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Full text of "Thiel's landwirthschaftliches Konversations-lexikon .."

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University of Wisconsin 
LIBRARY 


Class 
Book 





1384 


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Thiel's 


gandwirthihaftlides 


Konverſations-Lexilon. 





Spesial-Supplement-Sand, 


1888. 


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— — rn 


ge 


Aal, gemeiner $lußaal, Anguillavulga- 
ris Flem.; da8 Dunkel über die Art der Fort— 
pflanzung diefes mit Recht fehr geſchätzten Fiſches 
ift noch immer nicht aufgehellt; man weiß nur, 
dak der Alt der Fortpflanzung im Meere geichieht 
und defihalb kann bis jetst auch nicht von eigentlicher 
Aalzucht, fondern nur von Mäftung gefangener Aale 
die Rede jein. Die weientlichften Anfichten iiber das 
Leben der Aale find die, daß die Thiere, welche im 
April und Mai als junge Brut im der Fänge von 
5—9 cm aus dem Meere in Flüffe umd in diefen 


NDWIRTHSCHNTLICHES e 





EEE 


NL) 


den Abfatz weſentlich erleichtert. Nächft Italien hat 
Holland den reichjten Aalfang, dann folgen die Oftfee- 
provinzen und bejonders Schleswig-Holjtein. Weir 
teres | u. Fiſchzucht. 

Abfälle (vgl. d. betr .Artikel). Als Beiſpiele, 
in welcher Weile die Wifjenfchaft immer mehr den 
Produzenten Mittel an die Hand giebt, Gegenftände, 
welche früher entweder als werthlos und deßhalb als 
ftörender Ballaſt befeitigt oder nur mangelhaft ver: 

| werthet wurden, jest aber bedeutende Uebereinnahmen 


‚bringen, zu benugen, find zu dem früher erwähnten 


über Felſen und Wehre weg hoch binauffteigen, nur | noch ergänzend die folgenden hinzuzufügen. 


oder aröktentheils Weibchen feien, während die Hei- 
neren Männden ganz oder faft ganz im Meere blie- 
ben und die Anficht, daß die geſchlechtlich volllommen 
ausgebildeten und zeugumgsfähigen Yale überhaupt 
nicht das Meer verlichen, jo daß das, was wir im 
Feſtland an Aalen zu fehen befommen, die Thiere, 


welche wir halten können, nur verkümmerte Weib: | 


chem feien, eine Anficht, welche das für fich hat, daß 
auch bei anderen Fifchen fterile Kormen vorkommen. 
Die Rüdwanderıng in das Meer gefchicht vom Ol- 


Ber der Fabrikation von Leuchtgas — Gas— 
fabriten — berwerthet man jeßt als Nebenerzeng- 
niffe: Theer, Ammoniahvafjer zu Ammoniat und 
Ammoniafjalzen, den Retortengraphit zu galvanifchen 
Apparaten, don Gaskalk zum Wegbau, zur Düngung, 
zu Cyan- und Ammonial-Semwinn. 

Aus dem Steinkoblentheer werden die wertb- 
vollen Anilinfarben dargeftellt — beionders im 
Deutihen Reih bis zur Höhe des Erzeugnifjes bon 
70 Mill. Mark, ferner Sarboljäure, Napbtalin, Feucht- 


tober bi® Dezember, am liebften in ſtürmiſcher, fin- und Schmieröle, Benzoefäure, aus den Rüdftänden 
fierer Naht; welcher Trieb diefe Rüdmwanderung, : gewinnt man Eifenoryd. In England follen die 
weiche jedoch erit nach 5—6 Jahren der Entwidlung | oben genannten Nebenerzeugniffe einen Werth von 
geicheht, veranlaft, werm die Thiere zeugungsunfähig, 60 Mill. Mark, mehr wie den Betrag der Koften der 
vertümmert jein Sollen, ift micht befannt, wie über- Eteinfohlen und der Vergaſung bedeuten. 

haupt das ganze Peben der Aale im Meer uns noch Als Robftoff zur Gasfabrilation dient nicht 
unbelannt it. Zur Belebung unferer Flüſſe mit | mehr nur die Steinkohle oder ähnlicher Brennitofi, 
Aalen fucht man jetst der jungen Brut das Auf: | fondern auch feifenhaltiges Wafjer der Streich- und 
freigen über Wehre und ähnliche Hinderniffe zu er: | Nammgarnfabriten und Seidenentihälung; man 
leichtern; man bringt Aalbrutleitern an, fohrene, | miicht das Wafler mit Kalkmilch, fammelt den Boden- 
pafiend eingerichtete Rinnen, in welden (mit Sand, | fat — Suinter — trodnet ihn zu Ziegeln und ver— 
Kies umd Meinen Steinen als Unterlage) das Auf- gaſt dieje in Retorten; 1 kg Suinter giebt 210 1 


feinen leicht erfolgt. Der von ums bereits beſchrie— 
bene Aalftaat in Comachio (Stalien) liefert noch) 
immer die größten Erträge, welche bis auf über 
1 Mil. kg geihätt werden; man fängt größten- 
theils die Thiere, welche zurückwandern wollen. Die 
Aale werden dort vielfach zu ſehr geichäbten Präpa— 
zaten verivendet und für dieſe hat die Gotthardtbahn 

Ihiel’8 Landbm» Ronverj.«Terikon. 


Gas, welches ſchon gereinigt ift und einen Bfach 
größere Yeuchtkraft als das Steinkohlengas hat. 
Die Abfälle der Paraffin= und Mineralöl: 
Fabriken geben von 50 kg etwa 30 cbm Gas, 
| die Rüdjtände von Petroleum werden (durch Prof. 
Hirzel⸗Leipzig⸗Plagwitz) zur&aserzeugung in befonderen 
| Apparaten verarbeitet und dieie eignen fich vortrefflich 





Spratal-Suppfement. 1 


2 


zu Anlagen im Kleinen bis zum bloßen Hausbedarf; 
jeder Fandwirth kann fich dadurd auf billige Weiſe 
die Beleuchtung für den ganzen Betrieb und noch 
Heizkraft dazu jchaffen. 
Petroleums gewinnt man ferner das Bajelin; 
ſ. Eierhandel. Bol. auh Sadarin. 

Die Darftellung der Kohlenziegel oder Bri— 
fettes gehört mit zu den meuen Berbejjerungen, 
fie find der durch Preſſen verdichtete Koblenftaub. 
In Böhmen und Mähren werden die Staublohlen 
mit einem Bindemittel aus verdorbenem Roggen- 
und Weizenmehl und altaliihem Zuſatz, aud aus 
Brauntohlenabfall, auf diefe Art verwerthet. Gute 
Briletts bieten die Annehmlichteit eines weit rein- 
liheren Brennftofis, geben aber für fich allein nur 
geringe Heizkraft, dagegen eine anhaltende Wärme 
und hinterlajien eine für landwirthichaftliche Zwede 
brauchbarere Miche wie die Steintohlen. 

Die Schladen der Hochöfen wurden noch bor 
wenigen Jahren berghoh um die Anlagen aufge 
häuft; fie dienen jett für die Glasfabrifation, zur 
Herjtellung von Scladenfteinen, zerpocht zur Ge— 


Abfälle. 


us den Rüdftänden des | F 


nensis aus Weftafrita kommen 400,000 t Futter 
in den Handel. 

Man bricht jetzt an Ort umd Stelle aus der 
Frucht den Kern aus, trodnet ihn im icheibenartigen 
Stüden, Copra, und verfendet dieſe; das Del wird 
ſchöner hergeftellt und der Reft ift das Futter, wel- 
Far in Hamburg, Berlin, Magdeburg in großen 
Fabriten gewonnen wird. 

| In London wird die Tonne Copra mit 480 Mark 


Diefer Umſchwung hat auch dazu geführt, da 
man jet die Palmen im Plantagenbau erzieht, be— 
fonders auf den flahen Karolinen- und anderen 
Infeln. 

Hierzu muß aud der Abfälle der Fabrikation von 
Knöpfen aus dem Endoiperm der Steinnuß — 
Phytelephas macrocarpa — (f. d.) gedacht werden. 

Es ift noch nicht lange ber, daß dieje harte Mafje 
der Steinnuß in Schmölln in Mtenburg, Anfangs 
in ſehr beicheidenem Umfang, zu Knöpfen verarbeitet 


| wurde; jet hat der frenmdliche Ort cine blühende 


winnung der Eijenförner Waſcheiſen), der Sand | Industrie dadurd gewonnen und giebt es großartige 
zu Mörtel, andere Arten zur Erzeugung der wie | Fabrıten dafür. Die dabei abfallenden Dreh- und 
Asbeſt als schlechten Wärmeleiter venverthbaren | Bohr-Späne wurden bisher als werthlos ange: 


Schlacken- oder Dfenwolle, vortrefflich als Füll- | 
material für Fußböden, Wände, Däher und als 
= für Dampf: und Wajjerröhren, wieder andere 

laden werden mit gebranntem Kalt zu Bau= umd 
Pflafterjteinen (ftetS troden, nie vergraft), zu Ze— 
ment, zu Schweielbädern, zu hydraulischen Kallen, 
Kitten, Dachziegelm und zur Reinigung der Holz 
fäure zu Kiefeljaure, Metalljalzen u. ſ. w. verwendet. 

Die Klebermaſſe der Stärlefabriten verarbeitet 
man jett zu Kleberbrot (f. d.). 

Die Rübenpreflinge dienen nicht mehr nur zu 
Futter; man macht daraus auch Branntwein, Eifig, 
Papier, Leuchtgas und verwendet die Reſte zur 

ung. 

Aus J thieriſchen Auswurfsftoffen wer— 
den Ammoniak und phosphorſaure Magneſia dar— 
geſtellt, aus den Reſten der Sodaſabriken gewinnt 
man wieder Schwefel, Mangan und Salzſäure. 

Die Rüdftände vom Olivenöl, welche früher 
fortgeworfen wurden, übergieht man jetst mit heißem 
Waſſer, preft fie noch einmal und gewinnt fo das 
ar Baumöl und durd eine dritte Prefjung ein | 

achöl für Seifenfabriten, durch welches Gricchen- 
land allein jährlih über 400,000 Mark Loft. 

Das Baummwollfamendl (früher ließ man die 
Samen verfaufen) ift erft 1860 im den Handel ge= 
fommen, jet bringt der Samen fajt mehr Geld 
wie die Fafern; aus 1000 Mill. kg Samen kom— 
men 150 Mill. kg Del zu 120 Mill. Fr. und Oel— 
kuchen zu 30 Mill. Fr. im den Handel, Die Ber, 
Staaten ohne Brafilien, Aegypten und Indien ges | 
winnen jährlih 3 Mill. t Samen. | 

Das früher nur dur Handpreffen an Ort —— 
Stelle ſchlecht genug gewonnene Kokos öl wird jetzt 
durch Maſchinenpreſſen in Europa nutzbarer und 
volllommener hergeſtellt und wieder zum Nutzen der | 
Landwirthſchaft, welche dadurch die raſch beliebt ge⸗ 
wordenen Palmkuchen gewinnt. Von Elaeis gui- | 


| 
| 











| 5 


ſehen oder dienten nur als Berpadungsmetenial und 
zur Berfälichung von Hornſpänen, Knochen- und 
Palmkuchenmehlen. 

Auf der Berſuchsſtation in Jena wurde, wie Dr. 
G. Liebſcher mittheilt, eine derart berfälichte Probe 
von „Palmkernſchrot“ unterfucht; man fand, daß in 
den Spänen der Steinuß 15,75%, Protein enthalten 
find und fam dadurd zu der Entdedung, daß dieſe 
Späne als Yuttermittel weit höher fich verwerthen 
laffen und auch zur Darftellung von Albumin für 
Färbereizwecke dienen können. 

Darauf hin find Fütterumgsverfuche, zuerſt durch 
den Nittergutsbejiger Beder-Schindig gemacht 
worden; fie ergaben, dat 1 kg Steinnufipane für 
ein Stück Großvieh fehr günftig auf die Wilch und 
auf den Fleiſchzuwachs bei der Maft gewirkt hatten 
und dat das neue Furttermittel vom Kindvich gierig 
verzehrt worden ift. Weitere Verſuche find in der 
Thierflinit in Jeua mit 3 Nambouillet-Jährlingen 
angeftellt worden; man gewöhnte die Ihiere nad) 
und nad an immer größere Mengen, um zu jeben, 
ob irgend fchädliche Eigenſchaften dem Futter inne— 
wohnten, zulett bis an die Mengen von I kg zu 
Y, kg Yupinenheu und etwas Haferſtroh. Ein Thier 
wurde dann geichlachtet, die anderen erhielten das 
utter fort und wurden mwöchentlih 3—4 Mal ge- 
mogen; fie blieben volllommen munter und geſund 
Im Durhichnitt 
n der erjten eigentlichen Ver— 

u 78,85 kg 


und zeigten normale Zunahme, 
war das Pebendgemwicht i 
fuhbswmode . . . 
in der fiebenten . . 8587 „ 
Die Zunahme in fieben Wohen . . 7,02 kg. 
Es ergaben: Hammel I geſchlachtet vor dem Verſuch 
Gewicht der 4 Viertel. . 16,63 
Darmfett mit Neb . 
Nierenfert,h hzä 
Hammel II und 
geichlachtet. 





0,66 „ 
4 0,2 , 
Schaf II nah dem Berſuch 


Abfälle. 


19,65 kg 20,70 kg | Fleiſch ſchön durch- 
0. ‚2 „ 4 wachen, Gefhmad 
075 „ ‚60 „ vorzüglich. 

Der Preis für 100 Späne iſt jetzt etwa 2 


Marl; er wird natürlich ſteigen; gewünſcht wird, 
daß die Knopifabrifanten die Späne fauber und 
troden aufbewahren. 

Bgl. hierzu den Artifel Biertreber. 


3 


gewerblihen und anderen Anlagen kommenden 
Schmutwaffer und des Inhalts der Kloaken und 
Abfuhrrinnen in den Städten zum Ziwede der Düng- 
ung find wefentliche Fortichritte nicht ga berzeichnen, 
wenn man an die Auffindung von Mitteln, durch 
welche Berwerthung mit Unihadlihmahung bewirkt 
werden foll, denken will. Noch immer fteht die 
Sade jo, daß eine ausgiebige Benutzung im In— 


Immer weiter ausgedehnt wird die Bereitung von tereſſe der Landwirthſchaft nicht ohne mannichfache 
Kunftmolle — Schoddy oder Mungo — aus | Unannehmlichteiten möglich ift und zwar bis zu dem 
Bolllumpen, eine Fabrikation, welche im England | Grade, daß polizeifich dagegen eingefchritten wird, 
150 Fabriten mit 6000 Arbeitern beſchäftigt; man | oder daß eine vollftändige Unſchädlichmachung aller 
verarbeitet 50,000 % Abfälle und erzeugt jährlich faulniß⸗ umd gährungsfahigen Stoffe mit der Ver- 
für 140 Mil. Mark Waare. Auch die Seiden- nichtung ihrer Brauchbarkeit als Düngemittel ganz 
abfälfe merden beifer zu Floretjeide verwer- oder größtentheils verbunden ift, oder daß die An- 
thet. — Die Flodfeide, die inneren Häutchen der wendung jolcher Mittel, durch welche diefe gefichert 
Kotons, Die Seide der beihädigten Kolons u. dgl., | und zugleich die Geruchlosmahung erreicht werden 
wurde früher einfach fortgeworfen; die jest daraus fol, die Bewältigung jo großer Majjen von Des- 
gefertigten Waaren — Seidengarne — find Chappe, infeltiong- und Miihungs-Mitteln vorausſetzt, daß 
Erescentin, Galletam, Gallet. Auch die Ab— nur da, wo billiger Transport möglich iſt, Gebrauch 
fälle der Fioretſeide werden wieder und zwar davon gemacht werden kann. 
zu Geweben, Hutfalbeln, groben Bändern und Die ftädtıichen Behörden fönnen mur das In— 


Schnüren, Stidjeiden, Striden und zur Strumpf- 
mwirferei verwendet ; auch wird Floretfeide mit Baum⸗ 
wolle oder Wolle veriponnen, bejonders in Crefeld, 
Baiel und Nottingham. Italien führt 2,5 Mill. kg 
Seidenabfälle aus. 


| tereffe verfolgen, diejenigen Stoffe, welche für Ge- 
jundheit und Wohlbefinden der Bewohner Täfti 
werden, fo raich als möglich aus ihrem Sereih 
entfernen zu laſſen und jede Kommune wird am 
'Tiebften Auͤes, was ihr nicht behagt und ſich be— 





Lohkuchen werden zu Brennftoff, zu Dünger | drohlih anhäufen kann, mit viel Waffer fofort über 
für warme Pflanzenhäuier, die Lohen, mit Sand das kommunale Gebiet und am Tiebften im irgend 
vermiiht, zu Topfgewächien (Roien bejonders), zu | einen öffentlihen Wafferlauf ſpülen laſſen, ein Ber: 
Dahpappe und ſtarkem PBadpapier verwendet, und fahren, welches Jahrhunderte lang möglich war und 
im Amerifa ijt eine neue Induftrie damit bejchäftigt, | noch jet da und dort angewendet wird. 
alte Schuhe nutbar zu machen und zwar durh | Die neueren Entdedungen bezüglich der Ficher, 
Herſtellung einer dichten, ſchwarzen, glänzenden Majje, | der Cholera und anderer Krankheiten haben mehr 


welche zu vielfachen Zmweden verwendbar ift. 

Aus den Abfällen der Gerberei ud Schlach 
terei gervinnt man nod) Yeim, Blutlaugenjalz und 
Knochenko hle, aus Blur Albumin und Dinger, aus 
Wollſchweiß Pottafhe, aus der Melaſſe den 
Zuder urıd Branntwein, ans den Schlempen Al: 
kalilalze und Methylchlorür, aus Weintreftern 
und Beinhefen Eſſig, Branntwein, Weinftein, 
Kalifalze, Leuchtgas, Frankfurter Schwarz, aus Ab— 
fällen der Sodafabrifen Salziäure, Chlorkalt, 
Mangan, Schwefel, Kalt, aus den Kiesabbrän- 
den der Schwefelfäurefabriten Eiſen, Kupfer 
Silber, Kupferwitriol, Zement, Baufteine u. ſ. w. 
Der Yandwirth kann vielerlei Abfall nutzbar ver- 
wertsen; es iſt wicht nur die Kompoftbereitung und 
Düngung dafür ind Auge zu faſſen, fondern auch 
industrielle Berwerthung, welche oft beijer lohnt; 
noch läßt ſich durch Berjuch und Nachdenken die Zahl 
der aus Abfällen hergeftellten Werthgüter betrücht: 

ih vermehren und bietet ſich eim weites Feld für 
nugbri Thätigkeit. Für diejenigen Yandwirthe, 
weiche fih für die Bermerthung von Abfallitoffen 
intereifiren, find als Schriften zu empfehlen: 
Bled, „Die Fabrikation chemiſcher Produfte aus 
thierifchen Abfällen“. 2. Aufl. Braunfchweig 1880. 


- 
= 


S : E . guth, „Induftrie der Abfalljtoffe“. Yeipzig 


In Bezug auf die beifere Benubung und Ber: 
werthung der aus Hausbaltungen und Fabriken, 


und mehr dazu geführt, daß die größte Sorgfalt 
angewendet wird, um bejonderd die Umgebung der 
Brunnen vor Vergiftung mit gefährlichen Organis- 
men als Berbreitern und Trögern anjtedender Kran: 
heiten zu bewahren; im der Sorge für reines Wafjer 
und reine Luft hat man das beite Mittel zum 
Schutz gegen anſteckende Krankheiten und zur Ab— 
nahme der Sterblichkeit kennen gelernt und ſeitdem 
verführt man da, wo es eine gute Medizinalpolizet 
giebt, ftreng und unnachſichtlich und duldet feine 
gemeingefährlichen Anlagen mehr. Leider laſſen ſich 
die Stadte nicht leicht umbauen und vielfach muß 
man noch alte verderbliche Anlagen don Aborten zc. 
dulden, weil banlich nicht Beſſeres ermöglicht wer: 
den kann; wo immer möglich, hat man aber durch 
Wafferleitungen dafür geforgt, daß der Bevöllerung 
in reihen Mengen Waſſer zum Trinken und zu ſonſti— 
gem Hausbedarf zur Verfügung fteht. Wie weit man 
hierin gegangen ijt, beweift die Berechnung von täg— 
lih 50 1 per Kopf Waſſerverbrauch da, wo es qute 
Waſſerleitungen giebt. 

In welchem Grade in großen Städten die wich— 
tigen hier mit zu berührenden Fragen: Wafjerver- 
jorgung, Gefumdheitspflege und Straßenreinigung 
Opfer erheiichen, ergeben die zeitweiie veröffentlich- 
ten Büdgets der Großftädte. Berlin mit jegt 1,3 
Mill. Einwohner hat in dem Haushalts-E:at von 
1835/86 für Gefundheitspflege, Straßenbeleuchtun 
und Straßenreinigung die Summe von 4,167,5 

1* 








— — — — — 

























































1,732, für die 
60,367,854 Mark verzeichnet rn 
2,259,099 Marl für Bich- und 


Abfuhr 


J — 
1 
4 


— thiimer betrugen 97,90, zuſammen 247,06 
ß i 20 m als Durdichmittsjag der Straßen- 
fronte 12,36, bei der Annahme von 16 m aber 
15,44 Mark pro laufenden m. Diefe Zahlen follen 
nur den Sandwirthen, welche oft über die Höhe der | 
 Koften oder Beiträge für Straßen und Wege Hagen, | 
 geic in welchem Grade die ftädtische Bevölferung | 


Für Wafjer- Zus und Abfuhr und für Reinhaltung 
der Strafen umd Wohnungen herangezogen wird. | 
Durch ſolche Zahlen wird es —* daß der 
- Gträdter nur das Intereſſe gewinnt, das, was hin- 
aus muß, raſch beieitigt zu wiſſen umd daß es ihm 
gleichgültig wird, ob dabei an Dungwerth Berlufte 
en oder nit. Man nimmt jetzt mit Engler 
an, daß 1000 onen verſchiedenen Alters durch⸗ 
cchuittlich 33,16 kg feſte Ausleerungen und 428,29kg 
— — gi zufanımen alſo 461,95 kg. 


rechnen 
48,75 und 
458,00 
zuf. 486,75 kg. 
Reichshauptftadt hat es demnach mit 1,3 
%X durdichn. 474 = 616,2 Mill. kr Maſſe 
und da manim Haus auf den Kopf 50 1 Wajjer 
auch noch mit der a eg von 
65 Mill. 1 täglich oder 23,725 Mill. 1 im Jahre. 
Der Werth des Unraths eines Menſchen wird durch— 
rg zu 7,8, nach Anderen zu 11,8, im Durch⸗ 
alfo zu 9,8 Mark angenommen, wofür man 
auch janen kann, je nach Lokalen Berhältuifien zu 
- 8 bis 12 Marl. 
Wieviel die Stadt Berlin pro Kopf für Wafler | 


* 


} 
. 
. 


“+ 
« 


ud | Erlös war noch jehr gering, 100 kg 


and Abfuhr bezahlt, läßt fich micht angeben, da die | 


+ * * 8 old 9 
| 
man noch die Armenver- | Anlagen noch nicht die gefammte Stadt umfajjen 
022,307 Dat im über | und nicht angegeben ift, für wie viele Menſchen ir 
genannten die Koften berechnen laſſen. Wenn der Werth des 


Unraths aller Perfonen der Hauptftadt zu rund 13 
Mill. Mark angenommen werden tann und die Kana= 
lifation fehon jet ein Kapital von’ an 70 Mil. 
Mark und folglich zu nur 4%, mit Amortijation ſchou 
2,8 Mil. Mark koftet ohne den Betrieb, jo fieht 


man daraus, daß die Magiftrate kein allzu großes 


xtthallen, | Interefje am nutzbringender Berwerthung der Fälal⸗ 


mafjen haben können und daß für fie die Rentabili- 
tätsfrage nicht oder erjt in zweiter Linie im Betracht 
lommt. Die neueften Pflanzungen auf den Rieſel— 
federn find die mit Hanf, von welchem erwartet 
werden kann, daß er nad allen Richtungen hin gut 
einſchlagen wird. 

In den Niederlanden bleibt man nad) wie vor 
vorzugsweiſe bei dem Liernur'ſchen Syftem; nad) den 
fehr guten damit in Groningen gemachten Erfahr- 
ungen haben immer mehr Städte die Abfuhr mit 
diejem Syſteme eingerichtet. Die meueften Mits 
theilungen Tiegen aus Leiden vor: im Jahre 1883 
wurden 3993 Faß mit 611,320 kg Inhalt auf dieje 
Art gewonnen und ziwar mit einem Koftenaufvand 
von 1248,305 Gulden, d. i. 2140,30 Marl. Der 
zu 0,06 bis 
0,09 Gulden = 10,26 bis 13,39 Pig, im Ganzen 
alio 424,68 Gulden = 728,03 Mart. 

Daß die Riejelanfagen bei richtigem (leichtem) Bo= 
den Gewinn bringen müffen, ift früher jchon am 
vielen Beifpielen nachgewiejen worden; höchſt einfach 
wäre die Unſchädlichmachung von Abwäſſern durch 
Filtration mittelft Sand; man nimmt an, daß 
l cbm Sand in 24 Stunden 32 1 Schmutzwaſſer 
volltommen zu reinigen vermag; aus jeder Haus— 
haltung kommt in Form von Spülwafjer, Kloalens 
inhalt u. f. w. fo viel Flüffigkeit, daß man täglich 
etwa per Kopf mindeftens 1 cbm Sand nöthig hatte, 
um volltommen alle Abwäſſer unſchädlich zu machen. 
Diefe Sandmengen ftehen nicht zu Gebote und außer⸗ 
dem geht beim Filtriven durch Sand oder ähnliches 
Material der Dumgitoff faft größtentheils verloren. 

Die Torfftrem dagegen jcheint eine ‚große Bes 
deutung für die Frage der Neinhaltung der Städte 
und die der ———— hier erzeugten düngenden 
Stoffe zu erlangen. Im Braunſchweig hat C. Spiers 
ling in verfchiedenen Häujern und öffentlichen Ges 
bäuden die Gruben gepachtet und vermischt hier deven 
Inhalt mit Torfftreu; der dadurd gewonnene bölli 
geruchlofe Fatrinen-Torfdünger wird zu 70 Pig. a 
Grube für 100 kg, oder zu 7 Mark für ein Auder 
don vier + dverfauft, ein Preis, zu welchem er gut 
abnehmbar ift und auf den Gütern der Umgebung 
Verwendung finden kann, Im 1% Kloaleninhalt, 
wie er gewöhnlich abgeholt wird, ſollen nach €. 
Wolff 955 kg Waſſer ſein und eine ſolche Miſch⸗ 
ung lann, abgeſehen vom dem üblen Geruch, nicht 
weit mit der Ächſe geholt werden. 

1 cbm Sand wiegt 2660 bis 2730 kg, 1 cbm 
Torfitreu, wie fie jest meiftens geliefert wird, mur 
200 kg; pro Kopf umd Jahr jollen 25 voll» 
kommen genügen und diefe koſten jeit in den Städten 


— 





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Aderbau — Acme. 5 


franfo Haus etwa höchftens 1 Mark mit allen Un— | den find, aber ziemlich umftändlich und koſtſpielig, 
toften. Die Torfftreu wird befonders fiir Städte, | fo daß es nur eine beichräntte Anwendbarkeit finden 
Gehöfte umd Fabriken mit fandigem oder mit ftark | ann. 
fruftirendem, leicht zufammenfihlämmenden Boden | Haft umgelehrt verführt Bodenbender, da er 
fih Eingang verfchaffen, für fehr viele Gegenden | den Faktor Zeit mit zur Hilfe nimmt; er bereitet 
aber eignet fie fich micht und defhalb hat fh auch | die Abwäfjer der Zucderfabrilen, für welche das Ber- 
das früher erwähnte Spitem von Müller-Schür, | fahren eingeführt wurde, ſchon im den Fabriken vor, 
welches die Trennung der Abmwäjjer umd — | Riteirt mit Anwendung von viel Kalk umd pumpt 
mafjen durch Torffilter in abfließbares Waſſer und | dann das Filtrat auf Gradirwerke, von welchen das 
berwerthbaren Düngerreſt bejmedte, nur lokal ver= | gereinigte Waſſer abfließt. 
breiten können. Bei diefem Spitem find außerdem | Das oft genannte Verfahren von Friedrich be- 
die Uebelſtände bejonderer Anlagen der Aborte umd | fteht nur in der Anwendung einer Mafje, welche 
Rinnen für Küchenipülicht, die der Anfuhr und Ab- | aus Kalt, Thonerdehhydrat, Eiſenhydroryd und Car: 
fuhr u. f. mw. mit in den Kauf zu nehmen und | boljäure gemifcht ift, alfo ungefähr jo wie die Sü— 
findet überdieß eine volltommene Unfchädlihmachung vernſche Mafje wirken foll und wie bei dem eben 
nicht ftatt, da üble Gerüche nicht ganz zu vermeiden | genannten Berfahren wirkt, fo lange es nicht an 
find und das Waſſer nicht genügend rein abfließt. Kalt fehlt, d. h. diefer noch wirkſam if. Weſent— 
Die Süvernſche Maffe (10%, Kalt, 0,8%, Theer, | Tich neue Methoden giebt e8 alfo nicht und deßhalb 
3,3%, Chlormagnefium, 85,9%, Wafjer, berechnet | ift auch die ganze Frage noch eine offene troß ihrer 
r Reinigung des 100 fachen Gerichts Abwaſſer ze.) | Wichtigkeit befonders auch für die Fabrikation, weil 
irft wohl einen raſchen Niederichlag, Schütt aber | jet immer ftrengere Vorſchriften erlaffen werden. 
dor Zerjegungsprogejjen und mit ſolchen entweichen: | Manche Fabriten haben mit Mengen zu thun, welche 
den üblen Gerüchen und Gaſen nur jo lange als | denen mittlerer Städte entfprechen und müſſen deh- 
noch freier Atzkalk genug vorhanden ift, alſo nur | halb große Opfer bringen, wenn es nicht gelingt, 
da, wo das geflärte Waller raich abgeleitet werden | die fäulnig- und gährungsfähigen Stoffe we. theil- 
fan; e8 bedarf ferner deſſen Anwendung großer | weile Verwerthung in irgend einer Form nutzbrin— 
Kaltınengen, welche nicht überall angewendet werden gend zu machen. Das gefchieht 3. ®. mit den 
dürfen oder zu beichaffen find; die Anwendbarkeit | Seifenmäjjern der Tuchfabriten, aus welchen man direft 
iſt eine lokale, vielfach vortrefflich, aber feine allge | die fetten Säuren oder erſt Kualffeife gewinnt und 
meine und unter Umftänden jelbft machtheifig, da | diefe auf Leuchtgas und weiter verarbeitet. Waſſer 
viele Pflanzen umd die Fiiche ein fehr ſtark falt: | mit giftigen Farbftoffen oder metalligen Beſtand— 
haltiges Waſſer nicht vertragen können. — der Art müſſen mit beſonderer Vorſicht be— 
Wähend man früher bemüht war, die Zerſetzung | handelt werden, laſſen ſich aber leichter unſchädlich 
der fäulniß⸗ und gährungsfähigen Stoffe zu verhin= | machen wie die Waſſer, in welchen Stoffe enthalten 
dern, menden jet Ginige das Verfahren an, die | find, aus welchen fih Faulnig, Miasmen und ge- 
Zerlegung zu beichleunigen und durch geeignete Zufäße |, fährliche Keime zu Krankheiten entwideln. (Pilze, 
u verftärfen, um fo raſch als möglich den ganzen | Aigen u. ſ. w.) Auch für diefe bleiben die ſchwefel— 
rozeß — in abgeſchloſſenen Räumen — fich vollenden | ſaure Thonerde und der Kalk die Haupmittel, welche 
zu lajien, io dat dann der Rückſtand vollig unichäd- | angewendet werden, um Klärung und Niederichlan 
th und das Waſſer amftandslos befeitigt wird. | der ichädlichen Stoffe zu bewirken, aber deßhalb jind 
Der Sillar’fhe ſog. ABEC-Prozeß hatte | auch die Erfolge nur mangelhaft und namentlich für 
den Anfang damit gemacht; er hatte den Namen |die Gewinnung von Dungitoff. 
von den Anfangsbuchftaben der verwendeten Ma- Wderbau und damit zujammenhängende Stich- 
terialen — Mlaun, Blut und Clay, d. i. ftark thon- worte ſ. Pandwirthichaft. 
baftiger Yehmboden. Verwendet werden Blut, Holz! Meme, Acmeegge, Bezeichnung für eine neue 
kohle, Yehmthon, fchwefelfaure Thonerde und Kalk; |; ameritaniiche Pulverifiregge, welche die Vorzüge der 
der Bodenſatz, welcher bald die größte Menge der | Gage, der Kriimmer und der Walze (Schollenbrecher) 
fonft gefährlichen Stoffe enthält, wird gepreßt umd | vereinigen ſoll. Gewicht 85 kg, Arbeitsbreite 1,3 m, 
ve und das Waſſer möglichjt Mar abgelaffen. | Preis bei Jacob u. Beder in Leipzig 150 Darf. 
erbefiert wurde das Verfahren durh Miller, | Die, Heinen Pflugichaaren ähnlichen, Meifer find an 
welcher, beionders and Fabriken, die Abwäſſer in | zwei parallel zu einander liegenden eifernen Schienen 
Baifins fammelt, bis auf 409 erhitzt, Fleiſch, Blut, | befeftigt, in der Form verichieden und fo gewählt, 
Keber, Ertremente und dgl. Stoffe bis zum Stid: daß fie fih in der Wirkungsweiſe ergänzen. Der 
Roffgebalt von 19%, der organischen Subftanz zu= | don der erjten Reihe der Mejjer aufgerifjene Boden 
fett, dadurch eine rafhe Gaährung und Zeriegung | wird von der zweiten Neihe herumgedreht und weiter 
bewirft umd die fich dabei entwidelnden Gaſe u. ſ. w. bearbeitet, jo daß er vollfommen aufgelodert, ge- 
durh Drainröhren in die Felder leitet; das Waſſer wendet umd gepulvert wird. Das Cingreifen der 
über dem Bodenjat wird durh Kohlenſtaub, Sand | Zinten kann requlirt werden, indem die beweglich 
oder gut abforbirenden, alſo thonhaltigen Boden | aneinander befejtigten Schienen durch Hebeldrud in 
oder Torimaſſe filtirt umd läuft dann endlich Mar | ihrer Neigung zur Bodenfläche vertellbar find. Der 
und unichädfich ab; der Bodenſatz bildet den eigent- Führer bedient und requlirt von feinem Site aus 
fihen Dünger. Das Berfahren ift brauchbar fiir | das Geräthe und verftärft das Eingreifen der Zinken 
Fabriten, welche felbit mit Landwirthſchaft verbun- | durch fein Körpergewicht. Das Geräthe ſoll nur 











6 


zwei Pferde zur Bedienung erfordern und die Arbeit | 
eine vorzügliche fein. Mittheilungen über damit im | 
Deutichland gemachte Erfahrungen liegen noch nicht vor. | 

Afrita, diefer, im Inneren noch immernur unvoll⸗ 
fommen erforjchte Erdtheil hat jet für Deutfchland | 
ein erhöhtes Interefje durch direkten Landerwerb und | 
durch die Mitbetheiligung an der Schaffung des 
großen, für alle Zeiten neutralen Kongoftaates; 
diefer ift zum Zwecke der Erſchließung Innern 
für den europäifchen Handel gegründet morden 
(Gencrafte vom 26. Februar 1885 in Berlin), nad) 
den Beſchlüſſen der geidachensen Körpericdhaften in 
Belgien unter die Sonveränität des Königs der 
Belgier geftellt und hat den Sit der Zentrale 
regierung in Brüffel. Der König der Belgier, 
Fürft Bismard und der Engländer Stanley 
werden als die Gründer diefes unabhängigen Staates 
genannt; deffen Grenzen find durch Berträge der | 
Internationalen Kongo « Gefellihaft mit Deutjchland 
(8. November 1884), Frankreich (5. Februar 1885) 
und —— (14. Februar 1885) feſtgeſtellt worden. 

geſammte Ausdehnung des Kontinents 
— 32 ‚327 Mill. qkm angegeben, die Bevöl- 
ferung zu nicht ganz 205 Mill., fo dab auf den 
qkm faum 7 Einwohner fommen. Es find jedod) 
die Flächenangaben und die Bevölterungsziffern noch 
jo ungenau, daß man darauf nicht bauen kann und 
um ſo weniger als die Angaben mehrfach ſehr ver⸗ 
ſchieden vorliegen. Selbſt über die Gebiete im Be— 
fig der europaifhen Staaten find die Größenver- 
haltniffe nicht fiher beftimmbar,; Marollo hat feine 
feften Grenzen nadı Süden und Aegypten nad) dem 
Verluſte des Sudan durd die Aufftändifchen unter 
Führung de8 Mahdi eine bedeutende Verringerung 
feines Gebietes erlitten, ohne daß fich genau bes 
ftimmen Tiefe, welche Flächen der Botmäßigkeit der 
Aufftändifchen gehören. 

I. Die europäifhen Befigungen und 
Schußgebiete. Dieje find: 1. die britifchen: 
a) Kapkolonie mit Kaffraria, Baſuto Land, Dit: 
und Weſt-Griqualand, Translei-Diſtrilte und De: 
pendenzen, berechnet aus den offiziellen Angaben 
im „Bothaifchen Genealogiſchen Hoftalender“, welcher 
ftets die zuderläffigften Zahlen bringt und deffen An⸗ 
gaben daher, auch fernerhin allenthalben benutzt 
werden. 

Einwohner a. 1 qkm 


im Ganzen zu 628.6 660 1,252,000 | 
b) Natal , 48,560 418, 731 
e\ Proteftorate, Zulu⸗, » 

Reſerve⸗ und Bet: 

ihuanenland . 483,900 ? : 
d) Walfiich-Bai . 1,250 ? 
e) Sierra Leone. 2,600 60,546 2980| 
f) Gambia 179 
g) Goldküfte . 38,850 
h) Yagos . . F 189 
i) Proteftorat wiger 

Diſtrikte ? 
k) St. Helena 122 
I) Ascenfion. . 88 
m) Triftan da Cunha 116 

1.204,514 1,781,277 38,6 


| aber mit Madeira. 


a) Nordafrita (Marofto) 
b) Weftküfte von Afrita 
ec) Weft-Sahara . 

d) Guinea Inieln: Fer⸗ 


Afrika. 


km Einwohner a. 1 
1 ‚204 ‚>14 1,731,277 
n) Mauritius u. De 


35% 


pendenzen . 2,655 
0) Neu Amfterdam 
und St. Paul . 73 


1,207,200 2,605,100, 2,1 
In der neueften Auflage von „Meyers Konver- 
fations=Leriton“ find nur 725,671 qkm angegeben, 
aljo faum 60°, al8 Bewohner aber —* 2,871,491, 
fo daß auf 1 qkm faft 4 Einwohner fümen. 
2. Die anne Beſitzungen und 
Schußgebiete: km Ginmohner a. 1gkm 
667, 000 3,310,412 





a) Algerien 50 
b) Senegal u. Depen- 
denzen . . ? 197,644 2 
c) 1 bon Guinea 450,000 ? ? 
d) O 10,000 22370 2,2 
e) —— 2,512 170,518 68,0 
f) Mapotte . 366 11,900 33,0 
g) Noffi-Be . 293 9539 33,0 
h) St. Marie de Ma: 
dagasfar. . 165 7278 44,0 
i) — als Shut- 
ftaa : 116,348 1,500,000 13,0 
— — 1,246,684 5,229,670 — 


bei Meyer 1,039,878.8 5,201,681 
3. Die portugiefiihen Bejigungen: 
k 


m Üinmohner a.ıgkm 
a) Kapverdiiche Infeln 43,851 99,317 26,0 
b) Guinea (Senegam- 
bien, Fiffao, Cacheo, 
Bolama u. f. w.) 69 9,282 135,0 
e) St. Thome und 
Principe, Infen . 1081.56 21,037 ? 
d) Ajuda- und Daho⸗ 
mery-Küjte ? ? ? 


e) Angola (Foanda, Ben- 

guelau Woffamedes) 809, * 2,000,000 
f) Kongogebiet ? 
g) Mozambique (Cap 

Delgudo, Angoche, 

Mozambique, In— 

hambane, Queli⸗ 

mane, Sofula, You: 

renzo Murgues, Tete 


und Manica . 991,150 350,000 


1.805.550 2,479,600 
1,806,401 2,618,001 





bei Meyer 


4. Die ſpaniſchen Befigungen: 

gkm Einwohner a 1 qkm 
2476, 0. Ceuta 

378 2170, m.@euta 

? ? ? 


nando Bo, Annobon, 
Couisco, Elobey und 
Territorium dv. San 


SUEE .. = 3% 36,100, 160, 
e) Die Canarijden In⸗ 

jeln mit . . 7272,6 300,874, 410, 
Diefe werden im Hoflalender nicht unter den aus- 


2200 


Afrika. 7 


märtigen Beſitzungen aufgeführt, ſondern, wie auch von Aden nördlich und bis an die portugiefifchen 
Madeira bei Portugal, unter dem Mutterland. Beſitzungen füdlich Liegen follen. Siehe Weiteres 
Eine genaue Flächenangabe ift nicht möglich; bei | unter der Beichreibung diefer Gebiete. 
Meyer find mit Ceuta und mit den Canariſchen Nimmt man da8 Ganze der Befitungen, über 
Infeln 9853 qkm und 344,115 Bewohner ange= | welche europäiiche Reiche bis jett die Herrichaft er- 
geben; im Hoffalender nur (ohne Centa und ohne | Tangt haben, in Bezug auf das Gejammtgebiet, wel— 
die Canariſchen Infeln) als fiher bekannt 2200 qkm | ches zu faft 30 Mill. qkm angegeben wird, jo macht 
und 38,576 Eimmohner. das kaum 230/,, da ſelbſt wenn fehr hohe Ziffern 
5. Die italienische Beſitzung Afiabbaiam | genommen werden, noch nicht 7 Mill. qkm auf diefe 
Rothen Meer: 632 1300 — Beſitzungen zuſammen, eiuſchließlich derer, über 
6. Die türkiſchen Schußgebiete und Be— welche die Türken die Schutsherrichaft haben, kom— 
figungen (zum Theil faft unabhängig, zum Theil! men und ohne die dazu gehörenden Gebiete kaum 


unbeſtimmt in der Begrenzung): 5 Mill. qkm, alio etwa 10%, des Ganzen. Es 
qkm Einwohner aigkm liegt aber in der Natur der Sache, daß die Beſitz— 

a) Aegypten, jet nur ungen der Europäer immer weiter ſich ausdehnen 
noch 1,021,354 6,817,265 6,0 und immer mehr don den unabhängigen kleineren 


b) Tripolis u. Barta 1,033,000 1,000,000 1,0 | Fürften, Königen oder Häuptlingen fihunterden Schut 

2,054,000 7,817,000 4,0 ! der mächtigen Europäer ftellen werden. Groß find nod) 

Bei Meder find für Aegypten allein noch 2,900,800 | die Gebiete, von denen man gar feine Kenntniß hat 

qkm und 1,657,000 Eimmohner angegeben. und groß noch die, über welche man nicht viel weiß. 

7. Die deutſchen Schupgebiete und Be- II. Bon befannten, wirklich ſelbſtſtändigen 
fienngen, Ermverbimgen der letten Jahre und | Ländern können nur nod genannt werden: 


noch nicht ficher abgegrenzt. 8. Maroflo,Sule agkm Einwohner a.igkm 
Der Hoflalender giebt an: |tanat, mit dem Ge- 
a) da8 Togogebiet an der Sllaventüfte mit | biet von Tuat . . . 812,300 10,000,000 12,3 
den Hafenpläten Lome und Bagida und ' 9, Liberia, Repu= 


b) dag Guineagebiet — am Rio del Rey, | blik der Negeru. j. w. 
Alt-Ralabar: und Erok- Fluß, Bimbiagebiet mit In= | (jeit 1822, bez. 1847) 37,200 1,068,000 29,0 
tet Rikol, Kamerım, Malimba, Klein Batanga und 10. Kongoftaat, 
Plantation bis Criby, Gebiete, innerhalb melden | vgl.oben, nad) Stanley 2,735,400 27,000,000 9,8 
die Riederlaffung der Miifionäre, Victoria an der; Der Hoffalender bes 
Ambasbat und der nördliche Theil von Malimba | merkt, daß nad) den Kar- 
andgenommen find. Als Gouverneur wirft der | ten von J. Perthes ſich 
Krhr. von Soden, als Kommiſſar im Togo-Gebiet | für das von Deutich- 
der Rg.Aſſeſſor Faltenthal. land anerkannte Gebiet 
ec) Das ſüdweſtafrikaniſche Küftengebiet, | 1,533,100 gkm und für 
zwiſchen Kap Frio und Oranjefluß im Angra Pe: | das von Frankreich an— 
quena — Fügerigland, Namaqua-,Damaraland u. f.w. | erfannte2,074,100 qkm 
mit Ausnahme der den Engländern gehörenden Wal | beredinen. Bei Meyer 
fiſchbai. Als Kommifjar wirkt der Yandger.Nath | fehlt die Angabe dar— 
Dr. Göring. | über umd auch die über 
d) Die Gebieteder Herrſchervon Uſagara, Liberia ganz. 
Naurit,Ufeguha,Ufamiu.f.w. inOftafrifa, Ge | 11. Südafritani- 
bietder „Geſellſchaft für deutiche Kolonifation“ —, noch ſche Republik, vor: 
unbeſtimmt bezüglich des Umfang und der Befittitel. mals — . 291,890 829,000 8,0 
Die jämmtlichen Beſitzungen der europäifchen Reiche 12. Oranje⸗Frei— 
ind — Küftengebiete und mur Aegypten, Er ehe 107,439 134,000 1,25 
aier (Tumis), Tripolis und das Kapland eritreden | . ı ’ 
fi beträchtlich in das Innere; wie weit e6 Deutie- Monardie . . . 591,964 3,500,000 6,0 
land gelingen wird, im Inneren feften Fuß zu fajjen, 14. Sanjibar, 
farın nod) nicht bejtimmt werden; die Angaben über | Sultanat. Infel San- 
das, was bis jetst deutiches Gebiet genannt werden | fibar und Pemba, Seit: 
fan, gehen mod) weit auseinander. Die Küften | ad . . . .. . 
fängen werden bei Meyer für Großbritannien zu | Inſeln, Bevöllerung 
3220 km, für Frankteich ohne Afgerien und Tunis | und Ausdehnung des 
7 750, für Portugal zu 3360, für Spanien zu Feſtlandes find nicht be> 
0 und für Deutichland zu 1260 im Güdmeften, | fannt, die Örenzen wer 
170 im SKamerungebiet, 40 km an der Sklaven | dert durch eine franzöfiich- 
küfte angegeben, der Befitungen im Often wird gar | englisch = deutiche Kom— 
nicht gedacht. Für den Südmweften werden auch miſſion erſt feftgeftellt. 
7500 Cuadratmeilen genannt. Bezüglich von Oft: | _ 15. Abeſſynen, im 
afrita ſpricht mam von 30,000 deutichen Quadrat Hoftalender n. envähnt 333,200 3,000,000 9,0 
meifen und von Befittiteln, welche bis zum Golf) zuf. foweit befannt: 4,911,943 45,781,009 9,4 








2,550 250,000 98,0 


"fa 


‚Dber-Suinca - . 


8 Afrika. 


qkm Ginwohner a.1gkm 

mit den Befigungen und 

Schutsgebietender Euro- 
päer etiva ; 12,000,000 19,000,000 1,58 
SIII. Für die weniger befaunten Staaten 
blieben alio an 18 Din. gkm; im SHoflalender 
finden fich darüber gar feine Angaben, bei Meyer 
wird gerechnet: gkm Ginmwohner a igkm 
16. Sahara-Gebiet 6,180,000 2,500,000 0,4 


17. Sudan und 

3,430,000 75,000,000 22,0 
1,890,000 15,500,000 8,0 
3,970,000 47,000,000 12,0 
4,700,000 


20,270,000 164,400,000 8,1 

Bon den unter 16—20 genannten Gebieten ift 
zunächſt der Kongoftaat in Abrechnung zu bringen 
und bleiben demnach 18,74 bis 17,53 Mill. qkm, 
je nachdem man deſſen Größe nehmen will, und 
138,4 Mill. Einwohner, ferner fommen auch noch 
in Abzug die inzwiihen an Deutſche und andere 
Volker abgegrenzten Gebiete. 

Man wird aljo ungefähr rechnen oder vielmehr 
fhägen dürfen: gkm Girmwohner a.igkm 

I. Die europäifchen 
Befigungen u. Schutz⸗ 
gebite . . . .  . 7,100,000 19,000,00 — 

IL Die unter 8 bis 
15 genannten Staaten 4,900,000 45,781,000 — 

III. Die unter 16 bis 
20 genannten Gebiets- 
theile.. 


18. Galle und 
Somallünder . . 
19. Aequatorial⸗ 


20, Staaten "im 
den . 2... 


18,000,000 138,400,000 — 
zufammen 30,000,000 203,181,000 — 

Bon den genannten 20 Staatsgebieten haben nur 
wenige für unfere Zwede Bedeutung, fo daß als 


von anderen engliichen Kolonien gerühmt werden kann; 
die Gebiete nördlich und füdlich Aequators harren 
nod der Belebung durch den Handel, Abefipnien 
bleibt abgeihloffen, Marokko dagegen fängt an, 
dem europäiichen Verkehr zugänglicher zu werden, 
bat aber auch noch mit dauernden inneren Unruhen 
zu kämpfen und nad Süden keine feſten Grenz— 
linien, die Freiftaaten der Boers haben für den 
Welthandel nod) feine Bedeutung erlangen können, 
Madagaskar hat erit vor Kurzem wieder einen 
harten Kampf mit Frankreich zu beftehen gehabt 
bleibt aber nach wie vor den Ausländern ziemlich 
unzugänglid; von dem Kongoftaat hofft man 
einen bedeutenden Aufſchwung des Binnenhandels in 
gefammten Kongogebiet. Ueber die deutſchen Be— 
figungen lauten die Urtheile noch wideriprechend, 
doch werden die ungünftigen Berichte inımer befjer 
widerlegt und unterliegt es feinem Zweifel, daß diefe 
Gebiete eine gute Zukunft für Aderbau, Viehzucht 
und Handel haben werden, wenn es den Deutichen 
einmal gelungen ift, mit den lokalen Berhältnijjen 
volllommen vertraut zu werden. Weber die Bedeutung 
diefer Gebiete für den Bergbau iſt ein ficheres Ur— 
theil noch nicht möglich). 


IV. Die Beihreibung der wictigeren 
Staatsgebiete. Bon den minder wichtigen ge— 
nügen die neueren ftatiftiichen Angaben in gedräng- 
ter Darjtellung. 


A. Die Staaten nördlid und füdlih dom 
Aequator; diefe find hauptjächlich Ausfuhrgebiete 
für Palmferne nnd Palmöl, Erdnüffe (Arachiden), 
Kautjhut, Gummi-Kopal, Farbhölzer und Farbitoffe, 
Gewürze (Pfeffer, Nellen u. ſ. w.), Wade, Oel: 
jämereien, bef. Seſam u. f. w., Kaffee, vorzüglich 
in Liberia, Ingwer, Arrowroot, Reis, Koprah, Felle 
und Häute von Thieren, Elfenbein und Edelmetall. 
Spirituojen und zum Theil auch Zuder laſſen fich 
dahin abſetzen, letzterer wird aber auch theilweiſe jelbit 





Ergänzung zu dem früheren Artifel über Afrifa mur | gewonnen. Bon den meiften Staaten fehlen die 
diefer ausführlicher gedacht werden joll. Im Ganzen | näheren Angaben. Sanfibar hat einen Schiffs: 
tommt Afrita für die deutſche Landwirthichaft weit | verfehr mit bis über 120 einlaufenden Schiffen mit 
weniger in Betracht wie die anderen Welttheile, e8 an 110,000 t- Gehalt und 42 Mil. Mark und 
kann aber mit der Zeit eine Bedeutung erlangen , darüber Werth der Ein- und Ausfuhr; Madagastar 
und e8 liefert fchon jet einige jehr wichtige Artikel, | an 300 einlaufenden Schiffen mit an 15,000 t» 
während es ein gutes Abjatgebiet für Zuder und |; Gehalt und 20 Mill. Mill. Handelswerth. 

befonders für ZTertilwaaren, aber auch für andere! B. Der Oranje-freiftaat bat an 62,000 
Erzeugnifje des deutfchen Gewerbefleißes und der Weihe gegen 73,009 Eingeborene und unter den 
Induftrie werden fann und zum Theil ichon iſt. Weißen an 43,000 im Freiftaat Geborene, an 17,000 
In den Jahren ſeit Ericheinen des erften Bandes | aus afrikaniſchen Ländern Gelommene (15,000 aus 
des Lexikons find politiihe Verhältniſſe eingetreten, | den Kapfolonien), etwa 2000 Europäer(1000 Deutiche) 
welche die Bedeutung der afritaniihen Staaten als | und noch nicht 100 Perfonen aus anderen Welt: 
Ausfuhrländer zum Theil ſehr herabgeftimmt haben. | theilen. Für 1885,86 wurde das Budget mit 


Aegypten hatte feine Bedeutung ald Ausfuhrland 
zeitweiſe faft ganz eingebüßt und hat fie bis jetzt in 
früherer Weife nicht wieder erlangen können, Tripolis 
ift wenig entwidelt und bedeutungslos für den Welt- 
handel, Algerien und Tunis haben fich nicht 
fo entwidelt, wie man eine Zeit lang erwartet hatte, 
nennenswerthe Kortichritte find nicht gemacht worden, 
und felbft die Kapkolonie hat in Folge von lang— 
jährigen Kriegen im Norden und von dauernden 
Unruhen nicht die Entwidlung gewonnen, tie fie 


3,445,340 Markt Einnahme und 3,699,580 Marf 
Ausgaben tepgencht; die öffentliche Schuld iſt 4 Mill. 
Mark, das Staatsvermögen (Ländereien u. ſ. mw.) 
283 Mill. Marl. Die Einnahmen bilden beſonders 
| Zölle (erhöht feit 1884), Abgaben von Grundbeſitz, 
' Stempel, Eimjchreibegebühren und Lizenzen. — Der 
Handel wird für 1884 in Einfuhr zu 39,316,520 
Mark und in Ausfuhr zu 40,668,626 Mark ange- 
geben; auf die Wolle fommt davon der Hauptiverth, 
deren Ausfuhr war 21,582 Mill. engl. Pfund — 


Afrika. 


9,78 Mil. kg, gegen 27,231 Mill. Pfund im Jahre 

1882; die geiammte Ausfuhr war gegen dieſes Jahr 
fat um 9 Mill. Mark Meiner, die Einfuhr um 

22,2 Mil. Mark geringer. Die Zolleinnahme feit 

1884 war 9,045,760 Markt (23 %, der gefammten 
Einfuhr). Zur Ausfuhr famen Wolle, Strauß: 
federn, Rinderhäute, Schaffelle, Hörner und feit 
einigen Jahren auch Diamanten (1863 zufammen 
62 engl. Pfund und 4 Ungen). 

Der Haupthafen ift Port Elijabeth. Telegraphen— 
leitungen giebt es 741 km mit 28 Stationen (Staat$= | 
betrieb). Die deutiche Konjularvertretung ift die der 
Kapftadt. 

C. Die ſüdafrikaniſche Republil(Trans: 
daal); diefe hat auf 291,890 qkm an 55,000 
Reife und an 78,000 Schwarze; da8 Budget für 
1834/85 zeigte als Einnahme (Grund und Kopf: 
fteuer, Lizenzen u. dgl. Abgaben, Zölle) 3,760,340 
Markt, als Ausgabe 4,330,520 Mark in Abrechnung 
und über 5,33 Mill. Mark und 5,26 Mill. Mark 
im Anihlag. Die Staatsfhuld ift 11,10 Mill. 
Markt, das Staatsvermögen, etwa 5,66 Mill. 
engl. Acres Yand — 2,28 Mill. ha, 11,63 Mill. Marl. 
Der Handel (11,49 Mill. Markt Einfuhr) bringt 
zur Ausfuhr Wolle, Nindvieh, Getreide, Früchte, 
Tabak, Butter, Branntwein, Straufenfedern, Elfen: 
bein, Felle, Yeder, Gold, Silber, Kupfer, Blei, Ko- 
balt, Steintohlen. 

An Telegrapben giebt es 175 km (vor dem 
legten Kriege 356 km). 

Ein deutſches Konſulat fehlt noch. 

D. Wenig nad Außen wirtend und deßhalb aud 
noch wenig belannt troß des leiten Feldzugs der 
Engländer und in Folge vielfacher Kämpfe mit 
Aeghpten, mit den weſtlichen und jüdlichen Nach: 
barftaaten und im Inneren jelbit, ſowie durch die 
Abneigung gegen Fremde wirthfchaftlich nur wenig 
entwidelt ift: 

Abeifinien (Abyſſinien, Haleſch, Habe— 
ſcha): es könnte ein hochwichtiges Land fir Acker— 
bau ſein, — vereinigt das Tropenklima mit dem ge— 
mäßigten in allen Abſtufungen bis zum Alpenflima, 
bat aber keine Handelsftraßen und keinen Hafenplat | 
und die Bewohner zeigen wenig Neigung dazu, zur | 
Ausfuhr den Anbau zu betreiben. Getreide-, Gartens, | 
Obſt- und Weinbau, ſowie Viehzucht laſſen jich im 
größten Theile des kultivirbaren Yandes mit Erfolg 
betreiben und das, was geliefert wird, bildet meiſtens 
borzüglihe Waare. 

Das heiße fumpfige, viel mit Unvald "bededte 
Fiefland Kola oder Kwola — unter 1600 m — 
ift das Tropenland; von 1600 bis 2400 m findet 
ſich das Beingebiet, Woina Dela, mit Obit:, 
Getreide-, Gartenbau u. f. mw. und darüber liegt 





das eigentlihe Hochland — Deka, in weldhen 


GSerſte, Weizen und Einforn bis 3900 m hoch anz= | 


9 


Baummolle, Tabak, Fein, Nut (Delpflanze), Mais, 
Kartoffeln, Hüljenfrüchte, Dakufcha, Teff, Ingwer, 
Indigo, Obftarten (Pfirfih, Mandeln u. ſ. w.) Wein, 
zahlreiche offizinelle Pflanzen, Bambus, Rotang, viele 
Nutzhölzer, Enfetebananen, Gartengewächſe u. f. w. 
Im Tropengebiet giebt es Elefanten, Nashörner, 
Nilpferde, Giraffen, Antilopen, in höheren Theilen 
nebſt Pferden, Kameelen, Maulthieren, Rindern ver- 
jchiedener Art, Ziegen, Schafe, wilde Schweine und 
Hausichweine und amdere Nutzthiere. Much der 
Bergbau ift erwähnenswerth; Gold, Eifen, Schwefel, 
Salz, Steinkohlen find vorhanden, werden aber noch 
wenig benußt. 

E. Aegypten, der europäifchen Kultur vielfach zu— 
gänglich gemacht, hatte durch die großartigen Meli— 
orationen im Delta (Dampfpflugkultur) und durch 
den Suezlanal unter dem früheren Vizelönig einen 
bedeutenden Aufihrwung gewonnen und zeigt heute 
noch mehr euröpäifche Einrichtungen al8 die anderen 
Gebiete in Afrifa. Der Kanal, an 2000 km Eiſen— 
bahnen, an 10,000 km Fänge der Telegraphenlinien, 
180 Bırreaus, eine Handelsflotte von über 600 
Schiffen und 40 Dampfern, ein Schiffsverfehr von 
an 9000 Schiffen mit an 4,5 Mill. t-Gehalt im 
Ein und im Ausgang, eine gut eingerichtete Poft 
mit Sendungen bis an 10 Mill, Stüd und an 
200 Poftämter, afle dieje Verhältniſſe zeigen, daß 
das Land im lebhaften Verkehr fteht; der Ausfuhr: 
handel ift aber im den legten Jahren unter dem 
Einfluß der politifhen Wirren zurüdgegangen und 
nur noch im einzelnen Artileln bedeutend. 

Der Umfang des Landes, welches ſich füdlich 
zeitweife bis Abyifinien erjtredt hatte, ift jetzt be= 
deutend geringer, da der wirkliche Beſitz im Süden 
nur noch bis zu den zweiten Nilsfataralten — 
Wadi — Halfa — geht (füdlichſter Ort Ataicheh) —, 
die Ausdehnung erjtredt fi alio vom Mittelmeer 
30% 35‘ n. Br., bis etwa zum 219; öftlich gehört 
die Halbinfel Sinai und ein Strich von der Kilite 
de8 Nothen Meer:8 dom Golt von Akaba bis EI 
Chaſſala auf der aſiatiſchen Seite dazu; die Süd— 
grenze ift etwa 24°, im Weiten find die Oaſen der 
Lybiſchen Wüſte mit unbeftimmten Grenzen zu Aeghp⸗ 
ten zu rechnen; das Gebiet liegt etwa zwiſchen dem 
25.0 und 37.0 ö. L. v. Gr. Die Bevölferung 
wurde 1382 zu 6,817,265 Einwohnern augegeben, 
nach Einigen jollen auf das eigentlihe Aegypten 
5,5 Mill. Einwohner kommen, nad Anderen nur 
42 Mil. Bon der Gejammtbevölferung rechnet 
man nicht ganz 100,000 Fremde, wovon auf die 
Deutihen kaum 1000 kommen, auf die Griechen 
über 37,000, anf Italiener über 18,000, auf Frans 
zofen über 15,000, auf Angehörige der öſtr. Ge— 
jammtmonardie etwas über 3000, auf ſolche des 
britiichen Reiches etwa 6200; die anderen Nationa- 
litäten find alle mit Ziffern unter 1000 vertreten, 
die Aſiaten im Ganzen noch mit an 1200 Köpfen. 


ut werden und die alpemvirthichaftliche Viehzucht | Un Beduinen, ſeßhaft und Nomaden, werden etwa 
tſãchlich betrieben wird. Zur Ausfuhr kommen | 250,000 gerechnet, Türken etwa 300,000, Kopten 


saft mur Honig, Wahs, Gummi, etwas Saffee, | 
Pieide und Mauithiere, Hänte und Nutzhölzer, 


15,000. 
Bon der Gefammtzahl der Bewohner kommen 


Farb- umd offizinelle Pflanzen, gebaut aber werden | 3,416 Mill. auf die Frauenwelt; Kairo und Alerans 


noch 


die Durrarat Machilla, andere Hirſearten, drien haben über 300,000 und 200,900 Einwohner, 


10 Afrila. 


Städte von 10,000 bis 35,000 Einwohner giebt es Mark Defizit erhielten; bedeutend iſt noch immer die 
noch 21. Ausfuhr in Baumwolle, welche zwar auch ſchon wie— 
Das Finanzweſen iſt durch Verſchwendungs⸗ | der zurückgegangen iſt, im Jahre 1883 aber doch 
ſucht, Mißwirthſchaft und kriegeriſche Ereigniſſe arg 148 Mill. kg nach England lieferte; bedeutend iſt 
zerrüttet, fo daß die europäiſchen Mächte interweniren auch die Ausfuhr von Südfrüchten aller Art, be— 
mußten und eine Zentrale und Regulirungs-Kom- | fonders Dliven, Datteln, Feigen u. f. w., und die 
miffion eingefegt haben, deren Wirkſamkeit aber öft | don Rojenöl, unbedeutend dagegen ift die Ausfuhr 
mit aller Ener ie erzidungen werden mußte. Im) don den Erzeugnifjen der Bichzucht, welche arg vernach⸗ 
Eeptember 1884 mollte die Regierung die Amorti= | läffigt bleibt. Zucker wird als Rohzuder faft ganz 
firung der Schuld aufheben, was jedoch durch die nach Marjeille ausgeführt, um dort rafftnirt zu 
fremden Mächte verhindert wurde. Für 1885 wur- | werden und fommt dann wieder zurüd; die einzige 
den die Einnahmen (Grundfteuer, direlte und in- inländiſche Regierungs-Raffinerie fordert nur ein 
direfte Steuern, Eifenbahn, Telegraph, Poft, Hafens | fchlechtes Erzeugniß (braunen und nicht weißen 
gelder u. ſ. mw.) in ägyptiſchen Pfunden zu 20,8 Mark) Zuder). Die Mehrausfuhr von Früchten und Sä— 
auf 185,047 Mill. Mark, die Ausgaben mit denen | mereien ift 26,65 Mill. Mark, die Einfuhr von Ta— 
für die Domänen und die Daira-Sanieh (Privatbe= | bat 6,52 Mill. Markt, die von gegohrenen Getränken 
fits des Khedive und feiner Familie) zu 212,72 Mill. | und die don Thieren und thieriichen Nahrungsmitteln 
art veranschlagt. Die Zinfen und Amortifirungen | 6,9 und 6,78 Mill. Mart. Für Metalle, Dajchinen, 
der Schulden bilden davon die größten Poften; als | Metallwaaren, Spinnftoffe, Nutzholz, Gewebe, Dro- 
Tribut an die Pforte müſſen 14,111 Mill. Mark ent- — Lederwaaren, Fette, Oele u. ſ. w. iſt überall 
richtet werden, nicht ganz die Hälfte dieſer Summe bedeutende Mehreinfuhr zu verzeichnen. 
bildet die Zivillifte, für die Domänen und die Dairas | Der Berker auf dem Sueztanal, welcher bis 
Sanieh find etwa 6,24 Mill. Mark angefekt, für die) 1883 im Ganzen über 390 Mill. Markt gefoftet hat, 
Armee, Gensdarmerie, Polizei und Gefangniffe 8,333 | ift- ein ftetig zumehmender geweſen; im Jahre 1872 
Mill. Mark, für andere Ausgaben aller Art 54,5 Mill. | gab c8 zum erjten Mal einen Ueberihuß von 1,65 
Mark, fiir außerordentliche Ausgaben etwa der Be: | Mil. Mark, im Jahre 1883 war dieier ſchon faſt 
trag des Tributs, fo daß für die Schuldenverwalt: | 28 Mill. Mark; die Gefellihaft hat ein Vermögen 
ung u. ſ. w. über 108 Mill. Mark zu verwenden find. | von über 58 Mill. Mark (Baulichkeiten, Inventarien, 
Die öffentlihe Schuld wird mit allem Zubehör an | Attivbeftände). Den Kanal paffirten 1876 zufams 
inneren Schußden u. f. w. zu über 2200 Mil. Markt | men 1457 Scifje mit 2,097 Mill. t, im Jahre 
angegeben. 1883 aber 3307 Schiffe mit 5,777 Mill. t, im 
er Handel, welder im Jahre 1885 nur 57,22 | Jahre 1884 nur 3284 Schiffe, aber mit 5,87 Mill. t 
M. Mart an Geſammtwerth der Ausfuhr zeigte (bes | (darunter deutiche 130 mit 168,904 t, enaliiche 2474 
rechnet in ägyptiſchen Piaftern zu 20,8 Pfg.), im | mit 4,467 Mill. t, franzöfiiche 300 mit 567,874 t, 
Jahre 1870 ſchon über 200 M. Mart, 1876 bis | niederländiiche 145 mit 264,240 t; die anderen Na= 
über 282 M. Mark, ging von da ab wieder zurüd, | tionen find mit 65 bis herunter zu 4 Schiffen und 
erreichte diefe Höhe im Iahre 1879 noch einmal faft | etwas über 110,000 (Italien) bis herunter zu 2824 t 
vollftändig und blieb von da ab unter diefer Ziffer; | (Portugal) betheiligt. Für 1883 gab es 54,82 Mil. 
im Jahre 1884 war die Ausfuhr 263,73 M. Mark) Mark Einnahme und 24,67 Mill. Mark Ausgaben, 
und die Einfuhr 173,97 M. Mark, ebenfalls bedeu- alfo rund 30,2 Mill. Mark Ueberſchuß, wovon laut 
tend geringer wie bordem; der Werth des Durch: | Statut 5%, zur Referve kommen. (Mittheilungen im 
fuhrhandels war 15,256 Mill. Mark. Hoffalender.) 

Unter der Ausfuhr waren vertreten in Mill. Mart:| Landwirthihaftlides. In „Fühlings Landw. 
das Getreide mit 35,11, Sämereien und Früchte | Zeitung“, Heft Mai, Juni und Auguſt 1885, finden 
mit 31,72, Kolonialmaaren mit 8,70, Metalle mit | fih Mittheilungen aus eigener Anſchauung bon 
1.02, Häute mit 3,97, Strauffedern mit 0,42, Spinn= | einem Landwirt — Neher —, welcder dort felbft 
ftoffe mit 0,3, Nutsholz und Elfenbein mit über 0,54, im einer Wirthichaft thätig war; in Verbindung mit 
Gervebe mit 0,64, Holzwaaren mit 0,22, Harze, | anderen Mittheilungen und Berichten Tafjen fie für 
Fette, Dele mit — 2,7IM. M. ; die Einfuhr bildeten bes | die Landwirthſchaſt ein keineswegs günftiges Bild 
fonders Tabak, gegohrene Getränke, Kolonialwaaren, entwerjen. Der Berfaffer Magt befonders darüber, 


— — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — 


Thiere und thieriſche Nahrungsmittel, Metalle und daß die Baumwollkultur als wahrer Raubbau be— 
Metallwaaren, Spinnftoffe, Nutzholz, welches zum trieben werde und daß zu deren Gunſten die alt— 
Theil aus Schweden und Norwegen bezogen werden | berühmten und bewährten Anlagen zur Bewäjlerung 
muß, Gare und Gewebe, Maſchinen, Leder: im Delta zum Theil vernichtet worden find, ſowie 
waaren, Holzwaaren, Papier, Droguen, Harze, fette, | darüber, da die Dampfpflüge, deren über 100 be= 

ele x. zogen worden waren, und die zahlreichen ſonſtigen 

Die Ausfuhren in Getreide haben bedeutend nach⸗ Mafchinen, Pflüge, Eggen, Säemaſchinen u. ſ. w. 
gelofien, im Jahre 1862 wurden noch 16,48 Mill. | in die Rumpellammer verwiefen wurden, weil mit 
1 Weizen ausgeführt, 1881 aber nur 432,679 | Anwendung diefer die Auffeher und Verwalter fich 
Ardels zu 183,47 1, alio 7,92 Mill. bl, im Jahre | nicht fo wie fonft bereichern konnten und das Neue 
1884 war die ganze Mehrausfuhr in Getreide nur noch | und Ausländifche überhaupt verhaft if. Bon An- 
faum 30 Mill. Mark nad einer fchlechten Ernte | deren wird darüber gering, daß die Steuer: und 
1883, durch welche die Domänen allein 4 Mill. | die Befitsverhältnifie den Aufihmwung der Yandwirth- 





Afrika. 


haft unmöglich machten, fo daß der arme Klein— 
bauer immer noch ein elendes Dafein führt und das 
Land micht mehr das trägt, was es tragen könnte. 
Früher war faft der ganze Boden Eigenthum des 
Khedive und wurde durd Frohmarbeit bewirthichaftet, 
dann bejagen der Khedive und defjen Familie als 
Frivatbefig — Daita — nod) '/, des Kulturlandes 
— welches zu 2,768,740 ha veranichlagt wird (ohne 
die Waſſerflächen der Seen mit 555,000 ha); unter 
Ismail Paiha und defjen Finanzminifter Nubar 
Paſcha mußte diefer Privatbefig zur Tilgung und 
Berziniung der Schulden hergegeben werden, was 
dann fpäter wieder geändert wurde, über *, find 
verfauft, verpachtet und verichenkt worden, Eigenthum 
der Paſchas und Anderer; die Ländereien des Khedive 
find fteuerfrei, Cändereien, welche zur Urbarmachung 
verlieben werden, zahlen 3 Jahre lang feine Steuern 
und dann 30/,, andere Grundftüde bis 20 9/,, etwas 
über ', Mill. ha — die Ländereien der PBafchas 
J der Daira, Domänen u. ſ. w., — find mit 
4,4 Marl pro ha belaftet, 1,4 Mill. ha mit 10 Matt, 
alle zu Markte gebrachten Landeserzeugniſſe mit 
15 an fonftigen Stenern verfchiedener Art fehlt 
es nicht und auch die Zölle find fehr hoch. Die 
aus den türlifchen Häfen eingeführten und dort ver— 
ftenerten Waaren und die nad der Türkei ausge- 
führten find zollfrei. Als Einkommenftener für 
Handwerler, Kaufleute u. ſ. w. hat man die Stufen 
mit 4—20°,. An Binmenzöllen fehlt e8 nicht und 
felbit die Dattelbäume find befteuert. 

Der Hauptübelftand für die Ausbreitung der 
Kultur ift der Mangel an gefchlojjenen Wald— 
ungen, obihon verichiedene Holzarten vortrefflich 
gedeihen: Palmen, Sptomornen, Afazien-Arten, wichtig 
für Gewinnung von Gummi arabicum —, Tama- 
risten, geiucht für Holzlohlen, Encalyptus= und 
Eafuarina-Arten, Dattel- und Dünnpalme, verzweigt, 
deren Nüſſe eßbar find, die harten Schalen dienen 
zur Knopffabrikation. Der Lebbachbaum zur Be- 
feftigung der Straßen, der Carobanbaum, welcher 
das Iohammisbrot Tiefert, die Dorn-Akazie oder der 
Suntbaum, wichtig für Schiffsbau und Gerbftoff; 
und ſelbſt Eichen find vorhanden oder mit Erfolg 
angepflanzt worden; das meifte Bau: und Nutsholz 
muß aber aus dem Ausland bezogen werden. 

Die mittlere Somnterwärme ift 230, das Mari- 
mum 55° C, der Unterjchied zwiſchen Tag und 
Racht fan 10 bis über 120 jein und ift am ge- 
ringften zur Zeit des Khamfin oder Samum's, wel: 
her viele Tage lang anhalten kann und alles aus— 
er Regentage giebt e8 im Ganzen nur 15 

18 18, 

Der Boden ift mannichfach gemifcht, mittlerer 
Mergelboden vorherrſchend; die ſchwierigſie Aufgabe 
für die Beſtellung ift das Planiren, welches voll» 
fommen du ührt merden muß wegen der ge: 
botenen Bewã jerung und fo, dat das Waſſer allent- 
balben ganz gleihmäßig fich vertheilen und verbreiten 
taun. Grundftüde, welche erft derart hergerichtet 
werden müſſen, erfordern bis 6 Jahre und mehr, 
ehe die Melioration vollendet ift. ALS Bodenpreife 
werden bis 6600 Mark pro ha bei I. Güte genannt, 
auch 1 Feddan oder 42 ar zu 60 bis 100 Yom 


— — — — — — 








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IL 


oder 1600 bis 2000 Mark pro ha, von noch nicht 
mceliorirtem Boden 500 bis 800 Mark; die Heinen 
Befiger mußten enorm hohe Preife bezahlen; vor- 
herrſchend ift die Verpachtung, der Großgrundbefit 
umfaßt 7/; des Landes. Die Melioration erfordert 
viel Kapital, viel Zeit, harte Arbeit und Geduld. 

Ray: oder Railändereien find diejenigen, 
welche tief Liegen und das ganze Jahr bewäjlerbar 
find, Scharäfi= oder Sharagilländer die, wel- 
che, höher Liegend, mittelft Schöpfwerken und anderer 
Mittel das Wafjer erhalten und vielfach doch nur 
zeitwweife bewäfjert werden können. Die Felder wer- 
den in feine Quadrate gepflügt und Ddiefe mit 
Gräben und Dämmchen umgeben; man wäſſert im 
Sommer alle 14 Tage, im Winter 2>—3 mal, in 
Dber-Aegypten noch ganz in der alten Weile. Die 
Aderbaugeräthichaften find nur wenig vervollfommnet, 
bei den Feliahe muß mit der Hade die Hauptarbeit 
errichtet werden. Noch wie vor Hunderten vor 
Jahren wird der Samen in den Schlamm nad) Ab— 
lauf des Waſſers eingefüet und durch Frauen und 
Kinder mit an Stangen befeftigten Brettchen ein— 
gebettet umd zugededt; die Düngung ift noch mans 
gelhaft, da aller Rindviehdünger als Brennſtoff ver- 
werthet wird, Dungſtätten nicht vorfommen und das 
Pierchen den Arabern nicht genehm ift. 


Man unterfcheidet 3 Saatzeiten, jede für be- 
ftimmte Kulturen: 

a) die Winterfaat, im Oktober und November, 
jelten noch fpäter, wird für Weizen, Gerjte, Halbe, 
Bohnen, Linien, Erbfen, Luzerne und Gemüfearten 
gewählt; man erntet die Bohnen fon im April, 
dann die Gerſte, dann den Weizen u. j. tm. Klee— 
faaten merden im Oktober und November durd 
Tüdern abgemweidet, felten grün gefüttert, Kleeheu 
giebt es nicht. 

b) die Herbftfaat, von Juli bis Anfang Sep- 
tember, für Durra (Negerkorn), defjen Blätter vor— 
zügliches Futter find, während das Stroh zu Ein- 
friedigungen verwendet wird, umd für Mais, deſſen 
Stroh für Dächer und als Brennftoff dient; die 
Ernte erfolat im Oktober und November. 

e) die Sommerfaat, Ende März umd April, 
mit Ernte im DOfober und November, gegeben für 
Reis, Baumwolle, Sefam, Mais, Indigo, Henne 
(Farbpflanze mit gelbem Farbſtoff in den Blättern), 
gut bezahlt, 5 bis 10 Jahre ausdauernd, Zuder- 
rohr (Stedlinge im März gelegt) und für Tabat, 
welcher aber fchlecht behandelt wird umd nur Leichtes 
Rauchgut liefert. 

Die Fruchtfolgen find verfchieden, regelmäßige 
Schlageintheilungen giebt es nicht; die angreifendite 
Folge ift die mit nur Durra und Baumwolle im 
Wechſel. 

Das Dreſchen geſchieht auf dem Felde mittelſt 
des Dreſchwagens, wodurch das Stroh volllommen 
zerquetſcht und zerſchnitten wird und mit der Spreu 
gemengt bleibt; ſelbſt die langen Grannen werden 
volllommen zerkleinert; der Weizen ſitzt feſter in den 
Spelzen als bei uns und wird deßhaib erſt bei 
völliger Reife, — mit der Sichel —, geſchnitten; 
man erntet 17,5 bis 20 Ztr. pro ha, von Gerſte 


12 


22,5, bon Baumwolle bis 500 kg vollkommen ge- 
— (früher bedeutend mehr) und den Samen. 
100 kg Weizen gelten 15 bis 20 Mark, 100 kg 
Gerſte (viel als Pierdefutter verwendet) 12 bis 16 
Mark; die Durralörner find theurer; die Baumes 
wollkultur ift fehr mühſam und bringt noch bis 
600 Mark pro ha. Der Klee und die Luzerne 
geben 5 bis 6 Schnitte und bei guter Bewäfjerung 
noh einen Nachwuchs zum Samengewinn. Die 
Baumwolle wird meiftens an Gefchäftshäufer zum 
Reinigen und zur Samenausleſe verkauft, fie liefert 
im Holz guten Brennftoff und im Samen Oel und 
geichätte Futterkuchen; die Seſamkörner (ſehr füß) 
werden gern gegeilen, auch zu Zuckerwerk verarbeitet 
und zu Del, welches dem Rapsöl vorgezogen wird. 
Den Indigo baut man im leichten Sand im April 
und erntet im September und Oftober, die Farb— 
pflanze Henne liefert neben den Blättern gutes Ma- 
terial zu Flechtwerk; das Zuderrohbr wird nad 
6 Monaten geichnitten, der oberfte Theil der Rohre 
dient wieder zu Stedlingen. Es foll bis '/, der 
Ernte roh zum Ejjen von den Bewohnern verbraucht 
werden. Im den Gärten hat man dis ganze Flora 
des Mittelmeerd. Mit Weinbau find gut gelungene 
Berfuche gemacht worden und auch Obſt mancher 
Art kommt qut fort. 

Die Viehhaltung ift fchledht; das meifte Vich 
bleibt das ganze Jahr über im Freien, das Arbeits- 
bieh erhält Bohnen und gehadtes Stroh zum Futter, 
das Yungvieh Stroh und etwas Gerſte. Der 
heimifhe Rindviehſchlag, Kreuzung von euro- 
päiſchem Rind mit Zebu, rothbraun, weiß, braun- 
gefleckt und mifchfarbig, ift hochbeinig, wenig werthvoll 
und wird hauptfächlich zum Zug mit dem Büffel, 
da man mit diefem allein nicht fahren und pflügen 
fann, benwendet; das Rind Teidet ſtets in hohem 
Grade durch die Rinderpeft, welche noch 1881 bis 
1/, und 1865 bis 3, des Beftandes vernichtet hat. 
Trokdem find die ge Dampfpflüge unthätig 
und follen faum noch 10 wirklich im Gebrauch fein. 
Kreuzungen mit Schweizer: und Holländervieh find 
nicht gelungen, wohl aber folhe mit aus den warmen 
Niederungen Südfrankreichs bezogenen Bullen. 

Die Arbeitspferde find fprifch-arabifcher Ab- 
kunft, ftart, gut zum Ziehen und zum Yaft- 
tragen, das Hauptlaftthier aber der Fellahs ift der 


dom Wildefel der Berberei abftammende Efel, wel: | 
her bis 150 kg Laft tragen kann und die unanges | Tunis wohnen überwiegend Mohamedaner (45,000 
nehmen Eigenichaften der Efel in nordischen Klimaten Ifracliten, 25,100 Katholiten, 500 Gr.-Katholifche 


nicht hat. 


Die einhöderigen Kameele tragen bis | und Proteftanten. 


Afrika. 


wenig Ertrag und die Milcherei leiſtet nicht viel; 
nur bei den größeren Städten giebt es jetzt Milch— 
wirthichaften mit bis und über 10 Kühen in Stall 
haltung. — Die Biürffeltirh foll pro Tag bis 25 1 
Milch geben, giebt aber nur kurze Zeit Milch. — 
Neu eingeführt ift die zum von Straußen (vgl. d.), 
bei Kairo durch den Dentichen Better eingerichtet; 
der Erfolg foll ſehr befriedigend fein, geklagt wird 
aber auch über die Wildheit und Gefährlichkeit der 
männlichen Thiere. Kaninchen werden in großer 
Menge verbraucht und gehalten Schweine nur 
bei den Chriften, Wildſchweine fommen noch vor. 

Eſel zum Pafttragen werden mit 6—7, ſolche zum 
Reiten mit 10—80, Kameele mit 12 und das Heggies 
Kameel mit 40 Napoleonsd’or und mehr bezahlt. 

Eine Vollernte giebt in Mill. hi 13 Getreide 
(36 %/, Mais, 34%, Weizen, 30%, Gerfte), 4 Boh- 
nen und Linſen, 0,3 Reis, in Mill. kg 100 Baum: 
wolle, 35—40 Zuder, 1,5 fein, 4 Indigo, 1,5 Safran, 
1,9 Safflor, 2,3 Tabat, 0,54 Hanf, 0,18 Mohn, 
10,25 Sefam, 4500 hl Ricinus. 500,000 kg Dat- 
tein im Werth von 1 Mill. Fr. kommen zur Ausfuhr, 
der Ertrag ift nicht zu ihäßen, ein Baum giebt 20 
bis 120 kg. Bon den Delbäumen gewinnt man 
50,000 kg Früchte. 

Deutihe Konfulate find in Alerandrien, Damiette, 
Kairo und Port Said. 

F. Algerien und Zunis. Die Kolonie Al: 
gerien hat unter dem ftetig wechſelnden Regime 
zwifchen Militair: und Zivil-Gouverneur-Bermaltung 
weſentliche Fortichritte nicht gemacht und beſonders 
ift e8 nicht gelungen, fremde Anfiedler in genügender 
Zahl zu gewinnen, die Franzojen felbit aber haben 
wenig Geſchick zur Kolonifation. Im Jahre 1879 
war der Ueberſchuß der fremden Einwanderung noch) 
23,304 Köpfe, 1880 nur 17,436 Köpfe. Unter 3,3 
Mill. Einwohnen im Jahre 1881 rechnete man 
2,85 Mill. eingeborene Mohamedaner, 233,937 Franz 
zoien, 35,665 naturalifirte Iſraeliten und 189,944 
fremde, worunter nur noch 4201 Deutjche waren, 
gegen an 7000 in früheren Jahren. Die Deutichen 
follen die größte Zahl der Todesfälle unter dem Ein» 
fluß des Klimas haben — 39, (früher jelbft 
55 %/,). — Die Hauptitadt Algier hat jett über 
70,000 Einwohner, Oran über 58,000, Conjtantine 
über 38,000; 7 andere Städte haben Bevölferungen 
bon 22,000 bis herunter zu 11,000 Köpfen. In 


Das Gebiet ohne den Antheil 


400 kg und dienen in der Gutswirthichaft haupt: | an der Sahara wird für Algier zu 318,334 qkm 


fählih zum Transport aller Arten von Paften, ein 
ſchnellfüßigeres Mleineres Kameel, Hagin oder Heggie, 
trabt 8 bis 10 Stunden im Wüſtenſand. 

As Schaf ift das Fettſchwanzſchaf — „el 
koruf* — heimiſch; es hat lange, wenig feine Wolle, 
liefert gutes Fleiſch und ift gut maftfahig. 

Die budelnafige Ziege, hornlos mit herab— 
hängenden fangen Ohren, rothbraun, auch weiß ge- 
—— wird als ſehr milchreich gerühmt und gut 

ahlt. 

Für die Milchwirthſchaft hat man Büffel-, Rind-, 
Ziegen, Schaf:, Kameelmilch; das Rind giebt nur 


gerechnet und für dieſes gelten auch die Bevölferungs- 
ziffern, fo dak 10 Köpfe auf I qkm kommen, für 
Tunis 116,348 qkm, aljo auf 1 qkm 13 Einw. 
Die Hanptitadt hat 145,000 Einw. Für den Ber— 
fehr wirten (1885) zufammen in Algerien 1728 
km Gijenbahnen und auf tumefiichem Gebiet 
410,5 km Pinien, 198 Telegrapben= Bureaus, welche 
1,09 Mill. Depeſchen beförderten und 0,92 Mill. 
Markt Einnahmen hatten, in Tunis 29 Bureaus, 
2004 km Luftlinien, 955 km Kabel und 4290 km 
Drähte, 268 Poſt-Bureaus mit 1,34 Mill. Mark 
Einnahme, 10,825 Mill. verkauften Briefmarken, 


Afrika. 


46,084 Poſtlarten, 1976 Mill. Mark deklarirten 


BWerthiendungen und angelommenen Werthen von | 


Poftmandaten 13,11 Mill. Markt und —— 
13,88 Mill. Mart, in Tunis 26 Anmahme- und 
10 Ausgabefiellen; 1451 Schiffe in Algerien und 
300 in Zunis als Handel®marine; der Sdiffs- 
vertehr war im Eingang 4741 Schiffe mit 1,916 
Mil. t. in Algerien und 3768 Sciffe mit 1, 524 
Mil. t. in Tunis. 


Der Handel zeigte 1883 als Einfuhr 187,32 

Mil. Mark, als Ausfuhr 129,28 Mill. Mark in 

i und 19,070 Mill. Mart Einfuhr umd 
10,08 Mill. Mart Ausfuhr in Tunis, 


Die Ha rg find für Algerien: Minera— 
fien (bis 25,28 Mill. Mart Ausfuhr, 7,2 Mil. 
Marl Einfuhr), thierifche Erzeugniffe (etwas über 
40 Mill. Mart Mehrausfuhr), vegetabiliiche Er: 
und Yu (Mehreinfuhr bon etwa 0,9 Mill. Mark 

Sfuhr im Ganzen 51—76 Mill. Mark), Fa— 

brifate (über 97 Mill. Mark Mehreinfuhr bei ganz 
umbedentender Ausfuhr), für Tunis: Olivenöl 6,8 | 
Mil. Markt, Eiparto 1,8 Mill. Mart, Olivenabfäle 
0,83 Mill. Mart, Schwämme 0,77 Mill. Mark, 
ferner wie für alle nordweftafritaniichen Gebiete Dat- 
teln, Pumpen, Wolle, Feze, Wollenftoffe, Wachs, 
Felle, Gerfte u. f. w. als Ausfuhrartifel. 


| und zu erweitern. 


15 


etwas über 7,2 Mill. Mark, Stempel und Einregi- 
Arirung beinahe gleich mit je 2,15 Mill. Matt). 

Das Budget in Tunis zeigt als Einnahmen nicht 
ganz 12 Mil. Mark und ziemlich gleiche Ausgaben 
(directe Steuern 7,82 Mill Markt, indirecte 2,338 
Mil. Mark u. ſ. iv.) ALS Ernte in Algerien wur: 
den für 1880 angegeben: 14,23 Mill. hl Weizen, 
7,7 Mill. hl Gerite, 0,34 Mill. hl Hafer und 0,9 
Mitt. hl fonftiges Getreide. Für 1884 ſchätzte man 
den Ernteüberſchuß von Aegypten, Algier u. f. w. 
nur zu 2 Mill. hl Weizen (Beerbohm — Corn 
Trade List. London.) 

Der Flachsbau ift bedeutend und nimmt am 
7000 ha ein, der Tabafbau über 8000 ha. Au 
Dlivenöl gewinnt man über 300,000 hi. 

Der Weinbau in Algerien nimmt zu; 1876 hatte 


‚man 18,208 ha mit 222,427 hl Wein, 1880 jchon 
23,734 ha mit 432,580 hl Wein, wovon 49,034 hl 


zur Ausfuhr famen, 1856 380008 man für 1 ‚040,000 
Mark Datteln und für 32,000 Mark andere Früchte, 
1879 ſchon 3,881,614 umd 72 000 Marl. Die Zahl 


der Häufer in diefen Jahren war 210,800 und 


432,300. Angepflanzt find viele Millionen Bäume 
und Sträuder und darunter allein an 8 Mill. Wald- 
bäume. Man bemüht fi, die zufammenhängenden 
ı Waldungen zu erhalten, zu jchonen (über 2 Dill. ba) 
Schr bedeutend iſt die Einfuhr 


Sehr lebhaft ift von Algerien aus der Handel mit | landw. Mafchinen aller Art, von weichen dort viel 


frifchen Gemüfen, Obſt u. 


dgl. für die europäijchen 


——— die Ausfuhr = Getreide unterliegt | 


Schwankungen und geht felten über 1 Mill. kg; 
für a 1869 wurden für &etreideland 1,684,000 ha 
1876 ſchon 2,949,516 ha, 1879 aber nur 
Mil. ba und mod) fonnte die Ziffer von 
3 Mill. ha nicht erreicht werden. Man rechnet über: 
baupt nur 3 Mill. ba Hultivirtes Land und 2—4 
Mid ha Wahflähen, zuſammen 5,4 Dill. ha 
vom fiber 66 Mill, ha Sefammtfläche. Bon Ge 
treideland bebauen die Araber 2,5 Dil. ha, mit 
en geringen Grträgen, die Eutopäer 0.37 Mil. ba 
guten Erträgen. Die aderbautreibende Be— 
zählt 2, 5 Mil, Eingeborene und 140,000 
um haben 48 Dill. fr. Bauten» und 
3 Mill. fr. Inventar-Werth, dieje 156 Mill. uud 
11 Mil. fr. an Werth im Betrieb. Die Ausfuhr von 
Tabak und von Affodill zur Branntweinbrennerei 
(100 1 Saft — 8 | Spintus zu 86°), ſowie die 
vom Epiritus felbft (aus Sorghum, Mais u. ſ. w.) 
bat ſich etwas gehoben. Weſentlich Neues ift den 
früheren Berichten * hinzuzufügen; es ſehlt an 
uten Koloniſten, ter Verwaltung, an Ver— 
ndungötvegen in 8 nere, an Waſſer zur Be— 
— nachdem der Cifer für Bohren artejischer 
Brunnen und für Wajj jerleitungen nachgelaſſen hat. 
ueber die wirthſchaftlichen Zuſtände in Tunis kann 
nicht ciumal das Bild entworfen werden, welches 
für Aegypten gezeichnet wurde. 

Die Kolonie Algerien koſtet mehr als fie einbringt, 
da noch immer eine große Militärmacht nöthig if, 
um die Grenzen zu behaupten. Als Einnahmen 
dat man Einregifrrirungen, Stempel, Zölle umd ver: 
idbiedene andere Steuern, Poft umd Telegrapben, zu— 
jammen 1884 mit 20,4 Mill. Mark verzeichnet (Zölle 


Gebrauch gemacht wird. In guten Jahren kann die 
Ausfuhr bis 30 Mill. Mark für Getreide, an I Mil. 
Mark Rinder, an 12 Mill. Markt Schafe, an 11 Mill. 
Mark Wolle und 3—4 Mill. Mark in rohen Häuten 
jein. Zur Einfuhr ift noch viel Mehl nöthig und 
aud) Kartoffeln (10—12 Mill. kg), obſchon Algier- 
fartofjeln unfere Frühmärkte bringen. Die Seiden— 
zucht hat nicht viel ortichritte gemacht, man gewinnt 
nicht viel über 6000 kg Kolond. Tabak wird viel 
gebaut und größtentheil® von der Regierung gelauft, 
der Baummollbau ijt unbedeutend, wichtiger der 
Flahsbau, welchem bis zu 7000 ha gewidmet find. 

Algier und Tumis haben deutfhe Konfuln. 

G. Marokko, wie ganz Afrika, ichwach bevöltert, 
troß weiter Striche jchr fruchtbaren Bodens, 197, 100 
qkm, hat fid) am längſten unter allen Staaten dem 
Eindringen der Fremden gewehrt und ſelbſt die Spa— 
nier, welche jeit Jahrzehnten Heine Befigungen im 
maroftanifchen Gebiete haben, konnten von da aus 
nicht weiter fid) ausbreiten. Gelegentliche Reibereien 
mit Frankreich führten auch nicht zu weiterem Ent- 
gegenfommen und erjt durch die Madrider Konven- 
tion vom 3. Juli 1880 wurde das Recht für die 
Europäer, Grumdeigenthbum zu erwerben, erwirkt. 
Diefes Recht wurde dann wieder dadurd) unwirtſam 
gemacht, daß die Behörden die Steuern von den 
Europäern nicht erhoben, alſo das Recht dadurch nicht 
anerlannten. (Abgabe von Ackerbau und Viehzucht, 
zahlbar von den Eigenthümern.) Mit Tuat und 
dem Saharagebiet ae — 812,300 qkm Flädıe, 
ohne dieie nur 264,800 qkm und davon find 
67,700 qkm Steppengebiet. Die Bevölferung ſoll 
10 Dill. Köpfe ſtark jein, die Hauptſtadt Fes — 
über 100,000 Einw. 

Der Handel zeigte 1853 als Einfuhr 17, 004 




































und als Ausfuhr 15,053 Mill. Mark, der Schiffe: | 
vdertehr war 1132 mit 322,744 t im Eingang 
Ceutſche 21 mit 9762 t). 
AR ur und Steuerweſen ift dem Verlehr und 
deſſen Aufihwung überaus hinderlic und Bertchrs- 
Er. giebt es im Lande gar nicht; die ganze Weit- 
a hat feine Hafenpläte, nur offene Rheden mit 
9* en vorgelagerten Barren, ſo daß die Landun 
er erſchwert ıft. Ladungen werden überhaupt dur 
Zei tzeuge der Regierung an das Land geſchafft 
md zwar gegen eine Abgabe von 20 bis 30 Pig. 
- für 100 kg. — An der Weftküfte fehlt es an See- 
zeichen, Leuchtfeuern und Zollämtern, im Innern 
auch noch faft ganz an Brüden; nur ausgetretene 
Maulthier⸗ und Kameelpfade bezeichnen die Richtung, 
- im welcher ſich der ſchwache Verkehr bewent. Die 
— Bevölkerung ift größtentheils fanatiſch und wird auch) 
den Fremden der Handel erjchwert; ganz ver⸗ 
boten ift die Ausfuhr von Weizen, Gerfte, Palmet⸗ 
#08, getrodnetem Blut, allen Holzarten, Stameelen, 
| , Maulthieren, Ejeln, Schafen und Ziegen. 
Für Tabak und Schwefel hat die Regierung das 
Monopol. Als Einfuhrzoll find 10 %, aller 
—— Baaren zu entrichten, Thorzölle giebt es jett nicht 
mehr. 8 Ausfuhrzölle find beftimmt: fir eine 
Fanega — 55 kg Feldfrüchte 2 Mark, für 50 kg 
ungewaſchene Wolle 6,75, für Wachs 15, für Man— 
deln 4,50, für Gummi 3, für Felle 4,25 Mart 


a. ſ. w. 

Trob dieſer Erichtwerungen und der Abneigung 
der Negierung und der Eingeborenen ijt es der Be— 

harrlichleit der Europäer gelungen, Handelsbeziehungen 
anjzulnüpfen umd unferer Reichsregierung, einen Han- 
delsvertrag abzufchließen, deſſen Inslebentreten noch 
durch Intrigen der Vertreter anderer Nationen ver— 

rt wurde. Deutiche Firmen giebt es in Tanger 
udſcha), Kajablanca (Darsel-Beida), Mogador, 
| (Zetaun), Larache (el-Araiich), Rabat, Selä, 

Mafagan (Dſchida) und Saffı (Asfi). Nach den 
neueſten Nachrichten hat die Regierung eingewilligt, 
auch an der Weftküfte einen Hafenplat eröffnen, bezw. 
einrichten zu laſſen. 

Das deutiche Reich bezieht von Maroflo: San- 
daral, Mandeln, Nüſſe, Kiimmel, Kichererbien, Linſen, 
— Datteln, Bienenwadhs und anderes Wachs, Gummi 
arabieum, Ziegenhaare, ungewajchene Wolle und 
OSchſen, zum Theil für den fpanifchen Handel be- 
— mt; es liefert: Textilwaaren, beſonders bunte 
e, Seidenſtoffe, Sammt u. ſ. w., Eiſen-, Stahl-, 
Glas⸗ Kurzwaaren, Anilinfarben, Lichte, Lampen, 
Taſſen und, ſeit der jüngſten Zeit erſt, Zuder; 
verlangt werden aber nur harter Zucker in Broten 
bis zu 2—5 kg Gewicht und nicht darüber. Im 
Jahre 1883 war die deutiche Einfuhr 0,49, die Aus- 
fuhr nad) Deutichland 0,44 Mill. Marl. 

Andere Länder 7* noch: Wolle, Ziegen⸗ und 
Schaffelle, Trais, Pferdebohnen, Fenugrec⸗Samen, 
‚Knochen, nur wenn die Ausfuhr geſtattet wird, Hör- 
ner, Ga 08, Eipartogras, Elfenbein, Straußen= 
federn, Golditaub, Eier, Hühner, Schildföten, Tep- 
piche, Pantofjeln, wollene Stoffe, Lumpen u. f. mw. 
Die Zudereinfuhr war 3,3 Mil. Mark, die von 
- Bpiritus und Rum 0,24 Mill. Marl. 


1 


F 


Afrika. 


Das Land trägt im feinem efammtgebiet | 
ganze Mittelmeerflora und zum Theil die der Trop 
und der Sahara; faſt alle europäiſchen Getreid 
Gemüfes, Hülfenfruchtarten gedeihen unter dem gü 
ftigen Klima außerordentlich gut, ebemio viele une 
Obftarten; weite Gefilde find wie blühende Gärt 
die wilde Flora bietet die prachtvolliten Blum 
üppige Kräuter umd geſchätzte Holzarten, bejond 
Arganbäume mit hartem Holz und öfreichen Frücht 
welche Speiſe⸗ und Brennöl und gutes Viehfu 
liefern, andere Delbäume, Mandeln, eigen, P 
fihen, Sylomoren, Wallnuf, Myrte, Forbeer, Buc 
baum, XTerrebinthe, Sumach, Tamarisken, Eich 
arten, Fichten und Tannen, Zedern, Weihrauchba 
und Wachholder, Sandarad), Ginfterarten, Pali 
verjchiedener Art u. f. mw. finden jich vielfach. 

Die Biehzucht ſteht micht auf hoher St 
Pferde werden vorzüglich gezüchtet, kommen « 
felten in das Ausland; das Wollichaf fteht dem 
Europa gezüchteten nah, e8 könnte dort in e 
Güte gezogen werden; Ziegen werden viele gchal 
aber *8 beſonders gepflegt und auch die Rindt 
zucht und Milchwirtbichaft Teiften nicht mehr 
was die Vorfahren der Mauren feiner Zeit in © 
nien darin geleitet hatteı. 

Die deutſche Konjulamwertretung ift in Tange 

H. Das Kapland. Im Berlaufe der Zeıt 
fich dieſe Kolonie räumlich ehr mächtig ausg:dı 
die Bevölkerung aber ift noch ſchwach mit mı 
Einwohner aufl qkm. Man rechnet für die ! 
tolonie mit britiih Kaffraria 811,450, für Bai 
Fand 128,176, für Weſt-Griqualand 49,101, 
Oſt⸗Griqualand 78,352, für Transkei⸗ Diſtrikte 58 
und für die ger 124,122 Einwohner. 
Natal kommen 418,731 Einwohner oder 8,6 
1 qkm; mit den Proteftoraten: Zulu:, Reſ 
und Betihuanenland ift auf die ganze Kolonie 
Fläche von 1,197,120 qkm zu rechnen. 

Für das Jahr 1883 werden für die Kapko 
und für Natal angegeben: 121,46 Mill. Dart 
nahme, 142,04 Dill. Markt Ausgaben (Mebı 
gabe aljo 20,58 Mill. Mark), 467,50 Mill. ' 
Schuß, 167,64 Mill. Mark Einfuhr und 113,32 
Mark Ausfuhr, aljo 55,32 Mill. Mart Mehreir 
Der Schiffsverkehr war 2317 Schiffe. Eijenbı 

iebt e8 2118 km Linien, Staatstelegraphen 4218 
Deinaticfegraphen 114 km. Die Getreideernte 
(1880) angegeben zu 0,56 Mill. hi Weizen, 
Mill. hi Gerfte, 0,31 Mill. hl Hafer, 1,7 Mi 
fonjtiges Getreide und 0,12 Mill. hi Kartoffe 

Aus dem Kap und aus Natal wird darübı 
tlagt, daß zur Zeit eine allgemeine Krifis zu 
jtehen ift; die Diamanten und die fehr eintri 
Zucht von Straufen haben dem Feldbau die . 
entzogen; Aderbau und Viehzucht, Die eigen! 
Bedingungen der Wohlfahrt, wurden vernach! 
fremde ftrömten in Mengen Er darumte 
viele unliebſame Glemente, D zeigte fich 
die Goldminen nicht fo reich find als man ı 
hatte und daß die Diamantenfelder, welche Aı 
nur haſtig durchwühlt worden waren, nun ebı 
im Ertrag nachl oder zu regelrechtem ' 
mit großen Koften wieder in Stand geſetzt 


4» Zu 


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Afrifa. 15 


mußten. Dazu kam die volle Erſchöpfung in Folge | nördlich der engliſchen Kapkolonie und an diefe an— 
der langjährigen Kriege mit den Kaffern und mit | grenzend, vom Oranjeflug an, Lüderitz Land, 
den Boers, welche nicht umterjocht werden konnten. | Angra Peguena, bi8 zum engliihen Befit an 
. An Diamanten lieferte die Kolonie im Jahre 1876 | der Walfiih-Bat und wieder nördlich diefer bis an 
für 21,64 Mill. Mark, dann fteigend bis 1881 mit |die portugiefiihen Befisungen, Kap Frio, getrennt 
86,5 Dill. Mark und dann wieder fallend auf 78,4 in a) Gebiet der Hereros, öftlih von Angra Pe— 


Mill. Mark. Im 11 Jahren find durch den Handel 
für 104,5 Mill. Mark verjendet worden. Die Ge: 
ſellſchaften haben fich jet vereinigt. Die Societe 
francaise des Diamants du Cap mit 14 Mil. 
Mark Kapital und 1,460 Mill. Mark Reſewe hatte 
vorher einen Bruttoertrag von 2,368 Mill. Mark 
und einen Nettoertrag von 8°. 

Im Ganzen find ım Kap bis 1884, aljo in 11 
Jahren für 600 Mill. Mark Diamanten gefunden 
worden, jo daß die Preife bedeutend fallen mußten; 
Brafilien hat in 143 Jahren mur für 400 Mil. 
Markt geliefert. 

Bon Kimberley ftieg die Verſendung mit 36,14 
Mill. Marl im Jahre 1876 bis auf 79,85 Mill. 
Mark im Jahre 1882; fie war im Ganzen im diejer 
Zeit 419,51 Mill. Marl. Dazu kommen noch die 
Berfendungen von. Privaten und die vom Zollamt, 
lettere mit 524,45 Dill, Marl. Genau regiftrit 
werden 1882/83 für 37,84 Mil. Mark mit einer 
Abgabe von 255,740 Marl. 

‚Ueber die Berhältnifje in den Diamantenfeldern 
wird berichtet, daß ein Maſchiniſt als Yohn 100 bis 
180 Mark, ein Mafchinenbauer, ein Zimmermann 
u. ſ. m. 100 bis 120 Marl, ein weißer Aufieher 
60 bis 100 Mark, ein Kaffernarbeiter 27,5 Mark 
Wochenlohn betommt. Der Lebensunterhalt für Pro: 
ferfioniften wird 3. B. im Kimberley zu 41,5 bis 
61 Mark gerechnet und zwar find auszugeben für 
Koft ohne Getränte 21,5 Dart, für Wohnung 10 
Mark, für Wäſche 5 Marl, für Getränte 10 Mark. 
Zwei Anzüge often 160 Mart, 4 Paar Schuhe 
5) Mart, der Tabak u. ſ. w. pro Jahr 520 Mark. 
Der Unterhalt für einen Kaffernarbeiter beziffert fich 
auf 10 Mart pro Woche. 

Seit 1583 ftoden die Gefchäfte ; auch die Straußen= 
zucdt war übertrieben worden und jind in folge 
deſſen wieder zahlreiche Zuchten aufgegeben worden. 
Der Aderbau umd die Viehzucht lohnen allenthalben 
bei Auedauer und Fleiß. Im Innern von Natal 
giebt es deutiche Anfiedlungen mit etwa 500 Kolo— 
niſten, welche ſehr qut gedeihen. Der Berdienft für 
einen Yandarbeiter iſt hier 300 bis 500 Mark im 
Sahre, der für Handwerker 10 Mark pro Tag. Unter 
den Einwohnern (402,613) find 25,271 Weihe, 
18,877 indijche Snlis umd 362,777 Eingeborene. Die 
Einfuhr der stulis nimmt ab, da fie zu große Sterb- 
lichkeit zeigen. Man ſucht Soloniften heranzuziehen 
und giebt felbit freie Ueberfahrt oder fir Yandarbeiter, 
Sandmerter und weibliche Dienftboten ſehr ermäßigte 
Bereiſe. Die landwirthſchaftlichen Geräthe und Ma— 
fchinen find zollfrei, alle anderen Waaren einem Eiu— 
fuhrzoll von 6%, des Werthes unterworfen. Die 
Einfuhr ift fteigend, die Ausfuhr aber nicht. 

Deutſche Konjularertretungen haben die Kapftadt 
und Kimberley. 

l. Die deutſchen Befigungen. Dieje find: 
1. Schukgebiet, erworben 1883 und 1885, 


quena bis zur Kahalariwüfte, zeifden 199 und 23° 
füdf. Breite und 150 und 199 5. Fänge von Green- 
wich mit der Hauptjtadt O. Kohardya, b) Gebiet 
der Buſtards umd Rehoboth, zw. 16% und 180 5. 
Y. und 24 und 2609 j. Br., c) Gebiet der Namaqua 
in Gibeon zw. 249 und 35% ſ. Br. und 189 5.8, 
und d) Gebiet der Berſeba, zw. 23% und 250 j. Br. 
und 170 bis 18" 5. L., im Ganzen wird das Gebiet 
auch bezeichnet al$ Damara- und Namaqua= 
Fand, ein vorderhand bis 100—125— 150 km breiter 
Küftenjtrich von 1050 km Fänge. Neuere Angaben 
bejagen 3000 deutſche Duadratmeilen — 16,875 
Mill. ha. 

Das Gebiet wird als von Hochplateau’8 und Ge— 
birgszügen durchſchnitten dargejtellt und reich an 
Negenflüfien, welche aber im Sommer vertrocknen; 
die Hauptaufgabe für die Kultivirung ift die Sicher— 
ung von Wajjer für Menfh und Vieh und zum 
Beriefeln; nur da, wo gutes Trinkwaſſer genug vor- 
handen ift, finden fich die Anfiedlungen der Miſſio— 
näre und die der Eingeborenen, man hofft durch 
Errichtung don Fangdammen nad) dem von den 
Boers ſchoͤn feit langer Zeit eingehaltenen Verfahren 
Wajjerbehälter zur nachgiebigen Berieſelung jchaffen 
zu fönnen und hält aud) das Graben von Brunnen 
faft allenthalben für möglid). 

Uriprünglich als „werthloje Sandwüſte“ bezeichnet, 
hat die Beſitzung mit der Zeit günftigere Beur- 
theilungen erfahren ; der Boden der Flußthäler wird 
als fruchtbar für Getreide und Gartengewächle, wegen 
der Unmaſſen von Inſekten aber die Hirſe al8 Haupt— 

frucht bezeichnet. Das Hauptgewicht ift fir die erften 
| Babrehnte auf die Viehzucht zu legen und für diefe 
beionders auf die don Pierden und Maultbieren, 
| von welchen letztere am Kap beifer wie die Pferde 
| bezahlt werden; für dem Handel _verjpricht man fich 
guten Erfolg mit getrodneten Fleiſch und Fleiich- 
fonferven, mit Häuten und mit Verwerthung des 
großen Filchreichthums des Meeres an den Küſten, 
aud durch Verarbeitung der Abfälle zu Fiſchguano. 
Nah den Berichten des Reichskommiſſars Dr. 
Göhring, iſt bejonders das Damara-Land für die 
| Viehzucht geeignet und find auch die Eingeborenen 
‚ gute Biehzüchter. Das Klima wird gejund genannt, 
die Hite mäßig und, worauf am meiften anlommt, 
der Unterſchied zwiichen Tag und Nacht als unbes 
‚deutend. Ungejund dagegen ift die Umgebung der 
| Delagoa- Bat. Die Unterlage im Gebiet bilden 
Granit und Gneiß, welche oft bei Höhen von 7 bie 
800 m zu Tage treten, dann Ouarzit aus dem 
Silur (Numa-Land, Kalahari) und Sand: und 
‚ Kalfftein aus der Devon: und Karbon-Formation. 
| Die viel beiprochene Kalahari-Wüſte wird als eben- 
| falls für Viehzucht geeignet gefhildert und auf den 
dortigen Wildreichthum bingewiefen. Nah Farini 
ift der dortige rothe Sand nicht unfruchtbar und 
gut Waſſer haltend. Das jog. Wüſtengebiet bleibt 








’ Bin Kal ar Ze u La 8 





16 


aber nur für Viehzucht nutbar. Um dieje lohnend 
ju machen, wird darauf aufmerffam gemacht, daf 
die Hauptforge auf Heuporräthe und —— 
ſammlung gerichtet fein muß, weil häufig anhaltende 
Dürre eintritt. Das eigentliche Füderi Land oder 
Angra Pequena — 50,000 qkm — befitst einen 
guten Hafen und ift dur die Pinguinen-, Seehunds= 
und anderen Infeln geichütt, leidet aber an Waſſer— 
mangel, jo daß nod) aus der Kapftadt das Trint- 
wajjer bezogen wird. Im gefammten Gebiet find 
da, wo guter Graswuhs — Toagras — fich zeigt, 
Fettſchwanzſchafe (mit Teicht jchmelzbarem fett), | 
Kinder, Ziegen und Strauße einheimiſch. Strauße 
und Elephanten follen nad) Anderen ſchon ganz 
vernichtet fein; ein Ochſe gilt an der Küfte 60 bis 
80 Marl, die fetten Hammel geben 20 bis 23 kg 
Fleiſch und über 5 kg Fett. Die nördlichen und 
öftlichen Gebiete und im Süden das Namaqua-Land 
find befjer und bier kann zum Theil Ader- und 
Gartenbau mit Vichzucht verbunden werden. Em— 
pfohlen wird die Einfuhr von Wollichafen und von 
Dromedaren, die Zucht von Maulthieren, der Anbau, 
da, wo e8 an Wajjer nicht fehlt, mit unferen Ge— 
treidearten, mit den heimifchen eßbaren Knollen und 
Wurzeln und mit eingeführten Gemüſe- und Knol- 
lenpflanzen. Waſſermelonen gedeihen jehr gut. Die 
Kulturen mit Fruchtbaumen find bis jett mißglüdt. 
Bein, Apfelfinen, Pfirfiche, Fächerpalmen hofft man 
einbürgern zu können. Zweifelsohne kann das Land 
im Norden mit der Zeit eine gute Aderbaufolonie 
werden und für den Handel mit dem Inneren zu großer 
Bedeutung gelangen, es wird aber viel harte Arbeit 
foften, bis Aderbau und Viehzucht gefichert find; 
ftrebfamen, tüchtigen, jungen Yandwirthen eröffnen 
fih dort jedenfall günftige Ausfidhten. Ueber die 
Bedeutung für den Bergbau ift ein ficheres Urtheil 
noch nicht zu gewinnen; der Reichskommiſſar fagt, 
daß Kupfer (mit 27°), Erz) in Mengen vorhanden 
fei, aber nicht gut transportabel ohne Eifen- oder Draht: 
jeilbahn ; auch die Magneteifenerze find aus Mangel an 
Kohlen noch nicht gewinnbar, die Salzlager aber be: 
deutend und auch Guano findet ſich aufden (engliichen) 
Küfteninjeln. Nach Dr. Peters foll auch Ausficht für 
Erwerbung des nördlichen Owambolandes gegeben 
fein. Das Gedeihen der Kolonien wird wejentlid mit 
davon abhängen, daß es gelingt, mit den Boers 
gute Nachbarichaft zu gewinnen. 

2. Das Kamerungebiet, 170 km Küſtenlänge 
mit unbeftimmter Ausdehnung nad dem Inneren, 
liegt an der Biafra-Bai mit der portugiefiichen Inſel 
Fernando Po und zwiichen franzöfischen Befigungen 
Wüdlih) und engliichen (mördlich); innerhalb der 
deutfchen Küftenftrede Tiegt noch eine engliſche An— 
fiedlung, Bictoria oder Gambia, — Das Gebiet 
aehört den Tropen an und hat feine Hauptbedeutung 
für den Binmenhandel, wird alfo mehr dem Kauf: 
mann und weniger dem Landwirth a Dan 
bezeichnet es auch als Guineagebiet. Sehr ausführ: 
liche Nachrichten über die Kolonie Kamerun findet 
man in: Die deutjhen Bejigungen an der 
Weftafrilanifhen Küfte, von Hugo Zöller. 
4 Bände mit vielen Karten und Illuftrationen, 
(Stuttgart W. Spemann 1886). 





— 


J..1 * 





Afrila. 


3. Das Togogebiet an der Sklavenküſte, nörd— 
licher, mit den Hafenpläßen Lome und Bagida, no 
wenig belannt, ebenfalls Reich8-Rolonie; man ſchätzt 
für beide Gebiete den Umfang auf 2000 bis 3000 
D. D. M., alfo auf 11.25—16.-7 Mill. qkm. 

Nah den neueften Nachrichten hat die Baſeler— 
Miffionsgefellihaft unter Mitwirtung des Reiche 
und deuticher Kapitaliften das ftörend zroifchen unferem 
Befits gelegene Vietoria-Land von der engliichen Bap— 
tiſten⸗Gemeinde für 2000 2. käuflich erworben und 
ift das Gebiet im Ganzen mit dem deutichen ver: 
einigt worden. Aufgabe ift c8, bis zum Tſadſee das 
Land zu gewinnen. 

4. Die oftafrilfanifhen Befikungen, So— 
mali-Küjte und nordwärts am Gebiet des Sultans 
von Sanfibar, von Dr. Fifher „Mehr Licht im 
dunklen Welttheil“ als nicht geeignet zur Koloni- 
fation bezeichnet, aber doch an den Küſten als frei 
bon Fiebern und mit ſehr fruchtbarem Hinterland, 
forwie einer guten Waſſerſtraße durch den Jubefluß, 
nad) der „Deutichen Koloniafzeitung” al® guter Platz 
für den Handel mit großem Neichthum und mit 
Eingeborenen, welche für den Aderbau zu gewinnen 
find. Im diefem Gebiete ift es mohamedanifcher 
Einfluß, welcher den deutichen Beftrebungen vorzugs— 
weije entgegemmwirkt und diefer macht fich wiederum 
durch Anftiften der unferen Kolonialbejtrebungen feind- 
lihen Mächte geltend; die wirktiame flotten-Demon: 
ftration im Jahre 1885 hat es jedoch bewirkt, daß 
der Sultan von Sanfibar die mit den Eingeborenen 
geichlojjenen Berträge und den deutſchen Beſitz an- 
ertennen lernte. 

Nach den neueften Mittheilungen fcheint dieſes 
Gebiet, fo gering aud Anfangs der Küſten— 
bejig war, die größte überſeeiſche Beſitzung Deutich- 
lands zu werden. J. Wagner, „Gejcichte der 
Gejellichaft für deutiche Kolonilation und der deutſch— 
oftafritaniichen Geſellſchaft, nad) amtlichen Quellen“, 
Berlin 1886, berichtete darüber ausführlich, auf dem 
Berliner Kongreß Dr. Peters nod) vollitändiger. Zum 
Verſtändniß der gegebenen Mittheilungen iſt am die 
Gejellichaften für Erforichung von und zur Kolonifa= 
tion in Afrika zu erinnern. 

Am 19. Aprii 1873 war in Berlin die „Ges 
fellfhaft zur Erforfhung Meguitorial- 
afrikas“, unterftütt vom Reich, gegründet worden, 
am 18. Dez. 1876 „Das Deutide National- 
Komite* ın Berlin; am 28. Dez. 1878 haben 
fich dieſe Gefellichaften als „Afrikaniſche Geſell— 
ſchaft in Deutſchland“ vereinigt mit dem Orang 
„Mittheilungen der Air. och in Deutſch— 
land“, welches in Berlin erfcheint ; die Begründung 
der „Internationalen Afritanifchen Geſell— 
haft“ unter dem Proteftorat des Königs von 
Belgien, erfolgte im September 1876; fie hat 30 
Stationen und 13 Schiffe auf dem Kongo; der 
Kongoftaat ift das Ergebnif der Kongokonferenz 
vom Dezember 1884 bis Januar 1885 in Berlin. 
In Angra Pequena wirkten die „Sefellfcha ft für 
deutfheKolonijationin Südweftafrita* und 
die „Deutich weſtafrikaniſche Kompagnie“. 
Neben den 1888 gegründeten „Deutichen Kolo- 
nialverein“ conftitwirte ſich 1884 im April 


Arifa. 


„Die Gefellihaft für deutfhe Koloni— 
fation*, deren Zwei die Beichaffung von 
Kapital, die Auffindung und Erwerbung geeigneter 
Kolonifationsdiftrifte und die Hinlenkung der deut- 
hen Auswanderung in diefe Gebiete ift. Diele 
Gefellichaft richtete ihr Augenmerk zuerft auf die 


Oftküfte Afrilas, um in Ujagura, Sanfibar gegen | 


über, oder an einem anderen Küſtenpunkt Land für 
deutiche Kolonifation zu erwerben. Die erjte Expe— 
dition unter Dr. Peters ging im Oftober 1884 
ab und kam am 4. November in Sanfibar an. Es 
gelang, in den Gebieten von Nguru, Ujeguha, Ufa- 
gura und Ufami mit den Landesfürften Berträge 
über Erwerbung ausgedehnter Territorien, die Ein— 
führung don Koloniften, die Ausnutzung des Lan— 
des, die Prüfung der Befittitel fremder Einwohner 
und Anfiedler, die Saatsoberhoheit und den privat- 
rechtlichen Beſitz des Landes abzufchliehen. Das 


17 


chen den Deutſchen draußen und daheim), die Er— 

haltung der deutihen Sprade und der deutfchen 

Art in der Fremde, die Förderung der überfeeifchen 

Intereffen und die — eines Verbandes zu 

dieſem Zwecke. (Bureau der Gef. f. Kol. Berlin sw. 

Bellealliance Pla 14.) : 
Es wurde zum Schluß mitgetheilt, daß die Ge— 

bietserwerbungen in Oſtafrika jetzt im 

Weſentlichen ihren Abſchluß erreicht haben und als 

34 Gebietserwerbungen ſind genannt: 

a) an der Küſte des indiſchen Ozeans die Strede 

| öftlid von Berbera bis an den 3.0 nödl. Breite, 
etwa 200 deutjche Meilen; 

'b) die Hüfte von Witu (nur Schußgebiet), ſchmaler 

| Küftenftrich, aber 40 Meilen bis zum Kilima— 

Ndiaro; 

‚c) Gaſi, unter 4,50 ſüdlicher Breite; 

d) in Dar e8 Salam unter 79 füdl. Breite das 

Benutzungsrecht des Hafens; 





weitere Bordringen nach den großen Seebeden des; 
Bıkroria-Njanfa, des Tungunyata und des Njaſſa- e) im Somaligebiet 25 Tagereifen nad) Weften bis 
Sees wurde im Auge behalten und nad) diefen Erz | an die Gallaländer; 

folgen zur Sicherung des Beſitzes eine meue Gejell- ; f) im Süden vom Ozean 80 Meilen bis an den 
ichaft, „Die deutſch-oſtafrikaniſche Gejell:) Nijafjafee. 

ſchaft“, 12. Februar 1885, gegründet und diefer | Aus den Ergebnifjen der Verhandlungen auf diefem 
allein alle erworbenen Rechte übertragen. Am 27.| „Allgemeinen deutfchen Kongreß zur För— 
Februar erhielt die Gefellichaft für deutihe Koloni- derung überjeeiicher Interefien“ vom 14. bis 
fation einen Faiferlihben Schugbrief, durd | 16. September 1886 ift zu dem Obigen nod hin 
reichen diefer die Befugniß zur Ausübung aller, | zuzufügen: das ganze erworbene ‘Gebiet gab Dr. 
aus dem der Reichsregierung vorgelegten Verträgen | Peters zu 30,000 Ou,-Meifen, alfo 168,75 Dill. ha 
fließenden Rechten, einfchließlich der Gerichtsbarkeit, | an; es ift ein uraltes Handelsgebiet, welches die 


Ara den Eingeborenen und der im diejen Ges 
teren fih aufhaltenden Angehörigen des Deutjchen 
Raids und anderer Nationen zugefprocdyen wurde 
mit dem Borbehalt weiterer Anordnungen und Er— 


gänzungen. 
Für beide Gefellihaften wurden nunmehr als Ziel: 
punfte bezeichnet: 


a) die fernere Begründung deutid nationaler Ko— 
lomıen; 

b) die werfthätige Unterſtützung der beftehenden deut- 
ſchen Kolonien; 

c) die Hinlenkung der deutjchen Auswanderung in 
geeignete deutiche Kolonien; 

d) die Schaffung einer den Zweden der Geſellſchaft 
dienenden Zeitichrift: „Deutiche Kolonialzeitung“ ; 

e) die Cimigung mit verwandten Gejellichaften 
(„Beitdeuticher Berein für Kolonifation und Er- 
port“ u. f. m.) 

f) die Berufung eines Delegirten-Ausfchufjfes am 
5. Januar 18286; 

gi die Berufung eines Kongreſſes im September 


1386 in Berlin; 
b) die Feftitellung der Tagesordnung für diejen, bes 
—— in der Delegirtenlonferenz am 6. April 
Dieſe Tagesordnung follte darnach, abgejehen von 
den allen Kongrefien der Art gemeinfamen Begrüß 
ungern u. #. w. enthalten: die Darlegung der Zivede 
und Ziele, die Bildung don Sektionen, die Be: 
»rechungen über die deutiche Kolonialpolitif, die 
Xutiche Huswanderungsfrage, die deutſche Miifion 


Römer und Griechen, dann die Araber, dann die 
Portugiefen zu benugen verftanden hatten und dann 
wieder den Eingeborenen überlafjen blieb; es ftellt 
ein Hochplateau dar mit dem jchmeebededten Kilima 
Ndjaro, und ift das große Feuchtigkeitsreſervoir, 
welches die bedeutenditen Flüffe Afrikas nad Nord, 
Weit, Sid und Oft ergießt: Nil, Kongo, Shire 
und nad Oſten als nutzbar für ung die jchiffbaren 
Flüffe Jub, Tena, Pangani, Kingani, Rufidſchi, 
Novuma Die DOftajritanifhe Geſellſchaft hat die 
eigentlichen Hoheitsrechte, ein Theil des Gebietes 
fteht unter Oberhoheit des Reiches. Vertragsmäßig 
gehört jet deutichen Händen das Gebiet dom 49.” 
. 2. (Golf von Aden)-um das Kap Guardafui her— 
um bis zum Rovuma, faft gegenüber der Nordſpitze 
von Madagasfar (v. 12.0 u. 13. n. Br. bie 11.0 
f. Br.), mit Ausnahme der in der Mitte Liegenden 
Küftengebietsiheile des Sultans von Saufibar. Uns 
beftritten ift ein Küftenftrih von 150 geogr. Meilen 
d. f. 8430 km, d. i. das Küftengebiet von Gaſi 
(Herricheriamilie Mſaru) mit dem Zugang zum 
Kılima Ndjaro; nad dem Innern ein paralleler 
Streifen von 40 bis 80 Meilen Breite wechfelnd. 
In Sanſibar ift bereits eine fefte Adminiftration, 
auf dem Feitland gegenüber find 9 Stationen theile 
zu militärischen, theil® zu landwirthſchaftlichen und zu 
Handelszweden ſchon errichtet, befonders wichtig find 
die längs dem Kingaui: Dunda, Madimola, Uſaun— 
gula und die Sima-Station. 

Die Gefellihaft hat demnach Beſitzungen und 
ia® über 20 Vreitegrade in 





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to nk 


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Hoheits⸗Schutzrec 


n überiectihen Gebieten, die Ein- und Ausfuhr | einem Gebiete, in welchem bis jetzt am der Kufte noch 
Befeftigung von wirthſchaftlichen Beziehungen zwi⸗ | feine anderenenropäiichen Staaten Erwerbungen haben 
Thiel's Landıw. Konverj.sLericon, Speztal-Sıppfement. 2 


18 Agrariſches — 
und nur der Sultan von Sanfibar, beziv. die Türkei, 
Einfluß hat; im Norden giebt es eine Anzahl ein- 
beimifcher Völterichaften. Die politiſchen Schwierig- 
feiten bei der Erwerbung waren sehr groß, die wirth- 
ſchaftlichen Ausfichten jollen aber jehr 

und die Entwidlung wird als eine jedenfalls rasche 
bezeichnet. Feſtgeſtellt joll fein, dak a) das Klima 


auf dem Kontinent günstig ift, b) der iippige Boden 


alle Tropenpflanzen und die meiften unferer Gemüſe— 


arten hervorbringt, c) die berüchtigte Tſetſe Fliege 
nicht vorlommt, e) die Schwarzen bei den Deutichen 
gerne zur Arbeit-fich melden, fleißig find und volles 
Vertrauen zu unjern dortigen Landsleuten haben. 


Die Oftafritanifche Plantagen-Gejellichaft beab- 
fihtigt mit dem Plantagenbau vorzugehen. Die Bafis 
für Erwerbung und Begründung einer großartigen 
Kolonie iſt gegeben und diefe im Aahresfrift 
erworben worden. Gelingt e8 der Gefellichaft ſich 
hier mit der Zeit vollftandig feftzujegen, fo kann 
fie bis nach Abefipnien im Norden, bis an den 
roßen Ulerewe-Sce im Oſten umd im Süden 
18 am den Nialja-See herricend werden, alfo in 
einem Gebiete, welches überaus reih an Erzeug- 
nifjen ift, aber auch theilweiſe die ſchlimmſten Mima- 
tiihen Verhältniſſe zeigt, Gegenden mit bis 56% C 
Wärme und Unterichiede zwischen Tag und Nacht 
von 12°, 

Die Regenzeit an der Sanfibarküfte fällt in den 
März bie Mai und in den Oktober bis Dezember. 

Zur Orientirung find von neueren Werfen außer 
den befannten Meifebeichreibungen zu nennen: 

R. Hartmann, „Der Welttheil Afrika in Einzel- 

darjtellungen“, Yeipzig 1883. 

A. Chavanne, „Airifa im Picht unferer Tage“ — 

Bodengeftalt und geologifcher Bau. Wien 1880. 
Paulitjchte, „Die geogr. Erforihung der Adäls 

länder und Harars in Oftafrita“, Leipzig 1884. 
Die „Mittheilungen der Afrikaniſchen Gejellichaft 

in Dentichland“ (Erman), Berlin. 

Bezüglich des Urtheils über die Bedeutung diefer 
tolonialen Erwerbungen für die deutiche Fandwirth- 
haft ift, abgejehen davon, daß Angehörige dort 
lohnenden Erwerb finden können, befonders auf die 
Ausfuhr von Zuder zu verweilen, für Brauntwein 
wird ſich ein erheblicher Abjat nicht finden, da die 
wichtigſte Gejundheitsregel für diefe Gegenden die ift, 
fi) der Spirituofen zu enthalten; wichtig kann noch 
die Ausfuhr von Zuchtvieh und beionders von 
Schafen werden und im Nustauich find befonders 
Dung- und Futtermittel — Palmtuchen, Guano 
u. f. mw. zu erwarten. Weſentlich anders ftellt ſich 


Aftiengejellihaften. 
| niften fein müſſen und ihnen bald die Handwerker 
und Andere folgen Tonnen. 

Das Ergebniß des Kongreſſes war die Einſetzung 
eines ftändigen Kollegiums zur Vertretung der Inter: 


ute fein | eſſen der Geſellſchaften, die fefte Begründung des 


Allg. Deutſchen Verbandes für Förderung 
derüberjeeifhen I ntereifen, die Beichlupfaifung 
über den nächiten Kongreß, die Gewinnung vieler 
Freunde und Anhänger — man zählte ichon über 
860 Theilnehmer —, die Annahme wichtiger Re 
'folutionen und Anträge an die Reichsregierung be 
hufs Förderung der genannten Zwede des Sons 
greſſes. Mit dem Ergebniß dürfen die Beranftalter 
(Zentralverein für Handelsgeographie und Förderung 
deuticher Interefjen im Ausland“ und „Geſellſchaft 
für deutiche Kolonifation“) fehr zufrieden fein; es 
ftebt zu erwarten, daß die Mitglieder des „Deutichen 
Kolonialvereins“, welche ſich ferne gehalten und auf 
der Naturforfcher Verſammlung für fich eine Sektion 
zu bilden verjucht hatten, nunmehr nachträglich den 
Anschluß noch bewirten werden. 
Agrariiches, ſ. Lage der Landmwirthidaft. 
Agrumen; die Gefammtheit der aus Italien kom: 

‚menden wichtigften Südfrüchte und der daraus be: 
reiteten Eſſenzen, Eifige u. f. m. wird mit dieſem 
Namen im Handel bezeichnet; dazu gehören Agro= 
 cotto, Orangen, Zitronen, Cedri, Mandarinen u. ſ. w. 
' Italien ſoll 10,661,248 Agrumenbäume haben und 
diefe geben 2,601,259,600 Früchte, von melden 10 
auf 1 kg geredinet werden. Sizilien hat 6,040,049 
Bäume, die Hauptausfuhr erfolgt hier über Meijina, 
welches im den Sahren 1882 bis 1884 allein 400 
| bis 500,56 Mil. Früchte zu 10 bis 10,3 Mill. 
Lire verfendet bat. Die ganze Ausfuhr berechnet 
man zu 2000 Mill. Früchte oder zu 200 Mill. kg, 
don welchen Meifina etwa 1/, verichidt. 

Die Breite haben ſeit 1878 einen Rüdgang er- 
‚ Titten, es fofteten in diefem Jahre 
1000 Zitronen 35—40 Lire, in 1885 nur 12 
lkgtimonad.-Eifig 36 „ 5,8 
1 Faß Agrocotto 170 „ mn m m 456,85 
1 „Bergamottefig20 „ » „  „ 4 
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1... 
Altiengeiellidaften, |. Emiſſionen. 

In Bezug auf die Actiengefebgebung hat es 
noch nicht gelingen wollen, genügend ſichere Be— 
ſtimmungen gegen Schwindel und Betrug zu finden. 
| Das neue Gejeß vom 18. Jufi 1884 im Deutichen 
Reich hat mur die Pflichten des Auffichtsraths 
ſchärfer beſtimmt, defjen VBerantwortlichleit erweitert, 
dafiir Sorge getragen, daß in den Generalverfammt- 





das Intereffe für die Imduftrie und befonders wird ; [ungen, welchen eine Reihe von Gegenftänden der 
die Tertilinduftrie dort nad umd nach reihen Ab- Beſchlußfaſſung ausſchließlich übertragen worden ift, 
faß finden können, indireft dadurd dann der Yand- der Mehrheitsbeſchluß möglichſt unverfülicht zum 
wirthichaft einiger Vortheil erwachſen; die Fabriken | Ausdrud kommen fann und die Minsrität wirfam 
bon Mafchinen, Werkzeugen u. |. w., für Bodenkultur, in ihren Nechten gefchiitst wird; es ijt ferner, was 
Eifenbahnmaterial u. j. w. werden ebenfalls gute ſehr weſentlich ift, die volle Einzahlung verlangt und 
Ausfichten befommen und am meiften muß der | mehr Sicherheit für Bildung des Reſervefonds vor— 
Handel gewinnen. Die Zeit, in welcher die Kolo- |; geichrieben worden. Die Gründung neuer Aktien 
nien der heimifchen Landwirthſchaft als Konkurrenten aeiellichaften bat vom Jahre 1878 an wieder einen 
gefährlich werden können, liegt jedenfalls noch ſehr Aufſchwung gewonnen, von 1874 bis 1878 war 
ferne. Aderbauer und Viebzüchter, Bergleute, Forft- ' vollftändiger Stillftand. Die Beitimmungen über 
männer und Handelsleute werden die erfien Kolos | den Auffichtsrath wurden vielfach als zu erſchwerend 


Algen — Mligatorhäute. 
bezeichnet; weientliche lagen über das Geſetz find | 


aber jeit defien Einführung nicht gehört worden. 
Algen, meistens Wafjerpflanzen oder, wer Luft 
pflanzen, dann angewieſen auf feuchte Luft und zeit 
meiie auf Waffer, chlorophullhaltig und dadurd von 
den Pilzen unterjchieden, alfo aud) in der Ernährung 
ahnlich den höher organifirten Pflanzen ; nutzbar find bis 
jegt nut die Tange ald Gemüse, Futter, Dünger, zur 
Beteitung von Iod und Altalijalzen, zu arzneilichen 
Zweden u. ſ. w. Man umnterjcheivet jet die große 


Örupve der Algen gr den früheren Artikel) wie folgt: 
1. Ordnung: Chlorophyllophyceae, X. 


mit Chlorophyllinhalt ohne gefchlechtliche Fortpflanz⸗ 
ung — Protophyta — aljo mit Vermehrung durd) 
Theilung in 
durh Zweitheilung, einzeln iſolirt Icbende Zellen 
oder gallertartige Zellfolonien. 

2. Trdnung: Cyanophyceae, ipangrün, 


Tochterzellen oder mit Schwärmzellen | 


19 


6. Ordnung: Spbaeropleae, Familie Sphä- 
\ropleaceen, auf überfchwenmten Flußufern, eins 
zellige Zellfäden mit ringförmigen Chlorophyllbän- 
dern, Kortpflanzung wie bei 5. 

7. Ordnung: Coeloblasteae, jchlantchartige 
Ooſporeen; Thallus einzellig, meift verzweigt, Ge— 
ichlechtSorgane verichieden von der vegetativen ‚Zelle, 
Meeresbermohner der warmen Zone, danı in Süd— 
europa und anderwärts an feuchten Orten, auf der 
Erde und im fühem Waſſer; ungeſchlechtliche Fort— 
pflanzung durch große unbemegliche Brutzellen oder 
durch bewegliche Schwärmiporen mit dichtem Ueber— 
zug kurzer Wimpern. Gejchlechtsorgane neben ein— 
‘ander auf gleichem Faden, 

8. Ordnung: Oedogonieae, Dedogo- 
nien, Thallus mehrzellig, Zelltheilung mit Bildun 
\ von Zellhautfappen, ungeichlechtliche Bermebhrung une 
| Schwärmfporen mit Haftjcheibe; Antheridien durch 





blamgrün oder violett durch den Farbſtoff Phyko- | Theilung, meift in übereinander ftehender Zellreihe, 
channeben Ehlorophill, Fortpflanzungundgeichlechtlich | Oogonien auch durch Theilung fich bildend, kugelig 
durch Theilung oder durch Umwandlung von vege- | oder oval und mit Dedel oder kreisförmigem Loch 
tativen Zellen in Sporen; zum Theil in Paub- und , zum Eintritt der Spermatozoiden, zum Theil Zwerg - 
Yebermooien, in Blättern von Wajjerfarnen, in Wur- | männden, d. h. Heine, den weiblichen Pflanzen 


jeln u. j. mw. lebend. 

3. Ordnung: Zoosporeae, X. mit Schwärm- 
orenbildung, alſo geichlechtlicher Fortpflanzung, aber 
auch Vermehrung mit Schwärngellen, aljo unge 
ſchlechtlich, in 3 Kamilien nnd verſchiedene Gattun— 
gen untetſchieden, zum Theil noch wenig bekannt, 
Scmänniporen als einzellige Gebilde, dann kugelige 
und tatelförmige Kolonien, zum Theil in anderen 
Pilanzen lebend, Süßwaſſerbewohner. 

4. Ordnung: Conjugatae, fopulirende 
Algen; als Familien: a) Zygnemaceen, meift 
frei tm Waſſer, ielten auf feuchtem Boden lebend, 
b) Desmidiaceen, hauptiächlih in Torfſümpfen 
sorihen anderen Algen; ce) Diatomeen, Diato- 
maceae, iſolirt oder band- und jcheibenartiq, mit 
und ohne GSallerthüllen, ausgezeichnet durch Diato- 
mm, einen Farbſtoff, durch welchen das Chlorophyll 
gelb oder braun ericheint, und durch fo reichliche Ab- 
lsgerung von Kieielerde in der Membran, daf beim 
@tuben das Stelett erhalten werden kann. Bor: 
fommen im umd auf feuchter Erde, auf najien Felſen 
un Süß- und im Meerwaſſer, ſtets mafjenhaft, oft 
els ichleimmg, gallertartiger Ueberzug auf anderen 
Planen (auf Wieſen z. B. in naſſen Jahren) und 
els Grundſchlamm von jtchenden Gewäjiern, foifil 
ald die feiner Zeit von Chrenberg als Infuſorien 
beihriebenen Gebilde: Jufuforienerde, Tripel, Polir- 
dicfet, Bergimebl u. ſ. w, auch im Guanolagern 
dorlamend, alſo nach jeder Beziehung die Ordnung. 
beso. Familie, welche für den Yandiwirth mit am 
meiſten Intereſſe bat. 

5. Ordnung: Coenobiae, in Zellfamilien 
kbente Ooiporeen, geichlechtliche Fortpflanzung durch 
goeı geichtedene Zellen, weiblihe, Oogenium mit 


[Re Pflänzchen zur Bildung der Autheridien, 
' zum Theil geichlechtliche Fortpflanzung noch unbe— 
lannt. Oft ziveierlei Schwärmſporen. Meeresbe— 
wohner und Süßwaſſeralgen. 

Die 9. Ordnung: Characeae, Armleuch— 
tergewächſe, die 10. Ordnung: Fncoideae, 
ledertangartige Algen, die befaumten Meeres: 
bewohner mit olivengrüner bis Tederbrauner Färbung 
durch den Farbftoff Phykophäin und die 12. Ord— 
nung: die Florideae, Roth- oder Blüthen— 
tange, überwiegend Meeresbewohner, roth und 
durnfelviolett durch den Farbitoff Pykoerythrin ge— 
färbt, find bereits früher ausführlicher bejchrieben 
worden, meil fie für den Yandwirth als Dung- 
material Bedeutung haben. Die Florideen haben 
die Fortpflanzung wie die 11. Ordnung: Coleo- 
chaeteae. Koleochaeteen, Sifwajjerafgen, 
Heine, veräftelte Zellreihen oder Zellicheiben, ausge: 
zeichnet durch die Kortpflanzung als Karpoſporeen; 
das weiblihe Organ, Karpogon, ift mehrzellig 
und hat ein haarförmiges Empfängnikorgan, die 
Trichogyne; mach der Befruchtung bildet es eine 
mehrzellige, die Sporen erzeugende Frucht, Cyftolarp, 

Alligatorhäute, neuerdings Gegenitand des Han— 
dels und geiuchte Waare, da das daraus bereitete 
Feder zu manchen Zweden vorzüglich ſich eignet; jeit 
der Möglichteit guten Verkaufs ift den Alligatoren 
in Nordamerika, befonders in Florida, in einer Weiſe 
nachgeftellt werden, dab man ſchon die Ausrottung 
' befürchtet und an künſtliche Zucht oder doch Schon— 
ung dentt. Die Ausfuhr erreicht jchon über 100,000 
Stück jährlich; aud vom Amazonenftron aus be- 
'ginnt man die Ausfuhr und ebenſo denkt man im 
Afrika daran. Das Fett der Thiere wird zu Schmiere 





der Eizelle umd männliche, Antheridien, mit | für Maſchinen, das Fleiſch zu Dünger oder zu Futter 


unbeweglichen oder als Spematozoid beweglichen 
Inhalt; ans der Beiruchtung bildet fid) zunächſt 
fe Doipore. 7 Hierher nur Pig nein 

von Hohlkugeln mit beweglicdien Wimpern 
a @allerthülle, 


| für Fiſche und Alligatoren jelbit verwendet; vom 


ı Brillenlaiman verwerthet man den Anhalt der Mo: 

ſchuodrůſen zu Parfüm, welches mit Roſenwaſſer 

vermiſcht wird und im Bolivia ſehr beliebt ſein ſoll; 

die Zähne der Thiere werden ebenfalls benutzt, zu 
I 


20 


Ehmud und anderen Zmweden verwendet. 


Alpenftraßen. 
Die! 


zerfielen die Straßen wieder und erjt im Jahre 


früher fo — Thiere find jetzt alſo faſt ſchon 1353 wurde ein 3—5 m breiter Saumpfad, zum 


Gegenftand der Zucht geworden und mindeftens ge- 
ſucht. In Florida zahlt man 1 Stüd mit 3—4 
Mark im Einzelverkauf, für Eremplare von 10—15 
Fuß = 3,1—4,7 m fünge 2,5 bis 6 Doll. = 
10,6 bis 25,5 Marl. 

Während die Meiften berichten, daß das Fleiſch 
der Thiere für Europäer nicht geniekbar fei, jagen 
Einige, daß Alligator Steat dem Geihmad von 
Beeſſieak mit einer Fiſchſauce gleich komme. 

Alpen . Die Bedeutung des Gotthardt- 
tunnel3 für unferen Handel und aud für unfere 
Landwirthſchaft macht e3 nothiwendig, den Ber- 
fehräwegen über die Alpen eine —— Be⸗ 
trachtung zu widmen. Die heutige Bequemlichkeit 
des Verkehrs mit Jtalien im Sommer wie im 
Winter, hat jehr bemerfenswerthe Veränderungen 
hervorgerufen, jomweit es die Landwirthichaft betrifft, 
unächtt vorzugsweiſe zu Gunften von Ftalien. Deſſen 

eihthum an Gemüten, Obſt, Früchten aller Art 
und Blumen wird unjeren Großſtädten täglich zu— 
gejendet; auf unjeren Märkten ericheinen die Erft- 
lingserzeugniffe im Frühjahr in Monaten, in 
welchen unjere Gärtner jelbft aus Treibhäuſern 
nur wenig zu liefern vermögen und mit Breifen, 
mit welchen nicht konfurrirt werden lann. Be— 
lebend auf den Abſatz für uns, 3.8. für Brannt- 
wein und Zucker, hat die Gotthardtbahn nicht 
wirken fönnen, weil die hohen Zölle in Italien 
die Steigerung der Ausfuhr nad dorthin unmög- 
li machen. Außerordentlich geftiegen ift aud) 
nod die Zufuhr von Eiern umd Geflügel aus 
Stalien (vgl. Eierhandel); die für Baſtardzuchten 
o wichtigen italienifhen Hühner können jegt mit 

ichtigfeit bezogen werden, ebenjo italienische 
Bienentöniginnen, Honig, Wachs, Obft und Trau- 
ben. Der Getreidehandel wird nicht wejentlich durch 
die Bahn berührt; das Getreide findet andere Ab- 
atzwege, zur See oder mit den Bahnlinien. in 

itteleuropa; Italien bedarf zwar der Einfuhr, 
bewirkt dieje aber zur See; aud) die große Vieh— 
zucht fommt wenig in Betradht, da Italien nicht 
genug thieriiche Nahrungsmittel erzeugt und an- 
dererjeits einen nur geringen Bedarf hat. 

Die dur den Suezkanal gehenden Güter kom— 
men und gehen aber zum Theil über Italien durd) 
die Gotthardtbahn und find wichtige Verlehrsſtraßen 


Theil, aber ſchlecht gepflaftert über den Gotthardt 
hergejtellt; die Thiere konnten 3 tr. Laft — ein 
„Saum“, daher Saumpfabd, befördern, brauchten aber 
4 Tage Zeit zum Uebergang und noch im 17. Zahr- 
hundert gab es feine anderen Verkehrsmittel; man 
verbefjerte die Pfade, z. B. 1708 durch den Kilberg- 
Tunnel („Urner Zoch“) und ähnliche Bauten, be 
ſchränkte ſich aber darauf, trogdem der Berl 
icon bis zu 9000 Saumthieren und 16,000 Reifen» 
den jährlich ſich entwidelt hatte. Im Jahre 1772 
wurde eine —— Straße über den Brenner ge— 
führt und 1779—82 eine über den Col di Tenda. 
Das Wejentlichfte zur Erleichterung des Verkehrs 
fällt in unfer Jahrhundert und zwar wurden ge— 
baut oder vervolllommmnet: 

1801—1806 die Simplonftraße, 1819 die über 
den Splügen und die über den Bernhardin, 1822 
Stilffer Loch, 1820— 30 St. Gotthardt, 1830 Brüde 
über die Reuß — neue Teufelsbrüde — 1830 ff. 
Brenner, Radftadter, Tauern, Bredielpaß und Sem- 
mering nad) Oeſterreich, 1856— 62 Brünig, Furka, 
Oberalp, Arenitraße, Bernina, Wlbula, Flüela, 
Dfenpaß u. ſ. w., und jpäter noch Lukmanier, 
Billon, Schwarzenberg (1877 erjt vollendet). Die 
verbefferte und erweiterte Gotthardtftraße trug im 
Jahre 1874 allein 72,000 Roftreijende, die Strede, 
welche jett die Eifenbahn in 35 Minuten zurüd- 
legt, war aber bei gutem Wetter nicht unter 5 bis 
6 Stunden fahrbar. 

Mit dem Jahre 1850 beginnt das Zeitalter der 
Alpeneijenbahnen; man legte Scienenwege 
über dieBerge an; Defterreid) gebührt das Verdientt, 
damit vorangegangen zu jein; 1 war die Sem- 
mering-Bahn mit 16 Viadukten und 15 Tunnels 
vollendet, 1867 folgte die noch kühner angelegte 
Brennerbahn (Insbrud:Bozen) mit 22 Tunnels, 
1857 wurde der Plan gefaßt, mitteljt großem 
Zunnel unter dem Mont Cenis nach Italien zu 
fommen und 1871 dieje Bahn dem Verkehr über- 
geben; der Tunnel ift 13,45 km lang, 8 m breit, 
6 m hoch und fat ganz ausgemauert; bie rt 
dauert 25 Minuten, ein Unternehmen, welches be— 
jonders für die Ueberlandpoſt nad) Indien u. ſ. w. 
von Wichtigkeit wurde. 1872 folgte die Kronprinz» 
Rudolf-Bahn von St. Valentin nad) Laibah und 
in demjelben Zahre wurde nad) langen Berhand- 


in Frankreich dadurch jehr beeinträchtigt worden. | lungen zwiſchen Stalien, der Schweiz und dem 

Die erjten Verbindungswege über die Alpen gab | Deutſchen Reih mit Zahlung von Zuſchüſſen das 
es zwiichen Gallien und Stalien; von Gallien aus | berühmtefte Werk der Art, die Gotthardtbahn mit 
drang aud Hannibal nad Jtalien und von hier, dem großen Tunnel zwiſchen Göfchenen (1109 m) 
aus baute Napoleon I. die bewunderten 7 Straßen | und Airolo (1195 m), 14,92 km lang, angefangen 
(Simplonpaf, Brieg — Domo d'Oſſola, Mont Eenis, | und in 7 Jahren vollendet. Mit 40 Mill. Mark 
Grenoble — Aoſta, Mont Genepre, Col de Tra- Koſten, 25—30 9, weniger ald der Mont Cenis— 
verjette, Eol del’Argentiere, Eol di Tenda). Die | Tunnel gefoftet Hat, war die Durdhbohrung herge— 
Römer legten Straßen nad Germanien an oder ftellt worden; es verdient hervorgehoben zu wer— 
verbejjerten die vorgefundenen Pfade, Splügen, |den, daß, als am 28. Februar 1 die Arbeiter 
Karniihe Alpen (Tergefte); verbeflert wurden fie |von beiden Seiten ſich die Hand reihen konnten, 
auch von den Longobarden. (Die Caſa dei pagari | die jeitliche Abweichung nur 0,2 m und die Niveau— 
— Heidehaus — bei Wirolo, ein longobardiicher | Abweichung nur 0,1 m war. 3412 Arbeiter waren 
Marmorthurm, foll 774 von König Deſiderius er⸗ | täglich beichäftigt gewejen, die Handbohrung für- 
baut worden fein.) Nach der Ferse ea derte täglih 0,65 m, die Majchinenbohrung auf 


Alter der Bäume — Amerika. 


der italienifchen Seite täglid 2,05 m. Verwendet 
wurden 320,000 Bohrlöcher, verbraucht 1,650,000 
Bohrer und 490,000 kg Dynamit, zur Fortihaffung 
des Ausbruchsmaterials 1,450,000 Ladungen. Die 


eriteBoftfahrt, 2000 m unter der Oberfläche, geſchah 
ar Sup 1880 mit der Dauer von 4 | die Privatalpen am beften, die Gemeindealpen am 
Die | ichlechteften verjorgt, jene haben vorzugsweiſe den 


am 21. 
Stunden. er Tunnel hat Doppelgeleife. 
ganze Bahn, von Immenſee am Zuger Gee 


21 


Jungen, auf eine Perſon kommen 54,09 ha (Unter- 
Innthal) bis 192,80 ha (Lechthal) und im Ganzen 
im Durchſchnitt 88,60 ha, ferner 15,9 (Puſterthal) 
bis 41,9 (Lechthal) und im Durchſchnitt 21 Mittel- 
ftüde Vieh; in Bezug auf die Arbeitskräfte find 


olterei-, diefe den Nufzuchtsbetrieb; es kommt 


bis Dirinella an der italienischen Grenze iſt eine Arbeitötraft bei den Privatalpen auf 34,72 
175,7 km lang, die eigentlihe Gotthardtbahn | (Lechthal) bis 268,93 (DOber-Jnnthal) und durd- 


8%) km lang; fie hat 9 Viadufte, 48 Brüden, 8 
Galerien, 7 Kehr- oder Schraubentunnels und 52 
geradlinige Tunneld. Durch diefe Bahn ift Genua 
der wichtigfte Pla für den Verkehr mit Afien ge- 
worden. 

Befördert wurden im Jahr 1884 von Stalien 
131254 Gier, 4476 Hanf, 1962t Samen, 


jchnittlih 65,09 ha, bei den Intereſſentalpen auf 
49, (Unter-Innthal) bis 194,44 (Ober⸗Innthal) 
und durchſchnittlich auf 71,58 ha, bei den Gemeinde» 
alpen auf 125,94 ee bis 238,89 (Lech— 
thal) und durchſchnittlich auf 162,76 ha. Am 
wenigjten Perjonal haben die als Schafalpen be- 
nugten Alpen. (Mittheilungen von Dr. 9. von 


35584 Südfrüchte, 1495 t vegelabilifche Dele, 1768! JZnama-Sternegg, — Direktor der abminijtra- 


rohe Baummolle, 1637t Wein, 316t Getreide, 
nad Italien beionders Kohlen, Hilfsmittel zum Trans: 
yort und Frabrifate; der Gefammtverfehr war 
249,000 t Güter. 

1884 wurde die Arlbergbahn, 135,8 km, von 
Innsbrud nad Bludenz eröffnet, um eine kürzere 
Berbindung zwiichen Deutichland und Trieft * 
zuſtellen. Die Franzoſen planen eine ähnliche 
Bahn durch den Simplon und haben noch die 


3 


tiven Statiſtik Defterreichs.) 

Alter der Bäume, Hierüber liegen neuere Un- 
terfuchungen von Ingenieur — vor, 
welcher bei Fichten 795, bei Kiefern 583, bei 
Weißtanne 500 bis 576, bei Lärchen 455 bis 576, 
bei Eichen 600 und darüber, bei Rothbuchen 315, 
bei Eichen 280, bei Rüftern 335, bei Ahorn 274 
Jahresringe gezählt hat, während z. B. Geride 
nur — 583 für Fichten und Kiefern, 429 


Cornichebahn zwiſchen Nizza und Genua am Meeres⸗ bei Weißtanne, 274 bei Lärchen, 410 bei Eichen, 


ufer entlang ausgeführt. 

Das berühmte Hoſpiz auf dem Gotthardt, welches 
noch im Jahre 1879/80 an 18,024 arme Reijende 
verpflegt hat, iſt jeßt ganz vermeift. 

Bol. Memmingen, „Die Alpenbahnen und 
deren Bedeutung für Deutichland und Defterreich“. 
2. Aufl. Zürih 1878. 

Alpenwirthichaft. (Vgl. Bd. I. ©. 327, über 
die Alpenwirthichaft der Schweiz.) 

Die Regulirung der Grundfteuer in Defterreich 
bat das ftatiftiiche Material über die Alpenwirth- 
Ihaft in Deutich-Tirol geliefert und daraus find 
die folgenden Ergebniffe zufammengeftellt. Das 
Geammtgebiet wird mit 2,029,100 ha angegeben; 
darauf entfallen 2482 Alpen mit 689,786 ha oder 
4%, der Fläche; von 527 politiichen Gemeinden 
baben 368 — 74%, Alpen innerhalb ihrer Ge- 
martung. Im Jahr 1873 waren die Aipen mit 





170 bei Rothbuchen, 245 bei Eichen, 130 bei Rüftern 
und 224 bei Ahorn und zwar als Marimalzahlen 


[Be bie jegige Seit. Im früheren Axtitel, Bd. I, 


©. 333, waren für Linden 500, für Tannen 600, 
für Eichen 700 und für Taxus bis 2000 Jahre 
als die Marimalzahlen — worden. 
Altersrentenbank ſ. Arbeiterfrage. 
Altersverſorgung |. Arbeiterverſicherung. 
Amerika. In dem letzten 5— haben die land⸗ 
wirthſchaftlichen Fachblätter und ebenſo alle Organe, 
welche ſich für wirthſchaftliche Fragen intereſſiren, 
— die überraſchende Steigerung der Aus— 
fuhr von Bodenerzeugniſſen, en, Fleiſch u. ſ. w. 
aus den amerifanifhen Hafenplägen beiproden. 
E3 wurde daraus gefolgert, daß diefe Steigerung 
immer weiter ſich entwideln werde, jo daß jchließ- 
lich die Landwirthichaft in Europa aufhören müſſe, 
lohnend zu werden, da fie mit Ländern, in welchen 


156,575 Stüd Rindvieh und mit 137,659 Schafen noch Millionen von ha kulturfähigen Bodens fait 
beiegt; man giebt diefe Zahlen zu 50 und 63%, koſtenlos zu haben find, nicht mehr zu konkurriren 
des geſammten Beſtandes nach der letzten Vich- |vermöge, wenn nicht durch jchügende Zölle der 


säblung an. 


tbal (1167) mit 584,078 Markt Weidezins, alfo 


über die Hälfte, die wenigſten hat das Lechthal, | 


113, mit nur 54,102 Marl Weidezinsd. Bon den 
Alpen find 13 Korporationen gehörend, 765 Privat- 
alpen, 984 nterefientichafts-Alpen 18 Staats- 
alpen, und 502 GSemeindealpen; auf die Privat- | 
und Korporationsalpen kommen 122,649 ha, auf 
die Intereffentichafts-Alpen 310,955 ha, auf die, 
Staatd- und Gemeindealven 256,182 ha. Wls 


— Die mittlere Alpenzeit iſt 90 Tage. | 
ter Geſammtweidezins ift 1,177,194 Mark, faft 
die Hälfte der Alpen kommt auf das Unter-Inn- | 





Berional werben 7784 Köpfe or 2432| 
Männer, 1075 Frauen und 4277 Hirten und 


Unterjchied in den Erzeugungstkoften zum Ausgleich 
fommen würde. 

Unter Hinweis auf Großbritannien, welches alle 
Jahre in mächtiger Zunahme gewaltige Mengen 
von Nahrungsmitteln aus Amerila bezicht, wurde 
Deuticyland das traurigfte Schidjal in Aussicht 
geftellt, wenn es nicht gejchügt werde; dabei find 
jowohl in Schilderung der Folgen diejes Handels» 
verhältniffes für Großbritannien, als auch in 
der Wirkung für Deutichland die großartigften 
Uebertreibungen mit unterlaufen und aus höchſt 
einfeitigen Auffafjungen die weitgehendften For— 
derungen gezogen worden. 

Thatſache ift, daß die amerikanischen Zufuhren 


22 Amerika. 


von Lebensmitteln und Rohſtoffen der Landwirth- | um Schreden zu verbreiten und dadurch Geneigt- 
ſchaft innerhalb von etwas über 10 Jahren in ganz | heit zu finden für beſondere gejegliche Mafregein. 
außerordentlichem Grade gefteigert wurden, dab Die Amerikaner find Meijter in der Reklame und 
die Geichichte des Handels noch keine Beifpiele ‚im Aufichmeiden; fie haben aber auch ein vorzüg- 
jolher Zumahmen bis dahin gefannt hat und daß liches Büreau für Landwirthichaft in den V. ©t. 
weitaus der größte Theil diejer für Europa be= | Zahlen, welche in den Berichten diefer Abtheilung 
drohlichen ER he aus den Vereinigten Staaten | des Minifteriums für Landwirthichaft enthalten 
von Nordamerifa gelommen ift und noch kommt. | find, verdienen vollen Glauben, nicht aber immer 
Thatjache ift ferner, dab das Gejammtgebiet der | die, welche in Briefen, Beitungsberichten oder 
V. St.*), troß der riefenhaften Inangriffnahme in | Einzelwerten von Privaten gegeben werden, gegen- 
diejer Zeit doch nur erit zu einem Theil der Kultur | über welchen e3 in erfter Linie heit: prüfet mit 
erichlojjen ift und dab noch Millionen ha frucht: | Sorgjamfeit! Es find von verichiedenen Staaten 
baren Bodens unangebaut liegen. Für Nedynung | befondere Komiſſionen nad) den V. St. geſchickt 
des Staates find viele Millionen verkauft und | worden, zuerjt von Großbritannien 1879, um die 
zum Theil verjchleudert worden, es kann aber Berhältnifje der Landwirthichaft an Ort umd Stelle 
noch immer jeder neue Anfiedler die reichſte Aus- | zu ſtudiren; deren Berichte find nicht übereinjtim- 
wahl unter den Regierungsländereien haben und | mend, vieljach fich widerjprechend, darin aber jid) 
gutes Getreideland zu Preifen, welche die Höhe | gleih, daß fie die ungewöhnliche Steigerung der 
des Zinjes bei uns kaum zur Hälfte erreichen, | Ausfuhr der ebenfalls ungewöhnlichen Thatkraft 
läuflich erwerben. und dem Geichid der Amerilaner in eriter Linie 
Es ift ferner nicht in Abrede zu stellen, daß zuſchreiben. Unjere Landwirthe brauchen die ameri- 
die Staaten in Mittel- und Süd-Amerila und kaniſchen Kollegen nicht zu fürdten, wohl aber 
Canada im Norden nad Verhältniß nicht minder ; können fie ſehr viel von ihnen lernen; jene ftudiren 
Ueberfluß an gutem Weide- und Getreideland , eifrigit Alles, was im Ausland geichieht und nehmen 
zeigen und dag auch von diejen die Zufuhren zum davon alles, was ihnen müßlich ericheint, an, in 
Theil jchon weſentlich fich vermehrt haben und der Regel mit der Wirkung, in kurzer Zeit wejent- 
fiher fi noch bedeutend der Anbau vermehren ‚liche Verbejjerungen zu bewirken und damit uner- 
wird, wenn es einmal Zeiten der Ruhe von müdlich fortzufahren. In Deutichland Hagen Manche 
einiger Dauer giebt. Alle dieje Staaten haben in | darüber, dat amerikanisches Obſt, Fleiichwaaren, 
unjeren Jahrhundert unausgejegt mit Krieg oder | Käſe u. ſ. w. von dort auf unjere Märkte kommen; 
inneren Unruhen zu thun gehabt; Canada war die dortigen Waaren erobern fich allenthalben den 
noh vor Kurzem zum Theil im Aufſtand, die | Markt durch vorzügliche Beichaffenheit und gefällige 
mittelamerifaniihen Staaten haben noch feine | Verpadung, oder (die minder gute Waare) durch 
dauernde Ruhe gefunden, Chile und Peru erjt ſeit um jo vorzüglichere Ausstattung. Der Abſatz wäre 
Kurzem einen langen und heftigen Krieg beendigt vielfach nicht möglich, wenn unjere Verkäufer gleich 
und die La Plata-Gebiete zeigen Staatenbildungen | jorgiam, gleidy rührig und unermüdlich und gleich 
der jüngjten Zeit, welche immer wieder mit den  entgegenfommend gegenüber den Wünfchen und 
Waffen vertheidigt werden müffen. Brafilien aber, | Liebhabereien der Käufer jich erweiien würden. 
"auch noch nicht lange im AZuftand des Friedens, | Die Amerifaner holen das bejte Zuchtvich aus 
nimmt feinen rajcheren Lauf der Entwidlung trotz Europa und zahlen dafür die höchjten Preije, kein 
aller Bemühungen der Negierung, bleibt alio am Bolt hat jo rajch die heimiſchen Viehſtände ver- 
wenigiten bei jeiner gewaltigen Ausdehnung für beſſert und jo raſch den Erjah für die hohen Aus— 
die europäiſche Landwirthichaft gefährlich. gaben einzuheimjen verjtanden; in feinem Lande 
Der deutiche Landwirth ne die Verhältniffe der Welt hat bis jegt der Stand der Farmer, 
in Diejen ausgedehnten Staatengebilden genau |; welche zeitweiie jehr ſchlimm fituirt waren und 
fennen; er m; wiffen, was er in Zukunft von, zum Theil wieder in jchlimmer Lage fich befinden, 
dort zu erwarten hat; es ijt deshalb geboten, die mit gleicher Energie, Ausdauer und Opfermillig- 
früher gebrachten Mittheilungen im erften und im Feit die Intereffen wahrgenommen und zu ver- 
legten Band (V. St.) zu vervollftändigen und | theidigen veritanden; alle unſere Kongreſſe, Gejell- 
war im — damit gleich das volle ſchaften und Vereine ſind, ohnedieß unklar in den 
ild über den ganzen Welttheil gewonnen wird. Zielen und deshalb geſpalten, mit allem ihrem 
ur Vervollſtändigung der früher gegeben geweſenen Wirken gegen die Erfolge, melde dort erreicht 
Schilderungen ift feitdem ein überaus reiches Ma- | werden, lahm zu nennen; dort geht man von dem 
terial geliefert worden. Diejes Material muß aber ; Grundjag aus: Hilf Dir jelbft! und wendet fich 
mit Vorficht benußt werden. Es jind leider viele an die Behörden nur ausnahmsweise, bei uns joll 
übertriebene Vorftellungen verbreitet worden und der Staat jeglicher Noth ſofort abhelfen und bildet 
gerade von den V. St., welche im Allgemeinen die wirkſame Selbfthilfe die Ausnahme. 
zur Beit keineswegs gute wirthichaftliche Zuftände. Man ftaunt bei uns oft über das, was die 
zeigen; man hat abjichtlid von dort aus über- Landwirthe in Amerifa fertig bringen, vergißt 
trieben, um Einwanderer anzuloden und bei uns, aber zu leicht, mit welcher Mühe und mit wie viel 
— — Geduld, Ausdauer und — Arbeit das errungen 
worden iſt; man ſagt Denen, welche auswandern 
MB — RN wollen, daß ſie dort viel härter arbeiten müßten, 








wie bei uns, beflagt fich aber, wenn von dort ein 
Erzeugniß billiger auf unſern Markt gebracht wird, | 
3 es bier geliefert wurde, er 
beit anzumenden, um in den Konkurrenz Sieger : B 
zu bleiben. Cs ift nicht fo, daß dou die Früchte Ad BRERIEO, —* 
mübe- und koftenlos dem armer zu Theil werden, 18 
und * ren die —— von Ges) 
treide, Vieh, Butter, Käſe u. j. w. von dort gejagt fi 
wird, ift vielfach Yumbug ober doch ftark über-| "manual are 
triebene Darftelung. Wenn irgendwo, fo gilt für 15.3 
dort das Wort: Bange machen gilt nicht! “ (1883) 
In den nachfolgenden Darftellungen ſoll zur 16. San Salvador 
Ergänzung aus der reichen Litteratur das Befte : 
und Brauchbarſte in möglichit Harem Bilde, gegeben | 17 
werden; ob es allenthalben gelingen wird, nur 
dos Richtige zu bringen, bleibt dahingeftellt. 18 
In den Staaten des amerifaniichen Welttheils 
finden die Bollszählungen nicht gleichzeitig jtatt; | 19 
man muß deshalb jtets größere Zeiträume zufams 
menfaflen, wenn man das ganze Bild über die 
Bevölterungen geben will. In der neueſten Auf- 


Amerika. 23 


auf 1 

Einwohner qkm 
22,554,691 82,98 
3,000,000 3,8 
10,447,974 5,4 
275,815 2,0 
483,048 2,7 
3,000,000 2,78 
613,275 32,8 
520,536 8,0 


2,075,245 1,82 


qkm 
14240,360 
publif (1881) 830,700 
blit (1884) 1,946,292 
Nicaragua, Re— 
publit (1380) 133,800 
238,290 


publit (1880) 
Bern, Republik 
. 1,072,496 


Nepublif (1885) 18,720 
. Uruguay, Re 
publif (1883) 169,822 
. Venezuela, Re— 
publif(1881) 1,137,615 
. 3. Staaten, Re- 
publit (1885) 9,212,270 55,550,000 6,03 
29,000,365 98,420,484 3,4 


lage von „Wener's Kon, Lerifon“ gehen die An- 20. Europäijde 


gaben bis auf 1874 zurüd und nicht über 1884 
binans ; fie umfafien einen Zeitraum von 10 Jahren. 
Zuverläffiger und neuer find die Angaben im 
SGothaiſchen Genealogiſchen Hofkalender“ von 1886, 
fie reichen von 1881 bis 1885 und find demnach 
auch mit ———— der neueſten politiſchen 
Umwandlungen und Gebietsveränderungen gegeben 
worden. Für die Bevöllerung der 8. 

aber noch die Zählung von 1880 mit 50,4 Mill. 
Einwohnern; die neueſte Zählung hatte feine Be— 
rädiihtigung finden fönnen; der 
1800 bis 1885 iſt ſehr bedeutend (über 5,11 Dil. 


Köpfe). A Ä 
Tie Größenverhältniffe und die Bevölferungen zu rechnen ift, kann nicht genau angegeben werden, 


der einzeln Staaten find jept: 
1. 


2. Bolivia, Repu 
4) 


a ww »> cu 


. Ehite, Republit 


. Ouatemala, Re 
. Haiti, Republit 


Argentiniiche Re» akm 
publil (1882) 2,835,970 


btit (1884)  1,302,250 
unter chileniſcher 
Verwa 75,000 


Ltung) 
reich (1883) 8,337,218 


. Brafilien, Kaiſer⸗ 


(1554) . 75,993 
51,760 


53,343 


. Coftarica, Res 


publif (1854) 


. Dominicanifche 


Kepublit (?) 


121,140 
23,911 
publit (1885) 120,480 


publit (1885) 
(1883) 


. Honduras, Re- 
. Kolumbien, Re- 


14240,360 


| Befigungen: 
a) britiſche 
| (1881/83) 8,704,148 
b) dänijche 359 
e) franzöfiiche 
(1882) 124,506 
d) niederländi- 


6,054,226 0,7 
33,763 94,0 


895,094 8,17 


iche(1882) 126,451,38 115,936 0,95 
2,275,997 17,71 


e) ſpaniſche 
128,148 2,275,9 


(1880) 1 
37,967,977,33 107,295,500 2,82 

Mie groß die Flächen unkultivirbaren Landes 
find und wie viel für Wafjerflähen, Wege u. ſ. w 


St. gilt! 


Zuwachs von 


ſelbſt bei jchr hoher Prozentziffer dafür bleibt 

auf ı immer nod) für Kulturland und für Flächen, welche 

Einwohner akm zu Sulturland gemacht werden können, jo viel 
2,942,000 1,8 | Land übrig, daß die Bevölkerung noch viele Male 
ſich verdoppeln kann. In Europa hat Norwegen 

2,325,254 1,78 die ungünſtigſten Verhältniſſe der Vollsdichtigkeit, 
weil es den geringſten Prozentſatz von Kulturland 

22,254 0,30 haben kann, es en dort etwa 6 Köpfe auf 

1 qkm; nimmt man nur diefen Maßſtab als 

12,002,978 1,4 Grundlage, dann würden jchon 223 Mill. Ein» 
2,415,621 3,6 Welttheil aber einen weit größeren Prozentſatz 
von Kulturland gewinnen läßt, jo muß auch die 

210,177 40 Bevölkerung, welche dort mit der Zeit ihren Unter» 
halt zu finden vermag, weit höher angenommen 

300,000 5,5 — bei nur 30 Köpfen pro qkm entfallen 


t 


wohner für Amerika zu rechnen jein; da dieſer 
ihon über 1000 Mill. Einwohner. 


150,000 2,1 | Im Allgemeinen nimmt man an, daß Länder 

' mit über 80 Einwohner auf 1 qkm den erforder- 

1,284,607 10,5 lichen Bedarf an Getreide nicht mehr jelbjt zu er 

zielen vermögen, Amerika wird noch auf Jahr» 

550,000 23,0 | Bunberte hinaus die Rolle des Ausfuhrlandes 
| 


re jedenfalls aber kann man dort nod) 
351,700 29,0 | alljährlid Millionen von ha neu der Kultur 
| erſchließen laſſen; der Jahreszuwachs neuen Landes 





2254301 82,98 | erreicht und bezw. 


den 8. St. * indeſſen den Höhepunkt 
chon überſchritten. Es giebt 


24 


in den ®. St. ſelbſt ſchon eine ganze Anzahl 
en welche nicht mehr in der Lage find, 
die erforderliche Brotfrucht felbjt zu gewinnen; 
Maine, New Hampihire, Vermont, Maſſachuſetts — 
Delaware, New-Yerſey, Rhode Jsland, New-York, 
Benniylvanien, Connecticut. — Je mehr unter 





Amerika. 


Bon den quer durch den Kontinent gehenden Linien 
in Nordamerifa verbinden oder follen verbinden: 
1) in Canada die Stadt N.-Weftminjter gegen- 
über der Vankouver Injel im Dften mit Haltfar, 
Bortland und Bofton im Weſten; 
2) im Gebiet der B. St. Ajtoria am großen 


dem Schutze der hohen Zölle die Induſtrie-, Ozean mit den großen Seen und von da aus mit 


Handel3- und ie Keobikreng zunimmt, um 


jo Re muß das der Fall werden, um jo weniger 
aljo für die Ausfuhr von der Ernte übrig bleiben. , 


So großartig die Ausfuhr in der legten Beit ge- | chigan See, Ehifago-Erie See u. | 


fteigert worden war, jo zeigt ſich doch ſchon im 
legten und im vorlegten Jahre der Rüdgang. Da 
aber die in Europa mit jo großer Beſorgniß auf- 
enommene Ausfuhr die raihe Zunahme gewinnen 
onnte, erflärt ſich hauptſächlich aus dem cbenjo 
unnatürlich und rajch vermehrten Bau von Eiſen— 


den Hauptftädten für den Verkehr im Weften, aljo 
mit Boston, New-Nork u. j. w.; 

3) San Franzisto mit den großen Seen: Mi- 
BL 

4) desgl., zweite Linie, füdlicher gehend, mit 
Philadelphia, Baltimore, Wajhington; 

5) desgl., dritte Linie, noch weiter jüdlich, mit 
Wilmington, Charlejton, Savannah und durch Ab- 
zweiqgungen, wenn man will, 6) Linie nad) New- 
Orleans, 7) Linie nach Wajhington, nad) St. Youis 


bahnen und durd die großartigen Handelsfrijen | und nach Florida und ferner mit Anſchluß an die 
in Solge von Ucberproduftion und Ueberſpekula- Bahnen in Mexiko a) nad! Guaymas im Golf 
tion. an hat auch die Einwanderung als mit- von Nieder-Californien, b) nah Manzanillo am 
wirkende Urſache bezeichnet; felbverftändlich be- | großen Ozean und c) nach der Hauptitadt Merifo; 
wirken Hunderttaujende von Einmwanderern eine |dieje hat noch eine Berbindung mit St. Louis, 
bedeutende Vermehrung der Erzeugung, und ebenfo | welche die oben genannten Linien 4, 5, 6, 7 ſchnei— 
auch eine große Vermehrung des Verbrauchs. Für | det oder berührt; füdlich von der Hauptitadt Merifo 
Amerika ift die durch die Einwanderer bewirkte fehlen die Bahnen in Mittelamerita und nur 
Vermehrung der Erzeugung die natürliche, die, | Bera Eruz bat noch Berbindung. Cine Bahn quer 
welche immer da war und jein wird. Dazu kommt durch den Kontinent von Guatemala iſt im Bau 
die Wirfung durd die ftarke Vermehrung der Be: ‚und ebenſo die Kanal-Berbindung in Panama, 
völferung ſelbſt. Daß die Einwanderung in den | welche eine großartige Zukunft haben fann, aber 
legten 14 Jahren eine gegen früher beträchtlich | noch nicht vollfommen ficher geitellt if. Die Ur- 
größere gewejen ift, gilt micht für die ganze Zeit; | tbeile über den Fortgang der Arbeiten lauten noch 
vom Jahre 1871 bis 1885 gab es Jahre mit ſehr | widerjprechend. 
oben Ziffern der Einwanderer (730,349 Köpfe! Im Süden giebt es, abgejcehen von kleinen Li» 
m Jahre 1882 und 720,045 Köpfe im Jahre 1881), nien in den Staaten am Merifaniichen Golf, von 
aber auch Jahre mit jehr niedrigen Ziffern bis | Binnenlands- und Küftenjtreden in Peru und 
unter 160,000 (1878, 1876 und 1877 jogar nur | Chile, nur noch Verbindungslinien von Rio de 
130,503 Köpfe), im Ganzen find aber in diejer | Janeiro aus, dann erjt wieder ſolche von Porto 
Belt eingewandert 5,426,751 Perſonen oder jährlich | Mlegre aus und, die meisten und die längjten Li- 
7,625, eine Ziffer, welche vorher nur in einzelnen |nien, in den La Blata Staaten von Buenos Aires 
Jahren erreicht worden war; der Durchſchnitt aus | bis fait an die Grenze von Ehile, die erjte Quer— 
1861 bis 1870 war 246,675 Köpfe. Rechnet man bahn im Süden, welde nur noch von Mendoza 
nur die legten 10 Jahre, 1875 bis 1834, jo ift der | bis an die Grenze (nad) Valparaijo zu) unvollendet 
Durdichnitt 395,870 Köpfe. Es kommen demnach | ift, dann von Rofario bis faſt an die Grenze von 
I: die legten 10 bis 14 Jahre jährlich etwa 150,0 | Bolivia und nad Gorrientes im Gebiet von Pa— 
inwanderer mehr in Betracht ; jo bedeutend dieje Ber- | rana (Paraguay), von wo aus die zweite Quer— 
mehrung an ia ist, jo konnte fie doch nur wenig für , finie nach Caldera am Stillen Ozean in Chile im 
die Steigerung der Ausfuhr von Lebensmitteln bei | Bau begriffen ift. In wenigen Jahren wird man 
tragen und auf feinen Fall läßt jich dieje durch die auch im Süden mehrfach quer durch das Land 
Einwanderung erflären; die Anfiedler können in den , fommen können, in Mittelamerila mindeftens auf 
ersten Jahren dazu gar nichts beitragen. Die Er- |3 und in Nordamerika auf mindeitens 8 verichic- 
Märung liegt in der Ucberjpefulation in Folge des denen Wegen. Bon Nord nad Sid iſt die längjte 
Bahnbaus und der Schußzölle. fertige Eijenbahnlinie die von Halifar in Canada 
Gegenüber dem großartig entwidelten Verkehr | bis Merifo; Canada hat auch die Verbindung von 
in den B. St. fehlt es in allen anderen Gebieten | Maniloba aus über Chifago und St. Louis nad 
noch jehr an Verkehrswegen und deshalb auch an Merito und diefe Stadt wird demnächſt auch mit 
enügender Entwidlung des Handels; während dem Ozean — Manzanillo — verbunden fein, jo 
n den ®. St. jhon 5 Eifenbahnlinien die daß dann von bier aus das Yand quer bis Bera 
beiden Amerika begrenzenden Meere verbinden und | Cruz befahrbar ift. 
eine jehste Linie im Gebiete von Canada ziemlich Sroßartig iſt die Entwidlung des Eijenbahn- 
an der Grenze der V. St. bereits im Bau be netzes in den V. St.; im Jahre 1809 gab es in 
riffen und ſtreckenweiſe vollendet ift, fehlt es an Pennſylvanien die erfte Verſuchsbahn, 180 Fuß 
* Linien in Mittel- und Südamerifa — dann die Bahn von den Steinbrüchen am 
aft ganz und hier überhaupt noch an Bahnen. Creen Creel bis Ridley Creek von Th. Leiper, 1 engl. 








\LOOTIE 
\ ik 


Amerifa. 


Meilen lang, dann die „Sranitbahn”, Duincy in 
Maſſachuſetts, welche 19 Jahr lang in Betrieb 
war; Schon im Jahre 1862 fam die Hälfte der 
Bahnen der Welt auf diefes Gebiet; — in unjerem 
früheren Artikel find für 1877 im Ganzen 116,874 
km angegeben worden, barunter war jchon die 
erfte große Union-Bacific-Eifenbahn mit 3385 
engl. Meilen Länge oder 3562 km, welche in 
161,5 Stunden Fahrzeit von New-York aus St. 
Frranzisto erreichen läßt und am 10. Mai 1869 
die erfte Sendung von Ealifornien dorthin brachte; 
feitdem find auch die anderen Bacific-Bahnen er- 
öffnet worden und rechnete man jährlih 800 bis 
1400 M. Marl für Neubauten; die gejammten 
Längender Eiienbahnen find jegt über 200,000 km. 

Zelephonleitungen 6 die ®. St. mehr 
mie irgend ein Staat der Welt und die Tele- 
graphie wird ebenfalls dort as benußt, als e3 
jonjt der Fall ift, ſowohl von Geichäftsleuten, wie 
von Privaten. Nicht minder großartig find die 
Ranalbauten und an jchiffbaren Flüſſen ift fein 
Mangel. 

Die überaus ſtarke Ausdehnung des Eifenbahn- 
Baus in kurzer Zeit hat aber auch jehr nach— 
2* Folgen gehabt. Die Gefellihaften Hatten 

gegenfeitig befämpft, um die Alleinherrichaft 
erlangen und in Folge deſſen waren großartige 
durch Inſolvenzen entitanden, weil die 
Herabiegung der Frachtſätze zu weit getrieben 
wurde. Bon 1873 bis 1876 find 121 Gejell- 
ſchaften mit 2208 Mill. Mark Kapital infolvent 
geworden; in den Jahren 1876 bis 1878 haben 
die Bahnen von 144 Gejellichaften mit 4000 Mill. 
Mark ihren Eigenthümer gewechſelt und die Ge- 
felichaften das Geld größtentheils verloren, Er- 
eigniffe, welche mit großen gejchäftlichen Kriſen 
überhaupt zufammenfielen oder diefe mit veranlaft 
n. Die den großen Zentralbahn-Gejellichaften 
verliehenen Rechte des meilenweiten Landbefiges 
längs der Linien jind benußt worden, um An— 
fiedler heranzuziehen, zu weldem Zwed in ganz 
Exropa ein zahlreiches Heer von Wgenten thätig 
war. Als aber die Kriſis durch Meberproduftion 
in Folge von verſchiedenen Urſachen (hohe Schup- 
zölle, Eiſenbahnkriege, Silberentwerthung, Arbeiter- 
ferifes u. |. w.) ausgebrochen war und Jahre lang 
anbauerte, wurde Die Weberjieblung der brotlos 
gewordenen Arbeiter, Sehilfen, Beamten u. j. w. 
im die Anfiedlungsgebiete in großartigfter Weije 
organilirt und von den Eiſenbahngeſellſchaften im 
eigenen Intereſſe beſtens unterftügt. Es entftanden 
zablreihe armen im Weiten längs der Bahn- 
linien und von hier aus weiter in das Land hinein 
durch Anlage von Zweig-, Sekundär- und Pierde- 
bahnen, Yagerhäuiern u. ſ. w. und durch alle Hilfs- 
mittel zur Förderung der Erzeugung, in deren Er- 
findung und Bervolllommnung die Amerikaner 
Meijter find. Es ſei z.B. nur erwähnt, daß die 
Geſellſchaften die Waggons zur Berladung von 
Bieh u. ſ. w. jo eingerichtet haben, daß jie zugleich 
als Waage dienen, jo dab der Farmer beim Ein- 
laden die Beicheinigung des Gewichts befommt und 
dire wie Baargeld verwerten kann. Es wird 








| zur ficheren Erkennung rofenroth gefärbt zu 


25 


unter V. St. gezeigt werden, in welcher Weife 
befonders Chikago und Cincinnati für Viehhandel 
und Getreideverfehr ſich entwidelt haben und wie 
die Farmer und Viehzüchter durch gemeinjames 
Borgehen ſich großartge Wortheile ficherten, 
ein Vorgehen, welches um jo nothwendiger ge— 
worden war, als die Arbeitslöhne zu hoch gejteigert 
wurden und Die Eifenbahngeieifiharen Anfangs 
die Ausfuhr duch die Frachtſätze fait unmöglich ge— 
macht hatten. Vgl. die früheren Artikel Umerila 
und Grangerbund. 

Der Kampf der Eijenbahnen hatte zeitweije die 
Herabjegung der yrachtjäße bis zu dem Grad be- 
wirkt, daß die großartigen Kanalverbindungen un- 
benutzt blieben und nur von dem Jahre 1873 ab 
die Maffenjendungen landwirthſchaftlicher Erzeug- 
niſſe an die Ausfuhrpläge lamen; die Eifenbahnen 
und die Krifis haben ferner dazu geführt, daß die 
Bahl der Farmen in kurzer Zeit — hing 
vermehrt wurde und dadurch iſt es gekommen, da 
die Ausfuhr in rieſenhafter Weiſe ſich geſteigert 
hat, zum Theil auch durch gleichzeitige überraſchend 
gute Ernten. (Bgl. darüber den früheren Artilkel 
Ber. Staaten, in weldem jchon zum Theil dieje 
Vermehrung angegeben wird.) Das Jahr 1883 
brachte aber jchon einen Stilljtand und von da ab 
ift jogar Rüdgang zu verzeichnen; es find ſelbſt 
zeitweiſe die Getreidepreife in den Weſtſtädten 
denen in Deutjchland gleich gewejen und zur Zeit 
die Preiſe der thieriſchen Erzeugniffe hier faft alle 
jehr body troß des Sintens der Preife im Allge— 
meinen. In den legten Jahren haben die armer 
fogar darüber geklagt, daß jie die Molkereierzeug— 
niſſe nicht ale abjegen können und deshalb aud) 
energijche Maßregeln gegen die Verbreitung derKunſt— 
butter verlangt, welche nur als ſolche ——— 

arkt 





| 





} 


' gebracht werden jollte. 

Allerdings ift auch die Viehhaltung in wenigen 
Jahren außerordentlich vermehrt worden; in Deutich- 
land hat bejonders die Ziffer der Kühe und deren 
angebliche jährliche Verriehrung um 1 Mill. Stüd 
‚die Landwirthe erjchredt (wir haben wenig über 
9 Mill. St.); e3 wird gezeigt werden, daß dieſe 
Zahl keineswegs erjchredend ift und daß die dor- 
tigen Farmer den europäiſchen Markt mit Käje, 
Butter, Objt u. ſ. w., hauptſächlich dur vorzüg- 
fihe Waare, ſorgſamſte und gefälligite Berpadung 
und Unermüdlichfeit in dem Beitreben für Ber- 
befferung der Zucht erobert haben. Die Ameri— 
faner und die Auftralier zahlen jegt die höchſten 
Preiſe für Zuchtvieh aller Art und holen unaus— 
gejeßt das bejte Material aus Europa. In den 
V. St. iſt das Rindvieh ſchon jo vervollkommnet 
worden, daß man die Durchſchnittserträge der 
Kühe an Milch höher als in Europa angiebt (vom 
Prairievieh abgeſehen), Angaben, welche allerdings 
nicht glaubwürdig erſcheinen, wenn ſie auf den 
geſammten Viehſtand auch ohne Prairievieh an— 
ewendet werden. Vgl. hierzu auch die Artikel 

ilchwirthſchaft und Milchhandel. 

Dem amerilaniſchen Welttheil urſprünglich eigen» 
thümlich waren als Hausthiere nur: NRennthier, 





26 Amerika. 

Bilon, Lama, Vicuña, Nabel- und Wafferjchwein, | niß von Gold zu Silber von 1:15 bis 16 zu der 
Zapir, Truthahn, Holtohuhn und Mojchusente, | Zeit vor 1870 nad und nad) bis auf 1: jajt 20 
jeßt giebt e8 alle Arten von Hausthieren der Welt  acfommen war. (Vgl. Bimetallismus.) Soet- 


dajelbjt und unausgejegt bemüht man fich, dieſe 
zu vervollfommmen und Gutes einzubürgern, be— 
jonders in Californien. Schon haben amerifanijche 
Pferde auf den Wettrennen in England und Frank— 
reich die erjten Breife gewonnen und werden Pferde 
aus Amerita zur Remonte und jonjt verwendet; 
Erzeugnijie, für welche man früher das Klima und 
den Boden in Amerika ald ungeeignet hielt oder 
doch dem unfrigen weit nachjtehend, werden jeht | 
in Europa viel verbreitet und auch im Deutſch— 


land, z.B. Wein und vor Allem Obft, jelbit Friich; 


die Straufe aus dem Cap, die Kaſchmirziegen aus | 
Inneraſien find geholt worden und gedeihen ichon | 
jo, daß man ſich viel von den Buchten veripricht : 
und jelbjt mit der Zuderrübe, deren Anbau und 
Verarbeitung dort nach Anficht unferer AZuder- 
fabrifanten ausfichtslos jein jollte, ift der Anfang 
gemacht worden und diejer wird mit der Zeit jchon | 
zu lohnenden Erfolgen führen. In Beharrlichteit 
und Ausdauer bei Ucberwindung von Scwierig- 
feiten find die Amerikaner eben jo unermüdlich 
und geſchickt, wie in der Reklame und in der 
Aneignung und Vervollkommnung alles Brauch- 
baren auf der Welt. 

Wenn man jegt von den Erzeugnijjen Ame- 
rifas reden will, jo fann man eigentlich faſt alle 
durd den Handel vermittelten Werthqüter nennen; 
mit Ausnahme von Seide und Thee, welche nod) 
faft ganz von auswärts bezogen werden, giebt es 
faum irgend ein landwirthichaftliches Erzeugniß, 
welches nicht dort angebaut und gezogen würde, 


in Bezug auf die gewerblichen und indujftriellen | 


Erzeugnilfe aber bemüht man ſich eifrigſt, alles 
Begehrenswerthe im Lande jelbft anzufertigen und 
jowie das mit irgend einem Artifel gelungen iſt, 
dann dauert es im der Regel nicht lang, bis auch 
das Ausland damit zu verſorgen verſucht wird. 
Großartig iſt noch immer der Reichthum an 
Hölzern aller Art, großartig ift aber auch die 
Waldverwüjtung und ſchon jetzt giebt es wirklichen 
Urwald faſt nur noch in Mittel-Amerika und am 
oberen Gebiete des Amazonenſtromes, Niederungen, 
welche noch lange den Europäern unzugänglich 
bleiben werden. Eine geregelte Forftwirtbichaft 
giebt es nirgends, alljährlid) aber werden weite 


Streden von Waldungen niedergebrannt, um raſcher 


zum Anbau kommen zu können. Schon klagt man 
deshalb über Werichlechterung des Klimas und 
fürchtet in diefer Beziehung für die Zukunft nod) 
mehr. Piel bewundert und beiprochen bleiben die 





beer berechnet für die Zeit von 1493 big zu 1882 
die Erzeugung von Edelmetall in Amerifa mit 
5,151,528 kg Gold und 167,386,487 kg Silber, 
zufanımen zu 46,156,4 Mil. Marl. Die Erel- 
metalle werden befonders i in den V. ©t., in Mexilo, 
‚Brajilien, Chile, Bolivia, Peru, Neugranada & 
funden, Gold auch nod) in franz. Guayana, Co— 
lIumbien und Benezuela, aber unbedeutend. Man 
— die Ausbeuten in Gold und Silber wie 
olgt 

ir Gold V. ©t. 82,950 kg in 1851/60; 71,350 kg 
in 1861:70; 62,000 kg in 1871/80; 52,200 kg in 
| 1881; 49 ‚900 kg in 1882; 45, 140 kg in 1888: 

andere Länder 10,658 kg in 1851/60: 19,393 kg 
in 1861/70; 12, 666 kg in 1871/80; 15, 066 kg in 
11881; 15, 200 kg in 1882: 115,266 kr in 1888. 

Für Silber ®.< t. 7250 kgin 1851/60; 237,500 kg 
in 1861/70; 775,000 kg in 1871.80; 1,054,649 kg 
in 1881; 1,126, 083 kg in 1882; 1, 11 ‚457 kg 
1883; Merito 456,750 kg in 1851 60; 196,950 v= 
in 1861/70: 636,000 kg in 1871/80; 721,000 kg 
in 1881; 738,000 kg in 1882; 739,000 kg in 
1883; Südamerila 204,500 kg in 1851/60; 
210,450 kg in 1861/70; 362,000 kg in 1871 80: 
350,000 kg in 1881; 390, 000 kg in 1882: 
510,000 kg in 1883. Für 1884 tonımt die Gold- 
förderung in den V. ©t. auf 46,350 kg. 

In zweiter Linie hinfichtlic) * Soc ſtehen 
die „ſchwarzen Diamanten“, d. h. Stein— 
kohlen; der Reichthum an diefen it "ehr groß; 
man unterjcheidet 7 Hauptgebiete: 

a) die Lager in dem Wllegbanygebirge, von 
Alabama bis zum Hudion und St. Lorenzitronn, 
206,000 qkm, ein Lager, aus welchem jchon bis 
über 60 Mill. t gefördert worden find; das Ge- 
biet heißt auch das appalachijche, b) die Lager in 
Illinois und Miſſouri, c) die von Michigan, d) die 

im nördlichen Texas, e) die von Rhode Island, 
| f) die von Neujchottland und Neubraunſchweig, g) die 
zwiſchen Ned Deer River und Athabasca in bri- 
tiich Amerifa. Als ein neuntes Lager ift das erſt 
kürzlich erjchloffene in Argentinien zu nennen. 
Im übrigen Südamerika und in Mittelamerita 
fehlen die Kohlen ganz oder find nur in wenig 
mächtigen Lagern vertreten. 

Platinerze findet man in ®illarica, a 
lien, Matagroſſo, Neugranada, Haiti, Chofo 
Antiguia, Diamanten befonders in Brafilien, 
Smaragde an der Duindiufette, Kryolithe in 
Grönland, Feueropale in Zimapan (Merilo). 





Reichthümer an Mineralien nugbarer Art; der | Sehr wichtig find die Rupfererze, von welchen 
Bergbau fördert gewaltige Werthe, aber auch ſchon | neuerdings ebenfalls zu viel gefördert wird, nach— 
im Uebermaß bei manchen Erzeugniffen, jo daß dem neue reiche Minen erſchloſſen wurden und 
Preisrüdgang und Krifis nicht ausbleiben fonnten. | man das Verfahren zur Gewinnung des Kupfers 

In der Erzeugung der Edelmetalle find — — hat. In den V. St. trug der 
merkwürdigen Veränderungen, welche in ganz Eu- | überaus hohe Zoll dazu bei, daß zeitweiſe von den 
ropa und der übrigen Welt den Geldmarkt überaus | Rupferwerkbefigern im Ausland Kupfer mit Opfern 
ftarf beeinflußt haben, vorgelommen; das ne wurde, um hohe Preiſe behalten zu 
wurde minder reichlid, das Eilber aber in jo | können. Die im Jahre 1583 neu entdedten Minen 
großen Mengen gefördert, dab das Werthverhält- | haben aber die Macht der Großhändler und der 


Amerika 


Seiellichaften gebrochen; aus den Rody Moun- 
tains kamen feitdem großartige Mengen und aud) 
aus den Seeminen (am obern See) wurde die 


Ausbeute um etwa 4 Mill. kg im Jahre 1884| 


geſteigert. Man findet Kupfer in Grönland, in 
Chile, Merito, Argentinien, in Canada, am Obern 
Sce, in Arizona, in Californien und Neu-Merito, 
in Nevada, in Utah, Colorado, Wyoming, Mifjonri, 
und in den atlantiichen Staaten, bier aber nur 
unbedeutend, in Cuba, Bolivia u. f. wm. Von 1880 
mit 27,000 t ift die Förderung im Jahre 1884 


27 


Mill. hl im Fahre 1879 wie folgt entwidelt. 

| Das Jahr 1876 zeigte 11,452 Mill. hl Ausfuhr 
und 4,2 Mill. hl Berbraud), zuſammen aljo 15,65 
Mill. hl, im Jahre 1882 gewann man aber 50 
Mill. hl, von da ab ſank die Erzeugung wieder 
bis auf etwa 36 Mill. hl und in den Jahren 1884 
und 1885 erreichte die Ausfuhr die Höhe von 542 
und 588,000 Gallonen zu 3,785 1, aljo nicht ganz 21 
und etwas über 22 Mill. hi zum Werth oder Preis 
von 203,65 und 209,1 Mill. Marl. Im Jahre 
1885 war der Minimalpreis am 16. Januar 


anf 70,000 t geitiegen und immer größere Mengen | 0,68 Dollars, der Marimalpreis am 20. Dftober 
werden gefördert und veriendet. Bal. Bergbau. 1,125 Doll, der durcjchnittliche Preis Anfangs 
Eijenerze werden ebenfalls vielfadh gefunden, | 0,748 und am Ende des Jahres 0,887 Doll. 
doc jind die meisten Lager noch nicht in dem rid- | Die Bodenerzeugniije aller Art — land— 
tigen Betrieb; reich, beionders an Magneteijen, ift | und Forftwirthichartlice und bergmänniſche — bil» 
Neugranada, das kryſtalliniſche Schiefergebirge jüd> | den in Amerika noch allenthalben den Hauptwerth; 
lih des bern Sees, deifen Umgebung jelbjt, An— | Gewerbe und Industrie haben in den V. ©t. 
tiocuia, Chofo u. j. w. Der ſtarke Begehr bei | Großartiges geleiftet und unermüdlich wird an 
dem überftürzend betriebenen Eijenbahnbau hat | weiterer Bervolllommmung gearbeitet; Alles, was 
auch die Eiſenwerke zu gewaltiger Anjtrengung | dieje zu fürdern vermögen, bleibt aber hinter den 
veranlaßt und diefe haben auf den Bergbau ge= | Bodenwerthen zurüd und in den mittel- und ſüd— 
wirt. In den V. ©t. allein find schließlich | amerikaniſchen Staaten leiften Gewerbe und In— 
1,4 Mill. t Schienen jährlich gefertigt worden und | duftrie noch wenig. Auch der Reichthum des Welt» 
ftieg die Förderung an Roheiſen von 1,3 Mill. t | theils an Wild aller Art und an Fiſchen ift noch 
im Jahre 1865 und 2,26 Mill. t im Jahre 1875 | groß und Jagd und Fiihfang liefern dem Handel 
auf 5,178 Will. t im Jahre 1882. Seitdem iſt jährfih große Werthiummen. Man ijt be- 
wieder ein Stillitand und Nüdgang eingetreten ; müht, die Flüſſe mit guten Fiichen zu bevöltern 
und zur Zeit ftchen viele Werte jtill. und thut viel für Verbreitung auswärtiger Arten 
Zinn wird in Peru, Neugranada, Mexiko, und jehr viel für die Pflege der großen Aujtern- 
Nickel in Vennſylvanien und Argentinien, Zink: bänfe; der Verbrauch an Auftern ift in feinem 
und Antimon im Penniplivanien, Peru, Chile, | Lande der Welt gleich groß; man berechnet ihn 
Merito, Brafilien, Bleiglanz und Galmei in nad Milliarden von Stüd. Auch der Seefiſch— 
JIllinois und Wiskonſin gefunden. Zinnober fang wird eifrigft betrieben, er, führt oft zu klei— 
und Queckſilber findet man in Californien, Per nem Krieg mit den Nachbarländern und nöthigt 
und Merito, auf Ealifornien rechnet man 2 bis dieſe, fich gegen Uebergriffe zu wehren; es gehen 
ZMill.kg, auf Peru — Huancavelica— 175,000 kg, | über 2100 Schiffe allein zum Kabeljaufang, noch 
auf Merito 125,000 kg; belanntlich wird Queck- 121 zum Walfiihfang. Die Fiſcherei bei Neu— 
filber jonft nur nody in Spanien und in Defter- | foundland berechnet man zu 40 Mill. Mark und 
reich gewonnen (zuſammen etwa 2 Will. kg). den Ertragswerth der Seefiiherei für die V. St. 
Schwefel fördert man in den Cordilleren und in allein zu 60 Mill. Mark; Angaben über die 
ritindien, Alaun in Kentucky, Teneſſee, Vir- Fiicherei im Innern fehlen und aus den anderen 
inia, Borar in Californien, Brom in Nevada, | Staaten giebt es überhaupt feine Nachweiſe über 
bio, Pennſylvanien, Natronjalpeter in Chile, | den Werth der Filcherei. 
Bolivia, Kentucky, Teneſſee, Virginia, Glauber-) Die widhtigeren Angaben jonft werden unter den 
fal; mit Natron in Patagonien, Steinfalz fommt | Mittheilungen aus den einzelnen Staaten gegeben; 
pieliahh vor, beionders im La Plata- Gebiet, in | von diefen nehmen die V. St. das Hauptintereſſe 
Brafilien, Neugranada, Turbaci, Zampa, an der in Anſpruch; neuerdings bemüht man ſich in 
Mosquitofüfte, in Mexilo, Bolivia, Canada, auf | Deutichland, die Einwanderung nad Süd-Amerifa 
deu Bahamainjeln, in New-York, Maſſachuſetts, zu lenten; es ift deshalb auch den dazu auser- 
Kentudo, Illinois, Mifjouri und in anderen —— Gebieten etwas mehr Aufmerkſamkeit zu 
Staaten der Union; wichtig ſind auch die Lager widnten. 
von Asphalt auf Trinidad und in der unteren A. Süd-Amerika. 
Kreide der Duindiu-kette, die Guanolager aufi I. Die Argentiniiche Republit, vormals 
ben Inſeln an der peruaniich-chileniichen Küfte und | „Ber. Staaten des Rio de la Plata“. Nad) 
endlich die Erdöle (Petroleum), deren Hauptfund- | dem mit Chile im Jahre 1881 geichloffenen Ver— 
ort im nördlichen Pennſylvanien im oberen Devon | trage iſt die Grenze jchärfer beftimmt worden und 
ft Trotz der inzwiichen bedeutend gewordenen | hat die Republif jegt mit dem Feuerland (offiziell 
Konkurrenz mit ruffiihem Naphta und anderen | zu 3,919,556 qkm angegeben) nad) unferen bejten 
Erbölen (Salizien u. j. mw.) ift die Ausfuhr noch , Seographen 2,835,970 qkm Geſammtfläche mit 
immer eine fteigende, obihon der Preis ein ſin- 2,942,000 Einwohnern. Das Gebiet eritredt ſich 
tender if. Die Berhältniſſe haben ſich von von 22° ſüdl. Breite bis zur Südſpitze des Welt- 
124,640 hl Ausfuhr im Jahre 1859 und 11,97 | theils mit einem Theile der Injel Feuerland und 





28 Amerika. 


von 56° bis 69,,0 weitl. Länge. Es wird, im 6 Einw., in ben übrigen Landen 2 bis 4 Einw. 
Süden beginnend, füblih vom Atlantiihen Ozean auf 1 qkm und nur in der Ebene von Tucuman, 
und öftlih von Chile, nördli von Bolivia, Pa- dem fruchtbarften Theile des Landes, wird das 
raguay und einem feinen Theile von Brafiljen, | Verhältniß überjchritten. Der größte Theil des 
a von Brafilien und Uruguay, den Uruguay | Landes iſt ausgedehnte Salzfteppe oder trodene 
als Grenzlinie, begrenzt. Das Land ift nad | Steppe (Bampas), oder Salz- und Salpeterfläche, 
einer letzten Grenzberidtigung entſchieden im Fort- oder bewachſen mit niedrigem Straudy- und Buſch— 
—— begriffen, *1 machen ſich auch ſchon wert, oder mit wahrem Diſtelwald. Richtige 
timmen dahin geltend, daß der Eiſenbahnbau Waldungen fehlen, das ganze Land iſt vorzugs— 
eg das Bedürfniß übertreffe und dab das Land, weiſe Schafweide, ſoweit nicht der Pflug die befieren 
als ausichlichlich auf Aderbau und Viehzucht an- , und fruchtbareren Bodenarten in Angriff genommen 
gewiejen, nur eine langjame Entwidlung nehmen * die Schafe gedeihen vorzüglich; man zählt 
nne. Wolle, Talg, Häute und Schaffelle bilden ſchon ca. 80 Mill. Stück. 
die Hauptgegenſtände der Ausfuhr; Die Einfuhr Das Klima ift im Norden noch tropiich, im 
und die Ausfuhr haben ng in den legten Jahren Süden ſchon antarktifch, zwiſchen diefen Ertremen 
gehoben, die Einfuhren aber in höherem Grade | im übrigen Lande meiftens geſund, ohne ftrenge 
und das beweift, daß das Land fauflräftiger ge- | Winter, mit nur mäßiger Hiße im Sommer. Der 
worden ift. Mangel an geichlofjenen Waldungen hat auch zur 
Die für die Zeit des Vertrags mit Chile berech- Folge, daß die Flüſſe, ohnedieß meiſtens zu viel- 
nete Bevölferung, wie fie oben, angegeben wurde, | fach gekrümmt, zu wafferarm für die Schifffahrt 
beftand aus 1,907,000 Argentiniern, 339,000 Ita- find. Im Mllgemeinen ift Argentinien das Land 
Tiern, 161,000 Spaniern, 153,000 Franzofen, 51,000 | der Viehzucht mit großen Heerden, e3 wird aber 
Engländern, 54,000 Deutihen und Schweizern | immermehr dem Aderbau gewonnen; unjere Ge- 
und 165,000 Angehörigen anderer Nationalitäten | treidearten und viele Gemüfepflanzen, Flachs und 
und Abftammung; das ſpaniſche Blut überwiegt | Hanf, Kartoffeln und Bataten, ſelbſt Sädfrüchte, 
unter der weißen Bevölkerung. Neben dieſen giebt | Melonen und Wein gedeihen in den guten Gegen- 
ed Kreolen, Meitizen, Mulatten, Neger (nur we⸗ | den und der fleißige Anfiedler kann fich feine Üm— 


! 





nige), freie und chriftliche, unabhängige und wilde 


ebung mit faſt allen in Deutichland gezogenen 


ndianer; die letzteren berechnet man zu 100,000 | Pflanzen der großen Aderkultur ſchmücken. 


pfen. Fremde gab es 70 bis 80,000 Köpfe, 
mworunter 10,000 Deutihe find. Die Einwan- 
derung nimmt mit wenigen Ausnahmen jchon 
feit längerer Zeit ftetig zu. Von nur 29,798 
Köpfen im Jahre 1877 ift fie bis auf 103,189 
Köpfe im Jahre 1884 geftiegen (73,210 im Jahre 
1883). Deutiche gab es unter den Einwanderern 
1883 und 1 — 2655, Oeſterreicher 
2386, Schweizer 2652; überwiegend ſind die Ita— 
liener, dann die Spanier und dann die Franzoſen 
vertreten. Die Auswanderung in den letzten 
Jahren war ſehr ſchwankend; es gab Jahre mit 
nur 12,630 und ſolche mit 25,311 Köpfen. 

Die Hauptftadt Buenos Aires hatte (1884) 
350,278 Einwohner, vor 15 Jahren, 1869, nur 
177,787 Einw.; Städte mit über 20,000 Einw. 
giebt es 5, folche zwiichen 10 und 20,000 Einm. 6. 

Eingetheilt ift das Land in Provinzen und 
den Stadtbezirk der Hauptjtadt, Wie in 
Zerrit. nacionales. Die Provinzen find: Bue— 
nos Mires, Cordoba, Corrientes, Entre Rios, 
Santa Fé, Tucuman, Salta, Santiago, Catamarca, 
Mendoza, San Juan, Rioja, San Luis, Jujuy; 
die Territorien find: Gran Chaco, Mifiones, Pam— 

8 und Patagonien. Am bevöltertften find die 

rovinzen Cordoba, Eorrientes und Buenos Aires 
mit über 200,000 Einwohnern; die anderen Pro- 
vinzen haben 66,000 (Jujuy) bis 188,000 (Entre 
Rios) Einw.; auf Buenos Aires kamen 612,000, 
auf Cordoba 320,060, auf Entre Rios 188,000 
Einw.; die Territorien haben von 61,337 bis 
693,035 qkm Fläche und von 21,000 bis 45,000 
Einw., jo dab 1 Einw. auf 3—7—23 und 29 qkm 
kommt. In der Provinz Buenos Ayres entfallen 





Die einheimischen Nupthiere waren nur Gua— 
nako, Biscaha, Meerſchweinchen, Tapir, Nabel- 
ſchwein, der (ſüdamerikaniſche) Strauß, Geflügel 


| verfchiedener Art und Bienen, jetzt giebt es ein- 


geführte Racenthiere verjchiedener Art; auch hier 
ipielt da3 Maulthier eine ren Rolle. 
Man zählt jet etwa 15 Mill. St. Rindvieh, über 
4 Mill. Pferde, 300,000 Maulthiere und Ejel, 80 
bis 82 Mill. Schafe, 3 Mill. Ziegen, 0,3 Mill. 
Schweine. 

Im Sahre 1883 jollen 100 Mill. Schafe ge- 
zählt worden fein und 300 Mill. Pfd. Wolle ge- 
— haben. Zur Ausfuhr kamen 9 Mill. bſh. 

izen. 

Der Reihthum an Mineralien ift gut, aber 
noch wenig benußt und micht gemügend befannt; 
Gold, Silber, Eifen, Blei, Nidel, Salpeter, Koch— 
jalz, Natronfalze anderer Art und Steinlohlen find 
die wejentlichiten Erzeugniffe. 

Das Finanzweſen tft beffer geordniet ald das 
der anderen ſüdamerikaniſchen Staaten; man rechnet 
mit dem Peſo nacionale zu 4 Mark, eingetheilt in 
100 Eentavos, hat aber auch Papiergeld genug. 
Maße und Gewichte find metriih, doc find auch 
die alten fpaniichen allgemein im Gebraud) (j. Bd. I). 
Für 1883 waren die Brutto-Einnahmen zu 30,051 
Mill. Peſ., alſo 150,255 Mill. Mark berechnet, 
die Ausgaben zu 54,06 Mill. Bei. = 216,24 Mil. 
Mark, ohne fällige Schulden nur 139,3 Mill. Marl. 
E3 betrugen die Erbebungstoften 8,13 %,. Die 
Einnahmen jegten fich vornehmlich zuſammen 
ans Zöllen (über 72%, der Einnahme und darunter 
auch Ausfuhrzölle); die Stempelgebühr bringt 6,5 
Mill, Mark, die direkte Beſteuerung 4,2 Mill. Marl, 


Amerika. 


der Betrieb der Eifenbahnen über 9 Mill. Mark, 
mit Poft und Zelegraph 12,3 Mill. Marl. Unter 
den Ausgaben find, abgejehen von den Poſten 


29 


11,87 Mill. kg Talg, aber 29,07 Mill. kg Schaf: 
felle und 2,791,000 andere Häute, 1881 nur 2,19 
und 1882 nur 1,945 Mill. Stüd. Die Wollzucdt 





für Eifenbahnen, Poft und Telegraphie, Wege, | wie die Viehzucht überhaupt wird ftetig verbeſſert 
Brüden, Hafen- und Kanalbauten u. ſ. w., zuſ. und die Bahnlinien haben weite Flächen Weide- 


24,88 Mill. Mark, für öffentl. Unterricht über 
8 Mill, für das dw. Depart. 375,044 Mar, für 
Schalte an 8,5 Mill., für Kultus etwas über 1 Mill, 
für Armee und Marine 26 Mill. Mark angejept. 
Die Schulden erfordern an Zins und Amorti- 
fation über 42 Mill. Mark und eine Heimzahlung 
von 76,3 Mill. Mark. Für 1885 giebt das Bud— 
= 161,97 Mill. Mark Einnahme und 172,34 

1. Mark Ausgabe an. Die Staatsſchuld betrug 
am 1. Januar 1884 nod 512,17 Mill. Mark; 
die Provinzen — wieder beſondere Schulden. 

Die Republik unterhält eine Armee von 7599 
Mann mit 27 Generälen; die Nationalgarde zählt 
322,962 Mann; die Flotte 39 (27 Dampfichiffe) 
mit 55 Kanonen, 12,630 t Gehalt, 8865 Rierde- 
kraft und 1505 Mann Beſatzung. 

Der Schiffsverkehr 1884 war: eingelaufen 
5231 nr lichiffe mit 733,659 t, 3745 Dampfer 
mit 2,278,704 t; ausgelaufen 2732 Segelichiffe 
mit 589,269 t, 3455 Dampfer mit 2,263,023 t. 

Eijenbahnen gab es in Betrieb 1885 im 
Ganzen 4576 km (2197 km Privatbahnen), im 
Ban 1363 km; die v.. beförderte 1883 über 
13,3 Mill. Briefe und 7,7 Mill. Druckſachen; die 
Zelegraphie hatte 1885 18,767 km Linien, 
33,705 km Drähte, 158 km Kabel, 511 Büreaus und 
1675 km Linien im Bau. Für 1884 rechnete man 
51,253 Depeihen. Der Straßen» und der 
Brüdenbau laffen noch viel zu wünjchen übrig, 
wird aber ftetig verbeffert. 

Der Handel zeigt zunehmende Entwidlung, 
1884 als Einfuhr 376,22 Mil. Markt, ald Aus— 
fuhr 272,11 Mil. Mark, als Einfuhr von Deutſch— 
land 35,47 Mil. Mark, als Ausfuhr nach Deutich- 
land 27,25 Mill. Mark. Außer ldw. Erzeugnifjen 
tamen bei der Ausfuhr nur noch Mineralien und 
Metalle mit 4,09 Mil. Mark als nennenswerth 
vor; obenan ftcht die Wolle mit 114,34 Mill. kg 
and 128 Mill. Mark Werth; über 2,3 Mill. Kuh— 
bäute bringen über 35 Mill. Mark, fait 25 Mill. 
Schafhäute an 22 Mill. Mark, 281,451 Pferde- 
Hänte 2,2 Mil. Mark, fonftige Felle 5,58 Mil. 
Mart, 1,75 Mill. kg Pferdehaare außerdem noch 
35 Mill. Mark, 147,035 Ctüd lebende Thiere 
3,13 Mil. Mark; für Talg find 14,34 Mill. kg 
und 8,6 Mill. Marl, für Salzfleifch 18,86 Mill. kg 
und 8,25 Mill. Mark und für Knochen und Knochen⸗ 
ale 28,235 Mill. kg und 0,248 Mill. Mark an- 
gt ferner für 30,764 kg Straußfedern 0,212 

il, Mark, für 108,5 Mill. kg Weizen 13,356 
Mid. Mark, für 113,7 Mil. kg Mais 9,10 Mitt. 
Mar, für fait 34 Mill. kg Leinfamen 6,99 Mill. 
Rart, für 986,100 kg Hörner 0,476 Mill. Mark 
A 1,993 Mil. kg Muni 0,316 Mill. 
rari. 


landes zugänglich gemacht und von diejen die Aus— 
fuhr ermöglidt. 

Die Fahrt von Montevideo bis Bremen und 
Hamburg dauert 27 bis 29 Tage, die von Buenos 
Aires bis Bremen 31 Tage mit den regelmäßig 
fahrenden Dampfern. 

Die Haupteinfuhrartikel find: Tertil-, Eijen-, 
Glas», Porzellanwaaren, Kleidungsftüde, Parfü- 
merien, Bier, Wein, Thee, Tabak, Mehl, Holz, 
Papier u. ſ. w., Deutichland Liefert hauptſächlich 
Wollen: und Baummollenzeuge, Eifenwaaren, Ma— 
ſchinen, Kurzwaaren, Zuder und Waaren aus an- 
deren Yändern. In dem Werth der Einfuhr fteht 
Frankreich obenan mit an 40 Mill. Markt, dann 
folgen die B. St. mit über 16 Mill, Marl, dann 
mit ziemlich gleihen Mengen — 12 bis 15 Mill. 
Mark — Deutichland, Belgien und Spanien. Ein 
Schußzolfgefeß beftcht jeit 1876, 

Gewerbe und Induſtrie find nur wenig ent» 
widelt. Argentinien ift ausgejprochener Agrar— 
ftaat; bei dem mächtigen Drange vorwärts zu 
tommen bieten ſich aber für tüchtige Handwerker 
und Anduftrielle, joweit letztere jet ſchon an— 
fommen tönnen, gute Ausfichten, wie nicht minder 
für rüftige Landwirthe aller Art. Seitens der 
Regierung und des Kongrefjes a das Mög- 
lichjte, um das Land zu heben, für Unterricht 
wird immer beffer geſorgt und die religiöje Uns 
duldſamkeit kennt man hier nicht. Auch für den 
(div. Unterricht ift durch eine Atademie, Zeitſchriften 
u. j. mw. geiorgt worden. Ohne Zweifel nimmt 
Arg. für auswandernde deutihe Landwirthe unter 
den ſüdamerikaniſchen Staaten mwenigftens die erfte 
Stelle ein. | 

Bol. Fe Lapina, „Die Argentiniſche Republik 
als Ziel der europäiichen Auswanderung.“ Buenos 
Aires. (Der Verf. ift der Direktor des ftatift. 
Büreaus.) — E. Friedridh: „Die Ya Plata-Länder 
unter bejonderer Berüdjihtigung ihrer wirthichaft- 
fihen Berhältniffe, ihrer Viehzucht und Koloniſa— 
tion und ihrer Bedeutung für deutiche Kapitalijten 
und Auswanderer.“ Hamburg 1884. — 4 Wark. 
Zöller, „Pampas und Anden,“ Stuttgart 1884, 
— Die Schriften der Kolonialvereine. 
| Das deutjche Reich ift dur einen Minifter-Re- 
‚ fibenten in der Hauptitadt vertreten. 

I. Uruguay. In diejes Yand wurde 1882/83 
auf Anregung der Deutihen Südamerikaniſchen 
Kolonifationg-Gefellichaft, des Weftdeutichen Vereins 
für Kolonifation und Ervort, des Ver. f. Handels- 
'geographie und des Deutichen Kolonial-Bereins in 
Frankfurt a/M. eine deutiche Expedition zur Er— 
forfhung der Berhältniffe zum Anbau und zur 
Anfiedlung entjendet, beitehend aus den Herren 
‚ Bivil-Ingenieur Schneider, Gutsbeſitzer ©. v 





Tie Ausfuhrziffern für Wolle und Talg waren | Wiedebach und Sandwirth C. v. Gülich. Die 
fetıq geftiegen, die für Schaffelle gefallen, 3. B. Herren reiften am 20. November 1882 ab und 


Hr das Jahr 1880 nur 91,5 Mill. kg Wolle und 


famen zu Weihnachten in Buenos Aires an. Tas 


30 Amerika. 


Land wird von ihnen als vortrefflidy für Aderbau | Mill. Mark, öffentliche Schuld 17,10 Mill. Marl, 
und Viehzucht geichildert; der Boden bietet im Induſtrie, Kultus und Unterricht 3,53 Mill. Mark 
Gegenſatz zu Argentinien viel Abwechslung zwiſchen u. ſ. mw. 

Thal und Berg und auch in geogmoftiicher Be- Die Armee befteht aus 3061 Mann mit 212 
zichung, das Klima ift ſehr gefund, die Hige geht | Offizieren, die Polizeitruppe aus 3200 Mann, die 
nicht über 30° R und unter 0° giebt es nicht. | Flotte aus 6 Heinen Schiffen (3 Dampfern, 2 Ka— 
Die Arbeiter machen nur von 11 bis 3 Uhr eine | nonenbooten, 1 Schaluppe). 

Ruhezeit. Die Unterſchiede zwifchhen Tag und‘ Dem Verkehr dienen 421 km Eijenbahnen, 
Nacht find nicht bedeutend. Als Hauptpflanzen 1062 km Telegraphenlinien mit 19 Stationen 
zum Anbau werden Tabak, Weizen, Manioco, (61,678 Depeichen), 234 Poſtbüreaus (1,707,297 
Mais, Reis, Zuderrohr, Baumwolle, viele unferer | Briefe, 3,78 Mill. fonftige Sendungen, etwas über 


guten Gartenpflanzen und Früchte genannt. Auch 
hier iſt vorderhand noch die Viehzucht die loh— 
nendjte Ermwerbsguelle, der Verkehr aber noch wenig 
entwidelt und nicht das zur Hebung des Landes 
geichehen, wodurch Argentinien fich auszeichnet. 
Den Einwanderern kann aber deshalb doc eine 
gute Zukunft zu Theil werden. 

Das Yand wird jept zu 169,822 qkm mit 
520,536 Einwohner — 3 auf 1 qkm — ange- 
nommen und ijt in 15 Departements eingetheilt! 
deren Größe mwechielt von 593,16 qkm (Monte- 


video) bis 28,244,78 qkm (Tacuarembo), deren | 


Bevölkerung zwiichen 19,991 (Durazno) und 134,504 
(Montevideo mit 226,5 Einw. auf 1 qkm); die 
nächſt dichtefte Bevölkerung hat das Dep. Cane— 
lones mit 61,766 Einmw. oder 14,4 auf 1 qkm, 
bie Einwohnerzahl pro qkm wechſelt von 1,3 
(Zacnarembo) bis zu diejen Berhältnifjen ; die meijten 
Dep. haben 1—2 Einw. auf 1 qkm, 3 Dep. kom— 
men auf 2—3, ein Dep, San Joſé, hat etwas 
über 3 und Colonia etwas über 6 Einw. auf 
1 qkm. Bon der Bevölterung find 368,166 Ein- 
heimische, 152,370 Fremde. Unter diejen rechnete 
man im Jahre 1880 bis 2125 Deutiche, deren 
Bahl hat fich etwas feitdem vermehrt. Ueberwie— 
gend find Spanier, Italiener, Braſiliauer, Argen— 
tiner und Franzoſen vertretei. 

Die Hauptitadt Weontevideo hatte 1884 eine Be- 
völterung von 104,472 Einwohnern. Die Ein- 
wanderung in den Jahren 1880 bis 1883 ftieg 
von 28,005 auf 31,276 Berjonen, die Nuswander- 
ung von 24,336 auf 29,112 Rerjonen, der Ueber— 
ihuß der Einwanderer war 1883 im Ganzen 2164 
Köpfe; die Bermehrung der Bevölterung geht des- 


' 60,000 Mark Einzahlungen umd rund 500,000 Marf 
Einnahme) ; der Schiffsverkehr im Hafen von Monte- 
'pideo (1884) zeigte für lange Fahrt 1353 einlau— 
‚fende Schiffe mit 1,265,016 t (643 Dampfer zu 
913,473), 1151 auslaufende Schiffe zu 1,144,097 t 
(602 Dampfer zu 866,181); für Kabotage und Fluß— 
ſchifffahrt 3308 einlaufende Schiffe mit 1,046,890 t 
(1056 Dampfer zu 881,967 t), 3190 auslaufende 
‚ Schiffe zu 1,151,702t (1101 Dampfer zu 945,666 t). 
Unter den Schiffen waren deutſche einlaufend 
| 156 zu 161,669 t, auslaufend 140 zu 152,722 t. 

Der Handel zeigte als Einfuhr 98,2 Mill. Marf, 
als Ausfuhr 99,03 Mill. Marl. Die Ausfuhr 
bilden faſt nur thierifche Erzeugniſſe: gejalzenes 
und getrodnetes Fleisch (18,3 Mill. Mark), Fleifch- 
fonferven und Fleiſchextrakt (zui. 4,68 Mill. Mark), 
Felle, bei. Rind» und Kalbfelle (29,51 Mill. Mark), 
Zalg (9,5 Mill. Mark), Wolle (26,8 Mill. Mark), 
Thiere jelbjt (2,4 Mil. Mark), Roßhaare, Kochen, 
Knochenaſche u. j. w, dann Guano (1,2 Will. 
Mark) und Straußfedern (0,32 Dill. Mark), die 
geſammten Aderbauprodufte jind mit noch nicht 
‚1 Mill. Mark vertreten, alle anderen aren mit 
3,16 Mill. Marl. Der Edelmetallverkehr zeigte 
eine Mehrausfuhr von 8,5 Dill. Mark. 

Die Vertretung des deutichen Reiches wird mit 
von Buenos Aires bejorgt, ein Konſulat giebt es 
in Montevideo. 

; 111. Paraguay. Die Republit Baraguay 
mit ziemlich ähnlichen Berhältnifien, angenonmen 
zu 238,290 qkm mit etwa !, Will. Einwohnern, 
tworunter 130,000 Indianer und etwa nur 7000 
Fremde gerechnet werden, hat 70 Departements 
mit Polizeichefs an der Spitze, eine Hauptitadt, 











halb bedeutend langjamer gegen die in Argentinien. | Ajuncion, mit 22,000 Einw. und 11 Heinere Städte, 
Der Ueberichuß der Geburten war 1883 mit 13,165 | eine deutiche Kolonie, San Bernardino, mit 
angegeben, zuſammen die Vermehrung aljo 15,329 | 361 Bewohnern und eine andere, Billa Hayes 


Köpfe, d. i. annähernd 3°,. 

Das deutiche Reich ift von Argentinien aus ver- 
treten, ein Bizefonjul, U. Schäffer, hat feinen 
Sit in Montevideo. 

Das Finanzweſen zeigte folgende Verhältniſſe 
nad) dem Budget für 1884 85: Einnahmen 46,56 | 
Mil. Mark, Ausgaben 46,08 Mill. Mark, öffent: | 
liche Schuld 237,1 Mill. Markt, Papiergeld 6,78 
Mil. Marl. Unter den Einnahmen betrugen die 
Zölle allein 29 Mill. Mark, die direkten Steuern 
6 Mill. Mark, die übrigen Boften bilden Patente 
(2,8 Mill. Mark), Stempel u. ſ. w. (2,55 Mil. 
Mark), Munizipalfteuern, 19, Abgabe von Gra- 





tififationen, Poſt u. j. w.; unter den Ausgaben 
nchmen in Aniprud Krieg und Marine 19,24 


in Gran Ehaco, mit 220 Bewohnern romanijcher 
Abkunft, beide in der Zunahme. 

Das Finanzwejen zeigt (1834) an Einnahme 
4,37 Mil. Mark (Zölle 2,68 Mill. Mark) und 
eine Schuld von 68,64 Mill. Marl, die innere 
Schuld hat ſich bedeutend verringert durch Amor- 
tifation mitteljt Aufichlagszolls von 10%, und 
durch Verkauf von Staatsländereien; von Häuten 
und Merba wird noch Ausfuhrzoll erhoben. 

Es befteht allgemeine Wehrpflicht, das ſtehende 
Heer ift 500 Mann jtarf, die Flotte hat 1 Schrau- 
ben- und 2 Heinere Dampfer. 

Es giebt 72 km Eijenbahnen in Betrich, 258,514 
Sendungen der Poſt, etwas über 200 km Tele- 
graphenleitung. 


Amerifa. 31 


Die Handel3bewegung zeigte 1834 als Ein- | ungejundem Klima, noch viel Wald, auch viel un- 
fuhr 5,79 Mill. Marf, als Ausfuhr 6,28 Mill. Mark fruchtbares Land und da, wo fich das gute Land 
(Zolleinnahmen 2,68 Mill. Marf); zur Ausfuhr | findet, wenig geeignete Verhältniſſe für den deut- 
tamen: Yerba (Mate) für 3,85 Mill. Dark, Tabak | jchen Anfievler. B. gehört zu den Ländern’, über 
und Zigarren für 1,64 Mill. Mark, baumwollene | welche wir noch wenig Kenntnifje befiten. 
Gewebe für 1,05 Mill. Mark, Nahrungsmittel für) Der Hoffalender giebt an: als Armee 2000 
0,8352 Mill. Mark, Getränfe für 0,75 Mill. Mark, Mann mit 1021 Offizieren (8 Generale), al3 Auf: 
Rinderbäute für 0,57 Mill. Marl, Droguen für | wand dafür 8 Mid. Mark. Als gejanımte Ein: 
0,141 Will. Mark, Orangen für 0,1 Wil. Mark nahme, 1880/81, 13,36 Mill. Mart, al3 Aus» 
ws. w. Die Ausfuhr zeigt auch etwas Holz und gabe 19,2 Mill. Mark, als Defizit demnad 5,34 
GSerberrinden, Eifenwaaren und andere Erzeugniffe | Mill. Mark (gerechnet wird in Bolivianos .zu 


der Induſtrie, jo dab hier die ldw. Erzeugnijje 


nicht mehr allein den Werth der Ausfuhr bedingen. | 


Bon den in der La Plata-Region liegenden 
Staaten aus war jeiner Zeit die erjte Berjendung 
von frischen Fleisch aus den Zropengegenden er- 
folgt. Das erite Schijf der Route von Rouen, 
Frigonifique, welches bejonders dazu nad dem 
Snitem Pellier gebaut worden war, jollte jelbjt 
unter dem Aequator in den Räumen für das Fleiſch 
nody eine eifige Temperatur bewahren lafjen, dieie | 
Räume fahten 500,000 kg Fleiih. Das Schiff 
batte 3 Damıpf- und Eismaſchinen, die Maſchinen⸗ 


4 Mart), ald Staatsſchuld 8,6 Mill. Mark, als 
Einfuhr 24,6 Mill. Mark, ale Ausfuhr 37,53 
Mill. Mark, befonders Kautſchuk, Chinarinde, Silber, 
27,58 Mill. Mark, und andere Metalle, 4,54 Dill. 
Mark. Die berühmten Salpeterwerte (Chilijalpeter) 
befinden fich noch in chilenischer Verwaltung. Für 
‚den Berfehr ift jeher wenig geichehen; 290 km 
' Telegraphenlinien find im Betried, Eiienbahnen 
64 km, 

Deutihe Konſulate giebt es in Cochabamba 
(RU. Puttfamer) und in Ya Paz (K. Ferrière). 

V. Brajilen, Kaijerreih. Das größte Reich 





fammer zur Erzeugung der Kälte hatte 5 Reſer- im Süden, dem gewaltigen Umfang der B. St. 


doirs zu 100 1 Methylen-Xether. 

Bon Buenos Aires aus wurde auch der erite 
Fleiſchextralt nach Liebig’icher Borichrift verjendet. 
Bgl. darüber die Mittheilungen im I. Band. Jet 
fommt Fleiichertraft in fait größerer Menge aus 
Auftralien und aus veridiedenen anderen Ländern 
und Gegenden in den Handel. 

In Aſſuncion giebt es einen deutichen Vizekonſul. 

IV. Bolivia. Nah dem unglüdlichen Kriege 
mir Ehile mußte die Provinz oder das Gebiet von 
Antofagajta — 75,000 qkm mit 22,254 Einw. — 
unter chilenijher Verwaltung bleiben (1884), jo 
dab nur noch 1,222,250 qkm als der eigentliche 
Staatsumfang angegeben werden und ald Bewohner 
2,3 Mill. oder 1,8 auf l qkm. Die jegige Haupt: 
ftadt Sucre hat über 12,100 Einw., nahezu ebenſo 
viel die Stadt Potofi, es giebt außerdem noch 5 
Srädte mit weniger und zwei mit mehr Einwohnern, 
La Paz mit an 27,000 und Codabamba mit an 
15,000 Einw.; der Sit der Hauptitadt wechjelt 
mit der Herrichaft der Parteien, deren jtete Fehden 
dem Lande ichon ſchwere Opfer auferlegt haben und 
eimen gedeihlichen Aufichtwung verhindern. 

Bolivia liegt mit jeinem Gebiete zum größten 
Theil im Zropenland; die ſüdlichſte Spitze iſt im 
23.1. Br., die nördlichſte im 7.95. Br., bezüglich 
der Kängengrade bilden der 54.0 und der 74. die 
außerſten Linien; das Land grenzt ſüdlich an Ar- 
gentinien und Paraguay, weſtlich an Brajilien, 
nördlich an Brajilien und öſtlich an Peru und 
Ehile; der größte Theil gehört in das Flußgebiet 


ziemlich nahe fommend, iſt Brasilien, ein Land 
mit noch nur geringer Entwidlung, jedenfalls aber 
bedeutender Zukunft und im yortichreiten begriffen 
ſeit der Wirkſamkeit der jegigen Regierung, welche 
‚auch die unduldjamen Gejege bezüglich der Ange: 
hörigen anderer Kirchen und Neligionsgemein- 
ſchaften zum Theil ſchon bejeitigt hat. Es find 
jetzt auch den Nichtkatholifen die politiichen Nechte 
verlichen worden. Die Befreiung der Sflaven, 
durch Gejeg vom 28. September 1871 angebahnt 
‚und durch allmählidyen Loskauf beabjichtigt, hat 
raſchere Fortichritte gemacht ala vermuthet werden 
fonnte. Zur Zeit des Erlafjes des Geſetzes wurde 
der Kaufwerth der vorhandenen 1,547,660 Sklaven 
zu 2000 Will. Mark berechnet; es hätte eine lange 
Zeit vergehen müſſen, bis dieſe durch ftaatliche 
'und private Mittel aufgebracht werden konnten. 
Ende 1881 gab es noch 1,346,648 Sklaven und 
‚da man auf Sterbefälle in diejen 10 Jahren 130,000 
| Köpfe rechnet, jo jind demnach nur etwa 71,000 
SHaven — jährlidd 7100, frei gefommen. In— 
zwiſchen hat aber die Bewegung zu Gunſten der Bes 
‚ freiung jo nachhaltig fich geltend gemacht, daß viele 
Beſitzer ihre Stlaven unentgeltlich frei gegeben haben; 
| der Provinz Eeara gebührt das Verdienit, zuerjt die 
‚ volle Abichaffung der Sflaverei im eigenen Gebiete 
durchgeſetzt zu haben, die Provinz Amazonas folgte 
und dann aud) Rio Grande do Sul; am 30, Sep» 
tember 1873 gab es hier noch 98,373 Sklaven, 
im Jahre 1883 noch 62,138, deren Kauf- oder 
‚ Rapitalwerth zu 100 Mill. Mark berechnet worden 


bes Amazonenftromes, welchem eine größere An- |ift, im Jahre 1884 noch 60,136 Sklaven; auch 
zahl von Flüffen mit Nebenjlüffen aus dem Lande | diefe wurden nach und nad frei gegeben und ift 
zuflieken; der füdlihe Theil gehört zum Gebiet | das Opfer dafür freiwillig gebracht worden, fo 


des La Plata-Stroms, welchem der Rilcomayo mit 
Nedenjlüffen anftrömt; das Yand bildet alſo einen 


| daß bald die Befreiung volljtändig fein wird. Man 


jagt, daß die Deutichen in diejen Provinzen einen 


Theil der Waſſerſcheide zwiichen den beiden großen | hervorragenden Antheil an dem Gelingen des Be— 
Stromgebieten. Für deutjche Anfiedler ift das Yand | freiungswerfs gehabt haben. Da, wo Kaffee ge— 
ſchen weniger geeignet; es giebt viel Gegenden mit; baut wird, denft man nicht an die Nbichaffung 


32 Amerika. 


der Sklaven und verweiſt auf die Folgen für bie | — Für dieſen gab es im Anfang 1885 
aa ee in den Ländern, bezw. Kolonien, | nur 6115,3 km Bahnlinien im Betrieb, aber 
in melden Sklaverei (zu unvermittelt) abge- noch 1990 km im Bau und projektirt waren wei 
ſchafft wurde und die Plantagen zum Theil leer tere 5472 km, fo daß nad; Vollendung dieier Pro- 
ftehen, weil es an Arbeitskräften fehlt. Jin Jahre jelte das ganze Netz 13,577 km fein würde, gegen 
1879 waren noch 700,000 Stlaven im Kaffeebau das ber 8 St. immer erjt faum !,,. Für bie 
ee und im Jahre 1884 überhaupt noch Telegraphie giebt es 159 Stationen, 19,299 km 





0,806 Sflaven vorhanden. Unter dem jegigen | Länge der Linien, 15,263 km Länge der Prähte; 
Kaifer, Pedro II. (jeit 1840), iſt viel geſchehen, befördert wurden (1884) zuſammen an 400,000 
um Brafilien der Kultur bejjer zu erihlichen, es | Depeichen. Die Poſt hat über 12 Mill. Scub- 
at dieſe aber doch nur an ben Küftengebieten ungen egpedirt und an 7 Dil. Sendungen find 
icher Wurzel faſſen können und ift im Innern | eingegangen. Der Schiffeverfchr zeigt 
es Landes noch wenig geichehen, um aus den 
roheſten —— heraus zu fomnten. 

Eintheilung und evölferung. Auf 
8,337,218 qkm Fläche rechnet man wenig über 12 
Mill. Einw. oder 1,44 auf 1 qkm; das Land zer: 
fällt in 21 Provinzen, — Flächen von 1394 qkm 
(Municipio Neutro) bis 1,379,651 qkm (Miatto 
Groffo) haben, Parà hat 1, 149, 712 qkm, Gonaz ' 


in Eingang 3224 Seeſchiffe zu 2,67 Mill. t, 
4377 Nüftenfchifie „. 1,74 a: 


zufammen 7601 441° 
in Ausgang 2647 Seeſchiffe zu 2,37 Mil. t, 
4196 Küftenjgiffe „ 1, ‚32 ME, 











zufammen 843° — 4,20 
Der Handel zeigte (1883,84) in Einfuhr 438 
Mil. Dart und in Ausfuhr 455,48 Mil. Mark. 





747,311 qkm, Minas Geraes 574, 855 qkm, zwei 

andere Provinzen haben mod) über 400,000 qkın rt: bildeten it 249,66 Mill. Marl 
acht im Ganzen unter 100,000 und die übrigen Buder ee 

zwiichen 100,000 und 300 ‚00 gkm. Die Bolts- lie mb ehen 311 . 
dichtigleit zeigt in 7 Provinzen unter 1 auf den | 2 at ” 1937 * 
qkm, als niedrigſtes Verhältniß 0,04 Einw. auf rohe Baumwolle , 184 i 


ben qkm in Amazonas und 0,05 in Matio Groſſo; 15.52 


= Gummi elajtilum „ 
3 Provinzen haben 2—3, je 2 Provinzen 3—4 Baraguaythee ar os 


4-5 — 5-6 — 6-7 Einw. auf 1 qkm; für Die Kaffee-Erträ 
äge find jept durchichnittlich 300 
a Berta, 730, Mio de Mi kg; fie haben vom Jahre 1970,71 bis zum 
f E ae Fahre 1879 80 geſchwankt zwischen 156,055 Wil.kg 
all hen nen bar weit 71872773) und 288,961 Will. kg (197080). Ber 
Te ee er Ertrag könnte weit bedeutender fein, doch ijt allent- 
unb Boden, welder mit der Zeit Rultırland mer; | Haben der Ntaffechau zurück gegangen, weil die 
den kann, aber nur 12 aRitl, Eintv., während die Preiſe geſunken ſind und da, ı09 vordem Sflaven 
e ) * |die Arbeit verridteten, jet die Lohnverhältniffe 


V. St. ſchon über 55 Mill. Einw. haben. Hier iit e er 
der Berfcht in furzer Zeit überaus reich entwidelt —— anderer Pflanzen befriedigender geſtalten 


— ale es im Innern nad Das Staatsjinanzmwejen zeigt jolgende Ber- 
Das kiſenbahnnetz hat faum Y,, der Ausdehn. Rn — in Mark (Röle 211.98 
ung, welche die V. St. zeigen. Jedenfalls hat il m Sm 2 st Gi ‚90 E * 
Braſilien noch viel mehr Platz für Einwanderer S105 Jin m — A The 0.923 Mi. 
wie dag Gebiet der B. St., der Strom der Aus: Matt). SSL LI 
mwanderer läßt ſich aber nur ungern nad) Brafilien 
richten, weil die politifchen, die religidjen, Die Pt ee — a a. ae 
Mimatiiden und andere Berhäftnifle zu Wenig | unp Marine 585-8 Wil. Marl, Mderban, Yan- 
Berlodendes bieten. In den legten Jahren waren del und öff Klin dh e Arbeiten 82, 655 Ri — 
die Zahlen für Einwanderer 26,789 (1885), 25,845 Hi 40, 695 Mill. Mark, Yeußeres 2,197 
(1882), 22,859 (1880), 17,999 (1884), unter diefen Si. Wert) arf, Aeußerts 2, 
en — —— Unter den Steuern bringt die Grundſtener faſt 
tionalitäten je nur unter 1000 Köpfe. Nach der ! N 1 ei: a a = re — — 
letzten genaueren Zählung rechnete man nicht ganz bi 11, 35 Mill. an L, t, Gif b ne K 
250,000 Fremde im Nande und darunter an 46,0u0 | DDr a 35, 275 Wi — * ahn und Tele⸗ 
Deutiche. Die Haupiftabt. Riot Soneite hat350,000 Sn, 040 Da Bart 
Einwohner, Bahia (S. Salvador) hat 140,000, | Die Staatsſchuld ijt 1954,64 Mill. Mark 
Recife (Bernambuco) 130,000; fünf andere Städte | und mit den Bantbilleten der Braftlianiichen Bank 
haben noch über 20,000 Einwohner. und den Banken von Bahia und Maranham 
Die heimifche Bevölferung, jomeit gezähtt, fegt 2000,8 Mill. Mar. — 
I zujanmen aus etwa 3,9%, ameritanifcher Gerechnet wird nach Milreis zn 2,25 Mark und 
age, 38, 28 ur Miſchlingen, is, 68 Afrilanern in Kontos de Reis = 2250 Marf. 
und 38, 14 0%, Europäern. Die Armee ift auf 13,500 Wann Friedens— 


Umerifa. 


und 30,000 Mann Kriegsftärte feitgeießt worden, 
die aktive Kriegsflotte zählte 1 zufammen 
mit 149 Kanonen, 14,070 Pferdekraft 
n Bemannung; das Perjonal der 

Marine ift 5 Mann. 


Das deutſche Reich iſt in Brafilien durch eine | 


ft vertreten. Konjuln giebt es in Bahia, 
Cearaà, Defterro, Joinville, Maroim, 


Para, anagua, Pernambuco, Porte Alegre, 
Rio de Janeiro, Rio Grande do Sul (8. Trach), 
Ean Sao Paulo und Santos. 


Bon Deutichland aus giebt man fich viele Mühe, 
die Auswanderer zu veranlaffen, ſich in den ſüd— 
—5* Provinzen von Brafilien niederzulaſſen 
wohnen und ſich wohl fühlen. Die Provinz hat 
i nung von 236,553 qkm und bis jet 
nur 568,703 Einwohner oder 2,4 Köpfe auf l qkm; 
von den Bewohnern jind 500,000 Freie und (1883) 
68,703 SHaven, deren Zahl 1884 aber jchon nur 
60,136 war und jeitdem noch mehr abgenommen hat. 

Die Provinz Rio Grande do Sul bildet 
füblichite Spige des Landes und grenzt an 
und an die Urgentinifche Republik, im 
an die Provinz St. Catharina und dieje 
an die Provinz PBaranä, melde zwi— 
ihen Paraguay und dem Meere liegt; die ge- 


gutem Boden zur Auswahl und mit jchon 
n Stämmen deutſcher Anfiedler zur An— 
Da Diejenigen, welche dorthin auswan- 
wollen, durch die Kolonialvereine wirkſamſt 
werben, jo läßt fich die Auswanderung 

n der That unbedenklih empfehlen; auf 
fichite aber muß bavor gewarnt wer- 

mit Ugenten der Regierung oder der Groß— 


derm 


* 








3 Provinzen find die mit einem für | 
Unfiedler pafjenden Klima, mit noch ge» 


33 


| Sutterfräuter (lee, Quzerne) u. f. w. Der Wein 
ſteht noch im Anfang der Kultur, Apfelfinen, Ba- 


nanen, Ananas verichiedener Urten, Pfirſiche, 
Waflermelonen, Yaboticaba, Pitanga, Bacobari, 
Araca u. . mw. gedeihen gut; Mais, Reis, Weizen 
u. j. w. find minder hervorgehoben. 

Die Bodenbearbeitung läßt allenthalben noch zu 


be übrig und an Düngung wird nur jelten 


gedadht. Die Viehzucht wird hier nicht jo aus— 


gedehnt wie füdlicher betrieben; es wird darüber 
geklagt, daß das Hornvich zu viel von Maden ges 


| 


8 in Rio Grande do Sul, wo jchon viele | wo es nur Viehherdenbefiger giebt. Stallfütterung 
umd zum Theil in geſchloſſenen Beſitzungen fommt 


plagt werde und daß dieſe eiterige Beulen in der 
Haut veranlaßten; das Schlachtvieh kommt faft 
alles aus den Hochlanden, von den weiten Prairien, 


fajt gar nicht vor, nur MWeidegang; 
als Zugabe giebt man Mandiofwurzeln. Bferde, 
Ejel und Maulthiere leiden weniger von den Maden 
und werden auch in größerer Menge gehalten. 


ı Als Preife werden genannt: für gute Kühe 81 bis 


113 Mar, für Pferde 81 bis 130 Mark, für Maul- 
thiere 97 bis 130 Mark; der Milchertrag der 
vr wird zu 31 pro Tag angegeben. Für ver- 
edelte Zudhtthiere ift die Zeit noch nicht gegeben. 
' Biegen ließen fi am beiten ziehen, Schafe gut, 
würden aber zu viel von Hunden zerriffen; vortreff- 
lich gedeiht das Geflügel aller Art: Hühner, Enten, 
Puten, Perlhühner, wovon deshalb auch viel ger 
halten wird. Auf den großen Beligungen im 
Innern, deren Herren im der Regel den Beſitz 
nicht abzugrenzen vermögen, giebt es die großen 
ſtets im Freien lebenden Vichherden, welche da- 


| 





durch, daß man Händlern die Erlaubniß giebt, 
eine bejtimmte Anzahl von Hunderten oder Tau- 
jenden jährlid einzufangen oder zu jagen, den 
Nuten bringen, 

' Aus Rio Grande do Sul wird berichtet, daß 
‚die Kolonialparzelle von 100,000 Duadratbraffen 
‚= 43,4 ha roher Kamp (Weide) mit etwa 4000 


(hen. " 6 fab Tiber Jah lang rue a Mort Sezahft werden muß. 6 
i a werden muß. ielber 
iter auf die Plantagen —— verlauft wor⸗ zwiſchen Porto Alegre und Suo * do hin 
den und noch heute muß der Einwanderer fich | eine Fazenda mit guten Wohng ‚ Pferde- 
‚ ba ed noch genug betrügerifche Agenten | ftall, tten u. j. w., mit 70 Ochſen und 
uud Kühen, 68 Pferden und 62 Schweinen, jonftigem 
Schon im 1869 Hatte die „Agronomif nventar und einem le der Ernte (Weizen, 


i — g über die Kolon 
i racht; fie war eine ausge 
rtig lage in deutſcher Hand und 


Betrieben verbunden; 
als recht gänftig geichildert. 
tibungen über die dortigen 
hichaftungen und Ausfichten für den 
mfiebler ift etwa das Folgende mitzu- 
us ber Kolonie Itajahy-Brusaue, 
auto werben als Erzeugnijje 
Reha nn — 
chl, ze Bohnen, at, 
aber oft durch eine ieh an den 
antt beranfommende atur 
Leiben meiftens ausgeſchloſſen für die Gegen⸗ 
ide man für —— em⸗ 
aller Urt, deutſche Gemuſe, z. B. 
rabi, Gurlen, Zwiebeln u. w., 
















uder und | 


u Dandiw,»Ronverj.-Beriton. Spezial-Supplement. 


fer auf dem Halme u. f. w.), are A * 
T 20, 


ı Rebe, Sürtelthiere, Aquti'3, Tapire, Ottern, 


Als Tagelohn wird nebſt freier Station 1,6 Mark 
pro Tag gezahlt, in Porto Alegre auch ſchon big 
3 und 4 Marf und im Innern meiftens auch 

3 





34 


mehr. Aus allen Schilderungen ergiebt ſich, daß 
in den La Plata Gebieten überwiegt und = über« 
wiegen muß die Viehzucht; in Rio Grande do 
Sul iſt das Gebiet für den richtigen Aderbau mit 
unjerem Getreide und den damit verwandten Pflan- 
zen, ſowie mit Biehhaltung und Zucht, joweit dieje 
dazu erforderlich find; in Santa Catharina und 
nördlicher aber überwiegt ſchon der Anbau tropiicher 
Pflanzen und tritt das Getreide zurüd, die Vieh— 
zucht und Vichhaltung find hier weniger lohnend, 
weil aus den Hochlanden das erforderliche Vieh 
um Schlachten in gemügender Menge und billig 
erangebradht wird, Für veredelte Zuchten und 
befiere Haltung, Fütterung und Benugung find die 
Ausfichten trogdem gut. 

Sm Ganzen hat Brafilien für Getreide wenig 
Bedeutung; hier überwiegt der Kaffee und die Ge- 
fammtheti der eigentlichen Tropenpflanzen, bejon- 
derd Gewürze, Farbe und Nutzhölzer aller Art 
kommen hier am meiften in Betracht. 

VI. Ehile. Nah dem gen geführten Kriege 
mit Peru und Bolivia (vgl. dieje) hat das Land 
Ehile, welches von dem tüchtigjten Stamm unter 
den jüdamerifanischen Weißen bewohnt wird, be- 
deutend an Ausdehnung gewonnen und zweifeld- 
ohne wird ihm die Führerichaft bleiben. Das Land 
zerfällt jet in 23 Provinzen: Terr. Magallanes, 

ilod, Lianguihue, VBaldivia, Ungol, Arauco, 
Bio-bio, Eoncepceion, Nuble, Maule, Linares, 
Talca, Euricd, Colchagua, D’Higgins, Santiago, 
Balparaijo, Aconcagna, Coquimbo, Atacama, Anto- 
fagafta, Tarapack und Tacna; bezüglid) der Ich- 
teren Provinz joll 10 Jahre nad dem Friedens— 
fhluß darüber, ob fie bei Ehile verbleiben oder 
wieder mit Peru verbunden fein will, durch Bolfe- 
abjtimmung entichieden werben. Unter Bolivia ift 
erwähnt worden, daß ein größeres Gebiet dieſes 
Landes vorübergehend noch in chilenifcher Ber- 
maltung fteht. Chile hat im Ganzen 675,993 qkm | 
Fläche und 2,415,621 Einwohner, 3,6 auf 1 qkm; 
die einzelnen Provinzen wecjeln in der Größe 
von 4240 qkm (Balparaifo) bis 194,000 qkm 
(Terr. el und 111,834 qkm (Mtacama); 
unter 1 Einw. auf den qkm haben nur Atacama, 
Antofagafta und Tarapaca, 2,0 bis zu 3,0 Einw. 
auf 1 qkm haben 3 Provinzen, 4 bis 9,0 Einw. 
auf 1 qkm haben 5 Provinzen; für die anderen 
Provinzen giebt es 12,5 — 13,3 — 14,4 — 14,8 
— 16,3 — 17,4 — 19,4 — 23,7 (Santiago) und 
43,1 Einmw. auf den qkm (Valparaifo). Chile ift 
demnach, abgejehen von dem unmwirthlichen Süden, 
beſſer bevölkert als die anderen füdamerifanijchen 
Staaten. Die bevöltertite Stadt ift Santiago mit 
200,000 Einw., dann folgt Balparaijo mit 95,000 
Einw.; die übrigen Städte bleiben alle unter 
20,000 Einw.; es giebt deren 8 mit zwilchen | 
10,000 und 20,000 und 12 Städte mit unter | 
10,000 Einw. 


Amerika. 


die Nationalitäten fehlen noch, nach den Ermittel— 
ungen von 1875 gab es 26,635 Fremde, unter 
welchen 7183 Argentinier, 4677 Deutiche, 4267 
Briten, 3314 Sranzofen waren; auf andere Staaten 
famen je unter 2000 bis herunter zu 10,0 Köpfen 
und weniger. Eine richtige Statiftif läßt ſich erſt 
erwarten, wenn das Land einige Jahre der Ruhe 
genofjen hat. 

Das Gebiet zieht fi als ein langes, aber 
jchmales Küftenland von der Südſpitze von Ame- 
rifa — Kap Horn auf fFeuerland, welches größten- 
theils chileniſch ift, bis nach Peru, im 18. jüdl. Br. 
Die größte Ausdehnung nah dem Innern des 
Kontinents findet fih im Norden mit aber doc 
nur wenig über 200 km. 

Das Land, twelches im größten Theile des anbau- 
fähigen Gebietes ein angenehmes Klima hat, kann 
eine größere Bedeutung für Aderbau und Vieh— 
zucht gewinnen, wenn es dauernde Ruhe behält 
und es gelingt, tüchtige Landwirthe in genügender 
Br von Europa oder aus den ®. St. zu erhalten. 

ur Beit fehlen noch die ftatiftiichen Nachweiſe 
größtentheils. 

Das Finanzweſen war jehr umerfreulic nach 
dem langen Kriege; e3 geichieht aber viel zur Ver- 
befferung; Fee a wird mit GSilber-Pejos zu 
4 Mark, welche aber aus dem Berfehr verihmwun- 
den find, und mit Bapier-Bejos zu wechſelndem 
Kurs, im Juni 1885 nur zu 3,44 Mark; an 
Papiergeld find 26,928 Mill. Peſos zur Dedung 
der Kriegskoſten ausgegeben worden, welche aljo 
mit 107,712 Mill. Mark eingelöft werden müffen. 
Die gefammte Schuld des Staates, zum Theil mit 
8* von 3 und bis 99/,, iſt in Reichsgeld 353,615 

ill. Mark, pro Kopf etwas über 147 Marf; für 
1884 war das Budget mit 160,4 Mill. Mark Ein- 
nahmen und 160,28 Mill. Mark Ausgaben auf- 
gejtellt worden; da aber weniger ausgegeben wurbe, 
jo behielt das Schatzamt am 1. Januar 1885 einen 
Beſtand von 58,098 Mill. Marl, dazu rechnete man als 
laufende Einnahmen 146,584 Mill. Mark, zu- 
jammen aljo 244,682 Mill. Marl Einnahmen, 
welchen 140,337 Mill. Mark Ausgaben gegenüber 
gejtellt find; zu deren Dedung genügen die Zölle 
und die Einnahmen der Staatsbahnen, welche zu- 
jammen etwa 83°, der gejammten Einnahmen 
ausmachen. Unter den Ausgaben find in Mill. 
Mark verzeichnet: für Krieg und Marine 37,864, 
für Finanzen und Aderbau 39,633, für Juſtiz, 
Kultus und öffentl. Unterricht 13,352, für Aeußeres 
und Rolonifation 2,936 und für Juneres 42,553. 
Zurüdgezahlt wurden im Zahre 1885 an Schuld 
jcheinen (Anleihe v. 1878) ein Betrag von 13,40 
Mill. Mark. Für 1886 wurden die Ausgaben zu 
136 Mill. Mark und die Einnahmen zu 143,2 Mil. 
Mark veranichlagt. Auch in Ehile joll nad dem 
Borgange der V. St. die große Staatsſchuld haupt 


| fächlich durch hohe Zölle getilgt werden; der Frie 


Das Verhältniß der ftäbtiihen zur ländlichen | densvertrag hat den Ehilenen zudem große Bor 
Bevölkerung ijt wie 725 : 1350 oder rund 65%, | theife für den Handel gebracht, die Salpeter- und 
für die ländliche und 35°, für die ſtädtiſche Be- Guanolager wurden bejtens ausgebeutet. 


völferung, welche demnach hier fchon eine be- 
deutende Rolle jpielt. 


Die Armee zählte im Sahre 1885 an Mann 


Neuere Zählungen über | jchaften 7066 und an Offizieren 1039 Köpfe, zu- 


35 


iammen 8105 Mann mit 9 Generalen; die Na- 283,4 Mill. Mark um, jo dab der gefammte 
tionalgarde zählte 53,741 Mann, die Marine, Handeläverfehr zu 827,372 Mill. Mark angegeben 
1729 Mann, die Flotte 33 Schiffe mit Tor- | wird (206,593 Mill. Bejos). 
pebos (11) u. ſ. w., für melde 75 Kanonen, | Als Vertreter des Reiches wirkt in Chile ein 
17,680 t Gehalt, 4550 Pierdefraft und 1478 Mann | Minifter-Refident; Konjuln giebt es in Copiapd, 
ale Bemannung auf die eigentliche Kriegsflotte Jquique, Santiago, Tacna, Arica, Baldivia und 
von 15 Schiffen kommen (mit Abrechnung der | Balparaifo. Der Antheil Deutſchiands an dem 
Transportichiife und Pontons, 7 Schiffe). chileniſchen Handel war im Jahre 1883 zuſammen 
Dem Verkehr dienen: a) eine Handelsflotte 59,308 Mill. Mark, der Ueberſchuß der dorthin 
von 158 Schiffen zu 65,790 t Gehalt mit 30 | gelieferten Waaren 20,82 Mill. Mark; der eng- 
Dampiern zu 14,896 t (1884); der Schifföver- | lijche Handel war mit 322,4 Mill. Mark beteiligt, 
fchr war der Ueberſchuß der von Ehile erhaltenen Waaren 
für lange Fahrt: Ankunft 1736 Schiffe zu 1,816,072t | aber 149,296 Mill. Mark. 
(778 Dampfer zu 1,136,974t)| VII. Bern. Während Ehile fiegreich aus dem 
Abgang 1576 Schiffe zu 1,862,299t | legten Kriege hervorging und nad demjelben raſch 
(875 Dampfer zu 1,334,765 t) | in die Lage kam, geordnetere Zuftände zu erlangen 
für ———— 
n 


Amerika. 


und finanziell ſich fördern zu fünnen, hatte Peru 
kunft 6391 Schiffe zu 7,116,773& | dur” den Krieg außerordentlich verloren und 
(4389 Damıpfer zu 4,485,658 t) | dauernd mit Defizitö zu kämpfen, zumal nad) dem 

Abgang 6509 Schiffe zu 7,052,462t | Kriege auch nody innere Barteilämpfe den Ruin 

(4255 Dampfer zu 4,187,596 t) | vermehrten. Das Land ift noch nicht bezüglich 

b) Staat3eijenbahnen gab es 949 km, | der politiichen Lage in feiner Ruhe gefichert; werth— 


Brivatbahnen 1326 km, zujammen 2275 km im | volle Befigtheile find noch in chileniſcher Ber- 
Vetri waltung und wahrſcheinlich für immer verloren 
(vgl. Chile). Durch den Friedensabſchluß wurde 
das Dep. Tarapacà, 71,000 qkm mit 47,551 Ein- 
wohnern, ganz abgetreten und das Dep. Tacna — 
53,000 qkm und 28,300 Einw. — unter chilenifche 
Verwaltung gejtellt. Mit diefem ift der jeßige 
Umfang des Reiches 1,072,496 qkm, ohne diejes 
aljo nur 1,019,496 qkm und die Bemohnerzahl 
3 Mill., worunter etwa 350,000 unzivilifirte In— 
dianer find. Die Zahlenangaben find nicht über» 
einftimmend. In einer in Lima erichienenen Sta» 
tiftit war nad) Abzug von Tarapaca 1,078,718 qkm 
arapaca aljo zu 41,223 qkm und 
mit 42,002 Bewohnern angenommen; die Ge- 


eb. 

ee Anftalten 390, erpedirte Briefe u. f. w. 
24,231,967, Einnahmen (1884) 1,387,108 Mark. 

d) Telegraph: 119 Bureau für die Staats— 
telearaphen, 16 für Privattelegraphen; Länge der 
Linten 10,107 und 2100 km, zujammen 12,220 km, 
einichließlich der Kabel an der Küſte; Ba ber De- 
peichen 478,629, Einnahmen 746,144 Marl. 

Handel. Ron 1870 an zeigt ſich ftetiger Fort- 
Schritt in den umgejegten Handelswerthen. 

Bon 112,896 Mill. Mark Einfuhr, 107,903 Mill. 
Dart —— und 25,752 Mill. Mark —— 
im Jahre 1870 ſtiegen die Werthe auf 217,78 
Mill. Mark Einfuhr, 318,930 Mill. Mark Ausfuhr 


| angegeben, 


und 100,861 Mill. Mart Zollbetrag im Jahre | jammtzahl für das Reid) war demnach 2,659,943 
1833. Köpfe; für Tacna waren 29,445 qkm und 36,019 
Im Jahre 1884 war die Einfuhr um 11,6 Mill. | Bewohner berechnet. Eine zuverläffige Statiftit 
Mark größer und die Ausfuhr um etwa 24 Mill. | giebt e3 überhaupt noch nicht und im Ganzen nur 
Markt tleiner, von der geringeren Ausfuhr kamen | wenige brauchbare Mittheilungen. Die Zahl der 
10,23 Mill. Markt auf Guano und 3,87 Mill. Mark | Departements ift 21, die Hauptſtadt Lima hat über 
auf Salpeter. 100,000 Einw., 12,060 bis 35,000 Einw. haben 

Bon der Ausfuhr kamen 1883 auf die Erzeug- noch Callao, Arequipa, Euzco und Ehiclayo. 
nifte des Bergbaus 251,768 Mill. Mark und zwar | on den Einwohnern rechnet man fait 57% 
im Mill. Markt auf Kupfer 54,8, Salpeter 128,0, |, Indianer, etwa 2%, auf die Neger, etwas weniger 
Jod 12,0, Silber 16,0 Mill. Markt —, ferner auf | auf die Mfiaten (Chinejen), 24,5%, auf Meftizen 
God in Metall und Papier 8,796 Mill. Mark, | und etwas über 13'/, auf die Weißen. Europäer 
auf Getreide 30,4 Mill. Marl und auf Erzeugniffe | gab es an 19,000, darunter etwa 1800 Deutjche, 
der Bichzucht und des Aderbaus ſonſt nur noch faſt ebenjo viele Spanier, 2700 Franzoſen, an 
17,060 Will. Marl. Die Getreide-Erzeugung wird | 7000 Staliener u. ſ. w.; es wurden auch einige 
bei Nenmann»Spallart zu durchichmittlih 4,7 Afrikaner und Auftralier gezählt. 

Mill. hl angenommen, die Ausfuhr für 1883 zu | Der Nachweis über die Finanzen fehlt für die 
5,12 Will. m Ztr. oder 49,24 Mill. Marl, gegen | Zeit nach dem Kriege; die Schuld war 897,5 Mill. 
zur 0,9 Mill. Bir. im Jahre 1-81. Mark, pro Kopf fait 300 Mart. 

Die Ausfuhr von Kupfer war im Jahre 1883| Die meiften jtatiftiichen Angaben geben nicht 
aufammen 29,640,240 kg, im Jahre 1384 aber | über das das Jahr 1878, eine neuere Schägun 
42,378,131 kg, die von Silber im Jahre 1884 für 1884 giebt als Werth der Einfuhr 44,258 Mill. 
um 1,853 Mil. Mark größer als die von 1883, | Mark, für die Ausfuhr 30,834 Mill. Mark an, 
Die Ausfuhr fremder Waaren betrug in diefem | Die Ausfuhr bilden hauptſächlich Zuder, Metalle, 
Jahre 6,712 Mill. Mark, die Durchfuhr war Salz, Wolle von Bigogne, Alpaca und Lama, 
608 Wil. Marl, der Küftenhandel jegte über | Baummolle, Reis, Chinarinde, Guano und Cal, 

3* 


36 Amerika. 


peter; die wichtigften Einfuhrartifel find Nahrungs- 
mittel, Getränke, Tertilmaaren, Droguen, Möbel, 
Möberftoffe, Mafchinen. Guano wurde 1878 mit 
279,984 t zu 32,3 Mill. Mark ausgeführt, davon 
famen 12,27 Mil. Mark auf Großbritannien, 
5,32 Mil. Mark auf Belgien, 2,4 Mill. Mart 
auf Deutjchland u. ſ. w. Die Salpeterausfuhr 
war 1879 2,137,076 Btr., in anderen Jahren bis 
über 5 Mill. Bir. 

Verkehr. Eifenbahnen gab es Ende 1883 
zufammen 2600 km, weitere 2530 km find pro- 
jektirt; für den Schiffsverfehr mwurden ange- 
geben (1878) 9176 und 8696 Schiffe mit 7,2 und 
7,03 Mill. t Gehalt (5503 und 6267 Dampfer) 
für Ein- und Ausgang, für die Post 300 Bureaus | Dampfer) zu 125,082 t als Ausgang. Bon 36 
mit 4,8 Mill. beförderten Briefen und 2,36 Mill. | im Hafen von Guayaquil angelommenen Segel- 


Bon den Einwohnern rechnet man 60%, In— 
Druckſachen, für die Telegraphie 34 He waren 16 deutiche, von welchen 11 mit 


dianer, 30%/, Miſchlinge und 100%, Weiße. 
Das Finanzwejen — (gerechnet wird mit 
Peſos zu 3 Mark) — zeigt in Einnahme 12 Mill. 
Markt und in Ausgabe 10,08 Mil. Mark; die 
Staatsjchuld ift im Ganzen 46,08 Mill. Mart. 
Die Bolleinnahmen in Guayaquil brachten 4,492 
Mill. Mark (Ausfuhrzölle davon 0,341 Mill. Marf). 
Dem Kriegsmwefen dienen 5000 Mann und 
2 Dampfer, dem Berfehr 122 km Eijenbahn 
und eine Telegraphenverbindung mit New-York; 
der Schiffsverkehr, ohne die Küftenjchifffahrt, war 
im Fahre 1883 zufammen 212 Schiffe (112 Dampfer 
zu 125,924 t als Eingang und 210 Schiffe (11 


2211 km Drähte und 110,669 beförderte De- | Ladung und 2 in Tranjit wieder ausgingen und 
peſchen. 3 am Jahresſchluß noch verblieben waren. Die 

Kriegswejen. Die Kriegsflotte vor dem |gefammte Ausfuhr wird zu 14,770 Mill. Mark 
Kriege zählte 18 Schiffe mit 66 Kanonen und | angegeben; unter den Ausfuhrartiteln nimmt der 
3396 Pferdekraft, nach dem Kriege 14 Schiffe mit | Kakao die erfte Stelle ein, der Ertrag hatte aber 
33 Kanonen und 2200 Pferdekraft, die Armee mit durch die Kriege fehr gelitten; er war 1882 noch 
Gensdarmerie u vor dem Kriege 9200 Dann, | 203,772 Duintals zu 58,75 kg, 1883 aber nur 
während des Krieges die Armee allein 16,000 | 150,116 ©. (11,97 und 8,87 Dill. kg), 1880 war 
die Ernte noch 340,802 D. und 1879 noch 
315,341 Q.; die Ernte von 1883 iſt die ſchlech— 
teſte jeitbem. Bon den 1883 ausgeführten 168,610 0. 
oder 9,9 Mill. kg kamen nad) Deutichland 2,72 
Mill. kg und etwa ebenfo viel nah Spanien, nach 
allen anderen Ländern weniger. Die Ausfuhr 
jegte fih im Jahre 1883 zujammen aus Kalao 
für 10,11 Mill. Mark, Kautſchuk 1,286 Mil. Mark, 
gemünztem Silber 1,251 Mill. Marl, Kaffee 0,485 
Mill. Mark, Ehinarinde 0,411 Mill. Markt, Häute 
0,289 Mill. Mark, Steinnüffe 0,206 Mill. Mar, 
Strohhüte fait ebenfo viel, Apfelfinen für halb jo 
viel Marl. Deutſche Konfuln find in Quito und 
in Guayhaquil. 

IX. Eolumbien (Bereinigte Staaten). 
Diejes Land erlangt eine große Bedeutung durch 
den Banamalanal; Eijenbahnverbindungen zwi— 
ichen den Meeren giebt es jchon. Das Land bildet 
die nordweſtliche Ede von Südamerika und ragt 
Die Fläche wird zu 643,295 km angegeben, | mit einem jchmalen Streifen in Mittelamerita 
die Bevölferung zu 946,033 Einw., ohne bie | hinein. Die Südgrenze bildet Ecuador; Brafilien 
noch wilden Indianer, welche nicht gezählt find. | und Venezuela liegen öftlih, Cofta Rica und der 
Das Land zerfällt in die Provinzen Pichincha, meritaniihe Golf nördlih und der große Ozean 
Guayas, Manali, Edmeraldas, Los Rios, Chim- | bildet die weftliche Grenze; der fühlichite Punkt 
borazo, Tungaragua, Leon, Jmbaburu, Azuay und | liegt im 2,9 ſ. Br., der nördlichite im 18. n. Br., 
Loja, welche von 10,000 (Esmeraldas) bis 120,280 | der 70. bis 72. Grab und ber 84. w. 2. von 
Einw. haben (Pichincha); Chimborazo, Leon, Azuay | Greenwich bezeichnen die anderweitigen Begrenz- 
und Loja haben über 100,000 Bewohner; von den | ungen; das Land ift mit Ausnahme der jchmalen 
neuen Provinzen: Dro, Olmedo, Carchi, Bolivar, | Landenge von Panama gut abgerundet. Eine An- 
Azogues und Driente find die Berhältniffe ner ber von Zuflüffen zum Amagonenftrom entipringen 
nicht mitgetheilt worden. Die zugehörenden Galo- | im Gebiete und ferner der Drinoco mit Neben- 
pagos-Ineln haben 7643 qkm Fläche und kaum | flüffen ; die Flüffe Atrato, Cauca und Magdalena er- 
/4 Hundert Bewohner. Neuere Angaben find für | gießen fih in den Golf von Darien im Meere 
den ganzen Staat 1,5 und 1,0 Mill. Einw. Die von Merifo, Zuflüſſe in den Großen Ozean fehlen. 
Hauptitadt Duito hat 80,000, die eigentliche Hafen» | Das Land bejigt noch viel Urwald und ift wenig 
ftadt Guayaquil 40,000, Euenco 30,000 Einw. | bekannt. 

Weitere Städte mit über 10,000 Einw. giebt e8| Eintheilung Man rechnet 18 Staaten und 
nicht. Territorien: Iſtmo oder Panama mit Terr. S. An— 


Mann. 

Weitere Nachrichten fehlen. 

Die Vertretung des Deutichen Reiches in Peru 
hat ein Minifterrefident; Konjuln giebt es in Are- 
quiva, Mollendo und Paita Piara. 

VII. Ecuador, nördlich von Beru, feilförmig 
von Gejtalt mit der ſchmalen Spige nad) dem 
Innern, begrenzt von Kolumbien im Norden und 
Dften, vom Ozean im Weſten, von Peru im 
Süden, geht vom 709 bis 839 Längengrad und vom 
2° n. Br. bis zum 695. Br. Auch diefer Staat hat 
in den legten Jahren ſchwere Bürgerfriege zu be- 
ftehen gehabt und unter dem Einfluß diefer mußten 
Anbau, Gewerbe und Handel jchwer leiden, zumal 
die arbeitsfähigen Männer von Freund und Feind 
zum Kriegsdienft gezwungen wurden oder in bie 
Wälder entflohen, um diefem zu entgehen. Die 
ftatiftiijchen Ausweife find deshalb wie bei Peru 
mangelhaft, zum Theil aber doc) jüngeren Datums. 





Amerika. 


drei 9 Providencia; Cauca mit Terr. Caqueta; 
Antioguia; Bolivar; Magdalena mit Terr. Goa- 
fira und Nevada y Motilones; Santander mit 
Tert. Bolivar; Boyaca bis zum Plata mit Terr. 
Eajanara; Gundinamarca; Tolima; Terre. San 
Rartin und das Gebiet im Dften der Cordilleren, 
zxjammen 830,700 qkm und mit den wilden In— 
bienern (geichäbt zu 50,000) über 3,00 Mill. Ein- 
wohner oder 3,6 auf 1 qkm. Die Staaten haben 
mit ihren Xerritorien 22,000 qkm (Candina- 
marca) bis 135,000 qkm (Gauca); auf San Martin 
und das Gordillerengebiet im Dften kommen 
282,500 qkm. Die größte Stadt ift Bogotä mit 
35,000 Einwohnern; Panama, Socorro, Medellin, 
Joague haben zwiichen 10- und 20,000 Einw. 

Die Finanzen zeigten 1883 in Einnahmen 5,155 
MIN. Reios, in Ausgaben 4 Mill. Bejos, aljo einen 
Ueberſchuß von 1,155 Mill. Pejos, die Staats- 
ul war Anfangs 1885 noch 26 Mill. Peſos. 

Dandel. Bon 10,387 Mill. Bejos Einfuhr und 
13,205 Mill. Peſos Ausfuhr im Jahre 1879/80 
fieg der Handel bis 12,355 Mill. Peſos Einfuhr 
und 18,514 Mill. Pejos Ausfuhr im Jahre 1881/82 
und fiel wieder bis 11,504 Mill. Peſos Einfuhr 
und 14,857 Mill. Peſos Ausfuhr im Jahre 1882/83. 

Der Durchichnitt für die Zeit von 1879 big 1883 
11,58 Mil. Velos Einfuhr und 15,753 Mill. 
vLeſos Ausfuhr. 

Ter eigentliche Hafen iſt Barranguilla, von wo 
and von der gefammten Ausfuhr 10,951 Mill. 
Beios, alfo faft 96 %, befördert wurden, nad) 
Deutihland 465,064 Peſos an Werth; die Haupt- 
artitel find: EChinarinden 3,035 Mill. Peſos, Kaffee 
1457 Mill. Peſos, Häute 1,162 Mill. Bejos, Erze 
0,574 Mill. Pefos, Tabat 0,292 Mill. Peſos und 
Lutſchut 30,000 Peſos. Eingelaufen waren 923 
Segelichiffe mit 40,462 t und 588 Dampfer mit 
713 t. 

Lerkehr. Eiſenbahnen in Betrieb gab es 

225 km, Telegraphenleitungen 83771 km; 
befördert wurden 288,876 Depeichen und von der 
Tot 650,000 Bricfe. 
Der Panamalanal, jeit 1884 mit Energie 
ie Angriff genommen, joll im Ganzen 960 Mill. 
Ort Kapitalanfwand erfordern. Der Plan des 
enertlaniichen Ing.-Kapit. Ead3, die Schiffe auf 
einer Eiienbahn über die Landenge zu befördern, 
ellte nur 480 Mill. Mark koften, ijt aber nicht 
xt Ausführung gelommen. Die größten Rriegs- 
“ie jollten auf einem beſonders gebauten, auf 
1200 Rädern gehenden Wagen durch 2 Harte Doppel» 
Iefomotiven auf je 30 Rädern mit 20 km Ge—⸗ 
Menindigleit pro Stunde befördert werden. 

Der Kanal geht ohne Schleufen und Tunnel der 
Eiienbahn entlang am Rio Chagres und deſſen 
Kebenfluh Obisbo, durchbricht, 20 km vor Pa- 
"una, die Eordilleren im Berglamme Eelebra und 
lat dann dem Rio Grande biß zum Dean; die 
Zänge iſt 75 km, die Breite des Wafferfpiegels in 
der Ebene 56 m, im Gebirge 23 m, die Tiefe 
Ab m, der tieffte Durchftich über 90 m. 
Unterihied der durchichmittlichen Fluthhöhe beider 

wird zu 0,04 bis 0,43 m angegeben, die 


37 


Fluthſtrömung in den Seebuchten zu 1 bis 1,5 
Geemeilen pro Stunde. Die Eröffnungszeit joll 
der 1. Sanuar 1888 fein. Bis Ende 1884 waren 
10.5 Mill. cbm Erde ausgehoben. Die Zahl der 
Toten durd Krankheiten u. ſ. w. wird nicht an- 
gegeben, ſicher aber ift, daß das Klima jehr vielen 
Arbeitern Leben und Gejundheit koſtet und daß es 
nod immer Stimmen genug giebt, welche ſich dahin 
äußern, da das Wert überhaupt nicht vollendet 
werden fönne. 

Das Reich vertritt in Eolumbien ein Min.Re— 
fident; Konſuln giebt es in Barranquilla, Bogotä, 
Bucaramanga, Colon, Medellin, Panama und San 
oje de Cacuta. 

X. Benezuela, Ber. Staaten, beitehend 
aus dem Bundespdiftrift (117 qkm mit 70,198 Be- 
wohnern), ven Staaten: Carabobo, Guzman Blanco, 
Lara, Los Andes, Zamora, Falcon, Bolivar und 
Bermudez, den Territorien: Oberer Drinofo, Ama: 
zones, Yuruary, Caura, Goajira, Colon, Armijticio 
und Delta und 2 Nationalkolonien: Guzman Blanco 
und Bolivar. Die Staaten haben Flächen von 
7732 (Carabobo) und 24085 (Lara) bis 229,796 
qkm (Bolivar) und 55,677 Einm. (Bermudez) 
bis 503,756 Einw. (Guzman Blanco), die Terri— 
torien haben als Flächen 431 (Colon) und 9348 
(Soajira) bi8 310,310 qkm (Drinofo) und 137 
Einmw. (Colon) bis 18,799 (Yuruary), die Kolonien 
haben 555 und 22 qkm Fläche und 1595 und 
645 Einw. Das ganze Gebiet wird (1884) nad) 
dem Statiſt. Jahresbericht zu 1,639,398 qkm mit 
mit 2,121,988 Einwohnern angegeben, andere An 
gaben find: 1,137,615 qkm und 2,075,245 Einw., 
d. i. 1,8 auf 1 qkm. Unter der Bevölferung 
jind etwa 19/, Kreolen und 34,916 Fremde, unter 
dieſen 1171 Deutiche, 11,544 Spanier, 4041 Eng- 
länder, 3237 Staliener, 3206 Holländer, 2186 
Franzoſen u. ſ. w. Die Hauptitadt Caräcas hat 
55,638 Einmw.; Balencia, Bargquifimeto, Maracaibo 
haben zwijchen 20 und 40,000 Einw., fünf andere 
Städte zwiichen 10 und 20,000 Einw. Das Sta— 
tiftiiche Jahrbuch giebt für Garäcas mit den länd— 
lichen Kirchipielen 70,509 Einw. an und 12 Städte 
mit 10 bis 20,000 Einwohnern. 

Das Budget für 1882,83 (gerechnet wird in 
Bolivanz zu 80 Pig. Reichsgeld) zeigte als Ein- 
nahmen 23,2 Mill. Mark, ald Ausgaben 21,32 
Mill. Mark; die Staatsjchuld war 1884 (Juni) 
87,33 Mill. Marl. Unter den Einnahmen find 
die Zölle mit rund 20 Mill. Mark, die Salzfteuer 
mit 0,8 Mill. Mark, die Stempelabgaben mit 1,12 
Mill. Mark, die Produkte des Gebietes Yuruart 
mit 0,375 und die des Gebieted Caura mit 0,084 
Mill. Marl verzeichnet. Unter den Ausgaben find 
für Unterriht 2 Mill. Mark, für öffentl. Arbeiten 
3,64 Mill. Mark, für Verlehrsweſen 1,62 Mil. 
Mark, für Krieg und Marine 1,94 Mill. Mart 
vorgejehen. 

Die Handelsmarine zählt 2492 Schiffe zu 
24,924 t Gehalt (20 Dampfer zu 2139 t), der 


Der | Schiffäverfehr war 1882/83 zuſ. 2460 Schiffe (638 


Dampfer). Eifenbahnen gab es (1884) zuſ. 
164 km im Betrieb, 434 km im Bau, 380 km 


38 


tonzefjionirt, zuj. 978 km; die Poft hatte 160 
Büreaus und 2,673,404 Sendungen, die Tele- 
graphie 1832 km Linien, 40 Büreaus und 
169,571 Depejchen zu verzeichnen. Die Ausgabe 
für die Poft wird zu 0,612 Mill. Mark, die Ein- 
nahme der Telegraphie zu 0,147 Mill. Mark an- 
gegeben. 

Der Handel zeigte als Einfuhrwerth 69,02 
Mill. Mark, als Ausfuhrwerth 78,88 Mil. Marl, 


für den Küftenhandel 47,645 Mill. Markt (La | 


Guayra 24,42 und 14,62 Mill. Markt). Die Aus- 
fuhr vertheilte fi auf Aderbauerzeugnifie 53,26, 
Viehzucht 6,06, Fiſcherei und Jagd 0,68 und In— 
duftrie 0,66 Mill. Mark. 


Amerifa. 


1883/84 Mechrausgabe von 1,69 Mill. Mark; die 
Einnahmen werden geliefert von Douanen 23,3%, 
Monopolen 42,4% ,, Staatseigenthum 7,5% ,, Steuern 
und Abgaben 7,3%, und Berfcriedenem 19,5 %/,. 
Unter den Ausgaben kamen auf finanzen und 
Handel etwa 0,55 Mill. Mark, auf Krieg und 
Marine 1,047 Mill. Mark, auf Unterricht, Fultus 
und Wohlthätigleit 0,447 Mill. Mark, auf öffent- 
liche Arbeiten 0,846 Mill. Marl. Die Staats» 
ſchuld ift durch Staatsgüter und andere Aftiven 
reichlich gededt. Die weiteren Angaben beziehen 
ſich auf das Jahr 1884, 
Handel und Verkehr. 
361,511 











Der Ausfuhr (Kaffee 
Btr. zu 15,36, Kautſchuk 0,907, Metalle 


Aus den Bergwerfen wurden 17,8 Mill. Mark | 0,395, Häute und Felle 0,347, Bananen, Hölzer, 


gewonnen (Gold an 13 Mill. Mark). 
Guayra waren die Hauptausfuhrartitel Kaffee 9,06 
Mill. Marl, Kakao 4,75 Mill. Mark, Rindshäute 
0,49 Mill. Mark, Reh- und Ziegenfelle 0,29 Mill. 
Markt, Sabadilljaat, Baummolle, Leder, Buder, 
Ehofolade u. j. w. 

(Angaben im Hoflalender.) 

Als Vertreter des Reihe wirft ein Minifter- 
rejident; Konfulate giebt e8 in Bolivar, Caräcas, 
La Guayra, Maracaibo, Puerto Cabello. 

Das Land, welches weſtlich von Columbien, 
nördlich vom Meritanifchen Golf, öftlih von bri- 
tiih Guayana und Brafilien und füdlih von Bra- 
filien begrenzt ift, liegt zwifchen dem 60.° und 73, © 
w. 2. v. Gr. und zwiſchen dem 2." und dem 13. 
n. Br.; es wird eine bedeutendere Zukunft erlangen, 
wenn es gelungen jein wird, die Berbindung mit 
dem Umazonenjtrom herzuftellen ; der Orinofo durd)- 

ießt das Land in der Richtung von Weit nad) 
ft und bietet eine gute Waſſerſtraße auf einem 
großen rn des Laufes. 
B. Mittelamerikaniſche Staaten. 

Dazu find zu rechnen: Koftarica, Nifaragua, 
— San Salvador, Guatemala, Mexiko, 

aiti, Dominilanijche Republif und die Befigungen 
der Europäer, beſonders Euba. 

Auch von den mittelamerilaniichen Republiten 
ilt, daß e durch inneren Zwieſpalt nicht zur Ruhe 
ommen können. Guatemala unter dem Bräfi- 
benten General Barrios erjtrebte, 1885, die Zen- 
tralijation, wurbe aber, als dieſe mit Waffengewalt 
hergeftellt werden ſollte, durch das Bündniß der 
anderen Staaten bejiegt; nad dem Tode des Präſ. 


Barrios in der Schlacht bei Chulchuapa wurde 8 


Frieden mit Herftellung der früheren Verhältniſſe 
geichloffen, jo daß die Uneinigkeit bleibt. Unter 
den dauernden Unruhen und den jonftigen Ber- 
— war an einen Aufſchwung nicht zu den— 
en; auch für dieſe Staatsgebiete muß die Dar— 
Far auf die wejentlichiten ftatiftiichen Nachweiſe 
ich beichränten. 

I. Eojtarica. Der füdlichite der Staaten, 
zwiichen Nikaragua und Columbien (Panama) lie- 
gend, 51,760 qkm groß mit 210,177 Einwohnern 
(31. Dez. 1884); Hauptitadt San oje mit 13,484 
Einwohnern. 

Budget 1884/85, in Dollars gegeben; Ein- 
nahmen 10,88 Mill. Mark, Ausgaben ebenjo hoch, 





In La | Perfmutter, Schildpatt, Barrenfilber u. f. w.) von 


| äufammen 17,935 Mill. Mark, ftand eine Einfuhr 
von 14,968 Mill. Mark gegenüber. Der Schiffs— 
Iverfehr war: antommmende Dampfer in den 
Häfen 178, abgehende 177, Tonnengehalt 399,454 
für die ankommenden Dampfer und Segelſchiffe 
(56), — Eijenbahnen in Betrieb gab es 
178,3 km, Telegraphen 5,855 km Linien (De- 
peichen 28,715). 

Die Bertretung des deutihen Reiches 
hat der Min.-Refident in Guatemala; ein Konfulat 
giebt es in San Hofe. 

II. Nilaragua. Ungrenzend nad Norden, 
zwiſchen Honduras und Coftarica, 133,800 qkm 
mit 275,815 Einw., 2 auf 1 qkm, Hauptſtadt 
Managua 9000 Einw. Gerechnet wird nad) Peſos. 

Finanzen. Budget: (1883/84) Einnahme 3,238 
Mill. Peſos (1,319 Mill. Bejos Einfuhrzölle), Aus- 
gaben 3,109 Mill. Peſos, öffentlihe Schuld 908,707 
Peſos, Aktiva 598,534 Peſos. 


Handel: 

Einfuhr 1877/78 2,181,000R. 1883/84 3,794,981®. 
Ausfuhr ” ’ [2 ” ” a ’ ” 
Mehrausfuhr 414,000 P. 1,109,667 P. 

(Unter der Ausfuhr Gummi elaſticum 1,318,164 
* Kaffee 1,209,306 Peſos, Gelbholz 645,904 
Peſos, Indigo, Häute, Zedernholz u. j. mw.) 

Verkehr: 477 Schiffe mit 584,082 t (309 
Dampfer zu 491,956 t) antommend (54 beutjch« 
Segelichiffe). 

Eijenbabnen im Betrieb 143,5 km, Tele 
raph 1250 km Linien, 26 Büreaus, 81,145 De 
peſchen, Boft 13 Hauptämter, 79 Eftafetten, 8 Ugen 
turen. 643,919 Sendungen. 

Deutſche Vertretung wie oben. Konſulat in Leon 

IT. Salvador. Gebiet 18,720 qkm. Be 
völferung 613,273 Einw. — 30 auf 1 qku 
Hauptitadt San Salvador 13,274 Einmw. 

Lage zwifchen Nikaragua, Guatemala und Hor 
duras am Großen Dean. 

Finanzen, berechnet in Dollars; 1884 Eiı 
nahme 17,28 Mill. Markt, Ausgaben 17,24 Mi! 
Mark, unter den Einfuhren Zölle 5,5 Mill. Mar 
Monopole 4,88 Mill. Mark. Deffentlide Schu 
19,64 Mill. Marl. Bon den Ausgaben für u 
terriht 0,59 Mill. Mark, für Krieg 2,37 Mi 


Amerika. 


Mark, Juftiz und Wohlthätigleit 0,54 Mill. Mart, 
Finanzen 3,33 Mill. Mark. 

Handel 1884 Einfuhr 11,248 Mil. Marl. 
25,779 Mill. Marl. (Deutiches Reih 1,113 und 
3,476 Mill. Mark.) Hauptartikel: Kaffee f. über 
14,18 Mill. Markt, Indigo f. 8,3 Mill. Marf, 
Silber in Barren f. 1,14 Mill. Mark, Rohrzuder 
0,6553 Mil. Mark, peruanifher Baljam 0,319 
Mil. Marl, feiner Tabak, Häute u. ſ. w. 

Berkehr: Eijenbahnen 88 km, Telegraph über 
160,000 Depeichen, 40 Bürcaus. Sciffsvertehr 
an 300 einlaufende und auslaufende Schiffe. 

Deutiches Konfulat in Santa Anna. 

IV. Honduras. Gebiet 120,480 qkm, Be- 
»ölferung 351,700 Einw., 3 auf 1 qkm. Haupt> 
ftadt Zegucigalpa mit 12,000 Einwohnern. Lage: 
öftlih von Salvador und Guatemala, füdlich von 
Kilaragua und Salvador, nördlich von britiſch 
Honduras und vom Mexilaniſchen Golf, hat die 
Hauptlüfte an diefem und nur eine Heine Küften- 
ftrede an Großen Dean. 

Finanzen 1884, berechnet in Dollars; on 
men 4,625 Mil. Marl, Ausgaben 4,244 Mill. 
Mark; Zölle über 42%, der Einnahmen. Staats- 
ſchuld 3,14 Mill. Marf. 

Handel, 1883, Einfuhr 6,375 Mill. Markt, Aus- 
fubr 6,8 Mill. Marl; Hauptgegenftände der Aus- 
fubr: Gold und Silber 2,55 Mill. Mark, Indigo 
0 Mill. Markt, Rindvich 0,637 Mill. Mark, 
2. 0,765 Mill. Mark, Leder 0,425 Mill. Mart 
u. j. w. 

Se 111 km Eifenbahnen, 28 Boftbüreaus, 
299,614 Sendungen, 2158 km Telegraph, 63 Sta- 
tionen, 107,730 Depeſchen. 

Neber die Vertretung Deutjchlands j. Guatemala. 


VW. Guatemala Lage: ©. ift unter den 


39 


Bentralamerifa hat jeinen Sig in Guatemala, 
außerdem giebt es daſelbſt auch ein Konfulat. 

VI Merito. Das große mexilaniſche Reid) 
wijchen den V. St. v. Nordamerika, Guatemala und 

ritiih Honduras, von der Natur beftens aus— 
geftattet mit allen Bedingungen zu gedeihlicher 
Entwidlung, vom Tropenflima bi3 zum falten alle 
Abftufungen vereinigend, zwiichen dem großen Ozean 
und dem Golf von Merito mit beiderjeit3 mäch— 
tiger Küftenentwidlung liegend, erjtredt fi) vom 
15." bis zum 33.0 n. Br. und liegt zwijchen dem 
87.” und 115.9 w. 2. v. Greenwich mit einem Ge— 
jammtgebiet von jegt (1884) 1,946,292 qkm, welche 
von 10,447,974 Menſchen bewohnt find, jo daß 
nur 5 Einwohner auf 1 qkm fommen. Davon 
ind 19%, Europäer und europäiſcher Abkunft, 

8%, Eingeborene und 43%, Miſchlinge. Das 
Land wird eingetheilt in die folgenden Staaten- 
gruppen: 

1) Grenzftaaten: Sonora, Chihuahua, Eoahuila, 
Nuevo Leon, zufammen 650,712 qkm mit 715,501 
— etwa 1,1 Einw. auf 1 qkm. 

2) Staaten an der Küfte des Atlantiſchen Ozeans 
(Golf von Meriko): Zamaulipas, Beracruz, Tabasco, 
—— Yucatan, zuſammen 291,320 qkm und 
1,220,055 Einwohner, 4,18 Einw. auf 1 qkm. 

3) Staaten an der Küfte des Großen Ozeans: 
Sinaloa, Zalisco, Coloman, Midyoacan, Guerrero, 
Daraca und Chiapas, zufammen 382,136 qkm 
und 3,398,597 Einwohner, 8,89 Einmw. auf 1 qkm. 

4) Bentralftaaten: Durango, Buentecas, Agnas- 
calientes, San Luis, Guanajuato, Dueretaro, Hi- 
dalgo, Mexiko, Morelos, Puebla, Tlarala, Diftricto 
Federal und Terr. de la Baja California, zur 
jammen 622,124 qkm und 5,113,823 Einwohner, 
8,22 Einw. auf 1 qkm. 

(Nah Mittheilungen aus dem Werte U. ©. Eubas 


rg chen Heinen Republiten die nörd- 

an Merifo angrenzend, fie wird öftlich be- | „Ueber Geographie, Statiftil, Geſchichte u. j. mw. 

—— von Honduras, ſüdlich von Salvador, weit- | der vereinigten Staaten von Merito, 1884.“) Die 
& von bem Großen Ozean und von Merito und | Hauptſtadt Merito hat 300,000 Einwohner, Gua- 
nördlich ebenjalld von Merito und berührt nur | dalajara80,000, Buebla 75,000, Guanajuato 52,000, 


mit einem fehr Heinen Küftenftric das öftlide — 
Karoibiihe — Weer. Gebiet: 121,140 qkm, 


1,284,604 Einw., 10 auf 1 qkm. SHauptitabt |8 Städte mit unter 20,000 Einw. Bera 


Guatemala mit 59,039 Einwohnern. Finanzen 


Meriva 40,000 Einw., darunter bis zu 20,000 
Einw. zählt man noch 10 Städte und weitere 
, der 


für Europa wichtige Hafenplag, hat 24,000 Einm., 


(1884), beredinet in Dollars, Einnahmen 35,36 | die Fahrt von da nad) Liverpool dauert mit den 


Rill. Rarl, Ausgaben 34,495 Mill. Marl, Staats 
ſchuld 36,998 Mill. Mark. Unter den Einnahmen 


Dampfern 26 Tage. 
Das Finanzweſen iſt noch troftlos, gerechnet 


betragen die direften Steuern nur 0,679 Mill. Mark, | wird in mexikaniſchen Dollars zu 3,47 Markt Reichs— 
die indirelten und die Monopole (Tabak und Sal- | geld. Für 1885/86 follte das Budget 38,9 Mill. 
peter) aber 19,12 Mill. Mark, unter den Ausgaben ift | Dollars Ausgaben und 24,043 Mill. Doll. Defizits 
der Hauptpoften für den Berwaltungsdienft mit etwas | der legten Jahre, zufammen aljo 62,947 Mill. Doll. 


über '', der gefammten Ausgabe. Handel 1884: 
Einfuhr 13,948 Mill. Mark, Ausfuhr fast 21 Mill. 
Mart, die Hauptausfuhr bilden: Kaffee, chstuch, 
er und Kaſſonade, Häute, Wollmaaren, Indigo, 
en⸗Gold; auf den Kaffee fommen mindejtens 
5%, bed Werthes der Ausfuhr. 

Berkehr: Schiffs-Ein- und Ausgang je 220 
Schĩe; Eiſenbahnen über 200 km, Boft: 144 
Bürrans und 2,11 Mill. Sendungen; Telegraph 
4635 km Linien, 77 Stationen, 223,994 Depeichen. 

Ein Bertreter des Deutſchen Reiches für ganz 


3 deden haben und dieſem Bedarf ſtanden nur 
27 Mill. Einnahme gegenüber; durch Kürzung der 
Gehalte, Konſolidirung der nicht konſolidirten An— 
lehen, Konvertirung der ſchwebenden Schuld durch 
Ausgabe von 6%, Schatzbons und durch Sparſamkeit, 
wo immer bie Ausgaben zu begrenzen waren, kam 
ein Budget zu Stande mit der Grundlage 22,5 
Mill. Doll. Ausgaben, 24,044 Mill. Doll. Defizits 
bis 1885, zufammen aljo 46,544 Mill. Doll., ab» 
züglih von 2,221,545 Dollar Gechaltsabzügen 
44,322,055 Doll. gegenüber einem Einnahmeiber- 














Amerika. 





en 27 Mill. Doll. und den Schagbons mit | Kapitalwerth, und 199,846 „bürgerliche“ Hö 
fl. Doll, zuf. 52 Mill. Doll, jo dab noch zu durchſchnittlich 3200 Doll. = 11,104 9 
ein Reft von 7,677,945 Doll. verblieb. — weit über 7 Mill. Einwohner 
In Mart vage war demnach das Defizit | 75 %/, der — — in ſogen. Adı 
eigentlich 124,73 Mill. Mark; die —— aus Rehmziegel oder Leh ich gebauten Häı 
nahmen waren 93,69 Mill. Mark, die aufge» | und Hütten, deren man 199,846 zählt mit 
nonmenen Schatzbons gaben 86,75 Mill. Mark, Durchſchnittswerth unter 300 Doll. Auf 
— Mill. Mark, die Gehaltsabzüge 7,708 | Lande —— faſt alle Bauten im dieſe Klaſſ 
.Mark, zuſ. 188,148 Mill. Mark, wofür aller-| Die egierung bemüht ſich, tüchtige Anſi 
dings die Schuldenlaſt um obigen Betrag vermehrt zu gewinnen; in San Louis Potoſi und 
vurde; dieſe ſoll in 25 Jahren rückzahlbar ſein. derwärts wird unkultivirtes Land zu je 
Die 4 Se nad dem vereinbarten Budget find | nehmbaren Bedingungen verkauft und erhalte 
153,797 Mill. Mark, der Ueberſchuß ift aljo 34,351 Anſiedler auch noch Geldprämien, für Nieder- 
Mill. Mark, wobei die früheren Defizite jchon ge- ‚fornien hab ſich Gejelliaften gebildet zu 
dedt find. Eine befjere Ordnung ift demnach damit | werbung von Land im Großen für Kolonijat 
bergeftellt worden, gelingt es aber nicht, den Reich- zwede; die noch unbelannten Ländereien v 
m des Landes nugbar zu machen, dann muß | man nad Millionen Acres. Der Werth des 
neue Schuld noch drüdender wirken. unfultivirten Landes wird zu 96 Mill. Doll. — 3 
Der Handel zeigte (1883/84) eine Einfuhr von | Mill. Mark veranschlagt, der Werth der Wald 
161,14 Mill. Mark, wovon auf das deutjche Reich | zu 34 Mil. Dollar — 117,68 Mil. 9 
4,827 Mill. Mark famen; die Haupterzeugniffe find | Eine genaue Agrarſtatiſtik läßt ſich nicht q 
Metalle (Ausfuhr von Silber und Gold 116,15 Mill, | das ganze Gebiet Hat über 194 Mil. hu Fj 
Mark), Farb- und Nuphölzer, beſonders Blauholz, | wie viel davon Kulturland und mie viel fı 
Mahagony u. j. tv., Kakao, Vanille, Kaffee, Indigo, | fähiges Land ift, kann zur Zeit nicht angı 
Cochenille, Zuder, Kautſchul, Tabak, Pflanzenfafern | werden. Ueber den Reichthum der Flora 
als Spinnftoffe (Agave u. j. w.), Früchte verſchie- früheren Mittheilungen. 
dener Art, von Induftrieerzeugnifjen Wollwebereien, | Deutſche Vertretungen durch den Minifterrefü 
er, Glas, Porzellan, Seife; bei der Einfuhr in Mexiko und Konſulate für Colima und 
iegen die Tertilwaaren. ge Tilgung der | zanillo, Guadalarara, Laguna, Mazatlar, W 
Staatsjhulden find jehr hohe Eingangszölle be» | Meriko, Daraka, San Luis Potofi, Tampico, 
ftimmt worden; man hofft dadurch auch die hei-|a San Blas und Beracruz. 
ur Induftrie zu heben und unabhängiger vom] VIN. Dominikaniſche Republik ( 
Ausland zu werden. An Bemühungen zur Hebung |indien), Repüblica Domicina, fajt 
der Bohttahrt fehlt es nicht und FFortichritte find | der Infel Haiti und deren öftlicher Theil, ! 
auch unverfennbar jeit 1871 gemacht worden, allein | qkm mit über 320,000 Einwohner, deren 
die Unficherheit, die fehlenden Straßen im Innern | durd Einwanderung ſich jtetig vermehrt; dai 
und der Mangel an Geld —* nur ſehr langjam | zerfällt in die Provinzen: Santo Domingo, 
die Entwidlung fördern, an Krieg im Innern oder |tago, La Vega, Azua, EI Seybo mit 32,01 
an ben Grenzen fehlt es nie. — Die Armee tft | 70,000 Einwohner und in die Scediftrifte: 9 
18,894 Dann jtarl. Plata, Monte Erifty, Samana, Barahonı 
Verkehr. Merito beſitzt 421 Sce- und 84719000 bis 18,000 Einwohnern. Für die 
ihiffe für den Handel, 5958,5 km Eiſen- ſtadt Santo Domingo zählt man 16,000 Ben 
bahnen, 892 Poſtbüreaus, 266 Stafetten, 573 Boft-| Finanzen (188283), berechnet in Peſos 
agenturen (19,788 Mill. Sendungen) und 21,000 km | zu 4,15 Markt, Einnahme und Ausgabe je 
Bundes-Telegraphen-Linien, 1653,1 km Linien der | Mill. Mark, unter der letzteren für Juft 
Staaten, 3301,2 km Linien der Privaten, 4430,0 km | öffentlichen Unterricht 1,05 Mill. Mark, fü: 
Linien der Eijenbahn und 703,1 m Kabel, zuſ. und Marine 2,25 Mill. Mark, für Handel 
31,088,3 km Linien und 327 Bürcaus. Neuere | Mil. Mark u. ſ. w. Innere Schuld 8,3 
Angaben über den Schiffsverkehr fehlen. Mark, abzahlbar mit 15%, vom Eingangs 
Die neuere Statiftit hat fich mit der Ermittlung | Handel 1883: Einfuhr 13,039 Mil. 
bes Nationalvermögens befchäftigt. Es wurde | Ausfuhr 8,836 Mill. Mark. Anternde Schtj 
das bewegliche und das um liche Vermögen zu | 600 mit 370,000 t. Hauptausfuhr Zuder (ft 
3074,306 Mill. Doll., pro Kopf zu ungefähr | Tabak, Kakao, Kaffee, ‚Senig, achs, Ma 
300 Doll. = 1341 Mart jejtgejegt und zwar kom- | Holz, Farb- und andere Nughölzer, Guano 
men davon auf das jtädtiiche Grund-Eigenthum Haiti, Republik, der fleinere um 
1961,3 und auf das ländliche 340,3 Mill. Doll., | Tich Liegende Theil der Inſel Haiti, 23,91 
o daß jenes das der ländlichen Kreife 5,8 mal|groß mit 550,000 Einwohner, 23 auf ! 
berwiegt, der jprechendite Beweis dafür, daß die | Hauptitabt Port-au-Prince, 35,000 Eim 
Landwirthichaft noch jehr darniederliegt und aufer- | Bon den Bewohnern 90 %/, Neger, 10 lo M 
bes Bezirks der Städte und der Verkehrswege | Arrondiffements: Port-au- Prince, Kap $ 
der Grund und Boden nur wenig Werth bat. I Aux Cayes, Jacmel, Gonaives, Port-i 
den GStadtbezirken ermittelte -man 34,648 Häujer | St. Munc, Miragoane, Petit GoAve und 
mit durchichnittlich 245,000 Doll. = 845,150 Mark Sprache und Einrichtungen franzöfijch. 


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Amerifa. 


Finanzen, berechnet in Biaftern zu 5 Franc = 
4 Marl, Ausgaben (1883) 24 Mill. Mark, davon 
Finanzen und Handel etwa 2,14 Mill. Mark, Krieg 
und Marine 4,884 Mill. Mark, Unterrit und 
Kultus 3,227 Mil. Markt, Aderbau 1,236 Mill. 
Markt u. ſ. wm. Die Einnahme bilden hauptſäch— 
ich Sölle, für Ein- und Ausfuhr zufammen 
13,288 Mill. Marl. Staatsſchuld 50 Mill. Mark. 
Handel rg 883.84) zufammen 16,96 Mill. 
Mark, Ausfuhr 29,60 Mill. Marl. Hauptgegen- 
ftänbde der Ausfuhr: Kaffee, Blauholz, Kakao, — 
wolle, Häute, Felle, Zucker, Honig, Gunmi u. ſ. w. 
Schiffsverlehr: 
Eingelaufen 563 Schiffe zu 604,270 t 
(402 Dampfer, 555,804 t), 
Ausgelaufen 565 Schiffe zu 604,482 t 
(401 Dampfer, 555,498 t). 


Bertretung des deutſchen Reiches: Für die 
Dominikanische Republik Konfulate in Bort-au- 
ince, Puerto Plata, Santo Domingo, für Haiti: 
ort-au-Prince, Aux Cayes, Gonalves, Jacmel, 
Haptien. 
C. Die füd- und mittelamerilanifhen Be- 
figungen der Europäer. 
Unter dieſen ſtehen an Bedeutung obenan I. 
die jpaniihen Beſitzungen Euba und Buerto 


Rico. Es haben 
Euba 118,833 qkm u. 1,521,684 €., 13a.1qgkm 
Puerto Rico 915 „ „ 754,313 „81, „ 








128,148 gkmu. 2,275,997 €. 


Auf Euba find 977,992 Spanier, 16,632 an- 
dere Weiße (Musländer), 43,811 Aſiaten (ſtulis 
m j. mw.) und 489,249 Farbige gezählt mworben. 
Geborene Spanier rechnet man 180,000, bie ein- 

borene rothe Race war jchon Anfang des 17. 

ndertö auögerottet. Die Kolonie hat jahre» 
lang mit Aufftänden biutigfter Art zu thun ge- 
und noch giebt es nicht volle Ruhe. Ein 
il der Bewohner möchte die Beſitzung, welche 
man die Perle der Antillen genannt hat, an bie| 
B. St. v. NM. anichließen und hier giebt es 
Befürworter des Projefts genug; Unerbietungen 
zum Berlauf find abgelehnt worden; die Kolonie | 
meh aber dauernd mit großer Waffenmacht erhalten | 
werden und veruriacht bedeutende Koften; ein 
großer Theil der Plantagen wurde zerjtört und 
it noch nicht wieder in den früheren Zuſtand ge 
bracht worden. Das Land leiftet jehr wenig von 
dem, was es leiten lönnte. 

Finanzen: 1885/86, berechnet in Pejos zu 
4 Rart: Einnahme 123,16 Mil. Mark, Aus- 
Be" 124,678 Dill. Mark; unter den Einnahmen 

1 





die direkten und die inbirelten Steuern mit 

‚76 Mill. Mark, die Zölle mit 52,42 Mill. Mark, 
die Monopole mit 8,476 Mil. Mark und die 
Lotterie mit 10,652 Mill. Mark verzeichnet, der 
Ertrag der Domänen ift etwa 1,22 Mill. Mark; 
unter den Ausgaben nahmen in Anſpruch Mill. 
Bart: ſtrieg und Frieden 39,67, Juſtiz 3,52, 
16,20, Finanzen 5,36, Öff. Arbeiten 2,94, 

emeiner Staatdandgaben 56,946. Im Jahre 





41 


1882/83 ergaben die Ein- und Ausfuhrzölle zu> 
ſammen 66,58 Mill. Mark. 

Die wichtigiten Musfuhrartitel find Zuder 
(Melaſſe, Rum u. ſ. w.), Tabak und Zigarren, 
Kaffee, Honig und Wachs. Die Ausfuhr von 
Zuder ift ſehr wechielnd, von 1877 bis 1883 war 
die geringjte Ausfuhr (1883) nur 408,255,090 kg, 
die größte (1879) aber 623,935,000 kg. Im Jahre 
1884 wurden über Havanna ausgeführt: 67,280 
Kiſten, 219,257 Sad, 213,519 Faß Zucker, 8488 
Faß Melafje, 182,102 kr Wadjs, 1402 Tercerols 
Honig, 5868 Pipen Run, 98,093 Mille Zigarren, 
11,514,800 Pfund Tabaf,. Eingegangen waren 
1883 im Ganzen 1333 Schiffe mit 1,178,219 t 
(1882 aber 1424 mit 1,252,181 t). Etjenbahnen 
gab es an 1700 km, Telegraphenlinien an 
»000 km. 

Das Budget von Puerto Rico 1883/84 
zeigte Einnahmen 15,45 Mill. Mark, Ausgaben 
15,7 Mill. Mill, aljo ein Defizit von 0,25 Mill. 
Mark, für 1885/86 war der Boranichlag günftiger 
mit Meinem Ueberfhuß. Einnahmen 15.43 Mil. 
Mark und Ausgaben 15,36 Mill. Mark. Auch Hier 
bilden die Ein- und Ausfuhrzölle die wejentlichiten 
Einnahmen, für das Budget 1885/86 find fie mit 
9,44 Mil, Mark angelept, die direkten und bie 
indirekten Steuern mit 3,7 Mill. Marl, die Mono- 
pole mit 1,12 Mill. Mark und die Domänen- 
Erträge mit 0,21 Mill. Marf. Unter den Aus— 
gaben find Krieg und Marine mit 5,192, öff. 


“Arbeiten mit 1,50, Yuftiz 1,102, Finanzen mit 
0,9,8, Allgemeines mit 4,238 Mill. Mark verzeichnet. 


Der Verkehr zeigte im Eingang 1659 Schiffe 
mit 1,057,947 t, im Ausgang 1449 Schiffe mit 
886,605 t; an Telegraphenlinien 750 km; Eijen- 
bahnen giebt e3 nicht. 

Der Handel hatte eine Einfuhr von 55,14 Mill. 
Mark gegen 47,23 Mill. Mark Ausfuhr (1883), 
auch hier bilden Zuder (79,738 Mil. kg), Kaffee 
(17,07 Mill. kg), Tabat (2,29 Mill. Mark) und 
Honig (2,96 Mill. Mark) die Hauptausfuhr. 

Auf beiden Inſeln, befonderd aber auf Cuba, 
hat der Anbau durch die verjchiedenen ſich folgenden 


| Aufftände und Kriege bedeutend gelitten, und ijt 


unter dieſen Einflüffen bejonders der Kaffee— 
bau zurüdgegangn. Man umterjcheidet Die 
Plantagen in: 

a) Zuderplantagen, Ingenios, vormals 
etwa 1500 im Ganzen, wovon 1200 zu 4 %/,, 300 
zu 6 bis 9°, ſich rentiren follen; das gejammte 

zeugniß war 800,000 t, die Ausfuhr geht zu 
75%, nad den B. St. v. Nordamerika, zu 15%, 
nad England und zu 2%, nadı Spanien. Neben 
Zuder wurde Melafje und weißer Rum gewonnen. 
Auf 12 bis 14 t Rohr redynete man 1500 Oxhoft 
Buder. Bol. unter Zuder und Buderrohr. 

b) Tabafsplantagen, Vegas, befonders im 
Weiten und am beiten am Gayaquataya, in der 
Negel Hein, zu 1 Caballario, d. i. 35 Ader, zur 

älfte bepflanzt mit Platanen, um dem Tabak 

Huß zu geben. Man rechnet auf 1 Gaballario 
im guten Durdichnitt 9000 Pfund Ertrag, den 
Ballen zu 1000 Pfund im Preis von 85 bis jelbft 


42 


1700 Mart. 
Zabalsplantagen sche ſtark gelitten und waren 
zum Theil ganz zerftört worden. Aus einem Ballen 


Tabak redynet man 4000 PBigarren; der Rauch: | 


tabat koftete pro Ballen ebenfalls die angegebenen 
Preife, Zigarren galten im Inland pro 1000 Stüd 
510 bis 552 Dart, Negalia Imperials 637 bis 
1275 Markt, beite Sorte jelbit bis 2150 Mark. 
Die Dualitäten werden unterſchieden in superfine, 
fino, superior, bueno, und nach der Stärke in 
maduro (bie ftärfiten), oscuro (itarf), colorado 
(mittel) und claro (mild), In der letzten Seit 
gab es bis über 150 Fabriken, welche zum Theil 
über 600 Arbeiter bejchäftigen; in der neuejten 
Zeit finden die Chinefen viel Berwendung, weil 


fie jehr geichidt und fleißig zu dieſer Arbeit find, | 


bejonders auch für Zigaretten, welche in der Staats» 
fabrit zu 2—3 Mille Stüd täglich gefertigt wer: 


den. Die Zahl der Zigarren wurde mit 16 Mill, 
angegeben, von welchen aber nur ein Theil zur | 


Ausfuhr fommt. 

c) Naffeeplantagen, Gafetelas, früher am 
bedeutenditen, jeht aber immer mehr zurüdgegangen, 
theils zeritört, theils aufgegeben unter dem Einfluß 
fintender Breife. Die Plantagen find und waren 


bon 100 bis 1000 Ader groß und hatten 50 bis | 


100 Neger als Sklaven zur Arbeit; neben Kaffee 
wurden Reis, Pilang, Kalao, Obſt u. j. m. ge: 
baut und Kolosbänme und PBappeln zum Scuk 
der Kaffeepflanzen. Auf 264 Acker rechnete man 
20,000 Bäume und davon durcchichmittlich 62,500 
Pfund ala Ertrag; 1 Sad Kaffee zu 108 Pfund 
galt jeiner Zeit noch 106 Mark, jo daß der Brutto: 
ertrag bis auf 191,250 Mark ſich bezifferte. 4. 
Souchay, ein Deuticher, Beſitzer der Plantage 
Angerona, 1900 Morgen groß, bat 800 Morgen 
Kaffeeland mit 200,000 Bäumen, welche 2000 bis 
3000 Ztr. bringen, 250 Morgen Zuderfeld, wel⸗ 
ches 2000 bis 2500 Air. Ertrag gicht, 550 Mg. 
Weiden und Wicjenland, 150 Mg. Wald und | 
150 Ma. jonjtiges Gelände. Der KRaffeebaum | 
wird auf einem rothen Kalfboden eigener Art ge- 
baut, 2 m entfernt gepflanzt und durch den Schnitt 
1,5 m bo und I m im Umfang erhalten; die) 
Zragbarleit beginnt im 3. Jahre und dauert bei 
guter Pflege bis 30 Jahre lang. Der Boden muß | 
ftet3 unfrautfrei gehalten werden. Am Frühjahr 
entwideln fich in den erſten Tagen die weißen 
Blüthen, im Sommer die hellroiben Beeren, vom | 
September bis Januar dauert die Ernte mit mehr 
maligem Durchpflüden. Die Beeren liegen 1 Monat 
lang zum Zroduen im Freien, werden dann ge 
queticht, aus dem Brei berausgewonnen, auf der 


Durch die Infurreftion hatten bie | 


Amerika. 


und Wachs. Von den europäiſchen Pflanzen des 
Ackerbaues gedeihen die meiſten gut und beſonders 
geben die Kartoffeln ausgezeichnete Erträge. Von 
der Inſel Cuba iſt aber der größte Theil noch 
unangebaut oder liegt wieder unbebaut; im Süd— 
oſten herrſcht der Wald vor, der Weſten iſt der 
am beſten angebaute Theil, im Innern giebt es 
noch unbekannte Gegenden und viel Geſtrüpp und 
Waldung, Prairie; auf das angebaute Land iſt 
etwas über '/;., aljo etwa 800,000 ha zu rechnen, 
der Wald foll etwa 5 Mill. ha ausmachen, das 
unbebaute Yand mindeſtens noch ebenſo viel. 

