn vier zweistufige Systeme
von Curven, S 1 , S 3 , S 3 , S i gegeben sind,
so kommt es eine endliche Anzahl mal
30*
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384
vor, daß sich vier den vier Systeme an-
gehörige Curven in denselben drei un-
endlich nahen Punkten dreipunktig
berühren. Diese endliche Anzahl ist
gleich
M x (JP f K 3 K A + K„K\ K A + 2T 2 K s K\
+ K 2 K\ K\ + K\ K s K\ + K\ K\ K 4 )
+ M % .( ) + M 9 .( ) + M A .{ )
+ 8.JT, M % .{K % Ki+K\K? A
+ 2.K S .K\+2.K' S K A )
+ 3.^ M z . (....) + SM t M A . (....)
+ 3 M 2 M 9 . (....) + 3 M. 2 M A .(....) + 3Jtf 3 M 4 (....)
wo in die durch Punkte ausgefüllten Klammern
immer diejenigen Ausdrücke gehören, welche
dem in der vorangehenden Klammer stehenden
Ausdrucke analog sind.
Sind die gegebeneu Systeme Kegelschnitt-Sy-
steme, so reducirt sich jeder der obigen Aus-
drücke auf 1 oder 2 Glieder, weil ein Kegel-
schnitt weder eine Spitze noch eine Wendetan-
gente hat. Z. B. erhält man aus 27) für Kegel-
schnitte das Resultat, daß es bei 4 gegebenen
Kegelschnitt- Netzen 54 mal vorkommt, daß 4
den 4 Netzen angehörige Kegelschnitte sich in
denselben drei unendlich nahen Punkten drei-
punktig berühren. Zahlen -Beispiele für höhere
Curven kann man in großer Mannichfaltigkeit
aus meinen Zahlen - Tabellen für Curven dritter
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385
Ordnung entnehmen (Kalkül d. abzähl. Geom.
p. 140 bis 142 und 158). Z. B. ist für eine
cubische Curve mit Spitze:
n = 3, n' = 3, * = l,
für das System aller solcher durch 6 gegebene
Punkte gehender Curven :
t* = 24, p' 60, k = 12, h 1 = 72,
und für das System aller solcher durch 5 gege-
bene Punkte gehender Curven:
M = 18, K = 2, K' = 32.
Durch Einsetzung dieser Werthe in die For-
meln 12a) bis 27) bekommt man Anzahlen, von
denen wir beispielsweise hervorheben.
Es giebt unter den durch 5 gegebene Punkte
gehenden cubischen Curven mit Spitze
3.32 + 3.2 + 10.18 = 282,
welche eine gegebene cubische Curve mit Spitze
dreipunktig berühren.
Gegeben sind 3 Gruppen von je 5 Punkten,
und für jede Gruppe das System aller durch die
fünf Punkte gehenden cubischen Curven mit
Spitze. Es kommt qq 1 mal vor, daß drei den
drei Systemen angehörige Curven sich in den-
selben drei unendlich nahen Punkten dreipunktig
berühren. Die Berührungsstellen bilden eine
Curve von der Ordnung
3.18. (2« + 2.2.32) + 3.3.18*.(2.2 + 32) + 18.18«.
Die Resultate dieser Mittheilung lassen sich
leicht auf unendlich kleine Dreiecke übertragen,
deren Ebenen im Räume beweglich sind. Dann
erhält man z. B. Anzahlen für die dreipunktige
Berührung zwischen Raumcurven und Flächen.
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386
Ueber diejenigen algebraischen Glei-
chungen zwischen zwei veränderlichen
Größen, welche eine Schaar rationaler
eindeutig umkehrbarer Transformatio-
nen in sich selbst zulassen.
Von
0. Hettner.
Im 87. Bande des Borchardt'schen Journals
für Mathematik hat Herr Schwarz ein Theorem
bewiesen , welches sich folgendermaßen ausspre-
chen läßt: Wenn eine irreducible algebraische
Gleichung zwischen zwei veränderlichen Größen
die Eigenschaft hat, durch eine Schaar rationaler
eindeutig umkehrbarer Transformationen in sich
selbst überzugehen, so ist der Rang 1 ) der al-
gebraischen Gleichung gleich Null oder gleich
Eins.
Der Beweis , welchen Herr Schwarz für die-
sen Satz mitgetheilt hat, gründet sich auf die
Betrachtung der Riemann'schen Fläche , der
Eigenschaften der Iutegralfunctionen algebraischer
Differentiale uud auf das Additionstheorem der el-
liptischen Functionen. Im Folgenden wird ein
Beweis für jenen rein algebraischen Satz, dessen
Hülfsmittel allein der Theorie der algebraischen
Functionen entnommen sind, gegeben werden
1) Als »Rang-« wird hier diejenige mit der Gleichung
zusammenhängende Zahl bezeichnet, für welche Riemann
den Buchstaben p gebraucht hat. Diese, sowie die in
der Nummer (1) auseinandergesetzten Bezeichnungen und
Sätze sind den Vorlesungen des Ilerrn Weierstrass über
Abel'sche Functionen entnommen und mußten wegen der
Anwendung im Folgenden vorausgeschickt werden.
2) Wie ich erfahren habe, ist Herr WeierBtrass schon
seit einigen Jahren im Besitze eines algebraischen Be-
Digitized by
387
1.
Unter dem durch die irreducible algebraische
Gleichung f (x, y) = 0 definirten algebrai-
schenGe bilde wird die Gesammtheit der Wer-
thepaare y) verstanden, welche die Gleichung
f f/) = 0 befriedigen. Jedes einzelne Wer-
thepaar (x, y) heißt eine S t e 1 1 e dieses Gebildes.
Ist (a, b) irgend eine bestimmte Stelle des
Gebildes, so giebt es stets zwei Potenzreihen
% x (t) und ty s {t) einer unabhängigen Veränder-
lichen t, welche nur Potenzen mit positiven ganz-
zahligen Exponenten enthalten *) , von der Be-
schaffenheit daß, so lange t dem absoluten Be-
trage nach unter einer gewissen Grenze liegt,
die gegebene Gleichung f (x 9 y) = 0 durch
9-a = ^(ft y-b = <ß,(0
identisch erfüllt wird , daß x den Werth a und
y den Werth b für t = 0 erhält, und daß zu
verschiedenen Werthen von t verschiedene Stellen
(x, y) des Gebildes gehören. Ist a oder b un-
endlich groß, (a, b) also eine unendlich ferne
Stelle des Gebildes, so ist x — a oder y — 6 resp.
1 l
durch - oder - zu ersetzen. Ein solches zusam-
x y
meu gehöriges Paar von Potenzreihen heiße ein
Fuuqtionenpaar für die Umgebung der Stelle
(a, b) und werde mit (x t , y) bezeichnet, so daß
*t = « + *i(0, Vt = * + *t(0
weise« für das oben angefahrte Theorem und zwar be-
ruht derselbe auf der Transformation der gegebenen
Gleichung in eine canonische Form, d. i. eine Gtteicbung,
welche ein Minimum von Constanten enthält.
1) Bas Functionszeichen $ soll stets Potenzreihen
dieser Eigenschaft darstellen.
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388
5st. Die Gesammtbeit der durch ein solches
Functionenpaar gegebenen Werthepaare y)
bildet ein Element des betrachteten Gebildes.
Im Allgemeinen gehören die sämrutlichen Stellen
y), welche in der Umgebung einer Stelle (a, b)
liegen, einem einzigen Elemente an. Nur für
einzelne singulare Stellen ist dies nicht der Fall;
aber auch für jene reicht stets eine endliche
Anzahl von Elementen zur Darstellung aller
Stellen in ihrer Umgebung aus. Wird von einer
bestimmten Stelle des algebraischen Gebildes ge-
sprochen, so muß daher für diese singulären
Stellen gleichzeitig das Element bezeichnet wer-
den, welchem die Stelle angehören soll.
Unter einer rationalen Function F(x, y)
des Paares (x, y) versteht man eine rationale
Function der durch die Gleichung f(x % y) = 0
verbundenen Veränderlichen x und y. Stellt
yt) das Functionenpaar für die Umgebung
der Stelle (a, b) des Gebildes dar, und ist
F(x p y t ) = 0f {1 + 19(9} i
so hat F(x, y) für die Stelle (a, b) eiuen end-
lichen von Null verschiedeneu Werth, wenn
r = 0 ist; ist aber die ganze Zahl r>0 oder
r<0, so wird F(x, y) für (a, b) von der rten
Ordnung resp. Null oder unendlich groß.
Bezeichnet man den Rang der Gleichung
f(x, y) = 0 mit so läßt sich stets eine ratio-
nale Function des Paares y) bilden, welche
für e+1 beliebig gewählte Stellen (a., b t \
(a 8 , . (a Q , b Q ) und (x 4 , y') von der er-
sten Ordnung unendlich wird, während es keine
solche Function giebt, welche nur für q belie-
big gewählte Stellen von der ersten Ordnung
unendlich wird. Werden noch die weiteren Be-
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3^9
dingungen hinzugefügt, daß jene Function für
die Stelle (a 0 , /; 0 ) verschwinden und daß in ih-
rer Entwickelung nach Potenzen von x — x 4 der
Coefficient von (x — x 4 )" 1 gleich —1 sein soll,
so wird hierdurch eine rationale Function des
Paares y)
B (x, y ; x 4 , y 4 )
eindeutig bestimmt.
er a
Stellt nun (x t , y t ) das Functionenpaar für die
Umgebung der Stelle (a a , b a ) dar, so ist
« a
H(z p y t \ s',y') = f*H (x 4 , y\ + HP (x 4 , y<\
G(x,y) a und der Ableitung ^ — =f(x,y) 2
Die durch diese Entwickelungen definirten q
rationalen Functionen H(x,y) a des Paares {x,y),
welche sich als Quotienten einer ganzen Function
Bf Mi
dy
darstellen lassen, sind von einander linear unab-
hängig und besitzen die charakteristische Eigen-
schaft, daß für jedes beliebige Functionenpaar
{x t ,y t ) stets
dx
R(*e9 t ) m ^'«m («-1,2,-..«)
ist. Umgekehrt läßt sich zeigen, daß eine ra-
tionale Function R y) des Paares (#, y), wel-
che für je de 8 Functionenpaar der Gleichung
dx.
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390
genügt, eine ganze lineare homogene Function
der q Functionen H(x ) y) i
ß=Q ß
ß ß dx,
J<0
ist.
Die Integrale der q Functionen H(x, y) a
bilden die q Aberachen Normalintegrale
erster Gattung, während die Integrale der
q in der obigen Entwicklung als Coefficienten
von t definirten Functionen H ( ^ ) (x^y) a die q
Normalintegrale zweiter Gattung
liefern.
Bezeichnet (x' t ,y' t ) das Functionenpaar für
die Umgebuug der Stelle (#', y 4 ) und (x p y t ) das-
jenige für die Umgebung einer beliebigen von
(a ff , b a ) und (x\ y') verschiedenen Stelle (a, 6),
so werden durch die Entwicklung
B (x, y ; x' p y' t ) ^ - - 1 H (*, y ; x\ y)^ f
M
rationale Functionen H(x,y; x\ y')^ des Paa-
res (x, y) definirt, deren Eigenschaften sich durch
die Gleichungen
H {x' e y\; x', y% = r*- 1 + $(Q,
H{x t ,y t ;x' t tf) M = V(t)
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391
darstellen lassen. Die Function H (x, y; x\ y')^
wird demnach für die Stelle (x 4 , tf) von der
\ fj. + l)ten Ordnung und für jede der Q Stellen
(a ß , b a ) von der ersten Ordnung unendlich, wäh-
rend sie im Uebrigen endlich bleibt.
Setzt man zur Abkürzung
dx 4
wobei die Functionen h (x\ y') rationale Func-
tionen des Paares (x\y*) darstellen, so wird •
Jede rationale Function F(x } y) des Paares
(n, y), welche für ein einziges Werthe-
paar (x\y') von der pten oder von niederer
Ordnung unendlich wird, läßt sich auf die Form
F(x,y) = C 0 + C t H(x,y;x',y') 0 + (J % H(x^x' r y%
+ ... + C 9 H{x,r* x\ y') Q _ x
bringen, wobei die Coefficienten C tt G t f • C
das System der q linearen homogenen Gleichungen
Oi »0 rt + C 2 h(x',y')„ +
+ C p h (*', y') op - 0, (o - 1,2,... e)
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392
befriedigen müssen. Umgekehrt, wenn man aus
diesen Gleichungen endliche und wenigstens
theilweise von Null verschiedene Werthe für
0 1> C 2 , . . . C erhält, so ist
F(x*, y' t ) - C t t~ x + C 2 1~* + ..+Cf e f^+m
F h h = $ Ä
F [x v y t ) = y {t),
es hat also F(x,y) die verlangte Eigenschaft.
Ist der Rang q der Gleichung größer als
E i n 8, so existirt stets eine endliche Anzahl
»Stellen (#', y') von der Beschaffenheit , daß es
eine rationale Function F(x,y) des Paares y)
giebt, welche für eine einzige solche Stelle
[x',y 4 ] von der «ten oder niederer Ordnung un-
endlich wird, während sie im Uebrigen endlich
bleibt. Istaber der Rang der Gleichung gleich
Eins, so giebt es keine rationale Function
des Paares y), welche nur an einer einzigen
Stelle von der ersten Ordnung unendlich wird;
denn eine solche Function kann nur vorhanden
sein, wenn der Rang der Gleichung gleich
Null ist.
2.
Die hinreichende und nothwendige
Bedingung dafür, daß sich aus dem System
von linearen Gleichungen endliche und wenig-
stens theilweise von Null verschiedene Werthe
für C tf C %f . . .C Q ergeben, ist das Verschwinden
der Determinante
I a (*', I , M = i,2,...«).
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393
Wenn der Rang der algebraischen Gleichung
ffay) = 0 größer als Eins ist, so ist diese
Determinante weder identisch Null, noch eine
von Null verschiedene Constante. Denn im er-
steren Falle könnte man für jedes beliebige
Werthepaar [x',y') die Coefficienten C l ,C 2 ,...C Q
in der Function F[x,y) so bestimmen, daß
F(x } y) nur für jeues Werthepaar von der pten
oder niederer Ordnung unendlich würde, und
im zweiten Falle ließen sich die linearen Glei-
chungen nur durch C l = 0, C a = 0, . . . C Q = 0
befriedigen, eine Function jener Beschaffenheit
wäre also für kein einziges Werthepaar (#', y 4 )
vorhanden; beides widerspricht aber dem am
Ende der vorigen Nummer Bemerkten. Jeder
Gleichung f(x,y) = 0, deren Rang größer als
Eins ist, genügt vielmehr eine endliche
Anzahl Werthepaare {x',y 4 ), für welche die
Determinante | h (x 4 , y') - 1 verschwindet.
3.
Es werde nun angenommen, die irreducible
algebraische Gleichung f(x } y) = 0 gehe durch
eine Schaar rationaler Substitutionen
(1) x = P($, V ;s) , y = Q&n*),
aus welchen umgekehrt
(2) * = Px(*,y;«) , n = Q t (w)
folgt, in sich selbst, d. h. in die Gleichung
ffav) = 0 über. Die Functionen P, Q resp.
PnQi sind hierbei der Voraussetzung nach ra-
tionale Functionen ihrer beiden ersten Argumente
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394
(£, ff) resp. (x, y) und analytische Functionen der
Größe s } des Parameters der Schaar. Die
Gleichungen (2) liefern zu einem gegebenen
Werthepaar (x, y) für verschiedene Werthe € im
Allgemeinen verschiedene Werthepaare (5, 1?).
Aus der Gleichung (1) folgt
dx dx ,
dx = ~ d-/ (l ^ d lf_
f&y)* f(x,y) t f(&v)i
gesetzt ist und r(£, 17;*) eine rationale Func-
tiou von (J, fj) und eine analytische Function von «
bedeutet.
Sind {x'p y' t ) und i^) die zwei zu
Folge der Identitäten (1) und (2) sich entspre-
chenden Functionen paare für die Umgebung der
beliebigen Stellen (x\ y') resp. (£', 17'), wobei
(3) r = i\ (*',?';•) , i 1 - Oi^.rM)
sein muß, so ergiebt sich
dx\ = fffrV y't) a dx' t
H &*1t't). dt f(x' t ,y' t ) 2 dt
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und da die linke Seite dieser Gleichung für je-
des Functionenpaar (x^y' t ) eine Potenzreihe
(t) ist, so folgt auch, wenn
f{tv%
gesetzt wird, für jedes beliebige Functionenpaar
Es hat mithin die Function y;e) a für
alle Functionenpaare die charakteristische Eigen-
schaft einer Function H(£,fj)ß, sie ist also ein
lineares homogenes Aggregat der q linear unab-
hängigen Functionen H(^fj)y.
R(*W) m - v B + 9 CO«, B »),
+ ... + »W -f lT(l.f) l p
wo nach Nummer (1) der Coefficient
ß
also unabhängig von (g,tj) und nur eine analy-
tische Function von s ist. Demnach besteht die
Identität
*<*v sa^r - »«.t *<r,f;, fp+
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396
Die Entwicklung beider Seiten derselben nach
Potenzen von t ergiebt
= 1
und hieraus folgt durch Vergleichung der ent-
sprechenden Potenzen von t auf beiden Seiten
+ 5P W a2 Ä (5'« fO M + ~ + y W«e Ä (r, * V
(a,j8 = 1,2,..?).
Nach dem Multiplicationstheorem der De-
terminanten ist daher
I *( *'i y0 a/J I = I f W«, I ■ I * (*', ?%, I .
(<*,/» = 1,2..^).
Die Determinante | y («) « | ist eine analy-
tische Function von s ; beschränkt man daher €
auf einen hinreichend kleinen Bereich , so wird
sie nur für eine endliche Anzahl Werthe von e gleich
Null, und nach Ausschluß dieser singulären Werthe
des Parameters f verschwinden für jeden ande-
ren zulässigen Werth von e die beiden Deter-
minanten | h (x', y 4 ) - 1 und | h (£', tj')^ | gleich-
zeitig.
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397
4.
Der Rang der Gleichung f(x,y) = 0 sei
nun größer als Eins, so ist nach Nummer
(2) eine endliche Anzahl Werthepaare (x\ y')
vorhanden, für welche die Determinaute | h (x\ y')^ j
verschwindet. Wird zu einem bestimmten dieser
Werthepaare (#', y') das Werthepaar (5', y 4 )
aus der Gleichung (3) berechnet, so ist die De-
terminante j h (£', H*) a ß | ebenfalls gleich Null,
welcher nicht -singulare Werth auch dem Para-
meter e gegeben werden möge; d. h. aber: es
existirt eine rationale Function des Paares
(5» welche nur für die Stelle (£', tj') uud
zwar von der ^ten oder niederer Ordnung un-
endlich wird. Da dies für jeden der unendlich
vielen nicht ausgeschlossenen Werthe des Para-
meters gilt, so müßte es also für unendlich
viele verschiedene Stellen (2?', f 4 ) ratio-
nale Functionen des Paares (£, fj) geben, welche
nur an jener einen Stelle ($', ij') unendlich von
der eten oder niederer Ordnung würden, was
nach Nummer (1) unmöglich ist. Die Annahme,
der Rang der Gleichung f y) = 0 sei größer
als Eins, führt demnach, wenn die Gleichung
eine Schaar rationaler eindeutig umkehrbarer
Transformationen in sich selbst zuläßt, auf ei-
nen Widerspruch.
Ist der Rang (> gleich Eins, so verlieren
die vorhergehenden Schlüsse ihre Gültigkeit, weil
dann überhaupt keine rationale Function des
Paares y) existirt, die nur an einer einzigen
Stelle von der gten, d. i. von der ersten Ord-
, nung, unendlich wird. Jede Gleichung, deren
Rang gleich Eins ist, läßt sich aber durch eine
31
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398
rationale eindeutig umkehrbare Substitution in
die Normalform
transformiren , welche bekanntlich die mit dem
Additionstheorem der elliptischen Functionen zu-
sammenhängende Eigenschaft besitzt, sich durch
eine Schaar rationaler eindeutig umkehrbarer
Substitutionen in sich selbst überfuhren zu
lassen. Daraus folgt, daß die in dem obigen
Theorem ausgesprochene Eigenschaft jeder
Gleichung des Ranges Eins zukommt
und, wie unmittelbar klar ist, auch jeder
Gleichung des Ranges Null, während ge-
zeigt wurde, daß keineGleichung höheren
Ranges dieselbe besitzt.
Universität,
Philosophische Fakultät.
Mit dem 1. Juli übernimmt das Dekanat der
philosophischen Fakultät Herr Professor Dr.
Ehlers.
Am 19. Juni hat die philosophische Fa-
kultät Herrn Dr. Gustav Karte von Berlin die
venia legendi für Archäologie ertheilt.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Mai 1880.
Verhandlungen der zoolog. boUn. Gesellsck in Wien..
Bd. XXIX. 1879.
Digitized
399
Verhandlungen des natorf. Vereins in Brünn. Bd. XVII.
1878.
Revista Euskara. No. 25. April 1880.
Natare 548. 550. 551. 552.
Amen«. Journal of Mathematica. Vol. II. No. 4.
Erdelyi Muzeum. 4. äs 5. 1880 (Bogen 7—10).
Bulletin de l'Acad. Roy. de Belgique. T. 49. No. 3.
26. u. 27. Bericht des Vereins für Naturkunde zu Cassel.
Zeitschrift für Meteorologie. XV, Mai 1880.
Leopoldina XVI. 7—8.
Jahresbericht der Lese- u. Redehalle der deutschen Stu-
denten in Prag. 1878—80.
Jahrbuch der k. k. Geolog. Reichsanstalt. Bd. XXX.
1880.
Verhandlungen derselben. 1880. No. 1-5.
Grammaire Arabe de C. P. Caspar i, traduite par Uri-
coechea. Examen critique par L. Gautier, Gand.
1880.
Zeitschrift der deutschen morgenländ. Gesellschaft. Bd.
34. H. 1.
E. Kuhn und A. So ein, wissenschaftl. Jahresbericht
über die morgenländischen Studien. H. 1—2.
C. Brünns, Neue Bestimmung der Längendifferenz zwi-
schen den Sternwarten zu Leipzig und Wien. 1880.
(Abhandlungen der Sachs. Gesellsch. d. Wissenschaften
math.-phys. Gasse XII, 4).
Berichte der Verhandl. der Gesellsch. der Wiss. zu
Leipzig.
— Mathem. phys. Classe. 1876. Bd. 31.
- Philos. histor. Classe. 1875. I. II.
Transactions of the Zoolog. Soc. of London. Vol. X.
P. 18. Vol. XI. P. 1. 40.
Proceedings for 1879. P. IV.
Polybiblion. Revue bibliographique universelle. 6iem
livraison. Mai. Partie technique. P. literaire.
Dr. E. Lucius, Die Therapeuten. Strassb. 1880.
C. Struckmann, die Wealden - Bildungen in d. Umge-
gend v. Hannover. 1880.
H. Hilde bra n dsson, Bulletin mensuel de l'Observat
meteor. d'Upsal. Vol. XI. 40.
List of the vertebrated animals in the gardens of the
Zoolog. Soc. first Supplement.
Publicationen der astrophysikal. Gesellsch. zu Potsdam.
Bd. L 4° Potsdam 1879.
Annales de TObservatoire R. de Bruxelles. 5—7. 10.
Digitized by Google
400
Monthly Notices of the R. Astron. Soc. Vol. XL.
No. 6.
Balletin de la Societe Mathe*matique. P. VIII. No. 8.
Atti della R. Accad. dei Lincei. Vol. IV. Fase. 5.
Monatsber. der Berliner Akad. der Wiss. Januar 1880.
Statistica della Morbosita ossia frequenza e durata delle
Malattie. Roma 1875.
Astron. magn. u. meteorol. Beobacht. der Sternwarte zu
Prag. 1879. 4°.
Memoire of the R. Astronomical Society. Vol. XLI.
1879. 4.
Proced. of the London mathem. Society. No. 156 — 158.
Bulletin of the Museum of Comparative Zoölogy. VI.
5-7.
Transactions of the Connecticut Academy. Vol. V. P. 1.
Vierteljahrsschrift der Astron. Gesellsch. 14 Jahrg.
4. Hft.
C. Krüh hr, Catalog der Bibliothek derselben.
L R. Landau, Religion u. Politik. Budapest. 1880.
Abhandl. des naturwiss. Vereins, zu Bremen. Bd. 6.
H. 2-3 u. Beilage 7.
Anales de la Soc. scientif, Argentina. April. 1880.
C. Marignac, sur les terres de la Samarskite. 1880.
Popolazione. Movemento dello stato civile. Anno 1878.
Introduzione. Id. Anno XVU. 1878. Roma 1880.
A. v. Miller-Hauenfels, die Dual-Functionen. Graz
1880.
J. B. Telfy, Opuscula graeca. Budapest. 1880.
H. Scheffler, die Naturgesetze. Th. III. 6—8. Lief.
1880.
Statistica della Emigrazione italiana all' estero nel 1878.
Roma. 1880.
Sitzungsberichte der naturwiss. Gesellsch. Isis in Dresden.
Jahrg. 1879 Juli bis Dec.
B. Boncompagni. Cinq lettres de Sophie Germain a Ch.
Fr. Gauss, publiees par B. B. Berlin. 1880.
Für die Redaction Terantworüich : E. Ethnisch, Directord. Q6tt. gel. Anz.
CommieirioTts- V«rlap der Dietetich' sehen Verlags - Buchhandlung.
Druck der Diele* ich! sehen Unit. - Bnchdmckeiet ( W. Fr. Kutstner).
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401
Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
30. Juni. M 12. 1880.
Königliche «eadhchtft der WiN*en*ehaftm.
Bruchstücke der oberaegyptischen
Uebersetzung des alten Testamentes.
Von
Adolf Einum. •
Vorgelegt von P. de Lagarde.
Die hier veröffentlichten Fragmente der ober-
aegyptischen Uebersetzung des A. T. sind Co-
pien entnommen, welche Moritz Schwartze
1848 in England von dortigen Handschriften
angefertigt hat. Bei der übermäßigen Sorgfalt,
mit der dieser Gelehrte jedes Pünktchen auch
des schlechtesten koptischen Textes in seinen
Arbeiten zu registriren pflegte, darf man wohl
annehmen, daß er auch auf seine Abschriften
gleichen Fleiß verwendet hat. Ich gebe dieselben
im Folgenden wortgetreu wieder; die kleinen
Schäden des Textes habe ich ungeändert gelassen.
Was die Worttrennung anbelangt, so ist dabei
eine gewisse Willkür nicht zu vermeiden ; das
einzige, was sich hier bis jetzt erstreben läßt, ist
leichte Verständlichkeit des Textes.
Sehen wir von einigen unbedeutenden Bruch-
stücken noch unpublicirter Psalmen ab, so bieten
die Schwartze'schen Abschriften folgende Frag-
mente des A. T.:
32
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402
Genesis 48, 1—19
Exodus 16, 6—19, 11
Numeri 21, 1-9
Deuteron. 8, 19— 9,. 24
Regn. I 28, 16—30, 5
Regn. U 17, 19—29
lob 29, 21-30, 8
Isaias 1, 2—9 3,9—15 12, 2—6 13,2—10
28, 6-15 50, 4—9 53, 7-12 63, 1-7.
Ieremias 9, 7—11 22, 29 — 30 23, 1—6
32, 42—36, 7. Apokryphe Stelle.
Ezechiel 21, 14—17 28, 1—19 36, 16—23.
Arnos 3, 1—6 8, 9—12.
Michaeas 7, 1—20.
Sap. Salom. 2, 12—22.
Vier Handschriften sind es, denen diese Frag-
mente entnommen sind:
A. — „Sahidic Fragment of the book of
Exodus, copied from an ancient Fragment on
Vellum. Cairo Jan. 29 th - 1839". In Tattams
Sammlung. Abschrift eines guten Manuscripts,
mit sparsamer, aber correcter Bezeichnung des
Halbvokals; zu bemerken ist, daß n denselben
auch vor Vocalen behält: n^^-^on, no«r^T c, *~
CTKpjott usw; c steht anstatt seiner stets in eirr*.
Beeinflussung durch unteraegyptischen Dialekt
mag man in für **j erkennen. Interessant
ist die häufige Worttrennung durch den Apo-
stroph; iu&&' nofoig und « (resp. ttoy^o) eAoV
£Ä sind bemerkenswerthe Zerlegungen.
B. — 3 Pergamentblätter der Tattam'schen
Sammlung, Fragmente einer mehrbändigen Hand-
schrift der Königsbücher (pp. 101—104 des er-
sten und pp. 63 — 64 des zweiten Bandes). Zu dem-
selben großen Manuscript gehörten, wie aus der
Gleichheit der Schrift und der eigenthümlichen
Orthographie beider hervorgeht, auch die von
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403
Zoega als Cod. Sahid. XV bezeichneten Bruch-
stücke der beiden ersten Bücher der Könige.
Charakteristisch für diese Handschrift ist die
ausgedehnte Ersetzung des Halbvocals durch e;
wir haben hier die Schreibungen exen, gi*eA&,
nfcjLtjLt,M\, ereüJUÄ.Y , carreju., THyreit, ujepen,
«tqajopencj , Hpen, nujHpe, eitoTpauae usw. Zu-
weilen verfällt der Schreiber auch in den ent-
gegengesetzten Fehler, und schreibt *i*pq, a*£
für aic£ und jui^peq. Auch die Verwechselung
von & und q ist ihm nicht fremd : £iuq steht für
grafc. und ne&epurce gar für neqepui-re. Eigen-
namen und Fremd worte misshandelt er; der
c*irrp*nHc verdankt sein n wohl der Analogie
von c^ngojuiirr, c^huj^g usw.
C. — 4 Pergamentblätter in Tattams Besitz:
pp. 129 — 136, Bruchstück des Ieremias. Späte
Schrift, etwa wie Zoega Cl. VIII 33. Für Set-
zung des Halb vocal Zeichens gilt, daß von zwei
anlautenden Consonanten der erste (iw^g, ii «Wct,
auo^f), von zwei auslautenden der letzte (oydm'g,
Hph, ujoph) punetirt wird. Die Praefixen des
Subjunctivs erhalten zwei Puncte: iiq, ni*; ein
auslautender Consonant, dem oy vorhergeht, wird
ebenfalls mit dem Punkt versehen (enofq, egoxn,
equLooyV). Alles, wie mir scheint, Zeichen, daß
der Schreiber bei der Setzung des Punktes schon
nach conventionellen Regeln verfuhr. — Auf
unteraegyptischen Einfluß deutet das Vorkommen
der Abkürzung n<^c für irxoeic.
D. — - „Codex Biblioth. Bodleianae Coptico-
Sahidicus bombyeinus in folio (Hunt. 5) u .
Acht Fragmente einer Liturgie der Osterwoche,
deren unteraegyptische Recension in Paris (vgl.
Quatremere, Rech. p. 116) und in Tattam's Samm-
lung (vgl. Proph. major, ed. Tattam Praef.) vor-
handen ist. Die Schrift gleicht etwa Zoega
32*
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404
Cl. VII 27. Die Setzung des Halbvocals ist
im Allgemeinen correet; r vor Vocalen bleibt
unpunctirt, ebenso meist auch der Artikel. Auch
hier steht einige mal na'c für iraoeic. Folgen-
des ist der Inhalt der einzelnen Bruchstücke:
1. p. 239—240.
Ezech. 36, 16—23
Psalm 108, 1—3
2. p. 246.
Mi co iWeyigK TW nttpfeCRepi
Arnos 3, 1 — 6
Psalm 58, 2 und ?
3. p. 251—252.
lerem. 9, 7—11
Ezech. 21, 14—17
4. p. 259—260.
Iesa. 28, 6—15
Psalm 2, 1—5.
5. p. 266-281,
Deuter. 8, 19—9, 24
Isai. 1, 2—9
lerem. 22, 29—30. 23, 1—6.
Ieremias (apokryphe Stelle)
Sap. Sal. 2, 12—22.
Michaeas 7, 9—20
Ezech. 28, 1—19.
Psalm 34, 11—12. IG.
6. p. 287—294.
ofK^HPHCic xuienciurr *.n* nu^&niutc ne-
XP HC ocTOjaoc.
■sn ujoxi i4 jj.ne£OOT irm^p^CRCYH xinn^c^Ä.
eToy^eJu uj^pe nA^oc. ccuoy^ e^oyn ctcrrAh-
cik. nccr*£0 cp^Tq jüluAiaaiih nTecr^ypoc ic.
£ii 'XJüLHTe n-reRRAHciÄ. eujiune jüuuii Aiaxkr
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405
ujoon. n^pofT^Jo epanrq uo-f tto^ nc*rpoc ätcc-
ujkeiro. ncecroAi^e jjuuLoq. nceROCAiei jjuaoq
gijt jutfi-rc^e mm luofcuuuc cn&ogc coyhvoy
^ai jut^po^eige ngen^oypH AtneqxWo e&oA epc
no^Hfifii t^Ac CTOino^qe ££p*i* nof* r\oy*>
k*~tä -rcq-r^ic. «xe &qxooc Mi jut^pnoc ncf-
^kvcAicthc -xc ^ycrpo"^ xixioq gH in tgouric.
*>yuu xi^pof aitg nnei &.nornuicic e*rcHg.
Genes. 48, 1—19.
Isai. 50, 4—9.
Isai. 3, 9-15.
Isai. 63, 1—7.
lob 29, 21-30, 8.
7. p. 297.
1 Cor. 1, 31—2, 1
Psalm 37, 18 und ?
8. p. 304-312.
[<>TRfc.}eHT«HCic Ä[ncnei]arT *n* k[**n«t]cioc
n^p9£H[enjc]Ronoc.
m co AinegooT n"m^p«kCReTH.
Numeri 21, 1—9.
Isai. 53, 7—12.
Isai. 12, 2-6. 13, 2-10.
Arnos 8, 9-12.
Genesis 48, 1—19.
TTVCIUCCIC JLJUÜtaTfCHC O npCKjHTHC.
48 1 ^ccgumc «üniw nei^xe. *yxi
noym niaiCH<§ *xc ncReiarr am>R£* ^q«xi jul-
neqajHpe cn*/f. mmu\cch. xin ec^p^uuu &qci
igev ncqciarr. 2 vps.i 11 ^T** 1 ^ m^RUifc cptra
juuutoc. cic neRcgHpe iuich^ iury cg^poR.
A.qö'jÜL^'oAA. iWi iuhA feqgjuooc graik neq^Ao^.
*ne&e i^Rmn hkuch^. xe n^noTpre ^qo^pmiig
nevi e&oA gp^i qk Aof^*».. gjjt nR*.g n^^n^n.
*qcjuof epoi •eq-xw juuutoc. tlc ^n^Y^^nc
juuutoR. T^T^igoR. x ^e^K n £€ncTti*rim«H nngc-o-
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406
noc. -i^ iu\k j[ineiK&^. jliü ncKcnepju«t. Ain-
ncuiR eoyjuuw n*JUL*£re in> cmo. 5 *reito^f ä'e
ncKigHpe cn* T . «^ T «gamc n* R £ ,t kk*ic. **-
n^ei ujcvpoK CKHxie noyi ne. ec^p^iAi juui
jut&n&ccH. efn&igtime n*j nee li^po-r^Hn. aiü
cejuteuin. 6 nujHpe e*reKnA/xnooTp. «111 Teno^p
tyn^LjyLuire n^K. nceutoyre epoor c^p^n nnef-
ciiHy. gn neKAnponojuu*. nneTjüuui^f. 7 eiitHf
•*e e&oA gn nrjuecono^&jui^ irxcYpi^. ^cjuloy
n^i gp^x H ^ ^eiuüt^^T* 2_P M £** nK *2. n X*~
ne^n. iWepeigcnn e^o*]fix r^t* c^mncr^pojULOc.
oxx tik^vo nx^&p^^. eiei e^p&i ec£p&-e>*t. m-
tuijulc «*e juuuloc on tcoih juL^inncr^pojüLOC. ctc
T€ fiHoAcrxi. 8 &> nm<V *2^e m»y ntgitpe
iuoich$ nex*q n*q. 07 epoR ne nw. 9 ne-x*q
n*q Ml iuich^. -xe n&ujHpe ne naa. irr*.
ititor*re T^^f n*i £jui neun*. urs,\q «*e n^i
i&rihä ste eti-TOf epoi. *xcr*c eiecAio*]f epoof.
£*AAo. cjuuri tf'ojUL juuaoq cn*Y e&oA. *qirro*f
e^o-fR cpoq. «.q-fni epoof. n-repeq^oAä'
*2k€ epooy. 11 ne?&*q n^i nmA nitncKc£. eic-
gHHTe JJLHOY^OypOTT JL1TUKOO. &.y\U €IC£HHTe
& nnoyre TOfoi eneRcnepju*. 12 «\ itncnc^ *^.e
svToy eAoA *ot*>* neqn*~r. Äyoftuig'r n*q.
e-xjut ne*]f£0 i-oyv\i €«2uül inu\o. 18 ^q-xi «ax jul-
neqajnpe cn*y nä'i unenc^. e^p^iut gn -req^i-x
üoyiw\.u. -umuxcck tic* ^feoyp üniiiA. «.qn-ro^f
egofn epoq. 14 * niTiA *xe cooyrn eAoA n-req^rx.
tio«fn*juu ^q*r*Aoc e*xii T^ne necbp*uut. ne
nnofi ne n*i. Treq^&oyp «in *x*ne
juuuL&n&ccn. e&qnoiaine nneqd'iK. 15 *qcjuuvr
cpoo^f. «xe nnoyre n*a irr* n*eio*re p&n*q jjl-
neqAJt-ro eiioA. «JipÄ.^Ai juin uw\k. nno^prc
e*rc&&nuj juuuioi. -sin -t^juiWkoyi. ig&^pewi
enoo*)f n^oof. 16 n^t*r»eAoc €*rncv]f^I5. juuuioi efeoA
£jut ne-eocrf nuut. eqecA&of eneiajnpegHJui.
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407
e^fejULOY^c cn*p*n jpea n^H-rof. Jon np*i\ n-
u^cioie. aiipew^ajut. jülh ice^R. iice&tg&i. *yui
riceig anie ecfnod' jüuuLmiuje c^p^i eauüt nK*£.
17 irrepeqn^Y h&i iuichc^. %e k neqejui-x -x^Ae
-rtq^rx noynddUL cxii ec^pewuuu &. n£tnft ujarne
eq^opcg jjLnecpuLTO efeoA. *qidui*£*re htfi iihch$
erc^rx jLUieqeiarx eqrrc ontn T*ne iiec£p&ixi.
exVAoc egp^i e-xii *r*ne juuul^u^cch. 18 nex*q
-xe htfi iuichc^ *neqeim*r * xe n*rei£e *n tc
n^eiurx. n*j v^p ne ncypu juuuuce. A&&T&.A0 n-
TCRä'rx no*yit*JU casA xeq^ne. 19 rVroq %£ jul-
ncqo-yuiiy. e^AAa* nex*q. -xe ^coo-fn n^tgHpe
Exodus 16, 6-19, 11 (Cod. A.)
6 se juuma/f npoype TCTn&euie nxoeic
ncirr&qtt *Teyrii eÄoA £Ü iira.£ ükh jue 7 jül-
nn&T **e ü^TooTfe xeTtUbiu^f eneoof jül-
nxoeic' £B. n-TpeqcarxjuL encriiKpÄÄpjÜL cnnoyrc
&non ^e ,\uon iujul xe : ci uKpUpü. epon 8 ne-
x^q on n^i xiuiycHC xe gjüL n*rpe nxoeic ^
iwrn iioeu^q Unnaqf iiporge eoyiuxi Ä-^fai oei\-
beiR jülu!\^y n^TooTfe eycei Mixonc r^p cuitü
cncx iiKpIipIl n*i iiTüBTn €T£*riiRpii.pXi. üjuoq
cgo-fR cpon *non 6e. ^non iuju epe itc x implipli.
*«*>p ajoon *n eoo-pi cpon 9 «wAA*> coo^n ennoTpre
9 nex*q -xe iiö'i jului ycnc üuevo pü e^pum xe a/xic
nTCfR^^aifH THpc itnugHpe jütijhA ^ neTn-
OTfocin e^ayn Hncjuinro eftoA ILnxoeic &>qcurrjüL
r*p cncxiiKpllpil 10 *qig*xe *xe ii^i &&pcnn R-
tt*2pii TCTn^uuiUH THpc liiiogHpc julhihA ^y-
KOTO*]f eojp&j crepHJüioc ^qo^mn? c&oA nä'i
neooy Zinxoeic gp*i £n oyrAooAc n *q^*xc nVi
nxoeic üuevppjüi Xllu^fCHC , eqxca ZLuoc 12 xe en-
cuj-x H eneKpUpÄJL tiiiujRpe julrihA g^-se nUxi^Y
ckxiu juLuoc 9 -se ilniiÄ.f npof^ft -rcrn^oYtiwüi
tt^civ^q <wfui Unn&Y n^-rooTfc *eTCTn^cei iloem
ü xc xücijuLi ^tioR ne nxoeic neTÜiurpre
Di
408
18 p©T£c 'M fcqtgumc *.cei' eojp^i ii<^i ©T£H ünnpc*
&c£tu&c iini^pejufcoAH ^Too^fe «tqogmne' epe
^urxe nHf cuccht HnRnrre irrndtpeAiAoÄH
14 &yvu cic^hhtc eic crpiR*^ eqnon ^ipü. n^o
lin-x^u 1 ii-ee T\oy&y>u}Hy eqorofcty ii-oe HoY^^q
£p*i orxli mu\o ^^-yn^f «Ä.e epoq n^i nojKpe
ühih'A ne«e no^k no*^fk SÄneT^rrcrf oiq -se crf
ne n*i nc^cooY" ***p *R -xe o-f 1 ne nett&q n^y
R(^i utuiycHc -se n*i ne norm en^ n«xoeic T^q
uhiH ccryojuq 16 n*a ne n ujevxc eit*r*w n'xoeic
£onq €TOO*Tii cmof ^ epo^pn ii£H*rq neTHn
enof*' noy*' oyvai (lies o^igi) e-r^ne 1 k\tü
THiie RneTjGLV^r^H 1107«.' no-)f*^ AJt^peqciuoy^
c £°T n itne-TOYHg njüuut^q 17 «/feipe •Ä.e £i n&j
T\6\ nujHpe jutiihA «/fcuiof^ cjofii jÜLTwaie^oTfo
juit ikmiko^i 18 */fiu nTepofun*rq (lies *aji*rq)
Unuji Une iw\ncooyo p£Of° &yui n^nHO^fi aä-
nqiguicu'T noy^ 1 nof* 1 ^qcoiof^ e^oyn ünrTjm
epoq 19 nex&q «^c it^f ii^i juuiychc -sc unpTpc
koi* en^poy n^H-xq cg* ^too^c 20 *yu\ ü-
nofcuiiü iic*. jmcuycHc ,\'A'A,\ goeine Ruf
cn^^of ü^Hiq ig> oTOo^pe' A>qpfiii*T t^yiu &qRnoc
*.qno*f fopM cxaioy ng'i jucu-ycHC 21 ±,yw ^y-
cusoy £ ZÄjuoq e£0*)pR epjroo*r e' nof*^ nof*' neinn
epoq rqujMioxioxi ^e nö'i npH neyg^qfeuiV c&oV
22 ^cugumc -2we oü lumegeooY 11900*^ *,«yciuoy^
e^oyn iiiteTHn THpo^f epoof c^rhA uji cn^y
enoy*.' noyew' ^fiiaiR *^e e^o*yn THpof nVi u-
\pX ran Tnc'vnM'inrH *t*xooc xt jul ai^CHC ^ncx^q
itä'i xitu^CHc' «sc n*j ne nuj.vxi en r*.
n«soeic -soorj -xe p*c*re *c*^M*w-ron ne newrion
CTO^^fc luraoeic ncT€Tn^o^q TO^q ne*re*r-
nMi^CTq n^CTq *>yu% nci ne^poof o' eparrn
*xnpq *<Vnnit £«wpoq cg* £*TOO*fe 24 ^fR^ewq *2ie
iqov ^TooTpe r^t^ -oe nrw\'jomn eTOOTOy ti&i
xxvaycHc ^yai I&nqRnoe 1 o*f^^ ÄÄH€ qnT iguinc
£p«wi noH-xq ^neot^q «^e u«^ 7\<4\ juaiycHC «xe
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oyuuxx tiHTrii ünooY nc^M^Ton tvwp Hiraoeic
Tie nocvy uTeTit^oe «^c eofon A>n Tcuiigc
26 cooy ngooy CTCTn^coi^ hmth €£Of n ii*xe-
Tit*£C eo^on *n oü nuanwuiq H£OOY «sc
nc^M^Ton ne «sc ünoycain^ o_p&i li^H-xq 27 *c-
ujume -xe gü njuegcdtiyq itgoot; goeme öS. nA^oc
ci* a\>'A ecwo*t;£ h^T egoyn t»yvu ünof^e co^on
28 lf€«s^q n<^i ivsonc niuxo^It AAUi^fCHC j-xe
«1^ Tn&f ü'xcTÜcrY*uiEg *,n ecurrü elt^^€^rxoAi^ ,
&ym iu\nouor 29 *>Tc*xxiit a^f epoq mtoeic x^p
HH-xn ünciooo't; nc*M**roit c*xiie n*j
^q^* itH-xn jÜLTioeiK' 11^007 cn^y öS luutegcoor
"2°°T 11 OT^' nof*/ jüuuturxn jULfepeqo&iooc ©3.
neqHi ZÄnpTpe A^*^ Muunii p nfiioA jüLneqju^
gü. TMJLCgc&cgq ligoof 30 &yiu ÄqcfciifcÄ.Tr^c Hax
*n«,A^oc oü Tuue^ciwigq nooof 81 ^yai *»y*xoy~Te
exieqp^n h£x ilajHpe *Shh^ «xc HAJUMtn* tteqo'
ivee *noffep€igHY eqoipofiiüj c V e TCt^n«
ii^c itoy^rnpic £n o^peluin' ^ncx^q *xe ii^i
jLira^cifc *se tiä.1 Tie nof/wsc etrr^ tvxocic gouq
ctootü «xe xxoyo Unigi ümmuux nTCTit^pe^
cpoq cncin-xaiju -scr^c cfeitiwy enoeiR cht^tc-
-xiiOTOAiq gp^i oü xi/x^ie 1 rrrepc ivxocic 11 thttu
cfeoA gü mu\o iiKHJUf 88 nex^q Tve n^i juarfCHC
üvu\o^n ^^paitt Ticqcon 1 VC *xi ito'f^'AAi^i itnoyfe
iirn<rf*xe epoq lioYuji jüjLi^nn* cqjucg nfKiu' ü.-
Aioq eojwwi ünejuTO c&o<V ünitoyre co^peg cpoq
og^ nfTnrrncÄ' 84 iloe cirx* irxoeic gam e*xx>o*xq
ümarvcHC *> Mpnin ^e R*^q Hxieju-xo efeo'A ü-
HAiR*xpe eo^peo cpoq 85 nujHpc ^c äjLtiih^ t»y-
oymMX Hnjujvnn^ iigjue npojmne cg^n'xofci' cgp^i
eiuu*.' Tiortuo ewY 0 T UIAJl Xs.ixitttiiti&. Bg^w^'xo^fe! ,
eop*j Cfc* il-x e ^oiiurh 36 ncgi -äc nc nofit üjuhtt
nc Ilnajoijrx fiigi.
17 1 ÄCTiuoyn «*c T\6i Tcyn^uuinH THpc
nngjHpe ütiih^ if o'Aoxi nv^ic nein r^'xa. ney-
n&pcjütfiioTiH £itu iiü|AXk Ulu-xou- ikyet ^P* 1
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410
cgpfcffifcCin nA*oc Tve ILnq^e ejuu>oy ecm 2 *kY ra
*T C *£°T nA*oc ä5juluit*chc efxra üutoc *e
Ai^ iwut noyjuooy xck\c eitecoi ne-s^q r^y
iiö'i jutupjfCHc *xc .Nopunü Te*rnc*goT Xäjuloi ^yra
e*rfte o^' **e*x nneip^^e jülttsocic wcTrünoyre 3 &
nA&oc *2ke eine üiumoo^f nxu\ ctHjul^y
*>yvu evqRpüpjÜL iiä'i nA*oc gjüL iluV eTXLu.d,x
enuiycKC 1 e-psLiu jüuuloc «xe ne itaj e-xpeRii-rn
enoA' gü KKAie cjuLoyo^fx jüüuxm julu nenujHpe
JULU ut u i h\iooyi o,\ n elfte 4 juiiu-ycnc **e ^q^xiiyK^K
e£p&i eiraoeie eq-xui ZLutoc xt oy ne ^ueve^q
üneiAewoc e*ri R€ Koy i ne nce^iume epoi hiexÄ.q
*2ke n^i ivsoeic ün\opü xnuycHc Tie Axoctge o^oh'
A&neiA&oc' nü-xi «^e njüüa&K eioA £ii nenpecAf-
-repoc UnA&oc *>yuu utfepiun n*j cnT^Rpe^T
neiepo' üoh -j c] nu-si jüuuoq £p*i oTI TeRö'nL
ucnuiR 1 6 eic^RKTe Txe ähor' ^Ä.gepfcT tck^h
£P*a oi i ne-x pev iv^aipHn *>yxn eReptu^r n-
Tiiei-pÄ. htc o^JüiooTf igo^o enoA ü^htc nqcca
n^i u'Acvoc ^qeipe *xe oihm R^i ajliu^chc wiiano
enoA n ü ujii pc Äin I h A *^•]p cI1, ^Hpo^" 7 ^quof-rc
enp^n xnaux eTJÜUut*^ *se nneip^cutoc ,\ym
nc^^oY ' 2te &T nef P*Z € ünosLoeic ey^ai Hjuloc ■xe
ün-xoeic tgoon ü^htii «xit XL&ion' 8 *qo Tve lis'i
"mi.n'Amk ^q^ucge 1 julK iuhA £p*i £n £p*^r^em
9 lu-xcvq «^e uVi AiraycHC mu\opü mco-fc «e cujrrn
iiä.r Tigenpuixie ii-xiuaipe iirfecnR e&oA ii^cp ü'Acvo
enoA *£jutit hm^'Amk up^cre *>y\n eic^HHTC
e^noR ^^ep^Tr grxfi *A>ne jülttjul*' ei^oce epe
iiä'epiiin jüinitoyre £fi -rew^Vx 10 *qeipe «^e iiä'i
iRccryc -ee en-rd.q'xooc i\*q it<^i lAiu-ycnc
&qnaiR enoA &qcp jü'Aixo eAoA julr h^jul^Ahr
juturfCHc Tve ^yai &&puin utn aip &Y & ^ e P^ ro T
* 'imu' um ä.A n ^Yai og^coginiie epog&n junaycMc
qi imeqä'rx. e^p&i ig&.q^GuL^ojut il<^i hJkA ep^&n
AiurycHC Tve r«. neq^i« enecHT* tg^qöGü^ojut il^i
umiov Ahi: 12 üVrx. oxe ÜAXtirifCRC ^y^pocg ^-p 2 "
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411
iioyuine *y Riw^q £&poq ewqojuooc. e£p&.i e*xuiq
A,\pim\ t*x aiii mp nefqi neqä'nt oy^' *£h
mceJ üjuioq &yui Keof*S £i nea üjuioq ^urac
n^i n^Vx ÜJUH117CHC eY'r^pHT uja nn*/r ZüipH
eqn^^ami 13 ihcoyc ^q^e-xiT nsjut^AnR julh
neqA^oc Tnpq £it oTouiTS iicHqe u ne*Ä.q *2k.c
n^i n-xoeic un^opli juloi^chc *xe c£&.i ünM ey-
pnjueef e £n ofsimuxu' nr"xooc eiuu^Ä.-xe ninco^c
•xe £n oTqarre cAoV ^na^ui-re ekoA' UnpAAee^pe
üneuu^AHK 1 ^ nrne 15 *tiu ^qKari iit^i juarycHC
^icyY^•]fCIÄ.CTHpIon , 55.n«xoeic 1 ÄqAioyre eneqp^n
*xe n«x.O€ic' ne ünarr 16 £p*i £ii oydr*
ec^HTi' n*xoeic uiuje (lies Aiiigc) julH r^jul^Ahr
'sin xuixi tg&. -xuijUL
18 1 ^qcarrli. **e n<^i io^op no^fHRfii jGUulä-
-2kioev.il uiqojuL ILu-ar^CHC e^aifc rijül en-r* n-xoeic
JÜtneqA^oc niiiA a. n^oeic tv^p 35. niiiA cAoA
gn RRjute 2 e^q-xi nVi io^op ntgojm xSuuiurycHC
licedbinpA. -eiute ILu-ur^CHC juümc& TpeqRiw^c xxii
neqajHpe cn&y np&n Uno^' juljuloot* ne *"Hpc*jut.
cqsai üjuloc -se cjo' npHn<^oiAe £ii o^ra^ jüLruii
*n ne 4 &yvu np&n juLiuute^cn«wf 1 nc eAie^ep tqmm
üjuoc M nnof'^c ültfeeiarr ne nsJioneoc
&.q~TO*\-xoei eftoA gn T^nt H^p^ai* 5 *&.q<^i *se
r<*i ia»op nujojut jüuului'ychc nneqtgtipe Ai.it T€q-
c£uute egp*j enrcpHAioc uj&> jütuiTfcnc 1 eiu&&'
cnTfttqajainc gp*.i n£H*rq egp&i cn-rooT Äinno^fre
6 Vp" TlOymt «2k€ ÄJUÜlUiyCHC cx-xiii Hxioc 'SC eic
ncKajouL twy ctuiju 7 ? epon' julr TCRCguue' aar
ncRajHpe crä-y Rj5jutÄ.q '^qci' *se efiioA n<^i utaiy-
chc CTauurr enequjOAi AqoYUiuj'r n&.q e^yiu A.q'^Tii
*epcnq 1 &l*&cii&7e nneTepnf ^q-si-roT e^oyn e*rr-
ckhhh 8 AitaycRC ^q-xiu' eneqajojut n^aife nun
eirr* n-xoeic ^if ü.c^&p&ur jmn npüiiRRJLie e*xiie
tiihA jmn n^ice -xnpq enT&qujaine ÜAiocrf ^1 tc^ih
ä^ui sc mioeic To-ptoo^* efioA ^n *i üiK\p^ur
AIR TäVx !UlpjÜLRRRJUL€ 9 AqpUJRHpC n^I KWOp
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nevy ev q-ro^fx oo*^f e&oA £n t<^iä *npü.itiiHAi€
xx.ii t^i-s X*.c^&p«tUi' nppo iiKHJULe 10 nex^q *xe
iiö'i iCK>op -se qcxtewxi u^i nxocic 1 ^q-
'xo-pto 1 Ii.TieqAa.oc cAoV £ii T^ni iittpjüLnKHJute
*yui efioA £fi t^ii jüt^pevui 1 n -reitoY mciuc
•xe oynotf ne nno^xe n&.p&. üitoyre THpOf e*T&e
tta.i A.qTuio*fR eop^i exuio*y 18 A>qxi ii^i io-e-op
ilgens'AiV xt.iT geiwfci*. e-r^Aoof egp^i jÜLnnof-
tc ^qei ^e 7\4\ a^pum xiit itenpecfii'prcpoc -rnpcry
jültühÄ eoyaiJUL no*f oeiR ja.ii nigoxi xoxaiycHc xt-
nexi-ro eiioA ünnoyre 18 *Tpui &cajtimc xtiiiicÄ.
neqp^cre 1 &.qgx*ooc tiefi xtraycHC eapine ünA^oc
&yiu neq^ep^Tq n<^i nA^oc T"Hpq cxiai^pcHC xin
^i-coye uj&. po^f^e 14 Ä.qnA/]f nö'i lo-eop e^uifc
mxi e^rqeipe xxxtocvr xtnA^oc n€x**q -xe n**q «se
cry 1 ne ütok criicipe xLxioq ünA^oe eiie
R^xtooc irrem n<V*oc «xe ^^ep^Tq epoK xm
^roo^pe ai> po^pge 15 nex^q *xe h^i juloi^chc jul-
ncquyojuL cai>pe tiAä>oc ei cp&T eujiite Itc&
noMi eCuA ^itü nnoyre 16 epigdkii oytsrrihovto*
r**p igame n*y nceei' uj<\poi Dg&j(?)^g*n enof
noy*/ -T^irct&ooy enofe^c^^ne ünnoyre' xx\i
neqnoxtoc 17 nex&.q xe n^q nö'i ntgoxt xxxtuiTfCHC
xe nVeipe xit IiTiiiUAxe git ofcooy^n 18 ou o^*-
T^RO' Rtl^TÄ.RO 1 nr tu cajqi htor x*ii neiA&.oc
THpq e-ritxlxi&.R 1 ncm^xr £opjg iuwR nrn^afäZt.-
ö'oju e****q ju^y^r 19 ^eitof <^e cai'TÜ epoi
lA-xiigo-xne iuwr 1 nie nnoyre game *rx**r 1
tguine Fhor xtnei'A^oc nit^gpH nitoyre nr-si
C£p*n uiteyigew'xe ün^£p5Ä imoyre 20 nVpxtiW pe
n&y imoT*egc*4£ne ünnc^re xxn neqnoxioc n^-
TT^xiooy enc^ioofe CTOTfitdJuooige £p*>i R^htoy
x*.Ti ncgta? e CToyiÄVr 81 htor *xe iwcann
m«.r' ekoA £Ü rA^oc n^citpiujuc lixuiuipe n-
pequjXjLujc ünnoyre g>ettpaixie r^ir^ioc €.yxxoc*re
rnwii'mci£RT n^T^^oo^f ep^Trof e^p^i cxaicrf
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n&nujo' ±yva n&.nuje' &yu\ ii&nT&ioY &yui il&u-
jULit'i 2 *nceKpme ün'A^oc Tiw&y iuajl nig^e -^e
irroq e-x-xoce iiceirrq epen/rn ÜKoyi -^e iio^n 1
nccKpine üjuoo*y cen^S-ron newK nceqi
iüüljul&k 28 eujume eKiy&neipe li.neiiUA'&e nnoy^xe
h^^jültoii n&.K nv&ü&OAX c^^cp^TR &yw nei-
A&oc THpq inry eojptti eneqxx^ gn o^eipHtiH
24 ewyui &.qciUTJÜL iTa'i jului^chc ncew nig^e üneq-
tyojut &qeipe nneirrAq'xooT n*q 25 ^yiu iwqemnrn
n^enpai&ie ii?k'r n ** roc ' eAoÄ £jül mnA 'xnpq *q-
k^ou-'i ^ ILuLOO^f egpÄ-i eTtiuoT ndatuio' t»yui
ÄüiÄ^oc nn^T iujui xt -Ä.e iujul cttsocc neyine
üjulooy nniwgpjüL xlUI ; ^fCHC , ne*x coäk -^c tie^Kpine
jüüuloot a7 ^q«2SLOOY aiui^chc üneqigoAi 1
&.q&UIK eojp&i i m qK<\o
19 1 2jp*n *2ke £Ü mue^tgoAX-r ne&OT 1 Uno
efeoA iuüuHpe üniii^ £ii nK^£ Rkhjulc £P^j £jül
nei £0©t ^t €I ' € 2.P* kI cnot^eie ncme gp*i *-o^\-
<£i^ein 8 *,yraiofit e&oX pH 9jp«^i-2tem ^Tei'
££p*i ni^Mi nein«. ^ niüA oyegn^q jGLnju.tJ
Z'TAxAx&y ünfjA to eAoA ün-roo-f s &.q&uiK copewi
R^i juturjfCHc esü nTOoy jüLnnoyre ^qjuioyre
epoq R^i nnof-re e&oA £jGL m*oof eq'xiu jüLiioc
e&oA iincgHpe UnitiA 4 ii vui iii *~x e^Rn^/y
euenTd.i^Ä.f RnpJüLRKH.u.e ewf tu SLuluitR Ree
»■opM esu ^eiiTn^ li^e^roc m u^ou THyrii ego*y it
epoi 6 *renof ä'e gn o*ycui'Xxi cre'x nujeviicurx ü
cn^pooy n-TeTii£evpe£ €T^^iiweHKHTe*rii^igumc
ixai RoyA^oc eq-roynT e&oA oR iioceuoc -rnpof
nun t**p ne nR*>£ -rnpq 6 *'xnai-rR nrcTit*
tyiime i\ai Roy jutn-x epo' ü.noYJULiiTOTKHjfe (lies jutn
oy?) ±yua oy^c-^^oc eqoy^la n^i ne uiy^e
eTKn^«oo*]f nntijHpe üiühA 7 *,qei' «2ke # n(^i aiiuy-
chc 1 ^qjüLO*]fTe enenpecAyrepoc junA&oc ^quiu
nneiig^e nn*£p*Tf u^i eirrA. nno^xe ^onoy
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414
crooTq 8 «k.qo*]f uigjfc nAdtOC 'mpq gi oycon?
eq'xiu juLu.oc gm ja iujul ott* nitoyre <s>ooy
inn^^^f nTÜctu-rÜL epoo^f juiuycHC «a>e ^q-xcu
lüiujewxc THpoY ünAiwoc nn^^pü nnoyre 9 ne«x*q
•2ke u^i ivxoeic nnevopli jülioychc eic^HH-xe'
&tioK ^imy ty&poK gn oyci^fAoc hkAooAc iCK^c
epe nA&oc cunü epoi eiujÄ/xe rüGLixe^K nce*T&Jt-
gofrk ig^ eneg ^q^oi iiö'i aiiu^ckc lUiujevxe
ünA^oc nwevopü n-xoeic 10 ncx*q üc^i iraoeic
jübuLUiycHC -xe &uik enecH-r' itvpjuirrpe jüuu-
A^oc *.Y ra w^-rfcliooY ünoof jülR pevc-re iice-
puige Riiey^oeiTe 1 "itceajume eycS^ruiT cnjuieo-
ujoai x ii^ooy
Numeri 21, 1—9.
It&pi^JULOC JLLU.UIfCHC O npOC^HTHC.
21 iWl luxi^ncu^ioc nppo
n^p*^. ne-royiig gn x cpHxioc. <xe ^qei nä'j
niHÄ CTCgiH iW^pm. */ym ^vqjuniyt julii iuhA,
ä>toi **qqi cAoA iigHTO*y hoy^iX-^^^c 1 ^*
± iuhA epmr ito^xp* 1 ^ Ain^oeic e^ui nex*q «ate
eugame eiug>ivt xineiA^oc. gfeiWnt. ^n^^q
iu\Uv\i>^xu\. jjlii iteqnoAic. 8 ewyai &iraoeic coittjül
ctccjuh üii i h'A. ui e^q^ iie^q !w.m <x> u c iu\ i o < ■
g& *req<^ret. ^*yiu c\q^v\q uovut a»yjuuk. jan itcq-
noAic. t^yiu ^qjuLoyie enp&tt juliiaxa. eTxxjüüky
ote itjulö, *n*e*pjt*. 4 *quu *>y**uuoyti e&oA g«
aip. ITTOOTp e^regiH n^rep^p^ o\Am\w. uurx c
gn tcjmh. 6 öfpn Ä.qKÄ,T^A^Äei ncfc. nnoyre.
juiii juiuyciic. eyxtu juuuloc. e*rAe oy ewKJtnrn
e&oA 2*x iik,\o nRHAie. ejutoyoYTn gn xepHAioc.
jutii oeiK of2w£ Aioo«^. ttiiVJt^xh *xe ^cuec^e
noem e-rgoofe. 6 *tui ä. ircocic -xoof ego^n
enAdtOc. nngoq npeqAJto*]fOTfT. *yvu ^qAoTC jül-
n \y\o< . *yui «tquiof iWi ofno<^ juuulhhojc uu-
ujHpe iinmÄ. 7 Ä.yai ^qfnuu h&i n Aevoc Ly ov junuy-
chc. ne-x^Y- ^itpitolie. :wA,\An nc*
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415
irsLOic. jutnncaiR. ojArA ö'c e$>p*i eiraoeic.
xt&pcqqi iiiieiooq e&oÄ g&pon. & AiuiycHC
tgAnA eop,M cnxocic nA^oc. s *yw nexe
tvxocic it^q. **e jul^täjuiio k^k no^f^oq n^ojutV.
a^yiu nuR&&q easA ofJUL&ein. &fiu ectt&ogumc
epaj&>if Tiooq Aoy* noypuiAie. iy,\']iuvy ciiooq
iioojul'i . *>yva uj«\qü>u6. 9 ^f aI ^TCMUO n^i
jutuycHc enooq n^ojurr. *q*nw£oq ep^Trq e*n
o-put^ein. e/yui ty&ctganie epig&it oyzoq
itOYpaiJüLe. *f m neqö'aiigV cngoq ngojutV. cgewqum«^
Deuteronomium 8, 19 — 9, 24.
ir^er^-axponojuLKm juuuturfCHC o npoc^KTTHc.
8 19 ... . ^pAiirrpe uhtü junoo^ 'ine juüi
rr^' xe £ti of^*oio -re-riid, rewRo. 20 iiee jul-
ncguntn imoeoitoc. n&i c-repe n^onc nennofre,
i^Ko ^arrxKyriL ema*. «e juLne-rilcaiTli ucä.
ncopoof jÜLiTTtoeic ne*rnn<rf' r£ «
9 1 cai-TJÜL tühA. ckuovxioop ünoof eniop-
<*.&nHC. e-rpcKliaiR ego^f« eRAffponoAiei iWn uotf
Ü£e-»noc. e-ptoop exi^-re epuiiii. ocuno< ü-
noAic efKTHf iico&x. aj^gp^j CTne. *oyno&
ILutHHoge cn^ajaiq. ^yta cq^&occ itujHpe tten&R.
cai-TJÜL e-xfiiHH-ro^f. üjjul ne-riuagkgcp^Trq. o^-fie
tttgitpe m- \u\ k . 8 */)f ai CKeeuutc ünoof. -*e ivsonc
neRnoyre. n*i m mooujt gigH ajuuok. o^riu^V
eqoyiuLye nc. cqcqo*rof c£loA ixeq-x^Rooy gn
Cf^cnH. k&t^ -ec ciitä irxoeic QS-OOC IliwK. 4 Ä.yui
ünp^ooc gjti ncRgRT« £jul *npe nxoeic neRtuvpre
cjur: k cfilOA imcioe^UOf TUpO^f £I£H JUUUOR. €R-XIU
jülxioc. «xc enr&e itfe^iK&iocf iih. irraarcoeic «xi r
cgcrfn e*rp*RAHponojuei juuir&£ CTn^no^q.
[roth eingefügt e-r&e] ILujrrig^q*r€ -xe nnge^noc.
iraocic !t&.qoTOT ctoA oioh jjuulor. 5 e*r£ic ttm-
kajocthh. *n. ©Y^e in Mo jjuicKgH*r. iitor
CRndiiaiR e^oyn ene-fR^g eRAHponojuei XLuoq.
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uipk juuuloc itneKCiOTC. «Jip&.g«tjui juu'i ic&^r-
juLii i&KOii. 6 cReeiJLie jÜLnoo*y. c~ihc tck-m-
k^iocyiih *r. ivxocic *q^ r*r uliu n;,\o. crAh-
poitojaei JüuuLoq. -xe iitor o^Aiwoc rm^upx jul^kö.
7 ^pi nxxceye ±yva jülnpp" ntii&iy *€RC££lhüt e h :m;-
^noTfä'c ü.n's.oeic neRuoY'Ye iigK*ro*f ' oli TcpH—
jutoc. *2£ju nc^ooy c&oA gü rmjulc.
niv'xcuiTjui iicä. ivxoeic 8 *«yui gii ^uipRÄ on k-rc-
'xli^rioY^c JüLiiosLoeic *yui n-xoeic ^q^um^: ekit
Tfcyril" eqe-x THy rii eftoA üncon. 9 e^ttttam
iopevi ennroof. e-xpev2u nuenAa^cirxe ncone n-
*r*2widw"»HRK. Ji*kJ irxd, ivxoeir. auurroy iijüüulk i ü.
^Y 1 « ^i^iu.gÄi mroo^f ngjULC R^oo^f jo.ii £jul€ Ro-rcgR-
jüuuo-yiujA iioeiR oy^e jumice xiooy 10 *yui nxoeic
u<\i irxxnA*^ cirxx name e-fCRg, gll nTH-
h£l€ juLnno^Te, **]puj iiefCH^ epo<v)f« nd'i nty^xe
THpof r*tä. notoeic. 'xoof epui*xn £jül n % xooy.
gjül ne^ooTf n-r^i e-riicuioTfg «fcOT 11 * 11 *>yvu ^c-
igauie JULÜitCÄ. £jue iigoof julu gjue uoyuju. rq&ocic
*q^ n*i iWenA*^ cHtc ih ^i^iikh. "ä^ 111
ncxe n-xoeic n*,i ie tuioyiu lirutooiue ene-
cht. gii oy ä'eiiH e&oA gJGL uei juew. «xe
t \'jMuvun n<^i neRA&oc. hm irrA.Rirx~q eiioA
gli. nn^^ iiRKJULe. ^yn^peJta, fiieynoTf e&oA
gri tc^ih rW^Rgum juuuloc ÄTOOToy. ^yr^-
juljo iioyitoxre itoyuiT^ 13 evym nexe
n-xoeic n^j. -xe *titg& äc rjüuul&r uoycon. *»y%n
ciiÄ-X* ei<XUI aijüloc n«kR. ote ,\nw\-y eneiA^oc
*yui eicgRH'x e. o*f A^oc mwvuj-x xivM-.o. 14 r^^'x
iW^'r*.ROoy. irx^qurxx e&oA xtncyp njutecye
e&oA £*poc ü-xTie. ü-; cvR^&i; coynoö' it^c-»noc.
*e*p^oop eu^igoq ejüL^re. e^oy enA,i. 15 ±yuu
nT:epiRTroi e^iei enecH-x^ gi n-TOOf. ^yai n-xoo*]f
ReqjULO^fg gii ofc^Te. epe *renÄ^ cii-re nunu .
eyRH ou t^ix cnxc 16 ±y\u ii-xepeju^y -xc
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ATX-rnp ito&e ünexiTO cAoA Hiraoeic e^T€Tn-
•xäjulio nofu-fece noyarr^. ^Teiiiiuu ncai-rn
rrvcgm iiTiL iraoesc gum jluuloc * eTCTHyTii.
17 «kigi toot CTenA^ cirre iiume. &ji\cvx.oy
e&oA gH u^rx. fcjoTfod'noTf Aine^ruurxo tkVA.
18 ^Tfiu *jrrtnft£ jüLncjui'vo e&oA jül xoe ic ncen cita/jf
n<ee xinujopTT. n^jute ngooy. xxi\ gjute noTfigH.
jüLiuo*]f€JüL oeiK. jjmice Anoo^f. e-r&e nernuo&e
THpoy. nTÄ.TeTriiÄ.Ä.'^. ek*re*riieipe jimeino-
tuipoif. jluicjul'io eftoA nnxoi'U' nciünoy u .
ct ei 0*01 irr iu».q. 19 a/fiii ^6 h^otx crfie nä'iurrT
jutit ToprH. *xe ^nnoyxe noyä'c e^n th^th.
€qe~r TH«pü e&oA. evyui <m ivxoeic ^qcuiTJUL epoi
gjui neio^oeitg. 20 *wiraLoeic <*aiirT ctsü «t&pum cajiä.*t€
cqonrq tto'A. Mconc eosjä. iikc ö^puin. £jul
*n€OYO€i^ e^rxxxx^y. 21 ^ycu ncTnnok n-
-tä.t€TI1ä.^y e*re njut&ce nc. wxitcj ^ipoitgq
£ii oya»~t€. ^lä'o'aLgq. &]&&q üiyii aaujh ia. ujovu-
•icqujjuL^ au\ H\ neqp *n < y)f g OY € lg.
no*pte Ainajoeiig e^p^i ene^xLu^PPoc. ne*riiHy
cnecicr eüioA %Jx n*roo^f. 22 &yiu %Tx mtiugnr £jül
nnip^auLOC. £u u€jul£ä.ä.y iVrenei^TfJLu* • irxc-
Tn^itof^c jLUvxoeic neTnnopre. 23 *yvu trxxpe
ivxoeic «xey THfrii cJ&ioA £n k«.*äjic. &&ptiK. cq^w
JUULtOC. HHTn, &U1K egpdtl n"T€T«K'\HpOItOAl€I
jLUiK&g Ti*,i e^n^Tew^q iihtH. jutnerncuiTJui iic&.
ntyevxe jjLiraoeic ncTiinoy-ze &y\u juLnGTniliCTeye
epoq &y\u üncriicuiTÜ. nc* ncqgpooy. ^irxcrnö
n**Tn*£T-e ne enxoeic. «xm ne^ooy eirr^qoYOti^q
epuiTit.
Regn. I 28, 16 — 30, 5. (Cod. B.)
28 16 ne-ÄC csomofiA n^q -se ^gpoK eK-arnoy
ajuuloi. MViOLic vwouiüi-j e&oA juuulok ^qcguiTte
julii neT^nro'yaiK. 17 tJixoeic cipe n&K iu\ -ee
nnr^q'xooc. *.yui ^qtg^Tte ^itoot &fm ivxoeic
n^muig nTreRULÜTppo e&oA juuulok nqT\üC xi-
33
Di
418
-rqopuH gü. *n*juL*€R. €Tk nei uje^c aavxocic
eipe r*r xinoo-y tigoof. ,9 *Tpai wxocic iumu\-
p^^of jüLwlok €Too-r<yf rr*AAo$yAoc. *>yua
pM-ic nnroK süLSi iteKtgHpe Tcin^^e ££jul neno-
Acaioc. ixyax -x n^pxiiioAH jultiih^V xvxoeic iffeT&^c
egp&j e-rooTOf nR*AAo<£Tf^ oc « 20 iVreTnoY *q-
oyaiAec k£ht iWi c^o^pA *>yva *qge ii rqujin cxcjut
nK*£ • ev qpo o-re £Jti&~re ^ic itii cgtwxc n ceomo -^h A
*Y ra *qAo eqd'cjag'oAi. ejuiiiqoyejUL ocir AMiegoor
eTejjuuL&.Tf 81 cccpiULC npqcgine c^crfii
aj*> c^o^pA. t»yui iiTepeciiA.f epoq. evcty-xop-rp
tic* nkgpooTf. &iRcn !W*\^ryx, H £R u&^i-s.
ctu-rejüL nc^ naj&'&e iW^R'xooy nw 22 Tenor &e
ouuuR carreAi tic^ negpoor iVt€R£jul£*.A t^roi
p^pum itoyociR m'O-yuuu. «xe cpc o^p^oJüL u^ujume
r^r. «sc RitdJULooogc gn tcr^ih 21 */fin jjtnqoyin^
eoyuiAi. rvi-cjojLio^A *2k£ julii -recgijue. *Y* n **"-
v^je juLjuoq ,v]cunfxi hc± ney gpoo-f. ^q-raiofK
JIUCCHT. iwqQJULOOC g rxf JUL nR*£. 24 TCC^UÜLC
*2k€ tic otitt^c AAjmevy ito^fRTHp ne&eparre
gjj. nccHi. &.csj iioyiioerr ^co^foigAieq. *>CTtn^
noiiociR u^^fe. 25 ^OTTOf *cr«hwT g&puiq JULn
ucqpjÜL^A «.yoyauuL. *ytuk>tr d/puLOOige ctt-
TCYcgH e-xjüLxi^Y
29 1 * u^Ao^f Aoc twc ^ycoioT? e^oTfw aäji
Reyn^püAoAH e^p^i cjül^ccc^&r iuha &q*T&>&.q
CQp<vI €gAtOJUL n€T gJJL ITR&£ AUlÜfA« 2 RC*R\-
*rp*iiRC TkC rr*AAo$yAoc nefAiooige c&oA ige
cge tgo cgo. ^Ztw AJtit nqpaiAie ncTp-
Aiootge ii£&.e uii */)£ 0 T c « 3 ^T CU itc^nTpfcHKC
nnfcAAo^yAoc ne^y nuut ne r*i cuuiooaje
eTiw]f njüuuu\n. nexe «wjxiofc niwo<^ rrä>AAo-
c^fAoc. n«ki nc SiSS ngjuLgÄ.A nc^oyA nppo
e&q^ai ncjuum&n. imeoooy THpoY TAij pjutne
cn-re tc t^i. jann^e oT^tufii e%oy n cpoq «xm
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n^oof. *±y\u ewyjLiK^o ngHT eTiiHKVq r^i n-
Roa' rr*AAo$y^ oc * ne^f R*q %c rt£ Rpuixte
en^of *>yvu JULÄ.pqK^oq nqfiiuK e£p&j enqjuLÄ.
rfXÄJiK^^q no ii i q. uq-; tjuui e&oA iteAum^tt en-
no'Aejuoc «xck^c RRqajume neiuAo^fAoc lWpoii.
epc h*j r^£uitr eneq^oeic gn o*f ejjuut^ £R
itetiucye njipuume. 5 aih cjuir&i *r nc «x* 1 ! r£r-
t^T^uic juuuoq iWi ne*rx°P € T e e T xlu
jüuuoc «xe c*wo*j\V *qR^-r*cce £R n'qugo ^eT^ £iuuiq
£ii nq-siiew. 6 ^^o*]fc *Ä.e fcqjuLoyre e^e^ ne-
3.^q it*.q xe uxoru or£ ewyiu KcofTtun r-
tor. ±ym rtr ot^u«.-»oc iiti&£p&i. ±y n tr^ih
nei €£oyii julr T£R<yiiti e&oA ccjuiiuut**Tr. ^ym
jüLiu^e ey^mq e^of r epon «in ene^oo^ R't*ri
r*j egof r Lyov Roof n^oo^. rc^r^p&jirc n-
ra>AAo<£yAoc tht h^ht ut juuui^k «^r. 7 ttcrot
KI OK £R OfCipfRR R^ÄUIR tlb "TAX. €ipe RO^f-
R&RJ* RR^gp^f RRCfeR^p^RRC RR^AAo^]f AOC.
8 rcxc r*x°T c * c °T nc n^Rofie iW^iew^q
cpoR äir eRegooy RTAJCJ C^OfR ££p«tR uj^oyvxi
CROOf RgOO^p. ejRRf Uf.iuu\K €&oA CRROACJULOC
cjjmiuje juüt üiv\'Sf jiiR^'&oeic nppo. 9 &yui ncxt
A^OfC R?SL&^ SC ^COO^R *2LC UTK O^fÄ^OOC
RTOR RR«t£p«a. &AA& rro^ rr*AAo$y<Voc ce-xai
juuüloc nnqujei nexiut^R crroAcjuloc. 10 -reito?
^€ OJOpRR R^OO^fC RTOR AIR R£U.£«wA XI TT» KXOt U
RTreTROjepeR THyren irxe'xri&um mm iit^ir^
THfren R£R*iq ^ui xxnpK*. hcr^ht exxecye.
cYujev'x.e eq^oof. ujepen TH^Tcn iicooyxeR r-
-re-riifittiR. &qigop€Rq xxii RqpaiAic.
cAuir emuxo nn^AAo^TfAoc. RewAAoc^yAoc
evyfcum eopcvi eRoAeAxei air rjhA'
30 1 fecujamc -2k t xiiu\ x e julr Rqpuixie
ROIR C^CTfR CCtKe'A^K £A1 RJUeQUJOJULR'T R^ooy
RiuuuwAeu ^q^rmoTfR csm rc*,jülrphc. ^qnew-
-x^cce ua iu 'AM:. *qpc>R£C ^r oyc«. re. (Vers
33*
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<
420
2 fehlt.) 8 ieü jülu nqpaiAic */]fei e £P^ 1 e-ntoAic
*Tfui eiC£HH*re cpoiw gii oyc^-re ±yua nefgiojuLe
jutit iieyujupe ^T^ I X JÜLiv ^ u,, i^ e ****ooy* 4 ^*^
•xe jun neqpuiJULC *.yqi £P*>T e&oA ^ypuae S^ 1 *"
t©*)(\V 0 efUjcS'Aid'ojut epiAie. ö Ä>*]pai Tec^nuie eine
'Anm;. JULJt Munw jccoijulc nitdJi&A.
ßega. II 17, 19 — 29. (Cod. B.)
19 -rec£uuLe AinpuuLie ^ckui nof^oftec ^nut
xx^npo jjjicgHi. *ytu ^cniupüj eÄoA orxmq
i hoy^w^lu x eT£ gii iiK^no^uiJUL ne wnc
i\ou\q oymno elioA. 20 iiouio^A ^e n&Aec&.AuiJUL
fc^ei ep^Trc n"rec£iju.e eneou. neoL*/y mvc
q*ram &x xn&&c Ain iain*^n *rec£i*ie -xe ne^c
n*«y «xe steine xinxiooy. e*r£* T€*rn£iH cic
oY KO T J ^Tt°T 01 ^ e «caiof AUio^e epooy *yK-
■looy eopM i ^it'AHJÜL. 21 ewcujume *^e JULnnc«k *rpe
tui £luik um omoy «/fei e^pen ou nigra. ^ytuiK
ne-x^y egoyn £ii •x^yei^ äc unoyn iWivxioop
^xjl iuulooy «xe eic rt i^qiycyxiie e*rfie thytti
tiä'i ^x 1 ^ 0 ^^* 2 *^T IU M^t 01 ewqTinoyii juut
nA&oc CTriuuuuL^q &yxioop Aiucup^^iufc. uj^
Tuw\-y janoyoein eqn&ei e^p&i xine oyew iioyurx-
en^oo-y iioii-ioy. jULnqxioop jüLHiuip^^iiHC.
* 8 Ä,Tfcn *2£rToAeA nrcpqn&.T *e jmne nty^e n-
T^qxooq lyuine. *q£en i eqeita *qi aiOTf n. *q-
fiiuiK e^p&j • e-rqnoAjc en'qra. iWepqoipai
eqguin croo-Toy niu\nqHi enemr^qxoof ^qoö'iq
A.qjüiOY ^yrojuiecq £jul nTA^oc JLinqiuiT. 244 x^Tfenk,
•xioop JULniuip-x^iiHC ttToq juui ne^ruüuu^q jan
nqA^oc THpq. 25 euueccei «*e ^qn^K -x ,\ juuutoq
h&i diiecc^AiUJUt cmu\ muu\& e-rpqujume £ixii
neqjüLHHtgc. «julccci *xe nujHpe enoypuiAic enq-
p*>n ne jo^op xucp^hAjihc. n&i ^q^aiK e^of n
tyev 6« tivtew Ttgeepe nn&^c ncon ncd.poypiÄ.c ijui^y
luuidiu 26 ü.yui nmA THpq Jan «Aecc&Aciuui ^y-
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421
"T-^vf e£p&i cttr^o itR^Aa^T. "ewcignme -*e n-
-xcpe -^yer*. ei cppM ejti^n^ein. gejut iuu*
e-repe e^eÄm n^Hrq. ncgKpe ne^eAra^.
tik^q nnajHpe neuuuuLom. &*fm iuu\o nit&^ip
najHpe uevtinA ne efcoA £n ^XLoAoflifcp ^yai fcep-
cc Aeci nK^AewAj'THc. ne e&oA £i\ £pof oÄia*. 28 *qme
juuuHTe itRomi xxh gn*JUL^nr*,noc uht
irx>Ax ,cm « *yun gencReoc najoajo tuipen jutn
gncoyo ajlh gruaiT julii oynoerr. juit ^engn^-f
neAeAujcnfiuo-y. xxh griRin^juioc. ^yiu cvpwpujin.
29 juut off-fam. jutit oyc&jpe aiii guecooy. &yua
orctu^arr iiiteoe ctc giuuL&^e ite ixyux ^yxi-roy
c^ayn ig* ^Ä^eiTk. jutn nA&oc CTiixuuL^q e^pey-
othuui eAoA -xe ^x-xooc «e cic tA&oc £R*ei*r ^yui
qotg e-ycotgjut £ii Tcpyjuioc.
lob 29, 21—30, 8.
n^^Ä.xc. etgtnne eiigevitug^e iujuu^y. BgAf-
p^tgc 28 iWe iiotr^£. eqö'uicgV eA<A o^h noy-
A*OT n £ aia T' n*rei £e n^i ^moy. ey^tucgnr e&oA
nn&.aj&'&e. 24 eiaj&ncai&e nÄLut^y nnef-
T^it^oyr. ^yin niteq£e e&oA iWi noyocin jul-
n*£o. 25 ^icarrn eTey^iH. ^yin *m£juooc eio
n*px ran * *T ra c, ° noyppo £it gcitAJLoye
n^aijuienoc. n«*e riQOine eyp£H&e. cieHfnojüLTC tw/f.
30 1 Tenoy *jwc «tfcniAe ncnii. iWi £eneA*-
5C.ic*ron. Tenoy ce^'c&aj n^i £n oy A&epoc.
n£i n^i iiT^caiigq nneyeio-i e. h*j nciRai jul-
Aioo-f jülttfi 5_t*k. tWe noygoop. nXLu^necooy.
*R*n«*p eyp oy n&i. gn t^oul nneyä'nL. Tey-
crir-reAi*. äctäro eopM e«xaioy. 8 gn o*pAiW-
peqpo^e. julh oyoekim» n&^rajHpe. hctuht
£it cvyxiew n*K*r&xooy nc&.q. oy^r^RO. jutn oy-
~r&.A&.nicnpi&. 4 lfCT*ROrrC nc&. oen^pum. £fi
oyjiiew cqcf ncen. ncrcpc oen,\pm. ne ney^pe.
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422
nt*x€.u}\y<rY0<4oy eäYt gennoyne nnuje. gxi n«tiu>i
-unodüuim. iw'prinoYit egp&i c-xoii n^i gen-
peq-sLioye. 7 ne-repe neujRinÄ AineTp**. ne *nc*)f-
iihA. 8 e*rcnaj eAoÄ. gn gen
Isaias 1, 2 — 9.
1 2 c in i jül Tire, -äi caih *enR*g. 'xe ä.ti-
•xoeic tg«/xe. genujnpe WMOof. &rx>&.cToy.
n-rcoy *.fkocTei juuuoi. 3 *y ege eoyn *nec-
xoeic. *sfvu ^^eu) ccrpi noyojuLq jumeq^toeic.
lUffö «xe xi iu -q coyoiiVt. &yva n&.A&oc jutncq^it
in jli. 4 oyoi noygeenoc npeqp nofte. o^fA^oc
eqjueg efcoA miok i'icnepxi*. xinoiuipou. n-
ujHpe nn^noAioc. *T€*xriR*> n-xoeic ncurrn.
«w-ye'rii^noYö'c A*nne*ror*>*ii auuhA. 5 *>cg
a'e ne nne c*.uj. eTcriio^frag exn ue-x u^uoxikn.
&ne rujuL eoyrRÄ.c. £h*t iuai eo^T 1 ™ 6 ^i«
ne^fOTfepHTe ig*. Te-f^ne. jjlu.ii Stoh ujoott
iigHiq. encrfc*.g **n ne. eh>YeAeARHAie *n *re.
enoYnAyrH *>n T£. cc^tr^c. esuuuurt *e
vi^ A.mmjlcv raoiq o*pwe neg • oy^e xippe. 7 epe
ne*rnRÄ.g p<x&tie. irre nenrnnoAic pomg.
irre geitRocrre oyexi TeTn^uip* jutne-xnjuinro
eftoA. *>cp%&ie. eewYOjpnjaipF. gi*rn gen
A*>oc ntgjüUio. 8 ceitfeit* -xtgeepe üaiun e&oA.
it^e itoTgfiiui gn 0^x1*. neAooAe. n^c nof-
xi ^ ng^pe^ ntotrre. »»ytu u^e itoynoAic ecajHq.
: \\-ym uCv\hnA st Mi^onc iwliMiie ugarx.IT iwvn
noYcnepju.^. eaj-xne ^najuine itoe mo^oxu\.
*>yva &neine nroxiopp*.
Isaias 3, 9—15.
[KCftJ&C O npO$]RTTHC.
3 9 . . . . [oyoi riT€y\^qp]xH [«e ^u|o|xi\t
[noYgcnt"|ne eqgofoy] . . . [cy]«ui[julu.oc] M [«e]
jm^penAio^p roc. ote q . . • . [n^yc]-
XpHC*roc Tenor .... ÄyoyaiAx [ük-
n^puiä'imegfluHYe [h]n€y<*rs>. "oyoi [jjuij&noAioc.
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423
£«i ne*ooy. neTn^TuuiT epoq. km ^ rc^^r^x
ruieq^ix. 12 r*A*oc Re^jLMip&R-Tuip cpinr jülhuitii.
*>yvu R£*r*R&i*rei 6 raoeic eparrR. r*A*.oc
nei^TJUL^eio juuuLann. n^n\ üjuiann. *>yvn
ccajTopTp itTe^iH nncTnoYcpKTC. 18 &.AA&. Te-
rto"f rtlocjc nny ey^n ±ym qiuT,\^e ReqA&oc
epew-iq e«f£&n. 14 iriroq nsoeic cqiwy efg&n.
juiii nenpecfry 1 € P 0C **nA*oc. ±ym air neq*wpx«iR.
inrurrri **.c e-rAe We-x npiuRo. xuiddUiw rcAooAc
*»yw iiTcnpn jülr^rrc £r ncTiiiu. 16 e-r&e o*f
i"i t tu *x i"i T£Tn«j juLirevA^oc iWonc. ±ym TeTÄ-
*$rgme julr^o rr^hrc.
Isaias 12, 2—6 13, 2—10.
HCevKNC O HpOC^HTHC.
12 * eic^HHT€ itnoT^re R^corrHp. nc rxocic
*J-ruwiganie cir^^tc epoq. *yva ^w^oy^^i efcoA
^iTOOTq n^rt^p^o tc *at. -se R^eooy. Ain HfeGu.oy
ne irxoeic. evqujame r&j ncarrHp. •u>T£ noy-
*xooy %h ofoynoq. e&oA £R jjtnyuH juuiotb*i.
eiraoeic. tu ig e&oA £jül neqp&n. -xui oii r£&»roc
nneq^fiiKfe ei-TÄ.ejH*]f. *pi Rjaee^ ?te neqp&R
•xice. & cjuloy enp*n **xxi&c. *xe ^qeipe n^en-
^fljryc eptocc« Äin nitM £jül RR*£ TRpq. 6 nreAHA
irrcTnoTfKoq. ncTO^Hg £R ciam. -xc & i\€T-
n-re niicA' «slicc jr tecuirre.
18 * qi Rcrf iftMin e-2111 OYxooy cqoyoajc tucc
nTCTIltUH JUinppOO'T e. CORC £R RCTRä'nL. A.OTf(I)R
nn^p^xiujii. 3 mior €';n^iun. &ttOR CTii^nToy.
ccTrMRf. *>yuj miok ctr^rtot« °T** genwi^c
nny cxoik eAoA r^^uirtt. Cfp^ajc. *toi e^-
caiuj. gi ©Tfccm. 4 tccjulr RRge^Roc. cttr^ujrioy
£i7LR ü i ooy. lWe nofn utHHUje R£ee>ROC. R€g-
poo-y imeppaio'y. julr r^c^roc e-rciuoy^. *ä.r«oic
CttfatCD« £OIR RO^f^C^ROC ÜpeqjULlUjt. JJLR^A
5 cci e&oA £R o-yKcwo cqoTRT- *p««*c nTCÄTe
rih£« nxoeic juir npeqjuuuje. julr<5^V ct^rc
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424
ToiROf AietiK. 6 ^AotA&j. *w rcp^y 2Ln*oeic
gum egofit. *>yva oyn oy<yfd)Dgq nny c&oA ^nXL
RROTre. 7 erbe ra>i 6m iuajl r&äoiA cAoA. rtc
\^nfX H niJA npuijae p^uit>. 8 n£AAo R&.ajTopTp.
rtc ofun,v\Ke. T^goor. roc noyc^uuie cou\-
juucc. *tui ceiuaAKfc£ rqrt. niuxopn oy^.
iicenma}c. rtc RCfgo xxoy £ iWe rotir>£. 9 eic
rc^oot r*.p air-xocic. RROfre. luiy. r^t-
TikAö'o. gü o^fö'ainT. ajl ii oyopra. croi rtoi-
rotjulcrh • THpc iraMf, *yva ct*ro RRpcqpRO&c
oi-xiuc. 10 ncioY i«*p rtrc. juttt RcoTitgaip. ^T 1 "
RROCAIOC THpq RTTIC. R*^ ^R JU.RCYOTOCIR.
±yva c€R^pR&R€. epc npH r&oA. *yva noog r*^
Iflaias 28, 6 — 15.
28 6 . . . R^ccene c-xr oyRR* i'io^n esu g*n.
^«Tfoi eqRoi^ rtt^ojul ct^ro. 7 r*i c*.p cy cuipü
^Jüt RRp[R] ^TfCUipjüL €:T£l€ RCIRf p&. ^nOfHRil.. JULR
ncnpo^H-x hc Roicgc ctäc RHph. ^riju c&oA
r^£C jARciRcp^. &«]fcaipjuu ctc r^i r€ of-
P^coy» 8 Rcä.£OY RÄ.oTftnjUL jjlrci jgo-xne. rcj
ujootne u&>p erfte oyqmö'e rc 9 iiT&R?te ncooo*r
RRMUL. RT*kR*2L€ OYCO RRIA1. RGR-T^YX10*2SLO^f €Tef-
epoiTC. RCRT^Yqirof cftoA £R TcycRifie. 10 ^aiaj*r
c&oAgRTc rot-oAtv^ic e«n oyo-An^nc. cti rc
Koyi rc. cti rc Koyi rc. ä'aiajr ckoA^HTc
ROY£cArIC. C2LR OfgeARIC. CTI RC ROfl RC.
cti rc roxi ne. 11 ctAc rcoiuj rrccrotoy. ctci
ccuMjjivsc jutR R€i A&oc. £It5. n'.W nnpoq.
R<^I RCT'XOI JUUULOC R*q. 12 «ÄC R*wl RC RCJÜLTOR
JULRCTQR*XIT. iKfU* R*kl OYOyOIigq ne « ^T 10 J k~
RcycrYCttj ciutju. 18 ^ym nig^vxc jjutxocic rrottc
R&ojaiRC r*t ncv^^Arv^ric c-sii oyoAn|ric. ^ym
ot^cAric e»R o^cAric. e ' rl Re RO T f ne *
rc ro^i Tie. «c ctccoir. RTC oyAiHRtgc HÖH -
TOT ^ e €R^^OY- ^T ra CCIMkRIRTkCRCfC RCC-
OTRiajq RCCTÄ.RO. 14 CT&C R«a COITJU CHUJcVXC
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42S
jjLireocic. npcujue n<Vnrxb. &yua n^p^rait jli-
cume nof^it^HKH xiit eoun-rc. *yva ^nofio
AAti ttjuiot. ^toi epcg&n ot^tht eccom ei
eftoA ^jtootii nttecei e«xam. «xe mikui n*it jui-
Isaias 50, 4—9.
50 ^äocic ne*rn*^ n&j nofA^c nc&ai. eip*-
cijuie qjul Hecrfociaj eiigajc. erp&Ke o^pcg^e.
iraoeic ne-rit*kO*)fam nnaju&&'xe. &qRai nM it-
£tootc n-^c AjuiennJ-cfiiiii. ^qoftng cpoi itotjul^-
^xe ecuiTJUi. 5 ^toi tcc£iuj juLivxoeic ieTn\o*]fam
nn&AA^&'se. miok *xe ü^u,\yv\> [die
folgenden Zeilen bis auf wenige Buchstaben zer-
stört] 7 [ivxo]cic ujuifnc n*.i nor]£iOHeoc . . . .
. . . xintijH &IRIU xinfcv .... n]i>f
noYn€*r[p^ ec]«oop. &yw *i . . . . *xc li^it^-si
ujinc 8 «sc <J£h[ii] egoy n n^i nenT^qrju^eioi.
nijui ncTn^i £&.n njjiAi&i. jut* k pcqk£cp* > *rq epoi
2} o-fcon. ^yoj nijut ncTii*Rpmc iuülxxm. aä*-
pcq£cnti cgof n epoi. 9 eic^HHTC ivxocic nerniw-
fcoH^ei epoi. mxx nr-i iwvoaakoi ' cic^hhtc n-
«rurrn THpTn tct[h*. . . .jd'c n«ee nety
[Schluß des Verses zerstört.]
Isaias 53, 7— 12 und ? ... .
53 7 . . . iVec noxecooT c^Y"**"«! eRoneq.
*rra n-oc noT£teift juuicjulto efiioA JAne-r^aicuRe
juuutoq. jutueq^ n-rcqcjuH. iWeige neqivwOYuiR
upuiq »Hiv 8 pjul neq-e>'ftAeio. *>Tqi Juneq^n. nijut
nfi umij ujs-xe r:c'H'*'>u'\. cen^qi xitic qimio
e&oA orsjüL hr^. cAo<\ üumio.uu\ üh\'Amv-.
^yn-xq ciuulot. ^n^i" luutnonHpoc. nm,\ n-
-reqR^icc. ä>yui itpjjuu&o. eiuuuv xineqxiOT. «e
xuieqp &.ttOAAik. o*p*« julu Rpoq oit Tcqr^npo.
10 *^tui n-xocic ofoiuj e-rMoq. cfiioA gn TenAyrH.
eTC-TRig^n^ ncritno&e. TCTii\^px H R*R*T.
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eoYcnepjjtA* nno<^ u&£€. 11 &yui nxoeic oymg
cqi eÄoA n£ice irreq>|rY9CH. e*roYoq cnoY-
oem. enA&ccc jüuuoq. grt TJULRTpjuiigRT. -rju^eie
n^iR&ioc. cto iigjugiwA k\'Auu- noYJUHHgje. *yhi
iWoq ne*rn*qi e^p^i rmeYRO&c u e«rAc ntJ it-
TOq iu i nevRAHponojuei. uoyxihhujc. äYUJ qn*-
neu ig i'incgtnA i'ttvxujaipe. e&oA ^yf irreq-
\^r^X H enjuiof. *Ycn *Yonq air n&noA&oc. *yui
iWoq nem^qqi e^pta minore no-fjuiHHige. *Ym
nT*YT*ikq e-rÄe iteY^nouiik. ^Ynarr cxuiq.
*yoi &<y*j(iiH£i juuuioq. *y <*onq. «.Tai ^nxoeic
riu r*y e&oA. —
Isaias 63, 1—7.
ÜoA oii HC&i*c.
63 1 nijui ne n*i ctiihy eAoA £R c^uiai. ne-r-
poojpeaj i'uu -qgon e e&oA £R ftocop. cnecaiq irreige
fji oyctoAh. air ot^oai. mior cjuj,vxe £n
oy^irwocyrr. jutn OYg^n no*pt«a. 8 eTÄc oy
iKKQOi if €-x petypmuj. &Y(U iickoüicuj R-ee eAoA oii
OTAipic nojparr. 3 ecjj.e£ ccohai. *yui ne aajulr
praxie iuajui&i. riTC roc*roc. *iooaaoy £Ju n*-
Ä'inirr. *rin ^iAo-ä^oy it^c hotk^o. *ieine ju-
ncYcnoq cnccHT enKö,o. 4 * ne^ooY t»*p ^xinafc
irr tu tute ccrry. ayoi ^Tepoxinc licanre ei •
^luuj'i . ewTai ne jjuu.fi A^ö.y nj\oH«eoc. wJ'ojthj.
iwTai ite *jutn neirajoon jjuulooy epoq. k n&g'&oi
n*£JULOY. ^TUJ Mt ( \^um ; r koepATq. 6 **jr*ta-
n*kiTci juuuooY gtt T*oprn. kyui steine juneY-
enoq. enecHT ennevg. 7 ^ifmjuteeYc junn* jjtn-
•xoeje. ±yta ncq&peTH. £tt rae-repe no&oejc
TOOÄIOY RAR THpOf. R*OeiC OYRpiTHC nv\i\\^oc
ne axtihm juiniH^. eqn*eme eoj»*i e&ain. K4T&
neqn&. ayui rata rauj&j nTeq-^iR&iocYRR.
Ieremias 9, 7—11.
sepKJuu&c o npcx^HTRc.
9 7 f ik n*i iu4 nerepe nnoeic «ui juljuoot.
eic^HH-rc *ror. ^ne.n^CTOf. ayw rta^orj-
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427
noitnpik iWigcepe Hn^A^oc 8 oycoTC ctpu ne
ne^A^c. £RRpoq ne nuj^e itTeyr^iipo, eq-
tgevxe julH neTon oyuiq 011 oentgevxc fteipHiUROti.
epe TJüinnt^'xc £Ü neq^HT. 9 jülh e^p^i com
n^i. n^n&^ü. ncgine ne<xe neatoeic. h gR
o^fA^oc irreijuLine. ^^>VTX h n^eipe *n no-fRA*.
10 «sra noT'xoei-r e«n riTO*^eiH. *yva pume cäH
ItCglOOfC ÄTC U'SMf. 7L€ iwyRUI eÄoA. QLC
xunu pcDAJte ujooh ii^HToy. junoycoiTlÄ e-recjuiH.
rincTcgoon. -xin g^A^-re (g&£p&i n-rSitocyye.
naiuine eAoA. vjfa crfAi*. nigume Une^p^Ram.
leremias 22, 29-30. 23, 1—6.
fepHA5U^C o npot^HTHC.
33 29 hr*£ niuvo cin-TJüt enigevxe xin-xoeic.
••cgfci jJtncipmAie. -xe o-fpuuue ne e^fTC-roq
e&oA. «2lc neqn^€^«.i\e £n ncq^oof. n-
ncpaiAie &i&i efioA iteqcncpAi*. e*rp€q£JUtooc
€^jüL ne^ponoc n^vfei^. eqo n^p^aiit -auit *re-
33 1 cu ncgrac ite e-nr^RO. ^yai craoop
rki ncrcpe nxocic otai juumooy. e-xii ncgrac neT-
A&oone xinVAewoc. rrTra*rii ov i e i ivxrarapc e-
fcoA rut^ecooy, ^TeTunocgnoy e&oA. *yxu ü.-
ncTn^i neyigine. eic^HHTC mvok ^iwvxi rA*.
it^HT TH-prn. k,v : & ncrn^HTfe c^ooy. ne«e
n-xocic. 8 *itoR £ui 'Vnewiymn cpoi JuinRcceenc jul-
n«wA*oc cAoA gU m,\o -THpq. iW^moopof *koA
cpoq. a/fui nT^RTooy c^oyii cncy jül^ jüuuioorie.
i'icrMM nce&.uj&i. 4 ^yai ^n^Toyitoc n^i n^en-
ajmc räj €*x ruuuoone suLAxooy. t»ym cen^p^o-re
Mt. «xm lenoy. o*)fx€ iiccn<wigTop'rp *u hctslc
ir&oeic. 5 eic ^cn^ocrf iwf ne*e nsocu- ii^^i-
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AIR HHt RlOf**. €£p«wl fU ItC^OOY eTAIAI^Tf
^R*^oY<b ROfkR^ToAH juuuc {v*.Kycr±. cn neq-
pppo it^i ofppo n*2kiR^ioc. iteqnoei. *qp in Req-
cipe noT^n. air oy^mtKiocynH. gi**Ai rr*£.
6 £P*i £r Rcq^oo*^ qn^crpt^i r^i k>y^» VflO
Ieremias 32 [**], 42 — 36, 7. (Cod. C.)
32 42 ... . e-xAi neAiwoc itnei no& Ainc-^oor
nrnpoTf. ätci £€ on knoR ^it^f.ine eatraof rr*-
rd,^on THpoY UTö.i'xoof e*rp*RT©T e-xinoT.
48 iK'xtä ccn&'kno R*/f on n^itciöBge £R VnoXic
HTOR €"TR«Xai ÜJÜLOC CTÜHHTC « 'cttewp'X.AJC
aiair paiAie ucviyuiTic h^htc. ^yr^^c eopM
iWirx nnex^^^Joc. 44 cenaagame R£Rcaiine
g*T. nucoM £fxcacbAÄ.e R^Tamifite XLuoq.
fiVrpe ^juuuLn^pe. cYpAiitVpe jai rr*£ r&criäaiir
air nRarre iWfXiilSu ±yvu gn jultioXic Riof**
air xinoAic airtooy nce^eA^. air airoAic rä>-
^r&rto rrcrt^yrooroy e&oA. *ät^
33 [f*] 1 *.*]fcb Ticgfe/xe Aiirxoeic ^qajaiRe ig* ic-
pHAJLi<kC Aikiicg cn cn*y enri eqAinp £R T&.f^ H
-uiu uru Ko. eq-xtu .ümoc n^q. 2 TW *ve ^€
irr* httoeic «ooc ne*r^*JULi6 aiiir^£. ^T 1 *) <? ' 1 ""
iiX&cce juuuLoq cTpeq-r^^oq ep^Tq. rntoeic ne
neqpätit. 8 mig egpeti cpoi. Vfta ^n&oyvaa} & R*>R
kt^täaior c^enjutrrnoÄ'. Aiit ^n^fcH*fc cf«oop
r*wi e"rM.neRCOT(oitof . 4 «€ tm Te rt*. wxoeic
«ooc €TÄe rhi ätci hoAic. *ym e-rfce RHI AI-
nppo. fiio-p^*, n*i nirewf^epaiaipof €£rai* ai-
juuuge. air £RRpoAi*x mn nco&^r A €TpeYÄWS5C,
air rc^xI^A^^ioc. i^yui rc€ai*£C Rpiune eqAiooyhr
n\i ii*rA.iR*kTÄCce AiAiocvf gAi n^^aiRT". air
T^opra. Äjkie nv\oo c&oA xxxxooy e*rte
ReyRORRpiÄ. ^Hpo^f. 6 €icgHR*re *ror ^R^eme
csuic ROf'i^Aö'o. irr*.oxoRjc e&oA RTA.pn^pe
CpOC. ^li OfCipRRR AI II ©XRICTIC. 7 ^yOI ^n^RTO
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429
itii£irr*Yno6no*)f eAoA irre iot&a.. juii ticmr^Y-
noottor €Ao'A nnre nwA iW*K<rroTp iWe litgopiu
um nn&YpnoAe epoi ii^htot. h^i^Axjp iuuee-ye
juuuloi. J iictyiuiie i-yo-yuoq. julii oycJULO-y. juut
cyyjutnViio^ juiiAevoc THp'q juliik^q. haj cth^-
cui-taa cnd,^eon THpo*)p e^it***/]f. «.fio u-
ccp^o-rc iicea'uiirr e*ri\e umv\oou -rapof. sxh
iW*v irxoeic *sooc ä.i't[i] cciuw ur; jli o Ol neuu*.
irim-rri CTe-riiÄOi juuuoc cpoq «c oyxewie
nc cjutn pauue n^irTq oy^e V&hh. £ii jultioAjc
iuof^&. TikoK nel^SSL n oYgpoof itoynoq.
julm oyjpoof lip&tge. o^poof ju.n*xcgeAee*r.
Axii negpooY nof ujeAct x . negpooy nncr-siu xi-
*e oxxP HC " xoc nc natocic. neqn*u|oon uj^
tni o. ccn&eme n^iV^uipon e^o-pi cum xin-xoeic.
^h^to nnV^ynoonoTf eAoA THpoy uk.no
CTjjuuL^y ne«e raoeic. 15U r*a <*€ iW*q«xooc
1W1 iraoeic iiii^ouL. -sc <wrxi cciv^cui in gjj.
ti£ijul&. e xujHq. £ii neqnoAic THpoy cgii-
tgtjpe jjuui«.i\ecooTf. rprco nnef o^e necoof . 18
jüuioAjc irxopiuiu UM jultioAjc ine CH<£eA&.
^ytb oft ju.no Ajc n^uefiu jutn hkao n£enj«juun«
A.yü> ojii auioAic crAnROiTC iWiAhjüu ^yil) opM
oi\ jutnoAic üioy^,\. ovi »i cen&ei ü^i oi\ ecooy
iSioK onoöiq jjinemui juuulooy nexe ivxocic.
34 [f*a] ^aj^-xe Irrewqujume uj«\ lepmutievc c&oA
qtxmjl iraoeic* cpe iidiioTX 0 '* onoco P n PP°
h^iVyAum julii ncqcVp^i ey aia. THpq. jülu nnevo
THpq riTcq^px H iiA^oc THpoy £^fjutiige xxh
^iÄhjül. JULit auioAic uio^\ eq^iujuuuoc 2 i cm
i t •»€ i'i x ^ iraoeic ^ooe. tum üj,\ cc^em^c
nppo iuof^^. nraooc iiÄ,q, cslc -x^i ttc «oe iha
nxoeic atooc o-)^ ceit*^ u remoAic e^p& f
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ndVx juLTippo n-rfil&ilfAinii. uq'xi juuutoc. b>y£i
nqpoKo'c £n o^mu^- 3 *jy& htor *itxMU , RA.pÄjoA
evu CReq^Yx. £it oyr*^© cen^T^^oa. *>yuy cc-
i evevK £op^i eneqdi'zt. rcrA&A iia.ii^y eROfq.
*>yw -reRTiwnpo u^uj.vaLe. jutn *r£q*r*Hpo. *yth
kn&üaiR egcvpri e-rfc^yAmn. 4 *AA* coitjül c-
RUgA?&e julit2lo£JC. cc^cri&c nppo ruo*^^ rewi
Te -ae r*xtä iWoeic cxooc. 5 m iu\jmoy gii cvy-
ejpHitH. Ä.yü) iiee n*r*YpiAi£ ctieReio^e n«j n-
'X^ypppO TCR^H. T*a *X£ CTOf R&piA&£
cpoR gtuaiR ncene^ne r*r ig*£p*j cijumre.
oyiu>?L£ ktioR nnT^rxooq nex£ tvx.o£jc. 6 ^fil)
&quj&%£ iWj iepKUJdtC aar nppo ce^eRi&c itnci-
ojaq&£ 'THpof £ii -el^HJüu 7 *>y\u t^oaa Ainppo
nV&fefrrXtan r£caaiuj£ oyke oIAhjül. e^ui ofie
aajioAjc iuof*A A*x ,c fcZHRA* r*i r£
niio^ aaroAic irr*Y*9 unLn £ n AAnoAic luo-^e,.
8 ntg&?L£ irr&.qigam£ uja lepHAii^c ekoA qpijul h-
■xoeic aarrc*. Vpe nppo ce^eni^c koir ROf&>i&-
•»f RH ig> nA^oc f.-x Qi\ oiAhjül t-x ^ujeoeiuj ROfRai
ekoA 9 €Tpe no*]fk noyk Rai eAoA AAncqoAioevA.
*.Tfd) noyk no-yk nTcqgjuL^A. iioehyv\ioc irr£€-
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eÄoA £r ioy^^- 10 *T ra ^T R,roo T juuacn-
C'ievHOC THpoy. AAR nA&OC THpq. R£R*X"*/}f€I
c^o^R £R V^ik-eRRR crpe no«^ noyk roi < loA
juLneqoxxoev A. 11 */fü) no-fk no^p* R-xxq^AAg^A.
*Yü> RefRai Ajuuioof nc nQxioivA. "ngguxfi aa-
n&c &qujum£ tg> lepimu^c eq«xtu aaaaoc 18 *a.e
tm "xx ht\ inxoeic *xooc knoR *.icaair£
ROf^ik-^HRH RR&^pit ne^riteionre. oxx nroooy
HTM Rä gAAO*]f cAoA £AA TlK,\o I1RHJULC cAoA QJL1 RHI
n'T€*fAÄ.R : T^Ai^A ei*xai jluuloc 14 se ^otä-r
cpcg&n co npoxine äoir eiioA eReRoi e&oA jül-
neRCOR R^efiip^ioc CTOfR*.T^^q r*.r eikoA eqep-
ojulq^A r&r rco lipoA&ne. ^ydi \'u'K.\.\q c toA eqo
npjuLot. *yux xxiioycui-Txx ncau r^i ueiewcio-x t
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oy^e, juincrfpiRe nn€*p A ^*' xe epoi. **±yKToay
xxwooy e-xpeyeipe juLncTCO^fTain jlitt^jul io eAoA«
CTrpc iioyk noyk eipc no^f rui e&oA AUic-rgi-rcvraiq.
ev-p^tu« e&oA nof^ik^HKH. JULTi^jüLTo efcoA £XX
RT€ TH^fTÄ kTe-IH*XUWjÜL AJUl&.p&It CTjpC RO*}fk
iio*f& aiaihitr rto ju.neq£JLi£AA aar Teq£Ai£*>A,
n*j nTATCTnRA^Tf e&oA eyo iipAJtoe £r *re«y-
>Inf5C M ' ^Y 1 ** *>TeTÄA^-f on iioaao^X rrtr.
ct£lc n**i i <m -re nTk iraoeic XOOC.
riTarrn juLne-rricajTxi neun eTpcrei-iicipe royrw
eAoA no'Y'k no^fk juhictoii oyrnq. nioiu'nf &ror
^rattiro©y nHTn no-yKui elioA ne*c iroocic.
o-ycnqc. JüLii OfJUO*]f. ajlr oy^RO. a/jh*» ^K*^
TH*Y"Tn cpsLOic'ope cAoA £R AjuLAiVrepuio-y 'rHpoy
xinnew^. 18 ö/fai ^rö^ RRpaiAie uk\xkui ncuioy
ITTMak#^f RH RCTAAIIOY T^O ep*w'rc irx ^v^ik^KH.
*>AA& ^y^ÄJuiio JLiRftjLiTO e&oA jiiii aiacc tt^i r-
TA/fTAJULioq epoaiii R£H~rq lö n^i n&p^aiit Riof^**
air noLtaaipe aar ro^hkA. jjlh itAaoc. 20 ^iu.-
ta^Y nncfÄ^*c* ätc R£Ypeqjutocnpr ujuinc n-
ope rr£*Aa*tc rVrc. aar ite^npiOR aark^.
&yva ceTkCKi^c n'ppo RJOf2t*>« aar ney Ap9£am
^n^i^if €r<*it* nRCY^^Ttc. *>yvu eTOOTC n : T-
<*oai AiRppo irr&AÄYAaiR rai e-rcrpurr cAoA jul-
juloo^. "cic^kr-tc MioR e-ro*re£CA£R£ ne«e n-
xoeic ^"RAkRTOOf C£p&j c-rcinoAic itceuticgc rai-
AA^C. RCC&J JAAAOC. RCCpOR£C Oll ü^\\\'Xf. AAR
aaroAic Rioy*.*. i'itATAAY Rot&ie €air rct-
85 1 najAxe R^qogaiiic tg& sepHAiiAc cAoA
£ITAA n-SLOCJC £R RC^OO^ RJtl>kRJAl RUJHpc RIOICIAC
Rppo rio^a. eq^xui aaajloc 2 Äam e^o^R crhj
r&p^aAir * OTRoyrc epooy iii~sjToy e^o^R
€rri Aiivxoeic eoyci rra^Ar ru^rcoor Ro^fRpn
irajRpc iiiepHXAiewc. ncgHpe iix^^cir. air Req'cRH-f
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Alu nequjHpc. juui um THpq u&p9g*&f n- 4 wäitoy
t-oo-fn eiuu jjt'nosLoeic &yva enn&c*ioc^opion muuv-
uovu. ntgiipe tt&it&tu&c npuixie jlhiuoy'ic. n&i
e*i£n<r]f emu un&p2£ian irrne. jluihi juuu&.&c-
covuvi . hajitpe iu cv'Aiuxi. n*i cx^pe^ CT^f Ah,
5 ±y& wtä^o ep^-xq jixneyAXTO eiioA ito^fogoggoY
KHpii jum gniourr. nexM n«.f «xe ce npü. 6 ne-
■x.xy o&e j'rx muvce Hpii mi. unuev ^vii irujHpe
npH^cvt neneiuiT ctootü cq-xui juuuloc
tl€ iine-riice Hpii irxaiin julh itei i'uuHpe iua ene£.
7 */]f(I> nne-rriRaiT no^Hi. oy^c nne*rirco noy-
cnpjut^. *.*]fü) niu JuuMieAooAe cgame nH*rri «xe
gn ^encRfiut lineTii^oof THp<yy.
■xcKevc eicriiaabrig ncvyujtHUje uoooy oi^xt nK.\o,
häj n-rurrn CTCxiicrfH^ or^uiq. 8 Ä.ym ^ncanii
itc& nc^pooy num\.\ nniuun k,\ x ,\ £öj& nix*
frr*q£onoT e-xob-rii e^jijrrpciice Hpn nuengooT
THpoy. ±y& ^IlOIl JULIl Itll£l6jUL€ juufi ucuujHpe.
julii ueitcgeepe 9 eTJÜrrpeiiKUjnr ho^hi eigaine
it£HTq. i^yux o-yxi-Mu-'Aoo Ar xteu o-ycaiuje. xm
ofä'poä' jutnof tgcune i\*n. 10 *\A Aov &.nujiiine gn
^encKyttH. *y\u muiutw kneipe k\-u nn*r^q-
gotioy llTOOTIl nCT'l hiiikvam' nfnnuri. 11 *c-
ujuine rrrepeqei h&i i\«Jioyx o ^ oi,oco P n'ppo
it ; x£i^TfAiuii, cxjul muxo ne^^Tf «xe muu ui e-
2pyii e*rno<Vic. *yu\ «ttiÄam egoyn e-ei^HjGi xi-
iuuLTO kSioX ivr&oxx ime^XL^AT^ioc. *yva xxyyxx^to
kko'\ iVYcS'ojul lin^ccfpioc. ^Ä.nofw^ tuül* c-tjul-
jüi^f. 12 iicg^e juLitsoeic *>qtgume sg&poi eq<&ai
juuuloc 18 ose tw Te exepe ivxoejc -stu juuuloc
äuir lYtrxooc i'uipmxie mof*^. julu ne-ro-yHg
gn ^iAkjül «e itne*x"eivxi no'ycliui ccöjtjul kc&
n^uj.vxe. 14 etiajHpe «*e njaitt&^ddh najHpe n-
pHX*^. ^T T4k ^° cp^Vq juhuje^e ätü neyeinn-
gouq eTOOTO-]f. f-TJUL-rpeycoi noyHph. *Tfd>
nofcui. knoK ouuj^c tujuuLHTit iiujiupii.
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nii&£jLL£&A nenpo^HTHC. erxiu jluuloc xe Ai&pe
noyk noyk ieroq c&oA g^n. -req^m c^oo^f. *yib
jut&pe ncTn^'ÄHye kii&j iW ctiWai julooujc 01 iu\ooy
nciKewo. itTMT^^q uinü juli'i uctiicio-i e. .s-y^o
Aine xiipiKt juliu 'nijuiA.A.'aLe Of^€ xinei itc uitjül
n*j. 16 mgHpe irroq itnuiuwa^fii nujnpc npH^*^«
*>T**>Z° e P*^ c n-xn-roXH AUiefeituT. -reivr^q-
£um jjuuloc CTOOTroy. neiA^oc iWoq jutneq-
cuitjul hcaii. 17 ct&£ iiäj tm t£ kt* ii-
•xocic •xooc« eicQHHii miok ^-n&eiitc i-x 11
lOTf^*.. ju.ii 11c rtyoon git oiAhjul iuul nc^oo^f n-
Twsooy cciiToy e^oioy. 18 e-x£ie n*i t^i *xe
iW*. iv&oeic -xooc. enrctH ^ycurxjui nö'i
iiujHpc nitiuu\^\ii iiujupc npH3£&& nc *> thtoAh
xuieyciuiir crpeyeipe r,\ x ,\ «ac ii'i^qgum enroo-
TOf n^i neyeiiuT. 19 itne puijuc 6rs.ii irre najHpc
i'imin,\^\ii, ^qkgcp^Vq jluiajul*to e&oA nnegooy
THpOf JULTTKewO.
36 [fiy] 1 Aie^qnro iipojune umiMum,
ntanpe imucitwc nppo uioy ^cv. niycvxc. xiivxot ic
ewqujuinc uj&poi eqsui julsuloc. 2 *x,e 2:1 it&K noy-
sukojlic ii^^pTHC, urcpewi cpoq iineiujA-x.e THpof
n-xda'XooT n&K c-s.ii -»iahÜ xiii loy*.*.. *,yai
ex.it iioöuoc 'XHpcry «sju nc^ooy iW^iiga^c iua-
jul&k sjn nc^ooy tuuici*c njppo moy*.* ige» c-
£0^11 cnoof ii^oo*]f 3 xicujv\K nceciu-rjut n0j nni
iuoy^^. citei nc-^oo*y THpof e^ujo-xne epoof
noiucpon ^yd umuu cäoA ne nnefouii^onc juii
itqp noAe. 4 tu ^qAAoyre n^i lepHAii&c ci^poyx
huuipt tuipi&c. Äfiu &qc£*J n&i i^po^fX«
ÄloA gn TTÄ.npo mepHJULiötC iuiuja'xc THpof jlui-
xcu u . nT^qatooy n*.q cysuiii)jLic n^^pTHC.
5 ö.fiu & lepejuu&c £om cTocrq uliÄpoYX. e q' xt u
jjuuoc. knoK cco^pcq epoi. u^n^gjfeuiK
cgo^fii enHi aui«ocic, 6 enTou äuik c^o-yii ciihi
34
434
gju. nm jjurxoeic juaie^oof rrrtiHCTik. ±yui
CKCcucg xuuoq juuuL&jw&e juniiAHHigc THpq mo^^.
Rivi ctiihy thoX qjn ncynoXic. 7 Aiecg^K irre
oyiws ei c-xiuoy jultuatto eAoA AUiFotocic] • . • .
Ieremias. Apokryphe Stelle, vgl. Tattani, Proph,
maj. Vol. L p. V. ff.
iepHASJ*.c o npo^H'iiic.
n&Ain on ^q-xooc n^i iepK&*i&c xni*cxcup-
«xe ruineujuiTTt £n oyoeiiy julH ncTneiOTTC
Tein^oyk n-rjutn-rjuLC, jar ne-rnajHpe e*rnKf
airrchttr. n&i enrn&cipe noy^nouLiew cco^öt L
ego^pe THynrn. *xe rtoot e"rnA.*$~x~LSULK. ime-
mtcgame. *yai cra. Ro&e ehoK ±y\a eycsLi ajlr-
juu\.\£ n^T. ct^xijjlk jAncTOTn*.*r^*.q hdi r-
tyupt- xininÄ. jumioof i ewige AARRep*-
AÄ.€f c. iWc liTewqoy« ro c^oue 1W1 n^oeic. ^yw
iVmot' ccit&cg&'se. ccn&ei egp&j exwcry n^i
oygAR iWe h-uro ige* eneo. jxn «n neyigHpe.
€TÜi€ «xe «.y^icrfe ROfCROq r^troAc eno^n.
Ezechiel 21, 14—17.
e'jeRiHA o npo^HTHC
21 14 n ttor omaiR najHpe Anpaume. npo-
CHqe. eTAAe^igoxi-re iiciiqe • ta>r£^tA€c. t^t-
no<^ RCHqe. nuoev'i&ec &.yui eKew/i pTwpoy 15< xe-
r*x epe ne^HT oywigq. nce&w>i n^i nc*r-
iginin . ewyn^pd^r^oY juuuiooy e£p«a ctootc n-
'u-H'jt CRoncoy. Q^ipü r^Ar rijui. &.cco&tc
RfeAiuc e^rpecRuinc. \c^ame R^Atnc e-ipccuv\ u\
16 -xcHqe A&ootge, itTt twjul rc* oyruvuL, *>y%a
rc* o^fiioTp. luuLd, cnrepe ney^o R&<^wayr epoq.
17 *.itoR gw ^-R^p^gTr. toot. eosii toot. ^yw
Ezechiel 28, 1—19.
€7€RIkA o npo^H-nu.
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28 1 naptxe ünxocic «tqggume ig&poi. eq-xui
aiaaoc. 2 «e iri ok £aiaiR niy npc jjtnpmjute. fettic
xine^px 1 " 11 ttxYpoc. ote r*j ixcrcpe R^oeic «.ai
juLAioof. « eAoA «xe nen^HT -sice. *R-
«ooc xe *r^ o^noY^re knoK. woyui^ £R <vy-
juev rittjame nitof tc • £ai r^rt r&*A&cc&. mtor
(eine jüngere Hand fügt ?te hinzu) iwk o-ypuiAie.
A/yui iii k oyiuvy-xe <\u. ov-yiu AineiwH i.
Ree jüliiqh i no*f noynre. 8 aar enecaiR rrroR e-
^i\ihA. iioeimpo^HTHc. *r rc, RCRTri/p 1 * 1 -
I^CYC AAAAOR £K TCYC^iai. 4 AIR {II TCRC^ai
k gn T€RjuLÜTc*iie. muuii r&r itoyä'oAi.. ±ym
oynoyk. aar oy£ä.t. aar geR&gaiuip. 5 £RT€rc&ri
ä'c A»f ca *reRjuü"rc&iie. \kkui r^r nofä'ojuu
Ä-^fui o-f^T. Ai« OTfROT^u gn neRk^aiinp. £R
tcrcAcu a'e eii^igoc. ajlr nreReicnajan-. rt^r-
'x «n ujo ii Tk K^o ia . 6 e-r&e r*i Riwi RC-repe naioeic
«XRl ALAlOOf £ÄoA «X€ *R<f JJLRCR^RTt R»C
ünoKT Ro^fwof^ß- 7 ctAc rä.i eic^RR^re ^n^eme
egp&j cxujk. r^crojaiaao. rAoijüloc ekoA gii r-
oceuoc. «n^ai ceR^TaiRjut irrere Hqe cgp*j ex. am,
*YUi €*xaa RC* l'rreKcfeui. rccruirc auic& JULRCK-
CCR&efcklOR. RUAlOf £1A RAlO^f
RRCRTA.fOJOOÖ'aj". £*A IlgHTT iu\(-0\'A.\a\\, 9 AAR
RrR*aj«2tooc *r JURCAinro cfioÄ rine-rjuLOoyr jaaaor.
»€ ^nr «yfROY'xe. rttor rtr oypauuie. lu Ä.T fn
CKI\^'T^KO «oyxiHHtgc 6TO R^TTCÄilC. £R Ml*
RROJAAA&O. «C *ROR ^lUJdVXC R£3&£ R<XO£IC. H n-
tg&.'xe auv&ocic ^qajamc aj&poi eq-xui aiaioc.
ls ote najHpe xinpiuxie. «xi no*]froci*r cqlajl R^p-
D^aiR RT^poc. Rräooc R*q. qlc rVr ofcc^pA.r[ic]
inoirni. *Y ra oy kAojul nc&. 18 iwRiguiRe £Äjl
RR^p^-XJCOC RTCTp^R JLXRUCTf"^ € « <*> ne niJÜL ^*
R^RO-fOf* •ÄTAATp ^lUItUTR. O^fC^p^IOR. ASLR
(Tfxon&iaoR. ^f 00 OTCJUm.p^R'TOC. ajlr o^r-
«p«w^. Ä-f IU Of*C&RRjpOR. JULR (y]fCI&CRIC. ^HI
OT^T» AAR Of ACK* piOIX. AAR OfkX^* rMC » ^T 01
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OT^AJtH-^HCrOC. AMI OfXP Hco ^ , »^ OC « *ym <>T^ €-
piAAoc. AAn ofoiiH^xiion. *>y\u rcrrc ^graaip,
Ä.RJULewOO*Y' fcn&ftu AIR UCKewRCKVyKH CTRAAAA^R.
u xir ne^ooy rta^cortr. ^ir^r aar nex e ~
po^kiR. £jul n-Tooy e-rcvpwAJi ätc RRoy-re. Kyva
«wRtgame £R twhtc ii^enaine rroi^x. 16 ^Rogani€
nxoR tKo^\v\t. £R ncKoooy. xjr Re^oof li-
T«wf conVR htok. cg> ne^ocvf itT^y^e crcrxjr-
ö'orc n^HTR. 16 eüioA ojul nevujcvi lineReieRcgan".
muuo iu'ktmiio nn^noAAik. *ywi ewRpnofce.
*T ogoo^cR. vfROKR cAoA $>jül utoo^ aarrotttc*
^yai ncxcpo^ffijn *wqcaiR £r taihtc rridiic n-
RingV. I7 neR^HT ewqxiee £ai ntiuw. TeRcAcn
äct^ro. Ain rcrc*.. nhi R&tg>i rrcrroäc.
aar oyge. AineAATO eÄoA rVcroc' riaa npaxMe.
18 €TÄ€ 1W\[[JM RlteRRO&C. AAR RCR&KOMlk. AAR
lUlO^ RXIlWORO €*T€AARTOT RR€. RTeReieRoguiT.
evR-XOIOJLl IIR£RAA&> €TOf */fRl ^ R^CIRC
ROI^-T cfco'A £R TCRAARTe. RäJ TCRO^ CqR^Of RIAA
RCR1R €R€^0^6. ^fVU ^RdtRdtfeR CKO RRpAA£C £IXAA
n r. ovo. AARCAATO e&oA RO^fCR RIAA. AAR RROOfC
e-rn^y cpoR THpoy. 19 &ym oyovi riaa cxcooyR
AAAAOR. £R MOf^nOf TRpoy. IHM C X IUOOR
ii kovq. ccR^RjaiRe i**p eypiAic. *.fai cy &.(r>£oaa.
THpoy coyv\i ex im;. ^Rtgume c^p royt^ro. t^yu*
^rrjoirc Roycro eAoA. aar o^täro. t^ym rcc£C
epoR A.R. TuMwxuiiuTie ^n. xm iiiuevy in> eRC£.
Ezechiel 36, 16—23.
c^crirA o npo^HTHC.
36 16 Ä.*Y*ai o^fuj^xe aarxocic. iwqajumc cg>poi
cqxai AAAAoc. 17 xe TiajHpe HnpaiAie. rri xx-
rirA. ^yoyaig £i«xr ofRA^. ^T 1 " ^T**?****!
^ITtl Tef^IH. AAR Reyei^RAOR. AAR IICfXRIgAA.
* itef^ioo-fe u^p rjrirc free aarxri^aV rcJ^riuir,
A1R&ALTO cÄoA. 18 *,y\l\ CnIUUIO^I RT*Opt"R €£p&l
exracry. e-rfic RCCRoq e&oA. irr^YROOReq e ^°^
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*yuj «acoopor efcoA £ii nex««?*- R**r* nej-
^&hx € « MT 10 itef nofiie. &iRpme juuuLoof*
noyoiT. ^yra A/ycomiq xinevp^n *€to^£i.
n^xpcp&ooc. -se n«d ixe nA\oc juavxoeic. &ycd
ajci e&oA ^xi ntqiu\o. 21 *.noR **e ^r^co cpoo^
ctt&c n&p&n enro^*^ ncifr^yciniuq jjuuoq Mi
nm amiiha £p*j gn n^e^noc. 22 £Tk n&j a/xjc
*ngjHpe jluiiiÄ. n*j ne €Teq«xin juuuioof 1W1
n*2LO€ic *n-xoeic. ne &jeipe iihth rhi jüL-
iuha. ^\ÄÄev eTk n^p^it eTO^p^aJL nenT^-
TC-xncraraq juuuoq £n i'ioeoiioc. £jüt n.n<\ iit*.-
Te-xiiAiuK egoyn epoq. 28 *yin n&nod* np&n ü-
neTiiT fciioq. i^yua Anoeonoc cratuq. ^yoi Tttoitii
k-xeTiiccnaiq £n -ref juiKHTe. ^n^-xoop jübunn-rit
e&oA. -re*rnn*.pROYi. ^jul n-Tp^eipe htä-
ö'oai.. Ä.Y ra cen^eiAjie nä'i noeouoc THpo^f, «e
^noK ne wxoejc. ne^e k^arn^i mtoeic.
Arnos 3, 1 — 6.
omuuc o npo^RTHc.
3 1 caiTjüL eneicg^e. en*r* wxoeic sooq e*xh
i"H*Y*irn nni Xi.ni ha. &yux e^it <£t*ar mxi. tm
ii '.MÜ ic efcoA qjül tu; ovo nRHJUte nxm jÜluloc. 2 ^t
nAnn ÜTaiTn. &ico*pt TH*prn. oyraiof iine-
Aooye Tnpo^p ünR^g • CT&e n*i ^n«w<^ü najine
nnenrivxjn^onc. e-xü TH^prR. 3 JtiH 07 n cn^f
nduuiooaje £i o^fcon. nee tü ccvfn ne^epHT €TI "
THpq. 4 h eqn&aiaj e&oA 1W1 oyxio^fi e&oA £H
neqju^ iiujhu. ejutli-rq new^c aLu^y« aah of n
cyyjLi^c Uljulo^i R*^ Aneq^poo^f enTHpq. cftoA
gl*. neq&H& neq tü c^aine HofA^T« 6 aar ofR
ot£^aht n*gc exü nn*£. k«n neTö'aiK*' (lies
<^aip<^) epoq. julh oyn oyn^aj n&oyain 01x11 n-
r*£ knssi ö'en a&&t* 6 XXH °T n o^pc* Anir»« n^uiuj
eAoA £n o*pxoAic. nTC-rli nutHHuje 3'iopTp.
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Arnos 8, 9—12.
8 9 *»y\u cit&cganie £jut nc^ooy ervjuuüi&y.
ncse itzlocic. npn r^£uitti auir&t AJu^ccpc.
*>yvu RoyoeiR cqtt&pR&Re oisü nn^g». £jul [ne-
20oy] 10 i"n^nai[ii^ iVjnCTnog*. [eT£ H ]^£. ^T 13 "
ne[Tit^ai]'Ä k H THpoy. e . . . [toJcit. üt^t . . .
• . . iujüt k.\ 6*o • • • • [c]olr Tey^T\[e . . . r]tä.*tp€
oyon r[iju] . . *£€R cTtaio^f (lies £CRe xoioy).
*>yva -\n*KiKi*y nee julr^rAc noyjuiepinr. ^yua rct
nJijuL^q. £Y£°°T nAiR*£ ä^ht. 11 eic £€R£ooy
nHy nexe *n*?c rt^tloot RcvygeRaittiR esuui n»
R^g/ 4.R noeiR oy^e noyeifiie *r
AJumooy. oypefeuuuu. ecarrJUL enty^vse jut-
irxoeic. 12 &yui juuuooy *ceR*RoeiR. «jr e*tA&.cc&>
uj^ -e^A^cc*. ^yui Heut^i-r. ig* juuula. rcoa.
inwnun. eyigme. RC* nujev^e xuvxoeic rcctjo. . •
Michaeas 7, 1—9 und_9-20.
jue^i^c o npoc^H.
7 1 oyoi ttT*.\^rY«^H. 2< 2te & *RpeqpRoÄe
t*ro Qisit mu\o *yva ne-rcoYTUiR £R üpiujute.
ReqtgooR *r. ceR&ä'oipg' THpcrf €£CRCRoq. noy*.
uoy^ ^cyx^e-x lineT^iTOf raq git oy^crÄ^cx. *cc-
co£nre RReyä'ni cnneeooTf. R^px^R eq^rrei.
&yva RCRpi^THc eq«xj £ii . . . Toycio. eq-xw ^ytu
ft|'x.\yö R^eRGgew&e ruprrciror. *>ym Hsujuipe.
equj&Ke eno*ytutg rc RTreq^ry^H. *y\n ^R*qi r-
ReTr*.u«,eoR. *n^c ROT^ooAe eco«]puiJuu Afra cc-
AlOORJC £hlr o^K^Rum* £Ü Re^ooy JuiR^uicgV
e&oA. oyoi oyoi ReR&A. &*]fei. TCROf cen^cgume
R^I ReypIAlC. 5 jÜLRpTA.R^CT th^tR* julr rc-
Tntgfc.eep. o*\"^e ÜRpK* pHTn crctt ^i-xoitr.
£*peg epoR e-reRC£[iAie] e*rja*r*ju . . . 6 c-
&oA BjHpe eiuiT. & ajecpe
ra ein -rccA3i[^^-fl ^V** orujeAc[£Tr"|
-X r ciy[ mjuLc ] *iwtiR«ceye .... pauue ne n , , .
[puijjuie TRpoy e[-r ^Ul] nccjm. 7 &ror •*£ ^R*-
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439
££P*i ensocic. i-in\o T Tio,jmu cnnoyre
n&carrtip. n^itoynre eqn^cumuL epoi. 8 r*jui?T-
-SA/ne Auipp^uje cgp*j kau *i£ € . ^n*Ttnorn
on. -äc eitg^noAiooc gju. hr^rc. n«xoeic n*-
porociit cpoi. »to P to ikittoeic. *n*qi ^ poc .
*e *ipno*e cpoq. tnAn-req-r^eie n* . . . ^.
eqn^eipe rA*. cqn* . . . A enoyo-
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[ein] . . . n±y e<Teq**j[R*j]ocTnH. *•
. . . epoi n^i [T^jun-r-Ä^-xe • .... c<*oo-
Aec xin[gi]ne. tct^ui [juai]oc hm. xe € q
Tom nxoeic ncRitoTpre. * T ai n^a cen^co
ei^-roT AiAioc. -renoy cen^^aiAi exiuc *no-
noXOAie £n ne^ioore. "079007 nKto^T cTopso
ne neooo T eTxiAi&7. eqne^Ro niinouuxion
jxn&A&oc. "47m ncRnoAic. cen&g*ajo7 jun
hr^. n*re n^ccTpioc noajo T eoj>* T . * TUI nCK _
noAic ccst^nocBo T . mm t TP oc ig* neiepo iW-
cypi^. ±ym *in o*A*cc* ig> o^Aäcc*. *yui
*in nnroo-r 59* irroor. « 4701 hr^ eqn^ajame
e<rr*Ro. aui ite-ro T H^ n£H-rq. cfcoA ojji nn^p-
noc nneo^e n-xeTnonnpi*. "jutoorte AUienA^oc
Z 3 * «CRÄ'epinlu tcrc^Ah necooy nTCRRAHpo-
noAAi*. cTOTRe £*pio*poo7 ne^p T juoc. on
TWHTC ÄnR^pAieAoc. cenajuoone juuuoo T oh
jk±c±ix. xx n «*A*&*. n*e nncooo T juui*imn.
4701 r*t* ne^oof xtneKei e&oA oli jir*o n-
KHxic. ^yoo T e^efiajnape. 16 cen*n* T h&i
n^eonoc. ncexi gine e£ioA gn T€ T ^oju thdc.
cen*R* tooto T p^ipn pa,o T . ncegorxn nne T -
w ^ f - "Ctt^wie wn ^ e iWe nn^oq. e T -
ctnoj ynecKT. cen^cmoyo eopyn eop&oy CQoyn.
ceii^pigimpe -*e on. ein nnoeic nenwyyre
ncep£OTC o& nrcqoK. «• mjul nc nRC norrc fc
iAA^R. CRqi xixi,x T nn*noA*i*>. * T ai eqai&ra
AiAioq. jüu&irraj&q<re nnceene iWeqRAHponoAu*.
& T W A*neq<wA**£Te n-reqopcH. eR**c e«pun>r-
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440
AiiWpe e&o<V. epe neqof mig cgoon ojül mu\.
iq • • • ■
*■ irroq eqn*R"roq. iiequjuo'x nq. ex tun. t^ym
qn&gom nnenno&e. nenne &nojuii& THpoj. eqn&>-
no-soTf eyp^i ntgin irree^A^cc*. 20 enn^ Rtjuc
iu&k(Ü£l ±.yva niw. iW<p&o& ja üinecAioT. ätwi-
mpk nneneionre. «in negoo^f najoph. —
Sap. Salom. 2, 12—22.
2 12 Aiö.penö'uip^ en^n&ioc. jutneq'J-Aoä'
enen^H-r. ^ym eq^oTffce enen£&HY e « e^qnoä'-
neö' jjuuton ^n najo&V e-atn nennojuoc. eqoTfamfc
elioA eop^i eotn uennok. irre TrAinT^Tcicu.
18 ^yai n oTfcooyn nXLu.&q e&oA gi-rli. nno*]pre.
cycxxoy tc epoq. najHpe xinnoyre. 14 eqe-
ujuine n&n n-smo on nenoyuiig. eqoopuj eopM
e-xain kti^y epoq. 15 e-rfce . . neqA&oc eine
jüji* ofon niAi *n. weq^ioofe ceigo&e n-
tootR. 16 ^f ra ennn ivrooTq ^yio eq-
c*£HTf e&oA ciieiioiooye n*e e-reqofe nne^Hpion.
eqeö'uiirr eoui oome neAey<e-epoc. a>yui eqcgof-
ttjoy juumoq. se nnoyre ne neqeiaiT. 17 Ai&pen-
«.e gemie ne neqaj&/xe. «.yra nTtiiup^e
n-reqg&c. 18 «xe ne oftniipe Auinoyre ne. eq-
enoTfgx*. nTeq\JrjHx^H. eqeccrc gn h&nz mu\u-
TiRiULenoc . ^Ai^pen^y^^e juuuoq. £n gencaicg.
xxh genA^c^noc. xt eueeiAie gl! n&i eneq^ iiejo.
eeixie e^reqxin-rpjÜLpevuj. xxi\ t eqgynojuo nn.
80 ene^n epoq gn o^jüioy eqcHaj. ^ckm irre
TAoiö'e tgame . . . uiq e&oA gn nqcgewxe. 21 eyqi-
poof jg gjut n^i. ^ytn ewTfcaipjLi. ^yxauuL Ämey-
ajoTujoTf. 28 ^yai jumo^cofn * AiTfCTTHpion jjlii-
noyre. o*)p^ e AinofR^^THY enÄene iit*wrwo-
c*)fitM. &>fiu juLneypnAieefc iuikotk nnexJry^H.
Für die Redaction verantwortlich: E. Ethnisch, Director d. Gött gel. Anr.
Commieaions- Verlag der Dieterich' sehen Verlags - Buchhandlung.
Prack der Dieterickl sehen Univ.- Buchdrucker ei (Vf. Fr. Eaestner).
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441
Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
14. Juli. M IQ. 1880.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Sitzung am 3. Juli.
Wöhler: Voltaisches Element aus Aluminium.
Wüstenfeld: Geschichte der Fatimiden Chalifen.
Enneper: Ueber die Flächen mit planen und sphäri-
schen Krümmungslinien. II. Abhandl. (S. Abhandl.)
Fuchs, auswärt. Mitgl.: Ueber die Funktionen, welche
durch Umkehrung der Integrale von Lösungen der li-
nearen Differentialgleichungen entstehen.
K ö n i g 8 b erger, Corresp. : Ueber algebraisch - logaritbmi-
sche Integrale nicht homogener linearer Differential-
gleichungen.
K. Schering: Ueber eine neue Anordnung der Magnete
eines Galvanometers. (Vorgel. von E. Schering).
Voltaisches Element aus Aluminium.
Von
F. Wöhler.
Da9 Aluminium hat, gleich dem Eisen, die
merkwürdige Eigenschaft, durch Berührung mit
eoncentrirter Salpetersäure in einen Zustand
versetzt zu werden, in dem es die Fähigkeit er-
langt, im Contact mit gewöhnlichem Alominium
35
Di
442
einen galvanischen Strom zu erregen. Man
kann daher mit Aluminium allein, mit nur
wenigen Elementen, eine galvanische Batterie
construiren von einer Stromstärke, daß die Mag-
netnadel stark abgelenkt, Wasser zersetzt und
ein dünner Platindraht zum Glühen gebracht
wird.
Am einfachsten läßt sich diese Eigenschaft
mittelst eines einzelnen Elementes, von der Ein-
richtung der ungefähr in halber Größe abgebil-
deten Figur, zeigen.
In einem Glase steht ein fast eben so großes,
zu einer Rolle gebogenes Aluminiumblech, das
in sehr verdünnte Salzsäure oder verdünnte Na-
tronlauge, womit das Glas gefüllt ist, taucht.
In letzterer steht eine Thonzelle, gefüllt mit
concentrirter Salpetersäure, in welche eine
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443
zweite, engere Aluminiumrolle taucht. Auf jede
Rolle ist ein Stück Aluminiumblech genietet,
das durch den Deckel (aus sogen. Hartgummi)
gesteckt ist. An jedes ist ein kurzer dicker
Kupferdraht genietet mit einem Spalt, durch den
ein feiner Platindraht gesteckt ist. In der Zeichnung
ist der Deckel nicht auf dem Rande des Glases
aufliegend, sondern etwas darüber gehoben ge-
dacht.
Sowie die Aluminiumrollen in die Säuren
tauchen, wird der Platindraht anhaltend weiß
glühend.
Das Aluminium in der Salzsäure oder der
Natronlauge wird natürlicherweise allmälig auf-
gelöst. Bei der Construction einer Batterie aus
mehreren Elementen könnte man es vielleicht
durch Zink ersetzen.
Geschichte der Fatimiden Chalifen
nach den Arabischen Quellen.
Von
F. Wüstenfeld.
Veränderungen und Umgestaltungen großer
Reiche vollziehen sich selten so rasch, als wir
es in unsrer Zeit erlebt haben, die Geschichte
hat dafür oft lange Kämpfe und vieljährige
Kriege zu verzeichnen gehabt und ein solcher
war auch derjenige, durch welchen in den ersten
sieben Jahren des 10. Jahrhunderts unsrer Zeit-
rechnung der Herrschaft der Aglabiten an der
Nordküste von Africa ein Ende gemacht wurde
und die Dynastie der 'Obeiditen zur Regierung
kam, welche dann 60 Jahre später unter dem
35*
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444
Namen der Fatimiden Chalifen auf den Aegyp-
tischen Thron gelangten, nachdem sie ihn den
Statthaltern der Chalifen von Bagdad entrissen
hatten, deren Nebenbuhler und gefährlichste
Gegner sie durch zwei Jahrhunderte gewesen
sind.
Eine Geschichte dieser Dynastie im Zusam-
menhange ist bis jetzt noch nicht vorhanden,
wiewohl die Quellen dafür ziemlich reichlich
fließen, die Werke von Ibn el-Athir, Ibn 'Adhäri,
d-Makin, Ibn Challikän, Abul-Fidä, Ibn Chaldün,
Macrizt, Abul-Mahasin, cl-SujüM sind im Original,
das von el-Keirawäm in Uebersetzung gedruckt
Die meisten derselben sind auch schon besonders
von zwei Gelehrten zu einzelnen Partien benutzt,
von Quatremere zu dem Leben des Chalifen el-
Mu'izz und von de Sacy zu dem Leben des Cha-
lifen el-Häkim; der erstere hat außerdem aus
einem noch ungedruckten Werke des Macrizi
die Vorgeschichte der Dynastie übersetzt, jedoch
nicht zu Ende geführt. Wenn ich in der Geschichte
dieser beiden Chalifen denselben Quellen nach-
gehend mich nur selten von der Auffassung
jener Gelehrten entfernt habe, so konnte ich
doch aus eben diesen Quellen noch manches zur
Erläuterung und Ergänzung hinzufügen.
Zu den genannten kommt dann noch die bis
jetzt ungedruckte Geschichte des 'Gamal ed-din
in einer Handschrift zu Gotha, welche vor den
übrigen die Vorzüge hat, daß sie die älteste ist
und aus Werken, zu denen noch unmittelbar die
Staatsarchive zu Cähira benutzt waren, geflossen
zu sein scheint , und daß sie die einzige ist,
welche das Ganze in einer fortlaufenden Dar-
stellung enthält. Ich habe aus ihr die kurze
Einleitung übersetzt und werde einen längeren
Abschnitt über das Ende des Chalifen Häkiin
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445
auch im Original geben, bin aber bei der Zu-
sammenstellung des Ganzen in der Uebertragung
so verfahren, daß sich bei weitem das meiste
mit den Arabischen Worten würde belegen
lassen.
Die Geschichte erscheint in den Abhandlungen,
Ueber die Funktionen, welche durch
Umkehrung der Integrale von Lösun-
gen derlinearen Dif f e renzialgleichun-
In einer Mittheilung, enthalten in den
„Nachrichten der Konigl. Gesellschaft der Wis-
senschaften 11 Februar d. J. p. 170 sqq. habe
welche der Umkehrung von Integralen der Lö-
sungen linearer Differenzialgleichungen ihre
Entstehung verdanken.
Ich habe daselbst, und ausfuhrlicher in Bor-
chardt's Journal B. 89 p. 151 sqq., ein Beispiel
derartiger Funktionen geliefert, indem ich für
den Fall von Differenzialgleichungen zweiter
Ordnung folgende Einschränkungen einführte:
Die Funktionen z x , z t von u x , u % sollen
die singulären Stellen der Differenzialgleichung
für endliche Werthe von u n u 2 erreichen, und
die Darstellung der Lösungen dieser Differenzial-
gleichung in der Umgebung der singulären
Punkte keine Logarithmen enthalten. Außerdem
sollen diese singulären Stellen sämmtlich so he-
gen entstehen.
Von
L. Fuchs in Heidelberg.
ich Funktionen mehrerer
definirt,
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446
schaffen sein, daß die Lösungen in ihnen unend-
lich werden oder sich verzweigen.
Es ist selbstverständlich, daß diese Einschrän-
kungen nicht ßämmtlich nothwendig sind. Die
nothwendigen Einschränkungen habe ich viel-
mehr in einer Arbeit, welche nächstens erschei-
nen wird, für Differenzialgleichungen beliebiger
Ordnung entwickelt.
Die gegenwärtige Notiz bezweckt nur die
Tabelle derjenigen Differenzialgleichungen auf-
zustellen, welche den im obengenannten Beispiele
gemachten Einschränkungen entsprechen, indem
ich in den Bezeichnungen auf die oben erwähnte
in den Nachrichten der königl. Societät enthal-
tene Notiz unter dem Zeichen N Bezug nehme.
In dieser Tabelle, welche ich hier folgen
lasse, bezeichnen p } q die Coefficienten der Dif-
ferenzialgleichung
und A die Anzahl der singulären Punkte der
Differenzialgleichung (^4) in N.
Bei jeder Differenzialgleichung, welche alge-
braische Integrale besitzt, ist der Kürze halber
nur die Bemerkung „algebraische Integrale" an-
geführt, während für die übrigen ein Funda-
mentalsystem von Integralen (»j, o» 2 der Differen-
zialgleichung für co angegeben ist.
I. A = 6; R =sb (z— a t ) (z— a 2 ) . . . (z — a 6 )
d7»
+pj~2 + q°> = Oy
y = R p = 0, ? = 0,
algebraische Integrale.
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447
n. a = 5
1) R = (*_«,) ... (*-a 5 ), y = B-*.»,
algebraische Integrale.
2) Ä = (*- 0l ) ... (*-a 8 ), y = 2T*o>,
p = 0, g = 0,' algebraische Integrale.
III. A = 4
1) 3 - (*-a JCer-a,X*-a 8 )(*-a 4 ), y =iT*.«,
, dlog.R *» 1
* de ' 2 ™ flfjj»
wo J2 ein Periodicitätsmodal des elliptischen In-
tegrals / R-ide bezeichnet.
"i = » », = e
2) y mm [(^-o 1 )(^-a 2 )(^-a s )]-+(^-o 4 r*«,
■
e— o, ■ s — o 4
1
(s— a,)(0— a s X*-a 4 )
algebraische Integrale.
3) y = [{z— o,) . . . (jer—aj] - * . *
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448
algebraische Integrale.
4) y mm [(*— a t ) («-a 8 )]-l . JT* . «,
2? = (*— a,)(*-dj
dlogB _2 1
algebraische Integrale.
5) y = [(*-<«,) (*-<»,)(*— o s )]-* . M
algebraische Integrale.
IV. A « 3
1) «■ (*-<»,) (*-a 2 ) (*— a a ), y = . »
dlogJ? x* 1
wo 12 ein Periodicitätsmodul des elliptischen In-
tegrals
2) y = <*!)(«— a,)]-*(«— o,) - *.«
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449
s — C»! £ — a 2 £ — a s
2 —
[ ^ 2 ^+ 2a »+ a ' ) -^-(,-a 1 )(,Ja > )(^,)
algebraische Integrale.
3) y = iT*.«, £ = (*— aOC*-«,)^— a,)
ö)j — Const, Mg = JR~1 . de
4) M.^-B.rti-a,)-» = R,y = R<o
0— a t - - £ — Oj " " g — a 3 '
3 = 0
tu, = Const., w 2 = jRds
5) y = ( Ml )-*jr*i., ü = (*-a s )(*-a,)
.tflogtf 1
algebraische Integrale.
6) y = 5 - (*-a t X#-a,)
dlogJ? 2 1
P = i_ d7"' 9= "9-5
algebraische Integrale.
Digitized by Google
450
i "
7) y = (z— a t )~*.R '.«, R = (*-«*)(*-«,)
p =*-ä, ' q = -*-R
algebraische Integrale.
8) y = (*- ai r 4 (*-«,r*(*-ö s r 5 -»
1 1 _ 1
algebraische Integrale.
1> = £(*-«s) _1 » 3 = 0
algebraische Integrale.
V. A = 2
1) ai r*(*-a 2 r* = R, y = Ra>
» = * . — ^— + | . — — , 3 = 0
oi, = Const., a> s =
Rdz
3
2) ü = (*-a,)0— a g ), y = R ~*u>
ojj = Const., «o 2 = /ß — *
3) R = (* — <»!)•-*(#— a t r', y = Ru
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451
P
M i
Const., a> 2 = fRdz
J
4)
R
(z — a,)(*r— a s ), y = fl~
* 0)
P
3 dz 1
m
Const., öd. = f JR ^
5)
R
P
0
_
Const., a> 2 = cZjer
6)
R
Rw
P
1 ^ II ^ 17
o
tA
Coimf i» — TT? dz
7)
R
(«-ajX*— o,), y = R~
5
P
,d\ogR 1
algebraische Integrale.
8 ) y = [*— <*i)~~*(*— a 2 )~~*.eö
j> = 0, g = 0,
algebraische Integrale.
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452
Für diejenigen Differenzialgleichungen, denen
algebraische Integrale zugehören, ist z eine ra-
tionale Funktion % (0 von & Substituirt man
in Gleichung (B) in N
so erhält man zur Bestimmung von £ lf £ 2 als
Funktionen von u v u 2 die Gleichungen, welche
für die hyperelliptischen Funktionen erster Ord-
nung bestehen.
Für die Fälle IV 3, 4, VI, 2, 3, 4, 5, 6
ergiebt sich aus der Abhandlung der Herren
Briot et Bouquet, im Journal de lMcole poly-
technique t. XXI p. 222, daß z eine eindeutige
doppeltperiodische Funktion x(0 von £
Ebenso stellt für die Fälle III 1, IV 1, z
eine eindeutige Funktion % (£) von £ dar , von
der Beschaffenheit
JC(2*tC) = x(9
wo 42 1 einen zweiten von & verschiedenen Pe-
riodicitätsmodul des Integrals j JJ — * dz bedeutet.
Substituirt man in die Gleichungen (B) in N
so gehen diese Gleichungen für III 1, IV 1,
über in
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453
tr 1 + c 1 - t«-
dagegen für IV 3, 4 und V 1 bis 6 in
Ci + C» = «i
t* + p, =«„
so daß in allen diesen Fällen die Coefficienten
der quadratischen Gleichung für z x , js 2 (N.
p. 174) sich mit Hülfe der elliptischen Funk-
tionen darstellen lassen.
Heidelberg Juni 1880.
Ueber algebraisch - logarithmisch e In-
tegrale nicht homogener linearer Dif-
ferentialgleichungen.
Von
Leo Koenigsberger in Wien,
Correspondent.
Abel hat bekanntlich den für die Entwick-
lung der Integralrechnung so wichtig gewordenen
Satz bewiesen, daß, wenn das Integral
worin y eine algebraische Function von x be-
deutet , eine algebraische oder algebraisch - loga-
rühmische Function ist , diese letztere oder ihr
Logarithmand sich als eine rationale Function
von x und y darstellen lassen muß; dieser Satz
gestattet eine Erweiterung auf nicht homogene
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454
lineare Differentialgleichungen beliebiger Ord-
nung, welche den Gegenstand einer demnächst er-
scheinenden Arbeit bilden wird , von der ich
einige Resultate an dieser Stelle kurz anführen
will:
Wenn eine Differentialgleichung m*" Ordnung
d m z d m ~ l z dz
d oT + Yl dx^ + — + Y ^ d x + Y " = V "
in weklier Y x , Y 2 , . . . Y m , y x algebraische
Functionen von x bedeuten, ein algebraisches
Integral z x besitzt, und die reducirte homogene
Differentialgleichung hat entweder gar kein alge-
braisches Integral oder nur solche, welche rational
aus x, Y x , Y 2 . . . Y m zusamniengesäzt sind,
dann wird sich das Integral z x als rationale
Function von x, F 4J Y 27 . . Y m und y x dar-
stellen lassen.
Ferner :
Wenn eine Differentialgleichung der obigen Form
ein logarithmisches Integral von der Form z=
log v besitzt, worin v eine algebraische Function
von x bedeutet, und die reducirte Differential-
gleichung hat entweder gar kein logarithmisches
Integral derselben Form oder nur solclie, deren
Logarithmand rational aus x, Y v Y 2 , . . . Y m
zusammengesetzt ist, so wird sich der Logarithmand
v jenes Integrales z als rationale Function von
x, Y t9 Y t$ . • . Y m und y x ausdrücken lassen.
Es schließen sich hieran Untersuchungen über
die Form der allgemeinen algebraisch- logarith-
mischen Integrale linearer Differentialgleichungen
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455
z = f(x, u u w 2 , . . log v v . . . . log v g ),
welche wiederum für die rationale Ausdrückbar-
keit der Größen t^, . . Bedingungen für die
reducirte Differentialgleichung liefern , zu deren
Integralen die algebraischen Theile von z\ u 1
• • • u c gehören — alle diese Folgerungen werden
aus einem früher von mir veröffentlichten Satze
über algebraische Beziehungen von Integralen
verschiedener Differentialgleichungen hergeleitet.
Ueber eine neue Anordnung der Mag-
nete eines Galvanometers.
Von
K. Schering.
(Vorgelegt von Ernst Schering).
In manchen Fällen ist es erwünscht für einen
schon vorhandenen aus Drahtwindungen gebilde-
ten Multiplicator einen Magnet oder ein System
von Magneten so einzurichten, daß der Aus-
schlagswinkel , um welchen der Magnet sich
dreht, wenn ein Inductionsstrom die Drahtwin-
dungen durchfließt, möglich groß wird. Bei dem
im Folgenden beschriebenen Apparate des hiesi-
gen Gauß'schen magnetischen Observatoriums
ist dieser Winkel durch Aenderuug in der An-
ordnung der Magnete auf seinen vierfachen Be-
trag vermehrt. Hierdurch ist es möglich ge-
worden , bei der Bestimmung der erdmagneti-
schen Inclination den Erdinductor in zwei
Lagen zu benutzen, in welchen seine Drehungs-
achse nur ungefähr £° gegen die resultirende
Richtung der erdmagnetischen Kraft geneigt ist
(s.Tagebl. d. Naturf. Vers. Cassel 1878. NroS.)
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45G
Die Drahtwind angen des betreffenden Multi-
plicators sind auf einen Messingrahnien aufge-
wickelt, der für den Magnet einen parallelepi-
pedischen Hohlraum von 532 mm Länge 55 mm Höhe
und unbegrenzter Breite freiläßt. Die Gesammt-
breite der 28 neben einander liegenden Draht-
windungen beträgt 72 mm . Dieser Multiplicator
wurde nach der ursprünglichen Einrichtung so
auf ein Stativ gelegt, daß seine Längsachse ho-
rizontal war und in ihm ein horizontal schwe-
bender cylindrischer Magnet von 473 mm Länge
und 25 mm Durchmesser um eine verticale Achse
sich drehte (Anordnung I). Stellt man dage-
gen den Apparat so auf, daß seine Längsachse
vertical steht, so kann man im Innnern dessel-
ben eine Anzahl gleichgerichteter Magnete von
je 50 mm Länge über einander an geeignetem
Kähmen so befestigen , daß sie wieder um eine
verticale Achse frei beweglich sind (Anord-
nung II). Durch Vermehrung der Anzahl der
Magnete wird in Folge der Zunahme des Gewichts
die Bewegung regelmäßiger, ohne daß die Em-
pfindlichkeit für Inductionsströme abnimmt, da
das Verhältniß des magnetischen Moments zum
Trägheitsmoment mit der Anzahl der Magnete
sich nicht ändert, und die Galvanometerconstante
äußerst wenig.
Bei dem erwähnten Multiplicator wurden 33
cylindrische Magnete (50 mm lang, 10 mm Durch-
messer) an einem Holzrahmen befestigt, und es
erreichte dann der größte mit Benutzung der
Multiplicationsmethode erhaltene Ausschlagswin-
kel in der Anordnung II einen I0,7mal so gro-
ßen Werth, als in der Anordnung I; der erste
Ausschlag einen 3,7 mal so großen Werth. (Es
war ferner in der Lage I die Schwingungsdauer
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457
t = 20", 86 , das logarithmische Decrement
X = 0,242, bei der Lage II war t = 13,52
X = 0,033).
Die Anordnung II hat außerdem den Vor-
zug, daß die Dämpfung mit wachsendem Aus-
schlagswinkel weit weniger rasch abnimmt als
in der Anordnung I, da bei II die Magnete auch
nach einer Drehung um 90° noch ganz inner-
halb der Ebenen der Windungen des Multipli-
cators bleiben, bei I dagegen die Endpuncte der
Mittellinie des Magnets schon nach einer Dre-
hung von 8°,5 aus dem Multiplicator heraus-
treten. Bei der Anordnung II fällt also die
Ciasse der Correctionen ganz fort, welche ich in
Wied, Annal. IX. 1880. p. 471 abgeleitet habe.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Juni 1880.
Nature, 558, 554, 566—557.
J. Hann, Zeitschrift für Meteorologie. Bd. XV. Juni.
1880.
Balletin of the American Geographical Society. 1879.
No. 8. 1880. No. 1.
Revista Euskara. ASo III. No. 26 u. 37. Mayo und
Junio 1880.
Leopoldina. XVI. No. 9-10.
W. Sorgius, über die Lymphgefäße der weibl. Brust-
drüse. Strassb. 1880.
Monatsbericht der Berliner Akademie. Februar. 1880.
Compte rendu de la Commission Imp. Archeolog. pour
l'annee 1877. Avec Atlas. St. Petersbourg. 1880.
Erdelyi Muzeum. 6 SZ. 1880.
Monthly Notices of the R. Astronom. Society. Vol. XL.
No. 7.
Revista de Ciencias historicas. Mayo 1880. Barcelona.
36
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458
Nachrichten*) von der Universität Kasan. 6. Bände.
1879. Jahrg. 46.
Atti della Societä Toscana. Proc. verbali. 9. Mai 1880.
Annali di Statistica. Serie 2. Vol. 14. 15. 1880.
Journal of the R. Microscopical Society. Yol. III. No. 3.
Report of the Council of Education upon the condition
of the Public Schools and of the certified den o raina-
tional Schools for the year 1878. Sidney. 1879.
Journal and Proceedings of the R. Society of New South
Wales. 1878. Vol. XII.
Schriften der naturf. Gesellschaft in Danzig. Bd. IV.
H. 4.
A. Postolacca, Synopsis numorum veterum in Museo
Athenis. 1880. 4°.
Th. de Heldreich, Catalogus syst Herbarii Th. G.
Orphanidis. Florentiae.
9. 'jitptrTovXfic, KQias ini tov Olxovofjaiov ötayiovicmn-
tos iov xara To 1879. ^Vijo» 1879.
*Ay aygayrj rtüv ini To äxadq/uaixby fror 1879— 80 «p/cu*
tov i&nxov nayinHmjpiov x. r. A. % Kv AihftHuf 1879.
F. V. Hayden, Eleventh Report of the ünited States
Geological and Geographical Survey of the Territories
for the year 1877.
Balletin de l'Acad. R. des Sciences de Belgique. T. 49.
No. 4.
Statistique graphique. Rome. 1880.
Oeuvres completes de Laplace. T. I. II. III. 1878. 4°.
Proceed. of the London mathem. Society. No. 169. 160.
Annales de la Sociedad cientif. Argentina. Mayo. 1880.
T. IX.
Atti della R. Accademia dei Lincei. Transunti. Vol. IV.
Fase. 6.
T. N. Thiele, om anvendelse af m hülste Evadraters me-
thode etc. Kjöbenhavn. 1880. 4°.
A. Hannover, Primordialbrusken etc. Kjöbenhavn.
1880. 4°.