Deutſche Konjularvertretungen giebt es in Car— 
denas, Santiago, Havana, Manila, Matanzas, 
PBortorico, San Juan. 

II. Die niederländiſchen Beſitzungen. 
Dazu gehört 

a) Surinam oder Niederl. Guyana, 119,321 
qkm mit 71,783 Bewohnern, von welchen 17000 auf 
Indianer und Buſchneger fommen; die Hauptitadt 
Paramaribo hat 24,485 Einwohner; 
b) die Kolonie Curacao oder Niederl, An- 





ti 


Iten, 1130,33 qkm mit 44,153 Bewohnern, be— 
ſtehend aus den Inſeln 
Curaçao 550 qkm und 25,176 Einwohner 
(Hauptitadt Willemsſtad), 
Bonaire 355 qkm ınd 5246 Einwohner 
: Aruba 108 u: 5 5654 “ 
St. Martin 46,80 „ 3395 


(nur zum Theil niederländtich), 

St. Euftatius 20,70 qkm und 2382 
Saba 12.83 „ „ 2300 

Die Kolonie Curaçao bafanzirt in Einnahme 
und Musgabe mit 993,865 Mark, die Kolonie 
Surinam giebt ein Defizit und zeigt als Einnahmen 
2,1 Mil. Dark, als Ausgaben 2,594 Mil. Mark. 
Die Erzengniffe find die gleichen wie für Cuba 
u. 5. mw.; genaue Angaben über die Handelswerthe 
liegen nicht vor. 

I. Die däntichen Beiigungen. 
hören nur die Inſeln 


— 
kJ 
ne 


azu ge⸗ 


'&t. Croir 218,53 qkm mit 18,430 Eimvohnern, 
St. Thomas 86,17 14,389 
St. John 54,40 944 


358,90 qkm mit 33,763 Einwohnern. 
Am dichteften bevöltert ıft St. Thomas mit 
167 Einwohner auf 1 qkm, für ©t. Eroig ent- 
fallen 84, für ©t. John 17, für das Ganze etwa 
95 Einwohner auf 1 qkm, St. Thomas bat auch 
einen deutſchen Konſul. 
Der Handel dieſer Inſeln zeigt 1,585 Mill. 
Kronen Einfuhr und 366,000 Kronen Ausfuhr, 





Fegmühle gereinigt, ſortirt (die langweiligite Ar 
beit) und dann zentnerweile in Säde von Alos 
baft verpadt. Man bildet I. und II. Sorte und 
Ausſchuß (die verfrüppelten und mißfarbigen Boh- 
nen). Der Preisrüdgang iſt bedeutend und des 
halb find viele Plantagen eingegangen und zum 
Buderbau verwendet worden, Won 1878 bis 1885 
ift der Preisrüdgang fait 50%, Vgl. Weiteres 
u. Kaffee. 

Meitere Erzeugniſſe von Bedeutung find Honig 


alio 1,783 und 0,412 Mill. Marf. 

IV, Die franzöjifchen Bejigungen. Dieje 
jind 4 auf 

qkm Einwohner 1gkm 

Guyana 121,413 mit 24,656 0,2 
Martinique 088, 166,985 170,0 
Guadeloupe mit 

Depenbenzen 1870 „ 197,896 106,0 
St. Bierre und 
| Miquelon 235. 554 24.0 
| 124,506 mit 395,094 


Amerika. 43 


Für dieje find verzeichnet in Mill. Mark: | Guadeloupe 6,72 Einfuhr, 0,32 Ausfuhr, 4,88 
Guyana 25,68 Einfuhr, 27,60 Ausfuhr, 1,698| Einnahme, 3,191 Ausgabe; 97 Schiffe Ankunft, 
e, 2,677 Ausgabe; 940 Schiffe Ankunft, | 83 Abgang. 
9 ang. ' : . 
RR ; St. Pierre und Miquelon 9,28 Einfuhr, 24,32 Aus- 
Martinique 21,20 Einfuhr, 25,52 Ausfuhr, 3,674 h . IR: 
Einnahme, 3,552 Ausgabe; 529 Schiffe Antunft, | fuhr, 0259 Einnahme, 0,355 Ausgabe; 1530 


511 Abgang. Schiffe Ankunft, 1507 Abgang. 
V. Die britijhen Bejigungen. 

Dazu gehören: qkm Einwohner auf 1 qkm 
Süb-Gcorgia 4,066 — — 
Fallland⸗ Inſeln 12,532 1,583 0,1 
Britiih-Guyana 221,243 260,011 1,2 
Trinidad 4,544 155,532 34,0 
Sindwards · Inſeln 1,726 146,340 85,0 

Santa Lucia 614 40,532 66,0 
St. Vincent 381 42,200 110,0 
Grenada mit Grenadinen 430 44,729 104,0 
Tobago 295 18,879 64,0 
Barbadors 430 171,860 400,0 
Leeward⸗ Inſeln 1,827 122,628 67,0 
Birgin-Fnjeln 165 5,287 32,0 
St. Ehriftopher 176 29,137 166,0 
Anguilla 9 3,219 34,0 
Nevis mit Redonda 118 11,864 101,0 
Antigua und Barbuda 440 34,321 80,0 
Montjerrat 83 10,589 127,0 
Dominica 754 28,211 37,0 
Eaymans-JInjeln _ 584 2,400 4,0 
R8 = — 10,859 580,804 54,0 
icod-Jnjeln 550 
Zurts-Infeln 35] 4,778 vn 
Bahama-Anjeln 13,960 43,521 8,1 
Honduras 19,585 27,452 1,4 u 
2 i 5 291,925 m 1,516,909 — 5,19 
Summarilch werden hierfür angegeben, i ill. £ echnet in Mi art: 
5 —— 8 * abe — — Ausfuhr Schiffsverkehr 
8 1,04 0,80 > 5,38 6,96 210 Scliffe 
a-Infeln 1,04 1,10 0,98 4,66 2,96 260 „ 
Zurfs-Jnjeln 0,20 0,16 _ 0,50 0,66 29 „ 
ita 11,88 10,96 25,16 31,840 29,38 805. 
nta Lucia 0,86 0,74 0,64 3,92 4,28 439 
St. Bincent 0,70 0,66 0,06 8,96 3,34 13 _ 
Barbadoes 2,80 2,86 0,08 23,10 22,82 705 „ 
Ötenada 0,88 0,94 0,18 2,70 3,88 232 , 
Tobago 0,28 0,32 * 0,94 0,96 9 „ 
Birgin-Infeln 0,04 0,04 — 0,14 0,10 6 „ 
Au 0,86 080 04 42 504376, 
Antigua 0,88 0,86 0,96 3,68 4,46 32 
Montierrat 0,12 0,14 0,08 0,58 0,62 56. 
Dominica 0,42 0,46 0,24 1,42 1,26 317 „ 
Trinidad 9,16 9,28 11,98 53,26 58,74 91 „ 
Gupana 9,56 9,18 6,24 44,50 63,44 642 „ 
Fellland· Inſeln 0,16 0,18 — 1,06 1,70 7 „ 


Für die Geſammtheit diefer Befigungen in Süd- | Die Heinen Inſeln im Norden an der Südſpitze 
und Mittel-Amerifa beträgt zn in Mill. Mark | der V. St. find Korallenbildungen mit meift gutem 
die Einnahme 40,88, die Ausgabe 39,48, die Schuld | fruchtbarem Boden und gejundem Klima; man 
46,54, die Einfuhr 184,66, die Ausfuhr 204,70, ‚zählt von den Bahamas 20 größere und 653 
bie Schiffs zahl 5869. | Heinere Injeln (Cays) nebft 2387 aus dem Meere 

Mit Ausnahme der Falflands-Injeln find die hervorragende Kuppen, von welden zum Theil 
— und die Bevoöllerungsverhältniſſe ähn- etwas Guano gewonnen wird. Die meiſten ſind 

benen der anderen Injeln in —— auch. bewaldet und bieten gute Nutzhölzer, beſonders 


44 


Mahagoni; Jamaika, britiich Guayana und britiich 
Honduras find wie die angrenzenden Staaten und 
Gebiete und wie Cuba zu beurtheilen. Auf den 
Inſeln baut man bejonderd Zuderrohr, Kaffee, 
Baumwolle, Alos, Ingwer, Tabak, Reis, Mais, 
Bataten, Yams, Ananas, Drangen, Bohnen, Erbjen, 
Gemüſe, Tomaten, Kokospalmen u. ſ. w. Zur 
Ausfuhr kommen noch Schwämme, Perlmutter, 
Schildkröten, welche in großer Menge vorlonmen. 
Die Viehzucht ift unbedeutend. Bon den nörd— 
liher liegenden Inſeln geht der Berfehr haupt- 
fählich nad) den V. St. v. N-A., von den übri- 
gen Befigungen größtentheild nad) Großbritannien. 
Auf einem Theil der Inſeln fehlt es an Trink— 
waffer, das Klima ijt aber meiftens gut umd nur 
die zeitweifen heftigen Orkane bethätigen ihre zer- 
ftörende Gewalt mit Vernichtung des Wohlftandes 
auf Jahre hinaus. 

Die Verwaltung ift im Allgemeinen gut umd 
für Unterricht und Verkehr wird viel gethan. 

Deutiche Konfulate und Vertretungen giebt es in 
Bridgetorwn auf Barbadoed, Belize in Honduras, 
Georgetown in Guyana, Kingfton auf Jamaika, 
Port of Spain auf Trinidad und Port Stanley 
auf den Falklands-Inſeln. 

E. NRordamerifa. 

Dazu gehören: 

I. Die britifhen Beſitzungen. Dieje find: 

1. Die Bermudas Inſeln (Somer3-|n- 
feln) — 965 km von der Küfte unter 320 15° 
n. Br. und 64° 51 mw. 2. liegend, das nörblichite 
Korallenriff der Welt, 50 qkm groß mit 16,096 
Einwohnern — 322 auf 1 qkm; von den Be- 
wohnern find 2/, Farbige; von dem Gebiet fommen 
39,35 km auf Bermuda oder Main Island mit 


der Hauptftadt Hamilton und 2,86 qkm auf ©t. | 
George mit der gleichnamigen durch ihren Handel 


wichtigeren Stadt, welche aud Sit eines deutſchen 
Konjulats iſt. Die Inſeln haben ihre Hauptbe- 
deutung für England durd die Kriegswerften, für 
den Handel als Früh-Gemüſegarten für New-VYorlk. 
In Mil. Mark —— werden angegeben: 
bie Einnahmen mit 0,62, die Ausgaben mit 0,66, die 
Staatsſchuld mit 0,10, die Einfuhr mit 4,78, die 
Ausfuhr mit 1,82, Im Schiffsverkehr zählte man 
226 Schiffe. Die große Einfuhr gegenüber der 
Ausfuhr ift hauptſächlich durch die ſtarke Garni— 
fon und die Beamten bedingt, die Eingeborenen ge— 
mwinnen bei Austaufch ihrer werthvollen Garten- 
Erzeugnifje gegen die ihnen nothmwendigen Lebens: 
bedürfniſſe. 

2, Neufundland — 110,670 qkm mit 196,411 
Einwohnern, 1,7 auf 1qkm, in Mill. Mill. 5,22 
Einnahmen, 5,16 Ausgaben, 6,46 Schuld, 38,04 
Einfuhr, 29,42 Ausfuhr — 630 Schiffe. 

3. Dominion of Canada, 8,301,503 qkm 
mit 4,324,810 Einwohnern, 0,5 auf 1 qkm, in 
Mill. Markt 153,34 Einnahmen, 178,76 Ausgaben, 
660,28 Schuld, 551,06 Einfuhr und 408,70 Aus- 
fuhr. Schiffsverlehr 7973 Schiffe. 

Die britiichen Befigungen in Nordamerifa haben 
demnach zufammen 8,412,223 qkm mit 4,537,317 


Einwohnern oder 0,53 auf 1 qkm. Der werthvollfte 


Amerika. 


Belig darunter ift Canada, ein Gebiet mit r 
Millionen ha fulturfähigem gutem Boden, ! 
welhem in langjamen Fortichritten immer m 
in Ungriff genommen wird, eine raſchere Zunaf 
aber erjt dann möglich ift, wenn die Schwier 
feiten de3 Transports der Iandbwirthichaftlichen ( 
zeugnifje aus dem Innern an die Küſten bej 
überwunden fein werden. Canada fteht in diejen u 
in anderen Beziehungen den ®. St. v. U. mw 
nad und wird von allen Fritiichen Zeiten in die 
mit betroffen, oft aber auch durdy Elementarerei 
niffe — harte Winter — befonder8 fchwer 
Ihädigt. Bor kurzer Zeit ift es erjt nach lange 
Kampfe gelungen, einen Aufftand der Meifchlin; 
unter Riel zu befiegen, volle Ruhe giebt es au 
in diefer Kolonie nicht, zumal auch die Fenier i 
den V. St. immer zu Einfällen gerüftet find. Sı 
Ganzen aber nimmt die Kolonie zu unb mad 
nad) einigen Richtungen Hin Fortichritte; Die] 
würden noch größer jein, wenn nicht die Zöll 
über Gebühr erhöht worden wären; die Staats 
ſchuld und die Steuern find dauernd nicht minde: 
beträchtlich geftiegen. 

Die Geſammtkolonie wird in die folgenden Pro: 

u 


* 
— 


vinzen getheilt: akm Einwohner — 
Quebeck 500,769 1,359,027 ‚0 
Ontario . . . . 279,139 1,923,228 7,0 
Neu-Braunichweig . 70,762 321,233 4,5 
Neu-Schottland . 56,280 440,572 8,0 
Manitoba } 388,484 65,954 0,2 
Prinz Edwards⸗ 

Snfeln. . . 5,628 108,891 19,0 
Br. Columbia . . 922,001 49,459 0,05 
Norbweit-Territorien 6,078,440 56,446 0,01 

8,301,503 4,324,810 0,5 


Eine Zählung nad) Nationalitäten giebt e3 vom 
'Sahre 1881; darnach kamen auf britiiche Be- 
mwohner (Engländer, Schotten, Srländer) 2,538,567, 
auf Franzoſen (Kanadier, Aladier, Manitobier) 
1,298,929, auf Deutjche 254,319, auf Indianer 
ı 108,547 (nad) der Zählung von 1883 aber 131,137), 
| auf Holländer 30,412, auf Neger 21,394 Köp 
‚und auf alle anderen Nationalitäten je unter 
10,000 Köpfe. Juden gab es nur 667. Die Ir— 
länder find mit 957,463 Köpfen vertreten. Es 
bilden demnach die Franzofen über '/,, die Briten 
nicht ganz 60%, und die Indianer noch faum 
30%/, der Bevöfterung, 

Die Einwanderung vermehrte die Bevöllerung 
in dem Jahre 1881/82 um 59,939, 1882/83 um 
72,281 Köpfe; von den überhaupt gelandeten Ein- 
wanderern (114,078 und 121,019) gingen nad 
den V. St. v. N.-W. 54,139 und 48,738 Köpfe, 
aljo über 47 und 40 °/,. Bon den größeren Städten 
haben Montreal an 130,000, Toronto an 9,000, 
Quebeck an 70,000, Halifar und Hamilton zw. 
30 und 40,000, Winnipey, Ottawa und St. John 
zw. 20 und 30,000 Einwohner. Unter 20,000 
giebt es eine Anzahl von Städten. 

Militärifhes. Die Megierung ift durd 
Parlamentsbeihluß ermächtigt, 1200 Mann ftehen- 
des Heer zu halten; die aktive Miliz zählt 37,000 


Am 


Mann, die Refervemiliz 655,000 Mann, die Kriegs— 
Hotte 5 See- und 2 Flußdampfer. 

Regierung. Generalgouverneur ift der Mar- 
quis v. Lansdowne. Es giebt einen Premier: 
minifter und Minifterien für Inneres, Finanzen, 
öffentl. Arbeiten, Eijenbahnen und Kanäle, Ader- 
bau, ®Boft und Juftiz. Im den Provinzen ftehen 
Lieutnants-Souverneure an der Spitze. 

Für 1,791,982 Römiſch-Katholiſche giebt es Erz- 
biichöfe in Duebed, Halifag, Toronto und Et. 
Boniface. 

Finanzen (1884) Einnahmen im Ganzen 
(berecgnet in Dollars) 402,757 Mill. Markt, Aus- 
gaben im Ganzen 349,396 Mill. Mark; es brachten 
m Mil. Markt unter den Einnahmen: die Zölle 
85,098, die Akziſe 23,2, die Tonnengelder 0,528, 
die Boft, Eijenbahn, Kanäle u. j. mw. 12,987, die 
Anleihen 218,77, die offenen Konten 53,38. 
Unter den Wusgaben jind verzeichnet: für die 
Staatsſchuld und die Provinzialjubfidien 54,82, 
die Zivilverwaltung 4,59, die Miliz und Landes- 
vertbeidigung 4,2, die öffentl. Arbeiten 12,36, 
wilde Roltsitämme 4,743, Juftiz, Polizei u. |. w. 
3,961, Berfehr, Quarantäne u. ſ. w. mit Sub- 
ventionen an Eijenbahnen 6,525, Erbebungstoften 
der Zölle, Alziſen u. ſ. w. 28,972, Schuld-Tilgung 
50,216, offene Konten 162,066, Prämien und Dis- 
tonto 10,857 Mill. Mark u. j. w. Die Staats— 
quld war (1884 Juli) 774,187 Mill. Mark. Die 
weientlichjte Steigerung der Schuld, der Ausgaben 
und der Einnahmen (durh hohe Zölle) fand in 
ben Jahren 1878 ff. ftatt. In 7 Jahren wuchs die 
Schuld von 114 Mill. Mark bis zum obigen Betrag, 
1883 war jie fchon 773,482 Mill. Marl, die ordent- 
lien Staatseinfünfte ftiegen von 114auf 264,71, 
die Ausgaben von 102 auf 239,17 Mill. Mark. 

Der Zoll war durchſchnittlich 
1878 = 13,74%, des Werthes der Einfuhr, der 

Betrag der Erhebungstojten 5,58%/,; 

1882 = 18,18%, bes Werthes der Einfuhr, der 

Betrag der Erhebungsfoften 3,330/,; 
1883 = 17,520), des Werthes der Einfuhr, der 

Betrag der Erhebungstoften 3,26%, 

Der Betrag ber Steuern ift im Jahre 1882 
pro Kopf der Bevöllerung 22,31 Mark geweſen. 

andel. Die Ein- und Ausfuhr zeigten 
1878/79 in Mill. Mart 341,52 und 297,88, 
1881/32 aber 497,58 unb 425,58 und 1882/83 
— 551,06 und 408,70, die Abnahme in der Aus- 


juhr — ——— die Aderbauerzeugniffe 
mit über 16 Mill. Mark in Folge ſchlechter Ernten. 
€ war von 1881 bis 1883 die Ausfuhr: 

in Erzeugniffen der 
Dinn . . . 12,28 bis 13,32 Mil. Mark, 
{ . ei .. 29, ” ‚65 2 ” 
—* F 90,97 „ 1007 „ 
ichzucht 133,00 „ 142,39 „ ® 
Aderwirtbihaft. 17,18 „ 1812 „ 5, 
verihiebener Art 2068 „ 327 „ . 
für Binnenlands- 

bäfen u. ſ. w. 16,97 „ 1898 „ 2 





302,86 bis 343,00 Mil. Marf. 


erifa. 45 

Für 1882/83 ergiebt die Einfuhr in Mill. 
Markt: Getreide 40,78, gegohrene Getränke 6,02, 
Kolonialwaaren 41,76, Tabak und Zigarren 6,26, 
Thiere und thieriiche Nahrungsmittel 9,54, Brenn- 
ftoffe 26,80, Metalle 38,94, Haare, Häute, Leber 
7,94, Spinnftoffe 12,50, Holz. und Schnitzſtoffe 
4,14, Garne, Webwaaren u. ſ. w. 96,10, andere 
Manufakturwaaren 62,94, Droguen, Harze u. |. m. 
1,76, andere Waaren 190,26, edle Metalle 5,32; 
die Ausfuhr: Getreide 107,08, Thiere und thie- 
riihe Nahrungsmittel 110,42, Brennftoffe 4,98, 
Erze, Erden, Steine 4,42, Haare, Häute, Leder 
6,64, Spinnftoffe 1,16, Holz und Schnipjitoffe 
134,98, Manufaltur- und andere Waaren 76,22, 
Droguen, Harze 0,16, edle Metalle 2,64 Mill. 
Marl. Die Mehrausfuhr in Getreide, Vieh und 
thierifchen Nahrungsmitteln war demnach 167,18 
Mill. Mart. 

Im Jahre 1874 war die Ausfuhr 379,97, die 
Einfuhr 544,89, der Verbrauch 541,46 Mill. Mark; 
1883 war die Ausfuhr 416,86, .die Einfuhr 562,07, 
der Verbrauch 523,33 Mill. Mark. 

Sehr ausgedehnt ift die Bienenzucht mit ca. 
2 Mill. Stöden. 

Die neue Zollpofitit zu Gunften von England 
Datirt feit 1879. Im Fahre 1883 war man ge- 
nöthigt, zur Abwehr gegen die Einwanderung von 
Ehinejen eine Kopfiteuer von 50 Dollar, aljo 
212,5 Darf diejen aufzuerlegen und zu verfügen, 
dab die Schiffe nur einen Ehinefen für je 100 t 
‚Gehalt bringen dürfen. In Bezug auf Banferotte 
durch jchlechte Geſchäftslage und Ueberjpehulation 

at die Kolonie ähnliche Verhältniffe wie die 
V. ©t. in der legten Zeit gehabt. 
| Die Erzeugung von Getreide wurde im Jahre 

1871 zu 30,170,450 hl, im Jahre 1881 zu 
43,402,615 hl angegeben, im Durchſchnitt rechnet 
man 39 Mill. und ald Mehrausfuhr etwa 
‚45 Mill. Marl. Die Ernte wird für den Durd- 
ichnittsfag in Mill. bl zu 11,06 Weizen, 7,39 
Gerſte, 20,7 Hafer und 2,96 jonjtiges Getreide 
berechnet. Im Jahre 1883 rechnete man in Geld» 
werth mit 150,18 Mil. Mark Nahrungsmitteln, 
125,44 Mill. Mark Vieh, 34,66 Mil. Mark Fiſchen, 
89,95 Mill. Mark Getreide u. ſ. w. An der Ein» 
fuhr find England mit 42,80%), und die ®. St. 
mit 45,50/, betheiligt, zufammen aljo 88,30/,. 

Berfehr. Bon den ein» und ausgelaufenen 
Schiffen werden für 1882/83 zufammen 7,972,777 t 
als Gehalt angegeben, wovon 4,887,237 t auf bie 
britiſchen TR famen. Eifenbahnen giebt es 
16,222 km. ®Die Poſt hat 6395 Büreaus und 
97,579 Mill. Sendungen beforgt; für Telegraphie 
zählt man 2550 VBüreaus, 72,419 km Länge der 
Drähte und 2 bis 2,5 Mill. Depeichen. 

Deutiche Konfular-Vertretungen giebt e8 in Quebeck, 
in St. John, Chatham und Newcaftle, Newbraun—⸗ 
ſchweig, in Halifay, Montreal, St. Johns, (Neu- 
fundland), Rain, Labrador und in Winnipeg. 

U. Die Bereinigten Staaten von Nord- 


amerila. 
große 








a. Eintheilung und Größe Das 
Gebiet diefer Union zerfällt jegt in 47 Staaten 


46 


und 6 Territorien. Die Staaten find Alabama, 
Arizona, Arkanſas, Colorado, Connecticut, Dakota, 
Delaware, Diftritt Columbia, Florida, Georgia, 
Idaho, Jllinois, Indiana, Jova, Kalifornien, Kan- 


ſas, Kentudy, Zouifiana, Maine, Maryland, Maffa- | 


—— Michigan, Minneſota, Miſſiſſippi, Miſſouri, 
ontana, Nebraska, Nevada, New-Hampſhire, New— 
Jerſey, New-Mexiko, New-VYork, New-Carolina, 
Ohio, Oregon, Pennſylvanien, Rhode Island, Süd— 
Carolina, Tenneſſee, Texas, Utah, Vermont, Vir— 
inia, Waſhington, Weſt-Virginia, Wisconſin, 

yoming, mit zuſammen 7651710 qkm Fläche 
und 50,155,783 Einwohnern nad) dem Zenſus von 
1880 (Juni), aljo 6,6 Einw. auf 1 qkm. ®ie 
Bevölkerung ift aber jet — 1886 — jchon über 
55 Mill. Köpfe groß und vermehrt ſich unter allen 
Etaaten der Welt am ftärkften, wozu die Einwan- 
derung viel beiträgt. Die Territorien u. j. w. find: 


qkm Einmw. auf 1 qkm 
Indian Territory 167,540 76,895 0, 
Nihtorgan. Gebiet 14,866 ? 
Indianer — 79,232 


179, * 
TerritoriumAlasfa 1,376,292 33,426 0,03 


Raritan-Bai und 
untere New: 
Vort-Bai 259 — — 
Delaware-Bai 1606 — — 
1,560,563 290,653 _ 
im Ganzen 9,212,270 50,445,336 5,5 
jegt 6,0 


Die Heinften Staatengebiete find der Diftrikt 
Eolumbia (Hauptitadt) mit nur 181 qkm und die 
Staaten Rhode Ysland mit 3237 und Delaware 
mit 5309 qkm, die größten Teras mit 688,348, 
Californien mit 410,135, Dakota mit 386,153, 
Montana 378,331 u. New-Mexiko mit 317,469 qkm; 
neun weitere Staaten haben über 200,000 bis 
317,000 qkm; zwanzig Staaten haben ziwijchen 
100,000 und 200,000 qkm und aufer den erft- 
genannten drei noch zehn weitere Staaten unter 
100,000 qkm und zwar von 94,143 (Indiana) an 
bis zu 12,924 qkm (Connecticut). 

b. Bevölkerung. Die Volksdichtigkeit ift am 
größten im Diftrikt Columbia — 981 Einwohner auf 
1 qkın —, dann in Rhode Island mit 86 und in 
Maſſachuſetts mit 83 Ein. auf 1 qkm, das Verhält- 
niß über 50 hat nur nohNew-Verjey (56), Connecticut 
hat 48 und New-Vork 40 Einw. auf 1 qkm; das Ber- 
hältnig 30 bis 40 haben Maryland und Ohio, 
20 bis 30 haben Delaware, Illinois und Indiana, 
das Verhältniß 10 bis 20 im Ganzen 12 Staaten 
und die übrigen 23 Staaten haben die Dichtigfeit 
mit unter 10 bis herab zu 0,1 — Arizona, Mon— 
tana und Wyoming. In Europa nimmt man an, 
daß ein Staat, deſſen Bevölterung über 80 Einw. 
auf 1 qkm geht, nicht mehr in der Lage ift, das 
erforderliche Brotgetreide felbft anbauen zu können, 
in den V. St. muß Diefe Grenze viel niedriger 
liegen, da bei halbwegs jchledhten Ernten die fol- 
genden Staaten der Einfuhr bedürfen: Maine, 
New-Hampihires, Vermont, Maflachuffetts, Connec- 
ticut, Delaware, New-Nerjen, Rhode Jsland, New- 
York, Pennſylvanien, Virginia, Nord» und Süd- 








Amerika. 


Carolina; auch Kentudy und Tenneſſee zumeilen; 
im Jahr 1877 war die Einfuhr in diefe Staaten 
ı55°/; Mill. bsh Weizen, 1879 ſchon 66,8, 1881 
ſchon 67,4 und 1884 ſogar 70 Mill. bsh. 

Bezüglich der Nationalitäten und Farbe 
unterjchied die Erhebung von 1880 ala Eingeborene 
43,475,840 Köpfe oder etwas über 86°, und 
6,679,943 Fremde; unter diejen in Deutichland ge- 
boren 1,966,742, in Großbritannien 2,687,383 
(1,854,571 in Srland), in Britifch Amerifa 717,084, 
in Schweden und Norwegen 376,066, in Dejter- 
reih-Ungarn 135,550, in Frankreich 106,971, in 
Ehina 104,541, in allen anderen Staaten der Welt 
je unter 100,000 und bis herab zu unter 10,000 
Köpfen. Auftralier gab es 4906, Afrikaner 2204, 
Südamerilaner 4566 u. j. w. Die Weißen waren 
43,402,970 Köpfe oder ebenfalls etwas über 85 %/,; 
Neger gab es 6,580,793 = 13%, Aſiaten 105,613 
nicht ganz 0,2%, Indianer (zivilifirte) 66,407 
1,3%. 


Bon den Deutihen waren 743,227 aus Preußen, 
171,699 aus Bayern, 127,885 aus Baden, 108,223 
aus Württemberg, 72,490 aus Heflen, 48,708 aus 
Sadjien, 45,959 aus Medlenburg u. ſ. w. Die meiften 
| deutichen Anfiedfer haben Ohio und Jllinois, unter 
den Städten leben die meiften Deutichen, bis zu 
27,2%, der Bevölkerung, in Milwaukee, dann 
18,1%, in Eincinnati, 15,7%, in St. Louis, 
14,9%, in Chicago, 13,6%, in New-Yort, 10,2% 
in Baltimore u. ſ. mw. 

Die Einwanderung ift noch immer eine jehr 
‚ftarfe; man rechnet 10,475,476 Köpfe für die Jahre 
1821 bis 1880; in der Zeit von 1841/50 kamen 
auf das Jahr im Durchſchnitt 171,325, 1851/60 
ſchon 259,821, 1861/70 bis 246,675 und 1871 80 
bis 295,469 Köpfe; die größte Ziffer im 7. Jahr- 
zehnt hatte 1873 mit 437,750, die Meinfte 1877 
mit 130,503 Köpfen; von 1880 ab jind die Ziffern: 
1880 — 593,703, 1881 = 720,045, 1882 — 
730,349, 1883 = 570,316 und 1884 = 461,346 
Köpfe. 

New-Nork, Bofton, Philadelphia, Baltimore, 
New-Drleand und San Franzisto jind die Haupt- 
Hafenpläge für die Einwanderer; der größte Theil 
geht nach New-York, woſelbſt jegt beftens für bie 
Anltommenden in Caſtle Garden am Hudſon ge 
jorgt ift. Jede Art von Auskunft und Math, 
Unterftügung, billigere Billete für die Eijenbahnen, 
Arbeit für die, welche joldhe juchen, Obdach und 
Nahrung für Mittellofe, Aufnahme und Trandport 
in die Spitäler auf Wards Islands und felbit 
je nach Befund Darlehen werden bier gegeben oder 
vermittelt. Im Jahr 1880 hatte das Bürcau für 
39,311 Perſonen und darunter 10,505 Frauen 
Arbeit verihaffl. Man weiß in der Union die 
fremden Kräfte zu würdigen und jo wie man ſich 
raftlos bemüht, Auswanderer zu gewinnen, fo jorgt 
man auch eifrigft dafür, daß die Ankommenden 
bald ihre Thätigkeit entwideln lönnen. 

Bon den Einmwanderern im Jahre 1884 famen 
121,756 aus Großbritannien, 155,529 aus Deutich- 
fand, 37,923 aus Schweden-Norwegen, 31,396 aus 
Oeſterreich⸗ Ungarn, 19,968 aus dem europ. Ruf- 


— 
i— 








Amerika. 


land, 14,493 aus der Schweiz u. j. w., aus Europa 
im Ganzen 407,606 Köpfe, aus Aſien nur noch 
311 und aus China davon nur 84 Köpfe. Man 
it in der legten Zeit ſehr ſcharf gegen bie Chi- | 
neſen vorgegangen und jind feibit $ewaltthaten | 
ihlimmfter Art jeitens der weißen Arbeiter zu ver- 
zeichnen (vgl. Urbeiterverhältnijje),. Britiſch Ame- 
ria jtellte noch ein großes Kontingent mit 47,888 
Köpfen, das übrige Amerifa 2592 u. j. w. 

Die Zahl der Städte mit über 30,000 Ein- 
wohnern iſt jehr groß, an 70, obenan fteht New⸗ 
Vork mit über 1,2 Mill. Einw., dann folgen Phi— 
ladelphia mit an 900,000, Broofiyn und Chicago 
mit je über !/, Million, Bojton, Saint Louis, 
Baltimore mit zw. 3 und 400,000, Cincinnati, San 
Francisto und New-Drleans mit 2— 300,000; über 
100,000 und unter 200,000 Einw. haben 12 Städte. 

Rit der Zählung von 1880 war auch eine Er- 
bebung über den Beruf verbunden; gezählt wur- 
den die Beichäftigten im Alter von über 10 Jahren, 
auf überhaupt 36,761,607 Köpfe famen, 
in Berufen beichäftigt waren davon 17,392,099, 
d. i etwas über die Hälfte. — Dem Gejchlecht 
nad überwiegt in Amerifa die Männerwelt über 
die Frauenwelt im Berhältni von 255 : 246. 

Dan zählte als beichäftigt in der Landwirth— 
fait 7,670,498, in Induftrie und Bergbau 3,837,112, 
in Handel und Verkehr 1,810,256, in perjönlichen 
Dierftleiftungen u. j. mw. 4,074,238 Köpfe von 
17,392,099 im Ganzen; es lamen aljo auf die 
Landwirthſchaft 44,1%, auf Induſtrie und Berg⸗ 


bau 22,06 %/,, auf Handel und Berlehr 10,4 0/,, au 
perfönliche Dienftleiftungen u. j. w. 23,42%, der 
intohner. 


Unter den in der Landwirthſchaft Beichäftigten 


waren 594,000 rauen, bei Handel und Er, 


59,300 Frauen, für perjönl. Dienjte u. j. w. 1,36 
ML Frauen. , 
Eine genauere Statiftil giebt an: 


5 Mil. Aderboner, darunter 250,000 Deutſche, 
I „ Dienftboten, u 42,000 „ 
862,000 Perſ. f. Handel 

und Spebition, 112600 ; 
229,00 Handlungsdiener, „ 16,000  „ 
1 Mil. agelöhner, m 96,000 2 
154,000 Eifenbahnarbeiter, „ 7800 „ 
49,00 Wirthe u. Kellner, „ 14,50 „ 
70,00 Waſcherinnen, # 270 „ 
66,786 Geiftliche, Lehrer, 

Journafiften, Mufiter 

u. ſ. w. 8459 


e. Finanzweſen, gerechnet wird in Dollars 
1884 war die Ginnahme 348,519,869 Doll. 


: i 


1.4%1,209,443 Marl, die Ausgabe 290,916,473 
Toll. = 1,286,395,010 Warf. | 


Unter den Einnahmen find in Mill. Mark ver- 
jeichnet : 
bie Zölle mit 
326,38, Getränte 76,84, Tabat 111,75, 
fonitige Erträge 2,26 517,650 


1346,686, 
pro Kopf (53 Mill.) 25,41 Mill. Mart, 


222.2.820,086 | 
die indireften Steuern mit: Spiritus | 


47 


Die jonftigen Einnahmen find gebildet aus Län- 
bereiverfauf (41,65 Mill. Mark), Nationalbant, 
Münze und Bunzierung (31,37 Mill. Mark), verſch. 
Abgaben und Strafgeldern (an 18 Mill. Mark), 
Bacific-Eifenbahn (14,5 Mill. Marf) u. ſ. w. 

Unter den Ausgaben beanjpruchen die Kriegs 
und Marinedepartements 241,06 Mill. Marl, die 
Penjionen 235,58 Mill. Mark, die Indianer 27,54 
Mill. Mark, der Zivildienit 94,82 Dill. Mark, die 
Binjen der Öffentlihen Schuld 231,96 Mill. Mark, 
der Amortiſationsfonds 198,86 Mil. Mark; 
226,74 Mill. Mark find verzeichnet für öffentliche 
Arbeiten, Erhebungstoften und VBerjchiedenes. 

Für 1885/86 ift der Voranſchlag 1402,5 Mill. 
Mark Einnahme und 1376,5 Mill. Mark Ausgabe. 

Die Staatsihuld war im Juli 1884 nod 
1,438,542,995 Dollard — 61138 Mill. Mearf, 
gegen gleiche Zeit 1883 um 100,238,830 Dollars 
= 426,01 Mill, Mark weniger. 

Die Schulden der Einzeljtaaten murden 
im Amerifanifhen Almanach von 1885 zu 1121,53 
Mill. Mark angegeben, mit denen der Zentralſtelle 
zu 8235,33 Mill. Mark oder bei Annahme von 53 
2 Einwohner für 1884 zu 155,4 Marf pro 
Kopf. 

Die überaus ftarfe Verminderung der Schuld 
wird belanntlich ermöglicht durch die hohen Zölle, 
welche wejentlid mit in Betrachtung gezogen wer- 
den müffen, wenn man die Einwirkungen ber 
B. St. auf die europätfchen Verhältniſſe richtig 
würdigen foll. 

d) Zollpolitik. Die Union hatte im Jahre 
1789 ihren erſten Zolltarif erhalten, damals bei 
überwiegendem Aderbau noch volltommen freihänd- 
ferijch mit nur wenigen Zollnummern und haupts 
ſächlich Belaftung für feineren Qebensgenuß. Diejer 
Tarif wurde erhöht in den Jahren 1792, 1796, 
1797 und 1800 und dann 1804 behufs Begründs« 
ung des „Mittelländiichen Fonds“ zur Unter- 
drüdung der Seeräuberei der Barbaresfen-Staaten 
bis zu 2'/,%, —** Von 1806 bis 1812 
gab es Reibungen mit England, Verbot der Ein— 
fuhr engliſcher Waaren, Embargo auf den Schiffs— 
verfehr u. ſ. w. und dann im Jahre 1816 einen 
entſchieden ſchutzzöllneriſchen Tarif, welcher 1818 
und 1820 noch erhöht wurde und 1823 und 1828 
nach abermaligen Revifionen bis zu dem Grad, 
daß er für mande Waaren zum Prohibitivzoll 
wurde (Eijen, Blei, Wolle, Hanf, Glas u. ſ. w.); 
mit 1823 war man faft zum durdhichnittlichen 
Werthzoll von 48 %/, gelommen. Auf Grund leb— 
hafter Protefte, beſonders jeitens der Südftaaten, 
fand eine Revifion mit Ermäßigung der Zölle auf 
Kaffee, Thee, Salz u. j. w. im Jahre 1830 ftatt, 
im Jahre 1832 wurden aber wieder die Zollſätze 
von 1528 angenommen, worauf Süd-Carolina 
mit dem Austritt drohte. Am Jahre 1833 follte 
eine Kompromißbill durchgebracht werden, nad 
welcher allmählich die Zolliäge bis 20°, fallen 
und die Steuerfredite aufhören follten. Die Krijis 


von 1837/39 madıte aber die Durdführung un» 


möglich, die Einnahmen des Staates janfen zu 
tief, jo daß ſchon 1842 wieder neue Erhöhungen 


48 Amerika. 


1846 daun aber wieder Herabjegungen jtattfanden. | tigen Gegenftänden wird Zoll erhoben: für 100 * 
Im Jahre 1857 gab es den niedrigſten Zoll- zugerichteten Flachs 18 Marl, Weizen 3,2 Marf, 
tarif jeit VBejtehen der Union (19 und 24"/, des | Roggen 1,6 Mark, Gerfte 100 bsh. 15 ets. Malz 
Werthes) ; die folgende Handelskriſe führte aber | 20°, des Werthes, Perl- oder grobe Graupen 
durd das Sinken der Staatdeinnahmen fchon 1860 | pro io. 1 cts., Weizenmehl 20%, vom Werth, 
wieber zur Müdfehr zum vollen Schutzzollſyſtem Oele 20 bis jelbft 50%/, vom Werth, Wolle in 
und diejes wurde nad) dem Kriege noch bedeutend | vielen Klaffen pro Pfund 9 cts. (zu 4,25 Pig.) 
verftärkt, jo daß 1867 derjenige Tarif zu Stande kam, |und 9°,, vom Werth bis 45 cts. und 31,5%, vom 
welcher noch heute im Ganzen, abgejehen von | Werth, ferner in cts. pro Pfund (0,46075 kg) 
wenigen Nenderungen, maßgebend ift. Im Jahre | Reis 2,49, Zuder 2,12 bis 3,04, Tabal 35,0. 
1879 wurden einige Heine Erleichterungen be- Bigarren 2,65 bis 3,56 Doll., fonjtiger Tabak 
ftimmt. Mitteljt diejes Zolliyftems ift allerdings | 0,5 Doll. 
die Schuld, welche im Jahre 1865 bis auf 11342,76 | e) Armee und Flotte. Die reguläre Armee 
Mill. Mark, zu welden nod etwa 6375 Mill. iſt auf 27,682 Mann bejchränft worden; mit den 
Mart Schulden der Einzelitaaten kamen, betragen | Ritigen joll die Kriegsſtärle bis auf 6,608,500 
t, wejentlich vermindert worden, die anderweitigen Mann gebracht werden können. Die Flotte zählt 
olgen, welche das Syftem gebracht hat, find aber | 138 Schiffe mit 1055 Kanonen, darunter 24 Banzer- 
derartige, dab die Zahl Derer, welche Zollerleich- | ale 59 Schrauben- und 6 Raddampfer, 22 Segel- 
terung verlangen, immer größer wird. Man | ichiffe u. ſ. w.; das Marinelorps zent mit Offizieren 
wünſcht, daß vor Allem die nothiwendigen Lebens- | 2095 Mann, die Flotte 9413 Mann (1884). 
bebürfniffe gang frei werden und hält 18%, Sol N Verkehr. Die Handelsflotte befteht aus 
vom Werth fir vollauf genug, um die fiskaliſ » | 24,082 Schiffen mit 4,271,229 t Gehalt, für lange 
bürfnifje zu deden. Die Senatoren Bed, Boonher, | Fahrt 2049 mit 1,276,972 t, Walfifchfänger 121 
Jenes, Hewith (Eijeninduftrieller), Morrifon und | mit 27,249 t, Küftenfahrer 19,811 mit 2,884,068 t 
Andere haben fich entichieden für Ermäßigung | und Kabeljau-ffangboote 2101 mit 82,940 t. 
ausgeiprochen, die große Gejellichaft der Landwirthe | Der Schiffsverkehr war (1883/84) 
bat die hohen Schußzölle als bejonders der Land- | in Eingang 31,822 Schiffe mit 15,069,000 t 
wirthichaft nachtheilig beflagt und ebenjo hat die) im Ausgang 31,981 „ „ 15,205,000€; 
be Bereinigung der Biehzüchter ſich ausge- beladen davon waren 25,703 Schiffe mit 12,568 
Eee. Die zahlreichen Fallimente in Folge der | Mill. t und 20,893 Schiffe mit 13,322 Mil. £, 
Ueberproduftion durch den übergroßen Zoll, die Eif el iu Betrieb gab es (1884) zu- 
Arbeiterentlafjungen, die Strifes mit zum Theil ſammen 194,006 km (1882 nur 166,294 km), 
blutigen Kämpfen, die een im Jahre 
und die übergroße Vermehrung der en durch | 1830 hatte man 37 km Eijenbahnen in Betrieb, 
die in Bergbau, Induſtrie und Gewerben brotlos | 1855 „ „ 29,581 „ R u 
gaurhenen Arbeiter und Beamten, alle diefe in 1865 „ „ 56,489 „ n Re 
pa viel beflagten Ereigniffe, welche in den 18755 „ „115,460 „ 2 REES 
legten Jahren das ganze Wirthichaftsleben in den 1880 „ „ 139,200 „ F — 
V. St. tief gefährdet haben, dieſe alle wurzeln in Der Baufonds ſoll pro km im Durchſchnitt 
den hohen Schutzzöllen, jo daß beſſere Zuſtände 175,000 Mark fein, die geſammten Eiſen 
nicht wieder jich deigen werben, jo lange nicht —— demnach im Jahre 1884 die Summe von 
dlich mit dem Syſtem gebrochen wird. Unſere 88,951 Mill. Dark erfordert. In den legten 
wirthe ſchwärmen für Schußzölle und beflagen | rechnete man jährlich 800 bis 1400 Mill. 
die großartige Steigerung der amerikanischen Aus⸗ für Neubauten. Die ftärkften rg brachten 
fuhr in der game « daß a anhaltend bleiben |die Jahre 1870 und 1871 mit 971 
werde. Die amerilanifhen Landwirthe befinden | 12,212 km und das Jahr 1880 mit 11,440 km 
fi wie Taufende von Gejchäftsleuten zur Zeit in | Zuwachs. 
fehr Schlimmer u: fie fchreiben die Urfache des | Die Ueberftürzung im Eifenbahnbau gehört mit 
Rüdgangs ihres Wohljtandes dem Schutzzollſyſtem zu den Urſachen, durd; welche der Wohljtand arg 
zu und fürchten unter deſſen cha tn Ueber⸗ zerrüttet wurde und der Kampf der Geſellſchaften 
gang der Landwirthichaft in Großgrumdbejige mit | um das Monopol, geführt mit der gegenjeitigen 
in der mittleren und Heineren Farmer, welche | Herabjegung der Frachten, zu den traurig 
jest ſchon zum Theil nur kümmerlich leben können, | jheinungen im Wirthichaftsleben der V. St. Die 
iteres im Abjchnitt Landwirthſchaft. bebeutenden Schenkungen von Land an die Gejell» 
Die meiften Artikel find im amerilaniſchen Zoll- ſchaften für die Bahnen quer durch dad Gebiet 
tarif mit 25,70 bis 35,60%, des Werthes belaftet, | haben zur rafchen Steigerung der landw. Erzeug- 
Getreide und Mehl mit 15,58, Holz, Holzwaaren |niffe jehr viel beigetragen und durch die Herab- 
mit 19,36, Metalle, Metallwaaren mit 20,28, | jegung der Frachten wurden die mafjenhaften Lie- 
Baumwollwaaren mit 37,37, Glas- und Glas— | ferungen von Getreide in die Scehafenpläße möglich. 
waaren mit 41,67, Malerfarben mit 38,66, Salz | In den Zahren 1873 bis 1876 find 121 Gefcl- 
mit 40,20, Gewürze mit 42,19, Wolle und Woll- | jchaften mit 2208 Mill. Mark infolvent geworden 
waaren ſogar mit 55,35 %/, und Seide und Seide- | und in den Jahren 1876 bis 1878 haben 144 
waaren mit 57,25 %,. Bon für Landwirthe wich. | Gejellichaften mit 4000 Mill. Mark Kapital ihren 


Amerika. 


Eigenthümer gewechjelt, wobei das Kapital größten 
theils verloren ging. Für 1880 war das Bild 
des Eifenbahnbetriebs in den V. St. das folgende: 

1146 Geſellſchaften hatten fertige Bahnen im 

Betrieb, 336 Gejellihaften neue Anlagen im Bau, 
im Betrieb waren 140,625 km, im Bau und pro- 
jeltirt 65,646 km Bahnen. Die gefammte Aus- 
gabe für die Bahnen war 5000 Mill. £° = 100,000 
Dıl. Mark, das Altienfapital 2613,607 Mill £ 
= 52272,14 Mil. Mart. Bon den Gefeliſchaften 
oben 542 feine Dividende und 623 durchſchnitt— 
Eh 6,32 04. An Unglüdsjälen tamen 2541 
Todesfälle und 5674 Rerwundete auf 270 Mill. 
Kerionen, welche die Bahnen benugten, vor; von 
den Beamten u. j. w. der rn ab es 923 
Tote und 3619 Verwundete. förderung 
der Züge dienten 17,112 eier deren Jahres⸗ 
unterhaltung 382,5 Mill. Mark koftete, ferner 
12,370 ®erionen- und 459,925 Güterwagen. Der 
gejamimte Gewinn war 967 Mill. Vark, die ge- 
kummte Dividende 467,5 Mill. Mark. Für 1883 
wird Die gelammte Einnahme bei 184,955 km 
Balmen zu 3501,02 Mill. Mark angegeben, d. i. 
pro km ctwas über 18,900 Mart. 

Der Poſtverkehr zeigt (1884) Büreau’s 50,017, 
verlaufte Poftwerthzeihen 2166,13 Mill. zum 
®ertb von 176,44 Mill. Mark, eingejchriebene 
Briefe und Padete 11,246 Mill., unbejtellbare 
Sendungen 4,751,872, Geldanweifungen 8,314,951 
(479,257 für das Ausland) zum Betrag von 551,692 
Mil. Mark (in das Ausland 32,67 Mil. Mart). | 
Einnabme 184,19 Mil. Markt, Ausgabe 197,220 
Ril. Warf. 

Die Telegrapbie. Auch diefe ift in den Hän— 
den von Privatgejellihaften; deren größte ift die 
Zritern Union Telegraph Eompagny mit 13,761 
Surccus, 233,410 km Linien und 725,110 km 
Dräbten, gegründet im Jahre 1856 durch den 
Eilenbahnfönig Jan Gould mit 4 Mill. Doll. 
(17 Mil. Mark) Aktien, wozu 1857 die Pittsburg- 
EincinnatirRouisville Eompagny mit 1 Mill. Doll. 
Attien gefanft wurde; bis 1862 waren jchon 20 
Linien mit 11 Mill. Doll. (46,7 Mill. Mark) dazu 
erworben (Attien zu 850 bis 956,25 Mill. Mart); 
m Nabre 1879 wurde die Bacific-Arlantie-Telegr. | 
Comp. auf 99 Jahre gemiethet und bis zum Jahre | 
I-Au waren 40 Geſellſchaften an- und ausgelauft 
end die Aktien auf 80 Mill. Dollar = 340 Mill. 
Mart gebradıt. 
I"s2 chon 12,068 Büreaus, 599,468 kın Drähte, 
33,344 Mill. Depeichen befördert und einen Kein. 
grminn von 30,25 Mill. Mark erzielt, jo daß ohne | 
den Heiervefonds 7 9%,, Dividende gegeben werden | 
fonnten. Die Ausgaben waren etwas über 42,48 | 
MIO. Marl. 1883 84 ftieg die Zahl der Depeichen 
anf 42,076 Mill., der Reingewinn fiel aber auf 
2.05 Mil. Marl. Der Turcjchnittsverdienft der 
Irlegravhiiten war monatlidh 287,5 Work und 
A fpäter auf 191,25 Marl. Im Juli 1885 | 
sstten 10,000 Telegraphiften, deren Verband 
‚Srotberbiood“ 19,000 Mitglieder zählt, wegen | 
dt vermwilligter Forderung bezüglid) verirger | 
rbeitäzeit, befferer Gehalte und gleicher Bezahlung 

Tpiet’s Laudw. Konverf «Leriton. 





Die Geſellſchaft hatte im Jahre Tabat 


Sprjial-Eupp einent, 


49 


für männlihe und weiblide Beamte die Arbeit 
eingeftellt, am 15. Auguft ſchon mußten fie fich fügen, 
da die Kaffe erſchöpft war und die Gewerkvereine 
teine Hilfe geleiftet hatten. 

Der Wiedereintritt in ben Dienft mußte mit 
ſchlechteren Bedingungen und mit dem „PBanzereid“, 
d. h. dem Eid über den Austritt aus dem Lerband 
erfauft werben. 

Die Mutual Union Tel. Comp. hat 1200 Büreaus, 
12,870 km Linien und 96,560 km Drähte; die 
übrigen Geſellſchaften außer den ganz Heinen haben 
nod) 15,288 km Linien und 99,456 km Drähte, 
Für 1884 wurde die Sefammtlänge der Linien 
auf 263,927 km geſchätzt; dazu famen nod bie 
Linien der Eijenbahnen, die der Regierung und 
die von Privatperjonen. 

Zelephonleitungen gab es Ende 1883 mit 
193,120 km. 

g) Handel. Der Außen-Handel zeigt groß. 
artige Berhältnifje * — —— 

Im Jahre 
1860 war die — 1539, 35, die Ausfuhr "1586, 1 

(nad) wirffichen Werth) 
a war die Einfuhr ey die Ausfuhr 1453,1, 
0 3% rn 2 
1884 2996, 75, 3294,6, 

Das Jaht 1880 bildet den Höhepunkt, im Jahre 
1883 war die Ausfuhr noch annähernd es die 
Einfuhr etwas geringer; für die fpäteren Zeiten 
gab es bedeutenderen NRüdgang. 

Für 1883/84 rechnete man ohne Edelmetalle die 
Einfuhr zu 2837,71 und die Ausfuhr zu 3081,1 
Mil. Mark, wovon 276,23 und 251,81 Mill. Mark 
auf den bdeutjchen Handel fommen. Europa im 
Ganzen war mit etwa 56 ”/, der Einfuhr und mit 
etwas über 79%, an der Ausfuhr betheiligt, die 
Gejammtheit der anderen amerifanijchen taaten 
mit 31,5%, an der ie und mit 15,8%, an 
der Ausfuhr. Der Durdfuhrhandel war 156,45 
Mill. Mark, der Verlehr in Edelmetall zeigte 158,95 
Mil. MartEinfuhr und 212,95 Mill. Mark Ausfuhr. 

Die Mehrausfuhren waren in: 


” ” " 


Dil Maıt 
Getreide . . 650,25 
Thieren und iierifjen Raprungsmitten 521,05 
Spinnftoffen . . 678,20 
Metall-, Kurzivaaren, Dafchinen 73,525 
"Harzen, Fetten, — —— 153,00 
abal . : 47,20 
Brennftoffen te re Ar > 
Solz . Be De re ae rar 
Dünger u. |. w. rer 
‚Edelmetallen . . 54,40 
Die Mehreinfugren waren im: 
Setränfen ? — 18,70 
Sämereien, Früchten, Körnern 90,10 
Haaren, Häuten, Leder . . 96,90 
Droquen, Farbftoffen, Chemitalien ; 134,30 
Kolonialwaaren . . — 692,75 
rohen und halbrohen Metallen 7 |, 
Fabrifaten zujammen — Metall⸗ 
u. ſ. w. Waaren . . 709,75 
verſchiedenen Waaren 65,45 
4 


50 


Der Gelammthandel * demnach die —— 

Summe 
Canada, Merito, Bentral- 
amerifa und Weftindien mit 16,23 /, Südamerika 
Afrika 


von 5918,81 Mill. Mar 
Europa mit 67,8%, 


an welcher 


Aſien, Ozeanien mit 6, 183 9°, 
mit 0, 46 ® ’ 


„ und die jonftigen Sänder mit 1,08 9, 


betheiligt parent. Mit dem Durdfuhrhandel ift 
der Werth zujammen 6075,16 Mill. Marl. Der 
Gejanmtwerth des Binnenhandel3 aber wurde 
u mindeſtens 10,000 Mill. Doll. = 42,500 Mill. 
Dart geihäßt, d. i. über den fiebenfachen Betrag 


des Aufenhandels. 


Der Ueberfhuß des Handels zu Gunften 
der ©. St., aljo der Betrag der Mehrausfuhr 


war im Jahre 


1875/76 in Mil. Doll. 120,213, 


1876/77 „ „ „166,540, 
1877/78 , „ „261,738, 
1878/79 „ „ „269,363, 
1879/80, „91,792, 
1880/81, „ „168,544, 
1881/82 , „ „82,908, 
1882/83 , , „ 104,014, 
1883/84 243,39. 


Im Durchichnitt diefer Jahre giebt das ur 
ür 


167,61 Mill. Doll. oder 712,34 Mill. Mark; 
1885 wird die Einfuhr zu 2406, 36 Mill. Marl, 
die Ausfuhr zu 3092,46 


1875 bis 1894. 


Das Marimum der Ausfuhr heimiicher Erzeug- 
niffe am auf das Jahr 1881 mit 3687,02 Mill. 


Marl, in den Preifen zeigt ſich aber ein ftetiger | jogar 1156,2 


Rüdgang und für die legten Jahre auch ein Rüd- | 





ill. Mart, der Ueberichufi 
alſo zu 686,10 Mil. Mart angegeben, db. i. 26,24 
Mil. Mark unter dem Durdichnitt der Jahre 


Amerika. * 


Ausfuhrwerthes) als Wirk- und Wollwaaren, 
ſamenten, Spigen, Stickereien, Handſchuhe, Stru 
waaren, leinene und wollene Stoffe, Webwa 
anderer Art, Beſatzartikel, Knöpfe, Kleider— 
Möbelftoffe, Rauchwaaren, Albums, muſikal 
Anftrumente, Bücher, Chemilalien, Borzellan u. | 
Papier und PBapierwaaren, Düngeſalz, Bori 
Kurz- und Schnittiwaaren, Mafchinen, altes E 
Uhren, Bigarretten und Tabake, Bier, Branntm 
Buder, Malz, Gerfte, Schienen und Stabeifen u. ! 

Das Marimum der Einfuhr in den ®. 
überhaupt war im Jahre 1882 mit 3019,34 U 
Markt (1885 nur 2406,36 Mill. Mark), Die 
nahme betrifft hauptjächlich Zuder, Syrup, Seid 
Eijen:, Stahl-, Zinn», Wollen, Baummwollmaaı 
Häute, Felle, Modeartikel, Mafchinen, Bier, Brar 
wein u. j. w. Die Fabrilate bilden 60 9/, 
Einfuhr, 1884 zufammen 1780 Mill. Darf, 1: 
1440,12 Mill. Marl. Für 1885 find noch bez 
fih der Einfuhr zu nennen: Buder mit 94 
Mil. Pfund, Kaffee 573 Mill. Pfund = 195 
Mil. Markt, Thee für 58,54 Mill. Marl, Eif 
und Stahlwaaren 144 Mil. Marl, Wollwaaı 
159,08 Mill. Markt, Seidenwaaren 114,22 M 
Mark, Häute, Felle u. f. w. 85,78 Mill. Marl, Fritc 
u. ſ. w. 69,6 Mill. Mark, Lederwaaren 43,4 M 
Mart, Baummollmaaren 22 Mill. Mark u. |. 

Unter der Ausfuhr find die landbwirthicha 
lihen Erzeugniffe mit 70 bis 80%, vertreti 
1884 nur mit 73 9/, 

Die Ausfuhr in Getreide und Mehl war i 
Jahre 1850 etwa 52 Mill. Mark, 1360 ſchon 97 
Mil. Mark, 1870 aber 289 Mill. Mark und 18 
Mil. Marl. Die genaueren Na 
weile für die folgenden Jahre find in Mill. bs 


gang in den Gejammtwerthen des Umfages und j bei Mehl in Mill. Faß für: 





der Ausfuhr. Er 1871 1874 107 Er — rt 188 

i 27,0 53,0 ‚4 6 
Das Deutiche Reich Lieferte nah Diegmann m 0,8 3 2,9 — 0,985 Br ne 
——— Juli 1885) vor 25 Jahren nur See 01 01 39 —— Omen 84 
5,2%, der Einfuhr, und liefert jept über 8%, der De an 
Einfuhrin den V. St.; die einzelnen Jahrgänge zeigen | | Beet ; 0,08 0,238 0,2 
1858/59 bis 1860/61 5,22%, —— pr 6 44 5,6 — 
1861/62 „ 1864/65 5,40 „ “ — 

1865/66 7 1869/70 824 * Werth 519,58 629,04 156,2 988.24 704 76 
1870/71 18720738 7,53 „ | Für 1884 werden 512 Mill. bsh Weizen un 
1873/74 1876/77 7,54 " ‚1940 Mil. bsh Mais verzeichnet, für 188 
1877/78 „ 1879/80 7,92 „” \aber 355 Mill. bsh Weizen und 1795 Mill. bs 
1880/81 1882/83 7,99 „ Eh * Ei Die Ausfuhr im Ganzen war 140 Mill. bel 

on der 


Unter den — Landen kommen 


Ausfuhr nach den V. St. — 
U. Mart 

Sachſen und Sera, bezw. Neuß — 4= 
Rheinland und Beittafen 270,6= 24 4,4 ß 
Süddeutichland ohne Pfalz 1613= 145 „ 
die Hanfeitädte . . 134.2 * 12,2 A 

Lin ... Bb= 78. 
die baprifche Pfalz . ... WB 66, | 


9 90,0%, 


118= 100 
1110,4 = 100,0%,: 


die fonftigen Gebiete 


Es liefert Deutjchland nah den 8. St. borzugs- | 


weife Tertilwaaren (Sachen 


a bis %/, des ganzen 30%, der Weizen-, 


Mit dem Getreide für Mehl find ür 1884 zu 
ſammen 148,64 Mill. bsh oder ein Nüdgang vo 
‚115,278 Mill. bsh uud als Getreide» Weberichn 


24,5 %/,, nur 160 Mill. bsh = 53,3 Mill. bl zu rechnen 


‚Die Geldwertbe für Weizen waren: 
1881 = 586,28 Mill. Warl, 
1882 = 5297 5. „ 
18843 = 329,12 „ 
1584 = 315,50 „ 
1885 = 304,16 „ 
Es hat demnach eine ftete Verminderung ſeit IH 
ftattgefunden. 
Für Deutichlaud war die Einfuhr aus Amerik 
290, der Roggen, 220, da 


Umerifa. 51 


@erite-, 8%, der Hafer- und 91%, der Mais-Ein- | und die gefanımte Ausfuhr in den erjten 3 Quar— 
fuhr überhaupt. Neu iſt die Einfuhr von Roth: |talen von 1882/83 gegen 1883 84 um 40,6 Mil. 
Neefamen aus den B. St. im Betrag von '/, bis Doll. = 172,55 Mill. Mark geringer. 


1 Mil. Marf. Für 1884 ergab ſich ferner ein Rüdgang in der 
Auf dem Hauptmarkt zu Chigaco waren die | Ausfuhr von Baummolle um 29 Mill. amerikan. 
Geldwertbe für Weizen pro bsh: Pfund oder 20 Will. Mark und bezüglich von 
1875 = 1,26 Dollar Schweinejleifh und Sped 38%, weniger in Folge 
1876 = 0,6966 „ des Verbots oder der Erjhwerung der Einfuhr in 
1877 = 0,65—80 „ Franfreih und im deutichen Reid. Für Schinken 
1878 = 0,58—5 „ und Sped war der Ausfall 10,82 Mill. Mark. 
1879 = 0,61—6 \ Zu Bezug auf die Viehzucht zeigen jich fol- 
1880 = 0,71—6 „uj.w gende Berhältniffe: 


Rach der eg Handeld- Zeitung“ war| Im Fahre 1861 wurden verfuchsweije die erſten 
Die Ausfuhr von tjtoffen u. j. mw. mit Pro⸗ | lebenden Schweine, 463 Stüd, ausgeführt, im Jahre 
vifionen und Gebühren im Jahre 1883 — 342,74 | 1862 waren es jchon 3306 Stüd und im Jahre 
Ril. Mark, im Jahre 1884 für J—— 231,557 1863 ſchon 9467 Stück; von 1866 ab zeigt die 
Mil. Mark, alſo um 111,184 Mill. Mark weniger | Ausfuhr lebender Thiere die folgenden Berhältniffe:, 


1866 lebende Schweine 15,454 Stüd, 
7 


6 R 8770  „ Tebende Ninder 20,530 Stüd, lebende Schafe 45,465 Stück 
l 1 „ " 65, 107 "„ ” 177 50,09 1 " ” " 1 7 r ” 
RS 5 — 29,254 „ ” n 80,00 „ E „ 183995 „ 
189 „” . 75,129 „ " „ 136,720 " „ 215,650 „ 
1 380 * * 88,434 „ " " 132,7 56 " ” ” 209, l 3 7 " 


I „ 5 55,025 


Es war ferner im Jahre 1866 die Ausfuhr von | In Chicago wurden 
ansgeihlachtetem und gepöfeltem Schmeinefleiich, | 1870 geſchlachtet 688,141 Schweine, 
Schinten, Sped und Spedöl an Werth mit den 1878 a 4,593,000 
ir; ausgeführten Schweinen etwa 72,65 Mill. | ze „= 17,059,355 

ri % 


” 


” 


2 | 8 J4227800 
Es wurden ausgeführt im Jahre: im Durchſchn. der legten 3 Jahre 6 Mill. Stüd. 
Ent u. — wid. 30 —8 In —— — — 
gi. Bfun nad Englan 77, tet 9,855 Schweine, 
1876 7,144,700 4,348,571 1878.79 — 11.530 ⸗ = 
1877 46,005,7 4,604,376 1379 80 2 12,725 R 
1578 59,281,400 5,151,008 1881 R 11,720 5 
2. gen —** Als Ertrag im Weſten und im dieſen Haupt— 


15,977, 30 tädten für die Ausfuhr von Schweinefleiſch rech— 
Es war von Schweinefleiih, Sped u. j. w. der eve an für: fuh VE 
— — us non lm, SER, MO 
au ce am 7 ‚#: ilt., 259,243 Mill., 0,693 Mill. 

"Delars Zapr Berimgien ug, geöbten | 1878 1401548 „365,148 „ 1057200 „ 
10 15.077.898, 1823 1,291,322, ıs26—= 1,898 1879 1575,585 „ 424,333 „  1209,767 
1M1AO 16.821.741, 1837 = 1,299,796, 1833 2.152 | 1880 1642,119 „ 415,637 „  1278,287 
u ee — 1851 1540,568 „ 890,677 1112,965 
* 218.985,715, 1861 ⸗ 12,19 _ 1868 = 38,846 — 3 der Schweine in den V. St. war 
r 651.364,976, 1871 = 23,053. 1878 86,9 ; 24,6 i Did. Doll. 
berhiänuste 500 Mill. engl. Rfund jährlich. mn * 308 N Be et ti. Doll, 
1879 beitand die Ausfuhr aus 22,856,073 Doll. 1880 , 3625 . "181% 
für Sped u. j. w., 4,807,568 Doll. für gepöfeltes | 1885  , 45,10 „ „22640 
Feiich, 1,037,923 Dol. für Spedöl u. |. w., zu-| 1886 „ 46,00 „1550 „ „ 
Samen 50,477 Mill. Doll, wovon nach Deutſchland Bon 1868 an find durchſchnittlich jährlich 530 Mitt. 
är 8275375 Doll. Waare fan. Pfund Fleiſch, zu durchſchnittlich 200 Pfund Fleiſch 
_ 1880 wurden im Ganzen 1187,685 Mil. Pfund | pro Stück gerechnet alſo die Schlachtwaare von 
Shmweineileifch u. ſ. w. und 696 Mill. Pfund Rind- | 2,65 Mill. Stüd zur Ausfuhr gelommen; der Ber- 
Heiich gut Ausfuhr geichlachtet, 1881 nod 850 | brauch war 3000 Mill. Pfund, d.i.85%, des ge- 
Ril. Pfund —— Sped u. j. w., 1882/83 ſammten Erzeugniſſes. Jetzt iſt der Verbrauch 
u. 1006 Mill. Biund = 357 Mill. Mark (10 bis 


" 
" 


” 


aber jchon 6600 Mill. Pfund jährlich oder pro Kopf 
13%, der ganzen Ausfuhr), 1884 für 70,380,990 | 120 Pfund und muß deshalb die Ausfuhr mit 
Toll. Schweinefleiih, Sped u. f. w., 1885 aber | weiterem Wachsthum der Bevölkerung in immer 
ar noch 400 Mill. Piund, da das Einfuhrverbot | höherem Grade abnehmen, weil die Vichzucht nicht 
m frankreich und dem deutjchen Reich den Handel in gleicher Weile vermehrt werden kann. ©. die 
beihränfte. Viehzahlen unter Landwirthſchaft. 


4* 





52 Amerika. 

Für Molferei-Erzeugnifje war die Ausfuhr | Verbindung mit verbeffertem Verfahren zur Aus- 
. in Meter-Beninern: beute der Erze in den Seeminen, welde im Jahre 
1856 Butter 13,166, Käſe 38,656, 1884 bis 8,8 Mill. Pfund mehr lieferten, ferner in 
1860 „ 34,504, „ 18, Arizona (2,7 Mill. Pfund mehr) und in Montana 


1870 „ 9080, „ 260,124, (20,5 Dil. Pfund mehr gegen 1883) die Macht 
1875 „38,612, „ 458,585, der Großhändler und Groffabrifanten, welche 
18578 „99,000, „ 562,000, bis dahin den Markt beherrſcht hatten, gebrochen. 
1879  „ 111,600, „ 643,000, Die ganze Ausbeute, welche im Jahre 1880 nur 
1880 177.968. . 579,031. 27,000 % war, betrug 1883 bis 58,000 t, 1884 


Im Jahre 1881 wurden verfendet nad) neueren | aber jchon 70,000 t und ift feitdem ftetig gejtiegen. 
Angaben 180,000 Ztr. Butter und 90,000 Ztr. Für Eifen und Stahl und bejonders Eiſen— 
Kunftbutter, 1885 aber 94,500 Ztr. Butter und bahnſchienen hat der Verbrauch weſentlich nach— 
175,500 Str. Kunftbutter. | gelaffen, da der Eifenbahnbau nicht mehr über- 

In Bezug auf die Wolle wird mitgetheilt, daß | trieben wird; der ſtärlſte Verbraud fand in ben 
das erfte Schaf im Jahre 1609 nach Virginien ge- | Jahren bis 1881 ftatt; man rechnet für eine Meile 
fommen ift, im Zahre 1650 hier und in New-York 100 t Schienen und deren Dauer zu 12 Jahren. 
ſchon 6000 Stüd waren, nad) dem Unabhängig- | Im Jahre 1880 waren nody 1,5 Will. t Schienen 
feitätrieg Merinos aus Frankreich bezogen und im nothiwendig und wurden davon 1,4 Diill. t im In— 
Jahre 1810 ſchon im Ganzen 5 Mill. Schafe ge» ‚land erzeugt; im Jahre 1882 wurden 1,304,392 t 
zählt wurden. Deren Zahl wuchs bis 1850 auf Stahlſchienen und 5,178,122 t Roheiſen, im Jahre 
21,278 Mill., bis 1860 auf 22,49 Mill. bis 1870 ı 1883 1,200,000 t Stahlidienen und 5,146,972 t 
auf 28,47 Mil. und bis 1880 auf 43,57 Dil. Roheiſen erzeugt. E3 gab 15 Beſſemer 
Stüd; nad) den neueften Zählungen gab es im! Stahlwerle im Veirich, welche 1,654,627 t Guß⸗ 
Jahre 1885 noch 50,3 Mill. Stüd, 1886 aber ftahl und 1,253,925 t Beſſemer Stahlſchienen er- 
nur 48,3 Mil. Schafe. Für die Woll-Aus-' zeugten. Die Einfuhr war im Jahre 1883 noch 
fuhr kommt die Scafhaltung nicht in Betracht. ı 200,000 t Stahlichienen, hat aber jeitbem wejent- 
Sm Jahre 1856 murden 90 Mill. Pfund Wolle | Lich fich verringert. 
gewonnen und 132 Dill. Pfund verbraudht, im) In Bezug auf das Petroleum haben fic die 
Jahre 1883 murden 300 Dill. Pfund gewonnen | Befürchtungen bezüglicd der rujfiihen Konkurrenz 
und 360 Mill. Pfund verbraudt; die V. St. find bis jet noch nicht bejtätigt; es unterliegt indeffen 


für den eigenen Bedarf an MWollmwaaren auf Woll- 
— angewieſen, und da fie jetzt die Fabrika— 
tion bedeutend erweitert haben und ſchon an die 
Beit der Mehrausfuhr von Fabrilaten denten, jo 
wird das Gebiet immer mehr der fremden Wolle 
bedürfen, für diefen Artikel aljo Einfuhr: und nicht 








feinem Zweifel, daß bei der Nachhaltigkeit und 
Güte des rujfiichen Erdöls für die V. ©t. die 
beiten Zeiten der Ausfuhr vorüber find; aufhören, 
wie Manche glaubten, wird die Ausfuhr nicht; fte 
muß fich aber wejentlid verringern, wenn es erſt 
einmal gelungen fein wird, die ruffiichen Oele leicht 


NAusfuhrland werden. Das wird um jo rafcher | zu verjenden. Bon 469,927 Gallonen im Jahre 
geichehen, je mehr die jchon begonnene Richtung ' 1874 war die Ausfuhr der V. ©t. bis auf 1,119,837 
der Verminderung des Beftandes an Schafen Fort- Gallonen im Jahre 1883 geftiegen; für 1884/85 
jcyritte machen wird. rechnete man für die Ausfuhr 81,037,992 Gallonen 
i. Bergbau. Auch diejer fördert große Werthe  rohes Petroleum, 458,243,012 Gallonen Refined, 
und zeigt zunehmende Gewinnung von Erzen und | 15,822,853 Gallonen Naphta, 13,002,483 Gallonen 
Vietallen, für diefe aber zum Theil, und nicht un- Edymieröl und Paraffinöl und 6,561,600 Gallonen 
beträchtlich, ſinkende Preiſe. Reſiduum, zuſammmen zum Werthe von 213,592 
Für das Jahr 1884 wird der Geſammtwerth Dill. WMark gegen 200,19 Mill. Diart im Jahr 
der Erzeugnifje zu 413,25 Will. Dollar, d. i. alſo 1883/84. 
1757,41 Dill. Darf angegeben, worunter für Gold | Die Ueberlegenheit des ameritanijhen Schmier- 
127,5 Mil, Dart und für Silber 204 Mill. | öl3 befteht noch. Für das Jahr 1885 nimmt man 
Mark. Der Ertrag war: Eifenerze 8 Mill. t, Rob- | die Ausfuhr zu 588,086 Dill. Sallonen im Werthe 
eiſen 4 Mill. t, Petroleum 24,5 Mill. Faß zu von 209,16 Mill. Darf an. 
42 Gallonen, Kupfer 145,25 Pill. Pfund, Blei K. Induſtrie. Much hierin macht ſich das Be— 
139,897 t, Zink 38,544 t, Quedfilber 31,913 Fla- | jtreben geltend, nicht nur die fremden Erzeugnifje 
chen zu 76,5 Pfund, Nidel 64,550 Pfund, Kobalt | mehr und mehr entbehren zu können, jondern auch 


2000 Pfund, Salz 6,5 Mill. Barrels zu 280 Pfund, 
Echwefel 500 t, Brom 281,000 Pfund, Borar 
7 Mill. Pfund, Alaun 38 Wil. Pfund. Dazu 
fommen nod für 140 Mill. Doll. = 595 Miill. 
Markt Kohlen. 
wird zu 1700 Mill. Mark angegeben. 

Der Preisrüdgang ift am größten bei Silber 
und bei Kupfer, für beide Metalle in Folge zu 
großer Förderung. Die im Jahre 1883 entdedten 


und erjchlofienen neuen Kupfer» Minen haben in; 


Die Eijen- und Stahlerzeugung 


jelbit in fremden Ländern als Konkurrent aufzu- 
treten; begünftigt durch die hohen Schußzölle hatte 
die Induſtrie einen Aufichwung genommen, weldyer 
nicht minder großartig war, wie der der Boden- 
produktion und des NAusfuhrbandels;: die Schutz 
zölle find aber zu lange aufrecht erhalten worden, 
und mit der Abtragung der Bundesſchuld ging man 
zu raſch vor, jo daß jchwere Kriſen nicht aus 
bleiben fonnten und allenthalben ſich in den letzten 
Jahren Veberproduftionen mit dem ganzen Gefolge 


Amerika. 53 


der dadurch bedingten Uebelſtände zeigten. uch | Frauenarbeit erklärt, andererſeits aber immer 
die Reduktion des Zinsfußes, die Prägung unter- | höhere Anforderungen bezüglich des Lohnes und 
werthiger Silberdollars und der Mangel eines | der Arbeitäzeit geftellt. 
guten Bantrottgejepes, der Krieg der Eijenbahn-| Die Kuight3 of Labour, Ritter der Ar- 
eichaften und die Strifes und Organijation der | beit, hatten fich allmählich zu einer Macht ent- 
iter haben dazu beigetragen, die Lage zu ver- | widelt, welche Gefege den Arbeitgebern diktiren 
ihlimmern und die Zahl der Bankerotte zu ver- |Tonnte, ihren Einfluß aber dann größtentheils 
mehren. Die Statiftik giebt für dieje an im Jahre: | wieder verlor, ala fie ohne Berechtigung ſolche 


Santeroite mit Doll. Schuld Strifes unterftüßte, durch welche für ganze Staaten 
1878 10,478 234,383,132, das gejammte Verkehrsieben ernftlichft. gefährdet 
1879 6658 99,149,052, worden war und jelbft blutige Aufftände veran- 
1880 4767 70,830,000, laßt wırrden. Der Bund, welcher nicht nur Arbeiter, 
1881 6320 87,224,000, fondern auch Gewerbetreibende, Kaufleute und 
1882 8004 106,561,000, Männer von faft allen Berufsarten zu feinen Mit: 
1883 10,777 203,040,000, glieder zählte, war uriprünglic ein Geheimbund 


1884 12,148 320,283,000. und wurde 1869 in Philadelphia von dem Schneider 
Für die Zeit von 1873/76 rechnet man 27,845 ülrich S. Stevens — die —— 
Sirmen als infolvent mit 3104 Mil. Mart Shuld, zu Verſammlungen erfolgten mit auf die Trottoirs 
d. i im Durdichnitt 1 von 21 Firmen; für 1878" geichriebener Geheimfchrift; jegt find die Ziele und 
bis 1884 Fe he Delle Trade Beitrebungen des Vereins befannt und nur die 
i tigſte Zahl der Mitglieder wird noch geheim gehalten; 

Die Fallimente der Murian Nat. Bank und der fie joll Anfangs 1886 über 600,800 — ſein 
Firma Grant und Ward am 10. Mai 1834, nad und da auch ganze Vereine als Mitglieder aufge- 
dem jchon vorher in der Getreide-, ber Del» und nommen werden — im Februar 1886 allein wie: 
der Efjeftenbrande zahlreiche Fallimente vorgefom- der 500 —, jo rechnet man als die eigentliche 
men waren. Ein Rüdgang in der Blüthe des Ge- ' Macht, über welche die Leiter verfügen, an 2 Mil. 
Gafts zeigte ſich ſchon jeit 1879, feit 1884 aber ; Köpfe, eine Angabe, welche aber von Anderen jtarf 
find fait alle Waaren bedeutend im Preije gefallen | pezweifelt wird. Sicher ift, daß der Bund fich 
und giebt es zahlreiche Geichäftsftodungen. Man überaus rafch und weit verbreitete, jo da er jeßt 


zäblte im Jahre: wohl alfenthalben in den Städten und Jnduftrie- 
1850 —— aeg wi Ba 7 bezirken ſeine Vertreter hat. Der jetzige Leiter 
18680 140 438 1.009 855.715 ift der frühere Mechaniker V. Powderley, irijcher 
1870 959 448 9.118.208 709 Abkunft, ein vorzüglicher Redner und Organifator, 


* geboren in Philadelphia 1849. 
= — ee Der Begründer des Bundes war gegen bie 
184 709.328 Handels- Sabriffirmen * Kor | Strites; der jegige Leiter hat bei dem großen Strife 
yorationen mit 4,199,199,833 Doll. baarem Ge, ; HEBEN den Eijenbahufönig Jay Boufb, Wei 1886, 
iäfts-Sapital und 3,269,229,044 Doll. in Grund- den Einjlüffen Derer, welche für die Striles jind 
eigenthum u. j. w., zuf. aljo 8,177,505,862 Dot, |Umb bie Gifenbahnarbeiter unteritügen wollten, 
⸗ WER ‚ nachgeben müſſen; es zeigte ſich ein Zwieſpalt 





Kapital. N d n 

Es famen auf die induftriellen Etablifjements —————— ee nn —— 
am: Aneera {mi Sagen: d Geſammt⸗ ; Bundes die Philadelphier nachgeben mußten. 

Männer frauen Kinder ‚Ton zer — iſt heit "ie nicht ann * e eh 

"I Doll. | gegliedert und unterfcheidet fih von ähnlichen Ber- 

1350 73,137, 225,922, — ‚155, einigungen in anderen Ländern auch dadurch, daß 

1550 1,040,349, 270,897, — 378,879, ‚er frei von politiichen veſtrebungen ſich hält, ſo 


1870 1,615,598, 333,770, 114,628 725,185, daß Angehörige aller Parteien aufgenommen wer- 
1580 2,019,035, 531,639, 181,921 947,954, | pen fönnen. Die Organijation befteht in Lokal - und 
1883  2,100,000, 600,000, 200,000 1,000,000. | Hijtrikts-Berfammlungen, in der Generalverjamm- 
Es war —— kg — Im und dem a — 
Ueberfhülffe hend, welches die höchſte Gewalt repräjentirt. 

Mid. Don. | Pas Alter zum Eintritt tft 18 Jahre, das Ein- 

1850 555,123, 1,019,106, 237,227, |trittsgeld 0,5 bis 25 Doll. (2,12 bis 106,25 Marf), 
1850 1,031,605, 1,885,362, 475,378, der monatliche Beitrag 0,1 bis 0,4 Doll. = 0,43 
1870 2,488,427, 4,232,325, 968,313, bis 1,92 Mark und als Yahresleiftung find noch 
1880 3,396,824,  5,369,579, 1,024,901, 10,24 Doll. = 1,02 Marf zu entrichten. Die Be- 
1883 3,700,000, 5,900,000, 1,200,000. amten des Bundes erhalten nur jo viel als der 
L Arbeiterverhältniffe. Seit 1880 hat die | Arbeitsverdienft jonft ift. Als Ziele und Pro— 
Frauenarbeit bedeutend zugenommmen ; die Arbeiter | gramm waren bezeichnet: Sorge fuͤr Fleiß, Moral 
Yaben fich bei der traurigen Lage entichieden gegen | und Wohljtand der Arbeiter, Kampf gegen bie 
Die Bertwendung der Ehinejen, gegen das Arbeiten- | Macht des Kapitals und Sorge dafür, dab der 
lafien in Gefängniffen und zum heil gegen die | Arbeiter „den gerechten Antheil an dem Wohl« 





Amerika. 


ftand, welchen die Arbeit geichaffen hat, mehr ge- Schon jeit längerer Zeit hatten die Arbeiter 
jellige Bortheile, Wohlthaten und Rechte diejer | und bejonders die Mitglieder des großen Bundes, 
Welt erlangen kann“; vom Staate wird jet ver- | das aus Irland herübergefommene „Bycotten“ als 
Ir langt: die Errichtung arbeits-ftatiftiicher Büreaus, | Kampfmittel angewendet; wollten die Arbeitgeber 
. die Aufbewahrung offener Ländereien für wirkliche | nicht nachgeben und nicht Alles verwilligen, was 
2. Anfiedler, die Aufhebung aller Gejege, welche nicht | verlangt wurde, dann wurden fie gewifjermaßen 
J ———— die Kapital- und die Arbeitskraft be> | in die Acht erklärt; Jedem wurde verboten, ihnen 





v aften, eine raſche und nicht mwillfürliche Juſtiz, irgend welche Urbeit oder Hilfe, Lieferung u. j. m. 
4 die Sorge für Geſundheit und Sicherheit des Ar- | zu leiſten; fie ſollten ausgehungert und gezwungen 
* beiters mit Entſchädigung der Verletzten und der werden, nachzugeben; nicht jelten gelang das Ver— 
J Hinterbliebenen, die Verleihung von Korporations- | fahren, im vorliegenden Strikefall aber gelang es 
5 rxrechten, die Lohnzahlung in gefeglicher Münze, | nicht, da die Macht von Jay Gould fich als größer 
* die ſtufenweiſe Einfommenftener, die Abichaffung | erwies, wie gedacht worden war. Der Hauptplaß 
$ des Kontraltſyſtems bei allen öffentlichen Arbeiten, | für dieje Strifberwegung wurde bald ©t. Lonis; 
das Verbot der Kinder- und die Beichränfung der | auf 5500 Meilen, aljo 8800 km Bahnen war drr 
Sefängnißarbeit, die gejegliche Regulirung der | Verkehr unmöglih, Millionen Güterwerth gingen 
Arbeitszeit auf 8 Stunden, der gleiche Lohn für | durch Berderben von Waaren, welche nicht lange 
er: beide Gejchlechter, ein nationales Umlaufsmittel | Tiegen können, verloren, die Kohlen ftiegen zu un— 
us ohne Vermittlung der Bankgeichäfte, beruhend auf | erichwinglichen Preiſen, jo daß Fabrifen, Mühlen 
dem Vertrauen und auf den Hilfsquellen der Nation | u. j. mw. feiern mußten, die Lebensmittel-Zufuhr 
als geſetzliches ren bei allen öffentlichen | ftodte bald ebenfalld und die Preife gingen ım 
und privaten ulden. Für die Arbeiter wurde | St. Louis und anderen betroffenen Städten rapid 
empfohlen: das Streben nad) den beften Arbeits- | in die Höhe, Taufende von Arbeitern ftriften, an» 
Bedingungen, die Unterftügung in allen Fällen, | dere Tauſende mußten feiern, weil die Arbeit nicht 
# die Errichtung von Konfumvereinen und Produktiv- | fortgejegt werden fonnte aus Mangel an Kohlen 
. Genofjenichaften, die Einſetzung von Schiedsge- und Nobftoffen, Lieferungen konnten nicht einger 
richten u. ſ. w. In der jüngiten Seit erklärte fich | halten werden und allenthalten ftocten die Ger 
der Bund auch für die Strites, weldye der Begründer | jchäfte, weil Taufende und aber Taujende fich im 
nicht angewendet mwifjen wollte, und jelbjt für Ge- | ihren Eintäufen bejchränfen mußten. Der Stride 
3 waltalte bei Durchführung von ſolchen, ſowie für | war zu einer Öffentlichen Kalamität geworden, unter 
* die Durchſe ung der Forderung der Wiederauf- welcher alle Klaſſen der Geſellſchaft zu leiden hatten 
nahme der Strilenden nach beendigter Arbeitsein- und zwar bis einem Grade, daß ernſtlich die Frage 
ftellung und der Entlafjung der inzwiichen etwa | erörtert wurde, ob es nicht zwedmäßiger jei, zu 
. angenommenen Arbeiter, aljo für Forderungen, |dem Prinzip der Staatsbahnen überzugehen 
: welche in hohem Grade ungerecht find. und ſchließlich die nicht Betheiligten immer erbitterter 
N Der Bund hat allmählidy einen großen Nejerve- | gegen die Gejellichaften und gegen die Arbeiter 
fonds gefammelt, befigt in Philadelphia ein palaft- | wurden, weil beide Theile nadı Monopol jtrebten. 
artiges Gebäude und war zu einer bedeutenden | Bermittlungsverjuche der Behörden und Anderer 
Macht gelommen, welche fich fiegreich bei Streitig- | waren vergeblich, direkte Unterhandlungen zwijchen 
feiten zwiſchen Wrbeitgebern und Arbeitnehmern | Jay Gould und Powderly, welcher Anfangs den 
geltend machte, fo lange als fie nicht miß- | Strike mißbilligt hatte, dann aber in einem zweiten 
braucht und der Bund im Sinne des Begründers | Birkular (15. April) zum Ausharren aufjorberte, 
geleitet wurde. Defien Mbficht, die Berbinbung | Unterfügung zufagte und der Gejellichaft allein 
des Bürgerthums mit den Arbeitern zum Kampfe die Schuld gab, konnten ebenfalls nicht zum Biel 
gegen die Geldmächte und gegen Korruption jeder | führen. Die Bewegung nahm dann —* einen 
Art zu erzielen, war ziemlich erreicht worden; wilden Verlauf. Die neu bezogenen Arbeiter 
zum mindejten hatte der Bund Anfangs feine | wurden mit Gewalt am Arbeiten verhindert, 
Segenwirkungen gefunden und bei Vielen jelbft | die Züge mit Gewalt zurüd gehalten, bis ſchließ— 
Sympathie und Unterftügung oder doc; Billigung | lich die Milizen und Militär aufgeboten werben 
der Beitrebungen trog mancher Ungebörigfeiten. | mußten und es zu biutigen Kämpfen kam (im 
Den Wendepunkt brachte der jchon erwähnte | Wai). 
be Strike von Arbeitern u. j. m. der Miſ- Ziemlich zu gleicher Zeit fanden in New⸗York 
ouri-Pacific-Bahnı-Gejekichaft mit den dazu ge ähnliche Vorkommniſſe jtatt, das Perjonal der 
börenden Linien, welcher am 2. März 1867 an- | Strafeneifenbahnen jtellte wegen nicht verwilligter 
— wegen der ungerechten Entlafung eines | kürzerer Arbeitszeit plötlich Die Arbeit ein, andere 
rbeiterd auf der Teras-Bacific-Bahn, den Anz | herangezogene Arbeiter wurden mit Gewalt ver— 
ang genommen hatte; ſchon am 6. März jchloffen | trieben, die Wagen an der Abfahrt verhindert durch 
ch die Miffonri-Bacific-Bahn-Arbeiter ohne allen | Mitwirkung von arbeitsichenem und arbeitslojem 
Grund der Bewegung an, jo daß bald in 4 Staaten | Sefindel, bis auch hier die Polizeimaht und vor 
der Frachtverkehr vollftändig lahm gelegt wurde. Allem das Publikum ſelbſt Abhilfe jchufen und dem 
Die Entwidlung diefer Bewegung ift für die ameri- | Verkehr wieder heritellten. Die un 
fanifchen Verhältnifie jo charakteriftiich, daß ihrer | Forderungen und das gewaltiame Vorgehen hatten 
im ganzen Verlauf gedacht werden muß. die Geduld der Bürger erihöpft und als nach 


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* 
















Amerita. 55 


dieſen Vorgängen und gleichzeitig damit die revo- Staaten wollte man darauf hin ein gleiches Geſetz 
Intionären Arbeiter-Organiſationen und deren mit Gewalt erzwingen, z. B. in Chicago, wo es 
Blätter, vor Allem die von Woft redigirte „reis | ſchon damals Aufftand und Blutvergiehen deshalb 
geit“ offen zu gewaltfamem Aufftand, zu Word gab. Ein Theil der Arbeitgeber war bereit, unter 
und Todichlag und zur Plünderung aufforderten Bedin ungen die Acht-Stunden-Beit zuzugeftchen, 
umd es im Folge deſſen in Chicago und amder- | bei Ausbruch der Arbeitseinftellung wurden die 
märts in der That blutige Aufſtände und | Stellen aber einfach anderweitig bejegt; ähnlich in 
Grenelthaten gab, ziemlich gleichzeitig mit den Gt. Louis, wo zwar feine Gewaltthaten vorfamen, 
Arbeiteraufftänden in Frankreich und Belgien | aber doch Arbeiter aus dem Dften bezogen werden 
(April, Mai bis Juni), fam die nothwendige Re- mußten. In Widconfin, Ohto, Indiana wurde 
aftion von jelbft. Das Bürgertum allenthalben das Gefeg angenommen, in New-Port ebenfalls, 
ermannte fih; man verlangte und übte dann auch vom Gouverneur aber nicht veröffentlicht. Es be— 
voich icharfe Juſtiz gegen die Heger und Unftifter | gann dann die Genoſſenſchaftsbewegung in 
und wurbe nun der Weberzeugung, daß man ben den V. St., welche bis dahin davon ziemlich frei 
Arbeitern nicht erlauben könne, die ganze Gejell- | fich gehalten hatten. Die Zeiten waren aber zu 
Ihaft zu gefährden und ungebührliche Forderungen jchleht, um Größeres erreichen zu laſſen. In 
mit gegenjeitiger Hilfeleiftung und Gewalt durch- Albany wurde das Gejeh verworfen und ſelbſt das 
iegen zu wollen. Im Kongreß wurde ein bejon- Recht zum Erlaß eines Geſetzes der Art bejtritten. 
deres Unterfuchungstomite wegen der allenthalben | In dem 7. Jahrzehnt gab es viele jchlimme 
fi zeigenden Arbeiterwirren eingejeßt. Jm All- Arbeiterbewegungen, große und oft blutig ver- 
gemeinen ſprach man ſich dahin aus, daß man | laufende Strites in den Kohlenminen, dann bei 
den Arbeitern das Recht zur Bildung von Ges den Eiienbahnen (Lolomotivführer) und in den 
wertihaftö-Vereinen und Organifationen nicht ab- Fabrikviftriften. Die Bewegung gegen die Ge- 
Iprehen fünne, und ebenjo wenig das Recht, die fängnißarbeit hatte in manchen Staaten Erjolg, 
Arbeit einzuftellen, aber auch dahin, daß Derjenige, | das Budget der Stadt New-York wurde dadurd) 
welcher die Arbeit eingeftellt hat, damit ſelbſt ſeine um jährlich 2,5 Mill. Doll. Koſten höher belaftet, 
Stellung aufgebe und nicht das mindefte Recht habe, | jo daß — wieder andere Anſichten ſich geltend 
die Wiederaufnahme zu verlangen und ſelbſtver- | machen konnten. 
Händlich auch nicht die Entlaffjung von inzwiſchen Bur Zeit wird von dem Komitee zur Unterfuhung 
angenommenen Arbeitern zu fordern berechtigt jei; ber Lage der Arbeiter ein ſehr tranriges Bild ent- 
ierner dahin, daß jede Bedrohung und Gewalt bei mworfen und feftgeftellt, daß allenthalben eine fintende 
Arbeitseinjtellungen beftraft werden müffe, und daß Tendenz der Löhne fi) geltend mache, ſowie daß 
alle Bürger zuſammen jtehen follten, um die ftrengite ſowohl auf bem Lande, wie in Städten die Arbeiter 
Handhabung der Geſetze zu ermöglichen. Empfohlen in zu große Abhängigkeit von dem Kapital ge 
wurde, Heine Streitigkeiten unter einander ohne kommen jeien. Die Genofjenichajtsbewegung zählt 
Einmiihung von Anderen auszumachen und größere , ald Trades Unions nur 24 Gewerkichaften mit 
durch Schiedsgerichte zu erledigen, bejonders aber etwa 249,100 Mitgliedern, von 85%, der Arbeiter 
dann, wenn öffentliche Intereſſen berührt werden | wird behauptet, daß fie feine Sparpfennige zurüd- 
end betheiligt find. Die Yohnfragen und die Dienſt- legen könnten. 
zeit jollten durch Schiedägerichte geregelt werden. Im Jahre 1874 gab «3 17 große Strifes der 
Es Sat fange gedauert, bis man in den B. St. | Bigarrenarbeiter, wovon 12 erfolgreich waren, im 
ach dazu entichloß, gegen die Willlühr der Arbeiter | Jahre 1875 gab es 46 große Strifes, 37 mit, 
vorzugehen und der Macht bes Bundes, welche 3 ohne Erfolg und 6 durch Kompromiß erledigt; 
aıcht minder gemeingefährlic wie die der großen | 1878 fanden 12 große Eifenbahnftrifes ftatt, 3 mit, 
@riellichaften und der Seldmächte zu werden drohte, 2 ohne Erfolg und 7 durch Kompromiß erledigt; 
entgegemzutreten; es mußte die ganze Fülle der | 1881/82 gab es 140 größere Strifes, 1883 den 
Eewaltthaten und Ueberichreitungen, welche in der | fehlgeichlagenen Strike von 10,000 Telegraphiften 
eriten Hälfte von 1886 und zum Theil jchon im | der Weftern Comp. Nacd einem Bericht von M. 
Jahre 1885 fich zeigten, zujammentommen, ehe | Weeks über die Ausſtände im Jahre 1880 geht 
man fih energisch zur Abwehr rüftete. VBorderhand | hervor, daß von 762 Strifes nur 35 "/, erfolgreich 
Seint es gelumgen zu jein, die Gefahr zu bejei- waren, 18%, durch gütliche Webereintunft erledigt 
Hoen; man ift jpät, dann aber rafch und rüdfichts- | wurden und 47%, erfolglos verliefen; für Lohn- 
lo⸗ vorgegangen. 'erhöhung allein waren 41%/, erfolgreich, 39%, 
Ein Rüdblid auf die Arbeitseinftellungen | erfolglos und 20%, durch UÜebereinkunft erledigt 
und deren Folgen aus den Iehten Jahren ijt ge- worden, im Kampf gegen Lohnherabiegungen waren 
boten, um das richtige Bild von den Zuftänden |von 45 Strifes mur 3 erfolgreich, 34 ganz ge» 
m der induftriellen Welt zu gewinnen. ſcheitert und 8 durch Uebereinkommen erledigt wor- 
Tie Bewegung für die Adht-Stunden-Arbeit geht den. Bei 414 Striles wurden 128,262 Arbeiter 
wrüd bis zum Jahre 1867; fie begann in einer  beichäftigungstos, 228,138 Arbeiter verloren an 
xchaftlich ichr ungünjtigen Zeit, als die Wunden, | Arbeitslohn 13,003,866 Dollars, d. i. über 56 Mill. 
delche der Krieg geichlagen hatte, noch nicht geheilt Marf. Von 1800 ab trat eine Ebbe in der Ber 
Meren und es viel Geihäftsitodung gab. In wegung ein, für 1885 und 1886 aber ift wieder 
Minsis wurde ein Geſetz dafür erlafien, in anderen | die volle Hochfluth zu verzeichnen. 








56 Amerifa. 


Im Dezember 1885 nahm die Verſammlung der niſſe für die AInduftrie-, die Handels- und die 


Delegirten der „Federation of Organized Trades | Arbeiterwelt ziemlich traurige find und es wird 
and Labour Unions“ die Bewegung für die fürzere | gezeigt werden, daß auch die meiften Landwirte 
Arbeitszeit, welche früher gejcheitert war, wieder | in wenig beneidenswerther Lage fid) befinden, jo 
auf und mit dem 1. Wai 1886 wurde die Sache daß aus Allem hervorgeht, daß die ®. St. auf 
ernftlich in Angriff genommen, nachdem einzelne feinen Fall bezüglich der Ausfuhr in der nächften 
Klaſſen von Arbeitern die fürzere Arbeitszeit jchon | Zeit —— Fortſchritte machen können, wahr- 
durchgeſetzt hatten. Nach „Bradſtreets“, Wochen- ſcheinlich aber im Rückſchritt noch für einige Zeit 
blatt, New-⸗York Nr. 8 1886, gab es im Oſten ein verharren werben. 

Entgegenlommen der Arbeitgeber, im Weſten aber m. Induſtrieanlagen. Im Einzelnen find 
nicht, bis dahin waren in 22 Städten 325,000 noch bezüglich der Jnduftrie folgende Wittheilungen 
Arbeiter betheiligt, 150,000 (in Chicago 35,000 | zu machen, 

Arbeiter der großen Schlädjtereien) hatten die| Im m 1883 find 24,101 Patente, Handels- 
Forderung ohne Arbeitseinftellung durchgejegt, | marfen u. j. w. bewilligt worden, 17%, mehr gegen 

25,000 Arbeiter erſt nach folder und 150,000 | 1882, 

feierten noch oder arbeiteten unter den alten Be- Die Einnahme war 1,146,240 Dollars, 137,021 

dingungen weiter. Dollars mehr gegen 1882. 

Im Juli 1882 Hatte e3 in 60 Städten für 38 Bezüglich der Bertheilung der Induſtrieanlagen 
Induſtrien Herabjegung der Löhne gegeben, am auf die Hauptftädte ergiebt fi Folgendes. Es 
—— da wo hohe Schutzzölle ee haben: i 
hügten, aber auch zur Ueberprobuftion Anla induftrrelle MI Doll Mil. Don. 
gegeben Hatten, 5. B. in der Wollbrandhe (25 bis — Arbeiter Pirat Erzeugung 
30%, weniger), bei den Eifen- und Stahlwerten | Nem-Nort 11,162 217,977 164,917 448,209 
15 bis 30%, weniger), in der Seidenfabrifation | Philadelphia 8,377 173,862 170,995 304,591 
15 bis 25°/, weniger), während die durch Zölle | Nem-Mort mit 
nicht begünftigten Bäder, Wüller, Fleiicher, Gerber, | Brooklyn und 
ig Waurer und Zimmerleute noch die| Serjey 16,806 273,885 232,869 675,548 

n 


aleid n e wie früher behielten. Baltimore 3,596 55,201 35,760 75,621 
Für 1884 wird aus 21 Staaten die Brot- | Bofton 3,521 56,818 42,750 123,366 
loſigleit von 350,000 Arbeitern verzeichnet und jeit- | Chicago 3,479 77,601 64,177 241,045 


dem IE ſich die Zuftände noch verjhlimmert, | Eincinnati 3,231 52,184 43,278 94,860 
fo dab im Ganzen jept nicht dringend genug ge- | San Franzisko 2,860 26,062 29,417 71,013 
— —— fann, von der Auswanderung nad) | St. Louis 2,886 39,724 45,388 104,383 
en V. ©t. abzuſehen. f 
Der Kampf gegen die Chinejen, —— Mac alle anderen Städte famen unter 2000 An- 
unb ———— ubaroet wird Angefichts der, Zunehmend ift die Möbel-Induftrie, für 
E ‚Degreijtig). ’ .welde e8 im Jahre 1880 fon 5227 Fabriken 
8 die geſammten Wrbeiterbewegungen, die | mit 65,000 Arbeitern (darunter 15,000 Deutfche) 
Lohnherabſetzungen, die finkenden Preije und die gab; die Ausfuhr nach England twar 260,000 Doll, 
ünehmenden Banterotte umb Geihäftsftodungen die nach dem Deuticen Mei) 138,000 Doll, bie 
Be oile Salt * — ee — nach Frankreich 46,000 Doll. Beklagt wird, daß 
e ahre er, IT rpeuner MED | gute harte Hölzer ſchon anfangen, jelten zu werben 
Geſchäftsleute fchlechte find und bleiben werden, ift und bejonders wWahagoniholz faft nur noch vom 


weifellos, zumal ber jährlich fteigende Ausfall an Meri s 
: rito, Columbia, Benezuela, Guatemala und 
ber arte = —— —— > DIE | Nicaragua, deren riefige Waldungen jept durch 
du be zum Srgeben Der Sombzose AND DET ſchmalſpurige Eifenbahnen zugänglich gemacht wer- 
ülberprägung und zur ſtrammeren echtspflege, ZU | den zu erlangen find 
Staatsbahnen und Staatstelegraphic, zu friedlicher a * die Bi brikati 
Fortentwichlung oder zu revolutionärem Treiben Bunehmen ift ferner 2 ierfabrilation. 
hren, fann nur die Zukunft le ren; fommten, wie! Bon 2371 Brauereien für Lagerbier, Ale, Porter 


on in der legten Jeit mehrfach geſchah, dazu u. ſ. m. mit 16,616,364 Faß Erzeugung im Jahre 
—* ſchlechte — — J = tale 1882 ijt die Habrifation in 2378 Brauereien im 
fäle, dann muß der Wohlftand abnehmen | Jahre 1833 auf 17,394,424 Faß geſtiegen; im 
und jedenfalls die gefürchtete Konkurrenz der Amerie Jahre 1830 wurden im Ganzen 13,374,000 Barreld 
faner der V. St. viel von ihrer Bedrohlichteit en > Be re — d. — En 

ieren; bi ) i .„ 419 5 ets. oder 7,5 .2 31, 

—— bie Ausfuhrziffer iſt ſchon bedeutend ge und im Ganzen 1575 SRill. Marl. 

So jhlimm wie es in Europa fein würde, fönnen Die Baummollindujtrie, in Händen von 
19 die Zuftände bei den großen Hilfsquellen des großen Gejellichaften und Norporationen, zeigt 

ndes und bei dem Geihid und der Ausdauer |großartige Ueberproduftion und gedrüdte Preiſe 
in Befiegung von Schwierigfeiten, welche die Be- | mit der Folge der Lohnherabjegungen: Arbeiten 
wohner der V. St. auszeichnet, nicht entwideln; eine Woche um die andere, oder nur verkürzte 
es genügt, zu willen, daß zur Zeit die Verhält- | Zeit oder mit geringerer Anzahl von Stühlen. Für 








u‘ 


Pr 


Amerifa. 


Tuch zählte man 1881 in den Dftftaaten 794, in 
den aaten 668 Fabrifen. Das Erzeugniß 
der Wollfabrilen wird zu 320 Mill. Pfd., das der 
Baummwollfabriten zu 3000 Mill. Yards angegeben. 
Auch über den Rüdgang der Rhede rei wird 
im Jahre 1885 wurden 381, im Jahre 
878 nur 81, 1879 nur 37 große Seeſchiffe ge- 
; im Jahre 1880 gingen 2987 Schiffe mit 
Getreide nad) Europa, davon waren nur 1 Dampfer 
und 74 Segelichiffe in den V. St. gebaut; Dampfer 
Opeanfahrten und eijerne Segelichiffe wurden 
nicht gebaut. 
go ee erzeugt für 185 Mill. 
bie Seidenfabriflation für 43 Mill. Doll. 


n. Ratiovnalreihthum. Troß des Rüdgangs 
der Geichäfte in den legten Jahren wird der Reid)- 
thum von den Statiftifern der ®. St. mit Stolz 

Die „New-Vorler Handels-Zeitung“ 
vom 26. Januar 1884 gab daraus die folgenden 
Angaben: 


Mil. Doll. Mill. Mart 
Werth‘ der armen ober 
Bauerngüter 10197 = 43337,25 
der Wohnungen, der Ge— 
slapitalien, der 
äfte und der Ge- 
ndftüde . .  9882= 41998,50 
der hen mit Be- 
ee REN. 5336 = 22678,00 
ar Aa n, und 
I FR 419= 1780,75 
der nde, des Ader- 
baus mit Geräthen und 
Maihinen . . . ». .». 2406 = 10225,50 
ber Möbel, Semälbe, Bücher, 
Kleider, Shmudjachen, Le⸗ 
bensmittclvorräthe, Feuer⸗ 
ittel u. ſ. w. 5000 = 21250,00 


ber i Betrofeum- 


quellen, Steinbrüche und 
des halben a er 


als durchſchn. Vorrath 
von ?/, der derzeugung 
von Aderbau und Manu- 
und der Einfuhr 
Waaren als durch⸗ 
icher Borratd . 6160 — 26180,00 
der Kirchen, Schulen, öffent. 
Gebäude, Aivle u. ſ. w. 
unb bes jonft nicht be» 
fleuerten Örundeigenthums 2000 = 8500,00 
von “2... vie — 2601,00 
von iedenem, einjchlieh- 
lich Handwerlägeräthu.j.m. 650= 2762,50 


43642 — 184638,50 
bei einer Bevölferung von damals 52 Mil. Ein- 


t das pro Kopf 3550,74 War. 
1883/ 


wird gerechnet: 
mm Aderbau 


in Will. Doll. 
‚ für das Inland 3063,685, 

für das Ausland 536,315; 
EZ 


780 — 3815,00 


advolaten. 


57 


von Manufalturen 5400, für das Inland 5300,000, 

für das Ausland 100,000; 
vom Handel 1408,214, für das Inland 667,697, 

ür das Ausland 724,964. 

om Geſammtwerth des Aderbaus zu 15,300 
Mil. Mart wurden für den inlänbijchen 
Berbraud) etwas über 85 0/, bei einer Bevöfferung 
von damals 54 Mill. Einwohner gerechnet, von 
den im Inlande erzeugten Wanufalturen etwas 
über 98 %/,; es wird demnach nod) eine große An- 
zahl von Fahren bazu gehören, che eine bedeutende 
WKehrerzeugung von Manufalturen über den heimi- 
ſchen Bedarf erfolgen kann und jchon jebt der 
Verbrauch der Aderbauerzeugnijie, da die öl» 
ferung abermals geftiegen tft, nahe an 90 %, heran 
fommen. 

Als Beleg bezüglih de3 Wahsthums der 
Städte find die Angaben von New-York von 
Intereſſe; von 16,667,414 Dollars Koftenanjchlag 
für Neubauten im Jahre 1874 ftieg diejer Betrag 
im Jahre 1880 jchon bis 29,115,355 Doll. und 
erreichte in den folgenden Jahren die Werthe: 

ll. 


1881 43,391,300 Do 
1882 44,793,186 „ (2577 Bläne), 
1883 34,214,346 „ (2748 Pläne) 

im Ganzen in 10 Sahren die Summe von 


262,404,450 Dollars oder durchſchnittlich jährlich 
111,52 Mill. Mark, in den legten 3 Jahren aber 
purchichnittlich jährlich 182,07 Mill. Mark. 
Der Werth des Grundbeſitzes Br mit 
ill. 


rt 


Mill. Doll. 

742,203 im Jahre 1870 — 3124,35, 
942,572 „ „1880 = 4005,92, 
1035,204 „ „ 1882 = 4399,60, 
1079,131 „ 4 1883 — 4586,30, 
1199,762 „ 1884 = 5098,98. 


Die Steigerung in 14 Fahren iſt 1974,63 Mill. 


Mark. 

0. Behörden. An der Spitze ſteht der Prä- 
fident, zur Seit Grover Eleveland; PVizepräfi- 
dent iſt Thom. U. Hendrids; das Kabinet 
befteht aus einem auch als Minifter des Auswärti- 
gen fungirenden Staatöfefretär, den Sekretären 
des Schages, des Krieges, der Marine und des 
Innern, dem Generalpoftmeifter und dem General» 
Ms Departements fommen vor: 
1. das Staatsdepartement (auswärtige Ange 
fegenheiten, Poſtweſen, Erequatur, Vejtellungs- 
patente, Musfertigung und Megiftrirumg der of 
Vollmachten u. ſ. w.), 2. dad Kriegsdeparte— 
ment, 3. dad Marinedepartement, 4. bas 
Schaßbdbepartement, 5. das Poftdeparte» 
ment, 6. dad Departement des Innern mit 
den Büreaus für Angelegenheiten der Indianer, 
für Penfionen, jür Staatsländereien (Bermefjung, 
Verwaltung, Verkauf), für Patente, für Erziehung, 
für Eijenbahnen und für geologiſche Aufnahme: 
Gouverneure giebt es 38 für die Staaten und 9 für 
| die Territorien (Alaska, Arizona, Dakota, Idaho, 

Montana, New-Merilo, Utah, Waihington und 
Wyoming), 7. das Departement der Yuftiz, 
8. Smithlonian Inſtitution mit Gelretär, 
Erelutivfomitee, Verwaltung und Mitgliedern bes 





58 


Amerika. 


Senates und des a Fugen rd 9. das! ment zu liefern. Im Ausland werden Agenturen 


Departement für Landwirthſchaft: Bevoll- 
mäcdtigter N. J. Coleman, Büreauchef %. E. 
Nesbit, Ehemiler H. W. Wiley, Entomologift 


C. 2. Riley, Botanifer Dr. &. Vaſey, GStati- | 


ftiler 9. U. Dodge. Dieje8 Departement hat die | 
Aufgabe der Förderung der Landwirthſchaft auf 
allen Gebieten und die der ſorgſamen Hakikiiden 
Erhebungen und Kontrofe. Es giebt zur Löſung 
diejer Aufgaben als Abtheilungen 

1) für Garten» und Feldbau: Altlimati- 
fationsverfuche, Prüfung auswärtiger Pflanzen und 
Varietäten, Erforihung der heimiichen Flora, Er- 
änzung des Staatöherbariums, Austheilung und 
Befchaffung von gutem Saatgut und Verſuche 
damit u. ſ. w 

2) für Biitroftopie: 
phyſiologiſche⸗ Unterſuchungen, bejonders 
der einheimiſchen Pilzarten; 

3) für Chemie und Technologie, neuerdings 
beſonders Verſuche über Nüben- und Sorghum— 
Zucker nebjt allen einſchlagenden Arbeiten dieſer 
Brande; 

4) für Erforfhung anftedender Thier- 
frantheiten: Cchmweinepeft, Geflügelcholera, 
Terasfieber, Milzbrand, Maul- und Klauenjeuche 
als die wichtigften neueren Forihungen; 

Aa Entomologie: Natur und Lebensweiſe 
Ihädlicher Inſelten aller Arten als Hauptgegen- 
ftand der Thätigfeit; Verbindung mit Spezial- 
Entomologen in verichiedenen Theilen der ®. ©t., 
Herausgabe von Monographien der wichtigften 
Feinde mit Abbildungen u. ſ. w.; 

6) für Vertheilung von Samenproben; im 


tudium 


Jahre 1881 wurden von 283 Sorten 1,878, 7172| 


Sendungen auf der Roft abgegeben und außerdem 
553,860 Proben an durch Heuſchrecken verwüſtete 
6 ebiete, wofür der Kongreß 20,000 Doll. ver- 
willigt "hatte; im Sahre 1882 war die Zahl der 
Sendungen mit der Poſt 2,396,476. Für den 
Amel der Verbefferung des Saatquts find über- 
haupt 1,280,000 Mark aus Staatämitteln ver- 
willigt; 

7) ir forſtwirthſchaftliche Fragen: Schuß 
der Wälder u. f. w.; 

8) für Wein» und Weinbereitung und 
Obſtbau; 

9) fir landwirthſchaftlichen Unterricht; 
10) für die Verhältniſſe der Landwirth— 
ſchaft in den pacifiſchen Staaten; 

11) für Statiftit und Berichterftattung; 
Herausgabe des Jahresberichtes und vieler Spezial- 
berichte und Brojchüren; im Jahre 1881/82 er- 
ſchienen z. B. 22 Spezialberichte in meiftens 10000 





| 


thier- und pflanzen- | 





bis 12,000 Eremplaren als Auflage und theilweiie 


fehr umfangreich und reich an Jlluftrationen. Da- 
er gehört auch die Berichterftattung über den 


aatenjtand und die Ernte mit Rückſicht anf das 


Ausland. In jedem Staate giebt e8 einen ftatifti- 
ichen Agenten, welden eine Anzahl zuverläjfiger | 
Korreipondenten zur Seite ſteht; dieje haben am | 
1. jeden Wonats einen Bericht an den Agenten 
und monatlid einen an das Agrilultur-Departe- 


bei den Konfulaten unterhalten oder durch Dieje 
die erforderlidien Angaben und Nachweiſe bejorgt. 
Im Ganzen wird hierfür jo vortrefilich gearbeitet, 
dag man die zuverläjfigfte Auskunft über agrar- 
—— Verhältniſſe der europäiſchen und der 
änder anderer Welttheile in Waſhington erhalten 
kann. Vom Agenten am Generallonſulat in London 
werden regelmäßige Berichte über die europäifche 
Nachfrage nad) Getreide, Fleiſch u. ſ. w. und über 
die Erzeugung geliefert. 

Weitere Behörden find: 

der oberfte Gerichtshof — supreme court —, 
die Kreisgerichte — circuit-courts — 9 an der 
Zahl, die Bezirfsgerichte — distriet courts —, 
der Bejhwerdehof — court of claims. 

Für Die diplomatijche Vertretung des 
Deutſchen Reiches ift eine volle GSejandtichaft in 
Philadelphia thätig, Konfulate giebt es in Balti- 
more, Boston, Charlefton, Chicago, Cincinnati, 
Galveſton, Mobile, New-Orleans, New-York, Bhila- 
delphia, Portland, Richmond, St. Louis, San 
Diego, San Franzisko, Savannah und Wilmington. 

Zur Wahl des Präſidenten ſtellen an Wahl— 
männern: Alabama 10, Arkanſas 7, Californien 8, 
Golorado 3, Connecticut 6, Delaware 3, Florida 4, 
Georgia 12, Illinois 22, Indiana 15, Jowa 1, 
Kanjas 9, Kentudy 13, Louiſiana 8, Maine 6, 
arvland 8 Mafi adjufetts 14, Michigan 13, Wii- 
jouri 16, wii Hilfippi 9, Winnefota 7, Nebrasta 5, 
Nevada 3, New- -Hampihire 4, New» Jerfen 9, New: 
Be 36, "Nord-Carolina 11, Ohio 23, Oregon 3, 

ennfplvanien 30, Rhode Island 4, Süd-Carolina 
1%: Tenneſſee 12, Teras 13, Vermont 4, Birginia 

12, Weft-Birginia 6 und Wisconfin 11, zuſammen 
401, fo daß die abjolute Vajorität 201 Stimmen 
ift. Der Senat bejteht aus je 2 Mitgliedern für jeden 
Staat, jegt zufammen 76, gewählt auf 6 Jahre, 
das Haus der Repräientanten aus 325 Mitgliedern, 
gewählt auf 2 Jahre; die Territorien find durch 
Delegaten ohne Stimmrecht vertreten. Die ge 
fammte Staatsgewalt ruht in den Händen des 
Präfidenten als erefutive, des Kongreſſes als Tegis- 
lative und des oberften Gerichtshofs als richterliche 
Gewalt. 

p. Landwirthſchaft. Allgemeines. Auch 
in Bezug auf die Landwirthſchaft zeigen bie 
legten Zahre ein in vielfachen Beziehungen wenig 
erjreuliches Bild: zunehmender Großbetrieb, Anfang 
von Häuslerthum, gedrüdte Rächter, zahlreiche 
Bankerotte bei diejen, zu ſtark verichuldete Eigen- 
thümer (von 2,984,306 Eigenthümern ?/, überſchul— 
det), finfende Preife, gefährdete Ernten durch Wetter- 
oder Ungezieferſchaden, weit verbreitete Viehſeuchen 
mit Berluft zahlreicher Thiere, Napitaliften und 
Gejellichaften, welde das Land im Großen auf- 
taufen und ſyſtematiſch ausrauben laffen, das daraus 
gewonnene Geld in den Städten oder anderwärts 
verzehren und nur mit Taglöhnern, welche nad 
vollendeten Arbeiten entlafjen werden, und mit 
Wi aſchinen wirthſchaften, Aufgeben zahlreicher Far⸗ 
men im Bezirke der Großſtãdte und Seeküſten und 
im Süden, welcher noch immer nicht von den 


Amerita. 


Folgen des Bürgerfrieges fich erholt hat (an 100 
Mil. Acres fjollen hier noch unbebaut liegen), 
Verlaſſen ausgejaugter LYandftriche und immer wei— 
tere Verlegung des eigentlihen guten Acderbaube- 
triebs in das Innere des Landes — von Illinois 
on, Erbzinspacdhtverhältniffe in der Art, dab im 
Staate New-York Farmer mit 200 Ncres Land — 
etwas über 80 ha — ſchon nicht mehr beitchen 
fönnen und aus anderen Gegenden darüber geklagt 
wird, dab die Farmer beionders durch die Herab— 
drüdung der Preiſe feitens der Spetulanten, 


Zwiichenhändler und Eifenbahngefellichaften (TFradht- | Ei 


jäge) mur noch ein fümmerliche® Dajein führen 
fönnen, das find ungefähr die Uebelftände, welche 
ſich in den legten Jahren entwidelt haben. Auf 
der Berjammlung der großen amerifanischen land- 
wirthichaftlichen Vereine, Kongreß in New⸗VYork 
1881, wurde jeitens der Landwirthe und Vieh— 
zücter hervorgehoben, daß fie am meiften unter 
den hoben Scußzöllen zu leiden haben und daß 
alles Elend, welches in der Landwirthichaft ſich 
ichon zeige und immer mehr zeigen werde, haupt- 


ſachlich durch das Zollſyſtem veranlaßt worden jei. | f 


Neben den unerfreulichen Bildern fteht auf der 
anderen Seite die große Rührigkeit und das Ge- 
Ind, mit welchem die Yandwirthe, verſtärkt in 
der Macht durh Bereinigung und unterjtügt 
durdy eine rührige und meit verbreitete Prefie 
(dal. die früheren Artikel Amerita — Grangerbund 
und Rereinigte Staaten von Amerika), ihr Geichid 
jelbft zu verbeſſern verjucht haben und unausge- 
jegt bemüht find, die Ungunft der Verhältmifje zu 
überwinden. Es fann für den beutichen Yand- 
wirth nicht genug empfohlen werden, fich mit dem 
Zerfahren der Amerikaner vertraut zu machen und 
dazu 4. B. die trefflihen Schriften von Semler 
zu ftudiren. Der Amerikaner verzagt nicht leicht, 
gelingt es irgend wo nicht, jo wandert er weiter, 
um anderwärts jein Glück zu verjuchen, ift er an 
die Scholle gebunden, dann benußt er alle Bor- 
theile der Technit und Wiffenichaft, richtet feinen | 
Betrieb beweglich ein und verfolgt mit Beharrlich- 
feit Das als richtig erfannte Ziel. Wahrhaft großartig 
ſind die Frortichritte, welche in den legten Jahren 
im Molkereimeien und in der Viehzucht gemacht 
wurden, troß diejer aber Magten die Farmer ſchon 
über erichwerten Abjag und haben es durchgeſetzt, 
daf die Konkurrenz durch Kunftbutter injofern un— 
ichädlicher wurde, als diefe nur als ſolche verkauft 
werden darf und deutlich ertennbar fein muß. Die 
Käjfefabrilation fteht in Amerita mit an eriter 


nennen 





59 


21,25 Mill. Mark Koften verwendet werden. Der 
Wein, welcher Anfangs nicht recht gedeihen wollte, 
wird jept ſchon nad) Europa verichidt, die Zuder- 
fabrifation aus Runkeln will noch nicht Wurzel 
faffen, unausgejegt wird aber mit Verſuchen fort- 
gefahren und ohne Zweifel gelingt es über kurz 
oder fang, auch dieje Fabrikation heimiſch zu machen. 
In großartigfter Weile haben die Farmer dafür 
geforgt, dab ihren Erzeugniffen ein lohnender Ab- 
ja zu Theil wird, ihr Kampf mit den Eilenbahn- 
gejellichaften ift nicht ohme Erfolg geblieben, ihrer 
inwirkung find die großartigen Anlagen zur Ber- 
ladung von. Getreide zuzujichreiben und die Ver— 
befferungen im Schiffsverkehr in der Art, daß dem— 
nächjt die — befonders dazu gebauten — Seeſchiffe 
weit in das Land hinein, bis nach Chicago — 
zu fahren vermögen und dadurd abermals weſent— 
fih an den Frachtkoſten eripart wird. Troß aller 
Nührigfeit und Umficht vermochten die Bereinig- 
ungen der Farmer und der Viehzüchter aber doch 
nicht, die traurigen Folgen der allgemeinen miß- 
lichen Gejchäftslage ganz abzumehren und jo zeigt 
id) im Ganzen neben vielem Erfreulichen aud) 
Unerfreuliches genug bezüglich der Verhältniffe der 
Landwirthichaft. 

Anbauflähen. Ein volllommen zuverläffiges 
Bild über die Größe der Anbauflächen läßt ſich 
nicht geben, alle Jahre vermehrt ſich das in Kultur 
genommene Land und diefe Vermehrungen können 
nicht immer tontrolirt werden. Nach den Ber- 
Öffentlihungen durch das Landw. Departement — 
„Report on the productions of agriculture“, 
1883 Wafhington, wurde gerechnet: 

Mil Ncres Mil. ha 
285,00 = 115,435 landw. bejtellte 
(ä 


Fläche 
251,31 = 101,777 unbeftellte 
536,31 = 217,212 landw. Fläche 
445,00 = 180,008 Foritland 
981,31 = 397,220 Kulturland 
429,62 = 174,495 Wege,Gemäffer, 
2.0.0000, Umland u, j. m. 
1410,93 = 571,715 
demnady noh 814,693 = 349,512 Land unbeftimm- 
ter Urt (frei 
—u. ſ. m.) 
2225,56 = 921,227. 
Das Kulturland beträgt nad diejen Angaben 
ein wenig über 43 %/,, für Wege, Unland, Gewäſſer 
u. ſ. w. find etwa 19%, angegeben, zujammen 





Stelle und ift weit über dem Standpuntt in Deutich- | 62%/,, fo daß noch 380/, der Fläche oder 350,105 ha 
land, die Farmer jeßen fich direft mit den Ab- | unbeitimmter Art vorhanden fein müſſen. Da 
nehmern in den Städten in Verbindung und be- dazu das geſammte Gebiet von Alasla zu rechnen 
dienen dieſe auf vorzüglichite Weiſe mit beſter iſt — 137,63 Mill. ba, jo bfeiben hierfür mod) 
Cualität der Waare in jorglamfter und gefälligiter 212,475 Mill. ha oder 23%, der Geſammtſläche 
Lerpadung. Dem geringwerthigeren O:bfte (j. Obft- | übrig. Wie viel davon für die Kultur noch ge- 
handel u. j. m.) haben fie durch vorzügliche Be- winnbar it, kann nicht angegeben werden. Das 
handlung und elegante Berpadung Eingang auf Gebiet von Mlasfa kommt Hierfür gar nicht in 


den europäiichen Märkten verjchafft und zwar jchon 
in dem Grade, daß nach Semler 50 Mill. Doll. = | 
215,5 Mill. Markt für Büchſen zu Obitpräparaten 
und 500 Mil. Etiquetten zu 5 Mil. Doll 


— 
—⸗ñ 


Betracht, da es nur aus Waldungen, Eis- und 
Schneeflächen, Fels, Sumpf u. ſ. mw. beftcht. 
Ueberaus ftarf war in den letzten Jahren der 


Landverkauf, und zwar in dem Grade, dab ein 


60 Amerifa. 


Bericht jagt, e3 feien nur noh 6 Mill. Acres = | An dem erft feit wenigen Jahren erichlofjfenen 
2,43 Mil. ha wirklich freies Land zu ver- | Gebiet von Dacota — Umgebung der Städte Bis- 
eben, eine Angabe, welche fih nur auf einen mard und Minneapolis — wurde der Acre für 
heil des gefammten Gebietes beziehen kann. 2 Doll., 1 ha aljo zu 21 Mark verlauft und auch 
Das große Weideland öſtlich der FFelfengebirge, |an anderen Orten jind noch Käufe mit Preiſen 
44%, vom gejammten Areal der V. St. außer | unter 60 Mark für 1 ha möglich, während überall 
Alasta, ein Landftrich von der Größe der meisten da, wo jchon längere Zeit die Anſiedlungen be— 

europätichen Staaten, außer Rußland, Skandina- | ftehen, mit Hunderten gerechnet werden muß. 
dien und der Baltandalbinfet, dient bis jet nur! Gutsverhältnifje. Nach dem erwähnten Be- 
der Viehzucht. richte gab es 4,008,907 armen, im Jahre 1860 
Die eigentlihen Getreideſtaaten find Ohio, |nur 2,044,077, und hat fich jeitdem die Aderfläche 
Indiana, Illinois, Michigan, Wiskonfin, Minnefota, | um 128,869 Mill. Acres, die bejtellte Fläche um 

Jova und 'Kiffouri, zufammen mit einem Gebiet von | 121,661 und die unbeftellte demnach um 7, 
1,185,706 qkm, aljo etwas über die dreifache Fläche | Will. Acres vermehrt, das find im Ganzen 52,192 
des Deutichen Reichs; das Getreidegebiet erjtredt | Mill. ha, beftellt 49,272 will. ha und unbejtellt 
fih aber von dem Alleghany-Gebirge 1300 km | 2,920 ill, ha. Auf eine Farm werden jegt durch- 
weit über Minnejotta und Jova bis Dakota zum | jchnittlich 134 Ucres = 54,27 ha gerechnet (1860 
oberen Miſſiſſippi, Red River, Arkanjas, Mifjouri | noch 199 Acres = 80,60 ha) und davon find durch- 

u. f. w. ein Gebiet, welches ald große Ebene mit ſchnittlich 53 9, beitellt. 
meift gutem Boden allein über 300 Mill. ha a zum! Bon 1875 bis 1877 beygrug die Vermehrung ber 
Anbau liefern könnte. Bon dem größten Theil | Farmen 47,000, in den legten 10 Jahren 12,000, 
dieſes Gebietes, oberer Miſſiſſippi und Miffouri, 1b. i. alfo jährlich im Durdichnitt 12,500 und bei 
ift faum !/, in Kultur genommen, am meiften | ducdhichnittlich (damals) etwa 60 ha auf eine Farm 
durch englijche und deutſche Bauern, welche vor- | aljo die Jahresvermehrung des Wderbaulandes 
zugsweiſe dort ſich niederlaſſen. 750,000 ha. Die gr war am größten 
Dan jagt, dab in den legten 10 Jahren 30 Mill. | zur Zeit der großen Krijen und der Eröffnung 
Acres, oder 12,15 Mill. ha offenes Land verkauft | der großen Eijenbahnlinien, als jeitens der Bahn- 
worden ſeien. Im Ganzen waren an die Bahn-— geſellſchaften die Anſiedlung der in der Induſtrie 
gejellihaften 120 Mill. Acres — 48,6 Mill. ha | und in den Bergwerken brotlos Gewordenen fürm«- 
Sand vergeben worden. Im Jahre 1883 hat die | lich organifirt worden war, In Genofjenjchaften 
Northern-Bacifi-E.-B.-Comp. in Minnejota, Da⸗ von 50 bis 100 Perfonen (Kaufleute, Ingenieure, 
kota, Montana und Wafhington allein 688,257 | Handwerker, Wafchiniften, Hocöfen- und andere 
Acres zu 2,935,545 Doll, im Jahre 1882 bis | Arbeiter u. f. w.) wurden Tauſende, verjehen mit 
675,756 Aecres zu 2,381 Mill. Doll. in diejen |allen Ausrüftungen, zu den billigiten Frachtſätzen 
beiden Jahren aljo 1,364,013 Ucres zu 5,317 Mill. | 1000 bis 1300 km weit in das Innere gebracht 
Doll. verfauft, d. i. 552,425 ha zu 22,697 Mill. und dort erhielten fie von dem längs der Bahnen 
Mark und 1 ha zu nicht ganz 42 Marl. \Tiegenden Lande armen von 32 bis 64 ha zu 3 
Nah der New-HYorker Handelözeitung vom bis 6 Mark mit fünfjährigem Kredit. Im Jahre 
1. März 1884 find überhaupt in den letzten Jahren 1878 find auf diefe Art allein 125,000 nene Bauern- 
verlauft worden: 1882 von den Bahnen zufammen höfe, zum Theil auch Farmen von 10,000 bis 
0,996683,00 Acres 40,000 Acres — 4050 bis 16,200 ha entjtanden 
1883 von den meiften Bahnen 1,137,836,78 * und durch Anlage von Zweig- und Pferdebahnen 
von der North.⸗Pacifie-VB. 688,257 die Betriebe unterftügt worden; bis zum Jahre 
von den Landbüreaus 3,656,670 |1877 rechnete man jchon 50,000 neue —5— 
von Staatsländereien 105, 860 „ mit zufammen 2,5 ill. ha Areal. 

6,585,306,78 78 Vered | Bezüglich der Größe der yarmen umd ber 
oder 2, 667,050 ha in zwei Jahren. Art der Betriebe giebt für jetzt der erwähnte 





Gutspreife. Als Preife werden für Nem- | Bericht von 1883 an: 
Dort, New-Jerſey, Benniglvanien, Delaware, Maj- — * Ka 
fachujetts, Rhode Islands und Connecticut pro Hcres ha ſchaftete pach ete dem. 
Ucre 47,34 Doll. = 201,22 Mark genannt, aljo Farmen 
unter 8 (1,2151 2601 875 976 


pro ha faſt 500 Mark, wãhrend in den eigent- = h 
lihen Aderbauftaaten 1 Acre mit durchſchniitlich 33 —— Fr —— ass A 
20,81 Doll., aljo 88,44 Mark und demnach 1 ha 
mit rund 200 Marf verlauft wird. In der Nähe 
der Städte muß der Aere jchon mit Tauſenden 
von Dollar bezahlt werden, joweit es fih um die l 
Gebiete für Gemüſekultur handelt. | 2.984,306 323,857 702,591 

An den mittleren Staaten, Ohio, Indiana, | Die Sefammtzahl der befannteren armen wäre 
Illinois u. f. w. werben armen von 120 Wcres | demnach 3,949,194, während im Ganzen 4,008,907 
— 48,6 ha ohne Inventar zu 6000 bis 7200 angegeben wurden; von den genauer bezeichneten 
Dollar = 25,500 bis 30,600 Mark, d. i. 1 ha! find 76,5 9, in Selöftbewirt ichaftung, 8,16 %/,ver« 
mit 524,69 bis faft 630 Mari verkauft. pachtet und 15,34 9, in Antheil bewirthicaftet, 


” 20-—5n (8.10 20,35) 400,186 97399 223,649 
- 50 100 (20,45 -40,50 804,521 69.663 159,635 
„ 100 500 «4u,50—203,5 7) 1,416 613 84645 191,736 
„ 500—1000 120250 405,00) 66,447 3.956 5 560 
„ Über 1000 (über 405,00: 25.765 139 1.40 





Amerifa. 


Die Mehrzahl der Farmen kommt auf die mit über 
% ba; von armen unter 20 ha giebt es zuſam— 
men 1,115,851, jolde über 20 ha zuſammen 
2,833,308, jene bilden 28,26 9 „, dieje 71,74 9, der 
Gelammtzahl. Die armen von 20—40 ha bilden 
26,15%, die von 40 bis 202 ha 42,94 9, des 
Ganzen, in dieſen Größenverhältniffen giebt es 
aljo die meiften Farmen. 

Unbauvertheilung. Auf den Anbau von 
Pais lamen 1880 von der Gejammtaderfläche 
37,8 °,, auf den Weizen 23,06 %,, auf den Hafer 
9,67 °,, auf Gerfte 1,129, auf Hoggen 1,070, 
auf Buchweizen 0,5 6, zufammen aljo auf Ge— 
treide 72,80 ® „, auf Rattofeln 1,12, auf Baum: 
wole 9,27 0,,, auf Tabak 0,36 ",, auf Futter 
15,70 0, auf Anderes 0,75 %,. Mais und Weizen 
fkeben demnach im Anbau obenan und der Weizen 
it es, welcher für Europa hauptſächlich in Betracht 
fommt, da *' ais hier weniger gebraucht wird und 
zur an wenigen Orten (Südeuropa bis etwas 
unterhalb der Yhainlinie) gebaut werden Tann, 
Roggen, Gerfte und Hafer aber in fo geringen 
Diengen angebaut werden, dab für die Ausfuhr 
aicht viel übrig bleibt. In welchem Grade der 
Reizenbau zugenommen hat, zeigt die folgende 
Aufftellung; es waren mit Weizen bebaut und 





61 


2,85 beh), 8,4 Will. hl Roggen, 14,7 Mill. hl 
Gerfte, 119,7 Mill. hl Hafer, 510,4 Will. hl Mais 
und 4.6 Mill. bl Buchweizen. In Bezug auf den 
Wais find die Ernten in noch höherem Berhält- 
niß geftiegen; man giebt für 

1871 als Ernten an 992 Mill, beh 


1875 „ — ee 

1878 „ — |, ——— 

1880 „ Pe |. a 

1884 „ „+ 18 „ „ 

1885 „ „ . 10 „ „ 

Als gute Erträge werden angenommen 
von Weizen 20—25 bsh zu 62 Pfd. = 28,56 kg 
" Hafer 40— 50 nn 32 ” = 14,75 “ 
„ Gerfte 30-40 „ „48 „ =212 . 
„Kartoffeln 250-260 „ „60 „ =27,65 „ 
vom Mais 27—30 „56, = 35.00 . 


Im Durchſchnitt find "aber vom Weizen nur 


13,5 hl zu rechnen (in Dafota bis 18,5 hl). 
Dieje Örträge find in runden Zahlen pro ha bei 
Weizen 1560 kg 
Gerfte 1663 „ 
Hafer 1639 „ 


Dıais pr 
Kartoffeln 17400 „ 
Die Baummollernte giebt folgende Steige 


an Ballen 

1858/59 3,994,000 
1859/60 4,824,000 } Zeit der Sklavenhaltung 
1860/61 3,826,000 
1875/76 4,669,000 nad) Aufhebung der 
1876/77 4,485,000 | Sflaverei mit übermwie- 
1877/78  4,759,000 | gendem Kleinbefig nn» 
1878/79 5,073,000 | Anbau ohne oder mit 
1879/80 5,757,000 N nur wenig fremden Ar— 
1880/81  6,589,000 beitsträften. 
1881/82 5,436,000 | 1 Ballen = 220 bis 
1882/83  6,992,000 223 kg 
1883/84 
1884/85 


gaben Ertrag im Jahre 
Ncres bsh — 

1670 18,992,591 — 285, 884, 700 12,4 

1871 19,943,893 — 230,722,400 11,5 

1872 20,858,359 = 249,997,100 11,9 

1873 22,171,676 = 281,254,700 12,7 

1874 24,967,027 = 308,102,700 12,3 

1875 26,381,512 = 222,136,000 11,0 

1876 27,627,021 = 289,356,500 10,4 

1877 29,500,000 = 365,094,800 13,9 | 

1878 30,693,000 = 425,000,000 13,56 | 

1880  36,037,000 = 480,800,000 14,37 | 

1882 37,986,717 = 498,549,868 13,34 

1884  36,000,000 —= 512,000,000 14,22 

1885 34,000,000 = 370,000,000 10,88 
363,000,000 10,67 


nach Anderen jelbft nur 330,000,000 [134 Mill. 
beh unter dem Durchſchnitt der Iepten 5 Jahre]. 

Ju 10 Jahren 1870,80 war die Aderzahl fait 
die doppelte geworden und die Ernte etwas über 
doppelt; die größte Anbaufläche foll 1883 mit! 
39 Will. Acres geweſen jein (15,79 Will. ha, etwa 
Fach gegen das Deutſche Reich), die Erträge pro | 
Aere find noch gering und haben fich wenig ver- 
ändert, das Jahr 1885 muß als außergewöhnliches 
Mißjahr betrachtet werden. Der Verbrauch wird 
einſchließlich der Saat zu 320 Will. boh ange: 
nommen. Im Jahre des höchiten Ertrages bis 
jetzt — 1884 — waren demnach 192 Rill. bsh; 
ur Ausfuhr übrig, im Jahre 1885 (abgejehen | 
vom Borrath aus 1884) günftigften Falles nur 
% Will. beh, ungünftigften Falles aber (nur 
0 Mil. beh Ernte) nur 10 Will. bsb. 

Ernten und Erträge. Neumann-Epals) 
lart nimmt die Durchſchnittsernten für die V. St. 
wie folgt an: 155,2 Will. bl Weizen (1 hl etwa, 


An Baummwollfanen werden über 3 Mill. t ge- 
wonnen. 

Die Tabalernte iſt jetzt 600 Mill. Pfund und 
mehr oder weniger je nach dem Jahrgang; nach 
W. Tſcherbatſcheff („Landw. Jahrbücher“ Bd. IV 
d. 2 „Der Tabak und jeine Kultur in den nord» 
amerifaniichen Staaten“) hr jegt dad Hauptland 
für den Tabak Kentudy (früher Virginia); man 
erleichtert fi) die Ernte dadurch, daß die Stengel 
abgeichnitten, gefpalten und an Stäben aufgehangen 
werden, worauf fie dann in einer Trodenfammer 
mit fünftlicher Wärme völlig zum Verkauf fertig 
gemacht werden; das Produft joll gleichmäßiger 
jein, feiner Verderbniß durch Witterung unterliegen 
und cs joll fein Verluſt durch das Schwitzen auf 
dem Hanfen entjtehen. Farbe, Schalt und Gewicht 
find beffer; die Ernte ift bedeutend billiger, das 
Verfahren hat aber den Nacıtheil, daß alle Blätter 
zu gleicher Zeit geerntet werden müflen; bei uns 


4% 


wird jehr viel Werth darauf gelegt, die Blätter nad) 


und nad) in voller Reife, alſo mehrmals zu ernten. 
Die Wärme beim fünftlichen Trodnen wird all 
mählich gefteigert, in den erjten 24 Stunden von 


62 


30° auf 40° C., dann 8 bis 12 Stunden lang bis 
50° und dann 24 bis 36 Stunden noch auf 60° 
bis 709 C., ein Verfahren, bei welchem fehr viel auf 
den Aufjeher anlommt, aljo nur tüchtige Arbeiter 
verwendet werden bürfen. 

Die Tabaffabrilation förderte im Jahre 1884 an 
3861,7 Mill. Stüd Zigarren und 170,361 Mill. 
Bund Tabaf, die Ernte war 27 Dil. Pfund Blätter 
un im Jahre vorher, an Mehriwerth 20 Mill. 


ef. 

In Bezug auf den Bau und die Verarbeitung 
von Zuderrüben find Erfahrungen in Illinois, 
Wiskonſin, Bortland (Maine),in Canada (83 Fabriken), 
Franklin (Maijjachujetts) u. ſ. w. in der Art ge: 
macht worden, daß die Fabriken wieder eingegangen 
find oder in Raffinrien für Nohrzuder von den 
Antillen umgewandelt wurden. Eine Fabrik in Kali— 
fornien bejteht noch und macht gute Geschäfte (vgl. 
Zuder). 

Nach der „Uder- und Gartenbau-Beitung“ von 
Milwaudee find als len bes Mißlingens bis 
jet hauptfächlich zu bezeichnen: 1) der Mangel an 
Stalldünger, da es noch faft nirgends gute Vieh- 
ftälle und Düngftätten giebt; 2) die kurze Zeit zur 
Ablieferung der Rüben, da der FFroft oft jehr früh 
lich einftellt; 3) die lange Dauer des Winters, welche 
eine frühe Ausjaat nicht möglich macht; 4) die 
hohen Frachtgebühren der Eijenbahnen, welche wohl 
erlauben, die Rüben hinzujchaffen, aber nicht 40%, 
Rüditände zurüd zu nehmen; 5) die geringen Er- 
folge für die Viehmäftung, da das Fettvieh von 
anderen Gegenden bis 'i, billiger geliefert wird; 
6) die Schwierigkeit, Milch in größerer Menge in 
die Städte zu liefern; 7) die Höhe der Arbeitslöhne; 


Amerika. 


gar nicht fich zeigt. Die Fabrilation von Zuder 
aus Sorghum (j. d.) macht Fortichritte. Nach den 
Mittheilungen von 9. W. Wily im Landw. Depar- 
tement zu Wafhington (1884) war die Einfuhr von 
Zuder 1,143,500 t. zu 103,884,760 Doll. (Zoll 
47,349,987 Doll.), wovon aus Europa 7,5%, ober 
85,000 t Rübenzuder waren; die eigene Erzeugung 
war in Dollars 

19,893,805 für Rohrzuder (bef. in Louifiana), 

5,064,642 „ Whornzuder, 

9,036,335 „ Sorghumzuder(2000 Farmen), 

102,626 „ Nübenzuder, 

9,000,000 „ Glutofe-Stärdezuder, 

43,037,409 „ = 44%, der Einfuhr. 

Der Rübenzuder kommt nur nod auf die Fabrik 
von €. H. Dyer-Alvarado in Kalifornien. Für 
Stärdezuder find feit 12 Jahren in 7 Staaten 20 

roße Fabriken mit einem Kapitalaufwand von über 
0 Mill. Doll. errichtet worden; fie verarbeiten 
täglich 61,000 bsh Mais. 

Die Ausfuhr in Buder war 63,643 t Raffinade 
nad England in Folge von Ausfuhrvergütung. Da 
der inländiiche Zuder frei von Steuern ift und der 
ausländiiche mit Ausnahme des Zuckers von den 
Sandwichsinjeln je nad) Sorte 1,4 bis 3,5 Ets. pro 
Pfund NRohzuder und 5 Ets. pro Pfund Kandis 
Zoll zahlen muß, fo wird der Rüben- und Sorg— 
hum »Zucer- Fabrikation noch eine große Zukunft 
in Ausficht geftellt. Eine größere Anzahl von Ber- 
ſuchsſtationen find diejerhalb errichtet worden und in 
den Laboratorien des Landw. Departements wird 
unausgejept die Angelegenheit verfolgt und dafür 
gearbeitet. 

Der HZuderverbrauh hat ſich weſentlich ge- 


es wird berechnet, daß die Handarbeit beim Rüben- | fteigert, von 28,9 Pfund pro Kopf im Jahre 1867 
bau in Deutjchland per Ucre nicht über 36 Mark, ! kam man auf 45,7 Pfund im Fahre 1882 und auf 


in den Ber. Staaten aber mindeftens 192 Mart 
toftet. Als Ernte nimmt man 450 Ztr. pro Were 
an, d. i. 51,106 kg pro ha. 

Der theuren Wrbeit jteht das billigere Land 
gegenüber; bezweifelt wird nicht, daß es genug 
gutes Rübenland giebt; bis aber die Zuderfabrifa- 
tion aus Rüben fich einbürgern kann, müffen nod) 
viele Erfahrungen im Anbau gemacht werden, 


vor Allem die Verhältniſſe der Viehzucht fich günftiger | 
gejtalten und gute klimatiſche Bedingungen gejucht 
werden; mit anderen Worten die Zuderfabrifation | 
wird da Platz greifen, wo die Viehzucht ſich loh- | 
nender einrichten läßt und da, wo die Gefährdung | 


durd harte Winter und frühe Fröſte wenig oder 


51,4 Pfund im Jahre 1884, neben dem noch jtarfen 
Verbrauch von Fleiſch, Butter, Milch, Käje u. ſ. w. 
ein Beweis dafür, daß im Ganzen trog des Rüd- 
gangs vieler Gejchäfte und zahlreicher unbeichäftigter 
Arbeiter und Geichäftsleute die Lage nicht ganz ſo 
troftlos ift, wie fie von Manchen gejchildert wird, 
oder mindeftens dafür, daß es noch eine zahlreiche ſehr 
tonjumtionsfähige Bevölkerung in den V. ©t. giebt. 

Der Verbrauch wird jegt auf 326,000 T. Rohr- 
zucker angenommen, die Ausfuhr zu 296,200 t. 

Viehzucht. (Bgl. die früheren Angaben unter 
dem Artitel U. St. im legten Bande.) 

Nah den Mittheilungen des Landw. Departe- 
ments befahen die B. ©t. an Vieh: 


1885 1886 

Mill. Stüd Doll. Mill. Doll. Mill. Stüd Doll. M. Doll. 

Bierde 11,561 zu 73,70 = 852,267 12,0 su 71,27 = 865,24 
Maulthiere 1,972 2 82,33 = 162,459 2,0 „ 7960 = 159,20 
Milchtühe 13,904  „ 2970 = 412,949 142 „2740 = 379,08 
jonftige Rinder 29,866 „ 2302 — 687,515 31,2 „ 231,17 = 658,51 
Schafe 50,360 „ 234 = 107,770 #3 „ 19 = 83 

Schweine 45,142 „ 502 = 226,613 46,0 „ AB = 3808 
2,449,567 2,426,78 


Für 1884 wurden angegeben: 11,169 Mill. Pferde, | 44,2 Mill. Schweine, zujammen zum Werth von 


1,914 Mill. Maulthiere, 
29,046 Mill. jonftige Rinder, 50,626 Mill. Schafe, 


13,501 Mil. SKühe, 2467 Mill. Doll. 


Am Jahre 1881 hatte man im Ganzen nur 


Anerifa. 63 


33,3 Mil. Rinder zum Werthe von 639,140 Mill. | Doll. durchſchnittlich und „Ultiifima” für 22,000 
Doll, 12,94 Mill. Pferde und Maulthiere, 40,77 | DoU., für 300 Polled Angus durchſchnittlich 103 £, 
Mill. Schafe, 34,08 Mill. Schweine, im Jahre 1873 für 263 Galloways durchſchnittlich 84 10 ſh., für 
nur 9,3 Mill. Pferde, 36,93 Mill. Rinder, 33,94 | 239 Holftein-Frieien durchichnittlih 752, für 52 
Mil. Schafe und 30,86 Mill. Schweine. Guernſeys 46 2, für 15 Red Polled 59 £.; in der 
Die berrädtlichen Vermehrungendes Viehſtandes, jüngſten Zeit durchſchnittlich Jerſeys 400 Doll., 
weiche zugleich mit weientlicher VBerbefjerung, ader | Marimum für eine Kuh 2500 Dol., Aberdeenftiere 
auch mit Preisrüdgang verbunden find, wurden | 234, Aberdeentühe 270 Doll., Shortho rnitiere 
ebenfalls in Deutichland zu argen Uebertreibungen | 212, Shorthorntühe 210 Doll. u. j. w. 
benugt; man behauptete eine Jahresvermehrung von | Auch bei Pferden kommen fehr hohe Preiſe vor, 
über 1 Mill. Kühe; aus obiger Statiftit ergiebt ſich z. B. für die berühmteften Traberpferde bis 60,000 
für die Zeit von 1884 bis 1886 eine Zunahme von | Doll. und darüber (252,500 Markt). Auf einem 
v7 Mill. Stüd, d. i. pro Jahr durchichnittlich | Geftütsgut im Staate New-York erhielt der Ded- 
0,35 Mil. Stück; das ift eine Vermehrung, | hengft Volunteer im Alter von 30 Jahren nod) 
welche jo ziemlich dem Zuwachs der Bevölkerung | 500 Doll. (2125 Mark) Dedgeld. 
entipricht. Bei Angaben darüber wird in der Regel| Schafe giebt es am meiften in Teras, 7,5 Milt., 
Die große Sterblichkeit überjehen; je härter der | in New-Mexiko 5,4 Mill, in Kalifornien 5,9 Mill. 
inter ift, um jo größer wird dieje, je größer die | Stüd, in Rhode Island und Delaware am wertigften. 
Sommerdürre ift, um fo mehr wird der Vieh- | Objchon, wie unter Induſtrie nachgemwieien, die 
fand gefährdet, da es nur ausnahmsweiſe gute | V. St. mehr Wolle verbrauchen, als erzeugen und 
Borjorge für futter, richtige Pflege, Stallhaltung | e3 nicht an billiger Weide fehlt, jo it doch in den 
und ficheren Futterbau giebt. In den legten Jahren | legten Jahren die a ger. nicht unbedeutend 
haben überdieß verihiedene Biehtrankheiten arge | zurüdgegangen in Folge niedriger Wollpreife. 
Berheerungen angerichtet. | Bei den Schafen ift die Zahl der Todesfälle durch wilde 
Bon den Bferden find die Berluftziffern nicht ange- | Hunde, Wölfe, Ueberfchivemmungen u. ſ. w. außer- 
geben; die Vorliebe für Maulthiere erflärt fich aus ordentlich groß; man rechnet 7,8%, im Durdjichnitt 
den Verbältniffen der Haltung; fie vermögen den | oder jährlich 3,905,263 Stüd, in Texas 15", im 
inter befjer zu überjtehen und leiden nicht viel Miſſiſſippi-Gebiet 14%/,, in Nord Carolina 130], 
durch Krankheiten. Abgeſehen von NRacethieren | am wenigften in Neu-Jerſey — 4%/,, weil hier 
edler Art rechnet man die Preife der Pierde zu ſchon beſſere Pflege und Stallhaltung fich findet. 
160 bis 447 Mark (Rhode Island), gute Aderpferde | Die Preiſe find in Nord-Garolina 1,37 Doll. = 
auch bis 840 Mark und Maulthiere jelbft bis zum | 5,7 Mark, in Mlabama 1,47 Doll. = 6 Mart, 
Breis von 1050 und 1260 Markt pro Stüd. in New-Jerſey bis 3,99 Doll. = 16,6 Mark. In 
Bei den Rindern wird die durchſchnittliche Sterb⸗ Teras rechnet man die Gejammtkoften der Unter: 
lichkeit in New⸗York zu 1,5, in Teras und Florida | haltung eines Schafes zu 0,5 Doll. = 2,125 Marf 
zu 7, in Loufiana bis zu 8%, und im Durchichnitt | und pro Stüd 2—3 kg Wolle zu 0,3 bis 0,5 Doll, 
zu 4,2%, oder 1,835,139 Stüd angenommen. aljo 0,6 bis 1,5 Doll. = 2,55 bis 6,375 Marf 
Texas hat 4,9, Iowa 3,1, New-York 2,4 Mill. als Wollertrag; der Dünger kommt hier gar nicht 
Stüd, letzterer Staat auch die rationelliten Butter- | in Rechnung. 
wirtbichaften. Für Milchkühe hat man die Preife | Die Schweine, deren Zahl ſich ſtetig vermehrt 
von 62,35 (Florida) bis 170 Mark(Eolorado, Ydaho, | hat, jollen nach den Mittheilungen des Gen.-Konfuls 
Montana, Newada u. j. w.), in den bevölterten v. Scherzer jegt überwiegend den Berkihire und 
Staaten rechnet man einheimifche Kühe von 600 | Bolled China-Racen angehören ; am meijten Schweine 
Pfund Schlachtgewicht zu 168 bis 216 Mark, fette | giebt es in Jowa (4,8 Dill.), in Miffouri (4,2 Mill.), 
pro 100 Biund zu 21 bis 25'/, Marl. An dem in Illinois (4,1 Mill), am wenigjten in Arizona 
großen Weidediſtrikt, auf welchen über 16 Mill. | (kaum 10,000 Stüd); die Verlufte werden mit 3 bis 
Rinder fommen, ftellt jich das Stüd durchichnittlich | 16%/, (Louiſiana) und durchjchnittlich mit 9,1"/. oder 
zu 30,97, alio fajt 31 Doll, d. i. nicht ganz 132 4,108,062 Stüd (Schweinccholera) angegeben, die 
Mart, für das nordmweftliche Jowa berechnete Engel» | Breife ſchwankend zwiſchen 2,72 Doll. = 12,15 
brecht (Mittheilungen über die B. St. in Fühlings | Mark in Florida, bis 12,42 Doll. = 52,90 Mark 
Landw. Zeitung, 184 verjdh. Hefte) die Koften der | in Maflachujetts. 
Kubhaltung zu 35 Mark, die Preiie von Jowa- | Im welcher Weije der Bichhandelan Bedeutung 
ochſen an Ort und Stelle zu 35 Doll., die von | gewonnen hat, geht daraus hervor, dab die Zahl 
Steppenochſen zu 25 Doll.; mit Trausport- und | der pe u im Jahre 1870 an 7723, im Jahre 
Autterfoften ftellen fich jene an den großen Handels- | 1882 aber an 14,768 war; die Händler geben aıt, 
plägen zu 122,5, dieje zu 132,5 Doll., das find | daß ihr Geichäft mit einem Rifito von 109, ver 
520,6 und 563,1 Mark, aljo jchon Breife, welche | bunden jei. 
weientlich höher wie vordem find. ı In Bezug auf die Viehzucht fommen jehr ver 
Für Racethiere werden jehr hohe Preife bezahlt, | fchiedenartige Verhältniffe vor, in den bevölferten 
4. B. bei öffentlihen Verkäufen im Jahre 1883 | Gegenden jolche ähnlich den unfrigen mit jehr jorg- 
für 3284 Shorthorns duchjchnittlih 41 2 10 fh., für | ſamer Pflege des Viehs auch in Stallhaltung, be- 
1668 Jeriens durchichnittlich 82 2, für Bullen bis | fonderen Milchgütern bei den Städten und Gütern 
40,009 Mark, bei einer Auktion 37 Stüd für 1200 | zur Butter- und Käfefabrifation mit dem 











64 Umerifa. 


beften Meltvieh von englifchem, jchweizer- und | auf über 460,000 ha unterhält. re 1882 
ol Blut meiftens als —5 | wurden 9000 Rinder, im Jahre 1 12,000 
eh chnet. Ber de ganz befonderer Art , Rinder a Markt gebradit. Der Gewinn im 
haben auf den großartigen ien, entfernt 1882/83 war 37 Do am Stid. Das 
von den bevölferten Gegenden, große Alticnge- Gejellihaftsvermögen ift 6 Mill. Dollar oder 
jellfchaften zum Betrieb der an zum Theil] 25,5 Mil. Mark, das Unlagetapital 2-5 Mill. 
Mr em und englifchem Geld, ind Leben , Dol.; die Dividende war 20%, Die Öefellichaft 
gerufen. „Biehzüchter- Ring“ ift jest Die Ber ſchickt bejondere Käufer nad England zum ⸗ 
chnung für dieſe zu großer Macht gekommenen kauf vorzüglicher Thiere; Mr. Vaughan kaufte im 
ellſchaften, welche ſich dadurch, daß fie vielfach Leominſter 3. B. einen Herford-Bullen „Lord 
mit Willtühr verführen, keinen guten Namen ge-  Bilton“ für 19,650 Dollar, alfo 83512,5 Marf. 
macht haben. Die cow boys, die berittenen Hirten) Nicht minder großartig ijt die Viehzucht des 
im Dienfte der Gejellichaften, werden als die rohejten | „Viehfünigs von Wyoming“, Mr. U. 9. Swan in 
unb — ag. Wo Menihen der V. St. bes | Cheyenne City, welcher 200,000 Stüd Vieh be- 
zeichnet. Die Geſellſchaften haben eine Zeitlang | figt und einen Viehraucho von der Grüße des Könige 
offnes Land, ohne Pacht zu bezahlen, beweidet, reichs Sachſen hat, jowie Weideländereien an dem 
Stantseigenthum einfach; anneftirt Durch Einzäumun Flüſſen Laramie, Medicine Bow, North Platte 
mit verzinntent Stahldraht, und da, wo fie fi) |u. j. w. in der Größe bes Nönigreidis Württern- 
niedergelafien haben, die vorher angefiedelt ge- | berg; im Jahre 1853 mit 1600 Do. nad Jowa 
wejenen Farmer vertrieben oder jo lange hitanirt, | gelommen, hatte er im Jahre 1872 eine Vichzu 
bis fie gingen, und jelbft Denen, welche Land ge» im Großen mit jeinem Bruder in Wyoming mit 
tauft hatten, die Befignahme nicht — db. 3000 Stüd Vieh angefangen; jept tt er betheiligt 
ilfe wurde erſt jehr ipät und unvolltommen nad} | an 5 großen Kompagnien und befigt für ſich in 
ebhaften Beſchwerden Vieler gewährt; in manchen | Wyoming 150,000 Acres umzäuntes Land und 
Gegenden war jolde gar nicht zu ermöglichen. in Jowa einen großen Komplex von Des Moines 
» ®ie Prairie cattle Company in Schottland, | zu 350,000 Doll. Die Ilgalalla LXand- und 
gegründet mit 2—5 Mill. Kapital, gab im erften | Vich-Rompagnie in Nevasta hat 85,000 Stück 
Geſchäftsjahr 1881 bis 19.59, Dividende, nad | Vieh zu 2,250,000 Doll. Werth, der Antheil Swan's 
Bermehrung des Kapitals auf 7,5 Mill. felbft | daran it 750,000 Doll; die legte Gründung bis 
275/,%,, worauf dann das Kapital bis auf 10 |jegt war die Stodyard Comp. in Omaha mit 
Mil. vermehrt wurde und der Kurs der Altien | 20,000 Acres Land, welde befonders dazu bes 
über 200 ftieg. Betrag der Aktie 5 A. In Eng: | ftimmt ift, die Stadt Chicago mit friſchem Rind» 
land und Schottland gab es dann ein vollftän= ſleiſch zu verfehen. 
e3 Gründungsfieber; bis 1883 waren fhon 17) Die große National: Vichzüdter-Koms- 
ſchottiſche und engliſche Geſellſchaften mit 85,520 |pagnie mit 1552 Mitgliedern, weldye 200 Mid. 
ill. Mart Kapital entftanden und felbft die, Do. Kapitel repräfentiren, iſt eine Vereinigung 
höchften Stände mit unter den Gründern ver- ; von Viehzüchtern, Vichhändlern und Landwirthen, 
treten. welche erjt im Jahre 1884 gegründet wurde und 
Ws größter Vichzuchtbetrieb der Welt wird die ; zum Zweck hat, Alles, was zur Hebung der Zucht 
Laurel ran in Naeces County, Teras, genannt; und zur Abwehr nachtheiliger Einwirkungen ges 
fie ift Eigentyum der Land» und Rinderfompagnie ſchehen kann, zu thun. In der Öeneral-Qerjammlung 
und 1881 begründet worden; fie hat 137,652 ba vom 23. bis 28. November 1885 in St. Yowis wurden 
Land, erworben für 1 Mill. Dollar oder 4,250,000 bejonders die Viehſeuchen zum Gegenftand ber 
Mart, jo daß I ha. mit 30,95 Mart gekauft | Berathungen gemacht und jchärfere geicpliche Maß— 
wurde. Eingezäunt mit Zypreſſen-Pfoſten und regeln verlangt (Flolirung, Zödtung, Uuarantäne 
N ift eine Länge von 40 engl. Meilen gegen Maul- und Klauenſeuche u. ſ. w.), die 
oder 64 km. Es giebt Koppeln (Corrals) für Vereinigung mit anderen großen Wiehzüdter- 
je 10,000 Stüd nahe dem —S 10 für Geſellſchaften beſchloſſen, eine Kommiſſion zur Ve— 
je 40,000 Stück und 5 zu 7309 qm zum Ein: arbeitung eines Viehſeuchen-Geſetes ernannt, das 
fangen und Brennen von je 5000 Stid. Im Burcau of Animal Industrie ſcharf getadelt 
Jahr 1885 find 65,000 Stück Rindoich vorhanden | und jchließlih auch die Einigung mit der großen 
aewefen, die Weide reicht aus für 100,000 Stüd., Cattle Growers Association zum Beſchluß er- 
Beredelte Thiere durch Bollblut-Shorthorns, Her: hoben. 
fords, Angus-Stiere gehen zu 4000 Stüf auf: Auch die weiten Ebenen für Vichzucht — 
beſonderer Weide und find zur Verbeſſerung des der Felſengebirge, zuſammen 44°, dus & 
heimiſchen Viehs beitimmt. An Pferden giebt es. der V. Et. ohne Masta, aljo etwa 44,48 Mil. 
8000 Stüd, von welchen die Hälfte Buchtftuten ha, wojelbjt etwa 16 Mill. Std ger 
find, welche mit veredeiten Hengften gepaart werden. ; halten werden mebft vielen Schafen (ein Theil von 
Auf einem Pachtland von 300,000 Acres = Texas, des Indianer Territoriums, der 
121,500 ha gehen weitere 20,000 Ochſen und von Kanſas, Nebrasta, Dakota, Idaho, Wyoming, 
ebenfopiele im Eigenthum der Gejelichaft find Utah, Arizona, Neu-Mexiko, Kolorado, Xheile 
anf gleicher Fläche in den Chirofee-Stripes, jo | von Kalifornien, Oregon und Wajhington und 
daß im Banzen der Betrieb 115,000 Stück Vieh | dag Territorium Wontana), dieſe Ebenen haben 





65 


in den legten Jahren in bedeutenden Mengen Suppen in Gefäßen von 1—2 und 6 Pfund, am 
Tieh zur Ausfuhr geliefert, nachdem der Eijen- ' meiften für Schiffe. Für die Wurſtmacherei wer- 
bahntransport allenthalben .. ift; im Jahre | den tägli 85,000 Pfund verwendet und durch 
184 find 1,025,000 Stüd Rindvieh zu 31%, Maſchinen 53,000 Pfund Wurſtfleiſch — Das 
Til. Dol., pro Stück alſo 30,37 Doll., per Bahn aus verwendet jährlich 700,000 Ztr. Salz, 12,000 
nad) den 3 Hauptplägen für BViehichlächtereien | Ztr. Salpeter, 1500 Faß feinften Rohrzuder und 
und Frleiichveriendung: Kanjas City, St. Louis | 1000 Faß Syrup zum Einpödeln und 80 bis 
rad Chicago verjendet worden, in den legten Jahren | 90,000 t Eis. u 
ober hat man jchon in den Weidediftriften jelbft| Die Thiere werden mit guten Hinterladern er- 
Etoriouen zum Schlachten und zum Xerpaden | ſchoſſen, nicht auf die ſonſt gewöhnliche Art ge- 
des Fleiſches in eigenen Wefrigerator-Waggons ſchlachtet. Das lachten und Abhäuten eines 


Amerika. 


errichtet, wodurd das Fleiſch wieder billiger an | Ochfen wird in 10 
die Seeſtädte geliefert werden fann. 

m Jahre 1884 haben die 3 genannten Städte 
1,570,318 Stüd Binder lebend verichifft und 
1,554,439 Stüd geſchlachtet. 

Das Fleiih- und auch das Getreide-Geſchäft 
mit allen Eigenthümlichleiten und großartigen 
Einribtungen zur Mafjen-Berjendung zeigt 1 
am beiten in Chicago, der Metropolis ber 


Rroirien am Michigan See, bis wohin man num 


jelbft die Seeſchiffe bringen zu können hofft. Die 
erite Handelsnicderlaffung erfolgte dajelbjt im Jahre 
Isu4, das erjie ae Haus wurde im Jahre 
1832 gebaut, im Jahre 1833 der Plag ſchon als Town, 
und 1837 mit nur 4170 Einwohnern als Cith 
erflärt; im Jahre 1870 gab es ſchon 300,000 
Einwohner und troß der großen —— von 
1571 mit 17,500 zerſtörten Häuſern im Jahre 


inuten erledigt; bie eig 
Arbeitstheilung ift eingeführt, jo daß jeder Ar— 
beiter nur einer at obliegt und allent- 
halben herrſcht die grö einlichleit und Ord⸗ 
nung. 

Die Knochen werden zu 10 bis 13 Markt pro 
Ztr., das Blut an die Zuderfabriten zu 5,5 Marf, 
das Schweineblut zu Dünger verlauft und die Ochſen⸗ 
Ihwänze zu Ortail-Suppen mit 64 Pf. berechnet, 

In 20 großen Getreideipeihern Lönnen 14 Mil. 
bslı Getreide gelagert werden, in dem größten 1,6 
Mill., in 3 je 1,5 Mill. u. f. w. 

Es werden Lieferungsicheine auf 20 Tage aus 
gejtellt. 

\ In Eineinnati ift die berühmtefte Schlacht- 
anjtalt für Schweine das Banner Slaughter and 
| Porking packing House, in weldem jedes Schwein 
durch die Hände von 50 Mann geht, bis es jertig 


1850 über !, Million; jet ift die Zahl der DVe- | aufbewahrt oder verpadt ift; die Thiere werden 
wohner jchon über 800,000 und jedenfalls hat ; mittelft einer jchiefen Ebene in die oberften Räume 
die Stadt unter allen Etädten der 2. Et. die gebracht, jo daß die zerlegten Theile leicht ab- 


erößte Zukunft. Die dortigen Union-Stod-Yards, 
welche man als Yentralvichhof bezeichnen kann, 
nehmen eine Fläche von 200 ha ein und haben 
Stallungen für 100,000 Schweine, 25,000 Rinder, 
22,00 Schafe und 1200 Pierde; außerhalb der 
Stadt angelegt, ift Schon eine neue Stadt mit jept an 
10,00U Einwohnern ringsum entitandert Bier giebt 


e# die großartigſten Schlädjtereien, wie fie nur noch 


| wärts bis ihließli in die Kellerräume gelangen. 
Für Schweine von 600 Pfund find 20 Minuten 
vollfommen genügend, um alle erforderlichen Ar- 
beiten zu vollenden. Man rechnet jür die legten 
Jahre bis und über 12 Mill. Schweine jährlich 
als Schlachtwaare. Ueber die Ausfuhr fiche unter 
Handel, 

In den großen Weidediftriften unterjcheidet man 


in Cincinnati zu finden jind, und Stornlager für | das langhornige Steppenvieh und das verebelte 
700,000 Str. Getreide; hier find alle Einrichtungen | Vieh; die jehr lange Sommerweide wird dajelbft 
setrofen, um das Getreide mit den geringjten | für einen Ochſen mit 0,75 bis 1 Doll. (3,14 bis 
Koften möglichſt raſch zu verladen umd zu ver-| 4,25 Mark) berechnet, im Winter ernähren fich 
enden; ebenjo ift für den zrleiichhandel der die Thiere auf den Maisjeldern und erhalten 
Blog der größle Schweine: und Rindvichmarkt der | dazu etwas Heu und Mais, in befiedelteren Gegen: 
Belt geworden. Das Kapital der Schladhthäufer | den muß die Weide fchon mit mindeftens 3—5 
und Berpaftungs-Geichäfte beträgt über 33,5 Mill. | Doll. (12,75 bis 21,25 Marl) umd in den am 
Mor’, der Berth des Geichäftsbetriebes durch- | dichteften bevöllerien Gegenden auch ſchon mit 
cmistlich jährlih 320 Mill. Markt; an 14,000 | bis 8 Doll. = 36,00 Mark berechnet werden. 
Arkeiter mit 13 Mil. Marl Lohn find unaus- Die Viehhändler, weile das Vieh aus ent- 
geiegt für das Verſaudtgeſchäft thätig. fernten Gegenden an bie Eijenbahn bringen, padıten 
Im Jahre 1883 war der Auftrieb 1,878,944 | hier wieder von den Farmern Maisjelder, in welchen 
Ztäd Rindvieh; geichladhtet wurden 912,156 Stüd, | die Thiere ſich fett jreffen follen, jür wenig Geld und 
tür die Stadt und die Borftädte verwendet 250,000 | verladen dann das fette Vich auf den Eijenbahnen, 
Stüd, alio 562,186 Stück theils lebend, theils ge- | deren Waggons gleidy die Gewichte angeben, worauf 
ichladytet als Konferven verjendet. Empjangsicheine ausgeftellt werden, die dann jofort 
Die größte Firma ift jept Armour & Comp. als Zahlmittel verwendbar find. Die Tragfähigteit 
mit einem Gebäudelompler auf 12 ha Wreal; der Waggons iſt durchſchnittlich 26,000 Pfund, 
ehrlich werden 30,000 Rinder, 97,000 Schafe jo daß 450 bsh Mais, 400 bah Gerfte — 400 
und 978,000 Schweine geichladhtet, durchſchnittlich Roggen — 425 Weizen — 1000 Kleie — oder 
T Mil. Büchſen zu '/, bis 14 Pfund Konſerven, 90 Faß Mehl (200 Sad) oder 18 Rinder — 50 
deſonders Corned beef verjendet, jowie 2— 300,000 1 Schweine — 80 Schafe geladen werden fkünnen, 
Thiel'“s Landw Konverſe-Lexilon. SpezalSupplement. hy‘ 


66 


Getreide und andere Waaren, welche deſſen be- 
dürfen, werden oft unterwegs gereinigt und fortirt. 
Die größten Getreidemühlen giebt es jegt in 
Minncapolis mit einer Kapazität von 35 Mill. bsh. 
Die dortigen St. Anthony Fälle des Miſſiſſipp 
find mit 5 Mill. Mark Aufwand fo nutzbar ge- 
macht worden, daß 120,000 Pferdekräfte dadurch 
frei wurden; dieſe werden durch Kanäle und Tur— 
binen zum Betriebe von Sägemühlen (200 Mill. 
Fuß Sretter und Ballen) und von 25 Mahl- 
mühlen mit 3—8 Stockwerk verwendet. Die erfte 
Mühle hatte Waſhburn errichtet, welcher jegt deren | 
3 hat und in 24 Stunden 12,000 Str. Mehl‘ 
liefert. Durch mächtige Elevatoren wird das Ge- | 
treide in ganzen Waggonladungen aus einem Stod: | 
werk in das andere gebracht. | 
(Mittheilungen von van der Wyngaert im 
Verein der deutichen Müller und Mühleninterefienten | 
über die Müllerei-Ausftellung in Chicago a 
Der Milhwirthichaftsbetrieb joll nad 
neneren Angaben 700,000 Menjchen und 1 Mill. | 
Pferde beichäftigen; man rechnet auf 1 Kuh 450 


Sallonen Milch oder 2005 1 ald Durchichnitt und | 33 


zuſammen 6750 Mill. Gallonen oder 30,375 Mill. 1, 
was auf 15 Mill. Kühe jchliegen läßt. Als Er- 
lös für 1 Gallone wird im Durdichnitt 0,12) 
Doll., das ijt für 1 letwa rund 11 Big. gerechnet, | 
jo daß im Ganzen der Mildertrag 810 Mill. 
Doll. oder 3442,5 Mill. Mark wäre. 50°/, davon | 
jollen zum Milchgenuß und 50%, zu Butter und 
Käje verwendet werden; man rechnet 27 Pijund 
Milch auf 1 Pfund Butter und 10 Pfund auf 1 
Pfund Käſe. Bemerkt wird, daß 3 Piund Milch 
den Nahrungswerth von 1 Pfund Rindfleisch haben, 
jo da, wenn man 50%, , tnochenfreies Fleisch rechnet, 
36 Mill. Ochſen von 1300 Pfund erforderlich jein 
müßten, um den Nahrungswerth der Milch zu 


ai | 
ach Mittheilungen des Setretärs der Farmers 
Milk Association von Sujfer County in der 
„New-Morter Handelszeitung“ vom 8. März 1884 
wurden für 15 Mill. Kühe 60 Mill. Acres Yand 
(24,3 Mill. ha) zur Erzeugung des Futters ge: 
rechnet und als Sejammtlapital zum Betrieb 2000 
Mill. Dollars(200 Mil. für Geräthe und Majchinen), 
aljo 8500 Mill. Marf. Für dieje 15 Mill. Kühe , 
und für 1 Mill. zur Milchwirthichaft verwendeter 
Pferde wird als Futter gerechnet: 30 Mill. t 
Heu, 90 Mill. bsh Maismehl, 90 Mill. bsh Hafer: | 
mehl, 275 Mill. bsh Hafer, 2 Mill. bsh Kleie 
und 30 Mill. bsh Mais, zuſammen ohne Ab— 
fälle aus Brauereien u. ſ. w. 400 Mill. Doll. | 
oder 1700 Mill. Mark, jür 1Kuh demnach 113,33 
Mark, das ift pro Tag etwas über 31 “Pig. 
Man kann mit den fehlenden Futtermitteln die 
Zagesration auf etwa 35 Pig. annehmen 
ein Betrag, mit welchem im deutichen Reich aller 
dings nirgends eine Kuh erhalten wird. 
ieſe Berechnungen bedürfen aber in vielfachen 
Beziehungen der Korreltur. 
Der Milchertrag, welhen Semler jogar zu 
2200 1 per Kuh angiebt, Andere aber nur zu 
1471 1, iſt entichteden viel zu hoch angenommen, 





Amerika. 


wenn er auf den ganzen Viehſtand ſich beziehem 
ſoll. Für das Königreich Sachſen berechnete dei 
Gen.-Sefretär Langsdorffnur 16801, für Defter- 
reich diefjeits das faif. Aderbauminifterium nicht 
ganz 1000 1 pro e. Daß die Amerikaner ſich 
außerordentlich viel Mühe gegeben haben, ihren 
Viehſtand zu veredeln, ift bekannt, daß fie jchon 
jegt einige Hunderttaufend Stüd Shorthorns und 
im Verhältniß echte Holländer, Schweizer- und 
andere gute Milchkühe haben, aud), daß nad) Ber- 
hältniß Halbblut da fein muß, ijt jelbitverjtänd- 
lich, aber aud), daß es noch Millionen von Steppen- 
vich giebt, bei welchem der Milchertrag nur gering 
jein fann. Es wurde angegeben: dab der große 
Weidediftrift bis zu 16 Mill. Stüd Rindvich Hat; 
dab dieje größtentheils® noch aus unveredeltem 
Vieh bejtehen, iſt flar; für diefe 16 Mill. Stüd 
find mindejtens 6-7 Mill. Kühe zu rechnen, alfo 
allein jchon fast die Hälfte des ganzen Bejtandes. 

In der offiziellen Statijtit werden im Ganzen 
43,5 Mill. Stüd Rindvich mit nicht ganz 14 Mill. 
Kühen für 1885 angegeben, das jind demnad) etwa 
32 Kühe, während nad) der neuejten Zählung 
das Deutiche Reich 570/, ſeines Rindvichbeitandes 
an Küben hat; nimmt man nur 32%, an, jo 
fommen auf die großen Viehzuchts-Ebenen doch 
Ihon 5,12 Mill. Kühe, über '/, des Beftandes, 
wenn man diefen für 1886 mit 15 Mill. Stüd 
annchmen will und dieſes Dritttheil fann nur 
wenig Milch, faum 1000 1 pro Kopf geben. 

Der Ertrag von 2000 1 und darüber als Durche 
ſchnittsſatz könnte höchftens für die milchenden Küh— 
bei uns richtig jein, für die V. St. aber aud für 
dieje nicht; nimmt man den Satz aber für 
die milchenden Kühe an, jo wären dafür 80%, zu 


‚rechnen, aljo 12 Mill. Kühe und als Gejammt- 


erträge 12 Mill. X 20001 = 24,000 Mill. 1. 
Aus anderweitigen Mittheilungen geht hervor, 

daß man in den 8. St. auf den Kopf als Mild- 

genuß 120 1 rechnet, ferner 18 kg Butter und 


'10 kg Käſe; bei einer Bevölkerung von jebt 55 


Mill. Köpfen müßten demnadh 55 Mill. X 120 = 
6600 Mil. 1 Milh zum direlten Genuß ee 
rechnet werden, d. i. wenn die amerilaniiche An- 


gabe über die Milhmenge — 30,375 Mill. 1 — 


ridhtig wäre, nur etwas über 21%, des Er- 
trags, mit der Annahme von 24,000 Will. 1 
nur 27,5%, des Ertrags und nicht 50%, wie an« 
gegeben wurde. 

Daß in den V. St. die Butter- und Käfefabri- 
fation ſehr volltommen betrieben werden, wurde 
bereit3 hervorgehoben; man kann die höchſte Aus— 
beute annehmen und der Rechnung von 77 kg 
oder 1 Milch zu 1 kg Butter getroit folgen. 
Es haben alsdann zum Butterverbraudy nothwendig 
55 Mill. Menichen 55 Mill. X 18 = 9W Mill. k 


‚ Butter und zu diefer 990 Mill. X 27 = 26,730 


Milch; mit der Milch zum direkten Genuß find 
ihon 33,330 Mill. 1 zu rechnen, eine Menge, 
welche die Kühe jelbit mit der amerilaniichen An: 
nahıne des Ertrags nicht liefern können. Da über 
Ziegenhaltung gar nichts gejagt wird und audı 
nicht von Melkichafen die Rede iſt, jo kann nur 


Amerika. 


angenommen werben, dab in jchr bedeutendem 
Grade Kunftbutter verwendet wird oder geringere 
Berbrauchsmengen anzunehmen find. Es liegt 
auch die Angabe von 15 kg Butter vor, das iſt 
55 Mill. X 15 = 825 Mill. kg X 27 = 22,275 
Bill. 1 + 6600 = 28,375 Mill. 1 zufammen, eine 
Siffer, mit welcher man der Wahrheit ſchon näher 
fommt. Nach der Handelsjtatiftif find aber in den 
legten Jahren 21 Mill. engl. Pfund = 9,66 Mill. kg 
Butter ausgeführt werden, und ijt für die Aus— 
fuhr von Käſen mindejtens 56 Mill. kg anzunehmen. 

Redinet man rund 10 Mill. kg Butter, jo be⸗ 
deuten dieje 270 Mil. 1 Mil und 56 Mill. Käſe 
zu 10 kg oder 1 Wild, aljo 560 Mitt. 1 Milch, 
jo daß zujammen für die Ausfuhr an Mollerei— 
erzengnifien 830 Mill. 1 Milch zu rechnen find, 
— nad der amerikanischen Annahme von 30,375 
Mil. 1 Milchertrag etwas über 2,7%, des Milch- 
ertrages, mit der Annahme von nur 24,000 Mill. 1 
nicht ganz 3,5%, Bor einigen Jahren, als die 
Butterausfuhr noch über 40 Mill. engl. Pfund 
war, wurde aud) angegeben, daß die Ausfuhr 3,5%, 
der Milcherzeugung bedeute. 


In Deutichland hat man mit großer Bejorgniß ſich 


‚auf den Wolfereibetrieb in Amerika verwieſen; je 
mehr die Bevölkerung dort wächſt, um jo weniger 
fann, wenn der Rüdgang in der Wohlhabenheit 
nicht bedeutende Fortichritte macht, die Ausfuhr 
von Molfereierzeugnifien bedrohlich werden; jchon 
* muß in großer Menge Kunſtbutter zur Aus— 
bilfe im Lande ſelbſt dienen und ſolche wird auch 
in faſt der doppelten Menge der Kuhbutter aus- 
geführt: gegen Kunftbutter fanın man ſich aber ſchützen 
und iſt ſchon der Schuß durch die neue Gejcp- 
gebung eingetreten. 

Auch bezüglich der als ganz ungewöhnlich be- 
chneten Bermehrung der Kuhzahl find die Be— 
rguiſſe nicht gerechtfertigt. Bei 15 Mill. Kühen 

find im beften Falle mit Rüdjicht auf Sterbefälle 
und Steppenvieh 10,5 Mill. Kälber zu erwarten; 

1,835 Mill. Stüd Rindvich gehen verloren, müfjen 
aljo ergänzt werben, und da bei Kälbern mehr 
Sterbefälle vorlommen, jo kann man dafür auch 
2 Mill. annehmen; die Kühe werden dort nicht jo 
lange wie bei uns gehalten, fo daß man mit 6 

ven Nußungszeit wohl zutreffend rechnet, der 

E muB demnach jährlich 2,5 Mill. Stück ſein, 
mit dem Erſatz für Sterbefälle 4,5 Mill. Stück; 

es bleiben demnach noch 6,2 Mill. Kälber übrig; 


da man die Geſchlechter halb und Halb annehmen 


fann, jo iſt aber zu rechnen 5,25 Mill. weibliche 
Kälber, Antheil an Sterbefällen 1 Mill., bleibt 
4,25, Erſatz für abgehende Kühe 2,5 bleibt 1,75 
Mil. Stüäd. Da davon ein Theil nicht als Zucht- 


67 


diretten Milchgenuß 120 Mill. 1 Milch mehr noth- 
wendig, für nur 15 kg Butter, aljo noch 15 X 27 
— 435 Mill. |, zujammen ſchon 555 Weil. 1 
Milch, mit der für 10 kg Käſe pro Kopf, zum 
Theil bei der Buttergewinnung gewonnen, viel- 
leiht 600 Mill. 1, jo daß aljo für die Steigerung 
der Ausfuhr nur wenig übrig bleibt, oder Kunft- 
butter (Buttyrin, halb Schmalz, halb Butter, und 
Suin, mit mehr Schmalz) und Dleomargarin-Käje 
— imitation cheese — lard cheese, Kunſtfett— 
täſe — den Ausfall deden müffen. In New-York 
jollen 40 bis 60%, der auf den Markt gebrachten 
100 Mill. Bund Butter Runftfabrifat jein. Ob 
ferner mit dem Jahre 1886 wirklich ſchon 15 Mil. 
Milchkühe gerechnet werden können, iſt fraglich, 
da die miniſterielle Angabe nur 14,3 Million er— 
wähnt (0,3 Mill. mehr gegen das Vorjahr). Die 
von Privaten, Bereinen und Gejellichaften ge- 
nebenen Zahlen aus und über die B. St. von 
N.-N. bedürfen ftets der jorgfamften Prüfung. Der 
deutiche Landwirth joll die Berhältniffe dort mit 
volliter Aufmerfiamkeit verfolgen, auf den Kon- 
furrenztampf gefaßt und dafür gerüſtet jein, er joll 
ich aber nicht durch übertriebene Darjtellungen 
täuschen und ängjtigen laffen. Eine nicht unbe- 
trächtlihe Anzahl von Schriftitellern und Rednern 
in Berjammlungen gefällt jidy darin, über Amerifa 
die übertriebenften Angaben in Umlauf zu bringen. 

Dazu gehören auch die Preisangaben; daß in 
einem Staatsgebiet von der Größe und den Ber- 
hältnijjen der B. St. weite Gebiete vorfommen, 
in welchen Getreide und Vieh weit billiger wie in 
Europa zu erzeugen find, unterliegt feinen Zweifel, 
‚der Händler verlauft aber darum hier nicht billiger 
als er muß und in den letzten Jahren war oft 
‚der Weizenpreis in den Sechäbten feich oder jehr 
nahe dem Preis auf den deutſchen Hauptmärften; 
Butter wird in New-York und in anderen Städten 
ſelbſt höher als in Deutichland bezahlt, allerdings 
nur ſolche bejter Qualität und zwar mit über 
3 Mark pro kg und auch die Milch koſtet in man- 
chen Stadtbezirten jchon über 30 Pig. pro 1, wäh- 
rend für das Land als nicdrigjter Preis 7 Pig. 
angegeben wird, Preisverhältniffe wie wir fie aud) 
haben. Aus den Stadtbezirken dort wird darüber 
geflagt, daß gutes frisches Fleiſch zu thener ger 
worden fei und aus einzelnen Gegenden lautete 
die Berichte dahin, daß ſelbſt die Heineren armer 
nur noch einmal wöchentlich Fleisch eſſen können. 

Direktor Lohren gab auf dem Kongreß der 
Landwirthe 1881 an, dat nach Angabe des Groß— 
bändfers Eaftmann in New-York 1 Pfund Lebend- 
gewicht Ochſe im Durchſchnitt 36 Pig. koſte, und 
in derjelben Nede, daß das Pfund beites Rind— 


vieh einjchlägt und ein Theil der Schlahtbant über- | fleisch im derfelben Stadt nur 34 Pig. fofte. Der 
wieſen werden muß, jo kann unmöglich eine Jahres- : Preis von 36 Pig. für ein engliih Pfund ent- 
vermehrung von über 1 Mill. Kühe ftattfinden; ; fpricht dem von fat 40 Pig. für das halbe kg und 
die Statiftif giebt auch die Steigerungen in den der von 34 Pig. dem von etwas über 37 Pfa. für 
legten Jahren hoch gerechnet nur mit durchſchnitt⸗ "/, kg, Preiſe, welche für uns nichts VBedenfliches 
lid 409,000 Stück an; dieſe find Dee ‚haben fünnten, da die Fracht noch dazu kommen 
mit etwa hoch gerechnet 650 Mill. | Milh. Der muß. Im keinem Fall aber entiprechen fich Die 
Bevöfterungszumachs iſt jährlich in der legten Zeit , Säpe 40 Pig. für !. kg Lebendgewicht und 37 Pig. 
über 1 Mill. Köpfe, bei nur 1 Mill. find fir für ', kg beftes Rindfleiich. 
5* 


68 


Die weitere Angabe, —— —— 
Dacota und in ähnlichen ieten die An 
Ochſen nur 40 Mark kofte, ift ebenfalls nicht richtig; 
es liegen darüber genauere Berechnungen von | 
Engelbredt i. d. o. erwähnten Artikeln vor. 
Gerechnet wird für dort ala Preis für das engl. 
Pfund Magervieh — als Lebendgewicht — 3,5 Cts. 
für den Ochſen pro 1000 Bund (460,75 ke) 
alio 35 Doll., d. i. 148,75 Mark und fir 1000 | 
Pfund 3.-Gew. oder 500 kg demnach 161,45 Marl, | 








Nebrasta, | 
zucht eines | 


Amerika. 


verſchiedenen Preisſätze kennen zu lernen; dieſe ſind 
für weite Striche in den V. St. dieſelben; die bei 
den Ochſen erzielten Zunahmen mit den verſchiedenen 
Fütterungen, durchſchnittlich 2,02 engliſche Pfund 
und ſchwankend von 1,25 bis 2,70 Pfund — 0,57 
bis 1,24 kg, lönnen nicht als bejonders günftige 
bezeichnet werden. Nach den Angaben ftellte fich 
1 Pfund Gewichtszunahme bei (Fütterung auf per= 
manenter Weide mit Zunahme täglid) von 2,05 Pfſd. 
— auf 8, 5 Pig. Reichsgeld, 


pro Zollpfund 16,145, pro KB 38,29 Pig. mit Heu und Zunahme 
Als Majftfutter werden 70 beh Mais zu 0,25 Doll., | von 1,25 Pb. auf 21,25 Pig- 
ufammen 17,5 Doll. genannt, jo daß der ganze) „ Mais, Erbien, Hafer 
je von 460,75 kg in fettem Buftand zu 52,5| Gerſte, Heu und Kleie 2,25 „ „ 36,12 „ 
Doll. ſich ftellt. Die Zunahme wird mit 3 bis „ gelodhtem Heu, Wur- 
400 Pfund — 140 bis 184 kg — angegeben; |) zeln, Kleie und rohem 
100 Pfund Lebendgewicht FFettvich zu 4 Doll.) Korn 1,80 „ „38,25 „ 
macht bei 1333 Pfund durchichnittlic 53,32 Doll. „ Heu, Wurzeln, Kleie 
oder für 100 kg 36,4 Mark. Der Gewinn für ohne Korn 20 „ „ 38,25 „ 
den Mäfter wäre aljo an Ort und Stelle 0,82 Doll. | „ ungelodhtem Heu, 
oder 3,68 Mark, ein Gewinn, mit welchem ſich Wurzeln, Kleie und 
une Landwirthe nicht zufrieden geben. | orn 260 „ „ 40,37 „ 
Fit Steppenochſen wird der Anfauf zu 2,5 Ets.| „ Hafer, Heu, Wurzeln 
pro Pfund und das Maftfutter zu 100 bsh Mais und Kleie 1,64 „ „ 42,50 „ 
gerechnet, zufammen an Koften 50 Doll., aljo etwas | „, NRunfeln, Heu und 
weniger; für gute Jowaochſen ift das Futtergeld Mijchgetreide 238 „ „ 44,62 „ 
beim Preis von 12,5 bis 75 Ets. für 1 bsh Mais) „ Rurnips,Heu,Meng- 
(die Grenzen, in welchen fi) die Preiſe bewegen) forn 230 „ „ 44,62 „ 
8,75 bis 52,5 Doll, für Steppenochſen 13,75 bis ,„ geichnittenem Heu, 
82,5 Doll. Es kann alfo koſten je nach dem Preis Wurzeln, Kleie, Kom 2,10 „ „ 38,25 „ 
für den Mais der fette Ochje von durchſchnittlich „Korn, Oelkuchen, Heu, 
1333 Pfund (oder 622 kg) von veredeltem Jowa— Wurzeln, Kleie 2,00 „ „ 4887 „ 
vieh 43,75 bis 87,5 Doll. = 181,94 bis 371,87) „ Korn, Heu, Wurzeln, 
Mark, der Steppenochſe 38,75 bis 107,5 Doll. = Kleie und Thonley's 
164,69 bis 456,87 Mart, d. h., je theurer der Mais Krajtfutter 240 „ „ 499 „ 
ift, um jo weniger kann das Steppenvich für die) „ Heu, Wurzeln, Kleie 
Konkurrenz in Betracht fommen. Zu diefer Preis- und ſchwarzer Gerſte 2,02 „ „ 51,00 „ 
höhe fommt noch der Sak für Transport und| „ Heu, Wurzeln, Kleie 
wird jchliehlich die Rechnung für den hödhften und gewöhnt. Gerfte 2,02 „ „ 51,00 „ 
Maispreis wie folgt aufgeftellt: | „Reismehl, Heu und 
Jowa⸗ Ochſe Siebper ochſt. Menglorn 1,80 „ „ 51,00 „ 
Kaufpreis 35 Doll, 25 Doll. „»  Buderrüben,Heuund 
Transport 3° „ Dom Menglorn 2,70 „ „ 52,06 „ 
Maftfutter 52,5 En 7. „ Heu, Wurzeln, leie 
122,5 Doll. =: 132,5 Doll. = und beſchädigtem Wei- 
520,6 Marl, 683,12 Marf. zen zu 06D.probsh 2,00 „ „ 5312 „ 
Der Durchſchnitt aus beiden Anjägen ift 601,86 | „ wugejchnittnem Heu, 
Mark, alſo für 100 kg 96,76 Mart oder für 1 kg Wurzeln, Kleie und 
0,9676 Mark; bei dem billigiten Preis für den Korn 1,16 „ „ 5950 „ 
Mais ift im erften Falle 43,77 Doll. = 186,02 | Die Koften für 1 Pfund Zunahme ſchwankten 


Mark, im zweiten 62,5 Dol. 265,6 Mark 
weniger zu rechnen und ftellt fich alio der Jowa— 
Ochſe er 334,58 und der Steppenochſe auf 417,52 
Mark; durchichnittlich ift das 376,05 Mark oder 





demnach zwiichen 8,5 Pig. auf der Weide und 
21,25 Big. bis 59,50 Pig. bei Fütterungen ohne 
Weide je nah Art und Futtermittel; I kg wurde 
aljo auf der Weide zu 18,5 Pig. erzeugt und 


pro kg 60,46 Pfg. ſonſt je nah Futter zu 0,455 bis 1,206 Marf, 

Ueber die Koften der Fütterung mit verjchie- rund 19—46— 121 Pig. Der Durchſchnitt 
denen Futtermitteln liegen ausder Ontario-Berjuchs- von 46 und 121 ift 83,5 Pfg., die Ernährung auf 
Farm in Canada die Ergebniffe neunjähriger Verſuche der Weide demnach 4—5 mal billiger wie die im 
vor, über welche Brof. Brown Mittheilungen ver- Durchſchnitt mit anderer Fütterung, jo daß es fich 
öffentlichte ; defien Bemerkung, daß wahrscheinlich noch recht gut begreift, daß die amerifanischen armer, 
niemals ähnliche Verſuche irgendwo angeftellt worden  WVichhändler und Vichzüchter es in der Negel vor- 
jeien, beeinträchtigt Das Intereſſe an den Ergebniffen : ziehen, das Vich nur auf der Weide fich das Futter 
nicht, da dieſes ſich nur darauf richten fann, die, * finden zu laſſen. Die Tageszunahme von faſt 


Amerifa. 


1 kg (0,92) pro Tag und Kopf auf der Weide 
ſpricht für gutes Weideland, da auch bei ung in 
der Regel nicht viel mehr gerechnet wird; troßdem 
iſt dort der Preis des Weidelandes jo niedrig, dab | 
fh die Zunahme von 1 kg auf der Weide nur 
zu 18,5 Big. rd die zulegt angegebene Ration, 
mit welcher 1 kg Zunahme jhon faſt 60 Pig. 
koftet, ſpricht a dafür, daß die Preife des Le— 
bendgewichts Ochſen nicht jo billig, wie von Einigen 
angegeben wird, jein können. 

Nah Engelbrecht konnte in den angeführten 
Segenden der B. St. 1 kgvon jetten Ochſen am Ber- 
werthungsplag (Seejtädte) zu rund 61 bi 97 Pig. | 
geliefert werden; zieht man aus deſſen Zahlen 
den Durchſchnitt, jo erhält man 79 Pfg., aljo ein 
Bollpfund für nicht ganz 40 Pig. Für den euro- 
päiihen Markt fommt dazu nod der Seetransport 
mit Berjicherung u. ſ. w 

Aus dem Jahre 1835 wurden von den Seejtädten 
als Breife von 1 engl. Pfund angegeben: von Sped 
und Schinken 9,3 Ets. Schmalz 8,0 Et3., Bötel- 
fleiſch 7,2 Ets, d. i. für 1 
653 Pig, aus Chicago im Verhältniß zu New: 
Dort der Preis für frisches Ochſenfleiſch gleich 

"10:14, für Bötelfleiih aber gleich 55 : 70, und 
zwar aus dem runde, weil die Bahngejellichaften, 
um die lebende Fracht zu echalten, die Pretje be- 
deutend ermäßigt hatten, für die Fäffer Pökelfleiſch 
aber nicht, und außerdem in New-VYork der De- 
tailgandel einen Aufſchlag Hierfür bewirkte. Die 
Preiſe für Ochfenfleiih in New-York find demnad) 
etwa 19 Ets., für Pökelſleiſch die Hälfte, d. i. für 
1 kg 129 Bio. und 64,5 Pig. 

Die überaus niedrigen Angaben find einfach un- 
richtig, denn jelbft für 1881 und 1882 waren die 
Breiſe für ein engliiches Pfund Sped oder Schinten 
82 und 10 6t3., für Schmalz 9,3 und 11,6 Ets., | 
für Pötelfleifh 9,0 und 10,9 Ets., im New- -Yort | 
für frifches Ochienfleiich und für Poͤlelfleiſch 
ebenfalls 14 und 7 Ets. Der Durdhichnitts: 
preis für frijches Ochlenfleiih und fir Pötelfleiich 
von den Jahren 1878 bis 1852 war für Chicago 
11,5 und 6,0 Et3. und für New VYork jogar 18,0 | 
und 12,5 Ets. (zu 4,25 Pig.), jo — aus 
dem Ganzen ergiebt, daß an den Hauptverſandt⸗ 
plägen ſchon recht anjehnlidhe Preile für Fleiſch— 
waaren allmählich ſich gebildet hatten. Bon 1853 
zu 1885 haben fich die meiften RER 
abwärts bewegt, die für frifches Fleiſch, Eier, 
Butter, Käſe und dergl. Waaren aber aufwärts; 
die Marimalpreife fallen meiftens in die früheren 
Jahre; für 1885 find ald Durchſchnittspreiſe noch 
notirt: Butter 0,168, Käſe 0,093, Eier 1 Dutzend 
0,215, Zuder 0,064, Tabat in Blättern 0,099 Doll. | 
per Pfund, und Butter 1,55, Käſe 0,85 Mark 
pro kg, Eier 7,6 Pig. pro Stüd, Zuder nicht ganz 
60 und Tabat 91 Pig. prokg. Für Käfe wurden 
auch 42 bis 48 Pfg. pro Pfund, aljo durdichn. 
45 Pi., d. i. etwas über 97 Big. pro kg angegeben, 
aus Genoſſenſchafts-Käſereien felbit für Prima 
Baare pro Piund 95 bis 110 Pig., pro kg alio 
durhichnittlich 2,71 Marl. 

Für gewöhnliche Pilüge zahlte man 14 bis 16 




















g tat 86 — 75 und | 
e 


69 


Doll., 59,3 bis 68 Mark, für beſte bis 50 Doll. 
oder 212,5 Mar. 

Bezüglich, der Lohnverhältniſſe wird an— 
gegeben, daß in den reinen A —— 7797, 
der Arbeiter in Farmen befchäftigt ind und daß 
der durchſchnittliche Lohn ad 160 Doll. oder 
680 Mark ift, in den Induſtrieſtaaten aber nur 
18 /, der Arbeiter in ben armen ee find und 
der Lohnſatz im Durchichnitt 457 Doll. oder 

1942 Mark ift; bei fait ausſchließlichem landw. 
Betrieb ift der Lohn demnach etwa 35 /, des Lohnes 
in den Jnduftriebezirten. Nach der Denkichrift 
über die Lage der Ländlichen Arbeiter im deutichen 
Reid) war das Einkommen der Tagelöhner ohne 
Grundbefig zwiihen 435,5 und 942,9 Marl, der 
Lohn in den überwiegend lanbwietgicjaftlichen Be- 
zirken aljo faſt 46 /, von dem Lohne in der Nähe 
der Städte und der Berdienft hier noch nicht halb 
jo groß mie in den ®. St., auf dem Lande aber 
faft 64 /, von dem in den V. St. 

Für dieje fommen aber jelbjtverftändfich auch meit 
niedrigere und höhere Lohnſätze vor, für Kali- 
fornien wird 3.8. ein Tagesverdienft von 2,5 Doll, 
aljo 10,62 Marf angegeben und für andere Gegen: 
den unter dem Drud der ON Lage in 
der legten Zeit nur Y/, Doll., d. i. 2,12 M., ein 
Berdienft, welcher in — — Koften des 
Lebensunterhalts jchlechter als der in Deutichland 
genannt werden muß. In den Milchmwirthichaften 
rechnet man für Mägde als Lohn monatlich 53 
bis 67 Marl, für Knechte 84 Mark, im Jahr alio 
im Durchichnitt für Mägde 760 und für Knechte 
1008 Mark Lohn, Säge, gegen welche die in 
Deutichland allerdings ni t heranfommen ; höchitens 
in unjeren ſtädtiſchen Milchwirthichaften werde, aber 
ohne Kojt, bis über und an 1000 Mark für Bieh- 
wärter gezahlt. Im Bezirk New-VYork zahlt man 
aufdortigen —— — für die Verſorgung der 
Städte und in Wirthichaften mit viel Obſt- und 
Semüjebau aud pro Tag nebft Koft und Wohnung 
2,25 bis 3,36 Marl. 

Ueber die Zunahme der Großbetriebe 
mit der Tendenz der Befiger, nur volllommenen 
Raubbau betreiben zu laffen, wird von verjchiedenen 
Berichteritattern geflagt. 

dr. Rapp („Bollsw. Zeitfragen“, Heft 13, 
1850) theilt mit, dab in Kanjas, Minnejota umd 
Dakota Farmen von 20,000 Acres ſchon nicht 
mehr jelten waren und da alle Betriebe der Art 
an Eijenbahnen oder Flußverbindung gut ange» 
legt wurden. Die Grandin Farm am Red River 
at 40,000 Acres und eine Flußfront von 4 engl. 

teilen (6,4 km), die Mayville Farm 30,000 
Acres, zwilchen Fargo und Bismard an der 
Northern Bacific Bahn fieht man oft Weizenjelder 
von 15,54 km Länge und 10,36km Tiefe an beiden 
Seiten der Bahn. Die großen armen in Kalifornien 
haben 10,000 bis 20,000 und mehr Acres und werden 
durch gemietheteMerilaner undEhinejenbewirtichaftet. 
Inden alten Staaten fommen 50 Ucres bebautes Land 
auf 1 Familie, in diejen Gebieten auf Tauſende 
gar keine Familien, weil die Arbeiter nur für die 
Beitell- und Erntezeit gemiethet werben und nur 


— 


70 Amerika. 


männliche Arbeiter beſchäftigt find; die große angebaut. Bon Gebäulichkeiten giebt cs nur Holz— 
Grandin Farm, auf welcher 5300 Acres mit Weizen | häufer für die Beamten, Barraden für die Ar- 
beftelit werden, hat 150 Mann Arbeiter zur Caat- , beiter und ein paar leichter Schuppen und Ställe 
und 250 Mann zur Erntezeit, vom 1. November | für befferes Vieh. Die Maulthiere bleiben im 
bis 1. April verrichten 10 Mann (ohne Frauen Freien. Die Gejammtkoften des Anbaues jollen 
und Kinder) die ganzen erforderlichen Arbeiten | nach dem Bericht der engliihen Kommifjäre 
für Aufficht u. ſ. w. Die meifte Arbeit wird durh | Semwell und Pell pro Ucre im erjten Jahre 
Maſchinen beforgt und aud die Zugthiere werden | mit dem Aufbrechen der Prairie 8 Doll, in ven 
zur Bejtellzeit gekauft und nad der Ernte wieder | folgenden Jahren 6 Doll. fein, die gefammten Koſten 
verfauft. Die Großbetriche haben nur die noth- der Anlage I Doll. (gefammte Abgaben und Steuern 
wendigiten Gebäude und jelbjt die Majchinen bleiben | 0,1 Doll.); als Durchſchnitts-Ertrag werden 20 bsh 
unter Strohbededung im Winter im Freien; das | Weizen angegeben, alsy Selbitloften für 100 kg 
ganze Syſtem ift nur darauf beredjnet, möglichit | 5,2 Mark. Berjendet wird der Weizen von der 
wenig Geld auszugeben und möglichſt viel Rein- Eijenbahnftation Cafjelton nad) dem oberen See 
gewinn zu erzielen. zu 2,30 Mark pro 100 kg, hier wird er durch 
Seit 1881 find die Zuftände noch ſchlimmer Elevatoren aufgenommen, gereinigt und verladen 
durch die Schon erwähnten Gejellichaften geworden; | mit 0,24 Mark pro 100 kg und von da bis 
für die von dieſen betriebene Wirthichaft ift die | New-York * die Fracht 1,6 Mark bis 1,8 
Caſſelton Farm unter Leitung von Wer. Dliver | Mark, fo dab der Weizen nad) New-York mit 
Dalrymple in Dakota am Quellengebiet des Med | durchichnittlich 9,44 Mark Koften geliefert werden 
Niver harakteriftiih. Beichreibungen darüber ſind kann. Hier fojtet das Umladen, die Provifion, 
mehrfach geliefert worden, bejonders von den Kom⸗ | die Verficherung u. j. w. pro bsh 4 Ets. umd bie 
mifjären, „welde die europäiſchen Regierungen | Seefracht 18 Ets., zujammen jür 100 kg 3,36 
entiendet Hatten, von dem Delegirten des Bereins | Marf, jo daß als Geſammtkoſten bis London 12,8 
der Müller und Mühlenintereffenten, van der Wyn- | Mark zu rechnen find. 
gaert, und von Andern. i In Kalifornien giebt es Farmer mit Weizen— 
Die Gejellichaft hatte die Bewirthichaftung des | feldern von 20 bis 30 km Länge und mit Tele- 
Kompleres von 30,345 ha an Mr. Dalrympfe, | phon-Einrihtungen, um die Bejchle auf das Feld 
welcher jelbft dreimal verunglüdt war, unter den | geben zu fünnen. armen bis zu 60,000 Acres 
glänzendften Bedingungen übertragen; in 3 Jahren And hier nicht felten (24,300 ha). Man pflügt 
war er jhon Kompagnon. Der Weizenertrag ift | mit Sjcharigen Pilügen, gezogen von 3 Maultbieren, 
über /, Mill. bsh, der Preis war nie unter 3, Doll. jäet mit Breitfäemafchinen zu 6,075 m Saatftreifen 
jür den bsh und der Reinertrag wurde von ihm | und daran befindlidyen Grubbern, gezogen von 6 
jelbit zu 250,000 Doll. oder 1,062,500 Mark ange: | Maulthieren, und mäht mit Majchinen zu 3,65 bis 
geben; in 3 Jahren waren die Koften gededt. | 8,54 m Schnittfläche, in 10 ftündiger Arbeit 12,15 
Auch hier werden die Arbeiter nur von Frühjahr | bi8 24,3 ha., fombinirt mit Drejchmajchinen und 
bis Herbit angeworben. gezogen von 12 bis 28 a der Ausdruſch 
Die dortige Brairie bat guten fruchtbaren Boden; |ıft 2000 bsh oder 600 hl. Für die Dreſch— 
im Winter jteigt die Kälte oft bis 30! R., jodah nur | majchinen wird auch Dampf verwendet und ge- 
Sommerweizen gebaut wird; das geichieht im |nügen dann für die fombinirte Majchine 14 Maul» 
Schlägen zu 5000 Acres. Gepflügt wird mit |thiere, welche dort allenthalben die ſchwerſten 
Maulthieren, zu 4 vor einem Doppelpflug, das Tage: | Arbeiten verrichten müfjen. Sie werden in Et. 
werk iſt ein Strid hinauf und hinunter; zum Stürzen | Louis mit 1050 bis 1260 Marf gelauft und 
gchen bis 48 Pflüge hintereinander, begleitet von Jn- | koften nocd bis 120 Mark für Transport umd 
ivektoren, Feldſchmieden und Schlofjern; geerntet wird | Spefen, loco aljo 1170 bis 1380 Mark. Der Tage- 
mit Mähmaichinen, welche zugleich die Garben (mit |lohn ift hier 10 Markt; auf der großen Farm in 
Bindfaden)binden,gedrojhenm.Majchinenz.1000bsh | Dakota I Doll. = 4,25 Mark pro Tag nebit 
Förderung pro Tag; von diejen kommt das Ge- | (reichlicher) Koft und Baradenlager. Auf Farmen 
treide direlt zur Bahn. Die Beitellung erfolgt | bis zu 6500 ha werden in Kalifornien 300 Maul- 
von April bis Juni auf frischem Ader, die Brairie | thiere und 6000 Schafe gehalten. 
wird im Juni bis Muguft geftürzt; außer Weizen) Engelbredt i. d. a. Auffägen berechnet die 
und etwas Gerfte werden nur noch zur Unter: | Erfolge beim Aderbau im Bergleih mit England 
haltung der Menſchen und der Thiere Pflanzen | wie folgt: 





j 


— — — — — — — — — — — — — — 


1 bsh Robertran 
pro Ücre 


MWeiien 
am Rande der Kultur 0,75 Doll., 9,0 Doll. Reinertrag = 0,0 (Ernte 12bsh — 750 kg pro ha) 
(bei nur 10 bsh fjchon Berluft,) 


in Jowa Siour Eity 085 „ 102 „ 1,2 (bei 10 bsh auch Berkuft.) 
in Chicago 128: :,. 186 -; 3,6 (Reinertrag nur 1,5 Doll.) 
in New-Port 1,20 „ 144 „ 54 * —0 4 
in England 130 „ 1536 „ 6,6 ( = 40 , 


Amerifo, 


Koh Fee find die Koften für 100 kg Weizen 


im Wejten als Erzeugungstoften 
Fracht zum Binnenhafen, 

zum Ecchafen ; 
Berjicherung, Kommiſſion u. |. w. 0,44 
Elevatoren 0,44 


’ 


11,94 Maxt, in Liverpool 


Fracht nach Liverpool 1,54 


0,40 


8,00 Mark, im ſchlimmſten Fall 
2,00 


13,02 Marf. 


„Fracht u. ſ. m. bis Chicago 3,10 „ 
„ bis New⸗PYork 242 „ 
„ bis Liverpool 224 
„  Speien in Amerita, 042 

0,98 -, 


* 


22,18 Mart. 


” 


13,88 Mart. 


Auslaten u. ſ. w. 

Zermöge der Rührigfeit der Granger Aſſociation 
und der neueren Berbeflerungen im Berladen u. ſ. w. 
des Getreides find die Koften für 100 kg Weizen 
son Ehicago nad; Liverpool von 10,2 Mark im 
Jahr 1865 auf 4,6 Mark im Jahr 1881 herunter: 

ebradit worden und mit Hilfe der Rn 
zerbeſſerungen und der Kanalbauten, durd welche 
die Seeſchiffe bis nach Chicago und Dulat kommen 
töonnen, hofft man die Frachtloften bis auf 4 Mark 
and vielleicht noch darunter bringen zu können. 

Dieſe FFortichritte find es, welde in Deutichland 
Bicle veranlaßt haben, zu glauben, dab in Zu— 
unit mit dem amerikaniſchen Farmern überhaupt 


nicht mehr fonkurrirt werden fünne; das Jahr | 


1885 hat gezeigt, daß in Folge ſchlechter Ernten 
de Ausfuhr außerordentlich zurüdgegangen war. 
Tie Ernte von 1884 foll die fchlechtejte des Jahr— 
zunderts geweien fein und hat jelbit für einzelne 
Gegenden, Wejt-Birginien, Wheeling u. ſ. w., wo 
der Weizen bald alle war, volle Hungersnoth ge— 
bracht, jo daß der bsh Mais von 0,25 auf 1,25 
Dol. ftieg, während in Nebraska und Kanfas der 
Ucberfluh nicht anders als durch Verbrennen ver» 
werthet werden konnte. Der bsh foftete hier nur 
0,18 bis 0,12 Doll. und die Kohlen tofteten doppelt 
jo viel. Ein einziges Jahr mit theilweiier Fehl— 
eente Durch Die Härte des Winters — die Mais: 
ernte war reicher wie in Vorjahr — genügte, um 
die Ausfuhr auf ein ganz geringes Maß herab— 
subringen. Die Bevöllerung gebraudyt von Jahr 
su Jahr mehr, eine ftarte Vermehrung von Ader- 
kand ift nicht mehr möglich, jo dak im Ganzen 
die 8. St. den Höhepunkt der Ausfuhr wohl ſchon 
erreiht haben, auf feinen Fall aber dieſe in für 
Europa und befonders für Deutſchland gefahr- 
drobender Weife noch zu fteigern vermögen. Auch 
bezüglich der Ausfuhr von Vieh und Fleiſch im 
verichiedener Form ift eine weitere Zunahme nicht 
erfolgt und jelbit Rüdgang zu beobachten und die 
Ausfuhr von Butter ift nur noch eine ſehr mäßige, 
abgeichen von der Kunftbutter, welche vorzugsweiſe 
nad Rotterdam verſchifft wird. Käſe findet noch 
in größerer Menge Abjagp und das wird fo lange 
der Fall jein, als man in Europa in der Fabri- 
lation den Amerikanern nachſteht. 

Gleiches gilt für Badobjt und Obſtkonſerven; 
der Obſtbauhat durch den harten Winter 1884 85 
bedeutend gelitten, da viele Obftbäume total er- 
froren find und im Frühjahr 1885 vielfach von 
den geſund gebliebenen Bäunten die Blüthen er- 

oren. Man verbrauht nach Scmier jährlich 
SH Mid. Etiquetten zu Büchien, für 5 Mill. Doll. 


und 50 Mill. Büchſen zum Einmachen von Obft, 
15 Mill. M. für Preißelbeeren u. f. w. 

Der Weinbau hat fon drei große Gebiete 
erobert: die Racific-Region, die Piedmonte-Region 
(zwilchen dem Alleyhanygebirge und dem Blun- 
Nidge, Gebiete von Birginia, Nord» und Süd— 
Carolina, Georgia, Kentudy und Tennefjee) und 
das Indiana-Territorium mit Theilen von Neu: 
Merito, Arizona, Kanjas und Arkanſas. Teras 

at die Reintultur in größerem Maße eingeführt, 
tiffouri und Ohio, die älteren Gebiete, erzeugen 
Wein zur Ausfuhr, in New-York madıt der 
Weinbau Fortichritte und Kalifornien hat ein 
teingebiet von der Größe des franzöfiichen Kultur- 
landes. Die Amerikaner rechnen bier ſchon auf 
eine Ernte von 100 Mill. Gallonen = 378 Mill. 1 
und jedenfalls im Ganzen auf eine über den heimi— 
ihen Bedarf gehende Ernte, Im Jahr 1871 wur— 
den in Kalifornien nur 7 Mill. Gallonen = 26,46 
‚Mill. 1 zum Werth von 16,5 Mill. Markt gebaut 
(1 bl = 614 Marf.) 1884 ſchon 15, 1885 bis 25 
und 1886 fogar 40 Mill. Gall. Der Aufihmwung 
des Weinbaus in den V. St. und die Ausfuhr von 
‚dort nach Europa, welche jeit einigen Jahren, mehr 
verſuchsweiſe, ftattgefunden hat, brachten ebenfalls 
eine Zeitlang große Aufregung bei unjeren Wein- 
‚ bauern hervor; es ift feitdem darüber wieder volle Be- 
ruhigung eingetreten; die amerifanischen Weine 
finden feinen Anklang bei ung und können fich mit 
den deutichen Weinen wicht vergleichen laſſen. 

In Amerita Hagt man über die großartige 
Weinverfälihung und beobadtet eine Abnahme 
der Einfuhr von Champagner und Rothwein. Die 
‚dortigen Preiſe find für eine Gallone Rothwein 
0,15 bis 0,35 Doll. Weißwein 0,2 bis 0,8 Doll, 
Trauben wurden von Fabrifanten 1883 mit 25 bis 
35 Doll. und 18*4 mit 20 bis 32 Doll. pro t 
bezahlt. Für dortigen Champagner war der Ber- 
fauf 1882 zu 20,000 Kiſten, 1583 zu 25,000 
und 1884 zu 30,000 Kiſten angegeben worden. 
Der Berbraud) wird zu 300,233 und 200,024 Kiſten 
für die Jahre 1883 und 1884 berechnet, dem von 
inländiihen Wein zu 5 Mill. Gallonen für 1884, 

Der Waldbeftand wird in den V. ©t. troß 
vielfacher Warnungen geradezu ſinnlos verwüſtet. 
In den Staaten Michigan, Wisconſin und Minne— 
ſota hatte e8 im Jahre 1879 nach amtlicher Schäß- 
ung noch 82,000 Mill. Kubikſuß Holz gegeben, 
jeitdem find jährlich bis zu 83000 Mill, Kubikſuß 








1 
i 


'geichlagen worden, jo daß man ichon befürchtet, 


bald der Einfuhr zu bedürfen. Nach einem Be» 
ridht von Dir. C. ©. Sargent (1882) über den 


72 Amerika — Angeler Rind. 

werden kann, aber auch, daß dort nur der augett— 
gab es z. B. in Teras Fichtenwälder ſüdlich vom blickliche Gewinn maßgebend ift und mit Ausnahıne 
Sabine River in einem Bezirk von 259 km Breite | der Farmer mit Eigenthum nur Raubbau arır 
und 515 km Länge; das jtehende Holz wurde zu | Koften der Nachwelt betrieben wird. Noch erlaudt 
26,093,2 Mil. Fuß kurznadliger Fichten, 20,508,2 | die Menge des unbebauten Landes und der geringe 
Mill. Fuß langnadliger und 20,907,1 Mill. Fuß | Preis, zu welchem jolches erworben werden kannm, 
Lobbolly⸗Fichten berechnet; im Vorjahre waren ge- das Berlaffen ausgejaugter Bezirke und die An— 
fällt worden: 66,45 Mill. Fuß langnadliger, 164,42 | fiedlung anderwärts; es muß aber bald der Zeit— 
Mil. Fuß kurznadliger und 61,57 Mill. Fuß | punkt fommen, in welchem diejes Vorgehen mins 
Lobbolly- Fichten. Für Florida, in welchem Staate | defteng erſchwert wird. Man jagt, daß dem Ameri- 
die Fichtenwälder über den größten Theil des Ges |faner, wenn er das Land ausgefaugt hat und 
bietes verbreitet find, rechnet man 6615 Dill. Fuß | verläßt, oder verjchleudert, der deutſche Anfiedler 
als Beitand und davon find im Borjahre 208,054 | folgt, welcher dann mit geordnetem Betrieb Das 
Mill. Fuß gefällt worden, d. i. alſo !,, des Be- Land wieder in die Reihe bringt, aber jelbitver- 


Geſammtwaldbeſtand und die jährlichen Fällungen | 





ftandes. (1 Fuß = 0,306 m.) Mlabaman hat! ftändlich mit bejcheidenen Erfolgen ſich zufrieden 
noh 21,192 Mil. Fub lang- und furznadliger | 
Fichten, trogdem im Vorjahr 245,396 Mill. ge- 
fällt, 1,282 Mill. Acres Waldungen ganz abge- 
yolat und 600,000 Aecres dur die Terpentin- 
enugung arg verwüſtet wurden. In Miſſiſſippi 
—— noch 23,975 Mill. Fuß Fichten, 187,775 

ill. Fuß find gefällt und 2,912,000 Aeres ganz 
abgehauen morden. In Minnejota ftehen 6100 
Mill. Weißtannen (gefällt wurden 540,997 Mitt. | 





Fuß) und 3,340,000 Aeres mit hartem Holz, wo» 
gegen 36,864 Mill. Fuß, 7,825 Mill. Faßdauben 
und 0,547 Mill. Faßboöden gefällt wurden. Michi— 
gan hat 35,000 Dil. Fuß Weißtannenvorrath, | 
pn wurden 4,397,271 Mill. Fuß, der Hartholz- | 
eitand ift 30 Mill. Aeres, der Berbraud im Bor: | 
jahre war 442,089 Mill. Fuß, 153,821 Mill. Faß— 
dauben, 18,567 Mill. Fußböden. 

Der Beitand der Tamaraf- und Cedarfümpfe iſt 
noch ein ſehr reicher. Wisconjin hat 41,000 | 
Mil. Fuß Weißtannenbeftand; gefällt wurden | 
2,097,299 Mill. Fuß, die Tannenmwälder bedecken 
nod 22,5 Mill. Acres, die Cedarjüntpfe 1,365,000 
Acres, die Hartholzbeftände an 1 Mill. Ueres, 
ken wurden 117,041 Mil. Fuß. Arkanſas 


at noch 63% Wald, Alaska mit Ansnahme der, 
oben Gebirge fait nur Wald. 


Im Ganzen fehlt es noch nicht an Holz, die, 


Entwaldung ift aber in ungeregelter Weife und | 


derartig überftürgend vorgenommen worden, daß 
ernftli auf Erlaß eines Waldſchutzgeſetzes hin⸗ 


ewirft wird und man die häufigen langen und erzielt worden. 
hoc Winter und die Spätfröfte, ſowie die | Das 


ommerdürre 
zu weit getriebenen Entwaldung zufchreibt und 


eine Verſchlechterung des Klimas und der! 
Regenverhältnijie in zunehmendem Grade be- | 
Die legten Jahre haben Denen, welche | zeichnet (vergl. Bd. I. ©. 443). 


rchtet. 
on ſeit längerer Zeit darauf aufmerkſam gemacht 


und übergroße Sonnenhitze der, 


geben muß. Im Ganzen bieten die jepigen Ver— 
hıltniffe dem Anfiedfer, welcher mit den Sceinigen 
eine augemeffen große Farm bewirthichaftet, noch 


die beiten Ausfichten und giebt e3 Taniende von 


Anfiedlern, welche nad harter Arbeit und vielen 
Entbehrungen zu Wohljtand gefonmen find. Für 
Arbeiter ohne Mittel find zur Zeit die Ausjichten 
aber nicht günftig; es hat jich ſchon die Agitation 
gegen weitere3 Eindringen von Arbeitsträjten ge— 
zeigt und nicht nur gegen die Chinejen. 

Die V. St. werden ein bedeutendes Ausfuhr- 
fand für Bodenerzeugniſſe bleiben, die Steigerung 
der Ausfuhr wird aber nur noch unbedeutend fein 
und kann nur allmählich fich vollziehen. 

3.0. Hellwald, „Amerika in Wort und Bild“, 
Leipzig 1884 ff. — Rapel „Die B. St. von Nord- 
amerila“, II. Bd. München 1378 80. 

Frhr. v. Berlepſch, „Die landw. Produftion 
von Nordamerika“, im Wuitrag des kaiſ. kgl. 
AUderbay- Minifteriums. 

Angeler Rind. Auf der legten internationalen 
Ausftelung in Hamburg 1883 find über dieſes, 
beionders für Butterwirthichaften hochgeſchätzte, 
Rindvieh als Beigabe zu den ausgejtellt geweſenen 
PBrachteremplaren von verjchiedenen Seiten Mit- 
theilungen über die in der legten Zeit bewirften 
Verbefjerungen in der Bucht und über erzielte 
Milcherträge gemacht worden. Bis dahin A nung 
man al3 höchſte Erträge bis zu 2800 1 gerechnet, 
nach den gemachten Mitteilungen find bis 4000 1 


Angeler Rindvieh ift in NReinzuchten nicht 
leicht zu befommen; am beften wendet man jid 
an die heimischen Vereine oder an die Direktion 
der Lehranftalt in Kappeln oder an H. Lehnert 
in Berlin; die echten Angler jind bejonders ge: 
Das Angeln’sche 
Rind bewährt ſich aber trog aller gerühmten 


haben, volltommen Recht gegeben; es ift nicht un» | Vorzüge doch nur in Berhältniffen, welche den 
möglich, daß die klimatiſchen Berhältniffe die Steiger: | heimiichen ähnlich find, am beften tft es Weidevieh 
ung der Erzeugung von Brotfrüchten weſentlich und leiſtet bei Haltung auf guten Weiden Vorzüg— 


beichränfen werden und über furz oder fang mu 
fi) auch das arge Raubbausyftem in nachtheilig- 
fter Weije geltend machen. 

Die genaue Prüfung der VBerhältniffe der V. St. 
zeigt in Allem, wie außerordentlih rührig und 
energiich die Landwirthe und Viehzüchter vorgehen 
und daß von ihnen im diejer Beziehung gelernt 


ß | liches; der diefem Vieh nachgeſagte Ruhm größerer 


Genügſamkeit gegenüber anderem Niederungsvich 
ericheint aber doc zweifelyait; in Stallhaltungen 
beobachtete, direkt als friſchmellende Kühe bezogene 
Thiere haben ganz erjtaunlich viel Futter verlangt 
und zwar dauernd und nicht nur zu der Zeit, als 
fie abgemagert angelommen waren; die Haltung 


Anhalt. 


über Winter läßt bei den dortigen Landwirthen 
aoch viel zu wünfchen übrig. Sicher aber ift, daß 
diefe Kühe im Verhältniß zu ihrer Größe ſehr 
viel und, was die Hauptfſache ift, ſehr fettreiche 
MRilh und lange anhaltend geben. Die Beſchaffen— 
beit der Milch wechſelt jehr wenig bei gutem |o 
Futter: von ren ufaum 450 kg find wochen- 
lang über 12 1 pro Zag gemolfen worden. 

Die Berjuhe, mit engliihem Blut die Race zu 
vervolllommenen, können nicht als gelungen bezeich- 
net werden, das Angeler Vieh verliert feine guten 
Eigenichhaften, wenn e3 nicht aus Jich jelbft ver- 
volllommnet wird; man muß fich darüber verge- 
wifjern, dab man Thiere aus lange Zeit hindurch 
rein gehaltenen Zuchten befömmt. 

Gute Auskunft geben N. J. Hannjen, „Das 
Angler Bich und die Vichzucht in Angeln“ — 
Kappeln 1834, und der Ausjchuß der Bereinigung | Ü 
Angeler Biehzühter — Borfigender E. Weymar- 
Uelsby, durch welchen auch die Adreſſen jolider 
Händler zu erfahren find. 

Anhalt. Herzog: Leopold Friedrich Franz 
Rifolaus, geb. 29. April 1831, regiert ſeit 
22. Mai 1871. 


Behörde. Staat3minifterium, Statiftiiches | 


Burcau, Landtag, Verwaltung des Staatsjhulden- | 


weſens, Dberlandesgeriht zu Naumburg, Land= | 
gericht, für Berwaltun "2 und Regierung Abtheilung 
des Junern und für Schulweſen, Finanzdireltion, | 
Ronfiftorium, 5 Superintendenten, Landesiynode, 
Direftion der Zölle und indirekten Steuern, Haus» | 
fterium u. j. w. Für Sandwirthicaft: die 
on in Dejlau mit 5 Departements- 
, Die er Hof-fammer für Domänen, 
. w. Die Herzogl. Regierung in 
allg. landw. Angelegenyeiten, aber | 
Dezernat dafür, für die Geſchäfte 
m Generaf-Romunijfion die Kal. preuß. | 
mmilfton in Merieburg, die Herzogl. Qand- 
en t zne Bermittelung von Aolöjungen aller 
%, da3 Statiftische Bureau (Rg.-R. Witting als 
* die Herzogl. Landgejtüt-Berwaltung in 
(Seftüt in Köthen) und eine ftändige 
-Kommiffion behufs Bewilligung von | 
i a für Mutterftuten, Sauge-Stutfohlen 
w., — als Landesgeftütsdireltor Gen.-Major 
mb DOber-Stallm. von Berenhorft. 
Sandw. Lehranftalten: Gartenbauſchule in 
landw. chem. Verſuchsſtation in Köthen, 
t angeitellter WBanderlehrer Prof. Dr. 
jellziegel in Bernburg, —— zu Bern⸗ 
j mit 1 ha Verſuchsfeld. 
mbw. Bereine: Bentralverein mit den Zweig— 
Bernburg, Köthen, Koswig, Gernrode, 
u und bit, welche ſich auch als 
dem Bentralverein der Prov. Sachſen 
m haben, ferner Duellendorf-Hinsdorf, | 
und Elsnigt und die bäuerlid-landw. | 
ie zu BWörlig —* bſt. Der Gartenbau- 
zu en Ye: nhaltinische Sartenbau- 





















Reiter- und Pferdezucht» 


' Einnahmen im Ganzen 16,655,200 Marf. 


der Gartenbau-Verein zu | halt hat 31 


73 


Berein in Köthen, die — ee— zu 
Bernburg und zu 

Größe; 2347,35 * Bevölkerung: 1880: 
232,592 Einwohner, gegen 1875 um 8,91 ”/. mehr, 
* jährlich Zuwachs im Durchichnitt 3805 Köpfe 

der 1,7 '/g, für 1885: 247,603 Einw., Zuwachs 
— Aſnmen 15, O1l Einwe oder jährlich 
0* 

Genaue Angaben nur fiir 1880 möglich. Volks 
bichtigfeit: 99,1 Einmw. auf 1 qkm, nad) 1 85 100,5 
Einw. auf 1 "qkm. Berhältnig der Gejchlechter : 
115,1 männlich: 117,5 mweiblid), Konfeflion: nur 
4541 Katholiken, 1752 „Seracliten und 58 un— 
befannter Religion zu 226,241 Proteftanten. Stadt: 
und Landbewohner ziemlich zu gleichen Theilen; 
22 Städte, darunter Deſſau mit über 20,000, 
Köthen, Bernburg und Zerbſt über 10,000; 277 
Flecken und Dörfer u. j. m. aushaltungen 
52,701, bewohnte Gebäude 29,800. Bon der Land- 
wirthichaft leben 116,296 Köpfe. 

Finanzweſen: Budget1885/86. l.Einnahmen. 
A. Eigene in Mark: Domanialverwaltung 
'29,521,54, alte Grundabgaben 71, Konzeilions- 
‚abgaben und Gewerbeſteuer 32 ‚234, Eifenbahn- 
— 806,870, Ergänzungsfteuer 671, 160, zus» 
ammen 808, 876 direlte Steuern, indivette Steuern 
80,285, Untheil an den Reichsftenern 600,880, 
für Erhebung der Reichsjteuern 486,693, von den 
Bergwerfen 2,601,540 (Salzwert Leopoldshall 
2 2,494,000, Abgaben 170,540), Gerichts» und andere 
| Sporteln 521,146, Strafanftalt Koswig 51,840, 
Schulgeder u. 1. w. 309,101, Semeindebeiträge 
zu Kirchen» und Sch ulbauten73, 387, Insgemein2104, 
außerordentlihe Einnahmen 625,000, zujammen 
9,138,000 Mark. B. Für das Reid: in Marf: 
‚ Zölle 400,000, Rübenzuderfteuer 6 Mill, Brannt⸗ 
| Weinftener 860, 050, Braufteuer 175, 650, Tabat- 
ſteuer 55,051, Salziteuer 6450, Reichsitempel- 
\abgaben 20, 000, zuſammen 1,517, 200, alſo 
u. 
Ausgaben: A. Eigene 9,138,000 Markt und 
\B. Abführung in die Reichsfafie: 7,517,200 
ı Marf, zujammen 16,655,200 Mark, Unter den 
Zandesausgaben kommen auf die allg. Staatöver- 
| waltung 711,713, auf die Staatsjhuldenverwaltung 
205,500, auf die Yuftizverwaltung 661,895, auf 
das Innere 2,499,5557 Mark und darunter für 
Unterricht, Kunft und Wiſſenſchaft 1,586,923 Marl, 
ferner auf die Finanzverwaltung 2,279,279 Mark 
(Salzwert Leopoldshall 1,374,000, Domainen 
391,324), für Auseinanderjegungsbehörden 5580, 
für Rultus 146,353 Mark u. ſ. w., für Staats« 
ſchuld abzüglich der Aktiven nur 727,927 Mark. 

Schulweſen. Es giebt 9 Mittel-, 15 Bürger», 
207 Boltsichulen, 6 höhere Töchterichulen, 4 Gym⸗ 
nalien, 2 Realgyummajien, 2 Realprogymnajien, 1 
Lehrerjeminar zu Deflau und 1 Geminar in 
Köthen, ſowie verichiedene Privaterzichungsan- 
ftalten u. dergl. 

AInduftrie. In diejer überwiegt noch immer 
die der landwirthichaftlichen Nebengewerbe. Anu— 
Zuderfabriten, 71 Brauereien (mit 
dem Erzeugniß von über 220,000 hl), zahlreiche 


14 


Brennereien, Biegeleien, Mühlwerke u. j. w., Hütten» 
und Hammerwerfe im Seltethal, hemijche Jnduftrien, 
bejonders bei Leopoldshall (vergl. Kaliſalze und 
Düngung, Bier, Branntwein, Buder); die Tertil- 
industrie ift beſonders mit Wollipinnereien umd 
Webereien vertreten, Papier, Maſchinen, Gold— 
und Gilberwaaren, Fayence u. j. w. Die Haupt- 
erzeugnifje liefern Bergbau, die Landmwirthichaft 
und die Forſtwirthſchaft. Die Domänen bilden 
faft ?,, der Kulturfläche: jie bringen aus Forſten 
674,200 Mart, aus Grundjtüden 2,246,204 Mart, 
aus Mühlen u. ſ. w. 31,750 Dart, zuſammen 
2,952,154 Markt und bei einer Ausgabe von 
391,324 Markt als Reinertrag 2,560,830 Mart. 
Die Pachtgelder der Domänen haben fich ftetig ge- 
fteigert, im Jahre 1883 wurden für Cölbigk 50,000 
jtatt bisher 36,500 Mark vom alten Pächter ge- 
boten, für Grimichleben 73,000 Mark jtatt 41,000 
Markt vom alten Pächter, für Nimburg a. ©. über 
5,100 Mark mehr u. ſ. w. Bezüglich der Befitver- 
rag hat ſich wenig Veränderung ergeben (vergl. 

d. I), A. i ſt noch wie die benachbarte Provinz 
Sadjien das Gebiet mit vorherrichendem Groß— 
und Mittelbetrieb oder doch mit größerer Zahl, 
von Domanial- und Rittergütern ald man ander 
wärts findet. Auf das Kulturland rechnet man jeßt | 





Ader und Gärten 61,5 ,/O\ 70,10 
Wieſen u. Weiden 8,6 „f landw. Flache 24,1 : 
Baldungen I; 94,2) 


zufammen 54,990 ha. 

1880 war der Ertrag 13951,7 t Weizen, 30626,4t 
Roggen, 43560,2 t Gerfte, 21591, t Hafer, 142,75 t 
Buchweizen, 1780,5 t Erbien, 234,85 t Raps, 
Rübſen u. ſ. w. Für die Brauereien wurden als 
Bedarf gerechnet 3680,0 t Gerfte, für die Brennerei 
3250,0 t Gerjte und 4850,0 t Mais, beftellt waren 
6605 ha mit Weizen, 31959 ba mit Roggen, 
22104 ha mit Gerjte, 14403 ba mit Hafer u. j. w. 

Der Viehftand ift (1883) 15,816 Rierder 
54,985 Rinder, 130,610 Schafe, 57,517 Schweine, 
26,620 Biegen, 6318 Bienenftöde. Ueber die Er- 
träge des Wderbaus jiche Deutiches Reich. Der 
Bergbau liefertüber 1000 kg Silber, 131t Raufglätte, 
267 t Blei, an 800,000 t Braunfohlen (16 Gruben 
mit 1100 bis 1200 Arbeitern), über 13,000 t 
Steinfalz, über 500,000 t Ralifalze, 4 bis 5000 t 
Bitterjalze und etwas Borazit, ferner Kupfererze, 
Eijen, Spießglanz, Vitriole, Flußſpat, Schweſel, 
Marmor, Mühlſteine, Gyps, Mergel, Kalt, Bau— 








ſteine u. ſ. w. und ſelbſt etwas Gold. 


Der — an Wild iſt noch immer ſehr! 


groß und ebenjo der an Fiſchen in den verichiedenen 
ewäflern im Gebirge und in der Ebene. 
Getreide, Gartengewächſe, Vich, Wolle, Spiritus, 
Inder, Honig, Mühlenfabritate, Wild und Holz 
bilden die Hauptausfuhr. 
Arbeiterfrage. In Bezug auf die Verhält- 


niffe der Arbeiter auf dem Lande, Geſinde 


und Taglöhner darunter verftanden, hat ſich 
in den legten Jahren wenig geändert. b und 
zu wird geflagt über die Höhe der Löhne, aus 





einzelnen Gegenden auch über Mangel an Arbeitern 


Urbeiterfrage. 


und im Allgemeinen über zunehmende Anſprüche 
und verringerte Leitungen, im Ganzen aber hat 
die Arbeiterirage den Landwirthen in den letztent 
Sahren nicht viel Beunruhigung gebradit, da es 
nur ausnahmsweije an der erforderliden Zahl 
von Kräften fehlen fonnte und die Lohnhöhe 
nicht wejentlich gefteigert worden ift. Eine Be- 
unruhigung jür die Landwirthe wird erjtdann 
wieder fonımen, wenn die längft erjehnte Wicder- 
lehr gewerblidyen und induftriellen Aufihwungs 
gefeiert werden fann, weil danı wieder Arbeits- 
fräfte in größerer Zabl in den indujtriellen und 
in den ftädtiichen Bezirlen nöthig werden, bier 
die Lohnſätze in Folge deſſen fteigen müfjen und 
als weitere Folge wieder die Entvölferung anf 
dem Lande fich zeigen wird, wenn es nicht gelingt, 
dic Leute hier jeftzuhalten, aljo mit ihrem Intereſſe 
an das Gut zu binden. 

Daß weſentliche Urjachen zu Klagen beiderjeits 
in der legten Zeit nicht vorhanden waren, beweift 
am beften der Umjtand, daß die langen und auf- 
regenden Verhandlungen über die Erhöhung Der 
Zölle und die über das Branntwein-Wionopel und 
die Berbrauchsfteuern (j. d.) nur wenig oder gar 
feinen Eindrud unter den Arbeitern auf dem Lande 
gemacht haben und ebenſo war hier die hochwichtige 
Reform für Arbeiterverfiherung, welde zuerſt 
ohne Berüdjichtigung der landw. Arbeiter ins 
Leben gerufen worden ift, ziemlich theilnahmlos 
begrüßt und beurtheilt worden. Es kann den 
Landwirthen nicht dringend genug gerathen werden, 
die jegige ihnen in diefer Beziehung günftine Zeit, 
bejtens zu benugen und Einrichtungen zu treffen, 
durch welche fie fich einen Stamm zufriedener oder 
doch williger Arbeiter fichern. 

Unter den jehr verichiedenfachen Berhältnifien, 
unter welchen es in Deutſchland Wrbeiter für 
Lohn zum Dienjt auf Gütern giebt, find zweifels- 
ohne diejenigen die beften, bei weldyen ein Stand 
von Kleinbanern Grundbefip genug bat, um 
den Lohn nur als Nebenverdienft oder als Mittel zur 


Beſchaffung des Baargeldes betrachten zu fünmen, 


Kleinbauern, bei welchen entweder nur die jüngeren 
tamilienglieder in Taglohn arbeiten oder. Die 
älteren nur einen mäßigen Theil der Arbeitäzeit; 
nächſt diefem Verhältniß find die norbdeutichen 
Einrichtungen mit den Deputatiften, wenn bie 
Bezichungen zu diefen zeitgemäß verbeflert werben, 
als die befieren zu betrachten. Der Arbeiter auf 
dem Lande bleibt, wenn er auf eigenem Grund 
und Boden, im eigenen Hauſe wohnen und leben 
oder über Boden und Wohnung jo wie über Eigen 
thum verfügen und ficher im Beſitz fein kann; das 
Gefühl des ficheren Wohnens ift es, worauf es 
am meiften ankommt; das zmweitwichtigite Er— 
forderniß ift das, dab dafür nicht zu große Opfer 
gebracht werden müſſen und daß der Beſitz groß 
genug iſt, um mit Hilfe des baaren Lohnes einen 
auslömmlichen Unterhalt zu gewinnen und nicht 
größer, als dazu nothwendig ericheint. 

Es ijt früher darauf auſmerkſam gemacht worden, 
daß die Deputatiften meiftens (wenn man Alles, 
was ihnen jeitens der Herrſchaft gegeben wird, 


Arbeiterfrage. 


im richtigen Werth veranfchlagt ergiebt ſich das 
ſofort) weit befier fich ftehen, als jelbit qut be- 
zahlte Arbeiter in der Stadt, fo daß es unbe- 
greiflich eriheinen müßte, daß joldye Arbeiter den 
Dienit verlaffen, wenn man nicht wüßte, daß es 
andere Verhältniſſe find, welche ihnen oft das 
Bleiben verleiden. 

Eelten unter 1000 und bis ſelbſt 1500 Mart 
Einnahmen find für Deputatiften - Familien be- 
rechnet worden und gerade in den Gegenden, in 
melden am meiften über Auswanderung geflagt 
wird, kommen mit die bejten Bezahlungen im 
Ganzen vor. 

Ein für beide Theile nicht minder günftiges Ber- 
hältmi kann das des Gejindes jein, wiederum 
aber nur, wenn Behandlung, Bertöftigung, Ueber- 
— und Anleitung in richtiger Weiſe ſich 

nden. 


lichen Bauern, große und Fleine, im Nord und im 


weije als Gefinde; in manchen Gegenden würden 
freie Tagelöhner gar nicht zu beichaffen und in 
anderen gar nicht unterzubringen jein. 

Das Gefindeweien bringt vielfahe Unannehm- 
lichkeiten mit jich; die meiften Landwirthe jcheuen 
die Arbeitslaft der Fürjorge für das Geſinde und 
Biele wollen joldyes aus dem Grunde nicht, weil 
fie meinen, daß die Anſprüche an die Koft zu gro 
gemacht würden und jelbjt bei bejten und reichlich- 
fen Gaben doc nie Zufriedenheit zu erlangen jet. 

Unter Hinweis auf die hierzu früher gebrachten 
Wittheilungen iſt nur hervorzuheben, dab jede ge- 
zaue Gutsrechnung den Beweis dafür liefern muß, 
daß die Arbeitsleiftung mit dem Verhältniß von 
Gejinde, auch bei normalfter BVerköftigung und 
gutem Lohn, billiger, wie mitjederanderen 
Arıdes Berhältnijjes des Mietheng frem- 
der Arbeitskraft erworben wird. 

Die Yandwirthe haben bis jegt ſtets bei Be- 
rechnung der Höhe der Ausgaben für die Ber- 
köftigung oder für die Deputate mit allem Zu— 
behör die Marftpreije zu Grunde gelegt oder, 
wenn fie von diejen Abzüge machten, dieje zu ge- 
ring bemeflen und zumal dann, wenn noch Waare 
geringerer Qualität verwendet wird. Ebenjo ift 
es unrichtig, das, was zum Haushalt in der Stadt 
getauft werden muß, nur mit dem Einfaufspreis 
zu beredinen, da noch Frachtkoſten, Gebühren, 
Berlufte u. j. mw. entitchen, weldye mit auf die 
Baare geſchlagen werden müflen. Umgelkehrt find 
für die in der Wirthſchaft jelbit verbrauchten Er- 
zeugnifie alle durch die Marktfuhr entitehenden 
Koften aller Art vom Marktpreis in Abzug zu 
bringen und ijt überdich zu berüdfichtigen, daß 
der Erlös auf dem Markt aud den Gewinn ent« 
balten joll, dab aljo, wenn man die Haushalts- 
rechnung mit Warftpreis abzüglid) nur Martt- 
untoften belajtet, dann der Verlauf an die Haus- 
tung zu den gleichen Bedingungen wie auf dem 
arfte Eetiestuaben hat, alio die Haushaltung 
einen Theil des Gewinns liefert; für jedes kg der 
verbrauchten Erzeugnifie zahlt dann der Haushalt 








5 | Lohn befömmt. 


15 


jo viel Gewinn, als jih aus dem Erlös auf dem 
Markt, abzüglid) der Kojten der Erzeugung ergiebt. 

Wird auf dem Hof ein Stüd Majtviehvon bejtinm- 
tem Gewicht zu 300 Mark an den Metzger ver- 
fauft, jo enthält diejer Preis nicht den wirklichen 
Werth, jondern um jo viel weniger, als der Metzger 
fid) Gewinn berechnet; wird ein gleich ſchweres 
Thier zum Haushalt geihlachtet, jo könnte es jelbit 
zu höherem Preis, d. h. plus Metzgergewinn, an— 
gerechnet werden, die Regel aber ift, daß der Preis 
eringer genommen wird und ebenjo verhält es 
N mit anderen Erzeugniffen. Ein wirklicher 
Verluft entjteht nicht durch geringen Preisanjaß, 
diefer bedeutet nur den Verzicht auf einen Gewinn, 
welchen man durd) Verkauf haben fonnte; der Ber- 
föftigungsiag wird aber dadurch um jo geringer 
und deihalb die Arbeitsleiftung mit weniger Geld 
beichafft, als ausgegeben werden muß, um den 


Faft alle auf fremde Kräfte angewieſenen eigent- | freien Arbeiter zu lohnen. 


G. Andrä in der Schrift „Was hat der Land— 


Sid, im Dft und Weft gewwinnen jolche vorzugs- | mwirth beim Ankauf oder bei Erpachtung eines 


Gutes zu berüdfichtigen?“ Dresden 1886, Hagt 
über die höheren Löhne, die gefteigerten Anfprüche 
und die niedrigen Preije für Getreide und Spiritus. 
Er theilt mit, daß er auf feinem Gute (Limbad) 
bei Wilsdruff in Sadjen) für den Tagelöhner 
1,6 Mark 300 Tage lang, zuſammen aljo 480 Mart 
bezahlen muß und daß der Pierbefnecht 230 Mark 
Nimmt man gleihen Anſpruch 
an, jo würde der Tagelöhner 250 Mark für Kojt 
und Wohnung rechnen dürfen; die Ochſenknechte 
erhalten nur 180 Mark Lohn, ihr Anſpruch an 
Tiſch u. ſ. w. iſt derjelbe, dem Ochſenknecht gegen- 
über bliebe dem Tagelöhner 300 Mark übrig, im 
Durchſchnitt aljo 275 Mark. Aus der mitgetheilten 
Berechnung über den Haushalt ergiebt jih, dab 
für Koft und Logis auf den Kopf, wenn man das 
ganze Perjonal auf den Mann als Einheit redu- 
irt, der Betrag von 225 Mark entfält. Der 
aglöhner arbeitet 300 X 10 = 3000 Stunden 
für 480 Mark, 1 Stunde aljo für 16 Pfg., der 
Knecht im Durchſchnitt mwenigftens 4000 Stunden 
für durchſchnittlich 200 + 225 = 430 Marl, 
1 Stunde aljo zu etwas über 10 Pig. und nicht 
ganz 11 Big. 

In der neuen Bearbeitung der „Mittheilungen 
landw. Erfahrungen, Anfichten und Grundſätze“ 
von Blod, ift Bo. I, ©. 317, für einen ausführ- 
licher begründeten Haushalt bei 15 Pig. für die 
Stunde Mannsarbeit im ZTagelohn, die Stunde 
Arbeit des Spannknechts (150 Mark Lohn in baar) 
zu 7,5 Big., allerdings mit jehr ſtarker Stunden- 
zahl, nadı obigem Maßſtab von 4000 Stunden 
immer erft zu 10,5 Pig. berechnet worden. Dazu 
ift zu bemerfen, daß die Haushaltäfoften ganz 
genau veranjchlagt find und daß der Cap für Koſt 
und Logis 270 Mark für den Mann als Einheit 
itt. Der Tagelöhner belömmt im Ganzen 450 
Mark Lohn umd behält bei gleihem Satz für Koſt 
für Wohnung und andere Bedürfniffe 150 Mark, 
der Knecht befümmt mur 150 Mark Lohn. Wie 
immer ein Landwirth in dieſer Beziehung wird 
rechnen wollen, muß er jtet3 finden, daß die Stunde 


76 


Gefindearbeit die bilfigfte Leiftung iſt, welche er jeiner Angehörigen vermiethet, er muß genau die 
erwerben kann. Die große Gewalt, welche der Höhe des Lohns fennen und zum zweiten genau 


Arbeiterfrage. 


Dieuftherr bei angemejjener Behandlung über das 
Geſinde erlangt und die Leichtigkeit, mit welder 


wifjen, wie hoch ihm die Zuwendungen aller Art 
angerechnet werden; er muß jelbjt jich davon über- 


er e3 an fein und feines Haujes Intereſſe feifeln zeugen können und zwar jederzeit, daß Niemand 
lann, jollen nur nebenher erwähnt werden. Med): | Font ihm gleich vortheilhaft eine Wohnung mit 
neriſch Lafjen fich derartige Berhältniffe nicht aus: | Zubehör, Land, Früchten u. j. w. liefern kann, daß 
drüden. Schlecht und jelbft jehr jchlecht wird aller: | er bei Erwerbung diefer Dinge an Andere jehr 
dings die Leiftung und die gegenjeitige Beziehung, | viel mehr bezahlen müßte und daß er aljo jehr viel 
wenn dem Gefinde das, was es zu fordern be⸗ weniger Baargeld übrig behielte, wenn er nicht 


rechtigt ift, vorenthalten wird, bei jchlechter Be- 
handlung, ſchlechter Koſt u. ſ. w. Wer das Richtige 
nicht thun will, der wird allerdings dem Taglohn- 
Verhältniß den Vorzug geben müfjen und das ift 
auch dann der Fall, wenn ein Landwirth das Un- 
glüd Hat, in feinem Haushalt nicht die geeigneten 
Kräfte zu befigen oder ſich verichaffen zu können. 
Auch für die Deputatiften findet das Verhältniß 
ftatt, daß der Landwirth einen Theil jeiner Er- 
zeugniffe mit Erjparung der Marktunfoften an 
die Familien verkauft und deren Arbeitskräfte nur 
noch mit jo viel Baargeld lohnt, als ſich aus der 
Beranichlagung der gelieferten Erzeugniffe und 
jonftigen Zuwendungen um die volle Lohnhöhe zu 
erreichen, berechnen läßt. Die Deputatiften erhalten 
Wohnung mit etwas Stallung und Land, entweder 
Gartenland zur eigenen Beftellung oder zur Saat 
fertig hergeftelltes Wderland für Kartoffeln, Lein 
u. ſ. w. oder auch beides, mit und ohne Weide 
für Vieh, Futter oder die Berechtigung, Weide- 
vieh mit dem übrigen Vieh gehen zu lafjen, Ge— 
treide und andere Früchte, Molkereierzeugniffe, 
Brennftoff u. ſ. w., kurz in der Regel eine Fülle 
von Lieferungen und Zumendungen, welche nirgends 
richtig veranjchlagt werden. Dieſe Art der Zahlung 
für ee Dienfte ift im Norden überhaupt ſehr 
befiebt, auch die Milchpächter, die Schäfer und 
andere Beamte find ähnlich geftellt und in allen 
diefen Fällen findet eine genaue Be- und Ver— 
rechnung nicht ftatt. Man handelt nad) Herfommen 
und konnte das, jo lange es noch feine Gelegen- 
heit für die Arbeitsleute gab, Bergleidyungen mit 
der Stellung der Arbeiter an anderen Orten zu 
machen. 

Daß das Deputatiften-VBerhältniß, jo wie e3 ge- 
ge wird, nicht durchweg ein zufriedenjtellen- 
des ijt, bemweijen die Klagen der Yandwirthe in den 
Gegenden, wo es heimiſch ift, über Arbeitermangel, 
wie fie in der Beit der höchſten Ausdehnung der 
induftriellen Ueberproduktion vielfach gehört wurden 
und die Klagen auch noch aus jpäterer Zeit, als 
Amerika längjt jchon aufgehört Hatte, glänzende 
Ausfichten zu bieten. Es unterliegt feinem Zweifel, 


dat die Art, wie das Deputatiften-Berhältnik durch⸗ 


geführt und eingerichtet wird, noch in manchen 
Beziehungen an die Zeit der Hörigfeit erinnert 
und zum mindejten, daß dem Arbeiter zu wenig das 
Bewußtſein fommen kann, daß es fih um einen 
beiderjeit3 freiwillig eingegangenen Vertrag mit 
gegenfeitigen Rechten und Pflichten handelt. 

Der Arbeiter muß wiffen und genau wiffen, jo 
daß er jelbit jich dies berechnen kann, zu wie viel 
Kohn er im Ganzen jeine Arbeitskraft und die 


die Bergünjtigung der Stellung des Deputatiften 
hätte (vorausgejeßt, daß die Zuwendungen in diejem 
vorteilhaften Sinne erfolgen). Er muß ferner 
wiſſen, daß er die Bergünjtigungen verlieren fann ; 
ed müßte ihm aber auch frei gejtellt bleiben, diejes 
Verhältniß zu behalten oder — nad) entiprechender 
Kündigungsfriit — zu löjen, ein Fall, welcher nicht 
vorkommen wird, wenn die Zuwendungen nach 
Billigkeit erfolgen. 

Für die indujtriellen und die gewerblichen Ar- 
beiter hat man mit Recht es den Unternehmern 
verboten, den Lohn in jelbit erzeugten Waaren zu 
bezahlen, da der Arbeiter oon ſolchen nur ſehr 
wenig, oft gar feinen Gebraud machen fonnte, 
beim Verkauf übervortgeilt wurde und Arbeitszeit 
verlor; für die landwirthichaftlichen Arbeiterver- 
hältniſſe befteht das Berbot nicht, weil einmal nur 
das gegeben -wird, was der Arbeiter wirklich ſelbſt 
| braucht und nur fo viel davon, als er braudt und 
zum anderen auf dem Lande in ijolirter Lage meift 
die Gelegenheit fehlt, die nothwendigen Lebens— 
| bedürfnifje preiswürdig und jeder Zeit fich be- 
ihaffen zu können. Die Löhnung in eigenen Er- 
zeugniffen muß aber jo erfolgen, daß der Arbeiter 
fi) bewußt bleibt, dadurd große Vortheile zu er« 
halten und diejes Bemwußtjein muß ihm immer 
wieder zu Theil werden. 

In andern Gegenden, am großartigften in Mühl» 
haufen im Eiiat, hat man für die Arbeiter ge- 
meinnüßige Anlagen geichaffen, gute Wohnungen, 

uten und billigen Mittagstisch bejorgt und ver» 
et fie mit den ihnen zum Haushalt nothwendigen 
Zebensbedürfniffen auf genoffenjchaftlidem Wege 
durch Einridytung von Konjumvereinen, welche von 
den Arbeitgebern unterftägt und gefördert werden. 
Am Verkaufslokal findet der Arbeiter den Preis— 
fourant für Alles, was er braucht, gute und reelle 
Bedienung und gewinnt außerdem den Bortheil, 
am Gewinn mit betheiligt zu werben nad Maß— 
gabe jeiner Einkäufe. 

Es müßte leicht jein, Aehnliches — nicht Gleiches, 
fondern nur Mehnliches, da einzuführen, wo das De- 
ehotifen Beriäftß befteht, eine andere Form 
der Austheilung der Zumendungen, durch melde 
der Arbeiter jich bewußt bliebe, daß er die De- 
putate kaufen muß und daß das Geld dafür von 
einem Lohnverdienft bejtritten wird. Es müßte 
| jederzeit — vielleicht alljährlich friſch — der Preis- 

fourant ihm zur Verfügung jtchen und die ganze 
| Berforgung mit den Deputaten im Charalter 
der bei den Konfumvereinen üblichen Weile, jomeit 
| das durchführbar ift, erfolgen. — Vorſchriften 
laſſen ſich dafür nicht geben; es muß dem Ein- 











Arbeiterfrage. 77 
zelnen überlaſſen bleiben, das für ſeine Verhältniſſe kann aber doch nur da Erfolge erringen, wo ſich ge- 
Paffendite zu finden und einzuführen. | ründete Urſache zur Unzufriedenheit findet und 
Wohl aber kann man allgemein einen häufigen | fie verfteht es meifterhaft, aus dem ſchwächſten Ans 
Rißbrauch beim Deputatiftenwejen hervorheben | laß zur Unzufriedenheit bald eine Hauptfrage zu 
und deſſen Abſtellung nur dringend empjehlen; | machen und mit jolder die Mafjen zu gewinnen. 
diefer Wißbrauch liegt in der Verpflichtung ber | Die bedauerlihen Ereigniſſe in Belgien wären 
Beputatiften, einen Hiljsarbeiter — Scharwerler — | nicht möglich gewejen, wenn die Arbeiter dort die 
ja Kellen, aljo einen Sclajburiden in Haus | Rechte, welche man ihnen noch vorenthält, ge 
und Familie aufnehmen zu müfjen, ein Zwang, | habt hätten; fie haben de troß der Greuelſzenen noch 
über welchen jchon viel gellagt worden ijt und | nicht befominen und die Unruhen werben deshalb dort 
viel Verhandlungen ftatigefunden haben. Es ift immer wicderfehren, jo lange bis Abhilfe ger 
aber nie ernjtlic, der Verjud der Abſchaffung ge- ſchaffen ift. 
madjt worden, weil ſtets jeitens der Guts— Der Landwirth hat mit den jozialiftiich-demo- 
bergen erflärt wird, daß fie derartige Arbeits | Fratiihen Bewegungen und mit all’ dem Zreiben, 
kräfte nicht entbehren lönnten. Das mag zugegeben | welches zum Erlaß befonderer gejeplicher Ber- 
werden; damit ijt aber nicht and, bewiejen, daß | fügungen geführt hat, ummittelbar nicht zu thun, 
fie in den Familien untergebracht werden müßten. | er ift bis jept ziemlch unberührt davon geblieben und 
Je nach der Zahl der dazu nöthigen Perjonen | hatnur indirekt deren Borhandenjein verjpürt ;ermuß 
tann ein bejonderes Gebäude errichtet werden, in | aber doch ein wachſames Auge darauf haben und 
melden die Scharwerler unter Wuffiht eines | dießefammtheitdiejer Bewegungen, welche endlich aud) 
Boigts wohnen, ſchlaſen und ihre Koft finden, den Amerikanern zu viel geworden ſind, unaus— 
odeß der ganze Dienft ftreng geregelt bleibt und geſetzt verfolgen, um aus diefem Studium für ſich 
die Familien für fi zu leben vermögen. Nach) ef Gewinn ziehen zu fönnen. Es ift nicht 
vieljachen Richtungen hin läßt ji) das Deputa- | mehr jo leicht, wie vordem, eine größere Anzahl 
tiſtenweſen zeitgemäß verbefiern und je früher das | von Arbeitern zu beherrichen, zu leiten und zu 
geichieht, um je bejjer, um jo mehr werden die | frievenzuftellen; jür den Lanbwirth ift es aber noch 
vandwirthe von Beunruhigungen durch die Ar» | cine verhältnißmäßig leichte Aufgabe, ſich in feiner 
beiter verichont bleiben und um jo wirfungslojer | Umgebung geordnete Zuftände zu bewahren; er 


die etwaigen Verſuche auswärtiger Unruheſtiſter 
fich zeigen. Es liegt aber auch noch in anderer 
Beziehung im Jntercfje der Unternehmer auf dem 
Lande, die Berhältnifje zu den Arbeitern zu regeln, 
da, wo bas noch nicht geichehen jein follte. So 
me man für die induftriellen Kreiſe das Inſtitut 
der Fabrikinſpektoren geichaffen hat, deren 
Aufgabe es ift, die einzelnen Fabriken und Arbeits- 
gelegenheiten für die Arbeiter ſtets zu kontroliren 
und alle vorgejundenen Uebelſtände abzuftellen 
oder bebufs Abjtellung zur Anzeige zu bringen, 
jo wirb audy mit weiterer ftaatlicher Fürſorge für 
die Arbeiter auf dem Lande die Zeit fommen, in 


muß nur Alles, was die Heit gebieteriich ver: 
langt, von jelbft und rechtzeitig thun und nicht 
gegen Berbefjerungen in der Lage der Wrbeiter, 
welche nicht mehr zurüdgehalten werden können, 
fih wehren wollen. 

Ob die Bewegung für einen Normalarbeits- 
tag Boden gewinnen wird, fanı nicht gejagt 
werden. In dem legten Jahrzehnt hat ſich mehr» 
ſach gezeigt, dab raftlofe und mit Geſchick ver— 
folgte Beſtrebungen fich geltend gemacht haben, 
auch wenn man anfangs darüber gelacht oder fie 
mibachtet hat; auch die Bewegung für den Normal- 
\arbeitstag kann weiteren Boden gewinnen umd zu 








welcher man ähnliche Jnjpeltoren für die Land- | gejeglichen Beftimmungen darüber führen. In der 
güter ernennt und dieſen die ähnlidie Vollmacht | Landwirtichaft ift man noch zu viel an eine 
giebt. Gabe es ſchon ſolche Inipeltoren, jo würde | übergroße Ausdehnung der täglichen Arbeitszeit 
man viele Uebelftände kennen lernen, von welchen gewohnt; es wird gut jein, da, wo das noch der 
jegt gar nicht geſprochen wird; es giebt viele | Fall ift, rechtzeitig die gebotene Einſchränkung 
Guter, auf welchen die VBerhältnifie für die Arbeiter | felbit vorzunehmen und nicht zu warten, bis fie 
sehr jchlecht geordnet find. Man kann auch auf erzwungen oder befohfen wird. 


dem Yande alle von den Fabrikinſpeltoren gerügten 
Uebelitande und Schattenfeiten finden und hier und 


Die F$rauen-unddieKinderarbeitfönnen 


cuf dem Lande nicht jo wie in den Fabrildiſtriften 


da jelbit in erichredenderem Grade. beurtheilt werden, fie wirten hier nicht jo nach— 
Je energiicher der Landwirth ſich bemüht, etwaige | haltin und führen auch nicht zu Bejchwerden 
Uebelſtände abzujtellen und jeine gejammten Be- | jeitens der Arbeiter felbft. Die Agitationen diejer- 
jiehungen zu den Arbeitern nad Recht und Billigleit | halb werben auf dem Lande nie viel Boden finden: 
iu regeln, um jo befjer wird er der weiteren Ent- hier ift Jeder gewohnt, fo bald und jo lange er 
widelung zur Löſung der jozialen Probleme, | Tann, mitzuarbeiten. 
welche jeit einiger Zeit allenthalben die Aufmert- | Die Forderung der genoſſenſchaftlichen 
hamteit in Anſpruch nehmen, entgegen jehen können | Erzeugungsweiſe, diederAbjchaffung desLohn— 
und um fo weniger zü fürchten haben, daß ſich verhältniſſes überhaupt und die der Abſchaffung des 
in jeiner Gegend Ereigniffe, wie in dem Früh⸗ Eigenthums und mindeftens die der Theilung von 
jahre und den erjten Sommermonaten 1886 in | Grund und Boden haben noch weniger Bedeutung 
Belgien einftellen könnten. Daß die fozialiftiiche | bei den Arbeitern auf dem Lande gewonnen. Es 
Propaganda unermüdlich thätig ift, weiß man; fie iſt auch fein Fortſchritt bezüglich der jog. An» 


78 Arbeieerfrage. 
theilswirthichaften zu verzeichnen und feiner, | fügung über die Stellen nicht entiagen; er kann 
um in anderer Form die gerühmte genoſſenſchaft- jehr weit gehen in dem Nachgeben bezüglid der 
lichen Erzeugung mit gleichem Rechte aller Mit- | Bedingungen, unter welchen ſolche Stellen vergeben 
wirkenden anzubahnen und durchzuführen; es müh;te | und behalten werden können, er kann fie aber 
erit eine richtige Rechnungsform dafür erfunden | nicht in Eigenthum übergehen und chenjo das 
werden, abgejehen von anderen dazu unerläßlichen Rechtsverhältniß nicht unlösbar machen laſſen; 
Forderungen. Auf dem Lande ift man nicht leicht | er muß diejes jo einrichten, daß jederzeit Die 
zu beftimmen, idealiftiihen Träumereien nachzu- Kündigung möglich ift, wenn der Anfiedler nicht 
geben, das, was man hier Antheilswirthichaft ge- | mehr leiftet, was er leijten joll oder andere Gründe 
nannt hat, ijt befanntlih wenig mehr, als eine | dafür jprechen. 
Bufage von Lohnzulagen, wenn der — willkürlich Der Anfiedler jeinerjeits wird den Hauptwerth 
genug — jelbjt beitimmte Sap der Reinein- | darauf legen, daß er ungejtört in der Benugung bleibt 
nahme überjchritten wird, wobei den Arbeitern | und fich und den Seinen dieje ungeftörte Benupung 
fogar die freie Verfügung über diefe Zulagen in- | gefichert weiß; da das Erbpachtverhältniß nicht 
jofern als fie in eine Sparkaffe unter Verwaltung | mehr beliebt ift, jo bleibt nur übrig, Normativ- 
der Gutsherrichaft niedergelegt werden, verwehrt | Pacjtbedingungen vereinbaren zu lafjen und den 
bleibt. Auch anderwärts hat die Gewinnbetheiligung | Arbeitern das Recht zu verleihen, nicht willfür- 
feine Fortichritte gemacht. Nach einem auf der lich, fondern nur durch richterlihen Sprud die 
Weltausjtellung in Antwerpen gezeigten Tableau | Kündigung zu erlangen und aus der Pachtung ge- 
find feit 1841 nur 98 Gejchäfte, welche die Ge⸗ | trieben zu werden, wie ja auch der Hauseigen- 
winnbetheiligung eingeführt haben, verzeichnet, für | thümer in der Stadt nicht willkürlich den Miether 
ganz Europa eine verſchwindend Heine Zahl. fortjagen fann. Der Arbeiter auf dem Lande muß 
Die wenigen aber vielgerühmten Beijpiele der | aber anders behandelt werden, er muß aud vor 
bejonderen Art der Lohnaufbefferung auf dem der willfürlihen Kündigung ſicher fein und des— 
Lande find ebenfalls noch immer vereinzelt ge- | halb muß die Enticheidung darüber, ob eine 
blieben und werden auch jchwerlich irgendwo An- | Kündigung eintreten darf oder nicht, im Falle des 
laß zur Nachahmung geben. Der Landwirth be- | Wideripruchs dagegen dur richterlichen Spruch 
darf derartiger Hilfsmittel nicht, wenn er feinen |erfolgen. Es fann eine Art von Schiedsgericht 
Arbeitern das giebt, was fie zu verlangen be» | dafür eingerichtet werden. Auch der Arbeiter muB 
rechtigt find; Lohn ohne Abzüge, Waaren in guter | an die Bertragsbeitimmungen ſich halten und unter 
Beihaffenheit, Wohnung und Land zu angemefjenem | Umftänden ebenfalls dur Schiedsgericht ger 
Preis regelmäßig eingerichtet und, ſoweit e8 die | zwungen werden fönnen, übernommene Berpflicht- 
erſtere betrifft, gut gebaut. ungen einzuhalten und mindejtens an beitimmte 
In Bezug aufdie Abgrenzung von Theil- | Kündigungsfriften gebunden werden. Es ift nicht 
ftüden von Gütern zur Ginrihtung |leicht, für dieſe ſehr wichtigen Verhältniffe das 
für Arbeiterwohnungen mit Zubehör | Richtige alenthalben zu finden, und zubedauern, daß 
find die Anfichten noch immer nicht genügend ge- |in der jegigen Zeit der Ruhe nicht energiich daran 
flärt; es herricht noch viel Zwieipalt der Meinungen | gearbeitet wird, zwedmäßige Reformen zu jchaffen. 
darüber. Der Gutöbefiger wird nicht gern feinen | Die frage der Anfiedlung fremder Arbeiter hat 
Beſitz verfleinern, ohne die Gewißheit zu haben, | jegt infofern eine erhöhte Bedeutung erlangt, als 
jih dadurd einen zuverläffigen Arbeitsmann zu | in Preußen die Kolonijation der polnischen Bezirke 
jihern; er wird deshalb die Errichtung von Stellen | durch deutjche Anfiedler gejeglich durchgeführt werden 
für foldhe nur dann vornehmen, wenn er weiß, | jol. Es wird fi) dazu um ganz ähnliche Fragen 
dab die Arbeiter ihm und nicht etwa Anderen die | handeln; Fremde find nicht zu gewinnen und 
Dienfte widmen müſſen. So ſchön der Gedanke | dauernd zu feſſeln, wenn ihnen nicht genügend 
ift, dafür Sorge zu tragen, daß die Arbeiter mit | große Vortheile eingeräumt werden. Ob es zwed- 
der Zeit fih Eigenthum erwerben können, fo | mäßig ift, nur an Erwerbung von Eigenthum 
darf doch nicht außer Acht gelaffen werden, daß — Rentengut oder wie ſonſt — zu denken, muß 
der Private nur unter genügenden Sicherheiten | zweifelhaft erſcheinen; die Erwerbung kann 
ſich dazu entjchließen fann; es ift das mehr Sache | ſehr ungünitig ausfallen, wenn die Güter oder die 
des Staates und der Gemeinden und mur zu) Anfiedlerjtellen nicht richtig abgegrenzt und nicht 
billigen, wenn da, wo es in bedroglicher Weife an unter richtigen Bedingungen übergeben werden. 
Kleinbefigern fehlt, Staat, Gemeinden, Korpora- Der beßte Borgang dürfte der fein, volljtändige 
tionen und Private durch genoffenichaftliches Vor- | Gemeinden von Kleinbauern in der Art zu jchaffen, 





gehen geeignete Güter kaufen, um fie zur Schaffung | 
Der Brivate | 


von Anjiedlerftellen zu verwerthen. 
wird es ſtets vorziehen, die Stelle mur zu ver- 
miethen und deshalb wird es darauf ankommen, 
hierfür unter Mitwirkung des Staates und der 
Hemeindeorgane pafjende Formen zu finden. 


Wer Anfiedlerjtellen aus eigenen Mitteln ein- | 


richtet, um vor Mangel an Arbeitern geichüßt zu 
bleiben, der kann ſchon um deswillen der Ber- 





daß diefe den größten Theil der Zeit oder mindejtens 
irgend einen Theil der Zeit auf die größeren 
Güter in Tagelohn gehen müſſen. Für Private 
wird es fich ebenfalls empfehlen, Anfiedler im 
Pachtverhältniß zu gewinnen und zwar in Formen, 
wie fie oben angedeutet worden find. 

Das Richtige in dieſer Beziehung iſt noch nicht 
gefunden, die legte Jahre haben noch keinen be- 
merfenswerthen Fortichritt dazu gebracht. 


Urbeiterfrage. 


Das, was für und von induftriellen und ge- 
perblihen Arbeitern gejchehen iſt, einschließlich 
vs Bereinswejens, kann nicht Gegenftand der Be- 
tradjtungen an diejer Stelle fein; es handelte fich 
bier nur um die Röfungen zur Arbeiterfrage auf 
dem Pande und für biete fommen auch Arbeiter- 
vereine nicht in Betracht. 

Mit für die Landwirthe und die Arbeiter auf 
dem Sande von Bedeutung geworden ift die Für— 
forge für Berjiherung, mit welcher im Deut: 
hen Reich der Anfang in erweitertem Umfange 
gemacht worden ift. Dieje erfordert eine bejondere 
Beiprehung. 

Bon Interefje ift die Berechnung über die Zu- 
wendungen an Deputatiftenfamilien, („Stodpolen”), 
von welchen der Berichterftatter jeiner Zeit jagte, 
daß fie die ordentlichiten, beicheidenjten, thätigiten, 


19 


8,24 hl Roggen X 70 kg (durchjchn.) = 576.8 kg 
2,20 „ Erbien X 80 3*1 


4— — ” 





1,65 „ Gerſte x. 60 Pr ( " )= 99,0 "” 
1,65 „ Safer 7725 
924,4 kg 
Getreide. 


Bei 3 Erwachſenen und für Kinder etwa 2 Rationen 
gleich denen von Erwachſenen kämen pro Kopf 
Ermwachjener 184,8 kg oder, wenn man etwa 3 Kinder 
rechnet, auf einen Kopf durchſchnittlich 924,4 

= 


rund 154 kg. 

Man rechnet in der Negel 233 bis 362,4 kg 
Getreide pro Kopf oder aud) 160 bis 250 kg Brot 
(vgl. Bäderei). Auch hier wurden die Deputate 
mit den Berfaufspreifen den Leuten in Anrechnung 
gebracht. Ob es empfehlenswerth ift, den Leuten 


"raftigften und auch reinlichſten Arbeiter gewejen ſo viel Getreide zu geben, daß fie, dem Geldwerth 


jeien, welche er in 30 jähriger Dienftzeit als De 


anter in verschiedenen Theilen der preußischen 
Ronardie gefunden habe und ziwar deswegen, weil 
he bei ihren Einnahmen bedeutende Erjparnifje 
madyen konnten. 
Gerechnet wurden (für die fiebziger Jahre) als 
tte Nutzungen: Mt. 
ohnung 24, Heizung 24 zufammen 43,0 
I Kuh 36, Schweine 18, Hühner 6 60,0 
2 Morgen — 51,06 ar Land e 
13,19 bl (24 Schifl.) Roggen 144 Mt. 





09 „(20 „ ) Erbin 60 „ 

MA . (5 „ Gerſte 45 „ 

549 „ (10 „ )Saferr 30 „ 279,0 
60 Wintertage zu 30 Pig. 18 Mt. 

H Sommertage „50 „ 45 „ 

IV dgl. in Attord „ 76 „ 1355 „ 

24 frauentage „50 „ 12% 210,0 





633,0 

Für den Lebensunterhalt werden ale „voll ge- 
nügend“ angegeben: die Erträge des Landes, 
er Sub, der Schweine und des Federoiehes, 
5,24 bl Roggen, 2,20 hl Erbien, 1,65 hl Gerſte 
und 1,65 hl Hafer. Flache wurde ſelbſt gebaut, 
— und gewebt; es blieben ſomit zum Ver— 


4,95 hl Roggen 54,0 Mt. (9 Schffl.) 
3,29 „ Erbſen 36,0 "„) 
3,85 „ Gerfte 31,5 
3,85 „ 21,0 

dazu baarer Berdienit 210,0 „ 

352,50 Mt. 
davonabfürden Schar- 
werlet an Lohn 72,00 „ 
280,50 Mt. 


ob für den Haushalt baar 78,00 — 
4 ge 202,50 ME. 

3 Eriparnif u. ſ. w., ſo daß die Lage diefer Ar- 
deiter eine recht gute genannt werden konnte. 


” 


” 


⁊ 
— — 





nad), über 50%, davon verlaufen können, bleibe 
dahingeftellt; wie hoch der Milchertrag der Kuh ift, 
wird nicht angegeben, nimmt man ir nur zu 
1800 1 an, jo kommen jchon 300 1 auf den Kopf, 
wodurd allerdings mit den anderen Lebensmitteln 
und den Erzeugnifjen des Gartens und Feldes eine 
gute Ernährung möglid wird, aber doch nur 
dann, wenn der Verfauf mweientlich Heiner bleibt. 
Immerhin mag für dortige Berhältniffe ein ziem- 


36,0 | licher Geldbetrag als Sparpfennig übrig bleiben 


fönnen und darauf fommt am meijten an. Der 
Berichterjtatter bemerkte dazu noch, daß den dortigen 
Deputatiiten gar nicht? daran gelegen jei, ein 
eigenes Beſitzthum zu haben, da ſie nicht mit Un- 
recht jagten, dab im Unglüdsfali ihre Lage ſich 
dann weſentlich verſchlechtere; ein geficherter Beſitz 
ohne Rifico ift den meisten Arbeitern jicher licher. 

Hervorgehoben werden muß aber noch, daß der 
Beliger des Gutes den Leuten auch eine gute Be- 
handlung zu Theil werden Tieß und obſchon er 
„Ihwächer“ als die vielen Nachbarn angefangen 
hatte, doch bald zu den Wohlhabenden gehörte und 
dann jelbit der wohlhabendjte unter allen wurde. 

Die Mitteilung beftätigt wieder die oft betonte 
Erfahrung, daf der Arbeitgeber, welcher den Leuten 

iebt, was recht und billig ift, die Ausgaben da— 
fir nicht zu beflagen hat. 

W. Löbe gab, „Fühlings Landw. — Juli 
1885, eine Ueberſicht über die Maßregeln oder 
Vorſchläge, welche von einzelnen Landwirthen oder 
von Behörden und Bereinen zur Verbeſſerung der 
materiellen und ſittlichen Lage der ländlichen Ar— 
beiter in der neuen und neueſten Zeit getroffen 
und gemacht worden ſind. Die Ueberſicht iſt zwar 
feine vollſtändige und giebt nur Bekanntes, aber 
das, was diejerhalb geſchah, chronologisch und von 
den Borjchlägen und Maßregeln jedenfalls die 
wichtigiten. 

Zuerſt wird der Einrichtungen gedacht, welche 
der Nittergutsbefiger Neumann-PBojegnid in 


Bei diejen feiner Zeit im „Sonntagablatt der | Oftpreußen getroffen hat, — die dortige Art der 


2.2. 8“ mi 


tgetheilt gewejenen Berechnung wurde | jog. Antheilswirthichaft, worüber im I. Band des 


demnach für die Familie und den Scharwerler als Lexikons ſchon ausführlich, berichtet worden ift. 


genügend bezeichnet: 


Daß dabei ala Gegner der wirklichen Bartnerichaft 


80 


nur Frühauf genannt wird, iſt ein Verſehen; 
die Unmöglichkeit der Durchführung hat cbenfalls 
in Band I ausführliche Beleuchtung gefunden und 
dort ift auch Derer gedacht, welche für und gegen 
dieje Art der Löſung der Arbeiterfrage fich erflärt 
haben. 

Zum zweiten wurden die Bemühungen von 
Ealberla um Einführung einer Löhnung nad 
Nrbeitsleiftung beſprochen. — Akkord- oder | 
Stüdarbeit, verbunden mit Prämienaftord, Roh— 
tantiöme und NReingewinnantheilen —, Einricht— 
ungen, durch welche nur nach wirflichem Verdienft | 
gelohnt werden joll und in jofern an der Zahl 
der Urbeiter weſentlich gejpart wird, als dieje für 
größeren Aufwand an Arbeitskraft richtig bhonorirt 
werden und größtentheils ohne Aufficht zu arbeiten 
vermögen. Zweifelsohne gehört es zu den bejten 
Löfungen der Arbeiterfrage auf dem Lande, die 
Leute an Allordarbeit zu gewöhnen und möglichft | 
viele Arbeiten mit dieſer Form vollführen zu lafjen; | 
jeder Landwirth weiß aber aud, daß dieje Art 
der Löhnung nur jehr jchwierig da, wo fie nicht 
üblich ift, eingeführt werden fann und dab fie 
überdies nicht jür alle Arbeiten in der Landwirth— 
ichaft anwendbar iſt. Immerhin ift es erfreulich, | 
zu erjehen, daß es Gutsbefiger giebt, welche die 
damit verbundenen er und Opfer nicht jcheuen 
und fich durch anfängliche Miferfolge nicht ab- 
halten laſſen. 

Ealberla konnte bald dahin kommen, daß 
die Jahresausgaben im Ganzen Fleiner wurden, 
während die Arbeiter (in geringerer Zahl) beſſer 
wie vordem ſich ftellten und zufrieden waren. Weber 
die Art, wie die Rohtantieme und die Reinertrags- 
antheile berecinet und gefunden werden, wird | 
leider nichts mitgetheilt und fehlt es auch ander- 
wärt3 an Angaben. 

Der belannte Reichdtags- und Landtagsabge- 
ordnete Sombart, vormals Ermsleben, jegt Ber- 
lin, legte den Hauptwerth auf die Altersver-: 
fiherung, alſo auf Benfionstaffen. Deffen Rechnung 
von monatlichen Einlagen zu 50 Pig. — bei, 
dreißigjähriger Dauer 180 Mark und mit Dem | 














ſodaß dem über 60 ‘ahre alten Wrbeiter eine, 
Benjion von 72 Mark gewährt werden fönne, | 
ftimmt freilich nicht für Heutige Verhältniffe, da 

72 Marl Benfion ganz ungenügend ſelbſt 
bei den bejcheidenjten Aniprüchen find (nicht ganz | 
20 Big. pro Tag). Hierzu darf noch bemerkt 
werden, daß Sombart erft Fürzlid den Ankauf 
eines größeren Gutes zu Zwecken der Schaffung 
von Heinbäuerlichen Stellen ermöglicht hat, ein 
Vorgang, durch welchen ficyer in manchen Gegen- 
den am bejten für die Regelung der Arbeiterver- 
bältnifje geforgt werden kann. Bezüglich der Alters- 
verjorgung vgl. den Artikel Mrbeiterver- 
jiherung. 

Mit Recht macht Löbe auf die jchon 1866 em— 
pfohlenen, aber nicht verwirklichten Unterftügungs- 
tafien für landw. Arbeiter im Königreich Sachſen 
aufmerfjam; dieſe follten im Anſchluß an die 
Altersrentenbank ins Leben treten und Kafien für : 





Arbeiterfrage. 


Mitglieder I. und 11. Klaffe fein. Zur Erwerbung 
von Altersrenten der ordentlichen Mitglieder 1. 
Klaffe follten von den Duartalbeiträgen viertel- 
jährlid) 1,6 Mark für männliche und 0,9 Mark 
für weibliche vor dem vollendeten 35. Lebens- 
jahre Eingetretene und 2,35, bzw. 1,4 Marf von 
den nad) diefer Zeit Eingetretenen verwendet werden. 
Für Mitglieder II. Klaſſe galt die Hälfte der Säße 
und follten die jo erhaltenen Beträge bis zur Höhe 
von 3 Mark angejammelt werden, da die Wlters- 
rentenbant geringere Beiträge nidt annimmt. 
Die ganze Einrichtung jollte die Gewährung von 
Penſionen für ordentliche Mitglieder 1. Klaſſe vom 
65 Jahre ab mit: 


für |. für weibliche beim Eintritt 
ı 


iglieber ım 
213 Marl. 120 Mart 15. Lebensjahr 
165 939 „ 20. Pr 
126 „ 73 „ 25. = 
% „ " 80. " 
ermöglichen. 


Wie man fieht, waren hier die Penfionsfäge 
ichon zeitgemäßer vorgejehen worden; der Eintritt 
jollte gejunden Unbeſcholtenen vom icjulpflichtigen 
Alter bis zum 45 Lebensjahre möglich jein. 

Die ſämmtlichen fonft beſprochenen Maßregeln 
und Vorjchläge von Privaten, Vereinen u. j. w. 
fommen im Ganzen auf die jhon in Band I be— 
ſprochenen Beftrebungen hinaus, jo dab nichts 
Neues darüber zu melden ift; es mag aber immer» 
hin angemejjen fein, die Hauptvorichläge zu wieder« 

olen, damit Jeder das für ihn pafjende daraus 
* entnehmen kann. 

Die Vorſchläge betreffen: 

1) Humane Behandlung —; dieſe ſollte felbft- 
verſtändlich ſein, jehlt aber noch ſehr oft; 

2) Erbauung ſeparater, genügend geräumiger 
und ſolid gebauter Wohnungen mit Gärten und 
Vermiethung zu billigem Preis; 

3) Gewährung genügender Deputate oder von 
Land und Vieh u. ſ. w. oder Errichtung von 
Menagen zu billigem Preis behufs guter Be— 
köſtigung; 

4) Berechnung der — u. ſ. w. nach 
mäßigen Durchichnittspreijen ; (eine Forderung, gegen 
welche mit am meiften gefehlt wird); 

5) möglichite Ausdehnung der Allordarbeit und 
der Prämien und Belohnungen für beionders 
gute Dienftleiftungen; Einzahlung der Prämien 
in Sparkaſſen; 

6) Entwerjung richtiger Rontrafte über Arbeits- 
zeit, Höhe der Löhne und Strafen wegen Kon- 
traltbruchs u. ſ. w.; 

7) größtmögliche Subvention der Schulen zur 
befferen Ausbildung der Kinder der Arbeiter (Töpfer 
in der Pommerſchen Det.-Gejellichaft), ein Vorichlag, 
welcher in vielen Kreiſen von Gutsbefigern, be— 


ſonders im Nordojten, lebhaften Wideripruch findet ; 
der deutiche Verein Tändlidyer Arbeiter legte 


in 
jeiner Nejolution den Werth auf die Herſtellung 
eines echt patriarchaliſchen Verhältniſſes zwijchen 
Arbeitaebern und Arbeituchmern durch chriftliche 
Erziehung und Bildung der zahlreichiten Volls— 


Ürbeiterfrage. 


finfie; es ift dazu nur zu mwünjchen, daß auch | 


jeitens der Arbeitgeber das Richtige gejchieht, um 
ein ſolches Berhältnik * machen; 

8. Die Einrichtung von 

kalten —; auf dem Lande fehlt es in diejer Be- 


er noch vielfah an allen dazu gehörenden | 


orderniſſen; 


| beffere Regelung des 
eintinderbewahran- | Auswanderung und die Einrichtung ftaatlicher 


81 


Ueberlafjung von — zu gleichen 
Zwecken, der Schutz gegen Kontraktbruch, die 
onzeſſionsweſens für die 


Schutz⸗ und Kontrolbehörden an den Einſchiffungs— 
häfen. Bezweckt ſoll damit eine Verminderung 
der Auswanderung werden, die Vorſchläge können 


9 Errichtung von Konſumvereinen für Lebens— | diefem Wunſche nicht entipredhen, da da3 Aus— 
bebürfnifie, welche der Arbeiter auf dem Lande | wandern Niemandem verwehrt werden kann, wenn 


nicht ſelbſt erzeugen und der Wrbeitgeber auf 
dem Sande nicht liefern fann; 

10) Anhaltung, Vermittelung und Mitwirkung 
zur Betheiligung an Mobiliar, Feuer, Vich- und | 
Lebens-Berficherungen; | 

11) Errichtung, Vermittelung, Mitwirkung nun | 
Beitragsleiftung für Altersverjorgungs-, Dilfs-, | 
Impaliden-, Kranken- und Gterbe-Kafjen unter 
Mitverwaltung der Wrbeiter; Ausjiht auf Pen: 
fion u. j. w.; | 

12) Einrihtung von Sparkaſſen mit guten | 
Binjen und voller Sicherjtellung der Gelder; 

13) fteigender Lohnjag bis zu einem Marimal- 
betrag mit der Länge der Dienftzeit. Bezüglich 
des Lohnes ſprechen fih die Meijten für Ver— 
bindung von Geld- und Naturallohn aus und | 
dafür, daß die Tantiöme „unter Zugrundelegung | 
guter Rechnungsführung“ foweit nur möglich umd | 
jwar in der Art zur Geltung kommen joll, daß 
der ftändige fefte Kohn den Lebensunterhalt dedt, 
die Tantieme aber den Sparpfennig bilden fann. 

Es iſt jehr anerlennenswerth, dab immer mehr 
Stimmen in diefem Sinne ſich ausiprechen, zu 
bedauern aber, daß noch nichts geichehen ift, um 
die verlangte gute Rechnungsführung, auf melde 
allerdings das Meifte antommt, zu ermöglichen, 
oder Mittheilungen darüber zu geben. Dem | 
Grundiag, daß der feite Lohn gerade den Lebens- ; 
unterhalt deden und die Erſparniß nur durd) die 
Zantieme bewirkt werden joll, kann nicht zuge- 


es mit Beobachtung der gejeßlichen Formen ge- 
ſchieht. Diejenigen, welche ohne ſolche fortzugehen 
verjuchen, fommen für die landw. Arbeiterfrage 
faum in Betracht; der Wunſch, die Auswanderung 
taatlich zu erfchweren, kann nicht erfüllt werden. 
er wurde verlangt: die Erleichterung bei Er— 
werbung von Grundbefiß in der Art, daß die 
ppothefengejeßgebung geändert werde und die 
intragung von Reftlaufgeldern für Grund und 
Boden nebſt Baulichkeiten in Form von Renten 
und Leiftungen erfolgen können. Es ift bereits 
ervorgehoben worden, daß die Erwerbung von 
rundeigenthum nicht immer dem wirklichen In— 
terefje des Arbeiters entſpricht und mindeftens 
jehr vielen Arbeitern die geficherte Pachtung weit 
lieber if. Da, wo die Arbeiter Werth Amt 
legen, jelbjt Grundeigenthümer zu werden, mag 
man den vorgeichlagenen Weg verjuden. Knauer⸗ 
Sröbersgiebtden ftändigen Arbeitern zudem Lohne 
10 Pig. für den Mann und 5 Pfg. für Arbeiterinnen 
in eine Spartafje mit 4%, Berzinfung und wenn 
900 Mark erjpart find, Grund und Boden zu 
eignem Haufe oder die Hilfe zur Erwerbung 
von ſolchem, wobei der Kaufpreis als 1. Hypothet 
jtehen bleibt und der Sparfonds zum Haufe u. f. mw. 
verwendet wird, 
Eine weitere Forderung betraf die Sorge „für 
ein Haftpflichtgeieg. (©. Arbeiterverfiherung 
In diefen Ausführungen und den dazu ges 
gebenen Ergänzungen iſt jo ziemlih Alles 


ffimmt werden; der Lohn muß, wenn man zu- | enthalten, was man für Verbefferungen der Tänd- 
friedene Arbeiter haben will, nicht nur den Lebens- | lichen Arbeiterverhältniffe geplant hat; es kommt 
enterhalt deden laſſen, fondern aud den Spar⸗ der Hauptſache nach auf das heraus, was aud) 
piennig enthalten; das, was vermöge größerer ſchon früher dieferhalb bejprochen worden war, es 
Seiftung noch mittelft der Tantieme dazu fommen | zeigt fid) aber, dab in immer weiteren Kreijen 
fann, iſt als Ertragabe zu betrachten. Der For— dem Laude die Ueberzeugung fi) Bahn bricht, 
derung dagegen, daß der Arbeiter an Werk- und daß befier, wie bisher, für die Arbeiter geforgt 


vor Allem an Sonntagen Beit behalten muß, um | 
für fich arbeiten zu können, ift nur zuzuftimmen | 
Gen.Verſ. d. Deutich. Ber. ländl. Yrbeitgeber). 

14) Erridhtung von Ehrengeridhten unter den 
Arbeitern. Für landwirtichaftliche Arbeiterkreije 
ſcheint darauf nicht viel Hoffnung gejegt werben 
zu können; 

15) Sorge für Verjorgung bei Unglüdsfällen; 
\. hierüber Arbeiterverficherung. 

16) Som Staate wird verlangt: die Errichtung 
von Arbeitsämtern behufs fortlaufender ftatiftiicher | 
Kecherchen über die Lage der landw. Arbeiter, 
der Begutachtung von — welche ſich 
auf das Verhaͤltniß des Arbeitgebers zu den 
Arbeitern beziehen, der Ueberwachung diejer Ge- 
jepe und der Organifirung von Schiedsgerichten; 
die Beurlaubung von Soldaten zur Erntezeit, die | 

Thiel's Landwe⸗Konverſ.⸗Lexilon. 








Spezual-Supplement 


werden muß, wenn man Zufriedenheit haben will. 
Das Hauptgewicht wird in ber neueren Zeit auf 
die Sbartafen in legter Linie alfo auf das gelegt, 
was die Reichäregierung mit den Berficherungs- 
geſetzen beabjichtigt hat. Die Gutsſparkaſſen 
fönnen nicht genügen, he find nur ein Nothbehelf und 
finden Häufig nicht die gewünschte Anerkennung, 
bejonderd dann, wenn den Arbeitern die Ber- 
fügung über die Einlagen erjchwert wird. Die 
Sparkaffe ift eigentlich nur dazu da, um Beträge, 
weldye jpäter wieder gebraucht werden jollen, ans 
zuſammeln; für die Altersverforgung und ähnliche 
weitgehende Zwede eignet fie ſich durchaus nicht. 
Dazu müffen andere Einrichtungen getroffen werden. 
Die Sparkaffe joll all die Gelder aufnehmen, welche 
jonft vergeudet würden zu überflüfjigen Anichaff- 
ungen oder zum Lebensgenuß u. j. w.; das Er- 
6 


82 


Urbeiterfrage. 


fparen, aljo das Entbehren im Genuß, muß be> | bei Einzahlung im 15. Lebensjahre jpäter 161,68% , 


günftigt werden durch Zulagen der Herrichaft und, 


durch gute Verzinjung, das Erjparte darf aber 
nicht lange in der Gutskaſſe liegen, jondern 
muß, wenn die Beträge groß genug geworden find, 
nußgbringender, ſicherer und ohne Berantwortlichkeit 
der Herrſchaft angelegt werden, jei es zu Lebens— 
verfiherungen oder wie jonft. Hierzu empfiehlt 
fi die Einrichtung der Altersrentenbant ın 
Sadjen in erfter Linie, ein Jnftitut, für welches 
der Staat haftet und welches er beſtens unterftüßt 
Befreiung vom Urkundenftempel u. ſ. w.). Die 

anf gewährt feite Renten, welche weder fteigen, 
noh fallen, und zwar nah Wahl de3 Ein- 
zahlenden: 

a) jofort beginnende Altersrenten, b) aufge- 
ſchobene (jpäter beginnende) Altersrenten, e) fojort 
beginnende Beitrenten), d) aufgejchobene (jpäter be» 
ginnende Beitrenten. Die Wltersrenten find auf 
Lebenszeit, mit und ohne Vorbehalt der Rüdzahlung 
des Kapitals, die Zeitrenten nur auf Sahresfriften 
zajlbar und nur unter Verzicht auf das einge- 
zahlte Kapital zuläjlig; bei aufgefchobenen Renten 
ift es nachgelafien, die Dauer des Aufihubs jpäter 
zu verkürzen; die Rente ift dann ohne Schädigung 
des Verficherten auf den Betrag, den er erhalten 
2 würde, wenn der frühere Beitpunft des 

entenbeginns gleih vornherein fejtgejegt wor— 
den wäre, abzumindern Einzahlungen find vom 
De bi8 zum 75. Lebensjahre zuläffig, für 

erſicherte auch zu verjchiedenen Zeiten und wieder- 
F bis zur Erwerbung des höchſten zuläſſigen 

entenbetrags von jährlich 2000 Mark. Bei der 
erſten Einzahlung muß eine ſchriftliche Eingabe und 
Ausſüllung beſtimmter Formulare mit Beifügung 
von Geburts» oder Taufzeugniſſen ftattfinden. 

Einzahlungen werden von 1 Mark an ange 
genommen, Wer wöchentlich 50 Pfennige erübrigt, 
und fomit alle 14 Tage 1 Mark einzahlt — im 
Jahre 26 Markt — erhält dafür vom 60. Lebens- 
jahre ab eine Jahresrente von 427,69 Mark, wenn 
er mit Verzicht und 271,55 Mark, wenn er unter 
Vorbehalt eingelegt hat; im diefem Falle werden 
bei feinem Tode dem Erben nod die Einzahlungen, 
welche jich mit dem 50. Lebensjahre auf zufammen 
936 Mark belaufen, ausgezahlt. Eine Berpflicht- 
ung zu wiederholter Einzahlung giebt es nicht, 
und auch feinen Zwang zu Einhaltung bejtimmter 
Einzahlungsdtermine. Beim Berjäumniß einer 
Einzahlung geht nicht die ganze Rente verloren, 
fondern nur der Rententheil, welcher der nicht ber 
wirkten Einzahlung entiprict. 

In jofort beginnender gleichbleibender Rente wird 





bei einer Einzahlung im 20. Lebensjahre 131,61, 
bei Einzahlung im 25. Lebensjahre 106,64 "/, des 
Kapitals, wenn dajjelbe mit Verzicht eingelegt 
wurde, und 116,73 — 91,34 — 70,73%, für die 
genannten Jahre der Einzahlung, wenn diefe mit 
KRapital-VBorbehalt erfolgte. 

Der Beitritt kann auch Nichtſachſen möglich 
fein. Nah der Sombart'ſchen Rechnung erhielt 
der Arbeiter mit monatlicher Einlage von 50 Pig. 
und 50 Pig. Zulage des Prinzipals, alfo zu- 
jammen 1 Mark im Alter von über 60 Jahren 
eine Benfion von 72 Mark, bei der ſächſiſchen 
Nentenbanf geben die gleichen Einlagen vom 60. 
Lebensjahre ab eine Jahresrente von 427,29 Markt, 
aljo fat die 6ſache Penſion und bei nur 
271,55 Mark (im alle des Kapitald-Verzichts), 
nod) fajt den Afachen Betrag und für die Erben 
nod) anjehnlihe Auszahlungen. 

E3 fann nicht dringend genug empfohlen werden, 
die Proſpekte und Tarife ſich kommen zu lafjen und 
genau zu jtudiren und darauf hinzuwirken, daß 
ähnliche Einrichtungen anderwärts fich begründen 
lajjen, da mit jolchen für die Arbeiter am beiten 
gejorgt werden kann und das Sparen den richtigen 
Anreiz gewinnt. Für eine Benfion von 72 Mark 
wird man nicht viel Begeifterung erweden fünnen, 
die Ausficht auf den Genuß einer Jahresrente 
von 427,69 Mart muß als mächtiger Sporn 
wirfen. Mit der Sombartihen Kafje befummt 
der Arbeiter troß des gleichen Opferd der Herr- 
ſchaft im 60. Jahre täglich faum 20 Pig., für die 
Bar Einzahlung in der jächfiichen Altersrenten- 

anf aber, wenn er auf das Kapital verzichtet, 
täglich etwas über 1,17 Mark, und wenn er nicht 
verzichtet, dody noch über 75 Pfg. täglih und 
einen anjchnlichen Betrag für die Erben. 

In Bezug auf die Wirkſamkeit der Anftalt er» 
giebt fih an eingezahlten Beträgen die Steigerung 
von 75,560,33 Mark im Jahre 1875 bis 
1,332,331,51 Markt im Jahre 1884; das Jahr 1876 
gab nur 37,005 Mart, das Yahr 1877 aber ſchon 
60 336,16 Mark, mit 1878 wurden 101,097,21 Mart 
erreicht, im folgenden Jahre über das Doppelte, 
im Jahre 1850 on das Fünffache und im Jahre 
1881 nur das Vierfache, 1582 aber wieder das Fünf— 
fache und im Jahre 1883 über das Siebenfadhe; 
mit dem Sabre 1584 wurde der Betrag über 
zehnfach höher. 

Ob und inwieweit für Landarbeiter die Lebens— 
verjiherung zugänglich gemacht werden fann, 
ift nicht leicht zu entjcheiden; für Fabrikarbeiter 
haben die Geſellſchaften weſentliche Erleichterungen 


gegen Einzahlung eines Kapitals bei Verzicht im | bei der Maffenverficherung gewährt, bei Land— 
Alter von 50 Jahren jährlih 7,19 9/,, bei Ein» gütern mit fälligen Arbeitern müßte dad um jo 


gebtung im Wlter von 55 Jahren 8,3509, 
Iter von 60 Jahren 9,96%, im Alter von 65 
Jahren 12,319, im Alter von 70 Jahren 15,60, 
und beim Alter von 75 Jahren 19,989), des ein» 
gelegten Kapitals auf Lebenszeit gewährt. Wird 
zur Erwerbung einer im vorgerüdten Lebensalter, 
etwa beim +5. Altersjahr beginnenden Rente in 
früheren Jahren eingezahlt, jo ift die Jahresrente 


im | 


leichter geichehen können. Eine bedeutendere Rolle 
jpielt die Lebensverficherung bei dem Bauernftand, 
für welchen man die Höfe geſchloſſen erhalten will, 


da jie allein die Mittel giebt, den Geſchwiſtern, 


welche den Hof nicht erben, gerecht werden zu 
fönnen. Vgl. darüber den Artikel Gebunden- 
heit und Theilbarfeit und andere dahin ein- 
ſchlagende Artikel. 


Urbeiterfolonien 2. — Arbeiterverfiderung. 


Arbeitertolonien, Aderbautolonien, Armen- 
folonien, Bezeichnung für eine neue Organijation 
von Anitalten, zum Zwecke dem Bagabundenmwejen 
zu ftenern, und deshalb auch mit Recht von den 
meiſten landwirthichaftlihen Vereinen lebhaft be- 
fürwortet und unterftügt. Dieje von den Armen» 


83 


2. Sch. Winpingerode-Rnorr, „Die deuts 
ſchen Arbeitshäujer, eine Leitung zur Löſung der 
Bagabunden-Frage”, Halle, 1885, 2,50 Mar. 

\  Mrbeiterverfiherung. Die Erörterungen über 
' die Verbefferung der Lage der Arbeiter gehören vor: 
ugsweiſe unjerem Jahrhundert und in diejem dem 





blonien nach holländiſchem Muſter wejentlich ver- legten Jahrzehnt an. In welcher Weile der Ar- 
Siedenen Anftalten find zuerjt von Baftor von beiter die ihm verliehenen politiihen Rechte in 
Bodelihwingh in Wilhelmsdorf bei Biele- den einzelnen Ländern ge- und mißbraudt hat, 
jeld, 1831, eingerichtet worden, indem er den brot- | ift früher ausführlicher dargelegt worden ; die Kämpfe 
loſen Zandftreichern, welche arbeiten wollen, Be- | zwijchen den Arbeitgebern und Arbeitnchmern ha» 
Hältigung und angemefjene Verpflegung gab und ben im Ganzen dazu geführt, daß die Lage der 
zwar in der Abjicht, fie wieder der ehrlichen Arbeit | Arbeiter immer mehr verbejjert wurde und wenn 
und dem ordentlichen Lebenswandel zu gewinnen. ſchon ſelbſtverſtändlich die Urfachen zur Unzufrieden- 


Yı „Die Aderbaukolonie Wilhelmsdorf“, Bicle- 
feld 1383, find die An- und Abjichten niedergelegt 
und begründet. Die Einrichtung ift bis zum ge 
wien Grade das Aſyl für Obdachloſe, welches 
yept ın allen größeren Städten bejteht, für das 
Land, aber mehr wie diejes, weil nicht nur augen- 
dlidliche Unterkunft bezwedt wird, ſondern vor 
Alem die Gewinnung zur Arbeit durch Anleitung 
und Ausficht auf entiprechenden Erfolg. Die Auf- 
genommenen können io lange bleiben, bis fie, gute 
Fahtung vorausgefegt, wieder auf eigenen Füßen 
ſtehen: die Arbeiten, zu welchen fie angehalten 
werden, oder welche ſie erlernen können, jind die 
im landwirthichaftlichen Kleinbetrieb vortommenden. 
&5 werden für ſolche Anftalten Heine Landgüter 
erworben oder ausgewählt und zwar mit jolchen 
Verhältnifien, daß die Koloniften die ganze Wirth: 
Ihaft in Stand halten können; fie find landwirth— 
Khaftliche Arbeiter, an deren Leiftung man aber 
Anfangs ichr wenig Anforderungen Reifen tann, 
da die meiften der Aufgenommenen durch längeres 
Umberihweifen, oft auch durch Trunk oder Krant- 
keit oder dadurch, daß fie anderen Berufsarten an« 
hörten, wenig befähigt find. 
den Kolonien nad holländiihem Mufter 
—* es ſich um dauernde Anſiedlung und oft um 
irthichaftung von Grundſtücken, welche erſt in 
Stand geſetzt werden ſollten, gehandelt; man wollte 
ve Rrliornation mit der Sorge für die Armen ver- 
n. 


| 
Die neue Organijation bezwedt lediglich die 
Öegenwirkung gegen die mit dem Umherſchweifen 
jablreiher arbeitslofer und arbeitsicheuer Indivi— 
daen unvermeidlichen Uebelftände und fie bedient ſich 
dazu des Wittels, fich derer darunter anzunehmen, 
melde noch zu vetten und wieder zu nützlichen 
Öliedern der menjchlichen Gefellichaft zu machen 
find, während fie die ünſchädlichmachung der An- 
dern den ftaatlichen Organen überlaffen muß. Dieſe 
ſeht prattiſche Begrenzung auf ein ganz beſtimm— 
tes Gebiet der Thaͤtigkeit hat auch ſchon die beſten 
te getragen, jo dab man mit Recht ander- 
wärts in ähnlicher Weiſe vorgegangen ift und bald 
Kolonien der Art zu Dugenden zählen kann; in 
haft allen Ländern ift man dem Borgange gefolgt 
und überall haben fi) die Bemühungen beftens | 
gelohnt, 
% Pribyl, „Das VBettelunmeien und die 
erbaufolonien“, Wien, 1885, 0,8 Marf. | 








| 
| 


heit und der Wechſel in den Lo 
in Wegfall fommen können, jo 
im Gan 


njägen nie gan 
* In doch je 

jen immer mehr die Geneigtheit gezeigt, 
fi) vorfommenden Falls gütlid zu verftändigen 
oder einem Schiedsſpruch fi) zu unterwerfen. Nur 
da, wo politische Barteiführer mitwirken und die 
Arbeiter zu politischen Zweden organifirt find, 
fehlt e3 nicht an oft heftigen Kämpfen; die blu— 
tigen Borgänge in Amerifa, — Chicago bejonders 
—, in Franfreih und in Belgien gegen Schluß 
d. 3. 1885 und in der eriten Hälfte von 1886 
haben gezeigt, wie viel gährende Elemente vor- 
handen find und daß nod immer die bürgerliche 
Geſellſchaft mit erniten Gefahren zu kämpfen hat. 

Eine befriedigende Gejtaltung der Berhältniffe 
für die Arbeiter war nicht möglich, jo lange der 
Unterhaltungsbedarf des Arbeiters nicht geihügt 
wurde für den Fall der Unfähigkeit zum Arbeiten 
in Folge von Krankheit oder Unglüd und jo lange 
nicht für die Hinterbliebenen Berftorbener aus» 
giebiger, wie bis dahin, gejorgt wurde. 

Seder konnte die Beobachtung machen, daß fait 
überall trog oft nur färglicher oder doch ſchlech— 
terer Bezahlung als anderwärts eine übergroße 
Zahl von Bewerbern um Stellungen im Staats» 
dienft jich zeigte und daß oft genug vor dem Stiut- 
dium zur Erlangung ſolcher Stellen wegen Ueber- 
fülle von Wipiranten gewarnt werden mußte. Frü— 
her war man der Anfiht, daß die höhere Ehre 
den Andrang begreiflich mache; jeitdem aber wenig 
Unterjchied mehr bejtcht in den den einzelnen Be— 
ruföflajjen angewiejenen Stellungen und aus jeder 
eine höhere Bildung vorausiegenden Berufsart 
der Eintritt faſt in alle Geſellſchaftskreiſe möglich 
ift, hat die etwa dem Staatädiener erwieſene Be— 
vorzugung weniger Bedeutung mehr und würde 
mindejtens für fich allein nicht genügen, um den 
zu starken Andraug zu erflären. Es weiß zu- 
dem Jedermann, daß zum Lebensunterhalt ma- 
terielle Güter gehören. Der Andrang ift aber wohl 
begreiflich, wenn man fich erinnert, daß der Staats» 
beamte für ſich und die Seinigen volle Penjions- 
berehtigung hat, daß er im Krankheitsfalle die 
Bejoldung weiter bezieht, in der Zeit der Arbeitz« 
unfähigfeit verjorgt ift und daß die Seinigen, wenn 
auch feine glänzenden Bezüge, aber doch fo viel 
an Benfion im Todesfall bezichen, daß fie vor 
Noth bewahrt find. 

Dieje Erwägungen waren e8, welche daran denlen 
6* 


84 


liegen, aud) für die Arbeiter ähnliche Vorkehrun— 
gen zu treffen; fie jollten verfihert werden 
und zwar gegen alle Noth und Gefahr durch To- 
desfall, Unglüd, Kranfheit, vorübergehende oder 


Arbeiterverjicherung. 


| führt und von dem Reiche beforgterd wen. Staat- 
lihe Jmmobilien= Teuer» Verfiherungen mit dem 
Zwang, alle Gebäude zu verfihern, gab es ſchon 
jeit Ianger Zeit und giebt es in vielen Län— 


andauernde Arbeitsunfähigfeit und auch gegen Ar- | dern noch, dieje Art der Berfiherung jollte all- 
beitslofigfeit, wie fie zeitweife vorlommen fann. | gemein und durch die zwangsweiſe Mobiliar-Ber- 
Schon jeit längerer Zeit haben die Arbeiter aus | ich ergänzt werden. Im Weiteren fam man 
ſich jelbft heraus, mit und ohne Mitwirkung der ‚auf den Gedanfen der ftaatlichen Hagelverjiherung 
Arbeitgeber und Anderer, Unterjtügungstaffen ge- und ebenfalls auf die Abſicht, dieje zwangsweiſe 
hebt, Vereine dafür ins Leben gerufen und für | durdyzuführen. 

erfiherungen fich bemüht; die älteften Verbände | Die Fürſorge für diejenigen Klaſſen, welche nicht 
der Art find die Knappichaftsfajjen der Berg- Einfommen genug haben, um jelbft für alle Un- 
leute (ſ. d.), neue Verbände find die Hilfäge- fälle des Lebens fich zu fichern (2000 M. wurden 
nojienjhaften und Hilfskaſſen und befonders | ald die Grenze bezeichnet), jollte fi aljo auf fast 
die Gewerkvereine, welde nad) dem Muſter der | alle möglichen Fälle der Verarmung beziehen und 
engliichen Trades unions bei uns von Hirſch- |diefe inskünftige dadurch unmöglich werden, daß 
Dunder eingerichtet wurden und in etwas an- in umfaffendfter Weiſe die Verficherung geplant 
derer Form und mit anderen Zielen von der jo- wurde und das Reich ſelbſt den ganzen höchſt fom- 
zialdemofratijchen Arbeiterpartei; andere Organiſa- plizirten Organismus zu verwalten hatte. Jeder— 
tionen folgten nah. Wie unzulänglich aber alle | mann weiß, daß, abgejehen von jelbjt verſchuldeter 
derartige Vereinsthätigkeit ift, abgejehen. davon, | Verarmung, die meiften Fälle durch große Ka- 
daß manche Vereine auch andere Zwede verfolgten, |taftrophen veranlagt werden: Feuer-, Waſſer-, 
beweift jede größere Kataftrophe, bejonders bei den | Hagel-Schaden, Biehfterben, Mißernten, plöglicher 
Bergarbeitern; die Kaſſen reichen dann nicht aus | Tod des Ernährers, Krankheiten und Berwundun- 
und die Unterftügung durch Andere muß in An- | gen mit Arbeitsunfähigfeit u. ſ. w. find die häu— 
ſpruch genommen werden. Nach dem Bericht auf | figften und gewöhnlidyjten Urſachen ſolcher Ber- 
der legten Gen.-VBerfammlung in Halle, 16. Juli |armung. Die Berarnten fallen der Gejellichaft 
1886, zählt der Verband der Hirſch-Dun- zur Laft; es follten deshalb auch die Gemeinden 


ckerſchen Gemwerfvereine 58000 Mitglieder in 
1008 Örtövereinen mit einem Gejammtvermögen 
von 395,000 Mark; jeit der Gründung, 1868, war 
die gefammte Einnahme 6 Mill. Mark; die Hilfs- 
trantentaffe hatte Ende 1885 bis 45,000 Mitglie- 
dern, 780,000 Mark Einnahme und 708,000 Mark 
Ausgabe, aljo nur 72,000 Mark Ueberſchuß. 

Die gefammten Hilfsgejellihaften in der 
Schweiz (Kranten-, Sterbe-, Wittwen-, Ber- 
forgungstafien u. ſ. mw.) hatten Anfangs 1880 an 
Mitgliedern 189566, an Vermögen etwas über 
12, 5Mill.Mart, an Einnahmen2, 85Mill. Mark undan 
Ausgaben 2, 3Mil. Mark; die Zahl der Vereine war 
1072. So erfreulich jolche — — auch 
ſind, ſo zeigen ſie doch, daß derartige Verbände 
nur Wenigen gegenüber der großen Zahl der 
ungünftig Geftellten zu helfen vermögen und daß 
es mächtigerer Organijationen bedarf, wenn gründ- 
lichere Abhilfe geichaffen werden foll. 