S. Kleinschmidt, den Grönlandske Ordbog. Utgiven
ved Jörgensen. Ebd. 1871.
O versigt over det K. Danske Videnskabernes Selskabs
Forhandlingar. Kjöbenhavn i aaret 1879. No. 8.
1880. No. I.
Verhandl. der physik. med. Gesellschaft in Würzburg.
Bd. XIV. H. 3. 4.
*) in russischer Sprache.
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459
Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 56. H. 1.
C. K. Hoff mann, Bau und Entwickelungsgeschichte der
Herudineen. Harlem. 1880. 4°.
Archive« du Musee Teyler. Vol. V. 2ieme partie.
Archives Neerlandaises des Sciences exactes et nat. T.
XV. 1. 2.
Sitzungsber. der mathem.-physik. Cl. der Akad. zu Mün-
chen. 1880. H. 2.
— der philos.-philolog. u. hist. Classe. 1879. Bd. II.
H. 3.
Bulletin de la Socie'te Mathematique. T. VIII. No. 4.
Proceedings of the Zoological Society of London. For
1880. P. 1.
Catalogue of the Library of the Zoologie. Society of
London. 1880.
Annales de l'Observatoire de Moscou. Vol. VI. 2 Livr. 4°.
Bulletin de la Soc. Imp. des Naturalistes de Moscou. 1879.
No. 4.
Annuaire statistique de la Belgique. Dixieme annee. 1879.
Statistique generale de la Belgique. Expose de la Situa-
tion du Royaume de 1861 a 1875. 6. Fase.
Pubblicazioni del R. iBtituto di studi superiori pratici e
di perfezionamento in Firenze. — 13 Fase. Firenze.
1877 -79.
Jahrbücher der k. k. Central - Anstalt für Meteorologie
und Erdmagnetismus. Officielle Publication. Jahrg.
1877. Wien. 1880. 4°.
Memoirs of the R. Astronomical Society. Vol. XLIV.
1877-79. London. 4°.
Lavori in opera di scienze naturali del giä professore
M. Poggioli; ora pubblicati dasuofiglio. Roma 1880.
Lamey- Preis -Stiftung an der Universität
Strassburg.
Von Seiten der K aiser-Wilhelras-Uni-
versität zu Strassburg sind wir ersucht
worden das Nachstehende mit zum Abdruck zu
bringen :
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460
„Für die Lamey-Preis-Stlftung an der Universität
Strassburg ist am 1. Mai 1880 die folgende P reis auf-
gäbe gestellt worden:
»Geschichte der Städtebaukunst bei den Griechen.*
Zu verwert hcn sind nicht bloa die antiken litterari-
schen und epi graphischen Zeugnisse, sondern auch die
Ergebnisse von Ausgrabungen und Untersuchungen an
Ort und Stelle.
Diejenigen Theile der Untersuchung, welche bereits
genügend erforscht und erörtert zu sein scheinen, können
unter Hinweis auf die bezuglichen Arbeiten von der
Darstellung ausgeschlossen oder kürzer behandelt werden.
Bei der Darstellung ist darauf zu achten, dass sie
nicht einen ausschliesslich gelehrten Charakter trage,
sondern wenigstens die Hauptresultate in einer allgemein
fasslichen und lesbaren Form vorgetragen werden.
Der Preis betragt 2400 Mark.
Die Arbeiten müssen vor dem 1. Januar 1884 ein-
geliefert sein. Die Vertheiiung des Preises findet statt
am 1. Mai 1886. Die Bewerbung um den Preis steht
Jedem offen, ohne Rücksicht auf Alteri oder Nationalitat.
Die Einreichung der Concurrenzarbeiten erfolgt an den
SenatBsecretär. Die Concurrenzarbeiten sind mit einem
Motto zu versehen , der Name des Verfassers darf nicht
ersichtlich sein. Neben der Arbeit ist ein verschlossenes
Couvert einzureichen, welches den Namen und die Adresse
des Verfassers enthält und mit dem Motto der Arbeit
äusserlich gekennzeichnet ist. Die Versäumung dieser
Vorschriften hat den Ausschluss der Arbeit von der Con-
currenz zur Folge. Geöffnet wird nur das Couvert des
Verfassers der gekrönten Schrift. Eine Zurückgabe der
nicht gekrönten oder wegen Formfehler von der Concur-
renz ausgeschlossenen Arbeiten findet nicht statt. Die
Concurrenzarbeiten können in deutscher, französischer
oder lateinischer Sprache abgefasst sein."
Für die Redaction verantwortlich: E. Rehni&ch, Directord. GÖtt. gel. Ana.
Conimissions- Verlag der Dieterich sehen Verlags - Buchhandlung.
Druck der Distorich'schm Univ. - Buchdrucker* (W. Fr. Ktmtner).
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461
Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
21. Juli. M 14. 1880.
Uiiversi tat.
Verzeichniß der Vorlesungen
auf der Georg-Augusts-Universität zu Göttiugen
während des Winterhalbjahrs 18 8 %i.
= Die Vorlesungen Ixyhmm dm 16. October und endet* dm 15. März. =
Theologie.
Einleitung in das Alte Testament: Prof. Duhm vier-
stündig um 4 Uhr.
Biblische Theologie des Neuen Testaments: Prof.
Mitsehl fünfmal um 11 Uhr.
Erklärung der Genesis: Prof. Schultz fünfstündig um
10 Uhr; Prof. Bertheau fünfstündig um 10 Uhr.
Erklärung des Buches des Propheten Jesaia: Prof.
Duhm fünfstündig um 10 Uhr.
Synoptische Erklärung der drei ersten Evangelien:
Lic. Wendt fünfmal um 9 Uhr.
Erklärung des Evang. u. der Briefe Johannis: Prof.
Wiesinger fünfmal um 9 Uhr.
Erklärung der Briefe des Paulus an die Römer und
Galater: Prof. Lünemann fünfmal um 9 Uhr.
Erklärung des ersten Briefs des Clemens von Rom :
Prof. de Lagarde Mittwochs um 3 Uhr oder öfter, öffentlich.
Kirchengeschiehte der acht ersten Jahrhunderte unter
Berücksichtigung der Kirchengeschichte von Carl Hase:
Prof. Reuter fünfmal von 8-9 Uhr, Sonnabends von
9-10 Uhr.
Kirchengeschichte der Neuzeit von der Reformation
37
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462
bis zur Gegenwart: Prof. Wagenmann fünf bis sechs-
stündig um 8 Uhr.
'1
1"
von 8-9 Uhr.
Dogmengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit :
Prof. Wagenmann fünfstündig um 5 Uhr.
Comparative Symbolik: Prof. Ritsehl fünfmal um
4 Uhr.
Dogmatik Th. I: Prof. Schuberlein fünfstündig um
12 Uhr.
Dogmatik Th. II: Prof. Schultz fünfstündig um
12 Uhr.
Praktische Theologie: Prof. Wiesinger vier- bis fünf-
mal um 3 Uhr.
Christliche Paedagogik: Prof. Schöberlein Donners-
tags und Freitags um 5 Uhr.
Kirchenrecht s. unter Rechtswissenschaft S. 463.
Die alttestamentlichen Uebungen der wissenschaft-
lichen Abtheilung des theologischen Seminars leitet
Prof. Bertheau Freitags um 6 Uhr (Erklärung ausge-
wählter Abschnitte des *\lten Testaments); die neu-
testamentlichen Prof. Wiesinger Dienstags um 6 Uhr;
die kirchen- und dogmenhistorischen Prof. Reuter Mon-
tags um 5 Uhr; die dogmatischen Prof. Ritsehl Don-
nerstags um 6 Uhr.
Die Uebungen de. königl. homiletischen Seminars
leiten Prof. Wiesinger und Prof. Schultz abwechselnd
Sonnabends von 9—10 und 11 — 12 Uhr öffentlich.
Katechetische Uebungen: Prof. Wiesinger Mittwochs
von 5-6 Uhr, Prof. Schultz Sonnabends von 2-3 Uhr
öffentlich.
Die liturgischen Uebungen des praktisch-theologischen
Seminars leitet Prof. Schöberlein Mittwochs um 6 Uhr
und Sonnabends von 9—11 Uhr öffentlich.
Eine dogmatische Societät leitet Montags um 6 Uhr
Prof. Schöberlein; eine historisch - theologische Freitags
um 6 Uhr Prof. Wagenmann.
Rechtswissenschaft.
Geschichte des Römischen Rechts: Prof. Hartmann
tünfmal von 10 — 11 Uhr.
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463
Ueber den juristischen Inhalt der Reden Ciceros pro
Quinctio, pro Roscio Comoedo, pro Caecina und pro Mu-
rena : Prof. Leonhard Sonnabends von 12 — 1 Uhr öffentlich.
Institutionen des Römischen Rechts: Prof. Hartmann
viermal von 11 — 12 Uhr.
Theorie des Römischen Civilprocesses: Prof. Hart-
mann Montags und DonnerBtags von 4 — 5 Uhr.
Pandekten mit Ausschluss des Familien- und Erb-
rechts: Prof. v. Ihering fünfmal von 11 — 1 Uhr.
Pandekten, allgemeiner Theil: Prof. Leonhard fünf-
mal von 10—11 Uhr.
Familienrecht: Prof. Leonhard Sonnabends vonll— 12
Uhr öffentlich.
Römisches Erbrecht: Prof. Holff fünfmal von 3-4 Uhr.
Pandekten -Prakticum und Pandekten- Exegeticum :
Prof. Leonhard Mittwochs und Freitags von 4—6 Uhr.
Deutsche Rechtsgeschichte: Prof. Frensdorf viermal
von 3-4 Uhr.
Uebungen im Erklären deutscher Rechtsquellen:
Prof. Frensdorf Montag um 6 Uhr öffentlich.
Deutsches Privatrecht mit Lehnrecht: Prof. Frens-
dorf fünfmal von 11—12 Uhr.
Deutsches Privatrecht mit Lehnrecht: Dr. Sickel
fünfmal von 9-10 Uhr.
Handelsrecht mit Wechselrecht und Seerecht: Prof.
Thal fünfmal von 9-10 Uhr.
Die schwierigeren Lehren des Handelß- und Wech-
sel- und Seerechts wird repetitorisch und dialogisch be-
handeln Dr. Ahrenberg Dienstags, Mittwochs und Don-
nerstags von 10—11 Uhr.
Preussisches Privatrecht : Prof. Ziebarth, fünfmal von
10-11 Uhr.
Strafrecht: Prof. v. Bar fünfmal von 9-10 Uhr.
Deutsches Strafrecht: Dr. v. Kries fünfmal von
11-12 Uhr.
Deutsches Reichs- und Landesstaatsrecht: Prof. Mejer
fünfmal von 12—1 Uhr.
Geschichtliche Einleitung in das preussische Ver-
waltungsrecht: Prof. Mejer Dienstags um 6 Uhr öffentlich.
Völkerrecht: Prof. Frensdorf' Mittwochs und Sonna-
bends von 12-1 Uhr.
Kirchenrecht einschliesslich des Eherechts: Prof.
Dove täglich von 8—9 Uhr.
37* M
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464
Civilprocess: Prof. Bar fünfmal von 10 — 11 Uhr.
Strafprocess : Prof. John vier mal von 11 — 12 Uhr.
Civilprocess- Praktikum : Prot. John Dienstags von
4—6 Uhr.
Criminalistische Uebungen : Prof. Ziebarth Donnerstags
von 4-6 Uhr.
Rechtsphilosophie siebe S. 467.
Medicin.
Zoologie vergleichende Anatomie Botanik Chemie
siehe unter Naturwissenschaften.
Knochen- und Bänderlehre: Prof. HenU Montags,
Mittwochs, Sonnabends von 11 — 12 Uhr.
Systematische Anatomie L Theil : Prof. HenU täglich
von 12 - 1 Uhr.
Topographisch^ Anatomie: Prof. HenU Dienstags,
Donnerstags, Freitags von 2—3 Uhr.
Ueber anatomische Varietäten trägt Prof. Kraute
Dienstags von 11—12 Uhr oder zu anderer passender
Stunde öffentlich vor.
Präparh Übungen : Prof HenU in Verbindung mit
Prosector Dr. v. Brunn täglich von 9 — 4 Uhr.
Gewebelehre des Menschen (mit Ausnahme des Ner-
vensystems) trägt Prof. Krause Donnerstags und Freitags
von 11 — 12 Uhr vor.
Mikroskopische Uebungen hält Dr. v. Brunn für An-
fänger (allgemeine Anatomie) Dienstags, Donnerstags,
Freitags um 11 Uhr, Mittwochs um 5 Uhr, für Geübtere
(specielle mikroskopische Anatomie) Montags u. Sonna-
bends um 9 Uhr , Sonnabends von 2—4 Uhr.
Mikroskopischen Cursus in der normalen Histologie hält
Prof. Krause dreimal wöchentlich um 12 Uhr oder um 2Uhr.
Allgemeine und besondere Physiologie mit Erläute-
rungen durch Experimente und mikroskopische Demon-
strationen: Prof. Herbst in sechs Stunden* wöchentlich
um 10 Uhr.
Experimentalphysiologie II. Theil (Physiologie des
Nervensystems und der Sinnesorgane): Prot. Meissner
täglich von 10—11 Uhr.
Arbeiten im physiologischen Institute leitet Prof.
Meisstier täglich in passenden Stunden.
Allgemeine Aetiologie mit besonderer Berücksichti-
gung der Infectionskrankheiten trägt Prof. Orth Freitags
von 12-1 Uhr vor.
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465
Allgemeine pathologische Anatomie und Physiologie
lehrt Prof. Orth Montags, Dienstags, Mittwochs, Don-
nerstags von 12—1 Uhr.
Demonstrativen Cursus der pathologischen Anatomie
hält Prof. Orth privatissime Mittwochs und Sonnabends
von 2—4 Uhr, verbunden mit Sectionsübungen an der
Leiche zu passenden Stunden.
Praktischen Cursus der pathologischen Histologie hält
Prof. Ortii Montags und Donnerstags von 6-8 Ühr.
Physikalische Diagnostik mit praktischen Uebungen
lehrt Prof. Eichhorst Montags, Mittwochs, Donnerstags von
5—6 Uhr. Dasselbe trägt Dr. Wiese viermal wöchent-
lich in später näher zu bezeichnenden Stuuden vor.
Laryngoskopische Uebungen hält Prof. Eichhorst
Sonnabends von 12—1 Uhr.
Ueber Diagnostik des Harns und Sputums verbun-
den mit praktischen Uebungen trägt Prof. Eichhorst
Mittwochs von 6—7 Uhr vor.
Anleitung in der Untersuchung von Nervenkranken
mit Einschluss der Elektrotherapie: Prof. Ebstein in
Verbindung mit Dr. Damsch zweimal wöchentlich in
zu verabredenden Stunden.
Arzneimittellehre und Receptirkunde verbunden mit
Experimenten und Demonstrationen lehrt Prof. Marine'
dreimal wöchentlich von 6—7- Uhr.
Die gesammte Arzneimittellehre, mit Demonstratio-
nen und Versuchen verbunden, trägt Prof. Husemann
an den vier ersten Wochentagen von 3—4 Uhr vor.
Arzneiverordnungslehre trägt Prof. Husemann Frei-
tags um 3 Uhr öffentlich vor.
Die wichtigsten organischen Gifte demonstrirt ex-
perimentell Prof. Marme ein Mal wöchentlich von 6—7
Uhr öffentlich.
Arbeiten im pharmakologischen Institut leitet pri-
vatissime und gratis Prof. Marme.
Ein pharmakologisches Practicum, Uebungen im Re-
ceptiren und Dispensiren, hält Prof. Marme einmal wö-
chentlich von 6 — 8 Uhr.
Einen pharmakologischen und toxikologischen Cur-
sus veranstaltet Prof. Husemann in passenden Stunden.
Pharmakognosie lehrt Prof. Marme viermal wöchent-
lich von 8—9 Uhr.
Pharmacie lehrt Prof. von Uslar viermal wöchent-
lich um 3 Uhr. Den letzten Theil der Pharmacie trägt
Prof. Baedeker um 9 Uhr unentgeltlich vor.
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4M
Specielle Pathologie u. Therapie 2. Hälfte: Prof. Eh-
«fcmMontags. Dienstags, Donnerstags,Freitags von4 -5Uhr.
Ueber Kinderkrankheiten 2. Theil liest Prof. Eich-
horst Dienstags und Freitags von 5—6 Uhr.
Die medicinische Klinik und Poliklinik leitet Prof.
Ehstein fünfmal wöchentlich von 107,-12 Uhr, Sonn-
abends von 9 1 /,— 10 3 / 4 Uhr.
Poliklinische Referatstunde hält Prof. Eichhorst ein
Mal wöchentlich in noch zu bestimmender Stunde.
Specielle Chirurgie: Prof. Lohmeyer fünfmal wöchent-
lich von 8—9 Uhr.
Specielle Chirurgie I. Theil liest Prof. König von
5-6 Uhr.
Ueber die Heilung der Verletzungen im Kriege trägt
Dr. Riedel ein Mal wöchentlich vor.
Die Lehre von den chirurgischen Operationen trägt
Prof. Rosenbach vier Mal wöchentlich Abends von 7 — 8
Uhr oder zu anderen passenden Stunden vor.
Einen chirurgisch -diagnostischen Cursus hält Dr.
Riedel zwei Mal wöchentlich von 4—5 Uhr.
Einen Verband-Cursus hält Dr. Riedel ein Mal wö-
chentlich.
Die chirurgische Klinik leitet Prof. König von 9 1 /,—
IOV4 ^ nr täglich ausser Sonnabends.
Chirurgische Poliklinik wird Sonnabends von 10 8 / 4 — 12
Uhr von Prof. König und Prof. Rosenbach gemeinschaft-
lich gehalten.
Klinik der Augenkrankheiten hält Prof. Leber Mon-
tags, Dienstags, Donnerstags, Freitags von 12—1 Uhr.
Augenoperationacursus hält Prof. Leber Mittwochs
und Sonnabends von 3—4 Uhr.
Augenspiegelcursus hält Dr. Deutechmann Mittwochs
und Sonnabends von 12 — 1 Uhr.
Ueber theoretische und praktische Ohrenheilkunde
trägt. Dr. Bürkner Dienstags und Freitags in näher zu
bezeichnenden Stunden vor.
Poliklinik für Ohrenkranke hält Dr. Bürkner (für
Geübtere) an zwei noch zu bestimmenden Tagen von
12-1 Uhr.
Geburtskunde trägt Prof. Schwartz Montags, Dienstags,
Donnerstags, Freitags um 3 Uhr vor.
Geburtshilflichen Operationscursus am Phantom hält
Dr. Hartwig Mittwochs und Sonnabends um 8 Uhr.
Geburtshül fliehe und gynaekologische Klinik leitet
Prof. Schwarte Montags, Dienstags, Donnerstags und Frei-
tags um 8 Uhr.
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467
Psychiatrische Klinik in Verbindung mit der Lehre
von den Geisteskrankheiten hält Prof. Meyer Montags
und Donnerstags von 4 -6 Uhr.
Gerichtliche Medicin trägt Prof Krause Dienstags
und Freitags von 4—5 Uhr vor.
Ueber öffentliche Gesundheitspflege trägt Prof. Meiss-
ner Dienstags, Mittwochs, Freitags von 5—6 Uhr vor.
Anatomie, Physiologie und specielle Pathologie der
Hausthiere lehrt Prof. Esser fünf Mal wöchentlich von
8—9 Uhr.
Klinische Demonstrationen im Thierhospitale hält
Prof. Esser in zu verabredenden Stunden.
Philosophie.
Allgemeine Geschichte der Philosophie : Dr. Ueber-
hörst, 4 St., 12 Uhr.
Geschichte der alten Philosophie: Prof. Peipers,
Mont., Dienst, Donn., Freit., 5 Uhr. — Geschichte der
neueren Philosophie, mit Ueberblick über Patristik u.
Scholastik: Prof. Baumann, Mont, Dienst, Donnerst,
Freit, 5 Uhr. — Ueber die cartesianische Philosophie:
Dr. Müller, Sonnabends 11 Uhr, unentgeltlich.
Logik: Prof. Lotze, vier Stunden, 10 Uhr.
Encyclopädie der Philosophie: Prof. Rehnisch, öf-
Psychologie: Prof. Lotze, vier Stunden, 3 Uhr.
Psychologie der Sprache: Dr. Müller, Mont. und
Donnerst. 8 Uhr.
Geschichte und System der Rechtsphilosophie : Prof.
Baumann, Mont, Dienst, Donnerst, Freit. 4 Uhr.
Ueber die Tragödie: Dr. Geberhorst, Mittw. 12 Uhr,
unentgeltlich.
Prof. Baumann wird in einer Societät Hobbes Schrift
de cive behandeln, Mittw. 6 Uhr.
Prof. Peipers wird in einer philos. Societät Abschnitte
aus Kants Kritik der reinen Vernunft, Mittw. 4 Uhr,
behandeln, öffentlich.
Dr. Müller wird in einer philosophischen Soc. lo-
gische Fragen behandeln, Sonnabends 6 Uhr.
Grundriss der Erziehungslehre: Prof. Krüger, Stun-
den nach Verabredung.
Die Uebungen des K. pädagogischen Seminars leitet
Prof. Sauppe, Donn. und Freit, 11 Uhr, öffentlich.
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488
Mathematik und Astronomie.
Anwendung der Infinitesimalrechnung auf die Theo-
rie der Zahlen : Prof. E. Scliering, Dienst., Mittw., Donn.,
Freit. 9 Uhr.
Algebraische Analysis, mit einer Einleitung über die
Grundbegriffe der Arithmetik: Prof. Stern, fünf Stun-
den, 11 Uhr.
Differential- und Integralrechnung nebst Einleitung
in die analytische Geometrie der Ebene: Prof. Enneper,
Mont. bis Freit., 10 Uhr.
Ueber Flächen zweiten Grades in analytischer Be-
handlungsweise: Prof. Schwarz, Mont. u. Donn. 4 Uhr,
öffentlich.
Theorie der bestimmten iDtegrale: Prof. Stern, 4
St., 10 Uhr.
Theorie und Anwendung der Determinanten: Dr.
Hettner , Mont., Dienst, u. Donn. 12 Uhr.
Ueber krumme Flächen und Curven doppelter Krüm-
mung: Prof Schwarz, Mont. bis Freitags, 9 Uhr.
Theorie der elliptischen Functionen: Prof. Schwärt,
Mont. bis Freitags, 11 Uhr.
Ausgewählte Kapitel der Functionentheorie : Dr.
Hettner, Dienst. 4 Uhr, unentgeltlich.
Hydrodynamik: Prof. E. Schering, Dienst., Mittw.,
Donn., Freit., 8 Uhr.
Mechanische Wärmetheorie mit Einschluss der neue-
ren Gastheorie: Dr. Fromme, Mont., Dienst, und Don-
nerst. 12 Uhr.
Analytische Mechanik: Dt. Himstedt, Dienst., Donn.,
Freit. 4—5 Uhr.
Theorie der Elektrodynamik, der Volta- und Mag-
netinduktion: Dr. K. Schering, Donn., Freit. 6 Uhr.
Sphärische Astronomie: Prof. Klinker f ues , Mont,
Dienst., Mittw. und Donnerst. 12 Uhr.
In dem mathematisch-physikalischen Seminar leitet
mathematische Uebungen Prof. Stern, Mittwochs 10 Uhr,
geodätische Uebungen Prof. Schering, Sonnabends 8 Uhr;
behandelt einige Aufgaben betreffend conforme Abbil-
dung Prof. Schwarz, Freit. 12 Uhr; giebt Anleitung zur
Anstellung astronomischer Beobachtungen Prof. JLTwi-
kerfues, in einer passenden Stunde. Vgl. Natuncisaen-
achaßen S. 470.
Eine mathematische Societät leitet Prof. E. Schering»
Mathematische Colloquien wird Prof. Schwarz, privatis-
sime, unentgeltlich, wie bisher leiten, einmal wöchentlich.
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4G9
Naturwissenschaften .
Specielle Zoologie, 2. Theil (Würmer, Arthropoden,
Mollusken und Wirbelthiere) : Prof. Ehlers, Mont. bis
Freit. 10 ühr.
Anthropologie: Prof. Ehlers, Mont., Dienst. Mittw.
4 Uhr.
Zootomi8cher Kurs: Prof. Ehlers, Dienst, u. Mittw.
11-1 ühr.
Zoologische Uebungen wird Prof. Ehlers täglich mit
Ausnahme des Sonnabends von 10—1 Uhr anstellen.
Ausgewählte Kapitel aus der Entwicklungsgeschichte
der wirbellosen Thiere: Dr. Spengel, Dienst., Donn.,
Freit. 12 ühr.
Vergleichende Anatomie und Entwicklungsgeschichte
der Pflanzen: Prof. Q ruf tu Solms, Mont., Dienst., Donn.,
Freit. 4 ühr.
Anatomie und Physiologie der Pflanzen: Prof. Reinke,
Mont., Dienst., Donn., Freit. 12 Uhr.
Ueber einige, zumal exotische technisch und medi-
cinisch wichtige Pflanzen: Prof. Graf zu Solms, Mittw.
4 ühr, öffentlich.
Ueber Thallophyten (Algen und Pilze): Dr. Falketi-
ber g , Mittw. u. Sonnabends, 12 Uhr.
Mikroskopisch -botanischer Kursus: Prof. Reinke,
Sonnabends von 9—1 Uhr.
Mikroskopisch-pharmaceutischer Kursus: Prof. Hemke,
zwei Stunden.
Anleitung zu botanischen Arbeiten im Laboratorium
des botanischen Gartens, ausschliesslich für Vorgeschrit-
tenere leitet Prof. Graf zu Solms täglich in zu bestim-
menden Stunden.
Tägliche Arbeiten im pflanzenphysiologischen Insti-
tut leitet Prof. Reinke.
Uebungen einer botanischen Societät leitet Prof.
Reinke Freitags 6 Uhr.
Mineralogie: Prot. Klein, fünf Stunden, 11 Uhr.
Elemente der Mineralogie, verbunden mit Demon-
strationen und Uebungen : Dr. Lang , Mont. , Dienst.,
Donn. , Freit. , 2 Uhr.
Geologie: Dt. Lang, Mont., Dienst., Donn., Freit. 10 Uhr.
Ueber das dritte Krystallsystem (nach Miller) Prof.
Listing, privatissime, in zwei zu verabredenden Stunden.
Mineralogische Uebungen: Prof. Klein , Sonnabends
10-12 Uhr, öffentlich.
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470
Krystallographische üebungen: Prof. Klein, priva-
tissime, aber unentgeltlich, in zu bestimmenden Stunden.
Mikroskopisch- petrographiscbe üebungen (Fort-
setzung) leitet Dr. Lang privatissime , aber unentgelt-
lich, in zu bestimmenden Stunden.
Geologische Societät : Dr. Lang, privatissime, unentg.
Experimentalphysik, zweiter Theil: Magnetismus,
Elektricität und Wärme : Prof. Rieche, Mont., Dienstags,
Donnerstags, Freitags, 5 Uhr.
Geometrische und physische Optik, ausgewählte Ka-
pitel: Prof. Listing, Mont., Dienst., Donnerst. 12 Uhr.
Die praktischen üebungen im physikalischen Labo-
ratorium leitet Prof. Rieche, in Gemeinschaft mit Dr.
Fromme und Dr. Schering (erste Abtheilung: Dienst.,
Donnerst., Freit. 2-4 Uhr u. Sonnab. 9—1 Uhr; zweite
Abtheilung: Donnerst. 2-4 ühr, Sonnab. 9~l Uhr).
Physikalisches Colloquium: Prof. Listing, Sonnabends
11-1 Uhr.
Zur Leitung eines Repetitoriums über Physik erbietet
sich Dr. Fromme, privatissime.
Hydrodynamik, Theorie der Wärme, Elektrodyna-
mik: vgl. Mathematik S. 468.
In dem mathematisch-physikalischen Seminar leitet
physikalische Üebungen Prof. Listing^ Mittwochs, um 12
Uhr. Ausgewählte Kapitel der mathematischen und
Experimentalphysik: Prof. Riede, Mont. 2 ühr. Vgl.
Mathematik und Astronomie S. 468.
Allgemeine Chemie (s. g. unorganische Chemie):
Prof. Hübner, sechs Stunden, 9 Uhr.
Chemie der Benzoeverbindungen: Prof. Hühner, Freit
12 ühr.
üebersicht der wichtigsten organischen Verbindun-
gen: Dr. Post, 3 Stunden.
Organische Chemie für Mediciner: Prof. t\ Uslar,
4 St. t 9 Uhr.
Pharmaceutische Chemie (organischer Theil): Dr.
Polstorff, Mont., Dienst., Donnerst., Freit., 5 Uhr.
Gerichtlich chemische Analyse: Dr. Polstorff,
Dienst, und Freit. 8 Uhr.
Technische Chemie für Landwirthe: Prof. Tollens,
Mont., Dienst., Mittw. , 10 Uhr.
Chemische Technologie, in Verbindung mit Excur-
sionen: Dr. Post 9 zwei Stunden.
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471
Uebungen in chemischen Rechnungen (Stoechiometrie):
Prof. Tollem, Dienst. 6 Uhr, öffentlich.
Die Vorlesungen über Pharmacie s. unter Mediein S.465.
Die praktisch-chemischen Uebungen und wissenschaft-
lichen Arbeiten im akademischen Laboratorium leiten
die Professoren Wühler und Hübner, in Gemeinschaft
mit den Assistenten Dr. Jannasch, Dr. Post, Dr. Pol-
ster f, Dr. Stilnkel und Dr. Lellmann.
Prof. Baedeker leitet die praktisch - chemischen Ue-
bungen im physiologisch-chemischen Laboratorium unter
Assistenz von Herrn Kölner, täglich (mit Ausschluss
des 8onnab.) 8—12 und 2—4 Uhr.
Prof. Tollens leitet die Uebungen im agriculturche-
mischen Laboratorium in Gemeinschaft mit dem Assi-
stenten Dr. Kehr er, Mont. bis Freit, von 8—12 und
von 2-4 Uhr.
Historische Wissenschaften.
Lehre von den Urkunden der älteren deutschen Könige
und Kaiser: Prof. Steindorff, Dienst. u. Donn. 10— 12 Uhr.
Historische Propaedeutik : Dr. Bernheim, Dienst.,
Donnerst., Freit. 10 Uhr.
Griechische Geschichte seit den Perserkriegen: Prof.
Vohuardsen , Moni, Dienst., Donnerst., Freit., 8 Uhr.
Ueber Kämpfe und friedliche Beziehungen zwischen
Römern und Germanen bis in das 4. Jahrh. nach Chr.:
Prof. Volquardsen, Mittw. u. Sonnab., 8 Uhr, öffentlich.
Allgemeine Geschichte des Mittelalters: Prof. Pauli,
4 St., 8 Uhr.
Entwicklung der deutschen Verfassung im 14. und
15. Jahrb.: Dr. Hohlbaum, Dienst, u. Donnerst., 12 Uhr
(oder zu andern passenden Stunden).
Zeitalter Ludwigs XIV. und Friedrichs des Grossen:
Prof. Pauli , 4 St. , 5 Uhr.
Das Zeitalter der Revolution von 1789: Prof. Weiz-
säcker . 4 St. , 4 Uhr.
Geschichte Deutschlands vom Interregnum bis zur
Reformation: Prof. Weizsäcker, 4 St., 9 Uhr.
Geschichte Italiens seit dem Beginn des Mittelalters:
Assessor Dr. Wilstenfeld, Mont., Dienst., Donn., Freit.,
10 Uhr, unentgeltlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Pauli, Mittwochs,
6 Uhr, öffentlich.
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472
Historische Uebungen leitet Prof. Weizsäcker, Frei-
tags, 6 Uhr, öffentlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Vohjuardsen, Dienst.,
6 Uhr, öffentlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Steindorff, in spä-
ter zu bestimmenden Stunden.
Historische Uebungen: Dr. Bernheim, Dienst., 6 Uhr,
unentgeltlich.
Historische Uebungen : Dr. Höhlbaum, Montags, 6 Uhr,
unentgeltlich.
Kirchen geschiente: s. unter Theologie S. 461. 62.
Deutsche Rechtsgeschichte vgl. unter Rechtswissen-
schaft S. 463.
Erd- und Völkerkunde.
Allgemeine Erdkunde: Prof. Wagner, Mont, Dienst.,
Donn., Freit., 11 Uhr.
Geographie von Afrika: Dr. Krümmel, Mittw. und
Sonnabends, 11 Uhr.
Ueber die Alpen: Prof. Wagner, Mittw., 3 Uhr,
öffentlich.
Kartographische Uebungen für Anfanger: Prof. Wag-
ner, Mittw., 9-12 Uhr, privatissime.
Staats Wissenschaft und Landwirtschaft.
Einleitung in das Studium der Statistik : Prof. Reh-
nisch, 4 St., 5 Uhr.
Volkswirthschaftspolitik (praktische Nationalökono-
mie): Prof. Ilanssen, vier Stunden, 4 Uhr.
Volkswirtschaftslehre: Dr. Eggert, Dienst., Mittw.,
Donn. , Freit. 5 Uhr.
Finanzwissenschaft, insbesondere die Lehre von den
Steuern: Prof. Hansseti, vier Stunden, 12 Uhr.
Staats- u. Wirthschaftstheorien der Neuzeit: Dr.
Eggert, Donn. 6 Uhr, unentgeltlich.
Volkswirtschaftliche Uebungen: Prof. Soetbeer, pri-
vatissime , aber unentgeltlich , in spater zu bestimmen-
den Stunden.
Volkswirtschaftliche Uebungen: Dr. Sartortus von
Waltershausen, in passender Stunde, unentgeltlich.
Vertassungsgesch. v. Deutschland vgl. Geschichte S. 471.
Einleitung in das landwirtschaftliche Studium: Prof
Drechsler, 1 Stunde, öffentlich.
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473
Allgemeine Ackerbaulehre: Dr. Fesca, 2 St., 10 Uhr.
Die Ackerbausysteme (FelderwirthBchaft , Feldgras-
wirthschaft, Fruchtwechselwirthschaft u.s.w.): Prof. Grie-
penkerl, in zwei passenden Stunden.
Die allgemeine und specielle landwirtschaftliche
Thierproductionslehre (Lehre von den Nutzungen, der
Züchtung, Ernährung und Pflege des Pferdes, Rinde?,
Schafes und Schweines) : Prof. Griepenkerl, Mont., Dienst.,
Donnerst., Freit., 5 Uhr.
Die Raeenkunde: Prof. Griepenkerl, 2 St. , öffentlich.
Im Anschluss an diese Vorlesungen werden Excur-
sionen nach benachbarten Landgütern und Fabriken
veranstaltet werden.
Landwirtschaftliche Betriebslehre: Prof. Drechsler,
fünf Stunden, 4 Uhr.
Die Lehre von der Futterverwerthung: Prof. Henne-
herg. Mont. und Dienst. 11 Uhr.
Uebungen in Futterberechnungen: Prof. Hennebera
Mittw. 11 Uhr, öffentlich. J '
Landwirtschaftliches Praktikum: Prof. Drechsler
und Dr. Fesca (Uebungen im landw. Laboratorium, Freit,
und Sonnab. 9— -1 Uhr; Uebungen in landw. Berech-
nungen, Dienst, und Donnerst., 12 Uhr).
Exkursionen und Demonstrationen: Prof. Drechsler,
Mittwochs Nachmittags.
Organ, u.techn. Chemie u. praktisch-chemische Uebun-
gen f. Landwirthe vgl. Naturwissenschaften S. 470. 71.
Anatomie, Physiologie u. Pathologie der Hausthiere
vgl. Medicin S. 467.
Literärgeschichte.
Geschichte der dramatischen Poesie bei den Griechen:
Prof. Dilthey, Mont., Dienst., Donnerst., Freit, 12 Uhr.
Geschiente der deutschen Nationalliteratur bis zum
Anfang des 16. Jahrh.: Prof. W. Müller, 4 St., 3 Uhr.
Geschichte der deutschen Dichtung im 17. Jahr-
hundert: Assessor Dr. Tittmann, 5 St., 9 Uhr.
Ueber Goethes Leben und Schriften: Prof. Goedeke*
Mittw. 5 Uhr, öffentlich. 9
Alterthumskunde.
Religionsgeschichte des Alterthums: Dr. Gilbert,
vier Stunden , 4 Uhr.
Die bauliche Einrichtung des griechischen Theaters,
scenische Altertümer und da« gesammte Theaterwesen
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474
der Griechen, Erklärung von Euripides Kyklops: Prof.
H'ieseUr, 4 oder 5 St, 4 Uhr.
Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen:
Dr. Körte, 4 St., Mittw. u. Sonnab. 9-11 Uhr.
Im k. archäologischen Seminar wird Prof. Wieseler
ausgewählte Kunstwerke erklären lassen, Sonnabends
12 Uhr, öffentlich. — Die schriftlichen Arbeiten der
Mitglieder wird er privatiHsime beurtheilen.
Archäologische Uebungen: Dr. Körte, l St., priva-
tiesime, unentgeltlich.
ü ebereicht der germanischen Mythologie: Dr. Wü-
ken, Mittw. 4 Uhr.
Vergleichende Sprachlehre.
Vergleichende Grammatik der indogermanischen
Sprachen: Prof. Fick, 4 Stunden, 10 Uhr.
Darstellung des Baus des griechischen Verbs: Prof.
Fiek, 2 St., 10 Uhr.
Ueber die oskischen und umbrischen Sprachdenkmä-
ler : Dr. Bechiel, Mittw. u. Sonnab. 11 — 12 Uhr, unentgeltl.
Grammatik der litauischen Sprache: Dr. Bechtel, 2 St.
Orientalische Sprachen.
Die Vorlesungen über das A. und N. Testament siehe
unter Theologie S. 461.
Unterricht in der arabischen Sprache: Prof. Ber-
theau, Dienst, und Freit., 2 Uhr.
Ausgewählte Stücke aus Arabischen Schriftstellern
erklärt Prof. Wüsienfeld, privatissime.
Anfangsgründe der syrischen Sprache: Prof. de La-
garde, 4 St., 11 Uhr.'
Anfangsgründe der ägyptischen Sprache: Prof. de
Lagarde, 4 St., 12 Uhr.
Grammatik der vedischen Sprache in Verbindung
mit dem klassischen Sanskrit: Prof. Benfey , Mont. ,
Dienst., Donnerst., Freit., 5 Uhr.
Interpretation von Böhtlingk's Sanskrit-Chrestomathie
und vedischen Liedern: Prof. Benfey, Mont., Dienst.,
Mittw. 4 Uhr, oder in einer passenderen Stunde.
Griechische und lateinische Sprache.
Griechische und römische Epigraphik : Prof. Sauppe,
Mont., Dienst., Donnerst., Freit., 9 Uhr.
Sophokles Elektra Prof. von Leutsch, Montag, Dienst.,
Donnertags 12 Uhr.
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475
Metrik der Griechen: Prof. von Zeutsch, 4 St., 10 Uhr.
Euripides Kyklops: vgl. Alterthumskunde 8. 474.
Griechische Grammatik: vgl. Vergleichende Sprach-
Uhre S. 474.
Geschichte der dramatischen Poesie bei den Grie-
chen: vgl. Liter Urgeschichte S. 473.
Terentius Heautontimorumenos und Adelphi: Prof.
Sauppe, Moni., Dienst., Donn., Freit., 2 Uhr.
Im K. philologischen Seminar leitet die schriftlichen
Arbeiten und Disputationen Prof. von Zeutsch, Mittw.
11 Uhr, lässt die 13. Rede des Lysias erklären Prof.
Sauppe , Mont. u. Dienst., 11 Uhr; lässt ausgewählte
Heroiden Ovids erklären Prof. Dilthey , Donnerst, u.
Freit., 11 Uhr, alles öffentlich.
Im philologischen Proseminar leiten die schriftlichen
Arbeiten und Disputationen die Proff. v. Zeutsch (Mittw.
10 Uhr) und Sauppe (Mittw. 2 Uhr); lässt Lysias (25. Rede)
Prof. Sauppe erklären , Mittw. 2 Uhr, alles öffentlich.
Deutsche Sprache.
Gotische Grammatik und Erklärung des Vulfila:
Dr. Wilken, Mittw. und Sonnabends 11 Uhr.
Ausgewählte althochdeutsche und mittelhochdeutsche
Gedichte (nach W. Wackernagels kleinerem altdeut-
schem Lesebuche): Prof. IV. Müller, Mont., Dienst.,
Donn., 10 Uhr.
Die Uebungen der deutschen Gesellschaft leitet Prof.
W. Müller, Dienst. 6 Uhr.
Geschichte der deutschen Literatur: s. Ziter Urge-
schichte S. 473.
Neuere Sprachen.
Altenglische Grammatik, mit Erläuterung von Chau-
cers Canterbury-Erzählungen : Prof. Th. Müller, Mont.,
Dienst., Donnerst., 4 Uhr.
Uebungen in der französischen u. englischen Sprache,
die ersteren Mont., Dienst., Mittw., die letzteren Don-
nerst., Freit., Sonnabends 12 Uhr: Prof. Th. Müller.
In der romanischen Societät wird Derselbe, Freitags
4 Uhr, öffentlich, augewählte altfranzösische Dichtun-
gen nach Bartschs Chrestomathie erklären lassen.
Schöne Künste. — Fertigkeiten.
Unterricht im Zeichnen mit besonderer Rücksicht
auf naturhistorische und anatomische Gegenstände : Zei-
chenlehrer Peters, Sonnabends Nachm. 2—4 Uhr.
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476
Geschichte der neueren Musik: Prof. Krüger, in zu
verabredenden Stunden.
Harmonie- und Kompositionslehre, verbunden mit
praktischen Uebungen: Musikdirector Hüte, in passen-
den Stunden.
Zur Theilnahme an den Uebungen der Singakademie
und des Orchesterspielvereins ladet Derselbe ein.
Reitunterricht ertheilt in der K. Universitäts-Reit-
bahn der Univ.-Stallmeister, Rittmeister a. D. Schweppe,
Montags, Dienstags, Donnerstags, Freitags, Sonnabends,
Morgens von 8-12 und Nachm. (ausser Sonnabends)
von 3-4 Uhr.
Fechtkunst lehrt der Universitätsfechtmeister Grüne-
klee, Tanzkunst der Universitätstanzmeister HlfUzke.
Oeffentliche Sammlungen.
Die Universitätsbibliothek ist geöffnet Montags, Dienstags,
Donnerstags u. Freitags von 2 bis 3, Mittwochs und Sonn-
abends von 2 bis 4 Uhr. Zur Ansicht auf der Bibliothek
erhält man jedes Werk, das man in gesetzlicher Weise
verlangt; verliehen werden Bücher nach Abgabe einer
Semesterkarte mit der Bürgschaft eines Professors.
Ueber den Besuch und die Benutzung der theologi-
schen Seminarbibliothek , des Theatrum anatomicum , des
physiologischen Instituts, der pathologischen Sammlung,
der Sammlung von Maschinen und Modellen, des zoolo-
gischen und eÜinographischen Museums, des botanischen
Gartens und des pflanzenphysiologischen Instituts, der
Sternwarte, des physikalischen Cabinets und Laboratoriums,
der mineralogischen und der geognostisch-palüoniologischen
Sammlung, der chemischen Laboratorien, des archäologi-
schen Museums, der Gemäldesammlung , der Bibliothek
des k. philologischen Seminars, des diplomatischen Appa-
rats, der Sammlungen des landwirtschaftlichen Instituts
bestimmen besondere Reglements das Nähere.
Bei dem Logiscommissär, Pedell Bartels (Kleperweg2),
können die , welche Wohnungen suchen , sowohl über
die Preise, als andere Umstände Auskunft erhalten und
auch im voraus Bestellungen machen.
Für die Kedaction verantwortlich: E. Rehniach, Director d. Gött. gel. Ans.
Commissions- Verlag der Dieter ich' sehen YcrUtgs - BucJtlicwidlutig.
Druck der Dinterich sehen Univ.- Buchdruck«* (W. Fr. Koestner).
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477
Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
4. August M 19. 1880.
königliche (iescllachaft der Wissenschaften.
Ueber Flußspath im Granit von
Drammen.
Von
Otto Lang.
(Vorgelegt von Wohl er).
Flußspath wird als accessorischer und zwar
wohl immer nur secundärer Gemengtheil von
Graniten verschiedener Gegenden angegeben und
wenn er auch unter die verhältnißmäßig sehr
selten in Graniten gefundenen Mineralien ge-
hört, so ist es doch nicht sein Fund allein, der
mich veranlaßt, die Aufmerksamkeit auf seine
Gegenwart im Granit von Drammen in Nor-
wegen zu lenken, aus dessen Contactzone er
schon längst bekannt ist, sondern die Art und
Weise seines Auftretens.
Der Granit von Drammen ist mikroskopisch
bereits von H. Möhl untersucht worden (Nyt
Magazin f. Naturvid. 23. Bd. 1877, No. 18)
und gehört aller Wahrscheinlichkeit nach zu
demselben geologischen Körper, wie die eben-
falls von Möhl unter No. 16 und 17 beschrie-
benen Gesteine vonGjellebäk und Holmsbo,
38
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478
mit welchen zusammen er, wie Th. Kjerulf
(vgl. »Udsigt over det sydlige Norges Geologie,
Seite 55 — 65) dargestellt hat, das in jeder Be-
ziehung sehr interessante Massiv bei Drammen
bildet.
Das von mir mikroskopisch untersuchte
Stück ist geschlagen an der Landstraße, welche
von Drammen nach Jarlsberg führt, etwa 20
Schritt unterhalb der Grenze des Granits gegen
die auflagernden Silurschichten ; es repräsentirt
das Stück einen ziemlich grobkörnigen rothen
Granit, der wesentlich aus Quarz und Feldspath
besteht und von dessen Masse die übrigen Ge-
mengtheile noch nicht 10% ausmachen; Quarz
und Feldspath sind in ziemlich gleicher Menge zu-
gegen. Der Quarz erscheint bei der Untersu-
chung mit bloßem Auge grau, die Feldspathe
röthlich mit etwas grauem Tone (ßadde's in-
ternationale Farben-Scala 2,s) und theilen sie
ihre Färbung dem ganzen Gesteine mit. Auf
der Gesteins - Bruchfläche bemerkt man ferner
regellos verstreute, bis 5 mm im Durchm. er-
reichende bluthrothe Flecken von Eisenoxyd,,
— bedingt, wie die mikroskopische Untersuchung
ergiebt , nicht etwa durch spezifische Verschie-
denheit der das Pigment tragenden Feldspathe,
sondern nur durch die Nachbarschaft des Mut-
terminerals, nämlich von Magnetit- Körnern, —
sowie regellos begrenzte, bis 4 mm lange Partien
(oder ihnen entsprechende Hohlräume) von
schwarzem Glimmer oder in mehr angewitterten
Stücken von »hellgrün angeflogenen c , epidot-
reicheren Umsetzungs- Resten der Hornblende,
endlich sehr vereinzelte schwarze Erzkörnchen.
Bei der mikroskopischen Betrachtung fallt
die Häufigkeit der pegmatitischen Verwachsung
von Quarz und Feldspath auf; durch diese so-
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I
479
wohl wie durch den Umstand, daß die Quarz-
iudividuen ersichtlich einen mächtigen Trieb be-
sessen haben, sich gesetzmäßig zu begrenzen,
meist eine wenigstens streckenweise geradlinige
Begrenzung aufweisen und zuweilen sogar, und
zwar gerade in den dem Feldspath eingewach-
senen Partien, regelrechte Krystallform erkennen
lassen, erinnert trotz der herrschenden isomeren
Structur die Erscheinung des Gesteins an die
eines Granitporphyrs, wie es sich denn auch
vollkommen als solcher, nach Möhls Schilde-
rung, bei Gj eile bück ausgebildet zeigt.
Der Quarz tritt vorzugsweise in sehr großen
Individuen (von 5 mm Durchm.) auf, die zu-
weilen recht rissig und zerspalten sind. Da dem
Quarze nur »versteckte« , d. h. unvollkommene
und erst durch jähen Temperaturwechsel her-
vorzurufende Spaltbarkeit zugeschrieben wird,
erscheint mir die Angabe nicht überflüssig, daß
in den Quarzen dieses Gesteins die Spaltlinien,
sowohl diejenigen, welche den Schnüren kleinster
Flüssigkeitseinschlüsse folgen, als diejenigen, bei
welchen dies nicht zu erkennen ist, vollkommnere
Spaltbarkeit als gewöhnlich andeuten, und daß
sogar in einzelnen Individuen die rhomboSdrische
Spaltbarkeit in feinen, scharfen und geraden
Zickzacklinien ausgesprochen ist (allerdings nicht
in so vollkommnen Linien-Systemen, wie wir sie
bei Ealkspath beobachten). An Flüssigkeits-
einschlüssen, die meist ganz regellos, oft schlauch-
artig geformt und gekrümmt sind, ist der Quarz
im Allgemeinen sehr reich; wie betreffs ihrer
Form waltet auch in ihren Größenverhältnissen
und in ihrer Vertheilungsweise die größte Man-
nichfaltigkeit ; Mikrolithen werden unter den
Einschlüssen vermißt, dagegen finden sich hin
und wieder Partikel der übrigen Gesteinsgemeng-
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480
theile und zeigen sich solche eingelagerte Schmi-
tzen u. s.w. immer von derselben Beschaffenheit,
resp. in demselben Umsetznngsstadinm , wie die
im Gestein selbstständig auftretenden Gemengtheile.
Unter den Feldspathen waltet dem op-
tischen Charakter nach Orthoklas vor und sind
die Orthoklas - Individuen und -Zwillinge (nach
Carlsbader Gesetze) meist ebenso groß wie jene
des Quarzes; daß Splitter davon keine lebhafte
Kali-Flammenfarbung geben, rührt wohl von der
innigen pegmati tischen Durchwachsung durch
Quarz her. Neben dem Orthoklas tritt ein dem
optischen Verhalten nach kieselsäurereicher Pla-
gioklas auf, dessen Sammel-Individuen zuweilen
gekreuzte Lamellirung zeigen; die Plagioklase
sind in der Mehrzahl kleiner als die Orthoklase
und solche kleinere, aber doch bis 3 mm Länge
erreichende Plagioklase sind nicht selten dem Or-
thoklas und zwar zuweilen parallel zur Fläche
M eingewachsen ; wo das der Fall ist , grenzt
die Mikropegmatit-Structur, in welcher Quarz
und Orthoklas verwachsen sind , meist am Pla-
gioklas ab und dringt der Quarz nicht in den
Plagioklas ein (während größere, selbstständige
Plagioklase dergleichen Structur aufweisen); dem-
nach ist anzunehmen , daß die Mehrzahl der
Plagioklase früher gefestigt worden ist als Quarz
und Orthoklas, welche wohl unter sich gleich-
altrig sind. Die Feldspathe sind im Allgemeinen
wenig gesetzmäßig begrenzt, und dabei mehr
oder minder getrübt durch das bekannte kaoli-
nische Umsetzung8product, welches in der Spalt-
barkeit entsprechenden Feldern oder in Flasern
angehäuft und von Eisenoxyd in höherem oder
geringerem Grade gerothet ist ; viele Feldspathe
sind auch in Umsetzung zu farblosem oder
gelblichem Glimmer (Kaliglimmer) begriffen und
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481
zwar sind einzelne ziemlich erfüllt von Glimmer
und zuweilen radialstrahlig-struirten Glimmerag-
gregaten; diese Aggregate sind oft auch Äbla-
gernngsorte größerer Mengen von Eisenoxyd.
Nächst dem unten eingehend beschriebenen
dunklen Glimmer nimmt unter den untergeordnet
auftretenden Gemengtheilen Titan it die be-
deutendste Stellung ein ; an Masse kommt er
dem dunklen Glimmer beinahe gleich; seine
0,25 — 1,2 mm großen, in verschiedenen Tönen
von Gelb durchsichtigen Individuen sind meist
körnig zerklüftet; außer spärlichen Erzkörnchen
findet man in ihnen hin und wieder Schaaren
gerundeter Einschlüsse mit Libellen; an letzteren
war zwar eine Beweglichkeit nicht zu erkennen,
doch machen diese Interpositionen am Ehesten
den Eindruck von Flüssigkeitseinschlüssen.
Opakes Erz, dem Habitas nach Magnetit,
findet sich seltener in vereinzelten Körnern, häu-
figer in bis über 1 mm großen Körner-Concre-
tionen, meist dem dunklen Glimmer und Titanit
vergesellschaftet; sehr oft ist es von einem Hofe
von Eisenoxyd umgeben, dem Titanit gegenüber
aber zuweilen von einem schmalen Kranze, der
wie mit Brauneisen imprägnirter Leukoxen er-
scheint.
Der dunkle Glimmer (Magnesiaglimmer)
ist grün durchsichtig und zwar sind die parallel
der Hauptaxe schwingenden Strahlen licht gelblich
grün, die senkrecht dazu dunkelgrün (in einem
Falle aber, woran wohl eine innige Imprägnation
mit Brauneisen schuld war, erschien ein betr.
Glimmer-Aggregat bei dieser Lage dunkelbraun
mit grünem Rande). Die Glimmermassen sind
meist annähernd, aber nie vollständig parallel-
blättrig struirt und umschlingen in welligen
Windungen zahlreiche fremde Mineral - Partikel ;
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482
von ganz kleinen, eigentlich mikroskopischen
Interpositionen aber führt der Glimmer nur
gelbe oder trübe Körnchen , möglicher Weise
auch Flüssigkeitseinschlüsse, was bei den geringen
Dimensionen nicht sicher zu erkeunen ist, aber
keine Nädelchen. Die Formen der Glimmer-
Aggregate sind von den in wahren Granititen
gewöhnlich gefundenen abweichende ; ihre Durch-
schnitte sind oft ganz regellos begrenzt, dabei
nicht selten auch von in sich discordanter Structur,
meist stellen sich aber die Durchschnitte dar
als solche von mehr oder weniger dicken Säulen
(Länge zu Breite wie 1,5 : 1 bis 3 : 1), welche z. Th.
rechtwiuklig , z. Th. schiefwinklig endigen ; in
diesen »Säulen € erstreben die Glimmer-Lamellen
ersichtlich Parallelität zur Längs- Axe, vielleicht
zu einer einzigen Fläche; außerdem kommen,
als vereinzelte Schnitte oder in den peripherischen
Partien größerer Glimmer- Aggregate gehäuft,
mehr oder weniger vollkommen radialstrahlig
struirte Glimmer - Rosetten vor, welche dann
auch zwischen gekreuzten Nicols das dunkle
Kreuz zeigen. Ein Glimmer- Durchschnitt , der
nach seiner äußeren Begrenzung einem Säulen-
Querschuitt von Hornblende entsprechen würde
(vereinzelt finden sich jedoch ziemlich opake,
aber stellenweis braun durchscheinende Partien
von Hornblendeform, welche man als von Braun-
eisen innigst imprägnirte Glimmer- Pseudomor-
phosen nach Hornblende ansehen könnte) oder
sogar noch einen Hornblende - Kern enthielte,
konnte in keinem einzigen Präparate sicher
ermittelt werden ; trotzdem glaube ich aber die
Glimmer- Aggregate als metasomatische Ver-
witterungs-Pseudomorphoseu nach Horn-
blende auffassen zu dürfen: a. weil die Form
derselben, wie das schon makroskopisch zu er-
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483
kennen ist, ihrer gesammten Erscheinung nach
eher derjenigen von Hornblende entspricht als
von Glimmer; b. weil eine Umsetzung von Horn-
blende zu dnnklem Magnesia-Glimmer überhaupt
nicht selten beobachtet ist; c. weil sich mit dem
Glimmer zusammen der in diesem Falle ersichtlich
secundäre Epidot findet, der auch sonst als
Verwitterungs - Product der Hornblende bekannt
ist ; d. weil von andern Beobachtern, und zwar
auch auf Grund mikroskopischer Untersuchung,
die Hornblende (in von Glimmer umsäumten
Leisten, nach Möhl) als wesentlicher Gemeng-
theil des Granits von Drammen angeführt wird;
e. endHch weil das Gestein so reichlich Titanit
fahrt und Titanit bekanntlich vorzugsweise an
Hornblende-haltige Gesteine gebunden ist.
Dem Glimmer ist, wie schon angegeben
Epidot gesellt ; außer deutlich als Epidot er-
kennbaren Körnern und Stengeln finden sich, und
sogar noch häufiger als diese, zahlreiche brännlich
trübe, rundliche bis eckige Körnchen geringerer
Dimensionen den Glimmer - Aggregaten einge-
flochten, die wegen ihrer Trübung nicht sicher
zu bestimmen sind, aber wahrscheinlich auch
dem Epidot zugehören.
Neben Epidot und den weiter unten noch
angegebenen Mineralien ist dem Glimmer nun
auch ein tesserales, blau geflecktes Mineral ver-
gesellschaftet; die lasurblaue Färbung tritt in
dem an sich farblosen Minerale, das oft recht
unreine Substanz aufweist (allem Anschein Dach
entstammen aber die Verunreinigungen dem
Schleifschlamme und habeu sich dieselben beim
Schleifen in die Substanz eingedrückt), sowohl
in regellos geformten und randlich verwaschenen
Flecken auf von ersichtlich ganz gesetzloser An-
ordnung, als auch, allerdings abgeblaßt, längs
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484
feinen Rissen, am Intensivsten aber längs den
geradlinigen, der gesetzmäßigen Spaltbarkeit ent-
sprechenden Blätterdurchgängen; wo letztere in
größerer Anzahl hervortreten, da erscheint das
Mineral wie mit stumpfem Blaustift schraffirt.
Mikroskopische Interpositionen zweifellos primä-
rer Natur sind, abgesehen von Partikeln der
übrigen Gesteinsgemengtheile, selten; nur hin
und wieder findet man einige abgerundete Flüs-
sigkeitseinschlüsse mit großen trägen Libellen
(als Flüssigkeitseinschlüsse nur nach der Licht-
brechung bestimmt). Um dieses Mineral näher
zu bestimmen, da meines Erachtens entweder
Flußspath oder ein Mineral (Sodalith) aus der
Gruppe der natürlichen Ultramarin Verbindungen
vorliegen konnte, schlug ich den mikrochemischen
Weg ein. — Hauyn verliert seine blaue Färbung
im Dünnschliff schon nach wenigen Minuten,
wenn er mit einem Tropfen verdünnter Salz-
säure bedeckt wird ; an Sodalith , der im Dünn-
schliffe keine intensive Färbung besaß, mußte
die Entfärbung an einer dickeren Platte (vom
Ilmengebirge) versucht werden und gelaug die-
selbe auch mit verdünnter Salzsäure, allerdings
erst in entsprechend längerer Zeit ; das fragliche
Mineral aber, im Dünnschliff längere Zeit hin-
durch der Einwirkung verdünnter Salzsäure ausge-
setzt, zeigte keine Entfärbung. Dagegen tritt
eine leichte Abschwächung der Färbung ein bei
Behandlung des fraglichen Minerals mit Chloro-
form und dieser entsprechende Erscheinung läßt
blauer Flußspath erkennen, dessen Färbung nach
Wyrouboff bekanntlich durch Kohlenwasser-
stoff geliefert wird (eine Entfärbung durch Er-
wärmung herbeizuführen und die Art des Far-
ben-Wechsels dabei zu beobachten erlauben, da
eine Temperatur von gegen 300° dazu verlangt
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485
wird, die minimalen Dimensionen der Partikel
und die Beschaffenheit der Dünnschliffe nicht). —
Mit einem Tropfen Salpetersäure behandelt löst
sich eine entsprechende Menge vom fraglichen
Minerale unter Entfärbung des Restes; solche
Entfärbung ist bei Behandlung mit concentrirter
Schwefelsäure nicht zu constatiren ; während aber
Sodalith mit dieser behandelt Kieselgallert bildet,
zeigten sich auf der Oberfläche der Partikelchen
des fraglichen Minerals sehr schöne radial-strah-
lige Krystallgruppen feiner farbloser doppeltbre-
chender Nädelchen , wie solche Krystallgruppen
bei Gyps-Bildung gewöhnlich entstehen ; da diese
Nädelchen, soweit sie gesondert aus den Kry-
stallgruppen herausragten, auf dem das isotrope
Mineral umgebenden anisotropen Glimmer aufla-
gen, konnte ihr optischer Charakter nicht sicher
ermittelt werden, sowie ihre geringe Masse auch
nicht erlaubte, auf chemischem Wege ihre Na-
tur zu bestimmen; in ihrer Erscheinung aber
entsprachen sie vollkommen Gyps-Nädeichen. —
Eine Reaction auf Fluor, mit geschmolzenem
Phosphorsalze am Gesteinspulver, ergab allerdings
kein Resultat; die Schuld daran schreibe ich je-
doch nur dem Umstände zu, daß die angewandte
Methode eine so geringe *) Menge von Fluor, wie
zu erwarten war, nicht nachzuweisen vermag. —
Auf Grund dieser Beobachtungen halte ich die
fraglichen Mineral - Partikel für Flußspath.
Dieser Flußspath ist den Glimmer-Aggregaten
in Körnern und regellos geformten Partien von
0,01 — 0,8mm größtem Durchmesserein- oder un-
1) Die Partikel haben meist noch nicht 0,1 Qmm
Fläche und macht nach einer Messung der Flächen-Ausdeh-
nung in den das fragliche Mineral enthaltenden Dünn-
schliffen (mit Ausschluß eines daran ungewöhnlich reichen)
dasselbe etwa 0,08% der Gesteins - Schlifffläche ausl
39
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486
mittelbar angelagert und macht seine Masse im
vereinzelten Falle sogar gegen 2 Procent der
betreffenden Gliinmeraggregat- Masse aus (der
Flächenausdehnung im Dünnschliffe nach ge-
schätzt), meist aber wohl nur l°/o. Abgesehen
von einem Falle, wo ein Flußspath-Durchschnitt,
und zwar gerade der größte beobachtete (von 2 mm
Läugenerstreckung), unmittelbar am Rande des
Dünnschliffes liegt und deßhalb das betreffende
Verhältniß nicht erkennen läßt, findet man den
Flußspath in nur äußerst seltenen Fällen , und
dabei von sehr geringen Dimensionen, vom Glim-
mer getrennt eingelagert und zwar als Ausfül-
lungsmasse von feinen Spalträumen in den Dünn-
schliffen; doch ist ja auch in diesen Fällen mög-
lich, daß Glimmer (in verticaler Richtung) un-
mittelbar benachbart war und durch den Schleif-
prozeß fortgenommen wurde; man darf deßhalb
annehmen , daß sich der Flußspath immer an
den Glimmer gebunden findet; auch führt umge-
kehrt jedes größere Glimmeraggregat in den beo-
bachteten Dünnschliffen Flußspath in mehr oder
weniger reichlicher Menge, allerdings meist nur
in ganz kleinen, den Glimmer-Blättern zwischen-
gelagerten Körnern und Schmitzen von selbst
weniger als 0,005 mm Breite. Fuhrt nun die
Form und Lagerungsweise der meisten Fluß-
spath-Partikel, soweit solche außerhalb der Glim-
mer-Aggregate, d. h. diesen angelagert vorkom-
men, als deutliche Ausfüllungsmassen von Spalt-
und Hohlräumen zu der Annahme secundärer
Bildung derselben, so berechtigt die geschilderte
innige Vergesellschaftung von Flußspath und
Glimmer, sowie der Umstand, daß der Flußspath
innerhalb der Glimmer- Aggregate sowohl an-
nähernd isometrische, also wohl von ihm selbst
gewählte Körnerform, als auch dünne Schmitzeo-
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487
geatalt (Einlagerungs- und von Außen, durch die
nachbarlichen Glimmerblätter ihm aufgedrungene
Form) zeigt, zu der weiteren Annahme, daß die
Bildung des Flußspathes und des Glimmers
gleichzeitig und gleichartig, wahrschein-
lich sogar sich gegenseitig bedingend gewesen ist.
Der gewöhnlichen Erscheinungsweise in Form
und optischem Verhalten nach zu urtheilen ist
auch Apatit im Gesteine vertreten, aber spär-
lich; die Säulen von sechsseitigem Querschnitte
mit etwa 0,03 mm Durchmesser sind nicht sehr
langgestreckt; er findet sich sowohl im Magnetit
wie in den Glimmer - Aggregaten eingewachsen;
da er in letzteren noch jetzt und nebeu dem
Flußspath zugegen ist (die Nachbarschaft des
letzteren sowie die geringen Dimensionen über-
haupt erschwerten seine chemische Prüfung), da
ferner seine Menge im ganzen Gesteine eine ver-
schwindende und auch im Verhältniß zu der des
Flußspathes eine geringe ist , so erscheint die
Annahme , daß der Flußspath etwa auf Kosten
des Apatites entstanden sei, nicht wahrscheinlich.
Neben dem Apatit und an Gesamnitmasse der-
jenigen des Apatit kaum gleichkommend finden
sich noch andere farblose, regelloser geformte
Körner dem Glimmer eingelagert; die Mehrzahl
derselben halte ich für secundären Quarz (z. Th.
helle Körner, z. Th. durch zahlreiche Eisenoxyd-
hydrat-haltige In terpositionen, die zumal das In-
nere der Körner erfüllen, getrübte); in manchen
Fällen war nicht zu entscheiden, ob Apatit oder
Quarz vorlag; ein ebenfalls farbloses aber auch
sehr verunreinigtes doppeltbrechendes Korn er-
innerte durch seine Spaltbarkeit an ein Carbonat,
wenn auch nicht an Kalkspath. Auf eine genaue
Bestimmung solcher ganz vereinzelten Körnchen
mußte ich verzichten.
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488
Abgesehen also von den jedenfalls primären
Gemengtheilen Magnetit, Titanit nnd Apatit fin-
den sich als Umsetzungsproducte der Hornblende
dem Glimmer Epidot und Flußspath innig ver-
gesellschaftet, ferner Eisenorydhydrat nnd einige
farblose Körner, unter denen nur Quarz zu be-
stimmen war. Diese Summe von Producten der
(complicirten) Verwitterung läßt auch den Um-
bildungs-Prozeß chemisch möglich erscheinen und
ist insofern ebenfalls ein Beweismoment für die
Wahrscheinlichkeit desselben. Dem in den mei-
sten Hornblenden vor dem Calcium vorwiegenden
Magnesium entspricht unter jenen Producten
der an Menge vorwaltende Magnesiaglimmer, in
welchem auch Thonerde wieder gebunden wurde;
von letzterer ging auch ein Theil in den Epidot
ein; das Calcium wurde einerseits (neben Thon-
erde) zur Bildung des Epidot verwandt, andrer-
seits zu der des Flußspaths. Das nöthige Fluor
dürfte, wie schon hervorgehoben, nicht der Apa-
tit geliefert haben, sondern die Hornblende selbst ;
es haben ja bereits viele Analysen *) einen Fluor-
Gehalt von Hornblenden nachgewiesen (während
solcher den Augiten zu fehlen scheint). Von
der Kieselsäure wurde eine geringe Menge als
Quarz und vom Eiseu eine Quantität als Braun-
eisen ausgeschieden.
Der Flußspath im Granit von Drammen
ist also ein Product der Verwitteruug
von Hornblende; von gleichem Herkommen
dürften manche andere Flußspath-Vorkommen sein.
1) vgl. Rammelsberg, Mineralchemie, 2. Aufl. S. 420.
Für dio Kodaction verantwortlich: E. Rehnisch, Director d. Gött. gel. An».
CommissionR- Verlag der Dieierich' sehen Verlags - Buchhandlung.
Druck der Dieierich' sehen Unis. - Buchdrucker* (W. Fr. Kaeeiner).
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489
Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
20. October. Ma W> 1880.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Sitzung am 7. August.
Wüstenfeld: Geschichte der Fatimiden. Zweite Abth,
(S. Abh.)
Benfey: Die Qaantitätsverschiedenheiten in den Sam-
hita- und Pada-Texten der Veden. Sechste und letzte
Abhandlung: Unzusammengesetzte Wörter oder einfache
Theile von Zusammensetzungen, welche im Anlaut oder
Inlaut a, i, u in der Samhita lang, im Pada kurz
zeigen. Erste Abtheilung. (S. Abh.)
Derselbe: Behandlung des auslautenden ä in nd 'wie'
und nd 'nicht' im Rigveda, mit einigen Bemerkungen
über die Umwandlung der ursprünglichen Aussprache
und Accentuirung der Wörter im Veda. (S. Abh.)
Schering: Ueber literar. Geschenke, welche die K. So*
cietät erhalten hat.
Lang: Ueber den Flußspath im Granit von Drammen.
Himstedt: Einige Versuche über Induction in körper-
lichen Leitern.
Briefe von Lagrange
an Euler, Laplaee und Canterzani
in Photolithographien veröffentlicht
von B. Boncompagni.
Vorgelegt von E. Schering.
Der Principe Baldassare Boncompagni
hat wiederum die große Güte gehabt, der Kö-
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490
niglichen Gesellschaft der Wissenschaften zu
Göttingen ein sehr werthvolles Geschenk zu
machen, welches in den von ihm photolithogra-
phisch veröffentlichten Schriften besteht:
1. Lettres incdites de Joseph-Louis Lagrange
ä Leonard Euler tirees des archives de la solle
des Conferences de Vacademie imperiale des Scien-
ces de Saint - Peter sbourg. Saint - Peter sbourg,
Expedition pour la confection des papiers de
Vetat Atelier heliographique dirige par G. Sca-
moni. 1877.
Die Briefe sind theils in lateinischer Sprache
geschrieben und tragen die Datirungen: Tau-
rini: 4to cal. Julii, — die 20Novembrij 1755, —
die 19 Maii 1756, — die 4 Augusti 1758, —
die 28 Julii 1759, theils sind sie in fran-
zösischer Sprache geschrieben mit den Datirun-
gen Turin 24 Novembre 1759, — 26 Decembre
1759, — 1 Mars 1760, — 14 Juin 1762, —
3 Octobre 1762. Der Inhalt betrifft verschie-
dene Gegenstände aus der Integral-Rechnung, der
Variations-Rechnung, der analytischen Geometrie,
der analytischen Mechanik und der Theorie der
Differential-Gleichungen.
2. Deux Lettres inedites de Joseph- Louis La-
grange tirees de la bibliothique royale de Berlin
{Collection Meusebach, Portefeuille Nr. 21 et Col-
lection Badowitz. Nr. 4952.) Berlin. Impri-
merie de Gustav Schade {Otto Franche) 1878.
Der eine Brief ist datirt: Paris ce 25 nivose
an 9. und trägt von anderer Hand die Bemer-
kungen: Paris le 15. Janv. 1801, La Crange rep.
le 21 Mars 1801. Der Inhalt betrifft auch die
damals beabsichtigte Fortsetzung von Montucla,
l'Histoire des Mathematiques. Der andere Brief
trägt kein Datum, aber von Humboldt's Hand
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491
die Aufzeichnung: »Lettre deM. de laGrange ä
M. Laplace ecrite de Berlin. Elle m'a ete donnee
par Mad. la Marquise de Laplace (ä Paris, Janv.
1843) A. Humboldt.«
3. Lettera inedita di Giuseppe Luigi La-
grange iratta dalla biblioteca universitaria di
Bologna(Corrispondenza Cantermni ) Mss. N. 2096.
Scatola IV) Firenze. Calcografia e Litografia
Achille. Paris 1879.
Der Brief ist aus Berlin vom 6. April 1773
datirt und an Canterzaui gerichtet.
4. Sessioni VIe VII. Accademia Pontifi-
cia de' nuovi Line ei. Anno XXXIII (1880).
Einige Versuche über Induction in kör-
perlichen Leitern.
Von
F. Himstedt.
Vorgelegt von Eduard Riecke.
Die Versuche, welche bisher über körperliche
Induction angestellt sind, beschränken sich mei-
nes Wissens ausschließlich darauf, überhaupt
nur das Vorhandensein inducirter Electricität
nachzuweisen und die Richtung der auftretenden
Ströme festzustellen, sehen aber von einer ge-
nauen Messung derselben gänzlich ab. Eine
solche quantitative Bestimmung scheint mir aber
in mehrfacher Beziehung nicht ohne Interesse
zu sein.
Die Arbeiten von Helmholtz in Crelle Bd. 72
und 75 und die damit zusammenhängenden vieler
anderer Autoren haben gezeigt, daß eine Ent-
scheidung zwischen den verschiedenen Elemen-
tar-Gesetzen der Electricität durch das Experi-
40*
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402
ment nur von solchen Versuchen zu erwarten
ist, bei welchen in dem Leiter eine Anhäufung
freier Electricität stattfindet, und weiter, daß
eine solche Anhäufung in Wirklichkeit eintreten
kaun bei der Bewegung der Electricität in kör-
perlichen Leitern. Die nachfolgend beschriebe-
Fälle körperlicher Induction, jedoch war bei bei-
den von vornherein ein für jene Entscheidung
maaßgebendes Resultat nicht zu erwarten und
können nach dieser Richtung die Versuche nur
in so weit ein Interesse beanspruchen, als sie
durch eine Behandlung der einfachsten Fälle
vielleicht die der complicirteren , eine Entschei-
dung herbeiführenden, vorbereiteu helfen. Eine
selbständige Bedeutung glaube ich ihnen aber
nach einer anderen Richtung beimessen zu
dürfen, in so fern dieselben nämlich eine expe-
rimentelle Prüfung der von Kirchhoff aufge-
stellten Bewegungsgleichungen der Electricität
in nichtlinearen Leitern enthalten. Kirchhoff
hat jene Gleichungen aufgestellt, ausgehend von
denselben Voraussetzungen , welche W. Weber's
Betrachtungen zu Grunde liegen, und wenn auch
der Ausdehnung dieser Annahmen auf nichtli-
neare Leiter theoretische Bedenken nicht ent-
gegenstehen, so wird eine directe Bestätigung
doch immerhin nicht nutzlos erscheinen, da alle
Berechnungen über körperliche Induction sich
auf diese Gleichungen stützen. Als weiteres
Resultat der Versuche glaube ich dann hervor-
heben zu dürfen , daß durch sie der specifische
Widerstand eines festen Leiters bestimmt wird,
der die Form einer Kugel besitzt, während alle
früheren Bestimmungen dieser Größe nur für die
Drahtform ausgeführt sind.
Die Versuche zerfallen in zwei Gruppen.
nen Versuche behandeln nun
zwei
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403
In der ersten werden Inductionserscheinungen
betrachtet, welche durch bewegte Maguete in
einem ruhenden Leiter entstehen, in der zweiten
solche, welche in einer in einem homogen mag-
netischen Felde rotirenden Kugel auftreten.
I. Gruppe.
Die Betrachtungen und Rechnungen, welche
den Versuchen dieser Gruppe zu Grunde liegen,
habe ich in meiner Dissertation 1 ) durchgeführt
und finden sich dieselben in größter Uebersicht-
lichkeit und Allgemeinheit in der Abhandlung
von Prof. Riecke: Ueber die Bewegung der
Electricität in körperlichen Leitern 2 ).
Bewegt sich ein Magnet in der Nähe einer
Metallkugel, so inducirt er in dieser electrische
Ströme von der Art, daß diese seine Bewegung
zu dämpfen suchen. Unter der Voraussetzung,
daß wir den Magnet in seiner Wirkung ersetzen
können durch zwei von einer horizontalen Linie
getragene Pole + p und — p und daß die Be-
wegung dieser Pole in so kleinen Schwingungen
besteht, daß wir die während einer solchen ein-
tretenden Aenderungen der Coordinaten vernach-
lässigen können, ergeben die a. a. 0. geführten
Rechnungen für das von den inducirten Strömen
auf den Magnet ausgeübte Drehungsmoment ei-
nen Ausdruck von der Form:
1) Ueber die Schwingungen eines Magneten unter
dem Einfluß einer Kupferkugel. Göttingen 1875.
2) Abhandlungen der Gesellschaft der Wissenschaften
zu Güttingen. 21. Bd. 1876.
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494
in welchem und ~ % der lte resp. 2te Dif-
dt dt*
ferentialqnotient des Drehungswinkels <p nach
der Zeit, und P und Q in Bezug hierauf con-
stante, nur von den Magnetverhältnissen und den
Dimensionen der Kugel abhängende Großen sind.
Die gedämpfte Bewegung des Magnets wird dann
bestimmt durch die Gleichung:
in welcher K das Trägheitsmoment, üfdas mag-
netische Moment des Magnets und T die von
dem Erdmagnetismus und der Suspension ab-
hängige Directionskraft. Bezeichnen wir mit t
die Schwingungsdauer, mit l das logarithmische
Decrement der Schwingungsbögen, so findet die
Beziehung statt:
Das Bestehen dieser Gleichung für die durch
Beobachtung bestimmten Werthe von K P Q
l und t kann somit als Beweis dienen: 1) für
die Richtigkeit der Ausdrücke, welche die Rech-
nung für die inducirten Ströme ergeben hat und
2) für die Gültigkeit der KirchhofTschen Glei-
chungen, auf Grund welcher jene Rechnungen
ausgeführt wurden. Wir werden jedoch im Fol-
genden diese Gleichung noch in etwas anderer
Weise ausnützen.
Der zu den Versuchen benutzte Apparat
hatte folgende Einrichtung: Ein elliptisch ge-
formter Ring von dickem Aluminiumdraht, dessen
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495
kleine Axe 120 mm , dessen große 180 ram , trug an
den Enden der letzteren zwei dünnwandige
Messinghülsen, deren Längsaxen parallell dieser
großen Axe der Ellipse. Dieselben waren leicht
federnd und dienten zur Aufnahme zweier kleiner
Magnetstäbe. Der Drahtring trug außerdem ei-
nen kleinen Planspiegel zur Fernrohrablesung
und Vorrichtungen, um behufs der Ermittelung
des Trägheitsmomentes kleine Messinggewichte
in verschiedenen Abständen von einander auf-
hängen zu können. Der Ring wurde bifilar an
über eine leicht bewegliche Rolle führenden Co-
confäden so aufgehängt, daß die Ringebene ver-
tical hing und die große Axe zusammenfiel mit
dem magnetischen Meridian.
Die beiden Magnete wurden annähernd gleich
stark magnetisirt und entgegengesetzt in die Hül-
sen gesteckt, so daß der Nordpol des stärkeren
(No. I) nach Norden, der des schwächeren (No. II)
nach Süden zeigte. Die Kupferkugel, wenn sie
gebraucht wurde, wurde so aufgestellt, daß ihr
Mittelpunct zusammenfiel mit dem Durchschnitts-
puncte der verticalen Drehungsaxe und der ho-
rizontalen großen Ellipsenaxe, oder was dasselbe
ist, mit dem Ringmittelpuncte.
Bezeichnen wir die Abstände des Nord- und
Südpols des Magnets No. I von diesem Mittel-
puncte mit d x und d 2 , die magnetischen Massen
mit ± fA 1 und die entsprechenden Größen des
Magnets No. II mit d 4 und d 3 und ± /* ? , den
Radius der Kupferkugel mit a, so leiten sich aus
den Formeln bei Riecke für P und Q die fol-
genden Ausdrücke ab:
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32«*
496
P =
a £ "y°° *' { (_} L ^
+ ( _ i)-+V (-i . —
^ 4,, =°° nj Jn < / 1 1 \
X 1 2.(2«+l)*2n+3.2 W +5 a l^Vd"»" d,"* 1 '
V/2"
Hierin ist ^1 = — , c die Constante des We-
c
ber'schen Gesetzes und X der Leitungswiderstand
der benutzten Kupferkugel. Bezeichnen wir -y-
mit x, so lassen sich die Ausdrücke für P und
() in der Form schreiben P=x.p und Q = x s .q
und die Gleichung 1) kann dann zur Bestimmung
des x und damit, wenn mau A als bekannt an-
sieht, der des X benutzt werden. Es wird
—p.t + faP+lWäK
X =
oder durch Entwickelung der Quadratwurzel
Diese Gleichung ist im Folgenden zur Ausrech-
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497
nuug der Beobachtungen benutzt und hat sich
gezeigt, daß schon das erste Glied der rechten
Seite allein die erforderliche Genauigkeit liefert.
Aus der guten Uebereinstimmung der aus ihr
berechneten Werthe für X mit den Resultaten
früherer Beobachtungen ergeben sich dann die-
selben Folgerungen wie äus der Gleichung 1).
Die Anordnung der Versuche war die fol-
gende: Durch Ablenkungsbeobachtungen an ei-
nem an Coconfaden aufgehängten Spiegelmag-
neten von 20 mm Durchmesser wurden magneti-
sches Moment und Polabstand der zu benutzen-
den Magnete mit möglichst großer Schärfe be-
stimmt, die Magnete in der angegebenen Weise
in die Hülsen des Aluminiumringes gesteckt und
mit Hülfe eines Kathetometers mit mikroskopi-
scher Ablesung die Abstände ihrer äußeren und
inneren Endpuncte von einander bestimmt. Das
Mittel aus diesen, dividirt durch zwei, wurde
für die Abstände der Magnetmittelpuncte vom
Ringmittelpuncte genommen und aus diesen
und den Polabständen die oben mit d x d « d 3 <? 4
bezeichneten Größen berechnet. Durch Schwin-
gungsbeobachtungen bei zwei verschiedenen Ab-
ständen der Messinggewichte von einander
wurde das Trägheitsmoment bestimmt und außer-
dem die Luftdämpfung beobachtet, alsdann die
Kupferkugel mit Hülfe einer zweckdienlichen
Vorrichtung an ihre Stelle gebracht und Däm-
pfung und gedämpfte Schwingungsdauer beo-
bachtet, hierauf wieder das magnetische Mo-
ment und der Polabstand der Magnete bestimmt.
Das Mittel aus dieser und der ersten nur sehr
wenig davon abweichenden Bestimmung wurde
für die weitere Rechnung benutzt. Alle Beo-
bachtungen eines Versuches wurden ohne Unter-
brechung thunlichst in 3 — 5 Stunden ausgeführt.
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408
In der folgenden Uebersicht der Resultate
bezeichnet L die Länge der Magnete (der Quer-
schnitt war bei allen ein Quadrat von 5 mm Seite),
r den Polabstand, d den Abstand eines Magnet-
pols vom Kugelmittelpuncte, M das magnetische
M
Moment, p = die magnetische Masse eines
T
Poles, endlich T die Horizontal - Intensität des
Erdmaguetismus. Die letztere wurde mit Hülfe
des corapensirten Magnetometers gefunden aus
einer Vergleichung der Bussolenablenktmgen am
Orte der Beobachtung mit solchen , welche an
einem eisenfreien Orte gemacht wurden. Sie
ist dieselbe für alle Versuche T = 1,873.
Die 4 ersten Versuche wurden ausgeführt
mit einer Kupferkugel vom Durchmesser 2 a =
92,94 mm einem Gewichte G = 3728700 ra * r und
einem specifischen Gewichte s = 8,88. Bei dem
5ten Versuche wurde eine Kupferkugel benutzt,
für welche:
2a = 59,85 mm
G = 999000 ™v
s = 8,0
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499
Versuche.
I
II
III
IV
60 mm
(50
mm
70
inm
T
50
mm
60
1 1 74650
1172460 1748400 767980 . 1472500
41,68
(?,| 106,13
39,4
102,5
57,34
119,11
44,92
99,72
49,17
90,17
64,45
63,1
61,77
54.8
41
M.
1026750
1022800
1493500
693750
1323900
45,7
43,1
56,02
41,94
52,24
d 3 62,44
61,25
62,43
56,29
39,66
108,14
104.35
118,45
98,23
91,9
22812.10'
22399.1 0 4
28592.10 4
17403.10*
14936.10«
t
11,842
11,573
12,32
9,83
9,61
l 0,0067
0,00742
0,00802
0,01095 0,00705
i
215760
1
2139Ö0
1
220800 218900
1
201270
4
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500
II. Gruppe.
Aufstellung und Integration der Bewegungsglei-
chungen der Electricität.
Rotirt eine leitende Kugel in einem homo-
gen magnetischen Felde, so gelten für die Be-
wegung der inducirten Electricität die folgenden
Gleichungen :
dx dt
1 lv +ft+ Ä dt -r = °
U v to sind die an einem Puncte x y s der
Kugel auftretenden Stromcomponenten , (/ das
Potential der freien Electricität, X Y Z die
Componenten der äußeren electromotorischen
Kraft, endlich U V W nach Helmholtz definirt
durch:
v _ l— kd*P
2 d
und
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501
Hierzu kommen noch die Bedingungsgleichungen:
du dv . dw _ 1 d(Jg>)
' fcc + dy + d* ~ 4tt dt
für einen Punct im Innern und
in t i» T i» 4n\dtdn dtdJ
für einen Punct der Oberfläche, in welchen n
die Normale im Puncte x t y x e x und tf a der
Werth des Potentials für einen äußeren Punct.
Legen wir den Anfangspunct eines recht-
winkligen Coordinatensystems in den Mittelpunct
der Kugel, nehmen die X-axe nach Norden, die
Y-axe nach Westen und die 2T-axe senkrecht
nach oben und letztere zur Rotationsaxe, so wer-
den die Geschwindigkeitscomponenten u d to
eines Puuctes x y 0
u = — «.y $ = co . x tt) = 0
wo o) die Winkelgeschwindigkeit, für welche im
Folgenden die Annahme gemacht werden soll
dt
Nennen wir die Kraft des homogenen Feldes R
und lassen ihre Richtung zusammenfallen mit
der Horizontalcomponente des Erdmagnetismus,
so werden:
X = 0 Z=0 Z = ADxe %t R.x.
Führen wir Polarcoordinaten ein:
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502
x = qcos&, y = q sin 9 cos ip, z = psin £sin#
uud wählen für die Bezeichnung der Kugelfunc-
tionen zweier Veränderlichen die folgende 1 )
C£ = sin m #$m(cos*)eosMV
Sl = sin m #^« ( (cos#)sinmV',
so läßt sich Z in die Form bringen :
wenn c\ für ADxR gesetzt wird.
Aus den Gleichungen I, Ia und Ib lassen
sich die neuen ableiten:
II
dt +T J 9-* nk Täf*=°
für die Bestimmung des Potentials nnd
TU A J_ d *9
III inv - X, + gjä
für die Bestimmung der Stromcomponenten
u v xv. Nehmen wir an, daß die Abhängigkeit
der g> und x v0]a der Zeit dieselbe wie die der
1) Vergl. II eine, Handbuch der KugelfunctioDen.
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503
so genügen wir den Gleichungen II
und IHa durch die Reihen:
<p = Z ? q n T K & + OC <Z
x* - f I 2 BT -SC + zC C
*» = fZfPn 2 CT GL- M
in welcheu sich die Summation nach n von 0
bis 00, nach m von 0 bis n zu erstrecken hat.
p n und q n sind bestimmt durch
J » 1.3....2n + l V ^2.2» + 3a* *
^2.4.2M + 3.2n+5a* e *"V
= _2n/y(») / 1 c »
1.3....2n+lV ^2.2w + 3o 2<?
, 1 * 4 \
" ,_ 2.4.2» + 8.2ii + 5a*' ? '*"/'
wo — | und - gesetzt sind für 4 ti — x resp.
1 - X 2
A 4* .
T + x
Die Bestimmung der bisher noch unbekannten
vier Paare von Coefficienten A™ 4% etc. kann
geschehen durch Einsetzen der für <p und x au "
genommenen Entwicklungen in die Gleichungen
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504
la. Bequemer ist es, die Raumintegrale dieser
Gleichungen mit Hülfe der von Weingarten ge-
gebenen Transformation vorher in Oberflächen-
integrale zu verwandeln. Auf beiden Wegen
ergeben sich vier Paar lineare Gleichungen in
An <4n etc., aus denen sich dann ergiebt:
Es verschwinden alle Coefficienten mit Aus-
nahme von
Es werden somit gefunden
= - e't-Q 1 1 - 2n~ - ] Vi c? sin & sin tp
v = 0
tv = ^qp t G\Cl
Das von dem homogen magnetischm Felde auf
die inducirten Ströme der Kugel ausgeübte
Drehungsmoment und die Beiocgungsgleiehung
der Kugel.
Bezeichnen wir die Componenten der ponde-
romotorischen Kraft, welche das homogen mag-
netische Feld auf einen Punct x y z der Kugel
Digitized by
505
mit den Stromcomponenten u v w ausübt, mit
S H Z, so ist bei einer Rotation der Kugel um
die Z-axe das auf jenen Punct ausgeübte Dre-
hungsmoment
J = xH—yS.
In unserem Falle ist
3 = 0 H = — A.tv.R.dxdydz.
Durch Einsetzen des soeben für w gefunde-
nen Werthes und durch Integration des entste-
henden Ausdruckes für J über die ganze Kugel
ergiebt sich:
oder indem wir uns der Substitution erinnern
dt dt*
erhalten wir:
* r 'dt + *dt*
wo
A 2 a b A* o 7
P — An — B 2 .— 0 = 32ti 2 — i? 2 — -
1 80 W i 2 * 21.30 .
Ist die Kupferkugel bifilar aufgehängt und
wird sie durch eine Drehung um die Z-axe von
nur wenigen Graden aus ihrer Ruhelage ge-
trieben , so wird die entstehende schwingende
Bewegung bestimmt durch die Gleichung:
41
Diaitized
50G
( x-«*» + p£ +r ., = 0 ,
wo T die aus der Suspension entspringende
Directiouskraft, K das Trägheitsmoment bezeich-
net. Ist die Schwingungsdauer t und das loga-
rithmische Decrement gleich i, so muß die Re-
lation bestehen
K-Q t
Setzen wir
P--T Q — 2 »
und lösen die entstehende Gleichung nach y-
auf, so erhalten wir:
A* 21K Q^gg 8
X pt pH*
Die Größen rechter Hand lassen sich ohne Aus-
nahme durch die Beobachtung bestimmen und
ergiebt somit die vorstehende Gleichung aus der
Beobachtung der in einer Vollkugel inducirten
Electricität 1) eine Bestimmung der Größe y
und damit auch von X und 2) durch die Ver-
gleichung des für X gefundenen Werthes mit
solchen früherer, auf andere Weise ausgeführter
Bestimmungen ein Mittel zur Prüfung, der auf-
gestellten Beweguugsgleichungen der Electricität
in körperlichen Leitern.
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507
Herstellung und Messung des homogen magneti-
schen Feldes.
Drei tyagnetstäbe von 1800-1850™ Länge,
20 ram Dicke und 80 mm Höhe worden mit ihren
Längsaxen parallel dem magnetischen Meridian,
hochkant, mit nur sehr kleinen Zwischenräumen
neben einander gelegt, so daß die Endflächen
des Systems im Norden wie im Süden ein ver-
tical stehendes Rechteck von 70 mm Grundlinie,
nnd SO™ Höhe bildeten. Drei weitere, diesen
ganz gleiche Magnete waren in derselben Weise
zu einem zweiten System zusammengelegt, und
zwar so , daß die Längsaxe jedes einzelnen pa-
rallel dem magnetischen Meridian war und die
directe Fortsetzung der Längsaxe des entspre-
chenden Magnets im ersten System bildete. Der
mittlere Theil des Raumes zwischen der nörd-
lichen Endfläche des ersten und der südlichen
Endfläche des zweiten Systems konnte als ho-
mogen magnetisches Feld betrachtet werden.
Die Homogeneität des Feldes wurde in doppelter
Weise untersucht. Ein Mal d urch Betrachtung
der Linien, welche Eisenfeilspähne bildeten, die
auf einem Kartenblatte in das Feld gebracht
wurden. Die Linien waren vollständig parallel
und gleichmäßig an allen Stellen des Feldes.
Sodann aber fand eine genaue Prüfung statt
durch die Messung der Winkel, um welche eine
Bifilarrolle durch einen genau gemessenen gal-
vanischen Strom aus ihrer Ruhelage abgelenkt
wurde. Die Ruhelage war der Art, daß in ihr
die Längsaxe der Rolle senkrecht stand zum
magnetischen Meridian.
Bezeichnen wir die Stromfläche der Rolle mit
Fj die Intensität des hindurchgeleiteten Stromes
mit i, die Directionskraft der Suspensionsdrähte
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508
mit D, die Horizontaliutensität des Erdmagnetis-
mus mit T, endlich den Ablenkungswinkel mit
</>, so ist die Kraft R des Feldes bestimmt durch
die folgende Gleichung:
D.<p_
R + T — FJ.coatp'
Beobachtet man ferner die Ablenkung <f\ welche
eiu Strom »' bei der Rolle hervorbringt, wenn
dieselbe nur unter der Einwirkung des Erdmag.
netismus sich befindet, so besteht die Gleichung
x ~~ Fi 4 cos (p 1
und aus der Combination mit der vorstehenden
ergiebt sich
T-\- R _ (p . i^cos <p 4
T~ y* i . cos if '
also die Kraft R gemessen durch die horizontale
Componente des Erdmagnetismus.
Der äußere Durchmesser de r Rolle war 60 ■*
gleich dem Durchmesser der später zu benu-
tzenden Kupferkugel. Die Suspension war unter
der Decke des Beobachtungsraumes so befestigt,
daß durch eine Schiebervorrichtung die Rolle
ohne sonstige Aenderungen an 5 verschiedene
Puncte A B C D E des homogenen Feldes ge-
bracht werden konnte. A war der Mittelpunkt
des Feldes, B und C in der Richtung des mag-
neiischen Meridians nach Norden resp. Süden
um 20 mm von A entfernt, D und E senkrecht
zum Meridian nach Osten resp. Westen um je
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509
5 mm von A. An jedem dieser 5 Pnucte wurde
R in der oben angegebenen Weise bestimmt.
Die Uebereinstimmnng dieser 5 Beobachtungen
unter einander diente als Beweis für die Homo-
geneität und das Mittel aus denselben wurde als
Werth für R benutzt.
Die Schicingangsversuche mit der Kupferkugel.
Nachdem in der eben angegebenen Weise die
Stärke des homogen magnetischen Feldes be-
stimmt war, wurde die Kupferkugel von 60 mm
Durchmesser, mit welcher auch schon in der
lten Gruppe ein Versuch angestellt war, an ei-
nem c. 2 x /2 Mtr. langen Drathe bifilar aufge-
hängt, so daß ihr Mittelpunct mit dem Mittel-
puncte des Feldes zusammenfiel. Dieselbe wurde
in Bewegung gesetzt durch vorsichtiges Anblasen
vermittelst einer capillar ausgezogeneu Glas-
röhre gegen einen an der Kugel befestigten
Holzstab, der zum Auhängen von Glasgewichten
diente. Es wurden Dämpfung und Schwiuguugs-
dauer beobachtet, die Magnete weggeräumt und
Luftdämpfung sowie Trägheitsmoment bestimmt.
Die einzelnen Versuche unterscheiden sich
von einander durch die Größe des Abstandes
zwischen den sich gegenüberliegenden Endflächen
der beiden oben beschriebenen Systeme von
Magneten. Derselbe ist in der folgenden Ueber-
sichtstabelle der Versuche mit L bezeichnet,
die Stärke des Feldes mit JK. Unter t ist die
gedämpfte Schwingungsdauer, unter l die Diffe-
renz der logarith mischen Decremen te der Däm-
pfung und der Luftdämpfung, unter K das Träg-
heitsmoment zu verstehen.
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510
Versuche.
Nr. I.
Nr. IL
Nr. HL
L
455 mn>
500
590
-r, 1
87,3 . r
70,8 . T
63,6
K
8746.10»
86154.10*
13243.10 5
71
15,164
1 P CIO
15,28
1 o ooo
1 8 t öo £
0,01202
0,01038
0,00528
A*
1 . A
1
1 1
l | 205650
2035ÖÖ
204300
Die Resultate dieser Gruppe stimmen sehr
gut überein und weichen auch von dem für die- -
selbe Kugel in der 1. Gruppe gefundenen Werthe
nur wenig ab.
Das arithmetische Mittel aus allen Ver-
suchen ergiebt:
1. Kugel.
Durchmesser = 92,94 Gewicht = 3728700 m * r
spec. Gew. = 8,88
A* = 1
X ~ 217340
1 -
444278.10 1 *'
2. Kugel.
Durchmesser = 59,85 mm Gewicht = 999000 m **
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511
8,9
J__
2Ö368Ö
1 _
Zur Beurtheilung dieser Werthe mögen die
Resultate einiger früherer Bestimmungen hier
Platz finden, die für Kupferdrähte ausge-
1
374116.10"
1
451043.10'»
1
463382. 10 11
Bestleitender galvanoplastischer Kupferdrath
X = 513144. 10 12#
Ich verfehle nicht bei dieser Gelegenheit
Herrn Prof. Riecke für die mir ertheilte Erlaub-
niß, diese Versuche im phys. Cabinet zu Göttin-
gen anstellen zu dürfen , meinen Dank auszu-
sprechen.
Freiburg i./B., September 1880.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Juli 1880.
Astronomical Papers. Vol. I. P. 2. Washiugton. 1880.
Zeitschrift der oster. Gesellschaft für Meteorologie. Bd. XV.
Juli, August lb8ü.
spec. Gew.
A*
X
X =
führt sind:
Jacobi X =
KirchhofF X =
Weber X =
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412
Von der K. Universität Christiania:
H. Mohn, Jahrbuch des Norweg. meteorolog. Instituts
für 1877 u. 1678.
Nyt Magazin for Naturvidenshaberne. Bd. 24 H. 4; 25
H. 1—8. 1879.
Tromsö Museums Aarshefter. i. Tromsö 1878.
Beretning om Bod&faengslets virksomhed i Aaret 1878.
Det K. Norske Frederiks Universitets Aarsberetning for
1878.
Forhandlinger i Videnskabs-Selskabet i Christiania i Aar.
1879.
Det K. Norske Vidensk. Selskabs Skrifter 1878. Thrond-
hjem 1879.
H. Siebke, Enumeratio insoctorum norvegicorum .
Fase. V. Pars 1.
Archiv for Mathematik og Naturvidenskab. Bd. IV
H. 2-4,
C. P. Caspar i, Alte und neue Quellen zur Geschichte
des Taufsymbols und der Glaubensregel. Christiania
1879.
G. 0. Sars, Carcinologiske Bidrag til Norges Fauna.
8 Hefte. Christiania 1879.
üdkast til Vexellov. Kjöberbavn 1878.
L. Daae, kong Christiern den förstes norske historie
1448-1458. Christiania 1879.
Index Scholarum in ünivers. habendarum . Christiania 1860.
Betänkning angaaende Vexellore etc. 1879.
S. Lie, Classification der Flächen nach der Transforma-
tionsgruppe ihrer geodätischen Curven. Christ. 1879.
F. C. Schübeier, Vaextliret i Norge. Christ. 1879.
T. Dahll, om Norvegium, etc.
Geologisk Kart over nordlige Norge. 1866—79.
J. Biker, Supplemento ä colleccao dos tratados etc.
T. XVII. Lisboa. 1879.
Monatsbericht der Berliner Akad. der Wiss. März u.
April. 1880.
A. Falsan et E. Chantre, Monographie geologique
des anciens glaciers et du terrain erratique du bassin
du Rhone. Lyon. 1875. Fol.
(Fortsetzung folgt.)
Für die Redaction verantwortlich: E. Rehnisch, Diroctor d. Gött. gel. Anz.
CommissioDB- Verlag der Dwtmich' sehen Verlags - Buchhandlung.
Druck der Dietmch' selten Univ.- Buchdrucker** (W. Fr. Kaestner).
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513
Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
3. November. M 17. 1880.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Ueber einen Dialekt der sumerischen
Sprache.
Von
Dr. Paul Haupt.
Vorgelegt von Paul de Lagarde.
Im zweiten Bande der Cuneiform Inscriptions
of Western Asia l ) finden wir auf S. 31 und
S. 40 zwei Vocabularien, die nicht wie gewöhn-
lich in zwei , sondern in drei Columnen getheilt
sind.
Wie von vornherein zu erwarten ist und bei
dem ersten Blick auf diesen Text klar wird, ist
die dritte Spalte assyrisch; wir lesen zum Bei-
spiel auf dem zwanzig Zeilen langen Fragment II
R. 31 No. 1 die Wörter napj^aru „Gesammt-
heit", bubütu „Hunger", xusäxu „Hungers-
noth", uzzu „Macht 11 , säru „Wind", mexü
1) Sir Henry Rawlinson , The cuneiform inscriptions
of WesUrn Asia. London 186 \\ 66, 70, 75. loh be-
zeichne die vier Bände in der gewöhnlichen Weise als
1 K, II R. t III R., IV R. Der erste Theil des V. Bandes
wird noch im Laufe dieses Jahres der Oeflentlichkeit
übergeben werden.
42
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514
„Sturm", näs patri „Dolchträger 4 * — alles
ganz gewöhnliche und gut semitische Wörter.
Ebenso klar ist die zweite Columne. Hier
haben wir offenbar die entsprechenden Wörter
der sumerischen Sprache vor uns. So entspricht
Z. 5 dem assyrischen uz zu in der zweiten Co-
lumne mer, was uns schon aus dem von Hor-
muzd Rassam zu S b 1 l ) hinzugefundenen Frag-
mente als das sumerische Wort für „Macht,
mächtig" bekannt ist 2 ). In der nächsten Zeile
erscheint als Aequivaleut des assyr. säru
„Wind" imi bez. ohne Verlängerungsvocal (vgl.
SFG. S. 24 ff.) im. Darauf folgt imi mer-ra
(lies mera, mer-a) d. i. „Wind + Macht, ge-
waltiger Wind, Sturm", assyr. mej(ü. Auch
das dem assyrischen näs patri entsprechende
Compositum gir-lal (Z. 9) ist vollkommen
durchsichtig; gir wird S b 165 durch patru
„Dolch" übersetzt und lal, eine der gewöhnlich-
sten sumerischen Wurzeln 8 ) , bedeutet unter an-
1) Mit S a , S b , S c bezeichne i<h die sumerisch -assyri-
schen Zeichensammlungen in der Ausgabe Friedrich De-
litzsch Y Vgl dazu meine „Sumerischen Familiengesetze* 1
(Leipzig 1879) S. 4 ff. Ich citire dieses Buch als SFG.
2) Das betreffende Ideogramm wird dort (Revers Z. 14
und 15) links durch sumer. [me]-ir, rechts durch assyr.
uz zu „Macht 11 und sibbu „Gürtel" erklärt.
8) Die Wurzel lal ist in dieser Bedeutung auch in's
Assyrische übergegangen : der Stamm 1 ä 1 u „aufhängen"
(Impf, ilül) ist offenbar sumerischen Ursprungs. Als
Präsensform sollten wir ilM erwarten; wir finden aber
stets nur die Form i 1 1 a I u , eine associative Neubildung
im Anschluß an die Formen immar „er sieht 1 , lkkal
„er ißt** (= ♦ja'akal) deren Imperfecta ursprünglich
emur (= *jemur = j&mur = ja'mur) und ekul
(= jekul = jakul = ja'kul) lauteten, später aber
imur, ikul (also äußerlich gleich ilül „er hängte auf 14 )
geschrieben und gesprochen wurden. Vgl. dazu SFG.
S. 21 Anm. 1, S. 52 Anm. 10, S. 66 Anm. 3 und Excurs IV.
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515
denn „aufhängen", assyr. safcälu — gir-lal
heißt demnach eigentlich „einer, der einen
Dolch umhängen hat. 41
Was sind nun aber die Wörter in der ersten
Columne? Hier lesen wir
Z. 5 me-ir = sum. mer = ass. uz zu.
Z. 6 me-ir = sum. imi = ass. säru.
Z. 7 me-ir-me-ir = sum. imi mer-ra = ass.
mej(u,
Z. 9 me-ri-lal = sum. gir-lal = ass.
näspa tri.
Friedrich Delitzsch meinte, daß diese erste
Spalte sumerische Synonyma enthalte oder auch
die phonetische Aussprache der sumerischen
Ideogramme in der zweiten Columne angebe.
Diese Auffassung läßt sich indeß nicht halten;
ich bin der Ueberzeugung, daß in diesem drei-
spaltigen Vocabular die dritte Columne assyrisch,
die zweite sumerisch ist, die erste aber Wör-
ter aus einem andern Dialekt der su-
merischen Sprache enthält ! ). In der nach-
folgenden Untersuchung werde ich , wie ich
meine, überzeugend nachweisen, daß diese An-
sicht die allein richtige ist.
Ich theile meinen Aufsatz in zwei Abschnitte;
1) Demgemäß erkläre ich z. B. Z. 5 und 6 folgender-
maßen: m§r heißt im Sumerischen „Macht", ebenso
auch in diesem Dialekt; in letzterem wird diese Wurzel
aber anch in der Bedeutung „Wind" gebraucht, wofür
man im Sumerischen imi sagt. So kommt es, daß dann
im Sumerischen „Sturm" imi mer-a heißt, während
man in dem Dialekt diesen Begriff durch Doppelsetzung
der Wurzel mer ausdrückt. Vgl. hierzu S c 19, wo mer
durch assyr. sibbu „Gürtel" (so auch II R. 84, 66 c. d),
me/ü „Sturm" und iltanu (=istauu) „Nordwind"
erklärt wird; ferner II R. 67, 76c. d; 60 No. 2, 87 und
48, 85 a. b, wo mer mer bez mermeri als Name des
Sturm- und Regengottes Rämänu erscheint.
42*
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516
in dem ersten werde ich das trilingue Voca-
bular ausführlicher behandeln, in dem zweiten
die zusammenhängenden sumerischen
Texte auf ihre dialektische Färbung hin un-
tersuchen.
Erster Abschnitt.
I. 1) Betrachten wir Z. 9 unsres Vocabulars,
meri-lal = gir-lal = näs patri „Dolch-
träger", so sehen wir, daß hier offenbar ein
Uebergang von g in m vorliegt; der Dialekt
zeigt an Stelle eines sumerischen j ein w: gir
bez. ger oder mit Verlängerungsvocal geri er-
scheint in dem Dialekt in der Form meri.
2) Ein zweites Beispiel für diesen Uebergang
liegt in Z. 2 und 3 vor. Hier bietet der Text
allerdings nur
> . . mar
mar-mar
bubütum
X u s ä x u
; R ar
sa ... gar
die beiden ersten Spalten lassen sich indeß leicht
vervollständigen. In dem Vocabular II R. 39,
55 c. d. entspricht dem assyr. bubütum im
Sumerischen sa-gar; demnach können wir
mit Sicherheit ergänzen:
[sa]-raar = sum. [s a] -gar =bubütum
[sa]- mar-mar = sum. sa-[gar]-gar= xu saxu
Das sumerische sa-gar bedeutet eigentlich
„Herz raachen 44 d. i. „Verlangen nach etwas
empfinden 1 ), speciell „Verlangen nach Nahruug
1) Vgl. dazu die beiden, offenbar aus dem Sumeri-
schen entlehnten, assyrischen Redensarten pä epeäu
„reden", eigentlich ,.Mund machen" (Izdubarlegenden
passim) und uzna sakänu „Ohr machen 4 ' d. i. „sieh
wohin begeben'*, z. B. im Anfang der Höllenfahrt der
Istar: Ana Kurnugia Istar roärat Sin uzunsa
iskun „Nach dem Lande ohoe Heimkehr Istar. Tochter
Sin's, sich aufmachte. 44 Vgl. SFG. S. 56 Anm. 4.
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517
empfinden, Hunger haben"; sa- gargar heißt
„Herz machen machen 11 d.i. großen Hunger ha-
ben. Die assyrische Uebersetzung stimmt dazu
ganz vortrefflich ; denn xusä'/u 1 ) bedeutet
„Hungersnoth", bubütu nur „Hunger" *).
1) Andere sumerische Aequivalente von yus^yu außer
sa-gargar sind u-gug (II R. 29, 39 o. d) d. i. eigent-
lich .,Speisemangel u (trug wird zwei Zeilen vorher durch
sunku „Mangel 44 übersetzt), sodann su-ku (Delitzsch,
Scbril'ttafel No. 6) Wir finden dies z. B. in dem unver-
öffentlichten Vocabular K. 2061, das ich im Britischen
Museum copirt habe. Col. II, Z 17- 20 dieses ganz aus*
nehmend schön geschriebenen Textes lautet : su - ku =
^usä*/u|6ae/ (Scbnftt. No. 109) — ga=mütum
„Tod 4 '|gig (Schriftt. No 244) = simmu „Blindheit 41 1
(ka-ktl mit der Glosse) kir-gab = bu'usänu „übel-
riechender Athem. 44 Vgl. dazu II R. 27, 64 - 56 a. b.
2) Das Wort bubütu, woneben sich auch (z. B. II
R. 43. 12 d) die Form bubu'utu findet, bedeutet so-
wohl „Nahrung 14 als auch „Verlangen nach Nahrung,
Hunger. 4 ' In der Bedeutung ,. Nahrung, Speise 4 * finden
wir es zum Beispiel in der bekannten Stelle der „Höl-
lenfahrt der Istar 44 : asar ipräti bubussunuj akal-
sunu t![tu]|| nüru ul immarü|ina etüti as[bü]||
labsümä kima icc,uri | Qu bat kap[pi][| e Ii dalti
u sikuri | sapü/ i p r u 1 1 ,,wo Staub ihre Nahrung | ihre
Koth || (wo) sie Licht nicht sehen | in FinsterniB
wohnen | und gekleidet sind gleich Vögeln | in ein Flü-
gelwand | über Thür und Riegel | Staub lagert ||. Durch
„Hunger 44 ist bubütu dagegen z. B. Tig. VIII. 85 und
in der Beschwörungsformel II R. 17, 22 d zu übersetzen.
Hier lautet die durch ein neugefundenes Fragment ver-
vollständigte assyrische Uebersetzung des sumerischen lu
sa-gar-ta en-nu-un-ta bad -ga| lu imma-ta 6n-
nu-un-ta bad -ga| d. i. ,.wer vor Hunger im Gefäng-
niß stirbt, wer vor Durst im Gefängniß stirbt 44 : sa ina
bubüti u Qibitti imüt|sa ina gume a Qibitti
imut. — Daß das Ideogramm für Durst 44 (d. i. ka
„Mund 44 mit hineingesetztem ud „SonDe 4 *) im Sumeri-
schen im-ma gesprochen wurde, zeigt das babylonische
Vocabular K. 36, welches V R. 81 No. 4 veröffentlicht
ist. Hier hat das Zeiohen, dem in der assyrischen Co-
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518
Wir haben nun schon sum. gir „Dolch",
dial. mSr und sum. gar „machen 11 , dial. mar.
3) Noch ein dritter Beleg für diesen Ueber-
gang von g in m lässt sich unserm Text ent-
nehmen; allerdings liegt derselbe nicht so klar
zu Tage. Wir lesen Z. 14 in der ersten Co-
lumne das Wort da-ma-al, in der zweiten,
sumerischen, das bekannte Ideogramm für „weit u ,
assyr. rapsu und „Mutter 14 , assyr. um-mu;
siehe Delitzsch , Schrifttafel (seiner Assyrischen
Lesestücke 2. Aufl. Leipzig 1880) No. 144. De-
litzsch giebt dort als sumerische Aussprache da-
mal an. Wäre dies richtig, so würde der Dia-
lekt hier mit dem gewöhnlichen Sumerisch durch-
aus übereinstimmen. Dies ist aber nicht der
Fall; damal heißt allerdings ,,weit" in dem
Dialekte, im Sumerischen dagegen lautet das
entsprechende Wort nicht damal, sondern
dagal!
Ich glaubte, daß Delitzschs Angabe sich auf
eine Glosse stütze und suchte deshalb vergeblich
im IL, III. und IV. Bande des Inschriftenwerkes
eine Stelle zu finden, wo für dieses Ideogramm
die Aussprache damal angegeben wird: es giebt
lumne gu-u-mu (lies cümu = *qu m m u = c u m' u) ent-
spricht , die Glosse im-ma. — Zu den oben angeführ-
ten Zeilen aus der „Böllen fahrt der Istar*' will ich für
Semit ist en noch bemerken, daß nach assyrischen Laut-
besetzen bubussunu = *bubütsunu ist, immarü
= *ja , amarü, etüti = *gatawti und e Ii = *alaj.
Sodann ist zu beachten die Form labsü-ma , und sie
sind gekleidet 1 *; ma ist hier genau so construirt wie das
ambarische mö bez. m „und". Diese Construction ist
im Assyrischen selten; das Gewöhnliche wäre ashü-ma
lahsü. Ich werde dieses ma an einem andern Orte
ausführlicher behandeln; einstweilen verweise ich auf das
neue Buch von Dr. Wilhelm Lötz »Die Inschriften
Tiglalhpileser's l il (Leipzig 1880) 8.118.
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519
keine einzige Stelle. Allem Anschein nach hat
Delitzsch sein suraer. damal nur aus unserm tri-
linguen Vocabular und aus dem Hymuus an den
Mondgott (IV R. 9) erschlossen, wo Z. 28/29 a
dem assyr. tämdu rapastu „das weite Meer 44
im Sumerischen a- ab- ba da-ma-al-la (lies
damala) entspricht und Z. 3/4 b die Verbalform
mu-un-da-ma-al-la (mun-damala) durch
assyr. uräpas „er macht weit" wiedergegeben
wird. Dieser Text ist aber eben, wie wir im zwei-
ten Abschnitt unsrer Untersuchung darthun wer-
den, iu dem Dialekt, wo g in m übergeht, abge-
faßt, kann demuach für die Aussprache des Ideo-
grammes im Sumerischen gar nichts beweisen.
Daß „weit' 4 nun im Sumerischen dagal und
nicht damal hieß, geht klar hervor aus der
bisher ganz unbeachtet gebliebenen Stelle III
R. 69 No. 5, Z. 76. Hier lesen wir einen Got-
tesnamen Kili-dagal, der geschrieben wird
erstens mit dem Determinativ vor Götternaraen,
an; darauf folgt das Ideogramm für oappru
„Gesammtheit 44 (sumer. nigin, S b 1, Revers 2)
und endlich das Ideogramm für rapsu „weit".
Da nun das erste Ideogramm (nigin) öfter die
Glosse kili 1 ) hat, so ergiebt sich, daß dem
Ideogramm für „weit 41 der Lautwerth dagal
zukommt.
So hätten wir nun die richtige sumer. Aus-
sprache für das Ideogramm in der Bedeutung
„weit". Wie wir oben bemerkten, ist das be-
1) So z. B. in dem bilmguen Vocabular V R. 30,
15—18 c. d, wo {nigin mit der Glosse) kili-an durch
assyr. (mul d. i.) kakkab same „Stern des Himmels"
übersetzt wird. Es folgt darauf su-bu - e$idu „Him-
melsgegend 44 , sa-gar (geschrieben di-la, vgl. II R.48,
15 a. b) = multariv u „Herrscher 44 und ••'-«= muse-
sera „Leiter 44 .
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520
treffende Zeichen aber auch das Ideogramm für
„Mutter 44 assyr. u m m u. Wie wurde es in d i e-
ser Bedeutung gelesen? Wir wisseu, daß „Va-
ter" ada hieß, was heißt aber „Mutter 4, im
Sumerischen? — Bisher waren wir nicht im
Stande , diese Frage zu beantworten. Man hatte
das Ideogramm wohl luku und egi 1 ) gelesen,
das war aber, wie ich in meinen „Sumerischen
Familiengesetzen" (S. 38 Anm. 1, c) nachgewie-
sen habe, durchaus unberechtigt. Ich glaube
vielmehr, wir haben das Ideogramm, wenn es
„Mutter 44 bedeutet, ama zu lesen.
Es bestimmt mich dazu folgende Erwägung.
Wir finden S Ä V, 8 und 9 in der ersten Co-
lumne die Lautwerthe ama und dagal (da-ga-
aZ); die mittlere Columne, wo das Zeichen stand,
dem diese beiden Lautwerthe zukommen , ist
weggebrochen ; dagegen ist wieder die dritte Co-
lumne , die den Namen des betreffenden Schrift-
zeichens enthielt, unversehrt erhalten. Das Ideo-
gramm führte (nach seinem ersten Lautwerth
ama) den Namen amü. Was für ein Zeichen
war das? Lenormant ergänzt das Zeichen am
(Schrifttafel No. 115); nirgends aber hat dies
den Lautwerth dagal; Delitzsch enthält sich
jeglicher Vermuthung. Meine Ueberzeugung ist
nun, daß in der mittleren Columne das Ideo-
gramm für „weit 44 stand *) und ama der Laut-
1) Ueber das sum.g(c) siehe SFG. (S.71) Nachtrage
zu 8. 20 Anm. 3. u/
2) Wie ich mich nachträglich überzeugt habe, ist
S* V. 9 auf dem Original in der mittleren Spalte, dicht
am Anfang der dritten Columne, ein verticaler Keil noch
deutlich zu sehen. Dies macht Lenormant's Ergänzung
um vollends unmöglich, während meine Vermuthung,
daß hier das Ideogramm für „weit" stand , dadurch um
so wahrscheinlicher wird.
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521
werth des Zeichens war, wenn es die Bedeutung
„Mutter" hatte. Zu beachten ist hier die Stelle
II R 32, 52 c, wo wir hinter dem Ideogramm
für „Mutter" das Wort a-ma Riesen. Diese bei-
den Zeichen sind nuu allerdings auf dem Origi-
nal nicht wie gewöhnlich durch kleinere Schrift
als Glosse gekennzeichnet, trotzdem aber glaube
ich, daß wir hier in ama nur die Angabe der
Aussprache für das vorausgehende Ideogramm
zu sehen haben.
Das kommt indeß hier weniger in Betracht,
die Hauptsache ist, daß „weit" im Sumerischen
nicht damal sondern dagal heißt, demnach
auch Z. 14 unsres Vocabulars der Uebergang
von g in m vorliegt. Mehr Beispiele für diese
Erscheinung sind in dem kleinen Fragmente II
R. 31, No. 1 nicht zu finden.
4) Dagegen lesen wir wieder auf dem andern
Stück des Vocabulars, das II R. 40, No. 5 ver-
öffentlicht ist, Z. 77 der Vorderseite:
si-ib-mar = sumer. dug-gar.
Die Wurzel d u g 2 ) bedeutet im Sumerischen
„gut" assyr. tabu, und gar heißt, wie wir
schon oben sahen, „machen" assyr. sakν
1) Mit diesem ama , .Mutter" ist natürlich das Wort
eme „Gebärerin, schwangeres Weib*' assyr. täritu
(= *tahraitu), das wir zum Beispiel II R 32, 66 c
finden, eng verwandt. Vgl. auch SFG. S. 16 Anm. 2;
S.64, 19) und V R. 29, 69 g. h (eme-du = ilitti biti).
2) Daß das Ideogramm /V in der Bedeutung ,,gut"
assyr. tabu im Sumerischen dug, mit Verlängeren esvo-
cal duga, gelesen wurde, wird dadurch über allen Zwei-
fel erhoben, daß wir an mehreren Stellen die abge-
schwächte Form (SFG. S.46, 11) du finden. So hat
z. B.i/t = tabu „gut" in der SFG. S. 69 mitgetheilten
sumerisch • assyrischen Präparation zur babylonischen Sün-
denfallerzählung die Glosse du, ebenso wird auch in
dem zu II R. 20 hinzugefuudenen Fragment Z. 40 a für
X'i die Aussprache du angegeben. Dadurch erklärt sich
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522
die assyrische Uebersetzung dieser Zeile ist ab-
gebrochen. Wir sehen hier wieder deutlich,
daß dem sumerischen gar ein dialektisches mar
entspricht.
II. Noch wichtiger ist aber, daß der Dia-
lekt an Stelle des sumer. dug „gut" die Form
si-ib (lies zib 1 ) aufweist. Hier scheiut kein
Lautübergang vorzuliegen 2 ); vielmehr wird die-
ses zib wohl eine andere Wurzel sein, die eben
in diesem Dialekte an Stelle des sumer. dug
üblich war. Die Erscheinung, daß in zwei be-
nachbarten Dialekten grade für die gewöhnlich-
sten Begriffe ganz verschiedene Wörter in Ge-
brauch sind, läßt sich ja auch anderswo beob-
achten ; man denke zum Beispiel an das Aethio-
pische und das Arabische 8 ).
Auch in den beiden vorhergehenden Zeilen
finden wir dial. z i b = sumer. dug. Z. 75 lautet
gub-si = gub 4 )-du
und Z. 76
si-ib = dug.
auch, wie das Zeichen %i an dem Lautwerth ti, das ist
sum. di bez. de kommt.
1) Dsß die Syl ben zeichen , welche im Assyrischen die
Lautwerthe q\ y qu; ti, tu; ka, ki, ku haben, im Su-
merischen zi, zu; di, du; ga, gi, gu gesprochen
wurden, werde ich an einem andern Orte ausfuhrlich
nachweisen.
2) Unmöglich ist diese Auffassung durchaus nicht;
siehe unten.
8) Vgl. Dillmann, Grammatik der äthiopischen Sprache,
S. 4.
4) yub bez. g'ub wird hier mit dem Zeichen kab
(Schrifttafel No. 69), das II R. 27, 19 c. die Glosse x**'ttp
hat, geschrieben. Daß wir hier xub, g*ub und nicht
kab zu lesen haben, zeigt das Fragment E. 6434 , ein
Duplicat unsres Textes (siebe unten) , wo statt des Zei-
chen kab das zusammengesetzte, mit eingeschobenem ud
(Schritttafel No. 60) , das nur den Lautwerth y u p hat,
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525
Wie man sieht, zeigen beide Dialekte hier
das Verklingen der auslautenden Consonanten,
das ich im L Excurs meiner „Sumerischen Fa-
railiengesetze" an einer Reihe von Beispielen
im Sumerischen nachgewiesen habe. Ich machte
schon dort (S. 46 No. 11) darauf aufmerksam,
daß wir neben dug auch die abgeschwächte
Form du finden, desgleichen (S. 47 No. 15), daß
neben murub „Mitte 44 , assyr. kablu auch
muru vorkommt; ebenso haben wir hier dial.
zi (b) = sum. d u(g).
III. Gehen wir nun zu der Rückseite dieses
Fragmentes über, so lesen wir Z. 73 und 74a. b
folgende Gleichung:
dialekt. du = sumer. me-en.
M e n ist die erweiterte Form der Wurzel
me „sein 44 , die ich SFG. S. 29 — 32 eingehend
besprochen habe. Wie ich dort schon bemerkte,
wird men im Assyrischen bald durch „er ist u ,
bald durch „du bist 14 , bald durch „ich bin"
wiedergegeben. So lesen wir zum Beispiel IV
R. 9, Z. 53 a ff. : ana aba mag-men zae
uäuäzu mag-am 1 )! k* a aDa mag-men
angewandt ist. Auf K. 5434 hat das Ideogramm %% m
dieser Zeile auch noch ausdrücklich die Glosse du, so-
daß unsere Lesung gub-du vollkommen gesichert ist.
Der Lautwerth gub des Zeichens kab verhält sich zu
gub (der Aassprache dieses Ideogrammes in der Bedeu-
tung „links* 4 assyr. sumelu, S b 274) wie gul ,,böse,
angreifen, vernichten 44 assyr. limnu bez. lummunu
(SFG. S. 29, V. 1) zu gul (8 b 838) „vernichten, zerstö-
ren 4 * assyr. abatu (Präs. ibbat, Impf. ebut). Vgl.
dazu II R. 27, 58 cd, wo gul durch assyr. a (sie!) —
ba-[tu] wiedergegeben wird.
1) Daß das a-an geschriebene sumer. Affix am zu
lesen ist, zeigt die babylonische Zeichensammlung V
R. 22, 30 a, wo das Ideogramm a-an links durch sum.
am, rechts durch assyr. ma-a (lies ma d. i. das äthiop.
ma f Dillmann S.301), sa-a (lies sal „welcher" und
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524
zae usuäzu mag- am ,Jm Himmel, wer ist
(men) erhaben (mag)? du allein, du bist er-
haben | auf Erden , wer ist erhaben? du allein
du bist erhaben" assyr. ina same mannu
siru, atta edissika siratlina irsitiui
mannu siru, atta edissika [strat]. Da-
gegen finden wir in dem vierten sumerischen
Familiengesetze: Tukundi 1 ) amaduänara
„duämu nu-men 11 ban-nan-gu „wenn eine
Mutter zu ihrem Kinde „mein Kind nicht bist
du" sie zu ihm sagt, so (muß es Haus und Ei-
genthum verlassen 4 ' 2 ). Endlich haben wir IV
R. 6, 41/42 b: mae lu kin-gi-a Silig-lu-
5ar men „ich bin der Bote des Gottes Mero-
doch", assyr. mär sipri sa Marduk anaku.
ki-[i] d. i. ki „wie" erklärt wird. In der Bedeutung
„Regen, regnen 4 ', ass. zunnu, zanänu ist das Ideo-
gramm a -an gemäß Z. 31 dieser Zeichensammlung im
Sumerischen (se-ig) seg zu lesen.
1) Tukundi und nicht tukundi-bi ist zu lesen;
II R. 20, 13 a (vgl. SFG. S. 22) ist auf dem Original nach
der Glosse tu-kundi ein Keil von dem Zeichen bi noch
deutlich zu sehen. Das Ideogramm ht-sa- tur - lal- bi
(lies tukundi) wird auch V R. 29, 8 c. d durch summa
„wenn" übersetzt Die vorhergehende Zeile lautet dort :
lu-la~tur- lal = surru.
2) Die 7 sumerischen Fa m il ie n g esetze sind
meiner Ansicht nach folgendermaßen zu übersetzen: „Für
die Zukunft, für ewige Zeiten 1 '. 1. „Wenn ein Kind zu
seinem Vater sagt „du bist nicht mein Vater", so scheert
er es, macht es zum Sklaven und verkauft es für Geld 4 *. —
2. „Wenn ein Kind zu seiner Mutter sagt „du bist nicht
meine Mutter", so scheert man ihm das Haar ab, jagt
(sum. nigin!) es aus der Stadt und treibt es aus dem
Hause". — 3. „Wenn ein Vater zu seinem Kinde sagt
„du bist nicht mein Kind", so muß es — natürlich das
Kind ; alle Assyriologen übersetzen „er, der Vater" ! ! —
Haus und Hof (assyr. igäru = *higäru) verlassen". —
4. „Wenn eine Mutter zu ihrem Kinde sagt „du bist
nicht mein Kind", so muß es Haus und Besitzthum ver-
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t
525
So haben wir men auch hier in unserm
Vocabular zn fassen. Dies geht klar hervor aus
Z. 74. Hier ist zwar nur der Anfang der assy-
rischen Columne erhalten, das ja, das wir dort
lesen, kann aber nur zu j a - a - s i (lies a s i) „mich 14
vervollständigt werden. Dazu stimmt nun, daß
S c 282 das Ideogramm du außer aläku „gehen",
sapäru „senden", kanu „fest, treu sein",
magäru „ergeben, gehorsam sein" auch durch
anaku „ich" erklärt wird. Als sumerische
Aussprache wird hier gi-in angegeben; dem-
nach haben wir die oben angeführten Zeilen
dialekt. gin = suraer. men
zu lesen.
IV. Besonders wichtig istZ. 77 des Revers:
dialekt. inga-da-te = sumer. imma-da-te
lassen 44 . — 6. „Wenn ein Weib ihrem Manne untreu
wird (assyr. izir) und „meiu Mann nicht bist du' 1 sagt,
so wirft man sie in den Fluß". — 6. „Wenn ein Mann
zu seinem Weibe „nicht mein Weib du 4 ' sagt, ~so soll
er eine halbe Mine Silber zahlen". — 7. „Wenn ein
Hausmeister einen Sklaven mißhandelt, so daß derselbe
stirbt, zu Schaden kommt, entflieht, widerspenstig (? as-
syr. ittaparka = *jau tapa r aka) oder krank wird, so
soll er als (Entschädigung für) seine tägliche Arbeitskraft
ein halbes Maß Getreide zahlen (eig. f ,darme8seu' 4 ). —
Die Transcriptiou des assyrischen Textes lau-
tet: Ana matima , ana arkat ümi. — 1. Summa märu
ana abisu „ul abi atta" ikta »i . ugalUbsu, abbuttum
isakansu u ana kaspi ina*iit>su. — 2. Summa mari ana
ummisu ,.ul ummi atti' 4 iktabi. muttansu (= *muntätisu)
uualbüma alam uc*/^aiüsu u ina biti usecüsu. — 3. Sum-
ma abu ana mänsu ..ul märi atta 14 lk'ai, ina biti u
igärum ite[i]. — 4. Summa ummu ana marisu „ul n äri
atta* 4 iktabi y ina biti u anäti itel. — 5. Summa «ss.it a
mussu iziima ,.ul muti atta". iktabi, ana näru iuadüüij. —
6. Summa mutu ana assati u ,.ul v i ss i 1 1 atta", ikiaM,
sunni mana kaspi laakal. — 7. Summa äpilum arda
igurma imiüt u/talik, ittabata, ittaparka u imtaracu,
idisu sa iimatan (?) sunni tan Se'ani imadad. —
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526
= assyr. id , was jedenfalls zu id xi oder
ittiji (= *jadtä/aj) zu ergänzen ist, da
imn.a-da-te der Da - stamm der Wurzel te
,.sich nähern 11 , assyr. da/ü ist.
Daß mm und ng im «Sumerischen wechseln,
ist laugst bekannt, doch war man bisher, soviel
ich weiß , noch nicht zu der Erkenntniß gekom-
men, daß die Formen mit ng dialektisch sind.
Im Grunde genommen hatten wir übrigens außer
der vorliegenden Stelle für deu Wechsel zwi-
schen mm und ng nur noch Ein Beispiel, näm-
lich dingir und dimmer „Gott 14 und dies
fällt obeuein bei näherer Beobachtung vollstän-
dig hin. Wir haben hier in dem Dialekt inga-
da-te und i m ma- da- te im Sumerischen; dem-
entsprechend sollten wir erwarten, daß die rein
sumerischen Texte die Form dimmer aufwei-
sen, die dialektisch gefärbten dagegen dingir.
Es ist aber grade umgekehrt: dimmer, was
stets ganz unmißverständlich dim-me-ir ge-
schrieben wird, findet sich nur in den dialekti-
schen Stücken; die rein sumerischen Texte ge-
brauchen dafür stets das Ideogramm cm, das ge-
mäß S b 2 d i u g i r zu lesen ist. So wird zum
Beispiel der Plural in den sumerischen Texten
stets cw-ri-e-ne, was dingir-ri e-ne bez.
dingirene zu lesen ist, geschrieben, in dem
Dialekt dagegen regelmäßig di m-me-ir-ö-ne
das ist dimmereue.
Scheinbar liegt hier eine Inconsequenz vor;
diese Schwierigkeit läßt sich iudeß, wie ich
meine, ganz ungezwungen beseitigen. Wir ha-
ben oben gesehen , daß der Dialekt m an Stelle
eines sumerischen g aulweist. Es ist daher sehr
wohl möglich, daß bei d immer und dingir
der Wechsel zwischen mm und ng direct gar
nicht vorliegt, sondern nur der Uebergang vou
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527
*
g in m. 1) immer ist, so vermuthe ich, zu-
nächst entstanden aus dinmer, ebenso wie im
Sumerischen kin-mu „Sendungswort 4 * das ist
„Botschaft, Nachricht" (SFG. S. 71) zu kimmu
geworden ist; dinmer aber ist die Form, die
wir in dem Dialekt für sumer. dingir zu er-
warten haben.
Die Form dingir hat keine Etymologie,
Jiinmer dagegen, das wie II R. 33, 34 e. f bez.
Y R. 30, 8 a. b zeigt, nicht bloß „Gott u son-
dern auch „König" bedeutet, ist von Friedrich
Delitzsch unter No. 185 der Schrifttafel anspre-
chend als „allmächtiger (mer) Richter (d i) u l )
erklärt worden *). Er fügt an dieser Stelle noch
hinzu: „Dasselbe mer ist auch in dem Volks-
und La n des n amen Sumer d.i. Volk „mit ge-
waltigem Arm oder Kraft 44 enthalten 44 . Sumer
oder Südbabylonien ist nun, wie die Assyriolo-
gen annehmen, identisch mit dem Lande Sinear
der Bibel, das sie auf eine (nach Analogie von
•dingir erschlossene) Nebenform *Sunger zu-
rückführen. Ist dies richtig, so würden die He-
bräer also den Namen in der dialektischen Form
1) Nach A. H. Sayce (Accadian Phonotogy S. 18) ist
das semitische d i n „richten'- ein sumerisches Lehnwort.
Die Semiten nahmen, meint der geistreiche Sprachforscher,
das Wort zn einer Z it auf, wo im Sumerischen noch die
volle Form din, die erst später mit Verklingen des aus-
lautenden Nasals zu di wurde, üblich war. Wenn sich
(durch Auffindung" einer Stelle, wo di mit Verlängerungs-
vucal di - na geschrieben wird) nachweisen ließe, daß di
„richten" in der That aus din abgeschwächt ist, so
würde meine Erklärung der Formen dimmer (= din-
mer) und dingir über allen Zweifel erhoben werden.
2) Dies scheint dafür zu sprechen , duß der Dialekt
altert hümlicher ist, als das gewöhnliche Sumerisch. Es
wäre demgemäß eigentlich richtiger zu sagen , nicht :
„sumer. g geht dial. in m über* 4 , sondern: y ist im Su-
mer. theilweise aus älterem m hervorgegangen.
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528
gehört haben. Dies giebt vielleicht in Zusam-
menhalt mit anderen Momenten einen Finger-
zeig für die Bestimmung der Gegend, in wel-
cher dieser Dialekt gesprochen wurde.
V. Noch ein anderer Lautwandel im Sume-
rischen ist auf Dialektspaltung zurückzuführen.
In dem zweiten Excurs meiner „Sumerischen
Familiengesetze" habe ich auf den interessanten
Wechsel zwischen u und e im Sumerischen auf-
merksam gemacht. Es wurde dort darauf hin-
gewiesen , daß wir in derselben Bedeutung ne-
beneinander rinden: tu und te „Taube", assyr.
suminatu 1 ), muund me „rufen", assyr.käiu;
gu und ge „Vogel" assyr. issuru; ub und db
„Himmelsgegend", assyr. tubku oder tubuktu;
uru und eri „Diener", assyr. ardu, mu und
me „Mann" asayr. zikru, mulu und meli
„Mensch" assyr. amelu, tu und te „Kleid"
assyr. subätu*) u. v. a. 4 ).
1) Die Semitisten der alten Schule würden dieses sum-
matu (vgl. SFG. S. 51 Anm. 7). jedenfalls unbedenklich
mit dem arabischen iüoU^ zusammenstellen.
2) Zudem a in assyr. amelu gegenüber sum. mulu,
meli vgl. 11 R. 48, 31 e. f, wo das sumer. zal in der
Form a zal in's Assyrische übergegangen ist.
3) Außer tu und te konnte das Ideogramm km „Kleid 14
assyr. $ubatum (c,u- ba-a-tum !) auch mu und tug
gelesen werden. Die drei Formen tug, tu und te ver-
halten sich zu einander wie dug, du und de oder aug,
su uud se; siehe SFG. S.62 Anra. 3.
4) Ich möchte bei dieser Gelegenheit darauf aufmerk-
sam machen, dnß wir an Stelle der Postposition sü,
die ich SFG. S. 15—20 ausführlich besprochen habe,
auch die dialektische Nebenform se finden. Wir lesen
II R. 14, 28 a. b: bar-nun bar-nun-ne ib-ta-e = as-
syr. Qilipta ana c,ilipti usegi, ebeuso Z 39 dersel-
ben Columne: lugal a-sa-ga-se a[n - aka • e] = assyr.
ana bei ekli im ad ad ,.dem Herrn des Feldes mißt
er dar' 4 . Ferner habe ich auf einem unnumerirten Frag-
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529
Ich vermuthete schon damals, daß wir hier
zum Theil dialektische Formen vor uns hätten,
doch war ich nicht im Stande, diese Ansicht
irgendwie näher zu begründen. Jetzt läßt sich
mit Sicherheit nachweisen, daß die Formen mit
u hier die acht sumerischen sind, die mit e da-
gegen dem Dialekt angehören. Dies geht klar
hervor aus II R. 31, 10 b. c. Hier lesen wir
nach der Zeile meri-lal | gir-lal |näs patri
,, Dolch träger" die Gleichung
dialekt. me-si-ir = sumer. mu-sir.
Ich war damals nicht im Stande, dies zu
erkennen, weil das Londoner Iiischriftenwerk
hier statt des Zeichen sir (bu, git), wie deut-
lich im Original steht, irriger Weise uz bietet.
Mit mSsir = muz war natürlich nichts an-
zufangen.
VI. Nachdem nunmehr die Lesung richtig
gestellt ist, können wir in dieser Zeile auch
ment in der Sammlang des Britischen Maseum das Zei-
chen kil (kir , rim , Schrifttafel No. 266) als sumerische
Postposition = assyr.ana „zu, für" gefunden. Wir werden
in diesem Falle das Zeichen jedenfalls rim bez. rem
zu lesen und als Nebenform der Postposition rnm oder
r u, deren Aussprache SFG. S. 36 und 37 behandelt wor-
den ist, aufzufassen haben. Ich wies dort hin auf die
Stelle II R. 18, 81 d. e, wo wir sum. lu-ru = assyr.
ana ameli finden. Ich habe den betreffenden Text
jetzt sorgfältig collationirt ; ru steht deutlich im Origi-
nal. Dagegen ist die vorhergehende Zeile nicht richtig
veröffentlicht; die beiden ersten Zeichen in der assyri-
schen Columne sind bu-kan. Das danze ist zu lesen:
Bukäna sütuk (= *sutuk pnj?)l ana arkat ümi
amelu ana ameliiana 1 ä ene'ana 1 a ragamil
nis ilisunu itmüjnis samsunu issebu | izk urü.
Zur Erklärung dieser schwierigen Stelle ist vor Allem
II R. 13, 12a.b zu beachten, wo sum gis-i (siel nicht
etwa gan)-na ib-tan-bal durch assyr. bukäna
uietik wiedergegeben wird,
43
530
noch einen andern Lautübergang beobachten:
dem sumer. sir entspricht hierein dialektisches
zir (si-ir)! Derselbe Uebergang scheint auch
in der vorletzten Zeile des zweiten Fragmen-
tes II R. 40, 76 a. b. c vorzuliegen. Hier finden
wir vor der Zeile inga-da-te = sum. inima-
da-te = assyr. id[xi] „er näherte sich 44 in der
assyrischen Columne die Form iddi[n] „ergab",
in der sumerischen raan-si und in der ersten
Spalte mä - ba-si-aÄa.
Dieses Zeichen aka (Schrifttafel No. 124),
das, da es als Ideogramm neben madädu „mes-
sen 41 auch „lieben" assyr. rämu bedeutet 1 ),
im Assyrischen den Lautwerth ram erhalten
hat, kann hier offenbar weder aka noch ram
gelesen werden. Allem Anschein nach hatte es
in dem Dialekte den Lautwerth im. Wir wis-
sen, daß die sumerische Wurzel si „geben 44
assyr. nadänu nur die abgeschwächte Form
von sim ist; das Fräsens lautet nicht in-si-e
sondern in-sim-mu, vgl. SFG. S. 50 No. 26.
1) Za der II R. 11 veröffentlichten Tafel K. 4350 ist
ein kleines schwarzes Fragment hin zu gefunden wor-
den, weiches die letzten Zeilen der ersten und zweiten
Columne enthält. In der ersten Columne sind nur die
letzten Zeichen der assyrischen Zeilen erhalten. Diesel-
ben lauten: - n al : - 1 i | (darauf folgt ein Theilstrich) -ud|
- du | • dad | - dadu | (Theilstrich) - amj-amm u | -am - s uj.
Es unterliegt für mich nicht dem geringsten Zweifel, daß
hier in der sumerischen Spalte in - aka | in -aka - es|
in- aka -e | in - aka- e- n e|| in -aka- e jin-aka-e-ne
und in - nan - aka- e stand und demgemäß die assyri-
schen Formen zu imdud „er maß a jimdudü „sie
maßen 41 I imadad „er mißt 4 ' |imadadü „sie messen 41
||iräm „er liebt 41 (irammü, lies) irämü „sie lieben 44
und iräm-su „er liebt ihn 44 zu ergänzen haben. — Dsß
das Imperfectum von madädu „messen* 4 imdud lau-
tete, zeigt das unveröffentlichte sumerisch -assyrische Pa-
radigma K-4158, das ich demnächst veröffentlichen werde.
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531
Im Hinblick darauf glaube ich, daß wir die
erste Columne mäba^-sini zu lesen haben.
Der besseren Uebersicht halber fassen wir
das Ergebniß unsrer bisherigen Untersuchungen
hier noch einmal kurz zusammen. Wir haben
gefunden, daß sumer. u in diesem Dialekt als e
erscheint (z. B. m usir, dial. mesir); daß sumer.
g in m (z. B. gir-lal „Dolchträger 44 dial.
meri-lal), 5 in s (z. B. sim „geben 44 , dial.
sim 2 ) und mm in ng übergeht (z. B. imma-
da-te „er nähert sich 44 , dial. inga-da-te); so-
dann daß in diesem Dialekt sib bez. si statt
des sumer. dug (du) „gut 44 und gin statt
des sumer. men „ich bin 44 üblich ist.
Dies wären die dialektischen Eigenthümlich-
2) Ma wird mit dem Zeichen mal geschrieben, für
welches Leoormaot den Lautwerth ma scharfsinnig
erschlossen hat Ich lese deshalb jetzt auch mit Lenor-
mant mae „ich 44 statt mal-e.
1) Ich machte schon oben darauf aufmerksam, daß
statt gib in dem Dialekte besser zib zu lesen sei. .Ebenso
wurde q '\ -im ,, geben 4 ' jedenfalls zim gesprochen. Wenn
nun zim im Sumerischen als sim erscheint und der Dia-
lekt, worauf verschiedene Anzeichen hinweisen, alter-
thüm Heber als das gewöhnliche Sumerisch ist, so muß
in letzterem eine Neigung zur Verhärtung des % bestan-
den haben. Dafür ließe sich auch anfühien, daß sumer.
s im Assyrischen bisweilen durch « wiedergegeben wird.
So erscheint zabar „Kupier 41 S b 113 im Assyrischen als
siparru, abzu „Ocean" als apsü, azag, der Name
einer Krankheit, als asakku. — Daß das Ideogramm
id-pa im Sumerischen azag zu lesen ist, zeigt das Frag-
ment K. 3927 , wo id-pa die Glosse a-za-ag hat. Ich
komme auf diesen Text an einem andern Orte zurück,
hier will ich nur noch erwähnen, daß das Ideogramm für
,,FulV' assyr. sepu in der vorhergehenden Zeile die
Glosse gi-ir hat, ebenso auch IL R. 26, 10 g. h. „Fuß"
hieß im Sumerischen gir und in dem Dialekte, wie wir
im zweiten Abschnitt sehen werden, meri. Vgl. zu die-
sem Lautwerth gir auch noch S c 312 und IVB. 21, 60a.
43*
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532
keiten, die sich den beiden im II. Bande des
menten dieses trilinguen Vocabulars entnehmen
lassen.
Glücklicher Weise läßt sich nun diese Liste
noch bedeutend vermehren. Schon Norris be-
merkte 1866 in dem Index zum II. Bande der
„Cuneiforni Inscriptions" zu S. 31 No. 1 und
S. 40 No. 5 : „Other portions of this Tablet have
since been found". Seitdem ist der Text dieses
unschätzbaren Vocabulars immer mehr vervoll-
ständigt worden, das letzte wichtige Fragment
hat Hormuzd Rassam 1878 der Sammlung
des Britischen Museums einverleibt
Das Voca bular liegt jetzt in folgendem Zu-
stande vor.
Die erste Columne bildet das Stück, das
II R. 40 No. 5 mitgetheilt ist, die andere Hälfte
derselben, die ungefähr 25 Zeilen enthielt, ist
bis jetzt noch nicht gefunden. Besser erhalten
ist die zweite Columne. Hier waren in dem
Stück II R. 40 No. 5 nur die Anfänge der er-
sten 15 Zeilen enthalten; da/.u sind nun aber
noch 7 neue Fragmente hinzugekommen, sodaß
von den 50 Zeilen, welche diese Columne ent-
hielt, keine einzige ganz verloren gegangen ist
Zur Rückseite sind nur 3 Fragmente hinzuge-
kommen und zwar gehören diese sämmtlich zur
dritten Columne. Bei dieser fehlen zu An-
fang etwa 16 Zeilen, dann sind uns 26 Zeilen
erhalten und am Schluß wieder ungefähr 8 Zei-
len verloren gegangen. Ebenso ist auch die
erste, dialektische, Spalte hier fast ganz abge-
brochen, was um so mehr zu beklagen ist, als
die betreffenden Zeilen die Namen der Zahlen
in diesem Dialekt enthielten. Von der vier-
ten Columne ist nur das Stück II R. 40 No.5
Londoner Inschriftenwerkes
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Revers erhalten. Es fehlen zu Anfang etwa 20
Zeilen, dann folgen die 10 erhaltenen und dar-
auf die Unterschrift: Kiäitti 1 ) Aäsurbäni-
pal 6ar kiäsati sar mät Asäur „Eigen-
thum Assurbanipals, des Königs der Gesammt-
heit 8 ), König vom Lande Assur u .
Die ganze Tafel enthielt ungefähr 180 Zei-
len. Davon fehlen uns 72 vollständig und meh-
rere sind mehr oder weniger verstümmelt. Diese
Lücken lassen sich jedoch zum größten Theil
ergänzen durch Duplicate, welche zugleich
auch mehrere außerordentlich wichtige Varian-
ten an die Hand geben. Von diesen Duplicaten,
das heißt Fragmenten von andern Exemplaren
desselben Textes, besitzen wir gegenwärtig drei:
a) ein kleines Fragment von Smith mit
Bleistift L. 425 bezeichnet, das 20 Zeilen des
assyrischen Theils der II. Columne enthält.
Außerdem sind nur noch die Ausgänge von 7
Zeilen der sumerischen Spalte und auf der Rück-
seite das letzte Zeichen in 4 Zeilen der assyri-
schen Spalte am rechten Rande der Tafel erhalten.
b) Das Rassam'sche Fragment R?L 605, das
zu dem Fragment K. 4221 gehört. Die Rück-
seite des Täfelchens ist vollständig abgebrochen.
Dieses Exemplar des trilinguen Vocabulars hatte
eine andere Zeilen- und Colnmneneintheilung
als die oben besprochene Haupttafel: nam-taga|
arnu „Sünde", was wir auf der Haupttafel in
Z.-10 der zweiten Columne lesen, bildet hier
den Schluß der ersten Columne. Ebenso fol-
gen auf a-mar = länu „Hof 1 , was auf der
Haupttafel ^in der letzten Zeile der zweiten Co-
1) Kisitti steht hier für kisdat, Genetiv statt Stat.
coDstr., wie tukulti statt tuklat u. v. a.
2) Vgl. dazu Lötz, Die Inschriften Tiglathpileser's l,
S. 76 ff.
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534
limine steht, hier bis zum Schlaft der zweiten
Columne noch 15 Zeilen.
c) Das dritte der Duplicate ist das umfang-
reichste. Es ist aas 5 Stücken zusammengesetzt
und enthält zwei 53 Zeilen lange Columnen.
Die Rückseite ist wieder vollständig abgebrochen.
Auch dieser Text hatte eine andere Columnen-
eintheilung als die Haupttafel. Außerdem ist zu
beachten, daß alle drei Duplicate sowohl a) als b)
als c) keine Theilstriche haben, während die-
selben auf der Haupttafel sehr häufig ange-
wandt sind.
Ich werde den Keilschrifttext aller Fragmente
dieses Vocabulars demnächst in meinen Sumeri-
schen Lesestücken l ) veröffentlichen. Der Text
der Haupttafel wird auch (allerdings nicht ganz
fehlerfrei) in dem ersten Theil des V. Bandes
unter dem Titel „Trilingual Tablet , partly com-
pleted from Duplicates" gegeben werden.
Gehen wir nun auf die Beispiele, welche uns
die neugefundenen Stücke bieten, etwas näher
ein. Ich gebe zunächst noch einige Belege
für den Uebergang von m in g. Wir le-
sen in der U. Columne der Haupttafel:
Z.24. a-m ar-r a I a-gar-ra me ra/usu
Z.25. a-ma-ma | a-ga-ga*) do.
1) Diese autographirte Sammlang sumerischer Texte,
die Anfang nächsten Jahres erscheinen soll , wird unter
anderm enthalten: die beiden ersten Tafeln der Serie
kikankaläbise = ana ittisu, sodann II R 8 No. 2,
Col. II Obvers, II R. 14 und 15, ferner einen interessan-
ten, zum größten Theil unveröffentlichten Text mit Bei-
spielen der postpositiven Conjugation, den ich aus 6
Fragmenten zusammengesetzt habe, die große Beschwö-
rungsformel II R 17 und 18, außerdem mehrere unver-
öffentlichte babylonische Texte, die in dem Dialekte ge-
schrieben sind.
2) Beide Dialekte zeigen hier wieder das Verklingen
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535
Z.26. a-mar-ra
Z. 33. [ma] - ru a
Z.34. [ma) 2 )-al
Z. 35. mar
Z.36. mar
Z.37. mar
Z. 38. m ar-za
a-gar-ra
ga-ga x )
gal
gar
gar
me sa^ätn
s a k ä n u (maru)
do. (xamtu) •
do.
saräku
n a 8 ä / u 3 )
par 8 u
gar
garza*) m t
Hierdurch dürfte der Uebergang von m in g
nunmehr zur Genüge belegt sein.
Dieselbe Columne giebt uns auch ein zweites
Beispiel für den Wechsel zwischen u und e.
Zeile 6 lesen wir
a&i-de-[a] 5 ) Jnin-du-a|biblu „Wunsch 14 .
Hier entspricht dem sumerischen du-a in
der ersten Columne ein dialektisches de-a.
Dieses e statt u war aber, wie ich schon oben
erwähnte, aus dem Dialekt auch in das Sumeri-
sche eingedrungen. So erklärt sich, daß K.4221
statt nin-du-a in der sumerischen Columne
eines auslautenden Consonanten; vgl. dazn 8F6. 8. 48
No. 19. Das sumer. ga ist hier mit dem Zeichen mal
geschrieben, für das S c 145 den Lautwerth ga angiebt
1) S. vor. Note.
2) Nicht ga (V R.)i Die Ergänzung ist den Dupii-
caten entnommen.
3) Vgl. dazu II R. 62, 25 und 26 a. b.
4) Oarza wird hier mit dem aus der „Höllenfahrt
der Istar (< bekannten Ideogramm pa-an geschrieben, das
S b 214 links durch sumer. ga- ar-za rechts durch assyr.
par-gu erklärt wird. In derselben Bedeutung wurde
das Ideogramm im Sumerischen auch kua gesprochen.
Doch ist hier ein kleiner Unterschied im Gebrauch: kus
sagt man im Sumerischen von dem Gebot eines Gottes
(assyr. parag sa ili), garza dagegen von dem Gebot
eines Königs (parag sa sarri). Siehe dazu II R. 27,
15-17 g. h bez. V R. 19, 82— 84c d.
5) So ist zu ergänzen; de steht zu weit vom Ende
der Zeile ab, als daß es das letzte Zeichen gewesen sein
könnte.
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536
nin-de-a bietet. Die Thatsache, daß die For-
men mit e statt u eigentlich dem Dialekt ange-
hören, wird dadurch selbstverständlich nicht
umgestoßen.
Ueberhaupt soll diese Zeile hier in dem Vo-
cabular gar nicht den Wechsel zwischen u und
S veranschaulichen, sondern nur zeigen, daß
der Dialekt an Stelle des sumerischen nin „al-
les was" aha gebraucht. Dreizehn Beispiele,
unter denen a&a-de = nin-de = biblu das
vorletzte ist, fuhrt K. 4221 — R* 605 für dieses
dial. aha = sumer. nin an, z. B.
Z. 12. aha - u
Z. 13. ala- tuh
Z. 14. aha - m a - a 1
Z.15. aJca- mag
Z.20. aha-lü
Z.2l.a&aki-tab-ba
n in-tt
nin- tuh
nin-gal
nin-ma g
nin-&#
nin-ki-tab-ba
[itlum]
merü
busü
nin ma'adn
nikasu
iratü
Wie das Zeichen , das ich durch aha wieder-
gegeben habe, in diesem Falle zu lesen ist,
vermag ich nicht anzugeben. Ich muß es des-
halb auch bei dem Präfix der Abstract-
formen in diesem Dialekt, die auf dieses aha
= nin folgen, vorläufig bei der alten Lesung
na-aha, naha oder nah bewenden lassen. Daß
dieses nah (oder na- aha) ebenso wie nam Ab-
stractformen bildet, war längst bekannt; De-
litzsch bemerkt unter No. 124 seiner Schriftta-
fel, daß na-ah „Geschick, Bestimmung" assyr.
simtu bedeute, daher auch ebenso wie No. 51
d. i. nam, welches dieselbe Bedeutung hat, zur
Bildung von Abstractformen verwandt werde.
Daher finden wir na-ah-i Khors. 34 als Ideo-
gramm für nädütu „Erhabenheit". Das aber
wußte man noch nicht, daß die Abstractbildun-
gen mit vorgesetztem näh dialektische Formen
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sind. Jetzt sehen wir das ganz klar aus Z. 8 — 12
der zweiten Columne unseres Vocabnlars:
naka
naka - 1 a r
naka -tag
wa&a-lugal
naka - n i n
Hm tu m
sim tum
arnu
lugallüt um
belütum.
n am
nam-tar
nam-tag
nam - lugal
nam-ni n
Sim tum bedeutet „Geschick 54 , arnu „Sünde",
lugallütum „Königthum", belütum „Herr-
schaft". Als Uebersetzung von nam -lugal
„Königthum" würden wir sarrütum erwarten;
es steht aber deutlich auf der Tafel 5a-lu-tum,
was ich im Hinbljck auf Delitzschs Bemerkun-
gen in Dr. Lotz's Buche Die Inschriften Tig-
lathpüeser's I. S. 107 Anm. 1 lugal-lu-tum
gelesen habe 1 ).
1) Da nam-lugal häufig auch durch belütum
wiedergegeben wird , so könnte man auch annehmen, daß
das Zeichen ia den Laotwerth be hat. Zu nam-lugal
= belütum vgl. z. B. II R. 83 No. 2, wo Z. 11 e. f
in der Liste der Abetractformen auf dem Original nicht
nam-in-la-a-ni-sü = ana na-ku-ti-su, wie daa
Inscbriftenwerk falschlich bietet, sondern nam-lugal-
la-a-ni-sü = ana be-lu-ti-su zu lesen ist; sodann
V R. 20, No. 1 , wo wir in der IV. Columne der Ruck-
seite unter anderm finden: nam-tag- ga = sartu
„Schlechtigkeit 4 * (vgl. dazu IV R. 7, 3. 18. 28 etc. b)|
nam-erim (geschrieben naro-fitf-ru) = mamitum
„Fluch"! nam-erim kud-da (vgl. dazu II R. 7, 26 c)
mm do. tamü „den Fluch beschwören**! nam-erim sa-a
(geschrieben ag*a % siehe SFG. S. 34) = do. tamü „den
Fluch beschwören* 4 1 nam-erim bur-ra = do. pasaru
„den Fluch lösen* 1 | nam -n = sallatum „Beate 4 * |
nam-n'-ö^-a = do. salälu „Beute machen**] nam-
en-na = aap$u „8tolz u | nam-tö = adiru „Ehr-
furcht* | nam-lugal-la = belütum „Herrschaft**!
nam-ln gal-la = sarrütum „Königthum 4 * | nam-
Sn-na = belütum „Herrschaft**! nam - en -na = sar-
rütum „Königthum 44 1 nam-nun-na = rubütum „Er-
habenheit 44 | [nam • kur] • kur -ra = kabrütum „Ge-
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538
«
Diese Abstractbildungen mit präfigirtein naka
sind eins der Hm meisten in die Augen fallen-
den Kennzeichen der dialektisch gefärbten Texte.
Ehe wir nun zu dem zweiten Abschnitt, den
zusammenhängenden Texten übergehen, wollen
wir in unserm Vocabular noch eine Nachlese
halten. Wir finden unter anderm Z 20 der
zweiten Columne an Stelle des sumerischen] ki] 1 )-
aka „lieben" assyr. rämu in dem Dialekt ki-
en-ga-ad d. i. kin-gad*). Sodann treffen
wir Z. 27 ein neues Beispiel für dial. sib (zib)
= sumer. dug „gut 44 : a si-ib-ba = adug-ga
= me täbütu „gutes Wasser". Darauf folgt
Z. 28 a-da-ar
Z. 29 a-ba
a-gar
a-ga
u-ga-r u
ar-ka-tu.
Hier entspricht dem sumer. agar „Feld 44 , das
walt 44 (vgl. dazu II R. 27, 18 a. b ; 48, 29 g. h und IV R.
9,19/20 a: kur-kur-ra = kabbäru „Gewaltiger 44 )!
[nam]-nin = belütum „Herrschaft** | nam - u r-sag
(vgl. SFG. S. 29 No. 14) = kardütum , Kraft* 1 1 [nam-
ag]-ga = dannütum Macht'* | [nam-ag]-ga (vgl.
K. 2061 Z. 17 a. b) = a Mut um „Gewalt 4 *.
1) So müssen wir ergänzen, weil aka hier am Ende
der Zeile steht Wäre aka das einzige Zeichen der su-
merischen Spalte gewesen , so würde es der Schreiber in
diesem Vocabular an den Anfang der Zeile gesetzt ha-
ben. Das Compositum ki-aka ist übrigens auch viel
gewöhnlicher als das einfache aka (S b 204); vgl. z. B.
II R. 40 No. 2, 14 und 15 a. b ; IV R. 18, 4 | 5 a ; 29,
17/18 a, IIb. Statt sumer. aka erscheint hier also in
dem Dialekt die Form gad. Aus ki -f gad wurde dann,
indem sich vor g wie in kingi „Land* 4 (= ki-fgi)
und kibingara (= kibi -h gara) ein Nasal entwickelte,
kingad. Siehe darüber SFG. S. 52 Anm. 5 und vgl.
die Beschwörungsformel II K. 18, 41 — 43 a, wo wir le-
sen: ga - ba - ran - gaga „er möge wenden*' assyr. lis-
k un und g a - b a - ran - gu b a „er möge sich niederlassen*'
assyr. lizziz , aber ga - b a - ra - e „er gehe heraus'* as-
syr. ligi.
2) Zu ki-en = kin vgl. SFG. S. 49 Anm. 4,
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539
in der Form ugaru auch in's Assyrische über-
gegangen ist 1 ), in dem Dialekte adar, g ist
also nicht in m übergegangen sondern in d. In
Z. 29 aba = aga würde ein Uebergang von g
in b Torliegen. Hier ist indeß die Lesung nicht
ganz sicher; a-ga ist möglicherweise gar nicht
phonetisch geschrieben, sondern als Ideogramm
zu fassen. Wäre die Lesung aga zweifellos, so
würde dieses Beispiel dafür sprechen, daß sib
„gut" nur durch Lautwandel aus sumer. dug
entstanden ist. Ebenso wie aga zu aba ge-
worden, würde dann dug (durch die Mittelstufe
*dum) in dub übergegangen sein. Daraus ent-
stand dann sub und daraus sib.
Die Annahme, daß das anlautende d in dug
in dem Dialekte in s übergegangen sei, ließe
sich stützen durch Z. 32 derselben Columne, wo
dem sumer. dim „schaffen" assyr. banü ein
dial. (si-aia d. i.) si-im bez. sim entspricht.
Daß die Form dann sib und nicht sub lautet,
würde zu den Eigentümlichkeiten des Dialek-
tes durchaus stimmen: si-ib, was ebensowohl
8 i - e b 2 ) d. i. s e b gelesen werden kann, verhielte
sich zu * 8 u b wie mesir zu musir.
Ein drittes Beispiel " für den Uebergang von
sumer. d in dial. s scheint Z. 31 vorzuliegen.
Hier lesen wir in der dialektischen Spalte: (a-ii
ba-an-si-a&a d. i.) ir 8 )-ban-si m. Dem
1) Vgl. 8FG. S. 8 Anm. 4 und S. 85 Anm. 6.
2) Vgl. SFG. Nachträge zu S. 54 No. 20.
8) Zur Lesung ir vgl. II R. 21. 38 c wo das Ideo-
gramm a-si d. i. „Wasser des Auges" die Glosse ir
hat, sodann die vierspaltige babylonische Zeichensamm-
lung V R. 22 No. 1, in der a-st (Revers Z. 6) links
durch sumer. e-ir d. i. er bez. ir, rechts durch assyr.
dimtum „Thrane" und (Z. 11) unninnu „Seufzen" er-
klärt wird. In der Bedeutung bakü „weinen" ist das
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540
entspricht im Sumerischen: (a-&i bez.) ir-ban-
du „Thräne machte er gehen 44 . Da du „gehen"
nun aber deutlich aus älterem dum abge-
schwächt ist, so können wir statt ir-ban-dw
auch ir-ban-dum leseu. Dann würde dum
also in dem Dialekt zu sim geworden sein.
Ganz sicher ist dies jedoch nicht, da die beiden
Zeichen si- (aka bez.) im in der dialektischen
Spalte durch einen Riß in der Tafel leider sehr
verstümmelt und unleserlich geworden sind.
Die Duplicate treten hier nicht helfend ein:
auf dem Fragment K. 5434 steht in der ersten
Spalte a-si-ban, was ir-ban oder es-ban
gelesen werden kann. Hier ist also statt der
zusammengesetzten Wurzel ir-sim bez. ir-
du(m) „Weinen" oder „Thränen fließen lassen 44
die einfache Wurzel ir bez. eS „weinen 44 ge-
braucht. Zu beachten ist dabei, daß wir hier
statt der gewöhnlichen Verbalpräfixe ein Ver-
balaffix (SFG. S. 58 Anm. 5) haben; diese sel-
tene postpositive Conjugation scheint demnach
ebenfalls zu den Eigentümlichkeiten des Dia-
lektes zu gehören.
Wichtig sind dann noch Z. 39 und Z. 49.
Letztere lautet, wie wir oben gesehen haben,
auf der Haupttafel und dem Duplicat K. 4410:
dial. mesir = sumer. musir. Auf dem Ras-
sam'schen Fragment R*. 605 finden wir aber
statt mesir die abgeschwächte Form me§i!
Was sodann Z. 39 anbetrifft, so haben wir da
ein Beispiel für den Wechsel zwischen r und Z;
Ideogramm gemäß Z. 12 dieser Zeichensaramlung nicht
ir, sondern e es also es so sprechen. In der Zeichen-
sammlung y R. 22 No. 8 wird dagegen für a-si sowohl
in der Bedeutung „Thräne" aeeyr. dimtu m, als in der
Bedeutung „weinen" assyr. bakü, als sumer. Aussprache
ir angegeben.
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541
dem sumer. ad-gal entspricht in dem Dialekt
ad -mar. Diese Erscheinung ist schon aus III
R. 70, 195 und 196 bekannt, wo das Ideogramm
für „Verbrennung" assyr. k 1 1 u t u nicht bloß
wie S b 42 durch sumer. gibil sondern auch
durch kibir 1 ) erklärt wird. Hier giebt dieses
kleine Fragment offenbar sowohl die gewöhn-
liche sumerische Aussprache als auch die dia-
lektische Form an. Ebenso wird in den näch-
sten vier Zeilen das bekaunte Ideogramm für
„Joch" assyr. niru nicht allein durch das ge-
wöhnliche sumerische Sudun (S b 45), sondern
auch durch (das offenbar dialektische) sudul
erklärt.
Nunmehr haben wir eine genügende Anzahl
dialektischer Eigentümlichkeiten festgestellt, um
die zusammenhängenden sumerischen Texte auf
ihre dialektische Färbung hin untersuchen zu
können. Wir verlassen deshalb unser Vocabu-
lar und gehen über zum zweiten Abschnitt, in
dem wir nachweisen werden, daß vierzehn der im
IV. Baude der „Cuneiforra Inscriptions" veröf-
fentlichten sumerischen Gesänge (IV R. 9; 10; 11 ;
18No.2; 19 No.3;21 No.2; 23 No. 1 ; 24 No.2;
215 No.3und No4; 27 No.4;28 No.2; 29 No. 5
und 30 No. 1), außerdem auch der in Delitzschs
Assyrischen Lesestilcken mitgetheilte Hymnus an
das Himmelsltcht 6m. 954 und mehrere unver-
öffentlichte Texte in demselbeu Dialekte, den
das trilingue Vocabular behandelt, abgefaßt sind.