Am vorigen Se und zu Anfang des jeßi- 

en wurde in Deutichland die Frage der um« 
affenderen Arbeiterverficherung lebhaft beiprochen. 


Kos Mitwirkung berufen werden und die Laſten 
oder die zu zahlenden Prämien gemeinjchaftlich 
durch die BVerficherten, durch Diejenigen, welche 
‚deren Arbeitsfraft miethen und im eigenen In— 
tereſſe verwenden, durch die Gemeinden und den 
Staat getragen werden. Niemand jollte eine fremde 
| Arbeitötraft verwenden dürfen, ohne die Berjicher- 
ung bewirkt zu haben, die Berficherungsbücher 
jollten bei den Gemeindebehörden aufbewahrt und 
durch diefe die Umſchreibungen, die Nachträge, 
die Erhebung und Verwaltung der Einzahlungen 
bewirtt werden. 

In Ddiefem Sinne ungefähr wurde die Sache 
zuerſt vor die Deffentlichkeit gebracht, jpäter in 
der Form eines Geſetzentwufs (1881) mit we— 
jentlihen Beſchränkungen vorgelegt, nachdem er— 
Härt worden war, daß die Neichöregierung mit 
aller Macht das AZuftandelommen eines wenigitens 
vorläufig genügenden Gejeges für die Hauptver- 
fiherungen betreiben werde; ſie ftüßte fich auf 
anz beftimmte, von Allerhöchſter Stelle ausge» 
Bee Wünſche und hatte inzwifchen jchon ein 


| 


Es hatte fich immer mehr Herausgeftellt, daß das ſehr umfaſſendes ftatiftiiches Material von den 
Geſetz über die Haftpflicht (1870) zur Vergütung | verjchiedenften Seiten bearbeiten laſſen, bejonders 
der. Schäden durch Unglüf nicht genügte und |unter Mitwirtung von Prof. Dr. Heym in Leip- 


den Wrbeitern wegen mehrfacher Beltimmungen 
immer wieder Anlaß zu Angriffen bot. Die Er- 
Örterungen darüber führten zu einem großartigen 
Plan; es follten die Arbeiter volltommen verfichert 
werben, um alle Arten von Berarmung aründlich 


zig, ferner durch Geh. N. Dr. Engel und dur 
die Vertreter der Unfall-Berfiherungsgejellichaften 
und anderer Korporationen der Art. Die Bor 
ſchläge fanden die verjchiedenartigite Beurtheilung, 
Anfangs mehr Staunen und Ablehnung, ald Zur 


aus der Welt zu ſchaffen; eine jtaatliche Ver- | ftimmung und wurden aud von den Arbeitern 
fiherungs - Kaffe follte gegründet, ein bejonde | jelbft keineswegs allenthalben in dem Sinne einer 
res Meichd » Berfiherungs - Amt mit der Aus- ihnen zugedahten Wohlthat aufgenommen. Bald 
führung und Ueberwachung betraut und jelbft die | erhob ficy vielfach der Kampf dafür und dawider, 
Mobiliar- Feuer» BVerficherung zwangsweije einge: die Berficherungsgeiellichaften wehrten ſich gegen 





Ürbeiterverficherung. 


die Berftaatlihung mit dem ganzen ihnen zu Ge- | 
bote ftehenden Anhang, die politiichen Parteien 
bemächtigten fi der Sache, die Gemwerkvereine 
verurtheilten das ganze Unternehmen auf das | 
Scärfjte, die Arbeitervereine waren bald getheil- | 
ter Meinung, in den gefeggebenben Körperichaften , 
aber die Meiften darin übereinftimmend, daß das | 
vorgelegte Geſetz mit jeinem komplizirten Ver— 
maltungsapparat und der übergroßen Tragweite 
ohne jihere Grundlage für die Berechnungen un— 
annchmbar jei. Im Reichstag jelbjt wurde ein 
Geſetzentwurf ausgearbeitet. Nach langen Ber- 
bandlungen und heftigen Erörterungen in der Preſſe 
und nachdem man jic jchließlich darauf bejchräntt 
batte, vorderhand nur die Unfall» und die 
Kramfenverjiherung ins Leben treten zu laffen, 
eribien am 14. April eine Allerhöchſte Botichaft | 
für die rajche Erledigung und ward dann das 
Seſetz, jo wie es jegt zu Mecht beſteht, am 15. 
Juli 1883 erfafjen und am 1. December 1884 in 
Kraft geſetzt. Die Unfallverfiherung mit den jept 
dafür organifirten Berufsgenojjenjchaften 
trat am 1. Dftober 1885 ins Leben und im Jannar 
1856 gab es jchon 57 joldher Genoſſenſchaften im 
Betrieb. Da für die Urbeiter in dem land- und 
forjtroirthichaftlichen Betrieb Anfangs noch keine 
Beitimmungen getroffen wurden, weil hierfür die 
Unterlagen noch nicht beichafft und die verichiede- 
nen zu berüdfichtigenden Eigenthümtlichleiten nod) | 
nicht richtig gewürdigt werden konnten, jo mußte 
für Dieje jpäter ein bejonderes Geſetz vereinbart 
werden und diejes ijt denn auch am 5. Mai 1886 
erfafien worden. Die Landwirthe werden gut thun, 
ſich dieſes Geſetz zu beichaffen. Die Norddeutiche | 
Buchdruckerei und Berlagsanftalt in Berlin liefert | 
das ganze Geſetz für 40 Big. | 

Das Vorgehen in Deutſchland nad) diefer Richt- | 
ung hatte auch in anderen Ländern Nahahmung 
gefunden, doc) ift hier nicht in jo umfaffender und | 
gründlicher Weije durch den Staat die Sache be⸗ 
trieben worden. Hasbach über das englische und 
v. Diten über das franzöfiiche Verficherungsweien ; 
haben bejondere Schriften in Leipzig ericheinen | 
lajjen; ebendafelbft ijt das vom Berein für Sozial« | 
politif veranlaßte Gutachten über Alters- und In⸗ 
palidenfaffen für Arbeiter erichienen, in Stuttgart | 





die Schrift von M. Hirſch „Die gegenjeitigen 
Hilfstaſſen und die Gejeßgebung“ (1876), in wel— 


her Schrift etwa die entgegengeiegten Anjchauun- | bei Metallverarbeitung u. Majchinenbau 0,24 


gen vertreten find und für die freie Verficherung 
ohne ftaatlihen Zwang und Bevormundung ge 
lämpft wird. Das gejammte Material zur Be- 
gründung der verichiedeuen Vorſchläge und jchlich- 
lich das der vereinbarten Gejege fan Hier nicht 
vorgeführt werden; die Darftellung muß auf die 
dauptjächlichſten Berhältnifje beichräntt bleiben. 
Hervorzuheben ift nur noch, daß der Haupktampf 
um die frage des Zwangs und um Staats- oder 
Brivatverfiherung fich bewegt hat und daß ſchießlich 
auf dem Wege des Kompromiſſes die Einigung 
erzielt wurde. Bon der Zwangs-Mobiliar-fFeuer- 
Berfihherung wurde Abjtand genommen, die ftaat- 
lie Bagelverfiherung nur theilweije in einigen 


85 


Ländern einzurichten verjucht und die Jmmobilien- 
Treuerverficherung ift geblieben, wo und mie fie 
bisher organijirt war. 

Bon den Kafjen, um welche es fich hauptſächlich 
handelt: Kranken», $nvaliden-, Begräbniß- 
oder Sterbe-, Wittwen-, Altersverior- 
gungs- undUnfall-Berjiherungstajjen find 
die meiften organifirt worden; man unterjcheidet 
fie jegt in Ortstrankenkaſſen, Betriebs- 
krankenkaſſen, Baukrankenkaſſen, Innungs— 
krankenkaſſen, Knappichaftstrantentajjen, 
eingeſchriebene Hilfskrankenkaſſen und Ge— 
meindekrankenkaſſen, von welchen für die 
ländlichen Kreiſe nur die Orts- und Gemeinde— 
krankenkaſſen in Betracht kommen. Die Fürſorge 
bleibt meiſtens auf Kranken- und Unfallsverſiche— 
rung beſchränkt. Die Verſicherung gegen (ver- 
ichuldete und unverjchuldete) Arbeitslojigkeit 
ift lediglich) den Gewerkvereinen und Arbeiterver- 
einen überhaupt überlafjen geblieben; jie bildet 
diejenige Form der Verſicherung, welche am jchwie- 
rigiten zu beurtheilen ift, gehört aber mit zu dem 
Rahmen des Ganzen, wenn ausgiebig und dau- 
ernd die Haupturjachen der Berarmung bejeitigt 
werden jollen. 

Habt man aljo das Ganze, was bis jet erreicht 
ift, zujammen, jo bedeutet es nur einen Bruchtheil 
des großartigen Programms, wie es urſprünglich 
entworfen worden war, den Anfang deſſen, was 
werden jollte, aber einen Anfang von großer Be- 
deutung und Tragweite. 

Ueberftürzend fann in diejen Angelegenheiten eine 
Reform nicht ermöglicht werden, für viele Erfor- 
derniffe zur Erfüllung des ganzen Programms fehlt 
no die Erfahrung und jelbjt für das Wenige, 
worauf man fich beichränten müßte, wird nod) 
mancherlei Erfahrung gemacht werden müſſen und 
ab und zu Aenderung nothiwendig werden. 

Die Ermittlungen über die Häufigkeit der 
Unfälle hatten als Berunglüdung mit tödtlichem 
Ausgang ergeben: 


bei Eijenbahnbeamten 1,74 9/9, 
„ Eijenbahnarbeitern 4,43 „ 
„ Zohnfuhrwejen u. Speditionsverfehr 2,67 „ 
„ der Filcherei 2,29 „ 
„ Seeihiffahrt und Flöherei 1,90 „ 


„ Bergbau-, Hütten- od. Salinenbetrieb 1,60 „ 
beim Baumejen 1,25 


„Poſt und un 0,22 „ 
„ berichiedenen Anduftrien 0,18 „ 
„ Horft: und Landwirthichaft 0417, 
„ Landwirtbichaft allein 0,13 „ 
„ anderen Berufsarten 0,13 „ 
„ perjönlichen Dienftleiftungen on — 


„Beherbergung und Erquickung 
w 


u. ſ. w. 

Auf 9931 Verwundete und invalid Geworde— 
ne kamen 485 Todte, in Oſt- und Weſtpreußen 
im Verhältniß 1:4, im Berlin 1:40, in den 
jämmtlichen ſächſiſchen Induftriebezirten 0,L—2,5%/, 
in Hohenzollern auf 3549 Arbeiter nur wenig 
Berwundete und keine Todte u. j. w. 


86 Arbeiterverficherung. 


In Bezug auf die Landwirthſchaft war fer- | Alter bis zu 40 Jahren, die Verpflichtungen find 
ner durch eine Enquete ermittelt worden, daß ver- laufende zone nah dem Alter zur Beit 


unglüden des Beitritt? nach 3 Klaſſen mit dem rehnungs- 
von jelbftitändigen Birthen und Pächtern 1,24%, mäßigen Einfommen von jährlih 1200 — 1000 und 
— 0,750, weibliche Perſonen, | 750 Markt, bei 2 Mark Taglohn jährlich 22,68 
„ Auffichtöperjonal u. Rehnungsführern 1,12, Mark als Marimunt. Die Penſionsſätze find: 
männliche, 0, 31%, weibliche Perſonen, bei 750—1000 1200 Mark jährlich nach 10 Jah— 
„ anderen Erwerbsthätigen 2,39, ren 112,5 Marf, für jedes Jahr der er 
männliche, 1,44%, weibliche Berfonen, ſchaft 7, 5 10, 0-12, 0 Martmetr, aljo nad) 
„ dienenden u. erwachſenen Angehörigen 1,50 „ 15 15 Jahren Mitgliedichaft 150 —200—240 Mark, 
männliche, 0,66 9% weibliche Berjonen. = 1x7,5—250—300 
Als Stufen für die Gefahr wurden fejtgeftellt: 25 u ii 225,0—300—560 „ 
für männliches Geſinde = 100, 30 m 262,2— 350 —400 
„ männlidye Tagelöhner = 80, 35 300,0— 400-400 
„ weibliches Gefinde z=- 70, Die Wittwengelder find bei 750 Marf Jah— 
„ weibliche Tagelöhner = 30. reseinfommen u. Ye bei 
Aus dem Ganzen ergiebt fih, daß der land- 10 Jahren Wigfiegaf 45— 60— 80 Mar, 
wirthichaftliche Beruf bezüglich der Gefahr eine‘ 15 „ 60— 80— %6 „ 
Mittelftellung einnimmt. Die Landwirthe hatten | 20 „ R 75—100—120 
unter anderen Wünjchen auch den geäußert, nit 25 „ z 90-120 -144 . 
nad) Perſonen, ſondern nad; Arbeitstagen ver- 30 „ 2 105—140—160 , 
fihern zu fönnen, 3. B. in der Art, daß Derjenige, 35 120—160—160 


welcher 100 Tage mit je 20 Berfonen zu drefchen Als Baifengelder für Finder, deren Mutter 
hat, 2000 Dreichtage verfichert, für Gejpann die lebt, wird ', des Wittwengeldes für jedes Kind, 
Bahl der Arbeitstage u. j. w., weil es in der Land⸗ | für Kinder, deren Mutter nicht mehr lebt, !|,, aber 
wirthſchaft nicht zu vermeiden ift, mit den Per- | ald Marimum 75 Mark gezahlt, als Sterbegeld 
jonen zu wechſeln umd die Verfiherung der ein- 30 Mark bei Kindern der Penfionäre und bei 
zelnen Perſonen und gar die mit den Namen Kindern der Wittwen von Kaſſenmitgliedern, ſowie 
% vielerlei Unannehmlichfeiten führen müßte. den Frauen und Wittwen der Benfionäre, und end- 

ergl. die früheren Artikel über Verfiherungen lich giebt es noch Unterjtühungen nad Maß— 
aller Urt auf dem Lande. ı gabe der Ueberjchüffe. 

In Bezug auf die Höhe derPrämien hatte! Aus den „Ueberfichten über die Vermögens— 





Prof. Heym berechnet gehabt: ‚ verhältniffe, Leiftungen u. ſ. mw. der Orts- Be- 
für Arbeiter von 20 Jahren 1,85°/, des Verdienftes, triebs- und Innungskaſſen in Berlin” geht hervor, 
SIDE" =, 2. . ® daß es am Jahresſchluß 1885 an Drtsfranfen- 
——— — 0— 274 u a ‚ fafien 65 mit 194,725 Mitgliedern und noch 10,000 
re 50 536800 — Mitglieder in 4 Orts-Kaſſen gab; 5 Kaſſen 
s 60 4,76 hatten über 100, 3 über 5000, 18 über 1000 Mit- 


Geh. R. Engel Hatte (1876) im Durchichnitt glieder, je eine hatte 15,733— 14,025 — 12,417 und 
* go — erg De 10,900 5 * — ea 
r Verfiherungsmwejen, Berlin, nimmt für alle | waren ar t Verwaltung 
Alteröftufen 1%, an. Ermittlungen aus Plauen | oder 14 M. pro Kopf, die beiten Kaſſen hatten 
ergaben 2,53% . Im Bollswirthichaftsrath wurden | nur —* andere bis 30 und 35 * dafür bei über 
2 und 3/, genannt; es war oder iſt demnach 10,000 Mitgliedern, 4—6 ſelten 8 %,, bei den 
nod) volle Ünflareit übe die Höhe der — größten — 3,9 und 9,7 8 bei den fleinften 
Bahlungen und muß dazu bemerkt werden, daß 25 bis 349. 
diefe mit der Anzahl der Jahre wachen müſſen. Die Bärenfelier Krankenkaſſe für Wald» 
E3 wird demnach von Intereffe fein, einiger Ber | arbeiter, eingetragene Hilfsgejellichaft, hatte 1885 
richte über wirkliche Ergebniffe zu gedenfen, da | bei 418 männlichen und 10 weiblichen Berficher- 
daraus am eheſten zu erjehen ift, was die Ein- ten 3786 Mark Einnahme und 2224 Mart Aus 
richtung zu bedeuten bat und welche Opfer fie gabe; die Beiträge find 2 vom ortsüblichen 
koften kann. i — ı Zagelohn, wovon die Urbeiter *,, die Arbeitgeber 

Im „Bollswohl“, 1886, findet fich ein Bericht | /z zahlen. Die Ausgaben umfahten 136 Mark 
— * *Ehatöbafne N .o * I — geaahlte ' ——— me 
reußiichen Staatsbahnen, erftatte n der Dir, des ortsüblichen ZTagelohne h ar T 
reftion in Erfurt, worin mitgetheilt wird, daß es | ärztliches Honorar u. ſ. w. 
im gefammten Gebiet des Staated zwei Kaſſen Ueber die Berufsgenofjenfhaften liegt 
giebt: a) für die Werfftättenarbeiter, vom 1. Oftbr. |der Gefhäftsbericht des Reih3-Berj.-Am- 
1885 nnd b) für die Betriebsarbeiter und unteren te3 Januar 1886 für die Zeit bis 31. De- 
Hilfsbeamten vom 1. April 1886. Die Voraus \cember 1885 vor. gl. Dr. ®. Gallus, „Die 
fegung zum Beitritt iſt die ununterbrochene ein- | Organifation der Krantenverfiherung für Arbeiter 
jährige Beihäftigung im Kol. Eifenbahndienft, | auf Grund der Veftimmungen des Reichsgeſetzes 
die Annahme zu dauernder Beichäftigung und das vom 15. Juni 1883,“ Leipzig 1883 (b. C. Reiner). 





Ürbeiterverficherung. 


Der Bericht jagt: Um 14. April 1883 war die 
Aullerhöchſte Botichaft zur rafchen Einführung der 
Unfallverficherung ergangen, am 1. Dftober 1885 
trat die Unfallverfiherung in Kraft. Bis dahin 
waren 53 Generalverfammlungen vom 7. Januar 
bia 11. April in den Hauptinduftrieorten des 
Reiches mit den Vertretern der Neichsregierung 
abgehalten worden und dabei 12,578 Betricbö- 
wnternehmer perjönlicd und 52,881 dur Bevoll- 
mächtigte vertreten gewejen. 

Am 1. Januar 1886 war der Beſtand: 

51 genchmigte u. 6 errichtete Berufsgenoffenichaften, 


davon: 
24 Reich3-Ber.-&.=86,879 Betr. u.1,392,138 Arbeit. 
22 B.G. über den Umfang eines Landes 


— 67,456 Betr. u. 98 1,085 Arbeiter. 
46 Ber.-Sen. = 154,335 Betr. u. 2373,223 Arbeiter. 





Es gab ferner 
5preuß. Ber.-Gen.=14033Betriebeu. 229864 Arb. 
2bayerihe „ =10,985 „ 47,782 „ 
2 jächfiiche „ = 93056 „ „123438 „ 
I württemb. = 431 „ „ 13107 „ 
Ireichäländ. „- = 47 „5 „ 56,745 „ 
11L2andesBer.-Gen. = 36,632 Betr. u. 470,996Arb. 


Erwähnt wird, daß die Sadıe eine beifällige 
Aufnahme gefunden habe und daß die innere Or- 
ganijation vor Dftober vollendet war. 

Es giebt jetzt 57 Genoffenihaftsvorftände mit 
696 Mitgliedern, 313 Seltionsvorftände mit 1818 
Mitgliedern und 5269 Vertrauensmänner. Bon 
den frühern Unfall-Berfiherungs-Gefelliaften find 
79 Beamte angeftellt und im Reichsamt 8 jolcher 
Beamten thätig. 

Für die Landwirthe muß es von Intereſſe fein, 
die erſten Geſchäftsergebniſſe folder Berufsgenofien- 
ſchaften, welche der Landmwirthichaft nahe ftchen, 
fennen zu lernen. Die Berufsgenoſſenſchaft 


der Zuderinduftrie, welche 460 Betriebe mit | 
etwa 90,000 Berficherten umfaßt, hat unter dem | 


Rorfig des Herrn Grafen Hade ihre erfte General- 
Beriammlung in Hannover am 20. Mai 1886 
ebochalten. Der Direltor der Gejellichaft, Hahne- 
Berlin, eritattete den Bericht, aus welchem her- 
vorgcht, daß 150 Fabriken (32,6 %,) gar keine Un— 
fälle angemeldet haben und daß von den auge 
1526 Unfälle zur Anzeige gelommen find. Bon 
diejen haben fich 203, d. i. 170,, als wirffiche 
Schadenfälle erwieſen und von dieſen find 
97 _bereitö erledigt und zwar mit einem Ent— 
ngd- und Softenaufiwand von zuſammen 
15,000 Mart. Die wirklichen Schaden- 
vertheilen fich auf 148 Fabriken, d. i. aljo faft 
52%, der die Genofjenjchaft umfaflenden Betriebe. 

Das aeihäftlihe Ergebniß war 61,000 Mark 
Einnahme, 27,000 Mark Ansgabe, aljo Kafien- 
beftand 34,000 Marf. Der Etat für 1887 wurde 
auf 50,000 Mark veranschlagt und zwar mit der 
Erflärung, daß die Schätzung nod eine ſehr un— 
fibere fei, da die bisher gefammelten Erfahrungen 
feit der neuen Einrichtung noch nicht ausreichten, 
die Ausgabenanjäge einigermaßen zuverläjfig machen 
zu können. 







87 


1526 Unfälle von 90,000 Berficherten find nicht 
ganz 1,70, und 203 wirflihe Schadenfälle find 
0,2255. . . .. 

Die Zahl der Unglüdsfälle beim Bergwerks— 
betrieb iſt jehr viel größer. Aus den Ver— 
handlungen über eine al3 geboten erachtete Um— 

eftaltung des Märfiihen Knappidafts- 

Bereind — Sitz in Bodum — zum Zwecke 
einer Rafjenreform, bejonders Trennung der Kran— 
ten- von der Benfionstafje, in Folge einer 1885 
auf 817,733 Mark beredineten Unterbilanz ergiebt 
fi), daß die Unterftügungen von Jahr zu Jahr 
wachſen und daß bei 68,842 zahlenden Mitgliedern 
5650 Invaliden, 4827 Wittwen und 16,432 Kinder 
u unterftügen find. Die Zahl der Invaliden Hatte 
fi jeit dem Vorjahr um 506, die der Wittwen 
um 235 und die der Kinder um 1461 vermehrt. 
Die Mitglieder zahlen an Beiträgen 1,801,234 Mark 
und ebenjoviel die Grubenbefiger. Die Gefammt- 
ausgaben find 4,601,505 Mark. Die Unterjtügun- 
gen betragen 1,164,135 Mark. 

Aus den gefammten Mittheilungen ergiebt ſich, 
daß nur erjt ein Heiner Theil der zu löſenden 
Aufgaben eine befriedigende Löſung gefunden hat. 

Eine der wichtigften Seiten der Wrbeiterver- 
fiherung ift die Frage der Sidherftellung der 
Beiträge. Der Arbeiter, welcher, jei es freie 
willig oder durch Zwang, einen Theil des Ber- 
dienſtes hergiebt, um ji dafür Sicherheit im Un— 
glüdsfalle für ſich oder für die Seinigen zu kaufen, 
muß die volle Gewißheit dafür haben, daß das 
Geld richtig verwaltet und über jede Gefährdung 
ficher geftellt wird, jowie die, daß ſelbſt beim Zu- 
jammentreffen bedeutender Unglüdsjälle, jei es 
durch Seuchen oder durch Grubenunglüd u. ſ. w., 
‚die Raffen zahlungsfähig bleiben. Alle Privat- 
thätigkeit kann nicht ausreichen für alle Möglich» 
keiten, es muß deshalb die Mitwirkung öffentlicher 
Organe herangezogen werben. Auf der anderen 
Seite ift es aber auch ficher, daß die Kaffenver- 
' waltung in Händen von ftaatlichen oder fommunalen 
ı Behörden meiftens umftändlider und koſtſpieliger 
'ift, wie die der Privaten und daß der Eifer der 
Brivatgeiellichaften viel Gutes zu ftiften vermag 
und im Verſicherungsweſen von jeher Großes ger 
leiftet hat. Es empfiehlt ſich deshalb, auf die 
Privatthätigleit nicht zu verzichten und es den 
‚einzelnen Kreifen zu überlaffen, wo fie ſich ver- 
ſichern wollen, zwedmäßig aber wäre das Gebot 
' der vollen Rüdverfiherung und für dieje könnte die 
Reichskaſſe eintreten, während bis ient vielfach 
bei ausländifchen Gejellichaften Rückverſicherungen 
genommen werden mußten. Die bloße Rückver— 
jfiherung kann jelbft für den unglüdlihen Kriegs— 
fall nicht bedenklich fein, weil die Verwaltung da- 
für eine verhältnigmäßig einfache ift und es fich 
* um allzu große Summen für dieſe handeln 
ann. 

Eine zweite und die am lebhafteſten beſprochene 
Streitfrage war die, wer zahlt die Beiträge? 
Der Arbeiter allein, der Arbeitgeber allein, beide 
gemeinſchaftlich — zu gleichen oder zu ungleichen 
Theilen, die Betheiligten und auch noch Andere, 











&8 


der Staat, die Gemeinde u. |. 
die Vorjchläge, um welche es fich handelte. 
Staatsdienern zahlen dieje die Beiträge 
und muß jogar der Unverheirathete zur Wittiven- 
kaſſe jährli von der Bejoldung einen Prozent» 
fat abgeben, die Beiträge find aber meiſtens gering 
und der Staat muß noch mehr oder weniger zu- 
legen. Soll nur der Arbeiter zahlen, dann muß 
der Lohn darnad) bemeſſen werden und giebt es 
feinen Grund dafür, die Arbeitgeber an der Ber: 
waltung zu betheiligen; es kann höchftens der Staat 
oder die Gemeinde die Oberaufficht auszuüben be- 
fugt werden; die Arbeiter werden in diejem alle 
jelbftverftändlih jo wenig als möglich zahlen 
wollen und dadurch mühten die Kaffen Leicht in 
die Gefahr fommen, aus Unzulänglichkeit der 
Mittel ihren Zwed nicht vollftändig zu erfüllen. 

Bahlt der Arbeitgeber allein, jo wird er den 
Kohn, welchen er außerdem bezahlt, darnad) ein— 
zurichten juchen, die Arbeiter kommen in große 
Abhängigkeit, verlieren das Interefje an der Sadıe, 
verlangen als Recht die ausgiebige Unterftügung 
und werden leicht dazu verleitet, ſolche zu erbitten 
oder zu erzwingen ohne Noth oder über das Maß 
des Bedarfs. An und für jid) ift der Sag be- 
rechtigt: Wer die Dienfte Anderer in Aniprud) 
nimmt, muß auch die Verpflichtung übernehmen, 
für den ihm Dienenden alle Fürjorge im Uns 
glüdsfalle zu tragen; es giebt aber Gründe genug, 
welche dafür ſprechen, daß beide Beiheiligte ge- 
meinjam die Lajten tragen, ohne — eine all— 
gemeine Regel dafür gegeben werden könnte, mit 
welchem Prozentiag der Antheile fi die Ars 
beitgeber und Wrbeitnchmer betheiligen jollen. 
Daß man aud) die Mitwirkung Anderer noch her» 
angezogen hat, jcheint eine Härte zu fein, ift es 
aber nicht, weil die Laften der Armenverwaltung 
der öffentlichen Gejellichaft anheimfallen und die 
borausjichtliche Veringerung der Ausgaben dafür 
es rechtfertigen läßt, einen Theil der öffentlichen 
Mittel mit zur ausgiebigen Verfiherung zu ver- 
wenden. Erfahrungen darüber, inwieweit die volle 
Kranlen- und Unfallverfiherung ſchon vermindernd 
auf die Ausgaben der Armenverwaltung gewirkt 
hat, konnten jelbitverftändlicd noch nicht gewonnen 
werden; es müſſen mehrere Jahre vergehen, che 
ein ſicheres Urtheil darüber möglich iſt. 

Die Berjiherung bietet noch eine Seite, von 


w., das waren 
Bei den 


jeldft | Niemanden ohne 


Urbeiterverjicherung. 


frift verläßt, vor Ablauf diejer das Bud) nicht ver- 
abfolgt. Die ben "sa müfjen verpflichtet werden, 

orzeigung des Berfiherungs- 
buches in Arbeit zu nehmen, den Beitrag ‚welchen fie 
dazu leijten, anzumelden und das Buch bei der 
Gemeindebehörde mit der Anmeldung des Ar— 
beitenden abzugeben. Im falle der Einhaltung 
der gejeglichen Kündigungszeit befömmt der Ar— 
beiter mit Berlafjen des Dienstes eine Beicheinigung 
über das Bud) und die Höhe der eingezahlten 
Beiträge oder das Buch jelbjt und kann mit diejer 
Legitimation anderwärts Stellung finden, ſonſt 
aber nicht. Volllommenen Schuß vor Mißbrauch 
u. j. w. erlangt man aber auch dadurch nicht. Im 


| Falle des Strike z. B. treten wefentlich andere 


Berhältniffeein ;fürlinglüdsfälle während diejer Zeit, 
jowie für die mit jeder einigermaßen lange 
‚dauernden Wrbeitseinftellung (ſ. d.) verbundenen 
Verarmung der Strifenden oder doch für be- 
deutenden Rüdgang im. Wohlftand giebt es noch 
‚feinen Schuß und die Verjiherung gegen Arbeits- 
‚lofigkeit jteht auch noch allentgalben auf ſchwachen 
Füßen. Bahlen die Arbeitgeber und Andere (Be- 
— 2c.)einen TheilderBerjicherungsbeiträge, dann 
Önnen fie auch verlangen, daß im Falle des 
ı Stritend ohne Grund mindejtens die gezahlten 
| Beiträge zurüderjtattet werden, findet während der 
Zeit des Strifens feine Fortzahlung jtatt, fo 
muß der Arbeiter bei Wiederaufnahme der Arbeit 
‚ gewijjermaßen wieder vorne anfangen; er kann 
‚die von ihm gezahlten Beiträge mit überjchreiben 
laſſen, abzüglidy der Vergütung für Verwaltung 
u. ſ. w., aber nicht mehr; durch die Arbeitsein— 
| felune die ihm nicht verwehrt und nicht er- 
chwert jein joll, hat er auf die Mitwirkung 
des bisherigen Arbeitgebers freiwillig verzichtet 
‚und deshalb ijt es volllommen billig, dab diejer 
die gezahlten Beiträge abzüglid; des VBerwaltungs- 
betrags u. j. w. zurüderhält. Der Arbeiter fängt 
nach der Arbeitseinjtellung mit Heiner Anzahlung 
wieder an und risfirt, daß wenn ihn während 
der Arbeitseinftellung ein Unglüd betrifft, Ent- 
ihädigung dafiir nicht geleiftet wird, weil für die 
Dauer der Arbeitseinftellung die Verficherung ge- 
wiffermaßen ruht. 
| ft das jo der Fall, dann wird aber der Zwed 
der Berfihernng, die Verhinderung der Ber- 
armung, wicht vollftändig erreicht und zeigt fich 











welcher bis jegt wenig geiproden wurde, trotzdem ; die erjte Schattenjeite in der Berjicherung der Ar- 
fie von Bedeutung werden kann. Bon vielen | beiter, deren Bedeutung und Tragweite noch nicht 
Seiten und bejonders aud von Landwirthen ift | überjehen werden fanı. 
bezüglich der beſſeren Kontrole und aus anderen | Es iſt jehr ſchwierig, Hierfür das Wichtige zu 
Gründen die Einführung des Arbeitsbucdhs (im | treffen; die Arbeitseinjtellung erfordert jedenfalls 
früheren Sinne verjtanden) verlangt worden. Es noch befondere Beſtimmungen und dieje find um 
hat viele Auseinanderjegungen darüber gegeben: | jo ichmwieriger richtig zu finden, als auf ber 
jo, wie chedem, Tann das Arbeitsbuch nidyt mehr | einen Seite dem Arbeiter das Recht der Arbeits 
eingeführt werden, das, was mit dem Arbeitsbuch | einftellung nicht verwehrt oder verfümmert werden 
bezwedt wird, läßt fich aber mit Einführung der | joll, auf der anderen Seite aber auch der Arbeit- 
Berfiherung erreichen, indem man die Bücher über | geber geichügt werben muß vor Nachtheilen und 
die Berficherungsbeiträge bei den Semeindebehörden | wieder umgelehrt der Arbeiter, wenn er dur 
aufheben läßt und beim Wechſeln des Arbeit- | Infolvenz, Krijen oder ſonſt welche Urjachen ent- 
> die entipredhenden Eintragungen macht, laſſen wird und nicht fofort wieder Arbeit finden 
mjenigen aber, welcher den Dienft ohne Kündigungs- | kann. Die AUrbeitseinftellungen können berechtigt 





Arbeitsberehnung 


ein oder nicht, ed muß demnach auch verjchieden 
xtjahren werden; leiftet der Wrbeiter während 
ver Arbeitseinftellung die laufenden Beiträge fort, 
Yan fann er auch die Aniprüche nicht verlieren, 
eiftet er dieje micht mehr, dann hat er das Recht 
darauf jelbjt verwirkt. Es fann erjt mit der Zeit 
stunden werden, wie in allen diejen Beziehungen 
zu verfahren ift. 
Arbeitsberehnung, j. Arbeitsleiftung. 


Arbeitseinftellungen. — Strites. — Im Jahre | Maß 


1885 und zu Anfang 1886 find in verichiedenen 
Yindern — vergl. die Artikel Amerika (Ber. 
Staaten), Belgien, Frankreich — Arbeits— 
ciaſtellungen der Arbeiter in größerem Umfange vorge⸗ 
baumen und zum Theil in Gewaltthat, Blutvergießen 
and volllommene Empörung ausgeartet. Im deutſchen 
Arche war es verhältnißmäßig ruhig, doch fehlte 
s auch bier nicht an Berjuchen, durch Arbeits- 
enftellungen größere Arbeiterfreife in Aufregung 
m erhalten und zugänglich für die politijchen 
Sarigibejtrebungen zu machen. Die vorgelonmenen 
Arbeitseinitellungen in größerem Umfang find 
von den Frachvereinen ausgegangen oder haben 
do durch dieſe Die ag rg erlangt, ſie find 
aict zufällig zu gleicher Zeit mit ähnlichen Lohn- 

ngen im Ausland in's Leben getreten. Die 
bedeutendften Wrbeitseinftellungen waren bie 


tolgenden : 

I Der Strite der Maurer in Berlin, vom 
17, Juli bis 1. Auguſt 1855, entitanden wegen 
xt Forderung des 50-Pig.-Sapes; erreicht wurde 
dieier von den Wenigiten; die meiften Strifenden 
mußten fchließlich mit 40 und 45 Big. fich zu- 
hieden geben. Das Komitee hatte 35,855,14 Marl 
xreinnahmt und 21,655,49 Marf dazu von aus- 
warts erhalten. | 
> Der Strife der Tiſchler in Königsberg im | 
Frühjahre 1885, von 669 Arbeitern in 107 Werf- 
mitten; verlangt wurde ftatt bisher 11 bis 12 
Stunden Arbeitszeit nur 9 Stunden, ftatt durdh- 
quittlich 12 Mark Wochenlohn (7 bis 17 Mark) 
la Minimum 15 Mark; erlangt wurden 10 Stun- | 
den Arbeitäzeit und 10—15 bis 30%, Lohner— 
erbögungen; die Stritefajje hatte 13,635,20 Mark 
rrausgabt (9051,92 Mark von auswärts). 

3) Ter große Strife der Tiſchler in Dresden, ' 
bauptiählich wegen kürzerer Arbeitszeit unter- 
sommen, Bereinnahmt wurden 11,025,17 Mark 
(3595,39 Mart von auswärts). In einem Bericht | 
beiht es nach Beendigung der Arbeitseinftellung: | 
Dauernd etwas zu erzielen, ift durch die Lohn- 
bewegung nicht möglid, darum wollen wir Ge- 
ge, welche hier regelnd eingreifen, unjere ganze | 
Produftionsweiie auf ein beitimmtes normales Ge- 
Set überzuführen.“ 

Die an vielen Orten gemachten Verſuche, die | 
Arbeitseinftellungen in Maffen durchzuführen, find 
neiftens geicheitert, und die Verfuche, mit Gewalt 
Andere am Wrbeiten zu verhindern, raſch und | 
mergiich durch die Behörden unterdrüdt worden; 
für Berlin Hat die Bewegung das Verbot « 

mlungen überhaupt zur Tolge gehabt. Die 
alte, den Arbeitern gegebene Lehre, nur im wirt- 








— Arbeitsleiftung. 89 
lichen Nothfall von der Arbeitseinftellung Gebraud) 
u maden, wird immer noch mißachtet. Die 
often und Berlufte für und während einer Ar- 
beitseinftellung im Großen werden nur jehr jelten 
durch die Erfolge — 

Arbeitsleiſtung. Von einer größeren Anzahl 
von Technikern ſind im Intereſſe der Förderung 
der wirthſchaftlichen Thätigkeit oder in dem der 
wiſſenſchaftlichen Forſchung Berechnungen über das 

aß der Arbeitsleiſtung für beſtimmte 
Zeiten — Sekunde, Minute, Stunden, Tage — 
und zwar bezüglich der Menſchen und der Thiere 
gmacht worden. Man rechnet dazu nad 

eterfilogramm oder Rilogrammmeter 
— mkg — als Wrbeitseinheit und verjteht 
darunter die Wrbeit, welche die Krafteinheit 
1 kg — dadurch leiftet, daß fie einen ihr 
gleihen Widerftand durch die Längeneinheit 

lm — überwindet, aljo eine er um 
1 kg 1m hod oder weit zu bewegen. it Be— 
rüdjihtigung auch noch des Zeitmaßes kommt man 
zum Selundenmeterfilogramm, der Maß— 
einheit(E.)für die Leiftungsfähigteit, und 
im Weiteren zur Pferdekraft, welche zu 75 E. 
angenommen wird. 

Für den Mann nimmt man jegt als mittleres 
(normales) Körpergewicht 75 kg an, die Frau 
wird zu 2/; der Leiftung des Mannes genommen, 
bei den meiften landw. Schriftitellern nimmt man 
aber bezüglich von Lohn und Leiftung etiva 80 9, 
der Manneswerthe für die Frauen an. 

In Kalendern und von einzelnen Schriftitellern 
find die Leiftungen für verichiedene Arbeiten genau 
angegeben und aud jo in den früheren Bänden 
mitgetheilt worden; dieje Berechnungen jtimmen 
nicht gan; mit denjenigen, welche die Techniker 
jegt geben, überein. 

Düntelberg, Perels u. U. gaben 3.8. als 
Tagesleiftungen an: 

Aufwerfen von Erde 3,1 bis 9,3 cbm, 

mit Aufladen 22 „ 6,1 
Aufladen von Erde 93 „11,7 

Umſchaufeln 15,5 „18,5 

(ohne Transport) 

Auf und Abgraben und wieder 

Ausgleichen 23 „ 3,6 
Ausgleihen und Feſtſtampfen 93 „124 „ 

Werfen 10,1 cbm bis 2,5 m weit, 

Werfen aus Gruben 2—5 m hoch bis 7,1 cbm, 
Blaniren ungejtampfter Erde 42 qm Fläche. 

Als Karrenlaft auf der Ebene gelten 60 bis 
70 kg, auf kurze Entfernungen und auf Dielen 
150 bis 200 kg, auf zweiräberigen Karren zum 
Biehen 100 bis 150 kg, als Laft auf einen Karren 
0,08 bis 0,06 cbm, als förderung in der Stunde: 
2 Karren bis 1440 m weit 


— 


” 


” 


” 


” 


3 * ” 1 134 ” ” 
” ” 450 " ” 
10 „ 170 


” ” ” 


16 „ a 28 
für Auf- und Abladen, Ausſchütten u. ſ. w. pro 
Karren als Zeitaufwand 3, Minute. 
Andere rechnen: beim Burf, 5 m weit, pro 


90 
Mann täglich 3,95 bis 8,9 cbm Erde; im Schub- 


farren bei 0,05 cbm Ladung auf 150 Schritt | verfationd-Lerilon“, 
1,73- 4,93 cbm Erde, im zweirädrigen Hands | arbeiter für mechanisch technische 


Arbeitzleiftung. 


An der neuen Auflage von — Komn— 
Bd. I ©. 74 (Mit- 
Fragen: €. 


tarren bei 0,185 cbm Ladung auf 150 bis 300 — ih eine Sat Ph. FKorhheimer - Machen) 


Schritt 1,93 5,43 cbm Erde, 
Pferdefarren 0,49 cbm Ladung; für Rollbahnen 
600 m ala räthlichite Entfernung. 

Nah Dahlmann verhalten fi die Koften 
für 1 cbm mie folgt, wenn man den Wurf als 
Einheit nehmen will: 


für Schublarren = 1,8 
„ Schnapplarren —= 0,73 
„ zweirädrige Pferbelarren = 0,38 
„ bierrädrige Pierdefarren = 0,54 
„ Rollbahnen = 047. 


Da 1 cbm Erde je nadı Material 1100 bis 
2800 kg wiegen kann, der ebm Ader- und Garten- 
erde aber durchichnittlich 2300 bis 2500 kg wiegt, 
jo ift mit dieſer die Rechnung anzuftellen und 
zwar mit dem Gewicht von 2400 kg für 1 cbm 
(humöſe Erde u. j. w. darumter, jandige darüber). 

Nadı Düntelberg jol ein Mann mit dem 
Wurf, 5 m weit, täglich 3,95 bis 8,9 cbm Erde 
fürdern, das Mittel ift rund 6,5-cbm zu durch⸗ 
ſchnittlich 2400 kg = zuſammen 15,600 kg, bieje 
5 m weit giebt 78,000 mkg. 

Die Techniker berechnen er höchſte Leiftung 
mit der Schaufel 1,6 m hoch bei 2,7 kg normaler 
Kraft, 0,4 m Sefchtwindigfeit und 10 Stunden 
= 36,000 Celunden Arbeitszeit 1,08 E. und 
38,880 mkg. 

Die Landwirthe nchmen an: aus der Grube zu 
werfen, 2,5 m hoch, täglich 7 7,1 cbm Erde, das 
giebt 7,1 X 2400 X 2,5 = 42,600 mkg. 

Diefe Werthe müßen fich bedeutend ändern, 
wenn man mit ben geringjten oder mit en 
höchſten Gewichten für 1 cbm Erde rechnet. 


den Ulpenführer beim Bergfteigen mit 12 kg Laft 
das Laftenheben durch Seile über Rollen 
ein Pierd am Wagen 
„ ®öpel 
r „ Xretgöpel 
den Ochſen am Wagen 
„m _öpel 
den Ejel am Wagen 
a Göpel 


Für Landwirthe wurde von Prof. U Weiß 
gerechnet, daß auf feftem Boden, in welchem die 
iere nicht einfinten, abzügli 


" " 


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| 


( 
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im sweiräbrigen | findet fich eine Tabelle über Marimal-Leiftung von 


Menichen und Thieren für verſchiedene Arbeiten. 
Die Ungaben diejer Tabelle weichen jehr erheblich 
von den Berechnungen der landwirthſchaftlichen 
Schriftſteller, wie fie in Kalendern, in einſchlageu— 
den Werfen und andermwärts gegeben find und 
zum Theil jhon Erwähnung in den früheren 
Bänden gefunden haben, ab. 

Die bezeichnete Tabelle giebt 3. B. an, daß ein 
Mann mit dem mittleren Gewicht von 70 kg und 
die Frau zu 2, von deſſen Arbeitsleiſtung ge— 
nommen wird, ferner nah Weisbad: daß beim 
Gehen der Miderftand, welchen ein Menih zu 
überwinden hat, Y,, des Eigengewichts ift und 
daß für die Laft, welche er trägt, ebenfalld Y/,, 
zu nehmen if. Ein Dann von 70 kg hat alſo 
ald Widerftand 5,83 ke und wenn er 18 kg 
trägt, noch 1,5 kg. zufammen 7,33 kg Wider- 
ftand zu überwinden. Es wirb für dad Gchen 
auf annähernd horizontaler Bahn die mittlere 
(normale) Kraft zu 6 kg, die normale Geihwindig- 
feit zu 1,5 m, die normale Arbeitäzeit zu 10 
Stunden oder 36,000 Sekunden und deshalb das 
abjolute Marimum der Leiftungsfähigkeit zu 9,0 E. 
— 0,120 Pferdefraft, pro Tag zu 324,000 mkg 
berechnet (9 X 32,000), mit Belaftung von 18 kg, 
aljo 7,5 normaler Kraft und Im Geſchwindigkeit 
— zu 7,5 E. und 216,000 mkg pro Tag, für 
die Leiftung beim Bichen im ortichreiten nad) 
horizontaler Richtung (am Handwagen, Schiffs» 
feil u. ſ. w.) 10 kg Kraft, 0,8 m Geihwindigfeit, 
— 8 Arb.-Stunden = 28,800 Gefunden = 8,0E. 
= 0,107 Pftr. = 230,400 mkg, ferner für: 


Seraft, Geſchwe, St. E. vftr mkg 
82 011 10 ) 90 = 0,12 = 324,000 
18 0,2 6) 36 = 0,048 = 77,760 
60 1,0 8 600 = 0,80 = 1,728,000 
45 0,9 8 40,5 = 0,54 = 1,166,400 
48 1,0 8 ) 480 = 0,64 = 1,382,400 
60 0,8 8 )480 = 0,64 = 1,382,400 
65 086 8 ) 390 = 0,52 = 1,123,200 
40 0,8 8 ) 32,0 = 0,427 = 921,600 
14 08 8) 11,2 = 0,149= 322,560 
fehrt 


und Gleiches gelte für die ——— 
Beträgt die Zugkraft eines Pferdes bei 12 


Stillſtehen und Geſchwindigkeit in der Minute (2,0 pro Se.) 75 7 


bloßem Gehen, von mittleren Pferden zu 350 bis ſo iſt bei einer Geſchwindigleit von 40 m 330/ 

500 kg Gewicht bei der Geſchwindigkeit von 130 | weniger, auch eine Steigerung der Zugkraft um 
bis 140 m in der Minute durchſchnittlich 2,25 m ebenſoviel Prozent anzunehmen, alſo bis 100 kg. 
in der Sefunde) die Kraft von 65 bis 75 kg ent- | Spannt man aljo mehrere Thiere ein, jo ift für 
widelt werde, alſo durchſchnittlich 70 kg, pro Tag, jedes folgende Thier die Zugkraft um 6%, ge 


im durchſchnit 33,600 kg, von Ochſen aber mit 
00 bis 700 kg Gewicht bei der Geſchwindigleit 
von 35 bis 53 m in ber Minute (durchichnitt- 
lid 44 m) die Kraft von 60 bis 100 


kg, 


durchſchnittlich 80 kg und pro Tag alio 36,400 kg; 


für jedes Prozent Verlürzung der Arbeitszeit jei 
ein Prozent der Zugkraft zuzurechnen und umge- 


ringer zn rechnen, beim Viergeſpann Pferde alſo 
um 3X6= 189, geringer als die Leiſtung von 
4 einzeln arbeitenden Pferden. 

In der oben genannten Tabelle wird die Leiftung 
von Pferden und Ochhen weit geringer und die der 
Ochſen bedeutend geringer als die der Pierde ge- 


nommen, Weiß rechnet fie höher; für die Mehr- 


Arbeitsfchulen. 9 


gefpanne ift in der Tabelle angegeben: Leijtung | für wenig über 9 Tage und die Aufſtellung zu 


eines Pferdes je 3 Mann pro Etage. 
100 bei Alleinverwendung E3 war nothwendig, auf diefe Unterichiede in 
95 bei Bweigeipann den Anjägen hinzumweifen, damit bei Beranjchlagungen 
80 bei Viergeſpann die richtige Berechnung gemacht werden fann. 
50 bei Zwölfgeipann, Arbeitsichulen, Bezeichnung für Schulen, in 


d. 5. es ift alfo angenommen, dab ein Pferd zu 12 | welchen den Schülern vorzugsweije oder nur neben 
angeipannt nur die halbe Leiftung ausübt, zu 4 anderem Unterricht nützliche gewerbliche Fertig— 
engeipannt nur %/,, zu 2 angejpannt nur 0,95% , | keiten beigebracht werden jollen, aljo Schulen mit 
der ihm eigenen Kraft. vorwiegender Berüdfichtigung der Ausbildung zum 
Wie man ficht, wideriprechen fich auch dieje Be- | künftigen Beruf, in welchen dem jonft er- 
— theilten Elementarunterricht ein geringeres Maß 
andrath Graf Schlieffen-Schlieffen- von Berückſichtigung eingeräumt oder auch dieſer 
berg hat, „Deutſche Landw. Preſſe“ Nr. 11. 1882, mehr als Nebenſache behandelt wird. Die Ver— 
eine Reihe von Bemerkungen über Geſpannarbeit bindung der Aufgaben, welche die Vollksſchule zu 
gebracht und dieje aus feinem Betrieb mit 50 löſen hat, mit der fachlichen Berufsbildung oder 
Hinterpferden im Durchſchnittsgewicht von 557,5 kg, doch mit der Vorbereitung dazu, kann nicht als 
40 Vorderpferden zu durchichn. 499 kg und 22 eine glüdliche bezeichnet werden; fie hat viele be» 
Mauithieren zu durchſchn. 418,75 kg Gewicht geifterte Fürſprecher gefunden, weil oft die An- 
entnommen. Die Gewichte der Gejpanne waren  ficht fich findet, daß diejenigen, welche ihren Er- 
demnad; 1115, 998 und 837,5 kg. Die Leiftung  werb vorzugsmweife durch einfache Handarbeit finden 
der Geipanne beim Pflügen wird aber als müfjen, nur ein geringes Maß von allgemeinen 
vollftändig diejelbe bezeichnet, gleichgiltig ob die, Kenntniffen nöthig hätten, ja fogar, daß, was aud) 
Thiere mit dem höchjten oder die mit dem Heinften von der Heinbäuerlichen Bevölkerung gejagt wird, 
Gericht verwendet wurden; auch Engelbrecht- die Menge des Lehritoffs, wie fie jegt in unjeren 
Dahlheim Hat 16 Jahre fang mit 16 Maul», Schulen gegeben wird, jchädlich jei. Eine richtige 
thieren 200 ba jchweren Thonboden ganz allein Abgrenzung in der Art, daß der Erwerbung der 
bearbeitet, jo dab aljo die leichteren Maulthiere allgemein bildenden Kenntniffe und der der be- 
die ſchwerſte Bugarbeit ebenfalls fertig gebracht | ruflichen Fertigkeiten das paſſende Maß der Be- 
baben. rüdfichtigung zu Theil wird, läßt fich nur felten 
Das das Gewicht der Thiere aber bei der Ar- erzielen; in der Regel wird entiweder die eine oder 
beitsleiftung im Allgemeinen weientlidy in Betracht | die andere Art der Unterweiiung benachtheiligt 
kommt, beweift, daß man jest in der Landwirth- | werden und deshalb hatte man fie) in Deutjchland 
haft auf die Beihaffung jchwerer Pferde und | im Allgemeinen nicht dazu verftchen können, diejen 
ſchwerer Zugochſen hohen Werth legt und viel) Arten von Schulen das Wort zu reden; fie waren 
Geld dafür verwendet. \fchon im vorigen Jahrhunderte und in den erjten 
Die Vericjiedenheit in den Berechnungen über | Jahrzehnten unjeres Jahrhunderts in auswärtigen 
bie Leiſtungsfähigleit zwiichen den landwirthichaft- Staaten, befonders in England, Holland, Frank— 
lien oder Kultur» und anderen Technitern liegt | reich u. j. w. ind Leben gerufen worden. Be: 
wejentlich mit darin, daß jeitens jener zur Bes | geifterte Anhänger wußten Propaganda dafür zu 
auemlichteit de3 Landwirths beftimmte Leiftungen | machen und jelbjt einzelne Fürſten zu Berjucen 
mit Maß angegeben find, feitens diejer meiftens | oder zu Verordnungen bezüglich ‚diejer Art von 
nur die Formel gegeben wird, um dann mit diejer | Unterricht zu gewinnen. 
in jedem gegebenen Falle die Leiftung fich berechnen | Eine andere Geitalt befam die Sache, ald man 
zu können. Zur Erläuterung der beſprochenen für die Schüler höherer Lchranftalten, um der nur 
Zabelle wird 3. B. gejagt: joll eine Quantität einfeitigen Ausbildung des Geiftes entgegenzus 
von 46,000 kg Erde ca. 8 m hoch gefahren werden, | wirlen, die Unterweifung zu und in der Uebung 
und hat man 10 Arbeiter zur Verfügung, jo muß | von handmwerlsmäßigen Arbeiten paffender Art: 
man diefe, um von ihnen das Marimum ihrer | Tiichlerei, Buchbinderei, Schlofferei u. ſ. w. ein- 
Leiftungsfähigleit zu erreichen fo übereinander | zuführen begann. Der „Handfertigfeitsunter- 
ftellen, daß ſie fih dad Material auf je 1,6 m Höhe richt“, mit welchem Namen man jebt diefe, in 
zuwerfen, aljo in 5 Etagen zu je 2 Mann über- | einigen Stunden der Woche an jonft freien Nach— 
einander ſtehen; 486,000 kg Erde auf 8 m ge- | mittagen oder nad Schluß der Schule gegebene 
hoben, find oder bedeuten eine mechanische Arbeit | Un‘erweifung nennt, hat auch bei uns vielfad Ein- 
von 8xX486,000 = 3,888,000 ınkg oder, da für das | gang gefunden, ift aber nicht obligatoriich einge- 
Erbebeben mit der Schaufel 38,880 mkg die Tages» | führt, jondern wird nur dargeboten für diejenigen, 
leiftung eines Menichen find, 100 Tagesleiftungen | welche Gebrauch davon machen wollen. Es beiteht 
für IMann = 10 für 10 Mann. auch jeit 1881 ein in Bremen gegründeter „Verein 
Die Iandwirthichaftlihen Techniler rechnen: | zur Beförderung des Handfertigkeitsunterricht3“, 
25 m hoch für den Mann, für 8 m aljo nur welcher in feinen Generalveriammlungen von er- 
3,2 Etagen und als Tagesleiftung 42,600 mkg; | freulichen Fortſchritten berichtet. 
obige Erdmenge bedeutete demnach eine Arbeit für] Die Anweifung wird entweder durch geeignete 
nur etwa 91,3 Tage, bei vorhandenen 10 Mann | Werfmeifter oder durch dazu durch Vorbereitung 


92 Arbeitsthiere. 


befähigte Lehrer gegeben, die Gemeinden ftellen | Schulen und für die ganze dafür —— 
geeignete Werfftätten, die Schule oder die Vereine Thätigkeit intereſſiren, finden volle Auskunft im 
oder Private durch Anregung der Vereine liefern | den Schriften des genannten Elaujon-Kaad, in 
die Materialien und ſoweit die Schüler nicht jelbft denen de3 Vereins für Förderung des Handfertig- 
ſolche fich beſchaffen müffen, die Werkzeuge und | feits-Unterricht und in den Schriften von Hanſen 
zeitweije werden die Arbeiten öffentlich ausgejtellt, | „Der Hausfleiß im Norden“, Berlin 1878, und 
um anregend für weitere Kreije und anipornend für | von J. Meyer „Der Handfertigfeitsunterriht und 
die Schüler zu wirken. Es unterliegt feinem | die Schule“, dajelbit 1881. Eine Anzahl anderer 

weifel, daß e3 vortheilhaft ift, neben den ftrengeren | darauf bezüglicher Schriften hat für den Land— 

tudien, wie fie auf unjeren gelehrten Schulen | wirth feine Bedeutung, da diejer im Allgemeinen 
—— werden müſſen, auch der Handfertigkeit keine Veranlaſſung hat, ſich eingehender mit der 

orgfalt zu widmen und die jigende Lebensweiſe Sache zu bejchäftigen, und jelbjt wenig Gebrauch 
nicht nur dur ein paar Turnftunden und ge- davon machen kann. Diejenigen Landwirthe aber, 
legentlihe Spaziergänge, jondern auch noch durch | welche ſelbſt Schulen zu unterhalten haben, jollten 
regelmäßige körperliche Uebungen diejer Art zu ſich eifrigft dafür bemühen, daß an denjelben Lehrer 
ergänzen, bew. zeitweije zu unterbrechen. | mit dem Verſtändniß für die Wünjche und Be- 

Die Anregung dazu war aus dem Norden ge- dürfniſſe der bäuerlichen Bevölkerung angeftellt 
fommen; in Schweden, Finnland, Dänemark und | werden und diefe dann in den Stand ſetzen, wäh— 
Norwegen hatte man für die ländliche Bevölkerung | rend der Schulzeit den Jungen und den Mädchen 
den Arbeitsunterricht in Verbindung mit der Für⸗ Aufklärung und Anweiſung über bejjere Erfüllung 
forge für Hebung des Haus- und Handfleißes ge- der Fünftigen Berufspflichten geben zu Tönnen. 
jeglich durchgeführt und an den Lehrerjeminarien | Alles was hierfür gethan wird, lohnt reichlich, wenn 





geeignete Vorkehrungen dafür getroffen. (Kgl. Er- | esrichtiggethan und durchgeführt wird. Vorſchriften 
la5 v. 1877 in Schweden.) In Dänemark wirkte | darüber, wie das am beiten geichehen joll, fann man 
bejonders der Rittmeijter von Clauſon-Kaas für nicht geben; es muß Sade des Lehrers bleiben, 
die Sache und bald auch auswärts, jo daß in ver- | örtlich das Richtige zu finden und deshalb können 
ihiedenen Ländern Behörden und Vereine, Schul- auch die in Württemberg u. j. w. gegebenen Bei- 
männer und Andere für die Sache gewonnen wurden | jpiele nur zur Anregung, nicht zur Nachahmung 
oder doch nicht mehr ablehnend ch dagegen ver- | anderwärts empfohlen werden, und cbenjo kann 
hielten, Der Hauptjache nad) ift es aber bei uns | das, was in Dänemart und Schweden-Norwegen 
in der Nachfolge bei den Beitrebungen, den Hand- | gejchehen ift, jehr nützlich für Die dortigen und für 
fertigfeitsunterricht an höheren ſtädtiſchen Schulen | die diejen ähnlichen Berhältniffe fein, nicht immer 
zu förderen, geblieben. Dieje Art von Unterricht | aber anderwärts anwendbar. Der Staat lann nur 
oder Schulen betrifft demnach vorzugsweiie die | dafür jorgen, dab die Yehrer, welche auf dem Lande 
ftädtifchen Kreife, während in Finnland und Schwe- | wirken wollen, ein volles Berftändniß für die zu 
den die ländliche Bevölferung zuerjt und zumeift | Löfenden Aufgaben gewinnen; denen, welde ein 
in’3 Auge gefaßt worden war. \jolches gewonnen haben, muß freier Spielraum 
Auch bei uns in Deutichland hat e3 ſchon viel- | gelaffen werden, für die, welche es nicht gewinnen 
fach Beftrebungen gegeben, welche darauf gerichtet | fonnten, helfen alle Vorfchriften nicht. Der Unter: 
waren, die Volksſchule auf dem Lande in eine |richt bleibt dann am beiten rein im Rahmen der 
Berufs- oder Fachſchule zu verwandeln und zeit- Volksſchule und frei von allen Berfuchen zur beruf- 
weife haben in einzelnen Ländern die Lehrer in | lichen Borbildung. 
den Seminarien förmliche Kurſe in der Land-| Mrbeitsthiere. Für die in der Landwirth- 
mwirthichaft durchmachen müffen, um auch fachlich ſchaft nothwendigen Arbeitsthiere, — der Haupt- 
den Kindern in der Schule behilflich fein zu können. |jahe nah Pferd und Ochſe, — müffen jept 
Es ift jchon feit vielen Jahren viel dafür und da- | wejentlich höhere Preife gegen früher gezahlt wer: 
gegen geftritten worden; man darf jagen, dah man | den und verlangt man immer mehr höhere Leiit- 
es in Deutſchland verjtanden hat, die richtigen Wege | ungen. Die Pflugarbeit wird in Tiefen gegeben, 
zu finden und daß es bei uns, bejonders in Württem- an welche früher nicht gedacht werden fonnte und 
berg, der Schulen genug giebt, in melchen alle | mit Verbefferung der Wege, dem zunehmenden 
Aufgaben der Vollsſchule jtrengitens erfüllt wer- | Anbau von Hadfrüchten und der weiteren Aus— 
den, aber au für die Ausbildung zum Beruf |dehnung der technischen Nebengewerbe aller Art 
viel und Gutes geleiftet wird. Soweit es für | muß auch für das Fuhrwerk mit ftärferen Ladungen 
Schulen auf dem Lande paffend und müglich ift, | gerechnet werden und zwar bis zu dem Grade, 
hat die Ergänzung des Schulunterricht3 durch praf- daß die Angaben mit 1000 kg Ladun a 
tiiche Beichäftigungen jchon Eingang gefunden umd | wie fie fich in den Werfen über Beranic) agung, 
da, wo das nicht der Fall ift, mag man ſich in in Kalendern u. ſ. w. finden, jetzt feine Bedeutung 
Württemberg, Heffen, Baden, Bayern u. j. w. um- |oder nur noch für lokale Verhältniffe eine ſolche 
fehen, um das Richtige zu finden; mehr zu thun, | haben können. Die Tieflultur und der Hadfrudt- 
ift nicht nothiwendig und zumal da nicht, wo der |bau, die Zuderfabrifen, Brennereien, Biegeleien 
Fortbildungsunterricht ebenfalls richtig organifirtift. | u. dgl. Anlagen, für welche es bejonders im Winter 
Diejenigen, welche fich für die Beftrebungen be- | viel ichweres Fuhrwerk zu leiften giebt, haben 
züglich des Handfertigkeitsunterrichts am ftädtiichen | das Bedürfniß nach jchweren Zugthieren hervor 


Arbeitäthiere. 


gerufen und für dieje werden jeßt die hödhiten 
Freije bezahlt und find deshalb aud die Zuchten 
\aimender. (Bgl. Pferdezucht.) Leider muß aber 
noch immer für ſchwere Pferde ein ſehr nam- 
Safter Betrag, viele Millionen jährlih, an das 
Anstand bezahlt werden, da Deutichlands Zucht 
oh nicht ausreicht, um den Bedarf zu deden und 
es einheimiſche Material der Berbefferung durch 
zısländiiche Racenthiere bedarf. . 
Fr ſchwere Arbeitsodhjen bejigt Deutjch- 
\and ein vortreffliches Material in den aus Bayern 
Iommenden, aufden Berlaufsmärtten als „Preußen“ 
over Sachſenochſen“ belannten Thieren, jo ge- 
sanıt, weil fie (in Schweinfurt, Bamberg, Bay- 
urh u. ſ. mw.) befonders für die großen Wirth- 
Saften in Breußen und Sachſen aufgefauft werden. 
die Thiere gehören den erbjen- bis rothgelben 
rantenichlägen an, auch gemeinſchaftlich als Ober- 
yüälzer Rind bezeichnet, und den Uebergängen zu | 
ven Bayreuther Scheden, zu Eger- oder Boigt- 
ander Vieh u. ſ. w. So vortrefjlich dieje Thiere, 
u ſind, jo ftchen fie doch den öfterreichiichen 





93 


Dark, 1847 bis 276 Markt, 1857 bis 426 Marl, 
1867 bis 444 Mart, 1877 bis 666 Mark; für 
1887 find mindejtens 700 Mark zu rechnen. Auf 
den Auktionen in Trafehnen wurden 1885 ge- 
föft: für junge Hengſte 1282,14 Mark, für ältere 
bis 1469,29 Mark, für Aderpferdejtuten 1060 
Marf, für Stutfohlen 344—595 WO Marl, für 
Hengftfohlen 450—718—810 Mart. 

In Frankreich) mußten in den letzten Zahren 
700 bis 1200 Mark für Militärpferde vermilliat 
werden, in England von 1000 Mark an bis 1500 


Mark; die Pferde aus La Plata ftellten fich in 


Frankreich zu 750 Mark; wie fie jih bewähren 
werden, fann man noch nicht wilfen. 

Auf der „Internationalen Austellung in Ham— 
burg“ Gl wurden für die eigentlichen Arbeits- 
pferde ald Breife verlangt und größtentheils ver- 
willigt: 

Deutihe Hengfte jchweren Sclags bis 6000 
Mark, leichten Schlags bis 4000 Mark und jelbit 
12000 Marf, engliiche Vorkihires bis 40,000 Mar 
andere engliiche Hengite 20,000 bis 60,000 Marf, 


dınz und Pongauern mit den damit verwandten Britons Bride 15,000 Mark, Kremper- und Wilfter- 
Sdlägen nach, ebenjo den beften Zugviehracen in | Marich-Hengfte 5000 bis 7000 Mark, hannöverſche 
funfreih: Nantes, Salers, ECharolais, Bazas, | Hengfte 3000 Mark, däniſche 7000 bis 7500 Mart, 
Segalas, Aubrac, Morvan — und den Ungartich- ſtarke englifche Wagenpferde bis 2500 Mark, dänijche 
vodoliichen Ochſen, welche jedoch bei uns in Deutſch- Arbeitspferde bis 1500 Mark, Stuten von 3—4 


and feinen Eingang finden können. 

Die Beliebtheit der Zugochien der Donneräberger-, 
San» und ähnlicher Nacen, für Voigtländer, 
Bogeläberger, Odenwäldervich u. j. w. ijt geblieben, 
weil nicht Jedermann nur großes Vieh brauchen 
'amn, für Viele auch die Kuh zur Arbeit heran— 
azogen werden muß umd bei den meiiten diejer 
Kacen beſonders die jpätere Berwerthung als Majt- 
neh mit im Betracht gezugen wird, neuerdings 
‚ogar wieder mehr, nachdem man von der Vorliebe 
ur englisches hoch- und überfettes Vieh zurüd- | 
xlommen tft 


vloa (val. die neue Bearbeitung von deſſen 


Jahren mit Fohlen oder gededt jchweren Schlags 
bis 5000 Marf, leichten Schlags bis 3000 Mark 
uud vereinzelt bis 10,000 Mar. 

Im Januar 1886 wurden auf dem Hamburger 
Markt gezahlt: 

für Reitpferde I. Klaffe 1800 bis 2000 Darf, 
Wagenpferde I. Klaffe 1000 bis 1200 Mar, dänifche 
Pferde I. Klaffe 900 bis 1000 Mark, II. Klaſſe 


‚600 bis 750 Mark, leichter Schlag 500 bis 600 


Mark. 

Die jetzt mit Vorliebe bezogenen und zum Theil 
ſchon ſelbſt gezüchteten ſchweren Arbeitspferde — 
Belgier, Niederländer, Ardenner, Percherons, Salz— 


Nittheilungen landwirthſchaftlicher Erfahrungen, burger oder Pinzgauer u. ſ. w. find unter 1400 
Anfihten und Grundſätze im Gebiete der Veran- bis 1600 Mark nicht mehr zu beziehen, für eng— 
hlagung nnd Rechnungsführung“, Breslau 1835 ff., | liſche Suffolts, Clydesdaler, Vorkihires u. dgl 
Band 1 1885) hatte für Arbeitsochſen 90 bis | Pferde müffen zum Theil noch höhere Preiſe ver- 
50 Mark und für Arbeitspferde 150 bis 270 | willigt werden, für leichte Pferde gehen die Preiie 
Kart als Preiſe in Schlefien (1836/40) feinen | ſchon bis 860 Mark und nur im Nordoften fann 
derehnungen zu Grunde gelegt; Veit, ſ. dejien man noch ruffiiche Meine, aber gut brauchbare 
„Handbuch der Bandgüterverwaltung“, etwa für die | Pferde für bis 200 Mark erhalten. 
leiche Zeit, aber für bayerische Verhältnifje geltend, | Nach den Veröffentlihungen von 5. Lehnert— 
teÄmete für Arbeitsohjen zu 554 bis 672 kg| Berlin wurden zu gleicher Zeit für Arbeitsochſen 
a8 Preije 95 bis 171 Marl, für Arbeitspferde gezahlt: 
0 bis 672 kg jchwer) 240 bis 343 Marf. Pinz- und Yungauer („die beiten der Welt“) 
Rad) der jüngjten Reichsitatiftif über die Vieh: | 1080 bis 1200 Mark, ſchwere Scheinfelder und 
beftände 1883 wurden ermittelt: Bayreuther I. Klafje bis 1200, II. Klaſſe bis 1000 
für Urbeitspferde über 3 Jahr alt 207 bis | Mark, mittelichwere desgl. 926 bis 1000 Marft; 
2, im Durchichnitt 509 Mark; Schweinfurter I. KL. 906 bis 1020 Marf, II. Kl. 
für Arbeitsochjen und Stiere über 2 Jahr | 800 bis 900 Mark, Stiere und 3 Jahr alt pro Baar 
alt 275 bis 702 kg Gewicht, durchichnittlich | 600 bis 660 Mar. 
166 * und 190 bis 436 Mark, durchſchnittlich In Scheinfeld 1. Kl. Ochſen 900 - 1000 Mark; 
A Mart. II. 700— 900 





” 





die Remonte-Kommiſſionen zahlten durh- |) in Bamberg I. „ u 900—1000 i 
Kaittlich im Preußen in den Jahren 1817 bis, II. ni 800 „ 
214 Warf, 1827 bis 240 Mart, 1837 bis 252] II. F 70 „ 


94 
in Bayreuth I. KL. Ochjen900—1000 „ 
IL, „800— 850 „ 
Stiere 600— 630 „ 
Boigländer I. „Ochſen 900 „ 
anzu 700—740 „ 
IL... —600 
in Bittburg 100 kg Stiere 56— 60 „ 


Arbeitsochjen ald Maſtvieh 60— 72 
in Schleiz desgl. 60— 66 


[2 


u. ſ. w. 
4 Jahre alte Bayreuther Rothicheden ftellten ſich | 


mit allen Untoften bis Braunfchweig auf 66 Mart 
für 100 kg, Gelbjcheden von gleichem Alter, aber 
jhwerer, auf 72 bis 78 Mark. (Mittheilungen 
in der „Braunſchw. Landw.Btg.”, Nr. 6 184.) 
In England gewinnt das Shire-Bred-Pferd 
immer mehr Berbreitung; es wird auf den alten 
Nitterpferde- Schlag zurüdgeführt und jet den 
Elydesdalern und anderen jchweren Pferden aus 
dem Grunde vorgezogen, weil es troß der großen 
Schwere und Kraft durch bejondere Aktionsfreiheit 
fi) auszeichnet. In Städten wird es bejonders 
da, to — — Laſten möglichſt raſch des Verlehrs 
wegen und zwar mit möglichſt wenig Pferden be— 
ſeitigt werden ſollen, ſtatt aller anderen ſchweren Pferde 
verwendet. Eine beſondere Geſellſchaft zur För— 
derung der Zucht und Pflege dieſer Thiere iſt be— 
gründet worden und vertheilt Prämien bis zu 
50,000 Mark. Auf der legten Ausſtellung in der 
Agricultur Hall waren über 500 Stück dieſes 
Schlages ausgeftellt und find als höchſte Preije 
für Hengfte 31,000 Mark gezahlt worden und 
10,000 Mark mehrfach; nad) Deutichland (Braun: 
ſchweig) famen 6 Stüd, nad) Amerika 30 Stüd. 
Vom Landw. Kreisverein in Leipzig ift vor 
einigen Jahren der Berjuch gemadht worden, an- 
gelaufte Fohlen ſchweren Schlags (aus Frankreich) 
oß zu ziehen und zum Verlauf zu bringen. Die 
nfaufstoften für die Thiere bis Leipzig waren 
400 Marf. 
Die Koften ftellten fich mit diejen im 
\ Fahr auf nu: Marf, 


„ " ' „ 


> nn. 1460,5 

die voll erwachienen Thiere koften — 4—5 Jahr 
alt — bis 1600 Mark; ein Gewinn bradıte die 

Aufzucht demnach nicht 
us mehrfachen Mittheilungen, welche die landw. 
Beitichriften in den Jahren 1854 ff. gebracht hatten, 
ergiebt ſich, daß nur die Zucht des ſchweren Pierdes 
oder die geeigneten Halbbluts aus jolchem in den 
meiſten Gegenden mit dichterer Bevölkerung ſich Lohnt, 
und bejonders dann, wenn die Ernährung der 
Fohlen von Jugend an eine angemejjen reiche 
war. Unter Pferdezucht wird davon des Weiteren 
die Rede fein. Bis jept muß noch zu viel an das 
Ausland bezahlt werden und iſt die Einfuhr jchwerer 
Verde jährlich mindejtens noch über 10,000 Stüd. 
An Bezug auf die Arbeitsochſen fehlt es in 
vielen Gegenden an Marterial zur Aufzucht, doch 
wird das Meifte des Bedarf aus dem Inland 
felbft gededt; die Einfuhr von Zugodien und 
Stieren zum Zug ift nicht bedeutend, immer aber 


Urbeitsthiere. 
doch noch jo groß, dab es der Mühe werth ift, 


————— zu werden. Die Hauptſache hierzu 
bleibt das Beſtreben für Zucht von Arbeitsthieren 
in gleicher Bolllommenheit, wie Frankreich und 
Defterreich und bei uns Bayern jie bejigen. 

Eine Zeit lang ſchien es, als follte das Pferd 
immer mehr den Ochjen bei der Arbeit verdrängen 
und jedenfalls hat in der legten Zeit der Gebrauch 
von Pferden mindejtens im Norden und in Mittel- 
deutichland zugenommen. Nach und nad machen 
fi) aber immer wieder Stimmen dafür geltend, 
dab mitteljt der Ochien eine billigere und nicht 
minder gute Arbeit gewonnen wird, jo daß man 
wieder mehr zu der früheren Regel zurückkehrt, d. b. 
zu der, Pferde nur zur Bewältigung jolcher Leijt- 
ungen, für welche der Ochje nadjtehen muß, zu 
halten, die Hauptarbeit aber den Ochſen zu über- 
tragen. Berehnungen darüber find in den früheren 
Bänden zur Genüge gebradht worden. Es unter- 
liegt feinem Zmeifel, daß gleiche Leiftung, gleiches 
Maß von Meterkilogramm, mit Ochſen billiger, 
wie mit Pferden geliefert werden fann, und das 
ijt befonderd dann der Tall, wenn man, wie jegt 
mit Necht vielfach geſchieht, die Arbeitsochien nicht 
lange als jolde hält, fondern höchitens einen 
Winter mit durchführt, im zweiten Winter aber 
nad) der Arbeitsleiftung von der Beitellungs- bis 
zur vollendeten Erntezeit zur Maft aufftellt. Die 
ganze Richtung der Zeit drängt allenthalben auf 
raſche Entwidlung, Frühreife und frühe Ver— 
werthung, jo daß überall da, wo die Zugochfen 
über Winter nicht ausgiebig beichäftigt werben 
fönnen, deren baldige Aufftellung zur Maft geboten 
it. Der Düngergewinn aus vuhenden und nur 
mit dem Erhaltungsfutter verjehenen Ochſen ift zu 
geringwerthig. 
| Auffallend bleibt, daß in Deutjchland trotz ein- 
‚ zelmer glänzender Erfolge von den Maulthieren 
jo wenig Gebrauch gemacht wird, dab die lette 
Vichzählung, 1883, nur noch 1009 Maulthiere und 
Maulejel (neben 8786 Eſeln) ermitteln fonnte, 
während in den Ber. St. von Nordamerifa 
aud) in den klimatiſch ungünftiger gejtellten Staaten 
im Norden eine große Zahl von Maulthieren und 
mit zu den jchwerjten Arbeiten zur Verwendung 
fommt. Die Union hat zujammen über 2 Mill. 
Stüd in Gebrauch und dafür werden recht anjehn- 
liche Preife gezahlt. (Bal. Amerika 8. St.) 

Es ift bereit3 darauf aufmerkſam gemacht wor- 
den, dab das Maulthier für manche Arbeitöver- 
richtungen fich beifer wie das Pferd paßt, 3. B. 
|für Drillkulturen, für Milchfuhrwert, für das 
"Bringen und Holen Heiner Laſten (Futter 3. ®.) 
und daß es vor dem Pferde mannichjache Vor— 
theile hat. Graf v. Schlieffen-Schlieffenberg 
ſagt: es läuft wie das Pferd, zicht wie der. Ochs 
| un frißt wie der Ejel; felten krank, wird es jehr 
alt; die Schnen jind frühzeitig ausgebildet, alſo 
ift die Benutzung jehr früh möglih; die Aufzucht 
ift billig; im Winter bedarf das Maufthier nur 
‚wenig Futter (Kaff) und kommt dann mit nur 
wenig Körnern im Frühjahr rajch wieder zur vollen 
‚ Zeiftung. 


Armenweſen. 


Die „Dresdener landw. Preſſe“, Auguft 1885, | 
brachte eine Mittheiluug vom Verwalter d .Sch. 
auf Rittergut K. i. Voigtland, in — (ebhaft 


für die Verringerung der Pjerde und die Vermehr⸗ | 


ung der Ochſen eingetreten und bemerft wird, 

daß auf dem Gute, welches der Einjender bewirth- 
khaftet, 75 ha Feld und Wiejen (300 Ader), nur 
8 DOchiengejpanne für alle Arbeiten verwendet wer | 
deu. Die Thiere werden einjährig gekauft, Ed 
3. Jabre an's Ziehen gewöhnt und nach der Ur | t 
Beitazeit gemäjtet und verfauft. Zum ——— 
wird nur das Stirnholz verwendet. Die Pferde 
eien zu theuer im Ankauf, fojteten zu viel Hafer | 
end ftänden im Winter nutzlos im Stalle, wäh- 

rend die Ochſen ſich anmäften, aljo im Werth er- 
böhen laflen. (Im Gebirgsland giebt es für Pferde 
auf ifolirten Gütern feine Arbeit im Winter.) 
Der Ochie iſt bei jedem Unglüdsfall zu verwertgen, | | 
während das Pjerd bei einem Schaden verjchleudert 
werden muß.” — Auf Gütern von 10 bis 14 ha 
(40 bis 50 Ader) Felder und Wieſen würden ge- 
möhnkich 4 Pferde gegalten; 2 Pferde und 2 Ochſen 
find jedenfall vortheilhafter, da 2 Dchjen, zum 
Treife von 900 bis 10U0 Mark gelauft, ungefähr 
de gleichen Dienjte wie Pferde leiſten. — Im| 
Großen und Ganzen macht ſich aber, wie bereits 
erwähnt, eher die umgefehrte Richtung geltend; 

der Beitand an Pferden wird vermehrt und der 





man mit Vorliebe Pferde verwenden. 


95 


die Koften der Arbeitstage wie 40:33:27. Die 
Kühe liefern die billigfte Arbeit, erfordern aber 
am meiften Kapital. Der Düngergewinn verhält 
fi) wie 2850 : 4147 : 12,548 Ztr.; bei den Kühen 
iebt es den meiften und den bejten Dünger. Die 

bnugungen am Bichlapital verhalten ſich wie 
360 : 72 : 672 Mark; die Ochſen verlieren am 
wenigjten, 2 Pferde und 40 Kühe zujammen 312 
| Mart mehr wie 20 Pferde. Als indirelter Vor— 
a ift für die Kühe noch der einer größeren 

rozentzahl von Kälbern mit in Betracht zu ziehen. 
Als Kühe find Thiere mit 2200 1 Milchertrag an— 
enommen, welder dur die Verwendung zur 
rbeit nur mit 1760 1 zur Verrechnung kommt. 
Zweifelsohne geben die überhaupt zur Arbeit brauch—⸗ 
baren Kühe die billigfte Arbeitskraft, aber nur eine 
für gewiſſe Leiſtungen verwendbare. Auf Gütern 
von einiger Ausdehnung können Pferde nie ganz 
entbehrt werden und auf großen Gütern, auf welchen 
alle Arbeiten raſch bewältigt werden mütffen, wird 
Die Frage, 
ob Pferd, oder Ochſe oder Kuh läßt fich nie ftellen; 
es wird ftet3 auf die bejonderen Verhältniſſe an- 
fommen, inwieweit im Jntereffe von Erjparungen 
Pferde erjepbar find. 

Ueber Maulthiere liegen gar feine Kojten- 
berechnungen vor. 

Armenmweien. Bei den heftigen Kämpfen der 


an chſen verringert. politischen Barteien um die Geftaltung der Wirth- 
Ab und zu wird auch wieder eine Stimme zu ſchaftspolitik und der wirthichaftspolitiichen Gejeh- 
Guniten der Verwendung von Kühen zur Arbeit | gebung fann es nicht befremden, daß oft unberech— 
gehört; die Blätter für „Landwirchichaft und In- tigte Vorwürfe gemacht und die Ergebnifje der 
duitrie“ berichten, dab ein Landwirt T. 2. in | jtatiftiichen Erhebungen jchr verjchieden beurtheilt 
Soßmar mit 2 Kühen 4,09 ha bewirthichafte, die | und verwerthet werden. 
Fubhren für eine Meine Mühle, die für die erbauten | Das ift auch bejonders bezüglid) des Armen» 
Buderrüben zur Fabrik und die für 2661 1 Milch weiens der Fall; von einer Scite wird fort- 
sro Kub an die Kreis - Molkerei » Genoffenichaft, | dauernd über zunehmende Verarmung geklagt 
welcher er angehört, leijte. Wenn defien Kühe bei | und der Gegenpartei vorgeworfen, dieje Zunahme 
zit geringer Arbeitsleiftung 2661 1 Mil) geben, veranlaßt zu haben, von der anderen Seite wird 
jo Don ewinnt der Mann jedenfalls die denkbar billigfte | die Zunahme im Allgemeinen entichieden in Ab- 
töfraft, jelbft wenn man annimmt, was nach | rede geftellt und hHervorgehoben, daß durch die 
dem Geſagten nöthig wird, daß es fich um Kühe |neuere Gejeggebung jehr viel mehr, wie je vorher 
von großem Gewicht handelt. Der Milchgewinn | für Berminderung der Armen gethan worden fei 
fan geradezu ald Nebeneinnahme betrachtet wer- | und da unjere Zeit darin glänzend über allen 
den, da die Arbeit ohne Verwendung von Kühen | früheren Zeiten ftche. Auch die Kriminafftatiftik, 
bie Haltung von 2 jen nöthig machte. Ber welche mit der Armuth viel zu rechnen hat, be= 
von 2661 I Milch, alio von 2 Kühen | weile, dab die Buftände fie befjerten; es ſei 
5322 1, giebt durchſchnittlich auf den Tag 14,6 1, nicht wahr, daß die Zahl der Verbrechen fort— 
bei nur 7 Pig. für 11 alfo ſchon 1,02 Mark Ein- | jchreitend wachſe; größere Bevölferungen müßten 
nahme, um melden Betrag ſich die Koften des | auch größere abjolute Ziffern dajür ergeben, pro» 
Spanntags verringern. zentiich aber zeige fich die Abnahme, Der Ein» 
In der neuen Bearbeitung der „Mittheilungen | wand, dab man im den öffentlichen Blättern fort» 
a. . w.“ von Blod ift Band I, ©. 223 ff. eine | dauernd von Verbrechen berichte, was alio doch 
vergleichende Berechnung über die Kosten von a) | auf ſtarke Vermehrung ichließen laffen, wird damit 
2% Spannpferden, b) deren theilweier Erjag mit | widerlegt, dab jegt von überall her die Verbrechen 
18 Ochſen und 4 Pferden, c) deren Erjag mit gemeldet und mitgetheilt werden, während man 
40 Kühen und 4 Pferden gegeben worden. (Bol. | früher feine Notiz von dem genommen habe, was 
Reiteres ımter Spannvich.) ‚in den nächiten Nachbarorten ſich ereignete. Die 
€ ftellte fi heraus, daß die Arbeitsftunde der richtige amtliche Statistik fpreche entichieden für 
de 40,103 Pfennige foftet, die der Ochſen Verbeſſerung der Zuftände und die von Maucen 
2,74 PBig., die der Kühe (mit Annahme von jo hoch gerühmten früheren Zeiten feien alle weit 
2% Nilhwertuft und nur halbtägiger Arbeit) fchlechter in Bezug auf Armuth und Verbrechen 
26,945 Big.; in runder Summe verhalten ſich gewejen. Zahlen, wie fie 3. B. im vorigen Jahr- 


96 


hundert und in den erften Jahrzehnten unſeres 
Jahrhunderts noch für Unterftügte und für Aus- 
gaben der Armenverwaltung verzeichnet werden 
mußten, fenne man jegt nicht mehr. 

Die neuere Zeit zeichnet ſich bezüglich der Be- 
handlung des Armenmejens bejonders dadurd aus, 
daß man die Fürjorge für die Armen zu zentra- 
lifiren und beftimmten Organen zu übertragen be- 
ftrebt ift und zwar bis zu dem Grabe, daß die 
Privaten gar feine Almojen mehr geben follen. 
Man befämpft das Uebel auf verichiedenen Wegen 
und unterfcheidet dafür: 1) die vorbeugenden 
Maßregeln — prevoyance in Frankreich ge- 
nannt —, alle diejenigen Einridytungen, welche die 
Berarmung verhindern follen: Hilfe für Kredit 
durch Darlehnskaſſen, Leihhäufer u. ſ. w., Ver— 
fiherungszwang, j. Arbeiterverficherung, Sorge für 


Armenmwejen. 


zahl, welche jich, jei es durch eigene Schuld oder 
nicht, in ihren Hoffnungen getäufcht ficht, das 
Wenige, was mitgebracht wurde, im Ringen ie 
paffender Beichäftigung verbraudt und jchließli 
der Armenpflege anheim fällt. Die Armenpfleger 
müffen noch eine größere Sorgfalt den eg re 
den widmen; es können zweifelsohne Viele dar— 
unter vor der Berarmung bewahrt werden, wenn 
fie rechtzeitig die ihnen angemefjenen Beſchäftigun— 
gen befommen. 

Auf dem Lande liegen die Verhältniffe wejent- 


lich anders; bier wird die Berficherung, welcher 


im Artifel Urbeiterverfiherung gedacht wurde, jehr 
viel mehr bewirten, wie bei der ftädtiihen Be— 
völferung, weil hier die Armen meiſtens durch 
Unglüdsfälle in die troftlofe Lage gelommen find 
und ed, in der Regel wenigjtens, nicht an der 


Arbeit, für gefunde Bollsernährung: Volksküchen, Neigung zum Arbeiten fehlt, jo lange noch die Kräfte 


Boltsbäder, Herbergen u. ſ. w. mit der Geſammtheit 
der Anftalten aller Art für Verpflegung von Hilf: 


dazu ausreichen. Eine vollftändige Zentraliſation, 
wie in den Städten, läßt ſich aber hier der Armen- 


Iofen, Kranken u. ſ. w, 2) die Urmenpflege|pflege nicht geben und ebenjowenig wird es hier 
jelbft, die Sorge für die Verarmten, und 3) die | gelingen, die Hausbettelei abzujhaffen und Ber- 
Unterdrüdung der Bettelei, des Vagabondenweſens Sur. und Unterftügungsftellen zu gründen. 


Es muß abgewartet werden, inwieweit die Kran— 


u. f. w. 
Die Armenpflege jelbft wird eine geſchloſſene fen» und Unfalld-Berficherung hier Bejleres bewirft. 


genannt, wenn fie, wie in England, in bejonderen 
dazu beftimmten Anftalten — Arbeitshäufer u. j. w. 
— geſchieht, und eine offene, wenn fie in den 
Wohnungen der Armen geichieht. In den Städten 
bat man jegt faft allgemein das Armenweſen jo 
organifirt, daß beſondere Armenpfleger, je 
für eine. Unzahl von Straßen oder Häufer, mit 
der ganzen Fürſorge betraut werden und die 
Aufgabe haben, die Armen aufzufuchen, diejenigen, 
melde um Unterftügung nachſuchen, auf die Be- 


dürftigfeit zu prüfen, die verjhämten Armen, welche | 
noch nicht das Ehrgefühl verloren haben, vor 


tieferem Sinken zu bewahren und überall mit Rath 
und That an die Hand zu gehen, um den Armen 
wieder für die menſchliche Gejellichaft als brauch— 
bares Glied zu gewinnen oder doch fo viel irgend 
möglich, ihn zu befähigen, durch Arbeit mindeftens 
einen Theil der Unterhaltungsfoften zu verdienen. 
Seit dem Vorgehen in diejer Weiſe ift in der 
That Schon viel Gutes geftiftet worden und das 
wird in immer höherem Grade der Fall fein, je 
mehr da, wo man die gefammte Armenpflege zu leiten 
hat, Erfahrungen gewonnen werden und je glüd- 
licher man in der Wahl der Armenpfleger ift. 
Mit diefen Einrichtungen ift auch die verbunden, 
dab das Betteln in den Häufern verboten wird 
und alle Zu- und Durchreiienden im Nothfall an 


dazu beftimmten Stellen eine angemefjene Unter: | 


ftügung erhalten oder auch Arbeit finden können 
und zum mindeſten Nachweis darüber, wo fie ſolche 
befommen. Daß in den großen Städten auch ver- 
hältnigmäßig viel Armuth fich findet und je nad) 
den Beitverhältniffen Ab- und Zunahmen in oft 


ſehr beträchtlicher Höhe fich zeigen, kann nicht bes | 


fremden. Dem Zug in die Stadt kann man fein 
Hinderniß entgegenfegen, es wird immer Biele 
geben, welche in der Stadt ein qutes Fortfommen 
zu finden hoffen und unter diefen immer eine An- 





| heit, Verdienſt zu Schaffen und jelbit ſchwache Kräfte 





Biele Landwirthe beflagen fich über die Höhe 
der Armenlaft, von welcher die Beſitzer der grö- 
Beren Güter jelbftverftändlich das Weite zu tragen 
haben; e8 fehlt ihnen aber doch nie an Gelegen- 


nugbringend beichäftigen zu fünnen. J 
den Städten fehlt es ſehr oft an paſſender 
ſchäftigung und muß deshalb die Armenlaſt ver— 
hältnißmäßig weit größer ſein. Um zu zeigen, 
wie viel Opfer hier das Armenweſen erfordert, 
mögen einige Beiſpiele angeführt werden. 

Die Stadt Berlin mit jetzt etwa 1,3 Mill. Ein- 
wohnern hat in ihrem Budget für die Armenver- 
waltung in den letten Jahren den Betrag von 
6—7,6 Mill. Mark verzeichnet. Für Geiundheits- 
pflege werden etwa 2,5 Mill. Mark verausgabt, 
davon ift der größte Theil ebenfalls auf die Armen» 
pflege zu rechnen; es giebt zahlreiche Wohlthätigfeits- 
‚ anftalten und Wohlthätigkeitsvereine, welche reich- 
lich Mittel zur Linderung der Noth verwenden. 
Auch hier erftrebt der Verein gegen Armuth die 
rg In den Aſylen für Obdachloje 
| fanden über 100,000 Männer und an 10,000 
‚ Frauen Nachtquartiere, 14 Volkslüchen jorgen für 
gefunde und nahrhafteKoft. 171 Kommiffionen mit 
792 Mitgliedern und 382 Pflegerinnen find für 
die Waifenpflege thätig und dafür werden an 
700,000 Mark verausgabt. Etwa 4500 Pfleger 
mütter haben an 7000 Kinder zu verpflegen und 
werden dafür fait 500,000 Mark verausgabt. Die 
Bahl der eigentlichen Aimofenempfänger war 
1883/84 15,256, für welche 2,013,513 Mark ver= 
ausgabt wurden; Ertraunterftüßungen im Betrage 
von 254,033 Mark vertheilten ſich auf 34,343 Fälle. 
Abgeſehen von dem, was die Privat- und die Vereins: 
thätigkeit noch thut, hatte das ftädtiiche Budget 
für die Armenpflege allein etwa 6—7,5 Mill. Mar 
vorgefehen, für 1885/86 nur 6,022307Mill.Mart, d.i.t 





Artels, Artjels. 97 


fir den Kopf der Bevöfferung eine Beifteuer | den Bereinen und den Ausgaben durd die Gemein- 
von 4,64 Mark. Mit Beranichlagung aller Arten |den u. f. w. nahe an oder über 20 Mill. Mark 
von Unterftügung und Fürſorge für Hilflofe durch Ausgabe für Arme rechnen kann, eine Ausgabe, 
die Stadtgemeinde, die Bereine und die Privaten, | welche für den Kopf der Bevölkerung etwa 4 Mart 
Ztiftungen u. j. w. fann eine Laft von wenigſtens | bedeutet. 
10 Rarf auf den Kopf der Bevölferung fommen.| In England, mojelbft man die gejchlofjene 
die Biffer der im Jahre 1883/84 direft Unter: | Armenpflege in Zwangsarbeitshäufern unter Ver— 
küsten mit nicht ganz 22,000 Köpfen, einjchließ- | hältnifjen, daß die freie Arbeit vorgezogen werden 
ii der Waijen, bedeutet progentiich zur Bevöller- joll — Abichredungstheorie, — hat, und außerhalb 
ung (damals 1,23 Mill. Köpfe) den Satz von dieſer Häufer nur ausnahmsweife Gaben gegeben 
noch nicht 1,8 %/,. werden jollen, betrug die AUrmenfteuer im Andre 
Aus einer für den Bremer Armenpfleger » 1818 die Summe von 157,416,020 Mill. Darf, 
Kongreß verfaßten Statiftit ergiebt fi, daß in im Jahre 1831 war der Aufwand 166, im Jahre 
unierem Jahrzehnt 77 deutiche Städte mit zu- 1834 nur 80 Mill. Darf, im Jahre 1881 wieder 
ammen über 4 Mill. Bewohnern auf je|297,8 Mill. Mark; von 4,7%/, der Bevölferung 
10,000 als Unterftügte zwijchen 164 (Schweidnig) im Jahre 1870 ging die Zahl der Unterftügten im 
and 1070 (Rojen) hatten. Bei den größten Städten | Jahre 1882 bis auf 3,4 %/, zurüd und jeitvem 
zer die Zahl zwiſchen 500 und 700, jehr hoch | find weitere Nüdgänge verzeichnet. 
nm die Ziffer in Straßburg mit 1019 Unter) FürganzGroßbritannien gabes 1880 an 1,019,951 
fügten nur in offener Pflege, jchr gering in | Almofenempfänger, für welche 304,48 Mill. Viarf 
Tormitadt mit nur 218 überhaupt. berausgabt wurden, pro Kopf der Unterjtügten 
Stellt man dagegen das Armenweſen eines gan: | etwa 300 Markt. In England war die Ausgabe 
ven Landes, z. B. von Bayern, welches noch eine | pro Kopf der Bevölkerung 6,4 Marf, die erhobene 
xiondere Armengejepgebung hat (Gejeg über öffentl. | Armenfteuer etwas über 10 Marf. 
Armen= und Kranfenpflege vom 29. April 1869| In Frankreich rechnete man zu gleicher Zeit 
end bezüglich des Unterftügungsmwohnfiges das | 1,449,021 Unterftügte in 14,033 Gemeinden, für 
Seeh über Heimath, Berehelihung und Aufent- welche aber nur 21,5 Mill. Mark verausgabt 
lt vom 16. April 1868 mit Novellen vom 23. wurden, pro Kopf wenig über 15 Mark; zur 
ebr. 172 und vom 21. April 1884), jo ergiebt | Bevölferung war die Bahl der Unterftüßten 3,5°/,. 
rh für das Jahr 1881 das folgende Bild. Die) Man hat in den Gemeinden Bureaus für Wohl. 
Gcdammtzahl der Unterftügten war 160,650 Per: | thätigfeit und ebenfalls die direkten Gaben verboten; 
ionen, d. i. 3,04 %/, der Bevölkerung, die Unter- | für Arbeitsfähige giebt es Arbeitshäufer, für Andere 
kügungsiumme 6,107,929 Mark, auf den Kopf | Spitäler und Armenhäuier. J 
ter nterftügten etwa 38 Mark und für den Kopf| Artels, Artjels früher(Wataga). Über dicjegenoffen- 
xt Bevöllerung eine Ausgabe von 1,15 Mark. | jchaftlihen Verbände Mehrerer zur Uebernahm 
& fommen Unterftügte auf 1000 Einwohner in | von beftimmten Arbeiten oder zu Gewerbszwecken 
den Stadtbezirten 52, auf dem Lande 30 Berfonen. | in Rußland find duch Grünewald „Das Artel— 
An Geſammtaufwand rechnete man für Urmen- | wejen und die Hausinduftrie in Rußland”, Peters- 
wine 8,66 Mill. Mark, 1,62 Marf auf den Kopf der | burg 1877, Mittheilungen erfolgt. Die Ber: 
Sevölterung. Bayern befigt aber eine jehr große | einigungen ſtammen meiſtens aus alter Zeit und 
Zahl von. Wohlthätigkeitsanftalten, Stiftungen u. | haben in der Regel einen etwas fozialijtiich-fom- 
. m. und von Privat» Vereinen für Unter: | muniftiichen Anſtrich — gleiche Arbeit, gleichen 
sung Armer; unter der Anzahl der Almojen- | Lohn, gleiche Nechte und gleichen Eigenthums— 
pfänger giebt es allenthalben in ziemlicher Menge | antheil (das Wort foll mit dem deutjchen Antheil 
elche, welche den Unterhalt fich jelbjt verdienen | zufanmenhängen). Einige diejer Verbände jehen 
Onnten. Man rechnete 335 Kranfenanftalten, 268 | ftreng auf Sittlichkeit, Solidität und Tüchtigfeit 
Frundenhauſer und Armenverforgungsanftalten, 99 | der Mitglieder und ftehen deshalb in gutem An— 
Batlen», Findel und Rettungshäufer, 167 Kleine | jehen, wie z. B die Börjenartel3 in St. Peters: 
Iinderbewahranftalten, 64 Armenbeichäftigungs- | burg, unter Peter dem Großen entjtanden; fie 
md Zuppenanftalten; zum Theil bejigen die | bejorgen den Transport der Schiffsgüter von und 
Vründenhäujer großes Vermögen; es giebt ferner | nad) dem Land, find vorzüglich organifirt, arbeiten 
von Privaten 111 Wohlthätigfeitsanftalten und zu feſten Taren und zeichnen fi) aus durd) Pünft- 
9 BRobltbätigkeitsvereine, aljo Anitalten und lichkeit und Yuverläffigfeit in der Bejorgung der 
Stellen zur Unterftügung in großer Menge. Die | ihnen anvertrauten Güter und Werthſachen; fie 
Jabresansgabe der Privat-Anftalten und Vereine | bilden eine befondere Korporation mit jtrengen 
 1,950,000 Mark, das rentirende Vermögen der | Satzungen und erheben von neuen Mitgliedern, 
üftungen u. j. w. und der Privatanjtalten (5,9 | bei deren Wahl fie jorgiam zu Werke gehen, Eintritts- 
RE) zufammen 161,4 Mill. Mark, die Lolal- | nelder. Die meiften Artels finden ſich unter den 
»sd Tiitriftäarmenfonds betragen 20 Mill. Mark. Handwerkern und diefe find weit verbreitet. Unter 
Ammt man die Mente des Vermögens der An- | den Arbeiterarteld giebt es zunächſt wandernde, 
halten und der Fonds uur zu 40,, jo geben diefe | welche im Land umbherziehen und bejtimmte Ar- 
wiammen jährlich 7,26 Mill. Mark, jo dab man | beiten bald da bald dort verrichten, dann Artels 
mit den Ausgaben der Privaten, den Beiftenern zu in Verbindung mit Arbeitgebern oder mit Kapitali- 
Thiel’e Landw. Konveri.»Lericon, Spezial-Supplement. 





38 


ften, welche einen Theil des Ertrages erhalten ı 
und das erjorderliche Kapital zum Arbeiten liefern; 
die Genofjen — Artelichtichits — theilen meistens den 
Reit des Arbeitsertrages zu gleichen Theilen. Auf 
dem Lande find die Artels feltener, hier hatte 
ſich ohnedieß ein vollftändiger Agrarſozialismus 
(j. d. früheren Artikel darüber) ausgebildet, von | 
weldem noch die Reſte vorhanden find und zwar 
in der Art, daß in ganzen Gemeinden fein Privat- 
grundbeſitz befteht. Als eigentliche Artels werden 
die der Tabalpflanzerinnen und die für Käfefabri- 
fation mit Betheiligung von Grundbefigern genannt. | 
Die Artels unterjcheiden fich weſentlich von den 
Senofjenjchaftsverbindungen in anderen Ländern 
und bejonders von den neuen Arbeiter-Genofien- 
Ihaften; fie Haben nur die Organijation der 
Arbeit in Gemeinschaft im Auge und vertheilen 
meiftens Laften und echte gleichmäßig, halten 
ſich aber fern von anderweitigen Beftrebungen, durch 
welche unjere Arbeitervereine ſtark in Anſpruch 
genommen werden. Der fozialiftiich-tommmuniftische | 
Grundzug ift nicht bei allen Artel3 vertreten; da | 
wo er fehlt, ftehen die Genofjen zu einem lei- 


Asbeſtwaaren. 


Der Asbeſt wurde ſchon frühzeitig zu unverbrenn⸗ 
licher Leinwand, ſpäter zu Handſchuhen (Sibirien), 
Spitzen (Como), Mützen (Pyrenaen), Papier und 
zu Zampendochten verarbeitet, die vieljeitigere Ber- 
wendung hat aber erſt die KRanadafajer gefunden 
oder doch die Neuzeit gebradt. Der Werth des 
Asbeites zur Verarbeitung liegt in der Unverbrenn- 
lichkeit jelbft bei jchr hohen Temperaturen, in Dem 
ichlehtenWärmeleitungsvermögen, in derfelbitfetten- 
denEigenfchaft und in der Widerftandsfähigfeit gegen 


hohen Drud, Einwirkung von Säuren und von 


Gaſen. Der Asbeft wurde deshalb zu Garn, Rin- 
gen und Scheiben, Tuch, Paſte und Kitt ver- 
arbeitet und zur Abdichtung von Flächen, Stopi- 
büchſen u. f. w., zum Filtriren von Säuren, als 
Erjag der Sandbäder u. f. w. verwendet, findet 
aber jept feine Hauptverwendung als Gewebe zu 
mannigfachen Zweden. (Ueberzüge von Asbeſt zum 
Schub gegen Feuersgefahr hatte man jchon jeit 
längerer Beit, die Anwendung fanı aber bald wieder 
außer Gebraud).) 

Das jebt hergeftellte Asbeſtgewebe wird empfohlen: 

1) als Schugmittel gegen Feuersgefahr 


tendeu Oberhaupt in mehr patriarhaliichem Ber: | und Wetterjhaden. Leicht entzündliche Gegen- 
hältniß. Es Tiegt im Ganzen ein guter Kern in | ftände: SHolztheile in der Nähe von Feuerungs— 
den Nrtels, jo daß diefe Genoffenichaften wohl | anlagen — Fußböden, Thür- und Feniterrahmen, 
verdienen, unterftügt und beachtet zu werden. Den | Thüren u. j. w., werden — mit diefem Gewebe be 
Drang, ih zu größeren Verbänden zu einigen, | Heidet oder umhüllt, mindeftens der Weiterverbreit 
haben die Arteld nicht; fie Teben und wirken je ung von Feuerſchaden Einhalt thun; am bejten 
für fih und zeigen jehr verjchiedenartige Ein- |aber find die Asbejtwände, mit welden man 
rihtungen und Grundfäße vom faft volllommenen raſch eine Brandftelle umgeben und ‚hinter welcher 
Kommunismus bis zum blofen Verband behufs | man die Rettungsarbeiten unbehelligt von Hitze 
Förderung beftimmter Ziele durch Vereinigung |und Fenerbränden leiten kann. Wände, Dächer 
der Kräfte mit Entgelt nad; Maßgabe der Leiftung. |u. ſ. w. laſſen ſich raſch damit bededen und vor 

Asbeitwaaren. Die bekannten fajerigen, elaftiich- | dem Feuer fügen. Asbeſtplatten bilden vor- 
biegjamen Berwitterungsprodufte der Hornblende, | treffliches Material zu Dächern und Seitenwänden 
des Wugits, des Gerpentins und des Glimmers | von Schuppen und Gerüften, unter welchen Ernte- 


werden neuerdings vielfach zu jehr nüglichen Waa— 
ren verwendet und dieje verdienen die vollite Auf- | 
merkjamfeit des Landwirths, weil fie für Wirth- | 
ſchaften auf dem Lande geradezu unentbehrlich find. 
Auf der legten Hhgiene-Ausftellung in Berlin 
—— beſonders die ausgeſtellten Erzeugniſſe der 

hurn⸗ und Taxis'ſchen Fabrik Lieſing bei Wien | 
große Bewunderung erregt und viel Anklang ge— 
funden. Der Asbeft fommt vor ald: a) Amiant,, 
(Bergflahs, Federmweiß) in jehrlangen und fehr | 
biegjamen Faſern mit Seidenglanz, befonders in 





Newjansk, Gouv. Perm, dann in Corfita, Steier- | 


mark, Tirol, Piemont, der Schweiz (St. Gott: | 


bard) und in der Dauphin® (Difans); b) gemeir!| 


ner Asbeſt, gröber, weniger biegjam, mit Berl- | 
mutterglanz, bejonders da vorfommend, wo fidy | 
Serpentine finden (j. d.); ec) Bergtorf oder | 
Bergleder, holzartig vertwoben, matt, grau und 
rün, ſelbſt braun und röthlich; Hauptfunborte | 

weden, St. Gotthard, Tirol, Spanien; d) 
Holzasbeft, Bergholz, braun, holzartig von | 
Anjehen, bei Sterzing in Tirol in Mengen ger 
funden und hauptjächlich in den Handel gebracht; 
e)Kanadafajer, Boftonit, fanadiidher As— 
beft, mit der befte für techniiche Verarbeitung, aus 
Kanada in großen Mengen in den Handel gebracht. 


erzeugnifie, Geräthichaften u. ſ. w. geſchützt werben 
ſollen und ſelbſt für Thiere und Menſchen bildet 
die Bedachung mit ſolchen Platten und die Asbeſt— 
wand bei leichten Schugbauten im Freien ein vor- 


treffliches Material, defjen Koften die anderer Ma- 


terialien nicht überichreiten. 

2) Shußmittelzur Trodenerhaltungvon 
Räumlichkeiten, 3. B. Moltereien, Kellern für 
Aufbewahrung von aren, welche troden liegen 
follen, auch von Wohnräumen in ungünftiger Lage; 
man legt Aabeftgewebe-Platten in das Mauerwerk, 
belegt Die Fußböden und die Innenwände min- 
deftens in gewifier Höhe von unten damit und 
fchüsßt fich dadurch auch vor dem Eindringen jchäd- 
licher Gaſe u. ſ. w. 

3) Schutzmittel gegen Temperatur-Ver— 
änderungen: Milch- und Butterſchränke mit 
Asbeſt⸗Bekleidung u. ſ. w. Anwendung überall da, wo 
man die Nachtheile von Froftlälte oder zu großer 
Wärme vermeiden will, aljo zur Konjerv irung 
von Milch, Fleiſch, eingemadhten Früchten u. ſ. w. 

Die Verwendung des Asbeftes wird zweifelsohne 
noch vielfachere Formen finden, an welche jept noch 
nicht gedacht wird; der Landwirth kann durch Ber- 
ſuch ſelbſt ermitteln, voie weit er mit Nuben davon 
Gebrauch machen ſoll. 





Afien. 


99 


Afien. Diejer Welttheil bat in den letzten | Folge der Thätigkeit der Hungersnoth-Komunijjion für 


Jehren für umjere Landwirthe dadurch Bedeutung 
langt, dat aus Indien größere Mengen von Weizen 
zur fuhr kamen, fajt unmittelbar nach der Zeit, 
in welder eine bejondere Kommiffion von England in 
das Land geichicdt werden mußte, um die Mittel 
und Wege aufzufinden, durch welche der Hungers— 
apth, welcher Humderttaujende erlegen waren, be: 
wgnet werden könnte und man auswärts Getreide 
fanfte, um nur einigermaßen der Noth zu fteuern. 
&s gehört zu den dunkelſten Blättern der Gefchichte 
der britiichen Herrichaft in Indien, daß nicht recht— 
xitig Borkehrung getroffen worden war, um diejer 
Roth zu begegnen und daß man Hunderttaufende 
biniterben ließ, ehe mit der möthigen Energie die 
Abhilfe gebracht wurde. Um jo wunderbarer erfchien 
8, da kurz darauf Indien als gefährlicher Kon— 
dırrent für Weizen auf dem Weltmarkt auftrat und 
daun von Jahr zu Jahr größere Mengen ausführte, 
dis auch bier wieder die Rüdfehr zum normalen 
Berhältnik kam. Man hatdieeuropäifchen Währungs» 
gie — ſ. Bimetallismus — dafür berant- 


Herftellung und Berbejjerung don Bewäfjerungsan- 
lagen viel geichehen und dadurch die Wiederkehr von 
Ag in trodenen Jahrgängen möglichit ver- 
indert worden ift. Regenreiche Fahre folgten den 
trodenen und jedenfall® wurden auch nicht unbe- 
trächtliche Mengen fruchtbaren Bodens neu der 
Kultur erichloffen, aber wieder nicht in dem Maße, 
twie dargejtellt wurde, um glauben zu machen, daß 
Indien von nun ab die Welt mit Weizen über- 
ſchwemmen werde. 

Nächſt der Weizenausfuhr hat Ajien die Aufmerk— 
famteit durch politifche Ereigniffe in Auſpruch ge- 
nommen und diefe haben fi nad) und nad) jo ge= 
ftaltet, daß Rußland, China und England den 
größten Theil von Afien beherrfhen. Rußland hat 
feine Herrihaft in Inner-Aſien immer weiter aus: 
gedehnt und ift fchon der Grenznachbar von Af— 
ghanijtan geworden, ein Land, deſſen füdliche 
Grenze die britifhen Befigungen bilden. Die Eng- 
länder haben diefes Vordringen nicht zu verhindern 
vermocht, fich aber ebenfalld weiter ausgedehnt, in- 


wertfih machen wollen; es wurde gelehrt, daß im | dem fie ganz Birma anneltirten und damit aud) in 


Indien, wojelbft, wie von jeher, das Silber beliebt 
xt und zurüdgehalten wird, der europätiche Händler 
eumn doppelten Gewinn erziele, wenn er mit dem 


Hinterindien ihre Herrſchaft weiter ausbreiteten. 


ı Frankreich hat, minder glüdlih, Kämpfe in Unnam 


— Tonfing — zu beftehen gehabt und wird bier 


m Europa aufgekauften entwertheten Silber bezahle | ebenfalls die Eroberungen fortießen, bis nur noch 


ud dab deshalb jo gewaltige Mengen von Weizen | & 


ut Ausfuhr kämen und immer mehr kommen müßten, 
nenn micht Wandel geichaffen würde. Es wird au 
er Hand der fratiftiichen Nachweife gezeigt werden, wie 
ih in Oftindien der Ein- und Ausfuhrhandel in 
der legten Zeit entwidelte, hier kann nur darauf ver- 


wieien werden, daß ein ungewöhnlicher Gilberab- | Heiner, die Herrichaft der 
Auk nach Indien fich nicht gezeigt bat, und daß die | 


Ausfuhr anderer Waaren, fir welche doch das gleiche 


vortheilhafte Gejchäfte ſich hätte ergeben müſſen, nicht | ſchon micht ohme die Gefahr, im Nor 

echöht worden ift, ſondern theilweiſe felbft herunter | durch die Ruſſen, im Süden durch die Franzoſen, 

gegangen ift. Die plötzliche beachtenswerthe Aus- | und an den Grenzen von Birma aud) * 
von Weizen aber erklärt ſich dadurch, daß der Engländer Konflikte zu bekommen und in 


iam und Malakka als ſelbſtſtändige Reiche in 
Hiuter-Indien bleiben, wenn nicht auch dieſen 
duch die Engländer und Franzofen ein Ende ge— 
macht wird. Ein Kanal dur die fchmalfte Stelle 
der Halbiuſel ift ſchon projektirt. 

Die Zahl der unabhängigen Gebiete wird immer 
remden immer ausge— 
dehnter und nur China und Japan behaupten 
noch ihre Gebiete ohne fie zu bergrößern. China 

en und Welten 


die 
olge 


ausgedehntere Eifenbahnbau es möglich gemacht hat, deſſen Landabtretungen fich gefallen Lajjen zu müſſen. 


den reihen Emmtejegen im Innern an die Küſten zu 


dringen, dag das A usfuhrverbot aufgehoben wurde, | 


al6 man wieder beſſere Ernten erhielt und daß in 


— 


Einheimiſche Staaten. 


Der aſiatiſche Kontinent zerfällt jetzt bezüglich 
ſeiner politiſchen Eintheilung in die folgenden Reiche 
und Gebiete. 





qkm Einw. auf 1 gykm Einw. 
I) Aigbaniftan 721,700 4,000,000 x 
2) Annam 275,300 6,045,000 21,9 j. franz. Befiß. 
3) Arabien 2,507,390 3,700,000 1,5(fow.unabhäng.) 
4) Aſſam-Gebiete 65,500 200,000 ‚0 
5) Belutidhiftan 276,515 1,750,000 63 
6) Bodara 239,000 2,130,000 90 
7) China 11,574,356 403,259,000 35,0 
Ss; Chiwa 7,800 200,000 3,0 
9 Himalajaftaaten 234,000 3,300, 14,0 
10; Japan 332,447 36,699,970 96,0 
il) Kafiriftan 51,687 500,000 9,6 
12, Korea 218,192 10,518,937 43,2 
13) Malatta 81,500 300, 40 
14) Berfien 1,648,195 10,000,000 6,0 
15) Siam 726, 5,750,000 7,8 
19,060,432 488, 362,907 25,7 


100 


1. Die europäiihen Befigungen. 


Aſien. 


16) die britiſchen 4,080,850 257,891,821 63,19 (mit Birma) 
17) die franzöfiichen 234,168 12,415,468 53,02 (ohne Annam) 
18) die niederländifhen 1,859,734 28,659,450 15,41 
19) die portugiejifchen 19,667 849,553 43,10 
an die ruſſiſchen 16,501,416 16,563,288 1,00(mitftaulafus) 
21) die ſpaniſchen 97,322 5,644,897 14,20 
22) die türkifchen 1,890,468 16,173,000 8,55 
24,983,624 333,097,477 13,33 
—— —— 821,460,384 18,62 
In Meyers Lerifon wird angege 
E — 9,321,096 448,636,968 23,6 
1. 25,189,877 347,583,129 12,7 
jufammen 44.510,973 796,220,097 17,89 
alſo mehr 466,927 weniger 25,240,287 


An amderer Stelle ift für Afien 44,580,850 qkın | Handelsverbindungen nicht erfüllt, aber viel Auf- 


angegeben, aljo nochmals 69,877 qkm mehr. 
Ganz zuverläffig laſſen fih die Angaben nicht 
machen, weil bei den unabhängigen Staaten an 
der Grenze von China, in Mittelafien und in 
Arabien die Grenzen nicht feftftehen und genaue 
Bermefjungen und ftatiftiiche Erhebungen unmög- 
lich find. Der Umfang und die Bevölkerung des 
chineſiſchen Reiches, die Ausbreitung der Ruſſen 
an der afghaniftaniichen Grenze und die unabhängigen 
Theile von Arabien lafjen ſich nicht genau angeben. 
Die noch jelbitftändigen Staaten bilden etwa 43 %/, 
des Geſammtumfanges, auf Rußland fommen etwas 
über 37/,, auf China nit ganz 26%, und auf 
Großbritannien etwas über 9%/,; die Befitungen der 
Europäer zujammen betragen 57%, des Ganzen. 
Ein großer Theil der unabhängigen Staaten und 
jelbft auch der europäifchen Befitungen bietet für 
den deutichen Landwirth nur wenig Beadhtenswerthes 
und jelbft fir unferen Handel keine nennensmwerthen 
Beziehungen; es kann deshalb von diejen Gebieten 
nur eine kurze ftatiftiiche Darjtellung gegeben werden. 
Vom Gefammtgebiet rechnet man 17,340,000 qkm, 
aljo etwa 39,4%, auf das Tiefland, davon kommen 
faft die Hälfte — 8 Mill. gkm — auf Sibirien, 20%, 
auf Zentralafien, 1,1 Mill. qkm auf China u. f. w., 
18,72 qkm find Gebirgsland. Ueber die Gebirge, 
Flüſſe, Seen, Grenzen, Küftenlängen und Erzeug- 
nifje j. den Artifel Afien im Band I. 
en Bollsftäammen nad rechnet man von der ein- 
heimischen Bevölkerung ",,, Kaukafier (Türken, 


Härung gebracht; der Eroberungseifer der Ruſſen 
hat auch im Süden von Sibirien die Gebiete bis 
Afghaniſtan und die der Bucharei beſſer erforjchen laſſen 
und im Norden das Amurgebiet. Turkiſtan, Chima, 
Samarfand, der Lauf und das Duellengebiet des 
Amu:Darja (befonders durd) die Samara-Cpedition), 
Iran, Tajchtent, Ferghana, Darwa, Schugnan u. 
j. w. find gründlicher, wie je vorher erforſcht und 
bezüglich der Anlage von Berbindungswegen und 
in landwirthſchaftlichem, geognoftijchem u. ſ. w. Inter: 
ejie neben der förderung der militärischen Zwede 
eingehend geprüft worden Skobelew's Erpeditionen 
1876 und die 1881 nach Mer jowie andere). In Hodh= 
afien drang A. Regel von Kuldiha aus in China 
bis Schiho und nah Turfan in Oftturfiftan vor 
1878.79, Botanin in die Mongolei (1876.79 und 
1883, Pämtzow (1878 79) dur die Wüfte Gobi 
nach der Kinefiihen Stadt Kukuchota. Im weit: 
lihen China find mehrere erfolgreiche Reifen ge— 
‚ madıt worden, die meiften oricher konnten aber 
ıhre Abfichten nicht vollftändig erreichen ; einen Theil 
von Tibet gelang es, Tennen zu lernen, den Ruſſen 
die Mandichurei und einen Theil von Korea am 
entgegengejettten Ende, im Nordoften des Reiches, 
u erforichen. Korea jelbjt wurde durch Japaneſen 

reift; Japan ift am vollftändigften bekannt ge- 
worden und aufgenommen, Hinterindien befonders 
durch Franzoſen und Engländer beſſer unterſucht 


| worden und die Gebiete um das Himalayagebirge, 


Aſſam, Kafiriftan, Nehal, Yadad bis in Tibet bin- 


Araber, Perjer zun Theil, Aighanen, Belutichen, Oft- | ein haben Engländer mehrfach durchſtreift. Bon den 
indier, Eibirier und andere Bewohner des afiatifchen | Inſeln find Sumatra, Borneo, die Philippinen und 
Rußlands); 7, Mongolen (China, Ruſſiſch- das Ihnere von Java beffer unterfucdht worden und 
Ajien, Türkei, Berfien, Afghaniſtan, Belutſchiſtan, ſelbſt in Arabiens bis dahin noch unbekannt geweſene 
Indien und Japan); %/,, Malayen (Japan, In- Gegenden mußten einzelne Reiſende einzudringen, 


dien und Inſeln). Die Zahl der Europäer iſt ge— | zum Theil aber ohne oder mit unglüdlichem Erfolg. 


ring, faum 7 Mill. Köpfe im Ganzen, alſo nicht | 


über 1/, der Gejammtbevölterung. 

China bfeibt nah wie dor den Europäern im 
Innern noch faft ganz verjchloffen und auch ander: 
wärts giebt e8 noch weite Gebiete, welche uns jo 
gut wie unbefannt find. Zur Auflfärung von 
Sibirien und Kamijcatla find vielfache Forſchungs— 
reifen gemacht worden; die glüdliche Durchfahrt 
Nordenſtjöld's durd das Eibirifche Eismeer hat 
zwar die daran gefnüpften Hoffnungen für regelmäßige 


l. Die jelbftftändigen Staaten. 

1) Aiahaniftan, 721,700 qkm mit 4 Mill. 
Einwohnern, dernordöftliche Theiltes vorderaftatiichen 
Plateaus don Iran, ſüdlich des Orus, zw. 29,5 
bis 38,25 ®r n. Br. und 61 bis 74 Gr. 6. % 
dv. Gr., begrenzt im Süden von Belutſchiſtan, im 
Weften von Perfien, im Norden von ruffiich Aſien 
und der Bucharei (Chanate Karategin, Kolab, 


MH im Often von einem Theile von China, 


von Kafıriftan umd von dem britifch-indijchen Reich. 


Ufien. 


Es iſt ne feiner Päſſe als Weg nad Indien, 
jaft nur Gebirgd-: und Hodland, arın an fcdiff- 
baren Alüffen und durch natürliche Wälle leicht zu 
vertbeidigen von friegstundigen Armeen, weshalb 
Rufen und Engländer um die Gunft des Emirs 
bmhlen, bez. den Einfluß mit großen Opfern be— 
zabfen. Das Fand wird deipotifch regiert, nachdem 
die Macht der Stämme, welche ſich vordem ſtets be- 
tehdet hatten, gebrochen ift; der Emir unterhält eine 
europäiih organifirte Armee von 50,000 Dann 
mit 123 Feldgeſchützen, welche im Krieg durd alle 
Baftenfühigen verftarft wird. Afahaniftan wird 
jedenfall über kurz oder lang der —— ernſter 
Ereigniſſe werden, auf die Dauer kann es aber dem 
Sordringen der Europäer nicht widerſtehen; felbit- 
#ändig wird es fo lange bleiben, als Rußland und 
En in der Page find, es zu verhindern, daß 
es nicht einem diefer mit einander um den Einfluß 
im Ajien rivaliirenden Länder zur Beute wird, 

Das Yand zerfällt in die Provinzen Kabul, Ghasni, 
Kondabar, Seiftan und Herat. Bon den Be: 
mohnern find die Afghanen etwa 1 Mill. Köpfe; 
deren Stamm Durani gehört der Emir an, wichtige 
Stämme find die Ghilzai, Pathan, Iefufzai, Afridi, 
noh rohe Stämme die Khattak und Kakar, Reſte 
der perſiſchen, vorafghaniſchen Bevölkerung find die 
friedliebenden Tadſchik, Reſte einer ariichen Ein- 
wanderung die Kefir;Zentralafiaten finddieHazara. 
Die Hanptftadt ift Kabul; die Bewohner find 
theils tãuberiſche Grenzbewohner, zum größten Theil 
aber Aderbauer und Biehzüchter; feit Verſtärkung 
der engliihen Macht haben die Raubzüge in die 
Grenzlande ziemlich aufgehört und ift ein gejeßlicherer 
Zuftand eingeführt worden. Das Grundeigenthum 
ift ziemlich zeriplittert; größere Grundbeſitzer ver: 
pachten das Land gegen Geld oder Antheile am Er: 
trag oder im Meierverhältnig und duch Halbicheidpacht. 
Die Imduftrie fehlt, von Gewerbetreibenden werden 
dor zũgliche Waffen, Tücher umd Gewebe aus Schaf: 
und Baummolle und aus SKameelhaaren gefertigt. 
Die Karamanen können ſich jetst ficher bewegen, fie 
bringen ruſſiſche und engliihe Waaren in die Haupt- 
ftädte des Landes und holen Wachs, Honig, Pferde, 
Kamerle, Wolle, Felle und Häute, Früchte vers 
ichiedener Art u. ſ. w. 

2) Annam (Rgannam), 
franzöf. Proteftorat auf der Oſtküſte von Hinter: 
imdien, mit unficherer Grenze im Morden (nach China), 
bildet mit Ausnahme der Halbinjel Malakka die 
udöftlichfte Spitse von Afien am Sid-Chinefifchen 
Meere und wird weſtlich begrenzt von Siam, nörd— 
Ih von China. Es umfaßt die Gebietötheile 
Cochinchina, foweit nicht an Frankreich abgetreten, 
Tfiampa oder Tihampa im Süden, Tonfing, größten- 
theils an Arankreich abgetreten, die tributaren Laos— 
Staaten und das Gebiet der unabhängigen Moi- 
Stämme, nadı Schäbung jet 275,300 qkm mit 
emmas über 6 Mill. Einwohnern. Die Hauptftadt 
iſt Hue mit 50,000 Eimmohnern. Das Yand zahlt 
an China einen Tribut, die chinefische Oberherrlich- 
feit hat im letzten Krieg der Kranzojen in Tonking 
zu Berwidlungen und fchließlih zu kurzem Kriege 
mit Ebina jelbft geführt — (Friedensvertrag im 


Kaiferreih unter | 


101 


Tientfin Juni 1885). Das Land ift noch größten: 
theil8 unbelannt; e8 gehört ganz dem tropifchen 
Klima an umd ift für Europäer ein gejundheitsges 
fährlicher Aufenthalt. Der Reihthum an Metallen 
— Gold, Silber, Kupfer, Duedfilber, Kohlen, Edel- 
fteinen fol jehr groß fein und hat viel dazu beige— 
tragen, die Franzofen zu Priegerifchen, ziemlich ver- 
unglüdten Berfuchen zu veranlajjen; die Haupt- 
ſchwierigleit bildet das Behaupten gemachter Er- 
oberungen. 

An Raubwid und anderen wilden Thieren ift das 
Fand fo reich wie Indien; Tiger, Rhinozeroffe, 
Büffel, Elephanten, Krofodille, Schlangen u. f. w. 
Der Reihthum an Nutzhölzern wird gerühmt, der 
Aderbau hauptfählih auf Bewäſſerung geftütt. 
Der Haupftrom — Songku oder Rothe Fluß — bildet 
mit Schwarzem und Klarem Fluß ein weites Delta 
und in diefem werden die vielfachen Flußläufe durch 
| zahlreiche Kanäle nutzbar gemacht. 

Die Regierung ift eine volle Deipotie: 10 ei 
von Mandarinen ftehen an der Spike. Meyer hat 
‚die Angaben von 440,500 qkm mit 21 Mill. Ein- 
wohnern (15 M. in Tonking), eine mt nirgends 
fih findende Berehnung. Die eigentlihen Anna— 
miten find mit Chinefen vermifcht, die Ureinwohner 
| find die fräftigeren Muong's oder Myong’s in den 
Gebirgen. Berhältnißzahlen fennt man nicht. Bon | 
Europäern follen 420,000 Katholiten unter 6Bifchöfen 
vorhanden jein. Nach dem Bertrag vom 6. Juni 
1884 vertritt Franfreih den Staat in allen aus: 
wärtigen Beziehungen und ftehen die Beamten unter 
franzöfircher Kontrofe. Die Zölle, die öffentlichen 
Arbeiten und ſolche Dienftzweige, welche einheitlicher 
Leitung bedürfen oder europäticher Beamten oder 
Ingenieure find ganz im franzöfiichen Händen. 
Der Hafen der Hauptitadt Thuan-an hat und be= 
hält franzöſiſche Befakung, die Häfen Quinhon, 
Tourane und Huanday werden dem Handel geöffnet. 

Die Staatseinnahmebibden Kopfiteuern, Grund 
fteuern und verpacdhtete indirekte Steuern Opium— 
Peer u. f. w.) Frohnen und Zölle. Man rechnet 
pro Kopf 1 Dollar als Gefammtertrag (4,25 Mar) 
Der Handel geht faft ganz über Honglong; Thee, 
Porzellan, Toilettenartitel, chinefifhe Arzneien, 
Zündhölzchen, Papier, „joß-ſtick“, Opium, englijche 
Baummwollmaaren, Mehl, Eifen- und Stahlwaaren 
find die Hauptgegenftände. Der Schiffsverkehr 
in Quinhoe war 54 Dampfer und 4 Segelſchiffe. 

Telegraphenleitungen giebt es 108 km 
(1884). Gute Straßen im Innern find vorhanden. 

Die Armee zählt für gewöhnlich 20,000 bis 
40,000 Mann Infanterie mit nur wenig und ſchlech— 
ter Kavallerie. 

Das Land eignet fih zur Erzeugung von Weis, 
Baumwolle, Seide, Pfeffer, Judigo, Kaffee, Zuder- 
rohr, Thee u. f. w.; der Reis bildet das Haupter— 
zeugniß, da die Bodenkultur im Ganzen wenig ent: 
widelt ift; man baut den Reis in 100 Sorten, die 
Ausfuhr geht beionders nad Japan, Auftralien und 
Europa; außer Reis werden auch in größerer Menge 
getrodnete und gejalzene Fiſche ausgeführt. Als 
Gemwerbserzeugnifje giebt e8 Yad= und feine Metall 
waaren. Die Seidenmwebereien ftehen wie auch der 





102 


Aderbai dem hinefifchen zurüd; Viehzucht ift jaft 
anz unbelannt. Die Bevöllerung ift dur 
jahrhundertelangen Drud indolent und träg gewor— 
den, unveinfich und doch eitel, leichtſinnig und neu— 
gierig. Die Frauen berrichten die meiften ſchweren 
Arbeiten, weil die Männer eine zu lange Dienftzeit 
haben. Biel Erfolg läßt ſich kr die europäischen 
KRolonifations-Beftrebungen nicht erwarten. 

3) Arabien, ein fat ganz unbefanntes Gebiet; 
wie erwähnt rechnet man die — und gar 
nicht bekannten Gebietstheile zu 2,5 
mit 3,700,000 Bewohnern; die gefammte arabifche 
Halbinjel iſt aber 2,6 Mill. qkm groß umd Liegt 
zwifchen 32° 16° und 590 40° 8. 2. v. Gr. umd 
120 40° und 34° n. Br., begrenzt im Weften vom 





‚»90 qkım | diefe 


Aſien 


| Mir bon Kelat eine Art von Herrichaft übt, be- 
den | ftehend aus den Theilen: Sarawan, Kelat, Katiha 
| (Katiha — Gandawa), Dihalaman, Las, Mefran 


und PRandichgar, fin zwiichen 249 50° bis 300 20* 
n. ®r. und 610 20° bis 700° 15° 5. L. v. ®r. 
Tas Pand wird begrenzt don den Arabien Meere 
im Süden, von Perfien im Weften, von Afghaniſtan 
im Norden und von Britiich = Indien im Oflen. 
Tas Gebiet wird mit 276,510 qkm angegeben und 
die Zahl der Bewohner zu 1,5 bis 2 Mill. Köpfe; 

Im Belutfchen, iranischen Urfprungs, ımd 
Brahui, dramidiicher Abkunft, mit den Haupt— 
ſtämmen Nharui, Rhiad und Maghzi, zum Theil 
Beduinen; in den Dörfern giebt es perjiihe Kolo— 
niften, Dehwar, als Aderbauer, welche zu Frobnen 





Kothen Meere und von Aegypten, welches einen verpflichtet find. Das Land ift ein von Europäcrn 
Küftenftrich der Halbinſel befitt, und etwas von wenig befuchtes Gebirgslanıd mit wechſelndem Klima, 
Syrien; im Norden find die Grenzen ganz unbe- in den Ebenen und Thälern wie in Indien, im 
ftimmt, im Oſten bilden das Euphratland, der Per- Gebirge mit faltem Winter und heißem Sommer, 


ſiſche Golf und das Arabifche Meer die Grenzen und 
im Süden der Indifche Ozean, bezw. aud) das Ara= 
biſche Meer. Das Küftenland ift ſchmal und flach, 
nur an wenigen Stellen gehen die Berge bis au 
das Meer; das Hochland bietet Höhen bis 2000 
und 3000 m, Flüffe und Landfeen fehlen; die Kü- 
ftenebenen und das Innere find dürr, waſſerarm, 
einförmig, theils Sandwüfte, das ganze Fand ift das 
trodenfte Gebiet nächſt der Sahara, fo daß jelbft die 
kurze Regenzeit nur wenig Vegetation bewirken kann, 
In der heißen Zeit geht die Temperatur bis 350 RR. 
im Schatten, acht Monate lang ift alles verdorrt. 


Die fruchtbaren Stride find die am tiefften Tiegen= | 


den Stufengelände, einzelne Küftenftriche und viel 
leicht Gebietstheile im Innen, 

Hirſe, Dattel- und Kolospalmen, Kaffee (Aus: 
fuhr 10 bis 20 Dil. kg), Gummi arabikum, Afa- 
zien, Alos, Weihrauchsbäume, Balſambäume, Süd- 
früchte, Obſtarten, etwas Zuckerrohr, Baumwolle und 
Indigo, Reis, Bohnen, Linſen, Tabak, Safran, Se— 
ſam, Rieinus, Koloquinten, Oliven, Mohn, Melonen 
und Gurlen find die Kulturpflanzen, welche ſich aber 
nirgends vereinigt finden und von welchen meitaus 


in den Steppen und Wüften troden. Der Aderbau 
iſt don der Bewäſſerung bedingt, da wo diefe gut 
‚ift, gedeihen in den Thälern Weizen, Gerfte, Mais, 
Zabal, vortrefflihe Trauben, Oliven, Mandeln, 
Pfirfiche und andere Früchte, Gemüſepflanzen u. f. w. 
‚ An MWaldungen fehlt es; auf weiten unbewäſſerten 
Streden giebt es nur Bichheerden: Pferde, im Aus- 
‚lande geibätt, und Schafe. Der Handel ift noch 
Karawanenhandel mit Kameelen beirieben, das Bolt 
bedarf nur weniger Artitel von Außen und Tiefert 
für die Ausfuhr nicht viel. Im Oſten geht eine 
engliſche Militäreifenbahn durd das Land. 

5) China. Tas große, zum Theil dicht be: 
völferte Kaiferreih mit 11,574,356 qkm und 
'403,259,000 Einwohnern, das Staatsweſen mit der 
größten Einwohnerzahl unter allen Staaten der Welt, 

fteht noch ziemlich auf der Stufe, welche unter dem 
Artilel Afien geiildert worden ift. Alle Anftreng- 
ungen der Europäer haben eine größere Annäherung 
und eine befjere Erſchließung des Reiches nicht zu 
bewirken vermocdht, wohl aber find immer mehr 
Chinefen nach auswärts gelommen, um dort ihren 
Unterhalt fih zu erwerben: — afiatiihe Inieln, 


der größte Theil des Landes nur wenige zu tragen Amerika, Weftindien, Capland u. f. w. —, überall, 


vermag. Berühmt ift Arabien jeit Jahrhunderten 
wegen feiner Pferde, weldhe am vollfommenften im 
Hochland Nedichd find, aber nur in wenigen Exem= 


aber mit der Wirkung, daß fie auch im der Fremde 
iſolirt blieben und ungern geduldet werden, bis zu 
dem Grade, daß die Rückkehr in die Heimath am 


plaren nad auswärts kommen. Auch Maulthiere | Tiebften geichen wurde. Bon Manchen wird be: 
und Eifel giebt e8 im vorzüglicher Art. Kameele, hauptet, daß die chineſiſche Race zum Verkehr mit 
Rinder, Ziegen, Schafe bilden den Hauptreichthum Europäern ſich überhaupt nicht eigne und daß über 
der Bewohner. Von wild Iebenden Thieren giebt es kurz oder fang die dollftändige Abiperrung wieder 
Löwen, Hyänen, Schatale, Gazellen, Gemſen, Strauße, kommen müfje, 


Affenarten und vielerlei Raub- und andere Bügel, 
don Reptilien nur wenige, Perlfiicherei kommt im | 
Rothen Meere vor. Die geographiiche Beichafienheit , 
zeigt Armuth an Mineralien an, es giebt etwas 


Eilen, Kupfer und Blei, viel Salz, Halbedelfteine, 


Porzellanerde, Laden u. f. w. Die Bewohner find 


Das große Reich zerfällt in: 


qkm Einwohnern 
a) das eigentliche China 4,024,690 mit 382,078,860 
b) die Mandichurei 982,472 „ 12,000,000 
ec) die unterth. Yänder 6,567,194 „  9,180,000 


Auf China fommen die Provinzen: Pelſchili 


größtentheils Beduinen und im viele Stämme ges Schantung, Schanſi, Honan, Kiangſu, Nganhoei, 
ſpalten; ein einheitliches Staatsweſen giebt es nicht. Kiangſi, Fukien mit Inſel Formoſa, Tſchekiang, 
In manchen Gegenden müſſen die Frauen allein die Hupeh, Hunan, Schenſi, Kanſu, Szetſchuan, Kuang— 
Arbeiten verrichten. tung mit Inſel Hainan, Kuangſi, Nünnan, Kueit- 

4) Belutſchiſtan (Beludfhiften), Gruppe jchen, deren Größe zwiſchen 92,383 qkm Tſche— 
von Chanaten in Tofem Verband, über welche der Fiang) bis 674,923 qkm (Kanſu) wechielt, die 


n 


* 


Aſien. 


tzahlen Liegen zwiſchen 5,151,527 Dil. | 
i und 67,712,897 Mil. (Sjetfhuan). Die) 


Bewohne 
here ln Fänder find: 


qkm auf 1 qkm 
Mongolei 3,377,283 mit 2 Mill. Ein. 0,6 
Zibet 1,687,898 „ — — 
rei 383,300 „ 0,6, „18 
Chturfiftan 1,118,713 „ 0,58, — 


r er ‚I 

Die romifch = Fatholifche Kirche hatte 1881 {über das ı 
Ahr 1883 geben die Zählungen nicht) 1,094 Drill, | 
Mitglieder mit 41 Biſchöſen, 664 europäiſchen umd 
559 ceingeborenen Pricjtern und 1,092,818 Ge: 
eindegliedein und Anhängern. Die Zahl der 
Evangelifchen war 1883 im Ganzen 25,000 und| 
im Jahre 1881 nur 19,000 Köpfe: 3379 Kongre- | 
satiomaliften, 4181 Presbyterianer, 3490 Metho— 
diſteu, 2126 Baptiſten, 2088 Auglilaner, 2237 | 
Dentih = Epangeliiche, 713 Reformirte, 804 zur, 
China⸗Inlandmiſſton Gehörende. 

Im Jahre 1884 gab es in den Traktathäfen 380 
mmde Firmen mit 6364 Köpſen, worunter 63 Bir: 
um und 554 Köpfe auf das Teutſche Reich lamen: 
229 urd 2704 Kipfe auf Srekbritannien, 21 umd| 
EI Kerſe auf die Foreinigten Staaten von ort. 
Imento, 19 und 700 Kopfe auf Tapan, 14 ınd 
424 Korte anf Frantreich, 16 und 97 Korte anf. 
Rußlerd; ale andern Lönder baten unter 10 Fir— 
rien Tie Zahl der Ehinejen in dieien Hafenplüben 
M über 3,5 Dil. Kipie, 


Fehörden. An der Epite fichen a) Tas Große‘ 
Staatéfetretariat (Ne⸗io) mit 6 heben Wür⸗ 


dentiõögern (4 mirtlichen md 2 alſiſtirenden Mit: | 
Küchen‘. b) das Staatsſetretariat (Tichun. 
Kart), wades vech und nech die ſaltiſcke Leitz | 
2 der Regierung gewonnen bat. Tie Pirgiiter 
ſind Kaiferliche Prinzen, die Mitglieder des Eroßen 
Eeltetatiais, die Pıcjitenten der Miniſſerien und 
die Chris anderer Veiwanuungen in der Fanpifadt. 
Tie Korrcratien ift cine Art Verttauendreih und 
bet die Jaiſcilichen Erloſſe und Enti'cheidnrgen zu 
digiren und Beſchlüſſe über Zivil: und Mälitär— 
deitaliung zu fefien. e) die Miniſterien, Ban 
ver Zahl mit je 2 Präfidenten und 4 Bizepröſiden— 
ten, für Zivilverwaltung, Finanzen, Kultus und 
monieramt, Krieg, Justiz, öffentliche Arbeiten. 
) Riniferium des Taiferlihen Hauſes 
md des Faiferlihen Haubhalts, e) Mini: 
Herium für Verwaltung der unterthäni- 
fir kandſchaſten. )) Zenfuramt g) Pe: 
inger Atademie. h) Pelinger Wititarfom: | 
mandantur. i) Aubwärtiges Amt (Tijunglis 
Yemen (erft ſeit 24. Juni 1884). In den Provinzen 
(8 Generalgenperneure und Eouberncure, in 
a Mandſchurci mit 3 Provinzen einen kemman— 
Nrenden General als Generalgouverneur und Con: 
derneure, im den unterthänigen Landſchaften Gou— 
deineure, Etatthalter und fommandirente Generäle 
an der Spitze. 
Ter Dalai Lama ſteht an der Spitze des geiſt— 
— Regiments; der Kaiſer übt das Beſtätigungs— 








Ten Dentſche Reich ift vertreten durch eine 
Eeſandtichaft in Peking und durch Konſulate in 


103 


Amen, Kanton, Schaughai und Tien-tſin. In Fu— 
tſchau vertritt die deutſchen Jutereſſen der ameri= 
laniſche Konſul, in Formoſa, Kiung-tſchan auf Hainan, 


| Wen-tjchn und Tſchien-kiang der engliihe Konſnl. 


Eine Seneralzollinfpettion mit Sekretaria— 
ten für Statiftit ijt in Peling: Zolldirettionen giebt 
es in Niu⸗tſchuang, Tien-tſin, Tſchi-fu, Itſchang, 
Han tau, Kiu-kiang, Wuhu, Tſchin-kiarg, Shang— 
hai, Ningpo, Wartidan, Fu-tichau, Tamſui, Ta: 
tao, Amen, Swatau, Kanten, King-tſchau, Pathoi. 

Die Hauptſtadt Peking ſoll 1,65 Mill. Eiu— 
wohner haben: von den Traktatshäfen (mit deren 
zolimtern) haben Canton 1,5 Mill., Tien-tſin, 
San-fau, Fu-tſchau über 600,000 bis 950,000 
Eimvohner, Ehanghai, Ningpo, Takau und Tai— 
wan und Tſchin-kiang ber 100,000 und Big 
400,000 Einwohnern, die anderen unter 100,000 
Einwohnern bis herab zu 25,000 (Pathoi). Die 
Zahl der grogen Städte im Innern ift eine fehr 
bedeutende. 

Kriegswefen. Die Armee Die Friedens— 
ſtärle der Armee ſoll 300,000, die Kriegsſtärke über 

Mill. Mann ſein. Die Flotte hatte 1884 drei 
Geſckirader, zu Kanten, Fustichau und Shaughai; 
deren Stärke iſt nicht belannt; im dem Kriege mit 
Frankreich konnte die Flotte nuichts leisten; im der 
letzten Seit Ind Kriegsſchiffe von dentichen Werften 
bezogen worden und haben auch Deutiche Exeleute 
und Soldatin zur Cmübung und Anternung der 
Chineſen gewirlt. Tie Wehrverfaſſung iſt Mäglich 
und nirgends tönnen die Chineſen den enrepäifchen 
Eitreitfräften widerſtehen. 

Finanzen. Geredinet wird in Kaikran: In&lg 
zu 5,85 Matt: 100 Kaitnan. Taefs find gleich 
111,4 Starghai-Taëls. Der Eothaiſche Hoftalender 


nieht mit A. Hippeslen tie Einnehmen zu 79,5 


Mill. Tauls = 302 Mill. Mark an; dazu geben 
die Einndſteuern 15 Dill, die in Produkten eut— 
richtete Erundſſerer nah Geidwrerih berechnet 18,1 
Piill. zwionmen 31,1 Dil. T. = 183,31 Mil. 
D-arf, cine neue Bearenftener, Yilm, 20 Mill. T., 
die Zölle 15 Mill. T., das Salz; 5 Mill. T., der 
Berfauf der Karallajten 7 Mill. T.: ter Reit von 
1,4 Mil. I. tommt auf verfchiedene Einnahmen. 
In den den Fremden geöffneten Häſen gaben die 
Zilte Taëls: 


Einfußrzofl 


1881 1882 1463 1884 


5.003.011 4.684.007 4401 367 4,375,372 


Autjuhraell 8,320.E6R 8,LeN.435 7,51 307 7,7R0,816 
Kufenbondel 730001 740. 08 6075065 745, 
Zervergelder 273.574 279,799 244.4 270,914 
Zrenfirzöle 49,818 BB 3495101 338 062 








iniemmen 14.685102 11.005,678 13 288,757 13.61: ‚718 
11. 274, v6k für ouimwäre, 2,238,0844 fur ınneren Sandel.} 
Tie Staaleſchuld ift, fomeit «8 die inneren 
E dulden betnifit, nicht befannt; eine äußere Schuld 
von 627,675 Lſtrl. zu 8%, datirt von 1874, 
Verfchr. Dan zählt in Eingang und Ausgang: 
1883 23,863 Schiffe mit 175,899,914 t 
1884 28,755 „ „. 18,806,788 t 
(darunter 1610 mit 774,017 t und 1758 mit 
959,755 t deutſche Schiffe, britifche 14,205 mit 
11,003,296 t und 14.141 mit 12,152,949t, ameri» 
laniſche 593 mit 150,708t und 2381 mit 2,141,741t 


104 Alien. 


(bedeutend vermehrt), don allen anderen Staaten! Gngland ift am chinefifchen Handel etwa mit iiber 
geringere Zahlen, chineſiſche 6265 mit 4,940,728t | 629, des Tonnengehalts betheiligt; die zweite Stelle 
und 4625 mit 2,993,613t Gehalt; auf die Damz | nimmt das Deutſche Reich ein, aber mit nur etiva 
pfer fommen 4404 mit 1,170,831 t und 4040 mit | ',; davon, dann folgen die Vereinigten Staaten von 
944,655; unter den chineſiſchen Schiffen find 944 | Nordamerifa mit etwa ", des deutichen Handels, 
und 1092 Dſchunken mit 82,956 und 9,037 t. | dann die Japanefen mit kaum !/,, des deutjchen 
Das Poftweien hat eine Boten- und eine Eil- | Handels und diefen die Franzofen. 
poft, in den Provinzen etwa 8000 Poftämter, für!) Bon 1881/1882 hat die chinefische Flagge im 
die Eilpoft im ganzen Lande 2040 Aemter. Für Verhältniß von 1,4:4,7 Mill. t, die der Vereinigten 
den nichtamtlichen Berkehr giebt e8 Privatpoften. | Staaten von Nordamerika nur wie 2,4:0,224 Mill. t 
Die Ausgabe für die Eilpoft in 15 Provinzen umd | fich betbeifigt, China felbft alfo bedeutend feinen 
in der Mandichurei war etwa 11,957 Mill. Mark; | Schiffsverkehr vermehrt, die Union den ihrigen bis 
eigene Eınnahmequellen giebt es nicht. auf faum */,, vermindert. Honglong war 1883 und 
Die Telegrapbie hat als längfte Linie die von | 1884 an dem gefammten Umfat mit 47,943 und 
Tienstfin un. Shanghai = 1510 km; eine Linie | 48,01 Mill. Taöls, d. i. mit etwa 33,3 und 34,3°/, 
giebt e8 von da nad) Canton, verjchiedene kurze Lokal- | betheiligt. 
linien und unterjeeifche Peitungen an der Küfte in! Ueber die Entwidelung der Bodenproduftion, der 
Händen fremder Gejellichaften. Gewerbe und der Induftrie ift auf die früheren Mit- 
Bon Eifenbahnen giebt es bis jett mur eine | theilungen zu verweilen, da weſentlich Neues nicht 
Kohlenbahn mit Perionenbeförderung nad Kaiping, | vermerkt werden kann. 
13 km lang, welche durch deutichsenglifche Firmen | 6) Japan. Im Gegenjag zu China zeigt Japan 
verlängert wird bis Petang, bezw. Shau-kai-kwan. immer mehr das Beftreben, mit Europa und den 
An guten Straßen fehlt es theilweife nicht | Vereinigten Staaten von Nordamerifa im Verkehr zu 
und vortrefilich find die Kanalverbindungen in einem | bleiben und das Brauchbare von den Europäern und 
großen Theile des Neiches. Amerilanern fih anzueignen. Seit dem Sturz der 
Handel. Die Einfuhr ift von 91,910,877 Adelsherrſchaft — Schogunat — und der Wiederer- 
Taels im Jahre 1881 auf 72,760,758 T. im jrichtung einer unabhängigen faiferliden Gewalt im 
Jahre 1884 herunter gegangen, die Ausfuhr don | Jahre 1868 hat Japan immer weitere Fortichritte 
71,452,974 T. auf 67,147,680 T.; der gejammte | auf dem Wege der Zipilifation gemacht, nachdem 
Umfat hat demnad in diefer Zeit 13,455 414 — ſchon durch die ameritanische Expedition unter Perry, 
78,145 Mill. Mark verloren. Die Einfuhr bilden | 1853/54, das frühere Abſchließungsſyſtem gebrochen 
hauptiächlih Opium, Baummwoll-, Woll- und Me- | worden war. Junge Japaner wurden in das Aus- 
tallwaaren, die Ausfuhr Thee, unterſchieden im |Tand zum Studium geihidt und nachdem man dies 
ſchwarzen, grünen und Ziegelthee, 1884 zu 23,146, ſen Weg für zu Foftipielig fand, gute Schulen im 
4,405 und 1,483 Mill. T., Rohieide und Seiden— | Inland errichtet und mit europäiſchen Yebrkräften 
waaren 23,183 Mil. T. (vgl Seide) und Zuder | bejegt; nur die deutichen haben fich erhalten, die 
3,86 Mill. T.; in allen diefen Waaren mar die | franzöfifchen und engliihen Profefforen an der Uni— 
Ausfuhr im Jahre 1883 entiprechend größer, Im |verfität Yeddo wurden bald wieder entlafjen, für die 
den Traktatshäfen war der gefammte Umſatz im | Marineichule wirken dagegen noch Engländer und 
Jahre 1883 noch 143,765, im Jahre 1884 nur | für Kolonifationen Ameri'aner, während vordem die 
139,908 Dill. T. Das Marimum der Thee- | Armee nad franzöfiihem Mufter organifirt war, fo 
Ausfuhr war im Jahre 1880/81 mit 174,514 lange Frankreich als das Pand der beiten Armee 
Mil. Piund gegen nur 151,140 Mill. Pfund im |galt. Bom Ausland wurden Handwerker, Inge— 
Sahre 1883 84; e8 waren aber 1881 die Qualitäten | nieure, Mafchiniften u. ſ. w. berufen; Mufterfabri- 
egen die Borjahre geringer und deshalb auch die | fen find eingerichtet worden und dor Allem fuchte 
Breife, Auch in der Seide ift ein Rückgang für | die Negierung die Fehler der früheren Adeld- umd 
die Ausfuhr zu verzeichnen ; die größte Ausfuhr gab | Feudahvirtbichaft gut zu machen. Der herridenden 
es 1861/62 mit 79,199 Ballen; in der Zeit von | Adelsflafie harte es, um die Meinen Fürften im 
1878/79 bis 1883/84 war die größte Ausfuhr mit | Lande nicht zur Macht kommen zu laffen, beliebt, 
31,978 Ballen im Jahre 1879/80, die Heinfte mit | deren Gebiete vollftändig von einander abzuſchließen 
17,869 Ballen im Jahre 1883/84. Im Jahre | und den Berfehr auf wenige Militärftraßen, der 
1881/82 wurde bei ziemlich gleicher Menge mit Hauptſache nach aber auf Menfchen- und höchſtens 
1880/81 für 16 Mill. Markt weniger ausgeführt, | Saumpferde - Transport zu beichränten. Nur die 
aljo ebenfalls zu geringerem Preis. wertboollften Güter, Thee, Seide u. j. w. konnten 
Für Opium war die Einfuhr 1880 nur 179,24 deshalb aus dem Innern an die Hüfte kommen und 
Mill. Dart, 1881 aber ichon 208,32 Mill, Mark | da die Yandgüter nicht vergrößert werden durften, 
vrgl. Britifch- Indien) ſo wurden faft nur Erzeugniſſe zu eigenem Bedarf 
ür Baummolle 129,58 und 144,34 Mill. Mark erbaut. Die Meinen Fürſien drüdten ihrerjeits wies 
„ Wollmaaren 322 „ 324 „ „ der die Umtergebenen mit hohen Abgaben bis zu 
„ Metallwaaren 24,68 „ 26,76 „ „70%, der durchſchnittlichen Ernte und da bei Nict- 
(beionders Blei⸗ und Zintplatten), | bezahlung die Verſetzung im die unterfte Klaſſe er— 
„ gemischte Güter 60,00 und 80,00 Mill. Mark | folgte, fo mußte alle Anftrengung angemendet wer— 
(Hausrath, Spielzeug, Bücher u. f. mw.) den, um die Erträge jo zu erböben, daß von dem 





Afien. 105 


Reit‘ der Lebensunterhalt gefichert war. Die hoch | Die Heinfte der Inſeln ift Iti mit 186 qkm, aber 
mienfive gartenmäßige Kultur ift zum Theil in, 33,956 Einwohnern, aljo 250 auf 1 qkm, dann 
kolge dieier Berhältniffe entjtanden, zum Theil hat folgt Oti mit 340 qkm und 31,152 Einwohnern 
rt and) das Klima dazır geführt, da die Vegeta- und Amwadji mit 566 qkm und 181,179 Einmwoh- 
sonszeit zu lang für eine Ernte und zu kurz für nern, alio 320 auf 1 qkm; zwei andere haben nod) 
rei volle Ernten ift, jo daß jchon jehr frühzeitig unter 1000 qkm — und 121 und 44 Einwohner 
de Reihenjaat bei Getreide mit Hadhwirthichaft ein- | auf 1 qkm: am größten ift Hondo mit 224,731 qkm 
rührt wurde, um Zwiſchenſaaten rechtzeitig beftellen und 27,836,067 Einwohnern — 124 auf 1 qkm, 
a fnnen. Mit der Außenwelt war ein Verkehr die zweitgrößte Jeſo und Kurilen mit 93,252 qkm 
zie vordem, noch im 16. Jahrhundert bis nad) Siam | und 177,901 Einwohnern — nur 1,9 auf 1 qkm. 
und Java, nicht mehr möglih, da nur Dſchunlen Nach den Ständen rechnet man auf Kuzoka 3263, 
»oa beitimmter Form und Meinem Gehalt gebaut auf Shikoku 1,945,638 und auf Heimin 3),502,826 
werden durften. Die Revolution, durch welche die | Köpfe; Chriften gab es 5173 Proteftanten, 26,382 
Serrihaft des Shogunats gebroden und die kaiſer- Römijch-Katholiihe und 8969 Griechiſch-Katholiſche, 
he Gewalt wieder bergejtellt wurde, war eine lange | fremde 6187 und auf Jeſo 16,933 Ureinwohner, 
vorbereitete; jeitdem find die Japanejen immer weiter | Ainos. Das weibliche Geſchlecht ift in Japan in 
aut dem Wege der Reform, der Hebung der Pros | der Minderzahl, auf faft 18,6 Mill. männliche kamen 
dakıom, der Auftlärung und der Erichliegung des | nur 18,1 Mill. weiblihe Bewohner. Eingetheilt ift 
Yandes für fremde Froricher vorgegangen, ſodaß das Fand in Provinzen (30); die größten Städte 
Apan jest das am beften erforichte Land in Aſien find Tokio (Meddo) mit 823,557 Einw., Oſaka mit 
# und dasjenige Land, in welchem die freieften An- | 293,686 Einw., Kioto mit 239,425 Einmw., Nagoya 
dungen nad und nad) Boden gewinnen. Die | mit 118,450 Einw., Kanazama mit 107,624 Einm. ; 
ar Eintbeilung in die Klaſſen: Edelleute des Hofes | zwiſchen 50,000 und 80,000 Einwohnern haben noch 
— Shogune — Heine Fürften, Daimios, Krieger, | 7 Städte, zwifchen 20,000 und 50,000 Einwohnern 
Bauern, Handiverker, Kaufleute, Schaufpieler, Bett: |nodh 39 Städte, fo daß die Zahl der Städte mit 
wm. f. w. ift bereits ſtark gelodert worden, die über 20,000 Einwohnern im Ganzen 51 ift. 
Zertur abgeichafft und die Rechtspflege humaner und | Behörden. Unter dem Kaifer (Tenno oder Mi- 
hherer begründet. tado) fteht an der Spike der Staatsgeſchäfte der 
Roh immer aber ift Japan borzugsweife ein Staatsrath, Daidjokan, mit 3 Präfidenten, einer 
Akerbauftaat, im welchem die Industrie noch jehr | Anzahl Räthen mit dem Titel Sangi und anderen; 
weng entwidelt ift. Die alte Hausinduftrie ift e8 | das Minifterium hat als Aemter: Auswärtiges, 
noh, welche die meiften der viel geihäbten Aus: | Inneres, Finanzen, Krieg, Marine, Unterricht, Land— 
fahmpaaren von künſtleriſchem Werth ſchafft und wirthſchaft und Handel, öffentliche Arbeiten, Yuftiz. 
ter Aderbau muß noch der herrichende bleiben, bis | Dazu kommt da8 Hausminifterium und das 
de Bedingungen zur Induftrie durhd Sammlung | Generalpoftamt, der Senat, Gentoin, mit 51 
son Kapital, Ausbildung von Arbeitern u. f. w. Mitgliedern (ehemalige höhere Beamte), eine Art 
Wonnen werden können. Die Auferlegung von | Staatsrath, Sanjıin, mit 20 Näthen und 35 
Schußzöllen, durch welche nach dem Borgang anderer | Ajjefjoren, ein Oberfter Gerichtshof und das 
Staaten die Induſtrie gelräftigt werden foll, kann |Bolizeipräfidium. Für die Verwaltung giebt 
lem deren Erftartung nicht bewirken, jo lange es es 3 Reſidenzbezirke, Fu-Tokio, Oſaka, Kioto — 
20% an den Borbedingungen fehlt. Die Bedingungen | uud 44 Landbezirke, Ken. Das Deutjhe Reich 
dazu find jet um fo jchmieriger zu jchaffen als die |ift vertreten durch einen bevollmächtigten Minifter 
mid ind Leben gerufenen Reformen aller Art die |al8 Gefandten und durch Konſulate in Nagaſaki und 
Auanziellen Kräjte des Landes über Gebühr ange | Wolohama. 
kıengt haben, jo dat das Staatspapiergeld bald den) Finanzen; gerechnet wird in Mens zu 4,12 
Berth verlor. Die Einfuhr war eine lange Zeit zu | Marl. Das Budget für 1883/84 (vom 30. bis 
Ihr geiteigert worden, jo daß jett wieder eim be= wieder 30. Juni) zeigte als Einnahme 75,982,969 
deutender Rückſchritt zu verzeichnen ift umd man fich | Mens(313,05 Mil. Mark) und als Ausgabe 75,982,562 
mit Erfolg bemüht hat, die Ausfuhr zu fteigern, um | Mens — 313,048 Mill. Mark. Die Einnahme bilden 
m einer günftigeren Bilanz zn kommen. für die | bauptjächlich die Grundftener mit 42,888,566 Pens, 
nihften Jahre ift noch nicht daran zu denken, daß | dann die Getränkſteuer mit 16,879,462 Yens, die 
das Yand konjumtionsfähiger fiir europäische Waare | Stempelfteuer, Patentjteuer, Gebührentaren u. ſ. w. 
zur, mit 5,621,800 Hens, die Zölle mit 2,610,000 Pens, 
Größe und Bevölkerung. Japan hatte 1884 | die Tabakfteuer mit 1,588,200 Mens, die Steuern 
«uf 382,447 qkm 37,451,727 Einwohner oder 97 von den Produkten der nördlichen Provinzen mit 
uf I qkm, gehört alfo fchon zu den ſtark bevöt- | 656,656 Mens und die Steuern don den Minen 
krtem rändern und kommt ziemlich nahe an die mit 16,092 Mens; den Reſt bilden öffentliche Ar- 
Örrbältniffe von Großbritannien, welches 2 Mill. | beiten und Staatsbetriebe: Minen, Eifenbahnen, Te: 
Beniger Einwohner und 67,819 qkm weniger Fläche | Tegrapben, Münze, Domänen u. f. w. zufammen mit 
bit. Das Fand beftebt aus den Inſeln Hondo | 2,614,972 Mens und 3,107,221 Mens aufßerordent- 
(Aupon), Amadji, Sado, Dfi, Kiuſhiu, I, Tfu- liche Einnahmen verfchiedener Art. Die gefammten 
bıma, Shitofu, Jeſo und Kurifen, Olinawä (Liu: eigenen Einnahmen betragen demnah 10,774 Mil. 
"a) und aus den Bonin-Infeln oder Ogufawaraihima. | Marl oder 3,58%, der gefammten Einnahmen; auf 





— — —— — — — 





106 Afien. 


Eteuern und Zölle tommen 70,260,776 Yens oder Spitze des Unterrichtsweſens ftand ein früherer Pro- 
289,475 Mil. Mark, d. i. 92,47%,, jo daß die fejfor aus Roftod, die (deutichen) Profefloren an der 
fonftigen Einnahmequellen nod 3,95 */, betragen. | Univerfität erhalten außer freier Fahrt hin und zu rüch 
Die ſehr hohe Befteuerung bedeutet per Kopf der | Garten mit Haus und 1200 Lſtrl. Befoldung jähr- 


Bevölkerung den Betrag von faft 77,3 Mart, 
Die Ausgaben beftehen ans: 


22,190,926 Nens = 29,2%, für Staatsihuld, 
2.221656 „ —= 30, „ zieinie u. Apanag, | 
13,840,966 „ =182, „srieg u. Marine, 
938665 „ = 12, „ Unterridt, 
895294 „ —= 118 „NAderbau u. Handel, 
1,567, 826 „ —= 20, „öff. Arbeiten u. Baut, 
1.200.000 . = 16,  Abw.d.Hungersnoth, | 
628,867 „ = 0,82 „ Kolonijation d. Yeſo, 
154,273 „ = 0,20  Geiftlicht. u. Tempel, | 
14,157,164 „ =186 „ „außerordentliche Aus— 
aben (Regierungs- 
tabliffem., Kriegs⸗ 
zwecke, Verminderung 
des Papiergeldes :c.), 
996,707 „ = 131 „ Zollverwaltung, 
2,529,472 = 332 „ Rofiverwaltung, 


Der Reſt der Auegaben vertheilt ſich auf Pen: 
Konen, Etaatsrath und Senat, anf die Minifterien 
für Auswärtiges, Inneres, Finanzen (596,594 Nens), 
Juftız, die Komfulate und Yegationen, die Provinz 
jialverwaltung (5,526,057 Yens), die Polizei, die 
Gefängniffe und Berfchiedenes, 

Die Staatsfhuld war Anfangs des Etats— 
jahres 1885/86 zufammen 250,579,175 Nens = | 
1031,36 Mill. Dart, per Kopf 27,53 Matt. 

Armee und Flotte, im Jahre 1885 murden | 
als Stärke der Armee 63,194 Mann und 2647 
Eleven in den Ausbildungsichulen angegeben, für 
die Flotte 29 EC chiffe mit 195 Geſchützen (4 Pan— 
zerſchiffe) und 4073 Mann. 

Verkehr: Im Jahre 1884 find 890 Ediife 
mit 853,563 t Gehalt angelommen, darunter japa: | 
niſche Schiffe 245 mit 156,902 t, britifche 377 mit | 
399,915 t, deutiche 127 mit 83,622 t, amerifanifche 
63 mit 132,664 t; auf Großbritannien fommen | 
etwas über 43%/,, auf Japan über 27,50, auf 
Deutichland über 14,4%, und auf die Bereinigten 
Staaten don Nordamerila etwa die Hälfte davon, 
aber 15,6 %/, des Tonnengehalt8 gegen nur 9,880/, 
für Deutichland, 

Eifenbahnen im Betrieb gab es 284,2 km, 
im Bau an 200 km. 

Die Poſt hat 5316 Anftalten und 269 Annahme: | 
Rellen; befördert wurden 1882/83 über 109,818 
Mill. Sachen, darunter 88,05 Mill. Briefe und Poft: 
farten, 22,963 Mill. Drudjaden, 135,063 Geld 
briefe u. ſ. m. 

Der Telegrapbhie dienten 265 Stationen, 7808 
km finien und 21,031 km Drähte; bejürdert wur— 
den 2,784,282 Depeſchen. 

Für den Unterricht geichieht jchr viel; man hat 








lih (48,000 Mark). Der Aufwand ift aber ein febı 
großer und beſonders für Dienerichaft, welcher matrı 
dort nicht entbehren fan. Für Bergbau, Gewerke 
u. ſ. w. giebt es cbenfalls Schulen. 

Handel. Die Einfuhr hat in den letsten Jahren 
bedeutend ab- und die Ausfuhr zugenommen, da 
eine befjere Bilanz nach dem Uebermaß in der Ein- 
fuhr nothmwendig geworden war. Bon 94 Mill. Diart 
Einfuhr im Jahre 1875/76 ftieg dieſe bi8 135,26 
Mill. Mark im Jahre 1879/80 und 1880 auf 150,42 
Mill. Mark und nahm von da an ab; im den fol- 
genden Jahren waren die Einfuhren bis auf 116,74 
Mill. Mark herunter gegangen (1883) und im Jahr 
or etwas, aber nur wenig höher — 222,07 Mill. 

art. 

Die Ausfuhr war im Jahre 1880 nur 27,544,428 
Vene, 1881 ſchon 30,307,319 Yens und 1882 jo- 
gar 37,237,856 Pens, von da am zeigt ſich wieder 
ein Meiner Rüdgang bis 32,952 Mill. Pens im 
Jahre 1884. Der Eetrag ift aber genen 180 immer 
noch um 22,81 Mill. Mark größer; das Marimum 
der Ausfuhr mit 1593,42 Dill. Mark war im Jahre 
1882, das Diarimum der Einfuhr mit 150,42 Mil. 
Mark im Jahre 1880. An dem Handel ift Molo- 
hama mit über 69%, betheiligt. In Bezug auf die 
Einfuhr betreffen die Abnahme beſonders die Baum— 
woll⸗ und Wollwaaren (Garne, Schirting, Eamımt, 
Diufieline, Deden, Tuche u. ſ. w.) mit über 8 Mid. 
Mark, die halbwollenen Waaren, die Metalle (befon- 
ders Eiſen) und das Petroleum (faft 1,8 Mill. Mart 
Abnahme), während der Zuder zwar eine geringere 
Gewichtsmenge aber eine Wertberhöbung bis zu fait 
0,5 Mil. Mark zeigt. In der Ausiuhr zeigten ſich 
Zunahmen bei Robfeide, Tabaf, vegetabiliſchem Wachs, 
Kampher, Kupfer, getrodneten Fiſchen, Reis, Por- 
zellan und fonftigen indenen Waaren und bei Bam— 
bu8-, Bronze, Papier, Pad, Seegras— u. dyl. 
Arbeiten, welche immer mehr in Guropa beliebt 
werden. 

Kür 1884 famen in Mill. Pens von der Einfuhr 
auf Banmmoll- und Moltmwaaren 11,551, auf Me: 
tallwaaren 2,004, auf afiatiiche Erzeugniſſe (Zucker 
u. f. w.) 5,473, auf Verſchiedenes 10,6 Mill. Mens, 
von der Ausfuhr auf Rohſeide 11,006, ouf Sei— 
denwürmer 0,059, auf Thee 5,833, auf Kupfer 0,721, 
auf Tabat 0,243, auf Pflanzenwachs 0,162, auf 
Kampher 0,547, auf Eteinfohlen 1,807, auf ge— 
dörrte Fiſche 0,881, auf Reis 2,082 und auf Ber: 
fchiedenes 9,611 Mill. Mens, außerdem noch ani 
Edelmetalle 4,757 Mill. Mens gegen 5,613 Mil. 
Nens Einfuhr, beide nicht mit den gefammten Zif— 
fern für Ein- und Ausfuhr gezählt. 

Die Ausfuhr von Thee fteigert fi, jeitdem mean 


eine Militäralademie, eine Militärfchule, eine Unter: | weiß, daf der Thee in Japan weit beſſer gepflegt 
offizierihufe, eine Echule für Edhiefübungen und | und behandelt wird, wie in China; die Amerilaner 
Gymnaftit, eine Veterinärſchule und eine Marines | bezichen daven am meiften; der japaniidye Thee iit 
fdule mit 226 Schülern und englifchen Lehrern, | reicher an Arcma und an Gerbftoff, daber würziger 
ferner eine Univerſität nad deutichem Muſter mit | und herber, aber dem chineſiſchen Thee vorzuziehen, 
etwa 1000 Etudenten und 6 GEymnaſien. An der wenn man ein kräftiges Getränk licht. Tie Aus: 


Aiien. 


fuhr war am größten 1874 mit 31,2 Dill. engl. 


Ader- und Gartenflächen 2000 ba mit wild wach— 
Fund umd bewegt fih im Ganzen zwiſchen 20 und 


fendem Gras geplündert werden, um Dungajche zu 
0 Mil. engl. fund (Neumann: Epallart rechnet | Tiefern, wozu noch zu bemerken ift, daf der betr. 
12 bis 18 Mil. Pfund). Die Eeide geht größten: ‚ Wirthichaft auch der Abfalldünger aus dicht bevöl- 
teil nah Frankreich. ‚terter Gemeinde zur Verfügung ſtand. Wenn alfo 
Das Teutiche Reich liefert Flanelle, Troc wen, | unter an ſich der Art günftigen Verhältniſſen doch 
Redizinalien, Farbſtoffe (Anilin hauptſächlich), Bier, | noch faft die 44 fache Fläche Dedland zur Beraubung 
rehlfeilere Rheinweine, Zemente, Zink, Eifendrabt, | nothiwendig ift, dann begreift es fich leicht, daß man 
Trahtftifte, Meufilber, Holzihrauben u. ſ. mw. weiten Streden ohne Dörfer und Gehöften be — 
Der Bergbau hat, obſchon deſſen Ertrag weſent- fan und daß kaum' / des Landes wirklich bebaut 
Ih gehoben wurde, doch den Erwartungen nicht | wird, ein Verhältniß, welches um fo mehr befremdet, 
entiprohen; viele Gänge und Gruben find erichöpft | wenn man fieht, daß das bebaute Fand in einer 
oder berlaffen und der Mangel an Transportgelegen= | BWeife Erträge giebt, wie nirgends in der Welt fonft. 
beiten und Brennftoffen, der unvolltommene Abbau | In einer Vergleihung für das Jahr 1881 wurden 
und der ichlechte Hüttenbetrieb ſtehen befierer Aus- z. 8. pro ha die Ertragsziffern verjchiedener Staaten 
segung noch entgegen. Die Ausbeute an Kohlen | wie folgt feftgeftellt: 
# jet ca. 1 Mill. t. Japan 35,627, Großbritannien 20,057, Deutfches 
Die erwerbsfähige Bevöllerumg, etwa zu! Neich 10,78, Frankreich 6,117; Iapan mit noch 
50%, der geiammten Bevöllkerung gerechnet, vertheilt | nicht der Hälfte Aderland und wenig über !/, Kuls 
ih mit rund 44,05%, auf den Aderbau, 3,76%, | turland gegen Großbritannien mußte für fat die 
auf den Handel und nur 2,19%, auf die Imduftrie. | gleiche Bevölkerungszahl den Ertrag gewinnen und 
Con der Gejammtflähe rechnet man 3,421,422 ha | gewann ihm ohne der fremden Zufuhr, melde in 
gulturland, aljo faum 8,730, und nur 3,009 | Großbritannien eine fo bedeutende Rolle fpielt, zu 
Nil. ha Aderland, d. i.7,850%/,. Die Berhältnifje | bedürfen, da fogar noch Reis zur Ausfuhr kommen 
des Aderbans, welche früher immer auf das glän- | konnte. 
yndfte geichildert worden waren, haben ſich nur da, Welchen Ertrag ein Land mit fo viel fruchtbarem 
wo e6 gute Berfchrsverbindungen oder dicht beybl- Boden und herrlichem Klima wie Japan geben könnte, 
kerte Orte giebt, als bewundernewerth erwieſen, wenn das baufähige Land ganz in Angriff genommen 
mährend im Innern und oft ſchon nur wenige Meis | wäre, ergiebt ſich fchon aus den Erträgen, melde 
im von der Küfte entfernt das Land fehr mangel» | man von dem Bruchtheil gewinnt; die Vermehrung 
dit und im weiten Strichen gar nicht bebaut ift. | der Erzeugnifie fette aber voraus, daß das Innere 
Teak auf der verhältnißmäßig jo Meinen Anbaufläche | zugänglich gemacht wird (Liebicher fagt, daß bier 
dr Unterhaftsbedarf für die dichte Bevöllerung Jahr⸗ 1 Meile brauchbarer Wege auf 250 Ouadratmeilen 
tunderte lang gewonnen werden fonnte, Spricht für | lengliſchj kommt), dann, daß mehr Kapital für die 
die hech intenſide Art, mit welcher die bebauten | Landwirthſchaft verwendet werden kann und drittens, 
Flachen bewirthichaftet werden; der unter den Aus: daß ein anderes Syſtem der Düngung Plat greift. 
gaben erwähnte Fonds von fajt 5 Mill. Mark für) Da die Vichzucht den Iapanern durd) religiöfe Sak- 
Atwehr der Hungersnoth beweift aber andererfeits, | ungen und Herkommen vermehrt ift oder doch wenig- 
def der Anbau nicht mehr ausreicht für die Bevöl⸗ ſtens der Fleiſchgenuß, fo müßte ein beiferes Syſtem 
frrung von 96 Einw. auf 1 qkm. Die Urfadhen | der Gründüngung mit künſtlichem oder Handels- 
der hoch getriebenen Feldbenußung und der geringen | dünger unterftüßt eingerichtet werden, wenn nicht 
Anbauflächen find tpeild dur die Mißwirthſchaft Vieh für Zmede der Ausfuhr gehalten und gezüchtet 
der früheren Adelspartei, theil® durch andere für werden follte, 3. B. zunächſt Echafe, melde Tange 
Japan eigenthümliche Berhältnifje veranlaft worden; | Zeit auf der Weide gehen können und dabei Pferch 
Kr mangelnde Berkehr im Innern, welder es z. B. | liefern. 
dewirlt, daß mur wenige Meilen vom der Küfte ent: | Jedenfalls fteht Japan erft an dem Anfange feiner 
iemt das Ealz ſchon uüm den 3 bis 4fachen Preis | volfswirthichaftlihen Entwidlung und Tann einer 
bezahlt werden muß, die ftrenge Grenzabfperrung und | fehr glänzenden Zukunft entgegengehen, wenn es 
de hoben Abgaben Tiefen keine Zunahme des Anz | gelingt, mit alten Vorurtheilen zu brechen und für 
dans auflommen. Der Mangel an Vieh und Etall= | eine andere Bewirthſchaftungsweiſe die richtigen For— 
dinger war da, mo entweder die Ortsbewohner durch men zu finden. Da, wo die Bedingungen zu guter 
loatenfiofte und andere Abjälle oder das Meer durch , Kultur gegeben find, wie z. B. am Meerbufen von 
Abfälle der Fiicherei n. ſ. w. Erfat boten, wenig | Suruga, hat fich allmählich ein gartenmäßiger Anbau 
empfindlich, da aber, mo es an folchen Gelegenheiten | bi8 hoch an die Berge hinauf in Terraffenbau 
u Beihaffung von Dungmaterial fehlte, muhte | entwidelt. Liebſcher fann nicht genug die Pracht 
ene ſeht ſcharf ausgeſprochene Raubwirthſchaft den ſchildern, welche die Baummoll-, Reis-, Zuderfelder, 
Erfak bringen. Dan plünderte und plündert noch | Theeplantagen, Baumpflanzungen u. f. w. am dieſer 
iär Gewinnung von Rafenabfall oder Aſche in dem | Küfte zeigen; der Butterbau fehlt aber ganz; der 
Maße weite Flächen Landes zu Gunften Meiner | ganze Anbau ift Dienfchenarbeit ohne oder mit nur 
Feldſtũde, daß 3. B. wie Liebſcher, „Japans land: | geringer Spannkraft und die Erträge werden durch 
mirtbicaftliche und allgemeine Berhältnifje“ mittheilt, | Kompoftdüngung und andere Berwerthung von Ab: 
für cin Gut von 46 ha intenfiv bemwirthichafteter | fällen aus Srtieaften, Gehöften, Gewäflern und 
und mit dem Wafler aus 40 Teichen bewäſſerter öden Flächen erzwungen. Außer Thee, Seide, Tas 














— — — — — — —— — —— ee 


108 


bat und etwas Reis und Hülfenfrüchten liefert die 
japanijche Landwirthſchaft nichts zur Ausfuhr. Ueber 
die Art des Betriebs u. f. m. vgl. die Mittheilungen 
in Band II, 

7) Korea, Königreid. Die Halbinfel Korea 
mit den dazu gehörenden Infeln im Nordoften von 
China und angrenzend an das ruſſiſche Gebiet liegt 
zroifchen dem 131.0 und dem 126." ö. L. und dem 33.0 
und 43.0 n. Br., begrenzt von Ruſſiſch-Aſien, der 
chineſiſchen Mandfchurei und den benachbarten chine— 
fiihen Provinzen, dem Meerbuien von Petichiti, dem 
Gelben und dem Japanifchen Meere, mit der Süd— 
ſpitze faft im gleicher Linie mit der Südſpitze der 
größten japantihen Inſel und nördlich der Inſel 
Kiuſiu. Der Flächeninhalt wird zu 218,192 qkm 
mit der Inſel Duelpart angegeben, die Bevölkerung 
nad japanifchen Berichten für 1883 zu 10,518,9:37 
Einwohnern in 2,355,499 Hausftänden, ebenfalls | 
überwiegend männlichen Gefchlehts (Verhältniß 
der Geichlehter 533 :520., An Ausländern 
gab es im Ganzen 2629, wovon 2399 Japaner, 


197 Chinejen, 9 Deutiche, 10 Engländer und 14 
2967 Pferde, dazu aber 10,000 Träger (auch Frauen) 


Angehörige anderer europäiſcher Staaten waren. Mit 
Ausnahme einiger Taufend römiſch-katholiſcher Ko— 
reaner find die Einwohner Buddhiften, Taoiften und 
Anhänger der Lehre des Confucius. 

Das Land war bis zur Mitte der 70. Jahre un— 
feres Jahrhunderts volllommen abgefchlofjen und 
war ſchon feit langer Zeit. Im 1. Yahrhundert 
— es einen Krieg mit Japan, welcher um 1620 
in der Art beendigt wurde, daß Korea 300,000 Sad 
Reis als Tribut zahlen follte und eine japanifche 
Garnifon im Pande an einem füdlichen Grenzplat 
dulden mußte. Der Tribut wurde faft nie bezahlt 
und die japanische Garniſon wie Gefangene behandelt. 
Mit China war ein Schutzherrſchafts-Verhältniß 
entftanden, auch der Handel gepflegt worden, doc) 
durften feine Chineſen in das Land, weil man fürdh- 
tete, fie würden dann bald die Cingeborenen ver: 


Aſien. 


ab das Land den verſchiedenen Nationen zum Ver— 
kehr offen ſteht, trotz der Proteſte der Japaner, welche 
zu viel Einbuße für den Handel befürchten, da fie 
nur 11,7%, eigene und 88,30%, fremde Waaren 
nad) Korea bringen. 

Behörden. An der Spibe ftehen 3 Premier: 
minifter ohne Reſſort und 6 Minifterien für Zere- 
monien, Krieg, Zivilverwaltung, Juftiz, öffentliche 
Arbeiten und Finanzen, ein Ausmwärtiged Amt, 
Gouverneure für die 8 Provinzen, ein General- 
Zoll- Infpeltor in Söul und BZolldireltionen im 
Chimulpo(Rinfen, Juchon, Jenchuan), Fufan (Puſan) 
und Genjan (Wönjan) Das deutſche Reich ift ver— 
treten dur ein Konfulat, 

Finanzen: man rechnet nad Papier-Yens zu 
4 Markt. Nach japanischer Angabe jollen die Ein- 
nahmen auf 5,2 Mill. Mark ſich belaufen. 

Berkehr. Im Jahre 1883 find 314 europätiche 
Schiffe mit 58,522t (104 Dampfer) und 180 ja- 
paniſche Schiffe und Dſchunken mit 3,058 t in den 
offenen Häfen eingelaufen. Für die Poft giebt es 
471 Büreaus, in Norden 1500 und im Süden 


für Sänften und Brief und Padet-Berlehr — Leib 
eigene der Poſtmeiſter. Ein japamefiihes Kabel 
mindet in Tuſan. Der König foll die Abficht haben, 
fih dem Weltpoftverein anzuichließen. 

Handel (1883). Die Einfuhr wurde auf 8,88 Mil. 
Mark, die Ausfuhrauf 6,766 Mill. Mark angegeben ;die 
Haupteinfuhr bilden Baummoll- und Metallmaaren zu 
faft gleichen Theilen, mit3,56 und 3,45 Mill. Marf, ferner 
Spinnftoffe, Seidenwaaren, japanifche Fächer und 

Verſchiedenes; die Ausfuhr bildeten Felle mit 1,033 
Mill. Mark, Getreide (Buchmeizen, Bohnen), Baum: 
'mwollwaaren, Ginieng, Spinnftoffe, Droguen und 
Farbewaaren, Wachs, Hanf, Hühner, Honig, Metalle, 
Moſchus, Obſt, Fiiche, Seide, Tabat, Fleiſch, Knochen, 
‚Gewürze u. ſ. mw. Der Edelmetallverfehr zeigt eine 
ı Mehrausfubr von ca. 2,5 Mill. Darf. 


drängen. Im Jahre 1876 verlangte Japan den) Klima und Boden werden (Oppert, „Das 
Tribut und drohte mit Krieg, eine japanijche Ge- | verſchloſſene Land“ 1880 Leipzig) als gut bezeichnet, 
fandtihaft mußte in die Hauptftadt gelafjen werden | der Süden ift der Aderbau-, der Norden der Berg— 
und erwirkte, da China feine Hilfe leitete, den | werks- und Walddijtrift. Der Bergbau wird als 
Abſchluß eines Handelsvertrages und den ungehin— | Raubbau betrieben; Go, Silber, ſehr gutes Eifen, 
—— Verkehr in den De Wönjan, Pufan und | Kupfer und etwas Blei follen = erregen 
emulpo. Nach diefem Erfolge veriuchten 1880 ff. | fein, nach ameritanifchen Berichten aber weit mehr 
die ge Franzofen, die Engländer und | nutzbare Mineralien vorfommen. Groß rei —* 
die Ruſſen Gleiches, mußten aber alle unverrichteter thum am Hölzern, von welchen bis dahin China 
Sache zurüdtchren, bis e8 Deutichland gelang, einen | befonders die harten Holzarten bezogen hatte, (Eichen, 
Handelsvertrag abzufchließen umd Zugang zu ges | Ulmen, Hormbaum u. j. w.). Die Bewohner werden 
winnen (1883), ebenfo den Engländern und etwas als geſchickt zu Gewerben, intelligent, thätig, gelehrig 
früher den Amerifanern. Diejen Borgängen folgte | und erfinderifch bezeichnet; die von dem König er— 
eine Revolution, in welcher der König und die Kö—- | richtete mechanische Werkſtatt mit sr * 
nigin ermordet wurden; der Aufſtand wurde mit Maſchinenbau, Holzbearbeitung und iſengu 
chineſiſcher Hilfe unterdrückt und darauf auch den wird bald einen Aufſchwung der Induſtrie bewirken; 
Deutiden von IRöLLendorff gelang ed die Gum |mit 99 . der Werben mir 20%, die Bilder 
des Königs zu gewinnen und zum General-Zollin- mit 8%, und die Induftrie (Matten, Papier) nur 
fpeftor ernannt zu werden. Im Folge von Jutri- | mit 7%/, betheiligt geweſen. Den Handel erſchwerten 
quen anderer Mächte mußte er 1886 den Dienft im Innen Zunft und En 
verlaſſen. — gab alle fünf Tage Märkte für alle Bedürfniffe, 
Im Jahre 1884 konnten aud) Stalien und Ruß- Ausländer durften nur in mit Pallifaden umgebenen 
land Handelsverträge abihliegen, jo daß von 1885 Räumen an den Grenzen feilhalten und kaufen. Geit 


Afien. 109 


Erihliefung der Häfen nimmt der Handel einen | Tabak, Felle, Teppiche, Opium, Gummi, Wolle, 
zen Aufſchwung. Im Imnern fehlt e8 außer im | Datteln, Getreide und Reis, die Einfuhr Webftoffe 
enichften Theil noch an Berbindungsmwegen, Brüden | (baummollene bejonders), Glaswaaren, Papier, Eifen, 
2.1. w., nach aufen vermitteln den Verkehr eine | Kupfer, Zude:, Thee. 
engliihe und eine amerilaniſche Dampferlinie und | 9) Siam, Königreich. Jetzt nächft dem wenig— 
Iurfihe Dampfer in regelmäßigen Fahrten. Oppert | befannten Malakta der einzige noch unabhängige 
rabm die Bevölkerung zu 13 bis 16 Millionen an. | Staat in Hinterindien, Tiegt zwifchen den britischen 
8} Berfien. Bon tiefem Reiche find nur wenig | Befigungen (Birma) und Annam, dem Meerbuien 
Amtihritte zu verzeichnen, die Darjtellung fann auf|von Siam und der Halbinfel Malalta unge 
de Angabe des jtatiftischen Materials beicräntt | fähr vom 16.0 bis 22, n. Br. und 97.” und 108.0 5, 
bleiben, L. v. Gr. und ift noch 726,850 qkm groß. Die 
Des Fand Liegt zwiſchen Afghaniftan und Be: | Einwohnerzahl hätt man auf 5,75 Drill. Köpfe. 
Ierihiftan im Oſien, Rußland im Norden, der Türkei | Das Land zerfällt in das eigentlihe Siam und 
im ®eften, dem Berfischen Golf und Arabiſchen Meer Laos mit 539,600 qkm und 4,65 Mill. Einw,, 
m Süden. Siemrab und Battambong, 60,600 qkm und 0,5 
Tas Yand wird :u 1,648,195 km Fläche mit | Dill. Einw., und tributpflichtige Malayenſtaaten, 
ib 10 Mill. Einw., wovon 2—5 Mill. Nomaden | 126,650 qkm und 0,6 Will. Einw. 
find, geredinet, es ift eingetheilt in Provinzen und! Die Bevölkerung befteht aus etiwa ?/, Siamejen, 
dar zwei Städte mit über 200,000 Einw. — Tabris 23 Laoten, 1/, Chineſen und !, Malayen. Die 
0,000) und Teheran, ſechs mit über 40,000, | Hauptfiadt Bangtot mit 600,000 Einwohnern befteht 
fünt mit 3)— 40,000 und fünf mit über IR RR halb aus Chineien. 
kt 30,000 Einm. Behörden; diele find: a) Das Minifterium: 
Behörden. Dem Schahenſchah zur Eeite fieht ein Min, d. Innern: des Weftens, zugleich für Krieg und 
Rınifterium mit Miniftern für Inneres und Marine, des Nordens und des Oftens (zugleich für 
Amenzen tzngleih Premierminifter), fir Krieg, Aeußeres); Finanzminifter, Aderbauminifter, Minifter 
Acußetes, Juſtiz, Zölle (auch Intendant der Staats⸗ fürPoft undZelcgraphie,bjdasKabinettdesKönigs, 
tomänen und Chef der Mün:e), für Kultus und c) der Staatsrath Das deutjche Neid) ift 
raaleıh für Handel, Berswerte und ZTelegraphen, vertreten durch einen Konjul in Banglok. 
fr Preſſe, für Künſte und Gewerbe und dazu der Die jetzige Regierung bemüht ſich, Fortſchritte zu 
Echennietrerär des Schah; an der Spitze der Pro: machen; den Anfang bildete 1881 eine nach öfter, 
einen ftchen Goupderneure, an der Epite der Muſter gebildete Dilitärverfafjung, durd) welche das 
Gerhlichleit der Mufchtahid; der Imam Dſchuma Bolk weſentlich erleichtert wurde. 
m die Scheich el Islam haben amtliche Stellungen! Bis dahin waren die gemeinen Leute in Kroms — 
urd werden bon der MNegierung bezahlt; für den Departements — eingetheilt und dem jeweiligen 
'tholiihen Kultus giebt es eine Adminiftration des Chej des Kroms unterftellt, dieſer hatte die Yeute 
&sıhums Ispahan, einen Biichof des armeniichen auch zu vertreten in Prozefien, gerichtlichen Amts— 
Kuus dafelbft und einen “ertreter für die Lazariſten- handlungen u. f. w. und andererjeits zu den Robot- 
sehe in Teheran, für den proteftantifchen Kultus Arbeiten, welche fie an Stelle der Steuern zu leiten 
engliche Miffionäre in Ispahan und amerilaniſche hatten, 3— 6 Donate im Jahre und mehr, anzubalten 
a Teheran. Für Poft, Münzen, Zölle, Telegrapben, | oder beim Losfauf, welcher geftattet war, die Geld» 
Selptedmiihe Schule, Druderei und Polizei :iebt beträge, von Anderen die Steuern zu erheben. Zur 
2 beiondere Chefs. Die Bertretung des Deutihen Verhinderung des Entlaufens und des Betrugs wurde 
Reiches beforgt eine Gefandtichaft; befondere Kon- | Jedem der Buchftabe oder Namen des Kroms auf 
alate giebt es nicht. den Arm tätomwirt, womit der Mann zugleich feine 
Ainanzen; gerechnet wird in Kran zu 0,645 | Yegitimation erhielt. Nicht jelten aber tamen durch 
Rat. Einnahme 53 Mil. Kran, 45 Mill. indie Beamten VBerrügereien mit der Zahl der Unter: 
Ziber davon 8,84 Mill. durch Zölle) und 8,0 Mill. | ftellten vor, und deshalb wurde das Militärgeich 
Kran in Erzeugniffen,; Ausgaben 50 Dil. Kran | erlafien. Die zweite Reform war die Hebung des 
Armee 20 Mil., Hofſtaat 10 Mill., Geiftlichteit | Unterrichts, welche bis zur Einführung des Schul: 
2. .w. 6 Mill. Kran). Staatsſchulden gicht es zwanges gebracht werden follte. Eme höhere Schule 
nicht, für fremde Sprachen und Schulen zur beiferen Er: 
Armee, reguläre 79,800 Mann mit 200 Kanonen, | ziehung in wirthſchaftlicher Hinficht wurden gegründet. 
wneguläre (Kavallerie) und Dirligen 70,000 Mann. | Der Verkehr ift durch Verbeſſerung im Poſtweſen 
Verkehr: Die Boft hatte 1884 85 Büreaus 73, | und durch Telegraphie gefördert worden, 
keiörderte Sachen 1,855,405 (Briefe 1,368,8385| Finanzen; man giebt an, dab die Beantten 
— Trudiahen 302,620 u. f. mw), Einnahmen | den größten Theil der Ginnahmen unterjcdhlagen, 
351,527 Mark und Ausgaben 257,226 Markt. Die fo daß der König nur 15 Mill Mark einnehmen joll. 
Zetegraphie hatte 82 Büreaus, 6075 km Linien, Kriegsweien. Die ftehende Armee für den 
5 km Drähte und eine Viehreinnahme von König zahlt 2000 Mann, von europäischen Offizieren 
19,000 Dart. | eingeübt; dienftpflichtig ift jeder männliche Einwohner 
dandel. Man redinet in Tomans zu 10 Kran, vom 21. Lebensjahr an, im Frieden mit 4 Monaten 
sut die Einfuhr 100 Mill. Markt, auf die Ausfuhr Dienſtzeit. Die Flotte zahlt 16 Schiffe mit 
SE Nil. Mark; die letztere bilden bejonders Seide, | 41 Kanonen. 











110 Aſien. 

Bericht. Im Jahre 1884 kamen im den Hafen] Indien war 539 an. u. 685 abg. Schiffe (1882) 
von Bangkot 562 Schiffe, mit 246,516 t, worunter | Codhindina „ 462 „ „ 466 (mit d.einheimuifch.) 
143 Dſchunken mit 33506 Gehalt und Yadung von 47,58 Tongkin „ nicht belannt. 
er ei darunter 76 fiamefische, 240 britiſche, | Der Handel zeigte ho ae 
deutjche iffe und von den anderen Nationen unter ’ infuhr —a 
diejer Zahl. Die Handelsflotte hat 39 Segelfchiffe mir Indien 4,88 Mill. Mart u. 16,16 Mil. Mart 
zufammen 15,000 t Gehalt, 3 Heine Dampfermit996 t Cochinchina 47,68 „ BE IN, 61,60 „ ” 
und Heine Fahrzeuge einheimischer Bauart in groper Tonglin 1,60 jranzöj.Einfuhr 3,36 Ausf. z. See. 
Menge. Eijenbahnen gab es in Cochinchina eine Linie 

Die Poſt ift feit 1884 europäiſch organifirt, zu: |von Gaigun nad) Mytho. 
erft in Bangtof, dann weiter im Lande, mit Pot: | Die Poft hat in Codindina 49 Bureaus, welche 
zeihen und Gtempel nad) europäifcher Art; für 872,194 Sendungen befürderten (597,253 Briefe, 
Telegraphie giebt es als Linien eine von Bang: | 258,628 Drudjachen), in Tongtin gab es 14 Bü— 
tot nad Saigun im Anſchluß an die Eaftern-Er- reaus (1832 und 1884). 
tenfion=Linie, eine von Bangkot nach Tavoy (britijh) | Für die Telegraphie giebt es in Cochinchina 
zum Anfchluß an die britijch-indifche Linie, eine kurze | und Kambodja 2310 km, 33 Bureaus, 62,668 
von Bangtot nadı Palnam in Siam jelbft una | Depeien: rn hat 255 km Yinien. 
größere nach Kiengmai und nad) Chantaboon, Der) Im Jahre 1884 waren die Budgets berzeichnet 
Bau einer Gijenbahn ift geplant. Siam gehört dem ‚in Mil. Fes. mit; Indien Kolonial-Budget 1,551, 
Weltpoftverein an und hat Handelsverträge mit ver- | Kommunal:Ausgabe 0,284, Ausgabe des Mutterlan- 
ichiedenen Völkern gejchlojjen. des 0,450; Cochinchina Kolonial: Budget 18,204, 

Handel. Hierfür kommt, foweit e8 den Außens | Kommunal-Ausgabe 1,228, Ausgabe des Mutterlan: 
handel betrifft, nur Bangkol in Betracht; der Haupt: | des 2,674. 
bandel Tiegt in den Händen der Chinejen. Bon) Andere Angaben jchlen. 

1830 bis 1854 bewegte fih die Einfuhr in der | 2) Niederländiiche Beiigungen. Dazu ge 
Summe von 5,2 (1883) bis 7,1 (1882), im Durch: | hören Iava, Sumatra mit den Nebeninieln Balı, 
ſchnitt um 6,2 Mill. Dollars — gleich 26,35 Mil. | Nias, Batu, Mantavoi, Bentulen, Engano u. ſ. w., 
Dart, die Ausfuhr in der Summe von 9,2 (1883) | Bangka und Billitu, dann Borneo, der größte Theil, 
bis 11,2 (1884) und im Durchſchnitt um 9,54 Mill. | dann Celebes mit Nebeninfeln, die Moluften und die 
Dollars = 40,54 Mil. Marl. Die Hauptartitel | Heiner Sunda-Injeln: Timor, Sumba, Tilores, 


für die Ausfuhr waren (1884) mit Werthangabe in 
Mill. Dollars: Reis 7,083, Zuder 0,124, Pfeifer 
0,323, Sejam 0,323, Sappanhol; 0,113, Häute 





Werta, Yambol, Sumbawa, Bali, Madura, Sara- 
baja. Für Java und Madura werden 131,733 qkm 
und 20,259,450 Einwohner angegeben (19,999,276 


0,173, Kardamom 0,064, ferner Fiſche, gedörrt und | Eingeborene), für die übrigen Befigungen im Hof 


ungejalzen, rohe Seide, Baummolle, Erbien, Vogel: 
nejter, Hom, Elfenbein, Bieh, verſchiedene Holz- 
arten u. f. w. 

Schiffe mit größerem Tiefgang können nur bie 
Patnam an der Mündung des Menam, an welchem 
aud) Bangkok liegt, gehen; die Schiffe, welche zur 
Hauptftadt wollen, müjfen in Palnam die Kanonen 
und die Munition ausſchiffen und einen Zollbeam— 
ten an Bord nehmen. In der Hauptjtadt findet der 
ganze Marktverfchr auf dem Fluße von dem Schiffe 
aus ftatt. Ueber Deutidylands Waarenverlehr fehlt 
noch die Statiftik. 

U. Die europäifhen Befigungen. 

Bezüglich des ruſſiſchen und des türkifchen Afıens 
j. Ruffiiches Neih und Türkei. 

1) Die franzöfifhen Befigungen: 

k Einw. 


ukm auf 1 qkm 
Cochinchina 59,800 1,642,185 28 
Kambodja 33,860 1,500,000 18 
Tongkin 0,000 9,000,000 100 
Etabliſſements 
in Indien 508 273,283 538 
234,168 12415, 468 53 


Die ſtatiſtiſchen Nachrichten über diefe Befigungen, 


weldye bezüglich der Ausfuhrartitel wie die benach— 
barten Reiche beurtheilt werden müſſen, find nur 





2 


kalender aber mit Neu-Guinea 1,723,000 qkm 
und 84 Mill. Eingeborene als Einwohner, zuſam— 
men aljo 1,859,733 qkm und 28,659,450 Eın- 
wohner. Bei Meyer findet fih nur die Angabe 
mit 1,462,400 qkm und 26,77,471 Einwohnern, 
aljo an der Zahl der qkm weniger 397,333 und 
an Bewohnern wweiiger 1,881,979 Köpfe, Neu— 
Guinea wird hier zu Ozeanien gerechnet, kann aber 


allein den großen Unterjchied wicht bedingen. Für 
nicht Eingeborene werden gerechnet: 
Europäer pinefen Araber —— 
in Java und 
Madura 35,535 211,257 10,761 2621 
in d. übrigen 
Gebieten 8203 140,571 5108 4660 


43,738 351,828 15,869 7281 

' Die Hauptftadt Batavia hat 96,989 Einwohner, 

Samarang (Iava) hat 65,815 und Soerabaya (Java 

‘121,047 Einwohner. 

| An der Spite ftehen ein Generalgouverneur (früher 

Bizekönig) und Armee und Marine-Befchlshaber. 
Deutiche Konfulate giebt e6 in Batavia Java), 

Pabocandeli (Sumatra), Macajjan (Celebes), Soera: 

baya und Gamarang auf Java. 


inanzen. Die Einnahme war (1835): 


uuvollſtändig zu beichaffen geweſen; für den Verkehr | 142,640,786 Gulden (244,334,797 Mark), die Aus: 


init Deutihland kommen fie wenig in Betracht. 
Der Schiffsverkehr in 


gabe 144,099,594 Gulden (247,035,126 Dart), das 
' Defizit 1,458,808 Guben (2,5 Mil. Mart). 


Aſien. 111 


Die Einnahmen beftehen im Indien umd in den Mil. Gulden, Guttapercha mit 3,625 Mil. Gul- 
ederlanden zufammen aus dem Berlauf: den, Gummi mit 4,704 Mill. Gulden, Pfeffer mit 


Gulden 2,608 Mill. Gulden nnd Rotang mit 2,353 Mill. 
von Kaffee 40,355,035 Gulden. Mit Ausnahme von Keis, Tabal, Gam- 
ee 185665 bir, Guttaperha, Gummi, Pfeffer und Rotang war 


E EU die Ausfuhr gegen das Borjahr geftiegen, am mei: 
zuſammen 44,956,116 31,519, | ften gefallen in Tabak (faft 5 Mill. Gulden), Se 
ne der Berpachtung des (1,4 Mill. Gulden) und Guttapercha in gleicher Höhe. 
Opiumertrags 21,341,200 14,96 „ % Die portugiefiihen Befißungen find 
sus den Zöllen 10,193,000 „14, in Indien (Goa, Salceti, Bardez, Anfel Angedive 
ens Crundſteuer od. Zehnten 19,337,000 13,55 „ und neue Erwerbungen) 
aus Salzfterer 7,167,000 5,06 „ | kım mit Einw. auf 1 qkm 


«us Ueberſchüſſen von Poft, zuſammen 3270 419,993 128 
Zelegraphie u. Eifenbahn. 7,080,500 4,95, Damao mit 
aus verfchiedenen Quellen 32,565,970 22,83 „ | Gebiet 80 48,838 610 
F 10000, ——— 
Verkehr. Eingegangen find (1883) zufammen |. 3 — 8 
8071 Schiffe mit 4,291,338 M? 


cusgegangen 8757 — „4., 

— ien Schiffe nit 158,147 1. Kefmangeim 
a Eifenbahnen gab e8 auf Java nfangs . ann « 

185 an Privat- und Staatsbahnen 938 km im | Gambing _16,300 300,000 . 


ner Ma—⸗ \ * 
Um 5959 an 4554 Weiße, 
120.434 M3; | 100, zu! 1175 S127/ 5786 53,582 Chin 


&etrieb und 194 km im Bau. Die Einnahmen | 19,666 849,55: 43 

x Riederl.= Indisch. Eifenbahngefellichaft waren 1883; Weitere Nachrichten fehlen; vgl. Portugal. 
"13,856,056 Gulden, die Ausgaben mit 1,315,958 4) Die fpanifhen Befigungen; dazu ge- 
Gulden für 261 km finien angegeben, der Ueber: | hören die Philippinen: Luzon oder Manila, Catan⸗ 
uß alſo mit 2,540,098 Gulden oder 4,143,568 duanes, Samar, Leyte, Panai, Mindoro, Calami- 
Ratt, pro km Pinie 19,183 Mark, bei den Staats- ; ancs, Palawan, Negres, Pojol, Surigua, Mindanao 
Sehnen ergaben ſich 2,898,052 Gulden Einnahme, u. ſ. w. zufanmten 

1,315,749 Gulden Ausgabe, alio 1,582,303 &ul- 
ten oder 2,705,738 Markt Ueberihuß für 677 km 





qkın Einw aufigkm 
293,726 mit 5,561,232 19 





. a die Heinen Sulu— 
‘uen, alio pro km Linie faft 4000 Mark. i 

Ein anderer Bericht giebt fehon für 1883 zuſammen di — 2. # — 
1976 km Linien und 579 km im Bau an, ſowie ie aa ET ann an 
ame Linie auf Sumatra. | 297,822 „ 5,644,807 ca.20 


Tie Poft hat 109 Büreaus auf Iada, 35 anf) _Cim deutſches Komfulat iſt im Manila. Für 
Sumatra und 29 auf den anderen Infeln, zufam- | 188586 bezifferte fi das Büdget für die Phi- 
men alio 173, wovon 85 mit Telegraphendienft ver- | ippinen mit 46,112,712 Mart Einnahmen umd 
tunden find; die Zahl der Verſendungen war im | 46,499,632 Mart Ausgaben. Unter den Einnahmen 
Jahre 1888 Briefe 4,835,888, Drudiachen 2,209,754 | gaben die direkten umd indirekten Steuern 25,05, 
m mneren Berfehr und 98,099 kg im Bertehr |die Zölle 8,706, dic Monopole 6,017, die Lotterie 
m dem Ausland, Waarenproben 52,406, verlaufte | 2,100, die Domänen 1,732 Mill. Mark u. f. w.; 
Peittarten 687,527, Voftmandate 127,776 mit | von den Ausgaben kamen auf öffentliche Arbeiten 
'x21,754 Gulden an Werth — 15,375,120 Mart. | 1,297, auf Krieg und Marine 23,672, auf — 

Die Staats-⸗ Telegraphie hatte 65 Bürcaus zeu 6,593 Mill. Marl. Der Werth der Ausfuhr war 
“ Java ımd 20 auf Sumatra, zufammen 85, (1883) in Dollars angegeben 29,995,960, alio rund 
nd 5762 km Pinien mit 7423 km Drähten (3759, | 127,48 Mill. Mart; die wichtigften ea der 
jr. 5376 km auf Java und 2002, bezw. 2047 | Ausfuhr find Manilahanf (31,64 Mil. Mark), 
“ Eumatra); am Depeichen wurden 383,501 be- | Zuder (27,25 Mill. Mart), Tabat und Zigarren 
'ndert (28,661 Regierungsdepeichen). (13,2 Mil. Mark), Kaffee (5,66 Mill. Mark), Stride, 

Hamdel (1883). Die geſammie Einfuhr war — Häute und Felle, Indigo u. j. w. 
145.949 Mill, Gulden (8,422 Mill. Gulden für die | Augelommen waren 478 Schiſſe mit 393,946 t 
Kgierumg), Ausfuhr 202,614 (56,721), (241,572 | Gehalt, abgegangen find 453 Schiffe mit 389,335 t 
m 346,47 Mill. Marl); die Hauptausfuhr bil- | Schalt ; für Telegraphie giebt e8 37 Büreaus und 
en; Kaffee mit 82,439 Mill. Gulden — 140,97 | 1149 km Linien. 

Ni. Marl, Zuder mit 60,244 Mill. Gulden = |, I) Britiſch-aſiatiſche Beſißzungen, be— 
108,017 Mill. Mart, Zinn mit 3,039 Mill, Gut jonders Oftindien. J 

en = 5,197 Mill. Matt, Indigo mit 3,617 Mill. „Die britiihen Befigungen in Afien find: 
Sen = 6,185 Mill. Mark; ferner Häute mit Cypern, Inſel im gkm Eium. 
535 Mil, Gulden, Gewürzneften und Mustat: | _ Mittelmeer 9601 186,173 

Küfe mit 2,014 Mil. Gulden, Reis mit 1,005 | Oftindien,Kont. 2,359,588 201,888,897 87 
RU. Gußen, Tabat mit 12,802 Mill. Gulden, | Cenlon, Infel 63,976 2,7639 43 
Tee mit 1,875 Mill. Gulden, Gambir mit 2,443 2,433,165 204,839,054 84 








aufigkm 
9 


— — — — — — — — 


112 
qkm Einm. 
2,433,165 204,839,054 
Andamanen 6497 14,628 2 
Nitobaren 1772 5500 
Straits Settlements 3742 480,000 128 
Hongkong 83 160,402 1933 
Nord: Borneo 57,000 150,000 
Labuan 78 6298 81,0 
2 amilton 14,5 ? 
ria-Muria-Injeln 55,0 
Aden 71,0 34,711 
Perim 11,8 149 
Moiha L1 
Kamaran 165,0 
Keeling⸗ Inſeln 22 400 18 
als neueſte Er— 
werbung Birma, 
der Reſt 457,000 4,000,000 


2,959,777 209,691,142 
Das große indiſche Gebiet nimmt, beſonders ſeit 
vermehrter Ausfuhr von Weizen, das Hauptintereſſe 
in Anſpruch und muß deshalb eingehender beleuchtet 
werden. 
Britiſch-Oſtindien wird eingetheilt wie folgt: 
qakın Einw. 


Ajmere, Berar, Coorg 


unter d. Governor-General 56,991 3,311,697 
Bombay und Madras 
unter Governors 686,641 47,625,045 


Bengal, Nordmeft:Provin= 
zen, Oudh u. Punjab unter 


Lieutenant-Governors 1,051,343 132,495,167 
Aſſam, Br. Birma, Zen: 
tral-Provinzen 564,613 18,456,988 


2,359,588 201,888,897° 
(86 auf 1 qkm) 
__ 457,000 _4,000,000 
2,816,588 205,888,897 
Einheimifhe Staaten: Baroda, Zentral: 
Indien, Hnderabad, Myfore, Rajputana, Travancore, 
Cochin und Lehnsſtaaten: Nordwet-Provinzen, Pun— 
jab, Zentral-Provinzen, Bombay zuſammen: 


britiſches Gebiet 


Dazu der Reſt von Birma 
(Burma) 


1,221,262 qkm u. 52,002,924 Einw. 43 auf 1 qkm, ſanunen mit 33 


jetst zufammen: 
4,037,850 qkm u. 257,891,821 „ obme Cehlon. 

Im Jahre 1881 gab e8 in Br.: Indien (ohne das 
nene Gebiet von Birma): 

187,937,450 Hindus, 50,121,585 Mohamedaner, 
6,426,500 Natuwerchrer, 3,418,875 Buddhiſten, 
1,862,634 Chriften, 1,853,385 Giths, 1,221,896 
Jains, 85,350 Parſen, 12,008 Juden und 952,127 
Bewohner mit nicht fpezifizirter oder anderer Reli- 
gion, nach der Abftammung aber 149,130,185 Hin- 
dus und Abkömmlinge von ſolchen, 40,227,552 
Mohamedaner und Nachkommen, 540,989 nicht-in- 
diſche Afiaten, 108,402 Mifchlinge, 121,148 Nicht: 
Afiaten (75,734 Briten, 8000 andere Europäer, 
30,453 nicht fpezifizirte Europäer, 6961 Amerikaner, 
Afrikaner u. ſ. w. und 434,772 Berjonen unbelann— 
ter Nationalität). (Zufammenftelungen im Sof: 
falender.) 


Bon den Chriften famen 353,713 auf die eng— 

















Alien. 
aufigkm ; Jifche, 20,034 auf die fchottifche Kirche, 107,886 auf 


andere Proteftanten, Baptiften und Independenten, 
963,058 auf Römijch-Katholiiche, 20,135 auf Epis- 
fopale und 368,231 auf verichiedene chriftliche 
Se 


Von Indiſchen Kulis wanderten aus am meiſten 


2,66 1875: 25,325, 1878: 24,710, 1879: 22,092, in 


den Jahren von 1875 bis 1884 jährlich unter 20,000 
und 1882 nur 11,509, 1877 nur 10,560; im 


"Ganzen in 10 Jahren 171,347, durdichnittlich 
203,0 17,134 Perſonen. Die Ziele der Auswanderer find 
12,0 abfteigend nach der Zahl: Mauritius, Natal, Brit.- 


Guayana, Brit.-Weftindien, Fidihi, Franz -Weft- 
indien, Surinam, Reunion und Aranz.-Guahana. 

An Städten mit über 50,000 Einwohnern zählte 
das Reich im Jahre 1881 zuiammen 62, mit über 
100,000 Einwohnern 22 und mit über 200,000 
Einwohnern 5; Bombay hatte 773,196, Kalkutta 
mit Borftädten 766,298. Madras 405,848, Hydera⸗ 
bad 354,962 und Yudnow 261,303 Eimmohner. 

In Oftindien allein rechnet man 855 verichiedene 
Stämme und zwar die folgenden als die weſent— 
lichſten: 


Brahmanen 13,693,439 Köpfe. 
Kimli 12,199,531 „ 
Cohmar 11,571,2093 „ 
Ahir 9,271,356 „ 
Radſchputen 8675,54 „ 
Jat 5,691,220 „ 
Bania 4,180,741 „ 
Mala 3,776,282 „ 
Teli 3,569,729 „ 
Kadıli 3,486,845 , 


- 75,915,960 „. 


Banhai, Kayaſth, Dher, Koli, Gond, Kumbaw 
Hayam, Ehannam, Kahar, Kaibantha, zu je über 
2 Mill. Köpfe und zujammen zu 25 Mill. Köpfe, 
Balija, Banghi, Bhanbhunja, Bhil, Bhuinhar, Elan- 
dal, Dhungar, Dhobi, Duſadt, Gadaria, Golla, 
Gujar, Kapu, Koch, Lodhi, Fohar, Madiga, Mali, 
Mallah, Pallı, Paſi, Pathan, Sindhi, Soaar, Ban: 
niyan, Vellajar mit je über 1 Dill. Köpfe und zu: 
Mill. Köpfe. 

Behörden. An der Spite des Generalgouver: 
nement$ ftehen der Bizekönig und Generalgou- 
verneur, diefem zur Seite der Erelutid= und der 
Fegislativrath und Sefretariaten für Inneres, 
Aderbau, Finanzen, Handel, Aeuferes, Militäran- 
gelegenheiten, öffentliche Arbeiten und Gejeggebung, 


Präfidentihaft Bengalen, Nordieftpro 
dinzen und Oudh, Pendſchab mit Lieutenant-Gou— 
verneurs, Zentralprovinzen, Brit.-Birmanıon und 
Affam mit Oberfommifjaren und Myſore mit einem 
Refidenten, 

Präſidentſchaft Madras mit Gouverneur, 
Räthen, Hilfsarbeitern, Regierungsiekretären für fi- 
nanzen, Revenüen, Militäriſches, Iuftiz und öffent- 
liche Arbeiten und einem Refidenten in Hyderabad, 
und 

die Präjidentihaft Bombay cebenjo, Neger: 
ungsſekretäre noch für politische Angelegenheiten, und 


"dann die Provinzialgoudernements: 


r. 
L % 
J 


zeſitiſcher Reſident und Kommandant in Aden, Kom: 
zifjar in Sind. 

Für die Juftigverwaltung ein Oberſter Ap- 
slbof, ein Appellhof fur Imdien, Obergerichte und 
Jaſtiz⸗ Kommifſare; einebefondereM Militärverwalt— 
ung; für die Anglikaniſche Kirche Biſchöfe in 
Kaltıtta, Madras, Bombay, Lahore und Rangoon. 

Auf Cenlon giebt es einen Gouverneur und 
Iberbefehle ‚ für Honglong und Depen- 
denzen und für die Anfiedlungen an der Straße 
von Malafla Gouverneure, 

Das Deutſche Reich ijt vertreten durch Kon— 
infate in Mden, Alyap (Birma), Baljein, Bombay, 
denglong, Kolombo (Ceylon), Madras, Nangoon, 
Emgapoıe, Maulmein. 

Nilitärifhes. Die Faiferlihe Armee aus 

in Indien zählt 3212 vengliiche) Of: 
fiere, 117,670 eingeborene Dffiziere und Eoldaten 
und 21,870 Pferde, Elephanten, Stiere u. ſ. w., außer— 
dem giebt es eine militäriſch organiſirte Polizei von 
10,000 Mann und 61,597 Wann der ftchenden 
ensfichen Armee, in Hongtong 1421, in Ceylon 
1329, in Eingapore 1123 Diann. 

Binanzen. Die Brutto-Einnahmen (1883 84) 
waren berechnet mit 71,727,421 Yitrl., die Aus— 
sehen mit 70,339,925 Pftrl., die Staatsſchulden 
nit 171,577,945 Vſtrl., das Büdget für 1884/85 
mar feftgejtellt mit 69,99 1,200 Pr. Einnahme und 
70,207,400 Yitri. Ausgabe, das für 1885/86 mit 
72.990,400 Lil. Einnahme und 71,582,300 Lſirl.! 
n Am Jahre 1881/82 mar die Bruttoein— 
2,582,728 Vittl. große: wie Die Ausgabo, im 
Yahre 1882,83 die Ausgabe un 706,634 Lſitl. 

Am Durchſchnitt ergiebt fich für die Jahre 
ren 1881 bis 1886 Sir) Diaıt 
ame Einnahme von 71,815,770 = 1,436,315,400 
„ Ausgabe 70,922,019 = 1,418,440,380 
als Ueberſchuß 


Die Einnahmen beitanden aus rund 
447,23 Mil. Mark Grundſteuern 


Alien. 


” 


191,13 „ „  Dpiumitener 
im . Salzmonopol 
J Stempelſteuern 
J Altziſen 
5757 „ „Provinzialſteuern 
— „ Zölle 
10,52 „ „ Yiyenzen 
5118 7  Einregiftrirung | 
1004,32 „  „ Steuem u. Zölle, 


zu8 Ertrag der Forften 21,043,800 Dart, Tribute 


und Kontributionen 14,409,740 Dart u. ſ. m. 
Unter den Ausgaben find verzeichnet: Zinfen der 
Schuld und Rüderftatrungen 118,068 Dill. Marf, 
Erhebungstoften der Steuern: Grundſteuer 66,58, 
Oriumficuern 87,09, Salzmonopol 8,93, fonftine 
11,51 und für Forften 12,99 Dill. Dart, Abwehr 
der Hungersnoth 30,0, Armee, Ma:ine, Polizei 
406,54, Unterricht 23,68, geiſtliche und Medizinal: 
Anzetegenheiten 26,9, öffentliche Arbeiten 372,29, 
Feftzits der Provinzen 9,29 ill. Dart u. f. m 
Kon der Eumme der Ausgaben werden 300,072 
Nu, Mart in England verausgabt. 

Thiel's Landw· Konverj.etegiton. 


im Jahre 1877 


Sp zjial-Zupplement. 


113 


Miu. Mart 

Einnabr:e, Ausg, Schuld 
Das Budget von Cehlon zeigte 23,24 22,03 42.48 
Honglong „ 5,38 5,6 
Labuan 0,01 0,01 
Straits 
Scttlements 11,18 22,92 12,6 
Verkehr. Für 1883/84 find verzeichnet: <T 7 


” ” ” 


” n ” 


" ” " 


im Eingang 5812 Schiffe mit 3,632,305 t 
gegen 1882/83 weniger 52 „ mehr 93,427 
im Ausgang 5850 „ mit 3,618,288 t 
gegen 1882 83 weniger 1 „ mehr 85,292t. 


Bon den Schiffen kommt die Mehrzahl auf britifche, 

2109 u. 2087 — 2,806,426 u. 2,762,250 t 
auf britifchsindifche kommen 

1321 u. 1280 — 176,708 u. 171,141 t, 
auf einheimische kommen 

1534 u. 1630 — 83,688 u. 88,368 t, 
auf fremde Schiffe fommen 

848 u. 853 — 565,483 u. 596,539 t, 

Kür Ceylon find 3127 Schiffe zu verzeichnen. 

Eijenbahnen. Die erfte Eiienbahn von Bom— 
bay nadı Tannuah, 22,5 engl. Meilen = 36 km, 
wurde im Jahre 1853 eröffnet, auf Ceylon die erfte 
Im Jahre 1880 hatte Dftindien 
idon 14,492 km und Ceylon 190 km Bahnen, 
für 1853 rechnete man 16,600 km für Ojftindien 
und im Jahre 1885 jchon 19,319 km, für Ceylon 
1952 km. 

„Ur das Jahr 1883 kamen mit den gebauten 
noch nicht befahrenen Streden 140,936,776 Yitrl. = 
2,518,735,520 Dart Anlagelapital in Rechnung, 
die Keineinnahmen der Borjahre waren 5,38 und 
5,55 %,. Im Jahre 1884 war die Zahl der be- 
forderten Paſſagiere 73,815,119, die der Güter 
16,663,007 t, die Einrahme 16,066,225, die Aus- 
gabe 8,156,157 Yittl., der Reinertrag alio 7,910,068 
dit. 158,201,360 Marl, Im Jahre 1883 
redete man als Perfonal der Bahnen 185,736 
Mann, worunter 178,018 Eingeborene waren; die 
Zahl der Berunglüdten betrug 965, die der Todten 
354 (im Borjahre 1060 und 378), 


Die Post hatte im Jahre 1880 81 4522 Büreaus, 
143,538,105 beförderte Briefe u. f. w., 11,942,304 
Zeitungen u. f. w., 1883,84 5879 Biüreaus, 
182,514,520 beförderte Briefe u. f. w., 15,848,586 
Zeitungen u. ſ. w. 

Die Vechreinnahmen waren 36,642 und 770 Lſtrl., 
i. 732,840 und 15,400 Mark. 


Die Telegraphie hatte im Jahre 1884 Büreaus 
349 (ohne Eijenbahntelegraphen), 37,563 km Yinien, 
110,550 km Drähte, 217 km Nabel, 1,837,048 
bezahlte Tepeſchen, 522,570 Lſtrl. Einnahmen und 
669,239 Pit. Ausgaben, alfo 2,933,380 Mark 
Dich nusgabe. Ceylon hatte im Jahre 1883 bis 
1759 km Linien für den Telegraphen. 

Tampfer für den Berfehr geben von Bombay 
wod.entlic einmal nach Europa, zweimal nad China 
und Amerika, regelmäßig nach Kalkutta, an die 
Küfte, nach dem perfiihen Golf, nach Karracher, 
Kangoon, Sanfibar, Drozambique u. j mw. 

Handel. Im Jahre 1883/84 wird für den 
Geſammtwerth 


d. 


8 


114 Afien. 

der Einfuhr 68,177 Mill. Yitel. = 1365,54 Mill. Mark , Zeit viel befprochen worden iſt, das folgende Bild ın 
„Ausfuhr89,05 „ „ =178170 „ „ | Mill. Marl. Es waren —ã 

Mehrausf. 20908 „ „ = 4816 „ 
angegeben. Die Einfuhr fette ſich zuſammen aug: 
Saͤmereien, Früchten 4,48 Mill. Marl, Kolonial- 


a) von Waaren: 
die Ausfuhr die Einfuhr das Mehr db. Aust. 
1861/70 1073,8 596,0 








waaren (befonderd Thee und Kaffee) 39,86 Miu.) 1871/80 1233,7 767,8 465,9 
Mart, Betränte 27,78 Mil. Mart, Kohlen 23,28 | 1850/81 14395  1006,2 433,3 
Milt. Mark, Metallen 101,80 Mill. Markt, Spinn- | 1881/82  1638,0 930,8 698,2 
ftoffen 19,38 Mil. Mart, Fabritaten, bejonders 1882/83 1668,2 1000,1 668,1 
Tertilmaaren 666,26 Mil. Mark, Droguen, chemi- | 1883/84 17618 1105,6 656,2 
ichen Stoffen, Harzen, Delen 18,72 Mill. Marl, | b) von Edelmetall dag Mehr: 
verfchiedenen Waaren 202,42 Mill. Mark und edlen 1861,70 der Gold-Einfube der Silber-Einfuh: 
Metallen 257,56 Mil. Marl. Für die Ausfuhr 1871/80 2. rn 
find verzeichnet: Getreide 345,26 Mill. Mark, Ko: | 1880/81 733 779 
lonialwaaren (Thee u. ſ. mw.) 143,70 Mill, Marl, | 1881/82 96.9 1076 
Holz: und Schnitzſtoffe 11,60 Mill. Mark, Spinn- 1882/83 98,6 149 6 
ftofje (Baummolle, Jute, Seide, Wolle) 412,18 Mil. 1884 85 108.3 1 2. 1 





Mark, Droguen u. ſ. w. 128,56 Mil. Markt, Opium 
225,88 Mill. Dart, Fabritate 125,96 Mill. Mark, 
Berichiedenes 73,66 Mill, Mark und edle Metalle 
20,016 Mill. Marl. Die Mehreinfuhr in Edelmetall 


Silber wurde aus Europa nad) Oftafien aus- 
geführt: 1873 — 50 Mill. Mart, 1874 — 141,8 
Dil. Markt, 1875 — 74,2 Mill. Mark, von da ab 





ift demmach 237,55 Mill. Mart. bis 1880 jährlich zwiſchen 122,7 und 340,0 Mil. 
Für die anderen afiatifchen Kolonien ergeben ſich Mart (1877), dann 1881 mur 85,8 Mil. Mart, 
die folgenden Verhältniſſe: 1882 wieder 128,5 Mill. Mark, 1883 bis 142,5 
Mart Hart Schiffe ars | Mil. Mark und 1884 bis 168,4 Mil. Mark; die 

Einfuhr Ausfuhr Bertehr | Summe der Wechfel der Regierung auf die indifchen 

Cypern 7,700,000 6,380,000 345 | Kajien war bedeutend größer, im den letzten Jahren 
Straits Sett- doppelt jo groß und mehr. Die Silberausmün:z 


lements 376,160,000 375,300,000 5896 jungen endlid in Britiich-Indien betrugen 1878/79 
Geylon 90,580,000 666,200,000 3427 |bis 144,2 Mill. Mark, 1879/80 jogar 205,1 Mil. 
Yabuan 1,540,000 1,640,000 47 | Mark, von da ab weniger — unter 100 Mill. Mart, 

In Oftindien ift der Seehandel von 1880 bis | 1882/83 wieder 130,2 Mill. Marl und 1883/84 
1884 von 1100 auf 1311 Mill. Mark für die Ein- |nur 73,2 Mill. Marl. Cs hat Britifch-Indien be- 
juhr und von 2500 auf 3100 Mil. Mart für die Aus= | zogen an Mehreinfuhr des Silbers von 1878 bis 
hr geftiegen. Der auswärtige Handel geht befonders | 1884 zufammen 683,2 Mill. Mart und geprägt an 
nach Weften, Nordiveften und Often, nördlich wird | Silbergeld 681,4 Mill. Mart, aljo fait genau den 
er zu ftarf von Rußland beeinflußt; die Einfuhr | erhaltenen Mehrbetrag. 
wird aber durch hobe Zölle erichwert. Auf die) Die höchfte Silbereinfuhr war im Jahre 1877 
Entwwidlung des Seehandels hat der Suezkanal mit 340 Mill. Mark, zu einer Zeit, in welcher noch 
jehr günftig gewirtt. Bon 1878 bis 1884 ftieg der | Hungersnoth herrichte, Getreide gefauft werden mußte 
Schiffsverkehr im Kanal für Indien zur Einfuhr und die ganze Ausfuhr in Getreide noch Niemanden 
von 74,38 auf 78%, und zur Ausfuhr von 36,52 | beunruhigt hatte, während Gold und Gilber ſchon 
auf 56%, der verkehrenden Schiffe. | bis annähernd 1:18 ftand. 

Die Bermebrung der Einfuhr ift befonders | Bis zum Jahre 1878 machten fih in Oftindien 
Belgien mit 125%, zugufchreiben und zwar am | die Folgen der Dürre und fonftige Ungunft der 
meiften für Glas, Eiienbahnmaterial und Woll- | Witterung bis zu dem Grade bemertlich, daß häufige 
waaren; die Ausfuhr nach Belgien ftieg um 58 0/,.|Hungersnoth in großem Umfang eintrat: 1860 
Am nächften betheiligt ift dann Frankreich mit einer , 1865— 1869 —1874— 1877; man hatte es verfäumt, 
Einfuhrpermehrung um 60 %/,, beſonders mit Ubren, | für Bewäſſerung ausgiebig zu ſorgen und ebenio 
Baummwoll- und Seidenwaaren, während die Aus: | für beffere Berbindung mit dem Innem. In Oritta 
fuhr nad Franfreih nur um 16 9, zugenommen | ftarben allein in 2 Jahren 5 Mill. Menichen am 
hat. England hat eine nicht unbeträchtliche Abnahme | Hunger. Eine beiondere Kommiſſion mußte vom 
feiner Ausfuhr nah Indien — mit 13 Mill. Mark | englischen Parlament ernannt und nad) Indien ge 
— (auf die Baumwolle famen 23 Mil. Mark); ſchickt werden, um die Mittel der Abhilfe ausfindig 
die Abnahme in Baunmollgarn ift 32 Dil. Mark. | zu machen. Am beften wirkte das Wetter in dem 

China hat im Jahre 1884 für 81 Mill. Mark nach 1878 folgenden Jahren, ganz ift aber die Ge— 
eingeführt, bejonders Rohſeide, Seidenftoffe, Zuder, | fahr noch nicht befeitigt, da felbit das Büdget für 
Thee, Kaffee, Kupfer, Feuerwerk u. f. w. und er⸗ 1884 voch mit dem Poften für Abwehr der Hun- 
halten von Imdien für 264 Mill. Mart Waaren, |gersnotn zu rechnen hatte. Ein Gebiet vom der 
darunter Opium für 204 Mill. Mart — 77 %/,| Größe des britifchindiichen Reiches muß alljährlich 
der gefammten Ausfuhr, bezw. Einfuhr. Ueberfluß und Mangel in jeinen Grenzen bieten. 

Bezüglich des Edelmetalls ergiebt ſich für die | In den Hauptausfuhrländern der Welt für Getreide: 
Silber- und Gold-Abſorption, welche in der fetten | Rußland, Oftindien und Bereinigte Staaten bon 


Afien. 


Kordamerifa giebt es zeitweije förmliche he | 


zoth, in den letzteren ift jie am menigiten fühlbar 
and raich befeitigt, weil das Eifenbahnnet genügend 
ausgedehnt ift, im inneren Rußland wüthet fie am 
Slmmften und in Oftindien ift fie immer jieg- 
wider befümpft worden, weil man ebenfalls mit 
ven Eifenbahnbau raich vorwärts gegangen ift und 
cuberdem beſſer für Bewäſſerungen geforgt hat. 
Nächſt der zeitweifen Dürre leidet das indiſche 
Kuh noch an einem anderen Uebel, welches alljähr- 
ish Tanienden das Leben koftet, das ift die noch 
„eraus große Menge gefährlicher wilder Raub— 
thiere und beionders die der giftigen Repti— 
lien. Die Prämien für Erlegung wilder gefähr: 
ine Thiere bezifferten fich feit dem Jahre 1875 auf 
rich durchichmittlich 214,260 Mark; durch Schlan- 
xx jollen jährlich 20,000 Menjchen getödtet werden; 
a emen Jahre wurden 322,421 giftige Reptilien 
gerödtet, in der WPräfidentichait Bombay allein 
262,384 Stüd. Bom Jahre 1875 bis 1880 wur- 
%n erlegt, ſoweit belannt geworden: 9655 Tiger, 
20,202 Leoparden, 7508 Bären, 31,952 Wölfe, 
7754 Hpänen, 47,590 fonjtige Raubthiere und 1,2 


Mil giftiger Schlangen, un Jahre 1875 noch 


2,357 Raubthiere und 270,185 Schlangen, im 


Jahre 1880 aber 14,886 Raubthiere und 212,776 | 


Sblangen, fo da aljo eine Abnahme bemerkbar 
" Das zeigen auch die gezahlten Prämien; im 
Sabre 1875 wurden noch 240,020 Mart, vom 
u 1879 ab nur noch unter 200,000 Mart 
v0 

Getreide: Ausiuhr Die Beleitigung der 





115 


blättern) behauptet, daß die rajche Steigerung der 


| Weizenausfuhr don Oftindien durd die Epehulation 


mit diefen Kursunterſchieden veranlaßt morden sei, 
daß aljo nicht der Schußzoll, fondern die Nüdkchr 
zur Doppelwährung die Zufuhren verhindern werde. 
Man ſprach von 15 bis 20%, Ertrageminn. 

Es ift bereits nachgewiefen worden, daß die größte 
Silberausfuhr nach Indien in die Zeit füllt, in 
welcher noch der Hungersnoth wegen, das Ausfuhr- 
verbot beſtand; es ift ferner nachgewieſen worden, 
daß gerade Indiens Ausfuhr nad) England bedeu⸗ 
tend verloren hat und doch müßte für England, 
wenn der Unterfchied im Kurs von Gold und Silber 
maßgebeud wäre, die Spelulation eine gefteigerte 
Ausfuhr bewirlen, meil England die reine Gold- 
mwährung hat; bedeutend vermehrt wurde die Aus- 
fuhr nad Belgien, in wenigen Jahren um 58 "/, 
und dann die nach Frantreih — um 16 %/,, dieſe 
beiden Yändern haben aber die Doppelwährung, welche 
man für ung als das Heilmittel preift. Nicht min 
der gewachjen und großartig ift die Ausfuhr nad) 
China — 264 Mill. Mark, über 22 %/, der ganzen 
Ausfuhr; für China fommen aber die Währungs: 
fragen ganz und gar nicht in Betracht. 

Es bedarf feiner künſtlichen Erffärung, um die 
indiiche Ausfuhr im Weizen zu verftehen. Daß für 
Yandarbeiter der Lohn im Indien der niedrigfte der 
befannten Länder ift, ipricht für die große Genüg— 


ſamkeit der dortigen Bevölterung, welde man des- 


balb auch vielfach im andere Gegenden — Auſtra— 
lien, Gapland, Weftindien u. ſ. w. — verpflanzt 
hat; dieje Genügfamkeit ift aber feine bleibende und 


dungersnoth mit Wiederkehr bejjeren Wetters und auf feinen Fall einer weiteren Steigerung fähig. 
:ader Ernten traf zufammen mit Erſchließung neuer | Britifh- Indien hatte im Jahre 1 ihon eine 
Örgenden durch die Eifenbahnen und mit vermehr- Bevölkerung, welche, in Europa wenigſtens umd, 
tan Anban auf bisher unbenutt geweſenen Flächen, | wie machgewieien worden, ift auch in Amerika (f. 
'o dap bald auch die Aufhebung des Ausfuhrverbotes, | Bereinigten Staaten), die Einfuhr von Getreide be: 
weiches jo lange noch Mangel zu befürchten war, erlafjen | ding. Im imdiich = britiichen Gebiet fonımen 86 
toerden mußte, erfolgen fonnte. Diefe Umftände zu- | Eimvohner auf den qkm; bei der Pichtigfeit von 
\emmen erflären zur Genüge die plößliche Vermehrung | 70 fängt die Nothmwendigkeit der Einfuhr an. Das 
da Ausfuhr don Weizen, welche dann ein paar Jahre | Deutſche Reich hat ettva die gleiche Dichtigkeit, im 
ng in der Weiſe zugenommen hatte, daß nicht nur Jahre 1880 fchon die von 84 gehabt und für 1884 die 
2 Juropa, jondern auch in den Bereinigten Staa- | von etwa 87 Einwohner auf den qkm. Die in- 
un von Rordamerifa der neue Konkurrent anfing, | difch-einbeimifchen Staaten haben im Durdjichnitt 
xfutchtet zu werden. Einige unferer Nationalölo: | nur 43 und das ganze Gebiet hat 71 Einmohner 
komen und landwirthſchaftlichen Schriftfteller ver- | auf den qkm (ohne das erjt jet erworbene Gebiet 
rien auf die billigen Löhne für die dortigen Ar |von Birma). Der Bevölkerung nach müßte Britifch- 
deuet und auf die großen Flächen noch gar nicht kulti- Indien der Einfuhr bedürfen, es giebt aber weite 
nrten Bodens; fie famen jelbft zu dem Ausſpruch, | Diftrikte mit nur geringer Bevölkerung, z. B. Aljanı 
das in Europa der Weizenbau aufgehört habe, Lohnend | mit nur 40 Einwohner auf 1 qkm, Britiſch-Birma 
im jem und daß Indien, jo wie früher die Vereinigten | (da$ vorher erworbene) mit nur 17, Coory und 
Staaten von Nordamerila, im rafcheftem Aufſchwung Zentral-Provinzen mit nur 43 und 45. Das Ueber- 
mer großartigere Mengen von Weizen nach Europa | gewicht bedingen nur Bengal mit 139, Nordieft 
xrienden werde. Unter dem Gindrud diefer weit | Provinzen und Oudh mit 160 und Madras mit 

en Befürdtungen und Darftellungen find | 85 Einwohner auf den qkm, von den einheimifchen 
rtamulıdh die neueſten Zollerhöhungen im Deut: | Staaten unter den Pehnsftaaten Zentral-Provinzen 
‘ben Reich beichlofien worden. Vgl. Getreidehandel | mit 170, Penjab mit 138 umd dann Baroda mit 
ud u. 198 gegen die übrigen mit unter 65 bis berab zu 

Bon feiten der Bimetalliften (f. d.) bat man | 19 Einwohner auf den qkm. 
and auf den Gewinn verwieſen, welcher für den! 8 geht daraus hervor, daß das Gejammtgebiet 
urwpaiichen Händler durch Bezahlung in Silber ſchon bei richtiger Ernährung der Bewohner der Ein 
xcmõge des Kursumterichiedes fich ergiebt umd (bes | fuhr bedürfte, daß alio die Ausfuhr nur ermöglicht 
enders in landwirthſchaftlichen Bereinen und Fach: | wird, einmal durch die übergroße Genügſamteit dee 
8* 





116 


größten Theiles des Bolles und zum anderen auf 
Koften der Bevölkerung in den noch unzugänglichen 
und entlegenen Gegenden, melde bis zum Hungers 
tod Mangel leiden können, während die Schiffe mit 
Getreide nah Europa abgehen. Der Eijenbahnbau 
macht mächtige Fortſchritte, er ermöglicht die Ab— 
fuhr des Ueberflußes aus früher unerſchloſſenen Ge- 
bieten, aber auch die Zufuhr in Gegenden mit ums 
genügender Produktion, er bewirkt die Inangriffnahme 
neuer Ländereien, aber auch die Steigerung des Ver— 
brauch® der heimifchen Bevölferung, melde überall 
da, wo fie mit europäifchem Leben in Berbindung 
tritt, bald anfpruchsvoller wird und mehr arbeiten, 
aljo auch mehr Lohn fordern muß, mern fie nicht‘ 
zu Grunde gehen joll. 

Indien hat jhon zum Theil diefe Phajen der 
Entwidlung durchlaufen und wird fie in immer 
weiteren Gebieten durchlaufen; ſchlechte Ernten kön— 
nen immer wieder kehren und da noch Sahrhunderte 
vergehen müſſen, ehe die Verlehrswege, die Bewäſſer— 
ung und fonftigen Meliorationen jo weit gediehen 
find, daß volltommene Ausgleihung und genügende 
Erzeugung ftattfinden können, fo find dem weitern 
Anwachjen der indischen Ausfuhr natürliche Grenzen | 
gegeben. Schon jetst zeigt fich für die letzten Jahre | 
wieder eine bedeutende Abnahme der Ausfuhr. Be: 
züglich des niedrigen Lohnes aber vergigt man nur 
u leicht, daß die Leiftung des indiſchen Arbeiters | 
ie geringfte ift und fi zu der unſerer Arbeiter | 
faum wie 1:4 verhält; auf die Leiftung unmjerer 
Arbeiter bezogen, ift der Lohn nicht jo auffallend 
niedrig wie dargeftellt wird. Der indiſche Arbeiter 
tennt höchftens 5 Arbeitsftunden im Tag. 

Ungewiß ift man über die Zahl der ha Kultur= 
boden und über defien noch mögliche Vermehrung. 
Während die jahrtaufende alte Kultur bei einem 
dicht bevöllerten Lande dafür jpricht, daß nicht mehr 
biel gewinnbares Land vorhanden jein kann, gehen 
die Urtheile englifcher Kenner des Landes weit aus— 
einander. Mr. Bed ſprach in einer Sitzung der 
Society of Arts in London (22. Januar 1883) 
von 100 Mill. Acres — über 40 Mill. ha, melde 
noch unbebaut fein follten; Mr. James Caird, 
Mitglied des Parlaments und der von diefem nad) 
Indien geihidten Kommiffion wegen der Hungers- 
noth, giebt in feinen Berichten (Blaubud)) an, daß 
faft das ganze brauchbare Land in Angriff genoms 
men jei und nur noch zahlreihe Dſchungeln vor: 
handen jeien, deren Urbarmachung aber erft in Jahr- 
hunderten ermöglicht werden konnte, nur nad) und 
nad) und nur mit viel Geld. Für den durch— 
ſchnittlichen &etreidebedarf fei die Anbaufläche 
gerade ausreichend, an Weide fiir das NArbeitsvich 
fange e8 aber jchon an, zu fehlen. Die größte Jahres: 
ausfuhr bis jet bedeute nur den etwa zehntägigen 
Bedarf für die Bevölkerung. Vom Landwirthichaft- 
lichen Departement in Indien wird diefem Bericht 
mideriprocdhen; es gäbe noch Neuland genug und 
eine höhere Kultur jei auch möglich; verwieſen wurde 
aber auch mur auf die nordweftlichen Provinzen und 
Dudh, welche in kurzer Zeit 337,000 Acres Weis 
zenland mehr bebaut hatten und jegt jchon 5,523,000 
Acres Weizen bebauten. Für 1885 wurden 7,248,40U 


Alien. 


ba Weizen im Ganzen angegeben und als Erträge 
7 bis 12 hl, zufammen demnad) 50,73 bis 86,89 
Mil. hl. Da bezüglich der Bermehrung de8 An- 
baues das Landw Departement ſelbſt nur auf den 
Nordieften verweiſen lann, fo ergiebt ſich mindeftens 
fo viel, daß für den größten Theil des Reiches die Dar— 
ftellungen von I. Kaird die richtigen find und daß 
nicht mehr viele Millionen von ha zum Anbau noch 
bereit liegen. Die befürchtete rajche Steigerung der 
Ausfuhr war eine unbegründete. I. Wolf- Tübingen 
giebt das für den Weizenanbau nod offene Land 
an, wie folgt: 


im Punjab 18,55 Mill. Acres 
Nordweften 6,25 „ — 
in Oudh 3,2 J 
Zentralprovinzen 16,75 „ 2 
Bombay (nur Sind) IBE . 





58,385 Mill. Acres 
— 22,8 Mill. ha, d. ſ. Rlächen, zu deren Gewinnung 
es erſt jehr bedeutender Meliorationen bedarf. Wichtiger 
fei die Ertragsfteigerung, welche der Chef des Low. 
Depa tements der Imdiichen Yegierung auf 30 bis 
70%, (durch ZXiefpflügen und Düngung) ſchätzt. 
An Verminderung der Produftionstoften fei aber 
nicht zu denten. 


Für den deutichen Landwirth haben die wirklichen | 


Zahlen der Ausfuhr das meifte Interefje; auch dieſe 
zeigen, dak jhon eine Rückwärtsbewegung wieder 
ftattgefunden hatte und daß dann wieder ein Aufs 
ihwung kam. Die Angaben werden in der Preffe 
bad in englifchen Pfunden oder Zentnern oder Ton 
nen, bad in kg Gewicht oder hl u. j. w. gemacht; 
die Prüfung der Zahlen mit einheitlihem Maß und 
Gewicht wird mur jelten vorgenommen; an übeı= 
triebenen Darftellungen fehlt es auch nicht und oft 
werden die englifhen Pfunde ohne Weiteres für Zoll» 
pfunde genommen. 

Nach der „Bremer Handelszeitung“ war die Aus- 
fuhr im Jahre 1873 nur 394,000 Ztr., 1878 ſchon 
6,373,000 3Ztr., 1880 = 2,201,000 Ztr. und von 
da ab fteigend bis 18-3 mit 22,3. 0,000 Ztr ; eine 
Bermehrung um das faft 11 fache in 4 Jahren war 
allerdings eine auffallende Erſcheinung umd dieſe 
war es, welche allerwärts bei den Konkurrenten 
Schrecken verbreitet hatte. Die Ausfuhr war bis 
etwa an 1880 faft nur nah England gegangen, 
von da ab aber begann auch die direfte Zufuhr nach 
dem Kontinent und im Jahre 1883 war diefe ſchon 
bis zur Hälfte der ganzen Ausfuhr geftiegen. 

licber den Internationalen Saatmarkt in Wien 
1885 findet fih in der „Allg. 3.1. D. L. n. F.“ 
ein Bericht, in weldyem der Anbau und die Aus 
fuhr von Weizen in Indien wie folgt für die legten 
Jahre angegeben wurden: 

1883/84 — 26,000,000 Mill. Acres Anbau, 
7,135,000 t zu 1016 kg = 7249,16 Mill kg 
Ertrag, 1,048,000 t = 1064,77 Mill. kg Ausfuhr. 

1884/85 27,620,223 Mill. Acres Anbau, 
7,713,096t = 7836,51 Mill. kg Ertrag, 793,100 t 
— 805,68 Dill. kg Ausfuhr, 

Die Ausfuhrziffern für 1882/83 follen 718,31, 
die für 1881/82 aber 1008,89 Mill. kg geweien 
fein. Nach diefem Bericht war die größte Ausful,r 





u [— 


Aufzucht — 


de von 1883/84 mit über 1064 Mill. kg, worauf 
an ein Rücdgang bis zu 805 Mill. kg erfolgte 
zud zwar trotz des vermehrten Anbaus von über 
16 Mill. Acres oder 647,472 ha. Andere Ans 
eben gehen bis auf 1872/73 mit der Ausfuhr von 
34,011 engl. Ztr. = 20,016 Mill. kg; von da 
ð fieg die Ausfuhr bis 1877/78 auf 6,340,159 


tr. = 322,080 Mill. kg, fie ſank in den folgen= | 


vn Yahren bis zu 1879/80 auf 2,195,550 Ztr. 
= 111,534 Mill, kg und dann begann das rajche 
Etrigen im Jahre 


Btr. Mil. kg 
1881/82 auf 19,863,520 = 1009,067 
1882/83 „ 14,144,407 = 716536 
1888/84 „ 20,118,790 = 1022,035 
1884/85 15,854,292 — 805,078 


Die Angaben ftimmen nicht ganz mit den obi= 


Ausstellungen. 117 


Erzeugungspreis an Ort und Stelle 1,0 bie 
1,2 Mark. Preis bezw. Koften bis zum Hafenplat 
3,0 Mark (in den Bereinigten Staaten 4,7 Marf), 
Schiffstransport bi8 England 0,65 bis 0,95 Mark 
(höher gegen die Bereinigten Staaten). 

Geklagt wird darüber, da der Weizen fchlecht 

 fortirt und ftark verunkrautet fei, jo daß ein beträcht- 
licher Prozentjat abgerechnet, bezw. um diefen der 


Fer höher berechnet werden muß. Die Hauptaus- 


fuhr geht in den Ietten Jahren nad Großbritannien, 
340 bis 620 Mill. kg, nadı Frankreich etwa 130 
bis 200 Mill. kg und nad) Belgien 100 bis 150 


Mill. kg. 

Nach allen diefen Unterfuchungen ergiebt fich, daß 
Indien ein beachtenswertber, aber kein bedrohlicher 
Konkurrent auf dem Weizenmarkt bleiben und vor- 


| ausfichtlich eher Abnahme als Zunahme der Aus- 


ga überein, es find ungefähr die, welche Neu⸗ fuhr zeigen wird. 


manı-Spallart giebt; deſſen Zahlen weichen | 


wieder etwas von dem bier gegebenen ab. 
Een metriichen Zentnern finden ſich aud die An- 


1881/82 — 73 Mil. = 730 Mill. kg 
1882/83 = 84 „ = M 5, „ 
1883/84 — 112 , = 10 , . 
185 — 80. = 80 , 


Erhebfich find die Unterfchiede nicht; fie beweifen 
xt ſo viel, daß bei den Bermehrungen Differenzen 
»ntommen. Die Ausfuhr bat zugenommen bis 
1883/84, welches Jahr den Höhenpunft überhaupt 
darftellt; fie hat im folgenden Jahre trotz vermehrter 
Kühe um 647,472 ha um 216,957 Mid. kg ab- 
gmammen und für 1885 wird nah Beerbohm 
(Corn trade List London) der verfügbare Ueber- 
ah mur zu 28 Mill. bsh = 9,3 Mill hl, aljo 
öitens zu 707 Mill. kg angegeben. Im Jahre 


] 


‚die Erfolge Derer, mel 


Bol. darüber auch I. Wolf „Thatfahen und 
er der oftindischen Konkurrenz”, Tübingen 
86 


Aufzucht, j. bei den einzelnen Bieharten: Rind, 
Pferd, Schaf, Schwein u. j. w. 

Ausitellungen. In Bezug auf die Ausftellungen 
each fi feit einigen Jahren weſentlich andere 

nihauungen geltend gemadt; in weiten Streifen 
ift man zu ber Ueberzeugung gelommen, dab große 
BWeltausftellungen nur in längeren Zwijchen- 
räumen abgehalten werden jollten ; bei den Hand— 
wertern, den Fabrikanten, anderen Induſtriellen 
und aud bei Bodenprodenzenten bat ich die 
Meinung verbreitet, daß die großen Koften und 
das Rifilo zur Beihidung nit im Verhältniß 
zu den Erfolgen ftehen; die Urtheile der Preis— 
richter find mehrfah ſcharf getadelt worden und 
e3 am beften —— 


1855/86 gab es aber wieder bedeutende —— | durch äußeren — e, Ausſchmückung u. ſ. w. zu 


zud zwar bis zu den vom Jahre 1883/84 oder na 
Anderen fogar darüber (1053 Mill. t oder 1067,84 
RL kg). In Bezug auf die Befchaffenheit 
Keindifhen Weizens hat die englische Regierung 
Kuaue Prüfungen im Bergleih mit amerifanifchen, 
otiihem und ruffifhen Weizen anftellen laſſen. 
Las Ergebnif war das folgende: 

°) Das Gewicht pro bah ift größer: 60 bis 64 
mache Pfund gegen 61 bis 61,75 Pfund bei den | 
anderta Weizenarten. | 

b) — iſt größer, durchſchnittlich 80 9/, 
k „ 

J f} ie 

e) Der Mebergehalt ift Heiner, 6,3 bis 13,4 "7, 
zo 8,7 bis 15,8 "/,. 

d) Bon gleichem Gewicht erhält man mehr Brot, 
34 big 376,6 Pfund gegen 346 bis 364 Pfund. 

e) Die Farbe und der Bruch des Brotes find 
Fänger, der Geichmad ift bohnenartig, faft aroma— 
—* das Mehl iſt reisartig, die Krume wird zu 
äner, hart und riffig. 

Bortrefflich hat ſich die Miſchung mit ruſſiſchem 
m amerikanischen 
ug von 25 bis 50%, Mehl aus Indien be | 
Ra die Koften des Weizens end- 


Im Bezn 
N if die Berechnung aufgeftellt worden: 


wirken, haben tiefe Berftimmmung erzeugt. Man hat 
ſich entichloffen; den lokalen und fpeziellen 
Ausstellungen den Borzug zu geben, und in biejen 
ift viel Gutes mit verhältnigmäßig wenig Opfern 
und ſelbſt vielfah mit namhaften Gewinnen ge: 
leiftet worden. Die Landwirtde in Deutjchland 

ben viel an der Art der Preis-Beſtimmungen 
bezüglich der Ausstellungen zu tadeln gehabt und 
ned bezüglich der Maftvich-Ausftelungen in 
Berlin. Die deutichen Handwerker und Jndujtriellen 
leiden noch unter dem Drud des Urtheils des Prof. 
Neuleaur („billig und ſchlecht“). Auch das Brand- 
unglüd bei der Wusftellung in Porto Alegro 
— Brafilien —, wobei ed nur un enügende Ent- 
ihädigungen gab, hat Bielen die Beſchickung ent- 
fernter NAusftellungen bedenklich erſcheinen laſſen. 

Die hauptſächlichſten Welt- und fonftigen 
großen Ausstellungen jeit der Zeit, in welcher 
das erjte Berzeichniß darüber in Band IT gegeben 
war, find die folgenden: 

I. 1) Die Eentennial-Erhibition in Phila— 


Beigenmehl und zwar im Ber: delphia, zu Ehren des 100. Jahres der Unab- 
/ 


hängigleit, 1876, abgehalten auf dem ſchönſten 
Platze, welchen Ausſtellungen bis dahin gefunden 
hatten (mit Umgebung), aber ſehr wenig inter— 
national, ſondern überwiegend amerilaniſch: von 


118 Ausſtell 
14,420 Ausſtellern in der Haupthalle lamen 3475 | 
auf Amerika, 2360 auf Großbritannien und defjen | 
Kolonien, 669 auf das Deutiche Reich u. |. 1. | 
von 24 Mill. kg ausgeftellten Waaren 19 Mill. kg, 
alfo über 79%, auf Amerika jelbft. Die Gejammt- 
zahl der Ausfteller war 26,986 (D. Neid, 1001), 
die der Anmeldungen 30,400; die Majchinenhalle 
war von 2321, die Ugrikulturhalle von 11,137, 
die Halle für Künfte u. f. w. von 2472 Aus: 
ftellern (außer denen der Allg. Halle beichict 
worden. Die Zahl der Befucher war 10,164,489. 
Die größten Triumphe gewannen die Majchinen 
und hiervon die amerifanifchen in erjter Linie. 
Auf diefer Ausftellung fiel der unberedhtigte Vor— 
wurf billig und jchledht, während von Ausländern 
die deutsche Ausstellung, allerdings nur zum Theil, 
den größten Beifall fand. Die Konkurrenten 
wuhten aber bald das Urtheil des deutichen Kom- | 
miffard beftend zu benußen; es hat dem Abjak 
deutfcher Erzeugnifje in überjeeifchen Ländern un« | 
endlich geichadet und big zu dem Grab die deutjchen | 
Fabrifanten und Gemwerbetreibenden entmuthigt, | 
daß fie für die nächſten Jahre die Betheiligung 
an Ausftellungen faft ganz ablehnten, wozu * 
die nächſte Ausſtellung Veranlaſſung gab. 

2) Die Weltausſtellung in Paris 1878, 
beſucht von 12,623,847 Perſonen und mit den 
Arbeiter-Delegationen von 16,158,719 Perfonen; | 
das Ergebniß war ein Defizit von 20 Mill. | 
Francs — 16 Mill. Marf. Bom deutichen Reich 
war hauptjächlich die Mbtheilung für Künfte be— 
ſchickt, und diefe hat ſich großen Beifalls erfreut. | 
Neun war für diefe Ausftellung, welche weit hinter | 
den früheren geblieben war, die Anlage einer 
ganzen Straße mit den verjchiedenen Bauſtilen 
der ganzen Welt, die Gallerie der Arbeit, die 
Darjtellung volltommener Zimmereinrichtungen, 
die vielfachen Berbefferungen für den Berfehr, 
während die eleftrifchen Beleuchtungen und elek— 
triichen Apparate noch mangelhaft waren. 

)und 4) die Weltausftellungen in Sidney 
187980 und in Melbourne 1880/81; es ift 
auffallend, daß die Kolonie Nuftralien an zwei 
aufeinander folgenden Jahren große Ausstellungen 
internationalen Charakters zu Stande bradte; die 
Eiferfucht der Städte, bezw. der Provinzen oder 
einzelnen Kolonien war die Urſache der Zeriplitter- 
ung, welche aber im Ganzen nicht wejentlich ge= 
ſchadet hat; beide Ausftellungen verliefen gut, 

idney mit 1,045,898 und Melbourne mit 
1,309,496 Beſuchern und beide hatten auch günftige 
—— Ergebniſſe. Auf dieſen Ausſtellungen 
amen deutſche Fabrilate und Waaren wieder 
einigermaßen zu Ehren, die deutſchen Ausſteller 
mußten aber Anfangs viele Vorurtheile entkräften 
und leider auch beobachten, daß viele deutſche Er— 
——— unter fremdem Namen in überſeeiſchen 

ndern Eingang gefunden hatten und ohne joldyen | 
unverläuflih waren. Das unglüdlice Wort von 
Neuleaug wirkte immer noch nad). | 

5) Die Weltausftellung in Antwerpen, 
im Ganzen glänzend verlaufen und wieder mit 
Ehren für Deutichland. 











großartig, mit 405,060 Mark Reinertrag, 


ungen. 


6 und 7) Die nächſten Ausstellungen der Art 
follen in Baris und Berlin fein; für beide ift 
aber die Stimmung noch nicht günftig genug, für 
Baris die Zahl der offiziellen Abſagen oder doc 
ber Berweigerung der Mitwirkung der Regierungen 
u groß und für Berlin die Höhe der erforderlichen 
Fonds noch nicht gefichert. 

I. Ausftellungen mit internationalem 
Charafter, aber nur für Einzelleiftungen 
oder Ausftellungen lokaler Natur A, 
bezw. waren, abgejehen von rein landwirhichaft- 
fihen Ausftellungen, die folgenden: 

1879 Berlin. Die große Gewerbeaus: 
ftellung, welche weſentlich dazu beigetragen hat, 
das Vertrauen auf die Leiftungen in Deutichland 
wieder zu beleben. Die Austellung ſchloß mit 
einem NReinertrage von 500,000 Marf. 

Die Kunftgewerbe - Ausftellungen im 
Münden und in Leipzig mit großartigen 
Leiftungen und Erfolgen. 

1880. Die Filcherei - Ausftellung in 
Berlin, überaus reich beſchickt, felbjt von nina 
und Japan, und außerordentlidy anregend für den 
Deutihen Fiicherei-Berein und für die Hebung 
der Fiſchzucht. Bon großem Werthe war aud 
die Darftellung der einichlagenden Literatur, von 
den ältejten Zeiten an, und das ftatiftifche Material 
über den Umfang und die Bedeutung der Filcherei 
in den einzelnen Ländern. Der Reinertrag war 
500,000 Mart. 

Die große Montan- und Metall-In— 
duftries Austellung in Brüfjel und cine 
Ausftellung in Düffeldorf, auf welcher be- 
fonders der Kohlen- und der Eifen-Bergbau mit 
ihren Erreugniffen gut vertreten waren; auch diefe 
brachte 500,000 Mark Reinertrag. 

1881. Die Allgemeine Patent— 
a Tre a ch 
in Franffurt a/M.; diefe Ausftellung war 
jehr nüßlich, jehr anregend und dankenswerth, 
ſchloß aber mit einem Defizit von 400,000 Mart. 

Die Landes» und Gewerbe-Ausftellung 
in Stuttgart, glänzend verlaufen mit 300,000 
Marf Reingewinn. 

Die Ausftellung in Brafilien — Borto 
Alegre, bei welcher das Ausitellungsgebäube vor 
Schluß abbranute, 

Die Provinzial- und ſpäter erweiterte 
Ausftellung in Halle mit einem Defizit von 
100,000 Marf. 

1882. Die Ausftellungen in Mostau, Edin- 
burg (Fiicherei, Schwah), Bordeaur (Wein 
und Spirituofen) und Nürnberg, Landes, In- 
duftrie-, Gewerbe: und Kunſt-Ausſtellung, ſehr 
zu 


und 


Gunften des Germaniihen Mujeums. 

1883. Die großartige Fiicherei-Ausftell- 
ung in London, die Musftellung für 
Bergbau, Hüttenmwejen, Stein», Thon-, 
Glas-Induſtrie in Madrid, die Allg. Aus 
ftellung in Amfterdam, desgl. Ausstellungen in 
Kallutta und in Nizza, die um ihrer Wirkungen 
willen berühmt gewordene Hygieine-Aus— 


Ausjtellungen. » 


kellung in Berlin, weldye im Jahre 1882 jtatt- 
Anden jollte, aber durch Brandunglüc vertagt werden 
außte, die große Ausstellung in Zürich, die groß- 
ertigfte, welche die Schweiz bis dahin ermöglicht hatte, 
und eine 
in Trieft, 





119 
‚Schweinen war ziemlic das Beſte der Bucht: 
richtungen und gut vertreten; die höchſten Preiſe 


re die Amerifaner. An Zuthaten zu den 
ich- Ausstellungen, welche immer reichlicher aus- 


Dejter. » ungarifde Ausftellung | fallen, fehlte es auch in Hamburg nicht; am meiften 
welche dur politiihe Ereignifje | Aufmerkſamkeit erregten die Feldeiſenbahn, die 


nn. Wetterſchaden weſentlich beinträchtigt | Molterei- Ausstellung (Geräthe u. j. mw.) und die 


DUrTDE. 
1854. Eine jehr reichhaltige und gut gelungene | 


Filcherei-Ausftellung mit allen Vorrichtungen zum 
Einjalzen, Räuchern u. ſ. w. von Fiſchen und 


Austellung Oeſter. Landesprodufte in Fiſchpräparaten. 


Steyer und eine große Austellung in Turin, 
vide beftens gelungen. Neu waren für diejes 
Jahr die von der deutſchen Geogr. Geſellſchaft 
uud von dem Bentralverein für Handelägeographie 
ranfialteten Ausjtellungen fremder Erzeug- 
zijje, argentinifcher in Bremen und meri- 
!aniiher in Berlin. 

I. Landmwirtihaftlihe Uusftellungen 
dbejonderer Art. Zu diejen gehören: 
188. Die Junternationale Thier- Aus: 
sellung in Hamburg, veranjtaltet von 111 
Kaufleuten als Geranten, in Erinnerung an die 


länzenden Erfolge der Austellung vom Jahre 1863 | 


mit 162,884 Befuchern), aber als Spekulation 


verunglüdt, weil ein Defizit von 170,940 Mark 
u de Unglüdlich 
"ar die Ausitellung war die Abhaltung eines Feftes | 


‚u deden blieb (102,907 Bejucher). 


%# dentichen Sriegerbundes bis zum Tag der Er- 
ffuung, weil dadurch die Franzoſen und die Dänen 
m Zurüdzichen der Anmeldungen veranlaft 


worden waren, ferner die übergroße Hige und ans 


Yaltende Dürre in der Umgebung jchon jeit Wochen 
sorger, jo dab die Thiere ftart litten und jelbit 
Todesfälle (bei Schweinen er, zu verzeichnen 
waren; als ungeſchickt muß auch der hohe Ein- 
mitäpreis bezeichnet werden; troß der nanıhaften 
Breite für Entraͤe, Speiſen und Getränke mußte 
nochmals im Innern die Vorführung der Pferde 
at hohem Eprtra-Eintrittögeld bezahlt werden. 
Die Ausftellung blieb eine nordiiche; die Nord: 
und Dftiee-Staaten, außer Dänemark, waren gut, 
De mitteldeutichen ſchwach, die jüddentichen, Deiter- 


od Ungarn, die Schweiz und Frankreich wicht | 
der fait gar micht vertreten und aud England | 


hatte nur wenige Thiere gejendet. Ueberwiegend 
war Ildenburg in Pferden und Rindern; von 
een war der größte Theil Niederungsvich. An- 
erlannt werden konnte, daß feit der Ausstellung im 
Jahre 1863 große Fortſchritte in der Zucht in 
Teutichland gemacht worden waren. Die ge 
ablten Breife waren gegen die bis dahin gewohnt 
seweienen jo hohe, dab für die Viehzüchter in 
zeutihland eine ganz andere Zeit gelommen zu 
ein ſchien: für deutſche Hengfte ſchweren Schlages 
wurden bis 6000, für leichtere bis 4000 und 
Abſt 12,000 Mark, SKremper-, Marich- und 
Siffter - Marich-Hengfte 5--6— 7000 Mart, für 
dannöverſche Hengfte 3000 Mark u. ſ. w. gefordert 
end auch theilweiſe willig bezahlt; gutes Milchvieh 
kam in einzelnen Eremplaren auf mehrere Taufend 

Hohes nterefje erregten die Angeler 
Kühe mit 4000 1 Michertrag und das Heine Tele- 
mad Vieh ans Norwegen. In Schafen und 


Die Ausstellung war zugleich das Begräbniß 
der Deutichen Vieh- und Herdbuch-Geſellſchaft und 
dad Geburtstagsfeit der Wanderverfammlungen 
der Studierenden der landw. Lehranftalten in Ver- 
bindung mit alten Herren. Der erfte Kommers 
verlief zur alljeitigen Yufriedenheit, wenn man 
von dem allzu reich geipendeten Weihrauch für die 
Eitelkeit einzelner Herren und bejonders der Rhein- 
länder abjchen will. 
| 1884. Die große Internationale Aus— 
'ftellung in Amfterdam, veranstaltet von den 
' Niederländischen landwirthichaftlichen Vereinen, ſehr 
reich beihidt von den Niederlanden, dann von 
‚ Frankreich, Belgien, England, Norwegen, Schweden 
und Oldenburg, nur wenig vom fonftigen deut- 
ichen Reich, der Schweiz, Ocfterreich-Ungarn, Däne- 
mark, Amerita. In der Mbtheilung Pferde 
wurden bejonders die jchweren Schläge bewundert; 
beſte Geldernjche Stuten mit Fohlen kamen bis 
auf 3400 Markt. Die Abtheilung Rindvieh mit 
1200 Nummern hatte eine vorzügliche franzöfiiche 
Ausstellung mit 159 Nummern, überwiegend aber 
hollandiſches Vieh, beſonders Nordholländer, Friejen 
und Groninger, beliebt wegen des Strebens nach guter 
Entwidelung der Vordertheile mit gefunden Lungen. 
| Stiere wurden mit 800 bis 1360 Mark und in 
beiten Eremplaren mit 5100 bis 18,700 Mark 
bezahlt; die befte Milchkuh (PB. B. Bosma-Adhttars- 
pelen) gab 34,5 1 Milch täglich, die befte Milch 





eine Kuh mit 18 1 Ertrag pro Tag (J. Poſch- 
Weſtword). 

on der im Futteranſpruch genügſamen Terel- 
race gab eine Kuh 30 1 pro Tag; ſie foll nad) 
dem Kalben, 1 Monat vorher, 40 1 gegeben haben. 
Eine prämiirte Kuh hatte einen Euterumfang von 
97 cm und in der Milchzeit vom 7. September 
1383 bis 7. Juni 1884 im Ganzen 6900 I Milk 
gegeben. 

Stiere der franzöſ. Normannen-Rage wurden 
mit 1100 bis 1350 Mark, Kühe (zu 32 1 Mild) 
mit 1200 Mark und höher bezahlt. Die Heinen 
Bretonen waren qut vertreten; — einzelne Kühe 
gaben bis 12 1 Milch täglich. 

Die von den Amerikanern für ihre Bntterwirth- 
ichaften beliebten und body bezahlten Kühe der 
Kanalinfeln waren mit Jerſeys am Platze. 
— 1,17 m body — und bei diefen gab es 18 bis 
20 1 Milch pro Tag, bei dem anerkannt höchiten 
Fettgehalt der Mil eine ftarte Leijtung. 

Unter den Schafen mit 419 Nummern wurden 
die englijchen — die franzöſiſchen Ram— 
bouillets und Soiſſonais (1 Jahr alte Lämmer mit 
60 kg Lebendgewicht für 800 Mark) am meiſten 


120 Ausſtellungen. 
beachtet. Unter den Schweinen waren England | — 11 vollftändige Molkerei-Einrihtungen in Thätig- 
und Deutſchland gut vertreten. Die Abtheilung | keit — nahmen auch hier die Zentrifugen das meifte 
Butter, Käje, Milh und Milchpräparate ) Intereffe in Aniprud; vertreten waren Burmeijter 
mar vorzüglich befchict, aber nicht von Deutſch- und Wain, für 600 — 300 und 80 | pro Stunde, 
land, dejjen Anmeldungen zurüdgezogen letztere mit Betrieb durch Ejel oder Bonies, de Laval, 
worden waren. Die Erzeugniffe von Holland, | Lefeldt und Lentzſch; ferner gab e3 gute Butter- 
England, Franfreih, Belgien und der Schweiz maſchinen, bejonderd die Email-Buttermaſchinen 
wurden mit Necht bewundert. In der Abtheilung |von J. Dürkoop - Braunschweig. Die Abtheilung 
Maſchinen waren von Milchzentrifugen alleSyſteme Wiſſenſchaftliche Gegenſtände hatte 74 
ausgeſtellt und in Thätigkeit; den erſten Preis er- Ausſteller. Im Ganzen hat die Ausſtellung viel 
hielten die von Burmeifter und Wain in Kopen- Bewunderung erregt und verdient. 
hagen; die dänische Tafelbutter gilt zur Zeit al3| 1885. Die Allgemeine Landesausftellung 
die beite auf den englijhen Märkten; holländische |in Budapeft, landw. Abtheilung, eine groß- 
Butter Hatte Preife von 280 bis 300 Pfg. artige und gut arrangirte Ausftellung, welbe all- 
Al neu wurde eine Erbbewegungsmafcine, | gemeinen Anklang ja und gezeigt hat, im 
welche 1000 kg Erde aufhebt und weit entfernt welcher Weife fih Ungarns Landwirthichaft in den 
ablagert, bewundert. Andere, alle reichlih und legten Jahren entwidelte; die ganze Ausſtellung 
mit viel Schenswerthem verjchene, Abtheilungen wird als die fchönfte und umfangreichite nach der 
gab es noch für Lehr- und Hilfsmitel, für | Zuriner gejchildert, beihidt von 20 Ländern im 
Bienenzucht, Sefügel und Kaninchen und der internationalen Abtheilung, ausgezeichnet durch 
für Thierfhugmittel. Im Ganzen war für prachtvolle Pavillons und Kollcktiv-Ausftellungen 
den Mollereibetrieb viel zu lernen und um fo der Großgrundbefiger, der Staatsgeftüte, der Lehr— 
anftalten, der Komitate, der Vereine, der geiftlichen 








mehr der ſchwache Beiuh aus Deutjchland und. 
der Mangel an Betheiligung zu beflagen, als das Stiftungen u. ſ. w., jowie mit befonderen Hallen 
nächte Jahr Deutſchland jelbft eine derartige Aus« | für Molferei-Erzeugniffe Ungarns, für ungarifche 
ftellung in Ausjicht hatte. Beine, für Tabaksregie, für Forftwirthichaft (Reich- 

1884. Die Molkerei-Ausftellung in thum an Hölzern, roh und verarbeitet, Holzwaaren 
München, veranstaltet von dem Landwirtſchaft- u. ſ. w.), für Garten, Wein- und Objtbau, für 
lichen Berein in Bayern und von dem deutichen | Viehzucht und thierifche Erzeugniffe, für Berg- und 
Milchwirthſchaftlichen Verein als zweite Austellung ı Hüttenweſen und Geologie, für Induſtrie der Xebens-» 
der Art, abgehalten im Glaspalaft mit 39,000 | mittel (Mühlgemwerbe, Fleiichiwaaren, Zuder, geiftige 
Mark Koften und ausgezeichnet dadurd) daß der | Getränke u. j. w.), für Thon», Glas⸗Induſtrie, für 
Katalog (verfäuflih auch fpäter noch durch das wiſſenſchaftliche Apparate, fiir Majchinen, für —— 
Gen. Komitee des Landw. Vereins für 1 Mark) induſtrie. Oeſterreich, Italien, das Deutſche * 
zugleich gute ſtatiſtiſche und ſonſtige Abhandlungen England, Dänemark, Schweden, Norwegen, Ruß— 
enthielt und genauere Angaben über die wirth- land, Algier, China, Bombay, Braſilien, Vene— 


ſchaftlichen Verhältniſſe der Ausſteller. 
der Ausſteller war 1284, die der Nummern 3031, 
auf J. Milch, Rahm, Milchprodukte und 
Präparate kamen 1072 Ausſteller und 1413 
Nummern, die konſervirte und die kondenſirte Milch 
war mit undohne Sahne, mit Malzextralt und in faſt 
allen Arten jehr reichlich vertreten, die Butter als 
ungejalzene, 201 Nummern (befte ans Württem- 
berg und Oberbayern), gefalzene, 236 Nummern 
(befte aus der Hildesheimer Gegend), Danerbutter 
73 Nummer (befte aus Holſtein), Bräjerpirte 
Butter (3 Jahr alt) von Ahlmann & Bonfen 
Hamburg, als Borbrud- oder Molkenbutter 
und ald gejhmolzene Butter, U Nummern, 
vorzugsmweile aus Süddeutichland. 

Die Feinheit der vorzüglichften Tafel- und Thee- 
butter in Amfterdam wurde nicht erreicht, in Käſen 
aber bewies die Austellung — 771 Ausfteller —, 
dat mindefteus von Einzelnen fo Borzügliches wie 


Die Zahl | zucla, Bosnien, Bulgarien, Serbien, Rumänien, 


die Türkei mit Syrien und Paläftina hatten die 
Internationale Abtheilung beihidt. Vorzüglich 
waren die Beftände in Vieh und darunter bejon- 
ders die in Pferden. 

An Kulturpflanzen waren 55 vertreten; im 
der internationalen Abtheilung als neu von Italien 
peicict die Geſpinſtſtoffe aus der Sinfterart Genista 

inorum, welche den Hanf zu Seilwerk übertreffen 

foll und ergiebiger ift, aus China die Geipinft- 
pflanzen aus den Neffelarten, beſonders — chin- 
mai-yien — Urtica tuberosa, zahlreihe, zum 
Theil auch für uns brauchbare, Arzneipflanzen, 
zwei Wafferpflanzen mit eßbaren Früchten — 
Nelumbium specosum und 'Trapa bicornis, — 
eine reidartige Setreidepflanze — ma-ü-mey, deren 
Halme vorzügliches Flechtwerk geben, kultivirbar 
ohne Sumpfboden, eine neue Sojabohne u. f. w. 

Großartig waren die Ausftellungen von Woll- 


irgendwo jonft geleiftet wird und im Ganzen der | vliehen und Wollen, viel beachtet wurden die Torf- 
Stand der Kälerei am Borzüglichften im All- präparate: Stallftren, Platten zur Quftreinigung, 
gäu ift. ı Bappenftoff, Torfwolle, Kleidungsitüde —, ferner 

An der Internationalen Abtheilung waren nur die getrodneten Gemüje und Obſtarten, 
Deiterreih- Ungarn, die Schweiz und Dänemark | welche reich vertreten waren und für melde bie 
vertreten. amerifanifchen Alden-Apparate, mit patentirten 

In der Abtheilung Betrieb3mittelund Hilfs» | Luftvertheilern verbefjert, und die Trodenapparate 
ftoffefürMilhwirthicdhaften— 126 Ausiteller | von Teller und Hinjch, das Syitem Graf Attems 


Ausstellungen. 


u. f. w. in Zhätigfeit waren. Die Abtheilungen 
Bienenzudt, Geräthe, Hausinduftrie boten 
Sorzügliches. Auch hier gab es verſchiedene Sy- 
keme der Zentrifugen in Thätigfeit. 

Unter den Thier-Ausftellungen hatte man nicht 
zur die vorzügliciten (Ausjtellungs-Thiere), jon- 
dern aud für alle bemerfenswerthen Racen bie 
richtigen Race-Eigenthümlichkeiten ausgeftellt. Starf 
ımd jehr gut vertreten waren beim Rindvieh die 
Tinzgauer mit Abarten aus dem Diten Ungarng, 
dad Arbeits- und Fleiſchvieh der ungarijch-jieben- 
bärgiishen Racen, dad Maftvieh für Spiritus- 
Birtbichaften und Domänen — (meift Short orn⸗ 
Kreuzung, beſte Marktwaare als Ziel; 1%/, bis 3 
Jahr alte Ochien zu durchſchnittlich 650 kg, von 
Büffeln ein ftjtüd von 24 Jahr alt) und für 
Rildwirthihaften in Städten, meiſt Schweizerblut. 

Die Zuchtſchafe — 2084 Nummern — glänzten 
deſonders in Eleftoral-Negrettis —— — mit 
kg Gewicht und 2,5 kg Schurgewicht); die 
Naftihafe — 981 Stück — zeigten auch unter 
den Merinos von 18 Monat alt Gewichte bis 
°7 kg und gute Konjummwaare. 

Die Pferde-Ausſtellung (Oktober) brachte 
den ganzen Reichthum des Landes an guten Ar- 
beit“, Wagen», Reit- und edlen Pferden zur Dar- 
Rellung und glänzte bejonders durch die Staats- 
geitäte, die faijerlichen Zuchten, die der Privaten, 
aber auch durch manche Leiftungen von Meinen 
Smdtsirtien und Bauern. Zucht- und Arbeits- 
finten ſchwerer Schläge gingen für 1000 bis 
1600 Marl, 5—6 Monate alte Fohlen für 300 bis 
Mark, Aderpferde für 500 bis 3000 Marl, 
Sodraus 3—4 Jahr alt für 2400 und ausnahms- 
weise ſelbſt für 3200 und 4400 Mark, Rutichpferde 
zu 1500 Mark, Pinzgauer Hengjte zu 3000 Mart 
u. f. w. Ausgeſtellt waren 830 Stüd vorzügliche 


1885. Maftvich-Ausftellung in Berlin. 
die feit 11 Jahren in Berlin abgehaltenen Mait- 
vieh-Ausjtellungen hatten ſich immer eines großen 
Berialls zu en Er und waren auch gut 

re 1 


5 zeigte fi) aber eine be» 


ıtya in der Zahl der ausgeftellten 
ere aller 














rt und bejonders das Fehlen be- 
Es gab nur 652 Nummern, 
und 997 Thiere gegen 950 
mmern, 193 Aussteller und 1357 Thiere noch 
Sabre 1884. Diejenigen, welche den Beran- 
m und Denen, welche über das Preisrichter- 


* verjehen Hatten, nahe ſtanden, erklärten den 
dig: ige der Lage der Landwirthichaft | fichtigt um das hödjite Lebend- 


als 
reife. Andere aber machten 


ed ee ng und die Preisvertheilung 
\2 und jprachen fich zum Theil 
babin aus, dab durch die Art und Weiie, 
Ausftellungen jet gejtaltet würden, der 
ichaft mehr geichadet als genügt würde 
2g ate-@gse rien inder Hannöv. 2.-u.%.- 
da — * 
hätten. nmacher erhielten die 
Bon Anderen 












| wird bemerkt, | jchafzüchter entjchieden zurüdgezogen. 
mit Fettmaſſen über den Bes | ftellung bot aberdoch viel Beachtenswerthes und große 


121 


darf nach der Praxis gar nicht berüdfichtigt werben 
follten, und daß bei der Prüfung des Fettgehalts 
auch mehr die Fütterung und die dadurch erzielte 
Art des Fetts berüdfichtigt werden müßte. Die 
—— mit viel Mais und überhaupt mit viel 
ohlehydraten bewirfe lockern Sped; Schweine, 
welche mit ſolchem Futter gemäſtet würden, zeigten 
deutlich zwei verſchiedene Speckſchichten, eine —* 
und eine lockere, 
land⸗ Chinas. 

Ein lebhafter Streit entwickelte ſich zwiſchen 
Behmer und v. Nathuſius-Königsborn („Land- 
wirthſchaftliche Thierzucht“ 1886. No. 211, 212 
bis 214, 218 bis 220 u. j. w.), bezw. zwifchen den 
| Anhängern der 100 grädigen Sfala von Behmer 
Iund der „grobjlaligen” Points-Beitimmung nad) v. 
ne deſſen Anfhauungen maßgebend für die 
Ausstellung geworden waren. 
| E. U. Brödermann-fregendorf glaubt, 
daß gewiffenhafte Breisrichter fich unmöglich durch 
die Nathuſiusſchen Vorſchriften beengen laſſen 
fönnten und daß bei ſtrikter Befolgung Ungeheuer— 
lichkeiten in der Schätzung ſich ergeben müßten. 
Bohm- Leipzig (Fühlings Landw. 3. 1885, 
Juni und Juli) eiferte beſonders gegen den Rück— 
Ichritt zu einer Konſum⸗Fleiſch-Konkurrenz — „Fett: 
vich-Augftellung“, d. h. die zu große Berüd- 
fihtigung der Intereſſen der Schlächter und die 
Bernachläffigung der Intereſſen der Züchter. Bergl. 
dazu aud „Ma ah ung oder Fettviehaus⸗ 
jtellung“ in D. 2. Pr. No. 35, 1885. 

Gen.Sekr. Mendel Oldenburg hat amklarſten 
ſich über die wahre Urſache der Erſcheinung des 
ſtarklen, auch in Wien auf der Ausſtellung im März 
beobachteten Rüdgangs ausgeſprochen. Er unter- 
ſcheidet mit Recht die landwirthichaftlihen In— 
tereffen, welche Frühreife, intenfive Maft, hohes 
Gewicht, Formſchönheit und Aſſimilationskraft 
verlangen, und die Iofalen Konſum- oder Marft- 
intereffen, welche nicht wie jene das Gleichartige 
und Bleibende, jondern das ftet3 nad Zeit und 
Ort Veränderliche erheiihen. Der tzger legt 
den Werth auf Durchwächſenheit, Fettbildung, 
Taler, hohes Schladhtgewicht u. j. mw. Früher 
| habe man zuviel das landw. Intereſſe berüds» 
ſichtigt, jegt begünftige man — in Berlin mwenig- 
ſtens — zu jehr die Marftfragen und die (Ber- 
liner) Lokalanſprüche. Man werde zwei Prämi- 
irungen einführen müffen, eine landwirthichaftliche 
und daneben eine lofale. 

Für Berlin wurden die Konfurrenzen berüd- 
und das höchite 
Schlachtgewicht, um desgl. für den Wlterstag und 
um die höchſt prämiirten Thiere in derjelben Ab» 
theilung. Die Art, wie die Preisrichter nad 





ejonders Lincolnjhires und Po- 


Nathuſiusſcher Vorſchrift enticheiden follten, ſcheint 
hier am meiſten zur Verſtimmung beigetragen zu 
haben. 


Von Einzelnen wurde auch darüber ge— 
flagt, daß mit der Altersangabe viel Humbug ge— 


‚trieben worden jei. 


Bezüglih der Schafe haben ſich die Frleifch- 
Die Aus 


122 Auftern — Auftralien. 


Leiftungen in den verſchiedenen Abtheilungen, | jchotten (behornt mit langen Hörnern). Devons, 
Lebend- und Schlachtgewicht, melde nur nod | Sufiex, Wallijer fonturriren noch mit; 24 engl. 
wenig verſchieden von denen der englischen Fleiſch-⸗ Ztr. war das höchfte Gewicht auf der legten Aus 
ichafe find; es gab z. B. Schlachtgewichte bis 71,18°/, | ftellung, erzielt von Hereford-Shortorn Kreuzung. 
und Lebendgewichte bis über 100 kg und mehr. | Bei Schafen jtehen die Southdowns im Gewicht 
In der Abtheilung Rindvieh beobachtete man | obenan: 10 Monate alte Lämmer zu BO kg er 
bedeutend weniger Kreuzungen; die daraus ges | hielten den I. Preis, Orxfordigire-Hammel von 
zogene Schlußfolgerung, daß die Züchter ſich vor- 21 Monat alt mit 22, Ztr. den II. Preis. 
jugsweife an Reinzuchten hielten und deshalb die) Bon Schweinen find Berkihires, ſchwarze 
Kreuzungsprodutte abichafiten, ift für die Beob- Race und große, mittlere und Heine weiße Race 
achtungen zwiſchen zwei Jahren jchon eine allzu | die Kategorien, um melde es fich handelt, bezw. 
tühne; das Wegbleiben von Kreuzugsthieren in 


größerer Zahl erflärt fich aus obigen Darftellungen 
von jelbft. Unter den Kälbern wurde ein Stüd | 
pommerjcher Landrage — 51 Tage alt — 125 kg 
ſchwer — zu 192 Mark verkauft; 1 kg. Lebendge- 
wicht Maſtkalb ftellte jih auf 0,9 bis 1,2, im 
feltenen Ausnahmen bis auf 1,5 Mark. 

Die Schweine, welde befonders von Medlen- 
burg » Strelig geliefert waren, wurden alö der 
Glanzpuntt der Ausftellung bezeichnet. Hohe 
Frühreife, gut proportionirte Figur, Körpertiefe, 
Feinknochigkeit, vorzügliche Entwidlung der Haupt» 
fleifchpartien werden als in jo hohem Grade er- 
reicht bezeichnet, daß es des Bezugs engliſcher 
Schweine nicht mehr bedürfe; die deutſchen 
Züchter ſeien auf dem beſten Wege, die 
engliſchen zu übertreffen. Mit dieſem Ur— 
theil mag man ſich über den Rückgang in der Be— 
Ihidung tröften, zumal diefer nur vorübergehend 
fein kann, wenn mandie Urſachen bejeitigen — will. 

Auf den großen Jahres» Uusjtellungen 
de s Smithfield Elub in England weiß man 
von deratigen Streitigleiten und Bedentlichkeiten 
nichts und prämiirt nach wie vor die hervorragenden 
Leiftungen in Gewicht, Schlachtgewicht, Tyettgehal‘, 
Güte u.j.w. Die Ausstellungen find von Tauſen— 
den beſucht, geben ſehr anjehnlihe Einnahmen, 
bringen das Befte der Zucht des ganzen Landes 
und belohnen dieſe Leiftungen allerdings mit 
Tränen, an welde man bei uns nicht entfernt 
denken Tann: 4200 Mark für den beiten Ochſen 
nebft der großen goldenen und filbernen Medaille, 
1400 Mark für die drei beften Schafe, 600 Mart 
für die beften Schweine. Die Urtheile der Preis- 
richter werden vor Eröffnung der Ausftellung | 
gefällt und ſofort befannt gemadt; jedes Thier 
ift mit Alter, Gewicht und mit dem Namen des 
Züchters und des Ausſtellers bezeichnet. Die, 

Öchften Gewichte beim Rindvieh zeigen bald die 

hortorns, bald die Hereford, bald die Weſthoch⸗ 





qkm 

Neu:Siüd- Wales 800,780 
Rirtoria 227,610 
Queensland 1.730,630 
Eüdauftialien 983,655 
We auitralien 2,527,530 
Tadmania 6R.308 
YeuSceland _ 290,892 
Auftralien und Neufeeland 6,608,856 
Fidichi⸗· Inſeln 20,807 
Nördlices Territorium 1,866, 120 

Auftralien 

Eingeborene | Meusseel and — 
7,985,780 


die, nad) welchen die Thiere gruppirt werben. 

Eine Ausjtellung für Moorkultur (Boden, 
Früchte, Meliorationsprojefte, Hilfsmittel zur 
Melivraton, Dungmittel, Maſchinen, Geräthe, Feld- 
bahnen u. j. w.) ala Abtheilungen eröffnete (Februar) 
die Reihe der NAusftellungen für 1886 (Berlin). 

Die Gewerbe-Ausftellung in Berlin für 1888, 
veranihlagt mit 6 Mill. Mark Ausgabe und 4 
Mil. Markt Einnahme bei 15,000 Ausjtellern und 
täglih 15,000 Beſuchern, zu welcher aljo Stadt 
und Reich 2 Mill. Markt Zuſchuß geben ſollen, 
ift noch ungewiß, da der Bundesrath die Zuſchüſſe 
abgelehnt hat und die Großinduſtriellen Be: 
ſchickung abgeneigt find; das Unternehmen wird 
aber um jo eifriger von Anderen verfolgt und ge- 
fördert. Die erfte Gewerbe-Ausftellung in Berlin 
im Jahre 1879 hatte 2000 Ausiteller, 9000 Be- 
fucher täglih, 1,124,500 Markt Einnahme und 
676,700 Mark Ausgabe, aljo bedeutenden Ueberſchuß. 

Austern, ſ. Fiſchzucht. 

Auſtralien; mit dieſem Namen bezeichnete man 
früher die geſammten Inſeln zwifchen Afien und 
Amerifa im füdlichen Meere, jomweit fie nicht als 
zu Aſien (j. d.) gehörend betrachtet wurden, jebt 
veriteht man darunter nur noch die große Inſel 
Nuftralien oder dieje und die Nachbarinjeln und 
bezeichnet die Geſammtheit aller anderen Inſeln 
und Inſelgruppen als Ozeanien; dieſe haben 
auch für Deutichland jetzt durch Erwerbung von 
Schutzherrſchaften und Land Intereſſe, die große 
Inſel Auſtralien, von welcher man auch als Kon— 
tinent im Gegenſatz zu den kleinen Inſeln ſpricht, 
— ein ſolches für die Landwirthe als wichtiges 

usfuhrland, beſonders für Wolle. Feſtſtehend 
find dieje Unterjcheidungen noch nicht. Die Eng- 
länder verftehen unter der Kolonie Auftralien den 
Kontinent, Tasmanien, (vormals Ban -Diemens- 
land,) Neufeeland und Fidſchi-Inſeln. Demgemäß 
rechnet auch der Gothaiiche Hoflalender, wenn er 
unter der Kolonie Australien angiebt: 


Einw. 
Eluw. aufigkm 
869 810 (388,813 weibl ı 1,0 
931.70 (438,706 pi 4,0 
287,475 (117,485 ) 01 
304,516 (147,926 und 0,3 
31,700 (13695 .) 0,01 
126 230 ı 59,318 a: 1,2 
540 877 (246,212 ar. 2,0 
8.091.887 +1,408,085 meibt.) 0,4 
129,89 (58,354 a. e2 
4,263 517 Europ., 3725 
Ehin. o0Mainien) 
55.000 
44,097 
3,325,140 04 


Auftralien. 1% 


ee ofen: Angaben von Hapter, „Austra- 
for year 1881 and 1883, Melbourne, 
zab nad ben Arealberechnungen von A. J. Stene, 
Serveyer General of Victoria.) 

Untericdyieden werden demnad Australien, Neu— 
keland und anderweitige Gebiete. 

In Meyers Konverjationd-Lerilon wird 
ımter Auftralien nur der NAuftralfontinent mit 
Tasmania behandelt und zwar Neuſüdwales, Victoria, 
ZSüd- und Beftauftralien, Queensland als Auftral- 


tontinent mit qkm Einw 
7,627,822 u. 2,424,785 
rd Tasmania und Neu: 
eland ala Auſtraliſche 
mit 341,755 „ 667,097 
7,969,587 „ 3,091,882 
Für die Geſammtheit der Inſeln, welde man 
eat ald Ozeanien bezeichnet, find 1,256,247 qkm als 
Fade ngegeken, jo dab auf Auftralien im früheren 

inne 9,225,844 qkm zu rechnen wären. 

in über die einzelnen Kolonien 
und zum Theil jehr beträchtlid, von denen 
iellen Statiftit ab; im Ganzen find, wenn 
non den Fidſchi⸗Inſeln abſehen will, 4614 qkm 


zunne 









N. T. bezeichnet, wird zu Südauftralien, 
es grenzt, gerechnet, jo daß dieſe 
mit Alerander-Land) die Mitte des ganzen 
bildet und von Norden bi8 Süden 
; Sübdauftralien wird bei Meyer aber 
f ‚611 qkm gerechnet, nad) der offiziellen 
bei Hahter werden gerechnet: 
Südauftralien 983,655 qkm 
Nördl. Territorium 1,356,120 


” 


zufammen 2,339,775 qkm; | d 


die Zablen ſtimmen alio nicht überein; Gleiches 
gilt für die Angaben von Tasmania, Neu-Seeland 
Neu⸗Süd-Wales und Victoria. 


22* 


fach Verſuche gemacht, ſich zu einer Föderation zu 
vereinigen Beſtrebungen, gegenüber welchen man 
ſchon von der Abficht, jih vom Mutterland zu 
löjen, gejprochen hat. An den Konferenzen diefer- 
halb hatten ſich auch Abgeordnete der Fidſchi— 
Juſeln betheiligt; fie haben bis jegt zu feiner Ver— 
ftändigung geführt; unter den einzelnen Kolonien 
befteht eher die Neigung zur Trennung, Eiferjucht 
und nachbarlicher Fehde, welche bei Eijenbahn- 
anlagen oft fich geltend machte und die zwei— 
maligen jich aufeinander folgenden Ausitellungen 
in Sidney und Melbourne zur Folge aa: die 
legtere Stadt wird jetzt als die Feine Kolonie 
bezeichnet. 

Die Zahl der Ureinwohner ift nicht genau be- 
fannt; in Bictoria giebt es faum noch 700, iu 
Neu-Sid-Wales etwa 1600, in Südauftralien 6300, 
in Queensland 20,000, in Neufeeland etwa 44,000, 
zujammen aljo wenig über 72,000 Köpfe. 

Der Religion nad) überwiegen die Proteftanten, 
welche aber in viele Sekten zerfplittert find; an 
72%, der geſammten Bevölferung find als Pro— 
teftanten zu rechnen, für Katholifen etwas über 
21%/,; die Israeliten find etwa 11,000 Köpfe, die 





met. Das nördliche Territorium — oft | Mohamedaner, Ehinefen, Bolynefier zuſammen 


| etwas über 1,6%, und auf jonftige mit nicht be- 
fannter oder anderer Religion fommen faft 3 %,, 
auf die Ureinwohner etwa 2%/,. 

Dem Geburtsland nad rechnet man auf Groß- 
britannien gegen 23 und 24%, auf das Deutſche. 
Neich kaum 2%,, auf China etwas üher 1%/,, auf 
in der Kolonie Geborene faft 60 %/,, der Bevölkerung; 
alle in der Kolonie geborenen Kinder werden an 
diefen gezäblt; man nimmt an, da etwa 41,000 
und mit ihren Kindern über 100,000 Deutiche in 
en Kolonien wohnen. 

Nach der Statiftit von Hayter, 1884 in Mel» 
| bourne erichienen, betrugen für die 7 Kolonien 
‚im Jahre 1882 die Einwanderung 173,262 Köpfe, 


Bei Brodhaus Konverjationslerifon wird Süd- die Auswanderung 120,286 Köpfe, der Ueberichuf;, 
Auftralien mit dem Nord-Territorium unterfchieden | aljo 52,976 Köpfe, 1883 die Einwanderung 


in Rord-Auftralien — Alexander-Land (in der 
Mitte) und Südanftralien; für den Kontinent find 
7,627,832 qkm und für die Kolonien im Ganzen 
7,967,406 qkm angegeben, für Südauftralien mit 
dem N. T. zufammen 2,341,611 qkm, Schäßungen, 
welche alfo wieder etwas verjchieden find. 

In der neueren Statiſtik wird ftets von den 7 
Kolonien geiprodhen und find darunter Victoria, 


215,275 Köpfe, die Auswanderung 140,372, der 
Ueberſchuß aljo 74,903 Köpfe. Der Ueberichuß 
der Geburten in dieſen Sahren mar 56,798 
und 60,930 Köpfe, die gefammte Vermehrung der 
Bevölterung aljo 109,774 und 135,833 Köpfe. 
Fir 1884 wird die Bevölterung mit 3,233,041 
Einwohnern angegeben, der Ueberſchuß der Aus- 
mwanderung über die Einwanderung für das Bor- 


der füböftlichfte Theil, Neu- Süd-Wales, das Ge- | jahr zu 78,126 Köpfe, der der Geburten über die 
biet nördlich von diefem, Dueensland, der ge Todesfälle zu 693,028 Köpfe, die gefammte 
lammte Rordoften bis tief unter die Mittellinie Vermehrung aljo zu 141,154 Köpfen. Die Kolonie 
zur Örenze von Neu-Süd-Wales im 289 j. Br., Auftralien zeigt demnad ein rajches Anwachien 
Süd-Anftralien mit Alerander Land und dem der Bevölkerung. 
Nord: Territorium, Weft-Aujtralien, ber ge! Un größeren Städten werden jebt jchon über 
jammte Weſten des Kontinents mit dem Kymber- | 15 gezählt; Melbourne (Bictoria) hat mit den 
lpDiftritt, Tasmanienund Neuſe eland zu ver- Vorſtädten an 324,400 Einw., Sydney (Neu-⸗Süd⸗ 
dehen. Für dieſe hat die offizielle Statiftit Wales) über 220,000 Einmw., die anderen erreichen 
3,195,246 Einwohner, ohne die Ureinwohner; bei die Hiller 70,000 noch nicht, über 50,000 Einw. hat 
Meyer find 3,091,882 Einw. angegeben, bei Brod: Mdelaide (Sid-Auftralien), über 20,000 Einw. 
baus 2,798,470 Einw. Die neueſte offizielle An- | haben 10 Städte (in Dueensland Brisbanc, in Neu- 
gabe für 1884 ift 3,233,041 Köpfe. Seeland Audland, Erifthurd und Wellington, in 

In den legten Jahren haben die Kolonien mehr- Tasmanien Hobart Town). An Weft-Nuftralien 


124 


ift Perth die bevöllertſte Stadt mit etwa 6000 
Einwohnern. 

Behörden. Die erften engliſchen Anfievlungen 
erfolgten als Verbrecherkolonien duch den eriten 
Gouverneur Kapitän Arthur Phillip, welcher 
am 26. Januar 1788 mit 11 Schiffen, 757 Sträf- 
lingen und 200 Soldaten in Botanybai landete, 
dann aber wurde als beffer geeignet Port Jackſon 
gewählt und hier am 26. Januar Sydney ge- 
gründet; fpäter find von hier aus weitere Straf: 
tolonien in den nächſten Jahrzehnten errichtet 
worden. Bald gab es aud genügend freie An- 
fiedler und jchließlich erwirkten es diefe im Jahre 
1848 in Neu-Süd-Wales, 1853 in Tasmania 
and 1868 allgemein, daß feine Verbrecher mehr 
eingeführt werden durften. Bon da ab hoben ſich 
die Kolonien raſch zur Blüthe. Jetzt giebt es in 
allen Kolonien Vollsvertretungen mit Ober: und 
Unterhaus, welche mit dem Gouverneur die Ge— 
feße erlaflen; General-Gouverneur, Lieute- 
nant3-Gouverneur, Oberbefehlshaber, 
Bräfidentendes Erefutivrathes, des Legis— 
lativrath3 EEE Eh BSLIENCEIL ENTE 0S, 
Minifter, RabinetjelretäreundOberrichter 
find die höchſten Beamten. Die katholiſche Kirche hat 
einen Erzbiichof-Kardinal in Sydney und einen Erz- 
bifchofin Melbourne, die anglikaniſche Kirche Bifchof- 
Metropolitane in Sydney und Neu-Seeland und 
einen Biſchof in Melbourne. 

. Finanzen. Die Kolonien haben ſämmtlich jehr 
ftarte Anleihen aufgenommen, um raſch Eijen- 
bahnen, Straßen, Telegraphen und andere öffent- 
7 Bauten herſtellen zu fönnen; die Schulden— 
laft ift daher jehr groß, ba aber alles nicht jchon 
in feite Hand übergegangene Land der Regierung 
ehört und die Landesverläufe, Zölle und andere 

uellen gute Einnahme bringen, jo ift der Stand 
der finanzen doch ein guter und ſelbſt da zu 
nennen, wo die Höhe der Schuld größer als 
irgend jonft in der Welt ift, wenn man fie auf 
die Kopfzahl der Bevölkerung vertheilt. 

Man hatte im Jahre: 

Mil. Raıt Mil. Mart Mill, Mart 


Einnabme Ausgabe Schulden 
1873 231,305 203,167 605,245 
1881 412,38 370,74 1919,780 
1883 446,80 425,70 2160,840 
1884 445,96 453,72 2417,020 


Das Budget für 1883 giebt die Summe der 
Steuern zu 167,755,300 Mill. Mark, pro Kopf zu 
54,2 Warfunddie Schulden pro Kopf zu 705,8 Marf 
an. Als Steuern giebt es Grund- und Gebäude- 
fteuern; das Mutterland bezieht feine Abgaben von 
den Kolonien und macht feine Ausgaben für diefe; 
es unterhält mur eine Flotte von 7 Schiffen. 

Die niedrigste Beftenerung hat Neu-Süd-Wales 
mit 43,6 Marl, die höchſte Weſt-Auſtralien mit faft 
10 Mark pro Kopf, die geringfte Schuldenlaft 
Fasmania mit 378 Mark, die höchite Neu-Seeland 
mit 1160,6 pro Kopf. 

Kriegswejen. Das Wutterland unterhält 
feine Truppen in den Kolonien, jondern nur für 
Küftenihug uud Seepolizei die fchon erwähnte 





Auftralten. 


Flotte von 7 Schiffen mit 14,205 t, 13,070 
Pierdefraft und 53 Kanonen, Die Kolonien ſelbſt 
haben nur ein Freiwilligenkorps, Bictoria befi 
‚eine Meine Flotte mit einem Banzertgurmichiff, 
einer Fregatte, 2 KRanonenboten und 2 Torpedo» 
fahrzeugen, zufammen mit 48 Kanonen, Neu- 
Sid-Wales Hat eine Dampfforvette und 4 Torpedo- 
boote, Süd-Auftralien einen Kreuzer, Ducens- 
land ein Kanonen» und Torpedoboot, Neujeeland 
4 Torpeboboote, Taamania eines. 

Verkehr. Im Jahre 1883 find im Ganzen 
für Ein- und Ausgang 14,779 Schiffe mit 
11,221,139t Gehalt verzeichnet worden. Den 
ftärkiten Verkehr hatten Neu-Süd-Wales mit 5361 
Schiffen und 4,006,237t, dann Victoria mit 4087 
Schiffen und 2,964,330 t, den ſchwächſten Weit: 
Auftralien mit 431 Schiffen zu 389,1026; auf 
Neu-Seeland kommen 1656 Schiffe mit 1,002,491 t. 

Die Handelsflotte der Kolonien wird mit 
1874 Segeliiffen zu 228,376 t und 680 Dampfern 
zu 94,279 t angegeben. Die Binnenihiffiahrt ift 
unbedeutend, da die meiften Flüſſe entweder gar 
nicht oder nur kurze Beit im Jahr befahren werden 
können. Bictoria hat auf dem Murray 38 und 
Sübdauftralien daſelbſt 40 Dampfer nebft vielen 
Schleppſchiffen. 

Nach Europa gehen fünf Poſtdampferlinien 
(vier durch den Suezkanal,) und verſchiedene an— 
dere Dampferlinien (nur deutſche) durch den Suez— 
kanal, um das Kap der Guten Hoffnung und um 
das Kap Horn. Die Häfen der Kolonien ſtehen 
in regſter Dampferverbindung. 

Eiſenbahnen. Die Entwicklung des Bahn— 
— 1850 begonnen, iſt in den letzten Jahren 
außerordentlich gefördert worden und zwar trotz 
des erſchwerten Baues im Innern und des ge— 
botenen Bezugs aller erforderlichen Materialien 
aus Europa; die Anlagen ſind aber nicht nach 
einheitlichem Plan gemacht, die einzelnen Kolonien 
er die Anſchlüſſe eher vermieden als gefördert, 
o da nur die Linien von Neu-Süd-Wales und 
Victoria mit einander vereinigt find. Mit ber 
raihen Zunahme der Linien im Betrieb fteigerten 
jih auch die Zahl der Anfiedlungen, die der Vich- 
heerden, der Ausfuhr und des Handels in faſt 
gleihem Grade. Im Jahre 1874 waren nicht 
über 800 km im Betrich, im Jahre 1879 jchon 
5374 km und 1500 km im Bau, im Jahr 1883 
aber 10,823 km im Betrieb und 3058 km im 
Bau und für 1884 zählt man zufammen 13,413 
km Bahnen im Betrieb und im Bau. Die 
meiften Linien haben Neu-Süd-Wales mit über 
3000 km, Bictoria mit mit 2750 km und Queens 
land mit 2400 km, am wenigften bat Weſt- 
Auftralien mit nur 295 km; auf Neu⸗Seeland 
fommen 2705 km. Am rafcheiten und ausge— 
dehnteſten hat ſich das Nep der Telegraphen 
entwickelt; von 48,214 km Linien im Betrieb im 
| Jahre 1879 fam man bis zum Jahr 1833 auf 
153,848 km Linien und 96,530 kn Drähte; die 
ausführlichere Statiſtik für 1883 giebt an: 51,239 
km Linien im Betrieb, 92,011 km Drähte, 1522 
Bureaus, 7,221,514 Depejhen. Obenan ftehen 


— 


Auſtralien. 125 
Reu-Süd-Wales mit über 2,1 Mill. Victoria mit Einfuhr Ausfuhr 
1,5 Mill, Ducensland mit 1,02 Mill. Depeihen, | 1979 47576 rt 
während auf Weit-Auftralien nur 0,088 Mill. 1881 1054 580 967 380 
tommen. Neu-Sceland hatte 1,6 Mill. Depeichen ; 1882 1276 880 1012/660 
die Zerbindungen mit dem Telegraph find für 1888 1231.420 1114. 400 
alle Kolonien hergeftellt; die bedeutendfte Linie ift 1884 1280.021 1091 454 
der Ueberlandtelegraph von Adelaide nach Port Im Einzelnen wird anaeneben fü 1888 
Darwin am Indischen Ozean quer durch den ganzen * PA — 
Kontinent im Anſchluß an das Kabel von Java Mil. Mart Mıl. Mart 
und dadurd nach Europa. Die Linie von Süd- | Neu-Süd-Wales 418,200 7,720 
auftralien mit Weftauftralien geht der ganzen Bictoria 24,860 327,980 
Küfte entlang, ein Kabel geht von Bictoria nach Queensland 124,660 105,540 
Tesmanien und eines nad) Neu-Secland von Neu: Süd-Auftralien 126,200 97,660 
Sid-Waled aus. ALS im Jahre 1871 das Kabel Weft-Auftralien 10,340 8,940 
in Nord-Arnsheim-Land am PDarwin-Golf ge— Tasmanien 36,660 34,640 
landet worden war, gab e3 dort nur wenige An- Neu-Seeland 159,480 141,920 


fedlungen, jet find die Städte Palmerfton, South- | 


Die Ueberfiht ergiebt, daß die Einfuhr ftets 


vort und Virginia bajelbft und ift das Land rings üherwog, im den leften Jahren aber mit ab« 


berum gut bebaut. Darwin Hat einen Schiffs— 
verfehr von über 100 Schiffen. 


Die Bo ft hatte (1883) Burcaus 4855, beförderte 
Briefe 121,731 Mill., Zeitungen 60,691 Mill. ; 
auf Neu Süd-Wales kamen 1252 Bureaus und 
julammen an 51,6 Mill. Sendungen, auf Victoria 
Bureaus und 45 Mill. Sendungen, auf 
ftralien nur 73 Bureaus, 0,714 Mill. 
und 0,717 Mill. Zeitungen. Mit Europa 

die Dampfer alle 14 Tage, mit Amerika | 
Wochen die Roft. | 
Handel. Bom Jahr 1860 bis zum Jahr 1871. 
nee man im Mittel die Einfuhr zu 45,6 Mill. | 
ze, im Jahre 1871 war die Einfuhr von Grof- 
amien und von deſſen Kolonien allein 41,1 Mill. 
ft uud die Ausfuhr dahin 65,6 Mill. Mark 

Mil. Dart Wolle, 12,88 Mill. Mart 
11,6 Mil Markt Mehl, 12,755 Mil. 
T er und Kupſererze, 2,045 Mill. Mart 
kalg, 0,57 Mill. Mark tonjervirtes Fleiich). Wolle 

; ftet Menge bildet die Hauptausfuhr; 

u fommen Talg, Ten und Felle, Fleifchpräpa- 
ale und frisches Fleiſch. Im Jahre 1881 
ging der „Strathleven“ als erſtes Schiff mit 
Eisfühlern nah London, feitdem ift die Aus- 
fuhr ftetig geſtiegen. Weitere Ausfuhrartitel find: 
Seizen, Mehl, Harz, Gerberrinde, Holz, Perlen, 
Pierde (nach Indien), Gold, Zinn, Kupfer und 
neuerdings Kohlen. Die Einfuhr, noch immer 
überwiegend aus Großbritannien geliefert, bilden 












| 





ha 
gefrorenen Fleiſches“ war der 
'1885 durch zu 
Dürren beeinträdtigt; auch wird noch ü 


hohen Transportkojten geflagt, — 6,25 Bence pro 
Piund mit allen Ausgaben, d. i. 52,06 Big. loto 


nehmender Zahl. Der Küftenhandel ift jehr ftarf, 
der Binnenhandel ſchwächer entwidelt; es fehlt im 
Innern noch an Verkehrsmitteln und Verkehrs— 
wegen; die Biehbefiger müffen aber faft ihren 
ganzen Unterhaltungsbedarf von den Küftenplägen 
eziehen und aud) die Koloniften unterhalten einen 
regen Berfehr. Für den Handel jehr ungünftig 
wirken die Einfuhrzölle (auch für die Waaren aus 
dem Mutterlande) und die Verjchiedenartigkeit der 
Bolltarife der einzelnen Kolonien — freihänd- 
leriih in Neu-Süd-Wales und ertrem ſchutzzöll⸗ 
neriſch in Bictoria als Gegenfäße; in diejen Kos 
lonien giebt es auch eine Zollftation am Murray 
für den Inlands-Verkehr. Bezüglich der wichtig. 
ften Waaren zeigt fih die Entwidlung der Aus- 
fuhr wie folgt: 
a) Wolle: 
1871 im Ganzen 
1882 „ a ’ 
1883 „ 2 491,30 „ . 
(403,916 Mill, engl. Pfund, 1838 nur 
294,829 Mill. engl. Pfund), 
en und Fleiſchwaaren; vgl. Fleijch- 
ndel. 
Nach dem Bericht der „Auftr. Gef. f. d. Ausl- 
andel im Jahre 
ohe Fleiſchpreiſe in Folge von 
die 


23,41 Mill. Mark 
48 


” ” 


beuptiädlich Fabrifate und Manufakturen, Bier, | don, für 1 kg aljo 1,15 Mark als Preis. 


Eſen, Bauholz, Zuder (die Kolonie hat den 
kärfiten Berbrauh pro Kopf, ſ. unter Zuder- 
er), Thee (aus China), Pianofortes, be— 
8 aus Deutſchland (bei jehr ftarlem Ber- 
brauh) und andere Inſtrumente, Wpparate, 
Naſchinen u. ſ. wm. Auch die Einführ von 
—— Zuchtvieh iſt immer noch bedeutend; die 
uftralier legen nächſt den Amerikanern die 
hochſten Preiſe dafür an und haben ſchon viel 
detedeltes Vieh. Die Wettrennen werden dort 
wie im Mutterland kultivirt; Melbourne hat die 


c) Gold (nad) Großbritanien) 


Ausfuhr kg 
Mil. Mark Erzeugung 

1877 133,100 1851/80 7,200 
1878 113,600 1861/70 74,050 
1879 63,681 1871/80 52,500 
1880 72,240 1881 44,600 
1881 89,400 1882 42,500 
1882 59,921 1883 40,100 
1883 45,120 

1884 1,418 


Den gefammten Goldgewinn von 1851, dem Jahre 


IHönfte Rennbahn der Welt. Das Geſanimtbild der Entdedung der großen Lager, bis zum Sahr 
des 


war im Jahre: 


‚1882 berechnete Soetbeer zu 2,162,700 kg im 


126 


Werth von 6050 Mill. Mark, wovon etwas über 
13%, auf Nee-Seeland tommen. Aus der Ueber- 
ficht ergiebt fih, daß die Ausbeute in den legten 
Jahren weſentlich nachgelaſſen hat. 


Aujtralien. 