1) Vgl. dazu das Vocabular V R. 26, 16-18a.b, wo
da« Ideogramm mit vorgesetztem Determinativ des Hol-
zes , gl»! die Glosse kibir bat und durch aseyr. ki-
birru, este'u und makaddu „Scheiterhaulen" über-
seht wird. Siehe auch Delitzsch, Schnlttatei No. 285.
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542
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Juli 1880.
(Fortsetzung.)
Memoires de l'Acid. des Sciences de Lyon. Cl. des Sc.
T. 23.
— — Classe des Lettres. T. 18. Ebd. 1878—79.
Annales de la Societe Linneenne de Lyon. T. 24. 25. 1878.
Annales de la Societe d'Agriculture etc. de Lyon. Qua-
tneme sene. T. X. 1B77. Cinquieme sehe. T. L 1678.
Leopoldina. XVI. No. 11—12. 18—14.
Nature. 558-662.
Erdelyi Muzeum. 7 sz. 1880.
J. Cameletti, Ii Binomio di Newton. Genova. 1860.
R.Lipschitz, Lehrbuch der Analysis. Bd. II. Bonn. 1680.
Carta deila circoscnzione elettorale pohtica dell* Italia.
2 Blatt.
L. A gassiz, Report on the Florida Reefs. Cambr. 1880. 4o.
Sitzungeb. der Müuehener Akad. der Wiss. Math. phys.
Cl. 1880. H. HL
— — PhiloB. philolog. u. histor. Cl. 1880. H. I.
Vierteljahrssehriit der Astron. Gesellsch. Jahrg. 16. H. 1. 2.
Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik. Bd. 10.
(Ib76.) H. L
Jahrbuch f. Schweizerisc he Geschichte. Bd. 5. Zürich 1860.
Atti della R. Accademia dei Lincei. Transunti fasc 7.
Roma I8b0.
Geolog. Survey of India, Calcutta.
Memoire. Vol. I-XVI1.
Paläontologia lud i ca. beries II- XIV.
Records. Vol. I— XIII, 1.
A manual oi the Geology of India. Bd. I. II. und Karte.
Zeitschrift der deutsch, morgenländ. Gesellsch. Bd. 84. H. 2.
Statistica della Fmigrazione italiana all' estero nel 1679.
Statistique internationale des banques d'exmssion. Alle-
magne. Rome 1680.
Memo; res de l'Acad. Imp. des Sciences de St. Peters-
bourg. VHIe Serie. T. XXVII. No. 2. 8. 4.
A. Couat, hu caractere lynque et de la disposition dans
ies hymnes de Callimaque.
Bulletin of the Amer. Geograph. Society. 1879. No. 4.
Bulletin de l'Academie R. des Sciences de Belgique.
T. 49. No. 6.
Digitized by
543
A. Genocchi, il carteggio di Sofia Germain e C. F.
Gauss. 1880.
Nova Acta R. Societatis scientiarum Upsaliensis. Series 3.
Vol. X. Fase. 2. 4o.
Bulletin meteorolofr. mensuel de l'Obs. de l'Univers.
d'Upsal. Vol. VIII. 1876. Vol. IX. 1877. 4o.
Os Lusiadas. 1880. 4o.
Revista Euskara. No. 28. Julio de 1880.
Politische Correspondenz Friedrich's d. Großen. Bd. IV. 1880.
£. Brelay, L'equite electorale. P aris 1880.
Boncompagni. Principe. B. Deux Lettrcs inedites de J.
L. Lagrange. Berlin 1878.
— — — Lettres ineMites de J.. L. Lagrauge ä Leo-
nard Euler. Saint-Petersbonrg. 1877.
— ~ — Lettera inedita di ti. L. Lagrange tratta
dalla biblioteca universitaria di Bologna. Firenze. 1ö79.
— — . — Accademia Pontificia de' nuo?i Lincei. Anno
XXXIII (1860). JSessioni VI e VII.
Questions mises au coueours par la Societe des
arts et sciences etablie ä Utrecht, Pays-Bas 1880.
Sciences naturelles et medecine.
1. Des recherches sur le developpement d'une ou de
plusieurs especes d'animaux invertebres dont l'histoire
n'est pas encore connue ; le tout aecompagne des figures
necessai res pour rintelligence du texte.
2. La Societe demande une description anatoraique
exaete de la larve et de la nymphe du hanneton commun
(Melotontha vulgaris). Cette description, en s'appuyant
sur la monographie de Straus-Dürckheim sur Tin-
secte ä l'eiat parfait, devra £tre aecompagnee des figu-
res necessai res pour l'intelligence du texte.
3. Par quels moyens les eaux des fleuves qui traver-
sent laNeerlande pourraient-elles e*tre purifiees, de maniere
ä devenir notables, sans aueun inconvenient pour la sante ?
Quelles seraient les depenses qu'exigerait leur appli-
cation sur une grande echelle?
4. Un memoire sur les resultats des experiences en-
treprises dans les derniers temps sur le mouvement des
liquides et la resistance qu'ils opposent ä des corps mou-
vants , avec un expoee a) des lois generales ou speciales
qu'on en peut deduire, et b) des prineipaux points sur
lesquels manquent encore quelques donnes et de la na-
tura des experiences necessaires pour les obtenir.
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544
5. Une etude critique et historique sur les theories
des phenomcnus electriques observes dans les muscles et
les nerfs.
6. Un apercu critique des methodes emplovees pour
d6terminer la place qu'occupent dans les corps de la
serie aromatique les atomes Substituts et les groupes
d'atomes, d'apres la th6orie de la Constitution du ben-
zol, donnee par Kekuie et par Ladenburg.
7. Determiner rigoureusement les quantites de cha-
ieur degagees ou absorbees dans le changement allotro-
pique de deux ou plusieurs corps simples.
8. On demande de determiner la chaleur donnee par
la lune dans de differemes phases.
Belles-Le ttres, Philosophie et Uistoire.
9. La Societe demande des recherches sur les predi-
cateurs et la predication de l'Evangile aupres de l'am-
bassade neerlandaise en France du temps de la Ke pu-
blique des Provinces-Unies.
10. On demande une liste raisonnee des mots ara-
meens en ueage dans la langue arabe.
11. Un apercu cr.tique des resultats obtenus dans la
lingiüstique Germanique depuis J. Orimm.
12. Disquisitio de toco difficiliore vel controverso, ad
disciplinam antiquitatis sive graecae seu latinae pertinente.
Le prix, qui sera decerni ä la reponse jugee satisfai-
sante, consistera en un diplome cThonneur et trois cents
ßorins de Holland* (environ 620 francs). Les riponses
doivent dtre icrites en Francis , en Hollandais, en Alle-
mand (en lettres itaüques) , en Anglais ou en Latin (pour
le No. 12 le Latin seul est adtnis), et remises, franches de
port, au SecrJtaire de la Societ y M. le Baron R. Mslvil
de Lynden, juge au tribunal de pr emier e instance a
Utrecht, avant le l* r Decembre 1881, ä t'excrpUon de la
response au No. 11 , pour laquelle ce terms est prolongi
jusqu'au I er D&cembre 1882. Les mimoires doivent Hre
accompagnSs d un billet cacheU , renfermant le nom et
Tadresse de tauleur. Les riponses couronnees seront pu-
blikes dans les Mimoires de la Societe'.
Les questions 1 et 12 sont permanentes. On peut y
rSpondre chaque annee.
S'adresser pour de plus amples informations au Secrt-
taire, M le Baron Mein i de Lyn den.
Fftr die Kedaction rerantwortlich: & RehHisck, Diroctor d. (iott. gel. Am
Columbiens- Verlag der DisUrich'schsn Yerlagz- Buchhandlung.
Druck der Di tt er ich' sehen Univ.- Buchdrucker* (W. Fr. Kasstnsr).
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545
Nachrichten
von der KönigL Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
17. November. M 18. 1880.
Königliche (ieselUchaft der WissenMckafteii.
Elektrische Schatten bild er.
Von
W. Holte.
Zu den nachfolgenden Versuchen bedarf es
keiner besondern Hülfsapparate. Vorausgesetzt
sind nur eine Influenzmaschine und einige Uten-
silien, welche in jedem physikalischen Kabinet
vorhanden sind. Aber auch derjenige, welcher
nur eine Reibzeugmaschine besitzt, wird, wenn
auch umständlicher und weniger vollkommen,
dieselben Versuche wiederholen können.
Ich gedachte vor längerer Zeit einiger eigen-
tümlichen Büschelphänomene, welche man er-
hält, wenn man als Elektroden eine größere
Kugel einer größeren Hohlscheibe gegenüber-
stellt*). Ich vergaß damals zu bemerken, daß
hierzu namentlich trockne Luft erforderlich sei,
weil in feuchter statt der erwarteten Erschei-
nungen leicht eine Glimmlichtbildung erfolgt.
Unter solchen Verhältnissen geschah e& vor
Kurzem, daß ich einen Metallstab zwischen die
*) Poggendorf, Ann. Bd. 156, S. 493.
44
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546
Elektroden brachte, weil sich hierdurch zuweilen
die Glimmentladung in Büschelentladungen über-
fuhren läßt. Hierbei bemerkte ich, daß der
Stab auf der glimmenden Kugelfläche einen
Schatten warf, und diese Wahrnehmung bot die
erste Anregung zu den in Rede befindlichen
. Versuchen. Inzwischen habe icli gelernt, daß
man Glimmlicht auch in trockner Luft mit
großer Sicherheit sowohl auf krummen als gra-
den Flächeu erzeugen kann.
Wie man die leuchtende Fläche am besten gewinnt
Hat man eine größere Hohlscheibe zur Ver-
fügung, so stecke man dieselbe auf die linke
Entladungsstange und lasse zwischen dieser und
der Spitze der rechten einen Raum von 6 — 15
Centimeter. Hierauf lege man ein Stück Seiden-
zeug, welches am besten so groß ist, als die
vordere Scheibenfläche, an letzte an, während
sich die Maschine in Thätigkeit befindet. Spä-
ter braucht man dasselbe nicht mehr zu halten,
da es mit großer Gewalt durch die elektrische
Einwirkung festgehalten wird. Sah man vorher
an der Spitze der rechten Entladungsstauge
einen kleinen Büschel, so erscheint an Stelle
desselben nunmehr ein kleiner schwach leuch-
tender Stern. Zu gleicher Zeit aber tritt an
der gegenüber befindlichen Elektrode eine in
eigenthümlich flimmerndem Glimmlichte leuch-
tende Kreisfläche auf. Dieselbe ist größer, wenn
die Maschine eine stärkere, und bei derselben
Maschine, wenn man durch schnelleres Drehen
ihre Wirksamkeit verstärkt; ferner größer (aber
freilich lichtschwächer), wenn man die Spitze
weiter entfernt; endlich größer (wenigstens be-
dingungsweise), wenn man die Scheibe ablei-
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547
leitend berührt. Diese Fläche ist diejenige,
welche beschattet werden soll.
Hat man keine Hohlscheibe zur Verfügung,
so kann mau sich allenfalls mit einer größeren
Kugel helfen, welche man in diesem Falle lieber
ganz mit Seide überzieht. Geeigneter jedoch ist
unter jener Voraussetzung ein anderes Verfahren,
sofern nur ein passender Stativ zu Gebote steht.
An diesem hängt man, am besten an einem iso-
lirenden Arme, ein Stück Seide auf, welches
man am besten wieder mit einer isolireuden
Stange beschwert. Selbigen Schirm stellt man
zwischen den in diesem Falle beiderseits zuge-
spitzten Entladungsstangen auf. Das Beobach-
tungsfeld erscheint wieder als Kreisfläche, welche
neben der Thätigkeit der Maschine mit der ge-
genseitigen Entfernung der Spitzen von einander
wächst, daneben aber merkwürdiger Weise ihr
Maximum erreicht nicht, wenn der Schirm in
der Mitte steht, soudern wenn er mehr der ne-
gativen Elektrode genähert ist. Sehr bequem,
aber schwerer zu beschaffen ist ein Schirm in
Form eines mit Seide bespannten Ebonitriuges,
welcher auf einem Ebonituntersatze befestigt ist.
In beiden gedachten Fällen ist es nicht un-
wesentlich, daß das Seidenzeug möglichst falten-
los sei, weil sich nur solchergestalt eine einiger-
maßen gleichmäßig leuchtende Fläche erzielen
läßt. Ist das Zeug von vornherein faltenlos, so
wird es bei der zweiten Anordnung des Ver-
suches auch so bleiben, während vollkommen
glattes Zeug leicht in dem Momente faltig wird,
wo es der Hohlscbeibe angeheftet wird. Letz-
terer Uebelstand aber läßt sich dadurch in Et-
was vermeiden, daß man im ersten Augen-
blicke außerordentlich langsam dreht, und et-
44*
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548
waige Falten succes9ive durch eine vorsichtige
Das Glimmlicht ist bekanntlich nur in voll-
kommen dunklen Räumen erkennbar, während
man zur Vorbereitung der einzelnen Versuche
wieder des Lichtes nothwendig bedarf. Damit
man nun Licht und Dunkelheit möglichst schnell
wechseln lassen köuue, scheint es mir am be-
quemsten, eine möglichst klein brennende Spi-
rituslampe und gleichzeitig eine gewöhnliche
Kerze zur Verfügung zu haben. Die erstere,
ein wenig verdeckt, beeinträchtigt den Effect
der Erscheinungen kaum ; aber mit ihrer Hülfe
zündet man letztere am schnellsten wieder au.
Wo Gaseinrichtuug besteht, bedarf man dieses
Hülfsmittels freilich nicht.
Welche Körper überhaupt einen Schatten werfen,
und wie man sich ihrer am besten bedient.
Bringt man zwischen Spitze uud Fläche einen
Gegenstand, so wirft er auf den erleuchteten
Theil der letzteren einen Schatten. Aber nicht
alle Körper, wenn auch von gleicher Form, wer-
fen denselben Schatten. Schon aus diesem
Grunde kann der Effect nicht eine gewöhnliche
optische Schattenbildung sein. Einen Schatten
werfen überhaupt nur leitende Körper, wobei
sich Halbleiter und gute Leiter nur wenig zu
unterscheiden scheinen. Wirkliche Isolatoren
dagegeu bei geringerer Ausdehnung beschatten
gar nicht; bei größerer wohl im Anfange der
Einwirkung, während sich bei längerer Einwir-
kung die Schattenbildung allmählich verliert.
Hierbei erscheinen noch folgende Punkte bedeu-
tungsvoll. Es macht kaum einen Unterschied,
ob leitende Körper abgeleitet oder isolirt ge-
Spa
glätten sucht.
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549
halten werden. Dagegen kommt beziehentlich
der Leitungsfähigkeit vorzugsweise die Ober-
fläche und weniger die innere Masse der Kör-
per in Betracht. Das Vermögen der Schatten-
bildung aber documentirt sich nicht allein in
verhältnißmäßig stärkeren Schwärzung des Bil-
des, sondern gleichzeitig und vielleicht mehr
noch in der Vergrößerung seiner Dimensionen.
Aus Letzterem folgt zugleich, daß die eigent-
liche Form der Körper bei dieser Art der
Schattenbildung nur eine verhältnißmäßig ge-
ringe Rolle spielt.
Am geeignetsten für diese Versuche erschei-
nen 6—8 Millimeter breite Streifen aus Karton
und Ebonit (man kann letzteres ein wenig er-
wärmt mit der Scheere schneiden), auch wohl
ein Kreuz, welches mau aus derartigen Stücken
leicht durch Zusammensetzung verfertigen kann.
Man kann letzteres homogen wählen ; man kann
es aber auch, damit es gleichzeitig nach ent-
gegengesetzten Richtungen wirke, zur einen
Hälfte aus diesem, zur andern aus jenem Stoffe
bilden. Hierzu bemerke ich , daß Ebonit auf
Ebonit oder auf Karton am besten mit Hülfe
von Siegellack befestigt wird. Zur weiteren
Vervollständigung mögen Streifen aus Seide und
Leinwand oder dergleichen Fäden, ferner eine
Stricknadel, ein dünner Glasstab oder eine enge
Glasröhre, welche man eventuell mit Flüssigkeit
füllen kann, dienen. Einen Ring schneidet man
am einfachsten aus Karton, oder biegt ihn aus
einem Drahte. Statt eines besondern Ebonit-
stückes von größeren Dimensionen gebraucht
man am einfachsten die Erregungsplatte der
Maschine.
Man hält die betreffenden Stücke entweder
mit der Hand, oder kittet sie auf Glasröhren
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550
oder auf Stangen von Siegellack, welche man
ihrerseits, wenn sie nicht wanken sollen, auf
kleine hölzerne Klötze setzt. Fäden oder Strei-
fen Zeug läßt man hangen, indem man sie be-
schwert, oder spannt sie zwischen den Enden
eines gebogenen Drathes aus.
Isolirende Stoffe muß man, wenn sie als
solche wirken sollen, vorher ein wenig erwärmen,
wenn man in nicht ganz trockner Luft ex-
perimentirt.
Wodurch die Größe und die Form der Bilder
des Weiteren beeinflußt wird.
Das Schattenbild wird größer oder kleiner,
je nachdem man den Körper der Spitze oder
der seidenen Fläche nähert. Wendet man die
zweite Form der Versuche an, so kann das
Bild (und in diesem Falle zugleich das Beob-
achtungsfeld) auch dadurch verkleinert werden,
daß man die zweite Spitze der seidenen Fläche
nähert. Aber die Dimensionen des Bildes sind
gleichzeitig durch die mehr oder weniger cen-
trale Lage des Körpers bedingt. Sie wachsen,
wenn mau denselben seitlich aus seiner centra-
len Lage verschiebt. Ein längerer Streifen von
überall gleicher Breite wirft demnach ein Schat-
tenbild, welches sich nach dem Centrum des
Beobachtuugsfeldes hin verjüngt. Das Schatten-
bild eines aus derartigen Streifen gebildeten
Kreuzes erscheint demnach bei centraler Stel-
lung nach den Enden seiner Arme bin verstärkt;
und verschiebt man das Kreuz seitlich, so er-
scheint das Bild verzerrt, indem sich der eine
horizontale Arm noch weiter verstärkt, während
sich der andre zugleich in demselben Maaße
verdünnt. Einö weitere Merkwürdigkeit besteht
darin, daß ein Streifen — bis zu einem gewis-
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551
sen Grade wenigstens — denselben Schatten
wirft, ob man seine breite Seite oder seine
schmale Kante nach der seidenen Fläche richtet.
Ein Conglomerat von Streifen, welche mit ihren
Flächen parallel stehn und um 3 5 Millimeter
von einander entfernt sind, wirft demnach den-
selben Schatten, wie ein vollständig homoge-
nes Stück.
Bei Alledem sind natürlich leitende oder
halbleitende Körper vorausgesetzt; denn, daß
wirklich isolirende keinen oder nur einen mehr
oder weniger flüchtigen Schatten werfen, ist
oben bereits gesagt. Bezüglich aller Körper
mag noch erwähnt werden, daß sich bei ihrer
Einführung das Beobachtungsfeld zu erweitern
pflegt und zwar in dem Maaße mehr, als sie
einen größeren Theil des (unsichtbaren) Strahlen-
kegels verdecken.
Einige Versuche, welche besotiders einfach und
instructiv sind.
Man befestige an einer Siegellackstange ein
Kreuz, welches aus einem Karton- und einem
Ebonitstreifen gebildet ist. Man wird alsdann
in trockner Luft nur das Schattenbild des Kar-
tonstreifens bemerken. Behaucht mau jedoch
während des Versuches das Kreuz, so tritt so-
fort, wenn auch nur auf Augenblicke, auch der
zweite Streifen hervor.
Man erwärme das eine Ende eines Glas-
stabes oder einer Glasröhre stark, wodurch die
Masse bekanntlich mehr oder weniger leitend
wird. Das fragliche Ende wirft alsdann einen
Schatten, aber derselbe verschwindet in dem
Maaße, als die Masse erkaltet, weil sie hierdurch
wieder isolireud wird.
Man fülle eine enge Glasröhre mit Wasser,
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552
oder überziehe einen etwas dicken Draht mit
Siegellack. Beide werden keinen Schatten wer-
fen, weil es sich vorwiegend um die leitende
Besch affenh ei t der Oberfläche der Körper handelt.
Man befestige an eiuer Siegellackstange zwei
gleiche Streifen Karton oder Metallblech, je-
doch so, daß die scharfe Kante des einen (in
einem Abstände von 10 Millimeter etwa) nach
der Fläche des andern Streifens zeigt. Hält
man die Siegellackstange alsdann so, daß die
Verlängerung der Entladungsstange in den Zwi-
schenraum zwischen gedachten Streifen fällt, so
werden die Schatten beider näherungsweise von
gleicher Breite sein.
Man bringe eine Stange Siegellack vor das
Beobachtungsfeld. Dieselbe wird nur im ersten
Augenblicke einen Schatten werfen. Aber sie
wird constant einen schwachen Schatten werfen,
wenn man sie wähernd des Versuches lang-
sam dreht. Auch noch bei einem Ebonitstreifen
von 30 Millimeter Breite wird der anfangliche
Schatten sehr bald verschwinden, aber besonders
stark auf kurze Zeit wieder hervortreten, sobald
man die Flächen dem Beobachtungsfelde gegen-
über wechselt. Sind die isolirenden Streifen
breiter, so wird der Schatten schwerer zum
Verschwinden kommen, überhaupt nur in ganz
trockner Luft und auch dann zuweilen erst nach
minutenlanger elektrischer Wirkung.
Man kitte einen Kartonstreifen und einen
Ebonitstreifen auf einander, so daß sie sich
decken. Dieser Doppelstreifen wird allemal
einen Schatten werfen, sobald man eine der
Kanten nach dem Beobachtungsfelde richtet. Im
andern Falle dagegen wird ein Schatten — we-
nigstens ein dauernder Schatten nur dann ent-
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553
stehn, wenn man die Eboritfläche nach dem
Beobachtungsfelde richtet.
Man bringe einen Kartonring vor das Be-
obachtnngsfeld. Das Schattenbild wird nur
dann nicht verzerrt erscheinen, wenn das Cen-
trum des Ringes genau in der Verlängerung
der Er.tladungsstange liegt. Es ist hierbei, wie
überall, wo sich eine Figur vollständig abbilden
soll, geratheii, dieselbe nicht größer zu nehmen,
als etwa die halbe durchschnittliche Größe des
Beobachtungsfeldes ist.
Man befestige ein Drathnetz an einer Siegel-
lackstange und biege die Ecken und Kanten
desselben ein wenig nach der Seite der Spitze
hin. Dasselbe wird einen fast homogenen Schat-
ten werfen, in welchem sich jedoch, wenn die
Maschen nicht allzufein sind, hellere und dunk-
lere Stellen markiren.
Man lasse den Rauch einer Cigarre vor der
Spitze aufsteigen. Derselbe wird als Schatten
wolkenartig das Beobachtungsfeld überziehn.
Doppelte Schattenbüdung bei Anwendung einer
Kugel an Stelle der Spitze.
Wendet man statt der Spitze eine Kugel an,
so gelingen die bisher beschriebenen Versuche
im Allgemeinen weniger gut, und um so weni-
f? er i i e größer die Kugel ist. Dafür gewinnt
man aber eine neue eigenthümliche Erscheinung,
eine doppelte Schattenbildung, nämlich eine auf
der seidnen Fläche und eine zweite auf der vor-
deren glimmenden Kugelfläche selbst. Dies
zweite Schattenbild ist nur mangelhaft, weil die
leuchtende Fläche hier zu wenig gleichmäßig,
-zudem gekrümmt und überhaupt nur wenig aus-
gedehnt ist. Entsprechend der Kleinheit der
Fläche ist denn auch das Bild selbst nur außer-
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554
ordentlich klein. Gleichwohl ist unverkennbar,
daß es, so gut, wie jenes erste, ein Abbild des
betreffenden Körpers ist. Wie weit Natur und *
Stellung des letzteren dies zweite Bild beein-
flussen, soll gelegentlich des Weiteren erörtert
werden.
Einige Worte der Erklärung.
Ich weiß vorläufig zur Erklärung der mitge-
theilten Erscheinungen kaum etwas Anderes
anzuführen, als daß sie für die hier vorliegende
bestimmte Entladungsform eine der Hauptsache
nach gradlinie Bewegung die Electricität ver-
rathen. Ich sage der Hauptsache nach , weil
die Verzerrung der Bilder bei seitlicher Ver-
schiebung wieder anzudeuten scheint, daß die
Bewegung in größerer Entfernung von der Axe
des Ausstrahlungsbündels keine gradlinie mehr
ist. Bei Anwendung einer Spitze würde ge-
dachtes Bündel im Ganzen einem zugespitzten,
bei Anwendung einer Kugel statt jener, dagegen
einem abgestumpften Kegel entsprechen. Das
zweite Bild würde gleichzeitig beweisen, daß
eine Bewegung nicht nur nach der seidenen
Fläche hin , sondern gleichzeitig in entgegenge-
setzter Richtung bestände. Die Seide dürfte
voraussichtlich nur bewirken, daß möglichst viele
Punkte der einander zugekehrten Elektroden-
flächen möglichst gleichmäßig an selbiger Aus-
strahlung participiren — eine Entladungsform,
wie sie auch sonst allgemein der Glimment-
ladung im Gegensatz zur Büschel- oder Fnnken-
entladung anzugehören scheint. Der Einfluß der
leitenden Beschaffenheit der Körper möchte
darin bestehu, daß leitende Flächen im Gegen-
satz zu isolirenden die Strahlung hemmen, d. h.
entweder reflectiren oder absorbiren, während
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555
jene gewissermaßen permeabel, aber bei größerer
Ausdehnung erst permeabel wären, nachdem die
Moleküle eine hierfür günstige Stellung ange-
nommen hätten. Bei Alledem wäre freilich die
Wirkungslosigkeit der inneren Masse noch ein
Räthsel, desgleichen der geringe Unterschied
der Schatten, wie er sich bei verschiedener Stel-
lung von leitenden Streifen documentirt.
Noch ein Anderes erscheint räthselhaft und
dürfte so viel wenigstens beweisen, daß bei ge-
dachter Entladungsform die sonst gültigen Ge-
setze der elektrischen Fortpflanzung nur eine
untergeordnete Rolle spielen — der Umstand,
daß die Erscheinungen durch die Ableitung der
Körper, welche sonst leitend sind, kaum eine
Aenderung erfahren.
Andre Schattenbilder — eine Wirkung der elek-
trischen Ausstrahlung für sich allein.
Ich reihe hieran einige Versuche, welche den
bereits mitgetheilten in sofern wenigstens ver-
wandt sind, als sie auch eine Schatten bildung
im Glimmlicht manifestiren. Hier ist es jedoch
die Art und Weise der Ausstrahlung selbst,
nicht ein interpolirter Gegenstand, welcher die
fraglichen Bilder erzeugt.
Die Anordnung der Versuche bleibt im Uebri-
gen wie sie war, nur daß man die rechte Ent-
ladungsstange mit besonders geformten Elektro-
denstücken versieht. Dies geschieht am einfach-
sten, indem man statt der gewöhnlichen Kugel
über die Spitze derselben einen durchbohrten
Kork schiebt, welcher folgendermaßen ausge-
rüstet ist.
Man mache in der vorderen Fläche einen
Einschnitt und klemme ein Blech Stückchen hin-
ein, so daß es jene Fläche noch um einige MiHi-
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556
meter überragt. Im Beobachtungsfelde erscheint
alsdann ein schwarzes Band, welches horizontal
liegt, wenn die vordere Kante des Blechstück-
chens senkrecht verläuft.
Man mache senkrecht zu jenem ersten Schnitte
noch einen zweiten Schnitt, und klemme auch
in diesen zwei (entsprechend kleinere) Blech-
stücke ein, so daß sich die vorderen Kanten al-
ler Stücke kreuzen. Im Beobachtungsfelde er-
scheint alsdann ein liegendes Kreuz, wenn man
die Entladungsstange so dreht, daß jene Kanten
ein stehendes repräsentiren.
Mau binde um den Kork einen Blechstreifen,
so daß die vordere Kante eine möglichst wohl
! geschlossene Kreislinie bildet. Im Beobachtungs-
eide erscheint alsdann ein dunkler Mittelpunkt,
welcher mehr oder weniger vollständig von
einem leuchtendeu Ringe umgeben ist.
Die erste dieser Erscheinungen aber erhält
man auch, wenn man durch eine etwas größere
Korkscheibe zwei Nadeln steckt, so daß ihre
Spitzen etwa ebenso weit von einander entfernt
stehn, als die vorderen Ecken gedachten Blechs,
die zweite, wenn man in ähnlicher Weise mit
vier Nadeln, die dritte, wenn man entsprechend
mit einer ganzen Reihe von Nadeln verfährt.
Hiermit erklärt sich zugleich die fragliche
Schattenbildung, wenn man erwägt, daß es vor-
wiegend die Ecken der Bleche sind, an denen
eine Ausstrahlung erfolgt, und wenn man gleich-
zeitig in Betracht zieht, daß die Grenzen der
Schatten keine graden, sondern mehr oder we-
niger krumme Linien sind.
Jede Spitze erzeugt in der That eine leuch-
tende Kreisfläche für sich, welche in dem Maaße
kleiner wird, als man die Anzahl der Spitzen
vermehrt. Der Mangel an Licht stellt sich als
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557
Schatten dar; deshalb muß ein in senkrechter
Linie befindliches Spitzenpaar einen horizontal
verlaufenden dunklen Streifen bilden. Sind die
leuchtenden Flächen sehr klein und decken sie
sich zum Theil, so entsteht bei kreisförmiger
Stellung der Spitzen ein dunkles Centrum, wel-
ches von einem leuchtenden Bande eingeschlos-
sen ist. Daß sich die Sache so verhält, beweist
auch der Umstand, daß man in diesen Versuchen
durch laugsameres oder sehnelleres Drehen der
Maschine die Dimensiouen der Schatten ver-
größern oder verringern kann.
Wählt man die zweite Form der Darstellung
(jene mit in der Mitte befindlichem Schirm), so
kann man die Erscheinungen noch dadurch ver-
vielfältigen, daß man auch die linke Eutladuugs-
stauge in ähnlicher Weise armirt. Stellt man
bei gleicher Arrairung die Blechstreifen oder die
Nadeln so, daß sie 'sich decken, so decken sich
auch die Bilder, während andernfalls von Frühe-
rem mehr oder weniger abweichende Formen
entstehn. Haben wir rechter Hand z. B. zwei
Spitzen, welche über einander stehn, während
jene linker Hand in einer horizontalen liegen,
so stellt sich ein Schattenkreuz in aufrechter
Stellung ein, wogegen früher bei Anwendung
von vier Spitzen an derselben Korkscheide bei
sonst gleicher Lage der Spitzen das Kreuz eine
liegende Stellung hatte. Durch Variirung der
Anzahl sowohl als der Lage der Nadeln, sowie
durch größere oder geringere Annäherung der
einen oder andern Elektrode lassen sich solcher-
gestalt die verschiedensten Figuren gewinnen.
Auch die Richtung der Nadeln ist nicht ganz
bedeutungslos, da die Axe der Strahlenkegel
mehr oder weniger eben dieser Richtung folgt.
Ein Anflug solcher Figuren bildet sich zu-
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558
weilen aber auch ganz unbeabsichtigt, wenn
man mit den gewöhnlichen Kugelelektroden ex-
perimentirt und die Luftverhältnisse der Bildung
des Glimmlichtes günstig sind. Sie entstehn da-
durch, daß die eine Elektrode an einzelnen Punk-
ten rauh geworden, in Folge dessen an diesen
Punkten eine bevorzugte Ausstrahlung resultirt.
Ist dann die andre Elektrode zufällig mit
Glimmlicht bedeckt, so wird dieses je nach der
Lage jener Punkte an einzelnen Stellen mehr
oder weniger beschattet sein. Aehnlich wie die
Rauheit der Metallfläche können kleine Wasser-
tröpfchen wirken oder kleine Faserchen, weil
durch solche gleichfalls die Ausstrahlung be-
günstigt wird. Ich habe früher häufiger derar-
tige Erscheinuugen bemerkt, ohne daß ich mir
von ihrer Entstehung zu jener Zeit Rechenschaft
geben konnte, da es mir nie gelingen wollte,
das Glimmlicht für eine längere Versuchsreihe
zu fixiren.
Nachträgliche Bemerkungen zu diesen und den
früheren Versuchen.
Es ist* bei Anwendung eiues Stückes Seiden-
zeug, ob man es nun als Beleg der Hohlscheibe
oder als Schirm benutzt, ziemlich gleichgültig,
welches die Polarität der beiden Elektroden sei.
Ich habe bisher weder in der Gestaltung der
Bilder, noch in der leichteren oder schwereren
Darstellung der Erscheinungen überhaupt hierin
einen namhaften Unterschied entdecken können.
Eine Ausnahme macht jener Versuch, wo wir
die Spitze mit der Kugel vertauschten, um auf
dieser selbst das Glimmlicht, und in diesem das
zweite Schattenbild erzeugen zu können. Hier
nimmt man besser die Kugel zur positiven
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559
Elektrode, weil sich aaf einer reinen Metall-
flache das Glimmlicht besser an solcher Elek-
trode bildet. Vielleicht könnte man auch diese
noch mit Seide bekleiden. Ich habe dies bisher
unerprobt gelassen, weil ich nach dieser Rich-
tung ohnehin später noch weitere Versuche an-
stellen wollte.
Es ist mir wiederholt so erschienen, als ob
eine einmalige Lage von Seidenzeug nicht alle,
mal genüge, um die Erscheinungen möglichst
vollkommen zu gewinnen. Ich glaube fast, daß
hiermit der größere oder geringere Feuchtigkeits-
gehalt der Luft in Verbindung steht, kann aber
bisher nicht sagen, ob bei größerer Feuchtigkeit
die Lage besser dicker oder dünner zu nehmen
sei. Ich rathe daher bei etwaiger Wiederholung
der Versuche lieber mehrere Stücke Seidenzeug
zur Verfügung zu haben, oder von vornherein
lieber eine doppelte oder mehrfache Lage zu be-
nutzen, obwohl andrerseits bei einer solchen
Falten schwerer zu vermeiden sind.
Ich stellte diese Versuche mit einer Influenz-
maschine mittlerer Größe an. Sie werden jeden-
falls besser mit einer größeren und noch besser
mit einer Doppelmaschine gelingen. Aber ich
zweifle nicht, daß — wenn das Zimmer nur
dunkel genug ist — sich alle Erscheinungen,
wenn auch weniger vollkommen, mit schwäche*
ren Elektricitätsquellen darstellen lassen. Eine
Reibzeugmaschine möchte — wenn zulässig —
am besten so angewandt werden, daß man ana-
log der Influenzmaschine zwei gegenüberstehende
beiderseits isolirte Elektroden gewinnt.
Als selbstredend kann wohl gelten , daß
man vor der Anstellung der Versuche die Con-
densatoren aus der Maschine fortzunehmen hat.
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560
Einige anderweitige gelegentlich wahrzunehmende
Erscheinungen.
Da man bei Wiederholung der mitgeteilten
Versuche — wenigstens in ihrer zweiten Dar-
stellungsweise — nothwendig eines seidenen
Vorhanges oder Schirmes bedarf, so möchte ich
noch auf einige Erscheinungen aufmerksam ma-
chen, welche man bei dieser Gelegenheit ohne
weitere Hülfsmittel gewinnen kann, wenn die-
selben auch sonst in keiuem weiteren Zusam-
menhang mit oben gedachten Erscheinun-
gen stehn.
Stellt man den Schirm in größerer Entfer-
nung von der Hohlscheide auf und läßt positive
Elektricität der gegenüber befindlichen Spitze
entströmen, so beginnt zwischen jenen Flächen
eine eigentümliche Büschelbildung, dadurch
charakterisirt, daß sich eine große Zahl getrenn-
ter, mit einander paralleler und nicht weiter
verästelter Fäden bilden. Das Seidenzeng bie-
tet der Elektricität einen gewissen Widerstand,
ladet sich bei dieser Gelegenheit und entladet
sich alsdann, aber letzteres immer nur partiell
in seinen einzelnen Punkten. Entströmt nega-
tive Elektricität der Spitze, so ist die Erschei-
nung eine wesentlich andre; an der der Scheibe
zugekehrten Fläche des Seidenzeuges stellen sich
unzählige kurze negative Büschel ein, bis zeit-
weise ein eigentümlich geformter sogenannter
Halbfunke die fraglichen Flächen mit einander
verbindet. Bei Alledem lastet auf dem Schirm
nach der Richtung der Fläche hin ein so gro-
ßer Druck, daß man gezwungen ist, ihn festzu-
halten, wenn er nicht fortgerissen werden soll.
Hat man zwei Schirme, so kann man (unter
Anwendung zweier Spitzeu) besser, wie sonst je,
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561
jene eigentümlichen Lichtbildungen beobachten,
wie sie eben nur zwischen zwei geladenen iso-
lirenden Flächen entstehn, wie man sie zwar
anch zwischen den Scheiben der Maschine selbst,
aber hier nur in sehr beschränktem Umfange
wahrnehmen kann. Die Entladungen zwischen
mehr oder weniger isolirenden Flächen — man
könnte statt der seidnen Schirme ja auch solche
von Papier oder anderem Zeuge anwenden —
sind aber namentlich um deswillen von Inter-
esse, weil es sich bei den Ausgleichungen der
athmosphärischen Elektricität im Wesentlichen
um solche Entladungen handeln dürfte.
Wendet man die Condensatoren an, so kann
man mit Hülfe eines Schirmes, wenn man ihn
der Spitzo nahe rückt, trotz der Spitze sehr
lange Funken erhalten, weil der Schirm bis zu
einem gewissen Grade die Elektricitätsbewegung
hemmt und die Spitze so eine größere Dichtig-
keit gewinnen kann.
Desgleichen kann man mit Hülfe zweier
Schirme unter Benutzung zweier Spitzen so
lange Funken erhalten, wie nur sonst bei der
geeignetsten Größe kugelförmiger Elektroden.
Noch auf andere Weise kann man mittelst
eines Schirmes oder mittelst einer seidenen Um-
hüllung der Elektroden eine Variirung der Ent-
ladungen bewirken, wie ich es gelegentlich aus-
führlicher besprechen will.
(Fortsetzung folgt.)
45
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562
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
August 1880.
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt. Jahrg. 1880-
Bd. XXX. No. 2. 3.
Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. No. 6 —
11. 1880.
Journal of the Royal Microscopical Society. Vol. III.
No. 4. 5.
Bulletin de la Societe Mathematique. T. III. No. 5.
Jahrbücher der K. Akademie zu Erfurt. Neue Folge. H. 10.
Annali di Statistica. Ser.2. Vol. 13. Vol. 16. Roma. 18E0.
C. Bruhns u. A. Hirsch, Verhandl. der Europ. Grad-
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Transactions and Proceedings of the Philos. Society of
Adelaide, South Australia. 1878-79.
Nature. 563—666. 568—573. 575.
Der Zoologische Garten. XXI. Jahrgang. No. 1—6.
Monthly Notices of the R. Astronom. Society. Vol. XL.
No. 8.
Acta Societatis scientiarum Fennicae. T. XI. Helsing-
fors. 1880. 4°.
Bidrag tili kännedom af Finlands natur och folk. H. 13.
Observation« m£teorolog. publikes par la Society des
Sciences de Finlande. Annee. 1878.
Schriften der physik.-ökonora. Gesellten, zn Königsberg.
Jahrg. XVIII. Abth. 2. 1877. Jahrg. XIX. 1878.
Jahrg. XX. 1879-80. Jahrg. XXI. 1880. Abth.I. 4°.
L. Smith, Memoire sur le fer natif du Groenland.
Paris. 1879.
Monatsbericht der Berliner Akad. Mai. Juni. Juli. 1880.
Jahresb. des physik. Vereins in Frankfurt a. M. 1878
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Jahresber. des Vereins für Naturwissenschaft zu Braun-
schweig. 1879-80.
Anales de la Sociedad cientif Argeutina. T. X. Entrega.
L IL
Bulletin de l'Acad. R. des Sciences de Belgique. T. 50.
No. 6-8.
Account of the Operations of the great trigonometrical
Survey of India. Vol. V. 1879. 4°.
Transactions ot the Zoolog. Society of London. Vol. XI.
P. 2.
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Proceedings ol tho Zoolog. Society f'or lh80. P, 2.
Verhandelingeu van het Butaviaaseh Genootsehap van
Künsten en Wetenschappen. Deel XL1. 1. Stuk. D.
XXXIX. 2. St
Notulen. Deel' XVII. 1879. No. 2-4. Batavia.
Register op de Notulen etc. over 1*67-1878.
Tijdschrift voor Indische Tanl- Land- en Volkeukunde.
Deel XXV. Afl. 4 6. D. XXVI. Afl. I. 1879/80.
Vierteljahrsschrift der Astron. nesollscbaft. 15 Jahrg. IL 3.
Claus ins, über die Anwendung des electrodyn. Po-
tentials etc.
K o e 1 1 i k e r , die Entwicklung der Keimblätter deB Ka-
ninchens.
Coast Survey Report. 1876. TVxt. Washington. 1879. 4°.
— - Progress Sketches. 1876. 4°.
Statistica elettorale politica. 16-23 Maggio 1880. Roma.
Leopoldina. XVI. No. 15—18.
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Astronomical and meteorolog. Observations. The year D 68.
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Results of observations made at the U. S. Naval Obser-
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Proceedings of the American philosoph. Society. Vol.
XVIII. No. 104- 105.
The Transactions of the Acad. of Science of St. Louis.
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ladelphia. Part I. IL III. 1879. Philadelphia. 1879. 1880.
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Verhan<ü. des histor. Vereins von Oberpfalz u. Regens-
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C. A. F. Peters, Bestimmung des Längenunterschie-
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Zeitschritt der östr. Gesellschaft für Meteorologie. Bd.
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G. G. S t o k e s , matheraatical and physical papers.
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Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwiss. Vom na-
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Verhandlungen des naturwiss. Vereins von Hamburg-
Altona im Jahre 1879. IV.
Für diu Kedaction verantwortlich: E. Ethnisch, Directord. Gött. gel. Jmz.
Commissions- Verlag der iMeterich' sehen Verlags - Buchhandlung.
Druck der Die terich' sehen Univ. -Buchdruckerei (W. Fr. Kaestner).
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565
Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
:en.
1 1
24. November. M 19. 1880.
Käufliche «««ellschifl der W isuenar haften. /
Sitzung am 6. November. ' \
Klein: Ueber eine Vermehrung der Mt'teuriteiisa^mlun^f
der Universität. ^
Wüetenfeld: Geschichte der Fatimiden - Chalifen. 8. \^
Äbth. (S. Abh.).
Panli: Die Chroniken des Radulf us Niger.
Lipschitz, Corresp. : Mittheilung bei Gelegenheit der
Herausgabe seines Lehrbuchs der Analysis.
Ho Hz, Corresp.: Elektrische Schattenbilder.
Förster, Corresp.: schenkt der Societ&t Briefe von
Gauß an Encke.
Ueber eine Vermehrung der Meteori-
tensammlung der Universität
Von
C. Klein.
Die mineralogische Sammlung der Univer-
sität, welche die Meteoritensammlung als einen
besonderen Theil in sich enthält, ist in der
glücklichen Lage einen erheblichen Zugang von
Meteoriten verzeichnen zu können und es ge-
bührt H. Geheimrath Wöhler der aufrichtigste
Dank für die neuen Schenkungen , die er als
Beweis dafür, daß er fortwährend sein regstes
46
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566
Interesse der Meteoritensammltrog bewahrt, die-
ser zugewandt hat.
Am 2. Januar 1879 betrug der Bestand der
Sammlung an Meteorsteinen 115 Fall- und Fund-
orte mit 12260,85 gr. Gewicht, an Meteoreisen
91 Fundorte mit 23070,40 gr. Gewicht, heute
(am 6. November 1880) besitzen wir 123 Fall-
und Fundorte von Meteorsteinen mit 12589,60
gr. Gewicht, die Zahl der Meteoreisen beträgt
93 Fundorte mit 25755,40 gr. Gewicht, zusam-
men also 216 Localitäten mit 38345 gr. Gewicht.
In folgender Tabelle ist die Aufführung der
Meteorsteine nach der Fallzeit, der Meteoreisen
nach Ser Zeit ihres wissenschaftlichen Bekannt-
werdens erfolgt, das Gewicht in gr. angegeben.
Die im Catalog vom 2. Jan. 1879 schon vor-
kommenden Localitäten tragen einen Stern.
Meteorsteine.
Gewicht
Fallzeit
Localität
i
des
Haupt-
stücks
im
Gan-
zen
1804
Darmstfidt
* Knyabinya Ungbvar Ungarn
16
16
1866 9. Juni
2,25
225
1869 22. Mai
Ctegue'rec(Keroouve) Bretagne
37
87
1869 19. Sept.
Tjabe. Pandaniyan. Java.
8,30
3,80
1876 21. Dez.
Rochester, Indiana
1.76
2.50
1877 8. Jan.
Warrenton, Missouri
32,60
32,50
1877 23. Jan.
Cynthiana, Kentucky
142
142
1879 10. Mai
Esthemlle, Emmet Co. Jowa
(unverändert)
67
71,60
* (verändert)
24
1879 17. Mai Gnadenfrei. Schlesien
1 1
1 alte u. 8 neue Lokalitäten. Gesammtgewicht 357,05.
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567
M eteo rei 8e n.
Jahr
Lokalität
Gew
des
Haupt-
stücks
icht
im
Gan-
zen
1666
1876
* Bolsuü de Mapini. Cohahuila.
Mexico
S. Catharina. Brasilien
Dickson Co., Tennessee
Lexington, South Carolina
2430
91,50
10
20
2516
140
10
20
1 alte u. 3 neue Lokalitaten. Gesammtgewicht 2665.
Bemerkungen.
Von den Meteorsteinen sind ^die ron
Darmstadt und Gnadenfrei im Tauseh erworben.
Ganz besonders sind wir für ersteren »Stein H.
Prof. Rosenbusch iu Heidelberg verpflichtet, der
uns dies werthvolle Vorkommen (sein Werth
ist vielfach höher als das gleiche Gewicht Gold)
überließ. — Den Stein von Gnadenfrei verdan-
ken wir H. Prof. von Lasaulx, damals in Breslau.
— Für beide Steine wurden von andern Loca-
litäten unserer Sammlung 28,3 gr. im Tausch
abgegeben.
Die Vorkommen von Cleguerec und Tjabe
wurden durch Kauf erworben.
Die übrigen Meteorsteine von Rochester,
Warrenton, Cynthiana und Estherville hat H.
Geh. Rath Wöhler geschenkt. Sie stammen
von den Herren Prof. Shepard und Smith aus
Amerika.
Ganz besonderes Interesse erregt der Meteo-
rit von Estherville, über den die Herren Prof.
Shepard und Smith eingehende Untersuchungen
veröffentlicht haben.
Nach den Angaben des letzteren Gelehrten
46*
Öi
568
(yergl. Ref. N. Jahrb. für Mineralogie 1881.
Bd. I, p. 29—31) fielen von diesem Steine be-
trächtliche Massen, andere zerstäubten in der
Luft und kamen in Fragmenten zur Erde nie-
der. Ersteren Massen gehören die im Catalog
als unveränderte bezeichneten Meteoriten an,
während letztere in Form eines Stein- und Ei-
senregens auf eine feuchte Wiese niederfielen,
dort längere Zeit verblieben und erst später ge-
sammelt wurden. In Folge dieser Umstände
ging nach der Annahme von Smith ein Theil
des steinigen Bestandteils dieser Meteoriten zu
. Verlust, ein anderer wurde durch das Liegen
im Feuchten zersetzt, kurz das Ganze so verän-
dert, daß meh jetzt nur noch ein Theil des Ei-
senbestandtheils erhalten hat. —
Die unveränderten Meteoriten sind von höchst
merkwürdigem Ansehen, keinem der bis jetzt
bekannten völlig entsprechend. Sie bestehen
aus einem Silicatgemenge von Bronzit und Oli-
vin (letzterer öfters in großen krystallinischen
Massen ausgeschieden), daneben kommt nach
Smith selten ein neues Mineral der Peckhamit
vor, dessen Formel zu 2 RSi O s + R*Si O 4 an-
gegeben wird. Im Silicatgemenge erscheint ni-
ckelhaltiges Eisen und Troilit (selten Chromit)
in mehr oder weniger beträchtlicher Menge, er-
steres bisweilen knotenförmig ausgeschieden.
Was die Meteoreisen anlangt, so ist zu-
nächst zu bemerken, daß die unsichere Localität:
Polen? aus Berzelins Sammlung als zu Lenarto
gehörig erkannt wurde (vergl. N. Jahrb. f. Mi-
ner. 1879, p. 370), die Zahl der Localitäten min-
dert sich daher um eine herab.
Von den in vorstehender Zusammenstellung
angegebenen sind mit Ausnahme von Bolson
de Mapini sämmtliche andere neu und alle von
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569
H. Geh. Rath Wöhler geschenkt. Deinselbeu
wurden diese Eisen von den Herren Prof. Dau-
bree in Paris, Shepard u. Smith überreicht.
Das schönste Stück ist das 2430 gr. schwere
Eisen von Bolson de Mapiui, das an mehreren
Stellen deutlich die seltene Verbindung Schwe-
felchrom, den sog. Daubreehth, eutbält. Be-
sagtes Stück hat die Form eines großen Ham-
merkopfes , ist auf vier Seiten angeschliffen und
auf der fünften, die sich vom breitesten Theile
bis zur Schneide hinzieht, mit Rinde bedeckt.
Interessant siud auch die Exemplare des sehr
nickel haltigen Eisens (Nickelgehalt 34%) von
S. Catharina, welches Damour und Daubrcäe be-
schrieben haben (Compt. rend. 1877. 84. p. 478
u. 482). -
Von den Eisen von Lexington und Dickson
Co. fehlen zur Zeit die näheren Daten , doch
wird von letzterem angegeben, daß es nicht,
wie gewöhnlich bei den Meteoreisen, nur aufge-
funden sei, sondern man den Fall selbst beob-
achtet habe. — Dadurch würde natürlich dieses
Eisen ein ganz besonderes Interesse erwecken.
Die Chroniken des Radulfus Niger.
Von
E. Pauli.
Zu den englischen Autoren, welche im 12.
und 13. Jahrhundert über weitere Gebiete als
ihre Inselheimath berichteten, gehört Radulfus
Niger, der mit Radulfus, dem Abt von Cogges-
hale in Essex, eine Reihe bildet und wahrschein-
lich wie dieser Cistercieuser war. Er gedenkt
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570
ausdrücklich der Einsetzung dieses Ordens, der
in kaum hundert Jahren bereits überall in Blüthe
steht, nennt Bernhard von Clairvaux einen Hei-
ligen, gedenkt des Gotfried von Auxerre, des h.
Bernhard Notarius, Biographen und vierten
Nachfolgers, und anderer Cistercienser bei Na-
men. Vielleicht ist das jämmerliche Latein, das
er bei aller theologischen Gelehrsamkeit schreibt,
so wie der Hang zu Fabel und Sage auf die-
selbe Verbindung zurückzuführen. Vor Allem
aber erklären neben dem welterschütternden
Kampfe zwischen Kirche und Staat die gleich-
mäßigen, zur Zeit der Kreuzzüge nicht nur das
christliche Abendland umspannenden Interessen
der Cistercienser einigermaßen die Aufmerksam-
keit, mit welcher dieser Geschichtsschreiber und
sein Fortsetzer, allerdings an der Hand älterer
Chroniken, fortfuhren zusammenhängende Nach-
richten auch über fern abliegende Länder zu
sammeln und in den universalhistorischen Rah-
men einzutragen.
Wir wissen von Radulfus Niger nur aus sei-
nen Schriften, daß er zwei noch vorhandene
chronikalische Werke, wie es in denselben je-
desmal ausdrücklich bezeugt wird, geschrieben
hat, daß er nach dem einen, welches bis gegen
1168 herabreicht und von anderer Hand bis
1178 fortgeführt ist, ein leidenschaftlicher An-
hänger des Erzbischofs Thomas Becket war,
mit diesem nach Frankreich ins Exil zog, sich
in heftigen Ausfällen gegen König Heinrich II.
von England ergieng, in dem anderen dagegen
noch Thatsachen bis zum Ende des Jahrs 1194
und, wenn die Bemerkung über Erzbischof Hu-
bert von Canterbury : parum tarnen literatus fuü
wörtlich zu nehmen ist, wenigstens bis 1205 be-
rührt, eben dort seine meist theologischen Werke
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571
aufzählt und ein entschieden romanistisches In-
teresse zeigt, indem er in der That mit beson-
derer Aufmerksamkeit durch den Verlauf der
Jahrhunderte das Verhältnis der Kirche zu den
weltlichen Mächten verfolgt. Leben und Thä-
tigkeit fallen daher ungefähr in die Zeit zwi-
schen 1160 und 1210. In der einen der beiden
Chroniken heißt er Magister Radulfus Niger.
Dali er aber Bury St. Edmunds, dem alten be-
rühmten Benedictinerkloster in Suffolk, ange-
hört habe, in der Folge Archidiaconus von Glou-
cester geworden und um das Jahr 1217 gestor-
ben sei, beruht lediglich auf Vermuthung der
Literatoren des 16. Jahrhunderts, welche keine
wirklichen Beweise anzuführen hatten. Er be-
gegnet, so viel mir bekannt, nur bei einem ein-
zigen gleichzeitigen Autor, nämlich in den Brie-
fen 180 und 181 (Ausgabe von Giles) des Jo-
hannes von Salisbury, der aus ähnlichen Grün-
den wie er selber nach Frankreich entwichen
war und dort im Jahre 1166 zweimal dem of-
fenbar jüngeren Laudsmann Magister Ra-
dulfus Niger schrieb. Ep. 180 handelt vom
Schisma und Friedrichs I (Teutonia tyranni et
haeresiarchae sui) Kampf wider Papst Alexander
III. In Ep. 181 heißt es: Unde et studiis tuis
congratulor, quem agnosco ex signis perspicuis
in urbe garrula et ventosa (Paris), ut pace scho-
larium dictum sit, non tarn inutilium argumen-
tationum locos inquirere, quam virtutem.
Die beiden uns erhaltenen Chroniken Radulfs
sind bisher nur einmal, höchst dürftig und ohne
die geringste diplomatische und sachliche Kritik
als Chronicon I und Chronicon II gedruckt wor-
den in: Radtdfi Nigri Chronica. The Chroni-
cus of Ralf Niger now first edited by Lieut.
Col. Robert Anstruther London 1851. Publica-
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572
tions 0/ thc Caztvn Society. Schon weil sie
handschriftlich sehr verschiedenartig überliefert,
auch von verschiedenem Werth und Ausdehnung
sind, erscheint es gerathen die vom Herausgeber
getroffene Anordnung beizubehalten.
Die erste Chronik , das längere , bis gegen
Ende des 12. Jahrhunderts herabreichende Werk,
findet sich nur in einer Handschrift: Ms. Cotton.
Cleopatra C. X fol. 1 — 55,4° saec. XIII. Höch-
stens die darin vorkommende Genealogie eng-
lischer Könige begegnet noch einmal in einer
Abschrift des 14. Jahrhunderts in Ms. Cotton.
Claudius D. VII fol. 3 b . Aber auch der Cleo-
patra Codex ist keineswegs Autograph des Ver-
fassers, sondern oft recht schlechte Copie, in
welcher zwei, wenn nicht drei Hände zu unter-
scheiden sind. Eine Menge Namen und Zahlen
sind ohne das geringste Verstäudniß von der
Sache verschrieben. An mehreren Stellen hat
eine zweite, der Zeit nach kaum spätere Hand
Einiges verbessert. Auf den letzten vier Blät-
tern gar wird die Schrift besonders flüchtig, in-
dem der Abschreiber, der offenbar die Vorlage
nur mangelhaft entzifferte, Worte und selbst
Zeilen trostlos verlesen oder ausgelassen hat.
Mehrmals fällt er aus der Construction. Das
Werk endet auf fol. 55 b und der vierten Zeile
von unten. In dem letzten, dem Verfasser gleich-
zeitigen Abschnitt wird seine Autorschaft durch
folgenden Katalog seiner Schriften bezeugt:
Radulfus niger scripsit septem digesta super
eptaticum, scripsit et moralia regum et epithome
veteristestamenti in paralipominon et remediarium
in Esdram, scripsit etiam librum de re militari et
tribus viis peregrinationis Ierosolimitane et librum
de quatuor festivitatibus beate Marie virginis et
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573
libruui de interpretatiouibus Hebreoruui noiiii-
num. Scripsit et hec chronica.
Das steht so ziemlich in Einklang mit dem,
was wir auch sonst von ihm annehmen dürfen.
Er war Theologe und Kanonist. Die Schriften
über den Mariendienst, über Kreuzfahrt und
Pilgerwege in das heilige Land entsprechen seiner
Beziehung zum Cistercienserorden, die er selber
oft genug hervorhebt. Vor allen aber verfaßte
er diese Chronik, welche noch weit mehr als
die andere von englischen Dingen absieht und
sich vorzugsweise dem allgemeinen Zusammen-
hange der Weltgeschichte zuwendet.
Verdient sie schon wegen ihrer Bestandteile
einer näheren Untersuchung, als ihr bisher zu
Theil geworden, so wird dieselbe besonders lehr-
reich durch das Ergebniß, nach welchem der Ver-
fasser Kenntniß von festländischer Geschichts-
schreibung hatte, wie sie in der englischen Hi-
storiographie des Mittelalters, wenn man von
Sigebert und seinen Fortsetzern absieht, nicht
leicht angetroffen wird, und über das zwölfte
Jahrhundert, dem Radulf doch selber angehört,
aus Nord- und Südeuropa sich Nachrichten zu
verschaffen wußte, die, so weit sich feststellen
läßt, nicht ans anderen Schriftwerken, sondern
allein aus unmittelbarer, persönlicher Erkundi-
gung hergeleitet werden können.
Der größeren Hälfte des Werks liegt die
Historia ecclesiastica des Hugo von Fleury , so
weit sie reicht, zu Grunde, mit deren Bestand-
teilen der Verfasser freilich sehr eigenmächtig
umgeht. Nicht nur hat er oder sein Abschreiber
Namen und Zahlen in Menge verstümmelt, son-
dern in den Successionen der Vorlage flüchtig
selbst wichtige Glieder ausgelassen. In der Regel
zieht er Hugos Text stark zusammen oder gibt
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574
den synchronistischen Auszügen eine aridere
Reihenfolge. Mit stereotypen Wendungen wie:
co tempore, per idein tentpus, paulo priori tem-
pore , hisdem temporibus , circa ea tempora , Ais
diebus, interea ohne genauere Zeitangabe geht er
von einem Gegenstande, von einem Lande zum
andern über. Andererseits flicht er dem Hugo
auch von seinen eigenen weitereu Lesefrüchten
ein. Gleich zu Anfang sind die Auszüge aus
dem alten Testament ausführlicher als bei jenem,
so daß sie an die im Katalog erwähnte epithome
veteris testamenti in paralipominon erinnern.
In Umschreibungen und Zuthaten blickt das
jüngere Zeitalter durch, dem er selber ange-
hörte, z. B.
Hng. Flor. ed. Rottendorff p. 2. Rad. Nig.
Ismael . . . unde Arabes Ismael y unde prodit
et aliae gentes. origo Sarracenornm.
Zu p. 7 mater Retni et Bomuli heißt es er-
läuternd: qui urbis indyte Rome fundamenta
iecerunt. Vom zweiten Jahrhundert nach Christi
Geburt an werden aus kirchenhistorischen Com-
pendien Notizen über noch mehr Häresien ein-
geschoben als Hugo anführt. Folgt er diesem
auch in den Bischofsreihen von Rom, Jerusalem,
Antiochien, Alexandrien, so standen ihm, wie
es scheint, noch andere, namentlich aus Süd-
gallien zur Verfügung. Unter den römischen
Kaisern weichen Constantin der Große und Ju-
lianus apostata am meisteu von der Vorlage ab,
denn jener mußte stärker herausgestrichen, die-
ser tiefer herabgezogen werden. Bei Constantin
ist die Zuthat bemerkenswerth : Eo tempore ul-
terior India conversa est ad fidem per Edicium
et Frumenticium , et Hispania per mulierculam
captivam, que infantulum cilicio suo suscitavit
et reginam sanavit et precibus suis columpnam
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575
erexit. Instructi vero sunt postea per sacerdot^s
a (Jonstantino missos. Wenn sich auch später-
hin bei näherer Untersuchung ergiebt, daß ganze
Sätze aus Baeda oder Paulus nicht den Origi-
nalen, sondern ebenfalls nur dem Werke Hugos
entnommen sind, so muß doch hier und da auf
die Benutzung auch anderer Quellen geschlossen
werden. Auffallend heißen die Geschwader, mit
denen die Parteigänger der Kaiser Leoncius und
Justinianus IL auftreten, nicht wie bei jenem
exercitus oder naves, dromones, triremes, sondern
es wiederholt sich hier stets: cum stdo } pro ha-
bendo maiori stolo, misso stoh^ qui . . . iterum
stolum mitteret. Bei Karl dem Großen gar hat
Radulf mit dem eigenen Wissen nicht zurück-
halten wollen Nachdem die Besiegung des Kö-
nigs Desiderius dem Hugo nacherzählt worden,
folgt: Venit igitur Romam , ubi celebrato con-
cilio . . . dignitatem quoque patriciatus nach
Sigeb. Auctarium Aquicinense aus des Ivo Pa-
normia, SS. VI, p. 393. Dann wird eingeschal-
tet: contulit ei, quam tarnen solus Constantinus
imperator sibi et successoribus suis retinuerat
in donatione urbis et regalium facta beato Sil-
vestro, ut imperator Semper esset pater urbis
et advocatus. Hierauf wird erst mit dem Aus-
zuge aus dem Auctarium fortgefahren: Insaper
archiepiscopos . . . eorum bona publicari decre-
vit. Das Bellum Hispanicum Karls bei Hugo
wird dnrch einen fabulosen Ruckblick auf die
Unterwerfung Spaniens durch die Saracenen ein-
geleitet, alles Andere sehr kurz aus Hugo aus-
gezogen. Nur die Excerpte aus Einhard sind
nicht der Historia ecclesiastica, sondern viel aus-
führlicher den Capiteln 18. 19. 22. 30. 32. 33
der Vita Karoli Magni selber entnommen. Was
zunächst folgt schließt sich wieder Hugo an bis
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576
zum Schluß seines Werks mit der Erzählung
von Theodulf Abt von Fleury und Bischof von
Orleans. Die Einsetzung der Doxologie Gloria
laus et honor bei der Feier des Palmsonntags
gibt Anlaß zu einer ritualistischen Einschaltung
über die von den ältesten Päpsten beim Gottes-
dienst eingeführten Gesänge und Gebete, An-
gaben, die der Verfasser aus dem Liber Ponti-
ficalis zusammenliest.
Für das 9., 10., 11. Jahrhundert bis zum Jahre
1112 bildet fortan die Chronik des Sigebert den
Stamm , dem Radulf aber immer mehr eigene
Lesefrüchte anheftet. Besonders merkwürdig
erscheint mir, daß ihm Adam von Bremen zu
Gebot stand, der, allerdings auffallend genug, den
englischen Autoren des 12. und 13. Jahrhunderts
völlig unbekannt geblieben zu sein scheint. —
Radulf schreibt ihn aus, so oft er in seinem
im bisherigen Synchronismus weiter geführten
Werk auf Dänemark und den skandinavischen
Norden zu reden kommt. So statt Sigeb. a.
825 Adam 1, 16. 17, statt Sigeb. a 874 Adam
I, 30. 39. 40. 41. Nachdem die Notiz: Eo tem-
pore Taxis , rex Hungarorum , decem m odios
nummorum habuit pro tributo a Berengario rege
Italie dem Sigeb. a 949 entnommen, folgt im
Zusammenhang nordische Geschichte nach Adam
I, 54. 57. 59. 68. II, 3. 25. 26. 28. 34. 37. 38.
49. 59. Die Benutzung einer bestimmten Re-
cension freilich läßt sich nicht daraus erweisen ;
doch tritt die in unseren Exemplaren des Adam
II, 49 herrschende Confusion zwischen der dä-
nischen und der norwegischen Königreihe einiger-
maßen zurück. Die betreffende Stelle lautet :
Eo quoque tempore fuit primus rex in Norweia
Haluin (iür Haquinus), qui gennit Truconem et
ille Olaff, qui et Crachabien, qui, victus a Suen-
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577
oito, submenras est navali hello, cuius tarnen
filius poßtea martyr factus est. Späterhin, nach-
dem ans Sigebert die Succession der Kaiser bis
Heinrich IV., der Päpste bis zn Alexander II.
und seinem Gegner Cadalus angegeben, begegnet
noch einmal eine Einschaltung ans Adam II,
72. 74. 75, III, 11, die hauptsächlich Knut den
Großen und seine Söhne so wie Svein Estrithbon
betrifft. Aber auch nach des letzteren Tode
wird namentlich die dänische Geschichte weiter
im Auge behalten. Anknüpfend an den Tod
Wilhelms des Eroberers, durch den der Usurpator
Harold gestürzt worden — filius Goduini co-
tnitis, schaltet der englische Chronist dem ab-
gekürzten Sigebert ein — folgt dänische Königs-
geschichte von Harald Hein bis Eric Lain, die
zu Anfang wohl etwas an Wilhelms von Mal-
mesbury GestaReguin § 261 und bei Knut dem
Heiligen noch mehr an des Landsmanns Aelnoth,
Mönches von Canterbury, Historia sancti Kanuti
regia bei Langebek III, p. 327 ff. anklingt, aber,
so weit ich sehe, weder direct einem von ihnen,
noch trotz verwandter sagenhafter Züge etwa
gar aus Saxo Grammaticus entnommen sein
kann. Und ähnlich steht es im weiteren Ver-
lauf des 12. Jahrhunderts. Radulfs Quelle scheint
auf Seite Knuts V. gegen dessen beide Neben-
buhler Svein und Waldemar gestanden zu haben
und verdient daher aufmerksam mit den Nach-
richten bei Otto von Freising und Helmold ver-
glichen zu werden. Auch bei dem Engländer
wendet sich Knut V. an Conrad III. und Svein
an Friedrich I., erobert Waldemar Rügen und
wird Knuts Sohn Waldemar Bischof von Schles-
wig. Ingleichen zeigt sich Radulf in der Folge
über Waldemar den Großen und Knut VI. un-
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578
terrichtet, wobei denn Arnold von Lübeck in
Betracht kommt.
In ähnlicher Weise wie dem Norden Europas
schenkte Radulf aber auch dem Süden seine
Aufmerksamkeit, und zwar unabhängig von Si-
gebert. Abermals tritt spanische Geschichte
hervor. Nach einer Notiz aus Sigebert a. 977
heißt es: Eo tempore Radaniirus, imperator
Hyspanie , Adarram, regem Sarracenorum, gravi
conlecit prelio, womit die Kämpfe zwischen Ra-
miro II. von Leon und Abderrahman III. gemeint
zu sein scheinen, vgl. Schäfer Geschichte von
Spanien II, 181. Gleich nach Succession Hugo
Capets a. 987 fährt der Chronist fort : Circa ea
tempora imperator Hyspanie, habens unicam
neptem heredem, habito consilio cum principibus,
vocavit Raimundum , ducem Burgundie, virum
illustrem, de prosapia, ut dicitur, Karolomm,
strenuum valde et prudentem et nominatum et
dedit ei neptem et imperium post mortem suam.
Idem Raimundus Sarracenos suo tempore graviter
attrivit et de uxore sua habuit Xancium, qui
et ipse prudens fuit et probns et Sarraceuis
Semper infestus. Daß Donna Urraca, Alfons VI.
Erbin, welche Raimund von Burgund, Wilhelms
des Großen Sohn, heirathet und Mutter Alfons
VII. wurde, der zuerst Kaiser hieß, Nichte statt
Tochter genannt wird, bestätigt die Vermuthung,
daß Radulf hier den Ordericus Vitalis benutzt
habe, der im 13. Buch seiner Kircbengeschichte
V, 16 ed. le Prevost denselben Verstoß begeht.
Dem widerspricht aber einigermaßen wieder, daß
bei Radulf nicht Alfons Vit direct, soudern erst
Sancho folgt: In Hyspania imperatori Xancio
successit Alfoncus filius eius, vir admirande vir-
tutis et admodum fortunatus, qui reges Hyspa-
niarum suo subiecit imperio. Preterea cepit
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579
Almariam insulam, preclaram olosericis, et Cor-
el ubam et Toletam et multas alias preclaras ci-
vitates et regiones potenti virtute acquisivit.
Suo tempore Rotrolt de Pertica introivit Hyspa-
niam et multa virtute plures acquisivit civitates
et oppida, unde modo insigniuutur rex Navaro-
rum et Arragonensium. Eine wörtliche Uebei-
einstimmuug mit Ordericus ist nicht nachzu-
weisen, der vielmehr von zwei Zögen des Grafen
Eotrou II. von Perche nach Aragon erzählt.
Bei Radulf, der doch die christlichen Staaten
auf der iberischen Halbinsel zu unterscheiden
weiß, fällt auf, daß er die Könige von Leon
und Castilieu von vorn herein Imperatoren nennt,
ehe sich Alfons VII. das Imperium beilegt.
Nicht minder eigentümlich lautet unmittel-
bar nach einer Notiz , aus Sigebert a. 1075 fol-
gende Mittheilung über Robert Wiscard : Circa ea
quoque tempora Robertus Wischardus, a Samsone,
ostiario comitis Gulielmi Normannie, percussus,
ex indiguatione transivit in Apuliam, ubi, vi et
dolo in brevi multum proficiens, acquisivit Apu-
liam etCalabriam etSiciliam et eateuus invaluit,
ut uno die bello confecerit et ad fugam abegeiit
citra mare imperatorem Romauum et ultra mare
Constantinopolitanum et in mari ducem Vene-
ciarum. Habuit enim tres filios egregios, Tan-
credum et Boemundum et Rogerum, quorum duo,
Boemundus et Tancredus, insignes fuerunt in
expeditione Jerosolimitaua et in obsidione An-
tiochie. Premortuis veroTancredo et Boemundo,
Rogerus adeptus est Calabriam et Siciliam et
Apuliam et Affricam civitatem, unde et circum-
scriptio sigilli eius erat:
ApuluB et Calaber Siculas mihi servit et Affer.
Derselbe Vers wird bei Radulfus de Diceto
II, p. 278 auf König Roger, in der Oeries
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580
ducum et regum Normannicorum SS. XXIV, p.
848 auf König Wilhelm II. bezogen. Der mähr-
chenhafte Bruch Robert Wiscards mit dem Grafen
Wilhelm von der Normandie paßt wenigstens
chronologisch und entspricht einigermaßen den
paum ante adventum Willelmi in Angliam annis
„ bei Wilhelm von Malmersbury Gesta Regum §
262, während der sog. Benedict II, 200 und
Roger von Hoveden III, 161 den Robert Wiscard
gar am Hofe Heinrichs I. , des Sohns des Er-
oberers, auttreten lassen, nachdem er sein Leben
längst beschlossen hatte. Radulfs weitere Mit-
theilungen über Roger den ersten und die an-
deren Normannenköuige Siciliens sind Anfangs
auch noch mährchenhaft, beruhen späterhin aber
auf eigeneu Erkundigungen, die im 12. Jahrhundert
wegen der engen Beziehungen Englands zu den
Südnormannen leicht vermittelt wurden.
In englischen Dingen emancipirt der Chronist
sich zuerst, nachdem er den Tod Urbans II. und
des Gegenpapsts Wibert so wie den Antritt
Paschalis II. nach Sigebert a. 1100 erwähnt und
eine eigene Bemerkung über die Anfänge des
Cistercienserordeus in Verbindung mit dem Hause
Theobalds von Blois eingeschaltet hat, mit fol-
gender Notiz: In Anglia Willielmo regi Ruffo
mortuo, Roberto Curta-ocrea, comite Normannie,
cui regui successio competeret, in peregrinatione
Jerosolimis pei egrinante, successit Henricus frater
eius iunior. Cum autem in pascha Jerosolimis
iguem de celo more solito expectareut, accensus
est divinitus cereus comitis Roberti , unde et
elegerunt eum universi in regem. Ipse vero,
audita morte fratris eius, aspirans ad reguum
Anglie, contempsit donum oblationis divine,
unde rediens in Normanniam, congressus cum
fratre suo, victus est et mortuus in carcere suo.
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581
Höchstens der Beiname Curta-ocrea begegnet
bei Wilhelm von Malmesbury und Ordericus
Vitalis. Die sagenhafte Anekdote aus dem ersten
Kreuzzug ist Badulf eigenthümlicb.
Nicht minder fabuliert er hierauf zur deut-
schen Geschichte: Henrieus, filius imperatoris
Henrici, duxit uxorem Matildem, filiam regis
Henrici Anglie et consilio Alberti, archiepiscopi
Maguntini, quem pater multis affecerat iniuriis,
patrem suum bello appetiit et vicit et tanta af-
flictione contrivit, ut Leodii demum tamquam
privatus moreretur. Mortuo vero patre, sprevit
eum Albertus archiepiscopus, unde, vocato papa
Innocentio, ut Albertum deiceret, et non preva-
luit, et congregato concilio, quod ad concilium
venit Albertus cum tanta fortitudine, ut nec
papa nec imperator posset statuere nisi quate-
nus Albertus permitteret. Reichsgeschichte be-
trifft dann gleichfalls was zwar aus Sigebert a.
1110 und 1111, den letzten eigenen Aufzeich-
nungen dieses Chronisten, so wie aus Anselmi
Gemblac. coutinuatio a. 1112 entnommen, aber
doch seltsam genug zusammengefaßt und mit
anderer Substanz durchmischt wird, so daß es
hervorgehoben zu werden verdient.
Von hier an tritt Radulf auf die eigenen
Füße, indem zugleich seine Erzählung viel breiter
und zusammenhängender wird. Seiner eigen-
thümlichen Richtung gemäß gruppiert sie sich
universal um den zweiten und dritten Kreuzzug,
während sie im üebrigen mehr national aus
einander tritt.
Für deutsche Geschichte steht Friedrich L,
filius ducis Suevie, im Vordergrunde. Nachdem
die Lombardenkriege kurz erwähnt worden,
heißt es: Tusciam vero et Campaniam per can-
cellario8 suosedomuit et Romanos bello confecit.
47
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582
Accidit enim diebus Frederici, ot principe»
elerici, eias cancellarii, prerogativam probitatis
habuerint in imperio, primo Rainaldus Coloniensis,
secundo Christianus, superintrusus Maguntinns,
tercio Philippus Coloniensis , qui potentissimum
ducem Henricum Bauuarie et Saxonie fere ad
nichiluin redegit cum adiutoriis suis. Sub hoc
Frederico grave scisma fuit. Successit enim
Iunocencio Celestinus et ei Lucius et post eum
Eugenius et ei Anasthasius senex et post eum
Adrianus Anglicus et deinde Alexander eruditis-
siinus, contra quem surrexit Ottoviauus, Victor
dictus, cuius papatus defecit in quarto successore,
reformata pace inter imperium et sacerdocium
Veneciis. Auch Friedrichs letzter Streit mit
Urban III. wird erwähnt, dann aber sein Kreuz-
zug als glänzende Söhne dargestellt. Es heißt
rühmend von ihm: Cum enim alii principes a
suhiectis suis decimas rerum mobilium et semo-
ventium extorsissent, ille de singulisdomibus dicio-
nis sue unum deuarium sumere contentus fuit, ut eo
pretio fierent participes sue peregrinationis. Die
Erzählung von seinem Tode entspricht nicht den
anderen, besouders englischen Berichterstattern,
und zeigt vielmehr Anklänge an die Epistola
de morte imperatoris SS. XX, p. 496. Bei
Heinrich VI. werden Vermählung mit Constanze,
Kaiserkröuung, Zerstörung Tusculums, der erste
vergebliche Versuch das Normannenreich zu ge-
winnen, die definitive Eiunahme Siciliens erzählt,-
letztere sachgemäß im Zusammenhang mit der
Gefangennahme Richards Löwenherz.
Was endlich französische und englische Ge-
schichte während dieser letzten Periode betrifft,
so muß zunächst hervorgehoben werden, daß sich
die Könige Ludwig VII. und Philipp August der
besonderen Gunst des Autors erfreuen. Mit der
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583
von Ludwig geschiedenen Eleonore von Poiton,
die zweimal nach den Vaticinien Merlins bei
Galfrid ton Monmonth VII, 3 ed. Giles p. 122,
ed. San Marte p. 95, wie späterhin auch bei
Mathaeus Paris aquila rupti federis genannt wird,
kommt der Unsegen in das englische Königs-
haus. Philipp IL, der die Kirche schützt, wäh-
rend Heinrich II. sie knechtet, heißt gloriosus
rexFrancie. Eine merkwürdige Notiz zeigt den
Verfasser bekannt mit einem wichtigen Fort-
schritt in der Hauptstadt dieses Fürsten: Fecit
enim omnes vicos Parisyensis civitatis sternere
silice. Wenn auch eine äußerst schwarze Sit-
tenschilderung der Zeit vor alleu auf Frankreich
zu passen scheint, so zeigt andererseits die lite-
rarische Episode, welche Radulf anknüpfend an
die Weissagungen Joachims einflicht, ihn wie-
der in naher Beziehung zu der Theologie von
Clairveaux.
Bei Heinrich II. und Richard I. fällt äußer-
lich auf, daß er mehrmals einschaltet: ut dice-
batur, ut dicitur, wie einer, der nach Hörensagen
und vermuthlich außerhalb ihrer Herrschaft
schreibt. Heinrichs Gewaltthätigkeit und Kir-
chenfeindschaft gipfelt natürlich im Martyrium
Thomas Beckets. Die Constitutionen von Cla-
rendon werden als novae pravae consuetudines
et veteres ezasperatae gebraudmarkt Im Streit
der Söhne mit dem Vater gehören die Sym-
pathien jenen. Dieser hat nach dem Fall Je-
rusalems endlich nur mit List bewogen werden
können das Kreuz zu nehmen , hat Johann
statt Richard zum Nachfolger machen wollen
und endet elend, wie er es mit seinen Sünden
verdient hatte. Auf der gemeinsamen Kreuz-
fahrt erscheint Richard im Unrecht gegen Philipp
August. Von der Rückkehr des letzteren wird
47*
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584
ohne alle Vermittelimg eine Kölligsreihe der
Engländer eingeschaltet, wobei der Autor per-
sönlicher als bisher so wie einige Beziehung zu
seinen Quellen hervortritt.
Die Stelle lautet: De regimine Auglorum.
Seriem eorum a primo rege Lucio christiano non
posui, quoniam hystoriam Angloruui ad man um
non habui et prolixitatem vitavi. Seriem tarnen
regum postmodum inventam non a Lucio, sed
ab Ine, qui primus totius Auglie rex fuit, posui.
Die Historia Anglorum ist wahrscheinlich eine
der vielen damals schon unter dem Namen des
Brut verbreiteten Ableitungen aus Galfrid von
Monmouth. Die Worte: iwe, qui primus totius
Anglie rex fuit begegnen in den sogenannten
auch erst aus dem 12. Jahrhundert stammendeu
Leges Eadwardi confessoris, bei R. Schmid S.
514. Ein ander Mal beklagt Radulf die Lage
der Kirche nach dem Pontificat Alexanders III.
mit dem Beisatz: sicut plures narrartt hystorie.
Den Schluß bildet die Erzählung von Richards
Thaten in Palaestina, seiner Rückkehr, Gefangen-
schaft, Auslösung, wobei sich im Vergleich mit
anderen Berichten im Einzelnen wieder Ab-
weichungen ergebeu. Der Autor kennt den
Brief des Kaisers an den König von Frankreich
über Richards Gefangennahme so wie das Schrei-
ben Daudolos an Richard über den Tod Saladins
und seiner Söhne, doch ist daraus nicht zu fol-
gern, daß ihm der sogenannte Benedict oder sein
Fortsetzer Roger von Hoveden oder Wilhelm
von Newbnry vorgelegen. Die gegen Ende sehr
schlechte Abschrift des verlorenen Originals
bricht ab mit dem Tode des Herzogs Leopold
von Oesterreich und Rückgabe der englischen
Geiseln durch den Erzbischof von Salzburg in
den letzten Tagen des Deceiuber 1194. Bis zn-
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585
letzt werden ohne Angabe fester Daten die Er-
eignisse einander synchronistisch angereiht.
Die zweite Chronik, an sich viel unbedeuten-
der, aber nicht zu Übergehn , weil der für den
Ausgang des 12. und Anfaug des 13. Jahrhun-
derts wichtige, vielfach benutzte, aber kritisch
gleichfalls noch nicht erschöpfend untersuchte
Radulf von Coggeshale daran anschließt, ist
handschriftlich viel besser überliefert. Es sind
vier bis fünf Codices erhalten: A, Ms. Cotton.
Vespasian. D. 10 saec. XIII, das ich wie schon
zur Englischen Geschichte III, 876 auch neuer-
dings wieder untersucht habe, offenbar ein von
der Hand eines oder mehrerer Fortsetzer dureh-
corrigiertes Exemplar. Mit einer äußerst feind-
seligen Charakteristik Heinrichs II. von England
achließt die Arbeit des ursprünglichen Autors
und ein anonymer Fortsetzer hebt an : Hucusque
protraxit hanc chronicam magister Radulfus Niger,
qui accusatus apud predictum principem et in
exilium pulsus etc., worauf vou 1162 bis 1178
kurze Annalen wesentlich zur englischen Ge-
schichte folgen. Gelegentlich werden flandrische
und französische Dinge, zu 1167 das große
Sterben im Heere des Kaisers berührt. Unter
1168 steht bei Vermählung Heinrichs des Löwen
mit der englischen Mathilde die dankenswerthe
Notiz, daß die Grafen Wilhelm von Arundel
und Reginald von Warenne die Braut nach
Sachsen geleitet haben. Der Zusatz: Hec fuit
maier Othonis regis Alemannie ist für die Zeit
der Abfassung bedeutsam. Nach 1178 folgen
unter viel jüngerer, wie ich glaube von Sir Ro-
bert Cotton stammender Ueberschrift: Additiones
monachi de Coggeshale nochmals Annalen von
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586
1114 der Vermählung Kaiser Heinrich V. mit
der Tochter Heinrichs I. von England bis 1158,
wo das vierte Kiud Heinrichs IL und Eleonorens
geboren wurde, woran unmittelbar Angaben über
Kaiser Justinian anknüpfen, wie sie ausführlicher
in den Abbreviationes Chronicorum des Radulf
de Diceto ed Stubbs I, p. 91 begegnen. Auf
fol. 42 b ist von späterer Hand eine Königsreihe
von Alfred bis Eduard I. eingetragen. Alsdann
erst folgt die wenigstens zum großen Theil dem
Abt Radulf von Coggeshale angehörende Chronik
oder Historia Anglieana, nämlich bis 1186 An-
nalen von mehreren Händen, seitdem aber eine
zusammenhängende Erzählung meist von der-
selben Hand, die im Vorhergehenden so vieles
verbessert und am Rande ergänzt hat. Da in
jener Königsreihe zu Stephau am Rande hinzu-
gefügt wird: fuudator domus de Coggeshale,
gehörte das Buch also diesem Kloster und ist
Fortsetzung und Bearbeitung vermuthlich Auto-
graph des Abts Radulf. Bei seinem Antritt im
Jahre 1207 heißt es fol. 109: qui hanc cronicam
a captione sancte crucis usque ad annum unde-
cimum Henrici III. filii Johannis descripsit
(1226/27), doch steht undecimum auf Rasur und
fol. 118 a. 1218 gibt von seiner Hand die Er-
läuterung: Eodem anno dominus Radulfus abbas
sextus de Coggeshale, cum iam per annos 11 et
mensibus duobus amministrasset, circa festum
sancti Johannis Baptiste contra voluptatem con-
ventus sui cura pastorali sponte sua renunciavit
frequenti egritudine laborans. Da iudeß noch
Ereignisse vom Jahre 1224 berührt werden, mag
er als eremitierter Abt in der That erst im Jahre
1227 gestorbeu sein. Im Monasticon Anglicauum
V, p. 451 wird ohne urkundlichen Beleg 1218
als Todesjahr augegeben und succediert bis 1223
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587
Benedict de Strafford. Der Schluß der Original-
handschrift muß schon früh verloren sein, indem
eine Hand des 16. Jahrhunderts auf drei Blättern
von weißem Pergament das Fehlende aus einem
der andern Codices ergänzt.
B, Ms. Collegii Armorum (Heroldsamt in Lon-
don) 11 saec. XIII, über welches ich schon in
der Geschichte von England III, S. 879 berichtet
habe, ist eine Reinschrift aus dem vorhergehen-
den Codex, indem die Einschaltungen des Üeber-
arbeiters in den Text des Radulfus Niger auf-
genommen 81* nd. Noch fehlt die dort hinzuge-
fügte Königsreihe. Auch geht Allem der Libel-
lus de expugnatiane terre sande, Anfangs ein
selbständiger Bericht, später offenbar nur Auszug
aus dem ersten Buch des Itinerarium Ricardi,
vorauf, der auf Grund dieser uud der folgenden
Handschrift irrthümlich dem Abt Radulf bei-
gelegt worden ist. Außerdem stehen zwischen
den Notizen über Kaiser Justinian und der eigent-
lichen Arbeit des Abts von Coggeshale kurze
Annalen vom Tode Eduards des Bekenners bis
zum Jahre 1223.
C, das Ms. S Victor 476 zu Paris saec. X1H,
aus welchem Martene und Durand, Collectio
amplis8ima V, p. 801 ff. und Dom Brial, Receuil
XVIII, p. 59 ff. den Abschnitt der Coggeshale
Chronik von 1066 bis 1200 abdruckten, während
Martene p. 872 die Jahre 1213—1216 aus A
hinzufügte. Die Handschrift weicht kaum an-
ders als orthographisch von der vorigen ab,
endet aber plötzlich unten auf fol. 20 unter dem
Jahre 1200. Der Band enthält ebenfalls das
Chronicon Terrae Sanctae.
D, Ms. Bibl. Reg. 13 A. 12, saec. XIII etwas
jünger als A und B, reiht ohne Absatz oder
Rubrik die Coggeshale Chronik an die des Ra-
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58*
dulfua Niger. Der Text beruht bis 1206 mit
geringen Abweichungen auf A; was sich darauf
ohne Angabe der Jahreszahlen bis 1211 an-
schließt, ist viel ausführlicher und stammt von
einem andern Verfasser, dem aber die kurzen
Notizen der Coggeshaler Chronik vorgelegen
haben.
E, Ms. Coli. S. Trinitatis Dublin. E, 4, 24,
enthält Radulfus Niger und Coggeshale, ist mir
aber nur durch eine gelegentliche Notiz in
Stubbs Ausgabe des Radulfus de Directo I, p.
XCI bekannt geworden.
Diese kurze, fast werthlose Weltchronik des
Radulfus Niger wird von einer schwülstigen,
aber von Bekanntschaft mit klassischer Literatur
zeugenden Vorrede eingeleitet. Sie berührt das
alte Testament viel flüchtiger als die auf der
Kirchengeschichte des Hugo von Fleury be-
ruhende und bemerkt zu Christi Geburt: ab
initio mundi fluxerant anni 5198 secundum com-
putaciotiem magistri Radulfi nigri , qui hanc
chronicam composuiL Sie benutzt für die Kai-
serzeit, wie zu Theodosius dem Großen bemerkt
wird, den Orosius: hucusque protraxit historiam
Orosius presbiter , hat aber Kataloge der Päpste
und Patriarchen , Martyrologien und Häresien
hineingewoben. Unter Kaiser Anastasius werden
die weiteren Quellen erwähnt: Abhinc protrahunt
historiam Gregorius Turonensis, Ivo, Freculphus
discipulus Bede, et Hugo de sancto Victore et
omnes posteri. In die Compilation wird viel
mehr über England aufgenommen wie Königs-
reihen, Verzeichnisse der Kleinreiche der Angel-
sachsen, der Bi8thümer, mirabilia Anglie u. dgl.
m. Von Autoren sind Wilhelm von Malraesbury,
Heinrich von Huntingdon und Galfrid von Mon-
month benutzt, lieber Kaiser Heinrich III. be-
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589
gegneu dieselben Mythen wie bei Wilhelm von
Malmesbury und Radulfus de Diceto, vgl. Stein-
dorff I, S. 536, doch nicht wörtlich und mit
einigen auffallenden Abweichungen und Zusätzen,
so daß nicht auf Abschrift, sondern auf eine ge-
meinsame Quelle geschlossen werden muß, deren
sich die drei Autoren bedienten. Einheimische
und auswärtige Bestandteile werden synoptisch
in die Succession der Kaiser verwoben bis herab
auf Kaiser Ludwig II., nach welchem französische
und englische Könige den Stamm abgeben.
Sehr flüchtig und mangelhaft sind gegen das
Ende kurz vor dem heftigen Erguß gegen Hein-
rich II. von England einige Notizen über Kaiser
Friedrich I. eingefügt: Urbs Mediolanum, 7
annis ab imperatore Frederico obsessa, funditus
eversa est, sed postea reparata. Tres magi illi,
qui Dominum requisierunt, Coloniam asportati
sunt a Mediolano sub Frederico imperatore.
Hic Alexandrien construxit in Italia de potestate
pape. Für die Zeit der Abfassung kommt in
Betracht, daß die Reihe der Erzbischöfe von
Canterbury mit Balduin endet, welcher von
1184 bis 1190 regierte. Aehnlich steht es mit
der bis 1178 herabreichenden anonymen Fort-
setzung, in welcher, wie schon hervorgehoben,
Otto IV. als römischer König erwähnt wird.
Mittheilung bei Gelegenheit der Her-
ausgabe seines Lehrbuch 8 der Analysis.
Von
R. Lipschitz.
Der Königlichen Gesellschaft der Wiss. habe
ich die Ehre gehabt, vor drei Jahren den er-
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590
sten Band meines Lehrbuchs der Analysis:
Grundlagen der Aualysis, kürzlich den zweiten
Band: Differential- and Integralrechnung, zu
überreichen, und gestatte mir gegenwärtige eine
Mittheilung über den Plan der nunmehr abge-
schlossenen Arbeit zu machen.
Das Buch enthält eine nur aus den Princi-
pien der Rechnung abgeleitete, vollständig zu-
sammenhängende Entwickelung der Größenlehre.
Insofern die ursprünglichen Bestandteile, mit-
telst deren Größen durch Rechnung bestimmt
werden, immer ganze Zahlen sind, muß diese
Entwickelung von den ganzen Zahlen anfangen.
Unter den zur Bestimmung von Größen dienen-
den Methoden lassen sich diejenigen, bei wel-
chen die vier Grundoperationeu der Rechnung
nur in einer beschränkten Anzahl von Anwen-
dungen vorkommen, von denjenigen unterschei-
den, bei welchen Greuzproceße auftreten. In
meiner Darstellung habe ich die volle Bedeu-
tung dieses Gegensatzes hervorzuheben gesucht,
und dadurch eiue Richtschnur für die Anord-
nung erhalten.
Eine Betrachtung von Grenzprocessen ist
unentbehrlich, um aus dem Gebiet der rationalen
ganzzahligen Brüche zu einer Definition der ir-
rationalen Größen zu gelangeu, und um die für
das erstere geltenden rationalen Rechuungsope-
rationen auf die irrationalen Größen auszudehnen.
Innerhalb des hierdurch gewonnenen Gebiets
der reellen bestimmten Größen kann man den
Inbegriff der Resultate zusammenfassen, die ans
der Anwendung einer beschränkten Anzahl von
rationalen Operationen auf eine beschränkte
Anzahl von reellen bestimmten Größen entstehen.
Derselbe bildet den Gegenstand der Algebra.
Bei dieser auf die reellen Größen beschränkten
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591
Definition , die ich nach reiflicher Ueberlegung
für die allein augemesseue halte, ist der Satz,
nach welchem das Product von zwei Suramen
von zwei Quadraten wieder als eine Summe von
zwei Quadraten dargestellt werden kann, der
Ausdruck einer fundamentalen algebraischen
Thatsache, auf welcher die Einfuhrung der Rech-
nung mit imaginären Größen beruht. Von dem
angedeuteten Gesichtspunkte «aus habe ich in
dem zweiten Abschnitt des ersten Bandes die
für das Folgende erforderlichen algebraischen
Grundlagen, und unter diesen namentlich auch
die Elemente der Theorie der quadratischen
Formen von beliebig vielen Variabein dargestellt,
wobei als Typen der wesentlich positiven qua-
dratischen Formen die Summen von beliebig
vielen reellen Quadraten ausgezeichnet sind*).
Sobald die Rechnung mit complexen Größen
als eine specielle Art der Rechnung mit reellen
Größen erscheint, muß auch die Anwendung der
Operationen der Infinitesimalrechnung auf reelle
Größen als das allgemeine, die Anwendung auf
complexe Größen als ein specielles Verfahren
aufgefaßt werden. Mit Rücksicht hierauf ist
der zweite Band in zwei Abschnitte getheilt,
von denen der erste Differential- und Integral-
rechnung für reelle, der zweite für complexe
Größen behandelt. Was die Natur der für die
Infinitesimalrechnung charakteristischen Opera-
tionen anlangt, so sind sie Grenzprocesse, die
*) Eine auf die Eigenschaften der Summen von beliebig
vielen reellen Quadraten gegründete Ausdehnung der
Rechnung mit complexen Größen ist unter dem Titel:
Principe* dun calcul algibrique qui contienl, comtne
espices particulieres t le calcul des quatitites imaginaires
et des quaternions, in den comptes rendus de l'ac. d. sc.
de Paris vom Uten und 18ten October d. J. mitgetheilt.
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592
mit Verbindungen von unabhängigen und ab-
hängigen stetig veränderlichen Größen vorge-
nommen werden. Hier ist mein Streben immer
dahiu gerichtet gewesen, den in diesen Proces-
sen enthaltenen algebraischen Kern zur Geltung
zu bringen. Nun spielt die Anzahl der in ei-
nen Proceß eingehenden unabhängigen verän-
derlichen Größen die wichtigste Rolle und be-
dingt den Zusammenhang zwischen der Infini-
tesimalrechnung und der Lehre von den Man-
nigfaltigkeiten der verschiedenen Ordnungen.
Um zu beurtheilen , ob sich eine Größe geän-
dert habe, bietet die Bildung der Differenz ih-
rer Werthe das einzige Mittel. Darum ist die
Differentialrechnung die Lehre von den Verän-
derungen der Größen, und das Fundament für
die Lehre von den Veränderungen der Dinge.
Offenbar kann eine einzelne veränderliche Größe
nur entweder eine Zunahme oder Abnahme
zeigen. Wird dagegen eine Verbindung von
mehreren unabhängigen veränderlichen Größen
betrachtet, so kann jede einzelne entweder zu-
oder abnehmen, und deshalb läßt sich die Ver-
änderung der Verbindung nur als eine Verbin-
dung von den Veränderungen der einzelnen
Größen begreifen. Dieser combinatorische Proceß
ist von der Betrachtung der verschiedenen Werth-
systeme einer Verbindung von mehreren unab-
hängigen veränderlichen Größen unzertrennlich.
Der Inbegriff der Werthsysterae einer solchen
Verbindung wird aber nach dem Vorgange von
Gauß eine Mannigfaltigkeit von der durch die
Anzahl der Größen bestimmten Ordnung genannt.
Mithin bildet die Lehre von den Mannigfaltig-
keiten der verschiedenen Ordnungen die noth-
wendige Voraussetzung für die Lehre von den
Functionen mehrerer veränderlicher Größen.
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593
Auf diese Erwägungen gestützt, habe ich die
Grundzüge der Lehre von den Mannigfaltigkeiten
bei der Einführung der Lehre von den Functionen
mehrerer Variabein im fünften Capitel des ersten
Abschnitts des zweiten Bandes auseinandergesetzt.
Der dabei eingeschlagene Weg entspricht dem
ersten Abschnitte des ersten Bandes. Es wei-
den nämlich den Veränderlichen der Mannig-
faltigkeit zuerst nur ganze Zahlen, dann rationale
ganzzahlige Brüche, und endlich beliebige reelle
Größen als Werthe beigelegt. In der That weist
die Untersuchung der Mannigfaltigkeiten der
verschiedenen Ordnungen auf die Elemente der
Analysis zurück. Denn zum Beispiel gehört der
Satz, daß das Product von beliebig vielen gan-
zen Zahlen einen von der Vertauschung und
Zusammenfassung der Factoren unabhängigen
Werth hat, zu der Lehre von den Mannigfaltig-
keiten derjenigen Ordnung, welche durch die An-
zahl der Factoren des Products bezeichnet wird.
Im weiteren Verfolg zeigt sich , daß für eine
lediglich auf Rechnung gegründete Theorie der
Mannigfaltigkeiten auch eine gewisse Ausbildung
der Theorie der Functionen mehrerer Variabein
gebraucht wird. Daher müssen die beiden
Theorien so zusammen vorgetragen werden, daß
sie mit einander gleichen Schritt halten.
Weil eine Mannigfaltigkeit der ersten, zweiten
und dritten Ordnung beziehungsweise durch die
Punkte einer Linie, einer Fläche und eines Rau-
mes zur Anschauung gebracht wird, bietet die
Geometrie ein werthvolles Mittel , um die zu
einer dieser Mannigfaltigkeiten gehörenden we-
sentlichen Gedankenbewegungen dem Geiste ge-
läufig zu machen. Hierin wurzelt meines Er-
achtens die Bedeutung der geometrischen Inter-
pretation , welche G a u ß für die complexen
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594
Grüßen sowie für die wesentlich positiven qua-
dratischen Formen von zwei und drei Variabein
gegeben bat. Zugleich ist damit auch der Zweck
ausgesprochen, um dessen willen die verschie-
denen geometrischen Anwendungen in das vor-
liegende Buch aufgenommen sind.
Der gesammte Inhalt des Buches ist einge-
richtet, um für die Anwendung der Mathematik
auf die Mechanik und für diejenigen mathema-
tischen Disciplinen vorzubereiten, die mit der
Mechanik auf gleicher Stufe stehen. Dies sind
die Variationsrechnung und die mit derselben
innig zusammenhängende Theorie der Formen
vou beliebig vielen Differentialen.
Bonn, im October 1880.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
October 1880.
Von der Akad. d. Wiss. in Krakau. In pol-
nischer Sprache. 1880.
Theophilufl des Presbyters und Mönchs drei Bächer von
mancherlei Künsten, aus dem Lateinischen von Th.
Zebratiski.
Bilderlegende von der heiig. Hedwig. (Text u. Abbil-
dungen.)
W 18 lock i, Katalog der Handschriften der Bibliothek
der Jagellonischen Universität zu Krakau. Fase. 2—5.
Abhandl. u. Sitzungsber. der Akad. der Wiss. Philolog.
Abtheil. Bd. VU.
Jahrbuch der Verwaltung der Akad. d. Wiss. Jahr 1879.
Abhandl. der Commission zur Erforschung der Geschichte
der Kunst in Polen. Bd. II. Heft 1.
Denkschriften der Akad. d. Wiss. Philolog. Abth. Bd.
IV. Mathem. Abth. Bd. V.
Digitized by
595
Meddelanden af Societas pro fauna et flora fennica. 5te
Haft.
Bulletin de l'Aoad. Imp. des Sciences de St Petersbourg.
T. XXVI. No. 2.
Bulletin de la Societe Imp. des Naturalisten de Moscou.
1880. No. 1.
Jahrbach über die Fortschritte der Mathematik. Bd.
X« H* 2.
IV. Jahresbericht des naturwiss. Vereins zu Osnabrück.
1876- 80.
Revista Euskara. Ano tercero. No. 29. 30.
Smithsonian contributions to knowledge. Vol. XXII.
Wash. 1880. 4°.
Annual Report of the board of Regents of the Smithso-
nian Institution. For the year 1878. Washington.
1879.
Smithsonian miscellaneous Collections. Vol. XVI. XVII.
1880.
Popolazione. Movimento dello stato oivile. Anni 1862
— 78. Roma.
Memoires de la Societe des Sciences de Bordeaux. T.
IV. 1.
Memoires de la Soc. des Antiquaires de Picardie. T.
VI. 1880.
Bulletin de la Soc. des Antiquaires de Picardie. T. XIII.
1877- 79.
Revue des Socie'tes savantes des departements. T. II.
2-8. 1880.
Journal de PEcole polytechnique. Cah. 46. T. XXVIII.
1879. 4°.
W. Waldeyer, Bemerk, über die Squama ossis occi-
pitis. 4°.
Erdelyi Muzeum. 8. SZ VII. 1880.
Memorie della Regia Accademia di ecienze, letterre e
arü in Modena. T. XIX. 1879. 4°.
Proceedings of the London Mathem. Society. No. 161—62.
Jahrbücher der K. K. Central- Anstalt für Meteorologie
und Erdmagnetismus. Jahrg. 1678. Neue Folge. Bd.
XV. Theil 1. Jahrg. 1879. Bd. XVI. Theil 1.
Wien 1680. 4°.
Roh ins ki, de l'influence des eaux malsaines sur le
developpement du typhus exanthematique. Paris 1880.
Annales de la Faculte des Lettres de Bordeaux. Annee
deuxieme. No. 3.
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J. Biker, Supplemente k colleccao dos tratados etc.
T. XIX. XXIV. Lisboa. 1880.
E. Prym a. A. Socin, der Neu-Aramaeische Dialekt des
Tür 'Abdin. Th. I. die Texte. Th. II. Uebersetzung.
Göttingen. 1881.
Zeitschrift des Ferdinandeams für Tirol und Voralberg.
Dritte Folge. H. 24. Innsbruck. 1880.
19. Bericht der Oberhess. Gesellschaft für Natur- und
Heilkunde.
G. Barone, Epimenide di Creta e le credence religiöse
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H. Gylden, Versuch einer mathem. Theorie zur Er-
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0. Focardi, S. Partiti politice alle Elezioni generali
deir anno 1880. Roma.
Scientific Transactions of the R. Dublin Society. Vol. I.
Part. 1 to 12. Vol. II. (New Series) P. 1 and 2.
II. (Series II) No. 1.
Proceedings. Vol. I. P. I. to 8. Vol. II. P. 1 to 6.
W. Holt y , Ueber die Zunahme der Blitzgefahr und ihre
Ursachen. Greifswald. 1880.
Memoires de l'Aoad. Imp. des Sciences de
St. Petersbourg. T. XXVII. 4°.
No. 5. V. v.Möller, Die Foraminiferen des russischen
Kühlenkalks. 1879.
No. 6. W. Dybowski, Studien über die Spongien
des russischen Reiches etc. 1880.
No. 7. L. v. S ehren ck, Der erste Fund einer Leiche
von Rhinoceros Merckii 1880.
No. 8. A. B u n g e , Pflanzen-geographische Betrachtungen
über die Familie der Cbenopodiaceen. 1880.
No. 9. W. Grub er, Ueber den anomalen Canalis baai-
laris des Ob occipitale beim Menschen. 1680.
No. 10. 0. Heer, Nachträge zur Jura-Flora Sibiriens.
1880.
No. 11. 0. Struve, Etudes sur le mouvement relativ
des deux etoiles du Systeme de 61 cygni. 1880.
No. 12. H. Ab ich, Ein Cyclus fundamentaler baro-
metrischer Höheilbestimmungen auf dem Armenischen
Hochlande. 1880.
Für die Redaction rerantwortüch: E. JUhnüch, Directord. Gatt. gel. An*.
Commieeione- Verlag der DüUrich Mm Yrnrlao* - Buchhandlung.
Druck der DitUrich' »ckn Luit.- Buchdrucker* (W. Fr. Kärntner).
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597
Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
15. December. M 20. 1880.
Königlich* Gesellschaft der WissenNchnftcn.
Sitzung am 4. December.
Jahresbericht des Secretärs.
de Lagarde: Zum ernten Briefe des Clemens.
Holtz, Correap.: Elektrische Schattenbilder.
Koenigsberger, Corresp.: Ueber den Zusammen-
hang zwischen dem allgemeinen und den particulären
Integralen von Differentialgleichungen.
K. Sohering: Beobachtungen im Magnetischen Ob-
servatorium. (Vorgelegt von E Schering).
Falkenberg: Ueber congenitale Verwachsung am
Thallus der Pollexfenieen. (Vorgelegt von H. Graf zu
8olms-Laubach).
Die K. Gesellschaft der Wissenschaften feierte
heute ihren Stiftungstag zum neunundzwanzig-
sten Mal in dem zweiten Jahrhundert ihres Be-
stehens.
Sie hat in diesem Jahre 9 Sitzungen gehal-
ten, in denen 10 ausführlichere Arbeiten und
43 kürzere wissenschaftliche Mittheilungen vor-
getragen oder vorgelegt worden sind. Es ist
möglich geworden, auch in diesem Jahre einen
Band ihrer »Abhandlungen«, den XXVL, heraus-
zugeben; er enthält die größeren Arbeiten. Die
kürzeren Mittheilungen sind in dem gegenwär-
tigen Jahrgang der »Nachrichten von der Königl.
Gesellschaft der Wissenschaften und der G. A.
48
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598
Universität« veröffentlicht. Das Verzeichnis der-
selben findet sich in der Vorrede zu dem XXVI.
Band der Abhandlungen.
Auch in diesem Jahre hat ein lebhafter
Tauschverkehr zwischen der E. Societät und
den auswärtigen Akademien und anderen wissen-
schaftlichen Vereinen stattgefunden, wie aus den
in den Nachrichten veröffentlichten Accessions-
listen zu ersehen ist.
Die für den November dieses Jahres von der
historisch-philologischen Classe gestellte histori-
sche Preisfrage hat einen Bearbeiter nicht ge-
funden. Sie wird nicht von Neuem aufgegeben.
Für die nächsten 3 Jahre werden von der
K. Societät folgende Preisfragen gestellt:
Für den November 1881 von der physika-
lischen Classe:
Die K. Societät verlangt eine auf neue Un-
tersuchungen gestützte Darstellung derjenigen
Entwicklungsvorgänge, durch welche die Gestal-
tung des ausgebildeten Echinodermenleibes her-
beigeführt wird. Es soll darin, in Anschluß
an die gesicherten Kenntnisse von der Em-
bryonenentwicklung derEchinodermeti, besonders
gezeigt werden, in welcher Weise das Thier
aus der Larvenform bis zur völligen Anlage
sämmtlicher Organsysteme erwächst. Dabei
bleibt es der Untersuchung überlassen, ob an
einer characteristischen Art der Entwicklungs-
gang in allen Einzelnheiten erforscht wird,
oder ob durch die Feststellung der Entwicklung
verschiedener Formen ein für den ganzen
Kreis geltendes Verhalten dargelegt wird; in
letzterem Falle müßte aber die Untersuchung
soweit eindringen, daß die hauptsächlichsten
U Übereinstimmungen und Abweichungen in
der Ausbildung der Organsysteme bei den
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599
• verschiedenen Echinodermen formen von ihrem
frühsten Auftreteti an gekennzeichnet werden.
Für den November 1882 von der mathe-
matischen Classe (wiederholt):
Während in der heutigen Undulations-
theorie des Lichtes neben der Voraussetzung
transversaler Oscillationen der Aethertheilehen
das mechanische Princip der Coexistenz klei-
ner Bewegungen zur Erklärung der Polari-
sations- und der Interferenz-Erscheinungen
genügt, reichen diese Unterlagen nicht mehr
aus, wenn es sich um die Natur des unpolar
risirten oder natürlichen Lichtes, oder aber
um dm Conflict zwisctien Wellenzügen handelt,
welche nicht aus derselben LicMquelle stammen.
Man hat dein Mangel durch die Voraus-
setzung einer sogenannten großen Periode von
innerhalb geioisser Grenzen regelloser Dauer
abzuhelfen gesucht, ohne nähere erfahrungs-
mäßige Begründung dieser 1 Hilf s vor Stellung.
Die K. Societät wünsc/d die Anstellung neuer
auf die Natur des unpolar isirten Licht-
strahls gerichteter Untersuchungen, welche
geeignet seien, die auf natürliches Licht von
beliebiger Abkunft bezüglichen Vorstellungen
hinsichtlich ihrer Bestimmtheit denen nahe
zu bringen, welche m die Theorie mit den ver-
scJnedenen Arten polarisirten Lichtes verbindet
Für den November 1883 von der histo-
risch-philologischen Classe:
Die Aramäer haben im Laufe der Zeiten
ihre Grenzen mehrfach verlegen müssen: sie
sind durch Eroberer semitischer und nicht-
semitischer Herkunft in nicht wenigen Gegen-
den um ihre Nationalität gebracht worden.
Die K. Gesellschaft der Wissenschaften
tijunsclit eine vollständige Uebersicht über die
48*
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«III
Veränderungen, welche das aramäische Gebiet
in Hinsicht auf seinen Umfang nach außen
und innen erlitten hat
Eine Zusammenstellung der Gründe, welche
in Betreff gewisser Landstriche anzunehmen
zwingen oder rathen, daß dieselben von einer
ursprünglich aramäischen Bevöllcerung be-
wohnt sind, wird sich nicht ohne Rücksicht
auf die vergleichende Grammatik der sem\ m
tischen Sprachen und nicht ohne Eingehn auf
die Ortsnamen des zu behandelnden Districts
geben lassen: die K. Gesellschaft der Wis-
senschaften erwartet, daß diese beiden Ge-
sichtspunkte die leitenden der Untersuchung
sein werden: sie würde es für außerordent-
lich nützlich erachten, wenn eine vollstän-
dige Liste aller aramäischen Ortsnamen als
Anhang zu der verlangten Abhandlung vor-
gelegt würde.
Die Coneurrenz8chriften müssen, mit einem
Motto versehen, vor Ablauf des Septembers
des betreffenden Jahres an die K. Gesellschaft
der Wissensehaften portofrei eingesandt werden,
begleitet von einem versiegelten Zettel, welcher
den Namen und Wohnort des Verfassers enthält
und auswendig mit dem Motto der Schrift ver-
sehen ist.
Der für jede dieser Aufgaben ausgesetzte
Preis beträgt mindestens fünfzig Ducaten.
Die Preisaufgaben der Wedek ind'scheu
Preisstiftung für deutsche Geschichte für den
Verwaltungszeitraum vom 14. März 1876 bis
zum 14. März 1886 finden sich in den »Nach-
richten« 1879 S. 225 veröffentlicht.
Das Directorium der Societät ist zu Michae-
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601
Iis d. J. von Herrn Professor Wüstenfeld in
der historisch-philologischen Classe auf Herrn
Obermedicinalrath Heule in der physikalischen
Classe übergegangen.
Die K. Societät betrauert tief den Verlust
zweier ihrer ordentlichen Mitglieder, des Profes-
sors K. v. Seebach und des Professors J. E.
Wappäus. Ersterer starb im 41., letzterer im
68. Lebensjahre.
Von ihren auswärtigen Mitgliedern und Cor-
respondenten verlor die Societät durch den Tod :
William Sharpey, Professor der Anatomie
in London, im 76. J.
William Hallows Miller, Professor der Mi-
neralogie in Cambridge, im 79. J.
Carl Aug. Friedr. Peters, Director der
Sternwarte in Kiel, im 74. J.
Carl Wilhelm Borchardt, Mitglied der K.
Akademie der Wissenschaften in Berlin, im
64. J.
Wilh. Philipp S c h i m p e r , Professor der
Geologie in Straßburg, im 74. J.
Wilhelm Nitzsch, Professor der Geschichte
in Berlin, im 62. J.
Zum hiesigen ordentlichen Mitglied
der Societät wurde erwählt:
Hr. Hermann Wagner.
Zum Ehrenmitglied wurde ernannt:
Principe Baldassare Boncompagni in Rom.
Zu auswärtigen Mitgliedern:
Hr. August Kekule in Bonnl seither
Hr. Luigi Cremona in Rom/ Correspondenteu.
Hr. Werner Siemens in Berlin.
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602
Zu Corres pon deuten.
Hr. Gerhard vom Rath in Bonn.
Hr. Friedrich Beilstein in St. Petersburg.
Hr. Friedrieh Merkel in Rostock.
Hr. Wilhelm His in Leipzig.
Hr. I Misses Dini in Pisa.
Hr. Ednard Winkelmann in Heidelberg.
Elektrische Schattenbilder.
Von
W. Holte.
(Fortsetzung.)
Nachträgliche Bemerkungen zu den früheren
Versuchen.
Der folgenden Beschreibung einiger weiteren
Versuche über den vorliegenden Gegenstand
schicke ich einige Ergänzungen, respective Be-
richtigungen meiner ersten Mittheilung voraus.
Ich bemerkte, daß als Electricitatsquelle wo-
möglich eine Influenzmaschine anzuwenden sei.
Vielleicht hätte ich hinzufügen sollen, daß ich
hierunter eine gewöhnliche Influenzmaschine ver-
stehe. Es giebt deren ja auch mit metallisch
belegter rotirender Scheibe. Mit einer solchen
durften die Erscheinungen jedoch kaum mit
gleicher Leichtigkeit oder in gleicher Vollkom-
menheit zu gewinnen sein.
Ich ließ es zweifelhaft, ob je nach den Wit-
terungsverhältnissen eine einfache, oder mehr-
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603
fache Lage von Seidenzeug eine bessere Wirkung
zeige. Nach späteren Versuchen möchte ich je-
doch in jedem Falle, aber namentlich bei An-
wendung zweier Spitzen und in der Mitte be-
findlichem Schirme eine mehrfache Lage em-
5 fehlen. Die leuchtende Fläche gewinnt hier-
urch an Lichtstärke, was bei ihrer relativen
Lichtarmuth gewiß als eine Verbesserung zu
betrachten ist.
Ich erwähnte, daß bei positiv oder negativ
elektrischer Ausstrahlung iu den Erscheinungen
kein wesentlicher Unterschied wahrzunehmen
sei. In Wahrheit jedoch nimmt unter sonst
gleichen Verhältnissen bei positiv elektrischer
Ausstrahlung die leuchtende Fläche größere Di-
mensionen an. Auch das Schattenbild erscheint
hierbei, wenn auch nur in geringerem Grade,
verändert; wenn ich mich nicht täusche, ge-
winnt es radial, während es circular etwas ver-
liert. Aber noch ein andrer Unterschied mani-
festirt sich , wenn man dem Ausstrahlungskegel
mit einem leitenden Körper nahe kommt, gleich-
viel ob dieser isolirt oder abgeleitet ist. Um
diesen Unterschied deutlich zu machen, muß ich
zuvor einiger noch unerörterten Erscheinungen
gedenken, welche beide Elektricitäten gleich-
mäßig berühren. Jene Annäherung bewirkt
zuuächst, daß sich die leuchtende Fläche an
selbiger Seite ein wenig verdunkelt und gleich-
zeitig ein wenig nach entgegengesetzter Seite
verschiebt. Bei größerer Annäherung treten
dann die Umrisse gedachten Körpers immer
deutlicher als Schattenbild in die leuchtende
Fläche ein. Aber auch dieses geschieht eben
schon bei einer Annäherung, nicht erst, nach-
dem man den Mantel des Ausstrahlungskegels,
wenn derselbe wirklich die Forin eines Kegels
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604
hätte, durchschneidet. In Alledem herrscht nun
zwischen beiden Elektricitäten kein wesentlicher
Unterschied, sobald man sich gedachtem Kegel
mehr in der Nachbarschaft der Hohlscheibe, und
weniger in der Nachbarschaft der Spitze nähert.
In letzterem Falle aber tritt die fragliche Wir-
kung bei negativ elektrischer Ausstrahlung ent-
schieden schon in größerer Ferne ein. Ja es
scheint fast, als ob man bei positiv elektrischer
Ausstrahlung hier bis zu einem gewissen Grade
die entgegengesetzte Wirkung erzeugen kann.
Ein weiterer Unterschied zwischen beiden Elek-
tricitäten spricht sich in dem Grade der Ver-
kleinerung der leuchtenden Fläche bei Ablei-
tung der Spitze und in dem Grade der Vergrö-
ßerung derselben bei Ableitung der Hohl-
scheibe ans.
Des Weiteren bemerkte ich, daß Isolatoren
nur bei beträchtlicher Größe ein Schattenbild
erzeugen, und daß auch dieses bei fortgesetzter
elektrischer Einwirkung allmählig verschwindet.
Es hat sich ergeben, daß dies so allgemein doch
nicht richtig ist, wenn man die fraglichen Di-
mensionen nur groß genug gewählt, daß viel-
mehr bei wachsender Größe, wie ja auch zu er-
warten stand, am Ende jede Ausstrahlung er-
lischt. Wie groß aber bei Alledem der Unter-
schied zwischen Isolatoren und Leitern ist, mag
das Factum beweisen, daß eine Stecknadel con-
stant einen leicht erkennlichen Schatten wirft,
während man den Schatten einer 6 Centimeter
großen Ebonitscheibe fast vollständig zum Ver-
schwinden bringen kann.
Eine verbesserte Hypothese der ScJiaUcnbMung
überhaupt.
Nach der letzten Erklärung kann ich meine
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605
frühere Ansticht nicht mehr aufrecht erhalten,
nach welcher Isolatoren deshalb keinen Schatten
werfen sollten , weil sie für die Ausstrahlungs-
materie als permeabel zu betrachten wären. Ich
kehre vielmehr zu der bisher geltenden Annahme
zurück, daß sich bei jeder Glimmentladung nur
eine Bewegung ponderabler Massentheilchen
vollzieht. Hierfür spricht ja auch der Umstand,
daß die Wirkung interpolirter Körper fast aus-
schließlich von der Beschaffenheit ihrer Ober-
fläche abhängig ist, noch beredter aber wohl
der folgende Versuch, auf welchen ich , trotz-
dem derselbe nahe genug lag, doch erst später
verfallen bin.
Ich näherte die Ausflußöffnung eines Blase-
balges seitlich so weit an, daß sie für sich allein
noch keine Störung in der leuchtenden Fläche
bewirkte. Wurde nun mit geringer Kraft ge-
blasen, so ergab sich auch sonst keine solche,
wohl aber, wenn ich den Luftstrom stärker her-
vortreten ließ. Bei jedem Stoße huschte eine
Wolke über das Beobachtungsfeld, und gleich-
zeitig wurde das Schattenbild eines interpolirten
Gegenstandes im Sinne der Luftbewegung etwas
verschoben. Als ich denselben Versuch mit einer
an den Blasebalg angesetzten längeren Gummi-
röhre wiederholte, konnte ich keine Störung
hervorbringen, weil der Luftstrom nun nicht
mehr kräftig genug war. Hieraus folgt denn
wohl, daß die bewegte Materie Luftmoleküle
sind, aber gleichzeitig, daß sich selbige mit
ziemlich großer Schnelligkeit bewegt.
Wenn nun ein leitender Körper einen Schat-
ten wirft, und ein isolirender im Allgemeinen
nicht, so möchte man vielleicht glauben, dies
geschehe, weil ersterer eine stärkere anziehende
Wirkung übt. Dann müßte es aber einen we-
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606
sentlichen Unterschied machen, ob selbiger ab-
geleitet ist, oder nicht; auch müßte sich die
leuchtende Fläche bei Einführung eines solchen
eher verkleinern, als vergrößern. Beides trifft
aber nicht zu, und außerdem wäre damit der
fragliche Unterschied noch immer nicht hinrei-
chend erklärt. Da sich die leuchtende Fläche
sowohl bei Einführung leitender als isolireuder
Körper erweitert, so müssen wir vielmehr schlie-
ßen, daß beide Körper eine abstoßende Wirkung
äußern, und wenn sich dort ein Schatten bildet
und hier nicht, so dürften wir vielleicht anneh-
men, daß die Abstoßung dort eine soviel größere
ist, daß die Anziehung der Hohlscheibe dieselbe
nicht wieder auszugleichen im Staude ist. Denn
ohne Zweifel werden die Moleküle nicht nur von
der Spitze fortgetrieben, sondern sie werdeu eben
sogut von der Hohlscheibe angezogen und vor-
aussichtlich am stärksten von ihrer Mitte. Wer-
den sie durch einen Körper abgelenkt, so dürfte
in Folge letzterer Wirkung doch nachträglich
bis zu einem gewissen Grade wieder eine Con-
centriruug erfolgen könuen. Daß ein leitender
Körper aber einen stärker dispergirenden Ein-
fluß hat, dürfte erklärlich sein , weil die gleich-
artig elektrischen Luftmoleküle durch ihn hin-
durch kräftiger auf einander einzuwirken im
Stande wären.
Daß ein leitender Körper in der That vor-
zugsweise die Strahlen abstößt und bei seitlicher
Annäherung bis zu einem gewissen Grade vor
sich hertreibt, läßt sich sehr einfach auf fol-
gende Weise zeigen. Man nähere, während ein
andrer Körper einen Schatten wirft, zwischen
jenem und der Hohlscheibe seitlich einen Finger.
Man wird bei hinreichender Annäherung hier-
durch das Schattenbild bald nach entgegenge-
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607
setzter Seite verschiebet). Hierbei zeigt sich
dasselbe mehr oder weniger verzerrt, indem sich
in seineu Contouren bis zu einem gewissen Grade
zugleich die Form der Fingerspitze bemerklich
macht. Nähert man eine Siegellackstange, so
ist Verschiebung und Verzerrung entschieden
geringer.
Andrerseits mag zugegeben werden, daß mit
der eben aufgestellten Hypothese manche Er-
scheinungen im Einzelnen doch noch im Wider-
spruche stehu.
Die Form des Raumes, in welchem die Aus-
strahlung erfolgt.
Daß das Strahlengebiet seiner Form nach
keiuem regelrechten Kegel entsprechen kann,
scheint aus den anfänglich mitgetheilten Er-
scheinungen seitlicher Schattenbildung sicher zu
folgen. Wäre es ein Kegel, so dürfte man bei
gedachter Annäherung erst einen Schatten ge-
wahren, nachdem der Körper die vom Umfange
der leuchtenden Fläche nach der Spitze gezogen
gedachten gra<len Linien durchschnitten hat.
Das wirkliche Strahlengebiet reicht also zweifel-
los über die eingebildete Kegelfläche hinaus, d. h.
in seineu mittleren Theilen, da Spitze nnd
leuchtende Fläche natürlich als Endgrenzen zu
betrachteu sind. Es würde also gewissermaßen
eiuem Pabsthute oder der größeren Hälfte einer
senkrecht zur Längsaxe durchschnittenen Citrone
vergleichbar sein. Die fragliche Aasbauchung
aber dürfte je nach Umständen variiren; sie
dürfte z. B. wachsen, wenn man die Spitze wei-
ter von der Hohlscheibe entfernt. Aber auch
mit der Elektricitätsart dürfte nach dem früher
Mitgetheilten die Gestaltung wechseln, sofern
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608
«ich bei negativ elektrischer Ausstrahlung jene
Ausbauchung in größerer Nähe der Spitze be-
finden würde*
Hieraus folgt aber, ganz abgesehn von der
Wirkung eines interpolirten Körpers, daß die
Strahlung mehr oder weniger von einer grad-
linien differirt. Nur in nächster Nähe der Axe
werden wir annähernd gradlinie Bahnen, in grö-
ßerem Abstände dagegen eine wachsende Krüm-
mung anzunehmen haben. Andrerseits kann
auf der ganzen Bahnstrecke keine gleichmäßige
Krümmung herrschen ; sie wird vorzugsweise
.vielmehr in größerer Nähe der Spitze vorhan-
den sein, und hier außerdem voraussichtlich in
größerem Maaße, wenn selbige Spitze negativ
elektrisch ist.
Wenn ich nicht irre, spricht sich die eben
betonte wachsende Divergenz der Strahlen auch
in den Erscheinungen aus, wenn man einen Ge-
genstand langsam der Spitze nähert und hierbei
aufmerksam die Vergrößerung seines Schatten-
bildes verfolgt. Es scheint mir, als ob die Ver-
größerung keine stetige, sondern von eiuera ge-
wissen Punkte an ein uu verhält nißmäßig schuell
wachsende sei.
Bei näherer Betrachtung kann dies Alles
kaum überraschen; es müßte mehr überraschen,
wenn die Strahlung eine gradlinie wäre, da ue-
ben der abstoßenden Wirkung der Spitze eben
gleichzeitig die anziehende Wirkung der Hohl-
scheibe existi rt. Wenn erstere die Luftmoleküle
divergirend auseinander treibt, so würden sie
für sich allein wohl ihre gradlinien Bahnen be-
halten. Bei der gleichzeitigen und fortgesetzten
Einwirkung der Scheibe aber werden sie uoth-
wendig wieder in convergentere Bahnen gelenkt.
Dies wird um so mehr geschehn, je länger letz-
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609
tere einwirkt, also je langsamer jene sich be-
wegen, also je schwächer der ursprüngliche Im-
puls. Deshalb verkleinert sich voraussichtlich
die leuchtende Fläche, wenn wir die Kraft der
Spitze schwächen, indem wir sie ableitend be-
rühren. Es wird um so weniger geschehn , je
schwächer die Hohlscheibe wirkt, und wir schwä-
chen diese Wirkung wieder, indem wir jene ab-
leitend berühren. Deshalb bringt hier derselbe
Handgriff eine entgegengesetzte Wirkung, eine
Vergrößerung der leuchtenden Fläche hervor.
Wenn aber die Geschwindigkeit der Moleküle
eine Beförderung ihrer gradlinien Bewegung ist,
so darf es nicht Wunder nehmen, wenn sich
diese eher in verdünnter Luft manifestirt, wie
die Versuche von Crookes beweisen, wenn
auch möglicher Weise die besondere Anordnung
jener Versuche mit in Wage fallen mag.
Daß bei negativ elektrischer Ausstrahlung
die leuchtende Fläche eine kleinere ist, kann
nicht wohl daher rühren, daß die Strahlen hier
von vornherein mehr der Mittellinie genähert
sind, da im Gegentheil nach Früherem hier eine
größere Ausbauchung des Raumes und somit
eine größere Divergeuz anzunehmen ist. Man
dürfte eher glauben, daß die Triebkraft eiue ge-
ringere sei, nicht trotzdem, sondern grade weil
sich negative Elektricität leichter in die Luft
verliert, da bei schnellerer Aufeinanderfolge der
Impulse jeder einzelne dementsprechend eine ge-
ringere Kraft besitzen muß.
Die größere Divergenz der Strahlen an einer
negativen Spitze spricht sich übrigens gewisser-
maaßen schon in den gewöhnlichen Büschel-
phänomeneu aus, da der positive Büschel durch-
schnittlich mit einem Stiele beginnt, während
der negative stets von vornherein einer kegel-
Digitized by Google
610
förmigen Flamme gleicht. Viel deutlicher frei-
lich läßt sich, wie ich au eiuem andern Orte
ausführlicher zu zeigen gedenke, dasselbe in iso-
lirenden Flüssigkeiten erkennen, wo beide Bü-
schel sonst ungleich ähnlicher, grade in gedach-
tem Punkte vorzugsweise verschieden sind.
Wie sich voraussichtlich die eigenthümlichc Ge-
stalt der Bilder erklärt
Au der Gestalt der Bilder ist jedenfalls das
Auffallendste, daß sie partiell in dem Maaße
wachsen, als ihre Theile der Mitte des Beob-
achtungsfeldes ferner liegen. Die beigegebene
Abbildung wird dies besser veranschaulichen, als
es sich vielleicht in Worten ausdrücken läßt.
Ich deutete in meiner ersten Mittheilung an,
daß diese Eigentümlichkeit wohl mit auf dem
Umstände beruhe, daß die Strahlung keine grad-
linie sei; ich glaube jedoch heute auf (irund
der bereits aufgestellten allgemeinen Hypothese
611
auch hierfür eine bessere Erklärung geben zu
können.
Wenn ein leitender Körper wirklich die Mo-
leküle abstößt oder — wie es wohl richtiger ist
— in den Molekülen selbst die Neigung zu gegen-
seitiger Abstoßung befördert, so wird die Ab-
lenkung ohne Zweifel eine größere sein für
Moleküle, welche sich langsanier, als für solche,
welche sich schneller bewegen. Andrerseits
läßt sich mit Sicherheit erwarten, daß in der
Geschwindigkeit der Bewegung ein wesentlicher
Unterschied besteht, da der Impuls der Spitze,
wie die Anziehung der Scheibe in der Richtung der
Axe wohl ihr Maxiraum erreichen muß. Die Ge-
schwindigkeit der Moleküle wird also in dem Maaße
eine größere sein, als ihre anfänglichen Bahnen
von vornherein der Axe genähert sind, und in
demselben Maaße wird ihre Zerstreuung durch
Theile eines interpolirten Gegenstandes eine ge-
ringere sein.
Eine Stütze für diese Erklärung bietet das
folgende Experiment. Man beobachte das Schat-
tenbild eines Körpers, während man die Thätig-
keit der Maschine steigert. Man steigert hier-
durch die Geschwindigkeit der Moleküle in ihrer
Gesamratheit und dies spricht sich in einer all-
gemeinen Verkleinerung des Schattenbildes aus,
während die leuchtende Fläche doch eine Ver-
größerung erfährt. Bei successiver Abnahme der
Thätigkeit wird umgekehrt das Schattenbild im-
mer größer, während die leuchtende Fläche
an Ausdehnung verliert.
Eine weitere Eigenthümlichkeit in der Ge-
stalt der Bilder äußert sich in dem Einfluß, wel-
chen die optisch unwirksame Dicke der Körper
übt. Ich erwähnte, daß ein Kartonstreifen einen
fast gleichen Schatten wirft, ob seine breite,
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612
oder seine schmale Seite der Hohlscheibe zuge-
wendet sei. Noch auffallender vielleicht ist die
Erscheinung, daß eine Kugel und ein parallel
der Axe gestelltes Drahtstück fast gleiche Schat-
ten werfen können.
Aber auch hier bietet die Erklärung keine
Schwierigkeit, wenn wirklich ein interpolirter
Gegenstand durch Abstoßung die Strahlen aus
einander treibt. Die Divergenz muß dann na-
turgemäß eine größere werden, je länger die Mo-
leküle den Gegenstand streifen d. h. je dicker
derselbe ist.
Eine dritte Eigentümlichkeit, deren ich bis-
her nicht gedacht, besteht in der Abrundung
der Ecken oder in durchgängig ungenauer Re-
production.
Soweit diese Erscheiuung nicht schon in dem
Voraufgegangenen ihre Begründung findet, dürfte
sie darauf basiren, daß sich die Wirkung der
Körpermoleküle naturgemäß schon in größerer
Ferne bemerkbar macht.
Ungefähre Schätzung der Geschwindigkeit und
Kraft der bewegten Moleküle.
Vor Jahren schon, und jedenfalls vor An-
wendung des C r o o k e s' sehen Flügelräd-
chens in evaeuirten Röhren erlaubte ich mir
auf den Gebrauch einer gleichen Vorrichtung
zum Nachweise der Luftströmung bei elektri-
scher Ausstrahlung hinzuweisen. Ich bemerkte
auch, daß ein Flügelrädchen zwischen den zu-
gespitzten Entladungsstangen einer Influenz-
maschine weit eher der Triebkraft der positiveu
Elektrode folge, als Beweis, daß hier eine stär-
kere Strömung vorhanden sei*).
*) Poggendorff, Annalen, Erganzungsb. VIII.
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613
Man verfertigt ein derartiges Rädchen am
einfachsten aus einem kurzen, engen Glasröhr-
chen und vier Stückchen Karton, indem man
die Röhre auf einer längeren einseitig befestig-
ten Stecknadel laufen läßt, oder aus einer Na-
del als laufenden Axe , indem man ihre Enden
durch einen bogenförmigen Halter stützt, an
welchem zwei ganz kurze Röhrenstücke befestigt
sind. In beiden Fällen muß die Axe in hori-
zontaler Lage verbleiben. Soll sie senkrecht
stehn, so wendet man noch ein kleines Glas-
stückchen, dort als oberen Verschluß der Röhre,
hier als untern Verschluß des unteren Röhren-
stückchens an. Man kann auch statt einer Glas-
röhre eine Kartonröhre mit Endplatten wählen,
und in letztere Löcher stechen, oder eine Nadel
einfach in einem bogenförmigen Kartonstreifen
laufen lassen.
Eine Vorrichtung solcher Art, aber mit senk-
recht gestellter Axe und etwas sorgfältigerer
Ausfuhrung diente zu den nachfolgenden Ver-
suchen.
Ich stellte das Rädchen zwischen Spitze und
Hohlscheibe nach einander an verschiedenen
Stellen des voraussichtlichen Strahlengebietes
auf. Ueberall fand, nur nicht in der Verlänge-
rung der Entladungsstange, eine Bewegung in
bestimmtem Sinne, aber vor und hinter jener
eine Bewegung im entgegengesetzten Sinne statt
Dieser Umstand für sich allein schon beweist,
daß die Geschwindigkeit der Moleküle von der
Mittellinie angerechnet nach beiden Seiten fällt,
weil sich das Rädchen nicht mit Entschieden-
heit bewegen könnte, wenn es links und rechts
von seiner Axe gleichen Impulsen ausgesetzt
wäre. Ein Gleiches aber ließ sich auch aus dem
Umstände schließen, daß das Rädchen immer
49
ä
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614
langsamer rotirte, je weiter es nach außen ver-
schoben wurde.
Ich versuchte nun, ob das Rädehen in Be-
wegung kam, wenn es ganz außerhalb des ver-
muthlichen Strahlengebietes an verschiedenen
Punkten stand. Hier bewegte es sich nur in
nächster Nähe der Entladungsstaoge, also mehr
oder weniger hinter der Spitze, zum Beweise,
daß hier vornehmlich die Stelle des ergänzenden
Luftzuflusses war. Aber auch an andrer Steile
konnte ich es dadurch in Rotation versetze»,
daß ich das Strahlellgebiet durch Annäherung
eines Gegenstandes nach der betreffenden Seite
verschob, und eher, wenn dieser ein Leiter, als
wenn er ein Isolator war, desgleichen eher,
Wenn das Rädchen mehr der Hohlscheibe und
jetter mehr der Spitze genähert wurde.
Ich brachte nun das Rädchen wieder in die
Mitte des Strahlengebietes, stellte aber zwischen
ihm und der Spitze einen Kartonscbirm bo, daß
es nur einseitig getroffen wurde, sei es dadurch,
daß ich den ganzen Raum zur Hälfte abschloß,
sei es dadurch, daß ich nur einen kleineren Theil
der Strahlen durch eine im Schirme befindliche
Oefföung fallen ließ. So rotirte das Rädchen
begreiflicher Weise am leichtesten und seine Ge-
schwindigkeit mochte so am ersten einen Anhalt
für die Geschwindigkeit der Luftmoleküle geben.
Aber dies doch nur bei langsamer Bewegung,
da nur bei solcher der Widerstand, den es zur
Hälfte in den nicht mitwirkenden Molekülen
fand, vernachlässigt werden konnte. Unter sol-
chen Umständen fielen auf jede Kurbelumdrehung
etwa 18 Umdrehungen, und in derselben Zeit
legte entsprechend der Flügelgröße, ein Punkt
der Peripherie einen Weg von 1,62 Hefter zu-
rück. Hierbei drehte ich die Kurbel aber
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615
sehr langsam. Unter gewöhnlicher Benutzung
der Maschine pflegte ich auf jede Sekunde l 1 /«
Kurbelumdrehungen zu zählen. Dies würde —
vorausgesetzt, daß die hier in Betracht kom-
mende Leistung der Maschine der Anzahl der
Kur bei um dreh uu gen proportional ist — für eine
gewöhnliche Influenzmaschine bei gewöhnlicher
Drehung eine Geschwindigkeit von 2,43 Meter
in der Sekunde ergeben. Hiernach würde die
Geschwindigkeit der Moleküle kaum eine grö-
ßere sein, als diejenige eines mäßigen Windes,
welcher eben die Zweige der Bäume rührt.
Ein Wind, bei welchem die Luft die eben
gedachte Geschwindigkeit hat, übt erfahrungs-
gemäß einen Druck von etwas mehr als 1 Kilo-
gramm auf den Quadratmeter aus. Es inter-
essirfce mich natürlich zu prüfen, ob sich hier
wohl zwischen Geschwindigkeit und Druck eine
gleiche Abhängigkeit ergeben würde.
In dieser Absicht bediente ich mich einer
Art Winkel wage, in welcher eine Kartonscheibe,
10 Quadratcentimeter groß, isolirt, zwischen
Spitze und Hohlscheibe balancirte, während an
einem horizontalen Arme in genau gleicher Ent-
fernung vom Drehpunkte, als der Mittelpunkt
der Scheibe, genau äquilibrirt, eine kleine Schale
hing. Zur größern Bequemlichkeit war noch
eine Art Anschlag so angebracht, daß letztere
wohl beliebig gehoben, aber nur wenig herab-
gedrückt werden konnte. Während die Aus-
strömung nun die Kartonscheibe aus ihrer Gleich-
gewichtslage trieb, wurde die Schale successive
mit Sandkörnern beschwert und dies solange
fortgesetzt, bis bei gewöhnlicher Umdrehungsge-
schwindigkeit der Kurbel keine Hebung mehr
erfolgte. Das Gewicht des Sandes betrug bei
dieser Gelegenheit etwa 1 Gramm, wenn Spitze
49*
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616
und Hohlscheibe, wie bei den früheren Versu-
chen, nm 13 Centimeter getrennt waren, nnd
die Kartonscheibe etwa in der Mitte derselben
stand. Dies würde allerdings für eine quadrat-
metergroße Scheibe auffallend genau dem oben
bezeichneten Drucke entsprechen. Bei andrer
Stellung aber ergab sich ein etwas größerer
Druck, und zwar eben so wohl, wenn die Scheibe
der Spitze, als wenn sie der Hohlscheibe ge-
nähert wurde. Ersteres erklärt sich aus der
Divergenz der Strahlen, sofern voraussichtlich
eine größere Zahl derselben traf, Letzteres aus
dem Umstände, daß jene, selbst elektrisch, von
der Hohlscheibe angezogen wurde. Nach Letz-
terem hat freilich ein Vergleich der beiderseitigen
Drucke nur einen sehr bedingten Werth.
Lichtbilder, eine Umkehrung der Schattenbilder,
und Conibinationen beider.
Stellt man zwischen Spitze und Hohlscheibe
eine Kartonscheibe von etwa 12 Centimeter
Durchmesser auf, so findet eine vollständige
Beschattuug des sonstigen Beobachtungsfeldes
statt, während sich über die Beschattung hinaus
eine ringförmige Beleuchtung zeigt, weil die
Kartonscheibe die Strahlen nicht absorbirt, son-
dern nur divergirender macht. Hat die Karton-
scheibe indessen eine Oeffnung, so dringt ein
Theil der Strahlen hier hindurch uud erzeugt
auf der beschatteten Fläche ein leuchtendes
Bild. Dies Bild nun ist wieder kein optisch
regelrechtes, sondern hat gewisse und zwar ent-
gegengesetzte Eigenschaften, als sie das Schatten-
bild eines der Oeffnuug gleichgeformten Kör-
pers zeigt.
Ein Körper wirft stets einen Schatten, wel-
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617
eher die Größe desselben übertrifft, während eine
Oeffnung im Allgemeinen ein verkleinertes Bild
erzeugt. Jedenfalls ist bei gleicher Entfernung
von der Spitze das Bild eines Körpers stets
größer, als dasjenige einer Oeffnung von glei-
chen Contouren.
Der Schatten eines Körpers vergrößert sich,
wenn man den Körper nach außen schiebt, wäh-
rend sich das Bild einer Oeffnung bei gleicher
Verschiebung verkleinert. Der Schatten eines
körperlichen Kreuzes nimmt hiernach bei cen-
traler Stellung (siehe die frühere Abbildung)
jene wiederholt besprochene peripherische Ver-
stärkung an, während sich das Bild einer kreuz-
förmigen Oeffnung bei gleicher Lage (siehe die
folgende Abbildung) peripherisch verjüngt.
Verdreht man Körper oder Oeffnung bei
sonst centraler Stellung so, daß ihre wirksamen
Contouren zur Fläche der Hohlscheibe schräge
stehn, so tritt bei beiden Bildern eine eigen-
tümliche, aber wieder entgegengesetzte Ver-
zerrung ein. Die der Scheibe nähern Theile
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618
erscheinen im Schattenbilde eben so viel ver-
stärkt, als die ferneren verjüngt erscheinen,
während sich im Lichtbilde dort eine Verjün-
gung und hier eine Verstärkung bemerkbar
macht.
Dagegen harmoniren beide Bilder in zwei
Punkten, einmal darin, daß sie größer werden,
wenn das ganze Object der Spitze genähert
wird, ferner dnrin, daß bei eben dieser Annähe-
rung zugleich ihre charakteristischen Unter-
schiede wachsen.
Was die Erklärung anlangt, so dürfte das
Charakteristische der Lichtbilder im Wesentli-
chen wohl aus der bereits aufgestellten Hypo-
these abzuleiten sein, aus der Annahme, daß
ein leitender Gegenstand die bewegten Luft-
moleküle abstößt und um so weiter abstößt, je
langsamer die Bewegung derselben ist. Hier
wirkt die Abstoßung aber nicht nach außen,
sondern nach innen, deshalb werden die Strah-
len durch diese nicht divergenter, sondern con-
vergenter gemacht. Deshalb muß dort, wo sich
im Schatten bilde eine Verstärkung zeigt, im
Lichtbilde eine Verjüngung resultiren.
Man kann ein Schattenbild aber auch mit
einem Lichtbilde combiniren und zwar am ein-
fachsten, indem man das erstere im Rahmen
des letzteren erscheinen läßt. Hierbei nehmen
beide Bilder bis zu einem gewissen Grade mitt-
lere Formen an, während das Schattenbild zu-
gleich kleiner wird und das Lichtbild umgekehrt
wächst.
Stellt man den Kartonschirm mit einer grö-
ßeren viereckigen Oeffnung auf und bringt zwi-
schen dieser und der Spitze noch ein kleines
rundes Scheibchen an, so erscheint das Lichtbild
nicht viereckig, sondern verrundet, während
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619
gleichzeitig das Schattenbild mehr oder weniger
eckig erscheint. Wäre die Oeffnung des Schir-
mes eine längliche, so würde das Schattenbild
die Form einer Elipse repräsentiren.
Stellt man den Kartonschirm mit einer grö-
ßeren runden Oeffnung auf und befestigt zwi-
schen dieser und der Spitze einen schmalen
Streifen oder ein kleines Kreuz, so wird man
das Schattenbild außerordentlich klein finden,
viel kleiner, als wenn man den Schirm gar nicht
in Anwendung bringt. Ist der Schirm aber|nur
eine Kartonscheibe von mittlerer Größe, oder
rückt man den Gegenstand so nahe der Spitze,
daß eine Ueberschattung des Schirmes erfolgt,
so wird man das äußere Bild in demselben
Maaße vergrößert finden, als es sonst bei ge-
wöhnlicher Darstellung erscheint. Dieser Ver-
such zeigt sehr deutlich, daß die Kartonscheibe
nach außen die Strahlen mehr divergirend, nach
innen mehr convergirend macht. In besonders
feinen Linien erscheint das innere Schattenbild,
wenn man dem Schirme keine runde, sondern
gleichfalls streifen-, respective kreuzförmige Oeff-
nung giebt.
Wenn die Oeffnung des Schirmes divergirende
Strahlen convergenter macht, so läßt sie hier-
durch zugleich mehr oder weniger parallele
Strahlen entstehn. In der That wachsen im
Rahmen eines Lichtbildes die Dimensionen des
Schattenbildes nur wenig, wenn der Körper der
Spitze genähert wird. Ein gewisser Theil sehr
nahe paralleler Strahlen gehört aber dem Strah-
lenbündel wohl au und für sich schon in näch-
ster Nähe der Axe an, da das Schattenbild eines
sehr kleinen Gegenstandes bei axialer Verschie-
bung überhaupt nur wenig geändert wird.
Während bei den früheren Versuchen mit
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gleichem Erfolge sowohl positive als negative
Ausstrahlung zu verwenden ist, findet die Dar-
stellung der Lichtbilder entschieden am besten
bei positiver Ausstrahlung statt, da die Anwen-
dung des Kartonschirmes bei negativer den
Uebelstand mit sich fuhrt, daß die Glimment-
ladung leicht in eine Büschelentladung übergeht.
Fixirung der Bilder nach Art der Lichtenberg 9 -
sehen Figuren.
Es lag nahe zu untersuchen, ob nicht durch
vorherige Bestaubung der seidenen Fläche den
Bildern eine bleibende Gestalt zu geben sei. Es
hat sich herausgestellt, dafi dies sehr wohl mög-
lich ist, obwohl sich die so gewonnenen Zeich-
nungen in einigen Punkten doch von den frühe-
ren Bildern unterscheiden.
Während sonst die Farbe des Seidenstoffes
natürlich gleichgültig ist, wählt man für den
vorliegenden Zweck am besten schwarzes Zeug.
Zur Bestaubung bedient man sich am zweck-
mäßigsten des Bärlappsamens, indem man ihn
aus einem doppelt mit feiner Gaze überbuude-
nem Gefäße schüttelt. Man nimmt die Hohl-
scheibe, während das Zeug noch an derselben
haftet, von der Entladungsstange, oder stellt sie
mit8ammt der Entladungsstange ein wenig ge-
neigt, weil man sie so besser bestauben kann.
Man bestaubt möglichst dick und gleichmäßig,
und bringt die Scheibe hiernach behutsam wie-
der in ihre frühere Lage zurück. Man darf die
Kurbel nun nicht früher rühren, als bis der
Versuch des Weiteren vollständig vorbereitet
ist, ich meine bevor man, wenn man nicht etwa
nur die leuchtende Fläche zeichnen will, dem
beschattenden Körper oder dem Kartonschirm
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621
ihre ordnungsmäßigen Stellaugen gegeben bat.
Nach vier bis fünf Knrbelumdrehnngen — man
experimentirt diesmal natürlich nicht im Dun-
keln, sondern im Tageslichte — wird man das
Bild alsdann vollkommen fertiggestellt sehn.
Für die Wiederholung des Versuches nimmt
man zunächst das Zeug von der Scheibe und
staubt es ab, läßt es hiernach zunächst wieder
anhaften und bestaubt es dann in der angegebe-
nen Weise von Neuem.
Die Bilder gleichen nun im Wesentlichen
den früheren, wenn wir mehr ihre Contouren
und weniger ihre Farbe vor Augen halten. Die
letztere richtet sich nämlich danach, ob der
Staub eher an den bestrahlten, oder eher an den
beschatteten Punkten der Fläche haftet, und dies
ist je nach Dmständen verschieden. Bei ein-
bis dreifacher Lage von Seidenzeug und gewisser
Luftbeschaffenheit fand ich zuweilen clie be-
strahlten Theile weiß und die beschatteten Theile
dunkel gezeichnet vor. Meistenteils aber und
zumal bei mehrfacher Seidenlage stellen sich
die beschatteten Theile in weißer, die bestrahl-
ten in dunklerer Färbung dar. Keinenfalls aber
sind die Flächen homogen, wie bei den früheren
Bildern, sondern es sind allemal die Contouren
in bevorzugter Weise weiß. Statt der leuchten-
den Fläche erhält man durchschnittlich einen
weißen Ring, dessen Weite wohl im Ganzen mit
der Peripherie jener harmonirt. Statt des Schat-
tenbildes, welches ein Kreuz wirft, findet man
ein weißes Kreuz mit dunklen Mittellinien, oder
ein dunkles Kreuz mit weißer Umsäumung vor.
Die Verdunkelung der mittleren Theile wächst
übrigens mit der Größe der Schatten, also in
dem Maaße, als der Körper der Spitze genähert
wird.
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622
Der weiße Ring, welcher in diesen Figuren
die frühere leuchtende Fläche repräsentirt, ließ
wohl einen innigen Zusammenhang gedachter
Zeichnungen mit den Lichtenberg 1 sehen
Figuren errathen. So versuchte ich denn, ob
sich nicht auch auf einer bestaubten Ebonit-
tcheibe durch Beschattung ähnliche Figuren er-
zeugen ließen. Dies gelang nun freilich nicht
in der Maschine selbst, weil sich die Ebonit-
scheibe wegen der kräftigen unausgesetzten Strö-
mung schnell vollständig nach Art einer Frank-
Ii n'schen Tafel lud, wohl aber gelang es, als
ich die Ebonitscheibe auf den Tisch legte, ober-
halb derselben einen zugespitzten Leiter hielt
und hierauf kleine Entladungen einer Leydner
Flasche wirken ließ. Am besten gelang es,
wenn der Leiter, den ich natürlich an einer iso-
lirten Handhabe hielt, eine Holzstange war und
an seinem oberen Ende eine größere Kugel trug.
So gewann ich wenigstens mit beiden Elektrici-
täten gleichmäßig denselben Ring und innerhalb
desselben das Schattenbild des interpolirten
Körpers, während mir dasselbe bei Anwendung
eines metallischen Leiters wohl auch mit nega-
tiver, nicht jedoch mit positiver Elektricität ge-
lang. Die Holzstange bewirkte vermuthlich,
daß die sonst eher zu disruptiver Entladung ge-
neigte positive Elektricität gleichfalls zur Glimm-
entladung gezwungen wurde. Den fraglichen
Körper legte ich über zwei Siegellackstticke, so
daß er 10 Millimeter hoch etwa über der be-
staubten Fläche schwebte. Die Spitze hielt ich
wieder etwa um 10 Millimeter höher und mög-
lichst ruhig natürlich, während der Act der Ent-
ladung vor sich ging. So erhielt ich Schatten-
bilder. Zur Darstellung der Lichtbilder legte
ich den Kartonschirm in gleicher Höhe etwa
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623
auf drei Siegellackstücken hin. Wandte ich statt
des letzteren ein Drathnetz mit weiten Maseben
an, so zeichneten sich diese sehr deutlich auf
der bestaubten Fläche ab. Sämmtliche Bilder
boten im Uebrigen, zumal in Ansehung ihrer
Form, die früher genannten Eigentümlichkei-
ten dar.
■
Wenn die Spitze zur Fläche eine schräge Stel-
lung hat.
Giebt man der Spitze zur Hohlscheibe eine
schräge Stellung, so verliert die leuchtende
Fläche mehr und mehr ihre kreisförmige Ge-
stalt. Sie wird jedoch nicht grade eliptisch; es
stellt sich vielmehr an jener Seite, wo die Stange
mit der Fläche den kleinsten Winkel macht,
eine Abplattung mit verstärkter Helligkeit ein,
während sich für die gegenüberliegende Seite
eine Ausbauchung mit umgekehrt verminderter
Helligkeit ergiebt. Auf die hieraus resultirende
Verzerrung der Schatten- und Lichtbilder soll
hier nicht weiter eingegangen werden.
Eine ähnliche, aber scheinbar viel stärkere
Wirkung übt die schräge Haltung gedachten
Leiters über einer bestaubten Ebonitscheibe aus.
Schon bei geringer Neigung stellt sich statt der
Ringfigur eine eigentümliche parabolische Zeich-
nnng ein. Bei einer Neigung von 40° etwa er-
hält man eine grade Linie, welche bei weiterer
Neigung wieder in gekrümmte Linien nach ent-
gegengesetzter Richtung überschlägt. Selbige
Zeichnungen sind freilich streng genommen mehr
bandförmig als linear, auch nicht scharf be-
gränzt, sondern mit verwaschenen Säumen. Die
größere Schwärzung der Scheibe findet sich alle-
mal an jener Seite, nach welcher die Spitze
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624
zeigt, während an der entgegengesetzten das
Band die weißeste Färbung hat. Auch hier
sollen die verzerrten Zeichnungen eines iuter-
polirten Gegenstandes nicht weiter betrachtet
werden.
Einige weitere Versuche mit negativem Resultat.
Ich stellte in das Strahlengebiet zwei Ther-
mometer, das eine mit leitender Kugeloberfläche
versehen, hoffend, daß sich an diesem die grö-
ßere Abstoßung der Strahlen durch eine geringere
Wärmewirkung documentiren sollte. Es ergab
sich jedoch an beiden Instrumenten, voraussicht-
lich, weil sie zu wenig empfindlich waren, nur
eine so schwache Erwärmung, daß der fragliche
Unterschied nicht deutlich genug war.
Ich stellte einen Elektromagneten in näch-
ster Nähe des Strahlengebietes auf in der Er-
wartung, daß sich bei Schließung des Stromes
eine Ablenkung der Strahlen ergeben würde.
Selbige documentirte sich jedoch weder in der
Verschiebung der leuchtenden Fläche, noch des
Schattenbildes, vermuthlich, weil eine Ablenkung
bei so langsamer Elektricitätsbewegung über-
haupt nicht resultiren kann.
Ich suchte analoge Erscheinungen in isoli-
renden Flüssigkeiten zu gewinnen, indem ich
in einem mit einer solchen Flüssigkeit gefüllten
größeren Gefäße eine Spitze einer Scheibe gegen-
überstellte. Es entstand jedoch kein Glimm-
licht, weder, wenn ich die Scheibe mit Seide be-
deckte, noch wenn ich zur Flüssigkeit, um sie
leitender zu machen, geringe Mengen einer bes-
ser leitenden Flüssigkeit gab. Ich mischte der
Flüssigkeit nun gewisse pulverartige Stoffe bei,
weil sich aus andern Versuchen ergeben hatte,
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625
daß solche durch elektrische Einwirkung die
eine oder die andere Elektrode überziehn*).
Aber auch hier trat in dem fraglichen Ueber-
zuge bei Interpolirung eines Gegenstandes nicht
die erwartete Schattenbildung hervor.
Ueber den Zusammenhang zwischen
dem allgemeinen und den particulären
Integralen von Differential-
gleichungen.
Von
L. Koenigsberger in Wien,
Der Fundamentalsatz in der Theorie der ho-
mogenen linearen Differentialgleichungen liefert
bekanntlich das allgemeine Integral derselben
als eine additive Verbindung mit willkührlichen
Constanten multiplicirter particulärer Integrale,
und grade auf diesem Satze beruht die Möglich-
keit der Discussion der Integrale linearer Diffe-
, rentialgleichungen. Eiue wichtige und für die
Entwicklung der Theorie der allgemeinen Diffe-
rentialgleichungen unumgängliche Frage ist nun
die nach der Beziehung des allgemeinen Inte-
grales zu den particulären für beliebige alge-
braische Differentialgleichungen oder vielmehr
die nach den Bedingungen für die Existenz
einer solchen algebraischen Relation, eine
Frage, deren Beantwortung sich angreifen läßt
vermöge derjenigen Untersuchungen und Sätze
über Differentialgleichungen, welche ich in der
letzten Zeit in meinen Arbeiten über die Er-
*) Meine desbezügliehen Versuche finden sich in den
Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für
Neuvorpommern und Rügen vom Jahre 1880 ausführlich
mitgetheilt.
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626
Weiterung des Abel'schen Theorems auf belie-
bige Differentialgleichungen und über algebrai-
sche Integrale nicht homogener linearer Diffe-
rentialgleichungen (Crelle's Journal B. 90. H. 2 t
3, 4) veröffentlicht habe.
Es mag noch erwähnt werden, daß den
Kernpunkt dieser Ueberlegungen die Frage nach
der Anzahl der einer algebraischen Differential«
gleichung zugehörigen selbständigen transcenden-
ten Integrale bildet, und daß in die Klasse die-
ser Untersuchungen auch jene merkwürdigen
Sätze von P o i s s o n und J a c o b i gehören, nach
welchen man aus zwei Integralen eines mecha-
nischen Problems alle finden kann.
Ich erlaube mir im Folgenden einige Punkte
aus einer Arbeit über diesen Gegenstand hervor-
zuheben, die ich in Kurzem zu veröffentlichen
beabsichtige.
Die Discussion für die lineare Differential-
gleichung erster Ordnung
dy
£ + yf(x) — yO)
läßt sich unmittelbar anstellen, da das allge-
meine Integral in expliciter Form bekannt ist,
und führt zu der Bedingung, daß entweder f(x)
das logarithmische Differential einer algebrai-
schen Function sein muß, oder daß die Diffe-
rentialgleichung ein particuläres algebraisches
Integral besitzt, in beiden Fällen ist die Rela-
tion zwischen dem allgemeinen und einem parti-
culären Integrale eine lineare mit constanten Coef-
ficienten von der Form
Die entsprechende Frage für beliebige lineare
nicht homogene Differentialgleichungen wird
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627
einerseits anf die Existenz von nur algebraischen
Integralen der reducirten Differentialgleichung
andererseits auf die Untersuchung der Irreduc-
tibilität einer Differentialgleichung höherer Ord-
nung zurückgeführt.
sehe Differentialgleichung
/ dy dhf ^y\_ 0
f \ X ' y ' rf? 4? dx*») ü
zu Gründe, welche in dem von mir in meiner
Arbeit »allgemeine Bemerkungen zum Aber-
sehen Theorem« angegebenen Sinne als irreduc-
tibel vorausgesetzt wird, so gilt der Satz:
Besteht stoischen p + 1 Integralen der Diffe-
rentialgleichung eine algebraische Beziehung
y = F(x i Vv V c » c »' *A
in welche aucli die Variable x und die in der
Differentialgleichung etwa vorkommenden algebrai'
sehen Irrationalitäten eintreten dürfen, so wird
diese algebraische Beziehung erhalten bleiben,
wenn man statt eines der Integrale ein beliebi-
ges anderes particuläres Integral, für die p übri-
gen Integrale aber bestimmte andere particuläre
Integrale jener Differentialgleichung substituirt.
und hieran sich schließend:
Läßt sich in einer algebraischen uredueti-
bdn Differentialgleichung mter Ordnung das all-
gemeine Integral als algebraische Function der
unabhängigen Variabein x, eines particulären
Integrales und m wülkührlicher Constanten aus-
drücken, so erhält man wieder einen Ausdruck
für das allgemeine Integral der vorgelegten Dif-
ferentialgleichung, wenn man für das particuläre
Integral ein beliebiges anderes eben dieser Diffe-
rentialgleichung substituirt
nunmehr eine allgemeine algebrai-
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628
Endlich folgt allgemein mit Hülfe dieser
Sätze, daß die Relation
y = F(x, y„ y,, ... tfft, c t i <?„ ... c.)
die folgenden nach sich
* n
Ig
"TS
«5
9
? II
?2
1o
■ff*
II
:
ja.
5
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62fl
und daß diese Gleichungen in den Größen
y ly y a , . . ijp identisch sein müssen mit Beibe-
haltung willkiihrlicher Werthe von c ly c %} . . c m
und der vofi diesen abhängigm k Größen.
Es wird sodann die Anwendung dieser Sätze
und bestimmter Metboden auf die Untersuchung
der Differentialgleichungen erster Ordnung von
der Form
gemacht, worin f(x, y) eine algebraische Func-
tion yon x und y bedeutet; man findet, daß das
allgemeine Integral, wenn dasselbe eine ganze
oder rationale gebrochene Function eines parti-
culären Integrales mit variabeln Coefficienten
sein soll, nur eine lineare ganze oder gebrochene
Function sein kann; der erste Fall führt wie-
der auf die linearen Differentialgleichungen zu-
rück, der zweite, coustante Coefficienten der linea-
ren Relation vorausgesetzt, umfaßt alle Differen-
tialgleichungen von der Form
f x = P(Ay>+By + C)
und nur diese, worin -4, 2?, C Constanten und
P eine willkührliche algebraische Function von
x bedeutet; sind dagegen die Coefficienten der
linearen Beziehung algebraische Functionen von
x und der Iutegrationsconstanten, so wird die
Form der Differentialgleichung
sein müssen, wenn A x , B x , C x algebraische Func-
tionen von x sind, und man findet für den Fall
50
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630
der Existenz zweier algebraischer Integrale der
Differentialgleichung in der That jene lineare
Relation, wenn überhaupt ein transcendentes
Integral existirt, in allen anderen Fällen kann
die Frage wieder auf eine Irreductibilitatsunter-
suchung zurückgeführt werden. Soll die Rela-
tion zwischen dem allgemeinen und einem parti-
culären Integrale eine beliebige algebraische
sein, in welche die unabhängige Variable nicht
eintritt, so folgt für die Differentialgleichung
die Form
% - k*) m
worin p(x) eine beliebige algebraische Function
von x und ein Differential erster Gattung
*(y)
vom Geschlechte 1 ist.
Wien 1. December 1880.
Ueber congenitale Verwachsung am
Thallus der Po Hex f enieen.
Von
P. Falkenberg.
(Vorgelegt von H. öraf zu Solms-Laubach.)
Wo die bisher an Rhodomeleen augestellten
Untersuchungen die Art ihres Spitzen wachsth ums
mit Sicherheit eruirt haben, beruht dasselbe auf
der Segmentation einer einzigen Scheitelzelle
und auch bei solchen Gattungen, deren Thallus
breit- bandförmig gestaltet ist, wie bei Ryti-
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631
fhloea, Amunsia, Vidalia, Kiitzingia, Lenormandia,
olyphacuin und Nearymenia kommt die spätere
flache Gestalt erst durch die vorzugsweise in
Richtung der Breite stattfindende Entwicklung
der Segmente einer einzigen Scheitelzelle zu
Stande. Unter diesen Verhältnissen war ich
nicht wenig überrascht, in den Pollexfenieen
fPollexfenia, Jeanuerettia, — Placophora*)l einer
Formengruppe zu begegnen, deren Thallus an
seinem ganzen einschichtigen Vorderrande ver-
mittelst einer Scheitelkante wächst. Und dieser
Wachsthumsmodus erscheint dadurch noch com-
.plicirter , daß die Randzellen augenscheinlich
sich nicht alle übereinstimmend in ihren Thei-
lungen verhalten : die einen werden offenbar
längere Zeit hindurch nur durch untereinander
parallele Wände gefächert und führen so zur
Bildung von Segmeutreihen, welche radial auf
den wachsenden Thallusrand gestellt sind; an
anderen Stellen des Randes erscheint die radiale
Anordnung der Segmente verwischt und die
Zelltheilungeu verlaufen unregelmäßiger. — Die
genauere Untersuchung zeigte, daß man es in
der That bei den drei genannten Gattungen gar
nicht mit einer einheitlichen Scheitelkante von
gleichwerthigen Initialen zu thun hat, in der
Weise, wie es etwa bei Taonia, Padina oder
Peyssonnelia der Fall ist, sondern daß die rand-
ständigen Scheitelzellen insofern ungleich werth ig
sind, als der wachsende Rand des flachen Thallus
von den Scheitelzellen ungleichwerthiger Aeste
*) Die Untersuchung wurde aasgeführt an Exem-
plaren ?on Pollexfenia pedicellata, Jeannerettia lobata
und Plaoophora Binden des Straß burger und Qöttinger
UniversitÄts-iierbars , deren Ueberlassung zu Unter-
Buchungszwecken ich der außerordentlichen Freundlich-
keit der Herren Professoren de Bary und Graf Solms
verdanke.
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632
eines reich verzweigten Polysiphouia- artigen
Sproßsystems gebildet wird, dessen sämnitliehe
Verzweigungen in einer Ebene Hegend ihrer
ganzen Länge nach congenita! mit einander
verwachsen sind.
Von der Voraussetzung cougenitaler Ver-
wachsungausgehend ist es leicht, jeden einzelnen
entwicklungsgeschichtlichen Vorgang mit glei-
chen Vorgängeu iu dem Wachsthum der typi-
schen Khodomeleeu zu ideutificiren. Am klarsten
lassen sich die Entwickluugsverhältnisse an sol-
chen Stellen des wachsenden Thallusrandes
übersehen, wo eine Scheitelzelle durch parallele.
Wände eiue Reihe von Segmenten abgliedert,
d. h. da, wo ein Zweig, ohne sich zu verästeln,
in die Länge wächst. Ein jedes Segment theilt
sich in der für Polysiphonia bekannten Weise
successive durch excentrische Wände in eine
centrale Zelle und pericentrale Zellen, so daß
sich für jeden einzelnen der zum flachen Thallus
verwachsenen Zweige der Pollexfenieen die glei-
che Structur ergiebt, wie für einen Polysiphonia-
zweig. In Bezug auf die durch den ganzen
Thallus constant sich wiederholenden Zahlen- und
Lagerungsverhältuisse der Pericentralzellen unter-
scheiden sich die beiden aufrecht wachsenden
Gattungen Pollexfenia und Jeannerettia von dem
schuppenförmig niederliegenden Placophora-
Thallus.
Für Pollexfenia und Jeannerettia beschreibt
Agardh den ganzen Thallus als aus drei Schich-
ten zusammengesetzt: einer vorderen und einer
hinteren oberflächlichen einschichtigen Zelllage
und drittens einem System von hyalinen Zellen,
welches fächerförmig sich ausbreitend zwischen
den beiden oberflächlichen Zellschichten verläuft
und auf dessen Durchschimmern die fächerf örmige
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633
Nervatur des Thallas beruht. An der Uilduug
dieser drei Zellschichten betheiligen sich d\e
Zellen eines Segmentes derart, daß die Central-
zelle die sogenannte Nervatur des Thallus bilden
hilft, deren Verlauf somit kein regelloser ist,
sondern die Lage der einzelneu mit einander
verschmolzenen Thalluszweige angiebt.
Von den vier Pericentralzellen der Gat-
tungen Pollexfenia und Jeannerettia gehören
immer zwei der vorderen, die beiden anderen
der hinteren Oberflächenschicht des Gesamnit-
thallus an. Später theilt sich jede Pericentral-
zelle in zwei bis vier Zellen, welche neben-
einander in der Ebene der Thallusfläche liegen.
Die Brechung der Wände, die mit der Streck-
ung der Zellen verbunden nst, läßt zuletzt die
Lage der oberflächlichen Zellen völlig unregel-
mäßig erscheinen.
Bei Placophora bleiben die Pericentralzellen
dagegen zeitlebens unverändert erhalten, und
indem so die Umrisse der Gewebeparthieen,
welche aus einem Scheitelzellsegment hervor- •
gehen, deutlicher als Ganzes erhalten bleiben,
wird den »froudes longitudinaliter flabellatim
striatae et zonis subconcentricis transversim zo-
natae« (Ag.) ihr charakteristischer Habitus be-
wahrt. An der Bildung der beiden oberfläch-
lichen Zellschichten betheiligen sich die stets in
Fünfzahl vorhandenen Pericentralzellen von
Placophora in der Weise, daß zwei derselben
der unteren, dem Substrat zugewendeten Thallus-
seite angehören, während die drei anderen an
der Oberseite des Thallus liegen. In dieser con-
stanten Verschiedenheit der Vertheilung der
fünf Pericentralzellen liegt das einzige Merkmal
dorsiventraler Ausbildung bei Placophora.*)
'*) Nach dieser Darstellung Bind die Angaben der
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634
Nachdem einmal constatirt i9t, daß aus der
Thäti^keit einer Randscheitelzelle, welche eine
ununterbrochene Reihe von Segmentzellen durch
parallele Wände abgliedert, eine Gewebemasse
hervorgeht, welche in allen Einzelheiten ihrer
Entwicklung mit einem unverzweigten Polypi-
phonia-Ast übereinstimmt, ist es leicht, auch die
unregelmäßigeren Theilungsvortränge in anderen
Scheitelzellen des Pollexfenieeu-Thallus zu deuten.
Der abweichende Habitus der zweiten Kate-
gorie von Scheitelzellen rührt lediglich daher,
daß in dem jüngsten Segment unmittelbar un-
terhalb der Scheitelzelle eine Verzweigung statt-
findet. Aus der Entwicklungsgeschichte der
Polysiphonien ist bekannt, daß an einem sich
verästelnden Sproß die Scheitelzelle nicht durch
parallele Wände gefächert wird, sondern daß
die Scheidewände derartig geneigt auftreten, daß
die astbildenden Segmente bereits bei ihrer
Entstehung auf der Seite, die künftig den Ast
erzeugen soll, eine größere Höhe besitzen als
auf der gegenüberliegenden Seite. Wenn schon
diese geneigte Wand die Form der Scheitelzelle
an astbildenden Thallussprossen modificirt, so
geschieht das noch in höherem Grade dadurch,
daß die Spitze des neugebildeten Astes sich seit-
lich neben der Scheitel/eile des Muttersprosses
vorbeidrängt und indem sie ihre Scheitelzelle
zwischen die schon vorhandenen randständigen
Zellen des wachsenden Thallus einschiebt, einen
mechanischen Druck auf die Nachbarzellen aus-
übt und formändernd auf sie einwirkt.
Autoren über den Baa von Placophora Binderi zu be-
richtigen: Agardh hält den Thallus von PI. für ein-
achiohtig; Kützing giebt in den Tab. pbye. Vol. XV
tab. 4 unter Micramansia Binderi die Abbildung einet
schön regelmäßig zweischichtigen Querschrattes mit
Wurzeln.
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635
Die Verzweigung an den Spitzen der ver-
wachsenen Einzelsprosse erfolgt in äußerst regel-
mäßiger Weise und zwar tritt sie nicht nur au
den Hauptsprossen auf, sondern sie wiederholt
sich in derselben Weise auch au den Seiten-
ästen, nachdem diese, ohne sich zu verzweigen,
eine gewisse Länge erreicht haben. In der Stel-
lung der Zweige zeigen sich constante Unter*
schiede zwischen Pollexfenia und Jeannerettia
einerseits und Placophora andrerseits.
In der letzteren Gattuug findet die Veräste-
lung so statt, daß jedes Segment eines Zweiges,
an dem die Astbildung bereits begonnen hat,
sich verzweigt, so lange das Segment noch un-
getheilt ist, und zwar stehen die Aeste so ange-
ordnet, daß sie in Paaren zu zweien vereinigt
am Stamm nach rechts und links alteruiren.
Die Segmente n und n -f- 1 entwickeln z. B.
ihre Aeste nach links, n-\-2 und n-}-3 nach
rechts und diese Form des Alternirens kehrt
an allen in lebhaftem Wachsthum begriffenen
Zweigspitzen wieder.
Anders verhält sich die Sache bei Pollexfenia
und Jeannerettia. Hier wird jedes zweite Seg-
ment bei der Astbildung übersprungen, so daß
die Aeste einfach alternireu; das Segment n
erzeugt einen nach links gewendeten Ast, n-f-2
einen Ast nach rechts, die Segmente n + 1 uud
n-f-S* bilden keine Aeste. Aber die anfänglich
bei der Astbildnng übersprungenen Segmente
bleiben darum hei Pollexfenia und Jeannerettia
doch nicht dauernd unverzweigt; denn nach-
dem die Segmente sich bereits in Centralzelle
und vier Pericentralzellen getheilt haben, er-
zeugen sie nachträglich endogen einen Ast, in-
dem die Zentralzelle seitlich auswächst. Die
endogenen Aeste brechen gleichfalls alternirend
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•HU
aus der vorderen und der hinteren Fliehe des
Thallns hervor.
W enn man für die beiden verschiedenen Ver-
zweigungsweisen der drei betrachteten Gattungen
nach Analogieen unter den Rhodomeleen mit
nicht verwachsenen Verzweigungen sucht, so
wurde z. B. Polysiphonia dendritica mit ihren
nach rechts und links alternirenden exogenen
Astpaareu den Verzweignngsmodus von Placo-
phora wiederholen. Die Verzweigung von Pol-
lexfenia und Jeannerettia 1 dagegen entspricht
derjenigen von Polyzonia. Denn bei dieser Gat-
tung ist gleichfalls jedes zweite Segment von
der exogenen Astbildung ausgeschlossen und erst
nachträglich entwickeln sie auf endogenem Wege
einen Ast*). Daß die Richtung, welche die Ent-
wicklung der endogenen Aeste bei Pollexfenia
und Jeannerettia nimmt, eine andere ist, wie
bei Polyzonia, und dieselbe nicht mit den exogen
entstandenen Aesten in eine Ebene fällt, dürfte
wohl nur dem Umstand zuzuschreiben sein, daß
die congenitale Verwachsung der exogenen Aeste
die später entwickelten endogenen Zweige zwingt,
den nächsten Weg einzuschlagen, um über die
Thallusoberfläche hervorzubrechen.
Wenn es nach dem bisher Gesagten noch
eines Beweises bedürfen sollte, daß man in der
That berechtigt ist, den Pollexfenieen-Thallus
als ein congenital verwachsenes System von Po-
lysiphonia-artigen Sprossen zu deuten, so bedarf
es nur des Hinweises auf zwei Punkte, um jeden
Zweifel schwinden zn lassen.
Erstens entwickeln sich die endogenen Zweige
von Pollexfenia und Jeannerettia, welche nicht
*) Ambronn, 8proßbildung bei Vidalia, Amanaia u.
Polyzonia: Sitzungsber. des Bot. Ver. für Brandenburg.
Vol. XXII. pag. 76 (26. Juni 1880.)
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637
in die Verwachsung der exogen entstandenen
Aeste hineingezogen werden, nach Art normaler
Polysiphonien. An der Beweiskraft dieser That-
sache wird nichts geändert durch den Umstand,
daß die endogenen Zweige, — weil nur zu Trä-
gern der Fortpflanzuugsorgane bestimmt, — keine
bedeutenden Dimensionen erreichen, sondern ihr
Spitzen wachsthum früh einstellen , wie das ja
auch bei den zu Stichidien werdenden endogenen
Aesten der Polyzonia geschieht.
Zweitens geben aber bei Placophora zur Zeit
der Fruktifikation die fruchtenden Zweige ihr
bis dahin congenitales Wachsthum auf und
wachsen direct als isolirte Aeste weiter, an denen
die Bildung der Fortpflanzuugsorgane in der für
die Rhodomeleen charakteristischen Weise statt-
findet*).
Das Vorkommen der congenitalen Verwach-
sung, das bei dem bilateral resp. dorisventral
gebauten flachen Thallus der Pollexfenieen nach-
zuweisen, keiner Schwierigkeit unterliegt, macht
es mir zweifellos, daß der eigentümliche Bau
des Digenea- Thallus, dessen Entwicklungs-
geschichte bisher noch nicht hat klar gelegt
werden können, der gleichen Erscheinung seinen
Ursprung verdankt, wenngleich bei der allseitigen
Verzweigung des radiär gebauten Thallus der
directe Nachweis congenitaler Verwachsung noch
nicht hat gelingen wollen. In Bezug auf Di-
genea sagt Haufe**): »Ich glaube daher, daß
*) Ob die Fruchtbildung bei Placophora an belie-
bigen Aesten de« Thallus auftreten kann oder etwa loea-
liairt ist auf das jüngere Glied eines Astpaaree, wie sie
bei Jeannerettia u. Pollexfenia immer auf jeden zweiten
(endogenen) Ast beschränkt auftritt, habe ich bisher nicht
zu oonstatiren vermocht
*•) In seiner ebenso inhalts- wie formlosen Disser-
51
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m
der St am in nicht durch eine Scheitekelle oder
vielleicht durch Theilung eines Zellen-Complexes
entsteht, sondern vielmehr dadurch, daß die sehr
zahlreichen Aeste, deren jüngere immer zwischen
den älteren hervorwachsen, förmlich zusammen-
geschweißt als einheitliches Ganzes das Zell-
gewebe des Stammes bilden;... für die An-
nahme einer anderen besseren Ansicht fand ich
keine Gründe.« Nach dem Auffinden des Wachs-
thumsmodus der Pollexfenieen glaube ich gleich-
falls, daß die Polysiphonia-artigen Aeste von Di-
genea, welche sich frei von der fleischigen Thal-
lnsaxe erheben, gleichwertig sein dürften den
isolirt auswaehsenden Aesten von Placophora.
Aber die Scheitelzellen der nicht isolirt aus-
wachseuden Aeste, welche sich zwischen den
Basen der freien Asttheile vorfinden müßten,
haben sich bisher noch cousequent der Beob-
achtung entzogen.
Ob die provisorische Vereinigung der Gat-
tung Placophora mit den näher miteinander ver-
wandten Gattungen Polloxfenia und Jeannerettia
auf Grund des gemeinsamen Merkmals der con-
genitalen Verwachsung eine dauernde bleiben
kann oder ob nicht vielleicht die erstere natur-
emäßer an die Gattung Polysiphonia , die
eiden letzteren Gattungen an Polyzonia ange-
reiht werden müssen , mag augenblicklich noch
zweifelhaft sein. Unzweifelhaft dagegen ißt es,
daß eine Gattung, welche Agardh in die Tribus
der Pollexfenieen eingeordnet hat, aus derselben
entfernt werden muß: die Gattung Martensia
hat nicht nur mit den Pollexfenieen , sondern
überhaupt mit den Rhodomeleen gar nichts zu
thun und muß in Zukunft ihren Platz unter
taiion: Beiträge zur Kennt niß der Anatomie and theil-
weise der Morphologie einiger Florideen. 1879. pmg. 21.
»
r
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63<>
d«»n DclessericH-u finden. Und dasselbe Loos
steht noch mancher Species und Gattung bevor,
die bisher unbeanstandet unter den Rliodonieleen
aufgezählt worden ist.
December 1880.
Bei der Konigl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
November 1880.
Kaie. Äkad. d. Wies. z. Wien. 1879—80:
Denkschriften. PbiloB.- historische Classe. B. 80. 4°.
— Mathemat.-naturwissenseh. Classe. Bd. 41. 4°.
Sitzungsberichte, raatb.-naturwiss. Classe. I. Abth. Bd. 79.
H. 1-5. Bd. 80. B. 1-6. — II.Abtb. Bd. 79. H.4-6.
Bd. 80. H. 1-6. Bd. 81. Fl. 1-3. — III. Abth.
Bd. 80. H. 1-6. Bd. 81. H. 1-3.
— philosoph.-histor. Classe. Bd. 94. H. 1— 2. Bd. 95.
H. 1-4. Bd. 96. H. 1.
Fontes rerura Austriaca nun. Bd. 42.
Archiv für österreichische Geschichte. Bd. 59. H. 1-2.
Bd. 60. H. 1.
Zeitschr. f. Meteorologie. Bd. XV. Nov. 1880. redig. v. Hann.
Abhandlongen der K. Akademie der Wissensch, zu Berlin.
Ans d. J. 1879.
Atti dellaSocietä Toscana di scienze natur. Vol. IV. fasc. 2.
R. Lipscbitz, Principes d'un calcul algebrique qui con-
tient corome especes particulieres , le calcul des quan-
tites imaginaires et des quaternions. Paris. 4°.
F. Rammeisberg, über Zusammensetzung des Des-
cloizitz u. Pollucits. Leopoldina. H. XVI. Nr. 19-20.
Montbly Notices of the R. Astronomical Society. Vol. XL.
- — - i ■ — — -
KgL Akademie d. Wiss. in München. 1880:
Abhandlungen der histor. Cl. Bd. 15. 1 2. Abth.
— der Philosoph. -philol. Cl. Bd. XV. 2.
— der mathem.-pbys. Cl. Bd. XIII. 8.
Sitzungsberichte. Mathem.-physik. Classe. H. 4.
— philosoph.-philolog. u. histor. Cl. H. 8.
I. v. Döllinger. das Haus Wittelsbach.
L. Rockinger, die Pflege der Geschichte durch die
Wittelsbacher.
K. A. Zittel, über d. geolog. Bau d. lybischen Wüste.
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G40
A. v. Druffel, Ignatius von Loyola an d. Römisch. Curie.
Meteorol. u. magnetische Beobachtungen der K. Stern-
warte. J. 1879.
Nature. 676-678. "
Journal de Tficolo polytechnique. T. XXVIII. 4°.
Memoires de l'Aeademie de Montpellier. Sect. Sciences.
T. IX. 3. Fase. — Lettres. T. VI. 4ieme Fase. —
Medecine. T. V. 2. Faso. 4°.
Mittheilungen der deutschen Gesellschaft für Natur- und
Völkerkunde Ostssiens. August 1880. Yokohama. 4°.
Mittheilunsren des histor. Vereins für Steiermark. XXVIII.
Heft. Graz 1880.
Beitrage zur Kunde Steiermark. Geschichtsquell. Jahrg. 17.
Festschrift zur Erinnerung der Erhebung Steiermarks zum
Herzogthura. Graz 1880.
Monatsbericht der Berliner Akad. d. Wiss. August 1880.
Erd&yi Muzeum. 9 SZ. VII. evfolyam. 18R0.
67. Jahresbericht der Schlesisch. Gesellschaft f. Vaterland.
Cultur im J. 1879.
Bulletin de l'Acad. Imp. des Sciences de St Petersbourg.
T. XXVI. Nr. 8.
Movimento della Navigaziono nei porti del re<rno. Parte I.
Anno XIX. 1879. Roma. — Appendice. A. XIX. 1879.
J. A. A 1 1 e n , Hißtory of North American Pinnipeds. Wash-
ington 1880.
Quellen zur Geschichte Siebenbürgens. Bd. I. Hermann-
stadt 1880.
Danzig in naturwiss. u. media Beziehung. Danzig 1880.
Memorie dell' Accademia delle Scienze dell' Istituto di Bo-
logna. Serie III. T. X. Fase 8. 4. Bologna 1880. 4°.
Memorie del R. Istituto Lombardo. Classe di lettre e
scienze morali e politiche. Vol. XIV. V della Serie III.
Fase. 1. Milano. 1880. 4°.
R.Istituto Lombardo. Rendiconti. Seriell. Vol. XII. 1879.
Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde.
Jahrg. XXXI u. XXXII. 1878-79.
Proceedings of the Zoological Society of London. P. III.
1860.
Briefwechsel zwischen Gauß u. Bossel. Leipzig 1880.
XVI. u. XVII. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde zu
Dresden. (Wissenschaftl. u. geschäfll. Theil.) Nachtrage.
Für dieRedwtion Yerfcntwortlich: R Rsknisch, Directord. GMI. gel. An*.
Coinniiwion«- Verla* der Düterich'schm Vmiags- Buchhandlung.
I>rucV der IHtUrich' sehen f/m?.- Buchdruckerei (W. Fr. Kaettna).
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641
Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen,
22. December. M 21, 1880.
Königliche Gesellschaft der WiaseiiKcliafteii.
Sitzung am 4. December.
Mittheilungen
über die Universitäts - Bibliothek
aus den Jahren 1876—1879.
L
Im Personale, unter den ständigen Beamten
sowohl wie den Hilfsarbeitern, haben zahlreiche
Veränderungen stattgefunden.
Zunächst verlor die Bibliothek drei der älteren
Beamten durch den Tod. Am 22. Decbr. 1876
starb der erste Secretär Professor Dr. Friedrich
Wilhelm ünger, der, geb. am 8. April 1810,
1843 Accessist und 1845 Secretär geworden,
durch seine vielseitige, weit über die von ihm
auch schriftstellerisch vertretenen Fächer der
Jurisprudenz und Kunstgeschichte hinausgehende
wissenschaftliche Bildung und sein humanes und
feines Wesen eine Zierde ersten Ranges für die
Bibliothek war. Am 14. August 1878 starb der
Unterbibliothekar und Rath Dr. Eduard Christian
Friedrich Stromeyer; geb. am 18. Oct. 1807,
war er 1838, nachdem er das medicinische Stu-
dium absolvirt, als Accessist eingetreten und seit
1872 Unterbibliothekar; er wird den zahlreichen
Benutzern der Bibliothek in dauernder Erinnerung
bleiben durch die Gewissenhaftigkeit und Sachlich-
keit, mit der er das Amt des Ausleihebeamten
viele Jahre hindurch verwaltete, während seine
Fachbildung der Bibliothek durch die lange Zeit
52
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642
von ihm besorgte Fortfuhrung der medicinischen
Realkataloge zu Gute kam. Am 1. Sept. 1879
starb Dr. Otto August Kunze; geb. am 9. April
1820, studierte er Theologie und wurde 1845
Hülfsarbeiter und 1847 Secretär; er führte als
solcher die theologischen Realkataloge und be-
gann die Umarbeitung der biblischen Litteratur
und vollführte diese und andere gelegentliche
Arbeiten mit großer Genauigkeit. Endlich ist
nicht unerwähnt zu lassen der Tod des hoch-
verdienten früheren Oberbibliothekars, Hofrath
und Professor Dr. Karl Friedrich Hoeck, der
am 10. Jan. 1877 erfolgte; 1814 als Accessist
eingetreten, wurde er 1815 Secretär und 1858
Oberbibliothekar, nachdem er bereits seit Benekes
Tode (1845) die Verwaltung geführt hatte; 1875
trat er nach sechzigjähriger Thätigkeit an der
Bibliothek in den Ruhestand.
Außer diesen durch den Tod abgerufenen
Beamten verlor die Bibliothek noch zu Anfang
1 876 den vierten Secretär Dr. jur. Emil Steffen -
hagen, der seit 1. Octbr. 1872 hier angestellt
war und als Vorstand der Universitätsbibliothek
nach Kiel übersiedelte.
Diese Lücken wurden durch das Aufrücken
der übrigen Secretäre und die Anstellung jüngerer
Kräfte wieder ausgefüllt. Die Secretäre Dr.
Müldener, Dr. Gilbert, Dr. Ehrenfeuch-
ter rückten auf, während als solche neu ein-
traten Dr. Ludwig Schemann, geb. am 16.
Oct. 1852, L Jan. 1876 Hülfsarbeiter, 1. Febr.
desselben Jahres Secretär, und Dr. Carl B o y s e n ,
geb. 14. Febr. 1852, 1. Sept. 1876 Hülfsarbeiter,
1. April 1878 Custos, beide Philologen.
Als Hülfsarbeiter wurden beschäftigt: Alfred
Graser, vom 1. Juli 1875 bis Ende 1876, wurde
zum Secretär an der Königl. Landesbibliothek
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643
zu Wiesbaden ernannt; Dr.jur. Emil Brunnen-
meister, vom 1. Oct. 1877 bis zum 30. April
1878, jetzt Professor der Rechte an der Univer-
sität Zürich; Dr. Wilhelm Velke, vom l.Dec.
1877 bis zum 30. Sept. 1878, jetzt Stadtbiblio-
thekar zu Mainz; Dr. Franz Wolny, vom L
Oct. bis zum 30. Nov. 1878; Dr. Gustav Heyl-
but und Dr. iur. Emil Lutz befanden sich,
ersterer seit l.Mai 1878, der zweite seit 1. Jan.
1879, noch am Schlüsse des Jahres 1879 in dieser
Stellung.
Auf kurze Zeit wurden außerdem einige junge
Männer als Volontäre beschäftigt. Der Zudrang
zur Beschäftigung an der Bibliothek war ein
großer, aber leider gestattete der Raum in den
meisten Fällen nicht, auf die Wünsche der Be-
werber einzugehen, deren mehr als vierzig ent-
weder wegen des Raummangels abgewiesen wer-
den mußten oder zurücktraten, weil keine Aus-
sicht auf ein baldiges Avancement vorhanden
war.
Eine dauernde Einbuße an Arbeitskräften
erlitt die Bibliothek dadurch, daß der Geheime
Regierungsrath Professor Dr. Grisebach, der
seit Anfang 1845 derselben wöchentlich einige
Arbeitsstunden widmete und hauptsächlich die
Eintragung der wissenschaftlichen Litteratur in
die Realkataloge besorgte, sich mit dem Anfange
des Jahres 1877 aus dieser Thätigkeit zurück-
zog, andererseits das Repetentencollegium, dessen
Mitglieder zur Betheiligung am Saaldienste in
der Bibliothek verpflichtet waren, um dieselbe
Zeit aufgelöst wurde ; diese Betheiligung war
allerdings in der letzten Zeit in Folge der per-
sönlichen Verhältnisse der Mitglieder eine un-
regelmäßige geworden, doch hat der Licentiat
Ferdinand Kattenbusch, gegenwärtig Pro-
52*
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644
feseor der Theologie zu Gießen, in den Jahren
187&U. 1877 wiederholt freiwillig, wenn Lücken
in dem Personale eingetreten waren, Aushülfe
gewährt.
Durch Verfugung vom 17. Juli 1876 wurde
eine Instruction für die Beamten erlassen und
denselben zugleich die Amtsbezeichnung als
Custoden an Stelle der bisherigen als Secretäre
beigelegt, dabei jedoch für den ersten Custos
der Charakter als Bibliothekar, für den zweiten
der als Unterbibliothekar beibehalten.
IL
Die laufenden Arbeiten, die der Natur der
Sache nach in ihren Hauptzweigen stehend sind»
wurden demgemäß im wesentlichen fortgeführt
wie bisher, aber im Einzelnen zugleich genauer
und einfacher eingerichtet, damit sie ihrem Zwecke
besser entsprächen und auch mit der Zeit eine
Zeit- und Arbeitsersparniß davon erwartet werden
könne. Daß letztere sich in den Jahren 1876
bis 1879 noch wenig bemerklich gemacht hat,
rührt theils daher, daß das Personal sich in die
geänderten Einrichtungen einleben mußte, indem
darauf gehalten wurde, daß wenigstens die jün-
geren Beamten sämmtliche Zweige des Dienstes
durch praktische Bethätigung genau kennen
lernten, theils daher, daß das Personal stark
wechselte und daß mit den Abänderungen selbst
weitläuftige und zeitraubende Geschäfte verbunden
waren.
Die Umgestaltungen betrafen vorzugsweise
das Manual, das in ein einheitliches, chrono-
logisch geordnetes Zugangsverzeichniß, dessen
einzelnen Nummern alle wünschenswerthen Ver-
merke beigefügt sind, verwandelt wurde, und die
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615
sog. Accessio, an deren Stelle ein bibliographisch
exacter Zettelkatalog für alle abgeschlossenen
Werke gesetzt wurde; dieser soll später rück-
wärts ergänzt werden und den alphabetischen
Hauptkatalog der Bibliothek bilden. Als unent-
behrliche Ergänzungen traten zum Manual und
den abschließenden Zetteln eine Fortsetzungsliste
für die allmählich erscheinenden Werke, die bis-
her ganz fehlte, so wie eine andere für die Zeit-
schriften, beide auf Zetteln, und Hand in Hand
mit diesen Aufnahmen ging eine Revision des
ganzen dahin gehörigen Bestandes, die als not-
wendige Folge mangelnder Gontrolle eine große
Menge nicht fortgeführter Anschaffungen ergab.
Die Lücken dieser Art waren so bedeutend, daß
zu ihrer Beseitigung die Bitte um einen außer-
ordentlichen Zuschuß an den Herrn Minister ge-
richtet wurde, der denselben, wenn auch nicht
in der erbetenen Höhe, bewilligte.
Die Revision und Umarbeitung des alpha-
betischen Kataloges nahm ihren Fortgang, und
wurden 39 Bände, so weit es nöthig war, um-
geschrieben, neu geordnet und in 99 zerlegt;
dieses Geschäft gelangte damit zu einem vor-
läufigen Abschlüsse, mit welchem die Zahl der
Bände auf 521 gestiegen ist. Bei der Fortfüh-
rung des Kataloges wurde auf die bisher stark ver-
nachlässigten Verweisungen, die für die bequeme
und sichere Benutzung so wichtig sind, größerer
Werth gelegt und dieselben gleichmäßiger, voll-
ständiger und genauer gemacht; allerdings schwel-
len die Bände dadurch in verstärktem Maße an
und wird demnächst mit einer weiteren Zer-
legung derselben begonnen werden müssen.
Von den Realkatalogen wurde umgearbeitet
das Fach der Bibliographie, Bücher- und Biblio-
thekkunde (Historia litteraria librorum) und der
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64fi
ueue Katalog, etwa zur Hälfte auf der Grund-
lage früher gefertigter Materialien , iu neun
Bänden vollendet; ebenso die Umarbeitung der all-
gemeinen deutschen Geschichte (Band 9 — 12) zu
Ende geführt und die der allgemeinen Naturge-
schichte (3 Bände) auch Umsignirung und Nenauf-
stellung des Restes abgeschlossen. Die neue Bear-
beitung der theologischen Litteratur wurde begon-
nen, und die sog. Praecognita und der Anfang der
biblischen Litteratur, die Textausgaben der
Bibel und die altorientalischen und lateinischen
Uebersetzungen umfassend, in zwei Bänden fertig.
Von der französischen Geschichte wurde der
4te Band, bis zum Ende der Valois, fertig und
die Brasilianische Geschichte, die namentlich
durch Zuwendungen des Professor Wappäus
stark angewachsen war, ganz umgearbeitet. Zur
römischen und zur preußischen Geschichte wur-
den die Vorarbeiten gefördert und begonnen
mit der Auflösung des Faches der Epistolographen,
die in die Kataloge der betreffenden Litteraturen
und Literaturgeschichten übertragen werden.
Bei allen fertigen Bänden wurden die in den-
selben enthaltenen Bücher sowohl selbst wie im
alphabetischen Kataloge umsignirt und neu auf-
gestellt.
Die Revision des Bücherbestandes, zu der
regelmäßig die Monate Juli bis October benutzt
wurden, bezog sich in der Hauptsache auf die
Fächer der Philosophie, Litteraturen, Mathematik,
Oeconomie und fast der ganzen Theologie, mit
anderen Worten, es wurde nahezu der Inhalt
des ganzen Erdgeschosses, mit Ausnahme der
juristischen Litteratur, revidirt. Das Resultat
kann als ein im Ganzen günstiges insofern be-
zeichnet werden , als die Defecte zum weitaus
größeren Theile bereits bei früheren Revisionen
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M7
als fehlend bezeichnet waren, und manche früher
vermißte Bücher entweder, wie das immer geht,
sich einfach wieder vorfanden oder bei genauerem
Nachforschen als angebunden an andere oder in
die Kataloge anderer Fächer übertragen heraus-
stellten.
Zu diesen laufenden Arbeiten kamen größere
und kleinere andere, von denen die folgenden
erwähnt werden mögen:
Zu Anfang des Jahres 1877 wurde eine Zäh-
lang der Bibliothek vorgenommen, welche einen
Bestand von 361,500 gedruckten Bänden und
4800 Handschriften ergab; rechnet man dazu
die seitdem hinzugekommenen 14,530 Bände, so
ergiebt sich für das Ende des Jahres 1879 ein
Gesammtbestand von 380,830 Bänden ; dabei sind
Dissertationen und Programme, nach den Sam-
melbänden, in welche sie vereinigt werden, Mis-
cellanbände nur einmal gerechnet.
Zu besserer Orientierung in den Büchersäälen
wurden an sämmtlichen Repositorien Schilder
mit den Nummern der auf jedem einzelnen Re-
gale, durchgängig in drei Formate geschieden,
aufgestellten Bücher, und vorläufig versuchsweise
im philologischen Saale alphabetische Wegweiser
angebracht, welche für die einzelnen Hauptdis-
cipliuen, Sprachen und Autoren die Standnum-
mern angeben. Aach wurde der einzige ohne
Signaturetiquetten gebliebene Theil der Biblio-
thek, die Theologia miscella, mit solchen ver-
sehen und ihnen entsprechend aufgestellt.
Die aus 1158 Werken bestehende Bibliothek
der deutschen Gesellschaft, die in einem beson-
deren Raum aufbewahrt und in die Kataloge
nicht aufgenommen war, wurde, mit Ausscheidung
der Doubletten, in die betreffenden Fächer ein-
gereiht und in die verschiedenen Kataloge ein-
getragen.
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64S
Zu den Zeitschriften, die bei ungenauen Titel-
angaben oft schwer zu identificiren sind, wurde
ein alphabetisches Verzeichniß ausgearbeitet, das
durch möglichst zahlreiche Verweisungen der
leichteren und rascheren Auffindung zu Hülfe
kommen soll.
III.
Das Zugangsverzeichniß ergiebt für die Jahre
1876: 8104 Nummern mit 4285 Bänden,
1877: 3299 „ „ 4060
1878: 3916 „ 5596
1879: 3443 „ „ 4774
Davon gingen als Geschenke ein:
1876 1877 1878 1879
von der Regierung und
inländischen Behörden 130 108 121 137 Bd.,
von ausländ. Behörden 112 62 118 73 „
von der Gesellschaft der
Wissenschaften
a. gelehrte Zeit- und
Academieschriften .
b. Bücher ....
von d. Redact. d. Gött.
Gelehrten Anzeigen
von einzelnen Privaten
im Ganzen
Vom hiesigen litterarischen Museum erhielt
die Bibliothek als Gegenleistung für die dem-
selben regelmäßig zugehenden neu eintreffenden
wissenschaftlichen Zeitschriften :
von wissenschaftlichen Zeit-
schriften 6 58 33 51 Bd.,
von politischen Zeitungen . 65 7 55 11 „
von kleinen Tagesschriften . 0 203 51 84 „
Die Pflichtexemplare aus der Provinz Han-
nover ergaben die folgenden Bäudezahlen:
Zeitungen und Amtsblätter . 81 117 139 145 Bd.,
Bücher 154 158 491 247 „
Endlich liefen dem bestehenden Tauschver-
kehre entsprechend jährlich die Universitäte-
270
202
373
243
»»
120
82
126
92
»t
89
72
57
58
ii
136
165
206
141
ii
857
691
1001
744
«i
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649
Schriften und Dissertationen der deutschen uud
die der meisten ausländischen Universitäten, eben-
falls im Tausche oder als Geschenke, ferner die
Programme der preußischen und der übrigen
deutschen Gymnasien, außer den bayerischen und
österreichischen, ein, welche beiden letzteren erst
für die Jahre 1878 und 1879 eintrafen.
Die übrigen Erwerbungen waren aus dem
Etat für die sachlichen Ausgaben zu bestreiten.
Derselbe belief sich in den Jahren 1874—1876
auf 11,880 Thaler oder 35,640 Mark, und (durch
Verfügung vom 12. April 1875) erhöht um
4800 Mark auf 40,440 Mark; in den Jahren
1877—1879 auf 40,140 Mark. Nur einmal kam
dazu der erwähnte außerordentliche Zuschuß
(Verfügung vom 30. Juni 1877) von 3700 Mark.
Von diesen Beträgen wurden für Bücheran-
sehaffungen ausgegeben (in Mark):
1876 1877 1878 1879
im Ganzen . . 33,430.56 32,188.80 36,522.15 34,869.52
davon für neue
Bücher . . 9,734.11 10,600.33 12,261.51 11,291.70
für Fortsetzun-
gen ... 6,711.01 8,129.68 7,96033 8,636.58
für antiquar. An-
käufe . . . 6,292.45 1,482.00 4,680.80 2,720.69
Unter die drei letzten Rubriken vertheilen
sich die für Completirung steckengebliebener mehr-
oder vielbändiger Werke und Zeitschriften aus-
gegebenen Posten mit
4,707.44 2,643.70 2,608.10 3,611.35
Die Bezugsquellen waren theils hiesige, theils
auswärtige Buchhändler und Antiquare. Die
ersteren, seit vielen Jahren ständige Lieferanten
der Bibliothek, wurden angehalten ihre Sen-
dungen regelmäßig zu Anfang der Woche zu
machen; dieselben wurden dann sofort in ge-
schäftliche Behandlung genommen nn^ alsbald
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650
den Buchbindern übergeben, die ihrerseits be-
stimmte Fristen einhalten mußten, um die Bücher
den Benutzern möglichst rasch zugänglich zu
machen. Hinsichtlich der ausländischen Buch-
handlungen wurden mehrfache Abänderungen
nöthig, da einige der vorzugsweise herangezogenen
in ihren Sendungen zu wenig zuverlässig und zu
lückenhaft waren, als daß sie dem Bedürfnisse
die wichtigere Litteratur bald und regelmäßig zu
erlangen, entsprochen hätten.
Die Bücheranschaffungen bildeten selbst-
verständlich den Hauptposten der Ausgaben.
Außerdem wurden verausgabt:
1876 1877 1878 1879
für Bachbinderar-
beiten .... 8016.86 5581.70 5926.70 5774.85
f. Schreibmaterial,
Druclc H&chen
Frachten etc. . 952.78 1171.26 921.59 1089.64
für Heizung . . 477.50 383.09 263.89 147.80
für and. vermischte
Ausgaben . . . 802.66 861.89 545.55 926.32
IV.
Um die Benutzung der Bibliothek zu erleich-
tern und einige mit der bisherigen Einrichtung
verknüpfte Uebelstände zu beseitigen, gestattete
der Herr Curator durch Verfügung vom 8. Juli
1876, daß hinfort nicht mehr jeder einzelne Leih-
schein von den als Bürgen für die Studierenden
eintretenden Professoren unterzeichnet, sondern
Cavetkarten eingeführt werden sollten, die jedes
Mal Gültigkeit für ein Semester haben.
Da die einzelnen Hefte neu erschienener Zeit-
schriften, welche dem hiesigen litterarischen Mu-
seum auf sechs Wochen überlassen wurden, nur
mit Schwierigkeit zu benutzen waren , wurde
mit demselben ein neuer Vertrag geschlossen
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651
(10. Jan. 1879), in welchem die angegebene
Frist auf zwei Wochen gekürzt und der Biblio-
thek zugleich einige andere Vortheile eingeräumt
wurden. Die Verwaltung kann das freundliche
Entgegenkommen des Museuinsvorstandes in
dieser Angelegenheit nur dankbar anerkennen.
Die gesammte Benutzung war zuletzt im
Jahre 1830 durch das in den Gesetzen für die
Studierenden auf der Georg-Augusts-Universität
S. 62 abgedruckte Regulativ geordnet, das in
manchen Beziehungen nicht mehr ausreichte.
Der Herr Minister sah sich daher veranlaßt,
unter dem 8. Februar 1879 neue Bestimmungen
über die Benutzung (gedruckt u. A. im Centrai-
blatt f. d. ges. Unterricht8ver waltung 1879, S.
241 fgd.) zu erlassen, die durchaus im Sinne der
Liberalität gehalten sind, die hier stets maß-
gebend war und sich bereits als sehr förderlich
erwiesen haben.
Die Benutzung selbst sowohl hier am Orte
als von auswärts nahm stetig zu, was nicht so
sehr in den Zahlen der Benutzer als den der
entliehenen Bücher zu Tage tritt. Die Zahl der
Studierenden, welche hier die Bibliothek benutzte,
schwankte in den acht Seraestern vom Winter 1875
bis zum Sommer 1879 zwischen 363 und 452,
während die höchste früher (Winter 1874/75)
erreichte Zahl 463 ist; aber auch sie stieg im
Winter 1879/80 auf 489. Die vor 1876 erreichte
höchste Zahl, im Kalenderjahre 1875, der am
Orte verliehenen Bände betrug 23,420, während
sie im Wintersemester 1878/79 auf 17,692
(Universitätslehrer und andere Einwohner 7072,
Studierende 10,620), im Sommersemester 1879
(März bis Juli) auf 14,702 und im Wintersemester
1879/80 (August bis Februar) auf 21,228, also
für das ganze Jahr 1879/80 auf 35,930 anwuchs.
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652
Diese ansehnliche Zahl — bei der jedoch die
seit Anfang des Sommersemesters 1879 geltenden
neuen Bestimmungen über die Benutzung in Be-
tracht zuziehen sind, welche (§. 13) die Leihzeit
für die Studierenden auf vier Wochen festsetzen,
während bis dahin die Bücher das ganze Semester
in derselben Hand bleiben konnten, wenn sie
nicht anderweitig verlangt wurden — vertheilt
sich folgendermaßen auf die vier Facultäten:
theologische Universitätslehrer Studierende
im Sommersemester 204 869 Bände,
im Wintersemester 422 1431
juristische
im SommerBemester 453 2059 „
im Wintersemester 575 2163
medicinische
im Sommersemester 296 97 „
im Winterseraester 476 151 „
philosophische
im Sommersemester 2203 6811 „
im Wintersemester 3265 10314
Auf andere Entleiher hier am Orte kamen
im Sommersemester 1710, im Winterseraester
3268 Bände.
Die am stärksten vertretenen Monate waren
im Sommer der Mai mit 3628, im Winter der
November mit 3850 Bänden.
Die Zahl der nach auswärts verschickten
Bücher und Handschriften betrug im Jahre 1876:
3017, 1877:4293, 1878:5222, 1879: 5826 Bände.
In zahlreichen Fällen wendete sich die Biblio-
thek, wenn sie von hiesigen Gelehrten dringend
gewünschte Werke nicht besaß, an andere deut-
sche und auswärtige Bibliotheken und hat ganz
besonders für die Bereitwilligkeit zu danken,
mit welcher die Königliche Bibliothek in Berlin
aushalf, wo sie konnte. Aber auch viele andere
Bibliotheken und Archive, namentlich die Kais.
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653
Bibliothek zu Wien, die bibHotheque nationale
zu Paris, die König]. Große Bibliothek zu Kopen-
hagen, die Königl. Hof- und Staats-Bibliothek zu
München, die Königl. öffentlichen Bibliotheken
zu Stuttgart, Dresden, Bamberg, Hannover, die
Bibliothek des Stiftes Zwetl, die Stadtbiblio-
theken zu Hamburg, Leipzig, Breslau, die Uni-
versitätsbibliotheken zu Leiden, Oxford (Bodleiana),
Gießen, Halle, Jena, Leipzig,Königsberg, Würzburg,
das Kais. Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien,
das Königl. Allgemeine Reichsarchiv zu München,
das Großherzogl. General-Landesarchiv zu Karls-
ruhe, das Königl. Geheime Staatsarchiv zu Berlin,
die Staatsarchive zu Hannover, Idstein, Königs-
berg, die Kreisarchive zu Nürnberg und Würz-
burg, die Stadtarchive zu Riga, Augsburg, Frank-
furt a./M., Höxter, Köln, Stendal, Straßburg i. E.,
Thorn überschickten zur Benutzung Handschriften,
Urkunden und gedruckte Bücher mit einer Li-
beralität, deren nur mit wärmster Dankbarkeit
gedacht werden kann.
V.
Da die Räumlichkeiten der Bibliothek schon
seit längerer Zeit für eine übersichtliche und den
einzuschaltenden Zugängen Platz gewährende
Aufstellung der Bücher unzureichend geworden,
außerdem nicht nur die Geschäftsräume viel zu
klein waren, sondern auch Lese- und Arbeits-
zimmer für die Benutzer gänzlich fehlten, so
trat der Herr Minister in dankenswerthester
Anerkennung dieser Bedürfnisse der bereits mehr-
fach angeregten Angelegenheit näher und beauf-
tragte im Öctober 1876 den Bauinspector und
Professor K ü h n in Berlin mit der Ausarbeitung
eines Specialentwurfes zu einem Erweiterungs-
baue. Diese Arbeit, deren eigenthümliche Schwie-
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654
rigkeiten in der Verbindung der neuen Theile
mit deu alten lagen, wurde so rasch gefördert,
daß die fertigen Entwürfe schon im April 1877
hierher geschickt werden konnten; es war darin
der Anbau eiues nordlichen und eines westlichen
Flügels in Aussicht genommen, durch welche
eine Gesammtanlage von Wünschenswerther Aus-
dehnung und Zweckmäßigkeit geschaffen wurde,
so weit letztere durch die Vergrößerung des vor-
handenen, umfangreichen Gebäudes überhaupt zu
erreichen war. Die Entwürfe fanden daher all-
gemeine Anerkennung, aber leider sah sich der
Herr Minister in der Lage, auf die Ausfuhrung
des westlichen Flügels vorläufig zu verzichten,
ordnete jedoch, nachdem die Mittel bereit gestellt
waren, die alsbaldige Inangriffnahme des Baues
an, die im Herbste 1878 unter der umsichtigen
Leitung des Regierungsbaumeisters Kortüm
erfolgte Der stattliche neue nördliche Flügel
wurde dem Bau plane entsprechend bis Eude
1879 zum dritten Stockwerke emporgeführt und
außerdem der westliche Theil des alten Gebäudes
zum großen Theile umgebaut.
Um das Letztere möglich zu machen, mußten
die betreffenden Theile geräumt und die dort
befindlichen Bücher, so gut es gehen wollte, in
den übrigen Säälen untergebracht werden. Sie
wurden in den historischen, juristischen und
medicinischen Saal geschafft, die dadurch aller-
dings, wenigstens die beiden letzteren , in unbe-
quemster Weise überfüllt und verdunkelt wur-
den, allein diesen vorübergehenden Uebelstand
läßt die Gewißheit, in kurzer Zeit ausreichende
und würdige Räume zu erhalten, leicht ertragen.
W i 1 m a n n s.
Für die Kedftction verantwortlich : K. Ethnisch Directord. Gatt. gel. Anr.
Commisaions- Verlag der Dieterich' sehen Verlags - Buchhandlung.
Druck der Dieterich' sehen Univ.- Buchdruckern (W. Fr. Kaestner).
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Nachrichten
von der
R. Gesellschaft; der Wissenschaften
und der
Georg - Augusts - Universität
zu Güttingen.
Aus dem Jahre 1881.
No. 1—16.
ol »1 f*7>s.
Göttingen.
Dieterich'sche Verlags-Buchhandlung.
1881.
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Man bittet die Verzeichnisse der Accessionen
zugleich als Empfangsanzeigen für die der Kgl.
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I
Hegistei?
über
die Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der
Wissenschaften und der Georg-Augusts-Universität
aus dem Jahre 1881.
H. L. Ahrens, Nachricht von seinem Tode 366.
Th. Benfey, Zusatz zudem Aufsatz cUeber die
eigentliche Accentuation von ig % sein» 2.
— — Nachricht von seinem Tode 366.
A. Ben-Saude, Beiträge zur Kenntnis der
optischen Eigenschaften des Analcim 226.
Th. Bergk, Nachricht von seinem Tode 366.
J. Bernays, Nachricht von seinem Tode. 366.
H. Boedeker, Lycopodin 337.
F. Bucheler, zum Correspondenten der Societät
erwählt 367.
B. von Dorn, Nachricht von seinem Tode 366.
E. Ehlers, Beiträge zur Kenntnis des Gorilla
und des Chimpanse (Abhandl. Bd. XXVII) 249.
A.Enneper, Zur Theorie der Curven doppelter
Krümmung 291.
— — Bemerkungen über einige Transformatio-
nen von Flächen 305.
a*
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4
F. Frensdorff, zum ordentlichen Mitgliede
erwählt 367.
C. Fromme, Bemerkungen zu einer Abhandlung
von Warburg «Ueber einige Wirkungen der
magnetischen Coercitivkraft» 119.
L. Fuchs, Ueber Functionen zweier Variabelu,
welche durch Umkehrung der Integrale zweier
gegebener Functionen entstehen 2.
Göttingen.
I. Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
A. Feier des Stiftungstages 361.
B. Jahresbericht 361.
a. Directoriatsübergang 366.
b. Bericht über die durch den Tod ver-
lorenen Mitglieder und Correspondenten
c. Verzeichnis der neu erwählten Mitglie-
der und Correspondenten 367.
C. Verzeichnis der gehaltenen Vorträge
und vorgelegten Abhandlungen :
Th. Benfey, Zusatz zu dem Aufsatz
»Ueber die eigentliche Betonung von
ig, sein« 2. — F. Wieseler, Scenische
und kritische Bemerkungen zu Euri-
pides 1 Kyklops 1. — E. Riecke, I.
Theilchens etc. 17; II. Ueber die von
einer Influenzmaschine zweiter Art ge-
lieferte Elektricitätsmenge etc. 22; Öl.
Messung der vom Erdmagnetismus auf
einen drehbaren linearen Stromleiter
ausgeübten Kraft 41. — L.Fuchs, Ueber
Functionen zweier Variabein etc. 2. —
L. Königsberger, Ueber eiuen Satz
von der Erhaltung der algebraischen
Beziehung etc. 6. — C. Klein, Ueber
360.
Bewegung eines elektrischen
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den Einfluß der Wärme auf die opti-
schen Eigenschaften des Boracit 73. —
F. Wieseler, Verbesserungsvorschläge
zu Euripides' Kyklops 177. — W.
Holtz, Elektr. Schattenbilder, 3. Abth.
80. 4. Abth. 241. — E. Heun,
Neue Darstellung der Kugelfunctio-
nen und der verwandten Functionen
durch Determinanten 104. — C.
Fromme, Bemerkungen zu einer Ab-
handlung von Warburg etc. 119. — K.
Schering, Beobachtungen im magne-
tischen Observatorium 133. 361. — F.
Wüstenfeld, Magister Pacht gegen
Friedrich d. Gr. 209. - L. Königs-
berger, lieber die Irreductibilität von
Differentialgleichungen 222. — A. Ben-
Saude, Beiträge zur Kenntnis der opti-
schen Eigenschaften des Analcim226. —
E. Ehlers, Beiträge zur Kenntnis des
Gorilla uud des Chimpause (Abhaudl.
B. XXVII) 249. - R. Pauli, Ueber
einige Bestandteile des Königlichen
Staatsarchivs in Hannover 249. — Kron-
ecker, Auszug aus einem Briefe au
E. Schering 271. — P. de Lagarde,
Johannis Euchaitorum archiepiscopi quae
in codice Vaticano supersuut graece
281. 345, Abh. B. XXVIII. — F. Kohl-
rausch, Messung des Erdmagnetismus
auf galvanischem Wege 281. — A. En-
nepe r, Zur Theorie der Curven dop-
pelter Krümmung 291. — Bemerkungen
über einige Transformationen von Flä-
chen 30:>. — F. Wüsten feld, Die
Geschichtsschreiber der Araber und ihre
Werke 337. 345, Abhandl. B. XXVIII.
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6
— F. Wieseler, lieber die Biehler-
sche Gemmensainmlung 337. — K.
Boedeker, Ueber das Lycopodiu 337.
— R. Pauli, Noch einmal über das
Rechnungebuch zur zweiten Kreuzfahrt
des Grafen Heinrich von Derby 345.
— P. de Lagarde, Zur Nachricht.
357. — E. Schering, Ueber Geschenke
des Princ. Boucorapagni an Gauss' Bib-
liothek 345. - Graf H. zu Solms-
Laubach, Die Herkunft, Domestication
und Verbreitung des gewöhnlichen Fei-
genbaums 361, Abh. B. XXVIII. — R.
Pauli, Ueber Jean Robethon 361. —
P. de Lagarde, Ueber die semitischen
Namen des Feigenbaums 368; Astarte
396; Die syrischen Wörter jroa und
■{vba 400 ; Das hebräische "»2* 404.
D. Preisaufgaben.
a. der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften :
Gelöst die Preisaufgabe der physika-
lischen Glasse 362.
Neue Preisaufgaben:
Der mathematischen Classe (wieder-
holt.) 364.
Der historisch-philologischen Classe
365.
Der physikalischen Classe 365.
b. der Wedekind'schen Preisstiftung 366.
E. Verzeichnisse der bei der Königl. Societät
eingegangenen Druckschriften: 15. 55.
239. 246. 280. 341. 360. 406.
II. Universität.
A. Vorlesungsverzeichnisse :
Sommer 1881 57.
Winter 18"/« «21.
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7
B. Preisverteilungen :
a. Universitätspreise:
Bericht über die Lösung der gestellten
Aufgaben, eingeleitet durch eine Rede
von Geh. Regierungsrath Sauppe:
»Ueber die Stellung des Religion im
Leben Athens, sowol der Einzelnen als
des Staates« 302.
Neue Preisaufgaben 303.
b. Beneke -Stiftung 243.
c. Petsche-Stiftung 232.
C. Oeffentliche Institute:
Bericht über die Poliklinik für Ohren-
kranke, von Dr. K. Bürkner 10.
D. Promotionen:
In der juristischen Facultät 244.
III. Gesellschaft für Kirchenrechtswissenschaft
in Göttingen 235.
H. E. Heine, Nachricht von seinem Tode 366,
K. Heun, Neue Darstellung der Kugelfunctio-
nen und der verwandten Functionen durch
Determiuanten 104.
G. Hof f mann, zum Correspondenten erwählt 367.
W. Holtz, Elektrische Schattenbilder 80. 241.
A. Kirchhoff, zum auswärtigen Mitgliede er-
wählt 367.
C. Klein, Ueber den Einfluß der Wärme auf
die optischen Eigenschaften des Boracit 73.
A. von Koenen, zum ordentlichen Mitgliede
erwählt 367.
L. Königsberger, Ueber einen Satz von der
Erhaltung der algebraischen Beziehung zwischen
den Integralen verschiedener Differentialglei-
chungen und deren Differentialquotienten 6.
F. Kohlrausch, Absolute Messung der Stärke
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8
des Erdmagnetismus auf galvanischem Wege
ohne Zeitbestimmung 281.
Kronecke r } Auszug aus einem Briefe an E.
Schering 271.
P. de Lagarde, Johannis Euchaitorum archie-
piscopi quae in codice Vaticano supersunt
graece 281. 345.
Zur Nachricht 357.
Ueber die semitischen Namen des Feigen-
baums und der Feige 368.
Astarte 396.
Die syrischen Wörter jvoa und -p^n (400).
Das hebräische ^9 (404).
A. de Longperier, zum Correspondenten er-
wählt 367.
A. Nauck, zum Correspondenten erwählt 367.
R. Pauli, Ueber einige Bestandteile des König-
lichen Staatsarchivs zu Hannover 249.
Noch eimal das Rechnuugsbuch zur zweiten
Kreuzfahrt des Grafen Heinrich von Derby 345.
Ueber Jean Robethon 361.
E. Riecke, Ueber die Bewegung eines elektri-
schen Theilchens in einem homogenen mag-
netischen Felde und das negative elektrische
Glimmlicht 17.
— — Ueber die von einer Influenzmaschine
zweiter Art gelieferte Electricitätsmenge und
ihre Abhängigkeit von der Feuchtigkeit 22.
Messung der vom Erdmagnetismus auf
einen drehbaren linearen Stromleiter ausge-
übten Kraft 41.
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9
Sainte-Cl aire-Deville, Nachricht Vou seiueifi
Tode 366.
E. Scher ine, Ueber Geschenke desPrinc. bon-
compagni au Gauss 1 Bibliothek 345.
K. Schering, Beobachtungen im magnetischen
Observatorium 133. 361.
Graf H. zu Sol ms - Lau bach , Die Herkunft,
Domestication und Verbreitung des gewöhn-
lichen Feigenbaums 361.
L. Spengel, Nachricht von seinem Tode 366.
J. Weizsäcker, Zum auswärtigen Mitgliede er-
wählt 367.
F. Wiese ler, Scenische und kritische Bemer-
kungen zu Euripides 1 Kyklops 1.
— — Verbesserungsvorschläge zu Euripides 1
Kyklops 177.
— — Ueber die Biehler'sche Gemmensamm-
lung 337.
F. W ü sten feld, Die Geschichtsschreibung der
Araber und ihre Werke 337. 345.
Magister Pacht gegen Friedrich den Gr. 209.
1
Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
— - ■ 1 ™ — ■ — - •«
19. Januar. M 1. 1881.
Königlich« (iegellNchaf t der V i**eh*cbjiften.
Die K. Gesellschaft der Wies, bringt in Er-
innerung, daß auf Honorar für Beiträge zu den
Nachrichten nur die ordentlichen Mitglieder und
Assessoren, so wie der Redacteur derselben,
auch wenn er nicht Mitglied ist, Anspruch ha-
ben. Für Mittheilungen ex officio (Verzeich-
nisse der Vorlesungen, Universitätsnachrichten,
kurze Todesanzeigen , Promotionsverzeichnisse,
Berichte über die Institute, Sitzungsberichte der
Gesellschaft d. W., Verzeichnisse der neu einge-
gangnen Bücher) wird kein Honorar bewilligt.
Sitzung am 8. Januar.
Benfe y: Zusatr. zu dem Aufsatz »Ueber die eigentliche
Accentuation des Indicativ Präsentis vod ig 'seien' u.b.w.«
in 'Nachrichten' 1878 S. 189 Z. 6 v. u. = 'Vediea
und Linguistica' S. 114 Z. 6 v. n.
Wie sei er: Scenische and kritische Bemerkungen zu
Euripides' Kyklops. (Erscheint in den Abhandlungen).
Riecke: I. Ueber die Bewegung eiues elektrischen
Theilchens in einem homogenen magnetischen Felde
und das negative elektrische Glimmlicht.
— II. Ueber die von einer Influenzmaschine zwei-
ter Art gelieferte Elektricitätsmenge und ihre Abhängig-
keit von der Feuchtigkeit.
— III. Messung der vom Erdmagnetismus auf ei*
nen drehbaren linearen Stromleiter ausgeübten Kraft.
1
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2
Fachs, ausw. Mitglied : Ueber Funktionen zweier Varia-
bein , welche durch Umkehrung der Integrale zweier
gegebener Funktionen entstehen. (Erscheint in den
Abhandl.)-
KoenigBberger, Corres p.: Ueber einen Satz von der
Erhaltung der algebraischen Beziehung zwischen den
Integralen verschiedener Differentialgleichungen und
deren Differentialquotienten.
Zusatz zu dem Aufsatz 'Ueber die ei-
gentliche Accentuation von ig, seien 1
in 'Nachrichten' 1878, S. 189 Z. 6 v. u.
= 'Vedica und Linguistica' S. 114, Z.
6 v. u.
Von
Theodor Benfey.
Ich bitte hinter 4 konnten 9 hinzuzufügen:
^ außer wenn ein Encliticon folgt , z. B. Hont. IL
XVII. 760 mqi % 9 a>yf w tdtpqov } Od. XVI. 6
ntQt u xtvnog rjXVt'
und dazu folgendes als Note:
'Daraus folgt aber eben so wenig, daß n*Qi
der Sprache als selbstständiges Wort mit dieser
Accentuation angehört, als z. B. aus tl ug yi
ßoi folgt, daß die Sprache ein y< als selbststän-
diges Wort gekannt hätte, oder aus (flXot nvig
poi, ein Zivis f oder aus äv&Qwnog pov s gar ein
ävttQumdq. Alle diese Accentuation en sind nur
Folge der 'Veränderungen des Wortaccentes im
Zusammenhang der Rede 1 . Daß z. B. r* als
Wort sogar schon im Indogermanischen tonlos
war, wird höchst wahrscheinlich, ja wohl gewiß,
durch die Tonlosigkeit des entsprechenden vedi-
schen gha. Daß ein uvig als selbstständiges
Wort ein sprachliches Unding ist, bedarf wohl
kaum eines Beweises. Der Nominativ Plnralis
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3
konnte als selbst ständiges Wort nur ttveg lau-
ten, und so lautet er, wenn das Wort seine in-
terrogative Bedeutung bewahrt; wonn es dage-
gen in der indefiniten gebraucht wird, wird es
tonlos (vgl. Nachrichten a. a. 0. S. 174 = Ve-
dica und Ling. S. 99) und erst im Zusammen-
hang der Rede durch Einfluß eines folgenden
Eucliticon zu nvig. Ueber äv&Qtonög bedarf es
natürlich keiner Bemerkung.
Hieran verstatte man mir einige Worte in
Bezug auf G. Curtius' Miscellen (in Leipziger
Studien z. class. Philol. 1880 S. 322 ff.) zu schlie-
ßen. Wenn er daselbst S. 325 meint, daß ich
gegen iati nichts einzuwenden hätte, dann irrt
er sich sehr. Wenn meine Auffassung der Ac-
centuation des Präsens von ig richtig ist, so ist
die von ictt^ gerade wie die von nvig, nur Folge
des Zusammenhangs im Satze und ebenso wenig
wie diese als die des selbstständigen Wortes auf-
zufassen. Wenn ich mich darüber in dem in
der Ueberschrift bezeichneten Aufsatze nicht
ausgelassen habe, so geschah dies, weil ich über-
haupt in Bezug auf die Anwendung meiner Auf-
fassung in den Griechischen Grammatiken kein
Wort fallen lassen , sondern diese den Speciali-
sten anheim stellen wollte 1 ).
1) Wenn ich mich habe verleiten lassen, im Wider-
spruch mit dieser Absicht, im 12ten (dem letzten) § die-
ses Aufsatzes eine Bemerkung in Bezug auf die Präpo-
sitionen ("tno xx. s. w. zu machen, so war dies eigentlich
nur eine Folge davon , daß dieser § mehrere Wochen
nach Abfassung des Aufsatzes, im Anfang des Jahres 1678
unter dem Eindruck trüber Erinnerungen hinzugefügt
ward, zu denen der Rückblick auf die Beachtung, welche
meine fünfzigjährige wissenschaftliche Thätigkeit in mei-
nem Vaterlande mir gefunden zu haben scheinen mußte
oder wenigstens konnte, nur zu sehr veranlassen durfte.
Es thut mir jedoch jetzt leid, daß ich mich von diesem
. 1*
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4
Völlig ^zusammengehöriges verbindet aber
Curtius an derselben Stelle (S. 325), wenn er
glaubt icu und iati mit äkla und dlld zusam-
menstellen zu dürfen ; neben dlXa und dlld
ist nirgends, wie neben «öt# und lail ein tonlo-
ses , so ein tonloses dlla möglich ; dXld ist
freilich in der That ursprünglich mit älka, dem
Acc. Plur. Ntr. von dXXo, identisch, aber durch
den Uebertritt in eine andre Wortkategorie (aus
der der Adjectiva in die der Adverbia) und die
damit verbundene Bedeutungsverschiedenheit ('be-
sonders u. s. w.' statt 'die andren') hat es sich
im Sprachbewußtsein von seiner Basis getrennt
und diese Verschiedenheit ist es, welche die
Differenziirung des Accents herbeigeführt hat.
Derartige Differenziirungen der Accentuation
lassen sich fast in allen Sprachen, deren Accen-
tuation uns genauer bekannt ist , nachweisen ;
Eindruck habe überwältigen lassen und ich würde dem-
gemäß wünschen den Abdruck dieses § ungeschehen ma-
chen zu können ; allein andrerseits kann ich nicht leug-
nen , daß es mir doch dienlich schien , daß das in ihm
Gesagte — zumal mit dem jetzt gegebnen Zusatz, der
jedes Mißverständniß ausschließt - einmal gesagt werde.
Denn daß die ganz verkehrte Behandlung, welche die
griechischen Grammatiken den in jenem Aufsatze be-
sprochenen Verben und Präpositionen angedeihen lassen,
einer wissenschaftlichen Platz zu machen habe, wird Je-
der zugeben müssen, welcher meine Darstellung für rich-
tig anerkennt, und daß dies nicht mit so großen Schwie-
rigkeiten verbunden sein wird . wie Curtius (nach S. S26
der angeführten Miscellen) anzunehmen scheint, davon
wird man sich leicht überzeugen. Man braucht nur die
grammatische, oder selbststäodige, in einer wissenschaft-
lichen Grammatik auch die ursprüngliche, Accentuation
von derjenigen zu trennen . welche diese im Zusammen-
hange der Rede oder des Satzes erleidet und es wird
alles, was sich mit Sicherheit lehren läßt, wissenschaft-
lich, klar und selbst leicht hervortreten.
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s
sie treten zwar keinesweges immer, aber doch
ziemlich häufig ein. Warum nicht immer, läßt
sich in den einzelnen Fällen nicht mit Sicher-
heit erklären; aber im Allgemeinen wird man
wohl unbedenklich annehmen dürfen, daß wenn
ein derartiger Uebergang nach und nach und
gewissermaßen vom Sprachbewußtsein unbemerkt
eintrat, oder wenn gar, wie in päXXov pdXiara
das Adjectiv ganz eingebüßt war und nur das
Adverb sich erhielt, der ursprüngliche Accent
unverändert blieb, wenn dagegen die Differenz
dem Sprachbewußtsein scharf entgegentrat, sie
auch in der Differenziirung des Accents ihren
Ausdruck empfieng. Gerade so wie auf diese
Weise hier äXXa und dXXd durch den Accent
geschieden wurden, finden wir ira Sanskrit vom
Adjectiv dpara, der, die, das folgende, im Accus.
Sing. Ntr. das Adjectiv dparam, aber als Ad-
verb, mit der Bedeutung 'in der Folge, in Zu-
kunft' apardm ; eben so im Dativ Sing, das Ad-
ject. dparäya, aber als Adverb wiederum aparSya.
Der Unterschied zwischen den beiden Fällen
des Griechischen und des Sanskrit, nämlich äXXd
und apardm, liegt wesentlich nur darin, daß im
Sanskrit, wie hier durchgreifend, der Acc.Sing.
Ntr. die Adverbialbedeutung annimmt, im Grie-
chischen dagegen, wie hier häufig, der Acc. P 1 u r.
Ntr. Daß die Accentdifferenz zwischen dXXa
und dXXd nicht eine Analogie für sau und iott
bilde, wird übrigens über jeden Zweifel erhoben
und vollständig dadurch entschieden , daß sie
nicht auf Verwandlung von Paroxytona (dXXa)
in Oxytona (dXXd) beschränkt ist, sondern auch
umgekehrt Adverbia von oxytonirten Adjectiven
oder Wörtern in Paroxytona verwandelt; so sind
im Griechischen aus dem Acc. Plur. Ntr. von
Adj. auf i a. B. %a%v die Adverbia co*cr,
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6
tä%a hervorgetreten, die sich uubedenklich aus
den ursprünglicheren Formen jenes Casus tixia
%czx*cc erklären lassen, indem ea — wie z. B.
in xXia für xjUea, bei Hesiod xleta, von xkiog —
zu o ward. Ganz ebenso scheidet sich durch
Accentvorziehung im Sanskrit vom Instrumental
Sing. divS 'durch den Tag' das Adverb divä
4 am Tage'. In wesentlich gleicher Weise ist es
im Griechischen z. B. auch zu erklären, wenn
das Adjectiv $av9dc durch den Uebertritt in die
Categorie der Nomina propria zu £dv&o$ wird.
Am stärksten treten uns durch dieses Princip
herbeigeführte Accentdifferenziirungen bekannt-
lich in einer modernen Sprache, der englischen,
entgegen. Hier scheiden sich bekanntlich eine
beträchtliche Anzahl von, in allem übrigen glei-
chen, Themeu bloß durch die Accentdifferenz in
Nomina und Verba, z. B. dbjed y verworfen, to
abjict verwerfen ; in Adjectiva und Substantiva
z. B. compact, verbunden, compact, Vertrag; in
verschiedne Bedeutungen, z. B. sinister , link,
sinister, hinterlistig.
Ueber einen Satz von der Erhaltung
der algebraischen Beziehung zwischen
den Integralen verschiedener Differen-
tialgleichungen und deren Differen-
tialquotienten.
Von
L. Koenigsberger in Wien.
Ich habe in früheren Arbeiten einen Satz
bewiesen, nach welchem — um hier nur den
einfachsten Fall von zwei Differentialgleichun-
gen hervorzuheben — eine algebraische Bezie-
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7
hung zwischen einem partikulären Integrale ei-
ner beliebigen Differentialgleichung und einem
particulären Integrale einer anderen, aber irre-
ductibeln Differentialgleichung unverändert bleibt,
wenn man in dieselbe irgend ein beliebiges
anderes partikuläres Integral der irreductibeln
Differentialgleichung und ein bestimmtes anderes
der ersteren Differentialgleichung substituirt —
und von diesem Satze habe ich bereits mehrere
Anwendungen auf die Aufstellung des A b e T-
schen Theorems für Integrale von Differential-
gleichungen, auf die Untersuchung der Irreduc-
tibilität von Differentialgleichungen, auf die
Feststellung der Form der algebraisch-logarith-
mischen Integrale linearer Differentialgleichun-
gen u. s. w. gemacht. Bei einer Untersuchung,
welche die algebraische Ausdrückbarkeit des all-
gemeinen Integrales zweiter Ordnung durch par-
ticuläre Integrale desselben zum Gegenstand hat,
brauchte ich jedoch eine Verallgemeinerung des
oben ausgesprochenen Satzes und eben diese
bildet den Gegenstand einer Arbeit, die in Kur-
zem veröffentlicht wird und deren Inhalt ich
hier angeben will.
Besteht zwischen einem particulären Integrale
z x der algebraischen Differentialgleichung
(dz d z\
- 0
und dessen Ableitungen , und einem partikulären
Integrale y x der irreductibeln algebraischen Dif-
ferentialgleichung
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und dessen Ableitungt
Ziehung
(3)
50 bläht diese erhalten, wenn man für y x irgend
ein Integral jener irreduetibeln Differentialglei-
chung (2) setzt, vorausgesetzt daß für z 1 ein
passendes Integral der Differentialgleichung (1)
substituirt tvird.
Der Beweis zerlegt sich in die beiden Fälle,
in denen *, eine algebraische Function von y t
und dessen Ableitungen ist oder z x nur die
Lösung einer algebraischen Differentialgleichung
pter oder niederer Ordnung ist, deren Coeffi-
cienten algebraisch aus y. und dessen Ableitun-
gen zusammengesetzt sind.
Nachdem sodann eine Untersuchung der Ir-
reductibilität der linearen homogenen Differen-
tialgleichung zweiter Ordnung
dx* ~ dz ~ w
worin P und Q algebraische Functionen von x
bedeuten, vorausgeschickt worden, welche unter
anderem das Resultat liefert, daß wenn in einer
reductibeln linearen homogenen Differentialglei-
chung zweiter Ordnung nicht ein partikuläres
Fundamentalintegral eine algebraische Function
eines anderen ist, das einer Differentialgleichung
niedrigerer Ordnung genügende Integral stets
eine lineare, im Allgemeinen nicht homogene,
Differentialgleichung erster Ordnung befriedigen
muß, wird die Form der allgemeinsten alge-
braischen Beziehung zwischen zwei Fundamen-
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9
talintegralen einer irreductibeln linearen homo-
geuen Differentialgleichung zweiter Ordnung und
deren erste Differentialqaotienten aufgestellt und
als specieller Fall unter der Annahme, daß
P = — wor j n a e j ue algebraische
dx
Fuuctiou bedeutet, die Existenz der bekannten
Beziehung
hergeleitet.
Ich benutze dieae Gelegenheit, um zu einer
die Theorie der linearen Differentialgleichungen
betreffenden und der k. Societät im vorigen
Jahre vorgelegten Notiz als Ergänzung einen
Satz zu erwähnen, dessen Beweis in Kurzem in
deu mathematischen Annalen veröffentlicht wird;
derselbe lautet:
Wenn eine lineare Differentialgleichung
cTz dT^z _
dx m Yl dx mZ{ ^ ' * * ^ * ™ yi '
in welcher Y 1 ,Y 3 , . . Y m , y, algebraische Func-
tionen von x bedeuten, ein algebraisches Integral
besitzt und dieses ist niclti schon selbst so be-
schaffen, daß es rational in x } F tJ r a , . . Y m
und y x ausdrückbar ist, so besitzt die Differen-
tialgleichung jedenfalls noch ein particuläres In-
tegral von dieser Beschaffenheit,
vorausgesetzt, daß nicht Y m = Cy t , worin C
eine Constante, welcher Fall, wie unmittelbar
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10
zu sehen , auf die lineare homogene Differential-
gleichung führt.
Aehnliche8 gilt für logarithniische und ellip-
tische Integrale und mit einigen Modificationen
für den Fall, daß A bei 1 sehe Integrale der Diffe-
rentialgleichung genügen.
Uli? ersität
Bericht über die Poliklinik für
Ohrenkranke
des
Dr. K. Bürkner.
In der Zeit vom I.Januar bis l.December 1880
(vom 1. December bis zum Jahresschlüsse war
ich leider durch Krankheit verhindert, die poli-
klinischen Sprechstunden abzuhalten) wurden in
meiner Poliklinik für Ohrenkranke im Ganzen
an 428 Personen mit 467 verschiedenen Krank-
heitsformen 2179 Consultationen ertheilt 385
Patienten wurden in Behandlung genommen, 43
dagegen als gänzlich unheilbar abgewiesen.
Geheilt wurden 179.
Wesentlich gebessert 81.
Ungeheilt blieben 22.
Ohne Behandlung entlassen wurden . 43.
Vor beendigter Kur blieben aus . . 72.
Gestorben ist 1.
In Behandlung verblieben 30.
"428:
Es war somit Heilung zu verzeichnen in
42,0%, Besserung in 19,1% der Fälle; von den
zur Consultation gekommenen Kranken wurden
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11
tnithiu 73,25 ü /u mit vollständigem oder theilwei-
sem Erfolge behandelt.
Von den 428 Patienten waren
aus Göttingen 134, d. i. 31,3 ü /o,
von auswärts 294, d. i. 68,7% ;
auf das männliche Geschlecht kamen 271,
d. i. 63,5°/o ,
auf das weibliche Geschlecht kamen 157,
d. i. 36,5%.
Kinder waren 151, d. i. 35,3%,
Erwachsene 277, d. i. 64,7%.
Nach dem Kraukheitsschema vertheilen sich
die Fälle in folgender Weise:
A. Krankheiten des äußeren Ohres.
115 Fälle.
1. Neubildungen des äußeren Ohres. 1 Fall.
Bei einem 6jährigen Mädchen wurde aus jedem
Lobulus je eine aus dem Ohrlochkanale ent-
springende kirschkerngroße Geschwulst (Fibrom)
mit Messer und Wilde'scher Schlinge entfernt.
2. Othaematom. 1 Fall, einen Locomotiv-
heizer betreffend ; die Geschwulst wurde incidirt,
worauf sich Serum und frisches Blut entleerte ;
nach 14 Tagen war die Heilung vollständig.
3. Abscess des äußeren Ohres, durch Trauma
(Verletzung an einem eiserneu Stachel eines
Kutschentrittbrettes) entstanden. Durch Incision
geheilt.
4. Eceem der Ohrmuschel und des äußeren
Gehör ganges. 12 Fälle.
Einseitig 7 mal. Acut 5 mal.
Doppelseitig 5 mal. Chronisch 7 mal.
Die Behandlung wich von der in meinem
letzten Berichte (Nachrichten v. d. K. Ges. d.
WW. und der Georg- Augusts-Universität 1880,
S. 79) angeführten nicht wesentlich ab.
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12
5. Diffuse Entzündung des äußeren Gehör-
ganges. 17 Fälle.
Einseitig 10 mal. Acut 10 mal.
Doppelseitig 7 mal. Chronisch 7 mal.
Geheilt wurden 11 Kranke, während 6 aus-
blieben, ehe die Kur beendigt war.
6. Circumscripte Entzündung des äußeren
Gehörganges. 13 Fälle.
Einseitig 12 mal. Acut 12 mal.
Doppelseitig 1 mal. Chronisch 1 mal.
7. Ceruminalpfröpfc. 68 Fälle. (Außerdem
sehr häufig als Nebenbefund).
Einseitig 31 mal (I7mal rechts, 24mal links).
Doppelseitig 37 mal.
Vollständige Wiederherstellung des Gehöres
wurde in 57 Fällen , erhebliche Besserung (bei
Complicationen) 11 mal erreicht.
8. Fremdkörper. 2 Fälle. (Außerdem mehr-
fach als Nebenbefund).
Einseitig 1 mal.
Doppelseitig 1 mal.
Leichte Fälle ; die Gegenstände waren mit-
tels der Spritze gut zu entfernen.
B. Krankheiten des Trommelfelles,
12 Fälle.
9. Acute Entzündung des Trommelfelles.
6 Fälle.
Einseitig 6 mal.
Doppelseitig —
Sämmtlich geheilt,
10. Chronische Entzündimg des Trommel-
felles. 3 Fälle.
Einseitig 2 mal.
Doppelseitig 1 mal.
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13
11. Traumatische Affectionen des Trommel-
feiles. 3 Fälle.
Einseitig 3 mal.
Doppelseitig —
12. Veraltete Trommelfellanomalien wurden
sehr häufig als Complicationen beobachtet ; so :
Verkalkungen 28 mal , Narben 32 mal , beide
combinirt 11 mal.
C. Krankheiten des Mittelohres.
252 Fälle.
13. Acuter einfacher Mittelohrcatarrh. 20
Fälle.
Einseitig 11 mal.
Doppelseitig 9 mal.
Meist durch Paracentese der Paukenhöhle,
eine Operation, welche in drei Fällen wiederholt
vorgenommen werden mußte, geheilt.
14. Chronischer einfacher Mittehhrcatarrh.
99 Fälle.
Einseitig 13 mal.
Doppelseitig 86 mal.
Auch hier gilt das im vorigen Berichte An-
gegebene.
15. Acuter Tubencatarrh. 12 Fälle.
Einseitig 8 mal.
Doppelseitig 4 mal.
16. Chronischer Tubencatarrh 5 Fälle.
Eiuseitig 3 mal.
Doppelseitig 2 mal.
17. Acute eiterige Mittelohrentzündung. 24
Fälle.
Einseitig 15 mal.
Doppelseitig 9 mal.
Zum Theil sehr schwere Fälle, über welche
an einem andren Orte Bericht erstattet werden
soll.
14
18. Chronische eiterige Mittelohrentzündung.
76 Fälle.
Einseitig 48 mal.
Doppelseitig 28 mal.
Als Complicationen wurden 13 mal Polypen,
8 mal Caries und Necrose notirt ; kleinere poly-
poide Granulationen kamen ungemein häufig in
veralteten Fällen vor. Auch in diesem Jahre
wurde mit befriedigendem Erfolge ausgedehnter
Gebrauch von pulverisirter Borsäure gemacht,
theilweise mit Zusatz von Salicylsäure (1%).
19. Abgelaufene Mittelohrprocesse. 16 Fälle.
Einseitig 6 mal.
Doppelseitig 10 mal.
Vernarbungen, Perforationen, Verkalkungen,
Atrophien u. s. w.
20. Periostitis des Warzenfortsatzes (ohne
Betheiligung des Mittelohres) 2 Fälle.
Einseitig 2 mal.
Doppelseitig —
D. Krankheiten des inneren Ohres.
17 Fälle.
2 1 . Chronische Labyrinthaffectionen. 1 7 Fälle.
Einseitig 2 mal.
Doppelseitig 15 mal.
E. Verschiedenes. 32 Fälle.
11 mal TaubstummJieit (4 mal erworbeu, 7 mal
angeboren), 3 mal OtoXgie, 5 mal Brausen ohne
Befund, 3 mal normal, 8 mal keine Diagnose.
An Operationen wurden in der Poliklinik
ausgeführt: Incisionen in Furunkel 10 mal, in
Abscesse am äußeren Ohr 2 mal, in ein Othaema-
tom 1 mal ; Exstirpation von Fibromen 2 mal ;
Fremdkörper 3 mal, Paracentese der Paukenhöhle
26 mal; Polypenextraäion 11 mal, Wilde 'sdier
Schnitt 1 mal.
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15
Znm Schlosse spreche ich Herrn Dr. Behtn,
Assistenten am pathologisch-anatomischen Insti-
tute, für mehrmalige Vertretung in der Poli-
klinik meinen verbindlichsten Dank aus.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittet diese Veneichnisse zugleich ab Empfangsanieigen ansahen
zu wollen.
December 1880.
Nature. 579. 580. 581. 583.
Revista Euskara. Anno tercero. No. 31.
Leopoldina. H. XVI. No. 21-22.
J. Hann, Zeitschrift für Meteorologie. Bd. XV. Dec.
1880.
Verhandlungen des naturhistor. medicin. Vereins zu Hei-
delberg. N. F. Bd. 2. H. 5.
Donders u. Engelmann, Onderzoekingen gedann in
het physiologisch Laboratorium de ütrechtsche Hooge-
school. Derde reeks. V 3de Afler. 1880.
E. Winkelmann, über die ersten Staats-Universitäten.
Heidelb. 1880.
0. vom Rath, naturwissensch. Studien. Bonn. 1879.
G. Lindström, Fragmenta silurica e dono C. H. We-
gelin. Holmiae. 1880. 4.
J. Biker, Supplemento a collecc&o dos tratados, etc.
T. XXII. XXUL XXVI. Lisboa. 1880.
Journal of the R. Microscopical Society. Vol. HI. No. 6.
With Lists.
E. Morselli, Critica e Riforma del metodo in Antro-
pologia fondate sulle leggi statistiche e biologiche dei
valori seriali. Roma. 1880.
GH istituti e le scuole dei Sordomuti in Italia. Ebd.
1880.
Monthly Notices of the R. Astronomical Society. Vol.
XLI. No. 1.
Ordinamento della Statistica delle cause di morte. Roma.
1880. 2 Exemplare.
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16
Philosophical Transactions of London. Vol. 170. P. 1.—
2. — Vol. 171. P. 1.
Fellows. 1. December 1879.
Proceedings. Vol. XXIX. No. 198-201.
Bulletin de l'Acad. R. des Sciences de Belgique. T. 50.
No. 9—11.
Proceedings of the London Mathem. Society. No. 163—
164.
Jahresber. des histor. Vereins von Unterfranken und
Aschaffenburg. 1879.
Archiv dess. Titel zu Bd. 23.
Die Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken von
Magister L. Fries. Würzburg. 1879.
Atti della R. Accademia dei Lincei. Transunti. Vol. V.
Fase. 1.
Lotos. Neue Folge. Bd. 1. 1880.
Erdelyi Muzeum. 10. SZ. e'vfolyam. 1880.
Januar 1881.
Palaeontologia Scandinavica, auetore N. P. Angelin. P. 1.
Holmiae 1878.
Revista Euskara. Anno terzo. No. 32.
Congres provincial des Orientalistes. T. 1. 2. Lyon,
1880. 4.
Luzzatti, statistische Tabelle. Rom.
Muse'e Guimet, Catalogue des objets expose's. Lyon. 1880.
Von der k. k. Akademie d. Wiss. in Wien.
Denkschriften. Math, naturwiss. Classe. Bd. 40. 42. 4.
Sitzungsberichte. Philosoph, histor. Classe. Bd. 96. H.
2-3.
- math. naturwiss. Classe. 1. Abthlg. Bd. 81. H.l-5.
Bd. 82. H. 1-2.
Zweite Abth. Bd. 81. H. 4—5. Bd. 82. H. 1—2.
Dritte Abth. Bd. 81. H. 4. 5. Bd. 82. H. 1-2.
Register zu Bd. 76 - 80.
Archiv für Österreich. Geschichte. Bd. 60. 2. Bd. 61.
1—2. Bd. 62. 1.
Almanach. 1880.
(Fortsetzung folgt.)
Für die Red&ction rerantwortiieh : E. Rshniach, Directord. GM*, gel. Anx-
Commissiona- VeTlag der DuUrich'schm Verlag* - Buchkamdkmg.
Druck der DüUrick'ichen Univ. - Buchdruck«* (W. Fr. £asalH$r).
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Nachrichten
von der
Kunigl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
Ueber die Bewegung eines elektri-
schen Theilchens in einem homogenen
magnetischen Felde und das negative
elektrische Glimmlicht
Ein elektrisches Theilchen von der in elektro-
statischen Einheiten gemessenen Masse e sei ver-
bunden mit der trägen Masse «, die Coordinaten
desselben mit Bezug auf ein im Räume festes
Coordinatensystem seien y, z, die Componen-
ten seiner Geschwindigkeit tf, v, w. Ist außer-
dem gegeben ein magnetischer Punkt mit der
Masse f» und den Coordinaten a, />, c, so sind
die Componenten der von demselben auf das
elektrische Theilchen ausgeübten Kraft gegeben
durch :
2. Februar.
M 2.
1881.
I.
Von
Eduard Eiecke.
X
Y
\J2 (x — a) w — {z — c) u
Z
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18
Bezeichnen wir durch P das von dem Punkte
p ausgeübte magnetische Potential, so erhalten
wir die Gleichungen:
\l2 \dP dP
X = — e U-w— v
c [d y de
\J2 \dP dP
c [de dx
V/2 \dP dP )
c [dx dy )
welche in dieser Form allgemein gelten, gleich-
gültig ob das Potential P herrührt von einem
einzelnen magnetischen Punkt oder von einer
beliebigen Vertheilung magnetischer Massen. Die
Differentialgleichungen, durch welche die Bewe-
gung des elektrischen Theilchens e in dem mag
netischen Feld bestimmt wird, sind:
d*x _ V§" idP d*_dP dy\
dt*~ c [dy'dt de 'dt
S 'dt* ~ c ' e \dz ' dt dx'dt]
d*z _ \]2 (<9P dy _d? ds\
''dt* ~ 7' e \dx 'dt dy'dt
Das Integral der lebendigen Kraft ist gege-
ben durch
Const.
d. h. die Bahngeschwindigkeit des Theilchens ist
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19
eine Constante, welche im Folgenden durch o be-
zeichnet werden soll.
Ist insbesondere das magnetische Feld ein
homogenes, so hat das Potential die Form
P = — Ax — By — Cz
und die ßewegungsgleichungen werden:
d*x _\j2 | dy dz\
'd^ - t e rrt~°dt
d'x _ \J2 ^ \^dx A dy\
dt
c dT>= T e \ B di- A
Aus denselben folgt zunächst
A dt* + B dt* + c dt i -°
.dx du , „ de _
A dt + B Tt + C di = Con8t -
Es ergiebt sich somit, daß auch die Compo-
nente der Bahngeschwindigkeit nach der Rich-
tung der magnetischen Kraftlinien konstant ist.
Bezeichnen wir die ganze Intensität des magne-
tischen Feldes mit J, jene konstante Geschwin-
digkeit mit so haben wir die Gleichung :
dx dy dz
dt +B dt+ C dt ==I '
und hieraus
Ax + By+ Ce = Ijt
2*
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20
wenn vorausgesetzt wird, daß das Theilchen e
sich zur Zeit 0 im Anfangspunkt des Coordina-
teusystems befinde.
Versteht man unter a den Winkel, welchen
ein Element der von dem Theilchen e durchlau-
fenen Bahn mit der Richtung der Kraftlinien
einschließt, so gilt die Gleichung
•
cosa = —
a
Es ist also dieser Winkel a ebenfalls konstant,
alle Elemente der von dem Theilchen e durch-
laufenen Bahn sind unter demselben Winkel ge-
gen die Richtung der magnetischen Kraftlinien
geneigt.
Bezeichnen wir mit ds ein Element dieser
Bahn, welches von dem elektrischen Theilchen e
in der Zeit dt durchlaufen wird, so ist:
ds
dt = *
und daher
dx dx d*x d % x %
dt ~ds'*'Jp ™ d? ' a
Substituten wir diesen Werth in den Dif-
ferentialgleichungen der Bewegungen, so ergiebt
ds* c
,d*y \ß
ds* c
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21
und hieraus:
\ds * ds* ~ _ ds 5?) 7 * \ Ca ~ Ij di\
Aus diesen Gleichungen ergiebt sich für den
reciproken Krümmungshalbmesser der Bahnkurve
der Werth _
C * ff*
wo w = yja* — j % die ebenfalls konstante Com-
ponente der Bahngeschwindigkeit c nach einer
zur Richtung der Kraftlinien senkrechten Ebene
bezeichnet. Der Krümmungshalbmesser der von
dem T beliehen e durchlaufenen Bahn ist also
konstant, d. h. die Bahn selbst hat die Gestalt
einer Schraubenlinie. Da aber die Elemente der
Bahn alle denselben Winkel a mit der Richtung
der magnetischen Kraftlinien einschließen, so
muß die Axe der Schraubenlinie der Richtung
der Kraftlinien parallel sein. Die Projection der
Bahnkurve auf eine zur Richtung der Kraftlinien
senkrechte Ebene ist ein Kreis vom Halbmesser
sin 31 « c s
-— = tfsina
Die Hohe eines Schraubenganges ist:
h = nc\j2 ^«rcosa
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22
Es ergiebt sich hieraus, daß die von Hittorf
beobachtete schraubenförmige Windung des elek-
trischen Glimmlichtes unter der Wirkung mag-
netischer Kräfte durch die Annahme einer Aus-
strahlung von mit träger Masse verbundenen
elektrischen Theilchen erklärt werden kann.
II.
Ueber die voneinerlnfluenzmaschine
zweiter Art gelieferte Elektrici täts-
menge und ihre Abhängigkeit von der
Feuchtigkeit.
Von
Eduard Riecke.
Die folgenden Beobachtungen beziehen sich
auf eine Elektromaschine zweiter Art mit ent-
gegengesetzt rotirenden Scheiben. Es wurden
bei denselben die beiden vorderen horizontalen
Conduktoren der Maschine metallisch mit ein-
ander verbunden. In den Schließungskreis wurde
die Tangentenboussole eingeschaltet, welche von
Weber in den elektrodynamischen Maaßbestim-
mungen *) beschrieben worden ist. Der diame-
trale Conduktor war entfernt, die beiden hinte-
ren vertikalen Conduktoren durch eineu Mes-
singbügel verbunden. Der mittlere Abstand der
beiden Scheiben betrug 1,34 mm, der mittlere
Abstand der vorderen Spitzen von der Ober-
fläche der vorderen Scheibe betrug 4.1 mm, der
mittlere Abstand der hinteren Spitzen von der
Oberfläche der hinteren Scheibe 5.4 mm. Die
Drehung der Maschine geschah mit der Hand,
1) Weber, Zurückfuhrung d. StromintensitätsmeBsun-
Sen auf mechanische* Maaß. Abh. d. math. phys. Cl. d.
:. S. G. d. W. Bd. DL p. 289.
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23
wobei die Geschwindigkeit nach den Schlägen
eines Sekuudenzählers regulirt wurde. Eine
Umdrehung der Kurbel war gleich 5 0033 Um-
drehungen der vorderen und gleich 5.0058 Um-
drehungen der hinteren Scheibe.
Es wurde zuerst eine Reihe von Beobach-
tungen angestellt, welche den Zweck hatten,
die bei verschiedenen Drehungsgeschwindigkeiten
entwickelte Elektricitätsmenge zu bestimmen.
Bei diesen Beobachtungen blieben weder die
Temperaturverhältnisse, noch die Feuchtigkeit
der Luft konstant; um eine vollständigere Keunt-
niß von den Eigenschaften der Maschine zu ge-
winnen war es daher nothwendig, über den
Einfluß jener beiden Elemente durch eine be-
sondere Versuchsreihe Aufklärung zu gewin-
nen. Die Feuchtigkeitsverhältnisse der Luft in
dem Beobachtungsraume , einem Zimmer vou
etwa 40 cm Rauminhalt, wurden geändert, theils
durch Verdampfen von ausgesprengtem Wasser,
theils durch Einlassen von frischer Luft durch
Oeffnung der Fenster und Thüren. Dabei konn-
ten natürlich stärkere Schwankungen der Tem-
peratur nicht vermieden werden; es zeigte sich
ferner, daß bei raschem Wechsel der Feuchtig-
keit und Temperatur die Maschine den neuen
Verhältnissen nicht sofort sich anpaßt, sondern
oft noch längere Zeit in einem den früheren
Verhältnissen entsprechenden Zustande verharrt.
Beide Umstände beeinträchtigen die Brauchbar-
keit der erhaltenen Resultate. Eine genauere
Prüfung des Gesetzes, durch welches ich meine
Beobachtungen darzustellen versucht habe, mit
vollkommeneren experimentellen Einrichtungen
ist daher noch zu wünschen.
Mit Bezug auf die Ausführung der Beobach-
tungen möge folgendes bemerkt werden. Der
24
Magnetspiegel, welcher im Mittelpunkte des
Rings der Tangentenboussole aufgehängt war,
besaß eine Schwingungsdauer von 2,3 Sekunden ;
seine Schwingungen waren durch einen densel-
ben umgebenden Kupferring so stark gedämpft,
daß das Verhältniß zweier auf einanderfolgender
Schwingungen 1,94 betrug. Die Stellung des
Ringes der Tangentenboussole wurde geprüft,
indem der Strom eines Daniell'schen Elementes
unter Einschaltung eines Widerstandes von 26100
Siemens in der einen und in der entgegenge-
setzten Richtung durch denselben hindurchgelei-
tet wurde. Es ergab sich dabei eine Ablenkung
nach der einen Seite von 3° 19.84', nach der
anderen eine solche von 3° 19.74', woraus sich
ergiebt, daß die Abweichung der Ebene des
Rings von dem magnetischen Meridian vernach-
lässigt werden kann. Für den Torsion skoeffi-
cienten des Cokonfadens wurde gefanden 0 =
0.00244. Die Stromstärke in magnetischem
Maaße ergiebt sich aus dem Ablenkungswinkel
(p mit Hülfe der Formel:
i = 262.1 V + @ >
Für die Horizontalintensität im Mittelpunkte
der Tangenten boussole ergab sich ans zwei sehr
gut übereinstimmenden Beobachtungen, bei wel-
chen der Magnetspiegel der Tangenten boussole
als Hülfsnadel diente, der Werth 1.956. Die
Ablenkungen , welche durch den Strom der In-
fluenzmaschine hervorgerufen wurden, sind be-
stimmt, indem von 7 zu 7 Sekunden der Stand
des Magnetspiegels mit Fernrohr und Skale be-
obachtet wurde. Aus einer größeren Reihe sol-
cher Standbeobachtungen wurde mit Rücksicht
auf das Dämpfungsverhältniß die mittlere Ab-
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25
lenkung berechnet. Die relative Feuchtigkeit
wurde mit Hülfe zweier zu beiden Seiten der
Maschine aufgestellter Hygrometer von gut über-
einstimmende Gange gemessen.
Es möge beispielsweise das Protokoll einer
Beobachtuugsreihe mitgetheilt werden.
Mittwoch d. 12. Febr. 1879.
Umdrehuugszahl der Kurbel = 1 /%
Relative Feuchtigkeit = 58.5%
Temperatur = 19.8°
Ruhelage des Magnetspiegels = 398.8
Drehung positiv. Stand beobaehtungen.
316.8
314.8
3197
316.8
3183
316.5
314.0
317.8
319.5
318.6
310.8
817.2
312.2
311.8
316.8
319.1
315.0
311.0
817.6
811.9
311.0
310.8
313.6
313.5
318.2
311.0
316.5
310.8
319 3
317.0
312.5
314.8
313.6 | 313.h
317.3
Hauptmittel = 314.9.
Drehung negativ. Standbeobachtungen.
481.8
479.6
474.8
472.5
474.6
480.8
477.8
479.2
479.4
471.2
476.6
485.0
474.0
476.6
482.0
474.9
476.9
478.2
480.8
475.0
476.7
478.5
477.0
480.2
479.6
479.0
477 0
477.4
473.H
483.3
477.6 1
478.5
477.7
478.1
477.4
Hauptmittel = 477.9.
Ruhelage des Magnetspiegels = 397.8
Temperatur = 19.3
Relative Feuchtigkeit = 60.0.
Entfernuug von Spiegel zu Skale = 2595 mm.
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26
Hieraus ergiebt sich
i = 0.O001157.
Die Umdrehungszahl der vorderen Scheibe
ist gleich 2.5016; wird die in mechanischem
Maaß ausgedrückte Stromstärke durch diese
Umdrehungszahl dividirt, so erhält man die
während einer Umdrehung der Scheibe durch
den Querschnitt des Verbindungsdrahtes strö-
mende Menge positiver Elektricität in elektro-
statischen Einheiten. Wird diese, wie im Fol-
genden immer, durch e bezeichnet, so ergiebt
sich aus dem vorliegenden Beispiele
e = 71.93 x 10*
In der folgenden Tabelle sind die Resultate
derjenigen Beobachtungsreihen, welche zur Er-
mittlung des Einflusses der Umdrehungsgeschwin-
digkeit augestellt worden wareu , zusammenge-
stellt. Hiebei bezeichnet w die Umdrehungszahl
der vorderen Scheibe, q die relative Feuchtig-
keit, t die Temperatur.
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27
I O S V t \ t_k T*
i»k uer
Ol
| t
1
■ . 10
Deonacut.
9
12/2 79.
0 fi9^
0.64
20.7
69.7
1.251
0.56
207
71.9
2.502
0.59
19.5
71.9
14/2 79.
0.626
0.47
21.2
71.7
1.251
046
23.4
69.9
2.502
0.45
25.1
68.0
5.003
0.48
24.7
67.4
18/2 79.
0.625
0.49
18.5
70.6
1.251
0.63
18.1
71.1
2.502
0.55
17.6
71.6
5.003
0.58
16.9
73.8
20/2 79.
0.625
0.41
21.3
71.0
1.251
0.45
21.4
70.4
2 502
0.47
21.1
70.9
5.003
0.51
20.6
72.5
24/2 79.
0.625
0.42
19.4
74.0
•
1.251
0.40
21.7
68.7
2.502
0.40
21.6
67.1
2b/i 731.
6.003
0.43
21.1
71.4
0.625
0.39
22.6
mm mm
72.6
1.251
040
23.2
72.4
2.502
0.41
23.1
74.1
5.003
0.44
22.6
74 6
28/2 79.
0.625
0.34
24.2
70.9
1.251
0.36
24.7
71.7
2.502
0.89
24.3
73.9
5.003
0.44
23.5
74.7
4/3 79.
0.625
0.41
21.3
75.1
1.251
0.43
22.0
72.6
i
2.502
0.45
22.5
72.8
Digitized by Google
28
Wenn aus sämmtlichen bei gleicher Rota-
tionsgeschwindigkeit angestellten Beobachtungen
das Mittel genommen wird, so ergiebt sich die
folgende Zusammenstellung :
Q
t
t . 10~ 6
0.625
1.251
2.602
6.008
0.48
0.45
0.46
0.48
21.1
21.9
21.8
21.6
71.9
71.1
71.8
72.4
Hiernach dürfte die durch eine Umdrehung
gelieferte Elektricitätsmenge e von der Umdre-
hungszahl im Wesentlichen als unabhängig zu
betrachten sein.
Es mögen nun auch die Resultate der zwei-
ten Beobachtungsreihe, welche zur Ermittlung
des Einflusses der Feuchtigkeit angestellt wor-
den war, zusammengestellt werden ; /' bezeich-
net hiebei die aus relativer Feuchtigkeit und
Temperatur berechnete absolute Feuchtigkeit
Digitized by
29
1. Umdrehungszahl der vorderen Scheibe
0.625.
Tor» rinn
lag uer
Deonacnt. j
e
t
/
e . 10" 6
25/8 79.
088
22.5
7.7
70.3
0.88
24.2
8.2
72.7
0 88
24.1
8.8
70.0
0.84
19.2
5.6
70.6
0.35
20.8
6.3
78.8
0*36
21.4
6.7
67.7
0.61
20.0
8.7
61.9
0.54
19.9
64.9
0.66
9^4
87.0
0.60
19.0
9.7
89.1
0.61
18.9
9.8
44.8
0.62
18.6
9.8
41.2
26/3 79.
0.89
17.4
6.7
70.6
0.89
18.5
6.2
708
0.40
19.0
6.4
69.2
0.48
18.6
7.6
67.3
0.51
18.4
8.0
649
0.53
18.2
8.2
64.2
0.58
17.7
8.8
88.8
0.69
17.6
8.9
80.6
0.60
17.5
8.9
86.2
28/8 79.
0.66
19.5
11.0
81.4
0.66
19.5
11.1
204
0.67
19.4
11.1
81.6
Digitized by Google
2. Umdrehungszahl der vorderen Scheibe
1.251.
Tai? der
Beobacht.
Q
\
t
in — 5
e . 10
QQ/Q 70
92 R
o»v
70 0
0 49
22 7
o.o
fifi 7
92 4
o.o
71
0 54
21 0
— * m\J
62 1
0.56
20.9
10.4
48.8
0.60
21.0
10.7
88.4
0.64
20.2
11.1
80.6
0.66
19.9
11.0
86.1
0.66
19.5
11.0
80.3
81/8 79.
0.44
25.2
10.2
74.8
0.45
25.5
10.5
74.8
0.46
25.5
10.7
78.0
0.59
24.4
12.9
59.8
0.61
24.4
18.4
62.1
0.62
24.2
13.6
34.3
0.60
19.0
9.6
74.2*
0.60
19.7
10.1
78.8*
0.61
20.0
10.5
79.1*
1/4 79.
0.65
22.0
12.5
37.6
0.65
22.1
12.8
36.1
0.66
22.1
12.9
39.8
V
Digitized by Google
31
3. Umdrehungszahl der vorderen Scheibe
2,502.
Tag der
o
Beobacht.
9
t
/
e . 10 5
1 1± 70
1/4 4V,
u.*#
20.Z
o a
v.b
71.4
n aq
U.4o
O 4 1
24.7
1 A T
10.7
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68.9
n aq
U.4o
OK A
11.1
72.2
U.0/
no o
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12.1
80.8*
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24.0
1 O /*
12.6
65 1
u.o 1
24. U
1 O 1
1 n. 1
65.9
U.OU
19. 0
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10.2
79.6*
o. Ao
U.O A
1 1 K
78.7*
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Ol Q
21. o
1 O 1
12.1
76.8*
0l± 70
n Aq
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i q n
18.7
IAO
10.2
'6.4*
o. aq
U.O J
2U.2
10.8
76.2*
U.OU
2 l.U
10.9
77.2*
u.o /
ly.tt
11.5
54.4
n aq
U.Oo
iU.d
12.0
50.8
n aq
JU.o
12.2
52.2
U. /X
OA £*
12.8
21.5
8/4. 70
Oft tv.
O, 70
U./2
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2U.O
Inn.
12.9
25.9
n rq
U.Oo
OO A
3W.U
11.1
69.0
U.Oo
Ol £!
1 A n
10.9
mm * — _
71.7
0.58
21.5
10.9
78 4
0.61
19.5
10.2
39.5
0.63
20.2
11.0
47.7
0.64
20.6
11.4
55.5
0.66
18.6
10.5
67.0*
0.67
18.8
10.8
48.7
0.68
18.8
10.9
38.5
0.66
17.7
10.0
56.4
0.68
18.0
10.5
48.6
0.69
18.8
10.7
41.8
0.74
18.6
11.7
21.9
0.76
18.6
11.9
23.3
0.76
18.7
11.9
23.9
Digitized by Google
32
Daß der Einfluß der Feuchtigkeit auf die
von* der Maschine gelieferte Electricitätsnieuge
ein sehr bedeutender ist, ergiebt sich aus der
Betrachtung dieser Tabellen ohne weiteres. Um
zu einer genaueren Bestimmung desselben zu ge-
langen, kann man davon ausgehen, daß die Elek-
tricitätsmenge e eine Funktion der absoluten
Feuchtigkeit und der Temperatur ist. Um diese
Funktion zu ermitteln, kann man zunächst alle
diejenigen Beobachtungen vereinigen, welche sich
auf dieselbe Temperatur beziehen , und mit
Hülfe derselben die Elektricitätsmenge e als Funk-
tion der absoluten Feuchtigkeit darstellen. So-
dann würden die in der gefundenen Funktion
auftretenden Coefficienten durch Vergleichung der
auf verschiedene Temperaturen sich beziehenden
Beobachtungsreihen in ihrer Abhängigkeit von
der Temperatur bestimmt werden. Man kann
aber auch vermuthen, daß die Elektricitätsmenge
e wesentlich nur abhängig sei von der relativen
Feuchtigkeit q, so daß, wenn mau e als Funktion
von q darstellt, die auftretenden Coefficienten
mit der Temperatur nur noch in geringerem
Grade sich ändern. Wenn man von dieser An-
nahme ausgeht, so wird man sich darauf beschrän-
ken, aus den bei derselben relativen Feuchtigkeit
erhaltenen Werthen von e das Mittel zu nehmen
und diesen Mittelwerth durch eine Funktion von
q auszudrücken. Um für die weitere Verfolgung
der beiden angedeuteten Wege eine bequemere
Grundlage zu gewinnen, wurden die bei den
drei verschiedenen Rotationsgeschwindigkeiten er-
haltenen Beobachtungen in zwei Tabellen geord-
net, von welchen die eine nach steigenden Wer-
then der absoluten, die andere nach steigenden
Werthen der relativen Feuchtigkeit fortschritt.
Die Untersuchung der nach den Werthen
Digitized by
33
der absoluten Feuchtigkeit geordneten Tabellen
zeigte, daß die Beobachtungen zur Berechnung
mehrerer Werthreihen von e zu unvollständig
waren. Es wurde daher nur für die Umdrehungs-
zahl 0.625 eine Werthreihe aufgestellt, indem
die vorliegenden Beobachtungen auf eine gewisse
Mitteltemperatur bezogen wurden unter Ausschluß
aller derjenigen , welche bei einer vom Mittel
um mehr als 0,5* abweichenden Temperatur an-
gestellt waren.
Auf diese Weise ergab sich die folgende
Tabelle:
Umdrehungszahl 0.625
Temperatur 18.9.
/
a.10
beob.
ber.
5.6
70.6
76.8
6.2
70.8
72.4
6.4
69.2
71.1
7.6
1 67.8
62.6
8.0
64.9
69.4
9.7
89.1
44.1
9.fr
■ 4*.T
48.1
11.0
31.4
81.4
11.1
26.0
80.8
Will man die beobachteten Werthe von
—6
e . 10 durch eine nach Potenzen von f fort-
schreitende Reihe darstellen, so kann man da-
bei die höchst wahrscheinliche Annahme benu-
de
tzen, daß der Differentialquotient — für f = 0
*
verschwindet; beschränkt man sich dann auf das
erste Glied der Entwicklung, so ergiebt sich :
3
Digitized by Google
34
e = e 0 —k.f*
m
wo dann e 0 diejenige Elektricitätsmenge darstellt,
welche bei Abwesenheit aller Feuchtigkeit erhal-
ten würde. In dieser Weise sind die berechne-
ten Werthe der vorhergehenden Tabelle erhalten
und zwar mit Hülfe der Formel:
e.10" 5 = 92.0 — 0.51. f\
Die nach steigenden Werthen der relativen
Feuchtigkeit geordneten Tabellen sind im folgen-
den für die drei verschiedenen Umdrehungsge-
schwindigkeiten zusammengestellt.
(8iehe die Tabelle auf der folgenden 8eite.)
Zum Zwecke der weiteren Verwerthung wur-
den die in dieser Tabelle enthaltenen Werthpaare
von e und q graphisch dargestellt, und auf Grund
der Zeichnung die benachbarten Werthpaare von
e und q ersetzt durch die zugehörigen Mittel-
werthe. Auf diese Weise entstanden die folgen-
den Tabellen.
•
Umdrehungszahl der vorderen Scheibe »
— 0,625.
Q
beob.
ber.
0.86
70.7
77.0
0.39
70.6
72.6
0.48
67.3
61.2
0.62
68.7
65.4
0.64
54.9
62.2
0.59
88.2
43.8
0.66
27.8
31.1
Die berechneten Werthe sind erhalten mit
Hülfe der Formel: (Seite 36)
Digitized by
85
<Ü =
0.625
1.261
2.502
Q
| * . 10 -5
Q
t . io -6
g
e . 10"°
a qa
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CR 1
65.1
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A CA
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55.0
QQ 1
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0.66
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0.66
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44. ö
QA 1
OO.l
ea a
56.4
A CO
41. ^
QQ Q
A C7
0.67
PL/1 J
Ö4.4
0.66
81.4
48.7
20.4
4M\J *^A\\
068
V.W
60 8
0.67
81.6
52.2
88.5
48.6
0.69
41.8
0.72
21.6
26.9
0,74
21.9
•
0.76
23 .8
23 «9
I
3*
Digitized by Google
36
e. 10
-5
2
94.8 - 146 . q.
ßei Abwesenheit *Hftr Feuchtigkeit würde
die durch eine Umdrehung entwickelte Menge
positiver Elektric^tät 94.8 x 10 ö eWktrostatische
Einheiten betragen haben , in guter Ueberein-
Stimmung mit dem früher gefundenen Warth
h 94 8
92.0 x 10 . Der Bruch ~ gfcbi das Quadrat
14b
derjenigen relativen Feuchtigkeit, bei welcher die
Wirksamkeit der Maschine aufhören würde ; für
diese selbst berechnet sich daraus» der Werth 0*81.
Umdrehungszahl der vorderen Scheibe »
- 1,251.
0.42
0.68
0.59
0.60
0.61
0.64
0.65
0.^6
«.IQ
beob. | bo
70.2
76.7
62.1
48.8
69.8
88.4
48.2
80.6
86.8
85.4
76 t 4
72,2
67*6
50|4
48,4
46,4
44.6
88,8
36,4
84.0
Die berechneten Werthe sind erhalten mit
Hülfe der Formel:
e .l(T 6 = 105.1— 1*3 V.
Die für q = 0 und e = 0 auftretenden
Grenzwerthe der Elektricitätsmenge und der
lativen Feuchtigkeit werden hiernach
e 0 = 105.1 X 10 6 und q 0 = 0.80.
Digitized by
37
Umdrehungszahl der vorderen Scheibe «
2,502.
Q
• .10 6
beob. I
ber.
0.48
70.8
75.8
0.68
71.4
61.0
0.59
65.1
59.8
0.61
52.7
66.1
0.68
47.7
52.7
0.65
56.9
49.3
0.67
51.6
45.7
0.68
48.8
48.9
0.69
41.8
42.1
0.72
28.7
86.4
0.75
28.0
80.6
Die Wetthe öind bterechnet nach der Formel :
e.l(T 6 == 106.3 — 135. q\
Hiernach werden die Grenzwerthe der Elek-
tricitätemenge nnd der relativen Feuchtigkeit
€ 0 * 106.3 xlO 6 . q 0 = 0.89.
Die Figttren 2—4 enthalten eine Zusammen-
stellung det aus den angeführten Gleichungen
sich ergebenden Cnfven mit den beobachteten
Wertbett. Figur 1 gibt eine Zusammenstellung
der für die drei Umdrehungszahlen gefundenen
Curven.
Mit Bezug auf die vorhergehenden Tabellen
muß noch bemerkt Werden, daß bei ihrer Be-
rechnung alle diejenigen Beobachtungen, welche
in den früheren Tabellen mit einem Sternchen be-
zeichnet worden sind , vollständig ausgeschlossen
wurden. Alle in dieser Weise ausgezeichneten
Werthe vofr e haben eine abnorme Größe , wie
Digitized by Google
38
sie bei den entsprechenden Feuchtigkeitsgraden
nicht wohl vorkommen kann. Diese ungewöhn-
lich großen Elektricitätsmengen traten auf, wenn
kurz zuvor durch Oeffnen der Fenster und Thü-
ren des Beobachtungszimmers frische Luft in das-
selbe eingelassen war. Es scheint, daß die Ma-
schine durch den Zug der trockeneren Luft in
einen Zustand größerer Wirksamkeit versetzt
wurde, welcher noch anhielt, auch nachdem die
Luft durch verdampfendes Wasser wieder einen
höheren Feuchtigkeitsgrad erreicht hatte.
Im Mittel ergiebt sich aus den drei Beob-
achtuugsreihen für die Abhängigkeit der Elek-
tricitätsmenge von der relativen Feuchtigkeit die
Gleichung
e.10" 5 = 102. 1 — 148 . q 2 .
Die zuerst besprochenen Beobachtungen hatten
zu dem Resultate geführt, daß die Elektricitäts-
menge e von der Umdrehungszahl im wesentli-
chen als unabhängig betrachtet werden kann.
Nehmen wir aus den für die 4 verschiedenen
Umdrehungszahlen gefundenen Werthen das Mit-
tel, so ergiebt sich die Elektricitätsmenge 71.7x10
entsprechend einer relativen Feuchtigkeit 0,45;
wenden wir anf diese Zahlen die vorhergehende
Formel an, so ergiebt sich für die bei Abwesen-
heit aller Feuchtigkeit auftretende Elektricitäts-
menge die Gleichung:
6 0 .10~ 6 = 71.7 + 148x0.45*
somit :
e 0 = 101.6 Xl0 6
Als Resultat der Untersuchung können dem-
nach die folgenden Sätze ausgesprochen werden.
Digitized by Google
39
1. Die durch eine Umdrehung der Maschine
gelieferte Menge e von positiver Elektricität ist
von der Umdrehungszahl im Wesentlichen un-
abhängig.
2. Dem lufttrockenen Zustand entspricht
eine Elektricitätsmenge e 0 von 102 X 10 5 elek-
trostatischen Einheiten.
3. Die Abhängigkeit der Elektricitätsmenge
e von der relativen Feuchtigkeit q kann iu er-
ster Annäherung dargestellt werden durch den
Ausdruck
e. 10~ 6 = 102 — 148. q 2
Eine Ergänzung finden diese Sätze in den
Beobachtungen von Rosetti 1 ). In der umfas-
senden Arbeit, in welcher derselbe die Maaßbe-
ziehungen des Stromes einer Elektromaschine
erster Art untersucht hat, finden sich 4 Beob-
achtungsreihen, welche sich auf 4 verschiedene
Hygrometerstände beziehen. Die in denselben
mitgetheilten Beobachtungen wurden durch eine
allerdings etwas unsichere graphische Interpola-
tion auf gleiche Umdrehungsgeschwindigkeiten
reducirt und daraus die folgende Tabelle für die
Werthe von e . 10 gewonnen.
Ol
Relative Feuchtigkeit
0. SB
0. 49
0.54
0. 69
2.
162.9
156.2
127.1
110.9
3.
154.4
156.7
131.9
113.2
4.
164.6
166.3
146.9
118.7
5.
162.0
165.1
157.5
180.5
6.
169.4
159.0
159.3
148.4
7.
170.4
158. 1
160.4
146.9
1) Rosetti, Neue Studien über die Ströme der Elek-
trieinnaflchinen. Pogg. Ann. 154. 8. 507. 1876.
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40
Es ergiebt sich aus dieser Tabelle, daß die
Elektricitätsmenge e namentlich bei höheren
Feuchtigkeitsgraden mit wachsender Umdrehungs-
zahl zunimmt; in geringerem Grade und daher
nicht mit derselben Sicherheit läßt sich ein sol-
ches Verhalten auch bei der von mir untersuch-
ten Elektromaschine zweiter Art erkennen. Es
würde daraus folgen, daß in der Gleichung
9
e = e 0 — a.Q
durch welche die Elektricitätsmenge e in ihrer
Abhängigkeit von der relativen Feuchtigkeit dar-
gestellt wird , der Coefficient a nicht konstant
ist, sondern mit wachsender Umdrehungsgeschwin-
digkeit abnimmt.
Die bei einer Umdrehung der vorderen Scheibe
aus dem einen der horizontalen Conduktoren von
den Spitzen zur Scheibe überströmende Menge
Sositiver Elektricität ist nach dem Vorhergehen-
en gleich e. Während einer halben Umdrehung
0
strömt über die Elektricitätsmenge ^ , und diese
genügt, um die vorher negative Ladung der
Scheibe in eine ebenso starke positive zu ver-
wandeln. Daraus ergiebt sich, daß sobald der
stationäre Zustand der Maschine eingetreten ist,
auf dem einen der durch die horizontalen Con-
duktoren geschiedenen Halbringe der vorderen
Scheibe die Elektricitätsmenge -f" -- auf dem
e 4
andern die Elektricitätsmenge — 7 sich befindet.
4
Bei der Maschine, an welcher die vorliegen-
den Beobachtungen angestellt worden sind, hat
der der Breite der Spitzenkämme entsprechende
Ring einen innern Halbmesser von 112, einen
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41
äußeren Halbmesser von 200 mm. Nimmt man,
was in Wirklichkeit allerdings nicht genau zu-
trifft, an, daß die Elektricitäten mit gleichmäßi-
ger Dichtigkeit auf den beiden Halbringen aus-
gebreitet sind, so ergiebt sich, daß auf 1 □mm
58 Einheiten positiver beziehungsweise negativer
Elektricitat kommen.
Wenn aber auf diese Weise die Vertheilung
der Elektricitat auf den beiden Scheiben der
Maschine bestimmt ist, so ist die Möglichkeit
der Berechnung der von den Scheiben der Ma-
schine ausgeübten elektrischen Kräfte und damit
die Grundlage für eine vollständige Theorie der
Maschine gewonnen.
Messung der vom Erdmagnetismus auf
einen drehbaren linearen Strom-
leiter ausgeübten Kraft.
Von
Eduard Rieoke.
L Nach dem elektromagnetischen Grundge-
setze ist die Transversalkraft, welche ein Mag-
netpol p auf ein zu der Richtung der Entfernung
senkrechtes Stromelement ausübt, gegeben durch
l*ids
Ist der Pol p soweit von dem Element ds
entfernt, daß das von p erzeugte magnetische
Feld als ein homogenes betrachtet werden kann,
so stellt ^ die Intensität dieses Feldeg vor. Ist
also das Element ids horizontal gerichtet, so ist
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42
die von der Vertikalkomponente des Erdmagne-
tismus auf dasselbe ausgeübte Transversalkraft
gleich Ficte, wenn wir durch V die vertikale
Intensität des Erdmagnetismus bezeichnen. Es
möge nun das Element ds einem längeren, gerad-
linigen und horizontalen Leiter angehören, wel-
cher um eine durch seinen Anfangspunkt hin-
durchgehende vertikale Axe drehbar ist. Bezeich-
nen wir die Entfernung des Elements ds von
dem Anfangspunkt des Leiters durch s, so ist
das von der Vertikalkomponente des Erdmagne-
tismus auf ds ausgeübte Drehungsmoment gleich
Visds; ist also die ganze Länge des Leiters
gleich ?, so ist das ganze auf denselben ausge-
übte Drehungsmoment gleich
iVil*.
2. Um das durch diesen Ausdruck bestimmte
Drehungsmoment zu messen, wurde eine Kreis-
scheibe von Kupfer an einem Drahte von har-
tem Messing in ihrem Mittelpunkte so aufgehängt,
daß sie in horizontaler Stellung im Gleichgewichte
sich befand; die obere Fläche der Scheibe war
mit Siegellack überzogen, die untere mit einer
kreisrund geschliffenen Glasplatte so weit bedeckt,
daß nur am Rande derselben ein Ring frei blieb.
Die Scheibe war eingetaucht in ein mit Kupfer-
vitriollösung gefülltes Gefäß ; der Boden des letz-
teren war in der Mitte durchbohrt; durch diese
Durchbohrung war eine vertikale messingene
Säule in das Innere des Gefäßes eingeführt, auf
welche eine mit der zuvor beschriebenen voll-
kommen gleiche Scheibe aufgeschraubt war; die
nach oben gekehrte Seite derselben war mit
einer Glasplatte bedeckt, so daß an ihrem Rande
ein Kupferring freiblieb von genau derselben
Breite wie bei der beweglichen Scheibe. Wurde
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43
nun durch den Suspensionsdraht ein galvanischer
Strom in die drehbare Scheibe eingeleitet, so trat
derselbe aus dem freien Rand der unteren Fläche
aus, und gieng durch die Kupfervitriollösung
hindurch in den gegenüberstehenden Rand der
Standscheibe; aus diesem wird er dann durch
einen mit ihrem Träger verbundenen Draht ver-
tikal nach unten abgeleitet. In den Stromkreis
war außerdem eingeschaltet eine Tangentenbussole
und ein Siemensscher Rheostat. Die Anordnung
der Verbindungen ist aus Fig. 5 der beigelegten
Tafel zu ersehen. Die beiden Rechtecke STMP
und STNQ, welche von dem galvanischen Strom
stets in entgegengesetztem Sinne umkreist werden,
lagen in einer und derselben Ebene der Ebene
des magnetischen Meridians. Als Beobachtungs-
raum diente der eisenfreie Pavillon des physika-
lischen Institutes.
Die Betrachtung des durch den Strom auf
der beweglichen oder der Standscheibe erzeugten
Kupferniederschlages zeigte, daß derselbe sich über
die ganze Fläche der Elektrodenringe anscheinend
gleichförmig vertheilte. Man wird also ohne
einen merklichen Fehler zu begehen annehmen
können, daß der Austritt oder Eintritt des Stro-
mes in der ganzen Fläche der Elektroden mit
derselben Stromdichtigkeit sich vollzieht. Mit
Hülfe dieser Annahme ergiebt sich für das von
der Vertikalkomponente des Erdmagnetismus auf
die von dem Strom i durchflössen Scheibe
ausgeübte Drehungsmoment der Ausdruck:
wenn man durch l den mittleren Halbmesser
44
des Rlektrodenringes , durch 6 die halbe Breite
desselben bezeichnet. Wird durch dieses Moment
die Scheibe um einen Winkel <p gedreht, so hat
man, wenn unter D die Direktionskraft der Tor-
sion verstanden wird,
Wird die Drehung der Scheibe mit Hülfe von
Spiegel und Skale beobachtet, und ist der Ska-
lenausschlag gleich w, die Entfernung zwischen
Spiegel und Skale gleich r, so ist:
3. Messung der horizontalen und vertikalen
Intensität des Erdmagnetismus.
Eine Bestimmung dieser beiden Größen in
dem magnetischen Pavillon des Institutes wurde
im Jahre 1879 mit Hülfe eines transportablen
Magnetometers von Meyerstein ausgeführt. Das
Trägheitsmoment desselben wurde für eine Tem-
• peratur von 0 Graden gefunden gleich
16083 . 10 4 .
Der Torsionskoefficient war 0,01117; die
Sehwingungsdauer wurde immer am Anfang und
Vil'r
D
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45
Sohlufl einer Messung beobachtet. Bei den Ab-
leukungsbeobachtungeu wurde der Hauptstab
auf den au dem Stative befestigten Messingar-
men in zwei verschiedenen Entfernungen von
der Hülfsnadel sowohl östlich als westlich auf-
gelegt; diese Entfernungen waren für eine Tem-
peratur von 0® gleich 450.06 mm und 600.07 mm.
Der TorsionskoefFicient der Hülfsnadel war
0.00485; das Verhältnis von T zu M wurde
berechnet nach der Formel
M = r » (1 +3)tg y
T
wo
r»r|.
Die an 6 verschiedenen Tagen angestellten.
Beobachtungen und deren Resultate sind im
Folgenden zusammengestellt :
Tag der
Beobacht.
t
9i
9%
k
M
T
28. Sept.
1Ü1124
10.148
2°tM8'
*°28.16'
1*90
8222.10»
1.8606
24. Sept
10.096
10.117
2»18.48 '
6°26.26'
1620
8221.10»
1.8708
26. 8ept
ioa i i
10.124
2° 18.37'
5<>25.90'
1770
8210.10»
1.8688
26. 8ept
10.099
10.110
i°18.58'
6°26.67'
1180
8224.10»
1.8702
9. Oct.
lO.Odt?
10109
2°18.38
5°26.23'jl340
8226.10»
1.8722
10. OoU
I0.092j o01ft7n<
6°26.88'
1660
8283.10»
1.8708
Mittelwerte für d. 2. Oot. 1879
1840
8228.10»
uetn»
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46
Das Verhältniß der vertikalen zur horizon-
talen Componente des Erdmagnetismus wurde
mit Hülfe eines Erdinduktors gemessen, und es
wurden an drei aufeinanderfolgenden Beobach-
tungstagen die folgenden Werthe erhalten:
Tag der
Beobacht.
A
B
V
T
1. Oct.
740.81
819.06
2.2736
2. Oct.
741.80
319.61
2.2764
3. Oct.
740.88
319.31
2.2764
Hier sind A und B die bei Anwendung der
Vertikal - und Horizontalintensität erhaltenen
Skalen aussei) läge bei einer Entfernung von
2827 mm zwischen Spiegel und Skale. Im
Mittel ergiebt sich für den 2. Oktober der Werth
~ = 2.2748
woraus sich die Inklination zu 66°16.15' die
vertikale Intensität zu 4.2549 berechnet
Die Beobachtungen des auf die elektrody-
namische Drehwage, wie wir die bewegliche vom
Strom durchflössen^ Scheibe nennen können,
ausgeübten Drehungsmomentes wurden im Jahre
1880 in der zweiten Hälfte des Oktober ange-
stellt. Die für diese Zeit geltenden Werthe der
erdmagnetischen Elemente können aus den oben
angeführten mit Hülfe der bekannten jährlichen
Variationen berechnet werden. Die jährliche
Zunahme der horizontalen Intensität beträgt
nach neueren Beobachtungen 0.0018, die jähr-
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47
liehe Abnahme der Inklination 1' 29". Hier-
nach ergeben sich für den Oktober des Jahres
1880 in dem magnetischen Pavillon die Werthe
T = 1.8723 j = 66° 14,67'.
Für die Horizontalintensität liegt außerdem
für den Oktober des Jahres 1880 eine direkte
Bestimmung vor, welche Herr Dr. Schering in
dem magnetischen Observatorium angestellt hat.
Dieselbe ergab den Werth
T 0 = 1.8649.
Andererseits ergab eine ebenfalls von Herrn
Dr. Schering angestellte Vergleichnng für das
Verhältniß der Intensitäten in dem magnetischen
Pavillon und dem magnetischen Observatorium
den Werth 1,0033 ; somit ist die Horizontalin-
tensität in dem magnetischen Pavillon gleich
1.8710 in vollkommener Uebereinstimmung mit
dem oben gefundenen Werthe. Bei der Berech-
nung der an der Drehwage angestellten Beob-
achtungen können wir demnach setzen :
V = 4.253.
*
*
4. Directionskraft der Drehwage.
Die Direktionskraft der Drehwage wurde
nach dem Gauß'schen Verfahren bestimmt, zwei
cylindrische in der Axe ausgebohrte Bleigewichte
von einer Gesammtmasse von 399705 mg waren
auf den die drehbare Scheibe tragenden Suspen-
sionsstift aufgeschoben. Nachdem bei dieser
Lage derselben die Schwingungsdauer des gan-
zen Systems bestimmt worden war, wurden die
Gewichte entfernt und auf zwei vertikale Stifte
aufgesetzt, welche an einem mit dem Suspen-
sionsstifte verbundenen horizontalen Träger in
Digitized by Google
48
gleicher Entfernung von der Mitte angebracht
waren. Die Schwingungsdauer des Systems
wurde von neuem bestimmt und mit Hülfe des
bekannten Abstandes der Mittelpunkte der äu-
ßeren Stifte die Direktionskraft berechnet,
dieser letztere Abstand beträgt bei 0 Grad
100,036 mm.
Es wurden zwei Bestimmungen der Direk-
tionskraft ausgeführt, die eine vor, die andere
nach der Anstellung der elektromagnetischen
Messungen. Die Resultate derselben sind im Fol-
genden zusammengestellt.
h
'«
D
21.262
21.297
42.407
42.269
2951.10*
21.230
21.368
21.226
42.887
42.148
2969.1 O*
Hier bezeichnet t. die Schwingungsdauer mit
Gewichten in der Mitte, t und f M die Schwin-
gungsdauern mit Gewichten außen in zwei um
180° gegen einander gedrehten Stellungen. Im
Mittel ergiebt sich
D = 2955 . 10*.
Bei den elektromagnetischen Messungen wird
diese Direktionskraft in Folge der Erwärmung
des Suspensionsdrahtes durch den Strom eine
Verminderung erleiden ; die hiedurch bedingte
Correction ist im Folgenden vernachlässigt , da
ein Mittel zur Messung der Temperatur des
Drahtes nicht vorhanden war.
Digitized by Google
49
5. Messung der Stromstärke.
Um die Constanz der an der Drehwage be-
obachteten Ablenkung zu prüfen , war es noth-
wendig, den Strom längere Zeit in einer und
derselben Richtung geschlossen zu halten, ohne
durch eine Commutation desselben in der Tan-
gentenboussole eine Unterbrechung zu veranlas-
sen. Die Stromstärken waren also aus einseiti-
gen Ablenkungen der Nadel der Tangenten-
boussole zu bestimmen. Bezeichnet man den
Winkel, welchen die Ebene der Windungen mit
dem magnetischen Meridian einschließt, durch
a, einen Ausschlag, bei welchem der Nordpol
der Nadel nach Osten abgelenkt wird durch q>,
einen Ausschlag nach Westen durch tp t so gel-
ten für die benutzte Tangentenboussole die Glei-
chungen :
■
0^725 C0S [<p + a) 1 1 ~°-° 2 8in ^+ a ) 1 - T8in 9
0^725 008 (V/ ~ a) i l ~°' 02 8in ^-«){= Tsint/ß
Aus der Beobachtung zweier derselben Strom-
stärke entsprechender Werthe von q> und tft er-
giebt sich
te « = rin & ~ 9 \
2 sin 9) sin ip
Zur Bestimmung des Winkels a wurde der
Strom zweier Grovescher Elemente unter Ein-
schaltung eines Widerstandes von 25 Siemens
durch dieTangentenboussole geleitet ; es erj
9 = 38.48o xp = 39.02°
woraus
a = 0.69° westlich.
4
Digitized by Google
50
Was den Werth der Horizontalintensität für
den Mittelpunkt der Tangentenboussole anbelangt,
so ist zu bemerken, daß das zur Bestimmung
der Horizontalintensität dienende Magnetometer
in einer durch den Mittelpunkt der Boussole senk-
recht zum magnetischen Meridian hindurchge-
henden Vertikalebene aufgestellt war. Der Mit-
telpunkt des Magnets war von dem Mittelpunkt
der Boussole in horizontaler Richtung um 1183
mm, in vertikaler um 165 mm entfernt. Dar-
nach ergiebt sich für die Horizontalintensität
im Mittelpunkt der Boussole der Werth
822.10 4
1-8710- ~rr^ - 1.8G62.
Zor Bestimmung der Stromstärke ergaben sich
somit die Formeln:
i = 1.5998 "* — (1 + 0.02 sin V +
C08(y + O)
' - 1 - 5998 CO8(^ (l+a028in, ^ )
6. Die Ablenkungsbeobachtungen an der
Drehwage.
Die mit der Drehwage ausgeführten Versuchs-
reihen sind in den folgenden Tabellen zusammen-
gestellt. Die Einstellungen der Scheibe wurden
durch Standbeobachtingen erniittelt; es wurde
in der Regel von 5 zu 5 Minuten ein Satz von
Beobachtungen gemacht, wobei die Einstellungen
von 9 zu 9 Sekunden notirt wurden. Da die
Schwingungsdauer der Scheibe nah ex« gleich 18
Sekunden war, so konnte aus je zwei um 18 Se-
kunden von einander abstehende« Einstellungs-
Digitized by Google
51
beobachtungen die Rahelage der Scheibe berechnet
werden, wobei für das Dämpfungsverhältniß der
Werth 1,7 zu setzen war. Die Ablenkungen der
Nadel der Tangentenboussole wurden mit Hülfe
zweier zu ihrer Axe senkrechter Glasfaden beob-
achtet, welche über einem auf einer Spiegelplatte
befindlichen Theilkreise sich bewegten. Diese bei-
den Fäden sind im Folgenden mit o und w bezeich-
net. Es möge nun das Protokoll der zuerst an-
gestellten Beobachtungsreihe in etwas ausführ-
licherer Weise mitgetheilt werden; zu bemerken
ist noch, daß einer Bewegung der Zeiger o und
tc nach zunehmenden Gfaden eine östliche Ab-
lenkung entspricht.
(Siehe die Tabelle auf der folgenden Seite.)
Es ergeben sich hieraus die folgenden «usam-
mengehörigen Ablenkungen der Tangentenbous-
sole und der Dreh wage:
Zeit
■ I
Zeit
n
5
10
16
20
23
64.52
55.03
55.04
65.03
6.9
6.6
6.7
6.4
6.5
6.6
10* 46«
60
55
11 0
5
8
56.24
65.79
65.74
66.75
6.7
6.5
6.4
6.6
6.6
6.6
Mittel | 64.90 | 6.60 | Mittel | 65.88 | 6.58
Die Resultate ron drei andern in derselben
Weise angestellten BeobÄchtungsreihen sind im
Folgenden zusammengestellt.
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52
15. Oet. 1880. Der positive Strom geht von
der Peripherie der Scheibe zum Centrum.
Zeit
Tangentenb.
w
Dreh«
wage
Zeit
Dreh-
i
9* 50«
55
106.0513
58
59
Strom {
59
33«
42
51
10
0
0
9
18
27
mm w
10
5
169.56 S
10
160.08 a
15
160.08 9
20
160.07 3
23
24
Strom
24
33
42
51
25
0
9
18
27
10
30
36
914.0
914.1
914.4
10b 40^
922.1
920.1
919.9
921.9
922.1
921.3
920.8
339.5 920.9 10
340.0 921.1
9-0J- 11
920 9
921.0
et. 11
914.0
916.9
916.7
913.9
918.7
914.4
914.9
914.8
914.6|
42
44
44
33«
42
51
45
0
9
18
27
50
55
0
5
8
9
9
10
15
20
25
105.0
33
42
51
0
9
18
27
48.52
49.02
49.05
49.05
2290
229.4
229.47
229.45
285.0
914.8
914.3
Strom geschlossen.
922.7
920.6
921.0
922.8
922.8
9220
921.4
921.2
921.1
921.3
921.3
921.8
geöffnet.
916.1
917.0
916.0
913.8
914.0
916.0
915.6
914.9
914.7
914.9
Digitized by Google
53
16. Oct. 1880. Der positive Strom geht vom
Centrum der Scheibe zur Peripherie.
Zeit
n
Zeit
9
n
11h 25*
80
35
38
63.79
63.68
9.3
9.1
9.2
9.8
Iii» 55m
12 0
5
8
68.08
62.99
9.8
9.1
9.0
8.9
Mittel
63.73
9.22
Mittel | 63.01 | 9.07
18. Oct. 1880. Der positive Strom geht von
der Peripherie der Scheibe zum Centrum.
Zeit
n
Zeit
n
9»» 15m
8.8
10h o»
9.1
20
62.90
8.5
5
62.87
9.1
25
63.29
8.6
10
62.88
9.0
80
63.87
88
15
62.85
98
35
63.89
9.0
20
62.85
9.8
40
63.40
8.7
25
62.83
9.3
43
89
28
92
63.27 j 8.76 | Mittel |
62.86 | 9.19
19. Oct. 1880. Der positive Strom geht vom
Centrum der Scheibe zur Peripherie.
Zeit
n
Zeit
n
9h 40m
7.8
10* 15«
7.9
45
59.75
7.7
20
60.25
7.7
50
59.73
7.7
25
60.30
7.7
55
59.76
7.7
30
60.80
7.7
58
7.7
38
7.7
Mittel | 28.76 | 7.72 | Mittel | 60.28 | 7.74
Digitized by Google
54
7. Die berechneten Werthe der Ablenkung.
Die Entfernung zwischen Spiegel und Skale
betrug 2644.5 Skalentheile; die Ablenkungen n
können demnach berechnet werden nach der
Formel
Für den inneren Durchmesser der Kupfer-
scheibe ergab sich bei einer Temperatur von
15° der Werth 164.13 mm, für den äußeren
Durchmesser bei 13° der Werth 175.01 mm.
Hiernach ist:
I = 84.78, 6 = 2.72.
Somit erhalten wir mit Rücksicht auf die
früher für V und D gegebenen Werthe
n = 2.789 xi.
Hiernach ergiebt sich die folgende Zusam-
menstellung der berechneten und beobachteten
Werthe von n.
2.846
6.43
Q 851 &AA
3.216
8.81
3.269
8.95
3.162
8.63
3 246
8.89
2.844
7.79
2.786
7.63
6.60
9.22
9.07
8.76
9.19
7.72
7.74
1.026
um
1.046
1.013
1.015
1.033
0.991
1.014
Die Differeuz zwischen den beobachteten und
berechneten Wertben betrügt im Mittel 0.16
Skalentheile, während ein Skalentheil einem Win-
kel von 39 Sekunden entspricht. Mit einer Aus-
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55
nähme sind die beobachteten Werth e gröfter als
die berechneten nnd zwar im Mittel um 0.020%
Eine solche Differenz würde durch eine Erwär--
des Suspensionsdrahtes um etwa 40 Grad*
•ung finden.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittet diese Verzeichnisse zugleich als Empfengg&nzeigeo ansehen
zn wollen.
Januar 1881. (Fortsetzung,)
Zeitschrift der raorgenländ. Gesellschaft. Bd. 34. H. 4.
J. D. Wh itney, the auriferous (iravels of the Sierra
Devada of California. Cambridge 1880. 4.
— the climatio changes of later geological times. Cam-
bridge 1680. 4.
Annual report of the Curator of the Museum of compara-
tiva Zoölogy. 1879 -80.
Bulletin of the Museum of comparative Zoplogy at Har-
vard College. Voi VI. No. 8-U.
- de U Sooft* Mathematiqoe. T. VUL No. ö.
Nature. 584—538.
Jahrbuefr der Fortsohritfee der Mathematik. Bd. 10. WPf
H. &
J. Hann, Zeitachrift für Meteorologie. B<J. XVI. }881.
(Janu»r->H.)
Yerhandl. der physik.-medicin. Gesellschaft zu Würzpurg.
Bd. KV. H. 1. % 1831.
H. Wild, Repertorium für Meteorologie. Bd. VII. H. 1.
St. Petersburg 1880. 4-
J. Biker, Supplemeato cte, T. XXV. XXVII -XXIX,
Leopoldin». H. XVL No. 23-24. Titel au XVI.
Atti della K. Accadetaia dei Lincei. VoJ.V. Fase. 2 -4.
1881. 4.
G. Celoria, sopra alcuni eclissi di boU aiitichi e su
qaello di Agatocle in particolare. Roma 1880. 4.
Bulletin of the American geograph. Society. 1879. No. 5.
American Journal of Mattematice. Vol. III. Nu. t.
Atti delLa Sooieta Toscaua di &*en*e nak p, 14. Nov.
56
Tromsö Museums Aarshefter III. Tromaö 1880.
F. v. Müller, a descriptive Atlas of the Kucalypts of
Australia and the adjoining ialanda. Seventh decade.
Melbourne 1880. 4.
Politische Correspondenz Friedrichs des Grossen. Bd. V.
Berlin 1860.
Erdelyi Muaeum. 1. SZ. VIII evfolyam. 1881.
Monthly Notioes of theR. Astronomical 8oo. Vol. XLI. No.2.
L. F. v. Eber stein, Urkundliche Nachträge zu den ge-
schichtlichen Nachrichten von dem Geschlechte Eber-
stein. 8. Folge. 1860.
Bulletin de la Soc. Imp. des Naturalistes de Moscou.
1880. No. 2.
Neues Lansitziaches Magazin. Bd. 56. H. 2.
Astronomical Papers. VoLI. P.S. Washington 1880. 4.
Bulletin de l'Acad. R. des Sciences de Belgique. T. 50.
No. 12.
Annuaire de l'Acad. R. de Belgique. 47ieme an nee. 1861.
J. de Macare, Bassin de Liege. (4 große Karten.)
H. Wolf, Geologische Gruben-Revier-Karte des Kohlen-
beckens von Töplitz -Dux- Brünn im nordwestlichen
Böhmen. Lief. L Blatt 1 0, 1 3, 1 4, 1 6. Wien 1 880.
Monatsbericht der Berliner Akad. der Wiss. Sept u.
Oct. 1880.
R. Wolf, Astronomische Mittheilungen. LI.
Mesures proposees pour l'abolition du cours force. Par
M.M. les miniatres Magliani et Miceli. Roma 1881.
Prowedimenü per l'abolizione del corso forzoso. Progetto
di legge presentato dai ministri Magliani et Miceli.
Ebd. 1881.
O. Struve, Observations de Pouikova. Vol. XI. St.
Petersb. 1879.
Jahresbericht für 1878-79 und 1879-80 der Haupstern-
warte. St. Petersb.
E. Meyer, die Spermatogenese bei den Säugethieren.
(Mem. der Akad. T. XXVII. No. 14.)
J. Dansky u. J. Kostenitsch, über die Entwicklungs-
geschichte der Keimblätter u. des WolfTschen Ganges
im Hühnerei. (Mem. d. Akad. T. XXV iL No. 18.)
St. Petersb. 1880.
Für dio Ked*ction verantwortlich: E. Ethnisch, birectord. Gött. gel. Anx.
Commissions- Verlag der Lhetertch' 'sehen Verlaga - Buchhandlung.
Druck der DieUrich'schm Uni*.- Buchdrucksrm (W. Fr. Kernt**).
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Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
16. Februar. M 8. 1881.
Universität.
Verzeichniß der Vorlesungen
auf der Georg-Auguste-Universität zu Göttingen
während des Sommerhalbjahrs 1881.
Theologie.
Alttestamentliche Theologie: Prof. Schult» fünfstün-
dig um 10 Uhr.
Biblische Lehre von den Engeln und Teufeln: Prof.
Duhm Freitags 4 Uhr, öffentlich.
Erklärung der Genesis: Prof. Duhm fünfstündig um
10 Uhr; vgl. Orientalische Sprachen S. 69.
Erklärung des Buches Hiob: Derselbe dreistündig,
Montags, Dienstags, Donnerstags, um 4 Uhr.
Erklärung der Psalmen: Prof. Berthe au fünfstündig
um 10 Uhr.
Einleitung in das Neue Testament: Prof. Wiesinger
viermal um 8 Uhr.
Neutestamentliche Theologie: Lic. Wendt fünfmal um
9 Uhr.
Geschichte des apostolischen Zeitalters: Derselbe drei-
mal, Montag, Dienstag, Donnerstag, um 4 Uhr.
Erklärung des Evangeliums Johannis : Prof. Lünemann
fünfstündig um 9 Uhr.
Erklärung des Römerbriefs: Prof. Wiesinger fünfmal
von 9—10 Uhr.
0
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58
Erklärung der katholischen Briefe : Prof. Ritsehl fünf-
mal um 11 Uhr.
Allgemeine Kirchengeschichte Theil I: Prof. Wagen-
mann fünfstündig um 8 Uhr.
Kirchengeschichte des Mittelalters unter Rücksicht
auf Hase's Kirchengeschichte: Prof. Reuter fünfmal um
8 Uhr, Sonnabends um 9 Uhr.
Dogmengeschichte : Prof. Wagenmann fünfstündig um
7 Uhr.
Dogmatik I. Theil : Prof. Ritsehl fünfmal um 12 Uhr.
Dogmatik IL Theil: Prof. Schöberlein sechsmal um
12 Uhr.
Theologische Ethik : Prof. Schultz fünfstündig um 8 Uhr.
Comparative Symbolik: Prof. Reuter fünfmal um 11
Uhr, Sonnabends um 8 Uhr.
Praktische Theologie: Prof. Schöberlein viermal, Mont.
Dienst . Donnerst. Freit., um 5 Uhr und Mittwochs um 4 Uhr.
Kirchenrecht: 8. unter Rechtswissenschaft.
Die alttestamentlichen Uebungen der wissenschaftli-
chen Abtheilung des theologischen Seminars leitet Prof.
Bertheau Freitags um 6; die neutestamentlichen Prof.
Wiesinger Dienstags um 6 ; die kirchen- und dogmenhisto-
rischen Prof. Reuter Montags um 5; die dogmatischen
Prof. Ritsehl Donnerstags um 6 Uhr.
Die homiletischen Uebungen der praktischen Abthei-
lung des theologischen Seminars leiten abwechslungsweise
Prof. Wiesinger und Prof. Schult* Sonnabend 9 — 12
Uhr öffentlich; die katechetischen Uebungen: Prof. Wie-
singer Mittwoch 6—6 Uhr; Prof. Schultz Sonnabend
2-3 Uhr öffentlich; die liturgischen Uebungen: Prof.
Schöber lein Mittwoch 6—7 Uhr und Sonnabend 9 11
Uhr öffentlich.
Eine dogmatische Societät leitet Prof. Schöberlein
Montag 6 — 8 Uhr; eine historisch - theologische Prof.
Wagenmann Freitags 6—8 Uhr.
Rechts Wissenschaft.
Rechtsphilosophie und Encyklopädie: Prof. v. Bar
Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 12-1 Uhr.
Römische Rechtsgeschichte: Prof. v. Ihering fünfmal
von 11—12 Ubr.
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Institutionen des Römischen Rechts: Prof. Leonhard
fünfmal von 10 — 11 Uhr.
Pandekten L Theil (Allg. Lehren, Sachenrecht, Obli-
gationenrecht) : Prof. Hartmann täglich von 8—10 Uhr.
Pandekten II. Theil (Erbrecht und Familienrecht):
Prof. Leonhard fünfmal von 11—12 Uhr.
Pandekten-Prakticum : Prof. v. Ihering Montag, Mitt-
woch und Freitag von 12-1 Uhr.
Pandekten-Exegeticum : Prof. Leonhard Dienstag und
Donnerstag von 12-1 Uhr.
Römischer Civilprocess : Dr. v. Kries Montag und
Donnerstag von 4—5 Uhr.
Deutsche Rechtsgeschichte: Prof. Dove fünfmal von
7—8 Uhr.
Deutsche Rechtsgeschichte: Dr. Sichel fünfmal von
4 — 5 Uhr.
Uebungen im Erklären deutscher Rechtsquellen : Prof.
Frensdorf Montag Nachm. um 6 Uhr öffentlich.
Deutsches Privatrecht mit Lehn- Handels- Wechsel-
und Seerecht: Prof. Wolff fünfmal von 8—10 Uhr.
Deutsches Privatrecht mit Lehnrecht: Dr. Ehrenberg
fünfmal von 8-9 Uhr.
Handelsrecht mit Wechselrecht und Seerecht: Prof.
Thül fünfmal von 7-8 Uhr.
Handels- Wechsel- und Seerecht : Dr. Ehrenberg fünf-
mal von 9—10 Uhr.
Landwirthschaftsrecht : Prof. Ziebarih Dienstag, Don-
nerstag, Freitag von 7—8 Uhr.
Deutsches Strafrecht : Prof. John fünfmal von 10— 1 1 Uhr.
Deutsches Staatsrecht (Reichs- und Landesstaatsrecht) :
Prof. Frensdorf fünfmal von 8 — 9 Uhr.
Deutsches Verwaltungsrecht: Prof. Frensdorf Mon-
tag, Mittwoch, Freitag von 11-12 Uhr.
Evangelisches und katholisches Kirchenrecht , ein-
schliesslich des Eherechts: Prof. Meier fünfmal von 10
-11 Uhr.
Civilprocess, einschliesslich des Konkurs und der sum-
marischen Processe: Prof. John fünfmal von 11 — 12 Uhr.
Strafprocess : Prof. Ziebarih fünfmal von 9 — 10 Uhr.
Strafprocess: Dr. v. Kries Montag, Dienstag, Don-
nerstag und Freitag von 10 — 11 Uhr.
^1
60
Civilprocess-Prakticum : Prof. v. Bar Donnerstag von
4-6 Uhr.
Ueber Entscheidungen des Reichsgerichts civilrecht-
lichen Inhalts : Prof. Leonhard Dienstag von 6—7 Uhr.
Strafrechtliche Uebungen: Prof. v. Bar Dienstags von
4-6 Uhr.
Medicin.
Zoologie, Botanik, Chemie s. unter Naturwissenschaften.
Knochen- und Bänderlehre: Dr. von Brunn Dienstag,
Donnerstag und Sonnabend von 11—12 Uhr.
Die Mechanik der Gelenke: Prof. Krause Mittwoch
von 2—3 Uhr oder zu anderer passender Stunde öffentlich.
Systematische Anatomie II. Theil (Gefäss- und Nerven-
lehre): Prof. Henle täglich von 12—1 Uhr.
Allgemeine Anatomie : Prof. HenU Montag, Mittwoch,
Freitag von 11—12 Uhr.
Gewebelehre des Menschen trägt Prof. Krause Diens-
tag, Donnerstag und Sonnabend von 11—12 Uhr oder
zu anderen passenden Stunden vor.
Mikroskopische Uebungen (allgemeine Histologie für
Anfanger wie auch specielle mikroskopische Anatomie für
Geübtere) hält Dr. von Brunn je vier Mal wöchentlich in
zu verabredenden Stunden.
Mikroskopische Curse in normaler Histologie hält
Prof. Krause vier Mal wöchentlich um 2 Uhr.
Allgemeine und besondere Physiologie mit Erläute-
rungen durch Experimente und mikroskopische Demon-
strationen : Prof. Herbst sechsmal wöchentlich um 10 Uhr.
Experimentaiphysiologie I. Theil (Physiologie der Er-
nährung): Prof. Meissner täglich von 10—11 Uhr.
Physiologie der Zeugung nebst allgemeiner und spe-
cieller Entwicklungsgeschichte: Prof. Meissner Freitag
von 5—7 Uhr.
Ausgewählte Capitel der physiologischen Chemie mit
praktischen Uebungen: Dr. Flügge Sonnabend von 3— 5 Uhr.
Physische Optik s. S. 65.
Ueber Morphologie und Biologie der hygienisch wich-
tigen Mikroorganismen verbunden mit Demonstrationen
und Experimenten wird Dr. Flügge Dienstag von 5—7
Uhr vortragen.
Arbeiten im physiologischen Institut leitet Prof.
Meissner gemeinschaftlich mit Dr. Flügge taglich in pas-
senden Stunden.
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61
Specielle pathologische Anatomie lehrt Prof. Orth täg-
lich ausser Sonnabend von 12—1 Uhr.
Pathologische Anatomie der Knochen und Muskeln
lehrt Prof. Orth Mittwoch um 2 Uhr öffentlich.
Sectionscursus hält Prof. Orth in passenden Stunden.
Praktischen Cursus der pathologischen Histologie hält
Prof. Orth Dienstag und Freitag um 2 Uhr.
Physikalische Diagnostik verbunden mit praktischen
Uebungen lehrt Prof. Eichhorst Montag, Mittwoch und
Donnerstag von 4—5 Uhr; Dasselbe trägt Dr. Wiese
viermal wöchentlich in später näher zu bestimmenden
Stunden vor.
Uebungen im Gebrauch des Kehlkopfspiegels hält Prof.
Eichhorst Sonnabend von 12—1 Uhr.
Untersuchung des Harns und Sputums verbunden mit
praktischen Uebungen: Prof. Eichhorst Mittwoch von
3-4 Uhr.
Arzneimittellehre und Receptirkunde verbunden mit
Experimenten und Demonstrationen lehrt Prof. Manne
drei Mal wöchentlich Montag, Dienstag, Donnerstag von
von 5—6 Uhr.
Die gesummte Arzneimittellehre mit Demonstrationen,
Versuchen und praktischen Uebungen im Abfassen ärzt-
licher Verordnungen trägt Prof. Husemann fünfmal wö-
chentlich um 3 Uhr vor.
Die organischen Gifte (U. Theil) demonstrirt experi-
mentell Prof. Marme" ein Mal wöchentlich Donnerstag
von 6—7 Uhr öffentlich.
Ueber essbare und giftige Pilze trägt Prof. Husemann
Dienstag von 5—6 Uhr öffentlich vor.
Pharmacie lehrt Prof. Boedeker fünf Mal wöchentlich
von 9—10 Uhr; Dasselbe lehrt Prof. von Uslar vier Mal
wöchentlich um 3 Uhr.
Organische Chemie für Mediciner: Vgl. Naturwissen-
schaften S. 66.
Ein pharmakognostisches Prakticum, Uebungen im Be-
stimmen der officinellen Droguen und ihrer Verwechslun-
gen hält Prof. Murmt ein Mal wöchentlich Freitag von
5-7 Uhr.
Ein pharmakologisches Prakticum, Uebungen im Re-
ceptiren und Dispensiren hält Prof. Marmi ein Mal wö-
chentlich von 6—7 Uhr.
Pharmakologische und toxikologische Untersuchungen
leitet Prof. Marmi im pharmakologischen Institut täglich
in passenden Stunden; solche Uebungen und Untersuchun-
gen leitet auch Prof. Husemann privatissime.
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62
Specielle Pathologie und Therapie I. Hälfte: Prof.
Ebstein täglich, ausser Montag, von 7—8 Uhr.
Ueber Kinderkrankheiten I. Theil trägt Prof. Eich-
horst Dienstag und Freitag von 4 — 5 Uhr vor.
Die medicini8che Klinik und Poliklinik hält Prof. Eb-
stein täglich von lOVi-12 Uhr (Sonnabend von 9'/i —
10»/ 4 Uhr).
Poliklinische Referatstunde hält Prof. Eichhorst ein
Mal wöchentlich.
Hebungen in der Untersuchung von Nervenkranken
mit besonderer Berücksichtigung der Elektrotherapie hält
Prof. Ebstein gemeinschaftlich mit Dr. Damsch zwei Mal
wöchentlich in näher zu bestimmenden Stunden.
Allgemeine Chirurgie lehrt Prof. Bosenbach fünf Mal
wöchentlich von 8-9 Uhr. Dasselbe lehrt Prof. Lohmeyer
viermal wöcheutlich von 8 — 9 Uhr.
Die chirurgische Klinik hält Prof. König fünf Mal
wöchentlich von 9 Vi— 10 8 /* ühr.
Chirurgische Poliklinik hält Prof. König in Verbindung
mit Prof. Rosenbach Sonnabend von IOV4— 12 Uhr öf-
fentlich.
Einen chirurgisch-diagnostischen Cursus hält Dr. Riedel
zwei Mal wöchentlich von 4-5 Uhr.
Uebungen in chirurgischen Operationen an Leichen,
insofern Material vorhanden, leitet Prof. König von 5— 7
Uhr Nachmittags.
Verbandcursus hält Dr. Riedel ein Mal wöchentlich.
Ueber Aetiologie der Augenkrankheiten wird Prof.
Leber ein Mal wöchentlich öffentlich vortragen.
Ueber die Anomalien der Refraction und Accommoda-
tion verbunden mit praktischen Uebungen der Functions-
Prüfungen des Auges trägt Dr. Deutschmann zwei Mal
wöchentlich in näher zu bestimmenden Stunden vor.
Augenspiegeicursus hält Dr. Deutschmann Mittwoch
und Sonnabend von 12—1 Uhr.
Die Klinik der Augenkrankheiten hält Prof. Leber
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 12—1 Uhr.
Ueber die Krankheiten des Ohrs mit Einschluss der
Anatomie und verbunden mit Uebungen im Untersuchen
an Gesunden und Kranken trägt Dr. Bürkner Dienstag
und Freitag in näher zu bestimmenden Stunden vor.
Otiatrische Poliklinik: Dr. Bürkner, an zwei zu be-
stimmenden Tagen, 12 Uhr.
Ueber Frauenkrankheiten wird Prof. 8chtcartz Mon-
tag, Dienstag, Donnerstag u. Freitag um 3 Uhr vortragen.
Vobor Krankheiten dor Wöchnerinnen : Dr. Hartwig
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63
wöchentlich in 2 noch näher zu bestimmenden Stunden
öffentlich.
Geburtshülflichen Operationscursus hält Dr. Hartwig
Mittwoch und Sonnabend um 8 Uhr.
Geburtshülflich - gynaekologische Klinik leitet Prof.
tichwartz Mont, Dienst., Donnerst., Freit, um 8 Uhr.
Psychiatrische Klinik in Verbindung mit systematischen
Vorträgen über Pathologie und Therapie der Geisteskrank-
heiten hält Prof. Meyer Montag u. Donnerstag von 3— 5 Uhr.
Forensische Psychiatrie lehrt Prof. Meyer wöchentlich
in zwei zu verabredenden Stunden.
Die äusseren Krankheiten der Hausthiere und die
Beurtheilungslehre des Pferdes und Rindes trägt Prof.
Esser wöchentlich fünf Mal von 7-8 Uhr vor.
Klinische Demonstrationen im Thierhospital wird
Derselbe in zu verabredenden Stunden halten.
Philosophie.
Geschichte der alten Philosophie: Prof. Baumann,
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag, 5 Uhr.
Darstellung der Philosophie Kants: Prof. Peipers,
Mittwoch und Sonnabend 11 Uhr.
Die deutsche Philosophie der Gegenwart : Dr. lieber-
horst, Montag und Donnerstag 6 Uhr, unentgeltlich.
Logik : Prof. O. E. Müller, 4 Stunden, 10 Uhr.
Metaphysik: Prof. Rehniseh, 4 Stunden, 10 Uhr.
Psychologie: Dr. Ueberhorst, 4 Stunden, 12 Uhr.
Elemente der Psychophysik : Prof. O. E. Mütter,
Mittwoch und Sonnabend 10 Uhr.
Ueber Probleme und Controversen der praktischen
Philosophie: Prof. Rehniseh, 2 Stunden, öffentlich.
In einer philosophischen Societät wird Prof. Baumann,
Montag 6 Uhr, Probleme aus der Metaphysik zur Bespre-
chung vorlegen.
In einer philosophischen Societät wird Prof. Peipers
Lockes Essay concerning human understanding behandeln,
Mittwoch 6 Uhr, öffentlich.
Geschichte und System der Paedagogik: Prof. Bau-
mann, Mont., Dienst., Donn., Freit., 8 Uhr.
Die Uebungen des K. paedagogischen Seminars leitet
Prof. Sauppe, Mont. nnd Dienst. 11 Uhr, öffentlich.
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64
Mathematik und Astronomie.
Analytische Geometrie: Dr. Hettner, Mont, Dienst.,
Mittw., Dono., 12 Uhr.
Synthetische Geometrie: Prof. Schwarz, Mont. bis
Freit. 9 Uhr.
Differential- und Integralrechnung : Prof. Stern, 5 St.,
7 Uhr.
Theorie der bestimmten Integrale: Prof. Enneper,
Mont. bis Freit. 10 Uhr.
Analytische Functionen: Prof. E. Sehering , Dienst.,
Mittw., Donnerst., Sonnab. Morg. 7 Uhr.
Ueber die Gaussische hypergeometrische Reihe: Prof.
Schwarz, Mont. und Donnerst. 4 Uhr, öffentlich.
Anwendungen der elliptischen Functionen: Prof.
Schwarz, Mont. bis Freit. 11 Uhr.
Theorie der Zahlen : Prof. E. Schering, Dienst. Donn.
Sonnab. 8 Uhr und Mittw. 10 Uhr.
Undulation8theorie des Lichtes: Dr. K. Schering,
Dienst, u. Donnerst. 12 Uhr.
Theorische Astronomie: Prof. Klinkerfuee, Montag,
Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, 12 Uhr.
Geometrische Optik: s. Natu rwiss. S. 65.
Mathematische Societät: Prof. E. Schering, in einer
geeigneten Stunde.
Mathematische Colloquien wird Prof. Schwarz wie
bisher privatissime leiten, unentgeltlich.
In dem mathematisch-physikalischen Seminar Prof.
E. Schering : Geodätische Uebungen, Mittw. 9 Uhr ; Prof.
Schwarz: Ueber Minimalflächen, Freit. 12 Uhr; Prof.
Stern ; Ueber einige merkwürdige Reihen, Mittwoch 8 Uhr.
Prof. KUnkerfuee giebt einmal wöchentlich zu geeigneter
Stunde Anleitung zu astronomischen Beobachtungen, alles
öffentlich. — Vgl. NaturwUeenechaften S. 66.
Naturwissenschaften.
Zoologie, Uebersicht des Gesammtgebietes : Prof. Eh-
lere, täglich 8 Uhr.
Zootomischer Kurs : Prof. Ehler$ 9 Mittw. u. Donnerst.,
11-1 Uhr.
Naturgeschichte der Wirbelthiere : Dr. Spengel, Dienst.,
Donnerst., Freit., 5 Uhr.
Zoologische Uebungen: Prof. Ehlers, wie bisher, täg-
lich (mit Aufnahme dos Sonnabends) von 9—1 Uhr.
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«5
Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Ge-
wächse: Prof. Graf zu Solms, Dienstag 3—5 Uhr. —
Ueber die wichtigeren einheimischen Waldbäume: Derselbe,
Donnertag 4 Uhr, öffentlich. — Anleitung zu botanischen
Arbeiten im Laboratorium des botanischen Gartens, aus-
schliesslich für Vorgeschrittenere, giebt Derselbe , in zu
bestimmenden Stunden, privatissime.
Grundzüge der gesammten Botanik: Prof. Reinke,
Dienst, bis Sonnab., 7 Uhr früh. — Mikroskopisch-bota-
nischer Cursus: Derselbe, Sonnabend 9-1 Uhr. — Täg-
liche Arbeiten im pflanzenphysiologischen Institut: Der-
selbe. - Botanische Excursionen: Derselbe.
Ueber Archegoniaten und Gymnospermen (Moose,
Farne und Nadelhölzer): Dr. Falkenberg, Montag und
Freitag 4 Uhr.
Ueber die Vegetation des Meeres: Dr. Falkenberg,
Donnerstag 6 Uhr.
Mineralogie: Prof. Klein, 5 Stunden, 11 Uhr.
Krystallographie: Prof. Klein, 5 Stunden, 9 Uhr.
Gesteinskunde: Dr. Lang, verbunden mit geologischen
Excursionen, in zwei zu verabredenden Stunden.
Palaeontologie: Prof. von Koenen, 5 Stunden.
Ueber die geologischen Verhältnisse des mittleren
Deutschlands: Prof. von Koenen, 1 St, öffentlich, verbun-
den mit Excursionen.
Mineralogische Uebungen: Prof. Klein, Sonnabend
10-12 Uhr, öffentlich.
Praktische Uebungen: Prof. von Koenen, 2 Tage, öf-
fentlich.
Mikroskopisch-petrographische Uebungen: Dr. Lang,
in 2 zu verabredenden Stunden, privatissime, aber unent-
geltlich.
Experimentalphysik, erster Theil: Mechanik, Akustik
und Optik: Prof. Rücke, Montag, Dienstag, Donnerstag,
Freitag, 6 Uhr.
Geometrische und physische Optik, ausgewählte Ka-
pitel: Prof. Listing, 3 Stunden, 12 Uhr.
Ueber Auge und Mikroskop: Prof. Listing, privatis-
sime in 2 zu verabredenden Stunden.
Physikalische Uebungen leitet Prof. Rieche, in Ge-
meinschaft mit den Assistenten Dr. K. Schering und Dr.
Meyer (I. Abtheilung Dienst., Donnerst., Freit. 2 — 4
Uhr und Sonnab. 9—1 Uhr. II. Abtheilung Donnerst.
2- 4 Uhr und Sonnab. 9 -1 Uhr).
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66
Undulationstheorie des Lichtes: s. Mathematik S. 64.
Physikalisches Colloquium: Prof. Listing, Sonnabend
11-1 Uhr.
In dem mathematisch-physikalischen Seminar leitet
physikalische üebungen Prof. Listing, Mittwoch 12 Uhr,
und behandelt Prof. Rieche ausgewählte Theile der ma-
thematischen und Experimentalphysik, Montag 2 Uhr.
— Vgl. Mathematik S. 64.
Allgemeine Chemie (s. g. unorganische Chemie) : Prof
Hühner, 6 St., 9 Uhr.
Allgemeine organische Chemie: Prof. Hübner, Mont.,
Dienst., Donnerst., Freit., 12 Uhr.
Organische Chemie, für Mediciner: Prof. von Uslar,
4 St., 9 Uhr.
Analytische Chemie (vorzugsw. quantitative Analyse):
Prof. Post, 2 St.
Chemische Technologie in Verbindung mit Exkursio-
nen: Prof. Post, 2 St.
Pharmaceuti8che Chemie (anorgan. Theil): Dr. Pol-
storff, Mont. Dienst. Donnerst. Freit. 5 Uhr.
Ueber die Verunreinigungen und Verfälschungen der
Nahrungs- und Genussmittel und deren Erkennung : Dr.
Polstorff, Dienst, u. Freit., 8 Uhr, oder in 2 zu verab-
redenden Stunden.
Pflanzenernährungslehre (Agriculturchemie) : Prof.
Tollens, 3 St., 10 Uhr.
Die Vorlesungen über Pharmacie und Pharmakognosie
s. unter Medicin S. 61.
Die praktisch-chemischen Uebungen und wissenschaft-
lichen Arbeiten im akademischen Laboratorium leiten die
Professoren Wühler und Hübner, in Gemeinschaft mit
den Assistenten Prof. Post, Dr. Iannasch, Dr. Polstor ff,
Dr. Stünkel und Dr. Lellmann.
Prof. Baedeker leitet die praktisch-chemischen Uebun-
gen im physiologisch-chemischen Laboratorium täglich
(ausser Sonnabend) 8—12 und 2-4 Uhr.
Uebungen im agriculturchemischen Laboratorium lei-
tet Prof. Tollens (in Gemeinschaft mit dem Assistenten
Dr. Kehr er) täglich 8-12 und 2-4 Uhr.
Historische Wissenschaften.
Praktische Diplomatik mit Uebungen : Prof. Weizsäcker,
Mont. u. Dienst. 9 Uhr.
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67
Lateinische Palaeographie : Prof. Steindorff, 4 Stunden,
Mittwoch u. Sonnabend 9—11 Uhr.
Römische Geschichte bis zu Sullas Zeit: Prof. Vol-
quardsen, Mont. Dienst. Donnerst. Freit. 8 Uhr.
Romische Verfassuugsgeschichte : Dr. Gilbert, 4 St.,
4 Uhr.
Geschichte der deutschen Kaiserzeit bis zum Inter-
regnum: Prof. Weizsäcker, 4 St., 4 Uhr.
Neueste Geschichte seit 1815, mit besonderer Berück-
sichtigung der Verfassungsgeschichte: Dr. Semheim,
Mont. Dienst. Donnerst. Freit. 10 Uhr.
Geschichte Grossbritauniens und des Parlamentarismus
seit 1688: Prof. Pauli, 4 St., 5 Uhr.