Landwirthſchaft. Die neueren Entdedungs- 
reifen, bejonders die von John und Al. Forreit 
im Norden, 1878 und 1879, haben die Gewißheit 
gebracht, baß das Innere von Auſtralien weit 


Der Bergbau iſt für die Kolonieen ein ſehr beſſer iſt, als man bis dahin geglaubt hatte; von 


bedeutender und wird immer mehr an Bedeutung 
gewinnen, auch wenn die Goldjunde abnehmen 
jollten. Kupfererze dommen  allenthalben 
vor; auch in Auſtralien hat man in der legten 
Zeit zu viel produzirt; die reichſten Lager haben 
Neu-Süd-Wales und Süd-Auſtralien. Silber 
wird vielfach gefunden, einen richtigen Abbau hatten | 
aber nur Victoria und Neu-Süb-Wales; im Jahr | 
1884 find neue jchr reiche Lager an der Grenze 
von Neu-Sid-Wales und Süd-Auftralien entdedt 
worne. Barier- oder Stanley-Kette — Lakecump— 
Diftritt. Bon der Apollyon Grube erwartet man 
Erträge gleich denen in Nevada und find in Folge | 


der gewaltigen Fläche mit über 790 Mill. ha für 
den Kontinent muß freilich ein jehr hoher Pro- 
zentjag für zur Landwirthſchaft ungeeignetes Land 
und ein vielleicht nicht minder hoher für jolches 
Land, welches nur zu Viehweiden ſich eignet, in 
Abzug gebradjt werden; immerhin bfeiben aber 
für gutes Bauland oder für baufähiges Land noch 
viele Millionen ha übrig, jo daß noch auf ſehr lange 
Zeit hinaus die Kolonie als ein für Anſiedler ſehr 
geeigneter Platz bezeichnet werden kann. Die Kolo- 
nial-Regierungen ſuchen möglichſt viel Auswanderer 
anzuziehen; diejenigen, welche die Ueberfahrt be 
zahlen, erhalten bedeutende Landſchenkungen, den 








deffen die Preiſe für MWuthungen jchon auf 50,000 £ | Inbemittelten wird für die Ueberfahrt geholfen, 
und 6400 2° für ';, ha getrieben werden. (Schwefel- ‚die Erwerbung von Land zu Spetulationsziweden 
jaures Silber mit 22,000 Unzen rein Silber pro t, ‚aber wird möglichjt- zu verhindern gejucht. Im 
ärmijtes Erz 7000 Ungen pro t.) Tornihip Silverton | Jahr 1881 bewilligten an Mitteln zur Unter- 
ijt die neuejte Gründung, wojelbjt ſchon an 1000 —— der Einwanderung Queensland 5 Mill. 
Arbeiter bejchäftigt find. Auch der Reihtthum an | Mark, Neu-Seeland 4 Mill. Markt, Neu-Sid-Wales 
Eiſen, weldjes zudem vielfach leicht zu gewinnen ift | 3,3 Mill. Marl, Süd-Auftralien 520,000 Vtart 
muß als ein jeyr großer bezeichnet werden, Abbau | und Tasmanien 600,000 Darf, zujammen 13,149 
und Verhüttung giebt es aber bis jegt nur in Neu», Mill. Mark. DenKäufern von Land wird auf Jahre 
Süd-Wales. Zinn wird (jeit 1870) in Queens: | hinaus der Preis geftundet, wenn fie jich ver 
land und Neu-Süd-Wales viel gefördert, ander- | bindlich machen, ein Wohnhaus auf dem Lande 
märts nur in geringen Mengen. Wichtig im) zu errichten, diejes jelbjt zu bewohnen und das 
der letzten Zeit find die Kohlenlager ge- Land zu bebauten. Spekulationsläufe zum An- 
worden und für dieſe ift noch eine große Zu- | jammeln von viel Land in einer Hand werden 
tunft gewiß; die Hauptwerle find in Neu-Sübd- | nicht geduldet, die Landpreie find noch mäßig zu 
Wales (bei. Nemweaftle),, Oucensland und Tas— nennen, pro Acres von 5 Marf bis zu 20 Mart. 
manien; die Ausfuhr geht jchon bis Nordamerifa — d. i, für 1 ha 11 bis 44 Mark. Verkäufe haben 
und die Gewinnung iſt über 2 Mill. t. eu in großem Maßftabe ftattgefunden, doch iſt noch 
Seeland hat Braunfohlenlager und reiche | der größte Theil des Gebietes unvertauft und un- 
Quellen von Petroleum, welches auch in Neu- | berührt. Im Jahre 1831 wurden die Yaudver- 
Süd-Wales gewonnen wird und jchon eine Rolle ſchenkungen aufgehoben, jegt gehört alles nicht 
im Handel jpielt. Blei, Antimon, Wismuth, ſchon verkaufte, bebaute oder bejegte Land den 
ebenjalls in oft reihen Lagern vorfonmend, werden | Regierungen und kann nur von diejen Yand zur 
noch wenig gefördert. — erworben werden. Die Angabe bei 

Die Induſtrie wird mit Eiſer gepflegt und | Meyer, daß noch 757 Mill. ba unverkauftes Land 
gefördert; was durd Unterricht, Mufteranftalten | vorhanden jeien, ift aber ein Jrrthum; ganz 
u. 5. mw. geſchehen kann, ijt allenthalben gethan Ausftralien — der Kontinent, Tasmanien umd 
worden. Gut entwidelt haben ſich befonders das | Neu-Seeland — haben zufammen 798,57 Mill. ha 
Mühlgewerbe, die Bierbrauerei, die Ziegelei, die | Fläche, der Kontinent hat nur 794, 98 Mill. ha: 
Seifen- und Lichter-Fabriten, die Gerberei, die | das ganze bisher angebaute, das zur Weide be- 
Berwerthung der Schlahtwaare durch Bü ſenfieiſch nutzte, das ausgetheilte Land, Gewäſſer, Straßen, 
Fleiſchextralt u. ſ. w. Der ausgeſetzte Preis von | Wege u. ſ. w. müßten nur kaum 37 Mill. ha groß 
200,000 Mar für die erften 500 t in den Kolonien | fein, wenn die Angabe richtig wäre. Das Acker— 


erzeugten Zuders ift längit vergeben worden; 
größere Buderfabrifen giebt es bejonders bei Dar- 
win (Delifjaville) mit Zuderrogrbau durch Chineſen. 
In Neu-Süd-Wales waren ſchon in den 70 Jahren 
über fiebzig Zuckermühlen thätig und verarbeiteten 
712,569 tr. Rohr. 

Gut entwidelt ift auch die Tabaffabrilation; 
noch im Anfang der Entwicklung fteht dagegen | 
die Zertilinduftrie. An Fabrikaten wird noch 
der Hauptbedarf vom Yusland bezogen, jedoch 
werden die Kolonien von Jahr zu Jahr mit be- 
deutenden Fortichritten unabhängiger. 


land vermehrt fich alljährlich um mehrere Hundert: 
taujend Acres, im Jahr 1879 rechnete man 7,136,483 
Acres, im Jahr 1884 aber über 8,5 Mill. Ucres, 
Die Größe der bejegten Vichweiden ift nicht be- 
fannt. Wiejen giebt e3 nicht. 
Als Erträgnif des Aderbaues galten jür 1884 
in Mill. bsh.: Weizen 37,357 (1879 erſt —— 
Gerfſte 2,925 —, Hafer 18,125, in t: 
| toffeln346, 008und Heu von Mengfrucht)1, 132, 1858. 
Der Weizenbau findet ſich bejonders in Sübd- 
auftralien, Victoria, Weftauftralien, Tasmanien 
| Maisbau in Sucensland und Nen-Cid-Wales 


Aujıralien. 


Im tropiihen Auftralien — im Norden Kimberley | 
Zand, N. Zerrit. u. ſ. w. wird Zuckerrohr, Reis, | 
Kaffee, Mais, Baumwolle, gebaut, auch zieht man 
daſelbſt viele Früchte als Melonen, Apfelfinen, 
Zitronen, Feigen, Bananen u. j. w. Weinbau | 
mird feit 1837 in Neu-Süd-Wales, Süd-Nuftralien ; 
und Rictoria betrieben, jhon im Jahre 1873 rechnete 
man in Süd-Auftralien 6131 Acres Wein, 6,168,758 
einjtöde und 801,694 Gallounen als Ertrag, 





der überwiegende. 


127 


wenig Tuchwolle gezüchtet. Langwollige engliſche 
Fleifchichafe oder Halbblut mit jolchen find eben- 
falls im Abnehmen; der Merino-Charakter bleibt 
Auf dem Hochplateau an der 
Dftküfte zwiichen dem Blauen Gebirge und dem 
Ozean giebt es etwa 2 Mill. langmwolliger englifcher 
Scyafe auf 38 Mill. Ucres Weideflähe, jo daß 
auf 1 Schaf !9 Aeres, d. it. faſt 2,11 ha fommen. 
Als einen großen Fortichritt betrachtet man es, dab 


umd in Neu-Süd-Wales 4525 Acres mit 575,985 das Vich jet weniger mehr gehütet, jondern in 
Gallonen Erzeugniß. Der Anbau ift aber nicht | umzäunten Weidenplägen gehalten wird. Die Zäune 
wejentlich ausgedehnt worden, da neuere Angaben | werden meiftens mit 1,5 bis 2 mı entfernten Pfo— 


für 1882 nur von 5256 ha oder 11,600 Meres : 
berichten ; trogdem Hofft man jelbft zur Ausfuhr ı 
Bein erzeugen zu können. 

Dem Ader-, Obſt- Wein- und Gartenbau weit 
überlegen ift in Auftralien die Viehzucht und 


für dieje ift die Vermehrung in kurzer Zeit aller: | 


dings eine überrafchende, bejonders bei den Schafen. 

Im Jahre 1788 Hatte man 29 Schafe, im Jahre 
1792 erft 105 und im Sahre 1796 nur 1531 
Stüd, in diefem Jahre wurden 1 Merino-Bod 
und 5 Mutterichafe bezogen; im Jahre 1800 war 
die Zahl der Schafe 6124, im Jahre 1806 jchon 
über 10,000 Stüd; in diefem Jahre kamen wieder 
> Merinoböde und 3 Mutterfhafe von Europa; 
m Jahre 1810 konnte man ſchon 167 Pfund 
Rolle ausführen, im Jahre 1883 aber 330 Mill. 


hund. Der Biehftand war im — 

Pferde Rinder Scha fe Schweine 
1868 618,124 3,568,436 44,710,500 520,086 
1879  1,064,640 7,878,556 65,914,236 822,039 
1881  1,246,191 8,691,910 73,964,047 949,570 
1884  1,262,020 8,877,745 74,345,954 879,531 


Für die Pferde und die Rinder hat man die 
beiten Racenthiere aus Europa zur Beredlung be- 
zogen; die ausgedehnten Weiden mit meist gutem 
Sras und das Klima begünftigen in vielen und 
weiten Strichen die Viehzucht auferordentlich und 
da, wo es nicht an Wafler fehlt, ift die Zunahme 
eine überraichende bei allen Zuchten. Zeitweiſes 
Eintreten großer und anhaltender Dürre hat oft 
Millionen von Stüd Vieh das Leben getojtet, 
mmer wieder hat ſich aber der Beſtand raich er- 

änzt und dann wieder die Zunahme fich eingejtellt. 
Für Schafe gab es den Mechjel im Beftand mit 
10 bis 20 Mill. Stüd, die höchſte Höhe bis jetzt 
waren 565,5 Mill. Stüd. Ueberwiegend ift das 
Werinoblut, die Zuchten find aber ſehr unvoll- 
fommen, micht ausgeglichen, die Thiere zu vielfach 
zekreuzt, zu Schlecht oder gar nicht fortirt, ſodaß 
die Mehrzahl der Heerden als jchlecht bezeichnet | 
werben fann. Die Richtung auf feine Tuchwolle, 
weiche vor etwa 16 Jahren fich zeigte, ift wieder 
aufgegeben worden, weil fie zu wenig lohnte. Am 
beiten bezahlen ſich langwollige Merinos, welche 
dort eine janfte, elaftifche, ſchöne, jeidenartig glän- 
de Wolle, aber mit loderen Vließen nnd wenig 
Fettſchweiße geben ; die Wolle diefer Thiere wird 
gut bezahlt, weil allenthalben begehrt, wäh— 
rend die Wollen mit anderem Charakter wechjelnde 
Breife zeigen. Für manche Gegenden pafien die 
furzwolligen Schafe befier, doch wird nur noch 


—* und mit Draht oder Querſchienen hergeſtellt und 
offen pro engl. Meile auf 400 bis 1200 Mark 
Koften fich ftellen, d. i. auf die Länge von 1 km 
744 Mart. Es jollen ſchon 9%, der Schafe in 
ſolchen Einzäunungen — Baddods — gehalten 
werden; man rühmt für diefes Berfahren die Ver— 
ringerung der Koften, die Ermöglichung befjerer 
Pilege, die Erzielung ſchwererer, kräftigerer und 
werthvollerer Vließe und einer größeren Zahl von 
Zänımern — 789%, bis jelbft ausnahmmeije 90 %, 
gegen nur 72 0/, bei gehüteten (wandernden) Scha- 
fen. In den meijten Gegenden haben die Farmer 
bis 500 und 1000 Schafe; es giebt aber auch viele 
Squatterd mit Heerden von 300,000 Stüd und 
mehr, welche dann auf verjchiedene Stationen und 
ojt jehr weit auseinander gehütet werden. Die 
Schafſtationen — sheep stations — find groß 
und Hein, gepachtet und gefauft, umzäunt und 
nicht; eine Hauptſache ift die Waſſerbeſchaffung, 
für welche viel Geld angewendet wird. In trode- 
nen Jahren find alle Schafe auf der Wanderung, 
oft 4 bis 5 Monate lang. Alle 10 Jahre fommt 
mindeſtens einmal eine Zeit mit niedrigen Preijen. 
als befte Gelegenheit zum Ankauf von Gütern und 
Heerden. Die beften Merinozuchten finden fich auf 
falthaltigem Boden mit guten Weiden, 700,000 
Stüd in einem PDiftrift von 3,136 Mill. Acres; 
dieje Thiere jollen den beften Zuchten der Welt 
gleihfommıen. 

Auf den mwejtlichen Abhängen der Blauen Berge, 
aut bewäjjert und zum Theil bewaldet, mit unge- 
heuren Prairien auf niederen Höhen, gehen auf 
30 Mill. Acres Fläche 7 Mill. Schafe und zwi— 
ichen der Weftküfte und diejen Strichen auf trodenen 
Brairien und zum Theil Salzbüſchen etwa 5 Mill. 
Stüd; ähnlich ift die Bertheilung im ganzen Kon— 
tinente. In Neu-Süd-Wales famen noch 1,396,000 
Stüd langwolliger Schafe vor. Zur Schafwäjche 
ze man zum Theil vortrefflide Einrichtungen, 

aihapparate, Wollhäufer u. j. w.; man unter 
jcheidet bei der Schur das Scheeren im Schweiß, 
wobei durcchichnittlich einjchließlich der Yänmımer von 
etwa 25— 26 Mill. Stüd5 Pfund” Unzen pro Std.ge- 
ichoren werden, die Flußwäſche, welde 3 Pfund 
4 Ungzen giebt (angewendet bei etwa 6—7 Mill. 
Stüd)und das Waſchen mit heißem Seifenwaffer aus 
der Braufe — spout-washed, wobei 2 Bund 14 
Unzen gejchoren werden. Bei den Heerden werden 
als Löhne gezahlt für den Manager oder Over- 
feer bis 6000 Mark im Jahr, für Scaf- 
icheerer, welche im Tag bis 100 Stüd fördern, 


128 Auswanderung. 


Mark Verdienft, wovon 2—5 Mark pro Woche für |Teichte Maftfähigfeit, jo daß die Milchergiebigkeit 
den Koch und 20 Mark für das Efjen abgehen; als Nebenfache gilt. Die Fleiſchkonſervirungs-Kom— 
die Wäſcher erhalten 20 Mark pro Woche, die |pagnien find bejonders in Sidney und in Rock 
Schnuper, welche die Schafe unter die Braufe | hampton; in Victoria wird viel Schlahtvich zum 
—— 25 Mark, gewöhnliche Arbeiter 12 bis 20 | eigenen Bedarf verbraucht (Neu-Süd-Wales und 
art wöchentlich nebjt freier Station. Magere Queensland haben auch die Zufuhr von Weizen 
Hammel toften 6,6 Mark, Zuchtmütter 15 Mark, | nothwendig). Für Schlachtvieh wurden Kontrakte 
Böde bis 60 Mark und mehr. Man rechnet jegt | zu 40 Mark Koften pro Stüd Rindvieh und 1,6 
auf ein Schaf etiva 1,6 Mark an Lohn. art pro Schaf bei ganzen Heerden abgeichlofien, 
Im Jahre 1880 wurden die erften „gefrorenen“ | jet sieht man aber den Zutrieb mit Berjonal im 
Hammel nad England geliefert, im Jahre 1883 | Wocenlohn vor. Die Auffcher erhalten dabei 80 
auf 31 Schiffen 193,645 Stüd, das engliiche Pfund Mark, die Treiber 25 Mark Wocenlohn; für 500 
gu etwa 40 bis 75 Pig. Das Schiff „Norfolks“ Stüd Rindvieh rechnet man 3 Treiber, für 1000 
achte 1873 das erfte gefrorene Fleiſch nad) England. | Schafe einen Schäfer. Die Lebensmittel werben 
Ein jehr großer Theil des Verdienftes der Bich- | zu 240 Mark pro Mann jährlic gerechnet, bei 
pr geht durd den Zranport der Thiere an ſehr entlegenen Plägen auch bis 400 Mark und in 
ie Küften verloren und zwar einmal in Folge der | beffer gelegenen nur bis 160 Mark. Die Schlächter 
Koften für die Begleitungsmannjchaft und die mit- | zahlen 1,5 bis 2 Pence pro Pfund, d. i. 12 bis 
——— Lebensmittel, zum anderen in Folge 16 Pf. = 28 bis 35 Pf. für 1 kg; bei 2 Bence 
großen Verlufte unterwegs. berechnet man den Ertrag pro Dchjen zu 125 Dart 
Beim Rindvich befteht der Hauptertrag in dem | und hält dieſen für jehr befriedigend. Die Haut 
Berfauf von Fettvieh oder von Talg und Häuten, | wird mit 18 Mark bezahlt, ein Scyaffell mit 8—10 
wenn die Thiere zu Fettgewinn eingefocht werden | Monate alter Wolle mit 3,6 Marl. Der Woll- 
müſſen. Die Ochſen fommen oft von jehr weit her | ertrag ift jehr gering. 
und werden. 100 Pfund zu 7,26 Mark geliefert.| Unter den Pferden werden die jchweren Wagen- 
Magervich zu gemilchten Haufen koſtet 52,6 Mark, | pferde am beiten bezahlt. 
Buchttühe und weibliches Jungvieh bis 120 Mark. Mean rechnet als Dedgeld 2—3 £ pro Hengit 
pro Stüd. Den Hauptbeftand bis zu 90 '/,, bilden | und auch ald Durchſchnitt für Pferde 8 £, Rinder 
Shorthorns und Durham; auf Herefords fommen |8 £, Schafe 7,5 sh., Schwein 2,1 < pro Kopf. 
etwa 9,5 %,, auf Devons 0,5 9%, Importirte Bezüglich der Vertheilung des Vichftandes auf 
Thiere reinblütiger Stämme werden mit 400 Mark die einzelnen Kolonien ergab das Jahr 1884: 


20 bis 25 Mark, aljo pro Woche 100 bis 120 | und darüber bezahlt, den Hauptwerth legt man auf 
| d 
| 


In Victoria 293,846 Pferde 1,287,945 Rinder 10,637,412 Schafe 234,347 Schweine 
„ Neu-Süd-Wales 330,608 „ 1,336,329 „ 80,379,8711 „ 211,656 — 
„ Süd-Auftralien 168,420  „ 389,726 „ 6,696,406 „ 108,867 
„ Queensland 253,116 „ 4,266,172 „ 9,308,911 51,796 — 
„Weſt-Auſtralien 37,111 „ 71,102 „ 1,547,061 „ 20,039 > 
„ Tasmanien 27,188 , 128,834 , 1,720,027 „ 57,808  „ 
„ Neu-Geeland 151,736 „ 698,637 „ 14,056,266 „ 200,083 . 
1,262,0200 „ 817075 „ 7434595 „ 879,591 z 
Bezüglich der Vertheilung der Erträge des Aderbaus ergab ſich in bsh für 
Bictoria Weizen 10,433,146 Gerfte 1,082,430 Hafer 4,392,695 bsh; Kartoffeln 161,119 & 
Neu-Süd-Wales „4.208394 „448,869 „ 425,920 „ 3 31,335 „ 
Sud⸗ Auftralien 14621756 211,707 „ 88,639 # 23,192 _ 
Queensland 5 195,727 „ 16,964 „ 2,170 „ ri 15,855 „ 
Weft-Auftralien > 382400 „ 92,660 „ 26,140 „ x 1,500 „ 
Kasmanien 2 654638 167,086 „ 829,611 „ he 89,503 „ 
Neu-Sceland J 6866777 „ 1,205,100 „ 12,360,449 „ ii 123,504 „ 
8,014,329 Acres „  37,357,837 „  3,224,966 „ 18,125,624 „ * 446,008 „ 
Die Ernte von 1885 ab 12,97 Mill. hl; Mil. Acres ’ Mil. bah. 
Weizen. erg Mr A Bl 0,098 Kartoffeln zu 53,86 t 
Für unverfauftes Land rechnet man 1,893,412,026 2,002 Gras jürgen 11,25, 
Acres. Die Weinernte ift 1,745,657 Gallonen | 0,017 Rein; 
= 7,9 Mill 1. \ 0,678 Grünfutter 
Eine andere Angabe ift für 1884. \ 0,469 Verſchiedenes 
Mil. Acres Mill. beh Auswanderung. Im Deutichen Reich zeigt 
3,698 Weizen = 45,542 fi) eine nicht unbeträdhtlihe Abnahme der Aus— 
0,450 afer = 15,066 mwanderung jeit dem Beginn des 8. Jahrzehnts; 
0,107 te = 2,504 früher hatte es ſehr wechielnde Bewegungen ge— 
0,181 Mais = 6,8276 geben, 3. B. in Folge der politiichen Berhältniffe 
0,043 Getreide fonft 1,002 und der Theuerung eine Hochfluth in den Jahren 


Auswanderung. 


1847 und 1848, dann ziemliche Ebbe bis 1854, 
a weldyem Jahre die Marimalzahl bis dahin mit 
127,694 Köpfen erreicht wurde, dann wieder Ab— 
zabme bis zur geringjten Zahl im Jahre 1861 
zit nur 30,939 Köpfen, dann wechjelnde Ziffern 
ns zum Jahre 1872 mit 125,650 Köpfen (56,3 %, 
nennlich, 53,7 ®/, weiblich, 5,7 9%, Kinder unter 
I! Jahr, 16,6%, Kinder von 1 bis 10 Jahr, 
4,3%, männliche Rerjonen und 32,9 %/, weibliche 
serionen unter 10 Jahren); dann gab es wieder 
an Nachlaſſen und dann ein rafches Steigen bis 
1880, in welchem Jahr die höchjite Ziffer erreicht 
erde; von da beginnt das Nachlafjen in immer 


129 


und mit obigen 1,367,445 Berfonen bis mit 1884 
zuſammen 4,137,445 Berjonen in einer Zeit von 
64 Jahren, d. i. jährlich im Durchſchnitt 64,647 
Perſonen. 

In der letzten Zeit ſind mehrfach Schätzungen 
über den Geldverluſt für das Deutſche Reich 
durch die Auswanderung gemacht worden; ſoweit 
dieſe das mitgenommene Kapital, die zu Geld ge— 
machten Vermögenswerthe betreffen, können ſie un— 
gefähr zutreffende ſein, bezüglich des „Erziehungs— 
werthes“ oder des „Kapitalwerthes“ der Ausge— 
wanderten ſelbſt aber gehören ſie in das Bereich 
der Phantaſie. Kapp rechnete, daß in 50 Jahren 


%ärleren Zahlen, jo daß auf 1885 und auf die die Vereinigten Staaten von Nordamerika durch 
rien Monate 1886 die geringfte Auswanderung | die deutichen Auswanderer 1500 Mill. Dark Baar- 
'ommt. Zuverläffige ftatiftiiche Zahlen über die | geld und 5253 Dill. Mark Kapitalwerth der Köpfe 
ööhe der Auswanderung und über die Länder, in | gewonnen hätten, Engel und Andere rechnen 1500 
relchen ſich die Auswanderer niederlaffen, giebt es | Mill. Markt und 2000 Mill. Mark Erzichungs- 
zit jeit dem Jahre 1832 für Bremen und ſeit fapital für 86 Jahre. Die Schätzungen be— 
146 für Hamburg, ſoweit die Zahl an ſich be- deuten 350 bis 500 Mark Baargeld pro Kopf, jo 
teiät, jet 1866 für Bremen und jeit 1851 für daß jür 4,137,443 Perſonen, welde nad) 1820 


danburg bezüglich der Untericheidung der Deut: 
ben von anderen Auswanderern und jeit 1847 in 
xn ereinigten Staaten von Nordamerifa bezüg- 
ih der Einwanderung überhaupt. Für das Reich 
ind am 23. Mai 1870 und am 7. Desember 1871 
Beihlüjje des Bundesraths über die ftatiftiichen Er- 
xbuugen gefaßt worden, jo daß eigentlich erſt von 
> ab von zuverläfiigen Zahlen die Rede jein kann. 
de eigentlichen Hafenplätze fir die fontinentale 
Auswanderung in Europa find Bremen, Hamburg, 
Stettin, Antwerpen und Havre; die Mittelmeer- 
beienpläge, Rotterdam und Bordeaux ſtehen an Be- 
tratung diejen nad). Von jenen Plätzen aus find 
Sertiche Auswanderer befördert worden: 


1871 = 75,912 Beri., 1872 = 128,243 Perſ. 
73 = 110,914 „ 1874 = 47623 „ 
5 = 32,262 „ 1876 = 29,626 „ 
IT = 21,964 „ 1878 = 24,217 „ 
1379 = 33327 „ 1880 = 111,947 „ 
181 = 220,798 „ 1882 = 203,459 „ 


83 = 173514 „ 1884 = 148,979 , 
In den eriten 4 Monaten wanderten aus dem 
Tentichen Reich aus: 1882 = 74,781, 1883 = 
5,529, 1884 = 58,173, 1885 = 37,347 und 
I86 — 22,883 Perſonen, jo daß aljo eine ftarfe 
Abnahme ſich bemerfliih macht. Die Gejammt- 
bl der Auswanderer von 1871 bis 1884 iſt 
187,445 Berionen (55,7 9, männlich und 44,3 0), 
weiblich), durchſchnittlich jährlich 97,675 Perſonen, 
o daß alio die Jahre von 1880 ab immer noch 
sa den Jahren mit weit über den Durchichnitt zu 
schmen ſind; für 1380 bis 1884 war der Durd)- 
uitt pro Jahr 172,731 Perfonen, für 1871 bis 


179 (eimichliehlih) pro Jahr 55,954 Perjonen. | 


_AFür die Zeit bis 1870 werden nach der Reichs— 
<tatijtif angegeben : 


von 1821 bis 1830 8,000 Berionen 
„ 18531 „ 1840 177,000 = 
1841 1850 485,000 — 
„1851 „ 1860 1,113,000 
1861 „ 1870 97,000 A 








zulammen 2,770,000 Berjonen 
Tgiel’s Kandıv.Konverf.»Lerifon. 


Spezial: Zupplement. 


ausgewandert find, an Baargeld 1489,48 bis 
2068,723 Mil. Mark, durchſchnittlich 1779,10 
‚Mill. Mark oder jährlid) 20,69 Mill. Mark Ver— 
luſt an Baargeld zu rechnen wäre, ein Berluft, 
welchen zum Theil die Einwanderung und Nieder- 
laſſung Fremder, bis zu welchem Prozentverhält- 
niß kann nicht angegeben werden, wieder aus— 
gleicht. 

Im „Gothaiſchen Hoflalender“ wird die geſammte 
überjeeiihe Auswanderung aus den genannten 
Hafenorten zu 4,4 Mill, Berfonen jeit 1820 ge— 
rechnet und davon für die Vereinigten Staaten 
von Nordamerifa 3,5 Mill. Berionen, d. i. fait 
80%; andere Angaben jagen, dab von Deutjch- 
land allein in der Zeit von 1847 bis 1870 nad 
den Vereinigten Staaten 85%, und in der Zeit 
von 1871 bis 1880 ff. 92,65 %/, der Auswanderer 
gegangen jeien. 

In Bezug auf die einzelnen Deutichen Staaten 
änderte ji) das Berhältni der Auswandernden 
nicht wejentlich; noch immer find die nordöftlichen, 
ſchwach bevölferten, Staaten und Provinzen die— 
jenigen, welche die meiften Auswanderer liefern, 
während das dicht bevölferte Königreich Sachſen 
mit die wenigjten zeigt. Auf die vier erjten Mo- 
nate von 1886 fommen im Ganzen 22,883 Aus— 
wanderer, davon auf Preußen 16,318 und von 
diejen auf Pommern 3198, auf Wejtpreußen 2896 
und auf Bojen 2319, zujammen auf dieje 3 Pro- 
vinzen 37 %/, der gefammten Zahl. In Medilen- 
burg iſt die Auswanderung jo ſtark geweien, daß 
die Bevölferung nad den neueſten Zählungen ab» 
genommen hat. 

Nah den Durchſchnitt der Erfahrungen im 
‚legten Jahrzehnt find auf 1000 Einwohner an 
Auswanderern zu rechnen: 


| in Preußen 1,75 
„ Bayern 1,23 
„Sachſen 0,81 
„ Württemberg 2,01 
„ Baden 1,92 
„ Helfen 1,97 


130 Auswanderung. 
in Medienburg-Schwerin 4,51 1884 zufammen 123,466 Perſonen, durchichnittlich 
„ Medienburg-Strelig 2,95 jährlich 8233 Perſonen. Die Auswanderung iſt 


„ den Thüringijhen Staaten 0,97 in Irland ftet3 eine jehr bedeutende geweien und 


„ Oldenburg 2,39 iu England feit Begründung der Union der eng- 
„ Braunfchtveig 0,84 lichen landwirthichaftlichen Arbeiter durh Mr. 
„ Anhalt 0,56 rch, 1874, eine bedeutendere geworden, weil von 
„ Walded 1,73 da ab, um die Farmer zu zwingen, auch das 
„ Xippe 1,13 Mittel der Auswanderung angewendet wurde, 
„ Xübed 1,27 begünftigt durch die Erleichterungen, welche 
„ Bremen 3,42 die Regierungen in Canada und in den auftralifchen 
„ Hamburg 2,37 Kolonien für die Ueberfahrten gewährten, 3. B. 
„ den Reichslanden 0,22 von Canada aus die Zahlung der Koften bis auf 
im Durchſchnitt im Rei 1,62 15 '/, Mark, welche der Auswanderer jelbjt decken 


ch ‚62; 

für Preußen find zu rechnen: auf Dft- und Weit: | jollte. 
preußen 2,63, auf Brandenburg 0,96 , auf Pommern | Für Defterreih-Ungarn giebt es feine voll- 
5,34, auf Poſen 4,13, auf Sclefien 0,52, au | ftändige Gtatiftit über die Auswanderung aus 
Sachſen 0,51, auf Schleswig - Holjtein 3,77, auf früheren Zeiten; für Oeſterreich diesjeits werden für 
Hannover 2,72, auf tfalen 0,95, auf Heſſen- die Jahre 1867 bis 1883 im Ganzen 115,473 ®er- 
Nafjau 0,58, auf Rheinland 1,01. | jonen angegeben; die Mehrzahl geht über Ham— 

Es hatten demnach die ftärffte Auswanderung: | burg und Bremen nad Nord-Amerita; Böhmen, 
Pommern mit 5,24, Medlenburg - Schwerin mit | Mähren, Tirol, Galizien und die Küſtenländer 
4,51 und Poſen mit 4,13, die ſchwächſte die Reichs: | ftellen die Mehrzahl der über See Wandernden ; 
lande mit 0,22, Schlefien mit 0,52, Anhalt mit | die Länder der Ungariichen Krone jollen von 1871 
0,56, die Rheinlande mit 0,58, das Königreich | bis 1881 an 24,463 Auswanderer entjendet haben 
Sachſen mit 0,81 und Braunjchweig mit 0,84 Ber- | und von diefen 24,346 in den Vereinigten Staa- 
fonen auf 1000 Einwohner. ‚ten von Nordamerifa verblieben jein. Wie viele 

Für andere Länder giebt es als Zahlen für die | Deftreiher zu Land nah dem Dften (Rußland, 





neuere Zeit: Balkanſtaaten) geben, ift nicht bekannt. 

Großbritannien 6,9 Ziemlich bedeutend ift die Zahl der Auswanderer 
Franfreich 0,13 aus den 3 nordiichen Reichen und von hier aus 
Stalien 1,14 gehen jajt alle nady den Vereinigten Staaten von 
Dänemart 2,56 Nordamerika. Bon 1878 bis 1884 war die Jahres- 
Norwegen 6,35 ziffer für Dänemart 2972 (1878) bis 11,614 
Schweden 2,94 (1882) und die Gefammtzahl 46,023, pro Jahr 

weiz 1,73 durchichnittlich 6586 Perjonen, für Schweden in 
Oeſterreich 0,33. der Zeit von 1878 bis 1883 von 9032 (1878) bis 


Bezüglih der Ziele der Auswanderer ergicbt 
fih in der Zeit von 1876 bis 1884 für: die Ver— 
einigten Staaten 95,90 %,, Brafilien 1,6% 9, 


»0,178 (1882) und zujammen 196,453, aljo durdy- 
ichnittlich jährlih 32,759 Berjonen, für Nor- 
wegen 4863 (1878) bis 28,804 (1882) und zu- 





Amerika ſonſt 1,06, Auftralien 1,01, Afrita 0,31 | jammen 109,630, durchichnittlich pro Jahr 18,272 
und Afien kaum 0,034 %, oder von im Ganzen | Berfonen. 
in diefer Zeit ausgewanderten Perjonen auf Ajien | Aus den Niederlanden fehlt eine zuverläffige 
ettvg 340, auf Afrifa 3000, auf Auftralien 10,000, | Statiftil; man weiß nur, daß die Auswanderung 
auf Zentral- und Güdamerifa außer Brafilien, | ſehr ſchwach ift; die Ameritaner geben als Durch— 
fowie auch auf Canada 10,400, auf Brafilien 16,565 schnitt jährlih etwa 1780 einwandernde Niecder- 
und auf die Vereinigten Staaten 945,672, zuſam- länder an. Bon Belgien giebt es genauere An- 
men 985,977 Berjonen. ‚gaben für 1880 bis 1884; die Jahreszahlen be- 
Für Großbritannien zeigt die Statiftif der | wegen fich zwijchen 13,993 (1884) und 16,252 
Auswanderung aus den Jahren 1853 bis 1884 | (1882), der Durchichnitt ift 15,267 Perſonen; die 
an offizielle Statiftif) die Gejammtziffer von | Einwanderung betrug zwijchen 16,490 (1880) und 
‚285,301 Köpfen, für 1815 bis 1884 zujammen | 18,164 (1882), im Durchichnitt 17,271 Perionen, 
10,748,893 Köpfe, d. i. durchichnittlich über 134,000 | jo daß aljo jährlidy das Yand 2004 Perfonen ge- 
pro Jahr und für die Zeit von 1853 bis 1884 | winnt. . 
durchichnittlich über 227,000 Köpfe; für dieje Zeit | Die Schweiz hat von 1868 bis 1883 zujam- 
lamen auf Engländer 2,664,016, auf Schotten | men 84,775 Auswanderer und davon 45,127 nadı 
547,423, auf Irländer 2,436,657, auf Fremde den Bereinigten Staaten von Nordamerila_ent- 
1,307,766, auf Unbeftimmte 329,439 Berfonen; | jendet, jährlich im Turchichnitt faft 5300 und 2820, 
ausgewandert find im Jahre 1884 zujammen | im Jahre 1883 über See 13,502, im Jahre 1884 
303,901 Köpfe und zwar 203,519 nah den Ver- nur 8975 Berionen, davon gingen 7809 nach den 
einigten Staaten von Nordamerifa, 37,043 nadı Vereinigten Staaten von Nordamerifa, 1117 nad 
den Kolonien, 45,944 nach Auftralien, 17,395 nach dem übrigen Amerika, 48 nach Auftralien, 1 nad 
anderen Sändern. Afrita: früher war die Answanderung nad) Algier 
Die Zahl der Einwanderer war von 1870 bis: bedeutend. 


Auswanderung. 


Frankreich (erfte offizielle Statiftit von 1857) 
haben in 21 Jahren von 1857 ab nur 148,290 
Kerionen verlafjen, d. i. jährlich) etwa 7060 Köpfe; 
von da ab waren die Zahreszahlen der Auswan— 
krung zwijchen 2816 (1878) und 6100 (1884) 
und zuſammen 29,987 oder jährlich im Durch— 
quitt 4272 Köpfe ; von diejen geh die Mehrzahl, im 
Jahre 1834 3. B. 3592, über Bordeaug, gegen nur 
2231 über Le Hapre und 227 über Marjeille. Die 
Nebrzahl der Auswanderer zieht die Vereinigten 
Staaten und Südamerika vor; von obigen 30,487 
Auswanderern fommen auf die Vereinigten Staaten 
son Kordamerifa 14,718, auf Canada 266, auf 
de Antillen 489, auf die füdamerifanischen Staa- 
ken 14,071 und auf die anderen Länder 443 Köpfe. 
Lie meiften Auswanderer lieferen die Departe- 
ments Baſſes- und Hautes-Pyrénées, Hautes- 
Alpes, Bouches du Rhone, Savoyen, Corfica, 
Deubs, Eantal, Gerd. In früheren Jahren war 
de Auswanderung nah Südamerifa bis 56%, 
kart; unter den anderen Ländern nimmt Megypten 
far die franzöfiiche Auswanderung eine hervor- 
tragende Stellung ein. 

Jtalien liefert die meiften Auswanderer aus 
xn Rordprovinzen und aus Ligurien; eine genaue 
Trennung zwiſchen der zeitweiligen und der eigent- 
Ishen Auswanderung läßt fich nicht machen ; für die 
Jit von 1869 bis 1883 werden 1,774,536 Aus- 
wanderer im Ganzen angegeben ; auf kurze Zeit — ala 
bandarbeiter an er Eiſenbahnen, in Stein- 
bräden u. j. w. — gehen die Italiener vorzugs- 
were nach Frankreich, nach Deiterreich » Ungarn, 
nd der Schweiz umd nad Deutjchland. Nach) 
den offiziellen Berichten (1885) war von 1880 bis 
1854 die Auswanderung nah Europa jährlich 
wiſchen 87,558 (1884) und 98,665 (1883) Köpfe 
ud durchſchnittlich 91,297 Köpfe, nad Afrika 
durdichnittlich 4408 (am meijten 1882 mit 7773 
Kopien), nach Amerifa 50,500, nad) Aujtralien 2c. 
40 Köpfe und im Ganzen 146,683 Köpfe, am 
meiften im Jahre 1883 mit 169,101, am wenig: 
en im Jahre 1880 mit 119,901 Auswanderern. 
Unter denen, welche nach Amerika gingen, kamen 
von 252,501 Köpfen in den genannten 5 Jahren 
au 68,477, d, i. wenig über 27%, auf die Ber- 
Amigten Staaten von Nordamerika und auf Canada, 
Kbrlih 13,695; die Mehrzahl kommt auf die La 
Yata - Staaten, zufammen 114,907, d.1.45,5 %, 
und jährlich 22,982 Perſonen, der Reſt auf das 
übrige Südamerika und überwiegend auf Brafilien 
- 53,134 Berjonen, jährlih im Durchichnitt 
10,827 und von der Gejammtzahl der nad) Amerika 

wanderten etwas über 21 ®/,. 

“Die Spanier gehen vorzugsweije nach Alge— 
nen und nach Südamerika, jedoch die eriteren 
mt für bleibend; nach Südamerika wandern be- 
\mders die Bewohner der nördlichen Provinzen, 
turhichmittlich im Jahre etwa zwiichen 8000 und 
000 Berjonen. Aus Portugal find in den 
Jahren 1877 bis 1881 im Ganzen 133,008 Aus- 


wanderer abgegangen und davon 129,549 nad | 


Amerifa, etwa 97 %/,, ebenfalls hauptiäcjlich nach 
Südamerika. Die Jahresziffer der Auswanderung 


131 


—— zwiſchen 9926 (1878) und 15,440 Köpfen 
(1875). 

Ueber die Auswanderung aus Indien ſ. Aſien; 
für China rechnet man durchſchnittlich 150,000 
Auswanderer über See, doch kehren fehr viele 
Chineſen wieder zurück, was auch von den indiſchen 
Kulis gilt. 

Die Ueberſichten über die Auswanderung beweiſen, 
daß die Mehrzahl der Auswandernden noch immer 
nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika geht; 
alle Bemühungen, die Europamüden nach anderen 
Gebieten zu lenken, ſind ziemlich erfolglos geblie— 
ben, ſo lange in den Vereinigten Staaten die wirth— 
ſchaftlichen Verhältniſſe geſunde waren und das 
wird auch noch für lange jo bleiben, wenn die 
Krifis, an welcher zur Zeit die Vereinigten Staaten 
zu leiden haben, vorüber jein wird. Die Bemüh- 
ungen für die Provinz Rio Grande do Sul jeitens 
der Deutſchen Kolonialvereine und verwandter 
Vereine finden nur wenig Anklang, die Agenten 
jagen, daß zu wenig gejchehen jei, um über die 
Berhältniffe in dieſen Ländern Aufklärung zu ver- 
breiten; durch einzelne Vorträge und Briefe (3.8. 

| die von 9. dv. Ihering) kann man nicht auf die 
Menge wirken. 

Die Angriffe auf das Agentenwejen haben 
aufgehört; auch da, wo man die Auswanderung 
nur jehr ungern jieht, hat man ich überzeugen 
lernen, daß gejeßlich gegen Den, welcher den Ob- 
— nachkommt, nicht vorgegangen werden 
ann. 

Nach den in Deutſchland giltigen Geſetzen darf 
die Auswanderung nicht verſagt werden, außer 
wenn Verbindlichkeiten für den Kriegsdienſt noch 
nicht erfüllt find; Angehörige der aktiven Armee 
und zum aktiven Dienjt eingezogene Reſerviſten 
und Landwehrleute dürfen vor Auflöjung diejes 
Berhältniffes nicht wandern und junge Männer 
vom 17. bis zum vollen 25. Jahr nicht, wenn fie 
nicht durch Zeugniß beweiien können, daß die Aus- 
wanderung nicht in der Abjicht geichieht, ſich dem 
Militärdienst entziehen zu wollen. Militärpflich- 
tige Auswandernde ohne Erlaubniß werden mit 
150 bis 3000 Marf oder mit Gefängniß von 
1 Monat bis 1 Jahr beitraft, beurlaubte Reſer— 
viften und Landwehrmänner mit Gelditrafe bis 
zu 150 Mart oder Haft. Sind Militärpflichtige 
in Amerifa naturalifirt und 5 Nahre umunter- 
brochen dort geweſen, dann find fie nach einem im 
Jahre 1863 abgeichlofienen Vertrage jtraffrei. Die- 
jenigen, welche von militärijchen Berbindlichkeiten 
frei jind, können unbehindert auswandern; fie ver- 
lieren aber durch zehnjährigen Aufenthalt im Aus- 
lande die deutiche Staatsangehörigkeit, Falls fie fich 
nicht bei einen deutichen Konjulat im Ausland 
immatrifuliren laßen. 

Das dentihe Reich hat bejondere Reichskom— 
mifjare zur Ueberwahung der Auswandererichiffe 
bejtellt: auch in anderen Staaten hat man im 
diefer Beziehung verichärjte Gejege eingeführt; Die- 
jenigen, welde Auswanderer befördern mollen, 
find an bejtimmte Worjchriften gebunden nnd un— 
‚terliegen ſtrenger Bejtrafung, wenn dieſe nicht 

9* 





132 


genau befolgt werden (Regelung der Zahl der Paj- | Jahre 1841. Das Klima iſt im hohen Grade 
jagiere, der Verköftigung, der Handhabung der | gejund, weshalb die Inſeln zur Kur aufgejucht 
Drdnung, ärztliche Hülfe u. j. w.) In den wich- werden (10 bis 230 C als Witterungsertreme). 
tigeren Hafenplägen, wo Auswanderer ſich ein- | Auf dem trefflichen vulkaniſchen Boden bei ge- 
ſchiffen und da, wo ſolche landen, find bejondere | nügender Feuchtigkeit gedeihen neben den euro- 
Anjtalten zu deren Unterfommen und Schuß, päiſchen Getreidearten und Hülfenfrüchten, Arznei: 
Büreaus zur Auskunft u. ſ. w. errichtet worden, | pflanzen, Objtarten, Wein, Orangen, Orſeille u. j. w., 
jo daß den Prellereien, welchen früher die Aus- | auch tropiihe Kulturpflanzen: Yams, Bananen, 
mwanderer oft ausgejegt waren, ein Ende gemacht Kaffee, Zuderrohr u. f. w. Bon unjeren Haus- 
ift. Die Gejelljchaften, welche den Auswanderern | thieren werden beſonders Ninder, Biegen und 
mit Rath an die Hand gehen, die Neberfahrts- | Schafe, Schweine und Rothhühner gehalten. Bon 
bilfete u. 5. mw. bejorgen und meiftens auch durch der natürlichen Pflanzen- und Thierwelt entiprechen 
Agenten bis zum Einjchiffungsplag die Auswan- | 80—90 %/, den europäifchen Arten. 

dernden begleiten laſſen, unterliegen den landes-| Die Hauptausfuhrgegenjtände find: Wein, Brannt- 
gejeglichen Beſtimmungen nnd bedürfen meiftens wein, Orangen, Getreide, Hülfenfrüchte, Salzfleiich 
der Konzeſſion; es giebt aud) gewile Normen, an (gefuchte Schinken), Färbermoos, Del, Orſeille, 
welche fie jih halten müfjen. Dem Verlangen, die Leinwand, Käje (berühmt). Induſtrieerzeugniſſe 
Agenturen ganz zu verbieten und die Auswander- müſſen alle eingeführt werden. Dem Mutterlande 
ung überhaupt möglichjt zu erjchweren, wie es be- | bringen die Inſeln wenig Gewinn. Auf einzelnen 
fonders von landwirthichaftlichen Zeitungen und | Infeln giebt es auch gute Mineralquellen. An 
in Bereinen zeitweife geitellt worden war, konnte | Wald fehlt es zum Theil nicht. Der Fiichfang iſt 
nicht entiprochen werden; die Geiellichaften und | ergiebig, auch mit Aujtern, an Wild fehlt es im 
deren Agenten können ſich frei ihrer Thätigfeit Inneren. 

widmen, wenn fie den Borjchriften entſprechen. Apal-Inſeln, j. Bahrein-Anieln. 

Der LZentralverein für Handelsgeographie, der) WBäderei und Mühlmeien. Gelegentlid; der 
Weftdeutiche Verein, der Münchner Verein, der | Verhandlungen im Neichstag über die Erhöhung 
Kolonijationsverein für Cüdbrajilien (Hamburg) | der Getreidezölle (f. d.) iſt es zu verichiedenen 
und der neu gegründete oder der mit anderen ver- | Auslafjungen über die Brot- und Mehlpreije 
ſchmolzene deutiche Kolonialverein bejtreben ſich, und über Die GewinnederBäder und Müller 
die Auswanderung für Deutichland nach bejtimm- | gekommen; e3 wurde betont, daß die Unterjchiede 
ten Gebieten zu lenken, bejonders jet nad den | in den Brotpreifen weit größer jeien, wie die Be— 
deutichen Kolonial-Erwerbungen und Schußgebieten | laftung durch die vorgeichlagenen und inzwijchen 
und nad) wievor nad) Südbrafilien und Umgegend und | genehmigten höheren Getreidezölle, und daß Die 
um jo mehr als durd) das Geſetz vom 29. Oltober | Bäder am meiften dazu beitrügen, das Brot zu 
1880 die Nichtfatholiten und die Neutralifirten den | vertheuern. 


Azoren — Büderei ꝛc. 





Eingeborenen in Brafilien gleichgeitellt worden 
find. Die ehedem berüchtigten Rarceria-(Halbpadıt-) 
Verträge mit den brafilianijchen Großgrundbejigern 
hatten vor der Muswanderung nad Brafilien zu— 
rüdgejchredt, das, was die Vereine wollen, ift nicht 


Bon jeiten dieſer find verschiedene Antworten 
aus mehreren Städten veröffentlicht worden und 
andererjeits haben die Müller durd die ihnen zu 
Gebote jtchenden Organe gegen die beabfichtigte 
Erhöhung der Zölle Stellung genommen und be- 


die Meberjievelung zum Dienfte bei Brafilianern, | jonders mit dem Hinweis darauf, daß jie der 
jondern die Begründung oder vielmehr Erweiterung | Mifchung mit fremdem Getreide nicht entbehren 
deutscher Anfiedlungen in den für Deutiche neeig- könnten. Der ruffifche Roggen jei zum Brot- 
neten Klimaten und Gegenden. Ob es gelingen | baden weit werthvoller, wie der deutſche und koſte 
wird, in erheblicher Zahl Auswanderer für die! deshalb auch z.B. in Odeſſa durchichnittlich 3 bis 
afritaniichen Ermwerbungen zu gewinnen, muß vor-|5 Mark mehr, als bei uns, andererjeits aber hätten 
derhand unbeantwortet bleiben. Vgl. E. v. Weber, | die Landwirthe in der legten Zeit zu viel Weizen 
„Die Erweiterung des deutjchen Wirthichafsgebietes | von engliſchen, Heberarmen Sorten, deren Mehl 
und die Grundlegung zu überjeeiichen deutichen | nur in Miichung verwendbar ift, auf den Martt 
Staaten“, Leipzig 1879. gebracht, weil dieje bedeutend mehr Ertrag geben; 
Azoren, Habichtsinſeln, Weiten - Nslands bei, man kann pro ha davon im Durchſchnitt bis zu 
den Engländern, den Bortugiejen gehörende Inſel- 600 kg Körner und darüber mehr gewinnen, jo 
gruppe nordwejtlich von Afrika, zwilchen 36% 59 | da der um 6 bis 8%, niedrigere Preis vom An- 
bis 390 44° u. Br. und 270 35° bis 330 27° bau nicht abhält. 
w. Br. dv. Gr. Dazu gehören San Miguel, 777) Auch die Bierbrauer haben darauf aufmerf: 
qkm groß, Pico, 447 qkm, Fayal, 179 qkm, San, jam gemacht, da fie aus Dentichland jelbit nicht 
Sorge, 244 qkm, Graciofa, 639 qkm, Terceira, | genug brauchbare Gerſte befommen fünnen und 
421 qkm und die Hleineren Inſeln Santa Maria, unbedingt folche aus Defterreich und Rumänien 
Formigas, Flores und Corvo; zuſammen ift der beziehen müjjen; die jegt jo blühend entwidelte 
Umfang 2388 qkm und die Bemwohnerzahl 269,401 Bierbrauerei müffe mit dem Zoll auf Gerfte zurüd 
— auf 1 qkm 113 Einwohner. — Vgl. Portu- geben und das jei um jo mehr zu beffagen, als 
nal. Die Anjeln befigen zum Theil noch thätige aus dem Reich jetzt auch ein Lebhafter Handel mit 
Vulkane, der lebte bedeutende Ausbrudy war im Mal; nad Amerita fich entwidelt habe. 


Bäderei ıc. 133 


Auffallen muß, daß bei den Verhandlungen im | bilden und Iebhafte Agitationen für und wider die 
Keihstag Mare Mittdeilungen über die Menge | Schußzölle hervorgerufen haben, ijt es nothwendig, 
Brot, welches aus Getreide gebaden werden kann, | diefem Gegenftande volle Aufmerkjamteit zu widmen 
und über die Koften der Bäderei nicht gegeben | und deshalb muß auch die Bäderei und Müllerei 
wurden und daß man jich auch über die der Be- | bezüglich der befprochenen Punkte beleuchtet werden. 
söllerung nöthige Menge von Getreide ftreiten fonnte. |) Dazu ift zunächit auf den Handel mit Mehl— 

Früher galt allgemein, dab im großen Durd | und Mühlwaaren aufmerkſam zu machen. Diejer 
khnitt, mit —— des Bedarfs für Saatgut, zeigte in den Jahren 1861 bis 1864 durchſchnittlich 
Seh und Gewerbe — Brennerei, Stärkefabrikation, | xg Einfuber ig Ausfuhr kg Mehrausfuhr 
Brauerei u. j. w, auf den Kopf im Jahr 500 kg| 16,166,700, 40,663,600, aljo 23,896,900 
zetreide, auf Roggenwerth reduzirt, gerechnet | 1865 bis 1869 durchichnittlich 
werden müßten und daß Deutichland in mittleren | 76,957,300, 90,647,500, alſo 13,690,200 
Jahren den Bedarf zu deden vermöchte, in jchledh- | Die Jahre 1870 und 1871 brachten eine Mehr- 
teren bis zu 1/, Mangel und in guten Jahren bis | ausfuhr von 16,074,750 und 21,806,500 kg, im 
je ', Ueberichuß ernte, im Ganzen aljo jeinen | Jahre 1872 bis 1874 gab es wieder Mehraus- 
Brorgetreide-Bedarf zu deden in der Lage jei. fuhren von etwa 20 bis 40 Mill. kg, von 1875 

Inzwiſchen tft die Bevölferung immer mehr an- | bis 1879 Mehreinfuhr von 6 bis 14 Mill. kg; 
swachien, die Landwirthſchaft fonnte dem ver- 1880 waren die Berhältniffe nad) dem Statiſt. 
wehrten Bedarf nicht mehr entiprechen und die | Jahrbuch genauer ermittelt, da von da ab zumeijt 
karten Zufuhren aus überjeeifchen Ländern nad |die Ziffern für die Durchfuhr in Abzug gebracht 
—— haben die — bedeutenden —* bis wurden; man hatte — 
vet ſeit etwa 10 Jahren anhaltend gebliebenen : kg Einfuhr kg Ausfuhr 
Freiserniedrigungen bewirkt, jo daß immer mehr | Graupen, Mehl, Gries 67,876,000, 86,109,000 
aaangen ift. Nudeln, Malaroni 10,730,000, 28,200 

Unter diefen Verhältniffen, welche feitdem die | gewöhnliches Badwert 2,841,000, 7,700,000 
üehende Rubrik in den Verhandlungen der land- | ImGanz.abzüglich Durchf. 75,381,000, 12,910,700 
wrtbihaftlichen Vereine und in den Fachzeitungen | im Einzelnen 











MU. M Einf. Mil. M. Aus. 
— aus Getreide 61,679,600 = 17,270, 50,054,000 kg = 13,515 
Kraftmehl 296,800 = 0,164, 27,043,500 „ = 9,465 
Stärke 2,633,200 = 1,185, 10,606,100 „ = 4,773 
Graupen, Gries, Grüße 15,921,100 = 5,254, 3,960,100 „ = 1,386 
Nudeln, Mafaroni 953,500 = 0,467, 280,20 „= 0,154 
Sago und Sagojurrogate 1,448,600 —= 0,579, 182,900 „ = 0,077 
—— Backwerk 1,982,800 = 0,714, 6,984,400 „= 2,375 
ehlfabrifate u. ſ. mw., als 

zollfrei für Grenzbewohner 194,500 = 0,078, 

85,110,100 = 25,711, 99,111,200 kg = 31,745 


Andere Angaben find Mehrausfuhr 23,000,000 | Nach den Ausführungen in „Die Mühle, 
und 27.000,000 kg. Drgan der Deutihden Mühlen-Induſtrie“ 
Im Jahre 1880 gab es 57,780 Mühlwerke, die giebt bei Verwendung zu Preßhefe der rujfiiche 
Ansfahr von Mehl im Ganzen war nach anderen | Roggen pro Wiipel 24 rk Mehrwerth wie der 
Angaben 80,576,300 kg — 23,367 Mill. Marl, inländiſche und ijt von diefem oft nur die Hälfte 
die Einfuhr 52,6373 Mill. kg = 13,159 Mill. Mark. | brauchbar; Schirrifs-Weizen muß ebenfalls zur 
Mude rechnete im Ganzen 67,876 t Einfuhr | Hälfte mit auswärtigem Weizen aus Ungarn, 
und 36,011 £ Ausfuhr, aljo eine Mehrausfuhr von | Rumänien u. ſ. w., gemijcht werden, Rauhweizen 
18,144 t. giebt hohen Ertrag, ift aber zum Baden unbrauchbar. 

An Malz wurden eingeführt 35,200,000 kg und | Die Rechnung lautet: 
ausgeführt 10,500,000 kg, an Reid wurden ein- | Engl. Weizen v. ha 3100 kg zu 13,5 = 418,50 Mt. 
erfährt 64,000,000 kg und ausgeführt 100,000 kg. | jonitiger „ „ „ 2500 „ „ 15,0 = 375,00 „ 
Die Bahlenangaben find nicht übereinjtimmend | Vom erjteren gewinnt der Yandwirth 43,5 Mart 
tar das Jahr 1880, was ſich daraus erklärt, daß mehr, der Müller oder bezw. Bäder muß ihn aber 
%e Durchfuhr bald mit gerechnet wird, bald nicht. | vermiichen, kann aljo den auswärtigen Weizen 

Man hatte ferner 1881 bis 28,000,000 kg | deshalb nicht — muß er dafür Zoll 
Vchrausfuhr, 1884 bis 53,050,000 Einfuhr, | zahlen, jo ſintt der Preis für den engliſchen in— 
121,726,000 kg Ausfuhr; für 1884 19,5 Mill. Mark | ländiich gezogenen Weizen noch mehr und der Vor- 
Eirfuhrund 39,5 Mil. Mark Ausfuhr mehrals 1834. | theil für den Landwirth hört dann auch auf. 

Im Ganzen zeigt fih, dai die Müllerei bald | Bolnifcher und Odeſſa-Weizen kofteten in Ant- 
mehr an das Musland lieferte, bald mehr von dort !werpen 20,7, in Köln 23,25 Marf, die Fracht von 
drogen hat und daß es abwechſelnd Mehreinfuhr | Antwerpen war (damals) 1,55 M., der Zoll 1 Dear. 
und Mehrausfuhr gab. Winterweizen von Slupei-Rufland stellte ſich zu 


134 Büderei x. 


13 Nubel für 1 Tichetwert oder 163 kg, demnach | Brotbedarf zu täglich 15 Pig. an und das jtimmt 
bis Rojen für 1000 kg zu 172,20 Mark, dazu | mit diefen Angaben ganz überein. 

Fracht 9,75 Mark und Zoll- und Wbfertigungs- | Nimmt man das Verhältniß von 100 kg Ge— 
Gebühren 10,50 Mark, macht zufammen 192,45 | treide zu 90 kg Brot an, jo gehen die Angaben 
Mark; der mittlere Marktpreis in Pojen war | für den Brotbedarf mit den Ziffern 200 bis 300 
195 Mart (172 bis 219 Marf). kg für den Kopf und 300 bis 600 kg für den 

Für Roggen war die Rechnung: 1000 kg bis Erwachſenen auseinander; der richtige durchichnitt- 
Poſen 178,60 Mark, Fracht 9,75, Zoll u. ſ. m. | liche — iſt ungefähr 360 kg Getreide aller 
10,50, zujammen 198,85 Dart; der mittlere Markt: | Art im Ganzen und 250 kg Brot pro Kopf. 
preis war 199,5 Mark (195 bis 200 Mark als Chr. Lorenz „PDeutihlands Getreide- 
Grenzen). Ein Wifpel Rongen ftellte ji im zoll- | Produktion und Brotbejhajjung“ recnete 
freien Gebiet um 10 Mark niedriger. 1878/80 auf den Kopf 171,08 kg Ernte, 1880,81 mır 

In Bezug auf das Brot wurden ala Ver- 150,9 kg. Das Reid wird in furzer Zeit 50 Mid. 
braud pro Kopfangegeben: in Preußen 162 kg, | Einwohner haben; für diefe Bevölferung wären dem 
in Darmftadbt 160,5 kg, in Baden 235,5 kg, in nach 12,500 Mill. kg Brot jährlich erforderlich 
Bremen 123,85 kg, in Frankfurt a/M. 161,25 kg, (vorausgeſetzt normale —— 
in Bayern 228,0 kg, in England 225,0 kg, in| Nach Erledigung der Bedarisirage iſt der Koſten— 
Frankreich 247,50 kg, in Baris nur 182,5 kg u. ſ. w. punft zu beleuchten; e8 wurde behauptet, daß die 

Gerechnet wurde bei den Verhandlungen im | Bäder zu große Gewinne nehmen und dab Die 
Reichstag mit 210 kg und da für 100 kg Ge: | Unterfchiede im Brotpreis innerhalb Deutſchlands 
treide 90 kg Brot angenommen waren, demnach | unnatürlid) hohe jeien; bei den Brotläufern herricht 
233 kg Getreide als Bedarf pro Kopf. die Anficht vor, daß die Bäder bei jeder Heinen 

Im „Amtsblatt der ſächſ. Landw. Vereine“ | Preisfieigerung des Getreides fofort über Gebühr 
war (N. 6. 1868) gerechnet worden: 210 kg zu Brot, | mit dem Preis in die Höhe gehen, beim Einten 
Suppen u. ſ. w. und 20 kg zu Bier, Branntwein | des &eireidepreifes aber ſich nicht beeilten und, 
u. ſ. w. pro Kopf, zujammen 230 kg Getreide | wenn endlidy gezwungen, nur jehr mäßig die Preiſe 
neben 225 kg Kartoffeln. | herabjegten. 

Mude nimmt auf Grund jehr genauer Unter: | Große Unteridjiede im Preis lönnen nit be— 
fuchungen als durdjichnittlichen Bedarf für den | fremden; fie find chen jo groß mit und ohne Zoll 
Kopf 413,11 kg Getreide und abzüglich Saat u. ſ.w. und eben jo in den Wohnungämiethen und im 
"362,43 kg an; der Bedarf wechjelt innerhalb des | hundert anderen Vedarjsartileln vorhanden, weil 
Reiches nad Ländern und Provinzen ſehr bes | die Erzeugungsfchten verſchieden hech find; fie 
deutend. müſſen ſelbſt aus diefem Grunde innerhalb einer 

Im Reichstag und zum Theil als Entgegnung | Etadt vorhanden fein; die Geſchäſtsräume, die 
auf die hier anderwärts gemachten Bemerlungen | Löhne, die Steuern, die Beträge für Anfauf, An- 
wurden angegeben: fuhr und Unterbringung von Wiehl, Brennitoff 

a) für einen Bauern von 5 ba Beſitz als Er- u. ſ. mw., die für Beleuchtung, für Verſendung der 
zeugniß 39,5 Bir. Getreide und ala Yerlauf 22 Ztr.; | Waaren in die Wohnungen, für den Lebensunter- 

b) für einen Bauern von 20 Morgen = 5,1 ba | halt u. j. w. fünnen nicht gleich fein; dazu kom— 
als Erzeugniß 50 tr. Getreide und als Verkauf men die Lagerungskoften und die Xerlufte und 
10 Ztr.; | anter diejen find auch die mit zu rechnen, welde 

ce) für einen Häusler mit 3 Morgen = 0,76 ha, durch Preisrüdgang von gelauftem Getreide oder 
ab Eaat u. j. w., 5,8 Bir. Getreide und bedeuten- , Diehl entſtehen, die durch Preisunterichiede beim 
der Zulauf; Verkauf der Kleie und die durch jchlechte Bezahler. 

d) für den Kopf 3,5 Ztr. und für cine familie | Daß es nicht an Beftrebungen fehlt, über Ge— 
wenigftens 20 Ztr. gegenüber obigen 10 Zir. u. j.w.; |, bühr Gewinn zu nehmen, ift begreiflich; der Bäder 
als Zentner find hier immer 50 kg zu verftehen. | umterliegt aber jo gut wie andere Gejchäftsleute 
Nadı Mucke braudıt die Normalfamilie mindeftens | audı dem Einfluß der Konfurrenz und gerade in 
26 Ztr. = 1300 kg (1 Mann = 1,00, die Frau | großen Etädten wird biefe jehr fühlbar, weil bier 
= 0,8 —, drei Kinder & 0,6). ‚viel Brot von auswärts mit weſentlich niedrigeren 

e) Uniere landwirthſchaftlichen Schriftfteller | Erzeugungstoften eingebraht wird. Seder kann 
redinen für einen Knecht 5 bis 10 hl Getreide, | in feiner Umgebung beobachten, daß die Zahl der 
v. Honſtedt hatte die Angabe mit 890 Pſund Mehl | wirklich reich gewordenen Bäder feine übermäßig 
zu Brot, Euppen, Gebäd ı. ſ. w., d. i. 445 kg große ift. 

Mehl. Veijpiele über Brotpreife vor und nad dem 

) Aus gleichzeitigen Zeröffentlihungen (1885) | Zoll, bei hohen und bei niedrigen Getreidepreifen, 
für Magdeburg und für Dresden („Sozial-Korre- | jind in großer Zahl und von Gegnern uud Xer- 
ſpondenz“) ergiebt fich übereinftimmend als be» | theidigern der Echußzölle gebracht worden. 
rechneter Bedarf für eine Familie 3,50 Dart; Es wurden z. B. angegeben: 
wöchentlich oder im Jahr 182 Mark; im gleichen | a) aus Berlin: 

Jahre gab die Neichsregierung als Vergütung für) 1000 kg Roggen 1879 zu 182,81 Maxk, 
Verpflegung von Soldaten bei voller Koſt 80 Pig., | 1000 „ # 1881 „ 198,18 „| 
bei Koſt ohne Brot 65 Pig.; fie nahm alfo den: 1000 „ R 1882 „ 144,67 „ 





” 7 " 5, 





Ä ” 228 " 1 ” 22,8 ” 
Mai 
1579 1 kg Brod 16 Pig., 
18812, ... 9, 
183831. ,„ 9 _ 
1854 1 18° 


1879 100 kg Roggenmeht 17,90 Matt, 


1881 100 „ a ‚98 2 
1833 100 „ — 21,4 „ 
1884 100 " " 0,30 n 
1879 100 kg Roggen 12,36 Marf, 
1881 100 „ J 20,78 „ 
1883 100 e 14,92 „ 
1854 100 „ " 14,52 | 
bi aus Hagen: 
1874 Roggen 22,5 Mart 
1879 — 15—15,5 
1874 . 331 0/5 "weniger; 
1874 4,5 kg Brod 1 Marl 
1879 J 5 0,68 bis 0,72 Marl 


" 


zgen 1874 45 — 
e) aus Bochum: 


J 331/,%, weniger; 


" 


Bäderei ꝛc. 


g Schwarzbrod = Mart, I kg 19,2 Pig. preijen ab und vertheilt den Gewinn als Divi- 
—1 


! 


für i’kg 


I kg Schwarzbrot 1877 = 22, 1879 = 16 Pig, | 


Fer = 21, 1883 = 19 
= 18 %g.; 
d) aus Magdebur —— eigene Bäderei) 


„ 


l, » 
1 


Zeigeinlage zu 50 Brot 
5 kg bei en art für 100 * — 


— 30-310. 100 ; = — 
e) aus Mainz, März 1885, für 2 kg Brot 
Aufihlag o von 40 auf 45 Pig. wegen des Zolls; 


f) ans Dalldorf (Irrenanſtalt) bei Berlin laut | 


Sirferungstontratten (200,000 kg Bedarf) für 1 kg 3 


Örot Aufihlag von 18,75 auf 20 Pfg. wegen des 


ls, — Mebrausgabe 2500 Mark für 1885/86; | 


g) aus —— für Brot von 3,25 kg zu 
die dahin 50 
Januar —8 100 kg Reizen 15,83 Mark, 


Fchruar 1835 100 „— „ 15,98 
" 1585 100 [7 [77 16,13 7 
‚ 188510 „  „ . " 
1885 100 , 16,4 
* Roggen 13,83 Mart, Brot 1 kg 15, 38 Pig. 
" 4, 35 * 
10” " 7 14,37 7 7; " 16,00 7 
16) " 14,77 " " ' " 17,54 1 
10 14,63, „ äulept 19,00 „„ 


ng wegen der hohen Brotpreije und zwar 


dis zu dem Grade, dab die vor 20 Jahren ab» 


— Taren wieder verlangt wurden; 1 kg 
ot I. Güte galt 28 Pig. Bon 1800 Bädern 
nur die Herabjegung abgelehnt. 
In yon gab es faſt gleichzeitig einen großen 
Streit der Bäder, weil der Stadtrath die Zare 


und werden fi immer 
ſchiedenheiten größer fein können, als der Betrag 
des Zolls darf nicht befremden, jie bleiben mit dem 





135 


dende; fie befteht jeit 1867. Der Neinertrag im 
Jahre 1884 war bei einer Erzeugung von über 
1 Mill. kg Brot 80,000 Marf. 

Der Brotpreis wird nad) Tarc vom Magijtrat 
beftimmt und dieje wird ermittelt aus den durch— 
ſchnittlichen Getreidepreifen der 7 größten Marft- 
orte im Norden; für 1 Sad Mehl von 100 kg 
find 7,2 Markt als Badtoften berechnet; die offi— 
zielle Tare ergab jeht für 1 kg Hausbrot 21,6 Pfg., 
für 1 Ing Weißbrot (ls feinjtes Mehl zu 22, 4 Mart 
pro 1000 kg und ", Grobmehl zu 20,8 Marl) 
— 25 Pia. Als Gewinn blieben dabei durch⸗ 
ſchnittlich 590 vom Betriebskapital und 25 bis 
26 9%/, für den Berzehr; die wirklichen Koften (ohne 
Sins) find demnady für 1 kg Hausbrot 16 und 
Weißbrot 18,4 Pig. geweien. 

Es waren die geihäftlichen, durch umſichtigſte 
und uneigennützigſte Verwaltung ermöglichten Er- 
gebniffe jeit der Zeit des Beſtehens der Genoſſenſchaft: 

bei Erzeugung Be Meclig 


g Bıot Dividende « 


pro kg 
500, 000 10,400 Dart, 5,2 Big; 8% 
400, 000 16,000 " 4,0 „ 15 „ 
800,000 24800. 31. 24 


1,000,000 27,040 , 27. 52369 ,. 
Berüdfichtigt man, daß der Bäder ganz anders 
rechnen muß und bei Heinerem Umſatz leicht außer 
dem Anfaufspreis für Getreide oder Mehl ftatt 
‚nur 5,2 oder 2,7 Pig. bis zu 3 und 10 Pig. Un- 


‚toften für 1 kg Brot haben kann, jo wird man 


ſich jagen dürfen, daß wohl ein guter Gewinn 
möglich ift, daß er aber in der Regel nur ein 


mittlerer jein wird. 


In Baris war ebenfalls wegen des erhöhten 
Zolls der Brotpreis von 70 auf 75 Ets. erhöht 
worden (56 : 60 Pig.). 

Der Bäder wird allenthalben den Zoll auf die 
Waare fchlagen und deshalb zahlt allerdings der 
Käufer den Zoll; bei den gegenwärtigen Getreide- 
preijen ift das nicht fühlbar. 

In Magdeburg und Dresden war gleichzeitig 
der Preis für 100 kg Schwarzbrot 20 Mart, in 
Roubair 25 Mark, in Berlin 19 bis 22 Mart 
und ähnliche Verſchiedenheiten zeigten ſich überall 
zeigen. Daß die 


Bollinden Unterichieden die gleichen; wenn dieſe 3. B. 


" ‚6Marf für 100 kg Brot waren und es wird dann 
_ Im Jahre 1884 gab cs in Paris eine große 


ein Zoll von 3 Mark auf 100 kg Getreide gelegt, 
dann muß der Unterjchied um diefen Betrag größer 
werden, d. h. um jo viel, als ſich antheilig dann 
für 100 kg Brot berechnet, in der Regel aber wird 
der Aufihlag etwas größer ausfallen, weil der 


ı Händler, der Müller und der Bäder bei der Ab» 


wälzung des Zolls nicht glatt zu rechnen pflegen 
und das auch nicht volltommen möglich machen 


anführte, Der Minifter erbat ſich von den großen | fünnen. 


Senofienichaits-Bädereien Austunit. 


In dem trefflichen „Vademecum“, herausgegeben 


Aus den Mittheilungen jind die von Roubair von Hitſchmann, Wien, finden fich für 1887 über 
WO Einw.) von allgemeinem nterefje; die | Brotbereitung die "folgenden Mittheilungen, welche 
dortige Genofienichaft giebt das Brot zu Bäder noch ergänzend hier anzufügen find: 


136 


100 kg Roggen geben 84,103 
Kleie, 100 kg guter Roggen 100 kg Brot, 100 kg 
gem. gi 131 bis 133 kg Brot, 100 kg 
guter Weizen 90 bis 93 kg Brot, 100 kg Weizen- 


mehl 125 bis 130 kg Brot, 100 kg Weihroggen- | 


mehl 117 kg Brot. 


Das Mehl joll von 9 bis höchſtens 18 %/, Waſſer 


enthalten; e3 nimmt um jo mehr Waffer auf, je 
trodener und Hleberreicher es ift und je beffer die 
Beichaffenheit des Klebers ift; das Wajjer zum 
Brotteig joll weih und 20-309 C warm jein, 
hartes muB verbeffert werden durch kohlenſaures 
Natron — 12 bis 16 g gelöft in 2 1 
1001. Das Salz ift ſcharf und troden zu nehmen, 
25 g zu 1 ] Weifbrotteig; die Hefe, am beiten 
Preßhefe, muß friich fein, der Sauerteig täglich 
durch Zulag von Mehl und Waſſer angefriicht 
werden; 750 g genügen zum Teig für 20 kg Brot. 
Der Badojenjoll bis 3000 0 erhikt jein; Brote 
von 4 kg badt man im 60 bis 80, jolche von 
3 kg in 60, jolde von 1,5 kg in 50 bis 60 
Minuten. An Holz braucht man 370 kg für 
160 Laib Brot. 

Barterien, im weiteren Sinne Spaltpilze, 
unvolljtändig befannte Gruppe von niedrig orga- 


Mehl u.9,676 kg 





affer fir | 





Bacterien. 


bisher zum Appretiren der Seidenzeuge und zum 
Leimen von Bapier verwendet worden war, wird 
ebenfalls benutzt, iſt aber erit bei höyerer Tem- 
peratur flüſſig. Nach erhaltener richtig fterilifirter 
Nähritofflöfung wird das zu unterjuchende Material 
damit vermijcht und das Gemiſch zur Herftellung 
verichiedener verbünnter Löſungen verwendet; Die 
jorgiamft gemiichten Präparate werden dann auf 
iterilifirten Glasplatten rajh mit Eis zum Er- 
ſtarren gebracht. In feuchten Kammern unter jicherem 
Abſchluß gegen die Luft entwideln fi auf den 
jterilifirten, mit bacterienhaltigem Wlaterial be: 
ichidtem Nährboden oder in dem Nährmaterial dic 
an beftimmten Stellen firirten und iolirten Keime 
zu Kolonien und diefe werden dann zu weiteren 
Unterjuchhungen benutzt. Zu diefem Zwede nimmt 
man mit ausgeglühten Blatinnadeln die zu unter 
juchenden Bacterien für die Reintulturen in — 
ſirten und mit Watte verſchloſſenen Reagenzgläſern. 
Dedgläschenpräparate, in welchen die Bacterien 
mit Anilinfarben gefärbt werden, dienen zur Kon- 
trolle. Alle Bacterien zeigen den Anilinfarben 
gegenüber bejondere Eigenthümlichkeiten, jo daß 


dieſe das befte Mittel zur Erlenmung find. 


Bon Milzbrand, Tuberfuloje, Hoipitalbrand, 


nifirten Pilzen, Heinjte vegetabiliiche Organismen, | Kindbettfieber, Rotz, Tripper, Pockenlymphgift weis 
welche nad) dem Nährboden verjchiedene Formen | man jegt, daß fie durch Bacterien bejtimmter-Art 
annehmen, im engeren Sinne die Arten der | hervorgebracht werden, wenn dieje in die Blutbahn 
Sattung Bacterium, Stäbchen-B., Glieder- | gelangen; die Keime vermehren fid in Geweben 
täbchen, einzeln oder paarweije oder in Maflen | oder in Wundrändern oder auch in der Blutbahn, 
in einer Schleimhülle. fterben jpäter ab und werden mit dem Harn aus- 


Die wichtigiten Aufflärungen über dieje in ihren 
Wirkungen jo gefährliden Organismen find erit 
in den lepten Jahren gewonnen worden, nachdem 
es gelang, Reinkulturen mitteljt Einführung des 
fterilifirten jeiten Nährbodens zu ermöglichen. 
Die zu Töfende Aufgabe war, die Nährftoff- 
löfungen zur Zucht diejer Organismen von 
Keimen zu bejreien und die zu unterſuchenden 
Bacterien ijolirt von anderen verwandten Formen 


geichieden. Bon Typhus, Ausſatz, Poden, Wechiel- 
fieber find wohl die veranlafienden Pilze befannt, 


noch nicht aber die Wege, wie diefe in die Blut— 


bahn |fommen, von Ruhr, Flecktyphus, gelbem 
Fieber, Veit, Maſern, Scharlach, Grippe, Syphilis 
fennt man die Pilznatur des Anſteckungsſtoffs und 
deren Wirkungen gar nicht, die Tollwuth will 
Paſteur durd Impfen ebenfalls, wenn rechtzeitig 
die Kur angejangen wird, heilen können; er bat 


zu züchten. Organifche Nährlubftanzen werden |in Paris ein bejonderes Spital dafür errichtet 
dazu Wafjerdämpfen von 100% 0 ausgejegt, die | und werden ihm Kranke aus vielen Län— 
Gefäße, mit Watte verjchlofjen, einer trodenen dern zugeführt. Die neueften Forſchungen zur 
Hige von 150 bis 180% ausgejegt, die anzumen- | Bekämpfung anjtedender Krankheiten haben grof- 
denden Inſtrumente geglüht ; ferner muß Derjenige, artige Erfolge bezüglid von Milzbrand, Hühner: 
welcher ſich mit Studien der Art beichäftigen will, ; cholera, Rotz, Tuberkuloſe, afiatiiher Cholera und 
jeine Hände mit Qnedfilberchloridlöfung (0,5 bis jet auch von Tollwuth aufzuweilen, alle errungen 
1: 1000 Waſſer) waichen, um anhaftende Keime | auf dem von Paſteur und R. Koch betretenen 
& tödten und jelbitveritändlich jehr vorjichtig zu | Wege: Aufſuchen der schädlichen Urganismen, 

erke gehen, damit nicht während der anzuiftellen- | Reindarftellung in Kulturapparaten, Hervorbringen 
den Berjuche Keime eindringen können. Us Nähr- | der gleichen Krankheiten durch Impfung hultivirter 
boden werden Kartoffelicheiben, Brotbrei, Pflau- Pilze bei Thieren und durh Schuginpfung. Da, 
menabfochungen und Blutjerum, diefes beionders , wo man die Krankheit bei Thieren durch Impfung 
für Züchtungen, verwendet ; das befte Nährmaterial | nicht hervorrufen kann, bleiben die Erſcheinungen 
ift Gelatine aus Fleiſchwaſſer, 2—10 %/, Ger | uns deshalb noch unbefannt (Wechjelfieber, Sy 
latine, Pepton, Kochialz bereitet; man kocht das | philis m. j. w.). Bei den Bacterien untericheidet 
Gemiſch, neutralifirt es mit Tohlenjaurem Natron, | man als Koftenformen (j. Pilze): 1) Die Stäb- 
filtrirt und ſteriliſirt es dann; es eritarrt beischenform, zulinderiiche Bellen, 0,002 bis 
————— und iſt, gut hergeſtellt, voll- , 0,003 mm lang, Kurzſtäbchen, Gattung Bacterium 
tändig durchlichtig, jo daß man die Kolonien von | und Langftäbchen, Gattung Bacilles; 2) Faden— 
Bacterien gut ertennen faun; Agar-Agar (Cen- |form (Leptothrix), aneinander gereihte Stäb- 
lon-Jafinamoos), Gallerte von den Mlgenarten | chenzellen; 3) Zoogläaform, haut- und gallert- 
an den Küſten des vjtindiichen Archipels, welche | artige Anhäufungen von Bacterien; 4) Spiro- 





Baden, Großherzogthum. 


bacterien, jpiralig gen. bewegliche Formen. 
Die Vermehrung Bacterien geſchieht durch Spaltpilze“, Breslau 1834 (2. Aufl.) 


Theilung, zuweilen auch durch Dauer: 

horen und Schwärmeiporen; die Ernährungs- 

iffe bedingen die Formen: Yang-, Kurz 
häbhen, Fadenform u. j. w. 


Man fpricht ferner von zumogenen Bac— 
terien, die Gährung und Zeriepung bedingenden, 
äromogenen oder m ismentonckieien. dieje⸗ 
bei welchen beſtimmte Farbſtoffe ſich zeigen 
»B.), und von vathogenen Bac— 
terien, diejenigen, welche beſtimmte Krankheiten be 
oder mit jolchen erjcheinen : Wilzbrand, Tuber 

foje, Cholera u. ſ. w. 
Die Gattung Bacterium im engeren Sinne — 
B o Ehrbg. — tritt bei allen Fäulnißpro— 
n thierischer oder pflanzlicher Subitanzen auf, 
mit außerordenlich ſtarler Vermehrung. 
rt au 
), der Hauptbeitandtheil der Eſſig 
t (j. d.), B. cyanogenum Furhs, der Pilz 
t blauen Milch (j. Veilchichler), B. subtile 














ſchen Ertrementen, Kahmhaut an Der 
), B. Anthracis Cohn, der Milzbrand— 
B. Tuberculosis Aueh, der Tubertel 
übertragbar auf Mäuje, Kaninchen, Napen 
Hunde, Kommabacillus, der Koch'ſche 
ilz (Heine, ſchwach gekrümmte Stäbchen 


upen, Gattine oder Pebrine, wurde 
einem hierher zu rechnenden Vilz — 
Nosema bombyeis Näg. zugeſchrieben und als 
en — Amylobacter (Bacillus A) 
man eine Anzabl von B., welche im 
haft faulender milchſafthaltiger Bilanzen vor- 

und durch Einwirkung von od fich wie 
Stärkemehl (Amylum) blau färben. Trèkul, van 
und Brazmowsti haben diejen Spaltpilz 





ber unterjucht und ihn jür identijch mit dem 


Butterjäurepilz befunden. Er erregt die Butter 
in fauren Surfen, Käſen, Dertrin 
u. ſ. w. und fand jich aud in vormwelt 

m Nadelpölzern der Steinkohlenperiode. 


Rah Cohn ift der Durchmeiler der B. "u, mın, 
die Länge !/,,, mm, durch Theilung konnen aus 
* in Br Stunden 16 Mill., in 3 Tagen 


3 Million Stüd, in 5 Tagen fünnten bei un- 
Entwicklung die aus einer Bacterie fich ent 
Nahtommen 9233 cbm Raum einnehmen. 
facterie wiegt Ny5,, billiontel mg, die Nach 
: A auf 500 g 635 Milliarden 
in 72 Stunden, aljo ‘3 Tagen 74173 kg 











Cohn,” „Unterfuchungen über Bacterien“ 
\ a. Biologie“, Breslau, 187678, 
Ami. R. Roh, „Wundinfektions-Krant- 
Men“, Berlin 1879. Nägeli, „Die niederen 
“ in ihren Beziehungen zu den Anjeltions- 
ten“, München 1877. Wigand, „Ent- 
#ehung und Entwicllung der Bacterien“, Marburg 


B. aceti Aütz. (Myeoderma | 


. der Heupilz (in Aufgüfien von Hei | 


von Eholeratranten). — Die Krankheit 


n Stüd entitchen; 1 cbm enthält | 


137 


Zopf, „Entftehung und Entwidlung der 


‘ Baden, Großherzogthum; Friedrih Wilhelm 
Yudwig, Großherzog ſeit 24. April 1852, geb. 
9. September 1826. Da früher jehr ausführliche 
Mittheilungen gebracht worden waren, fan die 
Daritellung auf das Wejentlichjte beichränft bleiben. 

l. Größe. Das Land, mit dem Antheil am 
Bodeniee (182,28 qkm) hat im Ganzen 15,263,41 
qkm Fläche und davon find 44"), Gebirgsland, 
40 ®/, Hügelland und 16%, Flachland. Ueber 
Oberfläche, Lage, Grenzen u. ſ. w. j. den früheren 
Artifel. Die Rheinſtrecke, 415 km mit über 2200 
großen und kleinen Injeln, an mancden Stellen 
bis 950 mı breit, iſt durch großartige Worreltionen, 
Durchſtechungen u. 5. w., nah dem Plane des 
Ing.Oberſten Tulla weſentlich verbejfert worden 
und dieſe Verbeſſerungen haben an 40,000 ha 
Yand gewinnen lajien. Da rechts und links des 
Rheins Eiienbahnen geben, jo fahren die Schlepp- 
dampfer nur bis Mannheim; der Rhein wird von 
über 100 Dampſſchiffen verichiedener Geſellſchaften 
befahren und von 500 badischen Segelichiifen mit 
45 bis 250 t Schalt. Auch der Nedar, die Ninzig, 
Elz und andere Flußläufe find regulirt und forri- 
girt worden, die Eiſenbahnen haben aber allent- 
halben dem Schiffsverkehr geichadet; die Dampf» 
ichifffahrten auf dem Wedar oberhalb Heidelber 
haben aufgehört; auf dem Medar gehen aber no 
Segelichiffe mit bis 50 t Gehalt. Ueber Schiffs: 
verfehr und Flößerei ſ. den früheren Artikel. 

Il. Eintheilung und Bevölferung: Das 
Yand iſt in 4 Diſtrikte: Conſtanz, Freiburg, 
Narlsruhe und Mannheim eingetbeilt, dieje zer— 
fallen in I1Kreiſe: Eonftanz, Billingen, Walds— 
hut; Freiburg, Lörrach, Offenburg, Baden und 
Karlsruhe: Mannheim, Heidelberg und Mosbach. 
Die Kreiſe haben zujammen 56 Amtsbezirte 
und in Ddiejen giebt es 1584 Gemeinden, 114 
Städte, 1609 Dörfer, 1733 Weiler, 642 Gruppen 
von Höfen und Häuſern, 32 Kolonien, 3599 ein» 
zeine Höfe und Häuſer, 212,767 bewohnte Ge» 
bäude, 322,110 Haushaltungen, 7697 Wohnorte 


1884. 





'im Ganzen, 31,54 ®/, ftädtiihe und 68,66 %, 
ländliche Bevölkerung, für jene (1550) zujammen 
492,056, für dieje 1,078,193 Köpfe, im Ganzen 
alio 1,570,254 Einwohner. Die Zunahme der 
Bevölkerung in den legten Jahren war durchichnitt» 
lich jährlich 12,615 Kopie oder etwas über 0,829, 
ſo dak für 1886 über 1,630,000 Köpfe zu rechnen 
wären, die Zählung von 1885 gab aber nur 
1,600,839 Einwohner, 30,535 als Zunahme jeit 
1381. Die Dichtigkeit war im Jahre 1880 (die 
Seefläche außer Acht gelaffen) 104,1 auf 1 qkm 
und iſt jegt ſchon fait 105 Köpfe auf 1 qkm. 
‚Auf 1000 männliche Bewohner kommen 1052 
| weibliche; es (1881) waren vorhanden im Alter über 
14 Jahren: 
223,836 ledige Männer, 
257,438 verheirath. 

27,503 Wittiver, 62,358 Wittwen, 

272 geidiedene „ 553 geichiedene „ 
Die Zahl der Ausländer war 13,415 und 





223,771 ledige Frauen. 
257,664 verheirath. „ 


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138 Baden, Erofherzogthum. 


davon waren: Schweizer 6674, Defterreicher 2625, ; ruhe für das Landwirthſchaftliche Vereinsweſen mit 
Briten 815, Amerikaner 773, Italiener 764, Franz | dem Zentralausihuß, dem Sekretariat und Bürcan. 
zojen 619, Ruffen 528, Niederländer 239, Belgier | Der Verein hat 67 Bezirk3-Bereine, gruppirt zu 
77, Standinavier 71, Lichtenfteiner und Lurem- | 4 bis zu 10 in Gauverbänden: Seegau mit 9, 
burger 69, Spanier und Bortugiejen 36, Türfen, Höhgau mit 4, der III. Gauverband mit 3, Baar- 
„Rumänier und Serben 32, Griechen 13, Sonftige | und Schwarzwaldgau mit 4, Alb- und Klettgau 
80. Angehörige anderer Bundesjtaaten gab es | mit 4, Martgräfler-Gan mit 5, Breisgau mit 7, 
83,732, im Ganzen aljo 97,147 Fremde = 6,20%/, Gutach-Kinziggau mit 3, Ortenau mit 4, Dosgau 
der Bevölkerung. Bon Badenjern und in Baden , mit 5, Pfinzgau mit 6, Pfalzgau mit 10, Oden— 
Geborenen jollen in den europäiihen Staaten an | waldgau mit 4, Taubergau mit 5 Bezirfävereinen. 
95,000, in Amerika 160,000 gezählt worden jein. | Neben den allgemeinen Vereinen giebt ed noch die 
Ueber die Auswanderung j.d.; aud in Baden | Wanderverfammlung badiſcher Landwirthe und 
zeigt fih in den letzten Jahren eine bedeutende | Gutäbefiger, den Gartenbauverein, den Badiichen 
Abnahme. Verein für Geflügelzudht, den Verein für Vogel— 
Im letzten Jahrzehnt (1874—1883) rechnete ſchutz, Vogel- und Geflügelzucht, den Verein für 
man als Durhichnitt 57,601 Geburten, davon | Geflügelzucht zu Lahr, die Badiſche Gejellichaft für 
1904 Todtgeborene, aljo 55,897 Tebende Kinder | Fiichzucht in Freiburg, den Mannheimer Fiicherei- 
gegen 42,675 Geftorbene; es ift demnad) der Ueber: | Verein, den Verein Badiſcher Thierärzte, den 
ſchuß 13,222 Köpfe; die Zahl der Eheichliehungen | Pferdezüchter-Berein in Karlsruhe und den Deut- 
ift 11,330. ſchen Weinbau-Berein dajelbjt in Verbindung mit 
Der Religion nad) rechnet man 63,2%, Ka- dem Denologiichen Inftitut von Dr. A. Blanken- 
tholifen, 34,9%, Proteftanten, 1,8 %, Jsraeliten, horn. In dem Deutichen Landwirthſchaftsrath ift 
der Kopfzahl nad) 995,109, 547,461 und 27,278; | Baden durdy 3 Delegirte vertreten. 
von anderen chriftlichen Selten gab e8 2280 und! IV. Unterricht. Baden hat noch feine bei- 
von 128 Köpfen fehlte die Angabe über die Re- den Univerfitäten Heidelberg und Freiburg i. B., 
ligion. ‚von welchen die letztere einen jehr bedeutjamen 
Unter den größern Städten haben Karlsruhe | Aufihwung genommen hat, ferner das Rolytechni- 
56,972, Mannheim 61,370, Freiburg 36,401, kum in Karlsruhe, immer noch mit an der Spige 
Heidelberg über 20,000 Einwohner. jtehend, 12 Gymnaſien, 4 Progymmafien, 4 Real- 
1. Behörden. a) Minifterium: Präfident, | gumnafien, 27 höhere Bürger- und 7 höhere Mäd- 
Chefs für Juſtiz, Kultus und Unterricht, für Ins | henichulen, 1587 Boltsichulen mit 250,000 Schul: 
neres, für Finanzen, Miniftverialdireltoren, Näthe, | findern, 4 Schullehrerjeminarien, 3 Bräparanden- 
Referendäre und Legationsrath; b) Oberrehnungs: | ichulen für Lehrer, 1 Turnlehrer-Bildungsanitalt, 
fammer; c) Oberlandesgericht zu Karlsruhe und | 1 Lchrerinnenjeminar, eine Muſik- und eine Kunft- 
Landgerichte zu Conſtanz, Waldshut, Freiburg, | jchule für bildende Künfte in Karlsruhe, Kunft- 
Offenburg, Karläruhe, Mannheim und Mosbach; d) | gewerbeichulen hier und in Pforzheim, die Bau- 
Oberſchulrath; e) Oberkirchenrath für Evangeliſche | gewerfichule in Karlsruhe, 42 Gemwerbeichulen, 
und Erzbisthunzu Freiburg für Katholiken; fJOber- allgemein den ein» bis zweijährigen Sonntags: 
direftion für Waffer- und Straßenbau, g) General- | und Fortbildungs » Unterricht, die Taubjtummen- 
landesardiv; h) Statiftiiches Büreau; i) Ver-— |inftitute in Meersburg und in Gerladhsheim, eine 
waltungsgerichtshof; k) VBerwaltungshof; 1) Ka- | Blindenerzicehungsanftalt in Ilvesheim, verichiedene 
tholiicher Oberftiftungsrath; m) Rheinfchifffahrts- | Spezialichulen und an 200 Privat - Erziehungs- 
— — in Mannheim; n) unter dem und Lehranſtalten, 5 öffentliche große Bibliotheken, 
Finanzminiſterium: Domänen-, Steuer-, Boll, | eine Landesgemwerbehalle in Karlsruhe und ver- 
Bau-Direktionen und Generaldirektion für Staats- | ſchiedene Kunſt- und wiffenichaftliche Sammlungen, 
eifenbahnen; 0) Oberſte Hofchargen u. ſ. w.; p)|botaniiche Gärten u. j. w. 
Diplomatiiche Vertretungen haben von den deut) Für landwirthichaftlihen Unterricht find zu 
ſchen Staaten noch Bayern, Preußen, Sachſen und | nennen: der Lehrftuhl an der Univerfität Heidel- 
Württemberg. q) Die Landſtände bilden eine | berg, die Foritihule am Polytechnilum zu Karls- 
Erjte Kammer und eine Zweite Kammer mit 63 | ruhe, die Winterfchulen in Karlsruhe, Eggingen, 
auf 4 Fahre gewählte Abgeordnete. Bühl, Tauberbiihofsheim, Meßkirch, Offenburg, 
Für die Landwirthſchaft giebt es: als | Müllheim, Waldshut, Billingen, Freiburg, La: 
oberjte Behörde das Minijterium des Innern; |denburg, Radolfzell, Hocburg, die Obſtbau— 
Referenten für Landes-Kultur, landwirthichaftliche | jchule zu Karlsruhe, das Denologiiche Inſtitut 
Angelegenheiten einjchließlich Feldbereinigung, Ka= | dajelbft (Blantenhornsberg und Müllheim) mit 
taftervermefjung und Unterricht, für Veterinär: | Rebſchule u. j. w., Privatanftalt, die Wiejen- 
wejen und für Brerdezucdht- Angelegenheiten ;die Ober- | baujchule, die Chemiſche Verſuchsſtation (. Nester) 
direktion für Wafferbau und Straßenbau mit den und die Pflanzenphyſiologiſche Verſuchsanſtalt L. 
Geſchäften für Feldbereinigung, Yandes-Kultur und | Zuft) dafelbft, ſowie die ftändige Ausftellung land- 
Kataftervermeffung und unter diejen ſechs Landes- | wirthichaftlicher Lehrmittel, Majchinen und Geräthe 
Kultur » Inipeltionen zu Konftanz, Thiengen bei , (Staatsanftalt) unter Mitwirkung der technijchen 
Baldshnt, Freiburg in Baden, Offenburg, Karls: | Profefforen des Polytechnilums. Die Verſuchs 
ruhe und Mosbach. Die YZentralitelle in Karls- | ftation ift zugleich Ausfunftsbürcau, die Pflanzen 








— —— 
J Baden, Großherzogthum. 1439 


dfiologiſche Station beichäftigt ſich Blasen | ik und der 29. Divifion in Freiburg; dazu 
nit Unterjuchungen von Sämereien und Pflanzen- | gehören die Jnfanterieregimenter Nr. 109 bis 
kanfheiten; jene wird vom Staat mit 13,000, | 114, die Dragonerregimenter Nr. 20 bis 22, die 
dirie mit 3400 Mart unterjtügt. In der gefamm.- Feipartillerieregimenter Nr. 14 und 30, das Fuß 
ten Einrichtung des Unterrichtswejens find den | artilferiebataillon Nr. 14, das Bionierbataillon 
olalen Berhältniffen gemäß vorzugsweije Obft-, | Nr. 14, die Sandivehrregimenter Nr. 110 bis 
Bein, Handelspflanzen- und Wiejenbau berüd- | 114. Rn Gensdarmeriekorps ift militäriich 
organifirt 

v. Militärifches. Badens Truppen bilden Fr. Verhältniß der Berufsklafjen. Nach 
ten größen Theil des XIV. Armeetorps mit dem | den Erhebungen von 1882 mit damals 1,595,484 
Seuerallommando in Karlöruhe, der 28. Divifion | Einwohnern famen auf: 


— 


Sandwirthichaft, Thierzucdht und Gärtnerei 752,489 Köpfe, d.i. 47,18 %/, der Bevöllerung- 
Bergbau, Hütten-Anduftrie, Bauweſen 491,957 „ " v „m ” 
{ und Berlehr 140,870 „ — 8,88 
Staats⸗, Ghemeinde- und Kirchendienſt 77,5  „ ” 487 , 
berſonen ohne Beruf oder ohne Angabe 64,250 „ 402 „m R 
Sobmarbeit und häusliche Dienste 18,161 Br LA’, ” 
Keritwirthichaft und Jagd 13,086 2 0,81 J 

—1 * 598 Köpfe, d.i. 97,69 vA der Bevölferung. 
alio jehlend 36,88 BEE 0 — nn" 


 -1,595,484 Köpfe d.i. 100,00 %, der Bevöllerumg. 


VU. Finanzwejen. Man unterjdeidet ein | 31,741,411 Mark netto (Erhebungstoften 9,427,549 
Irdentliches und ein Außerordentliche? Budget und Matt), "die ordentlichen Ausgaben 39,280, 088 Marl, 
Tpezialetats für Eifenbahnmefen und Dampfſchiff | im aufßerordentlichen Budget die Einnahmen 555,007 
fahrt auf dem Bodenſee. Für 1885 waren: die | Mark, die Ausgaben 5,870,195 Mark. 

ordentlihen Einnahmen 41,168,960 Mark brutto, Die Einnahmen bildeten: 


der Antheil an Zöllen und Stempelabgaben des Reichs 3,274,305 Marl 
xt Betrag aus der Reichskaſſe 1,381,676 „ 
aaus der Salinenverwaltung ( 612,435 Mark Koften) 998,516 „ 
von Domänen und Forſten (3,922,177 „ = 6,681,222 „ 
» „von Gefällen ( 456,242 „ E63 3,928,793 „ 
von der Bollverwaltung (1,809,652 „ 29 1,583,103 „ 
* „von Münz- und Klafjenverwaltung 
und Oberrechnungskammer ( 188,79 „ 5 380,141 „ 
. von Juftiz, Kultus, Unterricht, 
Inneres 5,383,478 „ 
Lie direlten Steuern ( 511,968 „ — 10,549,140 „ 
2. war Örund- u. Häuferjteuer 5,854,282 Mart 
» „ Gewerbefteuer ‚048,108 „ 
-» „ Sapitalrentenfteuer 1,337.539 „ 
«„_ » Berichiedenes 309,211 „ 
Tie indirelten Steuern ( 355,411 „ 59 8 968,266 
u. zwar: Weinſteuer 171,659 „ 
- „ Bieriteuer 3,558,440 „ 
- „ Branntweinftener 657,768 „ 
„ Scladtvichiteuer 592401 „ 
. „ Erbichaftöftener, Abgabe 
von Berfäufen von 
Liegenichaften 2,444,066 „ (9,427,549 „ — 41,168,960 „ 
'17,973,474 Mart 
Tie eigentliche Steuerbelaftung iſt demuad) | Mart 
19,517,406 Mark, mit Böllen und Reichsftempel- 23,316,934 
abgeben erhält man 22,791,711 Mark, mit den un und Straßenbau 4,212,262 
Seiällen 26,720,504 Mart. Unterricht, Wiſſenſchaft, Künfte 3,025,624 
Mert ultus 260,554 
Erhebungstoften der Einnakmen 9,42. 549 | Grofherzogliches Haus 1,739,126 
Ratritularbeiträge 5.005.269 Zuſchuß z. Berzinjungd. — 1,750,000 
5, 615, 584 Hentralbehörden, Penſionen u. ſ. w. 2,700,489 
venitle Verwaltung und Polizei 8 ‚268,532 38 288, 189 
23316,934 | Bon den auferordentlichen Ausgaben lommen anf: 


140 


Auftiz, Kultus, Unterricht 1,631,267 Marl 
inneres 4,081,936 


Eijenbahnbetriebsverwaltung jährlid Einnahmen 
Neinertrag der Main-Nedar-Bahn 
Eijenbahnichuldentilgungsfaffe, Einnahm. u. Ausg. je 
Eijenbahnverwaltung, nur Ausgaben 
Bodenſeedampfſchifffahrt jährlih Einnahme 
Die Staatsihuld von Anfangs 1885 i. Paſſiv. zuf. 
in Ativen (baar, Papiere. Fauſtpfanddarlehne) 

Reine Schuld 
Die Eifenbahnihuld war in Pafliven 
Aktiven der Eij.-B.-Schuld.-Tilg.-Kafje 

Neine Schuld 


Die Staatd- und Eiſenbahnſchulden betragen ab- 
züglich der Altiven zujammen 338,710,150 Marf, 
d. i. auf den Kopf (Anfangs 1885 etwa 1,61 Mill. 
Einwohner) etwas über 204 Mark; an reinen 
Steuern, Gefällen u. f. mw. fommen (mit den 
Matrifularbeiträgen zulammen 30,725,768 Marf) 
auf den Kopf 19,7 Mark und ohne diefe (26,79 Mill. 
Mark) auf den Kopf 16,6 Mark, ohne die Ge- 
fälle auf die Steuern und Zölle allein (22,79 Mill. 
Mark) auf den Kopf 14,15 Marf. Der Betrag 
ber direften Steuern ijt pro Kopf 6,55 Marf, der 
der indirekten Steuern 5,57 Mark, zujammen für 
Steuern allein 11,12 Mark. 

VII. Berfehr. Die Staatsbahnen haben 
1225 km, die Privatbahnen, nur Heine Linien, 
ftehen unter Staatöverwaltung; das Anlagefapital 
der Staatäbahnen ift 406 Mill. Mark. 

Die Poſt hat 768 Anftalten und 682 Tele- 
graphenftationen (einjchließlich der Bahntelegraphen) 
(j. hierüber Deutſches Reich). 

Der Schiffsverkehr auf dem Rhein bis Mann 
heim ift etwa 12 Mill. m-Ztr. aufwärts und 
über 3 Mill. m-Ztr. abwärts, der Eijenbahnver- 
fehr im Ganzen ca. 55 Mill. m-tr., wovon 
1, über Mannheim geht : 

Kreditweien. Mannheim hat eine Reichs— 
banfhauptitelle, Karlsruhe eine Neichsbantitelle ; 
die Badiſche Bank Hat Notenausgabe; Mannheim 
hat noch die Rheinische Kreditbauk und die Rheiniſche 
Hypothekenbank, Karlsruhe die Badilche Ver: 
jorgungsanftalt (Lebensverfiherung); ausgedehnt 
ift das Genoſſenſchafts-Kreditweſen; man zählt 
166 Vorſchuß- und Kreditvereine und über 60 
ländliche Kreditvereine. Schr entwidelt haben ſich 
die Sparkaſſen, deren Einlagen von 1871 bis 
1881 um 158%, geftiegen find; man zählte am 
Ende diejer Zeit 108 Kaffen (90 mit Gemeinde- 
bürgihaft), für dieſe zuſammen 184,812 Einlagen 
und 145,0%,376 Mark Einlagetapital; im Jahre 
1883 gab es 111 öffentliche Sparkaſſen mit 193,582 
Einlegen und 155 Mill. Marl Einlagefapital, 
db. i. auf den Kopf der Bevölkerung faft 100 Marf 
und auf den Einleger in Durchſchnitt etwas über 
800 Marf. 

IX. Erwerbsverhältnifje. A. Bergbau. 
Diejer ift im Ganzen zurüd gegangen ; die Haupt- 
förderung ift jegt die von Eijen und Kohlen; Blei- 
und Zinkerze (an 1000 t), Nidel, Galmei (bei | 
Wiesloch), Silber und Gold (im Rheinſand) geben 


| 


nn — — — — 





Baden, Großherzogthum. 


Finanzminiſterium 157,000 Mark 
Die Spezialetats zeigen 


39,350,550 Mark, Ausgaben 27,130,362 Mart 
485,000 


34,938,050 (1884 = 34,478,194) 
9,513,647 , (1884 = 9,000,000) 
271,900 „ Ausgaben 243,040 Mart 
41,334,202 Mart 
30,374,462 


10,959,840 Mart 
337,697,204 Mart 
9,946,492 


-327,750,711 Marf 


nur noch geringe Ausbeute, Steintohlen werden 
100 bis 116,000 # gefördert, Brauntohlen in ziem- 
liher Menge; Torfftiche giebt es nur wenige, 
Manganerze nur wenige t. Die beiden Staats- 
jalinen Dürrheim bei Donauefhingen und Rap- 
penau am NWedar geben 33,000 t 

(1879 nur 28,263 t zum Geldwerth von 851,207 
Mark). Bol. D. Reich und Bergbau. Sehr reich 
dagegen ift die Förderung von Steinen, Kalt, Gyps, 
Kies, Lehm en. ſ. w.; das Land hat vorzügliche 
Bau- und Pilafterfteine. Das Sodawerk Wyhlen 
bei Rheinfelden erzeugt 1413 t Salz. Nocd immer 
find die Badeorte (über 60 Mineralquellen) ftart 
befucht und bejonders Baden-Baden, wo man jähr- 
lich über 50,000 Badegäfte in den Kurliften auf- 


führt. 

5 Die Foritwirthbihaft. Baden hatte im 
Jahre 1883 zufammen 370%, der Fläche Wald- 
ungen und darunter noch jehr ftattliche Beitände; 
man rechnet 98,584 ha Staats-, 249,070 Gemeinde, 
15,244 Körperſchafts- und 195,066 Privatwald, 
ferner 257,320 ha Nadelwald, 300,644 ha Yaub- 
wald, davon 52,676 Nieder, 96,039 Mittel», 
151,929 ha Hochwald. Die Geſammtfläche der 
BWaldungen iſt 557,964,81 ha. Die Fläche des 
Staatswaldes hat ſich in der leßten Zeit etwas 
verringert, die der Brivatwaldungen vermehrt; im 
Jahre 1877 gab es 95,977 ha Gtaatd- und 
183,038 ha Brivatwald, 247,695 Gemeindewald, 
12,956 Stiftungswald. Der Jahresiwerth der Fäll- 
ungen war 14 bis 17 Mill. Mark; für 1883 
rechnete man als Holzvorratb 81 Mill. fm und 
als Jahresnugung 2 Mill. fm zum Werth von 
20 Mill. Mark, d. i. alio !/,, des Holzvorraths. 
Bon dem gewonnenen Holze geht ", in das Aus- 
land, für gewifje Zwede muß auch jchon Tannen- 
holz aus Norwegen bezogen werden, da die langen 
gerade gewachienen Tannen zu jelten geworden find. 

C. Indujtrie. Badens Induftrie ift wie ſchon 
vorher in ſtetem erfreulichem ?Fortichritt begriffen, 
bfeibt aber auch nach wie vor auf bejtimmte Gegen 
den beichränft und fehlt fait ganz in der See— 
gegend, in der oberen Rheinebene, im nördlichen 


Schwarzwald und im Norboiten; die Gegenden 
mit vorherrichender induftrieller Entwidlung find 


das Wiefenthal, das Oberrheinthal und der mitt 
lere Schwarzwald, von den Städten find ald Zentren 
oder gute Pläge für Induſteie zu nennen: Manın, 
heim, Pforzheim, Karlsruhe, Freiburg, Yahr, Ett 


Baven, Großherzogthum. 
\ingen, Konjtanz, Offenburg, Weinheim und jelbft ı 


deidelberg. Allenthalben blüht noch die Haus- 
aduſtrie und trog der amerifanijchen Konkurrenz 
beibt der Schwarzwälder Uhrenfabrifation, den 
Strog- und Korbflechtereien, den Schnigwaaren, 
Drehorgeln u. j. w. der alte Auf. Die Uhren- 
tabrifation, durd die Konkurrenz von Amerika 
md anderwärts — beſchäftigt aber 
dech noch über 40,000 Menſchen, an 1500 Ge— 
verbsmeiſter und über 1000 Händler. Der Arbeits— 
verdienft wird zwiſchen 2 und 3 Mill. Mark be- 
tchmet, die Menge des Fabrikats zu und über 
n,000 Stüd jährlid. Bezüglich der jonjtigen 
Induſtrie rechnet man über 800 Fabriken mit 
0000 Beichäftigten; die Haupterzeugnifje find: 
Tertilwaaren, bejonders im Wiejenthal, im oberen | 
Reinthal, in Freiburg, Lahr, Konftanz, Offenburg, 
Ettlingen und anderwärts für Baummwollipinnerei 
und mmollweberei, in Lörrach jür Druderei, 
in Shdingen für Bandweberei; Tabake und Zigarren 
at Mannheim und Lahr als Hauptorten, Bijou- 
kriewaaren in Pforzheim, weltbefannt und jehr 
bedeutend, Chemikalien (Mannheim), Majchinen 
and Maichinentheile u. |. w. in Karlsruhe, Piorz- 
beim, Durlach, Mannheim (2otomobilen, Loko— 
motiven, Nähmaschinen, landwirthichaftliche Ma- 
'hinen); Leder und Lederwaaren, Tapeten, Papier, 
Gummimaaren, Glas und Spiegel, Porzellan und 
Zteingut, Schleifereien von Granaten, Rheinkiejeln 
and anderen edlen und gewöhnlichen Steinen und 
Zägemühlen im Schwarzwald, bejonders groß- 
srtige Mahlmühlen in Mannheim, Zuderfabrik in 
Regbäufel, Zichorienfabriten in Lahr und Durlach, 
Brauereien in Karlsruhe, Mannheim und Donau- 
hingen, Obftbrennereien und Brennereien für 
Keinteſte und dgl. Stoffe in großer Zahl, aber 
meiltens nur Meine Betriebe. Bon 92 Mill. 1 
Bier im Jahr 1872 ftieg die Erzeugung auf 
12355 Mill. im Jahre 1883, pro Kopf auf 771 
bei einem Berbraud) von 801; der Steuertrag war 
4216 Mill. Marl, der Ertrag der Branntwein- 


141 


gefertigt. Im Mai 1882 hielten die Kommifjare 
in Karlsruhe eine Konferenz; zur Berathung 
und Inftruttion ab, im Juni wurde der Anfang 
mit den Erhebungen gemacht, Ende Juli der 
erfte und gegen Ende Movember der letzte 
Bericht eingeſchict und der Drud des gewon- 
nenen Materiald an 6 Firmen vergeben, um 
möglichft rajch die Veröffentlihungen bewirken zu 
fönnen. Die Gejammtkoften beliefen ſich auf 
30,000 Mark und davon verurjachte der Drud eine 
Ausgabe von 13,000 Markt; die Angaben beweijen, 
dab viel freiwillige Arbeit geleiftet worden ijt. 
Mit der neuen Erhebung über die Verhältnifje 
der Landwirthſchaft wurde die fortlaufende Statiftit 
über die Zmwangsverfteigerungen, über die einge- 
tragenen Vorzugs- und Unterpfandrecdhte und über 
die erfolgten Bfandftriche fortgejeßt. Um möglichft 
raſch ein Urtheil gewinnen zu können, mußte auf 
eine allgemeine Erhebung verzichtet werden; man 
begnügte fi damit, eine Anzahl von Gemeinden 
— 37 — in der Urt auszuwählen, dab fie zu- 
jammen als Ausdrud für das ganze Land gelten 
fonnten. Es wurde ein bejonderes Programm für 
die Arbeit entworfen und dafür feitgeftellt, welche 
Fragen zu jtellen und zu beantworten waren; die 
Arbeiten jollten bejtehen a) in der jorgfältigen Er- 
hebung aller derjenigen Berhältnifje, weldye das 
landwirthichaftliche Gewerbe und jein günftiges 
oder minder günftiges Gedeihen beeinfluffen, b) in 
der Erftattung eines dieſe Erhebungen überfichtlicy 
zujammenfajjenden Berichtes auf Grund des ent— 
worfenen Frageichemas. 

Die Fragen waren gejtellt über: 1) das Verhält— 
niß der Gemarfungsgröße zur anſäſſigen land- 
bautreibenden Bendlferung, Vorhandenſein von 
Almendland und deſſen Einfluß, Botenverhält- 
niffen, der Bertheilung der Kulturarten, Haupter— 
zeugnifje der Landwirthichaft, Art und Tüchtigfeit 
des Betriebs, 2) Vertheilung des Geländes unter 
die anweſende Bevölkerung nad) Gütern der todten 
Hand, Großgrundbefig, Groß-, Mittel: und Klein— 


feuer mit Uebergangsabgabe u. j. mw. 804,275 | bauern, Tagelöhner- und Gewerbegütern, Ber: 


Bart. (Bgl. Branntweinitener.) 

D. Landwirthſchaft. In Folge vielfacher | 
Klagen über die Verichlimmerung der Lage der 
Landwirthe, zunehmende Berihuldung, mangelnde 
Rentabilität u. ſ. w., entiprad das Miniiterium 
des Innern den von beiden Kammern der Land— 
Rinde geftellten Anträgen auf Reranftaltung einer 
umfafjenden Erhebung über die Yage der Yand- 
nirtbihait im Allgemeinen und über die der bäuer- 
lichen Befiger von Gütern ins Beſondere. Die Er- | 
xbniſſe der mit großer Sorgfalt und mit Gejchid | 
— Ermittelungen wurden in einem 
umfajjenden Werte „Erhebung über die Lage der 
Lendwirthſchaft im Großherzogthum Baden“, 
IM Theile, Karlsruhe 1883, und in einem Bande 
„Ergebnifie der Erhebungen über die Lage der 
Sondwirthichaft im Großherzogthum Baden“, da- 
"bit, auch 1883, veröffentlicht, die darauf be- 
süglihen Arbeiten durd; Beamte des Minijteriums 
ın Berbindung mit Landwirthichaftsichrern und, 
freiwilligen Kommiffaren aus bürgerlichen Kreijen 








änderungen in der Bertheilung in fegter Zeit und 
Urjachen von ungünjtiger Vertheilung, 3) Preife 
für Grund und Boden, Beränderungen in ben 
Preiſen, Umjag in Liegenfchaften, Verhältniß der 
Preiſe zum Steuerkapitalwerth und den Preiſen 
der Gebäude zum Brandfteneranichlag, 4) Umfang 
der Verjicherung gegen Hagel», Viehichaden u. ſ. w. 
5) Preife, Menge, Größe der Pachtgüter und 
Pachtbedingungen, 6) Gelegenheit zu Nebenver— 
dienjt und Bedeutung diefer Nebenarbeit, Gebrauch, 
welder davon gemacht wird, 7) Art und Meile 
der Befriedigung des Kreditbedürfniſſes, Zeitdauer, 
Zinsfuß, Rüdzahlung, 8) Rentabilität bei großen, 
mittleren und Heinen Gütern, Urjachen etwaiger 
ungenügender Renten, 9) Bertheilung der Immo— 
bilienjchulden auf die Befiggruppen: Groß-, Mittel- 
Kleinbefig, Alter der Schuldenlaft, Zins- und 
BZieler- Zahlung, Urſachen der Berichuldung, 10) 
Schlußfolgerungen und Urtheil, Vorſchläge über 
Berbefferungen und Mafregeln zur Abhilfe von 
Ucbelftänden. Zur Beantwortung dieſer Fragen 


142 


wurde eine genaue nftruftion entworfen und 
nach Vollendung aller Vorarbeiten mit einer Ge- 
meinde mit möglichft dielfeitigen Berhältniffen — 


Baden, Großherzogthum.“ 


das 
Dee ne ae 


emacht, wobei fi 
rogramm ji 
Bon den eingegangenen 37 tem 


währte. 


—— im Bez. Amt rzheim (erſter Be- lauten die Schlußurtheile über die vorgefundenen 
richt im 1. Band) der Anfang zur Ausführung Verhältniſſe: 
nicht befriedigend, aber befjer al3 erwartet von 4 Gemeinden = 10,8 9, der Zahl. 
nicht günftig oder ungünftig | ü = 390... %„ 
nicht ganz befriedigend, aber verbefferungsfähig „ 3 R = Bin 4 5 
bedenflich [77 3 " — 8,1 " * 
unbedenklich 42 = BA, u m 
nit ungünftig 3 ie = 190, u 
zufriedenjtellend „2 i — ER 7, A 
günftig, gut und recht gut „ 6 . = ME. ne 
von 37 Gemeinden = 100,0 ®/, der Zahl. 
Es De aljo 59%/, der Berichte über die Lage der | Sorgfalt in — von Dünger, Saatgut, 
Landwirthichaft giinftig und 46 '/, ungünftig, dieje | Marltwaare u. ſ. w., zu wenig Sorgfalt in ber 


aber alle nicht in dem Sinne wie von Bielen er- 
wartet worden war; bedenflidh wurden die Zu— 
ftände nur in 3 Gemeinden gefunden. Prüft man 
aber die Berichte genau und verfolgt die ange- 
ebenen Urjahen ungünftiger Verhältniſſe, zu 
far Verihuldung, mangelnde Rentabilität u. 
. w., jo muß man fich überzeugen, daß mit jehr 
wenig Ausnahmen eigenes Berjchulden die jchlinme 
ne bewirkt hat und daß es nicht allzu ſchwer 
fallen fann, die Uebeljtände zu bejeitigen. Das 
Minifterium konnte mit großer Befriedigung auf 
die gewonnenen Ergebnifje bliden; es zeigten fich 





Bertilgung des Unfrauts, bei der Behandlung des 
Jungviehs, der Molkerei und dem Objtbau, Ver— 
nad) älligung der Schweinezucht, zu viel Weide 
ang, Mangel an Fruchtwechjel und guten | 
* Flurzwang, zu große Parzellirung (im 
Siedelsheim 13,000 Parzellen zu 1591 ha zu— 
jammen), fchlechte oder fehlende Verkehrswege, alte 
unrentable Betriebsweiien, Mangel an Bud 
führungen, an genoffenichaftlichen Vereinigu 
zum Verkauf troß Ausbeutung durch Händler, 
hängigfeit von dieſen bejonder8 im Viehhandel 
und Webervortheilung und häufige Bewu 


die Zuftände nicht glänzend, aber weit bejjer, als | dabei, zu hohe VBacht- und Kaufgebote, Ueberla 
erwartet worden war und, was wohl noch wichtiger | mit Gebäuden und umvortheilhafte und zu 


ift, die Wege, um zu Beſſerem kommen zu fönnen, 
jo deutlih, daß mit vollem Berftändniß an die 
weitere Reformarbeit gegangen werden lann. Die 
Veröffentlihungen bieten für die badifchen Yand- 
wirthe die beite Belehrung, aber auch für Andere 
außerhalb des Landes eine Fülle von Aufflärung 
und Stoff zum Nachdenken; viel Fortichritt konnte 
verzeichnet werden, aber auch noch jehr viele 
Mängelim Betrieb mußten die Kommiſſionen rügen, 
ſodaß man wohl jagen fan, das Land müßte weit 
minder wohlhabend jein, wenn nicht im Ganzen 
Boden und Klima überaus günftig wären. Zu 
viel Almendland — in einer Gemeinde bi 3 ha 
auf die Familie, in einer anderen 27°/, der ganzen 
Flur — zu reiche Gabholzberechtigungen mit ver- 
RER Gebrauch dadurch, zu viel Arbeits- 
verwendung auf Reuttfelder oder jonit 
Iohnend Grundftüd, zu wenig Futterbau, jchlechte 

ege der Wieſen und der Weiden, mangelnde 


Verwendung von Arbeitskräften werden als die 
wejentlichiten Uebelftände bezeichnet. Bei 14 Gütern 
in den 37 Gemeinden find als überflüjfiger 
Arbeitsaufwand pro ha 3538-44 580 
11,1 — 12,01 — 12,8 — 22,9 — 25,0 —53,1—56 — 
57,2— 67,0 umd felbjt 105,2 Mart jährlich ver- 
zeichnet werden, Angaben, welche bemweijen, daß 
die Reinerträge um eben fo viel höher jein fönnten. 
Als Fortichritt wird die Verringerung der Drei» 
felderwirthichaft und die Beichränfung der reinen 
Brache auf nur noch 4—5°/, des Aderlandes be⸗ 
zeichnet. 

im Ganzen 


In den Beligverhältniffen iſt 


‚ nicht viel Veränderung verzeichnet worden, in ein 


1} 


nicht | 


paar Gemeinden fand einige Berjchiebung vom 
Oben nah Unten ftatt. Der Bericht En fich 
noch auf die Feititellungen vom Jahr 1873, mo» 
nad) von den 222,746 landwirthichaftlichen Be- 
trieben entfielen: 


160,581 = 72 °,mit 227,213 ha = 28,5 /, der Fläche auf Güter von 0 bis 36 ha 
29000 = 175.» „18. = UI. 0 nn nn rn di.» TE 
18346 =— 83 „ „ 1896 „43. „ 7 . 12. 208 
= 16, , 23 ih, 5 .» 20. RE 
117= 05, „ 65,871 „= 8A, u u „ 30 „ 18087, 

21= 001, „ 5542 „= 06 „ » %» # er » 180 hau. mehr 
21,060 „ auf Gemeindealmend u. j. w. 
232,746 100,0 %, mit 797,587 ha 100,0 — 


Eigentliche Großgüter giebt es nur 700 mit 
zuſammen 43,600 ha, von den 1198 Gütern mit 
über 36 ha find viele im Schwarzwald mit großem 
dauerndem Weideland, jodaß nur 700 wirkliche 


| Sroßgüter bleiben. Der Begriff Groß-, Mittel- 
Kleingüter ift in den einzelnen Landestheilen ein 
ſehr verjchiedener. Die Ziffer des Areals mit 
797,597 ha mußte in Folge befjerer Vermeſſung 





Baden, Großherzogthum. 143 


und genauerer Beitimmung der Größe des Garten- | Als normal zum ausgiebigen Unterhalt einer 
fandes — 15,000 ha — auf 839,300 ha erhöht Familie wird im Durchichnitt des Landes bei 
werden, eine Ziffer, welche aber jelbft mit Zu- | gutem Boden die Fläche von 2—3 ha, für den 
sihlung der Gärten (854,000 ha) nody nicht mit | Schwarzwald aber als Minimalbefig, um ganz 
den neuen Angaben übereinjtimmt. Rechnet man | vom Ertrag leben zu können, die Fläche von 6 bis 
zur das Feſtland - den Antheil am Bodenjee, | 60 ha bezeichnet; der durchichnittliche Beſitz ift 
aljo zufammen 1,508,013 ha und davon nad) Pro- nach obiger Zufammenftellung, wenn man die ver- 
vnten, jo geben die Zahlen für 1878 als Land- | befierte Bat mit 889,727 ha au Grunde Tegt, 
wirtbichaftliche Fläche 58,2°%/,, alſo 87,766,356 ha faſt 4 ha landw. Areal, mit Rüdficht auf die be- 
und für 1883 voll 590%/,, aljo 88,972,767 ha. | deutenden Flächen wenig ergiebigen Bodens nicht 
In der Tabelle über die Gejammterzeugung find | genug; bleibt man bei der Zahl 3,0 ha ftehen, jo 
für Aderland im Jahre 1882 zujammen 540,298 | haben über 60°/, der Haushaltuugen dieje Fläche 
ha angegeben, d. 1. 35,83%, der Fläche, die An- nicht und faum 39%, der Yaushaltungen mehr. 
gaben für die neueſte Zeit bejagen 38,2%,, alſo Die Bodenvertheilung im Ganzen war im 





»7,606,096 ha Jahr 1883 die folgende. 

Es famen auf dad Aderland 38,2 9%, der Geſammtfläche, d. i. 576,060,96 ha 
„ Gärten uud Objtbau 11. „ a F 16,589,14 „ 
„ Weinberge 1A. = „ 21,112,18 , 
„ DWiejen 181.,-°, z u 197,549,711 „ 
„ Weiden u. j. w. 1 u Bi 78.416,18 „ 
auf das landwirthichaftliche Areal 59,0 „ „ 5 R: 889,727,67 „ 
auf Waldungen u 37,0. u — ö 557,964,31 „ 
auf Kulturland 60, = F 1,446,692,48 „ 

„ Unland, Wege u. ſ. w. 40, „ rr # 60,320,52 


100,00, „ . » 150801800 „ 
Bon der landwirthichaftlihen Fläche ohne Gärten und Weinberge famen in den Jahren 1880, 
188] und 1882, die 3 a welche in der Erhebung berüdfichtigt werden, auf: 





Körner und Hüljenfrüchte 318,600 318,050 319,980 ha 
Autterpflanzen und Wieſen 303,140 295,280 293,830 „ 
Kartoffeln 86,700 87,600 83,820 „ 
Autterhadfrüchte jonft 76,940 74,560 75,650 „ 
davon Rüben durchſchnittlich 21,700 
Kraut 2,510 
Handelsgewächſe 23,430 24,010 27,240 „ 
Bra 28,803 25,922 24,300 „ 
Eonitiges 14,414 36,605 27,207 „ 
852,027 852,027 852,027 „ 
Son Handelspflanzen wurden gebaut: Flachs 761 741 687 
Tabat 7423 8371 6595 | Sonſtiges 69 193 5567 
nf 3772 3493 3246 | 23,430 24,010. 27,240 
ewächſe 5196 5118 4713 | 
Hopfen 2503 2527 2664 Der Tabak war zeitweije auf über 8000 ha 
Zichorien 2450 2348 2599 beſtellt geweſen, ſür die letzten Jahre giebt die 





Juderrüben 1257 1224 1271 Karlsruher Zeitung an: 


1883/84 Pflanzer 41,448, Anbaufläde 7787,76 ha, Ertrag pro ha 1900 kg 
1884/85 e 39,868, J 7633,04 „ M „un aM „ 
1885/86 A 34,7%, — 6738,21 „ noch nicht bekannt geweſen. 


Der Hanfbau und der Flachsbau find be-| 550,000 t; im Jahr der Erhebung wurden 
deutend zurücdgegangen, von erjterem rechnete man | 379,200 t Getreide erbaut, der Verbraud war zur 
m 6. Jahrzehnt noch über 9500 ha, im 7. Jahr- Saat 49,905 t, zum Haushaltsbedarf 416,485 t, 
xhnt noch 3640 Ha; im Jahre 1884 hatte man | für das Vieh 42,790 t, zufammen 509,205 t, fo- 
rar noch 3124 ha und im Jahre 1885 nur | daß von auswärts 130,005 t bezogen werben 
MO ha. mußten; das Land erzeugt jchon jeit langer Zeit 

Für Hopfen jind als Flächen aus dem 7. Jahr- | nicht Getreide genug, aber Handelspflanzen im 
xhnt noch 3000 ha bekannt, für 1884 wurden | Ueberihuß; berühmt find noch immer die Hopfen- 
über 2000 ha bebaut mit 4500 t Ertrag, für und Spargeltulturen bei Schweßingen, der Meer: 
1885 aber 1976 ha mit 6500 t Ertrag; der Er- | rettigbau bei Raftadt, die Erdbeerpflanzungen bei 
—— Jahre ging bis 1900 t heruuter. Staufenberg in der Umgegend von Baden-Baden, 

‚Die Zichorienernte ift im Durchſchnitt 30,000 t, | der Obft- und Gemüjebau in vielen Theilen des 
die Getreiveernte 375,000 t, die Kartoffelernte | Landes und der Wiefenbau im Oberland und an- 





144 


derwärts und zwar nicht nur auf größeren Gütern, 

jondern vorzugsweile bei den Bauern (genofjen- 

ſchaftliche Anftandjegung); in Deutjchland wird 

nirgends jo viel Geld auf Wiejenanlagen ver: 

— wie in einzelnen Gemeinden im ſüdlichen 
aden. 


Für das Weinland werden die Erträge und | 


der Erlös in der Dentichrift für die Jahre 1880 
bis 1881 und 1882 zu 51,260 hi — 567,380 hl 
— 340,053 hl und zu 2,215,540 — 12,300,000 
und 8,457, 752 Marf angegeben ; in den Jahren 
1878 bis 1884 wurden durch chnitilich auf 19,855 ha 
zu 12,9 bl als Ernte 256,512 hl im Werth von 
17 Mill. Mark gewonnen. Die Obfternte kann 
mit über 150,000 t veranjchlagt werden; das Obft 
wird vielfach zu Dörrobjt, Obitmus, Branntwein 
(Kirſchwaſſer), Objtwein, Konjerven u. j. w. ver- 
arbeitet und auch friich ausgeführt. Der Gejammt- | 
— * ganzen Ernte iſt in der Denkichrift zu 232,7 
7,4 — 214,3 Mil. Mark für die Jahre 
TE. 1881 — 1882 angegeben oder für 1 ha 
zu 278 — 271 und 256 Mark; der Anichlag für 
1883 iſt 240 Mill. Mark, d. i. für 1 ba land- 
wirtbichaftliches Areal fait 270 Mart. 

Geklagt wird vielfady über die zu hohen Kauf- 
und Pachtpreiſe, melde zum Theil noch aus 
den 70. Jahren jtammen, aber aud) bis jegt noch 
nicht genügend herunter gegangen find; die Urſache 
der Webergebote ift hauptſächlich in dem Mangel 
an Land, d. h. in dem übergroßen Bege ehr bei wenig 
hin + zu juchen; angegeben wird für 1 Morgen 

.36 ha Aderland 300 bis 2160 Mark, Wieſen 
500. und 500 bis 2050 Mart (bei durchſchnittlich 
nur 24 BZtr. Heu zu 3,9 Mark, alio 90 Mark 
brutto) und 300 bis 3350 Markt für Rebland. 
Aus manden Gegenden berichten die Kommifjare, 
dab die Preije 2 bis 3 fad) zu hoch jeien. 

Bei Pachtungen kommen in Folge vielfacher 
PBarzellenpacdhten und ſtarker Nachfrage audy von 
Ausmärkern (and Nachbargemeinden), jowie da- 
durch, daß auf dem Lande viele Gemwerbtreibende 
ohne oder mit nur wenig eigenem Grundbeſitz 
wohnen, ſehr hohe Preije vor; die durchjchnitt- 
lichen Rarzeliengrößen gehen in Sulzfeld bis auf 
3 zu 40 ar, in Nidien bis auf 2 zu 30 ar her= | 
unter und bei jolcher Zeriplitterung muß das Ueber: | 
gebot zur Negel werden. Als mittlere Bachtpreiie 
werden genannt: für Aderland 1 Morgen 21 bis 
82 Mart, jür Tabafsfeld 80 bis 90 Mark, für 
Wieſen 32 bis 50, aber auch Preiie für Aderland 
bis zu 106 und 110 Mark und für Wieſen bis 
130 Mark kommen vor. 

Als normal bezeichnet der Königsbacher Bericht den 


Preis von 35 Mark für 1 Morgen Aderland, in 


Königsbach fommen aber Breife bis zu 66 Marf 
und für Wicjen bis 100 Mark vor und ähnlid) 
übertrieben werden die Gebote in anderen Ge— 
meinden; aus Sulzfeld werden z. B. 25 bis 30 
Mark als normal bezeichnet und im Mittel 46 
Mart als die Gebote genannt; in diejer Gemeinde 
jollen dadurd) and) jährlich etwa 4000 Mark Badıt- 
gelder in Rückſtand bleiben und durchſchnittlich 40 
Yahlımngabejchle nothwendig fein; in Königsbach 





Baden, Großherzogthum. 


wurden deren 86 nothiwendig in den legten drei 
Jahren und in Sandhaufen ftanden noch Ende 
1882 12,000 Mart Pachtgelder-Rückſtände aus; in 
Ichenheim dagegen herrſcht die Sitte, bei Steiger- 
ungen auf die bisherigen Pachtgüter jo lange nicht 
mitzubieten, als der bisherige Pächter willens ijt, 
das Grundſtück wieder zu pachten; die Preije find 
hier 35 Mark im Mittel für Aderland und es fol 
nicht jelten jein, daß ein Pachtland Generationen 
lang in Bewirthichaftung einer Familie bleibt. 
Die Pachtzeiten jonft find meiftens 6—9 Jahre. 

In den Jahren 1875 bis 1877 wurde das Reb— 
land jelbjt dis auf 5000 Mark für 1 Morgen ge- 
trieben, von da ab ift allenthalben ein Rüd- 
gang zu verzeichnen, bei Nebland bleiben aber die 
Preiſe in Folge des Wechſels in den Ernten jtetig 
ſchwankend und geb es 1877 zum Theil nod) jehr 
hohe Preife, 3. B. in Zelle und Weiherbad für 
1872 bis 1874 etwa 2600 Mark, im Jahr 1878 
aber 4250 Mart. 

Der Umjag in Grundftüden ift meijt + itarf 
in Folge von Todesfällen, Wegzug, Heirath, Erb- 
theilung u. |. w.; der jpefulative Güterhandel und 
die Swangsvolftredung gehören zu den jelteneren 
Urſachen. 

Getlagt wird von fſaſt allen Berichterſtattern 
über die Sor loſigleit bezüglich der Verſicher— 
ungen; das Vieh wird ſaſt gar nicht verſichert; 
örtliche Viehverſicherungsvereine gab es im Jahre 
1880 zwar jchon 393 mit 37,574 Mitgliedern, 
welche 318 Pferde und 97,163 Stüd Rinder, zu- 
jammen im Werth von 14 Mil. Mart verfichert 
hatten und für 1791 Entihädigungsjälle 204,000 
Mark erhielten, es wird aber die Organifation 
dieſer Vereine als eine jehr mangelhafte bezeichnet 
‚und deren Zahl als noch volllommen ungenügend. 

Durch die Gejege vom 31. Januar 1879 und 
6. März 1880 werden bei Tödtung in Folge 
von 2. Lungenſeuche oder Milzbrand */,, für 
Pferde des Werthes vom Staate vergütet; 

ewünſcht wird die Ausdehnung des Gejeges auch 
fir g Lungen: und Perlfucht. Die Beträge werden 
durch Umlagen wieder erhoben und dieje betrugen 
in den Jahren 1879 und 1880 für ein Stüd Vieh 
3,8 Big. In Bezug auf die Hagelichäden wird 
die ftaatlihe Zmangsverficherung gewünicht ; der 
Jahresſchaden zu durchſchnittlich 225 Mill. Mark 
‚ fonımt in manchen Jahren bis auf I Mill. Mark; 
als Durchſchnitt wird mitgetheilt, dal auf über 
222,000 Haushaltungen nur höchſtens 1200 Ver— 
fiherungen kommen, d. i. wenig über !,0/,! 

An Gelegenheit zum Nebenverdienit fehlt 
es für Diejenigen, welche nicht genug Land be- 
figen, in der Negel nicht; Arbeiten im Wald, an 
Straßen und Wegen, für Meliorationen, im Tage— 
lohn bei größeren Befigern oder bei Unternehmern, 
in Gteinbrüchen u. ſ. w, oder durch Küblerei, 
Holzſchnitzerei, Sirohflechterei Zeuglasweberei, 
Seidenſpinnerei, Seidengarnmweberet, Uhrenfabrifa- 
tton und andere Hausinduftrie werden als die haupt 
ädhlichjten genannt; die beiten Verhältniſſe finden 
jih aber da, wo der Fabrifbetrieb das KR Nahr 
über ſicheren Berdienft giebt. Einzelne Orte haben 








Baden, Großherzogthum. 145 


darch Die minder guten Ausfichten in der Uhren» ‚ungünftige Uebernahme der Güter (26), ungün⸗ 
ebrilation bedeutend verloren, z. B. Neuficch im ſtiger Kauf (25), ungünftiger Pacht (1), Kauf ohne 
Shwarzwald, woſelbſt ala geringiter Befik zum | Vermögen oder zu theuer (37), mangelnde Be- 
stömmlichen Unterhalt 40 ha für eine Familie | triebsfapital (2), Unfähigteit des Bewirthſchafters 
wthwendig find, von 107 Haushaltungen aber 83 | (38), ungünftiger Gang des Geſchäfts (21), Ver— 
mit unter 10 ha vorkommen; in folge zunehmen luſte im Geſchäft und fonft (1), ungünftige Spe- 
der Berarmung find jet nur noch 98 Haushalt- | fulation u. dergl. (6), Biehfterben u. |. w. (2), 
angen vorhanden. Der Nebenverdienft ift in zu theure Bauten und Einrichtungen (7), Bürg- 
nanden entlegenen Orten ein fehr geringer, 3. B. ſchaft (24), Prozeſſe und Prozeßtoften (1), Ucber- 
ür Baldarbeiter bis herunter zu 50 Pig. täglich. | vortheilung und Mißgeſchick im Handel (52), Wucher 
Ueber dad Kreditwejen wird bemerkt, daß (17), Trägheit, Arbeitsſcheu (25), Nadläjfigteit 
as Inftitute dafür vorhanden find und benugt u. |. w. (34), Leichtfinn, ſchlechter Haushalt (108), 
werden die Sparlaffen, die Stiftungsfonds, die | Genußfucht und Verihwendung (48), Truntjucht 
dorſchußkaſſen, örtliche Darlehnstafjen, deren es (45), Spieljucht (1), Prozeßſucht (6), Vergehen und 
siemlich viele giebt, Gemeindekaſſen und ſeltener Verbrechen, bezw. Straferſtehung (6), unbekannte 
de großen Geldinſtitute auswärts; gern wird auch Urſachen (34), nicht angegebene Urjachen (1). Wie 
xi Privaten Geld gelichen, zu 3—4,5% , jeltener | erfichtlich ift die überwiegende Zahl der Fälle 
dei eldverleihern, bei welchen mindeftens 6 9%, ſelbſtverſchuldet und vermeidbar geweſen. 
dzahlt werden müſſen, und in ſtark abnehmendem Als zuläſſige Verſchuldungsgrenzen 
Grade bei wucherlichen Gejchäftsmännern, zumal ſeit- werden für Großbauern 13 bis 81 %,, für Mittel- 
dem die Sparkaſſen auch Kauffchillingsforderungen | bauern 20 bis 71 %/, und für Kleinbauern 7 bis 
und Forderungen aus Konkurſen überhaupt auflaufen ; 84 0%, des Steuerfapitalwerthä bezeichnet; die 
ınd dadurch zum größten Theil den Wucherern Verſchuldungen find jtet3 mit der Grundlage des 
se Gewinnausfichten verkürzen. Gellagt wird | Steuerfapitalwerthes und nicht mit der der wirk—⸗ 
äber die Höhe der Zinjen im Allgemeinen, über | lichen Berkaufspreife feitgeftellt worden, bei Ge- 
de dutzen Friften, die Koften bei Brolongationen, | bäuden mit der Grundlage der Brandkafjen-Werth- 
Ne Härte der Darlehnsbedingungen überhaupt, und ſchätzung (/a der Anſchläge). Unterſchieden wurden 
gmüniht wird eine Landeskreditkaſſe mit Jahres⸗ | rein landwirthichaftliche Betriebe und gemijchte 
abzahlung und mäßigem Zins. Geflagt wird über | Betriebe, d. h. jolche, bei welchen neben der Kand- 
vn Mangel an Gemeinfinn bezüglich der Orts⸗ | wirthihaft noch ein Gewerbe betrieben wird; für 
Iaffen und Borjchußvereine. Bon großer Wichtig- |die Gewerbe iſt die Verſchuldung allenthalben 
'eit find die Erhebungen über die Verſchuldung | größer und ebenſo die Bahl der Konkurje. Aus- 
und über die Konkurſe. Es wurde beftätigt, | genommen für die Tandwirthichaftlichen Betriebe 
deß die Verjchuldung jeit 13 Jahren bedeutend | wurden die Güter und Grundftüde der todten 
genommen bat, aber au, daß fie im Ganzen Hand, der Musmärker und des Großgrund⸗ 
20h feine Beſorgniſſe erwecken kann und daß die bejiges. Die Immobiliar-Berjchuldung der Güter 
Konturje bei der eigentlich Iandwirthichaftlichen | war in 37 Gemeinden zwiſchen 7,95 und 99,26 9%, 
völlerung eine auffallend geringe Zahl | des Steuerfapitalwerthes und 6,30 bis 78,48 %, 
derftellen, jowie dab die Abwidlung der Schulden | mit Einjegung des Gebäudemwerthes nad) der Brand» 
und die Zins- und Zielerzahlungen in der Mehr- kaſſentaxe, die Höhe der Verſchuldung nach den 
zahl gut zu nennen find; die erzielten Ueberſchüſſe wirklichen Verkaufspreiſen konnie nicht feſtgeſtellt 
wuögten zur Zahlung in den mehrſten Fällen. werden; für die rein landwirthichaftlichen Betriebe 
n 1873 bis 1883 famen in 17 Gemeinden un⸗ | ergaben ſich 8,33 bis 64,81 9, der Befiger als unbe- 
er 10, in 29 Gemeinden unter 20, in 33 &e- iaſiet —— Steuertapitalwerthes 1,41 bis 
meinden unter 25 Konkurfe und im Durchſchnitt 71,78 Yo ; die Berfchuldung des eigentlichen Bauern- 
aur vor; in 32 Gemeinden gab es an | ftandes wechielte in den Gemeinden zwijchen 4,21 und 
Konfursjällen von reinen Landwirthen nur 10 121,74 9, de3 Liegenihaftswerthes der Verſchul⸗ 
md in 6 Gemeinden gar keine. Im Jahre 1882 | deten und zwiſchen 1,36 bis 121,74 9 , des Liegen— 
And im ganzen Lande 1153 Fälle verzeichnet, auf ſchaftswerthes überhaupt; überlajtet waren zwiſchen 
de tein landwirthſchaftliche Bevölkerung kamen 6,25 und 100 %, der Beſitzer und 3,46 bis 100 9, 
von mur 538 und die Mehrzahl darunter betraf | des Befites; c& hatten 22 Gemeinden (59,5 9 «i 
dir Heinften Anweſen; mit über 3 ha Befit gab | höchſtens !/, des Steueranſchlags Schulden, ſelbſt 
s nur 200 Fälle und darunter kamen auf die | bei als ökonomiſch ungünstig bezeichneten Gütern; 
“gentlihen Landwirthe nur 122 Fälle im ganzen |von 15 Gemeinden (40,5 %,), mworunter 3 Meb- 
Lande. gemeinden, 5 im Schwarzward, 1 im nördlichjten 
As Urſachen der Verſchuldung wurden |und 5 im üblichen Hügelland, hatten 6 cine im 
von 548 Amwangsverfteigerungen, von welchen nur Ganzen günftige Sejammtlage auch bezüglich des 
ca Theil auf die eigentlich landwirthichaftlichen | Umfangs des unverſchuldeten Bejiges, 8 aber 
Öetriebe fommt, genannt: jchlechte Ernte (23 Fälle), | eine weniger günftige, doch noch nicht eine ge- 
Sangelnder Verdienſt und ſchlechte Zeit überhaupt | fährbete, jo dah nur in 4 von diejen die zuläjfige 
(24), zahlreiche Familie (4), Krankheiten (18), Grenze der Rerchuldung überjchritten war. 
Arbeitsunfähigteit (2), Todesfälle in der Familie Für die Kleinbauern ergiebt fih als Pro— 
6), unglädliche Familienperhältniffe überhaupt (3), | zentſatz der Belaſtung des Liegenfchaftsbefites 3,34 
Thiel's Landw · Konverſ.⸗Lexilon. Spezial- Supplement. 10 











146 


bi3 109,11, als Prozentiag der Unverfchuldeten 9 


bis 84, jo dab alfo nur eine mäßige Belaftung | 
bei reichlich der Hälfte fich ergiebt und zu ftarke ; 
Belaftung in 13 Fällen durch jchlecdhten Boden, in 
10 durch Kleinheit der Gemarkung, in 6 —— 
einſeitige Richtung der Produktion, in 8 dur 
Kleinheit der Gemarkung und durch Boden, in 8 
durch Boden und Produktions-Richtung, in 4 
durch Kleinheit der Gemarkung und Produktions— 
Richtung und in 3 durch per An rin aller | 
iejer Umftände vorlommt. 

Im Ganzen wird geurtheilt, daß die Tag-| 
löhnerftellen faft überall zu hoch befaftet find, | 
daß aber der landwirthichaftliche Betrieb nur den 

eringiten Theil davon zu tragen hat, daß bei den 

Mittel- und Großbauern die Verichuldung : 
innerhalb der zuläffigen Grenze geblieben und ein | 
nicht geringer Theil gar nicht oder nur jehr wenig | 
belajtet ift, daß aber bei den Kleinbauern ein 
Theil in nicht unbedenklichem Grad überlaftet ſich 
zeigt. Die Gefammtverichuldung in den die Land- | 
wirthichaft im Jahre 1882 treffenden Konkurs⸗ 
fällen war 13,293,796 Mill. Marl. Im Ganzen | 
ift alſo die Lage eine jehr gute. 

NReinertrags-Berehnung. Den ſchwächſten 
Theil der Arbeit bildet, und zum Theil mit Zu— 
geſtändniß, der über die Berechnung der Rentabi- 
lität der Betriebe; es wird darüber geflagt, daß 
in den meiften Fällen Buchungen gar nicht vor- 
gefunden wurden und nur durch Schätzung 
die Zahlenwerthe feftgeftellt werden Fonnten; da 











Baden, Großherzogtum. 


fojten und Sonftiges, die Anzahl der überjlüffis 
Urbeitsträfte und erläuternde Bemerkungen. 
Angeftellt wurden aljo Haushalts: und Re 
tabjilitäts- Berechnungen, erftere, um | 
Naturalverbraud) und die Größe der Verkau 
waaren feitzuftellen, jowie nad Abzug der U 
gaben für Kleidung, Qebensbedürfniffe fonft, Stew 
u. ſ. w. den verbleibenden ug be dem baa 
Erlös. Bei der Rentabilitäts-Berehnung wer! 
dem Werthe der gewonnenen Naturalerzeugn 


die Bewirthichaftungstoften einſchließlich eines ( 


haltes für den Wirthichafter und des Betrages 
2. und der Tilgung von lebendem und todt 
nventar gegenüber gejtellt ; die Reftitumme wu 
dann als die mittlere Verzinjung des gefamm 
Liegenichaftsbefiges: Grund- und Boden» und ( 
bäuderente oder Grundrente im weiteren Sir 
betrachtet. Eine Verrechnung von Futter, Str 
Dünger u. ſ. w. fand nicht ftatt. Abgeſehen 
von, daß ſchon dadurd die ganze Berechnung e 
fragliche wird, ift noch zu berüdfichtigen, dab, 
metjtens bei tandiwirihtehaftlichen —— 
ſchon ein Theil der Zinſen mit unter den 


| gaben verrechnet wird, ebenſo die Abzahlung, ol 


dieſe am Vermögenswerth abzufchreiben, und 
Steuern und Abgaben, welche, ſoweit es nicht 
direkte find, vom Neinertrag beftritten wer! 
jollten. Daß mit der befolgten Art der Berri 
nung der gefundene Sins ein niedriger bleil 
muß, bedarf feiner weiteren — 
Werthvoll aber iſt die Arbeit im hohen Gr 


derartige Schägungen ein zutreffendes Ergebniß bezüglich der Feitftellung der Lebenswe 

bringen können, wird Niemand behaupten wollen. der bäuerlihen Bevdllerung in Badı 
Es ift aber auch die Art und Weije wie die die hierauf gerichteten Erhebungen verdienen 

Neinerträge gefunden werden follten (vgl. Ertrags- |; weiten Kreifen die volle Beachtung. 


Berechnungen), eine unrichtige und mindeſtens 
derartig, daß genaue Feſtſtellungen unmöglich 


murden. 


Um zu zeigen, wie die Feitftellungen erfolgt 


foll aus dem ſehr reihen Material (91 einze 
Erhebungen) je ein Beiipiel für Groß-, Mit 


Als Grundlage für die Feitftelung des Ver- | und Kleinbetrieb nachfolgend gegeben werden: 


mögenswerthes dienten die Steuerfapitalwerthe der | 
Liegenjchaften und der Gebäude und das Betrichd- 
kapital; mit veranschlagt wurden die Familienan— 
gehörigen, fomweit ſolche zu Haufe waren, die Zahl 
der mitarbeitenden Kinder, die der jtändigen frem- 
den Arbeitskräfte und die der Tagelöhner. Die 
Ginnabmen wurden fejtgeftellt aus: Feldpro— 
dutten, Wein, Viehhaltung, Sonftigem, die Aus— 
gaben mit den often: Arbeitsaufwand für 
jremde Arbeiter und Taichengeld für die Kinder, 
Unterhaltung von Gebäuden und Inventar, Kleid— 
ung und Schuhmert, Zulauf von Nahrungsmitteln, 
deögl. von Kraftfuttter und Gämereien, Koſten 
für Heizung und Beleuchtung, Pacht- und Al— 
mend-Abgabe, Steuern und Umlagen, Verſicherungs— 
prämien und Sonftiges. Aus dem Ueberſchuß der 
geiammten Einnahme über die Ausgabe wurde die 
Grundrente und die Grund» und Betriebskapital— 
rente in Prozenten berechnet. Angegeben find 
ferner die Beträge für Arbeitsaufwand einichlich- 
lich Berköftigung und allgemeine Wirtbichaitstoften 
pro ha, der Gehalt des Wirthihafters und der 
Frau, abzüglich der Koft im Einzelnen und im 
Ganzen, der Betrag für allgemeine Wirthichafts- 


I) Großbauer, Königsbach, 23,28 ha Bı 
(19,23 ha der, 3,24 ha Wieſen, 0,11 ha We 
berg), 18,433 Mark Steuerfapitalmerth der Lieg 
ichajten, 2600 Mark der Gebäude, 4900 M 
Betriebslapital, zufammen 25,933 Marf Bermöge 
werth. — 9 Angehörige zu Haufe, 3 mitarbeite 
Kinder, 1 ftändiger fremder Arbeiter, 55 T 
Zagelohnsarbeit. — Aus dem Ganzen ift die E 
nahme in baar: vom feld 1162, vom Vieh 6 
zulammen 1832 Mark, ald Ausgabe wird ı 
zeichnet: für Arbeitslohn und Taſchengeld 
Kinder 615, Unterhalt der Gebäude und de& 
ventars 115, Kleidung und Schuhwerk 180, | 
fauf von Nahrungsmitteln 85, von Sraftiui 
und Samen 11, Heizung und Beleuchtung 


Pacht- und Almendabgabe 36, Steuern und U 


lagen 143, Berficherungsprämie 14, Sonftiges I 


zuſammen 1369 Mark, aljo baarer Uecberid 


463 Mark, Grundrente 1,63 %,, Grunde ı 
Betriebskapitalrente 2,26 9,. Arbeitsaufwand 
pro ha 99 Mark, Gehalt für Frau und Mi 
180 und 240, zujanmen 420 Mark, Allgem: 
Rirthichaftskoften u. j. m. 50 Marl, überf 
fige Arbeitötage 200, Aufwand dafür 260 M 





Baden, Großherzogthum. 147 

(Außer den 180 Markt für 150 Wrbeitstage be- | gemeinden auf 10 ha find angegeben wie folgt: 
zieht der Wirthichafter noch ein Dienfteinlommen Weizen 102 bis 192,5 kg; 
von 300 Marf.) Roggen 

2) Kleinbauer, dajelbit, 5,42ha Uder, 0,45 ha Miſchfrucht 715 „ 1640 „ 
Bicien, zujammen 11,65 ba, Gteuerfapitalwerth Qaler 93,5 „ 261,5 „ 
7633 und 1620, Betriebsfapital 2880, zujammen uchweizen 117,5 „ 
12,163 Markt; 9 Angehörige, 1 arbeitendes Kind. Stoppelrüben 396,5 „ 11805 „ 
Einnahme: aus dem Feld 429, aus dem Vich 386, Linjen 107,5 „ 
zuſammen 815 Mark; Ausgabe: Arbeitsaufwand ZTabat 121,5 „ 2080 „ 
und für Kinder 120, für Gebäude und Jnventar Buderrüben 2110,0 „ 2135,0 „ 
64, für Kleidung u. ſ. w. 175, für Lebensmittel Rapsod. Rübfen 50,0 „ 132,0 „ 
=, für Samen u. ſ. w. 6, für Heizung und Be- Rothflee 231,5 „ 780,0 „ 
leuhtung 43, für Steuern u. j. w. 64, für Ber- Hopfen-u. Quzernflce 416,5 „ 
fiherung 7, Sonftiges 75, zufammen 608 Mark; Welſchlkorn 22 „ 2525 „ 
Ueberſchuß 207 Mark; Grundrente 2,66 %,, Grund- Spelz 875 „ 20 „ 
und Betriebstapitalrente 3,21 06. Arbeitsaufwand Einkorn 830 „ 200 „ 
sr ha 101. Für Mann und Frau 300 und Widhafer 100 „ 30 „ 
150, zufammen 450 Mark Gehalt, für Allgemeines Kartoffeln 506,5 „ 13960 „ 
3 Mark. (Abnugung und Amortijation von todtem Topinambur 9480 „ 11615 „ 
Inventar nicht berechnet.) Aderbohnen 105,0 „ 215,0 '„ 
+ 3) Mittelbauer, Sindolsheim, 12,96 ha opfen 49,0 „ 160,0 „ 
Ader, 0,86 ha ®Wiejen, 2,19 ha Wald, 0,1 ha anf 9,0 „ 79,0 „Körner, 
Garten, zufammen 4,73 ha, Gteuerfapitalwerth 15 „ 1165 „ Baft. 
6277 und 1880, Betriebstapital 1600, zuſammen Mohn 750 „ 
9757 Marl Bermögenswertd; — 5 Angehörige, Eiparfette 725 „ 53 „ 
100 Tage Taglöhnerarbeit. — Einnahmen: vom Grünmais 750 „ 15825 „ 
Feld 335, vom Wein 36, vom Vieh 526, zuſam— Wicjenhen 158,5 „ 699,5 „ 
wen 897 Mark. Ausgaben: Arbeitsaufwand und Roggen BA: .- 2b, 
für Kinder 85, Gebäude und Anventar 62, Ber Gerſte 975 „ 21 „ 
Heidung 200, Lebensmittel 33, Samen und Kraft- Gemenge 62,0 „ 1565 „ 
futter 10, Heizung, Beleuchtung 48, Pacht: und| Runteln(Kople.) 1000 „ 5000 
Almend » Abgabe 197, Steuern und Umlagen 43, Möhren 366,5 „ 1780 „ 
Berfiherung 9, Sonftiges 35, zuſammen 772 Mark; Erbjen 66,5 „ 1375 „ 
Ueberſchuß 125 Mark; Grundrente 0,75 %,, ichorie 1665,0 „ 1981,0 „ 





Grund- und Betriebötapitalrente 1,44 %/,; — Are | aut 500 Stüd; 
beitsaufwand pro ha 183 Mart. Für Mann und Frau Antarnatflee 126 bis 371,5 
443 und 117, zuiammen 560 Marf. Bemerkungen: Grünmiden 50 „9985 „ 
vom Areal find 2,72 ha Pacht- und Almendfeld, ein 1,22 „ 4,83 hl 
beim Taglohn ift die Koft nicht in Abzug gebradht | Für den Wein find pro Morgen 4,4 bis 18,18 hlin 
die Rentabilitätsberehnung; die Einnahme | der Zeit von 1873 bis 1882 geerntet worden und war 
U in Wirflichfeit 170 Mark größer fein — der Reinertrag 71 bis 197 Mark, alſo für 1 ha 
größere Moberträge, jo daß die Grundrente fich | rund 12,32 bis 50,9 hl und 198 bis 551 Marl. 
auf 2,8 0, berechnet. As Aufwand für den Haushalt find pro 
Die Durhfhnittserträge in den Erhebungs- | Kopf und Tag angegeben worden: 


bei Broßbauern bei Mittelbauern bei Kleinbauern bei Taglöhnern 


” 





für Brot und Frucht mit Mehlzu- 

tauf Pfund 1,53— 2,92 0,73— 2,40 1,15— 2,22+ 1,23— 2,19 
’ — REN, —Sæe 305, „8,80 „086-2776 1,34— 3,18 
„Fleiſch (0 ma jr 2 — 5 — _ 9 2116 
—*— ei f 0,36— 1,84 04 — 142 0,58— 28 04— 1,07 
„ Rein 1 0,01— 1,27 0,03— 069 0° — 021 0 — 0,16 
Apfelwein oder Moft 1 0,06— 1,03 0,04— 0,40 0,07— 0,41 0,09— 0,8 

Branntwein —1 0 — 0080 — 004 0 — 0,08 0 — 1,06 


zii. mit Kolonialwaaren, Heizung 
und Beleuchtung täglich Pfennige 434 —10 40 —6 40 —7T2 40 — 59 
Heidungsaufwand im Jahre Mark 3-0 1-92 3 —60 0° — 46 


Bierverbrauch jährlich | 1-5 4,6 — 30 12 — 1235 

As Gehaltsjäge find angegeben: bei Groß-| Der Ueberſchuß pro ha berechnet bei den 
bauern für den Mann 200-450, für die rau Großbauern auf 5 bis 74 Du & 
10—240 Mark, bei Mittelbauern 120— 300, Mittelbauern „ 2 „ 
50-180 Mark, bei Kleinbauern 150—443, 35— Kleindbauern „6 „ 12 , 
117 Dart, | Unter den beprochenen 91 Betrieben "werden 15 


10* 


— 


en — — —— — 
— — 


® 


148 


angeführt, für welche ſich Unterbilangen berechnet 
2 n und zwar in der Höhe von 24 bis 649 

art bei Großbauern oder pro ha 3,85 - 50,08 
Mark, 140— 281 Mark bei Mittelbauern oder pro 
ha 7,10— 35,85 Mark, 16—498 Markt bei Klein- 
bauern oder pro ha 8,29—92,25 Marl, wenn 
man das Gejammtvermögen zu Grunde legt. An 
allen diejen Fällen waren aber nur jolche Urjachen, 
welche leicht zu bejeitigen find, wirkend und iſt 
zudem daran zu erinnern, dab die Art der Rech— 
nungs-Aufjtellung eine ſehr mangelhafte ijt, jo daß in 
Wirklichkeit dDieErgebniffe weit günstiger findundfaum 
irgendwo ein wirkliches Defizit jich ergeben kann. 

Bon großer Bedeutung war endlich noch wegen 
der Verhandlungen über die Setreidezöffe die Unter- 
— über die Erzeugung, den Verbrauch, 


erkaufund Zukauf von Getreide (AnlaaeV 


und S. 144 des Berichts über die Ergebniſſe). 
Dieſe Unterſuchungen find in hohem Grade miß— 
braucht worden und zum mindeften wurden jehr ein- 


Baden, Großherzogthum. 


im a HR 
13 
Großbauern 42,28 ha und 2921 Mt., 69,08 ME. 
Mittelbauern 14,26 „ „ 613 „ 42,98 
Kleinbauern 15,64 „ 997 „ 63,74 
Taglöhnern 16,80 „ 1733 „ 1083,45 


Güter mit Verkauf über den Zukauf und 
Verbraud find von Großbauern aufgeführt 23 
mit zujammen 284,07 ha Aderland und 20,235 
Wark Berlaufswerth, d. i. pro ha Nderland durch» 
Ihnittlich 71,23 Mark, von Mittelbauern 19 Güter 
mit zufammen 134,92 ha NMderland und 8636 
Marl Verfaufswerth, d. i. pro ha Aderland im 
Durchſchnitt 64,0 Mark, von Kleinbauern 12 Güter 
mut zujammen 44,72 ha Aderland und 1553 Mark 
Verfaufswerth, d. i. vom ba Aderland im Durch— 
Ihnitt 34,73 Mart, von Taglöhnergütern find nur 
9 verzeichnet mit zujammen 6,72 ha Nderland 
‚nd 349 Markt Verfaufswerth; über den Verbrauch, 
alio für 1 ha 51,93 Mart. 


Unter den Gütern der Großbauern 


hat der 


feitige Schlußfolgerungen aus oberflächlichem Stu-| | ern 
dium gezogen. Die Thatſache, daß ſowohl große, kleinſte Betrieb mit Mehrverkauf 3,35 ha Ader- 
wie feine Landwirthe in die Lage kommien können, | land und ijt der Betrag von diejen 95 Marl, bei den 
Getreide zu verkaufen oder zuzufaufen und daß | Mittelbauern ift 1,02 ha Aderland die niedrigite 
die Möglichkeit des Verkaufs nicht von der Größe | Biffer und von diefem der Mehrerlös 9 Mark, die 
de3 bewirthichafteten Gutes abhängt, bedurfte feiner | nächſte Stufe hat 2,59 ha und 76 Mark; bei den 
Unterfuhung; darüber hätte jeder Kenner land» | Kleinbauern find 1,29 ha mit 15 Mart, 1,71 ha 


— Verhältniſſe ſich 
müſſen. 
Beſitz Getreide verkaufen, um Baargeld erlangen 
zu können, leben müffen, das konnte nicht im Vor— 
aus befannt fein und diefe Seiten im Leben der 
bäuerlichen Wirthe in Baden feitgeftellt zu haben, 
it das große Verdienft der vorliegenden Arbeit. 
eberficht man nun die Zufammenftellung, wie fie 
auf ©. 144 gegeben ift, jo ergiebt fich, daß unter 
91 angeführten Wirthichaften 47 den Zulauf nöthig 
hatten, das find aljo 51,6°,; davon famen auf 
die Großbauern 14 Fälle mit 2,52 bis 13,82 ha 
Aderland und 50 bis 1427 Markt Zulauf für Ge- 
treide, ar Brot, auf die Mittelbauern 9 Fälle 
mit 0,99 bis 5,77 ha Wderland und 3 bis 247 
Mark Zulauf, auf die Kleinbauern 9 Fälle mit 
1,29 bis 6,71 ha Aderland und 6 bis 600 Mart 
ukauf und auf die Taglöhner 15 Fälle mit 0,49 
2,45 ha Aderland und 22 bis 331 Mark Zu- 
fauf. Zieht man aber den Verkauf mit in Be- 
rüdfihtigung und den Zukauf von diefem ab, fo 
bleiben beim Großbauern für Fälle mit gebotenem 
Bufauf über den Verkauf nod 8 Fälle unter 31 
im Ganzen, alſo 25,8%), und zwar mit 2,83 bis 
13,82 ha und 50 bis 1427 Markt Mehrausgabe 
fir Zulauf, von den Mittelbauern bleiben unter 
Fällen dafür 5 Fälle, aljo 20 %, und zwar 
mit 0,99 bis 5,77 ha und 6 bis 237 Marl Mehr— 
zufauf; von 17 Kleinbauern bleiben 4, alfo 23,5", 
mit 1,37 bis 3,51 ha Nderland und 23 bis 600 
Markt Mehrzulauf; bei 17 Taglöhnergütern bleiben 
15 für Mehrzufauf, aljo 88,2%, mit Flächen von 
0,45 bis 2,45 ha Aderland und 54 bis 331 Mark 
Mehrausgabe. Zählt man die Zahl der ha Ader- 


land umd die Mehrausgaben zujammen, fo erhält 


man für die Güter mit Mehrzulauf bei den 


Wie aber Diejenigen, welche bei Heinem | niedr 


im Klaren fein mit 72 Mark und 2,32 ha mit 40 Mark die 


igiten Stufen und bei ben ed repair 
find 2,97 ha mit 244 Marf und 3,75 ha mit 
105 Mark verzeichnet. Forſcht man aber den ge- 
fammten Berbältniffen nach, jo ergiebt fich für die 


| unterfte Stufe bei Großbauern als Gejammtareal 


'8,39 ha, vom Uderland als Geſammternte 68 Bir. 
Getreide, als Haushaltsbedarf 43,8 Ztr., für Futter 
7 Btr., fo dab abzüglid; des Saatquts 3,5 3tr. 
zu 102 Mark übrig bleiben und davon 7 

für Brotfauf abachen, alio der Erlös 95 Mark 
it. Der Betrieb hat 3,25 ha Ackerland, 2,84 ha 
Wieſe, 0,13 ha Garten, 0,72 ha Wald, 1,45 ha 
Reben und 22,300 Mark Gejammtlapital; 5 Far 
‚milisnangehörige, wovon 2 mit arbeitende Kinder, 
2 jtändige Arbeiter und Tagelöhner an 75 
gehören zur Bewirtbichaftung, für welche im Ganzen 
1498 Mark Einnahme und 1891 Mark Ausgabe, 
alſo 393 Mark Defizit berechnet find, wobei außer⸗ 
dem für den Wirthichafter fein Lohn angeſetzt iſt. 
‘Der Tagesbedarf pro Kopf ift mit 1,37 Pd. Brot, 
‚1 Pſund Kartoffeln, 143 g Fleiſch, 0,731 Milch, 
0,64 1 Wein angegeben, für Branntwein im Jahr 
7,11, für Kleidung 69 Mark und als Verpflegungd- 
ja pro Tag und Kopf 72 Pfa., woraus herbor- 
' geht, daß der Hanshaltsverbraud mur ein mitte 
‚lerer ift. Daß auf einem Gute von 8,39 ha Ge 
‚treide-Berfauf jtattfinden Tann, ift begreiflic, daB 
der Verlauf nur 95 Markt im Ganzen bringt, und 
‚zwar troß geringem Perſonal und mäßigem 

ja, zeigt, daß zu befriedigendem Verkauf doch 
größere Flächen gehören. Der Erlös von 8,5 
lann nicht erheblich ins Gewicht fallen und | 
Vortheil durch den Zoll ift unbedeutend. 


Beim Mittelbetrieb iſt das Meinfte Gut 
mit Mehrverlauf ein Mebgut von 3,68 ha im 





Baden, Großherzogthum. 


Ganzen, von den 1,02 ha Wderland werden 17 
Btr. Getreide geerntet, davon 14 im Haushalt ver- 
braucht und bleiben deshalb noch nach Abzug der 
Saat 1,25 Ztr. zum Verkauf, welche 12 Mart 
bringen ; eingelauft werden für 3 Mark Brot, 
jo dab alfo 9 Mark der ganze Mehrerlös ift. 
Vorhanden find 0,39 ha Pachtland, 0,68 ha 
Wieſen, 0,99 ha Rebland, 0,09 ha Garten, 
0,54 ba Rald und 0,27 ha Kaftanienwald. Das 
geſammte Vermögen ift 12,252 Mark, Angehörige 
giebt ed 5, fremde Arbeitskraft eine, Taglohn 
für 60 Tage; die Gejammteinnahme ift 1018 
Mart, die Ausgabe 692 Markt; für Gehalt ift der 
Frau und dem Mann 400 Mark angejegt, der 
Arbeitsaufwand ift pro ha 302 Mark ohne und 
350 Mark mit Wald. Als Koftjäge find ange- 


149 


| Das diefem folgende Gut hat jchon 2,32 ha 
Ackerland und 2,6 ha im Ganzen; der gejammte 
Mehrverkauf ift 40 Mark; der jonftige Lebens- 
mittelzulfauf iſt aber 101 Markt, jo daß noch 61 
Mark Mehrausgabe entjteht. Die Familie befteht 
‚aus 3 Erwadjenen und einem Kind; der Kofttag 
wird auf 55 Pfg. berechnet, aljo jedenfalls kaum 
ureihend. Berbraucht werden im Haushalt nur 
30,7 tr. Getreide, d. i. pro Tag 8,41 Pfund und 
pro Kopf der Erwachienen (3,5) demnach 2,4 Pb. 
Der Verkauf ift 4,7 Bir. Gerfte. Kartoffeln wer- 
den 20 Ztr., pro Kopf und Tag 1,5 Pfund ver- 
braucht, abgerahmte Milh 1095 1, täglich 3 1, 
Butter 18 Pfund im Jahr, Fleiih 220 Pfund, 
Eier 200 Stück. Man wird auch von dieſem 
Falle bei Feitftellung der Betriebe mit möglichen 
Verkauf abjehen dürfen. 





* pro Kopf 0,73 Pfund Brot u. ſ. w., 1,51 
fund Kartoffeln, 102 g Fleiih, 0,77 1 Milch, ! Der weiter folgende Betrieb hat 2,46 ha Ader- 
0,50 1 Apfelwein, 3,61 1 Branntwein im Jahr, land und jchon 4 ha im Ganzen, der Verkauf 
52 Big. für Verpflegung pro Kopf und Tag, 23 von Getreide ift nur 37 Mark, der Verköſtigungs— 
Wart jür Kleidung u. j. w. im Jahre. Bemerkt ja nur 53,8 Pig. täglich, die Zahl der Familien- 
wird, daß der Sa für Brot wohl zu niedrig an- | glieder 4 mit 2 mitarbeitenden Kindern, der Lebens- 
gegeben worden jei; — bei richtiger Feftfegung | mittelzufauf ift 96 Mark, es bleibt aljo nod 61 
wird aljo der Verlauf verjchwinden. Die mächft Markt Zukauf. Der Verbrauch im Haushalt ift 
niedrigfte Stufe betrifft ſchon ein Gut mit 2,59 ba | 15,85 Btr. Getreide und 25 Ztr. Kartoffeln, 1000 1 
Aderland und 4,73 ha im Ganzen; der gejanımte | Milch, 25 Pfund Butter, 380 Eier, 180 Pfund 
Mehrverlauf ift 76 Mark, der Berpflegungsiag Fleiſch. Zugelauft wurden wöchentlich für 60 Pfg. 
pro Kopf und Tag hier aber nur mit 40 Pfg. Weißbrot, im Jahr für 31,2 Mark, ſodaß der Zu- und 
angejegt, jo daß jedenfalls eine fehr jchlechte Er- der Verlauf von Getreide fich fajt aufheben, ab- 
nährung vorliegt. Der Hausftand beſteht aus 5 geſehen davon, daß aud) hier die Ernährung un 
Erwadjienen, Taglöhner giebt es 5 Monate lang, | — ift, wenig über 1 Pfund Getreide, Mehl, 
es iſt alſo 5%,,, Erwachſene zu rechnen; als Ber- | Brot pro Kopf und Tag. 
brauch täglich find für den Kopf 1,82 Pd. Brot, Der nächite Fall betrifft ein Gut von 2,96 ha 
Mehl u. ſ. w. und für Alle 30 Pfund Kartoffeln | Uderland und aud 2,96 ha Größe im Ganzen 
angegeben. Geerntet werden 40,5 Btr. Getreide, | (ohne Wiejen u. ſ. w.); der Haushalt hat 4 Kinder 
es bleiben bei diefer Ernährungsweife 10,1 Ser. | und zufammen gleich 4 Erwachſene zu verrechnen; 
Spelz zum Verlauf; dieje bringen 75,75 Mark; der Kofttag wird mit 63 Pig. angejegt, der Ge- 
an Lebensmitteln findet aber ein Zulauf von 55 | treideverbraudh im Haushalt zu 33 Ztr. (nebft 30 
Biund Fleiſch zu 33 Mark ftatt, jo daß nur 42,75 | Ztr. Kartoffeln, 1460 1 Milch, 86 Pfund Butter, 
Mark zu rechnen wären; diefe verfchwinden ganz | 360 Eiern, 364 Pfund Fleiſch u. j. w.); es famen 
bei angemefjener Ernährung. Das nächte Gut | auf den Kopf täglich 2,25 Pfund Getreide. Ber- 
mit Mehrvertauf hat jchon 5,32 ha Geſammtareal. fauft werden 10 Ztr. Spelz und Gerjte, welche 
Bei den Kleinbäuern hat das Heinfte Gut 79 Mark bringen und zugelauft für 62,40 Mart 
mit Mebrverfauf 1,29 ha Aderland und 3,33 ha im Fleiſch nebſt 64 Mark für jonjtige Lebensmittel. 
Ganzen; der Mehrverfauf ift nur 15 Mark, der | Der Futterzukauf für das Vieh ift (ohne Viehſalz) 
Berbrauch wird vom Berichterſtatter als zu niedrig | 101,20 Mark, der Streuzukauf 100 Mark. Die 
angegeben bezeidynet (1,16 Pfund Brot, Mehl Ernährung muß hier als befriedigend angejehen 
u j. w. und 1,16 Pfund Kartoffeln pro Kopf und | werden; der Mehrerlös bleibt aber dody aud nur 
Zag); es darf aljo diejer Betrieb ohne Weiteres | unbedeutend. Die folgenden Güter famen alle ſchon 
aus ber Zahl derer für Mehrverfauf geftrichen |an und über 4 ha. 
merden. | Bon den beiden Taglöhnergütern, welde 
Das dann folgende Gut hat 1,77 ha Aderland, | einen Mehrverfauf ermöglichen, hat das eine im 
2,94 ha im Ganzen, der Mehrvertauf ift 72 Marl, | Ganzen 4,61 ha Fläche, gehört aljo ſchon zu den 
der Rerföftigungsjap ift hier 70 Big. pro Tag | Heinbäuerlichen Stellen und das andere 2,97 ha. 
(1,92 Pfd. Brot, 2,47 Pd. Kartoffeln u. j. w.), | Der Verfauf wird hier mit 244 Mark angegeben, 
die Familie befteht nur aus 2 erwachienen Ber: der Haushalt zählt gleih 4 Erwachſenen, Mann 
fonen, da alle Kinder auswärts find; Taglöhner |und Frau erhalten aber auswärts im Taglohn 
beiien an 45 Tagen aus. Für Mann und Frau die Koft und noch Mittagefjen für die Kinder ins 
werben 248 Markt Arbeitöverdienft berechnet (100 Haus, jo daß die ganze Berechnung werthlos wird. 
Tage für die frau); der Zulauf an Lebensmitteln | Mann und Frau leiften auswärts 400 Arbeitd- 
it 81 Warf. Auch diejes Beifpiel, kann, meil tage — die Haushaltsausgabe an Getreide ift 120 
nur 2 Berfonen in Betracht fommen, nicht ala mah- | Mark (22 Bir.); fie galt für 330 Tage der Er- 
gebend erachtet werden. wachlenen und für die Kinder zu 330 Tagen auch 








150 


voll, für den Reſt halb, da an diejen Tagen das 
Efien zu Mittag geliefert wird; da die Kinder 
leich den Eltern zu 2 Erwachienen gerechnet find, 
h werden aljo für die Eltern 400 Tage ganz und 
für die Kinder 400 Tage halb, aljo 600 Erwachſenen— 
Kofttage auswärts gededt und ift der berechnete 
Berbraudy nur für 4 X 365 = 1460, abzüglich 
600 — 860 Kofttage giltig; der Kofttag im Ganzen 


5 
ift bei 514 Mark Naturalien- Ausgabe 860 = 


rund 51 Pig.; der Werth von 600 Kofttagen aus» 
wärts ift demnach 306 Mark, jo dab der Verkauf 
von Getreide mit 244 Marf fich i in einen Zulauf von 
62 Mark verwandeln müßte, wenn nicht auswärts 
die Verföftigung gewonnen würde. Dazu kommt 
aber noch, daß die Verföftigung zu Haufe eine 
ſehr jchlechte ift, weil abwechſelnd auswärts befier | 
gegefien werden kann. Das Beijpiel, auf — 
B. J. Kühn-Halle in ſeiner Schrift „ 
Getreidezölle in ihrer Bedeutung für den einen 
und mittleren Grundbeſitz“, Halle 1885, jehr viel 
Gewicht gelegt hatte, ift demnach gänzlich zu ftreichen. 
Aus dem Ganzen ergiebt fih, daß, angemefjene 
Ernährung vorausgejegt, ein wirklicher Berfauf von 
Getreide ohne Schaden nur denjenigen Landmwirthen 
in Baden möglich ift, welche über 4 bis 5 ha be- 
wirthichaften, jo daß mindeftens 80%, der Betriebe 
auf den Zukauf oder doch darauf angemiefen find, 
das jelbjt erzeugte Getreide ganz zu verbrauden. 
Es ijt deshalb begreiflih, daß aus dem Grof- 
berzogthum Baden nur ſchr wenige Stimmen für 
Getreidezölle ſich erflärt haben und die Mehrzahl 
der Berichte entweder über diefe ganz jchweigt oder 
rich dagegen erflärt. Die angeführten Beifpiele 
beweifen, daß Diejenigen, welche andere Folger— 


Baden, Großherzogthum. 


| die Zufammenftellungen der Ergebniffe ſich hielten, 
die begründenden Darjtelungen darüber aber un— 
beachtet ließen. 

Weitere Mittheilungen über die Erhebung wer— 
den an geeigneter Stelle noch erfolgen. — Vgl. 
a der Sandwirthfgaft und Getreide- 
zölle. 

Die Vie ie t im badiſchen Lande kann dem 
Bedürfniß evölkerung ebenfalls nicht ge— 
nügen, da die "Beftände nicht groß genug find und 
Zudt und Haltung im Ganzen weniger Fort: 
Ichritt zeigen. In dem Katalog für die Molferei- 
ausstellung in München 1884 ift aus Baden von 
den Berichterftattern, Def. - Rath Märflin und 
Landw.-Inſpektor Schäfer, angegeben worden, 
daß vom Jahre 1873 ab ſich der Anfang mit den 

Verbeſſerungen in der Vieh-Zucht und Haltung 
datiren läht, daß es aber im Ganzen noch an 
jolchen fehlt und bezüglich des Moltereibetriebs 
u noch nad altem Verfahren und mit alten 
Geräthen gearbeitet wird. 

In der Bufanmenftellung über die Erhebungen 
bezüglich der Lage der Landmwirthichaft in Baden 
find als Beftände angegeben worden für die Jahre : 


Ir 


1880 1881 1882 
Stüd 
Ochſen und Kühe 237,016 228,887 226,108 
Rindvieh zufammen 630,480 597,351 593,323 
ferde z 68,268 67,608 66,604 
chafe J 124,172 124,127 132,719 
Schweine E 299,125 363,449 290,934 


Die Veränderungen in den Beſtänden haben fich 
ähnlich wie im Ganzen im Deutichen Reiche (ſ. d. 
vollzogen. Es wurden bei der legten Zählung im 
Jahr 1883 ermittelt und im Jahr 1878 feſtgeſtellt 


ungen aus den Berichten gezogen haben, nur an) ala Beltände: 


1883 Pferde 67,244 Stüd, 1873 = 70, 285 Stüd, 1878 = 65,760 Stüd. 
Rindvieh 609, 426 660, ‚405 648,782  „ 
davon Kühe 322, 574 „ 327,486 322,574 „ 
Schafe 129,338, 170,408 137,658 
Schweine 370,589 371,389 372,23 „ 
Biegen 96,982 32,074 84,204 
— 1,815,502 1,776,539 1,815,502 „ 

ienenftöde 62,500 „ 75,585 r 


Bezüglich der —— — der Viehſtäm 


84,204 
"cs, 000 mit beweglicher Einrichtung). 


me gab es z. B. — Jahre 1875: 


bei den Pferden: Fohlen bis 1 Jahr alt 5773 = 5773 = 2,24%, 
nf Bun 260 
tuten r e ae 5 1149) = 387° „ = 8,89%, 
Ballachen „ REN 978 
Hengfte über 3 A 1474 
Stuten „3 u u 289,116) = 59,150 „ = 89,07%, 
Wallachen, 3 „ 28,730 
67,310 Stüd = 100,00 %/, 
beim Rindvieh: Kälber bis 3 Monat alt 35,896 Stüd = 5,749], 
Farren „ 11% Sahr „ 3015 
Kalbinnen 1, „ „ 3 188, — MR, 
Stire „ Vs u m. 47,945 
—— | aaa 
über 1!/, Jahr 337,932 _ 4-1» — 
Sabine alt ’ 5,6767 © 147. = 728, 
Ochſen 62,573) - 


626,026 Stüd = 100,00 '/, 


Baden, Großherzogthunn. 151 


Bon dem Rindvieh waren 53%, Simmenthaler, | in Karläruhe veranstalteten Austellung der Bandes- 
3,7%/, fonftige Schweizerthiere, 42%, Landracen, | viehzucht injofern, als fie den Beweis dafür lieferten, 
1,0%, ausländische Racen ſonſt. daß in den legten paar Jahren jehr große Fort⸗ 

An Schafen gab es 490 größere Heerden, | jchrittennd bejonders beiden Heinbäuerlichen Wirthen 
6,276 Stüd im Kleinbefig, am meiften Schafe | gemadjt worden find. Man dankt dieje Erfolge 
und beim Kleinbefig im Kreis Lörrach, beim Groß: | den durch Med. Rat Dr. Lydtin den Thier- 
bei im Kreis Mosbach. Das prozentifche Ver- | Ärzten des Landes gegebenen Anweiſungen behufs 


bältniß ift: ‚Belehrung und Anregung zum Bejjeren und die 
Böde 1,67 %/, — der Zucht durch die ſeit 1884 einge— 
Hammel 28,72 „ führte ftaatlide Prämirung auf Grund des Lydtin— 
Mutterichafe 34,97 „ ſchen Pointſyſtems und der exakten Mefjung mit 
Jährlinge und Lämmer 34,64 „ deſſen Maßſtab (f. deſſen „Berbefiertes Verfahren 
100,009, für die Beurtheilung von Zucht- Nup- und Preis— 

Bei den Schweinen ift die Vertbeilung: hieren“ Karlsruhe 1830), ferner den Zuchtgenofjen- 
el bis 1 Monat 7,890,  ‚Ihajten zu Maßtlirch, Donaueidingen, Stotach, 
—* u. ſ. w. bis I Jahr 83,61 „ Engen, Emerdingen. Die Hauptrihtung muß auf 
Wutterfchweine 7,97 „ möglichſte Frühreife, gutes Mild- Arbeits- und 
Eber N über 1 Jahr 053, Fleiſchvieh gerichtet bleiben, da 250,000 Viehge— 


100,00 97, — bei den eg je ee deßhalb 
Für IR ua bie CR in den Unterhöläsen Map firden Eh Ne 
Mütter 9148 0 ſchlag das Beite im Land geliefert. Der beliebte 
— 613 7 Hinterwälderjchlag findet ſich bejonders in 
— — ‚den Amtsbezirten St. Blafien, Schönau Schopf- 
100,00 ©, heim und ift aud) außerhalb wegen der Genüg- 
Da der Moltereibetrieb noch nicht viel Be- | jamkeit, der Milchergiebigkeit und der Fleiichgüte 
merfenswerthes bietet, jo war die Ausftellung in | troß der Kleinheit beliebt (Kühe von 300 kg find 
Ründen von Baden aus aud) nur ſchwach beichidt nd jelten). 
worden. Es hatten ausgeftellt die Käfereigenofjen- usgeftellt waren 600 der beiten Thiere des 
Khait Bieningen, Kreis Konftanz, der Domänen: Landes, wovon 500 dem Simmenthaler Schlag 
&rartiche Hof Dürrenbühl bei Rothhans, die Milch: | angehörten und 50 den zwei Wälderjchlagen. 
genoffenichaft in Freiburg; die Del.-Berwaltung | Bezüglich der Molterei-Genofjenichaften 
auf Mainau hatte Butterproben, diefe und einige | wird noch mitgetheilt, daß die in Freiburg von 
Private Käſearten umd die Freiburger Anftalt | 815,000 auf 987,953 1 zur Verarbeitung gelonmen 
wifjenjchaftliche Gegenftände ausgeftellt. Angegeben war und ——— aus 100 kg Milch 21,6 
wurde, daß die Wälder-NRace im Kreis Waldshut kg Rahm und 77,91 kg Magermildy oder 3,15 kg 
no als einheimifches, unvermifcht en oder 8,35 kg Fettkäſe, 0,7 kg Vorbruch— 
Nilchvieh, im Uebrigen aber faft nur Halbblut butter und 88,22 kg Molten gewann; zu 1 kg 
aus dem Landichlag mit Schweizervieh und be- | Butter gehörten 31,7 kg Milh, ein Berhältniß, 
jonders Berner Fleckvieh, in jeltenen Fällen reine | welches für Zentrifugenbetrieb keineswegs glänzend 
Berner, Schwyzer oder —— den Beſtand bilden. zu nennen iſt. Bon 987,953 1 Milch wurden 
Auffallend find die im nzen niedrigen Milch— 612,909 1 ganze Milch und 126,447 1 Magermilch 
eriräge diejer Fleckviehracen und der Kühe über- | verfauft und 27,335 I ganze Mil und 135,115 1 
daupt. Ueber 2400 1 ſcheint der Ertrag nicht zu Magermilch zu Käſe verarbeitet. Die Milchkur- 
gen trog Der hervorgehobenen reichlicheren anftalt — unter der Kontrole des ärztlichen Ver— 
ndung von Sraftfutter feit einigen Jahren. eins — arbeitet mit 20 Kühen. Als Breije wer 
Für die Milchwirthſchaft giebt es Unterrichtsturje den genannt: bei der Kurmilch 3U bis 40 Pig, 
ın Binningen und auf der Mainau und feit 1883 | fonft für Vollmilch 16—17 Pig., für Rahm 70 Big., 
m der Haushaltungsichule zu Rudolfzell. Bon | für Magermilh 10 Pig. pro I, für Butter 2,8 
Genofjenichaftätäfereien wurden 5 für den Bezirk Mark, bei Genofjenjhaftsfäfereien jonft: für 1 ke 
Engen, 1 für den Bezirf Stodad, 2 für den Be- | Milch 9,4 bis 9,6 Pig.. für halbfette oder magere 
ört Ueberlingen und 1 für freiburg, Milchkur- Käſe 60 bis 90 Pig., für Süßrahmbutter 2,4 Mart. 
enftalten für Hier und für Karlsruhe genannt; | Für Fettkäſe nad) Emmenthaler Art zahlt man 
— hatte nur Freiburg. jonft auch 1,00 bis 1,40 Mark, für Bauernbutter 
Die Pferdezucht ift unbedeutend, Pferde müffen | auf dem Marfte 1,6 und für Süßrapmbutter 2,4 
mmer noch in bedeutender Menge eingeführt wer- | Mark; in Dürrenbühl find 12, im Amt Stodad) 
den, die Schafzucht iſt ebenfalls nur unweſentlich; 13 Pig. der Sa für 1 1 Milch umd 1 Pig. wird 
für ne, Geflügel und Bienen findet fich | für die Abfälle (Molken) in Anſatz gebracht; bei 











feffere Fürjorge. Das Land Hat noch feine große | den meiften Genoffenihaften werden dieje den 
Sielartigteit der Betriebsformen (vgl. die früheren | Landwirthen zurücgegeben. In Dürrenbühl Löft 
Rittheilungen) und deshalb auch große Unterjchiede | man bei 12 Bfg. für 1 1 Milch im direkten Ver— 
in der Biehaltung und Viehzucht, Überrajchend | fauf 110 bis 120 Pig. für ! » kg Butter, 60 Pig. 
waren aber die Ergebniffe der im September 1886 | für Fettläſe, 32 bis 40 Pig. für Limburger Käſe 


152 Bahama⸗Inſeln — Banten. 
leihen Gewichts. Die Verhältnißziffern aus 
* ſind ſehr auffallend: Rahm zum 4, 24 
fachen Milchpreis und Magermilch (aus Bentri- | welche allein von Samat aus durch 3500 Boote 
rugen) a 0,66 fachen Preis. | und durch mehrere Hundert Boote don anderen 
vträge von 28 bis 33 größtentheils ges | | Gegenden aus betrieben wird. Die Herrſcher der 
— Kühen des Schweizer (Simmenthaler-) Inſeln (vormals portugieſiſch ſind jetzt der Stamm 
Halbbluts werden von Dürrenbül 70,000 ], d. i. Der Ertrag der 
pro Stüd im Durchſchnitt nicht ganz, 2300 1, aus | Perlenfiicherei foll nach Abzug der Abgaben u. f. w. 
Mainau von 36 Schwyzer Kühen eigener Rein (20 %/,) 5 Mil. Mark fein; die meiften Mujchelu 
zucht 80,000 ], pro Kuh und Jahr 2222 1, und gehen "ach Oftindien, 250, nad) den türkiſchen 
im Ganzen 2300 bis 2400 l, alſo durchſchnitilich Gebieten. Die Infeln find zum Theil ſehr Frucht 
2350 |, aus Weiterdingen von 110 Kühen der. bar, Aue ie Ira geſund; Samak hat über 70,0UU 
Schweizer Fleckenrace eigener Zucht 230,000 1, pro | Einwohner ıyland hat das Proteftorat über die 
Kuh und Jahr wenig über 2000 kg, aus Eugen | Snieln. 
von 90 bis 100 Kühen gleicher Race 150,000 kg,| Balearen (Schleuderinjeln), ſpaniſche Inſel⸗ 
pro Kuh und Jahr faum 1700 kg und aus Nied- | gruppe im Meittelländifchen Meere — Malloren, 
von 80 Kühen diefer Race 180,000 kg, pro , Minorca, Cabrera, Conejera, Dragonera und un— 
h und Jahr 2222 kg angegeben. , Der Ertrag bewohnte Heinere Inieln, 4817 qkm groß mit 5 
diejer als die beften Kühe für Milchwirthſchaften Gerichtsbezirlen und 302,152 ——— 63 auf 


Samat, Bahrein (Aväl), Menama, Maharrak, Arad), 
ühmt durch Perlenfifcherei (April bis Oktober), 





















































bezeichneten Thiere ift im Durchſchnitt nicht über 
2200 ], der Milchpreis in den Stadtbezirken etwa 
12 Big. ohne Koftenabzug, aljo der Bruttoertrag 
pro Kuh durchſchnittlich 264 Mark. 
wert 


pro 1 Milch angegeben. 


Als Ver⸗ 
ng bei den Käfereien werden 13 bis 14 Pfg. | 
‚der Auswanderungsverhältnifie, 


1 qkm, f. Spanien. 

Banana-nieln, Gruppe von Injeln an der 
Sierra Yeone-Küfte in Weftafrita mit der englifchen 
Niederlaſſung Ricketts. 

Bancroft⸗Verträge, die Verträge zur Regelung 
welche dur den 


Ueber die jonjtigen Zuchten ift zu dem früher | nordamerifanischen Gefandten G. Bancroft in Berlin 


Geſagten nichts hinzuzufügen. 
Aus der Denkſchrift verdient noch Erwähnung 


die Größe des Hagelſchadens in den Jah: 


ten 18°0— 1881 und 1882; es gab 


Hagelmwetter 55 56 33 
betroffene 

Gemeinden 188 192 

betroffene 

AUderfläh.hba 33,451 42,326 72,488 
Schadenjumme 

Mark 1,832,346 2,168,792 7,869,250 


eſchätzter 
tewerth 
Mill. Mark 232,7 227,4 214,3 
a. Schaden 0,78 0, 95 8, 67 


Da die Verfiherungen gleich Null find, jo ift 
es natürlicd), daß der Wunjch nach Hagelverficherung 
mit Zwang bei dem Staat vielfach gewünjcht wird. 

Im Ganzen ijt die Lage der Landwirthe 
als eine zufricdenftellende zu bezeichnen, da die 
Erhebungen als der Ausdrud für das ganze Land 
gelten dürjen; mit Vermehrung des Unterrichts 


durch Die verichiedenen Anjtalten, Wanderlehrer , 


u. j. w. wird ſich noch ein weſentlicher Umſchwung 
vollziehen lönnen, jo daß in der nächſten Zeit die 
Ergebnifie von Unterfuchungen weit günjtiger jein 
werden. 


Bahama-Inſeln, ſ. Amerika, Weftindien. 


Bahrein-(Apäl: Alb Sruppe von Injeln auf | Ueberficht. 


‚mit Deutjchland abgejchlofjen wurden. Vgl. Aus- 


wanderunmg. 
Bandmänner, Ribbon Society, Ribbon-Men, 
Bandgeſellſchaft, Bandfahrer, Name einer in Irland 
um 1817 gegrlimdeten geheimen Geſellſchaft, deren 
Mitglieder ein grünes Band trugen, urfprünglic 
aus mißvergnügten Pächtern beſichend und zu dem 
Zwecke gegründet, um Mißbräuche beim Pachtweſen 
| abzufchafien, dann um Rache an den Grundbefiern 
zunehmen ; jpäter bedeutend vermehrt und verftärkt, bis 
‚ über 60,000 Mitglieder, führten fie die Gewaltthaten — 
| Mor und Abjperrung, Viehverftümmelung, Brand- 
ſtiftung u. j. w. aud) gegen Diejenigen, welche den 
in die Acht erflärten Grundbefigern beiftanden, Ver— 
waltern, Zehnt- und Pachteinnehmern, Gerichts 
beamten u. j. w., duch und übten einen Terroris— 
mus bis zu dem Grade aus, dak Niemand Zeug: 
niß gegen die B. vor Gericht abzulegen wagte. Die 
Macht der B. war am größten in den Notbjahren, 
jpäter gab es, als die politiichen Beftrebungen zur 
Yoslöfung bon England anfingen, andere Geijell- 
Shaften und Bereine, welche das iriiche Volk in 
Anſpruch nahmen. 
Banken. (Ueber Bankvwejen und andere mit 
| St zufammenhängende Stichworte j. Band IL.) 
| Ueber den Stand des Notenumlaufs und ver 
‚ Baaworräthe der Hauptbanten von 1875 bis 1885 
ı giebt der „Sothaifche Hoftalender“ von 1885 eine 
Danach hatten im diefer Zeit in Mil. 


der arabiidhen Seite des Perſiſchen Meerbufens | Mark: 


niedrigher Banrvorrath hochſ Notenumlau 
Die Bank von England m 407,9 (1876) = "567,3 495,79 bis 965,64 
„Frankreich (1875) = 1137, 19 (1885) = 1787,6 1739,02 „ 2357,42 
ei Deutfche Reichsbank (1875) = 438.043 (1883) = 615,499 663,74 „ 859,39 
„Oeſterreichiſch-⸗ Ungariſche Bant (1875) = 269,208 (1884) = 410,78 552,40 „ 760,91 


In diefer Zeit ſchwankte der Berhfelturs in Berlin für: 


gu... 


Banfen. 


London 1 £ umd 8 Tage 
Baris 100 Fred. und 3 Tage 
Amfterdam 100 Guben u. 8 Tage „ 


Wien 100 ö. Gulden und 8 Tage 
Petersburg 100 Rubel u. 3 Wochen „ 


LG 


verehrt am miedrigften mit 1,25 bis 4,0°,, am 
höchften mit 4,25 bis 6%/,, im Iahresdurdjichmitt 
283%, (1879) und bis 4,54 %/, (1882). 

Im Deutichen Reich war der Umlauf vom De— 
iomber 1872 bis 1877 und März 1878 bis März 
1885 in: Meichstafienicheinen (bezw. Yandespapier: 
ad) März 1872 bis März 1885 von 141,186 
Mil. Markt (1885) bis 184,39 Mil. Mark (1872 
68.1874, Banknoten i. ©. (März 1878) 835,504 
Al. Mart bis 1352 Mill. Markt (Tezemb. 1873), 
ungededten Banknoten (März 1879) 134,130 Mill. 
Bart bis 502 Mill. Mark (Dez. 1872), Wechieln 
Mär; 1879) 2999,7 Dill. Mart bis 3898,4 Mill. 
Wart (De. 1872). 

L Das Bankweſen für das Reich geftaltet 
zur Zeit nach dem Geſetz vom 14. März 1875 wie 

Die Deutiche Reichsbant mit 120 Mill. Mart 

ital im 40,000 Stamimaltien zu 3000 Mark 
Kama dem Eingehen einiger Banlen jetzt das 
Reht, bis zu 273 Mill. Mark ungededter Noten 
eben zu dürfen. Ueber die Haupt und Filial— 
f. d. Älteren Artilel Deutiches Reid. | 

Banten mit — * giebt es im Ganzen 
a 18 mit zuſammen 385 Mill. Mark autorifirtem | 
Rekenumlauf (unbefteuert) und 268,332 Mil. Mart 





und zwar: 
autorif. un⸗ Grundka⸗ 
ned. Noten pual 
Mill MELPMI Mt. 
Leichsbanl 237,875 120 

- Erüdtiiche Bank zu Breslau 1253 3 | 

» Kölnifhe Privatbant 123531 3 ı 

» Magdeburger Privatbant 1173 3 

. Danziger Privat-Atienbant 1,272 3 

u Prov.-Aftienbant 1,206 8 

= de Bant 6,000 12 | 
250,060 147 

w Berlin die Pr. 


„ Pr. Bodentredit-Attienbant 
„ Br. Hppothefen-Attienbant 
„ Deutiche Hppothelenbant 
w dreslan die Schlefiiche Bodentredit-Aftienbant 
m Köslin die Bommerjche Hypotheken-Altienbank 
a Stettin die National-Hypothelen-Kreditgeſellſchaft 
m Str: ßbu 
m Eljah-Pothringen 


a Münden die Bayeriſche Hypothelen⸗ und Wechſelbanl 


„Süddeutſche Bodenkreditbank 
„ Banerifche Vereinsbank 


153 


Mart Mart 

von 20,16 (Dezember 1881) bi8 20,485 (Juni 1883) 
80,50 (September 1885) „ 
167,90 
161,40 (September 1885) „ 174,55 
193,80 (Dezember 1877) „ 216,10 (Sept. 1881) 
Tie Diskontſätze der Bank von England maren | 
ax miedrigften mit 2—3 80, am höchjten mit 3 bis 
575%, und im Jahresdurchichnitt 2%, (1879) | 
»#4!, (1882), an der Hamburger Börfe im Privats | 


81,75 (Suni 1884) 
„ 169,50 (Mär; 1885) 
(März 1881) 


(September 1883 
u. Dezemb. 1882) 


autorij. uns Grundtla 


ed. Noten vital 
mM iq. Mt 
250,060 147 
Die Frankfurter Bank 10,000 17,148 
| „ Baperiiche Notenbant 32,000 7,500 
„ Sädfiihe Bank 16,771 80,00 
Der Leipziger Kafjenverein 1,440 3,00 
Die Chemnitzer Stadtbant 0,441 0,51 
„ Würtrembergifche Notenbant 10,000 9,00 
„ Badiiche Bank 10,000 9,00 
‚ Bank für Süddeutichland 10,000 5,672 
„Braunſchweigiſche Bant 2,829 10,500 
„ Kommerzbant in Lübeck 0,059 2,400 
„ Bremer Bank 4,500 16,607 


die Summe der Paifiven 
1522,321 Mill. und die Summe der Altiven 
1535,462 Mill. Mark, alfo der Ueberfhuß 13,141 
Mil, Mark. 

Die Hypothelenbanlen, 24 an der Zahl, geben 
zum Theil Darlehen ohne Hypothet — Kommunal: 
pfandbriefe, die Kommunalbanf für das Königreich 
Sadjen nur ſolche, und beforgen zum Theil aud) 
andere Banlgeſchäfte. Ein Geſetz zum Erlaf all 
vn. giltiger Beſtimmungen war im Jahre 1879 

tbeitet worden, ift aber nicht zu Stande gekommen. 
Die Gefchäftsverwaltungen werden jett forgiamer 
— ——— ſo daß Verluſte wie früher durch zu 
ohe Beleihungen von Immobilien u. ſ. w. nicht 
mehr aus den letzten Jahren zu verzeichnen find. 

Da diefe Banken für Landwirthe von Interefje 


find, fo muß ihrer ausführlicher gedacht werden. 


Im Ganzen repräjentirten fie bi8 zum Jahre 1884 
an Mltientapital 250,711 Mill. Markt, an Piand- 
briefen 1715,341 Mill. Mark, und an Hypotheten 
1818,633 Mill. Marl. Die Auftalten find: 


die Alt.-Gef. f. Boden- u. Kommunaltredit 


feit Kapital Pfandbriefe Hypothet 
Miu. M. Mill. M. Miu. M. 
—*9— 14,4 182,180 190,793 
(1868 30,0 , 107,095 
(1864) 6,0 86,950 96,047 
(1872) 5,4 23,649 25,916 
—33 7,5 41,640 44,706 
(1867 3,0 21,273 18,629 
(1870) 1,002 31,373 32,927 
838 4,8 25,116 31,177 
1835) 34,286 340,479 358,143 
1871) 24,000 218,457 228,248 
1869) 12,600 85.55 89,645 
142,988 1141,51 1223,326 





154 Banten. 
seit Raptta vPfandbriefe Hypothet? 
ſe Mil.Mm. Mill. M. Rıl. M. 
. 142,988 1141,510 1223,326 
in Nürnberg die Bodenkreditanftalt der Vereinsbant (1871) 10,200 99,097 100,199 
in Stuttgart die MWürttembergiiche Hypothekenbant (1868) 6,300 60,561 65,869 
in Mannheim die Rheiniſche Hwypothelenbank (1872) 3,000 63,094 64,290 
in Leipzig die Allgemeine Deutiche Kreditanftalt (1856) 30,00 22,237 22,388 
in Braunfchmweig die Braunſchw.-Hannöv. Hnpothetenbant (1872) 9,00 58,962 63,203 
in Schwerin die Mecklenb. Hnpothet- und Wechielbant (1871) 9,00 17,818 21,400 
in Gotha die Deutiche Grundkreditbank (1867) 10,50 101,180 102,813 
in Deifau die Anbalt-Deifaniiche Yandesbant (1847) 6,00 6,700 8,204 
in Meiningen die Deutſche Hypothelenbank (1863) 9,603 55,006 59,963 
in Hamburg die Hypothekenbank in Hamburg (1871) 4,500 25,966 29,279 
in Bremen die Bremer Hppothetenbant (1871) 1,68 0,237 0,504 
in Frankfurt a/M. die Frankfurter Hypothekenbank (1862) 6,50 54,446 58,470 
der Frankfurter Hwoth.-Kreditverein 1,44 8,537 8,725 
250,711 1715,341 1818,638 


Mobiliarbanten giebt es 100, davon 15 mit | Staatsdepofiten 179,47 Mill, Mark, der des Noten: 


über 15 Mill,, 7 mit 10 bis 15 Mill, 78 mit | umlaufs 500,283 Mill. Mark, der des Baaworraths 
unter 10 Mil. Mark Aktienlapital, zuiammen mit | 421,132 Mil, Mark und der der Anlagen 740,84 
über 896 Mil. Mark, alfo im Durchſchnitt 8,96 | Mill. Mat. 

Mil. Dart. Sie gewähren viel Blankofredite und! Die Mocenüberfichten in alt vor de 
fegen viel Geld in Effekten an. Ende 1882 mar | ea age eg Are 3 er 


die Schuld in Depofiten und Kontoforrenten 974,3 | ipfat gegeben: Ri r id. Mt 
Mill. Mat, das Guthaben im Wechfel-, Cfieten-, | Yalfiva: Geichäftstapitet 14.439 = 289,060 
Lombard umd Kontolorrent = Vertchr 1571 Dil. | Keft 3089 — 61,7% 
Mart, der Reingewinn 66 Mill. Mark, zu vertbeilen Noten im Umlauf 26.350 = 527.000 
auf 95 Banken, da 5 feine Dividende gaben. Sichentage-Noten 0.248 — 4.960 
Als reine Depofitenbank wirft der Berliner Staat&depofiten 8,923 — 178/460 
Kafienverein, Depofitenbant für die Berliner Bant, Privatdepofiten 25396 — 506.5%0 
ein Geldinftitut, am weichem die Zahlungen von —rg 988 — 1567 780 
64,05 bis zu 78,310, durch Abrechnung in den Aktiva: Permanente Schuß , — — 
Jahren von 1865 bis 1883 geordnet wurden. An Se Sata ” 11.015 = 220.360 
Intaffowechiel und Rechnungen zeigte der Geichäfts- Staatepapi 19789 — 395 780 
betrieb in diefer Zeit von 1851,9 Mill. Mart (1865) Bed nn Sort Süffe 18312 = 366.240 
bis 13,433,4 Dil. Mark (1872) und im Ietsten 8 x * 20382 — 587640 
Zahre 7248,69 Mill, Mark, an Giroverkehr für die En — en 
gleihen Jahre 1019 (Minimum) — 6245 (Maris 78,498 — 1,569,960 


mum) und 3704 Mill. Mart. 

U. Großbritannien und Irland. Maf- 
gebend ift für die Bank von England noch die 
Bantalte von R. Peel vom 19. Juli 1844, durch) 
welche die Bank in zwei Abtheilungen für Emiſſion 
— Issue Departement — und für Banfgefchäfte 
— Banking Departement — geſchieden wurde. 
Auch fürdiefe Bank iſt der Betrag der auf 14 Mill. Fit. 
— 280 Mill. Mark beftimmt geweſenen ungededten 


Noten dur Eingehen verfchiedener Banken auf jekt | 


300 Mill. Mark erhöht worden. Die Banf hat 9 
Filialanftalten in großen Städten umd ift gegen 
Zahlung von 3,96 Mill. Mart der Bankier der 
Regierung, muß aber 3,6 Mill. Marf au Stempel- 
abgaben entrichten. Unter 100 Mark dürfen feine 
Noten ausgegeben werden. Bon dem Rechte der 


Neben der Bank von England giebt es von 207 
Einzelbantiers und 72 Aftienbanten mit Noteurecht 
von 8,648,658 Ltr. = 172,973 Mil. Markt im 
Fahre 1844 noch 100 Privatbantıers mit 3,489,498 
Fitrl. und 45 Aftiengeiellich aften mit 2,365,004 Yitrl. 
alſo 145 Bankitellen mit zufammen 5,854,502 Litrl. 
— 117,09 Mill. Mark Notenreht und Ende 1883 
zufammen 3,320,352 Pitrl. = 66,407 Mill. Mart 

Noten im Umlauf (1,645,437 und 1,674,915 Pitrl.). 
Für Schottland und Irland find die Geſetze 
| don 1845 maßgebend, mit der Beitimmung, daß 
mur die Ausgabe der ungededten Noten beſchränkt 
wird. Die Bank of Irland hat über 500, 
der zuläffigen Menge der Noten, die übrigen 6 No— 
tenbanten theilen fi in den Reit; das Marımum 
für ungededte Noten ift 6,354,494 Yftrl. = 127,09 


Uneinlösbarteit, wie e8 in kritiſcher Zeit durch die | mil. Dit; Ende 1883 war der Umlauf 6,884,227 


Bank⸗Einſchränkung — Bant-Reftriction — ber: 
willigt worden war und wovon von 1797 bis 1821 
mit der Wirkung am Kursverluſt bis zu 30%, 
Gebrauch gemacht wurde, ift ſchon jeit längerer Zeit 
feine Wiederholung mehr nöthig geworden. 
de8 Jahres 1885 war das Kapital 291,06 Mill. 
Mart, die Referve 60,143 Mill. Mark, der Betrag 
der Privatdepofiten 435,7 


fiir. = 137,68 Mill. Mark im Durchſchnitt, der 
Baaworrath 2,926,124 viſtrl. oder 58,52 Mill, Mark. 
In Schottland mit 10 Banken ift die Ausgabe gleich 
mäßiger vertheilt, der zuläffige Betrag der ungededten 


Ende ; Noten im geringften Werth von 20 Mark 2,676,350 


Lſtrl. = 593,52 Mill. Marl, der Umlauf etwas über 


'5, Mil. Lidl. = 1189 Mill, Mark, der Baarvorrath 
Mill. Mart, der der'4,2 Mill. Pr. = 84 Mill. Mart (Ende 1883). 


Banken. 


Das Depoſitengeſchäft, ſehr bedeutend ent— 
Acelt, iſt nach und nach faſt ganz Sache der Al— 
xrhauten — Joint-stock-banks — geworden; 
sn ſolchen giebt es in England jetzt 119 mit 1591 
peigniederlafiungen, 52,491,481 Yftrl. = 1049,92 
SL Mark eingezahltem Kapital und über 142 Mil. 
al = 2840 Mill. Mark Kursiwerth der Antheile. 
In gefammte Betrag von Depofiten der Altien= 
m Brivatbanken 9 über 2000 Mill. Mark ſein. 
Schottland haben die 10 Notenbanken auch das 
Iepofitengeihäft und 887 Zwergniederlaffungen, die 
Imeftten überfchreiten den 14 fahen Betrag des 
Wxenumlaufs. Irland hat für diefes Geichäft außer 
xe 6 Zettelbanten noch 4 befondere Banken, zus 
ammen ift das Kapital der 10 Imftitute mit 492 
Jweigmederlafjungen 7,127,325 Lſtrl. 142,54 
RL Mark, die Summe der Depofiten war über 
0 Mil, Mark, bei den jchottiichen Banken über 
1622 Mill. Mark. 

Supotbelenbanken giebt es nur in den Ko— 
rien. Hier zählt man 28 Depofitenbanten mit 
ym Hauptſitz oder doch mit Niederlaffungen in 
{don und 1223 Niederlaffungen in dem Kolonien 
li: fie haben 22,75 Mill. Lſtril. = 855 Mill. 
Wert eingezahltes Kapital, 115,25 Mill. Lſtrl. 
= 05 Mil. Mark Depofiten; 25 diefer Ban— 


155 


Mark Kapital und 40,8 Mil. Mark Reſerve geben 
feine Noten aus. Mobiliarbanten giebt es viele, 
die 55 größten haben 171,6 Mill. Mark Attien- 
fapital und als Geichäftsergebnik 115,6 Will. Mark 
Wedel, 172,2 Mil. Mark Effekten, 271,2 Mil. 
Mart Darlehen, 203,2 Mil. Mark Kontoforrent- 
Debitoren und 418,4 Mill. Mark Kreditoren gezeigt. 
Die Banque liegeoise et caisse d’epargne ift 
Depofiten= und Hypothelenbank. Kreditvereine(Unions 
du Credit) giebt e8 feit dent Genofjenichaftsgeiet 
vom 18. Mat 1870 im zunehmender Menge und 
Bedeutung. 

V. In Frankreich ift die Banque de France 
(1800) feit 1848 Zettelbanf mit dem Notenrecht für 
2560 Mill. Mark, wovon !,, baar gededt jein muß. 
Einftellungen der Einlöfung gab es 1848 und von 
1870 bis 1877. Das Aktienkapital ift 145 Mill. 
Mark, die Noten lauten auf 50, 100, 200, 500 

und 1000 Frs.; die Bank hat 94 Filiale im den 
‚ Departements und 60 in Städten; jie ift verpflichtet 
bis 80 Mill. Mark unverzinslihe Darlehen dem 
Staate zu gewähren und fir 80 Mill. Mark mußte 
fie Iprozentige Rente übernehmen. Der Geichäfts- 
‚umfang von 1884 war 2257,0 Mill. Markt Noten- 
umlauf, 1697,39 Mill. Markt Baarvorrath, 737,16 
Mill. Mark Wechielportefeuille, 349,0 Mill. Mart 


fen hatten zujammen für 186 Mill. Markt Noten | Lombard, 359,3 Mill. Mark Guthaben von Privaten 
m Umlauf Auf Auftralien famen 22 Bantin= und 136,3 Mill. Mark Guthaben vom Staate. Die 
üitute mit 209,6 Mill. Mart Notenumlauf, 1400 Hypothekenbanken find zentralifirt. Der Credit fon- 
Ri Mark Depofiten und im Ganzen 2120 Mill. | cier (jeit 1852 und jeit 1882 mit der Banque 
Bart Aktiven gegen 1548 36 Mill. Mart Baifiven. | bypothecaire de France fufionirt) hat 124 Mill. 

Außer 5 englijchen Banlgeſellſchaften haben die Kolo= | Mark Aktienkapital, im Anfang vom Jahre 1884 
malbanten ihren Sit in den Hauptftädten und nad) | an Kommunen 580 Mil. Mark Darlehen begeben, 
Bedarf Zweigbanken an den wichtigeren Handelspläten. | 1017,6 Mill. Mark Pfandbriefe und 584,8 Mill. 

III. den Niederlanden iſt die Bank der Mart Kommunalobligationen; für dieſe iſt der 20 fache 
Rıederlande (feit 1824) die einzige Notenbank nach Auf: | Betrag des Aktienfapitals, aljo 2480 Mill. Mart 
teung der Bank von Amfterdam (1820); fie begiebt | geftattet. Der Credit foncier de la marine giebt 
oten ju 25, 40, 60, 100, 200, 300 und 1000 Gulden | hypothekarifche Darlehen auf Schiffe. Das Comp- 
and bat durchfchnittlich für 135 Mill. Gulden im !toir descompte de Paris (1848) mit 64 Mill. 
Umlauf (229,5 Mill. Mark). Noten und Depofiten | Mark Kapital und 8800 Mil. Mark Umſatz ift 


züfen zu ?, baar gededt fein. Die Bank beforgt 
Lrstontogeichäfte, handelt mit Gold» und Silber: 
Jarıen, und mit Ausmünzung für Rechnung der Re- 
gerumg. Seit neuerer Zeit giebt es auch Kredit- 
xtme und Hypothelenbanlen umd jeit längerer Zeit 
hen Mobiliarbanten. In Batavia ift die Iavafche 
Sant hauptſächlich Notenbank; fie muß 2, des Um: 
fs in Baardedung haben und hat etwa für 65 
Mil. Markt Noten im Umlauf. 

IV. In Belgien giebt es 4 Banken für Noten, 


von welchen aber zwei auf die Ausgabe zu Guniten | b 


xt Nationalbank (feit 1850) verzichtet haben. 
LDeſe bat als Kapital 20 Mil. Mark, kann e8 aber 


22 


reine Disfonto- und Lombardbant. Der Credit 
industrielle et commercial de France mit 
12 Mill. Markt Kapital erflärt ſich von jelbft, der 
Credit mobilier (1851) ift für Emiffionen und 
Gründungen, der Credit Iyonnais (1872) mit 80 
Mil. Markt Kapital gehört zu den bedeutendfteu 
Mobiliarbanken, in Paris die Societs de depöts 
et de comptes courants (1863) mit 16 Mil. 
Mark Kapital. Für Kolonien und nicht ausjchlieh- 
lich franzöfiiche Zwede find zu nennen: die Noten- 
anf Banque de l’Algerie in Algerien mit 50,4 
Mill. Mark Notenumlauf, für Hypothekenbank der 


‚Credit foncier et agriculture d’Algerie. der 


36 auf 32 Mill. Mark vermehren; die Noten lauten | Credit foncier de Tunisie, als Mobilienbant die 


“f 20, 50, 100, 500 und 1000 Frs, eine Filial- 
entalt giebt es in Antwerpen, dann 30 Zweige 
'sztore und zahlreiche Agenturen im Lande. Anfangs 
1884 waren Kapital und Referveionds 53,2 Mill. 
Nart, der Notemumlauf 332 Mill. Dart. Die 

et Bank mit 1,6 Mill. Mark Kapital und 
28 Mil. Mark Reiervefonds giebt in geringer Menge 
Roten aus; die Velgiiche Bant mit 12 Dit. Mart 


Yapital umd die Socıdts generale mit 26,4 Mill, | die Staatsdepofiten 


ue de Paris et des Pays-Bas (1872) mit 
ill. Markt Kapital. 

Bei der Bank von Frankreich hat fich das Silber 
in bedenklicher Menge angehäuft. Bon 1871 bis 
1881 mwechielten 
der Baarvorrath 
der Notemumlauf 
die Privatdepofiten 


Ban 
49 


Mil Frs. 
zwiichen 1268,4 u. 2160,5 (1877) 
„14389 „ 2661,0 (1877) 
395,3 „ 474,0 (1878) 
798. 257,4 (1880) 


" 


156 Banken. 


Im Januar 1878 hatte die Bank 1164 Mill. liegen. Das gefegliche Marimum der Notenausgabe 
God und 860 Mill. Eilber, im Dezember 1880 | ift 400 Mill. Meart (200 Mill. 6. Gulden), das 
aber nur noch 538,7 Mill. God und 1229,2 Mil. | Attientapital 180 Mill. Mark (feit 1856 dient die 
Silber, im Oltober 1831, nachdem die age Bank auch als Snpothefenbanf). Won 1876 ab gab 
fünftlich eingewirkt hatte, 607,2 Mill. God, 1222 es 6,5 bis 75,0%, Dividende. Die Noten Tauten 
Mil. Silber und 2626,83 Mill. Notenumlauf. | auf 10, 100, 1000 Gulden. Der Sit der Banf 
Frankreih ift in erfter Linie mit am der Werth: | ift in Wien, eine Hauptanftalt in Peſth (ohne Hypo— 
erhöhung des Silbers intereifirt (vgl. Bimetallismus). | thefengefchäft) mit überwiefenen 100 Mil. Mark zu 

VI. In der Schweiz wurden die Verhältniffe | Darlehen; 65 Bantanftalten, 38 Zweiganftalten und 
der Notenbanten durch Geſetz dom 8. März 188125 Nebenftellen giebt c8 außerdem. Ungarn und 

gelt; die Ausgabe darf nur das Dopvelte des | Defterreich dieffeits find an der Bank mit 30 und 
Kapitals fein; 40 "/, ift das Minimum für die Baar- | 700, betheiligt. Die Schuld des Staates ift 160 
dedung, 10°, für gemügende Sicherheiten gejtattet. | Mill. Mark, fie wird aus den Gemwinnantheilen bei- 
Die Banken müſſen gegenfeitig die Noten in Zahlung | der Reichshälften in angegebenen Berhältnig zurüd: 
annehmen, die ſog. Konktordatsbanten löſen auch | gezahlt. Erlifcht das Privilegium vor der Heim- 
egenfeitig die Noten ein, von 29 Notenbanten ge- | zahlung, jo übernehmen, wieder in diefem Verhärtniß, 
—* 22 zu dieſen; fie machen auch meiſtens Hypo⸗ | die Reichshälften den Reſt. Vom Reinertrag werden 
thetengeichäfte. Der Notenumlauf war etwa 79,34 7 9 an die Aktionäre vertheilt und die Ueberſchüſſe 
Mill. Mark, das Aktienkapital 85,68 Mill. Mark. | darüber zwifchen den Staaten und den Aktionären 

VII In Spanien hat die Bank von Madrid |getheilt, für jene wieder im Berhältni von 30 
mit 22 Filialen allein das Recht der Notenausgabe, | und 709, 
weiche bis zum Sfachen Kapital und zum 4fachen) Ende 1884 war der Notenumlauf 751,4 Mil. 
Baarvorath — darf. Die Noten lauten auf) Mark, der Baarvorrath 410,8 Mil. Mark (157,6 
50, 100, 500 umd 1000 Peſetas (zu 80 Pfg.), das | Mill. Mark in Gold); es kommen ferner auf das 
Aktientapital ift 100 Mil. Peſetas — 80 Mill. | Vortefenille 335,4 Mill. Marl, auf Lombard 68,4 
Mark, der Notenumlauf 104 Mil. Mark. Die) Dell, Marl, auf 3085 Darlehen im Hypotheken 
Den hatte 16 Mill. Markt Kapital und | geichäft 173,54 Mill. Mark bei 168 Mill. Mart 

5,6 Mill. Mark an Hpypothel= Forderungen (Ende | Pfandbriefen im Umlauf. 

1881). Die Hnpothetenbanten haben theilmeife den Che 

VIII. In Bortugal hat die Bank von Portugal | rakter anderer Banten, theil® dienen fie mur den 
das Nlleinrecht für Noten im Bezirk Piffabon, | Intereffen der Darlehenjuchenden und find ähnlic 
6 Mill. Milreis zu 4,45 Mill. Mark Kapital = 26,70 | den Landſchaften in Deutjchland thätig. Die be: 
Mitt. Mark und ebenjo viel Noten im Umlanf, Die | deutendfte darunter ift die Defterreichiiche Boden 
Heineren Banten für die jonftigen Gebiete haben | reditanftalt, privilegirt, mit 19,2 Mill. Mark Kapital, 
100 Mill. Milreis Kapital und 130 Mill. Milreis | 271,2 Mil, Mark Pfandbriefen und 248,2 Mil. 
Noten, d. ſ. 445 Mill. Mart und 578,5 Mill. Mark, | Mark erworbenen Hypothekforderungen. Mobiliar: 

Tie Allgemeine Geſellſchaft für Bodenfredit hatte ' banken giebt e8 in ziemlicher Menge und gegen die 
in 3923 Darlehen 14 Mill. Milreis = 62,3 Mill, | anderen Banken im Uebergewicht. 

Mark und 13 Mill. Mitreis Obligationen = 57,85 | Für 1883 gab die Ztatiftit über die Kredit 


Mill. Mark. inftitute auf Aktien an: 

IX. Italien hat 6 Notenbanten: die National: Wedel 
Bant mit 120, die Tostanifhe National-Banf mit Kapital Referde Jane ariafe Die 
16,3, die Toskaniſche Kreditbant mit 4,0, die leben 


Römische Bank mit 12,0, die Bank von Neapel mit | Di. MM. MM. MM. 
33,7 und die Bank von Sizilien mit 6,4 Mit. | 15 Wiener Banten 560 82 724 452 6,9 


Die Banken dürfen nur '/z des Kapitals Noten 14 Peter Banten 120 20 124 234 12 
ausgeben und müffen den 3fachen Weetaltbeftand | 116 and.ungar.Banten 24° 4 58 4102 
haben; die Noten lauten auf 50, 100, 200, 1000 | 179 Kreditgejellichaften 770 122 1074 1180 7,0 
fire (Ars). Bon 8 Hppothefenbanten find über, XI. Rußland hat als Zettelbant die Staats: 
176 Mill. Markt Darlehen und 172,4 Mill. Mart banf (1860) in St. Petersburg mit 55 Filialen 
Piandbriefe bekannt, von Volksbanken 111 mit als Staatsanftalt. Das Kapital ift 25 Mill Rubel 
102,000 Mitaliedern, 32,8 Mil. Mark Kapital, = 80,75 Mil. Mark; die (uneinlöslichen) Noten 
152,8 Mill. Mark Depofiten, 88,8 Mill. Markt werden ausgegeben zu 1,3, 5, 10, 25 und 100 
Wediel, 20,4 Mil. Mart Darlehen. Mobiliar: Rubel. Die Bank nimmt verzinsliche Darlehen gegen 
banten giebt es für induftrielle Unternehmungen u. ſ.w. Schein mit beftimmter Berfallzeit und im Konto 

X, Oeftereih-Ungarn hat die Deftereichifch- , forrentverkehr, Tauft Wechfel, Teiht Geld gegen Unter: 
Ungarische Bank (früher Oefterreichifche National-Bant pfand, giebt dem Staat Vorſchüſſe und beforgt Geld 
feit 1816); fie war dur zu große Darlehen geichäfte für den Staat. Bon dem Gewinn kommen 
an den Staat und andere Berhältnifje zeitweife arg | 3 Dill. Rubel zur Reſewe und weiter zur Tilgung 
efährdet, feit 1862 aber wicder erjtarkt, ſodaß die | der verzinslihen Bantihuld (Aufnahmen ferner Zeit 

oten als gleichwerthig mit der Pandesvaluta ftehen, | zur Beihaffung von Metall). Der Notenumlau' 
aber auch mit diefer fteten Schwankungen unter | war im Jahre 1882 zufammen 716 Mill. Rubel = 





— — — - 


Banken. 


212,68 Mill. Marl, der Baaworrath 171,4 Mill. 
Kabel (Gold und wenig Silber) = 553,62 Dill. 
Bert, die Kontotorrentihuld 274,7 Mill. Rubel = 
87,78 Mill. Mark, die Summe der Depofiten mit 
Kindigungsfriit 24,4 Mill. Rubel = 78,81 Mill. 
Bl, die der Kreditbillets 417 Mill. Rubel = 
269 Mill. Mark, die der Wechfel 103 Mitt. 
Sul = 332,69 Mil Mark, der Lombard 56,7 
RU Rubel = 183,14 Mill. Marl, die Summe 
de Korderungen an den Staat 404 Mill. Rubel = 
194,92 Mil. Marl. 

Polen bat eine ftaatlihe Notenbant mit 8 Mill. 
Irbel = 25,84 Mill. Mark Kavital. Als Hypo— 
Selenbant dient die Ruſſiſche Zentralbodentrditbant 
m Peteröburg; fie fauft und befeiht Pfandbriefe der 
Bodenfreditanftalten; ſ. dieſe. Zu den audh in 
Selm zahlreicher vertretenen Mobiliarbanten gehören 
m erfter Linie: 


u 
x Tislontobant in St. Petersburg mit 32,30 
. Intemationale Handelöbant daf. mit 42,59 
„ Handelsbant der Wolga-Kama mit 26,97 
, Bant für dem auswärtigen Handel mit 64,60 
. Brivatbandelsbanf in Moskau mit 16,15 


, Distontobant ei 
. Rigaer Handelsbant R 
Al. Schweden hat die Schwedische Reichsbant 
us Ientralinftitut, Staatsanftalt unter Verwaltung 
det Reihstages mit der Berechtigung für Ausgabe 
zuoededter Noten bis zu 30 Mill. Kronen & 1,125 
Dut= 3,75 Mill. Diart, welche allein gefetsliches 
Jabtungsmittel find. Umlauf Ende 1882 = 37,4 
RL. Kronen Noten — 42,05 Mill. Mark, Baar: 
»aath 12,5 Mill. Kronen = 14,06 Mill. Mart. 
8a 27 Privatbanten mit Notenausgabe u 10, 50, 
!@, 1000 Kronen) Tiefen 52,6 Mill. Kronen = 
IT MM Mark Noten um und war der Baar: 
verrath 8,1 Mill. Kronen = 9,11 Mill. Mart. 
Liefe Banten müſſen wenigitens 60 %, ihres Kapitals 
= Snpothelenicheinen hinterlegen und dürfen unge 
"die Noten bis zur Höhe diefer und bis zu 40%, 
”s Geldtapitals ausgeben. Für den hypothekariſchen 
Kudıt genügen die auf Gegenfeitigteit begründeten 
ntitute der Grumdeigentbümer. 
XI. Norwegen hat als Zettelbank die Reichs: 
ont zu Drontheim mit 4,25 Mil. Thaler = 68 
RL Mark Kapital(mit der Referve), 5 Zweiganftalten, 


Son 1871 bis 1879 mar 


157 


7 Agenturen, Roten zu 5, 10, 50, 100, 1000 Kronen; 
fie fteht unter der Kontrole der Stände, ift aber nicht 
Etaatsanftalt, doch ift der Staat am Gewinn be— 
theiligt. Das Kapital muß zu %, baar und zu! 
in Wechjeln angelegt fein. Der Notenumlauf war 
1881 bis 37,953,846 Kronen = 42,698 Mill. Mark. 
Andere Baulen find Bergens Privatbant, Norste 
Kreditbanf, Chriftiania, Bank- und Kreditlafje da= 
jelbit, desgl. in Bergen und Hamar. 

XIV. Dänemarf hat als Notenbank die National- 
banf (jeit 1818), Aktienbant mit 27 Mill. Kronen 
Kapital = 30,37 Mill. Mark und mit Noten zu 
10, 50, 100 und 500 Kronen. Ausgabe von unge— 
dedten Noten 30 Mill. Kronen = 33,75 Mill. Mart, 
3, baare Dedung; Notenumlauf Ende 1882 zus 
fammen 66 Mill. Kronen = 74,31 Mill. Marl. 
Als Hypothekenbank dient die Pandmannsbant in 
Kopenhagen mit 5,75 Mill, Kronen Darlehen auf 
Hypothek und 15,6 Mill. Kronen Wechjelporteieuille 
— 6,458 und 17,55 Mill. Marl. 

XV. Von den Bereinigten Staaten von 
Nord: Amerika ift bezüglich der Noten- u. ſ. w. 
Banken zu bemerken, daß nad den Gefeten vom 
25. Februar 1863 und 3. Juni 1864 die National- 
banken die Noten vom Schatzamt erhalten umd zwar 
für jede 100 Doll. Bonds der Union 90 Doll. 
Noten. Ende Oktober 1883 gab es 2501 folder 
Nationalbanten mit 509,7 Mil. Doll. — 2140,74 
Mil. Mark Kapital, 142 Mill. Doll. = 596,4 till. 
Mark Reſerve, 1309,2 Mill. Doll. = 5498,64 Mill. 
Markt verzinslihen Anlagen; fie find zugleich Depo— 
fitenbanfen und hatten 1063,6 Mill. Doll. = 4467,12 
Mil. Mark Depofiten. Bon 1883 ab hörte die 
Verpflichtung zur Beröffentlihung des Status auf, 
fo daß die Angaben von da ab fehlen. 


An Staarenbanten und Privatbankiers gab es 18832 
im November 4473 mit 228,4 Mill. Doll. = 959,28 
Mill. Dark Kapital und 779 Mitt. Doll. — 3271,8 
Mil. Markt Depofiten; ferner hatten 42 Spartafjen 
mit 4 Mill. Doll. = 16,8 Mill. Mark Kapital zu— 
fammen 43,5 Mill. Doll. = 182,7 Mill. Mark 
Depofiten und 625 Spartajien ohne Kapital 950,2 
Mil. Doll. = 399,08 Mill. Markt Depofiten, jo 
daß auf die gefamnıten 7748 Anftaltenan 717,3 WEL. 
Doll. = 3012,66 Mill. Mark Kapital und 2902,5 
Mil. Doll. = 12,190,5 Mill. Mark Depofiten 
fommen. 


Mi. Doll. 

de Zahl der Banten von 1767 auf 2080 geitiegen, zuletst aber nur 2048 

des Kapital „483 „ 49, J nm 4541 
der Reſervefonds „ 1011 „ 1222 P R ”„ „1148 
der Notenumlauf 317,4 340,3 a R F „313,8 
de Summe der Depofiten „631,4 ee SIR 
de Summe der Darichen "831,6 92 , a. 8783 
de Summe der Bonds der B. ©. „ 410,3 „rn 485 
die Summe anderer Effekten R 24,5 —— 39,7 
det Metallvorrath J 13,2 ne 0 A 
das Papiergeld „ 107,0 892 
des Konto beim Clearinghouſe „ 1152 i „. 118,0 
der Beſitz der Noten anderer Banten „ 14,0 bis 18,0 


158 Bankgüter — 
Die United States Montgage —— | 
eine Hnpothefenbant in New: oık (feit 1871) mir 
42 Mill. Mark Kapital errichtet. 
Von neuerer Litteratur über die Banken ift zu 
nennen: | 
Gillart, „History. principles and — 
of banking“, London 1881, Il. Bd., neue Ausgabe. 
Schraut, „Die Organifation des Kredits“, 


Bauernvereine. 


werthete; Anſpruch darauf, das zuerſt gethan zu 
haben, fann er aber nicht machen. 

Schon im Jahre 1860 war der Weſtfäliſche 
‚Bauernverein „zum Zwede der Interejfen dee 
|tatholif hen Bauernftandes“ gegründet worden; 
er blieb vortrefflich organifirt und geleitet, haupt- 
jächlich durch den Frhr. von Schorlemer- Alft und 


andere Mitglieder der Zentrumsfraktion; der Berein 


Leipzig 1882. Statistique internationale jol an 14,000 Mitglieder ftarf geworden fein; das 
des banques d’&mission, Rom 1880 ff. Organ ift ‚Der weitfäliiche Bauer”, 


A. Wagner, „Syſtem der Zettelbankpolitif‘‘, Frei— 


burg i Br. 1883. M. Wirth, „Handbuch des Bank: | der neuen Erbjolge-Beitimmungen im 
Erhaltung der Bauernhöfe ald Ganzes mit Ab- 


weſens“, Köln 1883, 3. Auflage. Hecht, „Bank— 
weſen und Bankpolitit in den jiddeutichen Staaten 
von 1819 bis 1875, Jena 1880. 

v. philoppovich, „Die Bank von England im 
er der Finanzverwaltung des Staates”, Wien 





In neuen Auflagen (vgl. den älteren Artikel in 
Band IL) find z. B. noch erichienen die Werte von | 
Bagehot, deutih Berlin 1875 als „Der Welt: | 
markt des Geldes in den Londoner Banthänfern‘, von 
Muacleod, Fondon 1883, Kourtoig (Paris 1883) u. ſ. w. 

Banfgüter, Bezeichnung in Bayern für folde, 
Güter, welche den einzelnen Banken verfallen find | 
und aufer Betrieb geieht werden, da die Bewirth— 
ſchaftung für die Banken nicht Tohnen und nicht | 
pajjen fann — geiperrte Güter. Im Sahre 1880 | 
wurden etwa 8000 folcher Güter gezählt, für melche 
etwa 240,000 Tagewert oder faſt 80,000 ha als 
zugehörende Fläche gerechnet wurden. 

Bassia L., ſ. Butterbaum. | 

Batu, Injelgruppe an der Weſtküſte von Sumatra, 
niederländiich-oftindiich, Mintao oder Pinie, Mafia, 
Balla und 49 Heinere Inſeln, zum Theil unbemwohnt, 
zufammen 1117 qkm mit 3000 Bewohnern. Aus- 
fuhr beionders Kolosöl. 

Bauerndereine. Die Begründer und die Peiter 
landwirthſchaftlicher Vereine waren ſtets bemüht ge— 
mweien, in den Berſammlungen und Schriften allen 
politifchen ragen und Beſtrebungen ängitlih aus 
dem Wege zu gehen; man war gewohnt, die Vereine 
als echt konſervativ zu betradhten und von ihnen 
Alles fern zu halten, mas irgend über das Herge- 
brachte hinaus ging und Alles, was irgendwie mit 
der Politik zuiammenbing; die Vereine jollten teim | 
landwirthichaftlihen Interefien dienen, fo daß die 
Theilnahme daran Jedem, gleichgiltig welcher Bartei 
im öffentlichen Peben er angehörte, möglich blieb. Selbjt 
der Kongreß Norddeuticher Yandwirthe, in welchem 
die wichtigeren Geietsesvorlagen beiprochen und die 
Stellungnahme der Landwirthſchaft dazu feſtgeſtellt, 
ſowie Borfchläge über und zu den Gejeßes-Entwürfen 
gemacht werden follten, hielt fi) ferne von jeder | 
politifchen Barteiftellung , bis e8 den Agrariern 


| d.) gelang, die Mehrheit zu gewinnen und die ein neues Organ bäuerlicher Selbitftändigfeit.“ 
nhänger anderer Anihauungen und Beftrebungen |der Antwort an den Borjtand der Großwaldtſtädter 


Eine Frucht der Vereinsthätigfeit ift die Erlangung 
Sinne der 


findung der micht dazu erbberechtigten Geſchwifter 


Im Yahre 1868 folgte die Begründung der Bay 


rifh-Patriotifhen Bauern Bereine, eben 
falls katholischen Zweden dienend und geleitet und 
begründet von dem Patriotifchen Verein in Banern: 
die Mitgliederzahl geht oder ging auch am die Zehn- 
taufend. Ein Verein der Art entjtand jpäter auch 
in Oberfchlefien. 

Diefe Bereine find Bauernvereine dem Namen 
nad, aber keineswegs Vereine von Bauern allem: 
fie dienen beſonders der latholiſch-extremen Partei 
und werden von diejer geleitet; das wirthichaftlick 
Programm weicht nicht wejentlich von dem der Zen 
trumspartei ab; nur in rein fatholiichen Gegenden 
| unter dem Einfluß der Gerftlichteit konnten fie ſich 
entwideln; außerhalb haben fie nicht viel Beachtung 
gefunden. 

Zu der Zeit, als der Fürft Reichslanzier 
die Anregung zum Umſchwung in der Wirthichaits 


'politit gab und der Miniſter von Delbrüd dei 


halb zurüdtrat, begannen einzelne Mitglieder dei 
argrarifch gefinnten Adels, beionders in Süddeutſch 
land, Bauern-Berjammlungen abzuhalten und dieit 


| zu Rejolutiouen und zur Abjendung don Zuftim: 


mungs-Telegrammen an den Neichslanzler zn ver. 
anlafjen. Die Aufnahme, melde derartige Zu: 
fendungen fanden und die in dem Dank mit aut 
geiprochene Aufforderung, auf dem betretenen Wege 
der Vereinigung der Bauern zur Durchführung der 
wirthichaftlichen Reform weiter zu gehen, wurden die 
Beranlajjung zur Begründung einer zweiten Art 
von Bauernvereinen. 

Der Frhr. von Thüngen-Roßbach fann ale 
der hauptſächlichſte Agitator dafür bezeichnet werden. 
Am 11. September 1-78 richtete er ein Telegramm 
an den Fürſten Reichslanzler mit der Anzeige der 
Begründung des Fränkiſchen Bauernpereint. 
In der Antwort des Fürften wurde gefagt: „Ich theile 
Ihre Hoffnung, daß alle Bauern, melde zur jelbit- 
ftändigen Prüfung ihrer Intereifen fommen, mit 
praktiſchem Verſtande das Richtige wählen werden, 
‚und jehe in jedem Bauernvereine, der begründet bar 


durch die Art der Verhandlungen und der Angriffe | Bauern-VBerfammlung (in Unterfranfen) wurde ge 


in der Prejje und in den Berrammlungen ganz zum 
Riüdtritt zu bemegen. Der Berein für Steuer: 
und Wirthbicbaftsreform (f d.) war ein Berein 
von Landwirthen, welcher die Interefien-Bertretung in 
dem Dienft einfeitiger politischer Parteirichtung ver= | 


jagt: „Die landwirthichaftliche Bevöllerung bildet die 
Mehrheit der Bevölkerung Deutſchlands. Sie iſt 
ftarf genug, um auf dem Wege des Geſetzes ihrt 
und des ganzen Volles Interefien ficher zu jtellen, 
wenn fie bei den Wahlen im fi und mit den Ber: 


Bauernvereine. 


159 


teten der anderen produftiven Gewerbe und Indu: | und Raiffeiſen'ſchen Darlehnstafjen für den Per— 


kien im dem Beftreben zuſammenhält, nur ſolche 
Eotreter zu wählen, welche entichlojjen find, die 
veutiche Arbeit und die deutiche Produktion zu ſchützen, 
a fördern und durch Bermewung der direkten Staat$= 
2 Gemeindelaften zu erleichtern.‘ 

Deſe und andere Aeuferungen und Antworten 
ei Telegramme in Verbindung mit Briefen ähn- 
iin Inhalts gaben den Beitrebungen zur Be- 
emdung don Bauernvereinen unter Peitung des 
Ixis und der Großgrundbeſitzer agrarifcher Richtung 
em Rüdhalt, jo daß bald auch anderwärts Ver— 
ee der Art entftanden und faft Niemand mehr 
eren Auftoß daran nahm, daß Berlammlungen von 
denern zu politiihen Zwecken organifirt und ab- 
galten wurden. 

&s genügt zur Charakteriftif diefer Art don Ver— 
erm die Korderungen, welche der Fränkische Verein 
durch Serm von Thüngen-Roßbach ftellte, bezw. 
dein Programm bilden, mitzutbeilen; fie lautete: 


jonalfredit zum niedrigften Zinsfuß, damit and) der 
fleine Mann zu billigem Geld kommt; 11) Ab- 
ihaffung der Goldwährung und Ginführung der 
vertragsmäßigen Doppel-Währung, da jene nur den 
großen Geldmännern zu Gute aefommen ift, und 
das Geld mit der Wirkung des Preisrüdgangs für 
alle Waaren vertheuert hat. 

Im Jahre 1881 wurde in der „Norddentichen 
Allgemeinen Zeitung” eine Aufforderung an die 
Konjervativen, fih der landwirthſchaftlichen Vereine 
als Handhabe für Wahlzmede zu bedienen, 
erlafjen, und diefe von den Organen der Partei leb— 
haft befürwortet. Eine Anzahl von Gutsbefitern 
legte dagegen Proteft ein mit Hinweis darauf, daß 
die landwirthichaftlichen Vereine Gutes deshalb Leiften 
konnten, weil jie fih von Politik ferne gehalten hatten, 
und darauf, daß derartiges Borgehen nur Zwieipalt 
und Gegenbeftrebungen hervorrufen könne. 

Der Aufruf war aber doch in manchen Bezich- 


1) Größtmöglichfte Sparjamkeit im Haushalt des | ungen von folgen; er veranlaßte die Gründung 


Knabe, der Staaten, der Kreije, der Diſtrikte und 
Gmeinden; Rüclkehr zu weifer Beſchränkung umd 
Emiahbeit; 2) Revifion der Geſetze über Heimath, 
!erebelihung und Armenweſen zur Verminderung der 
Ermeindelaften; 3) gründliche Steuerreform zur Ent- 
enung des Grundbeſitzes und der enwerbenden Volls⸗ 
Batien und jchärfere Heranziehung des zur Zeit höchft 
baunftiaten großen Geldfapitals, Abzug der Schuld- 
mim bei Grund, Haus: und Gewerbeſteuer; 
4) Ausdehnung und Ermeiterung des Syſtems 
der indirelten Steuern behufs Gewinnung von 
Vxteln zum Erlaß direfter Steuern und zur Min— 
rung der Gemeinde⸗ Umlagen, mäßige Berzollung 
der Eingangswaren zum Schub der vaterländiichen 
Arbeit, im&beiondere der Iandwirthichaftlichen Erzeug- 
zıfe gegen die übermächtige Konkurrenz des Aus— 
lands; 5) Abänderung der Brantiwein = Steuer- 
@repgebung, damit auch die fleinen Brenner be— 


einer dritten Form don Bauernvereinen oder deren 
Wiederholung in einer dritten etwas veränderten 
Auflage. 

Im Auguft 1882 trat der Reichsfreiherr Fr. Karl 
bon Fechenbach-Lauden bach mit jeinem „Deut— 
hen Bauernprogramm“ herwor. Der Ein: 
gang des Aufrufs zur Mitwirtung dieſes Pro— 
gramms ftellte den Sat voran: „Der Bauer foll 
tieder, befreit don ihn drüdenden Laften, jeinen 
vaterländiichen Boden beftellen.‘“ Das Progranım 
felbft enthielt die folgenden Forderungen: 

I) Kreditlaffen für billigen Kredit; 2) gründliche 
Revifion des Hypotheken-, Tars und Steuerweieng; 
3) Revifion der heutigen Subhaftations= und Kon 
furs-Ordnung; 4) Beleitigung des römiſchen Erb— 
rechts und überhaupt diefes heidnifchen, nurdem 
mobilen Beſitzangepaßten Redtes; 5) gründ— 
lihe Steuerreform behufs Entlaftung des Grund: 


toben Eönnen (Schankfteuer und Beſteuerung des | befitses und der ermwerbenden Bolksklaſſe und ſchär— 
Zwihenhandels); 6) Revifion des Gebührengejehes 'fere Heranziehung des zur Zeit höchſt begünftigten 
xduis Gleichſtellung des Grumdbefites mit dem | großen Geldlapitals; 6) Abzug der Schuldenzinfen 


imealichen Kapital, und Einführung einer Börjen- 
fruer von mindeftens 1 %/,pde8 Umſatzes; 7) Schaffung 
rar dem Weſen des Srundbefitzes entiprechenden 
Abiolgeordunng (nach weirfäliichem Vorbild, d. h. 
Amendung des Fideilommiſſes auf die bäuerlichen 
Futer); 8) Uebernahme der bäuerlihen Hypothek⸗ 
alden durch den Staat nad) Art der Grundablöfung 
unter —— derſelben in eine unkündbare 
Kemtenihuld mit jährliher Tilgung; 9) Abänderung 
der Beirimmungen über Zwangöverfteigerungen, damit 
nd die Banergüter um Schleuderpreife in die Hände 
der Bucherer und Güterjchlächter fallen; Freilafiung 
dt zur Fortführung der Wirthichaft nöthigen Theils 
dr Gebäude, Grumdftüce, Vorräthe, Gerathichaften 
uud des Biehs von der Zwangsverfteigerung (ftaat- 
Ite Piandbriefinftitute, zur Noth auch genofienichaft- 
übe); 10) Ummandlung der „ogenannten Reiche: 
bant in eine wirkliche” Reichsbank mit der Allein- 
berebtigung zur Ausgabe von Reich snoten ftatt 
Bantnoten und üeberlaſſung von ſolchen zu 
Gunften der genoffenichaftlichen Pfandbrief-Inftitute 


an den Steuern für den verpfändeten Grund und 
| Yoden; 7) Beihräntung der Berichuldbarkeit des 
Grundbeſitzes auf ein Drittel feines amtlich, bezw. 
genofienichaftlih geihätten Werthes; 8) Revifion 
des Gebührengeſetzes behufs völliger Gleichitellung 
des Grundbefiges mit dem Mobiliarvermögen ; Herab— 
minderung der Taren bei Verträgen über Immobilien 
und Befitesveränderungen, Aufhebung der Taren 
bei Snpothelenbeftellungen und öffentlichen Ber- 
fteigerungen ; 9) Uebernahme der bäuerlichen Hypo— 
thelenſchulden durch den Staat nach Art der Grund 
entlaftung unter Verwandlung derielben in eine uns 
fündbare Rertenichuld mit allmähliger Tilgung; 
10) Schaffung feſt befoldeter Gerihtsdiener an Stelle 
der auf Gebühren angewiefenen Gerichtsvollzicher, 
überhaupt Revifion der ſogenannten freien Gerichts— 
barkeit; 11) Aufhebung des Anmwaltszwanges; 12) 
Einführung der Doppelmährung; 13) Ummandlung 
der fogenannten Reichsbank (gleichlautend, wie beim 
Programm des Herm v. Thüngen-Roßbach; 14) 
Einführung des Bollswirthichaftsraths für ganz 


160 Bauernvereine. 


Dentichland unter Anbahnung der Organijation der | zu gängeln vermöge. — Es feien noch nicht genug 
arbeitenden Klafje in Gemwerkichaften, Innungen und | Stimmen gewonnen, um Jene niederzuftimmen zu 
Landsmannſchaften. Die Begründung von können. Im VBorjahre jei e8 den Geldmännern 
Bauernvereinen auf Grund diefed Programms wurde | jogar wieder gelungen, den Stempel bei Kaufgeichäf- 
dringend empfohlen. ten bonn Werthpavieren von 1,50 Mark auf 0,2 Mar 
Die Aufforderung zur SEELE von Bauern | herabzufetsen, während beim Grundbefit der Sag von 
vereinen für Mahlzwede fand auch da Anklang, wo | 1%, des Werthes geblieben jei. Der Kampf müſſe 
die Verftärtung der Macht für die Neichsregierung | gegen die fortichrittlihen Beftrebungen geführt wer— 
nicht erwiünfcht fein konnte. In Hannover wirkten |den. Die Geldherrichaft führe zur Geldfnedhtichaft, 
der Pfarrer Kefler aus Fredelsloh und Andere auf | zur Auflöjung der Gefellihait in Zinsherren und 
den Dörfern zur Begründung von Bauernvereinen | Zinsillaven. Es follten bei den Yandtagswahlen 
mit der Bemerkung, daß die Wahl zum Landtag | von den Parteimitglietern nur Vertreter agrariicher 
demnächft Tediglich in der Hand der Bauern Tiegen | Interefjen gewählt und den Vertretern des inter- 
werde. Perſonen, welche nicht dem Bauernftand an- | nationalen Geldiades thatkräftig Abbruch 
gehörten, jollten von den Vereinen ausgefchlojien | werden u. i. mw. Die „Landwirthſchafter-Par— 
fein. Wäre das ernft genommen worden, jo hätte|tei* trat demnad) offen als reine politiiche Kampf- 
man wirkliche Bauernvereine gehabt, die Herren | partei auf und mit dem Appell an die Maſſe. 
Paſtoren und andere Führer der dort herrichenden | Als feiner Zeit don den Arbeiterbataillonen die 
Partei hätten fich dann aber auch nicht betheiligen | Rede war und davon, daf dieſe vermöge ihrer Menge, 
dürfen; der Ausichluß galt nur Denen, welche | wenn fie zufammenhalten, alle Anderen bald nieder: 
nicht zur Parteianfchauung fich bekannten. ftimmen und in Reichstag, Landtagen und Gemein- 
In Heflen-Darmftadt verfuchten die Vertreter der | den herrjchen würden, da wurde allgemein dieſer 
fireng firchlichen Richtung Bauernvereine mit dem | Appell an die Mailen verurtbeilt. Jetzt befolgen 
Zwed der Benutzung zu den bon ihnen vertretenen | die agrarifchen ge die gleiche Praris. 
firchlichen Zweden (proteftantifhe Extreme) zu be) Zu den genannten Beftrebungen und Neubild- 
gründen. Ein prodiforifches Komitee ohne Nennung | ungen von Bereinen muß ferner auch der „Deutiche 
von Namen forderte zum Beitritt auf. Im einer|Yandverein“, für welhen Lempp eine Zeitlang 
Berfammlung von Abgeordneten der landwirthichaft- | thätig war, gerechnet werden; die Mitgliederbeiträge 
lichen Vereine in Rheinhefjen trat der dort bekannte | jollten gewaltige Summen zu Wahlzweden für die 
Gutsbeſitzer Wernher von Nierftein dagegen auf mit | lonjervative Partei flüffig machen, und deshalb allent- 
dem Bemerken, daß fein Bedürfnik zur Begründung | halben Bauernvereine gegründet werden. Der 
don Bauernvereinen in Heflen vorliege, Vereine diejer | „Deutiche Landverein“ hat nach nur kurzer Thätig- 
Yırt nicht geeignet jeien, die materiellen umd geiftigen | feit des Agitators Lempp nichts mehr von ſich hören 
Interefien der Yandwirthe zu fördern, und daß folche | Lafjen. 
Vereine nur Mifbranch zu fremden Zweden treiben | Die feiner Zeit, freilich nur von wenigen Guts- 
önnten. Das probiforifhe Komitee fand keinen beſitzern, ausgefprochene Befürchtung, dag Gegen= 
Anklang. beftrebungen nicht ausbleiben könnten, wenn 
Für wieder eine andere Form erichien am 26. | man die Iandwirthichaftlichen Vereine zu politijchen 
September 1882 aus Meinerjen in Hannover ein | Zmeden mißbrauche, war volltommen berechtigt; die 
Wahlaufruf für eine „Deutſche Landwirth- | Gegenvereine wurden gegründet und- als fie entftan- 
Ihafter-Partei“, gezeichnet für den Boritand | den waren, dann bon Denen, welde zur Gründung 
3 Baring-Erjehbof und Wiederoth-Har= | folder Vereine aufgefordert hatten, als für die laud— 
deife. Im diefem Aufruf wird geflagt über die | wirthichaftlichen Verhältniſſe gemeingefährlihe Be— 
zunehmende Berfhuldung, die abnehmende Renta- | ftrebungen verurtheilt; das, was man jelbft getban 
bilität, den abnehmenden Werth von G:und und | hatte und wenn e8 von Gleichgefinnten geichah, über 
Boden umd die einfeitige kapitaliftiiche Geſetzgebung; die Mafen befobt worden war, erichien plötzlich ges 
nur eine agrariiche Umänderung könne dagegen | fährlich und verderblich, wenn es von anderen polis 
helfen. Empfohlen wird hierfür der Zufammentritt | tiihen Bereinen nachgemacht wurde. 
von Mafjen, „damit die Grundbefiger und die Ar; Im Herbft 1883 erichien ein Aufruf zur Begründ— 
beiter den ihnen gebührenden Antheil von der na= | ung eines Allgemeinen Deutſchen Bauern— 
tionalen Produktion befommen, dem Geldlapital alle Vereins, defien Programm und Statut im einer 
Privilegien genommen, nemügende Schubzölle, ge: | Veriammlung in Eifenab, am 26. November feit- 
rechte Beftenerung, niedriger Zinsfuß u. f. to. er⸗ | geftellt werden jollten. Der Aufruf war unterzeichnet 
langt werden“. — Darauf folgten Klagen über | von einer Anzahl Hofbeiigern, Gutsbefigern und 
Pauperismus und Geldherrichaft und die Ausein- Hof- und Müblenbefitern aus Preußen, Großherzog— 
anderſetzung, dak nur der Landwirthſchafts- bezw. |thum Heſſen, Großh. Medlenburg, Kgr. Sachſen, 
der Bauerftand vermöge der Kopfzahl den Kampf | fächftich- thäringiichen Staaten und aus Oldenburg 
gegen das Geldkapital mit Erfolg führen werde, da | umd gerichtet „An die deutichen Banern“. 
die geldherrichaftliche Prefje (die politifche, die land) Der Aufruf erfannte die Nothwendigleit an, die 
wirtbichaftlihe und ſelbſt manche offizielle Kreis | große bänerliche Berufsichicht heranzuleiten und an: 
blätter) die Leute mit Worten trunfen machten, das | zuregen zur jelbitftändigen Theilnahme an der Arbeit 
mit man ihmen den manchefterlihen Geiftesnebel | zur Vollziehung geiunder wirthſchaftlicher und jo- 
eintrichtern könne und fie gleich unmündigen Kindern | zialer Geftaltungen im Intereſſe des nationalen Ge— 


Bauernvereine. 


deihens. ALS Aufgabe des Allg. D. B.:B. wird es 
xichnet, alle unabhängigen und denfenden Männer 
ver bäuerlichen Berufsihicht im Deutichen Bater- 
imde zur Mitwirtung an der Bollziebung dieler 


richtigen Aufgabe zu vereinigen. Der Berein folle | 


m Genenjat zu den Beftrebungen der Agrarier, 
ven Ziele auf Förderung der Interefien des Lati— 
zedienbefiges und der Großinduftrie gerichtet feien, 


ybın wirten, daß der deutſche Bauer ſich nicht von | 


u bevorzugten Genoſſenſchaften dazu benuten laſſe, 
ir deren Interejfen einzutreten. Uebermäßige Bes | 


anfigungen jener wirthſchaftlichen — — 


rãßten die allmähliche Vernichtung des kleinen und 
Idleten Grundbeſitzes zur Folge haben; es lige 
aber außerdem die Gefahr vor, daß die Befugniſſe, 
ace der Bauer durch ſein Vertrauen den Führern | 
ner Intereſſenten im Staatsleben überträgt, zu 
suhtihen Zweden und zur Beichränkung der Bür- 
werrehte des deutſchen Volles ausgenutzt werden. 








161 


5) ala Aufgabe des Staates, überall, wo e8 durd- 
führbar, die Staatsdomänen in kleinere leiftungs- 
fähige Befitungen umzuwandeln und diefelben auf 
geeignete Weiſe durch Bauerngefchlehter aus über: 
füllten Diftriften zu tolonifiren; 

6) die Ummandlung des abhängigen bäuerlichen 
Beſitzes in freies Eigenthum überall, wo fie nicht 
bereit erfolgt ift, und die Ablösbarkeit aller Real— 
laften, insbejondere der Dienfte, Frohnden und Na- 
tural- Abgaben, auch überall, wo fie nicht bereit® 
erfolgt it. Im Weiteren heißt e8: 

7) das Jagdrecht auf eigenem Grund und Boden 
ift aufrecht zu erhalten und, wo e8 noch nicht be— 
fteht, ſchleunigſt einzuführen. Eine Berbefjerung der 
Iagdordnungen hat zu Gunften der Landwirthſchaft, 
aber nicht zu der der Wildzüchtung ftattzufinden. 
Wildſchadenerſatz ift überall einzuführen; 

8) die Errichtung ländlicher Mittelihulen, in 
welchen die elementaren Grundlagen der Yandwirth- 


die Geſchichte der beftehenden Tofalen Bauernvereine | ſchaft den Hauptzweig des Unterrichts bilden, iſt 
zzter den Leitungen jener fremden Interefienten oder | überall da durdy den Staat anzuftreben, wo die 
som Berbiindeter Iehre, daß die Ziele derfelben — | Möglichkeit des Beſuchs derfelben nicht durch über- 
bezuft oder umbewußt — ſehr ftart nad Richt: | große räumliche Entfernungen ausgeſchloſſen bleibt; 
engen graditiren, welche für eine gejunde nationale) 9) die Bildung leiftungsfähiger Schulverbände ift 
Emmidiung der Verhältniſſe des Deutſchen Reiches | durd die Geſetzgebung zu bewirken; die Regelung 
bt als forderlich erachtet werden können und des: | de8 Wegbauweſens umd der Flußregulierungen durch 
balb müfje der Allgemeine Deutfhe Bauern | die Gefetgebung ift überall als unerläßlih anzu— 
Serein auf Erftarlung des unabhängigen deutfchen | ftreben; 
Sauernftandes und auf emdliche Poslofung der irre 10) die Förderung landwirthſchaftlicher Melio— 
gelniteten Berufsgenoſſen aus jenen fchädlidhen Bes | rationen, insbefondere durch Ausführung techniſcher 
mmundungen hinmiren. An der Epite der Uns | Vorarbeiten für umfafiendere Unternehmungen von 
ereihner fanden Wifjer-Windiihholzhaufen (Er- | Staatswegen, fowie durch Errichtung von Yandes- 
m), Brüning Enniges (Miünfterland), Stein kultur-Rentenbanten, iſt überall durchzuführen; 
uns Wesen (Hannover). 11) Grumdfreditbanten oder landſchaftliche Kredite 
Auf der Berfammlung in Gifenach wurde nad) | inftitute, welche auch dem Heineren bäuerlichen Befik 
ener, imfofern etwas ſtürmiſchen VBorverfammlung, | zugänglich find, müſſen behufs Sicherung eines au— 
et @egner des zu begründenden Vereins fich ein= | gemefienen Zinsfußes und zweds Amorrijation über 
Kunden hatten und das Progranım befämpften, | all eingerichtet werden; 
Mlärt, daß nur Solche eingeladen feien, welche prin- | 12) das beftehende Maf der indirelten Steuern 
pl auf dem Standpunkt des verfendeten Programmıs F weſentlich herabzujegen, ſobald die allgemeine 
Rinden, und ichlieflic die Entfernung der Gegner | Staatslage die Ausführung einer jolhen Maßregel 
aus dem Berfammlungsjaal verfügt. Am Tage der | geftattet; 
daupteeriammlung (26. November) vertheilten die) 13) die gerichtlichen Koften und Stempelgebühren 
Graner Alugblätter gegen den Bauerntag und gegen | bei Kauf oder Pachtung des Grumdbefites, ebenfo 
fen Hanptunternehmer Wiffer. Das Programmbetonte: | Prozeß: und andere Gerichtölojten, ſowie die Koften 
I) die unerfchütterliche Treue und Anhänglichkeit ‚der Separationen, Konfolidationen und Ablöfungen 
an die verfafjungsmäßige Einheit des Reiches unter | find weientlich zu ermäßigen; 
der erblihen Kaijerherrlichkeit der Hohenzollern, und! 14) bei Einſchätzungen des Grundbeſitzes zu per 
dr Mitwirkung des Bolles durch die frei gewählte | fönlicher Steuerveranjchlagung find nicht die will 
Sollevertretung. Verlangt wurde dann: ‚Kürfihen Annahmen der fisfalifhen Steuerbehörden 
*) die Regelung der Semeindeverhältniffe, ſoweit über die Erträgnijfe des Grundbeſitzes diefem Ber: 
“ac nöthig, durch ein Gemeindeverfafjungs = Gefeg, | fahren unterzulegen, fondern die faktiichen Ermittel- 
het die Selbftjtändigkeit des Gemeindelebens auf | ungen jachverftändiger Pandwirthe; 
raftiichen Grumdlagen erweitert und den Schwer: | 15) die Förderung der Entwidiung des perfön- 
vantt der niederen ländlichen Polizei-Berwaltung in | Tichen Kreditweiens durch Vorſchußvereine, Vichver- 
de Gemeinde verlegt; fiherumgsvereine, kurz Förderung aller „Arten des 
3) für Spiritus und Zuder — jedod) unter auf Hebung der ländlichen Berhältniffe gerichteten 
Peridfihtigung befonderer Berhältnifje des bäuer- | Bereind- und Genofienichaftsweiens durch die Ge: 
Iben gleinbettiebs — die Fabrifatftener; ſetzgebung und auf dem Wege der Belchrung und 
4) die matürfiche Entwidlung des Ländlichen | Anregung if unerläßlich. 
Grundbefites, melde nicht zu Gunften bevorzugter] In den Statuten wird als Aufgabe und Zwed 
Familien durch einfeitige Richtung der Gejetsgebung | des Berein® bezeichnet: unabhängige Vertretung und 
sebemmt werden dürfe ; ' Förderung der wirtbichaftlichen, ſozialen und politi- 
Thiel's Landw. Konveri.»Leriton. Spezlal ⸗Supplement. 11 











162 


ſchen Imterefjen der bäuerlichen Berufsſchicht umd | 


der bäuerlichen Grundbeſitzer. Ordentliche Mit- 
glieder jollen nur bäuerlihe Landmwirthe im 
Bollbefit der bürgerlichen Ehrenrechte unter Ber: 
pflihtung auf Anerkennung des Programms jein, 
außerordentlide Mitglieder alle Bürger des 
Deutſchen Reichs unter gleichen VBorausjetungen ; 
die erjteren zahlen mindeftens 0,5, die letsteren min- 
deftens 2 Mark Jahresbeitrag. 

Bauerntage als Wanderverfammlungen jollen 
über alle Bereinsangelegenheiten entjcheiden; die Ge⸗ 
ichäfte führt ein Ausſchuß mit Vertrauensmännern. 
Hinzugefügt wurde: 

„Der Bauernvereim als jolder vertritt 
feine politifche Partei.“ 

Die bei der Begründung anweſend gemejenen 
Reichstags: und Landtags-Abgeordneten umd die Haupt⸗ 
leiter des Bereins gehörten überwiegend den Gezej- 
jioniften und der Fortichrittspartei an. 

Das Organ des Bereins ift die „Bauernzeitung“, 
melde in Gotha ericheint. 


Bauernvereine. 


wird. Nach Baring ſoll „die Bereinigung der grund- 
befigenden und der arbeitenden Bevölferung oder 
die Zentralifation aller Arbeiterparteien mit dem 
Programm 

„Befreiung dom Kapitalismus durch 

eines freien unverſchuldeten genügend zollgef 

= Ser gerecht befteuerten Kandmoirtbichafttidhen 

8 

das Ziel der ganzen Bewegung jein. Kapitalismms, 
Berfhuldung, Goldwährung, Schutszoll, gerechtere 
Beiteuerung, Vagabundenweſen, Zwangsverſi 
Staatshilfe in allen Formen, Solidarität der Im: 
terejien der Großgrundbefiger und der Kleinbeſitzer, 
Antifemitismus mit allen dazu gehö Schlag 
worten bilden die Hauptgebiete, welche hier befprochen 
werden; insbefondere find die Klagen über das mo- 
bile Kapital, die Börfe u. j. m. und über den Wu- 
cher, die niedrigen Preife in Folge der Währung, 
die unerſchwingliche und ungerechte Belaftung und 
dgl. m., die ſtets wiederlehrenden. Im den Baueru- 
vereinen aller Richtungen hört man jehr viele ein- 


Der Allgemeine Deutſche Bauernverein hat ſich | feitige Darjtellungen über unfere öffentlichen Zuftände 
raſch umd weit ausgedehnt, eine gemaue Statiftil | und Berhältnifje und jehr wenig davon, was bie 
lann nicht gegeben werden; jeit jeiner Begründung | Landwirthe ſelbſt thun follen, um das, was ihmen 


gab es viele Bauerntage in den einzelnen Län— 
dern und Provinzen des Reiches, welche bald von 
diefem Bauernverein, bald von Gegnern einberufen 
und geleitet wurden; in den Berfammlungen und 
in der Prejie fehlte e8 nicht an gegemjeitigen An- 


nicht gefällt, zu bejiern. 

Der umparteiiiche Beurtheiler muß anerkennen, 
da das Programım des Allgemeinen Deutfchen 
Bauernvereind das ſachlichſte ift und wenigftens mur 
Erfüllbares und Erreichbares erftrebt, und daß die 


griffen und Vorwürfen. Die beiderfeitigen Bereine | Programme der Herren von Fechenbah und Baring 
haben aber im Ganzen doch nur im unbedeutendem | die Gegenjäge dazu bilden. Unklar ift in diefen Pro- 
Grade Anhänger gewinnen können, jo daß die Hoff: | grammen das geblieben, was unter den Keihsnoten 
uung, mit Hiüje diefer Vereine dem gejetsgebenden | verftanden fein foll und wie fi die Herrem die 
Körperihaften ein neues Gepräge zu verleihen, noch Finanzgebahrung der von ihuen empfohlenen „wirt 
eine recht jchwache genannt werden muß. Daß der hichen“ Reichsbanf denken, Mar iſt, daß die 

Bauer ſich rühren leınt und mit feines Gleichen zu- | Forderungen auch nicht die mindefte Rü auf 
jammentritt, um über das, was ihm frommen fann | die nicht Tandwirtbichaftliche Bevölkerung nehmen. 
und über das, was ihm jdhadet, zu berathen und | (über das mumerijche Verhältniß ſ. Deutiches Reich), 
hierzu nicht ausjchlieglih am die rein landwirth- und dak aus allen Programmen von Bereinen unter 
ihaftlichen Fragen, jondernaucd an die des geſammten | jolcher Protektion ein vollftändiger Klaſſenhaß gegen 


wirthſchaftlichen Lebens fich hält, das kann nur mit 
Freuden begrüft und gebilligt werden; der Miß— 
brauch der Bereine zu Zmweden Anderer ijt und bleibt 
aber zu tadeln, gleichgiltig von welcher Seite und 
für welche Zwede das gejchieht und dafür haben die 
Bauern ein bejjeres Berftändnig, wie Andere be- 
wiejen; fie find im Großen und Ganzen bis jebt 
Zuſchauer geblieben. 

Es ift zu bedauern, daß die Prozentzahl der 
Bauern, melde ſich an foldhen Vereinen der vers 
ſchiedenen Richtungen betheiligt: haben, nicht bes 
fannt ift. 

Daß der Erfolg der Beitrebungen mindejtens auf 
der einen Seite nicht ganz nach Wunſch ſich jene 
beweiſt die Spaltung, welde in den von den Groß— 
gruudbeſitzern geleiteten Vereinen bezüglich der Zeus 
tralifation eingetreten it. (Berfammlungen in 
der Udermart und andenwart® im Frühjahr und 
Sommer 1886.) Der ſchon genannte Agitator 
Baring-Erjehof wirkt befonders lebhaft für die Zen: 
tralifation in feiner Heimath und auswärts, wäh: 
rend in der Udermark und überhaupt im Oſten auch 
mit Rüdficht auf das Vereinsgeſetz davon abgeratben 


\ die 


„Kapitalpartei“ hervorleudtet. (Bgl. hierüber 
Weiteres unter Lage der Yandwirthichaft.) 

Wejentlich verfhieden von den Bauernvereinen im 
Deutichen Reich find die in DOcfterreich entftan- 
denen; bier giebt es in Yandftädten und größeren 
Ortihaften zahlreiche Bereine zur Wahrung der 
wirthiehaftlichen Interefien der bäuerlichen Bevölter- 
ung und eine befondere Baucrnprejje zur Vertretung 
diejer Vereine, welche Mitte und Ende der 70 Jahre 
zuerft vor die Deffentlicdheit trat. Bon vornherein 
wurde betont, daß die Vereine nicht im Auſchluß an 
politifhe Parteien wirken und gegründet werden 
follten. „Weder liberal, noch klerikal“ wurde 
der Wahlſpruch; nur „für den in Bergejjenheit 

erathbenen und arg geihädigten Nähr- 
Hand“ follte eingetreten werden. Die erften Pro- 
ramıne waren etwas berivorren, ipäter wurden fie 
ſſer redigirt und gefichtet. 

Die Bewegung begann im Niederöfterreih umd 
gewann bald große Ausdehnung, jo daß die erſte 
Berfammlung in Linz von vielen Tauſenden befucht 
wurde; fie fcheint von den Bauern ſelbſt ausgegangen 
zu fein, zum mindeſten wurden Andere bon der 


Bauernvereine. 163 


—— ausgeſchloſſen und um ganz frei und 22) Maßregeln zur Hebung des Kleingewerbes 
wirlen zu können, zuerſt die formulirten| Die ſtarke Verſchuldung in einzelnen Gemeinden 
—* direft durch Deputationen am höchſter Stelle | und die allgemeine Unzufriedenheit mit den öffent- 
Der Niederöſterre ichiſche Bauern- |lihen Zuftänden überhaupt jcheinen die Veranlaſſu 
bumd batte in feinem Programm fpäter 22 Wünjche | zum Vorgehen gegeben zu haben; wann eigentlich 
termulirt und diefe follten in der Neichdtagsielfion | die Bervegung den Anfang genommen hat, Tann 
durchzufegen verfucht werden; das Programm wurde | nicht angegeben werden; auswärts war man über- 
un alle Landgemeinden derichictt und zur —— raſcht, als plötzlich von einer ftarfen Bewegung 
nurden zahlreiche Berfammlungen in Ausficht ges | unter den Bauern gejprocdhen wurde und in Defter- 
"lt und abgehalten. Die 22 Wünjche Re reich ſelbſt jheint man dem Anfang der Bewegung 
1) Ewirkung des direften Wahlrechts mit Stände- | wenig Beachtung gewidmet zu haben. Erſt als die 
vrtretung und Klafieneintheilung, fo daf jeder Stand Verjammlumgen von uk bejucht wurden und 
fh ſelbſt zu organifiren * Vertreter nur aus allerwärts Vereine im Anſchluß an den Bund ent— 
enet Mitte un wählen ha ftanden, wurde viel davon gefprochen und der Sache 
EN —— löſung han Grundbuchſchuld durch auch in anderen Kreiſen mehr Beachtung geichentt. 
Der Gegenjat der Parteien in Oeſterreich war zur 
ak eines billigen Kredits für den Bauern= | Zeit der Begründung der Vereine liberal und Herikal. 
er und den Meinen Handwerlker; Klerus und Feudaladel jahen ſich von der ganzen 
4) Entlajtung der minder bemittelten Bevölterungs- | Bewegung ausgeichlojien und fürchteten den Einfluß 
deſſen, insbejondere von den indirelten Steuern, | und die Macht über die Bauern zu verlieren; Au— 
serahminderung der Berzehrungsfteuer, der Stempel fangs verhielten fie ſich als ruhige Zufhauer, dann 
und Gebühren, Einführung einer progreffiv fteigen- | aber wurde in den ihmen zu Gebote ftehenden Blät— 


vn Klafſen⸗ und Eintommenfteuer; tern mehr und mehr Stellung zur Sade genommen 
5) Serabminderung des Armeeftandes in Friedens- | und verfucht, die Vereine zu gewinnen. Es wurde 
ten; ‚als „höchſt bedauerlicher Irrtum“ beflagt, daß die 


Bauern don der Geiftlichteit, welche doch größten- 
nd Schub gegen die Einfuhr aller die | theil8 aus dem Bauernftand hervorgehe, nichts wijjen 

Beumifehe Induftrie und das Gewerbe jchädigenden | wollten, weil nur bei ſittlich und wirthichaftlich ver- 
Produkte des Auslandes; fommenen Bauern eine tiefe Kluft zwiichen Klerus 
7) Errichtung don Fach⸗ und Fortbildungsſchulen und Bauernſtand beſtünde, für ſolche Bauern ſeien 
zuf dem Lande und Gleichſtellung der Lehrergehalte aber die Vereine nicht gegründet; hoffentlich würden 


6) Scuyot gegen Ungarn, Anſchluß an den 





eaf dem Lande mit jenen im den Städten; die Bauern bald ihren Irrthum einjeben und dann 
8) Emveiterung der Gemeinde-Autonomie ; umlehren. Die pe von Aderbau- Kammern 
9 Beihränkung des Großgrumdbefites, Auflafjung | wırrde als ein echt konfervativer Gedante bezeichnet, 


der Fideilommiſſe und Regelung de8 Serpituten- | deren Durchführung feke aber zuerjt die Bildung 
* 6 Gunften der Nutznießer; territorialer Berufsgenofjenfchaften voraus und diefe 
inführung von Lohn- und Preisiagungen, | müßten, ‚obligatorifch, aus allen Eigenthümern von 
— eined den Kulturloften entiprechenden | Bauernhöfen gebildet werden. Wer aber folle als 


ömerprei folder betrachtet jein? ficher der micht, welcher mit 
1) ) Berhatfigung des Verkehrs⸗ ımd Aſſekuranz⸗ 65—74—92— 120 ja bis 187 9, des "Wertheg ber: 
teieng ſchuldet ift, da im diefem Falle der Hypothekargläu 


12) Herbeiführung einer billigeren und einfacheren | | biger der Eigenthümer ift. Die Hauptſache fei alfo 
Befeitigung des Legalifations- Zwangs | die Grundentlaftung, ferner jei die Umtrennbarteit 
und Auflaijung des Notariate; | der eigentlichen Hausgründe, joviel ald man derer 
13) Ewirku . eines Heimftättengejees und Er⸗ | bedürfe, nothwendig: für die Ueberlaudgründe könne 
"stumg von Aderbaulammern zur Hebung der |eine gewiſſe Beweglichkeit bejtehen bleiben u. ſ. m. 
Yand- und Forſtwirthſchaft; Wie man fieht, hatte die Bewegung und die rafche 
1) Sinihränfung der Staatsausgaben ; Verbreitung der Banernvereine da, wo man früher 
15) Befreiung eines Sohnes in jeder Wirthſchaft weniger um den Bauernſtand ſich gekümmert hatte, 
dom ——— und Verbeſſerung der Mann- eine rege Theilnahme für die Beſtrebungen erweckt 
dans und Diejenigen, welche ſich ausgeſchloſſen ſahen, 
16) Hebung des Fabrikarbeiterftandes; ließen es nicht an fleißigen Betheiligungen und gutem 
17) Beihräntung der Großinduſtrie und des Große | Rath fehlen. Im März 1882 überreichten die Or: 
‚ Beleitigung der Auswüchſe im Agenten | gane des Deutjch-Defterreichifchen Bauernſtandes eine 
mit 10,000 Unterjchriften bedeckte Petition um Ein 
18) Uebertragung der Staatslieferungen an Ge- Ken einer Kommifjion von Fachleuten zur gründ- 
"fenihaften der Produzenten; lichen Unterfudung des Zuftandes des Bauern- 
ie Verſtaatlichung des Geld- und Kreditweſens; | ftandes, welche dann auch eingejetst wurde. 
N) Einführung einer genauen (andtwirthichaft- Die Regierung beabfichtigte, einen Yandes-Kultur- 
laden Statiſtitk; rath einzurichten, wie er ſchon ſeit längerer Zeit für 
21) ftrengitie Verbote gegen jede Berfälfhung | Böhmen beftand und für Tirol jeit Kurzem einge- 
den Kae Abihafung der Kunftivein- umd | richtet worden war. 
Turfeifig Fabrikation ; | Für den fern Stehenden iſt es nicht möglid, die 
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164 Baumpflanzung % 


anze rin Me Einzelnen zu verfolgen, bie | Kaninchen; Beſchränkung des Schulunterricht ı 
often Kundgebungen zeigen eine ftarte Hinneigung | dem flachen Lande auf 6 Jahre und Ausdehm 
jozialiftifchen Anjhauungen und Beitrebungen. | des Fortbildungs-Unterrichts (bez. der Lehrergebe 
& Brobe dafür, was jest Alles in Bauernder⸗ | wie oben); direktes Wahlrecht auf dem Lande ı 

einen verlangt wird, können die 37 Artikel in den Beſchränkung der Kandidaturen; Berftaatli A 
am 20. März 1884 durch den Abgeordneten Auf | Berficherungsweiens; Abänderung der Jagdg 
dem Abgeordnnetenhaufe übergebenen Petitionen zum | Gunften der Bauern; Einführung des Heimfl 

Schutze des Bauernftandes gelten; fie waren bon Geſetzes und des unerelutirbaren Befig-Minimum 

8363 Bauern unterzeichnet. Darin wurde verlangt: | billigere Rechtspflege ; baldige Einſetzung einer Baue: 
1) Befreiung von der Hypothyekenſchuld durch den | Enquöte. Bildung eines Bauern- und Vollswir 

Staat und ſchafts⸗Raths für Berathung von Gejch-Entwilr 

2) billiger Staats- und Perfonalkredit; im Verein mit der Regierung. — Allgemeine ı 

3) Lohnſeſtſetzungen in der Art, daß Jedermann | progreffive Einfonmen- und Bermögensfteuer u 

Arbeit ein Vermögen fol jammeln können; Aufhebung aller indireften Steuern und der ® 

4) Feftftelung eines Minimalkornpreifes durch | zehrungsfteuer auf Bodenerzeugnifje u. ſ. m. 

den Staat nad den Entftehungstoften berechnet, und | Aus diefen verjchiedenen Programmen, melde « 
jederzeitige Abnahme des Getreides zu diejem Preis nicht von Bauern gemacht zu fein jcheinem, 
durch den Staat; | hervor, daf mit der weiteren Entwidlung der 

5) ftrenge Wuchergefetsgebung und Zinsbeſtimm⸗ | wegung die Wünjche fi immer mehr vermehrt babı 

ung jo, daß das Kapital nur in 40 bis 50 Jahren | dat fie jchlieglich weit über die Berhäftniffe und 
mit Zins und Zinfeszinfen ſich foll verdoppeln fönnen; | wirflichen Bedürfniſſe de8 Banernftandes hina 
6) Löſchung aller höher ftipulirten und intabulirten | gingen und daß fie immer mehr Forderungen @ 
Schulden ; dem Programm der Bauernvereine unter Leit 

7) Loſchung aller Hypotheken, für welche ſchon jo | des Adels in Deutichland, aber aud) aus den Pi 
biel an Zins gezahlt worden ift, als das Kapital | grammen der ſozialdemokratiſchen Parteienauſgenomm 
beträgt ; haben. Auf dieſe Weife entitanden Pr 

8) Beihränkung des Auwachſens der Städte umd | welche nicht frei von Widerfprüchen blieben und jede 

Sorge für Aufblühen der Dörfer durch Staatsmittel; | falls eine größere Anzahl umerfüllbarer Korderumg 
. H ——— nen —— gegen Ungarn, enthalten. 
utzzoll gegen Baumolle (?); Eine der Art verlaufende Vervegung Tann ii 
‚ 10) Bejeitigung aller indirelten Steuern; | Beftand haben und diefem Berlaufe der Dinge 0a 
11) Eintheitung der Bevölkerung in Stände und | über wird es allerdings der Geiftlichteit nicht al 
Bann; i 2 ſchwer fallen, die erhofite Umkehr über kurz MR 
12) Anbahnung eines europäifchen Staatenbundes fang zu erreichen, wenn nicht Andere fi) der & 
zur Sicherung gegen Krieg und zur Erreichung inter | pegung ammehmen und fie in ein richtigere® fyal 
ee — * Bob waffer bringen. 
) Sicherftellung des Minimale Lohnſatzes für) Man mird es nicht zu beffagen brauchen, iie 
a Maßgabe der Lebensmittelpreije durch | allenthalben mit der Zeit die Bauernvereine 9— 
A— J gezeichneten Formen eingehen; wünſchenswerth 
Kl Staatshilfe für genoſſenſchaftliche Unternehm⸗ B fie im Sinne von Des ohne politifchen B 
24 | geihmad umzugeftalten. Vorausfichtlich gehören 
15) Errihtung neuer Fabriten nur noch auf dem 5 den —— Erſcheinungen. Sat. a 
2 „a8. > —* das —* erg der Landwirthidaft. 
\ erer Entwidelung wur agt, daf die | 
Vereine meiftens nur Totale Interefjen verfolgten und | Baumpflanzung und VBaunfdule. Ueber | 


db fe Dthalb meig Grag enichen, mei. ee Lalen um, Ne Bertauftichl ber inne 
Einigung unter den Bereinen einer Probinz ober | Die Weinlaube* feiner Zeit die folgende % 
eines Landes nicht zu ermöglichen fei. Im Nieder: Fr für 1 Jod öftr. = 57,55 ar: 
öfterreihifchen Bund Tegte man den Hauptiverth auf rechnung für 0% Blit. = 51,5 ö 








die Agrar-Kammern. | Fact oder Bodenzins —* Marl, | 
Aus einem Programm vom November 1885 find | 80.090 Wipfi 15000 
noch als charalteriſtiſch die folgenden Forderungen Einlegen“ ta 200.00 ke 
nennen. $ an. 7 
Nicht Erneuerung des Privilegiums der Deft.- —— —* — * 
Ung. Nat.Bank, ſondern Errichtung einer Reichs— Binden Einfür enn.tfw 10000 - 
bant. Schutzzoll gegen die Bodenerzeugniffe Ungarns —— — 
und freie Ausfuhr nad) Deutichland. — Berbot des Einfriedigung u. f. w 100.00 r 
Kunftweins und von Kunfteffig, Einfeßung beeideter a a u 
Weinagenten in den Gemeinden; Erlaubnif-Ertheil- 2050,00 Marl, 
ung an die Beſitzer von mit der Reblaus behafteten |] Mit der Annahme von 30%, als bleib 
Weinbergen für Rodung, Gewährung adhtjähriger | im Alter von 5 Iahren 21,000 Stä zu 


Steuerfreiheit und unentgeltliche Lieferung ameris | Verlauf, es verurſachte ein Stümmchen 10 Pig 
Zanifcher Reben durch den Staat; Ausrottung der Selbſtkoſten. 


m gitized.by * 
u .. —— de ne 2 — * 2 Pe | 2: -— #3 — 





Baumwolle. 


Dieje Berechnung ijt aber nicht volljtändig; die 
Ausgaben für Aufjicht, Geräthichaften, Berwaltung 
„,.f. w. fehlen. Die Berluftziffer ift ſehr hoch ge= 


165 


Werth des verarbeiteten Rohftoffs und den der Er- 
zeugniffe für den Welthandel die bedeutendfte unter 
allen Induftrien und die Baummolle- Verarbeitung 


aiften; im früheren Artilel B. waren al® hoher | nimmt darunter eine der erften Stellen ein. Baum- 


&rtuft 25 %/, angegeben worden. Im Artikel Obft- 
mw Obſtverwerthung wird eine Berechnung über 


woll⸗ und Woll-Induftrie müſſen allenthalben zu- 
fammen beobachtet werden; Deutjchland hatte ſchon 


or Baumpflanzung, für welche die zu feßenden ſeit einer Reihe von Jahren angefangen, dieje In: 


dehſtämme pro Stüd mit 1 Mark angenommen 
iad, 

da der Landwirth oft in die Lage kommt, nach 
vreiſen für Setzlinge ſich zu erkundigen, jo 
werden nachfolgend auf Grund eines Katalogs von 
anı bedeutenden Firma in Mitteldeutfchland (für 
= einige Angaben zujammengeftellt. Es find 
berechnet: 
Reidenftedlinge 100 Stüd zu 1,2 Mark, 1000 
ud za 10,0 Mark, 10,000 Stüd zu 75 Marl, 
xtimente 100 Stüd zu 5—10 Mart. 

Randeln pro Stüd zu 1,5 Mark, Sortimente 

sen Pilaumen 6 Stüd zu 7,5 Marl, fonft 12 Stüd 
06 Mart. 
Obbſtwildlinge als Hedenpflanzen 1000 Stüd zu 
5 618 36 Mark, Apfelwildlinge, 2 Jahr, zu 30 bis 
% Mark, hochſtämmige Aprikojen und Pfirſiche, 
Stück zu 8 Mark, Kirichen zu 1,5 Mark, Apris 
en zu 2 Mark, hochſtämmige Aepfel und Birnen 
| Ed zu 2 Mark, Pfirfihe auch zu 3 Mart 
(<paherobjt), Zwergftämme, Aepfel und Birnen 
— Aprikoſen 1,5 Mart, überhaupt 1 Stüd 
1,9 8 

Terdons 1 Stüd 1,5 bis 2 Markt, Pyramiden 
2 Marl, Balmetten 2 bis 3 und 4 Marl. 

‚Sobannisbeeren 100 Stüd zu 18 Mark, hoch— 
tımmge 12 Stüd zu 6 Sorten 15 Marl. 
Brombeeren 12 Stüd zu 12 Sorten 7,5 Mart, 
dimbeeren 12 Stüd zu 12 Sorten 6 Mart. 

Stuchelbeeren hochſtãmmig 6 Stüd zn 6 Gorten 
& Mark, 1000 Stüd 6 Mark. 

Deegl. gewöhnliche 100 Stüd 25 Sorten 1,5 bis 
Au Marl, 12 Stüd in Sorten auch 15 Mark. 

Desgl. gewöhnliche 1000 Stüd 12 Sorten 130,00 
Kı, 25 Sorten 200,00 Marl. 

Quitten, Zwergſtämme zu 1 Mark pro Stüd, 
seen zu 1 Mark, Cdellaftanien 2 Marl, Rof- 
fianıen 1,5 bis 2,5 Marl. 

Beiidorn 1000 Stüd zu 10 bis 35 Mark, Ahorne 
a1 bis 4 Mark, 12 Stüd 18 Matt. 

Hainbuche, 6 Fahr 20 bis 35 Mark, Hafelnuf 
Id 3 Mar 


Scharlaheiche 30 bis 120 Mark, Kreuzdorn 0,75 
“2 Marl. 


Bude 2 bis 4,5 Mark u. j. m. 

3m Uehrigen ift bezüglich der Baumpflanzungen auf 
sn Artitel Obft und Objtverwerthung zu verweifen, 
et auf die früher darüber gebrachten ausführlichen 


Vaummolle. Rad) der Ueberwindung der Folgen 
Ns Bürgerfrieges haben die 8. St. von Nord- 
nerifa wieder die Hauptrolle in der Erzeugun 
“ Baummolle behauptet und von Ddiefer Zeit a 
fauernd auch die Induftrie bei bedeutend bleibender 
Nusiuhr vom roher Baummolle immer großartiger 





dujtrien auf eine ſolche Höhe zu bringen, daß eine 
'ftarfe Ausfuhr von Fabrifaten möglich wurde und 
diejer mußte jelbjtverftändlich eine ftarke Einfuhr vor 
Rohitoff zur Seite gehen. Für Baummolle kann nur 
von Einfuhr die Rede fein, da in Deutfchland die 
Baummolltuftur nit möglih ift, für Wolle 
eine bedeutende Mehreinfuhr nicht mehr umgangen 
werden; für diejenigen Tertilwaaren aber, für melde 
der Rohftoff im Inland ganz erzeugt werden könnte, 
d. i. die Berarbeitung von Hanf und Flachs, muß 
leider die Mehreinfnhr ebenfalls eine beträchtliche 
fein, weil unjere Landwirthe nicht genug Flachs und 
Hanf bauen wollen (j. dieje). 

Die Kultur der Baummolle, melde im bejter 
Qualität immer noch in den jüdlihen Staaten ver 
Nordamerilaniihen Union, beſonders in Florida, 
Georgien, Südcarolina und Inſeln (Sea Island- 
Baummolle als befte) betrieben wird, geht hier bis 
zu 37° n. Br., in China und Japan bis zu 41 ® 
n. Br. und in Rußland, Krim, Ajtrachan u. f. w., 
fogar bis zum 46. n. Br. 

Sehr bedeutend ift die Kultur in Britijch- Indien 
eworden; Border: und Hinter-Indien, auch in etwas 

uftralien und die ozeaniichen Infeln, Aegypten, 
Südafrika (Natal, Kaffern- und Kapland), Mittel 
und Nordafrika (Wigerien), dann Brafilien, die Ya 
Plata Staaten, Peru und mittelameritanijche Länder, 
in Europa nur Südipanien, Italien (Neapel, Sizi— 
lien), Griechenland und Mazedonien, find die Länder 
für den Anbau. In den Welthandels-Berkehr wer- 
den geliefert, von den ®. St. über 1600 Mill. kg, 
von Britifch: Indien an 350 Mill. kg, von Aegypten 
etwa 125 Mill. kg, von Brafilien an 30 Dill. kg. 
China und Japan verbrauchen weit mehr als das 
eigene Erzeugniß. 

Die Erträge an gereinigter Baummolle nimmt 
man im beiten falle zu 9 kg pro Acre, d. i. 
etva 420 kg pro ha au; neuerdings kommt aber 
noch als jehr mwejentlich der Samenertrag in Betracht 
(vgl. den Artikel Abfälle). Die erfte Pflanzung in 
Nord: Amerika geihah im Jahr 1621, die erjte 
Ausfuhr von dort nah England erfolgte im Jahr 
1747; bis Anfangs unferes Jahrhunderts konnte 
die Ausfuhr 100 Sad jährlich nicht überjteigen, bis 
Mitte des Jahrhunderts war fie ſchon an 500 Miu. 
kg groß; der Beginn der Indujtrie (Spinnerei) fällt 
auf das Jahr 1643, die Errichtung der erften Fabrit, 
Rhode Island, auf 1791; im Jahre 1830 gab es 
ihon 756 #Fabrifen mit an 11 Mill. Spindeln. 
Die größte Fabrik in den B. St. und wohl im der 
ganzen Welt ift Pacific Mill in Parprence = Mafia 
chuſetts mit 2,5 Mil. Doll. = 10,9 Mill. Wart 
Betriebstapital und 23 Gebäuden auf etwas über 
10 ha Land; fie hat 4 große Dampfmajdinen zu 
3500 Pierdelraft, 42 Heine, 50 Dampfteijel, 11 


adridelt. Die Tertilinduftrie ift in Bezug auf den | freifelförmige Räder zu 5000 Pferdekraft und ver- 


166 


braucht jährlih 25,000 t Kohlen, für 35,000 Doll. 
Gas in 9000 Brennern und 15,000 Ballen Baum: 
wolle nebit 4 Mil. Pfund Wolle; befchäftigt * 
5500 Perſonen (3600 weiblich), welche 1,79 Mill 
Doll. (7,52 Mill. Mark) Lohn erhalten; gefertigt 
werden 65 Mill. Nards (59,74 Mill. Meter) ge= 
druckte und gefärbte Kattune, 35 Mill. Yards (32, 17 
Mill. Meter) Kanuıngarnftoffe, zufammen 91,9 Mill. 
Meter Fabrilate. 

Im Jahre 1885 wurde die Ernte der B. St. an 
Baummolle zu 65 Mill. Ballen berechnet (1872 nur 
29,74 Dill. Ballen), 1884 zufammen zu 57,13 Mil. 
Ballen. Der Werth der Ausfuhr war im Jahr 
1830 nicht ganz 30 Mill. Doll, im Jahre 1883 
— 247,33 Mill. Doll. (126 und 1038,76 Mill. 


Die Zahl der Webftühle ift jest an 240,000, die 
des beichäfti * Arbeiterperſonals 181,625, die der 
Spindeln über 13 Millionen. 

Den größten Umfang hat die Induſtrie noch immer 
m Großbritannien, bezw. in England; der 
Hauptplatz ift hier Mandhefter mit 280 Städten und 
Dörfern im Umkreis von 12 engl. Meilen mit über 
1 Mill. Bewohnern und hier ift Stodport wieder 
der bedeutendfte Pla mit den beften Fabriken; obenan 
ſteht Orell's Mill (Mühle als Bezeichnung für alle 
Fabriten) mit 1300 Webftühlen in einem Raum, 
in welchem 650 Mädchen ‚beichäftigt find; das Er- 
zeugniß ift täglich 1300, im Jahre 390,000 Stüd 
Kalito. Dean rechnet im Ganzen für diefe Indu⸗ 
firie 1,2 bis 14 Mil. Beichaftigte umd für die 
Arbeit der —— mindeſtens die 10 fache Ziffer. 
Die Induſtrie begann im 16. Jahrhundert, die Aus— 
fuhr von Garn nach dem Kontinent im Jahr 1816; 
die Entwicllung in unſerem Jahrhundert zeigt häufige 
und bedeutende Krijen und Zeiten mächtigen Auf: 
ſchwungs dazwifhen, im Ganzen aber eine ftetige 
gg sr der Fabriken, der Majchinen, der Einfuhr 

des Rohſtoffs und der Ausfuhr der Fabrilate bis 
zu den letzten Jahren, in welchen die Konturren 
anderer Länder auf dem Weltmarkt fich fehr fühle 
bar machte. (Bol. Britifh-Oftindien unter Afien.) 

Bon 2210 —— im Jahre 1856 iſt die Zahl 
auf 2635 im Jahr 1885 geſtiegen, die Zahl der 
Spindeln aber von 28 Mill. auf 44,2 Mill, die 





Baumwolle. 


4,638 von Nord-Amerila, 0,019 von Weftindien, 
0,063 von Brafilien, zufammen 4,72 von Amerita, 
von DOftindien 0,212, von Acgypten 0,071, von 
Smyrma 0,044 u. ſ. w 

Im Jahre 1862 wurden gefertigt 1681 Mil. 
= ervebte Waaren, 93 Mill. Pfund Garne, ‚000 

utzend Paar Strümpfe , 1880 wurden gefertigt 
4467 Mill. Yards geivebte Baaren, 213 Mill. Pfund 
Game, 1,227,000 d Paar Strümpfe, der 
Gefammtiwerth war 63,5 Mill. Lfirl. = 1270 Mill. 
Marl. Bon da ab ift die Zuma e nicht mehr io 
bedeutend, wie vorher. Im Lancafter allein wird 
fo viel Garn zu Kalikos verwebt, als 20 Mill. 
Spinnerinnen mit der Spindel nicht zu erzeugen ver⸗ 
mögten. E8 giebt zujammen 1,5 Mill. Spinner 
und Weber, vor Anwendung der Dampfmaſchinen 
gab es mur 50,000. 

Die Gefammtzahl der Spindeln aller Staaten 
nimmt man jett etwa zu 80 Mill. an, vom welden 
auf Großbritannien allein 42 Mill. lommen, aui 
den europäifchen Kontinent etwa 23 Mill., auf die 
8. St. von Nordamerita an 13 Mill., auf Oft: 
indien etwa 1,8 Mill. 

In Europa war im der Zeit von 1846 bis * 
der Verbrauch an Baumwolle 518 Mill. ni Bei 
pro Spindel 11 bis 30 kg, im Jahr 1881,8 
fhon 1156 Mill. ‚kg, oder pro Spindel 55 kg, j wi 
fann man nod höher reinen. Die Zahl der 
ftühle war etwa 980,000, für Europa 740,000, 
wovon auf Großbritannien 520, 000, auf die B. Et. 
231,000, auf da8 Deutiche Reich 81 ‚000, auf Fraul⸗ 
reich 52,000, auf Defterreich 30,000, auf Oftindien 
13,000 tommen (in runden Summen). 


Für fummarifche ‚Rechnungen nimmt man 35 
Mark Anlagelapital für eine Spindel und 900 Mart 
für einen Webftuhl an, jo daß das gefammte An- 
lagelapital der Baumwollinduftrie die Werthe bon 
3482 Mil. Mark darftellte, an Rohſtoff foll für 
1600 Mill. Mark jährlich berarbeitet werden, der 


3 MWerth der Fabrikate an 5600 Mill. Mark jein. 


Man rechnet ferner für 1000 Spindeln 8 Arbeiter 
und für 3 MWebftühle 2 Arbeiter; es find aljo er: 
forderlih 640,000 und 147,332, zufammen über 
1,5 Mill. Arbeiter mit den font noch erforderlichen. 


ür da eut i nd die folgenden 
der Webjtühle von 298,847 auf 560,955. Die Ein- ã— — ———— a % ——— —— 
fuhr (56 Mill. Pfund Baummolle am Anfang — n re Beihäftigte 
des Jahrhunderts) erreichte die spe Höhe im Jahr 1846 750,29 ? 
1871 mit 1678 Mil. Pfund. Im Jahre 1883 1875 „Rost 80,465, 66,675 
wurden 5,244 Mill. Ballen eingeführt, in Millionen 1883 5.000.000 ? ? 
rg Garne Garnverbraud 
t, pro Kopf 1,96 kg, BT, pro Kopf 1,11 kg, 75,011 t, pro Kopf 1,83 kg. 
1870 80, 900 „ ” „ ” [1 " „ 1 ‚45 [23 75,940 " ” ”" 1,75 „ 
1880 136, ‚700 ae ur 3,04 . 1001300" 0 2.43 » 18860, u m 269 „ 
1888 177,517" 
14865 1881 nr 
Die ers Einfuhr von Baummolle mit 14 653 #, flieg auf 17 5, 173 t t = 16,6°/, Zunahme. 
„ Einfuhr von Waaren 77. u 15 6,2 „= 87. nahme. 
„ Ausfuhr von Zeugmwaaren 11756 „Nieg „ 13758 „= 149 „ Bunahme. 
„ Ausfuhr von Strumpfiwaaren 1834 „fig „ 629,2 „= 35 fad. 
Im Jahr 1878 wurden 18,420,5 — * * 


geführt, im Jahr 1883 aber 21,940,9 t, meil ſeit 


| einer die feineren Nummern nicht mebr 
rden fönnen. 


— 


raukreich bat ſeit dem Berluſt von Elſaß— 
ethringen bedeutenden ne a verzeichnen, im 
Achte 1877 gab es nur noch 1081 Etablifjements 
«it 99,625 Arbeitern, 438,314 befchäftigten Spindeln, 
s,%07 — Kraftſtühlen und 67,566 be= 
iböftigten Handftühlen. 

Die Schweiz bleibt auf guter Entwidlungsftufe 
ben; man rechnet an 1,9 Mill. Spindeln und an 
00 Beichäftigte. 

Defterreich hatte (1880) 1,560,000 Spindeln, 
29,546 Kraftftühle, 62,000 Handftühle; auf Ungarn 
kme nur 32,000 Spindeln und eine Weberei— 
iabrit im Fiume. Die Einfuhr von Rohbaummolle 
erregt hauptiächlih aus Dftindien und Aegypten; 
em Garıen ift die Mehreinfuhr 64,300 Ztr., an 
Febrilaten die Mehrausfuhr 16,000 Ztr. 

Die Hauptausfuhrpläße für Baummolle find: 
Se-Orleans, Mobile, Galvefton, Eharlefton, Sa— 
vonnab, Bombay, Kaltutta, Alerandria. 

Die Haupthandelspläge find: Liverpool, New⸗ 
Per, Kanton, Habre, London, Glasgow, Amfter- 
kom und Rotterdam, Marjeille, Genua, Barcelona, 
Smyma, Bremen, Hamburg, Chemnit, Trieft, Wien. 

In Amerifa wird der Ballen zu 360 bis 500 
und = 166 bis 230 kg, in England zu 400 bis 
40 Pfund — 221 bis 245 kg gerechnet. 

Man unterjcheidet Tangftaplige (befte) Baummolle 
von W bis 38mm Fänge und Turzftaplige von 
16 bis 25 mm Länge; die Zahl der Sorten ift jehr 
roh. Die Preife der Fabrilate find feit der ver: 
zedrten Anwendung der Mafchinen bedeutend ge- 
unten. Es Bofteten z. B. Gam Nr. 100 im Jahr 


Mart Maıt 
Mirh6 sb—=6 ‚Nr.40 roh 5,5 sh=5,5 
1840 " 3 „ = 3 in" 40 " 2,5 " = 25 
'8] 

Baumweien. In Deutichland muß man immer 
sh darüber Hagen, daß auf den Yandgütern zu viel 
Kapital für Baulichleiten verwendet und nicht jelten 
au für Wirthſchaftsgebãude verſchwendet wird, in 
den Städten aber darüber, daß noch immer zu wenig 
Sohnungen mit entiprechenden Miethpreifen für 
»eriger Bemittelte gebant werden und die Einzel- 
dehnungen für Arbeiter- und andere Familien mit 
nur beiheidenem Einkommen viel zu body zu ftehen 
'ommen. Reben zu großen Koften finden fich noch 
mer auf den meiften Pandgütern, jomohl beim 
Groß> wie beim Kleinbetrieb der Mehrzahl nad) un- 
memähige Anlagen; ſolche mit Rücjicht auf Er- 
"rung von Arbeit beim Ein- und Ausladen von 
Exengnifien, zum Beichaffen von Futter, zum Fort- 
—* don Dünger u. ſ. m. gehören zu den Seiten⸗ 


Bauweſen. 


Vie Wichtigkeit geſunder, genügend geräumiger 
nd zeinlich gehaltener Wohnungen wird immer mehr 
“n& der human denfenden Vollswirthe und feitens 
m Medizinatbehörden betont; man weiß, melden 
Emfuß die Wohnung auf die Gefundheitverhält- 
"fe umd anf die fittlichen Zuftände der Bevölterung 
susübt umd doch gefchieht im Ganzen noch fehr 
—2* Beſchaffung guter Wohnungen. In Eng- 


25.,=25 „4 „08 ,„=0,8| 


man jelbft in guten Gtadtvierteln der | 


167 


Beguemlichleiten zu Preiſen haben, zu welchen in 
unferen Mittelftädten nur eine halb jo geräumige 
und nicht entfernt jo bequem und zweckmäßig ein 
gerichtete Wohnung in Miethsfafernen oder doch nur 
in Hänfern mit bis und über 6 Logis zu haben iſt. 

In England nehmen die Baugenoſſenſchaften 
zur Beihaffung von Wohnungen für Arbeiter und 
minder Bemittelte von Jahr zu Jahr zu; man 
rechnet jetst über 2500 folder Berbände mit Hun— 
derttanfenden don Mitgliedern und kann die von 
diefen Geſellſchaften errichteten Wohnungen ſchon zu 
Zehntaufenden zählen. Bei uns ift die Zahl der 
Baugejellihaften zurüd gegangen und nur felten 
wird bei der Ausdehnung der Städte Rüdficht auf 
die Unterbringung der Arbeiter genommen, fo daß 
die Fälle nicht felten find, daß diefe täglich Wege 
von über 1 und bis an 3 Stunden zur Fabrir hin 
und her zurüd zu legen haben. 

Die Literatur über die Arbeitermohnungen ift in 
den lebten Jahren mit guten Werfen bereichert wor- 
den, zum Theil in Folge don Preisausichreiben, 
3. B. vom Berein Concordia (Mainz), von Zürich 
aus u. f. w. 

Derbelannte Vorgang der im Jahr 1853 gegründeten 
Aftiengejellibaft in Mühlhauſen im Elſaß, angeregt 
durch den Fabrikanten Dollfuß dafelbft, durch melde 
bis jetst jchon 1020 Arbeiterhäufer mit 7500 Be- 
wohnern zu Preifen von 1680 bis 2880 Mark ver- 
kauft worden find, hatte befonders im der Schweiz 
viel Nahahmung gefunden. Bgl. die früheren Mit- 
—— darüber. 

In Deutſchland ſcheint man jetzt mit etwas mehr 
Eifer vorgehen zu wollen; Frankreich hat ebenfalls 
Gutes geleiftet. Im Kopenhagen haben die Arbeiter 
die Sade mit großem Geſchick felbft in die Hand 
genommen; der dortige Berein ahlt 16,000 Mit- 
glieder und hat ſchon über 600 Haufer gebaut. Nach 
diefem ift die Flensburger Baugejellichaft, 1878, ge- 
gründet worden. Die Mitglieder zahlen wöchentlich 
als Minimalzahlung 40 Pig., d. i. jährlih 20,8 
Markt, bei bis zum Jahre 1885 auf über 800 Mit- 
— angewachſenem Beſtand jährlich an 17,000 

ark, ſo daß das Vermögen ſchon über 100,000 
Mark war und dafür 20 Häuſer zu zwei Wohnungen 
gebaut werden konnten. Je 100 Mitglieder geben 
über 2000 Markt im Jahr und diefe können mit 
Zuhilfenahme von hypothelariſchem Kredit aus: 
reihen, um ein Doppelhaus zu etwa 5000 Mark 
erbauen zu können. Die Wohnungen werden zum 
Koftenpreis angerechnet und an die Mitglieder gegen 
Berzinjung und mäßige Amortifation vergeben; be 
werben ſich Mehrere um ein fertiges Haus, fo ent- 
fheidet das Loos. Diejenigen, welche noch nicht zu 
einem Haus gelangen lönnen, erhalten die gezahlten 
Beiträge gut und ficher verzinft. 

Auf diefer Grundlage ift auch die neu — 
„Berliner Baugenoſſenſchaft“ (1886) er: 
richtet worden. Ein Privatmann hatte fchon jeit 
einigen Jahren im Dorf Adlershof an der Görliber 
Bahn auf feinem Grund und Boden billige Arbeiter- 
wohnungen errichtet und diefe hatten ftets fofort 
nad Fertigftellung Abnehmer und Liebhaber gefun⸗ 


Gnokfädte Einzelmohnungen mit Gärtchen und allen |den. Die günftige Page in der Mähe großer Fabriten 


168 Bauweſen. 


bot die Beranlafjung dazu das Beiſpiel im Größeren | der größeren Städte kaum zu beſchaffen, innerhalb 
auszuführen. Es ift ein gemügend großes Terrain | der Stadtpläne aber muß mit mindejtens 5000 Mart 
erworben worden und der Anfang mit dem Bau | gerechnet werden, jährlich aljo für Zins, Unterhaltung 
gemacht. Die Erwerber der Wohnungen jollen bis | und Mmortifation mindeftens 350 bis 400 Dtart, 
zur Zahlung von der Koften Miether, aber mit alſo ſchon viel zu hoch für Tauſende. Ju Mül— 
den Verpflichtungen und Befugniffen des Eigen- hauſen und im der Schweiz find die Jahresmicthen 
thümers, bleiben. Auch hier erfolgt die Abzahlung | meiftens nicht über 240 Mark und felbit für Yondon 
in Heinen Beträgen. Berechtigt zum Kauf find alle | geringer als bei uns. 
Mitglieder nad) mindejtens Datbjähriger Mitglied: | In Erwägung aller Schwierigkeiten und Rückſicht 
{haft und Einlage von mindeftens 20 Mark; die | nahmen ift es jicher empfehleuswerth, Wohnungen 
Geichäftsantheile find aud hier 200 Mark umd die | für Arbeiter in der Art errichten zu laſſen, daß Der 
Minimalzahlungen wöchentlich 40 Pig. Grund und Boden, wenn er nicht billig zu haben 
In Altona, Reihenbah, Dortmund giebt es |ift, gar micht mit gelauft zu werden braucht; Die 
ähnliche Bereine (jeit 1885 und 1886). Der | größere Billigkeit der Wohnungen und anderer Ge 
Wohnungs-Ban-Berein in Stuttgart (1885) Hat | bäude vom ſiolzen Palaft bis herunter zur bejchei 
60 Wohnungen von 2—3 Zimmern zu 132 bis denften Cinzelwohnung, wie man fie in Yondon umd 
200 Mart Mietbgelb vergeben und gewährt den | anderen Orten in England findet, wird dort dadurch 
Mitgliedern 4°/,0, Zinfen. ermöglicht, daß der Grundbejiger den Grund und 
Der Berein Concordia hatte im Jahr 1881 ein | Boden auf fehr lange Zeit — 100, bezw. 99 Jahre 
Preisausıchreiben für die beften Arbeiten über die | (vgl. Großbritannien) Denjenigen in Pacht überläßt, 
rationelliten Anlagen und Einridtungen von Wohn | welche die Gebäude errichten wollen. Obihon mad 
bäufern für je eine Arbeiterfamilie erlaſſen. Den | Ablauf der Pachtzeit dem Pächter kein Recht auf 
Preis erhielt I. Schmölt aus Holzminden für die Vergütung des Bauaufiwandes zufteht, werden die 
Schrift „Das Wohnhaus des Arbeiters (2. Aufl. | Banten doch gewagt, weil die lange Zeit geficherten 
1885, Bonn). Beſitzes gemügt, um bei dem verhältnigmäßig billigen 
Im Jahre 1885 wurde in Bielefeld durch den | Pachtgeld das Unternehmen doch Lohnend zu machen, 
Paſtor Bodelichwinsh und Andere ein Berein „Ars | und auch die Pachterneuerung nicht ausgeſchloſſen ift- 
beiterheim” mit gleihnamiger Zeitfchrift gegründet. | Unſere Grumdeigenthümer und namentlich die 
Der Berein fette ſich die Errichtung von eigenen | Landwirthe in den Gegenden, in welchen es an Ar- 
Häufern auf eigener Scholle für deutiche Fabrifar- | beitern überhaupt und an tüchtigen insbefondere fehlt, 
beiter zur Aufgabe und will in ganz Deutichland | geben nicht gern Grund und Boden zum Häunferbau 
Lofal- und Bezirkövereine in Form von Altiengeſell- in Eigenthum her und bauen auch nicht gern Wohn 
ſchaften hervorrufen. Ein Fachbüreau joll zur Er: | ungen geeigneter Art felbft; fie könnten fich durch 
theilung von Rath und zur Lieferung von Bauzeich= | ähnliche Einrichtungen, wie fie die Kopenhagener umd 
nungen und Koftenanicdhlägen errichtet werden. Der | Flensburger Bereine bieten, die Erbauung eriparen 
„Arbeiterfreund“, das Organ des Zentral-Ber- und den Arbeitern diefe jehr erleichtern, wenn fie 
eins für das Wohl der arbeitenden Klaſſen, befür- |den Grund und Boden mit genügender Sicherheit 
wortete den Plan, wünfchte das Zuſammenwirken | auf fehr lange Zeit verpadhten, jo daß ihnen das 
aller Geſellſchaften und Vereine, betonte aber auch Eigenthum an diejem bleibt, und der Pächter mur 
die Berbejferung der beitehenden Wohnungen als nicht | die Erlaubniß bekömmt, auf feine Kojten ein Haus 
minder wichtig und leichter durchführbar. auf dem gepachteten Land errichten zu dürfen. Zu 
E. Reihardt, „Die Grundzüge der Wrbeiter- | Berträgen der Art, durch welche fi die Wohnungen 
wohnungsfrage mit bejonderer Berüdjichtigung der, bedeuten» billiger herftellen laſſen und alle Bortheile 
Unternehmungen, die Arbeiter zu Hauseigenthümern | der Erbpacht ohne deren Nachtheile zu gewinnen find, 
zu machen,” Berlin 1885, verweiſt bejonders auf kommt e8 am meijten darauf an, daß die volle 
die Mitwirkung der Arbeitgeber; dieſe find „die | Sicherheit der Bodenbenutzung für eine gemügend 
uptbrüde, welche die Schaar der Mafregeln jo- |Tange Zeit und zu mäßigem Pachtgeld erlangt wird. 
zialer Natur zu pajfiren hat, um feiten® der bejjer | Berträge wie in England bis zum 99, Jahre düri 
geftellten Gejellichaftskreife den arbeitenden Klafjen | tem im den meiften Fällen volljtändig genügen; je- 
mwirfjame und dauernde Hilfe zu bringen“. denfall® wird der Arbeiter, wenn er, pünftliche Ein- 
In den Städten fcheitert die Erbauung von Ar- | haltung der Berbindlichkeiten vorausgejett, die Ge— 
beiterwohnungen in größerem Umfange hauptfächlich | wißheit hat, nicht vertrieben zu werden, gern diefe Art 
an den hohen Preifen für den Grund und Boden, der Erlangung einer Wohnung dem Erwerb zu 
zum Theil au an zu hohen Baukoften. Der Ko- | Eigenthum vorziehen, weil er mit weniger Opfern 
penhagener Berein hat in richtigem Verſtändniß der faſt die gleichen Annehmlichkeiten gewinnt, aber ein 
Bedürfnifje die Wohnungen in verichiedenen Stadt: | gut Theil der Sorgen nicht mit zu übernehmen 
theilen gebaut, in vielen Städten mill man er Die lang dauernde Bermiethung von fer 
in den Bauplan bejcheidene Wohnungen nicht aufs |tigen Häufern hätte für den Arbeiter wohl nod mehr 
nehmen und die Errichtung vollftändiger Arbeiter- | Anziehendes, aber nicht für den Gutsbeſitzer, weil 
viertel außerhalb oder entiernter von den Straßen |diejer mur ſchwer die Gewißheit guter Inftandhaltun 
En ebenjall® nicht. Die weientlichfte Schwierig⸗ erlangen kann. Der Arbeiter jol .das Haus jelb 
feit bietet aber der Koftenpunft; Wohnungen mit |bauen oder fich jelbft erwerben durch allmähliche 
nicht über 3200 Mark Koften find fhon in der Nähe | Zahlung in fürzeren Friſten als möthig wäre, wenn 

















169 


« auch den Grund und Boden mit erwerben müßte. | ten mit der Beftimmung, daß er nur die Baulich— 
den im Hausbau bezahlten Werth genießt und ver: | keiten übernehmen oder nad) vereinbarter Borjchrift 
dt er im langer Friſt hinlänglih und am Ende! heritellen muß, fo daß er hoffen darf in 10 bie 15 


Bauweſen. 


VPeriode wird ſtets der Grundeigenthümer der Jahren der drückendſten Verpflichtungen ledig zu ſein 


sie Käufer des Hauſes jein, weil er mehr wie Der 
unien fan, welcher e8 auf Abbruch kaufen müßte; 
ch wird er fich leicht gemeigt zeigen, einen neuen 
Iıhtwertrag abzufchliegen, für welchen der Gebäude- 
xıth nicht mit veranichlagt werden darf, weil er 
ht darüber zu verfügen hat. Es wird jehr vielerlei 
Aormen geben, in welchen die Berhältnifje zwiſchen 
dihter und Berpädter am Ablauf einer der Art 
sen Bachtzeit fich Löfen können und e8 müßte 
xcgeſehen werden, daß das von da ab zu zahlende 
Fahtgeld nicht einjeitig beftimmt werden darf; durch 
Shiedsgericht oder wie es bei Gutsübernahmen üb- 
her iſt, durch Taxe von Sachverſtändigen aus 
xden Barteien läßt ſich bier ſtets das Richtige 
Tılaa. 