Geschichte Italiens im Mittelalter : Dr. Th. Wüsten-
feld, Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 11 Uhr,
unentgeltlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Pauli Mittwoch
6 Uhr, öffentlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Weizsäcker Freitag
6 Uhr öffentlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Volquardsen, Dienst.
6 Uhr, öffentlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Steindorff Donnerst.
5 Uhr, öffentlich.
Historische Uebungen leitet Dr. Bernheim Montag
6 Uhr, unentgeltlich.
Kirchengeschichte : s. unter 'Dieoloyie S. 58.
Erd- und Völkerkunde.
Allgemeine Erdkunde, 2. Theil (Klimatologie und geo-
graphische Verbreitung der Organismen) : Prof. Wagner,
4 Stunden.
Geographie und Statistik des Deutschen Reichs : Dr.
Krümmel, Sonnab. 10-12 Uhr.
Ueberden geographischen Unterricht: Prof. Wagner, 2 St.
Geographische Uebungen: Prof. Wagner, 1 St. öffentlich.
Staats Wissenschaft und Landwirtschaft.
Politik: Prof. Pauli, 4 St., 8 Uhr.
Geschichte des Parlamentarismus; vgl. Historische
Wissenschaften S. 67.
Deutsche und Römische Verfassnngsgeschichte : vgl.
Jiistor. Wi*txensch<tft*n S. 67.
Digitized by Google
68
Volkswirtschaftslehre (Nationalökonomie) : Prof.
Haussen, 5 St., 4 Uhr.
Die volkswirtschaftlichen Verhältnisse des deutschen
Reiches: Dr. Eggert, 4 St., 5 Uhr.
Kameralistisc'hes Conversatorium : Prof. Hannen, in 2
noch näher zu bestimmenden Stunden, privatissime, aber
unentgeltlich.
Volkswirthschaftliche Uebungen: Prof. Soetbeer , pri-
vatissime, aber unentgeltlich, in später zu bestimmenden
Stunden.
Einleitung in das landwirtschaftliche Studium: Prof.
Drechsler, 1 Stunde.
Ackerbaulehre, specieller Theil : Derselbe, 4 St., 12 Uhr.
Die allgemeine und specielle Züchtungslehre (Pferde-,
Rindvieh-, Schaf- und Schweine-Züchtung) : Prof. GrU-
penkeri, Mont. u. Dienst., 8 Uhr.
Die Rassenkunde: Prof. Oriepenkerl, Donnerstag und
Freitag 8 Uhr, öffentlich.
Die Ackerbausysteme (Felderwirthschaft , Feldgras-
wirthschaft, Fruchtwechselwirthschaft u. s. w.): Prof.
Oriepenkerl, in 2 passenden Stunden.
Im Anschluss an diese Vorlesungen werden Exkursio-
nen nach benachbarten Landgütern veranstaltet werden.
Die Lehre vom Futter: Prof. Henneberg, Montag,
Dienstag und Mittwoch, 11 Uhr.
Ausgewählte Kapitel aus der Züchtungslehre, mit be-
sonderer Berücksichtigung der Controversen von Nathu-
sius-Settegast : Dr. Fesca, 2 St., 11 Uhr.
Landwirtschaftliches Practicum: 1. Uebungen im land-
wirtschaftlichen Laboratorium, Freit. 2 — 6 Uhr, Sonnab.
9—1 Uhr, unter Leitung des Prof. Drechsler und Dr.
Fesca; 2. Uebungen in landwirtschaftlichen Berechnun-
gen, Mont. u. Donnerst. 6 Uhr: Prof. Drechsler.
Landwirtschaftliche Excursionen und Demonstratio-
nen im Versuchsfelde : Prof. Drechsler.
Krankheiten der Haustiere: 8. Median S. 63.
Landwirt h sc haftsrecht : vgl. Rechtswissenschaft S. 59.
Agriculturchemie , Agriculturchemisches Practicum :
8. Naturwiss. S. 66.
Literärgeschichte.
Geschichte der griechischen Prosaliteratur bis zum
Zeitalter Alexanders des Grossen: Dr. Bruns, 8 St.
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69
Geschichte der griechischen Historiographie: Prof.
Volquardsen, Mittw. u. Sonnab. 8 Uhr, öffentlich.
Leben und Schriften Lukians: Dr. Bruns, 1 St, un-
entgeltlich.
Geschichte der deutschen Dichtung im 17. Jahrhun-
dert: Assessor Dr. Tittmann, 5 St.
Ueber Schillers Leben und Schriften: Prof. Goedekc,
Mont. 4 Uhr, öffentlich.
Altfranzösische Literaturgeschichte: Dr. Andreren,
Mittw. u. Freit. 11 Uhr.
Geschichte der Philosophie: vgl. Philosophie, S. 63.
Alterthumskunde.
Umriss der Kunstgeschichte: Prof. Wiesehr, 2 St.,
10 ühr, zugleich mit einer Erklärung der Antiken und
Gypsabgüsse des K. Museums.
Im K. archäologischen Seminar wird Prof. Wieseler
ausgewählte Kunstwerke öffentlich erläutern lassen.
Die Abhandlungen der Mitglieder wird Derselbe pri-
vatissime beurtheilen, wie bisher.
Geschichte der griechisch-römischen (seit Alexander
d. Gr.) und der alt-italischen Kunst: Dr. Körte, Mittw.
u. Sonnabend, 9—11 Uhr.
Archäologische Uebungen: Dr. Körte, privatissime,
unentgeltlich.
Vergleichende Sprachlehre.
Vergleichende Grammatik der griechischen Sprache:
Prof. Fick, 4 St., 10 ühr.
Litauische Texte : Dr. Bechtel, unentgeltlich, lmal wöch.
Orientalische Sprachen.
Die Vorlesungen über das A. Testament s. u. TheoL S. 57.
Die Anfangsgrunde der arabischen Sprache: Prof.
Wüstenfeld, privatissime.
Syrische Sprache: Prof. Bertheau, Dienst, und Freit.,
2 Uhr, öffentlich.
Erklärung der sumerischen Hymnen im IV. Band der
„Cuneiform Inscriptions of Western Asia a nebst Abriss
der Grammatik der lisänu nakbu: Dr. Haupt, Montag,
Mittw. u. Freit., 7 Uhr.
Anfangsgründe der assyrischen Sprache und Erklärung
leichter Keilschrifttexte: Dr. Haupt, zweimal in zu be-
stimmenden Stunden, unentgeltlich.
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Die Keilinschriften und die Genesis: Dr. Haupt, 1 St.,
unentgeltlich.
Grammatik der Sanskritsprache: Dr. BechUl, dreimal
in passenden Stunden.
Ausgewählte Hymnen der Rigveda: Prof. Benfey,
Mont., Dienst, und Donnerst., 4 Uhr.
Griechische und lateinische Sprache.
Uebersicht der griechischen Dialekte : Prof. Fick, 2 St.
Vergleichende Grammatik der griech. Sprache : vgl.
Vergleichende Sprachlehre S. 69.
Hesiods Theogonie, mit Anleitung zur griechischen
Mythologie: Prof. Wieseler, 3 St., 10 Uhr.
Piatons Gastmahl : Prof. Sauppe, Mont. Dienst. Donn.
Freit. 9 Uhr.
Geschichte der griech. Prosa, und: Leben und Schrif-
ten Lukians: vgl. Liter Urgeschichte S. 68. 69.
Geschichte der griech. Historiographie : vgl. Liierär-
geschichte S. 69.
Lateinischer Stil mit praktischen Uebungen: Prof.
Sauppe, Mont. Dienst. Donnerst. Freit., 7 Uhr Morgens.
Die Elegien des Propertius nach einer Einleitung über
dessen Leben, Dichtung, Vorbilder: Prof. Dilthey, MonU
Dienst. Donnerst. Freit., 12 Uhr.
Historien des Tacitus: Prof. von Leutsch, 4 St., 10 Uhr.
Lateinische Palaeographie : vgl. Historische Wissen-
schaften S. 67.
Im K. philologischen Seminar leitet die schriftlichen
Arbeiten und Disputationen Prof. Sauppe, Mittwoch 11 Uhr,
lässt den homerischen Hymnus auf Demeter erklären Prof.
Dillhey, Montag und Dienstag, 11 Uhr, lässt Vergils
Aeneis B. VI erklären Prof. von Leutsch , Donnerstag
und Freitag, 11 Uhr, alles öffentlich.
Im philologischen Proseminar leitet die schriftlichen
Arbeiten und Disputationen Prof. Sauppe, Mittwoch 2 Uhr,
lässt Prof. von Leutsch Euripides AJkestis Mittw. 9 Uhr
und Vergüs Aeneis B. U Mittwoch 10 Uhr erklären,
alles öffentlich.
Deutsche Sprache.
Historische Grammatik der deutschen Sprache: Prof.
Wilh. Müüer, 5 St., 3 Uhr.
Gedichte Walthers von der Vogelweide erklärt Prof.
Wilh. Müller, Mont. Dienst. Donnerst., 10 Uhr.
Altdeutsche Metrik : Dr. W&km, Mittw. u.Sonnab., 1 lUhr.
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71
Altsächsiche Grammatik und Erklärung des Heliand:
Dr. IVilken, Mittw. u. Sonnabend, 10 Uhr.
Die Uebungen der deutschen Gesellschaft leitet Prof.
Wilh. Müller.
Neuere Sprachen.
Corneüles Cid erklärt in französischer Sprache Prof.
Th. Müller, mit Vergleicbung des spanischen Originals
„Las mocedades del Cid von Guillen de Castro", Montag
und Donnerstag, 4 Uhr.
Uebungen in der französischen und englischen Sprache
veranstaltet Derselbe, die ersteren Montag, Dienstag und
Mittwoch, die letzteren Donnerst., Freit, u. Sonnab. 12 Uhr.
OefFentlich wird Derselbe in der romanischen Societät
ausgewählte altfranzösische Dichtungen (nach Bartsch's
Chrestomathie) erklären lassen, Freitag 4 Uhr.
Erklärung von Shakspeares Antony and Cleopatra:
Dr. Andresen, Sonnabend 11 Uhr, unentgeltlich.
Altfranzösische Literaturgeschichte: vgl. Literärge-
schichte S. 69.
Schöne Künste. — Fertigkeiten.
Ueber Raphael, als Einführung in die neuere Kunst-
wissenschaft : Dr. Schmarsow, Mittw. 11 — 1 Uhr, unentgeltl.
Kunsthistorische Uebungen (über die Hauptmeister der
umbri8chen Malerschule bis auf Raphael): Dr. Schmarsow
einmal, in zu verabredender Stunde.
Unterricht im Zeichnen ertheilt Zeichenlehrer Peters,
Dienstag 4—6 Uhr, unentgeltlich.
Unterricht im Malen Derselbe in zu verabredenden St.
Harmonie- und Kompositionslehre, verbunden mit
praktischen Uebungen : Musikdirector Hille , in passen-
den Stunden.
Zur Theilnahme an den Uebungen der Singakademie
und des Orchesterspielvereins ladet Derselbe ein.
Reitunterricht ertheilt in der K. Universitäts-Reit-
bahn der Univ. -Stallmeister, Rittmeister a. D. Schweppe,
Mootag, Dienstag, Donnerstag, Freitag, Sonnabend,
Morgens von 7—11 und Nachm. (ausser Sonnabends)
von 4-5 Uhr.
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72
Fechtkunst lehrt der Universitätsfechtmeister Grün*
kU*, Tanzkunst der UniversitätetAnwneister HvlUJ*.
Oeffentliche Sammlungen.
Die Universitätsbibliothek ist geöffnet Montag, Dienstag,
Donnerstag u. Freitag von 2 bis 3 t Mittwoch und Sonn-
abend von 2 bis 4 Uhr. Zur Ansicht auf der Bibliothek
erhalt man jedes Werk, das man in gesetzlicher Weise
verlangt; verliehen werden Bücher nach Abgabe einer
Seraesterkarte mit der Bürgschaft eines Professors.
Die Gemäldesammlung ist Donnerstag von 12—1 Uhr
geöffnet.
Der botanische Garten ist, die Sonn- und Festtage
ausgenommen, taglich von 5—7 Uhr geötfnet.
Ueber den Besuch und die Benutzung der theologi-
schen Seminarbibliothek, des Theatrum anatomicum, des
Shysiologischen Instituts, der pathologischen Sammlung,
er Sammlung von mathematischen Instrumenten und Mo-
dellen, des zoologischen und ethnographischen Museums,
des botanischen Gartens und des pflanzenphysiologischen
Instituts, der Sternwarte, des physikalischen Kabmets und
Laboratoriums, der mineralogischen und der geognostisch-
paläontologischen Sammlung } der chemischen Laboratorien,
des archäologischen Museums, der Gemäldesammlung, der
Bibliothek des philologischen Seminars, der Bibliothek des
mathematisch'physikalischen Seminars, des diplomatischen
Apparats, der Sammlungen des landwirtschaftlichen In-
stituts bestimmen besondere Reglements das Nähere.
Bei dem Logiscommiss&r, Pedell Bartels (Kleperweg 2),
können die, welche Wohnungen suchen, sowohl über
die Preise, als andere Umstände Auskunft erhalten und
auch im voraus Bestellungen machen.
Für die Kadaction verantwortlich: B. Rthnüeh, Director d. Gott. gel. Anz.
Commissions- Verlag der Dutterich' sehen Verlars - Buchhandlung.
Druck der Dieterich »chen Unit. - Buchdruckern (W. Fr, KaetUufri.
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Nachrichten
▼on der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
23. Februar. M 4. 1881.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Sitzung am 5. Februar.
Klein: Ueber den Einfluss der Wärme auf die optischen
Eigenschaften des Boracit.
W i es el e r : Verbeaserungsversuche zu Euripides' Kyklops.
Holtz, Corresp.: Ueber elektrische Schattenbilder. Abh. 8.
H e u n : Neue Darstellung der Kugelfunctionen und der ver-
wandten Functionen durch Determinanten. (Vorgel.
von Schering.)
Fromme: Bemerkungen zu einer Abhandlung von Hrn.
Warbarg: 1 Ueber einige Wirkungen der magnetischen
Coe'rcitiükraff. (Vorgel. von Kiecke.)
Ueber den Einfluß der Wärme auf die
optischen Eigenschaften des Boracit.
Von
C. Klein.
In der Absicht durch Erwärmung und darauf
folgende rasche Abkühlung etwaige versteckte
Spaltrichtungen in den Boracitkrystallen zur
Darstellung zu bringen , untersuchte ich eine
schöne Platte aus einem Rhombendodekaeder
dieses Minerals, parallel einer Fläche letzterer
Gestalt geschnitten.
Nicht gering war mein Erstaunen, als
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ich nach dem Erhitzen der Platte, die
etwa der Fig. 14 auf Tafel 1 meiner vorjährigen
Abhandlung (Nachrichten 1880 Nr. 2) glich, den
Centraltheil A (vergl. Fig. 15) fast völlig
verschwunden und an seiner Stelle die
Theile D, JEJ, F % G erscheinen sah!
Diese so äußerst überraschende Thatsache
forderte sofort zu näherer Prüfung auf, die als-
bald an Schliffen aus rhombendodekaedrischen,
würfelförmigen und scheiubar oktaödrischen Kry-
stallen von Boracit, sänimtlich parallel ooO(llO)
genommen, ausgeführt wurde.
Bei der Deutung der Resultate hat man sich
zu erinnern, daß der Theil A und die Theile JB,
C die Rolle von Endflächen des rhombischen
Systems im optischen Sinne spielen, der Ebene
zweier Elasticitätsaxen parallel laufen , parallel
den Diagonalen der äußeren rhombischen Be-
grenzung auslöschen und den Austritt zweier
Axen, symmetrisch zur Normale der Fläche ge-
lagert zeigen ; die Theile D, E, F, G dagegen im
optischen Sinne von der Bedeutung von Pyra-
midenflächen sind, unter 45° zu den Diagonalen
des Rhombus auslöschen und den Austritt einer
der beiden optischen Axen, geneigt zur Normale
der Fläche darbieten.
Wird nun eine Platte parallel ooO(ilO) er-
wärmt, so behalten die Grenzen der Theile A —
G gegeneinander nicht mehr ihre ursprüngliche
Lage bei.
Im Falle geringster Veränderung werden diese
Grenzen verwaschen , die Theile D, E y F, G rü-
cken mehr gegen die Theile A, B, C vor, oder
umgekehrt werden diese größer und verdrängen
etwas erstere.
Im Falle stärkerer Veränderung verschwinden
die Theile A. B 9 C ganz oder nahezu ganz und
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75
kommen beim Erkalten in von der ursprüngli-
chen verschiedener Ausdehnung, zum Theil au
den früheren Stellen, dann aber auch da, wo
früher keine Spur von ihnen vorhanden war, zum
Vorschein.
Wenn ein Theil A, B, C verschwindet, so
rückt au seine Stelle ein Theil D, E, F, G mit
der für ihn charakteristischen Auslöschnngsrich-
tung und sonstigen optischen Beschaffenheit, als
z.B. Austritt der Axe, ein. Wenn umgekehrt,
wie man dies bisweilen beim Erkalten sehr schön
beobachten kann, ein Theil D, E, F, G durch
einen Theil A y B, C ersetzt wird, so verschwin-
det momentan die Farbe des z. B. auf Hellig-
keit eingestellten Theils D, E } F, 6r, die Dunkel-
heit des einschießenden Theils A oder C er-
scheint plötzlich, für die bestimmte Stelle ruck-
weise, ohne vermittelnden Uebergang und sofort
danach erkennt man, daß die Stelle nunmehr
den Austritt zweier Axen darbietet, wie er Thei-
len -4, 2?, C zukommt *).
An allen von mir untersuchten Präparaten
waren beim Erwärmen Aenderungen wahrzu-
nehmen. Dieselben erstreckten sich von Ver-
änderungen an den Grenzen der Theile bis zum
völligen Verschwinden der Theile A, 2?, (7, die
beim Erkalten theil- und stückweise, stets in
anderer Gestalt wie früher, häufig an ganz an-
deren Stellen wie vorher, aber oft mit haar-
1) Dieser Axenaus tritt , manch' Mal gleich nach dem
Umstehen schwach zu sehen, tritt nach dem Erkalten
deutlich an derselben Stelle hervor. Im Allgemeinen
scheint der Axenwinkel durch Temperaturerhöhung
wenig verändert su werden, wenigstens so lange Tempe-
raturen bis etwa 100° G in Frage kommen (vergl. auch
Des Cloizeaux Miner. 1874 p. 4); erst bei höheren Tem-
peraturen ändern die Felder ihre Bedeutung.
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scharfen Begrenzungen gegen die anderen Theile
hin, wiederkehrten. Etliche Platten gestatteten
eine drei bis vierfache Wiederholung der Ver-
suche, die ich zum Theil vor versammelter Zu-
hörerschaft ausführte.
Sehr auffallend sind Form and Lage der
Theile D, E, F, G, wenn sie in A, B, C einschie-
ßen. Sie entsprechen dann Theilen y, 6, wie
ich sie in Fig. 16 dargestellt habe und zeigen
mitunter, wie dort angegeben, verschwommene
Grenzen, nicht selten aber auch haarscharfe,
senkrecht stehend auf deu Kanteu des Rhombus.
Die Temperaturen, bei welchen diese Verände-
rungen vor sich gehen, sind bei verschiedenen
Krystallen durchaus nicht die gleichen: die ei-
nen verändern die Contouren ihrer Theile schon
bei Temperaturen von 150°— 200° C, andere müs-
sen beträchtlicher erhitzt werden. Die Erhitzung
selbst wurde so vorgenommen, daß die gereinigte
Platte (womöglich ein recht dünner Schliff) auf
eine Glasplatte gelegt und über einer Spiritus-
oder Gasflamme erwärmt und dann auf eiuer
kühleren Platte unter das Mikroskop gebracht
wurde. Stets ward Bedacht darauf genommeu
bei den Präparaten, auf Grund deren Erschei-
nungen eine Schlußfolgerung gezogen werden
sollte, die Erhitzung der Platte nicht höher zu
steigern, als es die Erhaltung des frischen An-
sehens derselben vertrug. Bei dem Beginn ei-
ner leichten Trübung sofort nicht weiter erhitzt,
läßt die Platte die Erscheinungen schön hervor-
treten und zeigt durch die Frische der Polari-
sationsfarben, daß sie in ihrer chemischen Con-
stitution nicht alterirt sei.
Wird dann die Erhitzung noch mehr gestei-
gert, so zerlegt sich ein Theil der öfters ver-
hältnißmäßig einheitlichen Felder 2), E, F, G in
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Streifen, senkrecht zu den Kanten des Rhombus,
die nicht scharf in ihrer Begrenzung sind und
uicht völlig zu gleicher Zeit auslöschen. An-
dere Stellen besagter Theile zerfallen in Lamel-
lensysteme, parallel den Diagonalen des Rhom-
bus, höchst scharf und präcis gebildet und un-
ter kleineu Winkeln zu einander auslöschend.
Die Erhitzung der WürfelfLächen lieferte das
Resultat, daß die Theile, die den Austritt einer
Axe zeigen , meist gegen die vorrückeu , die ei-
ner Endfläche im optischen Sinne entsprechen
(Fig. 10 in den Ecken). Letztere und erstere
bedecken sich dann bei stärkerer Erhitzung mit
Streifen parallel den Kanten des Würfels und
erzeugen im Falle von Ueberlagerung Gitter-
structur. Die Auslöschung der einzelnen Strei-
fen erfolgt nicht zu gleicher Zeit und es treten
beträchtliche Auslöschungsverschiedenheiten wie
bei Zwillingen auf 1 ).
Bei der Erhitzung von Schliffen parallel den
Tetraederflächen verschwinden, weun vorher vor-
handen, die scharfen Grenzen, die einzelnen
Theile drängen sich in einander ein, und blatt-
förmige Lamellen, wie ich sie in den Fig. 29
und 30 von nicht erhitzten Schliflen darstellte,
erfüllen das Präparat und machen es rasch un-
durchsichtig.
Ueberblickt man die vorstehend beschriebe-
nen Versuche, so zeigen sie, daß die Grenzli-
nien der einzelnen optischen Felder, die einige
Forscher als Zwillingsgrenzen auffassen zu müs-
sen glaubten, dies nicht sind, denn sie erweisen
sich veränderlich mit der Temperatur und ver-
schwinden oft völlig, um entweder nicht wieder
1 ) Eine Aehnlichkeit dieser Partien mit von Zwillings-
iauiüllen durchsetzten Leucitschliflen ist unverkennbar.
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zu kommen oder an ganz anderen Stellen, nicht
selten auch in anderen Richtungen , wieder zu
erscheinen.
Zwillingsgrenzen können sonach diese opti-
schen Grenzlinien nicht darstellen, ebensowenig
sind aber die durch sie von einander geschiede-
nen Theile Zwillingspartien, die doch bei Tem-
peraturäudernngen unverändert bleiben müßten
und nicht regellos hin und her schwanken könnten.
Ein Uebergaug des durch den optischen Be-
fund angezeigten Systems in ein anderes von
niederer Symmetrie (an den man etwa denken
könnte) findet aber bei der Temperaturände-
rung ebenfalls nicht statt, da stets Theile, wie
sie von Anfang an vorhanden waren , erhalten
bleiben und sich nur auf Kosten anderer ver-
größern , was beweist, daß die neu erscheinenden
Theile denselben Symmetrieverhältnissen gehor-
chen , unter denen die schon vorhandenen ste-
hen. Bei diesen Vorgängen erscheinen und ver-
schwinden scharfe, wie verschwommene Grenzen
der Theile gegen einander. Ebensowenig bietet
aber dies Verschieben der Theile gegen einander
Grund zur Annahme eines Systems von niederer
Symmetrie für den Boracit, da dessen Theile
differenter optischer Bedeutung, z. B. auf den
Flächen von (»0(110) eben nur diesen Ue-
bergang in einander beim Erwärmen
zeigen und nicht ein jeder für sich in eine
beliebige neue Gleichgewichtslage, die im Falle
ersterer Annahme zunächst erwartet werden
müßte, übergeht. Wir dürfen daher das durch
die optische Untersuchung nachgewiesene Sy-
stem nicht durch ein solches von niederer Sym-
metrie ersetzen, und etwa durch Veränderung
der Lage der Mittellinie [ausgehend von der
Anfangslage: Normale auf ooO(UO)] die Ver-
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79
ändertmgen , welche optisch vor sich gehen, zu
erklären versuchen wollen *).
Eine Aenderung aber, wie sie beobachtet ist,
fordert, daß eine Fläche von der Bedeutung ei-
nes Hauptschnitts im optischen Sinne diese Be-
deutung verliere und zu einer Fläche werde, die
die drei Elasticitätsaxen in endlichen Abständen
schneidet und umgekehrt. Einen solchen Ueber-
gang und Rücklauf kennen wir für den hier in
Frage kommenden Fall des optisch -zweiaxigeu
Systems nicht. Die bekannten Fälle von Aende-
rungen innerhalb der Hauptschnitte können nicht
herangezogen werden, da die von mir beobachte-
ten Erscheinungen eine vollständige Aenderung
der Lage des Elasticitätsellipsoids erfordern wür-
den, also von ganz anderer Art sind.
Das eigentümliche Verhalten der Boracit-
krystalle gegen die Wärme läßt daher die bei
diesem Mineral beobachteten optischen Erschei-
nungen als nicht aus ursprünglicher Anlage re-
sultirende erkennen. Im Verein mit den schon
früher von mir nachgewiesenen optischen Be-
sonderheiten , die bei wahrer Doppelbrechung
1) Eigentlich konnte dann nur ein System, das trikline,
in Frage kommen , wenn man von obigem Uebergang
der Felder nnd der durch Annahme dieses Systems ent-
stehenden geometrischen Schwierigkeiten absieht. Im
mono kl inen System genügt das Klinopinakoid für
die Fläche, zu der die Elasticitätsaxe normal ist, nicht,
da diese letztere sich in ihrer Lage ändert. Eine Fläche
aus der Zone der Ortho diagonale entspricht ebenfalls dem
Erfordernis 9 nicht , da hier zwar die zu ihr normale (zu-
fällig normale) Elasticitatsaxe sich in ihrer Lage ändern
und in der Symmetrieebene bewegen kann, die Auslö-
schungen aber immer, wie zu Anfang, in derselben Weise
erfolgen müssen , welchem Erforderniss die Thatsachen
Andere Flächen des monoklinen Systems können nicht
in Betracht kommen.
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nicht vorkommen, fordern die neuen Thatsachen
zu der Annahme auf, die das Krystallsystem in
Bau , Flächenanlage uud Flächenneigungen er-
heischt, und welche die von mir beobachteten Aetz-
erscheinungen verlangen, nämlich: daß die Bora-
cite nicht einein zwillingsmäßigen Aufbau von Thei-
len niederer Symmetrie ihre Entstehung verdan-
ken, sondern regulär sind, einfache Individuen
darstellen und die optischen, in scheinbar grel-
lem Widerspruch damit stehenden Eigenschaften,
durch beim Wachsthum erzeugte Spannungen
hervorgerufen und bedingt sind. Dieselben zer-
fallen den Krystall in Theile verschiedener Span-
nung, von denen, wie es die Versuche zeigen,
die jeweils stärkeren die schwächeren für gewisse
Temperaturen nnd Stellen des Krystalls unter-
drücken. — In Beziehung zu Form und Be-
grenzungselementen desselben stehend, erzeugen
diese Spannungen die regelmäßige Compression
und Dilatation im Sinne Neumann's, vermöge
deren im regulären Boracit und ohne dessen
morphologische Eigenschaften zu beeinflussen,
die Erscheinungen der rhombischen Zweiaxig-
keit zu Stande kommen.
Elektrische Schattenbilder.
(3te Versuchsreihe).
Von
W. Holte.
Speciellerc Unterschiede des Glimmlichts bei po-
sitiver und negativer Elektricität.
Das Glimmlicht der Spitze, welche der sei-
denen Fläche gegenübersteht, erscheint ober-
flächlich betrachtet als ein schwach leuchten-
81
der Stern; bei genauerer Betrachtung aber bietet
es sehr bestimmte polare Verschiedenheiten dar.
Bei positiver Spitze zeigt sich ein schwach röthlich
glänzender Punkt oder vielmehr ein Spitzchen,
welches von einer bläulichen Hülle umgeben ist.
Bei negativer repräsentirt sich ein schwach röth-
lich schimmender Kegel ohne bläuliche Hülle
und etwa 3 — i*™ lang. Genau so verhält sich
das Glimmlicht aber auch sonst, so oft es an
einer oder an beiden zugespitzten Entladungs-
stangen erscheint Die Seide ändert hierin also
Nichts; sie bewirkt nur, daß sicher ein Glim-
men und nicht eine Büschelbildung erfolgt. Auch
dadurch läßt sich in gedachten Erscheinungen
Nichts ändern, daß man schneller oder lang-
samer dreht, einseitig ableitet, die Elektroden
näher oder ferner zu einander stellt, noch da-
durch, daß man die Seidenlage vervielfältigt,
höchstens, daß Form und Farbe der Erscheinung
um ein Minimum variirt.
Das Glimmlicht der seidenen Fläche verhält
sich anders; hier treten polare Unterschiede
überhaupt nur bei verstärkter Seidenlage auf,
ich meine Unterschiede in der Structur der Licht-
fläche, nicht in ihrer sonstigen Gestaltung, von
welcher hier abgesehn werden soll. Bei 1 — 2-
facher Lage haben wir stets den Eindruck, als
ob ein schwacher Lichtschein auf eine fein matt-
geschliffene Glastafel fiele. Bei stärkerer Lage
ist es bei negativer Fläche eher, als ob die
Glastafel mit besonders grobem Sande geschliffen
wäre. Ist die Seide 4 — 8fach, so löst sich das
Licht der negativen Fläche mehr und mehr in
eine große Zahl einzelner Punkte auf, welche
durch dunkle Zwischenräume getrennt in be-
ständigem Wechsel des Ortes bald hier bald
dort auftauchen und verschwinden. Auch auf
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82
der positiven Fläche treten wohl nach und nach
eine kleinere Zahl hellerer Punkte hervor, welche
sich ähnlich bewegen; aber die Fläche bietet
hierbei noch immer jenen ursprünglichen homo-
genen Lichtschimmer dar. Sehn wir genauer
hin, so ergiebt sich, daß alle helleren Punkte
hier wie dort mit einer schwach leuchtenden
Hülle umgeben sind, aber diejenige der positiven
ist unvergleichlich größer, sie lehnt sich schei-
benförmig an die noch schwächer leuchtende
übrige Fläche an. Verstärken wir das Seiden-
zeug noch weiter, so geht nun auch der posi-
tiven Fläche mehr jener homogene Schimmer
verloren; zur selbigen Zeit setzen sich an ihre
helleren Punkte oder an deren Lichthüllen län-
gere oder kürzere Büschelfäden an. Zuweilen
— zumal, wenn die Maschine kräftiger wirkt —
werden letztere so lang, daß sie fast die andre
Elektrode erreichen, wobei das wispernde Ge-
räusch, welches sonst die Erscheinungen begleitet,
mehr einem Rauschen ähnlich wird. In allen
Fällen übt aber die Ableitung zugleich einen
wesentlichen Einfluß auf die Structur der
Lichtfläche aus. Bei Ableitung der Spitze rü-
cken die helleren Punkte näher, bei Ableitung
der Fläche rücken sie weiter von einander ab.
Die Ableitung der Spitze wirkt nebenbei noch
dahin, daß sie die Büschelfäden der positiven
Fläche vermehrt oder verlängert und daß sie
dieselbe eher ihres homogenen Schimmers be-
raubt. Die Farbe des Lichtes variirt bei Alle-
dem kaum weder bei der Ableitung, noch beim
Wechsel der Polarität. Sie ist constant ein
bläuliches Grau, wie auch sonst, wo das Glimm-
licht einer größeren Fläche angehört.
Da der Lichtschein, je mehr wir die Seiden-
lage verstärken, zwar intensiver wird, aber gleich-
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8*
zeitig an Zusammen hang verliert, so ist es znr
Darstellung der Schattenbilder am geeignetsten,
wenn man eine mittlere Stärke, etwa eine 4 — 6-
fache Lage wählt. Bei größerer Stärke gelingt
die Darstellung am wenigsten bei positiver Fläche,
weil jede Büschelbildung die Schattenbildung
stört.
Weitere Unterschiede der Elektrizitäten in der
Gestaltung der Lichtfläche und der Form der
Schatteri.
Ich bemerkte ehedem, daß die Lichtfläche,
wenn dieselbe die negative Elektrode bilde, um-
fangreicher sei. Dies ist auch im Allgemeinen
richtig, aber es treten je nach der Art der Ab-
leitung noch wesentliche Abstufungen ein. Viel
größer ist die negative Lichtfläche, als die posi-
tive, so lange beide Elektroden nicht abgeleitet
werden. Nur wenig größer ist sie, wenn sie
selbst, und kaum größer, wenn die Spitze eine
Ableitung erfährt. Genauer betrachtet verhält
sich die Sache folgendermaßen. Wird die Spitze
abgeleitet, so sind beide Lichtflächen fast gleich-
mäßig klein. Heben wir die Ableitung auf, so
wächst die positive nur wenig, wogegen die ne-
gative nach undnach umfangreicher wird. Der
Grund liegt darin, daß die negative gewisser-
maßen durch das Spiel der Maschine selbst
eine Ableitung erfährt, was sich am einfachsten
darin manifestirt, daß man aus dieser, wenn man
den Knöchel nähert, kaum einen Funken erhält.
Wie groß der Unterschied der freien Elektricität
der beiden Pole ist, erfährt man am sichersten,
wenn man etwa in folgender Weise operirt.
Man lasse die Elektroden zunächst einander be-
rühren , leite sie hierbei ab, und stelle sie als-
dann auf eine größere Entfernung ein, hierauf
84
lasse man die Maschine einige Zeit wirken und
nähere, während sie fortwirkt, den Knöchel dem
einen Conductor an; dann wiederhole man die
ganze Operation von Neuem, bevor man sich
dem andern Conductor nähert. Der positive,
gleichviel, ob mit Spitze oder Fläche comniuni-
cirend, und nebenbei auch, wenn letztere gar
keine Seidenlage hat, wird stets einen namhaften
Funken geben, während man am negativen nur
eben eine Ausgleichung spürt. Hiermit harmo-
nirt auch eine Beobachtung von Poggendorff,
welcher die vollständig geschlossene Leitung
gleichfalls immer schwach positiv elektrisch fand.
Eine Erklärung bieten die Wiedemann- und
Rühlmann'schen Versuche, nach welchen ne-
Stive Elektricität leichter ausstrahlt und so eher
m Ganzen verloren geht.
War die Spitze vorher abgeleitet, und leiten
wir hiernach die Fläche ab, so verschiebt sich
der Lichtkreis sich vergrößernd zugleich ans dem
Centrum seiner Elektrode. Das Strahlenbündel
flieht nämlich die Glasscheibe der Maschine,
wenn diejenige Hälfte derselben, welche mit der
Spitze communicirt, an freier Elektricität ge-
winnt. Das Bündel gehorcht also eher einer
Störung, welche näher der Spitze wirkt, wie es
nach Früherem in ähnlicher Weise bei seitli-
cher Annäherung eines Gegenstandes geschieht
Die so verschobene Fläche aber ist nicht mehr
rund, sondern etwas oval, weil die der Glas-
scheibe näheren Strahlen begreiflicher Weise
stärker verschoben werden. In Alledem sind
sich beide Elektricitäten gleich; aber daneben
treten Erscheinungen auf, welche ausschließlich
nur einer positiven Fläche angehören. Zunächst
finden wir, daß sich die Lichtfläche in demselben
Momente, wo sie sich vergrößert, in ihrer mitt-
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85
leren Theilen verdunkelt. Der verdunkelte Theü
ist etwa so groß, als vorher bei Ableitung der
Spitze die gesammte Ausdehnung betrug. Es
erscheint also gewissermaßen ein Ring; aber
die Erscheinung ist nicht dauernd, die Licht-
unterschiede gleichen sich in wenigen Secunden
aus. Hierbei ist zu beachten, daß der verdun-
kelte Theil auch darin der früheren hellen Flüche
entspricht, daß er mehr in der Mitte der Elek-
trode liegt. Hat sich der Contrast wieder ver-
wischt, und bleibt die Ableitung constant, so re-
präsentirt sich nunmehr ein Bild von entgegen-
gesetzter Coloratur. Die Lichtfläche wird dort,
wo sie eben duukler war, heller als der übrige
mehr eliptische und mehr nach vorne verscho-
bene Theil. Diese Erscheinung ist constant,
und man kanu aus derselbeu entnehmen, daß
bei Ableitung der Fläche zwei Strahlenbündel
entstehn, ein inneres, welches seine centrale
Lage behauptet und ein äußeres, welches allein
eine Ablenkuug erfährt. Weshalb die Licht-
fläche des erste ren auf Augenblicke dunkel wird,
soll im nächsten Kapitel eine sehr einfache Er-
klärung finden. Noch einer anderen Erscheinung
mag hier gedacht werden, welche gleichfalls nur
einer positiven Fläche angehört, aber an keine
Ableitung gebunden ist, es ist eine kleine hin
und her wogende Verdunklung im Centrura der
Fläche, welche bald mehr bald weniger in die
Augen, fällt. Ich möchte aus derselben fast
schließen, daß der kleine röthliche Kegel der
negativen Spitze kein voller Kegel ist, oder daß
er zum Wenigsten in nächster Nähe der Axe
eine geringere Triebkraft hat.
Daß die Schattenbilder beider Elektricitäten
differiren, habe ich gleichfalls schon im Früheren
angedeutet. Ich bemerkte, daß die Schatten bei
86
positiver Spitze radial ausgedehnter, ciicular
schmaler erschienen. Hierbei ist jedoch die
durchweg größere Ausdehnung der negativen
Lichtfläche nicht weiter beachtet, und es mag
richtiger sein, eine Parallele zu ziehn für den
Fall, daß jene Fläche dieselbe Größe hat. Dies
trifft nach Obigem annähernd zu, wenn die Spitze
constant eine Ableitung erfährt, und betrachten
wir die Bilder alsdann, so erscheinen diejenigen
einer negativeu Fläche nur radial verdünut. Ich
meine, daß ein Streifen Carton auf einer solchen
nicht länger, sondern eben nur dünner erscheint,
als auf einer positiven Fläche, auf welcher ne-
benbei die peripherischen Verstärkungen noch
besonders excelliren. Aber auch sonst sind Un-
terschiede vorhanden, zunächst darin, daß eine
negative Fläche constantere Bilder liefert. Bei
einer positiveu sind es namentlich die periphe-
rischen Verstärkungen , welche fortwährenden
Schwankungen unterworfen sind. Dann läßt
sich bei positiver Fläche, sofern wir die Fläche
ableiten, überhaupt kein symmetrischer Schatten
gewinnen, weil wir nach Obigem allemal zwei
verschiedene excentrische leuchtende Flächen er-
zeugen. Endlich besteht auch, wenn ich mich
nicht täusche, ein Unterschied in der Vergrö-
ßerung, wenn das Object der Spitze genähert
wird. Ich meine, daß eine namhafte Vergrö-
ßerung bei negativer Fläche erst in größerer
Nähe der Spitze erfolgt.
Das Crookes'scJie Licht kreuz als Nachmrkung
eines Schattenkreuses.
Nimmt man den schattenwerfenden Körper,
während die Maschine weiter wirkt, fort, so
stellt sich unter gewissen Bedingungen, welche
ich gleich näher besprechen will, eine neue merk-
87
würdige Erscheinung heraus, eine Lichtverstär-
kung dort, wo der Schatten beobachtet war.
Die Form ist genau die des letzteren; es tritt
also die peripherische Verstärkung gleichfalls
hervor. Die Erscheinung indessen ist nur flüch-
tig, zumal in ihren Umrissen; nach Sekunden
ist sie vollständig verwischt.
Bei 1 — 2facher Seidenlage ist der Effect nur
sehr schwach und flüchtig, so daß er leicht ganz
unbeachtet bleibt. Desgleichen tritt die Zeich-
nung nur undeutlich hervor, wenn der schatten-
gebende Körper nicht fest gestellt war. Die
Maschine ferner muß einige Zeit wirken, zum
wenigsten 4 — 5 Sekunden, bevor man den Ge-
genstand entfernt. Daueben ist es wesentlich,
daß sie möglichst kräftig wirkt, und daß jener
dann, währeud sie fortwirkt, möglichst schnell
beseitigt wird. Endlich handelt es sich noch
um eine Bedingung, welche absolut noth wendig
und grade am merkwürdigsten ist. Die Licht-
verstärkung erfolgt nur auf positiver Fläche,
also nur bei Ausstrahlung negativer Elektricität.
Das Phänomen stimmt also vollkommen mit
dem C roo k e s 1 sehen Lichtkreuze überein, wäh-
rend doch die Schattenbilder sonst an andre
Bedingungen gebunden sind.
Aber die ganze Erscheinung läßt sich auch
umkehren, wenn wir kein Schattenbild, sondern
ein Lichtbild wirken lassen. Es tritt dann nach
Auslöschung des letzteren eine partielle Verdun-
kelung der übrigen Lichtfläche hervor. Es ist
angegeben, daß man sich zur Darstellung eiuea
Lichtbildes einfach eines Cartouschirmes bedient,
in welchem eine Figur ausgeschnitten ist. In-
terpoliren wir einen solchen auf kurze Zeit und
heben ihn dann schnell fort, so tritt jene Figur
als Verdunkelung hervor. Die bei negativer
88
Ausstrahlung durch den Cartonacbirra begün-
stigte Bildung von Büscheln hebt man am be-
sten durch zeitweise Ableitung der Fläche auf.
Hierin liegt nun zugleich die Erklärung, wes-
halb sich die Lichtfläche central verdunkelt,
wenn wir erst die Spitze und hiernach die Fläche
ableitend berühren. Die verkleinerte Fläche ist
gewissermaßeu das Lichtbild, welches wir aus-
löschen, sobald wir eine größere Fläche erzeu-
gen. In der That können wir eine ganz ähn-
liche Verdaukelung dadurch erzeugen , daß wir
einen Cartonschirm mit runder Oeffnung wäh-
len, und im Uebricen wie angegeben verfahren.
Außerdem spricht Für diese Erklärungsweise der
Umstand, daß auch jene Erscheinung nur bei
negativer Ausstrahlung erfolgt.
Welches die Ursache der beiderseitigen Nach-
wirkungen , und weshalb sie nur an einer posi-
tiven Fläche auftreteu, darüber wage ich nicht
mich zu äußern, ich möchte jedoch noch einen
Versuch anführen, welcher möglicherweise wei-
tere Aufschlüsse geben kann. Läßt man die
Maschine besonders kräftig wirken, sei e6 da-
durch, daß man die Hülfsconductoren entfernt,
oder die Drehung besonders beschleunigt, und
steht die Spitze der Fläche nicht zu fern, und
wendet man eine verhältnißmäßig starke Seiden-
age an, so sieht man im ersten Aufglühn der
Erscheinung lange Büschelfäden nach der be-
treffenden Stelle schießen , oder von derselben
ausgehn, als ob sich im Räume körperlich die
Zeichnung der Fläche wiederholen wollte. Also
nicht auf der Fläche allein tritt eine verstärkte
Äction ein, sondern überhaupt im ganzen Strah-
lengebiet in den mit der Zeichnung correspon-
direnden Schichten. Es dürfte also jedenfalls
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89
die Crookes'sche Erklärung des analogen Phä-
nomens hier nicht stichhaltig sein.
Zuweilen hat man übrigens auch bei positiver
Ausstrahlung den Eindruck, als ob dem Schatten
eine ganz flüchtige Lichtverstärkung folge. Ich
glaube jedoch eher, daß dies eine subjective Er-
scheinung, eine Contrastwirkung, als eine wirk-
liche Lichtverstärkung ist.
Wenn die Fläche unterhalb der Seide ein ver-
schiedenes Leitungsvermögen hat.
Ersetzt man die Metallscheibe durch eine
Holzscheibe , so wird man ohne Weiteres kaum
abweichende Erscheinungen gewahren. Gleich-
wohl sind Unterschiede vorhanden , aber man
erkennt sie bei aufeinanderfolgender Betrachtung
ihrer Geringfügigkeit halber nicht. Weit eher
gelingt es sie festzustellen, wenn man die Ver-
suche so arrangirt, daß man die beiderseitigen
Erscheinungen gleichzeitig überblickt, oder doch
mehr oder weniger gleichzeitig, und dies ist der
Fall , weun man eine Metallscheibe oder eine
Holzscheibe partiell ungleich leitend macht.
Bei einer Holzscheibe ist übrigens noch ein Um-
stand zu berücksichtigen; man hat zu verhüten,
daß die Entladungsstange nicht durch ihre Masse
hindurch wirkt. Man muß sie aus diesem
Grunde verhältnißmäßig dick wählen , oder ihre
hintere Fläche mit einer kegelförmigen Verstär-
kung versehn.
Legt man unter die Seidenlage einer Me-
tallscheibe einen Papierstreifen, so tritt derselbe
auf der leuchtenden Fläche als Verdunklung
hervor. Umgekehrt verhält sich ein Streifen
Stanniol , wenn man einen solchen unter die
Seidenlage einer Holzscheibe legt. Ein schlech-
terer Leiter also verdunkelt die Lichtfläche, ein
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90
besserer bringt größere Helligkeit hervor. Wählt
man größere Stücke, dort von Papier , hier von
Stanniol , so bemerkt man anch , daß sich die
Lichtstructnr ändert- Bei einem schlechteren
Leiter erscheint sie homogener nnd ruhiger, bei
einem bessern mehr unterbrochen nnd lebhafter
bewegt. Ein besserer Leiter wirkt also in dem-
selben Sinne, als bei gleicher Grundlage eine
Verstärkung der Seide. Fixiren wir die leuch-
tende Fläche durch constante Ableitung eines
der Pole und legen ein halbkreisförmiges Stück
so, daß es grade unter der Hälfte derselben liegt,
so treffen wir diese, jenachdem sie der bessere
oder schlechtere Leiter ist, etwas verkleinert,
respective vergrößert an. Auch hierin wirkt ein
Unterschied in der Seidenlage analog , wovon
wir uns überzeugen können, wenn wir die Scheibe
halb und halb mit ungleicher Lage bedecken.
Eine partielle Verdunkelung läßt sich übrigens
auch dadurch gewinnen, daß man ein Papierstück
nicht innerhalb , sondern außerhalb am Seiden«
zeuge haften läßt. Ein Stanniolstück haftet
nicht, nnd kleben wir es an, so ist es lichtlos,
wie die Scheibe selbst, soweit ihr die seidene
Armirung fehlt. Die Unterlage eines Papier-
respective Stanniolstücks bietet aber noch einen
besondern Nutzen, wenn wir es grade so legen,
daß die Spitze nach demselben zeigt. Wir kön-
nen uns dadurch genauer, als auf andere Weise,
von den Schwankungen der Lichtfläche bei ein-
seitigen Ableitungen überzeugen. Wir finden
so , daß auch bei Ableitung der Spitze jene
nicht ganz central bleibt, sondern etwas nach
hinten verschoben wird, während bei Ableitung
der Fläche , und auch schon ohne diese , wie
hervorgehoben, eine starke Verschiebung nach
vorne erfolgt. Als Unterlage wendet mau in
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diesem Falle natürlich am besten ein kleines
rundes Scheibchen an.
Wie gestalten sich nun unter solchen Ver-
hältnissen die Schatten? Hierfür hat sich eine
sehr einfache Richtschnur ergeben. Wo die
Lichtfläche dunkler, gleichviel durch welche Mit-
tel, nimmt der Schatten bei geringerer Schwärze
größere Dimensionen an. Sehr in die Augen
fallend ist diese Vergrößerung freilich nicht,
und man muß , um hierin schlüssig zu werden,
überhaupt etwas vorsichtig experimentiren. Zu-
nächst muß der schattengebende Körper un ver-
rückt bleiben. Dann muß derselbe in genau
gleicher Länge die Scheidegränze überragen.
Endlich darf man auch nicht die vordere und
die hintere Lichthälfte mit einander vergleichen,
weil die vordere, der seitlichen Ablenkung halber,
durchgängig stärkere Schatten giebt. Man hefte
die Unterlage also entweder an die obere oder
an die untere Hälfte der Scheibe und lasse die
diagonale Schnittlinie genau in Höhe der Spitze
liegen. Daun rüste man einen an einem seitli-
chen Halter horizontal schwebenden Cartonstrei-
fen mit zwei kurzen und genau gleichen Seiten-
armen aus. Endlich stelle man das Ganze so
ein, daß der Schatten des horizontalen Streifens
genau die Lichtscheide trifft. Eine andere und
vielleicht einfachere Versuchsform ist die fol-
gende. Man nehme zur Unterlage einen Streifen
von 15 — 20 mm Breite. Man hefte ihn so an,
daß er vom Centrum der voraussichtlichen Licht-
fläche radical nach oben verläuft. Dann stelle
man einen schmalen Cartonstreifen so, daß sein
oberer Schatten noch vollständig innerhalb des
fraglichen Streifens fällt. Dreht man die Scheibe
dann schnell mit Hülfe des Ebonitheftes, so wird
der Schatten, jenachdero er auf eine hellere oder
7*
92
dunklere Fläche tritt, kleiner oder größer er-
scheinen.
Ich habe den gedachten Phänomenen um des-
willen eine größere Aufmerksamkeit geschenkt,
weil sie mit meiner früheren Erklärung der pe-
ripherischen Verstärkungen harmoniren.
Statt der ebenen Fläche convexe und concave
Kugelflächen.
Es ist im Bisherigen fast ausschließlich der
Fall betrachtet , wo einer Spitze eine ebene
Fläche gegenüber steht. Dieser Fall ist auch
unstreitig der einfachste , und es lag nahe , ihn
mit besonderer Vorliebe zu behandeln. Nun
mögen aber an Stelle der ebenen Fläche nach
und nach einige andre Flächen , und in erster
Linie Kugelflächen treten, und die Erscheinungen,
soweit sie von den früheren differiren, in kürze-
ren Worten gekennzeichnet werden.
Das Experimentiren mit Kugelflächen wird
dadurch unbequem , daß sich das Seidenzeug
nicht faltenlos an die Fläche fugen läßt. Am
ehesten gelingt dies noch bei convexer Fläche,
weil man hier eher einen Druck ausüben und
eine hintere Befestiguug anwenden kann. Die
Pressung hat aber wieder den Uebelstand , daß
das Zeug für andre Versuche eher neu aufge-
plättet werden .muß. Bei kleiner Fläche dient
zur Befestigung einfach ein Gummiring. An
einer solchen würde das Zeug übrigens ohne
Befestigung gar nicht haften.
Betrachten wir zunächst die Wirkung einer
convexen Kugelfläche d. h. die Wirkung einer
Kugel selbst von größeren oder geringeren Di-
mensionen.
Die mittlere Größe der Lichtfläche ist klei-
ner, als auf ebener Fläche, und verkleinert sich
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mehr und mehr, je kleiner die Kngel wird.
Ihre Größendifferenz bei einseitigen Ableitungen
dagegen ist erheblicher , und wächst mehr und
mehr, je kleiner die Kugel wird. Wieder anders
verhält es sich mit der Größe der Lichtfläche,
wenn man sie alsTheil der jedesmaligen ganzen
Fläche betrachtet. Bei Ableitung der Spitze
nimmt sie bei Verkleinerung der Kugel — zu-
mal bei positiver Ausstrahlung — einen immer
kleineren Theil derselben ein. Bei Ableitung
der Kugel dehnt sie sich bei Verkleinerung der
Kugel — zumal bei positiver Ausstrahlung —
über einen immer größeren Theil derselben aus.
Zur bessern Orientirung mögen einige absolute
Bestimmungen folgen. Ich wandte Kugeln von
200, 100, 75 und 25 mm an. Von diesen war
bei Ableitung der Kugel unter sonst gleichen
Verhältnissen etwa f, $ und £ der Fläche
hell. Bei Ableitung der Spitze war der helle
Raum im Maximum vielleicht ein Markstück
groß und nahm der Reihe nach bis auf Erbsen-
größe ab. In der Structur des Lichtes wirkt
die Krümmung der Fläche ähnlich einer Ver-
stärkung des Seidenzeugs, insofern wenigstens,
als sie auch die Entstehung der Büschel mehrt.
Schon bei zweifacher Lage von Seidenzeug ist
aus diesem Grunde bei kleineren Kugeln eine
positive Fläche kaum noch für • Schattenbilder
zu verwerthen.
Die Schattenbildung weicht namentlich in
folgendem Punkte von der früheren ab. Auf
ebener Fläche wird der Schatten constant grö-
ßer, wenn der Körper der Spitze, und constant
kleiner, wenn derselbe der Fläche genähert
wird. Zum Wenigsten tritt bei Annäherung an
letztere, wenn auch zuletzt kaum noch eine
Verkleinerung, so doch gewiß keine Vergröße-
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94
ruug eiu. Bei einer Kugel kehrt sich diese Re-
gel bis zu einem gewissen Grade um und wird
nebenbei je nach Umständen sehr eigentümlich
modificirt. Zunächst findet allemal bei Annähe-
rung an die Kugel in größerer Nähe derselben
eine schwache Vergrößerung statt, und früher
und stärker, je kleiner die Kugel ist. Aber
auch bei Annäherung an die Spitze findet in
größerer Nähe derselben eine starke Vergröße-
rung statt, solange die Kugel abgeleitet ist.
Der Punkt, wo das Bild am kleinsten , liegt je-
denfalls näher der Kugel, aber nach ihrer Größe
und der Elektricitätsart etwas verschieden. Gauz
anders bei Ableitung der Spitze; hier resultirt
eine constante Verkleinerung, so lange der Körper
der Spitze genähert wird, bei größeren Kugeln
wohl weniger entschieden, als bei kleineren,
aber sicher schon bei Kugeln von Tb™ an. Eine
weitere Abweichung docomentirt sieh darin, daß
hier bei seitlicher Annäherung noch früher eine
Schattenbildung erfolgt, noch früher, als bei
ebener Fläche , wo eine solche schon erfolgte,
bevor der Mantel des eingebildeten Kegels durch-
brochen war. Die Ausbauchung des Strahlen-
gebietes ist hier also größer, und scheinbar um
so größer, je kleiner die Kugel ist. Daß die
pheripherischen Strahlen bei einer solchen vor-
zugsweise große Curven beschreiben müssen,
läßt sich übrigens schon aus der Mitbeleuchtung
der hinteren Fläche schließen. Hier entsteht
denn auch der Schatten zuerst und rückt dann
mehr und mehr auf die vordere Fläche, je mehr
wir uns der mittleren Ate nähern. Das seitliche
Bild ist in der Regel stark verzerrt, aber wir
können es durch eine entsprechende Drehung
des Körpers fast un verzerrt erhalten. Nähern
wir uns seitlich mehr in Nachbarschaft der Ku-
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95
gel, so erhalten wir das seitliche Bild weniger
vollständig, als wenn wir uns in Nachbarschaft
der Spitze nähern. Daß sich das Strahlenbüudel
auch sonst nahe der Spitze gegen eine seitliche
Annäherung vorzugsweise empfindlich zeigt, stimmt
mit den Erscheinungen bei ebener Fläche überein.
Noch eine Abweichung aber möchte ich mit auf-
führen, wenn es auch möglichst ist, daß ich hier
in einer Täuschung befangen bin. Es scheint
mir, als ob die pheripherischen Verstärkungen
bei Kugeln verhältnißmäßig größere sind.
So gestalten sich die Verhältnisse bei con-
vexen Flächen. Mit concaven habe ich nur we-
nige Versuche angestellt. Es fehlten mir metal-
lische Halbkugeln mit der nöthigen Modificirung
des Bandes um größere Ausstrahlungen zu ver-
hüten. Um gleichwohl einige Einsicht zu ge-
winnen, nahm ich halbkugelförmige Schalen aus
Holz, welche eher zu beschaffen waren. Sie
zeigten wenigstens, daß sich die Erscheinungen
in ihrem Hauptcharacter so gestalteten, wie nach
dem Bisherigen zu erwarten war. Die leuchtende
Fläche zeigte sich entschieden größer, als an
ebener Fläche; bei einem Kugeldurchmesser von
200 mm nahm sie die ganze innere Höhlung ein.
Schon bei geringerer Entfernung von der Schale
wurde der Schatten außerordentlich groß. Er
dehnte sich linear leicht ebenfalls über die ganze
innere Höhlung aus. Bei Annäherung nahm
derselbe beständig ab, aber scheinbar weniger
schnell von dem Momente an , wo der Körper
in's Innere der Schaale trat.
Statt der ebenen Fläche convexe und concave
Cyiinderflächen.
Cylindrische Flächen sind leicht zu beschaffen
und bieten dem Experimente wieder die Bequem-
»6
Hchkeit, daß sich die Seide ohne Falten anlegen
läßt. Daneben haben sie den Vortheil, daß sie
bis zu eiuem gewissen Grade wenigstens die Ei-
genschaften einer Kugel- und einer ebenen Fläche
in sich vereinen. Jedes cylindrisch geformte
Blech kanu als convexe Elektrode gelteu , wenn
nur nicht die scharfen Kanten grade der Spitze zu-
gerichtet sind. Eine concave Elektrode gewinnt
man in einem Halbcylinder, dessen Längskanten
noch etwas halbrund nach hinten gebogen sind.
Die Axe stellt man natürlich senkrecht zur Ent-
ladungsstange , an welcher das Stück mit Hülfe
einer kleineu Hülse befestigt wird. Die Länge
wählt man so, daß, wenn man es mit der Ent-
ladungsstange dreht, es noch frei an den Ein-
sauge™ der Maschine vorübergeht
An einer convexen Cylinderfläche bieten sich
folgende Erscheinungen dar. Die leuchtende
Fläche ist oval und zwar verlängert in der
Längsrichtung des Cylinders, und um so mehr,
je enger der Cylinder ist. Dieser Form schließt
sich die Gestaltung der Schatten an. In der
längern Richtung der Fläche sind alle verlän-
gert respective verstärkt. Der Cylinder liege
z. B. horizontal, und der Körper sei ein auf-
rechtes Kreuz, dann sind die horizontalen Schat-
tenarme sehr lang und dabei dünn, die vertika-
len hingegen sind kurz, vielleicht drei- bis fünf-
fach so kurz , und dabei außerordentlich breit.
Drehen wir den Cylinder, so tritt zunächst eine
Verzerrung , dann eine theil weise Ausgleichung
der Unterschiede , dann eine neue Verzerrung,
und endlich das umgekehrte Verhältniß ein.
Nähern wir dab Kreuz bei horizontal liegendem
Cylinder nach und nach der Spitze, so tritt fol-
gende, nach Früherem theilweise zu erwartende
Modificirung des Bildes ein. Die horizontalen
v
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Arme nehmen constant in ihrer Länge zu , in
ihrer Breite aber nehmen sie anfänglich ab, nm
sich später wieder zu verstärken. Die vertikalen
Arme nehmen constant in ihrer Dicke zn , in
ihrer Länge aber nehmen sie anfänglich ab, nm
sich später wieder zu verlängern. So ist es we-
nigstens im Durchschnitt; gewisse Abweichungen
resultiren je nach der Entfernung der Elektro-
den , ihrer Ableitung , ihrer Polarität und der
Weite der Cylinder.
Auch bei einer concaven Fläche ist die Licht-
fläche ein Oval, aber diesmal ein solches, welches
in der Richtung der Rundung verlängert ist.
Die Schatten schließen sich wieder dieser Ge-
staltung an, es ist Alles nach gedachter Richtung
länger respective verstärkt. Bei Annäherung an
die Spitze findet hier aber keine partielle Ab-
nahme, sondern überall nur ein Wachsen der
Größe statt , nur daß sich die auf die Rundung
fallenden Arme des Kreuzes vorzugsweise schnell
verlängern , wogegen sich die andern besonders
schnell verstärken. Eine concave Fläche darf
man beiläufig bemerkt nicht zu klein wählen,
damit die Lichtfläche vollständig in die Höhlung
des Bleches fallt. Man stellt letzteres daneben
am besten aufrecht, damit der Körper mit seinem
Halter auch in's Innere treten kann.
Es liegt nahe, die Beziehungen , welche sich
früher zwischen der Lichtfläche und den Staub-
figuren ergaben, auch für gekrümmte Flächen
zu verfolgen. Für eine convexe Kugelfläche
stände eine Verkleinerung, für eine concave eine
Vergrößerung des Staubringes zu erwarten. Auf
einer Cy linderfläche müßte derselbe oval sein,
auf convexer verlängert, auf concaver verkürzt
in der Richtung der Axe. Kugelförmige Ebonit-
flächen sind schwerer zu beschaffen, als cylin-
98
drische;. ich habe daher nur an letzteren einige
Versuche ausgeführt. Ich beklebte die der Tisch-
platte zugewandte Seite mit Stanniol , damit sie
überall abgeleitet sei. Im Debrigen verfuhr ich,
wie früher; ich ließ kleine Flaschenentladungen
durch eine mit einer Kugel armirte Holzspitze
aus einiger Entfernung auf die bestaubte obere
Fläche wirken. Ich erhielt auch jedesmal ein
Oval, aber jedesmal ein umgekehrtes seiner
Verlängerung nach, als nach Obigem zu erwar-
ten war.
Desgleichen einige Flächen von gemischter Form.
Man biege ein Blechstück so, daß es eine
längere ruude Kante und zwei sich daran schlie-
ßende parallele Flächen repräsentirt. Man
klemme es so auf die Entladungsstange, daß die
runde Kante rechtwinklig der Spitze gegenüber-
steht. Die Lichtfläche, welche neben der Run-
dung dann gleichzeitig einen Theil der Flächen
beherrscht, ist dann sehr ungleich erhellt. Sie
ist vorzugsweise hell an der Rundung, und desto
heller, je stärker die Krümmung derselben ist.
Dort ist aber auch der Schatten eines Carton-
streifens, welcher der Kante parallel und in
Höhe der Spitze liegt, ganz besonders schmal,
während er sich sofort verbreitert, sobald man
ihn auf eine der beiden Flächen fallen läßt.
Man biege ein Blechstüch wellenförmig, und
stelle die so geformte Fläche der Spitze gegen-
über. Man mache die leuchtende Fläche so
groß, daß sie mehrere Vertiefungen und Erhö-
hungen beherrscht. Die Lichtfläche erscheint
dann an den erhabenen Stellen heller, mag man
die Seide auch noch so genau in die Vertiefun-
gen pressen, und der Schatten eines der Biegung
parallelen Streifens wird abwechselnd schmal
99
uüd breit, jeuachdem er Berge oder Thäler
passirt.
Wenden wir an Stelle einer größeren Hohl-
scheibe eine kleinere, etwa eine solche von 6 — 9
Centimeter an, so ist auch hier die Lichtfläche nicht
tiberall gleich hell, und am wenigsten, je größer
sie ist. Der mittlere Theil ist stets etwas dunk-
ler und je mehr, ie weiter der Rand beleuchtet
ist. Der Rand selbst aber ist vorzugsweise hell,
hier setzen sich auch am ersten die längeren
Büschelfäden an. Daher kommt es denn auch,
daß die Schattenbilder auf solcher Scheibe sehr
wesentlich von jenen auf ebener Fläche diffe-
riren. Schon bei axialer Lage fällt die peri-
pherische Verstärkung mehr und mehr fort, oder
schlägt eventuell sogar in eine Verjüngung um.
Aus axialer Lage verschoben liefert der Körper
im Ganzen kein vergrößertes, sondern eher ein
verkleinertes Bild. Trifft das Bild aber den
Rand , so ist es sicher am kleinsten, also am
kleinsten wieder dort, wo die größere Helligkeit
dominirt.
Allgemein scheint also einer größeren Hel-
ligkeit d. h. einer schnelleren Bewegung eine
verringerte Schattengröße zu entsprechen.
•
Die Doppelschatten bei Anwendung ßtoeier Flä-
chen als Elektroden.
Stellen wir einer ebenen Fläche eine sehr
kleine Kugel gegenüber, so ist schon die Licht-
fläche auf jeuer kleiner, als wenn eine Spitze die
Kugel vertritt. Noch kleiner wird sie, wenn
wir eine größere Kugel wählen und successive
kleiner , je größer dieselbe ist. Aber auch auf
der Kugel entsteht gleichzeitig eine Lichtfläche
und zwar bei kleineren Kugeln, wenn dieselben
auch gar nicht mit Seide überzogeu sind, vielleicht
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100
besser sogar als mit Seide, während größere Ku-
geln , namentlich als negative Elektrode, ge-
dachten Ueberzuges bedürfen. Auch die Licht-
fläche der Engel nimmt mit Größe derselben ab,
absolut betrachtet sowohl, als auf die gesammte
Fläche bezogen. Zwei leuchtende Flächen er-
hält man aber auch sonst bei Gegenüberstellung
von Flächenelektroden von dieser oder jener
Form, wenn man sie eventuell entsprechend mit
Seide bedeckt , desgleichen für eine geeignete
Strömung, für den richtigen Abstand und die
richtige Ableitung sorgt. Zum Wenigsten ist
dies bei Kugeln verschiedener Größe, bei einer
großen und einer kleinen Hohlscheibe, sowie bei
zwei kleinen Hohlscheiben der Fall. Für zwei
große Hohlscheiben habe ich es bis jetzt nicht
constatiren können , weil mir nur eine derglei-
chen zu Gebote stand. So bequem als bei An-
wendung einer Spitze ist freilich das Experi-
mentiren mit doppelseitigen Flächenelektroden
nicht. Das Glimmlicht schlägt leicht in Bü-
schelentladungen um, zumal, wenn die negative
die kleinere Fläche ist. Characteristisch ist,
daß auch das Glimmen sehr häufig durch einen
momentanen, fast funkenähnlichen Büschel ein-
geleitet wird.
Aber auch die leuchtenden Flächen sind keiue
homogenen; sie werden beständig von wolken-
ähnlichen Verdunkelungen überzogen. Die Wol-
ken der einen mögen dadurch entstehn, daß in
der andern die bevorzugten Ausstrahlungspunkte
wechseln, vielleicht aber auch dadurch, daß die
einander begegnenden Molelüle sich bald hier
bald dort dichter zusammendrängen und stören.
Jedenfalls dürfte, während bei Anwendung einer
Spitze voraussichtlich eine Bewegung der Mole-
küle vorzugsweise nur in einer Richtung erfolgt.
101
im vorliegenden Falle eine zweifache entgegen-
gesetzte Bewegung und in dieser eine partielle
Ausgleichung resultiren. Wunderbar bleibt es
freilich, daß gedachte Ausgleichung keine uni-
verselle ist, daß nicht alle Moleküle , ihre Elek-
tricitäten ausgleichend, auf einander prallen und
sich hemmen. Daß dies nicht der Fall, beweisen
freilich die beiden leuchtenden Flächen nicht an
und für sich , wohl aber die Erscheinungen,
welche ich gleich näher erörtern will. Es müs-
sen also die beiderseitigen Bewegungen doch
derartig differencirt sein , daß sie die Moleküle
eher von einander, als auf einander treiben.
Bringen wir einen Gegenstand zwischen beide
leuchtende Flächen , so ereignet sich , was ich
schon in meiner ersten Mittheilung flüchtig be-
sprach. Es bildet sich ein Schatten auf beiden
Flächen , soweit dieselben eben nicht von Wol-
ken durchzogen sind. Stellt man den Körper
mehr in die Mitte , so sind beide Schatten zu-
gleich da, in den meisten Fällen aber von sehr un-
gleichen Dimensionen. Der auf positiver Fläche
ist länger und breiter, d. h. das Bild ist nach allen
Richtungen verstärkt. Nähert man den Körper
mehr der einen, so wird nach und nach der
Schatten auf der andern Fläche kleiner , bis er
vollständig erlischt. Der andre Schatten hinge-
gen wird allemal größer, es sei denn daß man
mit einer größeren Hohlscheibe operirt. Steht ei-
ner solchen eine große Kugel gegenüber, so nimmt
der Schatten der Scheibe bei Annäherung an
diese ebenfalls zu; steht jener indessen eine kleine
Kugel gegenüber, so nimmt der Schatten bei
gleicher Annäherung wie bei Wirkung einer
Spitze ab. An beiden Schatten treten periphe-
rische Verstärkungen, wenn überhaupt, nur in
sehr verringertem Maaße auf. Bei Gegenüber-
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102
Stellung Bwefer kleinerer Hohlseheiben zeig* sich
die Mitte der Lichtflächen in bevorzugter Weise
dunkel. Man erhält hier schwer nur ein Schat-
tenbild, leichter in Nähe des Randes, wo es freilich
kleiner erscheint. Ueberhaupt aber zeigen sich
alle Schatten für gewöhnlich so wenig constant,
als die leuchtenden Flächen selbst.
Bei einem seidenen Schirme stoischen Spitzen-
elektroden.
Zu dieser in meiner ersten Mittheilung in
zweiter Linie empfohlenen Versuchsform möchte
ich noch folgende ergänzende Bemerkungen
machen.
Ist einer der Pole abgeleitet, so ist die leuch-
tende Fläche klein; nimmt man die Ableitung
fort, so wird sie plötzlich sehr groß. Die ver-
größerte ist auch hier stark nach vorn verscho-
ben , und wohl stärker, als sonst, da die Glas-
scheibe hier auf beide Strahlenbündel wirkt.
Deshalb tritt eine peripherische Verstärkung der
Schatten auch hier ganz besonders an der vor-
dem Seite der Lichtfläche hervor, so daß ein
Schattenkreuz, wenn es auch sonst eine centrale
Lage hat , an seinem vorderen Arme vorzugs-
weise umfangreich erscheint.
Haben wir reine Seide, so ist der Eindruck
derselbe, ob der beschattende Körper vor oder
hinter dem Schirme steht. Etwas größer ist
bereits der Unterschied , wenn wir ein Papier-
stück innerhalb der Seidenlage verbergen. Bei
einem Staiiniolstück dürfen wir einen Schatten
nur an der beschatteten Seite suchen , aber
könuen jede Seite für sich beschatten lassen,
hier bei positiver, dort bei negativer Elek-
tricität.
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103
Aber auch bei reiner Seide können wir vor
jede Spitze einen besonderen Gegenstand stellen,
und so gemischte Bilder erzeugen. Hierbei tre-
ten einige nicht uninteressante Erscheinungen
auf , welche zeigen , wie sehr die jenseitigen
Strahlen auf die diesseitigen reagiren. Stellen
wir dort etwa einen Kartonstreifen horizontal,
und hier einen solchen senkrecht , so daß die
Spitze dieses noch etwas unterhalb des andern
liegt, so hat der horizontale Schatten dort eine
Wölbung nach oben, wo ihn der senkrechte
trifft. Durch seitliches Verschieben des dem
letzteren an gehörigen Streifens rückt gedachte
Wölbung wellenförmig in dem oberen Schatten
fort. Sehr hübsch zeigt sich die beiderseitige
Abstoßung der Schatten noch in einem andern
eben so einfachen Versuche. Mau stelle vor
beide Spitzen je einen schmalen Cartonstreifen
senkrecht. Man wird dann nie erreichen kön-
nen , daß sich die beiden Schatten vollständig
decken. Läßt man den einen dem andern nahe
treten , so weicht dieser anfangs ein wenig
aus und hüpft dann plötzlich über den an-
dern fort.
Auch in dieser Versuchsform zeigt sich das
Crookes'sche Lichtkreuz als Nachwirkung ei-
nes Schattenkreuzes , aber doch in etwas andrer
Weise als sonst. Zunächst heller, als zwischen
Spitze und Hohlscheibe, aber dann auch in so-
fern anders, als es hier ausnahmslos erfolgt.
Dort zeigte es sich nur bei negativer Spitze;
hier ist es gleich, ob wir den Körper vor diese,
oder jene Spitze stellen, was freilich darin seine
Erklärung findet, daß auch das Schattenbild
nicht an gedachte Stellung gebunden ist. Die
frühere Darstell ungs weise hat aber doch einen
Vortheil. Dort können wir den Effect auch
104
dadurch erzeugen, daß wir nur die Scheibe dre-
hen, ohne den Körper verrückeu zu müssen,
wenn es sich darum handeln sollte, den Einwand
zu beseitigen, daß die fragliche Wirkung nur
eine subjective Erscheinung sei.
Neue Darstellung der Kugelfunctionen
und der verwandten Functionen durch
Determinanten
von
Karl Heun.
(Vorgelegt von Herrn Prof. E. Schering).
1. Setzt man in der allgemeinen Deter-
minante :
. • • • •
E
*»*»
immer diejenigen Elemente einander gleich
E
E
1 1
als Summe ihrer Zeilen - Nummer und
Spalten-Nummer einen gleichen Werth haben s
l + m = X + p = v^2n
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105
so entsteht die specielle Determinante:
FEE E E
E E E E E
E E E E E
17 TT« TT» TT» TT»
Es sind also alle Elemente , welche auf der-
selben zur Nebendiagonale parallelen Sehne ste-
hen, einander gleich. Vertauscht man in dieser
Determinante irgend eine Zeile mit derjenigen
Spalte, welche sie in der Hauptdiagonale schnei-
det, so ändern die Elemente der Determinante
nicht ihre Plätze. Alle von einander verschie-
denen Elemente , und zwar immer in gleicher
Reihenfolge trifft man , wenn man auf irgend
einem Wege, aber an jeder Stelle entweder nur
in der Zeile oder nur in der Spalte um Einen
Schritt vorwärts gehend vom ersten Elemente
bis zum letzten Elemente 23^ gelangt.
Ich will deßhalb solche Determinanten im Fol-
genden, nach dem Vorschlag des Herrn Prof.
Schering, einreihige nennen. Ans den
Randelementen ergeben sich die übrigen Ele-
mente theils durch:
nemlich wenn :
8
theils durch:
wenn:
106
r + s<n+l
2. Ich habe nun für einige schon vielfach
untersuchte, sowie für einige weniger eingehend
behandelte Functionen die Form solcher einrei-
higen Determinanten gefunden, deren Elemente
lineare Functionen des Argumentes sind. Ent-
wickelt mau nach Herrn Heine (»Mittheilung
über Kettenbrüche.« Crelle J. Bd. 67) die Function :
r ß r , % dz
so ergiebt sich für den vten Näherungsnenner
ein Ausdruck vom Grade n, welchen ich
als die einreihige Determinante :
«»* — <»4 °„+l * — °»+2» °«+» X_ '°h+S
% X — a «+l * ' ' a 2«-2 * — a 2n-l' Ä 2h-1 * ~ «2*
darstelle. Die Coefficienten a y bestimmen sieb
durch die Gleichungen:
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107
a, = ff(e)dz
a
a x - /«/"(#) fl#
In dem speciellen Falle
= 1, -« = /»= 1
wird;
ff «= r —
a, — f +1 tT- l de
-l
D. W ertk _ W « - » ™.
v eine ungerade Zahl ist, nnd = Null, wenn
v eine gerade Zahl ist.
Der nte Näherungsnenner der Kettenbruch-
x4- 1
entwicklung von a = lg , der in diesem
x — 1
Falle anch vom Grade n ist, stimmt dann, ab*
gesehen von einem constanten Factor, mit der
Kugelfunction einer Veränderlichen übereiu,
8*
108
und die Determinante desselben hat folgende be-
merkenswerte Gestalt:
n + 1
1
1» i#i ii I •••• ^ i
n + 3
1 . 1
X, -f- ö i *
n + 1 1 n + 1 1 ^2w — 1
wenn n eine gerade Zahl ist. In diesem Falle
schließt also die erste Reihe mit einem Gliede,
welches x nicht enthält. Ist dagegen der Index
der Kugelfanction eine ungerade Zahl, dann hat
die Determinante die Form:
CT . P (H) (x) =
*, —h **• — i
— ii ii • • • • n _|_ j x
1 1 1_ l_
n* % n+V n + l* 2n-l*
Die so definirte Function I* n) (x) stimmt voll-
ständig mit dem L e g e n d r e'schen Entwicklungs-
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109
coefficienten des reciproken Werthes der Ent-
fernung zweier Puncte überein , wenn man die
coQstanten Factoren C n und C£ in geeigneter
Weise bestimmt.
»Die nte Kugelfunction P (w) (#) ist also
abgesehen von einem constanten Factor eine
einreihige Determinante, deren characteri-
stische Randelemente, abwechselnd aus dem Pro-
duct des Argumentes in die reciproken Werthe
der aufeinander folgenden ungeraden Zahlen,
und aus denselben nur mit entgegengesetzten
Vorzeichen versehenen Zahlen gebildet sind.c
Beispiele :
1) n = 2
Dann ist:
C,P»(*)-
2) n = 3
*•#(*•-*)
f.P»(*)
C, . I*»(aO
-h
1 .
-h
**,
-i,
1
-i
1
110
Eine andere Darstellung derselben Function in
Form einer Determinante hat Glaischer gege-
ben (vergL Messenger of Mathematics Vol. VI.
pag. 49.). Er findet:
i,
o,
1),
o,
i, o,
*, Ii
2a?,
3*»,
X»
0 .... 0
0 .... 0
1 .... 0
3*c • . . . 0
Und 8peciell für n = 3:
F*\x) =
1.
0,
$ (x'—l)
1,
x,
0,
1,
2x,
3s 1 ,
0
0
1
3x
Diese Darstellungsform ist jedoch viel zu wenig
übersichtlich, am als Hülfsmittel zur Untersu-
chung der Eigenschaften der Kugelfnnctionen
dienen zn können.
3. Neben die l**(x) treten in der Theorie
der Kngelfunctionen die »Zugeordneten«
Pj"^«), welche Lösungen der Differentialglei-
chung :
sind. Sie sind bestimmt durch die Gleichung:
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111
2/7(n)
Z7(n+A)
(x)
Die Function
auf der rechten Seite
dieser Gleichung ist für jeden Werth von X ra-
tional in Bezug auf das Argument x. Sieht
man von einem constanten Factor ab, dann kann
dieselbe ebenfalls in Form einer einreihigen De-
terminante dargestellt werden. Die Coefficienten
a v a % . . . der Elemente derselben bestim-
men sich durch die Gleichungen:
Die Auswerthung dieser bestimmten Integrale
giebt
a 2 „ = 0
«2,+l = 2 3A .
ll(2y + X + l)
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112
wo fl die Characteristik der bekannten Gauß'-
scheu Function ist. Hieraus ergiebt sich der
Werth der Determinante G^ix) für ein belie-
biges X. Der besseren Uebersicht wegen führe
ich, statt des allgemeinen Resultats , einige Bei-
spiele an.
1) n = 3, X = l
Dann ist:
x
JL
3.5'
3.5
x
4 S
= 3 ..5 ( ^~*>
5J_ 3.5
~ 2*.3 J * 2 ( * ~~
' 2*.3 8 "
dx
2) n =
4,
X = 1
a;
1
a: 1
O'
3.5'
- - |
3.5
i
^(*) =
4 3
1
a;
1
3.5'
3" 5'
5.7
a:
1
X
375'
5.7
4 S
f Ja;
3*. 5*7^
4». 8
3«. 6» .7»
(x a — $ a:)
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113
2 5 .4 S 5.7
3)
~ 3 S .5 4 .7 S ' 2*
_ 2 5 .j4 J d& 4) (x)
~3».5*.7 3, dx
n = 5, k — 1
Gf(x) -
4 6 .
1
X
1.3.5'
3.5.
7'
3
.5.
7
1
X
1
3.5.7'
3.5.
7'
5
.7.
9
a;
1
a;
3.5.7'
5.7.9
4 6 .2*
5 (*•-!*)
5 8 .7 8 .9 S
2». 4«_ 7.9
5 4 .7*.9»''2 lX * '
2 8 .4 6 d 2 P (6) (s)
5*.7*.9 8 * dx 2
»Der rationale Bestandteil von P ( i\x) ist all-
gemein eine einreihige Determinante (n — A)ten
Grades v deren Elemente abwechselnd aus dem
Argument und der negativen Einheit multiplicirt
in den reciproken Werth des Productes von je
A-fl aufeinanderfolgenden ungeraden Zahlen
gebildet sind.«
4. Man erhält den Ausdruck der Kugelfunc-
tion I. Ordnung oder von coany* als Func-
tion von co&q> = x betrachtet in Form einer
einreihigen Determinante, wenn man setzt:
114
m - ^
Dann wird:
.+ 1 dz
a 2r+l = / * 2 "
Vi-«*
J _i Vi-**
Folglich :
C B .cosng> =
1.3
■ • • •
2.4
1.3 1.3
— h t x * — 2~.4' 2*. 4*
1.3 1.3 1.3.5
2.4' 2.4 ' 2.4.6
• • •
»Der Cosinus des w-fachen Winkels tf!s Funo-
tion von cosy = x betrachtet ist abgesehen
von einem constanten Factor eine einreihige
Determinante , deren characteristische Randele-
mente, abwechselnd aus dem Product des Argu-
mentes in die aufeinanderfolgenden binomischen
Entwieklungscoefficienten von y — — und aus
y x — 1
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115
demselben mit entgegengesetzten Vorzeichen ver-
sehenen Zahlen gebildet sind.«
Beispiele:
1) n = 2
£cos29>
x, — \
= i(2^-l)
Folglich :
cos2y = 2008*9) — 1
2) n = 3
2«
cos3</>
1.3
1.8
**• ~274
1.3
— x
2.4
= i(fz s -f*4-|*-* , )
= ^(4^-3*)
= ^(4cos 3 y — 3cosy)
Folglich :
cos3y = 4cos 8 y — 3cosy
5. Aehnliche ebenso einfache Determinanten
r .. sin n q>
kann man für -— . als Function von coso> be-
sm <p T
trachtet, die hypergeometrische Reihe mit end-
licher Gliederzahl und noch allgemeinere Func-
116
tioneu aufstellen, welche ganze Functionen des
Argumentes sind.
Diese Resultate und die Untersuchung der
allgemeinen einreihigen Determinante mit Hülfe
der analytischen Methoden des Herrn Prof. Sche-
ring (Abhandlungen der Königl. Gesellsch. der
Wisseusch. t. 22. »Analytische Theorie der
Determinanten c), die eine Betrachtung der Ei-
genschaften jener Functionen, ohne Zuhülfenahme
einer Differentialgleichung II. Ordnung, ermögli-
chen, werde ich in kurzer Zeit im Zusammen-
hang veröffentlichen.
Während des Drucks der vorstehenden Seiten
bemerke ich einen einfachen Zusammenhang zwi-
schen der erzeugenden Function:
und den Elementen der Determinante, welche
die Näherungsnenner der Kettenbruchentwicklung
dieser Function darstellen. Dieser Zusammenhang
gestattet es die obigen speciellen Resultate unter
einen allgemeinen Gesichtspunct zu bringen.
Entwickelt man — - — in dem Integrale:
Anhang.
x
u
in die Reihe:
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117
1 _ 1 M gl
x-u - x + x*+x>+ etc '
I
so wird:
v =oo J
(pag. io7): ber " aCh ° bigeU Bezei( *™ng
Folglich :
2 ,
Wir haben also das Resultat: »Der rte Nähe-
rungsnenner N n der Kettenbruchentwicklung von:
welcher vom wten Grade sein möge , ist abgese-
hen von einem constanten Factor C n eine De-
terminante wten Grades von der Form:
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118
a % x — a 3 ,
a 3 x— a A
. . . a n x — a
Die Coefficienten sind die
Coefficienten der Entwicklung von
nach absteigenden Potenzen von #.«
In dem speciellen Falle, daß die N n mit den
Kugelfanctionen zusammenfallen, hat man :
= f +l _A u _ = i £±i
J # — w # — 1
Mithin wenn man den gemeinsamen Factor 2
fortläßt :
a x = 1, a 3 = a, » i . . .
a, = 0, a 4 = 0, a 6 = 0 . . .
In dem zweiten oben betrachteten Falle war
(vergl. Heine Theorie der Kugelfanctionen. |
I. pag. 293):
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119
—1
Folglich wird nach Fortlassung des gemeinsamen
Factors n:
«i = Ii a 8 = h a b = ' ' '
a 2 = 0, a 4 = 0, a 6 = 0 . . . .
Aus dem obigen allgemeinen Theorem ergeben
sich unmittelbar die Elemente derjenigen einrei-
higen Determinante, welche, von einem Factor
abgesehen , die allgemeine hypergeometrische
Reihe darstellt, deren erstes Element eine nega-
tive ganze Zahl ist.
Göttingen, 4. Februar 1881.
Bemerkungen zu einer Abhandlung von
Hrn. War bürg: k Ueber einige Wirkungen der
magnetischen Coercüivkraft\
Von
Carl Fromme.
In den Verhandlungen der naturforschenden
Gesellschaft zu Freiburg i. Br. Bd. VIII, 1. hat
Hr. W a r b u r g kürzlich die Resultate einer Un-
tersuchung mitget heilt, deren Ausgangspunkt in
naher Beziehung zu den Arbeiten steht, welche
ich unter dem Titel »Magnetische Experimentalun-
tersuchungen« in Wiedemann's Annalen Bd. IV,
S. 76—107 und Bd. V, S. 345-388, cf. auch
120
Nachr. von d. k. Ges. d. Wissensch, zu Göttin-
gen, 1877, veröffentlicht habe.
Die Erscheinung , welche Hr. W a r b u r g
studirt hat, und an welche er sodann sinnreiche
Betrachtungen anknüpft, ist folgende:
Läßt man die auf einen Eisenstab wirkende
magnetisireude Kraft von Null bis P c o n ti n u i r-
lich wachsen, darauf ebenso c ontinuirlich
bis zur Null abnehmen, so findet man, nachdem
dieses Verfahren genügend oft wiederholt worden
ist, ganz coustant den von einer beliebigen Kraft
p: 0<ljp<lP iuducirten Magnetismus in der
aufsteigenden Reihe der Kräfte kleiner als in
der absteigenden Reihe.
Trägt man die Kräfte p als Abscissen und
die magnetischen Momente als Ordinaten eines
rechtwinkligen Goordinatensystems ein, so ent-
sprechen jeder Abscisse mit Ausnahme vou
Null und P zwei Ordinaten: man erhält als
graphische Darstellung eine geschlossene Curve,
deren Flächeninhalt die während eines Cyelus
an dem Eisenstab geleistete Arbeit ist.
Die von Hrn. Warburg für die Differenz
der Momente, welche in der ab- und aufsteigen-
den Reihe der Kräfte inducirt wurden, gegebenen
Zahlenwerthe wurden nur unter der Bedingung
erhalten , daß bei der Variation der Kraft jede
Erschütterung des Stabs ausgeschlossen war.
Wurde der Stab während des Processes er-
schüttert, so fiel die Differenz viel kleiner aus.
Die von mir Wied. Ann. IV p. 102—105
mitgetheilten Versuche bestanden darin, daß ich
einen Stahlstab, dessen permanenter Magnetismus
nahe seinen Maximalwerth besaß, so daß er
durch die angewandten Kräfte nicht mehr ge-
steigert wurde, der magnetisirenden Kraft P ei-
nes Stroms von 2 Bunsen unterwarf, dessen
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121
Intensität in Folge der gewählten , sehr ver-
dünnten Salpetersäure stark abnahm.
Der indncirte Magnetismus nahm dann eben-
falls ab, aber in bei weitem geringeren Verhält-
niß als die Kraft. Denn wenn man, nachdem
die Kraft constaut (p) geworden war, den Stab
ans der Spirale entfernte , also die auf ihn wir-
kende Kraft von p auf Null reducirte , und ihn
unmittelbar darauf wieder in die Spirale brachte,
so war das nun von p inducirte d. h. das ganze
Moment weniger dem permanenten bedeutend
(bis zu 27°/ 0 ) kleiner als vorher.
Dies ist aber der Versuch von Hrn. War-
burg, mit dem Unterschiede nur, daß derselbe
genauere Messungen der Kräfte und der Mo-
mente vornahm und nicht nur bei einer Kraft
Pj sondern bei mehreren beobachtete.
Mir kam es bei diesen Versuchen hauptsäch-
lich darauf an festzustellen, ob, wie ich vermu-
thete, eine Erschütterung des einer conidnuirlich
abnehmenden Kraft unterworfenen Stabs unter
Umständen eine Abnahme des Moments ver-
anlassen könnte.
In der That gelang dies auch , sobald nur
der Anfangswerth P hinlänglich größer war, als
diejenige Kraft jp, bei welcher die Erschütterung
geschah. War die Differenz P — p kleiner, so
konnte sich der Stab gegen Erschütterungen
unempfindlich verhalten ; erschütterte man end-
lich, als nach dem Eintritt des constanten Wer-
thes der Stab aus der Spirale entfernt und wie-
der eingeschoben war , so beobachtete man eine
Zunahme des Moments. Aber es erreicht da-
durch bei Weitem nicht den Werth, auf welchen
es vorher durch die Erschütterungen gesunken
war — bei einer Beobachtung war das Verhält-
niß 213:153 — , und ganz entsprechend wurde
9
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122
auch bei Warbar g 1 3 Beobachtungen die Diffe-
renz der Momente in der ab- und aufsteigenden
Reihe der Kräfte in Folge vou Erschütterungen
zwar kleiner, aber nicht gleich Null gefundeu.
Ich habe früher die Ansicht ausgesprochen,
daß die bei Erschütterung während einer kon-
tinuirlich abnehmenden Kraft eintretende Ab-
nahme des Moments und die bei konstanter
Kraft erfolgende Zunahme sich gegenseitig ergän-
zen , indem beide Erscheinungen auf eine Art
von Reibungswiderstand hindeuten, welcher der
Drehung der Molekularmagnete entgegenwirkt.
Auch Hr. War bürg weist auf die Analogie
der von ihm untersuchten Erscheinung mit der
bei der Bewegung fester Körper auftretenden
Reibung hin.
Käme aber allein eine Art Reibung der Mo-
lekularmagnete in Betracht, so sollte man er-
warten , daß die Momente in der ab- und auf-
steigenden Reihe der Kräfte bei hiuzutretender
Erschütterung gleich würdeu — was weder nach
Hrn. Warburg's noch nach meiuen Versuchen
der Fall ist.
Ich glaube deßhalb , daß man besser thun
wird, von einer Analogie mit der Reibung fester
Körper ganz abzusehen, und will im Folgenden
zeigen, daß die von Hrn. W a r b u r g beobachtete
Erscheinung vielmehr unter den Begriff der
magnetischen Nachwirkung fällt, welche ich
Wied. Ann. IV p. 88 — 92 eingehender unter-
sucht habe.
Wir setzen voraus , ein Stab besitze ein so
großes permanentes Moment , daß eine Reihe
von Kräften nicht im Stande ist, dasselbe zw
vergrößern. Unterwerfen wir den Stab einer
dieser Kräfte — sie sei p — , so läßt sich durch
wiederholtes Einschieben und Ausziehen des btabs
123
ans der Spirale , d. h. durch häufigen Wechsel
zwischen den Grenzen 0 und p erreichen , daß
das von p inducirte Moment eineu konstanten
Werth annimmt, sich bei weiterer Wiederholung
der Impulse nicht mehr ändert,
Lassen wir dann vorübergehend eine größere
Kraft P wirken und stellen, nachdem wir
zuvor P auf Null reducirt haben, p
wieder her, so zeigt sich jetzt das Moment
vergrößert.
Die Zunahme des Moments, welche als Nach-
wirkung der größereu Kraft bezeichnet wurde,
ließ sich nur dadurch wieder beseitigen , daß
man die Kraft /) mehrmals wirken ließ : Je öf-
ter man zwischen p und 0 wechselte , desto
kleiner wurde das Moment, bis es schließlich
wieder den früheren Werth erreichte.
Die Zunahme des von p inducirten Moments
wuchs mit P. Blieb P constant und wurde p
variirt, so nahm mit von P an abnehmendem
p die Nachwirkung von Null bis zu einem
Maximum zu und convergirte mit weiter abneh-
mendem p mit diesem gegen Null. Sie folgt
aber nicht dem einfachen Gesetze :
N = Const. p (P-p),
"i *
sondern einem viel complicirteren, etwa
' N = Const. p> (P—pf, '
wo a und b positive echte Brüche,
Diese Nach Wirkungserscheinungen mußten
sich natürlich auch bei der vorhin beschriebenen
Wirkung einer inconstanten, continuirlich ab-
nehmenden Kraft zeigen, und ich habe damals
auch darauf hingewiesen t (l^c)j>. 104.) , daß
wärm n^ch dem Ejintrity. eine« constanten Werths
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124
p diese Kraft mit einer Reihe von Impulsen
wirkte, nicht sofort beim ersten ein constantes
Moment eintrat. Doch blieb die bei folgenden
Impulsen noch eintretende Abnahme des Moments
klein im Vergleich zu der nach der ersten Ent-
fernung des Stabs aus der Spirale beobachteten.
Beispielsweise wurde ein Stab einer Kraft
P = 467 ausgesetzt, welche continuirlich bis
p wa 369 abnahm. Das inducirte Moment war
dann TMq = 418. Darauf wurde, während
die Spirale ein constanter Strom von der magne-
tisirenden Kraft p = 369 durchfloß, der Stab
aus der Spirale entfernt und wieder eingeschoben.
Er gab nun TM X = 307. Reducirte man noch-
mals die Kraft auf Null und steigerte sie wie-
der auf p, so war T3/ 2 = 300, und so fiel bei
weiteren Impulsen TM bis zu einem (hier nicht
beobachteten) kleinsten Werth e TM n , der von
der Größe vou P ganz unabhängig war.
Während ich nun früher die Differenz TM X
— Tftl n als Nachwirkung der Kraft P bezeich-
nete, scheint es mir richtiger, mit TM 0 zu be-
ginnen und unter der durch P erzeugten Nach-
wirkung den Unterschied TM 0 — TM n zu ver-
stehen.
Die Berechtigung hierzu liegt auf der Hand ;
man vergleiche aber auch die von Hrn. War-
burg mit y bezeichneten Differenzen der magne-
tischen Momente, welche der obigen Differenz
TM 0 — TM X entsprechen, mit meinen Nachwir-
kungszahlen N (p. 89).
Zum Beispiel.
W a r b u r g
y — TM a - TM,
0
39
43
27
L_2
bei p
0
20
41
60 |
89 (P)
Digitized by Google
125
Fromme
N= TM, — TM» 1 0 1 4,3 1 15,3 1 10,5
5,2
0
bei i>|0|31
| 72 | 129
214
357 (P)
Man sieht sofort, daß die y und N denselben
Verlauf haben: sie sind beide der Null gleich
für p = 0 und p = P und besitzen bei einer
zwischen 0 und P liegenden Kraft ein Maximum,
sie lassen sich beide nicht durch eine Gleichung
von der Form N == Const. p (P — p) darstellen.
Hiernach dürfte es mehr als wahrscheinlich
sein, daß die von Hrn. Warburg gemessenen
Unterschiede der magnetischen Momente zu der
Erscheinung der magnetischen Nachwirkung ge-
hören, d. h. einen Theil derselben, aber den
weitaus größten bilden. Die magnetische Nach-
wirkung ist aber eine Erscheinung, welche sich
aus den hypothetischen Vorstellungen, die in die
Lehre vom Magnetismus bis jetzt Eingang ge-
funden haben, schwerlich erklären läßt; es ent-
spricht ihr auch keine analoge Erscheinung auf
einem anderen Gebiete der Physik; es wäre
denn die nach Hrn. Streintz bei den Tor-
sionsschwingungen von Metalldräthen eintretende
»Accommodationc , deren Bestehen indeß durch
die Beobachtungen von Hrn. P. M. Schmidt
einigermaaßen in Frage gestellt ist.
Es soll nun untersucht werden, ob die Diffe-
renz der magnetischen Momente und folglich die
Arbeit, welche dem Stab bei Durchlaufung eines
Cyclus P..p..0..p..P zugeführt wird,
von der Geschwindigkeit, mit welcher die Kraft
geändert wird, abhängt?
Hr. War bürg hält es für wahrscheinlich,
daß eine solche Abhängigkeit nicht besteht, we-
nigstens nicht bei dünnen Dräthen.
126
Ich will im Folgenden auf Grund der Ver-
suche, welche ich in der 3. Abhandlung Wied.
Ann. V. p. 345 — 388 mitgetheilt habe , diese
Frage zu beantworten suchen.
Nachdem von v. Waltenhofen vor län-
geren Jahren schon beobachtet war, daß es bei
plötzlicher Unterbrechung des magnetisirenden
Stroms möglich ist, einem Eisenstab ein perma-
nentes Moment zu ertheilen , dessen Vorzeichen
dem des temporären Moments entgegengesetzt
ist, hatte G. Wiedemann in seinem »Gal-
vanismus« darauf aufmerksam gemacht, daß diese
anomale Magnetisirung vielleicht nicht in der
Natur des Magnetismus, sondern in den Strömen
begründet sei , welche beim Oeffnen des magne-
tisirenden Stroms in der Masse des Eisens indu-
cirt werden.
Ich habe dann den Versuch v. W a 1 1 e n h o-
fen's wieder aufgenommen in der Meinuug, daß
wenn auch die Vermuthung Wiedemann's
sich als richtig ergeben und dem Versuch sein
theoretisches Interesse nehmen sollte, er doch
für die Praxis magnetischer Untersuchungen von
fundamentaler Bedeutung bleibt.
Die Untersuchung wurde in der Weise ge-
führt, daß man den magnetisirenden Strom ent-
weder schloß, bevor der Eisen- oder Stahl-
körper (langsam und ohne Erschütterung) in die
Spirale eingeschoben wurde, und ihn öffnete,
nachdem der Körper ebenso ans der Spirale
entfernt war, oder daß man ihn schloß und öff-
nete, während sich der Körper in det Spirale
befand. Die bei beiden Verfahren resultirenden
magnetischen Momente wurden mit einander
verglichen. N il
Ich führe nur folgende Ergebnisse der Un-
tersuchung an:
127
1. Das ganze von einer Kraft erregte Mo-
ment, also das temporäre plus dem permanenten
Moment, ist bei Befolgung des zweiten Verfah-
rens größer, das permanente Moment kleiuer, als
bei Magnetisirung nach dem ersten Verfahren.
2. Die Unterschiede sind desto geringer , je
härter der Körper ist und je gestrecktere Form
er besitzt, derart, daß der Unterschied der gan-
zen Momente, welcher immer viel kleiner ist als
der der permanenten, sowohl bei Stahlstäben
und -Dräthen, als auch bei sehr dünneu JEisen-
dräthen nahezu der Null gleich wird.
3. Der Unterschied der permanenten Mo-
mente wächst bei compakten Stäben stetig mit
der magnetisirenden Kraft, bei dünnen Drath-
bündeln dagegen zeigt er Maxima und Miniraa.
4. Wenn der zu magnetisirende Körper mit
einem geschlosseneu leitenden Rohr umgeben
ist, so daß sich im Augenblick der Stromschlie-
ßuug und -Oeffnung Induktionsströme in dem-
selben bilden können, so werden die obigen Un-
terschiede bedeutend kleiner, namentlich der der
permanenten Momente , welcher bei Stahlstäben
und Eisen- oder Stahldrathbündeln und nicht zu
großer magnetisirender Kraft sogar ein dem
oben angegebenen entgegengesetztes Vorzeichen
erhält.
5. Reducirt man bei dem zweiten Verfahren
die Kraft derart auf Null, daß man sie zunächst
auf einen sehr kleinen Werth bringt — etwa
durch Einschaltung einer Parallelleitung von
sehr kleinem Widerstande zur Magnetisirungs-
spirale — und dann erst den Strom unterbricht,
so findet man bei Eisenstäben den Unterschied
der permanenten Momente kleiner , bei Stahl-
stäben und Eisendrath bündeln aber nahezu gleich
128
Null und mit einem dem in 1. angegebenen ent-
gegengesetzen Vorzeichen.
Auf Grund dieser Resultate glaubte ich schlie-
ßen zu müssen , daß den Unterschieden , welche
die magnetischen Momente bei den genannten
beiden Magnetisirungsverfahren aufweisen, eine
Ursache zu Grunde liegt, welche aus dem Wesen
des Magnetismus selbst abgeleitet werden muß.
Daß die Erscheinung sich nicht auf Induk-
tionsströme zurückführen läßt, beweist am besten
ihr Auftreten auch beiBüudeln dünnsten Pariser
Blumendraths, es ist aber auch daraus schon er-
sichtlich, daß sie viel weniger ausgeprägt ist und
sogar verschwinden kann, wenn man absichtlich
das Auftreten von Induktionsströmen befördert
durch Umgebung des Stabs mit einem geschlos-
senen Metallrohr oder durch Reduktion der mag-
netisirenden Kraft bei geschlossen bleibender
Leitung.
Ich habe deßhalb versucht, meine Resultate
mit Hülfe der Vorstellungen zu erklären, welche
wir uns nach der Hypothese drehbarer Moleku-
larmagnete von dem Vorgang der Magnetisirung
bilden, und ich denke , daß dieser Versuch die
Möglichkeit einer solchen Erklärung für die
Mehrzahl der von mir beobachteten Thatsachen
gezeigt hat.
In der jüngsten Zeit ist nun der Walten-
hofen 9 sehe Versuch von Hrn. Righi 1 ) als neu
publicirt worden. Er hält die anomale Magne-
tisirung für eine in theoretischer Beziehung
wichtige Erscheinung, wohingegen die Hrn.
Bartoli und Alessandri*) die Meinung gel-
tend gemacht haben , daß der Erscheinung jede
1) Righi, C. R. 90. p. 688. 1880.
2) Bartoli und Alessandri. Cim. (3) VIII p. 16-19.
1880.
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129
Bedeutung fehle , da sie bei ihren Versuchen
sofort nur normalen Magnetismus gefunden hät-
ten, sobald sie den starken Oeffnungsfunken am
Quecksilber vermieden. Dies geschah, indem sie
deu Strom durch Entfernung zweier Zinkelek-
troden in Zinksulfatlösung oder durch Abwicklung
eines Wheatstoneschen Rheostaten sehr stark
schwächten , bevor sie ihn an Quecksilber un-
terbrachen.
Dieses Resultat ist nicht neu , denn dieselbe
langsame Reduktion der magnetisirenden Kraft
erreicht man mit Hülfe des von mir vorhin als
ersten bezeichneten Magnetisirungsverfahrens, das
stets normale Momente lieferte.
Wenn ferner die Hrn. Bartoli und Ales-
uandri den permanenten Magnetismus bei
kleinen Kräften anomal , bei größeren aber nor-
mal fanden, so entspricht das meinem Resultat
(1. c. p. 360 a. E. p. 361 a. A.), daß der Un-
terschied der permanenten Momente bei den
beiden Magnetisirungsverfahren , in Theilen des
nach dem ersten gefundenen ausgedrückt , mit
wachsender Kraft bis zu einem Maximum zu-
nimmt , von welchem er bei Stäben wieder
herabsinkt.
Die Verf. geben aber zu , daß eine vollstän-
dige Untersuchung der Erscheinung schon deß-
halb nützlich sei, weil sie Aehnlichkeit mit den
bei der Entladung einer Leydner Batterie beob-
achteten Magnetisirungsvorgängen zeige.
Diese Analogie habe ich aber a. a. O. p. 381
—382 schon ausführlich begründet.
Hr. Righi 1 ) hat in einer Erwiederung auf
die Bemerkungen der Hrn. Bartoli und Ales-
sandri weitere in dieser Richtung von ihm
1) Righi, Cim. (3) VIII. p. 102-108. 1880.
10
130
gemachte Versuche in Aussicht gestellt, von
denen ich noch keine Kenntniß habe nehmen
können.
In einem kurzen Referat *) über die Versuche
von 8 a r t o 1 i und Alessandri bemerkt Hr.
G. Wiedeniann, daß dieselben mit seiner Er-
klärung der Erscheinung durch Induktionsströme
stimmen.
Daß und warum ich dieser Erklärung keine
oben schon gesagt. Ich glaube vielmehr: die
beschriebenen Erscheinungen liefern uns den
Beweis, daß die Größe des temporären und des
permanenten Moments von der Geschwindigkeit,
mit welcher man die magnetisirende Kraft bis
zu dem gewünschten Werthe ansteigen oder fal-
len läßt, abhängt, und daß man die Erklä-
rung direkt in unseren theoretischen Vorstellun-
gen vom Magnetismus suchen muß.
Nachdem somit bewiesen ist, daß die Ge-
schwindigkeit, mit welcher die magnetisirende
Kraft von einem Werthe zu einem anderen über-
geht auf die Größe des inducirten Moments ei-
nen Einfluß ausübt, bleibt die Frage zu erörtern,
ob unter den Versuchsbedingungen , unter wel-
chen Hr. War bürg arbeitete, dieser Einfluß
überhaupt von merkbarer Größe war?
Die continuirliche Variation der magnetisiren-
den Kraft wurde mit Hülfe eines dem Du Bois-
schen ähnlichen Rheostaten ausgeführt, nur der
Uebergang von dem kleinsten Werthe der Kraft,
bei welchem das inducirte Moment beobachtet
wurde, bis zur Null und umgekehrt geschah
durch Ausziehen resp. Eintauchen des Leitungs-
draths in Quecksilber. Es konnte von einer
1) Beibl. IV. p. 738» 1880.
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13t
co u tin mr liehen Ab- and Zunahme bei kleinen
Kräften deflhalb abgesehen werden, weil sich
herausstellte, daß das obige Verfahren die glei-
chen Resultate lieferte — was man nach den
Ergebnissen meiner Versuche ohne Weiteres
nicht erwarten sollte.
Drei Ursachen können eine Differenz der
Resultate verdeckt haben:
1) Eine sehr gestreckte Form des Stabs.
2) Eine stahlartige Beschaffenheit desselben.
3) Die Wickelung der Spirale auf ein ge-
schlossenes Metallrohr.
Die erste Ursache sowohl als die zweite sind
jede für sich schon genügend, den Unterschied
zwischen den inducirten (verschwindenden) Mo-
menten fast vollständig aufzuheben, während
eine jede der drei Ursachen den Unterschied der
permanenten Momente vermindert, und falls zwei
von ihnen zusammenwirken, auf ein Minimum
reducirt.
Die erste Bedingung war in der That bei
den Versuchen meist erfüllt , und auf das Statt-
finden der zweiten schließe ich aus der zuweilen
bedeutenden Größe der permanenten Momente.
Ueber die Wickelung der Spirale liegt keine
Angabe vor.
Es genügt aber auch eine sehr gestreckte
Form der Eisenkörper zur Führung des Nach-
weises, daß die Differenzen der inducirten Mo-
mente in der ab- und aufsteigenden Reihe der
Kräfte von der Geschwindigkeit, mit welcher die
Kraft geändert wurde , nicht merkbar beeinflußt
worden sind. Denn es sind die Momente in der
aufsteigenden Reihe nach Satz 2) und die in der
absteigenden nach Satz 5) von der Geschwin-
digkeit fast vollkommen unabhängig.
132
In beiden Fällen ist dies eine Wirkung des
Extrastromes , wie ich a. a. 0. gezeigt habe.
Dagegen muß die Geschwindigkeit, mit wel-
cher die Kraft geändert wird, in folgendem
Sinne ihren Einfluß geltend machen, sobald man
Eisen stäbe wenig gestreckter Form dem Proce«9e
unterwirft: Je größer man die Geschwindigkeit
wählt , desto tiefer wird der Anfangspunkt und
desto höher der Endpunkt der Curve rücken.
Die Curve erhält eine größere Ausdehnung in
der Länge, zugleich aber gehen ihre beiden Aeste
näher zusammen.
In welcher Weise sich hierdurch der Flächen-
iahalt der Curve, also die Arbeit, ändert, läßt
sich ohne Weiteres nicht entscheiden.
Gießen, im Januar 1881.
Zusatz zu p. 129 a. E. und p. 130 a. A.
Während der Correctur lese ich iu den
Beibl.V. p. 62— 65 eine Zusammenstellung aller
von Hrn. Righi erhaltenen Gesetze. Dieselben
sind zum Theil in meiner oben citirten Abhand-
lung schon enthalten. Mit Bundein von sehr
dünnen Eisendräthen hat Hr. Righi, wie es
scheint, nicht experimentirt.
Gegenüber den Bemerkungen des Hrn. Ref.
halte ich meine Ansicht aufrecht, daß ich durch
meine Versuche mit Eisendrath bündeln, welche
ebenfalls den Unterschied der permanenten Mo-
mente in der regelmäßigsten Weise zeigten,
schon nachgewiesen zu haben glaube, daß In-
duktionsströme keinesfalls zur Erklärung aus-
reichen können.
Für die Kedaction verantwortlich: JS. IUh>i*ch, Director d. Gött. gel. Am.
Oommi.HMions- Verlag der IHtUrich' sehen Ytrhffi - BmckhmdUmg.
Druck der JHtUricKsctaix Uni*- Bnchdrnckirm (W Fr. Kamt*«).
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133
Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg- Augusts-Universität
zu Göttingen.
2. März. M 5. 1881.
Beobachtungen
im magnetischen Observatorium.
Von
Karl Schering.
I. Bestimmung der Horizontal-lntensität.
In dem G aussehen eisenfreien magnetischen
Observatorium der hiesigen Sternwarte sind im
Jahre 1880 eine Anzahl Bestimmungen der ab-
soluten Intensität T der horizontalen erdmagne-
tischen Kraft nach der Gauß 1 sehen Methode
ausgeführt. Während einer jeden solchen Be-
stimmung wurden die magnetischen Variations-
instrumente abgelesen. Die in den Monaten
April, August, October von mir angestellten Be-
obachtungen haben das Resultat ergeben:
Göttingen. Zeit: 1880,56. T= 1,86332.
Dieser Werth, dem die Gauß 1 sehen Maaß-
einheiten : Milligramm, Millimeter, Secunde mitt-
lerer Zeit zu Grunde liegen, ist das Mittel aus
mehreren von den täglichen Variationen befrei-
ten Werthen.
§ i.
Die einzelnen uncorrigirten Beobachtungsre-
sultate sind in der angehängten Tabelle Nr. I.
zusammengestellt. Darin bedeuten
11
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134
U, W, B sehr nahe gleichzeitig abgelesene Theil-
striche auf den Scalen der Variationsinstru-
mente, nämlich des Unifilarmagnetometer (ZT),
resp. der Hülfsnadel ( W) am Bifilar, resp. des
Bifilar (B) selbst. Auf den Werth, den die
Intensität in dem Momente besaß, in welchem
die Instrumente auf diesen Scalentheileu ein-
standen, sind die einzelnen Beobachtungen
während einer jeden Bestimmung von T re-
ducirt. Wachsenden Scalentheilen am Bifilar
entspricht wachsende Inteusität und daher
abnehmende Werthe von:
t der Schwingungsdauer des Hauptmagnets in See.
fu Vni ynii 9iv sind die Winkel, um welche die
Ablenkuugsnadel durch den transversal von
Ost nach West gelegten Hauptmagnet abge-
lenkt wurde, und zwar war dieser Winkel
gleich :
(pi wenn die Nadel in I d. h. nahe 2000 mm nord-
lich vom Hauptniagnet hing.
ifn wenn die Nadel in II d. h. nahe 1500 rara nörd-
lich vom Hauptmagnet hing.
(piii wenn die Nadel in III d.h. nahe 1500 mm süd-
lich vom Hauptmagnet hing.
(pn wenn die Nadel in IV d. h. nahe 2000 nun süd-
lich vom Hauptmagnet hing.
Die A bleu kungsbeobachtu ngen geschaheu,
wie hieraus ersichtlich ist, nach dem »Modus
secundusc wie ihn Gauß in der »Iutensitas vis
magnet.c § 19 definirt hat (Gauß Werke
Bd. V. p. 108).
(j ), ist das Mittel aus (pn und <pm
if s ist das Mittel aus <p\ und (f\y.
(Ueber die aus der Tabelle I ersichtliche Diffe-
renz zwischen <pu und fm so wie zwischen <f 1 und
<piy s. unten § 4).
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135
Ans diesen beobachteten Größen sind die
Unbekannten
T, die Horizontalintensität (ohne Correctionen)
M 1 das magnetische Moment des Hauptmagnets
und der Coeflicient C mit Hülfe der bekannten
Gleichungen :
(1) J£ t T x (1 + •)«• — ***
(2)
(i + *)taug^ = ^(^-^);-i;2
berechnet, in denen:
K das Trägheitsmoment des Hauptmagnets
6 den Torsionscoefficienten des Hauptmagnets
«> den Torsionscoefficienten der Ablenkungsnadel
jR., R % die beiden Entfernungen der Ablen-
Kungsnadel vom Hauptmagnet bedeutet.
Die Gleichungen (2) werden für die Rechnung
bequemer, wenn man setzt:
e„s««=/^) 5 ^^; cos = R 1 < R 9
yRj tangy, R t
sin ß . sin r,
cosr,= . , siny, = - *.
smo cos/?
Dann ist :
if, itf (1+3) taug y, ^(l+^tang^
~~ ~ (cosr,)* ~ (co^y,)» ~~
c = (£>«,,)» ==(1^ «in
Die sich zeigende Verschiedenheit der Werthe
von C wird durch die Bemerkung erklärt wer-
den, daß eine Aenderung von <p x resp. <p t um
-f- 0,1 Scaleutheil eine Aendornncr von C nm
11*
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136
— 897 resp. + 1847 zur Folge hat. Der Ein-
fluß des Werthes von C auf T ist sehr gering;
es entspricht einer Aenderung von C um + 1000
eine Aenderung von T um — 0,00047.
Die drei mit einem * bezeichneten Werthe
von T verdienen weniger Zutrauen aus den un-
ter der Rubrik: »Bemerkungen« angeführten
Gründen.
Die Variationsinstrumente wurden geuau
gleichzeitig mit den zur Bestimmung von T nö-
thigen Beobachtungen im April, August, October
von meinem Bruder Prof. E. Schering abge-
lesen, außerdem aber auch von mir an den
Tagen: April 10—18, Aug. 10-14, Oct. 20— 24
ungefähr Morgens um 8 Uhr, Mittags um 1 Uhr
und Abends um 9 Uhr oder auch am Tage alle
zwei Stunden. Die so erhaltenen Ablesungen
am Bifilar müssen zunächst von der, aus den
Beobachtungen der Hülfsnadel und des Varia-
tionsmagnetometer sich ergebenden Aenderung
des magnetischen Moments des Magnets im Bi-
filar befreit werden (mit Hülfe der unten § 2
angegebenen Formel). Die in dieser Weise re-
ducirten Werthe von B der Tabelle I sind un-
ter B* in Tabelle II angegeben. Die Reduction
ist auf dasjenige Moment des bifilar aufgehäng-
ten Magnets ausgeführt, das er zur Zeit der un-
terstrichenen Werthe B x in Tab. II, die also
gleich B in Tab. I sind, besass. B 0 ist das
aus den mehrtägigen auf gleiches magnetisches
Moment reducirten Ablesungen am Bifilar ge-
nommene Mittel.
Die Reihenfolge, in welcher die Winkel bei
den Ablenknngsbeobaehtungeu bestimmt wurden,
war entweder (fi, fn, <p U h Vrv, 9>u, <5Ti oder <f lY
ynii <fn, <ph ynii yrv- Aus den Differenzen der
beiden Werthe für die beiden zweimal beobacb-
137
teten Winkel (s. § 4) sind die Gewichte ermit-
telt, welche den einzelneu Beobachtungen in der
Tabelle II gegeben sind. Mit Berücksichtigung
dieser Gewicht« und unter Ausschluß der mit
* bezeichneten Resultate ist der Mittel werth C 0
sowie T 3 berechnet. Der letztere mag für den
26. Juli = 0,56 in Bruchtheilen des Jahres, den
mittleren Tag der im April, August, October
angestellten Beobachtungen gelten.
An diesen Werth T s ist noch eine Correc-
tion anzubringen wegen des durch Inductions-
wirkung der horizontalen Componente des Erd-
magnetismus in der Stahlmasse des Hauptmagnets
erzeugten magnetischen Moments. Dieses Mo-
ment kommt zu dem permanenten Momente
hinzu während der Bestimmung der Schwin-
gungsdauer, fallt dagegen wieder fort während
der Ablenkungsbeobachtungen, da dann der
Magnet in der Richtung Ost-West liegt. Es
bezeichne :
m das durch eine, in der Richtung der magne-
tischen Achse des Magnets wirkende, constante
Kraft von der Intensität Eins in der Stahl-
masse erzeugte magnetische Moment in abso-
luten Einheiten; ferner sei Jf 3 der Werth
des permanenten Moments, der in derselben
Weise aus den einzelnen Werthen M l der
Tab. I erhalteu sei wie T n ans T x ; dagegen
seien Jt£ 4 , T A die von dem Einflüsse der In-
ductionswirkung befreiten Werthe.
Dann ist:
{M 4 +»»T 4 )r 4 =M 3 .T S ; M T \ = *Y 3
woraus folgt:
138
oder hinreichend genau:
r. -*.(•-»$)
Der Inductionseoefficient m wurde nach der
Methode von Hrn Geh. Rath W e b e r (s. Göttinger
Abhandlungen. 1855 Bd. VI) bestimmt mit Be-
nutzung eines Apparats, dessen Theorie uud
Constanten in der Abhandlung von Hrn Prof.
Biecke: (Die Maguetisirungszahl des Eisens.
Göttingen 1871) angegeben sind. Es ergab sich:
1880 Dec. m = 442080.
(Zur Berechnung vou m wurde für den Magnet
ein aequivalentes Rotationsellipsoid substituirt:
Aequatorachse = 26,49 min . Rotationsachse =
545,92 mm . Die bei Auweudung der Zurückwer-
fungsmethode beobachteten größten Ausschläge
des Galvanometer waren bei der Drehung der
Inductionsspirale ohne Magnet: 30,81; 62,15,
mit Magnet: 173,66; 347,78 in Scalentheilen.
Eutfernung : Scala vom Spiegel = 4470 mm ).
Es genügt offeubar, in der Correctionsformel
an Stelle von M s den Mittelwerth der beob-
achteten Werthe M t zu benutzen, also zu setzen :
dann
M s = 522 992 000
m p = 0,001577
* M°- T * = °'°° 147 -
Ferner muß T A auf die Normal maaße reducirt
werden. Dem Werthe T 4 liegt als Längenein-
heit ein Theiliutervall = 1 (m m) eines der
ganzen Länge nach eingeteilten Messingstabes
v
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139
zu Grunde, der im Auftrage von Gauß durch
Herru Dr. Meyer stein für die auf die Dar-
stellung der Hannoverschen Normalmaaße be-
züglichen Arbeiten in den Jahren 1840—44 ge-
liefert war. Auf die Einheit = (m . m) sind
die Scalentheile der benutzten Scalen und Maaß-
stäbe reducirt. Der erwähnte Messingstab wurde
mit Hülfe eines Repsold'schen Coraparators des
Physikalischen Instituts mit einem von der Kai-
serlichen Normal-Eichungscoinraission zu Berlin
an das hiesige Physikalische Institut gelieferten
Normalmeter (Silberstreifeu in Messing eingelas-
sen) verglichen, das Herr Prof. Riecke zu die-
sem Zwecke gütigst mir zur Verfügung stellte.
Das Resultat der Vergleichung war:
1880 Juli 12. 600 (m . m) = 600,316™*.
Da T durch einen Ausdruck von der Form
£- (p = Masse; l = Länge; t = Zeit) ge-
W
messen wird, so beträgt die:
Corr. auf ram = — 0,0002(333 x T 4 = —0,00049.
Die Gewichtseinheit, in welcher T 4 ausge-
drückt ist, ist gleich dem millionsten Theile des
ebenfalls von der Eichungscommission geliefer-
ten Normalkilogramm Nr. 9 des Physikalischen
Instituts. Dieses Gewicht ist nach der Angabe
der Commission um 8,6 m * r zu leicht, die des-
halb anzubringende Correction auf mgr kann
vernachlässigt werden ; sie beträgt nur — 0,00001.
Die beobachteten Zeiten der Schwingungs-
dauer sind auf das Chronometer Knoblich (Ham-
burg) Nr. 1950 reducirt, das unter den auf der
Seewarte in Hamburg im Winter 1878/9 geprüf-
ten 51 Chronometern mit Nr. 16 bezeichnet ist.
140
Die Correctiou auf die Secuude mittlerer Zeit
ist ebenfalls Null.
Wir erhalten nach diesen Correctionen :
T = 1,86528 - 0,00147 - 0,00049
T = 1,86332 (s. oben p. 133).
— Nach Abschluß der mitgetheilten Beobach-
tungsreihe und vollständiger Reduction der ein-
zelnen Resultate fand sich im Nov. noch Gele-
genheit, unter thätiger Mitwirkung des Herrn
Heu n, Studirenden der Mathematik, einige Be-
obachtungen im magnet. Observator. auszuführen.
Eine Bestimmung der absoluten Intensität am
Nov. 17 ergab 1,86725; die Correctiou auf das
Mittel zweitägiger Ablesungen am Bifilar betrug
— 0,00084, außerdem ist wie oben die Correc-
tion —0,00196 anzubringen, so daß man erhält:
1880 Nov. 17—18. T = 1,86445.
Die Abweichung von den oben angegebenen
Werthen ist so gering, daß ich es nicht für
nöthig erachtet habe, ein neues Mittel zu be-
rechnen. Bei der Ableitung der Variationsformel
in § 5 ist der Werth vom Nov. berücksichtigt.
§ 2.
Die benutzten Instrumente und ihre Constanten.
Die Instrumente sind in den Jahren 1861—
1866 im Auftrage von Hm Geh.-Rath Weber
in der physikalischen Werkstätte von Hrn Dr.
Meyerstein angefertigt, und mit ihnen hat
gleich nach der Aufstellung Hr Prof. F. Kohl-
rausch die in den Göttinger Nachrichten 1868
p. 159, 1870 p. 522 ; Pogg. Annal. Bd. 149 p. 174 ;
Ergänzung! *bd. VI p. 23 veröffentlichten Resul-
tate erhalten. Unmittelbar vor den Beobach-
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141
taugen i. J. 1880 sind einige Aenderungen an
den Instrumenten angebracht.
1) Der Hauptmagnet, der aus zwei Halbcy-
lindern von 477 mm Länge und 25 mm Durchmesser
besteht und in einer, zum Zweck absoluter De-
clinationsbestimmung mit Glaslinsen verschlos-
senen, Messinghülse unverrückbar fest einge-
schlossen ist, wird mit seinem Schiffchen , Tor-
ßionskreis und Spiegel von einem circa 2,8 m
langen Kupferdrahte getragen. Das Gewicht des
Magnetometers ist ungefähr 2200^. Zur Be-
stimmung des Trägheitsmoments sind im Jahre
1879 folgende Einrichtungen getroffen. Auf
der Messinghülse des Magnets sind 4 Paare von
punktförmigen Vertiefungen (circa 0,5 mm tief,
0,3 mm breit) so angebracht, daß der Mittelpunkt
der Verbindungslinie jedes Paares mit dem
Schwerpunkte des Apparats sehr nahe in derselben
Verticalen liegt. Jedes der beiden anzuhängenden
Gewichte trägt an einem Arme einen kleinen
Cylinder aus Argentan. Das untere Ende dieses
Cylinders ist kouisch zugespitzt, so daß es in
die Vertiefungen der Messinghülse paßt; auf der
Mitte der oberen Fläche des Cylinders ist ein
feiner Punkt markirt. Die Masse der beiden
Gewichte zusammen ist:
999844^.
Der Unterschied in den Massen beider Gewichte
beträgt nur 2,5 m * r .
Um den bei der Bestimmung des Trägheits-
moments in Betracht kommenden Abstand der
beiden Verticalen von einander zu bestimmen,
welche durch die Schwerpunkte der eingehäng-
ten Gewichte gehen, wurde der Magnet in seiner
Messinghülse auf einen eisenfreieu Comparator
gelegt, so daß er in derselben Weise unterstützt
war wie in seinem Schiffchen , dann der hori-
14?
zontale Abstand der Punkte auf den Argentan-
cylindern der eingehängten Gewichte mikrosko-
pisch genau gemessen und zur Elimination der
Excentricität dieser Punkte (die im Mittel 0,094 ram
betrug), nach einer Umdrehung der eingehäng-
ten Gewichte um 180° um die verticale Achse,
dieselbe Messung wiederholt. In dieser Weise
ergab sich, wenn
r ¥ die halbe Distanz der Punkte eines Paares
bezeichnet :
r, = 20,485 mm
r 2 = 135,015 für Temp. = -f 5°
r 3 = 219,836
r 4 = 239,801
Da die Entfernungen der Punkte auch in ver-
schiedenen Combinationen unter einander ge-
messen waren, so konnte aus den sich ergeben-
den Bedingungsgleichungen der mittlere Fehler
einer Bestimmung von r y berechnet werden ; er
war = 0,008 mm . Die Werthe von r y für eine
andere Temperatur ergeben sich mit Hülfe des
Ausdehnungscoefficienten von Messing : 0,000018.
Daß durch das Aufhängen der Gewichte
keine Verschiebung des Schwerpunktes des
Magnetometer statt fand, wurde mit Hülfe eines
seitlich angebrachten und mit Fernrohr und
verticaler Scala beobachteten Spiegels controllirt,
dessen Normale mit der Verbindungslinie der
Schwerpunkte der eingehängten Gewichte nahezu
parallel war.
Zur Bestimmung des Trägheitsmoments wur-
den die Gewichte in alle 4 Punktpaare gehängt
und die 4 Schwiugungsdauem in bekannter
Weise mit Fernrohr-Beobachtnng und Scala be-
stimmt. Die Resultate waren :
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143
r t
1880 Juli 4. Beob^ 'ßer. Ber.-Beob.
Temp. = +18° 20,489 21,0525 21,0542 +0,0017
185,047 24,9388 24,9357 -0,0031
219,887 80,8*73 30,3914 +0,0042
239,867 31,8705 31,8703 -0,0002
Unbelastet 20,8915
r bedeutet den Abstand der Gewichte von der
Drehungsachse in mm; (genauer in Einheiten
m . m) s. p. 138.
t die Schwingungsdauer in Secunden. Die un-
ter »Ber.« angegebenen Werthe von t sind
durch streng durchgeführte Ausgleichung nach
der Methode der kleinsten Quadrate erhalten.
Aus den Differenzen »Ber.-Beob.« folgt als mitt-
lerer Fehler einer Schwingungsdauer: p(t) =
0,0032 See. Das Resultat der Ausgleichung er-
gab:
K = 43544 . 10 6 für Temp. = + 18°
und den mittleren Fehler: = 0,00036.
Ungefähr $ der Masse des Magnetometers besteht
aus Stahl, £ aus Messing, demnach ist der Aus-
dehnungscoefficient der Gesammtmasse 0,000014
und es ist für eine Temp. = t
\ogK = 10,638923 + 0,000028 (t— 18°)
2) Die zweite Classe der auszuführenden Be-
obachtungen, die Ablenkungen einer Magnetna-
del durch den Hauptmagnet, erfordert eine Trans-
versallage des letzteren, so daß seine Achse vom
magnetischen Ost nach West gerichtet ist.
Um dies zu erreichen, ist im Jahre 1879 fol-
gende Einrichtung getroffen. An dem Schiff-
chen des Magnetometer sind, außer dem bei der
Beobachtung der Schwingungsdauer benutzten
Spiegel (Nr.l), seitlich zwei andere Spiegel, von
144
denen jeder mit Hülfe eines Systems von Ge-
lenken und Schrauben um zwei zu einander
senkrechte Achsen drehbar ist, so angebracht,
daß die Normalen derselben nahezu rechtwin-
kelig zur Normale des Spiegels (1) stehen. Ferner
kann einfach durch Drehungen des Magnets um
seinen Suspensionsdraht erreicht werden, daß
die Scala des Beobachtungsfernrohrs auch in
dem einem oder dem andern der seitlichen Spie-
gel erscheint. Um die rechtwinkelige Stellung
der Normalen der Spiegel zu einander genau
zu erreichen, wird das Schiffchen mit einer ge-
eigneten Vorrichtung auf der Achse eines Theo-
doliths befestigt, ein Fernrohr mit Scala auf
den Spiegel (1) eingestellt, dann der Theodolith
genau um 90° um seine verticale Achse gedreht
und an den Correctionsscbrauben des betreffen-
den seitlichen Spiegels so lauge corrigirt, bis
derselbe Sealentheil sichtbar ist wie im Spiegel
Nr. 1. Sind beide seitlichen Spiegel eingestellt,
so behalten sie während des ganzen Verlaufs
der Beobachtungen ihre Lage. Es ist ersichtlich,
wie mit Hülfe eines so eingerichteten Spiegel-
systems die magnetische Achse des Magnets ge-
nau von dem magnetischen Ost nach West ge-
richtet werden kann. Er muß dann in dieser
Lage festgehalten werden. Zu dem Zwecke sind
jetzt zwei, an ihrem oberen Ende in einer ge-
eigneten Vorrichtung eingeklemmte und durch
eiseufreie Bleigewichte gespannte vertical hän-
gende Kupferdrähte so befestigt, daß der Magnet
mit den äußersten Enden seiner Messinghülse
an ihnen anliegt, weun derselbe in einer trans-
versalen Lage sich befindet. Der obere Befesti-
guugspunkt jeder dieser beiden Drähte ist mit
Hülfe von Schrauben beweglich aber in jeder
Stellung tixirbar. Befindet sich z. B. der Magnet,
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145
der immer nur von seinem Snspensiousdrahte
?etragen wird, in der Lage, in welcher sein
lordpol nach Osten gerichtet ist, so liegt $r
mit dem nordöstlichen und dem südwestlichen
Rande seiner Hülse an je einem Drahte an und
wird so am Zurückdrehen in seine natürliche
Lage gehindert. Hierzu würde allerdings schon
ein einziger Draht ausreichen, doch könnte die-
ser, wenn auch nur wenig, den Mittelpunkt des
Magnets von Norden nach Süden verschieben.
Dagegen ist bei der Auwendung zweier Drähte
jede solche seitliche Verschiebung unmöglich,
und es wird daher der gemessene Abstand der
Suspensionsdrähte des Hauptmagnets und der
Ablenkungsnadel durch die Arretirung des Hanpt-
maguets nicht geändert. Nachdem die Correc-
tion88chrauben an den oberen Befest igungspunk-
ten der beiden Arretirungsdrähte bei einer trans-
versalen Lage des Magnets so eingestellt sind,
daß derselbe ost-westlich hängt, wird er um 180°
herumgedreht und es dient dann ein zweites
Paar eben so eingerichteter gespannter Drähte
zur Arretirung.
Die Ablenkungsnadel, eincylindrischer Magnet
von 232 mm Länge und ll mm Durchmesser, ist mit
einem Torsionskreise und, nach der jetzigen
Einrichtung, mit zwei Spiegeln versehen, deren
Normalen bei der natürlichen Lage der Nadel
nach dem magnetischen Norden nahezu resp.
nach dem magnetischen Süden gerichtet sind.
Bei den Ablenkungsbeobachtungen wird die
Nadel nach einauder mit der geeigneten Vor-
richtung an Drähte gehängt, welche von der
Decke des Zimmers über den in der Figur mit
I, II, III, IV bezeichneten Punkten herunterhängen
und zwar so, daß sie sämmtlich in einer magne-
tischen Meridianebene sich befinden. H bedeutet
146
den Mittelpunkt des transversal liegenden Haupt-
magnets.
n in 1 Ii
I
Von den beiden eisenfreien mit Scalen S t und
S 2 versehenen Fernröhren F x und F t wird das
erstere zur Beobachtung benutzt, wenn die Na-
del in III und IV, das zweite wenn sie in I und
II hängt Die fünf Drähte in I, II, £T, III, IV
sind oben an ein und derselben Messingröhre
befestigt, die an ihren beiden Enden auf den
Dachsparren aufliegt, und befinden sich daher
sehr nahe in ein und derselben Ebene; ihre
Länge beträgt ungefähr 2,8 m .
Die Ebene der Drähte muß mit der Ebene
des magnetischen Meridians zusammenfallen.
Um dies zu erreichen, wurde die Messingröhre
so lange seitlich verschoben bis die Nadel in II
oder in III, mit Fernrohr und Scala beobachtet
ihre Richtung nicht änderte, mochte der Haupt-
magnet sich in H in seiner natürlichen Lage
befinden oder ganz fortgenommen sein. Der
geringe Einfluß des bei dieser Einstellung noch
übrigbleibenden Fehlers auf das Resultat ist un-
ten (§ 4) berechnet. Die Abstände der Drähte
wurden im Laufe des Sommers 1880 an fünf
verschiedenen Tagen und jedesmal wiederholt
mit einem 5 Meter langen , in Centimeter ge-
theilten und mit einem in Millimeter getheilten
Schlitten versehenen, Holzmaaßstabe gemessen
und dann nach Vergleichuug dieses Maaßstabes
mit dem M ey e rst ei n'schen Messingstabe auf
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147
Einheiten des letzteren (m . m) (g. oben p. 138)
reducirt. Das Resultat war in Einheiten (m . m):
Abstände :
(fli IV) (IT, III) (ff, n) (J7, I)
1999,95 1499,64 1500,18 1999,93 Temp. + 10°
Das Gesammtmittel aus den vier mittleren Feh-
lern einer Beobachtung einer dieser vier Größen
betrug: 0,24 mm , der mittlere Fehler der obigen
Resultate aus 5 Messungen ist daher 0,1 0 mm .
Bei den Berechnungen sind die Mittel werthe:
Temp. + 10°
für die kleinere Distanz: R x = 1499,91
für die weitere Distanz: J? 2 = 1999,94
benutzt und auf die jedesmalige Temperatur mit
Hülfe des Ausdehnungscoefficienten der Messing-
röhre 0,000018 reducirt. Zur Fixirung der Sca-
len der Fernröhre F x und F 2 hängt vor jeder
Scala unmittelbar vor dem Sealentheil, der sich
über der Mitte des Fernrohrs befindet, ein
Coconfaden von der Decke herab, der durch ein
Messinggewicht gespannt ist.
Bezeichnen wir auch diese Fäden einfach
durch F t und F 2 , so sind die Abstände der
Scala vom Spiegel :
(F tl IV) (JP n III) (F„ II) (F t1 I)
4521,4 4021,4 4036,3 4536,1
in Millimeter (genauer: in Einheiten (m.m), s.
oben p. 138). Hierin ist schon der Abstand der
Spiegel der Ablenkungsnadel vom Suspeusions-
drahte (12,9 resp. 13,4 mm ) und die Dicke der
Spiegel berücksichtigt. Dagegen ist zu den
obigen Zahlen noch zu addiren ( — J d -J- c ) wenn
d die Dicke einer noch zwischen Spiegel und
Scala eingeschalteten plan parallelen Glasplatte
bedeutet und e deu bei jeder Beobachtung zu
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148
prüfenden Abstand des Senkels von der Scala
bezeichnet, der nur Bruchtheile eines Millime-
ters beträgt.
Der Torsionscoeflicient des Drahtes des Haupt-
niagnets ergab sich aus 19 einzelnen Bestimmun-
gen zu
0 = 0,01042
derjenige der 4 Drähte der Ablenkungsnadel im
Mittel zu:
& = 0,00132
Von diesem Mittel weicht # für die einzelnen
Drähte nur um 0,00002 ab.
— Die Variationsinstrumente sind in den
westlichen Räumen der Sternwarte aufgestellt;
mit Hülfe eines Glockenzuges können vom mag-
netischen Observatorium Signale gegeben werden
zum Zweck genau gleichzeitiger Beobachtungen.
Bezeichnet :
I. die Mitte des Magnets im Bifilar.
L* die Mitte der Hülfsnadel.
II. die Mitte des Variationsmagnetometer.
III. die Mitte des Hauptmagnets im magnet.
Observatorium, und sind x, y, z die entsprechen-
den Coordinaten dieser Punkte in Metern (x po-
sitiv nach Süden, y positiv nach Westen, z po-
sitiv zum Zenith), so ist für:
I. I* II. III.
x = — 3,4 — 3,4 — 15,6 — 23,6
y = +6,7 + 6,7 + 4,8 + 69,2
e = +1,7 +0,5 + 0,8 - 2,2
[Der Nullpunkt des Coordinatensystems (s. Gauß,
Result. 1840 p.32. Gauß Werke Bd. V p.433)
fällt zusammen mit dem Punkte, in welchem
eine durch die Mitte des Reichenbach'schen Me-
ridiankreises gezogene Verticale den Fußboden
der Sternwarte schneidet].
149
Nach Bestimmungen vom März 1880 beträgt
die Aenderung um einen Sealentheil am Bifilar-
magnetometer in Theilen der ganzen Intensität
0,0000931 ,
der Winkel zwischen der Verbindungslinie der
unteren Drahtenden des Bifilar und der der
oberen Drahtenden 48° 38',6 t
der Bogen- Werth eines Scalentheils für die unter
45° gegen den Meridian gerichtete Hülfsnadel
des Bifilars 22",065
und für das Variationsmagnetometer 20",073.
Das Bifilar ist identisch mit dem von Gauß
benutzten Instrumente (Gewicht des Magnets
11870«').
Die von Herrn Geh.-Rath W. Weber abgeleitete
Formel zur Berechnung der Intensitätsänderung
(s. Gottinger Abhandlungen. Bd. VI. 1855) er-
hält hiernach in unserm Falle die Gestalt:
10« Ö £ = 88rfJ9+50(tf[7— 2. 1,067 iW)
worin SB, SU,SW die Zunahmen der Scalenable-
sungen am Bifilar resp. am Magnetometer resp.
an der Hülfsnadel bedeuten. Bezeichnet ferner
SB 1 diejenige Aenderung am Bifilar, die einge-
treten sein würde, wenn das magnetische Mo-
ment des Magnets ungeändert geblieben wäre,
so folgt aus der obigen Formel :
dB' = dB + 0,568 (SU— 2 . 1,067 SW).
Als Variationsmagnetometer diente ein älteres
schon von Gauß benutztes Instrument, das jetzt
zum Inventar des Physikalischen Instituts ge-
hört, aber von Herrn Prof. Riecke für diese
Beobachtungen gütigst geliehen ist. Es stimmt
überein mit dem in den Result. 1836 auf Taf. X
abgebildeten Instrumente, nur ist die Suspen-
sionsvorrichtung und die Befestigung des Spie-
gels geändert (Gewicht des Magnets 1520* 1 ).
12
150
§ 3.
einer Beobachtung.
Um die Art und die Reihenfolge, in welcher
die Beobachtungen für eine absolute Bestimmung
angestellt wurden, zu erläutern, möge ein voll-
ständiges Beispiel einer Beobachtung folgen.
(Siehe Tab. Iii).
Die angegebenen VI Elongationszeiten sind
aus je 8 Beobachtungen der Momente aufeinander-
folgender Durchgänge des schwingenden Haupt-
magnets durch die Ruhelage berechnet. Die
Reduction auf T 0 ist durch Hinzufiigung von:
ausgeführt, die Reduction auf kleine Bogen
beträgt :
— t - -— : r = 4083,6
256r 8 1 '
schließlich die Reduction auf Secunden mittlerer
Zeit:
86400
wenn S = der Anzahl Secunden ist, um welche
die Uhr in 24 h voraneilt.
Während der Beobachtungen unter (2) der
Tabelle III wurde das Variationsmagnetometer
genau gleichzeitig mit den Ablesungen an der
Ablenkungsnadel beobachtet, um diese Ablesun-
gen von einer der Zeit nicht proportionalen
Aenderung der Declination befreien zu können.
Das Bifilar wurde während der Zeit beobachtet,
die zur Umbängung der Ablenkungsnadel ange-
wandt wurde; die Werthe von dT für die zwi-
schenliegenden Zeiten sind interpolirt.
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151
Aus der hier genügend genauen Gleichung
für die Ruhelage der Ablenkungsnadel
wo E den Abstand vom Hauptmagnet bedeutet,
leitet man ab, daß die Keduction des Standes
der Nadel auf T 0 , in Scalentheilen ausgedrückt,
beträgt:
±r*m2<p ~
-f- wenn die Nadel auf wachsende, — wenn sie
auf abnehmende Zahlen abgelenkt ist (r ist =
dem Abstände: Scala- Spiegel). Analog erhält
man für die Reduction auf gleiche Declination
r
; C08Cp 8 .6U
r
wo r* = 4696,6 gleich dem Abstände: Scala-
Spiegel für das Variationsmagnetometer ist. Die
Rechnung ergiebt:
r
Nadel in r sin 2<p — cos <p 2
I 317 0,97
II 672 0,86
III 660 0,85
IV 314 0,96
Wie aus der Tabelle III hervorgeht, ist bei
der Ueduct. auf D 0 jedesmal der Stand für die
mittlere Beobachtung z. B. zu den Zeiten 9 h 6 m 55 ;
9M9 m 55 als Nullpunkt angenommen. — Die
Correctionen wegen Scalenfehler haben sich aus
der Vergleichung der Scalen mit dem Messing-
maaßstab (m . *) ergeben.
n 0 ist der Sealentheil, der sich über der Mitte
12*
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152
des Fernrohrs befindet, und vor dem das
Senkel herunterhängt. Wenn * g ** von n 0
verschieden ist, lautet die genaue Formel zur
Reduetion auf die Tangente des doppelten
Ablenkungswinkel
2rtang2* - («, -nj-f^p* -n^"-^
= (n l — n 2 ) + »Reduct. auf gl. + Ablenkg.c
Aus den beiden Werthen von n l — n 2 für
»Nadel in I« ist schließlich das Mittel genom-
men, ebenso aus den beiden für »Nadel in II.«
§ 4-
Constants Instrumental-Fehler.
Da bei den Ablenkungsbeobachtungen die
Bedingungen, welche für die Lage der beiden
Magnete, des Hauptmagnets und der Ablenkungs-
nadel, von der Theorie vorgeschrieben sind , in
der Praxis nicht leicht vollständig streng erfüllt
werden können, so muß der Einfluß, welchen
die fehlerhaften Lagen der Magnete auf das
Resultat haben, geprüft werden. Sei:
% = dem Winkel zwischen dem magnetischen
Meridiane und der Ebene, in welcher die
Suspensionsdrähte sich befinden.
d = der Neigung der Verbindungslinie der
Mittelpunkte beider Magnete gegen die Hori-
zontalebene.
Sei ferner der Winkel, welchen die magne-
tische Achse des in die transversale Lage ge-
drehten Hauptmagnets (und zwar ihre positive
dem Nordpole zugewandte Richtung) mit dem
magnetischen Meridian bildet, gleich:
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153
- — «j wenn sein Nordpol im Osten,
n
2 — *, wenn sein Nordpol im Westen sich be-
findet ,
so besteht, wie aus dem Potential der Wechsel-
wirkung zweier Magnete abgeleitet werden kann,
statt der Gleichung (2) auf p. 135, die genauere:
(l + *)tang<p(l + C) = ~(^~
worin
c -
(« l +« s )tangg.+3x l +|(« 1 -« l )x+K'!+«i)+!^
ist. Da in erster Annäherung
2r tang <p = **~ *
gesetzt werden kann, so giebt der Werth
2r tang <p . C die Scalentheile an, deren Vernach-
lässigung bei den Ablenkungsbeobachtungen den-
selben Einfluß auf das Resultat hat, wie die
Vernachlässigung von C. — Bei einer Verschie-
bung des einen Endes der die Aufhängungsdrähte
der Instrumente tragenden Messingröhre um 5™
konnte noch deutlich eine Ablenkung der Nadel
in II oder in III durch den Hauptmagnet be-
merkt werden (s. p. 146). Angenommen jedoch,
die Einstellung der Röhre sei um 10 mm unrich-
tig, so würde, da die Röhre nahe 5000 mm lang
ist, für % eiu Werth von circa 7' sich ergeben,
in C also
_ 7
* ~ 343777
einzusetzen sein. Wenn ferner die Nadel in II
154
oder III. 5 mm tiefer hängt als der Hauptmagnet,
so ist:
und wenn bei der transversalen Lage des Mag-
nets in den seitlichen Spiegeln ein um 20 Sea-
lentheile von der Ruhelage verschiedener Theil-
striche erscheiut (s. p. 144), so wird:
_ 20
§l '* ~ 2.4084
Bei den Beobachtungen haben d, € % niemals
diese Größe gehabt, kaum die Hälfte derselben
erreicht.
» _
Nach Einsetzung dieser Werthe erhält man aus
2rtangy.C =
2 l ([* l +*,)i*ug 9 +*x 1 +fri-U)+lM+'l\+ll')
2rtaugy.G" =
= 0 +0,008+0,010 +0,002 +0,011
C kann also unbedenklich vernachlässigt werden.
— Die Excentricität jedes der beiden be-
nutzten Magnete d. i. der horizontale Abstand
des magnetischen Mittelpunktes von dem ver-
längerten Suspensiousdrahte wird durch die Be-
obachtungen in den verschiedenen Lagen elimi-
nirt. Gleichwohl fordert die regelmäßige Diffe-
renz zwischen </ u und qpui resp. zwischen <f \ und
<piv (s. Tab. I) auf, die Excentricität e der Ab-
lenkungsnadel zu berechnen. Aus den hier
genügend genauen Gleichungen
Gr G
und analogen für <pi und <y>iv erhält man :
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155
e = a'S' = a"d" (in "»)
wenn:
, 1500 _ „ _ 2000
" ~ * 206264,8sin2y in " *206264,8sin2yiY
= yin +
ff)*
<pn + d"
ist. Die Rechnung
ergiebt :
e in
mm
aus :
ans :
<fi ti.tpiv
Mittel
Temp.
April 9.
0,84
0,74
0,89
h 6,6
» 18.
1,23
1,28
1,25
- 15,0
Aug. 10.
1,63
1,76
1,52
1,57
- 18,0
Oct. 20.
2,51
2,03
- 10,0
» 21.
1,91
2,83
2,32
- 9,5
* 22.
1,98
1,43
1,72
r 8,0
Es scheint daraus hervorzugehen, daß diese Ex-
centricität, deren geringer Werth übrigens bei
einem Magnet von 2S2 mm Länge sehr glaublich
ist, mit der Zeit zugenommen oder mit der
Temp. sich geändert hat.
§ 5-
Genauere Formel.
Es bleibt ferner noch zu prüfen, um wie
viel der aus den Gleichungen (2) § 1 :
,2, + £
in der auf p. 135 angegebenen Weise berechnete
Werth T. von dem genaueren T* abweicht,
der aus
< 2 *> <•+*>-,».
für v = 1 ; 2 abgeleitet wird. Zwischen den
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156
Werthen: M*, T*, zu denen auch C* gehört,
und den Werthen : M t , T, besteht ferner die
Beziehung :
(3) M,T l = M* T*.
Ans (2) folgt:
(1 + 9) | fljtaug^-l^tangy, } = ^{R\-ü\)
aus (2*) dagegen:
(l + ^j-ßitang?,— Ä^tangy,) =
es ist daher mit Rücksicht auf (3) :
Die Größen C* and C x hängen von der Ver-
theilnng der magnetischen Massen in den be-
nutzten Magneten ab. Bedeutet nämlich:
2L den gegenseitigen Abstand der beiden Punkte
im Hauptmagnet, in denen magnetische Massen
concentrirt gedacht werden können , so . daß
deren Wirkung auf die Hülfsnadel gleich ist
derjenigen des Magnets, und bezeichnet:
21 das analoge für die Hülfsnadel, so ist:
C* = JL 3 -6AS C x — — VL 4 +V L8jl — 15i *
[8. die Abhandlung von Herrn Prof. Riecke:
Zur Lehre von den Polen eines Stabmagnetes.
Wiedem. Annal. Bd. VIII. p. 324. (1879)] .
An Stelle von C* können wir den aus den
Beobachtungen entnommenen Mittelwerth:
C = 8357 (Tab. II.)
annehmen. Da augenblicklich noch keine Ein-
richtungen getroffen sind, um die Ablenkungen
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157
auch nach dem »modus primae« entsprechend
genau auszuführen, so ist nur eine angenäherte
Bestimmung von L und X möglich. Man nimmt
in der Regel an, daß das Doppelte dieser Grö-
ßen gleich 0,85 mal der Länge des Magnets ist ;
die nach dieser Annahme berechneten Größen
seien mit L' und X 1 bezeichnet, dann ist:
477 232
L' = 0,85 . - = 203 mm ; X' = 0,85 . — = 99 mm
Als die wahrscheinlichsten Werthe von L und X
mögen dann diejenigen angesehen werden, welche
sich aus den Gleichungen
8357 = fL'-Öit*
L = L'+t; X = A'+ « f +«f = Minimum
ergeben, nämlich: L = 204 X = 95
Dann wird : C x = 39815 . 10*
nftd: T* = ^i+i^i^i = 2\+ 0,00041
wenn T x = 1,863 ; R x = 1500 ; R t = 2000 ist.
Es würde aber wohl kaum thunlich sein, auch
abgesehen von der jetzt noch in L und X lie-
genden Unsicherheit, diese Correction an T an-
zubringen, da die Ungenauigkeit der Ablenkungs-
beobachtungen einen doppelt so großen mittle-
ren Fehler einer Bestimmung von T, nämlich:
+ 0,00088 (s. unten p. 160) verursacht.
§ 6.
Mittlerer Fehler.
Den Einfluß der mittleren Fehler der beob-
achteten Größen auf das Resultat habe ich nach
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158
der Methode der kleinsten Quadrate bestimmt.
Wenn wir durch p(g) den mittleren Fehler einer
Gröfie g bezeichnen und :
M
MT = a; ^ = b
setzen, so ist:
~ b ' T 1 a* b*
Unter der Annahme, daß:
ist» wird *
- ™ !(£)' + (ÄH
■
06 , 5p 4 nll _.„ 2q 1 M
8R % =
,-r--i ' W.-d-HXw,
ÖV 9 1 costy s * 2?!
*) Die Bedingung des Minimum von
(*)+ (sr
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159
Für die Mittel werthe:
tp l = 2° 0' R x = 1500
Vi = 4° 44' R t = 2000
erhält man:
1 0 6 t*P) = \8p\R) + 0,106^?)
worin p(R) in Millimeter, p((p) in Bogensecunden
einzusetzen ist.
Wie auf p. 136 angegeben ist, wurden bei
jeder Bobachtungsreihe zwei der Winkel (p je
zweimal beobachtet. Die Differenzen, um welche
die zwei Werthe desselben <p von einander ab-
wichen, waren, in Scalen theilen aus gedrückt:
April 9. t'-t April 18. t'-t Aug. 10. f-r
2(^111-^111)= -0,03 , 0A -0,56 , oft +0,94 , 07
2(^iv-9it)= -0,21 + 0 ' 4 -0,26 + 0 ' 8 +0,13 +°> 7
Octob.20. Oct.21. i'-t Oct.22. t'-t
= +0,30 -0,08 , 0 - +0,58 , 07
2(f'i -* ) « +0,52 -0,18 + ü ' 0 -0,32 + ü,?
wo immer den zweiten der erhaltenen Werthe
und {f— t) die Temperaturdifferenz in Gr
bedeutet. ' " '
Der Mittelwerth ist:
2(<p'—<p) bb 0,34; y = 0,17
Darnach ist der mittlere Fehler einer Beobach-
tung von (f :
K9) = ^ — 0,12 in Seal. = 2",9.
als Function von g führt, unter der Annahme, daß man
für costy i nnd oosVa einen gemeinsamen Mittelwerth
setzen kann, auf die Gleichung: h = 3p 10 — 5p 8 — 2 =0;
för q = q* =s 1,318895 ist ä = +0,00006 ; Näherungs-
werthe von q* sind: J, j{, jj. S. Goldschmidt,
Resultate d. magnet. Vereins. Göttingen 1840. p. 130.
160
Dieser Werth würde sich allerdings noch etwas
ändern, wenn er von der, in Folge der Tempe-
raturänderuug eingetretenen, Abnahme des mag-
netischen Moments des Hauptmagnets befreit
würde. Es ist ferner oben schon angegeben
t>(R) = 0,10 mm p. 147.
= 0,00036 p. 143.
K0 = 0,003 See, p. 143.
Nach dem Einsetzen dieser Werthe in die obi-
gen Gleichungen erhält man :
10« ^ = 1,069 10 6 ™ = 0,212
T =
0,00057 p(T) = 0,00104
und zwar ist der Beitrag zu der von den
Fehlern in R und K herrührt und also als cem-
stanter Fehler zu bezeichnen ist, gleich : 0,00043«
Aus den bei jeder Beobachtung ermittelten Grö-
ßen cp und t allein ergiebt sich für T der
mittlere Fehler zu 0,00092, der sich wieder
aus den von herrührenden Betrage : 0,00088
und dem aus folgenden : 0,00027 zusammen-
setzt.
Man erkennt hieraus, daß die Fehler bei den
Ablenkungsbeobachtungen (y) einen 3 — 4 mal
größeren Beitrag ergeben als diejenigen der
Schwingungsdauer. Aus dem Grunde wurden
auch bei einer Beobachtungsreihe nicht die Be-
stimmung der letzteren Größe, sondern die Ab-
lenkungen wiederholt Aus den Resultaten von
Oot.20, 21, 22 würde sich eine mittlere Abweichung
von nur 0,00021 ergeben an Stelle des theoretisch
161
berechneten Werthes 0,00092, man wird daher
eine solche Uebereinstimmung nicht immer er-
warten können.
§ 7.
Etwaiger Localeinßuß.
Schließlich muß noch die Größe des Lo-
cal-Einflusses berechnet werden, welcher von
einer eisernen Gasrohrleitung herrührt, die im
Jahre 1873, an dem magnetischen Observatorium
vorbeiführend, gelegt ist. Diese Leitung liegt
in der Richtung von Ost nach West, und zwar
so, daß der Abstand von der Mitte des Haupt-
magnets (27), der im Süden der Leitung sich
befindet, bis zum nächsten Punkte (Ä) der
Leitung 6,4 m beträgt. Die Röhren sind aus
Gußeisen; jede, 2 m lang, hat einen inneren
Durchmesser von 45 mm und eine Wanddicke von
6™. Man wird annehmen können, daß die Röh-
ren keinen permanenten Magnetismus besaßen,
ehe sie gelegt wurden, daß sie also nur durch
die Inductionswirkung der Erde magnetisirt sind.
Um daher den Einfluß dieser Leitung zu prüfen,
wurde eine solche, von der städtischen Gasan-
stalt geliehene, Röhre, in einer Entfernung
von l,5 m von H so hingelegt, daß die Ver-
bindungslinie zwischen H und der Mitte der
Röhre horizontal war und mit der Richtung
des magnetischen Meridians übereinstimmte, daß
ferner die Richtung der Längsachse der Röhre
ost-westlich war. Es wurde dann der Haupt-
magnet um 7,22 Scalth. auf wachsende Zahlen
abgelenkt; der Werth ist das Mittel aus 8 Be-
obachtungen. Wenn dagegen die Röhre an der
Stelle auf die Erde gelegt wurde , unter der die
Leitung sich befindet, so war keine Aenderung
der Ruhelage mit Sicherheit zu bemerken.
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162
Sei nun m das Moment eines kleinen Magnets,
der in der Mitte der Röhre sich befindet, dessen
Achse ferner dieselbe Richtung hat wie die der
Röhre, also ostwestlich ist, und der dann auf H
dieselbe Wirkung in der Entfernung von l,5 m
ausübt, wie die Röhre, so ergiebt sich aus der
folgenden Formel
7,22.25,255
dD = __
r = 1500
ist, die Größe m = 1371 . 10*
In der obigen Gleichung haben die Größen
dieselbe Bedeutung wie bei Gauß (Resultate
aus d. Beobb. d. magnet. Vereins. Göttingen
1840 p. 30, 31. Gauß Werke Bd. V p. 428);
nämlich es bezeichnet D die Declination, r die
Entfernung der Mitte eines Magnets von dem
Punkte, für den die Wirkung desselben berechnet
werden soll, T die absolute Intensität.
Würde dieser Magnet im Punkte A der
Röhrenleitung mit ost-westlich gerichteter Achse
sich befinden , so würde er eine Declinationsän-
demng dB hervorrufen, die aus
dD = — — , cos B; r. = 6400
Tr\
gleich —0,22 in Scalth. folgt. Der kleine Magnet
ersetzt die dem Punkte H nächste Röhre, deren
Mitte wir in A annehmen. Bezeichnen wir
163
diese Röhre mit 1, jede der beiden in der Rich-
tung nach Osten und nach Westen benachbar-
ten mit Nr. 2 u. s. w. so wird die Declinations-
änderung dD y und die Intensitätsänderung dT y9
welche durch die vte nach Westen hin folgende
Röhre hervorgerufen werden, mit Hülfe der Glei-
chungen
dD r = (3cosV r 8in^sin(g y -2))-co8 2))
T~ = Tr~* C 3cos2 ^ 8in ?K Cos ^— -Dj-nnD)
ermittelt und die analogen von der Einwirkung
der vten nach Osten hin folgenden Röhre her-
rührenden Größen aus den Formeln :
dD p = ^vl! 3c08 V y sin^sin(2)+^) — cosZ)}
dT
y ni
jT" - rr/i^ 3c08 ^ 8in ^ C08( ^+^ ~8inD}
abgeleitet, in denen : v = 2, 3, 4 . . . zu setzen
ist und
^ , ='■?+4(>-l) , ; tang^^ 1 -)
r, = 6400 sin/; = sin/^cos^
Die Leitung liegt 1,9» tiefer als II und die ho-
rizontale Entfernung der Leitung von H beträgt
Man erhält aus den obigen Gleichuugen:
IM
dD f in Scalenth. 10«
p Westliche Oettliche Westliche Oeetliche
Rohre Röhre
1 -0,22 —7
2 -0,18 —0,11 +15 -
3 _o,07 +0,01 +20
4 +0,00 +0,02 +16 -15
5 +0,02 +0,06 +10 — 8
6 +0,03 +0,05 + 7 — 3
Die Summen:
dB = - 0,39 Scalenth. dT= — 0,000011. T
können mit großer Annäherung als die Gesammt-
wirkung der Leitung angesehen werden. Der
Einfluß auf T ist eine zu vernachlässigende
Größe, sie wird sogar übertroffen von der Ein-
wirkung des Bifilarmagnetometer in der Stern-
warte (s. die Coordinaten p. 148). Diese Ein-
wirkung betrug 1840 (s. Result. 1840 p. 33.
Gauß Werke V. p.433) +0,0000132. T und
ist jetzt vielleicht nur um ein Geringes kleiner in
Folge einer etwaigen Abnahme des Moments für
den Magnet im Bifilar.
§ 8.
der Intensität.
Die ersten Bestimmungen der Intensität,
welche Gauß i. J. 1832 anstellte (s. Gauß
Werke Bd. V. p. 115) sind in den Räumen der
in eisenfreien Gebäuden in Göttingen von ver-
schiedenen Beobachtern erhaltenen Resultate sind
folgende :
Göttingen
T
1 1834 Juli 19
n
III 1840 Septbr. 10
IV 1841 Aog. 1
V 1858 Juli 29
VI 1867 Juli 9
VII
VIII
1889 Septbr. 10
1869
1880
Aug. 18
23*
Aug. 21
28P>
April 10-18
Aug. 10-14
Oct. 20-24
1,86363
1,86322
1,86347
Nov. 1 7- 18| 1,86445
1,77480
1,78200
1,78173
1,78477
1,80145
1,84121
1,8396
1,8887
! ,86320
1,86321
Gauß
Goldacbmidt
Goldschmidt
Goldsokmidt
W. Weber
F. Kohlrauscb
F. KohlrauBch
F. Kohlrauacb
K. Scbering
»♦
»»
n
K.8cb.u.Heun
Result. 1840
p. 156
»»
GöttAbh.VI.
1855 p. 28
Gott. Nachr.
1868 p. 159
1869 p. 86
Pogg.Annal.
Erg. Tl
Nr. II ist reducirt auf mittl. Intensität am 31.
Aug. 1839 aus Ablesungen am Bifilar.
IV) Mittel aus 4Werthen vom Juli 31 bis Aug. 1.
Reducirt auf Mittel von 2 Tagen am Bifilar.
V) Mittel ans 12 Werthen, red. auf Tagesmittel
am Bifilar (Juli 28 bis Juli 30).
VI) Mittel aus 2 Bestimmungen, im Zwischen-
räume von etwa 14 Tagen red. auf 8tägiges
Mittel am Bifilar.
VII) Außer den beiden absoluten Beobb. sind
noch mehrere vergleichende ausgeführt: Aug.
17. 6 h : 1,8422; Aug. 17. 28 h : 1,8398; A«g.
13
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166
19. 21 h : 1,8393; Aug. 20. 12 h : 1,8382; Aug.
22. 23 h : 1,8410; Aug. 23. 20 k : 1,8404. Diese
Werthe verdanke ich einer gütigen schriftli-
chen Mittheilung des Herrn Prof. F. Kohl-
rausch mit dem Bemerken:
»Die Zahlen lauten ein wenig anders als die
»gedruckten, weil letztere sich nur auf diejeni-
»gen Zeiten beziehen, welche für die abs. Wi-
»derstandsbestimmung gebraucht wurden , die
»umstehenden aber auf die ganze Zeit, während
»welcher die Variat. - Instrumente beobachtet
»wurden. Aug. 19. ll h V. und Aug. 22. 11* V.
»wurden abs. Bestimmungen gemacht, an welche
»sich die anderen Beobachtungen anschließend
VIII) sind die Werthe auf Tabelle II (mit Aus-
schluß der mit * versehenen) und der Werth
vom Nov. auf p. 140, nach Berücksichtigung
der Correction: —0,00196 (pag. 140).
Die Resultate I — IV sind mit denselben Instru-
menten im magnetischen Observatorium erhalten
(4pfündige Magnete); es ist jedoch der Einfluß
der Inductionswirkung des Erdmagnetismus auf
den Hauptmaguet noch nicht berücksichtigt. Für
einen der damals von Goldschmidt benutzten
Magnete, die jetzt im Physik. Institute sich be-
finden, habe ich jenen Coefficienten bestimmt
und für die Größe m (s. p. 137) erhalten
1881 Jan. 4. m = 630770.
Unter Annahme des Mittelwerths der in den
Result. 1840 p. 153 angegebenen Momente und
des Mittel werths von T für 1834-1841 ergiebt
mT
sich — = 0,00149: daher ist von jedem der
M
Resultate unter I bis IV die Größe
167
ml*
* ~ - = 0,00133
M
abzuziehen.
(Die von Herrn Geh. Rath W.Weber in den
Gött. Abh. Bd. VI. p. 29 an den Werthen I bis
IV angebrachte Correction beruht auf der »An-
nahme, daß der Stahl der zu den früheren
»Messungen gebrachten Ablenkungsstäbe, in Be-
ziehung auf beharrlichen und veränderlichen
»Magnetismus, von dem Stahl der zuletzt ge-
brauchten Ablenkungsstäbe nicht wesentlich
»verschieden sei«).
Das Resultat Nr. V ist aus Beobachtungen
in einem eisenfreien Pavillon im Garten des
Physik. Instituts, das innerhalb der Stadt ge-
legen ist, abgeleitet (Gewicht jedes der benutz-
ten Magnete: 151& 1 ). Im J. 1870 verglich Herr
Prof. F. Kohlrauch (s. Gött. Nachr. 1871
p. 54) mit dem compensirten Magnetometer die
Intensität (T m ) im magn. Observat. der Stern-
warte mit derjenigen (T p ) im eisenfreien Pavil-
lon des Instituts und fand :
(1870) |* = 1,0036
Vor kurzer Zeit habe ich solche Beobachtung
wiederholt und es ergab sich:
1880 Novbr. 15 ~ p = 1,0056
Unter der etwas unsicheren Annahme, daß
der Mittelwerth: 1,0046 auch für das Jahr 1853
das Verhältniß ^ angäbe, würde der Werth
J-m
Nr. V auf das magnet. Observator. reducirt,
sich in :
Nr. (V*) 1,79316
verwandeln.
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168
Ueber die bei den Beobb. VI — VIII ange-
wandten Instrumente (Gewicht des Hauptmag-
nets 2100*') ist in § 2 das Nöthige gesagt.
Trägt man die Werthe ?on T als Ordinaten
in eine Tafel ein, deren zugehörigen Abscissen
durch die Werthe der Zeit t gegeben sind, so
ist sofort zu erkennen, daß die jährliche Aende-
rung während der Jahre 1834 1841 , sowie
während 1867 — 1880 geringer war als in dem
zwischenliegonden Zeiträume. Dies führt auf
eine Darstellung durch eine periodische Func-
tion z. B. von der Form:
T==To+aaiQ ^t±)
wo T 0 , a, 6, % zu bestimmende Constanten sind.
Legt man eine Sinuslinie durch folgende
vier Punkte:
1) durch das Mittel der Resultate unter VIII.
2) durch das Mittel aus VI und dem Mittel-
werthe der Resultate unter VII.
3) durch das Mittel aus II, III, IV (nach
Subtraction von: 0,00133).
. 4) durch I (nach Subtraction von: 0,00133),
so erhält man:
T Q = 1,82200 b = 1860,63
a = 0,05486 Z «= 148,50 Jahre.
Die so erhaltene Curve ist auf der beigefugten
Tafel construirt; die beobachteten Werthe sind
durch ein X bezeichnet.
Der Vergleich zwischen Beobachtung und
Rechnung ergiebt:
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109
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
1834,54
1839,69
1840,69
1841,58
1853,57
1867,52
1869,63
1880,64
Tbeob.
1,77347
1,78067
1,78040
1,78344
1,80145
1,84121
1,83990
1,86357
jTbei .- Tbeoh.
— 0,00046
— 0,00116
+ 0,00061
— 0,00102
+ 0,00440
— 0,00344
-f 0,00249
— 0,00054
Wenu der Werth von T auch jenseits des
Zeitraumes, innerhalb dessen die Beobachtungen
liegen, durch die obige Formel gegeben wird, so
bat die Intensität i. J. 1823,5 den kleinsten
Werth 1,7671 gehabt und wird 1897,8 ihr Maxi-
mum 1,8769 erreichen.
— Für eine Sinuslinie dagegen, welche durch
die Punkte 1) 2) 3) wie vorher, ferner
4) durch den Werth Nr. V*
gelegt wird und dann an alle 8 Beobb. (aber V*,
statt V) nach der Methode der kleinsten Qua-
drate angeschlossen wird, erhält man die Constan-
ten:
2* 1,82264 b* = 1862,92
0,04284
88,48 Jahre.
Die mit diesen Constanten berechneten Werthe
von T ergeben folgende Differenzen zwischen
Beobachtung und Rechnung :
2'ber.-beob.
I + 0,01049
II — 0,00074
III - 0,00060
IV - 0,00357
rber.-beob.
V* -1- 0,00308
VI — 0,00482
Vll + 0,00239
VIII - 0,00021.
170
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1**0 |Temp. ;yn 7m yiyiTjy,, y t ; f*
April 5
+ 10.0
40
4
43'
43
lü",0
44 ,8
4° 43' 22'\4
1
2
59
0
52 ,1
9 ,9
2 0 10
U =
786
44
37 ,6
20,8649
4
4 44 0 ,2
April 9
+ 6,6
w =
523
4
43
36 f 6
19h 80 -
J? =
495
2
0
26 ,0
2 0 18 .1
J2 Ü dO™
2
0
10 ,3
u =
767
43
58 ,5
20,85799
4
4 43 16 ,0
April 18
+ 15,0
492
4
42
33 ,6
9h«. 12h
# =
470
2
0
4 ,1
1
59
36 ,8
u =
800
43
3 ,7
20,87857
4
4 42 9 ,4
Aug. 10
+ 18,0
w =
688
4
41
16 ,8
9h~Hh
B =
360
1
1
69
59
48 ,8
16 ,2
6' =
792
44
37 ,9
4
4 42 68 ,9
Aug. 11
+ 19,0
•
;r =
678
4
41
20 ,0
8hS0»-llh
B =
860
2
0
7 ,0
1 59 22 5
1
58
38 ,0
t/ =
796
43
36 ,2
20,897 i7
4
4 48 7 ,2
Aug. 12
+20,0
w =
576
4
42
38 ,3
9h- 11h 30«
1? =
350
1
59
40 ,0
1 59 15 3
1
58
50 ,7
=
818
44
19 ,3
20,89635
4
4 43 18 fl
Octb. 20
+ 10,0
w =
632
4
42
20 ,4
8h 80*-
£ =
399
2
0
28 ,7
1 59 56 6
10 h 30 m
1
59
29 ,6
u =
843
44
48 ,4
20,86854
4
4 43 44 ,u
Octb. 21
+ 9.6
644
4
42 39 ,6
9h 80*-
£ =
869
2
0
84 ,4
11h 30 m
1
69
33 ,4
=
820
44
6U ,2
20,87821
4
4 43 4ö ,6
Octb. 22
f 8,0
w =
642
4
36 ,9
24 ,8
8h 10h
B =
405
2
0
2 0 6 ,3
20,86556
1
69
45 ,9
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1 e I.
(Zu p. 134)
171
1880
Bemerkungen.
April 5
523 397
1,8658
April 9
524 047 000
April 18
522 462 000
Aug. 10
522 134
Aug. 11
520 108
1,86481
1,86732*
1,86693
1,87261*
Aug. 12
519 365 000 1,87545*
üctb. 20
522 976 000
Octb. 21
1,86647
522 832 000 1,86618
Octb. 22
522 972
1,86687
9451
5445
12692
8822
6415
7120
Ohne Variationsbeob-
achtungen.
Alte Arretirung.
Von April 9 ab Varia-
tionsbeobachtungen
und neue Arretirung.
In der Nähe des Mag-
nets Bleigewichte, die
sich später eisenhaltig
Grosse Variationen:
Schwanken um:
0,0044. T
Grosse Variationen:
Schwanken um :
0,0070. T
172
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176
Zusatz.
Die großen Schwankungen, welche die Inten-
sität und die Richtung der horizontalen erdmag-
netischen Kraft an den Abenden des 11. u. 12.
Aug. 1880 während der zur Berechnung von T
angestellten Beobachtungen so wie auch an den
folgenden Tagen gezeigt haben, gewinnen be-
sonderes Interesse noch durch den Umstand, daß
an denselben Tagen Störungen in den Telegra-
phenleit n ngen über weit ausgedehnte Gebiete
und außerdem Nordlicht-Erscheinungen bemerkt
sind, wie der Herr Geb. Postrath Ludewig in
der * MeHr otechnischen Zeitschrift* (1881. Heft I.
p. 10; Heft II: Karte) berichtet. Es ist darnach
ein Nordlicht in Schweden, Norwegen, Rußland,
Dänemark, an der deutschen Nordseeküste und
in England beobachtet; Störungen in den Tele-
graphenleitnngen haben sich über ganz Europa
verbreitet und sind sogar an der Ostküste von
Afrika, von Aden bis Port Natal, und in Japan
und China von Yeddo bis Hongkong bemerkt.
Da die Störungen, die der elektrische Zustand
der Erde vom 11. — 14. Aug. gezeigt hat, so weit
sich erstreckt haben, würde es sehr wünscbens-
werth Bein, auch über die Variationen der erd-
magnetischen Elemente an diesen Tagen in ver-
schiedenen Gegenden der Erde Kenntniß zu er-
halten. Wenn sich die Gelegenheit bietet, die
im magnetischen Observatorium in Göttingen
erhaltenen Ablesungen der Variationsinstrumente
vom 10. — 14. Aug. 1880 mit Beobachtungen,
die an andern Orten angestellt sind, zu verglei-
chen , werde ich sie zur Veröffentlichung zu-
sammenstellen.
Kfir die Kedaction verantwortlicti : S. Rthntsrh, ftireetord. «;<Ht. sre! Anz.
(Kommission«- Verlag der IHetericK sehen Verlags - Buchhandlung.
Druck d ir DUterich'scheti Univ.' Jiuchäruckeiet (W Fr. k'aestnei).
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177
Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
9. März. M 6» 1881.
Verbesserungsversuche zu Euripides'
Kyklops.
Von
Friedrich Wieseler.
Die nachfolgenden Versuche bilden nebst
denen , welche in einer gleichzeitig erscheinen-
den, für die Abhandlungen der K. Gesellschaft
der Wissenschaften bestimmten Schrift „Sce-
nische und kritische Bemerkungen zu Euripides'
Kyklops" veröffentlicht werden, eine Fortsetzung
der Adnotationes criticae ad Euripidis Cyclopem,
welche dem Index scholarum der Georgia Au-
gusta für das Wintersemester 1879—1880 bei-
gegeben sind. Außer den in diesen drei Schriften
berücksichtigten Stellen giebt es im Kyplops
noch eine Anzahl von Stellen, die ich nebst An-
deren oder allein für verderbt halte, aber jetzt
noch nicht zu meiner Zufriedenheit herzustellen
vermag. Vielleicht wird durch meine Darle-
gungen auch Anderen die Ueberzeugung zu Theil,
daß man bisher bei der Herstellung des so au-
ßerordentlich verderbten Textes weder die Art
und Weise der Verderbnisse, die meist zur
Heilung nur sehr geringer Veränderungen be-
dürfen, noch den Gedanken der einzelnen Stellen,
15
M
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178
noch den Zusammenhang des Ganzen gehörig
ins Auge gefaßt hat.
Vs 55 fg. Nauck.
anaqycovtag pa&tovg ydhxGov-
di£cu &ijXccZöi Gnoqdg,
äg Xsineig uQvuiV dcckapoig.
Da die handschriftliche Lesart anoqdg aus
metrischen Gründen nicht die richtige sein kann,
so könute man schwanken, ob ein gleichbedeu-
tendes Substantiv oder ein Participium einzu-
setzen sei. Letzteres hat F. V. Fritzsche Dissert. I
de Euripidis choris glycoueo polyscheinatisto
scriptis, Rostock 1856, angenommen, der noqovo'
schrieb. Größere Wahrscheinlichkeit würde naq-
ovtf haben. Bei dieser Annahme erregt aber
das Femininum äg Bedenkeu, da unten Vs 225,
234 und 256 das Wort äqveg als Masculinum
vorkommt und in Vs 189, wo äqvsg als Femi-
ninum gebraucht ist, Schafe weiblichen Ge-
schlechts, Mutterschafe, zu verstehen sind, wäh-
rend nicht wohl einzusehen ist, inwiefern
an der vorliegenden Stelle nur von weiblichen
Lämmern die Rede sein könnte. Um so wahr-
scheinlicher ist es, daß es sich um ein Substantiv
handelte. Dann liegt aber nichts so nahe wie:
i q o (f (( c . vgl. uuten Vs 189: [Mjxadcov äqv&v
%QO(fai. SßOPAZ entstand aus 2ITP0<1>A2.
Vs 74 fg.
w tf 'Uoq w (plls BaxxtTt , not olonolwv
%ctV\>äv %aitav ctUic;
Die Handschriften bieten : olonoX&Xg. Eine leich -
tere und passendere Veränderung ist: oionohic uud
besonders olono le X <rt'£., mit einem Fragezeichen
hinter olon. und einem Komma hinter osUig.
Vs 113 fg.
OA. itg <P yde x u) Q (x > * a * tivhg vaiovöi viv ;
2EI. AlxvaXog v%$og ZixsMag vntQiaiog.
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179
OJ. uixfj dt nov* au xal noXswg nvQymfjuxta ;
-EI. od» eU? 9 SQfjfJUH nQüng äv&Qwjuav, live.
OJ. %hV6$ ö' s'xovoi yaTav; y ÜrjQüjp ysvoq ;
Daß die Worte xal zivsq valovot vtv in Vs
113 nicht in Ordnung sind, zeigt die Antwort
in Vs 114 und der Umstand, daß dieselbe Frage
mit den Worten: ttvsq & S%ovoi yaTav, in Vs 117
gethan wird , wo sie an ihrer rechten Stelle ist.
Ich vermuthe, daß geschrieben war: xdx xtvoq
xakovot, „nach wem oder was nennt man."
'Ovopa'&jv ix uvog „nach etwas benennen" bei
Homer IL X, 68, Sophocl. Oed. Rex 1036
u. s. w. Auch das nov in Vs 115 paßt nicht.
Silens Worte in Vs 114 können dem Odysseus
auch nicht die mindeste Veranlassung geben zu
fragen , wo die feste Stadt , sondern nur , o b
eine solche vorhanden sei. Also sagte er:
di nov' a%h; Dazu paßtauch die Antwort Silens
ovx sl<f besser.
Vs 121 fg.
OJ. cmiQOVOh d\ ij %to iiZoi , JijfjtfjtQog Oxä)(VV ;
2 EI. ydkaxt* xal tVQoTfo xal (Atjkaov fiogcj.
Mit Recht nahm Nauck an ßoqq Anstoß.
Aber seine Vermuthung: xqiq^ steht der hand-
schriftlichen Ueberlieferung doch etwas fern ;
auch erwartet man nicht, daß, da doch vom
Kleinvieh die Rede ist, das Fleisch desselben
ausdrücklich bezeichnet wäre. So schreibe ich:
anoQq. Daß die auf j u n g e s Kleinvieh lautende
Angabe besonders passend ist, liegt wohl auf
der Hand. Vgl. Vs 162: tvQtvpat' $ pTjXoov
toxov.
Vs 129.
Vor diesem Verse nahm G. Hermann eiue
Lücke an: nam quum credi non possit, tarn
negligentem fuisse Euripidem, ut Ulixem de
illo Cyclope, de quo nondum quidquam conipe-
15*
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180
rerat, quaerentem faceret, aliquot versus inter-
isse necesse est, quibus ad Polyphemum deduc-
tum fuerit diverbium. Allerdings würde eine
Lücke anzunehmen sein, wenn avtdg in Vs 129
wirklich von dem Dichter herrührte. Aber was
könnte in der Lücke gestanden haben? Genaue-
res über Polyphem im besonderen zu hören,
als was er über die Kyklopen des Landes schon
erfahren hatte, konnte nicht eben in Odysseus*
Interesse liegen ; nur das mußte er wissen , ob
ein Kyklop in der Nähe oder in der Höhle weile,
die er nach Vs 118 als Wohnung eines solchen
betrachten mußte. Ich denke, wenn man schreibt:
aitov di A v x l w ip nov } axiv fj döpco» iaw;
(„ist hier in der Nähe irgendwo ein Kyklop
oder im Hause ? u ), so werden die Schwierigkeiten
auch ohne Annahme einer Lücke gehoben sein.
Vs 133 fg.
OJ. odfjGov ftfAtv (fttov, ov onavi&fAsv.
2EF. ov* Saxiv, wömg elnov, dlXo nlr]V xoiag.
OJ. dXV ijdv huov xal xöds axetfiQiov.
2EI. xal wqoq ontac icn xal ßoög ydXa.
Die Worte wanto stnov beziehen sich auf
Vs 122, wo nicht alleiu Fleisch, sondern auch
Milch und Käse erwähnt werden. Es ist daher
passend , nach xQiag nicht einen Punkt sondern
ein Zeichen unterbrochener Rede zu setzen, die
in Vs 136 wieder aufgenommen wird.
In diesem Verse befremdet das Wort ßobg.
In Vs 122 war von Milch im Allgemeinen die
Rede. Daß Polyphem auch Milch vom Klein-
vieh hatte und genoß, erhellt, wenn es dazu ei-
nes besonderen Beweises bedarf, aus Vs 218.
Wollte man etwa sagen, Silen erwähne gerade
Kuhmilch, weil die für etwas Besseres gehalten
sei als Kleinviehmilch, so wäre das doch eine
bedenkliche Sache. Auch wird man nicht ein-
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181
wenden dürfen, daß auch sonst ähnliche Angaben
nicht durchaus übereinstimmen, wie z. B. Silen
Vs 122 als thierische Nahrung der Kyklopen nur
IkqXa erwähnt, während Polyphem Vs 248 fg. nur
von Löwen und Hirschen spricht und auch Vs 325
nur po'öxov dmdv und t* ÖtjQHov ddxog nennt.
MrjXa machten eben die gewöhnliche thierische
Nahrung der Kyklopen aus; Wild und Färsen
kamen nur dann an die Reihe, wenn die Jagd
jene geliefert hatte und es sich um etwas Außer-
ordentliches handelte. Wenn Polyphem in Vs
325 neben dem Wild' nur iaöoxov dmdv erwähnt,
so paßt das sehr gut dazu, daß er sich bei Er-
eignissen wie das dort erwähnte besonders güt-
lich thut ; auch in der Stelle Vs 248 fg. schlägt
er das Wild besonders hoch an, wenn ihm auch
Menschenfleisch noch lieber ist. Zudem liegt es
auf der Hand, daß in Vs 122 deshalb nur pijXa
erwähnt werden, weil gerade diese in dem gleich
darauf erwähnten Handel mit Odysseus in Be-
tracht kommen. Euripides hätte den Anstoß,
welchen, wie ich hinterdrein sehe, schon Scaliger
an dem ßoög in Vs 136 nahm, vermeiden kön-
nen, wenn er ßotov oder ßottav ydXa schrieb:
„Milch vom Weidevieh, 44 worunter sowohl Klein-
vieh als Kühe verstanden werden konnten. Aber
ich zweifle sehr daran, daß er so schrieb. Genau
genommen, wäre ja der Zusatz ßorov ganz über-
flüssig. In Betreff des Käse wird nicht gesagt,
von welchem Thiere er herrühre, sondern nur,
welche Eigenschaft er habe. Danach erwartet
man ein Epitheton zu ydXa von der Art wie
Sniag zu tvqos sich verhält. Nun wird bekannt-
lich in der Anführung dieses Verses bei Athe-
näos XIV, p. (J58, c und darnach bei Eustathios
zu Homer, p. 1485, 30 geschrieben gefunden:
Jiög ydXa. Daß Jwg unmöglich ist, liegt auf
182
der Hand: aber es kann recht wohl als der ur-
sprünglichen Schreibweise näher stehend be-
trachtet werden. Diese scheint gewesen zu sein:
nXov y.
Vs 138 fg.
Wenn Odysseus auf die Frage Silens:
<fv <T dvudmitohi) slni f*o», xqvgov noaov,
antwortet:
ov xqvGov , dlXd ndSfjka /fiovvcov q>4QM,
so bedeutet (ftQw „ich bringe dar, biete an. u
obgleich Odysseus wirklich Geld bei sich hatte,
wie aus Vs 160 fg. erhellt, wo er sich erbietet,
dem Silen außer dem von ihm selbst augebotenen
Weine auch Geld zu geben. Wenn nun Silen
Vs 144 in Bezug auf den Wein an Odysseus
die Frage richtet:
iv atXuatii* vsw$ iauv , ij (fhnc <fv vw ;
so halte ich (piQeig für nicht passend, sondern
glaube, daß</>^e** av, „mit dir führst. 44 geschrie-
ben war. QiQtaSfu auch Vs 88 u. 191.
Vs 162
sagt Odysseus:
Silen aber bringt wie aus Vs 189 fg. und 224 fg.
ersichtlich ist, junge Lämmer und Käse. Wollte
etwa der Dichter absichtlich andeuten, daß Silen,
um den gewünschten Wein in reichlichem Maße
zu erhalten , sich stärker an dem Besitze seines
Herrn vergriff als er der Forderung nach nö-
thig hatte, oder schrieb er in Vs 162 tvQsvpa
xai ftijl. %.? Daß an den beiden andern Stellen,
wo das erste Wort bei Euripides vorkommt (un-
ten Vs 190 u. Electr. 496) auch der Plural ge-
braucht ist, kann schwerlich etwas ausmachen.
Vorher Vs 137 versteht Odysseus unter den
herauszubringenden Gegenständen gewiß Fleisch.
Käse und Milch. Es wäre eigenthümlich , wenn
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183
er sich jetzt, da Silen zum Handel so bereit ist,
sich mit einem, Käse oder Kleinvieh, begnügte.
Die Milch konnte er, wenn er Käse erhielt, im-
merhin daran geben. Oder wollte man den Um-
stand, daß Odysseus Vs 256 nur die Lämmer
als von Silen verkauft angiebt, daher erklären,
daß er nur diese verlangt habe und die Käse von
Silen zugegeben seien? Das Wahrscheinlichere
ist doch wohl , daß Odysseus nur die Lämmer
erwähnt, weil sie das Wichtigste sind.
Vs 169 fe.
Iv* s(7n tovri ?' oqÖöv Qccvkjtccvcu
fjtadiov t€ dQaypdg xal nctQeGxevaüpivov
tftavacu %sqoXv Xsip&voq, ÖQxijGtvg & äpa.
Eine wegen des Wortes nctQfaxevaapivov
viel, aber stets ohne Glück behandelte Stelle.
Daß jenes verderbt ist, unterliegt keinem Zweifel.
Wer sich an Stellen des Aristophanes erinnert,
wie Lysistr. Vs 88:
xopfyoxaxa tfjv ßirjxoj ye 7iaQatsuX(kivti,
ebenda Vs 149 fg.:
st yaQ xa&oipsP svdov ivtstq^ivoh
xäv roTc yncovtoim totg dpoQyivoig
yVßval n«o(oififv, öiXta naoareuXpivat,
mvoiPTO 6' ävÖQts xdm&vpotsv nXixeiv,
auch an die iqpptQtdB$ % die in den Fröschen
dem auf sie begierigen Xanthias- Silen von der
Therapaina Vs 516 als
tißvXXimoai xuqti naQatsnXfJktvcu
bezeichnet werden, der wird wohl nicht anstehen
mir beizupflichten, wenn ich behaupte, daß der
Dichter schrieb: TtaQtaxv&KJfAivov. Aller-
dings kommt, so viel ich mich erinnere, naqa-
Gxv&lCsip sonst nicht vor, sondern anoaxvxHfav
und das Simplex oxv&ifev, beide auch bei Eu-
ripides. Aber ich möchte deshalb nicht nctQ 9
$<sxv$«iikivov schreiben, zumal da gerade naQtt-
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184
ttxvxHfav in Bezug auf die Scham passender ist.
Daß das Wegschaffen der Haare an der Scham
ebensowohl durch Rasiren (axv&t&iv) als durch
Ausrupfen (ttllsw) geschehen konnte , bedarf
kaum der Bemerkung. Aehulich gehen auch die
Ausdrücke dnou%$Xp4voe axaqiov (Aristoph. Av.
806) uud clnoxeuaQfiivos oxdyiov (Aristoph.
Thesm. 838) neben einander her.
Vs 195
nimmt Kirchhoff an den letzten der Worte Silens:
iaco nitQccg rfod*, ovnsq av Xu Dons y«,
mit Recht Anstoß. Er vermuthet: Xd&on iawg.
Aber man kann mit einer viel leichteren Aen-
derung abkommen, indem man für schreibt:
nij, „auf irgendwelche Weise. 41
Vs 201 fg.
dXX el üavelv 6bX s xa&avovpttf ttiyevwg,
fj &%>t€g alvOV %QV 7UXQOS fS OU)OOfA€V.
Die Handschriften bieten naQog tv und nd-
Qog f ev Cwcopev. Härtung wollte: tdv rzdooiSs
o., Kirchhoff: %dv ndqo^ exaujaopev. Es ist in
der That zu verwundern , daß Niemand an : %6v
nccQovt („den vorhandenen 44 ) eva. dachte. Be-
wahren kann man doch nur, was man noch hat
Vgl. Aeschyl. Prom. Vinct. 892: awfc xov naQ-
6v%a vovv. Ev anzutasten ist gar kein Grund;
im Gegentheil paßt das Wort zum Gedanken
vortrefflich.
Vs 206 fg.
sagt der Kyklop:
n£g p<H xat' dvtqa veoyova ßkam^ata;
nlsvQag iQtx ova h <s%owivoi$ %* iv UV%6GW
nlifQtopa iVQoov ianv igfipslypivov ;
Die Herstellung des zweiten Verses rührt
von Musgrave, Dindorf und G. Hermann her.
Aber sie giebt ja ganz offenbar einen durchaus
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185
unpassenden Gedanken. Die Lämmer können
doch nicht an den Eutern sein und unter den
Seiten der Mütter hinlaufen. Dieses steht jenem
diametral entgegen. Das von Musgrave getilgte
" rj vor xvnö (oder x' w * e im Cod. C und in
der Aldina steht) bietet entschieden das Rich-
tige; ebenso das elfav und ye in Cod. C und der
Aid. Auch Hermann's Aenderung des ersten 15
in f( (welches der Cod. B in der That bietet)
trifft das Wahre. Das ist aber verderbt. Der
Dichter schrieb:
fj nqog ye fiaatotg slow, y ino prjtSQcov u.s.w.;
Das welches wir für % eingesetzt haben,
ist iw, wie unten iu Vs 561: „oder laufen sie
noch" u. s. w. ; eX&\ worauf man etwa auch
verfallen könnte, würde, abgesehen davon, daß
es der handschriftlichen Ueberlieferung nicht
ganz so nahe steht, nicht ganz so bezeichnend
sein. Das inö pacxolg dvcu ist das, worauf es
dem Kyklopen ankommt. Daher paßt das yß
hinter nqog besonders gut.
Auch mit dem letzten Verse weiß ich Nichts
anzufangeu. Was soll denn nlijotopa tVQwv
bedeuten? Eine Menge Käse? Denn die Re-
densart mit nkfjoupa danog, Eur. Med. 203,
zusammenzustellen, wie man gethan hat, geht
doch noch weniger an. Ferner: was soll denn
hlr ( ixe).yix£vov heißen? Jemand bat gemeint: „aus-
gepreßt." Allein die Zulässigkeit dieser An-
nahme wäre noch erst nachzuweisen. Ich denke,
daß man für tvqwv zu schreiben hat: io^wv,
„der Horden" (Hesych. taoQoi' td ctyysXa itov
ivqu)v , taQQÖQ* nXiypa xaXdpkVOv, i<p* oi totig
tvqovc ^rjgaivovaiv , tagender** dyysta iv otg ol
%vqoI ipvxovuu, Eustath. z. Homer, p. 1625:
ictQüoi ds xaXa&iöxoi iv otg Tvooxopovai , Pollux
On. I, 251, X, 130). Vgl. Homer. Od. IX, 219:
186
tctQttoi piv tvqmv ßQt&ov, und Theocrit. Id. XI,
36 fg. : WQog <T ov Xslrrn fi 1 — taqaol d 9 vmQ-
äx&hg ahij wo es sich jedesmal um den Besitz
des Kyklopen handelt. Die Käse werden bei
Euripides bezeichnet durch den Znsatz ifyittXy-
ptvov , „in den biusenen Geräthen vorhandene,
ausgeniolkene Füllung der Horden 41 bedeutet nichts
anderes als: genügend viele Geräthe mit geron-
nener Milch auf den Horden. Daß für iati zu
schreiben ist: satt, bedarf kaum noch der Be-
merkung.
Vs 231 fg.
KY. otJx iflav Svta &€ov p§ xal fowv ano ;
2EI. SXsyov iycu icrcT • ot d 1 itpoqovv tä XQW™™
xal %6v y& zvqov ovx iüvtog tja9iov
zotig agvag §%f(fOQOvwo.
Daß ich in den Anotat. crit. p. 5 fg. mit
Recht für t(fooovv schrieb: itpoovovv, glaube
ich auch jetzt noch. Aber die beiden anderen
Aenderungen, welche ich in Vs 232 vornahm,
billige ich nicht mehr. Es bedarf weiter keiner
Veränderung, wenn man nur annimmt, daß
Silen das Wort xQW"™ in der Pronuntiation
hervorhob: „ich sagte das; sie aber waren auf
deine Habseligkeiten bedacht (nicht auf
meine Worte, kümmerten sich nicht um diese).
Daß in Vs. 232 la&isiv zu schreiben und
dieses Wort mit ilstpoQovvto zu verbinden sei,
habe ich a. a. 0. schon bemerkt. Es kann etwa
noch hinzugefügt werden, daß zu der Verderbniß
des iöxHeiv in fja&iov etwa auch der Umstand
beitrug, daß nach Homer Od. IX, 131 fg. Odysseus
und seine Gefährten von dem Käse aßen.
Vs 238 fg.
xämna avvdrjaavieg elg &aöoifaa
tfjc pfjog ifkßaXovtsq änoddäHV ttvl
nhQovc, poxXsveiv, r/ 1 C pvlwva xaraßakfZv.
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187
Tn den Büchern steht: fj nvXwva xataßaX&v.
Die im Obigen wiedergegebene Ruhnken'sche
Verbesserung hat mit Recht allgemein Beifall
gefunden. Ob sie aber das Wahre vollständig
biete, kann doch gefragt werden. Eine jeden-
falls nicht bedeutendere Veränderung wäre: ^
pvXwva xataXaßstv , einen Platz in einer
Mühle einzunehmen". Diese Herstellung hat
vor jener sogar noch den Vorzug, daß das Sub-
jekt dasselbe bleibt wie bei poxXsvHv. Unten in
Vs 541 bietet der Cod. C xataXdßy, der Cod. B
aber xataßdXfj (so!), was in diesem Falle das
Richtige zu sein scheint.
Vs 241 fg.
EY. äXfjd'sq; ovxovv xonidag wc tdyiGt l&v
9tj};€ig pa%aigag xal ptyav (pdxeXov %vX<av
im&slg dvd\f߀k$; dg (Hpayiv&g avxixa
nXrjöovto vtjdvv %i\v Ipqp an' äv9gaxoq
fcQftTjV idovtog datt* dtsg xgsavofACOv ,
%d <T ix XsßTjtog i(p&d xal zstrjxoTa*
Die Schreibart dtsg xgsavo/jMav in Vs 245
rührt von G. Hermann her; die Bücher geben:
xgsavöpm. Aus Vs 326 fg. erhellt, daß in
der That Polyphem selbst die Gefährten des
Odysseus tödtet und ihr Fleisch zerlegt. Da-
nach wird er auch hier als der xgeavöftog zu
betrachten sein. Entsprechend wird er von
Odysseus Vs 397 m Aidov pdyeigog genannt.
Schreibt man also: rov xgsav 6 pov (was, wie
ich hinterdrein sehe, schon von Ruhnken vor-
geschlagen ist) , so kann auch idovtog unange-
tastet bleiben. Was die Form der Rede anbe-
trifft, so vergleiche man unten Vs 345 fg. , wo
Polyphem sagt:
dXX 1 igmt* siaw, tot xar* avXiov #*<w
Iv dfAtpl ßcopov Gtdvu-q €$a>%ijTf pf,
und unter dem 9s6g xat' avXiov auch er selbst
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188
zu verstehen ist , und Vs 477 fg. , wo in den
Worten des Odysseus:
X<juiav xclevtoj toXaxv dqxx%ixtQCx
mit toXaxv äQ%i%6xioto er selbst gemeint ist.
Vs 251 fg.
soll Silen zum Kyklopen sagen:
ot* yaQ av vswGxi ys
dlXot 71QÖQ ÜVXQCt TU Cd y (Uf'lXOl'TO itvotr.
In den Handschriften steht: td & dyixovto.
Das von Nauck nach Hermann's Vorgang auf-
genommene ad f rührt von L. Dindorf her.
Heimsoeth wollte : nQÖg oxxovg aot)g. In der That
paßt das ys nicht wohl. Ohne Zweifel ist zn
schreiben: noog ävtQa %d & £ <i ayixovxo. Vgl.
unten zu Vs 288. EiaatfxxöfAfjp auch in der
Androm. Vs 13. IlQdg rvuyt-iov elaßaivsw bei
Soph. Antig. 1204 fg. Wie leicht ig hinter xd &
ausfallen konnte, liegt auf der Hand.
Vs 256 fg.
sagt Odysseus nach den Handschriften über Silen :
iot)g cf aQpag rJjuZV oviog dvx oivov cxvqov
äitfiimoXa u xddidov meXv Xaßu&v.
Daß Silen für das von ihm Verhandelte mehr
als „einen Becher Weins" haben wollte, ist im
Vorhergehenden zur Genüge angedeutet. Wenn
er Vs 191 fg. am Schlüsse seiner Verhandlung
(p&Q£G&6y %toQtX& i wc xdyiGt ävtq&v dno
ßoiQVog ifjxoi ncof* 1 ävtxdovtsg evtov,
so meint er nicht einen Trunk" vom Trauben-
naß, sondern „Getränke/ 4 ebenso wie Vsl72fg.:
sh* iyd oix dvijoofiai
xoiovch TJCüfjta.
An der Stelle Vs 147:
s'vx dlg %6aov ndofi 1 oöov dy €$ danov xSvxj,
hat ihm Odysseus selbst gesagt, daß noch zwei-
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189
mal so viel Wein vorhanden sei als der Schlauch,
welchen er bei sich führe, enthalte, und ihn da-
durch wesentlich zum Verkauf des Eigenthums
des Kyklopen geneigt gemacht. Dazu kommt,
daß es dem Odysseus in dem, was er Vs 256 fg.
zum Kyklopen sagt, daran liegen muß, diesem
als ein rechtlicher Mann zu erscheinen , der
nicht bloß den Weindurst Silens sich zu Nutze
machte, sondern für die Waare auch genügendes
Entgelt gab. Auch in den Worten meXv laßoiv
wird von Odysseus hervorgehoben, daß der Han-
del nicht auf blindes Risico, sondern nach
Prüfung der Waare von Seiten Silens abge-
macht sei. Aus diesen Gründen glaube ich,
daß der Dichter schrieb: ävi? olvov ov%vov,
„gegen reichlichen Wein." — Schließlich sei
noch bemerkt, daß das Wort idldov nicht im
allgemeinen dasselbe bedeutet wie anrjfjtnoXa^
sondern noch den besonderen Vorwurf enthält,
daßSilen selbst auch die Waare ausgeliefert habe.
Vs 259 fg.
schließt Odysseus seine Rede mit den Worten:
äXX' ottog lyi€$ ovdiv <£v (ftjoiv Xdyei,
iml uaxtXijy&fi cov Xu&Qq nco/.wy %d ad.
Weder das xauXijif&tj der Handschriften,
noch Heath's von Valckenaer gebilligtes y' iXrjqt&ij,
noch Hermanns oiu iktjy&ti (mit Fragezeichen
am Schluß des Verses) kann das Richtige sein,
da ja Silen nicht bei seinem Handel ertappt
wurde. Allerdings trifft ihn der Kyklop nach
Vs 222 fg. bei Odysseus und dessen Gefährten
und dem diesen überlieferten Eigenthum Poly-
phems, aber dieser merkt ja auch nicht das
Miudeste von seiner Schuld. Aller Wahrschein-
lichkeit nach war, wie schon andersei tig be-
merkt ist, in Vs 260 so etwas gesagt, wie: „da
er nicht zu seinem Ziele gelangte als er das
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190
Deinige verkaufen wollte. 14 Wer nun iui Ge-
gensätze gegen Gr. Hermann (Eurip. Cycl. p.
XVI) meint, daß der Auapäst geduldet werden
könne, der kann etwa schreiben: * a 1 t Xi i </ d r r
Mehr kommt das Simplex tänso&cu in entspre-
chender Bedeutung vor, z. B. im Sinne von
durchfallen „bei Plutarch Mar. V: X. ip tfj dyo-
Qctpopkf. Das Particip findet sich auch bei
Xenoph. Oecon. XVIII, 5; tavta ovötp ipov
Xtimt, yiypaoaxcop. Auch deshalb scheint es das
Gerathenste , das Simplex vorzuziehn und zu
schreiben: y 1 iXskp&q.
Vs 262 fg.^
2EI. fjLce iop IJoatiödu top uxuria o\ W KvxXoiip,
fid top piyap Tqitoapa xal tov NfjQ€a }
fid trjp KaXvipw tag t€ NtjQiwg nooaq,
ua i$(d nvpmf Ix&vhüv te ndp yivog,
dmSpoo J> , ui xdXXtftop m KvxXwmop,
o) dtonotlaxs, ^ td a* i^oödp iya>
% sp oi oi XQW a%1 ' *i Xf(XW "? oiioi xaxoi
oi natdeg dndXoiPÖ\ ovg pdfoot iym (fiXw.
XO. avtög ix'- ey&ye totg lipoig td xQifiaia
mQParta a' sldop- rf <F iyco iftevdfj Xdyu,
dnoXoiP u natfa fwv y toi>$ ^ivovg dt pij
[ddixe*.
Daß der Anfang von Vs 265 verderbt ist,
unterliegt keinem Zweifel. Vor Uqo stand
sicherlich der Artikel; aber Hermanns Herstel-
lung td & teod ist entschieden unzulässig, wie
jede andere, durch welche fid geopfert wird.
Man schreibe pd td 9* Uqo\ Das t€ hinter td
entspricht dem hinter Ix&v'q&p.
Daß man an den letzten Worten des Chors
bisher gar keinen Anstoß genommen hat, ist
sehr zu verwundern. Da das, was der Chor über
Silen aussagt, in der That nicht falsch ist, so
würde er sich ja dahin aussprechen , daß dem
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191
Silen nichts Schlimmes widerfahren und den
Fremden die gerechte Strafe zu Theil werden
möge. Er will aber offenbar gerade das He-
gen theil. Also sagte er: el <P iyw ov iptvörj
Myco, „nicht Falsches, Wahres. 44
Vs 288
sagt nach der handschriftlichen Ueberlieferung
Odysseus zu Polyphem:
ptj tXfjg rtQÖg ävtQct <Sovg äyiypivovg %£vovg
xxavhlv u. 8. W.
Daß in aovg ein Fehler stecke, sah Hermann
ein, der deshalb td ad y* schrieb, wie oben Vs
252, während Heimsoeth auch hier oXxovg aoig
venu ut bete. Allerdings sind beide Stellen in
wesentlich gleicher Weise zu verbessern. An
der jetzt in Rede stehenden ist zu lesen: ävtqa
& e i oa q t y p 4 v ov g.
Vs 356 fg.
XO. svqtiag tpaQVyyog, (ä hixAcotn,
ävaaiupov To %€%Xog* wg hoipd Cot
i(f$ä xal dntd xal dv&qaxiag äno %vais%v>
ßQVXHV, XQtoxomXv fAsXfj &va)v,
Daß Vs 358 nocht nicht richtig hergestellt
ist , unterliegt keinem Zweifel. Kai hinter dnxd
kann nicht geduldet werden. Die Worte omd
und dv&Qctxiäg äno gehören zusammen, beide
Ausdrücke bezeichnen dieselbe Sache. Das sah
schon Scaliger ein, der xai seltsamerweise in
xaJ verändern wollte. Aus neuerer Zeit sind
wir nur zwei Verbesserungsversuche bekannt,
nämlich der von Nauck gar nicht erwähnte
KirchhofFs: omaXi* dv&qaxiäg, und der von je-
nem angeführte J. Krause's: xq4\ Dieses gefällt
aber schon wegen des folgenden xQtononetv
mit nichten. Beachtenswerther ist KirchhofFs
Versuch. Aber es bedarf nicht einmal der Ver-
änderung eines einzigen Buchstabens. Es war
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102
geschrieben: OUT AK AI, d.i. ont' dxq. *Axd
ist ans Pind. Pyth. IV, 277 bekannt. Das stamm-
verwandte und gleichbedeutende fj*a kommt in
der Bedeutung „gelinde," und in der Verbindung
rjxa paQaivtc&ai bei Oppian, Halieut II, 66 und
in der Anthol. Pal. V, 279 in der von „allniälig,
nach und nach 41 vor.
Vs 373 fg.
schließt der Chor mit den Worten:
tff'/a t€ duivi ' utvoq iivactQoXatv odoiötv
dy&Qüintay &£q[a' aV dv&Qaxcov xq4cc.
In denselben stecken zwei Fehler. Es mußte
angedeutet sein, daß die i(p&d von den &4q(a'
an av&qdxdßv xqia verschieden sind; außerdem
ist dv&Qwnwv offenbar verderbt. Was nun dieses
anbetrifft, so äußerte Hermann die schwer zu
glaubende Ansicht: nihil est nisi diversa scri-
ptura, adscripta ad dv&Qaxwp. Dagegen waren
Roßbach und Westphal (Metrik III, S. 380) der
Ansicht, daß dvdqoiv geschrieben gewesen sei.
Um kurz zu sein : auch hier ist gar keine Buch-
stabenveränderuog nöthig. In der Handschrift,
die den uuserigen zu Grunde liegt, stand: ANS2N.
Dieses ist bekanntlich eine nicht selten vorkom-
mende Abkürzung von dv&QwnMV uud so entstand
dieses. Jenes ANSiN sollte aber vielmehr sein:
ävwv. in der Bedeutung „verzehrend 44 gebraucht,
die ävvu z. B. in Homers Od. XXIV, 71: <pldt
ae i(vvtev, hat. Nun läßt sich der zweite Fehler
leicht verbessern. Man schreibe nur: pvou-
qoloi t ödovoiv.
Vs 388 fg.
heißt es vom Kyklopen:
xQattjQcc <T i&nkfiGsv oog dsxdpqjOQOV,
p6<S%ovt dpil$ag, levxdr slaxiag ydkx.
Daß puöxovg nicht allein von den Färsen
verstanden werden dürfe, ist schon in den Seen. u.
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193
krit. Bemerkungen zu Eurip. Kyklops S. 12,
Anm. 3 bemerkt. Schon an sich würde es be-
fremdlich sein, daß nur die Färsen, nicht auch
die andern Milchkühe erwähnt werden. Der
Zweifel an der Echtheit jenes Wortes muß sich
aber steigern, wenn man erwägt, daß unter f*o-
<s%oh auch die milchenden Schafe mit verstanden
werden müssen , nicht bloß aus dem a. a. 0.
hervorgehobenen Grunde, sondern auch deshalb,
weil die in den Worten des Dichters angegebene
Quantität der Milch eine sehr bedeutende ist.
Wird man sich aber entschließen können, unter
(wox<» junge Mutterschafe mit zu verstehen?
Nach dem, was Pollux VII, 184 über die ngo-
ßäxbdv Tjfaxlat sagt, %6v fiiv and yov^q $Ino$$ äv
fioaxtov, ließe es sich für einen Dichter wohl
zugeben. Vgl. auch Lobeck Pathol. serm. Gr. Pro-
leg, p. 52. Aber auch hier stellt sich die Frage,
warum gerade die Jugend hervorgehoben wird.
Sollte der Dichter für poaxovs äp4l%a$ nicht
geschrieben haben: paatoi/ £ct(i4l%ag? Vgl. Ae-
schyl. Choeph. Vs 883 fg. und Macedon. in der
Anthol. Pal. IX, 645, 8 oder bei Jacobs Delect.
epigr. IX, 20, 8, p. 343: ovöatog ix ßotqvmv
l£av$öv äfisX%e ydvog. Die Worte paotov 'Jfa-
fAii^ag sind keinesweges überflüssig, da sie die
Andeutung frischer Milch enthalten.
Vs 393
ist in den Adnot. crit. p. 8 besprochen. Es
wäre vielleicht nicht unzweckmäßig gewesen,
wenn ich besonders hervorgehoben hätte, daß
die gewöhnliche Bedeutung von ayccyeTa „Becken
zum Auffangen des Blutes des Opferthieres," durch-
aus nicht vorausgesetzt werden könne. Wenn
auch der Kyklop bei Vergil, Aen. III, 622 und
Ovid, Metam. XIV, 195 das Blut der Gefährten
des Odysseus trinkt, so ist doch daran bei Eu-
16
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194
ripides nicht im mindesten zu denken. — Bei
dieser Gelegenheit bemerke ich zugleich in Betreff
der von mir in Vs 395 vorgeschlagenen Verbesse-
rung yvddovg ausdrücklich , daß mir KirchhofFs
Ausgabe des Euripides bei der Abfassung jener
Schrift nicht zur Hand war, in welcher yv<*&ovg
schon richtig hergestellt ist. Auch für Vs 667
hat Kirchhoff schon an das von mir a. a. 0.
p. 14 empfohlene tatod' gedacht.
Vs 398 fg.
erzählt Odysseus , wie seine beiden Gefährten
von Polyphem behandelt wurden, wie er sich
dabei verhielt und welchen Eindruck die Unthat
auf seine übrigen Gefährten machte:
QVx'/fMO ZIVI
tov fjLty Xißijwg slg xvwg %alx^X(xtov 9
tdv & av, tivotiog aQndaag äxQov nodos,
nalwv iXQÖg 6%i)v mtivvya migatov Xi&ov,
iyxiyaXov £%£ggavf, xal xa&aQndoag
XdßQdp pax<xt(W (rdgxag iidnra tivqI,
zd (T elg Xififp? i(ffjxsv itpeadcu piXi/*
syw cT ö rXrjfiMv ddxqv" aV i(f^aX^v %^
lXQ*[*n%6[Afiv KvxXwm xdÖHxxövovv
äXXo* d 1 otiüh: OQVi$€$ iv fAV%otg nhgag
mföavtsg bI%ov, aljua ö* oix ivrp J^ot.
In Vs 398 (Adn. crit. p. 9) möchte ich jetzt
lesen: $t/#pa> %i v*v.
Ob Euripides in Vs 402 xadagnaGag schrieb,
steht sehr dahin, wie auch Herwerden in der Rev.
de philol., Nouv. ser. II, p. 55 urtheilt. An dem
xa$aQnd<fag würde ich allein wegen des dgndoac
in Vs 400 keinen Anstoß nehmen, wenn xa9aQ-
nd&iv an sich paßte, was man um so weniger be-
haupten wird, wenn man bedenkt, daß es sieb
um ein scharfes Messer handelt und daß das
fragliche Participium Aoristi allem Anschein
nach sich nicht allein auf adgxac. beziehen soll,
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195
sondern auch auf andere Theile von dem Körper
der Getödteten. An xazagilaag } etwa in dem
Sinne von „zurechtmachen," ist schwerlich zu
denken. Dagegen hat es große Wahrscheinlich-
keit, daß ein in der hier nöthigen Bedeutung
minder gebräuchliches und mißverstandenes
Wort, welches zugleich zu dem Begriff von Aa-
ßQog paßte , durch xa&aQndoag verdrängt ist.
Ein solches Wort ist xaxaiylcaq, über welches
Hesychios bemerkt: xaxaa%i<Sa$' ol yuQ dvazi-
Öivieg Ifidna xatioxfav avcd , Iva /wp aQ&üo*
nctQa xivoov. Ebenso Photios und Suidas u. d. W.,
nur daß beide hinter dvan&bnsg hinzufugen:
toJg &€Olg, und am Schlüsse bieten: Iva pij ng
dQfi Die betreffende Schriftstelle ist uns nicht
ernalten. Aber für die Gültigkeit der Deutung
sprechen auch die Erklärungen, welche sich bei
Hesychios unter alytfa und alyi&v finden, dort:
xaxaiyi&i' diaOTtq, hier: ötaandr, ix (jLSJcufogäc'
naQ* o xal to alyl&<r9a$, and twv xaxaiy tdcov.
Ebenso Suidas u. d. W. alylfav. Vgl. auch Zo-
naras u. d. W. alyifav. Danach entsprachen
die betreffenden Worte den Homerischen, Od. IX,
291 :
xovg 6t diapsXs'iazl taftmv wnttcaaxo öoqtiov.
Daß auch der folgende Vers, in welchem
Heath td 9 richtig für %d& verbesserte, keines-
weges vollständig hergestellt ist, liegt, denk 1 ich,
auf der Hand, obgleich Niemand vor mir An-
stoß genommen hat Die pilt} können doch
nicht den aaQxeg entgegengesetzt werden. Zu-
dem ist das Wort (tilq so gestellt, daß man
fühlt, es solle nicht allein mit %d d' verbunden
werden. Nach Homer, Od. IX, 193 handelt es
sich außer den adqxsg um die Syxaxd w xal
6a%ia pvsXosvxa •), Meine frühere Vermuthung,
*) Aehnlich heißt es bei Ovid , Met am. XIV, 208 fg.
IG*
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196
daß das Wort (itXrj in einem Zusammenhange
gestanden habe, in welchem es znm Ausdrücken
der Homerischen Angabe diafkeXsufri za^iwv
diente, ist jetzt nicht mehr nöthig. Auch habe
ich jetzt eine leichtere und passendere Herstel-
lung gefunden. Man schreibe: ttysadai 7*-
fjkfXrj d. i. ipfjMXijj „was paßte gekocht zu wer-
den." 'EppeXijs findet sich in dieser Bedeutung
nicht bloß bei Prosaikern, sondern auch bei
Aristophanes, Eccles. Vs 807. Hinsichtlich der
Construction mit dem Infinitivus Passivi vgl.
imtijdsto* vTKlcuQs&tjvcu bei Thukydides VIII, 70.
Weiter scheint in Vs 404 nichts zu verän-
dern zu sein. Wenn Nauck für iyijxev vor-
schlug s&tjxsy und ich ihm bestimmte, so dachte
ich nicht an die unmittelbar folgenden Verse,
in denen von Odysseus' Dienstleistung die Bede
ist (der für Silen eintreten muß, vgl. Vs 31,
weil dieser unfähig ist sein Amt zu verrichten,
s. Vs 432 fg.). Das Legen in den Kessel soll
wohl dem Odysseus zugekommen sein. Poly-
phem sendet durch ihn die betreffenden Stücke
in jenen.
Wohl aber glaube ich, daß in Vs 407 ein
Fehler steckt. "AXXoi ist sicherlich nicht zu
dulden. Kirchhoff schlug älXo* vor, auf welches
auch ich zuerst verfallen bin. Jetzt aber glaube
ich vielmehr, daß geschrieben war: Aaoi. Daß
jedenfalls nur an „die Leute' 1 des Odysseus,
welche noch am Leben waren, zu denken ist,
vom Kyklopen:
Visceraque et carnes cumque albis ossa medullis
Seroianimesque artus avidam con riebst in alvura.
Hier hat man unter artus die Extremitäten einzelner
Körpertheile , namentlich Hände und Füße zu verstehen,
wie auch Ys 196 und bei Vergil, Aen. III, 627. Das /utkj
des Euripides hat mit dem artus bei Ovid und Vergil
nichts zu schaffen.
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197
liegt auf der Hand. Es war aber passend , das
so genau als möglich zu bezeichnen. Aaoi be-
darf des Artikels nicht, vgl. z. B. Horn. II. X,
205, Eurip. Hec. 553 *).
Vs 449 fg.
OJ. oiÖBV xoiovTov, dohoQ ij 'm&vpict.
XO. nwg dal; Gotpov toi & övj dxovofttv ndlcu.
0J. xoopov utv avtov tovS* dnaUäSo), Uyoov
wg ov Kvxlcatpt nwpcc xqr ( dovvai töds,
fjkovov d' zyovxct ßiotov tjÖsüh; äystv.
In Vs 451 ist analld^m Lesart aller Hand-
schriften. ^AnaXld^w rührt von Casaubonus
her. G. Hermann verschmähte aber mit Recht
diese sich so leicht darbietende Aenderung. In
der That sieht man nicht ein, wie dnaXXa^ai
in dem betreffenden Verse so allgemeine Auf-
nahme finden konnte, wenn es nicht auf Ueber-
lieferung beruhte. Aber Hermann's Erklärung:
„pendet infinitivus ex nQO&vpog quod in-
est in S6X$og ij nQO&vftla, kann allerdings nicht
gut geheißen werden , und dieser Umstand hat
wohl dazu geführt, der aller inneren Wahrschein-
lichkeit entbehrenden Correctur Casaubonus' Glau-
ben beizumessen. Sollte etwa zu schreiben sein:
avtov y' of<T dnaXXdicn , „ich verstehe mich
darauf, bin im Stande, ihn abzubringen"? Das
f hinter avtov paßt recht wohl : „gerade i h n, u
den Weinbegierigen. Freilich kann es auch
weggelassen werden, da es auch möglich ist,
daß der Anfangsbuchstabe von tovds durch Dit-
tographie des v am Ende von aitdv entstand,
ja, nachdem einmal ovd y aus oW 1 entstanden war,
*) Gelegentlich hier die Bemerkung, daß, wenn Her-
werden a. a. 0. p. 55 in Vs 422 wvog geschrieben wissen
will, ich das nicht für nöthig halte, ja nicht einmal
für wahrscheinlich, da bei Homer, dessen Nachahmung
gerade im Kyklops so sehr hervortritt, Od. XXI, 293, steht :
OIVOS Ö9 TQUJilr.
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198
die Ergänzung jenes zu fotkT sich von selbst
machte.
Vs 472
erwiedert auf die Worte des Chors:
növov yciQ tovde xowmveZv teXa
Odysseus :
dsX yovv pdyag yctq dakög, ov ^vXXrjmiov.
Hermann schrieb nach Reiske's Vorgange,
nur daß er ein Kolon hinter daldg setzte: o£
indem er hinzufügte: Quae ratio loquendi
eamdem vim habet, ac si dixisset w<m cvXXfj-
miov. Mir ist das Wahrscheinlichste: dg gt/i-
Xijmiov, welche Veränderung, zumal da in den
Handschriften GvXXfjirüov steht, vollkommen so
leicht ist wie die Reiske'sche.
Vs 523 fg.
ist zwischen dem Kyklopen und Odysseus von
dem Weingott die Rede:
KY. igvyydvco yovv cdtdv tjdimg iyw.
OJ. %Oi6ad % i da'ifjicov' ovdiva ßXanui ßQovwv.
In Vs 524 scheint es doch passender zu sein,
wenn man liest: ovd' £va. Der Eyklop würde
es doch wohl übel nehmen, wenn Odysseus so
spräche, daß man auch nur im entferntesten
daran denken konnte, derselbe halte ihn für ei-
nen Sterblichen; vgl. Vs 281 fg. und Odysseus
selbst in Vs 286 fg. Stellen wie Vs 199, 591
und 605, wo Odysseus hinter dem Rücken des
Kyklopen spricht, können nicht in Betracht
kommen. Sagte Odysseus in Vs524 aber „nicht
einmal einen von den Sterblichen, 44 indem
er das letzte Wort noch besonders hervorhob,
so sagte er etwas, das dem Kyklopen durchaus
genehm sein mußte.
Vs 457 fg.
sagt Odysseus in Beziehung auf den äufeprip
ilatag :
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199
oxav xsxavpivov
id(o viv, ccQag $6Qf*dv elg fisarjp ßcüwv
Kvx&tonog örpiV o\i[iax exirj^co nvqt.
Mit Recht nimmt Nauck an ixtrfeot) Anstoß;
sagt doch Odysseus selbst kurz darauf avv-
avayß xogag. Aber das von Nauck nach
Hertleifs Emendation in Vs47ö vorgeschlagene
ix&vtfxa hat durchaus keine Wahrscheinlichkeit.
Die leichteste Veränderung ist jedenfalls: ix-
0f *$<», die auch dem Sinne nach bestens paßt,
insofern als das atlfay mit dem Brenneisen ge-
schah. 'Exoil&iv bedeutet herausstechen und her-
ausbrennen zugleich. Daß dieses Wort nur hier
vorkommt, verschlägt nichts.
Vs 527 fg.
KV. ov toig &eovg xQfr <töp' & diqikatoy.
OJ. %id\ tlas zuriet /; id diQpa GOk mxQov;
Der zweite Vers ist schwerlich ohne Fehler.
Was soll denn das Subjekt zu %iqm$ sein? Daß
man nicht ergänzen darf „vinum in utre conten-
tum, u liegt auf der Hand. Ich denke, daß zu
schreiben ist: st <Stps ziQm* y\ „wenn es ihnen,
d. i. den Göttern, Freude macht." In der
zweiten Abtheilung des Verses ist dann zu be-
tonen croi, wodurch hervorgehoben wird, daß
der Kyklop auch zu den Göttern gehört. Die
Verderbung von dtps in <fs ist auch für Vs 704
anzunehmen, vgl. „Seen. u. krit. Bemerkung. z.Eur.
Kyklops 4 ' S. 34, Anm. , und in Vs 555 ist, wie
wir unten sehen werden, c<p* von den Abschrei-
bern ganz weggelassen.
Vs 541 fg.
KY. xal laxvwöeg y* ordag dv&fjQq %Mfl-
2EI. xal TiQug ys d-a'Xnog tjXiov nivsiv xalov.
In Vs 541 scheint doch die handschriftliche
Ueberlieferung dv&fjQag xlofjg noch näher als
auf KirchhoflTs dv&tiqq x^V hinzuweisen auf:
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200
dv&fjQaZg %loaig. Xloai av&itw bei Plu-
tarch Mor. p. 565, E.
In Betreff von Vs 542 äußerte schon Spengel
in der Zeitschrift „Eos," Jahrg. I, 1864, S. 193:
das in diesem Verse Gesagte „ist gut griechisch
und verständlich, daß es fast verwegen scheint,
daran zu zweifelu, aber schärfer wird der Ge-
danke doch hervorgehoben, wenn man schreibt
xal nQÖg yt $dXnog tjXiov nivtiv xaXst
und überdies ladet die Sonnenhitze zum Trinken
ein, 44 wozu er Vs 150 anführt:
dixatop* fj yÜQ ysvpa t$v mvyv xccXtl
Nimmt man an, daß xaXovv geschrieben ge-
wesen sei, so handelt es sich nicht allein um
eine bedeutend leichtere Aenderung, sondern
auch um eine genauere Entsprechung beider Verse
in Betreff des Ausdrucks.
Vs 552 fg.
KY. ovtog, %i ÖQqg; %dv olvov ixnivug Xd&qrt;
SEI. ovx, d XX* Sfk* oviog ixt)0€V $ on xaXdv ßXinm.
KY. xlai'a&i, tfklwv top olvov oi qttXovyrd ct.
2 El. val fjtd Ji\ insl pov <pti<? i(>äv ovtog xaXov.
KY. iyxu, nUtov dl %6v öxvyov didov pdvov.
2 EI. no) g OVV xixQawi; (fiQS diaGxsiptops&a.
Die Schreibweise (f rjtf in Vs 555 rührt nicht
bloß von Florens Christianus her, sie findet sich
auch im Cod. B. Unter den Handschriften, welche
<pfjg bieten, befindet sich auch der Cod. C. Ge-
gen die gewöhnliche Auffassung jenes Verses
bemerkte schon Spengel a. a. 0. S. 193 fg.:
„die bejahende Zustimmung vai Jf muß
doch einfach auf xXavati, nicht auf yiloZv ge-
hen; dann erwartet man nicht, was der Wein
sagt, sondern Beziehung auf das, was der Ky-
klops so eben gesagt hat, also yjjc. die zweite
Person. 44 Gewiß mit Recht. Er fahrt dann fort:
„wiederholt man zwei Buchstaben /uot» oi g>fjg —
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201
eine Syuizesis, die im drania satyricuni viel-
leicht nicht unmöglich ist — so bezieht sich
die Antwort auf das ov (pilovvrd ce nnd Silenus
erwidert: allerdings werde ich weinen, da du
sagst, daß er mich nicht liebe, der ich doch so
schön bin ; es ist Fortsetzung des obigen oi-
tog sxvdsv ou xalov ßlinm." Der Gedanke,
welchen Spengel voraussetzt, ist sicherlich der-
jenige, welchen Euripides ausdrücken wollte,
aber derselbe liegt mit nichten in den Wor-
ten, welche er als die des Dichters giebt, denn
nach denen sagt ja Silen, Polyphem leugne ihn
(den Silen) zu lieben. Die Zulässigkeit der Syn-
izese wird der verehrte Gelehrte schwerlich noch
aufrecht erhalten wollen. Euripides schrieb : iml
ov pov g>fjg oq? iqäv. Wie leicht a<tf (d. i. tov
olvov als Accusativus Subjecti) ausfallen konnte,
liegt auf der Hand. Verbindet man oi(*) iqav^
so entspricht das dem vorhergehenden ov cpi-
Xovvxa noch genauer, als wenn man ov zu (fijg
zieht. Vgl. Soph. Philoct. 1389: <pwl & ov as
Die Schreibung von Vs 556 ist die von G.
Hermann gegebene, welcher bemerkt: Veretur
Cyclops, ne ille non plenum sibi scyphum datu-
rus sit : ubi sat vini infusum putat dicit dtdov
pdvov. Danach sieht es ja ganz so aus, als än-
dere der Kyklop mit diesen Worten seinen Sinn,
1
IM
J
Becher. Auch scheinen sich an dieselben die
folgenden Worte Silens nicht passend anzuschlie-
ßen. Man erwartet eher so etwas wie „aber
erst muß untersucht werden, wie die Mischung
ist. 4 ' Sollte nicht der Dichter geschrieben haben :
iyZß*$ ntewv di töv oxt'xpov dtdov vdfkov?
Vgl. Aristoph. Thesmoph. 347 fg. : tov x°<»$ n
twv xoudwv jö voptfpa.
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202
Vs 561
hat Nauck wiederum herausgegeben:
änopvxttov dt aoi y, Snmg Xrjipc* nuTv,
obgleich Kirchhoff mit Recht an y' Anstoß ge-
nommen hatte. Dieser meint, daß zu schreiben
sei : di aoi W. Mir scheint für f ein Wort mit
der Bedeutung von „noch" entschieden passen-
der, ja fast noth wendig. Daher vermuthe ich:
•*\ d. i. «u. Vgl. oben zu Vs 207.
Vs 603 fg.
schließt Odysseus seine Bitte an Hephästos, der
das Auge des Kyklopen verbrennen, und an
Hypnos, der ihn in den tiefsten Schlaf versenken
soll, mit den Worten:
xai pTj 'm xaXUaxoiOi TqcoixoTq növoig
avxöv ts vavxag t 1 dnoXiörji' ^Odvoüia
vri* ävdoog, (5 facov ovdiv rj ßgoicoy fielet.
Wie man hier änoXiaijzs hat dulden können,
ist unbegreiflich. Es ist offenbar zu schreiben:
d n t Xd a rji' : „weiset mich nicht ab wegen eines
Mannes." *AmkavvtG&<u „abgewiesen werden
mit einem Gesuche 44 bei Herodot V, 94. Hin-
sichtlich des vnd vgl. lmXav9dvsü&al wog vnd
wog bei Piaton Apol. p. 17, A.
Gegen die von Nauck in Vs 605 aufgenom-
mene handschriftliche Lesart orctev rj bemerkte
G. Hermann mit Recht: Non tarn lauguide lo-
quentem Euripides fecit Ulixem. Aber seine Ver-
änderung: ovdiv, ov ßooxwv hat auch keine
Wahrscheinlichkeit. Odysseus will ohne Zweifel
den Hephä8tos und den Hypnos vornehmlich
darauf hinweisen , daß der Kyklop sich nicht
am die Götter bekümmere. Der Menschen ge-
schieht nur nebenbei Erwähnung. Der Dichter
schrieb wohl: ov nXiov ßo., d. i. nXiov y ßoo-
ißy. Das ijf röhrt von einem Erklärer her. Wie
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203
dem Ky klopen ßgovaiv piXei, ist aas dem Schicksal
des Odysseus und seinen Gefährten bekannt.
Vs 627 fg.
heißt Odysseus die Satyrn sich ganz ruhig zu
verhalten,
öiptQ Kvxlwnds €%afjnl/.TjÜfj nvql.
Den Ausdruck xanöv hat man auf den Ky-
klopen bezogen , der vorher Vs 599 als yeit&v
xaxÖQ des Hephästos bezeichnet werde. Aber
dazu passen die folgenden Worte durchaus nicht.
Schon an und für sich wird man geneigt sein, jenen
Ausdruck im Sinne von „Unheil, Verderben' 4
zu fassen und iyeiqehv als ,, erregen." Dann
paßt aber der bestimmte Artikel rd nicht so gut
wie **. Vgl. Vs 597 fg.: u dndXafAvoy, 652: u
pdtcuov.
Vs 630 fg.
OJ. äf% wv ÖTiug ätpsa&e tot daXov %sqoXv
€(7co fAokovtsg' didnvQoq <T iaiiv xaXtog.
Daß man an den Worten i(fon fioXo vtfg gar
keinen Anstoß genommen hat, ist sehr auffal-
lend. Man beachte doch nur Vs 635 fg. :
HM. fjpfTg piv Igihv paxgoTSQOv ngo t&v ö-vqwv
i&ttovsg wfolv ig %dv öy&alpov %d nvQ.
Passen denn diese Worte zu der Aufforderung
des Odysseus, in die Hohle hineinzugehen? Oder
hält man es für möglich, daß der Dichter ab-
sichtlich den Sprecher von Vs 635 fg. die Auf-
forderung vollständig ignoriren ließ? Es ist
ohne Zweifel zu schreiben: ig iXüvtBg,
d. i. iXdöorng, „um ihn ins Auge zu treiben."
Auf diese Worte bezieht sich das tä&sXv ttvq in
Vs 636 unmittelbar. Das Participium Futuri
Att. findet sich auch Phoeniss. Vs 607 (ibXäv).
Vs 632 fg.:
XO. ovxovv öir xd&ig owfnvag nqwtovg XQ***»
204
xavrdv po^Ao? heßovtag ixxdew tö <p(0$
Kvxlomog; dg dv tyq tvxW xowto(*e&a.
Ist xavxov richtig für das xal tdv der Hand-
schriften hergestellt, was wohl keinem Zweifel
unterliegt, so erregt ixxdew Bedenken, wie schon
Höpfner bemerkte. Die leichteste und passendste
Veränderung wäre wohl: ixxvdsiv, vgl. Vs 486:
lapnQav ö\p*v duxxvatosi* Jenes Wort konnte
um so eher verderbt werden, als es, und zwar
in der Aoristform i^ixyfjae, nur bei Herodot
VII, 239 in entsprechender Bedeutung vorkommt.
Vs 650 fg.
sagt Odysseus zum Chor:
vvv cT ofcT ap&wov. totto cT olxsioig (fttou;
XQtjö&ctt jti 1 dvdyxtj. %biqI cT st ^rjdtv a&ivnq,
dkl 1 ovv intfuifaii y\ e$ipv%iav
(f 'ücoy xeXevöpoJg tote* aoXq xttjawfjte^a.
Dachte er wirklich durch die Zurufe sich
guten Muth nur für seine Freunde zu verschaf-
fen ? Hielt er sich selbst der Stand haftigkeit
für so sicher, daß er den Zuspruch nicht nöthig
hatte? Und war es billig, daß er seinen stamm-
verwandten, aus seiner Heimath stammenden
Freunden (olxnoig (pllotg), die er noch eben vor-
her keineswegs geringschätzig erwähnt hatte,
und zwar hinter deren Rücken, nicht aber auch
sich, einen Mangel an Stand haftigkeit beimaß?
Die Stelle Vs 407 fg. wird man doch nicht dafür
veranschlagen wollen. Vs 193 gerieth Odysseus
bei dem Erscheinen des Kyklopen selbst in
Schrecken. Sein Sprechen und Handeln von
Vs 624 an deutet keinesweges auf ruhige, des Er-
folges sichere Beherztheit; vgl. die Seen. u. krit.
Bemerkungen zu Eurip. Kyklops S. 27. Bei
Homer, Od. IX, 531 fg. erhält er seine vier
Gefährten durch das Loos als Theilnehmer an
dem Wagestück, und zwar gerade dieselben, welche
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205
er sich selbst ausgewählt haben würde. Alle
zwölf, welche er mitgenommen hat, gehören zu
den „Besten" der ganzen Mannschaft (Od. IX,
193 fg.). Er sieht sich allerdings veranlaßt, kurz
vor der Ausführung allen Muth einzusprechen,
damit sie sich nicht zurückziehen. Aber die
Worte Vs 380 fg., die sich auf den Augenblick
unmittelbar vor der Handlung beziehen: dctQOog
ivinvsvGsv ikiya daipoav, sollen sich ohne Zweifel
ebensowohl auf ihn selbst als auf seine Gefährten
beziehen, wie denn auch nachher nach dem Auf-
schrei des Kyklopen nicht bloß diese in Furcht
gerathen und weglaufen (Vs 396). Hiernach ist
es wohl nicht zu gewagt, wenn ich das y'üwv
bei Enripides Ys 653 als verdächtig betrachte.
Die leichte Veränderung mifikfjv, „erwünschte,
willkommene," würde das oben geäußerte Be-
denken heben.
Vs 661 fg.
ÖQaCfi u pdtcuop.
Schon Musgrave nahm mit vollstem Recht
an Jtkns Anstoß, quod occasioni non conveniret,
wie G. Hermann angiebt, der in sehr verwun-
derlicher Weise den Englischen Gelehrten durch
einfache Verweisung auf die bekannte Stelle
Homers Od. IX, 384 fg. abfertigen zu können
vermeint. Doch trifft Musgrave's ilxov , saucia,
gewiß nicht das Richtige. Vermnthlich schrieb
der Dichter: ttlls, in der Bedeutung von
„treibe um, drehe" (Aristoph. Nub. 761 , Apol-
lon. Rhod. Arg. II, 571, Piaton. Tim. p. 40, b,
Aristot. de caelo II, 13).
Auch die folgenden Worte des Nauck'schen
Textes sind nicht in Richtigkeil Daß der Chor
die an der Blendung des Kyklopen Betheiligten
auffordert, zu drehen und urazutreiben, damit der
206
Kyklop ihnen kein Leid zufüge, scheint durch-
aus unpassend. Jenes wie das, wozu der Chor im
Vorhergehenden außerdem noch antreibt, ge-
schieht, um an dem Kyklopen Rache zu nehmen.
Dazu kann immerhin vom Chor der Wunsch
gefügt werden, daß dem Odysseus und seinen
Gefährten bei der That durch den Kyklopen
nichts Schlimmes widerfahren möge. Ob es
ähnliche Erwägungen waren, durch die Hermann
veranlaßt wurde pr) 64 tr 1 i£odvvij&ei$ zu schrei-
ben, mag dahin gestellt bleiben. Nach seinen
Worten sieht es ganz so aus, als thue er es wegen
der Auctorität des Flor. 1. 2, die di für & bie-
ten, wie auch im Cod. C fit^cT (so!) steht. Ich
habe, ehe ich dieses wußte, das de hergestellt.
Da aber i%odvvaa&at sonst, so viel ich weiß,
nicht vorkommt und — was mehr sagen will - —
hier nur passend ist, wenn es wesentlich in der-
selben Bedeutung gefaßt wird, welche ödvvfjOsig
hat, nicht aber in dem Sinne von „schmerzbe-
freit/ 1 so glaubte ich, und glaube das noch, daß
geschrieben war : ^ ö' eg er 1 dövvTj&eig, Jqäv
u **c «w« bei Sophocl. Oed. Col. Vs 976; 6qäv
dslra dg uva bei Cassius Dio LXXI, 3.
Vs 677
erwähnt der Kyklop den Odysseus mit den Worten:
o fiuit(0(, ög fxot Sorg tu ncofia xaxixkvae,
worauf der Chor Vs 678 bemerkt:
dtivog yciQ ofoog xal nalako&ai ßcxQvg.
Die Handschriften bieten in Vs 677 als letztes
Wort xenixavoe. KatixXvas rührt von Canter
her. Musgrave vermuthete: xatixXaos. Wenn
Hermann bemerkte : Mihi optima visa est Canteri
emendatio, quae et facillima est, et cum caeteris
verbis optime consentit, so berücksichtigte er
in den letzten Worten das naXako&cu nicht.
Der Begriff dieses („niedergerungen werden," vgl.
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207
Enr. Electr. 686 in Bezog auf Aegisthos : tl na-
XaiG^elg miZpa ÖavdtofAOV matt) spricht gerade
für xatixXaoe, was bei Theokrit, Id. XXV, 146 fg.
im eigentlichen Sinne „niederbrechen, niederbeu-
gen 14 vorkommt. Zudem empfiehlt sich xazs-
xXaas auch dadurch, daß es viel kräftiger und
bezeichnender ist. Für dasselbe spricht ferner
auch wohl die von zweiter Hand herrührende
Lesart im Cod. B: xaztonaas. Vgl. auch
Homer Od. IX, 516, wo Polyphem sagt: imt
li idapaGGaio oirto, und besonders Plutarch.
Mor. p. 596: xtxXaGpivog Was endlich
die Leichtigkeit der Aenderung betrifft, so ist
der üebergaug von KATEKAA2E in KATE-
KAV2E nicht eben schwerer als der von KA-
TEKAVJSE, zumal wenn man annimmt, daß
jenem ein Verschreiben in KATEKA2E oder
KAEKAA2E zu Grunde lag.
Vs 694 fg.
sagt Odyssey zum Kyklopen :
xaxalg ydo dv Tqoiav y€ disnvQtoCapfv
d fiij er* haiQuv (fovov hificoQTjadfjirjv.
Kirchhoff nimmt an dem xaxwg Anstoß, wel-
ches auch mir wenig zusagt. Er schlägt vor:
xaXwg. Ich glaube viel eher, daß zu schreiben ist:
xdXXwg. w AXXa>g: „ohne Grund. 44 Im zweiten
Verse ist zu betonen pi? o*, da das Pronomen
im Gegensatze zu Tootav y 1 steht.
Vs 696 fg. :
KY. alat' naXaidg XQ^ciAÖg ixnsQaivstcn.
tv<pXi}P y<*Q olpiv ix oi&tv Oxycsw fyij
Tooiag dgoQ^ivtog. dXXd xai ai tot
dixag ixpt&iv dvxl xwvo" i&iamos,
noXvv &aXdöGfj xQOvov ivauooovfMVov.
Oj. xla'uiv & ävmya- xai didoatf omo Xiyat.
iycb <T M dxzdg tlpt xai vewg Cxdyog
yoa> 'nl novtor 2$xeXöv ig t 1 i^v ndxqav.
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208
In den früheren Ausgaben wird Vs 701 ge-
schrieben: xal dtöoQx onus Xiyw, welche Schreib-
weise von Muslims herrührt. Seit Musgrave
schreibt man nach den Handschriften: xal dl-
ÖQax 1 oneQ Uyto, meistenteils ohne Andeutung
der Wahrscheinlichkeit oder Möglichkeit eines
Fehlers. Nur Kirchhoff, der zugleich für xal
öidQatf vermuthete : xov öiöo$x\ und Paley schlu-
gen für liyat vor, jener : Xtyti, dieser : liysig, und
Nauck bezeichnet Xiym als verderbt Man wird
auch durch eine audere Veränderung als die
eben erwähnten, wenig zusagenden schwerlich
einen passenden Gedanken herausbringen. Da-
gegen erhält man einen solchen, wenn man
nur ödÖQax' in didoQtf veräudert. Odysseus sagt
zu dem Kyklopen, daß es ihm unglücklich ge-
hen möge, und fügt dann hinzu „und ich sehe,
was ich sage." Der Kyklop hat ja wirklich
das größte Leid erlitten. Mit jenem Worte
nimmt Odysseus auf das von Polyphein erwähnte
Orakel Bezug, nach welchem es auch ihm schlimm
ergehen 6oll, indem er andeutet, daß das eine
bloße Prophezeiung sei, deren Erfüllung noch
dahinstehe , die ihn jedenfalls nicht schrecke.
Daran schließen sich dann sehr passend die
Worte iyw <T in* dxtdg ti^i u. s. w.
Vs 708 fg.
XO. iiiuXq dl cvvvavtai r e tovd' Odvaaiug
övztg %b lomov Bax%iw dovleioopev.
Werden denn die Satyrn als Schiffsgesellen
des Odysseus dem Bakchios dienen? Vgl. Ys
435 fg. u. 466 fg. Es ist ohne Zweifel zu schrei-
ben: fjiAttg de, vvv vainai ys t.'0. ävttg, u. s. w.
In Vs 705 bietet der Cod. B, vvv vaiicuoi, so , daß
wv in avv corrigirt ist. Auch die anderen Hand-
schriften bieten getrennt cvv fat'iaio*.
Für dieRedaction rerantwoiilich : E. tohmsch, Directord. Gött. gel. An».
CommissionB- Verlag der DieUrich'schtn Verlag* - Buchhandlung.
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209
Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
16. März. Ma 1. 1881.
Königliche Gesellschaft 4er Wissenschaften.
Sitzung am 5. März.
Wüßten feld: Magister Pacht gegen Friedrich d. Gr.
Königsberger, Corresp. : Ueber die Irreductibüitat
von Differentialgleichungen.
A. Ben-Sande: Beitrage zur Eenntniß der optischen
Eigenschaften des Analcim, (Vorgelegt von C. Klein.)
Magister Pacht gegen Friedrich d. Gr.
Von
F. Wüstenfeld.
Diese Überschrift ist gewählt worden, um
damit anzudeuten, wie ich dazn gekommen bin,
über die Persönlichkeit und die Lebensumstände
des Mag. Pacht nachstehende Untersuchungen
anzustellen , was mir um so näher lag , als sie
zugleich das Schulwesen meiner Vaterstadt Hann.-
Münden um die Mitte des vorigen Jahrhunderts
betrafen.
Johann Ludwig Pacht wurde im J. 1716
geboren, dies ergiebt sich unzweifelhaft aus der
Schlußbemerkung über das Alter, welches er er-
reichte; wenn daher Rotermund-Jöcher als das
17
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210
Geburtsjahr 1720 augiebt, so beruht dies sicher
nur auf der Vermuthung, daß er etwa 18 Jahre
alt gewesen sein könnte, als er die Universität
bezog, er war aber zu der Zeit schon älter.
Pacht selbst nennt sich mehrmals Scharnbecca-
Lunaeburgensis , als wenn er in dem Pfarrorte
Scharnebeck 1 Vi Stunden von Lüneburg geboren
sei, in den dortigen Kirchenbüchern kommen
aber seine Vornamen nicht vor; jedoch findet
sich in dem Trauregister, daß ein gewisser Joh.
Andreas Pacht aus Neustadt am Rübenberge am
7. März 1707 sich mit Margarethe Elisabeth
Eleonore Vorthampf, der Tochter des Organisten
Joh. Sebast. Vorthampf in Scharnebeck verhei-
rathet habe und dies sind unzweifelhaft die El-
tern des Joh. Ludwig. Die Mutter hatte am
25. März 1710 bei ihren Eltern in Scharnebeck
einen Knaben geboren, welcher in der Taufe
die Namen Carl Siegmund erhielt, weiter kommt
danu der Name Pacht dort nicht vor. Die Er-
kundigungen in Neustadt a. R. waren leider!
vergeblich , weil daselbst bei einem großem
Brande die älteren Kirchenbücher zu Grunde
gegangen sind und die jetzigen erst mit dem
J. 1757 beginnen. Man wird sich also auf die
Vermuthung beschränken müssen, daß Joh. Lud-
wig zwar in Neustadt geboren , aber bei seinen
Großeltern in Scharnebeck erzogen sei und sich
danach Scharnbecca-Luuaeb. genannt habe. Daß
er den Schulunterricht in Lüneburg geuossen
habe, ist an sich wahrscheinlich, aber nicht mit
Bestimmtheit zu erweisen, da in den noch er-
haltenen Classenbüchern des Johanneum sein
Name nicht vorkommt; er könnte auch die St.
Michaelis-Schule besucht haben, und wenn man
annehmen möchte, daß er aus den reichen Le-
gaten zu Lüneburg als Schüler oder als Student
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211
ein Stipendium erhalten habe, weil er eine
Schrift den Mitgliedern des dortigen Magistrats
dedicirte, so ist auch hierüber aus den Stipen-
dien-Rechnungen nichts zu ersehen gewesen.
Jedenfalls muß seine Schulbildung eine vor-
zügliche gewesen sein und mit den besten Kennt-
nissen ausgerüstet bezog Pacht die Universität
Göttingen, wo er am 19. April 1738 als studii
theologici cultor immatriculirt wurde. Schon
am Ende des zweiten Studienjahrs hielt er eine
öffentliche Disputation, wozu Prof. Schmauß
das Programm geschrieben hatte: Diss. philos.
De ignorantia docta, quam consensu amplissimae
facultatis philosophicae in Academia Georgia
Augusta, praeside M. Godofredo Everardo
Schmaussio ad diem XXIX. Martii A. 1740 in
auditorio philosophico publice tuebitur Joannes
Ludovicus Pacht , Scharnbecca - Luneburgicus
philos. et th. cultor. Gottingae. Der Decan
Prof. Hollmann hatte Chr. Lud. Obbarius, da-
mals Adjuuct der philos. Facultät, und Mag,
Woog aus Dresden, welcher der Universität nicht
angehörte, zu Opponenten bestimmt. (Decanats-
Acten).
Mit einer Dedication als Gratulation zum
Neujahr 1741 an seine hohen Gönner in dem
Magistrat zu Lüneburg erschien von Pacht selbst
als Erstlingsarbeit, studiorum sacrorum primi-
tiae, eine Dissertation, welche er öffentlich ver-
theidigte: Diss. philol. De Christi responsione
Quod dixi dico Joh. VIII. 25 , quam in Acad.
Georg. Aug. praeside Andrea Georg Waehner
ling. or. P. P. 0. d. 7. Jan. 1741 publico eru-
ditorum examini submittet auctor respondens
Jo. Lud. Pacht, Scharnbecca - Lunaeburgensis,
philos. et theol. culfc. Gottingae. — Am 20.
Oct. 1741 erhielt Pacht eine Vocation als Con-
17*
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212
rector an die Schale zu Münden , machte vor
seinem Abgange dahin das Magister - (Doctor-)
Examen und schrieb dazu: Diss. inaug. philol.
De eruditione Judaica, quam pro consequendis
summis in philosophia honoribus praeside An-
drea Oeorgio Waehnero, praeceptore suo deve-
nerando d. V. Januar. 1742 publico eruditorum
examini submittet auctor Jo. Lud. Pacht , Ly-
cei Mündeus. conr. design. Das Datum V. Ja-
nuar, ist corrigirt in XIII. Jan. und von diesem
Tage ist auch das Diplom ausgestellt unter dem
Prorectorat von Feuerlein uud dem Decanat
von Heumann. Das Verhältniß zu Prof. Wäh-
ner hatte sich zu einem sehr freundschaftlichen
gestaltet, und dieser ließ zum Abschied noch
eine Abhandlung erscheinen : De sanctificatis per
conjuges conjugibus ad 1. Cor. VII. 14 disserit
et Joa. Ludovico Pacht, aniico suo in paucis di-
lectissimo summos in philosophia honores et
conrectoris apud Mundenses munus gratulatur
Andreas Georg WaeJmer, Göttin gae. Wenn man
die beiden vorhin genannten Dissertationen hier
und da, selbst in der Geschichte der Universität
Göttingen, Wähner zugeschrieben findet, so läßt
sich dies noch besonders aus dessen eigenen
Worten in der letztgenannten Abhandlung S. 5
in der Anrede an Pacht widerlegen: Dedisti
anno proxime elapso publicum eruditionis phi-
lologicae speeimen in locum Johanneum Cap.
VIII. 25, interpretibus vexatissimum. Novura
jam edis de Eruditione Judaica, cet.
Die Schule zu Münden befand sich in den
Jahren 1730—40 in dem traurigsten Zustande 1 ),
von den vier Lehrern Rector, Conrector, Cantor
1) Benutzt sind die Schul- Acten von Münden mit der
Aufschrift: »Unterhaltung der Schul-Bediente«, und dem
Titel: »Beschreibung der Besoldungen, Neben -Einkünfte
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213
und Subconrector mußten endlich 1737 die bei-
den erste ren mit vollem Gehalt »pro emeritis
declariret« werden, der »seit vielen Jahren [seit
1*719] als Cantorc fungirende Constantin Beller-
mann wurde »mit ansehnlicher Gehaltserhöhungt
(zu den bisherigen 109 Thl. 6 mgr. 2% Pf. ka-
men 62 Thl. 31 mgr. 5 l /s Pf.) zum Conrector
befördert und ein Schreibmeister angestellt, die
Stelle des Rector blieb wegen mangelnder Mittel
unbesetzt. Nachdem dann am 24. Dec. 1739
der Rector emeritus Schumann gestorben , aber,
»da dessen Wittwe noch ein halbes Gnadenjahr
genoß«, erst am 10. Aug. 1740 ein Collega Quin-
tus hinzugekommen war, wählte der Magistrat
am 16. Oct. 1741 den Conrector Bellermann zum
Rector mit 208 Thl. Gehalt (mit den Accidentien
zusammen 300 Thl.) und am 18. Oct. den Can-
didaten Pacht zum Conrector mit einer Besol-
dung aus fünf verschiedenen Cassen von zusam-
men 138 Thl. 12 gr. nebst etwa 25 Thl. als dem
fünften Theile des ganzen Schulgeldes, (ein
Knabe bezahlte bis dahin 12, von jetzt an 24
mgr. jährlich), nachdem davon 20 Thl. für den
Conrector emeritus abgezogen waren, dazu ka-
men vier Klafter Holz, ein kleiner Garten und
einige Accidentien; er verdiente sich in der
Folge noch etwa 200 Thl. jährlich durch Pri-
vatunterricht , und im J. 1745 wurde sein Ge-
such, das Hausmiethegeld von 10 Thl. um 12
Thl. zu erhöhen, auf Antrag des Magistrats von
der Regierung (Münchhausen) »seines Wohlver-
haltens wegen« genehmigt 1 ).
und übrigen Emolumentorum der jetzigen Schul- Bediente
bei hiesiger Raths- Schale« (1744).
1) Bei seinem Abgange von Münden im J. 1754
wurden seinem Nachfolger alle solche persönlichen Zu-
lagen gestrichen, der Gehalt vermindert und das Schul«
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214
Bellermann mag in seiner Stellung ein ganz
guter Gesanglehrer und Organist gewesen sein,
er hat mehrere Motetten, Cantaten und Orato-
rien geschrieben , auch selbst Gedichte gemacht
und in Musik gesetzt, ist sogar im J. 1754 von
dem Bürgermeister in Münden J. G. Mejer als
Poeta laureatus Caesareus gekrönt, wird aber in
wissenschaftlichen Werken als Musiker kaum,
als Dichter gar nicht erwähnt *). An classischer
Bildung war ihm Pacht unstreitig weit überle-
gen, welcher sogar einigen Schülern ein Colle-
gium privatissimum Syriaco - chaldaicum hielt,
und daß ein so gelehrter und vielseitig gebilde-
ter junger Mann sich in den alten Schlendrian
einer kleinen Stadtschule nicht recht fügen
wollte, ist nur zu begreiflich, zumal da ihm bei
seiner Anstellung das Condirectorium übertragen
war. Es entstanden zwischen ihnen bald Strei-
tigkeiten, auch mit den anderen Lehrern konnte
sich Bellermann nicht vertragen und im Juni
1744 trug er förmlich seine Beschwerden vor,
welche von dem Med. licent. Scholarcha et Se-
nator Dan. Phil. Rosenbach zu Protokoll ge-
nommen und danach von demselben zu einer
Eingabe an den Magistrat ausgearbeitet wurden.
Von den 23 Klagpuncten beziehen sich 15 speciell
auf den Conrector Pacht: »daß er die Lectionem
Theologicam alzu sublim mithin ultra captuni
discipulorum tractire; daß er dabei nicht das
in der Gesnerianischen Schulordnung verordnete
Compendium Theologicum Tromsdorfii , sondern
seine eigenen theses tractire und dictire; daß er
geld wieder auf den früheren Satz von 12 mgr. jahrlich
herabgesetzt.
1) Er war 1696 üi Erfurt geboren und starb 1763
in Münden, nicht Minden, wie man hier und da, auch iu
der Deutsohen Biographie, liest.
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215
im Lateinischen nicht des Cellarii von Hn. Prof.
Gesner revidirte Grammatic, sondern des Langii
Grammatic tractire; daß er die privatisten dem Rec-
tori abspänstig mache; daß er keine gute methode
in Führung der Schulgelderrechnung habe« u. 8. w.
Der Conrector widerlegte bei seiner Vernehmung
die meisten dieser Punkte und gab nur weniges
zu mit Anführung der Gründe, der Rector nahm
einiges zurück, blieb aber in den meisten Fällen
bei seiner Meinung und nun wurden die Acten
zur Begutachtung an den Prof. Gesner nach
Göttingen geschickt.
Durch Königl. Verordnung d. d. Hampton-
court d. ^ Aug. 1737 war nämlich der Magi-
strat von Münden angewiesen, über Desideria
Scholastica sich des Rathes des Prof. Gesner zu
bedienen und auf dieses »ansinnen der Königl.
und Churfürstl. Regierung hatte Senatus dem
Hn.Prof. Gesner wegen seiner der Schule halber
habenden Mühwaltung jährlich eine remuneration
von 8 Thl. aus der Cämmerey accordiret und
demselben bißher auf die fällige Zeit zugesandt«.
Gesner gab ein ausführliches Gutachten ab,
welches den mir zugestellten Acten leider! nicht
beilag, aus welchem indeß am Rande der oben
erwähnten Eingabe Rosenbach's der wesentliche
>. 1
1 1
Ü
1
•1
am 10. Dec. 1744 in einem Erkenntniß des Ra-
thes »das Betragen des Hn. Rectoris intuitu der
ungegründeten und empfindlichen Anschuldigun-
gen contra Conrectorem« gerügt, dagegen eine
persönliche Beleidigung des letzteren gegen den
ersten (er hatte ihn einmal einen Lügner und
Stänker genannt) »unter umständen , die dem
Hn. Rectori gar leicht zu gleicher Last kommen
dürften«, mißbilligt und beide zur Verträglichkeit
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216
ermahnt. Dem Prof. Gesner wurde »auf aus-
drückliches Verlangen des Hn. Conrectoris von
denen hierauff genommenen RathsEntschließungen
gleichmäßige Communication« gemacht mit ei-
nem Begleitschreiben , an dessen Schiasse es
heißt: » uud haben wir selbigem solches [diese
Communication] um so weniger versagen kön-
nen, da wir ihm das Zeugnis eines überaus flei-
ßigen, treuen und mit vielem nutzen arbeitenden
SchulMannes beylegen müssen«. Gesner ant-
wortete darauf in folgendem im Original bei den
Acten befindlichen Schreiben:
HochEdelgebohrne und Hochgelehrte , auch
HochEdel u Hochachtbare Insonders Hoch-
geehrteste Herren, u. Geneigteste Gönner
Ew. Edelgebohren etc. erkenne mich ge-
horsamst verbunden , daß dieselben von der
Untersuchung u. Abthuung einiger Irrungen
bey Dero Schule mir originale nachricht er-
theilen wollen.
Ich freue mich über die hervorleuchtende
Klugheit u. moderation, womit die Sache trac-
tirt worden , u. wünsche herzlich daß der
abgezielte endzweck vollkommen bey den leh-
renden u. lernenden erreicht werden möge.
Ich finde zu meinem Vergnügen viel gutes
von dem Hn. M. Pacht u. gleich wie Hr.
Bellermann's Brief u. letzt edirte Sachen mir
gleichfalls eine vielbessere Meinung von ihm ma-
chen, als ich ehedem nicht ohne Grund gehabt:
so will nicht alle Hofnung fahren lassen Ew.
Edelgebohren etc. werden mittel und wege
finden, die beiden Leute wo nicht ganz unter
einen Hut zu bringen; doch also zu balanci-
ren, daß die Schule beider Männer gutes ge-
nießen, u. sie selbst einander, das ist der Ju-
gend, auf die es endlich hinausläuft, nicht
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217
schaden können. Der Hr. Conrector Pacht
wird insonderheit wol thun , wenn er be-
trachtet, daß er auch mit der Zeit Rector
werden könne, u. sich der verhoffe ntl. billigen
estime , die ich ihm von Grund der Selen
gönne, nicht zum despect seines oberen Colle-
gen , mithin zum offenbaren Schaden der
Schule, mißbrauchen. Ich habe das ins talio-
nis in diesem punct sehr offt wahrgenommen;
als Conrector manches erlitten, aber in meinen
2 Rectoraten, so lange dieselbe verwaltet, die
vollkommenste Ruhe und Zufriedenheit nicht
nur selbst genossen, sondern auch unter mei-
nen Collegen erhalten. — Jedoch Ew. HEdel-
geb. verlangen und bedürfen dieser Betrach-
tungen nicht , u. werden schon ohne meinen
Beytritt die gehörigen Vorstellungen u. Ver-
fügungen machen: daher ich auch, was etwa
soust wegen der Grammatic u. des Vocabeln-
lernen8 zu erinneren hätte, gerne zurück be-
halte, aber doch um des besten der Schule
willen, wünschen wollte, Ew. HEdelgeb. möch-
ten sich gefallen lassen, die von mir geschrie-
bene Vorrede der Cellarianischen Grammatic,
(: welche nebst dem libro memoriali in Berlin
u. Merseburg nachgedruckt, u. in unterschie-
denen auswärtigen Schulen eingeführt worden :)
mit bedacht u. Überlegung zu lesen.
Nebst herzl. anwünschung alles gedeylichen
Wohlergehens von Dero hochgeschätzten Per-
sonen, Aemtern u. Familien, nahmentl. geseg-
neter Feyertage u. eines glückl. Jahrwechsels,
beharre mit aller Hochachtung u. Ergebenheit
Ew. HEdelgebohren etc. Meiner Hochge-
neigten Gönner gehors. tr. Dr.
Gefner.
Göttingen, d. 18. Dec. 1744.
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218
Aus der Zeit seiner Lehrtfaätigkeit in Münden
werden von Pacht drei Schulprogramme erwähnt,
welche ich mir nicht habe verschaffen können,
die Titel sind:
De linguamm et imprimis Ebraeae usn et
noxio earundem in scholis neglectu. Gottingae
1747.
De literas elegantiores in scholis tradendi
ratione. ib. 1748.
De historia providentiae divinae theatr. ib.
1749.
Daß er seine philologischen Stndien unab-
lässig fortsetzte, werden wir weiterhin sehen.
Im J. 1750 erschienen die Memoires pour
servir a Thistoire de Brandenburg. Außer eini-
gen Mitgliedern der Berliner Academie wußten
anfangs wohl nur wenige, daß Friedrich d. Gr.
der Verfasser war. Von dem ungewöhnlichen
Aufsehen, welches dieses Werk hervorrief, geben
die damaligen kritischen Blätter und die gleich
darauf von mehreren Seiten unternommenen
Uebersetzungen Zeugniß ') ; es fehlte auch nicht
an Widerspruch und es sind sogar einige Ge-
genschriften erschienen, wie
»Bescheidene Erinnerungen an den Hrn. Verf.
der Denkwürdigkeiten der Brandenburgischen
Geschichte , darinnen dessen Vorgeben geprüfet
wird: Ob die Reformation in Deutschland ein
1) Die anonym unter dem Titel »Merkwürdigkeiten
zur Erläuterung der Brandenburgischen Geschichtet zu
Frankfurt gedruckte Uebersetzung ist von Joh. Cstph.
Storkhausen, welcher seinen Namen in das Exemplar der
Bibliothek der deutschen Gesellschaft eingeschrieben hat ;
derselbe ist 1784 als Consistorialrath und Superintendent
zu Hanau gestorben. Der Verfasser der »bescheidenen
Erinnerungen« benutzte aber außer dem Franzosischen
Originale die andere Uebersetzung »Denkwürdigkeiten der
Brandenburgischen Geschichte«.
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210
Werk des Eigennutzes? In Frankreich eine
Wirkung des Gassen-Liedes? Und in Engelland
ein Erfolg der Liebe? Zur Vertheidigung der
Wahrheit und Rettung des Ehren-Gedächtnisses
des sei. Lutheri ans Licht gestellet, s. 1. 1751c.
168 Seiten kl. Octav.
Der Verf. beginnt seine Vorrede mit den
Worten: »Die Denkwürdigkeiten der Brandenb.
Geschichte verdienen mit Recht einen Platz un-
ter denjenigen wohlgerathenen Schriften, welche
die Mitte dieses J. H. zieren«. Er würde ihm
das Lob eines vollkommenen Geschicht-Schreibers
»nicht streitig machen, wenn nicht eine alzu-
große Neigung zur Tadel-Sucht gar zu vielen
Antheil daran schiene genommen zu haben«.
»Besonders hat dem H. V. gefallen, allen seinen
Witz und Lebhaftigkeit aufzubieten, den Anfang
und Erfolg der Reformation auf eine verklei-
nernde Art vorzustellen. Luther und Calwin
genießen bei ihm nicht das Vorrecht, daß man
sonsten wolverdienten Männern des Alterthums
zu gönnen pflegte. Das letztere ist der einzige
Punct, gegen welchen diese »Bescheidenen Er-
innerungen € gerichtet sind und die auf dem Ti-
tel aufgeworfenen drei Fragen beziehen sich auf
die Stelle der Memoires S. 27 : »Si donc on veut
reduire les causes des progres de la Reforme ä
des principe8 simples, on verra qu'en Allemagne
ce fut TOuvrage de Tlnteret, en Angleterre celui
de l'Amour, & en France celui de laNouveaute,
ou peut-etre d'une Chanson«.
Voran geht eine kurze, aber aus den Quellen
geschöpfte Geschichte der Reformation , worin
der Verf. seine große Bücherkenntniß und Be-
lesenheit zeigt, ohne welche es nicht möglich
gewesen wäre , neben seineu Berufsgeschäften
in kurzer Zeit eine solche Darstellung zu lie-
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220
fern , erst im letzten Drittel des Buches §. 5
kommt er auf die »Ehrenrettung Luthers« und
§. 7. 8. u. 9 werden jene drei Fragen erörtert,
indem nach der Ansicht Friedrichs d. Gr. die
Reformation in Deutschland vorzugsweise dem
Verlangen der protestantischen Fürsten nach
den geistlichen Gütern , in Frankreich einem
Gassen-Liede mit dem Refrain: 0 Moines! O
Moines ! il faut vous marier , und in England
dem Widerspruch des Papstes Clemens VII. ge-
gm die Scheidung Heinrichs VIII. Ton seiner
emalin Catharina und seine Verheirathung mit
Anna Bulen zuzuschreiben sei. Das Ganze läuft
also auf eine kurze aber wohlgeluugene Darstel-
lung der Reformation Luthers hinaus, dessen
Verdienste zu schmälern in unseren Tagen nach
den Werken von Ranke, Köstlin und Anderen
ein eitles Bemühen sein würde 1 ).
Der Verf. ist Herr Magister PacJit, Conrector
in Münden. Gedruckt ist dieses Buch in Göt-
tingen, woselbst es die Schtnidtsche Buchhandlung
verlegt hat So steht auf dem Vorsatzblatt eines
Exemplars geschrieben, welches aus der Biblio-
thek der Deutschen Gesellschaft hierselbst stam-
mend kürzlich der Königl. Universitäts - Biblio-
thek einverleibt worden ist. Der Schreiber die-
ser Notiz war der Prof. Colom, Secretär und
Bibliothekar der genannten Gesellschaft, also
ein ganz zuverlässiger Zeuge, und es ist auffal-
lend, daß die Univ.-Bibl. erst im J. 1858 aus
1) Auch der Verfasser einer Englischen Gegenschrift
hat es ftir nöthig gehalten, Calwin und die Protestanten
in Frankreich in Schutz zu nehmen: A Comment upon
the Memoire of the House of Brandenburg; wherein the
Mistakes, Misrepresentations, Inconsistencies, of the inge-
niouH Author are candidly discussed. With a sketch of
a Compassion between Cromwell and Lewis XIV. and a
Vindation of the Freneh Protestants. London 1751.
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221
der von Prof. Wrisberg (f 1808) hinterlassenen
Büchersainmlung ein anderes Exemplar erwarb
und daher weder bei dem Titel , noch bei dem
Namen Pacht sich eine Bemerkung über dessen
Autorschaft fand , welche auch sonst nicht be-
kannt gewesen sein möchte. Auf der vorderen
Seite des Blattes ist von derselben Hand noch
bemerkt: geschenket von dem Herrn Candidaten
Biscamp zu Münden 17 52 ; dieser Justus Albert
Biscamp war ein Schüler Pacht's und studirte
in Göttingen 1750 bis 1752.
Der Conrector Mag. Pacht wurde im J. 1754
als Pastor nach Parensen bei Göttingen gesetzt
mit dem Filial Kloster Marienstein, dort vollen-
dete er eine in Münden begonnene philologische
Arbeit, die nun zum Druck kam :
Historicus Cornelianus d. i. Nachamungen
über den Cornelius — nach Anleitung des Vo-
cabularii Knolliani aus vieljäriger SchulErfarung
entworfen von Joh. Ludow. Pacht , M. Pr. zu
Parensen bei Gött. und Kl. St. Mar.-Stein. Göt-
tingen, Kübler s. a. Die Vorrede ist datirt:
Parensen bei Göttingen d. 20. Juni 1755.
Im Sept. 1757 wurde Pacht auf die Pfarre
zu Lengeiern mit dem Filial Holtensen befördert
und hier schrieb er:
Daß Jairi Tochter nicht aus der Ohnmacht,
sondern dem Tode durch Jesura erwekket wor-
den: wieder die neuliche Erklärung eines geler-
ten Mannes aus Heil. Schrift dargethan von M.
Jo. Ludow. Pacht, Pred. zu Lengeiern und Hol-
tensen bei Göttingen. Göttingen u. Leipzig 1762.
Diese Schrift ist besonders gerichtet gegen
»den sonst witzigen Vortrag des gel. Herrn Pa-
stor Rautenberg zu Coppenbrügge, der nun nach
Braunschweig berufen worden« 1 ).
1) Betrachtung über die Geschichte der Auferweckung
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222
Im Nov. 1762 wurde Pacht auf die Superin-
tendentur zu Einbeck und die damit verknüpfte
Predigerstelle bei dem dortigen Stift St. Alexan-
dri befördert , nachdem er in dem Berichte an
den König als »ein gelehrter und ad res agen ila-
aufgelegter Mann« empfohlen war. Als er im
J. 1773 »wegen seiner zunehmenden Jahre« die
leichtere Stelle in Hardegsen zu bekommen
wünschte, wurde er im Februar 1774 als Supe-
rintendent dahin versetzt, nachdem er damaliger
Sitte gemäß als Ephorus in dem Gonsistorium
zu Hannover eine Lateinische Abhandlung De
Christo Novi Testamenti conditore vorgetragen
hatte, welche zu den Consistorial-Acten gegeben
ist. Dort ist er am 6. März 1780 gestorben und
hat , nach einer gefalligen Mittheilung des Hn.
Superintendenten Soltmann aus dem Kirchen-
buche zu Hardegsen , ein Alter von 64 Jahren
erreicht.
Ueber die Ir r educti bilität von
Differentialgleichungen.
Von
Leo Koenigsberger in Wien.
Die Irreductibilitätsbedingungen, welche ich
in der in der k. Societät veröffentlichten An-
zeige meiner Arbeit »allgemeine Bemerkungen
zum Aberschen Theorem« (Crelle's Journal
B. XC, H. 2) angegeben habe , lassen sich noch
in eine andere aequivalente Form bringen , die
der Tochter Jairi, von C. 6. Rautenberg. In den Han-
no v. Beitragen zum Nutzen und Vergnügen. 1761. St 88.
S. 1886.
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223
für manche Untersuchungen brauchbarer ist,
und ich erlaube mir, den Inhalt einer darauf be-
züglichen Arbeit, welche nächstens veröffentlicht
werden soll, kurz anzugeben.
Es wird zunächst gezeigt , daß die von mir
früher gegebene Irreductibilitätsdefinition ersetzt
werden kann durch die folgende :
Eine Differentialgleichung
+ y, y\ ■ • • y im - l) )y {m)
+/*(*, * • - • f (m ~ l) ) = o
ist irreductibel, wenn sie weder in Bezug auf y (m)
im algebraischen Sinne reduciibel ist, noch mit eb-
ner algebraischen Differentialgleichung niederer
Ordnung ein Integral gemein hat.
Nachdem sodann der Satz bewiesen worden,
daß,
wenn eine algebraische Differentialgleichung mit
einer algebraischen Differentialgleichung niede-
rer Ordnung , welche in Bezug auf den höch-
sten Differmtialquotienten im algebraischen
Sinne irreductibel ist, ein Integral gemein hat,
welches keiner Differentialgleichung noch nie-
derer Ordnung genügt, sämmtliche Integrale
der zweiten Differentialgleichung auch der er-
sten genügen, oder die Differentialgleichung
niederer Ordnung ein algebraisches Integral der
ersteren ist,
wird als kürzeste Definition der Irreductibilität
die folgende gegeben:
Eine algebraische Differentialgleichung ist irre-
ductibel, wenn sie in Bezug auf den höchsten
Differentialquotienten im algebraischen Sinne
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224
irreductibcl ist und kein algebraisches Integral
irgend einer Ordnung besitzt.
Eine unmittelbare Folge der gemachten Aua-
einandersetzungen ist der Satz, weicher eine
Erweiterung eines früher von mir bewiesenen ist:
Hat eine Differentialgleichung , die in Bezug
auf den höchsten Different ialquotien ten im al-
gebraischen Sinne irreductibel ist, ein Inte-
gral, welclies nicht zugleich ein Integral eitler
Differentialgleichutig niederer Ordnung ist, mit
einer anderen Differentialgleichung gemein, so
hat sie alle Integrale mit der letzteren gemein,
d. h. sie ist ein algebraisches Integral der
letzteren.
Dem entsprechend werden sich auch die
Sätze, welche ich in einigen meiner letzten Ar-
beiten bewiesen habe und welche die Unverän-
derlichkeit von algebraischen Relationen zwischen
Integralen verschiedener Differentialgleichungen
und den Zusammenhang zwischen dem allgemei-
nen Integrale und den particulären beliebiger
Differentialgleichungen betreffen, erweitern las-
sen, und ich will mich begnügen, hier den letz-
ten der k. Societät mitgetheilten Satz in seiner
neuen Fassung zu geben :
Besteid zwischen einem particulären Integrale
z x einer algebraischen Differentialgleichung
(A) . . . Fix, #, . . • z {m) ) = 0
und einer Beitie van Ableitungen desselben,
und zwischen dem Integrale y l der in Bezug
auf den höchsten Differentialquotienten im al-
gebraischen Sinne irreduetüteln algebraischen
Differentialgleichung
(a) . . . f(z, y, y\ . . . y (w) ) = 0
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225
— für welche y l der Bedingung unterworfen
ist, keiner Differentialgleichung von niederer
als der wten Ordnung zu genügen — und ei-
ner Reihe von Ableitungen desselben eine al-
gebraische Relation
<p( x i y'i> • • • *ii *ii . . .) =
so bleibt diese unverändert, wenn man für y t
und dessen Ableitungen irgend ein Integral der
Differentialgleichung (a) und die Ableitungen
desselben setzt, wenn man nur für z x und des-
sen Ableitungen ein passendes Integral der
DifferentialgleicJiung (A) und dessen Ablei-
tungen substituirt.
Zum Schiaß wird noch eine Anwendung der
gegebenen Vereinfachung der Irreductibilitäts-
definition auf die Theorie der homogenen linea-
ren Differentialgleichungen angefügt; es mag
hier genügen einen der dort bewiesenen Sätze
hervorzuheben :
Hat eine lineare homogene Differentialgleichung
mit einer Differentialgleichung niederer Ord-
nung q , welche in Bezug auf den Qten Diffe-
rentialquotienten im algebraischen Sinne irre-
ductibel ist, ein Integral gemein, welches nicht
zugleich einer Differentialgleichung von niederer
Ordnung als der Qten genügt, so ist unter der
Voraussetzung, daß zwischen den Fundamen-
taiintegralen der gegebenen Differentialgleichung
und deren q — 1 ersten Ableitungen keine al-
gebraische Beziehung besteht , jene algebraische
Differentialgleichung ^ter Ordnung eine lineare
und zugleich eine Integralgleichung ^ter Ord-
nung der gegebenen Differentialgleichung, und
die letztere hat außerdem die reducirte lineare
Differentialgleichung Qter Ordnung zum Integral
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226
Beiträge zur Kenntuiß der optischen
Eigenschaften des Analcim.
Von
A. Ben -Saude aus Portugal.
(Vorgelegt von C. Klein).
Die optischen Eigenschaften des Analcim
haben schon seit langer Zeit vielfach die Aufmerk-
samkeit der Forscher auf sich gezogen. Gestützt
auf die trefflichen Beobachtungen BrewsterV)
sah man die bei diesem Mineral sich darbieten-
den Erscheinungen als durch Druck erzeugte an,
bis in neuerer Zeit Mallard *) die Phänomene
durch Zwillingsbildung von Theilen niederer Sym-
metrie erklären wollte. Nach diesem Forscher
sollten drei sich durchkreuzende pseudo -quadra-
tische, in Wahrheit selbst wieder in rhombische
Theile zerfallende Individuen zum Bau des Kry-
stalls zusammentreten. So wenigstens hat Mal-
lard den Aufbau der würfelförmigen Analcime
von den Cyclopen-Inseln erklären wollen.
Auf Veranlassung meines hochverehrten Leh-
rers, Herrn Professor C. Klein, habe ich mich
seit längerer Zeit mit dem Studium der opti-
schen Eigenschaften dieses Minerals beschäftigt
und konnte meine Untersuchungen auf Krystalle
von Duingen, Andreasberg, Fassathal, Aussig,
Montecchio Maggiore, Aetna und Cyclopen-In-
seln ausdehnen, welche Vorkommen mir durch
die Güte des oben genannten Herrn zur Verfü-
gung standen.
1) On a new species of double refraction, aocompa-
nying a remarkable strnotare in the minerml called Anal-
ei me (Read 7th Jan. 1822). Transact. of the royal aoo.
of Edinburgh Voi X 1824.
2) Explication des phenomenes optiques auomaux etc.
Annale? des mines T. X 1876.
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227
Wenn man ein Ikositetraeder 202 (211) an
den verschiedenen Ecken durch Würfel-, Okta-
eder- und Rhombendodekaederflächen abstumpft,
so zeigen die entsprechenden Schnitte, je nach
ihrer Gestalt als Vierecke oder Dreiecke, Vier-
theilung nach den Diagonalen und Dreitheilung
nach den Ecken, die der schwachen Doppelbre-
T
m
i
raeteristischeu Färbungen des Gesichtsfelds im
Mikroskop hervortreten. Es muß demnach, wenn
man den Ansichten Mallard's folgt, erwartet
werden, daß 24 Individuen zum Aufbau des Iko-
sitetraeders zusammentreten. Schnitte parallel
den Flächen von 202 (211) zeigen nach den vor-
liegenden Präparaten , bis auf geringe unregel-
mäßige Einlagerungen anders orientirter Sub-
stanz, eine einheitliche Erscheinung.
Die Symmetrie der einzelnen Individuen würde
sich, nach den auf Würfel und Oktaederflächen
vorkommenden, annähernd zu den Begrenzungs-
elementen oder deren Diagonalen orientirten
Auslöschungsrichtungen 1 ) und mit Berücksichti-
gung der Nichtorientirung der Auslöschungsrich-
tungen auf den Flächen des Rhombendodeka-
eders, als optisch zweiachsig, aber nicht als rhom-
bisch , sondern als monoklin oder triklin dar-
stellen. Der zweiachsige Character der hier in
Betracht kommenden secundären optischen Er-
scheinungen , ist durch den auf den Oktaeder-
und Rhombendodekaederflächen beobachteten Aus-
1) Nicht nur verschiedene Fundorte, sondern auch Kry-
stalle eines und desselben Fundorts, zeigen in dieser Be-
ziehung durchaus nicht das gleiche Verhalten, so daß
sieh aus der in dieser Hinsicht auftretenden Unregel-
mäßigkeit der Mangel an gesetzmäßiger Bildung be-
haupten läßt.
18*
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228
tritt einer der beiden optischen Achsen *) con-
statirt. Auf den Würfelflächen bemerkt man
den Austritt zweier Achsen; es würde danach
eine Mittellinie normal oder nahezu normal auf
00O00 (100) stehen. Diese Verhältnisse sind
der schwachen Doppelbrechung des Minerals we-
gen nur schwierig und vorzugsweise auf den op-
tisch wirksamsten Stellen der einzelnen Felder
gleicher optischer Bedeutung zu constatiren.
Die fast selbständigen Würfel zeigen auf den
Würfelschnitten zunächst das von Mallard beob-
achtete Verhalten bezüglich der Einheitlichkeit,
nach dem Inneren zu tritt Viertheilung ein.
Die Oktaeder - Schliffe bieten Dreitheilung nach
den Ecken dar. Die Dreitheilung der Flächen
von 0 (111), die Mallard von der Mitte der Sei-
ten nach dem Schwerpunkt des Dreiecks angiebt,
wurde selbständig nie beobachtet; wenn sie vor-
kommt, so tritt sie immer mit ersterwähnter
Dreitheilung nach den Ecken combinirt auf.
Die Rhonibendodekaederschliffe , von außen
genommen, weisen einen Zusammenhang mit
gleichliegenden Schnitten ikositetraedrischer Kry-
stalle auf, sind aber schon so verwickelt, daß
ihre Darstellung durch eine einfache Beschrei-
bung ohne Abbildungen nicht wiedergegeben
werden kann.
Studirt man Schliffe aus den oben beschrie-
benen Gestalten, die sich einerseits mehr dem
Würfel, andererseits mehr dem Ikositetraeder
1) Dieselben treten im convergenten polarisirten Licht
als Barren auf, die sich entgegengesetzt der Drehung des
Tische bewegen und innerhalb bestimmter Bezirke der
Platte nicht an den Ort gebunden sind. Außerdem kom-
men auch die damit nicht zu verwechselnden schwarzen
Banden, welche für Spannungsdoppelbrechung so bezeich-
nend sind, vielfach bei diesem Mineral vor.
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229
nähern, so zeigt sich, wie ich in einer dem-
nächst erscheinenden Abhandlung ausführen werde,
daß die beobachteten Erscheinungen der Dop-
pelbrechung ausschließlich von den Begrenzungs-
elementen des Krystalls abhängen und durch
die Art des Auftretens derselben bedingt sind.
Während größere Krystalle im Allgemeinen sehr
verwickelte Erscheinungen zeigen, sind die klein-
sten vorzüglich geeignet die Erscheinungen klar
hervortreteu zu lassen.
Es zeigt sich beim Studium derselben^, dass
die optischen Erscheinungen auf Feldern glei-
cher optischer Bedeutung weit davon entfernt
sind einheitliche zu sein ; so beobachtet man
neben Stellen, die kräftig auf den Ton eines
empfindlichen Gypsblättchens vom Roth der I.
Ord. wirken, solche, die nur höchst schwach rea-
giren und andere, die keine Spur einer Wir-
kung zeigen.
Zuweilen sieht man auf Feldern einer
und derselben optischen Bedeutung
Uebergänge dieser Erscheinungen von
stark doppelbrechenden Stelleu herab
bis zu solchen, die vollständig isophan
sind.
Um aus dem Bereiche zahlreicher Beobach-
tungen nur eine, wenn auch sehr ausgezeichnete
Erscheinung zu schildern, sei die doppelte Thei-
lung eines Würfelschliffs beschrieben, der aus
einem Ikositetraeder nach dessen Medianebene
genommen ist. Der in Rede stehende Schliff
bietet ein Achteck mit Winkeln von 126° 52'
und 143° 8' dar, je zwei gegenüberliegende
spitzere Winkel werden durch die krystallogra-
phischen Hauptachsen, je zwei gegenüber liegende
stumpfere Winkel durch die rhombischen Zwischen-
achsen mit einander verbunden. Nach diesen Ach-
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230
seu wird der Schliff in 8 Theile getheilt. Bei der
Stellung, in welcher die Halbirungslinien der
spitzeren Winkel mit den gekreuzten Nicols
zusammenfallen, tritt das Maximum der Dunkel-
heit ein nnd die Platte erscheint annähernd
gleichmäßig dunkel. Wird der Schliff aus dieser
Lage um ein Weniges (3° — 5°) nach rechts oder
links gedreht, so erscheinen abwechselnd vier
Sectoren dunkel und vier hell. Wird die Dre-
hung weiter fortgesetzt bis die Halbirungslinien
der spitzeren Winkel mit den gekreuzten Pola-
risationsebenen der Nicols Winkel von 45° bilden,
so werden die an diesen Linien zusammenstossen-
den Theile stark aufgehellt, während vom Mit-
telpunkt nach den stumpferen Winkeln fast in-
active Zonen verlaufen, die als ein schwarzes
Kreuz zwischen je 2 aneinanderstoßenden ab-
geheilten Sectoren auftreten. Besonders mit
Hülfe des Gypsblättchens kann man wahrnehmen,
daß dieses Kreuz nicht ganz wirkungslos ist und
daß mitten durch die Arme desselben die wahre
Trennung der Sectoren als feine Linie verläuft
Die so getheilten Arme des Kreuzes nehmen,
der Art aber nicht der Intensität nach, die Fär-
bungen an, welche die Sectoren, denen sie an-
liegen, zeigen. Je weiter von diesen schwach
wirkenden Zonen eine Stelle im Sector liegt, um
so größer ist die Lebhaftigkeit ihrer Färbung
und erreicht ihr Maximum, wenn sie an den
spitzeren Winkeln selbst gelegen ist. Es findet
nicht allein eine Abnahme der Farbenintensitat
in den senkrecht zu den Ikositetraederkenten
verlaufenden Richtungen, sondern auch von den
spitzeren nach den stumpferen Winkeln hin statt
In der Bre wster'schen Beschreibung sind
die stumpferen und spitzeren Winkel verwech-
selt und das schwarze Kreuz als die spitzeren
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231
Winkel mit eiuander verbindend beschrieben.
Außerdem ist die mit dem Kreuz nicht zusam-
menfallende Trennung nicht beobachtet. Die
Verwechselung der Winkel kann in der That
bei größeren, unübersichtlichen Präparaten, die
etwa an den Rändern beschädigt sind, sehr
leicht eintreten, während die zweite Theilung ohne
Gypsblatt nur selten unzweideutig beobachtet
werden kann 1 ).
Der Einfluß der Begrenzungselemente auf
die optische Structur, die soeben beschriebenen
Eigentümlichkeiten, die theilweise schon Brew-
st er bekannt waren, lassen die Annahme einer
wahren Doppelbrechung für den Analcim nicht zu.
Wendet man auf dieses Mineral die von
Herrn Prof. C. Klein beim Boracit (diese Nach-
richten 1881, Sitzung vom 5. Februar) angege-
bene Methode der Erwärmung an, so beobachtet
man in Schliffen parallel ooOoo (100), 0 (111)
und oo 0 (110) eine bleibende Verstärkung der
Intensität der Doppelbrechung und ein Ver-
schwinden der schwach doppeltbrechend bis iso-
phanen Theile, die nunmehr ihrerseits auch stark
doppeltbrechend werden. Bei diesen Verände-
rungen ist das Auftreten von distincten und re-
gelmäßigen Trennungslinien in Theilen zu be-
obachten, die vorher schwach doppeltbrechend
oder isophan waren. Letzterer Zustand darf,
da die in Rede stehenden Partien homogen sind,
nicht als Folge von Ueberlagerung betrachtet
werden. Seltner ist eine Verminderung der In-
»
1) Die von A. v. Lasaulx (N. Jahrb. f. Min. etc. 1878
p. 511) am Picranalcim beobachteten Erscheinungen sind
ebenfalls hier zu vergleichen. Ich behalte mir ferner vor
auf dea genannten Forschers neueste Ansicht bezüglich
der Analcime von den Cyciopen-Inseln (Zeitschr. f. Kryst.
und Min. V 1881. p. 330 u. f.) spater zurückzukommen.
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232
tensität der stark doppeltbrechenden Theile zu
bemerken. Hierdurch ist wiederum einleuchtend,
daß es sich bei diesen Erscheinungen nicht um
wahre Doppelbrechung handeln kann.
Zieht man die oben erwähnten Thatsachen
in Betracht, so dürfte die Behauptung gerecht-
fertigt erscheinen, den Analcim als regulär
nach wie vor anzusehen und die an ihm beob-
achteten abnormen optischen Erscheinungen auf
den Einfluß seiner Begrenzungselemente beim
Krystallwachsthum zurückzuführen.
Indem ich mir nähere Mittheilungen über
diesen Gegenstand vorbehalte und dieselben an
der Hand von Figuren zu erläutern versuchen
werde, glaube ich nur noch auf ein merkwür-
diges Verhalten aufmerksam machen zu sollen,
welches Gelatine zeigt, wenn sie in reguläre
Formen, z.B. in solche von 202 (211) gegossen
wird. Schnitte aus den so dargestellten Körpern
lassen eine nahezu vollständige Nachahmung der
Erscheinungen optisch anomaler Krystalle er-
kennen — ein Resultat, welches, nach einer
gefälligen Mittheilung des Herrn Prof. Klein,
gleichzeitig und unabhängig hiervon Herr Prof.
K locke in Freiburgmit derselben Substanz aber
auf einem anderen Wege der Darstellung gewon-
nen hat
Universität
Preis -Stiftung der Wlttwe Peteche
geb. Labarre.
I. Juristische Facultät
Die von der juristischen Fakultät am 6. Juni
1880 gestellte Preisaufgabe:
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233
Ueber Beschädigung durch Thiere und die
daraus entspringenden Civilansprüche' nach
gemeinem Rechte und den im deutsclien
Reiche geltenden Codificatianen in vergleichen-
der Darstellung
hat zwei Bearbeitungen gefunden, von denen die
Fakultät derjenigen mit dem Motto: Utile per
inutile non vitiatur den Preis (Dreihundert Mark)
zuerkannt hat. Als Verfasser hat sich ergeben :
stud. jur. Gustav Böcker aus Göttingen.
Göttingen, den 7. März 1881.
Der Decan der juristischen Facultät
Zi e bar th.
IL Medicinische Facultät.
Behufs Bewerbung um den Preis der Pet-
sche-Stiftung sind der medicinischen Facultät
zwei Arbeiten rechtzeitig eingereicht. Der mit
dem Motto »Aus Kleinem Großest bezeichneten
Abhandlung ist der Preis zuerkannt worden.
Der Verfasser dieser Abhandlung, als welcher
sich bei Eröffnung des mit gleichlautendem Motto
versehenen Couverts der Cand. med. Herr Diet-
rich von Sehlen aus Hannover ergeben hat,
wird hierdurch aufgefordert , sich bei dem Un-
terzeichneten zur Entgegennahme des Preises zu
melden.
Göttingen, 2. März 1881.
Der Decan der medicinischen Facultät
Sch wartz.
HI. Philosophische Facultät.
Die philosophische Facultät hatte am 5. Mai
1880, da sie über eine doppelte Preissumme ver-
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234
fügen konnte , zwei Aufgaben ausgeschrieben.
Für beide waren an den Dekan mit genügender
Berücksichtigung der bestehenden Bestimmungen
Bewerbungsschriften eingeliefert. Die eine der
eingereichten Arbeiten brachte die geforderte:
»Zusammenstellung der im Sommer und Herbst
1880 in der Umgegend Göttingen's häufiger vor-
kommenden Blattläuset unter dem Motto: »In
den Naturwissenschaften hat oft gerade das Stu-
dium von Gegenständen , die im gewöhnlichen
Leben verachtet werden, zu sehr wichtigen Auf-
schlüssen gefuhrt«. Die Arbeit wurde für preis-
würdig erachtet und ihrem Verfasser der ausge-
setzte Preis von Einhundert und fünfzig
Mark zuerkannt. Der geöffnete Zettel nannte
als Verfasser
H. Kronberg, stud. cliem. aus Güttingen.
Auch die andere mit dem Motto: 4 Ne quid
nimis' eingereichte Arbeit, welche die Aufgabe:
»Quaeratur, num de codicum rationibus, quibus
Livii libri 26 — 30 continentur, A. Luchs recte
nuper judicaverit« behandelte, wurde für preis-
würdig befunden und ihrem Verfasser der aus-
gesetze Preis von Einhundert und fünfzig
Mark zuerkannt. Der geöffnete Zettel nannte
als Verfasser
Oscar Haccius, stud. phil. aus Otterndorf.
Die zuerkannten Preise können von den
Preisträgern bei dem Dekan der philosophischen
Facultät erhoben werden.
Göttingen, 1. März 1881.
Die philosophische Facultät.
Der Dekan.
E. Ehlers.
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235
Oesellschaft für Klrchenrechtswlssenschaft
In Güttingen.
Am 10. November 1880 hat sich nach län-
geren vorbereitenden Verhandlungen in Göttingen
eine Gesellschaft für Kirchenrechtswissenschaft
gebildet. Auf Einladung der Professoren des
Kirchenrechts an der Universität Göttingen, der
Geheimen Jnstizräthe Dr. 0. Mejer und Dr. JB.
Dove , ferner des Professors der Geschichte Dr.
JR. Pauli und der Professoren der Theologie
Consistorialräthe Dr. Wagenmann und Dr. A.
Ritschl, welche zugleich ein Statut entworfen
hatten, sind der Gesellschaft zunächst 27 Mit-
glieder beigetreten, darunter der Curator der
Georg- Augusts -Universität, 19 Göttinger Uni-
versitätslehrer 1 ), 3 Superintendenten, der In-
spector im theologischen Stift, der Präsident und
2 Räthe des Landgerichts zu Göttingen. Der
Vorstand besteht für das erste Jahr aus den
oben genannten fünf Universitätslehrern. Zum
Vorsitzenden wurde für das erste Jahr Geh. Ju-
stizrath Dr. Dove , zu dessen Stellvertreter Geh.
Jnstizrath Dr. Mejer, zum Schriftführer Consi-
storialrath Dr. Wagenmann erwählt. Der Bei-
tritt als Mittglied erfolgt bis auf Weiteres (nach
Statut §. 2) auf Einladung durch den Vorstand.
Das Mitgliederverze ich n iß ist im 1. Sitzungsbe-
richte enthalten. — Zur vorläufigen Orientirung
diene das Folgende:
1. Nachricht über die Gesellschaft
für Kirchenrechtswissenschaft.
Die mit dem Sitze in Göttingen gebildete
Gesellschaft für Kirchenrechtswissenschaft stellt
sich zur Aufgabe, einen Sammelpunkt für Be-
1) Seitdem sind noch 2 Universitätslehrer beigetreten.
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strebungen im Gebiete des Kirchenrechts, des ca-
nonischen Rechts , des Ki rchen Staatsrechts , des
Eherechts und ihrer Geschichte zu bilden, und
des wissenschaftlichen Austausches mit den ver-
wandten Discvplinen , insbesondere der Theologie,
Geschichte und Jurisprudenz zu pflegen. Ein-
wirkung auf öffentliche Angelegenheiten bezweckt
sie nicht. (Statut §. 1).
Mittel zur Förderung des Gesellschaftszwecks
sind insbesondere:
1. Die Sitzungen und Verhandlungen der
Gesellschaft.
2. Die Correspondenz auswärtiger Gelehrter
und die Gewinnung kirchenrechtlich in-
teressanten urkundlichen Materials.
3. Das wissenschaftliche Organ der Gesell-
schaft.
Eine der Sitzungen soll im Oktober gehalten
werden, um auch auswärtigen Mitgliedern und
Correspondenten zur persönlichen Theilnahme Ge-
legenheit zu geben. (Aus: Statut §. 5).
An Vorträge oder Mittheilungen kann eine
Besprechung angeknüpt werden. Abstimmungen
finden außer in Gesellschaftsangelegenheiten nicht
statt. (Aus: Statut §. 5).
Die Protokolle über die Sitzungen werden in
der Zeitschrift für Kirchenrecht abgedruckt. Vor-
tragenden ist gestattet, zur Aufnahme in diesen
Abdruck einen gedrängten Abriß ihres Vortrags
in gemessener Zeit dem Vorstande zugehen zu
lassen. (Aus: Statut §. 6).
Die auswärtigen Mitglieder und Correspon-
denten werden vom Vorstande um Förderung
der Gesellschaftsz wecke ersucht. Ihre Mitthei-
lungen werden in den Sitzungen vorgetragen,
beziehungsweise vorgelegt. (Aus: Statut §. 10).
Digitized by Google
237
Wissenschaftliches Organ der Oesellschaft ist
die ^Zeitschrift für Kirchenrecht* ! ). Sie stellt
der Gesellschaft für deren Mittheilungen eine
eigene Rubrik zur Verfügung, in welcher über
die Verhandlungen regelmäßig berichtet wird,
und die Mittheilungen des Vorstandes in Gesell-
schaftsangelegenheiten veröffentlicht werden.
Ein besonderer Ausschuß (Redactions - Aus-
schuß), welchem der Schriftführer, die Professo-
ren des Kirchenrechts an der Göttinger Uni-
versität und einige weitere vom Vorstande zn
bezeichnende Mitglieder angehören, soll sich die
Förderung des Gesellschaftsorgans angelegen sein
lassen, insbesondere auch durch Pflege der Be-
ziehungen zu den dem Kirchenrecht Jngränzen-
den Disciplinen. Im Uebrigen normiren hin-
sichtlich des Verhältnisses der Redaction und
der Mitarbeiter zu dem Inhalte der Zeitschrift
die folgenden seit 1871 maaßgebenden Grundsätze:
>Die Mitarbeiter sind in der freien Aeuße-
rung ihrer wissenschaftlichen und kirchlichen
Ueberzeugungen nicht beschränkt. Die Redac-
tion giebt also durch die Aufnahme einer Ar-
beit nicht ihre Zustimmung zu allen darin aus-
gesprochenen Ansichten, sondern nur zu erken-
« nen, daß sie die Arbeit nach Inhalt und Form
für geeignet zur Veröffentlichung in einer wis-
senschaftlichen, dem Rechte der christlichen Kir-
chen gewidmeten , aber auch die Berechtigung
des Staates zur selbstständigen Erfüllung seines
sittlichen Berufs anerkennenden Zeitschrift hält.
Kein Mitarbeiter ist für etwas anderes verant-
wortlich, als was er selbst geschrieben hat.
Die Aufsätze der Herausgeber stehen mit allen
1) Deren Verlag ist auf die akademische Verlags-
buchhandlung von J. C. B. Mohr — Paul Siebeck —
in Freiburg im Br. übergegangen.
Digitized by Google
238
übrigen auf völlig gleicher Linie. Auch sie er-
scheinen unter alleiniger wissenschaftlicher Ver-
antwortlichkeit ihrer Verfassern (Aus: Statut
§. 7 und Anlage dazu).
Die Mitglieder erhalten eine durch den Vor-
stand unterzeichnete MitgUedschaftsurkunde. —
Das Stimmrecht in Gesellschaftsangelegenheiten
üben nur die persönlich anwesenden Mitglieder
aus. (Aus: Statut §. 2).
Mitglieder können durch Vermittlung der Ge-
sellschaft die Zeitschrift für Kirchenrecht für
den Buchhändlerpreis beziehen. (Aus: Statut
§• 9).
Hinsichtlich des Erwerbs der früher erschie-
nenen TliÄle der Zeitschrift hat der Vorstand
der Gesellschaft den Mitgliedern, welche seine
Vermittelung in Anspruch nehmen, namhafte
Begünstigungen ausgewirkt.
2. Die erste Sitzung der Gesellschaft
hat am 20. December 1880 stattgefunden. Der
betreffende Sitzungsbericht ist im ersten Hefte
des XVI. Bandes der Zeitschrift für Kirchenrecht
zum Abdrucke gelangt. Wir geben hier den
Inhalt desselben: Ansprache des Vorsitzenden.
Geschäftliche Mittheilungen. Besprechung ein-
gegangener literarischer Geschenke. — Vortrag
des Geh. Justizraths Dr. 0. Mejer: Zur Ge-
schichte des protestantischen Eherechts im nörd-
lichen Deutschland von 1539 bis 1570. — Mit-
theilung des Dr. 0. Bernheim, einen bisher un-
bekannten Bericht über das Concil zu Pisa von
1135 betreffend. — Ein von Professor Dr. Hugo
Lörsch in Bonn mitgetheiltes ungedrucktes ehe-
rechtliches Urtheil von 1448, vorgelegt durch
Geh. Justizrath Dr. Dove. — Bemerkungen des
Geh. Justizraths Dr. Dave über das Verhältniß
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239
des Staates zur wissenschaftlichen Vorbildung
der Geistlichen. — Anlage : Literarische Ge-
schenke, welche für die Gesellschaft eingegangen
sind Nr. 1—55.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittet diese Veneichnisse zugleich als Empfangsanseigen ansehen
sa wollen.
Februar 1881.
J. Hann, Zeitschrift für Meteorologie. Bd. XVI. Fe-
bruar 1881.
E. Cardona, dell' antica Litteratura catalana. Napolu
1878.
Contributions to ihe Archaelogy of Missouri. Of the St.
Louis Äcad. of Science. T. I. Salem. Mass. 1880. 4°.
Bulletin of the Essex Institute. Vol. LI. No. 1-12.
Proceedings of the American phil. Society. (Philadelphia)
Vol. XVIII. No. 106.
List of the Members. 1880.
Publications of the Cincinnati Observatory. 6. 1878-79.
Proceedings of the American Academy of arts and scien-
ces. Vol. VU. P. 2. Boston.
Annais of the New York Acad. of Sciences. Vol. I«
No. 9-13.
Annais of the Lyceum of Natural History. Vol. XI.
No. 13. Index and contents.
G. M. Wheeler, Report upon geographioal and geolo-
gical explorations and surveys west of the one hun-
dredth meridian. Vol. II. III. IV. V. VI. Washington. 4°.
Statistique internationale des baoques d'emission. Au-
triche — Hongrie — Pays-Bas etc. Rome. 1881.
Statistique internationale des banques d'emission. France.
Revista Euskara. Anno quarto. No. 88. Pamplona.
L. Bodio, di una statistica sommaria delle Opere pie
esistenti in Italia nel 1878. Roma. 1880.
D. G. Zesas, Wirkung der arsenigen Säure auf gesunde
und kranke Haut. Straßburg. 1881.
Leopoldina. H. XVII. No. 1-2.
Digitized by Google
240
0. Cornea, osservazioni su alcune specie di Funffhi del
Napoletuno. 1880.
Journal of the R. Microacopical Society. February 1881.
Annali di Statistica. Ser. 2. Vol. 17. 1880. Vol. 18.
1881. Roma.
Catalog der Bibliothek der herz, techn. Hochschule zu
Braunschweig. I. 1880.
Bulletin of the Museum of Comparative Zoölogy. Vol. VIII.
1 2.
Nature. 590—692.
Sitzungsber. der Münchener Akad. der Wiss. Mathem.
naturw. Classe. 1881. H. 1.
Monthly Notices of the R. Astron. Society. Vol. XLI.
No. 3.
J. W. Glaisher, various papers and notes. Cambridge.
1 881.
Von demselben 6 Separat- Abdrücke mathem. Inhalts.
Tageblatt der 58. Versammlung deutscher Naturforsch, u.
Aerzte in Danzig. 4°.
Publica: ion des k. preuß. geodätischen Instituts. West-
p h a 1 , Winkel- und Seitengleichungen u. Werner,
über die Bezeichnung etc. Berlin 1880.
Nachrichten von der Gesellschaft für Kirchenrechtswis-
sen schalt in Göttingen. No. 1—2.
Atti della R. Accad. dei Lincei. Vol. V. Fase* 5. 1881.
H. Wild, Annalen des physik. Central - Observatoriums.
Jahrg. 1879. 4°.
Erdelyi Muzeum. 2 Sz. VIII evtolyam.
R. Hörnes u. M. Accinger, die Gasteropoden der
Meeres-Ablagerungen der ersten und zweiten Miocanen
Mediterran - Stufe in der Österreich. Monarchie. Wien.
1880. 4°.
Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. Jahrg.
1880. No. 12-18.
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt. Jahrg. 1880.
No. 4.
Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes. Bd. VII«
No. 2.
F.C.Noll, der zoologische Garten. XXI. Jahrg. No.7— 12.
Atti della Societä Toscana. Proo. verb. Jan. 1881.
Revista Euskara. Anno. 4. No. 84.
(Fortsetz ung folgt.)
Für dieRedaction rerantwortlich: B. ßehnisch, Directord. Gött. gel. An*.
Commiswona- Verlag der Dieterich' sch«n Verlags - Buchhandlung.
Druck der Dieterich' sehen Univ. - Buchdmcket ei (W Fr.
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Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
11. April. M 8. 1881.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften
Elektrische Schattenbilder.
4. Versuchsreihe (im Auszug 1 )).
Von
W. Holte.
Weitere Versuche zeigten, daß verschiedene
Seidenstoffe sehr ungleich wirken, daß Seide aber
bis zu gewissem Grade auch durch andre Stoffe
zu ersetzen sei, so z. B. durch Seidenpapier,
eventuell auch durch Schreibpapier oder Wachs-
tafft, wenn man letztere zur Genüge mit feinen
Nadelstichen versieht. Bei etwa 200facher Lage
von Seidenzeug präsentirten sich eigentümliche
Lichtphänomene , welche man Vergrößerungen
eines einzigen Glimmlichtpunktes nennen kann,
zusammengesetzt aus einer Büschel- und Flächen-
entladung, erheblich verschieden bei positiver
und negativer Elektricität. Einige andre nicht
erwartete Resultate ergab die Hemmung durch
1) Eine ausführlichere Mittheilung erscheint in
CarTs Repertorium der Physik.
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Seiden zeug, die Einschließung und Theilung des
Strahlenbündels durch gläserne Röhren. Es
schien, als ob erstere mehr für die positive,
letztere mehr für die negative Ausstrahlung ein
Hinderniß seien. Hierauf untersuchte ich den
Schatten, welchen eine Elektrode durch ihre
eigne Gestalt wirft, welchen ein interpolirter
Körper, wenn man ihn elektrisirt, endlich wel-
chen ein Strahlenbündel selber wirft, und unter-
suchte zugleich den elektrischen Zustand, wel-
chen ein Körper dadurch annimmt, daß man ihn
kürzer oder länger zwischen Spitze und Fläche
interpolirt. Die hierbei gewonnenen Resultate
führten zu der Erkenntniß, daß der elektrische
Zustand der interpolirten Körper für ihre Schat-
ten und deren eigentümliche Formen von we-
sentlicher Bedeutung sei, und daß hierbei nicht
bloß die äußerlich mitgetheilte Elektricität, son-
dern auch die Vertheilung der Elektricität in-
nerhalb der Körper selbst durch Influenz der
Elektroden eine Rolle spiele. So ließ sich auch
eine frühere bisher unerklärte Erscheinung, die
Verzerrung des Bildes in sonst axialer Lage des
Körpers bei einfacher Drehung desselben deuten.
Ferner untersuchte ich, wie weit gleichgerich-
tete Strahlenbündel einander abstoßen, und fand,
daß eher eine Anziehung resultire, für welche
jedoch eine rein mechanische Ursache zulässig
schien. Dann untersuchte ich die Schattenbil-
dung bei allniählig abnehmendem Druck der Luft,
wobei sich verschiedene Gegensätze bei positiver
und negativer Ausstrahlung erkennen ließen.
Endlich constatirte ich, daß Büschel, an sehr
feinen Spitzen erzeugt, ein den Glimmlichtstrah-
len in mehrfacher Hinsicht ähnliches Verhalten
zeigen.
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m
Universität.
Beneke'sche Preisstiftung.
Die Aufgabe der Beneke'schen Preisstiftung
für das Jahr 1884 ist folgende:
»Die philosophische Facultät verlangt, daß
ein allgemeiner Ueberblick über die Entwick-
lung der Cultur der italischen Völker gegeben
und dann im Besonderen gezeigt werde, was
die bildenden und zeichnenden Künste bei
den Italern den Künsten der Nichtitaler ver-
danken, und hinwiederum, wo sie außerhalb
der italischen Länder Wurzel getrieben und
wiefern sie einen Einfluß auf die Entwicklung
der Künste bei Nichtitalern gehabt haben. c
Bewerbungsschriften sind in deutscher, lateini-
scher, französischer oder englischer Sprache mit
einem versiegelten Briefe, welcher den Namen
des Verfassers enthält, Schrift und Brief mit dem
gleichen Spruch bezeichnet, bis zum 81. August
1883 an uns einzusenden.
Die Entscheidung erfolgt am 11. März 1884,
dem Geburtstage des Stifters, in öffentlicher
Sitzung. Der erste Preis beträgt 1700 Mark,
der zweite 680 Mark. Die gekrönten Arbeiten
bleiben unbeschränktes Eigenthum des Verfas-
sers.
Göttingen, 1. April 1881.
Die philosophische Facultät
Der Dekan.
E. Ehlers.
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Promotionen der Juristischen Facultät
in dem Zeiträume vom 18. März 1880
bis dahin 1881.
26. April 1880. Graf Percy von BemMorff
aus Stinten bürg.
28. April. Max Theodor Patd Spieß aus Berlin.
30. April. Adolf Kuttner aus Berlin.
3. Mai. Bichard Wolff aus Cöln.
10. Mai. Ludwig Cohausz aus Borken.
12. Mai. Carl Wühelm Spitta aus Bonn.
14. Mai. Carl Limbourg aus Bitburg.
14. Juni. Hugo Wrubel aus Breslau.
18. Juni. Julius Waldthausen aus Essen.
19. Juni. Siegfried Sammer aus Rotenburg
a/F.
21. Juni. Eberhard Wichmann aus Wolfen-
büttel.
30. Juni. Erich Oehlmann aus Braunschweig.
1. Juli. Ludwig Calm aus Bernburg.
2. Juli. Leopold Cohn aus Bremen.
5 Juli. Robert Völckers aus Hamburg.
9. Juli. Adolf Ludw. Gerhard von Thadden
aus Triglaff.
12. Juli. Georg Meyer aus Berlin.
14. Juli. Max von Bergen aus Hamburg.
16. Juli. Hermann Weigel aus Cassel.
19. Juli. Gustav Simon aus Werden.
21. Juli. Wilhelm Dewitz von Woyna aus
Ruhrort.
23. Juli. Paul Lorsbach aus Bonn.
26. Juli. Carl Schilling aus Berlin.
28. Juli. Curt Lehmann aus Berlin.
30. Juli. Carl Linckelmann aus Hannover.
31. Juli. Paul Blanchmhorn aus Cassel
2. August. Gustav Bloem aus Düsseldorf.
4. August. Carl Bischoff aus Erfurt.
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5. August. Gebhard Friedrich von Abens-
leben aus Potsdam.
6. August. Georg PecJcham Miller aus Mil-
waukee.
7. August. Sigismund von Pomian - Dziem-
bow8ki aus Marburg.
9. August. Edmund Munroe Smith aus New-
York.
10. August. Paul Hoepke aus Berliu.
11. August. Paul Kent aus Frankfurt a/M.
12. August. Paul Rosenbohm aus Königs-
berg i/Pr.
22. October. Albert Krause aus Bloemfon-
tein, Orange Freistaat, Afrika.
23. October. Franz Hubert von Tiele- Winde-
ier aus Schlesien.
29. October. Julius Kotz aus Berlin.
12. November. Max Hübener aus Hannover.
15. November. Victor Hugo Max Adam
Heidrich aus Brieg.
17. November. Victor Hartogensis aus Haag,
Niederlande.
19. November. Eduard Hermann Parow
aus Cassel.
22. November. Richard Schilling aus Blan-
kenburg.
24. November. Victor Spanjer- Herford aus
Braunschweig.
6. Decbr. Paul Koepnick aus Stargard i/P.
7. Decbr. Julius Teichert aus Berlin.
8. Decbr. Friedrich von Michael aus Meck-
lenburg.
11. Decbr. Ludwig Schaffner aus Homburg.
13. Decbr. Ludwig Goldschmidt aus Breslau.
14. Decbr. Wolf gang Kapp aus Berlin.
16. Decbr. Ernst Rosenfeld aus Berlin.
17. Decbr. Eugen Daniel aus Celle.
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18. Decbr. Max Brückner aus Calbe a/Saale.
20. Decbr. Alexander Steinmeister aas Bonn.
21. Decbr. Walther Langen aus Bonn.
22. Decbr. Otto Stärken aus Hamburg.
22. Decbr. Arnold Johnen aus Kirchberg.
24. Januar 1881. Peter Anton Kall aus Bonn.
26. Januar. Albert Gustav Hermann Luyken
aus Landfort.
28. Januar. Joh. Jakob Daniel Kriege*. Minden.
31. Januar. Leopold Stemau aus Warburg.
2. Februar. Ernst Gustav Adolf Jacobi ans
Berlin.
7. Februar. Eugen Boehm aus Berlin.
16. Februar. Max Caümann aus Cöln.
21. Februar. Hugo Rodt aus Koschmin.
23. Februar. August Bodenstein aus Nedlitz.
25. Februar. Richard Henckd aus Ballin.
4. März. Gustav Ewald Wülfing aus Barmen.
7. März. Carl Kirsten aus Ohrdruf.
8. März. Siegfried Reinert aus Ostpreußen.
9. März. Alf red Sigismund Heimann a. Berlin.
1 1. März. Paul Zirndorfer aus Frankfurt a/M.
12. März. Georg August von Lepell a. Colberg.
Bei der Königi. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittet diese Verzeichnisse «gleich als Itopfangwiaeignn ansehen
zu wollen.
Februar 1881.
(Fortoetiung).
Vod der Universität Santjago, Chile.
Annario Estadistico de la Eepüblica de Chile corre-
epondiente a los annos de 1876 a 1877. Tomo XIX -
Santiago 1879.
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247
Anales de la Universidad de Chile la, 2a seccion, cor-
respondiente al anno de 1878 i primer semestre de
Setiones del Congreso Nacional de Chile correspondiente
al anno 1878.
Lei de contribncion aobre los haberes. — Memorias de
los Mioistros del Interior; Relaciones Esteriores i Co-
lonisacion ; Justicia , Culto e I nstruccion Publica i
Guerra i Marina — Estadistica bibliografica de la li-
teratura chilena etc., por don Ramon Brisenno —
Tomo 2°. 1879.
Revista Medica de Chile. Entregas 7a, 8a, 9a, 10a, IIa
i 12a del tomo VI i entregas la, 2a, 3a, 4a, 5a i 6a
del tomo VII. 1878.
Annario Hidrografico de la Marina de Chile. Anno V.
1879.
Geografia nautica i derrotero de las costas del Peru,
etc., por la Oficina Hidrogräfiea de Chile, Öntregas la,
2a i 3a 1879.
Mineralojia por Ignacio Domeyko profesor de Quimica i
Mineralojia en la Universidad de Santiago de Chile.
3a edicion. 1879.
Annario de la Oficina Central meteoroldjica de Santiago
de Chile. Annos quinto i Sesto correspondiente a
1873 i 1874. Santiago 1879.
Proyecto de Codigo rural para la Repdblica de Chile-
Santiago 1878.
Estadistica agricola de la Repüblica de Chile, corre-
spondiente a los annos de 1877 i 1878. Santiago
Von der Ungarischen Akad. der Wiss.
Budapest 1 ).
Literarische Berichte aus Ungarn. Von P. Hunfaloy.
Bd. 4. Heft 1—4.
Ungarische Revue. Von P. H unfal oy. 1881. Heftl.2.
K. Torrn a, Repertorium ad literaturam Daciae ar-
chaeolog. et epigraphicam.
Almanach der Ungar Akad. der Wiss. 1881.
Archaeolog. Mittheilungen hrsg. v. d. Ung. Ak.d. Wiss.
Bd. 13. Heft 2. 4°.
Philologische Mittheilungen hrsg. v. d. Ungar. Ak. d.
Wiss. Bd. 15. Heft 3. Bd. 16. Heft 1. ib. 1880.
1) In ungarischer Sprache. Vom J. 1880 u. 1881.
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E. Szasz, Graf Istvan Szechenyi.
Monumenta Hungariae archaeologica. Bd. 4. Hft. 1. 2. 4.
Forschungen hrsg. v. d. Ungar. Akad. d. Wiss.
Philolog. Abtheilg. Bd. 8. Th. 5-10. Bd. 9. Th.1.2,
Naturwiss. Abtheilg. Bd. 9. Th. 20-25. Bd. 10. Th.
1-18.
Historische Abtheilg. Bd. 8. Th. 10. Bd. 9. Th. 1—3.
Staatswissensch. Abtheilg. Bd. 5. Th. 9. Bd. 6. Th.
1-8.
Mathemat. Abth. Bd. 7. Th. 6-22.
Archaeologischer Berichterstatter. Organ, d. archaeol.
Commission d. Ung. Ak. d. Wiss. XIII. 1879. Heft
1-10.
Berichte d. Ungar. Akademie d. Wiss. XIII, 7. 8. XIV,
1-8.
Codex Cumanicus ed. Geza Kuun.
G. Wenzel-, kritische Geschichte des Magyar. Bergbaus.
Prig. Pesty, Das Verschwinden der alten Comitate.
Bd. 1. 2.
K. Thaly, Ladislaus Oeskay 1703—1710.
Sammlung Alt -Ungar. Dichter hrsg. v. d. Ung. Akad.
d. Wiss. Bd. 2.
Monumenta Comitialia regni Transylvaniae. Bd. 6.
1608 -1614.
Monumenta Hungariae bistorica. II. Scriptores 30.
A. S z i 1 a d i z, Des Pelbart von Temermar Leben und
Wirken.
E. Abel, Analecta zur Geschieht« des Humanismus in
Ungarn.
Jahrbuch der K. Ungar. Akademie der Wissenschaften.
Bd. 16, Heft 6.
Von der Akademie der Wiss. zu Krakau 1 ).
Scriptores rerum Polonicarum. Tom 5. Collectanea
ex Archivio collegii historici.
Acta historica res gestas Poloniae illustrantia. T. 2.
Acta Joannis Sobieaki. T. 1. p. 1.
1) In polnischer Sprache. Vom J. 1880.
(Fortsetzung folgt).
Für die Kedaction verantwortlich: FrBechUi, Director d. Gött. gel. Abi.
Commissions- Verlag der Dieterich' sehen Verlags- Buchhandlung.
Druck der DUUricK sehen Univ.- Buchdrucker ei ( W. Fr. Kassin er).
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Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
25. Mai. M 9. 1881.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Sitzung am 7. Mai.
Ehlers: Beiträge zur Kenntniß des Gorilla und des
Chimpanse. (S. Abhandl. ßd. XXVII.)
Pauli: üeber einige Bestandteile des Königl. Staats-
archivs in Hannover.
Kronecker, Mitglied: Auszug aus einem Briefe an
K. Schering.
Ueber einige Bestandteile des König-
lichen Staatsarchivs in Haunover.
Von
R. Pauli.
Die Geschichte des Anrechts der braunschweig-
lüneburgischen Linie des Weifenhauses auf den
englischen Thron ist besonders mit Rücksicht
auf Leibnitz und die Kurfurstin Sophie neuer-
dings in einigen hervorragenden Werken mit
umfassender Benutzung namentlich des urkund-
lichen Materials behandelt worden. Dagegen
muß es auffallen , daß die Ausführung dieses
Anrechts, das mehr als einmal mit Vernichtung
bedroht war, aus einer Anzahl vorzüglich werth-
20
4
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250
voller Akten des hannoverischen Staatsarchivs
bisher nur fast beiläufig berührt worden ist. In
England selber gar, wo man doch gegenwärtig
der Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts mit
gesteigertem Eifer nachgeht, haben dieselben
nicht die allergeringste Beachtung gefunden.
Indeß gerade aus den Jahren des Uebergangs
und der Besitznahme der Krone finden sich hier
ganz unschätzbare Berichte, die wegen unmittel-
barer Wiedergabe der dortigen Hergänge den
Leser in Erstaunen setzen. Es sind wesentlich
zwei Gruppen, über welche ich einige Bemer-
kungen gesammelt habe, die vielleicht in weiteren
Kreisen Interesse finden.
Die erste dieser Gruppen besteht aus den
Correspondenzen der drei Gesandten, welche der
hannöverische Hof seit 1711 nach einander bei
der Königin Anna beglaubigte. Sie liegen der
Schrift eines bewährten Kenners des Archivs zu
Grunde, nämlich Schaumanns Geschichte
der Erwerbung der Krone Großbritan-
niens vonSeiten des Hauses Han nover.
Aus Akten und Urkunden des Archivs
zu Hannover und den Manual-Akten
Leibnitz's. Hannover 1878. Ich gestehe
gern, daß die Leetüre dieses kleinen Werks dazu
beigetragen hat mir den Wunsch zu bestärken
dem Gegenstande einmal näher nachzugehen.
Doch muß ich zugleich hervorheben, daß über
die Vorgänge in England , wo seit dem Sturze
der Whig-Regierung und der Verdrängung Marl-
borough's die Tories unter den Lords Oxford
und Bolingbroke am Ruder standen und nahe
daran waren beim Ableben der Königin das
Scepter in die Hände ihres Stiefbruders zu spielen,
des Stuart Prätendenten, dem Anna selber trotz
allen Tractaten doch im Herzen den Vorzug
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gegeben zu haben scheint, diese Berichte noch
unendlich viel reicher fließen, als Schaumanns
Mittheilungen ahnen lassen.
Eben die Gefahr seine Ansprüche einzubüßen,
die mit den Friedensverhandlungen zu Utrecht
eine brennende wurde, veranlaßte den Hof von
Herrenhausen die beinah passive Haltung auf-
zugeben, die er bis dahin im Vertrauen auf die
Act of settlement und die ihr folgenden Ver-
träge zu der wenig entgegenkommenden Sin-
nesart Annas beobachtet hatte. Er that es in
jenen Missionen, die nicht mehr rein kurfürstli-
chen Zwecken, sondern bereits der großen Po-
litik dienten. Das kurfürstliche Haus unterhielt
in London wie anderswo einen stehenden Ge-
schäftsträger bürgerlicher Herkunft , der alle
Aufträge zu besorgen, in politischen Kreisen
und bei den Levees der Minister Zutritt hatte,
auch wohl Audienz bei der Konigin erhielt, aber
doch streng genommen kein Vertreter seines
Herrn, nicht Diplomat von Rang und Stand war.
Im Jahre 1711 wurde ein Herr Berie, ich weiß
nicht ob Franzose oder Engländer von Herkunft,
seines Alters wegen von dem Herrn Kreyenborg
abgelöst, der jedenfalls im Kurfürstenthum zu
Hause war. Ihre Stellung entsprach der jener
Gebrüder Bounet, der beiden provenzalischen
Protestanten, die in London nach einander den
Hohenzollern vom Großen Kurfürsten bis auf
Friedrich Wilhelm I. herab dienten und im Kö-
niglich Preußischen Staatsarchiv die unvergleich-
lichen Berichte hinterlassen haben, von denen
Ranke für die englische und namentlich für die
preußische Geschichte einen so vortrefflichen
Gebrauch gemacht hat. Allein der Uebergang
der hannöverischen Residentur von Berie auf
Kreyenberg traf nicht von ungefähr zusammen
20*
A
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252
mit der ersten wirklichen Gesandtschaft Von
Anfang Januar 1711 nämlich bis in den Juli
befand sich Johann Caspar von Bothmer, der
Gesandte im Haag, ein unter Georg I. hoch ver-
dienter Staatsmann, als sein Bevollmächtigter
am Hofe von St. James in London, mit einigen
officiösen Aufträgen, doch vorzüglich in vertrau-
licher Sendung um die ganze politische Lage,
die Stellung der Parteien, die hervorragenden
Persönlichkeiten beider Seiten, die Stimmung
bei Hofe und in der Nation zu sondiren und
zu beobachten , vertraulich sich mit den Whig
Freunden zu verständigen, nebenbei auch in
aller Stille bei dem neuen Residenten an Stelle
der bisherigen etwas abgeänderte und vermehrte
Vollmachten der Kurfürstin Sophie für den Fall
des Ablebens der Königin Anna zu hinterlegen.
Wir verdanken Schaumann a. a. 0. S. 61 — 74
lehrreiche Andeutungen über diese staatsmänni-
sche Thätigkeit und in der Allgem. Deutsch. Bio-
graphie III, S. 197 sehr erwünschte Personal-
uacnrichten über Bothmer selber. Aus seinen
lehrreichen Berichten an den Grafen A. G. von
BernstorfT, den langjährigen Leiter der Politik
des Kurfürsten und Königs, und aus lebendigen
Briefen an einige hervorragende Mitarbeiter,
durch welche eine reiche Fülle von Einzelheiten
über die Königin und ihre Minister, über den
Herzog von Marlborough und seine Gemahlin,
über das Leben und Treiben namentlich der
Whig Lords erschlossen wird, hoffe ich näch-
stens an einem anderen Orte eine Reihe inter-
essanter Notizen zusammen zu stellen. Both-
mers Instructionen gestatteten ihm nicht, auch
wenn er vertraulich angewiesen wurde sich mit
der Opposition, der Partei der protestantischen
Zukunft, ins Einvernehmen zu setzen, irgend wie
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entscheidend einzugreifen. Er sollte lediglich
referiren und er hat dies, gestützt auf lang-
jährige eigene Erfahrung und auf den trefflichen
Rath anderer, in vorzüglicher Weise gethan.
Nachdem seine Aufgabe gelöst, kehrte er zu
seiner eigentlichen Mission ara Friedenscongreß
in die Niederlande zurück , wo sich um diese
Zeit thatsächlich der äußerst bedenkliche Um-
schwung der englischen Politik vollzog.
Erst über ein Jahr später, als die Dinge in
England nur noch dunkler geworden, erhielt er
in dem Reichsgrafen Thomas von Grote einen
Nachfolger. Derselbe hatte kaum seine Wirk-
samkeit im December 1712 begonnen, als er er-
krankte und am 15. März 1713 neuen Stils auf
seinem Posten starb. Das ist denn auch die
Ursache, weshalb die Papiere seiner Mission, neben
Reinschriften die Concepte, die ihm mitgege-
benen Instructionen und Denkschriften bisweilen
in doppelter Ausfertigung, selbst die seinen Tod
betreffenden Aktenstücke besonders ausführlich
erhalten sind. Er wurde wie sein Vorgänger
augewiesen sich den Häuptern beider Parteien,
so weit eventuell auf ihre Unterstützung bei
der Thronfolge zu hoffen auch den Tories zu nä-
hern, wobei die von Bothmer verzeichneten Per-
sonalnotizen offenbar die Richtschnur bildeten.
Vor den Intrigen Oxfords und seines Vetters
Mr. Harley, der als Gesandter in Hannover ein
nicht minder zweifelhaftes Benehmen zeigte,
sollte er besonders auf seiner Hut sein. Trotz-
dem wurde er ermächtigt, falls es ihm gelin-
gen sollte, gewisse rückständige Soldzahlungen
für Kurhannöverische Hilfstruppen einzucassiren,
bestimmte Procente davon diesen beiden Herren
und dem Generalzahlmeister Bridges zu verab-
reichen. Aber selbst den vertrautesten unter
254
den Whigs, den Lords Townshend, Halifax und
Somers, durfte er nur im Allgemeinen über die
von ihm erst endgiltig mitgebrachten neuen, bei
Kreyenberg zu hinterlegenden Ernennungen für
den bei Annas Tode sofort zu berufenden Re-
gentschaftsrath Mittheilung machen. Wie un-
sicher, wie überaus zweideutig Grote die Ver-
hältnisse in England und die ihm von Seiten
der Machthaber zu Theil werdende Behandlung
fand, hat Schaumann a. a. 0. S. 75 in einer
kurzen Analyse der Relation vom 3. (? 7.) Fe-
bruar 1713 angegeben. Allein vor und nach
diesem Datum und selbst noch während seiner
Krankheit hat Grote eine Anzahl meist eben so
ausführlicher Berichte entworfen, nicht franzo-
sisch wie Bothmer , sondern vorzugsweise in
deutscher Sprache, in welchen er die Zustände
nicht schwarz genug zu schildern weiß, da er,
als er seine Aufträge anbringen wollte, überall
auf Schritt und Tritt mit Abneigung, Hinhalten
und kleinlichen Ausflüchten zu thun hatte.
Diese Mittheilungen, denen mehrere Schreiben
des Kurfürsten Georg Ludwig beiliegen , harren
eben so wie die seines Vorgängers auf Verwer-
thung für die höchst wechselvolle Entwicklungs-
geschichte der protestantischen Succession *).
1) Der Relation vom 13. Januar 1718 ist folgendes
Postscriptam angehängt, das für die Geschichte der Mu-
sik and die Biographie Handels Bedeutung hat: Auch
hat mir der Mylord Bolingbroke nahmens der Königin
gesaget, es hatte Ihre Majestät Ew. Kurf. Durchlaucht
Capellmeister Haendel eine Musik für dieselbe zu com-
poniren aufgegeben. Weil sie ihn nun zu solchem Ende
gerne hier behalte, aber erfahren hatte, daß dessen von
Ew. Kurf. Durchlaucht erhaltene Erlaubniß zu Ende seye,
so mochte ich Ew. Kurf. Durchl. in truste referiren, daß
Dieselbe Ihr zu gefallen besagten Haendel noch eine Weile
hier zu belassen belieben mochte. Ich habe solches gerne
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Während beim Friedensschluß mit Frankreich
sogar der zu Gunsten Hollands ausbedungene
Barrierenvertrag und damit die erste interna-
tionale Anerkennung der hannöverischen Erb-
folge bedroht erschien und die Tories allen For-
derungen, daß der Prätendent aus Frankreich
ausgewiesen würde, ein taubes Ohr liehen, ver-
mochte der Gesandte erst nach wochenlangem
Bemühen bis zu den Ministern selber durchzu-
dringen und vernahm nichts Anderes als leere
Redensarten von der Nothwendigkeit eines har-
monischen Einvernehmens der Königin mit dem
kurfürstlichen Hause. Darüber erkrankte er be-
reits im Februar der Art, daß er vor Rheuma-
tismus nicht die Feder führen konnte. Ver-
gebens hoffte er Linderung seiner Leiden, die
sich auf die Brust geworfen , in der frischeren
Luft von Eensington zu finden. Bald führte
Kreyenberg die Geschäfte und berichtete denn auch
schon am 17. März, „daß der Baron von Grote
vorgestern 35 Minuten nach 1 Uhr des Nach-
mittags, nachdem ein neuer Paroxysmus ihn um
10 Uhr des Morgens überfallen, aus dieser Zeit-
lichkeit geschieden sei". Kurz vor seinem Ende
hatte er noch in Gegenwart des Legationssecre-
tärs Gätke die sämmtlichen Papiere, darunter
seine Instructionen und Vollmachten zu versiegeln
befohlen. Die englische Regierung gewährte
versprochen and anbey bezeuget, wie ich nicht zweifelte,
es würde Ew. Kurf. Durchl. froh eeyn , daß jemand von
Dero Bedienten Ihrer Majestät in einigen Sachen nach
Gefallen zu dienen die Ehre hätte. Diese Masik ist, wie
ich vernehme, ein Tedeum so in der St. Paulekirche bei
Publicirung des Friedens soll gesungen werden nnd wer*
den dazu über hundert Musicanten employiret werden»
Die Zeit anlangend, so scheinet man damit ziemlich zu
eilen and sollte man etwa auf vier Wochen a dato muth-
maßen.
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eine Jacht um die Leiche über Bremen in die
Heimath zu führen.
Unter äußerst mißlichen Umständen, welche
England beim Friedensschluß fast auf die Seite
Frankreichs und in Gegensatz zu seinen bishe-
rigen Alliirten stellten, war es geradezu unmög-
lich die große Angelegenheit der Succession
allein den Händen eines Residenten anzuver-
trauen. Doch vergiengen wieder Monate, bis Georg
Wilhelm Helwig Sinold Freiherr von Schutz,
ausgerüstet mit eigenhändig vom Kurfürsten
und seiner Mutter ausgefertigten Instructionen,
sich nach London begab. Neben den noch la-
teinisch abgefaßten Vollmachten finden sich drei
französische Memoires von Georg Ludwig und
eines von der Kurfürstin Sophie ausgestellt, wel-
che seine Aufgabe specificiren, wie denn auch
die Akten dieser Mission in Entwürfen und
Reinschriften fast durchweg doppelt vorhanden
sind. Ein Kanzleivermerk auf einem der Con-
volute bezeugt, daß die Angehörigen Nichts zu-
rückbehalten: „Erst im Jahre 1798 von Baron
Schütz aus der Hinterlassenschaft seines Bruders
an die Geheime Kanzlei ausgeliefert. 41
Selbstverständlich erhielt Schütz den Auftrag
endlich Erfüllung der von seinen Vorgangern
eingereichten Anliegen zu erwirken: Ausweisung
des Prätendenten wie aus Frankreich so jetzt
auch aus Lothringen in die Schweiz oder nach
Italien, Jahrgelder (etablissement) für die Kur-
fürstin Mutter als Erbin des Throns, Auszahlung
jenes rückständigen Soldes im Betrage von 682735
holländischen Gulden. Außerdem aber wurde
ihm dringend eingeschärft im Verkehr nach
links und rechts äußerst vorsichtig zu sein und
von seiner Mission keinen eclat zu machen. Die
Kurfürstin hob hervor, daß er fleißig die Minister,
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namentlich auch den Elerns aufsuche , da man
sich beklage: que cette cour negligeoit trop un
corps, qui peut avoir tant d'influence sur l'af-
faire de la succession. Er soll stets vom Erb-
recht als fest begründet sprechen: puisque les
Papistes etant exclns de la succession, eile passe
de plus droit au plus proche heritier protestant.
Sollten die Minister gegen dies gute Recht des
Hauses taub bleiben, so werde die Nation vol-
lends aufmerken, daß zwischen den beiden Höfen
kein rechtes Einvernehmen bestehe. Ihr Sohn
drang auf Beseitigung noch anderer Uebelstände.