Im Rayon der Städte ift die Löſung dieſer Auf- 
yx ſchwieriger, weil bier der Bodenwerth im Ber: 
'sıf langer Zeiten fich wejentlih ändern kann; es 
we fh aber auch hier im Intereſſe der Sadıe 
” Beitimmung treffen, daß der Urt bebaute Grund» 
sude, wenn größere Abtheilungen zwiihen ans 
ven Straßen und Gebäuden dazu bejtimmt find, | 
Acer idrer Beſtimmung nicht entzogen werden dürfen, 
o dah dem übertrieben Steigen des Plates da— 
datch begegnet wird. Die Lojung der Arbeiter: | 
wehrungs- Frage in den Städten oder für Städte 
tan bier nicht weiter berprochen werden; für Land— 


und doc) faſt alle Bortheile wie der Eigenthümer 
von vornherein zu genießen, dann werden fich ſicher 
viele Arbeiter finden, welde mit Freuden darauf 
eingehen. Jedenfalls kann in Bezug auf die Be: 
fhafjung vorn Wohnungen für unſere Arbeiter noch 
fehr viel Beſſeres als wir haben, geichaffen werden. 
Derjenige, welchem es gelingt, das für feine Ber: 
hältniffe Paflendfte zu finden und bei feinen Arbei: 
tern volles Vertrauen für jeine Mafnahmen und 
Borichläge zu erweden, der wird jedenfalls nicht mehr 
über die Löſung der Arbeiterfrage viel nachzudenken 
brauchen und nicht viel über die Arbeiter oder gar 
über Mangel an Arbeitern zu Magen haben. 

Neuere Schriften über Nrbeitermohnungen 
find noch: 

Schneider, „Mittheilungen über deutſche Bau 
—— nebſt Statut und Motiven,“ Leipzig 
1875. 


Schall, „Das Arbeiterquartier in Mülhanjen“, 
Berlin 1877. 

Manega, „Die Anlage von Arbeiterwohnungen“, 
Weimar 1832. 

Klajen, „Die Arbeitermohnhäujer in ihrer bau- 
lihen Anlage“, Berlin 1879. 

Georges Picot, „Un devoir social et les 
logements d'ouvriers“, Paris 1885. 

Zur Erjparung von Koften empfiehlt A. Brauu- 


merthe iſt es ficher empfehlenswerth, nicht auf das | Wiesbaden („Fühlings Landw. Zeitung“, ©. 210, 
Eigenthum am Boden zu verzichten, aber den Ar⸗ | 1835), den Blockhausbau mit Ballen, zwiſchen wel- 
xıter hinreichend ficher zu ftellen, jo daß er nicht; chen dünne Schichten Moos oder Strohlehm zu 
mlfürfih verjagt und nicht für ſelbſt aufgewendetes liegen kommen und welche auf beiden Enden mit 


Kapital im Pachtzius gefteigert werden Tann. 
‘endwirth bfeibt jolchergeftalt Herr über den Boden 
12) vergiebt das Land natürlich nur an Leute, welche 
In dienen und jo lange das der Fall ift; die Ar- 
“ter erlangen fat alle Bortheile des Eigenthums 
ame die volle Sorge und die vollen Opfer über- 
men umd tragen zu müſſen. Der Arbeiter legt 
ar Recht Werth darauf, daß er ein ſicheres Da— 
dem bat, eine Wohnung, über weiche er verfügen 
an, mit dem erforderlichen Land, Stallung u. ſ. w., 
mM aber micht geneigt, auf lange Zeit ſchwere 
Opfer für die Ermwerbung zu bringen und wird je— 
xnjalls am Tiebiten einen ſolchen Vertrag wihlen, 
weder ihm feine drüdenden Opfer und jolche über: 
“upt nur für durze Zeit auferlegt, wenn er nur 
'a4 Eigenthum an Grumd und Boden dafür Preis 
gen mun. 


dm erforderlichen Land kann der Arbeiter auf dem 
‘ande, wenn er jie in vollem Gigenthum erwerben 
muß, unter 30 bis 40 Jahren ſchwerlich ſich be- 


daffen; 30 bis 40 Jahre lang nur entbehren, da= | 


| 


at die Nachlommen ein Eigenthum haben, iſt eine 
ir ſchwere Aufgabe, fo da es begreiflich ift, daß 
Dele Arbeiter überhaupt auf dahin gerichtete Aner- 
berungen gar nicht eingehen. Kann der Arbeiter aber 
am derartige Hofftätte — Haus, Stallung, Garten, 
mas Feld — für fehr lange Zeit unkündbar pad: 


Die Sicherung für genügend lange 
Ict iſt die Hauptiache. Eine pajjende Hofjtätte mit | 








[fo gut wie gar nicht vorkommen; 


Der ; Zapfen oder Nuten verjehen find, durch welche fie 


in die (ftarlen) Edpfojten eingreifen. Dieſe werden 
in den unteren Schwellentranz eingejeßt, dann die 
Wände mit Ballen ausgefüllt und jchliehlich dieje 
mit dem oberen Schwellentranz bededt. Die Dad- 
Konftruftion ift gleichgiſltig. A. Braun hat einen 
folhen Bau mit Stallung für 3 Pferde, Knechte 
ftube, Geichirrfammer und Haferboden, ftehend auf 
leihtem, mit 30 Mark gemauertem Fundament, und 
für Wagenihuppen mit Heuboden, ftehend auf Sand 
fteinfodel zu 30 Pig. pro laufenden Meter, hergeitellt. 
Das Holz; war durchſchnittlich 18—20 cm ftark und 
fojtete der qm Wand demnah 1,5 bis 1,7 Marl. 
Das Holz war alt bei einem Abbruch gelauft, aber 
mit fait gleihen Koften wie das friihe Taunenhol; 
im Walde. Der Bau fand Anfangs bei den Bau 
handwerfern viel Tadel uud Abrathen, dann aber 
als vollendet vollen Beifall. Gerühmt wird der Bau, 
weil er 1) zerlegbar und transportabel ohne Berluft 
und Zerjtörung von Baumaterial ift, 2) leicht und 
mut geringen Koften anderwärts wieder errichtet wer: 
den kann; 3) wenig Maurerarbeit und Yundament- 
arbeiten koftet; man kann ihn jelbft auf bloßem Sand- 
ftein- oder Feldfteinfodel errichten; 4) jederzeit ganz 
oder theilmeije verläuflich ift; 5) die Abnutzung jaft 
Null iit; 6) der Bau warm, troden, geſund ift und 
feines Berpubes bedarf, 7) Reparaturen der Wände 
8) der Bau voll 


170 Bayern. 


fändig diebesficher ift, da die Wände nicht durch— 
brochen werden Tonnen. 9) Die ganze Konſtruk—⸗ 
tion fehr einfah und leicht, alfo auf dem Lande 
überall durchführbar ift. 

Der Gedanke, der billigeren Blodhausbauten da, 
wo folche Leicht beichafft werden können, fich zu be= 
dienen, ift für Landwirthe fiher unter Umftänden 
deachtenswerth umd zum mindeften für alle Baulich- 
teiten, in welchen nicht mit Feuer gearbeitet werden 
muß, alfo für Schuppen, Kammern, Schober und 
Stallungen. In Amerila, wo die Anfiedfer in noch 
unbewohnten Gegenden nur den Blodhausbau aus- 
führen können, geht man aber ftet# fo bald e8 thun= 
lich ift, zum Bau mit Mauerwerk über, zieht alio 
diefen felbft bei bedeutend höheren Koften vor. Bes 
achtenswerth aber ift der Vorſchlag namentlich dann, 
wenn der oben ausgeſprochene Gedanke, den Grund 
und Boden nur auf lange Zeit zu verpachten, mehr 
Anklang finden wird, um menigftens Stallungen 
und Schuppen möglichjt billig heritellen zu können. 

Im Auguftheft derjelben Zeitung findet fi) von 
dem gleichen Berfafjer die Mittheilung über die Her- 
fellung von Heu- und Getreideihobern zu 
billigen Koften mit den Bortheilen, daß die einge 
fagerten Früchte egal feſt fiten, die Bedachung be— 
weglich und jahrelang brauchbar ift, das Abfahren 
des Futters oder der Garben zu berichiedenen Zeiten 
beivirkt werden kann und die Ausführung mur wenig 
Geld koſtet. Für 1000 cbm Anhalt wird ein Biered 
von 15 m Länge und 10 m Tiefe nothwendig. Das 
&erippe einer Scheune wird aus leichtem umbeſchla— 
genem Holz einfach hergeftellt und zwar fo, daß auf 
den 15 m langen Seiten in gleichen Abftänden je 
4 Pfoſten von 6 m Fänge eingegraben werden (korre⸗ 
Ipondirend) und auf den 10 m langen Seiten des 
Biereds je 1 Pfojten in der Mitte, zufammen alio 
10 Pfoſten, diefe verbunden mit Schwellenfranz, je 
2 Ballen von 15 und von 10 m und durd Ber: 
bindung der Mittelpfoften der 10 m langen Eeiten 
nit je 2 Ballen von 10 m Länge Das Dad 
bilden 4 Paar 8 m lange Dadjfparren, verbunden 
in dem Firſt mit einem 15 m langen Ballen und 
befeftigt mit 4 Strebepfoften, welche auf den 4 je 
10 m langen über den Pfoften ruhenden Balten 
eingelafien und befeftigt werden. Die Dachſparren 
follen einen Meter überftehen. Zwiſchen die Dach— 


iparren kommen Hopienftangen. Zur Dachbedeckung fi 


dienen 5 m lange und 1 m breite, einfach mit Patten 
oder Draht hergeitellte Strohmatten, mit welchen 
fehr raſch die Dede vollendet wird. Das geichieht 
nach Ausfüllung des Echobers, damit nicht der Wind 
daB Dach abheben ann. 

ALS Koften find angegeben (bei Wiesbaden) beim 
Breife von 10 Teichten Tanmenftämmen von etwa 
13 m Pänge (ein Zehner) zu 25 Mart Refen: s 

a 
229 m Hol; und 30—40 m zu jog. Bügen 50 
Berzimmern und Aufſchlagen & 10 m 10 Da. 27 
24 Hopfenftangen 


Dachloſten: 100—120 Latten & 5 m 18 
Draht und Nägel 3 
Arbeitslohn für die Matten 6 

116 


Artbergen. Die jährlichen Koſten von 116 Mart leichtem 


Das Roggenſtroh wird nicht mit veranſchlagt, weil 
es in —— wieder verbraucht werden klann. 
Die Koften find da, wo das Holz billiger ift, jelbft- 
berftändlich eutiprechend geringer, Ein Raun bon 
1000 cbm kann 142 Schod Getreide verfdhiedener 


Holzbau find nicht über 7 Mark zu veranjchlagen, 
alfo für 1 Schod zu etwa 5 Pig. ohne die Koften 
der Einlagerung. Kür die ohme derartige Bedachung 
und Shut im Freien errichteten Feimen wird man 
ftet8 mit Berluften, welche weit über diefe Koften 
gehen, zu rechnen haben, da nur jelten die Getreide- 
feime oder die Heufeime fo gut angelegt wird, 
daß der Regen nicht einwirken kann. 

Ueber landwirthichaftliches Bauweſen ift fonft feit 
Ericheinen der einjchlagenden Artikel im II. Band, 
nicht8 Bemerlenswerthes belannt gemadt worden. 

Bol. noch A. König, „Entwürfe zu ländlichen 
Wohngebäuden”. Weimar. Sehr ausführlide Au— 
gaben über Berechnung von Baukoſten find im 
Hitihmanns Vademeeum. 

Bayern, Königreich; feit 14. Juni 1886 als König 
Dtto Wilhelm Luitpold Mdalbert Waldemar, geb. 
27. April 1848, als Regent Lu itpold Earl Jo— 
ſeph Wilhelm Ludwig, geb. 12. März 1821. 

I. Größe und Bevölkerung. 75,859,71 
qkm, nad; anderen Angaben 75,858,40 qkm und 
75,863,49 qkm, eingetheilt in 8 Regierungsbezirfe: 
Dber- und Niederbayern, Ober- und Rheinpfalz, 
Ober, Mittel» und Unterfranten ınd Schwaben. 
(Bol. die früheren Mittheilungen bezüglich ber 
Größe und der Bevölkerung.) Nach der Yahlız 
von 1880 gab es 5,284,778 Einwohner (2,705 
weiblich), durchichnitttlic 69,7 auf 1 qkm (55 in 
Oberpfalz, 57 in Oberbayern, 60 in Niederbayern, 
65 in Schwaben, 75 in Unterfranten, 82 in Öber- 
franten, 85 in Mittelfranten, 114 in der Rhein 


'pfalz). Bon 1818 bis 1880 ift der Zuwachs 42,5%, 


von 1840 bis 1867 war er nur 0,38 9%, in Folge 
— Auswanderung und aus gleicher Urfache 
ogar von 1867 bis 1871 nur 0,202®,, von 1871 
bis 1875 aber wieder 0,654 %/, und von 1875 bis 
| 1880 ftieg er auf 1,049 9%, jährlih. Die Bevöl— 
‚ferung für Dezember 1885 zeigte einen Jahres- 
zuwachs von 1881 bis 1885 mit 0,49 %,, jo daß 
‚von 1885 ab 5,416,180 Einwohner zu rechnen 
ind. 

Für die Zeit von 1880 ff. wurden Born 
3,748,032 — 70,91 %, Ratholtifen, 1,477,952, 
d. i. faft 28%, Proteftanten (2551 Reformirte), 
53,526 Seracliten, 216 Griechen, 3775 Menno- 
niten, 45 Wiedertäufer, 379 Irvingianer, 182 
Anglifaner, 29 Deutichlatholiten, 819 Freireligiöfe, 
243 Konfejfionslofe, 320 Perfonen mit umbelannter 
Religion; bezüglich der Bertheilung der Angehöri— 
gen der einzelnen Religionen auf die Regierungs- 
bezirfe find weſentliche Uenderungen nicht zu ver- 
zeichnen. Die Pfalz und Mittel- und Oberfranfen 
haben überwiegend Proteftanten. Bon der Bevölle 
rung famen an 84,000 Köpfe auf Deutiche anderer 
Staaten und auf das Ausland etwas über 56,000 
Köpfe. Die Zahl der Auswanderer war in den 
| teten Jahren zwijchen 17,106 und 1R,000, für 


Bayern. 171 


find rechtlich und faftiih Wusgewanderte | Staatsrath befteht aus den Kgl. Bringen, den 
| 721 verzeichnet gegen 17,470 Zugezogene, alfo | Miniftern, hohen Beamten und Vilitärd und An- 
Über Abgang 6251 Köpfe. Die Zahl der Ge- | deren, welche vom König ernannt werden und an 
burten war = ehe - — — Sn mindefteus der der Minifter gleih jein 
23,356, von da ab fintend und im Jahre müſſen. 
zur 209,227, die der Sterbefälle am größten mit Zum Miniſterium des Aeußern und des 
im Durchſchnitt mehrerer Jahre und im | Kgl. Haufes gebören: 6 Minifterialräthe, 2 Geb. 
1882 nur 160,160, jo daß als Zuwachs |Leg.-Räthe, das Geh. Staats: und Geh. Haus 
Ueberichuß 49,067 Köpfe zu verzeichnen find. | archiv, die General-Direktion der Kgl. Verkehrs 
en erreichten im Jahre 1872 die Zahl | anftalten (Bau-, Betriebs-, Poſt- und Telegraphen- 
im Jahre 1880 nur 34,458 und im Jahre | Abtheilung); zum Minifterium der Juſtiz 
wieder 37,801. Die Bevölkerung zerfällt in gehören: das Oberfte Landesgericht in München, 
Kur 33,4 Berheirathete, 5,5 Verwittwete 5 Oberlandesgerichte, dajelbft, in Zweibrücken, 
u 0,1%, Geichiedene. ' Bamberg, Nürnberg und Augsburg, 28 Land- und 
Die [ der politifchen Gemeinden ift 8027, | 270 Amtsgerihte. Das Minifterium des 
bie der haften 46,027, die der Städte 242; | Innern hat a) einen Minifterialdirektor, 3 Min.- 
s hatten ı Räthe, einen Obermedizinalrath, 2 Ober - Reg. 
im Jahre 1880 Einw. im Jahre 1885 Einw. | Räthe, 1 Meg.-Rath, einen Yandesthierarzt, b) die 
Fr id 230,023 260,005 Abtheilung für Landwirthichaft, Gewerbe und Han 
99,519 116,193 "del mit Min.» und Reg.-Räthen und dem Vorſtaud 
rd 61,408 65,476 des ftatiftiichen Bürcaus, ec) die Oberfte Bau 
„51,014 55,036 behörde mit Direktor und Räthen, d) den Ober- 
Fürth, Bamberg und Kaijerslautern | medizinalausihug mit Vorſtand, Geh. Räthen, 
— — über ne | Obermedizinalräthen und Profefforen, e) das All 
En ui Vanbasietöfofttiche Benötkrnung 50.001, | Kate. Bag, Orhhten und ber 
er 2,681,265 Köpfe, auf die Anduftrie 28,300 ——— —— 
J no Bao De He ‚0 | gierungsbezirke. Dem Minifterium des In— 
1,492,39 pje, auf Handel und Verkehr nern für Kirhen- und Schulangelegen 
%, ber 435,701 Köpfe oder nach der Reichs- Heiten mit Minift.-, Ober-Neg.- und Reg.-Räthen 


lung von 1882 wie folgt: find unterftellt oder zugehörig — — 
Beſchaͤftigte (weidlich katholiſche Kirche die Erzbisthümer Münden und 

fir Landwirthichaft, Thier- Bamberg und die Bisthümer Augsburg, Eichftädt, 
sucht, Gärtnerei, Forſt⸗ Baffau, Regensburg, Speyer und Würzburg, für 

‚, Jagd, Fir ’ ‚die proteftantifche Kirdhe das DOberkonfiftorium in 

n 1,506,012 (674,116) | München und das Konfiftorium in Speyer, ferner 

. 1, Hüttenweſen, \die Sentralftellen für Wiffenfchaft, Kunft und Un- 
‚ Baugewerbe 629,419 (102,017) ‚terriht, Alademie der Wiſſenſchaften, Generalfon» 

- und Bericht 172,008 (54,923) | jervatorium der wifj. Sanımlungen des Staates, 
. und Lohmarbeit — Hof⸗ und Staatsbibliothef, Atademie der bildenden 
Art 22,5% (15,494) Künſte, Bentralgemäldegallerie, Kgl. Erzgieherei 


- »,Hof-, Kirdhen-, muſeum in Münden, Nationalmufeum u. j. w. 
bürgerlicher Dienft und Zum Staatsminifterium der Finanzen 
freie Berufsarten 121,390 (16,498) | mit Staatsräthen, Rronanmwälten, Oberforftrath 

a e ohne Be (74 Forftämter), Oberrechnungsrath und Rec. 
mf und Ungehörige 2 Räthen gehören der Oberfte Rechnungshof, die Ge— 
von Anftalten 274,749 (149,884) | neralbergwerts- und Salinenadminiftration (3 Berg: 
& Tamen ferner auf häusliche Dienftboten | ämter und ein Oberbergamt), die Staatsjchulden- 

5,977 Köpfe (93,749 weiblich) und auf Familien— | tilgungslommiffion, die Generaldireftion der Zölle 

Berjonen ohne Beruf und Kinder zu- und indireften Steuern und 217 Rentämter. 
2,446,116 Kopfe (1,592,730 weiblich). Kronämter des Reichs find der Kron-Dberft- 
thätigen betrugen 2,451,919 Köpfe | hofmeifter, der Kron » Oberftfämmerer, der Kron— 

(863,048 weiblich) oder 46,6 ®/,, der Be- | Oberftmarfchall und der Kron- Oberpojtmeifter 

‚ die Familienangehörigen und Kinder | —— unbejegt). Mit Geſandten oder Kon— 

%, der Bevöllerung. juln vertreten jind: die Vereinigten Staaten von 

der shaltungen ift 1,121,105, die | Nordamerifa, Argentinien, Belgien, Brafilien, 

fer 793,217; auf die Landwirthſchaft Chile, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, 
= 1,521 Haushaltungen, alio faft 60,8 "/, | Italien, Niederlande, Oeſterreich-⸗Ungarn, der Bäpit 
gen überhaupt. fie Stuhl (Nuntius), Portugal, Preußen, Ruß— 

U. Behörden. Das Minifterium bat als land, Sachen, Schweden und Norwegen, Schweiz, 

den Minifter des Innern für Kirchen- Spanien, Türlei und Württemberg. 

und fegenheiten und noch Minifterien) IM. Militärifches. Die Armee hat einen 
+ für Finanzen, für Inneres, für Krieg | Generalfeldzeugmeifter, 8 Generäle, 5 General 
Königl. Haus und Weufered. Der | adjutanten des Königs, 4 Flügeladjudanten, eine 













172 Bayern. 


Generalinſpeltion, den Generaljtab, die General« | bejteht die Kgl. Landgejtüt-Berwaltung Diesjeits 
tommandos der beiden Armeelorps I in München | des Rheins, mit Ober-Landftallmeifter, 4 Land 
und II in Würzburg mit 1., 2. und 3. und 4. ftallmeiftern, Landgeftütsthierarzt und Verwaltungs 
Divifion, Inſpeiteuren der Kavallerie, der Ar-| Beamten, das Stammgeftüt Achſelſchwang und 
tilferie mit Train, der Feftungen und des Inge— da3 Landgeftüt der ‘Pfalz in Yweibrüden. 





nieurtorps, Feftungsgonvernenre zu Ingolftadt und | Der Landwirthſchaftliche Verein mit 50,789 
Germersheim, Inſpeition der Militärbildungsan- | Mitgliedern wird geleitet vom General-Komitee 
ftalten, Topographifches Büreau, Kriegsatademie, d. 2. DB. in B. zu Münden mit Borjtand und 
Generalauditoriat, Generalmilitärkaffe und Gen Generalſekretär; Kreis-Komitees haben Oberbayern 
darmerielorps. —— Niederbayern(Landshut), Pfalz (Speyer), 
Die Armee hat in der Friedenzftärte: berpfalz und Regensburg (Regensburg), Ober 
Dann franten (Bayreuth), Wittelfranten (Ansbach), Unter 

19 Reg. Infanterie = 31,716 franfen und Aſchaffenburg (Würzburg), Schwaben 
4 Bat. Zäger = 2179 und Neuburg (Augsburg), je mit Borjtand und 
32 Landwehr Rekr.- Seltetären; an Gezirksvereinen zählt man 225, 





Büreaus = 53 Mann daneben giebt es noch 1015 Landwirthichaftliche 
auf. 34,433 | Spezialvereinemit 55,198 Mitgliedern. Nicht 

10 Reg. Kavallerie — 7132 |zentralifirte Bereine jind: für Garten 
4 „ Feldartill. = 38 Batt. = 3866 bau — die Sartenbausdejelichaft für Bayern zu 
2 „ Fußartill. = „= 2138 Münden, der Oberpfälziihe Gartenbau-Berein 
2 Bat. Pionier = 1384 zu Regensburg, die Schwäbiſch-Bayeriſche Garten 
2 „ Train = 972 |bau-Gejellihaft zu Augsburg al3 Hauptverein, für 


Die Kriegsftärke ift 49,95 Seidenzudt der Haupt-Frauen-V. f. ©. zu 


>7 Bat. Feld-Linien- München, für Bienenzucht 15 Sauptvereine, 


Kreid- und andere Vereine, für Fiicherei der 





ee te Baprifche Sandes- Fifcerei-®. in Münden, dann 

4 Bat. Jäger = AM Rrei Berei ; m 

19 „ Erjah-Linien- reis- und andere Bereine zu Landshut mit 13 

Infanterie — 236,942 Zweigvereinen, zu Speyer, zu Regensburg, Cham, 

1 Bat Ei. Jager = 1272 Amberg, Floſſenburg, Bleiftein und Umgegend, 

32 " Sandw Su. = 3,816 u Waldmünchen, zu Tiefhenreuth-Waldjaffen, Reu 

ge Jäger a "804 Habt und zu Boberjtrauß und den Berein zur 

J Belap.-Inf. = 8358 Hrsung der Forellenfiicherei zu Eichhofen, alle in 

* —— — 197.133 * —— ey Vereine in —— * 

tein, Kronach, Bamberg, Speyer, Michelau, Rad 
16 Reg. Feldlavallerie = 6430 ie in 9 i . 

10 El nlwalere = 280 —— ——— 

4 Reg. Beſatzungskav. = 2552 1 a 

g = ws Deggendori, Straubing, Paſſau, Viechtach, Regens 

11,562 |burg, Amberg, Furth a. W., Nürnberg, Würzburg, 

4Reg.=38 Batterien Augsburg; für Pferdezudt: die Bereine zur 

—= 223 Geihüge Hebung der Pferdezucht in Landshut, Zweibrüden, 

Feldartillerie == 6418 Völkershauſen, Augsburg; für Rindviehzucht: 

4 Abth. -8Batterien 5 Rindviehjtamm + ;Jucht> Bereine in Uffenheim, 

—48 Seid. Erſatz⸗ Sceinfeld, Neuftadt, Ellingen, alle in Wittelfranen, 

artillerie = 1828 für Weinbau: ein Berein zur Beförderung des 

3 Batter. Fußart. = 6588 Weinbaues am Bodenjee in — der frünkiſche 

6 Batter. Reſerve — 972 BWeinbau-Berein in Würzburg; für Hopfenban 

= 15,806 |ein Verein zu Memmingen und der deutſche Hopfen 

7 Komp. Feldpion. — 2569 bau-Berein zu Nürnberg; cin Baumzüchter— 

2 „ Erjappion. = 804 —— ⏑⏑ —— 

6 Beſahungsp. = 804 ein inSpeyer; fürThierſchutz: Vereine in Münden, 

japungäp — — 4051 anni —— ei a: 

; tztliche Bereinein Münden, Kaiſerslautern, für 

An Train zufammen 5956 die Pfalz, Regensburg, Bayreuth, Ansbach, Würzburg, 


im Ganzen 164,488 | Augsburg; einen landwirthihaftlihen Klub 
IV. Landwirthſchaftliche Behörden und | (freie Bereinigung rationeller Landwirthe) und 
Bereine. An der Spihe fteht die Abtheilung |landwirthihaftlihe Kränzchen als freie 
r Landwirthſchaft, Gewerbe und Handel im | Bereinigung der Urt in Gunzenhauſen, Münden, 
ünden mit bejonderen Referenten unter dem und Würzburg; — die Pfalz hat noch 79 nid: 
Kal. Staats-Minifterium des Innern, ferner werden | zentralifirte Spezial» und Oberfranten 110 Diftrikts 
die landwirthichaftlichen Angelegenheiten von den | und Lolal-Bereine der Art. 
Kgl. Berwaltungsbehörden unter Mitwirkung der| V. Unterridt. Un —— für Land 
Organe des landwirthſchaftlichen Vereins beſorgt wirthe giebt es die landwirthſchaftliche Abtheilung 
General⸗, Kreis⸗, Bezirls⸗Komitees). Daneben der kgl. techniſchen Hochſchule zu Münden, bie 


Bayern. 173 
Fahichule für Kultur-Fngenieure an der Ingenieur⸗ | dorf für alle landwirthſchaftlichen Gegenftände und 
Abteilung dajelbit, dic fgl. Zentral-Landwirth- | die Verſuchs- und Samenkontrolftation zu Landshut. 
daſtsſchule Weihenftephan mit befonderen Kurjen) Für Forſtwirthf haft find die Lehrſtühle 
für Brauerei, Brennerei und Mofferei, die Kreis-|in München und die Lchranftalt in Aichaffenburg, 


Aderbaufchulen Landsberg am Lech, Schönbrunn 
kei Landshut, Bayreuth, ee] bei Nürnberg 
cd Zriesporf, landwirthſchaftliche Winter- 
iäulen zu Landsberg am Lech, Deggendorf, Paſſau, 
Barrfirhen, Kaiferslautern, (Kreisichue) Regens⸗ 
burg, Weiden, Landshut, Ansbach, Würzburg, 
Augsburg, Obſtbauſchulen in Landsberg am 
Lech Reihenftephan (audy Baummärterfurs), Lands» 
bat, Triesdorf, Würzburg; Wieſenbauſchulen 
su Landsberg am Lech und Würzburg, Molte- 
reifhulen zu Landsberg am Lech, Meihen- 
tephan und Herjeld, Weinbaufhulen zu Würz- 
arg und Kirchheimbolanden, einen pra fr iſchen 
reunereikurſus zu Würzburg, Lehrkurs 
ür Hufbeſchlag zu Münden, eine Hufbe— 
Slag-Lehrſchmiede zu Würzburg, ein 
Shäferlehrlurjuszu Triesdorf, einen Brenne— 
rei-Lehrkurſus daſelbſt, eine Haushalt— 
ıngöihule zu Herfeld bei Hensbruck, — 34 
Zortbildungsihulen in Oberbayern, 15 in 
Kiederbagern, 490 in der Pfalz nebjt »iftrikts- 
vortbildungsichulen in Zweibrüden und Alſens, 
12 in Oberpfalz, 60 in SOberfranten, 225 in 
Rittelfranten, 85 in Unterfranten, 100 in Schwaben, 
iommen 1011. 
Berjuds- 
siebt ed in München für Thier- und Pflanzen- 


hbfiologie und ein agrifultur-phyfitalisches und land⸗ | 


für Thierarznei die Schule in Münden. 
Für technifch-gewerblichen Unterricht ſonſt giebt 
es die techniſche —** in Münden, die Indu— 
ftriefchulen in Münden, Nürnberg, Augsburg 
und Kaiferslautern, die Kreis-Baugewerk— 
fhulen in NKaiferslautern und Würzburg, 
drei andere in Münden, Nürnberg und Regens- 
burg, 292 gewerbliche Yortbildungsichulen mit 
über 22,000 Schülern, die Kunftgewerbejchulen in 
München und Nürnberg, die Muſikſchulen in Münden 
und Würzburg, Schulen für Weber, für Schnißeret 
u. ſ. w. Den Elementarunterricht beforgen 7016 
Schulen mit über 630,000 Schulfindern und 10,500 
Lehrkräften, — 4893 Tatholijche mit ca. 440,000 
Kindern, 1938 proteftantiiche mit 188,000, 124 
israelitiihe mit 5900 Kindern, 61 gemijchte 
Schulen. Für rn giebt es 4 vollftändige 
Bildungsanftalten, 7 katholiſche, 3 evangeliſche und 
1 gemifchteß Seminarium, 3 für Lehrerinnen und 
36 Präparantenjchulen (25 fatholiihe, 11 prote- 
ftantifche); Zateinihulen am Gymnafium hat man 
33 und 45 ifolierte, Realgymnafien 6; für Taub— 
ftumme hat man 20 Anſialten (10 mit Lehrer: 
jeminarien verbunden), für Blinde 3, für früppel- 
hafte Kinder die Schule in Münden. — Für den 


und Kontrol-Stationen höchſten Unterricht find die Univerfitäten Münden, 


Würzburg und Erlangen mit etiwa 4600 Studenten 
und über 280 Brofefjoren und Dozenten; an den 


»irthichaftlich- phyfiologifhes Laboratorium, in | Gymnaſien und Lateinfhulen werden zuſammen 


Seihenjtephan die chemiſche Station für Brauerei | über 18,400 Schüler gerechnet. 
gl., eine wiſſenſchaftliche Station für | fommen noch 8 Lyzeen. 
Trauerei in Münden, Laboratorium und PVer- es 9, Realſchulen 48 u. 


| 


a Würzburg, Kreis-Berjuhs-Station in Speyer | 


und bägl., 


ubsftation in Augsburg und Bayreuth, Weinbau- 
derſuchs und Lebensmittel-Unterjuhungs-Station 


«ad öffentliche Unterfuchungs-Anftalt für Nahrungs- 
und Genußmittel dafelbft, eine Station in Tries- 


Zu denjelben 
Klerifaljeminarien giebt 
j. w. Mlademien, ge 
lehrte Geſellſchaften, Bibliotheken u. ſ. mw. in 
größerer Zahl. 

VI. Finanzmwefen. (1884/85 Voranſchlag) 


I. Einnahmen. 


* Mart Marti 
Tirelte Staatsauflagen 25,607,510 Berwaltungsausg. 827,930 Netto-Einnahme 24,779,580 
728,622 


betſch. Staatdauflagen 19,583,420 R 


Zöle u. ind. Steuern 47,241,400 . 
gr ver u. Staatdanjt. 108,561,144 2 
‚Staatsdomänen 32,286,429 
infen, Renten, Bejond. 
und Zufälliges 898,488 A 
Aus d. Allg. Unterftüg- 
ungs Berein für die 
Dinterlafjenender Staats- 
diener 284,182 a 
234,462,573 . 
— I. Ausgaben. 
— Apanagen 5,342,029 
Staatsichuld 51,047,156 
Staatörath u. Landtag 689,688 
Rin. d. tgl. Haujes u. d. Aeuß. 557,454 
Yeftizminifterium 12,644,559 
Rin. d. Inneren 18,740,978 


89,021,864 


Mart 
, — — 18,554,798 
8,242,530 — u 38,998,870 
65,581,310 n " 42,979,834 
14,139,346 e * 18,147,083 
41,450 „ e 857,038 
— BO „ u 281,8% 
92,563550 „ * 141,899,023 
89,021,864 
Kultusminifterium 19,536,374 
Min. d. Finanzen 3,418,069 
Benfionen u. f. m. 8,563,517 
Ausgaben für das Reid 19,540,25U 
Binzufhußf.d. pfälz. Eifenbahn. 1,300,000 
Allgemeine Reſerve 518,949 
141,889,023 


174 

Obige Erhebungs- und Betriebs- 
ausgaben 92,563,550 
234,462,573 
III. Staatsjchuld. Mai 1885 = 233,684,561 
Eifenbahnfchuld 947,460,400 
Grundrentenichuld 161,554601 
1342690,642 


Es betragen demnach für die jezige Bevölkerung | 
En) 


art brutto 
die direkten Steuern pro Kopf rund 4,65 
„ Bölle und inderelt. 


teuern 8,59 
die fonftigen Staats- 
auflagen ans 3,67 
zuſammen 16,91. 
Die Staatsſchuld ift im Ganzen pro Kopf 244,12, | 
davon die Eijenbahnichuld SEE y% 


VII. Bertchr (1885). Die Länge der Staats— 
bahnen ift 4393 km, davon find Selundärbahnen 
524 km, unter Staatöverwaltung giebt e3 feine, 
unter eigener Berwaltung 676 km ——— 
(in der Pfalz), worunter 92 km Sekundärbahnen 
find; die gefammte Länge der Eijenbahnen ift aljo 
5069 km und davon fommen auf Setundärbahnen 
616 km. Nach einem Bericht der Pireltion der 
Kol. Verkehrsanftalten (1885) war das Anlage- 
fapital der Stantsbahnen 944,295,670 Mark, die 


- |verfehr haben no 


\verfehr von über 10,5 und 0,5 Mil. 


Der | 





Bayern. 


lich des Ludwigfanals, zu Thal 129 Ber r mit 
10,851 t umd zu Berg 41 Schiffe mit 1390 
von der unteren Donau; nach dem und ber 
oberen Donau gingen 125 Schiffe mit 720 t und 
nach der unteren Donau 12 Schiffe mit 1170 €. 
Um Rhein wird der Verkehr bemeſſen nach dem 
Frankenthaler Kanal: Zufuhr vom Rhein 12,911 £, 
Abfuhr nach dem Rhein 3876 t. Die 
Dampfichiffiahrt ift Regie-Betrieb mit 6 Dampfern, 
1 Dampffähre, 5 ann 3 Trajefttäßnen, 
welche zujammen 122,666 Perjonen und 6340 m 
Ztr. Gepäd beförderten, jowie an Waaren 35,419 t 
im Eingang und 59,536 t im Ausgang, für dieſen 
befonders Getreide und Holz. Dampfigifffahrte- 
der Starnberger, der Ehiem- 
und der Ammer-See. Im Verkehr nad Defter- 
reich famen bejonders Getreide und Mehl — an 
70,000 t — und Wein herein und gehen hinab aufer 
Holz noch a Eijenjabrifate u. ſ. w. 

das Jahr 1882, für welches dic Verlehrsz 

der Schifffahrt gelten, war der Eijenbahn 

der Staatsbahnen 17,892,669 Perſonen umd 
7,903,038 t Güter, der der Pfälzer Privatbahnnen 
4,417,142 Perjonen, 2,821,524 t Güter und 
1,043,765 t Kohlen. 

An guten Landſtraßen giebt es über 
7000 km. 

VIH. Handel und Induftrie. Für den Han» 
del giebt es im jedem Regierungsbezirk Handels- 
und Sewerbefammern, an den Realſchulen Lehrab- 
theilungen und bejondere Handelsihulen in Nürn 
berg und München; Hauptorte für den Getreide 
handel find Lindan und München mit Schrannen- 


tr., für 
Wolle Augsburg, für Vieh Senthofen, eng 
Münden, Schweinfurt, Bayreuth, Augsburg umb 
andere größere Städte in erjter Linie, für Bierde 


” 


Reineinnahme 37,799 Mill. Mark, die Verzinjung 
4,15 9, (1884). Die Post zeigt 1464 Anftalten, 
7065 ojtbriefläften, 7164 Mann “Berjonal, 

198,065,943 Sendungen (177,958,210 Briefiend- 

ungen und 20,107,733 Bäderei- und Geldjend- 

ungen, darunter 75,854,500 Briefe, 10,794,400 

Boitlarten u. ſ. m.), 2,476,401,561 Marl Ge- 

jammtwerthbetrag der Geldiendungen, 51,852,000 

kg Gejammtgewicht der ie Ai 

zelegraphie Bienen 8398 km Linien, 36,788 km bejonders noch Straubing, Landau, Diter 
Leitungen, 1140 Staats- und 71 Eijenbahn-Tele- | f ; ; 

f —— Parrkirchen, Chiem, Neuenburg, Eichſtätt, 
graphen-Aemter; der interne Verkehr war 1,069,655 | re Mindelpeim, Dettingen, Wei 
Telegramme, der internationale Verkehr im Ein- — Roi * He — "Shi : * 

7,679, im Ausgang 138,807, durch ehend | Sad? Rojenheim, Deggendorf, Chiem, Möß, Für 
377 1 nt ia 8.46: ge Hopfen Nürnberg, Landshut, Augsbut ‚Neu 
—— zuſammen 1,408,463 Tele— on oohoſen Abensber dir Geflügel Königshofen 
f j A und ®. Pfreimd, für Wein Landau, für Gemüuſe 

oft und Telegraphie zujammen ergaben 1883 Kuſel u. ſ. w. 

—84 als Ueberjchuf 844,968 Mart bei 12,331,955 | Für den Geldverkehr giebt es eine Reichsbaut 
Markt Einnahme und 11,486,987 Mark Ausgabe.  Hauptftelle in München, Banfftellen der Rei t 

Für den Eifenbahnverfehr giebt es 10 Ober | in Augsburg und ınberg und 7 R j 
bahnamtsbezirte (München, Rojenheim, Augsburg ferner 8 große andere Bank-Gefellichaften und In- 
und Nürnberg als Hauptzentren). titute, die Kal. Bank mit 13 Filialen, 

Der Schiffsverkehr ift noch bedeutend: für | jonftige Inſtitute u. ſ. m. An Altiengefe 
den Main rechnet man den Verkehr in Aſchaffen— | für Induſtriezwecke zählte man 187 mit i 
burg zu 2737 Schiffen mit 155,390 # Gütern zu | Mark Kapital, 48 Mil. Mark Neiervefonds und 
Thal und 2756 Schiffen mit 825 i zu Berg; | 23,5 Mill. Marl Reinertrag, Für den Kredit iſt 
nebft 245,786 t Floßholz. Bei Pajlau paifirten | ausgiebig geforgt und aud das —— 
die Donau 118 Dampfer, 311 Schlepper mit 537 weſen gut entwidelt, unter dieſem find es onders 
Süterjchiffen, 459 Schiffe ſonſt mit 71,152 t ein- | die Nomfumvereine, welche es im Bayern zu guter 
gehend, alfo zu Berg, und 118 Dampfer, 213 Entwickelung ebracht haben. Ueber die Fonds 
Schlepper mit 297 Giüterichiffen und 446 jonftige | Kajjen, Ausgaben u. j. w. für die Armenvermalt- 
Schiffe mit 8371 t und 24,366 t Floßholz; im ung iſt bereits berichtet worden (j. Armenwejen). 
Regensburg zu Berg 155 Nemorteure und 303) An öffentlihen Sparkaſſen gab es im 
Schlepper mit 29,439 t, zu Thal 159 Remorteure | 1882 zujammen 278 mit 106 Mil. Marl 
und 300 Schlepper mit 31,557 t, ferner, einjchließ- lagen — vro Kopf 19,6 Mart, am meiften in 





Bayern. 175 
—— am wenigſten in Oberbayern; die | Marl, die Geſammtausgabe 49,261,937 Mark, die 
ze Einleger war 361,524, d. i. 7 0%/, der | Zinszahlung 1,862,843 Mark; die Berwaltungs- 
. Ein vollftändiges Bild über das Spar- foften find 331,692 Markt, auf 100 Mark Ein- 
denweſen giebt 8. Raſp, „Die öffentlichen |lagen 29 Pfg. Reinertrag gab es 978,738 Matt, 
arlajjen im Kgr. Bayern im Jahre | Reinvermögen 10,508,821 Mark (gegen das Bor- 
1884; er theilt Bolgen! mit, es war: die Zahl jahr 576,526 Mark mehr), Rejervefonds 3,423,880 
der Sparlajjen (im Jahre dazu gefommen | Mart = 6,9 %/, der Einlagen. Kapitalanlagen 
9; die der Bewohner auf 1 Sparfafle 18,763, | wurden gemadt: 75,805,579 Mark in Hypothefen 
»e Baht in den Regierungsbezirten zwiichen 25 | und Ewiggelvern, 18,652,907 Mark in uld⸗ 
\ alz) und 45 (Unterfranfen) wechielnd, die | verjchreibungen bayerifcher Gejellichaften und Kre— 
Zahl zur Fläche einer Kafje auf 258,9 qkm (am | ditinftitute, 17,687,049 Markt in ſolchen von juri- 
meiften in der Pfalz, am mwenigften in Oberbayern), | ftiichen Perſonen unter unmittelbarer Aufficht der 





vie Zahl der Annahmeftellen von 28 Kaffen 335; 


$ tam eine Stelle auf 120,8 qkm (Rialz auf 


%,l, Oberbayern auf 407,9 qkm). Die Gejanmt- 
umme der Einlagen war 121,900,000 Mark, die 


Staat3behörben, 14,469,755 Mark in jolchen des 
Staates und 3,278,319 Marl in anderer Art. 
Bom Neinertrag kamen auf je 100 Mark den 
Gemeinden oder Diftritten 67,5 Mark und dem 


Sermehrung im Betriebsjahre 7,733,000 Mark | Rejervefonds 32,5 Mark zu. 
Re Perg Be Für die Budgets der Regierungsbezirte 
älte * 22,2 Mark (1877 nur 158 Mart, | gab je (1880) an Zuſchüſſen diejer Art und aus 
BEE nur 21 Dart), die Zahl der Einleger 436,728 der Staatstafie für 
Zanahme das Vorjahr 40,611 oder 10,8 0 | Oberbayern 

1877 zujammen 42 %,). Die Sparfumme | Niederbayern 
einen Einleger ift 279 Markt gegen 288 Mark 










Markt der bireft. Steuern 
1,307,680,64 = 24,5%, 
664,231,9 = 25,0 „ 





Pfal 850,583,14 = 38,5 „” 
m Borjahre und 264 Warti.3.1877. Es tommen | efatz 448,789,51 = 24,0 „” 
10 Einwohner 2 in der Pfalz, 7 | Oberfranken 542,555,65 = 29,5 „ 
2 m, 16 in Mittelfranten u. |. w., die | Mittelfranken 1,012,318,48 = 35,0 „„ 

Bahl in Mittelfranten, dann in Oberbayern, | Unterfranten 553,593,91 = 21,0 „ 

‚, Dber- und Unterfranten, Oberpfalz, | Schwaben 856,822,44 — 27,5 „ 
Riberbayern und Pfalz. Der Zinsfuh im Durd)- 6.316.575, 71 = 809, 
Br“ 35%, (3,6 %, im Borjahr). Die Ge— — — * 

nahme aller Sparkaſſen war 51,586,765 Die Berwendungen waren in: 
Straß., Brüd. 
für Erzieh u. Bild, Ind. Kultur Gejundbeit Wohlıhätigt. Waflerbau, guſammen 

J Mart Mar! Mart Mart Mart Mart 
Cherbayern 1,016,254,12 35,844 12,500 212,569 270,000 1,895,258,52 
Niederbayern 846,916,10 10,073 497] 86,658,14 132,532 1,105,862,91 
Bialz 796,449,76 76,747,40 7548 256,849,23 108,000 1,258,474,92 
Oberpfalz 560,775,81 13,365,71 9000 78,962,58 67,627 750,760,73 
Iberfranten 715,845,80 15,555 15,555  97,082,84 61,800 917,064,95 
Rittelfranten 960,764,18 27,200 27,200 152,311,15 224,000 1,436,407,33 
Unterfranfen 756,132,88 49,108 49,108 113,111,79 78,900 1,027,521,04 
<hwaben 303,366,50 21,500 4460 203,786,00 148,000 1,222,645,39 

6,754,505,19 248,393,11 63,576 1,201,330,83 1,090,859  9,613,995,88 


Die Ausjuhr bilden Getreide, Kartoffeln, ; als Hauptberuf, (14,222 und 9873 weibliche Per— 
dopfen, Obſi, üfe, Sämereien, Schlachtvieh, | fonen) betrieben und in 24,254 nebenberuflichen 
dier (zunehmend), Wein, Farbivaaren, Baummoll- | Betrieben. 
waren, Glas, Spiegel, Eijenwaaren, Galanterie-, |, Unter den Erzeugniffen der Gewerbe und 
Spielwaaren, Mafchinen u. ſ. w., Steinwaaren, der Induftrie (25,313 Selbftftändige — 51,489 
ithograpijche Steine, — und Schnigwaaren, | weiblich — 376,282 Gehilfen, 50,528 weiblich — 
Sdmelztiegel, Zündhölzer, Holz u. |. w. 63,871 nebenberufliche Betriche) — hat das Bier 
Die Einfuhr bilden hauptſächlich Kolonial- |den größten Aufſchwung und befonders auch für 
voten, Honig, Tabak, Südfrüchte, Öle, Farb- | die Ausfuhr gewonnen. Im Jahre 1870 gab es 
toffe, Baumwolle, Seide- und Seidenftoffe, Wolle, | 5137 Brauereien in Betrieb und darunter 404 
Troguen, Eifenwaaren, Maſchinen u. ſ. w. Gemeindebrauereien, welche zujammen 3,98 Mill. hi 
Die Hauptpläge für den Aus, —— und Gerſte verbrauchten und 8,07 Mill. hi Bier 
Turhfuhrhandel find: Nürnberg und Fürth, Mugs- | zum Werthe von 116,7 Mill. Mark erzeugten, 
burg, Würzburg, Schweinfurth und Kigingen, Hof, ım Jahre 1875 war die Zahl 6482 (5083 für 
Bamberg, Kempten, Regensburg, Lindau, Paſſau, Braunbier) und die Erzeugung zufammen 12,095 
Ludwigshafen und Kaijerslautern in der Pfalz und | Mill. hi, auf die Pfalz famen 271 Brauereien; 
aud die tadt München. Der Handel wird im Jahre 1 zählte man in der Pfalz 245 
von 44,673 Selbititändigen und 24,652 Gehilfen und rechtörheiniih 5600 Brauereien, im Jahre 


176 


1882 hier 5482, worunter 23 große Altienbrau- 
ercien und 363 Gemeindebrauereien (1875 noch 374) 
waren. Das Erzeugniß war 12,48 Mill. hl (mit Weiß⸗ 
bierund Nachbier) und der VBerbraudy5,242 Mill. h] 
Malz mit 31,426 Mill. Mark Auffchlag als 
Steuer; für 1883 wurden 14,67 Mill. hl als 
Erzeugniß berechnet und für 1884 ftieg die Er- 








Bayern. 


ung bejonders a) die Zertilindbuftrie: für 
Hanf-Weberei in Rofenheim, für Flachs in Ban 
menheim bei Donauwörth, in Kempten, Rördlingen, 


Herxheim, Bergzabern, Edenkoben, für Seilercı in 


üffen, Immenſtadt, Regensburg, KRaijerslautern, 
ergzabern, Ludwigshafen, Kirchheimbolanden 
iu. j. w.. Handweberei giebt es noch vielfach und 


jeugung auf über 15%, Mill. hi. Die Ausfuhr | bejonders in Niederbayern und dem oberfränkiſchen 
war im Jahre 1882 mit 0,89 Mill. hl angegeben | Bogtland; für Baummolle find vorzugsweise in 
worden. und 1884 mit mindeftens 2 Mill. bl. Die | Schwaben Augsburg, Kempten, Kaufbeuren, Sont 


zu... für die Berfendung find München, 
ılmbady, Erlangen und Kigingen, die Brauereien 
werden weſentlich verbeffert betrieben und immer 
mehr in Großbetriebe umgewandelt, da die Bor- 
theile der Maſchinen und des großen Eisver- 
brauchs zu überwiegend find. 

In Bezug auf die Branntweinbrennerei 
nimmt Bayern feine hervorragende Stellung ein; 
im Sahre 1883 gab es 5672 Betriebe (497 ftädtifche), 
1033 hr Rartoffeln-, 906 für Getreide-, 388 für 
Brauerei - Mbfälle-, 1585 für Weintrebern- und 
Weinrefte-, 35 für Hefe, 1602 für Obſt-Verar— 
beitung und 122 für verfchiedene Stoffe. Ver— 
wendet wurden im Ganzen 775,178 hl Kartoffeln, 
510,884 hl Getreide, 16,922 hl Steinobft, 12,149 
hi Kernobſt, 79,455 hl Weintreber, 162,810 hl 
Bier und Bierabfall, 27,892 hl Hefe und 5632 
hl jonftige Stoffe; vermindert hatten fich gegen das 
Borjahr die Brennereien mit Kartoffeln, Brauerei- 
Abfall, Hefe, Kernobft u. ſ. w. um 391, vermehrt 
hatten fich die Brennereien mit Getreide, Gtein- 
obft und Weinreften zujammen um 742; der Er- 
trag der Steuer, in der jüngften Zeit erhöht, war 
2,205,510 Marl, der der Rüdvergütung 270,814 
Varl; denaturirt wurden 33,851 hl, eingeführt 
10,615 hl, ausgeführt 10,808 bl. 

Während Bayern den ſtärkſten Verbrauch unter 
den deutihen Staaten an Bier mit über 250 1 pro 
Kopf hat, zeigt ed nur einen jehr geringen Ber- 
brauch an Sprit — 2,4 1 pro Kopf. Für An- 
fertigung von Spirituojen giebt c8 noch über 160 
Heinere Betriebe, für Eifig 250, für Hefe 55 
Fabrilen. 

Der Zuckerfabrikation aus Rüben dienen in 
Bayern nur 5 Fabriken: Friedensau bei Ludwigs— 
hafen und Frankenthal in der Pfalz, Schweinfurt, 
Bayreuth und Regensburg im rechtörheinifichen 
Gebiet; der Anbau von Zuckerrüben geichieht auf 
1389 ha und giebt einen Ertrag von etwa 60,000 t 
Nüben. Bihorienfabriten haben Augsburg, 
Fürth, Bamberg, Frankenthal, Zweibrüden, Malz- 
fabrifen (115) beſonders Münden, Augsburg, 
Nürnberg, Erlangen, Champagnerfabriten Würz- 
burg (5), Kiginen, Neuftadt a.d. H. und Rupperts- 
berg. Die Verarbeitung der Mildy in kondenfirter 
Form zu Champagner: oder Brauſemilch, Käje- 
leimmehl, Milchpulver für Kinder u. j. w. f. unter 
Mollereiweſen. 

Großartige Mehl- und Sägmühlen-Werle finden 
jih mehrfad. 

Die verfchiedenen Induſtrien, deren früher ge- 
dacht worden war, haben fich den Berhältniffen 
gemäß weiter entwicdelt, in zunehmender Bedeut— 





hofen, Lindau, dann KRaiferslautern, Bamberg, 


Kulmbach, Hof, Schweinfurt zu nennen, für Seide 


Münden, Augsburg, Bamberg, Zweibrüden, für 
Druderei und Kunjtjtiderei München, für Wolle: 
Teppiche in Nördlingen, Filztuche in Augsburg 
und SHerzogenaurah, Kammgarn in Augsburg, 
Kaijerslautern, Tuche in Augsburg, Kaufbeuren, 


| Memmingen, Nördlingen, Bweibrüden und anderen 
‚Orten der Pſalz, Färbereien und Bleichereien in 
Augsburg, Kaujbeuren, Kempten, Bamberg, Hoi, 


für Strumpſwaaren Redwitz, Wunfiedel, Hoi, 
Bweibrüden, Speyer, Kuſel, für Handidyuhe Mün— 
en, Augsburg, Regensburg, Erlangen, für Gold 
und Gilberftiderei Münden, Nürnberg, Weißen 
burg a. ©. u. j. w. für die Weberei zählte man 
24,794 Selbitjtändige (45,231 weibliche) und 36,568 
Gchilfen (15,852 weibl.), b) die Lederfabrifa 
tion, befonderd in Nördlingen, Memmingen, 
Paſſau, Kaufbeuren, Kempten, Augsburg, Birma 
ſens, Nürnberg, Aichaffenburg, Schweinfurt, Markt— 
breit, Münden, Edenloben, Hornburg, Speyer: 
Scuhmaaren in Pirmaſens, Waldfiſchbach, Mün 
den. c) Die Papierinduſtrie (81 Fabriken, 
beſonders in München, Augsburg, Kempten, Rürn 
berg, Regensburg, Aſchaffenburg, Speyer, Baffau. 
Fürth; Buntpapier, KRartonagenarbeiten, Spiel 
farten, Schreibmaterialien aller Urt. d) Die Fer 
tigung von Töpferwaaren, Terrafottawaaren 
u. ſ. w., Biegeln, Porzellan, Steingut, Zement, 
Trottoirfteinen, Mühlſteinen, Wepfteinen, Steinſchlet 
ferei, Solnhofer Steinplatten u. ſ. w., ift an vielen 
‚Orten blühend, bejonders in Münden, Augsburs 
Bayreuth, Bamberg, Ludwigshafen, Schwandori, 
Roſenau, Nymphenburg, Amberg, Hirihau, Kai- 
jerslautern, Aſchaffenburg (Damm), Lichtenfel.-, 
Diefien, Weilheim, Ohlitadt, Staudah, Mies 
bah, Obernzel und Hofnerzell, Miltenbera 
Weißenſtadt im Fichtelgebirge u. ſ. w. Glashütte. 
giebt es (134) bejonders in Nicderbavern, be: 
pfalz und Pfalz. e) Ehemilalien: Ultramarin 
nilinfarben, Farbwaaren, Parfümerien u. ſ. w 
in Münden, Nürnberg, Augsburg, Kitzingen, 
Schweinfurt, Kaijerslautern, Ludwigshafen, Wür; 
burg, Regensburg, Amberg, Dürkheim. f) Ma 
ſchinen und Snftrumente und Metallver- 
‚arbeitung; in diejen behaupten die alten Orte, 
| bejonders Nürnberg, ihren Ruhm und haben zum 
Theil jehr erweiterte Anlagen für Lokomotiven. 
Lolomobilen, Eijenbahnmwaggons und andere Fahr 
zeuge, Dampfmajchinen aller Art, Brauereiein 
richtungen (München, Augsburg, Würzburg), Feuer 
iprigen, Brüdenbau, Brüdenmwagen und andere 
Wagen, Gewichte, Weberei-r und Druckerei 








Bayern. 177 


Reihinen, Mefferichmiedwaaren, Nadeln, Sägen,| IX. Bergbau und Hüttenmwefen. Die 
Trabtftifte, Feilen, Blei und Zinnfpielwaaren, | Haupterzeugniffe des Bergbaus find Kohlen, Eifen 
drenzeguß, Gloden, Inftrumente aller Art, — |und Salz. Bon 1863 bis zu 1873 hatte ſich das 
inerjejte Schränte, Werkzeuge u. |. w. — Nürn- | Gefammterzeugniß von 2,591 auf 5,513 Mill. Mark 
berg, Fürth, Augsburg, Landſtuhl, Grünftadt, | gefteigert, jet find mindeftens 8 Mil. Mark zu 
Krnkeim, Münden, Speyer, Kaiferslautern, | rechnen. Die Hauptbetriebe find private. Die 
Birzburg, Bayreuth, Mittenwald, Dettingen, | Hütteninduftrie hat 25 Werke für Schmweißeijen 
Stwabah, Erlangen, Diefien, Memmingen, do: mit 2076 Wrbeitern, 74,573 t Schweißeiſen zu 
xıwörth u. j. w. Man rechnet für die Metall- | 11,405 Mill. Mark als Erzeugniß und Berarbeit- 
ung von 76,014 t Roheifen und 20,387 t Roh— 
ſchienen; 1 Stahlwerk mit 40 Arbeitern und 110,839 
Markt Erzeugniß-Werth, 17 Eifengießereien mit 
Fabrilation von Roheifen zur Verarbeitung, 28 
Werle jonftiger Art, Friſch- und Stredwerfe mit 
2430 Arbeitern und 33,397 t Gußeifen zu 6,532,713 
Mark, 5 Hochöfen mit 490 Arbeitern und 41,110 t 
Roheiſen zu 2,086,624 Mark und darunter 3 Werle 
mit 1015 & Eijenguß zweiter Schmelzung. 6 Ga- 
finen, Berchtesgaden, Reichenhall, Traunftein, 
Rofenheim, Dürkheim, Kiffingen — theils private, 
theils ftaatlihe, mit 304 Wrbeitern bringen 
44,226,7 t zu 1,965,056 Mark, 922 t Gteinfalz 
(Berchtesgaden) zu 23,360 Marf und 127,000 cbm 
gelättigte Soole. Der gefammte Salzgewinn für 
1884 wird zu 47,384,2 t angegeben. Das Er- 

ugniß des Bergbaus ſonſt ift hauptſächlich: 

rze — 31 Werte — Eijen, v Mart 

int, Blei, Kupfer, Antimon, 
angan (an 750 Arbeiter), 

Schwefeltie3, überwiegend 

Eijen 77,183 575,790 
Steine und Braunkohlen — 

29 Werle — 3002 Arbeiter 509,117 4,287,546 

(Oberbayern, Pfalz, Ober- 

franfen für Stein», Ober» 

bayern, Niederbayern, Ober- 


wrarbeitung 19,900 Gelbitftändige und 34,700 
&chilien, für Maſchinen und Inſtrumente 10,142 
Ecbitftändige und 18,023 Gehilfen. Edle Metalle 
zerven beionders in Nürnberg, Fürth, München, 
Sdmabah, Augsburg und Pafjau gefertigt; der 
Sig des Kunſtgewerbes, der Glasmalerei und Bild- 
beuerei ift Münden. Waffen fertigte man in 
Rinden, Augsburg, Nürnberg, Traunftein; die 
'l. Gewehrfabrif ift in Amberg. 

Erwähnenswerth find nod die Kautſchul⸗ und 
Cnttaperhamwaaren in München, erg © und 
Rürnberg, die Faberſche Fabrik in Stein bei Nürn— 
berg für Bleiſtifte, Schiefertafeln und andere 
Süreib- und Beichenbedürfniffe, der Kunſthandel 
is Händen, der Buchhandel in Münden, Regens- 
berg, Bamberg, Erlangen, Nördlingen und Würz- 
bara, die Kürichnerei in Münden, Fürth, Yran- 
keathal, die Bürften- und Pinjel - Fabrikation in 
Kiraberg, Fürth, Erlangen, Münden, Dintels- 
bibl, Germeröheim, Kaijerdlautern, die Möbel- 
Sislerei in Augsburg, Münden, Nürnberg, Fürth, 
Speer, Landau, Raijerslautern, die Runjttifchlerei 
daielbit und in —— und Edenkoben, Schnitz⸗ 
vaen, feine in Münden, andere in Berchtes— 
wen, Reichenhall, Oberammergau, Garmilch, 
Sertenfichen, Brüdenau ; Holgiäube in Paſſau 
un) Birmaiens, Parkette in Münden, Regens- 
burg, Raiferslautern; imprägnirte Schwellen in] pfalz, Unterfranken u. Pfalz 
Kirhieron und Schwandorf; Refonanz- und Rla-! für Braunfohlen.) 
tirrhölger in Paſſau, Oberzwiefelau, Lichtenthal, Graphit — 44 Werte — Nie 
delzitifte in Dbernzell und Landau. — Kurz) bderbayern 2,123 210,280; 
deaten in Holz, Metall, Bapiermahe, Bapier, | fernere Erzeugniffe find: DOder- und Farbwaaren 
Stein, Glas, Horn, Elfenbein u. ſ. w. bejonders | 5665 t — 45 Werke in Oberpfalz und Pfalz, 
m Rürnberg und Fürth. Induſtrien für die | Borzellanerde in —— und Oberfranfen (Wun⸗ 
Laudwirthichaft oder für diefe von Bedeutung oder | ficdel), Torf in großer Menge, bejonders in Süd- 
wit ihre zufammenhängend find: die Fäſſerfabrila- bayern, Schwaben u. ſ. w., Thonerde — 105 
fra — — Kitzingen, Mil- | Werke, 66,923 t, Oberpfalz und Rheinpfalz (Eden⸗ 
traberg, Landshut u. ſ. w., die Korbflechterei im | koben, Landau), etwas Gold, 1880 etwa für 1000 
htenfeljer Bezirk und anderwärts (Hausinduftrie), | Mark, 1883 nur 0,2 kg oder 525 Mark (Iſar, 
de Strobflechterei um Lindau, die Zündhölzerfabrilen Inn, Salzach, Rhein); bebeutend ift die Gewinnung 
(Heosphorfrei) in Augsburg und Roſenheim und | werthvoller "au und fonftiger Steine: Kalkſteine 
in Bayeriichen Wald (44). Holzftoffe zu Bapiermacht | Über 100,000 t, Gyps, +ajalte über 76,000 t, 
=. in Kögting, Gemünden, Kempten, Mafchinen | Granite 120,006 t, Melaphyr 100,000 t (Pfalz), 
für die Landwirthichaft in Schleißheim, Bergen, | Wepfteine 130 t, Tithographiiche Steine 800U t 
Epeyer, Augsburg, Kunftdünger in Heufeld, Ober- | zu 1,130,000 Mark (Solnhofen), ſchöne Sandfteine 

Moltereigeräthichaften aller Urt in | verichiedener Farben in Franken, im Maingebiet 
Gezdenz (Algäu), Immenftadt, München, Wörth | und anderwäris, weithin verjendet, ferner etwas 
de Micaffenburg, Ober - Salaberg, Ansbach, | Marmor, Schmirgel, Schwerjpat Spedjtein, Dach» 
en, Futtermittel, — chlempe, ge⸗ und Tafelſchiefer, Queckſilber, Jaspis, Karneole, 
kodnete Biertreber und Rübenichnigel in Grüned Granaten u. ſ. w. Der Reichthum an Mineral 
fi Freifing, Treber-Troden-Anlagen in München, quellen ift fehr groß, die vielen Yadeorte find noch 
wifenfhaftlice Gegenftände für Moltereien in Mün- immer ftark befuht und zum Theil ſolche erften 
Sen u. |. w. Ueber fondenjirte Milch (Reichenbach Ranges (Rifingen, Reichenhall, Tölz u. |. w.). 
dei Lindau) u. dgl. vgl. Moltereimeien. | X. Forftwirthfhaft und Jagd. Nach der 
Teiel's Landıw. Konverſ.⸗Lexicon, Spezial⸗Supplement. 12 


178 Ba 


neueften Agrarftatiftit nimmt der Wald 33 %/, der 
Fläche ein, Schwaben hat nur 24 '/,, Oberpfalz 
und Unterfranfen haben 39 und 37 %,; die größ- 
ten zufammenhängenden Waldgebiete find das 
Bayriſche Hochgebirge vom Galzahfluß bis Im— 
menftadt in Schwaben, der Bayriihe Wald in 
Niederbayern, der Pfälzer Wald in dem Weſtrich 
und auf dem Haardtgebirge in der Pfalz, der 
Speffart in Unterfranten mit Odenwald, bas 
Fichtelgebirge in Oberfranken und Oberpfalz, der 
Sräntiiche Wald im Norden von Oberfranken, das 
Rhöngebirge und der Nürnberger Reichsforft in 
der Richtung nad; Bamberg. 


Man rechnet 
auf Staatsforjten 849,103 ha 
„ Staatsantheilforften 10,154 „ 
„ ®emeindeforiten 307,548 „ 
„ GStiftungsforften 39,568 „ 
„Genoſſenſchaftsforſten 43,003 „ 
„ Privatwaldu 50,360 


ngen ‚260, R 
e8 beträgt demnach der Privattvalb von 2,503,370ha 
zufammen noch über 50 '/.. 

Bom Wald kommen auf Eichen 70,319 ba, auf 
Buchen 241,541 ha, auf Kiefern 734,650 ha, auf 
Lärchen 16,540 ha und auf Fichten 1,166,969 ha; 
das Laubholz hat zufammen 311,860 ha, das 
Nadelholz 1,918,159 ha. 

Der Zahresgewinn an Holz beträgt 60 Mill. 





yern. 


Mart — auf 1 ha im Durdjichnitt 4 Mart. 
Nah einer Berechnung für 1880 wurden als 
Rohertrag 55,520 Mill. Mark, als Koften 22,21 
Mil. Marl, als Reinertrag alſo 33,31 Mill. 
Dart oder 60%, des Bruttoertrags angegeben. 

Die Größe der Waldflähen in zufammenbän- 
genden Regionen macht es neben der Handhabung 
‚einer guten Yorftpolizei möglih, daß nod gute 
'Wildbeftände vortommen und jelbjt noch Gens 
ſen, diefe allerdings nur geſchont und gehent. 
Edelwild kommt im Hochgebirge und im Algän 
vor, Rehwild vielfah, Auerwild in den Haupt« 
| waldgebieten, Dachje find nicht jelten, Wildlatzen 
und Uhus nur vereinzelt anzutreffen, Adler nur 
im Hochgebirge, Biber noch in den Salzachauen 
‚ Hajelhühner in den Alpgebieten, Schneehühner im 
Algäu und bei Hohenſchwangau, Steinhühner nur 
jelten. Die Jagd auf Nebhühner und Haſen if 
noch meiſtens jehr ergiebig. Fafanen giebt «# 
am Rhein-, Iſar- und Inngebiet. Perlen werben 
in geringer Menge im Rentamt Bichtah in Wie 
| derbayern und in oberfräntifchen Bächen (Lenmiß, 
Oelsnitz) gefunden. Die Induftrie gewidelter Ber- 
len und von Berlmutter blüht im Fichtelgebirge. 
Der Reihthum an Fiihen und Krebjen ift noch 
faft allenthalben ein großer und zum Theil wie 
der gewonnen worden duch die Thätigfeit der 
ı Bereine für Hebung der Fiſchzucht 








X. Landwirthſchaft. Bon der Gejammtfläche zu 7,585,971 ha entfielen auf: 
Aderland u. Gärten 41%, = 8,110,247 ha 44,81 9%, = 3,389,594 ha 
Wieſen 14 „ = 1,062,038 „, 12,59 „= %4,753 „ 
Meiden 6,„= 455,158 „ 58 „= 439,986 „ 
fandwirthichaftliches Areal 61,0%, — 4,627,443 ha 63,2 %,= 4,704,394 ha 
Waldungen 0, = 2,50830 , 30 „= 2,508,370 „ 
Kulturland 94,0%, = 17,130,813 ha 96,2 %,= 7,297,702 ha 


.;.— 


jonft. Land, Waſſ. u. ſ w. 


100,0 9, = 7,585,971 _ 


Bom landwirthihaftlihen Areal kamen auf: 


Weinberge 06%, = 
DObft- u. ſ. w. Gärten 16, = 
Biefen und Weiden 23, = 
Getreide und Hülfenfrüchte 49, = 
Hadfrüdhte und Gemüſe „. = 
Handelspflanzen 12, = 
Futterpflanzen TA, = 
Adermweide 09, = 
reine Brache 78, = 

100,0 = 


Im Jahr 1883 wurden geerntet: 429,907 t 
Weizen, 136,027 t Spelz, 776,091 t Roggen, 
471,046 t Gerfte, 590,435 t Hafer, 5375 t jonftiges 
Getreide, zuf. 2,409,881 t, 2 Mill. t Kartoffeln von 
300,000ha, 1,170,000t — von 50,000 ha, 
5,7 Mill. t Futter von Wieſen und Weiden, 4068 t 
Flachs von 14,076 ha, 3 t Tabal von 22,860 
— auf 5302 ha, 8128 t Sopfen; beftellt 
waren noch 8480 ha mit Mohn, 1467 ha mit Hanf, 
211 ha mit Weberfarden, 1889 ha mit ABuder- 
rüben u. ſ. w.; die Meinernte war über 5,8 Mill. hl. 


Für das Jahr 1885 ergiebt die Ernteftatiftik 


pro ha: Weizen 1380 kg, Spelz 1525 kg, Roggen 


455,158 „ 38”, = 288,267 „ 


1000 %,= 7,585,971 ha 


28,766,00 ha 
76,709,34 
1,404,739.86 
2,008,876,10 
445,873,06 
57,532.00 
354,780,71 
43.149,00 
373,958,06 „ Wderland 3,284,118,98 „ 


4,794,334,13 ha 4,794,384,13 ha 


1215 kg, Gerſte 1375 kg, Hafer 1195 kg, Kar⸗ 
toffeln 11,950 kg, Hopfen 565 kg, Tabat 1395 kg, 
Luzerne 4800 kg, Eiparfette 3250 kg, Wieſen 
3600 kg, Wein 27,7 hl vom tragenden Lande u. 
ſ. wm. Im Ganzen gab es aljo: Winterweizen 
380,913,95 t, Sommerweizen 50,145,95 t, Winter- 
ſpelz 139,127,75 t, Sommerfpel; 1819,85 t, zu- 
jammen ——— 572,007,5 t; Winterroggen 
59,144,35 t, Sommerroggen 67,744,9 t, zufammen 
Roggen 126,889,25 t; Wintergerfte 2706,0 t, 
Sommergerfte 479,968,1 t, zufammen Gerſte 
482,675 t, Hafer 537,923,9 t; alio Getreide im 
Ganzen ohne Hafer 1,181,571 t und mit Hafer 


) zuſammen 105,475,34 ha 
1,404,739,86 


‚6 5,85 t: die Futter⸗ und Klee⸗ 
war 1,132,834,2 t, bie 
Ba Beiden 4,573,089,35 t, Kartoffeln 
580,052,25 tgewonnen, Flaſchen 15670t. 
ang en berechnen ſich 
eize n 31 für Spel; 92,424 ha, 
Dagen 104,435 * für Gerſte 351,036 ha 
450,146 ha, zufammen 1,310,405 ha 
g ichte, ferner 300,000 ha für 
276, 000 ha für und anderes Futter. 
feinernte ift 617,958 hl; der Durchſchnitt 
3 bis 1884 war 331, 679 hl auf 23,332 

o 15,3 hl von I ha Weinland. 
der Grunditüädsvertheilung wurde 
it, da von den 681,521 landwirthichaftlichen 
ltunger 168, 528 mit 213,400 ha Badıt- 


" 


zujanmen 


der en en mit 
oder 1 Pte landwirthichaftlichen 
unter 5 ha Areal. 
Yon in den legten Jahren 
n mehrfach Erhebungen 


& in 


—— der si. ni ſtattgefunden, 


gen den Erwartungen Derer, 


ber Sandıni 
2 Hilfe bebürftig erjcheinen Laffen 
Februar 1880 wurden 
698 nivejen mit 9000 ha als wegen 
\ außer Bewirthichaftung ftehend er- 
{ t und im darauf folgenden Sommer 3739 
mit 30,059 ha auf dem Wege der Ere- 
; e8 lonnte im Ganzen nur ein 


Beine il von Gütern im Zwangs⸗ 
uf werden und jedenfalls ift die 
jentiic der durch Schulden Verunglüdten 
‚bie Eu die Bahl, welche man für 


rott der Handels⸗ und Induſtriewelt 
e — — auf Banklgüter und Lage der 


I: —— über die Getreidezölle 

1 aus Bayern Beiträge über die 
n we: geliefert, —— 
wie die aus anderen 
Der General-Sefretär 
Fam ns ie di 
— ft alb r die 
fiche Vereine in Bayern die Er- 
‚Beantwortungen, welche er auf Grund 

1 aus verjchiedenen Bezirlen und 


e als der ftaatlichen 


ht werden: Saatgut, Tage- 


de > und Geipannlohn, Hagel» 
Pachtgeld oder "&rund- 


ins, Allgemeine VBerwaltungstoften, Steuern und 
Sibgaben. der Dünger follte gegen dad Stroh ge- 
rechnet bleiben, aljo weder Dünger nad) Stroh in 
Anſatz fomment. Auf Grund diejer höchſt mangel- 
haften Berechnungsweife (vgl. Getreidekoften) 
wurde gefolgert, daß 1 Ztr. Weizen im Durch— 
ichnitt 7,52 Mark, 1 Bir. Roggen 7,8 Mark, 1 
Btr. Geiſie 5,46 Marf und 1 Bir. Hafer 6,09 
Mart Koſten verurfachten, Zahlen, von welchen 
auch in den Reichstags-Verhandlungen Gebrauch 
gemacht wurde. Es hat für Landwirthe Intereſſe, 
die Berechnungen mitzutheilen; angegeben wurden 
durch die Bewirthſchafter von 2 Pachtgütern, 1 
Bauerngut und — — — Gütern in Selbſt⸗ 


bewirthſchaftun 
Weizen aus — a) 1, b) 2, ce) 6 Güter) 
Mart Bir. Köımerr M. often. 
Gefammtausgabe al8 Ertrag pro Str. 
a) 64,18 8,19 8 
e 88,59 9,00 , 
ec) 9. ‚aı 9,74 10,25 
aus Mittelfranken a) 2, b) 4, c)11 und d) 12 
Güter) 


- 


1-3 -] 


11,00 
aus Oberbanen, a) 5, b) ‚1 Güter) 


v) 83,12 1 ‚30 
aus Niederbayern (7 Güter) 
84,86 13,00 
aus Schwaben a) 8, b) 8 Güter) 
a) 73,99 ‚00 
b) 54,72 8,00 
Roggen: aus Oberfranten a) 1, b) 
a) 60,10 7,55 
b) 78,21 9,00 
aus Mittelfranken (2 Güter) 
64,89 8,00 8,11 
aus Oberbayern a) 3, Kr 6, e) 9 Siter) 
a) 65,14 0,00 6,51 
b) 59,50 ig 00 7,38 
c) 83,70 955 8,76 
aus Niederbayern (5 Güter) 
56,89 8,17 6,96 
aus Schwaben a) 7, b) g Güter) 
58, 5 7,70 
b) 64,76 8,00 8, 
für Gerfte als. Durchfehnitt von 2 Gütern 
57,9 10,61 5,46 
für Hafer als —— von 4 Gütern 
53,56 8,94 6,09 
Die Koftenberechmungen auf ha übertragen find 
jehr hoch, die Erträge ſehr a ae dur 
hnittli 29,55 BZtr., Roggen 2 
1,83 Btr. und Hafer 26,82 * 
Angaben für 1885. Dah Berhältnifje de 
vorlommen können, ift nicht in Abrede zu ftellen, 
Sclußfolgerungen aus etwa einem * 
Gütern für 681,521 Haushaltungen zu ziehen, iſt 
aber ficher mehr ald gewagt und bedeutungslos 
für die frage des Botles. 


So 22 sun; 
E 83 288 


- 


BRD 
33628* 


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12* 


2 
ed. by Go 


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5 — 


— 





180 Bayern. 


Es würde ein jehr jchlechtes Licht auf die Land | Ein in manchen Beziehungen recht erfrenliches 
wirthichaft in Fayern werfen, wenn die hier an- Bild kann von der Viehzucht in Bayern ge 
gegebenen Erträge für das ganze Land maßgebend | geben werden; zum mindeften befigt Bayern mit 
fein jollten, andererjeit8 aber bfeibt auch zu be» die werthvolliten Rindvichitämme in Deutſchland 
dauern, dab die Rechnungen nicht genügend be- und zwar vorzügliches Milh-, Maft- und Xr- 
ründet worden find. Ueber das Schema zur | beitsvich. 

Entwerfung folher Rechnungen ſ. unter Getreide | Der Bichbeftand bei der legten Zählung am 





foften und Veranſchlagung. 10. Januar 1883 war: 
zuſammen 
Mit Dat 
152 Stüd Ejel Durchſchn. zu 100,7 15,310 
83 Maulejel, Maulthiere w ” 265,0 22,000 
235 Stüd Beftand 37,310 
19978 Fohlen unter 1 Jahr Durchſchn. zu 156,8 3,128 618 
21442 „ v.1bis2 Jahr * 262,3 5,624,409 
. 178 un 28 — * 367,7 6,525,747 
59178 zujammen 265,5 15,278,774 
4007 Zuchthengſte über 3 Jahre Durchſchn. zu 1076,4 4,313,059 
293141 fonft. Pirde „ 3 „ & = 481,6 141,120,313 
356316 Pferde zujammen 451,0 160,712,146 
kg idw 
90482 Kälber bis 6 Wochen alt Ducchſchn. zu 36,1 3,271,893 46,65 
218686 „ 0.668244, „ 5 2 66,8 14,564,099 88,60 


134,4 92,508,754 192,15 


688318 Std. Jungv.! /b. 2J., 
239,8 7,752,467 3496.8 


32395 Bullen über 2 Jahr „ 


za 292 
8 
o 


” 
” 
” 
” 


422761 Ochſen, Stere dögl. „ 116,266,115 ' 
1584456 Kühe, dal. „ 206,6 327,386,205 346,2 
3037098 Rinder 185,0 561,749,533 — 

32274 Wollſch. feine unt. 1 Jahr u. -% 16,0 611,118 

69749 Wolliafe überl „ "m. 220 1,530,989 
"102023 zufammen 209 2,142,102 

41977 Fleiſchſchafe unter 1 Jahr Durchſchn. zu 16,3 682,711 

108076 veredelte über 1 „ en 23,8 2,567,966 

150073 zufammen 21,6 3,250,677 

221196 Schafe unter 1 Fahr Durchſchn. zn 13,1 2,903,011 

698978 fonftige über 1 „” — 18,3 12,821,028 
920174 zufammen 17,09 _15,724,039 





1178270 Schafe im Ganzen "18,00  21,116,818 j 


759923 Schweine unter 1 Jahr Durchſchn. zu 37,8 28,725,089 
131942 Zuchtſauen über 1 „ r a 77,9 10,268,282 


146579 Schweinefonft.ü.l „ A 2 77,3 11,550,557 
1038444 Schweine 48,45 50,543,928 
220818 Ziegen 14,20 3,146,070 
231374 Bienenftöde ? ? 

? Stüd Geflügel 1,913,384 


Gejammter VBiehftand ohne Vienen und Geflügel 797,305,823 


pro ba 175,36 Mark Bichlapital (33,58 Mark Pferde, Efel u. ſ. m., 123,56 Marf Rinder, 
4,64 Mark Schafe, 11,05 Mark Schweine, 0,69 Markt Ziegen). 


Im Katalog für die Molferei-Augftellung wird | felder, Ellinger) das Übergewicht behalten hat; 
angegeben, daß in Bayern, bejonders in Schwaben | in Niederbayern (Pinzgauer) nimmt die Molferel 
ei in Oberbayern, die Molterei mit Algäuern aud noch eine geringere Stelle ein und im ber 
und VW urnau-Werdenfeljer Kühen zu hoher Blüthege- Pfalz (Glan- und Donnersberger-Rind) giebt es 
langt ift und feit einigen Jahren einen ganz er- gute Milch- und Maftwirthichaften und wird auch 
ftaunlihen Umfang einnimmt, in Oberpfalz und da, wo geboten, gute Ochjenzucht betrieben. Ans— 
in ben fränkijchen Provinzen aber die altbe- bacher, Miesbah-Simmenthaler, Bayreuther und 
währte Ochjenzucht (Voigtländer, Kelheimer, Schein» andere heimische und fremde Schläge find meit 
















181 


enQanbe verbreitet. Als Erträge werben 500 |feHnitt für das ganze Sand follen 1500 1 gelten. 
angegeben, weil die Racen zu verjchieben- | Bezüglich der Verteilung des Rindviehs wird 
ich des Milchertrages find, als Durch- | angegeben: 


vom aefammten Rindvieh vom Älteren Rindvich 
Stld a —— — BT Stiere * Stüd 
615,38 98 20,2 1,9 140 81 362,544 , 
521,562 6,9 23,7 2,6 24,4 73,0 264,339 3\ 
218,975 13,5 24,5 1,4 6,8 91,8 124,410 y 
346,243 5, 23,1 1,2 36,5 62,3 153,565 
262,575 11,5 23,2 0,7 32,0 67,3 115,274 
300,768 10,9 26,0 0,8 27,1 72,1 136,830 
292,493 12,7 25,0 1,2 22,2 76,6 139,534 
479,084 13,2 19,7 1,6 8,8 89,6 287,960 J 
3,027,098 10,2 22,7 1,6 20,7 77,7 1,584, 456 






Die Bählung im Jahre 1873 hatte 29,165 Stüd | merkäfe in Rundkäſen aus Vollmich ala fette, aus 
ndoie x ergeben, das Gewicht und der |3/, Voll- und /,; Magermilch als dreiviertelfette, 
fh der ere war aber beträchtlich geringer; | aus halb und halb als halbfette und aus 12 bis r 
Er un Zugochſen Haben bezüglich der > ndiger Mil als Magerkäſe, Romadour aus | 
Bade ler und hat ſich deshalb | Vollmilch, Limburger fette aus 12 ftündiger Abend» 
eber da eingebürgert, wo man un ganzer Magermilh, halbfette oder Prima 
begnügt hatte, das Vieh auswärts für | Limburger aus 12 und 24 ftündiger Milch, ma- 
ı kaufen; die Aufzucht wird forg- ge Bnburger aus 24 und 36 ftündiger, im \ 





frieben und zwar dadurch, daß man den | Winter auch aus 36 und 48 ftündiger Milch. Die 2 
m länger wie vorher die Muttermilch giebt, | Räfefabrifation hatte hier dahin geführt, die Auf. Y 
zum Wbgewöhnen hat, und es zucht möglichft zu bejchränten und das Milchvieh v 






hienden ee Tee nicht an Bewegung | aus Oeſterreich und aus der Schweiz zu_ beziehen, 
die älteren Thiere be» |in der neueren Beit ift man aber in Folge ber 
— vielfach weſentlich vervoll- | Grenzſperre und weil die Zucht lohnender wurde, 
es wird aber auch betont, | wieder mehr zur Selbftzucht zurüd gefehrt. Hier 
BE ungenügende Futtermifchungen giebt es auch ein Geichäft für kondenfirte Kinder» 








eg der ſüdbayriſchen Alpen- | mild, Rahm-Konjerven u. ſ. w. zu Scüttendobel, v 
der Weidegang immer mehr ab. Die Käfefabrifation ift die befte im Lande und 
+ ndet den Hauptabjag für feht mindeftens mit an erjter Linie in Deutf . 
land. In Schwaben und Neuburg fonft herricht 
im Norden das Fleckvieh (Donau-Riejervieh) und 
Halbblut mit Simmenthalern vor, im Süden das 
einfarbige, meift von auswärts ‚bezogene Grauvieh 
ber Schweiz. Im Flachland im Norden kommt 
‚der Ertrag auf 1200 bis 2000 1, im Hochland 
aber auf 2500 bis 3500 1; dort giebt es 166,000 
Kühe mit zufammen 213,9 Mil. 1 Mil, "hier 
117,400 Kühe mit 240 Mil. 1 Milh als Ertrag, 
zur "Berarbeitung fommen 108,5 und 213,5 Mill. 

m Berfauf direft 20,6 und 6,5 Mill. l, zum 
Berbraudh im Betrieb 84,8 und 21 Mill. 1: bie 
grune Erseugung ijt 1, 431,000 und 3, 525, 000 

g ſüße Butter, 1,257, 000 und 335,000 kg Sand. 
Mittheilungen im | butter, 6,468,000 und 11,980,000 kg Weichtäfe 
Katalog ift —* daß auf den | 32,000 und 7,055,000 kg Hartfäfe und 8,330,000 


elzbutter — nad) Wittel- 
der Ausfteller die Pinz- und die Bongauer- E fen fondenfirte Milh zu 0,5 Mart = 1,665 













: ftetig wachſendem direl⸗ 


gebräudlih. Vom Algäu 
dort allein in Deutſchland 

ebenbürtiger Käjerei- 
zu finden jei. Air es auch Betricbe 
a8 zu umb über 4000 | Mildhertrag pro Kuh, 
Mage, welche fich ode nur in der Umgegend 


—— bis zu 22001, Mill. Mark zuſammen. Die Sußbuuer des Hoch 
1, die Algäuer und Grau- | landes geht bis Belgien und England, die Yand» 
T, _ Rurnan- „Werbenfelfer, Montafuner u. | butter dient zum inländiichen Verbrauch und zur 
Geauvich-Sähläge in den meiften | Schmalzbereitung, die Weichläſe gehen nad) Frank 
a Bier 1 und die Kühe des | reich, Defterreich, England, Belgien und in die 

ie bis 600 1 geben 


Schweiz, die Hartläje auch nach Italien, die kons 
5 wird der Ertrag von denſirte Milch wird faſt ganz von England auf · 
4 Kühe 4 Mill. 1, d. i. aljo pro 
über 1300 1 angegeben. 


genommen. Zu den genannten Erzeugungen - 
* nen 360 und 965 —— Mollerei 

au R überwiegt die Käferei — Emmen- | 1 und 8 Genoſſenſchaften, 1 Altien-Unternehmen 

T, im Romabour-, Winter- und Som» 






im Hochgebirge, und 100 Betriebe mit alte 
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182 Bayern. 


wafjerverfahren (Swartz), 2 und 9 mit Zentrifugen, | Pig., für Yandbutter 1,2 bis 1,6 Marf, für befjere 
1 und 2 mit Dampf. Das Perjonal ift meiftens | Sorten 1,9 bis 2,2 Mark, für ſüße Tafelbutter 
männlich; geflagt wird über die hohen Löhne | 2,2 bis 2,6 Marl, für Badjteinfäjfe 0,4 bis 0,7, 
und troß diejer über den Mangel an ordentlichen | für Rundkäſe 0,8 bis 1,4 Mart. 
Leuten. - a wird — — —— 
In Oberbayern findet ſich im Südoſten das 18 Pig, Magermilch 8 bis 10 Pig, Bu 
Miesbah-Simmenthaler- und das Pongau- und |6 Pig, Rahm 40 Pig... Doppelrahm 80 Pfg., 


th 

Pinzgauer»Bich, im Sudweſten das einfarbige | Schlagrahm 300 Pig., Butter 2,6 Marl pro k 
Grauvich, im Norden rothes Donauvieh und Halb- | I Münden 1 1 Bollmilh 20 Pfg., Kindermikeh 
blut mit Landvieh und Pinzgauern oder Miesbach- 28 Pfg., Magermilh 6 Pfg., Kaffeerahm 60 
Simmenthalern, in der Umgegend der Städte faft Doppel» und jaurer Rahm 100 Pig, Schla 
nur gefauftes frifchmeltendes Vieh verfchiedener 200 Pig; 1 kg Butter 260 Pig. in der 
Racen; bier werden bis 4000 1, fonft nur im | Dampjmolferei Buttermilch pro 1 zu 3 Pig., Mol⸗ 
Durchſchnitt bis 2500 1 als Ertrag einer Kuh ge: | ten zu 1 Pig. Ar anderen Orten rechnet man 
wonnen; die Nachzucht ift hier die Regel, die Kal- | bei 14 Pig. als Mildjpreis in diretem Verlauf 
ber befommmen nad) 5 wöcentlicer Sauazeit noch I bis 10 Pfg. bei Verpachtung oder zur Abgabe 
volle 6 Wochen reine Kuhmild. Bon der erzeugten |an Moltereien, 4,5 bis 5 Big. für Magermilch 
Milhmenge werden in 400 Betrieben 39 Mit. 1 und 1 Pig. für Buttermild) oder 10 Pig. 
zu Käaſe verarbeitet; der Reſt dient zu Landbutter | Bollmild, 3 Pig. für abgerahmte Milch und SO 
und Kochſchmalz, joweit er nicht direft verkauft | Pla. für Rahm, 13 Pig. brutto und 12 Pig. netto 
oder verbraucht wird. Die großartigfte Anſtalt iſt für Vollmilch, 7 Pig. für Magermild) brutto und 
€ die Dampfmolterei Frip Ney & Comp. mit | 6 Pig. netto (Pfalz), 12 Pig. pro 1 Mid und 

Dampfmolfereien; fie verarbeitet 1,836,575 1/48 Pig. für Rahm (sreifing), 12 Pig. für Milch 
Milch und erzeugt 70,572 kg Butter, 102,519 kg | und 50 und aud) 80 Pig. für Rahm, 4 nz | 
Limburger: und 28,030 kg Rundfäfe neben 55,486 1 | Mil, 5 Pfg. für Magermilh und 50 Pig. 
Magermilch, 44,978 1 Ruͤhrmilch und 1,059,465 1 | Rahm, 12 Pig. für Mil, 6 Pig. für halbe um 
Molten. Kindermilh unter Garantie wird hier | für Buttermild, 2 bie 2,4 Mark für Butter 


und in München geliefert. Die Stadt München |, bis 1,1 Mark für Käſe u. ſ. w. 
den gelief w Sta nd ‚ Im Bezug auf die Ausbeute gaben die ideen, 
I im 





erhält 29 Mill. 1 geliefert, pro Kopf der Bewohner 4 
124 1, ein jehr hoher Verbrauch; bejorgt wird die | Je nad Gegend und Viehſchlag ehr ve 


uftellung direft und von 2000 Zwiſchenhändlern; artige Mittheilungen und zwar: 2« bis 
Buftellung Sonnen; | Sommer und 28 bis 301 im Winter, 26, 245 


es hat demnach auch dort noch nicht gelingen | | ; 20m 
können, die Vertheuerung der Milch durch den | 30, 24 bis 27, 28, 29 bis 33 umd u 1 
Bwiſchenhandel zu bejeitigen. Da in Oberbayern | Mid für I kg Butter, 11 1 für I kg 
der Boftverfandt von Tafel- uud Salzbutter (dieje 12 bis 14, 12,5 bis 19,5, 13,6, 13 bis 14 um 
nad England) überwiegt, fo werden vorzugsmweife 16 1 Magermild für 1 kg Magerläfe, 12 Bis 
nur Magerkäfe — Limburger — gemacht und giebt 13 I Mitch für Badjteinfäje, 15,6 1 für halbfette 
es —— Schweinehaltungen bei den Melkereien. Käſe u. .w. ———— 
21 Betriebe arbeiten hier mit Zentrifugen, 60 nach Für Bayern m. ift die Darftellung 
Swartz. Auch hier Magt man über Hohe Löhne | don „Derbiimild“, Diagitmild“, worüber 
und hat faft nur Männer zum Berional; neben von der Frhr. ‚bon Aretin’ chen Güterinſpeltion 
voller Verpflegung erhalten Oberſchweiger 6—8, | bei Aidenbach mitgetheilt wird, daß in Nieber- 
Meiter 4—5, weibliche Arbeiter 3-4 Mart Wo- | bayern und bejonders im bayriihen Wald bie 
enlohn. ' —— — ia —— —* le 

Die Verwerthung der Milch wird meiſtens zu UF Die Zeuen De ———— — — ES 
8 bis 13 Pig. — berechnet; die kind er * rn ng ve ars is gericht. 
fefftftuerftändtich verfchieden unb nicht felten gicht | nn, ann in den Abrahmgefähen jo lange Reben 
68 umrichtige Verhaitthaern fie DR ie ee aD ann 
daraus gewonnenen Fabrifate und Abfälle. Ge- er ge * De Dich, ( —— 
naue Preisangaben liegen aus Schwaben vor: BE — 

— ** welcher nach unten zu weiter wird, gejchüttet 

im Hodland Big. pro ı ſich felbft überlaffen; bei jedesmaligem Zuſchütten 
Milchpreis bei diret- | neuer Mengen wird das Ganze tüchtig u 

tem Berfauf 15 —16 12 —18 |(mit bölgernem gut angebrühtem Löffel). 
für Verarbeitung 9 —ı13 70 —10 wird dieſe Herbitmilch, wenn man das 














’ Mark pro kg ausſcheidende Waſſer ftets abichöpft, 
Sühbutte 18 — 2,50 1,8 — 24 |mwird zu 5-9 und 10 Big; fie 3 ih 
Beil — 4 ver N lang halten; verwendet wird fie = * 
Harttäfe 084 1. „2— 0,66 | juppe*. Man bringt 2 Theile Waffer 


40  0,60— 1,00 | Sieden, nimmt ein Theil vorher gut umg 

In Städten werden 18 bis 20 Pig. für 1 1) Herbftmilh, verrührt darin ?/, der 
Mil bezahlt, aber von den Sandwirtben nur 12 | Roggenmehl und * das Ganze unter ſteten 
bis 14 Pig. gelöſt, bei Mollereien nur 8 bis 10 Umrühren in das lochende Waffer, worauf man 


by (soogle 


Bay-Bai-Injeln 


das Ganze noch nachlocdhen läßt. Dieje Suppe 
it jehr beliebt und wird auch von Werzten zur 
Biederheritellung von verborbenem Magen em- 
Fehlen; bei zu ftarfem Biergenuß ſoll fie, Morgens 
often, vortrefflich fein; von den ärmeren Klafjen 
wed fie oft dreimal im Tag mit Kartoffeln oder 
wit Brot genofjen. Rahmzuſatz verbefjert das 
Ormenge, Weizenmehl ſoll aber nicht verwendbar 
Iefür jein. 
Die ansgeftellt gewejene Herbitmilh war '/, 
alt. 


I Berbindung mit der Milhwirthichaft jteht 
de Haltung und 
ben entweder reine Landracen, oder reine engliiche 
Ibirre oder Halbblutthiere mit dieſen gehalten 


— Bearbeitung. 


183 


wird. Die Bevölkerung ift unbedeutend; von ben 
Erzeugnifjen bilden die Nuphölzer den Haupt- 
werth. 

Bearbeitung. Immer mehr verbreitet ſich die 
Sorgjamteit in der Bearbeitung des Bodens, un- 
terftüßt durch die großartigen Fortſchritte, welche 
in Herftellung der Geräthe und Majchinen zur 
Bearbeitung ded Bodens gemacht werden. Der 


Konkurrenzkampf der Bölfer und der Fabri— 


fanten im Lande bewirkt das nnabläffige Studium 


e Bervolltommnung der fFeldgeräthe und die 


uöftellungen und Prüfungsftationen haben mwejent> 


ucht von Schweinen, von wel» lich mit dazu beigetragen, die Fortſchritte fo viel- 
feitig und jo rajch erreichen zu laffen. Mit Recht 


betonte M. Eyth auf einer Berjammlung von 


erden; auf Oberbayern kamen 141,652, auf! Mitgliedern der Deutfchen Landwirthichafts-Gejell- 


Kıderbanern 183,877, auf Unterfranten 171,464 
Schweine, auf dieje 3 Bezirke allein aljo jr die 
dälfte de3 ganzen Beſtandes; Pferde haben 
derbavern 111,336, Niederbayern 77,219 Stüd 
a Schwaben 59,862 Stüd, zufammen fait 70%, 


%es geſammten Beitandes; das Land bezieht ſeit 


smigen Jahren feine Remontepferde aus Dftpreußen ; 
rktüte giebt ed in Achſelſchwang und in Zwei— 
triden; die Zucht ift größtentHeild Bauernzucht. 
Schafe haben am meijten Oberbayern mit 
41,657 Stüd, Mittelfranten mit 215,814 Stüch, 
S@waben mit 185,078 Stüd, zujammen 648,549 
etüd oder 55 0/, des Beltandes überhaupt; die 
Balz dat nur 37,619 Schafe, aber mehr wie zur 
%it der legten Zählung, während im Ganzen die 
daltung 12,2 %/, verloren hat. Für Pferde, Schafe, 
Sweine, Biegen (lUnterfranten 49,745, Balz 
0,734, Oberfranken 40,423, zujammen faſt 60 %,, 
Sdwaben nur 8913 Stüd) und Bienen (Ober- 
renten mit 231,374 Stöden am meiften, die Pfal 
zit 19,968 am wenigften) gilt im Ganzen no 
dad früher Gefagte. 

Die Zahl der Bieharten im Jahre 1879 war 
Verde 353,316 ( 3,000 mehr gegen 1883) 


Rındoich 3,066,263 ( 29,165 „ pr n 
Seit  1,342,190 (169890 ,„ . . ) 
Ehweine 872,098 (2663,46 wenig. „ „ ) 


* 193,881 ( 26,97 „ 
tenenftöde 338,197 (107,423 mehr „ 5 

Der Werth war im Jahre 1861 nur zu 3 
Mil. Mark geichägt worden. 

Vay-Bai-Infeln: Roatan, Guanja oder Bo- 
area, Borbareta, Helena, Morat, Utilla, Inſel⸗ 
Kuppe zu Honduras gehörend, jchon von Columbus 

gewweien, dienten lange Jahrzehnte den FFli- 
buftiern und dann Seeräubern zum Schlupfwintel, 
famen 1650 an Spanien, welches fie mit kurzen 
Unterbrechungen bis 1822 bejah, worauf fie mit 
%a feftländiihen Vefigungen fich frei machten. 
dom 1852 bis 1856 bildeten die Inſeln 
ns greifung duch die Engländer einen 
——— er Anseinanderjegungen zwiſchen 
— a Ta 

ondurad un en 

Iafeln wurde. Man hatte —— eine große Be— 
beutung für den Kanal durch Mittelamerita bei- 
gelegt, eine Anficht, welche jeht nicht mehr getheikt 


— 


vorwãrts und bald 
Dreſchmaſchine, die Dampfpflüge und alle anderen 
jegt dem Landwirt in fo hoher Bervolllommmun ı 


Ihaft in „erpäig, daß in England die großen 
Fortſchritte in der 


Vervollkommnung der Acker— 
geräthe hauptſächlich der Kgl. Ackerbau-Geſellſchaft 


zu danken ſind, weil dieſe ſeit ihrer Gründung 
mit Beharrlichkeit daran feſtgehalten hat, durch 
Ausſtellungen, ſtrenge Prüfung und ſehr ſparſame 
Vertheilung von Preismedaillen den Eifer der 
Fabrikanten und das Intereſſe der Landwirthe für 
gute Werkzeuge rege zu erhalten. 
land war das geſammte landwirthſchaftliche Ge— 
rätheweſen noch im Anfang unſeres Jahrhunderts 
ein ſehr primitives und e 
Herrihaft des Dampfes beginnt der Aufſchwung 
im ganzen Land, weil e3 jet möglich wurde, das 
Gute überall Hin zu verbreiten und überall auf- 


Auch in Eng- 


mit dem Zeitalter der 


ufuchen. Schon im Jahre 1856 machte fich die 
othwendigfeit geltend, auf den Ausftellungen die 


Bodenbearbeitungsgeräthe, die Erntegeräthe und 
die Geräthe zur Bearbeitung der Früchte, Scheu- 
nen», Mühlen-, Hausgeräthe, zu trennen und jähr- 
lich nur je eine diefer Gruppen zur Prüfung und 
Ausstellung bringen zu laſſen. 
jpäter wurde die Trennung in 7 Gruppen noth- 
wendig, alfo die nun fiebenjährige Wiederkehr für 
)Ijede Gruppe, während für nod nicht vollendet 
genug lonſtruirte Geräthedie Jahresprüfungen dane- 


Wenige Jahre 


en beibehalten wurden. Die Anfänge mitden Dampf- 


) | fulturgeräthen wurden von 1856 bis 1864 jährlich 
ber Prüfung unterzogen und Gleiches geichieht 
jegt mit Garbenbindern und Moltereiapparaten. 
Die Ausftellung von Geräthen hatte jih Anfangs 
von jelbft an die befannten Biehausftellungen an- 
gefchloffen und dadurch war man erſt anfmerffam 
geworden und hatte die Nothwendigkeit erkannt, 
mit bem überreichen Material alter Geräthichaften 
aufzuräumen und Beſſeres an deren Stelle zu 


n. 
Im Jahre 1840 war in Liverpool die 


Lokomobile ausgeſtellt worden, bis 1847 Bi 
fein Fortſchritt damit gemacht; erjt nach der Prüf- 
ung auf den Koblenverbrauh, Anfangs 28 Pfund 
pro Stunde und Pferdefraft, begann das Beftreben 
zur Berbefferung. 


Bom Jahre 1848 ab ging e3 damit dann raſch 


erhielt man die vervolllommnete 


184 


u Gebote ftehenden Geräthe mit Dampfbetrieb, 
omie immer brauchbarere Lokomobilen. 

Es kann hier nicht am Plage fein, ausſchließlich 
über die Maſchinen und Geräthe zur Bodenbear- 
beitung zu berichten, nachdem erft vor Kurzem im erften 
Supplementband darüber Mittheilungen erfolgt 
—— es ſoll nur darauf aufmerkſam gemacht mwer- 

‚ in welchen Hauprichtungen jetzt gearbeitet 
wird, und welche Anſchauungen ſich geltend machen. 

Mit dem Dampfpflug war die Loſung für das 
Tiefpflügen gegeben worden; überall wollte 
man durch tiefere Bearbeitung die Erträge fteigern 
und die mangelnde Gelegenheit räumlicher Aus— 
breitung erjegen; es jcheint, daß man darin zu 
weit gegangen ift und meift durch Schaden mwieder 

elernt hat, daß in der Landwirthichaft die Ber- 
Bei zu verjchiedenartig find, um nad) einem 
ezept verfahren zu fünnen. Die Vorliebe für 
das Bertiefen des Bodens und für die regelmäßige 
tiefe Bearbeitung hatte es nothwendig gemadıt, 
immer mehr ſchwere Pferde in Gebrauch zu nehmen 
und dieje mit viel Geld von auswärts zu beziehen, 
ein Vorgang, welcher vielfach aber auch durch die 
Rothwendigkeit der Bewältigung ſchwerer Fuhren 
veranlaßt worden ift. Gegen das Tiefpflügen, da, 
wo es am Plate ift, joll gewiß nichts eingewenbet 
werden; die Landwirthe haben mit Freuden bie 
Pflugwerfzeuge aufgenommen, mittelft welcher fie 
tiefe Furchen ziehen können; es ift nur dagegen 
zu reden, daß einfeitig nur bie Tiefkultur em- 
pfohlen wird, während jehr oft ein flaches Pflügen 
befier am Plage if. Daß man das wieder be- 
greifen lernte, beweift die Nachfrage für Schäl- 
pflüge, welche die Fabrilanten jofort, als dieje 
ich zeigte, fi bemühten, möglichft zu vervoll- 

mmmen; man unterjcheibet jetzt 2-, 3» und 4- 
Parige Schälpflüge und fcheint den dreifcharigen 

n Borzug zu geben. In Deutichland find be- 
— R. Sad in Plagwig-keipzig, Edert in 

lin, F. U. Herberg in Köln und Andere die 
Konkurrenten für diefe Geräthichaften, von welchen 
nur zu bedauern ift, daß fie alle ziemlich fompli- 

irte Konftrultionen zeigen und zum Theil ſchwer 
Bandfich find. Sad hat mehrſcharige Schälpflüge 
von 110 bis 187 kg Gewicht und von 61 bis 
123 Marf und Geftelle von 112 kg zu 80 Marf, 
Edert- Berlin —* 85 Marl, 132 kg 
ſchwer, dreifcharige zu 9 art, 143 kg ſchwer, 
weiſcharige zu 85 Markt, 127 kg jchwer u. ſ. w. 
on anderen Fabrilanten giebt es Geräthe der 
Urt mit 115 kg zu 70 Marl, 120 kg zu 85 Mart 


n. |. w. 
Als Vorteile des Flahpflügens weiß man 


m nennen: die Vorzüglichleit der Vorbereitung 

r die folgende Herbitfurde, die Verhinderung 
von Berluften durch Wafjerverdampfung und Ber- 
flüchtigung von gasförmigen Nährftoffen, die 
gründlichere Bertilgung von Unkraut, welches bei 
ag Furchen zum Keimen gebradit und dann 
im folgenden Pflügen untergeadert, aljo vor der 


—— vernichtet wird. Es wird jetzt die 
Nothwendigleit des flachen Stoppelumbruchs als 
gewiſſerma 


mn 
‚ee — — —— — 
1) 





Bearbeitung. 


unferen Borfahren beftens befannt gewejen und nur 
fpäter vergefjen oder mißadhtet worden; unfere 
Beit hat vor früheren das voraus, daß es befjere 
Geräthſchaften dazu giebt. Bweifelsohne ift Die 
befte Aderbeftellung die, bei welcher je nad Be⸗ 
darf oder Zweck zwiſchen tiefem und flachem Pflügen 
pafjend abgewecjjelt wird. Dazu mag nod darauf 
aufmerffam gemacht werden, daß aud) dad Afern 
in ſchmalen und in breiten Streifen pafjent mit 
einander abwechſeln muß; das Adern in ſchmalen 
Furchen giebt die befte Vollendung der Aderarbeit; 
es kann damit täglich nicht fo viel gefördert wer- 
den, wie mit breiteren Schnittfläcdhen, es wird aber 
das Feld um fo beffer für die Saat geeignet. Das 
tiefe und breite Pflügen gehört vorzugsweiſe vor 
Winter, das flache Pflügen zum Stoppelumbruch 
das ſchmale vor der Saat. 

Die Herftellung des Feldes zur Saat lann nicht 
jorgjam genug geſchehen, der Landwirth muß immer 
das Verfahren des Gärtnerd vor Augen 

damit er weiß, nach weldyem Ziel er ftreben fol. 
Für manche Bodenarten und für mande P 

bleibt die alte Regel, nicht zu viel den Er 

zu bewegen, in Kraft und Diejenigen, welche dieje 
mißachtet haben, haben das zu ihrem Schaden 


gethan. 

Damit zufammenhängend ift der Verſuche zu 
gedenken, melde von €. Wollny- Münden über 
ee 
nal für Landwirthſchaft“, XXXIII. Jahrg, ©. 77) 
in einer Reihe von Jahren angejtellt worden 
waren und welche wieder in ihren Ergebnifjen die 
Beftätigung älterer, vergeffener oder mißachteter 
Vorſchriften für die Pflanzenkultur liefern, bezw. 
einfach den alten Erjahrungsjag beftätigen, daß 
auch das Behäufeln und die Kammlultur nicht be⸗ 
dingungslos empfohlen werden können. Wenn aber 
die Ergebniffe als neue Entdedungen von Manchen 
gepriejen werden, jo ift das nicht berechtigt; Das, 
was Wollny beobachtet hat, war befannt, es wurde 
aber von ihm wifjenfchaftlicher begründet und zum 
Theil befjer, wie vordem erflärt, jo dab die Mit- 
theilung darüber immerhin von Intereſſe ift. 

Dr hauptjächlichiten Ergebniffe der Verſuche 


ind: 

das Unkraut wuchert üppiger in der Ebene als 
auf den Behäufelungshorften; der Erfolg ift nicht 
r alle Pflanzen der gleiche; Bohnen, Narbonijche 
iden, Sojabohnen, Kohlrüben haben ſtets in 
Menge und Güte gewonnen, Raps, Rüben, Rog- 
gen und Rüben bedeutend nur in gewiſſen Jahr- 
ängen, Mais und Mohrrüben gar nit oder 
elbſt gegentheifig verloren, Kartoffeln um jo mehr, 
je dk fie untergebradht worden waren. 
Verſuchsboden war humofer Kaltiand von 15 bia 
20 cm Mächtigkeit auf volltommen durdlafiendem 
Untergrund. Zur Erklärung wird angeführt: der 
Boden auf den Dämmen ift durchſchnittlich wäh— 
rend der Begetationdzeit wärmer als das 
ebene Land und zwar bei Tag bedeutend, bei 
Nacht aber — im geringeren Grade — Tühler; 
in der fühleren und in der fälteren Jahreszeit ift 


neue Erfenntniß dargeftellt; fie ift | die Bodentemperatur niedriger und zwar jomwohl 


Bearbeitung. 


mit ald ohne Bededung durch Pflanzen. Die 
Dämme bieten der Beftrahlung eine größere Ober- 
Bäche, die Sonnenstrahlen fallen in weniger ſpitzem 
Binfel auf, die Dämme trodnen leichter ab, ftrahlen 
Lachts mehr Wärme aus, und in denfelben ift der 
herſetzungsprozeß der organifchen Subſtanz ein 
taiherer und energilcherer, was direft durch Be— 
en des Gehaltes der Bodenluft an Kohlen- 
nachgewiejen wurde; das Wurzelmahsthum 
Mt energiſcher und die Berjegung ift ftärfer, aber 
zur bei entiprechendem Feuchtigkeitsgrad, jo daß 
sıter Umftänden (wenn e3 daran fehlt) das Be— 
häufen jelbft nachtheilig werden kann. Die Ader- 
de auf den Dämmen befitt einen geringeren 
Keſſergehalt als die in den Ebenen, am wenigjten 
kei Bodenarten von geringerer Wafjerfapazität und 
son Schneller Tapillarer Leitung des Waflers, 
dio 3. B. Sand. Wird der Wafjergehalt des 
Senen Landes —= 100 genommen, daun erhalten 
kehm, Adererbe, Torf, Kaltjand und Quarzſand 
auf den Dämmen die Ziffern 93,5—88,6—85,2— 
4,5 und 48,2 (Rafches Abfließen und Durdjfidern). 
Die Behäufelungstultur ift deshalb angezeigt nur 
uf kündigem, Humofem, das Waffer gut anhal⸗ 
tmdem Boden und bei feuchtem Klima, unzmwed- 
mäßig bis nachtheilig auf Leicht austrodnendem 
Boden, in trodnen Klimaten und Standorten, aljo 
überall da, wo e3 den Pflanzen an der zu ihrer 
Entwidlung nothwendigen Wafjermenge jehlt. 

Da die günftige Wirkung des Behäufelns in 
%r fräftigeren Entwidlung des Wurzelgeflehts 
derch Bildung von Adventivwurzeln befteht, fo 
muß in ebenem Felde, wenn das Behäufeln nicht 
thunlich ift, der Samen entiprechend tief gelegt, 
d. 5. mit gemügender Erdſchicht bededt werben; 


185 


Kartoffeln, 12,5 bis 13 cm tief gelegt, haben 
ohne behäufelt zu werben, die Erträge der flach 
gelegten und behäufelten Kartoffeln annähernd er» 
reicht und jelbft da und dort übertroffen. In Be- 
zug auf das zu beobadjtende Verfahren muß 
aber mit in erfter Linie die Fähigkeit der Kultur- 
pflanzen zur Wurzelbildung berüdfichtigt werden; 
da, wo dieje jehr gering ift, wie 3. B. bei den 
Getreidearten und bei Hirje, Buchweizen, Erbjen 
und Widen, ift aud der Nupen des Behäufelns 
ein geringer oder felbft bei den günftigiten Boden— 
und Witterungs-Berhältniffen das Verfahren nicht 
Iohnend, während Aderbohnen, —— Kohl⸗ 
rüben u. ſ. w. meiſtens lohnende Mehrerträge 
eben. Andere Pflanzen werden durch die Be— 
—— direkt geſchwächt und zwar durch die 
ungewöhnliche, für die Produktion nutzloſe Stred- 
ung der Stengeltheile oder wenn die oberirdiiche 
Achſe fih nicht in ununterbrocdhener Folge fort 
verlängert, fondern, zunächſt kurz bleibend, eine 
Blattrofette trägt, bei denen die oberirdiiche Achſe 
ſich nur dann ausgiebig  ftredt, wenn fie durch 
beſondere Berhältniffe, zu welchen das Anziehen 
der Erde gehört, Hierdurch veranlaßt wird. In 
diefen Fällen werden Wachsthumsvorgänge aus— 
gelöft, welche der Pflanze ungefähr diejelbe Stellung 
zur Erdoberfläche wieder geben, wie vor dem Be» 
bäufeln. Dieje zur Erhaltung der Pflanze ein» 
‚ tretende Reaktion ift für die Produktionsfähigkeit 
von feinem Bortheil. Verwieſen wird hierzu auf 
2. Kraus, „Forihungen auf dem Gebiete der 
Agrikulturphyſik“, Bd. IV, ©. 34, welder nad 
diefen Richtungen Hin Kohlrüben und Rüben den 
Beobadhtungen unterzogen Hatte. Er jand in 
Grammen: 








bei O:berndorfer Runkeln behäufelt al3 Gefammtgewicht 875,8, unbehäufelt 944,1, 





davon Rübenförper 7,6, — 525,0, 

„ Blätter 59,0, u 391,6, 

„  Burzelabfall 9,2, r 27,5, 

bei ſchleſiſchen Zuderrüben behäufelt als Gefammtgewicht 990,8, unbehäufelt 1189,0, 
davon Rübenkörper 60,4, > 641,5, 

„ Blätter 410,4, e 517,5, 

rüner Rübenlopf 3,2, 5 12,5, 

— urzelabfall 16,8, — 17,5, 

bei weißen Kohlrüben behäufelt als Geſammtgewicht 853,4, unbehäufelt 818,9, 
eigentlicher Rübenlörper 404,5, * 369,2, 

Blattfrone 3, w 382,8, 

grünes Kopfftüd 22,0, x 14,2, 

Burzelabjall " 39,2. 

Kranz folgerte aus feinen Beobadhtungen, daß | handelt, in welchen hierdurch die gejammte Ent- 
bie Behäufelung immer dann von Nachtheil fein wicklung jo jehr befördert wird, daß die nachge— 
werke, wen die dadurch hervorgerufenen Aender- — Störungen dadurch verſchwinden. 
ungen in ber Geſtaltung der Pflanzen gegenüber olny giebt zum Schluß der Arbeit die Rath- 


# 


fonft erreichten Bortheilen überwiegen, mit 
underen Worten, wenn die durch die Behäufelung 
su verbeffernden Umjtände an fich ſchon einer Ber- 
„rss vice oder höchſt wenig bedürfen. Es 
werde auch Fälle genug geben, in welchen 
ttoß aller morphologiſch ungünftigen Veränderungen 
die ung doc abfolut beffere Erträge lie- 
‚ wenn es fich nämlich um Bodenverhältniffe 


ſchläge bezüglich der Ausführung der Behäufelung, 
aus welchen das Folgende hervorzuheben ift: 

die Stärke der Behäufelung richtet fi) nad 
der Tiefe der Unterbringung des Samend und 
nad) dem Alter der Pflanze, in mweldem fie aus- 
geführt werden foll; bei jungen Pflanzen muß mit 
großer Borficht verfahren und ſtets das Verſchütten 
des Laubes vermieden werden; von überhäufelten 


186 Bearbeitung. 

Kartoffeln erhielt Drehsler pro ha 5416 kgjarten) — gute Kartoffeln zu erzielen und zwar 
weniger Ertrag ald von richtig behäufelten; | mit genügendem Ertrag; diefer darf felbftverftänd- 
Pflanzen mit tief gelegtem Samen litten durch das | lich nicht mit dem verglichen werden, welcher auf 
Behäufeln am Ertrag beträchtlich; bei größerer | eigentlidem Kartoffelboden zu gewinnen ift, jon- 


Erdbededung erhält man weniger, aber größere 
Knollen bei Kartoffeln und im Ganzen eine Ge— 
mwichtävermehrung. Rüben dürfen nur flach be- 
häufelt werden, nur ſoweit, als es ſich darum 
handelt, dad Ergrünen der Köpfe zu vermeiden. 

Bezüglich der Zeit gilt im Allgemeinen, daß 
innerhalb der durh das Wachsthum bedingten 
Grenze die zeitige Vornahme der Behäufelung bei 
der Mehrzahl der Kulturpflanzen den größten 
Bortheil gewährt, bei Rüben aber die Zeit hinaus» 
uſchieben ift, weil Bewurzelung und Blattentwid- 
Es durch das Behäufeln leicht beeinträchtigt wer- 
den. Bei Vornahme der Behäufelung im jugend- 
lichen Alter liegt die Gefahr nahe, durch Bedeckung 
der Blätter die Pflanze zu gefährden, im jpäteren 
Alter die, daß Blätter und Stengel verlegt werden 
und bei Kartoffeln z. B. die an den Stollonen 
fi) bildenden Knollen nicht mehr ausreifen 
fönnen. 

Die einmalige Behäufelung wird meiftens 
enügend fein; Mais verliert durch wiederholtes 
Behäufeln entjchieden am Ertrag, Kartoffeln ge- 
winnen dadurch in der Regel an Zahl und (un— 
bedeutend) an Gewicht der Knollen, vorausgejckt, 
da bei der Ausführung der Urbeit nicht unter- 
irdijche Organe verlegt werden und andererjeits, 
daß die nachfolgende Witterung die Ausbildung 
der Knollen begünftigt. 

Bezüglich der Rihtung der Kämme empfiehlt 
fi im Allgemeinen die von Norden nad) Süden 
und nur felten die von Dften nad) Weiten. 

Die Form der Dämme ift jo zu wählen, daß 
fie möglichſt wenig durch Witterungseinflüffe zer- 
ftört werden und der Einwirfung der Sonne am 
volllommenften ausgefegt find. Die Böſchung der 
Dämme jol das Herunterrollen der Erde möglichſt 
verhindern, groß bei loderem und leichterem Bo- 
den, fteil bei feuchtem Boden, mit jpiger Krone 
bei Näffe im Boden und mit Meiner Fläche oben 
bei austrodnendem Boden fein. 

Zum Schluß wird bezüglich der Art der Dämme 
oder Hügel beim Verfahren von €. 2. Gülich 
und bei dem von J. 2. Jenſen dahin geurtheilt, 
dab die Gülichſche Methode bejonders mit Rüdficht 
auf den Aufwand an Handarbeitsfoften keine be» 
fondere Bedeutung in Anſpruch nehmen fann, aber 
vorzüglich fih eigne, um gutes (gefundes) Saat- 
gut zu erzielen und im Wllgemeinen jedenfalls 
mehr Beachtung verdiene, ald die Methode von 


Jenſen. Der Ertrag werde bei Gülich dadurch zu | in die Erde fich gegraben haben. 


jehr beeinträchtigt, daß die Kartoffeln den großen 
ihnen angewiejenen Raum (0,985 qm) nicht 
auszunugen vermöchten. 


Diefem Urtheil kann nicht volllommen beige- ; den zufammengerollt in die Röhren gez bier 
ftimmt werben; das Gülichihe Berfahren ift nur | feucht und weich und dienen dann dem Farm 


‚dern nur mit dem, welchen man bei anderer Art 


des Anbaus auf jenen Bodenarten gewinnt und 
zwar jowohl bezüglih der Menge ald aud der 
Güte (Stärkegehalt und Gefundheit). Zu pilzfreiem 
Saatgut kann man aber einfacher kommen; das 


Einbetten der Knollen in gute Holzaiche iß dazu 
am empfehlenswertheſten, auch Braunkohlenaſche 
noch verwenddar. Bgl. die früheren Mittheilungen 


über die Kartoffelkrankheit. 

Der Bortheil einer guten Eggarbeit wird 
allerjeit3 bejtens gewürdigt; in dieſer Beziehung 
fuchen die Fabrifanten landwirthichaftlicher Ma- 
Ihinen ebenfalls immer mehr den Wünſchen ber 
Landwirthe zu entjprechen und giebt es jegt für 
jeden Boden geeignete Geräthe beiter Konftruftion 
in genügender Yuswahl. Bol. den Artikel Ycme- 
egge. 

Bor einiger Zeit wurde die legte Wrbeit 
von Darwin, „The formation of vegetable 
mould through the action of worms“, deutſch 
von Carus, Stuttgart 1882, die Arbeit über den 
Einfluß, welchen die Erdwürmer auf die Bildung 
und die Fruchtbarkeit des Bodens ausüben, viel 
beſprochen Die —— brachte eine Fülle von 
Belehrung über das Leben der Würmer im Boden 
und die daraus gezogenen Folgerungen, daß berem 
Wirken nothiwendig jei, um fruchtbare Adererben 
entjtehen zu lafjen. Es muß auffallen, daß eine 
ältere Arbeit von V. Henfen „Der Raturforjcher”, 
Nr. 16. 1877, worüber die „Zeitichrift für wiffen- 
ſchaftliche Zoologie“, Bd. XXXII, Heft 3, ©. 554 
weitere Mittheilung brachte, über dem Erjcheinen 
des Darwinſchen Werkes unbeachtet geblieben ift. 
Henjen hat jahrelang das Leben der Regenwürmer 
ftubirt und auf dem Wege der Verjuche weiter 
darüber unterrichtet; er fam zu dem Schluß, da 
Untergrund, welder als unfrucdhtbar gilt, von 
ben Regenwürmern nugbar gemacht wird und zwar 
durh Eröffnung von Wegen für die 
Burzeln und durch Belegung diejer Wege 
mit Humus. Geine Auseinanderiepungen diefer- 
alb waren etwa bie —— Die erwachſenen 

genwürmer kommen Nachts an die Oberfläche, 
aber nur mit einem Theil des Körpers; der Hinter- 
leib bleibt in der Erde; fie grafen während ber 
Nacht die Umgebung ab und jchleppen das vege- 
tabiliiche Material (Blätter, abgefallene Stengel- 
chen, Meine Zweige) in die Röhren, welche fie ſelbſt 
bis 1,5 m tief und dann horizontal verlaufend, 
Morgen ragen 
fleine Häufchen von Pilanzentheilen über die Ober- 
fläche des Bodens hervor, von welchen jedes in die 
Röhre eines Regenwurs mündet; die Blätter wer- 


zur 


mit Rüdficht auf ſolche Vodenarten, welche eigent- | Nahrung; das Einzichen geſchieht nie tief, ſondern 
lich nicht für den Kartoffelbau ſich eignen, zu be | nur bis wenige cm unter bie Oberfläche. Die 
urteilen; es gewährt die Möglichkeit, auch auf| Röhren find an ihrem Ende in dem 


dieſen (ftark thonhaltige, feuchte, bündige Boden- | verlaufenden Theil mit einem größeren 


m ber- 


Beerenobit. 


ichen und —* iſt a oe et — 
pflaſtert; in ben ren finden fi arze 
Aumpchen, die Exrfremente der Würmer. Die 
Burzeln der Pflanzen erhalten in diefen Röhren 
die beften Bedingungen zur Ausbreitung, Raum, 
Luft, vegetabiliich-thieriiche Nefte in Zerſetzung, 
Feuchtigkeit; die Röhren find nothwendig für die 
biegiamen Saugwurzeln, melde ſich nicht ſelbſt 
Bahn brechen B,men und um jo mehr, je jchwie- 
riger das der Fall ift, aljo je verjchloffener und 
kiter der Boden jich zeigt. Zum Verſuch hat 
denjen zwei Würmer in einen Glashafen von etwa 
# cm Durchmefjer gebracht, diejen 48 cm hod) 
mit Sand gefüllt und auf diefen eine Lage von 
abgefallenen Blättern gelegt; nad 1, Monaten 
waren eine große Anzahl Blätter dis 8 cm tief 
in die Röhren gezogen worden, während die Ober- 
Hide 1 cm hoch mit Humus bededt war und 
im Sande ig zahlreiche, teils frische, theils mit 
‘mm dider Humuswand, theil3 ganz mit Humus 
erfüllter, Wurrmröhren ji fanden. Im Garten 
wurden auf einer Fläche von 2 Duadratfuß, aljo 
1870 gem, durchſchnittlich 9 Möhren und auf je 
9,15 qm 2 bis 3 Würmer zu 3g iht in 
der Tiefe gefunden, ſodaß jich für einen ha 133,000 
Bürmer zu 400 kg Gewicht berechnen; die Aus- 
Iheibungen der Würmer werden für 24 Stunden für 
0,5 g angegeben, die berechnete Menge der Würmer 
nr täglid 66,5 aß Erfremente pro ha, im 

17,672 Gefolgert wird aus den Be- 
odachtungen, daß die Würmer eine gleichmäßige 
&ertfeilung von natürlihem Dungmaterial im 
— beſorgen, Blätter und loſe Theile der 


des Windes — und im Boden fixiren, 


die Umſetzung dieſes Materials beſchleunigen, das 
Poterial in verſchiedenen Lagen des Bodens ver— 
len, den Pflanzenwurzeln den Untergrund er 
und in Summa diefen dadurch fruchtbar 
mahen. Der Anficht, daß die Würmer die Ben 
Fr Bilanzen zerfrejlen, wird entjchieden wider— 


Der Hauptjache nach hatte demnad) yenjen fchon 
das, was das eg Werk brachte, 4 Jahre 
vorher veröffentlicht. ie viel Gewicht auf dieje 
Beobachtungen für die Bodenkultur zu legen ift, 
wird ſchwer zu beftimmen fein; für ein Kulturland, 
welches durch regelmäßige Bearbeitung und Düng⸗ 
ung hinreichend gelodert und mit Fruchtbarkeit 
veriegen wird, kann man jedenfalls auf die Mit- 
wirtung der Regenmwürmer verzichten. Der Gärtner 
wird getroft die Würmer zu vernichten beftrebt 
Bleiben können; er bearbeitet den Boden jo vor- 
glich und verbeffert ihn, ehe er feine Kulturen 


vornimmt, bis zu dem Grade, daß er ficher ber | der 


Rürmer nicht bedarf; im Aderland ift deren Zahl 
eine bedeutend Meinere und demnach aud ihr 
Rupen, ſoweit fo befteht, viel geringer; auf 
Bicien lann ihre tigkeit nüßlicher fein, weil 
die dichte Grasnarbe in großer Menge feine Wurzeln 
mit nur geringem Bermögen, ſich jelbft den Weg 
zu bahnen, bildet; wenn hier die Maulwürfe weg- 
gefangen werden, jo bleibt das aber doch —— 
weil dieſe vorzugsweiſe der Engerlinge wegen den 


187 


Boden durchziehen und die Maulwurfshügel, wenn 
auögebreitet, dem Graswuchs nur nüßlich werden 
lönnen. Im Ganzen ift die Arbeit der Erdwürmer 
jedenfalls bedeutend überjhägt, von Manchen aber 
auch mit Unrecht ganz mihachtet worden; auch 
deren Mitwirkung fommt in Betracht, fie ift aber, 
wie erwähnt, entbehrlich, wenn für gute Bearbeitung 
und Düngung gejorgt wird. für die frage, ob 
man auf die Dauer, ohne organifchen Dünger zu 
eben, ein feld im Stand erhalten fann, hat die 
hätigfeit der MNegenwürmer einige Bedeutung, 
wenn c3 wahr ift, daß dadurch die angegebenen 
Mengen von Humus in der Krume und an ber 
Oberfläche des Bodens verbreitet werden. 

Loderhaltung des Bodens durch jorgjamfte Be— 
arbeitung und reiche Durchdüngung der Krume 
mit organiſchen Reſten, da, wo ſolche nothwendig 
find, bleibt für die Bobdenbeftellung das Haupt: 
jädhlichfte, wofür der Landwirth zu jorgen hat. 
Ueber die Fortſchritte bezüglich der Dampipflug- 
fultur, der Düngung, der Eleltrofultur 
und der Melioration, j. diefe Artikel. 

Bur Literatur vgl. D. Pitſch, „Die Theorie 
‚der Bodenbearbeitung und ihre Anwendung auf 
die Praxis“, Dresden 1834, U. Blomeyer, „Die 
| mechanijche Bearbeitung des Bodens mit Rüdficht 
auf Erfahrung und Wiffenjchaft“, Leipzig 1879 
‚und die erwähnten „Forſchungen anf dem Gebiete 
‚der Agrikulturphyfil” von H. Ammon, 9. von 
ıBebber, E. Wollny, mehrere Bände. 

Beerenobit. (Bgl. Obft- und Obftverwerth- 
ung.) Zu den früher hierüber gebrachten Mit- 
theilungen find noch die nachfolgenden zuzu— 

gen. Um großartigften wird die Kultur des 
eerenobites in den B. St. von Nordamerifa be- 
‚trieben. 9. Semler in feinen Schriften, befonders 
in „Die Hebung der Obſtverwerthung und des 
Obſtbaus nach den Erfahrungen durch die nord 
amerifaniihe Konkurrenz“, Wismar 1883 und 
Fuller, „Die Kultur der Fruchtſträucher in 
Amerika“, berichten darüber. 

Bol. dazu auch: Goeſchke, F., „Das Bud) der 
Erdbeeren“. Eine praktiſche Anleitung zur Kultur 
| berfelben, Berlin 1874. €. 3. Beters, „Das 
Beerenobft. Anleitung zur Kultur und Vermehrung 
der Erdbeeren, Himbeeren, eg ii u. ſ. w.“, 
Leipzig 1879. K. Schulze, „Kurze Anleitung 
zur rationellen Kultur des Beerenobſtes“, Leipzig 

1881. 8; Maurer, „Das Beerenobit, feine 
Kultur, Fortpflanzung und Benugung“, 2. Aufl, 
Stuttgart 1883. 

Fuller giebt eine Unzahl von Ertragsbered)- 
nungen und zeigt, in welcher Weiſe die Zucht und 

Base in Amerilka betrieben werben; deſſen 
Darftellungen ftimmen im Ganzen mit denen von 
Semler überein. Die Angaben über den Roh— 
ober Reinertrag in den genannten riften find 
meiftens von denen für europäiſche Berhältniffe 
etwas verjhieden. Die wejentlichjten Ungaben be- 
ziehen ſich auf: 

1) Brombeeren; bei uns werden biefe nur 
jelten gärtnerifh gezogen, in Amerila giebt es 
ausgedehnte Pilanzungen, nad Fuller felbft auf 








188 


„leichtem Sandboden“, mworunter aber jedenfalls 
nur ein fall» ober mergelhaltiger fandiger Boden 
u verftehen tft; für Die bereits im II. Band 
&. 684 erwähnte Zucht in Darlington, New— 
ey, wird der Ertrag für den Morgen zu 600 
art, der Aufwand zu 200 Mark und der Rein- 
ertrag aljo zu 406 Mark angegeben, was für 1 ha 
mindeftens 15—1600 Marf Reinertrag bedeutet. 


Am Allgemeinen wird ber Ertrag aber zu 576 | 
ne angenommen, aljo zu über 2280 Mark für 
1 ha. 


Beerenobit. 


unter allen Beerenfrüdten am weiteften enb- 
baren Frucht iſt 24 bis 70 Mark für 1 ke 
(nad; den Angaben aus Amerita 23 bid an 
Mark für 1 hi) uud für die Frucht ift der Abſatz 
ein fteigender, da immer mehr Gebraud davon 
gemacht wird. 

Die Anlage einer Pflanzung und der Anbau 
find fehr einfach; etwas mühevoll oder doch fleißiger 
Nachſicht bedürfend ift nur die Beit, bis zu welcher 
die Pflängchen Wurzel gefaßt haben; ift das ge- 


ichehen, dann find fie nicht mehr zu vertilgen und 

2) Erdbeeren; diefe werden in England, in | befonderer Pflege und Wartung bedarf es gar nicht. 
Frankreich, in Deutichland (Baden und Sachen | Die Pflanzzeit ift Anfangs Dftober, zur Ge— 
befonders), in den Vereinigten Staaten und ander- | winnung der Pflanzen der Saatbevarf pro ha 
mwärt3 im Großen gezogen und gehören mit zu 200 kg; der Plab muß fonnig liegen und von 
den dankbarften Pflanzen für den Gärtner: die Gräfern und Haidefraut, Wurzelftöden , Geftrüpp 
bilden wie auch die feinen aromatifchen Walde u. f. w. gut gereinigt werden; die Gaatfurchen 
erdbeeren einen fehr wichtigen Hanbelsartifel. Der | zieht man in Abftänden von I m, etwa 7—11 cm 
„Erbbeerfönig”, Farmer Knox im Staate New: | tief, gejät wird dünn und die Erbbebedung flach 
Dorf, hat 250 Acres, d. i. über 101 ha in Rultur. | gegeben. Nach ber Berpflanzung beginnt fon im 
Fuller rechnet vom Morgen 1500 Marl, vom ha | 2. Jahr der Ertrag, unter günftigen Berhältniffen 
alio über 5870 Mark. Un Reinertrag kann man im Juli in der erften Ernte mit bis 2500 kg, im 
von Erdbeeren bis zu 1000 Mark gewinnen. Die | Dftober in der zweiten Ernte mit etwa 1000 kg, 
Kultur muß fih auf die Umgebung der Großſtädte zufammen aljo mit 3,5 t zu 200 Mark, d. i. 700 
beichränten, die Berfendung fann nicht weit gehen, | Mart; die Koften find faum 300 Marl, als Rein- 





mern man die Früchte nicht einmachen und in 
Buderjaft verſchicken will. 

—— nach Lucas braucht ein Stock 
15 Quadratfuß Raum (württembergiſch = 820,767 
qem) und giebt im Durchſchnitt 1 * Früchte 
jährlich; als Erlös der Früchte von 1 Morgen 
werden 1356 Marl angegeben; d. i., da 1 Morgen 
württembergiich 0,3152 ha ift, vom ba 4620 Marf. 
Maurer-Fena rechnet 1167 Mark für 1 Morgen 
preußiih, alfo 4500 Marl pro ba, Fuller für 
UAmerila vom Acre 200 bis 800 Doll. = 840 bis 
3360 Mark, alfo vom ha 1830 bis 7320 Mart, 
Angaben, welche in gleicher oder annähernder Höhe 
aus Europa nicht vorliegen. 

4) PBreißelbeeren; diefes Erzeugniß man- 
her unſerer Waldungen, mit weldhem ein jehr 
lebhafter Handel in die Großſtädte und von 
uns aus nah Frankreich, Belgien, England und 
weiter getrieben wird (vgl. darüber auch den früheren 
Ürtilel Nebennupungen der Wälder), hat 
ſchon befondere Unftalten zum Einmachen und 
Verſenden entftchen laffen und giebt Hunderten 
von Händlern und Taufenden von Sammlern einen 
lohnenden Nebenverbienft. Die Kultur in garten- 
mäßiger Bearbeitung wurde in Amerika zuerft 
verſucht und ift, wie früher unter dem einfchlagen- 
den Artikel ſchon erwähnt worben war, berartig 
gelungen, daß es jeßt ausgedehnte Plantagen giebt. 
Man rechnet in den ®. St. ala Erträge vom Acre 
150, 165, 200, 220 bis 400 bsh zu 36,2 1, alfo 
54,6, 58,22, 72,4, 79,4 unb 145,8 hl und als 
Erlös 300 bis 2400 Doll. = 1260 bis 10,080 
Marl, d. i. für 1 ha 136 bis 358 hl und 1256 
bis faft 7000 Markt. Am „Deftr. Landw. Wocen- 
blatt“, 1884 wird die Kultur für Gegen- 
den mit geringem Boden empfohlen, da die Preihel- 
beere überaus genügfam in den Anforderungen an 
den Boden und fehr dankbar ift. Der Preis diefer 


ertrag bleibt alſo 400 Mark, ein Gewinn, welcher 
noch weſentlich höher werden kann, wenn es ge: 
lingt, beſſere Berfaufspreife zu erzielen, aljo die 
Waare ſelbſt zu verjenden oder einzumaden, Bu 
ber Zeit, als ber Zuder überaus billig war, konnte 
ein gutes Geichäft mit Beeren und anderem Obft 
in Buder gemacht werben. 

5) Johannisbeeren. Für diefe rechnet man 
durchichnittlich pro Stod oder Buſch 5 kg Beeren 
jährlich und in günftigen Ernteu auch bis 8 kg, 
die Pflanzung gejchieht in Reihen mit Wbftänden 
von 1,5 und 1,5 m, ſodaß auf 1 ba 4400 Pflanzen 
kommen umd der durdhichnittliche Ertrag 22 t. iſt. 
Der Reinertrag fann bis zu 1000 Marf und höher 
fommen; auf Zwiſchenkulturen wird am 
verzichtet, oder mindeftend body vom 2. Jahr ab. 

6) Stahelbeeren; auch dieſe werben in 
Reihen gepflanzt oder an Spalieren gezogen; von 
beiden Fruchtarten find die paffendften Sorten 
früher angegeben worden; Lucas rechnete dom 
mwürttembergifchen Morgen 225 Marf, vom ha alſo 
annähernd 700 Marl, Maurer vom preußiichen 
Morgen bi 400 Marf, d. i. vom ha über 1500 
Mark Reinertrag, Fuller hat aus Amerifa bie An- 
gabe für 1 Mcre mit 200 bis 400 bsh Ertrag und 
1, bi8 3 Dollar als Preis für 1 beh, d. i. für 1 ha 
78,4 bis 144,8 hl ımd 5,8 bis 34,8 Mart ala 
Breis, folglich 420 bis 5037 Marl als Rohertrag ' 
‚und etwa 1700 Dark im Durchfchnitt ala Rein- 


| 
| 


| ertrag. 
In Bezug auf die Verwendung der Beerenfrüchte 
zur arte ung don Weinartigen @etränfen ift 


die Aufammenftelung nah Neßler⸗-Karlsruhe 
über ben Zuder- und Säure-Gehalt und über 
den deshalb — Zuſatz von Waſſer und 
Buder zu 10 J Saft, um auf beſtimmten Wein ⸗ 
eiftgehalt zu fommen, von Wichtigkeit, da darnach 
Bei der Bereitung verfahren werden muß. 


ae 














Belgien. 189 

N . ns erfordern für 10 I Gaft als ul 

Es haben — — J | Waller Img Buder für Weingeiftgehalt von Raumprozenten 
Buder | Säure | Se EL |. BET 

Ga 1 ı 9 j 50 ı 66 | 90 0 
ceren 7,0 | 14 | 18 3,2 3 | 60 ‚8 
Brombeeren 4,0 0,2 | 0 1,0 | 14 | 2,0 3,0 
5,0 17 1 24 4,2 5,6 | 7,6 11,0 
n 3,9 14 | 18 2 | 48 6,0 8, 
n 6,3 0,9 8 2,0 7,6 3,7 5,5 
Breißelbeeren 1,5 | 2,3 | 35 ı 6,2 8,0 10,6 15,1 

| | Haustrumf ! Tifchwein ſtarker Wein) Lilörwein 


Im Anſchluß hieran lann noch der hohen Er- 
träge, man mit der Hajelnuß gewinnt, 
werden. Auf einem Grundftüd bei Reading, 

ire, wurden von 1 Acre mit 640 Sträuchern in 

7 6 Ernten und von jedem Strauch ger 
1— 1 Mark, oft aber auch 10 Mark 
als erechnet, aljo im Ganzen 640 und 
Mart Ertrag oder für 1 ha 1580 Sträucher 
zus Mark im Durchſchnitt, 
Ri 


Belgien, König Leopold IL, Ludwig Philipp 
Maria Biltor, 2 9. April 1835, Souverän des 
Unabhängigen Kongoftaates, 


| L Größe und Bevölkerung (1884); das 
"Land ift in 9 Provinzen und 41 Arrondiffements 
getheilt und hat zuſammen 29,457,12 qkın fläche 
und 5,784,958 Einwohner, (2,894,146 weiblich), auf 


=, I qkm aljo 196 Einwohner. Die Provinzen 
aber aud) bis gaben: 


Mark als Erlös. 
qkm Einwohner auf 1 qkm Einwohner 
niwerpen 2331,80 625,876 221 1880 = 577,232 
Brabant 3282,90 1,044,324 318 - 985,174 
dern 3234,81 714,785 221 691,764 
3000,20 915,464 305 881,816 
—— 3721,66 1,021,158 274 977,565 
ich 2894,85 702,149 243 663,735 
i 2412,30 216,794 89 210,851 
Luxemburg 4418,36 213,313 48 209,118 
Ramur 3660,24 331,095 40 322,654 _ 
29,457,12 5,784,958 196 5,520,009 
Bon 1880 an ift die Jahreszunahme 3,6%, und an 600 Nonnen von ausländijchen Klöftern ; 
bewirft durch den Ueberſchuß der Geburten über mit Unterricht beichäftigt find an 1300 Mönche 


die Todesjälle in den Jahren 1880 bis 1884 auf- und an 10,000 Nonnen. Die Zahl der proteitan- 
einanderfolgend 48,541 - 58,404 — 62,047 — 55,-88 tijchen Gemeinden ift jehr gering (Antwerpen, 
—55,651 Köpfe und durch den Ueberihuß der Ein- Brüffel, Eourtrai, Gent, Hoorebele St.-Marie, 
Wanderer über die Auswanderer mit 1426— 1880 Dour, Päturages, Mons, Tournai, Rougy, Lüttich, 
- 1852— 1291 — 2565 Köpfen in dengleichen Jahren. Verviers, Seraing, Roulers); für die Israeliten 
Die Zahl der Auswanderer in diejen war 15,164— giebt es Eynagogen in Brüffel, Antwerpen, Gent, 
15,822—16,252—15,208— 13,993 Köpfe. Das Land Lüttich, Arlon. 


gehört zu den am dichteften bevölferten in Europa, | 


an Dichtigfeit übertreffen die Provinzen Brabant 
und Ditflandern alle anderen Länder; Luxemburg 
und Limburg find am ſchwächſten bevölfert. Bon 
lcbend geborenen Kindern find 100 weiblich und 
104,5 männlich, 8 uncheli; von den Geburten 
tommen über 4%, auf Todtgeborene. Die Zahl 
der Eheſchließungen in den angegebenen Jahren 
war38,926 — 39,487 — 39,214 — 38,666 —39,2U9—; 
in Brozenten geht es 
unverheit. Männer zu 61 unverheir. Frauen 
82 verheirathete „ ” 82 verbeiratheten „ 
4 verwittwete „ ”„ 7  vermwittweten „ 
Außer Katholiken giebt es nur etwa 15,000 Pro- 
—— und 3000 Israeliten im Lande, beider- 
größtenteils in Brabant und Antwerpen. 
* Anfang des Jahrhunderts gab es 44 —— 
jept zählt man über 160 und 213 Mönchs- 
* mit 4027 Mönden und 1346 Nonnen- 
mit 20,645 Nonnen, ferner an 100 Mönde 


Für 1880, aus welchem Jahre die letzte voll- 

ändige Statiftit vorliegt, wohnten im ganzen 

nde 5,376,748 in Belgien Geborene und 143,261 

remde, überwiegend Franzoſen —51,105 — dann 

iederländer — 41,391 — dann Deutiche — 34,196; 
Luxemburger gab es 7760, Engländer 3799; ber 
Reit von 5011 Köpfen vertheilte ſich auf die anderen 
Staaten Europa und anderer Welttheile. Der 
Sprade nad) fommen 44,9"/, auf vlämiſch, 40,50, 
auf die franzöfifche, 7,5%, auf beide Sprachen und 
7,19, auf deutjch oder deutſch und vlämijch oder 
deutſch und franzöſiſch Redende. Das Blämijche 
überwiegt in Dftflandern, Antwerpen, Limburg 
und Weitflandern. 

Außer der Hauptftadt Brüffel, welche mit den 
Bororten 429,866 Einwohner hat, giebt es noch 
3 Städte mit über 100,000 Einwohnern: Ant- 
werpen, Gent, Rüttid(191,124— 140,926 — 133,040), 
3 mit 40,000 bis 50,000 (Mecheln, Brügge, Ber- 
vier), 3 mit 80 40,000 (Löwen, Zournai, Seraing) 





190 Belgien. 
und 9 mit 20/30,000 Einwohnern, zujammen alfo Köpfe 
19 größere Städte, 165 Orte mit über 5000 Ein- 2,758,633 


wohnern und 2582 Gemeinden im Ganzen. 

Die 3 rg der Bevöllerung nad dem Beruf 
ergab (1 as Folgende: 
für —* oe 


ch 
„Handel und 
Verlehr 
freie Berufs 
arten 168,975 


Induſtrie 952,947 

„ Unabhängige 105,199 

„ HeineBeamte 
Dienftboten 
u. Handw. 


244,247 


(195,057 Selbſtſt.) 


807,084 
2,758,633° 





2 für Bergbau, Hüttenwejen u. Metallverarbeitung 


2 Behandlung und Umgeftaltung vegetabilif 
Subftanzen: 
nduftrie der Gewebepflanzen 
— „Nahrungsvegetabilie 
Verſchiedenes 


ec) Induſtrien zur ng und 


„Verſchiedenem 

d) Gemiſchte Induſtrien für Verwerthung mine 

raliſcher, —— — und animaliſcher Sub⸗ 

nzen (Kleidung, Schmuch, Reiſeartikel, Ma- 

chinen, Werkzeuge, Jnftrumente, en, 

Transportmittel, Druderei, Photographie, 
Bauinduftrie, Verſchiedenes). 

zufa 


— die re 


Es fommen ——— 
a 4%, 


auf die ge {ch 


Ka 
Pr — * 
„ſonſtige Berufsarten „ 


Die —— iſt am Räckien in 
burg und am —— en in — vertreten. 
Behörden. eben epräſentanten⸗ 
fammer und dem Senat Heben dem König 
Seite: der eg er mit Miniftern Hr 
—** n, Juſtiz, Inneres und öffentlichen Unter— 
richt, —— nduftrie und Öffentliche Arbeiten, 
Auswärtiges, Krieg und für Eijenbahnen, Boft 
und —— die Staatsminiſter (0 —* 
am Minifterrath, zur Seit 13 
—— die —— der Riniften 


rien —— — und | 
richt, nanzen, nen, um 
cc, Nut, Anane nduftrie und öff. ‚Arbeiten, | 
Strafen-, Brücen-, Minen-Verwaltung); Kaffa- 
tionshof in Brüffel, Appelationsgerichtshöfe da⸗ 

{bft und in Gent und Lüttich; 26 Ziviltribunale, 

PR: Friedensgerichte, zahfreiche Handelägerichte, 
9 Aſſi 


S in Gent und in Löwen, Arrondiffements- 
erefthäufern, 3 Befferungsanftalten, Rettungshäuf. 


i 
M« 


bite mit Maisons de süret6, Zentralge- | Offizi 


für der Sitten» 


polizeiunter- 
worjene Be- 
—5* 1558 
i. Beruf. Mt 2,760,191 (1,798,901m.,961,290t.) 
Männer, 
Kinder — 
Beruf 2,759,828 
5,520,009 
2,685,024 Perſonen üben eine oder mehrere Be⸗ 
rufsarten zugleich aus, 75,167 Berfonen nur eine. 
Ueberwiegend ift demnach die nduftrie-Bevölter- 
ung und für dieje find in 4 Hauptgruppen die 
Erhebungen angeftellt worden, diefe ergaben: 


Selbittändige fonft Beihäftigte 
22,452 221,856 


’ 





sufammen 


v ’ 


her 


8944 
20,368 
30,662 


2146 
4520 
2240 


88,492 
45,653 
102,599 


48,878 
8472 
7646 


n 


ubereitung 
animalifcher Stoffe u. zwar von Wolle u. Seide 
von Ernährungsftoffen 


103,725 303,174 
mmen 195,057 757, 


n. ſ. w.; Rechnungshof; 
hof; Gouverneure der tovin en; — 
danten der Militärbezirke; Hofſtaat; für die 
——— ie Erzbisthum Meceln mit 
3 Generalvifaren, 1 Seminar und dem i 
mit 12 Kanonifern, Bisthümer in Brügge, 
Lüttih, Namur und Doornit — — mit je 
2 De Dutch : Kanonitern und 1 
as tſche Reid) ijt vertreten dur 
haft und Konfuln in Antwerpen, —— 
ch, Oſtende und Roulers. In Antwerpen 
een r die neuen deutſchen Dampfer 
en u 
Für die Sandwirthfchaft giebt es einen oberſten 
Landwirthichaftsrath, Aderbaufommiffionen im jeder 


2 de Bereine in jedem der 118 Wderbaus- 
biftrifte und 169 andere landw. Vereine mit 
IU. Militärifches. Man hat 19 Regimenter 

Infanterie 1 Jager- 1 Grenadier- 1 Karabinier- 

im Frieden, 52,200 Mann im Kriege; { Regi⸗ 

menter Kavallerie (2 Guiden», 4 Lanzier-, 2 

ieren im Frieden und 6080 Bm im friege, 
Sieben Regimenter Artillerie (4 On? 


17 Bentralvereinen. 

‚Regiment mit 25,671 Mann und 1676 
Regimenter) mit zufammen 680: ann und 
| Artilferie-Regimenter), 1 Rejerve-, 1 


406,8% 
952,97 


Militärgeridts- 





„h . 


* 





Belgien. 191 
Spezialkompagnien: Pontoniere, Feuerwerker,, IV. Finanzen (Budget für 1885). 
Artilerichandwerker, Waflenjchniede, zujammen | Direkte Steuern: Mark 
467 Offiziere, 7559 Mann, 2372 Pferde, 204 | Grunditener 17,743,52%0 
Feldgeſchütze im Frieden. Ein Regiment Genie | Berfonalfteuer 14,978,400 
mit 1 Depotfompagnie und 5 Speziallompagnien: Gewerbeſteuer 5,646,400 
Eitenbahn-, Fyeldtelegraph-, Feftungstelegraph- und | Grundzinſen v. Berg- 
Feuerwerls⸗, Pontonier⸗ und Arbeiter⸗Kompagnie, werfen 263,200 39,631,520 
wur 135 Offiziere und 1571 Mann (im Indirekte Steuern: 
ieg 3600 Mann). Ein Batallion Train mit ölle,Antheildes St. 21,261,640 21,261,640 
! Depotfompagnie, zufammen 23 Offiziere , 377 | Konfumtionsa abe 
Rann, 280 Pferde im Frieden, 1892 Mann, |von ausländ. Wein 2,343,120 
330 Pferde, 500 Fuhrwerke im Kriege. Dazu! „ inl. Branntw. 16,320,720 
#3 Generale, 46 Generalſtabs⸗ 260 Berwaltungs-,| Bier u. Eifig 7,306,000 
2 Sanitäts-Dffiziere, 46 Offiziere vom Stabe| „ Buder 1,670,400 
xt Provinzen und Pläge. Gejammte Friedens: | „ ‚Zabaf 960,000 28,690,240 
kärte 3202 Offiziere, 40,558 Dann, 10,014 Pferde, | Regiftrierungsgebüh.: 
40 Geichüge. Regiftrierung eren 
1} ‘ 
Dazu aktive VBürgergarde mit 27,125 Mann en 536.000 
1502EHafjeurs-Eclaireurs, 154Schügen, Strafen u. ſJ. w. "920.000 42,056,000 
Artilleriften, 400 Ravalleriften, 193 Sappeurs- Bunzierung,Berichied. i "289.600 
Sompierd, zujammen 30,954 Mann. Nicht aktive | Bonerkehrsanftalten: e 
Bärgergarben 20,000 Mann. — —F 2, » 
Das Heer wird durd Konfkription mit Stell- Eifenbahnen , ‚560, 
srtretung (1800 Fr. für vom Staate bejorgte Poſt Staatsantheil 7,085,720 
&ertreter) ergänzt und deſſen Stärke von der | Telegraphie 2,520,000 
Lollsvertretung bewilligt. Die Dienftpflicht dauert — — Dover⸗Oſt. 464,000 107,913,720 
> Jahre altiv und 5 Jahre in der Rejerve mit erſchiedenes: 
Bbis 4 Jahren wirklicher m. je nad) der | Domänen (Rapitalm. 480,000 
Soffe. Die jährliche Aushebung ift 12,000 Mann. | Forſten 672,000 
Eine deffere Drganifation konnte noch nicht er- | Domänen» Eifen- 
mögliht werben, ba feine der Parteien, welche | bahn- Immobilien 764,000 
He die Herrihaft ftreiten und abwechjeind am | Lootjen- u. Leuct- 
find (Meritale und Liberale), es wagen | _thurmtaren 2,200,000 
darf, mit größeren Anforderungen vor die Landes. | Nationalbanf 
zu kommen. Die Hauptfeftung ift Ant- | Nat. Gejellichaft d. 
merpen. Eine Marine giebt es noch nicht; Den-| _ Selundärbahnen 240,000 
dermonde, Ramur, Dieft, Lüttich haben Sitadellen, | Sonſt. Einn.a. Ber- 
die zahlrei vorhanden geweſenen Feſt⸗ mögen u. ſ. w. 8,712,000 13,068,000 
ungen wurden von 1864 ab mit ber Berwilligung | Rüdzahfungen und 
der Mittel, um Antwerpen zur Hauptfeftung zu) a. Einnahmen __ 063,232 
machen, aufgegeben. 255,888,952 
Die Eingangszölle gaben 24,528 Dil. Mark, dav. fommen aber a. d. Gemeinden 3,259,360 Mart 
Alziſen a. ausl. Weine 3,605 n . u J ‚061, ® 
” " „int. Brantw. 23,656 ” " " [2 " .” " 7,335,280 " 
W —— 2,32 = ” ” a ei 912,000 „ 
” g gab 10,718 [7 " [7 " nn " 4,637,600 ” 
Die Ausgaben waren: für die Staatsſchuld 82.372,28 „ 
„ Dotationen 3,742,940 „ 
„ das Minifterium der Juſtiz 12,319,449 
„ das Minifterium des Aeußeren 1,890,388 „ 


db. Minift. d. J. u. d. öff. Unter. 


d. Minift. d. Eifenb., Boften, Telegraph. 


17,920,141 
71,083,579 \, 


d. Minift. d. Kriegs m. Gendarmerie 39,252,000 „ 
das Finanzminiſterium 12,677,612 „ 
Rüdzahlungen und Ausfälle 1,349,200 3 
d. Minifterium des Aderbaues, d. Induſtrie 

und der öffentlichen Arbeiten 12,915,079 


” 


 255,522,636 Mari 


u Einnahmen im Jahre 1884 waren 252,907,382 | und außerorbentlichen Einnahmen und Ausgaben war 


Mark, die Ausgaben 261,496,593 Mill 
Mark, die Abrechnung für 1882 mit den Spezial- 


349,205 Mill. Mark in Einnahme und 337,360 
Mill. Mark in Ausgabe. 


192 


Nah dem Budget von 1885 famen auf den 
Kopf der Bevöllerung direfte Steuern 7,18 Marf, 
indirefte Steuern mit Regiftrement 16,70 Marf, 
Einnahmen aus Berkehrsanftalten 19,55 Mark 
und Einnahmen aus eigenen Fonds u. j. m. 
2,92 Marl. 

Die Staatsfhuld war im Jahre 1885 nad 


Belgien. 


wird die Geſammt- und die Spezial-Ein- und 
Ausfuhr; im Jahre 1831 (nad) der Selbſtſtändig- 
keit) waren die Ziffern dafür: Einfuhr 78,4 und 
72,0 Mill. Marl, Ausfugr 33,68 und 77,48 Mill 
Marl, für 1882 ergaben fich die Ziffern: Einfuhr 
2281,28 und 1286,08 Mill. Mark, Ausfuhr 2051,12 
und 1060,72 Mil. Mark, jo dab aljo der Durd- 


fuhrhandel 995,20 Mill. und 990,40 Mill. Mark 


Schãtung 1695,38 Mil. Mark, pro Kopf 307,12 
Mart bedeutet. Für 1883 war ber Durhfuhrhandel 


V. Handel und Verkehr. Unterjdieden '1009,6 Mill. Mark. Der Spezialhandel ergab für 
Getreide, Sämereien und Früchte: Einfuhr 300,64 Mill. Mark, Ausfuhr 114,24 Mil. Mark 
Thiere und thierifche Nahrungsmittel „ 129,12 „ * = 55,68 „ J 
Kolonialwaaren und Tabak u 48,24 „ * = 3848 „ 7 
Gegohrene Getränke 22,72 „ r ® 3,36 „ * 

Nahrungs- und Genußmittel zuſammen 500,72 „ a PR 211,716 „ 2 

Rohſtoffe im Ganzen 353,68 „, nn 290,72 „ pe 

on im Ganzen 85,92 „ . 311,20 „ “ 

erichiedened (Droguen, Harze, Fette, 
Dele, Abfälle, Ehemilalien u. ſ. w.) 301,36 „ * 260,80 „ = 


zujammen 1241,68 „ — 1074,48 „ — 
Der Handel mit dem Zollvereinsgebiet zeigte Einf. bare Strecken, ſodaß dieſe zuſammen 1101 km be⸗ 
175,24 Mill. Mark, Ausfuhr 171,92 Mill. Mark, tragen; die Länge der verbindenden 44 Kanäle iſt 
den größten uud es mit frankreich: 245,68 , Yul km; es giebt demnach über 2000 km Waffer- 
und 332,40 Mill. Mark, die nädjfte Stelle nahmen | ftraßen ; der Waarenverkehr ift hier über 33 Mill t; 
die Niederlande ein mit: 168,00 und 141,68 Dill. | zum Abflug des Waflerd aus den Polders dienen 
Mark, dann folgen Großbritannien, die Ber.-St., | die Wateringues. 
iebt e3 an 9000 km, ftaatliche 


Rußland, Afien u ſ. m. Landſtraßen 
Schifffahrt. Der Eingang war 5416 beladene an 7000 km, die Vizinalwege find an 19,000 km 


Schiffe mit 3,938,339 t Ladung, 1035 Schiffe in ar: 
Ballaft, zufammen 6451 Schiie zu 4,315,704 t n Hafen plägen hat Belgien Antwerpen und 
Ladungsfähigkeit, worunter 4668 Dampfer zu Oſtende; Gent, Löwen, Brüfjel und Nieuport find 
3,801,268 t, der Ausgang war 3762 Schiffe mit | weitere Bentren für den Handel, Antwerpen, 
2,418,628 t Ladung, 2631 Schiffe in Ballaft, zu- | Brüffel, Gent, Brügge, Dftende, Mons, Termonde, 
fammen 6393 Schiffe zu 4,305,816 t Gehalt, da- | Löwen und Lüttih Börſenplätze. Dem Handel 
runter 4838 Dampfer zu 2,188,150 t Gehalt. |dienen zahlreihe Inſtitute, gute Handels umb 
Die Handelsmarine zählt 16 Segelſchiffe zu 6750 t | Fabrilfammern, Kreditinftitute u. ſ. w. 
und 46 Dampfer zu 75,897 t, im Sabre 1884| VI. Induftrie. In Belgien fteht die gefammie 
Segelihiffe 15 zu 6458 t und Dampfer 47 zu) Induftrie auf hoher Stufe und der grö 
79,902 t; FFiicherboote gab es 305 zu 10,706 t.|der Bevölkerung lebt davon, die Arbeiter frei 
Das Eijenbahnnep zeigte im Jahre 1884 in in der Mehrheit nur fchlecht, da die Löhne im 
Betrieb 3110 km Staatd-, 1256 km Privat-, zu» | Ganzen gering find, Die vollftändige Revolution 
fammen 4366 km Bahnlinien, Stationen 687 und |der Arbeiter im Mai 1886 und jpäter in Folge 
356, Einnahmen 96,082,560 und 31,090,309 Marl, |von Striles, zuerft in Charleroi a 
Ausgaben 57,425,355 und 16,546,548 Mark. war zum Theil eine politiſch-ſozialiſtiſche, um 
Außerhalb der Grenzen find noch 215 km im | durch fremde Emifjäre angefacht worden. Es konnte 
Betrieb. aber eine bloße Strife-Bewegung den gefährlichen 
Die Boft hatte 855 Büreaus, 88,2 Mill. Privat: | Charakter bis zu Mord, Brand und wilder Ber 
bricfe, 24,748 Mill. Poftlarten, 94,522 Mill. ſtörungswuth nicht gewinnen, wenn nicht Urjachen 
Zeitungen, 54,60 Mill. Drudjahen, 13,79 Mill. | zu tiefer VBerftimmung vorhanden waren; dieje liegen 
dienftliche Korreſpondenzen befördert, 11,105,605 | theils in den jchlechten Lohnverhältniſſen, da auch 
Mark Einnahmen und 5,165,100 Mark Ausgaben. | dort die Krifis ſich fühlbar macht und die Yabri- 
Die Telegraphie hatte am Jahresſchluß 5996 | fanten und —— am wenigſten zur 
km Linien, 28,139 km Drähte und 1140 km Verbeſſerung der Lage der Arbeiter bis jeht * 
Drähte an den Eiſenbahnen, 1605 km an den Waffer- | haben, theils in den politiſchen Verhältniſſen, we 
läufen und 50 km von Brüffel nach) Antwerpen | der arbeitenden Klaffe nur ein geringes Maß von 
in das hanſeatiſche Haus, 886 Bürcaus, 4,162,779 | Rechten ficheren; die Schwierigkeit der Unterdrüdung 
—3 2,634,201 amtliche Depeſchen, des Aufſtandes zu rechter Zeit war die Folge der 
2,104,659 Marl Einnahmen und 2,748,261 Mark Heeresverfaffung, da der Beitand im Frieden zu 
Ausgaben. gering ift und die Armeetüchtigfeit viel zu wünſchen 
Flüſſe und Kanäle. Maas, Schelde und übrig läßt. Das Wahlreht knüpft fih für bie 
Dier haben 406, die 12 Nebenflüffe 695 km jchiff- Kammern an 42 rs. direlte Steuern, für bie 


Belgien. 


Srovinzialwahlen au 20 Frs. desgl. und für die | 
Kommunalwahlen an 10 Frs. direlte Steuern. 
Die Forderungen der Arbeiter, welche das Bentral- 
!omitö aufftellte oder wie fie jpäter in dem be- 
rachtigten Boltslatehismus von A. de Fuiſſeauxr 
enthalten find, beweilen, daß die Arbeiter manche 
serechte Urjache zur Beichwerde haben, aber auch, 
dab die ganze Bewegung von der internationalen 
Iszialiftiichen Propaganda geleitet wurde. Da 
Neer Aufftand umd die ganze damit verbundene 
dewegung, gleichzeitig mit ähnlihen Unruhen in 
frantreih, England und Italien auftretend und 
lage anhaltend, von großer Tragweite und noch 
lange nicht vollftommen beruhigt ift, jo hat das Pro- 
gramm der Forderungen, welches am 26. April vom 
Genter Sozialiften-Kongreß feitgeftellt worden war, 
ch außerhalb Belgiens Jnterefje und für unjere 
Yndwirthe wie für jeden Unternehmer und Arbeit 
wer insbejondere. { 

Im politiichen Theil, welcher uns am wenigften 
erübrt, wurde das allgemeine Stimmrecht, die 
eiepgebung durd das Bolt, die Abihaffung von 
Senat und Königthum, der weltliche, obligatorische 
und unentgeltliche Unterricht, die Gleichheit der 
Rilitärlaften und die Bejeitigung des jtehenden 
dertes, die Trennung der Kirche vom Staate, die 
Aufhebung des Kultus-Budgets und die Einziehung 
xt Güter der todten Sand verlangt. Das wirth- 
deftliche Brogramm forderte: Regelung der Urbeitö- 
waund des Alters der Arbeiter, Ruhetag, Berbot der 
Kınder- und Beichränfung der Frauenarbeit, Ein- 
kellung der Nachtarbeit und Einführung des Nor« 
nalerbeitstages; Einjegung von Gewerbe» Fnipel- 
toren, Haftpflicht der Arbeitgeber, Bildung von 
Irheitertammern,, Bejeitigung der Verzehrungs⸗ 
kenern (dort jehr hoch), Einführung des Kollektiv» 
cigenthums. N 

Die Organifation der jänmtlichen Sozialiftiichen | 
dertine als „Parti ouvrier“ mit einem Conseil | 
eöneral du Parti ouvrier als Spitze wurde be⸗ 
khloffen und wie anderwärts jpäter auch, nad) | 
Spaltungen und, Berjuchen zu ruhigem Gang der 
{ , vertreten bejonders durch Dr. Céſar de 
Baepe, dem intelligenteften und —— Führer, 
na und nach der ertremen Richtung der Sieg 
verichafit, jo daß jpäter die Forderungen viel weiter 
zmgen und der Ton der Kommune zu Paris vom 
Jahre 1871 zur Geltung fam. Die Manifejte im | 
„Beuple* und im „Borruit“, erlafien vom jozial- 
vemofratiichen Generalrath, wurden zu Taujenden 
zuter die Arbeiter vertheilt; am 15. Auguſt jollte 
eme Maflenverjammlung in Brüffel abgehalten 
werden und wurden auch franzöfijche Arbeiter dazu 
martet. Es gelang den Behörden, dieje zu ver- 
smdern und rubigeren Berlauf zu erzielen, doc 
derf man die Ruhe nur als eine vorübergehende 
betrachten, wenn nicht gründlich an der Verbefjer- 
ung der Lage der Arbeiter gearbeitet wird. Die 
Sohnjäge, wie fie vor einer Arbeitertommijfion, 
weldhe am 26. Juli in Doug verhandelte, zur 
Sptache famen, erflären zur Genüge die Unzu— 
fmiedenheit und beweiſen, jelbjt wenn die Angaben 
übertrieben find, dab viel verfehlt worden ift. 

Zhiel’$ Danbw.-Konverf.»Bezikon. 


Spezial⸗Supplement. 


193 


Mädchen von 17 Jahren ſagten aus, daß ſie von 
früh 5 bis Abends 9 bis 10 Uhr arbeiten und 
täglih 60 bis 70 Karren Kohlen in den Werten 
laden müfjen, wofür fie 1,6 Mark Lohn erhalten, 
oder von 4,5 bi3 5 Uhr früh und bis 11 Uhr 
Abends zum Lohn von 1,4 bis 1,6 Markt oder 
von früh 4 bis 6 Uhr Abends zum Lohn von 1,2 
Darf. Gellagt wurde von allen Mädchen und 
rauen über die Bevorzugung der ſchöneren Mädchen 
durch die Aufſeher und über jyftematijche Gefährdung 
der Sitten, wie es jcheint mit pi Färbung. 
Als duchichnittlicher Verdienft der Männer in den 
Gruben wurden 9,6 bis 11,2 Markt wöchentlich 
angegeben, als Jahresverdienft für eine Familie 
von 9 Köpfen aud) 1200 Mark bezeichnet, von 
einer Frau ald BVerdienft des Sohnes 0,64 Mark 
täglih, für alte Männer 2 Dart Verdienft und 
für das Alter von 50 Jahren die Entlafjung; ges 
Hagt wurde ferner darüber, daß Diejenigen, welche 
ihr Tagewerk vollendet haben, nicht entlafjen wer- 
ben, jondern in den nafjen Kleidern bis zum Schluß 
aller Arbeit in den Gruben bleiben müjjen. Ber: 
langt wurde als Lohn für Kinder von 12 bis 13 
Jahren 0,96 Mark, von 13 bis 15 Jahren 1,28 
Mark, von 15 bis 17 Jahren 1,6 Mark und dem 
entjprechend für Erwachiene, bejonders aber aud, 
daß den Kindern der Schulbejuch auch nach dem 
12. Jahr noch möglich werde. Die Mehrzahl der 
Kinder jagte aus, dab fie nah 12 Jahren keine 
Schule mehr bejuchen konnten und daß fie die 
wenigen in der Schulzeit erlernten Kenntniffe längſt 
wieder vergefjen hätten. Solchen Zuftänden gegen- 
über wird der anhaltende Strife und die Erbitter- 
ung ber Arbeiter begreijlih. Die Unzufriedenheit 
wird noch lange andauern und noch viel ernfte 
Unruhen erzeugen, wenn nicht wirfjamer für die 
Urbeiter und bejonders für die Kinder und die 
Arbeiterinnen gelorgt wird. 

Es mag an diejem Plage der Löhne ander: 
wärts gedacht werden; in dem Gtrifeplag im 
Decazeville in Frankreich, woſelbſt es ebenfalls zu 
Unruhen und Blutvergießen fam, war der durch— 
ſchnittliche Jahres-Lohn der Bergwertsarbeiter 1152 
Mart, d. i. über 22 Mark wöchentlich; die 22 
beiten Bezirke hatten 3,22 Marl als möglichen 
Berdienft pro Tag im Maximum; für Nordfrant- 
reich wird der Verdienft zu nur 792 Mark ange- 
geben, immer nod über 15 Mark wöchentlich, von 
anderen Werfen zu 892,8 Marf oder über 17 Mark; 
aus unjeren Werken in Gaarbrüden wird der 
durchichnittliche Jahresverdienjt mit 963,2 Mart, 
pro Woche zu 18,5 Mark angegeben. Die uralte ge- 
nofjenichaftliche Gewertichaft in Ranci® in Eüd 
franfreih joll es troß des Eigenthums der Berg- 
werfe nur zu 440 Mark Zahresverdienft pro Mann 
bringen können, ein Sa, welcher nad) dortigen 
Lebensbedürfniffen und Preiſen etwa dem doppelten 
in Belgien entſprechen kaun. Im Ganzen find 
die Löhne der Bergarbeiter und die vieler In— 
duftrien jetzt ſehr zurüdgegangen. 

Die Hauptinbuftrien des Landes find bie 
für Leinen, Baummolle, Wolle, Leder und 
Metalle; allenthalben zeigt fidy die Zunahme der 
13 


194 


Großinduftrie; bei den Revolten im Mai und Juni 
1886 bildeten die Glasarbeiter ein ftarkes Kontingent 
und mit das jchlimmifte; fie waren durch Einführ- 
ung neuer, Arbeit erjparender Verbeſſerungen er- 
bittert; die Folgen ber Zerftörungen aber ift 
ber Rüdgang diejer Induftrie in Belgien zum 
Gewinn des Auslandes, ein Vorgang, welcher etwas 
früher in ähnlicher Weife in Frankreich fich voll- 
ogen hatte, als die Glasarbeiter zu hohe Lohn- 
en ftellten und die Induſtrie damit die 
en verlor. Bon 2250 Majchinen 
zu 54,300 Bferdefraft im Jahre 1850 kam man 
n Belgien zu 14,940 mit 724,817 Pferdekraft im 
— 1882 für die Induſtrie allein. Großartige 

giebt es für Maſchinen (John Cockerill in 
Seraing als bedeutendſte Firma); die Ausfuhr 
— über 60 Mill. Mark — geht beſonders nad) 


Spanien, Havanna, Rufland, den Niederlanden und | 


Frankreich. 

Die älteſte Induſtrie und noch hochberühmt iſt 
die für Leinenwaaren mit dem Hauptſitz für 
bejte Erzeugniffe und auch für den Flachsbau in 
der Umgebung von Courtrai in Flandern; Gent 

ilt als Hauptfig der Flachsſpinnerei. Man m 
ber 300,000 Spindeln, an 5000 mechaniſche Web- 
tühle (neben jchr vielen Handftühlen), 150,000 
löpplerinnen für Spigen zu 40 Mill. Marl Wer 
des Erzeugnifies, 30 Mill. kg Garn (350,0 
Ürbeiter), 12 bis 13 Mill. kg Garn von Flach 
und Hanf 77 Ausfuhr im Werth von 42 bis 54 
Mil. Mark, Garne, Damafte, Spitzen, Strumpf- 
waaren ald die Haupterzeugniffe. Der Sitz der 
Baummollinduftrie ift vorzugsweife in Gent, 
Tournai und Brüffel; verarbeitet werden 22 bis 
24 Mill. kg Rohſtoff zu 30 bis 35 Mill. Marf; 
es giebt über 800,000 Spindeln und an Erzeugniß 
etwa je 43 Mill. Garne und für 85 Mill. Mart 
Gewebe. 


Belgien. 


für Kohlen und Eifen; es giebt über 180 Gieße 
reien, an 86 Eifenfabriten, 2 Werte für Stahl, 
je 5 für Blei und Kupfer, 21 für Bint, 1 für 
Alaun u. j. w., 36 Hochöfen, 79 Glashütten u. ſ. w. 
In den Jahren 1 und 1885 wurden erzeugt: 
750,812 und 126,498 t Roheijen für Stahl, 471,040 
und 454,227 t Eijen von Walzwerken, 185,916 und 
146,189 t für —— und Flußeiſen, 153,999 und 
116,119 t für Schienen, Bled u. ſ. w.; die Hoch— 
öfen fördern an 800,000 t Erze zu 35 Mill. 

die Gichereien an 90,000 t zu 15 Mil. Mar, 
die Eifenfabriten an 60,000 t Waaren zu 70 Mill 
Mark. Blei wird mit etwas über 8000 t unb 
‚2,5 Mill. Mark Werth erzeugt, Kupfer zu über 
2000 t und 3,2 Mill. Mark; Zint zu 86,000'% 
— 31 Mill. Mark, Alaun zu 1500 t und 0,12 
Mil. Marl 

Die Kohlenlager (271 Minen) find 1445 qkm 
groß und gaben 
1870 bis 13,7 Mill. t bei 10,0 Mill. t Verbrauch 


IE. ME — ; TOM 5 * 
1880 " 19,4 " 7 12,1 „ " 
1881 „ 1998 „ „ 122 „ 5 
1884 ” 18,05 " " 12,6 " [2 
1885 „ 17,35 134 , 


„ " —* ’ "” 

An Salz werden über 12 Mill. kg gewonnen. 
Bon 1641 Steinbrücen gewinnt man mit 30,000 
| Arbeitern bis zu 36 Mill. Mark Geftein (Marmor, 
‚am geichäßteften in Dinant und Gochense, Schiefer 
‚in Namur, Luremburg, Lüttich); ferner findet man 
‚vorzüglichen XTöpferthon, Porzellanerden (Lüttich, 
Brabant, Namur), Fayenceerde, Kalte, jteine 
(berühmt, Lüttich, Luremburg), etwas 

(Namur, Lüttich), Magnefia u. |. w. Zur Ber 
arbeitung von Metallen find find noch zu erwähnen: 
die Fabrikationen von Zink in Lüttich, von Kupfer 
in Mecheln, von Blch in Huy, Hoyoux, an ber 
Orthe, von Draht in Brüffel und Lüttich, von 


Die Wolleninduftrie findet ſich jet vorzugs- | Nägeln in Lüttich und Charleroi, von Amboßen 
weile in Berviers, Lüttich, Dollain und Limburg; in Ehin‘e, von Keffeln in Dinant und die Kal. 
verbraucht werden über 62 Mill. kz Wolle (die Werke für die Bedürfniffe der Armee in Lüttich, 
heimische faft nur zu Müpen, Deden u. f. w.); Kanonen, Waffen aller Art, und in Antwerpen. 
das Fabrilat hat den Werth von über 250 Mil. Die Induftrie von landwirthichaftlihen Er» 
Marl, die Ausfuhr an Tuchen u. ſ. w. iſt 25 bis zeugniffen zählt 161 Zuderfabriten, beionders 
26 Mill. Mark; es giebt über 300,000 Spindeln. im Hennegau, welche in den Jahren 1881/82, 


Die Strumpfwirkerei, die Band- und die Boja- 
mentierwaaren zeigen fteigende Erzeugnng. 

Für Gerbereien und Lederwaaren find 
Stavelot, Brüffel, Namur berühmt, für Tapeten 
Brüfjel und Löwen, für Papier Brüffel und 
Lüttich (41 Fabriken), für Möbel Gent, Lüttich, 
Mecheln, Brüflel, für Shnipwaaren Epaa, für 
Strohhüte Lüttich u. j. w. Sehr bedeutend ift 
die Fabrikation von Porzellan (Brüffel, Hal, 
Et. Servais), von Thonpfeifen (Hemsegau, 
Namur), von Fayence (Tournai) und Gteingut. 


1882/83, 1883/84 und 1884 85 1,5, 1,7, 2,1 und 
2,1 Mill. m Str. erzeugten. Die Einfuhr von 
Nohzuder ift zwiſchen 14 und 17 Mill. Marl, die 
Mehrausfuhr etwa 40 bis 45 Mill. kg (0,4 bis 
0,45 Mill. m BZtr.). Die Steuer bachte im Jahre 
1885 ala Ertrag 2,32 Mill. Markr 
Bierbranereien giebt e8 260.0, bejonders in 
Flandern, Brabant und im Hennegau; das Er- 
engniß ift 9 bis 11 Mill. hl; die belgischen Biere 
64 bei Fremden nicht beliebt, der Steuertrag für 
Biere und Eſſig war 11,2 Mill. Marl. Ra 





Ehemilalien, zum Bedarf nicht genügend, wer- | Schäßung der amerikaniſchen Konſuln, welche fi 
den in Auvelais, Antwerpen, Meceln, Brüffel, | mit der Statiſtik des Bieres beichäftigt haben, 
Gent, Seiien und Lichte vorzüglich in Ant- kommen auf Belgien 245,21 Mill. Gallonen Bier, 
werpen, Brüfjel, Gent gefertigt, Gold- und d. i. 11,03 Mill. hi als Erzeugniß und pro Kopf 
Silbermwaaren (abnehmend) in Brüffel, Lüttich, 191 1; für 1882 wurden pro Kopf 71 Quarts, 
Antwerpen. Die Metall-Induſtrie wird unter» |b. i. 159 1 angegeben, für 1876 nur 150 1. 
ftügt durch den bedeutenden Bergbau, zum mindeften | Branntweinbrennereien giebt es 301, be 


Belgien. 


jonders in Dftflandern und Brabant, deren Zahl 
war im Jahr 1865 483 mit 0,29 Mill. hl 
iß oder 6 1 pro Kopf. Seit 1870 (1. Juni) 

die Produltenftener von 35 auf 65 Frs. (28 
52 Marf) für 1 hl Allohol zu 500%, unter 
ung eines durchſchnittlichen Ergebniſſes 

71 vom hl Maiſchrauminhalt für ftärkemehl- 
baltige Materialien erhöht worden. Die Eingangs» 
ple wurden gleichzeitig von 42,5 auf 72,5 Frs. 
(%4 und 58 Mark) erhöht. Da man aber aus 
I hi Maijche mehr ala 7 1 Alkohol zu 50%, er- 
gielt, jo berechnet fich die Steuer in Wirklichkeit 
weit niedriger und find dadurch und durch den 


it 
auf 
don 


Zoll die Brenner im Vortheil gegenüber | jeder Gemeinde ein 


den Ausländern, ſodaß die Einfuhr ſich vermindert 
und die Ausfuhr fich gefteigert hat. Im Jahre 
1885 betrug die Steuer vom inländifchen Brannt- 
wein 23,65 Mill. Mark, d. i. pro Kopf fait 
4,1 Mark (ftaatlihe und kommunale im 
Jahre 1875 rechnete man auf den Kopf 2,3 Mart, 
für den Staat allein im Jahre 1885 nun 16,32 
Ril. Mark oder pro Kopf 2,81 Marl. In Bel- 
ien hat die Brennerei aus Topinambur ein ver- 

ertes Verfahren gefunden und fi) deshalb mehr 
verbreitet; man rechnet dort ald Ertrag vom ha 
4,00 kg zu 29 Frs. für 1000 kg ohne Stengel, 
dio auf 1 ha 1290 Frs. = 1032 Marf Ertrag, 
der Gehalt an Traubenzuder ift 20 %,; nach dem 
neueren Berfahren jollen von 16,50, r. Altohol 
50%, aljo 8 bis DA gewinnbar fein, zufammen 
430 X 8,5 %/, zu 1009, 

Die a ea in Antwerpen, 
Brüffel, Gent, Brügge u. ſ. w. genügt nicht für 
den inländijchen Bedarf. 

VIL Unterridt. Im Jahre 1884 gab es 
(vor Erlaß des neuen Schulgejeges, welches dem 
Herus die Schule faſt ganz wieder unterftellt) für 
die Boltsichulen einen Voltsbildungsrath (14 Mit- 
ger), 18 Bezirls- und 80 Kreisichulinipeltoren, 
706 Ecoles primaires mit 340,118 und 2445 
Ecoles d’adultes mit 76,913 Scullindern. Die 
Schulbildung ift noch jehr vernadläjfigt; von 
52,380 Milttärpflichtigen im Jahre 1883 konnten 
15°, weder leſen, noch fchreiben, 3,1%, nur lefen, 
48,4%, nur leſen und jchreiben und nur 33,1 "/n 
—— eine beſſere Ausbildung erlangt. Für die 

usbildung von Lehrern giebt es 6 Staatsſemi- 
narien und 8 Sektionen an höheren Lehranftalten, 

Lehrerinnen 6 Seminarien und 6 Geltionen. 

ür den höheren Unterricht beftehen ein Bildungs» 
tat (R— 10 Mitglieder), ein General-Injpeltor und 
3 Fach⸗Inſpeltoren (in Brüffel); man hatte (An- 
fangs 1883) 22 Kgl. Athenäen, 78 ftaatliche und 
9 tommunale Mittelihulen für Knaben (20,929), 
db 33 höhere Töchterichulen (4361 Beſucher); 
Kormalihulen in Lüttich, Nivelles und Brüffel 
und die Section normale in Brügge dienen für 
Ausbildung der Lehrkräfte. Univerjitäten giebt es 
in Lüttich, Löwen, Gent und Brüffel, welche zu— 
men etwa 5200 Studenten haben. Spezial- 
len find: die Bergwerksſchulen in Lüttich und 
ns, die Handelsſchule zu Antwerpen, die Militär- 
ſchulen zu VBrüfjel, Lierre, Ypern (Reitſchule), die 


195 


Schifffahrtsihulen in Oſtende, Antwerpen, Nien- 
port, die Fabrilſchulen in Brabant, Hennegau, 
Flandern (33 zujammen), die Thierarzneiichule 
in Brüffel, zwei Gartenbaufchulen, ein landw. 
Lehrinftiftut in Gembloux und niedere Lehrgelegen- 
heiten, wie fie früher jhon erwähnt worden find, 
nebjt zahlreichen Gejellihaften und Vereinen, aud 
für Landwirthicaft, Objt-, Gartenbau u. |. w., ver- 
jchiedene Mlademien, Kunſt- und Malerjchulen, 
Konfervatorien für Mufit, kgl., öffentliche, Uni» 
rg und ftädtifche Bibliotheten (17), Muſeen 
u. |. w. richte 

VII. Wohlthätigkeit. Hierfür giebt es im 
hlthätigleitsbüreau, in Ger 
meinden mit über 2000 Einwohnern Komités 
für Unterftügung in den Wohnungen, zahlreiche 
Unterftügungsvereine auf Gegenfeitigfeit (an 200) 
und Anftalten der verſchiedenſten Art: 11 Taub- 
ſtummen- und Blindeninftitute, 40 Srrenanftalten, 
die Kolonie in Gheel zur Aufnahme bei Bauern 
‚gegen Entgelt, alle Arten von Kranten-Anftalten 
onft, Findel- und Wailenhäufer, Kinderbewahr- 
anftalten, Lehr und Mrbeits-, Bettler-, Land» 
fteeicher-, Befferungs-Häufer, Berjorgungs- und 
Verficherungsanftalten u. ſ. w. Ueber die Irren- 
anftalten liegt eine neuere Statiftit vor; davon 
fonnten 9 unter 50, 13 zwiſchen 50 und 100, 
15 von 100 bis 500 und 3 über 500 Schwach⸗ 
finnige aufnehmen; 17 haben bejondere Verwal- 
tungstommiffionen; 13 mit 2516 Inſaſſen jtehen 
unter der Mitverwaltung der Geiftlichkeit, 4 mit 
885 Inſaſſen unter der der Laien und 17 mit 
2936 Infaffen unter der der Geiftlichleit allein. 
Der Gejammtbeftand war im Jahre 1877 mit 
1,44 von 1000 Einwohnern und im Jahre 1881 
mit 1,48 von 1000 Einwohnern angegeben. Bon 
ben Geiftestranken, deren Zahl jegt etwa 9600 ift, 
werden 2200 in Familien und 7400 in Anftalten 
verpflegt; aus Privatmitteln werden etwa 1800 
Kranke unterhalten. Die Zahl der ig 
‚teinfer war für Männer 7,7 bis 9,8%,, für 
Weiber 2,2 bis 2,4% der Kranken; die Koſten 
des Unterhaltes betragen pro Kopf 0,68 bis 2,0 
Mark täglih; unter den Kranken find 560 Aus 
länder. Die Mufteranftalt ift Tournai mit 1000 
Kranken. Die Ziffer der Armen wechſelt in den 
Provinzen von "/gg; der Bevöllerung in Qugem- 
burg und dann '/,, in Namur bis '/,, in Oft 
und !; in Weftflandern. 

IX. Landwirthſchaft. Belgien hatte fchon 

u Anfang des Jahrhunderts einen hoch berühmten 
| — und die muſtergiltigſte eigentliche Bauern- 
wirthichaft, worüber J. N. von Schwerz Aus 
kunft gegeben hat; die Fortichritte in einem Lande, 
welches allen anderen Ländern voraus war und 
vorausgeht, fönnen jelbftverftändlich in einer kur» 
zen Zeitdauer feine in die Augen fallenden fein 
und deshalb kann über die belgiihe Landwirth- 
‚Schaft zu den früher gebrachten Veittheilungen nicht 
‚viel Hinzugefügt werden. Die Gejammtfläche ift 
|2,094,712 ha; eine neuere offizielle Statiftil Liegt 
‚nicht vor, jo daß die Angaben im früheren Ar- 
‚titel noch größtentHeils maßgebend find. Man 

13* 

















196 Beludſchiſtan 
kann aber für jetzt als Bodenvertheilung an— 


nehmen: 
90,42%, = 2,663,512,79 ha Kulturland, 
9,58%, = 282,199,21 „ Wege, Straßen, Ge- 
wäſſer, Baupläße, 
Unland (71,762 ha) 
u. ſ. w. 


2,945,712,00 ha 
ür das Aulturland find zu rechnen von der 
ammtfläche: 


12 9% = 353,485,44 ha auf Wald, 

4 „ = 1178848 „ „ Gärten unb 
Weinland, 

5742. = 1,691,427,83 „ „ Wderland, 

17 „ = 50077104 „ „ Wieſen und 
Meiden 


90,42%, = 2,663,512,70 ha 

Bon dem Aderland fommen ungefähr 
288,966 ha auf Roggen 
283,542 „ „ Weizen 
„ Spel; 
„ Gerfte 
229,744 „ „ Hafer 
35488 „ „ Mengfrucht 
auf Getreide zufammen 
21,435 ha auf Buchweizen 
24,264 „ Bohnen 
13,465 „ Erbien, Widen 


” 


” 





6,000 „ „ font. Hülfenfrüchte 
Hüffenfrüchte zufammen 124,159 „, — 7,34, 
18,075 ha auf Runteln 
171,398 „ „ Kartoffeln 
131,398 „ „ and. Hadfrüchte 
Hadfrüchte zufammen 320,871 „ = 18,07 „ 
7,276 ha auf Han 
57,045 „ „Flachs 
6,500 „ „ Dr en 
15,000 „ „ Deljaaten 
6,000 „ „ fonft. Handelspfl. 
Handelspflanzen zujammen 91,812 „ = 5,06, 
Futterträuter aller Art 
im Ganzen 108400 „ — 6,14, 
Nderweide und Brache 
im Ganzen 101,486 „—= 6,54 „ 


945,700 ha = 55,910), 


— Bergbau. 


Für den Viehſtand find weitere Mittheilungen 
nicht zu verzeichnen; nad der legten Zählung 
rg man auf Pferde 271,974 Stüd; im Jahre 
1885 war die Ausfuhr nad) dem Deutfchen Reich 
14,159 Stüd; gute ſchwere belgische Pferde werden 
bis zu und über 1500 Mark verkauft (Gent als 
Hauptplaß ; vgl. Arbeitsthiere und Pferde- 
er indvich gab es 1,382,815 Stüd, Schafe 

65,400 Stück, Schweine 646,375 Stüd. In 
„Statistica del Bestiame“ find aber angegeben: 
Pferde 283,163, Rinder 1,242,445, Schafe 586,097 
(mit Biegen), Schweine 632,301. 

Kaninchen werben zu Millionen gehalten, ver 
jpeift und verichidt; über das Geflügel Tiegen 
neuere Angaben nicht vor und Gleiches gilt bon 
der Bienenzucht, welche befonders in der rd 
ſtark betrieben wird. 
| Weber die Forftwirthichaft liegen neuere Anı- 
‚ gaben ebenfalls nicht vor; noch immer find die Wölfe 
in den Waldungen der Ardennen nicht ausgerottet. 

Neuere Werte über Belgien können auch nicht 
genannt werden, von Barlet „Beichichte des Handels 
und der Induſtrie“ liegt eine neue Auflage, die 
dritte, aus dem Jahre 1885 vor (Mecheln). 
|. Velndihiiten und Belutihiftan, Staatengruppe 
in Wien (j. d.). 

Bergbau. Wie in der Induſtrie jo zeigt auch 
der Bergbau in den lepten Jahren allenthalben 
| ba, wo es noch genügende Ausbeuten giebt, eine 
bedeutende Ueberpro duktion und in Folge diejer 
den Nüdgang ber Breije, welder trog Schuß- 
zöllen und anderen künſtlichen, Hiljsmitteln an— 
haltend bleibt. Ueber die hffptjählichiten Er- 
zeugniffe des Bergbaus brachte die „Norddeutiche 
Induftries und Handels-Beitung“, Nr. 35, 1870, 
eine Zujammenjtellung, welche das Bild zur Zeit 
des Aufſchwungs und hoher Preije zeigt; es ift 
von Intereſſe die dort gegebenen Zahlen für die 
Jetztzeit zu wiederholen, um daraus entnchmen zu 
fönmen, wie fich die Verhältniffe inzwiſchen, alio 
bee Beitraum von 10 bis 15 Jahren, geändert 
nn leider giebt es noch feine zuverläjfigen Zu- 
ammenftellungen der Urt für die letzten Jahre. 
Die Lage der Bergwerlsbejiger und der Hütten— 
werke und die Menge der Erzeugnifie, welche von 
diefen geliefert werden, find jet auch für die 








1,691,427 ha=100,00%/,, | Landwirthe von großer Bedeutung, da fte dieje 


Bon den legten Jahren der offiziellen Exrheb- 


ungen waren befannt: 


Einfubr t Mebreinfuhr t 


um Theil in Mengen gebrauchen — Eijen, Kupfer, 
ohlen — und andererjeit3 die Eijeninduftriellen 
die zur Zeit im Deutichen Reiche geltende Zoll- 





Weizen 144,094 138,710 politit angebahnt haben. Ueber die Edelmetall- 
(Ernte 1885 zu 6,850,800 hi) ‚ Erzeugung ſ. Bimetallismus. 

Roggen 38,415 31,222 Für das Jahr 1870 wurden 5000 Hüttenwerke 
(1883 — 47,850 t) mit 1,275,000 Berglenten und 2,985,000 Köpfen 

Körner jonft 80,445 71,040 mit den Angehörigen ang: eben und ala Gejammt- 
Delfrüchte 63,185 53,377 erzeugung 2333,392 Mill. Mark für ganz Europa, 
Kartoffeln > * Hr im Einzelnen ohne die Meineren Staaten fe: ER 
—— Stroh 17089 9.222 Werte Mrbeiter Mäpfe  Ereug- 
raff. Zucker 1,184 12,397 Een 1008 B8.000 38 5 

Die Gemüſekultur wird noch immer im Großen | Kir, . ' ‚ 

betrieben; man rechnet den Werth des Erzeugnifies Deferreid-lingarn 3 185.900 380.000 178.200 
zu mindeftens 30 Will, Marf. 2er 506.000 1RR1,000 1M1n.AIE 





Bergbau. 197 
Mid. Mt | Salz 50 Mill, Br. (Großbritannien 15,0, Difch. 


——— — Reich 3,0 Mill. M.Ätr.). 
2629 806.900 1381000 1613,416 für die Sahre 1883 und 1884 war die Er- 
Rubland 374 80,000 


. 180,000 131,600 | zeugung von Zink in Europa 247,498 und 
ee a TR 68120 359,740 4, der Yrcie 291,2 und 280,20 Mart für 

lien 150 36.000 75.000 81,920 1 t, aljo fehr gejunten (vorher 380 Marf). Blei 
cuiſchet Neid _ 1600_ 224.000 605,000 278,160 ‚Toll im Ganzen zu 450 bis 450,000 # erzeugt 


5669 1249,50 2,983,000 2,271,850 | werden, der Preis in Rotterdam war 1883 und 


AS Erzeugung im Ganzen galten für: 11884 = 7,708 nnd 6,785 Gulden zu 1,70 Mart. 
Eijen — — 1094 Das Deutſche Reich erzeugte 1869 zuſammen 
Kohlen 727,24 Steintoglen 0,64 50,000 t, 1884 aber 100,000 t. Die Vereinigten 
s Braun 0% Staaten erzeugten 1869 zujammen Ot, 1884 
5 461,84 "976 aber 140,000 t, für Glätte werden 11,000 und 
— 82/40 224.00 und 99,814 % angegeben. Sa 
Blei 9784 40.80 In QOuedjilber ift der_jährliche Verbraud 
int 4816 41.60 der Erde 100,000 Flaſchen, Ofterreich erzeugt nur 
Schweiel 3816 11.84 nod 10,000 Flaſchen; das meifte Ouedfilber fommt 
Zinn 18.96 2176 aus Californien und aus Spanien; neuerdings 
Weifing 9.648 2979 wurden in Serbien, ſüdlich von Belgrad, beim 
Quedfilber 12.920 5744 Eijenbahnbau alte Werke der Römer entdedt, welche 
Alaun 1.848 184 ben Abbau reichlich lohnen jollen. 
Nickel 2,208 558,6 Die europäifhe Eifenerzeugung wurde für 
Antimon 0,544 46,4 1867 angegeben zu 7,868,650 t im Werthe von 
Arſenil 0,152 46,4 772,8 Mill. Marl, wovon lieferten : Er 
i D to 
ae au 323 Großbritannien 4,581,500 t zu 68 Mart 
_®. Traenjter „Revue universelle“ ®b. 13, —— nn „" re Z 
©. 446, 1883, gab folgende Ucberficht für die Zeit | Belgien 1845. mır 185.000 6 
vom 1571 bis 1882 in 1000 & als Durchjchnitts-| Oenerrein vahre 1845 mur 185, * 
Afer für Großbritannien, Deutſches Rei — Mn —— 247.500 zu 33 
wich, Belgien, Oeſterreich Ungarn und Vereinigte * 20750 1708” 
Staaten von Nordanıcrila. hweden-Noriwegen Mu, 1728, 
Gewicht in 1000 t Preußen 526,050 „ „ 121,6 „ 
1872 1876 1879 1882 |Deutichland ſonſt 152,600 „ ? 


: Ueber Kupfer lauten die jüngjten Berichte von 
rn HABE a OT F Merion & Co. in England dahin, ba 
; 987 340 390 446 ein dauernder Preisrüdgang beflagt wird, da jegt 


supfer ‘ befonderd am Late Superior für die Gewinnung 
Zinn 9J + = 120 |3er Erze billigere Methoden der Deren ans 
Verhalinißzahlen der Preife: gewendet werden und Amerika überaus ftarfe Zu- 
1872 1876 1879 1882 fuhren bewirkt. Die Angaben je für den 31. Auguft 

205 118 95 100 — ———— unterwe von Au⸗ dus 
135 162 99 100 von Ebilt firalien ſammen 
137 148 100 100 1883 36,811 t 10, t 960t 48,739 t 


134 114 88 100 1884 32,584, 9216, 756, 42,556 „ 

Ber Preis von 1882 gilt mit 100 als Einheit. | 1885 44,869, 9,164 „ 1357, 55,380 „ 
Aus der Zeit von 1870 bis 1880 wird anderer: | Die Ablieferung von —— Beantrei waren 
Ktsfür&uropa alsdurdichnittli zeugung angeg.: ‚ in den gleichen Jahren 10,198—8761 und 7857 t. 
Got 6,900 kg (nur Rußland und Ungarn, | Es war im Jahre 1879 die Erzeugung 149,156t 


ſonſt unbedeutend), Erze, im Jahre 1884 aber 206,953 t Erze, 
Tilber 300,000 „ (Deutiches Reich, Oeſterreich⸗ im frühe die ſichtbare 
Ungern, Ürankreid, Spo- 1880 62,664 5 zu 60€ = 1200 
nien, Großbritannien), 1881 61685 au ee 
n 1,100 „ (mur Rußland), 18% 57165740” — 800 
di). 2,250,000 „ (Defterreich-Ungarn, Span.), Die Rio Tinto Company Limited hat i 
Blei 270,000,000 „ (Spanien allein 20 Mill.kg: | Die Rio mpany Limited hat im Jahr 


im vorigen Jahrzehnt nur verfige Wehe ner Aalen 
j 2,25 U. i 1882 259,924 688,307 948 231 
Kobeii.1EOMM.M.Ztr. (Großbritannien 70, Deut-| 1883 313,291 786,682 1,099.973 
—F Reich 26 Mill. —— F 1884 312,029 1,057,8830 1,369,918 
Koblen 2200 „ „ (Öroßbritannien 1290,83, | Der bur ſchnittliche Kupf ** der Erze war 
Deutſches Reich 480, De: 1802 = 2,805 9, 1883 — 2,956 %, und 1884 
fterreih 119Mill. M.Btr.xc.), | = 3,254 %,. 


198 Berufsgenoſſenſchaften. 
Für die Jahre 1885 bis 1889 hat die Gefell-| Es erzeugten im Jahre 


ichaft bedeutend größere Lieferungen kontraktlich MIN. t Mill, t 
übernommen. Auch in anderen Sändern ift die | 1830 Deutichland 1,2 1872 33,306 
Erzeugung beträchtlich gefteigert worden, Großbritannien 20 131,64 
erbraucht wurden in England, dem Deutichen Belgien 1,914 15,659 
Reich und anderen Staaten Europas in den Jahren Frankreich 1,597 15,204 
1882— 1883 und 1884 zufammen 272,826— 288, 104 die Ber. ©t. 1,4 42,79 
— 814,751 t. Bon 1859 zu 1870 wuchs die Erzeugung um 


Die bedeutendfte Zunahme ergiebt ſich aber im | 70 %,; auf der Erde wurden zulept 213,3 Mil. t 
der Erzeugung der Steintohlen, von welcher gewonnen, davon famen auf j 
ſchon Manche befürchten, daß fie beim jegigeu Um— Europa 177,397 Mill. t zu 1006,5 Mill. Mart 
ange der Ausbeute zur baldigen Erfdöpfung der | Amerita 34,425 „ „ an Werth. 

vfe führen müffe. Der Bergbau jelbft ift am | Auftralien 0,917 „ 
Verbrauch weſentlich betheifigt. Einige Rüdbtide | Wien 051 „ „ 
auf den früheren Verbrauch find gegenüber den | Im Jahre 1879 war die Erzeugung 289 Mil. t, 
heutigen Verhältniffen von Yntereffe. wovon Großbritannien 134 Mil. t, das Deutiche 

Die Kohlen werden jet in 70 Arten von der | Reich 48,5, Die Vereinigten Staaten 50 Mill. t 
bituminöjen Kohle I. Sorte bis zu der geringften | lieferten. —— 
unlerſchieden. Die Kohlenſelder der ®. St. von| Für 1881 wird die Erzeugung mit 360,890 
Norbamerifa werden zu 196,000 engl. Du.-Mei- | Mill. t (außer China, Jtalien, Schweden und 
Ien, die von Großbritannien zu 12,000 engl. Ou.- | Chile) angegeben, davon famen auf Großbritannien 
Meilen angegeben; große Lager in Afturien und 154, auf die Vereinigten Staaten 92, auf das 
an der Küfte von Biscaya in Spanien find erft | Deutihe Reich 61,5, auf Frankreich 20, auf Bel- 
Hella cn a Arena I ft 

. 14, ottland 1,123, auf Nuftralien 1,775, 

IE Era — ie BE — auf Spanien 0,8 und auf Rußland 3,225 Mil. t. 
London einige Schmiede, Bierbrauer und Jndu- | Regnet man nur Großbritannien, die Bereinig- 
ftrielle die erften Kohlen zum Verſuch bezogen —— das mg Reid), Belgien und 
atten und daß bald wegen des dichten ſchwarzen erreid-Ungarn jo war im Jahre 


” 











auches Bejchwerden erhoben worden waren; dieje gen ae 
atten ein jcharfes Verbot zur Folge gehabt (Geld- 1870 212 201 
trafen, Zerſtörung der Defen, Haft u. j. w.). Die 1873 271,6 261 
juche wurden troßdem wegen der großen Vor— 1878 283,9 269 
theile fortgejegt; man fam dann auf den Gedanken, 1879 300,5 285,2 
die Kohlen mit hohen Abgaben zu belegen; es 1880 331,1 812,0 
mußten für die Erlaubniß zur Musladung 8 Pence 1881 351,0 331,0 


ro t bezahlt werden; — die Abgabe bradte im| Vom Verbrauch redjnet man für die Eijenin- 
Sabre 1613 der Stadtverwaltung ſchon 50,000 | duftrie allein 20 9, oder 62,5 Mill. t; die Me- 
ftrl. und wurde erft im Jahre 1830 aufgehoben. | tallurgie, die Dampfmaſchinen, die Haushaltungen 
Der Kohlenhandel hat ſchon längſt die Erricht- | verbrauchen am meiften Koblen. 
ung einer befonderen Börfe — Coal Exchange — | Ueber die Erzeugung der Edelmetallej. Bimetal 
nothwendig gemadt; im Jahre 1860 fürderten in /lismus. Vgl. im Weiteren die einzelnen Staaten. 
England 3009 Gruben 84 Mill. t, 1866 jhon| Berufsgenoffenihaften. Bezeichnung für die 
102,630 Mill. t, 1878 ſchon 132,655 Mill. t. Jm | auf Gegenjeitigfeit beruhenden Berbände der Un— 
Jahre 1500 verforgten die Hauptſtadt 2 bis 3 | ternehmer für beftinmmte Induftriezweige und Be- 
Schiffe, im Jahre 1610 waren ſchon 200, im |zirke zur Verfiherung der Beamten und Arbeiter 
Sabre 1848 2717 Schiffe (3,5 Mill. t) nothiwen- | mit nicht über 2000 Mark Jahreseintommen gegen 
dig, im Jahre 1870 jchon 50 Mill. t. Die Schiffe | die Folgen von im Betrieb ſich ereignenden Un— 
laden jetzt durchichnittlich 300 t und Haben 8 Mann | fällen nach den Beltimmungen des Unfallver- 
—— fo daß allein für London 32,000 Mann | fiherungsgefeges vom 6. Juli 1884 und nach dem 
Schiffsbeſatzung nothwendig find. vom Neichsverficherungsamt im Januar 1885 
Englands Ueberlegenheit bezüglich der Kohle be- | veröffentlichten Normalftatut. Berpflichtet zum 
ruht hauptjächlich darin, daß die Kohlenfelder nur | Beitritt und zur Verſicherung ift nach einer ge 
30 Meilen weit von einander liegen und näher gebenen Aufflärung „jeder deutiche Bürger, melcher 
an ben Hafenorten als irgendwo fonft, anderer» | im feinem Gejchäft mit anderen Leuten arbeitet,“ 
jeitö wird aber die Ausbeutung immer ſchwieriger nach dem Geſetz jollten aber verfichert werben nur 
und gefährlicher und fpricht man namentlich dort | die Arbeiter in Bergwerlen, Salinen, Aufbereit- 
Kon viel über die mögliche Erichöpfung, wenn | ungs-Anftalten, Steinbrüchen, Gräbereien (Gruben), 
riefenhafte Verbrauch in gleichem Grade, Die die auf Werften und auf Bauhöfen, in Fabrilen 
bisher wählt. und Hüttenwerfen, dann die Maurer, Zimmerer, 
ie gro giten Steintohlenfelder der Welt | Dachdeder, Steinhauer, Brunnenarbeiter und 
hat China; deffen Lager werden aber noch faft gar | Schornfteinfeger; nad) den Beitimmungen des Aus- 
nicht benutzt. dehnungsgejeges jollen dazu fommen die Staat#- 





Beſteuerung. 199 
betriebe: Poſt⸗, Telegraphen⸗, Marine⸗, Heeres⸗ rung vom 15. Juni 1883) vom 7. Januar bis 


verwaltungen, Eijenbahnen u. ſ. w., der Baggerei- 
betrieb, der gewerbömäßige Fuhrwerks⸗, Binnen» 
Ihifffahrts-, —— Prahm- und Fährbetrieb, 
die Zreidelei, der gewerbömäßiige Spebitiond-, 
Speicher- und Kellereibetrieb, der Gewerbebetrieb 
der Güterpader, Güterlader, Schafler, Bander, 
Bäger, Meſſer, Schauer und Stauer. Es werden 
ferner den verjicherungapflidtigen Betrieben ſolche 
anderweite gleichgejtelt, in welchen Dampfleſſel 
oder durch elementare Kraft beivegte Triebwerke 
zar Verwendung fommen oder in welchen die Be— 
erbeitung von Gegenftänden gewerbsmäßig aus— 
geführt wird und in welchen zu dieſem Zwecke 
mindeftens n Arbeiter regelmäßig beichäftigt 
werben, ſowie iebe, in welchen Erplofionsitoffe 
oder erplodirende — gewerbsmäßig er⸗ 
zeugt werden. Die Ausdehnung der Verſicherung 
auf die land⸗ und forſtwirthſchaftlichen Arbeiter 
iſt durch beſonderes Geſetz geregelt worden. Vgl. 
Arbeiterverſicherung und Unfälle. 

Geklagt wird darüber, daß die Betheiligten ſich 
za wenig mit den Beſtimmungen des Geſetzes ver— 
traut machen, durch zu viele Aufragen die Ber- 
waltun gane behelligen und nicht ſelten zu 
Beleidigungen und Drohungen ſich hinreißen laſſen. 
Nach Mittheilungen aus Berlin ſollen bei einer 
Berufsgenoſſenſchaft anfangs täglich 150 Briefe 
eingegangen ſein. Wiederholt wird, daß die Ver— 
ge befteht, gleichgiltig, ob die Arbeiter, 

inge, Kommis uw. ſ. w. nur ftundens, tage- 
oder wochenweije beichäftigt werden, ob fie Lohn 
oder Gehalt wöchentlich oder monatlich bezichen, 
ob ſich mehrere Geſchäfte eines Arbeiters bedienen 
oder nicht, und dab die Verjorgungspflicht der Ge- 
noſſenſchaft bei Unfällen erjt nad Ablauf der drei- 
zehnten Woche oder bei Zodesfall des Verun— 
glüdten eintritt und in Renten an den Berunglüdten 
oder an die Hinterbliebenen beſteht. Die Ber- 
fiberung der Arbeiter bei anderen Geiellichaften 
entbindet nicht von dem Beitritt zur Berufägenojjen- 
—J welche aber gehalten iſt, bis zum Ablauf 

v 


ntraltlichen Berpflichtungen dieje Berficher: | 


ungen auf Antrag der Betreffenden zu übernehmen. 
Die Entihädigungen trägt die gelammte Genoffen- 
haft nach Maßgabe der von den Mitgliedern ge— 
sahlten Löhne, welche genau anzugeben find; falſche 
Angaben werden jtrenge — Behufs Kon— 
ſtituirung der Berufsgenoſſenſchaften find Anfangs 
Borjchüfle zu leiften, die dazu gezahlten Beträge 
werden am Jahresſchluß ausgeglichen, d. h. ein 
etwa von Einzelnen gezahltes zu viel oder zu 
wenig fommt zur Begleihung; Anfangs laffen ſich 
die genauen Beitragsleiftungen nicht ermitteln und 
find unrichtige Auflagen für Einzelne nicht zu 
bermeiben 


Aus dem Geſchäſtsbericht des Reichs-Verficher- 
ungs-Amtes vom Januar 1886, die Zeit bis zum 
31. Dezember 1885 umfaffend, geht hervor, daß 
euf Grund des am 1. Oftober 1885 in Kraft ge: 
tretenen Geſetzes (Allerhöchſte Botſchaft zur rafchen 
Euführung der Unfallverjiherung vom 14. April 
1883. Bal. auch Geſetz über die Kranlenverfiche- 





11. April in den Hauptinduftrieorten des Reiches 
53 Generalverfjammlungen mit Bertretern der 
erg rg Mate eier hatten, und daß in 
diejen 12,578 Betriebsunternehmer perjönlich und 
32,881 durch Bertretung betheiligt waren. Am 
1. Januar 1886 gab es bereits 51 genehmigte 


und 6 errichtete Bernfsgenofienfchaften und zwar 
Betrieben Arbeitern 


24 Reiche » Berufsgenofjen- 

ſchaften mit 86,879  1,392,138 
22  Berufsgenoffenihaften 

über den Umfang eines 

Landes mit 67,456 981,085 


46 größere Berufsgenofjen- 


ſchaften mit 154,335 2,373,223 


5 preußiiche mit 14,033 229,864 
2 bayrijche mit 10,985 47,782 
2 ſächſiſche mit 3056 123,438 
1 württembergiſche mit 4311 13,167 
1 reichsländiſche mit 247 56,745 


zufammen alſo 11 Zandes-Berufsgenoffenichaften 
mit 36,632 Betrieben und 470,996 Urbeitern. 

Konftatirt wurde im Ganzen die beifällige Auf- 
nahme. Die innere Organijation war jchon vor 
‚ Oktober vollendet. Es gab nunmehr ſchon 57 Ge- 
noffenichaftsvorftände mit 696 Mitgliedern, 313 
Settionsvorftänden, 1818 Mitgliedern und 5269 Ber- 
trauensmännern. Bon den früheren Unfalls-Ver— 
fiherungsgenoffenichaften waren 79 Beamte ange- 
ftellt worden und 8 im Reichsamt thätigd. Der 
nächte — zweite — Gejchäftsbericht für 1886 wird 
ein weſentlich anderes Bild bieten. 

Bejteuerung. In dem letzten Jahrzehnt, von 
1875 bis 1885, hat fih, hauptſächlich in Folge 
‚der Anitiative des Deutichen — in 
den Anſchauungen über die Beſteuerung eine Um— 
wandlung in dem Sinne vollzogen, daß das Ueber— 
gewicht der Steuerlaft von den indirekten Steuern 
und Böllen getragen werden und die minder Be- 
mittelten ganz oder doch größtentheils mit direften 
Steuern verichont bleiben jollten. Der Wunſch 
der oder doch mindeſtens vieler Landwirthe, die 
Srundfteuer aufgehoben zu fehen, ift micht ver- 
wirflicht worden, wohl aber hat man daran ge- 
dacht, einen Theil des Ertrages der Grumdftenern 
den Gemeinden und Kreiſen zu überweijen. Im 
Reich ift die Einrichtung, von den Zöllen den Er- 
trag über eine beftimmte Höhe an die Einzeljtaaten 
abzuführen, getroffen worden. An Folge der, zum 
Theil jehr beträchtlichen, Erhöhung der Zölle im 
Deutfchen Reich wurden aud andere Staaten ver 
anlaft, mit Zollerhöhungen vorzugehen und noch 
dauert die —— fort, ſo daß in allen Nach 
barländern und von dieſen rückwirkend weiter die 
Zollſätze keine dauernden ſind, ſondern ab und zu 
wieder verändert werden. In den V. St. von 
Nordamerila (f. d.), welche in Folge des Krieges 
wegen der Sflaverei zur Tilgung der großartig 
angewachjenen Staatsſchuld mit ſcharfen Zollmaß— 
regeln vorangegangen waren, beginnt die Agitation 











| für Freihandel und mindeftens doch die für be 


deutende äbigung der Zölle immer mehr Boden, 


— 





21 


weil man fich überzeugen mußte, daß die 


hohen | Branntwein, Buder u. |. 


Befteuerung. 


tw.) erreicht werden, 


Schutz- und Prohibitivzölle einen unnatürlichen, | während andererjeits die Schußzölle, wie man hoffte, 


nicht länger haltbaren 


Zuftand der Induftrie haben | vie imländifche Erzeugung in dem Grade ſtärken 


entftehen lafjen und allenthalben Krifen und Un- | follten, daß die reichliheren Löhne auch die arbeiten» 


verfäuflichleit der Erzeugniſſe oder doc | 
der Preiſe bis zum Verluſt beim Berfauf einge- 
treten find. An Großbritannien kann umgefehrt 
jet aud wieder über Echußzölle geredet werden 
und wächſt die Propaganda dafür, allerdings aber 
ohne die geringste Aussicht auf Erfulg, da man in 
England recht gut weiß, daß die Blüthe der Ent- 
widelung und der Reichthum dem Freihandel zu 
danfen find. In den Kolonien huldigt man aber 
dagegen vielfach dem Schutzzoll; der praftiiche Eng- 
länder ſchwärmt weder für, noch gegen FFreihandel 
oder Schußzoll; er wendet beide Prinzipien da 
an, wo jie geboten oder doch ihm müglich find und 
hat im Uebrigen eine ftattliche Reihe von indirekten 
Steuern, aus welchen er jehr hohe Einnahmen zu 
ziehen verftcht. Für den Wunſch der Sozial— 
demofraten und einiger Schwärmer aus anderen | 
Barteien, die Einfommenfteuer allein noch beftehen 
u lafjen, haben in der letzten Zeit wenig vder 
eine weiteren Anhänger fich gewinnen lafjen; man 
bat eingejchen, dat die Befteuerung nie eine ge- 
rechte jein fan, wenn fie nur auf eine einzige 
Steuer bafirt wird, und aus den Erfahrungen da, 
wo es dieje Steuer giebt, hat man gelernt, daß es 
nie gelingen wird, mittelft derjelben in Wirklichkeit 
das Einfommen Aller richtig zu treffen. Man 
darf es ſogar ausſprechen, daß die mit der Ein- 
fommenfteuer gemachten Erfahrungen allfenthalben 
beweilen, daß die Berechnung des Einkommens 
eine jehr mangelhafte ift und daß für ſehr Viele 
die Unterlagen zu richtiger Berechnung noch gar 
nicht gegeben find, jowie daß es andererjeits ebenſo 
nod) an Mitteln fehlt, unrichtige und zu niedrige 
Deflarationen ficher entdeden zu fönnen. Der 
Gedanke an Einführung einer Reichseintommen- | 
ftener zur Abſchaffung der wenig beliebten Matri- | 
tularbeiträge darf als ganz bejeitigt betrachtet 
werden. 

Je größer die Bedürfniſſe des Reiches und die 
der Einzelftaaten werden, um jo ſchwieriger wird 
es, die Einnahme entiprechend zu fteigern, und die 
erhöhte Yaft nicht allzu fühlbar zu machen; bie 
indireften Steuern zicht man deshalb vor, weil’ 
die Leiftung nur in geringen Beiträgen für den | 
Einzelnen, oft täglich in A unmerfliher Reife, 
entrichtet wird, während die direlten Steuern in 
großen Poſten jährlih nur ein paarmal gezahlt 
werden müffen. Nah den Mittheilungen bes 
Neichstanzlers im Reichstag 1885 gelegentlich der 
Verhandlungen über das Branntweinmonopol be» 
je: der übergroßen Zahl der Erefutionen in 


! 





olge von Nichtzahlung der direften Steuern in 
reußen mußte allerdings der Gedanke, Diejenigen, 
welche die Steuer nicht erfchwingen fünnen, zu 
entlaften und Diejenigen, welche fie nicht entrichten 
wollen in anderer Weiſe heranguzichen, Anklang | 
ug Beides jollte durch den Fortfall der unter- 


den Klafien in den Stand verjepten, ie | einen 
rößeren Verbrauch an beftimmten Genuß- und 

ahrungsmitteln ihren Antheil zu den Gtaats- 
laften in genügender Höhe und ohne Schwierigkeit 
beizutragen. 

Es ift nicht zu beftreiten, dab diefer Gebaufen- 
gang für Viele etwas ſehr Sympathiiches hatte 
und jelbjt der einfeitinfte Freihändler mußte zu 
geben, daß, wenn alle Vorausſetzungen fich erfüllten, 
dann weniger Urſache zur Unzufriedenheit mit den 
Steuererhebungen fich zeigen würde; es liegt im 
der Natur des Menjchen begründet, daß er lieber 
in Theilbeträgen einer —— ſich entledigt, 
als durch Zahlung im Ganzen, ſelbſt wenn er da— 
durch ſchließlich bedeutend mehr zahlen ſollte. In 
ber Induſtrie macht man davon vielfach Gebrauch; 
die zahlreichen Lieferungsmwerfe des Buchhandels, 
in der Regel für ſehr Toftipielige Werke einge- 
führt, die Abgabe von Majchinen zu Theilzahlungen, 
die Abzahlungs-Gejchäfte und andere Vorgänge der 
Art beweilen, daß das Zahlen in Meinen Bielen 
dem Menjchen viel Leichter, ald die Tilgung auf 
einmal fällt und daß die Verfäufer der Waaren 
das recht gut wiſſen. Die wejentlichften im der 
legten 2 von Landwirthen geäußerten Wünſche 
bezüglich des hypothekariſchen Kredits und des 
Kredits überhaupt gehen darauf hinaus, lange 
Friften und NRüdzahlungen mit Meinen Beträgen 
(Amortifationen) zu erlangen, wiederum aus der 
jelben Erwägung, daß man leichter häufige, aber 
fleine, als große Summen auf einmal entrichten fanın. 

Vollkommene Steuerfreibeit zu verwilligen, ift 
auch den am wenigiten Bemittelten gegenüber nicht 
am Plage und von den Arbeitern jelbjt wurden 
darauf bezügliche Vorſchläge oft mit Entrüftung 
zurückgewieſen; Jeder joll nach Kräften, d. b. nad 
Möglichkeit, zum Ganzen beitragen und fich be- 
wußt bleiben, daß er wie jeder Andere, Leiftungen 
zu entrichten hat. Wünjchen wird aber Jeder und 
mit Recht, dab ihm diefe Leitungen anf eine ihm 
am wenigften drüdende Weije und in der Zeit, 
in welcher er die Leiftung leicht ertragen Tann, 
auferlegt werden ; der Landwirth wünjcht Zahlungen 
nach der Ernte, der Arbeiter müßte, wenn er im 
Wocenlohn fteht, diefe am Empfangstag des Lohnes 
winjchen und das ift bis zu gewijjem Grade für 
die Steuer der Fall, wenn er dieſe nur in 
des Aufichlags für Lebensbedürfnifie, welche er ein- 
kauft, zu bezahlen hat und wenn der Aufſchlag 
an und für fich erſchwingbar für ihm ift und ihm 
nicht zwingt, an unenthehrlichen Bedürfnijfen Ent 
behrungen fich aufzuerlegen. Aus diefem Grunde 
hat man faft in allen Staaten in erfter Linie die 
eigentlichen Genußmittel der Belteuerung unter- 
zogen, bejonders die altoholhaltigen Getränke und 
die altaloidehaltigen Genußmittel (Tabaf und 
Kaffee, Thee u. ſ. w.); man würde die Zahl der 


en Stufen der direlten Steuern (Klafienfteuer) | entbehrlicyeren Gegenftände, bei welchen es Jeder 
und durch Erhöhung der indirekten Steuern (Bier, in der Hand hat, ob er viel oder wenig fteuern 


Beiteuerung. 201 


mi, noch bedeutend vermehrt haben, wenn der unruhigung zu erzeugen vermocht; felbjt die leb— 
Erfolg der Beftenerung mit der Vermehrung der | haften Agitationen politifcher Parteien gegen die 
Jbl der v egenftände im Einklang bleiben könnte; | Zölle haben im Ganzen die Nation nicht auf- 
es giebt leider wirkliche Luxusſachen, deren Bes | geregt; offenbar wollte die Mehrheit dem Bro» 
xuerung zu wenig einbringen würde mit Rüdjicht | gramm des Neichsfanzlers in dem Vertrauen, 
art die Hoften der Veranichlagung und Erhebung. | daß es ihm damit wie mit anderen Unternehmungen 
ae: giebt es Gegenftände, welche, da fie den | gelingen werde, willig folgen. Die Vollendung 
R brauch darstellen, jelbjt bei nur wenig | diejes Programms konnte aber nicht gelingen; die 
ldarem Steuerjag doch große Einnahme fichern | Verhandlungen über eine anderweitige Befteuerung 
sd darauf muß in erſter Linie der Finanzmann von Tabak, Zuder, Bier und Branntwein haben 
ren. Der Staat (die Gemeinde) braucht Geld | nicht zum erwünſchten Abſchluß geführt; fie Haben 
end mu des Eingangs ficher jein, wenn micht | viel Beunruhigung hervorgebracht, die Leiden: 
Unordnung in das Ganze der Verwaltung fonımen | jchaften mächtig aufgeregt, Parteien geipalten und 
od den Ungehörigen des Staates dadurd großer | neue entjtchen laffen, die einjchlagenden Gewerbe 
Aadtheil erwachſen fol. Bu Gegenftänden der |und Jmduftrien ſchwer geihädigt, Erfolge aber 
In gehört vor Allem das Salz und auch das | nicht gehabt, fo daß auch der andere Theil des 
Serreide fan man mit dazır zählen. Salz; und | Programms, die Entlaftung mit direkten Steuern, 
Brot kann Niemand entbehren, für den Unbes | nur wenig zur Ausführung kommen konnte. Dem 
mätelten ift aber deren Bedeutung eine weit größere, | Lieblingswunjd) der Agrarier, vieler Grundbefiger 
de für den Bemittelten und den Reichen; je höher | und Anderer, die Herren von der Börje biuten 
zum, um jo geringer wird der Prozentſatz in der | zu laffen, ift mit Einführung einer Reihe von 
Iajed- oder Jahres- Ausgabe für Brot umd Salz. | Stempelftenern einigermaßen entſprochen worden, 
& unmer thunlich, jollen deshalb beide Verbraud)s- | zur eigentlichen Börjenfteuer kam es aber nicht 
ecilel nicht oder mur wenig fühlbar belaftet wer- | und ebenjo ift von Neform der Grundfteuer nad 
vn; nichts führt leichter > Unzufriedenheit bei den dafür gemachten Anläufen in der Mitte der 
den Unbemittelten als die Beftenerung diefer Artikel | 70. Jahre nirgends . die Rede. 
m zu fühlbarer Weije; wo jolche vorliegt, veran-| Das Scheitern einer ftärteren Heranziehung von 
ist fie leicht dazu, den Grundſatz der indirekten | Tabak, Zuder, Bier, Branntwein zum Bwede der 
rteuerung überhaupt zu verwerfen, während | Verbefjerung des Haushalts des Reiches und der 
diele gerade für die Unbemittelten nugbar gemacht | Einzeljtaaten darf nicht als Zeichen dafür, daß 
zuıden Tann. Unjere Reichsregierung ging mit | das deutſche Volk diefe Art von Steuern nicht 
xt gegenwärtigen Majorität der Neichdtagsmit- | wollte, aufgefaßt werden; es herricht ficher in dem 
duder von der Anficht aus, daß Landwirthichaft | größten Theil der Wähler die Neigung, für dieje 
und Induftrie der ſchützenden Zölle bedürften und | Steuern einzutreten, die Art und Weile aber, wie 
%5 diele die inlänbdiiche Erzeugung derart kräftigen ‚die Reform durchgeführt werden jollte, — Mono: 
wäßten, daß durch reichlicheren Verdienft für Jeder» pole, einfeitige Erhöhung nur einer Steuer u. ſ. w., 
mau die Mehrloften der Lebensbedürfnifje dur | — mar nicht die richtige und im Wllgemeinen 
eftenerung und Boll leicht erträglich werden ' zeigte fi, dal noch zu wenig Klarheit darüber 
Kanten, jo daß dann auch das Reich und die |herricht, wie die Jntereffen der einzelnen dabei 
Einpelftaaten mit möglichft wenig fühlbarem Druck betheiligten Gruppen gewahrt und gegen einander 
De ihnen mothiwendigen Unterhaltsmittel erlangen | abgewogen werden könnten. So lange die nächſten 
wärden. Intereſſenten felbft noch verjchiedener Meinung 
Der Gedanke ift am fich ein einlenchtender, die find umd fich über die Art der zwedmäßigften 
Eragis aber zeigt ein vielfach anderes Bild; ſchon Form und Höhe der Beftenerung befämpfen, kann 
weiten manche Zolliäge, befonders die für Ge— nicht erwartet werden, daf die der Sache ferner 
ide, ſeit Einführung der neuen Ordnung vom | Stehenden feſte Stellung zu den verjchiedenen Vor 
Jahr 1877 ab, nochmals erhöht werden, weil die ſchlägen nehmen und tan es nicht befremden, 
Pr verwilligten nicht den Erwartungen ent». wenn diefe alle abgelehnt werden. Es muß noch 
vroden hatten, ichon zeigt fich, daß die neue Er- viel für Aufllärung über die Natur der Betriebe, 
bung wieder nicht genügt für die Wünjche der um melde e3 ſich handelt, und über das Maß der 
enten, ſchon wirb wieder Umſchau nad Belaftung, welche fie vertragen können, gejchehen, 
“euen Steuerquellen gehalten und noch immer che an eine fichere Entſcheidung gedacht werden kann. 
wolen die Segmungen der neuen Wendung in der | Der Ueberzeugung, daß in faft allen anderen 
&politif den Zweiſſern nicht einleuchten | europäischen Staaten und in den V. St. von Nord: 
m veripüren wenigftens die Unbemittelten den |amerifa aus diejen Artikeln und aus indirekter 
Segen des verheißenen befieren Verdienſtes, die VBeftenerung überhaupt weit mehr einktommt, als 
er den in Ausficht geſtellten Umſchwung im Deutfchen Reich kann ſich Niemand mehr ver- 
sum Befjeren noch nicht oder höchitens in homdo- ſchließen, und dieje Ertenntniß macht die Mehrzahl 
i Gaben. geneigt, auch für uns den Weg mit dem Ueber— 
en abſchließendes Urteil kann zur Zeit aller: | gewicht der indirekten Vefteuernng volllommen zu 
dings noch nicht gefällt werden und den bis | betreten. Es ift deshalb von Wichtigkeit, zu wiffen, 
it anhaltend niedrigen Getreidepreifen hat der | wie jetzt das Verhältniß zwiichen den Steuerarten 
HU für Vrotfrucht überhaupt feine Es Ber und bezüglich der Höhe der Befteuerung überhaupt 





202 


bei den einzelnen Staaten fteht; zur ——— 
darüber ſind die neueſten — ——— * 
worden; die unten angegeben Babıe en Kb a 
Fortiegung der im legten Bande gebracht geweſenen 
Bufammenftellung zu betrachten und mit diefer zu 
vergleichen; die Bergleihung zeigt, inwiefern ſich 
jeitdem Wenderungen vollzogen haben. Da der 
Budgets im Einzelnen bei Erwähnung der Länder 
ausführlicher gedacht wird, werden hier nur die 
Hauptzahlen zufanmengeftellt a — ebenfalls 
in einheitlicher Münze, d. h. eichsgeld. — 
Gebühren und dgl. Abgaben bleiben außer Acht, 
da es jih nur um Zölle, direlte und indirefte 
wirlliche Steuern handeln fol. 

Die Bevölferungen find den neneften Zählungen 
entnommen, joweit das zu Vergleichungen pafjend 
ift; fie gelten meiftens für die Zeit von 1880 ab. 

Es zeigen nad} den neuejten Budget-Boranichlä — 
und Vereinbarungen in Mill. Mark u proKepf. i. 

1) die Ver. St. von Nordamerika, rund 52 Ri 
Einwohner, (Budget er 

ölle 19,928 





Ä 15,75 
Site Steuern 506,184 9,73 
teuernund Abgaben 20,398 0,39 
1346,510 25,87 
2) Eoftarica, rund 0,210 Mill. Einwohner 
(Budget 1884): 
Duanen 1,795 8,54 
Monopole 3,340 15,40 
Steuern und Abgaben 0,577 274 
5,712 26,68 


3)Salvador,rundV,613Mil.Einw.(Budg1884;) 
ölle 8,90 
onopole 


4,72 720 
10,18 16,60 
4) Guatemala, rund 1,285 Mil. Einwohner 
(Budget 1884): 


Monopole 5,826 4,53 

Indirelte Steuern 13,066 10,16 

Direfte Steuern 0,672 0,52 
19,564 15,21 


ondburas, rund 0,352 Mill. Einwohner 
(Budget 1884): 
Bölle 


1,718 4,88 


Befteuerung. 


10) Chile, rund 2,42 Mill. Einwoher; für die 
Neuzeit nicht ivezifigirt befannt. 
1 Columbia, rund 3,0 Mill. Einwohner; 


ögl. 
12) Dominilanifhe Republik, rund 0,3 
Mill. Einwohner; dögl. 
13) Ecuador, Repubtit rund 0,946 Mill. Ein- 
wohner: 
Bölle 4,492 4,74 
a Deitt, Nepublit, rund 0,55 Mill. Einwohner: 
18, 288 2,41 


> Merito ‚Repubt., rund 10, 48 Mil. Einwohn.: 
für die Neuzeit nicht ipezialifirt belannt. 


16) Baraguany, Republit, rund 0,350 Mill, Ein- 
— 


7 


Dr 2692 7,65 
17) Beru, Republ., rund 3,000 Mill. Einwohner : 
Zölle 29,338 , 
18) Uruguay, Republik rund 0,52 Mill. Ein 
wohner (Budget 1884/85): 
ölle 


31,175 59,95 
Direlte Steuern 6,450 12,09 
Munizipalfteuer 2,088 4,00 

BT 16,04 


19) Euba und Bortorico, ſpaniſch, 2.28 Min. 
Einwohner (Budgets 1885/86): 
8* 61,868 27,13 
irelte Steuern 
Andirefte Steuern f 85,480 15,56 
Monopole 9,56 4,21 
106,944 46,90 
20) — — rund 2,675 Mill. Einwohner 
(Budget 1882/83): 
ölle 21,997 10,54 
lzſteuer 0,806 0,39 
2503 1098 
21) Canada, 4,32 Mill. Einwohner (Budget 
1883/84): 


ölle, Atzifen 
ndirelte — 511,0 118,30 
Kür Amerika zujfammen 17 Staaten mit 
fpeziellen Angaben: 89,717 Mill. Einwohner, 
2043,762 Mil. Mark Steuern und Zölle, pro Kopf 


6) Nikaragua, rund 0,276 Mill. Einwohner 22,78 Marl. 


we 1883/84): 
5,276 19,11 
ug 5 und 6 ift Sonftiges nicht befannt. 
7) Argentiniſche u rund 2,94 Mill. 
nn (Budget 1883 


8, 496 31,80 
irefte Steuern 3, 976 1,35 
97,472 33,15 


8) Bolivia, rund 12,00 Mil. Einwohner; 
nicht genau befannt im Einzelnen. 

9) Brafilien, rund 12,00 Mill. Einwohner ; 
(Budget 1882/83). 


ölle 211,973 17,65 

ndirelte Steuern 0,922 0,077 

Direkte Steuern u 1,875 0,656 
220,770 


Aus Afien: 
1) Unnam, rund 6 Mill. Einwohner, im Ganzen 
nicht jpeziell befannt, pro Kopf 0,21 
2) Ehina, rund 403,26 Mill. Einwohner: 
ser 87,85 0,21 
ireft.Steuern(&rundft.)181,31 0, 44 
Indirelte Steuern 197,04 0,48 
466,20 1,18 
3) Japan, rund 37,45 Mill. Einwohner 
(Budget 1885): 
ölle 10,753 0,28 
ir. Steuern (Grundſt.) 176,738 4,72 
Indirekte Steuern 97,859 — 261 
285,348 7,61 


4) Niederländijch Indien, rund 20,26 Mil. 


18,383 | Einwohner (Budget 1885): 











Befteuerung. 203 
Zölle 17,328 0,85 1 2) Dänemart, 2,097 Mil. Einwohner: (Bud- 
(&rundft.,Zehnt) Direkt. | get 1884/85): 
Steuern 32,873 1,62 Direfte Steuern 10,426 4,97 
Ronopole und indirekt. Andirefte Steuern 37,708 17,96 
Steuern __ 124,887 — 6,61 ER TT — 22,98 
165,088 9,08 | 8) —— 37,67 Will Einw. WBudg. 1885). 
5) Philippinen, fpaniih, rund 5,56 Mill. Böll 282,704 7,51 
—— (Budget 1885/86): ; Direkte Steuern 347, 969 g, 28 
8,706 1,56 | Imdirelte Steuern 947,755 25,16 
* 25,050 4,51 | 1378 428 41,90 
Ronopole 6 — 4) Griechenland, 1,98 Mill. Einwohner 
40,573 | (Budget 1885): 
6) Britiih Indien, rund 257,89 rn | ölle 16,580 8,37 
Einwohner (Budget 1883/84): irefte Steuern 13,583 6,86 
Zölle 99,52 0,38 Indirelte Steuern 14,832 7,36 
Direlte Steuern 484,80 1,88 04,90 22,59 
voinzial-u.Grundft.). J 5) Großbritauien und Irland, 36,68 
pole u. j. w. 324,56 _ 1,5 _ | Mil. Einwohner (Budget ri 
908,88 3,51 ölte 11,08 
Aus Aſien 6 Staaten mit genaueren Angaben, Direkte Steuern 299, 00 8,12 
en 730,42 Mil, Einwohner, 1891,589| Andirefte Steuern 563,65 15,36 
Mart Sienrrbetrng pro Kopf 2,59 Wart. | — 1717 1 A 7475 
Aus Afrika: 6 92 6 
I) Aegypten, rund 6,8 Mill. Einwohner: | ) RER, — mii Ein, e— 
direlte Steuern 106,41 15,65 | en Steuern 364.904 12/48 
Indirekte Steuern _ BEE 2497| mdirelte Steven 291,719 9,98 
un 20,62 | 799,023 37,21 
El Bar ro Einwohner: | N) Lidhtenftein, 9124 Einw.; nicht bekannt. 
9] 075 8) Luremburg, 024 Mil. Einwohner 
ver - . (Budget 1884): 
a, 6,88 direfte Steuern ölle 1,354 6,65 
ee Ar verrechnet 28 2.08 —* Steuern 1,148 5,46 
ubget 7 ___T9 | Sndirelte Steuern 0,333 1,57 
16,59 5,00 2835 1868 
7 4 
Leserin, rund 1,0 BL. Eimooinen, 2 Monac, 1018 Sinwehne; nich * 
‚02 ontenegro, 236, nwohner; j 
were. Gienern — — — 11) Niederlande, 4278 Mill. Einwohner 
4) Tunis, rund 1,5 Mill. Einwohner: a el: 84,55 1,94 
Direfte Steuern 2 6,56 | Direkte Steuern 44,42 10,37 
Indirelte Steuern 1825 Andirefte Steuern 86,58 18,00. 
12807 8,38 —jg9,65 40,81 


Bierairilamiiche Staaten, zuſammen 12,68 
Ki. Me rn 170,41 Mill. Markt Steuern, ! 
aljo pro Kopf 13,44 Mart. 

Auftralien, rund 3,33 Mill. Einwohner: 

zulammen 167, 755 Mil. Mark, pro Kopf 


42 Marl; die einzelnen Staaten haben Be⸗ 
enetungen von 43,6 bis 80,0 Mark pro Kopf. 
hf eanien: 

6) Hawal, 80, 578 Einwohner: 
te u. f. w 4,007 49,78 
nere —— 3,668 45,52 
Nonopole 1,287 14,97 
8,962 110,22 
Europa: 
I} Belgien, 5,785 Mill. Einw. : (Budget 1885): 
17,91 3,09 
ette Steuern 36,93 6,37 
Indirelte Steuern 27,17 4,70 


1 14,16 





12) Öftreih-Ungarn, 37,883 Mill. Ein- 


wohner (Budget 1885): 
im Reichsrath vertretene 


änber 


22,144 Mill. Einw. 


Länder der ungarifchen 


one 


15,739° 5 u 


37,888 Mil. Ein. 


a} Gemeinjames Bub- 


get, Zölle netto 


36,87 


rath vertreten brutt. 83,63 
c) Yänder der ungar. 


Direlte Steuern: 


a) für dieffeits 
b) „ jenfeits 


| 
b) Länder im Reichs⸗ 
one 


0,92 
121,42 3,20 
193,89 8,76 
190,94 12,13 
334.83 10,16 








204 Beſteuerung. 

Indirelte Steuern Bölle 107,200 6,29 
u. Monopole (ohne Direlte Steuern 207,878 12,19 
Gebühren u. j. w. Andirefte Steuern 107,44 6,30 
Lotto u. ſ. w.): Monopole, Stempel 210,69 12,36 

a) für dieffeits 373,38 16,91 J 683820 3714 

b) „ jemiete 15348 9,73 |ohme Stemp. u. Monop. ; 24.78 

527,86 11,28 I) Türkiſches Reid, Europa und Ufien, 
Sejammtbelaftung' 1034,71 24,64 125,01 Mill. Einwohner (mit Bulgarien, Bosnien 


18) Bortugal, 4,708 Mill. Einwohner (Bud | u. |. w.); genaue 


get 1885/86): 


ölle 38,87 8,65 
irefte Steuern (ohne 
Schul-Straf-Weggelder 
el 27,34 5,80 
IndirelteSteuern (ohne 
ölle, Verkauf von 
ndgut u. j. w.) 28,41 6,03 
94,62 20,08 


14) Rumänien, 5,376 Mil. Einwohner; 
Budget 188/84, (Zölle nicht bejonders unter- 
ichieden) 


direlte Steuern 19,824 3,69 
indirelte Steuem AO 8,23 
64,092 11,92 


15) Ruffiihes Reid, 104,002 Mill. Ein- 
wohner (Boranfchlag in mit Finnland): 
‚5 


‚Zölle 2 

Direlte Steuern 465,04 4,47 

Indirelte Stumm BT 9,50 
1835,79 17,65 


Für das europäifche Rußland allein berechnet 
(87,44 Mill. Einwohner) ergiebt ſich: 


für Zölle 4,38 
„ direlte Steuern 5,31 
„ indirelte Steuern 11,29 

20,98 


16) Schweden, 4,65 Mill. Einwohner Bud- 
get 1886): 


Yölle 32,68 7,02 
Direkte Steuern 10,57 2,26 
Indirelte Steuern 15,36 3,30 
58,56 12,58 
17) Norwegen, 1,81 Mill. Einwohner (Bud» 
et 1883/84): 

Jo 20,97 11,58 
irefte Steuern 5,67 3,13 
Indirelte Steuern 1,48 0,80 

28,12 15,51 


18) Die Schweiz, 2,85 Mill. Einwohner 
ölle 17,16 6,02 


di genauere Statiftit fürdie Kantone fehlt, ſo daß 
die Beträge im Ganzen nicht angegeben werden 
tönnen. 

19) Serbien, 1,9 Mill. Einwohner: 


ölle 4,4 2,31 
irefte Steuern 16,0 8,42 
Indirelte Steuern 4,03 2,12 
34,43 12,85 


2%) Spanien, 17,04 Mill. Einwohner; (Bubd- 
get 1885/86; Monopole nicht beſonders genannt). 








| Bon den Einzelftaaten: 


ngaben nicht möglich. 
22) Bulgarien, 23,01 Mill Einmohner. 





Direlte Steuern 15,66 7,8 

Indirekte Steuern 10,81 5,4 
%497° 132 

23) Samos, 40,513 Einwohner: 

Direkte Steuern 0,176 4,35 

Indirelte Steuern 0,301 7,40 
0,477 11,75 


24) Das Deutſche Reid, 
Zölle und Averſe 207,35 
Andirekte Steuern 139,63 


Direlte Steuern Indir. Steuern 


Mil Marl Mid Wort 
Reichslande 10,868 4,165 
Anhalt 0,867 2,681 
Baden 10,549 10,551 
Bayern 45,191 47,241 
Braunjchweig 1,507 0,384 
Bremen 4,478 2,910 
Hamburg 16,500 4,165 
ig 8,201 0,41 

ippe ? ? 
Lübed 0,624 0,356 
Medlenburg Schwerin ? ? 
Medlenburg-Strelig ? ? 
Oldenburg 2,247 0,098 
Preußen 148,522 51,001 
Reuß ä. L. 0,356 0,086 
Reuß j. L. 0,580 0,239 
Sachſen, Kar. 17,995 9,004 
Sadjien, Altenburg zujammen 738,779 Mark 
» Koburg-®. ‚429 0,265 
r Meiningen 1,159 0,427 
R Weimar 1,922 0,560 
Schaumburg-Fippe zul. 172,052 
— — 0,413 ? 
* ondersh. 0,359 0,163 
Walded ? ? 
Württemberg 13,715 11,452 


Bon den einzelnen deutichen Staaten liegen bei 
den allgemein gegebenen Mittheilungen über die 
meiften Budgets keine fharfen Trennungen zwiſchen 
direkten und indirekten Steuern, Sporteln, Ge 
— u. f. w. vor; mitunter wird auch die Ein 
nahme aus dem Überjhuß der Zölle mit unter 
die Steuern gerechnet oder nicht bejonders Die 
für Erhebung und Verwaltung der Reichsſteuern 
hervorgehoben. Obige Zahlen find, ſoweit s 
lich war, zufammengeftellt, fie find nicht 
halben ganz richtig, fie geben aber doch ein un 
efähres Bild über die Menge der vom deutſchen 

off gezahlten direlten und indirelten Steuern, 


















Bar 
in 
die 

nad) 


F 


Fa 


* 


u‘ 


AOrTice 


oben angegebene Ueberfi 

Am Ganzen eine Steuerlajt auferlegt, weldye 
der der anderen Großjtaaten und jelbft der 
en überjeeiichen Staaten 
J de ftung mit 8 


2 
Da 


diefer rund 47 Mill. Ein- 
annchmen. „zii zahlten an: 


731,8 
die beſonders aufgefü 


endlich ergaben ſich zuſammen an 
em umd an Einwohnern: — 328,364 Agerien 


Het, 


8 


V ey . her WERTHER r 
a Fo a in "u “4 ”» zw 


eb, Betriehelehre x. 2 205 


Bon ber 
aben gieb ge 
giebt, ung 
zu bringen; für die Zeit, aus 


| Brajilien mit 18,38 Mark pro Kopf 
| Deutiches Reich „ 16,90 „ Pr * 


Salvador u BE er 

Norwegen = DES 5 1. W r. 
et-Angaben gegeben wurden, : Guatemala „ 1331 „ “ ” 
Ben ‚ 1416 © ” 

‘ Bulgarien > MM 5 ou 
SLAuxemburg „ 13808 „ _ 

‘ Serbien > BE 5 3 

441 Schweden Fe; ' 
641 | Numänien „ 11,92 f 

‘ Samos » 1125 r jr 

Venezuela „ 1098 „ “ 

6,08 | Niederl. Indien „ 98 5» nm 
16,90 | — —* ee 

ır N J an " T Pr ” 
len Wbilippinen 7 180. ü 


25,86 Mark, amerir, China „ 


29 " 
90 
Britiih Indien „ 851 

i 1,13 " 
68 





t Ücber die Steuerreform ſ. Lage der Land— 

a LUNGEN | Wirthjchaft und bie einzelnen Wetitel über 
an Getränkiteuern im Jahr Bier, Branntwein-, Zuder-Steuer u. |. w. 

. “U __Vetrieb, Vetriedsichre und Betriebsſyſteme. 

für für pro Während in faſt allen Ländern Europas und im 

Ber Branntw nopf dem Norden von Amerika (Kanada und Vereinigte 

1,13 1,06 2,56 Staaten) über die Lage der Landwirthichaft ge- 

4,67 12,42 18,05 | flagt und dieje vielfach als ganz troftlos bezeichnet 

0,43 1,26 8.47 | wird, ift im Ganzen in den legten 10 Jahren 

6 201 082 3,19 ſehr wenig gejchehen, um die Betriebsweiſe zu ber⸗ 

0,23 0,09 8,10 8,42 befiern und neue, der Jebtzeit angemeffcnere, Form⸗ 

cht beweift, daß das | Veränderungen aufzufinden. Dak ein Bedurfniß 


zeigen die folgenden St 
m vollftändigere Angaben vorliegen: 
mit 118,30 Darf pro Kopf 


„ 110,22 


HUT 3 3 


bis 





dafür vorliegt, beweift das Erſcheinen mehrerer 
größerer Werke über Betriebslehre und Betrichs- 


zurückſteht. Die einrichtungen, ein Gebiet, welches Jahrzehnte lanı 


öllen und Steuern, aljo gar nicht mehr bearbeitet worden war. Die We 

aus eigenem Vermögen | von U. E. R. v. Komens, „Die landwirthichaft- 
ie größte Summe der Staatsbedürfnifje oder Tiche Betriebs-Organifation*, 2. Aufl., Prag 1876, 
und davon abfteigend 


zu den niedrigſten und 9. Settegajt, „Die deutiche Kandtwirthichaft 


” 


TE a a a Tr 1 8 


2: DR 2 - EEE RE TRIER 


” 


aaten, unter denen, 


und ihr Betrieb“, Breslau, in 3. Auflage 1885, 
‚im welchem Xerfe wenigftens die verſchiedenen 
‚onen im Sinne der von Thünen'ſchen Kreije in 
neuer anziehender Form gejdildert wurden, die 
vollswirthichaftlihen Anſchauungen fonft aber im 
Ganzen unbedeutend und jelbft nicht unbedenklich 
find, brachten zuerſt wieder neue Erjcheinungen. 
„Ju den neueften Werten: Joh. Pohl, „Land 
wirthichaftliche Betriebslehre“, 3 Theile, I. Delo- 
nomit, U. Organifation, II. Direktion der Land» 
gutswirthichaft, Leipzig 1885, 22,32 Marl, geb. 
126 Mark und Th. v. d. Golg, „Handbuch der 
landwirthſchaftlichen Betriebslehre“, Berlin 1885, 
12 Marf, geb. 14 Mark, von me das erfte 
fehr und ficher zu breit angelegt ift, wird man 
‚ ebenfalls nur wenig neue Winte und Rathſchle 

| für Vetriebsformen finden. Sie erheben ſich ni 

| wefentlich über ältere Werke der Art, von wel 

| die Vetriebslehre in J. N. von Schwerz, II. 
| Theil des „Praltiſchen Acderbaus“ nocd immer 
nicht annähernd erreicht ift; man lann auch nicht 





3 


Digitized.9Y 
See 


BE a ae BE — £ _ —————— 


> 
oO‘ ale 





206 


agen, daß die neue Bearbeitung von V. Funk | 

erlin 1881, als Verbeſſerung erjcheint, fo dab. 
der alte v. Schwerz doc immer noch in Bezug 
auf die Betriebslehre obenan fteht. 

Ein Hierin einſchlagendes Werk ift auch die neue 
Bearbeitung von A. Blocks, „Mittheilungen land- 
wirthichaftlicher Erfahrungen, Anfichten und Grund» 
fäge im Gebiete der Veranfchlagung und Rech— 
nungsführung‘, in 4. Auflage neu bearbeitet von 
8. Birnbaum, Breslau, 1885 87, a. in 
3 Bänden: I. „Veranfhlagung und Rechnungs» 
führung im Allgemeinen“, IL „Die Betriebsein- 
richtungen und Betriebsergebnifje des Ader-, Wie- 
fen-, Garten-, Wein und Obftbaues nebſt Mit- 
theilungen über Fruchtfolge und Betriebsſyſteme“, 
Ill. ‚Die Vetriebseinrichtungen und Betriebser- 


gebniffe der Viehzucht nebſt Mittheilungen über | f 


die Kleinviehzucht und einem Anhange über tech- 
niſche Nebengewerbe und Jagd“ (fol Oſtern 1887 
eriheinen), 6 Mark pro Rand. Nach dem Charakter 
des Werkes in feiner urfprünglichen Anlage ift es 





Betrieb, Betriebslehre ıc. 


wirth giebt und daß diefe in ihren allgemeinen 
Grundzügen jchon feit Jahrzehnten und zum Theil 
ſelbſt jeit Jahrhunderten feftitehende find, ſodaß 
der Landwirth nicht mehr in der Formveränderung, 
fondern nur noch in der VBervolllommnung inner 
halb gegebener Formen feine Aufgabe ſuchen kann; 
diefe Auſchauung hat Manches für fi, würde 
aber doch ftreng genommen den Gtillitand für 
alle Zeiten bedeuten und Stillitand ift Rüdjchritt. 
Zum Anderen aber läßt fih — und mit 

rer Berechtigung — jagen, dab e3 den - 
wirthen noch allenthalben an dem Geſchick fehlt, 
ihre Einrichtungen duch gute Buchführungen 
u fontroliren und den relativen Werth ver 
Ühiebener Betriebsformen auf das Ergebniß des 
Reinertrags zu prüfen. Vgl. Weiteres unter Bud: 


ührung. 

Biemtich lebhafte Verhandlungen haben in der 
legten Zeit in Bereinen und in Beitichriften über 
„die viehlofe Wirthſchaft“ ftatt gefunden; 
diefe wurde, wie meiftens geichieht, wenn Jemand 


nicht als eine eigentliche Betriebslehre aufzufalfen, | ungewöhnliche Erfolge in jeinem Betrieb erzielt, 
fondern nur als Werf über die Grundfäge und als etwas ganz Neues gepriefen und hg chte 
Grundlagen zu Veranſchlagungen und gg ee | der gejunfenen Getreidepreije als das befte Mi 
berechnungen aller Art; das, was über Betriebs- | zu fiheren Renten zu fommen. 

einrichtungen gefagt wird, ift mehr nebenher er-| Die erſten Gutseinrichtungen ohne Nutzvieh (das 
wähnt; das Kart jollte nur die bisher bezüglich | Zugvieh muß vorhanden fein oder von Anderen 
der Reinertrags-Ermittlung gemadjten Erfahrungen | miethöweife entiehnt werden, ba die Mafchine, 
beleuchten und zeigen, wie ſolche anzuftellen find. | Dampfpflug u. j. w., niemals ganz an die Stele 
Es vertritt im Uebrigen den Standpunkt, dab nur | treten kann) wurden unmittelbar nad dem Er- 
der Landwirth an Ort und Stelle auf Grund ſcheinen der erften Auflagen des befannten Wertes 
forgjamer Berechnungen über die für ihn vortheil- |von 3. von Liebig und zwar mohl ziemlich 


haftefte Betriebsform enticheiden kann, daB er un« 
abläjjig mittelft der Buchführung tontroliren muß, 
um ſicher zu fein, dab er allenthalben das Rich— 
tige getroffen hat und trifft, fjomwie daß, je nad 
Berhältnifien — 


neren — die intenfiven oder die ertenfiven und jelbft | 


bie extenfivften Einrichtungen am Plage fein fönnen, 
aljo auch je mac dem Wechiel der Zeiten der 
Uebergang von diefen zu jenen und umgekehrt 
geboten in. Die Tagesliteratur hat gegenüber den 


gleichzeitig von einigen Herren in Sachſen umd 
von Dr. Herth bei Heidelberg getroffen; es ift 
zur Genüge darüber verhandelt und gefchrieben 
worden. In Sadjen hatte man ver geglaubt, 


jönlichen, örtlichen, allgemei- durch den Guano den Stalldünger erjegen zu können 


(Stödhardtihe Schule), bei Heidelberg wurde der 
richtigere Weg betreten, nämlich der, durd ent 
iprechende gute und tiefe Bearbeitung, vielfachen 
Gebrauh von Gründüngungen und zimedmäßige 
Anwendung von Miſchungen aus Handelsdüngern 


vielen Klagen über die Konkurrenz überjeeifcher | die Wirkungen des Stalldüngers zu erjegen und 


Länder und anderer Uebelftände für den Landwirth, 
wenn man aufmerfiam Alles verfolgt, was ſeit 


fomit durch bedeutende Erſparniß von Kojten die 
Mente zu fteigern, jelbft wenn die Erträge fih 


1876 in den Fachzeitſchriften erichienen ift, faft | nicht ebenfalls fteigern laſſen follten. Die Guano— 
nur über die Staatshilfe durch Schupzölle, Wäh- | wirthichaften haben befanntlich nicht lange beftan- 
rungs-, Gteuergefege u. ſ. w. eingehendere Er- den, die Felder waren raſch —X — und die 
örterungen und dieſe faſt ausnahmsloje im Sinne | Nachfolger mußten wieder mit Stalldünger unter 
der Befürwortung felbit fehr extremer Forderungen | num um fo jchwierigeren Verhältniſſen wirthichaften. 
— Biel iſt geſchehen bezüglich der Ver- Von dem Heidelberger Betrieb ift nur kurze Zeit 
eſſerung des Molkereibetriebs, viel wurde ver- und überhaupt nicht viel die Rede geweſen; er 
bandelt über Brennerei, Zuderfabrikation und ſcheint im Ganzen nicht befriedigt zu haben und 
—— über Woll⸗ oder Fleiſchſchaf, über hat mindeſtens keine Nachfolger gefunden. Dir 

aſchinen, Dünger, Saat und Saatgut, Ernte: | damaligen viehlofen Wirthichaften waren zu einer 
methoden, Futtermittel und Fütterungen, Kredit Zeit, in welcher das Getreide noch im Ganzen 
und Verſchuldung u. dgl. Fragen, wenig aber über ſehr gut, die Viehzucht aber ſchlecht lohnte, ſowohl 
die Reformen im Betrieb, um die Ungunft der | bezüglich der Preiſe für das Vieh, als bezüglich 
Beiten überitehen zu Lönnen. Man kann dafür | derer für die Erzeugniffe, eingerichtet worden; e# 
zwei Erflärungen Hi denfen. war ferner damals der Bezug pafienden Handels⸗ 

Einmal läßt fih anführen — und von Manchen | düngers und der guter Maichinen noch ein im Gan- 
ift das gefchehen —, daß es überhaupt nur wenige | zen erſchwerter und koftipieliger und die Maſchinen 
Betriebsjormen oder Betriebsſyſteme für den Land- |und Geräthe für die Bearbeitung des Boden— 


Betrieb, Berriebslehre ıc. 


tonden noch ziemlich unvolltommen und unvoll 
ſtandig uns zur Berfügung. 

Bor etwa einem Jahrzehnt hatte die große eng⸗ 
liche Aderbaugejellihaft den Prof. Dr. Bölder 
wit der Prüfung der Erfolge verichiedener Betriebs⸗ 
kteme beauftragt. Es wurde zu dem Zwed auf 
kr Roburn-Farm ein geeignetes Verfuchsfeld dazu 
keitimmt und dieſes hatte einen leichten Boden 
zit etwa 0,24 m tiefer Krume und Sand im 
Untergrund; die bisherigen Erfahrungen jollen zu 
Sunften der Hr irthichaft Iprechen. 

Mr. John Prout-Sambridgemworth, 50 
Reilen von London, unterhält jchon jeit längerer 
Fit einen ſolchen Betrieb auf ſchwerem Boden und 
kat darũber eine Schrift veröffentlicht, welche deutſch 
vn Küfter ald „Lohnender Aderbau ohne Bich- 

‚ Beichreibung eines ziwanzigjährigen Betriebs”, 

in 1884, 1 Marl, erfchienen ift; es wird nur 
dardelsdünger verwendet und mit Pampfpflug 
worbeitet; der Mann will auf 800 Morgen in 
12 Jahren durchſchnittlich 10 bis 119%, NReinertrag 
xbabt haben. 

Dieſe Schrift und die Verſuche in England 
Kirben bei uns ziemlich unbeachtet; nur Wenige 
deben Aehnliches unternommen, aus welchen Ber» 
wwlafungen ift nicht genau genug befannt; in und 
ki Städten gab es vereinzelte Einrichtungen der 
Er und umgekehrt Milhwirthichaften ohne Ader- 
bau (. d.). Bor einigen Jahren mahte Schul z 
kuditz mit feiner Schrift, „Die Kalidüngung auf 
knhtem Boden‘ Berlin, 2. Aufl., 1883 (vgl. un- 
tr Tüngerlehre), großes Aufjehen und dann in ben 
Srfammlungen und Schriften der Deutjchen Land» 
eribihafts-Gejellichaft noch mehr Reklame. Dieje 
Ehrift wurde die Beranlaffung zu neueren Ver— 
vu ee nen vichloje Wirth» 
deften. 8 jo ind beiprochen oder näher 
keihrieben worden: 

a) Das jähfische Staatögut Wingendorf;örton.» 

Steher, Arbeit mit gemietheten Geipannen, 
Inmendung von Handelsdünger ausſchließlich, an- 
gegebener jährlicher Reinertrag 70 Mark pro ha; 
Ausgabe für Dünger bis 66 Mart. 

b) Bärsdorf, Schleſien, bewirthichaftet von 
Fiſcher („Der Landwirth”, Nr. 37, 1883), über- 
nommen im Jahre 1863, zuſammen 80,40 ba 
Ader, 12,75 ha Wiejen, verarmt, Boden mit 
Gneifunterlage; im Jahre 1871 wurde alles Nutz⸗ 
Sich abgeihafft, da Futter und Stroh gut ver« 
luflih find, mur mit Handelsdünger beftellt und 
Ihäter für dem eigenen Vebarf das erforderliche 
Vugwieh wieder beichafft; zum Raps blieb die 
Etalldüngung; da Kalijalpeter leicht ausgewaſchen 
wird, famen nur Knochenmehl, huchgradiges Kali- 


207 


zur Einführung diejes Betriebsveranlaßte. Mumme 
abe für 1874/75 von 153 ha zujammen 24,000 
art Reinertrag, pro ha 156,86 Mark, abgelie- 
fert, er jelbft fein Gut 1871 in Pacht übernommen 
— 204 ha mit 36 Kühen, 22 Pferden und Bren- 
nereibetrieb —, und bis zum Jahre 1874 jährlich 
troß der Preiſe für Milch von 15 Pfg., Roggen 
| 160 Mark, Spiritus 50 Mark an 10,000 Mart 
zugeſetzt. Beim Uebergang zur viehlofen Wirth- 
ſchaft, welche den Stallmift nicht ausjchließen folle, 
wenn man folchen taufen fönne, wurden, da er 
leiten trodenen Boden habe, üftere ſchwache 
Düngungen, tiefered Pflügen, Zulauf von Pierde- 
dünger und Fälalftoffen aus Berlin, Handels 
bünger und Gründbüngungen mit Serrabdella oder 
Lupinen unter Roggen angewendet. Bon höchſtens 
16 Btr. Getreide und 160 Ztr. Kartoffeln früher 
bei noch flacher Beftellung und Stallmiftwirthichaft 
— er in 9 Jahren den Ertrag auf durchſchnitt⸗ 
ih 28 Ztr. Getreide und 308 Ztr. Kartoffeln ge- 
bracht, nachdem es gelungen war, den Boden 
wafjerhaltend durch Humus zu machen. 
Ring will die Frage nicht fo gejtellt Haben: ob 
ftarfe FiehHaftung oder pichlofer Betrieb die höchfte 
Rente fichern könne, fondern das Hauptgewicht 
darauf gelegt wiffen, zu weldem Preis der 
Dünger erzeugt wird. Er betont mit Recht, 
daß die wenigften Landwirthe die Koſten des Dün- 
gers ſich richtig zu berechnen verftünden, beweift 
aber in feinen Auseinanderjegungen, daß er jelbft 
weit entfernt davon ift, fich über die Dünger- und 
anderen Untoften Har zu fein. Er ſetzt ausein- 
ander, daß 1 Ztr. Dünger nicht über 30 Pig. — 
nah Wolff! — foften dürfe, daß er aber franko 
Feld „in keiner Wirthichaft” zu diefem Preis ge 
liefert werden könne. Als vor 2 Jahren der 
Dünger der Pferde in Berlin pro Monat und 
Thier zu 1,85 Marl, 1 Ztr. 2 Meilen entfernt 
aljo zu 48 Pfg. fich geftellt habe, da hätte er jo- 
fort den Anlauf unterlaffen und nur Gründünger 
jund Handelsdünger verwendet. Seht (zur Leit 
feines Vortrags) jei der Preis wieder „normal“ 
— 1 Mark für den Monat und das Pferd —, fo 
daß er wieder faufe. Er rechnet für 20 Str. (ein 
Fuder) ald Bedarf 7 Ztr. Stroh, dieje löfen in 
Berlin zu 1,5 Mark zufammen 10,5 Mark, wäh. 
rend das ganze Fuder Mift nur 6 Mark koften 
oder gelten dürfe, beim Verkaufspreis von 2 Mark, 
wie er auch oft möglich fei, find in einem Fuder 
Mift für 14 Marl Stroh enthalten und da ber 
Miſt nur zu 6 Mark anzunehmen fei, fo gewinne 
man alio an jedem Fuder Mift 8 Mark bei diref- 
tem Strohverlauf. Wenn feine 20 Pferde und 12 
Ochſen in Berlin ftünden und pro Stüd und 








hly, Euperphosphat und Peruguano zur Anmwend- | Monat 1 Mark für Dünger lieferten, jo loſtete 
ung; von 1863 bis 1871 waren pro ha rund mit 15 Pfg. Fuhrkoften auf das Gut das im 
14 Mart, von 1871 bis 1879 rund 52 Mark für | Dünger jtedende Stroh dort 3 Mark und ftellte 
dandelsdünger verwendet worden; die Bruttoer- | fich ein Schod zu 12 Ztr. gleih 3 Mark, wäh- 
träge waren 160 und 280 Marf. \rend man auf dem Markt 24 Marf löfe. Die 

e) Dom. » Pächter E. Ring (Bortrag im Klub Rechnung Dünger gegen Stroh ſei alfo ganz 
der Landwirthe zu Berlin, Winter 1886) erwähnte, |falih. Die Rente eines Gutes ſei in hohem Grade 
taf ihn die viehloſe Wirthihaft von Mumme, |abhängig von der Berwerthung des Strohs, 
Hriederifenhof — ftädtiiches Rieſelgut bei Berlin | deshalb wäre der Hadfruchtbau meiftens, der Ge» 


208 


treidebau nur jelten rentabel. Er jelbjt berechnet 
für 1 ha die Koften des Getreidebaus zu rund 
282 Mark, die jür Kartoffeln zu 329 Markt und 
beim Getreide den Erlös (28 Bir. Körner, 40 Bir. 
Stroh und 16 Ztr. Kaff u. ſ. w. von Roggen) zu 
278 Marl. (Koften nad) Schul »Lupig in ber 
Altmark 272 und 312 Marf.) 

Diefe Auseinanderfegungen und Berechnungen 
fönnen nicht gebilligt werden. Wenn in Berlin 
das zu einem Fuder Stallmift erforderliche Stroh 
zu 10,5 bis 14 Mark verkauft werden fann, aljo 
auch zu diefem Preis gelauft werden muß, dann 
ift ein Preis von 6 Mark für das Fuder Stall- 
mift ficher nicht „normal“, fondern ein Nothpreis, 
welden die Bichhalter in der Stadt ſich jo lange 
gefallen laſſen müffen, als die Landwirthe und 
Gärtner in der Umgebung daran fefthalten, daß 
man für den Dünger von einem Stüd Vieh im 
erwachjenen Miter nicht über 1 Mark monatlich 
bieten dürfe, weil Wolff in Hohenheim berechnet 
habe, daß ein Str. 30 Pfg. koften joll. 

In diefem Falle machen die Landwirthe außer- 
halb, troß der Transportkoften, fiher ein jehr 
— Geſchäft, wenn fie Stroh verkaufen und 


ünger eintaufen; diejes Gejchäft ift jelbit dann | 


noch jehr gut zu nennen, wenn der Dünger in 
der Stadt pro Stück und Monat mit 1,85 Mark 


bezahlt werden muß, alfo pro Zr. auf 48 Pig. 


loco Gut fich ftellt, 1 Fuder demnach zu 9,6 Marl, 


während das dazu erforderliche Stroh mit 14 Mark 


verfauft wird und abzüglich Untoften doch minde- 
ſtens noch 12,5 Marl bringt; der Ein- und Ver- 


fauf tragen dann doch nod 2,9 Mark Geminn. | 
In anderen Städten geht es ähnlich; die Land- | 
wirthe bezahlen für den vorzüglichen Dünger aus 


den ftädtiichen Milchwirthfchaften höchſtens 30 Pig. 


pro tr, weil ihnen das ald Normalpreis ein« | 


geredet worden ift, und jelbit dann, wenn fie, weil 
die Milhwirthe in der Stadt am Stroh zu jparen 
fuchen, weit mehr wirklichen Dungwerth im Bent« 
ner als im gewöhnlich für Berechnungen zu Grunde 


Betrieb, Betriebslehre ıc. 


erzeugen oder bejchaffen kann, und der viehloje Be- 
trieb bei Städten, in welchen man billig Dünger 
erwerben und gut Stroh und Futter aller Urt 
verfanfen kann, ift deshalb der empfehlenswerthejte, 
obſchon nicht gerade viel freude an jolchem Betrieb 
zu gewinnen if. Man hat lange Zeiten hindurch 
nicht genügende Beichäftigung und dann mit ber 
Berwerthung der Ernte zu viel zu thun und zu 
viel Sorge um den Abſatz. „Die Ernte von 26,000 
Ztr. Kartoffeln zu jortiren, zu wiegen, zu jaden, 
unterzubringen und los zu werben hat mir jehr 
viel Arbeit und jehr viel Sorge gemacht.“ 

Die ganze Darftellung ift demnach eine völlig 
einfeitige; daß der Betrag der Koften des Düngers 
bis Loco Feld ein jeher wichtiger Punkt für die 
Beurtheilung der Wahl des Betriebsſyſtems ift, 
unterliegt feinem Zweifel; es ift aber weder der 
Dünger, noch die Strohverwerthung hauptjächlich 
entſcheidend; die Wahl hängt nody von jehr vielen 
anderen Umftänden ab. Wenn der ſtädtiſche Milch- 
mwirth für Stroh bis 2 Mark pro Zir. und ent 
ſprechend aljo für Futtermittel und andere Be- 
Ichaffungen bezahlen fann, obihon er nur bei 14 
Mark für Stroh 25 bis hödjitens 30 Pig. für 
einen Zentner Dünger, alſo 5 bis 6 Marf für 
ein Fuder Löft, jo ift das zweifeldohne nur dadurch 
möglich, daß er für die Mil einen Preis Löft, 
welcher reichlich alle Ausfälle dedt. In der That 
werden auch in derartigen Wirthſchaften 30 Pig. 
und mehr für 1 1 Milch gelöft, jo dab der Miit 
jelbft gar nicht verfäuflich jein oder verbrannt wer- 
‚den könnte. In der Umgebung der Großjtabt muß 
für den Landwirth das Gleiche der Fall jein, jelbft- 
verftändlich in geringerem Grade; ed muß für die 
Milh auf allen Gütern, welche ſolche noch täglich 
und zu rechter Zeit in die Stadt liefern können, 
ein Preis zu loͤſen fein, welchen auch die Er- 
zeugung des Düngers zu über 30 Pfg. pro Bir. 
noch lohnend macht und in der Nähe, im welcher 
‚die Milch noch zu jehr hohem Preis abzüglidy der 
Untoften verfäuflih, der Dünger aber aus der 





gelegten Stallvünger mittlerer Beichaffenheit er- | Stabt billig zu bezichen ift, muß das Sejcäjt ſich 
werben können. In Leipzig fanden ſich bei dem noch lohnender geſtalten können, ſelbſt bis zu dem 
Angebot mit 25 Pfg. für 1 Br. feine Abnehmer. | Grade, daß ſich der Strohverlauf nicht mehr räth- 
Ring meint, daß Kali, Phosphorjänre, Stidtoff | lich macht. Diejer fann aber aud) da möglich jein, 
in den Handelsdüngern nicht mehr zu hohen Preis | wo man anderer Streumittel ji) bedienen oder in 
jen geliefert werden würden und dab die Industrie | anderer Weije die Ausleerungen der Thiere jam- 
nachhaltig den Markt damit verjorgen werde; des | meln Tann (befgijche Gülfenbereitung). Die Ber 
Stidjtoffs künne man ſogar theilweife durch An- hältniſſe find hier zu mannigfach, um ſchematiſch 
wendung der Phosphate und Kalijalze nach Schultz- darüber urtheilen zu können umd deshalb find im 
Lupitz jcher Manier entbehren. Nach heutigen | der Umgebung der Städte Wirthſchafter nothiven- 
Preiſen für die meiften Handelsdünger ift aber der | dig, weldye gut und richtig zu rechnen vermögen 
Bortheil des Antaufs von vorzüglichem Stalldünger | und rechnen wollen. Ohne ftete Prüfung mit dem 
zu 25 bis 30 Pig. pro Ztr. doch fo bedeutend | Rechenjtift wird weder die viehlofe, noch eine an— 
gegenüber dem Ankauf von Erjagmitteln durch dere Art des Betriebs Freude gewähren. Rich— 
Handel: und Sründünger, daß man nur wieder tiges Rechnen würde die Landwirthe längit zu ber 


jagen fann, viele Landwirthe rechnen nicht oder 


wiffen nicht rechnerisch die Konjunfturen zu beur- | 


theilen und zu benußen. Ring will die ganze 
Frage der Wirthichaftseinrichtung von den Dünger- 
Erzeugungstoften und der Strobverwerthung ab- 
hängig maden und jagt, derjenige Betrieb ' 

lohnendſten, welcher fi) den Dünger am billigiten 


iſt am! 


| erforderlichen Energie und Einhelligteit behufs Er- 
langung angemefjener Milchpreife gebracht haben; 
wollen die Yönbler nicht genügend bezahlen, dann 
| müffen die Landwirthe den Verkauf genoflenjchaft- 
lich felbjt in die Hand nehmen. im Erlös von 
nur 15 Pig. für 1 1 Milch kann die Kuhhaltung 
in der Umgebung von Berlin nicht rentiren; es 








Betrieb, Betriebslehre :c. 209 


zird dann auf trocknem leichtem Boden allerdings Stroh gegen Dünger. Es muß ebenfalld als 
die viehlofe Wirthichaft mit Strohverlauf und Ein- unrichtig bezeichnet werden, wenn ein Land» 
!anf von billigem Dünger aus Berliner Stallungen | wirth bei rlin in jeiner sen. nicht 
vn Borzug verdienen. Ganz anders fteht aber | entweder das Stroh zum Marktpreis, abzüglich Un- 
> Sache, wenn Viehzucht und Biehhaltung unter | often, oder, was noch richtiger ift, zu den wirk— 
axemeflenen Preijen lohnend eingerichtet werden, | lichen —— preiſen veranſchlagt; ſtellt ſich 
end das iſt zur Zeit noch überall möglich. Es | mit jolher Rechnungsweiſe der Stalldünger zu 
meh auffallen, dab im einer Zeit, in welcher man | hoch, dann ift es an der Zeit, ſich darnach um« 
m den Städten über unerihwinglid hohe Preije  zujehen, ob man dieſen Dünger entbehren oder 
ir Mich, Butter, Fleiih u. j. m. Hagt und gutes , von auswärts erjegen fann; zur Berechnung des 
Sb Preife Löft, wie fie bisher niemalsin Deutichland | Düngerpreifes ift aber das Stroh nicht allein 
für möglich gehalten worden waren, überhaupt die | maßgebend. Ob bei richtiger Rechnung für Boden 
achloſe Wirthichaft als eine Verbefferung im All- | VI. bis VIII. Klaſſe bei Berlin wirklich 288 Mart 
zeinen gepriejen wird, weil man endlich gelernt | Beftellungsaufwand pro ha für Roggen fich be- 
bet, von der Gründüngung und von dem Handels | rechnen laffen, muß bezweifelt werden; die An— 
dünger im richtiger Weile Gebrauch zu machen, |gaben im Ganzen find nicht überzeugend genug, 
Erirenlich aber iſt es, daß dieſer Gebrauch voll- | die Gedanten aber, zu welden der Vortrag an— 
namen das beftätigt, was 3. von Liebig jeiner |regen mußte, machen diejen ficher bedeutungsvoll 
Jit gelehrt hatte, und um jo mehr, als es jo und laſſen es begreiflich ericheinen, daß dem Bor- 
unger Zeit bedurfte, bis die Landwirthe daran tragenden warmer Dank gezollt wurde. Es ift 
vehten, im richtiger Weife diejen Lchren Rechnung | nicht leicht, Angaben der Art zu forrigiren, wenn 
© tragen. Die „Entdedung”, daß ohne Stall- | die Berhältniffe nicht genau genug geichildert werden ; 
dinger gute Ernten möglich jind, und ein Gut im | wer Andere davon überzeugen will, daß er eine 
Kreftzuftand jelbft gefteigert werden kann, wenn | Reform mit glüdlichem Erfolg auf jeinem Gute 
Sendeld- und Gründünger neben jorgiamfter Bo» | durchgeführt hat, der muß zuvor jeden Zuhörer 
Ienbearbeitung angewendet werden, dieje Entded- | oder beim Drud den Lejer in den Stand verjegen, 
ung hätte man jchon lange machen können oder | ein genaues Bild von den einjchlagenden Berhält- 
Amehr gar nicht mehr zu machen brauchen. Die niſſen fich machen zu können. Wie die 288 Marf 
Detjache war längſt befaunt; es hatte bisher nur | Koften begründet und warum nur 28 Ztr. Körner 
= Sandwirthen gefehlt, welche Gebraudy davon | geerntet werden, wenn reichlich Dinger aller Art — 
machen wollten. Wenn die niedrigen Getreide: ; Stalldünger, Gründünger, Handelsdünger, Fälal- 
meihe die Veranlaſſung werden, daß noch viele | ftoffe — meben befter Bearbeitung angewendet 
Sorwirthe dem Borgange der Wenigen, welche | werden, ift nicht angegeben. 
rs jept damit füch abgegeben haben, ber — Weit beſſer verfuhr von der Sode-Frauen— 
Ichnung zu tragen, folgen, dann wird man au mart in einer Arbeit über bie rage: ob extenflve 
Nein niedrigen Vreiſen ſpäter noch etwas Gutes | J * fine Wi fcha — * 
sachiagen Tonnen. Sollen aber die Erfolge, welche Lder intenſive Wirthſchaft. baw. welche — 
billiger und lohnender ſei, mitgetheilt in den Landw. 
ta paar Landwirthe angeblich mit der viehloſen : r a 
Urt Annalen des Meflenburgiichen Batriot. Vereins, 
t gewonnen haben, dazu verwendet wer- | m, 59, 1885, Cr wählt für beide Arten von 
vn, den Praftitern zuzurufen, macht, wo e8 mur on. .nai >. Er wählte für ; f 
, 3 Betriebsformen die gleichen Unterlagen; für I., die 
zgend geht, viehloſe Wirthichaften, dann muß man 5 be ie 7 r iner Betrieb 
m Einhalt thun und darauf aufmerfiam machen, | 4 5 — 100 8 ie \h a 678 
vh bis jet moch feiner der n, welde einen | M aaten zu je uabratruthen (21,678 ar), 
für II, die intenfive Form, ein 7 ichlägiger Betrieb 


sıchlofen ieb eingerichtet n, eine überzeu= ||; re 
sade Rehmungeablage darüber veröffentlicht hat. mit 6 Saaten gewählt und für beide die Rechnung, 


© lange man noch die Angaben über die Brutto: wie folgt, gegeben: 








un ns “ —— —* begründende — L 

ve auf Treu und Glau entgegen nehmen x 

ars, jo lange fann man noch nicht den Urtheilen 1) Brache I ——— 
npiehlender Art trauen. Die Landwirthe werden | 2) Roggen 90 63 50 3 
gut daran thun, im ihrem Betrieb nicht cher zu | 3) Hafer 90 54 500 30 
ändern, als bis fie ganz ficher fein können, dab 4 10,5 Erbſen 50 8, 0 175 


* 2 22 5 
de Anderung gewinnbringender ut. j 10,5 Kartoffeln 500 3,5 3000 21,0 
Ait vollem Recht verwirft Ring die noch immer 5 195 gen 4 315 30 175 
0,5 Ha 








veör beliebte Rechnungsmweile Stroh gegen Dünger er #4 27 250 150 
"ar die Berhältniife, unter welchen er wirtbichaftet, 6) Klee 

mt Unrecht aber geſchieht das ganz allgemein und 596 136.00 
noch mehr muß es befremden, daß er feine pafiendere baare Koften 700 i 
Retboße zur ung de Düngerpreijed an| Korn hi 100 63 47,78 

ger og —— — mit 68 

SCH : . pro olgt. Die Anwendung ‚ ‚ 
Se i" für iner Berhältnifie ficher | alſo Defizit 11,38 
cdenſo ‚ wie die Anwendung des Satzes: 147,83 


Thiel’s Landw. Konveri.»Lericon, Spesial Supplement. 14 








210 Betrieb, Betriebslehre :c. 


II. Fällen muß man ſich darüber Har jein, wie man 

Bid.Saat Nart"Pfd.Ernte Marrt |den Stalldünger, die Spannarbeit und die marft- 

1) Klee U : 10 6,5 lojen Erzeugnifje fich berechnen, mit einem Worte, 
2) Roggen % 63 500 35,0; wie man ſich Geldwerthe für Dinge, welde feine 
3) Hafer 0 54 500 30,0 |Marftpreiie haben, verichaffen will. Es mag da- 
4) Kartoffeln 1000 7,0 6000 42,0 |bei Jeder der Methode folgen, melde ihm am 
5) Erbjen 100 70 500 35,0 paſſendſten jcheint, jo lange man ſich nicht über 
6) Roggen } 90 65 500 35,0 eine als die pafjendfte allgemein verftändigen fanın ; 
7) Gerſte 80 48 500 30,0 willkürlich darf man aber nicht verfahren, aljo 
— — 2070 nicht z. B. am unrechten Ort Stroh gegen Dünger, 

baar 98,0 oder Dünger zu feſtem Geldjag nad) der Berechnung 
Korn 8372 | Anderer und Stroh zum ritpreis in Anjag 


er n 26 3,00 | bringen. R 3 
künftlicer Dünger 25,00 Bertuft 43,00 Jede Pflanze, jede Art des Anbaues, jede Vieh— 


25002 250,00 ı rt 

Es wird nun ferner gezeigt, wie ſich die Erträge — Rena Bud, eg; 
ftellen, wenn man Ertragsiteigerungen über die KNIE WREHRN SEINEN, JORDECR. AURBNEe EI 4 
bi ! Ernt Gruuhe Tot wu ziene hrle find unbarmherzig auszumerzen, wenn ‚bie Ver⸗ 
obigen en zu Grunde legt und z eNiuſte nicht durch um jo größere Gewinne von 





folgt für: anderen Betriebszweigen, um deren willen fie ein- 
I. . ‚gerichtet find, völlig ausgeglichen werden. Es 

bei Steigerung von 5:6 Gewinn 16,2 Mark | fan 3. ®. a)der Anbau von Widfutter und In— 
5:7 „ 44 „  \tarnatflee nur mit Defizit ermöglicht werden, der 

5:8 u 70,6 „nachfolgende Raps aber, um dejien willen man 

5:9. 978. diefe Pflanzen in die Fruchtfolge aufgenommen 


5:10 ,„ 1250 „ ‚hat, jo hohen Mehrertrag geben, dab das Defizit 

I. reihlich aufgewogen wird und für zwei Jahre eine 

bei Steigerung von 5:6 Berlujt 1,6 Mark genügende ?yeldrente bleibt, b) die Aufzucht 

5:7 Gewinn 38,9 „ von Rindvieh nachweisbar mit Verluſt ver- 
> 


5:38 „812 „ | bunden, der Nutzen eines jelbit gezogenen geeigneten 
5:9 „ 1226 „ Stammes von Milchvich aber für die allein mög- 
5:10 „ 164,0 „ liche Butterwirtbichaft jo groß jein, dab im Ganzen 


Mit andern Worten: der ertenfive Betrieb lohnt | doch eine befjere Rente ſich ergiebt, ald möglich 
nur bei hochgefteigerten Erträgen, der intenfive | wäre, wenn man die Kühe faufen wollte, ober 
auch bei niedrigem Ertrag umd glei body bis zu |c) die Brennerei nachweisbar nur ohne ge- 
mittlerem Ertrag, von da an ab geringer wie jener. | nügenden Gewinn abſchließen, das Feld eignet ſich 

Dieſe zwar auch nicht genügend begründeten | aber vorzüglich zu Kartoffeln und dieje jind Direft 
Berechnungen haben aber doch Bedeutung für die | nicht lohnender zu verwerthen, jo dab im Ganzen 
vorliegende Frage und lafjen erkennen, daß fie aus | doch Kartofjelbau und Brennerei lohnend fich ge- 

enauen Bujammenftellungen entnommen find; ers Soldier Fälle giebt es noch viele. Auf— 
fe bedürfen feiner weiteren Begründung, da fie | fallend ift, daß für Berlin die Frage nach der 
einleuchtend genug find. Rentabilität der Viehhaltung gar nicht geftellt 

Der Landwirth der Gegenwart hat einenjchwereren | wird; es muß fich doch in der angegebenen Ent- 
Stand wie jeine Vorgänger zu irgend einer Zeit; | fernung von nur höchſtens 15 km eine Kuhhaltung 
er fann die Ungunft der Zeit nur dann über- | lohmend gejtalten laffen; die Mäftung, die Aufzucht, 
winden, wenn er an jeinem Plage die Einrichtungen | die Schäferei, die Geftütswirthichaft mögen nur mit 
fo trifft, wie fie die örtlich pafjendften find; es ift | Schaden durchzuführen jein, Molferei mit Schweine 
dabei gleichgültig, zu welchem Syſtem er ſich halten | haltung müfjen aber ficher in irgend einer Form 
will, jomweit e3 die Wahl der örtlich überhaupt | genügende Rente bringen. Ob Stroh und Futter 
durdführbaren Syſteme betrifft. öglich wird | auf dem Markte, an eigenes Perſonal, oder an 
ihm die Durhführung diejer Aufgabe, wenn er die Viehhaltung verfauft werden, ift gleichgiltig, 
mittelft genauer Rechnung (Kalkulation) die ört- | wenn es mit VBortheil gejchehen kann; nur diejenige 
lich anmwendbaren Syſteme und Formen prüft, und | Verwendung, weldhe Schaden bringt, ift zu ver- 
für dieſe diejenigen Arten des Anbaucs, der Haltung | werfen; daß das bei jeder Vichhaltung der Fall 
oder Zucht von Bieh, der techniichen Nebenbetriebe | ift, hat für das oben beiprochene Gut nicht nach— 
u. ſ. w. wählt, welche die höchiten Renten zu ver | gewiejen werden können und wird auch jchwerlich 
ſprechen geeignet erjcheinen. nachweisbar jein. Ueber Vortheile und Nachtheile 

Es kann demnad) allenthalben nur die Rechnungs- | läßt fich aber erft dann entgiltig aburtheilen, wenn 
aufftellung über die Rentabilitätsfrage enticheiden; | allen Verhältniſſen Rechnung getragen worden ijt. 
um jolche aber zu erlangen, muß man von fiheren | Jm Allgemeinen wird es für Er utage ſicher als 
Grundlagen ausgehen und zu dieſen gehört in feftftchend anzuiehen jein, da Liehhaltun und 
erſter Linie die Entiheidung darüber, ob man von | Viehzucht, örtlich richtig betrieben, mit richtigen 
Marktpreiſen, abzüglich Unfoften, oder von mwirf- Vieh, mit richtiger Art der Haltung, der Ernäbr- 
lichen Erzeugungspreifen ausgehen will. In beiden | ung und Verwendung relativ beffer wie Aderbau 


Betrieb, Betriebslehre 2c. 211 


lohnen und micht umgefehrt diefer beffer wie jene, | von jelbjt entichieden. Schwierig ift es, aber nicht 
wenn nicht ganz außerordentliche Verhältniffe vor» | unmöglich, die im Falle nicht flar erfennbarer 
legen. Selbſt die Möglichkeit des vortheilhaften | VBerhältnifje darauf bezüglichen Rechnungen anzu— 
Lerlaufs von AFuttermitteln umd Stroharten be- ftellen; wie diefe zu entwerfen find, wird an ben 
rebtigt am fich noch nicht zur VBerwerfung der | zugehörigen Stellen gezeigt werden. 

Lichhaltung, ſicher aber erft dann, wenn nad | Die zweite Frage jegt voraus, daß ein gutes 
gwieſen ift, daß diefe nur ohne Nutzen möglich | Schema zur Ertragäberechnung der Pilanzen ent» 
Mt oder weniger Bortheile bringt. Sehr genaue | worfen und gleichmäßig bei allen, über deren Ren- 
—— haben dem Verfaſſer wenigſtens ge- tabilität man ſich erkundigen will, angewendet 
lehtt, daß auch dicht bei Großſtädten die viehloſe wird, wozu mit in erſter Linie gehört, daß man 
Bırthichaft in der Rentabilität bedeutend dem gut | fich Har über die Antheile an der Düngung für 
angerichteten Mollereibetrieb mit friichmildhend ge- | die ſich folgenden Jahre ift. In den Schlag- und 
lauftem Vieh nachſteht. Vgl. Weiteres in den Ar: | in den —— aften wird noch viel zu viel 
tilein Biehzuchtbetrieb und Veranſchlag- | Dünger und Sorgfalt den wenig lohnenden Ge- 
ung. Es iſt jehr leicht bei noch unbefriedigen- | treidearten gewidmet; dieſe gehören da, mo das 
dm Erjolg den Stab über eine Betriebseinrichtung | Getreide billig ift, nicht mehr in erfte Stellung, 
zu brechen, jehr oft aber wird mit einigem Nach- | jondern nur nody in zweite und dritte mit '/, oder 
denten umd mit gutem Rechnen vajcher der Weg | '/, oder '/, Antheil an der Düngung mit Bung- 
sur Verbeſſerung der Einrichtung gefunden, als | mitteln aller Art; die erſte Stellung darf nur 





em guter Erfolg mit Uebergang zu anderem Sy— 
kom erzielt. 

Im Großen und Ganzen Handelt es ſich für 
uniere Landwirthe, abgeiehen von den Umgebungen 


Kr Großftädte, in welchen nur gartenmäßiger 


Betrieb, Milchverſorgung der Städterr und — 
wa ausnahmsweile — viehloſe Wirthichaft am 
Blage ift, und abgejehen von Lofalen Borfomm- 
men jonft, immer nod um die Anwendung der 
jwei großen Hauptformen der Betriebsſyſteme, der 
Körner- und der Schlag- oder Feldgras- Wirth- 
Khaft, welche beide es gejtatten, jehr ertenfiv und 
ee intenfiv zu mwirthichaften und möglichit nahe 
en die für uns im Ganzen nur ausnahmaweije 
durchführbare Gruchtwefetiwirthfcaft heranzu⸗ 
kommen. Für die Meiſten iſt es weit wichtiger, 


zu unterſuchen, wie fie innerhalb dieſer Formen | richtige und gute 


hh am beiten einrichten können, als zu verjuchen, 
weiche andere Form fie etwa wählen jollen; das 
Suchen nad) anderen Formen ift der größte Nach— 
theil für den FFortichritt innerhalb der Form. 

Behufs Verbeſſerung für die beiden Hauptfor— 
men fommt e3 vornehmlich an auf: 

I) welhe Stellung Aderbau und Viehzucht zu 
anander einnehmen jollen, wofür es drei verjchie- 
dene Einrichtungen giebt: a) gleichberechtigt, b) 
Ucbergewicht des Aderbaus, e) Uebergewicht der 
Viehzucht oder Vichhaltung ; 

2) wenn diefe Frage entjchieden ift, welche Pflan- 
en gebaut und wie dieje in der Fruchtfolge zu 
einander gehtelt werden jollen, wobei noch immer 
dr Grundiag maßgebend jein muß, die meiften 
Koiten, Sorgfalt und Mühen zu den „vornehm- 
fen“ Früchten zu verwenden, d. h. zu denen, 
Por am meiften Gewinn zu bringen geeignet 


3) welcherlei Vieh gehalten und gezüchtet werden 
Ill, um die räthliche Zahl des Großviehs erreichen 
ja Können. 

Die Entjcheidung über die erſte Frage hängt 
davon ab, welchen Reinertrag der Ackerbau und 
welchen Viehzucht oder Viehhaltung zu geben ver- 
mögen; überall wo fichtbar die letziere ſchlecht, der 

gut rentirt, oder umgefehrt, ijt die Frage 


folhen Bilanzen gewidmet werden, welche, jei es 
durd) Berfaut ei dem Markte oder beim Bieh 
oder jonft im Betrieb den eigen Aufwand nicht 
nur volltommen deden, jondern noch genügenden 
Ueberfhuß geben. Die dritte Frage wird in ähn- 
licher Weiſe entichieden; e3 muß mit der Grund- 
lage der örtlih gegebenen — ein richtiges 
Schema zur Entwerfung der Berechnung über Aus— 
gabe und Einnahme beim Vieh ausgearbeitet und 
mit Anwendung dieſes Schemas für jede mögliche 
Art des Viehs und der Haltung die Rechnung an— 
geſtellt werden; es wird ſich dann bald zeigen, 
Kerze das Schwergewicht zu legen iſt. 

Aus dem Ganzen geht hervor: die richtige Be— 
triebsorganijation ift nur möglih, wenn richtig 
und immer wieder gerechnet wird und immer wieder 
ranjchlagungen gemacht wer— 
den; Buchführung und Beranichlagung find die 
beiten Mittel, durch welche fi) der Yandwirth vor 
Schaden bewahren lann. Der Landwirth darf ent- 
weder nur dem nachfolgen, was er bei Anderen 
in jeiner Umgebung ala bewährt fennen lernt oder 
durch fleißiges Nechnen mit quter Buchführung in 
ſteter Uebung in Beranichlagungen aller Urt ſich 
| befähigen, ſelbſt den richtigen Weg zu finden und 
durch Verſuch feitjtellen, in wie weit das fo Ge— 
fundene ftichhaltig bei der Ausführung it. In 
den weiteren Artikeln diejes Bandes wird vielfach 
Anleitung dazu gegeben und durch Beilpiele das 
Geſagte erläutert. Vgl. befonders auch die Artikel 
Getreidebaumwirthichaft, Hackfrüchte, Futterbau 
und Futterpflanzen, Handelspflanzen, 
die über die einzelnen Vieh- und Zuchtarten, 
über VBeranichlagung, über Nebengewerbe, 
Kleinpichzudten u. j. w. ' 
| Bur Literatur ift noch zu bemerken, daß eine 
‚7. Uuflage von F. Günther, „Der öſterreichiſche 
Grundbeſitzer. Handbuch für den Großgrundbefig“. 
— 1876 — zu 3,21 Mark ericie- 
nen ift. 

Von Bedeutung find auch noch die Berhand- 
lungen über den Waldfeldbau auf der XV. 

ammlung Deuticher Forſtwirthe, gehalten in 

 Darmftadt am 8. Geptember fi. 1886, Referent 
14* 





212 Betrieb, Betriebslehre ꝛc. -- Bevölferung der Erde. 


Forftm. Muhl (daf.), Rorreferent Forftm. Spren- | Kultur zu begünftigen, und daß der Nebenverdienft 
gel (Bonn). Die zur Verhandlung geitellt ge- für die Waldarbeiter von großem Bortbeil jei, 
wejene frage lautete: „In welchem Stadium be⸗ | weil man dieſe dadurd ar jich zu feileln vermöge; 
findet fich die Berjüngung der Holzbejtände mittelft | cin Ausrauben durch landwirthichaftlichen Zwiſchen— 
landwirthichaftlicher Zwiichennugung.“ Die Bor- | bau fei nicht zu befürchten. Gewünfcht wurde, da 
tragenden unterichieden den Waldfeldbau nach Vor- man über diejen Punkt fich nicht zu einigen ver— 
bau (Rodelandbetrieh), Zwiichenbau und fombi- | mochte, die Anstellung komparativer Berjuche, um 
nirtem Verfahren, gaben Ueberfichten über deſſen pofitive Unterlagen zu gewinnen; dieſe Verjuche 
räumliche Ausdehnung im Deutichen Reich, über | jollten in großartigem Maßitabe und zwar im 
die gebauten Feldfrüchte, die Fruchtfolgen, die Anſchluß an die Verhältniffe in Heflen-Darmftadt, 
Gelderlöje, die angebauten Kun die Kultur: | „dem Eajfiichen Lande des Waldfeldbaus“, ange- 
erfolge, die jährlichen Berriebsflähen, getrennt | ftellt werden, da der Waldfeldbau unter Umftänden 
nah Hochwald und Niederwald, jkizzirten die Licht- | geboten und durch nichts jonft in jeinen Vortheilen 
und die Schattenjeiten und konjtatirten einen Rück- zu erjegen jei. Das Eingehen des Waldieldbaus 
gang für den Waldjeldbau im Niederwald. Im in Brandenburg wird durch Ober - Forſtmeiſter 


halt jei er nur auf befferem Boden und als 
orittulturmittel für Holzarten, welche den Kahl— 
ichlagbetrieb zulafjen, berechtigt, weil dieſer mit 
landwirthichaftlihem Zwiſchenbau rationeller als 
ohne ihm ſei. Gerühmt werden die Vortheile der 
Bodenloderung, der mehrjährigen Reinhaltung, des 


t 


Dankelmann den modernen Berhältnifien: Ver— 
kehrsweſen, Freizügigkeit u. ſ. w. zugeichrieben. 

Bevölkerung der Erde. Dieſe wird ſehr ver— 
ſchieden groß angegeben. An dem Konverſations- 
Lexikon von Brockhaus, neueſter Auflage 1882, finden 
ſich die folgenden Zahlen: 








en Einfluffes auf Froſt, Dürre, Wild- 








netten», Bilz- Schaden, hervorgehoben wird aber | Mil. auf 1 qkm 
auch der ftärfere Entzug von 9 anzennährſtoffen — ——— ar ra 
auf Koften des Holzzuwachſes. Der Referent gab ' ee R 1 40 44 E 4 
als feine Anficht die Theje: „Der Waldfeldbau a Afrit 206.00 - 
empfiehlt jich auf geeignetem Boden im Hodwald, ” Aion 335.00 19.0 
wo Nachfrage oder Lohnverhältniffe Verbilligung . Auftr alie 4.00 04 
der Veftands - Nacdhzucht in Nusficht ftellen, im| "ul cr —— 
Niederwald, injolange und wo ihn die Beſtockung für die Erde 1500,88 11,0 


zuläßt und das Bedürfniß der Bevöllerung im ar Fu . 
entiprechenden Rachtgeld Ausdrud findet.“ Die Meyers Konverfations-Leriton, neueſte Ausgabe 
Debatte war eine jehr lebhafte. Befürwortet wurde 1585, hat die Zahlen: 


der Waldfeldbau, bezw. Zwiichenbau, auch wenn | in. auf 1 qkm 
er feine direlte Rente gäbe, während von anderer, . Einwohner Einwohner 
Seite befürchtet wurde, daß damit doch der Boden | für Europa 331,547 3 

zu jehr ausgeraubt werden fünnte, wenn man wicht „ Amerita 103,866 2,5 
durch fortichreitende Vermwitterung des Grundge- „ Airita 210,425 7,0 
ſteins Erſaß erhalten fonne. Die Hadwald-Zwi- „ Alien 197,07 18,0 
ichentulturs- u. ſ. w. Wirtbichaft ſei bejonders | „Auſtralien u. 

da empfehlenswerth, wo es an pflugfähigen Lande Ozeanien 6,119 07; 
fehle und überſchüſſige Arbeitslräfte zu Gebote für die Erde 1449,694 10,07 


ftünden ; im fteinfreien Moorboden und bejonders 
in Sandbodenarten, wo man genügenden Erſatz Nach den Angaben im Gothaiſchen Genealogischen 
dur Berwitterung nicht haben könne, jei dagegen | Kalender für 1886 berechnen ſich: 

die Anwendung bedenklich und mit Recht beichräntt 


oder aufgegeben oder gar nicht eingeführt worden. — ee 
Als Gründe find angegeben, dab: a) die Erträge für Europa 357,261 { SE 
meiftens nur die Ktoften fompenjiren, b) der vom „ Ylmerifa 107,296 2,827 
Waldfeldbau vorausgeiegte Kahlhieb auf die wäh— „ Afrita 203,181 6,77 

rend eines 10- bis 20jährigen Verjüngungs-Beit- „ Wien 321,460 18,6 

raumes zu beziehenden Solzerträge von 50 bis „Auſtralien 3,325 0,40 & 
150 Markt pro Jahr und Meter verzichtet, c) der Ozeanien 3,000 0,507 


etwaige Bedarf an landwirthichaftlicher Fläche dort für die Erde 
richtiger durch definitive Abtretung — — Mil. Einwohner. 


Bodens gededt — und — age da 

es hierzu im der Regel an Dünger fehle, den‘ Im Jahre 1871 gab man noch die Zahl 1877 
beften Beweis dafür lieſere, daß bei diejem Ber Million an, im Jahre 1875 a 439,75 
trieb lediglich die nachhaltige Bodenkraft durch die | Million Köpfe, tm Jahr 1881 zufanımen 1466 
Koften ciner vorläufig meiſt frohwüchſigen Million Köpfe. 

Kultur ausgetauicht würden. Andere betonten, daB | : 

der Waldfeldbau unter gewifien Bodenverhältniffen |, Nah M. G. Mulhall verhielten ſich die Fort- 
ein jehr gutes Mittel jei, das crfte Gedeihen der Ihritte in der Zunahme von 1801 bis 1880 


1495,523, od. wohl 1500 








Bevölferung der Erde. 


für die die engliihe Sprache Redenden wie 
deutich 


c 
frangöjiiche 
ruſſiſche 
ſpaniſche 
italieniſche 
portugieſiſche 


Bezüglich der Zunahme der 
ermittelte man für die Zeit von 1818: 1867 


[23 [23 


” # 
[3 


” 


Bevölkerung 


für Frankreich 


Neuere Angaben ſind: 


213 


310 9%, Zuwachs 


123 


1821:1876 0,39 „ 


im deutichen Reich jährlich 1,23 9, Deutiches Reih von 1880: 1885 zu. 9, 
in Frankreich er 0,56 „ Preußen 1875:1880 „3,72 „ 
in Belg. u. Niederl. „, 1,4 , 1880:1885 „3,79 „ 
in Defterreich u 0,80 „, Oeſterreich Ungarn 1867 : 1885jhrl. 0,49 „ 
in Großbritannien „ 1,22 „ Italien „08 „ 
ın Europa zujammen 12,00 Mill. Köpf Großbritannien a 
Andere Angaben find: für Sachen von 1816| europ. Rukland „» 1,38 „ 
8 1880 durchichnittlich im Jahr 1,33 — Frankreich „0615, 
18I6:IRSO Ir „| Ci Zan. um Jh dhts d Verderd. i. 09 dahr 
Lorwegen 1835:1875 1,05 „ DR a —— — 178 Z 
x — Reich 20: "| vorausgejegt, daß feine Störungen in dieſen Beit- 
. Schweden 1830:1879 0,94 _  Täumen eintreten; ganz Europa zeigt für die geit 
. Schottland 1831: 1881 091 “ von 1820 bis 1880 rumd bie Zunahme von 0,8%, 
. Riederfande 1839:1879 0,87 „, | Jährlich. 
„ Üfterreich 1850:1880 0,77 „| Abnahme zeigten: Irland mit 0,93%, für bie 
„ Großbrit. u. Irland 1851:1881 0,78 „| Beit von 1831: 1881, mit 2,230, für 1841 : 1851, 
.. Belgien 1846:1876 0,69 .. die Reichslande 2,9 9, für die Keit vom 1871 zu 
„ Baden 1816:1880 0,69 „:1875 (befonberd durch Wuswanderung, von 
u — 1833:1878 0,668, 1875: 1880 und von 1880: 1885 aber bedeutende 
" „Ungarn 1850:1880 0,67 „: Zunahme), Medienburg-Strelig in den legten Jahren 
„bie Schweiz 1837:1879 0,59 , durchweg im Durchſchnitt 3,4 90 und aud für 
Bayern 1816:1880 0,56 „1880: 1885 ähnliche Abnahme, Walded mit 6,7 94 
„ Ungarn allein 1856:1880 0,56 „| beiderfeits durch ſtarke Auswanderung und in 
„ Württemberg 1816:1880 0,52 „Folge mangelnder Stellen für Taglöhner. 





Die Bertheilung der Bevölferung nad Altersklaſſen ergiebt für das Alter von 


0 bis 15 Jahren 


5 „65 „ 
0) - e⸗ 
N „ 70 „ 
über 60 „ 
über 70 u 


Engel gab folgende Durdichnittsziffern für: 


im D. Heid in Deiterreih in Frantreih in Ergl. u. Wale ind. %. St. 
34,7 —E 33,9 Y. 27,0 On 36,1 Ye 39,2 Y 
61,0 „ 62,7 „ 68,2 „ 59,5 u 578 „ 
43 „ 43,2 „ 35,6 „ 457 „ 49,2 „ 
53,1 „ 54,09 „ 60,0 516 „ 489 „ 

43 „ 34 „ 68 „ 44, 30 „ 
2,6 ” 1,9 ” 4,4 ” 2,7 n 1,9 v 


gehber, je größer die Bevölterung geworben ift; 





Jugend Erwerbijeit Alter 3 zum eriten 100,000 Einwohner geht es jehr 
Teutiches Reich 34,680, 60,96%, 4,36%, lan * von 100,000 zu 200,000 und darüber 
ilerreich 3,85, 6270, 355 „raid, die Million wird aber nur von wenigen 
Ungarn 37,22. 6024 „ 254 „| Städten auf der Erbe erreicht oder überjchritten ; 
i ich 27,06 „, 66,18 „ 6,77 „lin allen Ländern zeigt fich zwiſchen der am dich» 
d 36,14 „ 5952 „ 435 , teſten bevöfferten Hauptftadt und der am nächften 
alien 32,47 „ 2,60 „ 4,93 „\tommenden ein „grober Unterſchied. So hat z. 8. 
Verein. Staaten 39,80 „ 57,79, 299 „ das Deutiche Reich nach der neueften Zählung: 
In den Städten iſt das Wachſthum um jo: 
Berlin mit 1,316,382 Einwohnern (Zunahme feit 1880 17,3 "/,) 
als nächſtgroßte Stadt mburg „ 471411 „ re „"  - 149. 
ald drittgrößte " redlaun „ 298,89 R R 852, 
als viertgröße „ Münden „ 260,005 R " „1216, 
als fünftgrößte Dresden 245,515 ; s = a I, 


alle anderen Städte haben unter 200,000 Einwohnern. 








214 


Die Ber. Staaten von Nordamerifa 
haben (1880) als größte Stabt New-York mit 
1,206,290 Einmw., dann Philadelphia mit 847,070, 
Brooklyn mit 566,663, Ehicago mit 503,185 —, alle 
anderen mit unter 400,000 Einwohnern. 

Ehina, hat als größte Stadt (1884) Peking 
mit 2Mill. Einw., dann Canton mit 1,6 Mill, Tien- 
tiin mit 950,000, Han-fa mit 700,000, Fustihan 
mit 630,000, Shanghai mit 350,000, die anderen 
Städte alle mit unter 300,000 Einwohnern. 

Frankreich hat Paris mit 2,269,023 Einw., 
als nächſtgrößte Stadt Lyon mit 347,619 Einw., 
und dann nur noch Marjeille und Bordeaux mit 
über 200,000 aber unter 270,000 Einw. 

In Großbritannien und Irland haben 
London 3,816,483, Glasgow 674,095, Liverpool 
552,508, Birmingham 400,774, Mandejter-Sal- 
ford zujammen 517,649 und Leeds 309,119 Einw., 
alle anderen Städte unter 300,000 Einw. 

In Stalien kommt die Gemeinde Neapel 
auf 494,314, die von Mailand auf 321,839, die 
von Rom auf 300,467 Einw.; die übrigen Ge- 
meinden haben nicht über 250,000 Einw. und 
mit Ausnahme von Turin und Palermo unter 
200,000 Einw. 

Japan hat außer der Hauptitadt Tokio mit 
823,537 Einw. nur noch Oſaka und Kioto mit 
100,000 bis 300,000 Einw. 

In Holland fommt nur Amfterdam auf 
366,660 Einw., dann Rotterdam auf 169,411 und 
Haag auf 134,552 Einw., alle anderen Städte 
haben unter 100,000 Einw. — 

ien 


Oeſterreich-Ungarn zeigt mit 


1,103,857 Einw., Budapeſt mit 360,550 Einw., 


Lemberg mit 109,746 Einw., alle Städte fonft 
mit unter 100,000 Einw. 

In Rußland haben St. Petersburg 929,093, 
Mostau 751,812, Warjchau 406,261, Odeſſa 
217,000, alle andern Städte unter 200,000 Einm. 
= nur noch 6 zwiſchen 100,000 und 200,000 


nm. 

Auf 1 Million oder darüber oder nahe daran 
fommen auf der ganzen Erde nur höchitens 9 Städte. 
Im Deutihen Reich hatten in der legten Zeit die 
itärffte Zunahme Berlin, Breslau, Leipzig, Stutt- 
gart, Hannover. 

Bezüglich der®ertheilung der Bevölkerung zwiſchen 
Stadt und Land redhnet man auf Pie erjtere 
alle Orte mit über 2000 Einw.; das Berhältnif 
verändert ji in den meiften europätichen Staaten 
fortwährend in dem Sinne, daß die ftädtiiche Be- 
völferung zus, die ländliche abnimmt ; die letztere 
ift aber nicht, wie vielfach irrthümlich geglaubt 
wird, gleichbedeutend mit der landwirthſchaftlichen 
Bevöllerung; die Größe dieſer ergiebt ſich nur 
durch Berufszählungen; ſoweit ſolche gelingen, ift 
deren Ergebniß unter der Darftellung der einzelnen 
Länder mitgetheilt worden. In Bezug au 
Berhältniß von Stadt und Land kann man jagen: 
je dichter die Bevölkerung ift, um jo mehr nimmt 
im Allgemeinen (nicht immer) die ländliche Bevöl- 
ferung ab, in den nordiihen Reichen und in 
Rußland find noch für diefe über 7U 9, zu rechnen, 


das ı 


Bevölkerung der Erde — Bienenzudt. 


im Deutihen Reid, in Großbritannien und in 
Stalien nicht mehr 60 %,, in Belgien nur noch 
36 umd in den Niederlanden mur 20 %.. 

Bon Bedeutung ift die Berechnung von 
Reuning, welche er feiner Zeit im „Amtsblatt 
der Landiw. Vereine“ (1868), bezüglich des Mehr- 
verbrauchs an landwirthichaftlichen Erzeugnifien mit 
der Zunahme der Bevölkerung gab. Er rechnete 
| für jeden Kopf, um welchen die Bevölkerung eines 
Landes (einer Stadt) zunimmt, den Mehrverbrauch 
auf 320 kg Getreide zu Brot und Suppen, 230 kg 
Kartoffeln (zum Berjpeijen 200, zu Branntwein 
u. ſ. w. 30 kg), 25 kg Fleiſch, 550 kg Wilch⸗ 
produfte und Mil, Ziffern, welche auch heute 
nod) ungefähr gelten fönnen. Bgl. Lebensmittel. 

Bezüglih der Religionen hatte man be— 


rechnet: 

für evangelische Ehriften 137 Millionen 

„ röm.-fatholiiche 5; 216 e 

„griechiſche * 95 — 
zuſammen Chriſten 448 Millionen 

„ Mohamedaner 200 * 

„Israeliten 7 


Verehrer d. Brahma u. Buddha 672 
heidniſche Religionen faft ME nn 

1452 Millionen 
Es bildeten demnach die Ehriften von der damaligen 
Bevölterung der Erde 


im Ganzen 30,88 26 

die Mohamedaner 13,79 „ 

die Heiden zufammen 54,90 „ 

die Israeliten 05 5 ___ 
100,00 %, 


) Bon den Israeliten famen 5 Mill. auf 
Europa, rund 1,4 "/,, am meijten auf Rußland, 
über die Hälfte, 2,621 Mill, dann auf Öfterreich 
1,375 Mill., auf Deutihland nur 0,512 Mill. 
Köpfe. Nach einer Angabe aus Preußen rechnete 
‚man jeit 1876 ungefähr zwiſchen 0,104 und 
0,114 %, Miichehen zwiichen Asracliten und 
Chriſten. Mit der Ausbreitung des Chriftenthums 
| unter den beidnifchen Bölterichajten geht es troß des 
Eifers der Miffionäre nur jehr langjam, unter den 
mohammedaniſchen Bölferichaiten faft gar nicht vor- 
' wärtd; es wird in den meiften Gebieten mit jolchen 
deren gänzliche Ausrottung früher, wie die Be- 
‚ fehrung zum Chriſtenthum vor jich gehen ; überall wo 
die unzivilifirten Ureinwohner mit den Europäern 
in Berührung fommen, gehen fie nach und nach zu 
Grunde; die Maoris und die Auftralneger find 
ihon fait ganz verichwunden, rothe Indianer 
giebt e8 in den V. Staaten nur nod 316,000, 
worunter nur noch 81,000 im milden Zuſtande 

leben, von den tapfern Araulanern in Südamerika 

follen nur noch 10,000 Köpfe übrig fein. 
Bienenzudt. Es muß auffallen, daß im Deut» 
ichen Reid auch für Honig und Wachs bei den 
legten Zolldebatten eine Erhöhung des Zolls ver- 
langt worden war, da im Reich nicht genug für 
den Bedarf erzeugt wird, troßdem diejer immer 
mehr zurüdgegangen ift, jeitdem die AZuderfabri- 
fation ſich verbefiert hat und für Beleuchtungs- 





Bienenzudt. 


215 
wecke die Wachslerze aus den Privat » Haushalt | Jones in Ontario bei Benton in Kanada ge 
ungen faft ganz verihmwunden if. Die Zahl der nannt; auf 4 getrennten Ständen mit je '. ha 
Bienenftöde im Reich ift bedeutend zurüd gegan- , Raum hat er 19 Mill. Bienen in 620 Stöden zu 
sen; alle Anjtrengungen der Vereine für Hebung | 30,000 Stüd und gewinnt jährlih 32,688 kg 
der Bienenzucht haben nicht vermodht, den Land- | Honig oder vom Stod 53 kg mit einem Rein— 
wirthen mehr Gejchmad für das ag von Bie- | ertrag von 42 Mark (nach jeinen Angaben). Die 
senftöden beizubringen, jo daß joldhe fat nırr bei | gejammte Ausgabe mit reg wird zu 9000 
mittleren und Feineren Bauern, bei Lehrern und Marf, die Einnahme zu 35, Mark angegeben. 
Geiftliben und ab und zu bei Gärtnern, ſowie | Unfere Reichslande haben im Jahre 1882 41,670 
bei wirflichen Liebhabern gefunden werden. Höd | Stöde gehabt, d. i. fat 10 Stöde auf 1 qkm, 
in jeiner Statiftif für die Zeit von 1800 bis 1815 Sachſen hatte 29,243 Stöde, d. i. 2 Stöde auf 
rehmete als Zahlen der Bienenftöde z. B. für 1 qkm, Preußen hat nicht ganz 2 Stöde in der 
Hannover 75,000, für Braunſchweig 8450, für Provinz Preußen und über 6 Stöde in der Rhein- 
Sürttemberg 38,220, für Nafjau 13,983, für die provinz, das Reich im Ganzen jegt auf 1 qkm 
Kurmart 49,616, für Lippe 5000 und al3 Ertrag nur 3.4 Stöcke. 
ger pro Stod 10 kg Honig und !/, kg Wade. Die Einfuhr von Honig und Wachs iſt im 

Im Jahre 1873 ermittelte man für das —— Deutſchen Reich in den letzten Jahren zwiſchen 20 
Feich 2338, 484 Stöcke, für 1883 nur 1,911,748, und 30 Mill. Mark, die Mehreinfuhr zwiſchen 5 
elio eine Abnahme von 18,1%, oder 421,736 bis 10 Mill. Marf gewejen; mit der Abnahme 
Stöden; die Zahlen der Stöde mit beweglichen ‚der Zahl der Stöde muß fie zunehmen; über 
Vaben waren aber 293,823 (12,6 %/,) und 368,174 | — allein kamen im Jahre 1871 zuſammen 
(18,12 %/,,), bier gab es demnach eine Vermehrung 0,875 Mill. ht bi3 1874 jchon 1,7 Mill. kg 
um 74,351 Stöde oder um 25,3 %/g; es ift früher Honig und entjprehend mehr in den folgenden 
er darauf * — — daß das Jahren. 

ih, da auf I Quadratmeile die Bienen von Für 1884 wurde aus Hannover von der Hans 
n Stöden ausgiebigft ihre Nahrung finden, min- | peisfammer in ihrem Bericht der durchichnittfiche 
deitens ohne Autterzufauf 4 Millionen Stöde | Ertrag pro Stod zu 40 Honi und 1 bis 
haben könnte; zur Zeit hat es mod nicht ganz | 1,5 kg Wachs oder zu 40 bis 50 Mark Gewinn 
Ye Hälfte davon. Daß die Einfuhr billigerer, aber | angegeben, obſchon die Preije zurücgegangen waren ; 
aud jhledhterer Qualitäten von Honig aus Amerila für feinften Honig wurde pro kg 1—1,2 Marf, 
die Breife etwas gedrüdt hat, ift wohl richtig, | für Seimhonig 0,54 bis 0,8 Mark, für Verfauf 
für qute Waaren aber ift der Preis doc) immer noch | im Großen 0,46 Mark angegeben (1 Tonne von 
 bod, daß die Zucht, wenn halbwegs richtig betrie | 150 kg zu 70 Marf). Auf dem Breslauer Honig- 
ben, hohen Gewinn bringen muß, ein Gewinn, | markt waren die Preife: 
weiher von den größeren Landwirthen meiftens, | 


aber mit Umecht mihachtet wird. Die Quct er-| Tee m ee Te 
fordert jehr wenig Kapital, aber einen tüchtigen, | 1883/84 9,000 2,65—3,0 2,8—2,9 
joliden und fleißigen Pfleger, welcher entiprechend | 1882/83 5,500 2,8 2,6—3,0 
bezahlt werden muß und entweder ausichließlich | 1881/82 13,000 2,4 2,6—2,R 
mit der Pilege betraut wird, oder doc nur noch 1880/81 15,000 2,2-—2,8 2,8—3,0 


jolche Arbeit, welche ihm die ftete Beaufſichtigung 
des Bienenftandes möglich macht, nebenher ver- 
richten ſoll. Ein Gutäbejiger kann leicht mehrere 


für Wabenhonig 1883/84 pro kg 2,4 Mart, für 
Balparaijo:Honig 0,72 bis 0,76 Mark, für Ha— 
vanna-Honig und für meritaniichen 0,64 Mark. 


zo Stöde halten und vom Stod bis zu 30 Für 1870 bis 1880 wurden angegeben 
art und mehr Reinertrag gewinnen. Günther- Mart Mart 
Giſpersleben bei Erfurt hat 300 Stöde, im Dorf| 1 kg Wachs roh 1,5 ausgelaffen 


e es noch 100 Stöde und doch hat ſich noch 
Mangel an Nahru zeigt. Der Frei— 
herr von Rothihüp- — bei Laibach 
it wohl der gr Bienenzühter in Europa; er 
bat 500 Stöde und einen bejonderen Reviſor da= 
für angeftelft; die Stöde befinden ſich in 7 Spe- 
halftänden: a) Honigftand (100 Mobildoppelftöde 


3,6 
1 „ Honig in Waben 1,6 e 2,4 
Als Durhichnittspreije der legten Zeit im Deut- 


ihen Reiche find genannt: 
für Fu verjchiedener Güte 0,62 bis 3,0 Mart 


” ” ’ ” 3,6 ” 


— tterhonig 0,9 x 
„ Schwärme 10 „14 J 


für 300 Völler), b) Stand mit 202 Stöden für 
Gewinn von 606 Ablegern zur Ausfuhr, e) Stand | 10 kg Honig im Durchſchnitt und von 1,92 bis 53 kg, 
mit 250 Söniginnen» Auchtftöden, d) Stand mit| 0,6, Wadıs „ u u De 9 
SH) Weijelzellen-Brutfäjten, e) Schwarmftand mit | für Schwärme 8 bis 14 Mark ala Erlös, als 
% Provinzial-Mobilftöden, f) Mobiljtand mit 36 | Reinertrag 30 Mark im Durchſchnitt und von 15 
Stöden für Driginal-Mobilftodbeftellungen und | bis 50 { 
ee DOriginal-Naturftand mit 120 Stöden| Am Qademecum von Hitihmann find für die 
Ausführung von Beitellungen auf Krainer Verhältniſſe der Bienenzucht angegeben: pro Stod 
Völler in Krainer Originalmohnungen. 1 Königin, 0 bis 500 Drohnen, 7000 bis 25,000 
Als eigentliher „Bienenlönig” wird aber Mr. | Arbeitsbienen; Schwarmgewicht 1 bis 3 kg. 


Als mögliche Erträge pro Stod giebt man an: 


216 Bienenzucht — Bier und Bierfteuerm. 
Ein Bolt von 
10,000 Arbeitsbienen ſamamelt täglih ",; kg Honig, braucht im Winter 8 kg und liefert 0 kg Honig 
20,000 * ” ” 3 4" ” ” ” ” 9 * m ” 4 ” * 
2 Re, ” [77 - =. [3 ” ” ” [3 10 2 - ” 10 ” ” 
15 11 


40,000 ” " ” 3,0 ” ” 
im Jahr; an Wachs ift die Ausbeute O—". kg, 
Zahlen der Bienen. 
ur Schwarmzeit hat der Stod cıne Königin, 
bis 5000 Drohnen, 30,000 bis 60,000 Ar⸗ 
beiter, 60,000 bis 70,000 brutbejegte Zellen, 1 bis 
15 königliche Nymphen. 

Bu 1 kg Wachs brauden die Bienen 10 kg 
Honig und 1 kg Blüthenftaub; das jpez. Gewicht 
des Sonigs ift 1,39 bis 1,43, das vom Wadıs 
0,92 bis 0,93. 

Auf 1 dm? befinden ſich auf beiden Seiten der 
Babe 850 Arbeiter- und 510 Drohnenzellen; die 
Temperatur im Bienenflumpen iſt im Winter 
20—22V C, im Sommer 35—35 ! C; die Biene 

bei 7 bis 10°, hört auf zu arbeiten bei 
+ 379 und fliegt am fleißigiten bei 22 bis 250 C. 


In Dftfriesland waren die Erträge für den 
Mutterftod: 
1872 = 50 kg, 1873 = 45 kg, 1874 = 25 kg, 
35=75 ,„ 186=3 „ 187=%0 „ 
18758 = 50 „ 1879=15 „ 1880 =85 „ 
1881 = 10 „ 182 = 60 „ 188 —=40 „ 


im Durchſchnitt diefer Jahre 42,5 kg Honig. 

PB. Schadhinger („Wiener Landw. Zeit— 
ung“) hat die Ab- und Zunahme des Gewichts 
des Stodes feitgeftellt und beim Anfangsgewicht 
von 4 kg im Frühjahr gefunden, daß der Stod 
—* durch die ausfliegenden Bienen (je 1000 

100 g) um 700 bis 800 g abnimmt, um 10 

i8 12 Uhr durch eingebrachten Honig und Blü- 
er. wieder diefes Gewicht gewinnt, von 11 

Abends 6 Uhr ftetig zunimmt und Abends 
1000 g ichwerer ift, wovon Nachts wieder 150 
bis 200 g verloren gehen. In Regen- und Sturm- 
tagen giebt es 500 bis 1000 g Berluft; die größte 
Bunahme wurde am 6. Juli mit 2 kg 60 g beob- 
achtet, an 6 Tagen eine ſolche von 1,7 bis 1,8 kg, 
an 20 Tagen eine joldhe von I kg, vom 5. bis 
20. Juni umd vom 16. Auguft bis 1. Oftober war 
Gleichgewicht. Die gefammte Zunahme war 16,6 kg 
und 2 Schwärme zu 3,5 kg, zufammen 20,1 kg, 
die Ernte 4,6 kg Honig, das Gewicht vor Winter 
15,3 kg, der Gewinn im Ganzen 11 gegen 
das Anfangsgewicht und der Erlös 9,2 Mark für 
Sonie und 16 Mark für die Schwärme, alio 25 
zufammen. 

In Sachſen wurde jeitend des Vereins der 
Bienenzüchter der große m. der Bienen be- 

ic der Befruchtung der Blüthen zum Gegen- 
einer Berechnung gemacht; dieje ergab, daß 
Bienen der 29,243 Stöde jährlih 30,000 
Milliarden Blüthen befruchten und daß der dadurch 
— Nutzen für die Landwirthſchaft ſich pro 
mindeſtens zu 40 Marf berechnet. Es darf 

dazu an den Berjuh von E. Schwarz („Beiter 
ZZ ee) erinnert werden; er bradhte 
15 ftöde in einen Weißfleeihlag und jperrte 


Schwärme Niebt e8 0—1--2-"3 mit den genannten 


‚in diefem 2 Ouadratruthen gegen die Bienen ab; 
die Ernte pro Morgen war 100 kg bes -feinften 
Samens und 25 kg Mitteljamen, von den 2 Qua⸗ 
dratrutpen erhielt er nur 0,065 Samen. Ge— 
nauer hat N. Aler. Wilſon in Dublin geredet 
‚und durch Berjuh die Zahlen gefunden; 3 
ſeinen Ermittelungen find zu 1 kg Honig 5, 
Millionen Kleeblumen nothwendig; 125 Köpfchen 
zu 60, aljo 7500 Blumen geben I g Zuder, alio 
ar wur ya 7,5 Ri. lumen 1 
uder; da g Honig 75%, Buder enthält, 
— ke: Sonia 86 MRif. Blumen 
dig, d. h. die Bienen müſſen ebenjo viele 
beiuhen — und damit befruchten — um 1 kg 
Honig erzeugen zu Können, 

Für Interefienten diene noch zur Notiz, daß 
der Krainer Handelsbienenftand zu Pöſendorf bei 
Laibach in Dejterreich (Bienenzudtiähule und Ber: 
einsftand des Krainer VBienenzucht » Vereins) ein 
vollftändiges Preisverzeihnik für alle in das 
‚der Bienenzucdt einfchlagenden Artikel 
‚abgiebt. Die höchiten Preije find für 
Krainer-Dierzon-Stöde, bevölferte la 
Lagerbeute mit 14 Rähmchen oder Dzier 
chen, Glasfenfter u. j. w., befruchteter 
Wabenbau, Brut und Honig zu 27,5 Marl am 
gejegt, die niedrigiten Preije für Krainer Originak 
ftöde mit 17 Marl. 

Zur Literatur ift zu bemerfen, daß 
‚find: „Der kurze Abriß der B.-3.* von Berlepfe 
‚in 4. Aufl, Mannheim 1882, „Die B.-8. 
jegigem rationellen Standpuntt“ von Berlep 
und Bogel, Berlin 1883, „Der Bie 
von 9. Böttner in 2. Aufl. 1880, ©. Dathe, 
Lehrbuch der B.-3.“ in 4. Aufl. 1883, rar 
venhorft, „Der praftiiche Imker“ in 3. Aufl. 
1883, &. Huber, „Die neue nüglichfte Vienen- 
zucht“, Lahr 1854, Jlger, „Anleitung zur za 
tionellen B.-3.“, Berlin 1881, Kirften’s Hand» 
budy in 5. Aufl. 1880, Bollmann’s Wö 
Münden 1885, Rothe's „Korb-Bienenzucht” im 
4. Aufl, Timm, D., „Die Biene und die Vienen- 
wohnung mit dem deutich-öfterr. Nationalrähmdhen“, 
Güſtrow 1882, Bogel, 5. W., „Die Honigbiene*, 
Mannheim 1880, Zimmermann, J.H., „sure 
leichtfaßliche Anleitung zum richtigen Betrieb ber 
B.Z.“, Aarau 1883, 

ier und Bierſteuern. Das Bier 
u den Erzeugniſſen, welche im ſteigenden 
Bat werden; der Verbrauch jteigert fa weit 
über das Verhältnii der Vermehrung Be 
völferung und jelbjt in Ländern, in * er 
bisher ein ſehr geringer war, wie 3. in 
Frankreich und im Deutſchen Reich in ndrd⸗ 
lichen und öſtlichen Ländern, fängt die Benöl- 
ferung an, dem Viergenuß mehr Geichmad abzu⸗ 












te 17 
PER 


‚Bier und Bierfteuer. 17 







en; auch die überſeeiſchen Länder zeigen 5 Marf geroigt war, und in Baden der Satz von 
vermehrte Nachfrage und allenthalben hin | 6,3 Mark und in den Reichslanden der von 4,4 
rerbreitet ſich das deutiche Bier. Mark ſich berechnete. Im Reichstag und jeitens 
Mit Recht fagte Baer „Ueber den Autoholis· des Vereins der Bierbrauer wurde gewünſcht, daß 
aus“, daß das Bier der ftärfite Feind und die inskünftige nur das aus Malz und Hopfen er- 
veite Baffe gegen den Branntwein jei, dab jede zeugte Getränke ala Bier bezeichnet und die Ber- 
Sierbrauerei ein Ort jei, von wo aus der Brannt- | wendung und der Berfauf von Surrogaten ver- 
wein befämpft wird und daß jede Erhöhung der | boten werden jollten, ein Wunſch, für welchen ſich 
derſteuer eine indirefte Begünstigung des Brannt- | die Majorität nicht gewinnen ließ. 
venderbraudhs bedeute; Dr. Finteluburg wollte | Die Vorlage wurde ſchließlich überhaupt abge- 
dxeshalb * gar feine Bejteuerung des Bieres | lehnt und ſomit ift es bezüglich der Befteuerung 
haben, zuma v. Stein nachgewiejen hat, daß des Bieres bei den Beitimmungen, welche bereits 
a Kubland Nie hohe Alzife auf das Bier den | früher mitgetheilt worden find, geblieben. Für 
Sranutweingenuß bedeutend vermehrte. Um jo den Reichstag waren „Sufammenftefungen über 
ner A es auffallen, dab die Neichöregierung | die Steuerjäge in verſchiedenen Ländern jeitens 
m Jahre 1881 
amehrten Bedürfniſſen des Reichöhaushalts Red: ergab ſich, daß das deutſche Reid; mindejtens im 
zung zu tragen, mit der Bierfteuer vorangehen | Norden noch jehr mäßig, wie überhaupt bezüglich 
zelte, während die Majorität des Reichstags ent- | der Getränffteuer belaftet ift, ſo daß eine Erhöhung 
meer eine allgemeine Reform, oder eine Erhöhung |der Steuer unbedenklich hätte vermwilligt werben 
vr Branntweinfteuer für angemeſſen hielt. Die können und fider auch verwilligt worden wäre, 
= Bierftener jollte die Möglichkeit gewähren, | wern man gleichzeitig eine Vorlage für eine ent 
= dem Süden, in weldem das Bier beträchtlich | ſprechend hohe Branntweinfteuer eingebracht hätte. 
Ser wie in ber Norddeutichen Braufteuer-Ge- (Vgl. aud Appelt und Hoppe, „Die Braufteuer- 
weirihaft (N. d. Br.-St.-G.) belajtet iſt, eine Reichsgeſetzgebung“, Halle, 2. Aufl. 1885 und 
Eneitlichteit anzubahnen, entiprady aber mit dem | | Zintner, „Ueber die verichiedenen Methoden der 
Sape von 4 Mark für I hl ungebrocdenes Malz | Dierbeftenerung“, Münden 1880. Auch die fran- 
Verdoppelung) doch micht der Beſteuerung im zoſiſche Schrift von Gros file „Liimpört sur la 
Ciden, da Bayern erft im Jahre 1579 den Satz | biere“, Brüffel 1880, ift zu beachten). Die Ueber- 
vn 6 Markt angenommen hatte, Württemberg mit | fichten zeigten für: 


TUR D. Br. St. G. i. Ganz. 17,5 Mill. Mt. Steuer, pro Kopf 0,5 Mt, pro hl 1,0 Mt. 
Bayern 3 04 PR 















































r ” " ” ” ” ’ ” ” 3,0 ” 
Birttemberg Be 5 Kae, ı pe a ee! 
Boden 3,3 ” ” ” ” ” 2,13 ” ” 3,2 ” 
de Reichslande er " „un 10 „ — 23 „ 
das Deutiche Reich zufammen 60,1 „ „ — — SE — 13— 
itannien 1584 „ „ 5 „449 „ „371 „ 
enterreich- Ungarn 44 5 „ — 1 or -» „ 472 „ 
3 anfreich 20,0 ” ” ” ” ” 0,54 * „m 3,20 " 
Belgien 118- u 5 — „ » 2302 „ u 
8 2,6 * ” ” * 1,37 ” ‚ ” 6,04 ” 
alien 0,7 * * ” ” 0,08 ” ".n 5,49 ” 
Kukland 8,8 ” ” ” ” ” 0, 10 ” "." 1,05 ” 
"e Ver. Staaten 582 „ . 4.08 > u. BUR- 
Verbrauch und Erzeugung waren zu BEIN erjtattete für 1883 an die amerilanijche ern 
- — ‚einen Bericht mit Angaben in Gallonen zu 4,5 
a ı 2%: 
u zu. Pa und in Duarts zu 2,25 1 wie folgt: — 
" Großbritannnien 44,775 44,385 262,2 Mil. Salons Quartz 
deſterreich Ungarn 12,192 11,876 30,9 | Belgien Erzeugung 326,075 260,7 
Belgien 9, ‚282 9,348 166,0 | Württemberg A 85,786 224,7 
ich 8,306 9,193 23,0 | Baden f 30,887 71,0 
» d 7,200 7,206 SEN. D. Br. St. ©. R 573,169 64,6 
. Dänemarf are er —* Reichslande 24,861 50,9 
+ den Niederlanden 1,741 1,74 42,0|: e i eugung 1041,278 134,45 
\ Sieben 1.700 1,700 370 „uilden Bei Trgempeng Me 
.„ der Schweiz 1,070 1,012 35,5 min. Gallont Quartt 
» Korwegen 0,700 0,620 34,3, Großbritannien 996,983 125,1 
. alien 0,128 0,180 0,6, Belgien 245,205 167,75 
* Zeutichen Reich 39,250 38400 84,7 Rußland 65,64 4,55 
in den ®. Staaten 19,867 19,902 A41,5| Dänemart 28,12 63,60 


Der amerilaniſche Konjulvon Horftmann Schweiz 11,13 31,50 





218 


jonftige Staaten 14,08 1,06 
V. Staaten 376,775 20,13 
Defterreih-Ungarn 322,640 31,80 
Frankreich 188,242 25,45 
Niederlande 88,36 42,40 
Schweden 24,57 22,25 
Norwegen 16,25 29,70 
Europa zujammen 3000,50 56,25 


Als Verbraud, wurden pro Kopf angegeben für: 
Großbritannien 115 Quarts 259 


ortugal, Griechenland 0,0 „ 
Spanien, Türkei 00 „ 
In einer Anzahl von Städten ift he 
jammenstellung in Meyer's Konverj. - 
Verbraud in: 


Dänemarf 12 „ = 3 
Dentiches Reich RO, =: MM 
Belgien 1 .„.  =1% 
Niederlande si „ =25 „— 
V. St.u. Shwden 40° „ = W 
Schweiz 9 „ = 8875, 
zn BR: um 
Rußland 0,4 = 


0,0, 
einer Zu⸗ 


Münden pro Kopf 566 1, 
Ingolitadt — 521 „ 
Frankfurt a. M. A— 428 „ 
Augsburg u” 400 „ 
Nürnberg u 32] „ 
Arras 310 
Stuttgart " 292 ” 
Würzburg > 246 „ 
Lille Mn ” 232 n 
Karlsruhe — 217, 
Gießen J 198 „ 
Breslau R 180 „ 
Prag 172 „ 
Kaffel und Berlin ö 160 „ 
Bien no 145 „ 
Straßburg u 136 „ 
Hamburg FE 120 „ 


Amiens ch 11, 

Die meiften franzöfiihen Städte und andere 
in Italien, Spanien u. ſ. w. haben unter 20 1, 
. 8. Marjeille 14 1, Paris 11 1 u. j. w. bis 
3 und 4 1. 

Im Bergleid mit dem Branntwein-Genuß 
und defien Einfluß aufdas Lebensalter ergab 
ſich nach Mittheilung des k. Statift. Amtes, daß 
verbraucht werden und es Perjonen über 30 Jahr 
alt prozentiich giebt: 


pro Kopf j. übe 

Bier 1 Branntw. 80.2. alt 

in Bayern 241,7 und i 43,7 % 
„ Württemberg 168,7 er 0,4 “1 ; 
„ Kar. Sachſen 105,5 R 9,6 38,0 „ 
„ Preußen 54,3 „ 13,7 386 „ 
„ Rommern 31,1 rs 20,5 833 
„Weſtpreußen 30,5 E 20,0 351 „ 
„ Bojen 21,3 e 34,5 35,1 „ 

ferner 

„ Thüringen 126,1 “ 14 410 „ 
„Heſſen 75,9 e 2,6 40,0 „ 
" % enzollern 121,4 M 0,3 42 „ 
„ar De en⸗Naſſau 73,9 z 2,9 399 „ 


D. Br. G. wird zu 62 angegeben, fie 





Bier und Bierfteuer. 


Die Zahl der Brauereien verringert fich 
von Jahr zu Jahr mit der Vermehrung der er» 
jeugten Menge; der Großbetrieb überwiegt. Die 

. D. Br. ©t. ©. hatte im Jahre 1872 noch 
14,157 Brauereien im Betrieb, 1879/80 nur noch 
11,647 unter 12,943 überhaupt und davon waren 
10,457 gewerbliche Brauereien in Betrieb, im 
1883/84 noch 11,676 Brauereien und 
40,783,208 hl Erzeugni oder pro Kopf 87,5 1. 


59 1;| Im Jahre 1831 Hatte Preußen 15,573 Brauereien, 
„im Sabre 1879/80 nur noch 8651, in der Balz 
„gab es 1878 nod 271 Brauereien, 1880 nur 245 
„und 1883 nur 177 in Betrieb; hier joll bejonders 


die neue Beitenerung vom Jahre 1879, in Preußen 


„das Gejeg vom 1. Januar 1873 bezüglid der 
Beſteuerung der Surrogate nachtheilig und ver- 
54,00, | mindernd auf die Zahl der Meinen Brauereien 
0,90, | gewirkt haben. 


Im ganzen Deutichen Reiche gab es im 


' Jahre 1883 zujammen 25,902 Brauereien mit 
‚rund 40 Mill. hl Erzeugniß, in Großbritannien 
eriton der | 


27,050 Brauereien mit 44,1 Mill. bl Erzeugnif, 
dort wurden aljo durchichnittlich 1544, hier 1630 hl 
Bier erzeugt. 

Die Zahl der Attiengejellihaften in der N. 
haben im 
Jahre 1879,80 zufammen 80,138,834 Mark Kapital 
repräjentirt und 2,683,391 Mart Steuern entrichtet ; 


‚14 Gefellihaften gaben 0, 19 Geiellichaften 1,42, 


23 Geſellſchaften 6,68 und 6 Gejellichaften über 
6,68 "/., zu. 20,61 9, Dividende. 

Bei der zunehmenden Vorliebe für das Bier, 
welches jich jeit etwa 1876 auch im Norden immer 
mehr verbreitet hat, find die Ausfichten für gut 
geleitete Brauereien weſentlich beffer geworden und 
deshalb aucd die Brauerei: Aktien im Kurswerth 
bedeutend geftiegen. Bon 16 großen Brauereien 
in Berlin 3. B., welche zujammen im Jahre 

Mart Divid. Bart 
1882 1,267,627 gaben, ftanden d. Altien zu 27,9 
1883 1,440,600 „30; 
1884 1,797,786 " * " r 1 404 

m Jahre 1885 hatte Berlin nach Mittheilung 
der „Brauerei-Zeitung“ 59 Brauereien (1844 mur 
55) und dieſe erzeugten 1,503,060 hl untergähriges 
Bier (pro Kopf 167,25 1) und 709,000 hl ober- 
gähriged. Die Einfuhr war 169,372 hl, die 
Ausfuhr 185,008 hl, der Verbrauch 166 1. Bon 
1880/81 mit 60,427 hl Einfuhr (4,3 ®, der Er- 


[23 " [23 


:|zeugung) war bis 1884/85 die Steigerung auf 


94,000 hl Einfuhr. In München ift die Erzeugung 
736,3 1 pro Kopf der Bevölkerung, alio immer 
noch über 4,5-fad. 

Oeſterreich diesjeits hatte 


Brauereien Erzeugunz Stewer 
hl it. Mart 
1873/74 2296  11,744,306 46,976 
1879/80 2075 10,530,226 42,002 
1882/83 1970 11,877,083 46,756 
Ungarn hatte 

1873/74 210 506,425 1,928 
1879/80 114 398,613 1,520 
18832 89 101 509,947 2,026 


Bier und Bierjteuer. 219 


Bezüglich der Verwendung der Surro- landen 1,747 Mill. Dart, pro hi 2,22 Mart, in 
zote find die Befürchtungen, wie fie gewöhnlich ; der N. D. Br. St. G. das geſammte Erträgniß 
yänßert werben, übertrieben; nach den Mittheilungen mit den Uebergangsabgaben 17,933,444 Mark; ein- 
vr Reichöregierung wurden in den legten Jahren | geführt wurden aus dem Süden (Bayern) 502,400 hl 
är I bl Bier durchſchnittlich 20,47 Walz und | gegen 1,004,800 Mark Abgaben. 

185 Eurrogat verwendet oder z.B. im Ganzen Für das Budget 1885/86 find in der N. D. 
kei 11,647 Brauereien von 1681 (0,45 %,) davon | Br. ©t. ©. veranichlagt 16,392,200 Mark Brau— 
sonmen 18,315 m-Ztr. Surrogat gegen 4,074,484 | malzfteuer. In Bezug auf die Rentabilität 
»Ztr. Malz; die größte Ziffer hatte Thüringen mit | Tiegen neuere Berechnungen nicht vor, jo daß 
en 9%, Surrogat», die Heinfte das Kgr. Sachen | eine etwas ältere Angabe von Dr. Brentano, 
mt 0,04 Surrogat⸗Verwendung; die Durch- |jeiner Zeit mitgetheilt im „Landwirthichaftlichen 
enittöziffer war am größten im Jahre 1874 mit | Anzeiger“ mit bayerischer Maf-, Gewicht: und 
1%, und am Meinften im Jahre 1878 mit | Geld-Rechnung nocd immer den einzigen Anhalt 
G 9; im Ganzen ift die Verwendung eine zur ungejähren Darftellung der zu erwartenden 
Snehmende und an fich ſehr unbedeutend. Koften und Einnahmen giebt. Da dieje Berechnung 

Das Steuerergebnih in der N. D. Br. St. früher nicht mitgetheilt werden konnte, fo joll fie 
@ war für 1879/80 brutto 16,83 Mill. Mark die Darftellung über das Bier beichließen. In 
Xer pro hl 0,84 Mt. in Bayern 20,989 Mill. | Umredhnung in Reichsgeld und Reichsmaß und 
Dart, pro hl 1,73 Mark, in Württemberg 5,271 | Gewicht ergiebt ſich das Folgende, wozu zu bes 
Nil. Mark, pro hl 1,66 Mark, in Baden 2,361 merken ift, daß zu Grunde Tiegen, ein 
Kit, Mark, pro hi 2,13 Mark, in den Reiche: 





“ulden Mart 
&chändelapital (mit Grund und Boden, Kellern, Malzereien u. j. w.) von 58,000 = 90,858 
Kapital von Geräthen, Majchinen-, Pferden, Lager⸗, Transportgefähen u. ſ. w. von 25,000 = 42,858 
ıs Betriebstapital jonft — baar Geld, Vorräthe u j. w. von 22,000 = 37,715 


zujammen 100,000 = 171,431 


Vie Rechnung wird —— für den Betrieb | 2508,6 hl eingeſprengtes Malz. 
zıt 1000 Schffl. = 2223,6 hi trocknes Malz, alfo | 








A. Die Koften: Mait 
Jr Malz, bezw. Gerfte 1. Qualität (1 Scheffel 12,24 Gulden) 21,257,8 
# . Hopfen (Winterbier 8, Sommerbier 3-5 Pfd.) zufammen IE BT. = * s au 33 Mt.) _ Dann. 
" . Brennitoff, Steintohlen pro Scheffel 1 Gulden, a 320 Gulden zujammen 2266,90 
o „ Löhne für Braumeilter (1372 Mf.), 6 Brautnechte, 7 Monate, und 2 Mann zu 5 Monaten 

50 Gulden — 51,48 Mt. 4045,74 
» . Raljauffichlag pro Scheffel zu 10,00 Mt. 10 ,000,00 
teherlohn „ Pi „ 042. 428,58 
% „ Aakpes, 18 Pfund pro Sceffel. zujammen 30 Ztr. = 1680 kg 1234,29 
n „ Beleuchtung 150 Bfund Del zu 074 Mt. und 150 Bid. Talglicht zu 0,68 Mt. 214,24 
N „ Drei Pferde, Anedht, Geſchirt ⸗Unterhaltung u. j. w. 2571 45 
N . Wewerbeiteuer 100 Gulden (pro Kopf 6 Krz.), Gemeindelajten 50 Gulden 257,15 
„ . 2%, Berfiherung flir 78,000 ®ulden und 5 ©, Kapitalzins 6958,21 
 „ Gebäude, Maſchinen⸗ und Geräthesrliinterhaltung, nebſt Aichen 2280,00 
nn Abnuzung von 25,000 Gulden Inventar (8 %. für Brauereigeräthe, 4 %o für Lagerfäfler, 

8 9%4 fir Transportgefähe), durchſchnittlich 5 9%, 2169,88 

I) „ Bürften, Bejen. Schaufeln, Spunde, Hapfen, Werg, Schläuche, Schreibſachen, Wachholder⸗ 
beeren u. j. w., pro Scheffel 0,5 Gulden 514 29 
ww. Eis, 60 Fuhren zu 875 Mart (5 Gulden) 514.29 
64941,81 

B. Einnahmen: Mart 
I ®interbier von 400 Scheffeln zu 7,5 Eimer = 3000 Eimer = 1992,6 hl = 28,143,05 
< Sommerbier von 600  „ zu65 „ = 300 „ = 2611,16 „ = 36,771,75 
5) Trebern pro Sceffel = 2,50 Marl = 2400,00 
% Glattwafjer zu Branntw. „ „=07 „= 171,43 
>) Abihöpfgerfte — = 0086 „ = 85,71 
6) Malzleiime (6 %/,) 0 „ =184hl = 205,72 
+) defe po „ = 0,257 Mart = 2357,15 

63034,80 


C. Bilanz. Dieje giebt als Defizit 1907,01 ſotten und Gerfte und Hopfen billiger im Preis 
Hart, da aber alle Kapitalien mit 5 ®/, Bing in bei Selbiterzeugung ſich jtellen, jo zeigt fih, daß 
geftellt worden waren und auch reichlih Brauereien der Art trog der großen Geichäfte mit 
dareibung ftattgefunden hat, jo ift das Ergebniß Mafchinenbetrieb u. ſ. w. recht gut auf dem Lande 
pr Pi ne u nennen und da beim Selbit- beftehen fonnten und das Kapital mit 6 bis 8 9, 
der Eimer um faft 2 Mt. höher fich verzinſen. In mie weit fich inzwiſchen die Ver— 

keit, auch wohl '/, Eimer pro Scheffel mehr ge- hältniffe geändert haben, ift leicht zu erfennen. 








220 


Höhere Steuern, höhere Löhne, höhere Unterhaltung 
von Schiff und Geichirr, von Gebäuden um 
Maſchinen auf der einen und höhere Preiſe für 
Bier und Abjallftoffe aller Art auf der anderen 


Eeite 4 fih gegenüber. Im Ganzen wird | 0,3883 ift 


immer eine gute Kapitalverzinjung er- 
—— ſein. Die Abfallſtoffe geben 5 %, der 
innahmen. Im Reichötage wurde gelegentlic) 
der legten Debatten über die Bierſteuer hervorge- 
— daß im Norden nicht die gleichen Steuer- 
äße, wie in Bayern eingeführt werden könnten, 
weil die Untoften für den Ausſchank bedeutend 
höher jeien nnd nad) der beftehenden Branntwein- 
fteuer die Verwerthung der Abfälle (Glattwafler, 

efe u. j. mw.) durch Brennerei fih nicht ermög- 
lichen lafje oder nicht lohne. Für Berlin wurden 
nah dortigen Anforderungen ald Aufwand bei 
Ausihant in großen Wirthſchaften pro h112,27 Mt., 
für Bayern ım Durchſchnitt nur 2,70 Mark ge 
nannt. 

Die Literatur über Bier ift aus den 
Jahren 1875/85 eine jehr reiche, was am beiten 
dafür jpricht, daß dieſe Induſtrie in der Blüthe 
fteht; von vielen Werken find neue Auflagen zu 
verzeichnen, jo durch G. Behrend, der Brauerei- 
Atlas von ©. ©. Habiht und B. Johanſſen 
in 4. Aufl. Halle 1883 (24,8 Marf), durd 
€. Leyjen „Die Bierbrauerei mit bejonderer Be- 
rüdfichtigung der Dickmaiſchbrauerei“ von P 3. Heiß 
in 7 Aufl. Augsburg 1881 (2,48 BL von 
€. Lintner, „die Bierbrauerei von O. Birn- 
baum, Braunſchweig 1880 (20,82 Mt), E. Thau— 
fing, „Die Theorie und Praxis der Malzbereitung 
und Bierfabrifation“ in 2 Aufl. Leipzig 1882 mit 
Atlas (31 Mt), Wagners „Handbuch der Bier- 
brauerei” in 6. Aufl. Weimar 1884. Neue Werte 
ind: Michel, rg der Bierbrauerei“, 
1 Bd. Münden 1880/82, Kasbender, „Me 


wohl no 


chaniſche Technologie der Bierbrauerei”, Leipzig | Fe 
II 8b. 1883, B. Johanſſen, „Leriton der Wal ſtickſt 


fabrilation und Bierbrauerei“, Berlin 1884, 
Benſch, „Die Gährungschemie für Praktiker“, 
.Th. u. „Die Bierbrauerei,“ Halle 1880. Hierher 

gehörend ift auch zu nennen: Rojenthal, „Bier 

und Branntwein in ihrer Bedeutung für die Bolts- 
ejundheit“, Berlin 1881. Bon Zeitſchriften er- 

(ine: „Beitichrift für das gefammte Braumejen“, 


nchen jeit 1877, vorher „Der er Bier- 


brauer“; „Der Bierbrauer”, Halle böhmiiche 
Bierbrauer“, Prag und „Die Norddeutiche Brauer- 
eitung“ als ältere Zeitichrift. „Die Wocenichrift 

t Brauerei“, Berlin, jeit 1884. 

Viertreber. Dieſes mit Recht jehr geichägte 
Futtermittel konnte bis vor Kurzem nur friſch ver- 
wendet oder höchitens mit Salı aeichichtet eine 
Zeit lang aufbewahrt werden. 

Nach der Settegaft’ihen Tabelle über die Futter- 
mittel enthalten die friihen Zrebern: 4,9 0/, 
(verdauliche) A er ‚ 1,59%, (verd.) Fett, 
9,6 9, ftiditofffreie Ertrattftoffe, 6,2 9, Robfajer, 
1.2 %, Mineralftoffe, 23,4 %/, Zrodenfubftanz, 
76,6%), Wafler und ift der Futterwerth von 100kg 
zu 2,30 Mark anzunehmen, wenn 100 kg Roggen 


Biertreber. 


12,74 Mart koften, aljo ift der Roggenwertg der 


d | Trebern rund = 0,219; der Preis gilt für ben 


Mittelpreis von Heu mit 7,30 Marl, jo daß nach 
alter Rechnungsweiſe der Heuwerth der Zrebern 
‚383 ift. 


Seit einigen — werden ſeitens der großen 
Brauereien in Bayern und anderwärts die Tre— 
bern künſtlich getrocknet, und geſchroten und un- 
geſchroten als Kraftfutter, beſonders für e, in 
den Handel gebracht. Die Landwirthe u die 
Beſitzer von Milhwirthihaften in den Städten 
haben fich wenig geneigt gefunden, das an ſich 
gute und von den Berjuchsftationen empfohlene 
neue Futtermittel anzumenden, weil die Preiſe 
nicht recht im Einklang mit den Preifen anderer 
Kunftfuttermittel ftanden; es wurde auch darüber 
geflogt, daß durch das Röſten bei Ueberbigung 

erlufte an Nährſtoffen und an Verdaulichleit ent- 
ftehen. Die Fabritanten haben das Verfahren zu 
verpolllommnen geſucht und zwar durh nur all- 
mähliche Entziehung der Feuchtigkeit, durch Ver— 
binderung der unmittelbaren Berührung der fri- 
ſchen Zrebern mit den Heizſlächen u. ſ. w. und im 
Bezug auf die Preife haben fie fich zu Konzeffionen 
— Ueber die Brauchbarkeit der getrod- 
neten Trebern und über die guten Wirkungen, die 
Möglichkeit langer Aufbewahrung, die der An- 
wendung im trodnen und im angefeuchteten Zu— 
ftand u. j. w. befteht fein Zweifel; das Futter ift 

ut, leicht verwendbar, befümmt den Thieren und 

tellt, richtig bereitet, nur die Trebern im konzen- 
trirten Zuftand dar. 

Dean kann im Durdichnitt annehmen, daß die 
getrodneten Trebern, für welche jelbftverftändlich 
der Gehalt an den Hauptſtoffen garantirt wird, 
im Bergleic 5. B. mit Roggen enthalten: 

Roggen: getr. Trebern: 


' Protein 11,0%, 16 —2,0%, 
tt 2,0 6 — 812 
idjtofffr. Ertraftitoffe 67,4 37,40— 46,00 

Holzfaſer 3,5 4,85— 11,60 


erdaufichteitsgrad 73 %,, verdaulide Eiweiß⸗ 
|ftoffe bis 18 9. 


Als Preiſe werden jetzt genannt für 100 


‘10,40 bis 11,00 Markt und gejchroten mit Bu 


jchlag von 40 bis 50 Pfg. den Preis verjtanden 
ab Fabrik, - Bahnhof des Fabrilorts. 
Nach Dr. E. Pott enthalten die getr. B. 88,0 
bis 93,8 9/, Trodenjubftang mit 16,7 bis 28,0 ®,, 
jtidjtoffhaltigen Stoffen, 5,0 bis 9,9%, Nobfett, 
33,4 bis 48,5 9/, ftidftofffreien Ertrattitofien, 8,6 
bis 19,7 9, Holzfaſer, im Mittel 90,2 tr, 22,6 nh, 
8,28, 39,7 nfr, 15,1%, bf, 4,6 %, Ace. Der 
Nährwerth wurde nad E. Wolff mit 11,60 Mart 
für 100 kg berechnet, wie folgt: 


13,5 kg verdaul. Protein zu 40 Pig. = 5,40 Mt. 
71 „ MR „HH „ = 24 „ 
42,1 „ ftiditofffreie Er- 

traftitoffe „E, =3%8 „ 





1.00: 
nah Pott im Vergleich mit den frijchen Trebern 
zu 42,4 Futterwertheinheiten (F. E.) mit 170,1, 
aljo mit dem vierfahen Werth der friſchen 


| 
PRiertreber. 221 


ircbern, wobei Rohprotein und Rohfett = he der Brauerei ändern ſich aber dieſe Berhält- 
?. E. und die Ertraftftoffe = 1 F. E. genommen niſſe — 100 hl Gerfte geben 97 bis 99 hl friid) 
a. abgedarrtes und 99 bis 101 hl abgelagertes Malz 
In der Landw. Yeitung für Wejtfalen wird der | oder im Durchſchnitt 50 kg Gerite 37,5 kg Malz. 
Aetterwertd zu 9,50 bis 12,0 Markt angegeben | Bon den Proteinftoffen der Gerfte finden ſich 
en das Futter der befjeren Kleie (Grieskleie) 90%, in Darrmalz und 10", in den Malzteimen. 
dach gerechnet. ' Auf der Mollerei-Ausftellung in München waren 
Ans den bisher angejtellten Verſuchen geht her- 100 Säde getrodnete Biertreber von der Münchner 
m. daß Kühe bis 6 kg täglich aufnchmen (3. | Treber-Troden-AUnlage Theiien, Weerth & Comp. 
Kim-Halle); bei Berwendung von 4 kg täglich | ausgeftellt und von 9. Hende & Comp. in Grüned 
Sg der Milchertrag bis 3,5 1 (Dr. Bogele | bei Freiſing 10 Gläfer mit getrodneter Schlempe, 
Straßburg); bei Schafen bradıten fie Gewichts- | Biertrebern und Rübenſchnitzel (welche ebenfalls 
ermehrung (18 Lämmer zu durchſchnittlich 36 kg | neuerdings eine Rolle im Handel jpielen). 
= 5 Tagen durchſchnittlich 58,55 kg Gewicht)! Seitdem giebt es mehrere Fabrifen an verſchie— 
eier Verwendung von 0,75 kg gegen bis dahın | denen Orten. 
5 kg Roggenfchrot, und jonit 0,25 kg Sejam- | In Hitichmanns Babemecum werden von €. 
'aten, 0,25 kg Erbien, 0,75 kg Mohrrüben und | Pott in der Tabelle über den Gehalt der Futter- 
Kirchen nad) Belieben; die Zunahme mit Roggen | mittel angegeben: 








rot ftatt Trebern war bedeutend Meiner. Beil = gering mittel ho 
dierden haben ſich die getrodneten Trebern eben- | Biertreber friſch tr 17,0 223 30,0%, 
its qut bewährt (Berjuche bei Militärpferden in , „ nh 2,9 4,6 70, 
Sreslau und ing, von Direktor Otto » Kanbder, | u | 1,1 1,6 25 „ 
Sig Würhwig, Salomons-Hohenhaufen, Frei „ nr 3,2 „3 143. 
ir von Sped-Sternburg-Lügichena u. ſ. w.) und. „Ai 0 2,8 — 9%. 
per jowohl bei älteren als bei jungen, bei kräf⸗ Waſſer mittel 77,7%, 
en und bei herabgelommen Pferden. Man giebt Aſche ‚On — 
getrodnet tx 88 93,80, 


#% Trebern oder nur Trebern und Heu, bei — 

len 1 kg Trebern und Mohrrüben nad Be- . * 9 — 
eben im Winter u. ſ. w. Die Nation ſtellt ſich en 
u 24 bis 34 ir billiger, oder wie folgt nad) ” hf 102 155 176 : 


erde Theile Hafer und Trebern oder 4 * gerin —— 


von u urg für ein 500 kg ſchweres Waſſer mittel 1,29, 
’ Ah „60, 
Hafer ee kg > kg Die neueften Verſuche bei Pferden, worüber mit 
Ma is 10. umfafjenderen Angaben berichtet wurde, find von 
etr. Trebe 425 J sc Sattig-Wäürchwitz, Schlefien, worüber „Der Yand- 
ed —— wirth“ (Auguft 1 86) berichtete; veranlaßt wurde 


1,49 Mart 1,85 Mart der uch durch die niedrigen Preife für Kar- 
Erſparniß 36 ig. dm für Hafer; dieſe und die 
dgl. Yandıv. Kalender von Mengel und Len- Zlertrebern erhielten die Pierden bei voller Kraft. 


a 
Örrtreber. Bon den äh 

/g der nfr, faft alles f|vember) und 1130 bis 1250 am Schluß (2. 
um er in Die Trebern über. Werden | Februar), die Erſparniß pro Geſpann 20,5 Marf. 
5, Walzichrot eingemaiiht und beträgt die | Im zweiten Berjuch mit Percherons, Brabanter 
rtrattausbeute beim Würzefieden 60%,, jo find | und Steiermärfern, zufammen 6 Stüd, 6 bis 16 
>arans im den Trebern zu gewärtigen in 100 Th. | Jahr alt, 1035 bis 1150 kg ſchwer, war die Ra- 
zerrmalj: 939, tr, 9,5 oh, 2,5 f, 70,0 nfr, |tion 2,5 kg Heu, 12,5 Kartoffeln, 0,75 kg 
hf. Wenn ferner die friſchen Trebern 75%, | Sefamtuchen und 2 kg Weizenſchalen, die Er- 
Seſſet enthalten, jo geben 25 Ztr. Darrmalz unter | ſparniß 22,72 Mark pro Geipann und das End- 
gen Votausſezungen 32 Zir. friiche Trebern gewicht 0,48%, Meiner. Im dritten Verjuch mit 
au 8 Bir. tr — 1,5 Ste. oh, 0,6 Ztr. f, 3,514 Percherons, Preußen, Steiermärtern, 7 bis 13 
St. nfr, 2,2 Ztr. hf oder 4,7%, oh, 1,89, f, Jehr alt, 1015 bis 1139 kg jchwer, war die 
199%, nfr und 6,8%, hf. Je nach Beihaffen- | Ration 2,5 kg Heu, 12,5 kg Kartoffeln, 2,5 kg 
Wit der Gerfte, des Malzes und dem Verfahren | Biertrebern, die Erjparniß 21,22 Marl pro Ge— 


urn 





— — 





222 


ſpann, der Berlujt im Ganzen 1,21 %, an Gewicht 
(Zunahme 0,49 und Berluft 1,7). Im vierten 
Verſuch mit 6 Pferden (Brabanter Kreuzung, Per— 
cherons, Suffolts, Arabern), 4 bis 17 Jahr alt, 
890 bis 1230 


| 


| 





Bimetallismus. 


Soetbeer, in beiden Lagern, von den Bi- 


metalliften und von ihren Gegnern, als der beite 
Kenner der Bewegungen auf dem Geldmarkt an- 


erfannt, giebt an, daß von 1881 bis 1884 jährlich 


kg jchwer, war die Ration 2,5 kg | an Gold 144,000 kg, an Silber aber 2,300,000 kg, 


Heu, 12,5 kg Kartoffeln, 2 kg Biertrebern, 0,5 kg d. i. für 401,760 und 400,0 Mill. Mark erzeugt, 
Leinkuchen, die Erſparniß 19,52 kg pro Geipann | aljo neu in Umlauf gebracht worden jeien. 


unddie Zunahme bei den jchwerften Thieren1,81 kg; 
bei den leichteften — gab es 1,2 kg Verluſt. 
Zwei andere Pferde (Preußen), Hannoveraner er- 
hielten je 5 kg Heu und 6 kg Hafer, mwogen 
1080 kg und verloren 0,92 kg. 


| 


1 kg bob = 2789,6 
1 „ Silber = 142,86 
Verhältniß 1:19,52. 
Die Gegner des Bimetallismus behaupten, dat 
die Summe für das Silber viel zu gering jei, 


Bimetallismus (vergl. den früheren Artikel | weil in den Vereinigten Staaten von Nordamerifa 


Währung). 
tation für Aufgeben der Goldwährun 


In den legten Jahren hat die Agi- | große Silbervorräthe verheimlicht würden, um Das 
aud in | angehäufte Silber nicht noch mehr im Preife finten 
landwirthichaftlichen Streifen eine jolche Ausdehnung | zu laſſen. 


Wiederum nad; Soetbeer find in den 


ewonnen, daß es nothwendig ift, ausführlicher der | auf 1493 folgenden 358 Jahren bis 1850 (1493 


che zu gedenten. 
metallismus die Agitation für Internationale 
Vereinbarung über die Währung und zwar 
in der Art, dab die im MWeltverfehr ftehenden 
Böller gemeinjam die Doppelwährung mit einem 
ein für allemal firirten Berhältniß von Sil- 
ber umd Gold, ähnlich der Vereinbarung der 
Staaten, welche die jogen. lateiniihe Münz- 
fonvention geichloffen haben, aljo mit dem Ber- 
hältniß 1: 15,5 oder diefem annähernd gleich, ein- 
führen jollten. 

Als Grund für diefe gegen die Goldwährun 
gerichtete Bewegung wird geltend gemacht, dab 
dadurd) das Chatten der Kurſe von Gold und 
von Silber mit den damit unvermeidlihen Ber: 
Iuften aufhören müfje, zum anderen, daß die Gold- 
währung wegen Mangels an Gold auf die 
Dauer nicht aufrecht zu erhalten fei, und daß in 
Folge Mangels an Gold diefes einen Preis ers 
langt habe, welcher allein daran Schuld jei, daß 
die Preije aller jonjtigen Güter fo tief ge 
junten feien, da die Produzenten die Koſten der 
Erzeugung nicht mehr deden könnten. 

ür die Yandwirthichaft wird namentlich darauf 
berwiejen, dab der niedrige Stand der Weizen- 
preife weſentlich mit dadurch bedingt fei, daß die 
an fich ſchon große Ausfuhr aus Dftindien künſt— 
lich noch vermehrt würde wegen des Nebengewinns, 
welchen der europäiiche Käufer dort dadurch ein- 
nimmt, daß in Indien mit dem in Europa ent— 
wertheten Silber bezahlt wird, weil die Afiaten 
nur Silber haben wollen. (Bgl. Wiien.) 

In einem Kampfe, in welchem von beiden Seiten 
hauptſächlich die Interefienten das Wort führen, 
ift es ſelbſtverſtändlich, daß leidenſchaftliche Er- 
Örterungen nicht ausbleiben; es ift deshalb doppelt 
geboten, die Darjtellung möglichit — zu geben 
und die Fülle der gegenfeitig vorgebradhten Bor- 
würfe nur furz zu berühren. 

Die Frage foll hier lediglich vom Gefichtspunfte der 
Bedeutung für die Landwirthſchaft beiprochen werden. 

Thatſache iſt, daß in den letzten Jahren die 
Gewinnung von Silber außerordentlich geſteigert 
worden iſt; der Markt wurde damit in einer Weiſe 
überfüllt, daß ein beträchtliches Sinken des Preiſes 
nicht ausbleiben konnte. 


Man verſteht unter Bi-— 16,18, 1840 — 56,60, dann 550 und jest 


jährlich 400 Mill. Mark) zufammen 13,258 Mill. 
Mark oder 43,9 "/,, und in den weiteren 33 Jahren 
56,1%, des jetzigen Beitandes an Gold gewonnen 
worden, in Silber in 358 Jahren 26,968 Mil. 
Mark, oder 74,1 "/, und in 33 Jahren 92,722 
Mill. Mark oder 25,6", des Beitandes, wozu für 
die Zeit von 1884 bis 1886 noch 300 Mill. Mart 
Gold und 900 Mill. Silber fommen. Bon dem 


‚Gold werden in den Kulturländern 90,000 ka 


für Schmud und anderen Gebrauch verwendet und 
700 bis 800 kg beträgt die jährlidhe Abnutun 
der Goldmünzen ;vom Silber verbraucht man jährli 

für induftrielle Zwecke 51,000 kg, für Photo— 
graphie 12,000 kg. Gold fommt noch immer im 
Mengen aus Auftralien, wo wieder neue ergiebige 
Goldfelder erft im Anfang des Jahres 1886 ent- 
deckt worden fein jollen, aus Inner-Afrika, von 
wo man über die vorhandenen Mengen und die 
mögliche Jahresausbeute noch gar feine zuverläjfige 
Kenntniß hat, aus Kalifornien (in minder großer 
Menge, wie bisher), aus dem Ural, aus Birma, 
deſſen Ausbeute nach gefichertem Beſitz durch Die 
Engländer ſich weſentlich heben wird, und in un— 
bedeutenderen Mengen aus anderen Erbtheilen und 
Ländern. 

Der gefammte Befig an Edelmetall in Münzen 
wird zu 13,091 Mill. Markt in Gold und zu 3751 
Mill. Mark in Silber angegeben; das Deutſche 
Reich hat davon 4 der Gold- und 10°, der 
Silbermünzen. Für Indien, weldes immer viel 
Eilber abjorbirt hat, wird die Mehreinfuhr für 
die legten 34 Jahre auf 69,397 Mill. Marl ge 
ſchätzt. Das Verhältnig von Gold zu Silber war 

im Jahre 1526 = 1:12 
1683 = 1: 14,5, 
als Urſache diejer Aenderung ift der inzwiſchen 
ftarf entwidelte Levantehandel zu bezeichnen, Durch 
weldyen viel Edelmetall abjorbirt wurde und zwar 
mit der Wirkung, daß das Silber in Aſien im 
Verfehr blieb, das Gold aber dem Verkehr dort 


entzogen wurde. 
Innerhalb der a” von 1500 bis 1700 änderte 
fih das Berhältniß wie folgt: erft = 1: 10,75 


dann 1:11,8 — 1:12,25, 1: 14,0, zu 14,5 und 


bis zu 15,0 (1660 bis 1680); von 1751 bie 1782 


ku 


Bimetallismus. 


war der Fortichritt bis 1: 15,2. Diefe Berän- 
derungen hatten die Golderze aus Brafilien, der 
@ilberabjluß nad) Indien und die amerifantichen 
Silberminen bewirkt; von 1810 bis 1815 gab es 
ta, wo dieſe hauptſächlich find, dauernde innere 
Kriege und deshalb Stodung in der Ausbeute, 
Nah 1815 ſtieg das Verhältniß auf 1:16 
Goldwãhrung in England deshalb), vorübergehend 
auf 1: 14, als England viel Getreide kaufen mußte 
ud aus Rußland größere Mengen von Gold 
famen, dann gleich 1:17,88, als Kalifornien und 
Anftralieng Goldfelder mit in Betradjt famen und 
des Werthes in Gold gegen !/, im Silber ge 
konnen wurden. 
Bon 1876 : 1884 fiel das Verhältniß dur 
die ſtarle Überproduftion des Silber auf 1: 1 
uud er auf 1 : 19,12 und darüber. Unter 
dem Einfluß Diejes Verhältniſſes bei vorausfichtlich 
noch anhaltender Mehrgewinnung und zu ftark 
geteigerter Erzeugung von Silber ift die genannte 
bewegung entjtanden. Die Befiger der Silberwerte 
and die maßgebenden reife in den Ländern, deren 
Banten mit Silber überfüllt find, jowie jonjt Alle, 
welhe ein Intereſſe daran haben, den Gilber- 
ei wieder verbejjert zu jehen, jind die Veran- 
te ber ‚ für welche große Opfer nicht 
& werden durften, zahlreiche Schriften er- 
find umd die Preſſe ausgiebig benutzt 


Da Deutjche Reich hat von 1873 bis 1880, 
8 in 7 Jahren, für 1673 Mill. ME., durch— 
amtlich für 238°, Mill. ME. jährlich Goldmünzen 
ft, in der Zeit von 1857 bis 1871 durch— 
Biitlich nur für 2 Mill. Mt. Ende des Jahres 
; war der Beitand 1,920,887,500 Marf in 
und 414,347,300 Mart in grober Silber: 
i ebſt 28 Mill. Mt. in Heinen Silbermünzen 
EI DUIN. DRE. in alten Thalern u. i. Silberbarren. 
‚Bimetalliften behaupten, daß das Reich durch 
neue ao welches bis jegt in feinem Wejen 
m den gang. zur Goldwährung und noch 
dieſe vo n bedeutet, 70 Mill. ME. 
ren habe und daß der Berluft doppelt jo 
bob geworden fein müßte, wenn nicht im Jahre 
179 der Verkauf der alten Silberthaler ftirt 
worden wäre. Die Gegner haben berechnet, daß 
der wirkliche Verluft durch die Ausführung der 
war Münzreform nur 44,071,000 Mark (bis 
1884) war; fie bedauern dieje Siftirung und 
find der Anſicht, daß das Reich durch rechtzei- 
tigen Bertauf des überflüffigen und immer mehr 
Awertheten Silbers jeine geſammte Münzreform 
alo oe” durchführen können. Sicher 
urch den Verlauf des Silbers in 
Sabren 1873 bis 1879 kein Verluſt entjtanden 
Al damals die Unze Silber nod mit 54 d. 
m wurde, während fie jept nur zu 46%/, d. 
en jei. (Bgl. den früheren 
roßbritannien, Münzweſen.) Im Juli 
1886 War der Preis jogar nur 43,5 Pence*). 


Um die hier zu erörternden Fragen, welche 
— find, mit welchen die Vollswirth— 






















4 


223 


ſchaftslehre überhaupt zu thun hat, unſeren Leſern 
tlarer zu machen, darf auf eine gehaltvolle Mit— 
theilung von V. Jacobi in der „Leipziger Zeitung“ 
vermwiejen werden, in welcder die Worte Preis 
und Werth, über welche dabei jo viel geftritten 
wird, aus den lateinischen Worten dafür erklärt 
werden, 

Das Wort Pre is kommt von par und ratio und 
bedeutet Gleichrechnung, Ausgleihung = pretium; 
pai = Geld — allgemeiner Preisausgleicher ; 
Werth, von ventere = wenden, kehren, — Gut 
hinwärts geben und ein entiprechendes Gut rüd- 
wärt3 empfangen, aljo ein Geichäft, bei welchen 
der Bejig der Güter ventirt wird unter der Vo— 
rausſetzung, daß beide Güter ſich in Quantität 
und Qualität entſprechen. 

In dem Artikel Währung (ſ. d.) war 
auseinandergejegt worden, daß darunter die durch 
Geſetz ausgeſprochene Bezeichnung desjenigen(Werth:) 
Gutes, welches geieglih an Zahlung angenommen 
werden joll, das, in welchem gejeglich die Zahlungen 
erfolgen jollen, zu verjtehen jei, ferner, aus welchen 
Gründen man nah und nah dahin gekommen ift, 
nur noch die Edelmetalle, Gold und Silber, als 
jolhe Werthgüter zu wählen. 


Selbſtverſtändlich fteht es jedem Gtaate 
jeder Zeit frei (heutzutage durch Vereinbarung 
des Negenten, des Minifteriums und der Volks— 
vertretung), jedes beliebige Werthgut zum geſetz⸗ 
lichen —— und Werth- und is⸗ 
ausgleicher zu beſtimmen; die Staaten aber, 
welche untereinander in Weltverkehr ſtehen, ſind 
in ihren Entſchließungen inſofern behindert, als ſie, 
mindeſtens zur Abwickelung ihrer auswärtigen 
Geſchäftsbeziehungen, ein Werthgut wählen müſſen, 
welches auch andern Völkern genehm iſt. Wählt 
man dazu ein gegen andere Völker minderwerthiges 
Gut, jo muß man die Folgen davon tragen, d. 5. 
bedeutende Einbußen durch Kursunterfchiede mit- 
nehmen und darauf gefaßt jein, daß das inländiſche 
Geld auswärts gar nicht angenommen wird, jo 
dab man auswärts gangbares Geld gegen heimif 
Erzeugnifje eintauschen und ferner gewärtigen muß, 
dab das nicht beliebte, jchlechtere oder gering- 
werthigere Geld immer wieder zurüdjtrömt, ſoviel 
davon nad auswärts geht, und daß das befiere 
Geld aus dem Lande immer nach auswärts ab- 
ftrömt. 

Aus der Machtbefugniß der Staaten geht 
aber unzweifelhaft hervor, daß es jederzeit einer 
Gruppe von Staaten freifteht, geſetzlich zu be- 
ftimmen, in welchem Werthverhältnii; jie Gold und 
Silber in ihren Landen als Münzgeld umlaufen 
laffen wollen und wiederum unzweifelhaft ift es, 
daß wenn viele oder gar alle Berfehräftaaten der 
Welt fi dahin einigen könnten, zu jagen, von 
jegt ab gelten Gold zu Silber ein- für a { im 
Verhältniß wie 1 : 12 oder 15,5, ober irgend 
weldyem Verhältniß jonft, daß dann die Kurs 
ihwanfungen mindeſtens minder nachtheifige 
Folgen, wie bis jeßt, bewirken könnten. 

Infofern hat das Beitreben, dafür zu wirken, 


= 8,23 Pfq., 1 Unge = 28,3 g. |dah immer mehr Menſchen den dieferhalb an die 


224 


Regierungen und an die Bollsvertretungen zu 
richtenden Bitten, um eine ſolche VBerftändigung 
anzubahnen, fich anfchliegen, feine volle Bercdti- 
gung und es würde der der Berwegung zu Grunde 
liegende Gedanfe aud Schon längſt zum Erfolg 
geführt haben, wenn deffen Durchführbarkeit über- 
haupt möglich wäre und jämmtliche im Weltverfehr 
ftehenden Völler fi) damit befreundet hätten oder 
befreunden fönnten. 

In Bezug auf die Durchführbarkeit ift 
darauf aufmerffam zu machen, dab Gold und 


Silber Werthgüter find, welche nicht foftenlos in | 


den Handel gebracht werden können; je nach den 
Koften der Gewinnung (der Zahl und Größe der 
Fundorte) muß, was Niemand beftreiten Tann, 
bald das Gold und bald das ©ilber relativ billiger 


Bimetalliamus. 


der geſammte Wochenumſatz 6625,9 Mill. Mt., die 
Mehreinfuhr war 1234,2 Mill. ME., die Mehraus— 
fuhr 1268,3 Mil. ME, von diejer bildeten der Münz— 
und Edelmetallvertchr 26,6 Mill. Mf., d. i. nur 
wenig über 2 9/,. 

Bezügli der internationalen Berein- 
barungen find aus den legten Jahren mehr Rüd- 
‚als Fortichritte zu verzeichnen. 
| Der Gedanke, jolde anbahnen zu wollen, war 
von den Befigern der Eilberwerfe in den Ber. 
St. von Nordamerika ausgegangen. Bier hatte 
man zur Zeit des Bürgerfrieges Zwangskurs für 
Papier einführen müffen, dann die Doppelmwährung 
mit dem Berhältniß von Gold zu Silber gleich 
1:16,5 und dann bei dem fchwanlenden Agio für 
Gold und mit der Bermehrung des Silbers 


erzeugt werden, aljo im Preiſe ſchwanken, zurüd- | die reine Goldwährung eingeführt. Die Silber: 
gehen; zur Beit ift das in hohem Grade mit dem | werf-Befiger haben dann darauf gedrungen, daß 
Silber der Fall, zur Zeit der Entdedung und | wieder Silberbollars geprägt werden jollten, alio 
richtigen Ausbeutung der FKalifornifch-auftraliichen | für die Rückkehr zur Doppelwährung und in 
Goldfelder mar es mit dem Gold der Fall. | Folge deflen ift e$ zu einem Kompromiß zwiſchen 

Niemand kann fich dem Gedanken verichließen, | den ftreitenden Parteien gelommen, Die Bland- 
daß nicht wieder einmal großartige Goldfunde gemacht | Bill erklärte den Eilber-Dollar wieder für gleich— 
werden könnten oder dem, dab die Ergiebigkeit der | berechtigt mit dem Gold-Dollar ; die Regierung 
Silberwerfe plötzlich nachlaſſen kann, jo wenig | wurde ermächtigt, monatlich mindeftens für 2 Mil. 
wahrſcheinlich das aud zur Zeit ift. Es gehört | Dollar und nicht über 4 Mill. Dollar Silber zu 
zu den Uebertreibungen, welche man den Bime- | prägen und internationale Münzverträge zur 
talliften vorwerfen muß, daß fie behaupten, die | Sicherung der freien Prägung von Silber mit 
allgemeine Durchführung der Goldwährung müfje | voller Kraft als gejegliches Zahlungsmittel abzu- 
an dem Mangel an Gold jcheitern; alle über die ſchließen. Die trogdem immer mehr zunehmende 
Goldausbeute auf Erden gemachten Berechnungen | Vermehrung des Silber (die Silberdollars 
find illuforiich; fein Menſch fann dieſe berechnen, |jollen unberührt in den Gewölben Tiegen) bat 
weil Niemand wiffen fann, wo und in welcher | jeitvem dort lebhafte Gegenftrömungen hervorge— 
Ausdehnung noch Goldlager und goldführende Erze | rufen, die Prägung von Silber jollte eingejtellt, 
zu finden find. die Bland-Bill wieder aufgehoben, die reine Gol- 

Mit vollem Recht wird hierzu von den Geg- währung richtiger durchgeführt werden. Zur Zeit 
nern auch darauf aufmerfiam gemacht, daß die ; Dauertder Kampf darüber nod) fort; bis jet iſt es dem 
heutige Gejchäftswelt immer mehr der Mittel, um | mächtigen Einfluß der Silbermwerfbejiger gelungen, 
die Hin- umd Herjendung von Geld entbehren zu | die Aufhebung der Bland-Bill zu verhindern, fie 
fönnen, fich bedienen lernt. Der Giro-Konto-Berkehr kann aber jeden Tag verfügt werden; ſoweit dem 
bat die Metallverjendung ſchon auf ein fehr ge- Fernſtehenden die Beurtherfung der Berhältnifie 
ringes Maß beichränft; im Deutihen Reich hat | möglich ift, jcheint die Bewegung für die Aufhebung 





diefer Verkehr in 10 Jahren von 426 auf 26,385 


Mitt. DIE. fi vermehrt und in unferem frühern 


Artikel über das Musgleihungshaus (Clearinghous) | 


ift auseinandergejegt worden, dab in der Anitalt 
diefer Art in London und in der in Nem-Port 
täglich die großartigften Abrechnungen über Hun— 
derte von Mill. Mt. mit faum dem zwanzigſten 
Betrag in Baargeld abgemacht werben. 

Der deutſche Geichäftsmann, welcher in New— 
Vork Zahlungen zu leiten hat, zahlt nicht mehr 
das Porto für Gold und nicht mehr das jeßt 
19 fache, dem Werth nad), für Silber, jondern ver- 
ichafft fich gute Wechjel dorthin oder begleicht die 
Verpflichtung dadurch, daß er für die New-Yorker 
Firma oder irgend eine andere dort Zahlung in 
gleicher Art in Deutichland feiftet; mit ein paar 
gewechielten Briefen ift das ganze Geſchäft erledigt. 
Die Goldwährung iſt hauptſächlich wegen 
wejentlich geringeren Berjendungstoften eingeführt 
worden. 

Im Jahre 1883 betrug im Deutihen Reich 


der | 


zu wacjen. Eine ſchwere Kriſis haben diejenigen 
Staaten durchzumachen gehabt, melde fih am 
23. Dezember 1865 in der lateiniihen Münz- 
Konvention, durch deren Abſchluß Napoleon IL. 
zum Theil politische Ziele verfolgte, geinigt hatten —: 
Frankreich, Italien, Belgien, die Schweiz. Dieſe 
Konvention bedeutete die Berftändigung über eine 
Doppel-, bezw. Alternativ-Währung mit dem Ver 
hältniß von Gold zu Silber = 1:15,5. 

| Schon gegen Ende der jechziger Jahre, mehr 
aber noch im fiebenten Jahrzehnt wurde es noth- 
wendig, die Eilberprägung zu beichränfen; der 
' Silbervorrath häufte N bei der Schmicrigteit 
des Verlaufs und zwar mit Berluften; vom 5. 
November 1875 wurde die Silberprägung durd 
| Uebereintunft bis 1885 ganz aufgehoben und im 
‚vorigen Jahre gab es langwierige Verhandlungen 
über den Fortbejtand der Konvention, da bejonders 
Belgien mit jehr ftarker Silberprägung für eigene 
Sie und für andere Länder vom Bertrag 
ſich löfen, aljo zur Goldwährung übergehen wollte. 





—— 


Bimetallismus. 


die endliche Vereinbarung iſt dahin getroffen worden, | 
yah die Konvention bis 1891 fortbeftehen bleibt, 
deß aber die Auslöfung der eigenen Prägungen | 
m Gold bedungen worden ift, ſodaß jeder Staat | 
kım Aufbören des Vertrags die von ihm ger | 
erögten Silbermünzen zurüdnehmen und in Gold 
wildien muß. Belgien hat fih nur bis zur 
välfte des Betrags dafür verpflichtet. Inniger 
xworden ift das Verhältniß der verbündeten Staaten 
vurch diefe Verhandlungen alfo nicht und die Sache 
xe Bimetallismus muß den Ausgang der Ver- 
bundlungen als eine Niederlage empfinden; jeden- 
alle aber beweift der Vorgaug mindeſtens jo viel, | 
bei die Aussichten für internationale Vereinbarung | 
im Sinne des Bimetallismus damit nicht gefördert 
worden find. 

Am ſchärfſten und unzweideutigſten hatte, 
ih England bei jeder Gelegenheit ausgeiprochen 
ad zwar ift es damit jo weit gegangen, dab es 
ih geweigert hatte, an den angeregten Münz-Bes 
drechungen überhaupt jich zu betheiligen. 

England Hat die reine Goldwährung mit der 
&ftimmung, dab Silber geieelich nur bis zum 
trag von 40 sh., d. i. 40 Mark, als Zahlung 
genommen zu werden braucht. 

Zweifeldohne findet England, noch immer die 
erte umd die beherrichende Geldmacht der Welt, 
kane Rechnung mit der Goldwährung; die oft ge- 
birte Bemerkung, daß England nur aus Egoismus 
on dieier Währung fejthalte, ift volllommen be- 
tigt. Eben deshalb jind aber auch die Hoffnungen 
ter Bimetalliften, daß die auch dort dafür ange- 
fengene Bewegung wachen werde und es bei 
Sbarrlicteit und geichidter Agitation mit der 
Jet doch noch gelingen werde, Englands Regierung 
und Parlament dafür zu gewinnen, volllommen 
rageriſch; der Engländer hat zu allen Zeiten und 
bei allen Gelegenheiten bewieſen, dab er da, mo 
km Interefie in Betracht fommt, diejes voll zu 
mehren weiß und er ift jederzeit rüdfichtslos und 
cegherzig im dieſer hrung ſeiner Intereſſen 
wrgegangen. So wie die überwiegende Mehrzahl 
%r Engländer ohne Zwang ſich nie dazu ver- 
feben wird, den Srländern eine Selbitftändigfeit 
Anzuräumen oder den Weg des Freihandels, durch 
meiden das Reich groß umd reich geworden ift, 
”er feine Kolonien aufzugeben, jo wird aud) dort 
nie die Goldwährung aufgegeben und mit anderen 
—— über Münz- Vereinbarungen verhandelt 

Von den übrigen Staaten find in den legten 
Jahren entweder die frü Geſetze unverändert 
torterhalten oder die nahbenannten Abänderungen 
worden. 

In der legten Hälfte von 1886 hatte die 
„Limes“ einigen Anlauf zur Befürwortung des 





ismus — die andauernde Handels⸗ Geld 


Bimetall 

Rodung hatte Mr. Goſchen und Andere veranlaft, 
für Einfegung einer Kommiffion zur Unterjuchung 
zu wirten und auch für eine jolche zus Unterjuhung 
dr Währungstrifis unter dem orfig von Mr. 
Golden. Auch Ehurhill und Croß (Sefretär für 
Indien) jollen für die Rehabilitirung des Silbers 

Larbw.+Konveri.-Lerilon. Epezial-Supplement. 


225 


—— ſein, da die Verluſte in Indien durch 
twerthung zu groß find. Biel Gewicht darf 
auf die veränderten Anfchauungen Weniger nicht 
gelegt werden; die Freude der Bimetalliften diejer- 
halb wird nicht lange vorhalten. 
Defterreih-Ungarn hat noch jeine Silber- 
währung und jeit 1848 dieſe durch den Zwangs— 
kurs von Bapiergeld juspendirt; ob dort die Neigung 
für Goldwährung oder die für den Bimetallismus 
vorherriht, kann nicht genau genug beftimmt 


; werden ; an Anhängern der erfternfehltes wenigſtens 


nicht; eine durchgreifende Aenderung ift aber dort 
nicht cher möglich, ala bis die Ordnung im Finanz— 
haushalt volitändig hergeftellt ift und inwieweit 
dann der Nationalitätenhader bei Berathung eines 
neuen Geſetzes wirten würde, kann wieder nicht 
beftimmt werben. 

Holland hat von 1816 bis 1847 Doppel- 
Währung gehabt, dann Silber- und von 1876 ab 
Goldwährung eingeführt; es behält aber einjtweilen 
noch wie das Deutiche Reich den Umlauf der Silber- 
münzen fort. 

Dänemark, Schweden und Norwegen 
haben in der ſtandinaviſchen Münzkon— 
vention vom Jahre 1873 die Gold-Währung 
mit filbernen Scheidemünzen durchgeführt. 

Portugal hat Gold- und filberne Scheide: 
müngzen. 

Rufland Hat, außer —— ſeit 1840 
die Silberwährung und Goldrubel in geringem 
Betrage. 

Spanien, Griechenland, Rumänien 
und Serbien haben annähernd die Einrichtungen 
wie Franfreih —, das Frankenſyſtem oder ganz 
diejes u. j. w. 

Aus dieſer Ueberſicht ergiebt fi, daß für die 
Goldwährung, welche England fange Zeit hindurch 
allein gehabt hat, weitere Fortſchritte zu ver- 
zeichnen find und wenn jchon mehrere Staaten 
unter dem Einfluß des gejuntenen Silberwerthes 
den Uebergang dazu noch nicht vollftändig be— 
wirfen tonnten, jo find fie doch im Prinzip dazu 
übergegangen und jederzeit bereit, die vollen Wir- 
tungen eintreten zu laſſen, wenn die Verhältniſſe 
des Weltmarftes dies geftatten. 

Auf der anderen Seite muß zugegeben werden, 
dab es den Anhängern des Bimetallismus ge 
fungen ift, in allen Ländern Unterftägung ihrer 
Beitrebungen ſich Mu fihern, was nicht befremden 
kann, da es überall in Bezug auf die wirthidaft- 
lichen Verhältniſſe Urjachen zu Hagen giebt und 
die Unzufriedenen, wenn fie machtlos der Ber- 
ihlimmerung ihrer Lage gegenüberftehen, jede 
Hoffnung, die ihnen gezeigt wird, freudig begrüßen. 

Man braucht hierzu nicht, wie leider von 
beiden Seiten geichehen ift, auf die Macht des 
es zu verweifen; auch ohne materielle Bor- 
teile wird jederzeit Jeder, welchem es nicht nad) 

unſch geht, lieber - Diejenigen hören, welche 
ihm eine Ausficht zur Verbefjerung zeigen, wie auf 
die, welche ihm jagen, daß das nicht zu ändern fei. 

Klagt man auf der einen Seite über die große 
GStleichgiltigkeit gegenüber dem Rückgang der Ge 

15 


. un” 


226 Bimetallismus. 

ichäfte, jo muß man auf der anderen Geite auch das Ausland — in der Lage waren; nicht 
darüber Hagen, daß ſeitens der Bimetalliſten un⸗ zu viel am ſich iſt erzeugt worden, weil viel mehr 
erfüllbare Hoffnungen gewedt umd die Verhältniffe | verbraucht werden könnte, wohl aber zu viel gegenüber 
übertrieben gefchildert werben. der Menge, welche die Berzehrer verbrauchen wollten 
Als, mindeftens zur Zeit, unerfüllbar |oder konnten. Ganz anders zeigt fi das Ber- 
muß man es bei vorurtheilsfreier Prüfung der hältniß bei der Erzeugung von Bier; defien Er» 
Berhältniffe bezeichnen, dab alle Verkehrs- | zeugung ift in weit großartigerem Grade gefteigert 
ftaaten bezüglid; der Währung fich einigen könnten, | worden; Bier ift eine Waare von nur geringer 
als jiher unerfüllbar, dab mit Einführung — trotzdem hat das in immer größerem 
des Bimetallismus die Schwankungen im Kurs! Mae erzeugte Bier bisher noch ftets, gute Waare 
oder doc die Nachtheile dadurch, daß bald das | borausgejeßt, feine Abnahme gefunden und wird 
Gold und bald das Silber billiger auf den Markt | jolche auch noch finden, wenn die Erzeugung noch 
fommt, ganz aufhören würden. weiter ausgedehnt wird; die Preiſe für das Bier 

Zu ermöglichen wäre das nur unter einer | find nicht gefallen, fondern cher gejtiegen. 
einzigen Borausjegung, nämlich unter der, daß Spiritus, eine jehr haltbare und, auch 
mit der Vereinbarung die Staaten zugleich alle | des Preifes wegen, weithin verjendbare Waare, 
Gold» und Silberfundftätten in Regie-Berwaltung | brauchbar zu den verjchiedenartigiten Zwecken, iſt 
nehmen würden und fich darüber vereinbarten, wie | bedeutend und nachhaltend im Preiſe geſunken; die 
viel Gold und Silber jährlid neu in den Handel | Erzeugung ift allerdings über dad Maß des Be- 
tommen Da aber aud die Staatöver- |darjs gefteigert worden, aber nicht in dem Mae, 
waltungen das Gold und das Gilber nicht zu wie 3.8. die des Zuders; hier hat die raſche und 
gleichen Koften erzeugen könnten, fo würde felbft |energiich durchgeführte Beſchränkung in der Er- 
dieſe, an ſich ſchon undurchführbare Maßregel, den | zeugung ſchon Wbhilfe gebracht, beim Spiritus 
natürlichen Lauf der Dinge nicht wejentlich ändern | dauert die Flaue noch fort. Bei Zuder und Branınt- 
lönnen. Thatſache ift und bleibt, Gold und Silber | wein fommt der Stenuerg eiegastung ein jebr 
werden ſtets zu verichiedenen Preijen in den Handel | weſentlicher Antheil an dem Sinken der Preiſe, 
acht werden, bald billiger, bald höher, und des— bezw. an der Ueberproduktion — und iſt ſehr zu 
gr die Schwankungen nicht zu befeitigen. | bedauern, da die geplanten Reformen bei uns 
Weit jchwieriger, wie über die bisher gejchilderten | nicht zu gemwünfchtem Ziel geführt haben. Für 
Verhältniſſe, ift num darüber zu urtheilen, in wie: | — fonnte man nicht von zu billig gewordenem 
weit die Behauptung der Bimetalliften, daß die Rohmaterial jprechen, mit der Steigerung der Er- 
Goldwährung es bewirkt habe, daß die Preije | zeugung war aud) der Preis für Rüben geftiegen; 
aller anderen Werthgüter unter das natür- | dir Spiritus fam die auswärtige Zufuhr mit in 
Betracht, doch kann von jolcher bezüglich der Kar— 
während in der finfenden Tendenz verharrten, be» | toffeln nicht die Rede fein, da gegentheilig dieie 
rechtigt ift. Das Studium der Preisbemwegung ift fein | in den legten Jahren in immer bedeutenderen Mengen 
leichtes und mur zu leicht läßt man ſich dabei zu | ausgeführt worden jind, F Bier ebenjalld nicht, 
Tauſchungen verleiten, wenn derrichtige vergleichende | weil wir die Malzausfuhr mit der Bierausfuhr 
Maßſtab fehlt. Daß das Getreide, der Spiritus und | gefteigert haben und die zum Brauen dienliche 
andere Erzeugnifie des Landwirths jept weniger Gerſte jeit der größeren Erzeugung in größerem 
Geld bringen, wie vordem, ift nicht zu bezweifeln; | Grade und zum Theil ſtets aus dem Auslande be- 





liche Verhältniß geſunken feien und noch ſort 


ln in. 2. und 





die Urſachen folder Ericheinungen find aber nicht 
feiht zu entdeden; ein Zuſammenwirken 
von Urjahen muß jedesmal ftattfinden, wenn 
anhaltend ein niedriger oder hoher Preis der 


wichtigften Yebensbebürfnifie fich ve Die ſchwächſte 


Se ite der Bimetalliſten zeigt ſich darin, daß fi 
der Goldwährung allein dieſes Sinken der 
Waarenpreiſe zuſchreiben und daß fie überjehen, daß 
nicht alle Waaren im Preiſe geſunken find. Es 
mag darauf verzichtet werden, des Weiteren zu 
wiederholen, daß ganz die gleichen Erſcheinungen 
auch da ſich zeigen, wo es feine Goldwährung giebt 
und ebenjo andererjeit8 darauf, dab, wie mande 
Gegnerjagen, dBieUcberproduftion daran Schuld 
fei, weil man auch hierzu jagen fann, daß es nicht 
überall und nicht in allen aren oder Erzeug- 
niffen der Meuichen Ueberproduftion giebt. 

Um nur die Beiſpiele aus den, der Land— 
wirthichaft nahe ftehenden Gewerben zu wählen, ift 
3. B. bervorzuheben, daß im Zuder entichieden 


eine Ueberproduftion ftattgefunden hatte mit Rüd- 


ee mußten und von überjeeifchen Ländern nicht 
ziehen können. 

Diefe Betrachtungen follten nur zeigen, wie 
vielerlei Urfachen zujammentirfen, um auf dem 
Weltmarkt erfreuliche und unerfreulihe@richeinungen 
zu bewirken; die Währung fommt für die er- 
wähnten Beifpiele gar nicht in Betracht. 

Im Reichstag ift gelegentlid der Verhand- 
lungen über die Zölle behauptet worden, daß die 
Preife aller landwirthihaftliden Er- 

ERBEN zu tief gefallen und die Preiſe 
hir ie zur Unterhaltung des Betriebes 
nothbwendigen Bejhaffungen aller Art 
dauernd gejtiegen ſeien. Daran ift etwas 
Wahres, wenn man nur das Wort alle mit 
manche in beiden Fällen vertaufchen will, be- 
achtenswerth aber ift, daß dieſe Behauptungen auch 
von eifrigen Anhängern des Bimetallismus ge» 
macht worden find. Wäre das wahr, dann wäre 
damit am beiten die Behauptung, die Währung 
208 Sinfen Preife aller Waaren bewirkt habe, 


ficht auf die Menge, welche die Bevölkerung und | widerlegt. 


227 


Bahr ift, dab manche Erzeugniffe des Land- | Waarenpreife erniedrigt hätte, dann müßten die 
wirths jeit einer Reihe von Jahren niedrige Preife | Löhne geftiegen und die Kauf- und Pachtgebote in 
baben, wahr ift, daß mande zur Unterhaltung | allererfter Linie tief gejunfen jein; ab und zu tommen 
+ Betriebs nothwendigen Beſchaffungen mehr ſchlechte Gebote vor, it Ganzen aber nicht. 

Seid wie vordem often, wahr ift aber auch, baf | Für den Welthandel wird 3. B. noch herbor- 
andere Erzeugniffe des Landwirths anhaltend , gehoben das Sinlen der Preiſe von Gußeifen, Eifen, 
m Breife geftiegen jind und ebenjo, daß er jet | Kohlen, Kupfer, Blei, Baummolle, Seide, Kaffee 
zenhe Unterhaltungsmittel weit vortheilhafter u. j. w., jeit 1873 bei Metallen um 30 und 
we vordem faufen kann, aljo, daß nicht die Preife 40%, bei den andern Artikeln um 10 bis 50°,. 


Bimetallismus. 


ıller Waaren gejunten bezw. geftiegen find. Alle 
Imdwirthe, ne im Bereich der Städte und In— 
twitriebezirfe wohnen, wiſſen z. B., daß ſie jetzt 
Autterftoffe, Heu, Stroh u. ſ. w. — weſentlich 
fer wie vordem verkaufen können. Viele löſen 
tr Magermilch beſſere Preiſe, wie Hunderte ihrer 
Kollegen für die Vollmilch und die Landwirthe 
zu) entfernt Tiegenden Gütern wiflen, daß fie jeßt 


Alsmitwirfende Urſachen neben Ueberproduktion 
fommen in Betracht: die Verminderung der Er- 
zeugungstoften, die erleichterten und verminderten 
Zransportfojten und die erleichterte Geldverjendung, 
bezüglich der landwirthichaftlichen Erzeugnifje aber 
darf nicht vergefien werden, daß in den legten 
Sahrzenten ſowohl in Europa, als in den über- 
jeeiichen Ländern die Größe des der Landwirth— 


fir gutes Zuchtvieh Preiſe löſen, an welche noch ſchaft gewidmeten Bodens jchr bedeutend ſich 
ter 10 Jahren in Deutichland nicht zu denken | vermehrt hat und daß diejer Vermehrung die der 
vor. Gute Zugochſen koften ſchon bis und über | Benölferungen nicht entipricht, ſowie daß jegt allent- 
19 Mark pro Baar, Kühe löfen Preiſe bis über halben und ımmer mehr dahin geftrebt wırd und 
0 md jelbft 500 Mark, jchwerere Pferde werden | geitrebt werden muß, daß das Erträgnih von der Fläche 
zit bis über 1600 Mark bezahlt u. j. w. Guter ; geiteigert und die Ausgabe für Saatgut verringert 
Lie hat nach wie vor gute Preiie, gute Butter wird. WBgl. hierzu die neuen Artikel Bodenver- 
dandelt man noch immer mit weit über 100 Mark im theilung, Drilltultur, Ertragsangaben. 
Grosbandel und in den Städten mit über 150 So ungünftig auch die Preiſe find, jo hat doch bis 
Hart; über die bedeutende Steigerung des Preijes | jegt noch Niemand den Beweis dafür zu liefern 
kr Remontepferde iſt geflagt und deshalb mehr vermocht, da unter den heutigen Berhältnifjen ber 
“Mb verlangt worden; Eier und Geflügel find be | Getreidebau feinen Gewinn mehr bringt; alle da- 
Iutend im Preiſe geftiegen u. ſ. w. rüber gemachten Angaben find nicht bewiejen und 
Rein Landwirth kann beftreiten, daß er jett alle Hierzu gegebenen Berechnungen unridtig an— 
B. Autter- und Dungftoffe, Brenn⸗ und Be— |geftellt oder ungenügend begründet, aljo nicht als 
sdhtungsmaterial und auch mancherlei Material Beweismittel giltig. Es darf Hierzu nur auf die 
ww Baulichteiten, ferner Kleiderftoffe und dgl. und | Mittheilungen in Dr. Stommel, „Die Ge- 
dershaltsbedürfniſſe verichiedener Art weit billiger itreidezölle*, Düffeldorf 1885 bei F. Bagel 
ur gleiche Qualität wie vordem lauft, die Löhne verwieſen worden, in welcher Schrift nachgewieſen 
»er find im der Regel nicht in dem Maße ge- wurde, daß allein durd das Saatgut bei jehr 
ugen, wie den veränderten Berhältniffen gemäß | genau angeftellten Berfuchen auf den zu einer land- 
bitte geichehen jollen. ‚mwirthichaftlichen Schule gehörenden Domänen in 
Wenn der Arbeiter klagt, jo hat das vielfach | Frankreich die Erträge pro ha von 1473 kg (mit 
detechtigung, weil er fich für jeinen Lohn nicht ı Epiddam-Weizen) bis 29700 kg (mit Lamed⸗Weizen) 
Sehr bie Menge nothwendiger Lebensbebürfniffe, von ganz derjelben Fläche bei jonft ganz gleicher 
me vordem, faufen kann; wenn der Landwirth über | Behandlung gewechielt haben (Pachtzins 56 Mark, 
be Lohuhöhe klagt, io geichicht das oft nicht mit | Dungfoften 164,80 Mark, Arbeitskojten 99 Mart, 
geiher Berechtigung, weil der Lohn nicht verhält: | Gejammtloften 319,50 Mark proha). Dazu fommen 
mäßig gejtiegen tft. nad) dem Ergebniß der Ernte von 1884 die Ber- 
‚Wan mache hierzu nur nad alter Rechnungs» | öffentlihungen der — Tourtel in Tanton— 
Sie die Vergleichung mit Roggenwerth, ein ville und Ormes, Dep. Meurthe und Mofelle, 
Naohftab, weldyer bei jetzigem Preiſe des Roggens | welche die Wiederholung des Verſuchs im Großen 
at jo zu Gunsten des Arbeiters ausfällt, wie | bewirkt und auf kalkhaltigem Lehmboden mit Stall- 
5 bei höherem Preiſe der Fall wäre; man mache | miftdüngung auf Feldflächen von 2,68 bis 12,80 ha 
Ser die Bergleihung dann aud mit Butter», zu ähnlichen ber. agree famen, pro ha 





mit Fleiſchwerth u. j. w. und man wird finden, | mit Landweizen 1 
°af der Arbeiter von diejen Lebensbedürfniſſen 
mit feinem Lohn weniger wie vordem fich taujchen 
Geftiegen im Preife und jchr namhaft 

Kad die Stauf- und Pachtgelder für Güter, bie 
Steuern und Abgaben, die Ausgaben für Wohl- 
eben und Lurusbebürfniffe, weil die jetzige Welt 
'n höherem Grade an folche ſich nach und nad) ge- 
wöhnt hat, alles Verhältnifie, welche durch die 
g nicht beeinflußt find. | 

Wäre es wahr, daß die Währung alle! 


95 kg und bis zu 2491 kg 
mit Hiding-Weizen. Berechnet wurde — und das 
ift die Hauptſache —, dab je nach Saatgut bei 
jonft ganz gleichen Berhältniffen die Erzeugungs- 
foften von 100 kg Weizen zwiihen 4,35 Marf 
mit Lamed⸗Weizen und 15,25 Mark mit Chiddam—⸗ 
Weizen betragen haben, daß aljo nur die Wahl 
der Sorten des Saatguts einen Unterſchied 
von 10,90 Mark Koften für 100 kg bewirkt hat. 
Bgl. den Artikel Saatgut. 100 kg Weizen 
töfen zur Beit 14,50 bie 15,50 Mark bei ums. 
15* 





28 


Wir 


Bimetallismus, 


leihmäßiger (18,1 bis 21,3 Mill. 2), die von 
ilber aber bedeutend veränderlicher (9,5 bis 16,0 





Kate ae —— ——— das | in den Jahren — 

ertrauen zu unſerer Münzverfaſſung zu ttern vd, Zilber 

verfucht wird, troß der unzweidentigen Erflärungen | 1851: 1855 77,6%, 22,4%, d. Gejamtwerth. 

der leitenden Kreife, daß fie die Hand zu einer 1856:1860 779, 221, Pr 

Anderung nicht bieten können, und daß das Sinten 1861:1865 723, 27,7, " 

der Preife für einen Theil der iandwirthſchaftlichen 1866: 1830 690, 310. m “ 

Erzeugniffe auch ohne die Währung mit heranzu- 1871:1875 573, 427 u. — 

ziehen, ſich erflären läßt, mit der Begründung 1876:1880 516, 484, a 

durch dieſe allein aber nicht. 1881 486, Sid, " 
Wie der Sandwirth fi Helfen muß, um die | SEN ar „ a .. “ 

" ab, „ 


ungünftige Zeit überwinden zu können, wird im DAT " — 
Artitel Lage der Landwirthſchaft darzu- Der Anſicht von Whitney lann alſo wenigftens 
legen verjucht. ‚für die Zeit von 1875 ab nicht beigepflichtet 
Es mag Niemanden verwehrt werden, für | werben. 
den Bimetallismus zu ſchwärmen und zu wirten, | D. Haupt („Börienturir“, Juni 1880) warnt 
dem Landivirth aber ift zu rathen, fidı nach befjeren | davor, unjere 1850 Mill. Mark Gold in Deutjcy- 
Hilfsmitteln umzuſehen und durch Steigerung des | land zu risliren, damit Indien den jährlichen 
Ertrags und durch Vervolllommung des Erzeug-  Kurdverluft von 80 Mill. Mark einbringen könne, 
niffes einen genügenden Unterſchied zwiichen Koften | und ausländiſche Kaufleute ihre dortigen Guthaben 
und Erlös zu gewinnen. In den Artikeln über mit 270%, KRursavanzen einzuzichen vermöchten. 
Ertrags-B®erchnungen und über die Haupt: | Die Opfer, um das Eilber von 43,5 auf 61 pence 
gruppen der Pflanzen: Getreidebau u. ſ. w., pro Unze, die Rupie von 17 auf 24 Pence und 
wird gezeigt werden, daß das auch jet noch mög- | den Piafter von 4 auf 5,5 Franc zu bringen, 
lich F Bol. auch den Artilel Preiſe. ‚jeien für uns doch zu groß, um ernſtlich darüber 
[3 zur Orientirung vorzüglich geeignet, weil | reden zu können. Paul Leroy Beaulieu, 
rein ſachlich geichrieben, ift die Echrift von C. „Revue des deux mondes” in einem Aufſatz 
Schüller: „Die bimetalliftiiche Propaganda von | „Ueber das Ginten der Preije umd die gegen- 
Goldwährungsftandpunft aus beleuchtet”, Leipzig , wärtige allgemeine Handelstrifis“,) giebt hauptjäd- 
1886 zu nennen. Die Hauptichriften für dem | lich dem Schußzolliyftem in Amerila die 84 
Bimetallismus find: Cernuſchi, „La monnaie | an dieſen unliebſamen Ereigniſſen, welche ſich aber 
bimétallique“ Paris 1876, Arendt, „Die ver: ſchon im Jahre 1868, vier Jahre vor der 
tragsmäßige Doppelwährung“, Berlin 1880, Neu» neuendeutihen Münzgeſetzgebung, dort 
wirth, „Der Kampf in der rung“, Jena gezeigt hätten. Indien habe wenig Einfluß, da 
1881, Ad. Wagner, „Für bimetalliftiihe Münz- | von den bedeutend im Breije gejunfenen Waaren die 
politif Deutihlands“, Berlin 1881, Leris, „Er- meiften in Indien gar nicht erzeugt würden (ftupfer, 
Örterungen über die Währungsfrage”, a Wolle, Spiritus u. j. mw.); er verweiit 
Gernujdi, „M. Mich. Chevalier et le bi- ebenfalls darauf, daß viele Waaren bedeutend im 
mietallisme‘‘, Paris 1876 und „La diplomatie Preiſe geftiegen jeien, beſonders auch Fleiſch, Butter, 
monetaire, en 1878“ dajelbft 1878, Laveleye, Käfe, Eier u. ſ. w., und daß die Arbeitslöhne im 
„La monnaie bimötallique“, Brüfiel 1876 und | Ganzen nicht geftiegen und gefallen feien ; es ſeien 
„La question monötaire en 1881, daielbft 1881, | demnach nicht monetäre, jondern andere Urjachen 
— Schäffle, „Für internat. Doppelwährung“, | wirfend. Als folde nennt er Ueberprodultion, 
Tübingen 1881. Wbitncn „The Metallic Wealth  Urbarmadungen, Kapitalanjammlungen, Wohl«- 
of the United States“, urtheilt, daß das Silber , ftandsvermehrung, Fortichritte der Jnduftrie und 
beſſer zum Werthmefjer ſich eigne, als das Gold, | bejonders jolche des Verkehrsweſens. Er ift der 
weil es bei gleichen Vorteilen ın jeiner Produktion Meinung, daß die Krifis nod länger andauern 
lange nicht den Schwankungen und Unzuverläffig- | werde und fieht ein Heilmittel nur in „der Be— 
feiten, welche die Produftion des Goldes aus- ſchränkung des überflüjligen Räderwertes“, beſonders 
zeihne, ausgeſetzt ſei. Seine Angaben gehen in der Bejeitigung des Zwiſchenhandels, 
aber nur bis 1876. In Mill. £ war die Er- mwodurd die Konjumenten bei billigerer Lieferung 
eugung von Gold und Silber bis 1856 vom | verzehrungsfähiger gemacht würden. Die Ber— 
nfang des Jahrhunderts an derart, daß die von rg igleit durch Steigerung der Kaufmöglidy- 
Gold zwiſchen 1,6 und 36,5, die von Silber aber keit ift aljo nach ihm das alleinige Heilmittel. ° 
nur zwijchen 3,6 und 8,1 und von 1852 bis 1860 Die Bewegung für den Bimetallismus bat 
faft gar nicht ſchwankte; von 1860 bis 1870 gab | in den legten Jahren wejentliche Fortſchritte micht 
es für Gold als Jahresergebniß 21,2 bis 24,2 gemacht; ihr dienen in Dentichland bejonders der 
Mil. £, für Silber 8,2 bis 10,0 Mill. +, von/Deutihe Berein für internationale 
1870 ab wird bis 1875 die Erzeugung von Gold | Doppelwährung mit dem Hauptorgan „Der 


Birma — Bodenpreife. 229 


Kampf um die Währung“, in England „The | Bon unjeren Bimetallijten ift die neuefte Kund— 
Isternational Monetary Standard sociation“ | gebung die Zufammenftellung der jintenden Gilber- 
und das Finanzblatt „Bullionit“ ; die Hauptver- | preife mit den finfenden Getreidepreiſen, wie folgt: 
zuer find aber in den B. St. von N.-MAmerita. ) 


rden Juli 1885 Silber pro Unze 477/,, bis 49,75 Pence, 1886 — Ir ri (weniger 11,6°/,) 
5. ( 


Berlin Weizen 176,— Matt, , D. 
Roggen 150,— * 131,75 — ” 121, ” ) 

Lien Weizen 8,99 Gulden 7878D. ( „ 135 „) 
Roggen 734 , 660 ,„ 6 10,5 „) 

us Weizen 24,6 Franes 275 8 ( „ 8,5 ”) 


Hinzugefügt wird: „Wem das noch nicht die wachſende Schlingpflanze nicht zu Hedenpflanzungen, 
Asgen öffnet, dem ift nicht zu helfen,” d. h. alſo, L. europaeum aber wachſe von unten auf jehr 
zer Angefichts diefer Zujammenftellung nicht ſo⸗ | dicht, fompaft und verzweigt und bilde in 2 bis 
kr Bimetallift wird, der wird nicht mehr für) 3 Jahren jchön abgerundete Heden von 1,5 m 
xl urtheilsfähig gehalten. Es ift diefe Urt der Höhe, ein dichtes ungeftörtes Heim für umfere 
Shlehfolgerungen eine von denen, mit welchen | Sänger der gefiederten Welt. Die Pflanze werde 
der heutzutage vielfach Propaganda zu machen ſehr alt und gedeihe auf jedem Boden ohne Pflege, 
sucht wird; man fann fich ſolchem Berfahren | in Steingeröll, auf Sand, Lehm- oder Marichboden 
spnüber nur darüber wundern, daß Diejenigen, | aller Art, auf nadtem Fels in vollfter Prellſonne 
nie ed anwenden, ſich nicht jelber jagen, daß | und auf jchattigefumpfigem Flachland. Heimiſch 
zit Leichtigkeit die Waffe umgekehrt angewendet | in Schweden, Dänemart und den nördlichiten 
erden fann, wenn man den ſinkenden GSiülber- ı Diftriften von Schleswig, werde fie viel an den 
end einer Waare mit fteigendem oder mit gleih Geſtaden der rauhen Nordjeewatten angebaut, um 
liebenem Preis gegenüber ftelt. Dab auf die zur Abwehr gegen die heftigen Stürme zu dienen. 
treidepreiie vor Allem der Ausfall der Ernten Trotz der Empfehlung in der von Brandt ver- 
a den verichtedenen Ländern einwirkt, wird da- öffentlichten Schrift „Anlage von Hausgärten“,1882 
st ganz vergeflen; es kann jehr leicht eine Zeit und daraufhin der Befürwortung großer und vieler 
zgänftiger Ernten und wieder fteigender Preije | Autoritäten jei doch in den deutichen Baumjchulen 
fmmen und zwar troß noch weiter finfender Silber- | dieſe nügliche Pflanze nicht zu finden; fie laſſe 
nee, wenn die Erzeugung des Silbers jo wie |fich aber aus dem Norden beziehen und gebeihe 
"der fortbetrieben wird. Die Ernten aber hängen auch füblicher jehr gut. Zur Anpflanzung em- 
x“ tem Wetter ab und die Getreidemengen tim | pfiehlt Brandt Pflanzlöcher von 50 cm Tiefe, 
dadel hauptjächlih von der Menge des urbar | Doppelreihen für die Stedhölzer im Verband mit 
achten und beftellten Landes; für beide Ein- |50 cm Abjtand in der Reihe und gleicher Entfernung 
tungen ift die Währungsfrage ganz ohne Ein» für die Reihen, Einjegen jo, daß das Oberende 
5 und ohne Bedeutung. Bol. * Indien |nur handbreit über der Oberfläche ſteht, nach dem 
exter dem Artikel Ajien. Pflanzen mäßiges Antreten und das Einjegen im 

Bei ruhiger Prüfung aller für und wider den | Herbft oder im zeitigen Frühjahr, jowie die Erde 
Imetallismus vorgebradhten Gründe muß man | fro ei ſei. 

a dm Urteil kommen, daß das Heilmittel für odenbearbeitung, j. Bearbeitung, Meli- 
are wirthſchaftliche Krifis nicht in der Währung |oration, Dampfpflug, Eleftrofultur, 
Fanden werden kann; durch welche Mittel den Bodenktunde; Hierzu find noch als beachtens— 
<enwirthen am beften und wahrfcheinlichiten zu ! werthe Werke zu nennen: die „Forichungen auf dem 
Yelien fein wird, f. in Lage der Landwirth- | Gebiete der Ägrikulturphyſik“ von €. Wolny, 











(daft. H. Ammon, 3. v. Bebber, II. Bd. — und 
Birma, j. Aſien. „Jahresberichte über die Fortichritte auf dem Ge— 
Lismard:Archipel, Neubritannia-Archipel, ſammtgebiete der Agritultur-Chemie* von Hilger, 

. Djeanien. Berlin, verſch. Sahrgänge, N. F. 4. Jahrg. u. ſ. w. 
Blandbill, ſ. Bimetalliamus. | Berlin 188182 — Nowacki, „Kurze Anleitung 


‚. Unfälle und Unfallsver- | zur einfachen Bodenunterfuchung”“, Zürich 1885 — 
derung. ‚®ollny, €. „Der Einfluß der Pilanzendede und 
Bohara, j. Aiien. Beſchattung auf die phyſikaliſchen Eigenjchaften 
Bodsdorn, ſchwediſcher, Lycium europaeum, und die Fruchtbarkeit des Bodens“, Berlin 1877 
rd von Th. Brandt, Landihaftägärtnuer in/— Baumgart, B., „die Wiflenichaft in der 
dedebro, Nordichleswig, als befte Hed ze Bodenkunde“, Leitfaden für botaniſch-dtonomiſche 
ar Norbdeutichland —— dner Landw. Studien“. Birnbaum, K., „Taſchenbuch zum 
Freie”). Er gedeihe ohne Ausnahmein jeder Bonitiren“, Leipzig 1884. Knop, W., „Ader- 
Sage, ſei nicht, wie der Weißdorn, anſpruchsvoll erde und Kulturpflanzen‘, Leipzig 1888. Bgl. 
ar Boden und Pflege, nicht Brutſiätte für alles die früher angegebene Literatur. 
mögliche Ungeziefer und werde nicht von Roft und | Wodenkredit, j. Banken und Lageder Land— 
Lehlthau heimgejucht. Lycium barbarum, Teufels | wirthichaft. 
men genannt, tauge als wuchernde, ipindtich Bodenpreife, ſ. Güterpreiſe. 


230 


gegen In Bezug auf dieſe ift für 
das Deutihe R hienen: „Die Bobdenbe- 
nugung im Deutichen Reiche nach den landwirth- 
ſchaftlichen nl gran des Jahres 1878 (Monatd- 
hefte zur Statiftit des Deutichen Reiches — 1886), 
in welcher Arbeit Vergleichungen mit der landw. 
benugten Fläche anderer Staaten angeftellt werden, 
und „die Bodenkultur des Deutichen Reiches, 
Atlas der landw. Bodenbenugung nebſt Darftellung 
der Forſtſläche“, herausgegeben vom faij.«ftatift. 
Amt, Berlin 1881. 

Die ftatiftiichen ng pe über die Anbau 
flächen umd über die Bertheilung der Kulturarten 
auf diefen werden immer gründlicher und jorgfältiger 
angeftellt, find aber —** immer noch nicht voll= 


Für Europa wurde im Jahre 


” ” ”„ 


| bezüglich Vermehrung der Bevö 





En das Yand für Getreide u. ſ. w. zu 


Bopdenvertheilung. 


fommen genügend aus manchen Ländern umd werden 
auch, wie alle ftatiftiichen Erbebungen, nicht gleich- 
zeitig in den Hauptländern angeftellt. Die ünter— 
fuchung über die einzelnen Kulturarten und, ſoweit 
e8 die landmwirtbichaftliche Anbaufläche betrifft, die 
über die den einzelnen Pflanzen gewidmeten Klächen 
find für die enwart hochwichtig geworden, meil 
bon der Kenntniß diejer Flächen die Beurtheilung 
über die zu ermartenden Mengen von Getreide, 
Sämereien, Blättern, Dolden, Futter, Knollen u. i. mw. 
‚ abhängt. Yeider giebt es feine zuverläffigen Angaben 
aus älterer Zeit, jo daß die Vergleihung mit diefer 

ölferung und der An- 
bauflächen nicht thunlich ift. — — Material 
giebt es erſt etwa vom Jahre 1870 ab. 


ıo ‚s Mill. ha berechnet. 


” " " ” ” ” 


„ 19762 \ a 


Die Zunahme in 34 Jahren war demnach 569,. Si die gleiche Zeit wurde 103 
für 1850, V.St. v. Nordamerita 20,5 Mil. ha" ngl. Kolonien, ohne Indien 4 win. ha 
1 ’ " " [7 D [2 " " " " " " [zZ 
1884, 64, 37 " " " 10 * " ” 
ir 1878 waren berechnet worden in Prozenten der Gefanmtfläche für: 
Das Deutihe Reih 93,3%, Kulturland, 67 ji 0, landwirthichaftl., 25,7 v, forftwirthjch. ben. Fläch. 
efterreich 91,2 „ [2 60,7 [23 [2 30,5 " 2 [23 " 
Ungarn 9,2 [23 " 69,2 [23 [23 27,0 2 „ [2 [23 
Italien 85,0 "„ " 63,5 " " 24,5 " " [23 " 
Rußland 74,3 [23 " ‚1 ’ " 40,2 " 123 [13 [20 
Frankreich 7 [23 " 68,5 „ " 3,2 " " 23 ’ 
Eng land 6 ‚u; [1 60,7 " " 2,3 " " " ’r 
Die V. & v. N. Am. 43 —* [23 [23 8,8 [23 " [1 „ ” [23 


Während das Aderland in Frantreih 49,7 
der Geſammtfläche einnahm, und im Deutichen Reich, 


“ ‚S%,, fam nur noch in Ungarn der Prozent⸗ 


über 40 (41,4 '/,) und in Stalien nahe daran 
39,0), im Defterreich jamt er bis auf 33,8, in Eng: 
an bis auf 29,8, in Rußland auf 21 ‚6 und In 


die beften und vollftändigften Berichte jetzt aus dem 


Deutihen Reich und aus Defterreich vorliegen. 

Im Reich ergaben fich für 1884 an Kulturland 
94,612%/, Ara für die landwirthichaftliche Fläche 
69,101, für die Waldungen 25,784 "/, des Ganzen. 
Innerhalb des landiv. Areals find gegen 1878 


den B. Staaten bis auf 6,20; für Wieſen und Veränderungen in der Art erfolgt, daß Ader- und 
Weiden war die größte Zahl mit 30,9%, in Eng- | Gartenbau, Weiden und Weinberge gewonnen, die 
land und dann in Ungarn mit 26,3 und in Defter- Miefenländereien aber verloren haben und innerhalb 
reich mit 26,3%, während im Deutichen Reich nur | des Aderlandes zeigte fih Zunahme bei Getreide 
19,5, in Rußland nur 12,5 und in den 8, Staaten | und Hadfrüchten, Abnahme bei Hülienfrüchten,, 
nur 2,6 o entfielen. Bon der Aderfläche famen auf Handels- und Futterpflanzen, Aderweide und Brache 


den Weizen am meiften in Jtalien — 42 —9 dann 
in Franfreih 26,1%, und in Ungam 20,8 ‚im! 


allen andern Ländern gab es dafür mur unter a 


und in —— und dem Deutſchen Reich ſelb 


ferner hatten an Fläche gewonnen Weizen und Ab— 
arten, Gerfte und Hafer, Kartoffeln und Zuckerrüben, 
Tabat, Hopfen und Zichorie, verloren Roggen, Mais, 
Hirie, viele Hadfrüchte und die Oel: und Geipinnft- 


unter —— en en dienten in Rußland 27,10), | pflanzen. 

im Deutichen Rei 2,80/,, in Defterreich 20,1%/,, | In Oeſterreich⸗ Ungarn kommen I auf: 

in Ungarn 10,8%,, in allen andern Ländern unter | Ader: und Gartenland 39,79 und g Minen) 
10°, bis herab zu 0,3%, in England ; für Kartoffeln Wieien und Weiden 20,08 re 

hatte das Deutiche Reich am * Fläche mit 10,6%, Alpen 495 fe 

dann Defterreich mit 9,6%, u. ſ. mw. Die Berbält- Waldungen 34536 „ 306 „ 


niſſe des Anbaues werden genauer ei den einzelnen 
Ländern gegeben; bier ſei nur dazu bemerkt, daß 


Das —2 Land 94,29 „ 94.0 
Für 1881 murde folgende Vergleichung angeſtellt 





Großbritannien apan Frankreich D. Reich ®. Staaten 
Geiammtfläche, Mill. ha 31, ‚25 52,79 54,54 933,35 
Einmohner, Millionen 31,46 33,50 36,10 40,14 38,56 
Kulturland, Mill. ha 18,99 3,421 34,21 36,66 76,46 
Aderland, Mill. ha 6,634 3,009 25, 58 24,126 ? 
Ertrag vom Aderland Mill. hl 133,009 107,21 197.00 260,00 570,00 


Böhmen — Branntweinbefteuerung. 231 
Großbritannien Japan antrei D. Rei 2. Staaten 
Ertrag pro ha hl 20,06 — 6 10,78 ? 
Ertrag pro Kopi hl 4,28 3,20 5,46 6,47 3,2 
Aderbauer Mill. Köpfe 3,005 15,636 5,370 19,20 5,923 
ar Induftrie Mill. Köpfe 6,649 0,735 3,828 16,00 2,604 
‚Sande 5» m 0,90 1,338 1,152 4,53 1,191 


Beitere Vergleichungen können erft zum Schluß des 
Bandes gegeben werden, ſie find nur ſehr ſchwierig 


gt ein Stüd von der Größe einer mittleren 


gene Kugel zujammen. Um ein Bolf zu betäuben, 


nd unvollftändig zufammenzuftellen, da die Statiftiler 

erh micht ficher genug zu arbeiten vermögen. Rauchichwenter gebracht wird; ein bis zwei Rauch- 
Böhmen, i. Defterreich. woiten, unten und auf beiden Seiten des Bienen— 
Bonitiren , ſ. dazu „Die wichtigften Klaſſenbe- kaſtens, welcher dann 1 Mimute lang gejchlofjen ges 

aribungen, Hilfsbuch zum Bonitiren’‘, Berlin bei | halten wird, eingeblajen, genügen zur Betaubuiıg 

6.8. Kom, 1886 aus dem Werl Blod-Birn: | für 10 bis 20 Minuten. 

Jaum „Mittheilung landmwirtbichaftlicher Erfahr- ı Zum Kopuliren werden beide Böller leicht 

augen, Anfichten und Grundſätze im Gebiete der | bovifirt; Berlufte giebt es nicht. Bei gemöhnlichen 


artoffel, welches mit Kohle entzündet und in den 


®eranihlagung und Rehnungsführung‘. 

Bosnien, ij. Oeſterreich. 

Voycotten, das zuerjt in Irland aujgelonunene, 
Yen nach den B.-Staaten in Amerika verpflanzte 
&riahren unzufriedener Pächter oder Arbeiter, die 
Aum mißliebigen Perjonen, Grundberren, Beamte, 


Stenereintveiber, Arbeitgeber, Verwalter u. ſ. w. im | 


Kir zu erflären und ihnen jeden ®erfehr mit 
Anderen unmöglich zu machen, Berrufs-Erfflärung 
und Ausbungerungsipitem, durch Terrorismus aufs 
seht erhalten umd erzwungen, Der Name kommt 
ten eimem ermwalter Boncott, welcher die Pacht— 


eeider mit der größten Strenge und Härte eintrieb, | 


der Die, welche micht zahlen tonnten, vertrieb. Die 
Yandlıga beiahl, daß Niemand ſolche Pachtungen 
bemehmen dürfe umd erflärte Die, welche das doch 
nogen follten, im die Acht; fie wurden von Allen 
sonieden, Niemand verkfaufte ihnen etwas oder faufte 
nen etwas ab, Niemand durfte mit ihnen ver- 
'ören, Niemand fein Haus öffnen, ein Verfahren, 
weiches jo lange fortgeiett wurde, bis fie entweder 
meder fortzogen oder ſich der Yandliga anſchloſſen. 
Epäter wurden auch Berbrechen und Gemaltthat 
zıät geihent; man jchädigte Perjonen, Bieh (Ber: 
fimmelung), Haus und Hof u. i. w. Die Ber 
‚Ömerenen, ſtets bermummt, dringen Nachts im die 
Behnnngen der Verfehmten, um ihre Racheatte zu 
vollziehen; Verurtheilungen giebt es nicht, da feine 
Geidwworenen zu finden find, welche das Schuldig 
aueiprehen, Zeugen giebt ed nur für die Piga und 
der Rechtsihut genügt nicht. In den B.-Staaten 
seht es jet zahlreiche Prozeſſe gegen die Bohcotters 
and ſtrenge Beitrafungen; dort wurde denen, welche 
umde Arbeitsträfte gebraucht, vorgeichrieben, dieſe 
don dem Bunde der Arbeiter zu nehmen umd im 
Beigerungsialle oder bei Striles u. ſ. mw. das Boy⸗ 
wen ausgeübt. Auch dort murden icon Ge— 
'merenendienfte verweigert, doch ift man der Sache 
sald Herr geworden; die Strenge der Strafen — 
mehrjähriged Zuchthaus — hat gehofien. 

Vopift (j. d.), wird von Lehrer Koch in Auingen 
ı„Bürttembergiiches Wochenblatt für Landwirthſchaftꝰ) 
“r die Bienenzüchter empfohlen; man lann ihn, 
da er raſch wächſt und jehr groß werden kann — 
Kırienbopift bis Kürbisgröße — in Menge jammeln, 
&r wird reif oder noch weiß an einem trodenen Ort 
unter Dach gebracht und ſchrumpft zur ſchwamm⸗ 


Stülpkörben nimmt man dieſe Abends vom Stande, 
hebt fie auf einer Seite ‚etwa bis 4 oder 5 cm hoch 
in die Höhe, legt ein Stüd Holz unter, bringt den 
rauchenden und brennenden Bovift auf das Brett 
am Rande des Stülpers unter feinem Drahtaitter, 
damit nicht Bienen auf den brennenden Bopift fallen, 
legt ıajch ein Tuch um den Korb zur Verhinderung 
der Entweihung von Raud und bewirkt jo im 
1 Minute die volle Betäubung. Der Bopift muß 
vor demAnbrennen volllommen troden gedörrt werden. 

Brandkaffen, j. Verſicherung. 

Brandicdaden, i. Unfall. 

Brandenburg, ij. Preußen. 

Branntmwei euerung. A. Die Reformbe- 
'ftrebungen im Deutſchen Reid. Im Jahre 
1885 und im Jahre 1886 murden die an der 
| Brennerei, der Verarbeitung, an dem Handel und 
dem Berfauf von Branntwein betheiligten Geichäfts- 
| freie im hohem Grade durch die Berathungen über 
eine anderweitige Art der Beftenerung in Spannung 
erhalten. Die Reichsregierung hatte einen Geſetz⸗ 
Entwurf über ein einzuführendes Monopol ein- 
gebracht und diefem lagen die darüber von dem franz 
‚ zöfiichen Prof. Alglave veröffentlichten Gedanten 
| zu Grumde. 8 jollte die Steuerreform, für welche 
‚ diefer eine Einnahme bis zu 800 Mill. Mark in Aus- 
ſicht geftellt hatte, mit der Rüdficht auf die ergiebige 
leg des Branntweins für die Staatsfinanzen, 
‚ mit dicht auf die durch das anhaltende Sinten 
der Breife des Spiritus im Welthandel — von 
55 Mark und darüber bis herunter zu 30 Mark für 
den hl — und mit Rüdficht aufdie Hebung der Mo— 
ralität durd Gegenwirkung gegen den äßigen 
Genuß (Alkoholismus, Branntweinpeſt) bewirkt wer: 
den. Dieie Aufgaben gedadhte man dadurd zu 
Wien, daß der Staat der ia: Käufer des 
Rohbranntweins würde und diejen allein zu reftifi- 
äiren, zu —— Trintbrauntwein herzuſtellen, im 
| Im: und Ausland zu verkaufen umd hier auch an— 
| zutaufen berechtigt wäre. Durd eine bedeutende 
Preiserhöhung, 4 bis 5 ſach und mit den den Ge— 
meinden zu geftattenden Zuichlägen von 50 /, jelbit 
6 bis 7,5 fach gegen die bisherigen Preije, hoffte man 
dem Uebermaß im Genuß wirkſam begegnen zu 
tönen. Man veranichlagte die Abnahme im Ver— 
brauh — bis jetzt im Norden 8, im Gübden 3 1 
pro Kopf der Bevölterung — auf etwa 20%, umd 











232 Branntweinbeftenerung. 


rechnete trotzdem für die Neichskaffe auf eine Rein | Der Reichstag ging ſpät im Jahre — Juni — 
einnahme von 300 bis 323 Mill. Mark gegenüber | auseinander, ohme etwas im der Reform fertig ge- 
etiva 51 Mill. Mark bis ſetzt oder 1,45 Mark Be- | bracht zu haben: die Anficht Derer, welche geltend 
faftung pro Kopf. Der Rohbranntwein follte den | machten, daß bei den verfhiedenartigen Intereſſen 
Erzeugern zu einem fiir längere Zeit im Voraus be» | die Sache überhaupt noch nicht jpruchreif jei, 
immten Sate — 30 bis 40, durchſchnittlich alſo hatte ichliehlih den Ausichlag gegeben. Daß 
Markt für den hl — abgefauft werden. Ein der Braunntwein weit höher beiteuert werden kann 
Hauptgewicht wurde mit daranf gelegt, daß mit | und muß, wenn nicht auf anderem, weit empfind- 
Reform mur noch volllommen geiunde Branntweine |Ticherem, Wege die dem Reiche notwendigen Mittel 
den Bolfe geboten würden und daß dadurd allein | und die Erleichterung der Budgets der Einzelitaaten, 
die Einheitlichleit bezüglich der Beiteuerung im | welche nad) Mafgabe der Matrikularbeiträge in den 
ganzen Reiche erzielt werden fönnte, während bis jetzt | Reinertrag des Monopols fich theilen jollten, erzielt 
bier verſchiedene Gebiete dafür vorhanden find — | werden muß, kann nicht in Abrede geftellt werden. 
die Norddeutiche Steuner-Gemeinichaft, ein= | Stimmen gegen die Erhöhung der Branntwein: 
ichliehlich der Neichslande (N.D.: St.-G.), Baden, | fteuer find kaum geltend gemacht worden; der Streit 
Bayern und Württemberg, oder wenn man will, da |drehte fih nur um das Wie umd wurde deßhalb 
Württemberg jeit 1884 den baperiichen Geſetzen ſich ein erbitterter, weil alle Intereſſenten-Gruppen die 
angeichlofien hat, mindeftens noch drei verjchiedene | Hauptlaft von fi) abmwälzen möchten, umd die poli- 
Beſteuerungsgebiete. tiſchen Parteien mit der Reichsregierung in Konflikt 

Daß der Reformplanı auf heftigen Widerftand ftoßen | famen. 
würde, war vorauszuſehen, daß unter den Lande Zur Zeit fteht demnach die Angelegenheit io, daß 
wirthen diejerhalb eine Spaltung fommen würde, | bei einer jpäteren oder ſchon bei der nächſten Sitzung 
nl die Rektifilatoren, die Kabrilanten, die | des Reichsſtags darüber nochmals entichieden werden 
Großhändler, die Deftillatenre, die Schankwirthe, muß und deßhalb ift e8 nothwendig, daß jeder Land— 
die Korn-, Obſt- u. ſ. w. Brenner (Nordhaufen in | wirth fi volllommen mit Allem, was zur Stellung- 
erfter Linie), die gefammten Vertreter des Handels- | nahme im Kampfe erforderlich ift, vertraut macht 
ftandes, die grumdiätslichen Gegner aller Monopole, | und durch eigenes Studium das Urtheil fich bilder. 
eine große Anzahl der Politiker, aljo auch der poli- | Im Nacfolgenden joll deßhalb das ganze dazu 
tiihen Parteien, und Diejenigen, welche hauptſächlich erforderliche Material zufammengeftellt und möglichft 
den Branntwein als unentbehrliches Bedürfniß be= | vieljeitig beleuchtet werden; die Parteinahme nad) 
trachten, dieje alle eröffneten fofort eine Auferft lebe der einen oder anderen Richtung muß dem Einzel— 
baft betriebene Agitation. Troß der überaus warmen | nen überlaffen bleiben. Vgl. die früher in Band II 
Theilnahme und energiichen Bertheidigung des Ent= | gegebenen Mittheilungen. 
wurfs durch den Reichskanzler ſelbſt konnte ſchliez⸗ B. Die Stellung der Laudwirthe zur Be— 
lich die Zuftimmung des Neichstags nicht erlangt | jteuerung. Die Schwierigfeit einer glücklichen 
werden. Löſung der Br.- St.-Neform im Deutihen Reich 

Der Kampf für umd wider hatte zulett fat mur | wird meientlih mit dadurd erhöht, daß die Ber: 
noch die Natur eines Kampfes für und wider | treter des Gewerbes, welches durch eine ſolche Steuer 
die Landwirthſchaft angenommen und zwar in |faft am meiften betrofjen wird, unter fich jelbft in 
der Art, daß die Intereſſen des Neiches umd die vier Gruppen mit ſehr verichiedenartigen Intereffen 
Anderer nur noch wenig berüchſichtigt wurden. Daß | zerfallen, und daß dieje Interefien jo icharie Gegen- 
die ganze Frage für die Yandwirtbichaft im Allges | fätze bilden, da nur die Art der Belämpfung der 
meinen nur einen zweifelhaften Werth hat und eigent= | agrarifchen Beitrebungen im Reichstag, in der Preije 
lich nur für die Bewirthichafter von Gütern im und im öffentliben Berjammlungen die Landwirthe 
Nordoften und für die Beſitzer Heiner Güter mit | in Oft und Weit, Nord und Süd zu gemeiniamem 
Obſt⸗, Wein- u. f. w, Brennereien im Südweften eime | Vorgehen veranlagt und die große Zahl Derer, melde 
wirkliche Febensfrage ift, wurde dabei ganz überſehen. gar nicht an der Steuerfrage betbeiligt ift oder den 
Die Parteien hatten ſich im der Erbitterung des | Standpunkt der Brennereibejiger oder den der Reichs: 
Kampfes beiderjeitß zu weit binreiken ig und die | regierung nicht billigt, fich paifiv verhalten bat oder 
eigentlichen Zwecke der Borlage nicht mehr genügend | doch wenigſtens nicht als Gegner aufgetreten ift. 
berüdfichtigt. | Die vier Gruppen jind die folgenden: 

Nach der Ablehnung des Monopol-Entwurfs bradte ' 1) Die Brennereibejißer auf Gütern mit 
die Reichöregierung einen neuen Entwurf im Sinne leichtem Boden, auf welchem die Kartoffel die fait 
einer Berbraucdsftener im Verbindung mit den | alleinige Had- und Handelspflanze iſt und ſehr ftärfe- 
beftehenden Steuern ein; auch diefer wurde mach | mehlreich gezogen wird; die Vertreter dieier Gruppe 
längeren Kommiffionsberatbungen abgelehnt und eben⸗ gehören faft ganz dem Nordoſten an und umter 
fo ein von dem intereifirten Landwirthen eingebrachter ihnen führen diejenigen das Wort, welden man den 
Gegenentwwurf mit der Grundlage der Bildung einer Namen Agrarier (j. Agrarpartei) gegeben bat: fie 
Branntweinbrenners&enoijenichaft, wel find die rührigften in der Agitation und wußten 
cher der An- und Berfauf des Nohbranntweins über: dieie auch außerhalb der Heimath anzuregen umd 
tragen werden jollte, während die Berbrauchsſteuer dauernd zu unterhalten: man kann fie als die Bars 
von den Käufern bei Abnahme aus den Yagerhäuiern tei Derjenigen betrachten, welche dıe Yage der Yand- 
der Genofienichaft zu entrichten gemweien wäre. wirthſchaft nur mit den düjterjten Farben zu malen 
















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unernũdlich in dem Verlangen, daß | die Kartoffelbrenner im Nachtheil die der erſten 

ſoll, find, diejenigen, welche deß⸗ Gruppe, weil fie nicht die gleiche Dienge Stärkeniehl 

nk mit dem poltitfchen Par⸗ | von der Fläche gewinnen fonnen umd bei Berwen- 
müllen und vielfach diefe provozirt dung weniger ſtärtemehlhaltiger Kartoffeln den Maiich- 
| raum micht gleich gut auszunutzen vermögen. Daß 
der Kartoffelbranntweinbrenner hat inder Maifch- | die Ausfiht auf eine andere Vefteuerungsart bes 
Me oder Maiihbutten- Steuer die für ihm ſonders bier gut aufgenommen worden ift, kann 
ad Form der Veftenerung gefunden, ift felbft- nicht befremden. Die Zahl der Vertreter dieſer 
wuͤa — dafitr eingetreten und wird daran | Gruppe fann nicht feftgeftellt werden. 


— 


immer möglich it, Iten. Dem! _3) Die Gruppe für Berarbeitung von 
m anderer "order gli —— der Obſt, Obft- und Weintreftern. dgl. Stoffen 
ftenfteuer in Korm der Kabrifatfteuer Pas auf meiftens Fleinen Gütern; diefe Gruppe 
Brennereibefiger als im landw. Kongreh; davon | {ft die am ſtärkſten vertretene, in der N. D.- St. 
fede war, micht direkt wideriprechen wollen, fie ©. mit 23,812, in den Reichslanden allein mit 
Jäber für ſich die Beibehaltung der Maifchraum- | 21,663 Brennereien im Betrieb; auf Ba 

„ alio die fatultative umd nicht die obli- | Bayern, Württemberg fonımt eine noch größere Zahl, 
üfche Fabritatfteuer gewünicht, d. h. dieie jo, 10 daß Diefe Gruppe im Ganzen über 60 
8 jedem Brenner freiftehen jollte, ob er nad) der Aller Brennereien darftellt, im Verhältniß zum Geld- 
tifat- oder nach der Maiichraumfteuer befteuert | Werth der — Erzeugung aber nach dem Ent- 
mi — ——— nur —* Sg faft 152 Mill. 
; - Wr | . Die bierher gehörenden Brennereien, bon 
z BR Die gg Fe Ar giare welchen in Preußen nur 1361 gezählt werden, unters 
Da AR EsgabinderN.D.-t.-6 liegen der Material: Rohmateriale, Brenns 
“ ne J Württemberg, im! material-)Steuer, in Baden dem Kefjelgeld 

























oder Blajenzins. Der Gedanfe an das Monopol 
m davon deir etwas | Mar hier mit großer Beſorgniß auf enommen wor⸗ 
A Brennercien im über | den und dieſe legte ſich erft zum I etwas, als 


Vrenßen der Entwurf befannt und daraus erſehen wurde, 
30,410 7341 24 9%, |daf den Anterejien diefer Brenner vielfach Rechnung 
geravh. mehlh. Stoffe 7205 5963 82 „ |getungen worden war. Boll befriedigen tonnte er 
Mb.d.Kartofj.allein 4259 3183 75 „ |aber nicht umd befonders Diejenigen, delche Cognat 
BSirennereien 6,495 6095 28 „ als Nebenerzeugung gewinnen, baben fich lebhaft 
für mehlige Stofje 1710 1061 62 „dagegen gemehrt. Cine der wichtigften ragen für 
fartoffeln allein 1113 531 47,7, dieſe Brenner bildete der im Intereffe der Kontrole 
reien mit Verarbeitung meblbaltiger Stoffe, nothwendige Umbau der meiftens jehr unvolllommenen 
te 15,000 Markt jährlih an Maiichraums , Einrichtungen, für welche nur ein Beitrag m 
‚entrichten, gab es im ganzen Gebiet 1406,in | Ausficht geftellt war, umd die Kontrole überha 
m 1324, d. i. über 94%, von diefen; die 7 mit deren Strenge der fliddeutiche Landmann 
izen — — allein - 66 der | nicht befreunden kann. 
Hraumfteuer und trotzdem bier die Zahl] 4) Die vierte Gruppe endlich bilden diejenigen 
mennereien dom Jahre 1845 bis zum Jahre | Landwirihe, welde keine Dar beftken 
um 1427 abgenonmen bat, ift der Stener- | umd überhaupt fein Intereiie an der Brannt- 
gt zen auf 44,504 Mill. Mark geftiegen; | weinfteuer außer etwa dem des Berzehres haben; 
at fich Zahl der Bremmereien mit über | dieje ift die zahlreichite, twelche prozentiid) alle anderen 
Mark Jahresfieuer von 115 auf 1209 ver- | Gruppen zufanumen um das faft 50 fadhe übertiegt. 
fe be jegt auf das ganze übrige Preußen Kür das Meich nimmt man über 5 Mill. landıv. 
oc) 115 Brenmereien diejes Umfangs formen, | etriebe an und über 37,25 Mill. ha landiv. Fläche 
Die Gruppe mit®ütern für Rübenbau für diefe. Am Jahre 1875 gab es nod im Gane 
mit überhaupt thbonigerem Boden. Die zen 73,998 Brennereien im Betrieb und davon 
Mer diejer Gruppe find die Befürworter der | bene 19000 größere) über den Umfang der 
Matfteuer umd bejonders dann, wenn ſie Meinen VBrenmereien für Obft u. ſ. w. Rechnet man 
M Zuderfabriten haben oder für ſolche die | von diejer Zahl dann die Brenmereien nicht landw 
hieferm. Es entipricht hier dem Intereffe, fo | Art ab, fo bleiben kaum 17,000 für die Landiwirthe 
u Norden Frankreichs im Zuderfabritgebiet ge- ſchaft ns 
J Rüben zu Branntwein, Seit 1875 bat die Zahl der Brennereien ftetig 
eren zu verarbeiten zu lönnen, ein | abgenommen und die der Tandiirthichaftlichen im 
baites welches mit der Maifch- | größerem Verhältniß. Im der Br.-St.-&. gab es 
er wicht it. Es find aber auch bier | in den Jahren 





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men 36,194 Brennereien in Betrieb umd davon etwas über 32,000 auf dem Lande 
32,518 3 ” 02 „ " faum 29,000 „ ” ” 
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234 Branntweinbefteuerung. 





Rechnet man dazu die Brenmereien in Baden, ken; daß dieje Beſteuerungsform, wenn durchführ— 
Bayern und Württemberg, dann erhält man etwa | bar, die rationelljte ift, unterliegt feinem Zweiſel 
die Ziffern 70,000, ſo daß einſchließlich der zahl- würde ſie eingeführt werden können, dann wäre da— 
reichen Brennereien in Baden und in den Reichs- | mit aber ſicher der Anfang vom Ende der Brennerei 
landen eine Brennerei auf faum 70 landw. Betriebe | auf dem Lande, fo weit es fich nicht um vollen 
und auf etwa 550 ha landw. Fläche kommt. Red: Grofbetrieb handelt — auf Herrichaftstompleren oder 
net man aber die Meinen Brennereien, welche immer genofienfchaftlih — gegeben. In den Städten und 
eine Ausnahmeftellung einnehmen müfjen, ab, danı Induftriebezirten kämpft man nicht umſonſt für die 
bleibt faum eine Brennerei für 400 Betriebe und Fabrikatſteuer; fie kann nie zu anderem Ergebniß, 
für über 1500 ba landw. Fläche. tote zu dem des alleinherrichenden Grofbetriebs führen 

Die Zahl der Brenmereien ift ferner felbft in den und zur Verwendung von Materialien, am melden 
Gegenden, in welden der Branntweinbetrieb noch die Landwirthſchaft wenig mehr betheiligt ift. — Die 
als eine Nothwendigkeit für Viele betrachtet werden | Reichsregierung hat fich bis jetzt ſtets auf Grund 
tann, eine nur Meine. Die Provinz Brandenburg, | der in anderen Ländern damit gemachten Erfahrungen 
in welcher die Brennerei eine bejondere Korn der | gegen dieje Beiteuerungsform erflärt, meil es noch 
Koppelwirthſchaft hervorgerufen hat, die märkifche nicht gelungen ift, einen genügend ficheren Kontrol— 
enannt (j. d.), meil bier der leichte Boden vor⸗ | apparat herzuitellen. Die ftörenden Einmirkungen 

rricht, hatte im Jahre 1875 nur noch 926 Brenz | eleftriicher Einflüffe icheinen nicht bejeitigt werden 
nereien und über 2,3 Mill. landw. Kläde: das zu können. In den Staaten, in welchen dieje Steuer 
—* Schleſien hatte im Jahre 1886 85 nur | eingeführt ift, wird noch jehr verichieden darüber ge— 
789 landw. Brennereien im Betrieb gehabt umd | urtheilt, günftig umd nicht. Mit der Zeit wird jie 
etwa 2,5 Mill. landw. Fläche, das Königreich Sachen | freilich dorausfichtlih die allein herrichende werden. 
in Ganzen 603 Brennereien im Betrieb auf dem) C. Die Befteuerungsarten, Ergänzend zu 
Lande, In Braunichweig gab es 1875 über 5000 | dem, was darüber in Band II, S. 609 fi. mitge— 
landiv. Betriebe auf eine Brennerei im XThätigkeit | tbeilt worden war, ift zur bejieren Beurtheilung die 
und in Bayern auf etwa 200 Güter oder Land- | Ueberfiht über die jett beitehende Branntweinbe— 
wirthe. Nimmt man jelbft das Yand mit der größten | fteuerung zu geben. 

Zahl der Brennereien, das Grofberzogthum Baden, | 1) Das Deutiche Reich hat: a) im @ebicte 
zum Maßſtab, fo erhält man ichon für 1875 auf der N. D.-St.G. die Maiichraums- oder Bottich— 
217,746 land. Betriebe nur 28,427 Brennereien ftewer für —— Stoffe (mit abgeſtuften Sägen 
und feitdem ft deren Zahl bedeutend zurüdgegangen | vom Minimum des Maiichbuttenraums zu 345 lanl, 
und die der Betriebe vermehrt worden. Vergünftigungen für Meine Betriebe, als Steuer— 

Es gehört demnach mindeftens zu den UWebertreis | ja 16 Mark für 100 1 reinen Alkohol, Rüdver: 
bungen, vor welchen im Interejje der Landwirthſchaft gütung bei der Ausfuhr im gleicher Höhe (16,01 
felbft gewarnt werden muß, wenn man die Brenmerei | und für Lilöre u. j.mw.4,37 Mark), Uebergangs- 
als eine Febensfrage, von welcher das ganze Wohl |abgaben (j. Bd. IT), Zoll bei der Einfuhr umd 
und Wehe der Landwirthichaft abbängt, darftellt, und | Materialfteuer für micht mehlige Stofie. Die 
ebenfalls eine solche ift e8, wenn behauptet wird, | Süße find jetzt für die Fe Pan 0,25 Marl 
dak eine Erhöhung der Steuerjäte den Ruin der | fiir 22,9 1 Maiichraum und bis 10291, 0,30 Mar 
Brennereien und mit diefem den der Landwirthſchaft desgleichen im Allgemeinen und 0,30 Mart desgleicen 
zur Folge haben müſſe. für Vrennereien mit über die Zeit vom 1. Nov. 

Jeder, welcher das Gedeihen der Landwirthſchaft bis 16. Mai gehendem Betrieb. Im Betriebsjahre 
aufrichtig winicht, muß auch wünſchen, daß die | 1884/85 wurden 3. B. im Königreich Sachſen 3205 h] 
jenigen Landwirthe, welche der Brennerei noch be- | Bierabfall, Wein» und Apfeltrefter, Weinheie und 
dürfen, den Betrieb mit Erfolg führen lönnen, und | Steinobft verarbeitet und brachten 2003,90 Matt 
dehhalb kann es nicht befremden, daß das Monopol | Steuer. Aus 2,374,755 hl Kartoffeln, Getreide, 
und die Berbrauchsftener mit der Ausficht auf Er: | Zuderrüben und Melaſſe, jomie noch 318,000 kg nadı 
mäßigung der jeigen Steuer bei vielen Landwirthen dem Gewicht ermittelten Kartoffeln wurden mit zu⸗ 
und auch bei foldhen, welche nicht direkt betheiligt ſammen 266,966,583 hl Maifchraum 3,412,461,9 
eg: im Interefje der Kollegen Anklang gefunden | Mark Steuern erhoben; 

at; die Zahl Derer, welche aber dazu nicht Ja jagen | b) in Bayern umd zum Theil auch jeit 1885 
fonnten, ift auch nicht gering und die Zahl Solcher, | in Württemberg die Rohſtoff- oder Material— 
welche meinen, die Brennerei habe ihre Bedeutung | fteuer, die Maiſchbuttenſt euer und die Habrı: 
für die Pandmwirthichaft überhaupt ichon verloren und | katſteuer bei ftaatlich genehmigten Kontrolapparaten; 
deren Eingehen auf dem Lande jei für die Mehrzahl! ce) ım Großherzogthbum Baden die Keſſel— 
fein Schade, ift nicht mehr gering zu nennen. Eine | fteuer oder die pauſchalierte Blaienjtener; 
genaue Berechnung darüber, melden Schaden dad 2) Defterreih- Ungarn: a) für Grofibetriebe 

ufhören einer Prennerei bringen könnte, hat noch | mit meblbaltigen Stoffen die Material: Ertrag®: 
Niemand gebracht. Es giebt aber fchon viele Yand» | mit der Maiſchbuttenſteuer, j 
wirthe, welche jetst feine mehr führen und ſich nit) b) für Kleinbetriebe gleicher Urt die Blaſen— 
ichlechter wie vordem dabei befinden. Befremden ſteuer mit MaterialeErtragsiteuer, 
aber muß es, wenn Landwirthe für die Fabrilat- c) die direkte Fabrikatſteuer, fakultativ be 
ſteuer fi) erflären und für deren Einführung wir: | felbftzäblenden Mekapparaten anertannter Art, jet 


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Branntweinbejteuerung. 


- 


1884, und mit der Wirkung 

jaleih mit fteigender —* der Erzeugung | 
und der Ausfuhr, begünjtigt durch hohe Ausfuhr: 
dergũtung, jetst ſchon "/,, des Erzeugnijjes und bie 
X Mil. hl Branntwein Ausfuhr; 

3) Frankreich hat: Dftroi, Lizenz vom | 
Klemverlauf, von den Brennern, von den Reltifika— 
vren und eine Berbrauchs-Konſum-Steuer 
von gebrannten geiftigen Flüſſigleiten und Lilör- 
meinen bei Austritt aus der Niederlage des Erzeu 
mies nach Menge und Alloholgalt (Fabritatftener); 

4) Großbritannien und Irland bat eine 
Zürzefteuer mit ftrengfter Kontrole, berechnet 
roch dem Zucdergehalt aus dem Gewichtsverluft nad) 
kr Gährung, das Berbot für Meine Brennereien 
überhaupt und die Berpflihtung der Beſchaffung 
mer Wohnung für Beamte für Brennereien in Ent- 
ecnungen von über 1'/, Meile von der Stadt, be;. | 
dem Steuerort; 

5) Italien hat Maiſchraumſteuer (10 1= | 
0,94 Pig), neuerdings bedeutende Erhöhung; | 

6) Danemart Bat Maiſchraumſteuer mit‘ 
um 30%, höherem Sat wie im Deutjchen Reid). 


| 
| 


= 


T) Rußland hat indirelte Fabrikatſteuer i 


kit Abichaffung des Monopold, Konzentration der 
Trennererei in großen Betrieben, Material-Er=| 
tragsſteuer, berechnet aus der Menge des vers 
wendeten Material nach geſetzlich firirten Sätzen, 
bie Ausfuhrvergütung (20-30 Mart für 
100] reinen Altohol a) und fteigende Ausfuhr 
feitdem, 1873 nur 17,048 Mill. 1, 1885 aber 45,251 
RL. | und im 1. Halbjahr 1886 fogar 48,157 Mil. ), 
während das Deutiche Reich von über 100 Mitt.1 
im Jahre 1885 auf 89,577 und im 1. Halbjahr 
1886 fogar auf 36,61 Mill. 1 heruntergefommen ift. | 

8) Belgien hat Maijhbutten- und Ma: | 
terialfteuer; | 

9 Holland hat Material» Ertragsfteuer; 

10) Schweden (Normegen) hat die reine 
Fabrilatfteuer mit amtlichem Verſchluß und Ber: | 
det der Brennerei in Betrieben unter 300 Kannen 
8er 2801 Erzeugung. Im Norwegen giebt es noch | 
* Monopol der Genoſſenſchaften für Verbrauchs— 

er | 


11) Die. St. von Nordamerika haben Kon: 
ſum-Produkten-Fabrikatſteuer. 
Die tigenthümliche Form, in welcher in Norwegen 
de tommunale Berbrauchsabgabe neben der jtaat- 
Befteuerung eingeführt worden ift, wurde 
darh das ftarfe Ueberhandnehmen der Trunlſucht 
beorgerufen. Es find beſondere Genofienichaften, 
dranntweinverbände (Samlag, Bolag) mit, 
dem fajt alleinigen Recht des Ausichants umd der 
ichtung, nur reine, unverfälichte Waare zu vers | 
enten und Zruntene nicht zu dulden, gegründet 
Borden. In der Hauptitadt gab es früher 72 Schant- | 
hätten, jeht hat die Genoſſenſchaft nur mod; 17, theils 
mt Reftauration, theils mit Garfüchen verbundene 
ätten gegen eine Abgabe von je 2300 Kro- 
nem oder 2587,5 Mark und den Ausſchank in 4 Gar: 
chen und 3 mit ſolchen verbundenen Gaſthöfen, zu⸗ 
fnumen 24 Stellen, alle mit der gleichen Abgabe, 
melde ebenfalls zu entrichten haben 35 vom Magıftrat 











teigender Anwendung , 


235 


mit dem Flaichenverfauf beauftragte Kaufleute, das 
Theater, mit Ausichant nur an den Spielabenden, 
und 4 Bereine, welde nur an Mitglieder ausjchenten 
dürfen; die Gefammteinnahme der Stadt ift 229,936 
Marl. Die Genojjenfchaften beftehen jetzt faft in 
jeder Etadt und haben zufammen im Jahre 1883 
(44 an der Zahl) einen Umſatz von 2,167,193 hl 
und einen Neinertrag von 758,689 Markt gehabi; 
von diefem müfjen nad) Abzug von 5%, für Ber 
zinfung theilweiſe gemeinnüßige Zwede unterſtützt 
werden. Die Gejammteinnahme war etwas über 
2 Mill. Markt (1,9 Mill. Kr.), Die Statuten der 
Genoffenfchaft werden vom- König genehmigt, fie 
haben ein Direktorium von 3 und einen Auffichts- 
rath von 24 Perjonen, die Wahl des eriteren erfolgt 
emeinfchaftlih mit dem Magiſtrat. Die Scant- 
ellen müſſen auch bezüglich der Neinhaltung des 
Geträntes fleißig kontrolirt werden. 

D. Steuerjäße. Nach den im Bd. I für 1887 
gegebenen Mittheilungen haıte fich für 1 hl Branntwein 
im Deutichen Reich bei 500%, Tr. die Steuer zu 

13,10 Markt für die N. D,.-&t.:®. berechnet, 

o 


„Tr 


M. 
in Bahern bei 50 die Steuerz. 4,30 
„ Württeniberg 152770 
„Baden Be | TREE, 
» Dänemark En 127700 
„. Holland a 80,00 
„ Italien a 15,00 

i d. V. St.v.Nord:Amerita „ 50 „ u. 4,00 

u. j. mw. 

1880 ff. redjnete man für 1 hl bei 100%, Zr. 
in Grofbritannien394 Mark 
„ 8. Staaten 199 „ 
‚„ Niederlanden 194 _,, 
„ Rußland 182 „ 
„Frankreich 125 
„ Schweden 6 „ 
‚„ Belgien 5 
„ Rumänien 34 „ 
„ Italien 24 „ 
„ Norddeutichland 26 „ 
Bayern 26 „ 
„Oeſterreich 2 „ 
„ Dänemart 22... 
„ Baden 14 „ 
„ Württemberg 4 „ 


Nach den Mittheilungen der Reichsregierung in den 
Motiven zum Entwurf find jet zu rechnen: 


im Ganzen 
auf den Kopf der Bevöllerung M. Steuer min M. 
im Deutichen Reich 1,45 69,60 
in Belgien 3,92 21,6 
„Frankreich 5,38 190,0 
„ England 8,20 300, 
„ Rukland 9,60 320,0 
in d. ®. St. v. Nordamerita 6,37 305,82 


Der Ertrag des Monopold wurde zu 300 bis 323 
Mill. Mark veranichlagt. 

E. Preiſe. Bezüglih des Trintbrannt- 
weins war, um den Beweis dafür zu liefern, daß 
die vorgeihlagene Erhöhung feine unberechtigte 
jei, die folgende Berechnung gegeben worden: 


1 1 Altohot toftet zur Herftellung 30 Pfg. und giebt | 
31 Trinfbranntwein ; h 

11 Trinkbranntwein koftet aljo 10 Pig. und giebt | 
bei gewöhnlichem Ausſchank rund 33 Gläschen; 

1 Gläschen wird von den Schanfwirthen an ge- 
wöhnliche Leute zu 5 Pig. verſchenkt, 33 gu 
1,65 Marl, an Honorationen zu 10 Pfg., 33 

u 3,30 Mart; 

100 Gtäschen gleich 11 Alkohol koften 30 Pfg. und 
bringen 5 bis 10 Marf. 

Der Trinkbranntwein follte nach dem Monopol- 
Entwurf 83 Pig. koften, 

der Dualitätsbranntwein aus Getreide nad dem«- 
jelben 120 Pfg. 

es loſtet jetst durchſchnittlich der Trinkbranntwein 

in Preußen 91 Pig. und zwar in Oſtpreußen und 

Bojen 40, in Brandenburg 42, in Pommern 45, in 

Weſtpreußen 54, in Schlejien 60, in der Provinz | 

Sachſen 83, in Heſſen-Naſſau 126, in Hannover | 

130, in den Rheinlanden 130, in Weftfalen 146, 

in Schleswig-Holftein 197 Pig., oder es foftet glass 

weiſe 1 1 reiner Altoholin Preußen durdichnittlich 

2,45 Marl, im jonftigen Kleinverlehr 1,32 Marf, nad) 

| 


dem Vorſchlag der Regierung inskünftige 2 bie 3 | 78% 


Markt, aljo durdichnittlich 2,50 Mark; es würde 
fih jomit 11 gewöhnlicher Trinfbranntwein 
zu 331, 0, Alkohol mit 83',, Pig. 
berechnen. Da aber nad dem Entwurf den Ge- 
meinden noch ein Zuſchlag von 50 %, geftattet 
werden jollte, jo könnten dieſe Preije ohne den Zu— 
ichlag für Geichäftsipeien auf 1,24 und auf 1,50| 
art ſich ftellen, Sätze, welche immer noch nicht 
die Klagen über ungebührlihe Vertheuerung recht» 
—— Die im Reichstag gemachte Bemerkung, 
nur die Schankwirthe den Gewinn bezögen und 
daß dieje bisher 2000 bis 3000 ",, Gewinn ge» 
macht hätten, gehören aber cbenfalld zu den Ueber: | 
treibungen. In Berlin jollen die Unfoften einer | 
Schantftelle durhichnittlich 1000 Mart betragen. | 
Aus den für die norwegischen Verbände — 
Mitteilungen ergiebt —39 daß mit Zahlung der 
Staats · und der kommunalen Beſteuerung pro Ums | 
ſatz ein Reingewinn von 3,5 Pig. gemacht worden | 
ma 





ee WER 
- 


Branntweinbefteuerung. 


Mark berechnet, den Berbrauh zu 2,55 Mil. hl 
reinen Altobol; e8 würde für den Spiritus damit 
ein Preis von nicht ganz 50 Mark ſich berechnen, 
für den Erzeuger aber davon noch der Betrag aller 
Untoften für Transport, en u. f. w. abgehen. 
Für Spiritus wurden beim Monopol-Entwurf 
die Durchfchnittspreife der lebten 10 Jahre mit 
46 bis 56 Mark, abzüglich der Steuern alio 30 bis 
40 Mark zu Grunde gelegt, da dieſe aber die nied— 
rigften Preife zeigten — 1881 Minimalpreis — jo 
wurde von den Landwirthen der Durchichnitt der 
legten 25 Jahre mit 55, abzüglich Steuer 39 Mart 
al8 Grundlage verlangt; der Durchichnitt der letzten 
5 Jahre war nur 50, bez. 35 Mark; im Februar 
1886 A Spiritus felbft nur 36, bez. 20 Mart. 
1883/84 wurden notirt: 


"art Mart 

1000 kg Kartoffeln mit 46,27, 1884,85 mit 36,35 
vn Roggen  ,„, 149,08, „ 142,90 
vn Mais „ 145,21, „ 143,66 
10,0001 Proz. Spir. 
von Kartoffeln qut, 
roh zu mindeitens 


0 „ 51,28, [0 2 44,83 
Die Preiie für Roggen waren 1884/85 am 
ringjten in Bremen zu 131,39, am höchiten in Lin— 
dau mit 178,84 Mart, für Mais am geringiten im 
Hamburg zu 118,22 Mart. 

F. In Bezug auf die Lage war mitgetheilt wor— 
den (Mitth. d. fg. Statift. Bureaus, Nov. 1885 und 
gültig für 1884/85), daß die Ernte von 1884 eine 
ſehr günftige war umd im Folge deijen die Preije 
für Kartoffeln, Getreide umd Spiritus, auch vermöge 
der ſtarken Einfuhren, bedeutend zurüdgegangen, die 
Mengen des Erzeugnifſes aber vermehrt worden 
waren. Obſchon in anderen Gegenden die Ernte min— 
der günſtig ausfiel, waren dach allenthalben die 
Kartoffeln leicht und billig zu haben und Anfangs 
noch große Vorräthe vorhanden, aud) war die Futter— 
ernte jonft qut und für den Getreidebrauutwein 
brachte die große Noggen-Einfuhr aus Rußland und 
Amerika gute Ausfichten; Preßbefe fand guten Abſatz 

Fr die Verwendung von Mais und Dari 
wurde eine Abnahme beobachtet, weil es viel jonftiges 
Getreide und genug Kartoffeln gab. Die Verſuche 


= 





T. 
Die Zahl der Schank- und Gaftwirthe | mit Verwendung von Reismebl, Yupinen und 
mit Landwirtbichaft als Haupt oder Nebenberuf Buchmeizen waren nicht günftig; Melaffe und 
im Deutſchen Reich wird zu 157,000 angegeben und | Zuderrüben wurden in großer Menge en der 
bon diefen jollen 116,000 mit —— | niedrigen Preife des Zuders, meiftens im Verhält— 
auf über 1 ha, 59,000 mit folder auf bis 5 ha nik zu Kartoffeln von 100: 180 bis 200 kg, und 
30,000 mit jolcher auf bis 10 ha zu rechnen | mit guter Ausbeute und Beichaffenheit des Brannt- 
ar Als Zahl der Schanfwirthe mit Branntwein | weins verwendet, die Schlempen aber waren fchlccht. 
onft waren im Neichätag 300,000, in einem Be⸗ — In Belgien verarbeitet man mit gutem Erfolg 
richte der Chemnitzer Handelstammer 290,000 an |die Topinambur; man erntet vom ha 43,000 kg 
egeben worden; wie viele davon Reichthümer ges zum Preis von 29 Fr. für 1000 kg ohne Stiele, 
ee haben, wird nicht angegeben. zuſammen 1290 Fr. = 1032 Mark; vom Gehalt 
Aus Nordhaujen gab man die Zahl der Fabriken | mit 20%, Traubenzuder = 8—9"/, Altobol werz 
zu 72, die —— zu 50,500,000 1, den Werth | den nach neuerem Verfahren 16,5 %, Alkohol zu 50 ©/, 
zu 15 Mill, Marl an, es würde aljo 11 auf nicht | gewonnen. As Ausbeute unſerer Breu— 
ganz 30 Pig. fich ftellen. Prof. Alglave hatte | nereien werden 7,66, 8, 9 umd ſelten mehr Pro— 
als Steuerjag 8 Mark für 1 1 abjoluten Alkohol | zent (bi 11) vom 1 Maiſchraum angegeben. 
verlangt, alio 2,66 Mark für 1 1 Trinfbranntwein | In Bezug auf das Berjabren find allieitig 
und mit diefem Sat den Neinertrag don 800 Mid, | weientliche — zu verzeichnen, beſonders 





— — — —— — 


im Rüdficht aut die Technik und hinſichtlich der Ver— 
dekrung der Maifchen durch Zulüke von Mais, 
Getreide, Stäre und anderen jtärteanchlhaltigen 
Etoffen F Kartoffelu. 
Der Bedarf des Weltmarktes iſt im Reichs— 
ug 123 Mill. J angegeben worden, Oeſterreich 
> Ruhland Kiefern dazu ſchon über 50 Mill.; bei | 
ner dich die Preiserhöhung beiwirtten Vermin— 
des Berbrauchs um 20 %, würde das Reich | 
= 100 ımdb bis 120 Dil. | zur Ausfuhr erhalten, 
sem die bisherige Erzeugung die gleiche bliebe, alio | 
Bub wiverfäufliche Borräthe befommen, zumal auch 
Fellen meuerdings große Mengen billigen Mais: 
ats aus Aımerifa erhält und durch Zollerhöhung | 
& Einfuhr erichwert bat. 
6. Statiniiches über Erzeugung und Ein- 
und Ausfuhr. 
DeAustiıhr ergab im Jahre 1870 den Werth 
u 195 Mil. War, 1875 den Betrag von 


5,147,900 kg = 12,523,550 |, 1879/80 den Be | 
ie non 54,962,500 1, 1880 63,911,840 1, Mehrz 


anifahr 29,219 Mil. Dart, 18851 28,901 Mil. 
Birrt, 1883/84 (Erzeugung 350 Mill. I) 90,000,0001, 
1886 1. Halbjahr 36,610 Mitt. J. 
Bär die nächſten Iahre wird im der Monopol: 
mit den Erzeugniß von 420 Mill. | als 
gerechnet, mit der Einfuhr von 2,5 Wil. | 
se enichliehlich der Obſt⸗, Getreide: u. |. iv. Branut⸗ 
we mit 454,92 Mill, 1; zu gewerblichen, wiſſen— 
‚ u. ſ. w. Zweden und zur Ausfuhr wer 
5 187,5 Mill. 1 angenommen, es würden demmad) 
Fam Verbrauch als Getränt 267,42 Mill. 1 verbleiben, 
kan geht aber noch der Schwindungsverluſt ab, 


Brammtweinbeftenerung. 


237 


welcher zu 8 bis 10, im Durchſchnitt alio zu 99, 
angegeben wird ; bezöge fich das auf die ganze Menge, 
jo wären das jajt 40 Mill. 1. Der Entwurf be- 
rehnet 224 Mil.1 als Trinkbranntwein⸗Verbrauch, 
aber nur bezogen auf das Erzeuguiß don 420 Mill. 1 
Kartoffelbranntwein, jo dak mit 178,5 Mill. 1 und 
2,5 Mill. 1 Einfuhr, 422,5 Min. 1 zufammen, 17,5 
Mit. 1 ald Berluft verblieben und 224 + 4,534 
Mill. 1 Getreiwer, Obſt- u. ſ. m. Branntwein, zu⸗ 
jammen 228,534 Mill. 1 mit der Annahme von 
20%, BerbraudssBerminderung, wenn man bom 
den zulegt genannten Branntweinen dag Ganze für 
inländischen Verzehr annehmen darf. Bis jekt, d. h. 
bie 1886, wurde der Verbrauch (der leuten 5 Jahre 
zu 280 Mill. 1 angegeben, pro Kopf etwa faft 6 

(Kartoffelbr.), mit dem anderen Branntwein wäre der 
Verbrauch 228,534 1, pro Kopf für die jet anzır= 
nehmende Berölterung vom 48 bis 49 Mil. Eins 
wohnen durchidmittlich etwa 4,81. 

Der Steueriap war bis jcht pro Kopf mit 
1,45 Mark angegeben mworden; er foll nach der An— 
nahme der Regierung ins künftige 5,3 bis 8,7, durchs 
ſchnittlich alſo 7,25 Dark fein. 

Die Erzeugung war in Band II für die Jahre 
1874 und 1875 zu 4,757,329 hi und 4,606,159 hl 
angegeben worden, die Vorlage rechnet fr die Zu— 
funft nah den Ergebniffen der letzten Jahre mit 
4,260,000 hl reinem Alkohol, während jene Angaben 
auf Branntwein mit 50%, Tr. ſich beziehen. Die 
Erzeugung iſt darnach ſeitdem fajt um das Doppelte 
geiticgen. 

Es waren im Gebiet der ND.St. G. 


für 188584 32,518 Brennereien im Betrieb, jür 1884,85 zuſammen 30,409 Brennereien (Zahl über— 


#4 mar der Steuererttag 81,176,817 Matt, 
eßergüitungf. Ausfuhr sc. 14,484,011 
e8 bleiben rein 46,692,806 Dart, 


ge Uebergangsabgabe 244 „ 
und Zollertrag ® 2,101,529 


Gelanmmtertrag 48,796,819 Marl 





62,435,468 Maıt 
14,310,027 
48,125, 441 Mart 
132,212 
482441 
53,082,124 Mart. 


'baupt 40,211 u. 40,086) 


’ 


Für 1884/85 waren die Beträge der Maiſchraumſteuer 


von landw. Betrieben 
von anderen Brennereien 60,428,113 
der Materialiteuer 480,354 


1,524,129 Dart (in Preußen 


760,095 Mart) 
54,407 ‚048 
131,585 


2) 1— 1— 


7 ” 7) 


zuſammen 62,435,468 Dart (in Preußen 55,301,603 Matt), 
die Vergütungen bei der Ausiuhr 12,234,770 Marl, in Niederlagen 6749 Matt, 


in Preußen allein 10,924,158 
2,069,558 
1,529,285 „ 


für gewerbl. u. i. m. Zwecke 
in Preußen allein 


4 maren: ſomit von den geiammten Vergütungen 


rer 
[23 r 5528 [20 


[23 


reih Sachſen verarbeiteten 106 nicht en dal. 
360 Anz 


Be für Ausfuhr 85,4%), in Preußen allein 76,40 °/,; | Stoffe, Melaife nur 1, außerdem gab es 


Bummi man diefe Sage auch für die Piterzahl des | ftalten für Mektififation und Zrinfbranntwein umd 
m Ronopol-Entwurf berechneten Betrags von 178,5 |davon 134 in Apotheken. — Die Reichslande brach— 
FU | für Ausfuhr u. f. w., jo famen auf die|ten 165,667 Mart Zoll und 64,101 Mark Ueber- 
Ausfuhr allein 150,63 Mill. J und nah dem ak | gangsabgabe (befonders von Süden und von Purem- 
für Preußen 136,40 Mil. 1 in Betracht. burg), für micht mehlhaltige Stofie gab es 21,797 

Bon 7227 Vrennereien mit Berarbeitung mebliger | Brennereien und davon waren 21,663 im Betrieb; 
Stoffe kamen 1340 mit Preiheienfabrifation vor, | geffagt wurde über den Rückgang ın Folge der Ein- 
22 verarbeiteten bauptfählih Melajie und 44 Enz | fuhr billiger Branntweine aus dem Morden und 
Honmurzein (im Preußen 1285 mit Prefibeie und | über den zunehmenden Alloholismus, wofür aud) 
17 Hr Melafie); von 637 Brennereien im Königs ; die höheren Weinpreiie als Grund angegeben wurden. 


rn 25 





238 


H. Die Betriebsergebnifie. So lebhaft auch 
der Streit iiber die Steuererhöhung geführt wurde, 
fo find doch von Heiner Seite brauchbare Berech— 
nungen über die Brennerei veröffentlicht worden und 


Branntweinbejteuerung. 


IV. Die Ausnahmebeftimmungen, 8 28—31. 

V. Die Schutbeftimmungen, $ 32 —41. 

VI. Die Strafbeftimmungen, $ 42—81. 

VI. Die Einführungs: und Uebergangs - Be: 
8 


diejenigen, welche aufgeſtellt wurden, zeigen, in wie 
mangelhafter Weiſe gerechnet wird. 

Die „Deutſche Landw. Preſſe“ Nr. 54, 1885 
hatte eine ſolche Berechnung gebracht; ſie war für 
einen Betrieb mit 2500 1 Maiſchraum gegeben und 
mit der Verwendung von 45 Ztr. Kartoffeln und 
2 Ztr. Gerfte (zu 8 Mar); als Ausgabepoften 
waren berechnet: 16 Mark für Malz, 33,0 für Steuer, 
4,40 für den Brenner, 5,0 für Beuerumg, 1,75 für 
Tagelohn, 3,0 für allgemeine Koften, 6,0 für Zin- 
jen und Amortijationen, zufammen 69,15 Marl, 
als Einnahme 22,500 "/, Spiritus zu 40=90,0 
Mart und 3200 I Schlempe zu 28,80, zufammen 


ftimmungen, $ 72—84. 

VII. Die Schlußbeſtimmungen, $ 85 - 89. 

ad I. Es wurde beftimmt, daß die Erzengung 
des Rohbranntweins dem Privatgewerbe überlafien 
bleibt, aber nach der durch das Geſetz beftimmten 
Ordnung, dab ein Reih8-Monopol-Amt er 
richtet wird und daß dieſes die alleinige Befugniß 
zur gang des ins und ausfändifchen Rohbrannt⸗ 
weins, zur Reinigung und zur weiteren Berarbeis 
tung zu Getränten aller Art bat, daß befonders 
anzuftellende Agenten den Abſatz im Großen und 
Berſchleißer den Abjat im Kleinen unter Be 
auffichtigung und Kontrole zu bewirken haben, dafi 


118,80 Mark; für die Kartoffeln blieben demnach | die Kontrole der Brennereien und Perfonen, der 
49,65 Mark oder, wenn man, wie bei der Berech- ' Schuß gegen unerlaubte Einfuhr u. ſ. w. durch die 
nung der Koften des Anbaus der Kartoffeln geihab, Yandesbehörden unter Schub und Kontrole der 
die Schlempe gegen den Dünger redimet (83,40 | Neichebeamten für Zölle und Verbrauchsſteuern und 
Mark für 1 Morgen als Koften angenommen), dann | mit a durch die Reichslaſſe erfolgen jolleı. 
blieben für die Kartofjeln 20,85 Marft, für 1 Ztr. d. II. Die Yandes-Regierungen und die R.-M.: 
aljo 46,3 Pig. Verw. beftimmen die Menge des Erzeugniiies, 

Die Anbaukoften werden bei 83,40 Mark mit | für die bis zum 1. Oftober 1885 im Betrieb ge- 
1,39 Mark angegeben, die Ente ift aber al& die | weienen Brennereien nad) Maßgabe der bis dahin 
denkbar niedrigſte dabei angenommen worden. | erzeugten Menge, für im Bau begriffene Brennereien 





Man mu doch mindeftens 100 und nicht 60 Ztr. 
berechnen; mit nur 100 Ztr. find die Koiten 
(33,4 Pig.) für 45 Ztr. 37,53 Marf und mit diefen 


Koften befommt man im Ganzen 106,68 Mark; die Maßgabe des 
der Kartoffeln, d. i. weile foll einzelmen Brennereien eine Mehrer— 
alio 103,76 Mark; | zeugung geftattet werden Können. 


Schlempe hat den halben We 
13,76 Mart, die Einnahme i 
mit einer Ernte von nur 1 
ſchon zum Reinertrag. 

Der Fürft Neihstanzler gab eine Berechnung 
für einen Betrieb mit 900,000 kg Kartoffeln und 
der Grundlage 900 kg = 1001 Alkohol, zujammen 
alio als Einnahme 1000 hl oder 36,000 Dart, ab- 
züglich der Steuer (15—16,000 Marf), der Löhne 
und Zinjen, der Feuerung u. ſ. mw. (10—11000) blie- 
ben 9000 Mark oder für 1000 kg Kartoffeln 10 Dart, 
wofür fie micht erzeugt werden Fünnten. Ueberſehen 


3tr. fommt man 


wurde dabei die Einnahme durch die Schlempe zu |b 


halbem Werth, jo dak 1000 kg Kartoffeln auf 
15 Markt kommen, womit der Landwirth zufrieden 
fein fann, da dieſer Sat nur den Erzeugungspreis 
bedeutet. 

Der Monopol-Entwurf. Da die Ber: 
handlungen über die Steuerreform ım Reich ge 
ſcheitert jind umd deßhalb über kurz oder lang wie— 
der eine Vorlage über jtärfere SHeranziehung des 
Branntiweins bevorfteht, ſowie zu vermuthen ift, daß 
der Gedanke an das Monopol nicht aufgegeben wird, 
fo muß der Hauptinhalt des Entwurfs dem Ber: 
geilen entzogen werden. 

Der Entwurf zerfiel in VIII Hauptabichnitte und 
89 Paragraphen, die Abichnitte enthielten: 

I. Die allgemeinen Beftimmungen, $ 1—3. 

II. Die Vorſchriften über die Herftellung von Roh— 
branntwein, $ 4— 21. 

II. Die Borichriften über den Betrieb des Brannt- 
mein-Monopols, $ 22—27. 





im Verhältniß, für Heine Brennereien umter billiger 
Berückſichtigung der wirthichaftlichen Berhältniffe und 
für etwa ganz neu zu errichtende Brennereien nad 
edürfniiies: ausnahms- 


ie weiteren Borjchriften betrafen die Einrichtung 
der Brermereien behufs der Kontrofe, die über die 
Sammelgefühe, Mehapparate, Kunjtichlöjjer, Ueber: 
rohre (auf Koften der R.-M.-Berw.), über die An- 
zeige der Betriebs-Eröffnung, der Räume, der Ge— 
räthe, der darin vorlommenden Veränderungen, die 
'Einreihung und Genehmigung des VBetriebsplans, 
|die Angabe der zu verarbeitenden Stoffe, die Zeit 
der Dauer der Einmaiſchung und des Blafenbetriebs 
(täglich und überhaupt), die Anzeigepflicht bei Unter: 
rediung des Betriebs, bei vortommender Verletzung 
der Apparate, bei Befitswechiel u. ſ. m.; alle Be 
ftimmungen darüber waren fehr ſcharf und vielfach 
mit großen Beläftigungen verbunden. 

In $ 21 wurde die Ablieferung an die M.-Berm. 
beftimmt (Erfat der Fehlmenge, Strafbeftimmungen 
u. f. mw) und daß Heine Brennereien ganz 
oder theilmweiie das Erzeugniß zum Hausbedarf gegen 
Erlegung des Preifes behalten, davon aber an An: 
dere nichts abgeben dürfen. 

ad III wurde beftimmt: 

a) Daß die Uebernahme des ganzen erzeugten 
Branntweing durch die M.-VBerm. gegen Empfangs: 
ichein gefchieht, der Branntwein franko an das 
angetwiefene Magazin oder ar die nächte Eifenbahn- 
oder Schiffsladeſtelle — geſchehen hat und nur eine 
Frachtvergütung bei Entfernungen über 15 km (für 
fleine Brennereien 5 km) gewahrt wird, 

b) daß der Preis jeweilig nadı vom Bundesrath 


feſtgeſtelltem Tarif beftimmt werden foll; für Meine 


aid 


ID — — — ——— 


Branntweinbeſteuerung. 


Stennereien mit nicht über 10,5 hl Bottigraum ſoll 
em Zuſchlag von 2 Mark für 1 hl reinen Allohol 
ber Kartoffelbranntwein vorbehalten bleiben, für une 
xmen oder jonft nicht geeigneten Branntwein der 
vreis entiprechend abgemindert werden; die über das 
cagewieſene Quantum erzeugte Menge foll unbe» 


rüdficht bleiben und der mit Verwendung ver: | 
betener Stoffe erzeugte Branntwein vernichtet werden. | 


ı Für die Preishöhe waren 30 bis 40 Mart 


irihlRartoffelbranntwein beftimmt; Trink— | 


branntweine aus Getreide, Früchten u. ſ. w. jollten 
uater billiger Berüdjidtun 
Preije entiprechend höhere 


hellen prüjentirt werden. 





239 


von Perjonen, über die Kontrole der Geräthe u. ſ. w., 
die Vorſchrift über die Nothwendigleit eines Begleit- 
icheins beim Transport in Mengen über 11, die, 
daß Niemand, außer den Berichleigern und Agenten, 
Vorräthe über 501 Branntwein ohne unverleite 
Org.Berpadung führen darf u. ſ. m. 

ad VII gab es die Beitimmungen über den Ans 
fang der Gefhäfte der M.-Berm., über die Berpflich- 
tung der mit Branntwein-Erzeugung oder Fabrikation 
Beichäftigten zur Anzeige über Umfang u. ſ. w. des 


—— (fehr ſtreug), über Abnahme der Vorräthe, 
der ſeit— 
derigen reiſe erhalten. | 
Die Empiangefcheine fönnten jofort an den Zahls | 

I nehmer, je nad Höhe und Dauer des Betriebs der 


über die Preife, und über Entfhädigungen 
für die Gejhädigten — unterfchieden in Real- und 
Perfonal-Entjhädigungen, erftere für Unter 


6) Die Preife für den Berlauf im In=!2--5fadhe Reinertrag, letztere für Beamte, Arbei— 


end follten ebenfalls durch Tarife vom Bundes— 
ath feftgeftellt werden, für ordiuären Trinfbrannt: | 
zem zu mindeftens 2 umd nicht über 3 Mark für | 


31 reinen Alkohol (?/, bis 1 Mark für 1 1 Trint- 
bmnmtmein). 
d) Für Gemufmittel, welche nicht altoholige Ge— 





ter, Händler, Schankvirthe u. ſ. w. — joweit fie 
nicht in den Reichsdienſt treten, nadı Arbeits- 
verdienft, der 1—2fache Gehalt oder Lohn. Weitere 
Beitimmungen gab es über bie Üung der Ent- 
ichädigungen durch Kommiſſionen, überlinterjtütungen, 


über Geldftrafen für unterlafjene Anzeigen von Be- 


inte find, jollte die Abgabe billiger, fir gemerb- | trieben u. ſ. w. 


bie, Heizungs», Beleuchtungs: Zwede zum Antaufs- 


Unter VIII endlich gab es die Beitimmungen über 


ras (und Unkoften), für Ausfuhrartifel zu ermäßig- | zeitweiie oder dauernde Beireiung don dem Geſetz 
em Preis ftattfinden und den Apothelern geftattet | fiir außerhalb der Zollgrenzen Tiegende Theile des 
kn, zu Heilzwecken Alkohol und altoholige Getränte | Neichögebietes, über die Vertheilung des Reinertrags 


kruftellen und zu verlaufen, 


e Der Verlauf für das Ausland jollte mittelit | ftattung von Zuſchlägen bis 50% 
öitentliher Auktionen an beftimmten Plägen |malpreifes an Gemeinden als 


nad; dem Maßſtab der Matritularbeiträge, über Ge— 
des Nor— 
ommunals 


amd im geeigneten Zwiſchenräumen umd, im der/abgabe, über den Wegfall aller bisherigen Abgaben 


‚in robem Zuftand geichehen. 
) Die M.-Berw. beforgt die — von ge⸗ 
mimigtem Branntwein, die von zum B 
Inland beftimmten Getränken, die Einfuhr u. f. m. 
and errichtet dafür im Einvernehmen mit den Lan—⸗ 
Magazine, Raffinerien und ſonſtige 
lten. 


ad IV; bier wurde beſtimmt, daß Gaſtwirthen, 


xeſtautateuren, Kaffeewirthen und Konditorei-Be⸗ 
fern von der Landes⸗Polizei⸗Behörde die Erlaubs 
a zum Ausſchant, ohne an die Preife der Ver: 
blerger gebunden zu jein, ertheilt werden fann, 
dah aber die Waare von den Verſchleißern oder 
bezogen werden muß, dab Kaufleuten der 
Kaihenvertauf don Trinfbrauntwein und von de 
natgrirtem Branntivein im unverletzter Original: 
Sempatung geftatter werden kann, daß Reiſende 
um Bedarf bis 500 g, einſchließlich Berpadung, | 

frei mit fih führen dürfen, und 500 g bis | 
5 kg gegen den Zoll von 10 Mark pro kB, dafı | 
Privaten die Einfuhr bis zu 3,25 kg gegen 20 Mart | 
Zell pro kg geftattet wird, und daß die mit der Er: 
laubniß Berkauf verſehenen Perſonen und Bers | 
Elciher —— aller Art mit einander und | 
mit anderen Stofien miſchen und verabfolgen dürfen, 





rauch im | 





wie daß geeigneten Anftalten auch die Reinigung 


der Art, über die ftaatlihe und fommunale 
Steuerfreiheit aller Anftalten und Betriebe der 
M.:Berw. und über die Anſchlüſſe, bezw. die Zuſtimmung 
der Staaten Bayern, Württemberg und Baden. 

Hauptbeftimmungen für die Yandwirtbe. 

Aus den mitgetheilten Beſtimmungen ergiebt fich, 
daß diefe Reform für die Landwirthe hauptiächlich 
die folgenden Veränderungen brachte: 

a) Die M.-Verw. wird der einzige Käufer des 
Rohbranntweins, geftattet vem Landwirth nur defien 
Erzeugung und beftimmt ſelbſt den Preis, bezw. durch 
den Bundesrath. 

b) Die M.:Berrv. giebt bei der Ablieferung Em: 
pfangicheine und diefe können fofort zur Zahlung 
präjentirt werden; = 

e) fie verlangt die jranfo-Ablieferung an von ihr 
bezeichnete Abgabeftellen und vergütet nur für Fracht 
und mur bei Entfernungen von über 15 km; 

d) fie bejtimmt für jeden Brenner die Höhe des 
Erzeugnifjes und vergütet ein etwaiges Mehr nicht; 
ausnahmsweiſe fann fie Einzelnen eine Mebrerzeu: 
gung geftatten (mach welchen Grundjäßen iſt micht 
gefast; die Domänenpähter find wohl im erfte 
inte zu ftellen); 

e) fie beftimmt allein über die Errichtung neuer 
Brennereien; 


don Branutwein und die Herftellung altoholiger Ges f) der Preis wird einheitlich für das ganze 
tränfe für das Ausland geftattet werden Tann. Reich feftgeftellt umd nicht nach der Höhe der Koften 

V und VI enthielten die überaus fcharfen Schutz⸗ oder dem Preiſe des Rohſtoffs, fondern nad) dem 
und Strafbeftimmmungen, die über Heranziehung aller | ausgerechneten Durchichnittspreis der legten Zeit; er 
Polizei:, Reiche-, Landes ⸗ und Kommumal-Beamten, | wird vorderhand innerhalb der Grenzen bon 30 
über die Durchficht von Räumen, die Unterfuchungen | und 40 Mark für 100 1 reinen Alkohol Kartoffel: 





1 


ale Grundlage bei 
Altohol im Trinfbranntiwein zu 2 bis 8 Marl 
gr 7,5facher —— 


t feinen Brennereien verſchie 
b) fie a — 
au 
von en nicht und ug 


ngemefjenen Preis umd Betrieb 
wird nicht gewährt; ift ſchon der weite Spielraum 
borderband zwiſchen 30 und 40 Mar an fich 
bedenklich und der Preisſatz anfechtbar, fo ift noch 
mehr F erwägen, daf die M.eBerw, den Preis aui 
dem tmarft nicht bejtimmen kanın; hält hier die 
Flaue der legten Jahre an, mie aus dem Grunde 
zu vermuthen ift, weil Rußland, Defterreih und 
andere. Staaten die Ausfuhr fletig vermehren, dann 
muß die M.Verw. jehr bald das Interefic an 
ber Ausfuhrga 


na derlieren, ein Gefichtspuntt, 
wo die Sandipirthe überjehen haben , 


nd Bee * fommen 3 wird 
u ihren ‚ die gung einzuichränten 
und den 8 berabzufegen, jofort und ausgiebig 
Gebrauch machen. Der Landwirth, welcher fih auf 


P 
beftimmung mit 80 bie Mark eingerichtet hat, 
erhält feinen Pfennig Entihädigung, a ihm die 
gr um 10—20 umd mehr Prozent verfürzt 
reis bis 30 Mark oder darumter beſtimmt 


ber 

ur 
g Kalle, in dem immerhin dent: 
baren der öfteigerung im Ausland, kann der 
Landivirth davon feinen Vortheil anfer etwa den der 
—* * 
z, fie wird mit 
die alinftigere Husficht 
beim Berfauf im Ausland nicht durch Preiserhöhung 
beim Ankauf im Inland preis geben. Die von der 
erung —* Ertrags-Berehhnung 

zen : 


Ergebnih, jeder Ge 

Ihaftsnann muß fich aber jagen, daß die Wirklich— 
leit andere fie tann. 

E. Urtbeile der Landmwirthe. Abgeſehen von 

denjenigen Landwirtben, welche fich gegen dat Dto: 





FFTIIFFISETER 


Drammtweinbejteuerung 


für IV reinen | nopol außgeiprochen haben, waren die weientlichiten 


Aeußerungen über den Entwurf aus landwirthſchaft⸗ 
Kreifen die folgenden : 
a) es wurde allenthalben die beffere Wahrung der 
Interefjen der Heinen B ger gewünict; 
b) e8 wurde die Beitimmung des Preiies nad 


den Dausbedarf nur in Maßgabe der Preiie für Kartoffeln, Obit u. j. m. 


c) e8 wurde die Belajjung der Maiſchraumſteuer 
in Verbindung mit einer Konſumſteuer, und die Er: 
höhung der Ausfuhrvergütung bis 22 Mark oder 
das Monopol mit 34 Mark ald Minimalpreis und 
der Garantie dafür und für Brennereien, welche rei: 
|tifizirte Waare oder Trinfbranntwein in den Handıl 
‚bringen, bezw. bis jett brachten, der achtfache 
Neinertrag als Entihädigungsiumme verlangt (Ber. 
d. Spir.Fabrilanten, Berlin 26. Februar). 

K Haupteinwände Anderer. 

Abgejehen von den gegen Monopole überhaupt vor- 
gebradhten Einwendungen (vgl. den betr. Artilel), 
haben jelbftverftändlih alle Geichädigten  Iebhatt 
‚dagegen proteftirt; von Nordhauſen mit 72 Fabriken 

und 505,000 hl Erzeugniß zu 15 Mill. Mart wurde 
‚auch ſeitens der rg Sg Stellung genommen 
‚und der vollftändige Ruin der ganzen Stadt als 
| Holge bezeichnet; in Württemberg beflagten ſich be 
ſonders die Fabrilanten von Schaummeinen, melde 
Cognat als Nebenerzeugnik gewinnen, im Unterfranten 
desgl. die Handelsfammer im Intereſſe der Meinen 
Brenner mit Hefe, Trefter u. ſ. mw. als Material 
und mit Cognal-Bereitung, ahnlich im Elſaß, die fleinen 
Kornbranntweinbrenner bei Wiesbaden (99 allın 





Landestheilen. Bellagt wurde bejonders die un: 
gleiche Wirkung zum Schaden des Südens und nur 
| zum Bortheil der Brennereien, welche ſchlechten Kar: 
| toffelbranntivein erzeugen, ſowie der Großbetriebe, die 
unrichtigen ——— die —2 * 
tragsberechnung, die fahr des Handels, die Nach⸗ 
theie für die Gemeinden durch die Steuerfreibeit der 
Anlagen der Mon.-Berw., die Berthenerung des Trint- 
branntiveins zum Schaden der Unbemittelteren, die joj- 
Wirkungen, die politiichen Folgen, die Bedenten beziig- 
fich der ——— und der großen Zahl ab- 
hängiger Beamten, Agenten und Berfehleifer (120,000 
Perfonen), die zu geringen Provifionen (3000 Mart 
‚in der Stadt, 500 auf dem Pand), die Opfer bei 
der Ausfuhr zumal gegenüber den großen Ausfuhr- 
begünftigungen anderer Staaten, die ungleicartige 
Berehnung zu Gunften der Kartoffelbrenner und 
unter diefen die von etwa 3000 Grofbetrieben, die 
Ueberihätung im Preiſe bei der Ausfuhr (am der 





Branntweinbefteuerung. 241 


ruſſiſchen Grenze oft nur 15 Mark ftatt 20 Mark), zahlten nach dem Berbrauh 17 Mill. Mark und 

die ungleihen und ungenügenden Entihädigungen erhielten 39,5 Mill. Mark, wodurd fie ohnedieß 
I. m., ſowie endlir die zu große Besünftigung ſchon jehr begünftigt ſeien. 

xs Eüdens mit dem Mafftabe der Bertheilung d L. Die Monopol: ge Re? en 

Reinertrags nach- den Matritularbeiträgen. un ‚die höchſte Erzeugung der Jahre 1881/85 

Retto-Ertrag liefere die Br.-St.-Gem. als Betrag. nommen und zwar mit 420 Mill. 1, e8 wird nt 

188 Mill. Mart und erhalte nur 160,50 Mi | nad für Antauf gerechnet: 

Bart als Antheil, Bayern, Württemberg und Baden 














aus der Br.»-St.-Gem. 391,317,600 1 r. Allohol 
a6 Bayern 15,000,000 , „ 
a Baden u. Württemberg zuſ. 5,000,000 „u 
geruht habende Brennereien 
* ——— 8,682,400 m" "„ Mil. Dart 
420,000,000 1 r. — zu durchſchn. 35 Mt. = 147,00 
zu 
für —— an Meine 
für Getreidebranntiwein 15,000,000 zu. — — 65 Mt. 4,50 
„ Zrefterbranntwein 16,700,000 135 „ 1,67 
„ Obftbranntwein 1,720,000 400 u. auch bis 600 Pr 6,278 
„Einfuhr 5 Mill, kg oder 2,500,000 4 „ 6,000 
zufammen 45,492,000 oder 165,748 
Als Ausgaben: 
für Kontrolle der Brennereien 11,00 
— — 4 Mill, für Kunſtſchlöſſer 
n.j.w. 6 Mill.,davon Zins u. f. m. 0,27 
„ für Beamtengehalte und Löhne im Mon. 11,270 
Amt und in den Anlagen 8,00 
„ 600 Agenten (Aufwand 7500, Einnahme 
15,000) 9,00 
„ 70,000 Berichleißer (in Städten 3000, 
auf dem Lande 500 M.) 55,00 
„ Real-Entfhädigungan nicht übernommene 
Betriebe 60,00 72,000 
„ Perfonal der Rektifitationsanftalten 20,00 
„ Beitillationen 50,00 
„ Großhändler 20,00 
„ Meinhändler und Ausichenter 330,00 
techniſches und Hilfsperfonal 10,00 
„ Unterftüßungen 50,00 
540,00 dad. Zins, Amortif. u 
u 24,300 
«‚, Lagerung von 2 Mill. hi zu 10 Mart 
pro hl Pagerraum 20,00 
„ deal. von fertiageftelltem Trinkbranntwein 10,00 
degl. von Brauntw. zu gewerbl. Zwecken 
und zur Ausfuhr 10,00 
„ Reltifitationsanftalten ap 15 Mt. pro hl ’ 
der Yeiftungsfähig 33,00 
Pr — — zu 10 Mt. u 
22, 
„ Transport Behältniffe zu 300,000 1 Bol. 2,50 
97,50 dad. Zins, Amorti- 
fation u. f. mw. 10,725 
fonftige Betriebstoften u. f. mw. 81,905 
365,948 
Einnahmen: 
für gewöhnfichen Brauntwein 504,025 


Landın.»Komveri.-Lerilon Gpezial-Supplemen 16 





ip aa lic ms 20 Alm 


242 


für Getreidebranntmwein 
TFrefterbranntwein 

DObft- u. f. w. Branntmwein 

Eilöre aller Art 

ausländifche Spirituoien 

Ausfuhr, gewerbl. Zwecke u. f. w. 





Der bisherige Steuertrag war 52 Mill. Matt, 
der Mehrertrag würde 251 bis 283, durchſchnittlich 
267 Mill. Mark jein, und um diejen Betrag nad) | 
Mafgabe der Matrikularbeiträge das Budget der 
Einzelftaaten erleichtert. Die Rücdvergütung bis 
jetzt war für Ausfuhr umd zu gewerblichen Zwecken 
u. ſ. w. 16,01 Mark für 1 hl r. Alkohol und 4,37 
Mark für Liköre u. drgl. m. 

M. Der Geſetz-Entwurf für Berbrauds- 
fteneru u. ſ. w. 

Nach Ablehnung des Monopols war eine Vorlage 
für die N.-D.:St..Gem. über eine Berbrauds=| 
ftewer und 10%, Ermäßigung der Maifchraums | 
ſteuer eingebracht worden; fie —* in IV Abſchnitte. 

Abſchnitt I. Die Berbraudsabgabe jollte | 
1,2 Mark für 1 1 r. Alkohol fein (40 Pig. für 1 4 
Trinfbranntwein), zu erheben vom 1. Oktober 1888 
an, bis dahin für 1887 nur 0,8 Mark, für 1886 
nur 0,4 Marl; ausgenommen davon blieb der aus— 
eführte und der für gewerbliche, wijjenichaftliche, Heiz-, 

teuchtungszwede u. ſ. mw. dienende Branntwein 
(über den eingeführten Branntwein und die Ueber— 
gangsabgabe |. Abſchnitt LIT). 

Die 58 2 ff beftimmten die Art der Zahlung, 
die Vorichriften behufs Kontrolle (jehr ftreng), die 
Art der Führung der Bücher der Gefchäftsleute, dieAn- 
zeigepflicht über die Vorräthe, und über den Verlauf, 
die Strafbeitimmungen bei Defraudation, die folidarifche 
Haftbarkeit für Ehegatten, Kinder, Gehilfen, Gefinde, 
Tagelöhner, die Berjährungsfriften u. ſ. mw. umd 
daß jährliche ——— möglich wären mit 
genauen Angaben darüber, ſowie daß auch von diefer 
Abgabe der Reinertrag nad Maßgabe der Matrikular: 
beiträge an die einzelnen Staaten der N.-D.-St.-Gem. 


u: 7 werden follte ($ 22). 
) regelte die Maiſch— 


bſchnitt II (8 28 I bis 

bottih=- und die Branntwein-Materials 
ftener; vom 1. Oftober 1886 ab follten 10%, der 
jeigen Steuer unerhoben bleiben, Rüdvergütungen 
möglich fein, die bi® zum 1. April 1886 vorhandenen 
Brennereien für mehlige Stoffe und Melajje vom 
1. Juni 1887 ab nur in gleihem Umfang betrieben 
werden dürfen, Neuanlagen und Grmeiterungen 
durch die Fandes-Regierungen geftattet werden können, 
dieie aber bei erreichtem Quantum für das laufende 
Jahr die Brennereien zu ſchließen ermächtigt fein (aufer 
den Brennereien mit mur 1 bis 1500 hl Bottichraum 
im Jahr), ferner jollten Abgaben von 1Pig. pro 1 Maiich 
raum für Prefhefenbrennereien mit 1050 1 Bottich- 
raum und von 1,3 Pig. bei größerem Betrieb, er: 
hoben werden und ermäßigte Steuerjäße für die land- 
wirthichaftlichen Breunereien mit Betrieb in der 


668,692. 
Ueberihuß demnach rund 303 Mill. Mark und aud) bis 335 Mill. Marl, im 


Branntweinbeſteuerung. 


54,000 

8,517 
17,200 
18,000 
31,250 
35,700 


Reinertrag 302,744 


668,692 
Durchſchnitt 319 Mill. Det. 
Beit vom 1. Oktober bis 31. Mai jtattfinden. Die 
Berrendung der Abfälle der eigenen Biere 
oder höchftens 70 hI anderer nicht mehlhaftiger &to e 
bei Brennereien mit unmittelbarer Feuerung umd 
bis 1500 hl Bottichraum, bei vorher feſtgeſetztem 
Steuerbetrag u. drgl. m. wurde beſonders geregelt. 

Abi nittIlIhandelte von dem Zoll und von ber 
Uebergangsabgabe ($ 24); beitimmt wurden vom 
1888 ab für 100 als Zoll 200 Mark, für 1878 
nur 160 und für 1886 nur 120 Mark, die Ueber- 
gangsabgaben mit 146 Mark fir 1 hl r. Altobol 
vom 10. Oftober 1888 ab und mit 106 und 65 
Markt für die Jahre 1887 und 1886, 

Abjhnitt IV, Schlufbeftiimmungen, hielt 
den Beitritt der Staaten, welche nicht zur N.D.-St.- 
Gem. gehören, offen. Im den Motiven wird die 
angegebene Art der Berbraudsabgabe als die em— 
pfehlensmwerthefte bezeichnet und der Neinertrag für 


das erjte Jahr mit 90 Mill. Mart 
„ zweite Jahr „ 190 “ 
und vom dritten Jahr ab mit 210 , 


abzüglih 6 Mil. Mark für die ermäßigte Maiſch— 
raum= und Materialfteuer zu 190 Mill. Mark be- 
technet. 

N. Gegenentwurf von von Mirbad und 
Genofjen. In den Kommiffionsberathungen über 
diefen Entwurf wurde eime Einigung nicht erzielt 
und dann ein Gegenentwurf von den Haupwertretern 
der landiwirthichaftlichen Brennereibetriebe im Norden, 
bzw. von den fonjervativen Mitgliedern, vorgelegt. 
Diefem Entwurf lag die Verbindung der Brennerei 
befiger zu einer Branntweingenoffenichaft zu 
Grunde; diefe jollte — mit Zahlung der Koften 
durd das Reich und mit zinjenfreiem Bor- 
ſchuß des Betrichstapital® dur das Reich — 
Lagerhäufer errichten, im welche jeder Brenner das 
ihm vorgefchriebene Ouantum gegen einen anf je 
5 Jahre im Boraus beftimmten Preis 
einzuliefern hätte und welche amtlich unter Ber: 
ſchluß und SKontrolle ſtehen jollten; der Käufer 
von Branntwein follte die Verbrauchsabgabe — 
80 Pfg. für 11 Alkohol vom 1. Aprıl 1887 
ab — bei Abholung aus den Lagerhäufern mit Zu- 
ſchlag für Schwund u. ſ. w. fofort entrichten. Won 
der Abgabe befreit bleiben follte der micht zum Ber- 
brand; abgeholte Branntwein, der für die Ausfubr 
und der fir gewerbliche u. ſ. w. Zmwede bejtimmte ; 
Branntweine aus micht mehligen Stoffen, aufer 
Melafje und Rüben, und die Getreidebranntmweine 
jollten nicht in die Fagerhäufer abgeliefert, Mengen 
unter 1 hl von dieſen nicht derabfolgt werden. Die 
übrigen Beſtimmungen des erjten Äbſchnittes ber 


nm 


Branntweinbefteuerung. 243 


bandelten die Kontrolle u. dgl. Die Maifhraum: in Sachen der Brauntweinbeftenerung zur Beur- 
und die Branntwein- Materialftewer wurden | theilung vorliegt, und die Lage des Reiches und der 
m zweiten Abſchnitt nach dem Regierungs-Entourf | Einzelftaaten in finanzieller Beziehung zuſam men, 
beftimmt, alfo auch mit 10%, Nachlaß, der Zoll | jo ergiebt Äh, daß eine Erhöhung der Einnahmen 
im dritten Abſchnitt aber nur mit 160 Mark für) aus dem Branntmein im Interejje Aller erfolgen 
100 kg umd ſchon vom Jahre 1886 ab. Der Ab- | muß, und daß jelbft die am ungünſtigſten fituirten 
iämitt IV. handelte von der Bildung, Verwaltung | Kartoffelbrennereien eine ſolche noch vertragen können. 
a. f. m. der Genoſſenſchaft, welche in Seltionen für | Uhden hat 10%, Erhöhung zugeftanden, das wirth« 
ie einen Bundesftaat oder mehrere umd im Bezirke ſchaftlich ungünftiger fituirte Dänemark erhebt ohne 
är je ein Lagerhaus fich gliedern jollte. ı Anftand 30%, mehr. Auch die Meaterialjteuer 
0. Antrag Uhden, Graf von Strachwitz kann entiprehend erhöht werden. Wünſchenswerth 
und Genojien. Der in Sachen der Branntwein= |ift die einheitliche Megelung für ganz Deutſchland 
ieftenerung ſeit Jahren thätige Abgeordnete Uhden und die Gewinnung der Haupteinnahme 
hatte früher den Landwirthen den Rath gegeben, duch in Form einer Berbrauhsabgabe. Dem Bor- 
Beihräntung im der Erzeugung auf befiere ſchlag, allen Branntwein im Bezirks-Lager— 
Breite hinzuwirken, und dieſes Verfahren als im jeder | häufern, welche aber das Reich zu errichten umd zu 
Seziehung vortheilhaft bezeichnet, zugleich mit der | verwalten hätte, abliefern zu laſſen, fan nur zuges 
impfehlung der Erhöhung der Maiſchraumſteuer ftimmt werden, wenn die Ablieferung franto erfolgt, 
am 10%, umd der Ausfuhrvergütung von 16 auf die Reichsregierung nur bon da aus den freien 
21 Mark für 100 1 r. Altohol. (Branntweinbrenner- | Berfauf — durch Auktionen — in die Hand nehmen 
Setein). Seine Berechnung dazu lautete: 500 will umd die Abgabe mit Zufchlag der Berwaltungs- 
Östtihe zu 40 Mark bringen jo viel Geld wie umd Lagerungstoften umd der Berbrauchsabgabe be- 
0 Bottiche zu 50 Mark für dem Spiritus, diefe | wirft, alſo nur den Minimalpreis feftftellt. Die 
iparen aber 6000 Mark Koften und Iaffen 4500 | Einfuhr könnte entweder dem Reich allein zuge 
Itt. Kartoffeln zur Verfügung zu Futter oder zum | ftanden werden oder mit der Beitimmung frei bleiben, 
Betanf. Er wünjchte aljo eine Einfhräntung der daß die Branntweine an der Grenze plombirt, im 
Erengung um 20%), gab eine Erhöhung der | beftimmte Lagerhäufer geliefert umd hier mit dem 
Steuer als micht ichadend zu und verlangte da- Auffchlag in Höhe der Mehrkoften über den Ankauf 
wen eine Erhöhung der Ausfuhrvergütung; durch die Berbrauchsabgabe u. f. m. abgeholt werden 
duch welche freilich micht, die Einſchränkung im der dürfen. Wird die Matichraum- und die Material 
Igengung jondern das Gegentheil bewirkt werden ſteuer bei hoch bemefiener Berbrauchsabgabe erniedrigt, 
muete. Im der Reichstagsperiode im Sommer 1886 dann findet am beften für die Ausfuhr die einfache 
fradhte er, gegenüber der neuen rg rn Regie:  Bergütung für die gezahlte Steuer ftatt 
mg und dem Projelt der Hrn. v. Mirbach und und wird bei der abe aus dem Lagerhaus die 
Senoſſen, in Borfchlag: für die Maiſchbottich- Verbraudsabgabe jelbftverftändfih nicht erhoben, 
kemer: bei monatlich Mar: Sondern nur der Anlaufspreis und der Betrag der 
32,500 1 Raum pro 100 1 al$ Steuer 0,9 Untoften, dsgl. für denaturirten Branntwein. Die 
bis 100,000, „ a 1,15 Getreide- Obft= u. j. w. Branntweine find ebenfalls 
Ibis 200,000 , „ rate. be: 1,25 an die Lagerhäufer abzuliefern und von dort aus 
2, 300,000, le un 2 1,33 zu beziehen, wiederum durch Berkauf auf dem Wege 
3 Be — 1,4 der Auftion. Zu den Unkoſten find auch die für 
ST. EEE 1,50 Kontrolle der Vrennereien zu rechnen. Rektififation, 
- . i Handel, Ausſchank u. j. mw. bleiben frei; die Ge— 
mehr „ ea 2,00, | meinden werden ermächtigt, Zufchläge zu erheben, 
für die Materialfteuer vom 1, Oftober 1886 ab aber auch verpflichtet, die Schantftellen auf die Güte der 
de Ermäßigung um 10%, für Brennereien mit Bes | verabreichten Getränle zu fontrolliven; die Ber- 
eben vom 31. Mai bis 15 September bei anderen fäufer von Trinfbranntwein dürfen deshalb diefe 
Stoffen als Kartoffeln eine Zuſchlagsſteuer von 20%, | nur in Gefäßen mit dem Airmenftempel verkaufen. 
and für Brennereien von 32,500 1 ab als Erzeugung Bezüglich der Höhe der Verbrauchsabgabe hat 
Nie Betriebszeit nur vom 15. September bis 31. Mai. | man fih um die Güte zwiſchen 0,25 und 1,20 
Ale dieſe Borjchläge und Entwürfe konnten feine | Mark geftritten, mit Rüdficht auf die ommunalen Zu: 
Rejorität finden umd trugen micht dazu bei, Den- ſchläge dürften 80 Pfg., mit diefen alfo fchfießlich 
rigen, welche nicht jelbjt mit der Brenmerei zu , 1,20 Mark als angemefien gelten fünnen. Die 
dun haben, das Urtheil zu erleichtern, jodaß es be= | Uebergangsabgaben fallen hoffentlich bald ganz, 
ueilich war, daß die Anficht geltend gemacht wurde, | bleiben fie moch beftehen, fo ergiebt ſich der Betrag 
Ne Sache ſei überhaupt ee nicht ſpruchreif. aus obigen Anfägen von jelbft. Im Bezug auf den 
M zweiter Leſung vor Schluß des Reichstags | Zoll Tiegen die Anſätze von 160 und 200 Mark 
wurden die Borlagen einftimmig un) endgültig ab- für 100 kg vor; joll der Zoll die Berbraud)sabgabe 
gelehnt (26 Jumi). Was das Jahr 1887 bringen | bedeuten, jo ergiebt fih der Anſatz von felbft und 
wird, lann nicht gefagt werden. Zu beflagen bleibt, | lann dann Branntwein von Jedem beliebig einge- 
daf; kein Geſetz annehmbarer Art zu Stande tommen | führt werden, foll er wur die Maifchbutten= bzw. 
| Materialfteuer bedeuten umd die Verbrauchsabgabe im 
P, Sälufurtbeil. Faßt man Alles, was | Lagerhaus dazu kommen, dann kann wieder die Höhe 
16* 





= 

⁊ 
— 
er 
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De —— re Be ee re a rn 


244 Branntweinbejteuerung. 


nicht zweifelhaft fein, joll der Zoll die Einfuhr er- Wpijolta-Sclejien gebradjt batte, für 100 kg 
ſchweren, dann ift ebenfalls der Zuſchlag leicht feſt- als Koften 2 Mark ſich berausitellten, wenn Die 
äufeßen; am beiten wird er einfach in der Höhe bes | Rechnung aber angemefjen forrigirt wird, bedeutend 
mefjen, daß der Sak den mländiſchen Steuern an- weniger. Als Ertrag find für den preuß. Morgen 
nähernd gleich fommt. 13750 kg angenommen. Dr. Fleiihmann giebt 

Liegt es im Interejie einzelner Anftalten, mit Er- | aus Medienburg 14,819 kg als Durchſchnitts⸗ Ern⸗ 
zeugung von Branntwein die Rektifikation oder die ten pro ha an, Ob.-Amtmann Kleemann 
Verarbeitung zu Trinkbrauntwein u, ſ. w. zu vers) 14,400 kg, %. Wegener bei Staßfurt 12,000 
binden, ſodaß die Ablieferung an das Yagerhaus bis 16,000 kg, Knötel-Seligftadt bei Meißen 
und die Zurücholung von dort mit überflürfigen Un- | 8200 kg für 1 ſächſ. Ader, alio au 15,000 für 1 ba 
koften verbunden wäre, dann könnte die Belaflung | und im befannten „Handbuch für Yandwirthe“ 


an Ort und Stelle geftattet werden, wenn die Rabrıt find 11,748 bis 15,664 kg als Erträge ang R 


die Koſten der Kontrolle trägt (Wohnung für Bes 
amte u. i. m.) und gemiigende Sicherheit gewähren 
fanın. 

Die Verftändigung ıft nicht fchwer, wenn jeder 
Betheiligte bereit ıjt, engberzigen Privatinterefjen anf 
Koften Anderer zu entjagen, und Jeder mit da: 
zu wirft, daß jedem Geſchäftsmann Gerechtigteit 
zu Theil wird, 

Setzt man den Fall, daß die Matfchraumfteuer, 
um einen Anhalt zu haben, von jetst 16 auf 14 Mt. 
berabgeietst wird (bei entiprechend hoher Verbrauchs— 
abaabe von 80 Pig. etwa), und alfo auch nur 14 Mt. 
rüdvergütet oder bei direkt zur Ausſuhr beſtimmtem 
Branntwein nicht erhoben werden (bei Branntwein 
zu gewerblichen Zwecken und dal. im Yagerbaus 


rüdvergütet), dann ftellte fich für die Landwirthe 
beim Preiie von durchſchnittlich nach ihrer Angabe | 


40 Dart die Kalkulation für die Bremmerei zu 
26 Dart. Nach dem vom Reichstanzler gegebenen 
Beifpiele wären alsdann zu rechnen: 
1000 h1 X 26 = 26,000 Mart, abzüg 
ih 11,000 Marf Untoften = 
900,000 kg Kartoffeln zum Erzengungs- 
preis von, hochgegriffen, 2 Mart, ab- 
züglich des Werthes der Schlempe aljo 

1 Dart zufanmen 9000 

fo bliebe als Ueberſchuß 6000 Wir,, 
welche als angemejiener Sat gelten dürften: ber ein— 
eichränfter Erzeugung, wie fie geboten tft, alio bei 
Höheren Epirituspreifen und bei billigerer Erzeugung 
der Kartofieln würde er ſich noch beträchtlich ſteigern 
Tafien, jelbft wenn die angenommenen 11,000 Dtart 
Untoften — für 1000 kg Kartoffeln alio 12,22 Maut, 
unter Umftänden böber ſein follten. 

Der Einiender der unter VII erwähnten Berech— 
nung in der D. Landw. Prejie hatte fiir 2250 kg 
Kartoffeln 69,15 Mark Untoften, abzüglich der Steuer 
36,15 Mark, d. i. für 1000 kg Kartofjeln etwas 
über 16 Mark berechnet, allenthalben aber wohl die 
höchſten Sätze angenommen. 


Der Vorſchlag von Uhde, die Maiſchbottichſteuer 
mit der Größe des Betriebs ſieigen zu laſſen, ver 
dient alle Beachtung; deſſen Sätze ſind 0,9 bis 2,0 
Mark für 100 1, durchſchnittlich 1,45 Mart. 


In Bezug auf die wirklichen Koften beim Kar— 
toffelba u werden unter dem betr. ArtielErtrags®- 
berebnungen erfolgen; bier jei nur erwähnt, daß 
in einer keineswegs als richtig anzuerfennenden Be— 
rechnung (auch zu ungünftig im Ertrag), weldie „Der 


15,000 Mt. 


|von Anderen 6000 bis 30,000 kg. Die 
|ftatıftit von 1885 hat als durchſchnittlichen Ertrag 
| bei keineswegs glänzender Ernte 12,000 kg. Will 
| man Berechnungen auf den Durdichnitt begrüm- 
den, dann ift mit 15,000 kr zu rechnen und für 
1000 kg mut höchſtens 1,5 Markt Selbitloften. 

I Es ergiebt ſich demnach, daß die Brennerei mit 
| Kartoffeln die angegebenen Steuerſätze wohl bertra- 
‚ gen fan, und daß auf dieje eine Yöjung der Brannt- 
meinjtener= Frage ſich bewirken läßt, aber nur im 
' Einne einer Verbraudsabgabe neben ange= 
mejiener Naifhraum- und Materialfteuer. 
In faft allen Staaten ift die Brauntweinſteuer eine 
tombinirte und das muß jo lange jo fein, bi® die 
Fabrilatſteuer richtig durchgeführt werden fann. Den 
Yandwarthen iſt aber zu rather, die Hand dazu zu 
‚bieten, daß entweder cine angemejjene hohe Ber— 
| brauchsftener zu Stande kommt, oder daß die be— 
jtehenden Steuern bis zu 20 * erhöht werden, da— 
mit ſie nicht durch die Fabrilatſteuer, welche beim 
Scheitern anderer formen dann unvermeidlich it, 
noch ſchlimmer betroffen werden und in — 
tommen, ihre Betriebe nur noch im Großen 
zuführen. 

In Bezug auf die Anjäte für die Schlempe ift 
zu bemerken, daß der grümdlichite und umfichtigfte 
Berechnet aller für die Landwirthſchaft wichtigen 
BVerhältnifie, Amtsratb A. Blod-Schieram, 
diefe Veranichlagung zum halben Kartoffelwerth als 
die richtigſte ermittelt hatte. Scttegaft rechnet im 
‚feinen Autterwertbstabellen mit den höchſten und 


| mit den miedrigiten Süßen, 
3,14 bis 3,22 M. 
„= 0,76 „ 130 „ 


für Kartoffeln 100 kg 
\ „ Kartofjelichlempe 100 

d. t. nur 35,55 bis 10,38 9. 
\ Nimmt man aus dieien Angaben den Durch— 
ſchnitt, jo lommen immer nod 42,31 ', heraus, mit 
| Zujtehbung der Autterwertbstabellen Anderer 
jtens 450, und mit Berechnung des Antheil® der 
 Sclempe vom Mal; nur wenige Prozente unter 
der Blodicen Ziffer. Settegaft muß ſehr gerina- 
‚ wertbige Schlempen zu Grunde gelegt haben. Will 
I man ım Intereſſe des Yandwirths nut 40 "/, für 
die Kartoffeln rechnen, jo bleibt doch noch eim nicht 
unbedentender Gewinn; viele Landwirthe jagen, daß 
| fie zufrieden find, wenn ſie die Schlempe umfonft 
gewinnen, alſo der Branntwein die Koſten deckt, 
das dürfen fie auch fein, da in der Berechnung 
des Reichstanzlers bei 2 Markt für 100 Kar» 
|toffeln auf die Schlempe zu nur 40 %/, ſchon 














Fe 


Landwirth“ Nr. 102, 1885 von E. Klocke- kommen und für 9000 x 100 kg = 2700 


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Branntweinbefteuerung. 


Q. Neueſte Borgänge. Das Scheitern aller 
Bemühungen bezüglich der Erhöhung der Brannt- 
minfteuer hat, da Jedermann davon überzeugt ift, 
deß in Kürze abermals darüber verhandelt werden 
zuf, nah Schluß der Reichstags - Seffion, wieder 
ue Borichläge zur Löſung des jchwierigen Problems 
wracht. Die „Magdeburger Zeitung“ hatte nur 
ene Rettifilationsfteuer für Spiritus 
neben der Maiſchſteuer gewollt und das Ber- 
bet der Berarbeitung von Branntwein und des Ber- 
fs von Sprit. Nur bejtimmte Rektifilationsan— 
falten unter amtlicher Kontrolle und verjehen mit 
Apparaten mit Zählern für das rektifizirte Quantum 
isüten den Branntwein verarbeiten dürfen; für den 
xtufizirten Spiritus wurden als Steuerfäte 30 bis 
50 Wart pro hl genannt. Der Verbrauch wurde 
x 350 Mill. 1 angenommen, ſodaß der Steuer: 
ereag 75 Mill. Mark beim Steuerjak von 30 Mart 
ad 125 Mill. 1 beim Steuerjak von 50 Mart 
eäre und mit der Maiſchſteuer über 200 Mill. 
Rerf; der Spiritus vor der Rektifilation jollte fteuer- 
“ea fein umd für techniſche Zwede die Steuer zum | 
Teil erlaffen werden; als Bonifitetion für Ausfuhr 
on Spiritus hätte der Betrag der Steuern und der, 
Reltifiklations⸗Koſten zu gelten. 

Zwechmäßiger dürfte es jein, an dem Vor— 
lag, den Branntwein in Pagerhäufern des | 


245 


geliefert und der Betrieb nicht vor dem 1. Oktober 
eröffnet werden. Die Pommerfchen Brenner agi- 
tirten für Errichtung eines Pagerhaufes, welches im 
Oltober eröffnet werden follte, um den Verkauf ohne 
den Weg der börjenmäßigen Pieferung zu bewirken 
(Antheilsiheine zu 3000 Marl). Bom Minifter 
war ein ermäßigter Preis für das Bauterrain er- 
beten worden, worauf aber ein abſchlägiger Beſcheid 
erfolgte. Der Feuereifer für jelbtftandiges Vor— 
gehen in der Selbfthilfe reichte nicht aus; irgendivo 
jollte der Staat helfen müſſen. 

Andererfeit8 wurde mit Eifer die Bildung einer 
freiwilligen Brennerei»Genojfenihaft zur 
Einjchräntung der Produktion im der Mbficht der 
Erlangung befjerer Preife betrieben ; Kreisvereine ſoll⸗ 
ten diejerhalb begründet werden. Daneben blieb die 
Forderung erhöhter Ansfuhrvergüitung beftehen und 
wollte man in einer Denkſchrift bei dem Reichs— 
fanzler darum vorjtellig werden. Der „Berein Deut⸗ 
fher Spiritusfabrifanten“, die „Zeitichrift für Spi- 
ritusinduftrie” umd andere Organe bringen ſeitdem 
immer wieder Aufrufe zur Einjchräntung, Herr von 
Rauchhaupt aber, welcher der Anficht ift, daf ein 
Großgrumdbefiter, welcher vom Staate leben müſſe, 
feine Rolle ausgejpielt habe, will („Halleſche Zeis 
tung“, Auguſt 1886) an der Maiichraumftener mit 
Stala nach der Größe des Betriebs fefthalten und 


Reuces einzulagen, Magazinfteuer, feſtzuhalten dazu die Konſumſteuer, aber ohne Kontingentirung. 


und die Landwirthe mit der Steuer gar micht 
achr in Verbindung zu bringen. Jeder Brenner 
elite den Branntiwein im die Lagerhäufer abliefern 
zöjfen und zwar gegen einen Preis, welcher auf je 3 bis 
5 Jahre im Boraus beftimmt würde; von hier aus 
olte der Verlauf dur Auktion in der Art erfol⸗ 
en, dab der Ankaufspreis plus Untoften plus 
Steuern das Angebot bildete, jo daß die Regierung 
rs ftet8 in der Hand hätte, die vereinbarte Steuer 
mut möglichft wenig Koften zu erlangen und bei 
mangelnder Kaufluft entiprechend die Erzeugung zu 
dxcdtãuten. Robbranntwein dürfte Niemand mehr 
faufen oder verlaufen, noch in Borrath halten. 

Die —— Zeitung“, Auguſt 1886, be— 
nötete von Borarbeiten ſeitens des bahriſchen Finanz⸗ 
mmiftertums bezüglich einer Steuerreform, wel 
päter dem Reiche zur Grundlage dienen könnte und 
par im Sinmeeiner Robipiritus-Befteuerung, 
m welcher nur die Anlage weniger Magazine und 
de einiger wenigen Raffinerie = Anftalten nothwen= 
dig würde, im Uebrigen aber der freie Bertehr ganz 
unbebelligt bliebe. Ueber die Schwierigkeit der Beftim- 
mung des Preifes, ‚zu welchem die Landwirthe den Spiri⸗ 
æs abzuliefern hätten, ließe fich bei gutem Willen 
on ablommen. Die Reichslage mahne dringend 
wur Beihaffung der nöthigen Mittel. 

Am 10. Juli 1886 erſchien ein Zirkular der 
Delegirten= Konferenz und des Zentral» Vorftandes 
tet in® der eo. mit der Auffor- 
derung, die Erzengung von Branntwein behufs Er- 
angung befierer Preife um 20 "/, einzujchränten, 
und mit der Forderung bindender Erffärungen an 
den Berein; zur Grundlage sollte das durch= 
\dmittliche Ouantum der letzten 5 Jahre dienen, 
daben demnach nur BO ®/, im der mächften Kampagne 


J 


„Entweder tritt das Reich als Käufer des Roh— 
ſpiritus auf und bezahlt denſelben nach dem Durdh= 
ſchnittspreiſe der lebten 5 oder 10 Jahre oder es 
ftelt den Spiritusproduzenten lediglich fteuerfreie 
Lager zur Dispofition, in welchen dieje unter Stun— 
dung der Maiſchraumſteuer den Spiritus einlegen 
können. Im beiden Fällen hat Derjenige, welcher, 
jei e8 im erfteren vom Fiskus, fer e8 im zweiten 
bon dem Produzenten, lauft, die Konſumſteuer zu 
erlegen.“ 

Für Oeſterreichs Geſetzgebung ift das Geſetz vom 
27. Imi 1878 und die Novelle vom 19. Mai 1884 
maßgebend; als Sat gilt 22 Pig. für 1 Hektoliter⸗ 
grad (ein 1 100 %/, Spir.) und 30 %/, Zuichlag, wenn 
Prefbefenerzeugung mit dem Betrieb verbunden iſt; 
die Einholung geſchieht a) durch Panfchalirung nad) 
der Leiftungsfähigkeit des Maiihraums oder der 
Brermereivorrichtung, b) auf Grund einer Abfindung 
e) nah dem Kontrollapparat, d) ohne jolchen nad) 
dem faktiichen Erzeugniß. 

Die Rektiſilation des bereit8 verſteuerten Spiri— 
tus ift der Verzehrumgsiteuer nicht unterworfen, aber 
an die Erfüllung gewifjer Formalitäten gebunden. 
Die Steuer ift im Moment der Anmeldung fällig ; 
den Brennereien, welche nach dem Kontrollapparat 
oder nah dem Maijchraum paufchalirt find, kann 
die Einzahlung der monatlichen Steuergebühr in 
14 tägigen, den landwirthſchaftlichen in wöchentlichen 
Raten eingeräumt werden. Gteuerborgung auf ſechs 
Monate erlangen die Brennereien, welche mindeftens 
600 Gulden (1200 Mark) zu entrichten haben und 
eine vorgeſchriebene Sicherftellung leiften. Bei der 
Ausfuhr werden die erhobenen 22 Pig. vro Helto: 
litergrad und 109, Zufchlag für Berluft bei Lagerung 
und Transport vergütet. Hufland vergütet dafür, 








246 Branntweinbefteuerung — Braunſchweig. 


je nad Zeit, 5,5 bis 8,5%, und ſeit 1885 im| Brafilien, ſ. Amerifa. 
—* 20 bis 30 Marl, ftatt vorher 13—17 Mart| Braunſchweig, Herzogthum, ſeit 21. Oltober 1885 
pro hl; die Steuer ift 13 fach höher als im Deut- Prinz Albrecht (Friedrich Wilhelm Nikolaus) von 
ſchen Reich, die Ausfuhr ",, des Erzeugniffes (bis | Preußen als Regent. Das Fand ift 3690,43 qkm 
23 Mill. ), England gewährt den Inländern gb und hatte im Jahre 1880 zufammen 349,367 
einen Schußzoll von 50 Pig. für 228%, Tr. (ein Einwohner, nad der Zählung von 1885 372580 
Gallon proof) und Jahreskredit. Es gejtattet dem | Köpfe. Der Ueberſchuß der Geburten über die 
Verlauf bon umverfteuertem, mit Y/, Holzgeift oder | Todesfälle war in den letzten Jahren durchſchnittlich 
Naphta metplifirtem Spiritus den Inländern, nicht | 3414 Köpfe, Aus- und Cinwanderung find um- 
aber die Einfuhr von jolchem. ' bedeutend. * Bon der Bevölkerung rechnet man 
Literatur. H. Germann, „Das Branntwein- | 96,70%, auf die Proteftanten und 2,8%, auf 
monopol und der Deutiche Reichstag“ als 2. Auf: | die Katholiten; an Chriften anderer Art giebt es noch 
lage von „Die Branntweinbeftenerung“, Berlin 1885; | etwa 600 und an Jsraeliten 1400 Köpfe. Die 
I. Berfh, „Gährungs-Chemie für Praktiter*, IV. | Zahl der Städte mit über 2000 Einwohnern ift 13, 
Theil, Berlin 1881 („Spiritus- und Prefihefefabri= | die der anderen Gemeinden 444, auf jene kommen 
fation”); 9. Böhm, „Das Neuefte und Intereffan: | etwa 31 %,, auf diefe 699, der Berölterung; die 
tefte der — Branntweinbrennereikunde“, Ber: | Hauptftadt Braunfchreig hat jest 85,385 Einwohner 
lin 1877; 2. Haefele, „Die Branntweinbrennerei | und ift jeit 1880 um 13,79%, gewachſen. 8 
als landw. Nebengewerbe*, Würzburg 1882. Im | Land wird eingetheilt in 6 Kreije und 24 Amts- 
neueren Auflagen find erjchienen: T. Gläjer, bezirke: Braunſchweig 5439 qkm mit 4, Wolfen: 
„Praktiſcher BranntweinbrennereisBetrieb auf feinem | büttel 763 qkm mit 4, Helmftedt 788 qkm mit 5, 
gegentmärtigen Höhepunkt“, 3. Aufl., von DO. L. K. | Harzburg 547 qkm mit 3, Holzminden 574 qkm 
orenzen herausgegeben, Halle 1883 und M. Mär: | mit 4, Blankenburg 475 qkm mit 3 Aıntsgeridhts- 
der, „Handbuch der Epiritusfabrifation” in 3. Aufl., | bezirten. Im Jahre 1871 hatten die Yandgemein- 
Berlin 1883, den 203,661 Ginmohner, im Jahre 1880 aber 
Zurßefteuerung: fiehe Ezecz-Findenmwald, „Bei: , 215,376 Einwohner, der Zuwachs ift alio 11,715 
trag zur groge der — des Branntweins“, Köpfe oder jährlich 1171 Köpfe; in den Stadtge— 
Wien 1878; Troſchke, „Die Branntweinfteuer-Ge- | meinden ift er viel bedeutender. Auf die land- umd 
fetsgebung“, Halle 1881; I. Wolf, „Die Brannts | forftwirthichaftliche Bevölterung kommen 32 ',, der 
meinftener“, Tübingen 1884. Einwohner. Die Zahl der bewohnten Gebäude ift 
Nahtrag. Die beabfichtigte Selbfibeihräntung , 10,532 in den Städten und 28,176 in den Land» 
in der Erzeugung ift nicht zu Stande gelommen, es gemeinden, zufammen 38,708, jo daß nicht ganz 
mußten bi® zum 1. Oftober 1886 zujammen 60%, | 10. Köpfe auf ein Gebäude tommen. Die Berufszählung 
der Maifchraumfieuer betheiligt fein, wenn die Sadje ergab 158,909 Enwerbsthätige, 8797 Dienende für 
ins Leben treten follte, e8 waren aber biß zu diejem | häusliche Zwede, 182,055 Angehörige; für Yand- 
Termin nur 1600 Brennereibefiter und nur 27 ftatt , wirtbihaft u. ſ. w. 120,062, für Bergbau umd 
37 Mil. Mart Steuern angemeldet worden, jodaı | Hüttenwejen 146,616, für Handel und Bertehr 38,071, 
die Vereinigung nicht ins Leben treten konnte. ‚für Lohnarbeit wechielnder Art 4443 Köpfe u. j. m. 
In der Ausihuffigung des B. d. Spir.-Int. im! Behörden. Dem Pringregenten zur Seite jteht 
Dftober 1886 wurde der Gedanfe an die Ein=|der Regentichaftsrath mit dem Staatsminifter umd 
ſchränkung der Produktion fallen gelafjen und Ruß | dem Präfidenten des Landtags und des Oberland: 
land hauptfächlich für die jchlechte Yage verantwort= | gerichts ald Mitgliedern, das Staatsminifterium mit 
fih gemadt. Eine Kommiffion foll fih mit Unter: | dem Minifter und zwei Wirkl. Geh. Räthen. 
ſuchung darüber, wie der ruffiichen Konkurrenz zu | find zu nennen: die Geheime Kanzlei; das Statiftifche 
begegnen fei, bejchäftigen umd der Reichöfanzler um | Bürcau; das Yandeshauptarchiv; die Ordentlichen 
Hilfe angegangen werden. Für den September 1886 | Sitglieder der Minifterialtommiffion mit den Abtbeı- 
gegen September 1885 geftaltete ſich das Brennerei: | lungen für Innere Yandesverwaltung und Polizei, 














geſchäft wie folgt: Finanzen und Handelsangelegenheiten, Juſtiz. Getit: 
Mart Mart Uüche und Schulſachen, Militärſachen; der Landtag 
Steuer 1,991,457 gegen 1,302,730 mit Ausſchuß der Landesverſammlung und Landes 


—— 1,222,9390 „ 75,932 ſyndikus; das Oberlandesgericht (2 Yandesgerichte); 
Erzeugung ‚959,680 1 gegen 12,167,800 1 die Kinanzverwaltung mit der Herzogl. Kammer: und 
(über 20%, weniger) | Baudireltion, dem —— der Zoll⸗ und 





Ausfuhr und in- Steuerdireltion; das Konfiftorium, die Oberften Hoi: 
duftr. Verbrauch 6,095,139 1 gegen 7,637,754 1 dargen. Diplomatifche Vertretungen und Konfulate 
im Inland ver: ' haben verichiedene auswärtige Staaten und Preußen. 
blieben 4,530,041 1 ,„ 1,864,641 1! Das Militär gehört zum X. Armeelorps, 20. Di 


Inzwiſchen dent man in der Schweiz an cine; vifion, und beftcht aus dem Imfanterie= Regiment 
Steuer-Reform und will diefe, wie es ſcheint, mit Nr. 92 (jetzt im Reichsland beim XV. Arın ), 
der Einführung des volltommenen Monopols be= | dem —— — Nr. 17, einer Batterie und 
wirken, fo daß nur der Handel in Yieferungen von |2 Landwehrbataillonen. 

40 1 freibleibt. Über die jpäteren Vorgänge |. am | Für die Landwirthſchaft giebt es als Zeutralſtelle 
Schluß des Bandes. unter dem Miniftertum des Innern den Borftand 





Braunfchweig. 


»s landiv. Zentralvereins, ein Herzogliches Landes⸗ 
delenomie⸗ Kollegium in Braunichweig mit einem 
Irreftor und drei Mitgliedern fonft, 2 Delon.=ommifs 
iren und eimem Bermefjungs-Revifor, dann das 
der. Yandgeftüt, die Herz. Kammer zu Braun: 
‚dmeig mit Direktionen für Domänen und für Forften. 
der Landw. Zentral=Berein fir das Herzogthum 
Suunfhweig bat feinen Sit in Braunſchweig umd 
8 Orts-Bereine außerhalb, Sektionen für Obftbau, 
Kgrarftatiftit, Afflimatifation, Bienenzucht, Fiſch⸗ 
pt, eine agritulturhemiihe Verſuchsſtation (feit 
1862) mit Kontrolle über Dung⸗ und Futtermittel und 
Scatqut, auch für Düngungsverfuhe mit Zuders 
üben und Spargel u. f. w., jubventionirt vom 
State und bon den Bereinen; die Mitgliederzahl 
xs Vereins war im Gründungsjahre 1833 nur 80, 
m Jahre 1843 ſchon 312, 1863 an 1100, 1883 
wiammen 2484. 

Finanzwejen. Das Budget für 1885 zeigt 
9,734,000 Markt in Einnahme und Ausgabe, die 
eritere wird gebildet aus der Grundſteuer mit 
1,136,900, der Berjonaljteuer mit 120,400, der 
Gewerbefteuer mit 250,000, zuf. direkten Steuern 
157,300 Marl, indirelten Steuern (netto) 359,900 
Kart, Antheil an den Reichsfteuern 724,000 ME., 
Gerichtsfporteln 550,000 ME., Domänenertrag 
netto) 850,900 Mi., Binfen 839,000 Mt,, 
Annuität aus dem Berlauf von Eijeubahnen 
(an eine Privatgejellichaft) 2,625,000 Mark u. 
.w. Bon den Ausgaben find zu nennen: Ma- 
tminlarbeiträge 749,000 Mt., Minifterium, Lega- 
ton, Landtag u. ſ. mw. 217,200 ME., ZJuftizver- 
waltung 1,332,300 ME, Finanzverwaltung 718,000 
Mt, Bolizei und Gendarmerie 754,700 Mt., Bau: 
toiten 927,200 Mk. Benfionen 666,700 ME., Landes» 
Suld 3,076,340 Mt., Exrtraordinär 1,292,560 Mt. 
der Etat der Kammerkaſſe ift 2,355,352 Mark in 
Einnahme und Ausgabe; die Einnahmen bilden 
Lachten und Gefälle (946,699), Forften und Jagden 


747,590), Berg- und Hüttenmwerfe (500,163) und | 
Finſen (162,900 Mt.), die ur nr enthalten die und kleinere Geldinftitute und Anftalten. 


Boten für den Hofftaat (325,323), die Verwaltung 
161,500), die Erhaltung des Kammerguts (323,178) 
die Kammerjchuld (163,170), die Rüdzahlungen 
91,270), den Ueberſchuß (850,911 ME). Die 
eillifte — 825,323 Mi. — wird aus den Ein- 
gi des Kammerguts, aus Zinſen u. ſ. w. ge 


Der Etat des Bereinigten Klofter- und Studien- 
bat in den legten Jahren 1,487,000 ME. 
(1880) bis 1,604,500 Mt. (1882) Reinertrag ge- 
Figt, diefer dient ausichließlich zu Kultus- und 
Unterrichtszmwerten. 
Die öffentliche Schuld zeigt: Paſſiva der Kammer- 
tafie 1,015,286,35 Mt. — gegen 4,883,750 Mt. 








247 


ichaft giebt es a) die landw. Schule Marienberg 
u Helmftebt mit (berechiigter) Landwirthſchafts 
le, Vorſchule und Fachſchule, b) die Schule 
für Buderinduftrie in Braunfchweig. Das Land 
befigt jonft 382 Landgemeindeichulen, 40 ftädtijche 
Gemeindeihulen, 11 Brivatichulanitalten unter 
Oberaufficht des Konfiftoriums, 5 Gymnaſien, 1 
Realgymnafium, 1 ftäbtifche Realjchule Il. Ordnung, 
1 höhere, 1 mittlere Töchterichule, 2 Schullehrer- 
feminarien und Präparandenanftalten, 1 ‘Prediger: 


jfeminar, 1 techniſche Hochſchule, (Carolo-Wil- 
helmina), 1 Baugewerkſchule u. ſ. w. Be- 
rühmt ift die Bibliothef in Wolfenbüttel. Für 


wenig bemittelte Studirende giebt es Stipendien 
und Freitiſche nad Göttingen geftiftet. — Das 
Konfiftorium ift in Wolfenbüttel, eine reformirte 
Gemeinde giebt es in der Hauptitadt, die Katho- 
lifen haben Kirchen in 5 Orten und unterjtehen 
‚dem Biichof in Hildesheim. Ein Landrabbinat ift 
in Braunschweig. 

Berfehr. Das Land — vortreffliche 
Straßen — ca. 800 km Staatsſtraßen, faſt alle 
mit Obftbäumen bejegt, und im Ganzen ca. 4800 
km Wege Die Eijenbahnen find nur 25 km 
lang als Sekundärbahn in Privatbefig, die Haupt- 
bahnen waren ehemals jtaatlich, dann wurden fie 
(1870) — 277,1 km im Land und 67,2 km außer- 
halb— an eine Privatgejellichaft verkauft für 33 Mid. 
Mark und eine Jahreszahlung von 2,625,000 ME. 
bis zum Jahr 1934 und dann find fie jpäter au 
Preußen De Ueber Poſt und Tele- 
graphie ſ. Deutſches Reich — Dem Handel 
und Geldverfehr dienen die Handelälammer, eine 
Reihsbantitelle, die Br. Bank, die Br.-Hannoverjche 
Hypothefenbant, die Kreditanftalt, ein Leihhaus 
mit 5 Aweiganftalten ald | Landeskreditanftalt 
—— und Lombardgeſchäft) mit Spar: 
afjen- und Berjagabtheilung, der Ritterjchaftliche 
Kreditverein, welcher unlündbare Darlehen für 
Güter mit über 4500 Marf Steuerkapital giebt, 
In 
der Hauptjtabt giebt es jährlich 2 Meſſen, Märkte 
verjchiedener Arten an 39 Orten. 

Bergbau und Induftrie. Der Bergbau und 
Hüttenbetrieb wird in den Kommunionwerlen am 
ah gemeinſchaftlich mit Preußen, fonft nur von’ 

rivaten betrieben; im Ganzen ift der Bergbau 
urüd gegangen; für 1881 wurden noch angegeben: 
‚5 Mill. Mark Gefanmtertrag, 273,683 t Braun- 
fohlen, 96,433 t Eifenerze, 924 t Bleierze, 18,010t 
Asphalt, 7544 t Kochſalz, 24 kg Gold, 3,854 kg 
Silber, 21,405 t Roheijen, 424 t Blodblei, 1586 t 
Stätte, 419 t Kupfer, 12,414 t Schwefelfäure, 
2882 t Kupfer- und Zinkvitriol; außerdem giebt e8 
vortrefflihe Bau- Pilafter- und Straßenfteine in 


Paſſiva der Staatälaffe 31,988,307 ME. | Mengen (Marmor, Granit, Syenit, Gabbro, Tuff-, 


20,197,300 Mt. Aktiva und 20,181,992 Mt. | 


Hiva des Stlofterfapitalfonds. Die Prämienan- 
leihen find 44,320,170 Dit. (20 Thlr. Loofe), die 
waommten Bafjiden beftehen alſo aus 77,323,763,35 
M., die Mftiven aus 45,263,042 Mt, 
Rehrihuld — alſo 32,063,721,35 Marf. 

Unterricht und Kultus. Für die Landwirth- 


die | 707 + Bleierze, 98 t 
 Marf, 7095 t Kochſalz, 40,874 t Roheijen, 1268 t 


Sandftein u. ſ. w.), Thone und Lehme, Torf u. j. w. 
Die Zahl der Bergarbeiter war 2400. 1884 
rechnete man 1092 Wrbeiter, 351,963 t Brann- 
fohle, 19,346 t Aaphaltgeftein, 118,376 + Eifenerze, 

&ehwefelties, auf. 1,6 Mill. 


Blei, 1625 t Glätte, 764 t Kupfer, 4867 kg Silber, 


u 


248 Braunfchweig. 


ſchränke, Wagen, Glaswaaren, Borzellan, Zündhölz⸗ 
hen, Strohwaaren, Holzitoff zur Papierfabrifation, 
Pianofortes, Glacehandſchuhe u. j. mw. 2 


38,4 kg Gold, 15,872 t engl. Schwefelfäure, 3517 t 
Kupfer-, Eifen-, Zinkoitriol. Die landw. wichtige 
Induſirie befteht Hauptjächlich aus Zuderfabrifen, 
zum Theil genofjenicaftlih von Bauern unter- | mals bedeutende Leinenmanufaktur, größt 
halten, 1883/84 zufammen 30 mit 705,256 t ver- | Hausinduftrie, ift mit dem Rüdgang des la 
arbeiteter Rüben und 74,850 t Rohzuder (1880/81 | baues ebenfalls zurüdgegangen, jo dab für 
war der Berbraud) 380,000 t); Brennereien im Be⸗ Ausfuhr nicht mehr wie vordem gejorgt werden 
trieb giebt es über 30 ost. Branntwein), Brauereien | fann. j 
von über 100 etwa 80 mit einer Erzeugung von Landwirthſchaft. Ceit der Zeit, für welche 
76 1 pro Kopf oder an 300,000 hl. Die wichtig- | über diefe beri worden war, find mehrfach ge- 
Ausfuhrartitel find: Getreide, Zichorie, Zuder, | nauere Erhebungen über die Berhältniffe der land- 
b> und Leinöl, Garn, Leinwand, Würfte, Honig- wirthſchaftlichen Bevöllerung angeftellt werden ; 
fuchen, Gemüfearten friih und im Büchjen und, jie haben im Allgemeinen ergeben, daß dieſe t 
Glaͤſern (Spargel u. j. w.), Konferven davon und | gute zu nennen find, da es jelbit denen, we 
von Obſt, dann Bier, Branntwein, Chemikalien, Blei, | nur wenig Beſitz haben, an Arbeit und gutem Ber- 
ladirte Waaren, Eifen und Eifenwaaren, Holz und dienſt und Austommen nicht fehlt und nur im 
Holzwaaren, Zement, ed Baufteine, Näh- Winter im hohen Harz jeit dem Rückgang des 








maſchinen, Jutegeipinnfte, Filz- und Seidenhüte, | Flachsbaus und der Hausmweberei von mangelnden 
ek — Die uſtrie fördert auch | Verdienft die Rede jein Tann. Die Agraritatiftit 
noch Maſchinen verjchiedener Art, feuerfeſte Geld- , hatte für das Jahr 1878 verzeichnet. 


179,655 ha Adern = 9— %o 
6,273 „ Gärten = Li Bom Aderland: 

37,273 „ Wiejen = 10,1 , a net _ 899 0 
15500 5 Weiden, Anger = 42 ” ren > Getreide = Hüljenfrüchte a : " Io 
238,701 ha landw. Fläche = 64,7%, (17427 ha Kartoffel = 9,7 %,) 

111,890 „ Forſtland = 303. 16,708 Futterpflanzen = 93 „ 
350,591 ha Kulturland = 9,0%, 13,294 Sonftiges me TE 
18,452 „ nicht bebaut = 5,0. 179,655 ha 100,00 ® „ 





369043haßejammtflähe =100,00 /, 
Für 1882 liegen genaue Angaben über alle einjchlagenden Berhältnifje vor. Es wurden gebaut: 


17,930,1 ha Weizen mit 52154,3 t Körner und 67,853,2 t Stroh als Ertrag 
43,849,7 „ Roggen „ 903840 „  „ z 168,974, 5 un 
9,7338 „ Gerfte „ 177 m In... 05: © 
30,0418 „ Safer „ 654402, * 792740, . " 
611,6 „ Buchweizen mit 97565,» A BER 7,7 WE 
102,167,0 ha Getreide mit 230,631,5 t Körner und 338,408,5 t Stroh als Ertrag 
5,594,3 ha Erbien t 9,205,6 t Körner und 11,541,2 t Stroh als Ertrag 
6,544,3 „ Bohnen „ 14,0581 „ „ — 20,838,88 
2,6266 „ Widen „ 2,1569 „, „ = 4,7428. „ n R 
646,5 4 Lupinen 783,5 * * — 1,443,1 — 8 — 
15,371,7 ha dulſenfrüchte mit 26,203,1 t Körner und 38,565,9 t Stroh ala Ertrag 


117,538,7 Getreide und Hülfenfrüchte zuf. oder 58,53%, vom Aderland 


17,724,5 ha Kartoffeln mit 234,842,6 t Ertrag an Rnollen — (21,570/, ertrantt) 
2,682,1 „ Rutterrunfeln 29,2897 „ „ „ Wurzeln 
1,418,2 „ j. Sutter-hadfr. 59,289,7 „ „ 
26,122,8 „ Buderrüben 700,000 „ Wurzeln 
47,947,6 ha Hadfrüchte zufammen — 23,87%, vom WAderland. 
3 t Körner und 138,5 t Stroh als Ertrag 

















609,2 „ Rapsarten mit 710 
— — 
18,0 „ Hopfen u 1800 kg Dolden 
Bichorie 
jonft. Handeläpflanzen 
3,277,7 ha Hanbelöpflanzen — 1,65, vom Aderland. 


9,485,6 ha Klee mit 39,490,8 t Heu Ertrag 
2,089,3 „ Quzerne A1AI8T _ 5 
1,8864 „ Eipariette 6,8664, 5» 

497,0 „ ſonſt. Futter 1,4865 „ „ Hs 





| Eee 
" 0 — 










Braunſchweig. 249 
16,858,5 ha Futterpflanzen 6,95 9, vom Ackerland 
180,710,5 „ Weiden, Brahe u. w. u 900. u " 
. %0,794,0 ha Aderland 54,44 der g. Flaͤch 
36,687,0 „ Wieſen u. j. w. mit 129569,6 t Heu Ertrag DM. . # 


97,481 ha landwirthicaftlide Fläche 64,35 
6,8500 „ Gartenland 1,78 
110,000 „ Baldungen J 29,87 
‚851 ha &ulturland ; 96,00 
14,162 „ unbebaut mon nm 4,00 
4,043 ha Gejammtfläche 100,00 


Bon der Waldfläche kamen 3732 ha auf Eichen, 590 ha auf Birken, Erlen, Ejpen und 53,214 ha 
auf fonftigen Hochwald, 7876 ha auf Kiefern, 218 ba auf Lärchen, 31,548 ha auf Fichten u. Tannen 
and 1277 ha auf Mittel- und Niederwald. 








Als Erträge wurden vom ha in den einzelnen Amtsbezirken angegeben : 


son Winterweizen 1,5 bis 3,6 t Römer und 2,0 bis 6,0 t Stroh | * 
— ‚u 24 — > UBS 40 an ‚1884 56,060 t 
. Binterroggen DR“... ET A 
. er — 0.08 23 oe ns FRE 84,270t 
» interg 1,6 12 * ” ’ ” ” l 21,9 
. Sommergerfte 8. 00. ;- AN ol — 

Hafer 1a 39... 2. I, 53,080 t 
Buchweizen 0,8 [77 2,0 ” [7 [7 0,8 " 2,5 # " 
Erbjen 1,0 ” 2,2 7 r " 1,1 " 3,0 " " 
Bohnen Re 1 De EAN 
Biden (3 ee 1. We on 40 
‚ Yupinen 09 „ 20, m nn DE BB. u 
‚ Kartoffefn 85 „ 20,0, Knollen, 4 bis 50", erfrantte 1884 — 259,000 t 
Futterrunkeln 19,0 „60,0, Wurzeln 
Futterwurzeln ſonſt 18,3 „ 70,0 „ 
Binterrapsarten 07 „ 40 , Körner 
Sommerrapsarten 3... BD. 
, Klee 25 „60, Heu 
Luzerne 3,0 ” ‚O .n 
„ iparfette U 1 . 
ionftiges Futter 2,2 ,„ 6,0 „ (Serradella, Spörgel, Grasiaat) 
Wieſen 18 „ 60, 


Die Beſißverhältniſſe ergeben: für den Staat 51 Domänen, 10,5%, des landwirthichaftlichen 
und 72°, des forjtwirthfchaftlichen Bodens. An größeren Gütern giebt es 119, worunter 65 Ritter- 
gäter find und 46 Güter anderer Art. 

Es giebt ha s %o 

8 Fam.-Stammg. mit zuſammen 2 bid. 2,5 d. Privatbej. u. 1,4 d. fruchttr. Grundbeſ. 





5 Vertinenzgũter J— [73 ’ [73 [1 r r [23 ” 44 

19800 Bauergüter 159,600 „ 781 „ Pe ii * 
‚Der Staat, die Kirche u. ſ. w., die Stiftungen, | 42 Gutslomplexe (5 bäuerliche) haben mit 9000 
die Gemeinden, die Gemeinichaften, die Schulen, | Mark und darüber Grundſteuerkapital die Fa- 
die Intereffenichaften u. ſ. w. haben milienftammgutsqualität oder können dieje erwerben. 

141,400 ha o. 41°, d. Geſammtareals 

| d. Brivat.204,200 „ „59. „ R 160,900 ba = 78,7" 2 bes Privatbefiges und 
345,600 ha 0.100 ® 46,5%/, des gefammten fruchttragenden Grundbe⸗ 
| Die erwähnten n In ſitzes find bedingt mobil, 38,300 ha = 18,8 und 


nein 285,000 ha o. 14,0% ,d.Brivatb. | 11,19, unbedingt mobil. 
9 üt. 195,600 „ „ 78,1, (üb. i A . 
Mi. Stabtgäter "12.000 „« 59, ie | Alle diefe Angaben gelten mit Ausſchluß des 


dal Hãuslerſi.a.d.C. 4,100. „ 20. —— der Hauptſtadt. 
204,200 ha 100,00", Bon den Landgemeinden haben: 





250 Braunſchweig. 
2,660 Güter zujammen 271,9 ha, aljo im Durchſchnitt unter 0,25 ha 
358 „ — —⏑—⏑———— 0,25 bis 1,0 z 
5480 z 0m; ; 10 > 56 
3,092 „ = 224356 „u » & 50 — 10,0 x 
1,78 „ u 20,991,1 „ „u ” 100 „ 150 „ 
956 " [23 16,542,1 ”„ "» [23 " 15,0 ” 20,0 [23 
1,380 ” [23 47,407,2 " ”„ Li " 25,0 " 50,0 ’ 
237 " " 13,935,1 " „ [2 „ 50,0 " 75,0 [73 
103 " " 17,158,7 " " " " über 75,0 ’ 
19,892 Güter zufammen 169,763,2 ha, aljo im Durchſchnitt 853 h 
A * 14,311,0 find nicht bäuerliche Beſitzungen 
19,821 „ Be 155,452,2 bäuerliche Bejigungen (m. Anbauerweſen u. j. mw.) 


Zum volltommen auskömmlichen Unterhalt | mit Land dotirt, 5480 Güter im Durchſchnitt zu 
ohne Nebenarbeit werden im Durdichnitt 10 ha 5 ha werden von der Familte allein bewirthichaftet, 
als nothwendig für Bauergüter erachtet; 5001 Höfe | 6284 Tagelöhner haben nur bis 1 ha Land. 
en ala volltommen genügend zur bäuerlichen‘ In anderer Berechnung ergeben fich (immer ohne 

ewirthichaftung dotirt, 3092 Güter jind für den das Gebiet der Hauptitadt): 
Wirth mit Gefinde und Tagelöhner ungenügend 





0, ha D ha 
für die Privaten 81,69 d. landw. Fläche od. 192,489,4 10,62 d. forftl. Flähe 11686,3 





" nr 3,66 ” 17 [23 " en 0,32 ” ” ” 347,8 

‚‚ Gemeinden ‚ ‚041, 

— Gemeinheiten a⸗ ” [77 " " Her), 16,92 " " " 16,730,3 

* den Staat 10,53 [7) [73 —— 24,818,5 72,14 " ER ; Re 79,353,7 
100,00 d. landw. Fläche od. 235,731,3 100,00 d. foritl. Fläche 109,996,1 

Die Güter mit den erforderlihen 10 ha für regelrechte Banernwirthicaft haben in den e⸗ 


meinden 131013,9 ha, in den Stadtgemeinden 4,779,1 ha, zuſammen 135,793 ha, alſo faſt 62%, 
der landw. Fläche. 
Für den landiw. Grundbefig find in 
ftädtiichen FFeldmarten 4,035 Befigtomplere mit 8973,4 ha, durchſchn. 2,22 ha 
ländlichen a 19,892 8 


« 
” ” ’ ’ „ [0 Ri) " 


23,927 Befigfomplere mit 178,736,6 ha, durdihn. 7,47 ha 


In den ftädtiichen Gemeinden giebt es: 46 Befige m. unt. 15,0 ha bis 20,0 ha 
1422 Befige m. unt. 0,25 ha Vie. WE „— nm BEN 
I 5 5% 8 5: Ba Oel BE 5; EN: .. u BER 
946 "„ " [23 : 1,0 [23 [23 5,0 [23 2 [23 [23 [23 50,0 ’ » 75,0 [23 
188 " " ” 5,0 [23 " 10,0 [2 8 " [2 [23 über 75,0 " 

76 ”„ [2 ”„ 10,0 [23 [23 15,0 [23 

Das Grundfteuer-Kapital der fruchttragenden | Die Kulturbezirte find charakterifirt wie folgt: 
Grundftüde wird angegeben zu ' A. Harzgebirge. a) Hoher Harz, Nder- 

10,407,072 Mart = 85,97%), für d. Aderbej- land zurüdtretend bis fehlend; Thalwiejen naß, 

1,698,2422 „ = 14,03 „ für d. Forften- Plateau's troden. Rindvich als Hauptiache ; Weide- 


12,105,314 Mart = 100,00 „ ang im Forſt; Kühe als Zugthiere, Getreidezu- 
Die Grundftener ift 10 von 100 eingeſchätztem fuhr notäwendig ; Verkauf von Vieh, thieriihen Er- 
Stenertapital. zeugniffen und Heu. Guter Nebenverdienit auch für 
Fr das Aderland giebt es XII Maffen, für Spannfuhren im Wald, beim Bergbau — 
weiche als Erträge 30 hl Winterforn bis her- | Vorherrihend Güter bis 5 ha, Großgüter \ 
unter zu 5 - angenommen find; die = afie —— ———— und Zu— 
iſt mit 2,5 Mark Steuerkapital veranſchlagt; für N Be 
die Wiejen giebt es XII Klaflen mit den Er- — Steuerlapital 17,65 Marl pre 
trägen von 6000 bis herunter zu 600 kg Heu,|ha, © jenen Klafie IX bis X. — reife für 
für Aenger und Weiden XL Klaſſen mit ———— Aderland und Wieſen 800 bis 1000 Mark, auch nur 
nad) Kuhweide für Kl. I — ?/, ha bis Ki. — |, 400 Mark, Pachtgebote 60 bis SO Mark und auch 
3 ha. Die Stenerfapitalien des landw. Areals find nur 40 Mart pro ha. 
für Kl. 1 112,50 Marl, für die legte Klaffe XIT| db) VBorharz; guter Verdienſt durch die Soemmer- 
— 5 Marl. Die Forften find eingeihägt in IV. | frifchler; vorwiegend bäuerliche Befiger, jelten Güter 
Klaſſen mit 20—13,33—6,66 — 3,33 Mark pro ha | über 20 ha. Gr.-St.-fap. 35,9 Mart, entiprechend 
Das durchſchnittliche Steuerfapital pro ha wechſelt Kl. VII bis VI. Preiſe für guten Boden 2400 
je mad) Kulturbezirfen zwiſchen 16,4 (Heſſelfelde bis 2800 Mark, für geringen 1000 bis 1200 Mt, 
im Harz) und 67,7 (Saldar im Hügelland). Pachtgebote 100 bis 120 und 60 bis 80 Mar. 


Braunjchweig. 251 


I. Das Bergland, Boden Sand, Klei, jeltener |; der 5 Landtagsabgeordneten der I. Klafje der hödhit- 
Kaff, auf Plateaus Lalt, in den Thälern fruchtbar, | bejtenerten Grundbefiger. 
Biejen amägezeichnet, Futterbau fiher; Hänge bis Die Zahl der neuentftandenen Anbaumejen wird 
an die Waldgrenze beadert. Nebenverdienft durch | nad; 24jährigem Durchſchnitt zu jährlih 142, je 
Holz, Steinfuhren u. j. wm. Im Wllgemeinen | nad) Umtsbezirfen zu 32 bis 453 angegeben. 
m... und Aderbau im Gleichgewicht, Güter! Die Domänen und Rittergüter find über das 
von 5 bis 15 und nur wenig mit über 25 ha. Land gut vertheilt, jo dab ſie als Mujfterbetriebe 
Kapitalmangel. Gr.-St.:K. 42,7 Mark, entiprechend | beitens wirken können; es giebt viele ſehr tüchtig 
x. VI bis VII. Preiſe 1600 bis 2000, für ge> geleitete Betriebe, befonders im Hügelland und in 
rıngen Boden 1000 bis 1200 Markt, Pachtgebote | der Ebene und für dieſe reichen die heimijchen 
bis 110 und 50 bis 80 Marf pro ha. — ——— her a rt a oe ke 

IT. Das Hügelland, flahhügelig und eben; | aus den umgebenden Landen nothwendig find; für 
Boden Thon, en Sand an —— die Buderrübengüter fommen meiſtens Mädchen von 
donig und fandig, vorherrſchend guter Boden, be- | auswärts. Die Mehrzahl der heimiſchen Taglöhner 
ionders in den Thälern, vorzügliche Wiejen. Ader- 0,25 bis 0,5 ha Grundbeſitz und vielfach wurde 
bau überwiegend, ftarfer Futterbau, auch viel Zuder- den Separationen ein bejonderes Gelände für 
rüben-$ulture, Vieh milchreich, Zus! urüdtretend, | Anbauer der Art vorgejehen und zu billigem Preis 
Seltung gut. Betrieb tüchtig, au züiglich der a Zum Hausbau giebt es Spannfuhren- 

iorationen ; vorherrſchen der Wohlſtand; Güter von hit e durch die großen Landwirthe und leicht Geld 
10 bis 20 ha, aber auch viele bis 50 ha und bei dem Leihhaus. Geklagt wird aber darüber, 
Varüber, gut eingerichtet mit Inventar; viel Ver⸗ daB oft die Angefiedelten jpäter in die Fabriken 
denft für Häusler; Separation ſchon jeit langer oder jonft auswärts in Arbeit gehen. 
Fit vollendet. Bei vielen Bauern bedeutende Baar- 2 snenie ift jelten bei bäuerlichem Grund⸗ 
tonde. Gr.-St.-Kap. 52 Mark, entiprechend ser. |befiß außer im Hohen Harz; Ausſchlachtung von 
V bis VI; Buderrübenboden bis 4000 ME.; 160 Gütern kam vor, iſt aber bald verhindert und auf⸗ 
58 180 DE. Pacht, jchlechtefter Boden 1200 bis gegeben worden. In einem Zeitraum von 14 
1600 Mt., und 70 bis 90 Mt. Pacht pro ha. jahren find durd bäuerlichen Hofverlaß oder ähn- 
IV. Das Flachland, eben bis jamach hügelig; | 458 (1a79) Die DıT (1870 Olten nberenlihe 
Biden und Weiden mit Moorunterlage in aus- r (1875) en, WE wegliche 

N. Yderland Sandig oft aud ter anderer Met 750 (1872) bis 1905 (1875), 

en Rode ae 154 bis 242. Die Verpachtung 











i gg oe in — 
wenig lohnend. Großer Fleiß uud Spar⸗ ni, erfhufdung beträgt i 
gt im Gebirgsland 
san Den Biber! u > = austommend. | 14,3%, im Hügelland 16,5%, im Flachland 21,40, 
An 3 — ößer Pag so 6 Heide —3 | im Marſchland 10,6%, von der Geſammtzahl, von 
tio ut det. Gr.-Gt.-Kap, 18, nr, | Velden Zahlen aber in den einzelnen Amtöbe- 
eyes IX bie X. Breite 33 bis 2009 | Sirfen noch viel auf Gemeinden, Baugewerle und 
— 400 Mark, Bachtgebote 80 bis 120 andere Anlagen fommt. Als Hypothekengläubiger 
= Sn 40 68 0 Mart | dienen das berzogl. Leihhaus, die Kreistonmunal- 
Br Bug ‚ Fonds, die Braunjhweig-Hannoverihe Hypothelen⸗ 
V. Marſchland, an der Weſer, fruchtbar, aber | han, mehrere Banfen in der Hauptitadt, ftädtifche 
mit hohen Deichlaften beſchwert. Blühende Rind- | Sparkafjen, Sreditvereine (Genofjenichaften) umd 
vieh- und Pferdezucht, Vieh ähnlich dem der Wejer- | Private. Der ritterichaftliche Kreditverein giebt 
marihen weiter unterwärts. Güter von 10 bis unfündbare Darlehen auf Güter von minbeitens 
15 ha, aber auch viele bis 30 und 50 ha neben | 4500 Mark Grundfteuer-fapital. An Perfonak- 
Neineren Anmwejen. Gr. St.Kap. 41,4 Mark, ent- | fredit bei Privaten, Kaufleuten, Handwerkern, Fab- 
iprehend Kl. VII; — für Aderland 2400 bis ritanten fehlt es nicht. 
00 Mark, für Wieſen und Weiden jelbft bis Die Statiftit über die Hypothetſchulden ift nur 
00 Mart ggg erg Pachtgebote 80 bis für 1856 bis 1879 mitgetheilt worden; fie waren 
100 und jelbit 200 Wark pro ha, „Fir geringere | bei den Stabtgemeinden in dieſer Zeit von 30,085 
Bortommmnifje entiprechend bis zu 25%, weniger | Mill. Darf auf 88,711 Mill. Mark, bei den Land⸗ 
Kauf und Pachtgeld. | gemeinden von 58,712 Mill Mark auf 92,360 Mit. 
die durchſchnittlichen Steuer⸗Kapital⸗Werthe Rart geſtiegen, zu gleicher Zeit aber auch die 
ind pro ha: Gebäude» Berfiherungs-Werthe von 56,861 auf 


ganzer Höfe ift jelten. 





im hohen Harz 16,4 bis 18,9 Mart 109,009 Mill. Mark in den Stadtbezirten um» 
„ Borharz 339 „49 „ von 78,748 auf 144,252 Mill. Mark in den Land- 
Gebirgsland 297 „564 „ gemeinden und mit den Berfiherungen bei aus- 


= nd 404 „677 „ | wärtigen Gejellfchaften auf 121,773 und 150,498 
. 167 „195 „ | Mill. Mark; in äbnlihem Verhältnis haben fich der 
” chland 414 „ ) .2 | Grundmwerth, das nventarfapital u. j. m. ver- 
n 100 Ohrundftenerfapitalien | ändert, jo daß die Zunahme der Schulden nicht 
don —— 4500, bezw. 3000 Mark, je nach bedenklich iſt. Man rechnete den Geſammtwerth 

‚und find demnach berechtigt zur Wahl des Grumdbefiges zu über 800 Mill. Markt und 


n. Amtsbez. 


252 


die Höhe der Verſchuldung zu 22,6%, davon, ein 
gewiß noch günſtiges Verhältniß. 

Die Zahl der Subhaftationen war von 35 auf 
68 pro Jahr geitiegen. In Prozenten beredjnete 





Der Gejammtwerth des Bichjtandes war 53,5 
Mill. Marl. An Bienenftöden gab es nod 8547 
zu mindejtens 100,000 Marf an Werth. 

Brieftauben, j. Taubenpoft. 


Brieftauben — Buchführung. 


Brot, j. Bäderei. 

Buchführung; hierzu find an neueren Werten 
und neuen Auflag. älterer Werke jeit 1877 erichienen: 
Birnbaum, K. „Katechismus der landw. Bu 


fi die Verſchuldung für die einzelnen Amtsgerichts- 
bezirfe mit 10,4 (Salder) und 10,6 een) 
bis 47,5 (Blantenburg) und 54,49%, (Waltenried); 
über 30 %/, zeigten nur 4 Bezirke, 20 bis 25 '/, nur 
6 Bezirke und unter 20%, zufammen 13 Bezirke. | führung‘, Leipzig 1879; Broz, F. „Praftif 
Die gut redigirte „Braunjchtv. Landw. Zeitung“, Erfahrungen über die Anwendung der doppelten 
dad Organ des Vereins, welche fortlaufend über | Buchführung bei den Forft- und Landwi * 
die Verhältniſſe des Landes berichtet und am Prag, 1882; Brumelburg, M., „Landw. Buch- 
Jahresihluß mit eınem Kalender ftatiftiiche An- haltung“, leicht faßliche Borlagen an einem 
aben bringt, hat auch über die Getreidepreife jährigen Betrieb mit Eingangs- und Schluß-In— 
ittheilungen aus der Zeit von 1858 bis 1885 | ventur“, Zürich 1887. Brunner, D., „Kurze An- 
ebraht; mimmt man das Anfangs: und das | leitung der landw. Budyführung‘‘, Zürich 1879; Die- 
lußjahr, jo ergeben ſich für trichs, E. „Einfachelandw. Buchführung‘, 2. Aufl., 








Weizen 199 und 145 Mark pro Wifpel | Berlin 1885; Eisbein, 2.3, „Zagebud für den 
Roggen ZB... 3. > . buch» und redinungsführenden Landwirth““, Bonn 
Gerſte IB .„ 138 ; 5 * ‚1880; „Inſtruktion zur Geichäfts-Bu rung 
Hafer 79 „85 der Darlehns-Kafjfen-Bereine‘, 3. Aufl, Neuwied, 


Der durchſchniti mit Weglaffung der > niedrigften 1881; Klapka, A, „Die landw. doppelte Buch- 


und der 2 höchſten Notirungen ift für 27 Jahre aljo führung“, 2. Aufl., Wien, 1878; Krämer, U, 
Weizen Reigen Gerite Hafer fir „Die Buchhaltung des Landwirths‘‘, 2. Aufl., Bonn 
208 171 0138 8 1858/81 1881; Liedfe, ©, „Neue Buchführung für den 
207 171 146 89 1860/83 ‚Landwirth. Nebft Terminkalender und Anhang 
199° 170 14 90 1862/85 v. orientirenden Aufſätzen“, Flensburg 1879; 


Der Vichjtand war im Jahr 1873 Pferde |Päjer, 3. und Beeb, H., „Landw. Rechenbuch“, 
24,813 — Rinder 86,172, Schafe 312,165 Schweine | 2. bar Fed 1880; Michelien, R., „Buch 
76,731, Biegen 41,404; nad) der Zählung von | führung auf feineren landw. Beligungen“, 14. Aufl. 
1883 hatte man die beigefeßten Preife in den | Hildesheim 1883; Dürig, „Landw. Buchfüh . 
6 Schäpungsbezirfen: 1 I. IM. IV. V. V1.|3, Aufl. von A. Müller bearb., Wiesbaden 1879; 
Sohlen unter 1 Jahr 150 240 214 255 200 350 |Ropi, T., „Handbuch der land. Ve 
von 1 bis 2 Jahr 250 475 417 495 350 400 | führung‘, Berlin 1879; Tomija, Th., „Die 
von 2 bis 3 Jahr 500 675 586 730 475 600 | rechnung und Ertragsnahweiiung bei land. 
Pferde von 3 Jahr u. J Gütern“, Prag 1883; Volkmar, €, „Die 
älter . 575 750 690 865 750 800 |doppelte Buchführung bei dem Landwirthſchafis 
26,853 Pferde zuj. ‚ trieb auf größeren Gütern“, Wien 1879; Wagner, 





13 Maultbiere 425 — 300 — — A—. „Der buchführende Landwirth“ (nebit Kalen» 
54 Ejel 400 70 100 — 90 | der), Norden 1882; Wertheimer, U., „Theorie 
Mt. kg ſchwer | und Praris der B. nach einf. dopp., ital. und amerit. 


Kälber bis 6 Wochen alt 
von 6 Wod. bis 6 Mon. 


ngv. 1/,—2 Jahr alt 
Sustier üb. 2 Sur 


26— 50 47— 60 Syſt.“ Prag. 1887. Wolfes, „Buchführung für 
52— % 87—125 ffeinere ländl. Wirthichaften”, Audwigsiuft 1882; 
135—200 200—300 | Solling, F. 9, „Die Buchführung der Lande 
250400 425575 | wirthe, nach bewährten Syftemen dargeftellt“, Halle 
chſen 300—465 450—600 | 1883. Dahin gehörend auch noch Zemlida, F. 
Kühe rs 220— 350 400—480 8., „Leitfaden der Futter: und Piüngerwerthö- 
90,887 Stüd Rindvieh zufammen. — auf —— — 
in der Landwirth “, Prag 1880. 
24,035 Wolicaje Y bie Jahr alt 0 Marl vuigatien, Monarchie im Bajalenverhältnik 
. F zur Hohen Pforte, im Juli 1878 durch den Ber— 


” 





” ” 





65,989vered. Fleiſch⸗ bsl „ „ 13-20 „ liner Vertrag geichaffen, zur Beit dur Regent: 
ichafe üb. 1 „ 21—28 „ ſchaft verwaltet, nachdem der 1879 erwählt ge» 
* — weſene Fürſt Alexander I. (geb. 24. März 1857) 
bsl „ „ 1-15 „ |! k } } 

15,411 Schafe jonft} 55, | 17—24 im Auguft 1886 die Krone in Folge eines Auf- 
——— —— — Zn. . = andes niedergelegt hat und Rußland deſſen Ent» 
243,935 Schafe zufammen. ernung verlangte. Das Land ift 63,972 qkm 
Schweine bis 1 Jahr alt 24- 60 Mark | groß und zerjält in die Piftrifte Berkowitga, 
Zuchtſauen über 1 Jahr alt 30-120 „ | Barna, Vidin, Vretzna, Esfi-Dzumaja, Huftendil, 


fonft. Schweine über I Jahr alt 55—125 
30—150 kg jchtwer, J 
100,266 Schweine zuſammen. 
47,244 Ziegen 


Lovna, Lom-Palanta, Orhanije, Pleven, Provadija, 
Razgrad, Rahovo, Rufie, Spistov, Swlijevo, 
‚ Siliftria, Softja, Tran, Tärnovo, Sumen; das 
zu 15—22 Mark | Gebiet bilden das frühere türkiſche Bilajet Tuna 








Bulgarien. 253 


ohne die an Rumänien gefommene Dobrudicha, direttor und der Kreisrath, an der der Bezirke ein 
alſo die türkischen Liwas Sofia, Widdin, Tirnowa, Bezirlsamtmann. Die Nationalveriammlung be 
Kuftihuf und Barna; es grenzt im Norden an fteht aus 200 Mitgliedern, direlt mittelft allge- 
die Donau, bezw. Rumänien, im Süden an Oſt- | meinem Stimmrecht auf 3 Jahre gewählt. Das 
rumelien und das türfiiche Bilajet Koſſowo, bezw. | Deutiche Reich hat einen Geſchäftsträger in Sofia. 
vn Ballan, im Dften an das ſchwarze Meer, Das Land hat 4 Städte mit über 20,000 Ein» 
im Weiten an Serbien. Später wurde Oftrumelien,  wohnern: Sofia, (Hauptjtadt) mit 20,500, Ruftichut 
füdlich bi8 an das Rodope Gebirge liegend, durd) mit 26,163, Varna mit 24,555, Schumla mit 
ane neue Revolution und nach einem glüdlichen 23,000 Einwohnern, 7 Städte mit zwiſchen 10,000 
Krieg injofern mit Bulgarien vereinigt, als es eine und 20,000 Einwohnern und 6 Städte mit unter 
Art von Selbftitändigfeit erhielt und der Fürſt 10,000 Einwohnern. 
bleibender Gouverneur ded Landes wurde, eine Militär. Die Armee zählt 8 Regimenter Jn- 
Schöpfung, welche gegen Rußlands Willen ge> fanterie, 1 Schwabron Leibgarde-Ravallerie, 3 
Ihehen war und defien Agitation zur Vertreibung | Regimenter Kavallerie, 2 Regimenter Artillerie, 
des Fürſten veranlaßte. Dftrumelien ift 35,900 ,1 Kompagnie Feitungsartillerie, 1 Bataillon 
gkm groß und hat etwa 850,000 Einw. Bul-  Genietruppen, mit Genbarmerie zujammen im 
gariens Bevölkerung war im Jahr 1884 im Ganzen Frieden 22,570, im Krieg 30,370 Dann; für 
2,007,919 Köpfe, von welchen 980,116 auf das dieſen fommen noch aus der Nejerve gebildet dazu 
weibliche, 1,027,803 auf das männliche Gejchlecht 24 nfanteriebataillone zu 24,000 Mann, der 
Iomen; 69,949, oder 1,404,409 Köpfe find | Landfturm mit 6000 Mann und der Train mit 
Sriehiih-Orthodore, 28,790/, oder 578,060 Köpfe ; 2000 Mann, ſo daß die Kriegsjtärte zufammen 
Ruhamedaner (durch Auswanderung ftark fich ver= | 62,370 Mann ift. Die Flotte zählt eine Nacht, 
mindernd), 0,72 [e oder 14,332 Köpfe Jöraeliten, 3 Dampfer, 10 Dampfihaluppen, 3 Barken mit 
5622 Köpfe römijch- katholisch, 3436 Gregorianer, | zufammen 223 Mann und 9 Difizieren als Per— 
59 Broteftanten u. ſ. w. * Zur Ausbildung dient die Lehdrruſchina 
Die Muhamedaner überwiegen in den Diſtrikten für die Armee. 
Eeti⸗·Dzumaja mit 82%, Eiliftria mit 71,1 Y,,N Die Nationalfarben find weiß, grün, rot); das 
Krzgrad mit 68,8%,, Sumen mit 67,9%, und | Wappenjchild zeigt einen goldenen Löwen mit grüner 
Frovadija mit 62,3"/,. Warna hat noch 44,9 /, | Zunge und Krallen in rothem feld; es ift bededt 
dr Bewohner Muhamedaner, die übrigen Diftrikte | mit goldner Bügelfrone, gefüttert mit rother Mütze. 
haben nur unter 30 bis herab zu 0,2 °/, (Tran). Finanzen. Gerechnet wird mit Léöu zu 
die Bevölferung zerfällt andererjeits in: 67,01%. ,80 Pig. Neichsgeld; die Einnahmen waren für 
oder 1,345,507 Bulgaren, 26,26”, oder 527,284 | 1885 direfte Steuern 15,66 Mill. Mark, indirekte 
Türfen, 2,44 , oder 49,064 Walachen oder Ru⸗ | Steuern 10,817 Mill. Mark, mit Sonftigem zu— 
mänen. 0,62 °/, Zataren, 0,58". Griechen (11551),  jammen 22,92 Mill. Dark; die Ausgaben waren 
0,19°/, Urmenier (3837), 0,09", Serbo-&roaten ‚ 28,624 Mill. Mark; von diejen find für: Verwaltung 
(159), 0,06%, Auffen (1124), 0,06 "/, Deutiche | 0,96, öff. Schuld 1,68, öff. Unterricht 2,0, Juſtiz 
(1275), 0,12%, Albanejen, Italiener, Ungarn, |2,064, Krieg 9,54, Finanzen und öff. Arbeiten 
Czechen, Franzoſen. Un Ziegeunern giebt es 5,58, Inneres 4,296, Auswärtiged und Verkehr 
31,800 Köpfe. Im a geboren waren 2,677 Mill. Mart. Die Zolleinkünfte beziffern 
%,49%, oder 1,937,398 Köpfe, in Thrazien und fich auf etwa 4 Mill. Marl. Staatäfchulden gab 
Razedonien 31,786, in anderen Ländern 37,635 es nicht; die Uebernahme des Untheild an den 
und von 1100 war das Geburtsland nicht bekannt. | türfifchen Schulden, die Höhe des Tributs, die der 
Rit Oftrumelien hätte das Land 99,872 qkm und | Kriegsentihädigung an Rußland und die Abgabe 
2,858 Mill. Einw., auf 1 qkm 28,6 Einw.; Bul- an die Eifenbahngefellichaft Ruſtſchul -Varna Mind 
gerien allein bat 31 und Oftrumelien hat 23 | — nicht endgültig geregelt. 
Ein. auf den qkm. erfehr. Die genannte Bahnlinie ift 224 km, 
Behörden. Dem Fürften, jegt der Regent im Bau eine Linie von 118 km Länge. Die 
Mat, jteht ein Minifterium zur Seite mit Mi- Poſt, 48 Büreaus, beförderte 1,159,704 Briefe, 
für Finanzen (Bräfident), Inneres, 6240 Werthbriefe, 190,410 einfache und 4459 
‚ Auftiz, öff. Unterricht, Krieg, ein Boftlarten mit Antwort, 172,740 eingeichriebene 
Tiretorium für Öff. Arbeiten umd ein Staatsrath; , Sendungen, 842,861 Drudjagen u. ſ. w. und zus 
die griechiich-orientaliihe Kirche unterfteht dem jammen mit behördlichen Sendungen u. j. mw. 
Exarhen in Konftantinopel nnd deffen Delegirten | 2,770,016, 
in Sofia, die römifch-tatholifche dem Biſchof mit Die Telegraphie hat 2433 km Staatslinien, 
dem Sig in Philippopel. In ofia 1 in es einen 58 Büreaus dafür und 10 der Eiſenbahn. Die 
Kaflations- und einen Appellyof, in Ruftichuf einen Gefammtzahl der Depeihen war 443,724. Poſt 
Appelhof und im Lande jonft 10 Gerichte erfter und Telegraphie haben an Einnahmen zufammen 
Inſtanz nebft 65 fFriedensgerichten für Vagatell- | 0,355 Mill. Mark und Ausgaben 1,432 Mill. Mark. 
yrozefie bis zu 480 Markt. Die Juftizgefege find | Handel. Im Joe 1884 war die Einfuhr 
theils ottomanifche,, theils ruſſiſche. Die Rer- | 87,08 Mill. Mark, die Ausfuhr 39,074 Mill. Mar. 
waltung gliedert fich im 21 Kreife mit 58 Be- | Die Ausfuhr beftcht befonders in Getreide, 6—7 
zitlen: an der Spige ber Kreiſe fteht der Kreis- | Mill. Marl, Früchten jonft, Vieh (3—3,5 Mill. 











254 


Markt), Wolle, Seide, Häute, Talg, Wachs, Käfe, 
Butter, Pflaumen, File, Wild, Bauholz, Thon- 
waaren; die Einfuhr hauptſächlich aus Webwaaren, 
Gijen, Steintohlen, Wein, Altohol, Zuder, Salz, 
Betroleum, Kolonialmaaren u. ſ. w. (Bollabgaben 
80%, beim Zranfitverfehr 19,.) 

Bon der Einfuhr famen rund 30 %/,auf Defterreich- 
Ungarn, 24%, auf Großbritanien, etwas über 
13 "/, auf die Zürkei, 8%, auf Rumänien, dann 
folgen mit unter 6%, Frankreich, Ztalien, Rußland, 
Dftrumelien. Die — geht zu 26%, na 
der Türkei, mit faft ebenjo viel — — 
Rumänien, mit 16"/, nach Oſtrumelien, mit 13,70, 
nad) Frankreich, 11,7 |, nach Großbritannien und 
zu 6 /. nad Defterreidh-Ungarn. 

Die Znduftrie ift im Aufſchwung begriffen; 
Lederwaaren, Holzwaaren, Thonwaaren, Meffer, 
Schnüre aus Seide, Wolle und Zwirn, Wollteppiche, 


andere Woll- und Seidenwaaren, Silber-, Gold: | 


und Filigranarbeit, Pelzwerk, Schuhwerk, Sattel- 

vu u. ſ. w. find die Hauptgegenftände, Samatom, 
waß, Selwi, Gabrowa, Tſchiprowetz, Schujek, 

Trewna, Widdin die Hauptorte der Induſtrie. 

Bulgarien hat das metriiche Syſtem und ge- 
hört der lateinischen Münzkonvention an, der Frank 
heißt Lsu, Leo (Löwe), eingetheilt in 100 Sto— 
tinfa (Gentimes). 

Unterridt. Der Befuh der Volksſchule ift 
obligatoriih, deren Unterhaltung liegt den Ge— 
meinden ob (mit Staatsunterftüßung), höhere Schulen 
unterhält die Regierung; der Schulbeſuch ift im 
Ganzen noch ſchwach, doch find auch hierin große 
Fortichritte zu verzeichnen. In Jahre 1882 gab 
eö 16 Schulbezirke mit Injpeltoren an der Spike, 
1365 Volksſchulen (82 für Mädchen) mit 1 
Lehrern und 180 Lehrerinnen, 56 Bürgerichulen 
12 für Mädchen), 1 fgl. Gymnaſium, 4 Real- 
chulen, 1 theolog. Schule, 2 höhere Mädchen— 
ſchulen, 2 Unterrealichulen, 2 pädagog. Lehran⸗ 
ftalten, 2 Staatsbürgerſchulen, 1 Kriegsſchule für 
Offiziere, 2 Feldſcherkurſe für ärztliche Gehilfen, 
1 Zandmefferichule für Kataftralgeometer, 1 Ader- 
bauſchule. 

Der Bergbau iſt nicht nennenswerth, der 
Ackerbau noch auf ſehr niedriger Stufe, der 
Boden aber meiſt ſehr gut, ſo daß Mais, Weizen, 
Roggen, Gerſte, Hafer und Hirſe über den Be— 
darf gewonnen werden. Tabak- und Weinbau, 
ſowie die Zucht der Geidenraupen verdienen Er- 


wähnung; die Viehzucht leiftet noch wenig und 
bietet nichts Bemerlenswerthes. Als Bigwich int 
inder 


der Büffel, zum Lafttragen das Pferd, 
und Schafe fönnen ausgeführt werden. Die Ader- 
bauer jind meiftens (Meine) Eigenthümer oder 
Pächter gegen 40 bis 80%, des Ertrags; auch 
giebt es Gemeinſchaften mit Austheilung des Landes 
durh das Loos unter die Dorfgenofien. Die 
Waldungen find im Gebirge in größeren zufammen- 
—— Gebieten, im ebenen Lande nur in 

inen Flächen vorhanden. Im Gebirge giebt es 
noch gute Jagd: Bären, Wölfe, Gemſen, Adler ver- 
ichiedener Art u. j. w. 

Dftrumelien hatte 1882 für den Aderbau 





Butter — Calf Meal. 


458,660 ha und erntete 1883 in Mill. bl Weizen 
2,2, Roggen 1,25, Gerſte 1,05, Hafer 0,18, Hirfe 
0,08, Widen 0,104, Spelz; in Hülien 0,15, is 
1,1Mill. bl, ferner Anis 35000 und Seſam 400 mßtr. 
Der Reisbau ift durch den Mais verdrängt worden ; 
der Weinbau und die Kellerwirthichaft find noch 
primitiv, für 1884 gab man 211,250 hl als Ernte 
an. Der Gemüfebau ift blühend. An Bich wurden 
1882 gezählt 1,639,039 Schvfe, 416,768 Biegen, 
125,746 Schweine, 36,535 Büffel, 100,610 Ochjen, 
91,400 Kühe, 35,171 Pferde, 4500 Mauithiere, 
24,820 Ejel. Geflügel und Wild find zahlreich. 
Butter, j. Milchwirthichaft. . 
Butterhandel, ſ. Deutihes Reih und Milch— 
wirthichaft. 
Butterbaum, Carit&-Baum; vgl. Artocar- 
peen (etwa 200 verjchiedene Arten). Bei den neueren 
richungen in den Thälern des oberen Senegal 
und des oberen Niger find ganze Wälder von 
| Diejem für die dortigen Gegenden jo wichtigen 
Baume entdedt worden; die Frucht (Butter) * 
dem Inneren einer Marone, bildet eine 
Maſſe und wird als von vortrefflichem Geſchmachk 
gerühmt; fie wird im Backofen gedörrt, dann die 
| Schale zerfleifcht und das Fleifh zu einem Teig 
gefnetet, diefer in ein Gefäß mit kaltem Waſſer 
gethan und ordentlicd; geftampft, wodurch Die 
' Butter an die Oberfläche kommt; diefe wird dann 
nochmals geftampft, um fie feiter zu machen. Sie 
dient zum Kochen, zur Speilung von Lampen, 
zur Geifenfabrifation und als ZToilettenmittel für 
die Negerinnen an Stelle von Pomade; die Butter 
wird als jehr widerftandsfähig gegen Zerſchmelzen 
geſchildert, ein für die heißen Gegenden ſehr mid- 
tiger Umftand. Man hofft, die Butter jelbjt in 
Europa, mindeftens für die Seifen und Lichter: 
fabrifation, zum Marftgut machen zu können. 
Ebenjo wichtig ift der Milhbaum, Tabaybu 
(KRubbaum), welcher reichlich Milch von gutem Ge— 
ichmad liefert, d. h. einen milchartigen Saft, welcher 
auch als erfriichendes Getränt Verwendung findet; 
ihm verwandt und noch vorzuziehen ift der Michbaum 
im engliihen Guayana — Nya-Nya, welcher 
außer ordentlich reich an Saft ift und von den Ein- 
geborenen hoch geihägt und ſorgſamſt gepflegt 
wird. Die Gegenden, in melden es fein Milchvieh 
‚ giebt, haben durch diefe Bäume einen Erſatz. Der 
efig weniger Bäume der genannten Arten kann 
bei dem reichen Ertrag ben Unterhalt einer Familie 
enügend gewähren. Bon A. incisa %. wird die 
Frucht 1,5 bis 2 kg von A. in ifolia 
| . 12,5 bis 15 kg ſchwer. Die Kerne find eß— 
bar, der Baſt liefert Zeuge, das weiche leichte Holz 
! wird zu Hausgeräthe mannigfacher Art verarbeitet 
| und der Milchſaft auch zu Vogelleim oder Kautichuf. 
Butterin, KRunitfabrifat in den ®. St. von 
| Nordamerika ald Erja der Butter, halb aus Schmalz 
und halb aus Butter hergeftellt. Vgl. Kunftbutter, 
| unter —— 
Calf Meal Simpſon Patent), Name für 
ein angebliches Erjagmittel der Mil für Kälber. 
Nach Dr. Meißl. („Wiener Landw. Zeitung‘‘ 1884) 
beiteht das Mehl aus einem groben Mehl von 







































r Barbe ı mit deutlichen — 
als Zuſa hy 
2101 en t, — nfr, —— hf, 
Ihe, 2,58 Sand es befteht aus iehr viel 
ihnenmehl mit ei Linjenmehl und wird 
9:1 volllommen diefem gleich da= 
Bertrieben wird das Pulver durch | 
i Generaldepot in Hamburg, bezogen wird es 
| England zum —* von 32 Mark für 
A kg ug engl. Pfund) ohne Bol. An 
glänzenden ar ee und jchöner 
tung gr es nicht. Bol. auch Laktina. 

j. Amerita. 


dal, j. Erböt. 
— ſ. Spanien. 


Me Bei Archipel 
| ipel, en ren zu Wien. 
Cam mn Ad Name für ein Futtermittel, 
he von England aus für Milchkühe empfohlen 
I von der Firma Jac. Lund in Hamburg ‚zu 
5 pro 100 kg verfauft wird; für eine 
*— tãglich zur Steigerung des Milch 
75 g nothwendig fein — zum Preis 
0. Nach Unterfuhungen und Berfuchen | 
anderwärts („Milchzeitung“ Nr. 8 
— Landw.⸗Zeitung, H. 3 1884) 
ulver als völlig werthlos erwieſen 
Re in Menge und Güte bei 
hen ae gegangen. 
ent N fubijcher © 
bilifa atrons, kubiſcher Salpeter, 
terjaure —— ſJ. důngung und ſtickſtoff⸗ 









im 


Hauf, 
n shu-ına, ' 
Baitfafer von Urtica (Boehmeria) nivea, 
t —— mit Rameh oder Ramie, wird 
er —22— in Frankreich im Süden 
au —* auch vie dort verarbeitet, beſonders 
ee in England und Schottland, im Deutſchen 
ur wenig. fl. Tertilinduftrie. 
‚ Polled China — ji. Schweine» 


 binefifches Gras, Ehinefti 
oth 


grass, Chuma, 


r Ju In, die 3 Guano⸗Inſeln an der 
fe von Beru: Jsla del Norte, Isla del Medio 
k del Sun, zufammen 1620 ha groß; die 
d jaft vollftändig erichöpft. 

; aus dem Bericht der Handelstammer 


9 für dieſes wichtige Heilmittel im Vorjahr 
war; 1 kg, Anfangs mit 250 Mt. 
f bis auf 116 Mi. und erreichte am 
ub wieder 133 bis 144 ME., aber nicht 

ininfulfat wurde mit 120 bis 140 Mt. 


> an waren die Zufuhren aus Colum— 


fofenen Difteiten in 0/81 u. aus den 


nt — 40,000 Ballen — 


Canada — Cognak. 





1885, iſt zu erſehen, daß die vreis 


getommen, welche 1889 mit 1 sh. 10 d. bis 
2,5 sh. — 1,1 bis 2,5 Mt. gehandelt wurde; 
bis 1880 war bie jährliche Zufuhr nur 1000 
Btr., wozu aus Geylon noch 74,000 Ztr. kamen, 


im Jahre 
1877 famen nach London 27,165 Ballen 
1879 


— 53,550 „ 
1880 " " „ 64,290 " 
881 „ „ " 104,340 „ 
1882 „ er 84,470 „ 


Cochinchina, i. Aſien. 

Cognak, (Lebenswaſſer, Eau de vie, aqua 
vitae), bezeichnet na dem Hauptplag für den 

andel mit C., der gleichnamigen Stadt im 

harente in Frantreich, wird hauptjächlich in diejem 
Departement erzeugt und in 4 Qualitäten herge- 
ftellt: a) fine champagne, die befte Sorte, 
welche als Liförzujaß zu dem feinften Champagner 
verwendet wird, b) petite cham agne, nur 
in feinem Bezirt erzeugt, c) fins bois (Fein⸗ 
holz) oder Borderies, Deitillate, welche längere 
Zeit in Fälfern von vorzüglichemn Holze lagern 
müſſen; d) die le * Sorte bilden die Zweiholz- 
Sorten, zu weldien man gewöhnliche Fäſſer be» 
nußt. Das geſammte Gebiet, in welchem C. er- 
jet wird, iſt jehr Hein und überdies hat die 

eblaus auch in biefem ihre Verheerungen ange 
richtet. Bon 117,205 ha Weinland in der oberen 
Eharente wurden 16,696 ha ganz; und 39,173 ha 
nahezu ganz verwüftet, in der unteren Eharente 
von 168,945 ha ganz verwüftet 31,351 ha, fait 
ganz 50,137 ha (Bericht der „Commission su- 
'perieur de Phylloxera“). Die Ausfuhr hat 
Eupen ſich nicht verringert; man fertigt aus den 

Treftern Deftillate, welche mit gebranntem Zucker 
die Farbe der echten rg erhalten, und Stunft» 
fabrifate aus Sprit u. egtere in fol 
Mengen, daß der ameri * Konſul La Rochelle 
in einem Bericht an ſeine Regierung ſagt, daß 
die Herſtellung echter Cognale aus Weißwein ſo 
ut wie ganz aufgehört habe; er verlangt das 
Einfuhrverbot in die V. Staaten im Intereie der 
Geſundheit. 

Die „Kölniſche Zeitung”, 19. Auguſt 1881, 
bradjte deshalb eine längere Auseinanderfegung 
und theilt darin mit, daß „ungeheuere Mengen“ 
von deutichem Sprit nah dem Mittelpuntt der 
Eognaf-Erzeugung gehen und dort verjchnitten 
werden, um als echte Waare in den Handel zu 
fommen. Der Deutiche müfje die Hin» und = 
fracht, den hohen Eingangszoll von jegt 90 
pro hl und die Koften jonft tragen und erhalte 
ein Fabrikat, welches man ebenfo gut in Deutich- 
fand jelbft madyen fann. Die „Ausftellungs-Zeitung 
für Spiritus-Induftrie”, 1882, hatte ganz bie 
gleichen Mittheilungen und warnte vor Ankauf 
der aus Frankreich importirten Waare. Die F 
port⸗Kompagnie für deutſchen Cognak in 
a / Rhein ſtelle Fabrilate her, welche alle Eigen- 
ſchaften der importirten unverfälſchten heut 
öfiihen Waare haben, aber jehr viel billiger 
ie habe bahnbrechend auf diefem Gebiet gewi 
und erzeuge jept Cognafe erjter Marken; fie lann 


Digitizedir 


en | 


— 


Bogl: 





256 Cholera — Dampf-Bodenkultur. 


ſich mit Befriedigung auf die Gutachten hervor- | wirkte 1832 das erjte Batent für Dampfpflüge; 
ragender —— berufen. Vgl. „Die Nahrungs- im Jahr 1847 wurde in Schönefeld bei Leipzig 
mittel" N. 88. Die Einfuhr von Cognak im ein Verſuch mit dem Syſtem des Defterreichere 
Deutichet Reich war bis dahin etwa 10,000 mßtr., Bauer gemacht, 1849 folgte Usher im Edin— 
die von Arak und Rum 30,000 mßtr. Jedenfalls | burgb, 1855 Romaine in Canada mit ähnlichen 
wird der Liebhaber gut daran thun, fich vorzu- | noch unvolltommenen Apparaten, während jchon 
fehen beim Bezug diejer Getränfe. 1546 3. P. Osborne in England ein Batent 

Cholera, j. Batterien. auf das indirefte Syſtem — (Dampfmafchine, 

Goloradofäfer, j. v. w. Ktartoffelfäfer. Seilapparat und Pfluglörper) genommen und 





Columbia, ſ. Amerita. Lord Willoughby die Ausführung des Gedantens, 
Gopra, j. Abfälle. aber in noch unvollfommener Weiſe bejorgt hatte. 
Goitarica, j. Amerika. Hohn Fowler in Leeds erfand 1848 das Draht 


Gouleupre, Name für eine von M. E. Puzerat= | jeil, die Gebrüder Tisken in Hartlepool (Schul- 
Bourbon Nancy konftruirte Egge mit beweglichen | lehrer) und der Dorfichmied Rodgers in Stodton 
Gliedern, welche den mittleren und Heinen Land |on Tees erfanden den Balanzierpflug und den 
wirthen die Bortheile der befannten Howardt'ſchen Anterwagen, die Grundlagen der volllommeneren 
Eggen zu paffenderem Preis bieten fol. Die Eggen | Syſteme, und Fowler vervolllommnetedie Apparate 
find in fünf Sorten gebaut, mit den Stärken der | bald in der Art, daß die Dampfbodenkultur fich 
Drähte von 12 und 14 mm für leichten, 16 mm | einbürgern fonnte: feine Apparate rüdten mit 
für gewöhnlichen, 18 und 20 mm für jchweren | der Arbeit nad Mafgabe der fertigen Streifen 
Boden und zwar in Längen von 1,75 m und mit | auf Schienen (je 2 Stränge gegenüber und der 
Unterarten nad) Zahl der Zähne: 32—44—56—68; | Pilugförper zwijchen diejen hin- und hergezogen) 
für größere Betriebe wird ein Vordergeſtell vapt| ee 3. Homward-Bedford mit ®. Smith— 


gegeben. Wooleſtone fertigten das Syſtem mit feſtſtehender 
Crescentia, j. Abfälle. ' Dampfmajchine. Nun verbreiteten fich die Apparate 
Guba, j. Amerita. in England raſch und auch nady anderen Ländern, 
Curacao, j. Amerifa, ſo daß ſchon im Jahre 1856 eine internationale 
Eypern, ij. Türkei. Konkurrenz in Bincennes bei Paris ftattfinden 
Dalmatien, ſ. Defterreid. ‚ tonnte. n Deutichland arbeiteten die erften 


Dampf-Bodenkultur und Dampfmaichinen. | Apparate Anfangs der 60er Jahre auf der herzog⸗ 
Die Verwendung der Dampfkraft zur Bearbeitung | lien Farm Kallenberg bei Koburg und 1865 auf 
des Bodens hat im Ganzen, wenigftens auf dem | einer Austellung in Köln. Ueber F. Savages 
europäischen Kontinent, die Fortichritte, welche man | Apparate ſ. den erjten Supplementband des 
zu erwarten berechtigt war, nicht gemacht; im | Lerifons. Meben dem Zmweimajdhinen- und 
Deutichen Reid und in Defterreich zujammen find | Einmaſchinen-Syſtem hat fich auch das Rund— 
nur ein paar Hundert Dampfapparate im Betrieb, en le an rg eg den(doppelten) 
in Egypten werden von den jeiner Zeit bezogen | Balancierpflügen mit 3 bis 7 Piluglörpern wendet 
gewejenen 100 Wpparaten kaum nod ein paar | man Grubber, Eggen, Walzen, Starifilatoren und 
gebraucht, in Frankreich ift die Anwendung noch jehr | andere Kulturwerkzeuge an. Die Dampfmajchinen 
gering, und nur in England, in den B.St. von Nord- | werden zu 6 bis 20 Pferdefraft genommen und 
amerila und in den britifchen Kolonien wenigftens | immer mehr fo fonftruirt, daß fie auch zu anderen 
zum Theil fehr bedeutend. Bei den großen Vor⸗ | Zweden brauchbar find, da die Bodenbearbeitung 
theilen der Bodenbearbeitung mit Dampf muß es) allein die hohen Koften der Jahresunterhaltung 
befremden, daß nicht mehr Gebrauch davon ge- | nicht lohnen würde. Se mehr der Apparat Ar- 
macht wird; der hohe Preis der Maſchinen und | beitätage liefern Tann (VBermiethen u. |. w.), um 
die Beſchränkung der Anwendbarkeit auf nur große | jo billiger ftellt fich der einzelne Arbeitstag. Won 
und ebene Flächen können zur Erflärung nicht ge- ausgeführten Verſuchen mit Dampfpflugapparaten 
nügen; der Preis ift nicht übermäßig, wenn man | in Deutichland und Defterreich, Berichte vonBerels, 
genügend Gebrauch von dem Dampfapparat machen Wüſt, W. Gerland und Anderen find zu nennen: 
fann, da ſich die Arbeit nicht viel höher wie die | 1870 bis 1881 Schlanſtädt (Rimpau) — 35 cm 
mit Pferden ftellt, und wenn man volle Gebrauchs tief, 2,5, dann 3,5 und zulegt 4,0 ha täglich; 
zeiten mit veranschlagt, jelbft billiger fich ftellen fan ; in Böhmen mit Fowlerſchem Apparat und Com- 
hinderlich ift aber in jehr vielen Fällen die Be- pound-Lokomotive in 31 Bflugtagen 235,2 ha, 
Ichaffenheit der Wege für den Transport zum und, oder pro Tag 7,6 ha bei 233 kg Kohlenverbraud 
vom Felde und die Weggeſetzgebung. Man hat pro ba, 1882 mit Zweimaſchinenkabel in 18 Tg. 
allmählich gelernt, daß Meinere leichtere Maſchinen täglich 8 ha 35 cm tief als bis jegt höchfte Leiftung. 
oft vortheilhafter find, und durch diefe wird fih | Perels giebt als Durchſchnitt 4 ha an, für 
die Anwendung vermehren, wenn man erjt damit | Ochiengeipanne 0,33 ha, aljo als Erſparniß 9 
die genügenden Erfahrungen nach allen Richtungen Geipanne oder 36 Ochſen durch einen Dampfpflug; 
hin gewonnen hat. Hoffmann-Kirſchgarishauſen rechnete 31,3%, Ger 

Die erften Apparate waren Grabmaſchinen, bei | fpanne weniger. Auf der Erzherzogl. Albredt- 
welhen Motor und Arbeitsmajcdine eins war; ; jchen Herrſchaft Bellye werden auf 10,375 ha 
Sohn Heatheoat in Dumfries-Schottland er- Aderland 6 Dampfpflüge zu 20 und 14 Pferde 





— 


Dampf-Bodenkultur. 


257 


fraft verwendet und find 210 Zugthiere abgeſchafft gepflügt 145,98 ha, und zwar auf einem Boden 


worden; auf 1 Dampfpflug kommen 1729 


“derland und 35 erjparte Zugthiere; auf eine 20 | viele Pflugichare gebraucht wurden. 


ha | mit viel Ortftein im Untergrund, ſodaß ſehr 


Für den 


vierdeir. Maſchine rechnet man aud) 24 Spann | 14 pferdeträftigen Fowler'ſchen Zweimafchinenkabel 
tbiere ald entbehrlihd. Mit einem Fowler'ſchen find als Koften rund 96 Marl im Durchichnitt 


Apparat wurden 1873 bei Breslau durdichnittlich 
476 ha, im Marimum 6,0 ha, im Minimum 
ngänftigfte Berhältniffe) 2,8, ha in Lutter am 





berechnet (Pilugtoften 56,62 — Kohlen 12,06, 
ins und Amorttijation 27,0 Mark) und für Pflanzen, 
Saat, Weg-, Entwäfjerungs- und Befriedigungs-Ar- 


Barenberge (Hannover) im Jahre 1884 täglich | beiten 44 Marl, jo daß die gefammte Aufforjtun 
5ha, im Marienfelde, Herrichaft im Temeſer Banat | durch Kiefern, Fichten, Eichen und Lärchen (nebft 
1884) (25 em tief) mit 14 pferdefr. Maichine | Brunnen» und Baraden-Anlage) pro ha nur 140 
4,83 ha gefördert, bei einer Konkurrenz in Banteln, | Mark toftete, ein mit anderer Art der Bearbeitung 
dannover, 1884 nad Bericht von Prof. Wirt unmöglich erzielbarer Erfolg. 

4. unten) pro Stunde mit Fowler'ihem Syſten Für die nur von Landwirthen ins Leben ge 
0,485—0,538— 1,59 ha und mit Howard'ſchem ruſene „Dampfpflug-Gefellihaft im Oderbruch“ 
0,551—0,386— 0,426 ha, mit Grubbern 1,312— | ergab das erfte Geſchäftsjahr, 1873, bei 159,743,6 
1,239—1,231 und 0,754 ha. Eine Probe in der | Markt Kapital 14%, Dividende; die gejammte 
Gegend von Leipzig im Jahr 1880 (Eutrigicher | Ausgabe war 61,805,60 Mark, das erzielte Mieth- 
Land. Verein) in 10 Stunden Arbeit, | geld (je nah Gut 705,50 bis 15,030,22 Marf) 
18,5 em tief 1,73 ha, 21 cm tief 1,5 ha, 23,5 | zufammen 39,249,33 Marl. Eine Berechnung 
em tief 1,35 ha und 26 cm tief 1,2 ha auf! aus Breslau für 1873 zeigte nach „Der Landwirth“ 
srihiedenen Gütern, mit dem Grubber 831,5 | für den vollftändigen Apparat mit 2 Maichinen 
em tief 1,65 ha als Förderung. Die Koſten zu 14 Pferdetraft, 3ſcharigem Balanzierpflug, 
pe ba werben je nach Gegend, Boden, Art der | Yicharigem Grubber, 2 Wajlerwagen mit Zube» 
Erbeit u. ſ. mw. jelbftverftändlich ſehr verichieden | hör, 1 ertraftartem Pflug ohne Fahrräder und 
on und zwar wecjelnd von 44,42 bis | desgl. ftarfer Grubberegge nebjt 100 Ruthen = 
40 Mark und mehr. Angaben ohne genaue | 376,6 m Drahtfeil im Ganzen 47,850 Marl An— 
Ruitrbeilungen der einſchlagenden Verhältniſſe haben | ichaffungstoften und für 95 Tage oder 1024 Std. 
wringen Werth und ſelbſt dann, wenn fie im | Arbeit zu 36,55 em Tiefe als förderung 1218,66 
Bergleih mit der Spannarbeit gejtellt werden | Morgen = 311,13 ha, — alio 3,275 ha und 
(Bierdetage 34,26 bis 44,42, Ochſentage 29,28 | ald Gejammtkoften mit Erfagftüden, Reparatur 


056 Mark). Aus den in den legten Jahren ge= 
machten Erfahrungen find bezüglich der 'zu er- 
langenden Bortheile weientlih neue Gejichtspuntte 
mit gewonnen worden; die Bortheile werden be- 
richnet ala: indirekt: Verminderung der allgemeinen 
Eirtbihaftdausgaben, größere Sicherheit und Un- 
bängigkeit von der Witterung, Steigerung der 
Erträge, beſſerer Echug gegen Hagelichlag, Froft- 

, Mäufefrah, Ungeziefer jonjt und Unkraut, 
tedenheit und Näſſe, Erleichterung bei allen 
Agenden Arbeiten, fichere und bejlere Wirfung 


vr Düngemittel und geiteigerte Nährſtoffzufuhr 49,11 Mark, auf dögl. 


für die Bilanzen aus dem Boden jelbit, aus dem 


u. f. w. 14,580 Mark, oder pro ha 46,86 Marl; 
Grubbern zu Pflügen = 4:2. 

Für den erwähnten Verein in Eutrigich bei 
Leipzig (Apparat bezogen von A. Lythall-Halle, 
Rundumſyſtem, Lokomotive 11,670 kg mit Seil- 
trommel 11,200 Mark, Zubehör, 14,750 kg, 10,700 
Mark, zujammen 21,900 Mark, ftellten ſich die 
often pro ha auf jehr hartem Boden mit fteinigem 
Untergrund in Kleebrade Umbruch, 18,5 em tief, 
zu 40,44 Mark, auf Weizen- und Roggenftoppel 
mit fteinfreiem Untergrund, 22,0 cm tief zu 
oden beim Stoppeljtürzen, 
23,5 cm tief, zu 52 und 76 cm tief zu 57,78 


Untergrund und aus der Krume, da feine andere | Mark, das Grubbern zu 54 Marf. 


Ärbeitstraft und Fein anderes Werkzeug gleich 
gut und gleich tief den Boden bearkeiten lafjen 
arn. Die Berichterftatter geben z. B. an: Ertrags- 
krigerung im Durcichnitt vieler Jahre: bei Weizen 
19,4, bei Gerfte 32,1, bei Safer 1,2, bei Mais 








Für Marienfelde, Temeſer Banat, giebt 1884, 
Wirthichaftsratd Hanaſch an (Bericht von Perels 
in der „Wiener Sandw. Zeitung‘): Apparate 
56,098 Mark, 15°}, Zins und Umertiiation 16,829,5 
Mark, Maichiniften-Antbeil (2 Dampfpfluglolomo- 


Kolben) 12,5, bei Rüben 26,8%, oder für gleiches ‚bilen und 5 Lofomobilen) 1033,92 Wart, Heizer⸗ 
Gut vor und nach dem Dampfpflügen in gleichem | Antheil 1675,22 Mark, 4 Pilüger 1064 Marf, 
dehlmaf; Weizen 9,3 und 11,1, Gerfte 10,6 und 439,8 kg Maichinenöl 439,%0 Mart, Butzeug 
14,0, Safer 16,9 und 17,1, Mais 31,3 und 35,3, | 120 Mark, Transportfoften 795 Mark, zuſammen 
Kiben 153 und 194 (nah Gewicht). Perels 13,025,68 Mark oder pro ha 20,34 Marl, dazu 
rübmt auch den Fortfall der Hufballen der Pferde, als bejondere Koften Kohlen pro ha 2,64 mtr. 
"80,000 pro ha oder 37%, der Geſammtmaſſe —= 8,96, zwei Wagen und ? Mann täglid 1,78, 
als Mumpen), was Rimpau nicht gelten laſſen zuſammen 10,74 Markt und im Ganzen aljo 31,08 
il. Hoch gerühmt wird die Dampj-Anmwendung ı Marl. Nah Db.-Amtmann Hoppenſtadt— 
20 einem Bericht der Oldenburger Foritverwaltung | Qutter a Barenberge (Hannover Land- und Forſtw. 
für die Auiforftung von Seideflächen, 1879 bis | Bereinsblatt) find 1884pro ha 6,76 Mark für Kohlen, 
1583 auf 1126,67 ba, mit volllommener Pflugbe- | (3,76 m Btr.), 0,03 Mark für Holz, 7,41 Mark für 
arbeitung 980,69 ha, nur in 6 m breite Streifen | Waffer- und Kohlenanfuhr und Abfuhr, für Koit- 
Qandın.»Lonverl.-Berilon. Spezial-Euppienent. 17 


258 
betrag der Maichiniften u. ſ. w. zuſammen 14,20 | 
Mark, für die Apparate 49,20 Markt, alſo 63,40 
Markt pro ha als Koften angegeben worden. 





Dampf:Bodenfkultur. 


zwei Zweimafchinen- und ein Einmaſchinen⸗Syſtem 
und von 3. F. Homward-Bedfort 3 Einmafchinen- 
Syfteme zu 6—8 und 12 Pferdekraft gelommen; 


Einen jehr ausführlichen Bericht bradte Prof. | die Maſchinen von Fowler hatten einfache &, die 
Wift Halle 1882 über das Konkurrenzpflügen in anderen 8 und 14 Pferdefraft. Bei den Homward- 
Banteln-Hannover im September 1881 vom Land-und | ſchen Maſchinen kamen Betrieböftörungen burd 
Forſtw.⸗ erein Hildesheim veranſtaltet („Deutſche Er Ankerketten-Bruch u. ſ. mw. vor; 
Sandw, Preſſe“ und Separatabdrud). Obſchon | bei Berechnung der Zeit und Leiftung wurde durch 
der Ergebnifje im Allgemeinen im Erften Supple- Wüft dem Rechnung getragen. Die Hauptergeb- 
mentband gedacht worden war, verdient der Bes | niffe find für die Aufgabe: 35 cm tief zu pflügen, 
richt doch noch eingehendere Darjtellung. Zur Ber: | 2 Stunden lange Arbeit, die Beitimmung des 
wendung waren von J. Fowler-Leeds in Magdeburg | Kohlenverbrauds, der Leiſtung u. ſ. w. Es hatten 





I. Fowler: 
a) 1 Lokom. 8 Pilr. 
b) 2 8 „ 
14 


Mart 
zu 22,724 1190 m &eil, 
„ 832,580 732 m 
39,486 824 m 


” [23 


e) 2 # r ” [23 


a) jteinfreier, etwas thoniger Lehmboden, Hafer: | 


ftoppel, 37 cm tiefe Arbeit, außerordentlich feine 


Krümmelung, tadelloje Arbeit, mit 3 Arbeitern | 
0,976 ha gefertigt, pro Stunde 0,485 ha, Kohlen- 


verbrauch 305,5 kg, pro ha 313 kg; 
b) milder tiefgründiger Lehm, fteinfrei, Safer: 
ftoppel, 36 cm tiefe tadellofe Arbeit, feine Krümme— 


lung, Untergrund nit vollftändig nad oben ge- | 


U. Howard. 
Marl 
a) I Lolom., 6 Pfkr. zu 18,000 1700 m Geil, 
brI3- 8 „ „ 21,000 1200 m „ 
ol „ 12 „ „ 24,000 1200 m „ 


überall flach gepflügt, tiefgründiger fteinfreier Lehm, 
thoniger wie oben und deshalb gröbere Krünmmes | 


lung; das Ergebuiß war für 

R\ 35 em, Arbeit tadellos, ziemlich viel ftehende 
Furchen, 3 Wrbeiter 2,04 Stunden, 0,553 ha, 
pro Stunde 0,324 ha (mwirflih nur 0,267 durch 


Aufenthalt), 316 kg Kohlen pro ha; | 


b) 35 em, tadellos, Untergrund mehr nach oben | 
gebracht, 3 Arbeiter, pro Stunde 0,386 ha, pro 
ha 264 kg Sohlen; 





ec) 35 cm, wie b) aber ungleih Sich legende 


Furchen, 3 Arbeiter, pro Stunde 0,426 ha, pro‘ 
5 p p ter mehr 38 Minuten, bei dem Zweimaſchinen⸗Syſtem, 


ha 371 kg Kohlen. 
Für die Grubber follte 1 Stunde bezw. 30 cm 








Mart Grubber Marf 
2 Furdenpfl. zu 2550 Tichaariger zu 2150 
3 * „20 7 „ „ 21% 
4 3150 7 „ 27150 


bracht, etwas ſtehende Furchen an der Oberfläche, 
1,075 ha, pro Stunde 0,538 ha, 344 kg Kohlen, 
pro ha 320 kg, 4 Arbeiter. 

ec) tiefgründiger ſteinfreier Lehm, 35,5 cm, 
Haferitoppel, feine Krümmelung, quer über die 


Rücken etwas ungleiche Tiefe, 4 Arbeiter, Zeit 


1,59 Stunden, 1, 466 ha, pro Stunde 0,739 ha, 
Kohlen 461 kg, pro ba 314 kg. 


Mart Grubber Mar! 
2 Furchenpfl. zu 1300 Tichaariger zu 1800 
3 2 2100 
3 F „ 3000 
a) pro Stunde 1,312 ha mit 93 kg Kohlen pro ba 
b) ‘;; 1,239 „ „ 1% „ 
€) ’ #r 1,239 [44 ” 204 [23 [2 " 
(Vorderſchaare zeigten bei b geringeren Tiefgang.), 
die Maichinen von Howard 
pro Stunde 0,229 ha mit 153 kg Kohlen pro ha 
(Marimal-Tiefgang nur da, wo das eine Fahrrad 
in dem gegnubberten Lande ging). 
Für Verſetzung zu anderem Feld brauchte 
man für den — X Apparat 400 m weit 
und 35 m weit für den Ankerwagen mit 1 Arbei— 


[23 


[13 [2 . nn 


”» 


30 m weit, obne weiterer Hilfe 8 Minuten, für die 


tief gearbeitet werden, der Boden war theils mil. | Howardſche Maſchine 1 Baar Pierde mit Knecht 
der, theils fandiger Lehm, die Entfernung der für den Ankerwagen und 57 Minuten, wovon 9 Mi 
Schare bei 8 Pfrokr.Maſchinen Fowler's 25 cm, | nuten Fahrzeit, und für volle Inftandfegung 1 Stunde 


bei 14 Pfrdfr.-Mafchinen 30 cm, bei 8 Pirdfr.- 
Maſchinen Howard's 23 em; die Scharbreite 15 cm 
bei Fowler, 4,5 cm bei Howard, die Tiefe für 


34 Minuten. 
Die Koften für Kohlen, Del, Löhne, Hilfe beim 
Verſetzen ftellten fich für 1 ha ziemlich gleich, die 





Fowler's Maſchinen 25—28 bis 32 und 30 cm, | für Wafferfuhren je nach Entfernung jehr verichie- 
für Howard's Majchinen 27—36 cm, die Tiefe | den, weshalb fie auch für beide Fabrilanten gleich ar- 
zwiſchen den Scharen 20—30 bis 26—30 gegen | nommen wurden (1—2—3 Baar Pierde). Für Zins 
15 bis 25 cm. Die fritif lautet: für Fowler a) | und Abichreibung wurden berechnet bei dem Zwei— 
Lockerung fehr gut, Arbeit ungleihmäßig, b) Qoder- | maichinen-Spftem 16 9%, (110 Tage Arbeit), bei dem 
ung genügend, Arbeit nicht genügend, c) Loderung | Einmaſchinen-Syſtem 212/5 %,, für Unterhaltung 
nicht genügend, Arbeit nicht genügend; angeftellt | dort 6'/,%, und hier 11 %,. Es berechnen fich 
wurden je 3 Verſuche. Es fürderten die Maichinen darnach die Koften für Zins, Upfhreibung, Unter: 
von Fowler haltung bei 


- pfröfr. Formler'ihen Zweimaſchinen zu 21%, 0% Leitung 635 ha im Jahre, pro ha 12,05 Marl 


A Einmaihinn „ 32%, „ BI, F —W ja 
8 „  Homarb’ichen 2 „ ii, „ „sl, — 18,538 „ 


Pr 

















* Dampf-Bodenkuftur. 


u. für diefe |2 Ankerwagen, 2 Erdverankerungen, Seilwenderolle 
—90 und |4 Seilträger, 1463 m Stahldrahtfeit — 26.508 





un 







Brenn 
) wen als Leiftung ergeben, während die 


iem fich gleich blieben. 
im VBabemecum für 1886 wird be- 








der Dampfpflüg 
ren. Umtreiſungsſyſtem; 


Apparate 

n 1180 m Silbe, 10 Seilträger, Exd- 

2 4, 5 zinfiger Kultivator, Preis ohne Mo- 

o ®Brag) 12,074 Marf; 

I &inma hinenipftem A. Pfluglokomo⸗ 
10 Pfrdtt. 


de enpflug für A 4,5 ha 20—25 
„ Drei — 80 „ 30-85 
Gru — —— 


— 30—35 
breiten Krümmer „ „ 10,0 15 


weimaſchinenſyſtem mit bezw. 


” 


” 


731, 


— — 


dem Cehafur 


Zinlen 


















On neueren Syſtemen werden noch genannt 
dem 2 ähnliche Zweimajchinen- 
von Yull⸗Dallgo, bet welchen zwei Pflug⸗ 
alien den beiden Dampfmaj * 
1 wurde auf der Pußta Kergye 
in Ungarn auf gend feftem Boden — 
igt mit 8 und 10 Pfdtr. Maſchinen, 
enge. Beitaufwand zum Umitellen 
Jalanzii ge in der Mitte Y, Minute, (an 
der: fonft 1,5 m, 3 Pilugförpern, 0,75 m 
3— 0,89 m Gejchwindigfeit, 4, 3 ha 
Der Apparat von Dezio Nagh Reith 
glörpern hinter den ſich jelbit be- 
chinen, mit welchem die Ar- 
ngig von der Breite des Motors 
R teres Fortlommen im Boden als 
Sende t wird. c) Die Dampigrab- 
Ihinen * Frank Procton, über welche Wüſt 
rd 8. 28. 2 d. Prov. Sachſen 1886 














Koften 1 0—14000 Markt. Patent 
x m Kontinent von F. C. Zörgen in Baden— 
ne. obe bei Waghäufel. Im gratis 


h ige * —* 
beffere Bear tung als durch den Pflug, 
gruen gepflügten Landes, 3. leichte 

der Borgewende, 4. Anwendbarkeit 
em Bodenarten, auch auf Meinen Stüden und 
— —— 5. Einfachheit der Kon⸗ 


ne als Straßenlofomotive, 
geringem Preije, 7. billige 


als 


e von Berels — träger, 1189 m Stahldrahtſeil, 28,824 
otor :| 12 — Maſchine und Zubehör gleich 31,398 
Seilwinden, 2 Anter- | Mar 





mit vertikalen Doppeltrommeln, | 


| abtjeil, 6 bis 20 Pferdekraft, "33, 604 der = 
Balanzirpflüge mit 3 bis 6 Furchen — * 





fb und 8. Verwendbarkeit für einere wendung der Dampftraft in der Landwirthſ 
. Im Vergleich zu Fowler's Dampf» mit bejonderer Verüdfihtigung deutſcher Ber 


14 


Mark; 

Einmaſchinenſyſtem B. Pfluglokomotive zu 
10 Pfrokr., Ankerwagen, Erdverankerung, 3 Seil⸗ 
arl, mit 


Preiſe für Lokomobilen ſind angegeben für 
Pferdelraft er Marf. 


" " 


8 5220 
Die Leiftungen bei Syſtem II find: 
em tief, fürB—= 5,0 ha 
„nn mm 35 „| Der Kohlenverbrauch 
"nn nm 60, \ift pro Tag 700 kg, 
Pe =, — die Arbeiterzahl 3. 


bis 77, 360 Markt als Preije. (10 Pfrokr. 1 


ylin« 
45,126 Marl. Compl. 53,136 Marf. 


wöhnl. Kultur 2672—4186 M. ald Preiſe, 
iefpflügen 


2736 —5430 
2220 — 3638 


” ” " 


” ” „ 


er a mit 16 Pirdfr. Lokomotive: 


upflug 10 ha, 20—25 cm tief u 
”» » Bierfurchenpfug 6 „ 30-38 „ „ 1 Koblenverbrauh pro Tag 1800 kg. 
#* „ Grubber : DB . Arbeiterzahl beim Pflügen 4. 
9 „30-35 „u & „ Grubbern 3. 
” 4,5 breitem Krümmer 25 „ IB; 


pflug jollen 100 ha in 34 Tagen mit 300 kg 
Kohlen und Anwendung von 1 Mann, 2 Jungen 
und 1 Pjerd zu 1037 Mark gepflügt werden gegen 
5051 Mark Koften, 1500 kg Kohlen, 3 Mann, 
4 Jungen, 2 Pferden in 42 Tagen mit —— 
ſchen Apparaten. — Wüft berichtigt dieſe Über— 
treibungen in der Anpreiſung und berechnete nach 
ſeinen Verſuchen und nad) denen von der Güter⸗ 
direftion des Kaifers von Vjterreich, daß 109 ha 
mit den neuen Grabmaſchinen nur in 135 Tagen 
40 cm tief bearbeitet werden fünnen und nur mit 
4118 Mark Koften, während mit dem Bilug von 
Fowler die gleiche Arbeit in 27 Tagen mit 3247 
Mark Koften geleiftet wird. Die Grabmafchine 
könne nur für leichte Arbeit in Betracht fommen, 
ihre Leiftungen jeien jehr ungleich und vermöchten 
feine genügende Loderung zu bewirlen, da 1 m 
pe Spatenftihe, aljo mit Stüden von 0,5 m 
reite erfordern. 