Er wies Schutz nicht nur an die Papiere Grote's,
die drei doppelt versiegelten alten und neuen
Vollmachten behufs Einsetzung eines Regent-
schaftsraths, von Kreyenberg in Empfang zu
nehmen, sondern gegen diesen selber eine Un-
tersuchung anzustellen. Es schwebte nämlich
der Verdacht wider ihn , daß er die ihm vom
Kurfürsten und anderen Persönlichkeiten des Hofs
anvertrauten Gelder zum Mindesten mit sträfli-
cher Fahrlässigkeit verwalte. Die Kurfürstin
Sophie, von deren Hand eine Anzahl Briefe, die
zu den letzten ihres Lebens gehören, der Cor-
respondenz beiliegen, beklagt sich wiederholt, daß
die 5000 L. sterl., die sie in Loosen von Har-
ley's (Lord Oxford's) Südseecompagnie angelegt,
Nichts abwürfen. Die eigenen Verhältnisse Krey-
enberg's, der tief in Schulden stack, steigerten
den Verdacht dahin , qu'il se jette par un coup
de desespoir entre les bras des ennemis de la
succession. Den Whigs für Wahlzwecke, wie
ihm vorgeschlagen worden, Gelder vorzustrecken,
weigerte sich der Kurfürst mit dem Bemerken,
daß der Großschatzmeister (Oxford) die vollere
Börse haben werde. Es findet sich bei den
Papieren eine lange Liste von Summen, für
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welche auch die vornehmsten Häupter des Ober-
hauses käuflich zu haben sein würden. Das
Wichtigste aber war, daß Georg Ludwig seinen
Gesandten anwies, daß bei Lebzeiten der Kö-
nigin Anna von seiner und seines Kurprinzen
Uebersiedlung nach England nicht die Rede sein
dürfe, weil dadurch auch wohlgesinnten Tories
vor den Kopf gestoßen würde. So im dritten
Memoire und im Widerspruch mit Schaumann
a. a. 0., der eine solche Uebersiedelung geradezu
unter den zu stellenden Forderungen aufführt.
Man würde dadurch selber nur dem Prätendenten
in die Hände arbeiten. Schütz soll vor Allem
nicht vergessen: qu'ä Hannovre on ne S9ait pas
ce que c'est Whig et Tori et qu'on n'y recon-
noit que deux partis en Angleterre, S9avoir celui
de la maison Electorale et celui du Pretendant
de sorte que Son Altesse Elect. doit regarder
• comme ses amis ceux , qui seront pour la suc-
cession et cela sans aucune distinction de party.
Höchstens sei im Fall einer jakobitischeu Er-
hebung der Beistand der Gutgesinnten ins Auge
zu fassen. Aber die Sachen standen so miß-
lich, daß, wie der Kurfürst selber einräumt, wenn
die Engländer sich dem Stuart fügen würden,
jetzt auch an Hollands Hilfe nicht mehr wie im
Jahre 1688 zu denken wäre.
Schütz fand denn auch, als er im Herbst in
London eintraf, die Lage äußerst kritisch, vol-
lends aber als im Januar 1714 eine sehr heftige,
obschon vorübergehende Erkrankung der Kö-
nigin das Aeußerste befürchten ließ und seit Er-
öffnung eines neuen Parlaments die Lords ,,the
state of the Nation 44 in ernste Berathung zogen.
Verzweifelte Anschläge von entgegengesetzter
Seite waren nicht ausgeschlossen, wenn die Pees
auf eine Proclamation drangen, wonach ein hoher
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259
Preis auf Beibringung des Prätendenten todt
oder lebendig ausgesetzt werden sollte. Gleich-
zeitig wurde über den tiefen Zwiespalt zwischen
Bolingbroke und Oxford Allerlei ruchtbar. Wäh-
rend dieser seit dem Januar dem hannöverischen
Gesandten in stereotypen Phrasen seine treue
Gesinnung für das kurfürstliche Haus versicherte,
schien Bolingbroke die protestantische Succession
ganz abstreifen zu wollen. Wenn auch die
Thronrede noch derselben gedachte, so wurden
darin doch diejenigen, welche in England darauf
pochten, beschuldigt damit nur Unruhe und Ver-
druß hervorrufen zu wollen. Vergebens suchten
die Lords den Dr. Swift wegen der ihm zuge-
schriebenen giftigen Flugschrift: The publick
Spirit of the Whigs zur Verantwortung zu ziehn.
Es wurde bekannt, daß Bolingbroke and der
Lord Kanzler Harcourt Alles aufgeboten hätten
um den jakobitischen Bischof Atterbury von
Rochester zum Erzbischof von York zu beför-
dern. Aus Irland verlautete, daß Truppen abge-
dankt werden sollten, welche „für die Succession in
Ew. Kurf. Durchlaucht hohem Hanse gahr zu
sehr affectioniret sind* 4 , während die schottischen
Hochländer, , jeder Zeit vor offene Jakobiten
gehalten 44 , vom Hofe bezahlt würden. Im Ober-
hause ereiferten sich die Wohlgesinnten in lang-
athmigen Debatten für Sicherstellung der Erb-
folge und beschlossen zu deren Gunsten mit
76 gegen 62 Stimmen. Die Gemeinen dagegen
stießen schimpflich Richard Steele aus ihrer Mitte,
weil er in Wort und Schrift der Wühlerei der
torystischen Presse zu begegnen suchte. Die
Aeußerungen Oxfords , welchem Schütz Tag für
Tag auf den Leib rückte um auf Ausweisung
des in Lothringen in viel zu bedenklicher Nähe
weilenden Prätendenten zu dringen oder über
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2
die Rückkehr vieler verdächtigen einst mit König
Jakob II. ausgewichenen Irländer Beschwerde
zn führen, worden immer orakelhafter. Ueber
die in dem durch die Verhandlungen der Lords
aufgescheuchten Ministerium herrschende Uneinig-
keit hieß es: „Mylord Bolingbroke, Mylord Har-
court und der Duc d'Ormond haben zur Königin
gehen und selbiger declariren wollen, daß es
ihnen unmöglich länger mit Mylord Oxford zu
dienen, welchen sie mit gahr gutem Grunde in
Verdacht hätten, daß er in ihren mesures nicht
aufrichtig gienge, sondern gahr selbige zu eröff-
nen und zu publiciren gedächte." Endlich lehnte
die Königin den ihr in der Adresse nahe ge-
legten Wunsch, die Unruhe der Gemüther durch
eine königliche Proclamation zu beschwichtigen,
kurzer Hand ab. Am 13/24. April berichtete
der Gesandte in chiffrirter Depesche über die
weit verbreitete Stimmung: „Daß Ew. Kurf.
Durchlaucht Succession in diesen Königreichen
von Seiten des Ministerium in großer Gefahr sei,
weswegen sie dann Nichts als einen schlimmen
Ausgang dieses ganzen Werks sich fürstellen,
falls die Sache in diesem Stande noch eine Zeit
lang bleiben solltet Unter solchen Umständen
entschloß sich Schütz, da er die Entscheidung
vor der Thür sah, zu einem allerdings sehr ge-
wagten Schritt.
Schon im März hatte er in einem nach Han-
nover gerichteten Privatbrief ! ) dringend empfoh-
len , der Kurfürst selber möge alsbald wenig-
stens nach Holland kommen, um von dort aus
mit niederländischer und kaiserlicher Hilfe bereit
zu sein , nötigenfalls in England einzugreifen,
was an den Gedanken anklingt , welchen Lord
1) An Robethon März 16/37. 1714.
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261
Halifax im Oberhause in Betreff einer Erneue-
rung der Allianz mit dem Kaiser und den Nie-
derlanden aussprach. Jetzt wandte sich Schütz,
durch ein den Akten beiliegendes eigenhändiges
Schreiben der Kuriürstin Sophie vom 12. April
dazu ermächtigt, mit der Forderung an den Lord
Kanzler, ihm die Ladung (writ) des Kurprinzen,
der seit einigen Jahren Herzog von Cambridge
in der englisehen Pairie war, in das Haus der
Lords einzuhändigen. Zwei Tage ohne Antwort
drang er am 13/24. April brieflich darauf und
erhielt nunmehr den Bescheid, daß Lord Harcourt
die Angelegenheit der Königin vorgetragen habe,
diese aber ohne alle Nachricht aus Hannover
„sich schwerlich einbilden könne, daß der Frei-
herr von Schütz auf Ordre von Hause diese
Nachfrage gethan hätte." Uebrigens sei die
Ladung wie jede andere deu Gesetzen gemäß
ausgestellt. Als Schütz kam um das Instrument
in Empfang zu nehmen , fragte ihn der Lord
Kanzler, bis wann etwa des Herzogs Reise nach
England zu erwarten sei , worauf jener freilich
keine Antwort hatte. Indeß die bloße Abforde-
rung des Writ genügte um bei Hofe und in den
Parteien je nach den Hoffnungen und Befürch-
tungen, die im Schwünge waren, eine unglaub-
liche Erregung hervorzurufen. Die Minister
machten Herrn von Schütz die heftigsten Vor-
würfe, „daß er diese Sache nicht wohl angefan-
gen 41 und gaben ihm zu verstehen, die Königin
„desapprobire seine Conduite , als habe er an
dem ihr schuldigen Respect manquiret. 44 Nach-
dem ihm am 16/27. April von Lord Oxford und
dem Staatssecretär Bromley der Rath gegeben
fürs Erste lieber nicht zu Hofe zu gehu und
nachdem Tags darauf der Writ ihm ausgeliefert
worden, erschien am 18/29. der Ceremonienmeister
A
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262
Sir Clement Cotterel bei ihm um em Schreiben
des Staatssecretars zu verlesen, das ihm im Na-
men der über Mangel an Respect schwer ver-
letzten Königin den Hof und jeden weiteren
Verkehr mit den Ministern verbot. Lord Paget
sollte sich bereit halten in besonderer Mission
nach Hannover zu gehn. Anschreiben der Kö-
nigin an die alte Kurfürstin, ihren Sohn und
Enkel wurden aufgesetzt um über den Schritt
des Gesandten Beschwerde zu führen, vorzüg-
lich aber um dem Eintreffen des Kurprinzen
vorzubeugen. Man sprach es offen aus, daß die
Anwesenheit eines Prinzen von Sophias Geblüt
der Königin, so lange sie am Leben, widerwärtig
sei. Besonders scharf aber wurde gerügt, daß
die Würde der Monarchin erfordert hätte jenes
Gesuch nicht an den Lord Kanzler, sondern an
sie selber zu richten. Dem gegenüber erhielt
Kreyenberg demonstrativ eine Zuschrift, in wel-
cher seine Person für Weiterfuhrung des Ver-
kehrs als fort agreable bezeichnet wurde. Der
Affront, der einem in allen Formen beglaubigten
und feierlich empfangenen Minister geboten
wurde, konnte nicht ärger sein. Um so ernster
ist die Frage, ob und wie weit Schütz auf eigene
Hand oder im Auftrage seiner Vollmachtgeber
gehandelt habe. Jedenfalls liegt es auf der
Hand, daß die Aufträge, die er vom Kurfürsten
und dessen Mutter empfangen, nicht mit ein-
ander stimmten.
Einige Entwürfe von seiner und fremder
Hand deuten auf Dies und Jenes hin. Ein schon
am 16/27. an den Kurfürsten abgegangener Be-
richt enthält Folgendes: „Der Writ J. Durchl.
des Kurprinzen, weswegen ich mich auf Befehl
J. Kurf. Durchl. der Frau Kurfürstin
bei dem Großkanzler Mylord Harcourt ange-
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263
gebeti, hat das hiesige Ministerium in gahr große
Unruhe gesetzet, indem sofort darauf Geheimder
Rath bei der Königin gehalten worden." Die
Auslieferung zu verweigern hätte niemand ver-
treten, aber eben so wenig den Erbprinzen auf
Grund seines englischen Titels zur Stelle haben wol-
len. Daher denn der von Lord Oxford aufgebrachte
Vorwand, die Königin sei äußerst erzürnt darüber,
daß sie umgangen worden. Ein Blatt in engli-
scher Sprache rechtfertigt dagegen die Eingabe
an den Lord Kanzler als allein den englischem
Gesetzen entsprechend und scheint mir im Ein-
verständuiß mit dem rechtsgelehrten Lord SoinersJ,
der unter den Whigs Lord Kanzler gewesen,
aufgesetzt zu sein. Auf einem anderen notificirt
der Freiherr von Schütz seine schleunige Rück-
kehr nach Hannover um sich dort zu verant-
worten und bezeichnet es als: thegreastest mor-
tification that ever happened, to find that I am
fallen under Her Majesty'sdispleasure, for whom
I have the greatest respect and veneration ima-
ginable. I could have no comfort under such
a misfortune, were I not conscions to myself
that I have done nothing to deserve it. I have
precisely and strictly obeyed my orders and fol-
lowed the constant usage and custom of Parlia-
ment etc. Auch finden sich Entwürfe zu Brie-
fen an den Kurprinzen, dem er von dem Jubel
der Freunde über seine demnächst zu erwartende
Ankunft und hinterdrein von der brüsken Ab-
weisung durch die Königin Anzeige macht. Er
hält die Krone für verloren, wenn der Schritt
nicht trotzdem erfolge : nousperdrons la couronne,
si ce pas n'est pas soutenu.
Da ist es nun in hohem Grade bezeichnend,
daß Georg Ludwig seinen Gesandten in fast ver-
letzender Weise desavouirt hat. In seinem Schrei*
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264
ben vom 11. Mai heißt es: „Uns gereicht Solches
und daß ihr bey solcher Gelegenheit Hochge-
boren Unser Fran Mutter Gnaden Nahmen ge-
brauchet zu besonderem Mißfallen und Befrem-
dung," weil ihm. das in seinen Instructionen
nicht aufgegeben worden. Es wurde ihm be-
deutet fernerhin: „Unseren und keinen anderen
Befehlen zu folgen." Sein Gesuch sich nach
der Rückkehr in Herrenhausen vorstellen zu
dürfen wurde zweimal durch Graf Platen ab-
schlägig beschieden. Man weiß, daß die Kur-
fürstin Sophie, tief erschüttert durch die Be-
handlung von Seiten ihrer Nichte der Königin,
welche sie in einem Briefe vom 19/30. Mai hart
und bitter beschuldigte ihr Erbrecht selber ge-
fährdet zu haben — qu'une teile conduite pour-
roit certainement avoir des suites prejudiciables
ä cette succession meme — und vermuthlich
nicht minder durch die Haltung ihres Sohns, der
wieder mit seinem Sohne gespannt war, am 14.
Juni gestorben ist Georg Ludwig beantwortete
erst nach der Mutter Tode Annas auch an ihn
gerichtete Vorwürfe ziemlich einsilbig mit der
Versicherung sich immerdar von dem ihr so
widerwärtigen Treiben der Factionen fern ge-
halten zu haben. Leibnitz, damals in Wien,
hatte hoch aufgehorcht, als Schütz zu rechter
Stunde (ä propos ä mon avis) eingeschritten,
aber in dem allerletzten seiner an seine alte
Gönnerin gerichteten Briefe 1 ) doch bemerkt:
Je pre8utne que M. de Schütz a eu ordre de
Mgr. TElecteur de la faire, mais s'il avoit agi
sans ordre, je le comparerois ä un General d'ar-
mee, qui auroit gagne une bataille, sans avoir
1) Leibnitz a ^Electrica Sophie, Vienne, ce 24 de
May 1714. Die Werke von Leibniz Bd. 9. S. 449. 1873.
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265
receu du chef Pordre de combattre. Am 31.
Juli 10. August erfolgte der Tod der Königin
Anna.
In den Correspondenzen der Bothmer, Grote,
Schütz erscheint beständig ein anderer Mann,
an den neben Kurfürst und Kurfurstin oder dem
Grafen Bernstorff gelegentlich auch ihre Briefe
gerichtet sind. Das ist der aus Frankreich
stammende Protestant Robethon, so recht der
Repräsentant der über die Kreise des deutschen
Kleinstaats hinausdringenden Politik, die der
Sprache der Diplomatie und der Erfahrung in
den Geschäften anderer Länder nicht mehr ent-
rathen kann. AlsHugeuot hatte Robethon einst
Aufnahme und treffliche Verwendung bei König
Wilhelm III. in England gefunden. Dieser staats-
kluge Fürst benutzte ihn nicht nur als Privat-
secretär, sondern gab ihn seinem Vertrauten
dem Grafen von Pembroke im Jahre 1698 zu
jenen Verhandlungen nach Paris mit, in welchen
mit Ludwig XIV. die erste Theilung der spani-
schen Monarchie berathen wurde. Nach Wil-
helms Tode fand er unter Anna keinen Platz
und wurde — man darf vielleicht auf Leibnitz's
Rath schließen — vom Grafen Bernstorff heran-
gezogen , der ihm auch den Adel verschaffte.
Zuerst in Diensten Georg Wilhelms von Celle,
nach dessen Ableben im Jahre 1708 Georg Lud-
wigs von Hannover war er die Seele der diplo-
matischen Kanzlei. Da er in England die lei-
tenden Persönlichkeiten und den Gegensatz zwi-
schen Whigs und Tories genau kannte und neben
seinem Französisch auch gut Englisch schrieb,
führte er in der Successionssache von Hannover
aus vorzugsweise die Correspondenz. Selbständig
21
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266
wie im Auftrage richtete er sich an die dort
beschäftigten Gesandten. Während Bothtner's
Abwesenheit vom Haag muste er ihn dort ver-
treten. „Das hat nie noch ein Secretär in Deutsch-
land gegolten und gewürkt was Robethon in
Hannover und in England galt" . . . „BernstorfF
rieth nur was Robethon gut hieß- . . . „Ohne
ihn wäre Churfürst Georg Ludwig nie König
Georg geworden, 44 sagt Spittler von ihm 1 ). Als
Geheimer Legationssecretär stand er denn auch
während der ersten Jahre der neuen Regierung
in St. James wie in Herrenhausen dem Könige
und seineu Rathen mit seinem reichen Wissen
und Können und seiner stets schlagfertigen Feder,
seinem scharfeu , kaustischen , fast skeptischen
Stil zur Verfügung. Er war recht eigentlich
das Bindeglied zwischen den englischen und den
kurbraunschweigschen Ministern , das in diesem
überaus delicateu, von steten Reibungen bedroh-
ten Verhältniß keiner von beiden Theilen ent-
behren konnte. Aber wo ist heute die von ihm
selber in sieben Bänden Quart angelegte Samm-
lung seiner Correspoudenz aufzufinden, von wel-
cher Spittler noch berichtet? War sie jemals
ein Bestandtheil des hannöverischen Staatsarchivs?
Ist sie im Privatbesitzbesitz vorhanden? Nach
Allem , was wir sonst von Robetlion wissen,
müste sie als eine unvergleichlich werthvolle
Quelle zur Zeitgeschichte gelten.
Zum Glück stecken viele hundert seiner Schrei-
ben in einer anderen , nicht minder unschätz-
baren Sammlung desselben Archivs, deren Kennt-
1) Meiners und Spittler, Göttingisches Historisches
Magazin Bd. I. S. 546 ff.
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267
niß und Verwerthung für die europäische Ge-
schichte zu Anfang des 18. Jahrhunderts, so weit
ich bemerkt habe, bisher noch sehr geringfügig
ist. Das sind an 50 Bände Protocoles des
negociations faites pour S. M. le Roy
de la Grande Bretagne par Möns. F. L.
de Pesmes, Seigneur deSaintSaphorin,
welche die Jahre 1716 bis 1727, also beinah die
Regierungszeit Georg's L, umfassen, in trefflicher
Reinschrift Copien der erhaltenen Anschreiben
und Briefe, von Vertragsentwürfen, Relationen,
Depeschen , Noten , Autworten , wie sie sich in
der Kanzlei einer großen Gesandtschaft ansammeln.
Francis Louis de Pesmes *) , geboren im
Jahre 1668 auf dem Schloß St. Saphorin im
Waadland, also Berner Uuterthan, und eben
dort gestorben im Jahre 1737, that zuerst den
vereinigten Niederlanden Kriegsdienste , trat je-
doch bald nach Oesterreich über um unter den
Fahnen des Prinzen Eugen von Savoyen den
großen Krieg gegen die Türken mitzumachen,
der im Jahre 1699 siegreich mit dem Frieden
von Carlowitz abschloß. Im Jahre 1696 beklei-
dete er das Amt eines Viceadmirals auf der
Donau und schied dann aus mit dem Range
eines Feld Wachtmeisters. Nachdem er vorüber-
gehend Gesandter des Pfalzgrafen bei den Eid-
genossen gewesen , auch für König Friedrich I.
von Preußen den Uebergang des Fürstenthum
Neufchatel aus der oranischen Erbschaft verhan-
delt hatte, dieute er wieder der Eidgenossenschaft,
deren Bündniß mit Holland vom 2. Januar 1714
sein Werk war. Vom October 1716 an erscheint
er mit dem Raiige eines Generallieutenants als
bevollmächtigter Minister Georg's I. in Wien, wo
1) Lutz, Nekrolog Merkwürdiger Schweizer. S. 392.
21*
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>
268
er sich namentlich seit Abschluß der Quadrupel-
allianz durch Umsicht und Thatkraft hohes Ver-
trauen bei seinen Vollmachtgebern und Respect
an dem von Intrigen aller Art unterwählten
Hofe Kaiser Karl's VI. erwarb. Der Herzog
von St. Simon freilich munkelt in seinen Me-
moiren *) von unehrenhaften Handlungen, welche
St. Saphorm sich habe zu Schulden kommen
lassen. Doch wird dabei ohne Zweifel der Haß
des Franzosen gegen den sehr energischen Par-
teigänger einer protestantischen Politik im Spiel
gewesen sein. Der Durchfuhrung und Befesti-
gung der protestantischen Erbfolge in England
gegenüber allen Zerklüftungen , welche ihr in
Europa nach Abschluß der Verträge von Utrecht
und von Rastadt und Baden gefährlich werden
konnten, war denn auch in Wien seine Thätig-
keit vorzugsweise gewidmet. Daß er da mit
Robethon zusammengriff, lag in der Natur der
Dinge und in der Eigeuart dieser beiden Männer,
neben welchen noch ein dritter Fremdling er-
scheint, Lucas Schaub, ein Berner von Herkunft,
aber trotz seinem Deutschen Namen gleichfalls
ein französisch geschulter Diplomat, welcher im
Dienste England-Hannovers sowohl an auswär-
tigen Gesandschaften als in unmittelbarer Nähe
des Staatssecretärs , des Grafen Stanhope, thätig
war, im Jahre 1720 als Sir Luke Schaub mit
der englischen Ritterwürde belohnt und 1721
britischer Gesandter in Paris wurde.
Unzählige Aktenstücke , officielle Berichte
und vertrauliche Mittheilungen , füllen diese
Bände. Sie erläutern nicht nur die wechsel-
volle, noch immer von innen und außen bedrohte
Politik Englands unter dem ersten Herrscher
1) VoL XX, p. 193 ed. 1829.
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269
aus dem Weifenhause, nicht nur dessen deutsche
und Reichspolitik zwischen Oesterreich und
Preußen, Rußland und Scandinavien , Frankreich
und Spanien, sondern bergen eine noch kaum
angerührte Fundgrube für die allgemeinen Ver-
wicklungen der Epoche vom Ausgange des spa-
nischen Erbfolgekriegs an über die letzten Jahre
des nordischen, über Krieg und Frieden mit den
Osmanen, den von Spanien aus durch Alberoni
hervorgerufenen Kampf um die Herrschaft in
Italien, die allmäliche Umwandlung der Allian-
zen, die financielle Erschütterung in Frankreich
und England, die Handels- und Colonialpolitik
der Zeit. Nicht minder liegt in vielen sehr an-
schaulichen Relationen eine reiche Fülle von
Personalien begraben, ein Schatz, der nur darauf
wartet von den Geschichtsforschern gehoben zu
werden. Ich will demnächst anderen Orts ver-
suchen an einem Beispiel auszuführen, was sich
für die engere und weitere Geschichte der Zeit
den Protokollen St. Saphorin's entnehmen läßt,
und schließe diese Bemerkungen, die auf eine
recht fleißige Ausbeutung der unvergleichlichen
Sammlung hinwirken sollen , mit einer für die
Literaturgeschichte interessanten Notiz.
Am 17. Juni 1719 war Joseph Addison, der
die einst viel bewunderte Tragödie Cato und
den Lobgesang auf die Sieger von Höchstädt-
Blenheim gedichtet hatte, von unvergänglicherem
Namen durch seine Beiträge zum Spectator, erst
48 Jahre alt gestorben. Am 9. September
schreibt sein Freund und Nachfolger im Staats-
secretariat Craggs an St. Saphorin:
Je prends cette meme occasion pour vous
recommander une souscription pour les ouvrages
de feu Mr. Addison, mon predecesseur dans la
Charge de Secretaire d'Etat du Roy, lequel le§
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270
a laisses dedies ä moy en temoignage de Tamitie,
qui avoit ete long tenips entre nous deux.
C'estant un ecrivain si audela de la portee or-
dinaire que je serois bien aise de voir la liste
de se8 souscrivains aussi peu commuue que Ta
ete le merite de Tautheur. Comme Von se pro-
pose d'obtenir de plusieurs princes souverains
la permission d'inserer leurs noms dans cette
liste, Phouneur qu'on voudroit procurer ä cet
ouvrage seroit complet, si TEmpereur et Vlm-
peratrice y vouloyent paroitre a la tete. Le
Prince Eugene a 6te celebre d'une maniere si
relevee par le Sieur Addison, que je nie persuade
qu'il se contentera de laisser voir son nom, peut-
etre aussi en sera-t-il de meme rles autres per-
sonnes distinguees de la cour de Vienne. Mr.
Tickell , Tun de mes Seeretaires, a le soin de
cette publication et vous enverra avec cette
lettre des receus signes de luy.
Eine Antwort vom 4. November lautete we-
nig tröstlich : Je tacheray de remplir de mon
mieux ses souhaits touchant les souscriptions
ä Tegard des oeuvres de feu Mr. Addison. Si
elles etayent latines, j'espererois de trouver icy
10 fois plus de souscriptions, qne l'on ne m'a
envoye de billets. Mais si elles sont en Anglois,
personne ne Tentend dans ce pai's. Je n'ay vu
des oeuvres de Mr. Addison qne quelques tra-
ductions, qui sont dans le Spectateur, et son
Caton, mais quoique les traductions fassent beau-
coup perdre, personne selon moy n'a ecrit plus
sensement et plus delicatement que luy, outre
que la droiture de son coeur se fait connaitre
dans tous ses ouvrages.
Am 16. schrieb er indeß hoffnungs voller: Le
Comte de Sinzendorff s'est charge de parier ä
TEmpereur pour les souscriptions du livre de Mr.
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271
Addison. «Ten ay parle au Prince Eugene, qui
flouscrira aussi avec plaisir, ainäi j'espere que je
pourray reraplir ä cet egard les desirs de V. E.
Auszug aus einem Briefe des
Herrn Kronecker an E. Schering.
Ich erlaube mir Ihnen anläßlich des in Nr. 4
der „Nachrichten" abgedruckten Aufsatzes von
Herrn Karl Heun einige Bemerkungeu über die
dort behandelten Determinanten initzutheilen.
Jacobi ist schon im Jahre 1835 bei der Ent-
wickelung der Bezout'scheu Eliminations-Methode,
wie er sie in seinem Aufsätze „de eliminatione
variabilis e duabus aequationibus algebraicis" im
15. Bande des Crellescheu Journals dargelegt
hat, auf Determinanten wter Ordnung
|^ r+ ,| (r,s = o, i, ti— i)
geführt worden, welche aus 2n — 1 Elementen
A v . . . -4 2fl — 2 zu bilden sind. Er ist
dann, genau 10 Jahre später, bei der Beschäfti-
gung mit eiuem nahe verwandten Gegenstande
auf solche Determinanten zurückgekommen und
hat dieselben in der bezüglichen vom August 1845
datirten Arbeit „über die Darstellung einer Reihe
gegebener Werthe durch eine gebrochene ratio-
nale Function 14 (Crelle's Journal Bd. 30) allge-
meiner und ausführlicher behandelt. Nachher
erscheinen dieselben Determinanten in vielen
auf den Sturm'schen Satz und die Ketteubruchs-
Entwickelung rationaler Functionen bezüglichen
Arbeiten, von denen nur zwei ältere, die Cayley-
eche im 11. Bande von Liouville's Journal 184G
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272
erschienene nnd die Joachimsthalsche im 48. Bande
des Crelleschen Journals 1854 veröffentlichte
hervorgehoben werden mögen. Doch ist überdies
zu erwähnen, daß dieselben Determinanten den
Gegenstand einer Abhandlung bilden, welche
Hermann Hankel als „Inauguraldissertation zur
Erlangung der philosophischen Doctorwürde an
der Universität Leipzig 41 im Jahre 1861 (Göttin-
gen, Druck der Dieterichschen Universitäts-Buch-
druckerei) hat erscheinen lassen, und daß darin
auch eine besondere Bezeichnung („orthosymme-
trisch u ) für die Determinanten vorgeschlagen ist,
welche aber keinen Eingang gefunden hat.
Bei allen Untersuchungen, welche auf die
erwähnten Determinanten M r+ J geführt haben,
läßt sich eine unmittelbare Beziehung zu jener
vielfach behandelten Aufgabe erkennen, zu gege-
benen ganzen Functionen f(x) und f x (x) zwei
Multiplicatoren 0>(x) und W(x) zu finden, für
welche die Differenz f x (x) W(x) — /(x) <J>(x) sich
auf eine Function von einem bestimmten nie-
drigeren Grade reducirt, d. h. also für zwei ge-
gebene ganze Functionen f(x) und f { (x), welche
resp. vom Grade n und vom Grade n — n { <n
vorausgesetzt werden, drei ganze Functionen
F(x) y 0>(x), V(x) beziehungsweise von den Gra-
den fi, v — tip v zu bestimmen, so daß
F(x) =/•,(*)*(*)-/•(*)*(*)
und |i + v < n wird. Abgesehen davon , daß
sich die Functionen <t>(x) und W(x) als Zähler
und Nenner der Näherungsbrüche der Ketten-
bruchs-Ent wickelung von ^Ö—) bestimmen, können
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273
erstens die Functionen <t> (x) und W (x) da-
durch charakterisirt werden, daß die Differenz
A (*)__»(*)
m v (x)
für unendlich große Werthe von x unendlich
klein von der Ordnung x~ 2 *~^ werden muß,
wo X eine positive ganze Zahl bedeutet, also
X>1 ist.
Zweitens können die Functionen F(x) und
W(x) nach der Cauchyschen Interpolations-
formel als Zähler und Nenner eines rationalen
Bruches bestimmt werden, der für die n
Werthe x = £ x , wofür f(x) = 0 ist, die
vorgeschriebenen Werthe f x annimmt.
Drittens kann die Function W(x) abge-
sehen von einem constauten Factor durch
die v Gleichungen
und ebenso die Function F(x) durch die \i
Gleichungen
bestimmt werden, wie z. B. in meinen in den
Monatsberichten der Berliner Akademie abge-
druckten Aufsätzen vom 17. Febr. 1873 und
vom 14. Febr. 1878 geschehen ist. Hier be-
deutet f(x) die Ableitung von f{x\ und die
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274
n Wurzeln £ x sind ebenso wie bei der zweiten
Methode zunächst als verschieden vorauszu-
setzen; doch kann man leicht zu dem allge-
meineren Falle, wo beliebig viele einander
gleiche Wurzeln vorkommen, übergehen, wenn
man die Ausdrücke, auf welche sich alsdann
jene Summen, bei denen f (c) im Nenner steht,
reduciren, an Stelle der Summenausdrücke
in den Formeln substituirt. Dies findet sich
schon in der citirten Jacobischen Abhand-
lung vom Jahre 1845 (Crelle's Journal Bd.
30. S. 149) vollständig entwickelt.
Bei allen drei angegebenen Methoden zur
Bestimmung der Functionen F(x), 0>(x) y V(x)
treteu die Determinanten |-^ r _|_ Ä | au fi Uß d zwar
bei der ersten und dritten ganz unmittelbar und
ausschließlich, während sie bei der zweiten Me-
thode, bei welcher bis dahin nur die Cauchysche
combinatorische Formel zur Verwendung ge-
kommen war, erst von Jacobi in der Abhand-
lung vom Jahre 1845 eingeführt worden sind.
Scheinbar haben die Elemente der Determi-
nanten |^ r _^J in allen den erwähnten Fälleu
ihres Auftretens eine specielle Bedeutung, in
Wahrheit aber sind diese Elemente , wie näher
dargelegt werden soll, völlig allgemeine.
Der Einfachheit halber setze ich zunächst
die Wurzelu 5 als verschieden voraus und knüpfe
an die zuletzt erwähnte Methode an, bei der sich
F(x) abgesehen von einem constanten Factor
als eine Determinante
\* S p+q—*p+q+i\ b>1 = M..
bestimmt, in welcher die Größen $ durch die
Gleichung
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275
h = ,1, f,(uV<y
definirt werden (vgl. den Abschnitt II meiner
citirten Arbeit vom 14. Febr. 1878). Bestimmt
man nnn für 2n beliebig gegebene Größen
^o 1 *i' s 2> * * ' ' 5 2W — i
n Größen £ p ? 2 , . . . l n als die n Wurzeln der
Gleichung
und alsdann w Größen * fl u., . . • w n durch
die n Bedingungen
5 Ä = 2 ***** ( Ä = Mi- -»— 0
so läßt sich leicht zeigen, daß diese Bedingungen
auch noch für die folgenden n Werthe h = n,
n + 1, . . . 2n — 1 erfüllt sind, so daß also, da
die Function f t (x) den n Relationen
gmiäß anzunehmen ist, die obige Bedeutung der
rößen s, nämlich
** = m
beliebigen 2n Größen 5 beicrelecrt werden kann.
Um den Nachweis zu führen, daß die Gleichungen
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276
* k - 2 ****
für A = n, w -{- 1, . . . . 2n— 1 erfüllt sind,
seien a 0fl , o ln , . . . a nn die n -f- 1 Determinanten
nter Ordnung, welche aus dem System von
w(n+ 1) Größen
5 tp = o, i, . . . n \
Pf? \g = o, 1, . . . »-1/
zu bilden sind, und zwar so, daß wenn man diesem
System eine (n + l)te Vertikalreihe a 0 , a Jt . . .
a n an ^g^? die Determinante gleich
a 0 °0n + a i a in + ' • • + a n °nn
wird. Dies vorausgeschickt, ist bekanntlich
und also für jeden beliebigen Werth von h
während andrerseits vermöge der Bedeutung der
Größen o als Determinanten des Systems s p ^
für A s= 0, 1, ... n—1 die Relationen
o 0n S h + °\n S h+\ +••••+ 3 nn S h+n = 0
bestehen. Nimmt man in beiden Relationen der
Reihe nach h = 0, 1, 2, . . . n— 1, so erschließt
man daraus der Reihe nach die Uebereinstim-
mung von s r mit
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277
für r = n, n -f* 1» • • • 2n — L
Aus der vorstehenden Entwickelung folgt,
daß die aus beliebigen Elementen s Q ,
s 2f . . . $ 2n _, zu bildenden Determinanten
\ xs P ±q~ s P +q+i\ fa* - M,...<-ii <>n)
alle jene Eigenschaften besitzen, welche ich in
meinem mehrfach citirten Aufsatze vom 14. Febr.
1878 für diejenigen Determinanten hergeleitet
habe, die bei der Ketten bruchsentwickelung ra-
tionaler Brüche auftreten und a.a.O. mit D t (x)
bezeichnet sind. Ich erinnere dabei namentlich
an die früher unbemerkt gebliebene Eigenschaft
der Determinanten D t (x), daß alle diejenigen,
für die nicht eine der beiden Zahlen n - t oder
n — t—l als Grad eines Näherungsnenners der
Kettenbruch8entwickelung von vorkommt,
identisch gleich Null sind, während die übrigen
mit den „Restfunctionen u /*(#), /',(#), fA&h • • m
welche sich bei dieser Entwickelung ergeben
bis auf constante Factoren übereinstimmen; ich
erinnere ferner daran, daß in dem sogenannten
regulären Falle, d. h. wenn bei der Kettenbruchs-
entwickelung alle Theilnenner vom ersten Grade
und also alle Determinanten D ( (x) von Null
verschieden sind , zwischen je drei aufeinander-
folgenden Determinanten D t (x) eine Relation
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278
besteht, in welcher a den Coefficienten der höch-
sten Potenz von x in D ( (x) dividirt durch den-
jenigen in D t i x (x) bedeutet. Diese Relation
findet sich schon in Jacobi's Abhandlung vom
Jahre 1835 und ferner im § 9 der citirten Jo-
achimsthalschen Arbeit für beliebige Größen $
entwickelt, jedoch unter der dabei erforderlichen
Voraussetzung , daß die Determinanten D von
Null verschieden sind. Von dieser Voraussetzung
habe ich in nieiuer beregten Arbeit von 1878
völlig abstrahirt; aber es ist darin die andere
Voraussetzung gemacht, daß die Wurzeln der
Gleichung
von einander verschieden seien. Doch kann auch
diese Voraussetzung fallen gelassen werden, wenn
man die Bedeutuug der Größen s so modificirt,
wie es durch jene schon oben angedeutete Um-
gestaltung erfordert wird , welche im Falle glei-
cher Wurzeln die bezüglichen Summenausd rücke
s h erfahreu müssen. Aber der allgemeinere, vor-
aussetzuugslose Fall gestattet noch eine einfa-
chere Behandlung, wenn mau eiue anderweite
Bedeutung jener Summenausdrücke 8 h in Rück-
sicht zieht, bei welcher es überhaupt nicht in
Frage kommt, ob die Werthe der mit 6 t , £ 2 i • • • S n
bezeichneten Wurzeln der Gleichung
F* p + q — * p + q +i\ = 0 (p,g - o,t f . ..»-!)
unter einander gleich oder ungleich sind. Da
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279
nämlich zunächst für den Fall ungleicher Wur-
zeln $ A oder
der Coetficieiit von in der Entwicklung
von
x=n u
x
x=l x
nach fallenden Potenzen von x ist, also in der
Entwicklung eines rationalen Braches mit dem
Nenner
so kann diese Bedeutung der Größen s auch
im allgemeinen Falle zu Grunde gelegt werden.
Auf diese Bedeutung wird man ganz unmittelbar
geführt, wenn mau die oben zuerst angeführte
Methode der Bestimmung der Functionen <t>(x)
und V(x) anwendet; ich habe deßhalb an diese
direct anknüpfend die Eigenschaften der Deter-
minanten D^(x) ohne alle beschränkende Vor-
aussetzungen in einer kleinen Arbeit entwickelt,
welche im Monatsberichte der Berliner Akademie
erscheinen wird.
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280
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittat diese Verzeichnisse zugleich eis Empfangsanreigen ansehen
zu wollen.
Februar 1881.
(Fortsetzung).
Sammlung von Mittheilungen zur vaterländischen Ar-
chaeologie. T. 4.
Bericht der physiologischen Commission der Akad. der
Wiss. su Krakau. T. 14.
W i s t o c k i , Catalog. codicum manusc. Bibliotkecae
univ. Jagelion. Krakau. Heft 6.
Abhandlungen und Sitzungsberichte der Akademie der
Wissenschaften
histor.-philos. Abth. T. 12.
math.-naturw. Abth. T. 7.
philolog. Abth. T. 8.
März.
Bulletin de l'Acad. Imp. des Sciences de St. Petersbonrg.
T. XXVII. Nr. 1.
Bulletin de l'Acad. R. des Sciences de Belgique. 50e
anne*e, 3e serie. T. 1. Nr. 1—2.
65. Jahresbericht d. naturf. Gesell sch. zu Emden. 1870/80.
Atti della R. Accad. dei Lincei. Vol. V. Fase. 6 — 9.
1881.
J. Hann, Zeitschrift für Meteorologie. Bd. XVI. Marz
u. April 1881.
19. 20. u. 21. Bericht des Offenbacher Vereins für Na-
turkunde. 1880.
Mitth. der deutschen Gesellschaft für die Kunde Ost-
asiens. Hft. 22. 1880.
A. Issel, Instruzioni scientifiche pei Viaggiatori.
Roma. 1881.
(Fortsetzung folgt.)
Für die Redaction verantwortlich: Bechtd, Director d. Gött. gel. Ana.
CommiMions-Verlag der Düttrich'ackgn Y$rtog+BwM**dkmg.
Druck der Dieinich'schm Em*.- Buch* «ehret {W. Fr. Komtmm).
Digitized by
281
Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
22. Juni. M 10. 1881.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaft».
Sitzung am 4. Juni.
de Lagard e: Iohannis Euchaitorum archiepiscopi quae
in codi co Vaticano sopusunt graece. (Erscheint in den
Abhandlungen.)
Kohlrausch, aus w. Mitgl. : Messung des Erdmagnetismus
auf galvanischem Wege.
E n n e p e r : Zur Theorie der Curven doppelter Krümmung.
Absolute Messung der Stärke des Erd-
magnetismus auf galvanischem Wege
ohne Zeitbestimmung.
Von
F. Kohlrausch, auswärtigem Mitgliede.
Auf Anregung von Herrn Weber habe ich
schon vor längerer Zeit im magnetischen Observa-
torium zu Güttingen den Versuch gemacht, die
Horizontal-Componente des Erdmagnetismus mit
Hülfe des elektrischen Stromes anstatt des Mag-
netes zu messen, und hatte die Ehre, der Kö-
niglichen Oesellschaft der Wissenschaften die
Ergebnisse dieser Arbeit am 6. Februar 1869
vorzulegen.
22
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282
Der Strom durchlief nämlich ein großes
Weber'sches Bifilargalvanometer und gleichzeitig
eine Tangentenbussole. Die Ablenkung des Bi-
filargalvanometers mißt hier das Product aas
dem Erdmagnetismus in die Stromstärke, die Ab-
lenkung der Tangenten bussole ist dem Quo-
tienten aus beiden Größen proportional. Aus
beiden Beobachtungen zusammen ergibt sich so-
wohl die Stromstärke, wie die erdmagnetische
Intensität.
Wenn so diese Methode entsprechend dem
Gauß'schen Wege verfährt, auf welchem ja das
Product und der Quotient aus dem Erdmagne-
tismus und einem Stabmagnetismus bestimmt
wird, so bietet das galvanische Verfahren den
wesentlichen Vorteil, daß alle entscheidenden
Messungen gleichzeitig, also unabhängig von den
erdmagnetischen Variationen ausgeführt werden.
Eine schätzenswerte Eigenschaft der galvanischen
Methode liegt ferner in dem Umgehen aller
dauernden größeren Magnete, die im Beobach-
tungsraume sich und andere Instrumente stören.
Trotz diesen Vorteilen konnte das Verfahren
in der damals beschriebenen Gestalt mehr nur
von der theoretischen Seite ein großes Interesse
als eine ausgebreitete praktische Verwendung
beanspruchen. Zu letzterem Zwecke war vor
allem zu wüuschen, daß die Instrumente in klei-
neren Dimensionen ausgeführt wurden als da-
mals, wo der als Bifilargalvanometer aufgehan-
gene Drahtring eineu Durchmesser von */* Meter
und ein Gewicht von 7* Centner besaß.
Außerdem lagen in den Messungen einige
größere Schwierigkeiten, unter denen die genaue
Messung der Windungsfläche des Bifilargalvauo-
meters und die Bestimmung von dessen Träg-
heitsmoment obenan stehen. Auch die elastische
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283
Nachwirkung der dickdräbtigen Aufhängung des
Galvanometers verlangte besondere Hülfsmittel
der Elimination.
Ich denke hier ein Verfahren zu beschreiben,
welches alle die genannten Schwierigkeiten be-
seitigt. Die Instrumente sind handlich und neh-
men einen kleinen Raum ein, die Elasticitäts-
kräfte werden überhaupt nicht zum Messen be-
nutzt. Büdlich braucht weder eine Windungs-
fläche noch ein Trägheitsmoment bestimmt zu
werden, ja man bedarf gar keiner Uhr zu den
Bestimmungen. Die Tangentenbussole wird durch
einen kleinen magnetisirten Stahlspiegel ersetzt.
Von genauen Messungen werden nur diejenigen
von zwei Scalenausschlägen und die Messungen
einiger Längen und zweier Fadenabstände verlangt.
L Uebersicht des Verfahrens.
Ein Drahtring sei an seinen beiden Zulei-
tungsdrähten mit der Windungafläche im magne-
tischen Meridian (als Bifilargalvanometer) aufge-
hängt. Seine Windungsfläche sei gleich f } die
statische Directionskraft der bifilaren Aufhängung
gleich D, und T bedeute dieHorizontalcomponente
des Erdmagnetismus. Alsdann bringt der Strom
% im Drahtringe eine kleine Ablenkung er des-
selben hervor, gegeben durch
Nördlich oder südlich in dem großen Abstände
a von der Mitte des Ringes befinde sich eine
Magnetnadel, so erfahrt die letztere durch den
Strom im Ringe eine Ablenkung y, gegeben durch
I.
Dtanga = fiT.
II.
22*
j
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284
Durch Division beider Gleichungen fällt die
Windungsfläche f und die Stromstärke i heraus
und kommt
Ermittelung der Direction skraf t D.
Die statische Directionskraft des Bifilargalvano-
meters läßt sich, wie schon vou Weber im Jahre
1839 geschehen, aus dem Trägheitsmoment und
der Schwinguugsdauer der Rolle bestimmen. Be-
kanntlich liefern aber auch die Dimensionen der
bifilaren Aufhängung mit dem Gewicht des an-
gehängten Körpers die Directionskraft in abso-
lutem Maaße. Ist l die Fadenlänge, e x und e t
der gegenseitige Abstand der Befestigungspuncte
der Fäden oben und unten, m die Masse, also
gm das Gewicht des Bifilargalvanonieters, so wird
Dies in III eingesetzt, erhält man
Zu messen sind hier also nur 2 Ablenkungs-
winkel, 4 Längen und ein Gewicht. Nur die
Bestimmung von e x und e % erfordert dabei einen
Aufwand von Sorgfalt, der über die gewöhnlichen
Ansprüche einer Messung hinausgeht. Gegen-
über dem Gauß'schen Verfahren, welches eben-
falls zwei Ablenkungen und ein Gewicht, ferner
aber drei Längen und drei Schwinguugsdauern
zu messen autgiebt, sind wir also wesentlich im
Vorteil, Dazu kommt, daß die Schwingungs-
T 2
D tanga
a 8 tangy"
lila.
T* =
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285
und teilweise auch die Ablenkungs-Beobachtungen
bei Gauß eine gleichzeitige Beobachtung der In-
tensitätsvariationen nicht wohl umgehen lassen
und daß endlich die Fehler der Magnetabstäude
und Magnetometerausschläge, wegen des Gauß'-
Bchen Eliminationsverfahrens für die Verteilung
des Stabmagnetismus, einen relativ hohen Einfluß
auf das Resultat ausüben. Auch der nicht ein-
fach zu bestimmende „Magnetismus der Lage"
d. h. der von dem Erdmagnetismus herrührende
Unterschied des Stabmagnetismus, je nachdem
der Magnet als Schwingungsstab oder als Ablen-
kungsstab gebraucht wird, bildet einen unbeque-
men Bestandteil der Messung auf magnetischem
Wege, der bei uns wegfällt.
2. Beschreibung der Instrumente.
Das Bifilargal vano meter bestand zu-
nächst aus einem 200 mm weiten Ringe von
feinstem besponnenem Kupferdraht (0,12 mm
Durchmesser). Der Ring enthält bei einem Ge-
wicht von nur 108 g 1300 Windungen, also
etwa 40 qm Windungsfläche. Ein leichter hori-
zontaler Stab von 100 mm Länge trägt diesen
Ring und einen dünnen Planspiegel. Der Stab
selbst wird getragen durch zwei 0,09 mm dicke
weiche Kupferdrähte , die mit dem Ringdrahte
in leitender Verbindung stehen und über die
etwas abgeschrägten Endflächen des Stabes nach
oben führen. An der Zimmerdecke sind diese
Drähte an einer ähnlichen Suspension befestigt,
die , zur Orientirung des Ringes in den magne-
tischen Meridiau, horizontal drehbar ist.
Der Umstand, daß die Ebene der Aufhänge-
drähte ostwestlich liegt, bewirkt erstens, daß der
Strom kein Drehungsmoment von Seiten des
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286
Erdmagnetismus auf die Drähte hervorbringt,
zweitens aber, daß auch die Einwirkung dieses
Stromes auf die Bifilarrolle und auf das Magne-
tometer sich bei dem Commutiren heraushebt.
Der Fadeuabstand beträgt oben wie unten
nahe 100 mm. Zu seiner genauen Messung die-
nen kleine Millimeterteilungen, an den vier Be-
festiguugspunkten nahe hinter den Drähten an-
gebracht. Der Abstand der Teilstriche von ein-
ander ist vorher mit dem Comparator gemessen
worden. Die Beobachtung der Teilungen und
der Fäden mittels eines Mikroskopes mit Mikro-
meterocular läßt den Abstand der Fäden auf
einige Hundertel des Millimeters, also relativ
zum Ganzen auf ebenso viele Zehnteusendtel messen.
Das kleine Magnetometer wird in einem
Abstände von 700 mm seitlich von dem Bifilar-
galvanometer aufgestellt. Es trägt an einem
kleinen Torsionskreise einen am Cocoufaden auf-
gehängten magnetisirten Stahlspiegel. Wegen
des Eisengehaltes fast aller käuflichen Metalle
und wegen des Diamagnetismus, welchen das
reine Kupfer zeigt, ist das Instrument bis auf
einige kleinere kupferne Verbindungsstücke ganz
metallfrei gearbeitet. Die Schwingungen werden
durch einen Töpler'schen Luftdämpfer (Pogg.
Ann. Bd. 149. 416) beruhigt.
Die gleichzeitige Ablenkung des Bifilargalva-
nometers und des Magnetometers wird zweimal
gemessen , einmal mit nördlich , das andere Mal
mit südlich gestelltem Magnetometer. Als Ab-
stand a des Magnetometers von dem Drahtringe
gilt dann die Hälfte des sehr genau meßbaren
Abstandes des Magnetometerfadens in beiden
Stellungen.
Die Wägung des Drahtringes mit Zubehör
kann controlirt werden, ohne das Instrument von
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287
seinen Drähten abzunehmen. Eine einfache Vor-
richtung liefert dabei die Prüfung, ob die beiden
Drähte gleich stark belastet sind.
Der Ausdruck für T* verlangt von den bei-
den (nahe gleichen) Ablenkungswinkeln a und tp
nur das Verhältnis ihrer Tangenten. Die
Beobachtung beider Winkel geschieht deswegen
au einer und derselben geradlinigen Millimeter-
scale von 2 m Länge. Hätten die beiden Spiegel
genau denselben Abstand von der Scale, so
brauchte der letztere gar nicht gemessen zu
werden. In Wirklichkeit genügt es wenigstens,
den Abstand genähert zu kenuen, aber den klei-
nen Unterschied beider Abstände genau zu er-
mitteln, was ohne Mühe durch eine Visirvorrich-
tung erreicht wird.
3. Genauere Berechnung.
Zu der scheraatischen Behandlung der Auf-
gabe unter Nr. 1 treten einige kleine Ergänzungen.
1. Zu der Directionskraft der bifilaren Auf-
hängung kommt noch die Torsionskraft der Fäden.
Es sei « 1 und e a das Torsionsmoment beider Fäden.
* kann bestimmt werden aus der Schwin-
gungsdauer % eines an den Draht angehängten
Körpers vom Trägheitsmomente x als « = * - .
Aus der Länge l des Drahtes und dessen Halb-
messer findet man auch s mit Hülfe des Elasti-
citätsmodul des Kupfers. Als praktisch hier ge-
nügende Rechnungsregel nenne man a das Ge-
wicht eines Meters von dem Draht in Milligram-
er 2
men. Dann ist s nahe = 100000 -y-. Das
Elasticitätsmoment ist gegen die ganze Directions-
/
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288
kraft so klein, daß eine rohe Kenntnis von €
genügt.
2. Die Drahtlänge wird nicht auf beiden
Seiten genau gleich sein. Man setzt für l in
der Formel für D das Mittel beider Längen l t
und Z 2 .
3. Zu dem Gewicht des an den beiden Drähten
aufgehangenen Körpers tritt noch das halbe Ge-
wicht der Aufhängedrähte selbst. Dasselbe sei
in gm bereits mit begriffen.
Hiernach wird die gesammte Directionskraft
des Bifilargalvanometers
4. Die Magnetometernadel übt auf den Ort
des Bifilargalvanometers eine kleine, den Erd-
magnetismus verstärkende Kraft aus. Es sei k
das in bekannter Weise bestimmte Verhältnis
des Nadelmagnetismus zum Erdmagnetismus, so
wird die Formel I
5. Die Torsion des Magnetometerfadens wird
in bekannter Weise berücksicht, indem zu T in
Gleichung II der Factor 1 -f- 6 hinzutritt, wo 6
den Torsionscoefficienten der Magnetometernadel
bedeutet.
fi
6. Der Ausdruck — für die Fernewirkung
des Drahtringes setzt voraus, daß man das Qua-
drat des Verhältnisses vom Ringhalbmesser r
gegen die Entfernung a vernachlässigen darf.
In unserem Falle aber ist das Verhältnis etwa
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289
_ fi
= 1:7. Die Rechnung zeigt, daß anstatt — ge-
(X
naaer zu setzen ist
7. Endlich erleidet die Wirkung der Bifilar-
rolle auf das Magnetometer eine kleine Abschwä-
chung dadurch, daß die Rolle durch ihre Ablen-
kung ein wenig aus dem magnetischen Meridian
heraustritt. Man trägt diesem Umstände hin-
reichend genaue Rechnung, indem man in Glei-
II zu fi den Factor setzt
cosa — 2sinatgy.
Mit Rücksicht auf alle diese Correctionen
würde also nach dem Ausdruck zu rechnen sein
T* =
r*
1+4 —
(± e i e * n*»± -L* \ a * Cosa — 2sinatgytga
l*r+L^ +,|+ U(a^rt) f T\te»
Die hier neu eingetretenen Größen sind
sämmtlich klein und leicht hinreichend genau
zu ermitteln.
Hier bedeutet also
m die Masse des Bifilargalvanometers ein-
schließlich der halben Masse der Aufhänge-
fäden,
r den Halbmesser der Bifilarrolle,
e x e s den oberen und den unteren Fadenabstand,
l x l 2 die Länge der beiden Fäden,
s x s 2 deren elastisches Torsionsmoment,
Digitized by
200
g die Schwerbeschleuuigung am Beobach-
tungsorte,
2a die Entfernung zwischen den beiden Orten
des Maguetometerfadens in der nördlichen
und der südlichen Stellung des Instruments,
0 den Torsiouscoefficienten de§ Magnetometers,
k das Verhältnis des Nadelmagnetismus des
Magnetometers zum Erdmagnetismus,
a den Ablenkungswinkel der Bifilarrolle und
tf den Ablenkungswinkel des Magnetometers,
beide im Mittel aus den beiden Beobachtungen.
4. Beispiel.
1880 Dec. 20 wurde in dem von größeren
Eisenmengen abgelegenen nordostlichen Zim-
mer des Physikalischen Instituts zu
gefunden :
m = 144560 mg r = 97 mm
e x = 101,83 mm e t = 99,54 mi
l x + 1 % = 5402,9 mm
*, + = 216000
6 = 0,00016 k = 75300
a = 700,0 mm
und bei dem Scalen abstände 2433,0 mm
2438,7 mm der doppelte Ausschlag der
rolle = 135,07 mm und des Magnetometer» =
142,80 mm, woraus
= 0,9481.
tg<p
Daraus berechnet sich die Horizontalcompo-
nente des Erdmagnetismus
T== 1,938 f .
mm* , sec
Würzburg im Mai 1881. ^ \ rn , t f, ,
Digitized by Google
291
Zur Theorie der Curven doppelter
Krümmung.
Von
A. Eime per.
In* der Note »Probleme de geonietrie« (Jour-
nal de Mathematiques. T. VII p. 65 , Annee
1842) hat Hr. Puiseux zuerst nachgewiesen,
daß nur für die Helix eines Kreiscylinders der
Krümmungsradius und der Torsionsradius gleich-
zeitig constant sind. Eine Erweiterung dieses
Satzes hat Hr. Bertrand gegeben in: »Sur la
courbe dout les deux courbures sont constantes.c
(J. d. M. T. XIII p. 423, A. 1848). Durch
rein geometrische Betrachtungen hat Hr. Ber-
trand gezeigt, daß für die Helix einer belie-
bigen Cylinderfläche das Verhältniß des Krüm-
mungsradius zum Torsionsradius constant ist und
umgekehrt. Durch eine gewandte analytische
Rechnung , enthalten in »Sur la ligqe dont les
deux courbures ont eptre elles un rapport con-
stant« (J. d. M. T. XVI p. 208, A. 1851) hat
Hr. Puiseux den erweiterten Satz deducirt.
Durch etwas einfachere und mehr symmetrische
Rechnungen hat Hr. Serret in der Abhandlung
»Sur quelques formulea relatives ä la th&me
des courbes a double oourbure« (J. d. M. T. XVI
p. 197 A. 1851) den Satz des Hn. Bertrand
bewiesen. Eine weitere Ausdehnung haben die
Sätze der Hn. Puiseux und Bertrand in den
»Bemerkungen über Curven doppelter Krümmung«
erfahren, welche der Verfasser der vorliegenden
Untersuchungen Jer K. Societät 186(5 mitgetheilt
hat. (Nachrichten von der K. Gesellschaft d.
Wissenschaften. Göttingen 1866, n. 134—140).
Im Punote P einer Curve sei q der Krümmungs-
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292
halbmesser, r der Torsionsradius, durch s werde
der Bogen der Curve bezeichnet, yon einem fe-
sten Puncte P 0 bis zum Puncte P gerechnet.
Sind g und h Constanten , so ist durch die
Gleichung :
i) t- = gs + hf
T
eine geodätische Linie einer Kegelfläche cha-
racterisirt. Für g = 0 geht die Kegelfläche in
eine cylindrische Fläche über , es ergiebt sich
dann der Satz des Hn. Bertrand. Man kann
eine conische Fläche als besondern Fall einer
developpabeln Fläche auffassen, deren Wende-
curve in jedem Punkte denselben constanten
Krümmungsradius hat. Für eine geodätische
Linie einer solchen Fläche findet folgende Glei-
chung statt, in welcher a, b und c Constanten
bedeuten :
q ,[. + £)•] -[.!-.+.]■.
Es ist a der constante Krümmungsradius der
Wendecurve einer developpabeln Fläche. Dem
Fall a = 0 entspricht die Gleichung 1). Es
lassen sich noch einige andere Relationen von
der Art der Gleichung 2) aufstellen , wenn die
Wendecurve einer developpabeln Fläche , auf
welcher eine gegebene Curve geodätische Linie
sein soll , einer bestimmten Bedingung zu ge-
nügen hat. Eine kurze Begründung der Glei-
chung 2) und einiger analogen Resultate bildet
den Gegenstand dieser Mittheilung. Es mußte
dabei ein Weg eingeschlagen werden , welcher
wesentlich von dem verschieden ist, auf dem
sich die Gleichung 1) ergeben hat. Man kann
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293
allgemein eine Curve doppelter Krümmung als
geodätische Linie einer developpabeln Fläche
ansehn. In Beziehung hierauf gilt das fol-
gende, leicht zu beweisende, fast selbstver-
ständliche
Theorem:
Durch eine Curve doppelter Krümmung C
läßt sich nur eine developpabele Fläche le-
gen , auf welcher die Curve C geodätische
Linie ist. Diese Fläche ist die , von Lau-
eret aufgestellte rectificirende Fläche der
Curve C.
Dieser einfache Satz gestattet, mit geringem
Aufwand von Rechnung , die Gleichung 2) und
ähnliche Gleichungen herzustellen.
Es seien £, tj y '£ die Coordinaten eines Pnnctes
P einer Cnrve C. Im Puncte P sei q der
Krümmungshalbmesser und r der Torsionsradius.
Es seien ferner:
«, ß% r;
f*i
die Winkel, welche respective die Tangente, die
Hauptnormale und die Binormale der Curve G
im Puncte P mit den Coordinatenaxen ein-
schließen. Ist allgemein s der Bogen der Curve,
so können bekanntlich die sämmtlichen be-
merkten Quantitäten als Functionen von s an-
gesehn werden.
Dem Puncte P der Curve C entspreche der
Punct Pj einer Curve C x mittelst der Coordi-
naten t l% fjp ( v Im Puncte P. sollen die zu
$, r, a, X, l u. s. w. entsprechenden Quanti-
täten mit dem Index l versehen werden. Es
sei P, der Punct der Wendecurve der rectifici-
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204
renden Fläche der Curve C, welcher dem Puncto
P entspricht Setzt man :
8) l - tag«
und:
du
so bestehen die Gleichungen :
1 v . C08U ,
?i = 5 — — (cos asm u — cos l cos w),
C08W. .
V \ Ii n rr (cos/» sin w — cos m cos u),
Ci = b— — (cos ^ sin U COS tl COS tl).
Nimmt man :
icosaj = cosasinw — cosZ cosw,
cosß t = cos/9sinw — cosmcosu,
cos^ = cosy sinu — cosn cosw,
so geben die Gleichungen 4) durch Differen-
tiation nach s, mit Rücksicht auf die Glei-
chung 3):
cost*
~~ — sin w — d — — .
ds ds
Diese Gleichung läßt sich durch Multiplica-
tion von cosw auf folgende Form bringen:
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295
cosht
6) cosw-* 1 = — d-^-.
ds ds
Unter Zuziehung der Gleichuug 3) leitet man
durch Differentiation nach s aus den Gleichun-
gen 5) die folgenden ab:
7) - y — u 4 .
Icosl t = cos« cosw + cos? sinw,
cosfk 1 = cos/J co8W + cos m sin t*,
cos^j = cos y cos u -\- cos w sin u.
Die Gleichungen 5) und 8) geben:
9) COsZj = — C08Ä, C08I»! = — COSf»,
cosn 1 *« — cosv.
Die Gleichungen 9) nach s differentiirt füh-
ren in Verbindung mit den Gleichungen 3) und
8) auf:
10) - JL.
r t pcosu
Die Gleichungen 3), 6), 7) und 10) bilden
die Basis der folgenden Betrachtungen.
Für eine Cylinderfläche sind in den Glei-
chungen 5) a lf ß lf y x constant, es ist dann
in 7) q x =00, also u* = 0 oder u constant.
Die Gleichung 3) giebt dann den Satz des Hn.
Bertrand. Für eine conische Fläche sind
ds*
£ n ?i constant, es ist dann — 1 = 0. Die
Gleichang 6) giebt:
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C08*U _ 1 ti' _
u 4 ~ g 1 cos*u — 9 "
tangw = gs+h,
wo g und A Constanten sind. Setzt man links
den Werth von tangw aus 3), so ergiebt sich
wieder die Gleichung 1).
Statt der Gleichung 3) soll eine allgemeinere
Gleichung aufgestellt werden, die zu einigen be-
sondern Fällen Veranlassung giebt. Zu diesem
Zweck führe man den Contingenzwinkel ds und
den Torsionswinkel dm mittelst folgender Glei-
chungen ein:
11) ds = — i dm =
*
In der Abhandlung: »Memoire sar les lignes
courbes non planes« (Journal de l'ficole poly-
technique. T. XVIII. Cahier 30. p. 1—76
Paris 1845) hatte Hr. de Saint-Venant
(pag. 48, Anmerkung) folgende Frage aufge-
worfen :
»Sur la surface gauche formee par l'ensemble
des rayons de courbure d'une courbe donnee,
peut on tracer une seconde courbe dont les
generatrices de la surface soient aussi des
rayons de courbure?
Diese Frage findet sich beantwortet bei
Bertrand: »Memoire sur les courbes ä double
courbure« (Journ. de Math. T. XV p. 347
Annee 1850). Die gesuchte Bedingung ist ent-
halten in:
9 r
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9QJ2
wo a und b Constanten sind. Einen sehr ein-
fachen analytischen Beweis hat Hr. Serret
gegehen in der Note »Sur un tneoreme relatif
aux courbes ä double courbure«. (J. d. M.
T. XVI, p. 499—500. A. l'85l.) Eine rein
geometrische Deduction von Hn. Mannheim
findet sich in: »Demonstration geoin&rique
d'une proposition due ä M. Bertrand. (J. d. M.
2de serie. T. XVII. p. 403, A. 1872).
Die Bedingung, daß die Hauptnormalen einer
Curve gleichzeitig die Hauptnormalen einer
zweiten Curve sind, soll für die Wendecurve der
developpabeln Fläche angenommen werden und
zwar in folgender Form:
12) ™P + ™1= *
Qi r x a*
wo p und a Coustanten sind. Die Gleichung
ds,
12) mit cosw^ multiplicirt , giebt nach 6), 7)
und 10):
COS*tt
ainp 1 u 4
C08 jp COS tt . W< + — - = d -3—.
Q a ds
. 1 de
Man setze hierin — = — . Bedeutet b eine
q ds
Coustante, so folgt durch Integration:
cos* u
13) cosp.sinw + e • sin? = — -J- 6 f
oder:
23
Di
298
sinti. u* , . € . u' 1 . 6u'
14) cosjp , ^sinp — % - = r-.
' ^ C08* U COS* M a COS*tt
Es ist nun nach 3) und 10):
s.u' ,«tangu 1
— o = a — ,-— — — tangu =
cos 8 M ds Q
^ftangu
ds ~ds'
Mit Rücksicht hierauf giebt die Gleichung
14) durch Integration folgende Gleichung, in
welcher c eine beliebige Constante ist:
cos» s
— - + 8inp.(«tangw-«) = — -+c + 6tangti,
oder:
C08O
(- tang u . (e . sinp — l)
J5) cosu 1 ° v ^ y
— (« . sinp — c) nsa .
a
Hierin ist u durch die Gleichung 3) bestimmt.
Als besondere Fälle sind die folgenden hervor-
zuheben.
Für p = 0 giebt die Gleichung 12) q x — a.
Die Gleichung 13) reducirt sich auf:
* = fttangw — — -fc.
cos w a
b c
Setzt man - und - statt b und c, so giebt
a a
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299
die vorstehende Gleichung in Verbindung mit
der Gleichung 3):
[ l? _. + .r.
Durch diese Gleichung ist eine kürzeste Li-
nie einer developpabeln Fläche characterisirt,
deren Wendecurve constanten Krümmungsradius
hat Für p = * giebt die Gleichung 12) r x = o.
Die Gleichung 15) giebt dann nach 3):
16) i (6 _6)_ (4( _ c) + i . o. .
r a .
Durch diese Gleichung ist eine geodätische
Curve einer developpabeln Fläche bestimmt, de-
ren Wendecurve constanten Torsionsradius hat.
Für a = 00 giebt die Gleichung 12) :
*± = -
cot p.
Die Gleichungen 13) und 15) reduciren sich
für a = 00 auf:
cos^sinw -f- «.sin# — b = 0,
~ + tangu.(«sinp — 6) = wsinjp — c.
Die Elimination von u zwischen diesen Glei-
chungen giebt:
17) (s.sinp — 6) 8 -f-(w.sin J p — c)* = cos*p.
Durch diese Gleichung ist eine geodätische
Linie einer developpabeln Fläche characterisirt,
deren Wendecurve eine beliebige Helix ist.
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300
Mau kann die Gleichung 17) ans der Glei-
chung 13) auch auf folgende Art herleiten. Für
a = 00 folgt aus 13):
cosp siuu -f * • s™p ~- b = 0.
Wird hierin der Werth von srn« aus Sty ge-
setzt, so folgt:
, q * . sinp — b
r \Jco8*p — (e . sinpf— &)*
Diese Gleichung multiplicire man mit —
setze:
1 = 1 = d$
r ds* q ds m
Durch Integration nach 8 folgt darauf wieder
die Gleichung 17). Dieselbe läßt sich noch et-
was einfacher schreiben, wenn:
b == * 0 ,sinp, c ~ <9 0 co*f>3 eotp =* i
gesetzt wird. Dann folgt:
18) (<-^)*+(«>-<> 8 - *•
Für den Fall, daß q x und r l beide constant
sind , ist die Wendecurve der developpabeln
Fläche die Helix eines Kreiscy linders. An Stelle
der Gleichung 18) läßt sich dann eine alge-
braische Gleichung zwischen q und r aufstellen.
Für co82> = 1 giebt die Gleichung 13):
19) asiau = ^ 4- ab.
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301
In der Gleichung 13) nehme man sin;; = 1,
differentiire die erhaltene Geichung nach s nnd
setze c statt o, dann folgt:
2 - -i *
ds 9
Aus dieser Gleichung und der Gleichung 19)
«rhält man:
c
- = acosw.u'.
f
Die Elimination von u' zwischen der vorste-
henden Gleichung nnd der Gleichung 19) führt
auf:
tang« + ~cos*w ■» ■ — .
c cosu
Wird endlich u mittelst der Gleichung 3)
eliminirt, so erhält man:
Die vorstehende Gleichung bestimmt eine
geodätische Linie der dieveloppabeln Fläche,
welche die Helix eines Kreiscylinders zur Wen-
curve hat
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302
Die Feierlichkeit der Preisverteilung war
diesmal vom 4. Juni, dem Sonnabend vor dem
Pfingstfest, auf den 15. verlegt worden. Die
Festrede, welche nach altera Brauche dem Be-
richt über die bei den vier Fakultäten einge-
gangenen Versuche die Preisaufgaben des vori-
gen Jahres zu lösen vorangeht, hielt diesmal
Professor Sauppe. Er sprach über die Stel-
lung der Religion im Leben Athens, sowol
der Einzelnen als des Staates. Aus den Be-
richten der Fakultäten ergab sich, das bei der
medicinischen gar keine Preisarbeit einge-
gangen war, ebensowenig bei der philosophi-
schen für die zweite, aus dem Gebiete der
Physik im vorigen Jahre gestellte Aufgabe.
Dagegen hatten die theologische, die juri-
stische, und die erste Aufgabe der philoso-
phischen Fakultät, aus dem Gebiete der
deutschen Geschichte, je einen Bearbeiter gefun-
den. Der theologischen Abhandlung würde
die Fakultät den Preis zuerkannt haben, wenn
sie nicht deutsch geschrieben wäre, während die
Abfassung in lateinischer Sprache gefordert war.
Die juristische Fakultät konnte dem einge-
reichten Versuch den vollen Preis nicht zuer-
kennen , da weder die Quellen vollständig be-
nutzt sind noch die Untersuchung genügend im
Einzelnen durchgeführt ist. Ebensowenig zeigte
die der p h i 1 o 8 o p h i s c h e n Fakultät vorliegende
Reife, welche für die Ertheilung des Preises
nöthig wäre. Aber um dem rühmlichen Fleiß
der Bewerber die verdiente Anerkennung zu
Theil werden zu lassen haben alle drei Fakul-
täten beschlossen den Verfassern, wenn sie
Abhandlung
Darstellung die
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303
sieh bei dem Dekan ihrer Fakultätmel-
den, einen Theil der Preissuuime auszuzahlen.
Das königliche Curatorium hat schon die Ge-
wogenheit gehabt die Anträge der Fakultäten
zu genehmigen.
Die Aufgaben für das nächste Jahr sind fol-
gende :
1. der theologischen Fakultät:
Historia ecclesiastica Asiae minoris Antenicena
ita adumbretur, ut et verum nexus appareat et
illius ecclesiae indoles.
Als Predigttext giebt sie: 1 Petri 2, 9.
2. der juristischen Fakultät:
Geschichtliche und dogmatische Darstellung der
Lehre von dem Gerichtsstände der belegenen
Sache.
3. der m edici nischen Fakultät:
Es soll durch Untersuchung menschlicher Lun-
gen und unter Zuhülfenahme des Experiments
das Verhalten des Epithels der Lungenalveolen
bei der fibrinösen Pneumonie mit besonderer
Rücksichtnahme auf etwaige ursächliche Be-
ziehungen, welche zwischen Veränderungen die-
ses Epithels und der Gerinnung des Exsuda-
tes bestehen, festgestellt weiden.
4. der philosophischen Fakultät:
1. Poäarum scaenicorum Graecorum loci ad or-
natum et gestum scaenicum pertinentes colli-
gantur } disponantur, explicentur ita 9 ut conten-
dantur inter se atque cum reliquis scriptorum
veterum locis cumque artium operibus ad eas-
dem res referendis.
2. Es soll eine kritische Zusammenstellung des-
sen gegeben werden, was zur Zeit über das
Krystallsystem des Perowskit bekannt ist.
Im Aktschluß hieran wäre dann zu erforschen,
wie sich dieses Mineral mit Bücksidit auf die
in letzterer Zeit an optisch anomalen Kry-
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304
stallen des regulären Systems gewonnenen Be-
obachtungen verhält und, wenn möglich , die
Frage nach seinem Kristallsystem definitiv su
erledigen.
(Der Arbeit ist eine wohlgeordnete Anzahl
voü Zeichnungen und eine solche von optischen
Präparaten anzufügen; an einem Theile letzte-
rer müßten auch die Aetzerscheinuogen dieses
Minerals wahrgenommen werden köuuen).
Die Bearbeitung der eiuzeluen. Aufgaben
wird in der Sprache erwartet, in der sie ge-
stellt sind.
Die Bearbeitungen müssen, mit einem Motto
versöhn, und begleitet von einem versiegelten
Zettel, der außen das gleiche Motto trägt und
innen deu Namen des Verfassers enthält, vor
dem 15. April 1882 den Dekanen der Fakul-
täten übergeben werden.
Nach diesem Bericht war der Redner so
glücklich der zahlreichen Versammlung noch
mittheilen zu können, dass Sr. Majestät unser
erhabener Kaiser und König das einstimmige
Gesuch des akademischen Senats huldreich auf-
genommen und uns sein allerhöchstes Bild zum
Schmuck der Aula allergnädigst verliehen habe,
das zum erstenmal an dem Tage unseren Bäu-
men, zu hoher Zierde gereichte. Nachdem tief-
gefühlter Dank und innige Wünsche für das
Wohl unseres allergnädigsten Herrn in den
Worten des Redners Ausdruck gefunden, stimmte
die Versammlung begeistert in den Ruf ein :
Gott segne* unsern Kaiaer und König
Wilhelm.
Für die Redaetion rera ntwortlich : F. Bechhl, Director d. Gött . frei. Ana.
Commissiona- Verlag der DüUnek'tektm Tert^Budüumdlung.
Jhuck der DieUrich'tchm ffcfc- Buchdrudm* (W. /V. Kästner).
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305
Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
27. Jnli. M 11. 1881.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Bemerkungen über einige Transforma-
tionen von Flächen.
Von
A. Ennepe r.
Die nachstehenden Untersuchungen bilden
eine Fortsetzung einer in den „Nachrichten von
der K. Gesellschaft d. Wissenschaften a. d. J.
1877c (p. 369 — 396) erschienenen Abhandlung.
Der Einfachheit halber sind dieselben Bezeich-
nungen beibehalten ; zur Erleichterung der Ueber-
sicht sollen einige wenige Hauptformeln wieder-
holt werden, so daß diese neue Abhandlung ein
selbständiges Ganze bildet.
Die correspondirendeu PuncteP und
P t zweier Flächen Sund S t sollen sich
in Beziehung auf einen festen Punct 0
auf folgende Art entsprechen:
Die Ebene durch die Puncte 0, P
und P x enthalte die Normalen zu den
Flächen Sund S x in den respectiven
Puncten P und P x .
Problem: Wann entsprechen allge-
24
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mein denKrünimungslinien der Fläche
S Curven derselben Art auf der Flä-
che 5,?
Der feste Pnnct 0 sei der Aufangspunct
orthogonaler Coordinaten , man bezeichne durch
x, y, z und x ti y t z x die Coordinaten der
Puncte P und P.. Es seien {, tj fuud? p f C,
die Winkel, welche die Normalen zu S und S x
iu den Puncten P und P, mit den Coordinaten-
axen einschließen.
Man setze ferner :
ix cos 5 -f- V cos + * C08 C — P>
2)
X t COS?! -f f/j COS^ -f^ cosfj = Pj,
Es ist jf> die Lauge des Perpendikels, gefällt
vom festen Puncte 0 auf die berührende Ebene
zur Fläche S im Puncte P, ferner ist r der
Radiusvector OP. Aualoge Bedeutungen haben
p x uud r«.
Es sollen im Folgenden die Flächen ausge-
schlossen sein, für welche eine der Quantitäten
r oder jp constant ist und solche, für welche p
und r gegenseitig von einander abhiingig sind.
Wegen der Gleichungen 1) kann man x, y
und z als Functionen von p und r ansehn, also
auch £, fj und t. Sind & lf y, und ^ von y,
und * abhängig, so kann man z x% y, und z x
ebenfalls als Functionen von p und r ansehn.
Die Gleichungen:
3)
dx dy dz
cos $ + 7 C08 *l + 7 cos C = 0,
di> tfy
cfa dy , „
, cos S + , cos ^ -f — cos C = 0,
dr dr dr
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307
in Verbindung mit den Gleichungen 1) geben:
\ ,/,.■ </;- "/<
4)
f /*• -4- •/ —
dr
d cos S . d cos » d cos f
d cos E d cos w d cos f
dr
dr
= 0.
Es ist ferner:
5)
dz , <ty ,
d r
dr
= 0,
— r.
Wegen der gegenseitigen Abhängigkeit der
Flächen S und S x finden folgende Gleichungen
statt:
cos 5 cos tj cos £
x
Vi
y
z
= 0,
cos§j cosiy 1 cosCj
x
x
Vi
y
= o.
z
Sind M, N, M x und JV T , Unbestimmte, so
lassen sich die vorstehenden Gleichungen durch
die folgenden ersetzen:
6)
7)
f x % = M cos ? + Nx,
Uj x = M costj +
[# Ä = üfcos£+ Nz.
Hcos = cos f + i\ T , y,
[jj cos t, = -Mj cos f + Jffj #,
24*
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308
wo:
8) H 2 = M\ +2pM x N x + r* JVf .
Analog den Gleichungen 3) hat man:
dx. dy . dz. „
dx t . dy. dz. h
1 COS?! + Jl COS^ -f — 1 COS?, =
dr 1 r/r ar
0.
Unter Zuziehung der Gleichungen 3) bis 7)
geben die vorstehenden Gleichungen:
9)
dp
dp
dM
I • — . ■
dp
dM
dr^ dr
dtf
+r2S T ) 0.
Bedeutet L eine Function von p und r, so
ist in Folgendem
10)
dL dL
Die Differentialgleichungen der Krümmungs-
linien der Flächen S und S t sind in folgenden
Gleichungen enthalten :
= 0.
12)
dx dy dz
d cos £ d cos rj d cos £
cos? cos iy cos£
rfX, rf^j rfjß^
dcos$j (7 cos ^ t dcosd = 0.
cos?j cos cosfj
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309
Die Gleichung 12) läßt sich, ungeachtet einer
scheinbaren Complication, leicht behandeln, wenn
der Fall N x — 0 ausgeschlossen wird.
Für N x = 0 hat man aus 7) und 8)
cos£i = cos?, cos rj t = cosij, cos £ x = cos £
Die Gleichung 12) nimmt dann die Form au:
dx x dy x dz x
13) dcosj dcosiy d cos £ = 0.
cos £ cos tj cos 5
Man setze hierin für x* t y x und z x ihre
Werthe aus 6), sollen danu die Gleichungen 11)
und 13) gleichzeitig bestehn, so reducirt sich
die Gleichung 13) auf:
x y z
dcosj d cos rj dcosf
cos $ cos tj cos £
dN = 0.
Hieraus folgt allgemein d N = 0, also iV
constant. Die Gleichungen 9) geben für N x = 0
und N constant auch für M einen constanten
Werth.
Es sei N x von Null verschieden. In deu
Gleichungen 7) und 9) setze man:
Dann folgt:
H 1 C08 = t C08 £ + tf,
14) H t cos 17, = t cos 17 -f-
H x COS £ j = t cos £ +
wo:
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310
15)
An Stelle der Gleichungen 9) treten die fol-
genden :
16)
(p + t)~£- + (pt + r*) d dr +rN = 0.
dM
dr
Um die Differentialgleichung 11) auf eine
einfache Form zu bringen, führe man folgende
abkürzende Bezeichnungen ein:
17'
dx dy dz
dp dp dp
x y z
cos | cos fj cos £
dcos? dcosiydeosC
dp dp dp
x y z
cos? cos fj cos£
dx dy de
dr dr dr
A> x y z
cos| cos^ eosf
= B
rfcosJdcos^dcosC
dr dr
x y
dr
z
cos? cos fi cosC
D.
Zwischen den vorstehenden Determinanten
leitet man mit Hülfe der Gleichungen 3), 4)
und 5) folgende Relation ab:
AD-BC = r.
Zur Herstellung dieser Gleichung ist noch
folgende zu beachten:
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311
dx d cos 5 , dy d cos y d z d cos £ _
djp dr rf^ dr dp dr
dx d cos 5 d cos y dz d cos £
dr dp dr dr dr dp
Man findet die vorstehende Gleichung leicht
durch Differentiation der ersten Gleichung 3)
nach r und der zweiten Gleichung 3) nach p.
Man multiplicire die Gleichung 11) mit der
folgenden :
cosC
18)
cos £ cos fl
x y z
sC— tfcosfl #cos£ — arcosC xcosfj-
- (r* - pt).
Mit Rücksicht auf die Gleichungen 3), 4), 5)
und die in 17) aufgestellten Bezeichnungen folgt:
0 0 1
rdr dp p = 0.
Adp + Bdr Cdp + Ddr 0
Setzt man also:
19) 2 = (Cdp + Ddr) rdr - (Adp + Äfr) d^,
so ist I = 0 die Differentialgleichung der Krüm-
mungslinien der Fläche S.
Um die Gleichung 12) auf eine möglichst
einfache Form zu bringen, setze man die Werthe
von x, y und z aus den Gleichungen 14) in die
Gleichungen 6). Nimmt mau zur Abkürzung:
20)
tN-M
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312
so erhält man:
x t = — Qcos £ + ^ <H l cos
y x = — (?cos^ + A r i/j cosfjv
z x = — Q cos £ -f A 7 !^ cos Cr
Diese Werthe von g 19 y, und ^ setze man
in die Gleichung 12), darauf fiir cos 5p cosijj
und cosCj die Werthe aus den Gleichungen 14).
Werden in der Determinante der Gleichung 12)
der Einfachheit halben nur die Elemente der
ersten Verticalreihe angemerkt, so nimmt die
bemerkte Gleichung folgende Form an:
21)
d Q . cos £ -f- Q d cos £
d t . cos £ -f- 1 d cos £ -f- d x
t cos £ + x
o.
o.
Diese Gleichung niultiplicire man mit der
Gleichung 18). Mit Rücksicht auf die Gleichun-
gen 1), 3), 4), 5) und 17) folgt dann:
dQ dt t+p |
pdQ + Qdp pdt+tdp + rdr tp+r*
Q(Vdp+Ddr) t{Cdp + Ddr) 0
+ Adp + Bdr
Die vorstehende Gleichung entwickelt gibt,
mit Rücksicht auf die Bedeutung von 2 aus 19):
22) (t + p) Q2 + (r* -p*) 2, « 0,
wo
23) = (Cdp + Ddr)(tdQ- Qdt)
+ (Adp + Bdr)dQ.
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313
Eb sollen die Gleichungen 11) und 12) zwi-
schen p und r dieselbe Differentialgleichung
geben. Wegen 2 — 0 reducirt sich die Glei-
chung 22) auf = 0. Die beiden Gleichungen
2 ms 0 und 2 l = 0 geben nach 19) und 23):
Adp + Bdr _ rdr
Cdp + Bdr ~ ~d~p '
Adp + Bdr _ Qdt — tdQ
Cdp + Bdr ~ dQ '
Sollen diese Gleichungen zusammenfallen, so
folgt:
rdr _ Qdt — tdQ
dp dQ
d. i.
ln dt t d Q\j tln dt < d V\j
rdr _ (Qd-'dr^ + ftdp-'dph
dp dQ . dQ,
dr dr + dp dp
Hieraus folgt unmittelbar:
dt dQ
24) Q ai - t ™ = 0.
ap ap
dQ
25) —- — = 0.
dr
26)
V dr dr
dQ ■
dp
314
Die Gleichung 26) nimmt nach 25) die ein-
fachere Form an:
dO dt
Ist <p(p) nur von p, tp(r) nur von r abhängig,
so geben die Gleichungen 25) und 24):
28) Q = <f{p), t = Qiftr) = <f{p)tf>{r)-
Für diese Werthe von Q und t erhält man
aus der Gleichung 27):
<P'(P) V'(')
tp{pf
Bedeutet a eiue Constante, so zerfällt die
vorstehende Gleichung in:
= — 2a, — ~ = — 2a.
Hieraus folgt :
wo /? und y Constanten sind. Mit Hülfe der
vorstehenden Gleichungen erhält man aus 28):
1 y — ar 2
In die Gleichungen 16) setze man aus 20)
M = t N — Q. Mit Rücksicht auf die Gleichun-
gen 28) nehmen die Gleichungen 16) folgende
Formen an:
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315
if + Qjj + Q = V + P) 9'(P) + 9Ü>)-
{t . + 2 pt + r*)™+[(t + p)*l+r]N=0.
Diese Gleichungen lassen sich auf folgende
Art schreiben:
d
N\J~i*~+ 2pt + r* = V + PWiP) + 9 (P)
dp \jt* +%pt+ r*
30)
d N\lt* + 2 pt + r* = 0
dr
m
Die Elimination von N zwischen den vor-
stehenden Gleichungen führt auf :
d l Kr . _ P 2) <p<( p) -(t + p) =
ar
[(t + p) <p'(p) + <p (p)] r.
Nach 28) und 29) reducirt sich die vorste-
hende Gleichung einfach auf:
Diese Gleichung ersetze man durch:
ß = aj», y = «fc 2 .
Hierdurch werden die Gleichungen 28) und 29,:
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316
£ü r i
32) t = — - - - .
2(p + k)
Die Substitution der Werthe von q>(p) und t
aus den Gleichungen 31) und 32) in die Glei-
chungen 30) gibt:
N(r* + 2pk + k »)
ä *±± 1 _
dp *(p+ y
N(r* + 2 pk + k *)
d * + * »0.
dr
Durch Integration folgt hieraus:
33) N= f-*»P
' r*+2pk + k*'
Es bedeutet m eine beliebige Constante, an
Stelle von a ist eine neue Constante g mittelst
der Gleichung
i = -(g + 2mk)
eingeführt. Die Gleichung 31) wird dann:
g + 2mk
2( P + ky
Setzt man diesen Werth von Q, so wie die
Werthe von t und N aus 32) und 33) in die
Gleichung 20), so ergibt sich für M folgende
Gleichung :
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317
M = 9 — + (f * + *') m
r* + 2pk + lc* '
oder:
34) M=m + rt + 2pk + kt .
Mit Hülfe der Gleichungen 33) und 34) sind
nach 6) x x , y x und z x durch folgende Glei-
chungen bestimmt:
Die Gleichnngen 14), 15) und 32) geben:
cos?. = — cos ? H — - — — — — 1
36) ) cos « - - cos « 4- 2 -°' + *> (y + * C0S
30) /cos,, _ cos,+ r , + 2pJi .^ Är -,
cosf, =-cosf+ 2 ^±J^+^)
Ans den Gleichnngen 35) und 36) leitet man
noch die folgenden ab; wo g-{-2tnk = jfc, ge-
setzt ist:
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318
k x (x -f Ä*cos$j
^(y + fccosf)
37) y , + m cos 9l = ^^2^*+^
Da nach den in 1) gewählten Bezeichnungen:
(x + fccos?)' 2 4-(y + fccos^) 2 4-(*-Mcos£)* =
so geben die Gleichungen 37) unmittelbar:
Eine P a r allel f 1 äeh e der Fläche S x
ist die transformirte Fläche mittelst
reciproke r Radi ivector es ein er Parallel-
fläche der Fläche S in Beziehung auf
den Punct 0.
Bei der Konigl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittet diese Verzeichnisse zugleich als Einpfangsanzoigen aniehen
zu wollen.
März 1881.
(Fortsetzung).
Sitznngsb. der philo«, -philolog. u histor. Classe der
Akad. der Wiss. zu Mönchen. 1880. H. 4-5.
Memoirs of the Geological Survey of Indja. Vol. XV.
2. Vol. XVII. 2. Calc. 1880.
Memoirs of the Geological Survey of India. (P»W«»-
tologica Indica). Series X. Part 4-5. Ser. XIII. 2.
Fol. Ebd. 1880.
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319
Records of thc geolog. Survey of India. Vol. XIII
Part. 2. 1880.
Nature. 593. 594. 596. 598. 599.
Leopoldina. XVII. Nr. 3-6.
Monatsbericht der Berliner Acad. der Wiss. Nov. und
Dee. 1880.
Monthly notices of the R. Astrononiical Society. Ann.
Report. Vol. XLI. Nr. 4. 5.
J. Plateau, Bibliographie analytique etc. 2ieme Suppl.
Verhandlungen des Vereins für Natur- u. Heilkunde zu
Presburg. Neue Folge. Hft. 3. Jahrg. 1873 — 75.
Presb. 1880.
E. Kuhn, wisscnsch. Jahresb. über die Morgenland.
Studien. Hft. 1. Leipzig. 1881.
The transactions of the Linnean Soc. of London. Zoology.
Vol. IL P. 1. 4°.
— Botany. Vol. I. P. 7-9. 4°.
The Journal of thc Linnean Soc. Botany. Vol. XVD.
Nr. 103-105. Vol. XVIII. Nr. 106-107.
Zoology. Vol. XIV. Nr. 80. VoL XV. Nr. 81—83.
List of Fellows. 1879.
Memoire of the lit. and philosoph. Soc. of Manchester.
Vol. 6. 1879.
Memoire, old series. Vol. 6—12. 1842-1855.
Proceedings. Vol. 16 19. 1877—1880.
Actus de la Academia national de Cencias. Tomo III.
Entrega 1—2. Buenos-Aires. 1877. 4°.
Bulletin de TAcad. national. T. III. Entrega 2 — 3.
Cordoba.
Verhandelingen rakende den natuurlijken en geopen-
baarten Godsdienst. Utgeven door Teyler's godge-
leerte Genootschap. Nieuwe Serie , negende d. 1—2
Stuk. Harlem. 1880.
Handelingen en Mededeelingen van de maatschappij te
Leiden. Overheft Jaar 1880.
Levensberichten der afgestorvenen medeleden. Leiden.
1880.
Natuurkundige tidschrift voor Nederlandsch-Indie. D.
39. Batavia. 1880.
Archives Neerlandaises des Sciences exactes et natu-
relles. T. XV. 3-5 Livr.
Mittheil, aus dem naturwiss. Verein von Neupommern
u. Rügen. Jahrg. 12.
American Journal of Mathematic6. Vol. III. Nr. 3.
Bulletin de la Soc. Mathem. T. IX. Nr. 1.
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320
50-51. Jahreaber. des Vogtländ. Alterthumsforscb. Ver-
eins zu Hohenleuben.
Proceed. of the London Mathem. Soc. Nr. 165—66.
Memoires de la Socie'te' physique et d'hist. naturelle d.
Geneve. T. 27. P. 1.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. 1880. Nr.
26. Jahresbericht des germanischen Museums. 1. Jan. 1880.
Erdelyi Muzeum. 3. 4. SZ. VIII. ev. 1881.
Verhandelingen der K. Akademie van Wetensch. Natur-
künde. Deel XX. Amsterdam. 4°.
Id. Letterkunde. D. XIII. 4°.
Verslagen en mededeelingen. Naturk. 2. Reeks. D. XV.
Id. Letterkunde. — — — — IX.
Jaarboek van de k. Akademie to Amsterdam voor 1879.
Processen-Verbal. Afd. Natuurkunde. 1879—80.
Satira et Consolatio. Amsterd. 1880.
Naam - en Zaakregister op de Verslagen. Afd. Natuurk.
D. I-XVII.
Bulletin of the American Geograph. Society. 1880. Nr. 2.
Sitzungsber. der naturwiss. Gesellsch. Isis in Dresden.
Jahrg. 1880.
Von der R. Society of New South Wales, Sid-
A. Liversidge, report upon certain Museums for
Technologie, Science and Arts, etc. Fol.
Annual Report of the Department of Mines, for 1878
and for 1879. 4°.
Maps to Annual Report for 1879.
Reports of the Council of Education, etc. for 1879.
Transactions of the R.Society, for the year 1868, 1872,
Transactions of the Philosophical Society. 1862—1865.
Journal and Proceedings of the Royal Society. Vol. XIII.
Von der k. Akademie der Wiss. in Brüssel.
Memoires de TAcademie R. T. XLIII. liere Partie.
1880. 4°.
Ffir die Redaction verantwortlich: F. Ikchtd, Pirector d. Gött gel. Ani.
Commissions- Verlag der DktmicK sehen Verlags- Buchhandlung.
ney. Austr.
1873.
(Fortsetzung folgt.)
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321
Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
3. August. JVSt 12. 1881.
Universität
Verzeichniß der Vorlesungen
auf der Georg-Augusts-Universität zu Göttingen
während des Sommerhalbjahrs 1881.
— Die Ywlesxmgen heginnen den 15. October und enden den 15. März. =
Theologie.
Geschichte de8 Volks Israel: Prof. Duhm dreistündig,
Mont. Dienst. Mittwochs um 4 Uhr.
Hebräische Grammatik: Derselbe, zweistündig, Don-
nerst, nnd Freitage, um 4 Uhr.
Ueber die griechischen Uebersetzungen der Genesis:
Prof. de Lagarde einmal oder öfter, Dienstags um 2 Uhr
öffentlich.
Einleitung in das Neue Testament: Prof. Wendt vier-
mal um 9 Uhr.
Erklärung des Buches des Propheten Jesaia: Prof.
Berthe.au fünfstündig um 10 Uhr; Prof. Schultz fünf-
stündig um 10 Uhr.
Erklärung der Psalmen : Prof. Duhm fünfstündig um
10 Uhr.
Erklärung der cbaldäischen Abschnitte des Buchs
Daniel : Prof Bertheau Dienstags und Freitags um 2 Uhr.
Erklärung der synoptischen Evangelien: Prof. Wie-
singer fünfmal um 9 Uhr.
Erklärung des Evang. u. der Briefe Johannis: Prof.
Lünemann fünfmal um 9 Uhr.
Erklärung des Briefs des Paulus an die Römer: Prof.
Ritsehl fünfmal um 11 Uhr.
25
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322
Kirchengeschichte Theil II: Prof. Wagenmann fünf-
stündig um 8 Uhr.
Kirchengeschichte seit der Zeit der Reformation:
Prof. Reuter fünfmal um 8 Uhr u. Mittwochs um 1 1 Uhr.
Geschichte der Kirche und Theologie seit Mitte des
achtzehnten Jahrh., vornehmlich im neunzehnten: Der-
selbe viermal um 11 Uhr.
Hannoversche Kirchengeschichte: Prof. Wagenmann
zweistündig um 6 Uhr.
Geschichte des protestantischen Lehrbegriffs: Der-
selbe vier- bis fünfstündig um 5 Uhr.
Apologie des Christenthums : Prof. Schultz fünfstün-
dig um 4 Uhr.
Dogmatik Th. II: Prof. Ritsehl fünfstündig um 11 Uhr.
Praktische Theologie: Prof. Wiesinger vier- bis fünf-
mal um 3 Uhr.
Kirchenrecht u. Geschichte der Kirchenverfassung s.
unter Rechtswissenschaft S. 323 f.
Die alttestamentlichen Uebungen der wissenschaft-
lichen Abtheilung des theologischen Seminars leitet
Prof. Bertheau Freitags um 6 Uhr; die neutestament-
lichen Prof. Wiesinger Dienstags um 6 Uhr; die kirchen-
uud dogmenhistorischen Prof. Reuter Montags um 5 Uhr;
die dogmatischen Prof. Ritsehl Donnerstags um 6 Uhr.
Die Uebungen des königl. homiletischen Seminars
leiten Prof. Wiesinger und Prof. Schultz abwechselnd
Sonnabends von 10—12 Uhr öffentlich.
Katechetische Uebungen: Prof. Wieswger Mittwochs
von 2—3 Uhr, Prof. Schultz Sonnabends von 2 — 3 Uhr
öffentlich.
Eine historisch-theologische Societät leitet Freitags
um 6 Uhr Prof. Wagenmann] eine exegetische Prof.
Wendt wöchentlich einmal in zu bestimmenden Stunden.
Rechtswissenschaft.
Encyklopädie der Rechtswissenschaft : Prof. John
Montag, Dienstag, Donnerstag von 12—1 Uhr.
Institutionen: Prof. Hartmann, viermal wöchentlich
von 11-12 Uhr.
Römische Rechtsgeschichte: Prof. Har im ann, fünfmal
wöchentlich von 10 — 11 Uhr.
Römischer Civilprocess : Prof. Hartmann, Montag und
Donnerstag von 4—5 Uhr.
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323
Pandekten, allgemeiner Theil : Prof. Leonhard, Mon-
tag, Dienstag, Mittwoch von 10—11 Uhr.
Römisches Sachenrecht: Prof. v. Jhering viermal
wöchentlich von 11 — 12 Uhr.
Römisches Obligationenrecht: Prof. v. Jhering fünf-
mal von 12—1 Uhr und Mittwoch von 11 — 12 Uhr.
Römisches Familien- und Pfandrecht als Theil der
Pandekten : Prof. Leonhard, Donnerstag und Freitag von
10-11 Uhr öffentlich.
Römisches Erbrecht: Prof Wolff, fünf Stunden von
3—4 Uhr.
Pandektenpraktikum : Prof. Leonhard Montags von
5 — 7 und Donnerstag von 5 — 6 Uhr.
Exegetische Uebungen für Anfanger: Prof. Leonhard
Donnerstag von 6-7 Uhr.
Anleitung zur Anfertigung wissenschaftlicher Arbei-
ten aus dem Pandektenrecht: Prof. Leonhard nach münd-
licher Verabredung privatissime und unentgeltlich.
Deutsche Rechtsgeschichte: Prof. Mejer , viermal
wöchentlich um 3 Uhr.
Deutsche Verfassungsgeschichte von der Gründung
der frankischen Monarchie bis in die erste Hälfte des
13. Jahrhunderts: Dr. Sichel Dienstag und Freitag von
5—6 Uhr.
Deutsches Privatrecht: Prof. Frensdorf fünfmal wö-
chentlich von 11 — 12 Uhr.
Handelsrecht mit Wechselrecht und Seerecht: Prof.
Thöl viermal wöchentlich von 9-10 Uhr.
Einige schwierigere Lehren des Handelsrechts: Dr.
Ehrenberg zweistündig.
Preussisches Privatrecht: Prof. Ziebarth fünfmal von
11-12 Uhr.
Deutsches Reichs- und Staatsrecht : Prof. Mejer fünf-
mal wöchentlich von 11—12 Uhr.
Völkerrecht : Prof. Fremdorff Mittwoch und Sonna-
bend von 12—1 Uhr.
Strafrecht: Prof. Ziebarth fünfmal wöchentlich von
9-10 Uhr.
Strafrecht: Dr. t>. Kries, Montag bis Freitag von 11
— 12 Uhr.
Kirchenrecht einschliesslich des Eherechts: Prof.
Dave sechsmal von 8 — 9 Uhr.
Geschichte der Kirchen Verfassung und des Verhält-
25*
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324
nisses von Staat und Kirche: Prof. Bove Dienstag und
Freitag von 6—7 Uhr öffentlich.
Civilprocess: Prof. v. Bar fünfmal wöchentlich von
10-11 Uhr.
Theorie des Concurs- und der summarischen Pro-
cesse : Dr. v. Kries Montag u. Donnerstag von 4—5 Uhr.
Strafprocess: Prof. v. Bar viermal wöchentlich von
9-10 Uhr.
Civilprocesspraktikum : Prof. John Dienstag von 4
-6 Uhr.
Criminalpraktiknm : Prof. John Mittwoch von 4 — 6 Uhr.
Medicin.
Zoologie, vergleichende Anatomie, Botanik, Chemie,
siehe unter Naturwissenschaften.
Knochen- und Bänderlehre: Prof. Henk Montag,
Mittwoch, Sonnabend von 11—12 Uhr.
Osteologie nebst Mechanik der Gelenke trä^t Prof.
Krause Montag, Mittwoch, Sonnabend von 11 — 12 Uhr vor.
Systematische Anatomie I. Theil: Prof. HenU täglich
von 12—1 Uhr.
Topographische Anatomie: Prof. HenU Dienstag,
Donnerstag, Freitag von 2—3 Uhr.
Präpaririibungen: Prof. HenU in Verbindung mit
Prosector Dr. t*. Brunn taglich von 9—4 Uhr.
Allgemeine Histologie trägt Prot. Krause Mittwoch
um 2 Uhr oder zu anderer passender Stunde Öffentlich vor.
Mikroskopische Uebungen hält Dr. p. Brunn für An-
fänger (allgemeine Anatomie) Dienstag, Donnerstag,
Freitag um 11 Uhr, Mittwoch um 5 Uhr, für Geübtere
(specielle mikroskopische Anatomie) Montag u. Sonna-
bend um 9 Uhr, Sonnabend von 2—4 Uhr.
Mikroskopische Curse in der normalen Histologie
hält Prof. Krause viermal wöchentlich um 2 Uhr.
Allgemeine und besondere Physiologie mit Erläute-
rungen durch Experimente und mikroskopische Demon-
strationen: Prof. Herbst in sechs Stunden wöchentlich
um 10 Uhr.
Experimentalphysiologie II. Theil (Physiologie des
Nervensystems und der Sinnesorgane): Prof. Meissner
täglich von 10—11 Uhr.
Die medicinisch wichtigsten Capitel der Chemie in
Verbindung mit praktischen Uebungen (für Anfanger)
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325
trägt Dr. Flügge Montag und Freitag von 2 — 4 Uhr,
Dienstag und Donnerstag von 4—5 Uhr vor.
Arbeiten im physiologischen Institute leitet Prof.
Meissner täglich in passenden Stunden.
Ein physiologisch-chemisches Prakticum (für Geüb-
tere) hält Dr. Flügge Dienstag u. Donnerst, von 2 — 4 Uhr.
Allgemeine Aetiologie trägt Prof. Orth Freitag von
12 — 1 Uhr öffentlich vor.
Allgemeine pathologische Anatomie und Physiologie
lehrt Prof. Orth Montag, Dienstag," Mittwoch, Donnerstag
von 12-1 Uhr.
Demonstrativen Cursus der pathologischen Anatomie
hält Prof. Orth priVatissime Montag u. Mittwoch um 2 Uhr.
lehrt Prof. Eichhorst Montag, Mittwoch, Donnerstag von
5—6 Uhr. Dasselbe trägt Dr. Wiese viermal wöchent-
lich in später näher zu bezeichnenden Stunden vor.
Laryngoskopische Uebungen hält Prof. Eichhorst
Sonnabend von 12—1 Uhr.
Ueber Diagnostik des Harns und Sputums verbunden
mit praktischen Uebungen trägt Prof. Eichhorst Mitt-
woch von 6 -7 Uhr vor.
Anleitung in der Untersuchung von Nervenkranken
mit Einschluss der Elektrotherapie: Prof. Ebstein in
Verbindung mit Dr. Damsch zweimal wöchentlich in zu
verabredenden Stunden.
Arzneimittellehre und Receptirkunde verbunden mit
Experimenten und Demonstrationen lehrt Prof. Manna
dreimal wöchentlich von 6—7 Uhr.
Die gesammte Arzneimittellehre, mit Demonstratio-
nen, Versuchen und Uebungen im Abfassen ärztlicher
Verordnungen verbunden, trägt Prof. Husemann an den
vier ersten Wochentagen von 3—4 Uhr vor.
Die wichtigsten anorganischen Gifte demonstrirt ex-
perimentell Prof. Marine ein Mal wöchentlich Freitag
von 6-7 Uhr öffentlich.
Arbeiten im pharmakologischen Institut leitet Prof.
Marme täglich in passenden Stunden.
Ein pharmakologisches Practicum, Uebungen im Re-
ceptiren und Dispensiren, hält Prof. Marme' einmal wö-
chentlich von 7—8 Uhr.
Pharmakologische und toxikologische Uebungen leitet
Prof. Hitsemann in passenden Stunden privatissime.
Pharmakognosie lehrt Prof. Marme viermal wöchent-
lich von 3-9 Uhr.
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32fi
Pharmacie lehrt Prof. von Uslar viermal wöchentlich
um 3 Uhr.
Specieile Pathologie u. Therapie 2, Hälfte: Protiä-
stein Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 4 — 5 Uhr.
üeber Kinderkrankheiten 2. Theil liest Prof. Eick-
horst Dienstag und Freitag von 6-7 Uhr.
Ueber die aus dem Genüsse verdorbener Nahrungs-
mittel entstehenden Krankheiten trägt Prof. Husemann
Freitag von 3-4 Uhr öffentlich vor.
Die medicinische Klinik und Poliklinik leitet Prot
Ebstein fünfmal wöchentlich von 10 1 /, 12 Uhr, Sonn-
abend von 9Vi-10 s / 4 Uhr.
Poliklinische Referatstunde hält Prof. Eickhorst in
gewohnter Weise.
Specieile Chirurgie lehrt Prof. König in noch zu
verabredenden Stunden; Dasselbe Prof. Lohmeyer fünf-
mal wöchentlich von 8-9 Uhr.
Die Lehre von den chirurgischen Operationen trägt
Prof. Rosenbach viermal wöchentl. Abends von 6— 7 Uhr vor.
Die chirurgische Klinik leitet Prof. König von 9Vj
— lO'/i Uhr täglich ausser Sonnabend.
Chirurgische Poliklinik wird Sonnabend von 10 3 / 4
— 12 Uhr von Prof. König und Prof. Rosenbach gemein-
schaftlich gehalten.
Klinik der Augenkrankheiten hält Prof. Leber Mon-
tag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 12 — 1 Uhr.
Augenoperationscursus hält Prof. Leber Dienstag u.
Freitag von 3—4 Uhr.
Augenspiegelcursus hält Dr. Deutschmann Mittwoch
und Sonnabend von 12—1 Uhr.
Ueber die Krankheiten des Gehörorgans mit Ein-
schluss der Anatomie des Ohrs und mit Uebungen an
Gesunden und Kranken trägt Dr. Bürkner Dienstag und
Freitag von 4—5 Uhr vor.
Poliklinik für Ohrenkranke hält Dr. Bürkner (für
Geübtere) an zwei noch zu bestimmenden Tagen von
12-1 Uhr öffentlich.
Geburtskunde trägt Prof. Schwartz Montag, Dienstag,
Donnerstag, Freitag um 3 Uhr vor.
Geburtshülflichen Operationscursus am Phantom hält
Dr. Hartwig Mittwoch und Sonnabend um 8 Uhr.
Gynaekologische Klinik leitet Prof. Schwartz Mon-
tag, Dienstag, Donnerstag und Freitag um 8 Uhr.
Psychiatrische Klinik in Verbindung mit systemati-
schen Vorträgen über Pathologie und Therapie der Gei-
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327
steskrankheiten hält Prof. Meyer Montag u. Donncrs-
stag von 4—6 Uhr.
Gerichtliche Medicin trägt Prof. Krause Dienstag
und Freitag von 3 — 4 Uhr vor.
Forensische Psychiatrie lehrt Prof. Meyer in wöchent-
lich zwei zu verabredenden Stunden.
Ueber öffentliche Gesundheitspflege trägt Prof. Meiss-
ner Dienstag, Mittwoch, Freitag von 5— G Uhr vor.
Die hygienischen Untersuchungsniethoden (Untersu-
chung von Luft, Boden, Wasser etc.) lehrt Dr. Flügge
Montag u. Freitag von 4—5 Uhr.
Ueber die Verfälschungen und die Untersuchung der
Nahrungsmittel trägt Dr. Flügge Mittwoch und Sonn-
abend von 2—3 Uhr öffentlich vor.
Anatomie, Physiologie und den I. Theil der speciellen
Pathologie der Hausthiere lehrt Prof. Esser fünf Mal
wöchentlich von 8—9 Uhr.
Klinische Demonstrationen im Thierhospitale hält
Prof. Esser in zu verabredenden Stunden.
Philosophie.
Geschichte der alten Philosophie: Prof. Peipers,
Mont., Dienst., Donn., Freit., 12 Uhr. — Geschichte der
neueren Philosophie mit Ueberblick über Patristik u.
Scholastik: Prof. Baumann , Mont., Dienst., Donnerst,
Freit., 3 Uhr.
Logik: Prof. Baumann f Mont, Dienst, Donn., Freit.
5 Uhr.
Logik und Encyclopädie der Philosophie : Prof. Reh-
nisch, vier Stunden, 12 Uhr.
Ueber die Unhaltbarkeit der herkömmlichen logi-
schen Lehre: Prof. Rehnisch, eine oder zwei Stunden,
12 Uhr, öffentlich.
Psychologie: Prof. G. E. Müller, vier Stunden, 10 Uhr.
Ueber die Ausbildung des Willens und des Charak-
ters: Prof. Baumann, Mittw. 5 Uhr, öffentlich.
Prof. G. E. Müller wird in einer philosophischen
Soc. Berkeley's Abhandlung über die Principien der
mensch 1. Erkenntnis« behandeln, Mittw. 10 Uhr, öffentl.
Prof. Peipers wird in einer philo*. Societät Abschnitte
aus Kants Kritik der reinen Vernunft, Mittw. 12 Uhr,
behandeln, öffentlich.
Die Uebungen des E. pädagogischen Seminars leitet
Prof. Sauppe, Mont. und Dienst, 11 Uhr, öffentlich.
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328
Mathematik und Astronomie.
Algebraische Analysis, mit einer Einleitung über die
Grundbegriffe der Arithmetik: Prof. Stern, fünf Stun-
den, 11 Uhr.
Elementargeometrische Herleitung der wichtigsten
Eigenschaften der Kegelschnitte: Prof. Schwarz, Moni
u. Donn. 4 Uhr, öffentlich.
Analytische Geometrie: Prof. Schwarz, Mont. bis
Freit. 11 Uhr.
Differential- und Integralrechnung nebst kurzer Ein-
leitung in die analytische Geometrie der Ebene: Prof.
Enneper, Mont. bis Freit., 10 Uhr.
Theorie der krummen Flächen und Curven doppelter
Krümmung: Dr. Hettner, Mont., Dienst., Mittw., Donn.,
12 Uhr.
Elliptische Functionen: Prof. Schering, Dienst., Mittw.,
Donnerst., Sonnabend, 9 Uhr.
Theorie der analytischen Functionen: Prof. Schwarz,
Mont. bis Freit. 9 Uhr.
Potential-Functionen : Prof. E. Schering, Dienst.,
Mittw., Donn., Sonnabend, 8 Uhr.
Mechanik: Prof. Stern, vier Stunden, 10 Uhr.
Sphärische Astronomie: Prof. Klinkerfues , Mont.,
Dienst., Mittw., Donnerst. 12 Uhr.
Mathematische Optik für krystallinische Körper und
die Theorien der Dispersion des Lichtes: Dr. K. Sche-
ring, Dienst, u. Donnerst. 12 Uhr.
In dem mathematisch-physikalischen Seminar leiten
mathematische Uebungen Prof. Stern, Mittwoch 10 Uhr :
Prof. E. Schering, Sonnab. 11 Uhr; Prof. Schwarz, Freit.,
12 Uhr; giebt Anleitung zur Anstellung astronomischer
Beobachtungen Prof. Klinkerfues, in einer passenden
Stunde. Vgl. Naturwissenschaften S. 380 f.
Eine mathematische Societät leitet in geeigneter
Stunde Prof. E. Schering.
Mathematische Colloquien wird Prof. Schwarz pri-
vatissime, unentgeltlich, wie bisher leiten.
Naturwissenschaften.
Vergleichende Entwicklungsgeschichte u. Anatomie:
Prof. Ehlers, Mont. bis Freit. 10 Uhr.
Zootomischer Kurs : Prof. Ehlers, Dienst, und Mittw.
10-12 Uhr.
Zoologische Uebungen wird Prof. Ehlers täglich mit
Ausnahme des Sonnabend von 10 — 1 Uhr anstellen.
Zoologische Societät für Geübtere : FroL Ehlers, offen tl.
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329
Pflanzen- Anatomie: Prof. Graf zu Solms, Dienst.,
Donn., Freit. 4 Uhr.
Physiologie der Pflanzen : Prof. Reinke, Dienst., Donn.,
Freit. 12 Uhr.
Ueber Thallophyten (Algen und Pilze): Dr. Falken-
berg, Dienst, und Freit. 3 Uhr.
Ueber Pflanzenkrankheiten: Dr. Berthold, Mittw. 12
Uhr, unentgeltlich.
Mikroskopisch - botanischer Kursus: Prof. Reinke,
Sonnabend von 9 — 1 Uhr.
Mikroskopisch-pharmaceutischer Kursus: Prof. Reinke,
zwei Stunden.
Anleitung zu selbständigen Arbeiten im Laboratorium
des botanischen Gartens, ausschliesslich für Vorgeschrit-
tene, leitet Prof. Graf zu Sohns in zu bestimmenden
Stunden.
Tägliche Arbeiten im pflanzenphysiologischen Insti-
tut leitet Prof. Reinke.
Uebungen einer botanischen Societät leitet Prof.
Reinke Freitag 6 Uhr.
Mineralogie: Prof. Klein, fünf Stunden, 11 Uhr.
Krystallographie (nach Miller) Prof. Listing, Mont.,
Dienst., Donn. 4 Uhr.
Geologie : Prof. von Koenen, fünf Stunden, 9 Uhr.
Palaeophytologie : Prof. Graf zu Solms, öffentlich, in
zwei zu bestimmenden Stunden.
Ueber einzelne Klassen von Versteinerungen: Prof.
von Koenen, eine Stunde, öffentlich.
Mineralogische Uebungen: Prof. Klein, Sonnabend
10-12 Uhr, öffentlich.
Krystallographische Uebungen: Prof. Klein, priva-
tissime, aber unentgeltlich, in zu bestimmenden Stunden.
Uebungen im Bestimmen : Prof. von Koenen , zwei
Stunden, öffentlich.
Experimentalphysik, zweiter Theil: Magnetismus,
Elektricität und Wärme: Prof. Rücke, Mont., Dienstag,
Donnerstag, Freitag, 5 Uhr.
Ueber Auge und Mikroskop: Prof. Listing, in zwei
zu verabredenden Stunden, privatissime.
Die Uebungen im physikalischen Laboratorium leitet
Prof. Rieche, in Gemeinschaft mit Dr. Schering und Dr.
Meyer (erste Abtheilung : Dienst., Donnerst., Freit. 2— 4
Uhr u. Sonnab. 9—1 Uhr; zweite Abtheilung: Donnerst,
2-4 ühx, Sonnabend 9-1 Uhr).
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330
Physikalisches Colloquium: Prof. Listing, Sonnabend
11-1 Uhr.
In dem mathematisch-physikalischen Seminar leitet
physikalische Uebungen Prof. Listing, Mittwoch um 12
Uhr. Ausgewählte Kapitel der mathematischen und
Experimentalphysik : Prof. Rieche. Vgl. Mathematik und
Astronomie S. 328.
Allgemeine Chemie (s. g. unorganische Chemie) : Prof.
Hübner, sechs Stunden, 9 Uhr.
Chemie der Benzolverbindungen: Prof. Hübner, Freit.
12 Uhr.
Organische Chemie: Prof. Post, 3 Stunden, 12 Uhr.
Organische Chemie für Mediciner: Prof. v. Uslar,
4 St., 9 Uhr.
Pharmacie: Prof. Boedeker, fünf Stunden, 9 Uhr.
Pharmaceutische Chemie (organischer Theil): Dr.
Polstorff, Mont., Dienst., Donnerst., Freit., 5 Uhr.
Gerichtlich chemische Analyse : Dr. Polstorff, Mittw.
u. Sonnabend, 8 Uhr.
Technische Chemie für Landwirthe (mit Exemtio-
nen): Prof. Tollen», Mont., Dienst., Mittw., 10 Uhr.
Chemische Technologie, in Verbindung mit Excur-
sionen: Prof. Post, zwei Stunden, 12 Uhr.
Die Vorlesungen üb. Pharmacie s. unter Meditin S. 325.
Die praktisch-chemischen Uebungen und wissenschaft-
lichen Arbeiten im akademischen Laboratorium leiten
die Professoren Wühler und Hübner, in Gemeinschaft
mit den Assistenten Prof. Post, Dr. Jannasch, Dr. Pol-
storff, Dr. Stünkel und Dr. Lellmann.
Prof. Boedeker leitet die praktisch-chemischen Uebun-
ffen im physiologisch-chemischen Laboratorium täglich
mit Ausschluss des Sonnab.) 8—12 und 2—4 Uhr.
Prof. Tollens leitet die Uebungen im agriculturche-
mischen Laboratorium in Gemeinschaft mit dem Assi-
stenten Dr. Kehrer, Mont. bis Freit, von 8— 12 und von
2—4 Uhr.
Historische Wissenschaften.
Anleitung im Untersuchen von Urkunden der älteren
deutschen Könige und Kaiser: Prof. Steindorff, Montag
11—1 Uhr.
Staat und Volk der Roemer unter dem iulisch-clau-
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331
cliflchcn Kaiserhause: Prof. Volquardsen, Mittw. u. Sonn-
abend, 8 Uhr, öffentlich.
Allgemeine Geschichte des Mittelalters: Prof. Pauli,
4 St., 8 Uhr.
Geschichte unserer Zeit seit 1830: Prof. Pauli, vier
Stunden, 5 Uhr.
Deutsche Geschichte vom Interregnum an : Dr. Bern-
heim, Mont., Dienst., Donn., Freit, 9 Uhr.
Geschichte des niedersächsischen Volksstammes bis
zur Mitte des 13. Jahrhunderts: Yroi. Steindorff , Mittw.
u. Sonnabend, 10 Uhr.
Geschichte Italiens seit dem Beginn des Mittelalters :
Assessor Dr. Wüstenfeld, Mont., Dienst., Donn., Freit.,
11 Uhr, unentgeltlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Pauli, Mittwoch,
6 Uhr, öffentlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Volquardsen, Dienst.,
6 Uhr, öffentlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Steindorf, Don-
nerst., 5 Uhr, öffentlich.
Historische Uebungen: Dr. Bernheim, Moni, 6 Uhr,
unentgeltlich.
Kirchengeschichte : 8. unter Theologie S. 322.
Deutsche Rechtsgeschichte vgl. unter Rechtswissen-
schaft S. 323.
Erd- und Völkerkunde.
Ausgewählte Kapitel der allgemeinen Erdkunde : Dr.
Krümmel, Sonnabend, 10- 12 Uhr.
Geographie von Europa : Prof. Wagner, Mont. Dienst.
Donnerst. Freitag 11 Uhr.
Vergleichende Physiognomik der Hochgebirge: Dr.
Krümmel, Mittw. 11 Uhr, unentgeltlich.
Geographische Uebungen: Prot. Wagner, Mittwoch
9 Uhr, öffentlich.
Geographisches Colloquium: Prof. Wagner, privatis-
sime, aber unentgeltl., in später zu bestimmenden Stunden.
Länder- und Völkerkunde Kleinasiens und Griechen-
lands: 8. Alter thumskunde S. 333.
Staatswissenschaft und Landwirtschaft.
Volkswirthschaftspolitik (praktische Nationalökono-
mie): Prof. Hanssen, vier Stunden, 4 Uhr.
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332
Finanzwissensehaft (mit besonderer Berücksichtigung
der Rcichsfinaozen): Dr. Eyjrrt, vier Stunden, 5 Uhr.
Volkswirtschaftliche Uebungen: Prof. Soetbeer, pri-
vatissime, aber unentgeltlich, in später zu bestimmen-
den Stunden.
Einleitung in das landwirtschaftliche Studium : Prof.
Drechsler, 1 Stunde, öffentlich.
Allgemeine Ackerbaulehre: Dr. Fesca, 3 St., 10 Uhr.
Die Ackerbausysteme (Felderwirthschaft, Feldgras-
wirthschaft, Fruchtwecbselwirthschaft u. 8. w.): Prof.
Griepenkerl, in zwei passenden Stunden.
Die allgemeine und specielle landwirtschaftliche
Thierproductionslehre (Lehre von den Nutzungen, der
Züchtung, Ernährung und Pflege des Pferdes, Rindes,
Schafes und Schweines): Prof. Griepenkerl, Mont.. Dienst.,
Donnerst., Freit., 5 Uhr.
Die Rassenkunde: Prof . GrUpenkerl, 2 St., unentgeltl.
Im Anschluss an diese Vorlesungen werden Excur-
sionen nach benachbarten Landgütern und Fabriken
veranstaltet werden.
Landwirtschaftliche Betriebslehre: Prof. Drechsler.
fünf Stunden, 12 Uhr.
Die Lehre von der Futterverwerthung: Prof. Henne-
berg, Mont. und Dienst. 11 Uhr.
Uebungen in Futterberechnungen: Prof. Hennebtrg,
Mittw. 11 Uhr öffentlich.
Landwirtschaftliches Praktikum: Prof. Drechsler
und Dr. Fesca (Uebungen im landw. Laboratorium,
Freit, und Sonnab. 9 — 1 Uhr; Uebungen in landw. Be-
rechnungen, Dienst, und Donnerst. 6 Uhr).
Excursionen und Demonstrationen: Prof. Drechsler,
Mittwoch Nachmittag.
Techn. Chemie u. praktisch-chemische Uebungen f.
Landwirte vgl. Naturwissenschaften S. 330.
Anatomie, Physiologie u. Pathologie der Haustiere
vgl. Medicin S. 327.
Literär- und Kunst-Geschichte.
Geschichte der griechischen Poesie, mit Ausschluss
des Drama's, bis auf Alexander d. Gr.: Prof. Dilthey,
vier Stunden, 12 Uhr.
Geschichte der römischen Beredsamkeit: Prof. von
Zeutsch, vier Stunden, 10 Uhr.
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333
üeber deutsche Dichtung des XVI. Jahrhunderts:
Prof. Qoedeke, Donnerst. 4 Uhr, öffentlich.
Geschichte der deutschen Dichtung im 17. Jahrhun-
dert: Assessor Dr. Tütmann, 5 St., 9 Uhr.
Uebcr Lessings Leben und Schriften : Prof. Ooedeke,
Montag 4 Uhr, öffentlich.
Geschichte der italienischen Kunst im 15. Jahrhun-
dert: Dr. Schmarsau, Mont, Mittw., Freit. 6 Uhr.
Rom im Zeitalter der Renaissance: Dr. Schmarsow,
1 Stunde, 6 Uhr, unentgeltlich.
Alterthumskunde.
Alte Länder-, Völker- u. Denkmälerkunde von Klein-
asien und Griechenland : Dr. Gilbert, vier Stunden, 4 Uhr.
Griechische Alterthümer: Prof. Volquardsen, Mont.,
Dienst., Donn., Freit. 8 Uhr.
Archäologische Kritik und Hermeneutik: Prof. Wie-
seier, zwei Stunden, 10 Uhr.
Theaterwesen des Aristophanes und Erklärung der
Vögel: Prof. Wieseler, drei Stunden, 4 Uhr.
Altitalische Kunst und Kulturgeschichte: Dr. Körte,
zwei Stunden.
Ueber die Burg von Athen, nach Pausanias descriptio
arcis Athenarum, edidit Otto Jahn. Editio altera re-
cognita ab A. Michaelis. Bonnae 1880: Dr. Körte, eine
Stunde, unentgeltlich.
Im k. archäologischen Seminar wird Prof. Wieseler
ausgewählte Kunstwerke erklären lassen, Sonnabend
12 Uhr, öffentlich. — Die schriftlichen Arbeiten der
Mitglieder wird er privatissime beurtheilen.
Archäologische Uebungen : Dr. Körte, Donnerstag
6 Uhr, privatissime, unentgeltlich.
Vergleichende Sprachlehre.
Entwickelungsgeschichte der indogermanischen Spra-
chen: Prof. Fick, zwei Stunden.
4
Orientalische Sprachen.
Die Vorlesungen über das A. und N. Testament siehe
unter Theologie S. 321 f.
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334
Arabische Grammatik : Prof. Wüstenfeld, privatissime.
Die syrische Uebersetzung der Recognitionen des
Clemens legt zweimal, Mont. und Donnerst. 2 Uhr, zur
Erklärung vor Prof. de Zagarde, öffentlich.
Grammatik der assyrischen Sprache: Dr. Haupt,
Montag, Dienstag und Donnerst., 5 — 6 Uhr.
Erklärung ausgewählter akkadischer Zauberformeln:
Dr. Haupt, Montag und Donnerstag, 6 Uhr.
Erklärung leichter Keilschrifttcxte (Annalen Sarda-
napal's etc.): Dr. Haupt, für Anfänger, zweimal in zu
bestimmenden Stunden, unentgeltlich.
Assyriologische Uebungen: Dr. Haupt, einmal, pri-
vatissime, aber unentgeltlich.
Anfangsgrunde der ägyptischen Sprache: Prof. de
Lagarde, 4 St., 11 Uhr.
Interpretation eines vedischen Textes: Dr. Bechtel,
zwei Stunden, Mittw. und Sonnabend, 12 Uhr.
Griechische und lateinische Sprache.
Aristophanes Frösche: Prof. von Zeutsch, vier Stun-
den, 12 Uhr.
Aristophanes Vögel: s. Alterthumskunde S. 12.
Interpretation des Thukydides: Dr. Bruns, Mittwoch
und Sonnabend, 12 Uhr.
Pausanias: 8. Alterthumskunde S. 13.
Griechische Syntax: Prof. Sauppe, Montag, Dienst.,
Donnerst., Freit., 9 Uhr.
Quellen der griechischen Dialekte: Prof. Fick, zwei
Stunden, privatissime.
Ueber den homerischen Dialekt: Prof. Fick, 4 Stunden.
Plautus Pseudolus : Prof. Sauppe , Mont. , Dienst.,
Donnerst., Freit, 2 Uhr.
Im K. philologischen Seminar leitet die schriftlichen
Arbeiten und Disputationen Prof. Dilthey, Mittw. 11 Uhr;
lässt Euripides Phoenissen erklären Prof. von Zeutsch,
Mont. u. Dienst., 11 Uhr; lässt den Dialogus de orato-
ribus erklären Prof. Sauppe, Donnerst, u. Freit., 11 Uhr,
alles öffentlich.
Im philologischen Proseminar leiten die schriftlichen
Arbeiten und Disputationen die Proff. v. Zeutsch (Mittw.
10 Uhr) und Sauppe (Mittw. 2 Uhr); lässt Euripides
Alkestis Prof. von Zeutsch erklären, Mittw. 10 Uhr, und
Ausgewählte Briefe des Plinius Prof. Sauppe, Mittw.
2 Uhr, alles öffentlich.
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335
Philologische Ucbungen: Dr. Bruns, eine Stunde,
unentgeltlich.
Deutsche Sprache.
Althochdeutsche Grammatik und Erklärung althoch-
deutscher Texte: Dr. Wüken, Mittw. u. Sonnabend, 11 Uhr.
Ueber althochdeutsche Dialekte und ihre Quellen:
Dr. Bechtel, Mittw. 6 Uhr, unentgeltlich.
Altsücbsische Grammatik und Erklärung des Gedichts
Heliand: Prof. W. Müller, Mont. u. Donnerst. 10 Uhr.
Erklärung des Nibelungenlieds, mit einer Einleitung
über die deutsche Heldensage: Prof. W. Müller, vier
Stunden, 3 Uhr.
Die Uebungen der deutschen Gesellschaft leitet Prof.
W. Müller, Dienst. 6 Uhr.
Geschichte der deutschen Literatur: s. Liierärge-
schichte S. 333.
Neuere Sprachen.
Encyclopädie der englischen Philologie: Prof. Voll-
möller, drei Stunden.
Erklärung von Shakespeare's Iulius Caesar : Dr. An-
diesen, Donnerst. 12 Uhr, unentgeltlich.
Historische Grammatik der französischen Sprache, I.:
Prof. Vollmöller, vier Stunden.
Uebungen in der französischen Sprache: Dr. Andre-
sen, Mont., Dienst., Mittw. 12 Uhr.
Romanisch -englische Gesellschaft: Erklärung eines
altfranzösischen Textes ; Einfuhrung in das Studium der
spanischen Sprache und Erklärung des Poema del Cid:
Prof. Vollmöller, 2 Stunden privatissime, aber unent-
geltlich.
Schöne Künste. — Fertigkeiten.
Unterricht im Zeichnen mit besonderer Rücksicht
auf naturhistorische und anatomische Gegenstände :
Zeichenlehrer Peters, Sonnabend Nachm. 2 — i Uhr.
Harmonie- und Kompositionslehre, verbunden mit
praktischen Uebungen: Musikdirector Hille, in passen-
den Stunden.
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336
Zur Theilnahine an den Uebungen der Singakademie
und des Orchesterspiel vereine ladet Derselbe ein.
Reitunterricbt ertheilt in der K. Uni versitäts- Reit-
bahn der Univ.-Stallnieister, Rittmeister a. D. Schweppe,
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag, Sonnabend,
Morgens von 8 — 12 und Nachm. (ausser Sonnabend)
von 3-4 Uhr.
Fechtkunst lehrt der Universitätsfechtmeister Grüne-
klee, Tanzkunst der Universitätstanzmeister Hölitks.
Oeffentliche Sammlungen.
Die Universitätsbibliothek ist geöffnet Montag, Dienstag,
Donnerstag u. Freitag von 2 bis 3, Mittwoch und Sonn-
abend von 2 bis 4 Uhr. Zur Ansicht auf der Bibliothek
erhält man jedes Werk, das man in gesetzlicher Weise
verlaugt; verliehen werden Bücher nach Abgabe einer
Semesterkarte mit der Burgschaft eines Professors.
Ueber den Besuch und die Benutzung der theologi-
schen Seminarbibliothek, des Theatrum anatomieum, des
physiologischen Instituts, der pathologischen Sammlung,
der Sammlung von Maschinen und Modellen, des zoolo-
gischen und ethnographischen Museums, des botanischen
Gartens und des pßanzenphysiologischen Instituts, der
Sternwarte, des physikalischen Cabinets und Laboratoriums,
der mineralogischen und der geognostisch-paläontologischen
Sammlung, der chemischen Laboratorien, des archäologi-
schen Museums, der Gemäldesammlung, der Bibliothek
des k. philologischen Seminars, des diplomatischen Appa-
rats, der Sammlungen des landwirtschaftlichen Instituts
bestimmen besondere Reglements das Nähere.
Bei dem Logiscommissär, Pedell Bartels (Kleperweg.2),
können die, welche Wohnungen suchen, sowohl über
die Preise, als andere Umstände Auskunft erhalten und
auch im voraus Bestellungen machen.
Für dieRedaction verantwortlich: F. BechM, Director d. Gött. gel. Ans
Commissions- Vorlag der Dieterich' sehen Verlags - Buchhandlung.
Druck Aer Dieterirh'schen Univ. - Buchdrucker ei (W Fr. Kasstner).
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337
Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
17. August. M 13. 1881.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Sitzung am 6. August.
Wüstenfeld: Die Geschieb tschreiber der Araber und
ihre Werke. (8. Abhandl. XXVIII.)
Wieseler: Ueber die Biehier'sche Gemmen-Sammlung.
Boedeker: Ueber das Lyeopodin.
Lycopodin
von
Karl Boedeker.
Jedes Jahr läßt die große Zahl der den pha-
nerogarnischen Pflanzen entstammenden Alkaloide
durch neu entdeckte beträchtlich höher an-
schwellen; aber aus dem großen Reiche der
Kryptogameu kennen wir nur aus deren nie-
drigster Orduung, — der der Pilze, — im Mus-
carin und Amanitin, zwei interessante Alka-
loide, (abgesehn von den noch erst sehr unter-
suchungsbedürftigen Alkaloiden im Pilz des
Mutterkorns) ; aus dem weiten Gebiete der übri-
gen Kryptogamen — (der Laub- und Leber-
26
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388
Moose, Lichenen und Algen, sowie auch der
sämmtlichen Gefäß-Kryptogamen, -Farne, Schach-
telhalme, Lycopodien u. a.) — ist bisher nicht
ein einziges Beispiel von Alkaloid-Bildung in
der Pflanze bekannt. Möge eine kurze Mitthei-
lung der Darstellung, Zusammensetzung und der
Haupt ei genschaften des ersten Alkaloides aus
dieser großen Abtheilung der Pflanzenwelt —
den nicht zu den Pilzen zählenden Kryptogamen
— hier Platz finden.
Lycopodium complanatum L. von Holland
durch Nordwest- bis nach Nordost- auch Mittel-
Deutschland sich ausbreitend, lenkte mich durch
seinen bitteren Geschmack auf seine Unter-
suchung. Einem alkoholischen eingedickten
Anszuge der Pflanze wurde durch Wasser alles
Bittere entzogen, diese Lösung mit Bleiessig ge-
fällt, das Fi 1 trat durch HsS entbleit, dann im
concentriertem Zustande mit Na OH alkalisiert
und mitAether ausgeschüttelt; der aus dem ab-
gehobenen Aether nach dessen Entfernung blei-
bende braune zähe Rückstand wird in neutrales
salzsaures Salz verwandelt und wiederholt um-
krystallisiert.
Durch Ausschütteln der alkalisierten Lösung
des reinen salzsauren Salzes mitAether, Chloro-
form, Benzol, und Verdunsten solcher Lösungen
hinterbleibt das freie Alkaloid fast nur als zähe
klebrige Masse, die dann aus Alkohol sehr lang-
sam einigermaßen krystalliaiert. Es reagiert
stark alkalisch, wird durch Jodwasser auch aus
sehr verdünnter schwachsaurer Lösung stark
kermesbraun gefällt, schmeckt sehr bitter, ist in
Wasser, wie Alkohol, leicht löslich. Auch aus
ziemlich concentrierten Lösungen des salzsauren
Salzes läßt sich das Alkaloid (wegen seiner ho-
hen Löslicbkeit in Wasser) nicht wie Chinin,
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S39
Morphin, fallen; erst wenn man die ganz con-
centrierte Salzlösung mit höchst coucentrierter
Aetzlange und noch festem Aetzkali im Ueber-
schuß versetzt, scheidet es sich als eine harzig
klebrige Masse ans, die sich nun aber beim
Stehn unter der Flüssigkeit in farblose 1,5 Cm.
große monokline Prismen verwandelt. Am na-
türlichsten wird dies Alkaloid nach der Familie
und der Gattung, der es entstammt, Lycopodin,
zu nennen sein.
Das wasserfrei krystallisierte Ly-
copodin, C32H52N8O3, schmilzt bei 114 — 115°C.
ohne Gewicbts-Aenderang. Die großen Schwie-
rigkeiten das freie Alkaloid in zur umfassenden
Analyse genügender Menge und Reinheit zu er-
halten, ließen hauptsächlich das salzsaure Salz
und das Golddoppelsalz zur Analyse geeignet
erscheinen. Die obige Formel
C32H52N2OS
fordert: gefunden wurde:
C = 75,00 75,8
H = 10,15 10,3.
Salzsaures Lycopodin. Läßt man einer
neutralen Lösung des salzsauren Salzes recht
lange Zeit zum Krystallisieren , so erhält man
es nach öfterem Umkrystallisieren endlich in
prächtigen farblosen, glashell glänzenden großen
sehr eigenthümlichen monoklinen Prismen, die
bei oberflächlicher Betrachtung wie 3-seitige
oben und unten gerade abgestutzte Prismen er-
scheinen. Ueber ihre krystallographischen, zu-
mal merkwürdigen optischen Verhältnisse dür-
fen wir wohl später auf Mittheilungen von Herrn
Professor Klein hoffen.
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340
CsiHsiNtOa, 2HC1, IHiO
fordert: gefunden ist:
C = 63,68 63,1-63,3
H = 9,29 9,8— 9,2
N = 4.65 4,5- 5,2
Cl = 11,77 10,6—10,8.
Bei 100° C. getrocknet verliert das Salz
1 Mol. H*0:
berechnet 3,0%; gefunden: 3,0—3,5%.
Solches Salz
C M H 52 N*03, 2HCI
fordert: gefunden:
Cl = 12,1 12,1—11,98
N = 4,8 4,7— 4,9.
Salzsaures Lycopodin-G oldchlorid
scheidet sich aus mäßig starker Lösung des neu-
tralen Salzes mittelst etwas überschüssiger Gold-
cbloridlösung zuerst als hellgelbe milchige Trü-
bung aus, die sich beim Stehen unter der Lö-
sung in glänzende feine Nädelchen umsetzt.
C32H 5 2N 8 03, 2HC1, 2AuCl 3 , 1H*0:
fordert: gefunden:
C = 31,74 31,51—31,21
H = 4,63 4,70— 4,67
Au= 32,56 32.53—33,07.
Mit Platinchlorid wurde kein brauchbares
Doppelchlorid dargestellt. Sobald der Besitz
von mehr Lycopodin die weitere Verfolgung
einiger bereits beobachteter interessanter Zer-
setzungen desselben gestattet, behalte ich mir
weiteren Bericht vor.
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341
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittet diese Verzeichnisse zugleich als Empfangsanzeigen ansehen
zu wollen.
März 1881.
(Fortsetzung).
Mdmoires couronne's et Mem. des savants ätrangers. T.
XXXIX. 1879. T. XLII. 1879. T. XLIII. 1880. 4°.
Märnoires couronnds et autres Mdm. T. XXIX. XXX.
XXXII. 8°.
Tables des Märnoires des membres. 1816 — 1857 et
1858-1878.
Collection des Chroniques Beiges ine'dits,
in 4°.
Cartulaire de TAbbaye Porval. 1879.
Istoire et Chroniques de Flandres. T. I. 1879.. T. II.
1880.
Chroniques de Brabant et de Flandra. 1879.
Correspondance du Cardinal de Granville. 1880.
Ly Myreur des Histors. T. VI. 1880.
Camera dei Deputati Relazione della Commissione etc.
T. I-D. Roma. 1880.
Ch. Lütken, Spolia Ätlantica. Om Formforandringer
hos Fiske. Kjöbenhavn. 1880.
K. Prytz, Underhoegelser over Lysets brydningi dempe
og tilsvarande vaedsker. Ebd. 1880. 4°.
Oversigt over det K. Danske Videnskabernes Selskabs
Forhandlinger. 1880. No. 2.
Sitzungsberichte der naturf. Gesellsch. au Leipzig. 1880.
No. 1-2.
Da B. Boncompagni, Bulletino di Bibliografia e di
Storia delle Seienze matbem. e fisiche. Roma. 1880. 4°.
Revista Euskara. Anno quarto. No. 35. 36.
C. Schmidt, ehem. Untersuchungen der Schwarzerden
von Ufa u. Ssmara. Dorpat.
Annales de la Faculte' des lettres de Bordeaux. 1881.
Nr. L
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342
April.
Statistica dei Debiti comunalial 1° Gennario 1879.
Roma 1880.
John Hopkins Universfty CircnlarB. No. 5. Baltimore
1881.
Report of the United States Coast and Geodetie Survey
for 1877. Wash. 1880. 4°.
H. Wild, die Temperatur- Verhältnisse des Russischen
Reichs. 4°. Mit Atlas in Folio. St Petersburg 1881.
Memoirs of the R. Ästronomical Society. Vol. XLV.
1879—80. London 1881.
Annales de la Society Geologique de Belgique. T. VI.
Liege 1881.
Abhandlungen der histor. Classe d. k. Akad. der Wiss.
zu München. Bd. XV. Abth. 3.
Abhandl. der philosoph.-philolog. Classe. Bd. XV. Abth.
3. Ebd.
Meteorolog. und magnetische Beobachtungen d. königl.
Sternwarte bei München. Jahrg. 1880.
Atti della R. Accademia dei Lincei. Anno CCLXXVDL
1879 — 80. Serie terza. Memorie della classe di
Scienze Morale, Storiche e Filologiche. Vol. IV. V.
Roma 1880. Memorie della classe di Scienze Fisicbe,
Mathematiche e Naturali. Vol. V. VI. VII. VJII. 1880.
Sitzungsberichte der physik. medicinischen Gesellschaft
zu Erlangen. 12. Heft. 1880.
Bulletin de TAcad. Imp. des Sciences de St. Petersbourg.
T. XXVII. No. 2. Fol.
Statistica della Societa di matuo soccorso. Anno 1878.
Roma.
Den Norske-Nordhavs-Expedition. Zoologi. Fiske, ved
R. Collet. - Chemi af H. Tornöe Christiania. 1880.
Fol.
Botanisches Centralblatt. Register des Jahrg. 1880.
Kassel.
Transactions and Proceed. and Report, of the R. So-
ciety of South Australia. Vol. III. Adelaide 1830.
Forschungen auf dem Gebiete der histor. Wissensch,
herausg. von der Ungarischen Akad. d. Wiss. Bd.
VIII. Hft. IX. 1879. (In ungar. Sprache.)
Verhandl. des naturf. Vereins in Brünn. Bd. XVIIL
1879.
Revista Euskara. Anno primero. No. 6. 8. 9. 10. A.
secundo. No. 11—21. A. terzero. No. 22.
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343
Travaux et Memoire« du Bureau international des Poida
et Mesures. T. I. Paris 1881. 4°.
Annali di Statistica. Vol. 21. 24. 1881. Roma.
K. Pettersen, Lofoten og V esteraalen. (Archiv for
Mathem. og. Natur vid.) Ohristiania 1878.
Rendiconto dell' Accademia delle Scienze fisicbe e ma-
thematiche. Anno XV. 1—12. Napoli 1876. A. XVI.
1-12. Nap. 1877. A. XVII. 1-12. Nap. 1878. A.
XVIII. 1-12. Nap. 4. 1879.
Sitzungeber, der pbilos. pbilolog. u. histor. Cl. d. Akad.
zu München. 1880. VI. 1881. L
Bulletin de la Socie'te' matbem. T. IX. No. 2.
Jahresber. des naturhistor. Vereins Ton Wisconsin für
1880-1881.
Atti della R. Accademia delle Scienze fisicbe e mate-
matiche. Vol. 7. Napoli 1878. Vol. 8. ibid. 1879.
Mittbeilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für
Steiermark. Jhrg. 1880. Graz 1881.
Geographica! Explorations and Surveys. West of the
lOOtfa Meriian Topograpbical Atlas. Wheeler 1875.
Mai.
Atti de la R. Accademia dei Lincei. Vol. V. Faso.
10. IL 12.
Annuario statistico italiano. Anno 1881. Roma.
B. Boncompagni, Bulletino di bibliografia e di
storia delle scienze mathemat. e fisiche. T. XIII.
Roma. 1880. 4°.
Nach einer brieflichen Mittheilung, die betreffende
Widmung steht auf dem Exemplare selbst, ist dies
Geschenk für die Gauss* Bibliothek bestimmt.
E. Schering.
Journal of the R. Microscopical Society. April 1881.
Bulletin of the American Geographical Society. 1881.
Nr. 1. 3.
BHOJU.P. &J0TAIT12, HrXKIPUlON JE YNTATMA 77-
KOY. Athen. 1879.
Wheeler, Geographical Surveys and Explorations west
of the 100 th meridian.
Topographical Atlas.
Leopoldina. H. XVII. No. 7—8.
Annual Report of the J. Hopkins University. Bal-
timore 1880.
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344
J. Hopkins University. Circularg. No. 3. 9.
Nature. 602. 603. 604. 605.
Mitth. der deutschen Gesellsch. für Naturkunde etc.
Ostasiens. Hft. 23. 1881. 4°.
Atti della Societa Toscana. Processi verb. 13 Marzo.
1881.
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt. Bd. XXXI.
1881.
Verhandlungen derselben. No. 1 — 4. 6. 7 (letztere No.
doppelt). 1881.
Verhandl. der physik. medic. Gesellsch. in Würzburg.
Bd. XV. 3-4. 1881.
A. Weber, Zu weiterer Klarstellung. (1881.) 8°.
Bilanci comunale. Anno XVII. 1879. Roma. 1880.
Monthly Notices of the E. Astronomical Society. Vol.
XLI. No. 6.
Jahresbericht der Lese- und Redehalle der deutschen
Studenten in Prag. 1880-81.
Verhandl. der zoolog. botan. Gesellsch. in Wien. Bd. XXX.
B. Hasselberg, über die Spectra der Kometen (St.
Petersb. Akad. Märn. T. XXVIII. 2.) 4°.
A. Schiefner, über das Bonpo-Sütra: »Das Weisse
Naga- Hunderttausend.« (St. Petersb. Akad. Mäm.
T. XXVIII. 2.) 4°.
Zeitschrift der deutschen Morgenländ. Gesellschaft. Bd.
35. Hft. 1.
C. N. Caix, le origini della lingua poetica italiana.
Firenze. 188ü.
F. Pacini, del processo morboso del colera asiatico.
Ebd. 1880.
Monatsbericht der Berliner Akademie. Januar. 1881.
Proceed. of the London Mathem. Society. No. 167- 169.
Erdälyi Muzeum. 4 — 5 SZ. VIII. evtolyara. 1881.
Bulletin of the Museum of comparative Zoology at Har-
vard College. Vol. VIII.
Astronomische, magnet. und meteorolog. Beobachtun-
gen an der K.K Sternwarte zu Prag im Jahre 1880.
J. Böckh, Geologische- und Wasser- Verhältnisse der
Umgebung der Stadt Fünfkirchen. Budapest. 1881.
(Fortsetzung folgt.)
Für die Redaction verantwortlich : F. Bechtä, Pirector d. Oött. gel. Am.
Commissions- Verlag der DieteiicK sehen Verlags- Buchhandlung.
Druck der Düler ich' sehen Unit. - Buchdruckerei (W. Fr. Kaestner).
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345
Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
16. November. M 14. 1881.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
»Sitzung am 5. November.
stenfeld: Die Geschichtsschreiber der Araber und
ihre Werke. Abth. 2. (Abhandl. Bd. XXVIII.)
Pauli: Noch einmal über das Rechnungsbuch zur
zweiten Kreuzfahrt des Grafen Heinrich von Derby,
nachmaligen Königs Heinrich IV. von England.
de Lagarde: Iohannis Euchaitorum archiepiscopi
quae in codice Vaticano supersunt graece. Th. 2.
(Abhandl. Bd. XXVIII.)
Derselbe: Zur Nachricht.
Schering: Ueber Geschenke des Princ. Boncompagni
an Gauss Bibliothek.
Noch einmal über das Rechnungsbuch
zur zweiten Kreuzfahrt des Grafen
Heinrich von Derby, nachmaligen Kö-
nigs Heinrich IV von England
von
E. Pauli.
Nachdem ich eine Ausgabe des Rechnungs-
buchs über die preußisch-lithauische Fahrt des
Grafen Derby vom Jahre 1290/1 so ziemlich
27
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346
druckfertig hergestellt habe, damit sie zunächst
in der Sammlung der Camden Society in Lon-
don erscheinen könne, ist mir aus dem Public
Record Office daselbst in gleicher Weise eine
beglaubigte vollständige Abschrift des Buchs über
die andere, noch unendlich bedeutendere Fahrt
desselben Fürsten zugestellt worden. Erst da-
durch wird es möglich den reichen Inhalt dieser
Urkunde sicherer zu erkennen, als ich es vor
anderthalb Jahren iu wenigen flüchtigen Stunden
aus dem Original selber zu thun vermochte.
Meine Mittheilungen in den Nachrichten vom
1. Mai 1880 bedürfen daher vielfach einer Er-
gänzung.
Nach einer sorgfältigen Durchsicht der eng
beschriebenen 77 Folioseiten und der über die-
selben vertheilten 23 Rubriken, unter welchen
unzählige Ausgabesätze eingezeichnet sind, läßt
sich, was in erster Linie unerläßlich erscheint,
das Itinerar, so bedeutsam für die Topographie
und Culturgeschichte der Zeit, viel besser fest-
stellen, als ich es damals versuchte.
Ohne Frage galt die zweite Unternehmung
des Fürstensohns ursprünglich ganz wie die erste
lediglich einem Auszuge oder, wie man allge-
mein sagte, einer R e i s e an der Seite der Deutsch-
ritter gegen die heidnischen Lithauer. Im Juli
1392 trat Heinrich von Lynn in Norfolk aus,
einem Hafenort mit hansischem Stahlhof und
im regsten Handelsverkehr mit den deutschen
Seestädten der Ostsee, die Seefahrt au, über die
aus den Rechnungen nur durchschimmert, daß
die Küste von Norwegen angelaufen wurde. Die
Landung fand bei Leba an der Küste von Po-
mereilen statt; am 10. August, dem St. Lorenz-
tage, genau wie vor zwei Jahren, ritt Graf Hein-
rich wieder in Danzig ein. Dort aber warf schon
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347
in den nächsten Tagen eine Gewaltthat der
Engländer den bisherigen Kriegsplau um. Die
Erklärung findet sich bei einem gleichzeitigen
Preußischen Geschichtsschreiber , Johann von
'osilge, SS. rerr. Pruss. III, p. 182: „Item dor-
noch uf dem herbest qwam der here von Lant-
kastel in das land, und wolde gereyset habin mit
den herrin. Nu slugen dy synen einen erbaren
Knecht tot czu Danczk, der hys Hannus von
Tergawisch (Targowitz), hie us deme lande. Do
besorgete sich der herre vor synen frunden, das
sie das worden rechen, als sy an hatten gehabin,
und czog weder us deme lande ungereyset."
Dies wird bestätigt durch die auf fol. 10 des
Rechnungsbuches unter dem 25. August einge-
tragene Notiz: Rectori ecclesie de Dansk — d.
h. dem Pfarrherren von St. Marien — pro se-
pultura Hans et famuli sui per convencionem
secum factam per dominum Hugonem Heslec ibi-
dem eodem die 7 nobles 5 solldos sterl. Damit
stimmt ferner auf fol. 66 unter der Rubrik Ob-
laciones et Elemosine nach dem 16. August
die Notiz: Item in oblacione domini et familie
sue apud Dansk die sepulture Hans et famuli
sui una cum elemosinis distributis ibidem diver-
sis panperibus eodem die 3 nobles.
Die Fahrt des Grafen von Danzig nach Kö-
nigsberg und zurück: Aug. 26 Dirschau, Aug.
28 Elbing, Aug. 31 Braunsberg, Sept. 1 Heili-
genbeil, Sept. 2 Königsberg, Sept. 4 Branden-
burg, Sept. 5 Braunsberg, Sept. 6 Elbing, Sept.
7 Dirschau galt offenbar einem Besuche der ör-
densbehörden, bei welcher Gelegenheit in Folge
jenes fatalen Ereignisses der Entschluß zu Stande
kam von einer Reise gegen die Lithauer ab-
zustehen, dagegen aber, vermuthlich doch um
dem gethanen Gelübde nachzukommen, die weite
27*
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348
Land- und Seefahrt zu den Johannitern auf Rho-
dos anzutreten und von dort aus zum heiligen
Grabe zu pilgern. Zu diesem Behuf war zu-
nächst ein abermaliger Aufenthalt in dem wohl
bekannten Danzig erforderlich, der sich an einer
Fülle von Anschaffungen bis zum 23. September
verfolgen läßt. Ein Theil der reisigen Mann-
schaft uud der Pferde mit ihrer Ausrüstung und
reichlicher Verpflegung wurde zur See in die
Heimath zurückgeschickt, wofür der deutsche
Schiffer, Ludkyn Drankraaister , magister navis,
vertragsmäßig 100 Mark englisch erhielt, fol.
69. Mit den übrigen machte sich Graf Heinrich
nach gehöriger Verproviantirung landeinwärts
auf. Deutlich lassen sich die Spuren verfolgen,
daß Fouriere einige Tage früher vorauf giengen
um Führer und Gespanne anzunehmen und Quar-
tier zu machen. Auch für Geleitsbriefe derje-
nigen Landesfürsten, deren Gebiet der Zug be-
rührte, mußte gesorgt werden, wie gleich zu An-
fang des Pommernherzogs Wartislav VII. , pro
scriptura et sigillacione unius sauveconductus
ducis de Stulpez (Stolp), fol. 16. Mächtigeren
Fürsten wurde dann auch wohl ein Besuch ab-
gestattet, an ihrer Residenz ein längerer Aufent-
halt genommen, was gelegentlich in deren wirt-
schaftliche Zustände erwünschte Ausblicke ge-
stattet. Das fernere Itinerar des Grafen selber
aber ergiebt sich aus den verschiedenen Rubriken
des Rechnungsbuches folgendermaßen :
Sept. 24 Schöneck, Sept. 25 Polyseue, Polessine
(nicht Polzin , sondern roleschken , drei Meilen
weiter, wie mir Herr Professor Caro in Breslau
freundlichst angegeben), Sept. 26 Hamerstede =
Hammerstein, Sept. 27 Schevebene = Schievel-
bein , wo die Länder des Hauses Luxemburg,
zunächst das Gebiet des Kurfürsten von Branden-
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349
bürg, des jungen Markgrafen Sigismund, seit
1387 Königs von Ungarn, betreten wurde, Sept.
28 DrawjDgburgk = Drauiburg, Sept. 29 Arns-
walde, Oct. 1 Londesburgh = Landsberg, Oct. 2
Dresse = Driesen, Oct. 4 Frankfurt a/O. , Oct.
5 Gobin = Guben in der Lausitz, Oct. 6 Tre-
boll = Tribel, Oct. 7 Gorlech = Görlitz, Oct.
7 — 9 Zittaw = Zittau, Oct. 10 Neinance = Nie-
mes in Böhmen , Oct. 1 1 Whytwater = Weiß-
wasser, Oct. 12 Brounslowe, vermuthlich Bunzlau.
Vom 13. bis zum 25. October wird in Prag
Quartier genommen, was nicht nur die vielen
Summen, mit denen in diesen Tagen die Ver-
pflegung und weitere Ausrüstung bestritten
wurde, sondern namentlich auch Ausgaben für
kostbare Stoffe und kunstvolle Schmuckgegen-
stände beweisen, wie sie in der von Karl IV.
mächtig gehobenen Hauptstadt seines deutsch-
böhmischen Reichs zu haben waren. Der eng-
lische Fürstensohn hat sich denn auch an dem
stattlichen Orte, in seinen Heiligthümern und
den Schlössern der Nachbarschaft fleißig umge-
sehen, am 20. und 21. October den Hradschin,
castellum de Prake, fol. 66, am folgenden Tage
den stolzen Bau des verstorbenen Kaisers, den
Karlstein — apud Charlestan ad reliquias infra
Castrum 3 nobles, fol. 65, und in denselben Ta-
gen, wie es scheint, zu wiederholten Malen den
mit Richard II. von England verschwägerten
Wenzel, König der Römer und von Böhmen,
auf seinem Lieblingssitz, dem Jagdschloß Bett-
lern (böhmisch Zebrak), besucht: per 3 dies quo
que Bedeler fol. 21. Sollte nicht auch Berne,
von wo am 19. und am 22. October verrechnet
wird, das ich früher durch Bezno südwestlich
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350
von Bunzlau erklären wollte, wofür Professor
Caro Benatek, speciell Alt-Benatek vorschlägt,
ebenso gut wie BedelF nur eine abgekürzte Form
für Bettlern sein, wie sie dem Schreiber in die
Feder kam? Es ist bekannt, daß König Wenzel
in den Bedrängnissen, die er sich bereits zuge-
zogen, höcht ungern von seinen Schlossern nach
Prag kam 1 ). Unsere Rechnungen deuten aber
bestimmt auf mehrfachen Verkehr des Lanca-
sters mit ihm hin.
Auf 26. setzte Graf Heinrich die Reise fort
und rastete Nachts im Prada (Böhmisch Brod?),
Oct. 27 in Deuchebrod = Deutsch Brod, Oct.
18 in Misserich = Groß Meseritsch in Mähren,
Oct. 29 erreichte er Bronne = Brünn. Von
hier scheint er am 1. November weiter gezogen
zu sein und an einem Orte übernachtet zu ha-
ben, der fol. 23 als Wiskirke eingetragen ist,
erreichte am 2. Drising = Drösing in Unter-
Oesterreich, am 3. Sconekirke, Schönkirchen bei
Gänserndorf, und am 5. Wien (Wene), wo 4
Tage Aufenthalt genommen wurde. Es ist be-
zeichnend, daß er in längeren Quartieren wie
hier, wie in Brünn und besonders auch in Prag
die Herberge stets durch seinen Lancaster oder
Mowbray Herold mit seinen Wappenschilden
schmücken ließ, vermuthlich mit Rücksicht auf
die vornehmen Besuche, die ihm erwidert wur-
den. In Wien aber wurde nicht nur mit Erz-
herzog Albrecht in., sondern namentlich auch
mit dem jungen Sigismund, König von Ungarn,
verkehrt, der damals in den ungarischen und
böhmischen Wirren mit Oesterreich zusammen-
hielt, und vielleicht jetzt schon die politische
1) Vgl. Li Deiner, Gesch. d. D. B. unter König Wen-
zel II, 212. Bettlern 1395 durch eine Feuersbrunst zer-
stört, ibid. 218. 471.
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351
Verbindung zwischen den Häusern Lancaster und
Luxenburg angeknüpft, welche später zur Zeit
des Constanzer Concils die höchste Bedeutung
gewann, vgl. fol. 26 : Nov. 6. pro batillagio ultra
aquam iuxta mansionem regis Hungarie, willkom-
men für das bis dahin dürftige Itinerar Sigismunds.
Außerdem aber wurde wieder ein mehrtägiger
Aufenthalt in einer größeren Stadt benutzt um
die Schäden an Geschirr und Fuhrwerk auszu-
bessern, Wagenführer mit ihren Thieren, die von
Danzig aus nicht nur bis Prag und Wien, son-
dern sogar bis Venedig Contract gemacht zu ha-
ben scheinen , abzulöhnen und für weitere Aus-
rüstung und Geleit zu sorgen , wie denn z, B.
ein Schildknappe (scutifer) des Erzherzogs von
Wien bis Venedig mitgieng, pro quodam scuti-
fero ducis Ostricie veniente cum domino de Wene
usque Venis, fol. 72.
Die Weiterreise läßt sich wie bisher an den
einzelnen Stationen verfolgen, die zunächst keine
Schwierigkeit machen, denn die zweifachen Da-
ten finden in dem Vorausziehen der Fouriere
ihre Erklärung. Nov. 8 wird noch aus Wien,
aber auch aus Drossekirke = Traiskirch datirt.
Es folgen Nov. 9 Newkirke = Neunkirchen,
Nov. 9 (11) Mersolech = Mürzzuschlag , der
erste Haltplatz in Steiermark, Nov. 10 Slome-
restowe, auch Stamerestowe geschrieben, das sich
nur mit dem Seraering decken wird, 11. Kim-
burgh = Kindberg, 12. Lauban = Leoben, 13.
(14) Knotilsfel = Knitterfeld, 14. Newmark =
Neumarkt, 14.(15) Roudenburgh (Roweingburgh),
nach Professor Caro's Meinung Rothenthurm bei
Judenburg, No. 16. (17) Fresak (nicht Husak)
= Frisach in Kärnthen, Nov. 15. (16.) Seintfete
= St. Veit, Nov. 17. (18.) Felkirke (Fellekirke)
= Feldkirch, Nov. 17. (18.) Fillak (Fillawk,
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352
Feiowe) = Villach , Nov. 19 Malberget (Mal-
borgeth), Nov. 20. Posilchoppe (PosidolfeV) an
der Grenze von Friaul l ) , Nov. 23 apud civita-
tem Hostrie, Nov. 22 apnd St. Danielem, Nov.
23 Chichon? Nov. 24, Gisill (Cysele), etwa Chiusa?
Portgruer = Portogruaro.
Der Vortrab gieng Nov. 16 über Stamford
= St. Veit, Nov. 17 Feiowe = Villach, Nov.
18. Pontafle = Pontafel, Nov. 19. Posidolfe?
Nov. 20. Spillingberk = Spilimberg, Nov. 21.
Gecur? Conigl' = Conegliano, Nov. 22. Trevis
= Treviso, Nov. 24. Ponteglo? Moce?
Der Graf, welcher vom 23. bis 26. in Porto-
gruaro und im Verkehr mit dem Patriarchen
von Aquileja nachzuweisen ist, sandte von dort
das schwere Gepäck in Barken nach Venedig,
wo er seit dem 29. häuslich eingerichtet er-
scheint. Die Stationen Nov. 28. Gaverley und
Nov. 29 Leo vermag ich nicht unterzubringen.
Der Prinz aber residierte in San Giorgio,
von wo in häußg für Menschen und Lebensmit-
tel verrechneten Gondelfahrten auch andere
Stadttheile berührt, insonderheit die Kirchen von
San Marco, Santa Lucia, San Nicoiao, Santa
Agnete, Sant Antonio, San Cristoforo, Sant In-
nocente mit frommen Opferspenden bedacht
wurden. Einmal erscheint Graf Heinrich ge-
meinsam mit dem Dogen in San Giorgio, cum
duce Ven\ fol. 67. Der reich versehene Markt
der Lagunenstadt tritt aus den unendlichen Ein-
käufen von Fleisch, Wildpret, Geflügel, Fischen
aller Art, Gemüsen, Früchten, Gewürzen, Weinen
deutlich hervor.
Mindestens drei Wochen verstrichen über die
unerläßlichen Vorbereitungen zu der weiten
1) Was mag am selben Tage fol. 37 apud Ochen
sein?
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353
Meerfahrt, von der die Urkunde doch mehr, als
sich bei der ersten eiligen Durchsicht heraus
bringen ließ, ja, zum Theil sehr bedeutende An-
gaben bewahrt. Mit Unterstützung der vene-
tianischen Behörden, besonders aber, wie aus-
drücklich hervorgehoben wird, durch die Ver-
mittlung des Johanniter Priors in England, Jo-
hann von Radington, der sich in Venedig der
Expedition anschloß, wurden für 2785 Ducaten
die Galeen geheuert, welche den Prinzen nach
Jaffa hin und zurück führen sollten: pro Galeis
domini deVenis' usque portumJafF et redeundo
Venis' ex convencione cum eis facta per priorem
St. Johannis JherosolimitaP in Anglia et per
senescalcum fol. 69. Daß sie mit Allem, was
die Reise erforderte, versehen wurden, geht aus
vielen Rechnungen hervor. Der Tag der Aus-
fahrt hingegen ist nicht verzeichnet , nur ergibt
sich aus der Liste der Opferspenden, daß man
am Weihnachtstage vor Zara lag: in oblac' do-
mini apud Jarr 1 die natalis domini fol. 08. Dar-
auf sind Lissa, Corfu, Modon (Südwestspitze des
Peloponnes) angelaufen, bis man nach Rhodos
kam, wo wieder beträchtlich Proviant an Bord
genommen wurde. Nach der Landung bei Jaffa
(Jaffr 1 ) werden die Einzeichnungen , ohne daß
auch nur ein Datum angegeben wäre, in der
That sehr einsilbig. Offenbar war dem Prinzen
nnr gestattet in wenigen Tagen als schlichter
Pilger das heilige Grab zu besuchen. Ein Esel
wird gemiethet um Lebensmittel, darunter Zie-
gen, Reh, Geflügel, Fisch, Eier, Oel, Wein, Zu-
ckerwasser, Salz nach Ramah (Ramee, d. i. Ramla,
Arimathia) und von dort nach Jerusalem zu
schaffen. Hier werden Wachskerzen (candel 1
cer') und Wein gekauft foL 39. 40. Von Obla-
tionen keine Spur, wenn nicht fol. 68 super
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354
montem auf den Oelberg zu deuten sein dürfte.
Dann gieng es auf derselben Straße an die Ga-
leen zurück, die, nachdem sie einige Nahrungs-
mittel verladen, nunmehr nach Cypern steuerten,
wo noch immer ein Lusignan, Jakob I., ein christ-
liches Königreich beherrschte, dessen Beziehun-
gen zu England seit Richard Löwenherz niemals
ganz abgerissen waren *). Die Eintragungen be-
zeugen , daß man bei Famagosta an das Land
gieng und von dort aus an den Königshof nach
Nicosia zog: in expensis domini prioris Sancti
Johannis, domini Otes Graunson et aliorum mi-
litum et scutiferornm enntium versus regem Cy-
prie de Ffamagast usque Nikasye ... 19 duc.
fol. 40. Baff fol. 42, Paphos auf Cypern, wurde
auf der Weiterfahrt berührt. Ein längerer Auf-
enthalt galt alsdann den Johannitern in Rhodos,
in deren Schloß Graf Heinrich nicht nur den
Reliquien der Kapelle Opfer spendete, sondern
auch wieder sein , seiner Ritter und Knappen
Wappenschilde aufhängen ließ. Viele Lebens-
mittel wurden dort angeschaft, fortan auch wäh-
rend der ganzen Heimreise bis England bestan-
dig für einen Leoparden Sorge getragen, der in
Rhodos vermuthlich dem Prinzen zum Geschenk
gemacht wurde. Die Fahrt gen Westen gieng
durch die Inseln des Archipelagus, berührte Kos
(apud Langon) Polykandro (in Cornona, d. i.