Bon Dampfjägen für großen Betrieb joll ſich 
nur Patent-steamtree feller von A. Ranjome 
& Co., ausgeführt von Urbey-Baris, bewährt 
haben. 

Literatur. P. Dietrid, „Eſſays über Da 
bodenfultur“, Berlin 1882; 2. Pribyl, „Bericht 
über d. internationale Geſpannpflugkonkurrenz und 
Dampfpflug-Ausftellung in Qundenburg am 11.—12. 
Sept. 1882”, Wien 1883; CBoyſen nd Wüft, 


dung, raſches Aufftellen, Ber: | „Bericht über die Dampfpflug-Konfurrenz zu Ban⸗ 


in am 2. bis 8. Septemb. 1881”, Berlin 1832; 
| F. Dyhr enfurtb, „Unterfuchungen über bie ir 


24° 


Digitizedi 


* 








Fa gle 


sie: 


260 


nifie“, Berlin 1886; die „Handbücher über Ma- 
ſchinenweſen“ von €. Perels und U. Wüft in 
neuen Auflagen 1880 und 1882; Fritz, „Hand- 
buch der landw. Majchinen“, Berlin 1880; W. 
Gerland, Ha adt, Berichte in „Fühlings 
Zandw. Zeitung“, 1884 und 1885, verſch. Hefte. 
„Ueber Dampfjägebetrieb j. W. Fr. Erner, Werl- 
euge und Mafchinen zur Holzbearbeitung‘, III Bde., 

ien 1885. Ueber Dampfmajdhinen und An- 
wendung der Dampflraft ift die Schrift von 
Geh. R. Engel, „Das Zeitalter des Dampfes“, 
Berlin 1880, zu erwähnen. Für Deutichland wird 
darin als Zahl der feſtſtehenden Dampftetfel 59,000, 
für Lokomotiven 10,500, für Schiffsteffel 1700 
angegeben, für Oeſterreich find die Ziffern 12,000 
— 2800 und 600, für Frankreich 49,500 — 7000 
und 1850. Als Zahl der Erplofionen find für 
Deutichland nur 21, für Frankreich 35, für Groß- 
britannien 46 im Jahre genannt. Dampfteflel- 
Bereine zu jorgjamer Ueberwahung und Ber» 
hinderung der Gefahr gab es im Reich 27, von 
welchen 18,000 Kefiel überwacht wurden. Die ge- 
jammten Dampfpferdeftärfen ohne die der Eiien- 
bahnen (105,000 Lofomotiven für 350,000 km 
überhaupt) waren für das Deutiche Reich 4,5 Mill., 
für Oefterreich 1,33, für Frankreich 3,0, für Groß— 
britannien 7,0, für die B.-Staaten 7,5 Mill. ; jeit- 
dem haben ſich die Verhältniſſe weſentlich geändert. 

Im Sabre 1807 ging das erſte Dampfichiff 
durh Foulton, im Jahre 1819 die erfte eigent- 
liche Eiienbahn durch — gebaut. 

Dampfſchiffahrt, überſeeiſche. Deutſchland 
hat für ſolche die folgenden Linien: von Bremen 
nach Nord-Amerika mit Subvention der bedeu— 
tendſten Staaten und der B.-Staaten; am 19. Juni 


1847 tam das erſte deutihe Schiff, Wajhington, in | 
‘geb. 8. April 1818. 


New-Vork an, die Linie wurde dann regelmäßig 
mit 2 Dampfern befahren. Nach einem (1850) 
mißlungenen Verſuche wurde 1856 die im Jahre 


Stadt Kopenhagen 


| Staaten 





Dampf-Bodenfultur — Dampfidifffahrt. 


1847 fam mit Segelichiffen errichtete Hamburg- 
Amerilaniihe Padetfahrt-Attiengejell> 
ſchaft um monatlid einmalige Dampfdhirfverbin- 
dung nad) New-Vork erweitert; 1885 gab es jchon 
25 transatlantiiche Dampfer der Gejellihaft, welche 
bald auch die Linie New-Yorl-Havre-Hamburg und 
Hamburg-®eftindien und Mejito unterhielt. Der 
Norddeutiche Lloyd, 1857 gegründet, eröffnete mit 
4 Shiffen die Fahrt nad New-York im Jahre 
1858 und hat dann nah und nadı Linien nad 
Baltimore, Galvefton, La Plata-Staaten und Bra- 
ſilien eingerichtet und 1885 die Beförderung der 
Poſt nah Dftafien und Auftralien übernommen. 
Bal. über den Beſtand an Schiffen u. j. w. den 
Artikel Schiffahrt. Die Deutihe Trandat- 
lantiihde Dampfſchiffahrts-Geſellſchaft 
(Adlerlinie) zwifchen Hamburg und Nem-Vork I 
alle 14 Tage direft Schiffe abgehen. Im Früb- 
jahr 1884 fanden im Reichätag Unterhandlungen 
über die Subventionen für jelbitftändige Poft- 
dampfichiffverbindung mit Afien, Auftralien und 
Afrika ftatt; für legteres Land wurden die For— 
derungen der Regierung abgelehnt, für Afien und 
Auftralien (voll von 18866 ab) 4,4 Mill. Mart 
verwillig. Geſetz vom 6. Mpril 1885. Die 
Dampfer gehen nad Oftafien und Auftralien mit 
Zweiglinien von Trieft über Brindiſi nad Alegan- 
dria. Frankreich mit den Kolonien hat im Gan— 
zen 26,668 Mill. Markt, Großbritannien desgl. 
18,225 Mill. Mart, Stalien 7,004, Oeſterreich— 
Ungarn 4,0, Rußland 4,042, Merito 2,0, die 8.- 
aben 1,18, die ſüd- und mittelameri« 
fanifchen Staaten 7,686 Mill. Markt an Unter: 
ftügungen zu gleichen Zweden vermilligt, die andern 
Staaten alle Beträge unter 1 Mill. Mark. 
Dänrmart. Königreih; König Ehriftian IX. 


Das Land wird eingetheilt in die Qandestbeile 


20 qkm 234,850 Einw. (125,998 weiblich), auf 1 qkm 11,092 Köpfe 


Anielämter 13,017 865,678 (439,834 = —— ie , > 
Sütland 25065 „ 861 „» (ET 5) m nm MM 5 

38,302 qkm 1,969,039 Einw. (1,001,679 weiblid)), auf 1 qkm 51,4 öpfe 
Nebenländer: 


Farder-Injeln (17 bewebnt) 
Asland (42,068 qkm bes 


wohnbar) 104,784 „ 72,445 
Grönland (aleticherfrei) 88,100 „ 10,000 
Reftindifche Injeln(j.Amerifa) 359 „ 33,763 


232,879 qkm 2,096,467 


Die größeren Städte haben Einwohner: Kopen= | 
bagen 234,850 (mit Borftädten), Aarhuus 24,831, | 
Odenſe 20,809, Aalborg, Randers und Horiens 
unter 20,000 Einw. 

Man rechnet von der Bevöllerung 1,951,513 
Qutheraner, 1363 Neformirte, 2985 Katholiken, 
3687 Baptiften, 746 Methodiften, 1036 Irvingi— 


1333 qkm 11,220 Einw. 


(8748 weibl), auf 1 qkm 8,4 Köpfe 
” (38,295 " ) "-" ” u,7 ” 
“ BIO ii Se 8 01 „ 
” (17,874 7] ) [77 ’ 17— 164 „ 
dich. 93), 
Einw. (1,069,866 weibl.) auf 1 qkm 9 Köpfe. 


nidıt befannt war; ferner 1,904,750 in Dänemart 
Geborene und 64,289 auswärts Geborene, darın« 
ter Isländer 535, Grönländer 212, Farder 225, 
von den Kolonien in Weftindien 339, Dentiche 
33,152 (Schleswiger 27,007), Schweden 24,148, 
Norweger 2823, Briten 454, Ruffen 384, Üefter- 
reicher 182, Franzoſen 138, jonftige Europäer 328, 





aner, 1722 Mormonen, 722 Angehörige anderer | von fremden Welttheilen 512 und unbefannter 
Selten, 3496 Neraeliten, 9 Mohamedaner, 1074 | Heimath862 Rerfonen. Die Auswanderung (meijten® 
Konfeſſionsloſe und 167 Berfonen, deren Konfeffion nad den B.-Staaten) ftieg in den Jahren 1878 bi 


1 


Dänemarf., 


34 von 2972 auf 6307 Köpfe, am größten war |6000 und im Ganzen im Durchſchnitt 6575 Kö 
im Jahre 1832 mit 11,614, dann 1883 mit, Die Berufszählung vom 1. Februar 1 
5 und 1881 mit 7985 Köpfen, fonft unter |ergab für: 










Aderbau 930,612 Köpfe (466,389 weiblich) . 
— und Induſtrie 586,925 „ (290,848 Pr \ 
hner 174,863 „ (012 .) 
Dienftboten ohne Stellung 4,703 „ (2,960 u 3 
Unterftügte und Berjonen in Krankenanſtalten 31,399 „ ( 18,034 7 
Strafgefangene 1,65 „ ( 239 # ) 
Berfonen ohne Berufsangabe 13,232 „ ( 9,348 = 
—— und Beamte 131,978 668470 2 
Venſionäre und Rentner 4375 „ (32,326 Eu: 
Komijfionäre 3.095 „ 1558 PR | 
Marine 574377° „ (27081 ,) 


1,980,345 Röpfe(1,007,420 weiblich). 
Landwirthſchaft kamen 168,917 Er- | Grönland zwei Juſpeltoren und Kolonievoriteher, 
ü ge (29,102 weiblich), 448,692 Ange- | auf den Farder-Änjeln ein Amtmann unter dem 
ige (239,126 weiblich), 162,770 Köpfe Gefinde | Stiftsamtmann von Seeland, in Jsland der Ger 
275 weiblich). neralgouverneur mit Amtmännern, in Kopenhagen 
Land Hat im Ganzen 69 Städte (26 in |der Oberpräfident, im Land jonft die Stift3amt- 
‚ die Landbevölferung verhielt fich zur | männer der 7 Stifte, Amtmänner für die Diftrikte, 






















* 
14 





tbenölferung im Yahre Amtsräthe für die Kommunalverwaltung und im 
? 1840 wie 40 :10 den Sädten der Magiftrat mit der VBürgerreprä- 
1860 „ 35 :10 jentation; es giebt 18 Aemter. Wejtindiens Kolo- 
1870 „ 32,5:10 nien haben einen Gouverneur. Die Landeskirche 


1880 „ 27,5:10. hat Biichöfe für die 7 Stifte (Seeland, Fühnen 
Ganzen zählten die Städte im Jahre 1880 | und Arroe, Yaaland-Falfter, Aalborg, Viborg, 
Bevöllerung 564,300 Köpfe, die Landgemein— Aarhuus und Ripen) und einen für Jsland; für 
aljo rund 1,416,000 Köpfe im eigentlichen | Katholiken wirft als Apoftolifcher Vilar der Biſchof 
kemar! von Dsnabrüd. Die Armee hat das Korps der 
ehörden. Dazu gehören: Der Staatsrath | fgl. rin rg see den Generalitab, 2 General» 
mig, Kronprinz, Mintfter), das Minifterium | ommandos für Seeland und für Jütland, je mit 
‚Riniitern für Finanzen und Konfeilspräfident, | Injeln und je mit 2 Brigaden, Generalinjpeftoren 
kg und Jsland, Aeußeres, Marine, Kultus und |der Infanterie, Savallerie und des Genietorps, 
mil. Unterricht, Krieg, Inneres. Die einzel- | den Generalauditeur, den Stabsarzt und die Offi⸗ 
Rinifterien haben Direktoren, Departementschefs | zierjchule, die Marine 1 Bizeadmiral, den Kapitän 
äre, Sekretariate u. ſ. w., der Igl. Nacht, die Beamte des Arjenals (Komman- 
& für Krieg und Marine noch Generalauditeure; | deur, techniicher Direktor, Urtillerie-Direltor, Kom—⸗ 
inanzminifterium gehören Abtheilungen für | modore), den Generalauditenr, den Chefarzt, die 
tariat: —— Domänen, Staatsaktiva, Kommandantur der Marineſchule. 

d, Anweiſungsweſen, Staatsbuchhalterei, Das Deutſche Reich iſt vertreten mit Geſandt 
kuerweien, ——— und Deziſſion — ſchaft und Konſuln in Aalborg, Aarhuus, Fand, 
Kennt für indirekte St.- und Poſtangelegenheiten, Frederidshavn, Friedericia, Setfingör, jörring, 
zeite Steuern, Armee» und Marine-Angelegen- | Horjens, Kopenhagen, Korjör, Nyborg, anders, 
äten, den Bernd er, das Penſionsweſen Ringkiöbing, NRönne und Svanete (Bornholm), 

und Inval 


Rilitä: den, das Statiftifche Büreau; | Thifted und St. Thomas (ſ. Amerika). 
Kur i ium das Juſtiz- und Polizei) Finanzen; gerechnet wird in Kronen zu 1 Mark 
fen, das Aus gg für Land- und See— 

ent, die Öffentl. Stiftungen, die Lehen- und 


12',, Big., das Finanzjahr endigt mit dem 31. 
März; für 1884/85 zeigte das Budget: 

miffe u. f. w., zum Minifter des Innern 33, 

Hegenheiten des Reichstags, der Kommune, 


Einnahmen 60,433,210 Mill. Marl, 
; Geiwert 2 ber Induſtrie, des Verlehrs, der 


Ausgaben 56,246,121 = 
Bon den Einnahmen find: Ertrag der Domä- 
‚ der Fiſcherei, Forſt- und Jagd⸗ 
Arbeiten, die Poſten, Tele- 


nen und Forſten brutto 2,288,682, netto 1,278,259 
Mark, die Staatsaktiven ſonſt 6,251,966 Mark, 
hnen. Die Ministerien für Poſt, Lotterie und Sonftiges 4,678,884, zufammen 
Unterrichtswejen und für Jsland 
8 


aljo netto 14,497,791 art oder 22,05%, der 

e Einnahme, jo dab die Steuern 77,95 %/, dedfen 
te Gericht ift in Kopenhagen, Landes» 

ri Ar es hier (für die Inſeln) und in 





Pi 













ben und 
m und 









kmentsca 


müffen; die direlten bringen 10,426,388, die in» 

direften 37,707,750 Mark. Unter den Ausgaben 
und Wejtindien, ein See» und | find zu nennen mit den auferordentlichen Aus— 
aben in Mark für: die Staatsihuld 10,939,950, 
Sof, Reichstag und Staatsrath 1,710,423, Ben» 


— — — — — — — — — — — — — 


in Kopenhagen, Hof- und Stadt 
t. Die Berwaltung bejorgen in 


Digitizedib 


— —⸗ 








Dogle 


262 Dänemarf, 


fionen 4,321,839, Krieg und Marine 17,989,303, | Kavallerie, 12 und 4 Bat. Artillerie und 6 und 5 
Unterricht und Kultus 2,043,580, öffentl. Arbei- | Kompagnien, 1 Reg. Gentetruppen, 25 Offiziere 
ten 4,411,465; der Reft vertheilt fich auf die | und 16 Unteroffiziere im Generalftab). Die Flotte 
Minifterien für Aeußeres, Juf ir Inneres, Finan- | zählt 47 Dampfer mit 36,398 Pirdfr. und 250 
zen und für Jsland (112,950 Mark). Die Staatd- Geſchützen, (10 Panzerſchiffe — 12 Zorpebofahr- 
Ihuld zeigte Aktiva 123,963,849 Mark, Baffiva | zeuge) und 27 Segelſchiffe (22 eiferne Torpedo- 
105,096,009 Markt, alio als eigentlihe Schuld boote), ferner 1 Bize- und 2 Kontreadmirale, 15 


18,867,840 Mart. 

Die Altiva beftchen aus Betriebsfonds (rund 
56 Mill. Mark), Reiervefonds (21,69 Mill. Marf) 
und Verſchiedenem. Für Anlage und Einrichtung 
der Staatöeijenbahnen waren bis 31. Mär; 1884 
zufammen 159,514,260 Mark verausgabt worden. 

Kriegsweſen. Man untericheidet das 1. und 
das 2. Aufgebot, jenes mit 1176 Offizieren und 
35,293 Mann, diefes mit 294 Difizieren und 
13,718 Dann, zufammen 50,522 Mann im Siriegs- 
fuß (81 und 13 Bat. Infanterie, 16 Esladrons 


Kommandeure, 36 Fregattenkapitäne, 60 Schiffs— 
‚und 20 Unterlieutnants, 1 Artillerielorps von 175 
‚Mann, ein Matrofenforpe von 81 Mann, ein 
Handwerlerforps von 540 Mann, ein Minentorps 
von 90 Mann, Maſchiniſten 218 Mann u. ſ. w., 
zufammen 1137 Mann. 

| Handel und Verkehr (1883); die Einfuhr 
‚war 324,583 Mill. Mark, die Ausfuhr 224,846 
Mill. Mark, die Mehreinfuhr alio 89,737 Mart. 
Es zeigten die Hauptgegenftänbe 





mil. Marl Mi. Mart Mid. Kart 
— und Genußmittel Einfuhr 219,25, Ausfuhr 168,07 Mehrausfuhr 48,82 
Rohſtoffe J 03,163, x 31,737, R 4 
Fabrikate a 74,475, 11,925, — 62,550 
Maſchinen, Inſtrumente und 
andere Produktionsmittel Pr 3,075, " 1,475, w 1,600 


Die Ausfuhr beftcht hauptfächlich aus Getreide, 
Butter und Eiern, beide in den legten Jahren 
etig gelegen, Hornvieh, Fellen, Häuten, Bierden, 
die Einfuhr bejonders aus Kolonialwaaren, Manue« 
falturen, Eifenwaaren, Bau» und Nutzholz, Ge- 


huus, Yalborg, Helfingör, Frederilshavn, Esbjerg, 
Randers, Odenſe, Nalſtov, Svendborg. 
Deutſchlands Verlehr iſt 35,8%, des Geſammt⸗ 


handels: 
Einfuhr 93,94 Mill. Mark, 








tränfen. Ausfuhr 65,86  . ei 
Die Haupthandelsftädte find: Kopenhagen, Yar- | Der Schiffsverkehr (1884) war: 
Eingang: Küftenichiffe 26,194 = 451,624 t (Dampfer 12,066 — 257,430 t) 
e Seeſchifſe 26,742 = 1,801,250 „ ( 10,004 = 995,181 x 
Ausgang: Küftenihiffe 27,337 = 4735, I, 11,810 = 271,039 „ 
A Eeeidiffe 26,489 = 520,523,( „ 10,526 = 408,517 „) 
Die Per Ver zählt (1885) 3289 Schiffe | ternationale und 300,761 durchgehende); die Mehr 
u 281,344 t (274 Dampfer zu 90,710,5 t und | ausgabe war 291,272 Mark. Die Eifenbahnen und 


2,083 Pfrdfr.) und 10,993 Fahrzeuge mit 4 t 
und darunter, zufammen 14,282 Schiffe. Die Zahl 
der Schiffe hat fich feit 1881 etwas gehoben, die 
der Segler um 16 zufammen, die der Dampfer 
um 27, der Tonnengehalt um 20,978 t. 

Eiienbahnen gab es 1885,9 km im Betrieb 
(1546,55 km Staatsbahnen), die Poſt hatte 636 
Anitalten, 29,446,000 Briefe, 576,000 Poſtkarten, 


die Privaten hatten noch 171 Stationen. 

An guten Landftrafen zählt man 6588 km. 

Erzeugniife. Das Land ift überwiegend Agrar- 
ftaat, Induftrie und Bergbau find nur unbedeu- 
'tend und nur der Handel nimmt noch eine wich 
‘tige Stelle ein; auch die Fiſcherei ift nicht mehr 
‚hervorragend, wohl aber hat fich jeit der Los 
‚trennung der Herzogthümer die Landwirthicaft 





1,63 Mill. Drudjaden, 33,091 Mill. Zeitungen, |in ganz auferordentlihem Grade gehoben und 
zufammen 64,74 Mill, Sendungen. Die Mehrein- weſentlich dazu beigetragen, die Finanzen des Lan— 
nahme war 496,160 Marl. Die Staatstele> | des zu verbeffern; am großartigften find die Fort— 
graphie hatte 3777 km Linien, 10,451 km Drähte, | ichritte in der Milhwirthichaft. 
152 Stationen, 1,297,434 Depeichen (423,210 ins | 





Im Jahre 1876 famen von 1,303,700 ha der Inſeln und 2,526,500 ha in Jütland: 


auf befamtes oder bepflanztes Yand 561,110 „ „ _ „633590 „ „ u 

Wieſen und Weiden 521,750 „ „ — „990,830 „ „ - 

eingehegte Wälder 113,025 „ „ 5 RB 63,000 „ rn 

Landſeen 18,455 „ „ u 24,90 „ „ u 

jonftiges Land 89,360 „ „ Rt 814,140 „ „ „ 
1,303,700 ha der Inſeln und 2,526,500 ha in Zütland 

brainirt waren 239,675 „ A „ 116030 „ „ Pr 


Dänemarf. 263 


Am Jahre 1881 waren von 3,830,209 ha der Inſeln und Jütlands als Geſammtſläche: 
Wieſen und Weiden 1,537,291 „ = 40,13%), 








Gärten 24,842 „= 0,64 „ 
Aderland 1,259,183 „ = 32,87 „ 

landwirthichaftliche Fläche 2,821,316 ha = 73,64 =) Kulturland 78,99 % 
Wald 205,043 „= 535% 
Moor, Heide u. j. mw. 669,373 „= 1747 „ 
Baupläge, Wege u. |. w. 85,785 „= 223, 
Sonftiges 48,683 „— 123 „ 





380 200 ha= 10,0% 


Die Heidenflähen in 
579.000 ha. —* Ader 
Reizen 


55,735 ha 
Roggen 266,938 „ 
Gerſie 316,011 „ 
Hafer =. — 
duchweizen 20,145 „„ 
Rengtorn 91,709 „ 
Süfenfeichten AT, 
Getreide u. Hülfenfrüchte1,179,943 ha = 93,65 %, 
Kartoffeln 44, . = 3,54 „ 
dandelspflanzen 15,750, — 131, 
Sonftigem 18,881, = 150, 


1,259,183 ha = 100,00 9, 
Der Erntewerth wird zu durchichnittlich 340 Mill. 
Rort angenommen, die Weizenernte für das 
Jahr 1885 zu 1,750,000 hl. 
Der Biehftand zeigte (1881) 


ne in Jütland yufammen 
Tierde 186,487 165,775 352,262 
Finder, Stüd 624,640 845,488  1,470,078 
Schafe 563,045 1,183,204  1,746,249 
Schweine 267,364 260,058 527,417 


Ziegen giebt es nur wenige, Bienenftöde 132,883. 
Bon den Pferden fommen immer noch über 12,000 
Stüd jährlich zur Ausfuhr, die Mehrausfuhr ift 
über 8000 Stüd und die Mehrausfuhr an Thieren 
rg mindeitens 50 Mill. Markt an Werth; 
n Pferden fommen beſonders magere Ochſen 
aach Schleswig » Holſtein, die Rindvich- Dichraus- 
fuhr iſt (mit Fettvieh, welches beionders nad) Eng- 


, 
Städ. Auch die Fleiihausfuhr ift bedeutend und 
beträgt durchſchnittlich an 3 Mill. kg über die 
Einfuhr. Der Eierhandel zeigte in den Jahren 


1881/82 als — gr 654,629 Schod gegen |forn, welche in Bornholm 1,93 ha hat. 


463,333 Cchod für 1877/82; fie ift jeitbem noch 





ütland betragen allein | trieb, Lehranitalten, Wanderlehrer, Ausbildung 
nd waren beftellt mit | von gutem Perſonal u. j. w. 


egeben hat, Be- 
mühungen, welche es bald dahin braten, daß 
Dänemark als das Mujfterland neben Schweden 
it. Während bis zum Jahre 1866 dänische 
utter in London al3 Waare zweiter und dritter 
Güte gehandelt wurde, wird jetzt das Erzeugniß 


als eriter Güte geihägt und hoch bezahlt; bejon- 


ders beliebt ijt die jeeländiiche Butter. London, 
Nemwcaftle und Schottland find die Hauptabnehmer; 
man verjendet die Butter in Dritteln zu 100 Pfd. 
und mehr brutto. Ueber das Gejeg bezüglich der 
Kumjtbutter ſ. unter Mildwirthichaft. 

Der Fiihhandel zeigt im Durchichnitt etwa 
10 Mill. kg Einfuhr und 5 Mill. kg Ausfuhr; 
jehr bedeutend ift die Einfuhr von Dungmitteln, 
weldye mindeftens um 10 Mill. kg die Ausfuhr 
überiteigt. 

Die Waldungen liefern nicht Holz genug; 
die Einfuhr ift wenigftens 270 Mill. kg im Dur 
ſchnitt und der Werth der Mehreinfuhr über 12 Mil. 
Mark; als Brennftoff dienen vorzugsweiſe Torf, 
dann Brauntohlen, Seetang, Heidelraut u. dergl.; 
die (eingehegten) Wälder find auf den Inſeln 
118,167 ha, in Jütland 86,876 ha groß, hier be» 
jonders im Dften liegend. Die Neupflanzungen 
auf den Heiden werden etiwa 12,000 ha bis jeßt 
betragen. Die Jagd ift nur unbedeutend. 

Der Bergbau fördert Bernftein, Rafeneifen, 
Bergkryſtalle (Bornholmer-Diamanten), Kalt- und 
andere nugbare Steine (Marmor) und verjchiedene 
Erden (Porzellan, Thon-, Walfererde) u. j. mw. 

Gerechnet wird jegt für Flächen vielfach in 8* 


land geht) über 70,000 Stück, die für Schafe an aber auch noch nach Tonnen forn. Der be 
000 Stüd, die für Schweine über 920,000 | Boden ei —— vr 


hat 2,83 ha auf 1 Tonne 
Hartforn und wurde mit 24 in dem Flurbuch 
bezeichnet; auf die Inſeln kamen 5,5, in Jütland 
14,5, im Durchichnitt 9,6 ba auf 1 Tonne a 

on 
369,276 Tonnen produltivem Boden fommen 6878 


mehr geftiegen, nicht aber in dem Grade wie die 
Ausfuhr von Butter, welche nad) England im 
Yahre 1860 mit etwa 4005 t ſich bezifferte, für 
1866/67 zu 28,693 t, von da an aber jtetig ge- 
wurde, jo daß die Me —— im Sabre 

1876 auf über 46,57 Mill. Mark gefommen war 
and im Jahre 1880 noch 44 Mill. Mark betrug; 
De Jahre 1878,82 rechnete man als Durd)- 
itt an 10 Mill. kg und 20 Mill. Mark. Die 
Steigerung der Ausfuhr wurde ermöglicht durd) 
die —— übe, welche man ſich mit 
der Hebung der Milchwirthichaft durch Mufterbe- 


auf die Städte und 369,276 auf die Landgüter; 
von dieſen giebt es 

zu unter 1 £ 131,162 mit zuſ. 38,810 t Hartlorn 
„1bis 2, 19358 ,„ „ 808, „ 
„2bis12, 51,606 „ „ 245,776 „ # 
„über 12, 1856 „ „ 523242, „ 
KRatenitellen ohne Land zählte man 31,258; im 
Durchſchnitt haben alſo 203,977 Güter je 1,78 
Tonnen Hartlorn und da der Durdichnitt 9,6 ha 
ift, alſo 16,988, rund 17 ha Land; das Fläcden- 
maß muß für die dortigen VBerhältniffe weit größer 
genommen werden, wie bei uns, jo dab 17 ba 





264 Dänemarf. — Desinfektiondmittel. 


nur einen Befig bedeuten, auf welchem man ge- | wie für den Städter, welcher nur Alles, was ihn 
rabe ausfommen kann. Der Großgrundbefig hat | beläftigt, auf die ihn am wenigiten ftörende Weiſe 


etwas über 14 %/,, der Mittelbefig, wenn man die und jo rajch als möglich entfernt wiflen will. Für 
Güter bis zu 1 Tonne, alſo durdhichmittlich 9,6 ha, | den Landwirth handelt es fih in erfter Linie 


4 um I r A a ee 





aljo 11%, der probuktiven Fläche, was als 
er günftiges Verhältniß zu bezeichnen ift. 

Das Nationalvermögen wurde im Jahre 
1884 zu 7 Milliarden Kronen, aljo zu etwa 788 
Mil. Markt angegeben, d. i. durchichnittlich pro 
Kopf, wenn man nur die Injeln und Zütland in 
Betracht zieht und etwa 2 Mill. Einwohner für 
diefe Zeit annimmt, 394 Mark. Die Unterſchiede in 
den Einfommenjollen nicht jo erheblich wie inanderen 
Ländern jein; für Kopenhagen giebt man an: 
75 %, der Bewohner mit nur bis höchſtens 2400 
Kronen und 23%/, mit 2400 bis 20,000 Kronen, 
zuſammen 98 9, dec Bevölferung für dieſe Klaſſen. 

Ueber die landw. Vereine, Behörden, Lehran- 
ftalten u. ſ. w ſ. den früheren Wrtifel. 

Delta-Metall, neuere Kompofition aus Kupfer, 
ap und Eijen, in Düffeldorf zuerft gefertigt; 
ie ſoll die Feftigfeit des Stahles mit der Ungzer- 
ftörbarfeit des Meſſings verbinden und wird be- 
fonders für Dampf» und andere Schiffe zum Dienft 
auf den Flüffen in Afrifa verwendet, weil das 
Metall dem Roft nicht unterworfen ift. Der Preis 
rn fit) 10 mal höher als der des Stahles, fo 

ab die Mehrkoften für einen Heinen zur Schiff- 

fahrt dort geeigneten Dampfer auf etwa 20%, ſich 
belaufen, eine Musgabe, welche ſich aber lohnt, 
weil ohne joldyes Metall gebaute Dampfer in we— 
nigen Jahren unbraudbar werden oder doch jehr 
bedeutender, an Ort und Gtelle unmöglidher Re— 
paraturen bedürfen. 

Desinfeltionsmittel; vol. Abwälier u. Düng- 
ung. Abgeſehen von den Desinfeltionsmitteln, 
deren man fich in Städten, in Srankenheilanftal- 
ten, für Berwundete u. f. w., aljo überhaupt im 

nterefle der Erhaltung der Geſundheit und der 

binderung der Berbreitung gefährlicher Kranl- 
heiten bedient, joll es fi hier nur darum hans | 
dein, mittelft welcher Mittel der Landwirth die | 
ihm zu Gebote ftehenden Dungftoffe vor BVerluft | 
bewahren lann und das Dungmaterial für jein 
Grundftüd zu vermehren in der Lage ift. 

Daß der Landwirt in feinem Haushalt und 
in feiner Umgebung aucd dafür zu forgen hat, 
daß allenthalben den Anforderungen der Gejund- 

töpflege genügt werde, verfteht jich von jelbit. 

giebt immer noch jchr viele Güter und sehr | 
viele Dörfer, in welchen in diejer Beziehung arge 
Bernadjläffigungen vorlommen, alſo auch, abge- 
ſehen von der gejundheitsihädlichen Wirkung, noch 
viel Dungitoff verloren geht. Andererjeits ift es 
erfreulich, bat immer mehr jeitens der Berjucdhs- 
tionen gethan wird, Aufflärung darüber zu ver- 
iten und raftlos arbeitet eine große Zahl von 
Forſchern daran, immer befjere Mittel zur Dünger- 
erhaltung und zur Unihädlihmahung von fau- 
Ienden Stoffen zu entdeden und mit ſolchen Ber- 
fuche zu machen. Für den Landwirth find dabei 
vielfach wejentlich andere Geſichtspunkte maßgebend 


noch dazu rechnen darf, etwa 75 %/,, der Kleinbe- 








darum, den Dungwerth vollftändig zu gewinnen 
und fi zu bewahren, in zweiter darum, dazu 
folder Mittel ſich zu bedienen, welche er zu jeder 
Beit in den erforderlichen Mengen haben kann, 
und zum dritten darum, daß der Koftenpunft mit 
dem Gewinn im richtigen Berhältni ftehe. Mit 
anderen Worten will das jo viel befagen, daß jeder 
Landwirth unter den empfohlenen Mitteln das— 
jenige oder diejenigen wählen muß, twelde ihm 
unter feinen Berhältniffen, für feinen Boden, feine 
Kulturen, feine Hofeinrichtungen, feine verfügbaren 
Hand- und Spannarbeitöfräfte u. |. w. als die 
vortheilhafteften fich erweiien. Univerjalmittel 
giebt ed demnach nicht für den Lanwirth. In der 
Stadt kann man darüber nacdenfen und ſich 
darüber ftreiten, welches das beite Desinfeltions- 
mittel ſei — foweit nicht auch hier bauliche An- 
lagen die Anwendung bejtimmter Mittel gebieten 
und verbieten —; auf dem Lande ift joldder Streit 
ein müßiger, wenn er allgemein und nit nur 
für beitimmte Vorkommniſſe geführt wird. 

Unter den Mitteln, welche neuerdings empfohlen 
wurden, nimmt ohne Zweifel die Torfitreu — 
Moostorj-Fajer und Torfmull — die wid 
tigfte Stelle ein, weil fie nicht nur als Streu- 
und Desinfeltionsmittel, jondern aud als 7 
geeignetes Mittel zur Verbeſſerung des Bodens in 
phyſikaliſcher Beziehung in Betracht lommt. Deren 
Anwendung iſt beſonders für leichten, wenig 
waſſerhaltenden und für ſtarl kruſtirenden Boden 
zu Bee en, body kommt es dazu auf die 
Koſten der —“ loto Gut an. 

Nah in der chemiſchen Zentralhalle für Ö 
liche Gefundheitspflege angeftellten zahlreichen 
fuchen mit Jauche, welche desinfizirt wurde, wear 
der Werth der am meiften dazu empfohlenen 
Mittel, wenn man das wirkſamſte, Chlorkall mit 
Schwejeliäure, zu 100 annimmt, der folgende: für 
Ehlortalt mit Eijenvitriol 99,0 


Carbolſaures Desinfeltionspulver = 856 
Gelöſchten Kalt = 846 
Alaun = 80,4 
Eiſenvitriol = 76,7 
Ehloralaun —= 740 
Bitterſalz — 570 
Uebermanganſaures Kali mit Schwefelſ. = 51,3 


Die Anwendung der Schwefeliäure zur Dei 
infeltion in Stallungen wird mit Recht immer 
mehr als weniger emtpfehlenswerth bezeichnet, weil 
Menſchen und Thiere doch Schaden dadurd leiden 
fönnen und die Wirkung durch andere Mittel eben« 
fogut erreichbar if. Auch der Gyps fteht micht 
mehr obenan; jo leicht und ficher wirfend deiien 
Anwendung ift, jo paßt er doch auch nicht überall 
und vielfach tft der Preis ein zu hoher, um viel 
Gebrauch davon mahen zu können; zur Ueber— 
jtreu auf Pierh und Dünger überhaupt im Felde 
wird er jtet3 da, wo es im Boden an Kalt fehlt und 
viel Klee gebaut werden joll, jehr nützlich ſich erweiien. 


Desinfeltionsmittel — Deutſche Landwirthſchafts-Geſellſchaft. 265 


Mehr empfohlen wird jet Superphosphat- ſchen Fortichrittspartei (vgl. die früheren Mitthei- 
gyos, da mit dielem die Desinfektion und die | lungen) und der Liberalen Bereinigung oder der 
Bereiherung des Düngers mit Phosphorjäure | Sezejlioniften (vormals Nationalliberale linker Flü- 
beifer und zu geringeren Koften bewirkt werden fan; | gel) am 5. März 1884 gebildete Partei, bezw. 
er tommt als Nebenpräparat bei der Verarbeitung | Fraktion im Reichstag und im preußiichen Ab— 
von Koprolithen mit Schwefeljäure zu Super: | geordnetenhaus (100 Mitglieder ftark). Bei den 
»bosphat in Ben Handel; der zur Klärung ber | folgenden Wahlen behielt die neue Partei für den 
Bhosphorjäurenlauge verwendete Gyps enthält | Reichstag (Herbit 1885) 65 und für das Abge— 
3 bis 49), Bhosphorjäure (1,8%, wafjerlöslich) | ordnetenhaus 44 Mitglieder. Dem Zentraltomitee 
and 65,77 0), ichwefelfauren Kalt (Gyps). Müller; ftehen Frhr. von Stauffenberg, Hänel und 
Faednaß Damit gegen reinen Gyps pro ha einen | Virchow vor, dem gejchäftsführenden Ausſchuß 
Redrertrag von 836 kg Körner und 1378 kg Eugen Richter und Ridert, dem weiteren 
Stroh. Zu äÄhnlihen Ergebniffen kam auch | Borjtand gehören noch v. Forckenbeck, Hänel 
deiden, ſ. Düngung. Kainit, laut Vertrag | und Klotz an. Innerhalb der Partei fteht Eugen 
xt Deutſchen Landw. Geſellſchaft mit den Werken | Richter mit feinem Anhang am weiteften lints; 
m Stahfurt und Ajchersieben zu 1,62 Mark pro | deifen Organ ift die „iFreijinnige Zeitung“, im 
110 bei garantirtem Gehalt von 23 %,| September 1885 gegründet. Das Verhalten ber 
khmefellaurem Kali geliefert, ſonſtige VBejtand- | Fraktion im Reichstag gegenüber dem Fürften 
teile; Ehlorkalium, Chlornatrium, Chlormagnefia | Reichfanzler und bejonders bezüglich der Kolo— 
und ſchwefelſaure Magnefia, wirkt als direkt | nialpolitif Hat der Partei eine Anzahl von Blät- 
aufgebrachter Dünger meijtens jchädlih wegen |tern, über welche fie früher verfügte, entfrembdet, 
des hohen Ghlorgehaltes, Hat fi aber vor- während meue nicht gewonnen werden fonnten; 
äglih zur Ueberſtreu auf Dungftätten und in —* Einfluß ſcheint im Abnehmen zu ſein. Als 
Stallungen bewährt; er iſt leichter löslich als Bedingung zur Fuſion wurde bei der Gründung 
@ps (1 Theil in 3 Theile Wafler, Gyps erft in der neuen Bartei hauptſächlich das Aufgeben der 
M Theilen Wafjer), bewirkt aljo die Umjegung | Forderung jährliher Feſtſetzung der Friedensprä— 
des Ammonials rajher und vollftändiger; die | jenzjtärke der Armee und die gemeinjame Bertre- 
Säwejelwailerjtoff -Entwidelung ift geringer, ſo⸗ tung der Forderung eines verantwortlichen Reichs · 
dab er die Geruchlosmahung volljtändiger bewirkt; | minifteriums vereinbart; im Uebrigen ijt das PBro- 
er Ihüpt den Dünger vor dem Erhigen und dem gramm im Wejentlichen das der früheren Fort— 
Verbrennen, hat aber Nachtheile für die Thiere, || rittöpartei. Bei den Reihtagswahlen im Frühjahr 
wenn fie am damit beftreuten Stroh freffen, und | 1887 hat die Bartei die meiſten Sige verloren (35). 
für die Hufe der Pferde, wenn nicht ſtarle Stroh- Deutsche Heilftätte, Anftalt in Loſchwitz zur 
%de über den ausgeftreuten Kainit angewendet | freiwilligen Krankenpflege, beſonders von Invali— 
wird. Als genügende Mengen find '/, kg pro den und Soldaten, verbunden mit Ausbildung 
Tag und Stüd Großvieh (für 100 Std täglich | von Krankenpflegern und Armentrantenpflege, für 
15 Mark) zu bezeichnen, da 100 kg etwa 7 kg|den Kriegsfall Lazareth, Stiftung des Rothen 
Sticſtoff zu binden vermögen. Nah Troſchke Kreuzes unter dem Proteftorat der 5* Carola 
datte bei einem Verſuche mit Kainit der Dünger von Sachſen; Statut vom 7. März 1875, 

u einem Bierteljahr 10 9%, Stidftoff und 20%, tr.) Deutſche Landwirthſchafts-Geſellſchaft. Seit 
%rioren, mit Gyps 32 9%, Stiditoff und 81 "tr. |dem Eingehen der früheren Wanderverfammlung 
Um das Zujammenballen bei der Aufbewahrung | Deuticher Land» und Forſtwirthe und der Deut: 
du verhindern, empfiehlt M. Fleiſcher für 100 kg ſchen Aderbaugejellichaft, ſowie bei der einfeitigen 
Kainit 2,5 kg Torfitaub als Zufaß, da diefe Menge | Richtung, welche der Kongreß Deuticher Land— 
vollommen genüge, die Feuchtigkeit der Luft an- | wirthe bezüglich der mwirthichaftspolitiichen Fragen 
zuziehen. Es ift demnach der Kainit mit Mecht in den legten Jahren genommen hatte, fehlte es 
empfohlen worden, feine Anwendung wird aber | für die Landwirthe in Deutichland an einem Ber- 
am beiten auf die Dungftätte und im Stall auf | band zur gemeinjamen Ausſprache über Förderung 
die Einftreu auf dem Boden und in die Rinnen | allgemeiner Zwede und zur perjönlichen Belannt- 
binter dem Stande der Thiere beichränft bleiben. |jhaft. Nah der legten Hamburger Ausftellung 
Bir für alle Kalifalze gilt auch hierfür, daß die (ſ. d.), auf welcher die Ackerbaugeſeilſchaft definitiv 
Birtung im Boden um fo ficherer ift, wenn diejer | begraben wurde, regte fi) der Wunſch für Schaffung 
fe von ftauendem Wafjer gehalten werden kann, |eines neuen Verbandes und erfolgte bald ein 
früßzeitig bedüngt wird und es nicht an Kalk fehlt, | darauf bezüglidher Aufruf zur a einer 
Am wichtigften fcheint die Torfftreu zu werden | Deutihen Landwirthihafts:Gejellichaft, 
und zwar ſowohl für die Städter, wie für die |deren Zwed die Beranftaltung von Wanderpver- 
Landwirthe; daß letztere noch in manchen Gegen- fammlungen, von Seltionsberathungen, Aus- 
den den mit Torfitreu gewonnenen Dünger nicht, — und Förderung allgemeiner Beſtrebungen 
lauſen wollen, ſpricht nicht für richtiges Verſtänd- für die Landwirthſchaft mit Ausſchluß aller die poli— 
N Bol. darüber Weiteres unter Düngung. tiichen Verhältniffe berührenden Fragen fein follte. 

Deutihe Preifinnige Partei, Organ „Parla- | Es wurde ein Proviforium begründet mit dem Vor— 
mentariiche Korreipondenz“, Zentralbureau in Ver- | behalt der definitiven Konftitwirung, wenn 2000 
lin, die durch Verſchmelzung der früheren Deut- | Mitglieder gewonnen worden wären. Durch bie 











266 


beitretenden Mitglieder jollten zunächſt neue Mit- 
glieder geworben werden; die Zeit Fir dieerfte Wander- 
verjammlung mit definitiver Konftituirung der Ge» 
fellichaft wurde in den Ausſchußſitzungen beftimmt. 

Als Jahresbeitrag waren mindeftens 20 Marl 
feftgeieht, höhere einmalige Beiträge wurden gerne 
enigegen genommen. Am 14. Mai 1884 wurde 
das Provijorium mit 600 Mitgliedern konftituirt, 
die erfte Sitzung hatte am 26. Februar 1884 
ftattgefunden: Ehrenpräfident war Se. Erlaucht 
der regierende Graf Dtto v. Stolberg-Wer- 
nigerode, den Borftand bildeten Och-R. Kie— 
pert-Marienfelde, Landes-Del.-R. Hoppenjtadt- 
Schladen, die Rittergutäbefiger v. Oehlſchlägel— 
Dber-Langenau, Pogge-Blanlenhof, Frhr. von 
Wöllwarth-Hohenroden und Sombart-Ermö- 
leben, DOb.-Amtann Rimpau- Schlanftäbt und 
Ingenieur Eyth-Bonn. Im Jahre 1885 wur- 


den verichiedene Berfammlungen abgehalten, auf | 


der in Leipzig am 20. Januar abgehaltenen konnte 


feftgeftellt werden, daß die Zahl der Mitglieder 


bereits 2145 war. Im Februar 1886 wurde der 
Beſchluß gefaht, in Dresden die erfte Wanderver- 
jammlung abzuhalten. Inzwiſchen waren verjchie- 
dene Sektionen gebildet worden: für Düngung 
Schulk-Lupig), Saatgut (Rimpan), Aderban (Graf 

delmann von Mdelmannsfelde), Landeskultur 
(Sombart), ®iffenihaft und Traris (v. Nathufius- 
Königsborn), Technologiiches (Borfigender noch frei). 
Die Gefammtlifte vermehrte fi; auf 2500 Mit- 
glieder des Proviforiums, dazu famen jpäter nach 
der Konftituirung noch 400 Weitglieder. Als Sitz 
des Vereins war inzwiichen Berlin beftimmt wor— 
den (Bimmerjtraße Nr. 7), früher Bonn, als erfter | 
Sekretär Thiel-Köln, als zweiter Stollen» 
werf-Bonn. Bis zum 18. Februar war die 
Mitgliederzahl 2965, die Einnahme 49,701,9 Marf, 
die Ausgabe während des Proviforiums 15,590,88 
Mark, das Vermögen 34,111,02 Mark, ohne die 
Reftgelder und das Vermögen der Deutichen Ader- 
bau-&ejellichait,, welches ſpäter auf den Verein 
übertragen wurde. Die VBerfammlung in Dres- 
den jollte in den Tagen vom 29. Juni bis| 


Deutſche Landwirthichafts: Gejellihaft. 






| bindungen im Boden; 4) der Anbau von Zwiichen- 
| früdhten zur Futtergewinnung und Gründün 
mit bejonderer Berüdfihtigung der ficftoflame 
melnden Pflanzen; 5) empficht es fich, der Beur- 
theilung von Scauthieren, beziehungsweile der 
Feititellung des Grades ihrer Preiswürdigfeit, 
Werthitalen zu Grunde zu legen, und in Anleh— 
nung an fie die Werthmale der Scauthiere zu 
beziffern (Points), was hat bejahenden JJ zur 
| Durchführung diejes Verfahrens und Sicherung 
feines Erfolges zu geichehen ? 6) über das den 
Thierauäftellungen zu Grunde zu Tegende 
gramm; 7) die Bedeutung der Zucht neuer 
| varietäten und befferen Saatguts, jowie des Saat» 
wechſels; 8) die Hadkultur des Getreides; 9) über 
Kartoffelbau; 10) der Obſtbau und die Dbft- 
baumpflege in der Landwirthſchaft und an den 
öffentlichen Straßen; 11) die Zucht des ſchweren 
landwirthichaftlichen Aderpferdes; 12) wie fommen 
wir zu einer Landesrindviehzucht? 13) melde 
Richtung ift heute bei den ſtets mweichenden Woll- 
preifen in der Echafhaltung da, wo fie in Müd« 
ficht auf wirthichaftliche Verhältnifie nicht eingeben 
fann, zu verfolgen? 14) der meteorologif — ſt 
und die Wetterprognoſe zu landwirihſchaftlichen 
Bweden; 15) die Aniprüde der Landwirthichaft 
an die Wafferwirtbichaft; 16) in welchem Umfange 
und für welche Feldfrüchte ift die Anwendung ber 
fünftlichen Düngemittel bei der jegigen Lage ber 
Sandwirthichaft vortheilhaft; 17) die Bebentung‘ 
der Torfftreu; 18) wie weit ift c8 durch die Bee 
hältnifje geboten, beziehungsweife für den Taube 
wirthichaftlihen Betrieb vortheilhaft, die : 
wieder mit Naturalien ftatt mit Geld zu bezahlen? 
19) die Bezahlung der Zuderrüben nad) Gehalt; 
20) die ftaatlihen Mafregeln zur Förderung ber 
Viehzucht im Königreich Sachſen; 21) weiche Wiktef 
haben wir, das Verhältniß zwiichen Fett und Fleiich 
bei unferen Maftthieren zu beeinfluffen ? 22) wie weit 
fann durch Ernährung und Haltung des Viches daß 
fpezifiiche Gewicht, die Menge der Trodenju 
und der FFeitgehalt der Milch beeinflußt 
Von dem Programm der eriten Wanberber- 


| 

































1. Juli ftattfinden, die erfte Thierausftellung in | jammlung der neuen deutichen Lanbwirthichafter 
Branffurt a. M. Die Dresdner Verfammlung hat | Gejellihaft mußte man erwarten, dab es bie 
mit 800 Theilnchmern fjtattgefunden. Für dieſe brennenden fragen der Zeit enthalten würde; Täft 
Wanderverfammlung waren (14) Beſuche in den | man das überreiche Programm in die ben eim- 










vorzügliheren Wirthichaften des Landes vorge: | 
geichen, für die Hauptverjammlungen 39 Sigungen | 
mit Borträgen über die Entwidlung und den gegen» 
wärtigen Stand der jächfiichen Landwirtbichaft, 
über die Frage: Welche Wünfche find in Bezug 
auf die Aufgaben der deutichen Landwirthichafts- 
— mit beſonderer Berückſichtigung ihrer 

usſtellungen und Wanderverſammlungen zu 
äußern. Diskuſſionen über folgende Fragen meiſt 
in den Geftionen: 1) Ueber den Düngewerth der 
verſchiedenen phosphorjäurehaltigen Dungmittel | 
mit bejonderer Berüdfichtigung der Thomasichlade ; 
2) über Ehilifalpeter mit befonderer Yerüdfichtigung 
feines Dungwerthes im Bergleich zu anderen jtid- | 
ftoffhaltigen Dungmitteln; 3) die Rolle der Mitro- | 
organismen bei der Zerſetzung der Stidftoffver- 





zelnen Fragen zu Grunde liegenden eng u 
auf, jo ergiebt ſich, daß der Vorftand der Anfiche 
war, dab die Landwirthe fich zur Zeit, abgejeben 
von Steuer- u. dgl. Fragen, am meiften infer- 
eſſiren für fünftlihe Düngung, Saatgut, Zwi 
hultur, Vichausftellungen, ſchwere Aderpferde Milch 
vich, Richtung für die Schafzucht, Geld» ober Na- 
turallohn, Verkauf nad Werth, Hebung des 
baues. — Wie immer bei ſolchen Berjammtlungen, 
fonnte das Programm nicht erichöpft werben und 
liegt der Hauptwerth des Zufanımentommens über 
haupt nicht in den Debatten. Die früheren Ber: 
jammlungen waren weientlid mit daburdh zu 
Grunde gegangen, dab man den Qurus weit. 
getrieben hatte, die Wanderverſammlung Int ſich 
davon fern gehalten; zu viel Reden und zu — 















Deutihe Landwirthſchafts-Geſellſchaft — Deutſches Reid. 267 


Thaten war die Geſahr, welche hier x lag, und 1880 zu dem Zweck, in den Kronländern mit 
welcher in Zufunft begegnet werden muß; es wird | jprachlich gemiichter Bevölferung die Erbauung 
hinreichend jein, wenn jede Seftion eine Haupt | und Erhaltung deutſcher Schulen zu fürdern; er 
frage auf die Tagesordnung fegt und darüber | befteht jept ſchon aus über 180 Ortsgruppen mit 
gründlich diskutiren läßt; die Zeit der Zufammenz | über 100,000 Mitgliedern. Durd) die Begründun 
fünfte wird am beften durch Studien in der Um- dieſes Vereins entftand am 15. Auguſt 188 
gebung und freie Ausſprachen über das Gefehene der Allgemeine deutfhe Schulverein mit 
eusgenügt. Wenige gute Vorträge in den Haupt- | dem Sig in Berlin, deffen Zwed es ift, die Deut- 
veriammlungen genügen ebenfalld. Der von Kette jchen außerhalb des Reiches dem Deutſchthum zu 
gemachte —— der Ausſetzung einer Prämie | erhalten und in ihren eigenen darau gerichteten Be- 
tür eine Kartofjelihälmaichine, da die Kartoffel- ftrebungen zu unterftüßen. Ende 1883 er biejer 
tonferven eine große Zufunft haben würden, war | Verband 76 Ortägruppen mit 9016 Mitgliedern; 
abgelehnt worden. Die Vereinigung zählte nad) |im Jahre 1883 wurden 21,000 Mark verausgabt. 
der Verſammlung ſchon über 3500 Mitglieder ( Deutichlonferbative Partei, vormals neufonfer- 
regierende Fürften); die anmejend Gewejenen hatten | vative Partei, die raftion der ftreng Konjerva- 
ih jehr befriedigend über den Verlauf der Ver- | tiven im Reichstag feit 1876, zufammengefegt aus 
iemmlung ausgeſprochen; die Gejellichaft ift damit | Agrariern, Hochorthodoren, Ehriftlid-Sozialen und 


keit begründet. 
Die zweite Wanderverfammlung in Frankfurt 


a.M. vom 9. bis 13. Juni 1887 mit großartiger | 


Ausftelung hat die Leiftungsfähigkeit der Gejell- 
ihalt gezeigt und zugleich finanziell ein günftiges 
Ergebnik geliefert. Die Geſellſchaft zählt jetzt 
3755 Mitglieder, hat ein Vermögen von 140,619 
Mark und erzielte im abgelaufenem Jahre einen 
Überihuß von 60092 Mark. Die Austellung bot 
zum erftenmale in Deutichland die Gelegenheit, in 


Hochlonſervativen; Hauptorgan die „Neue Preußiſche 
‚(Kreuz-)Zeitung“. Seit Rücklehr zur Setolgiehait 
des Neichsfanzlers ift die Partei während der 
Kämpfe um die Wirthichaftspolitit vom Jahre 1875 
‚ab erftarft und hat es bis auf 80 Mitglieder im 
Reichstag gebracht. Hauptſächlich aus dem Schoße 
dieſer Fraktion -ift das Bündniß der Eiſenindu—⸗ 
‚ftriellen mit den Agrariern hervorgegangen; die 
Entſchließungen der Vertreter der Landwirthſchaft 
find ſeitdem leine freien mehr; wie lange das 





den vorhandenen 1338 Stüd Rindvieh faft alle) Bündniß beftehen bfeiben wird, fann zur Beit 
deutſchen Stämme und Schläge nebeneinander zu Niemand beftimmen; das Eingehen auf die damit 
eben ; gerühmt wurden bejonders die Simmenthaler, | getroffenen Wereinbarungen war ein gewagter 
denn die gelben Frankenthiere (Scheinfelder, El- Schritt. Bis jegt hat ihm der Erfolg oder doch 


u. Schwabener, Donnersberger, Glaner), die | die m Meinung der Mehrzahl der Landwirthe 
tork I 


aunen Oberpfälzer (Voigtländer, Bogeläberger, 
Eefterwälder, Harzer) und als Glanzpunft die Al— 
gäner. Unter 200 ausgeſtellt geweſenen Pferden 
war faft nur Gutes und lag das Übergewicht in 
den ſchweren — Taltblütigen — Thieren. Schafe 
woren in 305 Nummern mit Einzelthieren und 
Soojen zu 3 Stüd vertreten; dieſe Ausftellung 
wird als die m. bezeichnet und ala mehr be» 
Ichrend als von großem praftiichen Zuchtwerih be- 
jäglih der deutihen Schläge. Die friefiichen 
Vilchſchafe aus Oldenburg erregten Aufſehen. 
Shweine waren in 6 Abtheilungen vertreten und 
jwar befriedigend im Allgemeinen. Reichlich war 
die Geflügel-Ausjtellung beichidt, gut die der 
Naihinen und hervorragend die der Gämereien 
und Pflanzen, in welcher befonders die Züchtungen 
verbeilerter Varietäten Anklang fanden. Neben der 
Ansftellung blieben die Verhandlungen begreiflicher- 
weile weniger bejucht und bedeutend, wichtig aber 
waren die Ausflüge, die Tampfpflug-Arbeit u. dgl. m. 
Tas Jahrbuch der Gejellichaft ift 1887 in Berlin 
bei Parey in ftarfem Bande mit ausführlichem Be— 
richt über die Dresdener Geſellſchaft erichienen. 
Deutiche Reichsfechtſchule, gear. 1880, Sig in 


im Norden und Dften zur Seite geitanden; es 
beginnen aber jchon Zeichen dafür zu erjcheinen, 
dab der Bund nicht mehr feft genug ift, um allen 
Anfechtungen widerftchen zu fünnen, da ſchon 
mehrfach die verfchiedenartigen Intereſſen nur 
ihwer ein gemeinjames Handeln zu Stande kom— 
men ließen. Ein Rüdgang im Beſtand bei ben 
nächſten Wahlen ift jehr wahricheinlich. 

Deutſch⸗ oftafrifaniihe Plantagengejellichaft, 
Gründung der Neuzeit zur Kultivirung der im 
Oſtafrika neu erworbenen —— beſonders 
für Tabafbau. Der Geſellſchaft ſind von der deuſch⸗ 
 oftafrifanischen Gefellichaft (ſ. Afrika) 25,000 ha 
gegen jpätere Auslieferung von Antheilicheinen 
im Verhältniß von 4 Mart pro ha übcrlaffen. 
Das Grundkapital ift auf 2 Mill. Mark bemefien, 
die Antheilfcheine find 1000 Mark, die Geſellfchaft 
foll ins Leben treten, wenn 500,000 Darf ge» 

eichnet find. Zur Tabakkultur werden deutiche 
| — von Sumatra bezogen. Handelsbeziehungen 
‚ für Kautſchuk, Orſeille, Koklos, Kopal, Elfenbein ꝛc. 
ſollen außerdem ins Auge geſaßt werden. 1886 
wurde in Berlin der erſte Tabak von Uſagara ausge— 
| ftellt und vorzüglich befunden. Über die deutiche 








Rogdeburg. Jahrestarte 30 Pig. Einahme 711,000 | Wito-Gefellihaft j. Afrika u. Kolonien. 


Dart. Errichtung der Waiſenhäuſer in Lahr, 
Magdeburg und Schwabad). 
Reichspartei; deren Stärke ift nad 
den letzten Wahlen 38 Mitglieder. 
Deutiher tolonialverein, ſ. Afrika. 


Deutiches Reich, Kaiſer Wilhelm I, König 
von Preußen u. f. w., geb. 22, März 1797. 
I. Größe und Bevöllerung. Ohne bie 
Küftengewäffer an der Nord» und Oſtſee und dem 
Antheil am Bodenjee (309,2 qkm) rechnet man 


Deutiher Schulverein, gegründet in Wien 2. Juli | für das Neich im Ganzen 





268 


Deutſches Reid. 


540,594,26 qkm und nad) der vorlegten Zählung ee! Bewohner, 89 auf 1 qkm 


„ legten 


Im Einzelnen hatten: nad) der Zählung von 1880 1836 
qkm Einw. weiblich auf 1 qkm ü 
Anhalt 2,347,35 232,592 (117,513) 99 247,608 
Baden 15,081,13 1,570,254 (804,944) 104 1,600,839 
Bayern 75,859,71 5,284,773 (2,705,868) 70 5,416,180 
Braunjchweig 3,690,43 349,367 (175,141) 9 372 
Hanfaftädte: Bremen 255,56 156,723 (31,130) 613 166 
u Hamburg 409,78 453,869 (232,347) 409,78 518,712 
M Lübed 297,70 63,571 (32,5%) 214,00 67,658 
effen 7,682,20 936,340 (471,423) 122,00 956,170 
ippe '1,222,00 120,246 (60,336) 98,00 1 
Medienburg- Schwerin 13,303,77 577,055 (292,576) 43,00 575,149 
Pr Strelig 2,929,50 100,269 (51,108) 34,00 98,371 
Didenburg 6,420,22 337,478 (169,640) 53,00 341,250 
Preußen 348,330,67°  27,279,111  (13,864,245) 78,00 28,318,833 
Reichslande 14,509,42 1,566,670 (796,562) 108,00 1,563,145 
Neuß ü. 2. 316,39 50,782 (25,798) 161,00 53,787 
— 8 825,67 101,330 (51,764) 122,00 112,118 
Sadjjen-Altenburg 1,323,75 155,036 (79,252) 117,00 161,129 
„  Eoburg-Gotha 1,968,05 194,716 (100,417) 99,00 193,717 
„ Königreich 14,992,94 2,972,805 (1,527,475) 198,00 3,179,168 
„» Meiningen 2,468,45 207,075 (105,657) 84,00 214,697 
„ Weimar 3,952,64 309,577 (158,514) 86,00 313,668 
Schaumburg-Lippe 339,71 35,374 (17,642) 104,00 37,204 
Schwarzburg-Rudolftadt 940,40 80,296 (41,152) 85,00 83,939 
Schwarzburg-Sondershaujen 862,11 71,107 (36,432) 82,00 73,628 
Walded ‚121,00 56,522 (29,584) 50,00 56,565 
Württemberg 19,503,69 1,971,118 (1,019,518) 101,00 1,994,849 





540,594,26  45,234,061 (23,048,628) 34,0 46,340,587 


Für 1886 ift die Angabe der Bevölkerung nad) 
dem vorläu age Ergebniß der Zählung vom 
1. Dezember 1 aufzufaffen; wie ſtets bei Zäh— 
lungen der Art werden nadträglih noch Abän- 
derungen nothwendig. Für die Tr von 1871 
bis 1875 war die durchichnittliche Jahreszunahme 
1,00 %,, für 1875 bis 1880 war fie 1,14 v, und 
für 1850 bis 1885 ift fie nur 0,44 %,; die Ber- 
mehrung im Ganzen ergiebt gegen 1880 die Zahl 
von 1,606,526 Köpfen, die von 1875 bis 1880 
war 2,506,701, die von 1370 6i8 1875 war 1,668,568 
Köpfe. Nach dem jepigen Beitand kommen auf 
1 qkm faft 37 Einwohner. In 15 Jahren war 
die gejammte Zunahme 5,781,785 Köpfe, gleiche 
Zunahme angenommen würde das Reich mit Ende 
des Jahrhunderts in wieder 15 Jahren an 53 
Mill. Einwohner haben oder auf 1 qkm 97 Köpfe. 
Iedenjalld wird bis zur nächiten — ——— 
falls nicht Einwirkungen mit Verminderung kommen, 
die Ziffer 90 Einwohner auf 1 qkm ſchon erreicht 
oder überjchritten fein. 


1875 bis 1880 durchſchnittlich 69,200, von 1836 
bis 1884 durchſchnittlich 209,158 Köpfe und zwar 
1880 = 149,217, 1831 = 245,88, 
1882 — 229,418, 1883 = 200,760, 
1884 — 195,497 Köpfe. 

Die Gejammtziffer von 1832 bis 1885 ift 

3,526,836 Köpfe. 

Nationalität. Bon 276,057 Ausländern (am 
1. Dezember 1880) kamen auf Defterreih-Ungarn 
117,997, auf die Schweiz 23,241, auf Dänemart 
25,047, auf Frankreich 17,273, auf die Niederlande 
17,598, auf Rußland 15,097, auf Großbritannien 
und Irland 10,465, auf die Vereinigten Staaten 
von Nord-Amerifa 9046, auf Schweden 8483, auf 
Luremburg 7674, auf Stalien 7115, auf Belgien 
4561, auf Norwegen 1416, auf alle anderen Län— 
der der Welt je unter 1000 und bis herab zu 29 
(Dranje » Freiftaat), im Ganzen auf europäiſche 
Staaten 262,381, auf afiatiiche 496, auf ameri- 
faniiche 12,587 und auf Auftralien 288 Köpfe. 

Der Konfeſſion nah waren ermittelt worden : 


Die ftatiftiichen Angaben müffen fi im Allge- 62,6 ", Protejtanten, 35,9%, Katholiken, 0,2%, 
meinen noch auf die Zählung von 1880 bezichen, jonfige Ehriften, 1,2%/,(561,612) Israeliten, O, I 


da die Folgerungen aus der Zählung von 1885 (304 


noch nicht gezogen werden fünnen, Der Über: 
fhuß der Geburten über die Todesfälle 
war im Jahre 1880 — 522,970, 1881 = 525,758, 
1882 — 525,495, 1883 = 493,697, im Durd)- 
ſchnitt aljo jährlich rund über 510,000 Köpfe. 
Die Auswanderung (vgl. dieje) war in den 
Fahren 1870 bis 1875 durdhichnittlich 108,679, von 


1) ohne Angabe. 

Staatsangehörigfeit. Urkundlich aus dem 
Staatöverband entlaffen wurden in den Jahren 
1881 ff. zwiichen 33,848 und 47,720 Berjonen 
jährlich, naturalifirt Staatöfremde 3611 bis 4635; 
die Neichd- und Staatsangehörigfeit erhielten wie 
der 932 bis 1837 Perſonen und von Bundesjtaat 
zu Bundesjtaat wechſelten die Staatsangehörigkeit 


Deutſches Neid. 269 

‚äbrlich 10,246 bis 12,630 Perſonen. Bon den | Bremen 123,000 9,38 „) 
Raturalifirten famen die Meiften (1065 bis 2594 | Nürnberg 116,193 16,75 „) 
jahrlich) auf die Niederlande und auf Belgien, dann | Düffeldorf 114,451 19,98 „) 
cut Deiterreid- Ungarn (797 bis 869). Danzig 114,201 5,39 „) 
Unter den Auswanderern bilden Sandwerter, | Magdeburg 114,052 16,93 „) 
Sandwirthe, landwirthſchaftliche und andere Tag- | Straßburg 112,091 | 7,29 „) 
löhner die Mehrzahl. Für 1884 lamen auf die —— 110,693 16,37 „) 
Ausgewanderten 62,497 weibliche Berjonen (57,778 | Elberfeld 106,363 (+ 13,70, ,) 
Einzelperjonen), 23,093 Familien (mit 45,110 weib- | Aitona 104,457 (+ 14,73 „) 
lichen Mitgliedern), ferner 28 ®/, im Alter von 0 | Barmen 102,921 7 Tat.) 


bit 14 Jahren, 19 '/, im Alter von 14 bis 21 
Jahren, 47 9%, im Alter von 21 bis 50 Jahren, 
5%, im Alter von über 50 Jahren, gegenüber 
3—14—37 und 16%, für dieje Altersftufen in 
Deutichland jelbit. 

Die Zahl der Wahlbe ne zum Reid 
tag (vom 25. Nahr ab) war 22,5 "/, der Bevöl⸗ 
trımg oder 10,165,213 Köpfe, Wehrpflichtige 
(17 bis 42 Jahr) gab es 8,114,371 oder 18 v/, 
der Bevöllerung; Emwerbsfähige, d. h. Perſonen, 
melde in dem Alter ftehen, in welchem der Erwerb 
möglich ift, 62,6%,, für volle Ermwerbsfähigfeit 
aber nur 53,1%, der Bevöllerung; mit Nüdjicht 
euf rauen, welche nicht voll erwerbthätig find, auf | nur 34,3 %/,, 1871 ſchon 36,5 %/,, 1880 aber 41,4), 
Arme und auf folhe Perionen, welche überhaupt und zur Zeit ift fie mindeitens 45 %/,. 
richt erwerben, kamen auf die wirflich voll erwer-| Unter den einzelnen Staaten (j. dieje) haben 
benbe Bevölferung höchſtens '/, der Einwohner. gegen 1880 an Bevölkerung abgenommen Medien> 
Die Zahl der Kinder unter 15 Jahren ift 16,016,045 | burg-Strelig um 1898, Medlenburg-Schwerin um 
7,998,048 Mädchen), die der Perfonen über 701906 und die Neichslande um 3525 Köpfe un— 
Jahre 1,176,604, zufammen 17,192,649 Köpfe oder | bedeutend ift die Zunahme in Walded, nur 43 
taft 38%, der Benölferung. Köpfe. 

Eheihliehungen gab es im Durdichnitt der| Die Zumahme der Städte ift im Reich etwa jeit 
7. Jahre jährlih 355,659 oder 0,805 9, gegen | 1867 erfolgt, in diefem Jahre gab es nur 7 Städte 
1,029 im Jahr 1872; geboren wurden durchichnitt« mit über 100,000, nur 64 mit zwiſchen 20,000 
lich jährlich 1,782,581 Kinder, unehelich 188,068 | und 100,000, 497 Kleinſtädte mit zwiichen 5000 
oder 8,87 ®/, der Kinder (von 14,18%, in der, und 20,000 und 1712 ——— mit zwiſchen 
batriſchen pel bis herab zu 3,1 0 in Hheinland 2000 und 5000 Einwohnern, zujammen 2280 Städte 
und Weftfalen), todtgeborene Kinder gab es durch- | mit zufammen 13,751,500 Einwohnern gegen 
hnittlih 69,769 oder 3,91 "/, der Geborenen, | 26,341,588 in den Landgemeinden; das Berhült- 
Todesfälle überhaupt 1,227,683 ober 27,78%, der | niß zwiichen Stadt» und Yandbevöllerung war alio 
Bevölkerung. ' wie 137 31263 oder es famen auf die erjteren 

Vertheilung. Im Jahr 1871 gab es im nur 34,8 %,, wie oben erwähnt worden ilt. 

Reich 8 Städte mit über 100,000 Einwohnern,| Nach den Ergebniffen der letzten Voltszählung 
tet zählt man deren 21, damald 83 mit über |im Dezember 1885 hat das Reich im Ganzen eine 
20,000 Einmw., jegt 131, im Durchſchnitt vermehrte Zunahme von 0,44 %, jeit der legten Volkszählung 
fih die Bevölferung in den Orten mit über 20,000 | gezeigt ; auf Preußen famen 28,314,032 Einwohner, 
Einwohner um 2—3 9, in den Heineren Orten |alio eine Zunahme von 3,79 %,, gegen die Zeit 
zur um 0,3 bis 0,9 9,. von 1875:1880 mehr 0,7 %,, von 1867 bis 1885 

Die großen Städte mit über 100,000 Einwohner | mehr zujammen 17,87 %.. Deiterreich = Ungarn 
find jegt (mach 1985) mit in Klammern beigefügter | zeigt für 1869 bis 1880 durchichnittlich als Zu- 
Angabe der Zunahme jeit 1880 die folgenden: nahme 0,49 %/,, Stalien 0,6 ',, Großbritannien 


Städte mit 50,000 bis 100,000 Einwohnern- 
giebt es jept 24, von melden Mühlhaujen i. €. 
mit 2,17%, die geringfte, Krefeld mit 21,71%, 
die größte Zunahme zeigt, am meiften zugenommen 
* Iſerlohn mit 39,52%, Vermehrung, am mei— 

n abgenommen Memel (4,39 '/.). 2 Jahre 
1880 gab es 27 Städte mit zwiichen 50,000 und 
100,000 Einwohnern, 75 mit zwijchen 20,000 bis 
50,000, 641 mit zwifchen 5000 bis 20,000 und 
1950 mit zwijchen 2000 und 5000 Einwohnern, 
ulammen aljo 2707 Städte gegen 77,293 anderen 

haften mit unter 2000 Einwohnern. 

Die ftädtiiche Bevölferung war im Jahre 1867 








Einwohner 1,01 %/,, das europäifche Rußland (1880 zufammen 
Berlin 1,316,382 (+ 17,3 %,)| 85 Mill. Einwohner) 1,38 */, und Frantreid nur 
burg mit Rororten 471,411 (-+ 14,9 „)10,15%,. 
lau 298,893 (+ 9,52,)| Berufsklaſſen. Die fandwirthichaftliche Be— 
Ründen 260,005 (+ 12,16, )| völferung, welche im Jahre 1871 noch 46,81%, 
Tresden 245,515 4 11,18, ) | ausmadıte, war 1885 nach Mittheilung des Mini- 
Leipzig 170,076 (-+ 14,16, )|fters Dr. Qucins 42%, und 1882 noch 42,5%, 
Köln 160,926 (+ 11,18 „)| oder (mit Forftwirthidhaft) 26,55 Mill. Köpfe. Für 
Ftantfurt a. M. 153,765 (+ 12,39, ) | 1824 murden angegeben: 
Königsberg 150,691 (+ 6,49)! T Mill. Unternehmer (über 5 Mill. Petriche), 


Vannover (chne Linden) 138,912 (+ 13,10.) 3,24 Mill. Taglöhner mit Grundbefig, 9,75 Mil. 
Stuttgart 125,510 (+ 6,99 „)! Köpfe im dienftlichen Verhältniß (Knecht, Magd) 





270 Deutſches Reid). 
und 4 Mill. Taglöhner ohne Grundbeſitz. Von 5 R „ grob» 
der Landwirthichaft allein lebten 18,8 Mill. Ein- * — * ing 


wohner (von Forjtwirthichaft u. j. mw. 884 637). 444 * 
Als Geſammtzahl der Arbeiter überhaupt findet — ee A =. 2 ld 
ſich ſonſt die Ziffer 16,2 Mill. (3,9 weiblich zum a. Ai 280 490 4920 42.90 
Haus gehörend), als Zahl der jugendlichen | Bergbau, DU e» Be. We ‚ ‚ 
Torjgräberei 9,90 50,00 39,00 1,10 


Arbeiter, die von 12 bis 16 Jahren 153,507, | > Ban: > 
wovon 54,574 weiblich; für die einzelnen Gruppen Ynd.d. Steineu. Erben 28,00 23,00 47,80 1,70 





Metallverarbeitung 
gab es z. B. 8 
ohne Eiſen) 46,00 20,30 32,50 1,20 
für Tertilinduftrie 44,453 (26,236 weibl.) Köpfe | Eifenverarbeitung 41,60 34,70 23,40 0,30 
„ Nahrungs-Genufmittel-Gewerbe 18,211 „ Maſchinen, Inſtru— 
» Bergwerte, Hüttenwerke, Salinen 17,058  „ mente, Apparate 54,70 26,30 17,90 1,10 
„ Metallverarbeitung 16,765 „ Chemiſche Induſtrie 33,60 26,60 37,10 2,70 
„ Majchinen, Werkzeuge 10,497 „ Forſtw. Nebenprodufte . n en u. 
„ alle anderen je unter 10,000 , Tertilinduftrie 77,10 13, R Ä 
(Bericht der Fabrit-Injpektoren für 1884.) Bapierinduftrie ‚41,60 22,30 a 2,20 
Hausinduftrie giebt e$ gar nicht bei Se | ende 00,00 an .n er 
zucht und FFiicherei, Torigräberei und Torfbereitung, [POS SORISNDNE _ 334 30 f Y 
h init u 9) Mahrungs-Genußmitt. 32,50 29,00 28,00 0,50 
Land- und Waflerverfchr und bei Gewerben für) Beffeidun u. Neinia. 7954 12.10 8932 0.04 
Beherbergung und Erquidung, von den anderen r gu. ab * 
N. 5 Baugewerbe 56,00 18,10 25,00 0,50 
19 Gruppen der Gewerbe-Statijtit (Handel- und Bol raph. Gewerbe 31.00 16.50 50,60 1.30 
Berjiherungsgewerbe nicht als Hausinduftrie be- M an — ER 2/40 1032 17233 005 
trachtet und Gärtnerei, Berg: und Hiüttenwejen * Rh — 6300 1936 1558 050 
und Baugewerbe nur wenig), haupfſächlich 14 Berit Dem +. , ’ ’ 
M a 3 <a -na | Verficherungsgewerbe 70,10 11,40 18,10 0,40 
Gruppen, für welche (1882) im Ganzen 479,503 Banbaertihr 029 1850 11% 010 
Perjonen im Haus beſchäftigt waren; die weib- | Zu fferperteh 28.10 m os om 
lichen Arbeiter nehmen dabei 22,9 9, in einzelnen * x en. J ir f ö ‘ 
Branchen 43,7 und jelbjt bis 87%, ein. EORTDEFGANG IN " en 
Nach Stind 2 s —** Erquickung 5240 30,90 16,70 — 
ab Stinda („Hirths Annalen”) ſind, auf die Snchfänit - 6330 20,30 16,10 0,5 0,5 


einzelnen Induſtriezweige vertheilt, zu rechnen: 
Ber in Haus: auf 1000 | __Die Zahl der Arbeiter iſt 16,2 Mill, darunter 3,9 
2 ihäftigte imduftrie Be an . | Mill. weibliche zum Haus gehörende Berjonen ; im 
Tertil 913,204 286,456 313,7 | Jahre 1884 gab e8 in Fabrifen an jugendlichen 
Belleidingu.Reinigung 1,273,631 133,049 104,5 | Mrbeitern zwiſchen 12 und 16 Nahren 153,507 


Holz, Schnitzſtoffe 480,072 119,462 40,5 | (54,574 davon weiblich). 

Eijenverarbeitung 394,365 14,283 36,2 | In ganzen Summen ergaben ſich für: 
Nahrungs u. Genußm. 695,313 8,428 12,1 | — 
Raſchinen u. Apparate 365,126 4,531 12,4 Landwirthſchaft, Thierzucht, Gärtnerei 18.540.818 
Papier 100,792 3,549 35,2 | Korftwirthichaft, Jagd, Fiſcherei 384,637 
Steine u. Erden 376,884 3,192 8,5 | Bergbau, Hüttenmweien « Induftrie und 
Metallverarbeitung 75,853 2,861 37,7 | Yaumelen 16,058,080 
Leder, Wachstuch, Gummi, 124,285 1,876 15,1 8andel und Verkehr 4,531,080 
Kunft-Gewerbe 16,162 821 50,8 Vopnarbei und häusfiche ar 938,294 
Polpgraphijche Gewerbe 71,008 764 10,8 | Staats-, Gemeinde-Kirchendienft 2,222,982 
Ehemiiche 72,003 174 24 | Berufstofe und ohme Berufsangabe 2,246,222 
Forftw. Nebenprodulte 40,679 57 14 — 999 113 


4,990,070 479,503 95,3 | af. die Angaben der einzelnen Länder bei diejen.) 
Vezüglih der Berufsftatiftit macht Stinda! In Bezug auf das Durchſchnittsalter bei 
(Preuß. Jahrbücher, — 1886) den ern Pic Werulbakten giebt €. Bopper in „Die 
nidht nur Klein», Mittel» u. Großbetriebe | gewerblichen Hilfstaffen, ein Beitrag zur Gewerb— 
zu unterfcheiden, fondern Alleinbetriebe I im ‚und Armen-Gei rc Age folgenden Bablen: 
Hilfsperfonen), Kleimbetriebe (mit 1—3 Ges | für Goldichläger, Vergo Gürtler, Handſchuh⸗ 
bilfen), Mittelbetricbe (mit 3—50 Gchilfen) macher 31 Jahre, für Varbiere, Friieure 32 Z., 
und Großbetriebe (mit über 50 Hilfsperjonen). für Buch- und Steindruder und Bergleute 33 J. 
Nach der alten Eintheilung Age ſich die Klein» > Kellner 34 J., für Schlofier und Eifendre 
betriebe mit bis zu 5 Gehilfen von 96,77 auf 36 J., für Drechsler und Kammmader 38 %., 
97,63 "/, vermehrt, die darin beichäftigten Perfonen | für Buchbinder 39 J. für Gerber 40 J., für Mu- 
aber von 64,3 auf 61,1 %/, vermindert. fifer, Schuh: und Hutmacher, Kürichner 41 3, 
Zur Zeit find nah Stinda in den einzelnen | für Schmiede, Gelbgieher, Meffingarbeiter, Tiichler 
Gruppen der Gewerbeſtatiſtik für deſſen 4 Betriebs- 42 J. für Steinmegen, Pilafterer, Schneider 43 J. 
formen zu rechnen in Prozenten für Bäder 44 J., für Fiſcher, Schiffer, Thonar- 





Deutſches Neid. 


beiter, Glaſer 45 J., für Maurer, Ladirer 46 J., 
tür Fleiſcher, Böttcher 47 J., für Tuchmacher, 
Geber 48 3., für Bimmerleute, Bierbrauer 49 3., 
für Gärtner 50 J. für Müller und Kutſcher 513. 

U. Behörden. Für das Meich giebt ed: A. 
den Reichstanzler, zur Zeit Otto Fürft 
von Bismard, zugleich Präfident des Kol. 
preub. Staatäminifteriums, Minifter der Auswär- 
nen Angelegenheiten und Minifter für Handel und 
Gewerbe; ihm zur Geite die Reihslanzlei und 
unter der unmittelbaren Leitung des Reichskanzlers 
als Behörden: 1. das Auswärtige Amt mit 
Ztaat3- und Unterftaatsjetretär und 2 Wbtheilungen 
mt vortragenden Räthen u. ſ. w.; 2. das Reich s— 
amt des Innern mit Staats- und Unterftaats- 
kettetär, Zentralabtheilung mit vortragenden Räthen, 
Arheilung für wirticaftliche Angelegenheiten mit 
Tireftor, vortragenden Räthen und Nebenamt für 
dandel und Gewerbe, ferner als refjortirende 
Tienftitellen: a) das Reichskommiſſariat für die 
Ueberwachung des Auswanderermweiens, b)die Reichs⸗ 
Sdullommiljion, c) die Kommiſſion für Seeſchiff⸗ 
ahrt, d) die Reichs - Prüfungsinipeltoren, e) die 
Kahbs-Schiffsvermeflungsinipektoren, f) das Bun- 
Kant für Heimathsweſen, g) der kaiſerliche Dis- 
uplinarhof des Deutichen Reichs und die laiſerl. 
Tisziplinarfammern ; i) das Oberſeeamt; k) das 
Ratiftiiche Amt, I) die Normal⸗Aichungskommiſſion, 
m) das Gefundheitsamt, n) das Patentamt, 0) die 
Reihstommiifion, p) das Reichögejepblatt, q) der 
Deutiche Reichsanzeiger, mit dem Kol. preußiichen 
Staatdanzgeiger verbunden, r) das Zentralblatt für 
das Deutiche Reich, 8) das Reichsverficherungsamt 
). Die KRaijerlide Admiralität in Berlin 
mit Chef, Direktor, Stabschef, Zentralabtheilung 
u. f. w., militäriicher Abtheilung, Marinedeparte- 


ment, Konſtruktionsbüreau, Berwaltungsabtheilung, | & 


bejonderen Dezernaten (Erjaß- und Jnvaliden- 
Angelegenheiten, Juftitiariatsangelegenheiten, Sani- 
täts- und Medizinalweien), Hydrographiichem Amt, 
Refiort: Ober-Eraminationg-Kommilfion für höhere 
Marine-Intendanturbeamte und Kommandos der 
Rarineftationen der Oſtſee zu Kiel, der Nordjee zu 
Wilhelmshaven, Inſpektion der Marineartillerie, 
Kommandantur, Schiffsprüfungs-Kommiſſion, alle 
iu Kiel, Werften hier, zu Danzig und zu Wilhelms- 
been, Direftion des Bildunnsweiens der Marine 
(Kiel), Auntendanturen der Marinejtationen der Oſtſee 
su Kiel und der Nordjee zu Wilhelmshaven, die 
Serwarte zu Hamburg. 4. Das Reihsjuftizamt 
(Berlin) mit Staatsjetretär, Direktor, vortragenden 
Räthen und diefen unterftellt: a) die Kommifjion zur 
Ansarbeitung des Entwurfs eines bürgerlichen Geſetz⸗ 
buche, b) das Neichsgericht zu Leipzig. 5. Das 
Reihsihagamt in Berlin mit Reichshaupttaffe, 
Verwaltung des Reichskriegsſchatzes und der Reichs» 
huldenverwaltung, Reichslommiſſariaten zur Kon» 
trolle der Zölle und Berbrauchsiteuern, Zollver- 
ensländiihem Hauptzollamt in Hamburg, Reichs⸗ 
Rayonkommiſſion in Berlin. 6. Das Reichs— 
tifenbahnamt in Berlin. 7. DerRehnungs- 
hof des Deutichen Reichs in Potsdam. 8. ie 
Verwaltung des Reih3-Invalidenjonds 


271 


in Berlin. 9. Das Reichspoſtamt mit 3 Ab- 
— je mit Direktor und vortragenden 

äthen und 40 Oberpoſtdireltionen im Reich. 10. 
Das Reichſsamt für Verwaltung der 
Reihseifenbahnen (Berlin). 11. Die Reſichs— 
bant das. (vgl. Banken). 12. Die Reichsſchul— 
denfommijjion. 

B. Der Bundesrath mit dem Neichsfanzler 
als Borfigenden und mit Ausſchüſſen für Landes- 
heer und Feftungen, Seeweſen, Zoll» und Gteuer- 
weien, Handel und Verkehr, Eifenbahnen, Poſt 
und Telegraphen, Juſtizweſen, Rechnungswejen, 
Auswärtige Angelegenheiten, Eljah » Lothringen, 
Berfaffung und Geſchäftsordnung. 

G. Den Reichstag mit zur Beit 397 Mit- 
gliedern. 

D. Das Deutſche Reichsheer mit den dazu 
—— BMörden, alle unter Sr. Majeſiät 

em Kaiſer als Chef; diefem unterftellt ftellt 
die Generalfeldmarichälle und Generaloberiten, 
die General» und Flügeladjutanten, die Generale 
& la suite, das Militärkabinet, die Kriegsmini— 
fterien in Preußen, Sachſen, Bayern und Mürt- 
temberg, der Generalftab, fünf Armeeinjpeltionen 
mit 17 Armeekorps und dem Gardelorps in Preu— 
ben, das Oberlommando in den Marken, die Ges; 
neral» und Divifionslommandos und zwar Preu-' 
Bifches Gardekorps mit 2 Infanteriedivifionen, die 
Generaltommandos der 17 Armeekorps mit je 2 
Divifionen und 3 beim XI.; XIL und XV. Haben 
noch je eine Kavalleriediviſion; endlich die Feitungs- 
| Gouvernements (Koblenz u. Ehrenbreitftein, Mainz, 
‚ Straßburg, Ulm, Mes, Köln). 

E. Deutſche — a) Kamerun, 
b) Togo⸗Gebiet, e) Angra» Pequena oder ſüdweſt⸗ 
afrikaniſches Schutzgebiet (vgl. Afrika), d) Neu 
uinea ſ. Ozeanien. 

Für die Landwirthſchaft kann nur der Deutſche 
Landwirthſchaftsrath als gemeinſames Organ 
genannt werden (vgl. darüber die früheren Mitthei— 
lungen). Allgemeine deutſche Bereine find ber 
\ Deutiche Fiiderei-Berein, gegründet 1870, Sig in 
| Berlin, 950 BRAD: Yahresbeitrag 9 Mark, 
Bureau Berlin (W), Leipziger Platz Nr. 9; bei- 
getreten waren bis 1886 zujammen 28 Fiſcherei— 
Vereine in den verjchiedenen Staaten des Reiches. 
Der Mitteldeutiche Pferdezucht-Berein (Sik in Er- 
furt); der Klub Deutjcher und Defterreich-Ungarifcher 
' Geflügelzücdhter (Sig in Braunfchweig); ale 
Deutſcher Verein für Bo Ange und Afflimatija- 
tion (Sitz Berlin); Deuticher erein zum Schuß 
der Bogelwelt (Si Merjeburg); Deuticher Pomo— 
logen-Berein (Sig Berlin), gegr. 1860; Deuticher 
Bärtner-Berband (Vorfigender in Düffeldorf-Deren- 
dorf), 1909 Mitglieder mit 60 Gärtner »Bereinen 
und 2889 perjönlichen Mitgliedern; Mitteldeuticher 
 Obft- und Gartenbau-Berein, Deutiher Weinbau- 
Verein (Sekretariat Geifenheim a. Rh.), Deutfcher 
Hopfenban-Berein (Eik, in Nürnberg); Deutjcher 
Milhwirthichaftliher Verein (Sig in Bremen), 
gegr. 1874; Verein der Spiritus - Fabrifanten in 
Deutichland (Sit Berlin), gegr. 1857. Verein für 
die Rübenzuder-Induftrie des Deutichen Reiches 








272 


Deutſches Reid). 


(Sig Berlin). Verein zur Förderung der Moor: | Jahre 1875/76 hatten die genannten Bezirke das 


kultur im Deutihen Reid (Sig Berlin), Deutihe | Verhältniß 6,74 — 5, 


88 — 9,62 — 11,0 — 


Landwirthichafts « Gejellihaft (1. dieſe). Kongreß 15,62 und 11,90 %,. Auf die Reichslande fommen 


Deuticher Landwirthe (Sit Berlin). 
II. Rechtspflege. 


0,44 und damals 3,45 %,. Das Fachſchulweſen 


Ueber die verichiedenen iſt hoch entwidelt; es giebt zur Zeit 10 Bauge- 


Arten der Gerichte im Reich (Reichögericht, Ober- | werk-, Kunſt- und Baubandwerl-, Kunft- und Bau- 
landesgerichte, Zandgerichte, Amtsgerichte u. j. w.), | gewerk- oder Baufchulen (Aachen, Berlin, Braun- 


über die AJuftizgefege und die Rechtsgebiete (preu« 
Biiches Landrecht, franzöfisches und gemeines deut- 
ches Recht) |. die früheren Mittheilungen. 

Die Kriminalftatiftit ergab als Berurtheilte für 
die Jahre 1882, 1883 umd 1884: 329,968 — 
330,128 und 345,977. Unter ben Berurtheilungen 
find für Diebftahl in allen Fällen 103,050 — 
99,633 — 96,720, für Beleidigung 38,971 — 
39,911 — 42,616, für Körperverlegung 54,818 
— 58,049 — 66,836, für Sachbeſchädigung 11,639 
— 11,153 — 12,379, für Hausfriedensbruch 
13,826 — 13,306 — 15,353, für Gewalt und 
Bedrohung gegen Beamte 11,948 — 11,853 — 
12,462, für Unteridlagung 14,577 — 14,568 — 
14,630, für Raub u. ſ. w. und Hehlerei 8935 — 
8393 — 8882, für Betrug 11,969 — 12,387 — 
12,690, für Mord und Todtſchlag 320 — 317 — 
300, für Brandftiftung 644 — 627 — 609, für 
Meineid und fahrläjfigen Eid 1384 — 1184 — 
1298, für Vergehen gegen das ren 
69 — 83 — 113, für fahrläffige Gefährdung be 
Eifenbahntransport 417 — 531 — 576, für Berlep- 
ung der Wehrpflicht 14,119 — 16,032 — 17,485, 
für Zweikampf 119 — 157 — 170 u. ſ. w. Die 
Zahl der Rechtsanwälte ift jetzt 4556 (1883 nur 
— nebſt 20 am Reichsgericht; die meiſten ſind 
im Oberlandesgerichtsbezirt Dresden, 515, die 
wenigſtens an dem in Oldenburg, 16; unter 
200 haben noch Braunichweig (50) und Zwei— 
brüden (41). 

IV, Unterridtsmwejen. 
Staaten.) 

Die Zahl der Univerfitäten (mit der Ala— 
demie Münfter und der fatholiich-theologiichen Fa— 
fultät in Braunsberg) ift 22; im Semefter 1884 
—85 hatten fie zufammen 2073 Dozenten (976 
ordentliche grofelt 
Gymnaſien 


(Bol. die einzelnen 


mnafien 139, Oberrealichulen 16, Realichufen 73, | denartige. 
auf Univerfitäten giebt es in Königsberg, 
"lau, Halle, Kiel, Göttingen, Gießen, 


u 
Realproaymnafien 103, Höhere Bürgerichulen 76, 
ee ven höherer Art mit der Berechtigung 
zur Ausitellung von Uualififationszeugniffen zum 
einjährig-freimilligen Militärdienft 31, jodah dafür 
im Ganzen 878 höhere Anstalten beftehen, 
1 auf 51,520 Einwohner. Mittelſchulen und 


oren) und 27,637 Buhörer. | 
iebt es 394, Prognmnafien 46, Real- | wirthe ift jet eine jehr große und jchr verſchie— 


ichweig, Chemnig, Darmftadt, Dresden, Hannover, 
Karläruhe, Münden, Stuttgart), 18 Handelsichulen, 
H.Akademien, H.-Lehranftalten (Berlin, Bremen, 
Breslau, Chemnig, Flensburg, Gera, Leipzig, 
Lübel, Mainz, Marktbreit, Münden, Nürnberg, 
Offenbach, Stuttgart, Zittau), 3 Kriegs und Ma- 
rinejchulen (Berlin, Kiel, München), zahlreiche 
Navigations-, Schifffahrts-, Kadetten-, Kriegs- und 
Unteroffizierihulen, 3 Bergatademien (Berlin, 

reiberg, Klausthaf), Itechniiche Hochſchulen (Machen, 

erlin, Braunſchweig, Darmftadt, Dresden, Han- 
nover, Karlsruhe, Stuttgart, Münden), 11 Forſt— 
ſchulen (Nichaffenburg, Braunichweig, Eberswalde, 
Eiſenach, Gießen, Karlsruhe, Münden, Minden, 
Tharandt, Tübingen), 12 Runftgewerbe- und In— 
duftrieichulen (Augsburg, Berlin, Chemnig, Dres- 
den, Kaiferslautern, Karlsruhe, Leipzig, Mitt» 
weida, München, Nürnberg, Pforzheim, Stuttgart), 
29 Mufitichulen (Roniervatorien ın Leipzig, Stutt- 
gart, Dresden, Köln, Berlin, München u. j. w.), 
15 Runftjchulen, Gewerbeſchulen zahlreich, mehrere 
Web- und höhere Webjchulen, z. B. in Elberfeld, 
Mühlheim a. Rh., Krefeld u. h w., viele Taub- 
ftummen», Blinden, Hebammen-, pharmazeutijche 
Lehranſtalten, 6 Judenjchulen (Berlin, Frankiurt 
a M., Hamburg), zahlreihe Seminarien, für 
Schullehrer 73 Präparandenanftalten u. 183 Lehrer⸗ 
jeminare, Turnichreranftalten, Handjertigleits-Un- 
terrichtäfurfe u. j. mw. 

Für Gejundheitspflege giebt es 2024 all« 
gemeine Krantenhäufer mit 544,784 ver ten 
Kranken, 233 Srrenanftalten (126 privaten Cha» 
alters) mit 52,684 Irren (5581 in den allgemeinen 
Krantenhäufern), 85 Augenheilanftalten mit 20,638 
Kranten (9345 in allgemeinen Krantenhäuiern), 


‘179 Entbindungsanftalten mit 2372 Betten u. ſ. w. 


Die Zahl der Lehranftalten für Land— 


Berlin hat eine Hocichule; Inftitute 
Te8s 
Heidelberg, 
Leipzig, Roſtock, Jena; Akademien giebt es 4 
(Roppelädorf, München, Weihenftephan, Hohen— 


' heim), Mittelichulen an 28, niedere Schulen, Uder- 
bauſchulen u. ſ. 


w. über 120, Obſt-, Gartens, 


Fortbildungsihulen giebt es jegt allenthal- | Weinbaufchulen und Kurje über 60, Meicreifchulen 
ben, Volksſchulen über 57,000 mit 7,15 Mill. | 18, Haushaltungsihulen 7, Wieſenbauſchulen 10, 
Schülern. Unter den im Jahre 1885/86 zum für Rulturtechnit und Meliorationen 8, Ausbil— 
Militärdienft Eingeftellten gab es 1,08 ®, oder | dungsanftalten oder Kurje für Brennerei 6, für 
1657, weldye nicht leſen und jchreiben konnten | Zuderfabritation 2, für Fiichzucht 6, für Bienen— 
(1884/85 war das Verhältniß 1,21 %,, 1875/76 zucht 2, für Brauerei 1, für Flachsbau, Ma— 
noch 2,37 9%, und von da an abnehmend); die größten | ichinen, Waldbau, Schäferei je 1 Schule Wan— 
Biffern kamen auf die Regierungsbezirfe Oppeln | derichrer find über 50 thätig, die Fortbildungs— 
mit 2,76, Danzig mit 3,64, Königsberg mit 4,47, | jchulen zählen zu vielen Hunderten, bejonders in 
Gumbinnen mit 6,70, Bromberg mit 6,72, Poſen Bayern und dem Süden überhaupt. Für Thier- 
mit 8,02 und Marienwerder mit 8,84 %,. Im arznei giebt es die höheren Inſtitute in Göt— 


Deutſches Reid. 


äingen, Berlin, Hannover, München, Dresden, | 
Sehen, Stuttgart u. ſ. w. Hufbeichlag-Lehranftalten 
12, außer den Gelegenheiten zum Unterricht an land- 
sirtöihaftlichen oder thierärztlichen Lehranftalten. 
V.Fginanzen(Haushaltsetat für 1885—86). 
&3 werden erhoben die Bierftener ohne Bayern, 
deden, Württemberg und Reichslande, die Brannt- | 
zeinftener ohne Bayern, Baden und Württemberg ; | 
Boit und Telegraphie kommen ohne Bayern und 
Bürttemberg in adıt; dieſe haben deshalb 
übere Matritularbeiträge zu leiften. Ueber das 
Jollgebiet j. den früheren Artikel. 
€ waren die Einnahmen: 


J Mart Mart 
pue 199,820,000 
Zabalfteuer 10,673,300 
Rübenzuderfteuer 38,263,000 
Zaljftener 37,777,000 

gemeinjame Zölle und Rer- 
brauchsfteuern 286,470,000 
dranntweinfteuer 36,527,000 
reumalzfteuer 16,392,000 
nicht gemeinjam 52,919,200 
zufammen 346,984,240 
Sviellartenjtempel 1,007,000, 

davon an die Reichskaſſe 1,006,500 
Tchielitempelftener _6,750,000, 
_ davon an die Reichslaſſe 6,425,000 
-tmpelabgabe für Werthpapiere, 

Schlußnoten, Rechnungen und 
„ 2otterieloofe 12,430,000 
Statiftiiche Gebühren 570,000, 

davon an die Reichslaſſe 545,000 
oft u. Telegraphie no. 26,963,994, 

Eiſenbahnen 17,073,300, zul.  44,037,294 

Rahsdruderei 1,060,690, Reichs⸗ 
bank u. f. w. 2,605,000, Ver⸗ 
ſchiedenes 7,174,138, Reiche» 
inpalidenfonds 27,725,505, 

‚ Binien 1,800,000, zufanımen 40,365,333 
Außerordentliche Zuichüfie 38,005,513 
Rotritularbeiträge 112,041,792 

611,930,672 

Die Ausgaben find für: 

Neihötag, Reichskanz⸗ fortdauernd einmalig 

kein. Ausw. Amt 10,863,495 ‚50 
Reichsamt d. Innern 3,771,021  1,485,600 
Reihäheer u. Marine 373,753,107 41,402,758 
Keihsichagamt 100,651,222  4,300,000 
*eiche ſchu 17,102,500 
Solt- u. Telegraphen- 

erw. (4,520,372) 
u. Eiſenb.Verw. 8,320,372 

Keihseifenbahnamt 310,365 

Ag. Benfionsfonds 21,407647 

ihöinvalidenfonds 27,725,505 
Keichsjuftizamt 1,850,428 
Rechnungshof 529,773 
Reichsdruderei 100,000 
Achlbetrag v. 1883/84 1,740,319 


554,195,673 57,734,999 
zuf. 611,930,672 Mar. | 
ardio.»Konverf,»Lerilon. Spezial-Supplement. 


273 


Dazu famen laut Geje vom 23. Mai 1885 
noch für Auswärtiges, Inneres, Bott, Telegraphie 
und Eijenbahn 394,920 Mark Ausgabe und für 
Matrifularbeiträge ebenjo viel an Einnahme, jo 
dat fi Einnahmen und Ausgaben auf 612,325,592 
Mark beziffern, d. i. pro Kopf nad) der Zählung 
vom Dezember 1885 rund 13 Mark, für Zölle 
und Verbrauchsſteuern 7,40 Mart. 


Mit Bayern, Baden, Württemberg, Hamburg 
u. ſ. m. waren in den Jahren 1883/84 und 1884/85 
die Beträge der 


Mil. Mart 
ölle 208,465 und 231,592 
abaffteuer 7,847 „ 9,981 
Rübenzuderfteuer 142,851 „ 166,428 
Salzfteuer 38,729 „ 39,309 
Branntmweinfteuer 61,24 „ 62,568 
Braumalzjteuer 20,747 „ 21,837 


zufammen 479,933 und 531,660, 


durchſchnittlich betrugen alſo dieſe indirelten Steuern 
pro Jahr 505,296 Mill. Mark oder pro Kopf der 
Bevölkerung rund 11,3 Mark. 


Zu den Matrikularbeiträgen leiſteten die 


einzelnen Staaten: Anhalt 531,992, Baden 
6,039,664, Bayern 23,238,533, Braunſchweig 
798,463, Bremen 358,461, —— 1,038,104, 

Qübert 145,403, 


Seflen 2,141,624, Lippe 275,081, 
edlenburg » Schwerin 1,319,860, Medlenburg- 
Strefig 229,339, Oldenburg 771,891, Preußen 
62,393,727, Reichslande 4,418,676, Reuß ä. 2. 
116,151, Reuß j. 2. 231,767, Sadjen-Altenburg 
354,603, Coburg » Gotha 445,360, Königreid) 
6,794,220, Meiningen 473,629, Weimar 708,075, 
Schaumburg-Lippe 80,909, Schwarzburg - Rudol- 
I 183,655, Schwarzburg-Sondershaufen 162,639, 

aldeck 129,280, Württemberg 8,660,736 Marl. 


Stand der Schulden; der Normalbetrag der 
Anleihen war am 1. Januar 1885 zufammen 
394,764,600 Mark, Neichskaffenicheine in Zirku— 
lation gab es 141,186,250 Marl, zuſammen 
535,950,850 Marf. 


Stand der Aftiva: 


Neichsinvalidenfonds 519,011,837,60 Mart 
Reichsfeſtungsbaufonds 35,952,738,51 „ 
Fonds für das Reichstags- 

gebäude 22,441,294,71 „ 
Reichskriegsſchatz 120,000,000,00, 


697408,870,82 Mart 


Im Etatsjahre 1886,87 waren die Einnahmen: 
ölle 253,797,209 Mark 


Tabalſteuer 10,524,574 , 
Zuckerſteuer 44,435,275  „ 
Salzfteuer 40,147.240 , 
Branntweinfteuer 42,202,964  „ 
Ucbergangsabgabe 102,493  „ 
Brauſteuer 21,131,029 „ 
Uebergangsabgabe 2,252,210 „ 
414,632,094 Marf 
18 


274 
©pielfartenftempel 1,143,509 Marf 
Wechſelſtempelſteuer 6,576,545 „ 
Gtempelfteuer für Werthpapiere 4,949,216 „ 
” „ Sonftiges 7,937,541  „ 
m „ Xoofe 765,909 „ 
GStaatälotterien 6,125,689 „ 
Poft- und Telegraphen 17,853,963 „ 
Reichs-Eifenbahn 47,182,331 „ 


Deutiches Reid. 


Bon den Böllen und Berlehrsfteuern verblieben 
nach Abzug der Ausfuhrver —— und er 
tungsloſten nur 352,632,178 DMael, d. i. 83,259, 


VI. Reihsheer und Marine, 
für Krieg: und Friedensſtärken: 


Es betragen 


die — 161 Reg., 484 Bat., 278,950 Mann im Frieden, 483 —— u. 498,617 Mann im Krieg. 


„Jäaäger — 11, Br 20 Bat. „ 20, ‚520 —— 
— — 275 Rekrut.Büreaus, 4,775 it 
„ Eriaginfanterie 161 Bat. und 228,298 Mann, Erjagjäger se +. 
„ eldrejerve und Befagungsinfanterie 293 ——— zu m = a u ke 
Bat. Yäger = — PERF: 
66 „_ Belag Infanterie „ 68,0 5) m 
zuſammen Infanterie im Frieden 294,729 Mann, im Kriege 1,072, 253 Mann. 
die —*—* 93 Neg., 465 Esl., 64,699 Mann im Frieden, 93 Reg., 372 Cat. 59,814 M. im Felde 
Erjaglavallerie 93 „ 23, 1:17 
Beſatzungskav. 36 „ 114 „ 22,968 ", Sr 
Kriegsftärte 106,776 Dann. 
Artillerie 37 Reg., 89 Abth., 341 Batt., 34,817 Mann FFeldartillerie \ f . 
ig 9 — 16, 349 „  Fußartillerie j 5u1.51,166 Mann im Frieden, 
37 „89 „340 er 2040 Geihüge 57,978 Mann | 
BI — 16,879 „  Kriagartil. (132,531 Mann 
62 Bat. 49,426 „ Fußartillerie ( im Kriege, 
8748 „ Neiervebatt. | 


54 „ 
Pioniere 12 Bat., 85 Komp., 10,840 Mann im Frieden, 
7 „ + 83 Rolonnen, 24,820 Mann Feldpioniere 
6960 „ 
6432 „ 


= ar 


Erjagpioniere 


38,212M. im Kriege, 
an 


Train 18 Bat., 41 —— 4879 Mann im Frieden, 


296 Kolonnen, 43,004 „ Felde 
39 Komp. 12,237 5 Eriag 


zujammen 849 Bataillone, 965 Eskadrons, 341 
Batterien, 1374 Gejchüge, 18,139 Offiziere, 427, 274 | 
Mann, 81 ‚>98 Dienftpferde im Frieden, 

1085 Bataillone, 609 Eskadrons, 468 Batterien, 
2808 Geichüge, 35 ‚427 Offiziere, 1,456, 677 Dann 
und 312,731 Dienftpferde im Kriege (ohne Land» 
turm und bejondere Formationen). Die Ber- 
tärfung der Armee nad) den legten Beſchlüſſen des 
eihtags kann nicht genau angegeben werden. 
Die Flotte zählt jet 97 Schiffe und Fahr- 
zeuge mit 558 Gejchügen, 180,177 t Gehalt, 163,005 
— Pferdekräften, 16, 682 Mann Befagungs- 
Etat; darunter find 13 Banzerichiffe, 14 Banzer- 
fahrzeuge, 9 Kreuzerfregatten, 11 Kreuzerkorvetten, 
5 Kreuzer, 4 Kanonenboote, 8 Aviſos, 9 Schul» 
fchiffe und Schulfahrzeuge, 1 Vermefjungsfahrzeug, 
2 Transportfahrzeuge, 11 Fahrzeuge zum dafen- 
dienft, 10 —— und Feuerſchiffe. Die 
Marine zählt an Perſonal: 2 Bize- 4 Kontre— 
admirale, 1 Generalmajor, 29 Rapttäne zur See, 
53 Korvettenfapitäne, 102 KRapitänleutnants, 166 
Leutnants, 127 Unterleutnants zur Eee, 6 peni. | 
Offiziere, 43 Majhineningenieure, 76 Marineärzte, | 
24 Feuerwerks- und Zeugoffiziere, 13 Torpedo» 
Offiziere und Ingenieure und 45 Marinezahl- 
meijter. Es giebt ferner: 2 Matrofendivifionen | 
zu je 2 Abtheilungen mit 89 Dedoffizieren, 100 
Sceladetten, 728 Unteroffizieren, 45 Hoboiften, 5862 


 Matrojen, 2 Büchſenma 


) 55,291 Mann im Kriege, 


Matrojen und 2 Büchſenmachern; 2 Matrojen-Ar- 
tillerie » Abtheilungen mit 86 Untero zieren, 828 
en; 2 tdivifionen 
mit 205 Dedoffizieren, 688 Unteroffizieren, 2030 
Mann, 85 Lazaretsgehilfen, 40 Handwerkern und 
1 Büdjenmader; 1 Sciffsjungenabtheilung mit 
1 Dedoffizier, 10 Unteroffizieren und 467 Jungen; 
1 Artillerie» und 1 XTorpedodepot mit 63 Ded- 
offizieren und 32 Unteroffizieren; ein Seebataillon 
mit 32 Offizieren, 106 Unteroffizieren, 37 Mufi« 
fanten, 856 Mann, 32 Handwerkern und 1 Büchjen- 
a Bufammen 12,396 Mann. 
II. Vertehrswe ſen. Dieſes zeigt allenthalben 
weſentl. Steigerungen der Mittel und der Benutzung. 
1) Die Eiſenbahnen. Im Anfang Auguſt 
1885 zählte der im Jahre 1846 gegründete „Ber- 
ein deutiher Eifenbahnverwaltungen“ 
(Sig Berlin) 
Länge b. Linien. 


deutſche Verwaltungen 46 mit 36,819 km 
öfter.»ungar. Berwalt. 31 „ 22,027 „ 
frembländijche (nieder- 
ländiſch, belgiſch, 
luxemburgiſch, pol- 
niſch, rumäniſch) 
Berwaltungen 1 „ 475 „ 
zufammen 88 mit 63,819 km 
Linien ald Bereinsneg. 


Deutſches Reid. 


Einige deutfche Induſtrie⸗ und Lofalbahnen mit | 
ur a km Linien ftehen außerhalb des Ver- 
banded. Bon den Bereinsbahnen im Betrieb in 
Deutihland kamen im April 1885 32,174 km auf, 
die Staats , darunter 4944 km Sefundär: | 
bafnen, auf die Privatbahnen in Staatsverwaltung | 
Ismen 674 mit 184 km Gelundärbahnen, 
anf die Brivatbahnen in eigener Verwaltung nur 
nd 4286 km mit 1501 km Sekundärbahnen. | 
Bon diejen 37,134 km deutſchen Bahnen find 
9,505 km Hauptbahnen und davon jind 10,810 km 
doppel-, 32 km drei» und 19 km viergleilig; 
6629 km Sekundärbahnen find normal-, 125 km 

rig. Die gelammten Anlagen im Reid) 
demnach 39,140 km und davon lamen auf 

be im Betrich des Staates ftehenden Bahnen 
32348 km oder 849/,, ſodaß das Prinzip der 
Staatsbahnen fast vollendet durchgeführt iſt. 

Dne die Schmalipur-, Zolal- u. Induftriebahnen 
hatte man: | 





u Mart 

en sn Anlagelapital 
0 Bahnlinien 18,449,67 km zu 4,072,167,621 

1875 27,174,46 „ „ 6,784,502,252 

1880 33,869,00 „ „ 8,718,174,200 

Bu oo „ 87,098,00 „ „ 9,459,527,000 | 


Bon 1870 bis 1884 fi das Anlagelapital 
für 1 qkm von 220,718 auf 262,768 Hart er⸗ 
deht; für 1879 —— man t bei den 
Staaisbahnen 270,454 Mark, bei den Privatbahnen 
22,559 Mark und bei den Privatbahnen unter 
— 305,683 Mark. 
vollſtandige Betriebsergebniſſe aus der letzten 
> bejagen 3. B.: für Ende 1882/83 Länge ber 
en im Betrieb 25,837 km, der Privat- 
bahnen unter Staatsverwaltung 2959,86 km, der 
Privatbahnen unter eigener Verwaltung 6438,61 
km, der jämmtlichen Geleiſe 59,592,32 km; Un- 
terhaltungstoften der Bahnanlagen und des Ober: 
baus 105,723,900 Mark. Beſtand an Lokomotiven 
11,862, an Berjonenwagen 20,963, an Gepäd- und 
Güterwagen 238,200. 
Unterhaltungstoften für den Betrieb: 2; 
a 
deleuchtung u. Erwärmung der Züge 2,342,378 
ng der Lokomotiven 
—* Putz⸗, Verpackungsmaterial 


r 
Schmier-, Putz ⸗ und Desinfeltionsma⸗ 
terial der Wagen 


— 
oo 
- 


[2 r 
4,085,062 


930,248 
37,441,364 
Markt an Befoldungen 
Beihäftigte Beamte 130,141 zu 192,904,64 
— Arbeiter 173,620 „ 125,329,752 


zufammen 303,761 zu 318,234,399 
Beförderte Perjonen: 


IL. enklaſſe 2241,87 = 0,97% 
Il. — 30.490.826 = 13,28 , 
L 7 154,158.745 = 75.60, 
u 5 48.534.000 = 100. 


zufammen 230,424,858 = 100,00%, 


Bir gg! 29,1 %/,, für Verkehrs⸗ und kommer- 
gie en 
e 


des Kapitals. 


275 
Einnahmen aus 
Perſonen u. Güterverlehr 253,888,791 = 26,6%, 
Güterverlehr 652,188,275 = 685 „ 
Vermiethung dv. Betrichd- 

mitteln u. j. w. 48,278 = 49 ” 
zufammen 954,324,894 = 100,0, 

Gejammte Ausgaben 534,010,122 


Gejammter Ueberfhuß 420,314,772 
mit Zufchüffen aus den 
ejervefonds, Sub⸗ 
ventionen, Reften v. 
Borjahr u. j. wm. 437,879,017 
Für 1884 wurden gerechnet: 36,538,21 km 
aupt- und Nebenlinien mit 12,098 Lolomotiven, 
22,145 Berjonen- und 246,588 Gepäd- und Güter⸗ 
wagen, 325,000 Beamten, Arbeitern, Handwertern, 
448.255 Mill. Mark gefammte Ausgaben, davon 
für Heizung der Lolomotiven 31,235,931, für 
Buyrion 5,312,211, für Bußzeug u. j.w.4,235,117 
Mark, für allgemeine Verwaltung 9,1%,, für 
Des 34,7 %,, für Bugförberung und 
ätten 21,7 %,. Der Ueberichuß ift 4,41%, 


Befördert wurden I. Kl. 2,3, II. Kl. 32,0, IIL 


Kl. 174,0 und IV. Kl. 56,0 Mill., zufammen 
264,3 Mill. Verfonen oder für I. Kl. 0,87%, IL 
&1. 12,10%, IIL. 81. 65,83%, u. IV. 8t. 21,20%, 
zufammen 100%/,. Auffallend ift die Verringerung 
in den drei erften Rlaffen gegen das Jahr 1882/83. 


Unfälle gab es 3387, davon 899 auf freier 


Bahn und 2488 auf Bahnhöfen, Todesfälle 564 


(24 Reijende), Verwundungen 2113 (87 Reifende), 
Selbſtmordverſuche 169 (157 mit Erfolg). Es 
famen im Durchſchnitt 6,3 Unfälle auf 10,000 


gig und 11,63 auf 1 Mill. Zugkilometer. Die 


ntihädigungen waren 3,663,265 Darf, mit Pen- 
fionen n. ſ. mw. 4,004,923 Mark, davon dauernd 
2,544,909 Mark und als Abfindung 1,118,356 ME. 

2 Poſt und Telegraphie. Im Jahr 1883 
gab es 11,646 Boftanftalten, 10,085 amtliche Ver⸗ 
laufsſtellen für —— 53,529 Poſtbrief⸗ 
taſten, 74,393 Köpfe des Perſonals, 1,609,651,000 
Poftiendungen aller Art, 320,051,500 kg Padet- 
und Geldjendungen, 15,367,715,400 Marf Werth 
der Sendungen u. f. w. —, 2,370,124 Berjonen 
als Neijende mit Poften, 9782 Telegraphenan- 
ftalten, 65,099 km Länge der Linien, 229,630 km 
Länge der Drähte, 16,79 Mill. befürderte Tele- 
gramme, 3303 Mann Perſonal bei den jelbitjtän- 
digen Telegraphenämtern. Die Geſammteinnahmen 
waren 158,190 Mill. Mark, die Ausgaben 133,823 
Mill. Mark; der Ueberſchuß war aljo 24,368 Mill. 
Mar. 

Für 1884 rechnete man infchließlih der Süd— 
jtaaten wie folgt: 

15,428 Anjtalten (14 Bayern, 559 in Würt- 
temberg); 1,929,727,97% Sendungen (198,065,943 


und 88,063,077), 66,626 Poftbriefläften (7065 in 


Bayern, 3329 in Württemberg), 18,166,925,615 

Mart Werth (2,476,401,561 und 629,488,523), 

169,749,242 Bäderei- u. Geldjendungen (20,107,733 
18* 


276 


und 7,888,914) und 1,759,978,737 37 er 
(177, 958, 210 und 80, 174, 268), 383,883,720 
Befammtgewicht (51, 852, 000 und 16, 449, 900 sr 
89,848 Mann Berjonal (7164 und 4704), darunter 
1352 Poſthalter, 5380 Boftillone. 

Dem Reichstag hatten ald Angabe fiir 1884— 
85 ohne Bayern und Württemberg vorgelegen: 
13,405 Anfiolten, 77,986 Beamte u. ſ. m., 4301 | 
Boftillone, 9304 Verde, 1141 fahrende Sandbrief- 
träger-®erbindungen mit 1283 Berfonenmwagen 


und 1151 Pferden, 66,160,154 km auf Landſtraßen S 


auf 
diejen Dienft 


zurüdgelegte Poſtfahrten, 102,557,162 
Eifenbahnen, 3682 Beamte für 


79,565,41 km Linien 


(8,398 in Bayern, 


x ⸗ 2 a VVVVVVVVV 


Deutſches Neid. 


und 4726 Büge täglich dazu benugt. Im Ganzen 
1706 Mill. Sendungen (701 Mill. ,‚ 218 
Mill. Postkarten u. ſ. w.). Für den Landpoftdienft 
20,386 Berfonen, von 18 Mill. Landbewohnern 
12,7 Mill. mehr als einmal bejucht, 1153 Land» 
briefträger mit Fuhrwerk, 7571 berührte Ort- 
ſchaften in 1171 ländlichen Poftorten, 1217 Orte 
mit Boftgilfftellen, 5183 Wohnpläge ohne lokale 
Poftanlagen, 14,000 beförberte Perjonen 
Bezahlung bei den —— 296 
Sendungen zuſammen; 39 Mill. davon abgeholt, 
257 Mill. in das Haus gebradt. 
Die Telegrapbie hatte 


2,780,70 in — 
7 ‚304, 


288,011,52 „ Leitungen (36,788 „ x . ) 
9,069,00 Staatsämter (1,140 „ - 402.00 2 ) 
8, 189, 0 Eijenbahnämter 1 "” " 

18, 849, 855 Telegramme (1,408,463 „ „ 806,810 = . ' 

5, 345, 958 — international (265, 249 „ 119,905 ) 
Geſammte Ausgaben für Poſt und re 10 952, 175 Mart (12, 331 ‚955 und 7 429, 819 Marf) 
Einnahmen ge 505 5,315 RE: 1.148.698 M 6,000,330 nu 
Geſammter Ueberihuf u % 133, ‚446, ‚360 * (844,968 a 1,429,486 2 
Bernfprebetriebe giebt e3 an 2582 Tele: | famen täglich 9,3 Geſpräche, jährlih 3400, das 
rg ringe 348 Beamte find im Reichsge-⸗ Jahresabonnement ift 150 Mark, der Betrag für 
iet thätig zur Berbindun der Leitungen für die | ein Geſpräch alſo 4,5 Pig. und für Berlin mit 


Spredenden, 40 Mill. Geſpräche wurden gchunnt; 
durchſchnittlich hat jeder Beamte täglich 339 . 
bindungen vermittelt, in Berlin, Hamburg und 
anderen Großſtädten über 400. Auf 1 Sprechſtelle 


4) Schiffahrt; 


Schiffe ut 

Eingang in den Seehäfen 56,999 9,386,818 
Ausgang » I 56,967 9,471,730 
davon deutihe Schiffe Eing. 41,726 4,520,120 

„Ausg. 4l, 657 4,571,059 

" Kom Verkehr kamen auf 

Preußen 
Hamburg 5,936 * . © 
Bremen 2374 „ a 974, 192 t 
Lübed 2003 „ 2 360,414 t 
Oldenburg 2,346 „ = 193,242 t 
Medlenburg 1,160 „ — 6 ‚908 t 


täglich 15,9 Gejpräden nur 3 Pig., für Hamburg 

mit täglich 10,5 Geſprächen 4 ® 2. für ein Ge 
ib präd). Verbunden mit Leitungen waren 48 Städte 
| paare. 


Dampfer ‚ut Schiffe zu t 
(17,748 6,847,556, beladen 46,007 8,379,541 
(17,841  6,925,002, 6 43,095 6,932,26 
(10,202 2,953,256, * 33,591 3,984,913) 
(10,246 3,006,602, = 32,375 3,720,274) 


43,318 Schiffe und 4,449,395 t Eingang und 42,982 Schiffe und 4,485,584 t Ausg. 
8 9t 6, 079 8, ‚330, ‚628 t 


” ” ” ” 


0» 08 . 5 LOB > 
J — 
nm 298 — 

1,148 155.267 _ 


er Handelsflotte * Schiffe, 1,269, 477 t, 39, 615 Mann (608° Dampfer, 374, 1,699 t, 12, 678 Mann, 
1 


" ” 


1886 4135 „ 


Unfälle zur Sce gab es 1885 zufammen a 
der deutichen Küſte 220 Schiffe, geftrandet 69, 
fentert 11, geſunken 15, zujammengejtoßen 1 0. 
(145 deutiche, 1 Kriegsichift, 180 Kauffahrteiichiffe 
4 Leichter, 13 Fiſcherſchaluppen, 11 Baflagier- 
dampfer, 4 Schleppdampfer u. j. w.) Im Ganzen 
wurden für die deutiche Marine aus den verſchie— 
denen Meeren 138 deutiche Schiffe zu 33,977 t als 
verunglüdt gemeldet, 39 Schiffe gingen ganz ver» 
foren und für 1884 119 Shife zu 38,221 t; 
216 Mann der Beſatzung und 2 Pafjagiere vers 
unglüdten. Die Zahl der verunglüdten —IF 
war in den Vorjahren 3,9 und 5,4 %/, gegen 2,7 
für 1854. Im Ausland wurden 1884 gebaut 13 


" 


1.171.286 t, 40,289 
1,282,449 t, 38,931 “ 


(374 196.348 t, 8,131 
(664. 420,605 t. 


Schiffe mit 650 Dampfern vorhanden waren, un— 
ter diejen 190 mit über 1000 Negiftertons; von 
den Segeliciffen waren 1092 Dreimafter, 1858 
Bmweimajter, 657 Einmafter, im Durchſchnitt hatten 
dieje 7, die Dampfer 21 Mann Bejapung. See- 
reifen gab es von deutichen Sciffen 52,264 mit 
14,516,674 t, zwiſchen deutjchen Häfen 27,393 
Schiffe mit 1,248 ‚219 t, vom Ausland nach Deut» 
ſchen Häfen 8160 Schiffe mit 3,253,998 t umd von 
deutichen Häfen nach dem Ausland 7273 Schiffe 


zu 275,020 t. 
J ſind 5 (7,34 
ill. t), 


” ” 


Die wichtigften Scepläße 
‚ Mill. t), Stettin (2,058 Bremerhaven 
(1,958 "Mil, t), Neufahrwafler— Danzig (1,197 





Schiffe und gefauft 2 Dampfer und 31 Segel- Mill. t), Kiel (960,331 t), Lübeck (866,708 t), Kö- 
fchiffe für die deutjche Handelsjlotte, während 4257| nigsberg (766,259 t), Emwinemünde (504, 938 t), 











n Ent 97410), BE t), A 
’ ‚ Pillan Flensbur 
2 € Bremen (189,167 t). e 
2 Desuen alten: rechnet man 12,441,1 
al km bis 1,5 m tief, 4623,6 
bis 1 m tie, 2325,4 km nur bis 0,75 m 
3352,9 km nur bis 0,5 m tief) Rhein 2789,8, 
96,6, Oder 1802,5, Wejer 1175,4, Donau 
wei Küfteng ewäfier der Ditiee weft- 
er 445,4, oftfrieft de Känäle 441,5, 
397,2 km, die Flüſſe mit 
N ann — Au 845 {uße, Kanal-, Haff- 
N (83 er) zu 1,8 Mill. t 
i ex Ko,000 t). Für die Hauptpläße 
Ben. Mannheim, Bingen, Breslau, Dres- 
a, Heilbronn, Mainz Gu⸗ 
ufen im Elſaß, Ludwigshafen, | w 
orn, wird der Waflerverfehr | j 
e— angegeben (58,3%, 
ars diefer zu über 15,6 Mill. t, 
——— 6,5 Mill. t kamen. 
i en nad) dv. Bunjen 76, 000 Fahrzeuge 
Waſſer und 11 Eijen- 
— 5 nittlich 1,075,000 t. — 
mis — 107:85 oder für den Wafferver- 
über 4430, Bol. Kanäle. 


Zu — 


. 
9F P Li 
F inz 14 


mus (über den —— Kredit und Verſicher⸗ 
ung.) Zur Vertretung des Handels dienen die 
Handels- (und Gewerbe-) Kammern oder 
reine Handelsfammern, deren man im Gans 
» etwa 185 hat; die wichtigften Plaäͤtze für 
en Binnenhandel find Leipzig, beide Frank⸗ 
furt und Braunſchweig, welche n Moeffen haben, 
Berlin, Breslau, Magdeburg, Halle, Köln, Aachen, 
Krefeld, Barmen, Solingen, Remſcheid, Chemnig, 
Sonneberg, Nürnberg, Regensburg, Augsbu 
Stuttgart, Mainz, Mannheim, Straßburg, Mü 
Haufen, Lindau. 
ollvereinsgebiet ift 542,834,73 qkm 
N 4, 85,928 Bewohnern (1384), die Bollauss 
ſchlüſſe find 352,65 qkm mit 657,914 Bewohnern. 
Für das Jahr 1873, für welches bie Handelsbe⸗ 
— zur Vergieichung mit aufgeführt — 
war die Bevölkerungs Bar De} bei —* 
datt * —* ‚839 2. u r bie Follauzf Atüffe 


Um nicht nur je u —— * einander zu 
halten, ſind auch noch die Ziffern für 1874 und 
1883 mitgegeben; in dieſen iſt die Zollvereinsbe⸗ 
vollerung a ehmen zu rund 42,727,000 und & 
\44,113,000 Rp (1884 = 44,77 Mil.) 
ergaben fi nun für die genannten 4 Jahre in 





I. Handel. (8g Banfen und Bimetallis- | Mill. Mark als Ein- und Ausfuhren: 
1873 1374 1883 1884 
Einf. Ausf. Einf. Ausf. Einf. Ausf. Einf. Aust, 
4,0 249,0 2, 46,35 391,0 1084 419,0 67,6 
74,1 48,5 66,0 50,7 48,3 74,4 57,1 78,7 
2217 394 2154 41 1734 39,1 1548 238,4 
a ma 53 60 598 90 
125,1 61,8 101,1 56,4 142,7 48,9 134,0 39,3 
ngömittel 319,2 205,8 29,9 215,1 357,4 216,5 307,0 208,7 
1254,0 629,7 12312 641,1 11662 713,3 11931,7 641,7 
1443,5 627,8 1362, 2 672,0 1052,7 538,4 1031,5 504,7 
6533 8574 6259 8418 584,7 17146 608,7 17625 
chiedenes 405,8 186,4 3854 1713 4859 3037 4882 294,6 
3756,1 2301,6 3604,7 2326,2 3262,5 3270,0 83260,1 3208,5 








[. Mark Gefammte Ein- 


684 166 84 650 48 659 


und Ausfuhr 4257,4 2488,8 3673,1 2432,8 3290,9 3335,0 3284,9 3269,4 
2 auf d. kopf d. Bevölfg. 100,5 58,7 85,9 56, 9 74,6 75,6 73,4 73,0 
. Mar! Verlehr 6746,2 6105, 9 6625,9 6554,3 
pe 109,6 142,9 150,2 146,4 
fe Baaren allein per Kopf 855 . 54,3 88,4 54,4 73,9 741 723,8 73,0 
Einfuß 1768,6 1240,3 Mehrausfuhr 44, 1 Mehreinfuhr 15, 5 
m allet 1454,5 1278,5 = 7,5 „566 
infuhe Mark per Kopf 41,7 28,09 2 1, v R 0,34 
für Waaren allein 34,3 29,00 0.17 1,26 







und für das Schlußjahr 1 
, Kartoffeln 
ſonſt 


im 


auf die für Landwirthe wichtigſten 
4 das folgende Verhältniß. Es m in 
Jahre 1873 
Einf. —* 758, Wusf. 186,63, Einf. 399, ‚696, 


für das An⸗ 
ill. Mark für 
m Jahre 1884 

Ausf. 28,147 


enftände des Verfehrs ergiebt fi 


„ 118007, „ 152142, „ 18399, „158,009 
— — A 3205, „ 192,258 
„76%,  ,„ 103%, . 41886, „ 76,686 
- 310, 5 90, 5» 825 „32,398 
J 68310, , 19380, . 54036,  „ 125,09 

„ 19850, „5400, „ 831,27, „ 118112 


Digitized’ 
at — 






Doglc 


Cs war demnad für im Sahre 1873 
Getreide u. ſ. w. die Mehreinfuhr 164,08 


Deutſches Reid. 


im Jahre 1884 


unb 371,55 Mill. Mark 


iere „ Mehrausfuhr 34,14 „ die Mehreinfubr 30,98 „ o 
—— u. ſ. w. „Mehreinfuhr 1147 „ „ Mehrausfuhr 190,05 „ * 
rennſtoffe — 3 2670 = 3 „ & 
Bau- u. Nupholz „ Mehreinfuhr 211,60 „ „ Mehreinfuhr 50,36 „ n 
Spinnftoffe " " P „ 45,27 „ „ 
arne u se 139,50 „ = 21017 „ J 


Von den Freunden und von den Gegnern der 
neuen Wendung in der Wirthſchaftspolitik werden 
die Ergebniſſe der Zollſtatiſtik in der Regel in ſehr 
einſeitiger Weiſe dazu benutzt, um dieſe Wendung 
zu tadeln oder zu — * obſchon es längſt 
bekannt iſt, daß die len der Bollftatiftit nur 
ein 'unvolllommenes Bild über die Summe der 
geichäftlihen Beziehungen zwiſchen den Inländern 
und den Ausländern geben. Nicht jelten werben 
die Zahlen aud noch abfihtlich irrthümlich grup- 
pirt, um fie paffender zu dem, was man beweijen 
möchte, erjcheinen zu laſſen. Es ift ſehr ſchwer, 
die richtigen Schlußfolgerungen aus der Handels- 
bilanz zu ziehen; wenn ein Bilb über die Ver— 
befjerung oder Verſchlechterung der wirthichaftlichen 
Lage gewonnen werden fol, jo müfjen alle darauf | 
einwirfenden Berhältniffe mit in Betracht gezogen 
werden und das ift meiftens erft in jpäteren Jahren 
möglih. Der Landwirth weiß am beften, welchen 
Unterjchied allein die Ernte bedingen kann; nächit 
diefer fommt es auf deu Kurswerth des Geldes 
an, auf die Höhe der Staatd- und Gemeindelaften, 
auf die Höhe der Löhne, auf den Abſatz umd die 
Geldzirfulation im Innern, bezw. auf die Kauf- 
luft und die Kaufkraft der einzelnen Klaffen der 
Bevölkerung und auf vieles fonft noch. Sicher f 
aus obigen Zahlen nur dahin zu urtheilen, da 
die Ein ganz bedeutend abgenommen und die 
Ausfuhr ſich vermehrt hat bis zum Jahre 1883, 
dann aber wieder einen Rüdjchritt für 1884 ff. 
zeigt. Aus der Mehreinfuhr war man im Jahre 


1883 bis zur Mehrausfuhr gekommen, dann aber 
übertwog wieder die Einfuhr. Für das Jahr 1885 
war bei den Waaren (ohne Gold und Edelmetall) 
die Einfuhr 2943,7 Mill. Marl, gegen 1884 um 
316,400 Mill. Mark weniger und die Ausfuhr 
2859,9 Mill. Marf, gegen 884 um 343,600 Mil. 
Mark weniger; die Bilanz war demnadh wieder 
ungünftiger und zwar um 27,20 Mill. Marf. 

ingeführt wurden nach Geldwerth weniger 
Bieh, Nahrungs- und Genußmittel aller Art, Dün- 
ger, Abfälle, Sämereien und Früchte, von Den 
Snduftriewaaren chemiiche, Textil, Kautſchul⸗ 
Waaren, Eifenbahnfahrzeuge und Wagen, mehr 
eingeführt wurden Brennftoffe, Holz«, Flecht⸗ 
pier-, Leder», Pelz-, Kurz, Glas-, Stein», Metall- 
Waaren, Schmud, Werte der Kunft und Literatur; 
weniger ausgeführt wurden Vieh, Nahrungs 
und Genußmittel, Sämereien u. f. w., Dünger 
und Abfälle, chemiiche-, Glas-, Stein, Metall-, 
Leder, Pelz, Textil-, Kurzwaaren, Maſchinen, 
Inſtrumente und Schmuck; mehr ausgeführt wur— 
den: Brennſtoffe, Holz-, Flecht-, Papier-, Kaut- 
ſchuk-Waaren, Eifenbahnfahrzeuge, Wagen, Werke 
der Literatur und Kunſt. 

Die neueſten Mittheilungen des kaiſerl. ftatift. 
Amtes ſind eine Zuſammenſtellung über die Ein— 
und Ausfuhr der wichtigſten Waaren in den ſechs 
erſten Monaten der Jahre 1885 und 1886; ſie er— 

iebt bezüglich der Mehr- Ein- oder Ausfuhr der 

r die Landwirthſchaft wichtigjten Gegenftände in 
t oder Stüd (die Werthangabe fehlt): 


1885 t (+) 1886 t (-+) t Mehr 
Eijen und Eifen-Halbfabrikate 344,206 Ausf. 476,590 Ausf.; Zunahme 132,384 Ausf. 
Baumwolle und Baummw. Garne 90,787 Einf. 101,722 Einf.; % 10,935 Einf. 
Baummwollmaaren 11,144 Ausf. 12,418 Ausf.; Ri 1,274 Ausf. 
Rohe Schafwolle und Wollgarne 63,174 Einf. 60,927 Einf.; Mbnahme 2,274 Einf. 
Wollwaaren 10,037 Ausf. 11,171 Ausf.; Zunahme 1,134 Ausi. 
Seide und Seidenwaaren 782 Einf. 948 Einf.; Re 166 Einf. 
Leinen, Jute und davon Waaren 
und Zwirne 7,838 Einf. 2,803 Einf; Abnahme 5,035 Eini. 
Leder und Lederwaaren 1,861 Ausf. 2,289 Ausf.; Zunahme 428 Ausf. 


olz und Holzwaaren 


1,194,266 Einf. 


442,008 Einf.; Abnahme 752,258 Einf. 


teintohlen, Koals 3,504,687 Ausf. 3,171,554 Ausf.; Pr 433,133 Ausf. 
Petroleum 183,617 Einf. 160,069 Einf. ; " P Eini. 
Branntwein * 35,610 Ausf, 37,222 Ausf.; —— 1,612 Ausf 
Zucker 310,261 Ausf. 227,926 Ausf.; nahme 82,335 Ausf 
Thee 846 Einf. 741 Eu: x 105 Einf. 
Kaffee 59,328 Einf. 58,706 Einf.; — 628 Einf. 
Tabafblätter 16,148 Einf. 16,506 Einf; Zunahme 358 Einf. 
Rein 24,975 Einf. 13,848 Einf; Abnahme 11,127 Einf. 

Stüd Stüd Stüd 

Pferde 34,217 Einf. 31,052 Einf.; u 3,165 Einf. 
Ninder, Kälber 33,998 Ausf, 22,220 Aust; Zunahme 11,778 Aust. 


Deutſches Reich. 279 


Stüd 
812,988 Ausf.; 


Stüd 
108,883 Ausf. 


Stück 


Schafe, Lämmer 704,071 Ausf. 


Schweine, Fertel 9,766 Aust. 204,186 Ausf.; Abnahme 114,420 Ausf. 
t t t 

Eier 12,530 Einf. 13,993 Einf.; unahme 1,463 Einf. 

Butter 8,028 Ausf. 5,227 Ausf.; bnahme 2,801 Ausf. 

Schmalz 15,383 Einf. 19,652 Einf; Zunahme 4,269 Einf. 

Raps⸗, Rüb-, Leinjaat 56,808 Einf. 29,620 Einf.; Abnahme 27,188 Einf. 


Getreide aller Art: 


Beigen 436,927 Einf. 110,153 Einf.; Abnahme 326,774 Einf. 
Roggen 424,059 Einf. 192,807 Einf.; Pr 231,252 Einf. 
Gerite 232,690 Einf. 140,981 Einf.; " 91,709 Einf. 
Hafer 141,132 Einf. 28,785 Einf.; 112,347 Einf. 
Reis 41,956 Einf. 36,742 Einf, 5,214 Einf. 
Hüljenfrüchte 23,660 Einf. 5,199 Einf.; — 17,461 Einf. 
Vehl, Kraftmehl, Graupen 47,480 Ausf. 67,126 Ausf.; Zunahme 19,646 —— 
Rertoffeln 18,631 Ausf. 69,429 Ausf.; A 50,798 Ausf. 


Auch aus dieſen Angaben läßt ich fein voll- der Schußzöllner verbreitet; beffer dient zu Fol— 
tommen Mares Bild über die Berbefjerung oder gerungen die Bergleihung zwiſchen den Jahren 
die Berichlechterung der Berhältnifje gewinnen, | 1873 und 1883, über welche die vollen Angaben 
jamal es fi) nur um Monate handelt; die Ber- | zu Gebote ftehen; dieje bejagen, daß waren die Mehr: 
zleichung wird aber mit großem Eifer feitens | einfuhren: 

im Sabre 1873 





im Jahre 1883 





von Getreide Mill. Markt 165,00, Mill. Mart 282,60 

„  gegohrenen Getränten Mr ‚60, 
„ Sümereien und Früchten 2 3,30, „ z 93,80 
„  :Ihieren und thier. Nahrungsmitteln „ r 113,40, — r 140,90 
„  XZabaf und Bigarren A r 74,20, „ — 47,40 
„  Spinnftoffen 2 „429,30, E z 383,30 
„ Borften, Haaren u. j. mw. 2 „ 105,50, r RR 169,60 

„Zucker, Zichorien u. ſ. mw. — — 10,00, 
„Dünger u. ſ. w. — 8 138,90, z 107,10 
Mill. Mark 1125,20, Mill. Mark 1229,60 


Im Jahre 1883 Hatten aber die gegohrenen | hoben wird. Es war für die Zeit des Anfangs 
@etränte eine Mehrausfuhr von 26,1 Mill. Mark | der genannten Periode in Hamburg die Einfuhr 
erreicht und der Buder eine jolhe von 210 Mill. | 2017,225 Mill. Mark, die Ausfuhr ? im Jahre 
Kart, es bleibt deshalb für diejes Jahr ala Mehr: | 1872, in Hamburg die Einfuhr 1686,00 Mill. Mar, 
enfuhr nur 993 Mill. Mark und hätte fich dem> | die Ausfuhr ? im Jahre 1874, in Bremen die 


nad) in den genannten Artikeln die Bilanz um 
132,2 Mil. Markt gebeffert. Vergleicht man die 


Ergebnifje noch mit der Bevölkerung, jo erfährt | Einfuhr 2304,9 Mil. 


nn, daß die Mehreinfuhr 1873 pro Kopf 26,56 
Part und 1883 pro Kopf 22,51 Mark war. 

Die auf diefe Weife gefundene etwas günftigere 
Bilanz wird jedoch durch die für andere Waaren 
zum Theil wieder ausgeglichen; im Jahre 1873| 
blieben zum inländifchen Verbraud rund für 182 | 


Einfuhr 496,197 Mill. Mark, die Ausfuhr 471,168 
Mill. Mark, für das er 1884 in Hamburg die 

cA die Ausfuhr 17,576,965 
Btr., in Bremen die Einfuhr 516,5 Mill. Mark, 
die Ausfuhr 501,5 Mill. Mark. 

Berüdfihtigt man die legten Jahre mit voll» 
ftändigen Angaben, 3. B. das Jahr 1880 und 
das Jahr 1884, fo ergiebt ſich endlich bezüglich 
der Länder, daß von der Ausfuhr in Mill. Mark 


Nil. Mark Kolonialmaaren und Zuder und für lamen auf: 
4 Mid, Mark Tabak und Zigarren, im Jahre | Großbritannien 459,2 und 547,2 Mill. Mart 
1884 war die Ausfuhr an Kolonialwaaren und Frankreich 262 „ 3025 5» u 
Juder „größer als die Einfuhr und blieben nur | Niederlande 241,1 „ 3534 „ E 
* Mil. Mark für Tabak zum Verbraud). Ber. Staaten 2078 „ 1811 „ * 
Vie geſammten Mehreinfuhren find: talien 56 „ 966 „ = 
mittel 625 und 390 Mill, Mark | Schweden 510 „ 6986 „ . 
toffe 816 „ 597 „ „ | Defterreidh-Ungarn 318,2 „ 3534 „ u 
Die gelammten Mehrausfuhren find: | Brand 41,1 „ 428 „ - 
Fabrilate 204 und 1154 Mill. Mark | die Schweiz 122 „ 290 „ „ 
u den angegebenen Zahlen über den Handels- Belgien 1785 „ 1730 „ n 
br müſſen noch die für die Gebiete außerhalb | Dänemark 49 „ TO „ R 
— en dazu kommen; für Hamburg fehlen Spanien 185 „ 428 „ 4 
die e der Ausfuhr, da nur das Gewicht er- | Für alle andere Staaten bleiben die Werthe 








280 


unter 20 Mill. Mark für 1880 und unter 23 Mill. 
Mark für 1884, für China find fie mit 11,1 und 
11,4 Mill. Mark ziemlich gleich geblieben. 
gefammte Verkehr nad 

Mil. Mark 
Amerika (ohne die Ver. St.) war 25,7 und 45,4 


Afien (ohne China) „ 157 „ 249 
Afrika (ohne Algerien) u. BE Te 
Auftralien 186 





zuſammen 48,3 und 84,5 

Die Steigerung des ehe rar nad) über: 
ſeeiſchen Ländern um fajt das 

falls wejentlich der neuen Machtftellung des Reiches 

zu verdanken, nach den Ber. Staaten, mit weldjen 


der Verkehr ftet3 und frühzeitig jehr rege war, 


jeigt ji eine Abnahme um über 26 Mill. Marl, 
züglich der europäiichen Staaten giebt es Ab— 
und Zunahmen; der Handel mit Rußland und mit 
Ehina find fich ziemlich gleich geblieben. Es ift 
zu erwarten, daß der Kolonialbejig und die neuen 
Dampferverbindungen den Abſatz noch wefentlicher 
fteigern werden. Die ſtarle Zunahme der Ausfuhr 
nad) Italien ift weſentlich durch die Gotthardtbahn 
beeinflußt. 

Für die wirthichaftlichen Berhältniffe find eine 
Fülle von Einwirkungen maßgebend; die Zahlen- 
ftatiftit allein ohne verftändige Auslegung hat 
wenig Werth. 

IX. Bergbau, Salinen- und Hütten- 
weſen. Obenan jteht jest für den Bergbau die 
Gewinnung der Kohlen; im Ganzen zeigte 
fih in den Teßten Jahren auch bei uns eine zu 
große Steigerung im Bergbaubetrieb, ſodaß ein 

infen der Preiſe nicht ausbleiben fonnte; nächſt 
den Kohlen bildet das Eijen und deſſen Berar- 
beitung den wichtigften Zweig diefer Thätigfeiten ; 
die letztere =. an Werth faft ,, der ganzen 
Erzeugniffe der Bergwerke, Salinen und Hütten. 
=> das Jahr 1863 rechnete man dieje zu 141,424 

ill. Mark, für 1874 zu 605,661 Mill. Mart, 
für 1883 zu 733,448 Mill. Mark (85,57 Mill. t). 
Die Lage der Bergwerksgeſellſchaften ift aber feine 
Ki günftige; im Jahre 1882 gaben z.B. 19 Ge- 
ellichaften feine Dividende, 20 nur 3 bis 69, umd 
nur 11 bis 11%, und mehr, im Jahre 1883 ficlen 
für 25 Gejellichaften die Dividenden aus, erhielten 
nur 16 ſolche von 3 bis 6°), und nur 9 über 6 
und bi& 11 und mehr. 

Die Steinktohlen-Beden im Deutichen Reich 
find: a) Oberjchlefien, Kreiſe Kattowitz, Beuthen, 
Babreze ; b) Niederfchlefien, Kr. Waldenburg u. .w.; 
ec) an der Ruhr, Kr. Dortmund, Bodum, Effen, 
Duisburg, Hagen u. f. w.; d) Machen; e) an der 
Saar zw. Neunkirchen und Saarbrüden bis Rhein» 
bayern und Lothringen; f) an der Saale, Wettin, 
Provinz Sadjen; g) Ibbenbüren in Weftfalen; 
h) im Wejergebirge (Hannover u. ſ. w.); i) Pott- 
fchappel bei Dresden; k) Zwidau-Chemnig; 1) im 

hwarzwald in Baden; m) in Bayern am Thü- 
ringer D; n) in ug np Die geſammte 
Förderung war im Jahre 1884 zu 57,233 Mill. t 
angegeben, die Einfuhr 2,296,770 t, die Ausfuhr 
8,816,934 t, es ift demnach der Berbrauh50,713,711t 


Der | guaung und 9,306 





oppelte ift jeden⸗ 


Deutſches Neid. 
pro Kopf der Bevölkerung 1,097 t. Andere An— 


gie find für 1883 Jr 70,223 Mill. t 
till. t Ausfuhr. 
raunkohlen finden fih im Niederrhein-Ge- 
biet: Landrüden, Bille, Wejterwald, Dürkheim in 
der Pfalz bis Gichen (Wetterau), Habichtswald, 
Hils (Hannover) und von dem Nordrand des Thü- 
ringer Waldes bis Ditpreußen, bejonders in ber 
| rovinz Sachſen und Brandenburg, Anhalt, Kgr. 
Sachſen, Sadjen-Altenburg u. ſ. w. Die gefammte 
Förderung war im Jahre 1884 bis 14,879,945 t, 
die Einfuhr 3,466,322 t (böhmiihe Kohlen), die 
' Ausfuhr 59,347 t, der Verbrauch aljo 18,286,920 t, 
pro Kopf 0,398 t. 
Torflager giebt es bejonders im Norden in 
großer Ausdehnung, ferner in der ſüddeutſchen 
Hochebene und in geringerer Ausdehnung auf den 
Mittelgebirgen (Rhön, Hohe Venn u. j. w.); Erdöl 
wird in Hannover und Braunſchweig, Asphalt 
‚in Hannover — Limmer —, bituminöjer 
‚Schiefer (für Mineralöl u. Photogen) im Alpen- 
und Lias-Gebiet und im Teutoburger Wald und 
erdige Braunkohle (für Paraffin, Solaröl, Pho— 
togen u. f. w.) in der Provinz Sadien, bejonders 
bei Weißenfels, Aichersleben, Zeig u. j. mw. ge- 
| wonnen. 
Der Erzbergbau fördert: Gold, nur noch 460 
kg, Silber (Sadjen (Freiberg), Jen ans⸗ 
feldiſches Kupferſchiefergebirge, Reg.-Bez. Oppeln, 
Aachen, Wiesbaden, Arnsberg) in zunehmender 
Menge trog finkender Breije, zum Theil aber auch 
mit Berarbeitung ausländijcher Erze; von 139,778 kg 
zu 22 Mill. Mark im Jahre 1876 ftieg die Ge— 
| winnung bis 208,598 kg zu 32,5 Mill. Marl im 
Jahre 1836 mit 24%, fremden Erzen (1880 nur 
20 %,); für 1884 wird die Gewinnung zu 248,000 
kg angegeben. Kupfer wird bejonders im Mans- 
 feldifchen und im Neg.-Bez. Arnsberg mit etwas 
‚ über 610,000 t Erzen gewonnen, 1850 — 45,250, 
‚1880 = 120,040 t; der bedeutende Preisrüdgang 
macht die Werke weniger rentabel, jo dab in der 
‚legten Zeit das Verlangen nah einem Schußzoll 
auf Rohtupfer ſich geltend gemacht hat, eine Forde— 
rung, gegen welche die Fabritanten von Meſſing— 
waaren und Andere lebhaft protejtiren. Der nächite 
Reichstag (1886/87) wird wohl darüber zu ent- 
jcheiden haben. Der Gewinn an Garkupfer ift 
‘18,000, die Einfuhr (1884) war 13,818 Mill. t, 
die Ausfuhr 6,906 Mill.t, der Berbraud ift alio 
6,93 Mill. t. Für 1885 giebt man an: 
Mehrausfuhr Mark 





| geichmiedetes und gewalztes Kupfer 2,989,470 

grobe Kupferfchmied- und Gelbguß- 

waaren 1,245,700 

Meifingpatronen, Zündhütchen 0,873,600 

jonftige Meifing- u. Kupferwaaren 2,296,800 
7,404,970 


Zink (Oberfchlefien, Beuthen, Kattowig, dann 
Aachen, Düfjeldorf, Arnsberg) wurde 18 mit 
99,405 t, 1884 mit 125,276 t (Nobzinf) verzeichnet, 
der Erzgewinn der legten Jahre war 678,000 und 
‚632,000 t zu 8,89 und 7,82 Mill. Mart (1884). 
| In Oberfchlefien ftellte fich die Tonne zu 289 Mark 





cc 


Deutſches Neid. 
Koften und zu 338 Mark Berfaufspreis. Blei-| 


erze findet man bei Aachen, Oppeln, Köln, Wies- 
baden, Hildesheim, Freiberg in Sachſen, Holzappel 
an der Lahn, Braunjchtweig u. ſ. wm. mit etwa 
170,000 t (1883) umd 163,000 t (1884) zu 18,09 
und 15,74 Mil. Marf, 1850 = 170,500 t. 
Blodblei wird mit 91,000 bis 95,000 t erzeugt, 
@lätte mit an 5000 t; für beide war die Einfuhr 
(1884) 3664 t, die Ausfuhr 56,190t. Wismuth 
liefert Sachjen, Antimon Thüringen und Arns— 
berg, Kobalt Sachſen und Kaffel 2 ufarbenwerte), 
Nidel Sachſen, Merjeburg, Koblenz, Zinn und 
Boliram Sadjen, Braunftein (Manganerze) 
das Lahngebiet (Giehen u. ſ. w.) und Thüringen, 
Suediilber Weftfalen. Eifenerze werden in 
Mengen gewonnen, hauptſächlich in Preußen und in 
den Reichslanden, dann in Sachſen und im Thü- 
ringer Wald; die Hauptlager jind a) zwifchen Da 
und Waldbreitbad) (Kreis Dipe und Giegen), b) 
im Reg. Bez. Wiesbaden — Diez, Limburg, Weil- 
burg, Wetzlar an der Lahn; c) Mofelgebiet — 
Eliah-Lothringen (bi Luxemburg); d) Oberfchle- 
fien, Erzgebirge, Fichtelgebirge u. f. wm. Die Er- 
yugung an Moherzen war im Jahre 1884 über 
Mill. t, 1883 = 8,756 Mill. t, 1882 — 8,249 
Ri. t, 1872 4,73 Mill. 6; bei dem bedeutenden 


Treisrädgang find aber die Werthe nicht im glei- | Drah 


Gen Grade geftiegen; fie waren im Jahre 1884 
= 37,54, im Jahre 1883 = 39,32, im Jahre 
1882 — 39,67, im Jahre 1872 = 38,92 Mill. 
Kr. (Bol. Bd. IH, ©. 154.) 

Hodentwidelt und unverfennbar im Uebermaß 
nerde die Eijenindujtrie, welche jeit 1871 ff. 
die richtigen Verhältniſſe noch nicht wieder ge- 
winnen konnte und fortwährend troß des inzwi— 
Iben (1879) wieder gewährten Schußzolls mit ab- 
zormalen Zuftänden zu fämpfen hat. Es ift — 
wendig, ſich Des — — genau bewußt 
zu bleiben, da die Eiſen-Induſtriellen hauptſächlich 
die Aera der Schutzzölle veranlaßt und dafür die 
Landwirthe zum größten Theil gewonnen haben. 

Im Jahre 1883 gab es 

825 Werke für Eijenerze 

136 „Roheiſen 

144 „ „ Stahl und Eiſenguß 
258 Hochöfen im Betrieb für Roheifen 

39,658 Arbeiter beim Eijenbergbau 
23,515 „ SHochofenbetrieb 
129,452 bei den Gießereien, Walz-Stahl- 

werfen u. ſ. w. 
192,625 Arbeiter für die gefammte Eifeninduftrie. 

In Band III waren in Mill. t für 1872 an- 
gegeben worden: Gejammterzeugung der Hochöfen 
1425, Stab- und gewalztes Eijen 1,125, Schienen 
0,43, Roh⸗ und Suhfta 10,3125, Eijen- und Gtahl- 
blech 0,115, Eifen- und Stahldraht 0,1025, Guß— 
waaren 0,425; für die neuere Beit find zu ver- 
zeichnen: 


⸗ 


Min. t Min. t 
Robeiien 1879 = 2,168, 1883 = 3,47, 
Gußeiſen zweiter 

Schmelzung 0,422, 0,654, 


281 
Schweißeifen (Schmiede- 
eifen u. Stahl) 1,115, 1,571, 
Flußeiſen u. Tiegel- 
gußſtahl 0,493, 1,061, 
Mil. Mid. mt. 
ne 1884 = 3,601 = 172,64 
Gußeiſen zweiter 
Schmelzung 0,698 123,41 
Schweißeiten (Schmiebe- 
eifen u. Stahl) 1,572 214,72 
167,63 


Flußeiſen u. —* 
Am großartigſten iſt die Entwicklung der Stahl- 
Erzeugung, in welcher jegt das Reich an der Spike 


fteht. Man hatte im Jahre 

Merle Arbeiter Erzeugung Mil.t Mi. Mt. 
1860 167 — 5,312 12,175 
1866 215 12,821 114,434 57,944 
1871 206 16,600 400,000 87,000 


Für 1884 wird angegeben: 
aus zweiter Schmelzung, Schweißeifen, Schweißjtahl 
t 





Eiſeübahnſchienen u. Theile z. Befeſtigung 9,909 
Bahnſchwellen 34,389 
Räder, NRadreifen, Achien 13,487 
Fagçon-, Bau- u. anderes Handelgeifen 881,828 
Platten, Bleche 262,475 
raht 222,904 
aus Flußeifen und Flußſtahl 
t 
Eijenbahnichienen u. Theile 3. Befeftigung 400,248 
Bahnjchwellen 81,654 
Räder, Radreifen, Achſen 60,174 
Façon-, Bau- u. andere Hanbelseifen — 
Platten, Bleche — 
Draht 186,202 





Ueber Eijen überhaupt berichtet die Handels- 
fammer zu Effen für 1885, daß von 1873 zu 1884 
— iſt die Förderung von 1,98 auf 3,51 

ill. t, alſo um 1,56 Mill. t, gefallen der Erlös 
und zwar von 224,78 auf 172,78 Mill. Mar, 
aljo um 51,99 Mill. Marl, oder pro t um 64,49 
Mart, d. i. 56,95%/,. Es wurden ferner ald Ver- 
bältnifje der Erzeugung angegeben für 
Gußelſen 
zweiter 


Schmiede⸗ 


Roheiſen t eiſen und 


melzungt Stahl t 

1878 2,124,443 5,436,907 383,744 1,091,961 
1883 3,452,335 8,616,245 625,579 1,463,863 
1884 3,583,315 8,866,941 672,051 1,488,906 
(1885 3,731,775) 

1878 Flußeiſen (Beſſemer Stahl) 
1883 R 1,044,775 t 
1884 Ri Ri s 1,122,081 t 
oder für 6 Jahre als Steigerung bei Eijenerzen 
63,1%, bei Roheifen 68,7 0/,, bei Gußeifen zwei« 
ter Schmelzung 75,4 %/,, bei Schmiebeeifen und 
Stahl 35,9 %/,, bei Flußeiſen 217,7 %/,, d. i. allent- 
halben weit über den Verbrauch und meit über 
das räthlihe Maß Angefichts der Preije. Es galten 
|3. 8. Beſſemer Stahl im Jahre 1879 noch 60 Mark, 
| im Jahre 1886 nur 47 Mark und 1882 nad) Kon- 
vention 47 bis 53 Mark, Eiſen im Jahre 1873 
| noch 64,49 Marl, im Jahre 1884 nur 56,95 Marl, 


Eifenerze t 


358,172 t 


” ” 


282 


in Glasgow 1t we Nr. 3 1871 2 2 19 Shill,, | 
1878 = 2 3 Shill., | 


1871 1872 1873 1880 | 
Bis. Big. Big. | 
1 kg Drahtftifte 2: 26 50 15 
1 „ Thürbänder 55 90 100 34 
1, Senn 55 100 100 
1 „ Scraubenftöde 65 110 110 45 
1 „ Schrauben 100 150 175 70 | 
1 „ Temperguß 60 70 90 60 
1 Nieten — — 80 45 


Der Verein Deutſcher Eiſen- und — 
ſtrieller ſuchte (Mai 1886) durch eine Lohnſtatiſtilk 
nachzuweiſen, daß die Erzeugung ſich vermehrt 
habe und damit auch die der Arbeiter (um 35,5%.) 
und die Höhe der Löhne (um 42,8 %/,); es wurden | 
aber die Arbeitszeiten nicht mit angegeben, jondern | 


nur die Ausgaben für 1879 und 1886 je im Ja- | 


nuar. Der Jahreslohn wird zu 746,28 Mark für 
1879 und zu 785,68 Mark für 1885 im Durch— 
fchnitt angegeben. Man kann dieje Lohnjäge ficher 
nicht günftige nennen, wenn man die Gefahr und 
die Echwere der Arbeit mit in Berüdjichtigung 
zieht. Die Teputatijten zei norddeutichen Yand- 
ütern ftehen ſich ſehr viel befjer und der durch— 


ittli lohn für Tandwirthidaftliche Ars | 
chnittliche Tagelohn für landwirthſchaftliche Ar ‚förderte fie durch Baggern 


beiter ift auch befier. Ueber die Hauptpläße diejer 
Snduftrie (für Eiſen u. f. w.) j. in Band III das 


vorhandenen Bie 
Pferde 





dort Geſagte. 

Bedeutende Zunahme zeigt in den letzten Jahren 
auch die Förderung der Kaliſalze, für welche 
in und bei Etaffurt die Werte wejentlich erweitert 
worden find. Man rechnet für: 


Karnallit t Kainit t Kieierit £ Bromkit t 
1880 528,212 137,796 892,85 103,65 
1881 744726 150.302 2,081,90 112,83 
1882 1,059.250 144,758 4,658,10 125,18 
1883 950.203 226.600 485020 205,13 | 
1884 739,959 203.120 12.388,85 159,12 | 


Bon 1881 bis 1884 hat die | 
deutiche Landwirthichaft erhalten 77,445,8 t 

Induſtrie „499895 t, 

im Jahre 1883/84 wurden verbraucht 46,139,95t 
Kainit (in Preußen allein 39,103,5 t). Bgl. F. 
], Bed, „KRartographiiche Darftellung über den 
ainit⸗Verbrauch“ und Verhandlungen des Vereins 
eg die Ber 
en Geſellſchaft 


zur Beförderung der Moorkultur, 
richte der Deutichen lantwirthichaftli 
und den Artikel Düngung. 

wiſchen 1872 bis 1882 ftieg die Ausfuhr von 
Kainit aus Hamburg und Bremen von 113,597 | 


auf 254,424 t. Die Salz-Erzeugung war im 


Jahre 1882/83 — 794,293 t, 1883/84 = 815,009 t 
und 1884/85 — 815,663 t, wovon 332,706 t auf 
Steinjalz, 471,822 auf Siedefalz kamen. Die Ein- 
nu war 33,254 t (zu Land 1987 t, denaturirt 

285 t), die Ausfuhr 144,198 t, der Ertrag der 
Steuer 22,1 Mill. Mart. 

Im Jahre 1883/84 war die Abgabe für die 
Landwirthſchaft 100,730,3 t Vieh- und 3065,6 t 
Dungjalz, für Vich 77,218 t Siede-, 17,221,8 t 
Stein-, 7,1t Seeſalz, 2093,6 t Riannenftein und 
1295,8 t Viehſalzledſtein. Bercchnet wird für den | 





Deutſches Reid. 


ftanım als zu gebende Menge an 
3,5 Mill. 5 17,5 M 


Rinder 155 „ X10 „ 1550 
Shfe 211 „ X 2. = 20. » 
Schweine 8,5 2 „= 170 


” x ’ ” ” 
zujammen 231,700 t; der wirkliche Verbrauch ift 
52,5 höchſtens 100,000 t. 


In Bezug auf Speiſeſalz hat ſich der Berbraud 
von 1875:1885 mit Zunahme der Bevöllerun 
von 328,161 auf 354,896 t (7,8 kg pro Kop 
vermehrt, die des Salzes für andere Zwede von 
204,411 auf 339,026 t oder von 4,8 auf 7,4 kg 
pro Kopf, im Ganzen von 12,6 auf 15,2 kg 
Kopf. Die Soda- und Glauberjalzfabrifen erhielten 
76,759: 192,148 t, die Wichbeftände 94,785 : 
99,304 t, die Erzeugung ftieg von 560,770 auf 
815,664 t, die Ausfuhr von 7776 auf 122,249 t 
die Einfuhr fant von 55,447 auf 32,478t. 1877/78 
brachten der Zol und die Steuer 38,885 
Mark, von 1884,85 aber 41,735 Mill. Markt und 
1885/86 jogar 42,288 Mill. Mart (davon Steuer 


‚39,318 und Zoll 3,026 Mill. Mark). 


Bernftein wird jegt in rationellerer Weiſe ge- 
wonnen, nachdem die Firma Stantien & Beder 
die Rachtungen auf längere ” für den gefammten 
Betrieb am Haff erhalten hat; im Jahre 1883 

75,546 kg, durd 
Bergwerfsbetrich 88,031 kg, durd) Taucerei 2576, 
zufammen 166,153 kg. Die Hauptinduftrie 
Bernjtein ift jept Wien. Für 1885 Averden fi 
Bergbau und Hüttenbetrich 767,239 Mill. Mark, 
für 1886 zuf. 735,235 Mil. Mark als Erzengungs 
werthe angegeben. * 
Ueber die ſonſtige Ausbeute im Bergbau — 


Steine, Erden, Thone, Kalte u. ſ. w. |. Bd. I. 


X. Induſtrie. Seit Errichtung des 


Reiches hat die Industrie großartige Fortſchritte 


gemacht und zwar trog der ungünjtigen Zeitver⸗ 
hältniffe und der dauernden Beunruhigung durch 
Neränderungen im Zoll- und Gteuerwejen und 
durch Monopol-Projelte; der Aufihwung ift mer 
jentlich der Machtitellung des Reiches zu danken. 
Das ſeiner Zeit gefällte aa billig und jchledht 
(vgl. Ausjtellungen) lann jegt nidht mehr ange 
wendet werden und war wahricheinlich niemals 
berechtigt; auf faſt allen Gebieten hat die Einhuhr 
bedeutend ab- und die Ausfuhr in noch 

Grade zugenommen. Bezüglich der Induftrie- 
orte hat jih im Ganzen wenig gegen die Zeit, 
aus welcher in Band III berichtet worben ift, ge 
ändert; einzelne der dort genannten haben füch i 
Betrieb erweitert, wenig neue find dazu gelommen; 
Verminderungen hatte die Kriſis gebracht und jpäter 
noch mehr die Agitation der Arbeiter durch Strifes 
u. |. w. 

Die Tertilindustrie bedarf für alle Bran 
bedeutender Einfuhr von Rohſtoffen und 

auch bezüglich jolcher, welche im Inland minbeitens 
in genügender Menge erzeugt werden lönnten. Bon 
der Wolle fann das nicht gejagt werden. Der 
Verbrauch ift der Art neftiegen, dab das Reich den 
vier- bis funffachen Beſtand an Schafen haben 
müßte, wen das Inland den Bedarf deden follte; 


Deutſches Reid). 


283 


einer Vermehrung des Beftandes an Schafvieh | tute (neben den Notenbanken); diefe geben 0 bis 
tann das Wort nicht geredet werden. Bgl. Schaf: | 13,33%, (Hamburger Maklerbank) und 147/,0/, 
zucht. Im Jahre 1884 war die Mehreinfuhr an | Dividende (Oldenburger Landesbanf). 


Schafwolle 93,752,2 t, an Wollengam 13,808,9 t, 
die Mehrausfuhr an Wollmaaren aber 25,266,1 t. 
Für Spinnereien und Tuchfabrilen rechnet man 
äber 150,000 Arbeiter und 2,6 Mill. Feinfpindeln ; 
über die Werthe ſ. unter Ein- und Ausfuhr. 

Für Baummolle, welde ala Rohftoff ganz 
von auswärts bezogen werden muß, giebt es 500 
Spinnereien mit 7 Mill. Feinſpindeln, über 300,000 

fe und an 1100 Webereien. Im Jahre 
1884 war die MehreinfuhranBaummolle 159,471,0t, 
«u Sarnen 19,673,5 t, wogegen die Ausfuhr an 
Kaaren 24,813,3 t gewejen ih 

Für Leinen giebt e3 300,000 Feinfpindeln zur 
Flahsipinnerei und 250,000 Webftühle, für Jute 
32,200 Feinipindeln und 1350 Webftühle. Die 
Vehreinfuhr an Rohftoff: Flachs, Hanf, Hebe, 
Berg, Jute, Kokosfaſer, Manilahanf u. ſ. w. war 
615 t (an Flachs allein 27,030,8 t, an Hanf 
0,253,6 t), die an Leinengarn 16,147,3 t, die Mehr- 
ausfuhr an Waaren um 477,7 t. 

Für Seide iſt Krefeld mit 37,000 Rebftühlen 
vr Hauptplad ; die Fabrifate erreichen den Jahres» 
werth von über 87 Mill. Marl. Die Mehreinfuhr 
war 2719,3 t Kolons und ungefärbte Seide und 
107,5 & gezwirnte Seide, die Mehrausfuhr 187,5 t 
gefärbte Seide und 47,599 t Seidenwaaren. Vgl. 
Iertilinduftrie. 

Für Papier giebt es 1240 Fabrilen und An— 
falten, mit Bapierwaaren aller Art 4474,6 t 
Kehrausfuhr, für Leder u. ſ. w. eine Mehrein- 
fuhr von 484,488,3 t Häuten und Fellen und eine 
Rebrausfuhr von 6362,7 t Waaren. Uniere 300 
&erle für Glas fertigen zur Ausfuhr an 78,000 t 
Booren, während über 4500 t eingeführt werden; 
von 110 Rorzellanfabriten werden 10,500 t Waaren 
auögeführt; die Einjuhr ift 320 t; dahin gehören 
noch von 20,000 Ziegeleien 608,300 t Mauerfteine, 
Dachziegel, Thonröhren u. ſ. w. bei 138,800 t 
Einfuhr und ald Mehrausfuhr 954 t Töpferge- 
—— u. ſ. mw. unglaſirt und 2238 t glafirtes Ge— 

irt. 

Für Maſchinen giebt es 22 Fabriken mit 
Fertigung von Lokomotiven und Lokomobilen — 
tiwa 20 bis 22,000 Stüd —, 25 Fabriken für Wag- 
gons (an 4000 Perſonen- und Pferdebahnwagen 
und 25,000 Güterwagen), zahlreiche Fabriken mit 
bedeutenden Leiftungen für andere Maichinen aller 
Art. Vol. diefe umd Ein» und Ausfuhr. Die 
Rehrausiuhr in Mafchinen ift etwa 45,000 t. Die 
Seiammtzahl der Dampfkeſſel war 1879 mit 60,058 
Stüd ermittelt worden, neuere Zählungen Tiegen 
riht vor. Erplofionen gab es 1883 zujammen 
14, wodurd 23 Perjonen getödtet, 8 ſchwer ver- 
wundet und 24 leichter verwundet wurden. 

‚Ueber Bier, Branntwein, Zuder, Zicho— 
tien, Stärke ſ. dieſe Artifel. Ueber das neue 
Öranntweinfteuer Geſetz ſ. den Nachtrag zum Artikel 
Deutſches Reich. 

Zur Unterftügung der Gefchäfte und des Ver— 
tehrs giebt es 133 Banken und Kreditinfti- 


Die Zahl der Erwerb3- und Wirthſchafts— 
Genoſſenſchaften war im Jahre 1885 auf 
170, gegen 1884 um 348 geftiegen und bavon 
waren 2118 für Krebit, 1377 für einzelne Ges 
werbszweige, 682 Konfumvereine und 33 Bauge- 
nofjenichaften; die Mitglieder zahlten 1,5 Mill., 
die geichäftlichen Leiftungen der Genofjen waren 
3000 Mill. Mark; das Betriebstapital war 800 
Mill. Markt (300 Mil. Markt Gejchäftsantheile 
und Reſerve und 500 Mill. Mark geliehenes Ka- 
pital). Die größte Zunahme zeigten die dem Ver— 
band angehörenden landwirthichaftlichen Genofjen- 
ichhaften gegen das — 182 allgemeine für 
Betriebsſachen, 153 für Kredit im Syſtem Raiff- 
eifen. Geflagt wurde darüber, daß die Kreditvereine 
Gelbüberfluß hatten; 47 Mill. Mark Effeltenbeftand, 
21,3 Mill. Mark Außenftände bei Banken, 3 Mill. 
Mark Hypothefanlage mehr gegen 1884 bei nur 
896 Bereinen, über welche die Berichte vorliegen, 
zufammen mit 458,000 Mitgliedern, 129,4 Mill. 
Mark eigenem und 401,8 Mill. Mark fremdem 
Kapital bei 1533,83 Mill. Mark gewährten Krediten 
(pro Mitglied 3348 Mark, pro Verein 1,711,876 
Mark im Durchſchnitt). Der Reingewinn war 
8,3 Mill. Mark; Verlufte gab es 909,543 Marf, 
Berwendungen zu gemeinnügigen Zweden 34,647 
Mark, Konkurſe feine, Liquidationen 15. Von 162 
Konjumvereinen wurden für 35,136,555 Marf 
Waaren — die Geſchäftsantheile waren 
3,319,098 Mark, die Rejerven 1,735,746 Mark, 
die aufgenommenen Anlehen 2,891,867 Mark, die 
Waarenſchulden 463,237 Mark, die Außenſtände 
bei 47 Bereinen 147,990 Markt. (Weiteres unter 
Genoſſenſchaften.) 

Für Feuerverſicherung gab es 29 Altien- 
gejellichaften mit 43,050,373 Mark eingezahltem 
Rapital, 40,254,649 Mark requlirten Schäden, 
5,078,590 Markt Prämiengewinn — nadı einem 
Bericht des Direktors in Roftod 5,175,167 Mark 
Gewinn ausdem Berfiherungsgeihäft und 1,054,626 
Markt Berlufte, nach einem Bericht aus Stuttgart 
als Gejellichafts - Gewinn 9,348,394 Mark, ent» 
iprechend 5,07 M. Mark Brämiengewinn. Bon öffent- 
lichen Feuer-Berfiherungs-Anftalten gab es 38 mit 
13,491,517,699 Mark Berficherungen für Immo— 
bilien und 1,339,016,194 Mark für Mobilien (im 
Borjahre nur 13,271,738,990 und 1,246,581,290 
Markt). Rüdverfichert bei Privatgefellichaften waren 
1,660,304,998 Mt. f. Immobilien u. 353,908,030 
Markt für Mobilien; die Schädenvergütungen 
waren 20,057,473 Marf. 

Als Beweis für den verbefferten Geldmarkt wird 
geltend gemacht („„D. ZU. Gew.-Zeitung“ Oktober 
1886 nad) Zufammenftellungen aus der „Bofjiichen 
Beitung“), daß im Jahre 1885 auf deutichen Märk— 
ten für 1140 Mill. Marl Werthpapiere aufgenommen 
wurden und darımter für 700 Mill. Mark fremd» 
ländijche, deren Gegenwerth nicht volllommen ge- 
dedt worden ift; außerdem haben jdie Guthaben 
an das Ausland noch genügt, um für über 100 





Deutſches Reid). 


Mil. Mark mehr Gold hereinzuführen. Der Be- | befannt gemachten Anmeldungen 4549 u 
trag für Zinſen u. j. w. vom Ausland (Mehr: an ertheilten Patenten 4131 und 4848 ı 
bezug) iſt über 11,685 Mill. Mark. land 1246 und 1507), an vernichteten, abgı 
Die Börjenfteuer hat aber den Erwartungen | erlojchenen und zurüdgenommenen Paten 
nicht entiprochen, fie ift um 4,5 Mill. Mark hinter | und 3770. Bejchwerden waren eingegan 
der Unnahme zurüdgeblieben; die einzelnen Mo- | und 1568, in Wirkjamfeit verblieben ! 
nate (1885) —* abnehmende Erträge; im April | 10,535 Patente; die Einnahmen waren 96) 
gab es 720, Mark, im Mai 641,834 Mark, | 1,121,403 Mark und die Ausgaben 647 
Juni 600,814 Mark, im Juli 575,662 Mart, | 652,924, die Ueberſchüſſe aljo 314,092 unt 

im Auguſt 515,556 Marf Ertrag u. ſ. mw. Mart. 
Als Ergebnifie des kaiſ. Patentamts werden, XI. Landwirthſchaft. Bezüglich der 
enannt für 1882 und 1883 an Anmeldungen zu | vertheilung ergab die legte Zählung v 
tenten und Zufaßpatenten 7569 und 8121, an 








ha ha der Fläche ha 
er und Hofräume 447,814,5 
gland, Gewäſſer u. j. w. 2,311,081,5 $ zuſ. 2,758,896 = 5,111%/,1878 = 3,422,927,5 = 
Waldungen 13,900,610 = 25,784 „” = 13,839,200,1 = 
Landwirthichaftliche Fläche 37,256,553 = 69,101 „ = 36,644,491,0 = 
53,916,059 = 99,996 , —= 53,906,618,6 = 


Die Flähenangaben ftimmen nicht mit einander | Unter I ift als Fläche 54,059,526 ha c 
überein und eben jo zeigen fich bet verjchiedenen | worden und zwar ohne die Küſtengewäſſer 
ee er ähnliche Unterjchiede. Der | Antheil am Bobdenfee, d. i. noch mehr 

othaiſche Hofkalender 3. B. rechnet mit 54,051,931 | mitgetheilt worden ift und die Ziffer, w 
ha, d. i. 135,871,1 ha mehr, Andere haben die | im Gothaijchen Hoftalender für 1886 fin! 
Ungaben 54,052,186 und 54,002,916 ha, mit und | Meyerſchen Lerilon neuefter Auflage 
ohne die Gewäſſer an der Seeküſte u. ſ. w, welche | 54,051,900 ha gerechnet. Legt man 54,05 
für die Bodenvertheilung nicht berüdfichtigt werden. | zu Grunde, dann haben 


die Landwirthihaft ,„  37,256,553 ha oder 68,925 0%, 1878 = 36,644,491,0 ha = 

der Wald 13,900,610 „ „ 25,528 „ 13,839,200,1 „ = 

die Hofräume 17,814,5, „ 0,212 „ \ 

das Wegland, Gewäſſer ꝛc. 2,854,4485, „ 5,335 „ 8,575,7349 „ = 
54,059,426 ha oder 100,000 ®/,, 54,059,426,0 ha = 1 

das Aulturland war 51,157,168 „ „ 94,443 „ 50,483,6011 „ = 


Für 1884 giebt man als Kulturland 94,612 %,| nur noch die großen Moore und Einde 
an, d. i. 0,169 %/, oder 91,360,4 ha mehr gegen | an den Küften zu gewinnen: aud die X 
das Vorjahr und 1,063 0/, oder 574,651,7 ha mehr | Baggerei hat mit dem aufgejchütteten 9 
als 1878; dieje Zunahme in 6 Jahren ift jähr- | wie angegeben wird, ſchon ziemliche Flä— 
lich im Durchſchnitt 96,775,3 ha. Wie lange die | geftellt. 

Vermehrung in diejer Weife noch möglich ift, fann | Bon der landwirthichaftlich beftellten 
nicht angegeben werden; der Hauptjache nach find | kamen in Hauptgruppen im Jahre 1883 


im Jahre 1878 nur auf 


Aderbau und Gärten 26,177,350,5 ha, Ackerbau und Gärten 25,999,6 
Wieſen 5,903,501,7 „ Wieſen 5,907,6 
Weiden, Hutung, Dedung u. ſ. w. 5,042,082,7 „ Weiden, Hutung, Dedung u. ſ. w. 4,603,5 
Weinberge __ .134,618,0 „Weinberge 133,8 

37,256,558,0 ha, 36,644,4 


pa Hm Durdfänitt | 122,410,3 ha; für den Wald blieben co 
jäbelih ba | rächen mehr übrig und doch hat auch t 


Der Ader- u. Gartenbau vermehrt und mit Recht. Der Wald mu 


ienben bat erl. te — ſchadet kleiner Veränderungen lokaler Art, 
——5— 4*FF —— — bleiben. Waldrodungen haben ſtattgefund 
— iemlich bedeutende Aufforſtungen. 

t gewonnen 437,737,9 85,545,6 | ud ziem ; n 
: Bene hat ade Innerhalb der land wirthichaftliche 


j ergaben ſich mit Zuziehung der Weinberge, 

—— u 134,5 | Meiden u. ſ. w. die folgenden Beränderur 
Abzüglid des Verluftes an Wiefen find die Ge- | nahmen ein: 

winne zujammen 612,051,9 ha oder jährlich | 


u 


—— nn — — 


Deutſches Reich. 285 

ha ha ha 
das Getreide 1878 zufammen 13,945,657,5 1883 zufammen 14,294,927,2, alſo mehr 349,269,7 
die Hüljenfrüchte 1,526,671,5 1,452,942,3, „ weniger 73,729,2 
Hackfrüchte 3,545,906,1 3,919,732,6, „ mehr 373,726,5 
Er lspflanzen 416,724,3 352,314,6, „ weniger 64,409,7 
D epflanzen 2,442,850,7 2,404,649,7, „ a 37,701,0 
ü de 2,615,463,7 1,490,029,3, „ „  1,125,434,4 
n 2,308,478,5 1,846,800,2, „ 461673,8 
3 u. Obſtgärten 232,488,3 415,954,6, „ mehr 183,466,3 
. e 133,845 ,4 134,618,0, „ „ 772,6 
„ Biejen 5,907,629,5 5,903,501,7, „ weniger 4,127,8 
„ Dedungen, Hütungen ꝛc. 3,569,280,5 5,041,082,7, „ mehr 437,737,9 
36,644,491,0 37,256,552,9, aljo mehr  612,061,9 


Dieje Veränderungen find in einer Zeit, in wel- Zuderrüben 64,792,3 ha, die übrigen Hadfrüchte 
Ser über die niedrigen Getreidepreije allgemein | haben theild verloren, theild® gewonnen und im 
wird und die Viehzucht im Ganzen bejjer nzen faft jo viel gewonnen, al3 die Kartoffeln 
wie je vorher, nicht recht begreiflich. und Zuderrüben zufammen. 
Das Getreideland gewinnt 349,269,7 ha und Bon den Handeläpflanzen haben verloren: die 
ber Verminderung der Fläche für Hüljen- gi 50,815,3 ha und die Gefpinnftp ger 
Körnerbau im Ganzen immer noch | 31,335,7 ha, —— haben der Tabak 4218,5 ha, 
‚5 ba; der Anbau war im Jahre 1878 der Hopfen 5128,2 ha, die Zichorie 742,7 ha; 
bon der Geſammitfläche für die Getreide- und Hülfen- | dieſe Berlufte find 82,151,0 ha, jene Gewinne 
etwas über 42,22 %/,; von der Vermehrung | 10,084,4 ha, der Mehrverluft " 72,061,6 h 
landw. Areals hätten demnach 258,412,5 ha auf die übrigen Handelspflanzen fommt aljo no 
Bei gleich Hleibendem Verhältniß für dieje Früchte | ein Verluſt von 7651,9 ha. 
werden fünnen, Ungefihts der Preiſe Die ganze Bevölferung des Reichs im Jahre 
mußte man eine Verringerung für angezeigt halten, | 1878 war 44,127 Mill. Einwohner, die im Jahre 
die Vermehrung iſt aber noch 17,128 ha über)1883 war 45,87 Mill. Einw., die Vermehrung 
Bee Ziffer. Daß das Gartenland um 183,466,3 ha | aljo 1,75 Mill. re Rechnet man mit Mude 
bat, it erfreulich und begreiflich, die | auf den Kopf einſchließlich der Saat u.j.w. 413,11 kg 
ng im Bau der Handelspflanzen weni- Getreide und als Durdjichnitt vom ha 1268 k 
ger gut zu verjtehen, da unter diejen noch feine | Ernte, jo bedurfte die vermehrte Bevölkerung run 
geworden find, wohl aber viele noch 723 Mill. kg Getreide mehr oder zur Dedung des 
lohnen, die Vermehrung der Hadfrüchte | Bedarfs einer Ausdehnung des Getreidebaus um 
um ‚726,5 ha fommt vorzugsweiſe auf die) rund 570,144 ha; das Getreideland war vermehrt 
ift aljo feine bleibende, die Vermin- worden um 349,269,7 ha; es fehlen nur nationalen 
der Brache um 461,673,3 ha ift als we⸗ | Erzeugung alio noch 220,874,3 ba. 
Fortichritt zu bezeichnen. 8 fann für Deutichland feine Rebe mehr da- 
das Futterland und die Aderweide um | von fein, das erforderliche Getreide im Inland 
1,168,185 umd mit den Wiefen das Futterland | jelbft erzeugen zu wollen. 
1,167,262,8 ha verloren hat, ift wieder nicht be Es werden angegeben — —— —— 
wenn man nicht das Aufgeben von Ader- ha, davon für Getreide und und Drache um 
Beiden ala Fortſchritt betrachtet; in diejem Falle — — 


8 { ! 0, 
Üt die ———— aber immer noch 41,828 ha. u — 60776 0), ” In 
Der gelammten erminderung von Futterland 1883  25,761,396 61,13 9, 12,97%, 


Das Getreideland muß ſich prozentiſch vermin- 
dern, je mehr die Bevölkerung wächſt und bie 
Brache und Aderweide müſſen prozentiich verlieren, 
je nothiwendiger es wird, der Fläche höhere Erträge 
abzugewinnen. 

Für 1884 giebt man als Getreideernte an: 
Weizen 2,478,883 t, Roggen 5,450,992 t, Gerjte 
2,229,598 t, Hafer 4,236,665 t, Spelz und Emmer 
480,577 t, Buchmweizen 138,370 t, zuiammen 
15,015,085 t, pro Kopf (mit den Zollausſchlüſſen) 
3 etwa 308 kg ſtatt 413,11 kg. Die Mehreinfuhr 
- 145,835,1 „ | (mit Mais und Mehl) war 2,518,483 t, pro Kopf 

Hafer _.20,730,3 „ |51,6 kB: Ernte und Mehreinfuhr gaben pro Kopf 

‚252,219,3 ha | 352,4 kg Getreide und Mehl; es mußten aljo noch 

Roggen, Maid, Buchweizen, Hirſe haben ver- | bedeutende Vorräthe vom Vorjahre vorhanden fein. 
loren. Eine vollſtändige Ernteſtatiſtik haben wir vom 

Es gewannen die Kartoffeln 149,375 ha, die! Jahre 1883. Sie ergiebt für: 


die Vermehrung von 43,773,9 ha Hutung, 

m. j. w. gegenüber; betrachtet man dieje 

u als Vermehrung des Landes für Futterge- 
minn, jo hat jich Diejes doch noch im Ganzen, 
man die Aderweiden mit berechnen muß, um 
1,083,488,1 ha vermindert, eine Verminderung, 
welche auch dadurch fic nicht ganz erflären läßt, 
Zahl der Schafe bedeutend abgenommen 


Im Einzelnen haben gewonnen: 
der a Spelz Emmer u. j. w. 115,653,9 ha 
die e 


— — — — — — — —— —— —— —— zäh — 








- 


Deutſches Reid. 


. Sommermweizen 2,350,877,9 t Körner und 3,819,708,4 t Stroh 

dgl. Spelz, Emmer, Dintel 446,778,7t „ Pr 821,0121t „ (ohne 92, 
i 41675 „ 10,75933 „  Schmarzbı 

5,600,0683 t „ „ 10,474,491,7t „ 

2,131,20191 „ „  2,542,261,2t „ 

3,718,9688t „ “ 3100783 „ 

139,7592t „ u 182,196,6t „ 

13.2396 t ” ” 30,718,8 t 


14.201937, 2 ha Getreide 14,407,651,7 t Körner und 23,052,215,7 t Stroh team 


er F 267,917,4 t Körner und 449,413,0 t Stroh 
peifebohnen 
Sderbognen | 155,988,98 u 249706 „ 
Linjen 28,0000t „ e* 29,988,7 t 
F 112,781,9 t J 2351670 t 
Dunglupinen 
— | 106,040,6 06.19,701,0 60 
1,452,942,3 ha 670,723,8 t Körner und 1,148,041,2 t Stroh er m, oa 
2,907,414,4 ha Kartoffeln 24,966,430,5 t (außer der Ernte von Hambur 1, Ra 
‚49,4 „ Xopinambur etwa 24, 704,0 t — 
337,356,3 „ Zuckerrunkeln 8,918, 130,3 t 336,045,6 ha Futterrunfeln = 6,57 
37,007,1 „ Möhren 
112,5033 „ Kobhlrüben 3,853,034,3 t 111,660,9 „ Krauet = 212 
42.5033 „ Weifrüben 
26,345,6 „ Gemütjepflanzen ? 








3,919,732,6 ha Hadfrüchte und Gemüfepflanzen. 
133, 470,8 ha Winter- und Sommerrapsarten = 126,400,1 t Körner (außer d. Ertrag vo: 
in Hamburg u. * 


2,487,9 „ Leindotter 76,964,8 ha Samenflee = 3,639,7 t 
5,756,7 „ Senf 58,6 ha im Reuß j. 2. u. in Bra 
108,297,2 Fiachs 11,778,7118 „ Fuiterfie = 5,228,304,2 t Heu 
15,255,1 „ Hanf 189,544,4 „ Luzerne = '744,337.1 u; 
22,187,5 „ Xabal ha in Schaumbı 
45,937,2 „ Hopfen 107,022,5 „ Ejvarjette = 305,572,4 t 
10,293,7 „ Zichorie ha in Bra 
403,7 „ Weberfarden 44,976,3 „ Serradella = 179,905,2 t Heu 
397,6 „ Kümmel 10,353,5 „ Spörgel 207, 070 € P 
4,986,2 „ fonftige Handelspflangen 336,753,7 „ Gräfer n. — 899, %71t „ 
352,314,6 ba Sandeläp Handelspflanzen 2,404,649,7 ha | —— —=17,478,793,0 t Heu 


1 "490, 029, 3 „ Ackerweide 
119,881,4 „ Weinland = 280,948,1hl 5 '903, 501,5 „ Wiejen 


7,393,530,8 ba Grasland =16,872,607,1 t Hen. 


Bon den Handelspflanzen haben im Jahre 1884 | 72,3 und 75,61 Marl, die gejammten E 
gegen 1878 an Anbauflächen verloren: 342 und 29,1 Mill. Mart mit dem 

Der Flachs 25,593 ha, der Hanf 5826 ha, der | trage. Die Tabaksinduftrie unterhielt 
Mohn 577,2 ha, "die Napsarten 45,583,8 ha; ge- | 10,600 Anftalten an 200,000 Berjonen 
wonnen hatte der Leindouer 399,5 ha. Ermwerbsthätige, 5852 Dienftboten , 10 

Tabak wurde auf 263,328 Grumdftüden mit | gehörige (über 100,000 Arbeiter), Di 
zufammen 21,090,63 ha von 187,582 Pflanzern | ift jetzt dunechfchmittlich 42, = m 
— und gab 47,192,885 kg darreife (trocne) | für unbearbeitete Blätter; 600 

lätter, im Jahre 1885, 86 aber waren damit | werden ſelbſt erzeugt. Für "886/86 won 
242,280 Grundftüde mit zuſammen 19,528,65 ha ſchnitt 1973 kg pro ha und der Kreis * 
von 175,215 Pflanzern beſtellt und erzielten dieſe für 100 kg, der Gejammterntewerth : 
38,537,947 kg. Im Jahre 1884 gab e& nur | Mark gegen 34,2 Mill. Mark im Borj 
1977 Grundſtücke mit über 1 ha fir den Tabaf, | dem Ausland kamen für 43,428 Mill. 
im Jahre 1885 aber über 2000, ferner 51,425 | verarbeitete Blätter (40 %/, des —— 
Pi er mit Flächen von 10 ar bis 1 ha, 28,873 | Mit Hopfen waren I 4 en 

flächen von 1 bis 10 ar und 92,917 mit 46,689 ha (in Bayern 26,815 ha) bi 

Flächen unter I ur. Die Purchichnittgernten waren | Ernten waren für 1884 in 


+ 2283 und 1975 kg, die Preife für 100 kg waren | 


Deutſches Reid). 287 


Bahern 22,500 t, für 1885 27,000 t Moſt 43,058,4 t, in Flaſchen von Schaummein 
Bürttemberg 8,000 t 10,500 t | 2462,7 t, von jonftigen Weinen in Flaſchen aber 
vaden 4,500 t 6,500 t gab es 4182,5 t Mehrausfuhr. Vgl. Weiteres 
Treußen 6,000 t 6,000 t | unter Wein und Weinbau. 

den Rei 7,000 t 7,500 t Die neuejten Zahlen für 1885 find: 

aan, Dihcdern Tür 5,826,618 ha R 5,820,095 t 
Ventichland zuf. 48,300 t 57,800 t Pracdı oggen re 


2,599,271 t 

466,447 t 
2,260,645 t 
27,953,643 t 
4,342,357 t 
15,884,187 t 


Mit Wein waren im Jahre 1884 zujammen — rg 
119,973,6 ha beftellt; der Ertrag war 2,973,916 ee " ae 
1878/83 rechnet man als Durchſchnitt ana "oe 


bl; i Er : 
EL von. ha. Bom Weinbau famen auf re £ — 
— — m 


19,885 ha und 886,700 hl| 5,903,286 „ Wiefen u.f. w. 


11111666 


deſſen 10346 nes ren "| Das Getreideland war aljo 13,631,354 ha mit 
Ireußen 170400 . 399,546 . |15,488,815 t Ertrag. 
die Reichslande 065 7886700 I. Biehzucht. Zählung vom Jahre 1883; mit 
Zürttemberg 18546 394.094 " dieſer Bählung war zum erjtenmal aud die Er- 
die jonft. Staaten 1200 ” ? 11.000 ” hebung über die Gewichte und über die Werthe 


der Thiere verbunden. Der Beitand mit Gewichten 
Die Mehreinfuhr war in Fäfjern für Wein und | (wo nothwendig) und Werth war: 





rch⸗ rozent⸗ oder Zunahme 
Stückzahl 45. — ge ” augen 1a 
werth M. Beitand Stü Prozent 
Raufejel und Maulthiere 1,609 222 "  0,223,998 100,00 il 617 37,9 
El 8,78 88 0,773,168 100,00 (—) 2,908 24,6 
Bierde 3,522,316 477  1,680,144,732 100,00 (+) 170,085 5,1 
Bon den Pferden fommen auf 
Fohlen unter 1 Jahr 190,022 165 31,273,000 54 (+) 37,40 24,5 
.- wa 1 „ 194,006 285 55,259,000 5,5 (+) 31,458 19,4 
Fr „ 2-3 „ 175,367 413 77,458,000 5,0 (+) 42,095 31,6 
zujammen 559,396 284 158,990,000 15,9 (+) 110,993 
13,822 1404 19,409,000 0,4 (+) 1,165 9,2 
landıw. Arbeitäpferde 2,228,529 63,3 (+) 119,246 5,1 
Nüitärpferde 107,147 , (+ 1,601 1,5 
andere Pferde 613,423 17,4 (+) 178,774 411 
iviammen über 3 Jahr 2,962,921 509 1,500,089,000 84,1 (+) 300,786 


Die Fohlen unter 1 Jahr galten von 93 Mark (Poſen) bis 286 Mark (Oldenburg) 
5 u von 1-2 „ Re on I = ir „ (Hildesheim) 
5 u „2 5 z „ 263 „ (Königäberg) „ 746 „ — 
die Hengſte über 3 „ „u 400 „ (Reuß a.) „6667 „ (Nedarkreis) 
ſonſt. Pferde über 3 „ _ „ 207 „  (Königäberg) „ 882 „ (Düffeldorf). 
Rindvich gab es 15,785,322 Stüd zu durchichnittlid 321 kg und 195,0 Mark, zufammen 
>06,156,000 kg und 3,088,137,790 Marl. Die Zunahme war 8620 Stüd oder 0,1%, im Ganzen. 
Bom Rindvieh find: 


ee ent 


Kälber bis 6 Wochen 512,706 54kg 31 15,854,00 32 
eh is Mon. 118913 0. 0 7000100 72 (+) 176,258 12,0 
Jungvieh '/, bis 2 Jahr 3,422,347 210 „ 137  467,408,000 21,7 

davon Bullen 91,752 0,6 (—) 243,618 6,6 
Bullen über 2 Jahre 185,026 | ggg 267 49,447,000 1,2 (+) 69,832 
Stiere, Ochien üb. 2 Jahre 1,445,204 "281  406,615,000 9,1 (—) 119,597 7,6 
Kühe über 2 Jahre 9,086,906 380 „ 227 2,064,329,000 57,6 (+) 125,685 1,4 


zei. über 2 Jahre 10,717,186 (+) 75,980 0,7 


Mark (Dsnabrüd) bis 150 Mark (Bielefeld); für 
2A kg (Köslin) bis 552 kg (Düffeldorf) und | Jungvich 80 kg (Lübeck Fürftenthum) bis 286 kg 
131 Mt. (Königaberg) bis 295 Mark (Stettin), | (Mannheim) und 66 Mark (Lübed Fſtth.) bis 264 
für Kälber bie 6 Wochen 27 kg (Gumbinnen) | Mark (Stettin); für Bullen 275 kg (Köslin) bis 
bis 86 kg (Düffeldorf) und 16 Mark (Röslin) bis | 702 kg (Düffeldorf) und 150 Mark (Lübed Fitth.) 
Mark (Bielefeld); 6 Wochen bis ", Jahr 60 ke) bis 450 Mark (Mannheim); für Stiere, Ochſen 
(Lübed Fürftenthum) bis 160 kg (Murich) und 37 | 190 Mark (Dsnabrüd) bis 436 Markt (Braun- 


Die Durchſchnittswerthe von Rindvieh find 





Deutfhes Reich. 


er 263 kg (Köslin) bis 702 kg (Düffe- | Scha fi gab es 19,185,362, —* —— 
und 1 2 Mark (Königsberg) bis 339 Mark 16 Marl = zufammen 306,965,7 
nahme 5,814,044 Stüd = — 








Von den Schafen kommen auf 


Stuc Turchſchnitts⸗ Geſammt⸗ Prozente Bu: u. Abnahme ſeit ı 
ü werth Mart werth Marl v. Beſtand Stüd Proz 
Wollichafe bis 1 Jahr 1,458,459 9 13,750,000 ! 
> — 4951,064 16 77,621,000 25,8 


6,404,523 14,23 91,171,000 33,4 (—) 3,186,%67 8 


Beredelte Fleifchichafe 
bis 1 Jahr  0,704,888 15,0 10409,000 8,7 
— ll, „ 1,592,071 23,0 36,989,000 8,8 
2,296,959 20,5 47,398,000 12,0 (—) 179,613 , 
Er Schafe bi8 1%.  2,331,486 11,0 25,646,346 12,1 


„ üb1l, 8152,39 17,0 138,590,698 42,5 
10,483,880 15,6 169,237 ,044 54,6 (—) 2,447 ,464 744 I 
Die Preiſe waren: Wollichafe unter , Jahr von 5 Mart (Opreih) bis 2 Mart (Bielefeld) 
über ” 7} 9 r ” ” ” 
veredelte Fleiſchſchafe unter — = Poſen) — 38 „  (Olbenburg) 
über 1 „ 8 z 68 „ (Schleswig) 


" fonftige Schafe unter 1 „ — Sẽnabruck — Oppeln, Köst 
bis 22 Mark —— 
” über 1 [23 » 6 " [73 [23 Hr " S chleswi 


Schweine gab es 9,205,791 Stück, durchſchnitt- die Zunahme iſt 2,081,703 Stück oder ns 
lich zu 52 Mark, zufammen 478, 701, 132 Marf, Es famen auf 


Gert u. Ein er bis 1 Jahr 7,133,829 Stüd zu durchſchn. 41 Mt. — 284,188,000 Mi. = 77,5 
A 





über 1 Jahr 886,869 „ „ = „ = 77419,000 „ Te 
Sauen 1,215,598 „ u» = 110 ‚066,000 „=Wi2 
Die Gewichte der älteren Thiere find zu 116 kg —— die Breije für 
Thiere unter 1 Jahr zu 25 Mark (Lippe) bis 75 Markt (Schleswig) 
Eber über 1 * „51 ,„ (Oberbayern) „ 150 „(übech) 
Sauen über 1 Jahr „ 54 „ e „ 128 ,„ (Bfalz und Liegniß). 


21,000 Mill. Mark hervor oder pro 
jegigen Bevölferung mindeftens 448 


Biegen gab es 2,639,994 Stüd zu durchſchnitt⸗ Kopf | 

Werth, wovon freilich ein jehr großer en 
der Mil 
ſ. 
net 


lich 15 Mark (11 Mart bei Merjeburg und in 
Bbeinbefien 22 Mark in Hohenzollern); der Ge— 
fammtwerth ift 39,599,910 Mark, die Zunahme Betrich jelbft wieder verbraucht wird. 
55 992 End oder 13, 3%. \ bezüglich des Aderbaus, der Viehzucht, 
Bienenftöde zählte man 1,911,748 zu durch- | | wirtbj (daft u. j. w. gemachten Fortichritte 
ſchnittlich 10 Mart anzunehmen, alfo zuſammen | betr. rtifel. 
zu 19,117,480, Mark, darunter find 368,174 Stüd| Betriebseinrihtung Man redimn 
mit beweglichen Waben. Die Abnahme ift im | Ganzen 5,276,344 Iandwirthichaftliche Betriebe t 
Ganzen 421,736 Stöde oder 18,1 %,, die Zunahme | im Ganzen 40, 178,681 ha bewirthichafteter Fläc 
bei den Stöden mit beweglichen Waben ift 74,351 | im Durchichnitt 7,6 ha für einen Betrieb 
Stöde oder 25,3 %/ etwas Waldfläche), von diejen werben 4,441, 
Ueber das Geflügel fehlt die Statiftik, die | Betriebe, aljo 84,2%, mit Nupvieh und 834,4 
Bucht von Kaninchen ift unbedeutend, ebenjo die Betriebe oder 15,8 0/, ohne jolches bewirthichafi 
der Seidenraupen. Weber Fifchzucht j. dieſe. Bon den Betrieben mit nicht ganz 
Us Geſammtwerth des Vichbeitandes ergiebt ‚en Rupvieh Betriebe 
fich der Betrag von 5,603,614,002 Mark, davon — 05% - 
liefern die Pferde 29,77 %,,. Eiel, Maulthieren.j.w.| , 002 Fläche haben 2, 
0,01 %9, das Rindvich 55,12 %/,, bie Schafe 5,49 %,, mit 0,02 bis 0,05 3281 Gu. 
die Schweine 8,57 %,, die Biegen 0,70%), die m 005 „ 2 677 ( 








Bienen 0,34 * Die Nu ung des Vichftandes an | » 0,20 „ 
Fleiſch, Wolle, Milh, Nachwuchs, obeitsfraft, '„ ‚100 „ 10,00 964 ( 
Dünger u. ſ. w. muß zu mindeftens 7 Milliarden, | — 10,00 „100,00 997 
die des Aderbaus an Körnern, Stroh, Futter, „ 100,00 und mehr 99,6 ( 4,8 
Wurzelfrühten, Sämereien, Obft, Wein u. ſ. w.| (zul. 4,441,9 
u minbejtens 14 Milliarden veranjchlagt werben. | 2,257,797 Betriebe = 42,78%), 

ie Landwirthſchaft bringt an Jahreswerth über Aderarbeit: 












Nachtrag. Branntweinfteuer-Gefeg. 


Deutihes Reid. 289 
tleinſte Güter feine mittlere roße auf. Stüd 
Chfen, Pferde und Kühe 66,114 961,943 59,694 6 1,087,812 
son 100 Betrieben verwenden Kühe 83,9 63, 9,2 0,2 zuſ. %, 48,2 
s, ” „Nu „ 82, 9 57, I 1,1 0,0 "nn 41,6 
65,333 860,594 13,255 1,0 „939 ‚483 Stüd 
je 100 * — — Flache haben: 
n bei unter 1 ha bei 1—10 ha bet 10—100 ha bei über 100 ha 
Br 2,3 79 123 7,5 Stüd 
48,5 83,4 75,9 46,8 ii , 
b 66,3 59,3 24,2 47,7 u Z 
26,5 172,2 43,5 20,3 6,2 „ 
7,7 208,4 8,4 0,4 Di 
Es find zu rechnen ferner: 

{ bei unter 1 ha bei 1—10 ha bei 10—100 ha bei über 100 ha 
Be 17,768 644,150 1,565,214 587,288 Stüd 
j 648, 6,170,113 7,088,651 1,537,708 „ 
461,350 1,075,098 7,228,971 11,451,558  „ 
1,339,280 3,539,744 3,071,948 480,294 , 

1,620,889 692,753 133,436 5,444 



























Im Ganzen haben Pferde und Rindoieh zu— 
= m 3,255,887 Betriebe, Schafe 749,217 Be- 
„Schweine 2,950,588 Betriebe und Biegen 
7 Betriebe. 

er haben Dampfpflüge, Säemaſchinen, Mähe— 
d Dreichmaihhinen, Lokomobilen und jtehende 
» fiel 391,746 Betriebe oder 7,4 "/, benugt, 
einen von 5,25 Mill Betrieben 


0,02%, oder 836 die Dampfpfliige, 

”„ „19,634 „ Mähemaichinen, 
„63842 „ Sümajdinen, 
374,057 „ Dreihmaichinen 
(75,6% „ Dampfdreichmaid).) 
je 100 


* 
m 
—— 


benupten 
ha Mähem Säem. Dreſchm. 
en ben von1—10 0,01%, 0,6%, 4,8%, 
ttelbetrieben „ 10— 100 1.80  .50, 365. 
* betrieben v. üb. 100 29,30 613 69,6 , 


m Ganzen ijt aljo die sahen der Ma’ 
in der Landwirthſchaft ſelbſt auf großen 
een noch eine jehr geringe. 

i b fanden 3,222,270 jelbftändige Yand- 
} betreibende Berjonen, Tagelöhnerei in 
TFallen auf Landgütern und in 110,489 Fällen 
1, jelbftändige induftrielle Handels» oder 
ögewerbe ohne Gehilien in 712,668 Fällen 
it in der Induftrie in 626,577 Fällen. 
i großer Theil der Betriebe war aljo nicht 
he die familie zu unterhalten. 


ie die Horftwirthichaft giebt es 91,630 
böthätige und 427,000 darin Beichäftigte. 
# Brozentverhältnii der Flächen für Waldungen 
E53 ı Reid ein ſehr wechjelndes von 6,3%, in 
Holftein bis 40 9/, in Hefjen- Naffau (9,2 
I en rg — 37,0 

x und 33,0 in Bayern oder 32,5 in Bran- 


E — oben angegeben worden, er iſt ein noch 
r% genber und alfenthalben geichieht jept, 
t Erhaltung der Waldungen und, wo ge: | 


Xj. Lexiklon. Epezial-Suppiement. 


in Baden — dann 16,0 in 


erRung Vom Beitand tommen 


etwa 30%, auf das Laubholz. 
unter Forſtwirthſchaft und Wald. 

In Bezug auf den Branntwein iſt endlich in der 
Frühjahrs-Seifion des Neichstags ein neues Gejch 
vereinbart, von dem Bundesrath in der nad) den 
Kommilfionsverhandlungen bei der zweiten und 
dritten Leſung im Neichstag erhaltenen Faſſung 
angenommen und unter dem 24. Juni 1887, 
G.B. ©. 253, verordnet worden. Da dieſes Ge» 
jeg dem Reiche bedeutende Einnahmen jidyert, für 
die Branntweinbrenner ſehr große Vortheile bietet, 
aber aud) wejentlich erhöhte Anforderungen an dieje 
ftellt, und, wie man ſchon jet jagen fann, zur 
einheitlichen Geſetzgebung für das ganze Reich 
führen wird, jo muß unter Vermweilung auf den 
DauptartifelüberBranntweinbefteuerung dasWeſent⸗ 
lichyjte über das Geſetz und über die Verhandlungen 
darüber gebracht werden. 

Mit Anfang 1887 war die Gewißheit gegeben, 
daß eine genügende Beichränfung in der Erzeugung 
von Spiritus nicht ermöglicht worden war, Die 
Preiſe blieben gedrüdt, auf Vermehrung des Ber- 
brauchs im Reich und auf Steigerung der Ausfuhr 
fonnte nicht gerechnet werden. Spanien, welches 
45 Mill. 1 deutihen Spiritus im Jahre 1885 ver- 
braucht hatte, um als Zulag zum Wein (9—12 9%.) 
zur Ausfuhr nad Fraufreich bei niedrigem Zoll 
verwendet zu werben, gewann im Jahre 1886 ein 
Erzeugniß mit 1: 31435 > "/y Allohol, ſodaß cin Zu- 
jap nicht mehr nöthig war, und hatte überdieh 
immer mehr den zu geringeren Koſten eingeführten 
ſchwediſchen Sprit ſich zugewendet. Frankreich 
verlor die vortheilhafte Verſendung von mit deutſchem 
Sprit gemengten Weinen nach Deutſchland, weil 
hier derartige Kunſterzeugniſſe die Grenze nicht 
mehr paſſieren durften; der Zoll auf Sprit wurde 
überdieß noch bedeutend erhöht; die Schweiz hat 


Vergl. Weiteres 


ſchließlich in der ea das Monopol- 
‚ bann 19,8 in Bommern und 30,8 in 


u |. 'w.), der Durchſchnitt für das | Italien madıte durch hohe Hölle die Einfuhr fajt 


Geſetz genchmigt (267,255 Stimmen gegen 138,122). 


unmöglich und bezieht immer mehr billigeren 
amerilanischen Maisipiritus, England it nicht 
wohlwollender gegen Deutſchland bezüglich der 
Spiritus-Einfuhr geworden, der erhoffte Abſatz nach 


19 


\ 


sea IQ 


e 






290 


Afrika konnte nicht realifirt werden, Dejterreid- 
Ungarn und bejonder® Rußland aber ver- 
orgen den Weltmarkt mit immer größeren Mengen 
uch großartige Begünftigung der Ausfuhr. In 
Deutihland konnte der * einen richtigen 
Aufſchwung auch ſchon aus dem Grunde nicht ge— 
winnen, weil die Befürchtungen über die allſeitig 
anerlannte Steuer⸗Reform nicht zu beſchwichtigen 
waren. 


7 
=’ 


Deutſches Reid. Nachtrag. Branntweinjteuer-Gejep. 


IDEE; — 
- 4 3 


und energiſch Gegenmaßregeln gegen die befürdh 
Ueberſchwemmung mit joldem ergriffen werben ı 
in Frankreich jchon felbft bis zu dem Grade, i 
die deutihe Zufuhr insfünftige ganz unmög 
wird, ergriffen worden find. 

Als Motive für den Gejep-Entwurf waren t 
der Neichsregierung hauptſächlich geltend geme 
worden : die Nothwendigkeit bedeutender Einnak 
und die Wichtigkeit einheitlicher Gejeggebung, | 


Die Aufgabe für Regierung und Reichstag be- | Einwirfen gegen die Trunkjucht, die Sicheru 
üglich diefer Reform war feine leichte; jehr große | Verkaufs nur gejunder Branntweine und bie 


niprüche der Brennereibefiger, rührige Agitation 
ber Fabritanten, Händler und Verläufer für Be— 


| forge für die Landwirthſchaft. 


In welcher Weije das Geſetz, wie es jeßt erl 


fümpfung dieſer Anſprüche und das Eingreifen | ift, diefer Rückſichtnahme entiprechen kann, | 


der politischen Parteien für und gegen die Inte 
refien der Trinter ftanden fich gegenüber und 


waren um jo jchwerer mit einander in Einklang | 


zu bringen, je höhere Unjprüce erhoben und je 
mehr dieje für die politischen Parteifämpfe zu ver- 
werthen gejucht wurden. Die Zufammenjegung des 
Reichstags durch die Neuwahlen nad; der Auf: 
löfung ließ erwarten, dab endlich ein Gejepentwurf 
die Majorität finden werde, und jelbft dann, wenn 
den Forderungen der Branntweinbrenner mehr 


fih aus deffen Inhalt. Es zerfällt in die 9 


ichnitte: 
| Il. Berbraudsabgabe, $ 1 bis $ 39. 
Maifhbottihfteuer, Branntweinma: 


rial-Steuer und Zuichlag zur Berbraud 
abgabe, $ 40 bis 43. IM. Zoll- und Üb: 
gangsabgabe, $ 44 und $ 45. IV: üb 
gangs- und Schlufbeftimmungen, 8 
bis $ 49. 

Der Branntwein unterliegt nad diefem Ge 








wie auf halbem Wege entgegengelommen würde. |vom 1. Oftober 1887 ab einer lombinirten | 
Daß das jchließlich auch geihah und gutgeheißen | fteuerung; Verbrauchsabgabe (Konjumften 
wurde, ift unter dem Eindrud des Ausfalls der Steuer und Zoll mußten in Einflang gebre 
Wahlen allein nicht verftändlih; man muß fich | werben. 
dazu auch bewußt bleiben, daß die Antereffen der| Die SS 1 bis 46 gelten nur für das Gebiet 
Trinfer nur in fehr beichränftem Grade vertheidigt | Branntweinſteuer-Gemeinſchaft, $ 47 regelt 1 
werden konnten, jo daß auch aus diefem Grunde | Beitritt der anderen Staaten, & 48 han F 
das neue Geſetz nur als ein Uebergangsgejeg | Erleichterungen und Ausnahmebeitimmun 
aufgefaht werden muß. Deſſen Bejeitigung wird | der Uebergangszeit bis zum 1. Oftober 1 r 
um ſo raſcher erfolgen, je ſchneller die Ueberzeugung von den im Falle des Nichtbeitritts eines 
ſich Bahn bricht, daß die vielen daran geknüpften bis zum 1. Oftober 1887 zu treffenden 
Hoffnungen ſich nicht erfüllen können. mungen über die Beziehungen zu diefem Sta 
Die Zeit vor und während der Verhandlungen | und $ 49 von der Einführung des Gej im? 
über den Gejeg-Entwurf und über diejen ift von | Hohenzollerichen Landen. — Die Hauptbeftimmuumg 
allen nterefienten zwar gut benußt worden, | des Geſetzes 8 1 bis 46 find: 
wejentlich neue Gefichtspunfte haben aber alle diejer- | 8 1. Aller zu ZTrinfbranntwein 
alb abgehaltenen Verſammlungen und verfaßten | Branntwein unterliegt vom 1. Oktober 1887 
chriften oder Artikel in der politiihen und in | einer Berbraudhsabgabe von 50 Marfp 
der Fachpreſſe nicht gebracht und Gleiches gilt von | bi rt. Alkohols im niedrigen und » 
den jchließlich darüber im Reichstag geführten Ber- | 70 Mark im höheren Sapß; jener gilt bis 
handlungen. Sehr bedeutend hatte fi dagegen | Sejammtmenge von 4,5 1 pro Kopf der nad 
mit der Ausficht auf Annahme des Geſetzes die | jeweiligen Zählung ermittelten Bevöllerung, 
Börjenipetulation bethätigt und diefe vorübergehend | höhere 7 für die darüber erzeugten Meng 
ſelbſt eine große WPreisjteigerung bewirkt (bis Alle drei Jahre wird die Höhe der Abgabe ı 
63 Mark), melde es dann wieder nothmwendig | die Menge des Erzeugniffes zum niebrigen S 
machte, für die Uebergangäzeit bis zur Giltigkeit | einer Revifion unterzogen. Steuerfrei bh 
des neuen Gejeßes bejondere Beftimmungen zu der zur Ausfuhr, zu wifjenichaftlichen, zu Rx 
treffen. Leider muß auch ſchon jeßt gelagt werden, | Heizungs», Koch-, Beleuchtungs- und 
daß die Landwirthe in Folge des neuen Geſetzes Zwecken beitimmte Branntwein, feßterer einſchl 
und der daran gefmüpften Hoffnungen da und lich des für Ejjigbereitung zu verwenbenk 
dort zu bedeutenden Mehrgeboten für Landgüter So weit es fi nicht um kr handelt, n 
ſich verleiten ließen und in der wieder erwachten | der fteuerfrei bleiben jollende Br. denatur 
Neigung, den hypothekarifchen Kredit im Übermaf | werden; die ag fönnen die amtf 
auszubehnen, vielfah Entgegenlommen finden. Denaturirung in —* rennereien verlang 
Die Befürchtung liegt nahe, daß die gewährten | tragen aber die Koſten dafür. Der Bundes 
Vergünftigungen troß der gejeplich gegebenen Hand- | beftimmt das Nähere beach ber Steuerfreiß 
babe gegen Ueberproduftion wieder zur Krifis führen | joweit dieſe nicht die Ausfuhr betrifft. — 
werben, und um jo mehr, als in den Ländern, welche | erhöhte Abgabe von 4,51 pro Kopf an foll 
bisher Ubnehmer von deutichem Sprit waren, raſch Ueberproduftion und dem Uebermah im Genuß « 


| by Be 





— 


Deutſches Reich. Nachtrag. 


gegenwirken. Den Verbrauch von Trinkbrannt— 
wein hofft man alſo auf 4,5 Ir. Alkohol und auf 
die eingeführten Liköre u. |. mw. beichränfen zu 
können. Die Br.St.Gem. hat demnächſt 39 Mill. 
Einw. Es zahlen aljo fünftighin 39 Mill. X 4,5 | 
= rund 1,76 Mill. hl r. Alkohol nur 50 Mart 
Berbrauchsabgabe. Dieje Ziffer von 1,76 Mill. hl 
bedeutet die Menge, welche nad Anficht der Ge- 
iepgeber als zuläjjig erjcheint und das Volk vor 
den Altoholisinus bewahren ſoll. Richtet fich, wie 
begreiflich, der Preis bei Mehrerzeugung und Mehr- 
sedarf nach der höheren Abgabe von 70 Mark, jo 
ind 1,76 Mill. X 20 = rund 35 Mill. Marl das 
Seien? („Trinkgeld“), welches den Brennerei- 
xfigern aus dem Sädel der Trinter gemacht wird, 
eine Begünftigung, welche am meiften angefochten 
wurde, vorderhand aber nur auf dem Papier fteht 
und wahricheinlich nie voll realifirbar ift. 

$ 2 beitimmt, daß jeder Brennerei die Menge 
dtanntwein, welche fie jährlich zu 50 Mark Ab- 
gabe erzeugen darf, vorgeichrieben wird, und daß 
ur Beſtimmung dieſer Menge für diejenigen, 
welche vor dem 1. April 1887 vorhanden waren, 
die durchſchnittliche Stenerzahlung der letzten 5 Jahre 
maßgebend jein foll, jowie dab dazu die Hefe- 
drennereien zu nur Y,, die jonftigen Ge— 
teidebrennereien nur zu 7, in Anſatz 
Immen jollen. Brennereien mit Dickmaiſchen 
und Preßhefe werden nad) Verhältniß der beiden 
Arten des Betriebs berüdjichtigt, Anlagen mit 
unregelmäßigem Betrieb in den legten 5 
Jahren, jolche, welche am 1. April 1887 erft in 
der Herstellung begriffen waren, und folche, 
Beide in der Kampagnezeit von 1386/87 erhebliche 
Bergrößerungen der Betrichsanlagen 
vorgenommen haben, werden für die Bejtimmung 
der Menge Branntwein zum Sape von 50 Marf 
nah dem Umfang der Anlage berüdfichtigt. 
Rod) Ablauf von 3 Fahren erfolgt eine neue Feſt⸗ 
Rellung, ebenjo für innerhalb diejer etwa entjtan- 
km landwirthichaftliche Brennereien (vgl. 
s4l), umd für Br., welche Materialfteuer 
entrichten. 
‚ Raßgebend jollen für die neu entftehenden und 
ir nicht regelmäßig betriebene Brennereien der 
Umfang der Anlagen und die landw. Verhältniſſe 
kein und zwei Sachverſtändige der Berufsgenofjen- 
Waft dazu angehört werden. Bei Umwandlung 
landw. Br. in gewerbliche fällt die Begünftigung 
mg. Geht eine Getreide-Br. nad) dem 1. Oftober 
1887 zur SHefebereitung über, fo tritt für dieje 
das über die Hefebrennerei Gejagte ebenfalls ein. 
Der Bundesrath kann den Vrennereien, welche 
Raterialfteuer entrichten, die geſammte Erzeugung 
sa niedrigem Satz geftatten. _ 
‚83. Die Abgabe ift bei Übergang in den 
Iteien Berfehr und von dem zu entrichten, 
weldyer ihn aus der ftenerlichen Kontrole zur freien | 
Berfügung erhielt. Stundung ift gegen Sicher: 
beitsbeftellung und für bis zu 3 Monate nach Befund 
auch ohne folche zuläffig. | 

Branntweine, welche nicht aus Roggen, | 

Serfte oder Weizen hergeftellt werden, und die, | 


Branntweinftener-Gejep. 291 


welche der Materialfteuer unterworfen find, unter- 
liegen dem Reinigungdzwang, d. h. fie dürfen 
nur gereinigt in den Berfehr fommen, wenn fie 
mit der Verbrauchsabgabe belajtet find. Grad, 
Art und Beihilfen bejtimmt der Bundesrath; der 
Reichstag kann die Aufhebung der Beltimmungen 
darüber verlangen. 
8—15 handeln von der Kontrole und 
Sicherung gegen Defraudation; die Be- 
immungen hierüber find ſehr ftreng und ent» 
— denen, welche für das Monopol (j. den 
Artikel Branntweinbefteuerung) entworfen worden 
waren; 8 16 handelt von der Verjährung der 
Anſprüche an die Abgabe, von Forderungen u. ſ. w. 
(1 Jahr) und von Nachzahlungen (3 Jahr); $ 17 
bis 38 behandeln die ſehr ftrengen Strafbeitim- 
mungen und beftimmen, was als Defraudation 
je iſt; jeder Brennereibejiger jollte dieſe 
88 auswendig lernen und von a Berjonal 
Gleiches verlangen. Das Strafmaß ift ſehr hoch — 
(Afache Abgabenzahlung, bei nicht möglicher Feſt— 
ftellung des Betrags der Defraudation 5—10,000 
Mar, — bis zu 1 Jahr, für Übertretungen 
bis 150 Mark, Verdoppelung bei Rückfall, auch Haft; 
bis 1000 Mark für Zuwiderhandlungen bez. des 
Reinigungszwangs; Ordnungsſtrafen bis 300 Mark; 
Verantwortltchleit des Beſitzers oder des von dieſem 
ausdrücklich dafür Beauftragten und Strafen von 
25 bis 500, 500 bis 5000, 25 bis 250 Mearf, 
Entziehung des Rechtes zum Brennen, Haftbarfeit 
für Angeftellte und mit dem Betrieb betheiligte 
Hausgenofjen, Verjährung in 3 Jahren u. ſ. w.). 
$ 39 beftimmt, daß die Reinerträge abzüglich 
von Koften für Erhebung und Verwaltung an die 
Bundesftaaten nach Maßgabe der matritularmäßigen 
Bevölferung vertheilt werden. 

Zu II. $ 40 beſtimmt die Ausdehnung des 
Geſetzes vom 8. Juli 1868 für die norddeutſchen 
Staaten auf die ganze Gemeinſchaft vom 1. Oftober 
1887 ab und daß die Geldftrafen für Übertretungen 
dieſes Gejepes den Betrag von 10,000 Mark nicht 
überfteigen dürfen, jowie daß beftehende Betriebs- 
erleichterungen landesherrlich fortbeſtehen follen 
und neu eingeführt werden fünnen. 

8 41 handelt von den landwirthichaftlichen 
Brennereien, da3 find jolche, welche ausſchließlich Ge— 
treide oder Kartoffeln verarbeiten und jämmtliche 
Rüdftände, jowie den Dünger daraus im Betrich 
jelbft verbrauden. Diefe und die Brennereien 
mit Verarbeitung von Melafje, Rüben oder Rüben- 
jaft entrichten künftighin als Maifchraumfteuer 
1,31 Mark für jeden hl Rauminhalt der 
Maifhbottiheundfür jede Einmaiſchung. 
Überſchießender Rauminhalt unter 251 wird nicht 
berückſichtigt; landw. Brennereien, welche nur vom 
1. Oltober bis 15. Juni betrieben werden, zahlen 

a) bei durchichn. täglicher Bemaifchung von unter 

1050 1 Bottichraum nur 9. 
b) bei durchichn. täglicher Bemaiſchung nicht über 
1500 1 Yottihraum nne ®/,9, 
ec) bei durchſchn. täglicher Bemaiſchung nicht über 
3000 1 Bottihraum nur 9,0 
des obigen Steuerbetrags. In den Monaten, in 
19” 








welchen dieje Mengen überjchritten werden, findet | 
nde Erhöhung ftatt. Der Aniprudy auf 
Steuerbegünftigung geht nicht verloren, wenn im 
— nicht mehlige Stoffe allein verar— 
itet werden. 

Als Materialſteuer wird erhoben: | 

a) vom hl eingejtampfter Meintrebern 35 Pig., 

b) vom hl Kernobſt oder Trebern davon oder 

Beerenfrühten aller Urt 45 Pig., 
e) vom hl Braucreiabfall, Hefenbrühe, gepreßter 
Weinhefe und Wurzeln aller Art 50 Pig, 
d) vom hl Trauben- und Obſtwein, Afſder 
Weinhefe und Steinobſt 85 Pig. | 

Für landw. Brennereien, welche nur 1500 hl 
Bottihraum jährlich bemaijchen, für Brennereien, 
welche nur Abfälle der eigenen Biererzeugung ver- 
arbeiten und für jolche, weldye nur nicht mehlige Stoffe 
kenne: Melaſſe, Rüben und Rübenjaft) verwenden, 

n landesherrlih im Voraus die Steuer nad 
Maßgabe der Leiftungsfähigkeit bindend feſtgeſetzt 
werden; Rüdvergütungen kann der Bundes— 
rath für Branntwein zu gewerblichen, wifjenichaft- 
lichen u. ſ. w. Zwecken beſtimmen. 

8 42 handelt von den gewerblichen Brenne- 
reien, das find folche, weiche mehlige Stoffe ver- 
arbeiten, aber nicht landw. Brennereien find, oder 
Mifchungen aus mehligen und nichtmehligen Stoffen, 
aber nicht Melaffe, Rüben oder Rübenjaft als landw. 
Brennereien verarbeiten. In dieſen Brennereien 
wird feine Maiſchbottichſteuer mehr erhoben, 
aber ein Bee A Verbrauhsabgabe 
von 20 Marf pro hl r. Allohols. 


Gewerbliche Brennereien, welche vor dem 
1. April 1887 bereits bejtanden und täglich nicht 
über 10,000 1 Bottichraum befteuern, entrichten 
im Umfang des bisherigen Betrichd nur 16 Mark 
und bei zwijchen 10,000 und 20,000 1 Bottichraum 
18 Mark. Prefpefebrennereien find von diejer Be- 
günftigung ausgeichlofien. 

Die Landesregierungen können auf Antrag die 
landw. Brennereien, welche Getreide verarbeiten, 
ebenjo behandeln und find dann zu entrichten: 

a) von Brennereien mit Erzeugung von nur bis 

100 hi r. Alkohol als Zuichlag nur 12 Marf, 

b) von Brennereien mit Erzeugung von 100 
bis 150 hlr. Altohol ald Zujchlag nur 14 Marf. 

Landw. Brennereien mit nur täglich bis 
1500 1 Bottihraum-Bematihung und Betriebszeit 
nur vom 16. Juni bis 30. September zahlen eben- 
alls ftatt der Maifchbottidhfteuer den Zu— 
chlag von 20 Markt zur Berbraudsab- 

be. In Kalendermonaten mit bis 10,000 und 

‚000 1 aehender Bemaifchung wird, joweit dieje 
Brennereien der Verbrauchsabgabe unterliegen, 18 
und 16 Mark Zuichlag erhoben. Die Bejtimmungen 
in $ 11 bis 39 finden auch hier Anwendung. 

Für gew. Brennereien gilt das Gejeg vom 
8, Jufi 1868 mit folgenden Aenderungen: 

a) Befreiung von der Genehmigung der Größe 
und Zahl der Mebengefähe (Hefengefähe, 
Maijchbehälter u. ſ. w.), 

b) Zuläffigteit von Betriebs-Nbänderungen bei 


Deutſches Reid. Nachtrag. 


Branntweinftener-Gefeg. 


vorher im Betriebsplan vermerkter Abweichung 
und Anzeige innerhalb von 24 Stunden an 
dic Steuerbehörde, 

e) Beſchränkung der Brennfrift durch dieſe nach 
Maßgabe des wirklichen Bedürfniſſes, 

d) Gelditrafe bis 300 Mark für unbefugte Be- 
nugung von durch die Steuerbehörde außer 
Gebraud) gejegten Gefäßen, für nicht angejagte 
Einmaiſchung oder Zubereitung von Maiſchen 
und für jolche an anderen Tagen, in anderen 
Räumen und in anderen Gefäßen als fie im amt- 
lich beftätigten Betriebsplan angegeben find. 

$ 43. Ausdehnung der Verpflichtung zur Ein» 
reichung des Grunbrites der Anlage und Revifions- 
befugniß der Steuerbeamten nad) $ 6 und des 
Gef. vom 8. Zuli 1868 aud für unmittelbar an« 
grenzende oder in Verbindung ftehende Räume, 

Zu II. 8 44. Ausländiſcher, in Fäflern ein- 
gehender Aral, Cognak und Rum wird vom Tage 
der Verkündigung diefes Geſetzes an mit 
einem Boll von 125 Marf für 1 hl, 
jonftige Branntwein mit Zoll von 180 Mart 
pro 1 hl belaftet. 

$ 45. Die Uebergangsabgabe für Brannt- 
wein aus den jüddeutichen Staaten ift vom Tage 
der Verkündigung des Geſetzes ab 6 Wart 
pro hl r. Alkohol, für nicht aus mehligen Stoffen 
hergejtellten Trinfbranntwein aber gilt diejer Sag 
erjt vom 1. DOftober 1887 an. 

Zu IV. 846. Aller am 1. Dttober 1887 inner- 
halb des Gebietes der Br.-St.-Gem. im freien ®er- 
fehr befindliche Branntwein unterliegt einer Nach— 

teuer von 80 Mark prohl r. Allobol als 

erbrauchsabgabe, ſoweit es fich nicht handelt mm: 

a) Verwendung zu wiffenich., Nuß-, Heizungs-, 
Koch⸗, Beleuchtungs- und gewerbl. Zweden, 
einſchließlich Eifigbereitung, 

b) Mengen von 40 1 im Bejig von Schanfwirthen 
und Kleinhändlern und von 101 r. Altohol 
im Befig von anderen Haushaltungsvorftänden, 

ec) Brennereien, für welche nahmweislich bei 
der Einfuhr der Zoll von 125, bez. 180 Mart 
für I bir. Alkohol bezahlt worden ift. 

Für die Zeit v. 1. Juli bis 30 Sept. d. J. wird 

a) der Betrieb jeder Brennerei, außerder der 
Hefebrennereien,aufd/, des Umſatzes 
im gleihen Zeitraum des vorigen Jahres 
beichränft, 

b) die Maiſchbottichſteuer auf das 3Zfache 
des bisherigen Satzes feſtgeſetzt und 
dem entipredhend die Ausfuhrver— 

ütung und die Rüdvergütung bei 

erwendung zu gewerblichen Zwecken 
(einichließlihEifigbereitung) auf 48,03 Mark 
prohlr. Allobol. Für Hefebrenne- 
reien ift die Erhöhung der Maiſch— 
bottihfteuer nur 100 %,, für andere 
Getreidebrennereien 175 %,. 

Der Bundesrath kann, jomweit abgeichlofiene Ber- 
träge dazu veranlaflen, die Betriebserweiterung 
und den einfachen Maiichbottichitenerjag geitatten 
und Stundungen nad Maßgabe von ; h 

$ 47 handelt von dem Beitritt der ſüddeutſchen 





Deutihes Reich. Nachtrag. Branntweinjteuer-Gejeg. 293 


Staaten, wenn diefe das wünjchen; für diefe wird | erhoben, ob der Verkäufer oder der Käufer zur 
die zum niedrigern Gabe der Berbrauchsabgabe | Zahlung verpflichtet fei; er kann nur dahin ent- 
zuläflige Menge mit 31 pro Kopf der e» | fchieden werden, dab der Berläufer verpflichtet 
völferung bemefjen und von den Landesbe- | wird. Die Nachſteuer ſelbſt war nicht zu ver- 
börden den einzelnen Brennereien das zuläffige | meiden. Das Gejep im feiner ganzen Xendenz 
Nah der Erzeugung beftimmt. Abänderungen find iſt mejentlih mit Rüdfiht auf die ſüddeutſchen 
nur mit Zuftimmung des betreffenden Staates | Staaten und auf die Heinen, der Materialjteuer 
möglich. Kaiſerliche Verordnung jegt die Wirk- unterworfen gewejenen Brennereien, jowie in den 
jamteit der in Kraft tretenden Gejegesvorjchriften | bejonderen Beftimmungen mit Rüdficht auf die Ge- 
kit. Der Tag der Inkrafttretung tritt für jahr der Spekulation während der Übergangszeit 
$ 45 des gegenwärtigen Gejeges an die Stelle des | verfaßt worden. Der Zutritt von Baden tft bereits 
1, Oltober 1887. erfolgt, der von Württemberg und Bayern 

Ueber $ 48 und 8 49 j. Eingangs. wird erfolgen, zumal das Gejeß vielfady nad) den 

Daß das Geſetz Mr ohne ſtarken Widerſpruch Beitimmungen des in Bayern giltigen Gejehes 
angenommen wurde, iſt begreiflih. Die Annahme | formulirt worden ift. Die Berechnungen der 
wor mit 233 gegen 80 Stimmen erfolgt; die | Reichsregierung über die Reineinnahme und über 
Winorität bildeten die Freifinnigen, die Sozial» die Vermehrung der Koften für den Trinkbrannt- 
imofraten, 31 Mitglieder des Zentrums, 8 Eljäher, wein jind —2*— angefochten worden; zur Zeit 
1 Däne, 1 Pole u. ſ. w. Es haben demnach von läßt ſich nicht mit Sicherheit angeben, welche 
313 Stimmenden 74,44 %/, ſich dafür erffärt. Summen und Preisiteigerungen ſich ergeben werben, 

Am heftigften befämpft wurden die Begünfti- bezüglich der erfteren auch deswegen, weil die Höhe 
gungen der landiv. Brennereien, die Steuer- und | der often für Verwaltung und Kontrole, weldye 
de Zolljäge, die Nacjiteuer, der Denaturirungs- ; bedeutend mehr Beamte als bisher erforderen, und 
wang und die Höhe der Ausfuhrvergütung, von | die Größe der Defraudation, zu welcher ein jehr 
welcher geltend gemacht wurde, daß fie die bes ſtarker —— gegeben iſt, ſich nicht vorausſehen 
qnete Steuereinnahme des Reichs weſentlich ver- laſſen. Im Reichstag iſt mit der Vorausſetzung 
firzen müſſe und trotz der Kontingentirung zum einer Abnahme des Verzehrs um 15%, (2,115 
Übermab der Erzeugung führen werde. Bezüg- Mill. hi ftatt 2,5 Mill. hl) die Rechnung, wie folgt 
hd der Nachſteuer hat fich ein Streit darüber gejtellt worden: 


1,7 Mill. bl zu 50 Mart = 85,50 Mill. Marf 
045 „nn „ = BD. „ 
.. Berbraucsabgabe 114,55 Mill. Mart 
Maijhraumfteuer u. ſ. w. 33,35 „ — (bisher 14,65 Mill. Mark mehr) 
146,90 Dill. Mark 
ab Koſten 3,50 „ 


bleibt 134,40 Mill. Mark (bisher 94,4 Mill. Mark weniger). 





Für 1 Puncheon Rum (60 kg) wird die Erhöhung Rußland 500 Mill. Mart 
dir) den Zoll, abzüglich Faß, zu 42 Mark (78 jtatt England 500 „ n 
6) angegeben. Bom Verein der Berliner Groß: den Ber. Staaten 320 „ * 


deſtillateure wurden als nunmehrige Breije fejtge- Frankreich 197 „ J 


Relt: Sprit 1 Mark, Spir. vini vö Pfg., Brenn- Defterreih-Ungarn 245 „ ir 
diritus 80 Pig. (nad) dem 1. Oftober billiger, weil | und pro Kopf der Bevölferungen in gleicher Reihen» 
denaturirt), Liförs 1,6 Mark und auffteigend, je | folge: 6,0 — 6,37 — 8,2 — 5,38 und 0,65 Marl. 
206 Sorte, Nordhäufer und Getreidefümmel 1 Mark, | Mit der Annahme von rund 48 Mill. Einw. find 
doppelte Branntweine 80 Big. pro 1; in Poſen jind | 134,90 Mill. Dark Nettoertrag im Deutſchen Reich 
don in allen Schanfftätten Mir deftillirtes Korn 40, | pro, Kopf 2,8 Mark; im Belgien ijt der Satz 
für deitiflirten Spiritus 80, jür Bolitur-Spiritus | 3,92 Mark (21,6 Mill. Mark). Die Mehrbelaftung 
", für doppelte Branntweine 60 und für Lilöre | für die Trinfer ift allerdings nicht gering, aber 
1,10 Mart pro 1 als Preije befannt gemacht worden. | auch nicht unerträglich jelbft für Diejenigen, von 
Aus Anlaß des Geſetzes wurde andererfeits der | welchen behauptet wird, daß der Branntweingenuß 
Sebalt der Liköre an Allohol, wie folgt, ferne ihnen unentbehrlich jei, — rg über welche 





(jur Bergleihung aud der von Karmeliftergeift | mindeftens Viele anderer Anjicht find. 

me 93 9, und Kölniich Waſſer mit 85 %,,): Schwei- | dv. Honftedt rechnete ald Jahresbedarf für einen 
vr Abfinth 70 %,, Grüne Ehartreufe 62%, Rum | Knecht 11,45 1 Branntwein, andere landw. Schrift- 
53%, Kirichwaller 50 %,, gelbe und weiße Char- | fteller haben viel geringere Säge. Nimmt man 
fteufe 43 %,, Kümmel 40 "/,, Benediktiner 34 /,/101 an, jo iſt die Sehrs Ausga für den Mann 
Vanziger Goldwaſſer 32 %/,, Euragao 32 bis 21 ® „Ina dem Pojener Sag 4 bis 6 Mark, nad) dem 
und Warasquino 30 ®/,. Berliner höchſtens 8 Mark und auf dem Lande 

Zur Beurtheilung des Steuerertrags im Ver: | und in Heinen Städten jedenfalls geringer. 

md anderen Ländern ift zu bemerken, daß im! Gegen die Erhöhung der Steuer läßt fich fein 
1885 die Branutweinftener brachte in | berechtigter Einwand erheben; die weſentlichſten 





4 id die am 7 






= 
“ w = . 
” ! 2 “. 


294 Deutſches Reid. Nachtrag. Branntweinfteuer-Gejek. — Dertrofe-Zuder, 


Bedenken find bezüglich der Begünftigung der land» | num aber mit bedeutender Unterbietung, jo daf tr: 
wirthichaftlihen Brennereien und bezüglich der | hohem Zoll das Ausland cher Branntwein ne 
Ausfuhrvergütung zu machen und zwar im Jntereffe | Deutichland Liefert, als von dort empfängt; i 
bes Reiches wie in dem der Steuerzahler. So Maße des Unterjchieds zwiſchen Ein- und Ausfu 
ſehr jeder Landwirth wünſchen muß, daß der Land- muß der inländiſche Preis ſinken und „das € 
wirthſchaft jede thunliche Erleichterung und Hilfe ſchenk“ an Bedeutung verlieren. Der Erfolg d 
zu Theil werde, jo darf dod nie das Intereſſe Geſetzes für die Reichslaſſe und für die Brenner 
der wenigen Brennereibefiger mit dem der ge— | befiger hängt aljo hauptjächlich davon ab, was i 
fammten Landwirthſchaft identifiziert werden. | anderen Branntwein erzeugenden Länder thun we 
Selbft wenn man alle Zandwirthe, welche Roh- | den und thun können; eine fichere Beurtheilur 
material an die Brennereien verkaufen, mitrechnet, | ift darüber zur Zeit noch nicht möglid) und be 
bilden doch diejenigen, welche wirklich an der | halb kann das Geſetz noch nicht mit der voll— 
Brennerei interejfirt find, nur einen jehr Heinen | Empfindung der freude begrüßt werden. Die U 
Prozentfap der Landwirthe überhaupt und wenn |theile darüber dürften bald auch in den Kreiſe 
re * * — 7 —* —— mit der Brenner weniger optimiſtiſch lauten. 
aterial⸗Beſteuerung, für welche die Begünftigungen e 0 : 

mit Seht ggchen worden fi, abreet, ba |. etroe Juden,, eofaltiiiter, rein 
wird die Zahl der Brennereibejiger nad) dem neuen qlängend Zukunft mit vollftändiger Reform ? 


Geſetz eine immer Heinere werden, weil deſſen benzuderfabriten und des Kartofielbaus bevorfte 


anze Tendenz den Großbetrieb begünftigt. Die |; har‘ aa : 
Berädfichtigung der Kartoffelbauer im Norden ift * 5 —— pi — die his 


zubem, wenn das, was über den Dertroje-Zuder z - 
($. d.) im Ausficht geftellt ift, mur zum Theil fich —— — *— — Or ri nee A 
derwirllichen wird, richt mehr notöwenbig, joweit |;. 250 Gy 9 E den Erfi ve er — weg: 
aber ſolche noch vertheidigt werden kann, ift fie —* * —— ** * a Fr 
jedenfalls in dem jegt gewährten Umfange nicht | |, Ar ffelſtã — en —J Koh —* 
geboten, auch wenn man berüdſichtigt, daß die als —* vo erallı —* Car * oyrzu —* 
Weſchent· berechneten Millionen eine fiatte Über. | MEN en —— u lt, ae 
treibung bedeuten. Zur Zeit der in Ausficht ge- menes Erzeugniß gewinnen läßt, muß aller 
g 4 den Rüben- und nod mehr für den Karto 


ellten Revifion im Jahre 1890 wird man jeben- | ,; —— 
Fon anders über das ganze Geſetz urtheilen ; bis m gr, eg re 2 
dahin mag immerhin der Landwirth fich über die % nu * — 
Begünftigung der Brenner erfreuen. die Zuderfteuer in ganz amderer „Beile ausfall 

Sn weiten Grae dab ep af Sie Etgerug mußten, tn digen Ba nr Seh Ba 
der Ausfuhr wirten kann, ergiebt ſich am beften | si, pen Fr ge * *5. 3 
aus der Auffaſſung, welcher das Geſetz im Aus— trieb intereffirt, erhäft a den Verleger 
land begegnet; Frankreich hat ſchleunigſt den Zoll Thiel i N Bu bei Berli ibere A a 
auf 70 Francs erhöht und Carlshamnus Sprit- Es = N aeg fa t —— — die Kun 
förödlings Aktiebolag in Schweden durch einen Auf- ass ee det. Bet ver Aal af 
ruf an die Branntweinbrenner Deutichlands erflärt, ——— 

und der Kartoffelbau volllommen geſichert find, we 


deß fie ben Bedarf an Rohfpiritus, welden fie die Dertroje- ZudersDarftellung fih allgemeiner &i 


bisher von Rußland bezogen hat, nunmehr aus bür - 
: : | bürgert und auch auf dem Lande allenthalben ei 
Deutſchland deden wolle, weil diefes durch die Aus- gerichtet werden fann. Ginftweilen handelt e# | 


gbegänfigung u. |. m. Das 3Rateriat Billiger nach den vorliegenden Darftellungen mehr nur ı 


iefern fünne; verlangt werden von diejer Fabrik N e » 
ale merigfiens 10 3. ne 1 en 
Wird die Mbfiht, bie Ausfuhr bedeutend zu fabrifen, da fir Die — Einrichtu 
eigern, wirklich erreicht, dann muß die Netto— 8 itafaufıvand don mindeftens 5 und — 
innahme des Reiches durch die Ausfuhrvergütung ang bis dahin angelenten Kapitals als nothiwen 
wejentlich verlieren, wird fie in Folge von Schuß: bezeichnet wird * 1 Batentinhaber fih pro 
maßregeln der Staaten nicht: erreicht, dann ftehen Zuder 1 Mark als Honorar berechnen 3 
die Brennereibeſitzer bald vor der Ueberproduktion 3 Pt 
: h - gütung, welche volllommen berechtigt erſcheint, a 
neben dem im Inland voraussichtlich fich verringern- doch auch mur für Betriebe im Großen gezahlt io 
den Verbrauch und der höheren Belaftung durch | Yen mird 9 
Steuern, Kontrole und Berwaltung mit wejent- ‚ * 
lich erhöhter Verantwortlichkeit und der ſehr wahr-⸗ Die Sache, um welche es ſich handelt, iſt einf 
ſcheinlichen Nichterfüllung der Gewinnausſichten für die Kartoffel die, daß das Stärkemehl um 
durch die 20 Mark Unterſchied im Steuerjag für | Vermeidung vorheriger Stärke Fabrilation dire 
Berbrauhsbranntwein im Inland, wenn der Breis |in Kryftallzuder übergeführt wird und da 
nicht auf dem Sag von 70 Mark Erzeugungs- | diefer Darftellung alle $utterwerthe in to 
en erhalten fann. Werden die probozirten |jervirbarer form gewonnen werden; die 
Anftrengungen anderer Länder mit Erfolg gekrönt, | beute wird zu 75 bis 90%, der geſammten Stä 
dann be hen dieſe nad) wie vor den Weltmarft, als Kryſtallzucker angegeben, der Reſt aber — 





ö ——— —— — — — — — — — — —— 








[ER | 


Dertrofe-Zuder. 


dis 252 — als verwerthbar zu Spiritus oder 
Kiften- (ordinärer) Stärke, wie fie die Stärkefabrifen 
bisher geliefert haben. Der jo gewonnene Kryſtall⸗ 
8 e⸗) Zuder wird als vollkommen dem 

en⸗bezw. Rohrzucker ebenbürtig bezeichnet 
umd ſoll im jeder Art der Kryſtalliſation vom Melis 
bi zum Kandis darftelldar fein. 


Die Kartoffel für Zuderfabrilation 
solllommen —— der Zuderrübe, 
das wäre die Bedeutung des Anerbieteng der Patent— 
imbaber, ein Fortichritt von fo großer Tragweite, 
wie die fühnfte Phantafie fie fich bisher nicht denken 
taunte; noch auf der vorjährigen Verjammlung der 
Zuderfabritanten im Magdeburg wurde, mie mit 

it wird, von eimem namhaften Fabrikanten die 

g don Kryſtallzucker oder Drrtroie aus 
Kartoffeln als „Gott ſei Dank“ im meiter Ferne 
hehend bezeichnet; das Erzeugniß wird aber jetst 
jhen in nicht unbeträchtlicher Menge hergejtellt und 
war mit hohem Gewinn, jo daß «8 in kurzer Zeit 
e Majien-Darftellung tommen kann, wenn alle 
jeßungen, fo wie angegeben, erfüllbar find. 


Des Beite dabei aber ift, daß die Beſorgniß der 


fabritanten vor einem neuen gefährlichen 
rrenten „Gott ſei Dank“ nicht begründet it, 


da diefe jich zu hohem Bortheil die neue Fabrifation 

aneignen und ihre Fabriken einfach mit 10 
58 129, des bisherigen Kapitalaufwandes auc für 
Kartofiel- Verarbeitung einrichten können. Ta die 
Kartoffel - Preilinge, welche die Stärke vollftändig | 


enthalten, magazimirbar find, jo wird dem Fa— 


brifanten der nicht hoch genug zu veranichlagende 
Bortheil geboten, die Kampagne, jo wie das auch 
für bloße Kartofjel:Berarbeitung möglich üt, über 


das ganze Jahr hindurd oder doch minde— 
fens 10 Monate lang auszudehnen, indem 


nach Aufarbeitung der Rüben die mit magazinirten 


— eingemietheten — Kartoffelpreßlingen ſich an: 
Häliekt. Ob dadurch, wie in den Proſpelten ange: 
ben, der Gewinn geradezu ſich verdoppeln läßt, 


wenn für eine Fabrik mit 150 Tagen Rübenbetrieb 
3000 Str. weitere 150 Tage mit täglicher 

i von 2000 Ztr. Kartoffeln, welche als 
aethwendig zur Erzeugung gleicher Zudermenge anz | 


— find, dazukommen, mag dahingeſtellt bleiben. 
Mögli 


chfeit ſolcher Enveiterung des Betriebs mit 


gegebener Bertheilung 


auf 1 
Berfahrens auch für die Zuderfabriten dar: 


wiegen, bezüglich der Berechnung der Gewinnver— 
aber ſoll nicht vergeſſen fein, daß diefe ſich 
— zu 18", Stärfe ſtützt, während man 
bis 24 %, im Großen umd vereinzelt jelbft bis 


8%, und darüber erzielt hat. 


Die Bedeutung der direkten Umwandlung der dere bedingen; die Berwert 





der Berzimiung und 
Amortifation des Anlagelapitals auf 300 jtatt ſonſt 
Tage genügt ſchon allein, um die Bedeu— 





295 


zuder (Glykoſe) entweder, z. B. für Wein, und Bier: 
Fabrikation, nicht mehr verwendet merden darf oder 
aus dem Grunde nur im geringem Grade verwendet 
wird, mweil er dem Erzeugniß einen unangenehmen 
ſüßlichen Gefchmad ertheilt oder — Haltbar⸗ 
keit bedingt oder die Verdaulichleit beeinträchtigt. 
Die Darftellung von Milchpräparaten zum Erſatz 
von Frauenmilch — Kindermehle u. f. w., die don 
Chofoladen, eingemachten Früchten, Gelees, Marme— 
laden u. dgl. Präparaten wird eine weſeuntlich er— 


| meiterte werden, wenn der Dertrofe-Zuder erjt all» 


emein bekannt ift, und auch die Weinbauern und 

bſtzüchter erlangen mit deifen Anwendung eine 
günftigere Ausficht, weil jaure Säfte aller Art — 
von Trauben, Obft, Beerenfrüchten u. ſ. m. — damit 
in Wirklichkeit und ohne Nachtheil verbeijert werden, 
der neue Zucker aber ferner bedeutend billiger als 
Rüben- oder Rohrzucker verkauft wird, ſodaß alle 
damit hergeftellten Präparate wirkliche Bolfsnahrungs= 
muittel werden können und müſſen. Den jegigen 
Zuderfabrifanten, welche ohnedieh jelbit auch den 
neuen Zucker herftellen fönnen und zwar mit jeden= 
falls bedeutender Gewinnvermehrung, wird dieſer 
auch dadurch nicht bedrohlich, weil er einen Maſſen— 


abſatz für Erzeugniffe, welche jetzt einfach nicht oder 
nur des Preiſes wegen in nur geringer Menge dar— 


geftellt werden, finden muf. Wan darf nur daran 
denfen, daß jetzt die fondenjirte Mich noch eine 
Waare ift, welche man in den Apotheten kauft, und 
daß im jedem guten Obſtjahre über Unverkäuflichteit 
und Scleuderpreife gelagt wird, während mit bil- 
ligem und jicher anwendbarem Zucker das Obſt für 
ipateren Gebrauch haltbar gemacht werden kann. Der 
Kartoffelbau, der Obſt- und Weinbau, die Bieuen— 
zucht, welche ein billiges und ohne Schaden anmwend- 
bares Futter für die Bienen erhält, die Milchwirth- 
ichaft, die Bier: und die Branutwein-Erzeugung, diefe 
alle werden großen Gewinn vom Dertroie- Zuder haben 


und Lünen majjenhaft diejen verwerthen, während für 


alle Zwecke der Verſüßung der Nüben- und Rohr: 
zjuder nad) wie dor verwendet werden wird und muß. 
Ze billiger ein Nahrungsmittel in den Handel ges 
bracht werden fan, um jo größer wird der Ver— 
brauch. Unjer Abſatz für Zuder kann nod um 
Millionen Zentner gefteigert werden, wen der Preis 
ein erichtwinglicher bleibt umd neben dan Gebraud 
zum Verſüßen der zum Konierviren und Verbeſſern 
von Nahrungsmitteln für Maſſenverbrauch möglich 
wird, derartige Präparate alio auch im Wirklichkeit 
der Gejundheit nicht machtheilig und Geſchmack und 
Aroma bewahrend dargejtellt werden fünnen, Die 
Landwirthe im Oſten haben jeit Jahren alle Hebel 


‚im Bewegung geiet, um ihre Kartofjelm höher und 
beſſer lohnend verwerthen zu können; es ſind ihnen 
Mittel dazu venwilligt worden, von welchen jie jelbft 


fich fagen müffen, dab jie große Nachtheile für An⸗ 
ung zu Dertrofe- Zuder 


Stärke der Kartoffeln in Dertrofe-Zuder von jeder bringt diejen Bortheil und den Landwirthen größeren 


Kopftallform mit 90 bis 99%, 
10% er liegt aber 


dahı das 


iſch reine Erzeugniß geſetzlich für 
alle die Zwecke verwendbar ift, fr welche der 
Bis jet dargeftellte Stärte-, Kiſten⸗ oder Trauben ; werden, die 


Zuder und 1 bie Gewinn. 
bauptiächlich darin, , 
Item Betrieb kaun mit Bortheil und mit geringen 


Jede Brennerei mit nur einigermaßen ausgedehnt: 


Koften auch zur Dertrofezucder-Daritellung eingerichtet 
Patentinhaber erbieten jich dazu, bie 

























































er» 


Ri f 
y. im 


zu machen und auch aut Sn 
‚geben. ejenigen aber, welche jetst fchon die Dar- 
jtellung zu beobachten Gelegenheit gehabt haben, 
nahmen von der Befichtigung die Ueberzeugung mit, 
daß der Dertrofe= Zuder eine jehr große Zukunft 


‚haben wird umd daß deſſen Darftellung in fo hohem 


Grade gewinnbringend ift, daß der berechtigte Tribut 
an die Patentinhaher gerne gezahlt werden fann. 
Die bisherigen Stärkefabriten und die Stärke— 


| eBuder — Drabtfeilbahn. 


Ztr. Dexrtroie- Zuder 20,00 Mart ift; der Gewinn 
beziffert ſich demnach auf 8,22 Mark oder für 1 Ztr. 
Kartoffeln auf 1,24 Mark, der Erlös für 1 Ber. ift 
alfo 1,24 + 1,30 = 2,54 Marl. Aehnlich ıft das 
Ergebniß bei Verwendung von Stärte, deren Fabri— 
fation dadurch ebenfalls lohmender wird, ſodaß dier 
jenigen Landwirthe, welche die erforderlihen Apparate 
u. f. m. nicht befchaffen können, eine bejjere Aus— 
ficht für Stärkebereitung umd Andere für den Kar— 


zuderfabriten lieferten felbft in den beiten Sorten | toffelverfauf an Kabriten erhalten. Die Nettokoſten 


nur eine Waare, welche weder rein, noch allenthalben 
verwendbar ift 
ihmads oder der Berdaulichkeit an 
verlieren muß; der Dertrofe-Zuder ift in allen diejen 
Beziehungen von jedem Tadel frei, weil chemiſch 
reiner Kryftallzuder; feine Darftellung beeinträchtigt 
außerdem die Verwerthung der zur Fütterung dien= 
lichen Beitandtheile des Rohmaterials nicht und die 
Koften der Baum I geringer als die des Kry— 
ftallzuders aus dem Nübenjaft, jo dak in Summa 
dieje vortheilhafter fein muß, während die Braud)- 
barfeit die gleiche iſt. 

Das Berfahren beiteht einfach darin, daß die 
Kartoffeln zunächft in Preßlinge, 33 %,, umd in 
Fruchtſaft, 66 "/, geichieden und dann die Prelinge 
(Wafjer, Stärke, Hafer, Mark, Aiche) getrodnet wer 
den, um fie haltbar zu machen. Der Fruchtjaft 
wird abgedampft und dann direft oder in jonft ge 
eigneter Weiſe verfüttert ; der Futterwerth ift etwa zu 
1/z des Werthes der Kartoffeln beredinet. Die Preß— 
linge werden bei ſpäterem Gebrauch mit Waſſer an— 
— dann mit Schweſelſäure und Dampfdruck 
hulich der Stärke verzudert und durch einen Filter: 
prozeß von Faſern, Mark, Eiweiß; und dem entftans 
denen Gyps befreit; der nun erhaltene Saft wird 
wie Zuderjaft, aber durch ein bejonderes Reinigungs- 
verfahren verarbeitet. Verwendet man Stärke zur Dar: 


“ ftellung, dann wird dieje ähnfich behandelt, d. h. mit 


Wafjer angerührt, mit Schwefeljäure unter Dampfdrud 
— verzuckert, mit Kreide verſetzt, durch beſonderes 

fahren vom entſtandenen Gyps befreit, der jo er— 
baltene Dünniaft im Berdampfungsapparat kon— 
zentrirt, durch Filterpreſſe gellärt und im Vakuum 
auf 85 bis 40° B. konzentrirt. Die fo erhaltene 
Füllmaffe wird dann Eryftallifirt und die Kry- 
hl fe gemaifcht und geichleudert, um den 


ze gewinnen, während der | 8 


ablaufende Syrup ein Produft II. und III. Güte 
und der Reft Spiritus- Material giebt. Der Der- 
troje-Rohzuder wird dann wie der von Rüben zu 
Raffinade verarbeitet. 


6%, Ztr. Kartoffeln, welche zum Preife von 1,3 





Mark angenommen find, werden zu 1 Ztr. Dertrofes 
 gänden Kaften, welcher leicht getippt werden kann. 


Zuder gerechnet und geben wie 10 Ztr. Rüben für 

1 3tr. Robzuder eine — — Zuckerlöſung. 

Das Rohmaterial koſtet 6°, X 15 = 8,65 Mt. 
die Herftellungstoften jollen 6%/, X 0,72 

fein = 479 e 

die Geſammtlkoſten alio 13,44 Mt, 

davon gehen ab für Abfallverwertbung 1,66 „ 

und bfeiben 11,78 ME, 











mühle oder —— bewegt. 


für Stärkeberarbeitung find 13,12 Marl, der Ge— 


und dur) — ——— winn iſt 7 Marl. 
erthſchätzung 


Die theoretiſche Rechnung im Vergleich zu Rüben 
wird, wie folgt, geſtellt: 

100 Rüben = 13 Füllmaſſe = 10 Rohzuder 
und 2,12 Melafje. 100 Kartofjeln = 20 Füllmaffe 
— 15 Rohjuder und 5,0 Abfallzuder. 

100 Rüben = um Mt. Ankauf oder Selbitloften 





h „ Steuem 
0,48 „ Darftellungsfoften 
2,18 Mt. 


ab 0,08,75 für Melaſſe 
bleibt 2,09 Mt. 
100 Kartoffeln = 1,30 Mt. Anlauf od. Selbitkoften 


— „ Steuer 
— * 0,72 „ Darſtellungstkoſten 


2,02 Mt. 
Bude — 3 Mt, Dertroje-Zuder 20—24 Mt. 
clafie = 3,5 „ Abfallzuder u ; 


als Berkaufspreife. Bgl. Artikel Maltoje. 


Diatomeen und Diatomin (Farbitofj) ſ. Algen. 

Dominica und Dominilanifche Republik, 
j. Amerika. 

Drabtieilbahn, Yuftbahn, Seilbahn, An— 
lagen, welche jett auch für Landwirthe, bejonders 
für Güter in Verbindung mit technijchen Gewer- 
ben: Brauereien, Brennereien, Gtärfefabriten, 
Zuderfabrifen, Ziegeleien u. j. w. zum Transport 
von Dünger, Abfallftoffen, Erde, Getreide, Stroh, 
Rüben, Schnigel, Lchm, Ziegen, Brudjteinen 
u. ſ. w. empfohlen werden. Die Firma Adolf 
Bleihert u. Eo. in Leipzig-Gohlis und in Wien 
2 bis zum Jahre 1884 bon 180 Anlagen der 

rt mit über 1,700,000 m Gejammtlänge aus» 


eführt. 

Die Anlage beiteht aus einem ſtark gejpannten, 
in gewiſſen Entfernungen (bis mehrere 100 m) 
auf Unterftügungen gelagerten Seile als Laufbahn 
für die Transportwagen, welche ſich in der Luft 
fortbewegen. Dieje werden mitteljt zweier ausge» 
aus Yaufrolfen an dem Seile ——— und 
bilden einen eiſernen in eiſernem Rahmen hän— 


Als treibende Kraft wirkt meiſtens ein Seil mit— 
telft Transmijfion, Dampfmajcine, Treibrad, Wind» 
Für Mafien- 
transport hat man Doppelgeleiſe, zwei parallel 
laufende Seile in gleiher Höhe, das eine für die 
leeren, das andere für die vollen Wagen; unter 
diejen geht das ſchwächere Zugfeil, weldes alle 


als Nettofoften, während der Berlaufspreis von 1! Wagen mit einander verbindet und zwar mitteljt 





— 


Drainäge. — Drillkultur. 297 
eines Kuppelungsapparats; die Verbindung löſt werden wieder unter dem Anbau der einzelnen 
ih an der Endftation jelbjtthätig. Früchte, z.B. unter Getreidebau gebracht werden. 


Dieſe Bahnen können bedeutende Steigungen | Drehhade von J. T. Campbell-Rokville-In— 
— Aber Höre Ko —— —— * diana, Se Beh anltug, —F und Hacke 
ehrs ujer, äler, Straßen, Kanäle | zum Zwecke des Behadens von Pflanzen in 
u. j. m. geführt. Schnee, Regen, Sturm, Glatt: —5* der Bodenlockerung, beſteht * kreis⸗ 
eis ſollen feine Störungen hervorbringen können. | rund geſtellten, ſchaufelartig geformten Eggenzähnen 
Tie Anlagen und die Unterhaltung find bedeutend | und hat ein Steuerrad an der Stange. Die Ar- 
billiger wie Schienenbahnen und der Betricb er- | beit joll vorzüglich fein. Abbildung im „Defterr. 
tordert nur ein geringes Perfonal, neben welchen | Landw. Wochenblatt” Nr. 1, 1886. 
an ſich jchon fehr erheblichen Vorteilen noch der!) Drilltultur. Hierüber liegen immer mehr gün— 
der Möglichkeit der Ausführung da, wo Schienen- | ftige Berichte vor, weil man immer beffer gelernt 
ꝓleiſe nicht ermöglicht werden Ro zu Gunften | hat, das Verfahren anzumenden. Wlles, was 
Iriht. Da, wo an nen beftehen, arbeiten | hierzu noch zu jagen ift, wurde in einer jehr be— 
he Pa au * ch ge eit Derer, welche ſich — — al garten . 
jur ge en en hatten. in Medlenburg („Annalen“ des dortigen Vereins 
- ’ a Klorli 44! Nr. 2, 1886) in gedrängter Kürze vom Referenten, 
—— ver a Ping er nilltrumn ı Herren Patow-Alt-Bannkow, erwähnt; die Mittheil- 
* ungen verdienen hier wieder gegeben zu werden. 
—J ar er au —— — pe je Als Vortheile des Verfahrens wurden kurz ge: 
ger nam: 
zu erfreuen Fuchs rechnet 50-500 %, | 1) Gleichmäßige Bertheilung der Saat, 2) Saat- 
Vehrertrag bei Wieſen und 300-800 Mart Ge.  eriparniß mit 40—50 '/., 3) Gleihmäßige Unter- 
Zu beflagen bleibt, daf man viel- bringung, 4) Direkter und indirefter Mehrertrag 


: j ‚durd die Bearbeitung u. j. w., 5) Beflere Qua— 
ha da, N er a. an per lität der Körner, 6) Große Vortheile für die Nach— 


, h Mieien- | frucht durch Loderung, Reinheit von Unkraut u. ſ. w. 

a en lecen, ——— 
rtheit gegenüber fteht oder es nicht für. Verſuche und erwähnte davon einen mit Hafer, zu 
= geg welchem ſeltener wie zum Wintergetreide gedrillt 











er A ſich — — — wird. In unſeren früheren Mittheilungen iſt, was 


Ben 5 ag: h ; hier wiederholt werden mag, darauf aufmerffam 
er Beaajd „Die Peterien ie Riejen- gemacht worden, daß wir in Deutichlands konti— 
pe a Rn „Der ve⸗ nentalem Klima die Weihenweite eng nehmen 
' — re — müſſen, alſo der Vortheile der Behackung und 
Dreſchen, Dreſchmaſchinen; vgl. die früheren Lockerung des Bodens zwiſchen der Saat ung ent— 
Artifel darüber, ſerner Ernte und den erſten | weder gar nicht bedienen oder dieje Arbeiten nur 
Supplementband. Ueber die Koften giebt es noch durch die Handhade ausführen lafjen können. In 
immer große Verichiedenheit der Meinungen und, Medlenburg mit jeuchterer Luft, aljo rafcherer und 
kr Anjäge bei Ertrags-terechnunngen. Daß das | ftärferer Bejtodung kann man auch die Reihen- 
Dampfdreſchen entichieden billiger wie jede andere | Entfernungen größer wählen; im Inneren Deutjch- 
Art des Dreichens ijt, kann nicht mehr bezweifelt | lands wird man auf Hadarbeit für Sommerfrüchte 
erden, vorausgeiegt, dab man Gelegenheit hat, | meiftens verzichten dürfen. 
die erforderlichen Reparaturen jederzeit fiher und | Auf 1 Morgen (der medlenburgiiche M. iſt 300 
ohne zu große Koften ausführen zu können und | Quadrat» Ruthen == 65,035 ar in Schwerin, 
aß es nicht an Brennftoff zu annehmbarem Preife | 100 Duadrat-Ruthen — 21,678 in Strelig ; meift 
ehlt. Da, wo dieje Bedingungen ſich nicht ver- | wird der Morgen zu 100 Quadratruthen genom— 
anigt finden und gute Zugthiere billiger zu haben | men) wurden bei breitwürfiger Saat 483 kg, bei 
imd, verdient der Göpel den Vorzug. Daß viele Drillſaat ungedüngt 550 kg, gedüngt (mit Chili- 
Sandwirthe im Intereſſe der Erhaltung zufriede- | jalpeter und Guano) 752,5 kg geerntet. 
ner Arbeiter auf die Vortheile des Maſchinen- Die breitwürfige Saat — 50 kg, fojtete pro 
dreichens freiwillig verzichten, ift meiftens gerecht- | Morgen mit allen Koften 8,13 Mark, die Drill» 
; alle Diejenigen, welche ein größeres Per: |jaat — 25 kg — pro Morgen 4,44 Marl. Der 
fonal im Winter erhalten müffen und nicht viele | Reinertrog war breitwürfig 69,15 Mark, gedrillt 
Irdeiten dafür haben, fönnen nicht auf Hand- | ohne Dünger 84,36 Mark und gedüngt 120,40 Marf. 
verzihten. Die Unterjuchung darüber, | Die Strohernten verhielten ji jo, daß 1 Fuder 
me viel 1 hl verichiedener Früchte mit Dampfs, | gewonnen wurde: bei breitwürfiger Saat von 185, 
Göpel- oder Handdruſch an Koſten verurjacht, | bei gedrillter Saat ungedüngt von 144 und ge- 
dat nur da Werth, wo man in der Lage ift, dieje | düngt von 100 Quadratruthen, d. i. aljo von 
drei Methoden nach Belieben anwenden zu können, | 4010 — 3122 und 2168 qm. Nach der Neichs- 
und wo das der Fall ift, wird die Antwort wohl erg von 1883 find 3,773,790,3 ha Safer be- 
zu Gunften des Dampfdreihens ausfallen. ſtellt geweſen und dieje haben 3,718,968,600 kg 
Angaben darüber wurden bereits gemacht und | Hafer gegeben, d. i. aljo pro ha etwas über 





298 


997 kg, man kann ohne wejentliche Fchler jagen | 


1000 kg Haferlörner; auf ha bercdhnet wären 
für obigen Fall, da der Morgen zu 21,7 Ruthen 
anzunehmen ift, breitwürfig etwa 200 kg, gebrillt 
100 kg Saatgut anzunehmen, im legteren Fall ift 
die Eriparniß 100 kg und für die ganze Beitellung 
377 Mill. kg, wenn allgemein gebrillt werden 
fönnte. 

Mit Getreide beftellt waren im Ganzen faft 
14,3 Mill. ha und ergiebt fi) daraus, wie groß 
die Erjparniß an Saatgut jein fan, wenn mehr 
und mehr von der Drillfultur Anwendung gemadt 
wird. 

Eisbein rechnet für Preußen allein bis etwa 
5 Mill. ha Getreideland ala Erjparniß an Saatgut 
52,912,5 t. 

In Bezug auf die Mehrerträge liegen aud) 
vereinzelte gegentheilige Erfahrungen vor, welchen 
aber dann mangelhafte Ausführungen zu Grunde 
fiegen; bei richtigem Verfahren am rechten Ort 
muß ein Mebrertrag ſich ergeben. 

Die Rechnung für die Drillfaat lautete in vor— 
liegendem Fall wie folgt: 

Drillfaat, 25 kg Saatgut — 4,0 Mark; 2 Pferde 
— 4 Marl, 4 Mann = 6 Marl, 1 Junge = 


Drilffultur. — Düngerlehre. 


tung der Mineralftoffe wird vollftändig aner- 
fannt und felbft die Bewirthichafter der Heinften 
Güter haben gelernt den Stalldünger, joweit noth- 
wendig, mit fäufli erworbenem Mineraldünger 
zu ergänzen und die Erjaßfrage nad) der Ausfuhr 
an Bodenerzeugniffen zu regeln. 

\ Bezüglih der organijhen Beftandtheile 
der Pflanzen legt man fein Gewicht mehr auf den 
Kohlenstoff; jo Hoch und mit Recht der Humus 
und deshalb der organiihe Dünger ald Regu— 
|fator der phyſikaliſchen Bodenzuftände geihägt 
; wird, jo wenig macht man fih Sorgen um die 
‘ Zufuhr von Kohlenftoff für die Pflanze, weil man 
weiß, dab es ihr im gut bearbeiteten Felde nicht 
'an Kohlenjäure jehlen fann. In Bezug auf den 
Stickſtoff giebt es auch nur noch wenige weient- 
liche Meinungsverfschiedenheiten ;man weißallgemein, 
daß der Stickſtoff der Luft direft der Pflanze nicht 
nügen kann, daß die Blätter nur ausnahmsweiie 
‚der Pflanze Stidjtoff zuführen, daß aljo die Auf- 
‚nahme der Hauptjadhe nad nur durch die Wurzeln 
erfolgt und daß die Verbindungen von Ammo- 
niaf und Salpeterjäure die Formen find, in 
‚weldien die Aufnahme möglihd if. Man be- 
'ftreitet auch im Allgemeinen nicht die Nothwen— 


1 Marl, zufammen 11 Mark für 25 Morgen, digkeit der direkten Stidftoff- Zufuhr für Die 
aljo pro Morgen an gefammter Arbeit 0,44 Mark Zwecke der Agrikultur, welche gejteigerte Erträge 
(der Antheil an dem Gebraud der Majchinen verlangen, und nur in der neueften Zeit hat man 
fehlt hier). ſich wieder feitens Einiger der Meinung zugeneigt. 

Breitjaat: 50 kg Saatgut — 8 Mark, fonftige dab es möglich jein könnte, den Stidftoff der Luft 
Koften 0,13 Mark, zufammen 8,03 Mark pro! ‚zu faflen und zu beherrſchen“ und deſſen direfte 
Morgen. Daß von Mehrertrag feine Rede ſein Zufuhr zu erjparen. Dieje glauben, daß einzelne 
fann, wenn das Feld noch nicht drillfertig ift, Bilanzen — „die Stidftofffammler” — die 
wurde bereits früher genügend hervorgehoben; Fähigleit hätten, die große unerſchöpfliche Duelle 
nächſt der Drillfertigfeit des Bodens gehört zum , des Stidftoffs in der Luft fid) in jo hohem Maße 


—— Gelingen noch die Anwendung paſſender 
aſchinen, die richtige Reihenweite, das Behacken 
bei weit geſtellten Reihen, da aber, wo das Behacken 
nicht zweckmäßig iſt, die Stellung in engere Reihen, 
und die Anwendung des Berfahrens zu pafjenden 
Früchten, befonders für Getreide, Handeläpflanzen, 
Wurzelgewächſe u. ſ. w, während für Futter: und 
überhaupt jtarf beichattende, jehr blattreiche Pflanzen 
das Verfahren weniger Bortheile bringen kann und 
jelbft nachtHeilig wırd. Vgl. den früheren Artikel. 

Düngerlehre. 1. Im Ullgemeinen. Die 
Hauptftreitfragen über die Düngung find erledigt, 
die Anfichten von J. v. Liebig der Hauptſache 
nad allenthalben angenommen worden. Die Er- 
faßfrage begründet jaft Niemand mehr nur auf 
den Stallmift; dieien aber hält man mit Redt 
nah wie vor in Ehren, jo daß nur ausnahms: 
weile auf die Anwendung verzichtet wird. Auf 
den Berjuchsftationen beihäftigt man ſich haupt- 
ſächlich mit der befferen Erforihung der Wirkung 
der im Handel vorfommenden Dungmittel, mit 
vergleichenden Berjuchen, mit der Beobachtung der 
Borgänge in der Aderkrume, der Bedingungen 
der Ziefen-Düngung und bejonders eifrig noch mit 





anzueignen, daß fie in ihren NRüdjtänden noch 
‚übergenug für die Nachfrüchte, für Pflanzen, 
welche nicht diefe Aneignung, jondern nur das Be— 
dürfniß für Stidftoff haben, hinterlafien. Dieſe 
nannte man „Stidftofffreifer“, wozu beion- 
ders die Halmfrüchte gerechnet werden, während 
jene beſſer begabten Pflanzen der Blattpflanzen- 
gruppe angehören jollten; die ältere Xehre von 
den bereihernden und von den zehren— 
‚den Pflanzen wird demnach hier wieder in etwas 
veränderter Weile aufgefriiht und Hat, was nad) 
allem bisherigen Streiten und ber dadurch ge» 
wonnenen Auftlärung in hohem Maße befremden 
muß, jelbft bei Dozenten und Agritulturchemifern 
Anklang gefunden, bei Anderen freilih um fo leb— 
haftere Entgegnungen. 

II. Auslaugung des Bodens. Die Unter- 
juchungen darüber mußten wieder dazu führen, das 
durh den Boden fidernde Waffer jorgiamft zu 
prüfen und hierfür liegen jegt die Ergebniffe von 
jahrelang fortgejegten Unterjuhungen in England 
vor, von welchen man jagen darf, daß fie das, 
was früher über die Abjorptionen gelehrt worden 
war, vollinhaltlich beftätigen. Es muß deshalb 


den Abſorptions-Erſcheinungen und ben dadurd | auf die verdienftvollen Arbeiten von ®. Knop 
bedingten Ummwandlungen, foweit nicht die Aufgabe | verwiefen werden; in defien Schriften „Die Boni- 
der Kontrolftation auf die Prüfung des Gehalts | tirung der Ackererde“, 1871 und „Ackererde und 
der Fünftlihen Dungmittel verweift. Die Beden- Kulturpflanzen“, 1883, beide in Leipzig erſchienen, 


Düngerlebre. 299 


findet der Zandwirth jo ziemlich Alles, was er lungen bejuchte. Bor Kurzem hat Schultz-Lupitz 
hierzu zu wiſſen nöthig hat; von neueren Arbeiten | in einer Schrift, in welcher er eine von ihm 
it noch auf die von Heinrich, Heiden, Wollny | eingeführte Bewirthihaftungsweiie — Syftem 
ju verweilen und behufs Orientirung über alle Lupitz — für armen, ſtark eifenhaltigen Sand- 
dahin einichlagenden Fragen auf das „Handbuch | boden wegen der in 15 Jahren erlangten Er- 
tür Landwirthe* (J. v. Kirchbach, bearbeitet | folge beftens empfiehlt, die Loftjpielige Stall» 
von 8. Birnbaum), in defien 9. Auflage, 1880 | miftvüngung vollftändig verworfen und die An- 
Berlin, im Band I mit bejonderer Sorgfalt die ſicht ausgeſprochen, daß man mit Hilfe der Kaliſalze 


—— und die Düngerlehre behandelt wor— 
den find. 
Die Ergebnifje der in Rothamfted von I. B. 


Lawes und J. H. Gilbert gemachten Unter» 


ingungen der Drainmwäfjer (vgl. Bicdermanns | 


„Sentralblatt für Agrifulturchemie“, XI. Ihrg., 9. 
4. 8. 10) find die folgenden: 

I) ftarfe Düngungen mit Stallmift verminderu 

ven Waſſerabfluß; 
2) das abjließende Waffer ift am ärmften an 
keiten Stoffen im ungebüngten Boden und arm 
an jolchen faſt nur jchwefelfaurer Kalt und ſchwe— 
teliaures Natron) auch bei alleiniger Anwendung 
von Mineraldünger; 

3) die Mengen der feften mit dem Waffer fort- 
xführten Stofe (bejonders jalpeterjaurer Kalt und 
Ehlorcaleium) wachſen mit den Mengen, in welchen 
man Ammoniaffalze giebt; 

4) der Ehilifalpeter bewirkt feine Vermehrung 
des Kalkverluftes; 

5) diefer ift am größten bei Anwendung von 
hmeteljaurem Kali und jchwefelfaurer Magnefia ; 

6) die Phosphorfäure und das Kali werden nur 
s ehr geringen Mengen aus dem Boden fort- 


pult; 

7) der Stickſtoffverluſt iſt auf bebautem Lande 
geringer als auf unbebautem und um jo mehr, je 
dichter die Vegetation beftanden war (Vorzug der 
Battpflanzen) ; 

3) der Ehilifalpeter bewirkt unter allen ftidjtoff- 
haltigen Dungmitteln die größten Berlufte an 
Stidjtoff durch dad Drainwaſſer; 

9) nah ftarfer Düngung mit Ammoniaffalzen 
yeigen fih auch ftarfe Berlufte und um fo mehr, 
je größer die Gaben genommen werden, dieje Ber- 
Infte verringern ſich aber bei gleichzeitiger An— 
wendung von Mineraldbünger; 


berluſte. 
Il. Der Stalldünger. Unter Betriebsſyſtem 


10) die Herbſtdüngung bewirkt die größten 


| und Phosphate die den Blattpflanzen — 
Fahigleit der Bereicherung des 
| —2 derartig fteigern fünne, daß man die 
| Viehhaltung auf das geringite Maß zu beichränfen 


odens an 


vermöge. Diefe Schrift, „Die Kalidüngung auf 


‚leichtem Boden,“ Berlin 1883, ift von den Land» 
wirthen nicht verurtheilt, jondern geradezu ver» 


herrlicht worden und zwar bis zu dem Grade, daß 
ein begeifterter Anhänger meinte, man werde, wenn 
man die in Lupig erzielten Erfolge gejehen habe, 
geftehen, daß man noc einmal anfangen müſſe, 
zu lernen. Es hat über 40 Jahre gedauert, bis 
die Anfiht von J. v. Liebig ohne Gefahr aus- 
geiprochen werden fonnte. 

Auffallend ift dabei, daß die Wiederholung der 
Liebigihen Anfichten jegt fat von Allen, welche 
ſich mit der genannten Schrift von Sch. beichäftigt 
haben und zwar jowohl von Freunden als von 
Gegnern wie eine neue Entdefung aufgefaßt wird 
und ganz daffelbe gilt auch bezüglich der von Sch. 
| gegebenen Mittheilungen über die Art und Weife, 
‚wie man die Kalijalze benugen joll. (gl. auch 
hierüber die Arbeiten von W. Knop, beionders 
deffen „Kreislauf der Stoffe“ —, K. Birnbaum, 
„Die Kalidüngung in ihren Bortheilen und Ge— 
fahren,“ Berlin 1869, M. Märder, „Die Kali- 
ſalze und ihre Anwendung in der Landwirthſchaft“ 
|und das genannte „Handbuch für Landwirte.) 
— Ueber die Schrift von Sch.-L. kann nur gejagt 
werden: das Gute darin ift nicht neu und das 
Neue nicht richtig; das beichriebene Verfahren ift 
gut, beftens den Berhältnifien gemäß nad) der Er- 
fahrung geftaltet worden, aber die Erflärung der 
| Wirfungen ift ganz irrthümlich und das Verfahren 
ſelbſt nur die richtige Anwendung deffen, was J. 
v. Liebig und Andere bezüglich der Düngung ge- 
Ichrt haben. 

Die Schrift beweift, daß Sch. nur von feinen 
Erfahrungen aus urtheilt, die Wirkung des Stall- 
| miftes ganz einfeitig nur vom Geſichtspunkt der 








it bereit8 davon geſprochen worden, daß die vieh- | Stidftoff- Zufuhr betrachtet und über der in der 
Iofe Wirthichaft mehr Anklang in der neueren Zeit | That erzielten bedeutenden Ertragsfteigerung und 


‚ aber aud davon, da aeg darunter |der Nachhaltigkeit diefer Erfolge während der Zeit 


nicht einen Betrieb ohne Stalldünger, jondern nur 
amen ohne eigene Nutzviehhaltung verjtchen, den 
Rift aljo entweder anderwärts faufen oder ftatt 
defien Kloafenftoffe verwenden. Als I. v. Liebig 
kiner Zeit von der koftipieligen Stallmiftwirth- 
haft geiprochen und ftatt diefer die Düngung mit 
Rineralftoffen empfohlen hatte, wurde er auf das 

igfte von den Landwirthen und bejonders von 
den Anhängern der Stö 
angegriffen und zulegt auf der Wanderverjamm- 
lung in Rürnberg ſogar in dem Grade beichimpft, 
daß er nie wieder landwirthfchaftliche Verfamm- 


ardt-Wolffihen Schule | Artikel über das Syſtem ein 





von jchon 15 Jahren überjehen hat, daß das Ver: 
fahren doch gegen die Liebigſche Lehre ſtark ver- 


| ftößt, weil nicht im Maße der entzogenen Ernten 


Erſatz ftattfindet, jondern dieſer in der irrigen 
Meinung über die Fähigkeit der Bereicherung der 
Blattpflanzen für überflüffig gehalten wird. 
Es war nicht nöthig, wie das ſchließlich H. Sctte- 
gaft-Berlin gethan hat, gegenüber der Fluth der 
——— Bud „Schulg- 
Lupig und fein Ende. — Ein Wort der Berftän- 
digung über die Anwendung der Lehre Liebigs in 
der modernen Erjagwirthichaft“, Berlin 1883 zu 


300 


ſchreiben. Es war auch nicht nöthig, wie das 
Drechs ler-Göttingen („Journal für Landwirth— 
ſchaft“ %d. 31) that, nachzurechnen, daß auf der 
Lupinenwieſe“ und mit der empfohlenen Frucht: 
folge: 1) Kartoffeln mit Stalldünger, 600 .kg 
Kainit, 40 kg Phosphorjäure (pro ha). — 2) 
Roggen mit 40 kg Phosphorjäure, 3) Samen» 
Wundflee, 4) Roggen mit 600 kg Kainit und 40 
kg Vhosphorjäure, 5) Schafweide, 6) Samengräjer, 
7) Zupinen mit 600 kg Sainit, 8) Roggen mit 
600 kg Kainit und 40 kg Phosphorjäure — eine 
Bereicherung unmöglich jei, fondern eine Verarm— 
ung an Stidftoff eintreten müſſe. — Berechnungen 
der Art, wie fie Sc). anftellte, welcher die Qupinen- 
wicje um 2000 kg Stidjtoff trog der Aberntung 
reicher gemacht haben will, können feine Beachtung 
verdienen, weil fie von unmöglichen Vorausſetz— 
ungen ausgehen. Es wurde nämlid der Stid- 
ftoifgehalt des Bodens vor und nachher ver- 
glidien und mit der von zwei benadjbarten Fel— 
dern „ganz gleicher Bonität“ ; wie die Mijchungen 
des Bodens gemacht worden find, um in den we- 
nigen Grammen, mit welchen der Chemiler ar- 
beiten fann, einen zutreffenden Ausdrud für Mil. 
kg und viele Hektare Landes zu befommen, ift 
nicht gejagt und auch nicht, wie der Stidftoffgehalt 
der Bodenproben bejtimmt wurde. Man darf Un— 
terfuchungen der Art getroft als Spielereien be— 
tradıten; jelbft Märder-Halle, welder überaus 


Düngerlehre. 


gefunden hat; c) man dünge Futterflee, 
und Gerradella nur mitteljt Kainit 
Phosphat) — und ftreue dieſen — 600 
— im Januar und Februar; d) man di 
jen md Widen mur mit $ 
200 kg Superphosphat zu 20 "/, und fi 
fur; vor der Eaat auf die rauhe Furch 
dünge das den Blattjrüchten folgende 
treide entweder mitteljt Stalldünger, 
cher ausreicht, unter Zufag von 100 4 
phosphat oder mitteljt 600 kg Kainit u 
Superphosphat oder mit Knochenmehl, 
Fiſchguano, Fleiſchmehl und dgl. Düng 
Die Blattpflanzen werden gruppirt ir 
und Wundtklee in erjter, alle jonftigen 
und verwandten Pflanzen, Erbjen, | 
Wicken u. ſ. w. in zweiter Linie; auch 
theilung ift einfeitig nad dortigen E 
entworfen (vgl. über Biatt- und Gründun 
das „Handbuch für Landwirthe* um 
Birnbaum, neue Bearbeitung, Bres 
Bd.1 8 22.) — „Die bodenbereichernoe | 
obiger Leguminoſen wird erheblidy verft 
die Anwendung von Kali und Phosp 
aber oder dod nicht lohnend durc 
Stidjtofflörpern, die bodenbereichernde ' 
der Blattpflanzen bejteht der Hauptjache ı 
den Stidftoff Leichter Hervorzuholen un 
Wurzeln und Stoppeln einen 


vorjihtig in jeinen Auslafjungen über das neue | Theil zurüchkzulaſſen.“ 


Bisher hatte man es als wejentlichen 


Syſtem war, meinte, dab dieſe Beitimmungen | 
„nicht ganz vorwurfsfrei” geweſen jeien. ı bezeichnet, das Getreide nicht mehr in erj 
Drechsler’ Arbeit war eme leichtere, er be- | jondern in zweiter und dritter nad) Pflan 
jtimmte die entzogenen und die mit obigen Dün- | eine ftarfe Miftdüngung nicht nur vertr 
gungen gegebenen Stidjtoffmengen und fand ein dern auch den auf das erſte Jahr zu 
Defizit von 320, bezw. bei jtärferer Stidftoff- | Hauptantheil davon (35 bis 50 und meh 
düngung von 140 kg Stidjtoff, pro Jahr 40, | bezahlen können, zu bringen. Nady € 
bezw. 17,5 kg, während Schul eine Bereicherung | umgelehrt die „Verbilligung der landn 
von 2000 kg gefunden haben wollte. Auch dieje | tion“ gegenüber der überfeeischen Kontı 
und ähnliche theoretiiche Berechnungen haben nur |durd bewirkt werden, daß das Getreide 
eringen Werth. Drechsler ftüßte ſich für feine | die erfte Tracht und nach nur mit Min 
atiſchen Rechnungen auf Heiden und auf John, | gedüngten Blattpflanzen zu ftehen komm 
indem er mit diefen annahm, daß beim See im | Ichränkte im Glauben an die Nichtigfeit 
oberen Theile 5° 9%, und im Wurzel-Theil 420, | reicherungstheorie den Viehſtapel jo wei 





des Stidjtoffgehaltes find, die Zahl der Wurzel- 
fafern bei 18 cm Tieſe 6 mal größer wird, 75%, 


des Stidjtoffgehaltes der Pflanzen aus der Serume | 
und 25°, aus dem Untergrund bezogen jind und 


das 50%, der Pilanzenmafje als Rückſtand im 
Boden verbleiben. 





nur nod) zur Berwerthung der nicht gı 
lichen Abfallftoffe und zur Lieferung vo 
Kartoffeln dient und will durch Ausiaaı 
pinen und Raps in die Roggenftoppel 3 
adern der Kreſzenz mit Zugaben von 


Stickſtoffquelle der Luft ſich erichließen. 


Die wejentlihften aus der irrthümlichen Ans | eifenhaltige Boden wurde vorher durch ! 


ſchauung der Bereiherung des Bodens durd) die, 
Blattpflanzen hervorgegangenen Anfchauungen von | 


Schulg bezüglich der Düngung find: 
a) die Verwendung von Stalldünger zu Blatt- 


nachfolgenden Halmfrucht alfo entzogen bleibt; b) 


die Blattfrucht kann auch ohne Stalldünger genug unerſetzlich in der 
Stidftoff jammeln und jelbit jo viel, daß fie den | 


Boden reicher daran Hinterläßt, als fie ihn vor- 





(und Entwäflerung) verbeflert, damit 
ſchüſſige Eifengehalt verdrängt und die ( 
verhindert; großes Gewicht wird nod 


Durchſchichtung des Miftes auf der Dim 
früchten ift Verſchwendung; für Erbien z. B. ift 
ſolche Düngung nicht nur überflüjfig, jondern ſelbſt 
nachtheilig infofern, als viel durch Berflüchtigung | 
während des Wachsthums verloren geht und der 


Moorerde und auf die Einftreu von 
Stall, — täglid mindeftens 0,5 kg füı 
Großvieh oder 10 Schafe, gelegt. — * 
ift richtig, beweiſt aber nicht die Erjep! 
Miftes, welcher jtet3 für weitaus die mu 
Summe der Wirkun 
IV. Gründünger und Blattp 
Sch.“L. ſucht den Mift durch Gründi 


Düngerlehre. 


Nineraljalze zu eriegen; das dazu beobachtete Berz | 
fahren ift ım Ganzen richtig und beweift, daß Cd). 
das, was darüber bisher gelehrt worden ift, richtig 
aufgefaßt bat, die Anfichten über die Gründüngung 
md Blattpflanzen überhaupt find aber irrige und 
die Behauptung der Berbilligung mittelft feines 
Enitems ift nicht im mindeftens bewieſen, da jede 
Angabe über die Kojten des Stallmiftes u. ſ. w. fehlt. 

Mit Recht hat man bisher gelehrt, dab die Blatt- 
planze nur dann recht erfolgreich ift, wenn fie in 
die beiten Wachsthums-Bedingungen gebracht und 
teionderö durch raich treibenden — aljo jtidjtoff- 
yaltigen Dünger gefördert wird, mit Recht hat 
man den weſentlichſten Nuten der Blattpflanzen 
— untergeadert oder nicht — in der Verbeſ— 
ierung (oder Erhaltung) der phyſikaliſchen 
Bodenzuftände gefunden; die Gründüngung und die 
Blattpflangen verbejjeren, aber fie bereiheren 
kn Boden nicht. Der Gedanke an die Bereicher- 
ung ift zudem in ber Urt, wie gegeben, nicht neu. 
Schon v. Rojenberg-Lipinsty hatte in jeinem 
‚Srattiihen Aderbau*, Breslau (6. Auflage 1879) 
xiebrt, dab es ganz aleichgiltig jei, ob man die 
Srindüngungspflanzen unteradere oder mwegfahre, 
zean nur der Boden jofort nad) dem Abernten ge- 
dert und damit der flüchtige Geſelle Stidjtoff in 
ver Arume gehunden werde. Schon um 1815 ff. 
hatte der Frhr. v. Wulffen in Pietzpuhl durch 
Yupinen den dortigen mageren Sanbboden ſchließ— 
ih bis zur Luzerne-Fähigleit gebradit; das 
Enfttem Pietzpuhl murde bald wieder ver- 
geilen; erft Anfangs der vierziger Jahre lernte 
man wieder von den Yupinen ben richtigen Ges 
branch machen und jofort war man Angeſichts der 
Eriolge mit der Erklärung da, daß die Lupine die 
wunderbare Eigenichaft habe, den Boden zu bes 
teichern. Noch bis in unfere Tage konnten Mandye 
sicht davon überzeugt werden, daß wenn mittelft 
der Lupine, welche die wenigen Nährftoffe im ma- 
xten Sandboden beffer ala andere Pflanzen finden 
und iammeln kann, die jo gefammelten Nährſtoffe 
dem Boden entzogen werden, dann auch die Yupine 
dald micht mehr gedeihen kann, daß aber, wenn 
cn Eriag im Make des Entzugs gegeben wird, 
die Yupine das nicht hoch genug zu jhägende Mittel 
üt, mageren Bodeu zu verbeſſern und zwar der 
Art, dat er jchließlich Luzerne tragen kann. Sch. 
& kehrt wieder zur alten Bereiherungs- Theorie | 
sräd und ift von dieſer jo jehr überzeugt, daf er | 
'ogar den Stalldünger für größtentheils entbehr- 
lich hält. Die Freude an den „Lupinenwieien“ 
werd nicht lange vorhalten, wenn nicht voller Er- 
ah gegeben wird; die Bewirtbichafter ähnlicher 
Bodenarten mögen das Verfahren im Allgemeinen 
annehmen, aber nicht auf die Bereicherung ver— 
ftauen, jondern den Erjab ausgiebig und voll- 
Andig jelbft leiften, wenn fie auf die Dauer Freude 

wollen. 

gar nichts. 

Unter Denen, welche über das Syſtem Lupitz 


Eine Zeit von 15 Jahren beweift 


” * 


Ach ausgeſprochen haben, glaubt Blome her⸗Leipzig, 
daß manche Pflanzen doch unter Umſtänden — 
‚nicht immer, aber häufig genug”, wirklich im 


301 


Sinne von Sc. bereicheren könnten, was er aber 
nit beweijen zu fönnen erflärt, fondern nur 
durch „Erfahrungsthatjachen“ begründen will, wäh- 
rend Märder vorfichtiger ſich ausdrüdt und we— 
der vollftändig widerſpicht, noch zuftimmt, aber 
doch glaubt, daß man erft mehr Erfahrungen über 
das Syſtem abwarten müſſe. Beide betrachten 
das Syſtem auch als etwas Neues. — Die Er— 
fahrungsthatſachen, auf welche Bl. ſich ſtützt, ſind 
a) das gute Gedeihen der Halmfrüchte nach dicht 
beſtandenen Blattfrüchten, was Niemand beſtreitet, 
aber von Anderen nur oder hauptſächlich der 
verbefjerten Krumen » Beichaffenheit zugejchrieben 
wird, b) die großen Mengen von gebundenem 
Stidftoff, welche jeder Kulturboden enthalte 
und dod nur der Atmoſphäre entnommen habe 
(ift weder bewieien, noch zu beweiſen noth— 
wendig, noch, wenn beweisbar, auf Rechnung der 
Blattpflanzen allein zu ftellen), e) die großen in 
den Ernten von perennirenden Futterfeldern und 
Wiejen, welche nie gedüngt wurden, entzogenen 
Mengen von Stidftoff (mo der Menſch nicht düngt, 
geichieht e3 durch die Natur; ein Futterfeld oder 
eine Wieje, welche nie von Menjchen gedüngt und 
nur von der Natur durch Ueberriefelung oder jonjt 
befruchtet wurde, bringt jicher feine an Mengen 
von GStidjtoff hervor). 

Bezüglich Märders Anfichten j. „Vorträge über 
Kalivüngung und Steigerung der Erträge”, ge 
halten im Klub der Landwirthe in Berlin von 
Schulg-Lupig, Srahl-Berlin, Märder-Halle, Grun— 
ner-Berlin, 1883. Als Gegenjchrift bezüglich der 
von Schul f. G. Neuhauß-Selchow, „Sel- 
chow contra Lupitz. Auch ein Wort der Erfahrung 
an jeine Berufsgenoffen über Wirthichaftsbetrieb 
auf leichtem Boden“, 1883, beide Schriften in 
Berlin erichienen. 

Ueber die Rentabilitätsfrage wird unter Dün- 
gungskoſten weiter die Rede jein. 

V. Die Kalifalze. Die erwähnte Schrift von 
Schulg-Lupig gab noch bejonders Beranlafjung zu 
Erörterungen über die Kaliſalze; auch bezüglich 
diejer ift deſſen Verfahren nicht neu zu nennen; in 
den obengenannten Schriften war ausführlich, alſo 
zum Theil ſchon vor 1870, auseinander geieht 
worden, daf die Kalidüngerarten nur dann wir» 
fen, wenn a) der Boden arm an Kali ift, b) alle 
anderen Nährftoffe in gemügender Menge vorhan- 
den find oder gegeben werden, c) Kalt (Natron, 
Magnefia), im Ueberichuß gegeben wird (Mer- 
gelung, Kaltung), weil das Kali den Kalk verdrängt 
(die Entlaltung jpielt bei Schulg und bei Märder 
eine große Rolle), d) Humus genug vorhanden ijt 
oder entiprechend organischer Dünger gegeben wird, 
weil der Humus bejonders wichtig für die Ver— 
ging Tai wichtigen Nährftoffe in die Tiefe ift, 
e) die me genügend Feinerde enthält, weil dieje 
ber Träger aller Abjorptions-Thätigfeit ift, f) der 
anze Boden beſtens und tief genug bearbeitet und 
oder erhalten wird (auf leichtem Boden ijt das 
von ſelbſt gegeben), g) die FFeuchtigkeitszuftände 
regulirt find, h) dasjenige Kaliſalz >. wird, 
welches dem Boden, der Pilanze und den jonjtigen 


302 


Düngerlejre. 


Verhältniffen am beiten entipricht, i) die richtige |lega offic.) als Gründünger, in den Weizen ge- 


Beit zum Ausftrenen gewählt wirb und k) die 
Witterung während der Dauer des Wachsthums 
eine günftige und normale if. — Das fonnte 
Allen ſchon befannt fein; Neues ift dazu nicht ge- 
bradyt worden. Stödhardt hatte feiner Zeit er- 
Härt, dab weil die Kaliſalze im Erzgebirge nicht 
gewirkt hatten, man doch über diejen Dünger nod) 
zweifelhaft jein müfle. Im Erzgebirge ift der 
Boden jehr Falireih und jchr arm an Kalk und 
Phosphaten; die Nichtwirkſamleit ohne gleichzeitige 
oder vorherige Anwendung von Kalk im Ueber- 
ſchuß und von Phosphat iftielbftverjtändlich. Manche 
legten den Hauptwerth der Kalifalze auf die in— 
direkten Wirkungen, alſo auf die Verbefferung 
der phyſikaliſchen Bodenzuftände, durch welche auch 


| 


| 





die Ammonialabjorption vermehrt und die waſſer-⸗ 


baltende Kraft verftärft wird; von Haupt- und 
Nebenwirkung kann man nicht reden, weil beide 
fi) gegenjeitig bedingen. Das Kalijalz giebt dem 
Boden oder der Pflanze Kali und verbefjert nad 
vielfachen, zum Theil noch nicht klar genug er- 
fannten Bezichungen den Boden; das Gejammt- 
ergebnif, welches man auch noch nicht ins Einzelne 
zerlegen kann, ift das üppigere Wachsthum. Mit 
reichlicherer Blattentwidlung der Blattpflanzen ver- 
ftärtt fi) aber wieder der günftige Einfluß diefer 
auf den Boden und auf die Nachfrucht und auch 
die Wirkung diefer kann man nicht zerlegen und 
am wenigſten nad nur einer Geite hin erflären. 
Alle dieje günftigen Wirkungen treffen jedoch nur 
zufammen, wenn die Bedingimgen für Anwendung 
der Kalifalze, wie fie oben gezeichnet wurben, zu» 
ſammen gegeben find. — Zum größten Theil hat 
das Sch.L. gethan, während Andere es an diefem 
oder jenem haben fehlen lajjen, daher der größere 
Erfolg in Lupig, weldyer aber nichts Wunderbares 
—* noch haben kann. Wer freilich mit der „Kali— 

age“ ſich nicht genügend beſchäftigt hatte, den 
mag der Erfolg befremden und für dieſen giebt es 
daraus allerdings noch viel zu lernen. 

Das, was Sch.⸗L. über die Stickſtoff- und über 
die Kali- Düngung jagt, ift alſo, abgejehen von 
feiner Anficht der bereichernden Pflanzen, nur das, 
was %. v. Liebig gelehrt hatte, ohne feiner * 
und Jahrzehnte lang verſtanden worden zu ſein 
und das, was Andere in beſſerer Würdigung ſchon 
längſt gethan und gelehrt haben. Die von G. 
Bille in Frankreich empfohlene „Agriculture 
siderale“* ift der Sache nad) nichts anderes (vgl. 
„Journal d’agriculture pratique‘“ 1885), näm— 
lich die Anwendung der Grün- und Mineraldüngung 
zur Erjegung des Stallmiftes und der Tonzentrir- 
ten ftidftoffhaltigen Dungmittel. In Stalien hat 
Basquale Viſochi in Atina (Caſerta), ſchon 
13 Jahre auf bewällerbarem Felde, welches vorher 
abwechſelnd Mais und Weizen getragen und-alle 
2 Jahre 300 m-ftr. Mift befommen hatte, von 
1872 ab das Feld halb mit Mais und halb mit 
Weizen alljährli beftellt und alle 2 Jahre mit 
Superphoshat und Ehlorkalium oder Holzaiche in 
der Art, daß 96 kg Phosphorfäure und 90 kg 
Kali auf 1 ha famen, ſowie mit Gaisraute (Ga- 


jät und zu Mais untergeadert bejtellt und glän- 
zende Erfolge erzielt: vom ha 26 hl Weizen und 
70 bl Mais. Die Mehrloften für diefe Düngung 
(der Aufwand dafür) find zu 80 Marl pro ha 
berechnet und dieje gegen den Stallmift zu rechnen, 
welcher mit 300 m⸗Itr. oder 30 t jedenfalls höher 
zu ftchen kommt, es kann aber die Angabe für 
Handels- und Gründünger mit nur 80 Mark nicht 
richtig fein. Sicher jedoch ift, dab P. 8. ri 
im Sinne von J. v. 2. gehandelt hat, deifen Le 
wejentlich mit darauf gerichtet war, dab der Mii- 
neraldünger — hier bejonders die Kaliſalze — Die 
Wirkung ausübten, die Pflanze ausgiebig mit 
Stidjtoff zu verjchen. — Daraus folgeren einige 
Autoren, dab dadurd) die Pflanze jo viel Stidftoff 
erhalte, daß fie in Stoppeln und Wurzeln mehr 
zurüdlafje ald man vorher vorgefunden habe. Diejer 
Anficht huldigt auh W. Streder (Journal für 
Landw. 1886, Heft I u. 2) zum Theil, indem er 
laubt, daß auf armem Boden und bei großer 
—3 — der po Ahern wobei die Pflanze 
allen Stidftoff aus der Luft (durch die Abſorption 
des Bodens) entnehmen müſſe, eine derartige (in— 
direkte) Bereicherung möglich wäre, während im 
allen anderen Fällen die Verarmung durch Ent- 
nahme der Ernten die Regel jein müfle 9. v. 
Liebig verweift auf die Verſuche von Atwater in 
Amerika, welche injofern, als fie mit Erbien, im 
Sand (im Blumentopf) gejät, angeftellt wurden, 
zu Ergebniffen führen konnten ; dieſe beftehen darin, 
dab die Pflanzenmaffe mehr Stidjtoff enthalten 
hat, als in den Nährſtofflöſungen zugeführt wor« 
den war („Landw. Jahrb.“ 1885, XIV. 9.5 u. 6). 
Bei dieſen Verſuchen war eine Kontrole leichter 
möglich, es wurde aber cbenfalld nicht genügend 
feftgeftellt, wie viel Stidftoff im Boden abjorbirt 
werden konnte und aud ohne Pflanzenwuchs ab- 
forbirt worden wäre. 
Brödermann-Kargendorf (Landw. 
Annalen des medlenburgiich patriot. Vereins“, 
Nr. 19, 1883) will die Erfolge in Lupitz vorzugs- 
weije den Phosphaten zufchreiben und glaubt, daß 
die überreiche Verwendung des Kainits durch Ber- 
änderung der ungünftigen phyſikaliſchen Eigenichaft 
(Sterilheit) des Bodens die Vermehrung der Ab— 
jorptionsfähigfeit für feuchte und nährende Nieder- 
ichläge und bejonders die der waflerhaltenden Kraft 
bewirkt habe, jowie dab dadurch die Phosphorſäure 
bejjer und volllommener zur Wirkjamteit fommen 
fonnte, während zugleich der thieriihe Dünger 
beſſer konfervirt und vor dem im Sandboden jo 
leihten Wustrodnen bewahrt wurde. „Hr. Sc. 
hat es verftanden, jeinen Boden billig und mit 
großem Erfolg humojer zu machen, und nur im 
ſolchen Böden, welche — die nöthige Kul- 
tur erreicht haben, rentirt die Anwendung der 
Phosphorjäure in Form von käuflichen Düngern“, 
— dieſe Worte erflären die Sache zwar auch nicht 
erichöpfend, aber jedenfalls bejfer, ala die Ausein- 
anderfegungen aller Anderen, welche zulegt Sette- 
gaft zum Schmerzensichrei „Schulz Lupitz und 
fein Ende“ veranlaßt haben. 


Düngerlehre. | 303 


VI. Düngung mit Schwefelfäure Als Stallmiftes zum Zwecke der Verhütung von 
weiterer Beweis dafür, dab die richtigen Anfichten | Verluften — direftes Ausfahren alle Tage, Liegen- 
über die Srundjäge des Aderbaucd noch nicht Ge- Taffen im Stall, Ausfahren auf die Dungftätte — 
meingut geworden find, kann es betrachtet wer= | find wejentliche Forihungen nicht zu verzeichnen; 
den, daß vor einiger Zeit ein Chemiter, R. Schrö> | Heiden hat unausgeiegt die Behandlung des 
der, in vollem Ernfte die Düngung mit Schwe- | Miftes auf der Dungjtätte im Auge behalten und 
ieliäure, 50 bis 100 kg in Vermifchung mit in der Gen.-Berj. d. Landw. Kreisvereins für die 
Lehm zu 4—8 Mark Koften, empfohlen hat und | Oberlaufig („Sädhfiihe Landw. Zeitung“ 1885) 
dab auch diefer Vorſchlag in Tandwirthichaftlichen | die Ergebniffe der Unterfuchungen mitgetheilt. Im 
Jeitihriften und Vereinen Beachtung fand. Der | Allgemeinen rechnet man, daß 100 kg Stallmift 
Bedankte, die Nährftoffe im Boden durch Schwefel- | bis zum mürben Zuftande in etwa 2—3 Monaten 
inre aufzujchließen, ift an jich nicht verkehrt, die | 16—20 °,, verlieren, bis zum jpedigen Zuſtande 
Reinung aber, dat dadurd in den Ausgaben für 30—40 %;, und bis zur vollen Zerſetzung 50— 
Dünger und Erſatz geipart oder diefe ganz ent- 60 ®,,. Dieje Berlufte laffen ſich aber einiger- 
behrlich werden könnten, ift das, wogegen man ſich maßen verhindern und auf die durch Verdunſtung 
asiprehen muß. Mit Recht meinte Märder, | und Berbrennung de3 Koblenftoffs beichränten. 
deß wenn die Bewirthichaftung der Felder ohne | Heiden hat vom Mifte auf völlig undurchlaffender 
genügenden Erjag Raub genannt würde, man dann | Dungftätte, zu 10,28 Mark pro qm hergejtellt, in 
die Düngung mit Schwefeljäure nur Mord nennen | beftimmten Zeitabſchnitten die Proben ftets der 
Önne. Des Borichlags im Weiteren zu gebenten, | anzen Länge und Tiefe nah in 10 cm breiten 
it nicht nothwendig. Gleiches gilt von der eben- Streifen ausgejchnitten und dieſe unterfucht. Bon 
fall vor einiger Zeit verbreiteten Anficht, dab | 30 Stüd Vieh gab es im Winter 1883/84 für 
de Pflanze für jeden Nährjtoff ein verichiedenes | 500 kg Vieh täglid) 47,33 kg Mift und Jauche 
Aneiguungsvermögen habe und daß deshalb die (4,22 kg für dieje) mit 8,986 kg tr. (für Jauche 
Fruchtfolgen und die Feldeintheilungen nad) diefem 0,186), im Sommer 1884 täglih zujammen 
Aneignungsvermögen einzurichten jeien. ‚54,50 kg mit 8,216 kg tr. (Jauche 16,57 kg zu 

VI. Behandlung de3 Stallmiftes. Ueber | 0,398 tr). 
de verichiedenen Arten der Behandlung des Die Berlufte waren: 








im Winter im Sommer 
in 6Wochen der Lagerung 6,369/, des Miflesund 15,760/ ,dertr. 8,039, bes Miftes und 27,37 %/, dertr 
ER e 12,80 pr 
„2 „ 


iR 


r ” nm ” %, ” " ” r ” ” 
= = 18,28 „ z „3542. „ 1918, Rt „ 35,46 „ 
* R 17,80 „ z „26,21, „ 2040 „ 2 „ 35,42 „ 


Bei Anwendung von Superphosphatgyps gejehen von den Koften der Unterhaltung der 
zur Ucberftreu, täglich 1 kg für 500 kg Lebend- | Dungftätte, der Arbeit u. ſ. w. das Gewicht ge- 
wicht Vieh in 3 Portionen gegeben, wurden | ringer wird und tr. und Stidftoff verloren gehen, 
aber 8,51 0/, der Subftanz des Miftes, 18,02%, tr. iſt befannt, daß es aber Mittel giebt, die Verlufte 
und 16,62 9, des Stidjtoffs vor Verluſt bewahrt, | möglichit zu verringern, aljo das Gewicht zu be- 
mdem es als Berlujte nur 11,89 9, — 17,22 %/, | wahren, wird nod viel zu wenig beachtet; in 
amd 5,98 °, gab. Mit 330 kg Superphosphat- | welhem Maße das mittelft Anwendung von Gyps, 
sup zu 13,86 Marl Anlaufspreis behielt man |von Superphosphatgyps und von Fyeittreten ge- 
em Mehr von 10,77 kg Stidftoff und 16,11 Phos- | fchieht, zeigen die Verſuche. Die Landwirthe ent- 
dboriäure, welche zuiammen 19,91 Mark am !|jchließen fich nicht leicht, Erde oder Torfmulm, 
Berth find, in 10 Tagen 6,05 Mark, im Jahre | Moorerde und dgl. über den Mift auszuftreuen; 
200,83 Markt und pro Thier jährlich für 6,69 Mark. | und doch ift diefes Verfahren das wirkjamfte, um 

Bei der Jauche war der Berluft an Stidftoff | vor Verluft zu bewahren. Mit Anſchauungen, wie 
mw 6 Wochen 69,86 9, oder 21,11 Mark im | Schulg-Lupig fie lehrt, muß der Landwirth dahin 
Binter, mit Anwendung von Superphosphat aber |fommen, jorglos derartigen Berluften gegenüber 
im Sommer nur 6,56 °/,, alio 63,3 %/, weniger. | fich zu verhalten; es fann nur gerathen werden, 
hie von gewöhnlihem Gyps ver- \mit Heiden große Sorgfalt auf die Verhinderung 
ioren 11,993 kg Miſt mit 2646,12 kg tr. in der Berlufte zu legen. 

15 ®oten 6,13 %, an Maſſe und 21,46 9, VII. Unterbringungdes Düngers. Hein» 
an tr. Loder geihichteter Mift verlor im Winter rich-Roſtock brachte über die zwedmäßigfte Tiefe, 
in 10 Tagen 35,01 %, tr., feit getretener aber nur in welcher der Dünger untergebradht werden fol, 
3,2] 0/,, aljo 8,8 %, tr. weniger. Im Ganzen | die Ergebniffe langjähriger Beobachtungen und 
ergiebt fie): in jeder Woche des Lagernd Verſuche auf der dortigen Verjuchsftation in Nr. 48, 
murden im Durdhichnitt 1,3 9, vom Mift 1883 der „Landw. Annalen des medienburgiichen 
und 2,18 %, der tr. darin verloren, bei patriot. Vereins“. gl. auch deſſen „Grundlagen 
era Ih Superphosphatgyps aber | zur Beurtheilung der Ackerkrume“, Wismar. 

nur die Hälfte der Miftmenge und der tr.| (Erinnert wird daran, daß ein Theil der Pflan— 
und nur '/, des GStidjtoffs. — Daß ber! zennährftoffe, 3. B. Salpeterjäure, Schwefeljäure, 
Mil dur Lagern theurer werden muß, weil ab- Chlor, im Boden jehr beweglich, aljo auch aus- 


* 





304 


laugbar ijt und überall Hin gelangen kann, wie 
die Geſetze der Schwere und der Difufion das be— 
dingen, daß aber ein amderer Theil, bejonders 
Kalı, Kalt, Phosphorfäure u. j. w. unbeweglich 
gebunden ift, abjorbirt wird, aljo nicht leicht ent- 
ziehbar ift und nur durch die Thätigkeit der Wur- 


I aus dem Verbande gelöjt und dann von der | 


anze aufgenommen werden fann. 
jofort auflöslichen Dungmittel — Blutmehl, Horn» 
mehl, Knochenmehl, Stalldünger u. j. m. — ver- 
bleiben auf der Stelle, wohin fie durch Ausſtreuen 
oder mechanifches Unterbringen gebracht wurden, 
mindeites jo lange, bis der Boden wieder bear» 
beitet wird. Die beweglichen Dungjtoffe — 3. B. 
Salpeter — muß man deshalb obenauf als Kopf— 
büngung jtreuen, damit fie micht zu raſch der 
Krume entzogen werden, für die abjorbirten oder 
abjorbirbaren muß man die Tiefe der Unterbrin» 
gung wählen, in welcher die meilten Pflanzen— 
wurzeln jich befinden und funktioniren können, 
Die Wurzeln gehen nad) der Nahrung Suchen, 
wenn fie feine vorfinden, und verbreiten ſich da 
maſſenhaft, wo das der Fall ift. Fehlt es alſo in 
der oberen Schichte des Bodens an Nahrung, dann 
mub die Pflanze auf Koften ihres Wachstyums 
die Wurzeln in die Tiefe treiben und jo lange, 
bis fie genug Nahrung gefunden hat, nur küm— 
merlich jich zu ernähren vermögen, oft bis zu dem 
Grade, daß fie für die ganze Yebensdauer zurid- 
bleibt. Liegt reichlich Nahrung in der Oberfläche 
geftreut, dann kann die Pflanze nur dann Nupen 
davon haben, wenn fie, der Boden und die Nah- 
rung vor Austrocknen geihügt werden. Aus 
diefem Grunde darf der vom Boden fejtgehaltene 
(abjorbirte) Dünger weder zu jeicht, noch zu 


tief untergebracht werden; es ift vielmehr darauf | 


zu ſehen, dab die ganze Bodenſchicht möglichit 
gleihmähig durhdüngt werde. Auch der frei be 
wegliche Dünger, z. B. der Salpeter, ift in dem 
Falle gleihmäßig mit der Ackerkrume zu ver- 
mifchen, wenn der Boden wenig Feuchtigkeit ent» 
hält und ein Auswaſchen nicht zu befürchten: ıjt, 
z. B. im trodenen Sommer, im trodenen Boden 


Alle nicht | 


Düngerlehre. — Düngerwerth. 


u. ſ. w. Die Tiefe der Unterbringung hängt auch 
davon ab, wie weit die Atmojphärilien im Boden 
wirfen können; tief bearbeiteter, qut geloderter und 
loder erhaltener Boden fann tieferes Unterbringen 
vertragen und verlangen, als flach geaderter, 
ihon wenige em unter der Oberjlädhe erhärteter 
Boden. 