Corogna) und Modon. Im adriatischen Meere
wurde bei Corfu, Ragusa, Lissa, Zara und Pola
angelegt. Unter den von Graf Heinrich im Spiel
verlorenen Summen sind zwei am 23. und 25.
Februar eingetragen: in galeia, fol. 60.
1) Jacob von Cypern an Richard IL, Juli 1393 bei
Raine, Extracts from Northern Registers p. 425 vgl.
Stubbs, The Medieval Kingdoms of Cyprus and Arme-
nia, Two Lectnres p. 45.
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355
Seit dem 21. März spätestens weilte der
Prinz wieder zu San Giorgio in Venedig, aula
domini apud S. Georgium fol. 44, wo er, wie
es scheint, die Osterzeit und beinahe den gan-
zen April verbrachte. Allein er wie seine Die-
ner waren in beständiger Bewegung auf Wasser-
und Landwegen um zu sehen und zu kaufen,
darunter namentlich viele kostbare Stoffe, Sara-
met, Seide, Brokat, Pelze, Gold und Silber für
Schmuck und Rüstung. Zwölf Ducaten kosteten
die acht Tafeln, auf welchen der Mowbray He-
rold die Wappenschilde des Herrn und seines
edlen Gefolges in San Marco anheften mußte.
Wiederholt wird über Mestre nach Treviso ge-
fahren, wohin gegen Ende April auch das Haupt-
quartier aufbrach. Aus Nowall = Noale wird
am 28. datirt. Die Städte Padua, Vicenza, Ve-
rona, Lodi (Lauda) Mai 10., Mailand (Melau)
Mai 13, Pavia sind, wenn auch nicht alle vom
Prinzen selber, so doch von seinen Boten be-
sucht worden, fol. 46 — 48. Am 18. dieses Mo-
nats befand sich der Trupp in Vercelli und er-
reichte noch am selben Tage Chevanx = Chi-
vasso. Am 21. stand man in Turin wieder am
Eingange in die Alpen, am 22. apud Velayn,
apud Avylan = Avigliana, Ryweleo = Rivoli.
Vom 23. — 25. war Sehusa = Susa Heerlager,
von wo aus der Mont Cenis überstiegen wurde.
Die datirten Stationen in Savoyen, Burgund
und Frankreich sind hierauf folgende: Mai 26.
Launcebrugge = Lanslebourg, 27. Fourneworthe,
ein arg verschriebener Name, hinter welchem
Termigeon stecken mag, apud S. Michaelem =
28. Chambore = Chambery, 29.30. Egebelle =
Aigebelette (nicht Aix les bains), 31. Floren'?
Juni 1 Jan = Yenne, wo der Rhonefluß, ultra
aquam, überschritten wurde, Juni 2. Russebon
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Rossilou, 3. Syrombert = St. Rambert, 4 Pom-
pinet? 5. Fowntenay? Brom? Bagg' = Bage,
6. Macon, 7. Turnes = Tournus, 8. Chalons sur
Saone, 9. Bewn, Beaume = Beaune, 10. Floreyn?
11. Chance = Chanceaux, 12. Moyvilarbard (Ani-
pilly les Bordes?), Chastelon = Chätillon sur
Seine, 13. 14. Berce = Bar sur Seine, 15. Troys
= Troyes, 16. Marin = Marigny, 17. Nogent,
18. Province = Provins, 19. Graun tpuisse , 20.
Bricounte Robert = Bri Comte Robert, 21. Pount-
chareton = Charenton, 22. Parys.
Nur wenige Tage Erholung in der französi-
schen Hauptstadt waren vergönnt, dann gieng
es weiter über Amiens (Amyas) nach Calais,
von wo am 30. die Ueberfahrt nach Dover er-
folgte. Am 1. Juli wurde in Canterbury geo-
pfert und datirt, dann ritt man weiter über Sit-
tingbourne und Osprey nach Rochester am 2.,
nach Dartford am 3. Juli. Das letzte Datum
Juli 5 ist aus London. Dort wahrscheinlich er-
folgten auch die Ablöhnungen der Mannschaft
am 13. Juli.
Dies Itinerar, das sich über ein ganzes Jahr
erstreckt, corrigirt nicht nur wesentlich den Be-
richt, welchen ein halbes Jahrhundert später
John Capgrave über die zweite Kreuzfahrt des
Grafen von Derby seinem Liber de illustribus
Henricis p. 99 — 101 eingereiht hat, sondern dient
vor allem als das feste Gerippe für die zahllosen
Ausgaben, Löhne und Preise, die in der seltenen
Urkunde als die statistischen Belege für die
Verkehrs- Lebens- und Culturverhältuisse der
Zeit in verschiedenen europäischen und außer-
europäischen Ländern verzeichnet stehn. Das Do-
cument dürfte für den Verkehr in den germanisch-
slavischen Grenzgebieten und die politischen
Bewegungen daselbst, die aus, den Jahren 1392/3
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S57
nur dürftig überliefert sind, geradezu einzig in
seiner Art sein.
Für den Schatzmeister Richard Kyngeston
war es wahrlich keine kleine Arbeit die Ausga-
ben , darunter reiche Gaben und Geschenke , in
den verschiedensten Währungen nach englischen
Goldnobeln, preußischer Mark, böhmischen Gro-
schen und Gulden, Gulden von Aragon, venetia-
nischen Scudi und Ducaten, orientalischen Aspern,
grosses siccez, picherons, blank s, impe-
riales zu verrechnen, das Wechsel-Agio richtig
auszugleichen und schließlich in Sterling Münze
genau auf Heller und Pfennig anzuschreiben.
Durch Erlaß des Grafen Heinrich, datirt Leice-
ster den 4. Januar 1394, wurde ihm Decharge
ertheilt.
Zur Nachricht,
von
Paul de lagarde.
Im Jahre 1860 habe ich in der Vorrede zu
meiner Ausgabe der syrischen Uebersetzung der
Geoponica Mitteilungen über eine ebenso wie die
von mir zuerst identificierten Geoponiker in
London damals noch nicht als das was sie
ist erkannte Handschrift der nitrischen Samm-
lung gemacht, welche des Antonius Buch über
die Wissenschaft der Rhetorik enthält, und ich
habe die Herausgabe dieser Handschrift vor Al-
lem im Interesse der syrischen Lexikographie ge-
fordert.
Stücke des dort besprochenen Werkes sind
von mir dem verstorbenen E. Roediger und
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358
Herrn Th. Noeldeke zur Verfugung gestellt wor-
den: siehe die zweite Ausgabe von Roedigers
Chrestomathie V und Nöldekes mandäische Gram-
matik 382.
Danach habe ich einem jüngeren Gelehrten,
welcher mich über die zweckmäßigste Art seine
Studien einzurichten befragte, geraten, diesen
Antonius ins Auge zu fassen: ich konnte im
Jahre 1871 (man sehe jetzt meine Symmicta I
85,33—41) ankündigen, daß mein Rat befolgt
worden sei.
Seit ich damals — vor nun schon recht lan-
ger Zeit — meiner Freude darüber Ausdruck
gegeben, daß der wichtige Text werde vorgelegt
werden, hat man von Antonius dem Rhetor nichts
mehr gehört und gesehen.
Nunmehr werde ich ihn selbst ans Licht stel-
len, da ich für mir am Herzen liegende lexi-
kalische und syntaktische Studien ihn nicht
entbehren will. Es handelt sich um zwei Bücher,
das über die Rhetorik — in W. W rights Ca-
talogue Seite 614 — und das über die Vorse-
hung — ebenda Seite 617. Jenes füllt in mei-
ner Copie 156, dieses 126 Seiten in Quart.
Ich werde mich hüten diese Documente be-
sonders herauszugeben: sie sollen — sorgfältig
bearbeitet, nicht bloß abgeklatscht — in einer
bibliotheca syriaca mit vielem andern, teils be-
reits angekündigtem, teils noch nicht angekün-
digtem (wie dem vollständigen au$ar eräze) zu-
sammen erscheinen. Der einzige Grund sehr
wider meine Neigung eine Reihe einzelner Bänd-
chen statt eines einzigen Quartanten oder Fo-
lianten in die Welt zu schicken war in den letz-
ten Jahren — vor 1866 lag die Sache anders — der
Wunsch, Privatleuten die Anschaffung dieser Texte
zu erleichtern: da ich aber nach wie vor mit dem
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359
Absätze meiner Drücke auf die großen Bibliothe-
ken allein angewiesen bleibe, sehe ich nicht ein,
weshalb ich mir das schwere und undankbare
Geschäft des Herausgebens nicht erleichtern und
es nicht nach meinen Wünschen betreiben soll. Für
syrische Typen werde ich sorgen.
Ein eignes Glossar soll meiner bibliotheca
syriaca beigefügt werden oder ihr folgen : ich will
es so einrichten , daß es als syrisches Handwör-
terbuch wird dienen können: es ist bestimmt,
die Kosten der Bibliotheca zu beschaffen: meine
Sammlungen verkommen zu lassen beabsichtige
ich nicht.
Für meine bibliotheca aegyptiaca hat mir
der Bischof von Durham unlängst Fragmente
der faidischen Uebersetzung des neuen Testa-
ments zum Geschenke gemacht.
Ich hoffe neben und nach meiner im Drucke
befindlichen Septuaginta diese großen Arbeiten und
eine mit erklärendem Commentare versehene Ge-
sammtausgabe aller unter dem Namen des Clemens
von Rom laufenden Schriften noch zu Ende zu
führen. Daß ich den Mut für so große Pläne finde,
danke ich meinen schottischen und englischen
Freunden, welche mir im ablaufenden Jahre die
Mittel zu einer Reise nach Rom, und damit die
Möglichkeit verschafft haben, in etwa 13 Wochen
den Chisianus R vi 38 = 19 Holmes und den
Vaticanus graecus 330 = 108 Holmes zu ver-
gleichen, beziehungsweise abzuschreiben, und in
Folge davon meine Ausgabe der Septuaginta mit
dem ersten Bande (Symmicta II 147) beginnen
zu können : ich danke es auch den römischen
Gönnern , welche mir in der ewigen Stadt eine
Arbeitszeit geschaffen, wie sie dort in gleicher
Ausdehnung so leicht bisher Niemandem zu Ge-
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360
böte gestanden hat: Deutschland wird an Allem
was ich etwa noch leisten mag, völlig unschul-
dig sein. Eine einige Bogen starke Ankündi-
gung und Probe meiner Septuaginta soll um das
neue Jahr herum ausgegeben werden : sie bean-
sprucht auch selbstständigen Wert: mehr als
200 oder 250 Exemplare lasse ich von dieser
Ankündigung nicht abziehen.
Göttingen 2 November 1881.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittet diese Verzeichnisse zugleich als Empfaitgsanzeigen ansehen
zu wollen.
Mai 1881.
(Fortsetzung).
Annali di Statistica. Vol. 20. 23. 1881.
R. Wolf, Astronomische Mittheilungen. LH.
J. Hann, Zeitschrift für Meteorologie. Bd. XVI. Juni.
1881.
AOrOJOIlA ...vno EMMA "SO YHA JPAFO YMH. Athen.
1881.
Hugo Gylde*n, Om banan af en punkt etc.
Berichtigung.
In Nro. 12 dieser Nachrichten, S. 321, Z. 10 ist zu
lesen: »des Winterhalbjahrs 1881/82« für »des Som-
merhalbjahrs 1881.«
Pur die Rcdaction verantwortlich: F. IkchUl, Director d. Gött, frei. Anz.
Commission.K- Verlag der Dütvich' sehen Verlags- Buchhandlung.
Druck der DtUerich sehen Ulm. - Buchdrucker» ( H*. Fr. haestn*).
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361
Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
3. December. M 18. 1881.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Öffentliche Sitzung am 3. December.
Graf zu Solms-Laubach: Die Herkunft , Dornest i -
cation und Verbreitung des gewöhnlichen Feigenbaums
(Picus Carica.) (S. Abhandl. Bd. XXVIII.)
Pauli: Ueber Jean Robethon und die Thronfolge des
braunschweigisch-lüneburgischen Hause i in England.
de Lagard e: Ueber die semitischen Namen des Fei-
genbaumes und der Feige.
K. Schering: Beobachtungen im magnetischen Obser-
vatorium. (Vorgelegt von E. Schering.)
Die K. Gesellschaft der Wiss. war am 3. d.
M. versammelt, um das Andenken an ihren Stif-
tungstag zum dreißigsten Mal im zweiten Jahr-
hundert ihres Bestehens zu feieni. Sie feierte
ihn durch einen Vortrag, der von Hrn. Prof.
Pauli über Jean Robethon und die Thronfolge
des brauuschweigiseh- lüneburgischeu Hauses in
England gehalten wurde. Nachdem die beiden
audereu Mittheilungen vorgelegt waren, wurde
der folgende Jahresbericht abgestattet :
Die in ihren regelmäßigen Sitzungen gehal-
tenen oder vorgelegten ausführlicheren Arbeiten
28
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362
sind in dem in diesem Jahre herausgegebenen
Bd. XXVII und dem demnächst erscheinenden
Bd. XXVIII ihrer »Abhandlungen« veröffentlicht;
die kürzeren Mitteilungen sind in dem gegen-
wärtigen Jahrgang 1881 dieser »Nachrichten«
enthalten. Das Verzeichniß derselben findet sich
zur Hälfte in der Vorrede zum XXV1L, zur Hälfte
in der zum XXVIII. Band der Abhandlungen.
Der lebhafte Tauschverkekr zwischen der K.
Societät und den auswärtigen Akademien und
auderen wissenschaftlichen Vereinen ist in re-
gelmäßiger Weise fortgesetzt und noch weiter
ausgedehnt worden, wie aus den in den Nach-
richten erscheinenden Accessionslisteu zu erse-
hen ist.
Für die auf den November d. J. von der
physikalischen Classe gestellte Preisaufgabe über
die Entwicklungsvorgänge bei den Echinodermen,
ist eine Arbeit mit dem Motto »sunt deniqne
Kues* rechtzeitig und mit Beobachtung der vor-
geschriebenen Bedingungen eingegangen. Es ist
ein Manuscript von 186 Seiten 4° begleitet von
11 zum Theil farbig ausgeführten Tafeln. In
der Arbeit ist der Versuch gemacht, die Lösung
der Aufgabe in der Weise zu geben, daß die
Entwicklung einer characteristischen Art beob-
achtet und dargestellt wurde. Gewählt ist dazu
mit gutem Vorbedacht die Asterina gibbosa
(Forb.) und hieran die Entwicklung vom frisch
abgelegten Ei bis zum 7 Wochen alten , die
Stern form besitzenden Thiere untersucht.
Das gesteckte Ziel ist insofern nicht erreicht,
als in der Aufgabe gefordert wurde, daß iu diesem
Falle die Anlage sämmtlicher Organsysteme des
ausgebildeten Thieres dargestellt werden sollte,
und in der Arbeit die Anlage des Geschlechts-
apparats nicht behandelt wird: die Untersuchung
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368
mußte abgebrochen werden, ehe die jungen
Thiere die Anlage der Genitalorgane erkennen
ließen. Auch das ist zu bemerken, daß bei der
Besprechung der Anlage des Blutgefäßsystenies
die perihaemalen Räume nicht erwähnt werden,
uud mithin nicht zu ersehen ist, welche Auf-
fassung etwa der Verfasser der Arbeit von diesen
Räumen gewonnen hat. — Daß über das Auf-
treten von Pollbläschen im Begiun der Entwick-
lung Nichts mitgetheilt, der Aufbau des Larven-
leibes aus den Embryonalzelleu nicht in allen
Einzelheiten verfolgt wurde, giebt zu einer Aus-
stellung keine Veranlassung , da dieser Theil
der Entwicklungsgeschichte bei der Stellung der
Aufgabe nicht gefordert war; daß der Verfasser
ihn mit herangezogen und bearbeitet hat, ist
um so daukenswerther, als damit die continuir-
liche Entwicklung des untersuchten Seesternes
vorgeführt wird. — Die Vorgänge, durch welche
in einer Metamorphose der radiäre Leib der
Asterina sich aufbaut, die Organe sich ent-
wickeln , ist klar und anschaulich beschrieben,
und mit gut gewählten bildlichen Darstellungen •
erläutert. Ein sorgfältiges Eingehen auf die
Arbeiten früherer Autoren , eine kritische Zu-
sammenstellung dessen , was von der Entwick-
lungsgeschichte anderer Echinodermen bekannt
war, mit dem neu Beobachteten, und das Be-
streben aus der Fülle der Einzelheiten mit Vor-
sicht das allgemein Gültige hervorzuheben, geben
der Untersuchung den vollen wissenschaftlichen
Werth. Da mithin das Wesentliche der Auf-
gabe, die Darstellung der Metamorphose, in der
Arbeit geliefert wurde, so sieht die K. Gesell-
schaft der Wissenschaften sich veranlaßt, dem
Verfasser den ausgesetzten Preis zuzuerkennen,
in der Hoffnung, daß derselbe Gelegenheit finden
28*
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364
möge , die in der Arbeit befindliehen , von ihuj
selbst hervorgehobenen Lücken auszufüllen.
Bei Eröffnung des versiegelten, mit dem obi-
gen Motto versehenen Zettels ergab es sich, daß
der Verfasser dieser Arbeit
Herr Professor Dr. Hubert Ludwig
in Gießen ist.
Für die nächsten 3 Jahre werden von der
K. Societät folgende Preisfragen gestellt:
Für den November 1882 von der mathe-
matischen Classe (wiederholt):
Während in der heutigen Undidations-
thtorie des Lichtes neben der Voraussetzung
transversaler Oscillationen der A ethertheilchen
das medianische Princip der Co'existenz klei-
ner Bewegungen zur Erklärung der Folari-
sations- und der Interf erenz - Erscheinungen
genügt , reichen diese Unterlagen nicfU mehr
aus, wenn es sich um die Natur des unpola-
risirten oder natürlichen Lichtes, oder aber
um den Conflict zwischen Wellenzügen Jiandelt.
welche nicht aus derselben Lichtquelle stammen.
Man hat dem Mangel durch die Voraussetzung
einer sogenannten großen Periode von inner-
halb gewisser Grenzen regelloser Dauer abzu-
helfen gesucht , ohne nähere erfahrungsmäßige
Begründung dieser Hülfsvor Stellung. Die K.
Societät wünscht die Anstellung neuer auf die
Natur des unpolarisirten Lichtstrahls
gerichteter Untersuchungen, welche geeignet
seien, die auf natürliches Licht von beliebiger
Abkunft bezüglichen Vorstellungen hinsichtlich
ihrer Bestimmtheit denen nahe zu bringen,
welche die Theorie mit den verschiedenen
Arten polarisirten Lichtes verbindet.
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365
Für den November 1883 von der histo-
risch-philologischen Classe:
Die Aramäer haben im Laufe der Zeiten
ihre Grenzen mehrfach verlegen müssen: sie
sind durch Eroberer semitischer und nicht-
semitischer Herkunft in nicht wenigen Gegen-
den um ihre Nationalität gebracht worden.
Die K. Gesellschaft der Wissenschaften
wünscht eine vollständige üebersicht über die
Veränderungen, welche das aramäisclie Gebiet
in Hinsicht auf seinen Umfang nach außen
und innen erlitten hat.
Eine Zusammenstellung der Gründe, welche
in Betreff gewisser Landstriche anzunehmen
zwingen oder rathen y daß dieselben von einer
ursprünglich aramäischen Bevölkerung be-
wohnt sind, wird sich nicht ohne Rücksicht
auf die vergleichende Grammatik der setniti-
schen Sprachen und nicht ohne Eingehn auf
die Ortsnamen des zu behandelnden Districts
geben lassen: die K. Gesellschaft der Wis-
senschaften erwartet, daß diese beiden Ge-
sichtspunkte die leitenden der Untersuchung
sein werden: sie würde es für außerordent-
lich nützlich erachten , wenn eine vollstän-
dige Liste aller aramäischen Ortsnamen als
Anhang zu der verlangten Abhandlung vor-
gelegt zvürde.
Für den November 1884 von der physi-
kalischen Classe:
Die vorhandenen Angaben über die Chloride
und Amide des Oy ans sind zum Theil so un-
sicher, daß sie der Bestätigung oder der Be-
richtigung bedürfen; die K. Societät verlangt
daher eine auf neue genaue Versuche ge-
gründete Erforschung dieser Verbindungen.
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366
Die Concurrenzschriften müssen , mit einem
Motto versehen, vor Ablauf des Septembers
des betreffenden Jahres an die K. Gesellschaft
der Wissensehaften portofrei eingesandt werden,
begleitet von einem versiegelten Zettel , welcher
den Namen und Wohnort des Verfassers enthält
und auswendig mit dem Motto aer Schrift ver-
sehen ist.
Der für jede dieser Aufgaben ausgesetzte
Preis beträgt mindestens f un f zi g D uca te u.
Die Preisaufgaben der W edek in d' scheu
Preisstiftung für deutsche Geschichte für den
Verwaltungszeitraum vom 14. März 1876 bis
zum 14. März 1886 finden sich in den »Nach-
richten « 1879 S. 225 veröffentlicht.
Das Directorium der Societät ist zu Michaelis
d. J. von Herrn Obermedicinalrath He nie auf
Herrn Geheimen Hofrath W. Weber überge-
gangen.
Die K. Societät hat wieder eiuen großen
Verlust zu betrauern, den Tod ihres ordentlichen
Mitgl iedes Theodor Benfey. Er starb im
73. Lebensjahre.
Von ihren auswärtigen Mitgliedern und Cor-
respondenten verlor sie durch den Tod:
Sainte-Claire-Deville in Paris im 63 J.
H. E. Heine in Halle, im 61. J.
Th. Bergk in Bonn, im 69. J.
H. L. Ahrens in Hannover, im 72. J.
B. von Dorn in St. Petersburg, im 75. J.
L. von Spengel in München, im 78. J.
J. Bernays in Bonn, im 57. J.
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367
Als hiesige ord ent Ii che Mitglieder wur-
den begrüßt:
Hr. Adolf von Koenen,
Hr. Ferdinand Frensdorff,
mit dem Wunsche, daß ihr wissenschaftliches
Wirken der K. Societät lange erhalten bleibe, gleich
wie es unserm hochverehrten Senior der mathe-
matischen Classe , Herrn Geheimen Hofrath W.
Weber, erhalten geblieben j 8 t 9 dessen 50 jähri-
ges Jubiläum als Mitglied der Societät am 12.
vorigen Monats gefeiert worden ist.
Zu auswärtigen Mitgliedern wurden er-
wählt :
Hr. Julius Weizsäcker in Berlin, (seit
1879 hiesiges ord. Mitglied),
Hr. Adolf Kirchhoff in Berlin, (seit 1865
Corresp.).
Zu Corresponden ten:
Hr. Franz Bücheler in Bonn,
Hr. Georg Hoffmann in Kiel,
Hr. Adrian de Longperier in Paris,
Hr. August Nauck in St. Petersburg.
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3(38
I. Ueber die semitischen Namen des
Feigenbaums und der Feige.
II. Astarte.
III. Die syrischen Wörter -j-po: und p*b*.
IV. Das hebräische
von
Paul de Lagarde.
I.
Unser College Graf Herinan zu Solms- Lau-
bach hat au mich die Frage gerichtet, wie alt bei
den Semiten die Kenntnis des Feigenbaums und
der Feige sei. Ich beantworte diese Frage öf-
fentlich, weil ich dem Herrn Fragsteller die
Möglichkeit verschaffen möchte , über meine Ant-
wort die Ansicht andrer Personen zu hören, be-
vor er auf sie Folgerungeu baut, oder auch nur
von ihr öffentlich Notiz nimmt.
Wer die semitischen Idiome mit einander ver-
gleichen will, wird wohl tun sich zu erinnern,
daß die Docmmente der israelitischen Sprache
wie sie im Canon vorliegt, von etwa 900 bis
etwa 200 vor Christus reichen , und in den letz-
ten 300 Jahreu dieses Zeitraums vou Schrift-
stellern herrühren, welche Hebräisch nicht als
Muttersprache redeten, sondern als Gelehrte mehr
oder wenig correct schrieben: daß die Urkunden
des Aramäischen aus wirklich wenigstens einiger-
maßen alten Jahrhunderten recht spärlich und nur
wältig umfassend sind, Urkunden des späteren
Aramäisch in erträglicher Naturwüchsigkeit sich
nur aus der zwischen 250 und 900 nach Christus
gelegenen Periode finden, wir von den von mir
in den Beiträgeu 79 genannten aramäischeu Dia-
lekten nur spärlichste Reste kennen: daß das
Arabische erst um 000 nach Christus uns be-
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369
kannt zu werden beginnt, und die Kenntnissei-
ner Dialecte ans so gut wie völlig fehlt. Wor-
aus folgt, daß die vergleichende Grammatik und
Lexikographie der semitischen Zungen nicht so
ohne Weiteres Hebräisches, Aramäisches, Ara-
bisches neben einander verwenden darf: daß eine
völlige oder teilweise Entstellung der zur Ver-
gleichung kommenden Formen und Vokabeln an-
zunehmen unbedenklich ist: daß aus dem Um-
stände, daß Einer der drei Dialekte ein Wort
oder eine Wortform in der uns bekannten Epoche
nicht besitzt, nicht gleich geschlossen werden darf,
daß er das Wort oder die Wortform überhaupt
niemals besessen habe: daß zu befürchten steht,
uns liege ein Dialektwort vor, wann ein Wort
einer vorerst allgemein geltenden Regel nicht
gehorsamt.
Der Feigenbaum hat — so scheint es zu-
nächst — auf semitisch, das heißt, in dem den
drei oben genannten Einzelsprachen voraufge-
heuden Idiome, ti'n , die Feige balas geheißen :
der Feigenbaum gehörte — so scheint es zu-
nächst — der Urheimat der Semiten an.
Das Arabische wie wir es kennen , besitzt
kein ^ö, sondern nur das Hebräische
für Anfänger kein |fjrj, sondern nur die ver-
längerte Form nsNn, welche freilich statt iNn
iu den Wörterbüchern aufgeführt zu werden ei-
gentlich kein Recht hat: das Aramäische bietet
nur ein mit jenem njejn scheinbar identisches,
in Wahrheit eine Entartung desselben darstel-
lendes
In für ^yü ist der zweite Radical nicht
mehr Alif, sondern Yä — es kann leicht noch
einmal ein arabisches ti'an zum Vorscheine kom-
men, wie ich hiermit nachgewiesen haben will,
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370
daß die Spanischen Araber das Korankapitel
mit einem sonst nnr in den Glossaren stehen-
den Ahf als zweitem Buchstaben kannten, da
die in Spanien gemachte lateinische üebersetznng
ties Koran die Kapitel regelmäßig azoara nennt — :
in n:e«p liegt ein dnrch das rt der Einheit ver-
mehrtes jtjn vor (Stade §311»), welches im spä-
teren Style nicht mehr als das was es ist , er-
kannt wird, sondern trotz der Mehrheit onjjr
als Nomen der Form nbDj? gilt: UU ist auf
aramäischem Gebiete für uns unverständlich, da
in den uns zugekommenen Urkunden der Sprache
wL" , der n- Ei . nh ?* Dicht mehr ,ebt ' ™* das
Wort als Diminutivum zu fassen (G. Hoffmann
Auszuge 111) nicht angeht: im Aramäischen ist
in UU das weibliche Geschlecht doppelt be-
zeichnet: Herr Nöldeke bucht § 81 unter Ver-
weisung auf § 28 ohne Erklärungsversuch die
Tatsache daß Feige« [schreibe »die Feige*]
den Plural bilde.
Die Bedeutung des ti'n un d seiner Entstel-
lungen ist in unsern Texten ebenfalls nicht mehr
durchgängig die ursprüngliche, soferne die Wör-
ter nicht bloß den Feigenbaum, sondern vielfach
schon die Frucht des Feigenbaums, die Feige,
bezeichnen: siehe die Lexica und I. Low ara-
mäische Pflanzennamen §335.
An der Zusammengehörigkeit von j» p
qaS zweifelt gleichwohl kein Mensch.
ha las ist durch yJb = HAil" nnd das
hebräische Denominativum oba ein mprificieret,-
aer Arnos 7, 14 als Arabern , Aethiopiern, Israe-
liten bekannte Vokabel erhärtet: anf aramäi-
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371
schein Gebiete ist balas nicht nachweisbar, kann
aber allerdings in historischen Zeiten, über
welche wir nur nicht unterrichtet sind , dort ver-
loren gegangen sein: ist doch auch im alten
Testamente ein Hauptwort oba Feige nicht vor-
handen.
Es fragt sich nun , ob über die oben in vor-
sichtiger Fassung vorgelegte These hinausgegan-
gen werden muß, das heißt, ob man wirklich
behaupten darf, ti'n uud balas seien semitische,
vor der Trennung der Semiten in einzelne Na-
tionen vorhandene Wörter — was eines und das-
selbe wäre mit dem Satze, daß der Feigenbaum
der Urheimat sämmtlicher Semiten angehört
habe — , oder ob die nach dem oben Bemerkten
sieb von den Israeliten und Arabern hier schei-
denden Aramäer, ob vielleicht auch die Israeli-
ten den Feigenbaum ursprünglich nicht gekannt,
oder aber die Araber ihn vielleicht nicht ur-
sprünglich besessen , sondern von den Israeliten
erhalten haben — was eines und dasselbe wäre
mit dem Satze, daß der Feigenbaum nicht in
der Urheimat der Semiten gestanden habe, sou-
dern von Einem semitischen Volke zu den an-
dern verbreitet worden sei.
Es kommen hier zwei Lautverschiebungsge-
setze in Betracht, über welche nicht nur keine
abschließende , sondern sogar noch gar keine der
Rede werte Untersuchung angestellt ist: meine
eignen Studien sind noch nicht vorlegbar.
Im allgemeinen gilt als Regel, daß
niedersemitisches oder aramäisches d t 6
im mittelsemitischen oder arabischen d t
und im hochsemitischen oder hebräischen z s 9
lautet.
Es ist dabei zu bedenken was ich 1853 zur
Sache gesagt, und 1877 in meinen Symmicta
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372
I 122 wiederholt habe — es gibt auch ursprüng-
lich z s 9 haltende Stämme — : für Theologen
citiere ich hierzu meine deutschen Schriften I 223.
Warum zeigen alle drei Dialekte gleichmäßig
t als Anlaut?
Ein semitisches Wort t'n mußte aramäisch
JZ, hebräisch arabisch ^ lauten.
Man hat, und zwar ohne von vergleichender
Grammatik der semitischen Sprache etwas Er-
hebliches zu verstehn , n:»n (also auch das
entsprechende arabische und aramäische Wort)
als Ableitung einer Wurzel ^3« angesehen: die
Urheber dieser Etymologie haben an die Gesetze
der Lautverschiebung gar nicht gedacht: sie ha-
ben nicht gemerkt, daß die Gleichung
Z = o = P
auffallig ist , mindestens darum auffällig ist, weil
ihr die andere Gleichung
l = = UJ
mit recht weitem Geltungsgebiete zur Seite geht.
Wäre die angegebene Etymologie richtig , so
würde t in uuserm Worte Bildungsbuchstabe,
uud als solcher regelrecht unverschoben sein.
Ueber das in die Wurzel gedrungene t hat
meines Wissens zuerst S. Bochart im Hiero&oi-
con d 26 einige Worte gesagt: 1846 haudelte —
allerdings in wenig genügender Weise — ein Mann,
der ohne Zweifel keine semitische Sprache in
Texten verstanden hat, und doch über semitische
Grammatik und Lexikographie noch jetzt mit
Nutzeu gehört werden wird , F. Dietrich , in den
Abhandlungen zur hebräischen Grammatik 159 —
172 über den »Character der nominalen Ablei-
tung mit n« wie über »die formale Verwandtschaft
der dritten, durch n gebildeteu Person des Futurs
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373
mit der nominalen Ableitung durch n« (ich bin
mir schuldig, da mein Auge bei Dietrich auf ein
Citat aus des alten Hoflmann syrischer Gram-
matik 240 fällt , Herrn Nöldeke für seine Kritik
ZDMG 32 404 auf das dort zu Findende neben
Symmicta II 100 101 zu verweisen): in Schul-
wörterbüchern wird -pn auf ban und o»n
auf und 073 zurückgeführt, und Herr Lötz .
verzeichnet in seinem für mich sehr nützlichen
Werke über die Inschriften »Tiglathpilesersc des
ersten 218 mehr als eine Vokabel, welche in
Analogie einer Ableitung des -,»n von auf-
gefaßt werden muß. Ich wage eine Vermutung.
Durch Herrn Lötz 204 weiß ich, daß auf assy-
risch die Krone agü heißt. Herr Friedrich De-
litzsch behauptet nuu zwar im Buche seines
Schülers und Freundes 78, daß das »seiner Ety-
mologie nach so lange streitige« agü »als Lehn-
wort aus sumerischem agu erwiesen« sei. Die
Richtigkeit dieses Satzes mögen die Herren un-
ter sich abmachen: ich habe vermutet, sei
vielleicht kein ursprünglich persisches Wort (die
Armenier lehren, daß es einmal nicht tag,
sondern tag gelautet hat), sondern verhalte sich
als Erweichung eines wie tapdü tamlü gebildeten
ta'gü zu diesem, wie das vulgärarabische ras zu
ra's. Daß man bei agü bereits — nur ohne die
Form erklären zu können — an Jj* gedacht, hat
Herr Privatdocent Haupt mir gesagt, als ich
ihm meinen Einfall mitteilte. Der unver-
geßliche und nichts vergessende E. W. Lane
kennt allerdings 322 kein ta'g: aber er kennt
auch kein ti'n, und dies wenigstens ist one Frage
einmal da gewesen. Es ist nur natürlich, daß
die Perser das Wort für Krone denjenigen Völ-
kern entlehnten , welche vor den Persern höchste
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374
Herrschaft besaßen — auch unser Krone ist un-
deutsch — und ihre Könige unter Krone gehn
hießen, also den Assyriern und Babyloniern.
Mit dieser Etymologie ist endlich meinen Noti-
zen gesammelte Abhandlungen 83 84 Symmicta
I 27, 23 armenische Studien § 834— 83G der
letzte Abschluß gegeben.
Ich füge hier beiläufig die Erklärung ein,
daß ich das semitische Imperfectura oder Fu-
turum längst nicht mehr als eiu Tempus an-
sehe — es ist, indoceltisch geredet, eiue Art
Farticipium — , und daß ich von diesem Ge-
sichtspunkte aus die semitische Tempuslehre um-
zugestalten vorhabe, welche Arbeit mir S. R. Dri-
vers nun in wohlverdienter zweiter Auflage er-
schienenes Buch sehr erleichtern wird : vergleiche
■Vir und tne im Psalterium Hieronymi 154.
Um die Ableitung des ti'n von ^3K glaublich
zu finden, und tin für ein semitisches Wort
halten zu dürfen, muß man nun aber die Ge-
wißheit haben, daß in allen drei Dialekten
wie )l) ttn« behandelt worden ist, das heißt,
daß das Infectum in allen drei Dialecten yt'nay,
nicht ya'nay gelautet hat. Daß n:et je n;«* =
yi'nay gebildet, ist mir zweifelhaft: da die
Sprache zwei n:» besaß — das Isaias 3,26 19,8
zu treffende £<Sxiva1*s, und unser Wort — und
daneben ein ns 1 *, dessen Ableitungen denen der
beiden H2K höchst ähnlich sein mußten, wird
sie nach Kräften auf Differenzierung ausgewesen
sein. MD-» = liefert Psalm 74, 8 ar: : da
yinay sich von yinay nur bei sehr genauem
Sprechen unterscheiden läßt, halte ich von vorne
herein für wahrscheinlich, daß die Hebräer von
unserm n3N ein später zu n;^ gewordenes n:»;
gebildet haben. Dies beweist mir unumstößlich
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375
die überlieferte Vocalisierung des ganz sieber
zu ^d« gehörenden Wortes njtth: denn das von
allen mir bekannten Lexikographen bei ^3« un-
tergestellte anal slQijpiPOv n:£n Ieremias 2. 24
ist mir zu bedenklich , als daß ich es benutzen
möchte. Die P)ün -Vokale (s)ün ist ein aramäi-
sches Participium wie y«p T nnd nnc) gelteu mir
wie meine Schüler wissen , längst nur als eine
Art qeri perpetuum: nach dem unsrer Vocali-
sation zu Grunde liegenden Systeme mußte etwa
Ximär -i»n werden: da aber die Ueberlieferung
/amör zu sageu lehrte, was in unserm Systeme
ein Fehler gewesen wäre , verband man die Ue-
berlieferung mit dem Systeme so, daß man zu
dem } des Systems das m der Tradition hinzu-
setzte: xaniör zu lesen ist mithin genau genom-
men so richtig wie m*"H: entweder oder
"'jn«, und entweder x^ m ^ T 0( ^ er X am ör ohne
Punkt unter dem a. Analog fasse ich n3tfh auf.
Ueberliefert war n:«n, welches neben -»Etr und
ähnliches zu stellen ist: die Gelehrsamkeit brachte
unter das Aleph dieses seltenen Wortes, wagte
aber nicht den aus n_ zu ä uud danach regel-
recht zu 6 gewordenen überlieferten Vokal der
ersten Sylbe zu ändern.
T««rj = ti'n ist mithin im Gebiete des He-
bräischen nicht zu Hause, in welchem ein von
^3» stammendes jan sicher gesprochen wor-
den wäre.
Ueber ein aramäisches muß ich Schwei-
gen , weil die Wurzel «3« im aramäischen gar
nicht nachweisbar ist, mithin den Erwägungen
jede tatsächliche Grundlage fehlen würde. In
Betreff des Syrischen genügt es auf Payne Smith
zu verweisen: Buxtorfs 134 HNriN hat sogar
Herr J. Levy 1 1 15 1 als zur vierten von n:; ge-
hörig erkannt: (so ist zu sprechen)' ver-
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376
hielt sich zu "»ah« (vou »r) genau wie nejn^K zu
•niat (von n*v) — rwTw'iat der Vertreter des he-
bräischen mto — : mit dem Artikel etn^N
(nicht, wie es Herrn Levy beliebt, Nrvötj'w) wie
Nr^niK. Daß nejji« hier richtig* aufgefaßt
worden, zeigt die Vergleichung der von Buxtorf
beigebrachten Beläge mit dem Urtexte von Levi-
ticus 25, 14 17, in welchem njin = rw» IV zu
lesen steht: bereits Gesenius 601 1 hat chaldäisches
■Ol* uud HNSiet neben hebräisches n:m gestellt, so
daß für Herrn J. Levy die Straße gebahnt war.
Als einzige Beweise dafür, daß die uns be-
schäftigende Wurzel auch auf wenigstens
nachmals aramäischem Gebiete bekannt war,
sehe ich die durch die Herren Schräder ZDMG
26 290 und Lötz 205* zu mir gedrungenen assy-
rischen Wörter ana und iua an : meine Muße ist zu
knapp, als daß ich die bei dem unhistorischen Cha-
rakter der schwer zu coutrollierenden Assyriolo-
gie eigentlich durch die Feindschaften ihrer Trä-
ger nötig gemachte Untersuchung anzustellen
vermöchte, ob ana und ina schon von irgend
jemandem erklärt sind: Herrn Schräders Ver-
such übergehe ich lieber mit Stillschweigen.
Ina »in, mit« ist das Masculinum des nachher
zu besprechenden hebräischen Femininums n«
== n3N = inat, und würde auf mssaoretisch ]«*
lauten: ana »zu, nach« verhielt sich zur Wurzel
*M wie r ^ = !3> in ho^ zu dem in raeinen
Symmictall 101 — 103 ausreichend besprochenen
= i^Xfi, wozu assyrisches adi Schräder
ZDMG 26 289 Lötz 204 (nicht »entsprechend
hebräischem "H**, sondern entsprechend dem
von mir nach der Theorie angesetzten und nun
vielleicht geradezu erwiesenen rn? = 1^X1*, Ver-
bindungsforni TV}* = adi) gehört.
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377
yiqtülü findet sich in Arabien nur an Einer
Stelle. Xariri erzählt in durrat al gauwag 1 84 (Thor-
beckes), daß in Arabien der Stamm Bahra sich der
sogenannten taltalat schuldig machte, das beißt,
daß er den Praeformanten des Imperfectums den
Vocal i gab. Ich finde Bahra, nicht in Wü-
stenfelds Bakri, auch nicht bei Yäqüt: Ibn
Qutaiba 51, 14 (Wüstenfeld) nennt Bahra unter
den zu Qugäa gehörigen Stämmen: Silvestre de
Sacy anthologie grammaticale 149 citiert Ibn
Qutaibas einschlägige Angabe nach Eichhorn.
Folglich ist ti'n kein — im technischen Sinne
dieses Ausdrucks — semitisches Wort.
ti'n von **Di* herleiten hiefte vielmehr bis auf
weiteres den Feigenbaum im Clan Bahra des Stam-
mes QuQäa zu Hause glauben. Das Wort ti'n
und darum auch der mit tin bezeichnete Fei-
genbaum hat mithin eine ganz bestimmte Hei-
mat in Arabien gehabt, und von da wird das
Wort mit der Sache gewandert sein. Die Bota-
nik wird hier ebenso viel entscheiden können
wie die Philologie. Stellte sich etwa heraus, daß
die Botaniker mir unbekannte und wahrschein-
lich für mich unverständliche Gründe haben, die
Heimat des Feigenbaums irgendwo in Arabien
zu suchen , und daß sie diese Heimat im Gebiete
von Qugäa suchen müssen, so würde die Er-
klärung des Wortes ]*n sicher sein, und ihrer-
seits die Vermutungen der Botaniker zur Ge-
wißheit erheben. Qugaa läßt A. Sprenger (Le-
ben und Lehre des Muhammed III cxxix) »früh
von der SüdOstküste Arabiens gekommene sein,
und sich [später] am roten Meere und in Idu-
maea niedergelassen habeu. Der Bahrästamm
lebte zu Mu/ammads Zeit nach Spreuger HI 433
in der Ebene Coelesyriens : wo er früher gehaust,
entzieht sich meiner Kenntnis: Geographen mö-
29
Digitized by GeÄgle
m
gen hier Genaueres erforschen, wenn anders es
lohnt.
Handelt es sich weiter darum festzustellen,
was ein von stammendes ti'n ursprünglich
bedeutet habe, so muß ich unter Verweisung
auf meine gesammelten Abhandlungen 98,6 — 11
ablehneu, an dieser Feststellung mich anders als
unter allen Vorbehalten zu beteiligen. So alt-
modisch ich bin, reiche ich doch nicht in die Zeit
der Sprachbildung, namentlich nicht in die Zeit
der Bildung der mir innerlich fremden semitischen
Sprachen hinauf: einen Feigeubaum habe ich
niemals beobachtet , so daß ich wissen könnte,
was an seiner Entwicklung charakteristisch ist,
also zur Namengebung Veranlassung geboten
haben kann. Mau muß weit moderner sein als
ich bin , um hier mitsprechen zu dürfen.
Ich verlange mir ab, die Beispiele nach
Schockeu zu besitzen , in denen ein Wort vor-
kommt, bevor ich ihm eine Etymologie ver-
suche, deren Annatne ich fordere: für ^1 I lie-
fert mir Silvestres de Sacy Register aus Xariri
143, 10 den Satz
= ist es nicht Zeit für dich [alten Kerl] der
Lüderlichkeit dich zu enthalten?, und Frey tags
Register zur Xamäsa aus dieser 455, 9 den andern
= es ist Zeit für mich unterzugehn: dazu
kommt die aus Willmet bekannte Stelle des
Koran 55, 44
o*' CWJ p5?^
= sie wandern einher zwischen ihr (der Gahannam)
und zwischen [die Siedehitze] erreichendem Ba-
dewasser — vergleiche Zamaysaris ^assäf 1437, 1
(woher A. Sprenger Leben und Lehre des Mo-
Digitized by Google
379
hammed II 221 die Uebersetzung bald werden
sie sich diesem, bald stinkendem Eiter ndhn hat,
weiß ich nicht: Marracci 694 48 cireuibunt inter
eum et aquam fervidam cdlidissimam : Rod well 72
to and fro shall they pass between it and the
boiling water).
Bekannt ist eine andere Koranstelle (33,53)
weil Lane sie 118 übersetzt hat: not waüing
or watching for its becoming thoroughly cooked,
or for its cooking becoming finished. Damit bin
ich am Ende. Mit einer Brille ans so elendem
Fensterglase vor meinen blöden Augen sehe ich
nicht über vier oder fünf Jahrtausende hinweg:
in jener grauen Vorzeit erkennen nur Leute etwas,
welche noch blinder sind als ich.
Dazu jedoch genügen auch die wenigen vorge-
legten Fälle, die Deutung des nafitn — das übrigens
gar nicht zuerst die Frucht, sondern zuerst den
Baum bezeichnet — als »die frühreife Frucht,
von j,l [dies ist eine dritte Person Perfecti | zei-
tig sein | dies ist ein Infinitiv], Ul tempus oppor-
tunum« abzuweisen. Was heißt »zeitig sein«?
»Zeitig«, das heißt am Ende ihrer Entwicklung,
an dem Punkte angelangt, wo es mit ihr berg-ab
geht, ist jede reife Frucht, die, welche im März,
wie die, welche im November genießbar wird:
es ist also nicht begreifbar wie die Erfinder ei-
ner feinen Sprache gerade den Feigenbaum mit
einem Namen genannt haben sollen , der jedem
Obstbaume zustand. ^1 bedeutet aber gar nicht
er (Masculinum) war zeitig, sondern es (Neu-
trum) war Zeit , es kam nahe.
Für das Hauptwort genügen aus der von
Thomas van Erpen 1616 herausgegebenen Ue-
bersetzung des neuen Testaments (der zu Grunde
29*
Digitized
380
liegende Codex ist 1342 in Ober-Aegypten ge-
schrieben) folgende Stellen: Corinth. ß 6, 6 Ga-
lat. 5, 22 Ephes. 4, 2 Coloss. 1, 11 3, 12 Ti-
motb. a 1, 16 ß 3, 10 4, 2 Hebr. 6, 12 — in
denen »Ijt für (JLaxQo9v(iia steht: vergleiche ebenda
gilt paxQO&vpia Rom. 2, 4. In der von mir
wiederholten Version des Psalters in der Pari-
ser Polyglotte ist paxQÖ&vpog \s\j$\ qß 8,
sli^t r *iir /?f 15, hWI J^Jb Q(*ä 8: Scialacs
Text, den ich ja ebenfalls abgedruckt habe, gibt
pa*QoSvpos durch odergWt ^-Jtf 15tyt*d8.
Ich erwäne Xamäsa 317, 15
^ LolLut & 9l±u \j\
»zu unsern Eigenschaften gehört Langmut, und
manche Leute meinen daß wir träge seien , al-
lein in unsrer Trägheit ist Schnelligkeit«, weil
Tabrizi dort / *3jJt HWt glossiert, und ich gerne
daraus Ptßtxxa [noXXfj] inopovi} der alten Ver-
zeichnisse (meine Onomastica sacra 179, 2(5 197,29
griechisch, und [piulta] patientia bei Hieronymus
ebenda 9, 23 74, 29 81, 16) erläutern und er-
wänen mochte, daß Tourneboeufs Ausgabe des
Philo (daß das Ptßtxxa ino^orrj auf Philo ruhe,
bemerkte Siegfried 368) den Namen — ich
denke stehend — Ptßtxa, nicht Ptßtxxa schreibt:
77, 40 Peßtxa imfiovf] uSr xaXwv: 88, 31 Pt-
ßexa rj inoiAOftj , vergleiche 111, 32 287, 32:
291, 35 vnonovij Ptßtxa: 300, 32 nur der Name
Ptßtxa: 308, 24 im^ovr^ Ptßtxa: 310, 29 Pf-
ßtxa r t impovr r Bestätigen die Handschriften
der nicht interpolierten Familie (J. G. Müller
Philos Buch von der Weltschöpfung, Einleitung)
diese Schreibung, so hat das mit dem im syrischen
bei I. D. Michaelis 874 nicht belegten Jas* ver-
Digitized by Google
3*i
waudte iüöj (die Form Psßsxxa hat noch nie-
mand seiner Verwunderung wert gehalten) sein
rif- oder rib so in rebe- umgesetzt, wie das in-
dische sfj in der unter semitischen Einflössen
(Lagarde Beiträge 63) entstandenen, und darum
von reinen Indoceltisten für die Lautlehre kaum
mit voller Sicherheit zu untersuchenden soge-
nannten bactrischen Schrift (uicht Sprache, denu
wie kein atj aai ao an, haben die Classiker
auch kein €Qt aus Persien oder Bactrien überlie-
fert, Lagarde Symmicta 1 44, 44) in ere : kere ver-
hält sich zu kar genau wie -na zu gabr: ich
frage endlich auch einmal öffentlich, zu welcher
Zeit man — in der Cantillation —
..-AT
für J = .,
zwei kleine pä/rax für Ein großes päTa/ zu schrei-
ben anfieng. Vergleiche noch ^ (jr*/» lob 7, 16
in meinen beiden Uebersetzungen = Iva uaxgo-
xh>pyGfl<; y womit wir wieder bei 8bt = jjf^
Tabrizis angelangt wären.
Die Deutung dieses älit gibt Tabrizi zu Xa-
mäsa 600, 9 : »lit steht für , und hat mit der
Wurzel, von welcher ich oben ^yü abgeleitet,
nichts zu schaffen : in ^Uu*! und ähnlichem liegt
ebenfalls ein üebertritt des ^ in j,t vor.
Vermuten läßt sich aber — ich kehre nach
der Abschweifung zur Sache zurück — über die
Urbedeutung des Wortes ^^aj doch etwas: ich
sage Vermuten.
Von jener Wurzel *»3it leitet sich nach Geseuius
thesaurus 167* Olshausen §223 d Böttcher §513
(Ende) Stade § 377* die sogenannte Praeposition
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im
r>8 mit ab : ich habe die Citate trotzdem daß die
Ableitung die landläufige ist, also Citate eigent-
lich unnütz sind , gehäuft, um nicht wegen einer
allgemein geltenden Ansicht, wenn ihr letzter Ver-
treter irgendwem nicht paßt, allein abgekanzelt zu
werden. n» = n:N enthält dieselben Elemente wie
■jNn, die Urform des Wortes ^jOf : nur ist jenes reines
Nomen, dieses eine halbparticipiale Verbalform:
die Bedeutung der beiden muß im Wesentlichen
die gleiche sein. Ich wage ^Nn als den Baum
zu deuten, welcher nur durch > Zugesellung«
reife Früchte trägt. Aristoteles berichtet tisqI
td fa>a Igioqiwv b 32 ol eQweoi ol h toXg t$i-
vtoXg b/arai tovg xalovpivovg ip^vag. yivtxcu dt
tovto tiqwzov oxwS.r^iov , tha mQiQQayivtog zov
diQpatog ixniutai tovto xataXmmv o tfJ^v, xal
tiGÖrtua tlg td
pdtwv nont /lijJ dnoninuw td tgiyä- df 5 tu-
Qidmovai %e (das konnte zur Not übersetzt
werden) td doivü rtQÖg tag (Wxdg ol yswQyoi, xal
(fvteiovöt nJLtjoiov taXg avxaXg tQivtoiq. Am mei-
sten von allen Obstbäumen werfen övxij xal
tfolv^ (erzählt Theophrast ß 8, 1) die Früchte
unreif ab , und zwar tut der Feigenbaum dies
in einigen Gegenden weniger oder gar nicht, in
andern häufig: auch die Windrichtung, die Bo-
denbeschaffenheit, die Sorte sind für Reifen oder
Nicht-Reifen der Feigen maßgebend : rtQog a xal
tag ßotj&eiag tyioiw o$sv xal 6 iQivaGfiog. ix
yaq twv imxQ€papiv(ov iqwwv ip^veg txdvöptvoi
xauö&lovGi xal duiQOVGi tag xoQVtpag* Bei Pli-
nius u 79 (oder 21 oder 18 Ende) heißt es von
der Feige: admirabilis est pomi huiusce festinatio
nnius in cunctis ad maturitatem properantis arte
naturae. caprificus vocatur e silvestri genere
Hrus numquam maturescens, sed quod ipsa non
habet aliiß tribuen.s . . . , cnlices parit: hi frau-
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333
dati alimento in inatre ad cognataui volant,
morsuque ficorum crebro .... aperientes ora ea-
rum, ita penetrautes intus soleoi primo secum
inducunt cerealisque auras iinmittant foribus
adapertis, mox lacteum umorem .... absumunt
. . . . ideoque ficetis caprificus peroaittitur ad ra-
tionem venti , ut flatus evolantis iu ficos ferat.
inde repertum , ut inlatae quoque aliunde et in-
ter se conligatae inicerentur fico. Vergleiche
dazu Geoponica 10, 48 <n>xij oix änoßdXXsi xdv
xaQTtov, idv Cvxdpiva laßcov XQ i(1 fi^ *<*vtfj$ to
<ft4l€X°$- ö[Aolct>s . . . . iav dkvv&ovq avrij neQid-
ipflg ' dt o t$V£$ h\ cxariiov xXddov tyxevrQi^ov-
GW [verderbter Text, lies Niclas], Iva f*f xax
txaötov iviavtdv slg tovto dü^oX^vim. Darf
man erklären ju ^ U das womit gebaut
wird, so darf mau auch ^yü auffassen als
jj ^ U das dem [zu seinem Gedeihen] entgegen-
gebracht wird.
Ich komme hier noch einmal auf das oben
bereits erwänte hebräische n:Nin zurück. Wir
finden diese Vokabel nur Einmal im Buche der
Richter 14, 4 ttpM am iisacn = er sucht einen
Vor wand, eine Gelegenheit. Dies n:«n = ta'nat,
welches mir als die israelitische Gestalt des
anzusehen ti'nat gilt, erlaubt vielleicht den
Feigenbaum als den zu verstehn, welcher eine
Gelegenheit, einen Vorwand bedarf, um seine
Früchte zu reifen oder sie zu erhalten.
Zum Schlüsse dieser Erörterungen will ich
noch auf den vielleicht einmal etwas zu bedeu-
ten bestimmten Umstand hinweisen, daß der
Clan Bahra, in dessen zuerst in SüdOst Arabien
belegenen Sitzen ich die Heimat des Feigenbaums
suche, ursprünglich Bahrän geheißen hat: P.
de Lagarde armenische Studien § 1038: unser
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384
unlängst von rnis an Bernhards von Dorn Stelle
berufener College Georg Hoffmann hat ZDMG
32 743 (die Dissertationen zweier meiner Schü-
ler anzeigend) das dort Geschriebene leider nicht
berücksichtigt.
Wende in mich uun zu Lr Jb fX/Yfl l öbn,
so scheint — ich bitte wohlwollende , gewissen-
hafte und kenntnisreiche Kritiker nicht zu über-
sehen, daß ich von Scheinen rede — so scheint
mir erstens die Möglichkeit nicht ausgeschlossen,
daß diese im Semitischen sonderbare Vokabel
gar nicht ursprünglich semitisch , sondern indisch
sei — es ist zur Zeit in Güttingen niemand, der
die indischen Dialecte verstände—, so scheint mir
zweitens die Gleichung ^=D zu erweisen, daß
oba kein einheimisch israelitisches Wort ist.
Ich habe in den Symmicta I 114, 1 darauf
hingewiesen, daß o anfanglich ? gewesen sei,
wobei man — ich vermeide abermals einem Ge-
rechten in die Hände zu fallen — ohne Scha-
den an seiner Seele zu leiden immerhin würde
anneraen dürfen , daß ich die Geschichte des
griechischen ? kenne: ich citiere gleichwohl A.
Kirchhoffs Studien zur Geschichte des griechi-
schen Alphabets 1, allerdings nur nach der zwei-
ten Auflage, da ich nur diese besitze und die,
wenn ich mich recht erinnere, erschienene dritte
im Augenblicke uicht erlangen kann.
Eine in den Monatsberichten der berliner Aka-
demie veröffentlichte Abhandlung des Herrn E.
Schräder über die semitischen Zischlaute habe ich,
wie bei den hiesigen Einrichtungen selbstverständ-
lich ist, nicht gesehen, als sie erschien: während
ich diesen Aufsatz schreibe, sind die letzten Jahr-
gänge jener Monatsberichte auf unserer Biblio-
thek allesainmt verliehen, und ich habe den viel
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385
geplagten Herrn Custodeu nicht die Mühe ma-
chen mögen sie einzufordern. Herr Privatdo-
cent Haupt besitzt jene Abhandlung des Herrn
Schräder nicht: über ihren Inhalt habe ich nichts
erfahren können. Ich begnüge mich also damit,
ihr Dasein zu erwähnen.
Ein Urteil über das Verhältnis der semiti-
schen Zischlaute zu einander hat nur der Ver-
fasser eines hebräischen Wurzelwörterbuchs : ich
bekenne mich schuldig, seit 1850 für ein sol-
ches zu denken und zu sammeln , stelle aber,
bis das andere der oben erwähnten Lautgesetze
völlig fest stehn wird, hier nur folgende Tat-
sachen zur Erwägung.
Noch jetzt schwankt im Arabischen der Ge-
brauch von s und s, worüber H. L. Fleischer
dissertatio de glossis Habichtianis (ein schon in
den Symmicta I 95, 27 empfohlenes Buch) 58
W. Spitta Grammatik des arabischen Vulgär-
dialekts von Aegypten 18 G. A. Wallin ZDMG
9 60 (kommt für o = ? ganz besonders in Be-
tracht, was Wallin nicht bedacht hat), und er-
klärend zu des letzteren nach Sacy geschriebe-
nen Mitteilungen S. de Sacy anthologie grara-
maticale 267 wenigstens Einiges beibringen. Be-
vor nicht aus den arabischen Grammatikern
— den originalen , nicht den copierenden — al-
les Einschlägige über den Gebrauch der Dia-
lekte gesammelt, und bevor nicht festgestellt ist,
wie sich die Schriftsprache zu den Dialekten
verhält — etwa das vulgär - Armenische ist in
vielem wie in dem nachschlagenden e, das we-
nigstens oft Rest einer verloren gegangenen En-
dung ist, ursprünglicher als das Schrift- Arme-
nische, und von semitischen Vulgärdialekten kann
dasselbe gelten was vom vulgär-Armenischen gilt — ,
wird man gut tun, nicht zu dreist aufzutreten.
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:J8Ü
Vorläufig ist mein Ergebais das, daß regel-
recht o einem entspricht, und daß es mit al-
len Wörtern, in denen diese Gleichung sich
als nicht gültig erweist, eine, von Fall zu Fall
zu erörternde , besondere Bewandnis hat. Mehr
zu sagen verbietet der mir jetzt zugemessene
Raum, und verbietet raein Septuagintadruck :
ich citiere nur als von ferne hergehörig Semi-
tica I 50. Ich kann oba nur dann zu ,jJü
stellen lassen, zu welchem es ohne Frage gehört,
wenn oba nicht ursprünglich israelitisch, son-
dern entlehnt ist. Das würde zu dem über
nsan Ermittelten stimmen.
Noch anhangsweise ein Wort über einige indo-
celtische Wörter, welche die Feige und den Fei-
genbaum bezeichnen.
Da neben cixov ein thxov hergeht, neben
<wxij ein fvvf (Stephanns VII 2569 1017) bin ich
1854 in meinem Hefte zur Urgeschichte der Ar-
menier 820 auf den Einfall gekommen , das ar-
menische $ov£ Feige mit ivxov = dvxov zusam-
menzustellen : vh Feigenbaum zeigt die in mei-
nen Beiträgen zur bactrischen Lexicographie 15,
13 behandelten Bildungssylbe, beweist auch nicht,
daß ov jenes &ov£ kurz war: wie ein persisches
möz neben ßavxlq steht, könnte auch ein arme-
nisches $ovi neben tixov stehn. allein der An-
laut macht mir Bedenken, über den ich zu wenig
weiß, um mich bindend erklären zu dürfen: ich
möchte jezt widerraten , r $ovl für mit xrxov =
avxov verwandt zu halten, da das armenische &
recht oft auf Entlehnung des Wortes weist, in
welchem es vorkommt, und da, falla die Feige ans
dem SüdOsten nach Griechenland eingewandert
ist, avxov selbst kein ursprünglich hellenisches
Wort, mithin mit einem armenischen Worte
auch nicht urverwandt sein kann: ein Versuch
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387
avnov tv*ov {tvxov ist vielleicht ein Pseudodo-
rismus) aas den hellenischen Dialekten zu er-
klären ist meines Wissens noch nicht gemacht:
das gotische smakka, das mit diesem zusammen
gehörende altslavische smokwa Feige (dazu etwa
das plattdeutsche Schmackeduzchen?) sind wohl
noch ebenso dunkel wie — das verwandte? — avuov.
Wer ein Wissen um die älteste Geschichte
des Menschengeschlechtes erwerben will, muß
mit kleinsten Quadraten zu rechnen verstehn.
Ob er richtig gerechnet, wird er selbst nicht
entscheiden dürfen und mögen: wer ihm nach-
zurechnen sich anschickt, hat seine eigne Mei-
sterschaft in jenem Rechnen selbst zu erhärten,
aber auch das Dasein der für seine Ausübung
derselben notwendigen Vorbedingungen nachzu-
weisen. Es ist hergebracht, die älteste Zeit
unserer Geschichte einfachen Wilden zuzuweisen,
welche je nach Bedarf Jäger, Hirten oder Acker-
bauer gewesen sind: man vergißt diesen einfa-
chen Wilden, daß sie auch die Sprachen gebil-
det haben müßten, deren Tiefsinu ihren Schöp-
fern andere Gedanken- und Empfindungscentreil
nachweist als Zoten — die Religion ist nicht
auf der Bierbank beim zehnten Seidel zur Welt
gekommen, und gesunde Menschen haben trotz
der modernsten mythologischen Wissenschaft,
wann sie Feuer anrieben , gewiß nicht an Vor-
gänge des Geschlechtslebens gedacht — , andre
Gedanken und Empfindungscentren auch als den
Regen , den Sonnenaufgang und den unsern gro-
ßen Männern zufolge in der Urzeit wie eine
Morgenzeitung regelmäßig auftretenden und
wichtigen Blitz: der sogenannte einfache Mensch
kümmert sich um Naturerscheinungen gar
nicht, falls sie nicht in sein praktisches Le-
ben eingreifen. Mir steht zweifellos fest, daß
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398
in der ältesten Zeit auch auf dem Gebiete des
Geistes die Ekliptik sich mit Einem Schlage
einmal geändert hat, daß ein großer Fall ein-
getreten ist, von dem aller edlen Völker Erin-
nerungen wissen , und der allein die tatsächlich
vorhanduen Zustände erklärt: mir steht auch
fest, daß Religion ursprünglich Ethos — ich
sage uicht Ethik — , nicht Physik war, wie sie
jetzt Ethos — ich sage abermals uicht: Ethik —
und nicht Dogmatik ist. Daher suche ich in
allem Aeltesten ethischen Sinn, und wo ich ihn
nicht finde , bekenne ich lieber meine Unwis-
senheit, als daß ich zu den Zumutungen der
herrschenden Schule meine Zuflucht nehme. Das
nachher anzuführende Buch Kuhns zum Beispiel
ist in meinen Augen allerdings völlig unwider-
leglich , denn es wendet sich nnr an den Glan-
ben, gegen den man bekanntlich mit Gründen
nichts ausrichtet, aber für mich auch völlig un-
beweisend. Wenu etwa nitQa Fels, für das man
bisjetzt vergeblich nach einem Etymon gesucht
habe, 178 uls auf das nächste mit uuqov und
dem neuhochdeutschen Feder verwandt erklärt
wird , und wie das indische patarä geflügelt,
/liegend, im Fluge durchschreitend bedeuten soll,
da die Begriffe Wolke und Berg, Wolke und
Felsen in einander Übergehn, so kann ich dies
nur Dogmatik nennen, nicht Wissenschaft: was
würde mir begegnen, wenn ich derartiges be-
hauptete?
Dies mußte ich voranschicken , um was ich
noch vorzutragen habe, in das rechte Licht zu
rücken. Ich greife über die Scheidung der In-
docelten und Semiten hinüber, und weiß ganz
klar, daß ich dies tue.
A. Kuhn hat in der von ihm und Th. Auf-
recht herausgegebenen Zeitschrift für verglei-
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389
cheude Sprachforschung 1 439— 470 einen Aufsatz
Saranyüfs] 'Eqivvv; drucken lassen , aus welchem
ich nicht viel mehr für beständig halte als die
Gleichung der Ueberschrift, die Bemerkung, daß
eQivtöq »dem ein sanskritisches säranyava ent-
sprechen würde« — ä = «? — mit 'EQivvvg
nahe verwandt sei, und den Nachweis, daß
saranyu herbeieilend bedeute. Die Erinnyen sind
nach meiner Deutung diejenigen, welche niemals
fehlen wo eine Schuld ist, die auf jedes Aas
stoßenden Raubvögel. Ich muß dieser Abhand-
lung Kuhns hier darum gedenken , weil
vbos icilder Feigenbaum mir eine Bestätigung
meiner Deutung des zu bieten scheint. Der
iQMoc, ist der Baum, mit welchem die zamen
Feigenbäume nach den oben aus Aristoteles,
Theophrast, Plinius, den Geoponikern ausgeho-
benen Stellen in nutzenstiftende Verbindung tre-
ten: ich denke mir, er habe so geheißen, weil
seine Sendboten (er ist männlich) auf die weib-
liche ovxij loseilen. Der Name wäre also von
derselben Tatsache aus gegeben, welche das
Wort g*j der Baum, dem man mit etwas kom-
men muß hat bilden heißen.
In A. Kuhns Buche über die Herkunft des
Feuers und des Göttertranks wird 103 eine län-
gere, in ihren Einzelheiten nur mit großer Vor-
sicht zu benutzende Auseinandersetzung dahin
zusammengefaßt — ich muß den Styl Kuhns
ein wenig ändern — , daß Griechen , Römer und
Inder bei der Wahl der zum Feuerzünden ge-
brauchten Hölzer ganz besonders diejenigen Ge-
wächse ausgesucht haben, welche schon die Na-
tur miteinander vereinigt hatte , Schlingpflanzen
und Schmarotzergewächse, und die Bäume, wel-
che von diesen Schlingpflanzen und Schmarotzer-
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390
gewachsen als Stützen erwählt zn werden pfle-
gen. Aus dem Verhältnisse des indischen a£-
vattha zur cjami werden dann bekanntlich von
Kuhn weitgehende Folgerungen abgeleitet, welche
zu billigen ich ablehnen muß. Es freut mich
auf die Warnungen H. D. Müllers verweisen zu
können , welche in dessen Mythologie der grie-
chischen Stämme II 219 — 2M) nachgelesen zu
haben Niemanden gereuen wird , der den Muth
besitzt, mitten unter der mythologischen Dog-
matik der Schulen der Wahrheit selbst nüchtern
nachzuforschen. Soviel aber glaube ich, und
zwar ohne und gegen Kuhn , als richtig anse-
hen zu dürfen , daß Gewächse , welche in den-
selben oder ähnlichen Beziehungen stehn wie
der a<;vattha und die $ami, leicht symbolische
Bedeutung erhalten, oder aber, daß vor aller
Geschichte eine ethische Idee durch sie zum
Verständnisse gekommen ist. Noch Goethe sah
nach einem seiner bekanntesten Aussprüche
Ideen, während für Schiller die Idee sein Leben
lang unsichtbar geblieben ist: Newton sah sein
— soviel ich weiß, bis heute noch unbewiese-
nes, gleich wol als gültig anerkanntes — Fall-
gesetz: ich meine, wirklich große Mathematiker
sehen noch heute die abstraktesten Wahrheiten
lange ehe sie dieselben irgendwie den Kleinen
durch Erubh aufzwingen können : warum sollte
man nicht annehmen dürfen , daß auch das Ver-
hältnis des tQwedg zur <rvxr t Urvätern die Sätze
klar gemacht hat, daß ndvug fewv x 0 ^ 0 ^'
äv&Qumoi und daß näaa döaig äya^^ *a# rtär
dwQwa ifknov dem Menschen aus der Ferne
kommt? Es würde sich so erklären, wie der
Feigenbaum — ganz wie die Palme, deren Liebe
ja viel besungen ist — eine Bedeutung für die
Religion, den Cultus hat erhalten können. Ich
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391
bitte zu vergleichen was ich in den Beiträgen
zur bactrischen Lexikographie 28 über gaomaeza
vermutet habe.
Hieran wird sich vielleicht eine Erklärung
des Verses Genesis 3, 7 knöpfen dürfen.
Knobel bemerkt »Da die Blätter des gewöhn-
lichen Feigenbaums sich für diesen Zweck [Schür-
zen aus ihnen zu nähen] wenig eignen, so verstehn
manche . . . den . . . Paradiesesfeigenbaum, Pisang,
Banane, Musa genannt [Lassen indische Alter-
tumskunde 2 I 307 J als eine Art Feigen-
baum kam er zur Kunde des Erzählers, der
auch andere indische Erzeugnisse kennt. Schwer-
lich aber hatte er [nämlich nicht der Feigen-
baum, sondern der Erzähler Lagarde] Kenntnis
von der wahren Größe der oft bis 10 Fuß lan-
gen Blätter, da er ein Zusammenuähen erwähnt.«
Herr Dillmann wiederholt dies one Zusatz: für
un8ern Herrn Fragsteller will ich dazu setzen,
daß die jüdische Orthodoxie den Adam 2ü0,
nach dem Falle 100 Ellen hoch sein läßt (Ei-
senmenger 821), für welche Größe zehnfüßige
Blätter freilich angemessen gewesen sein würden.
Auf der Insel Ceylon traf Ibn BaÖü6a 4 181
eine Stapfe Adams, welche eilf Spannen groß
war. Das sieht allerdings nach zehn Fuß lan-
gen Schürzen blättern aus.
Herr Franz Delitzsch 4 144: »Dem Wortlaute
nach von ficus carica, vielleicht aber, da die
gewöhnlichen Feigenblätter keine straffen Fasern
haben und zu weich sind, Pisang- oder Bana-
nenlaub von musa paradisiaca , obwohl dieser so-
genannte Paradiesfeigen bäum mit seinen großen
Blättern und saftigen Früchten , botanisch ange-
sehen, keine Feigenart ist, und, wie auch die
großblätterigen Feigenarten, seine Heimat iu In-
dien hat.c Feigenbaum bedeutet alsg auch hier
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^92
einen Baum, der kein Feigenbaum ist, auch
nicht von ferne wie ein Feigenbaum aussieht
Herr C. Fr. Keil 2 60: >ns«n bedeutet überall
nur den Feigenbaum, nicht den Pisang, musa pa-
radisiaca, die indische Banane mit Blättern von
12 Fuß Länge und 2 Fuß Breite, die sie nicht
hätten zusammenzunähen brauchen. c Diesem Er-
klärer ist also sicher Adam so klein wie wir
alle sind: und ihm wenigstens ist ein Kalb ein
Kalb.
Einige der älteren Ausleger stehn höher als
diese neuern , weil sie eine Religion surkunde als
solche auslegen, wenn sie auch in der Art der
Deutung irre gehn , andre ältere tiefer als die
neuern, weil sie, den Feigenbaum aus eigner An-
schauung kennend, die Schwierigkeit totschwei-
gen. Philo behandelt die Sache in seinen nur in
armenischer Uebersetzung erhaltnen twy iv A-
victk &i%fnidTtov xeri Xvtewv ßißloi 6 in a 41 der
Ausgabe Ankers vom Jahre 1826 spaßhaft ge-
nug , aber zu lang, als daß ich seine Deutung
hersetzen möchte. Hippolytus in der Catene
des Nicephorus I 87 6 (die Stelle fehlt schmäh-
licher Weise in meiner überhasteten Ausgabe
dieses Vaters Seite 125) läßt die Feigenblätter
Symbole der Sünde sein: ein auf die Haut ge-
brachtes Feigenblatt verursache Jucken: Adam
habe sich also selbst die Zukunft geweißagt:
geistiges Jucken = Sündenbewaßtsein sei die
Folge der Sünde. Mehr gut gemeint als ge-
schmackvoll. Origenes wird sich die Feigenblät-
terschürze für seine Erbaulichkeiten nicht haben
entgehu lassen , nur kenne wenigstens ich keine
Stelle, in der er sich geäußert — wie viel ist
uns denn von den Schriften dieses ehrlichen
und klugen Enthusiasten erhalten ? über des Ori-
genes und andrer Väter Meinung von den von
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.1
Jahwe für die Ureltern gemachten Lederröcken
handelt Peter Daniel Huet in den Origeniana
ß 8. Chrysostomus war ein viel zu kluger
Praelat, um über die Feigenblätter sich vor sei-
ner Gemeinde auszulassen, in welcher mäunig-
lich wußte, daß Feigenblätter zu einem Schurze
in keiner Weise verwendbar sind: man mag
in Pokornys Buche über Oesterreichs Holzpflan-
zen (1864), dem einzigen Stücke meiner Biblio-
thek, das mir etwas Citier bares liefert, auf Tafel
14 die Nummern 156 157 ansehen, um sich zu
überzeugen, daß Feigenblätter mit ihren fünf
Lappen schlecht decken: zum Ueberflusse hat
der Feigenbaum noch außerdem spärliche Aeste
(Pokornys Text 52), also auch nur spärliches
Laub. Auch Theodoret schweigt sich satt.
Noch am verständigsten Augustinus, wenigstens
wenn mau sein occulto instinctu (de Genesi ad
litteram ia 42 = 111 291 A ) ausführen darf: man
könnte ja in allerdings wohl einlegender, nicht
auslegender Erörterung dieses Ausdrucks sagen,
in der ersten Angst hätten die Ureltern gerade
das Dümmste von allem getan, was sich habe
tun lassen : sie hätten sich zu verhüllen Unnahba-
res genäht, sich mit Nicht-deckendem gedeckt.
Soll es erlaubt sein, nun auch meine eigne
Auffassung der Sache bescheidentlich vorzu-
tragen ?
Feigenbaumblätter sind als zu weich im Stiele
ungeeignet genäht zu werden : sie sind knapp vor-
handen, würden also, selbst wenn sie taugten,
nicht an erster Stelle zu Gewändern genommen
worden sein : sie verbergen schlecht. Gleichwohl
werden Feigenbaumblätter genannt , auf welche
der dümmste Erfinder nicht hätte fallen köunen.
Es muß also erstens die Erwäoung der Feigen-
baumblätter ein Bestandteil der Urgestalt der Sage
30
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394
gewesen sein — dies ist es, was uusern Collegen
interessiert — , weil jeder Spätere eine geschick-
tere Wahl getroffen haben würde: es müssen
zweitens die Feigenbaum blätter ursprünglich ei-
nen guten Sinn gehabt haben : denn je älter ein
Autor, desto concreter ist er, desto mehr kennt
er das wirkliche Leben, desto weniger greift er
so töricht umher wie ein Mitarbeiter eines Sonn-
tagsblattes der Provinz.
Bedeutet der Name des Feigenbaums ein
Gewächs, welches nur durch Zutreten eines An-
dern seine Früchte reift oder aber am Zweige
hält, so darf der Feigenbaum als Symbol des
Glaubens gelten, daß ohne Hülfe Gottes der
Mensch nicht gedeihen könne. Wir würden das
in unserm modernen Kauderwelsch ausdrücken :
der Feigenbaum ist das Symbol der Offenbarungs-
und Erlösungsbedürftigkeit des Menschen : als
solches wird er genannt.
Ich habe schon 1848 in den rudiinen ta my-
thologiae semiticae § 7 mein Augenmerk auf die
Feige gerichtet gehabt, nur mit dogmatischen
Vorurteilen, indem ich aus q*Uj dolo circum-
venire studuit erweisen wollte, daß die n:wn
memoriam historiae paradisiacae etymo servavit.
Wenn ich nur ein einziges Mal dies q*Uj in
einem auch nur meiner Texte gelesen hätte! es
stammt aus Freytag, und wieviel ist es wert?
Entstanden kann der Mythus — ich schelte
mit diesem Worte nicht: ich lobe — nur in ei-
ner Zeit sein, in welcher das Wort noch
völlig durchsichtig war. Wer meine Auslegung
annimmt, welche freilich die Richtigkeit meiner
nur unter Vorbehalten gegebenen Etymologie
voraussetzt , nimmt zugleich an , daß der Mythus
vom Sündenfalle in sehr hohes Altertum gehöre.
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895
Ob er ursprüglich israelitisch sei, darüberließe
sich streiten.
Soll ich nun schließlich noch etwas über das
Vorkommen der Feige in der hebräischen Lit-
teratur sagen , so verweise ich zunächst auf das
in meinen deutschen Schriften I 129 festgestellte,
um so mehr so, als ich das dort Vorgetragene
in den Büchern andrer — die meine Vorlesun-
gen besucht haben — entlehnt finde, welche
selbstverständlich auf jene deutschen Schriften
durch ein Citat aufmerksam zu machen für nicht
opportun hielten. Die kümmerlichen Reste der
israelitischen Litteratur sind noch nicht so durch-
forscht, daß eine auf allgemeine Zustimmung
zu rechnen berechtigte sichere Datierung ihrer
einzelnen Stücke möglich wäre. Es ist daher
davon Abstand zu nehmen, schon jetzt im größe-
ren Umfange auf angeblich älteste und jüngste
Stücke des jüdischen Canous sich zu beziehen.
Wohl aber darf bemerkt werden, daß die
Sage schon die ersten Menschen nach dem Falle
— siehe oben — Feigenblätter zur Deckung ihrer
Blöße verwendeu läßt, also den Feigenbaum als
in der Urzeit vorhanden ansieht: daß der Fei-
genbaum in der Parabel des Richterbuchs 9 seine
Rolle spielt, daß die Redensart »unter seinem
Weinstocke und seinem Feigenbaume sitzen c(La-
garde gesammelte Abhandlungen 283, 2) schon
bei dem ganz sicher alten Propheten Michaeas
4, 4 zur Bezeichnung eines nach israelitischen
Begriffen glücklichen Lebens dient, und daß der
ebenfalls sicher alte Prophet Arnos nach seiner
eignen Angabe 7, 14 sich mit dem Caprificieren der
Sycomoren abgab. Man darf behaupten, daß
die Israeliten keine Kunde davon haben , daß es
jemals in ihrem Lande keine Feigenbäume ge-
geben hat.
30*
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396
Ich wünsche, daß der verehrte Fragsteller
was ich geboten habe, durch seine eignen Un-
tersuchungen bestätigt finden möge. Er weiß
— und damit kehre ich zum Anfange meines
Aufsatzes zurück — , daß ich sehr zum Scha-
den meines Fortkommens in dieser Welt schlech-
terdings kein Talent zur Unfehlbarkeit besitze:
ich bitte ihn ausdrücklich , ehe er meine Daten
benutzt, die Meinung oder, wenn möglich, das
Urteil anderer Semitisten — als Semitisten muß
ich mich ja heute ansehen — über meine Dar-
legung einzufordern.
Göttingen 19 November 1881.
II. Astarte.
A. Kuhn hat bei seinen Auseinandersetzun-
gen über die älteste Feuerzündung nichts von
dem gewußt, was Thomas Hyde, ein Gelehrter,
dem jeder Ehrenmann gut sein muß, im fünf-
undzwanzigsten Kapitel der historia religionis
veterum Persarum 333 — 336 der ersten Ausgabe
schon im Jahre 1700 mitgeteilt hat. Ich erin-
nere an Hydes Aufsatz, einmal, weil derselbe
lehren wird , daß man mit Schlüssen auf die äl-
teste Geschichte uns res Geschlechts nicht vor-
sichtig genug sein kann — bei Hyde erscheint
als arabisch was bei Kuhn als autochthon indo-
celtisch behandelt wird—, sodann, weil sich ei-
nige Vermutungen bei seiner Lesung ergeben,
welche ich auf die Gefahr hin widerlegt werden
zu müssen, glaube aussprechen zu sollen.
Auch die Araber zündeten vor Alters (wie
das wohl alle Menschen taten) Feuer mittelst
zweier Hölzer an : das Obere der beiden oder der
Mann hieß den Arabern ^li*, das untere oder
die Frau : nach anderen Zeugen ist AJm
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die Frau, ±f der Mann. Mein lieber Schaler,
William Robertson Smith in Edinburg, früher
in Aberdeen, hat diese beiden Hölzer 1880 selbst
im Innern Arabiens nicht mehr im Gebrauche
gefunden: in seinem in einer schottischen Zei-
tung (dem Scotsman) abgedruckten dritten Reise-
briefe aus Xigäz sagt er : tke brootrdike markh
sei uscd by thc Ärabs for making cords, und
gibt ohne an Hyde zu denken, eine Autwort
auf dessen Frage Quaestio est an rnarch et aphar
sint diversae arbores vel potius diversa instru-
menta ex eadem arbore? cum eadem sit utrius-
que arboris definitio seu descriptio durch den
Satz in the Sudan Ismail when a little boy saw
a very old man proätice fire by rubbing tivo
pieces of this wood together. Doch ist ^U* mei-
nes Erachtens nicht die ursprüngliche Gestalt
des Worts. E. W. Laue III 2090 verweist von
^U* auf ;tr ic, von diesem auf es scheint
mir die echtere Form der Wurzel zu sein,
und dieselbe Erscheinung vorzuliegen, welche
ich in meinen Orientalia II 45 in ^ aus
in jf \ aus } f \ und in der Umdrehung in eU^'
aus sjk*5? nachgewiesen habe. Jeder Kenner der
semitischen Sprachen weiß, daß dem Stamme
no* die Bedeutung Staub eignet: weil sie dies
tut, vermag ich .Uc als Pflanzennamen nicht
zur Wurzel zu stellen, sondern muß ihr
o als dialektische Entartung eines & ansehen,
wie umgekehrt unter den Ableitungen von jt*
Vokabeln vorkommen (Lane 1953), welche in
Tat und Wahrheit zu gehören, und wahr-
scheinlich von Hause aus nur einem der vielen
Dialekte Arabiens eigneten. Nun weist bei ^jSL f
dessen Älteste Bedeutung — ich wiederhole mit
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Absicht Laues Fassung — a pü dug for a lion
or other animal , that he may fall into U, in
order that he may be taken ist, die letzte, wel-
che man angibt, auf mythologische Färbung:
.•Sic ist auch a Channel that is dug for the pur-
posc of irrigating a palmtree such as i<t termed
Jju. Ich kann seit lauge den Gedanken nicht
los werden , daß bsa nnd mritüs mit hierher
ihre Erklärung oder doch eine Erläuterung zu
findeu haben. Indem ich W. Wrights Note on
a bilingual inscription latin and aramaic, recently
found at South Shields um das unten über Atar-
gatis zu sagende nachschlage , lese ich dort 4 T , daß
schon Georg Hoffmann unter Billigung Wrights
^Jtft such as it tcatered by the rain ahne, auf
die Attar zurückgeführt hat. % AG%dytr\ sichert
die alte Aussprache des hebräischen nVnrä* (La-
garde gesammelte Abhandlungen 255, 38): die
Homeriten hatten, wie man seit F. Fresnel JAP
1845 II 199 226 und dem ihm folgenden E.
Osiander ZDMG 7 472 (vergleiche ihn auch
ebenda 10 62) weiß, eine jää: die Istar der
Assyrer läuft jetzt durch aller Lesenden Mund.
Hängen und — das ist meine Frage —
irgendwie mit ^l£* = ^Uc und zusammen?
Sie könnten es nur, wenn Hydes andere, nicht
seine ersten Zeugen über die Bedeutung der
Wörter ^Ux: und das Richtige aussagten.
Da man nicht müde wird die Atargatis mit
der Astarte zusammenzubringen, verweise ich auf
William Wrights oben citiertes Schriftchen 4, in
welchem als die in den Inschriften vorliegende Ge-
stalt des Namens Atargatis rrnsnn* erscheint, nnd
ich setze die in meinen gesammelten Abhandlan-
gen 238 r one Nutzen aufgegrabene Stelle des
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399
Simplicius daneben (zu Aristoteles mQi (fvtouwv
uXQoapaioov 150 Ä Aldus) jJ n*e*°x4 d*H ****
Xiyexctb mkld**f d? o xai itjv tsvqiav "Ata-
QcctijV idriov 9sd>v nalovtov xal rrjv *!<J*p oi AU
yvfmot, <bg nolXiav ihm* Mriupat mq^xovaaq.
Simplicius hat rmsnn* = mn* nnn* für -in«
rrn* genommen : über M] = iffl» siehe die sorg-
sam ausgewählten Citate in meinen armenischen
Studien § 23: zur Sache Lagarde Symmicta I
23, 29 Gregor von Nyssa über die Seele 229 a
(Krabinger 98). Wichtig ist das x des Wortes
Ataqydxfi, sofern es erweist, daß Simplicius tt
one Verdoppelung als Dentaltenuis hörte: we-
der Herr Nöldeke ZDMG 34 92 noch William
Wright haben diese ganz außerordentlich erheb-
liche Tatsache bemerkt: Wrights nn* mn* =
nn* -in* habe ich nämlich nach Analogie des von
Wright selbst angeführten tded nntt* der Moa-
biter anzuzweifeln keinen Grund. Das andere x
des simplicischen A%aqaxf\ ist im höchsten Maße
schwierig. Bekanntlich kennt schon Strabo die
AtctQyaug, welche Form auch Inschriften bestäti-
gen: daneben aber laufen die Namen A&rja»aßo<;
Zaßdaa9fjs. Wäre nichts als Strabo und Sim-
plicius auf der Welt, so ließe sich nn* als In-
tensivform fassen, deren Doppeldental zu einfa-
chem x verdünnt worden wäre, wie der Doppelden-
tal des nn* = mn* = Ataq anerkanntermaßen
zu x verdünnt worden ist: gäbe es nur A&fjtt-
naßos und Zaßdaa&fjg, so dürfte man annemen,
daß Hn* eine Doppelung des n nicht besessen habe :
die Formen A9fjayiaßo$ Zaßdaa&fjt; in derselben
Periode zu finden, in welcher sowohl Strabo
wie Simplicius ein t überliefern, ist äußerst be-
fremdlich, wenn Atargatis wirklich nn* ^nro
ist. Noch verwickelter wird die Untersuchung
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400
durch das von mir in den armenischen Studien
§ 846 au das Licht gezogene Garahat Qctrhat
Garhatas GaratctH Gara&ax der Armenier. Ich
habe in dem Schriftchen zur Urgeschichte der
Armenier 1060 ff den in Sadyattes Myattes Alv-
attes und auch einzeln erhaltenen Namen des ly-
discheu Gottes als w zu erkennen gemeint:
Curetons Spicilegium 25, 9 mit der Adiabenerin
W, welche göttlich verehrt worden, finde ich
nirgends erklärt.
Warum schließt nn* auf n? das doch ganz
so aussieht, als sei es das Pronomen der drit-
ten Person Singularis, allerdings in einem zu
dem voraussichtlich weiblichen *mny nicht pas-
senden Geschlecht: vergleiche den Eigennamen
oiiü)> oiom| der Syrer.
III. Die syrischen Wörter p-oa und fr»Va.
Herr Nöldeke behandelt in seiner syrischen
Grammatik § 128 diejenigen syrischen Haupt-
worter welche mit dem Saffixum an gebildet
e l A ^^nn nicht sagen, daß dieser Paragraph
ÄÄ" S0M " 8e ° *■ H ™
Ich habe (jetzt Symmicta I 88, 38 verglichen
mit 11 94) zuerst die Forderung aufgestellt, die
Ableitungen der abgeleiteten Formen des Ver-
bums von den Ableitungen der Grundform streng
zu scheiden: ich mache kein Hehl daraus, daß
die Inebfeder meiner Untersuchungen auch hier-
bei ein theologisches Interesse war, wie man
aus meinem Psalterium Hieronymi 158—160
(vergleiche Semitica I 32) unschwer ersehen kann
I Q q 7 t e ^ enS ° kfar durch das Symmicta
L ö o A~a h 5 . wenigstens erschließen
lassen , daß ich in emer wissenschaftlichen Gram-
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401
inatik irgend einer semitischen Sprache das Se-
mitische, das heißt, das aus der gemeinsamen
Urzeit aller semitischen Idiome Stammeude von
dem den einzelnen Idiomen Eignenden streng ge-
schieden zu haben fordern muß: daß ich Lehn-
wörter nicht als Beweismittel für die Gesetze
der entlehnenden Sprache ansehen lasse. Es
hängt dies alles mit dem theologischen, das
heißt historischen , Character meiner Studien zu-
sammen.
Für mich sind von = arabischem
0 Lyü, = -[fc*} = arabischem q\>*>j ud ^
^>V-m = Jin sehr von K Zo^c und — rein
syrischen Bildungen — unterschieden: ich kann
nicht raten, die beiden in Einen Topf zu
werfen.
Herr Nöldeke lehrt: »Von der Verdoppelung
wie in 'pi^D, l^yi erscheint keine sichere Spur
mehr. So Veit wir es controlieren können, ist
ev. der 2 Rad. immer weich, der 3 Rad. hart.«
Wir können eben noch sehr wenig contro-
lieren. Ueber Bar Enräyä habe ich mich sehr
unumwunden ausgesprochen. Bernsteins Text
der harklensischen Uebersetzung des Iohannes
stammt aus einer im Jahre 1483 geschriebenen
Handschrift. Die Ausgabe vou Urümia hat mich
wenigstens in den hier zur Frage kommenden
Wörtern im Stiche gelassen: Herr Nöldeke
braucht zum Beispiel in Betreff des ir ooa nur
den 119 Psalm durchzugehn, um zu erfahren,
daß dort das } des Wortes ohne Angabe über
Weiche und Härte gedruckt ist.
Ich bin also bis auf Weiteres hier zu mei-
nem lebhaften Bedauern nur auf die Analogie
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402
augewiesen. Diese lehrt mich, daß fla* = -pry
mit Recht ein weiches L hat, daß aber ^Ncu ,
weil es nicht vou I er lernte , sondern von
II er lehrte stammt, yullefän, daß
^ r DO£>, weil es nicht zu f as^ I, sondern zu r oa
II gehört, puqqeDan = -pjpc zn sprechen ist:
sie lehrt mich , daß puqdän und yulpäu , wo sie
vorkommen, Entartungen sind, welche den Stu-
bengelehrten des dreizehnten und fünfzehnten
Jahrhunderts allerdings für gutes Syrisch gegol-
ten haben können, da diesen die Einsicht ab-
gieng, daß Bildungen der zweiten Form von Bil-
dungen der ersten wesentlich verschieden sind.
Es wäre an sich eben so möglich gewesen, daß
diese braven Leute in Folge der Analogie des
vr^> = -ppe
lauter Paeiformen in ihre Texte hinein corrigiert
hätten, wie sie nach dem bis jetzt Vorliegenden
nach Analogie von
= prr
lauter Pealformen hergestellt zu haben scheinen.
Herr Nöldeke nennt im Verlaufe seiner Dar-
stellung des ^> der Wörter ,o*äj und ^oa^.
»alt*, und scheint danach für möglich zuhalten,
daß die in alter Zeit stets an gesprochene En-
dung einmal in noch älterer »ön ün« gelautet habe.
Ich bedaure widersprechen zu müssen.
Die Syrer kennen keine erste Form des Zeit-
worts lau: auch die Hebräer haben nur nt:.
* -
Von **au II käme echtsyrisch cagdqj nussay
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403
oder UxxuZ tanseya oder uusseyan her:
von diesen drei Möglichkeiten ist, so weit bis
jetzt unsere Kunde reicht, nur ujlxdqj wirklich
geworden.
Nun haben die Juden von üö? ein regelrech-
tes i^ö: entnommen (Buxtorf 1354). Da die
Versuchung ein technischer Begriff der jüdischen
Theologie ist, wanderte das Wort mit der
von ihm ausgedrückten Anschauung zu den Ara-
mäern: da es, als es wanderte, bereits Sitte
war (Lagarde reliquiae graece xli r ) die Endung
an "p zu schreiben, wanderte es als v cuxxu, das
nisseyön zu sprechen ist (der Vocal der offnen
Sylbe vor der betonten wird regelrecht halbiert),
und ist gar nicht »alt« , sondern gerade im
Gegenteile jung.
Analog wird es sich mit v aL\^ verhalten.
Daß y\* Isaias 8, 1 als v aJl\^ entlehnt, und
von dieser Bibelstelle aus in der syrischen Lit-
teratur in Umlauf gesetzt worden ist, lehrt Payne
Smith 720. v o*X N . = gilleyon ist das im Le-
ben, ^a*!\^ = gilläyön das aus dem Buche
entlehnte Wort: jenes trat über, weil Offenba-
rung ein israelitischer Begriff war, für den
das »heidnische« Aramäisch kein Aequivalent
hatte: dieses, weil der Uebersetzer von Isaias
8,1 das ihm nur in dem Sinne von Offenbarung
bekannte J^J nicht zu übersetzen verstand, und
es daher Bucbstab für Buchstab abschrieb. Das
echtsyrische — zunächst undogmatische —
ist gilyän zu sprechen, und gehört der ersten
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404
Form: ist als gilliyän auch in das Arabi-
sche aufgenommen , Lane I 448.
Ueber K Qsi» — ^jn Payne Smith 1236 kann
sich nun jeder das Nötige selbst sagen.
IV. "0* = $132.
Als ich den zwölften Bogen des lohannes von
Euchaita drucken ließ, hatte ich keine Ahnung
davon , daß ich in kurzer Zeit öffentlich zur Er-
klärung semitischer Vokabeln das Wort werde
ergreifen müssen. So ist an eine dort auf Seite 89
zu gebende Erklärung des griechischen «a aus
dem aramäischen eine Bemerkung ange-
knüpft worden» welche den Fachgenossen zur
Kenntnis zu bringen mir am Herzen lag. Ich
wiederhole sie hier, um ihr eine weitere Verbrei-
tung zu sichern.
De <oa videatur Stephani thesaurus V 1710 —
1712 VIII 1983. sunt autem ma ni fallor duo:
(Sa = (jTjlcoi^c , quod GCurtius 5 589 ad o#c ret-
tulit, (oa == jL^ Syrorum IDMichaelis 629 La-
garde praetermissa 54, 44: quod ante me Geor-
gias Hoffmannus meus ZDMG 32 753 m ad hnxnx
Hebraeorum referendum esse intellexit, ego in
Semiticorum parte priore (non prima, taedet
enim convitiis me exponere) 22—27 praetermisi,
ut aliud vocabulum praetermisi theologorum, si
qui sunt theologi , curae sedulo commendandum :
nam 13* = lanttvdg nQavg Hebraeos ab Ara-
maeis mutuo desumpsisse volueram docere inde
ex auno 1863: esse enim hebraice anax quod
aramaice ^3* diceretur : Arabes *^yto habere Frey-
tag III 29* Lane III 1806: confer Arabum ^
— = U^a> [vielmehr Lagaide Sym-
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405
micfci I 14 i, 10». comparandum cum n**x*tx
Hebraeorum, Syrorum Arabuni et
yoyio Freytag III 1" Lane III 1759. de «a vide
etiam Schleusneri opascnla critica 353. ne quis
vero miretur quod »yy et hnin^ proposuerim,
sciat eara semiticis vocabulis legem esse scriptam,
ut quotquot metaphorice usurpentur. pluralem
forma ferainina effingant, si singularis forma
masculina gaudeat, masculina contra , si ille fe-
minin um videatur.
wird Proverbien 11, 2 ebenso tamwos
übersetzt wie "»3* an den von Tromm II 873 ver-
zeichneten Stellen: vergleiche bei demselben II
875 wmhum&e für und nw: der Grieche
dachte bei Michaeas 6, 8 für *13£, wenn er
itOifAOs überträgt, nicht an t^o^ sondern an
£jue » was ja nicht richtig zu sein braucht,
aber doch erklärbar ist.
Wie odh und jab und ]üß Olshausen §161*,
wie fjo^ und ^Sks und und \taa> Nöldeke
§ 94 d , wie cr o* und Wright § 232», würde
13* gebildet sein : V3* enthielte ^zy -f- dem unver-
ständlich gewordenen Nominativvocale n: ver-
gleiche "PDbfc aUS MALAKAIHÜ.
Daß die Syrer vorzugsweise geeignet waren
den Begriff der zu finden — they were
always a trodden-down race, sagte oder schrieb
einmal W. Cureton — , ist ebenso sicher wie der
andre Satz, daß von allen semitischen Stämmen
der ms? niemand von Hause aus ferner stand
als die Israeliten und Phoenicier, deren m33>,
wenn sie nicht geradezu als fßQtg zu den Grie-
chen gewandert ist, jedenfalls ihre charakteri-
stischste, die nw ganz ausschließende Eigen-
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406
schaft war: vergleiche da* Genesis 49,5 — 7 über
Simeon und Levi Geurteilte und die Tatsachen
Genesis 34, auf denen das Urteil des Erzvaters
über die beiden Stämme ruhte. Die m:* mußte
gerade, weil sie den Israeliten nicht im Blute
lag, ihuen am meisten gepredigt, und zur un-
abweisbaren Forderung ihrer besten Männer
werden.
v$ wäre zunächst ein sich duckender, ein
geduckter. Das Ethos der Synagoge hätte die
aramäische Physis umgebildet und vergeistigt.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittet diete Vorxeichnuse zugleich als Empfan&sanzeigen ansehen
in wollen.
Juni, Juli 1881.
Nature 605. 607-609.
Leopoldina. H. XVII. Bd. 9—10.
Revista Euskara. No. 37. 1881.
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Movimento della Navigazione ne porte del regno. Anno
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Schriften der naturf. Gesellschaft in Danwg. Bd. V.
1. 2. H.
Abhandl. für die Kunde des Morgenlandes. Bd. VII.
No. 4. (A. Weber, das Saptaeatakain der Hala). 1881.
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Vol. XL 3-4. 1881. 4.
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Bulletin de« travaux de la Soci^te Mnrithienne du Va-
lais. IX Fase. Neuchatel 1880.
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Hannover. 1880.
Annales de l'Observatoire R. de Bruxelles. 21. feuill.
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Journal of the R. microscopical Soc. Ser. II. Vol. I.
Part 3. 1881.
Abhandl. des naturwiss. Vereins zu Bremen. Bd. VII.
H. 1. 2. nebst Beilage. 8.
G. Struckmann, Parallelismus der hannover. u. der
englischen oberen Jurabildungen.
Erdelyi Muzeum. b* SZ. VIU. evtolyam. 1881.
Oversigt over det K. Danske Vidensk. Selskabs förhand-
lingar. 1880. Nr. 3. 1881 Nr. 1.
Memorie della Accademia delle Scienze dell' Istituto di
Bologna. Serie 4. T. I. 1880. 4.
Indice generali dei dieci tomi della terza serife delle
Memorie dell 1 Istituto di Bologna, negli anni 1871 —
1879.
VerhandL des Vereins für Natur- u. Heilkunde zu Pres-
burg. 1875-1880.
Annales de la Sociedad cientif. Argentina. Entrega V.
T. XL
Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft. 15.
Jahrg, H. 3.
Monthly Notices of the R. Astronomical Society. Vol.
XLI. No. 7.
Annuaire statistique de la Belgique. Onzieme annee.
1880.
Expose de la Situation du royaume de la Belgique de
1861. a 1875. 7 fasc.
Das K. K. Quecksilberwerk zu Idria in Krain. Wien
1881. fol.
Annales de rObservatoire R. de Bruxelles. Astronomie.
T. III. 1880. 4.
Ann.de rObserv. R. de Brüx. Meteorologie. T.I. 1881. 4.
Annuaire de l'Observ. 1880 et 1881.
Annual Report of the Smithsonian Institution for 1879.
Wash. 1880.
Transactions of the American Philos. Society. Part III.
1881. 4.
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Proceed. of the Americ. philos. Society held at Phila-
delphia. Vol. XIX. No. 107.
Proceediog of the Academy of Natural Sciences of Phi-
ladelphia. Part. I. D. III. 1880.
Proceed. of the Amer. Acad. of Arts and Science*.
Vol. VID. Boston. 1881.
Proceed. of the Amer. Pharmaceutical Association. 28.
Meeting. 1880.
Bulletin of the Buffaio Society. BuflL 1877.
Bulletin mensuel de PObservat Meteorologiqne d'üp*al.
Vol. XII. Ann. 1880. 4.
Popolazione. Movimento dello stato civile. Anno X V III.
1879. Introduzione. Id. Anno XVIII. 1879. Parte II.
Proceed. of the London Mathem. Society. No. 170. 171.
Atti della R. Accademia dei Lincei. Vol. V. Fase. 13.
Bulletin de l'Acad. R. des Sciences de Belgique. 50e
an nee. 3e Serie. T. I. No. 3. 4.
Bulletin de la Soc. Imp. des Naturalistes de Moscon.
18ö0. No. 3. 4.
Revue de Thistoire des religions. T.I. 1-3. T.II. 4— 6.
T. III. No 1. Paris 1880.
Mämoires de la Societe des Sciences de Bordeaux. T.IV.
2e cahier.
Mämoires de la Societe' des Sciences nat de Cherboorg.
T. XXII.
Journal de TEcole polytechnique. T. XXIX. Paris. 1880.
Mdmoires de la Societe' des Antiquaires de Picardie.
T. IX. Amiens. 1880. 4.
Mittheil, der deutschen Gesellsch. für Natur- u. Völ-
kerkunde Ostasiens. April. 1881.
Bulletin of the American Geographica! Society. 1880.
No. 4.
Verhandl. der k. k. Reichsanstalt. No. 5. 1881.
Statistique internationale des Banques d'emission. Rus-
sie. Rome. 1881.
Atti della Societa Tose an a. Proc. verbali. Maggie». 1881.
Flora Batava. Aflevering 249, 250, 251, 252.
Archiv för Mathematik og Naturvidenskab. Femte bind.
Heft 1—3. Kristiania. 18fc0.
(Fortsetzung folgt.)
Für die Redaction verantwortlich: F. Bschtd, Director d. Gott, gel. Am
Corami.ssjons-Verlag der Düttrich' gehen Yeriafft- BuckJumdhmg.
Druck dm DuiimicK tc)um Unit. - Buchdruck** (W. Fr. Kam***}.
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409
Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg- Augusts-Universität
zu Göttingen.
21. December. M 16. 1881.
. i „ ... mm i -
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Jean Robethon und die Thronfolge des
braunschweig -lüneburgischen Hauses
in England
TOD
E. Pauli.
Am 7. Mai hatte ich die Ehre der Kgl. Ge-
sellschaft der Wissenschaften von Forschungen
Mittheilung zu machen, die sich auf den Regie-
rungsantritt des Weifenhauses in England bezie-
hen. Das Staatsarchiv in Hannover bietet für
diese große Angelegenheit eine kaum berührte
Fundgrube um nicht nur der tragischen Paral-
lele zwischen den Stuarts und den Weifen, son-
dern vor allem den nationalen und internationa-
len Momenten nachzugehen, die aus dem Ereig-
niß entsprangen. Ich bedauerte damals sieben
Bände mit Memoiren und Correspondenzen des
Herrn Robethon im Staatsarchiv nicht vorgefun-
den zu haben, welche einst im Jahre 1787 Spittler
vorgelegen, die Hinterlassenschaft eines Mannes,
31
Digitized
410
der in Verbindung mit Leibniz wie in den offi-
ciellen Aktenstücken der hannoverischen Regie-
rung, in englischen Briefsaininlungen und Auto-
ren der Zeit erscheint, eines Mannes, von dem
Spittler versichert, daß ohne ihn Kurfürst Georg
Ludwig niemals König Georg I. von Großbritan-
nien und Irland geworden wäre. Nun weiß ich
auch heute noch nicht, wann und wo Robethon
geboren, wann und wo er gestorben ist. Denn
keine der zahlreichen Eucyklopädien, keines der
endlosen Inhaltsverzeichnisse, die ich durchgese-
hen habe, hat auch nur auf die geringste Spnr
eines biographischen Abrisses, auf eine Paröiita-
tion am Sarge oder Aehnliches geführt. Dage-
gen ersah ich erst hinterdrein aus dem neunten
und bisher letzten Baude der von Ouno Klopp
herausgegebenen Werke von Leibniz, S. LVII,
TS. 1 , daß jene 7 Bände in der Stadtbibliothek
zu Hannover aufbewahrt werden. Nicht nur sie,
sondern überdies ein sehr werth volles Couvolut
mit Papieren desselben Ursprungs, gegenwärtig
Eigeuthum des Historischen Vereins für Nieder-
sachsen, sind mir in dankenswertester Weise
zur Benutzung anvertraut worden , so daß nun-
mehr in Verbindung mit dem, was ich aus den Ge-
sandtschaftsberichten der Bothmer, Grote, Schutz,
St. Saphorin, aus der von Hannover, London
und Wien aus vor und nach dem Jahre 1714
geführten Correspondenz , und aus den bereits
im Jahre 1775 von James Hacpherson in Lon-
don publicirten Original Papers gesammelt habe,
ein sehr bedeutender Theil des geistigen Ver-
mächtnisses eines Mannes vorliegt, der, ein Fremd-
ling unter Engländern und Deutschen, niemals
zum leitenden Staatsmann emporstieg, sondern
in der bescheidenen Stellung eines Secretärs oder
Legationsraths im Dienste seiner Fürsten rastlos
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411
tbätig, weit unterrichtet und echt Staatsmann isch
nur das eine Ziel verfolgte, der protestantischen
Succession in England die Stätte zu bereiten und
zu sichern.
Es sei mir erlaubt an der Hand dieser Do-
cumente, über deren Herkunft, Zustand und Um-
fang das Nöthigste vorausgeschickt werden muß,
ein Bild von Robethon's großartiger amtlicher
Wirksamkeit zu entwerfen.
Jene sieben handschriftlichen Bände, welche
seine Manualakten zwischen 1692 und 1711,
zahllose Originalbriefe an ihn, die er bis 1701
in fast tagebuchartige Memoiren verwebte, seine
Concepte zu Antworten, Denkschriften und Gut-
achten, gedruckte Relationen und Deductionen,
zum Theil aus seiner Feder entbalteu, sind mit
einem lose beiliegenden Schreiben des Sohns
aus Lüneburg vom 4. Mai 1743 dem Cammer-
meister S. Majestät und kurfürstlichen Hoheit
H.V.Reiche übersandt worden, der den Empfang
am 7. bescheinigt. Der Vater — feu mon pere
Mr. de Robethon — habe sie vor langer Zeit —
il y a long tems — dem Bruder des Adressaten,
dem Geheimsecretär J. C. von Reiche, verspro-
chen, dessen testamentarische Schenkung an die
Stadt Hannover nacb Rathsbeschluß vom 81.
März 1777 in feierlichem Latein gedruckt jedem
Bande eingeklebt ist. Der Sohn , der sich selt-
samer Weise nicht de Robethon , sondern de
Maxuel (schottisch Maxwell, nach der Mutter?
Stiefsohn?) unterzeichnet und Soldat gewesen zu
sein scheint — nous nous preparons pour notre
marche selon nos ordres , qui sera le 20 de ce
mois — erwähnt uoch andere Papiere seines Va-
ters, qui regardaient les affaires de 8a Majestö,
die mit allem, was die Succession betreffe, dem
Präsidenten von Hardenberg in London ausge-
31*
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412
liefert sein m übten. Diese Masse ist vorhanden,
nur leider auszugsweise ins Englische übersetzt,
in Macpberson's viel benutzten Original Papers
etc. London 1775, 2 Vols. 4., in welchen von
1702 bis 1714 Mitteilungen aus den Stuart
Papers Jahr für Jahr mit solchen aus den Han-
over Papers wechseln. Der Herausgeber oder
besser Verarbeiter gilbt I, p. 7 an, daß ihm die
letzteren, welche die ganze Zeit von der Act of
settlement (1701) bis zur Befestigung der Herr-
schaft Georg's L umfaßten, zehn starke Bände in
Quart, zu literarischen Zwecken mit großer Li-
beralität von einem Mr. Duane überlassen seien,
der das gute Glück gehabt sie käuflich zu erwer-
ben. Der Herausgeber, der wenigstens so ge-
wissenhaft ist bei seinen Uebersetzungen anzu-
merken, ob die einzelnen Nummern von einem
französischen oder deutschen Text, aus einem
Original oder Entwurf herrühren, hat I, p. 619
eiugeflochten , was er über Robethon in Erfah-
rung gebracht. Derselbe scheint, so sagt er,
französischer Refugie und so etwas wie Privat-
secretär König Wilhelm's III. (a kind of private
secretary to king William) gewesen zu sein, was
wir jedenfalls bestimmter fassen dürfen. Nach
des Königs Ableben trat er zu Celle in die Dien-
ste Georg Wilhelm's, mit dem ihn schon im
Jahre 1701 sein Gönner William Bentiuck, Graf
von Portlaud, Wilhelm's III. Intimus und Lands-
mann, bekannt gemacht hatte, nach Herzog Ge-
org Wilhelm's Tod im Jahre 1705 in die seines
Bruders Kurfürst Georg Ludwig zu Hannover,
für den, seinen Sohn und dessen Gemahlin er
alle Correspondenz mit England habe führen
müssen. Originale, die sich noch in England
oder auswärts befinden möchten, seien sämmtlich
nach Robethon's Entwürfen ins Raine geschrie-
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413
ben. Das Haus Hannover hätte für seine Zwe-
cke niemand besser verwenden können , da er
unermüdlich and treu uud, wenn auch nicht von
hervorragenden Fähigkeiten, doch von großer
Gewandtheit und mit den euglischen Verhältnis-
sen hinreichend vertraut gewesen sei um zahl-
reiche Correspondenten der kurfürstlichen Fami-
lie zu »amüsieren«. Dies etwas spöttische Ur-
theil wird aus meinem umfangreicheren Material
wesentlich zu Robethon's Gunsten modificirt.
Auch hätte Macpherson nicht verschweigen sol-
len, was er wissen mußte, daß Robethon unter
Wilhelm HI. lange in England lebte, während
der ganzen Regierung Anna's dagegen abwesend
war und, bis er mit König Georg dorthin zurück-
kehrte, beständig mit den Gesandten seines Herrn
so wie mit leitenden Persönlichkeiten ersten Ran-
ges und nicht nur mit Mitgliedern des kurfürst-
lichen Hauses, welche amüsirt sein wollten, im
intimsten Briefwechsel stand. Die allervertrau-
testen Verbindungen, Fäden , welche bis zu den
Cameronianem in Westschottland, zu Parteigän-
gern in Dublin, bis in die Umgebungen Lnd-
wig's XIV. und den exilirten Stuarthof zu St.
Gerraain reichten, liefen in seinen Händen zu-
sammen. Das wird nicht nur durch das inhalt-
reiche Convolut, welches ich finde nicht wie in
den Besitz des Geschichtsvereins zu Hannover
gerathen ist, nicht nur durch die Gesandtschafts-
akten , sondern gerade durch Macpherson's Aus-
züge hinreichend bezeugt. Sicherlich wird sich
seine Thätigkeit unter Wilhelm III. und Georg
I. im englischen Staatsarchiv, unter ersterem ver-
mutlich auch im Haag weiter verfolgen lassen.
Ob von dort jedoch oder aus den von mir noch
nicht vollständig durchgesehenen Wiener Proto-
kollen des Herrn von St. Saphorin etwas weite
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res über seine Persönlichkeit, über Anfänge und
Ende abfällt, scheint zweifelhaft.
Ueber Robethon's Ursprung darf man daher nur
schließen, daß er Franzose vou Geburt und refor-
mirten Glaubens, nach Aufhebung des Edicts von
Nantes wie viele andere der besten Unterthanen
Ludwig's XIV. ausgetrieben nach Holland kam.
Eine Berührung mit seinem berühmten Lands-
mann , dem Eucyklopädisten Bayle, kann ich
nicht nachweisen. Wohl aber erscheint er nach
den frühesten Documenten aus seiner Hand, ei-
nem Briefe an Leibniz vom Juli 1690 und jener
losen Vereinigung von Briefsamralung und Me-
moiren, frühzeitig im persönlichen Dienst Wil-
heim's III., des größten Gegners Ludwig's XIV. *).
Daß der staatskluge Oranier nur einen politisch
geschulten Geheimsecretär beschäftigen würde,
bedarf keines Nachweises. Spuren dieser Ver-
bindung begegnen in einer englischen Denk-
schrift: Brief an ein Parlamentsmitglied über
den gegenwärtigen Krieg, auf dessen Titel
Robethon eigenhändig bemerkt: compose par
moy en franc,ois Tan 1692 et traduit en Anglais
par M. Wickard chapellain du Roy. Auf einem
englischen Gutachten über das Testament Karls
II von Spanien bemerkt er ähnlich : Traduction
Kir le D r . d'Auvergne chapellain du Roy. Ein
iener, der regelmäßig vertraute Briefe aus Pa-
ris über die inneren und äußeren, über die mi-
litärischen und kirchlichen Zustände Frankreichs,
dabei auch gelegentlich eine Notiz über die pau-
vres nouveaux convertys , aus Wien über den
Türkeukrieg, von dem Baron von Goertz in Got-
1) Die Adresse eines Briefs des schwedischen Ge-
sandten in Paris vom 8. Dec. 1700 lautet: a Monsieur,
Monsieur Robethon , Secretaire de S. M. Britannique a
Londrei.
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415
torp über die nordischen Angelegenheiten em-
pfing, der unermüdlich auf allen Seiten zur eige-
nen Weiterbildung und zur Verwendung im
Dienste einer großen europäischen Sache Infor-
mation sammelte, konnte dem Führer derselben
nur in hohem Grade willkommen sein. Wir
finden ihn daher denn auch beständig in Wil-
helm's Gefolge, was bei den alljährlichen Ueber-
fahrten von Eugland nach Holland und zurück
und während des Sommers in den Campagnen
wider die französischen Marschälle Luxembourg,
Villeroi, Bouffiers deutlich hervortritt. Sein Ta-
gebuch verzeichuet püuktlich jede Verlegung des
Hauptquartiers, alle größeren und kleineren Af-
faires Eine Menge Ordres de bataille sind beige-
legt, nicht uur der Armee des Königs, der Truppen
des Kurfürsten von Bayern, des braudenburgi-
schen Contingents, des Markgrafen vou Baden
am Oberrhein, sondern ebeu so gut die franzö-
sischen, iu den Niederlanden wie der armees
d'AUemagne, dltalie, de Catalogne. Eine Menge
Correspondenten an deu verschiedenen Kriegs-
schauplätzen wie über die Bewegungen der Flot-
ten halten Robethon auf dem Laufenden. In
gleicher Weise aber wie den Krieg begleiteji
diese aus originalen Documenten und eigenhän-
digem Text an einander gereihten Memoiren die
inneren, ganz besonders die englischen Hergänge.
Jedesmal bei Eröffnung und Schluß des Parla-
ments übersetzt der Verfasser Thronrede und
Adressen beider Häuser ins Französische und
schließt das Nöthigste über Gang und Resultat
der Debatten, die Einwirkungen der großen Po-
litik , die Lage der Finanzen in lichtvoller Dar-
stellung mit kurzer Beurtheilung an , wie etwa
zu Ende des Jahrs 1696: Je ne dpute point que
S. Bf, n'obtienne du Parleroent tout ce qu'ßlle
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416
soubaitte. Jamais TAugleterre n'a este si bieu
disposee. Gleich darauf jedoch werden der Tod
der Königin Marie, über den sich außerdem im
hannoverischen Archiv eiu noch nicht bekannter
Bericht gefunden hat , die Debatten über die
Triennal Bill, über die Währungsverhältnisse und
die Anfänge der Bank von England, und wäh-
rend im Sommer 1695 die Feldzugsakten fehlen,
die europäischen Angelegenheiten durch die lau-
fende Correspondenz beleuchtet, nicht minder die
Session vom Winter 1695/6, die heftigeu An-
griffe des Unterhauses gegen des Königs Verlei-
hungen an Fremde wie Portland, die Entdeckung
des jakobitischen Attentats, woran der vertrie-
hene Stuart, Wilhelui's Schwiegervater, selbst be-
theiligt erscheint, Proceß und Execution der Cora-
promittirten, die Associationsacte zum Schutze
des Fürsten aus Parlamentsbesch Hissen und Do-
cumenten immer breiter ausgeführt. Aehnliches
gilt von der Campagne des folgenden Sommers,
aus deren günstigem Verlauf und den immer
hoffnungsvolleren Resultaten des Türkenkriegs
trotz der Aussöhnung Ludwig's mit dem Herzoge
von Savoyen der Aufang von Friedensverhand-
lungen entsprang. Die Aufzeichnungen über die
Sessionen uud den Feldzug des nächsten Jahrs,
die Correspondenzen , welche die Lage in Paris
uud Wieu, in Polen wie in Holstein und Däne-
mark betreffen, werden nunmehr überflügelt von
Mittheilungen über den diplomatischen Verkehr
zwischen dem Herrn von Dijckvelt und M. de
Callieres und einer langen Reihe von Briefen
eines Herrn von Kotzebue, der vom Haag aus
über die Einleitungen zum Congreß von Ris-
wick und den Verlauf der Friedensconferenzen
die eingehendsten Mittheilungen macht. Be-
zeichnend ist eine Notiz vom 26. Juli 1697 aus
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417
Pari«: II ue se passe rien de considerable eu
Flandres si ce n'est les Conferences du Marechal
de Bouffiers avec le corate de Portland, dont on
ignore encöre le sujet. Robethon's vertraute Be-
ziehungen zu diesem einflußreichen Gönner wer-
den wiederholt sichtbar. Schon im September
1796 begegnet auch der Herzog Georg Wilhelm
von Celle, als er mit König Wilhelm in Dieren
zur Jagd fährt. Zwei Wochen später reisen
beide vom Loo nach Cleve dem Kurfürsten und
der Kurfurstin von Brandenburg einen Besuch
abzustatten, wobei der flüchtige Gedanke der
Wiederverheirathung des Oraniers mit einer bran-
den burgischen Prinzessin auftaucht. Auch die
internationale Anerkennung der hannoverischen
Kurwürde, welche König Wilhelm vor Abschluß
der Friedensverhandlungen vollzogen zu sehen
wünschte, der Eintritt des Herrn von Bothmer
als Bevollmächtigten Georg Ludwig's bei den
Rijs wicker Conferenzen wird durch Aktenstücke
belegt. Der Zeit der zwischen den Königen von
Frankreich und England über Theilung der spa-
nischen Monarchie geführten Verhandlungen ge-
hören die mitunter in Chiffren geschriebenen
und zur Mittheilung an Wilhelm III. bestimmten
Briefe des schwedischen Gesandten Palmquist in
Paris an. Ich wage es so ausführlich zu wer-
den, weil es mir geradezu unbegreiflich erscheint,
daß so werthvolle unmittelbare Aufzeichnungen,
wie sie in vier starken Bänden vorliegen, bisher
der Aufmerksamkeit der Forscher des In- und
Auslandes über einen der großartigsten Momente
der neueren Geschichte so gut wie völlig ent-
gangen sind.
Nirgends aber habe ich eine Andeutung ent-
deckt, weshalb und auf wessen Anregung Robe-
thon, wie es scheint, unverzüglich nach Wilhelm 1 *
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Tode England verlassen bat und in weifische
Dienste getreten ist Palroquist, der die Corre-
spomlenz mit ihm noch eine Weile fortsetzte,
adressirte nach Celle, und Klingraef, tler Braun-
Schweig-Lüneburgische Resident im Haag, beti-
telt: M. de Robethon, conseiller de S. Alt. Ser.
le Duc de Bronswic-Lanebonrg ä Celle, bis nach
• dem Tode Georg Wilhelm's im Jahre 1705 Titel
und Adresse lauten : conseiller de S. Alt. Elect.
de B. L. a Hannovre. An beiden Orten aber
beharrte der unermüdliche Mann in der bisheri-
gen Thätigkeit unter der immer mächtigeren
Einwirkung der beiden gewaltigen um die spa-
nische Erbfolge und die Vormacht im Norden
geführten Kriege, nur daß fortan für ihn die
hannoverische Succession im Mittelpunkt und
er selber mit den Leitern der hannoverischen
Politik, insbesondere den Herren von Bernstorff
und von Bothmer, als gewiegter Gehülfe im eng-
sten Verkehr steht. In diesem Zusammenhange
ist er wahrscheinlich im Jahre 1709 l ) geadelt
und zum conseiller prive des legations de S. Alt.
Elect. befördert worden.
Aus der hannoverischen Epoche stammen we-
sentlich die Bände IV — VII des Stadtarchivs,
aus deren mannigfaltigem Inhalt ich noch Eini-
ges hervorhebe. Eine Correspondenz mit dem
Baron Goertz, damals Gottorpschem Minister,
zwischen den Jahren 1705 und 1711, betrifft die
Coadjutorschaft im Bisthum Lübeck, das Verhält-
nis zu Dänemark, die Kriege Karl'i XII. in Po-
len und Sachsen. Am 13. April 1707 schreibt
Goertz aus dem schwedischen Hauptquartier zu
Altrahnstädt: Vons savcz deja que Patkoul est
1) A oew mark offavour His El. Highness baa paid
to your great merit. Lord Halifax an Robethon, April
26. 1709 bei Macpberson II, 139.
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delivre au regiment de Meierfeld, un petit deta-
cheraent le requit aux portes de Königstein ä
minuit. Ou ne sait pas encore ce qu'on en fera.
Ein anderer Correapondent seit Februar 1706,
bis er sich im Jahre 1711 entschieden der Sache
der englischen Tories zuwandte, war Lord Raby,
Gesandter der Königin Anna in Berlin, dessen
Briefe viel über Karl XII., August den Starken,
Stanislaus Leczinski, über Patkul, über die An-
wartschaft Preußens auf Neufchatel enthalten.
Im Juni 1708 bedauert Raby durch Hannover
gereist zu seiu: sans avoir pu jouer de votre
conversation, car je ne connois personne, qui est
mieux iustruite que vous. Ein Packet eigen-
händig bezeichneter Lettres de ma femrae de
Berliu 1708 et 1709 ist leider, wie ich vermuthe,
durch den Sohn herausgeschnitten, so daß nicht
einmal der Name dieser ebenfalls politisch thä-
ti^en Dame zu constatieren ist. Ein gewisser
Martines, der seit 1705 meist in Chiffre aus Pa-
ris schreibt und 1709 nicht ohne Besorgniß mel-
det, daß Ludwig XIV. auf ihn aufmerksam gewor-
den, nebenbei jedoch auch mit dem preußischen
Hofe in Verbindung steht, wünscht durch die
Vermittlung Robethou's und seiner Frau un
caractere de residant ä cette cour , d. h. in Paris
zu erhalten, was ihm von Seiteu des Landgrafen
von Hessen auch zu Theil wurde. Ein Vetter
Robethon's hält sich 1710 in London auf.
Robethou's Beziehungen zu den ersten Größen
der Zeit erhellen aus Gutachten von Leibniz 1 )
über Toscaua und die neueste Kurwürde, die er
seiuen Sammlungen einverleibt hat, und aus ei-
11 Ein Brief Robethon'a an Leibniz, datirt Gem-
blour Juli 26/16, 1690, zugleich der frühste Beweiß sei-
nes Verhältnisses zu Wilhelm III. findet sich bei J. M.
Kembl«, Stmtepavxers and Correspondenc« p. 58.
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420
nein sehr interessanten Bericht über die vom
Herzog von Marlborough im Jahre 1707 unter-
nommene Reise in das Hauptquartier Karl's XII.
nach Berlin und Hannover. Robethon hat nicht
nur ein Expose über den Erfolg derselben in
Hinsicht auf die beiden gleichzeitigen Kriege
hinzugefügt, sondern scheint dem Herzog auf
jener Rundfahrt persönlich beigegeben gewesen
zu sein.
Eine beträchtliche Anzahl Denkschriften, theils
von seiner Hand, theils gedruckt, bezeugt die un-
gemein vielseitige sowohl staatsrechtliche wie
diplomatische Thätigkeit des Mannes. Bald han-
delt es sich um den Oberbefehl der Truppen des
Herzogs Rudolf August von Braunsen weig-Wol-
fenbüttel 1705, über die hannoverischen Truppen
in englischem Sold 1706, bald über langwierige
Differenzen Hannovers mit dem Capitel von Hil
desheim und der Krone Preußen, über das Raug-
verhältniß zwischen dem Kurfürsten und dem
Könige von Schweden, über den Vortritt dessel-
ben vor Magdeburg und Bremeu am Reichstage.
Die Umb8tän dli che Relation von der
bei Hochstedt an der Donau . . . erhal-
tenen großen Victorie übersetzt Robethon
sofort ins Französische und legt ihr eine andere
aus der Feder eines französischen Generals bei.
Auf das Titelblatt einer anonymen Justification
des armes des Czaren Peter notirt er: par le
prince Kurakin. Mich interessirt vorwiegend
was das Verhältniß zu England betrifft. Da fin-
den sich im eigenhändigen Entwurf: Ad vis des-
interessez ä ceux qui doivent elire les membres
du Parlement prochain. Compose par nioy Tan
1705, doch fingirt, als ob von einem Engländer
herrührend, denn es ist stets von nos loix und
von Ja grcvndc Heyne, qui nous gouvernc cmjmr-
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dhuy die Rede. Bedeutsam für die Biogruphie
ist der Satz: J'ay passe plasieures annees a Lon-
dres et y ayant eu des liaisons etroites avec des
personnes des deux partis sans etre prevenu pour
aucun je me suis fait une etude d'apprendre ä
les connoitre tant par de frequents entretiens
avec elles que par la lecture de divers ecrits
publies de part et d'autre. Erst die abscheuli-
chen Cabalon gegen König Wilhelm , die ihm
abgenöthigte Auflösung der Armee nach dem
Frieden von Rijswick, die Lüge, daß er durch
die Act of settleraent vom Jahre 1701 die Thron-
besteigung Anna's habe verhindern wollen , die
infamen Schmähungen der Tories wider sein An-
denken , die feste Einigung von Jacobiten und
Hochkirchlern haben es dem Verfasser unmög-
lich gemacht parteilos zu bleiben. Im Jahre
1710 nach dem Sturze der Whigs übersetzt er
aus dem Englischen und läßt in London erschei-
nen: Raisons pour ne pas recevoir lePretendant
et pour ne pas restablir la ligue papiste avec
quelques questions de la derniere importance k
la Grande Bretagne. Derselben politischen Si-
tuation entspringt dann eine Verwendung im
auswärtigen Dienst, als er vorübergehend den
mit den wichtigsten Aufträgen als Gesandten
nach Loudon abgefertigten Freiherrn von Both-
mer auf dessen Posten in Holland vertreten
mußte. Seine Briefe an den Kurfürsten und an
Bernstorff vom 13. März bis zum 1. August
1711 nebst Abschriften der Relationen Bothmers
aus London füllen den sechsten, endlich die Er-
lasse Georg'Ludwig's an Robethon im Haag den
siebenten Band dieser überaus inhaltreichen
Sammlung.
Eine sehr willkommene Ergänzung ganz vor-
züglich in Hinsicht auf die große englische An-
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422
gelegenbeit aus der Zeit vor wie nach dem Jahre
1711 bieten nun neben den Gesandtschaftsakten
das dem historischen Verein gehörende Convo-
lut und die Hanover Papers bei Macpherson,
nur zufällig getrennte Akten, aus denen ich Fol-
geudes anmerke.
Schon im Sommer 1702 wird ihm vom eng-
lischen Gesandten in Kopenhagen und von M.
d'Alonne, der seiu College in Wilhelm's Cabinet
gewesen, zu der neuen Stellung in Celle Glück
gewünscht. Er arbeitet dort hauptsächlich unter
Bernstorff in Diensten der Kurfürstin Sophie,
der priisuniptiven Erbin des englischen Thrones
kraft der Act of settlement. Während englische
und schottische Freunde ihn über die mißlichen
Aussichten in beiden Ländern unterrichten, sind
mehrere Entwürfe vom October 1705 bald nach
seiuer Übersiedelung nach Hannover Macpher-
sou unbekannt geblieben, in welchen damals
schon das Verlangen der Anhänger der prote-
stantischen Succession discutirt wird, zur Siche-
rung derselben die Kurfurstin Wittwe, deu Kur-
fürsten oder den Kurprinzen nach England kom-
men zu lassen. Robethon kann dies nur dann
anrathen, wenn Whigs und gemäßigte Tories in
beiden Häusern des Parlaments sich einigen und
Königin Anna ihre ausgesprochene Abneigung
überwinden würde. Lord Portland steht mittels
der Chiffre des lüneburgischeu Gesandten iu Lon-
don nach wie vor mit ihm in Gedankenaustausch.
Noch werthvoller erscheint das von früher her
vertraute Verhältniß zu Lord Halifax , dem be-
sonders behutsamen und staatsniän tuschen Kopfe
unter den Whigs. Zur Zeit der größten Anna
herung der beiden Stuart-Cousinen, als Anna
sich im Frühliug 170(3 entschloß dem Kurprin-
zen da? Bosen band und mit dem Titel eines Her-
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zogs von Cambridge die Naturalisation in Eng-
land zu ertheilen, schreibt Halifax, der als Spe-
cialbotscliafter nach Hannover ging, an Robe-
thon am 7. Mai : I am overjoyed that I shall
liave again the honour to renew our acquain-
tauce and you needed no recommandaition to put
an entire confidence in Mr. Robethou. Als
gleichzeitig die parlamentarische Union zwi-
schen England und Schottland zu Stande kam,
gedieh ein Garantievertrag zu Gunsten des han-
noverschen Hauses, zu dem die Instructionen,
Vollmachten Und Urkunden im brieflichen Ein-
verständniß mit Lord Halifax und Joseph Addi-
son sämmtlidh von Robethou ausgearbeitet wur-
den. In den nächsten Jahren aber gediehen die
Cabalen, durch welche die Regierung Marlborough's
und Godolphin's entwurzelt, die Whigs gestürzt
werden uud bedenkliche Politiker wie HarleJ
und St. John an das Ruder kommen sollten.
Sie und ihr Anhang empfanden nun freilich
das dringende Bedürfnis wie ihre Geguer die
Whigs ein gutes Verhältnis zum Hof in Hanno-
ver zu gewrnneu. So wurde im Herbst lV'IO
Lord Rivers ohne offiziellen Charakter in ver-
traulicher Sendung dorthin abgefertigt. Was er
bei Ueberreichung der Anschreiben Annans und
der Tory Lords am 14. October dem Kurfürsten
eröffnete, ist von Robethon's Hand in jenem
Convolut aufbewahrt. Von einer Einladung
Georg Ludwig's nach Euglaud oder Uebertragung
desCommaudo der verbündeten Armeen an stelle
des in Ungnade gefallenen Herzogs von Marl-
borough kein Wort. Dagegen ließ die Königin
anzeigen, daß sie sich einer unerträglichen Factiou
entwunden, die dem Volke einzureden gewagt,
ihr Und des Hauses Hannover Titel zur Krone
beruhe in einem populären Wahlrecht, und daß
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424
«ie nun mehr Minister berufen habe: qui sann
etre dans les interets de cette cabale sont veri-
tablement dans ceux de leur patrie. Begeistert
für die protestantische Saccession, verträten sie
das Erbrecht und damit die in deu Garautiever-
trägen gesicherte Sache des kurfürstlichen Hau-
ses. Auch die Kirche sei einverstanden, was doch
Angesichts ihres stark hervorgetretenen Jacobi-
tismus mindestens zweifelhaft war. Daher wird
denn iu der äußerst zahmeu Erwiderung des Kur-
fürsten vom 18. aus Robethon's Feder das Erb-
recht nicht als ein absolutes, sondern als dans
la ligue protestante et ä Pexclusion des prince»
papistes bezeichnet. Merkwürdig nun, wie gleich
darauf St. John — wer kennt ihn nicht unter
dem Namen Lord Boliugbroke — den Versuch
machte, Robethon , der ihm in einem dem Lord
Rivers mitgegebenen Briefe vom 23. October die
Correspondenz angetragen und die bevorstehende
Entsendung des Herrn von Bothmer an den Hof
von St. James angekündigt hatte, für sich ein-
zunehmen. Nachdem ein alter Bekannter M.
d'Hervart, ehedem Wilhelm's III. Gesandter
bei der Eidgenossenschaft, am 3. November
brieflich sondirt, am selben Tage jedoch auch
M. de la Motte ein Warnzeichen gegeben hatte,
schrieb St. John selbst am 10. höchst verbind-
lich : You will always do me a particular favour,
wheu you give me your orders. This is a truth
of which I beg you to be persuaded. Robethon's
Antwort vom 17. December wird den geriebenen
Politiker wenig befriedigt haben. Nicht uur
daß er seinem Herrn dem Kurfürsten ihre Cor-
respondenz vorgelegt und lediglich den Verkehr
für den Fall angeboteu zu haben versichert, wenn
Bothmer einmal von London abwesend sein sollte.
Er fugt hinzu: »Ich bin erstauut, mein Herr,
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daß Sie für den Miuister, den Ihre Maj. hierher
schicken will, meine Protection erbitten. Ich
habe an diesem Hofe keine solche Stellung, um
irgend jemand zu protegiren; auch bedürfen die
Minister einer so großen Königin hier außer ih-
rem Charakter keiner anderen Protection c In
einem Briefe vom 11. Januar betheuerte St. John
noch einmal unendlich höflich seine unbegrenzte
Ergebenheit für den Kurfürsten und sein Haus
und bemerkte, daß während Bothmer's Anwesen-
heit ein directer Austausch zwischen ihnen bei-
den allerdings überflüssig sein dürfte 1 ). Wie
Bothmer weit eher das Vertrauen der Whigs be-
saß als offenem Vertrauen bei Harley und St.
John begegnete, ergeben seine Berichte nach
Hannover. Das chiffrirte Schreiben der Lord»
Halifax und Sunderland an Robethon vom 10.
November 1710, bei Macpherson U, 202, worin
sie die erlogene Beschuldigung, daß sie Republi-
kaner seien, mit der Betheuerung ihrer unver-
änderlichen Ergebenheit für die protestantische
Erbfolge zurückweisen, findet sich auch von Robe-
thon's Hand copiert im Convolut. In seinen Hand-
akten und den officiellen Schreiben ist auch
nicht die geringste Spur eines Verdachts an sei-
ner Treue zu entdecken. Der Umstand, daß er
in besonders kritischer Zeit den in London ab- •
wesenden Bothmer bei den Generalstaaten ver-
treten mußte, bezeugt im Gegentheil hervorra-
gende Zuverlässigkeit. Der Rathspensionarius
Heinsius versichert Bernstorff, der Kurfürst habe
keine geeignetere Persönlichkeit entsenden kön-
nen 2 ). Die Illusionen der Tory Minister Robe-
thon und Bothmer etwa zu corrnmpiren waren
1) Alles bei Macpherson II, 199. 200. 201.204.242.
2) Aug. 3. 1711 Macpherson II, 245.
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denn auch alsbald zerstoben. ihr galliger Pu-
blicist, Jonathan Swift, ist beiden darum bitter
böse. Den zweiten, a very inconsiderable French-
man, hätte man, meint er, zeitig bestechen sol-
len l ). In seiner History of the four last years
of the queen*) heißt es höhnisch: There was
likewise at the elector's court a little French-
man without any merit and consequence, called
Robethon, der sich mit Hülfe der Whigs in des
Fürsten Gunst eingeschlichen und ihm von der
Hinneigung der Tories zum Prätendenten und
ihrem faulen Frieden mit Frankreich vorgeredet
hätte. Noch nach dem Tode Anna s schreibt
der Schotte Ker an Leibniz, daß selbst Bern«
BtorflF sich bei der Nase fuhren lasse: by an ig-
norant fellow called Robethon, who Las nothing
to recommend him, but his own private iuterest,
party rage and iusolence enough to do too much
mischief at this critical juncture upou which all
our future happiness depeuds 3 ). Diese Animo-
sität findet ihre Erklärung iu dem Umstand,
daß Bothmer und Robethon statt einem verkapp-
ten Jacobiten wie Ker von Kersland zu trauen,
mit einem gewissen Ridpath in Verbindung stan-
den, den Swift a Scotch rogue schilt, der seit
Ende December 1713 als Flüchtling in Holland,
. damit die katholische Reaction nicht siege, in
Briefen und Denkschriften auf schleuniges Er-
1) Swift, Inquiry into the bebaviour of the Qneen's
late ministry. Works, ed. by Sir Walter Scott V, 319.
2) Works V, 201.
3) Aug. 25. 1714, Memoirs of John Ker of Kersland
in North Britain, Esq., containing his recent transac-
tions and negotiations in Scotland, England, the coarts
of Vienna, Hanover and other foreign parts, published
by bimself, 2 Voll. 1726.
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427
scheinen des Kurprinzen in England drang 1 ).
Auf derselben entschieden protestantischen Seite
stand ein Rival Ker's, der Colonel J. Erskine,
der in einer langen, nach dem Frieden von Ra-
stadt (März 6. 1714) verfaßten Eingabe den Han-
noveranern bei ihrem Erscheinen die fanatisch
presbyterianischen , aber streitbaren Cameronia-
ner zur Verfügung stellte. Ans solchen Docu-
menten erhellt allerdings hinreichend, bei wel-
chen Kräften Robethon nach Unterstützung aus-
schauen mußte, sobald Lord Bolingbroke's Intri-
guen ihr Ziel zu erreichen schienen.
General Schulenburg's absprechendes Urtheil
über Robethon in einem Briefe an Leibuiz vom
Juli 1714, auf welches Klopp 2 ) so viel Gewicht
legt, findet in dem kühlen Ton der wenigen
Briefe, welche Leibniz an Robethon richtete,
eine theilweise Erklärung. Bezeichnend aber ist
Schulenburg's Bemerkung, daß letzterer mit Aus-
nahme BemstorfTs beim hannoverischen Ministe-
rium gründlich verhaßt sei. Im Vergleich zu
den unentwickelten Beamten eines Kleinstaats
war er eben seit Jahren an der großen europäi-
schen Politik hergekommen und viel zu sehr ge-
schulter Diplomat, um sich selbst mit einem
Leibniz, dem philosophischen Gewissensrath der
alten Kurfürstin, auf vertrauten Fuß zu stellen.
Es würde nun zu weit führen, wenn ich hier
die zweite Sendung des Lord Rivers und die
Missionen des Mr. Harley, Vetter des zum Gra-
fen von Oxford erhobenen ersten Lords der
Schatzkammer, nach Hannover, der Herreu von
Bothmer, von Grote, von Schütz des jüngeren
nach London bis ins Einzelne begleiten und aus
1) Macpherson II, 519. 540. Zwei andere in Robe-
thon 's Convolut.
2) Werke von Leibniz IX, p. LXII u. p. 496.
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den officielleu wie aus den in Hannover und in
England zerstreuten Documenteu Robethon's
Stellung als des eigentlichen Bindeglieds weiter
erörtern wollte. Genug, daß in allen Dingen,
um die es sich bandelte, er die officielleu Auf-
träge ausarbeitete, sie mit eigenen Briefen an
die draußen weilenden Diplomaten bis herab zum
Residenten Kreyenberg und dessen Untergebenem
Galke begleitete und mit den wöchentlichen Re-
lationen und Briefen aus London auch solche für
sich erhielt. Sehr oft liegen auf beiden Seiten
von Instructionen, Vollmachten, Berichten, ver-
traulichen Mittheilungen Kladde und Reinschrift
vor 1 ). Nur Eins will ich aus dieser Periode
noch betonen, die wiederholt zur Erwägung
kommende Frage, ob es gerathen sei den Kur-
prinzen als Herzog von Cambridge nach Eng-
land zu schicken, damit sein Erscheinen gegen-
über etwa den jacobitischen Anschlägen Lord
Bolingbroke's und einem plötzlichen Ableben der
Königin Anna die angstvollen Freunde sammle
und ermuthige. Seit 1712 sandte ein englischer
Advocat Roger Acherley Denkschrift über Denk-
schrift zu Gunsten dieses Projects durch Leibniz
an Robethon, in dessen Couvolut sie sich vorfin-
den 2 ). Man weiß dann, wie der Baron v. Schüte
im Frühling 1714 diese Sache durch eine offi-
cielle Eingabe beim englischen Ministerium lösen
wollte, darüber aber in unliebsamer, in der Ge-
schichte der Diplomatie fast unerhörter Weise
aus dem Lande gewiesen wurde. Als seiu Vor-
gäuger, der Herr von Grote, von den Whigs be-
stürmt wurde, vom englischen Ministerium nicht
nur die Ausweisung des Prätendenten aus Loth-
1) Vgl. Macpberson II, 462. 468.
2) Vgl. Leibniz, Werke IX, 362. 364.874 vgl. Doeb-
uer, Leibuizens Briefwechsel mit Bernatorff 59.
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429
ringen, sondern die schleunige Herüberkunft des
protestantischen Thronerben zu verlangen, hatte
der Kurfürst sie durch Robethon seiner unverän-
derlichen Treue versichern lassen, aber die Ent-
sendung des Prinzen, und gar mit Truppen und
Geldmitteln entschieden verweigert 1 ). Bei der
schweren Erkrankung Anna's um Neujahr 1714
verschärfte sich der Sturm. Von den eigenen
politischen Freunden wurden bereits Bothmer
und Robethon, weil sie durch Unthätigkeit den
Jacobiten in die Hände spielten, für alle Folgen
ernstlich verantwortlich gemacht. Die Whigs,
der Herzog von Marlborough, der sich nach Ant-
werpen zurückgezogen, die Vertrauten in Edin-
burgh und in Holland, Alles wandte sich immer
nur mit dem einen Anliegen, das allein die Thron-
folge Hannovers retten könne, an Robethon.
Schütz hielt ihn bis zu seiner Katastrophe im
April auf dem laufenden. Lord Townshend, wel-
cher Lord Strafford (Raby) am Utrechter Con-
greß hatte Platz machen müssen, damit der ver-
hängnißvolle Friede mit Frankreich zu Stande
käme, hat ihn lebhaft beglückwünscht, weil die
dem Lord Kauzler abgeuöthigte Ladung des Prin-
zen zum Hause der Lords sofort die Gemüther
zu beruhigen beginne 2 ). Die einzige Frage ist,
wie steht es mit der Vollmacht, kraft deren
Schütz handelte? In wie weit war Robethon
betheiligt? Der eigenhändige Auftrag der alten
Kurfürstin an Schütz vom 12. April 1714, die
Ladung (writ) ihres Enkels officiell zu erwirken,
liegt bei den im Staatsarchiv zu Hannover be-
findlichen Akten des Gesandten. Dieselben Do-
cumente bestätigen, daß der Kurfürst den ge-
1) Juli 4. 1713 Macpherson II, 497.
2) Macpherson D, 597.
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430
wagten Schritt desavouirte uud Schütz bei sei-
ner Rückkehr nicht vor sich ließ. Der alten
Mutter brach darüber das Herz. Ohne Rührung,
in devoter Kälte erwiderte der Sohn den erbit-
terten Erguß der Köuigin Anna, die nach we-
nigen Monaten selbst ihrem Ende entgegen ging.
In Robethon's intimen Akten, dem Convolut, sind
einer anouymeu Denkschrift, welche das Erschei-
nen des Kurprinzen als Privatmann befürwortet,
von seiner Hand Raisons pour ne pas etivoyer
le Prince Electoral en Angleterre beigelegt, die
im Januar 1714 aufgesetzt wurden, man sieht
nicht, ob auf höheren Befehl, oder zu eigener
Verwendung. Es fehlt au jedem Beweise, daß
er das von Schütz der englischen Regierung ein-
gereichte Schreiben Sophia's aufgesetzt habe.
Völlig sicher ist es andererseits, daß Leibniz nicht
darum wußte 1 ). Die Robethon- Papiere bewah-
ren zwar alle möglichen Formulare für Erlasse
und Ernennungen , damit bei Anna's Ableben
sofort wohlgesinnte Statthalter, Richter, Oberbe-
fehlshaber zur Stelle seien. Diese Instrumente
sind alle8ammt ursprünglich in Sophia's Namen
ausgefertigt, ein lateinisches von ihr eigenhän-
dig: Sophia R. paraphirt. Erst hinterdrein
wurde der Name getilgt und überall lateinisch,
französisch, englisch oder deutsch : Georg L, von
Gottes Gnaden, König u. s. w. dafür gesetzt
Nirgends aber begegnet der Entwurf zu jenem
eigenhändigen Schreiben der Kurfürstin an Schütz
vom 12. April 1712. Es ist daher, wie ich
meine, noch geheimeren Ursprungs und schwer-
lich aus dem geheimen Cabinet des Kurfürsten
erflos8en.
1) Letzter Brief an Sophie, Wien, Mai 24. 1714 bei
Klopp IX, 448.
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431
Zur entscheidenden Stunde jedoch befand sich
der Freiherr von Bothmer wieder in London,
von wo er seit dem 10. Juli mit jeder Post an
Robethon sehrieb. Seine Thätigkeit, zumal nach-
dem Anna am 1. August gestorben, als stummer
Regent Englands, bis der neue König eintreffen
konnte, verdient einmal eine besondere Darstel-
lung. Mittlerweile begrüßten die englischen
Freunde brieflich auch Robethon, unter ihnen
nicht nur Lord Halifax und Joseph Addison,
sondern sogar Lord Strafford (Raby), der sich
beeilte mit der neuen Ordnung gut zu stehn,
wie einst nach Wilhelm'sIII. Tode mit Anna 1 ).
Robethon selbst ist erst im Gefolge des Kö-
nigs sammt dem deutschen Hofstaat und den
Ministern am 30. September in London einge-
troffen und fand gleich den anderen zunächst »in
S. Exc. des Herrn Geh. Raths von Bothmers
Hause sein assignirtes Quartiere *). Zu seinen
ersten Arbeiten wird ein ausführliches, im Con-
volnt erhaltenes, Manuscript gehören, eine Ant-
wort auf das perfide Pamphlet: Advice to the
Freeholders of England, in welchem die Jacobi-
ten gegen die Thronbesteigung Hannovers pro-
testirten. Noch mehrere Jahre hindurch kann
ich ihn ununterbrochen am Hoflager verfolgen,
mochte dasselbe nun in St. James oder in Hamp-
toncourt oder, wie fast regelmäßig im Sommer,
in Herrenhausen oder in der Göhrde verweilen.
Die kurfürstlichen Minister wie die englischen
Staatssecretare, jene einem absoluten Herrn, diese
dem Könige und dem Parlament verantwortlich,
bedienten sich seiner um die Wette. Nur selten
begegnet er wie bei Swift in den gleichzeitigen
1) Maepherson II, 638 folg.
2) ßeisejournal im Staatsarchiv zu Hannover vgl.
mit Tin«lal (Rapin) History of England IV, 401.
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132
Werken englischer Autoren. Der Whig Tindal l )
beschuldigt ihn mit echt englischer Abneigung
gegen den Fremdling im Jahre 1716 mit Bern-
stor ff und Bothmer die lutriguen Lord Suuder-
laud's unterstützt zu haben, durch welche Lord
Towusheud und Robert Walpole aus der Regie-
rung verdrängt wurden. Seine Thätigkeit aber,
die nach wie vor der auswärtigen Correspondeuz
gewidmet blieb, ergiebt sich wesentlich aus den
Archiven. Das hannoverische gewährt außer sei-
nen offieiellen Entwürfen im Verkehr mit aus-
wärtigen Höfen unstreitig den besten Nachweis
in den zahlreichen Briefen, welche St. Saphorin,
von 1716 bis 1727 König Georg's I. Gesandter
am Kaiserhof in Wien, seinen unvergleichlichen
Protokollen, den vollständigen Abschriften aller
Akten dieser Mission, einverleibt hat. Auf sei-
ner eigenen Gesandtschaft im Haag, wie er an den
Kurfürsten uud Bernstorff berichtet*), war er mit
dem Waadtländer de Pesme, Sieur de St. Sapho-
riu, zusammengetroffen, der bei den Generalstaa-
teu die Republik Bern vertrat, mit den Seemäch-
ten für das im nordischen Kriege erforderlich
werdende Neutralitätsheer die Uebernahme von
Schweizer Soldtruppen verhandelte und zugleich
mit den Angelegenheiten von Neufchatel und
Valengin, welche der König von Preußen aus
der oranischen Erbmasse beanspruchte, betraut
war. Das oft erwähnte Convolut enthält ein
lauges an Robethon gerichtetes Expose aus dem
Haag vom 2. Januar 1714, in welchem St Sa-
phorin beim Abschiede von den Niederlanden
bittet: de me conserver votre amitie, qui me
sera toujours si preeieuse, dann aber die äußerst
1) History of England IV, 503.
2) Juni 20. 23. Juli 7. 1711. Bd. VI im Stadtar-
chiv.
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gespannte Lage Europas und Englands insbeson-
dere überblickt Da Holland durch den Utrech-
ter Frieden gefesselt ist, da drüben aber mit dem
Prätendenten die Freiheit und der Glaube be-
droht erscheint, dringt er als guter Protestant
und Gegner Ludwig's XIV. auf schleunigen Bei-
stand der Whigs, der nur von Hannover aus in
Verbindung mit den niederländischen Freunden
gewährt werden könne. Für die Ansprüche So-
phia's und des Kurfürsten ist er voll Begeiste-
rung. Vous connaissez la inain, et ainsi il n'est
pas necessaire que signe (eigenhändig:) St. Sapho-
rin. Es ist wohl außer Frage, daß vornehmlich
durch diese intime Beziehung ein eifrig prote-
stantischer Diplomat, ein alter Officier, der un-
ter dem Prinzen Eugen tapfer gegen die Türken
gefochten, in die königlich-kurfürstlichen Dien-
st*e kam
Wie Robethon in den Jahren 1717 bis 1720,
als der nordische Krieg abspielte und Alberoni
von Spanien aus Europa von Neuem in Brand
setzen wollte, recht eigentlich die diplomatische
Action des englischen und des hannoverischen
Cabinets vermittelte, indem er mit gewohntem
Feuer überall die Stnart-Complotte und die ka-
tholische Reaction wider die protestantische Thron-
folge in Britannien bekämpfen half, habe ich
aus den erwähnten Protokollen a. a. 0. darzu-
stellen gesucht 1 ). Sein voller Titel lautet fortan:
Conseiller prive d'anibassade de S. M. le roy de
la Grande Bretagne et employe specialement par
Sa dite Majeste dans ses correspondances etran-
geres. Indeß die heikle Aufgabe zwei hetero-
gene Behörden zu einigen ist für ihn an expo-
nirter Stelle eben so wenig glatt verlaufen wie
1) Historische Zeitschrift XL VI, S. 254 ff.
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434
für das deutsche Königshaus selber auf briti-
schem Thron. Zerwürfnisse mit Vorgesetzten
und Freunden traten ein und führten schließlich
zur Entzweiung. Während Bothmer, wegen sei-
ner Verdienste zum Reichsgrafen erhoben, das
alte , von jeher in denselben Anschauungen und
in einer bedeutenden diplomatischen Erfahrung
wurzelnde Verhältniß aufrecht zu erhalten schien,
trübte sich das zu dem langjährigen Gönner
Bernstorff, dem die Engländer Habgier und Ein-
mischung in ihre Dinge vorwarfen, dessen echt
weifische Abneigung gegen den König von Preu-
ßen nur zu gut bezeugt ist. Auch hat Eifersucht
gegen Freunde und Genossen mitgewirkt, die wie
er fremd geboren und reformirter Confession in
auswärtigen Diensten des Königs von Englaud
beschäftigt waren. Der Hergang ist, so viel ich
habe ermitteln können, folgender gewesen.
In zahllosen Briefen an St. Saphorin hatte
Robethon während der Jahre 1 717—1 719 die
Aufträge der Lords Sunderia nd und Stanhope, des
Herrn von Bernstorff, bisweilen des Königs sel-
ber ausgeführt und eben so oft aus eignem An-
trieb über die mannigfaltigsten Materien der in-
neren und äußeren Politik die werthvollsteu
Winke ertheilt, als seit 1718 die Correspondeuz
zunächst von St. Saphoriu's Seite zu erlahmen
begann. Im August 1717 hatte Robethon ein-
mal geschrieben , er und Bernstorff seien beim
Kronprinzen Georg in Ungnade gefallen; nur
Bothmer werde noch vorgelassen. Doch hat das
Zerwürfniß zwischen Georg I. und seinem Sohn
schwerlich eingewirkt. Vielmehr meldete Lucas
Schaub, ein Schweizer, der in Lord Stauhope's
Diensten emporkam und später selber englischer
Gesandter in Paris werden sollte, dem ihm ver-
trauten Landsmann» in Wien am 30. November
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435
1717, daß seit seinem Eintritt iu die Geschäfte
Robethon nur weuig mit Stanhope, Sunderland
und Bothmer verkehre , um so enger aber mit
Berustorff zusammenhänge. Am 12. Januar 1718
spricht Schaub von Robetbon'a humeurs; mais
qui ne les a pas? und bittet St. Saphorin, daß
er dem alten Freunde bei den englischen Mini-
stern ein gutes Wort rede : avec qui il se brouille
quelque fois. Im Juni, bei einer die Quadrupel-
allianz begutachtenden Sitzung zu St. James fin-
den wir Sunderland, Stanhope, Craggs, Bern-
storff, Bothmer und Robethon noch einträchtig
beisammen. Ein Jahr später indeß klagt St.
Saphorin an Schaub über die Uneinigkeit zwi-
schen den englischen und den deutschen Mini-
stem und verhehlt nicht, daß Bernstorff mit sei-
ner starren Abneigung gegen Preußen und der
Vielgeschäftigkeit in der continentalen Politik
daran Schuld sein möge. Am 3. September 1719
drückt er ihm seinen Kummer aus, daß ihm sein
bester Freund Robethon zürne, weil er angewie-
sen sei in Angelegenheiten des Reichs seine Auf-
träge nur durch Bernstorff zu empfangen, fügt
aber hinzu: je ne cesseray pourtant pas d'estre
de ses amis. Am 30. October berührt St. Sa-
phorin die Sache in Briefen an Bernstorff und
an Robethon selber. Indem er gegen letzteren
die fatalite beklagt, über die er nicht Herr ge-
wesen, versichert er ihn gleichwohl: de la par-
faite reconnaissance que j'auray toute ma vie
pourtant et de si reels tenioignages d'amitie que
j'ay receu de vons. Um Neujahr 1720 endet
ihre zur Geschichte der Zeit überaus lehrreiche
Corre8pondenz.
Allein im November bereits, wie am 9. und
13. Schaub nach Wien schreibt, hatte es in
Hannover einen Auftritt zwischen Bernstorff und
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43(5
Robethon gegeben. Letzterer war im Unuiuth
ohne Urlaub abgereist, durch einige nachgesandte
Officiere indeß in Osnabrück wieder eingebracht
und feierte am 7. nebst seiner Gemahlin auf
einem Souper bei ßernstorff Versöhnung. Am
11. waren dann die beiden mit des Königs Er-
laubnis nach London abgegangen , indem sie
nicht vergaßen Grüße an St. Saphorin aufzutra-
gen. Dieser, dem längere Zeit Lord Cadogan
beigegeben worden, dachte an Rücktritt von sei-
nem Poeten, zumal als Berustorff sich nun vol-
lends mit den englischen Ministem überworfen
hatte. Die Katastrophe des Südseeschwindels
im Jahre 1720, der Tod, welcher rasch nach
einander Stanhope und Craggs hinraffte, hatte
durch Wiedereintritt Townshend's und Walpo-
le's eine Umwandlung des englischen Cabinets
zur Folge ; Bernstorff aber hatte fortan in Han-
nover verbleiben müssen. St. Saphorin , der im
Februar 1721 aus der Gazette erfahren, daß Ro-
bethon und seiu Sohn in England naturalisirt
wordeu, uud das gleiche für sich begehrte, schrieb
am 26. März noch einmal über die zwischen ih-
nen eingetretene Entfremdung au Bernstorff und
Bothmer, indem er dringend zu wissen wünschte,
ob und wie Lord Townshend sich mit Robethou
gestellt habe. Am 15. April antwortete Both-
mer, Robethou habe als Widersacher des Bünd-
nisses zwischen England , dem Kaiser und Au-
gust II. vou Polen den Bruch der beiden Cabi-
uette gefördert und Lord Stanhope's unversöhn-
lichen Haß gegen Bernstorff augefacht, aber
Nichts für sich dadurch gewonnen. II se trouve
exclu de toutes les affaires. Le chagrin a ruine
entierement sa sante, qui reste toujour* languis-
sante. Les principaux amis sont morts; vous
pouvez estre asseure que Mylord Towiishend nu
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437
Vau dedonnnagera pan; uiais il est en revauche
assez bien avec Mylord Carteret — dem anderen
Staatssecretär. Während St. Saphorin beglück-
wünscht wurde, daß er zwischen den beiden
Klippen geschickt hindurch gesteuert, hatte Ro-
bethon , eine entschieden internationale Natur,
als gewiegter Staatsmann sich auf die Seite der
englischen Minister geschlagen, dafür aber
schließlich den Undank Hannovers geerntet
Bei der Köuigl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittet diese Verzeichnisse zugleich als Erapfangsanzeigen ansehen
zu wollen.
Juli 1881.
Fortsetzung.
Forhandlingar i Vidensk.-Selskabet i Christiania. Aaar
1880.
De Kongelige Norske Videnskabers Selikabs Skrifter.
1879. Trondjen 1880.
Publ icationen des kgl. Preuss. Geodätischen
Ins tituts.
Astronomisch-geodätische Arbeiten in den Jahren 1879
und 1880. 4.
W. Seibt, das Mittelwasser der Ostsee bei Swine-
münde. Berlin 1881. 4.
A. Westphal, die Ausdehnungsco^fficienten der Kü-
stenvermessung. Berlin 1881. 4.
Sitzungsber. der kgl. Akademie der Wiss. zu München.
Mathem.-phys. Cl. 1881. H. 3.
Verhandlungen der Kaiserl. Leop.-Carol. Akad. der Na-
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Monatsbericht der Berliner Akademie. Febr. 1881.
Digitized by
438
Bulletin of the Museum of Compurative Zoology. Vol. 8.
p. 231-284.
Nature 610. 611. 613. 614.
Leopoldina. H. XVII. Nr. 11-12. 13-14.
Revista Euskara. Ann. quarto. Numb. 38, 39.
Zeitschrift für Meteorologie. Bd. XVI. Jnli u. August
1881.
Donders en En gel mann, Onderzoekningen in het
Physiol. Laboratorium der Utrechtsche Hoogschool.
Derde Reeks. VI. Aflev. 1.
Proceedings of the California Academy of Science. Juni
1881.
Erde'lyi Muzeum. 7. 8. SZ. VIII. evtolyam. 1881.
L. G runmach über elektromagnetische Drehung der
Polarisationsebene der strahlenden Wärme in testen
und flüssigen Körpern. Berlin 1881.
Monatsbericht der Berliner Akademie. März, April u.
Mai 1881.
Von der geologischen Untersuchung Schwedens. 7 Kar-
ten und 15 Karten blätter.
S. A. Tullberg, om Agnostus- Arterna.
Den Norske nordhavs-expedition 1876—78. III. Zoologi.
Gephyrea, ved D. C. Danielssen og J. Koren. Chri-
stiania 1881. 4.
Bulletin de l'Acad. R. de Bruxelles. 50e an nee. 3e Se-
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Atti della R. Accad. dei Lincei. Vol. V. Fase. 14.
Anales de la Sociedad scientif. Argentina. Junio 1881.
T. XI.
Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 57. H. 1.
H. Scheffler, die Naturgesetze etc. Th. IV. Leipzig
1881.
D. Saint-Lager, nouvelles remarques sur la nomen-
clature botanique. Paris 1881.
Memoires de TAcad. des Sciences etc. de Lyon. Cl.
des Sciences. Vol. 24.
— Cl. des Lettres. Vol. 15.
Annales de la Socie'td d'Agriculture etc. de Lyon. 5e
Serie. T. 2. 1879.
Sitzungsberichte der philosoph.-philolog. histor. Classe
der Akademie in München 1881. H. 2.
Jahrbuch für Schweizerische Geschichte. Bd. 6.
Monthly Notices of the R. Astronomical Soc. Vol. XLI.
Nr. 8.
-t
Digitized by Google
439
A. Kölliker, Zur Kenntniss de» Baues der Lungen
des Menschen. Würzb. 1881.
Vierteljahrsschrift der Astron. Gesellschaft. Jahrg. 16.
H. L
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Proceedings of the Zoolog. Soc. 1881. Part I.
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Proceedings of the Cambridge Philos. Soc. Vol. III.
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Politische Correspondenz Friedrichs des Grossen, ßd. VI.
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Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft.
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F. v. M 0 1 1 e r, plants of north- western Australia. Pesth
1881. 4.
Bulletin de l'Acad. R. des Sciences de Belgique. 50 ann.
3 Ser. T. 1. 2. (Nr. 6. 7. 8).
öfversigt af Kongl. Vetenskabs Akademiene Förhand-
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Bihang tili kongl. Svenska Vetenskabs Akademiens
Handlingar. Bd. IV. H. 1. 2. Bd. V. H. 1. 2. Ebd.
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Lefnadsteckningar öfver K. Svenska Vetensk. Akade-
miens efter Ir 1854 afledna Ledamöter. Bd. 2. H. 1.
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P. H. Malmsten, Minnesord öfver C. von Linne' 1878.
Idem, Minnesteckning öfver Peter af Bjerken. 1878.
J. E. Arenschoug, Minnesteckning öfver C. J. Sun-
devall. 1879.
E. Hildebrand, Minnesteckning öfver J. Halleberg.
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C. Santersson, Minnest, öfver Christopher Carlander.
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lea annees 1878-1879. Avec un Atlas. St. Peters-
bonrg 1881.
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440
J. G. Agar db, Florideernes Morpholugi. Stockboim
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Kongl. Svennka Vetenskabs - Akademien» Handlingar.
Bd. XIV. H 2. Bd. XV. XVI. XVII. Stockholm 1877
—79. 4.
Meteorologiska Jakttagelser i Sverige. Bd. 17. 18. 19.
1875-77. 4.
Sitzungsber. der philos.-philolog.-histor. Cl. der Akade-
mie in Manchen 1881. Bd. 11. H. 1. 3.
Journal of the R. Microcosmical Soc. Vol. I. P. 4. 5.
Revue de l'histoire des religions. T. III. Nr. 2. Paris
1881.
Memoire s de la Societe des Antiquaires de Picard le.
T. IX. Amiens 1880. 4.
Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik. Bd. 11.
H. 1. 2.
Archives Neerlandaises. T. XVI. Livr. 1. 2.
Archives du Muse'e Teyler. Serie II. 1. Partie.
Nature 616. 617. 620-626.
R. Wolf, Astronomische Mittheilungen. LIII.
Mittheil, des histor. Vereins in Steiermark. H. 29.
N. P. A nge lin, Geologisk Öiversigts-Karta öfver Sklne.
Lund 1877.
Verhandl. des histor. Vereins von Oberpfalz und Re-
gensburg. Bd. 85.
Die Ehre bei Christen und bei Juden.
Von der Königlich Sächsischen Gesellschaft
der Wiss.
A.Springer, die Psalter-Illustrationen im frohen Mit-
telalter.
M. Voigt, über das Vadimonium.
W. Scheibner, über die Reduction elliptischer Inte-
grale in reeller Form.
C. Neumann, die Vertheilung der Elektricit&t auf
einer Kugelcalotte.
Berichte über die Verhandlungen. Philosoph.-bistor.
C lasse. 1. II.
Berichte. Mathem.-physikalische Classe. I. IL
(Fortsetzung folgt.)
Für die Bodaction verantwortlich : Bechtcl, Director d. Gött. gel. An 7.
Co mruissioas- Verlag der Dieterich' sehen \trlüga- Bvchhcm dltmg.
Prack der Disterieh'tthe* Vm'v. - Bvchdrvckerei ( W. Fr. A'aeehtdr).
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