IX. Hilfsmittel und Literatur. Meute 
Hauptwerle über Düngerlehre find nicht erſchienen. 
Die Düngerlehre von Heiden ift in 2. Auflage, 
Hannover 1880, die „Praftijche Düngerlchre” von 
E. v. Wolff in 9. Auflage 1883 in Berlin er- 
ihienen. Ueber käufliche Dungmittel jind er- 
ihienen: W. Cohn, „Die käuflichen Dungmittel“, 
Braunschweig 1883; ©. Pid, „Die künftlihen 
Dungmittel”, Wien 1879; Nümpler, „Die 
fäuflihen Dungjtoffe, ihre Zujammenjegung, Ge— 
winnung und Anwendung“, 2. Nuflage, Berlin 
1879. — Dazu iſt noch zu nennen: E. v. Wolff, 
„Achen-Analyien von landw. Produkten, Fabrit« 
abjällen und wildwachjenden Bilanzen“, Berlin 1884. 

Ueber Maſchinen vgl. den Supplementband; 
als nen zu den dort erwähnten Majchinen find 
für Stallmift nod zu nennen: der Auflader 
von St. E. Davis in Willow» Grove, Amerika, 
patentirt; Bejchreibung und Abbiltung im „Dejterr. 
Yandw. Wocenblatt“ Wr. 1, 1885, und bie 
Streumajhine von Kemp, patentirt, zu be 
ziehen durh 3. D. Dehme & Sohn in Chemnig 
in zwei Größen mit Naften für 10—12,5 und für 
12,5—15 mtr. Yadung. 

Ueber die wichtigiten Dungmittel ſ. Weiteres 
unter Kali», Phosphorjäure-, Stidftoff- 
haltiger Dünger, unter Streumittel unb 
unter bejonderen Namen, ſoweit noch —— 
Ueber Kalt, Gyps und dgl. Dünger und über 
Stallmiftarten ift auf die früheren Artifel zu ver 
weijen. 

Die Jahreseinfuhr von Dungmitteln im 
Deutichen Reich war, joweit fie Harburg und Ham» 
| burg betrifft, nach Berichten von E. Zimmermann 
Harburg in den angegebenen Jahren in t: 








Minerale „,noden, leiſchmehl. 

Guano Phosphatguano „posphate —— Fiſchgauano * Ammoniat Chillfalpeter 
1878 55,000 65,000 10,600 ‚950 2,500 5,000 17,500 66,900 
1879 25,000 89,500 7,750 ‚000 2,500 3,500 25,500 69,250 
1880 7,500 ‚000 4,950 9,000 3,500 3,500 22,000 49,750 
1881 1000 16,250 50,400 8,750 3000 3,300 21,500 93,400 
1882 10,000 36,400 36,400 22,200 5,100 5,80U 24,950 129,350 
1883 2,400 20,100 30,600 20,500 2,450° 3,100 20,000 190,000 
1884 600 16,350 32,800 20,300 x 3,650 27,950 221,000 


Düngerwerth. I. Im Wilgemeinen. Unter 
den jeßigen gerne muß der Landwirth 
unausgejept ich bemühen, den Betrieb jo vortheil- 


wird fich in allen Fällen bezahlt mahen. In Be- 
zug auf die Düngung kann ſehr viel Arie 
werden und wird meijtens noch viel verfehlt; fie 





haft als ihm möglich zu geftalten, aljo die Er- wird nicht volljtändig gemug oder zu reich und zu 
träge fteigern und an Ausgaben zu jparen ſuchen. arm bezüglich einzelner Pflanzennährftoffe oder 
Im Aderland bewirkt die Ertragsfteigerung zwei- | nicht mit dem pafjendjten Material oder nicht mit 
felsohne in erfter Linie die Düngung, nicht allein, | dem geringften Koftenaufwand, nicht zur richtigen 
aber doch überwiegend; fie foll eine vollſtän- | Pflanze und mit richtiger Beiteintheilung oder auch 
dige und eine genügende jein und eine ſolche oft nicht mit der richtigen Behandlung des ver- 


u le 


Düngermwertd. 305 


wendeten Düngers bewirkt. Die wenigften Land- volfswirthichaftlihe Seite der Landwirthichaftd- 
mirthe geben jich Rechenschaft darüber, ob fie mit | Ichre noch immer hinter der naturmwiffenichaftlichen 
dm angemefjenen Koftenaufwand ihre Dünger- | zurüdjteht. Nicht Ehemiter und Phyſiologen, jon- 
wirthichaft betreiben; noch immer fehlt ed an der |dern Vollswirthe und kaufmänniſch geichulte 
Berftändigung über die Grundlage zur Feft- | Praktiker können über Preisbeftimmungen und 
kellung der Düngermwerthe und vor Allem | Selbftkoften entjcheiden. 
on dem richtigen Berfahren zur Berehnung) IL. Der Stalldüngermwerth. Für den im 
der Selbſtkoſten für die in der eigenen Wirth | Betrieb erzeugten Dünger fanı weder der Ge- 
ihaft gewonnenen und verwendeten Dungmittel; | halt, noch die Zujammenjegung, noch die Wirkung 
20 immer wird in ganz irrthümlicher Weife der | von Einfluß auf die Feitftellung der Koften fein: 
xlaufte Dünger nur mit dem Ankaufspreis der Selbftloftenpreis ift nur ein Theil 
end der jelbit erzeugte nur mit dem Stall- der Koften der Bichhaltung; alle anderen 
preis in Rechnung geftellt und diejer auf ganz ver- |, Methoden zur FFeftitellung des Preijes find faljch, 
ehlte Weiſe beftimmt. Noch immer befolgt —39— ekünſtelt, unbrauchbar. Chemiler und Phyſio— 
Aber die Methode, welche ihm die paſſendſte zu logen können und ſollen, um ein Beiſpiel anderer 
kin ſcheint und hält es Niemand für geboten, | Urt zu geben, den normalen Berfaufspreis ber 
Tenen, mit welchen er über fragen bezüglich des | Milch für den Verkauf beftimmen, nie aber den 
Lterbaues und der Viehzucht ftreitet, Denen, für | Erzeugungspreis feititellen; die Milch kann 
neldhe er jchreibt, oder zu welchen er in Berfamm- | dem angemefjenen Marktpreis gegenüber vortheil- 
(ungen ipricht, —— — nach welchem | haft erzeugt werden und nicht, den Erzeugungs— 
kr vielen noch gebräuchlichen Verfahren er jeine | preis findet man aber nur durch ein ridtig 
kaltulationen für die Düngerwirtdihaft maht. |angelegtes Kuhkonto und mit deſſen Anlage 
In allen Zeit- und Streitfragen werden die | haben Ehemiter und Phyfiologen nichts zu thun. 
fäihnften Er olgerungen gezogen: hier wird be» | Die Anlage eines Kontos ift eine rein nad) fauf- 
bauptet, dal; der Getreidebau nicht mehr fohne, | männischen Grundjägen anzuftellende Entwidelung 
dort, dab das Wollichaf nur noch Verluſte bringe, | von Zahlen, zu deren Begründung und Auffindung 
ier, dab der Stallmift zu thener zu ftehen fomme, | nur eine richtige Gedankenfolge gehört; fie hat mit 
dab die vichloje Wirthichaft vorzuziehen ei, | Chemie und Phyfiofogie jo wenig zu thun, wie die 
Ser dab die Felder mit Handelsdünger allein im | Preisbeftimmung mit dem Erfolg, welchen Jemand 
Stande gehalten werben können, oder daß die Be⸗ mit dem Erzeugniß erzielt. Die Kuh liefert Milch 
des Miftes im Stalle den Vorzug ver- | zu bejtimmten, nicht allzu ſchwer aufzufindenden 
dime, oder daß die tägliche frifche Ausfuhr am | Erzeugungskoften ganz unbelümmert um die Er- 
iohmendften jei, oder dag man meiter mit Güllen- | folge, we ni der Käufer der Mil damit erzielt, 
oder mit Riejeldünger fomme u, ſ. w., und für und das Vieh liefert den Dünger zu einem be- 
ngen der Art, welche in der Preſſe, ftimmten Koftenantheil der Haltung, ganz unbe- 
in ®ereinen, in Privatunterhaltungen unausgejegt | Kimmert darum, ob und in welchem Grade der 
anf der Tagesordnung ftehen, — bringt Niemand — im Felde eine Wirkung hervorbringt. 
de Beweife und verlangen merkwürdigerweile Der Dünger wird nicht um einen Pfennig anders 
uch die meisten Landwirthe feine Beweiſe. Alle erzeugt, wenn der Erfolg im Acker ein jehr großer 
m der letzten Zeit gelegentlih der Bollverhand- iſt und nicht wenn er ganz fehlt. 
(ungen gebrachten Berechnungen über die Höhe der | Alle Methoden, welde von der Zufammen- 
Erzengungstoften des Getreides (f. dieſes) find irr- | ſetzung ausgehen oder vom Erfolg im Feld- 
"tümlich, meil die Dünger-Beranjhlagungen ver- | bau oder vom Verfahren für Beftimmung 
ölte find, alle Rentabilitäts-Rehnungen in der der fänfliden Dungmittel (Naturprodufte 
Sandwirthichaft find nicht überzeugend, weil die | und Trabrifate) find Falk und müffen zu Ber- 
rundlage, die Dungwerth-Tzeftitellung, eine un- | irrungen bedenflicher Art führen. Am ſchlimmſten 
richtige iſt. | und unbegreiflichften ift die vom Frhr. v. d. Golg 
Am gebräuchlichften ift noch immer das Ber= | geftellte Forderung, den Preis des Stalldüngers 
fahren, den Preisſatz für jelbft erzeugten Dünger nah dem Beruguano zu beftimmen. Chile 
aa den Grundſätzen zu bejtimmen, welche man | und Peru haben vor Kurzem einen heftigen Krieg 
eim Ankauf für Handelsdünger anmendet; | geführt, viel Geld verbraudt und in Folge deſſen 
hierzu wird mit Mecht die Garantie für den Ge- | den Preis für den Peruguano möglichft hoch getrie- 
haft verlangt, mit Recht die chem iſche Zuſam- | ben; nad) v. d. Golg müßten alle unſere Landwirthe 
menjegung berüdfichtigt, mit Recht nach der | für den von ihnen erzeugten Stalldünger dieje 
Birkung gefragt. Nieniand wird Dungmittel | Preisfteigerung mitmachen; eine unfinnigere For- 
fzufen, von welchen er feinen Erfolg ſich ver« | derung lann es nicht geben; aus feinem anderen 
Iorehen Tann und Jeder kauft mit Mecht, jo lange Erwerbögeihäft wird man einer ähnlichen Ber 
er jeine Rechnung dabei findet und unterläßt den | irrung im Rechenweſen begegnen. Ein Theil 
Ankauf, wenn ıdas nicht der Fall if. Es muß der Landwirthe verfährt an ſich logischer, aber 
aber ala ein jehr verhängnißvoller Jrrthum be» doch auch nicht der Sache angemefjen; das find 
ichnet werden, daß man dieje jelbftverftändfichen | die, weiche den Düngerpreis nah dem Unter 
en auch auf das eigene Erzeugniß en TB in Debet und Kredit der Bieh- 
tragen bat, ein Irrthum, welcher bewirkt, daß die) rechnung beftimmen wollen; fie fagen ſich, der 
Lanbm.»Konverf.-Berifon. Epeglal-Eupplement. 20 








AR 


; 





Er 











306 Düngerwertb. 

Dünger ift das Erzeugnii des Biches, welches | über, ob der richtige Anjag gefunden wurde, Darf 
als Nebengewinn um jo billiger wird, je mehr man nur in richtig angelegten Bich- umd 
die Haupterzeugnifje Geld einbringen. Mit diejer | Grundftüde-Konten den Preisjag erhöben und er- 
Anjhauung kann man aber dahin kommen, daß | niedrigen; jowie fich zeigt, daß eine Art diejer 
zwei neben einander ftehende Muttertbiere in ganz | Konten mit dem geänderten oder mit dem vom 
gleicher Haltung, von welden das eine ein jehr | Anfang an gewählten Satze zu günftige und Die 
werthvolles, das andere ein werthlofes Junge zur | andere Art zu ungünftige Ergebnifje zeigt, kann 


Welt bringt, jenes einen koftenlojen und diefes | 
einen jehr theuren Dünger erzeugt; bei ſehr 
milchreichen Kühen Tann, wenn die Mild hoben 
Preis hat, der Koftenbetrag durch die Mil allein | 
gededt werden und felbft Ueberichuß bleiben, beim 
Jungvieh wird ftet3 der Dünger, nach diejer Me- 
thode berechnet, jehr hoch im Preije ſich ftellen und 
doc ift der Dünger des Jungviehes kaum halb jo 
ehaltvoll wie der ber ‚ weldier im obigen 

{fe toftenlos erzeugt wäre. 

Bon den Methoden, den Dünger gegen die 
Streu zu rechnen oder von ähnli Gegen- 
rehnungen, kann gar nicht die Rede jein, wenn 
man genau verfahren will; der Dünger muf 
u 
often der Biehhaltung oder der Kojten 
der Futter- und Streumittel in Red» 
nung geftellt werden und diejer Pro— 
zentſatz ift jo zu bejtimmen, daß Ader- 
bau und Viehzucht dabei beftehen können. 
Einen anderen Reg fann es nicht geben; nur | 
auf diefem Wege ift es möglih, jichere Bieh- 
Konti und jihere Grundftüde-Konti an- 








rag 


eranjchla 
N ah, find im I. Band alle zur | 
des Stalldüngers vorgeichlagenen 


wartenden ngermengen (Düngergewinn), bie | 
Bufammenjegung, Beſchaffenheit und Berwendung , 
der Miftarten, die Streumittel und Streufurrogate, | 
die Behandlung des Miftes im Stall und auf der 
Dungftätte find in den folgenden Paragraphen er- | 
wähnt und fchließlich ift in dem $ 19 das Erfor- 
derliche über die Berehnung des ijes ab Stall 
und ab Dumgftätte gebracht worden. Als Aus- 

ngspunft dienen die Koften des Futters, 

er Streu- und der Desinfektionsmittel 
und zwar find für erftere die rn 18 bei 
Bugthieren, 25 bei Milchfühen, bei Maft-Rin- 
dern und Maft-Schafen, 15 bei Jungvieh, 20 bei | 
Edjweinen im Allgemeinen und 25 bei Majt- 

weinen. 

Dieje Säge wurden aus dem Grunde jchliehlich 
gewählt, weil damit jowohl die Bich- als bie 
Grundftüde-Konti befriedigende Ergebniffe bringen. | 
Aderbau und Biehzucht bedingen und ſtützen fich | 

enfeitig; der Preis für den jelbft erzeugten | 
Dünger muß ftet3 jo normirt jein, daß weder der | 








Aderbau, noch die Viehzucht begünftigt oder be- | beitimmten 


nachtheiligt wird. Im alle des Zweifeis dar- | 


einem bejtimmten Prozentſatz der! 


Gutes zu führen ift und wie man bie 


anſchlagung eines mittleren Gutes — 150 ha 


man wiſſen, daß der Anſatz falich ift und durch 
Abänderung bald den richtigeren finden. Das 
wirb allgemein am beften mit obigen P 

der Tall jein. Wer nicht mit Prozen rech · 
nen will, kann einfach von vornherein einen be— 
ſtimmten Geldbetrag annehmen, 40 — 50 — 60 — 
70 — 80 Pf. und mehr für 100 kg Stallbünger, 
je nad) Gegend, und durch ähnliches Berfahren 
prüfen, ob der gewählte Sag der Anforderung für 
Viehzucht oder Viehhaltung und NAderbau gleich 
günjtig zu jein, entipricht, oder nicht. Alle an- 
deren Methoden der Preisbeftimmung müflen als 
unnatürliche verworfen werden. 

Obige Prozentjäge gelten zunäcft für die Ge- 
jammtmenge des Düngerd (Mift und Jauche), 
gegenüber der Geſammtmenge des Futters, der Streu- 
und ber Futtermittel; fie bedeuten die 
für dad Dung-Konto, wenn ein jol geführt 
wird, und die Sutichrift für Dünger im Bieh-Konto 
abernurdenStallpreis, mit weldhem ſonſt allent- 


halben auch für das Feld gerechnet wird, während 


beim richtigen Berfahren alle zwiichen Stall und 
Feld entitehenden Mehr 
nen find. Da das in der 


wird und jedenfall auch 


Koften der Düngung entftehenden Gtrei 
lafjen fich nur dann mit höchfter Wahricheinlichkei 
für die Richtigkeit der Rechnung löjen, wenn man 
von gut angelegten Bich-Konten ausgeht oder 
mindeftens die Futter koſten auch bezüglich der 
jelbft erzeugten Futtermittel genau genug ermittelt 
hat und dazu richtig angelegte Dünger-Konti 
führt. Unter Veranſchlagung wird gezeigt, mad) 
welchen Grundfägen die gejammte Rechnung eines 
koſten 
für Spannarbeit und Erzeugniſſe finden kann; an 
diejer Stelle find nur die Dünger-Konti zu zeicdh 
nen. Im Band III des erwähnten Werkes von 
Blod»-Birnbaum findet ſich die gelammte Ver— 
mit mittleren Berhältniffen in Mittefdeutichland 
für die Zeit zwiichen 1860 und 1870, aber ala 
Betrieb mit zeitlich und örtlich höchſter 
und mit reichjter Kapitalverwenbung Die- 
jem Beijpiel werden die nachfolgenden — nur zur 
Erläuterung des Geſagten umd zur Berg 

t — Berechnungen entnommen. 

Ungelegt find a) ein Konto für gelauften 


Düngerwerth. 


Dünger aller Art, b) ein Konto für Stall— 
bünger (Mijt und Jauche), ce) ein Konto für! 
Kompoft. Dieje dreifache Anlage war nothwen— 
dig, um alle Bergleihungen und Prüfungen machen 
zu lönnen; fie ift entbehrlid), wenn ein Landwirth 
auf ſolche Unterjuchungen feinen Werth legt und | 
auch nicht bejondere Konti für die einzelnen Grund- 
ftüde führt, aljo darauf verzichtet, zu erfahren, wie | 
der Anbau auf den einzelnen Feldern und in den 
verichiedenen Fruchtfolgen lohnt. Wer nur ein | 
Feid Konto führt und empfiehlt, wird jelbjtver- | 
ſtändlich auch nur ein Konto für Dünger führen: 


51,6 t Handelsdünger verſchiedener Art, 
17,2 t Zumiſchung (Jauche, Mijtbeet-KRompofterde) 
Be 


35 Tage Spannarbeit (ohne Ausfuhr auf das Feld, welches direft belaftet wird) 
dandarbeit gl 


(deögl.) 
Aufſicht, Briefwechjel u. j. w., Fracht, Miethe von 
Boden- und Scheunenraum zur Lagerung 


Die Bermehruug an Material ift 17,2 t, nad | 


Wzug der Verluſte durch Lagern, Transport, Ber- | 


dunſtung, Sieben des Materials u. ſ. w. (10%, 
= 6,88 t) nur 10,032 t; die gefammten Unkoſten 
betragen mit denen für die ———— 870,06 Marl 
öder für 1 t gekauften Dünger 16,86 Mark, ohne 
das Material zur Zumifhung aber nur 622,71 
art, aljo pro t 12,08 Mark. Im Kredit wird 
der Eintaufäpreis plus Zufhlag nad) Maßgabe 
dieier Säte für alle verwendeten Mengen bered)- | 
net; e8 ijt angenommen, daß der Aufichlag über 
den Eintaufspreis nach Maßgabe des Werthes 


pro t 
für Gyps, Ajche, Kalk, Kalijalz Nr. II nur 14 Mt. 
„ Katijalz I, Holzajche, Knochenmehl rund 20 „ 
„ Guano, Superphosphate u. dgl. A = 

rum 


kin ſoll. 

Die verbleibende Gewichtsvermehrung pro t des 
gekauften Düngers ift 0,2 t, der Aufichlag pro t 
m Durchſchnitt 16,86 Mark oder 27,189, des 
Eintaufspreiies. Man kann jagen, daß fich die 
Koften des Einkaufs bei 4 er Behandlung der 
fäuflihen Dünger bis ab K (nicht Toto Feld), 
re nad Werth der Düngerart, um 10 bis 40%, 
des Werthes erhöhen. Die Koften des Ausfahrens 
auf das Feld und die des Ausſtreuens find pro t 
nit wejentlih von denen für Mift und Jauche 
verihieden, aljo hier nicht bejonders zu berechnen 
aethwendi 


V. Dos Konto für den Stalldbünger. 
Dieſes erhält den Dünger a) von 18 Pferden, von 
weichen 14 gewöhnliche Spannpferde jind und nad) 
den oben angegebenen Anjägen (18 9, Futtertoften 
und Koften für Streu- und Desinfeltionsmirtel) 
den Dünger zu 1057,68 Mark liefern; 2 Pferde 
größeren Schlags und ftärfer gefüttert dienen der 
Brauerei, eines dient der Milchwirthichaft und eines 
der Berwaltung (Ndminijtration). 

Die Anfäge find nach Mafgabe des im Stall 
gewonnenen Düngers: 








307 


und empfehlen und kann jelbjt dahin fommen, gar 
feine bejondere Düngerverechnung als nothwendig 
zu erachten, jondern fih mit Negiftern zu be— 
gnügen. Eines paßt fid nicht für Alle; deffen muß 
man fich in der Landwirthichaft ftets bewußt blei- 
ben und deshalb fann nicht Jeder eine fomplizirte 
Buchführung gebrauchen. Wer aber über Renta- 
bilitätäfragen enticheiden will, der muß eine ganz 
genaue Rechnung führen und kann nicht genug zu 
diejer jpezialifiren. 

IV. Das Konto für Handelsdünger In 
diejem find als Debet-Poſten gebucht: 


zufammen mit Markt 3163,80 











" „ 247,35 
“ e 140,00 
J 247,00 

Maſchinen und Geräthen und 
” ” 235,71 
4033,86 
Dünger Mark 
1 am 95t an Adm.Konto 78,44 
erde 19,5 t „ Brauerei-Konto 197,45 
14 „ 130t „ Spannvieh-ftto. 1057,68 
1 Pferd 40% „ Mildiw.-Konto 30,00 
156,0 t Mark 1363,57 


Es foftet demnad der Dünger a) der Pferde im 
Durchſchnitt pro Stüd 75,76, pro t 8,74 M 
der niedrigfte Preis pro Pferd ift 30, der hö 


‚98,72 Marl, der niedrigfte pro t 7,5, der höchite 


10,12 Mark; b) von 36 jchweren Milchlühen, 684t 
zu 4544 Marl, d. i. pro t 6,64 und pro Gtüd 
126,22 Markt; c) von durchſchnittlich 75 großen 
Maftichweinen 137,5 t zu 2644,64 Marl, d. i. pro 
t 19,23 und pro Stüd 33,78 Marl. Die Dung- 
jtätte aber wird im Ganzen belaftet mit 977,5 t 
Mift und Jauche zu 8551,66 Mark, d. i. pro t 
rund 8,75 Marl. Stödhardt hatte feiner Zeit 
gerechnet (ohne Streumittel und Desinfektion) 


für Er⸗ für zuſammen 
fremente auche alſo 
für Pferde 7,5 t zu 60 ME, Mt, 90 Mt. 
„ Kühe 14,0t „ „54 „ 14 „ 
„ Schweinelst „105, 3 „135, 


Rechnet man dazu die Streu, jo erhält man für 
Mart Mart 


das Pferd 8,96 t zu 119,20; It = 12 
die Kuh 15,82 t „ 150,50; ; 
das Schwein 2,41 t „ 31,75; 1t = 130 
Mit der Annahme, daß auf eine Dungjtätte 
80%, Kub-, 15%, Pierde- und 5%, Scmeine- 
mift fommen, würde fich mit dieſen Anjä en der 
Durhichnittspreis für 1 t gemifchten wit (und 
Sauce) zu 10 Mark berechnen, mit obiger Ber- 
theilung von Pferd, Kuh und Schwein aber zu 
10,57 Mark, alfo höher. Die etwa der gleichen 
Beit entiprechenden Säbe find bei Stödhardt über- 
haupt höher und höher bei Pferden und Kühen, 
aber niedriger bei Schweinen, auch wenn man den 
Anſatz entiprechend für Maftichweine erhöhen wollte; 
fie waren bei Stödhardt nad) der chemifchen Zu- 
20* 


308 Düngerwertd — 


—— 


Düngungstfoften. 


reg und nad dem Handelswerth der | malmift und Jauche auf 17 Mar, die Jauche allein 


eitandtheile entjtanden. 
Das Debet des Kontos zeigt ald fernere Po- 
ften noch: 


40 t hie 
7,6t Handelsdünger : 
(Preis ab Dunglonto f. Handelsd.) 
22,0t Graben- u. j. w. Erbe 44,00 
69,6% Zumiſchungen 688,00 
d» und Spannarbeit, Aufficht, Miethe 
Geräthe u. Dungftätte (Unterhaltung) = 551,89 
1239,89 

Da der Hofdünger mit zu der Maffe — 
werden lann, ſo blieben noch 839,89 Mark für 
977,5 + 40 = 1017,5 t Dünger, d. i. pro t 
eine Koftenvermehrung um rund 83 Pig. ; es koftet 
mit diejer Vermehrung 1 t ald Ganzes 8,80 Marl; 
mit dem Handelsdünger u. ſ. w. aber koften 1047,1 t 
ujammen 9599,66 Mark, alfo koftet 1 t 9,17 
Part und mit den fonftigen Untoften giebt es 
ujammen 10,151,55 Marf, aljo für 1 t als Ko- 

rund 9,70 Mar. 

Die abführbare Menge ift: 

261,7 t Jauche (vermehrt durch Güllenbereitung) 

50,5 t verrotteter und ganz friicher Mift 
715,0 t normaler Mift 
1027,2 t 

von 977,5 t Stallbünger 

40,0 t Hofbünger 
29,6 t Zumiſchung zur Berbefierung 
1047,1 t 

Als wirklicher Gewichtöverluft find bei der als 
vorzüglich gedachten Behandlung nur 20 t ange 
nommen worden, für den Stallbünger berechnet 
nur wenig über 2%,, mit Zurechnung des Hof- 
büngers nicht gung 2 ,. 

Das gejammte Debet ift 10,151,55 Mark, ab» 
KH werden 1027,2 t; es foftet ab Dungitätte 
einjchließlich der Verbefferung, bezw. Bervollitän- 
digung durch Handelsdünger (Kaliſalz und rohe 
Kuocheniplitter) und der Ueberftreu von Erde und 
Gyps zum Schug vor Berluften 1 t Mift und 

uche etwas über 9,88 Mark, alſo 1,13 Mart 

ber Stallpreis (über 13 %/,). Der Preis ab Stall 
zum Preis ab Dungftätte ift vorliegend = 875 : 988. 

Als Anſätze für den Dünger ab Dung- 
ftätte wurden aber gewählt: 

15 Mark für eine Tonne verrotteten Mift, 11 
Mark für normalen (mürben) Mift, 10 Mark für 
friſchen Pferdemift an die Gärten, 20 Mark für 
Schweinemift an die Gärten und 6 Mark für 

de. Das Berhältnii diejer zum normalen Mift 

6:11. Am Rhein handelt man da, wo Mift 
und Jauche für die Weinberge hoch begehrt find, 
beide im Berhältniß wie 9 : 5, aljo Jauche zu Mift 
— 5:9, anderwärts fünnen die Verhältnißzahlen 
bis zu 100 :25 herabgehen. Es kann wicht ſchwer 
fallen, wenn der Saß für die Gefammtmenge des 
Stalldüngers befannt ift, die richtigen Säße für 
Miſt und Sauce zu finden. Für vorliegendes 
Konto famen 2 Tonnen des Gemiſches aus Nor- 


zu Markt 
400,00 











fam davon zu faft 35,3%/,, der Mift aljo zur 
64,7 9/, der Geſammtkoſten. Abgeführt oder dem 
Konto gutgeichrieben werben im Ganzen für Jauche 
1570,2 Mark, d. i. nur rund 15,5%, der ge 
jammten Gutſchrift. Dieſe ergiebt aljo für 





Mart Mart 
261,7 t Jauche zuſ. 15702 = 6 pro t 
765,5 Wit „ 1,35 = 11,21 „ t 
10,127,2 t Dünger zuj.10,151,55 = 9,88pro t 


VI Das Konto für Kompoftdünger. Für 
diefen wurde im Band I, $ 23 des genannten 
Werkes eine 5 Rechnung gegeben; das 
wirflihe Konto findet fih in Band IL. Auch 
hierfür wird angenommen, daß das Ge 
lih mit allen wichtigen Näbrftoffen fein 
muß. Das Debet des Kontos hat ala 
für 102 t Werth und 399,05 t verwenbetes 
terial, zufammen 501,05 t, den Geldbetrag von 
2651,20 Mark, im Durchſchnitt pro t 5,29 Mark 
und als Unkoſten für Hand- und Spannarbeit 
(464,80 und 152,0 Mark), für Aufficht, 
en und Plagmiethe (48 Mart), zujammen 739,44 

ar, für 1 t des Materials ge 1,95 Mark. 

Berwendet find 10 t Handelsdünger, 176 & 
und Erde, 41 t Laub», Blatt-, Brauerei-, 
und 17 t Haushaltsabfall. Am Jahresende ver» 
blieben 124,816 t halbreifer und reifer Kompoft 
‚und werben 295,744 t an die Grumdftüdie ver 
theilt. Der auf diefe Weife gewonnene Kompo 
fann al3 vollftändiger Dünger betrachtet w 
Es ſtellt fich die t reifer Romport „au IMart, ba 
R 4 Mark, unreifer zu 2 Mark und befonbers 

r Zumiſchung unter Handelsdünger ausgefiebte 
8 15 Mark; für das Federvieh werben 12 

urmerde gewonnen und wieder verwendet. Das 
gefammnie Erzeugnif mit verbleibendem Vorrath ft 

20,56 t, der Berluft an Maſſe etwa 16%, ober 
80,5 t von 501,05 t. Gut gefertigter Kompoft 
lann nie wejentlich billiger als Stallmift 
werden; er jtellt fich vorliegenden Falls im 
zu dieſem wie 9:11, fait 82%, des Preiſes be 
Stalldüngers, wobei beide Düngerarten durch 
Behandlung als ganz vollftändige Dünger zu Be 
trachten find. ri 

Die gezeichneten 3 Konti laffen auf alle bezüg- 
lich der often der Düngung erörterten Fragen 
ziemlich fichere Antworten geben. 

Düngungstoiten. Als Beifpiele, wie bezüglich 
der Kojten der Düngung zu rechnen und zu ent 
icheiden ift, jollen nun die folgenden 

.. und joweit möglich beantwortet $ 

A. Wie ftellen ji die Koften der Stall» 
mift- und Kompoft - Düngung zu eim- 
ander? 

Eine jtarfe Miftdüngung von 40 t pro ha wird 
mindejtens für 3 Jahre gegeben und wirkt 
noch etwas im vierten Jahre, ber 
größtentheils im zweiten Jahre ſchon faft 
‚und wirft wenigftens fitr das dritte Jahr nur no 
wenig, für das vierte gar nicht mehr; um bem 
wie gezeigt worden ift bereiteten S befter 















Düngungstoften. 309 


Art zu entiprechen, muß man von dem ebenfalld | Düngungen ab Hof 40 X 11 = 440 Mark und 
wftend bereiteten ze mindeftens 50 t gegen | 50 X 9 = 450 Mar; e3 vertheilen fich aber dieſe 
vt Stallmift jtellen. Es often aljo die beiden | Düngungen auf die einzelnen Jahre wie folgt: 


auf das erfte Jahr Stallmift mit 40 '/, = 176 Mark, Kompoft mit 60 270 Mart 
zweite ” " ” 30 ” = 132 ” ” ” ” = 135 ” 
I dritte „ 5 DD, = 8 „ " „2,.„= 4 „ 
M vierte " " " 10 „ = 44 Z ” ” 0 „ = ” 
100%, = 440 Marl, Kompojt mit 100%, = 450 Mark 


Die Kompoftdüngung ift für das erfte Jahr be» | nach weiter reicht und befjer lockert, aber auch 
kulend theurer als die Miftbüngung, darf aljo | medz Koften zum Ausfahren verurjacht, der auf 
zur zu den Pflanzen verwendet werden, welche den | der Dungftätte gereifte Miſt dagegen gehaltvoller 

bezahlen lönnen; im zweiten Jahr find | und brauchbarer für alle Pflanzen und Bobden- 
die gleih, im dritten Jahr ift die Kom- | arten und für alle Zwecke der Kultur ift, jo kann 
billiger und im vierten Jahre diefe nur auf Grund vergleichender, ſehr genau anzu— 
mehr vorhanden; der Kompoft bringt die  ftellender Berfuche ein ſicheres Urtheil darüber, 

Maslage raicher wieder, hält aber nicht jo lange | welches Verfahren das befte ift, gefällt werden. 
Br; er erfordert ferner um 25%, mehr Aufwand | Vom friihen Dünger find 977,5 t zu 8,75 Mark 
Ar das Ausfahren auf das Grundftüd. abzufahren, auszuftreuen und unterzubringen, von 
Do obige Prozentjäge für die Wirkung der |der Dungjtätte weg nur 876,0 t zu 14,82 Marl. 
ngerarten auch anders gewählt werden, iſt be» Rechnet man, daß täglich 3 Fuder von einem Ge— 
sunt; leider fehlt es auch hierüber noch an ent- |jpann ausgefahren werden fünnen, jo find im er» 
andenden unb richtig angeftellten Berfuchen ; | ften Falle 12,5 Spanntage mehr zu rechnen. Die 
8 fommt dabei viel auf die in die erfte | Koften des Spanntages find für die betreffende 
geitellte Pflanze — Blatt-, Fangen: Had- | Wirthihaft 4 Mark, zufammen 50 Mar. 
aa — und auf den Boden an. Bei dicht ber) C. Wie viel Eoftet die Düngung bei 
Mattenden Blattpflanzen kann man auf die erfte Lagerung im Stall? 
it bei Stallmift vielleicht nur 30 bis 34%, Much für diefe läßt fich eine ganz genaue Ver— 

m, bei Halmfrucht in erfter Tracht muß man | gleichung nicht geben, da die Beichaffenheit des 

) bis 50%, annehmen. Düngers im Stall und die auf der Dungjtätte nicht 

B. Bie ftellen fich die Koften der Dün- — genug ermittelt werden können und beim 
gung bei täglicher Ausfuhr des Miſtes? Reifenlaſſen im Stall auch der Einfluß auf das 
Nah dem Düngerfonto ift für den re Vieh mit berüdfichtigt werden muß, ein Einfluß, 
SEtaldünger (Mift und Jauche) ab Stall für täg- | welcher fich nicht mit Zahlen theoretijch berechnen 
fe Ausfuhr 977,5 t zu 8551,66 Marl, für 1 läßt. Bei dem Reifenlaffen im Stall find alle 

So 8,75 Mark zu rechnen; der Dünger it dann | Verbefjerungsmittel, wie jie für die Lagerung auf 
au gehaltlofeften, reicht am meiteften und koſtet die Dungftätte angegeben worden find, ebenfalls 
ham meiften für Abfuhr, Ausbreiten und Un- | anzuwenden, alfo zu rechnen 977,5 t Düngermenge 
Ab Dungftätte nach Lagerung giebt | zu 8551,66 Marf und 69,6 t Zumiſchung zu 6 
Behandlung und Vermehrung 1027,2 | Mark, zufammen 1047,1t zu 9239,66 Markt. In 
4 Mart, alto 1 t zu 9,88 Mark im | Wegfall fommt die Musgabe für die Dungftätte, 

(Mift normal zu 11 und Jauche zu | für die dafür gerechnete bejondere Aufjicht, für 
) —* aber von den verbeſſernden Geräthſchaftenmiethe und zum Theil die Hand- und 
Deipaten, welche im erften all direft auf das | Spannarbeit, in Burehnung tommt der Mehrbe- 
F zu bringen wären, jomweit es Handelsdünger | trag für die rg Ar Einrihtung, da eine 

ad Desinfeftionsmittel find, ab, dann erhält man | Stallung, wenn der Mift darin lagern foll, be» 
& Dungftätte den Mift nur mit Verluft und ver- | deutend 331 und mehr Unterhaltung 





















ehrt um die Koſten der Dungſtätten- und Ges erfordert. In 8 17 des erwähnten Block-Birn— 
SitheUnterhaltung, der Aufficht, der Hand» und! baum’ichen Werkes (Band I) iſt nachgewiejen wor- 
Epannarbeit, zufammen etwa um 400 Marf. den, daß das Liegenlaffen und Verbefferen des 
Rad Heiden kaun der Verluft wöchentlich 1,3 Y, | Miftes im Stall die Koften um 10 bis 30, aljo 
Win, wenn fein Schußmaterial verwendet wird; | ducchichnittli um 20 %, erhöht; nimmt man die- 
ni 8 Wochen find 10,4%, verloren gegangen, |jen Sat an, jo erhält man als Koften 8551,66 
Mo nur noch 876 t vorhanden. für den Dünger und 1710,33 Markt Zurehnun 
Es wurden ausgefahren ab Stall frifh 997,5 t | zufammen 10,261,99 Marl. An Mehrgewinn — 
8,75 Mark pro t; c8 werben andererſeits aus | da für die Dungſtätte ebenfalls alles Erforderliche 
ehten ab Dungftätte nach 8 Wochen 876 t zu zur Berbefferung und Erhaltung als dag ge: 
12.551,66 Mark, d. i. 14,32 Mark pro t. Die | dacht wird, wenig mehr anzunehmen, v dag nicht, 
a auf der Dungftätte find gegen die bei | wie dort gerechnet war, mit dem Miichungsmaterial 
usfuhr vom Stall aus pro t um 1,6 fach | etwa 20 t, fondern nur noch vielleicht 10 # ver- 
RT. loren gehen und demnach im Ganzen etwa 10 t 
aber der frijche Dünger zwar dem Volumen | mehr zu rechnen find. Nimmt man aber an, daß 


310 Düngungstoften 


weder auf der Dungftätte, noch im Stall Zumifch- | 
ungen außer ſolchen für Desinfeltionsmittel ftatt- 
finden, jo würde allerdings zu Gunften des Miftes 
im Stall eine bedeutende Mehrabfuhr zu rechnen 
fein. Mit obigem Anjap berechnete fi 1 + der 
Mafje ab Stall zu 11,04 Mark gegen durchichnitt- 
lich 9,88 Marl ab gl get d. i. etwa ein um 
12 v/. erhöhter Preis. Ob die Beichaffenheit auch 
um 12°, böher anzunehmen ift oder dieſe nebit 
der Mehrabfuhr den Werth diefer 12, ausglei- 
hen kann, läßt fich nur auf Grund gegebener er- 
hältniſſe fejtitellen. 

D. Die Düngungstkoften ohne oder mit 
nur wenig Stalldünger. 

Die in der legten Zeit jo viel erdrterte Frage 
bezüglich de3 Düngungsiyftems mit Eriparung des | 
„Loftipieligen* Stalldüngers durch Anwendung von 
Sründüngung und Handelsdünger läßt ſich nur 
dann rechneriich enticheiden, wenn ganz genau alle 
dazu gehörenden Boten berechnet werden fönnen, | 
alſo auch die für den Gründünger und für die ver- | 
mehrte Bearbeitung u. j. w., jowie wenn ganz 
genau die beiderjeit3 angemwendeten Fruchtfolgen 

egen einander gejtellt werden und alle fonit ein- 
Auhreichen Momente ihre gebührende Berüdfich- | 
tigung finden. Eine Berechnung der Art ift ein 
jehr mühjeliges Stüd Arbeit, wenn fie überzeu- | 


40 t Stallmift zu 9,40 Marl 





— Eierhandel. 


gend entworfen werben joll und liegt deshalb auch 
noch nicht vor. Alle bisher gebrachten Angaben 
über viehloſe Wirthihaft und über Düngungen 
ohne oder mit nur wenig Stalldünger find mehr 
mit Muthmaßungen als mit genauen Berechnungen 
vergleichender Art und jelbjt nicht einmal mit rich- 
tigen Nuszügen aus gut geführten Büchern ge- 
geben worden. An diefer Stelle fann nur von 
den Koften der Düngung die Rede jein und iſt 
deshalb zu verfuchen, ob es möglich ift, eine 
Rechnung der Art aufftellen zu können. Es fann 
dazu zunächſt ala Anhalt die von Drechäler Friti- 
firte Fruchtfolge gewählt werden. Nach dieler (f. 
unter Düngerlehre) wurde von Schulg-Lupis im 
8 Jahren nur eine Miftdüngung (zu Ka In) 
gegeben und jelbft dieje nur ſchwächer ala jonft, 
während man in der Regel mindeftens zwei ftarfe 
Miftdüngungen und etwas Beigabe von Super- 
phosphat für 8 Jahre geben würde. Man kann 
demnach neben einander ftellen: 

a) nah dem Syſtem Lupitz eine halbe Mift- 
düngung, aber ohne Zumiſchung von Handels 
dünger zu diejer, da folcher reichlich direft gegeben 
wird, Kainit, Superphosphat, Knochenmehl und 
Gründünger, zu berechnen nad) den unter Dün- 
gerwerth und hier gegebenen Anjägen mit: 


suiammen Mart 


® ’ 


2,4t Rainit, ab Hof mit allen Unkoften zu 40 Marl 96,00 
0,4t Superphosphat, desgl. 186 „ 74,40 
0,4 Knochenmehl, roh, desgl. mindeitens 160 Mark 64,00 


Im Ganzen 610,40 


Die Gründüngung ; für das erwähnte Gut, aus welchem die Beifpiele für die Rechnung 
entnommen find, ftellt fich der Betrag der Koften für die Gründüngung, welche 
in einem Schlag gegeben wird, unter genauer Berrehmung von Bobdenzins, 
Dünger (Guano), Arbeit, Saatgut u. j. w. bei Anwendung nad) Weizen zu 


Gunsten der nachfolgenden Gerſte auf 105 


Hall zu Roggen zweimal diefe Düngung zu rechnen ift, jo macht das 


Mark pro ha; da für vorliegenden 
210,00 


die gefammte Düngung für 8 ha foftet 820,40 
b) nad gewöhnlidgem®Berfahren der Miftdüngung mit 2 X 40 = 80 t, aber 
ohne weitere Beidüngungen, da die Behandlung des Miftes der Art angenommen 


ift, dab alles Fehlende (Kalt, Phosphat, 


Es iſt aljo hierfür eine Mehrausgabe von 59,60 
Mark oder 7,45 Mark pro ha zu verzeichnen, 
ein Aufwand, welchen ficher Jeder gegenüber der 
günftigeren Wirkung des Stallmiftes auf die Krume 
gerne machen würde, 

Wie fi a) und b) in Wirflichleit in Lupitz be- 
rechnen lafjen, kann nicht mitgetheilt werden, da 
jeder Anhalt dazu fehlt. Kiepert-Marienfelde 


hat fi in einem Vortrag im Klub der Landwirthe in | 


Berlin fiir ziemlich ähnliche Verhältniffe die Selbft- 


Kali) gegeben wird, ift zu rechnen 
80 x 11 Mart = 880,00 


| Wie hoch fich aber für a) die Koften für Kaimit, 
 Superphosphat, Knochenmehl und Gründüngungen 
in Wirklichkeit berechnen, ift nicht befannt. Bevor 
nicht ganz genaue Nachweiſe aus gut geführten 
Büchern über die Koften der Stall- und der Kunft- 
büngung mit Handelsdünger und Gründbünger 
vorliegen, kann nicht darüber entichieden werden, 


‚ob es empfehlenswerth ift, das Bich auf das 


Spannvieh zu reduziren. Die Landwirthe wer— 
den gut daran thun, vorderhand das Vieh micht 





koften für Stallmift von Kühen zu 6,6 Mark 
ro t berechnet; es würde aljo mit diefem Satz 
ür b) zu rechnen fein 
8,75 : 11,00 = 6,60 : x; 
x = rund 8,30 Mt. u. 80 X 8,30 


— 


664,00 Mt. 


abzujchaffen. 
Eruador, j. Amerika. 
Edelmetall, j. Bimetallismus. 
Eihenihälwald, j. Waldwirthſchaft. 
Gierhandel, Unter den gegenwärtigen Berbält- 


‚niffen, im welcden der Eierverfauf bei dem ſtart 
ı entwidelten Handel immer vortheilhafter wird und 
284,00 ME. der Berbraud an Eiern durch die Anduftrie (Ei— 


für a) 
8,75 :9,40 = 6,60 : x; 
x — rund 7,10ME. u. 40 X 7,10 


| - 


Eierhandel. 311 


gelb oder Eiweiß zur Handſchuh⸗Fabrilation, Her⸗ bedeutend geringere Zahl des Geflügels, jo müßte 
#ellung photographiiher Papiere, Uppretur von doc jedenfalls eine bedeutende Ausfuhr möglich 
Geweben) und zum Verzehr immer mehr wãchſt, ſein, zumal wir nicht 100 Stück pro Kopf ver- 
muß die Erzeugung von Eiern auch immer vor» | brauchen. Fir Berlin wurde in den ſiebziger 
tbeilhafter fich geitalten lafjen. (Bgl. Geflügel», | Jahren der Verbrauch zu 77 Mill. Stüd (nur Y,® 
sucht.) Unter diefen Berhältniffen hat es für den | ausdem Inland!) angegeben, d. i. aljo kaum 60 Stüd 
Landwirth großen Werth, Kenntniß von dem Eier- | auf den Kopf, eine neuere Angabe für 1. Mai 
dandel zu haben, und zu willen, wie jet da, two | 1886 bis 1. Mai 1887 giebt 3,455,150 Schod zu 


diefer beionders lebhaft entwidelt ift, der Verkauf 
bewirkt wird. 


Eine zwedmäßige u über die Größe des 


Beftandes an Federvieh giebt es leider nicht; 
zit der letzten Viehzählung war bei uns eine Er- 
bebung über das Geflügel nicht verbunden. In 
Großbritannien hat man für 1883 eine ſolche vor- 
genommen; die Mittheilung darüber lautet, daß 
man in England 16,061,012 Stüd und in Ir— 
land 12,746,048 Stüd, zuſammen aljo 28,807,060 
Stüf gezählt hat. Da die Königreiche in Europa 
etwa 35 Mill. Einwohner haben, jo fommen auf 
ten Kopf nicht gan 0,82 Stüd Geflügel. 

Frankreich fol über 60 Mill. Hühner haben, 
xiien Ausfuhr an Eiern an oder über 700 Mill. 
Sthl fein, die von Stalien 456 Mill., die von 
Rußland 140 Mill., die von Dänemark an 30 
Rill., die von Defterreich-Ungarn an 100,000 &tr.; 
die Einfuhr in England wurde für 1855 zu 100 
Nill., die vor mehreren Jahren zu über 700 Mill. 
Stüd angegeben und ift jet über 1000 Mill. Stüd, 
wofür bis 50 Mil. Mark an das Ausland be» 
sahlt werden. Deutichland bedarf bedeutender Ein- 
tube für viele Millionen Mark und könnte eine 
vielfach größere Ausfuhr haben. Es liegt hierfür 
ane interefjante Berechnung vor, welche zum min 
deiten beweift, daß die —— bei uns eine 
ehr viel —— fein lann an rechnet als 
derbrauch 3600 Mill. Stück und als gebotene Ein- 
hr zum Verbrauch über 300 Mill. Stüd. Die 
Niederlande brauchen an 60 Mill. Stüd, Belgien 
führt bis 100 Mill. Stüf aus. Aus Niederbayern 
mit 6700 qkm fläche wurde feiner Zeit berichtet, 
dat dort bei einem Berbrauh von 73 Eiern pro 
Kopf im Jahr, zufammen 78,603,181 Stüd, und 
noch 26,200 Kiften zu 1560 Stüd, alio 41,808,000 
Eier zur Ausfuhr fommen; es wurden aljo im 
Ganzen 120,211,000 Eier erzeugt oder auf 1 qkm 
18,000, auf 1 ha 180 Stüd, es wird angegeben, 
Sch dazu 2,24 Leghennen (zu nur 80 Stüd im 
Durhihnitt, der denkbar niebrigfte Ertrag) vor- 
handen find. 

Das Deutihe Reich hat 36,7 Mill. ha land— 
wirthichaftliche Fläche; nimmt man nur dieje, jo 
mähten 82,208 Mill. Leghühner gehalten werben 
Ümmen und da man von einem Leghuhn jept min- 
kitens 100 Eier rechnet, im Ganzen 82 
Eier erzeugbar jein. Wollte man num jelbft auf 


durchſchnittlich 75 bis 100 Stück, 


— — 


Mill. | fü 


9,864, 453,25 Mark, pro Schod rund 286 Pig. 
| und pro Kopf 157,6 Stüf an; der Verbrauch 
war gegen das Vorjahr um 270,000 Schod, pro 
Kopf um 11 Stüd mehr, eine Wirkung der 
— Preiſe. 

Aus Baden liegt die Verbrauchsangabe von 


gend, vor. ar 


Daß bei uns der ganze Eierhandel noch nicht 
jo entwidelt ift, wie er jein jollte, beweift, daß bie 
Eier, welche aus Deutihland nach England ge- 
ichicdt werden (wir erhalten folche aus Italien und 
vom Diten), in Belgien und Frankreich umgepadt 
und, ſoweit dazu brauchbar, als belgiiches oder 
franzöfiiches Erzeugnii nah England kommen. 
In England verlangt man („Südd. Blätter für 
Geflügelzucht“), da die Zufuhr dort öffentlich ver- 
fteigert wird, dab die Eier in länglich flachen 
Kiften mit langem Stroh, nicht mit rn oder 
Spreu, und zwar jo verpadt find, daß jede Kifte 
glei große Eier und genau 1440 Stüd ent- 
halten muß. Die Kiften müffen ferner Halbirt 
werden können, um auch halbe Kiften zu 720 Stüd 
abgeben zu fönnen, alſo aus zwei Fächern, welche 
man trennen kann, der Länge nad) halbirt, be: 
ftehen. Ein Ei toftet in London oft bis 18 Pfg. 
Am vorzüglichiten verpadt und jortirt find die 
Eier aus Frankreich, für welche das Großhundert 
mit 10 bis 12 Mark bezahlt wird, am nächitbeiten 
die aus Belgien, dann die aus Stalien u. j. w. 
Für deutfche Eier, nicht oder ſchlecht fortirt, zahlt 
man nur 6 bi8 8 Mark. Bejonders ſchöne Eier 
I. Sorte werden auch in frankreich mit 8 bis 9,6 
Mark pro 100 Stüd bezahlt, ſolche III. Sorte nur 
mit 4 bis 5,6 Marf. 

In Paris dürfen nur noch fortirte Eier ver- 
fauft werden; das Sortiren geſchieht mittelft eiferner 
Ringe zu 40 bis herab zu 38 mm Durchmeſſer. 
Die I. Sorte darf nicht durch den größten Rin 
gehen u. j. w. Unfortirte Eier werden amtlich 
auf Koften des Verkäufers fortirt. Diefe Ber- 
faufsmweije erjegt das Wiegen vollfommen. 

Die Eierpreife bei uns bewegen ſich zwiichen 2 
und 8 Pig. für das Stüd je nach Ort und Jahres» 
jeil; der Normalpreis nad) Nahrungswerth ſoll 
1 Pig. für 20 g im Großhandel jein, aljo 50 Pig. 
r 1 kg, 3 Pig. für 1 Stüd. 

Das Gewicht der Eier muß nad) Größe ein 


den Kopf mit dem Bedarf für die Induſtrie 100 ‚ verfchiedenes fein; die Angaben darüber, melches 


Eier als Verbrauch annehmen und für jept 48 
Mil. Einwohner, jo wäre der Berbraud 4800 | 
Nil. und es blieben zur Ausfuhr noch 3400 Mill. 
Städ übrig; wollte man ferner annehmen, daß 
dort bejonders günftige Bedingungen zur Hühner: 
zucht ſich finden, aljo für den Durchſchnitt eine 


Gewicht den einzelnen Racen eigenthümlich ift, 
ſind nicht übereinſtimmend; jedenfalls ſollte allent— 
—— nur nach Gewicht oder nach franzöſiſcher 
rt verlauft werden. 
Neuere Beſtimmungen haben gezeigt, dab 3. B 
wogen: 





312 


Eierhandel. 


Hühnereier 60,4 g, davon Scale und Haut in g — Inhalt aljo 53,2 g = 88,07 9, 


Enteneier ; 
Der Inhalt beitand 
* „ Enteneiern 
Es iſt alſo das Entenei werthvo 


” r ” 


ller, reicher 


bei Hühnereiern aus 26,01 %, "Trodenfubftanz, 11,27 9— 
i —1 


1, = 81,12 
Fett, 1,03 %/, 
6 


— 


Aſche 


" Li ” „ 


an Gehalt oder Nährwer 


Kirner („Journal d’agriculture pratique‘“ 1886) gab als Gewichte an: 


Eier von Eljäffer Hühnern 52—60 g 


— 


Crêve coeur 62—70 „— 
— Cochinchina 49—56 „— 
* desgl. Baſtarden 55—56 „ 
Pr Dorkings 50—57 „— 
* Bantams 40—48 „ — 
* Houdans 57—68 „, 
Schufter rechnet für gute Leghühner 
„ Staliener 


„ Napoleons und Malayen 
„ LLanghorns 


[20 


Das größte Eiergewiht im Jahre jollen die 
Spanier mit 14,4 kg (180 Stüd) geben, das ge- 
ringite die Bantams mit 3 kg (90 ©t.), das 
Mittel geben die deutichen Landhühner und die 
polnijchen, ſowie gute Baftarde, aljo 7 kg (120 ©t.), 
für leßtere werden aber auch aus Amerika (FF. Field, 
vgl. die früheren Mittheilungen) 8,5 und aus 
Frankreich jelbft 10,7 kg angegeben. Zwerghühner 
liefern bis 2,5 kg, Kräher 3,6 kg u. j. w. Der! 
Ertrag der Hühner kann im Ganzen zwiichen 4 
und 14 kg im Jahre betragen oder zwiichen 80 
und 160 und jelbit 180 Stüd im zweiten bis 
dritten Lebensjahre. 


Jeder Landwirth mu in feinem Intereſſe da- 
bin wirken, möglichjt große Gemwichtsmengen zu 
erhalten und jollte nur die jchwerften Eier zum | 
Brüten und nur die jchönften zum Verkauf ver- 
wenden, jedenfalld aber dafür von vornherein 
don das Sortiren gut beforgen. Als Merkwür- | 
igleit mag erwähnt werden, dab im Jahre 1883 | 
U. Schmidt in Plagwitz bei Leipzig ein 
Hühnerei von 100 g Gewicht auägeftellt hatte ; | 
der Milchwirth Fallenftein in Wilmersdorf hat 
nad) dem „Gubener Anzeiger“, Mai 1884 von 
einer pommerichen Gans ein 17,5 cm langes Ei 
mit dem Gewicht von 370 g erhalten. Die höch— 
ften Gewichte von Enteneiern werben mit 146, 
von Sänjeeiern mit 300 g angegeben, in der Regel 
aber find die Enteneier weniger oder nur wenig 
ſchwerer wie die Hühnereier, 55—60 bis 80 g| 
iebt man an — und die Gänſeeier 90—100 g 
R er; von Berl- und Truthühnern ift der Durch⸗ 
ſchnitt 80 g. | 

Als Ausnahme wird aus Berlin berichtet, daß 
R. Fiſcher (Imvalidenftraße 18) von einem ge- 
wöhnlichen, nur mit Brot, Kartoffeln, Weizenfleie 
und Gerfte gefütterten und in Meinem Hof gehal« 
tenen Huhn 1883/84 in Jahresirift 205 Eier oder 
12,3 kg an Gewicht und nie Eier unter 60 g 
erhalten hat. 

L. Reiſſert theilt mit, daß in England bei‘ 
Heinen Stämmen mit Haltung im Winter im ge | 
Beizten Raum in 44 Wochen durchichnittlich 


| 


Plymouth Rods und Livornos 60 


'fehr aejchmeidig fich zeigt. 


Lebendgewicht des Huhnes 1,2—2,2 kg 


” ”„ ” 


* ” 2,0—3,5 ” 
” ” 0,6—0,7 [23 
[23 " 1,0 [23 
[7 " 2,0—2,5 [7 
55 g und als Ertrag im Jahre 6,6 kg 
60, " „ 102. 
70 „ „ [23 [2 [2 
52 " ” 


220 Eier auf ein Huhn fommen. (8 Wochen 
als Mauferzeit.) 

Je befjer fich der Handel entwidelt, um jo mehr 
ſucht man aud nad) Mitteln, um die Eier für 
längere Zeit haltbar zu machen; neuerdings wird 
dazu („Dresdener Blätter für Geflügelzucht“) das 
Vaſelin empfohlen, d. i. ein aus den Rückſtänden 
von ameritunishem Petroleum bereitete, jehr 
haltbares Mineralfett, welches jäurefrei ift, mie 
ranzig werden joll, gerud” und geihmadlos und 
Dean verwendet das 
Bafelin mit 2—3 %, aufgelöfter Salyziljäure, ger 


locht, und reibt die fauber gewajchenen und 


gereinigten Eier damit ein; werben dieſe g 

jo trennt ſich das Bajelin von jelbft. Reifjert 
empfiehlt das Einreiben mit Brovenceröl ober 
geräudhertem Sped, was aber nad 3 Ma 
naten wiederholt werden muß; Butter wirb nich 
empfohlen, weil fie ranzig werde, was aber für 
Schmelzbutter nicht gelten fann. Eier, welche 
längere Zeit lagern follen, müſſen am Iuftigen Ort 
aufbewahrt werden. In England wendet man 
töpferne Gefäße an, füllt fie mit Eiern und über 
deckt dieje mit Salzwafler, in welchem etwas Kalt 
aufgelöft wird. 

Der landw. Kreisverein Baupen bat Unter 
juchungen über die Gewichte der Eier von ver 
ichiedenen Hühnerracen in rohem und gelochtem 
Zuftand und bezüglich diejes für Eiweiß, Dotter 
und Schale angeftellt, worüber in „Biedermann’s 
agrikultur-chemisches Zentralblatt“ berichtet wird. 
Bon 25 Racen wogen die rohen Eier 
30 g (Kampfbantam) und 73 ß Bergiſche 
die gekochten, von 30 g (Silberbantam) bis 72 8 
(Bergische Kräher); die Gewichte der gefochten Eier 
itanden nicht im gleichen Verhältniß zu den rohen 
Eiern; beide waren gleih bei Silberbantams 
(30 g), Volohamas (35 g), Perlhühnern (39 g), 
Kaufpühnern (48 g), Silberbrabantern (49 g), IJta- 
fienern Huluffarbig (54 g), Cröve coeur (55 g), 
Goldbrabantern (58 g), Brahmas (59 g), Houdans 
(60 g), Paduanern, chamois (65 g) und Bredas 
blau (68 g), ungleich bei Kampfbantams, Ham- 
burger Goldſprenkeln und Gilberlad, Bredas, 


— 
= WET gem 
4 


Eierhandel — Eiſenbahnen. 313 


Ihedig, Countes Pattes, — Paduanern, wog, im Marimum 3 g (La Flöche), oder 18 

hıtulgeiperbert, Stalienern gelb, La Flöche, Breda, ar und im Marimum 8 bei Kampfbantams. 

khwarz, Spaniern, Bergischen Krähern und zwar in | Nach Prozenten vom Gewicht kamen: 

der Art, dab das gelochte Ei meift 1 g weniger 
auf das Eiweiß 51,0 bei Silberbrabantern, bis 66,4 bei —— 
„den Dotter 25,2 , gelben Italienern, is ‚8 „ Silberbrabantern 
„die Schale 9,0 „ Hamburger Silberlads, „ 12,8 „ Berlhühnern 


Die vortheilhafteften Eier waren die von bergi- ı 2400 t, 1873=3050 t, 1874=7037 t, 1875= 
ihen Krähern mit 73 g Gewicht roh, 72 g ge | 11,154 t, 1876=12,400 t zu 27,5 Mill. Mark 
tet und mit 59,7 %/, Eiweiß, 30,6 9%, Dotter | (20,300 t Ausfuhr, 32,700 t Einfuhr und 1% zu 
und 9,7 %/, Schale, faft am vortheilhafteften die von 840 Mark (nebjt 12,3 Mill. Mark oder 5565 t 
Kampfbantams mit 30 g Gewicht roh und 53,6 Og  Mehreinfuhr an Geflügel und Wild) und 18,7 
Eiweiß, 35,7 %, Dotter und 10,7 9, Schale bei Mill. Mark oder 2,960 t Federn ald Mehreinfuhr, 
xlohtem Ei. 'zufammen zu unjeren * 58,5 Mill. Mark. 

Ju Bezug auf den Handel find für das Reich Eier 6339 t zu 11,729 Mill. Marl. Für das 
verzeichnet für die Jahre 1872 als Mehreinfuhr 8. Jahrzehnt jind die Verhältniffe: 


Ausfuhr 1380,5 t, Mehreinfuhr 6339,2 t 
987,9 62 





1881 7 7221, " 7 Yon „ Un 
1882 „90626 , „ 978,6 „ Re 8084,0 „ 
1883 " 9084,0 7 [7 1146,5 " " 1937,5 r 
1884 „99006 „ „10898 „ " 8810,8 „ 


Der Zoll iſt jept 30 Mark für 1 6 (bei 15 %,. Im Jahre 1830 gab e3 in Europa nur 332 km 
Ira). Bahnen. Für die erite Bahn in Deutichland — 
An Bettjedern war | Nürnberg- Fürth (1835) — 6,3 kn lang — war 
1872 die Mehreinfuhr 3390 t der Koftenanjchlag 132,000 Gulden = 222,400 Marf, 

1873 e 3 ‚ für Landerwerb (17,000 Mark), Schienenweg und 


1874 e 3358 „ | Drahticeiben (122,960 Mark), Gebäude (18,530 
1875 BR 2946 , Mark), Dampfmaſchinen und Wagenparf (63,910 
1876 ı Mt.); die Ausgaben wurden zu 21,760 Mart, die 


Einnahmen zu 49,640 Mark, der Gewinn alſo zu 
27,880 Mark oder 12,5 %, veranjchlagt. Die 
Grundlage der Berechnung bifdete der im März 


i 2960 „ u. . w. 
— Eiſeninduſtrie ſ. Bergbau und Deutſches 


eich. 

Eifenbahnen. Unter Amerika, B. Staaten, 
it erwähnt worden, daß die erfte Eifenbahn dort 
und überhaupt die erjte als eine Lokalbahn für, 
emen Steinbruch im Jahre 1809 eingerichtet 
worden war und dab die jog. Granitbahn zur 
Förderung des Abbaus eines Granitbruchs eine, 
werte Bahn war. 





Europa Amerita Afrika 

1840 — 8,409 km 5,575 km — 

1850 — 3, " 15,356 7 m 
1860 — 51,764 „ 49,676 „ 477 
1870 — 103,467 „ 9,156 „ 1,581 
1875 — 142,918 „ 135,435 „ 2,484 
1880 — 168,688 „ 175,235 „ 4,646 
1883 — 183,186 „ 200,000 „, 5,492 
1884 — 190,199 „ 241,002 „ 6,938 
Darüber hinaus laffen fih vollftändige Angaben | 
aoch nicht geben | 


Für das Jahr 1880 liegen als Berechnungen 

vor: 80 Milliarden Anlagelapital, 90,000 Loko- 

im Jahre 1870 im Schiffsverkehr 200 Mill. t, 
1880 350 


" ” 2; „ 


im 10 Jahren hat der Schiffsverlehr um 750/,,| 
der Bahnverkehr um 175 %, jich vermehrt. Ueber | 
die Koften der Anlagen, bezw. den Geldwerth des | 


Großbritannien 
Frankreich 558,600 
Preußen 478,000 


‚schnitt ermittelt: 11 


811,000 Mart, d.i. für 1 km rund 506,600 Mart 
349,000 


und April zwijchen Nürnberg und Fürth fontro- 
lirte Verkehr; man re für den Tag im Durch— 

Perſonen zu Fuß, 492 in 
Ehaifen und 108 mit Frachtwagen, zujammen 
1784 Perſonen und für die Fradıtwagen 236 Pferde. 
Bon da an entwideln fich die Eifenbahnen wie folgt: 


Alien Auftralten Sejammte Erbe 

km — — km ‚948 km 

[7 Fu " = 7 ‚648 " 

* 1,350 „ 560 „ 107,827 „ 

* 8,189 1,667 „, 209,010 „ 

n 11,316 „ 3,698 295,881 „ 

2 15,914 „ 7823 „ 72,306 „ 

‚ 18880 „ 10,823 „ 418,381 „ 

„ 19,860 „ 13,982 „” 471,931 „ 
motiven, 3 Mill. Wagen im Gebrauh, 7 Mill. 


Menſchen und 30 Mill. t Güter als tägliche Be- 
förderung; für das Reich wurden gerechnet: 


zur m = Mill. t Güter ald Beförderung 


" " " " " 


Eijenbahnnepes liegen verſchiedene Angaben vor, 
am meijten in engliihen Meilen zu 1,6093 km 
und zwar für: 


; "„ 


298,560 


" " [23 


„ " 


314 


Baden 
Bayern 423, 000 
Europa im Durchſchnitt rund 450, ‚000 
Amerika, V. Staaten, 258, ‚000 
Indien 27 6,880 


Andere Angaben find: 


Eifenbahnen — Elektrizität und Elektrokultur. 
393,200 Marf, d.i. für 1 km rund 245,600 Mark 


264,200 
308,700 
157,000 
172,900 


" 
" 


Hauptbahnen pro deutiche Meile 150,000 bis 1,650,000 ME., d. i. für 1 km rund = 000 bis 220,000 Mt. 


auf gutem ebenem Terrain höchitens ‚200,000 Pa 2 Be 0, 
„ Ihwierigem Terrain (Gebirge) bis i 250, 000 —— J — 300000 
Sefundärbahnen, normalipurig 60,000 „, 1,200.000 a PR is 80.000 „ 160,000 „„ 
e jhmaljpurig 300,000 „ 450,000 „ u 2 „ 40,000 „ 60,000 „ 


Der durchſchnittliche Sa kommt auf zwiſchen 
300,000 und 320,000 Marf pro km. Für das | 
Jahr 1880 wurden als Sejammtlapital 80 Mil- | 
liarden angegeben, für 1884 berechneten ſich nad) 
dem Durchichnittsjag für 1 km mit 310,000 Mark | 
mindeftens 146 Milliarden Mark, jo daß man | 
nicht wejentlih fehl gehen wird, wenn man 
150 Miltarden annimmt, ein Kapital, von wel⸗ 
dem man jagen kann, daß es in faum 50 Jahren 
angelegt worden ift, jo daß burchichnittlich auf 
1 Jahr 3 Milliarden Eijenbahnanlage famen. Da 
aber die Hauptanlagen auf die legte Zeit fallen, jo 
ift der Anfang 1870 mit Anfang 1880 zu ver- 
gleihen und dann noch der von 1875 mit dem 
von 1885; es war das Wnlagefapital, zug 
Durdhihnittsjag angenommen, von 1870 bis 1 
für 162,296 km Neuanlagen 50,3 Milliarden, 
jährlih 5 Milliarden Mark; von 1875 mit 1885 
für 176,050 km Neuanlagen 54,57 Milliarden, 
jährlich 5,457 Milliarden Mart. 

Weitere Betrachtungen über die Bedeutung des 
Eiſenbahnverkehrs ſ. unter Verkehrsweſen in 
Verbindung mit ſolchen über andere Verkehrsge— 


legenheiten. Von Intereſſe iſt aber noch die Dar— 
ſtellung der jetzt im Ganzen erreichten Ge— 
ſchwindigkeit. 


eine Angabe des Inhalts vor, daß auf den 
11 Hauptſtraßen nad) Paris im vorigen Jahr— 
hundert zur AZurüdlegung 1478 Stunden, im 
Sahre 1816 nur noch 1158, dann 1830 nod 
765 Stunden, 1845 nur 524 Stunden, 1848 mit 
der Mallepoft 343 und 1880 mit der Eiienbahn 


106 Stunden im Ganzen erforderlich waren. Die 


Neifeichnelligkeit ift alfo fait 14 mal größer in 
diejer Zeit geworden. Dabei find für 1 Stunde 
mit — Zügen nur 46 und für trains | 
rapid 56,8 km gerechnet. 

Jetzt nimmt man an: im Deutichen Reich für 
Berjonenzüge bis 75 km, für Eilzüge bis 80 km, | 
Erpreßzüge 80 bis 85 km, erlaubt bis 90 km; 


Aus Frankreich ur hierüber | 


jehr ungläubig aufgenommen und dann blieb es dar- 
über wieder eine lange Reihe von Jahren ruhig. 

Erſt die neueren Fran ee Fortſchritte für Bes 
var der Elektrizität als Triebtraft (Eifenbahn 
u. ſ. w., Waffertraft-Ausnugung) und zur Be 
ieuchtung und die Verwendung eleltriſchen Lichtes 
in Gewächshäuſern haben der Sache einen feſteren 
Rückhalt gegeben und nun darf auch der Land— 
wirth nicht mehr daran zweifeln, daß er in Zu— 
funft mit der Elektrizität als Mittel zur Steige- 
rung der Erfolge in jeinem Betrieb wird rechnen 
fünnen. Scon heute kann man einzelne Güter 
finden, auf welchen von diejer Kraft in der einen 
‚oder anderen Richtung hin Gebrauh gemacht 
wird. Die elcktriihe Maſchine ift keine ‚Fabel 
mehr und das eleftriiche Licht verbreitet fich immer 
mehr, jo daß es feinen Weg aud auf das Land 
finden wird. 

Bis jeht hat die Eleltrotechnik für Telegraphie 
und ZTelephonie, für Beleuchtung, für Kraftüber- 
tragung zum Betrieb von Eijenbahnen und Ma- 
ſchinen da, wo andere Motore nicht anwendbar 
ſind, für Salvanoplaftit, für Sichereitsapparate, 
Signal», Uhren-, Läutetverfe, für Sprengarbeit, 
zur Warnung vor jchlagenden Wettern in Berg- 
werfen, zur Wärmeerzeugung da, wo es an Brenn- 
| ftoffen fehlt, aber Wafferfraft genug vorhanden ift, 
| für metallurgifche Zwede, für Fällen von Bäumen 
(mittelſt glühenden Draht), für Pflanzenfulturen, 
zum Entrahmen, in der Färberei und in der 
Spiritusfabrilation Anwendung gefunden. 

Die erfte eleftriihe Eiſenbahn zeigten 
Siemens und Halske in Berlin auf der Gewerbe— 
ausſtellung im Jahre 1879, die erfte Bahn für 
den Verfehr war bie zwifchen Lichterfelde und 
| Berlin im Jahre 1881 eröffnete, 2,6 km lang, 
| eine Bahn, welche bis jekt ohne Störung den 
| Dienft gethan hat und 20 km Fahrgeſchwindigleit 
haben joll, aber diefe auch bis 40 km fteigern 
fann. Die Kraft der Lokomotivmaſchine (500 kg 








in Defterreich für gewöhnliche Züge 80 km; für | jchwer) wird zu 5,5 Pferdefraft angegeben; 1881 


Sekundärbahnen rechnet man 15 bis 30 km. 
Zur Vergleihung diene, daß befte Windhunde | 

und Nennpferde bis 90 km, Adler 100 bis 115 

und Brieftauben 140 km zurüditegen, — der Schall 


1000, die Kanonentugel 1500 km, das Licht | geieht. 


900 Mill. und die Elektricität 1300 Mill. km. 


wurde noch die Linie Charlottenburg - Spandauer 
Bock eröffnet, aber 1883 wieder aufgegeben, da- 


| gegen 1884 die Linie Offenbad- Frankfurt a. M. 


nad den dort gemachten Erfahrungen in Betrieb 
Die Firma hat ferner ın Bergwerten 
Grubenbahnen eingerichtet (300 kg Laft und 12 km 


Elektrizität und Eleftrofultur. Als vor etwa Geſchwindigkeit) und dann verichiedene Linien im 


40 Jahren von der Benugung der Elektrizität im | In- und Auslande. 


Dienfte des Landwirths ſchüchtern die Rede war, 
wurden die darauf zielenden Angaben und Verjuche 


Die eleftriiche Eiſenbahn 
wird durch einen an der Enditation befindlichen 
Apparat mittelft Leitung durch die Schienen in 


u... — 


Elektrizität und Elektrokultur. 


dei erfordert aljo weniger Bewegung | 
re Wagen) und deshalb weniger Be: | 
; fie ermöglicht leichteren Bahnunterbau | 
und rajches Anhalten und Bremien ; es wird fein 
Rauch; entwidelt und die Betriebsmajchine im Wagen | 
er leicht anzubringen, gefahrlos und nicht ftörend. 
de Dampfmajchine lann auch anderweitig | 
verwerthet ober der Dampf von anderen Majchinen | 
entlehnt werben und da, wo Wafjerfraft benupbar | 
it, wird der Rortheil noch größer. 


Die eleltriihen Kraftmaſchinen (magnet- 
dynamoelektrifche) wirken dadurch, daß die, 
‚ Dampf oder Waffer, wenn zwei jolcher 
en mittelft Leitung verbunden find, die 

aſchine in Bewegung ſetzt und der Strom | 
denn die zweite Maſchine durchläuft und ebenfalls 
in Bewegung ſetzt, von welcher dann die Kraft | 
egung auf andere Maichinen übertragen 
fann. Die Größe der Entfernung, bis zu 
ſolche Kräfte zu wirten vermögen, jcheint 
über 50 km geben zu fönnen, da es nod 
——— iſt, die Leitung ſo zu iſoliren, daß 7 
den hohen Spannungen noch eine Wirkſamleit 
Die Verwerthung der Waflerfraft des 
——— mittelſt Leitung in den Städten der 
oder die des Mheinfalld und anderer 
älle, dic der Meeresftrömung u. j. w. jind 

nd noch Projette ohne Ausficht auf Ver— 

g. Im „Electrical Engineer“ wird 
fe Kraft des Niagarafalles zu 7 Mill. Pferdes | 


























Union, 


bar, berechnet (in der Sefunde 7,787,000 1 
‚ oberhalb des Abſturzes 65 Fuß Sefälle, | 
165 Fuß hoch, zufammen 230 Fuß oder 
‚ıil=1kgun 75 = 1 Perdetraft). Im 
der Yandwirthichait hat man ſchon von 
aqungen in die Nähe Gebrauch gemacht. 
Felir und Chretien zu Sermaize 

die überihüjfige Kraft der Zuderjabrif-Ma- 
zum Adern verwerthet und zugleid; zum 
von Sciffslaften und zur Beleuchtung. 
art-Nürnberg hat ebenfalls Kraftübertragun- 
zum Betrieb landwirtbichaftlicher Majchinen 
——— die Ackerarbeit mittelſt elektriſcher 
agung iſt jetzt ſchon mehrfach im Gange, 

jo daß die Ausführbarkeit und der Vortheil nicht 
mehr in Abrede geitellt werden können. Selbſtver— 
en fih auch Lolomobilen dazu be» 

‚db wird der Bortheil größer, wenn 
Dampfmajchinen oder Wafferträfte geboten | 
auf dem Lande kann von diejen aus immer | 
ficher übertragen werden, da es fich für 
nit um große Entfernungen handelt. Auf | 
Anke täglich Arbeitöverwendung gegeben, da | 
Webertragung für jede Art landw. aichinen 
——— lann. Für das Kleinge— 


au ih raftmaſchine) kann die Elektrizität | 
Umſchwung bedenten. | 


eleltriijhen Beleuchtung gab das elek— 
und der Davy ſche Lichtbogen (1813) 
Am Laufe der Zeit find eine 
hiedener Syſteme und für jedes 


f 








Zahl 


‚unterirdischen Anlagen 177,000 £ = 


und zu 5000 Mill. Doll. an Werth, wenn | 


315 


verichiedene Konftruftionen befannt und nad) den 
Erfindern benannt worden. Man hat eleftriiche 
Lampen, Kohlenlichtregulatoren, Differenttallampen, 
Slühlampen, elektrische Kerzen, Sonnenlampen, 
Kontaktglühlampen, Boftonlampen und die neueren 
Glühlampen (Staer 1845, Changy 1858, Lodyguine 
1873, dann Ediion, Swan, Marim, Lance + For, 
Müller, Siemens und Halste — Reynier- Paris, 
Marcus - Wien, Werdemann, Jamin, Jablostow 
(1876), Süden, Sedlaczek und Wikubill, Clere 
und Bureau u. ;. w.). C. W. Siemens bat in 
ı England Vorträge über die Beleuchtung der Städte 
gehalten und fich dahin ausgeſprochen, daß für das 
elektriſche Licht kleinere Beleuchtungsbezirte von 
höchſtens 40,000 qm am vortheilhafteiten jeien, 
und dab das Licht am billinften zu ftehen kommt, 
wenn die Dampfmalchine audh am Tage benupt 
werden lann. Für das Kirchſpiel St. James in 
London mit 3018 Häujern und 30,000 Einwoh- 
nern (auf ein Haus nicht ganz 10) mit der An— 
nahme von 12 Yampen auf ein Yaus und von 
227 Bogenlampen für Straßen u. j. w. rechnet er 
7000 Pferdekräfte als ausreichend und mit den 
3,54 Mill. 
Mark als Anlagelapital (ohne die inneren Ein- 


‚richtungen in den Häufern und die Koften der 


Lampen). Für gan; London mit 70 Quadrat« 
meilen, von welchen 30 für Parks, Waiierläufe und 
unbebaute Räume außer Acht bleiben, alio für 40 


Quadratmeilen Fläche werden 140 Beleuchtungs- 


bezirke gerechnet und für dieſe 3 Klaſſen der Wohl— 
habenheit mit 12, 8 und 4 Lampen auf ein Haus 
20 erfter, 60 zweiter und 60 dritter Klaſſe, 


|fobafı ſich die — * auf 280 Mill. Mark 


berechnen läßt, d. i. pro Kopf der Bevölkerung 
(iegt 3,85 Mill.) rund 73,7 Mark. Die Koften 
einer Gluͤhlambe von 15 bis 18 Kerzen jollten bei 
Bentralipeifung jährlih 22 Mark fein, während 
das jegige dortige (jehr billige) Gaslicht für gleiche 
Lichtſtärle auf 29 Mark fidy jtellt. Kür ſämmt— 
liche Städte Großbritanniens und Irlands werden 
als etwaiger Koftenbetrag für Uebergang zum 
eleftriihen Licht 1600 Mill. Mark berechnet. Für 
Berlin mit dortiger Einrichtung der Maſſenquar— 
tiere unter der Annahme von 40 Beleuchtungs- 
bezirfen — 5 zu 60, 15 zu 40 und 20 zu 20 
Lampen pro Haus — hat man mit diefer Grundlage 


‚als erforderlidhes Kapital 75 Mill. Mark berechnet, 


d. i. pro Kopf der jegigen Bevölferung 56 bis 57 
Marl. Da die ftädtiiche Bevölkerung im Reich 
etwa 42®/,, aljo jept 20,5 Mill. Köpfe beträgt, 
jo erforderte die Zufunfts » Beleuchtung für das 
Neih etwa 1170 Mill. Markt Kapital. Auf dem 
Lande wird fich dieje Beleuchtungsart jchmwerlich 
Eingang verichaffen, da aber, wo es Maſchinen 
giebt, welche am Tage ihre Leiftungen bewirfen, 
wird fich die Einrichtung für große Güter und 
Schlöſſer leicht bewirlen laffen. In Fabriken ift 
die neue Beleuchtung jchon vielfach eingeführt wor⸗ 
den, jedenfalls hat fie eine große Zukunft und mit 
ihrer Entwidlung muß ein Aufichwung für zahl» 
reihe Fabrifen und Gewerbe fommen, bejonders 
für die AInduftrie der Dampf- und der Dynamo» 


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316 Eleltrizität und Elektrofultur — Elfenbein. 


maſchinen, der Turbinen und der Beleuchtungs⸗ unterworfen. — Galvaniſche Ströme durch Wed 
abparate, für Kupferwerke und Drahtjabrifen ꝛc. ſelwirkung mittelft Platten von Zink und 

Die Elettrofultur endlich ift zuerſt durch | und durch Batterieftrom, erzeugt durch 14 i 
Siemens in London und Paris in Glashäufern | dinger-Elemente. Ergebnik fir 1 Morger 
verjucht, bauptjächlih aber durdy Dr. U. Bro» | war a) bei einfadhem Strom, b) bei Batterieftrom 
nold in Ober-St. Beit bei Wien befanunt gewor- | c) auf freiem Felde ohne Elektrizität und bei de 





den und zwar gelegentlich der großen Ausjtellung | Bolarifation: 


für eleltriſche Apparate u. ſ. w. (1884) als erdie| a) 

von ihm gezogenen Pflanzen und Früchte zeigte. | 230 Zitr. 
Unter Anwendung von elettriihen Lichtftrahlen, | 18,0 Brir 

von Hünftlihem Sonnenlicht, auch bei Nacht, von | 2,7 Nichtzuder 


eleftriichen Strömen im Boden und von Ozoni— 
firung der Luft in den Gewächshäujern ift es ihm 
gelungen, alle Pflanzen zur beſſeren Entwidlung 
und im Winter jolche, welche bei uns nur im 


Sommer blühen und reifen, zu voller Reife zu | 


bringen. Das eleftrifche Licht erſetzte die fehlen- 
den Sonnenftrahlen im Winter und an Nebeltagen 
pollftändig ; Blüthen und Früchte gediehen wie 
die in Gegenden mit vollem Sonnenlicht, hober 
Wärme und reihem Ozongehalt der Luft wachien- 
den Pflanzen. Am günftigiten wirft die Eleltri- 
zität auf Blattpflanzen. Die Hauptwirkungen find 
a) 2 bis 3 fach gefteigerter Ertrag, Fräftigeres und 
geſünderes Wachsthum im Wllgemeinen, b) Fräf- 
figere und größere Entwicklung von Stämmen, 


Blüthen und Samenlörnern, ſodaß für die Samen- | 


zucht viel Gewinn zu erwarten it; o) Entwicklung 
bon Blüthen und Früchten im Winter zu gleicher 
und jelbit höherer VBolllommenheit wie im Sommer, 


d) Vernichtung von Ungeziefer im Boden durch die | 


eleltriſchen Ströme, e) raichere und reichlichere 
Rahrungsaufnahme, befjere Stoff- und Kraftzufuhr, 
rajcherer Stoffwechjel im Boden und in den Pflan- 
zen, f) Erzielung von Aroma, Geruch-, Duftbil- 
dung, Farbenpracht, z. B. bei Erdbeeren, Blumen- 
blüthe u. ſ. w., wie in beften Lagen im Sommer 
mit beftem Wetter, g) größere Widerjtandsfähigfeit 
der Pflanzen. 

Die Berichte über die in St. Veit erzielten Er- 
folge lauteten völlig enthufiaftiich ; jeitdem ift e8 aber 
wieder ftiller darüber geworden; nüßlich find je- 
denfalls dieje Verſuche, das intenfivere Licht muß 

ute Wirkungen hervorbringen, auch die Ozoni— 
rung nur günftig wirken, die eleftrijchen Ströme | 
Boden jcheinen aber noch jehr zweifelhaft be» 
züglich der Wirkung und bedarf es dafür jedenfalls 
noch einer längeren Reihe von Berjuchen. 

Die neueften Errungenjhaften für Landwirthe 
auf dieſem Gebiete find: die eleftriihen Pflüge| 
von 9. F. Edart in Berlin (mit Siemens und 

fste), d. 5. der Erſatz der Lolomobile durch 


| jonders für Sheffield, das Erzeugni 


b) c) 
235 Btr. 210 tr. 
17,9 Brir 16,7 Brig 
2,4 Nichtzuder 1,7 Wi 
‚15,3 Buder 16,6 Buder 10,0 8 


\ (zufammen 3519 — 3666 und 3150 Pfunb) 
85,6 Quotient 86,6 Quotient 89,7 Quotient. 
In Frankreich — Leftelle „Bulletin de ls 
Comp. internat. des Tölephons“ Nr. 31, 1885 — 
wird empfohlen, zur Verhinderung des Fro 
dens bei Weinbergen die Schmauchhaufen zur 
zeugung von Rauch in frofthellen Nächten mi 
‚ eleftriichen Drähten und Batterien zu verbinde 
und jo die Einrichtung zu treffen, dab die Ent 
' zündung erfolgt, wenn das Quedfilber jo tief fin 
dab Gefahr droht. Die Apparate find bejchriche: 
in „Neuefte Eefindungen und Erfahrungen“ Hei 
3, 1866 (Hartlebens Berlag). Bemerft wird, dai 
das Verfahren für weite Thäler zu koftipielig, 8: 
bis 89,6 Mark pro ha, wohl aber anwendbar fi 
‚den Wachtdienft jei. 
| Der Eleltrofultur wird für die Afflimatifation 
‚eine bedeutende Zukunft in Ausficht geftellt. 
Als hierher gehörende Werke find zu 
nen: Grüß, „Die Elektrizität und ihre Ann 
dungen“, Stuttgart, 2. Aufl., 1884, Jufing 
„Die eleftriiche Kraftübertragung“, Wien 188 
Schellen, „Die neuejten Foriſchritte auf 
; Gebiete der elettriichen Beleuchtung“, — 
1880, Uhland, „Das eleltriſche Licht“, Lei 
1883 und Werfe mit dem Titel „Die ele 
Beleuchtung“ von Fontaine, deutich 2. Aufl., 
1878, von Bernftein, Berlin 1879, von gagen 
daj. 1884, und von Uſbanitzky, Wien 188 
Elfenbein. Der jährliche Verbrauch diejes oft 
jpieligen Artikels wird in England zu 350 t, be 
H von 50,000 
Elephanten, die Einfuhr zu 650 t angegeben. 
Fangzähne wiegen von 1 bis 165, im Durch 
38 Pfund; die größten kommen von 
die beiten, zart, leicht zu bearbeiten, nicht j 
von Ambriz, Gaberffuß und jüblicd vom Aequator, 
filbergrau, die Farbe an der Luft behaltend, 
rend die afiatiichen und ſüdafrikaniſchen b 
werden; mit am gejuchteften find auch bie vom 








namomitmajchinen für Güter mit guter Wafler- 
kraft und ftehendem Dampfmotor; die damit an— 
ge Uten Berjuche find bejtens ausgefallen; der 
ielige Transport von Lotomobilen, Heizftoffen 

und Waller auf das feld kommt ganz in fall. 
Die elektrischen Maichinen und die Leitungsdrähte 
foften nicht viel. Die Apparate der Herren Ehre- 
tien und Felix in Fankreich waren noch zu un— 
Ulomme | 


bo n. 
Soldefleiß und dann 2. Braunme⸗Biendorf 
haben Zuderrüben dem Einfluß elettriiher Ströme | 


Siam, zart, Shönkörnig, durchicheinend. Bon Mo- 
zambique und dem Kap kommen jelten Zähne mit 
über 70 Pfd. Gewicht; die Ausfuhr von Bo 


und Banzibar ift 160 t, von Alexandria 
Malta 180 t, von der Wejtfüfte Afrilas 20 6, 
von Rapland 50 t, von Mozambique 14; 100 
gelten 57 bis 68 2 —= 1140 bis 1360 
1 kg gilt 11,4 bis 13,6 Marf, 

Bei dem Bertilgungstrieg, welcher au * 


die Elephanten geführt wird, iſt es 
die Waare immer ſeltener wird und 


itized by (3 





Elfenbein — Emiſſion 317 


geſammelt werden muß; das foſſile Elfenbein, wel- lich nur an ſolide Unternehmungen gedacht — 
bes zeitweiſe in den arktiſchen Regionen und in auch feine Schattenſeiten für das wirthſchaftliche 
Sibirien gefunden wird, liefert nur wenig Tonnen. | eben hat und jedenfalls, daß die Ueberfülle todt- 
Der Elephant läßt jich (ſ. d.) nicht in der Gefangen» liegenden Kapital vom Uebel ift. Daß von jol- 
ihaft fortpflanzen, eine Zucht diefer müglichen | chem zu viel vorhanden ift, beweift auch die groß- 
Ihiere ift micht möglid. Mit der neuen Ermwer- | artige Ueberzeichnung, welche jede halbwegs qute 
bung von Birma wird vermuthlich in den mäch- | Ausfichten bietende Anſprache an die Geldbeſitzer 
ken Jahren von dort, wo ſtets viele Elephanten | findet; Ueberzeihnungen in jolhem Grade, wie fie 
aehalten wurden, eine bedeutende Zufuhr zu er- in den legten ie jelbft bei keineswegs glän- 
warten jein. enden Ausfichten für den Kapitaliften vorgefommen 

Bei der zunehmenden Seltenheit und dem gro- | find, waren nie vorher da. Es fann nicht oft 
ben Preiſe ift es begreiflih, da man auch für | genug wiederholt werden, daß die Wicderfehr bef- 
Elienbein Erjagftoffe zu fertigen gelernt hat. —* wirthſchaftlicher Verhältniſſe erſt dann mög— 

Auf der Auktion in Liverpool gab es Steigerung lich iſt, wenn wieder mehr Vertrauen allenthalben 
det Preiſe bis 1882; es galten hartes ägyptiſches 
Elienbein pro t 1000 2, weiches 1150 2, El— 
imbein von der Weſtküſte 1120 bis 1170 £, jol- 
des von Angola in einzelnen Partien bis 1360 £ 
= 7,200 Marf. 

As Merkwürdigkeit gilt, dab im Jahre 1880 
m zoologiichen Garten in Philadelphia die 18 
Jahre alte 7 Fuß hohe „Hela“ nad) einer Träch— 
ngfeit von 20 Monaten und 20 Tagen ein kräf— 
“ed Junges befommen hat, während bis jegt 
genommen werben mußte, dab der Elephant in | porationen geficherter Unternehmungen. 
vr Gefangenschaft ſich nicht fortpflanzen könne. Die politiichen Werhältniffe, welche fonft bei 

Elfak-Lothringen, j. Reichslande. |den geringjten drohenden Anzeigen die Börſe er— 

Emiſſion. Für dieſe iſt jeit dem Jahre 1879 | jchütterten, find ſeit der Errichtung des Deutichen 
an bedeutender Rüdgang zu bemerken. Nach den | Reiches, deſſen Leiter bei jeder Gelegenheit be» 
Angaben im „Moniteur des Interöts materiels“ | wiefen haben, daß fie den Frieden aufrichtig wün- 
war die Begebung von Anleihen am geringften im ſchen und die Macht befigen, ihn aufrecht zu er- 
Jahre 1883, Genannt werden nur noch 4,210,683,592 | halten, wenig mehr geeignet, die Geichäftswelt zu 
Arcs., an welchen betheiligt find: das Deutfche | erichttern und jelbft die noch ungelöfte orienta- 
Keich mit 180,986,456,, die Vereinigten Staaten liſche Frage kann nicht ernftlich beunruhigen. 
von Nordamerika mit 578,758,750, Defterreih- | Für Deutichland giebt e8 aber noch eine jehr 
Ungarn mit 310,080,330, Luxemburg mit 985,000, | wejentliche Urjache, welche das noch nicht wieder 
Belgien mit 820,007,000, Griechenland mit |erjtarkte Vertrauen und damit die noch nicht mög- 
23,000,000, Stalien mit 28,378,014, die Nieder- liche Rücklehr zur normalen Gejchäftsthätigleit er- 
Iande mit 267,973,721, Portugal mit 23,487,500, Härlich macht, das ift der fortdauernde Kampf um 
Rumänien mit27 ‚000,000, Rußland mit 312,925,000, die fihere Ordnung im Reichshaushalt, der Kampf 
Serbien mit 10,000,000, Schweden-Nortwegen mit | um die Steuern und Zölle, durch welchen dauernd 
494,449,375, die Schweiz mit 91,878,000 Fres. | eine Beunruhigung ber Geſchäftswelt aufrecht er- 

Thatiache ift, daß ſeit längerer Zeit, von 1884 halten wird, jo daß geichäftliche Unternehmungen 
an oder noch früher — die Sparlaffen und die nur auf ganz furze Zeiten gewagt werben können. 
Geldinftitute zur Niederlegung von Kapital mit Die Berlufte, welche dadurch entitanden find, daß 
Geld überfüllt wurden, fo daß der Zinsfuß immer unſere Zoll- und Steuergefeßgebung noch nicht 
mehr geſunken ift; einmal fehlt das Vertrauen zur zu Reformen bleibender Art gelangen konnten, 
Anlage in geichäftlichen Unternehmungen, zum noch Niemand jagen kann, welde Veränderungen 
anderen aber find größere Anleihen für Eiienbahn- uns noch bevorftehen, diefe Verlufte in Verbindung 
deuten nicht mehr nothwendig und war das auch mit der Unluft, Geld wirthichaftlich nugbringend 
kr Fall mit fonftigen Anleihen der Staaten. Die zu verwenden, dieſe erflären hinreichend die flaue 
Folge ift, dab es dem Kapitaliften an Anlagen, | Zeit. 
ja weldhen er Vertrauen haben kann, fehlt, jo, Dauerndere Ordnung im Zoll und Steuerweſen 
daß er das Geld lieber, in der Erwartung befjerer und Stärkung des Vertrauens find die Mittel, 
&erwendung, hinterlegt und ſich mit mäßigem durch melde unjere Geichäftsthätigleit wieder be— 
Sind begrügt; die weitere Folge ift aber auch die, Tebt und damit die Kaufkraft unferes Volles wie- 
dab er weniger Binjen verzehren kann, alſo fich ‚der gehoben werden kann. 
in feinen Bedürfniffen einjchränfen muß, und des- Fyir die erften Semefter ergaben fich im Deutichen 
bald kann es nicht befremden, dab vielfach über Reich an neuen Anleihen: 

Geſchaftsſlaue gellagt wird. | 1884 62 Mill. Marf, 

Ueberaus jchädlich war das Uebermaß der Grüns 1885 30,615,800 Mark für 35 Gejellichaften, 
dungen in den Jahren 1868 ff.; es zeigt fich aber im II. Sem. 24,918,900 „ „ 39 R 
nun, daß der Mangel an ſolchen — jelbitverftänd- 1886 38,317,3800 „ „ 48 * 


ſich zeigt; wir feiden immer noch an den Folgen 
der Krifis von 1873. Dem übergroßen Bertrauen 
und der Corglofigfeit, mit welchen man damals, 
nur von der Sudt nad hohen Einnahmen und 
Gewinn getrieben, aud den jchwindelhafteiten 
Gründungen entgegentam, ift eine Reaktion gefolgt, 
welche das Gegentheil bewirkt hat, das vollfom- 
menfte Mißtrauen und die Abneigung gegen jede 
Art von induftrieller oder fonftiger, nicht durch 
den Staat oder gut fundirte Gemeinden und Kor— 





318 


Die Gejellihaften find überwiegend für Um- |rungs-Gejelliaften und u Gejellihaft zur Aus» 
mandlungen von Brauereien, von melden ge ng von eleftrijcher Kraft. 

5 im leßten Jahre in Atien-Unternehmungen ſich ie Höhe der Staatsſchulden gab eine Lon— 
verwandelt haben; neu errichtet wurden 1 Walz, ‚doner Schrift für das Jahr 1831 zu 4415,222 
fabrif, die Ausihantsgejelichaft Gambrinus in Mill. £ in Europa an, für melde an Binfen 
Berlin, 1 Transport-Berfiherungs-Gejellichaft für 202,858 Mill. £, alio 4057, 160 Mil. Mark erfor- 
Rufland, 2 neue Buderfabriten, 2 Hnpothefen- | derlich jeien. Nach dem Sothaifchen Hoflalender für 
und 2 Kreditbanfen (1 polniih), 2 NRüdverfiche- | 1886 war der Stand der Staatsſchulden der folgende: 


GEmiffion — En chaintres. 


Mart 
Deutichland. a) durd) das Reich begebene Anleihen 394,764,600 


zirkulierende Kaffenjcheine 


b) die Einzeljtaaten zufammen 


141,186,250 


Mart 


93,469 


535,950,850, Altivfonds verjchievene 697,409,870,82 
r 14 


7,214,592,076 


(nur unvollftändig) 


7,750,542,926, pro Kopf jegt rund 160 Mart 
Belgien 1,695,305,562, 4 » = 93 „ 
Dänemark 223,077,993, „ — ee. SL 
(Aktiva faft halb jo groß) 
Frankreich, Ausgabe für die Schuld 1333,75 
Mill. Fres. zu 4, 4,5, 3%, aljo ungefähr 29,223,880,00, , vn m 7169 „ 
Griechenland 280 ‚228,081, — — —⏑—— 
Großbritannien und Irla 14,806,613,080, a N — a 
Italien, Ausgaben für Bing "590, 328,687 Fres., 
daher etwa 9,355,000,000, „ u — - 
Liechtenftein 350,000... 838 
Luxemburg 12,936,000, , » nn „82 
Monaco ? 
Montenegro ? 
Niederlande 1,806,322,930, „ u 
Oeſterreich Ungarn. a) Gemeinjam 823,993,894, 
b) für die im NReichsrath vertretenen Länder 6,474,755,160, 
e) für Länder der ungarifchen Krone 2,546,710,442, (Attiva 2632 M.M.) 
9,845,059,406, > 5 nm 0 „ 
Portugal 2,584,682,540, , » » » 50 „ 
Rumänien 596,254,95, , » » - 18 , 
Ruſſiſches Reich im Ganzen 2,925,10880, „ u u mn MA „ 
(Mit Finnland, Köpfe für Europa) 
Schweden 255,945,500, , 4 un BB „ 
Norwegen 151,758,615, „ » vn. 4 
Schweiz (der Bund hat Ueberichuß der Aktiven, 
die Schulden d. Kantone find nicht befannt). 
Serbien 160,000, 00084 
ui Ausgaben für die Schuld 273,88 
U. Fres, daher etwa 6,380,000,000, „ u mu 38 
Sad. "Schuldbons 1,844,516,540, „ „ 205 
"d. d. — Bevolterung) 
Bulgarien ? 


Europa zuſammen 


 89,897,983,088 Marl, 


= die Schulden der Schweizer Kantone, die von|say (Ort in Frankreich) ift der Name für eine 
onaco, Montenegro, Bulgarien und — Art des Weinbaues, durch welche die großen 
Koſten der Anlage (Rajolen allein zu 800 ee 


Strelig. 


Nach den früheren Mittheilungen find etwa zu 'löcher pro ha mit Pilanzung u ſ. w. 


400 Marf) 


rechnen für Amerifa von Staaten mit 113,465 Mill. | und zum großen Theil die der Unterhaltung we 
Einw. (ohne Bolivia und Merito und ohne die ſentlich verringert werden ſollen und der Weinbau 
mitteleuropäifchen Beſitzungen) zufammen 12,438,45 auch da ſich ſoll ausbreiten können, wo man ihn 
Mil. Mart, für Afrika von Staaten mit 8,545 Mill. bisher nicht betrieben hat — überall bin, wird ger 
Einw, 2,678,8 Mill. Mark; für Wien, Auftralien jagt, wo Wein an Maueripalieren reif wird — 
und Ozeanien find die Angaben zu unvollftändig. auch joll das Erzeugniß jelbjt an Güte gewinnen, 

Dbige Beträge find zuſammen 105,015,183 Mi Als Erfinder wird ein Kleinbauer aus Chiffay 
Mari. in der Touraine genannt; bei nur wenigem Beſih 

En chaintres (Grenzfurchen) oder à la Chis- wollte er nicht auf den Beinbau verzichten, aber 


En chaintres — Erbpacht und Erbredt. 319 


aud) nit am Feldbau einbüßen und pflanzte des- Gegenden Hält man, joweit es noch Erbpachtsver—⸗ 
halb den Wein auf den Grenzfurden der Meder, — giebt, an dieſen feſt und —— 
ließ ihn wild wachſen, legte die Ranken der Länge können ſolche ſehr gut wirken, wenn die Beziehungen 
nach der Furche entlang und nach der Ernte auf|zu den Betheiligten richtig und zeitgemäß ge- 
die Stoppeln, wodurd die Trauben volllommen reif | ordnet werden, jo wie früher auseinander gejett 
wurden. worden ift. Im Landmwirthichaftsrath fand (Ja— 
Das Verfahren erregte die Aufmerkſamkeit An- | nuar 1886) die folgende Nejolution einftimmig 
derer, welche e3 dann vervollflommnet haben. &. Ger- | Annahme: 
dolle, Meg, berichtet darüber in „Fühling’s Landw. | 1. Es möge in das deutich-bürgerliche id 
Zeitung“, Septemberheft 1884, und theilt mit, daß | für den gefammten land- und forjtwirthichaftli 
etwa jeit 2 Jahrzehnten im Departement du Eher, | benußten, mit einem Wohnhauſe verjehenen Grund» 
bei Eours, bei Diedenhofen und bei Rodemachern | befig ein auf dem Prinzip des Anerbenrechts be— 
Hemmer) in den Reichslanden An- | ruhendes Inteſtat-Erbrecht — unter Wahrung der 
ber Art mit Erfolg eingerichtet worden find, | freien Dispofition des Eigenthümerd durch Ver— 
und dab er jelbjt dazu übergehen will. et | träge unter Lebenden und fegtwillige Verfügungen 
lihere Angaben enthält das franzöfiiche Wert „La | — Aufnahme finden dergeftalt, dat jedes Landgut, 
vigne en chaintres“, Metz, und Auskunft giebt | d. i. alle eine jelbfiändige Wirthichaftseinheit bil- 
bereitwilligft Herr Hemmer. denden, ber land» oder forftwirthichaftlichen Be— 
Erjpart werden auch die Pfähle; die Anlage | nugung dienenden und mit einem Wohnhauſe ver 
toftet pro ha 80-100 Mark, die Betriebäkoften | jehenen Grundſtücke nebft Zubehörungen nur auf 
(äten, Haden u. j. w., dur Pflug und Erftir- | einen Erben, den Anerben, übertragen werden; 
dator, leichte Düngung u. ſ. w.) werden zu 800 dab aber im Uebrigen die Grundjäße des bürger- 
Vark angegeben (2,4 Mark Tagelohn, 4 Mark für | lichen Gejegbuches über die Berufung zur Erbfolge 
ein Pferd). Gerühmt wird, da die Reben am Boden | nicht geändert werden, jo daß die jämmtlichen 
liegen, die verringerte Froftgefahr; die Pflanzung | Erben einjchließlich des Anerben gleiche Theile am 
rn in Entfernungen von 2m, die Reihen | Werthe des Grundbefiges erhalten, daß jedoch bei 
d 6-8 m auseinander liegend, der Weinftod | Ermittelung der Erbidaftsmafje der Ertragswerth 
wird gar nicht zurüd gejchnitten; man entjernt | der dem Anerbenrecht unterworfenen Landgüter zu 
nur die Zweige, wenn jie die Trauben getragen | Grunde gelegt werde; 
2 der Stod wächſt baumartig, verbreitet jeine | 2. es möge in dem bürgerlichen Gejeßbuche das 
ten auf das ganze Terrain und diefe werben | Prinzip des Anerbenrecht3 auch nad dem Syftem 
aur, wenn fie jchiwerer geworden find, mit Heinen der Höferolle fjormulirt und der Landesgeſetzgebung 
Gabeln geftügt. Die Laubarbeiten bejchränten ſich vorbehalten werden, diejes leßtere ftatt des Anteftat- 
auf einfaches Blenden. anerbenrecht3 in Betreff der obenbezeichneten Gitter 
Da die Anftellung eines Verſuches nicht viel! für ihr ganzes Gebiet oder für einzelne Theile 
toftet, jo ift jedenfalls die Aufforderung dazu be: | deffelben in Kraft treten gu laſſen. 
rechtigt, eine Anlage der Art iſt aber doch nur da) Auch bezüglich dieſer Beſtimmungen gilt, daß 
möglih, wo man fidher vor Diebjtahl fein kann; | fie nur dann zu wirklichem Segen für die land» 
die ftrenge Ueberwachung, wie jie in unjeren Wein- | wirthichaftliche Bevölkerung werden können, wenn 
bergen üblich ift, läßt fich dafür nicht durchführen | es gelingt, richtigere Taren ala bisher zu machen 
und ein edles Produft wird damit jchwerlich zu | (vergl. Veranſchlagung); jo lange die bisher dazu 
nen jein. In der deutfchen Facpreffe haben | angewendeten Grundjäge in Gebraud) bleiben, wird 
hd noch feine ren Heußerungen dar- es mit Verſchuldungen nicht anders werden und 
t. 











über geltend gema alle gejeglichen Bejtimmungen über Erbredite und 
England, j. Großbritannien. Höferollen können es nicht verhindern, dab Die- 
Ensilage, Gährfutterbereitung in Gruben, |jenigen, welche zu theuer gelauft, gepachtet oder 

l. Ernte. ‚Güter übernommen haben, in jchlimme Lage 
Entwählerung, j. Melioration. ‚tommen. 


Erbpacht und Erbrecht; vergl. den früheren Ur-, Im Ganzen giebt es eine große Bewegung da- 
titel. Gegen Erbpacht ijt man aud) in landwirth- | für, das Erbredht zu Gunſten der Erhaltung der 
Ihaftlihen Kreifen ziemlich allgemein; man will | Bauerngüter zu gejtalten. Der Gedanlengang ift 
jeht die bäuerlihen Verhältniffe auf dem Wege | — angeregt bejonders durch Rodbertus —, dab es 
der Rentengüter (j. d.) ordnen, verlangt aber dazu, unrecht jei, wenn dasjenige der Kinder, welches 
dab der Staat große Opfer bringen joll, d. } | ein väterliches Gut übernehmen will oder ſoll, an 
größere Streden Landes dafür verwendet. Kauf- ‚die Geſchwiſter zu gleichen Theilen die Binfen 
gelder werden dabei nicht entrichtet, damit die ‚ober das Kapital a he babe, weil e3 
Mittel zur Melioration verfügbar bleiben; die dann zu höherem Yins (bis 7 %,) Kapital leihen 

bürfen aber nicht parzellirt werden. und in folge defjen bald verarmen müſſe; vorzu⸗ 
Dan will alfo nicht mehr Erbpächter und ſolche ziehen fei die Rentenzahlung, mit nur 3,5%, 
u nicht in den polniichen Provinzen auf den | berechnet, welche in 20 Jahren jedem der Ges 
engelauften Gütern (vergl Kolonijation), jondern | jhwifter das volle gleiche Erbtheil gewähre, dem 
fchaffen, dieje aber in der Art, dab | aber, welcher das Gut übernommen habe, nad 
nu Sabresrenten gezahlt werden. In anderen | 20 Jahren diejes als freies Eigenthum fichere. 





320 


Sollte eins der Geſchwiſter innerhalb der 20 Jahre | 
das Kapital haben wollen oder müffen, jo werde 
es ihm nicht ſchwer fallen, von Privaten das Geld 
r erhalten, da ja Ddieje für die Zinsbezüge voll: 
ommen gefichert jeien. | 

Gerechnet wird z. B. wie folgt. Ein Gut von 
40,000 Marf giebt bei 4 Kindern jedem 
das Recht auf 10,000 Mark; der Anerbe hätte 
alſo 30,000 Mark heransgugahen fann aber un- 
möglich den Hof mit nur 10,000 Markt übernehmen 
oder ihn zu *, hypothekariſch belaften; er gewinnt, 
wird gejagt, mit jeinem Viertel faum 3,5 bis 4 /,, 
und müffe für %/, mindeftens 5 und bis 7%, Zins 
entrichten, wenn er den Gejchwiltern das Erbtheil 
zu gleihem Sat landüblich ira foll, weil er 
dazu Geld nur zu 5 bis 7%, leihen fönne Im 
Falle der Nenten-Leiftung zu 3,5 '/. habe jedes der | 


Geſchwiſter das Necht auf = — 350 Mark jähr: | 


lich ; der Anerbe habe alſo 3 X 350 = 1050 Marf 
jährlich zu zahlen und behalte für fi 350 Mark; | 
in 20 Jahren habe jedes der Geſchwiſter 7000 | 
Mark in Renten erhalten, welche zu 5%, angelegt | 
10780 Mark Kapital, aljo 780 Markt mehr als der 
berechtigte Antheil ergeben, während der Anerbe jett 
das Gut jchuldenfrei habe. Auf dieſe Art werde | 
der Grundſatz „gleiches Recht“ beijer zur Wirkſam— 
feit gebracht, vorausgejegt natürlich, daß der Er- 
tragswerth des Gutes richtig berechnet werde. Das 
immobile Kapital müſſe anders wie das mobile 
behandelt werden, wenn der Grundbeiig, bezm. 
Bauernjtand nicht zu Grunde gehen joll. 

Hiergegen ift nur einzumenden, daß die Sicherun 
des gleichen Rechtes nad) diefen Anſchauungen — 
nicht gewahrt wird; der große Vortheil des ſchulden⸗ 
freien Beſitzes von 40,000 Mark Gutswerth, fteht 
ar nicht im Verhältniß zu 3 X 780 = 2340 

art Mehrbetrag über die anfänglichen 30,000 
Mark, vorausgejegt, daß das NRechenerempel in 
Wirflichkeit, jo wie hier angenommen, gelöft wird; 
außerdem müſſen die Geſchwiſter 20 Jahre lang 
auf das Kapital und auf den Zinsgenuß verzichten, 
wenn fie diefe Summe nad 20 Jahren erit er- 
halten jollen. Daß es ihnen jo Leicht fallen würde, 
für die Ausficht auf die Rente das Kapital früher 
u erhalten, iſt ebenfalls nicht wahr; es würde 
ihnen dann wie dem Anerben gehen, wenn er Geld | 
zur Befriedigung der Aniprühe an Kapital oder 
Binfen entlehnen muß; fie würden ſich jchr bes | 
deutende Abzüge gefallen laſſen müſſen. 

Daß ein Bauer, wenn er mit 3, verjchufdet | 
wird, nicht beftchen kann, unterliegt feinem Smeifel ; 
e8 hat cben nur jedes der Geichwifter das Recht 
auf 10,000 Markt Werth und damit kann man 
nicht ein Gut von 40,000 Mark Werth übernehmen ; 
es bleibt aljo nur übrig, das Gut zu verlaufen 
oder wen es der Familie erhalten werden foll, es 
für die Geſchwiſter zufammen verwalten zu laſſen; 
der „Anerbe“ joll nicht Eigenthümer zum Schaden 
der Geſchwiſter, jondern Verwalter des gemeinfamen 
Gutes und für jeine Mühwaltung bezahlt werden; | 
er hat die Mühe und Sorge und deshalb auch die 


} 














Erbpacht und Erbrecht. 


Mehreinnahmen. Liebt man das Verhältniß als 
Verwalter nicht, ſo kann er Pächter werden und 
zwar Pächter mit Ueberlaſſung des Inventariums 
in eiſernem Vertrag. Das Pachtgeld läßt ſich 
leicht ermitteln und angemeſſen in der Höhe ſo 
beſtimmen, daß jedes der Geſchwiſter den rich 

Theil erhält und der Pächter (Anerbe) be 
fann. Die Geſchwiſter können nicht mehr als ihren 
Theil, welchen die Bewirtbichaftung des Gutes ab- 
wirft, verlangen, wenn das Gut beilammen bleiben 


ſoll, und find an dem Gut alle auch zu gleichen 


Theilen betheilig.. Wollen fie nun ihre 

veräußern, um zu Kapital für anderweitige Unter- 
nehmungen zu kommen, fo wird es ihnen mit vollen 
Rechten leichter fallen, al3 mit der mageren Ab- 
findungsjumme, bezw. der Ausficht auf eine jo 

Mie immer die Beitimmungen — etro 
werden mögen, ſo ergiebt ſich jedenfalls ſo viel, daß 
u jeder Art von Ablommen oder geſetzlichen Be— 
‚aa bezüglich der Bertheilung des Erbtheils 
eine jehr genaue Veranſchlagung der Güter und 
eine Hare Buchführung gehört. So lange dieje 
nicht gegeben find, ſollte auch nicht an den be— 
ftehenden geſetzlichen Beſtimmungen geändert wer— 
den. Ueberall, wo ſich mehrere Geſchwiſter in ein 
Vermögen zu theilen haben, muß der Lebens— 
anſpruch des Einzelnen bedeutend herabgeftimmt 
werden, ein Unterjchied zu Gunſten nur eines der 
Geſchwiſter ijt eine Ungerechtigkeit und erhöht für 
die Anderen die Härte des Geſchicks. Die 
bliebenen von Beamten müjjen jich bei dem Tode 
des Vaters plößlich mit der geringen Penfion bes 
gnügen und zu Antheilen an dem, was an Ber- 
mögenswerth da ift, und allenthalben giebt ed nur 
den entiprechenden Antheil, alio eine bejcheidenere 
Summe gegen die, welche das Ganze ausm 
von welchen fie zu Lebenszeiten der Eltern 
auch nur das haben, was Ddieje ihnen zukommen 
laffen. Eine Härte in der gleichen V 
deshalb finden zu wollen, weil der Anerbe da 
nicht beitehen kann, ift geradezu unerfindlid; es 
giebt da Mittel und Wege genug, um der Gerech- 
tigfeit und dem berechtigten Wunſche der Hy 
der Bauerngüter genügen zu können. Es iſt ſchon 
hinreichend darauf aufmerfiam gemacht worden, da 
die Lebensverficherung das befte Mittel zur Löfung 
der bier in Betracht kommenden Schwierigkeiten 
bietet. Mit dem Nentenprinzip löft man biefe 
nicht, ſondern jchafft nur Ungerechtigkeit in anderer 
Form. Auch an die Stelle der früheren Erbpacht 
fann das Nentenprinzip nicht mit Erfolg treten; 
für gewiſſe Fälle mag man davon gut 
machen können, foziale Fragen wie die angeregte 
löft man aber damit nicht. 

Erbpachtgüter find auch in jüngerer Zeit in 
Medienburg errichtet worden und dort nic abge» 
ſchafft ne jie fommen ferner noch vor in Olden- 
burg, Braunjchtweig und verjchiedenen hi ron 
Staaten (Weimar, Altenburg, Meiningen, Gotha, 
Scwarzburg-Rudoljtadt) und mit Einrichtungen 
zu voller Aufriedenheit der Betheiligten. Die Ab» 
ſchaffung geichah Anfangs des Jahrhunderts und 
die Abneigung gegen Wicdererrichtung, bezw. Aufe 





Erbpadt und Erbredt — Ernte. 


321 


bebung des Verbots ſtützte ſich hauptſächlich auf | Anerkennung erhielt, die ausgejeßt geweſene gol- 


die mit den älteren Formen verbunden gemejenen 
Einrihtungen im Sinne ber Feudalzeit. Für un» 
jere Arbeiter würde jehr oft ein richtig durchge- 
führtes Erbpachtsverhältniß der Ausfiht auf Er- 
werbung als Eigenthum vorzuziehen jein; noth- 
pendig wäre eine zeitweije fich wiederholende 
Beitimmung über die Jahresleiftung — Kanon — 
und defien Beitimmung nad mehreren wichtigen 
oedarfsartilein — ſowie jelbftverjtändlich die Be— 


htigung auf dolle Entihädigung für gemachte | 


Berbefierungen im falle der Auflöfung des Ber- 
u en welche beiden Theilen frei ftehen 
| 


Ausführliches über die ige Seiten der 
Frage, Über Geſchichtliches und Literatur j. in 
Ruprecht, „Die Erbpacht“, Göttingen 1882, 
Bergl. auch Thiel's „Landw. Jahrbücher” über die 
Berhandlungen des preuß. Landes⸗Oekonomie⸗Kolle⸗ 
ums 1879, Bd. VIII, Supplement 2 und Bd. 7 


und die Schrift von Najie, „Die wirthichaftliche Be- 


iung der Erbzind- und Erbpachtverhältniſſe“. 


J 
J 


Ft 
 Saben 


Erdöl, j. Bergbau und Betrolcum. 
Erdöläther,, ſ. Betroleum. 

Ermte. Die trüben Erfahrungen, welche in den 
nalen Jahrgängen (befonders 1882) mit 
Bergung der Ernte gemacht werden mußten, 


sr Auffindung beijerer Methoden für Abtrod- 
zung der gemähten oder gejchnittenen Früchte oder 
far Erbaltung des nah eingefahrenen Erntegutes 
berporgerufen ; wie immer ift man dabei zum heil 
sach auf ältere Methoden zurüdgelommen und hat 
deſe mit neuen Namen als Entdedungen der 
Neuzeit verherrliht. Alles, was zur Ernte nach— 
attagen iſt, läßt ſich in folgenden Abſchnitten 
zen: J. Mähmaſchinen. Ueber die Bedeutung 
md den Nutzen der Mähmaſchinen giebt 
:# feine Zweifel mehr; die Erfindung des jchot- 
then Geiftlichen Dr. Patrik Bell hai ſich glän- 
end bewährt und mußte das, weil von An— 
ung an die Majchinen jchon in großem Grade 
xt Bolltommenheit fonftruirt wurden; jegt werden 
he jährlich zu Hunderttaujenden gefertigt und 
u manchen Ländern fennt man ſchon nur noch 
Ye Maichinen zur Mberntung. 
Beftrebungen zur Vervollkommnung jind die Mäh- 


maihinen mit felbftthätigem Garben— 
ehört | - 
geb 0,278 ha, pro ha 4,06 Rollen, 5,5 kr Schnur, 
'pro 100 Garben 3,02 kg. Die Arbeitäleiftung 


binder, „Binder*; auch für dieſe 
de Verfuchszeit zu den überwundenen Stand- 
penften. Die engliihe Royal Agricultural So- 
ty hatte im Jahre 1877 
Anöttellung in Liverpool die erjten Ausjchreiben 
Wär erlafien; zur Bewerbung kamen 3 Majchi- 
ven, für weldhe nur ®. U. Wood eine chrende 


von den verichiedeniten Seiten Beftrebungen | 


| 
! 
I 
| 
1 











gelegentlich einer | 


Die neuejten | 


Pferde (a 3) 9 


Knechte 2 


Zins u. ſ. w. Unterhaltung der Maſchinen 


Tagesleiftung 


ı New 


Maſchine diefer Art, welche, 703 kg ſchwer, U 


dene Denktmünze aber nicht ertheilt werden konnte. 
Am Zahre 1878 gab es in Briftol ſchon 7 folcher 
Maſchinen in Arbeit; MECormid erhielt jegt für 
volltommen befriedigende Leiſtung die goldene 
Dentmünze, Mr. Wood abermals eine ehrende 
Auszeihnung; im Jahre 1879 wurden nad) Ear- 
lisle 13 jo Maſchinen zur Prüfung geliefert, 
im Jahre 1881 von 13 Firmen 28 Majchinen zur 
Konkurrenz angemeldet als auch 1 goldene und 
1 filberne Denkmünze für foldhe Binder, welche 
anderes Material ald Draht verwendeten, aus- 
gejegt worden waren; M’Cormid erhielt aber- 
mals die goldene Denkmünze, Johnfton Harvefter 
Co. die filberne und J. M. King die ehrende Aus- 
zeihnung. Für 1884 mwurden nad Shrewsbury 
von 19 Firmen 36 Mafchinen angemeldet, wäh- 
rend in Amerifa inzwijchen die Binder jehr all- 
gemein geworden waren und die Mähmajchinen 
mit den volllommenften Einrichtungen verjehen 
worden find. Vgl. Ver. Staaten, Landwirth- 


ſchaft im Artikel Amerika. 


Inzwiſchen hat man die Garbenbinder allent- 
halben vervolllommnet; auf dem Kontinent find 
wegen leichter Handhabung und geringen Repara- 
turaufwandes die von A. Wood, Hoofid - Falls, 

Yort, V. St., Ich beliebt; man verwendet 
dazu je 3 Pferde mit Wechjelgeipann, 6 Stunden 
Urbeit für jedes, zur Noth auch nur je 2 Pferde, 
aber ftarfen Sclages, und an Mannſchaft nur 
den Kutjcher; mit 1,5 m Schnittbreite ift die 
Tagesleiftung 4—5 ha. Der Preis ftellt fich zu 
1400 bis 1500 Mark. Brof. Wüjt berichtet über 
eine auf der Ausftellung in Halle 1884 geprüfte 
und dann dem landw. Inſtitut dajelbit gejchentte 
16 
fangs für 1550, jept für 1250 Mark, und dazu 
erforderliche Schnur vordem zu 1,9 Mark, jegt zu 
1,3 Mark, verlauft wird. Die Tagesleijtungen 
in und bei Halle waren: 


Weizen 6,4 ha, gefertigt 13,800®arben in 24 Stun- 
den mit 7,8 Wollen, 105,5 kg Schnurverbraud) ; 
Gerſte 7,7 ha, gefertigt 12,600 Garben in 25 Stun- 
den mit 28,5 Rollen, 38,80 kg Schnurverbraud) ; 
und Safer 2,0 und 3,1 ha, gefertigt 3420 und 5160 
Sarben in 10 und 15 Stunden mit 9,5 und 
14 Rollen, 12,25 und 19,05 kg Schnurverbraud) ; 
zufammen 19 ha, 34,980 Garben, 69 Stunden, 
78 Rollen, 105,5 kg Schnur oder pro Stunde 


im Jahre 1884 war 10—12, die im Jahre 1885 
uf. 30 ha. 
Die Berechnung der Koften iſt: täglich 





Mari. Mähmajchine ohne Binder 6 Marl 
> i 2 
985% 567 5 
ui. 20,85 Mart 13,67 Marl 
2,35 bi3 3,0 ha 2,5 bis 4,0 ha 
21 


Sandw.-aonveri.»Le.iton. Speytal-Zupplement. 


a 


322 Ernte. 
rain pro ha 5,79 bis 9,25 Mart 3,42 bi3 5,47 Marf 
Schnur oder Strohjeile pro ha 715 —715 „ 18,00 — 18,00  „ 
Lohn für Binderfmit Strohjeilen 450 — 550 „ 


Bufammen Koften pro ha 12,94 bis 16,40 Marf 


Die Strohjeile find zu 1 Pf. pro Stüd gerechnet. 

I. Zeit der WÜberntung Nowadi in 

feiner geh iiber Getreidebau, Berlin, Thaer- 
1 


izenförner haben in ber 
Milch⸗ 
Gelbreif 


Vollreife 


Zur Zeit der Milchreife i 
oberen Theile noch grün, die o tter ſind 
noch nicht abgeſtorben, die Blattknoten noch voll 

| 





" [4 


3,4 


” 
" 


und ſaftig, die Spelzen noch grünlich-gelblich, die 
Körner äußerlich grün und innerlich milchig; fie 
find vollfommen ausgewadhjen und haben ben 
größten Umfang, der Keimling ift jhon entwidelt, 
aber noch nicht im Wachsthum vollendet, Die 
Keimfähigkeit iſt aljo unſicher. Die Gelbreife 
lennzeichnet das volljtändige Verjchwinden der 
rünen Pflanzentheile; die Blattjpreiten find gelb- 
ichbraun und leicht zerbrehlid, die Blattknoten 
unterhalb ſchon eingejhrumpft und nur im oberen 
m noch vollſaftig, diejer iſt gejhmeidig, zähe. 
ine Neubildung N ıdet mit Berjchwinden des 
Blattgrüns nicht mehr ftatt; der Inhalt des Korns 
wird didjlüffig, der Kern auf der Rüdjeite feſt 
und ftarr, der Mehllörper ericheint ſchon troden, 
das Korn ift Mnetbar wie Wachs und läßt ſich 
leicht über dem Nagel breden. Mehllörper und 
Keimling find ausgewachſen, das Korn ſchwindet 
dur Austrodnen merklich zujammen. Die! 
Bollreife in Folge von anhaltender Hitze voll- 
ieht fih in 3 Tagen, ziemlih unmerflih am 
me, deſſen Vlattfnoten nun alle gebräunt und 
irren Bang nr find; die Körner löſen ſich 
icht von den Fruchtftielen und von den Spelzen ; 
fie jchwinden immer mehr zufammen und find 
nicht mehr brechbar über dem Nagel, noch biegiam, 
aber zähe, heller oder dunfler gefärbt, mehlig ober 
lafig. 
s ÄR Todtreife macht das Korn, aber mit 
mehr Anftrengung, wieder brechbar, wobei es hör- 
bar fnadt; es wird hart, das Stroh dunfel matt, 
gan, ihmugig gelb, ſpröde, zerbrechlich, die | 
ehren brechen ebenfall® leicht ab, die Körner 
Löjen fih aus und fallen zur Erde, jo dab be- 
trächtliche Verluſte entftehen. Einen Gewinn 
giebt das Stehenlafjen auf dem Felde nicht und 
auch ein größerer Prozentja glafiger Körner zeigt | 
fi nicht, obſchon viele Landwirthe feſt daran 
glauben. Es hatten 1000 Weizenlörner in der | 


i 








Körner | 
miehlige unb Lege 
Gelbreife (am 20. Juli) 401 59 





Vollreife „ 3. „ 476 
Kodteeife „ 8. „ 414 586 
„» 2. Auguft 431 569 


Aus diefen FFeitftellungen wird gefoigent: bezw. | 
die alte Erfahrung beftätigt, daß die &elbreife 
der Beitpunkt zur Ernte ift und das Hartwerden 


oder Grünreife friſch 8 ccm, nachgereift ccm, Volumen und 2,4 g Stärke 
e " 


an der Spitze fidh bilden, jpät zu 


Das volle Musreifen auf dem 


25,92 bis 27,97 Mart 


bibliothel, Band 63, giebt das Wefentlichfte über 
die Reifezeiten des Getreides: Milde, 
Gelb⸗, Boll-, Todtreife. 


’ ” [23 " ’ " ” 
3,4 " „ " ' " ” 


t die — im aller Körner die des Einfahrens, was beſonders 
n Blä für das Saatgut gilt; auch dieſes ſoll im der 


Gelbreife gemäht werden, aber auf dem 
ordentlich nachreifen, damit nicht im ber 
duch Erhitzung die Keimkraft gei t werbe. 


‚Die Nachreife erjegt volllommen die 
'Bollreife, wenn der Schnitt in der Gelbreife er- 


folgt war, weil von da ab eine St 
FX en ** 33 * in 
o können bie ufte durch Zuſamm 

bis 30 %/, betragen, erntet man in der Bollreife 
oder jpäter, fo iſt ebenfalls Verluſt durch Körner- 
ausfall unvermeidlih. Zu frühes Ernten 
durch Nachreifen nicht gut gemacht werben. Der 
Schnitt der Gerjte joll ftattfinden, wenn bie 
erjten Pflanzen reif geworden jind, weil bei ber 
großen Sprödigkeit des Strohs zu viele I, 
abbrechen, wenn man länger warten wollte. D 
Hafer ift wegen des ungleichen Rei d wei 


DH 


die jchwerften Körner nicht in der I 







etwaige Körnerausfall wiegt den Nadiheil 
früher Ernte nicht auf, zumal hier auch ® 
ipätes Wandern des werthvollen Gehalts au mh. 
und nfr. Subſtanz in die Körner 
(Bgl. darüber die früher gegebenen 
über „das Wachsthum der ge — 
N. Urendt.) Der Mais foll im letzien 
nad) völliger Vertrodnung der Kolbenblätter und 
nach Hartwerden der Körner gemäht werben. 

Hierzu ift zu bemerfen, dab man mit 
auf dem Felde auch den Bortheil gewinnt 
Getreide beſſer ausreifen zu laſſen, jo 
die Vollreife abwarten kann; bejon 
und Gerfte zu Ma | 
Ime Tann die 
Nachreife nicht erjegen. Die Berlufte 
nur beim Stehenlafjen der abgeichnittenen 
nicht bei jofortigem Dreſchen. 

Bezüglich des Klees liegen Verſuche vom 
Bölder in England vor, welche 1 
dortigen Klima auf i 
größte Menge verbauli 
maligem nitt (am 
Blüthe für den erjten) yäu 
Schneiden jugendlichen { an ſich a 
reichſten an verdaulichen Nährftoffen tft, giebt & 
fofern nicht mehr davon als nur we ont 
weil nad) jedesmaligem Schnitt eine des Still 
tands im Wachsthum eintritt bis fich wieder me 

lüthen gebildet haben. Die Ergebniffe waren 5. B.fit 


u. 
im 


ichen. 


E 
1 


1 


J 


ſollten nur jo geerntet werben. 







A Di „2 Se 


Ernte. 323 
6 Schnitte, 1. am 25. April zuf. 3462 kg mit 440 kg nh. 1868 kg nfr. u. 304 kg Aſche al Ernte 
> " 1. ”" 28. 177 [23 3988 ” ” 530 ” ” i ” " ” 364 ” " ”" ” 
4 “ 1. „ 12. Mai „ 5188 „ „ 640 „ „ 3380 „ „ „ 610, a 
3 " 1. 26. „ „7000 u = BIO 4368 nu 476, Se ol 
3 s 1. 2. Juni, AM. 5 580 BB, „ „ 558 er 
2 fi Re en „ 8120 „ „ 60 „ „ 5688 „ „ „ 5% „ or” 8 
2 ie 3... I. „ B12 „ „80 „ „ 6452 „u nd, Et a Se 
l A rg er „ 8216 „ „ 636 „ „ 5696 „ „ „5238, Fu a! 
für weiteres einfchnittiges Ernten vom 30. Juni | Schrift „Die Landwirthſchaft in Flandern“ (vgl. d. 


bis zulegt am 21. Juli wurden die Erntemengen 
immer geringer und geringwerthiger und zwar bis 
wiegt nur 6758 kg im Ganzen mit 338 nh,, 
4958 nfr. und 334 kg Ace. In Prosfau da- 
gegen hatte man erhalten: bei zwei Schnitten 
3392 kg tr. mit 484,7 kg nh., 898,7 kg Roh- 
faler, 1796,7 kg nfr. und 211,9 kg Aſche gegen 
3570,4 kg tr. mit 750,0 kg .nh., 835,7 Rohfaſer, 
1608,5 kg nfr. und 276,2 kg Aſche von Drei» 
maligem Schnitt, jo daß auch biejer unter Um— 
finden am Platze iſt. Am nachtheiligiten ift der zu 
frühe Schnitt. Mit gutem Boden und Klima 
xigen ſich aber die Verhältniſſe weſentlich anders; 
m Franken kann man in vielen Gegenden unbe— 
dentlich mehrmals fchneiden und das muß ſtets 
der Fall fein, wenn der Klee zu hoch wird, weil 
ionft das Pagern Schaden bringt. Ueber 0,8 m 
iofte man den Klee nicht wachſen laffen. Daß die 
beginnende Blüthe die befte Zeit zum Schnitt ift, 
war längft befannt. 

II. Schutzmittel a) für Kornmieten auf 
dem Felde. Die Uebelftände durch Regenwetter 
während der Zeit, in welcher auf dem Felde die 
Setreidemiete abgebrochen werden joll, hat Ver» 
anlafjung zu der Frage gegeben, ob durch leichte 
jeltartig aufgeipannte Schugdächer von Leinwand 
die Miete und die Dreſchmaſchine zu ſchützen fei. 
Die Firma C. Ebert und Köfter in Parchim em- 
dñehlt nach Mittheilung aus der dortigen Diftrikts- 
veriammlung vom 28. November 1885 hierzu 
waiferdichte Leinwand und leichtes Pfahlwerk mit 
Bedachung in Form eines Achtedd — 122,8 qm 
sro — zu 430 Mark ab Parchim; für Stride 
sum Ausipannen 11,7 Marl, für 12 eichene Pfähle 
mit 2 Erjatpfählen, verjehen mit Eiſenſchuh an der 
Spige und eifernem Ring am Kopfe zul. 18 Marl, 
alio im Ganzen für die Schugvorridtung 459,7, 
rund 460 Mark. Die Abnugung und Berzinfung 
zu 100, gerechnet, bedeutet einen Jahresaufwand 
von 46 Mark, welcher, vorausgejeht dab die Halt- 
barkeit garantirt ift und der Schug volllommen 
genügt, gewiß gerne angewendet wird in Gegen— 
den, im welchen zur Erntezeit leicht Regenwetter 
eintreten und ohne jolche Vorrichtung zur Unter: 
bredung mit dem Druſch führen kann. 


ter Qualität werden 50 bis 60 Mark weniger be- 
rechnet. 

Die Schugvorridhtung könnte da, wo Mohn ge- 
baut wird, Sich ebenfalld empfehlen, wenn man 





Für 
Fertigung eines jolhen Daches aus Segeltuch zwei- 


früheren Artifel über Belgien) mit, daß dort die 
Weizenhaufen mit Strohdeden oder Strohhüten, 
Chaperons genannt, vor Regen geſchützt werden. 
Diefe Deden werden ähnlich denen für Treibhäufer 


| angefertigt und bilden aufgerollt einen Halbkreis mit 


dem Halbmejjer von 1,3 m; fie werden mit ge: 
theertem Bindfaden in einem Abftand von 25 bis 
30 cm und wieder in foldem von 60 bis 70 cm 
vom Mittelpunkt zufammengeflochten, die Bindfaden 
endigen an der einen Seite in Defen, an den anderen 
in Halten von Draht, fo daß die Dede leicht um 
den Haufen befeftigt werden kann. Die Koften für 
das Flechten find zu 10 Pfg. pro Stück und die Aus- 
fagen für Bindfaden und Draht auch zu 10 Prag. 
berechnet, fo daß eine Dede ohne das Stroh zu 20 
Big ſich ftellt. Die Haltbarkeit joll bei guter Auf: 
bewahrung nad) dem Gebrauch — in Mieten, Feimen, 
Boden, Scheunen — 15 Jahre dauern. Für 1 ha 
find 80 folder Deden nothwendig, zujammen alſo 
16 Mark als Anlagelapital. Der Schnitt Tann in 
der Gelbreife erfolgen, das Getreide wird fofort beim 
Schnitt aufgebunden und zu 15 bis 25 Garben auf 
Haufen gebracht und zwar fo, daß diefe beim Weizen 
einen ſpitzen Kegel bilden, beim Sommergetreide aber 
einfach kegelförmig find. Der Haufen mwird über 
Nacht und bei Regenmetter durch das Dach geſchützt. 
Dadurch ſollen die Ernten volltommen genügend ge- 
fihert fein, die Scheunenanslagen erfpart werden und 
beim Dreichen auf dem Felde weder Thau noch 
| Regen die Arbeit ftören können. Das Getreide reift 
unter dem Schuß dolllommen und ficher aus und 
behält in Korn und Stroh eine gute Beſchaffenheit. 

e) Shuß durch Aenderung der Ernte- 
‚zeit. In der landw. Beilage der „Magdeburger 
‚ Zeitung“ wurde im Sahre 1882 im t der 
Vorſchlag gemacht, die Ernten dadurch zu jchügen, 
dab die Ausſaat um 4 bis 6 Wochen fpäter er- 
folge, weil dadurd die Megenperiode vermieden 
würde. Mit Recht bemerkte dazu in einer Ent- 
gegnung der Amtsrath von Kries, daß menig- 
ſtens in Weftpreußen nach feinen 20 jährigen Beob- 
achtungen der Juli 27,91, der Auguft 30,16 und 
der September 22,52 Zoll Niederichlag habe, daß 
‚aber die Spätjaaten minder ergiebig feien und die 
verjpäteten Ernten bei den fürzeren Tagen und der 

eringeren Wärme der Sonnenftrahlen, ſowie durch 
färteren au in der Nacht zu jehr gefährdet 
würden, daß ferner die jpätere Mberntung des 
Feldes dem ganzen Feldbau nachtheilig fei und 
dab da, wo es viel Kartoffeln und Rüben zu ern- 





den gejchnittenen Mohn zujammentragen und fol» | ten giebt, das gleichzeitige Ernten auch der Halm- 

Gergeftalt vor Regen jhügen läßt. früchte geradezu undurdführbar würde. Er meint, 

b) für Garben. ©. Krauß theilt im feiner daß die Koften einer fpäteren Ernte ſich um reich: 
21* 


324 


Ernte. 


lich 50%, erhöhten, daf fie mindeftens 50 %, mehr | fahrens zur Gewinnung von trodnem Futter bei 
Zeit erfordere und daß dieſen Nachtheilen gar | * Unabhängigfeit von der Witterung wurde 


fein Bortheil gegenüber ftche. 


— iſt —* nothwendig, mehr über dieſen — 


zu ſagen. 

Bu Ernte bei najjen Jahrgängen. In 
den legten Jahren ift darüber jehr viel verhandelt 
worden und bejonders über das Einjäuern von 
Futter, welches als etwas ganz Neues unter dem 
Namen Enjilage von Frankreich aus empfohlen 
worden war, und über das Verfahren des engli- 
ihen Pachters Neiljon in Halewood bei Lion— 
port. Dieje Beiprehungen haben da3 in verſchie— 
denen Ländern gebräuchliche Verfahren bei der 
Ernte in weiteren Kreijen in Erinnerung gebracht, 
da an dieje Beſprechungen Mittheilungen darüber 
geknüpft wurden. 

E3 wurden englijche, amerifanische, holländijche 
und andere Bergungs- und Trodnungs-Methoden 
befannt. 

1. Maſchinen zum fünftlihen Trodnen 
der Ernte. Die Gebrüder Boltri in Turin 
fertigen Trodenmaichinen zu 800 bis 1600 Mark, 
je nachdem man 1500 bis 2500 kg Garben trod: 
nen will; fie beſtehen aus einem Kaften zur Auf- 
nahme des Getreides oder de⸗ Heus, einem zylin— 
drijchen eijernen Behälter, einem Ofen über diejem 
und einem Ventilator, welcher die warme Luft aus 
dem Dfen aufjaugt; der Apparat ijt fahrbar wie 
eine Lokomobile. An 2-3 Stunden joll das Ge- 
treide ganz ausgetrodnet jein. 


2. Neiljon legt aus dem nafjen Gras oder | tungen in der rt, 


Anfangs in Nord » Deutfchland mit gleihem En- 
—— aufgenommen und veranlaßte vielfache 

achahmungen; es iſt bald darüber wieder ſtill 
geworden und hat ſich gezeigt, daß der Aufwand 
nicht im Verhältniß zum Gewinne ſteht. 

83 Hollaändiſch amerikaniſche Heu— 
thürme.“ Dieſe beſtehen in der Anlage ovaler 
hausartiger Gemäuer ohne Dach, innerlich qut 
zementirt, an den Eden und Kanten abgerundet, 
und Haben den Zweck, nafjes Gras und Futter von 
der Senje weg oder nach höchſtens 1 Zag langem 
Liegen aufzunehmen. Das Futter läßt man ge- 
hörig und gleihmäßig feittreten (ein Arbeiter auf 
2—3 qm) und jchließlich durch aufgelegte Bretter 
und Mauerfteine oder Sandjäde feitprefien (Be- 
laftung 500 kg auf 1 qm), worauf es fich ſelbſt 
überlafjen bleibt; der Thurm fann zu beliebigen 
Beiten gefüllt werden, nah und nad, jede einge- 
fahrene Schichte muß aber richtig gepreft und 
gleihmäßig ausgebreitet jein. Zur Abhaltung von 
Regen wird nad) vollendeter Füllung ein leichtes 
Dad angebradt. Durd das auferlegte Gewicht 
Ihrumpft die Maffe um !/, bis ', zufammen; 
die Belaftung bleibt jo lange, bis man das Futter 
— im Winter oder Frühjahr — gebrauchen will, 
dann wird fie entfernt und nicht wieder auf— 
gelegt. 

„Heuberge“ nennt man die einfachen, in der 


| Regel auf Anhöhen errichteten ähnlichen Vorrich— 


da man 6 Bäume oder 


Futterfraut oder auch Getreide (in Garben) runde | Pfoften im Kreife in die Erde eingräbt und in der 


Haufen oder Diemen an, in deren Mitte eine Deff- 
nung gelaffen wird, welche wie ein Schornftein 
wirken joll. Am Fuß der Dieme liegt ein Strang 
von Thonröhren, hermetifch verfittet mit Oeff— 
nung im dieſen einfahen Scornftein und am 
Ausgangspunkt; hier wird ein Mipirationsventi« 
lator (Erhauftor) angebracht, zu deſſen Betrieb ein 
Pferd oder 2 Mann für kleinere Verhältniſſe ge— 
nügen. Mittelſt diefer und der jonftigen Borrich- 
tungen wird der fih im Haufen entwidelnde Waj- 
ferdampf fortgepumpt umd dringt von aufen 
allenthalben die fältere Luft in die Dieme ein, 
um bier die Temperatur auf das richtige Maß ab- 
zulühlen. An der Bafis des Schorniteins befindet 
fih noch eine Klappe in Verbindung mit einer 
über die Dieme ragenden Stange, durd) welche be- 
liebig das Deffnen und Schließen geftattet ift. Die 
Diemen oder Schober werden etwa zu 6 m im 
Durchmeſſer errichtet, die Nöhren haben den Durch— 
mejjer von 0,16 bis 0,18 m, die Erntemaſſe wird 
auf Stroh Unterlage geſchichtet und aut feit ge- 
lagert. Man errichtet auch längliche Schober mit 
1,1 m Breite, in welchen die Quftfanäle von 3:3 m 
angebracht werden, die Waflerröhren durd die 
ganze Länge gehen und bei jedem Luftfanal eine 
Kniemuffel eingejegt oder eine von außen leicht 
verichließbare und zu öffnende Oeffnung ausge— 
meißelt wird. 

Die von England aus verbreiteten Berichte über 


die außerordentlich gerühmten Vorzüge diejes BVer- 


Höhe der Kornmieten über diefe hervorragen läht, 
in der Mitte und oben mit einander verbindet, 
um den Drud auszuhalten und dann den Raum 
zwifchen den Pfoten mit dem Futter in der 


gleichen Weije wie bei den Heuthürmen ausfüllt. 


Der Boden wird drainirt, das Ganze mit Gräben 
umzogen und der Erdboden mit einer Strohfchichte 
belegt. Das Futter hält ſich grün und friſch, be— 
fommt einen Heinen ſäuerlichen Geihmad, wird 
aber von dem Vieh gerne gefrefien. In Holland 
mit jehr feuchtem Klima und vielem Regen wird 
das Verfahren jeit 4 Jahren allgemein und zu 
allem Futter (Mais etwas zerichnitten uud mit 
weicherem Futter geichichtet) angewendet. Die 
fünftlichen Trockenmaſchinen hat man dort eben- 
falls verſucht, aber bald wieder aufgegeben, weil 
die Gejammtleiftung eine zu geringe war. 
Einmieten in Betroleumfäfier. 
John Baler-Kimbalton in England em- 
pfichlt zur Aufbewahrung von Grünfutter das 
Einihichten in alten Petroleumfäffern, in welchen 
ſich das Futter vollfommen friih erhalten Toll. 
Das Vieh, welches Anfangs am Geruch Anſtoß 
nimmt, gewöhne jich raſch an das jo aufbewahrte 
und geihüßte Futter. Lord Belper bat der 
Schottiihen Agrikulturgeſellſchaft Mittheilungen 
über mit joldhem Futter ernährtes Milchwich ge— 
macht und will bei allen Kühen eine Steigerung 
des Milchertrages beobachtet haben. 
5) Schutz für naſſes Getreide. Feucht 


Ernte. 325 


aufgefhüttetes Getreide wird in der gol- am meijten die Bejchreibungen der Anlagen des 
nen Aue mittelft ungelöijhtem Kalt, | Hauptmanns Fahrtmann auf Klein-Schwein in 
Ahl auf 1000 hl Körner, in der Art in kaum | Schlefien (bei Slogan), worauf e3 dann wieder 
14 Tagen volltommen getrodnet, daß man den ziemlich ftil darüber in der Preſſe wurde und 
Kalt in Körben, gut zugededt, in den Getreide: | blieb, bis Landes-Oek.Rath Spangenberg und 
taufen jtellt. beſonders Dr. W. Lajzczynsfi „Das Konjervieren 
6) Saueres und ſüßes Grünfutter, En-|von Grünmaid® und anderem Grünfutter nad 
slage. Am meiften Aufjehen hat in Frankreich | neuer Methode“ Berlin (1885, zweite Auflage), über 
und ın England in den legten Jahren die Be- das Verfahren des Franzoſen Goffart in Burtin, 
zugung von Futter in Gruben oder Feimen mit»  Sologne, Frankreich, berichteten und fait gleich- 
zit Anwendung von ftarfem Druck erregt, in zeitig Schatzmann in „Erfahrungen über Ein- 
England in dem Grade, daß, allerdings in Folge | machen von Grünfutter“ Aarau 1884, für die dor- 
cr nafier Jahrgänge, alle anderen landwirth- tigen Gegenden die Aufmerkjamkeit der Landwirthe 
nftlihen Fragen dadurch in den Hintergrund | auf die Burtin’schen Anlagen richtete. Ebenfalls 
yrängt wurden und auch die politiihen Blätter | ziemlich zu gleicher Zeit find aud in Amerika, 
er Richtungen jpaltenlange Artikel rg Frege und Holland vielfache Mittheilungen er- 
zaöten, nachdem die kgl. Aderbau-Gejellihaft zu | folgt und als durch ſchlechtes Erntewetter vor 
Iriuchen über den Schuß des Erntegut3 angeregt | einigen Jahren in England viel Erntegut verloren 
a namhafte Preife verwilligt hatte. Unter dem | ging, die Landwirthe aber mit dem Gauer- 
Jımen Ensilage mar in Frankreich von Gof-| futter nicht recht zufrieden waren, hatte die kgl. 
'ert ald ganz neue Entdeckung die Erhaltung des | Yandwirthichafts » Gejellihaft durch Aufforderung 
satters jelbit beim Embringen im nafjen Zujtand | zu Verſuchen und durch Ausjegung namhafter 
rd Einftampfen in Gruben, aljo die Sauer: | Preije für Erfindung eines Verfahrens, mit wel- 
mer» Bereitung, empfohlen worden und defjen | chem das Sauerwerben des Futterd zu verhindern 
ahren hat ebenfalls die Runde durch die wäre, den Anftoß zu einer mächtigen Bewegung 
Atter gemacht und wurde von Vielen als eine | gegeben (Berichte vom Sekretär H. M. Jenkins, 
vr größten und wichtigſten Neuerungen der 1884). Die Bewegung hat in den Jahren 1882 
endwirthſchaft mit Begeifterung aufgenommen. | bis 1885 an Umfang der Art gewonnen, dab man 
ftühn-Halle wies in größerem Aufjage im am Jahresſchluß 1855 ſchon an 2000 Anlagen 
Lundw. Kalender von Mentzel und Lengerke“, | zählte. Die rafcheren Annahmen der fFutterberei- 
5, über „Das Einjäuern Einmachen) der tung duch Einmachen in England erfolgte be— 
sattermittel“ nad), daß es fich um ein altes Ver⸗ jonders durch eine Heine Schrift von Mr. ©. Fey, 
“en handelt, hat aber der älteren Vorkommniſſe welcher die Urjache der minder guten Wirkung 
a deflen Anwendung nicht vollftändig gedacht und | des Sauerfutters, worüber viele Landwirthe Mlag- 
heilt über die holländiich » amerifantishen Heu- ten, darin gefunden haben wollte, daß bei dem 
urme und Heuberge zu jchroff und überhaupt zu ; Einmieten in Gruben im nafjen Buftand die 
metig. Wichtig ift, daß ſchon Kirchhof in schädlichen Bakterien und Pilze nicht wirkungslos 
am „Konverjat..Leriton der gejanmıten Land» ; gemacht werden könnten, da fie noch genug Sauer- 
2) Hauswirthichaft“ des Verfahrens als eines | Hoff zur Entwidelung fänden. Er mill durd 
"ar alten in Schweden und in den Oftieeprovinzen ı Auffeimen und vorheriges Mbtrodnen, etwa 
ruft, richtig auch, daß aus Kurlarnd das Ver- 24 Stunden lang, die Haufen zu einer Hibe- 
“ren nach Schlefien durch Bar v. Bijtram in | Entwidelung bis 1220 F gebracht, dann raſch 
Agersdorf bei Bunzlau in Schlefien etwa um | hermetiich verichloffen, dadurch die jhädlichen Pilze, 
‚> eingeführt worden ift und daß deijen In- | Balterien u. ſ. w. ertöbtet und jo „Süßes 
rttor vol Begeifterung geglaubt hat, man würde | Grünfutter“ gewonnen haben, mit welchem die 
»fönftige das Heu nur noch in den Apotheken | beiten Erfolge erzielt wurden, jo daß bald die all» 
wen. Ju Franken war aber das Einfahren von | gemeinjte — ——— für dieſe „neuejte und 
X von der Senje weg auch bei Regenwetter zum | wichtigjte Errungenschaft” bei den Landsleuten fich 
Enmahen in Gruben jehr viel vorher jchon ge- zu erfennen gab. Es ift nur Schade, das Mr. 
Auchlich und mindeftens von Finanz-Rath Kölle Fey nicht der Erfinder ift, jondern zuerſt Prof. 
= Zeimershof bei Bamberg jchon im 4. Jahr: | Miles in Maſſachuſſets das Erhiten des ge- 
Kat im Großen angewendet worden. ichnittenen FFutters bis zu 122 0 F (50°C) zum 
‚ze Berfuche in Siegersdorf mit der v. Biftram- | Zwecke der Ertödtung der jchädlihen Organismen 
ra Methode (in Mieten) hatten das Det. Kolleg. | empfohlen hat, und noch mehr, daß bei diefer 
2 Preußen zur Aufforderung über Berichte und | Temperatur nah Dellbrüd dieje erſt recht üppig 
khuche veranlaft, worüber ausführlicher in den ſich entwideln. 
„Annalen der Landwirthichaft in den kgl. preuß. In Frankreich fpricht man jet von den Shftemen 
-anten“ 1855 ff. Mitteilungen erfolgten, bejon-  Goffart und Graf Chezellès (in Le Bouelleaume 
%s von Rohde, DOdel, Grafen vd. Burg- bei Paris), zwiſchen welchen’ wenig Unterſchied ift. 
Jans m. U, während W. Hede aus Ungarisch Die Anlagen werden von Ietsterem bis 62 m lang 
Araburg um 1866 von allgemeinfter Anmwen- | gemacht, mit einem Dach bededtt und die Futter- 
dung für Mais auf den dortigen Dominialgütern | mafjen durch das Vieh feftgetreten. Nach Ausfüllung 
rrihten konnte. In Deutjchland wirkten dann der Gruben wird der Raum bis zum Dad mit 











— 


326 Ernte. 


Heu oder Stroh ausgefüllt oder, da wo kein Dach fürſtlichen Gütern in Ungarn ſowohl mit gemauerten 
angelegt ift, ein Futter⸗ oder Strohfeimen über dem als mit Erdgruben; für beide Methoden wurden 
Sauerfutter aufgefhichtet. Varin d’Ainivelle | mehrere Gruben angelegt und große Mengen Mais 
— ae rer pratique*) jhwärmt für | eingejäuert, 

ilons en plain air, melde nur die Wieder | Die Grubenmauerung, gut zementirt, koſtete pro 
holung der holländischen Heuberge find, vervollflommmet | cbm 3,90 Mark, die Grube ohne Ausmauerung, 
dadurch, daß ein vollkommneres Prejjen ftattfindet. | Erdgrube, nur 0,6 Marl; die gejammten Koſten 
Mr. ©. Fey in England wendet mitteljt Winden einen | für Ernte, Unterbringen, Ueberdeden mit 30 cm 
Drud von 8000 kg auf Iqman umd im „Syſtem | Erde, Zins und Amortifation der Anlage ftellten 
Reynold“ werden nah E. Fecanteaur zum ſich auf 2,80 Mark pro t im der gemauerten und 
Preſſen des in gemauerten Silos geihichteten Futters | auf 3,60 Mark in der nicht gemauerten Grube, in 
Ketten, Rollen und der „Tendeur* angewendet, | jener famen auf 1 cbm von ungehädieltem Mais- 
(Stod mit Schraubenwindungen an beiden Enden) | futter 784 kg, in diefer von gehädjeltem Maisfutter 
und zwar jo, dab man 500 bis 1000 kg Drud 810 kg. Das Berarbeiten de8 Grünmaijes zu 
auf 1 qm ausüben kann. Sehr günftige Berichte aus | Häckſel läßt alſo auf 1 cbm 26 kg Mafie mehr 
England liegen vor von Lord Walſingham — | bringen, erhöht aber den Aufwand jehr weientlich, 
Mentonfarm, Mr. Smith— Abingden — Mr. Wood | jo daß —— geringeren Aulagekoſten das Futter 
— Thetford (Erja von 45 kg Rüben durch 22,5 kg | fih um 0,80 Mark pro t thenrer ftellt. Den Ge— 
„Silage“ von Grünmais), und vielen Anderen. |wichtsverluft der Maſſe glaubt der Herr Güter— 
Mr. Smith hat faures Heu, welches er früher nur |direltor auf 10°, beſtimmen zu können. Ur— 
zu 40 Mark pro t verfaufen, nicht jelbft verwenden |theile über Sauerfutter auf Grund von Er— 
fonnte, bei Milchfühen mit folhem Nuten gefüttert, | fahrungen und Verſuchen liegen in großer Zahl vor, 
daß die benachbarten Milchzüchter das (Futter gerne | bejonders von Holdefleiß, Mojer, Märder, 
für 50 Mark pro t kauften und die Wiefe dadurh Kirchner, König, Böhmer, Schagmaun, 
5fad) im Ertrag, bzw. Erlös dafür geftiegen iſt A. Mayer, Weiste, Stuger, Wilde, Lechan— 
(von 2 auf 10.2). Auf der Mentonfarm emährt tier, Rihardion Brodema, Völcker u. j. w.; 
man jetst über doppelt joviel Vieh als vorher und hat | fie find zum Theil günftig, zum Theil nicht. Manche 
den Anlauf don Kraftfutter einjchräufen können wollen Nachtheil für Güte und Menge des Milch— 
ohne den Yutterbau zu vermehren. Der Engländer | und Buttergewwinns, Andere für Zunahme bet Maft- 
legt am meiften Werth darauf, daß durch die Enfi= |vieh gefunden haben und Andere ſprechen jich mur 
lage alles Futter verwerthbar gemacht werden Tann |Tobend aus. Es kann in diefer Beziehung auf das 
und nichts mehr verloren geht. früher Gefagte verwieſen werden und auf die er 

Die gl. Geiellichaft hatte den Prof. Völker, |wähnte Abhandlung von I. Kühn Die Ber- 
nachdem das Verfahren fo ungemein raſch fich vers | fchiedenheit der Urtheile erflärt fih dadurd, daß 
breitete, mit Anftellung von Fütterungsverjuchen | nicht allenthalben richtig verfahren wird, daß das 
beauftragt; nad) deſſen Feftftellungen wirkte das | Beifutter fehr verichieden gewählt wurde und in den 
füße Gährfutter aber vermindernd auf die Zus | Mengen des verabreichten Sauerfutters nicht Immer 
nahme; 4Ochſen melde 60 Tage lang Rüben | die richtigen Grenzen eingehalten worden find. 
und dann 32 Tage lang „Silage“ erhalten hatten, | 3. Kühn erklärt ſich entſchieden nur für die gut 
nahmen Anfangs ftark zu, dann ab und gewannen | zementirten Silos und gegen alle Auſſchichtung uber 
im Ganzen zuleßt 236 kg; 4 andere, welche erſt der Erde in Heuthürmen und Heubergen; in Holland, 
60 Tage lang umgekehrt mit Silage und dann 32 | England, Amerila, Nordfrankreih und andenwarts 
Tage mit Rüben gefüttert worden waren, gewannen | hält man aber dieje allein für anmendbar und iſt 
mit Silage nnr 110,5 kg und mit den Rüben | jehr zufrieden damit, 3. Kühn ift gegen die Goffart’iche 
123,5 kg, jo daf die gejammte Zunahme 234 kg | Methode und gegen die von Chezelles, Reynold, Fey, 
war. Zu ähnlichen Ergebniffen foll man im der | Miles u. j. w., während ebenfalls jehr Viele damıt 
Schweiz (Rütli) gelommen fein. Für Milchvieh | jehr zufrieden find umd auch der Güterdireftor im 
wird dagegen das futter meiftens jehr gelobt. Nach | Ungarn nur bierfür fich emtichieden hatte. Das 
neueren feftftellungen für 1885 find von 294 | Urtheil aus Halle ift jedenfalls zu einjeitig auf 
Berichten über Milchgewinn und von 79 über | Grumd der dortigen Himatijchen Berhältnifje gefällt 
Butterverarbeitung nach eidlihen Ausjagen in 95 | worden. 
Fällen für Milh und im 18 für die Butter befjere | Farthmann hatte feiner Zeit bei Anlage von 
Mengen und Güten, in 98 Fällen bei Milch und | mehreren Gruben in 2 Reihen mit breitem Mittel» 
13 bei Butter größere Ausbeuten ohne Gütever- weg für Fuhrwerk und vollftändiger Überdachung 
befferung, in 34 und 26 aber umgelehrt bejjere | des Ganzen die ſämmtlichen Koften zu 14 Mark pro 
Qualitäten ohne befjere Mengen und eigentlich uns |t Futter berechnet, 3. Kühn (19,60 Mart Baus 
günftige Ergebniffe nadı Menge und Güte oder mur | fapital pro t Hädjelfutter, gutes Einftampfen, Grube 
Menge oder nur Güte bloß in 20 Fällen für Mitch | mit Beton und Aspbaltplatten, Wände mindeſtens 
und 5 für Butter verzeichnet worden, d. j. kaum 2 Steine ſtark und möglichit glatt, Anlage Meiner 
7 und etwa 6%, Gruben) rechnet 4,50 Part, Im beiden Fallen find 

Sehr befriedigt berichtet der frftl. Metternich’fche die Ausgaben nicht vollftändig berechnet und ift der 
Zentral-Diretor A. David über die Nachahmung Futterwerth nicht mit berüdjichtigt. Unter 10 bis 
des Goffart und Chezelles’ichen Verfahrens auf den | 18 Markt kann fi Sauerfutter nicht beritellen 





[ze — — — — — — — 


Ernte — 


aſſen, billiger kommt das „ſüße Gährfutter“ nad | 


engliih-amerifanifcher Methode und am billigften | 
Futter aus Heubergen. Wenn I. Kühn meint, | 


das 


Farbholz. 327 
Verwendbar zum Einſäuern iſt jede Art von 
utter, der Vortheil aber am größten bei ſolchem 
tter, welches entweder ſchwer zu trocknen iſt — 


deß ſich in dieſen doch mehr als nur „eine Hand» Grünmais z. B., oder zur Erntezeit mißachtet wird 

keit derdorbenes Kutter an der Außenſeite“ zeige, ſo — Blätter von Wurzelfrüchten und Gemüfen —, 

will diefer Einwand nicht viel bedeuten, wenn | oder hartftengelig ift und durch den Gährungsprozek 

mndeitens 80 bis 90 0, des Fnutters, welches ſonſt | aufgeichlofjen werden fol. Das Einmieten von 

ganz verloren gegangen wäre, mit nur unbedeutenden | Prehlingen, Trebern, gedämpften Kartoffeln u. j. m. 
Krauſe-Wilmshof hat ein noch einfacheres Ber: | das 


Kofen erhalten wird. ift allgemein bekannt. Zu Hädiel geichnitten muß 
utter beim Cinmieten in Erdgruben nicht 
tabren befolgt; er hat einfach das Futter in einem | werden, das gehädjelte Futter ift aber vorzuziehen 
Scheunenfad) auf einer Strobichichte eben jo wie in und da, wo jehr lang= und grobftengeliges Futker 
vn Silos untergebracht und dadurch Mauerwerk | zur Verwendung kommt, muß man Hädielfutter da— 
md Dach erſpart; die geſammten Koſten tamen | zwifchen ſchichten. Ueber den Futterwerth eines der 
zur auf 4,2 Mark pro t. („Landw. Analen d. Art eingemacten und aufbewahrten Futters ſiehe 
metienburg. Patr. Vereins“ N. 11. 1886). die früheren Artifel und die über Fütterung, 
Die Grubenanlagen werden in jehr verichiedenen | Butterbereitung und Futtermittel. 
Serhältniffen empfohlen: 6—7 m lang, 2—3 m| Die bis jet empfohlenen Arten des Verfahrens 
bret, I-22 m tief = zu 12 bis 42 cbm Juhalt, | unterjcheiden ſich demnach wejentlich dadurch, daß man 
65 m lang, 1,5 bis 2,0 m breit, 2,75 m tief! auf dem Kontinent in den Binnenländern vorzugs— 
= m 26,8 bis 34,75 cbm Juhalt, 1 m tief, 2—3 m |weife Sauerfutter im gut gemauerten Gru 
dreit, 6,5 m lang = zu 13 bis 18,5 cbm Inhalt. eingemacht (Milhfäure-Gährung), an den Seetü 
Graf Chezellds hat Anlagen von 62 m Länge, | aber und in Amerika vorzugsweife jüßes Grün- 
6,5 m Breite und 4,5 m Tiefe, welche das Ein- futter in Silons en plain air — Heuthlrmen 
ahren in die Miete geftatten. \ oder Heubergen, aljo in Anlagen über der Erde vor= 
Für die Grubenanlagen ift die Hauptiadhe: völlig | zieht. Die verderblichen Wirkungen der Pilze und 
glatte Wände, gutes Mauerwerk, wenn Boden, Lage | Bakterien follen beim Sauerfutter durch Abiperrung 
und Klima nicht die Anlage bloßer Erdgruben ges der Luft, bei den Auffeimungen über der Erde 


hatten oder das Auffeimen über der Erde, gleich- | 
möhigftes Schichten der Füllmafje, — ungehadielt 
und gehädielt und gemifcht —, tüchtiges Beſchweren 
ah der Ausfüllung — Bretter mit Mauerfteinen 
beidiwert oder Prefien — und zwar mit mindeftens 
5) bis 1000 kg Yajt oder Drud auf 1 qm, 
Bededen der Maſſe nach vollendetem Prefien mit 
mer Laubſchicht, Wölbung eines Hügels feiner Erde 
über diefem, Nachfüllen und Ausgleihen der ent— 


durch ftarkes Erhitzen und dann raſch folgendes jehr 
jtarfes Zufammenprefjen befeitigt werden. Es ift 
noch nicht möglich, fo bejtimmt, wie das I. Kühn- 
Halle gethan hat, abzuurtheilen, zumal noch jehr 
wenige genügend zuverläffige Verſuche über die Wir- 
fung des auf beide Arten hergeftellten Futters vor— 
liegen. 

Stüßer („Zeitichrift d. Landw. Ber. f. d. Rhein— 
provinz“, Nr. 3, 1866) theilte die folgenden ver— 





—— Riſſe, ſo lange noch ein Nachſinken ſtatt— 
r 


a) gewö 
b) Klee-Gühhen(Silage) 14,89 „ 


5,11 „ 30,28 
e) Haferftrob, beregnet u. 


verihimmelt 3,88 „ 133 „ 26,06 
djdafielbeerhittalsSilage 2,31 „ 1,43 „ 25,83 
e) Haferfömer von c) 10,89 „ 4,90 „ 49,99 
fi desgl. von d) 71, 604, 58,75 


Dieſe Unterjuchungen find, fomweit fie den Hafer 
betreffen, inſofern nicht enticheidend, als das Ein: 


mieten vorher erfolgen müſſen und dann fich her⸗ 
ausftellen fönmen, wie groß der Gewinn beim 
Süpfutter war. 

Ertrags-Anichlag, Berechnung, Größe, ſ. Ge- 
treide, Futterpflanzen, Hadfrüdhte, Han— 
deltpflanzen, ferner die Artıfel über die einzelnen 

Manzen, über Viehzuchten und techniichen Betrieb 
und Veranichlagung. 

Eithland, ſ. Rußland. 


Eſerin, Name für ein Mittel gegen Kolit, be— 
ſtehend aus dem Altaloid der in 


theilungen beſchließen. 
huliches Kleeheu 12,55 uh., 2,71 £., 29,49 nfr., 2 


machen erſt erfolgte nachdem die Gruben fchon be 
tegnet und verichimmelt waren. Es hätte das Ein- 


eſtafrila wach⸗ 


gleichenden Analyſen mit; dieſe mögen die Mit- 
Es hatten in Progenten: 


7,92 hf., 5,45 Aiche, 21,88 Waſſer (4,20 Zuder) 
28 1,36 5,22 


” 


‘ 
’ 


2,28 


” ’ ” — ” 


37,45 


4582", 261 . 200 
1820. 214 , 1888 
137 , 218 , 40 


enden Kalarbohne. Die Subftanz ift amorph, gelb> 
lichweiß oder leicht röthlich, löslıh im reinem und 
in angefäuertem Wafjer, in Aether, MWeingeift und 
Chloroform. Pferden giebt man 0,1 g, an der 
Bruft oder am Halfe unter die Haut eingeiprigt in 
‚Löfung in 1-2 Theelöffel Waſſer, eine Wieder: 
holung in ganz hartnädigen Fällen aber nicht vor 
Ablauf von mindeitens 6 Stunden; Rinder erhalten 
0,1, 0,2—0,3 g, ie nach Schwere, innerlih 0,2 bis 
1,0 g in l Waffer gelöft. Die Wirkung ift 
nad) Prof. Dieckenhoff⸗Berlin die er a 
der periftaltiichen Bervegungen des Darmes. 
Krampf, Leberfättigungs- und Windkolik wirkt das 
Mittel augenblidlih und ohne üble Nebenzufälle 
(„Landiv. Thierzucht“, Juni 1886). 

Farbhoiz, ſ. Handelöpflanzen. 


328 


Farinometer, Bezeihnung für einen von C. W. 
Kunis in Reudnig bei Leipzig erfundenen Apparat, 
patentirt, durch welchen das Mehl mit Leichtigkeit 


auf feine Badfähigkeit unterfucht werden fan. Aus | 


kunft und Bezug durch O. Sack's Patentbüreau in 


zig. 
Salanbaftard. Ein Baftard zwiichen Fajan und 


Auerbabn, Radelhahn oder Birkhahn wurde im 
Jahre 1885 nach der „Bohemia“ auf der gräfl. 
Harradh’ichen Herrichaft Zeltich bei Tabor in Böh- 
men gejchoffen und der Naturalienhandlung B. Fric 
in Prag zum Ausftopfen übergeben, während Prof. 
Dr. A. Fric den Körper zur Unterfuchung erhielt. 
Das Thier wird viel ftärter als Faſanen beichrieben, 


diefen aber in der Geftalt ähnlich. Kopf und Hals! 


ähneln dem Birk- oder Radelhahn, die Flügel, die 
Unterfchwanzdedfedern und die zur Hälfte unbefie 
derten Füße laſſen deutlich auf den Faſan ſchließen. 
Der Stoß hat die Form eines Auerhahns, die 
Färbung und Zeichnung die eines Falans. Das 
Fleiſch ſoll vorzüglich, fehr licht von Farbe und im 


Geſchmack weder dem des Auer- oder Birkhahns, | 


noch dem des Faſans ähnlich geweſen fein, fondern 
wie die zarteften Partien der Rebhuhnbruſt. Es 
jollen deshalb Berfuche dahin gemacht werden, um 
zu ſehen, ob aud in der Gefangenichaft folche Kreu- 
zungen ſich erzielen Tajjen und ob, wenn das der 
Fall ift, dieje eine meue wichtige Bogelart begründen 
fönnten. 

Ueber Fa ſanen ſ. Goedde, W. „Die Fafanen- 
zucht“, 2. Aufl, Berlin 1880. 


Feld und Wald-Eifenbahn — bewegliche Feld⸗ 


bahnen. Seit Herausgabe des Yeritons bat ſich 


der Gebraud; der Feldbahnen und der Wald», 


bahnen bereit foweit eingebürgert, daß nicht mehr 
an allgemeiner Anwendung gezweifelt werden kann 
und um jo weniger, als die Fabrifanten nah und 


nad) gelernt haben, den Aniprüchen der Landwirthe 


vollkommen zu entiprechen und zu den Ausstellungen 
jest Konftruftionen ſchicken, welche für alle Die- 


jenigen, welche das Anichaffungstapital aufwenden 
fönnen, wenig mehr zu wünjchen übrig laffen. Die | 


Ehre der Erfindung oder der Ammendung der 


Schhienengeleije mit leichter Beweglichkeit für die 


Transporte von und zu den Grundſtücken gebührt 


dem Franzojen DecouvillesPerit Bourge (Val. | 


E. Perels, „Handbuch des landw. Transport» 
weiens“, Iena 1882); jett untericheidet man nod) 
eine große Zahl von Syſtemen Anderer: Gebr. 
Kappe & Co. Alfed, Fr. Rafımus » Magdeburg, 
Dolberg-Roſtock, Drenftein & Kappel»Berlin, Fr. 
Hoffmann Siegerdorier Werke, Schlefien, H. Köhler: 
Güftrow, Dr. E. Miller» Berlin und Inowrazlaw, 
befonders aber H. Spalding-Jahnkow bei Yangen- 
felde in Pommern, deſſen Feldbahn in der letzten 
Zeit am meiften Anklang gefunden und am bejten 
den Wünjchen der Landwirthe, bezw. den fir Land— 
güter nothwendigen Anforderungen entiprochen hat 
und deshalb audy auf den meisten Konkurrenzen die 
erſten Preife erhielt. 

Für den Forftwirth find weientlich andere In— 
terejien maßgebend. Auf der Wanderperfammlung 
der Forftwirthbe in Darmftadt im Herbit 1886 hat 


Farinometer — Feld» und Wald-Eifenbahn. 


ſich die Berfammlung auf Grund des Referates des 
Forſtmeiſters Runnebaum-Eberswalde jehr günftig 
‚und im Sinne allgemeinfter Anwendung, aber wo 
möglich im Selbftbetrieb, ausgeiprochen und für die 
Anlage von langen Haupt- und kurzen Nebenbahnen 
(für die Schläge). Es wurde ausgeführt, daß koſten: 


eine Meile Lehmtiesbahn 52,500 Mart 
Holztrüppelbahn 43,300 , 
Steinbahn 101,300  „ 
e Schienenbahn 0,100 


fo daß aljo dieje Eifenbahn die billigfte Anlage zur 
Beförderung des Holzes ift, mit der größten Bil- 
ligteit den größten Effeft bezüglich der Menge und 
der Scmelligkeit des zu transportivenden Gutes die 
gleiche Transportkraft verbindet und einen ungleich 
bilfigeren Frachtpreis möglich madt. Unräthlich 
wurde die Eiſenbahn da erachtet, wo es ſich nur 
‚um Meine Waldgebiete handelt, da, wo ſich guter 
Abſatz in die Nachbarort: findet, da, wo die jähr— 
liche Holzmafie nicht groß genug ift, da, wo wenig 
Baus und Nutzholz geichlagen wird und da, mo es 
fi nur um kurze Streden handelt. Je größer der 
Einſchlag, je ausgedehnter der Forſt, um jo werth— 
voller die Anlage. Deren Räthlichteit hängt demnach 
ab: von den Ermittelungen über die Größe der 
jährlich zu transportirenden Paften und der bie- 
herigen Transportloften, von den Koften im Ganzen, 
von den Förderungskoften und von der Möglichkeit, 
‚dur die Eifenbahn den Abſatz zu verbejiern. 
‚Empfohlen werden möglichit lange permanente 
ihmalfjpurige Bahnen und transportable 
zufammenlegbare Nebenbahnen. Der Referent 
erwähnte, daß in feinem Revier 23,000 fm aus 
'dem Wald zu jchaffen find und daß die Eripamık 
in den 3 Jahren der Anwendung der Bahn auf 
35,000 Mark ſich berechnet, jo daß in 6—7 Jahren 
die ganze Anlage amortifirt ift. 

Zu bedauern bleibt, daß viele Heine Fuhrwerks— 
‚ befiter den Lohn für Holzfuhren durch ſolche Au— 
lagen verlieren. 

Bon weientlihd anderen Gefichtspunfte muß der 
Landwirth die Sade beurtheilen; für diefen ban- 
delt es fih darum, Yajten jehr verichiedener Art, 
13.8. Dünger, Rüben, Getreide, Futter, Stroh u. ſ. w. 
in ftetem Wechjel des Ortes, auf fehr verichieden- 
| artigem Boden möglichit ficher und raich zu bewegen 
und deshalb eine Anlage zu befißen, welche e8 er: 
‚möglicht, leicht und gut dem Xerrain ſich anzu: 
ſchmiegen, die Schienen ficher und mit möglichft 
‚wenig Zeitaufwand zu verlegen, verichiedene Trans: 
porttwagen zu verwenden (Kippmagen, Kaſtenwagen 
u. ſ. w.), die erforderlihen Reparaturen mit dem 
eigenen Perjonal vorzunehmen, geringe und jtarke 
Laſten zu bewältigen, die Transportridtung am jeder 
beliebige Stelle zu verändern, gleih gut über auf- 
geloderten, ermweichten Feldboden, feuchte Wieien, 
Hofpläte, Landwege, Chauffeen, Steindämme, Gräben 
u. 1. mw. hinweg zu kommen u. drgl. m. Die Mehr» 
| zahl der Berfertiger von Feldbahnen bat die Leichte 
| Berlegbarteit durch das leichte Gewicht der Schienen 
‚zu erreichen gefucht, dadurch aber deren Stärke und 
Widerſtandsfuͤhigleit geſchwächt. Aus Defterreich 





” 


" 


” 


— 





Feld- und Wald-Eijenbahn. 329 
wird berichtet, daß dort die Feldeiſenbahn noch | wenn Vortheil davon gewonnen werden joll. Wil- 
wenig Eingang gefunden habe, weil die erften Anz | brandt meint, daß mur etwa das Einfahren bon 
lagen auf den Zuderfabriten fi nicht für die Feldfrüchten aus Hoden oder Puppen und das Ein- 
idmeren Laſten bewährt hatten, bald abgeichafft fahren von Wiefenhen direft aus den Meinen Haufen 
wurden und dadurch viel Borurtheil der Einführung | wegen des weiten Auseinanderftehens fi nicht für 
entgegenftehe. Diejenigen, welche den fpäteren Sy⸗- | die Spalding’ihe Feldbahn eigne, fonft aber jede 
femen mit befferer Konftruftion, ſchwererem Gewicht | Art von Tandwirthichaftlicher Yaftenbevegung. In 


und ftärferer Widerftandsfraft der Schienen fich zu— 
gewendet haben, jeien wie anderwärts jehr zufrieden 
(„Deftr. Landw. Wochenblatt”, Nr. 9 und 22, 1886). 

C. Wilbrandt=Pijende im Vortrag im Klub 
vr Landiwirthe in Berlin erffärte fih mit Anderen 
unbedingt für das Syftem Spalding, welches 
be Malchin ſchon auf 12 großen Wirthicaften ein- 
oeführt ſei und befonders deshalb ſich raſch beliebt 
gemacht habe, weil es möglichſt viel Holz, durch 


Karboleum vor Fäulniß geſchützt, zu Schienen- ſi 


iäwellen u. ſ. w. verwendet, allenthalben paßt und 
durch kurze Schienen (2 m gegen jonft 5 m lang) die 
lachte umd rasche Verlegbarteit möglich macht. Auf 
Km gräfl. von Hahnſchen Gute Trifjom find bei 
00 m ey Bahn 60,000 Ztr. Rüben mit 
400 Marl Eriparniß an Pierdearbeitstagen zur 
dahnſtation befördert worden. Auch Ingenieur 
Reergards Kiel erflärte ſich nach dem mehrtägi- 
gem Studium der Spalding’jchen Anlagen auf der 
chten Internationalen Hamburger Biehausftellung 
für dieſes Syſtem und aus gleihen Gründen. Er 
habe Anfangs Vorurtheil gegen die vielen hölzernen 
Korftruftionen gehabt, fich aber überzeugt, daß dieje 





Jahnkow wurden beim Düngerfahren mit 2 ‘Pferden 
in der That die Mengen, welche früher 6 Vierge— 
fpanne erforderten, auf das Feld gebracht, der Ader 
wird dabei nicht durch Geleife und Huftritte vers 
dorben, das Auf: und Abladen geht, da die Räder 


‚niedrig find, fehr leicht, das Düngerausbreiten er— 


folgt regelmäßig und ungejtört mit der ganzen 
Menge auf einmal. Die Lajten können bis 1,5 t 
ftarf fein, bei anderen Feldbahnen nur 0,4—0,6 t 
tarf; das Zuſammenlegen der 2 m langen Geleis— 
ftüde geht ſehr raſch, die Verbindung ift jehr ſinn— 
reich und ficher konftruirt, ebenjo die Art der Hilis- 
weichen und der Hauptweichen, jo daß durch erjtere 
an jeder Stelle die Richtung des Scienenftrangs 
berändert werden fannı. Zwei Mann legten an 
einem Tage 3000 m Schienen, eine Yeiftung, welche 
nicht wohl übertroffen werden könne. Der Miit- 
wagen fann raſch zu jeder Art von Yaftwagen her— 
— werden, Holzſtämme, Buſchholz, Feuerholz, 

üben, Kartoffeln, Sand, Erde, Dünger, Getreide 
und Rauhfutter — kurz Alles, was der Landwirth 
fortzubewegen hat, läßt ſich leicht auf der Spalding— 
ſchen Bahn, mit wenig Koſten, raſch und ſicher be— 


gerade den Vorzug bedingen und daß ein zu tiefes | fördern umd ein Entgleifen ift gar nicht denkbar für 
Einfnten im weichen Aderboden mit diefen kurzen ein geübtes Perfonal. Das Schmieren, Bremfen, 


Öcleisftüdden auf Holzſchwellen nicht möglich fei, 
wie bei 5 m langen Geleijen auf ſchwachen Eijen- 
kämellen; auch jei bei Spalding däs rollende Ma— 
tenal für alle Transportzwede geeignet oder dazu 
(ndt berftellbar, während bei den anderen Spitemen 


Zuſammenkoppeln der Wagen geht eben jo leicht, 
wie die Umwandlung der Wagen je nach Zwed, da 
alle Theile gut gefertigt und leicht anzupajjen und 
auszuſuchen find. 

Fir einen Betrieb von 350 ha, nad) alter med» 


für jeden Zweck bejondere Wagen u. ſ. w. nothwendig Ienburger Aut SH ng 8 Tage vr 
ER. | | Felder derart, daß bis zur Grenze 2000 m zu neb- 
In Nr. 30 ff., 1882 der „Land. Annalen des | men find, ohne daß die Arrondirung beſonders 
—— patriot. Vereins“ wurde das Spal- günſtig iſt, werden 2000 m Spalding'ſcher Stahl— 
dag iche Syſtem vom Nedakteur ausführlich be- ſchienen zu 5 Mark pro m, alſo 10,000 Dart und 
rohen und wiederum über alle anderen Spiteme | mit allem Zubehör an Kumwen, Weiden, Wagen 
Kitellt. Die Bahn müſſe unbedingt auch zur Bes u. j. w. zuſammen 14,000 Mark als nothwendig 
gung ftarker Laſten ohne Betriebsftörung ver | bezeichnet. An Stalldünger find mindeftens 1400 
wendbar jein; die Beförderung der Laften auf einer | vierjpännige Fuder auszufahren und für dieſe 
en * *— a! —— * zu viel 140 Arbeitstage erg die Erſparniß =. 
eitaufwand dur uf: um aden, Kangiren |die Bahn, auf welcher 2 Pferde in 23—24 Tagen 
u. f. w., mache den Transport zu theuer, umd fei | diefe Laſt bewegen — 12 Tage für ein Viergejpann — 
aljo z. B. ſchon —— — zu —— iſt allein für die Düngung 128 Tage. 

fationen ımit großer Erdbewegung — Wieienbelar- Die Kartoffeln und Rüben = Abfuhr erfordert 
in, — u.f.m. —. Die Bahn für den Land- 27 Tage Biergeſpann. auf der Bahn hat ein Pferd 
Dirt müſſe in allen = iehungen = — in 16 Tagen en, Arbeit genug damit, die Er— 
rungen entiprechen, wirklich und micht jcheinbar | ſparniß ift hierfür 23 Arbeitstage Viergefpann, zu— 
—* fein, täglich benutzt werden können, damit ſammen alſo 151 Tage zu mindeſtens 10 Marl = 
der Arbeitstag ſich möglichſt billig ſtellt, alſo zu 1510 Mark. Dem gegenüber ſteht der Mehrauf— 
(merken Ge, za) und fr fortgulegen fein Ind | 80 MRängertagen berehue, dieid, 120 art; c4 

Derite te, ra} m und | zu ännertagen berechnet, gleih 120 Mark; 

dafür nicht viel Zeil erforderen, von einfachen Dorf- | bleibt alio ein Gewinn von 1390 Mark oder fait 
and reparirbar, haltbar und einfach kon— '10 %, des Anlagelapitals, ein Sat, welcher aber 
firmirt. Die Laſt, melde jonft 6 bis 7 Vierge— | nicht genügt, da noch Amortifation ftattfinden muß. 
anne ‚ müfje durch 2 Zugthiere mit Leich-⸗ Man muß auch für weitere Ausnugung jorgen uud 
tigkeit auf der Feldbahn bewegt werden können, an jolcher kann es nicht fehlen; berechnet waren 





» 


330 


nur 40 Tage der Benukung, — möglid find zwei», 
dreimal mehr. Bei 40 Tagen wurden 1390 oder 
täglich 35 Mark eripart, bei 100 Tagen Benußung 
gewinnt man alfo 3500 Mark und damit hin- 
reichende Amortifation umd Berzinfung. Im inten- 
fiver Wirthihaft muß der Gewinm bedeutend größer 
fein, weil es mehr Gelegenheit zur Benußung der 
Feldbahn giebt. Nothmwendig ift aber zur Rentabi- 
Iıtät die theurere Spalding'ſche Anlage, da die billis 
geren Syſteme nicht alle Laſten und nicht ſolche von 
genügendem Gewicht befördern laſſen. Es mird 
hierzu angegeben, daß leichtere Feldbahnen, 3. 8. 
die Kappe’ihe, zu 250083000 Dart für 500 m 
Länge höchſtens 10 "/. bringen könnten, alfo für 
Amortifation nichts übrig laſſen, jo dak der Vor— 
theil gegenüber der bisherigen Beförderungsmeife 
nur ſehr gering ift; mur die Bahn joll empfohlen 
werden, welche möglichft vielfeitige Benugung er— 
mögliht; der Vortheil muß deßhalb ftets auf 
größeren Gütern auch ein bedeutenderer fein. 

Zu den Spalding’fhen Anlagen gehören: 0,25 — 
0,5—1,0 und 2 m lange gerade Schienenabtheilun- 
gen, mit 0,6 m Spurbreite, joldhe mit fpigen En— 
den und 2 m lange mit Doppelichienen, Klammer- 
ſtücke zur Verbindung, gebogene Schienenabtheilungen | 
als Links- und Rechts-Kurven, 1 und 2 m lang, 
und folde mit fpigen Enden, Links⸗ und Rechts: 
Weihen 4 m lang, dsegl. Hilfsweihen, Mendes 
platte, Kreuzftüd, Wegübergänge, 2 m lang, gerade 


— J 


Feld- und Wald-Eifenbahn. 


Gefammtgewichte: Kippwagen 236, 245, 356,5 kg. 
Kaftenwagen 220, 260, 523,5 kg (f. Rüben). 
Fortbewegte Laft des leeren Wagens 319,5 bis 
500 kg, des beladenen 2042 bis 2433 kg. Er- 
mittelte Zugkraft 57 bis 82 kg. Zurüdgelegte 
Wege 50 m, Steigung 1:50, Zeitdauer 38 big 
52 Sekunden, pro Sekunde 58,4 bis 90,1 mk, 
Yaft per 50 mk 1139 bis 2083 kg, Nutlaſi 
1050 bis 1766 kg, Nettolaft 2000 bis 2500 kg. 

Zur Konkurrenz kamen die Syſteme oder Bahnen 
bon U. Dollberg-Roftod, Fr. Ho ann⸗Siegers⸗ 
dorfer Werke, Chr. Köhler-Güftrow, Dr. €. Muͤller— 
Berlin und Inowrazlaw, H. Spalding-Jahnkow. 
Die Zahlen gelten als Minima und Marima, wie 
fie ſich bei den verfchiedenen Anlagen zeigten. 

Auf der landw. Ausftellung in Braunſchweig 
1884 fonturrirten Spalding, Kraft-Halle, Wiegand- 
| Wolffenbüttel, Loß⸗Braunſchweig, P. Dietrich-Berlin 
(reine Stahlarbeit). 

Die Koften von 1 m gerader Schiene waren 2,6 
(Loß) bi8 5 Mark (Spalding), die der Kurven 2,7 
(Coß) bis 6,33 Mark (Spalding), die Spurbreiten 
0,444 bis 0,666 Mark (am beliebteften find 0,6 — 


‚0,7 m); die Anforderungen waren: fchnelle Berleg- 


barkeit, zweckmäßige folide Konftruftion, Preiswürdig⸗ 
feit der ganzen Anlage; leichte Veränderung des 
rollenden Materials zur Aufnahme und Entladung 
berihiedenartigfter Laften. Allen Anford en zur 
vollen Genüge entſprach nur Spalding, welcher dem 
I. Preis erhielt. 





und gebogen, Muftervagen mit Tigelgußſtahl— 
Scheibenrädern und mit großer und Heiner Platt- 
form, Kippfäften, Kombinationen der großen Platt- 
form zum Auffegen von Körben für Rüben, dögl. 
mit Schotten und Seitenflappen zum Fahren von 
Dünger, Kartoffeln u. ſ. w., d8gl. mit Shemel zum 
Fahren von Straudhholz, ferner Dräfine zum Trans: 
port don Arbeitern, Vorrichtungen zum Fahren von 
Langhol;, Bremfen u. ſ. w. 


Bon der Kommiffion für die Prüfung der beweg— 
lichen Feldbahnen in Malin Juli I884 wurden 
für die verichiedenen in Gang gebrachten Syſteme 
die folgenden Berhältnijje feftgeftellt: 


Längen der Hauptbahnen 188,5 bis 192,7 m. ; 


Zeit zur Verlegung mit Aufladen und Transport 
27 bis 54 Minuten, Arbeiterzahl 2 bis 3 Mann; 


Länge der gr mm 28 bis 29 m, Ber 
legungszeit 8 bis 11 Minuten, Arbeiter 2 Mann; 

— eleiſe 68 bis 72 m; Verlegungszeit 4 bis 

4,5 

Sochlängen 1,5 bis 5 m, Gewicht der Geleife pro 
m 10,5 bis 17,75 kg; 

Epurmeiten 0,444 bis 0,7 m, Entfernung der 
Schwellen 1000 bis 2000 m; Höhe 32 bis 
65 mm, Fufbreite 50 bis 100 mm, Kopfbreite 
20 bis 25 mm; Gtegftärte 5 mm; 

Sto 40 X 180 X 850 mm, — 50 X 150 X 
810 mm, 50 X. 160 X 1000 mm, 50 X. 200 
x. 1000 mm bis 60 X 80 X. 5000 mm. 

Weihen- Gewicht 75,5 biß 12,5 kg, pro m 20 bis 
50 kg. 


| Schienen 1lmI7k 





inuten, Arbeiter 2 Mann; | 
| 


Aus Ofterreih rühmt man die Feldbahn vom 
A. Dollberg-Roftod: Beſſemer Stahlſchienen, 55, 60, 
65 mm hoc, ſicheres Aufliegen, leichte und ſchnelle 
Verlegbarkeit, Geleisjohe 1,5 bis 5 m lang, gute 
Verbindung — Rormal-Patentjtog —, zweckmäßige 
Weichen, Wegübergänge, Laderampen zur Aufnahme 
der Adenwagen, Univerfalunterwagen, ftärkite Be— 
laftung, beſtes Material, Entgleifen durch jelbittbätige 
Weichen unmöglih, einfahe Schmiervorrichtung, 
vorzügliches Fahrmaterial. 

Aus Haftenbedt bei Hameln (1885) wird ſeitens 
der Kommiſſion und des Landw. Bereins dalelbft 
die bei Herrn Obland thätig geweiene Feldbahn des 
DOsnabrüder Stahlwerks Joche 2 m, lichte 
Weite 60 cm, Fuß 4,5, Kopf 2,2, Höhe 7 cm, 
g u. ſ. m.) beftens gerühmt 
und fiir diefe befonders die vom Direktor der Werte 
erfundene Straßenverbindung (Syftem Bob) gegen— 
über dem Schlüfjelfpftem dejjelben Werkes. Sehr 
gut jei die möglichjt größte Tragfähigkeit bei relativ 
geringftem Materialaufiwand für Schwellen bei gleich- 
mäßiger Bertheilung des Drudes auf die Yettung 
und jefter Lagerung in derfelben, während auf die 
Schnelligkeit der Verlegung kein Gewicht gelegt 
wurde, fondern nur auf die Leichtigkeit und Sicher: 
heit der Ausführung. 

Zweifelsohne laſſen ſich von allen Konſtruktionen 
Vorzüge rühmen, Spalding bietet aber anerkannter— 
maßen die volllommenſte Bereinigung der Vorzüge. 

In Bezug auf die Unfallverfiderungs- 
pflichtigkeit der land- und forſtw. Eifenbahnen ift 


Tragfähigleit der Wagen 900 bis 2000 kg, Unter- | vom Reichsverſicherungs-Amt die Eutſcheidung ge 


geitell 158 bis 204 bis 260 kg. 


|troffen werden, dak der Betrieb in das Genofjen- 


— 


Feld und Wald-Eijenbahn — Feld- und Forftihug-Gefege. 331 


fatafter aufgenommen werden müßte, wenn er fich | MWejentliche lagen jeit der Wirkſamkeit des Gejetses 
zu erfennen giebt als „ein Unternehmen, gerichtet | find nicht gehört worden. Diejenigen, welche ſich 
auf wiederholte Fortbewegung von Perſonen oder | eingehender mit der Sache beichäftigen wollen, finden 
Sachen über nicht ganz unbedeutende Raumjtreden | das gefammte, dazu gehörende Material jammt den 
auf metallen Grundlage, welche durch ihre Kon- Ausführungs-Inftruftionen, Minifterial= Reftripten, 
ſiſtenz, Konftruftion und Glätte den Transport | Enticheidungen der oberjten Behörden und fonjtigen 
großer Gewichtsmaſſen, bzw. die Erzielung einer | Erfäuterumgen ſehr überfichtlich und zwedmäßig zus 
berhältnißmäßig bedeutenden Schnelligkeit der Trans- | jammengeftelt in C. Zander, „Die Keld- und 
zortbewegung zu —— beſtimmt und durch Forſtſchutz⸗Geſetze nebſt Erläuterungen. Für Preußen. 
dieſe Eigenart in Verbindung mit den außerdem | Ein Handbuch für Tal. Regierungen, Landraths- 
wur Erzengung der Zransportbewegung bemutsten | Aemter, Kreis-Ausihüfie, Magiftrate, Amtsvorjteher, 
Naturkräften (Dampf, Elektrizität, tbhierifche oder , Gerichte, Rechts- und Amts-Anwälte und ferner 
menfchlihe Mustelthätigleit, bei gemeigter Ebene | für Forftbeamte, Forſt- und Feldbeſitzer u. |. w.“, 
aud ſchon der eigenen Schwere der Transportgefäße Leipzig, 2. Aufl. 1881. 

und derem Ladung u. f. to.) eine verhältmigmäßig |) Gin alphabetiſches Sachregifter ift voran geftellt. 
graltige Wirkung zu erzeugen fähig find.“ Die Zu dem Gefege find die Motive mit gegeben werden. 
Aufnahme ift 3. B. micht für geboten erflärt worden | Das Gef än i 
kei einer Heinen lediglich zu Bodenplanirungen anz | Derek zertallt im 


gelegten Bahn von nur 2,50 m Fänge mit nur 2 I. Theil Strafbeftimmungen $ 1 „ 5 52 
Keinen eifernen Wagen (Mufdenkippen) von !/, cbm | I. Theil Strafverfahen $53 „ 5 61 
Inhalt, welche je durch 1 Mann fortbervegt werden. III. Theil Feld: u. Forſthüter $ 61 „ $ 66 
— Der Pandiwirth wird demnach gut daran thun, | IV. Theil Schadenerja umd 

fh bei Anlage einer folhen Bahn nah den Be 5, Pfändung 867 „ $ 88 
gr pn und zn zu erkundigen. Bol. V. Theil Übergangs- und : 

bierzu: Erner, W. F. „Das moderne Transport- Schlußbeftimmungen 3 89 „ $ 97. 


weien im Dienfte d. Land» umd Forſtwirthſchaft“, Die Anlagen zur Einleitung der Motive, ©. 112 
Reimar 1880. Förſter, ©. R., „Das forftliche | fi. des Werkes find: 
Transportweien“ Wien, 1885 mit Altlas, A. Feldpolizeigefee und Verordnungen (hiftorifche 

Feld- und Forſtſchutz-Geſetze; für Feld⸗ und | Meberficht), 
Forſtſchutz ift in Preußen eim neues Gefet mit jehr| B. Forſtpolizeigeſetze und Berordnungen. 
amfafjenden Beftimmungen vom 1. April 1880 ver] Die I. Abtheilung enthält, ©. 129 ji das 
öfentlicht worden und am 1. Juli 1880 in Kraft | Geieg über den Forftdiebitahl, $ 1 bis $ 39 mit 
getreten. In unmittelbarer Berbindung damit ftehen | erläuternden Bemerkungen und Kormularen, für An— 
oder wurden gebracht: zeigen, Wegifter u. f. mw., die III. Nbtheilung ©. 

Das Geſetz d. 15. April 1878, betr. den Forſt- 169 ff. das Geieß über den Waffengebraudy der 
diebſtahl, Forſt⸗ und ——— nebſt Erläuterungen, $ 1 

das Geſetz dv. 31. März 1837 über den Waffens | bis $ 12, die IV. Abth. die Verordnung über die 
gebrauch der Forft- und Sagdbeamten, Kontrolle der ımderarbeitet transportirten Hölzer, 

die Verordnung d. 30. Juni 1839, betr. die] S. 178 fi. nebſt Erläuterungen, $ 1 bis $ 4, umd 
Kontrole der Hölzer, welche umerarbeitet transportirt | die V. Abth. die Verordnung über Walditreu = Bes 
werden, nutzung für einzelne Provinzen, S. 180 ff. nebſt 

die Verordnung vom 5. März 1843 über die | Erläuterungen, $ 1 bis $ 6. Dazu gehört nod) 
Ausübung der Walditreu-Berechtigung. Abſchnitt I enthaltend Beitimmungen zu dem Feld— 
Das neue Geſetz, welches die durchgreifendften | und Forftpolizeigejeg dv. 1. April 1880, ©. 186 
Veränderungen bezüglich der Strafbarkeit der Feld: | ff., mit den Unterabtheilungen A,B, C, Abſchnitt 2 
und Forſtvergehen enthält, ift feiner Zeit außer: | Beftimmungen zu dem Forftdiebftahlgeieg vom 
ordentlich viel beiprochen worden und fam trog ſehr 15. April 1878, auf ©. 203 ff. Unter A. finden 
Rarker Oppofition zu Stande; in allgemeinen Grund« | fih bier die vorgefchriebenen Leiftungen der 
gen war davon fchon in dem früheren Bande die | Forftftrafarbeiter ($$ 13 und 14) für den 
de. Gellagt wurde beionders über die ungemein | Arbeitstag vom März bis Dftober zu 11 
großen Härten bezüglich der Beftimmungen für die | Stunden angenommen; deren Mittheilung muß 
Baldungen, andrerieits aber darüber, daß der Private | für den Landwirth von Intereſſe jei; verlangt 
_.— den vielfachen Forſtfreveln gegemüberjtehe. | wird bei 

. Grabarbeiten. a) in ſchwerem Lehmboden, bei Steinen und Wurzeln 
oder bei Gruben von 1,3 m oberer, 0,5 m unterer 


Breite und bi 1 m Xieje 5 cbm und 6 m 
b) in jchwerem Boden ohne Steine und Wurzeln — ee : Ser 
e) in mittlerem Wald- und Torfboden mit viel Steinen 

und Wurzeln oc un — 
d) desgl. aber ohne Steine und Wurzeln 10 „ 
e) in leichtem Wald- und Torfboden mit Steinen und 

Wurzeln 1. „>38; 


ohne jolde 15 „ „ 20, 


332 Feld- und Forftihug-Gejege — Feuerverſicherung. 


U. Grenzhügelarbeiten. a) beim Aufwerfen, 1,3 m hoch, 3 m unterer 
Durchmeſſer einſchließlich Graben- und Rajen- 
von 2 bis 6 Stück 


bedeckung 
b) beim Ausbeſſeren zerfallner Hügel Zu | Zr 
II. Hadarbeiten. 1) die Bodendede auf der ganzen fläche, 10—15 cm tief 
a) auf mit Zwidfraut oder Wurzeln jehr verwachjenem Boden 80 qm 
b) „ jehr verraftem Boden 120 „ 
c) „ nicht oder nur wenig verraftem Boden 150 „ 
2) Abplaggen in 30 cm breiten Streifen mit bis 
60 cm Breite zwijchen den Streifen jo, daf die 
abgeplaggte Erde auf die Zwijchenräume gebracht 
wird, je nad) Boden wie 1) a, b, c, 300, 400, 500 qm 
VI Pflanzlöcher zu fertigen: mit gewöhnlichen Spaten 30 cm tief, im 
Quadrat 30 cm, je nad) jchwerem, mittlerem und leichtem Boden 50, 100, 150 Stüd 
V. Umgraben, erftmalig einen Spatenftid, 25 cm tief, je nach Boden 80, 100, 140 qm 
Für Oftober bis März ift die Arbeitszeit 6", Anſicht Mancher, daß die ganze Verficherung in 
Stunden und deshalb das Arbeitsmah um "/, ge» die Hände des Staates mit der Zwangspflicht für 
fürzt, für körperlich ſchwache Männer und Frauen | Jeden gelegt werden müſſe, war jchon mehrfach) 
gilt !/, bis !, des Arbeitsmaßes. ı zur Beipredhung gelommen, im erwähnten Schrei- 
Der dritte Abjchnitt enthält noch Bejtimmungen ‚ben aber mindeftens indireft befürwortet worden. 
über die perjönlichen Verhältniffe der Forjtbeamten, Dem erwähnten Verband von Privatgejellichaften 
€. 210 ff. Da das neue preußische Geſetz vielfach | gehören an: 
eine ganz neue Richtung eingeichlagen hat, jo iſt Die Aahen-Münchener, die Berfinijche, die Dlag- 
derielben ausführlicher gedacht worden. deburger, die Gladbacher, die Schleſiſche und Bater- 
Vol. Daude, P., „Das Feld- und Forftpolizei- | ländiſche zu Elberfeld, die Aktien» Gejellichaft zu 
gejeg“, Berlin 1880, Höinghans, R., „Das neue | Berlin, der Phönir in Frankfurt a/M., die Leip- 
Feld- und Forſtpolizeigeſetz“, daſ. 1880. ziger, die Preußiſche Altien-Geſellſchaft zu Berlin, 
Feuerverſicherung. Unter den Altiengeſell- die Preußiſche National-Verſicherungs- Geſellſchaft 
ſchaften für Feuerverſicherung im Deutſchen Reich | zu Stettin, die Thuringia in Erfurt, die Weft- 
gab e8 im Jahre 1883 in Folge eines Schreibens | deutiche Bereins-Ahtien-Banf in Eſſen. 
des fönigl. preußiichen Handelsminiſters (Fürſten Erwähnt wurde, dab den 28 deutichen Aftien- 
von Bismard) an die Oberpräfidenten eine große | aejellichaften eine Anzahl von Gegenieitigkeits- 
und anhaltende Aufregung, weil in diejem Schrei= | Sejellichaften und cine Anzahl ausländiicher Ge- 
ben jehr jcharfe Vorwürfe enthalten waren umd | jellichaften gegenüberſteht, ſodaß der erbitterte 
die Abficht, die Feuerverſicherung für Immobilien | Konkurrenzkampf ſchon von ſelbſt dahin geführt 
und für Mobilien zu verftaatlichen, als der Zwed | habe, die Prämienjäse auf das Minimum herab» 
des Schreibens erſchien. Es war in dem Schrei- | zudrüden. Beftrebungen für Nufbefferung ber 
ben „von unverhältnißmäßig hohen Ge—- | Gejchäftslage hätten allerdings vielfach ftattgefun- 
winnen“ in Folge von „ganz ungerecht-| den, aber nur bezüglich des Riſikos in einzelnen 
fertigter Steigerung der Prämienſätze | Fällen; an ein künftlihes Hinaufichrauben der 
und der Anwendung ungeredhtfertigter Prämienſätze oder an unkoulante Schadenäre- 
Mittel bei der Regulirung von Brand- |gulirung dürfe im eigenen Intereſſe feine Ge— 
Schäden“ geiprohen worden und die Auffordes | jellichaft denken. Unbilligfeiten bei der Taxe der 
rung zu Berichten über Beichwerden u. |. mw. darin | Schäden durd einzelne Taratoren könnten wohl ab 
enthalten. und zu vorkommen, für jeden Bejchwerdefall aber 
Der Ausihuh des Verbandes Deuticher Privat» ſei jederzeit, wenn berechtigt, die Abhilfe fofort 
Feuer-Verſicherungs-Geſellſchaften antwortete mit | erfolgt; bei durchichnittlich jährlicher Regulirung 
Darlegung der Gejchäftsergebniffe in den Jahren | von 26,000 bis ‚000 Brandichäden könnten 
1879— 1881 und mit der Aufforderung, Beweiſe | wohl einzelne Fälle, welche zu Beichwerden Anlaß 
für die Behauptungen zu erbringen; die Beſchul— | gaben, nicht auffallen; um mehr als nur um ſehr 
digungen wurden als von den Feuerſozietäten aus- | vereinzelte Fälle könne es ſich unmöglich handeln. 
gehend dargeftellt, weil dieje gegenüber der Rüh- | Am lebhafteften hatte die „Magdeburger Ztg.“ 
rigfeit, beileren Berwaltung und freierer Beweg- | fi) über das Ausſchreiben geäußert und diejer jind 
lichteit der Privatgejellichaften micht beftehen | auch die meiften der nachfolgend gegebenen Aus— 
fönnten und trog der hohen Privilegien doch die | einanderjegungen entnommen. In Nr. 235 vom 
Mobiliarverfiherung jo gut wie gar nicht, die! Jahre 1 wurde entwidelt, daß das Deutiche 
Immobilien » Berficherung aber faſt nur jo meit Feuer-Verſicherungs-Weſen gerade durd) jeine Biel- 
Zwang dafür vorliegt, im Verlauf der Zeit ge- | jeitigfeit vortheilhaft vor dem anderer Länder, in 
mwonnen und behauptet hätten. Die Thatjache, welchen Koalitionen der Gejellichaften zum Nadh- 
dab Immobiliar- und Mobiliar-Verfiherung mei» theil der Berficherten möglich find, ſich auszeichne; 
ftens nicht bei gleichen Gejellichaften erfolgte, gab hervorgegangen aus rein nadhbarlicher und kom— 
hauptſächlich Beranlafiung zum Vorgehen und die munaler Hilfe, habe die FFener-Berfiherung ſich 


— 


Veuerverfiderung. 


buntihedig entwidelt, 28 einheimijche und 10 aus- 
märtige Aktien», Hunderte fleiner und einige grö- 
Bere private Gegenfeitigfeit3 - Gejellihaften und 
61 öffentliche Anstalten, ſtaatliche Brandfaffen mit 
Zwang für Immobilien in den meiften deutichen 
Klein- und Mittelftaaten und Provinzial» Sozie- 
täten in Preußen, von welchen einige auch mit 
Zwang privilegirt und alle ohne eigentliche Staats» 
anftalt zu jein mit vielen Vorrechten und einer 
Art von ftaatlicher Autorität begünstigt find, dieſe 
alle müſſen neben einander arbeiten und mit den 
ausländischen Gejellichaften, joda der Konkurrenz⸗ 

hinreichend vor Uebervortheilung jchüge. 
Son übergroßen Gewinnen fönne nirgends 
die Rede fein. Die Magdeburger Gejellichait als 


333 


zehnte lang mit Berluft oder faſt O Prozent, 
; viele Heine Geſellſchaften in den legten Jahren nur 
mit Berluft oder faum mit lanbüblicher Kapital- 
Berzinfung und die gefammten Geſellſchaften zu— 
jammen nur mit jolcher zu arbeiten vermocht. 
Für Eijeninduftrielle, für Gejellidhaften anderer 
Art, für Landwirthe und Andere verwillige man 
Schutzzölle, Subventionen und andere Begünfti- 
gungen zur Erlangung ausgiebiger Gewinne, den 
Privat · Feuer⸗Verſicherungs⸗ Geſellſchaften wurden 
die beſcheidenſten Gewinne verübelt; die Deviſe 
„Schutz der nationalen Arbeit“ ſcheine alſo ver— 
ſchiedentlich ausgelegt zu werden und die Waare 
„Sicherheit“, welche die privaten Geſellſchaften 
bieten, ſolle nicht nur nicht geſchützt, ſondern ſelbſt 


eine der größten habe im Jahre 1883 mit noch verfolgt werden. 


0,000 Mart Verluſt, im Vorjahre mit nur 


5,5°/, Gewinn gearbeitet, diejenigen Geſellſchaften, 
welche jept große Dividenden geben, hätten Jahr» 


Die Geihäfts » Ergebniffe jämmtlicher deutichen 
Altien » Berjicherungs - Gejellichaften für Feuer find 
oder waren in den Jahren: 





1879 1881 im Durchſchnitt 
Mart Mart Marti Mart 
l. die Grundfapitalien 161,162,294 169,964,294 178,820,294 168,982,294 
2. die Baarzahlung darauf 37,082,473  38,842,873  40,310,310  38,745,219 
3. die Grundfapitalien und die Referven 221,229,990 236,929,984 233,616,062 230,592,012 
4. die Prämien-Einnahmen 3,814,008 883,896,974 80,469,018 82,756,665 
5. die Zins-Einnahmen 4,788,545 5,091,889 4,861,108  4,913,847 
6. die jonftigen Einnahmen aus Gejchäften 65,596 145,036 60,510 90,381 
7. die Dividenden-Zahlung 7,741,500 6,972,600 6,299,500 7,004,533 
%. davon aus Prämien-Einnahmen 2,887,359 1,735,675 1,377,882 200,305 
9. die Berlufte der Aktionäre der Berlin- 
Kölniſchen Gejellichaft — — 62,225,000 2,075,000 
Abzũglich diejes Verluſtes bleibt 2,887,859 1,785,675 (—)4,847,118 a 
Io 0 0 0 
Verhältniß von 8: 1 1,77 1,02 — — 
2 „8:2 7,7 4,46 — — 
— 828 1,31 0,73 — — 
J „ 83:4 3,45 2,07 — — 


Für die Jahre 1876—1878 ergaben ſich 5,96 — 
473 —4,04 9, der Prämieneinnahmen als Divi- 
ende. Im Bejonderen für das Jahr 1880 hatten 
aur 8 Gejellichaften ein baar eingezahltes und 
durch Wechiel gededtes Grundkapital, Prämien» 
teierve und SKapitalreferve aus den Vorjahren, 
* Gejellihaften mußten das Garantielapital mit 


Erfahrungen über die Abſchätzung der Gefahrgrade, 
die Brandurfahen, die Schugmittel zur Vermei— 
dung und SLofalifirung der Feuersbrünſte und 
über die Berpflichtung zur Anwendung Ddiejer 
Schußmittel gewonnen worden waren, eine fichere 
Baſis für ihre Gefchäftsunternehmungen ſich gefichert 
hatten, dann wird man wohl zugeftehen künnen, 


sufammen 5,896,825 Mark in Anjpruch nehmen | daß erſt durch die Aktiengefellichaften die Feuer— 
(eine Geſellſchaft, die inzwiichen liquidirte, Berlin- | verfiherung überhaupt werthvoll geworden ift. Die 
Kölnische, mit 5,660,329 Mark), 20 Gejellichaften | gefammten Berficherungsiunmen für Immobilien 
datten ihr Garantielapital um 1,727,86% Mark | und Mobilien bei den 28 deutichen Attiengejell> 
vermehrt, alio ift dad Gefammtlapital um | ichaften wird zu 40 Milliarden angegeben, wovon 
4,168,960 Mark vermindert worden; 6 Gefell- | für das Ausland nur fehr wenig zu rechnen iſt. 
ar hi haben nichts erübrigt, 7 Gefellichaften | Das ungünftige Geichäft in den letztgenannten 
mußten vom Binsertrag 241,716 Mark zur Jahren erklärt fich durch die Ueberhandnahme der 
Tedung der Berlufte zuſchießen und nur ein paar | Brände, die übergroße Konkurrenz und die Ge— 
‚chr alte Gejellichaften mit viel Nejervefonds haben | Ichäftsgebahrung der einen Gejellichaft, welche 
gute Geſchäfte gemacht, 5 zufammen 21,251,594 ME. | liquidirt werden mußte. 
Prämien-Einnahmen, wovon 1,580,963 oder 6,5%,| Die Vorwürfe der Verleitung zur Ueberverjiche- 
erübrigt wurden, immerhin alfo noch nur ein be | rung durch die Agenten, welcher man die Ueber» 
Iheidenes Ergebniß. handnahme der Brände zujchreiben wollte, die der 
Berüdfihtigt man ferner, daß die Mobiliar- | übermäßig hohen Verwaltungstoften, der „Lalten 
Berfiherumg überhaupt erit durch die Aftiengejell- | Spekulation auf das Unglüd“, der Ausbeutung 
ihaften in größerem Umfang möglich geworden ift u. ſ. w., wie fie von Vertretern und Anhängern 
und daf die Gejellichaften erit dann, als genügende | der Sozietäten und Gegenfeitigkeitsgejellichaften 


334 


erhoben werden, erledigen fi) durch den Hinweis 
auf obige Gejchäftsergebniffe von ſelbſt. Die 
Altiengejellichaften verweilen mit Befriedigung dar- 
auf, daß durch fie die Schutzordnungen gegen Aus- 
bruch und Berhinderung der Ausbreitung von 
Feuer erft eingeführt und recht wirkfiam geworden 
Ind, daf fie die Grundlagen für Beitimmung des 

arimums der Annahme von Berficherungen nad 





Maßgabe des Geihäftsumfangs und der Mittel, 
bie 


daß der Maßſtab der Prämien jtatt der bei den 
Sozietäten und öffentlichen Feuer -Verficherungs- , 
Gejellichaften üblichen Nlaffifizirung nah Be— 


Averfiherungen und andere heilſamen Bor: | 
fehrungen erjt ein= und durchgeführt hätten, und | 


Feuerverſicherung. 


Bewegung wurden vom volkswirthſchaftlichen Kon— 
greß die folgenden Reſolutionen angenommen: 
Eine nach dem Maßſtabe der Gefahr ge— 
gliederte und ſelbſt die individuelle Gefahrseigen- 
ſchaft der Einzelriſikos berückſichtigende Klaſſifika— 


tion iſt eine nothwendige Konſequenz der auf dem 


freien Austauſch wirthſchaftlicher Leiſtungen be— 


ruhenden Rechtsordnung und die Vorbedingung für 


eine den modernen wirthſchaftlichen Bedürfniſſen 
gerecht werdende Entwickelung des Berficherungs- 
weiens; 

2. dieje Majfifilation der Rifiten, bezw. deren 
individualifirende Einſchätzung wirft zugleich bei 
der Berficherung jolcher Schäden, deren Verhütung 


dachung und Bauart ein wejentlicher FFortichritt jei. | oder Begrenzung durch menjchliche Einwirkung er- 

In einigen Provinzen in Preußen konnten die | reicht werden kann, in Schäden vermindernder und 
Aftiengejellichaften jelbjt niedrigere Prämien als | deshalb Werthe erhaltender Weiſe infofern, als 
die Sozietäten verwilligen und in Folge defien | fie den Verficherungsnehmer anreizt, durch jelbjt- 
verloren dieſe dergeftalt an Mitgliedern, daß der |thätige Vermeidung der Gefahr ſich den Bortheil 
ftaatlihe Schuß, bezw. die Unterbrüdung der | entiprechend verminderter Prämien zu verſchaffen; 
Altiengejellichaften verlangt wurde. ' 3. das Verfiherungs-Wefen muß ferner, will 

Das Intereſſe der Volfswirthichaft verlange in |e8 berechtigten Anſprüchen genügen, dem mit der 


erjter Linie die Vermeidung des Schadens, 
den Erjaß erjt in zweiter Linie, die Aftienge- 
jellichaften müßten alle Kraft für die erftere ver- 





Entwidelung des wirthichaftlichen Lebens in immer 
neuen verjchtedenartigen Formen auftretenden Ber: 
fiherungs-Bedürfnig Genüge leiten; 


wenden, die Sozietäten mit dem Rechte der Er-| 4) der Staatsbetrieb im —— Sinne 
hebung von Nachzahlung hätten dazu feine Ver- des Wortes iſt eben fo wenig wie der ſog. „dele— 
anlafjung und die Staatsanftalten erjt recht nicht. | girte“ Staatsbetrieb im Stande, es dem unter 
Der Staat fünne nur jchematifiren, bitreaufratiich dem Einfluß der Konkurrenz jtehenden Privat- 
organifirte Verwaltungen haben und merde ftet3 | betrieb in Bezug auf die Erfüllung dieſer noth- 


einen Theil der Berfichernden auf Koften Ans 
derer bevorzugen und einen Theil zu Gunften An- 
derer ungerecht benachtheiligen. Die Agenten und | 
Beamten der Gejellichaften jehen in dem Publitum | 
die Kunden, mit welchen ala Mitkontrahenten die 
Verträge geichloffen werden, die Staatsbeamten 
nur die Unterthanen, welche fich zu fügen haben. 
Die „Anempfindungsfähigfeit“ an die Bedürfniffe 
der Berficherten gehe den Staatsbeamten ganz ab. 
Die Unbejtimmtheit der Prämien-Einrichtung der 
Nadyzahlung ſei eine jehr große Gefahr und 
im Uebrigen — die öffentlichen Sozietäten ſo 
wie zu den Aktiengeſellſchaften auch zu den priva⸗ 
ten Gegenſeitigkeits-Geſellſchaften im Gegenſatz; 
daß die Verſicherten zugleich Verſicherer ſind, ſei 
nicht der Fall; ſie müßten nur im Falle des Un— 
glücks mehr bezahlen. Der Umſtand, daß bei 
den öffentlichen Geſellſchaften und Sozietäten nur 
wenig Mobiliar-, bei den Aktiengeſellſchaften aber, 
wenigftens in Städten, auch jehr viel Jmmobiliar- 
Werth verfichert fei, jpreche am beften dafür, wie 
das Publitum jelbft denkt. Die übrigen Ausein- 
anderjegungen betreffen die Frage der Durchführ- | 
barkeit der Berftaatlihung, über Abkauf der Ge- | 
ellichaften und nach welchen Grundſätzen, über | 

eichs- oder Staaten-Anftalt; nur Jmmobiliar- | 
Berfiherung oder nicht, Zwangsanftalt oder nicht, | 
Ausrüftung der Sozietäten mit noch mehr Bor- 
rechten, was die wahrjcheinlichjte Mbjicht ſei, und 
Anderes fehle es noch an jeglichem Anhalt, jobap; | 
dad ganze Projeft als todtgeborenes bezeichnet 
werden müſſe. 





wendigen Erfordernifie gleich zu thun; 

5. es ift endlich nicht begründet, daß die Ber- 
ftaatlihung des Verfiherungs-Wejens die Sicher- 
heit der BVerfiherungsnehmer erhöhen, die Koſten 
der Verfiherung ermäßigen und eine gerechtere 
Negulirung der Schäden herbeiführen werde. 

6. für feinen Zweig des Verfiherungs - Weiens 


ericheint daher die Bejeitigung des Privatbetriebes 
zu rechtfertigen ; 


7. für alle Zweige des_Berfiherungs- Wejens 
ift dagegen der baldige Erlaß des durch die Reichs- 
verfaflung verheißenen Reichs - Berfiherungs = Ge- 
jeßes dringend erwünſcht. 

Die Frage, ob Staatd- oder Privat-, Zwangs- 
oder freiwillige Berfiherung, ift im Laufe ber 
legten Jahre vielfach erörtert worden, bezüglich 
Bieler im Sinne der Befürwortung, jeitens An« 
derer in der der unbedingten oder der theilweijen 
Berwerfung der Staatsverwaltung und des Zwan— 
ges. Die Theje 6. unter den oben mitgetheilten 
wird jchwerlich viel Anfang finden, jo ruhig es 
auch inzwijchen wieder über die Staats - Berfiche- 
rung im Ganzen geworden ift; man fan nicht 
jede Art von Berficherung gleidimäßig beurtheilen 
und behandeln und ſelbſt bezüglid der Feuer— 
Berfiherung find die Verhandlungen nicht jo ge- 
fördert worden, daß man jagen könnte, obige Ur- 
— enthielten das letzte darüber zu ſprechende 

ort. 

Der Gedanke, die Menſchen ſo wie da, wo es 


ſtaatliche Brandkaſſen giebt, bezüglich der Immo— 
bilien geſchieht, zu zwingen, auch die Mobilien zu 


Im Anſchluß an die dadurch hervorgerufene verſichern, iſt einmal mit Bezug auf die jozialen 


deuerverfiherung — Fiſcherei und Fiſchzucht. 335 


und zum anderen mit Bezug auf die Reformen | 
für die Bejtenerung in Betracht gezogen worden. 
Man jagte fich bezüglich jener, daß alle Fürjorge 
für das Wohl der Arbeiter und der unteren 
Kafien nicht ausreihe, wenn man nicht die Ur- 
lachen * Verarmung vollſtändig beſeitigen oder 
doch beſchränken fönne, und daß unter diefen Ur⸗ 
ſachen bei den Unverſicherten die Verluſte durch 
Brände eine ſehr große Rolle jpielen, ift befannt. 
' einer Zeit, in welder Jedermann von der 
Löjung der fozialen Fragen ſpricht und geſetzlich 
dieſe angebahnt werden ſoll, macht es einen kläg⸗ 
lichen indrud zu ſehen, daß man bei jedem 
gröperen Brandunglüd den Klingenbeutel in und | 
außerhalb des Landes herumgehen lafjen muß, um 
nur einigermaßen dem Elend abzuhelfen, während 
bei allgemeiner Verſicherung der materielle Scha- 
den volltommen gededt wäre und Niemand ir 
den Berficherungs-Gejelichaften in Anſpruch ge 
nommen zu werden brauchte. Aus diefer Erwägung | 
wurde von Bielen die Bwangsverfiherung em- 
pfohlen und daß unter diejen die Mehrzahl dabei 
an die Staatsanftalt denkt, fann nicht befremden. 
Auf der anderen Seite haben Diejenigen, welche 
ig der Steuerreform an eine Einfommenfteuer 
ın Berbindung mit Vermögenäftener neben nur 
wenigen indirekten Steuern und Böllen denfen 
und für die Vermögensfteuer die Grundſteuer 
Jumobilienſteuer als Kapitalſteuer) und einen 
dieſer entſprechende Beſteuerung des mobilen Kapi— 
tales wollen, für dieſe ala Maßſtab zur Beurthei« 
lung der Beitragäpflicht die Police über die Ber- 
fiherung der Werthe in Ausficht genommen. Sie 
haben gemeint, dab wenn Jedermann verpflichtet 
wäre, feine gefammten Mobiliarwerthe zu verfichern, 
rlbftverftändlich unter Mitwirkung amtlicher, eid— 
lich verpflichteter Taxatoren, ala Steuertapitaf jo 
Mmorme Summen gewonnen würden, da kaum 
I-2 als Leiftung — würde und ſelbſt | 
ummen unter 1—2000 Markt ganz frei 
bleiben lönnten. Bei den 28 Attien- Feuer Fi 
— - Öefetihaften find für 40 Milliarden | 
verſichert, auf die Mobiliarwerthe kommen 

dabon minbejtens 35 Milliarden; diefe Summen 











Finanzweien, j. die einzeln Länder rn 
der Budgets, den Artifel Emiffionen bezügli 

der Staatsjhulden, ferner unter Beftenerung 
und bei den einzeln bejprodhenen Steuern. Eine 
erleichterte Finanzverwaltung geitüßt auf einfachere 
und Farere Anſchauungen über die Beitragspflicht 
und die Vertheilung der Belaftung hat bis jeßt 
noch nicht gewonnen werden können. Zur Zeit 
handelt man fait allenthalben unter der Anſchau— 
ung, daß die indireften Steuern minder empfindfich 
wirkten, und fucht daher das Staatsfinanzweſen 
vorzugsweije auf dieje zu fundiren, während für 
den Gemeindehaushalt mit Ausnahme von Frank— 
reich vorzugsweiſe die Dedung durch direfte Steuern 
beliebt ift. Anlaß zu weiteren Auseinanderjegungen 
theoretijcher Art darüber bieten die legten Jahre 
nicht. Alles was für und gegen direfte und in» 
direlte Belaftung gefagt werden kann, war jchon 
vorher auseinander gejeßt worden und findet ji 
an betreffender Stelle in den Hauptbänden des 
Leritond. Die größere Sympathie, welche man 
jegt in Deutichland dem Syſteme der indireften 
Steuern und Zölle — gen wird jo lange 
dauern, als die Steuerlaft überhaupt nod) —— 
lich iſt. Ein richtiges Reformprojekt zur Vervoll— 
fommmung des Staats- und Gemeindehaushalts auf 
zeitgemäßen Grundlagen mit der Nüdfichtnahme 
auf möglichjte Gerechtigteit giebt es noch nicht und 
noch immer herrjcht das Verfahren vor, im Kleinen 
am Beftehenden, bald da, bald dort zu reformiren, 
ohne fich entjchliegen zu können, einen umfaflenden 


Plan, von deſſen Durchführung gründlich Abhilfe 


und Befriedigung zu hoffen wäre, auszuarbeiten. 


Es jcheint auch nicht, ald wenn e3 in dieſer Be— 


ziehung bald anders und bejjer werden könnte; 
alle Barteien in allen Ländern überlaffen nad) wie 
vor die Laft der Bearbeitung von Reformplänen 
den Regierungen und deshalb kaun nicht auf mehr 
als Gelegenheits-Reformen gerechnet werben. 
Fiicherei und Fiſchzucht. Durh die Bemü- 
hungen des Deutihen Fiiherei- Vereins 
(Bürcau: Berlin, Leipziger Plag Nr. 9) mit jeinen 
Organen, der Filcherei-Beitung, Birkularen u. j. w. 
haben die Beftrebungen für Hebung der Fiſchzucht 


h nur ben Heinften Theil der im Betracht in Deutjchland große Erfolge erzielt. Won der 
mmenden dar, weil meiftens die Berficherung | berühmten Fiihzuchtanftalt in Hüningen im 
unterlaffen wird; man muß mit mindeftens 1 bis | Eljaß wird für 1886 geichrieben, daß die Anſtalt 


200 Milliarden für das Reich rechnen, kann alfo 
an die niedrigite Beſteuerung denken und doch ge 
mügende Summen gewinnen, um in Wirklichkeit 


eigentlich ihren Zweck, die Intereſſen für rationelle 
Fiſchzucht zu wecken und zu beleben, erfüllt habe, 
da jegt von Privaten beftens dafür gejorgt werde. 


die Steuerlaft möglichft nach Gerechtigkeit zu ver- | Die Anftalt Hat im Worjahre jehr günftige Ergeb- 


theilen. 


wang wäre an und für fich kaum niſſe erzielt und 3,6 Mill. Eier gewonnen, von eigenen 


notwendig, wenn die Leiftung nad Maßgabe der | Fiichen 354,000, verfendet 2,021,000; in den Rhein 
ae gezeigten Policen erfolgte und Jeder, welcher |und deſſen Zuflüffen wurden ausgeſetzt 647,000 


nicht hat, amtlich abgefhäßt und i i 
—— — ch abgeihäg in Pflicht 
weifelsohne iſt in allen dieſen Beziehungen das 
lußurtheil noch nicht möglich; der Sandivirth 
hat alle Urfache, ſich die Stellungnahme reiflich zu 


| junge Fiſche, in die Anftaltsgewäfler 35,000 Stüd. 
| Beionders gerühmt werden die falifornifchen Fo— 


rellen, von welchen man im Jahre 1882 400 Eier 


‚erhalten hatte; aus diefen find 250 Junge aus» 


gekommen und diefe jetzt durchichnittlich 1,25 kg 


überlegen. Vorderhand ift es bezüglich der Ber- | chwer, fie haben ihon 60,000 Eier geliefert; 

; : } ⸗ geliefert; M. 
ſtaatlichung der Feuerverſicherung wieder ganz v. d. Borne und andere Autoritäten rühmen 
tubig — für immer begraben aber ift das | außerordentlich die Erfolge, welche in Deutſchland 


mit amerifaniihen Schwarzbarſchen und Forellen- 





— — — 


633 


barjchen erzielt worden find. Der Deutiche Fiſcherei— 
Verein verjendete ſchon bis über 6 Mill. Eier. 
Für die Seefiſcherei ift ſeitens der Reichs— 
regierung beitend geforgt worden. Der Abſchluß 
des Internationalen Vertrags betr. die polizeiliche | 
Regelung der Filcherei in der Nordjee außerhalb 
der Küjtengewäffer vom 6. Mai 1882, das Geſetz 
zur Ausführung diefes Vertrags vom 30. April 
1884 (R.-Gch.-Bl. ©. 25 und 48) und die wirt. | 
famen Maßnahmen durch unfere Kriegsmarine gegen | 
die Uebergriffe engliicher Fiſcher und Schiffer haben 
die zunächſt Betheiligten hoch befriedigt. Der im 
Vollswirthſchaftsrath geftellt gewefene Antrag, 40 
Mil. Mark aus Reihsmitteln zur Ausrüftung 
von Schiffen zum Heringsfang zu verwilligen, ift 
freilich abgelehnt worden, da man nachweifen konnte, 
daß eine Unterftügung der Art nicht nothtwendig 
und nicht nüßlich jei. 
Verein in Berlin im Jahre 1885 veranitalteten 
Ausftellung (ſ. d.) wurde aud das ftatiftifche Ma— 


Auf der großartigen, vom | 





terial geliefert; die geſammte Küftenfiicherei der 
Nordiee beichäftigt 1358 Fiiher mit 420 Fahr- 


Fiſcherei und Fiſchzucht. 


Richmond 200 Mill. beh. 
Baltimore 700 „ 5 
ggg 500 „ . 
New York 1200 „ „ 
Fairhaven 400 „ = 
Bofton 800 „ Pr 
PBrovidence 800 „ r 


Frankreich befigt allein auf der Inſel Rhe 3000 
Parts und gewinnt hier und in Marennes über 
80 Mill. Stüd jährlich. 

Geklagt wird aus Frankreich über das Verſchwin— 
den der Sardinen an den Hüften; U. Blavier 
will in der veränderten Richtung des Golfitromes 
die Urſache gefunden haben, die Frifche wären ſüd⸗ 
licher gezogen. Bisher befchäftigte der Fang 15,000 
Fiſcher, welche für 15 Mill. Fred. Waare ger 
wannen. 

Der Landwirth kann nur an der eigentlichen 
Teichfiſcherei betheiligt ſein; für dieſe geſchieht 
mehr als vordem, aber immer noch lange nicht 


|genug; in der Regel wird nur aus Unkenntniß 


oder in Folge von Unluſt die Sache vernachläſſigt. 


eugen, die der Dftiee 15,837 Fiſcher mit 7720 Die Meiften glauben, daß man zum Betrieb der 
Fahrzeugen, Emden Hat 70 Lugger zum Herings- | Teichfifcherei großartiger Anlagen mit natürlichen 
fang (Holland 114), Am Bollswirthichaftsrath , Teichen bedürfe; es find aber aus der Neuzeit viele 
waren (1824) 1000 Qugger mit 15,000 Mann für Beiſpiele dafür, daß die Teichfiicherei allenthalben 
Emden verlangt worden! Die Einfuhr an Heringen | mit Bortheil eingerichtet werden kann, befannt 
wurde zu 26,4 Mill. Mark berechnet, Emden Tie- |, geworden. 

fert dazu nur 180,000 Wearf. Im Jahre 1882) Aus den Berhandlungen des landw. Bereins 
war die Einfuhr 131,269,650 kg zu 33 Mill. | Soltau ergiebt fih, daß in der Yünchurger Heide 
Mark. Die durhichnittlichen Gewichte für Heringe | jeit dem Jahre 1880 über 100 Teiche mit an 80 
find 0,125 kg pro Stück und die Preife 5 bis) ha wenig werthvollen Landes mit nur 16,000 ME, 
10 Big., für Stodfifch, Dorih und Schellfiſch Löft | Koften angelegt worden find (pro ha 200 Warf), 
man im Norden 20 bis 40 Pig. pro kg auf den die Erträge werden pro ha zu 400 Marf ange- 
Märkten, in Mittel- und Siüddeutichland müffen | geben; zum Belag wählte man Forellen, Karpfen, 
doppelte Preife gezahlt werden und mehr. Die! Schleien und Wale. Zugleid; hat man die Bäche 
Klage darüber, daß jeitens der Eijenbahnverwal- und Flüffe durd Hilfe von 16 Brutanftalten be» 
tungen zu wenig gejchieht, um den Transport der | lebt. Aus den in der Vereinsverſammlung mit— 
billigen Seeftihe in das innere Land zu erleich- | getheilten Beifpielen find die folgenden erwähnens- 
tern, kann auch jeßt noch erhoben werden. Die | werth: ein Forellenteih von 0,76 ha wurde im 
erzielbare Menge an Nahrung von 1 ha Fiſch- Jahre 1878 mit 450 Mark Koften in Treuen an— 
grund in der Nordiee hat man für 52 mal höher | gelegt; der jährliche Verkauf iſt 35 kg; 0,90 ha 
als die des beiten Aderlandes berechnet; der Fiſch im Jahre 1880 in Saltingen mit 240 Mark Ko- 
als Lebensmittel für den Menſchen wird jeitens | ften angelegt, gaben zum Berfauf im Jahre 1882 
der Phyſiologen beftens empfohlen, noch immer |an 50 kg Forellen und 32 kg Karpfen, im Jahre 
aber im Ganzen nur lofal in nennenswerthen 1882 aber 44 kg Forellen und 110 kg Karpfen 
Mengen verbraucht und zumeijt in den Haushal- | (Forellen zu 2,8 bis 3,0 Marl). Aus Heinen, 
tungen ber reichen und wohlhabenden Klaffen. Das | vor einigen Jahren bejegten Bächen konnten jchon 


Deutſche Reich kann im Ertrag jeiner Seefilderei 
noch bei weitem nicht an die Erträge anderer Staa- | 
ten und jelbjt nicht an die der nordijichen Reiche 
heranlommen. Auch die künftlihe Auſternzucht 
an unſeren Küften jcheint nicht gelingen zu wollen. | 
An Bezug auf diefe und auf den Berbraud; an 
Auftern ftehen die Vereinigten Staaten von Nord: | 
amerifa obenan. Man rechnet dort 23 Dill. Marf 
Kapital der Anlagen an den Küften, deren Ertrag 
zu 22 Mill. bushel, mit 36 Mill. Mark Koſten 
und 56 Mill. Mark Verkaufswerth, 52,805 Ar— 
beiter und Beamte, 4155 Schiffe und 11,930 Boote | 
allein für den Aufternfang und den Berbraud) 
iu über 4 Milliarden Stüd. Haupthandelsplätze 
ind: 





jährlid an 150 Stüd Forellen zu 0,38 kg gefticht 
werden. 

M. v. d. Borne theilt mit, daß der zwei— 
jährige Sag Karpfen zum Verlauf an Teich— 
wirthichaften und für Ausſetzen in die Flüſſe recht 
gut in Tümpeln mit faum 3/, m Tiefe gezogen 
werden fönnte und daß dadurd pro ha bis 600 
Mark Reinertrag jich erzielen laffen. Die größte 
Karpfenzucht bejigt die Domäne Cottbus-Peig mit 
72 Teichen zu 1172 ha Fläche; die Thiere werden 
mit 1 bis 1,5 kg im Niter von 3—5 Jahren 
verfauft, zujammen 1000 mßitr. zu 90 Mark; 


‚der Bruttoertrag ift 72 Mark vom ha der ganzen 


Anlage. Der Karpfen, „das Schwein unter den 
Fiſchen“ nad) v. Heyden-Denitzow, ijt der dank— 





Fiſcherei und Fiſchzucht. 337 


durfte Fiſch, weil am fruchtbarſten und anſpruch- das 7 fache Gewicht an Futter, bei einem ähnlichen 
Ioieften, zähfebig, ſchnellwüchſig und überall kulti- Verſuch im Jahre 1881 nur das 4 fache icht; 
virbat, wenn es nur nicht am erforderlichen Schutz für 1 kg Zuwachs war 1,58 Mark Futter erſor— 
für die Eier und für die Brut, bis fie u derlih („Birkular f. d. D. FV.“ Nr. 4, 1883). 
wachſen ift, fehlt. Der Karpfen erzeugt nicht jelten | Ueber den Zander berichtete Oberförfter Reu- 
bis zu 300,000 Eiern. Das Futter: hauptjächlich |ter in der Gen.-Berj. des Frankfurter Landw. 
Manzen, Inſelten, Maden, Fleiſchabgang, Mift | Vereins: 1882 dahin, daß der überaus jcheue Fiſch 
—— wenig werthvolle Stoffe, iſt leicht zu be⸗ |; die geſchützteſten und tiefſten Stellen aufſuche und 
ihaffen und kann nur wenig often, das Fleiſch da, wo es viele Meine Fiſche zur eig very gäbe 
dat den doppelten Werth des Schweinefleiiches. (Alelei, Bleien u. f. w.) rajch fett und ftart werde; 
von Heyden hat in einem Teih von 0,75 ha beim Laichen könne man J nicht beobachten, 
Größe und 1 m Tiefe aus 12 Rognern und 4 weil er die tiefften Stellen ſuche. Er ſelbſt hat 
Allchnern zu 2,5 kg Gewicht pro Stüd troß zahl- | auf acht Seen von 2 bis 60 ha Fläche den Fiſch, 
reicher Feinde (Dttern, Neiher, Enten, Rohrdom- welcher Anfangs dort jelten war, gezüchtet und 
nein, BWafferhühnern u. ſ. m.) 200,000 Stüd zum von im Jahre 1876 eingejepten 500 Stüd zu 
Verjepen gewonnen. Amtmann Dierte-Bagenz |", kg nad) 3 Jahren Fiihe von 3 kg Gewicht 
Bezirt Spremberg) füttert mit Lupinen. Ein | erzielt; alle Jahre wurden wieder ein paar Zentner 
Stüf Pand von 21 ha wenig humusreichem Sand- | von auswärts zur Kreuzung eingefeßt. Bon den 
boden mit viel Untergrund- und reichlich Tagwafjer | Aleleis, welche defien Tiebfte Nahrung jeien, mußte 
werde zum Teich gemacht, welcher im trodnen | eine volllommene ar angelegt werden. Der Ban- 
Sommer bis zu 5 ha Wafjerfläche verliert. Als | der gilt 66, der Karpfen 60, der Hecht 45 Mart 
Beiag famen 50 Echod dreijährige Karpfen zu | für 50 kg beim Händler. 
A Wart pro Schod, vom 24. Juni an wurden Der Landwirth wird meiftens die Zucht auf die 
ıle 2 Tage 25 kg gedämpfte Lupiuen, in 100 | Karpfen und Forellen bejchränfen. 
Tagen zuſammen 2350 kg, gut vertheilt und aufj Die Fiſcherei auf Krebje war in den letzten 
ven Boden ausgeftreut an Plägen mit '; m Waf- | Jahren durch die Krebspeſt weſentlich beein- 
kritand, gegeben; im Dftober wurden 4050 kg |träcdtigt worden. Nah Dr. D. Harz war die 
Karpfen, zum Theil von 1,5 kg Schwere gefiicht Urſache diefer verheerenden Krankheit Distomatosis 
m) pro kg 66 FR. gelöft, zufammen 5346 Marl. | astacina; das Heilmittel joll darin bejtehen, jeden 
Der Einfat hatte 1350 Mark, das Futter 235 Mark | Abfall von Fiſchen fern zu halten und nur Hafer, 
setoftet, zufammen 1585 Mark. Für Bodenrente | Mais, Erbjen, Weizen, Gerjte und Pferde und 
und Gewinn blieben 3761 Markt oder pro ha faft Kaninchenfleiſch zu füttern, ſelbſtverſtändlich bei 
2 Marf. voller Jiolirung der Krebie. 

Für Forellen empfiehlt 8. v. Polenz, die) Ingenieur Brüfjomw - Schwerin empfiehlt die 
unge Brut in Körben, aus welchen fie nicht her» | Aufzucht der jungen Krebje in geichlofienen Baſſins 
&us und in welche Feinde nicht hinein können, in | mit gutem Waffer-Zu- und Abflug und jo einge- 
Neine Quellenbäche zu verjepen und nad 1 bis 2 | richtet, daß man jederzeit die Jungen von den 
Ronaten in Teiche oder andere Gewäſſer zum | Alten trennen Tann. Ein im Behr 1876 aus 
Däften zu bringen; in Baſſins muß gefüttert wer- Planken hergeftelltes völlig waſſerdichtes Baſſin 
den, jonjt nicht, —— iſt nur der ſtete Zur | mit Hahn zum Ablaſſen des Waſſers (46 Fuß lang, 
und Abfluß von friichem Waſſer; da wo die Natur | 20 Fuß breit, 4 Fuß tief) wurde rings um mit 
das Futter liefern joll, find Teiche von 25—75 ar | mehreren Etagen Drainröhren, im Boden mit Kalk— 
oh genug, die Tiefe joll 1,5 bi8 3 m am Aus | ftein, in den Eden mit fettem mergelhaltigem Lehm 
Aut, flach am Einlauf fein und hier der Teich gut | und ſonſt mit Schilfrohr, Brunnenkrefie und Wafjer- 
mt Baflerpflanzen bejtanden; für Bafjins werden | peft verjehen, ſowie mit 1400 Mutterkrebjen mit 
ds Futter Fröſche, lebende Fiſche, Regen- , Eiern beiegt. Gefüttert wurde geringwerthiges 
würmer, Insekten und Kunftfutter mit einem zähen | Fleiſch, zerichnittene Weißfiſche, Fröſche und zer- 
rei von 609, Fleiſchmehl, 3U %, geringem Ge- ; jchnittene Möhren. In der Mitte bes Dftobers 
fteidemehl und 10%, Viehſalz, getrodnet und in fonnten 20,760 junge Krebſe, das Taufend zu 20 
Neinen Broden täglih 2 mal jo vicl als gierig | Mart verfauft werden. Die Jungen wurden, da» 
sefreflen werben, empfohlen. Mit diefem Futter | mit fie nicht gefreſſen werden, nach erlangter jelbjt- 
lafie fih im 2 Monaten das doppelte Gewicht | ftändiger Bewegung, von den Müttern getrennt 
erzielen. ‚und 600 männliche Krebje diejen beigejellt. Die 
AM. vo. d. Borne hat 14,7 ar Teich vom Df- | Paarung fand Ende Oktober und Anfangs No» 
‘ober 1882 bis Januar 1883 mit 854 Forellen | vember ftatt. Die Alten famen jept nad) der 
m Gewicht von 66,98 kg und mit 134 Aeſchen Trennung der Jungen in einen krebsreichen See 
m Gewicht von 2,40 kg beießt; gefüttert wurden | von etwa 100 ha Fläche und aus dieſem wurden 
652,5 kg Pierdefletich und 236,75 kg eingefalzene | im Frühjahr die Mütter mit Eiern zur Bejepung 
Deringe, zufammen zu 208,7 Marl. Im Oktober ; des Baſſins wieder herausgeholt. In der Ger 
1883 war der Fang 767 Forellen zu 193,72 kg fangenſchaft jtarben die Mütter nach der Trennung 
und 105 Weichen zu 7,76 kg, der Zuwachs bei von den Jungen zu raſch ab. Ende Juni findet 
den Forellen 189%, oder 126,74 kg, bei den jet die Trennung und das Verjegen der Alten in 
Arien 223%, oder 5,36 kg; verbraucht wurde | den See ftatt. Erzielt wurden von einer Mutter 

Sandw.-Ronveri.»Ierilo‘. Spezial» Tupplemen: 29 








338 Fiſcherei und Fiſchzucht — Flachs- und Hanfbau. 1 


15 Junge im Jahre 1876, im Jahre 1877 ſaſt Flachs- und Hanfbau. Der Flads- und 
gar feine wegen Abfterbens, im Jahre 1878 pro der Hanfbau bleiben in Deutichland noch immer 
Mutter 60, im Jahre 1879 aber 67, dann 1880 vernachläſſigt troß der beträchtlichen Mehreinfuhr 
wieder nur 34 und im Durchſchnitt jährlih 53 für Flachs, Lein und Leinengarn, da die heimiſche 
unge, während von den im Freien lebenden Induſtrie cine aufblühende ijt; fie muß einen gro- 
Krebſen faum 12 Stüd in eßbarer Größe zu red» Ben Theil des Bedarfes an Rohſtoff und Halb» 
nen find. Das Waller im Balfin muß — 129 C, fabrifat vom Ausfande bezichen; der Leinbau ge» 
baben und im Wafjer muß durd Pilanzen viel | währt nad) den früher ichon mitgetheilten Berech- 


Sauerftoff entwidelt werden. 


Dir Literatur über Fiſcherei ift in der Zeit 
von 1878 ff, mit folgenden fen verſehen wor— 
den: W. Biſchoff, „Anleitung zur Angelfiſcherei,“ 
2, Aufl, Münden 1883. ©. Schr. von u. 3 
Eglofitein, „Fiſcherei und Fiſchzucht. Mahnruf 
zur ae an der Hebung unſerer Binnen 
fiicherei,” Weimar 1884. B. Benede, „Die Teich 
wirthſchaft. Praktische Anleitung zur Anlage von 
Zeichen und deren Nutzung durch Fiich- und Krebs: 
zucht,“ Berlin 1885 und „Fiſche, Fiſcherei, Fiſch- 
zucht in Oſt- und Weſtpreußen,“ Königsberg 1880 
—81. J. Horrocks, „Die Kunſt der Fliegen: 


> 


fiſcherei auf Forellen und Aeſchen,“ 2. Aufl., Weis ! 


ntar 1879. J. Meyer, „Der praftiiche Fiſch— 
üchter oder rationeller Fichzuchlbetrieb,“ Berlin. 
& Piundhelter, „Tier öſterr. Angelfiſcherei“ 
u. f. mw. Wien 1880. MM. m. d. Borne, „Die 
Fiſchzucht,“ Berlin 1881. C. Niflas, „Lehrbuch 
der Teichwirthſchaft,“ Stettin 1880. 


Ertragsberechnungen über Fiſcherei und 
Teichwirthſchaft Tonnen nicht gegeben werden. 


Schr gute Anleitungen Aber Laichzeiten und 


Entwiclelungszeiten, Futter, Racen, Schomzeiten, | 


Feinde, Fiſchtransport, Alter, Wacsthum, Kar: 
pfen⸗, Forellen⸗, Krebs⸗Zucht enthält Hitſchmanns 
Vademecum für 1886. Wien. 


Bezüglich der Feinde iſt die Nachricht von 
Intereſſe, daß in Preußen 500,000 Reiher ge— 
ſchoſſen wurden und in Hannover in Folge von 
ausgejegten Brämien feitens der Landw. Sejellichaft 
807 X 3 Marl für erlegte Ottern bezahlt wurden. 


leihen re 1884 in Weftfalen 140 Stüd. Im Flachs und 
R —— Kaffe find in 3 Jahren 467 Stüd er- Fi 


legt worden u. ſ. w. Bol. u. Jagd. 


nungen aus Hefien (Dr. Reidenhammer) ſelbſt 
höhere Reinerträge als der Tabafsban und trogdem 
entſchließen ji) immer ned nur Wenige zum An« 
ban, der Hanfban gewährt nicht minder hohe Renten 
und hat noch den Vorzug, daß daburd Grunde 
ftüde, welche jonft wenig Ertrag geben, nugbar 
gemacht werden fönnen, ſowie den, daß er klima— 
tiſch verbejjernd wirft; ſumpfige Niederungen wer— 
den durch Hanjbau unſchädlich gemacht; der Hanf, 
‚welcher die ftärkiten Mengen organiicher Refte — 
Miſt, Humus, Movder u. ſ. w. — vertragen lau, 
wirkt auch vorzüglich als Borfrudt für andere 
Planzen; altes Teichland kann oft nur durch vor« 
gängigen Hanjbau zur Kultur gewonnen werden. 
Die geſammte Mehreiniuhr an Flachs und Hanf im 
Deutſchen Reich ift ſehr bedeutend, und noch immer 
muß ein ſehr großer Theil des Leinſamens aus 
den ruſfiſchen Oſtjeeprovinzen bezogen werben. 
Die überaus günſtigen Erfolge, welche mit dem 
Haufbau auf den jtädttichen Rieſelfeldern von Ber- 
‚fin gewonnen worden find, haben den Anlaß dazu 
gegeben, dab Landmwirthe und Induſtrielle mit dem 
anszudehnenden Anbau — an 1250 ha Hanf und 
‚125 ha lade — cin für gan; Deutichland be— 
fimmtes Muſter- und Informations⸗In— 
ſtitut zur Hebung de3 Anbaus verbinden wo 
Die aus Anlaß von Notbftänden feiner Zeit 
Oftpreußen, für Obericjlefien und für die ei 
egenden venwilligten Staatsmittel zur Hebung 
Flachsbaus haben Gutes bewirkt, waren aber bei 
weitem nicht genügend und nad beendigter Noth- 
zeit iſt meilteng der Eifer wieder erlahmt. 


. Die Rerhältnifie der Ein- und Ausfuhr im Reich 
Der befannte Otternjäger Schmidt erlegte im an Tribut von 20 bis 30 Mill. 


zeigen ein an das Musland zu zahlendes Mehr 
art jährlich = 
nf, aljo ohne die Mehrausgabe für 


amen und Garne. Es waren für Ein« und Aus— 
‚fuhr die Zahlen in den Jahren: 


1880 1884 
Flachs 18,184,5 t = 29,095 Mill. Mark Einfuhr Flachs 65,185 t Einfuhr 
11,650 t = 18584 „ ”„ Ausfuhr 38,155 t Ausfuhr 
Hanf 20,84,5t = 24,413 „ „ Einfuhr Hanf 40,307 t Einfuhr 
11.720,35: = BE — — Pr 19,954 t Ausfuhr 
de, Werg u. ſ. w. 506,15 = 4, Einfuhr 
* * 2985,75. = 2,389 „ „ Ausfuhr 
la 500% = 11111 , „ Mehreinf. Flachs 27,030 t Mehreinf,. 
an 8,5742 t = 10,289 „ 2 * Hanf 20,353 t — 
eede, Werg u. ſ. w. 2,0754t= 1660 „ „ 5 


zuſammen 


17,219,1 t = 2,060 Mil. Dart 





47,383 t 


Für 1881 zufammen 28,700 Mill. Marf, für 1884 mindeftens 67 Mill. Mark. 


Die Anbanflähen waren im Jahre 1883 für Flachs 108,297,2 ha 
„ Sanf 15,851 „ | 


zufammen 123,522,3 ha oder 0,470), des Aderlandes, | 


die Erträge 0,94 und 0,61 t Baft pro ha. In 
dem Anfang der 60. Jahre waren dem Anbau 
ah an 5%, des Aderlandes gewidmet. 


Für die Hebung des Flachsbaus wurde im Jahre 
1884 die Sächſiſche Flachsbau-Geſellſchaft 
in Ebemnig gegründet; im Sahresberidt für. 
1884 fpricht fich die dortige Haudels- und Ger 
werbefammer jchr günftig darüber aus, daß der 
Flachsbau Fortichritte made; bis Mitte Februar 
ſeien im Umkreiſe der Stadt bereits 50 ha Flachs— 
felder angelegt worden: die Hebung des Flachs—⸗ 
dans wird aber nur von dem Mufgeben des alten 
berfahrens der entwerthenden Ofjendürre und Breche 
md des irrationellen Anbaus erwartet; die Er: 
wugung, Gewinnung und Verwerthung müſſe im 
Einne der modernen Großinduftrie erfolgen und 
nenn das geſchehen jei, werde auch jo wie in an— 
veren Ländern die Freude am Anbau und der 
bobe Gewinn von ſelbſt kommen. Nur die Ein: 
md Durchführung de3 Courtran: Spyitens 
belgiſch) biete die geſunde Baſis für Flachsbau 
and Flachsbereitung im Sinne der Bedürfniffe der 
modernen Spinnerei. Das deutiche Erzeugniß jtche | 

ittlih unter dem ruifiichen, fünne aber jo 
khr über dieſes erhoben werden, daß man der 
ffiichen Zuſuhren gar nicht mehr bedürfe. 

Reh Bone lojen 100 kg geſchwungener Flachs 
bi gewöhnlichem Berfahren 70 Mark, bei beigie | 
em 132 Mark, 100 kg achechelter Flachs beziv. 
NO Markt und 200 Mart. 

De Anwendung des Gourtray Syſtems jeßt 

tur voraus, die Wahl von gutem, wicht | 
zaſſem Boden, die Stellung in zweite Tracht oder 


Flachs- und Hanfbau. 





Krbftdängung mit 200 Ehilifalpeter und 
0 kg Superphosphat pro ha und im Frühjahr 
Zungung mit Kalijalz. Der Flachs wird jorg- 


jältig gerupft, in Kapellen aufgeftellt, um ihm 
Glanz umd Gejchmeidigkeit zu bewahren, nad) 8 
hs 14 Tagen, wenn troden, eingefahren und in 
Neinen Bunden in der Scheune ausgebreitet, 


339 


Flachsfaſer von der Holzfafer, Schälen, geichicht 
durch Starkes Bleueln und dann Schwingen mit 
dem hölzernen Schwingmeffer und Schwingftod, 
nicht mit der Breche, durch welche zu viel Faſern 
entzwei geichlagen werden, und jtets mit äußerſter 
Vorficht, Damit es nicht zu viel Werg gicht. 
Als widtigfte Erfindung erwähnt die „Leip- 
ziger Monatsichrift für Textil Induſtrie“, Nr. 2, 
1856, die neue Flachsſchwingmaſchine des 
Franzoſen Garden, Patentinhaber Tujardin & 
Agache in Lille, Patentrecht für Belgien mit 
400,000 Mark erworben, für Deutichland von 
A. Gruſchwitz und M. Bertram, Flahsipinnerei- 
firma J. D. Gruſchwitz & Söhne in Newialz a. O. 
Die Maſchine ſoll den Uebelſtand, daß durch An— 
wendung Der Brechen viel Flachsfaſern zerriſſen 
werden, vermeiden laſſen. Der geröſtete Flachs 
wird in Kluppen eingeſpannt, dieſe werden durch 
eine Nette ohne Ende durch die Maſchine geführt 
und in dem eriten Theil, „Piqueuſe“ genannt, 
durch Nadeln ununterbrochen geſtochen, ſodaß der 
Zuſammenhalt der Holztheile „in wunderbarer 
Weiſe“ gelodert wird und das Holz größtentheils 
zur Erde jällt; von da lommen die Kluppen in 
den zweiten Theil „Moulin“, wo der Flachs in 
eigenthünmlicher Weiſe geflopft wird, wober der Reſt 
des Holzes zu Boden fällt. Faſt der ganze Flachs, 
welcher jett in's Schwingwerg geſchlagen wird, 
bleibt erhaften und die Mehrausbeute iſt deshalb 
ſehr beträchtlich. Die Piqueuſe oder Stech⸗ Brech) 
Maſchine beſteht aus 4 Tools oder 8 mit Nadeln 
bejegten Platten, welche in einer Minnte 230mal 
gegen einander ſchlagen und zwijchen weichen das 
a aa Stroh paſſirt; in der Moulin oder 
chwingmaſchine giebt es nur etwa 2—8 v; 
Schwingheede; die ganze Maſchine kann aud) noch 
mit einer Hechelmajchine in Verbindung gebracht 
werden. Die Cardon'ſche Mafchine fördert in der 
Stunde 140—160 ker gejchwungenen Flachs und 
ſoll 50%, mehr Fafern als bei bisherigen Me- 
thoden geben. Die erforderliche Betriebstraft ift 


verauf der Samen abgejchlagen wird. Im Som- | bis 1—1,5 Pferdekraft, die erforderliche Bedienung 


mer oder im folgenden Frühjahr fommt er zur 


3-4 Jungen, der Raumbedarf 5,5xX15 engl. Fuß 
en 


Saflerröfte in Röftgruben (man rechnet bei der, = 25,17 qm, der Preis 8000— 8200 Mart 


Ihauröfte Y, Gewichtöverlujt); das Wafler — 


109-120 R haben, der Zus und Abfluß gut rer 


aalirbar fein; in der Grube bleibt der Flach jo | Meine Landwirthe, welche genoffenichaftlich fich I 


ange ala nöthig, dann wird er ausgewafchen, in 
Bunden aufgeftelit und dann gebleicht, wobei er 


icht dünn — ausgebreitet wird; Hafer⸗ auch heute noch von Intereſſe die 


n wer vermieden, weil der Flachs da» 
durch Lohfleden erhält, eiferne Gabeln dürfen eben- 


R) 
Lille und Belfajt (Irland d viele jol 
Maidinen * —— — Er + 


jammenthun und bis zu 10 Majchinen erwerben. 
Zur Ertragsberehnung über den Leinbau jind 
Angaben im 
„Handbuc der Landgüterverwaltung“ von Beit, 
welcher, — in jetziges Gewicht und Feld⸗ 


alls nicht angewendet werden. Die Trennung der maß pro ha, rech 


58,8 
50,4 
67,2 
226,5 
1008,0 
100 


” 


bis 168 kg gehechelten Flachs 
138 „ Berg 1 
186 „ ®erg II 
453 Samen 


— 
— 


— 1848 „ Agen 
kg Baſtflachs = 76,55 Mark 
Leinjamen = 16,11 


" 


Rah der von Beit angewwendeten Rechnungs- neueſte Zeit gegeben hat, 
‚waren für Flachs und Hanf damals 1836/40 im 


weiſe (der gründlichften, welche es bis auf Die 


109,2 bis 226,8 kg gehedhelten 
834,0 — 186,0 „ erg I u 
138,0 — 320 „ Werg II 
111,9 — 3078 „ Samen 
1344,0 — 2520,0 „ Agen 
100 kg Baſthanf = 61,22 Mart 
”„ Sanfjamen = 13,78 „ 


— dgl. Beranjchlagung), 
22* 


340 Flachs- und Hanfbau — 
Bayern zu rechnen als Koften für die Haupternte, 
den Baft, 83 %/, der Koften ober 793,8 Mark bei 
Flachs und 672,51 Mark bei Hanf, für 100 kg 
davon als Gewinn 6,53 und 5,60 Marl. Zur 
Beit ald das Tabaksmonopol eingeführt werden 
ollte, gab Dr. Weidenhammer-Darmftadt eine 

erehnung über den Flachs im Gegenfag zu 
Tabak mit dem Ergebniß, daß jener weit befjer 
Iohnt. (3.0.2.8. f. Heffen); als Reingewinn 
waren 294,37 Mark pro ba angegeben. Gratz— 
St.Jakobhof (2. Annalen d. patr. ®. in Medlen- 
burg, Nr. 9, 1883) rechnet pro ha 311,22 Mark 
Reinertrag mit freilich ſehr unvollftändiger Bu— 
Hung in Debet und Kredit. 

Boye gab eine Kritik der Berechnung von 
Steffed-Klein-Kienig, welcher die folgenden Be— 
— zur Selbſtverarbeitung aufgeſtellt hatte: 

Aderpadit pro ha 48,00 Mark 
Beftellung, Saat, Ernte 150,60 
Bearbeitung zu Garn 2 
Webefoften 318,00 „ 
881,32 Mart 
ab Samen (10,5 Scheffel) 126,00 „ 
bleibt 755,32 Marf 

368 Bund MNöfteflachd geben 226 Kloben gleich 

178 kg geichwungenem Flachs, 272 kg Widel 
leich 288 kg Werg, 173 kg Flachs- und 271 kg 
BBerggarn, auf. 444 kg Garn, dieſe 1544 Ellen Lein- 
wand verichiedener Art, welche im Durchſchnitt zu 
50 Pf. (auf dem Markt 60 Pf.) einen Erlös von 
722 Mark giebt. 

Boye bemerkt dazu, daß 368 Bund Röſteflachs 
u 6 kg, alſo 2208 — ——— zu 22 0/, ge⸗ 
Re ee: Flachs kg geben müſſen; vom 
ha ſeien fiher 2200 kg Röſteflachs zu gewinnen, 


” 





alio 480 kg geichtwungenen Flachs zu 96 Mark, 


aljo 460,8 Markt brutto, mit 126 Mark für 
Samen, zuſ. 568,8 Marf brutto; an Koften für 


Nöfte u. ſ. m. (100 kg zu 18 Mark) gehen 86,4 | 
Mark ab, für Beftelung und Ackerpacht 198,60 Mt., 


fodaß ein Neingewinn von 301,80 Mark bfeibt. 
2200 kg esse jegten nach gewöhnlichem 
Verfahren zu 0 Verluſt 3200 kg Feldflachs 
poraus, nach belgiſcher Methode zu 25%, Verluſt 
find 3200 ke Feldflachs 2400 kg Röſtflachs, da- 
von geben ®/, zuſ. 480 kg reinen Flachs zu 
144 Marl, aljo zuf. 691,2 Mark 
die Koften abz. Abfälle für 100 kg 
I 21 Mark find 00,8 „ 
als Erſatz bleibt alfo 590,4 Marl 
dazu der Samen 126,0 


" 


zuf. 716,4 Marl 


abzüglich Koften der Erzeugung 150,0 „ 
bleibt 566,40 Mart 

dazu Ackerpacht in Rüdrehnung 49,00 „ 
giebt zufammen Ertrag 614,40 Mart. 
Die Rechnung von Weidenhammer ift (nad) 
beifiichen Verhältniſſen, Morgen = genau '/, ha) 
in Mark, aber korrigirt um Fehlendes und beffer 
eordnet; Landpacht 68,57, Düngerantheil 60,00, 
Saatgut 61,73, Handarbeit 133,72, Spannarbeit 


Fleiſch und Fleiſchhandel. 


43,23, Geräthe- und Maſchinen-Benutzung (unter 
Allgemein) 37,81, Verwaltung, Flurſchutz (desgl.) 
6,86 Mark. Dazu find noch zu rechnen: Hagelver- 
‚fiherung 13,14, Feldwege-Benutzung 10,28, LZage- 
rung 12,66, zuj. 448,00 Mark, für die Haupternte 
371,84 Mark often (für Samen 67,70, für Spreu 
u. ſ. mw. 8,96 Marf). 
Ertrag: 
10,24 hl Körner zum Geldwerth von 205,72 Mart 








1560 kg geh. Flachs ” „ 480,0 „ 
an Abfall (Ageln) 5 „_ 20T 
706,29 Mart. 


Der Preis für 100 kg gehedelten Flachs iſt 
85,72 Mark, der Koftenantheil 66,41 Marl, der 
Gewinn aljo 19,31 Marf, der Gewinn pro ha 
294,39 Marl. Bol. über die Art der Berechnung 


’ 


unter Beranjhlagung. 


‘ Bur Literatur: E. Brindmann, „Der Hanf, 
| fein Anbau, feine Vereitung“, „Flachs- und Hanf- 
Produktion in Defterreih“, Wien; U. Rufin, 
| „Der Flachsbau des Erbballs, Studien über Natur- 
| geihichte“ u. ſ. w., Berlin 1878/81. 
| 
B 





Fleiih) und Fleiſchhandel. Trotz der Be- 
mühungen der Begetarianer bleibt für die Be- 
völferungen in gemäßigten Klimaten dem Fleiſch 
als Nahrungsmittel eine jehr hervorragende Rolle 
und bildet die Frage der ausgiebigen Berjorgung 
mit Fleifh für die ftädtifchen und inbuftriellen 
| Bezirke einen Gegenftand unausgeſetzter und eifrig« 
ſter Fürforge. In diefen Bezirken flagt man nad) 
| wie vor über die Höhe der Fleiſchpreiſe, in den 
‚ Kreifen der Landwirthe, wenigftens in dem Ichten 
Jahren, gegentheilig über fintende Preiſe, über- 
große Konkurrenz überjeeiicher Länder und un- 
'genügenden Schu, weshalb hohe Zölle verlangt 
und zum Theil verwilligt worden find. Auch der 
Fleiſchhandel ift noch nicht richtig organiſirt, jonft 
könnten micht gleichzeitig Klagen über zu hohe 
Fleiſch- und zu niedrige Preiſe für Fettvieh aller 
Art fich geltend machen. In den größeren Städten 
forgt man jegt durch Einrichtung pafjender Schlacht- 
böfe und Markthallen für geiundheitlihen Ver— 
fauf und gewinnt man damit zugleich befiere 
Grundlagen für die Statiftif über den Fleiſch— 
verbrauch, für welche bis jet immer noch ſehr 
wenig fichere Zahlen verfügbar find. Dieſe Sta- 
tiftit ift aber um beswillen von großer Be— 
deutung, weil der Fleiſchverbrauch mit Recht 
als Wohlhabenheitsmefjer betrachtet wird und ſtets 
in kritifchen Zeiten zurüd-, in wirthichaftlich guten 
Beiten in die Höhe geht. Ueber den Nahrungs- 
werth des Fleiſches und der Fleiſcharten, alio 
auch über deren angemefjene Preiſe find früber 
Mittheilungen erfolgt, dieje find nod; zu ergänzen 
mit Angaben über die Berdaulidhfeit, da 
diefe, der Nährftoffgehalt und der Geichmad zu— 
fammen die Preiſe bejtimmen. 

Ueber die Verdaulichkeit Tiegen neuere Angaben 
von Chittenden und Cummins („Amerit. 
Chem. Journal“ VI. Bd.) vor, fejtgeftellt aber nur 
mit künstlich hergeftellten ſalzſäurehaltigen Repfin- 
löfungen, alio nur relativ werthvoll. Bezeichnet 











Fleiſch und Fleiſchhandel. 341 
man den Verdauungskoeffizienten von reinem, fett- deutſche Reich nach Engel 33 kg, nad einem 
und fehnefreiem, gelochtem Rindfleiich mit 100, jo Bericht der „Kölniichen Zeitung“, Mai 1876, für 


erhalten ala Werthe Rindjleiich roh 142,4 — Kalb- 1855 nur 17,5 kg, für 1865 jchon 21 und 1875 
fleiih 94,9 — Hammelfleiich 92,2, Lachs 92,3, Lamm- bis 29 kg und zwar im Verhältnig von 10 kg 
leiſch 87,9 — Hummer jung 87,8, Goldforelle 87,0, Rind», 11 kg Schweine», 5,5 kg Kalb- und 2,5 kB 
belles Hühnerfleiih 86,7, dunkles Hühnerfleiih Schaffleiih. Leon Lewi nimmt für Englan 
44 — Mafrele 86,2, Flundern 85,3, Hecht 83,0, |die Steigerung im Verbrauch jeit 1880 um 15 
Schelfiih 82,5, Häring 82,3, Seebarih 81,0, engl. Pfund pro Kopf, aljo um faft 7 kg an und 
Arojchichentel 80,4, Hummer groß, weiblih 79,1, Mr. Ehapline im Jahre 1880 den Berbrau 
Sahöforelle 78,5, Weißbarſch 72,9, Aal 71,8, zu 1620 Mill. kg, aljo pro Kopf 65 kg, jo da 
dummer groß, männlich 69,1 und Krebs 67,1. |jeßt etwa 72 kg verbraudt würden. Die Angaben 
Darnad wäre unter den genannten leiih- und | in der Statijtit von Kolbe über die fonjtigen 
Fiſcharten das rohe Rindfleisch am leichteften, der | Länder bewegen jich zwilchen 18 kg (Spanien) 
Krebds am ſchwerſten verdaulich und die Fiſche und 40 kg (Belgien). In Sadjen läßt fich der 
Händen alle bezüglich der Verdaufichteit unter den | Verbrauch einigermaßen kontrolliren, da alles 
Feijcharten. Schlachtvieh mit Gewicht über 62,5 * X 
Ueber den Fleiſchverbrauch find die Angaben Schlachtſteuer bezahlen muß; Kälber und fie 
nad Zulammenftellungen in Blod-Birnbaum, | mit geringem Gewicht find nicht kontrollirbar. 
®. III ©. 24 ff, die folgenden: für Städte: Nach v. Langsdorff, „Die Landwirthichaft im 
imalverbraud in Genf mit über 150 kg pro | Königreih Sadjen‘ war für Rind» und Schweine» 
‚tn London annähernd faft ebenjo viel, im | fleiich die Steigerung in den Jahren von 1836 bis 
dem deutichen Großftädten im Süden und in Dejter- | 1883 von 15,65 auf 31,45 kg pro Kopf (Marimum 
wich 70 bis 90 kg pro Kopf, in Norddeutichland | 1875) und zwar 7,6: 12,25 kg Rind», 9,15 :19,2 kg 
au bis TO kg. Es hatte z. B. Bremen nach dem | Schweinefleiich; im Jahre 1836 war der Terbraud) 
‚Jahrbuch der Statiftil’‘ den Verbrauch von nur? | beider Frleifcharten faſt der gleiche, im Jahre 1883 
bis 58 "gi Berlin die größten Verbrauchsmengen | aber der des billigen Fleifches um rund 5 kg größer 
m den Jahren 1870 bis 1874, von da an ftarke | Der gefammte Verbrauch kann demnach bei der An 
Abnahme bis 1880, von da ab wieder Zunahmen, nahme gleicher Prozentziffern für die einzelnen 
doch ohne die frühere Höhe wieder zu erreichen. Fleiſcharten wie für Berlin gerechnet wird, — zu 
Eine ganz genaue Kontrolle 


weil ans dem Schlachtviehhof viel Schladhtwaare 
ah auswärts geht und viel Fleiſch von auswärts 
wieder hereinlommt.. Man nimmt an, daß der 
Terbraucdh im Verhältniß von 46%, Rind», 420, 
Schweine und je 6°, Kalb- und Hammeljleiich 
nt, für 1876 wurden pro Kopf 67,52 kg, für 
Iss0 aber 71,61 kg berechnet und zur Zeit jind 
aicht wejentlih über 70 kg anzunchmen. Für 
Breslau gab „Der Yandwirth‘ 40,5 kg pro Kopf 
für 1885 und 41,0 kg für 1884 an, alſo nicht 
über 41 kg. Für Paris ergiebt fih nad Mit- 

des Direktors für Statiftif jeit 1882 
— Rückgang des Oltrois, für 1883 und 


mit zufammen 9,7 Mill. Franks; da faft nur 


er dazu in Betracht kommt, im Durch 

für 1’kg Sleiih s Pig. ('/1o0 Br.), jo muß 
uch, aljo aucd die Wohlhabenheit, 
abgenommen haben. Bei etwa 2,27 Mill. 
giebt man für die erften 9 Monate 

des 1884 als Verbrauch oder Einfuhr 
—1 Mil. kg, für die gleiche Zeit 1885 zu— 
99,181 Mill. kg an, alſo wieder faft 1 


Ril. kg er an. Nimmt man nur 100 Mill. 
kg.an, fo das im ganzen Jahre 133 Mill. 
2 58 k Das Verhältniß der 


ober pro 
tft dort 36%, Rind», 40%, Kalb-, 
20, Sammel und 11%, Schweinefleifch. Die 
im Süden, Ntalien, Sparise w. ſ. w., 
haben nur eisen ſehr geringen Verbrauch bis Ker- 
unter zu kaum 10 kg. 
Für ganze Länder werden gerechnet: Grof- 
britanien 75 kg, Franfreih 37 kg, 8. Ct. v. 
Rorb-Amerita 50 kg und auch 70 kg, für das 


@ 


M nicht durchführbar, 36 kg angenommen werden, aljo noch geringer 


‚als für Belgien. 


Der — fann dauernd nur dadurch 
geholfen werden, dat ihr eine ſtark faufträftige 
Bevöllerung in Stadt- und Induftriebezirten gegen- 
‚über jteht. Jedes kg Fleiſch, welches Hier im 
Jahre mehr pro Kopf verzehrt werden fanıt, be» 
| dentet für unſere Viehzucht eine Mehrleiftung von 
mindeſtens 21 Mill. kg Fleiſch, da für diefe Be— 
zirke ic über 45%, der Bevölkerung zu rechnen 
find. Es muß der FFleifhverbraud im Ganzen 
ejteigert werden, er ift zur Zeit wahrjcheinlid 
aum 35 kg pro Kopf und er fünnte 40 und 
mehr jein. Nimmt man für die demnä— f zu 
‚rechnende Bevölferung von 50 Mill, Einwohnern 
‚pro Kopf 40 kg, zuſammen aljo 2000 Mill, kg 
als Verbrauch an, während die Statiftiler im 
Durhichnitt der Angaben nur 1650 Mill. kg bes 
rechnen, jo müßte eine bedeutende Vermehrung des 
Viehſtapels ftattfinden, da ſchon jegt diefer nicht 
genügt, um den geringen Bedarf zu deden. Man 
würde dann im Einzelnen rechnen dürfen 18 kg 
Schweine, 12 kg Rind», je 5 kg Schaf- und 
Kalbfleifh pro Kopf. 


Sp weit die Statiftil Anhaltspunkte giebt, kann 
man jagen, daß der Fleiſchverbrauch im Deutichen 
Reich in wirthſchaftlich ungänftigen Reiten bi3 au 
1500 Mill. kg heruntergehen un in wirthſchaftli 
günjtiger Zeit dis auf 2000 Mill. kg gejieigert 
werden kann. Weber für 1500, noch für 2000 
Mid. xg reicht unſer Vlehbeſtand aus. Für Sachſen 
wurden als Schlachtwaare in der genangten 
Schriit augenommen: 





342 Fleiſch und Fleiſchhandel. 


30 2 der erwachſenen Zn für das Reich nad) der Zählung von 1883 wären das eo Stüd 
ü 1,363,035 


u t, ” ” ” * ” ” ” ” ” ” 


“rn 7} „ 
5 ,„, Rinder unter 2 Jahren, „ u u a, . Se: ” „342,234 „ 
40 „ der erwachjenen Bullen, „ „» u 5 PER A 74,010 „ 


zuſammen 2,212,840 Stüd. 
Schweinen, „ u u nm En „ =5707,5%0 „ 
Schafen, n a „= 5,143,435 
eigen dauernd eine Mehreinfuhr von Fleiſch und 
grumdelegung der gleichen Schlachtgewichte und | feiichwaaren, welche von 1872 ab mit 30,518 
den bei der Gtatiftif ermittelten Lebendgewichten | (1882) und 283,350 m Ztr. (1873) fih be- 
zur Dedung des Bedarfs mindeftens nothwendig. | rechnet; da aber aud als jehr mwejentlich die Aus— 
4 bis 6 Mill. Kälber, 2 bis 2,5 Mill. Rinder, | und Einfuhr-Berhältniffe von Mager- und Fettvich 
Ochſen u. |. w., 7 bis 9 Mill. Schafe und 9 bie mit in Betracht fommen, jo läht fi nur im 
12 Mill. Schweine, je nachdem man mit 1500| Ganzen der Handelsverfehr angeben und dicier 


62 „ von erwachienen 
” ” ” ” " ” " 


Für die jegige VBevölferung find aber mit Zu- 


oder 2000 Mill. kg Fleiſchverbrauch rechnen will. 
Der Fiſchverbrauch ift in England über 30, 
in Sranfreid faum 12, in Berlin 5 kg pro Kopf, 
ger (Süß- und Salzwafjerfijche) im Jahre 7,000,000 

g, in Paris 23 Mill. kg, in London 150 Mill. kg. 


Die Berhältniffe der Ein- und Ausfuhr: 


Im Jahre 1880 wurden eingeführt 239,622 
545,981 


785,609 


ausgeführt 56,453 
3 


56,833 Marl Str. 


Im Jahre 1881 war die Einfuhr von Sped 
u. j. w. aus Amerifa 17 Mill. kg, im Jahre 1882 
nad) dem Verbot nur 5000 kg und überhaupt nur 
15,34 Mill. kg, aljo um 1,66 Mill. kg zurüd- 
gegangen, ähnlid in Frankreich, welches den Zoll 
für 100 kg gefalzenes Fleijch von 7 auf 8,5 Fr. 
jeit 1885 erhöht hat. 


Im September 1885 ift in Hamburg eine 
Geſellſchaft für Einführung von friihem Schaffleiich 
aus Argentinien nach dem deutichen Reich und 
Skandinavien mit 1 Mill. Mark Kapital gegründet 
worden. ir einen Hammel werden dort nur 7 
Markt bezahlt und außer dem Fleiſch find alle 
Theile verwerthbar. Die Ausfuhr von dort wird 
mit 4 Transporten zu 30,000, aljo zujammen 
120,000 Stüd beabfichtigt und hofft man auf einen 
Gewinn von 876,920 Mark oder 7,3 Mark pro 
Stück Hammel, wovon bei der Einfuhr in das 
Reih der Zoll mit jet 20 Pig. pro kg abgeht. 


Die „Auftraliiche Geſellſchaft für die Ausfuhr 
—— Fleiſches“ hat im Jahre 1885 nach ihren 

erichten ſchlechte Geſchäfte gemacht, weil in Folge 
von Dürre und Ausfuhr der Preis des Schaf— 
fleijches dort zu hoch geftiegen war und die Trans- 
port- und Berlaufsfojten bis England ſich zu 
ungünftig ftellten (für 1 engl. Pfund zu 3,5 Pence, 
mit dem Einheitäpreis in Aujtralien 6,25 Bence, 
d. i. 51,875 Pfg., für 1 kg alio faft 1,12 Mark. 
Angegeben wird, da die Verſendung nur vortheil- 
haft jet, wenn in Australien 1 Pfund engliich mit 
1,5 bis 2 Pence, d. i. 12,4 bis 16,6 Pfg., alio 
1 kg mit etwa 27 bis 36 Pig. eingekauft werden 
fünne. Je ftärfer aber die Ausfuhr betrieben wird, 
um jo höher fteigen dort die Preife. (Bol. 
Amerila und unter Muftralien.) 





zeigt an Vieh und thieriicher Nahrung für 1854 
als Einfuhr 3070 Mill. Mark, als Ausfuhr 
208,7 Mill. Mark; für Fleiſch, Fleiſchwaaren u. ſ. w. 
wird davon gerechnet 134,7 und 55,7 Mill. Marf, 
aljo eine Mehreinfuhr von 79 Mill. Marf. 


m Str. Fleiſch zu 21,575 Mill. Mar. 
—W _Sped u. j. w. I sn. 
Zu: 70,714 „ „ 
„on Fleiſch zu 5,645 „ 
v„»  „ Sped u. j. m. „ 0,086 „ 


" 


5,6851 Mill. Mart. 

In dem Verfahren, um den Ueberfluß der über- 
jeeiihen Länder an Fleiſch den Europäern zu— 
gänglich zu machen, werden unabläffig Fortſchritte 
erftrebt. Der Transport lebender Thiere iſt mit 
zu großen Berluften verbunden, um bedeutender 
Ausdehnung entgegen geben zu fünnen, die Waaren 
in Büchjen find, mit Ausnahme des amerikanischen 
Eorned beef, in Deutjchland wenig beliebt, Fleiid- 
ertraft wird in Mengen gefertigt und gefauft, 
die Hauptausfuhr aber bildet jegt das gefrorene 
Fleiſch, nachdem es gelungen ift, die Schwierig- 
feiten zu überwinden und das Fleiſch ſelbſt nicht 
mehr mit dem Eis in Berührung kommt, jondern 
nur von der durch die Eisbehälter jtreifenden Luft 
berührt wird. Ein neueres Verfahren, welches in 
Schottland bejonders für die Verſendung von See- 
fiihen raſch beliebt wurde, iſt das von Prof. 
U. NR. Rooſen in Hamburg, welder das Fleiſch 
in ſehr jtarfwandige Gefäße bringt, eine anti— 
jeptische Löjung dann einpumpt und jomit alle 
Luft austreibt, dann nad) Ertödtung der Bakterien 
und Pilze die Löſung Herausiprist, das Bentil 
ichließt und dann auf Hocdrud jo lange weiter 
pumpt, bis das Manometer den Drud anzeigt, 
unter welchem die in den Behältern für den Trans- 
port oder zum längeren WAufbewahren verpadten 
Subftanzen ın der Antiſeptikumlöſung bfeiben iollen. 
So lange die Eubftanzen unter dem Drud Tiegen 
iſt eine Verderbniß ausgeichloffen. (Bericht des 
Erfinders an das „Defterr. Landw. Wochenblatt‘ 
Nr. 45, 1885.) 

Zweifelsohne wird die Fleiihverjendung 
immer weitere Kortichritte machen; ſie wird auch 
für das Reich empfohlen, da die Verſchickung von 
lebenden Thieren minder vortheilhaft ſich zeigt und, 
wie in England mehrfach geicheben ift, durch Ber- 


Fleiſch und Fleiſchhandel — Forſtwirthſchaft. 


bote aus Befürchtung der Einſchleppung von Krank⸗ 
deit beeinträchtigt werden kann. 

Die Firma El. Olde berechnete in den „Landw. 
Anmalen des patr. Ber. in Mecklenburg“, April 1883, 
die Koften für Kerfendung eines Ochien zu 415 kg 
Sclachtgewicht von Deutjchland nad) London mit 
43,5 Mark, die für das ausgeichlachtete Fleiſch mit 





343 


weldye auch dem Landwirth dienen können und in 
furzem Umriß die gefammte Forftwirtbichaft ein- 
gehend genug behandeln, gehört das jehr empfeh— 
lenswerthe Wert von Fr. Müde, „Wald-Hege 
und Pflege” — Band I der Forftwirthichaftlichen 
Tajchenbibliothef, gejchrieben als Repertorium für 
das Jäger» und Forſtexamen und als Hilfsbud) 


Zurüdbehalten der Abfälle im Lande zu nur | für Privatwaldbejiger, Gutsverwalter, Gemeinde- 
21,5 Mark; für den Parifer Markt fommen die | beamte u. ſ. w., Leipzig 1885, in Wirklichkeit ein 
lebenden Hammel auf 4,73 Mark Fradhtgebühren, | praftiiher Kurjus für den Selbſtunterricht der 
die Schlachtiwaare davon nur auf 1,8 Mark. Für | angehenden Förfter und ein Nachſchlagebuch für 
100 kr Fleiſch find die Berfendungstoften als Waldbefiger, Gutsverwalter und überhaupt für 
iolhes 13,82 Mark geringer gegen die für die Laien, welche jich, ohne eingehende Studien und 
Seriendung als lebendes Thier. Die Firma | praftifche Uebungen gemacht zu haben, in Kürze 
empfiehlt, allenthalben nur noch den Fleiſch- und unterrichten wollen. Es muß für den Landwirth 
nicht mehr den Viehhandel mit Fettvich zu betreiben, | von hohem Intereſſe fein, zu erfahren, welche 
jumaf der Landwirth dabei aud) noch den Bortheil | Gegenftände in einem derartigen Werke behandelt 
gerinnt, die Abfälle für feine felder verwerthen find und werden deshalb ebenfalls in Kürze die 
zu fönnen. Im Mllgemeinen liebt man aber in | Hauptabjchnitte angeführt. An paflendem Orte ift 
Teutichland das verjendete Fleiſch nicht, fondern ‚entiprechend Gebraud von den Mittheilungen ge- 
will nur friiche Schlachtwaaren haben. Bis jept macht worden. Das Werk zerfällt in eine Ein- 
tann 1 kg Fleiſch aus überfecischen Ländern nad) | leitung über Begriffe u. ſ. w. und in die Abjchnitte: 
Witteldeutichland nicht unter 1 Mark bis 1,2 Markt J. Boden und Klima, II. Bon den Holapflanzen 


geliefert werden (Schweinefleiich aus Amerika mit ' 


wa 0,8 Mark) und zu diefem Preis ift der Ab⸗ 
'ag gegenüber der friſchen Schlachtwaare nur gering. | 

Fletichbrot und Fleiſchmehl ſ. unter den früheren | 
Artikeln über Düngung und über Fütterung. 

Alodjeite, ſ. Abfälle. 

Forelle, ſ. Fiſchzucht. 

Foritwirthichaft. Für dieſe fehlt es bei vielen 
Sandwirthen an Geneigtheit, eingehender fich damit 
zu beichäftigen; wiünjchenswerth aber ift es, daß 
jeder Landwirth die Hauptgrumdiäße einer richtigen 
Bewirthihaftung der Wälder, der rationellen Be- 
handlung der Waldbäume und der im Walde vor- 
tfommenden Wrbeiten fennen lernte. Der Wald 
bat eine jo große Bedeutung für die Landwirth— 
ihaft, dab jchon um deswillen allenthalben das 
Intereffe für ſchonliche Waldpflege, Waldunterhal« 
tung und Wiederbewaldung bei den Landwirthen 
vorwiegen müßte; da aber in den meiſten Ländern 
die Beamten des Staates die Waldbewirthichaf- 
tung der Privaten zu fontrolliren, bezw. zu be» 
ſorgen haben und Staats-, Stifts- und Gemeinde» 
waldungen in beträchtliher Zahl vorfommen, jo 
lafien es Biele an der erforderlihen Fürjorge für 

Studium der Forftwirtbichaft fehlen, jelbft 
wenn fie eigene Waldungen befigen. Die Literatur 
bietet eine große Zahl von Werfen, welche ent- 
weder als neu oder als Auflagen älterer Werfe 
kit der Zeit des Erjcheinens des Lexikons heraus- 
gegeben wurden, ſodaß die früher darüber gemad)- 
ten Angaben damit ergänzt werden müfjen. Unter 
den Werfen über Forſtwirthchſaft giebt es aber nur 
wenige, aus welden der Landwirt) in der ihm 
wünjchenswerthen Kürze genügende Auskunft über | 
das gefammte Gebiet, Rath und Anmweifung über | 
jede für ihm wichtige Frage erhalten könnte. Die; 
Werle jind fait alle für den Fachmann gejchrieben | 
und mit Rüdficht auf Das, was der Forſtbeamte 
zu wiſſen nöthig hat. Zu den wenigen Werfen, . 


' Hiebsführung im Pläntermwald, 


(Natur u. ſ. w.), III. Waldbau: Einleitung, Mi- 
ihung der Holzarten, Betriebsarten, Schlagführung 
im Hochwalde, Waldrediter, Samenjcjläge, Schlag- 
führung im Niederwalde, desgl. im Mittelmalde, 
—— als Saat, 
flanzung, Erziehung und Behandlung des Pflan- 
zenmaterial3, Berichulung, Pflanzung im Freien, 
Vermehrungdurd Stedlinge, Waldpflege; IV. Kennt» 
niß der Holzvflangen: A) Laubhölzer, B) Nadel- 
hölzer (Beichreibung aller wichtigen Baumarten 
unjerer Wälder), C) — — Gewächſe, D) 
Krankheiten der Holzpflanzen, V. Forſtſchutz (gegen 
Menſchen, Naturereigniſſe aller Art, Unkraut, 
Thiere, beſonders —— und mit Angabe der 
nützlichen Thiere), VI. Forſtbenutzung: A) Haupt— 
benutzung, B) Forſtnebennutzung, 0) Forſtliche 
Nebengewerbe, VIII. Forſteinrichtung. Im Ab— 
ſchnitt über die Benutzungen wird zuerſt das Holz 
in ſeiner Eigenſchaft beſprochen, dann Allgemeines 
über Sortimentsbildung, Meſſungsverfahren, ku— 
biſche Berechnung und Schichtung des Holzes ge— 
geben, dann die Verwendung aller Art und von 
allen Holzarten, die Gewinnung des Holzes, die 
Holzaufnahme und Abgabe, die Gewinnung der 
Rinde und der Transport des Holzes beſprochen. 
Als Forſtnebennutzungen ſind genannt: 
Streu, welche ganz verworfen wird, Futterſtoffe 
(Gras, Laub, Weide), Baumjäfte (Ahorn-, Birken- 
faft, Harz), Waldfrüchte (Eicheln, Bucheln, Wald- 
beeren, Pilze, Blüthenarten zum Färben), Raff- 
und Leſeholz, SHolzpflänzlinge, Waldblößen-Be— 
nugung zum Mderbau, Erd- und Gteinarten, 
Jagd, Fiſcherei u. ſ. w. Als forftlihe Neben» 
gewerbe find genannt: Holzpapierfabrikation, 
Sägmühlenbetrieb, Kunſttorf-Bereitung, Ausklen— 
geln der Nadelholzſamen, Waldköhlerei, Theer— 
ſchwelerei, Pech- und Kienrußbereitug. 
Der letzte Abſchnitt enthält kurze Bemerkungen über 
das Rechenmwejen. Mit diejer Ueberficht des Umfangs 
des gejammten Gebietes wird der Yandwirth eine 


344 


genügende Drientirung über Das, was ihm zu 
wiſſen nöthig ift, gewinnen fönnen und dann leicht 
unter der gefammten Literatur das für ihn Pafjende 
fich jelbft auswählen können. Dieje bietet für die | 
legten Jahre die folgenden Werke: 

Albert, N Lehrbuch Forſtverwaltung“, 
München 1883. Altum, B., „Forſtzoologie“, 
I. ——* II. Vögel, M. Inſekten, verlin 
1876 ff., dann „Unſere Mäuſe in ihrer forftlichen 
Bedeutung“ u. ſ. w. „Unfere Spechte in ihrer —* 
Bedeutung“ u. ſ. w. 1880. Alemann, F. U 
„Weber Forſtkulturweſen“, Leipzig 1874. Bauer, 
ge „Die —— 3. Auflage, Wien 1882 

erg, 2. 9. E. Frhr. v., „Anleitung zum Ver— 
tohlen des —— 2. Auflage, Wien 1880. Bin- 
zer, F. A. L., „Schädliche und nützliche Forſt— 
In etten“, Berlin 1880, und „Holzpflegefalender“, 
1881. Bodungen, 3. v., „Die Aufforitun der 
öden Ebenen und Berge Deutſchlands“, Straßburg 
1881. Braun, E., „Staatsforftwirthichaft und 
Bopdenreinertragstheorie”, Bonn 1880. Booth, J, 
„Die Naturalijation ausländiicher Waldbäume in 
Deutichland“, Berlin 1883. Burfardt, 9., 

„Säen und Pflanzen nad) forjtl. Praxis“, 5 . Aufl. 5 
Hannover 1880. Brünings, K. „For. und 
landiw. Anbau der Hochmoore mittelft des Brand» 
fruchtbaues“, Berlin 1881. Burfart, „Samm- 
lung der wichtigſten europäiſchen Nutzhölzer“, 
Brünn 1880. Danckelmann, B., „Die deutſchen 
Nusholzzölle“, Berlin 1883. Demontey, B., v., 
„Studien über die Arbeiten der Wiederbewaldung und 
Berafung der Gebirge”, Wien 1880. Dietridi, 
D., „Forſt-Flora“, 6. Auflage von F. v. Thümen, 
Dresden 1885. Döbner’s „Botanik für Forſt— 
männer“, 4. Auflage, bearb. von Fr. Nobbe, Berlin 
1882. Ebermaper, Th., „Die Lehren der Forft- 
wirthſchaft“, 3. Auflage, Berlin 1852. Eichhoff, 
W., „Die europäiihen Borkenkäfer“, Berlin 
1881. „Encyflopädie der gejammten Forft- ı 
wirihichaft”, herausgegeben von Raoul v. Dom- 
browsti, Wien 1886. Fiſchbach, H., „Katechismus 
der Forſtbotanik“, Leipzig 1884, und „Der Wald 
und deſſen Bewirthſchaftung“, Stuttgart 1884. 
Fürjt, „Die Pilanzenzudt im Walde”, Berlin 
1882. Gayer, &., „Die Forftbenugung, 6 Aufl., 
Berlin 1883, und deſſen „Waldbau“ 1882, 
Genſchel, J., „Deutiche umd "ranzöfiiche Forſt⸗ 


Terminologie”, Mainz 1883. Grabe, X, „Die| 


Forftbenußung“, 3. Aufl, Wien 1883. Grum- 
met, J. Th, „Forftlchre*, 4. Auflage, Trier 1884. 
Hampel, L. Au Pflanzentalender“, Wien 
1882, gertig, G. L., „Lehrbuch der Baumfrank- 
heiten, Berlin 1882. Heimburg, E., v., „Bei- 
trag zur Frage der Beforſtung öder und unkultus 
birter im Privatbefig  befindliher Sand- und 
Moorflähen mit bei. Verüdjichtigung des Kom— 
miſſions⸗Entwurfs eines Geſetzes für das Groß— 
herzogthum Oldenburg zur — der Wald⸗ 
Kultur“, Oldenburg 1 1884. Hel, ©, „Der 
Forftwart. Lehrbuch der anne um u. 
forftl. Fachwiſſenſchaft“, Wien 1878/82. Heß, R., 
„Die Eigenſchaften und das 
wichtigen in Deutichland vorfommenden Holzarten“, 





Forſtwirthſchaft. 


Berlin 1883. Judeich, Fr., „Die Forjteinrich- 
tung“, 3. Auflage, Dresden 1880. Judeich und 
Nitſche, H., „Lehrbuch der mitteleurop. Forft- 





injettenfunde“ und u er „Die —— 
Wirbelthiere“, als 8 uflage von E. Ratzeburg 
„Die Waldverberber und ihre Feinde“, Wien 1885. 





Kaujdinger, „Lehre vom Wabihug“, 3. Aufl. 
von 9. Fürſt, Berlin 1883. Kraft, G., „Zur 
Praris der WaldwertHrehnung und forftl. Sta— 
tiſtik“, Hannover 1882; „Beiträge zur Lehre von 
der Durchforftung, Schlag tellung und Lichtungs- 
hieben“, Hannover 1884. Kummer, ®., „Führer 
in der — Zerbſt 1882 und 1883, 
Lauche, W., „Deutſche Dendrologie. Syſtem, 
Ueberſicht, Beichreibung, Kulturerweiterung und 
Verwendung der in Dentichland ohne und mit 
Dede aushaltende Gehölze“, Berlin 1880. Lo— 
rey, T. „Ueber Baummeßtafeln“ u. ſ. w, Tübin- 
gen 1882, Meſchwitz, S. W., „Erfahrungen im 
ultur- und Forſtverbeſſerungsweſen“, Dresden 
1883. Micklitz, R., „Forſtliche Hauspaltungs« 
kunde”, Wien 1880. Müller, C., „Leitfaden zur 
Einführung der Lehrlinge in das Forft- und Jagd«- 
wejen“, Münden 1883. Nay, K. E., „Die Lehre 
vom Waldbau“, Berlin 1885. Nördlinger, Th, 
„Der Einfluß des Waldes auf die Luft- und Bo— 
denwärme”, Berlin 1885, „Lehrbuch des Forſt— 
ſchutzes“, dajelbft 1884, und „Anatomijche Merk« 
male der wichtigſten deutichen Wald- und Garten« 
olzarten“, Stuttgart 1882. Bittius, „Die 
Kenntniß der —— Waldbäume“, Leipzi 
1882. Ponch, K. „Anfangsgründe ves fo 
Wiſſens“ Prag * 83. Preßler, M. L., Zorfu. 
Meßknechts-⸗Praltiker“, Tharand 1883, und „Holz— 
wirthſchaftliche Tafeln mit populärer Einleitun 
zur Praxis der Holzmeßtunit“, 3. Aufl., daſelbſt 
1881. Rabeburg, 3. T., „Die Forftinjelten“, 
‚Wien 1885. Roßmäßler, E.V, „Der Wald“, 
3. Aufl, Leipzig 1882. Schimät, %., „Dienft: 
inftruftion fiir Wirthichafts- und Foritbeamte und 
fonftige Bedienstete auf Großbejigungen und popu— 
läres Handbuch über Yand- und Forftwirthichait“, 
2. Aufl., Wien 1884. Schulzen, F. M., „Forft- 
weien, Waldkultur und Landwirthichaft in Preußen 
nebft den zugehörigen fommentirten Geſetzen, 4. Aufl., 
Trier 1884. hwapad, A., „Handbuch der 
Forftverwaltungstunde“, Verlin 1884. Secken— 
dorff, A., Frhr. v., „Beiträge jur Kenntniß 
der Schwarzföhre“, „Das forſtl. Verſicherungs— 
weſen“, „Ueber Waldbadı- und Lawinenverbauung, 
Aufforjtung von Gebirgshängen“ u. ſ. w, ſäammt⸗ 
ih Wien 1881. Stoͤtzer, H., „Waldwegbau⸗ 
kunde“, 2. Aufl. Fraukfurt a. / M. 1885. Tip, U, 


— 











„Die Forfteinrichtung i in Eigenregie”, Berlin 1884. 
Urff, „Meber Ituren, ichläge für 
Landwirthe, welche ſich mit * — — 
Berlin 1885. Vollmar, ©, „ eg 
EURER PEN Leipzig 1880. — t 
Fr. A., „Die Weißtannen-Treibwickler“, 
1882. Weftermeier, H., „Leitfaden für Bas 


preuß. Zäger- und Förſterexamen“, Berlin 1 
Willkomm, M., „Dentichlands — 
Winter“, 9. Aufl, Dresden 1880. Zöpper 





Forſtwirthſchaft 


* Weldungen und Holzgewinnung in Nordſchweden“, 
Davos, 1886. 
Sehr gute Auskunft über ſorſtwirthſchaftliche | 

Berhältniffe giebt Hitſchmann's Vademecum 

für den Landwirth, 7. Aufl, Wien für 1836 

= zwar wie folgt: 

. Tabelle über die Waldbäume: Gewicht des 

u! Samen, Körnerzahl pro kg, %/, der Keimfähig- | 

teit, Dauer, Zeit des Keimens in "der Erde, Erd- 

bededung, Samenbedarf pro ha, dsgl. pro ar im 

Saatlamp für alle Holzarten; 2. edarf an Sa— 

men und Fläche für Pilanztämpe; 3. Samenreife 

und Samenabfall der Holzarten; 4. Eamenergeb- 
nik der Zapfen der Nadelhölzer; 5. Pflanzenbedarf 
jur Bepflanzung eines Heltars im Quadrat-, 
dreied- und Meihenverband; 6. Schwindungs- 
mrogente ; Be 
deſterreich Ungarns; 7. Beiprechung der heimijchen 
vo rien nach Bermendungsweifen als Unterholz; 

elative Heizkraft verichiedener Brennhölzer; 

4 Dauer, Elaftizität, abjolute und relative Feſtig— 

kit der Hölzer; 10. Abjolute Gewichte im mwald- 

trodenen Zuftande; 11. Verhältniß der Aſtmaſſe 
zum Slamminhali; 12. Holzmaſſenerträge der 

Kaldbeſtände; 13. Ermittelung des Kubikinhalts 42 

der Waldbäume; 14. desgl. des Blatt- und Nadel- 

abfalls; 15. PMaffentafel der gewöhnlichen Nuß- 

hölger: 16. Sügenbetrieb (Brettermenge u. j. w.); 

17. Theer- und Harzgeminn ; 18. Kohlenausbeute ; 
19, Botafcheerzeugung; 20. Rindengewinnung. 
Angegeben jind 3. B. in Kubilmetern pro ha 

e nach Standort und Bodengüte für: 
Hochwald: 

Birlen 0,4—8,1 u. 50—60 Jahr als Alter bei 
voritehenden größten Durchſchnittsertrag, 











Buchen 0,6— 9,7 u. 100—120 Jahr 
Eichen 0,5— 84 „140-160 „ 
Erlen 0,6—132 „ 50—- 70 „ 
Fichten 0,6—16,7 „ 60-120 „ 
Lärchen 06-141 „ 0-10 „ | 
Schwarzföhren 0,5— 97 „ 60-100 „ | 
Reipföhren 0,4— 12,6 „ 60-120 „ 
Tannen 0,7184 „ 890-120 „ 
Riederwald : 
ttholg 02-69 „, 80-40 „ 
ichholz 0,3- -11,2 20— 30 


ferner bezüglich der Rotajche ; es Fochen Irm Holz von 
Noha ſche rohe und kalzinirte 





Vota ſoe 

orn 0,158 hl 1,58 kg 1,36 ke 

Ape 0,057 „ 0,30 „ 0,8 „ 
Birfe 0,073 „ 049 „ 0,4 „ 
ag Rothbuche 0,102 . 063 . 0,58 „ 
Eiche 0.0855 . 059 638 4 

Erle 0,076 ,„ 086 „ 0,70. 
Eiche 0,102 „063 „ 057 „ 
Hainbuche 0180 „ 10 „ 0% „ | 
Kicher 0,068 „ 0,29 „ 027 „ 
Ulme 0,165 „ 100 „ 0,35 u 
Bezüglich anderer —* ſind die Angaben 
chon gebradht worden. Bol. Beran« 


te 


ung. 


Mittlere Erträge der Hauptwaldarten | J 


bedeutende und geringe Zunahmen, 


2,67% 


— TFranfreid. 345 


— Republik; Präſident zur Zeit Jules 
rèvy 

I. Größe und Bevölkerung. Das Land 
wird zu 528,571,99 qkm Fläche angegeben; die 
Bevölkerung war im Jahre 1881, für welche Beit 
die meiften der nachfolgenden Angaben gelten, 
37,672,048 Köpfe oder 71 auf 1 qkm, davon 
waren 18,656,518 männlid — 49,58%), und 
36,891 ‚568 ftändig anmwejend. Da im Jahre 1876 
zufammen 36,905,988 Köpfe gezählt wurden, fo 


war die Zunahme in 5 Jahren nur 766,060 oder 


jährlich 153,212 Köpfe, eine Zunahme, welche 
bauptiählih auf die Großftädte zu rechnen ift, 
während die Landbevölferung abnimmt; für das 


Jahr 1883 rechnete man den Ueberſchuß der Ge— 


burten über die Todesfälle auf 96,843 Köpfe, im 
re 1384 nur 78,974 gegen 108,229 im gi 
1881, 97,027 im Jahre 1882 und 61 ‚4 
Jahre 1880, in dieſen 5 or aljo zufammen 
465,013 oder jährlich 92,602 Köpfe. Die Aus- 
wanderung bewegt ſich jeit 1878 zwiichen 2316 im 
Jahre 1878 und, von da ab jteigend, auf 6100 
” Jahre 1884. Die Auswanderer gehen zu 40 %/, 
4 den Ber. Staaten von Nordamerika und zu 
/o nady Argentinien, für alle anderen Länder 
bleiben nur 18%/,. Unter den a. giebt es 
FA . Saint» 
aint » Denis 
Eette 23,78%, u. ſ. w., 


Pierre » is Calais um 30,12%, 
25,74 0/,, Nizza 24,12 %/,, 


Paris aber nur 14,09%, und in den folgenden 


Jahren war hier die Zunahme nod, geringer. 
Nah der Staatsangehörigfeit gab «8 
Ausländer, 0,21%, Naturalifirte und 
197 129) o Branzoien, unter den fremden 432,265 
| Belgier, "240, 733 Stafiener, 81,986 Deutiche, 73, 781 
Spanier, 66,281 "Schweiger, 31 ‚232 Niederländer, 
12,090 Defterreicher, 10,489 Ruffen und von den 


| übrigen Staaten nur je unter 10,000 bis herab 


zu 510 Japanejen, Ehinejen u. |. w. 
In Bezug auf Religion hat ſich das Ver— 


haumß nicht weſentlich verändert, man kann rech— 


nen: etwa 1,6%, Proteſtanten aller Art, 0,14%, 
Israeliten, 0 240, Sonijtige und 98,20, Katholiken. 
Geflagt wird über die Entvölferung des Landes 
(„Journal d’agriculture practique,* Bd. II. 
1884). Bon 1861 bis 1881 haben die Städte mit 
über 10,000 Einwohner um 28,96 /, zugenommen, 
die mit unter 10,000 Einwohner um 0,28%, ab- 
genommen. Die Gefammtzunahme war nur 5,13%, 
jeit 1869 nur 0,15%. Im Jahre 1861 wohnten 
82,7 9% der Bevölferung“ in den Ti Gemein⸗ 
den, im Jahre 1881 nur no 78,5%/,. Auf das 
platte Land famen im Jahre 
bon 10,000 Einwohnern 
1851 nod) 7, Kir auf die Städte 2552 
86 


1861 * ’ ’ ” ” ” 2 
1871 „ 6,888, r „ 3112 
1881 6, 524, 3476 


VBermehrune. Die — reſſe geſteht 
jetzt ſelbſt, die franzöſiſche Bevol erung rela⸗ 
tive Rückſchritte macht. „Die Sterblichkeit 
unſerer unehelichen Kinder iſt von größerer de- 
deutung als die irgend eines anderen Volles in 


346 Frankreich. 


Eurova, ein Zuſtand, zu welchem es die ftilljchwei- | Die Zahl der Kranfen- und Irrenhäuſer 
gende Grauſamkeit unjerer heuchleriichen Sitten wie | ift 1563 mit 28,676 Mann Berjonal, 2787 Aerzten 
unjerer Gejege kommen läßt. Ebenjo fteht e8 mit | und Wundärzten, 3050 Gehilfen und Wärtern, 
der jchwerwiegenden Sterblichkeit unferer jungen | 11,286 Geiftlichen, 11,553 ®Dienern, 164,955 
Leute von 15 bis 20 Jahren und jelbft mit denen | Betten und jährlich 360,000 Inſaſſen, wovon 40,000 
von 30 bis 35 Jahren, ebenjo bei umjeren zu | unter bejonderer Pflege. Die Zahl der Blinden 
jungen Eheleuten und bei den jungen Wittwern | it etwas über 33,000, von diejen find nur 8 /, 
und Wittwen. Noch betrübender ift die fortgefeßte | in öffentlichen Anftalten, 18° (die beſſer Situir— 
Abnahme der Geburtenhäufigkeit. Wir werden in ten) in Familienpflege und 74), dem Bettlerthum 
Zukunft mit verhängnigvoller Nothwendigkeit noch, verfallen. Blinden-Werkftätten giebt es nur jehr 
tiefer finten müflen, wenn wir nichts thun, um | wenige und nur durch Private errichtete, die Une 
unjer ſchwaches Wachſsthum von nur 0,3%, an |terftügung ift überhaupt nur eine private. 


ureizen.“ (Journal des Debats.) Für die Jahre ’ ; : 
1880 bis 1884 verhielten ſich die Zahlen für Aus einer Berhandlung in der Alabemie. der 


. ; — Wiſſenſchaften über die Gefahren der Verwandt⸗ 
279,046 : 289} F : r 

Be iBungen ua; — —A——— ergiebt ſich, daß man im Lande auf 

Todtaeborene ” 41797: 45986 10,000 Einwohner 6 Taubjtumme und Idioten 

Sterbefälle ” 899.974 : 904.070 rechnet; bedeutend vermehrte ſich die Zahl der Srr- 


4 nn ' finnig dafür wird bejonders die Zunahme 
Ueberjhuß der Geburten „ 61,940: 78,974 finnigen und 
Die Ziffern für uncheliche Geburten von 1881 : ber —— und des — —* —R 
1883 find 68,000 und 74,000. — gr —— — ei A 
Gejundheitlihes. Nach einem Bericht bes | Bu En Hanfı * * — — 
Kriegsminiſters waren von 295,924 Wehrpflich- rn rn yo ei ais br: ger 
tigen für jeven Dienft untauglic, 33,548, efkeit | en ee er Lin 
im Zntereffe der Familie 45,000, difpenfirt für Serringerung der Ziffer bis zum Dep. ber Umtern 
f h ie — menu! . Alpen, wojelbft 1 auf 141 Einwohner fommt. Die 
die Friedenszeit 4500, für den Hilisdienft defig« R Di Euch det fich in den Wi 
nirt 15,669, zurüdgeftellt wegen Körperichtwäche | , —* an —— — * in dr Er, 
37,995; wirklich eingeftellt wurden 141,797 in EL a nei ge egenden und bie gerimgfte 
Armee und Flotte, alfo 48%, der Geitellungspflich, Dad! in den Weingegenden. 
tigen. 14%, davon fonnten weder leſen, noh| Die Berufszählung im Jahre 1881 er- 
fchreiben (1870 zu Anfang des Krieges 190%/,). gab für: 
Berionen davon Familien» Diener: im Beruf davon weibtic 
überhaupt männlich angebörige ſchaft Thatige männlich 
— 18,249,209 9,156,873 10,393,131 1,400,662 6,455,416 4,757,861 1,697, 555 
Berg- u. Hütten- 
weſen 1,130,094 616,276 642,817 23,751 463,526 387,031 76,495 
Großinduftrie 2,100,560 1,081,714 996,061 66,971 1,037,528 658,193 379,335 
Kleingewerbe 6,093,453 2,998,988 3,006,640 144,123 2,942,690 1,930,510 1,012,180 
Bankiers u. Großh. 783,662 422,962 363,564 94,278 325,820 273,588 52,232 
Detailhandel 1,895,195 906,736 922,607 125,634 836,954 543,861 293,093 
Gaſthäuſer zc. 1,164,590 561,502 603,776 117,872 442,942 305,687 137,855 
Eiſenbahnweſen 549,568 311,242 317,030 15,260 217,278 201,568 15,710 
Handelämarine u. 





Fiſcherei 251,173 132,576 158,599 3,519 88,960 82,643 6,317 
Bewafinete Macht 552,851 469,689 113,046 7,681 432,174 432,174 — 
Beamte 806,050 418,268 429,142 63,432 313,476 264,545 48,931 
Geiſtliche u. relig. 

Orden 228,366 88,969 32,452 44,043 151,871 73,776 78,095 
Advolaten 156,422 80,312 75,063 29,858 51,501 51,024 477 
Aerzte 139,003 63,285 60,519 27,809 50,675 34,896 15,779 
Lehrer 111,330 46,685 37,992 14,919 58419 29,829 38,590 
Künftler 121,236 63,163 52,605 13,257 55,374 42,879 12,495 
Gelehrte u. Schrift- 

fteller 22,951 12,013 9,562 5,075 8,314 7,684 630 
Rentiers 1,849,655 734,017 666,901 320,483 862,271 436,872 425,399 
Benfionäre 271,518 137,490 129,966 28,589 112,953 90,188 22,775 
ohne Beruf 737,088 335,561 ? ? — — — 
unbekannten Berufs 191,316 68,197 ? ? — — — 

37,405,290 18,656,518 ? ? 14,908,142 10,604,799 4,303,343 


Städte. Es hatten 1881 Paris 2,269,023 | 105,860, Le Havre 105,540 Einw.; zw. 50,000 
Einw., Lyon 347,619, Marieille 269,340, Bor- | und 100,000 Einw. hatten 15 Etädte, zw. 20,000 
deaur 217,990, Lille 145,113, Toulouſe 127,196, | und 50,000 hatten 54 Städte, zuſammen gab es 
Nantes 117,555, Gaint-Etienne 114,962, Rouen | aljo 89 Städte mit über 20,000 Einwohnern, 55 


Frankreich. 
e Städte und 36,000 Gemeinden, 9,525,717 | 


tungen, 9,5 Mill. Wohnhäufer u. j. w. 

die früheren Angaben. 
ie gejammten Kolonien und Schupftaaten 
a 1,904,648 qkm u. 24,170,912 Bewohner, 
Mutterland hat 528,572 qkm u. 37,672,048 
Bewohner. Frankreich mit feinen Kolonien und 
Schupitaaten hat 2,433,220 qkm und 61,842,960 


ner. 
Afrika, Amerika, Njien, Ozeanien. 
I. Behörden. Militär- und Zivilitaat 
des Bräfidenten; Minijterjtaatsiefretäre: für 
rip der zugleich Siegelbewahrer und Präfident 
njeils, Hr Aeußeres, Oeffentlichen Unter- 
richt, Künſte und Kulte, Inneres, Finanzen, Krieg, 
Rarine und Kolonien, Oeffentl. Arbeiten, Handel, 
Aderbau, Poften und Telegraphen; Senat und 
Deputirtentammer; Kabinettchefs, Ge— 
seraljetretäre und Direktoren in den 
Rinifterien: 1) Aırswärtiges Kabinett, Brototoll, 
Br Angelegenheiten, Handel, Archive und 
ds;: 2) Präfidentichaft des Konfeil, Minifterium 
der Juſtiz und der Kulte: Unterſtaatsſekretär, 
tonen des Perjonellen, der Zivil» und der 
Kriminaliachen; 3) Inneres: Unterjtaatsiefretär, 
, Selretariat und Buchführung, Gefäng- 
wife und Strafanitalten, Allgemein- und Departe- 
mentsverwaltung, öffentliche Sicherheit; 4) Finan- 
sen: Unterjtaatsjelretär, Nabinettschef, Zentralver- 
mwaltung; Berjonelles, Gingeichriebene Schuld, 
8 chführung, Zentrallaſſe des Schatzes, Zen— 
der Staatsſchuld, Kontrolle, Finanzver— 
woltung: direkte Steuern, Regiſtrirung, Domänen, 
indirekte Steuern, Staatsmanufakturen, 
l⸗Direltion der Münzen und Medaillen, 
Depofitenfammer. 5) Krieg: Nabinettschef, Unter- 
är, Generaljtab, Chef und Souschefs, 
Direktionen: für Infanterie, Kavallerie, Artillerie, 
— Verwaltung, Pulverfabriken und Sanitäts— 
6) Marine und Kolonien: Chef, Unter— 
ſtaaisſelretär, 4 Direktionen für perſönliche An— 
elegenheiten, Material, Verwaltung und Haupt— 
g. Zentraldienſt für die Kolonien mit 


2 Unterdireftionen, Invalideninftitute, Zentral— 


fontrole. 7) Deffentlicher Unterricht, Kulte und | 


Künfte: Unterſtaatsſekretär, Rabinettschef, Direk— 
toren für höheren Unterricht, Sekundärunterricht, 
i nterriht; Buchführung und Sekretariat 
öffentlichen Unterricht, Direktionen für Kulte, 
ut Bivilbauten und Objervatorium von Paris; 
Mminiftration des Nationalmuieums. 8) Deffent- 
Arbeiten: Unterjtaatsjefretär, Nabinettächef, 
en für Perjonelles, Sekretariat, Buch— 
für Straßen, Schiffahrt und VBergwerte, 
Ei hnen. 9) Handel: Kabinettschef, Direl- 
tionen für Außen- und für Binnenhandel. 10) 
Aderba 
füte. 11) Bolten und Telegraphie: Kabinett- und 
ienft, Direktionen für Berfonalien, Mate- 
al» und Bauweſen, Services södentaires, Poft- 
forreiponden;, Buchführung und Hocjdulen der 
Telegraphie, Mominiftration der Voſtſparlaſſe, 
Generalinipettion der Kontrolle, — Staatsrath 


u: Kabinettschef, Generalinipeftion der Ge: | 





347 


— Großlanzlei des Ordens der Ehren- 
‚legion — Bivil-Goupernement von Al- 
gerien — Katholiſcher Kultus: 13 Erz 
‚ biichöfe, 72 Biſchöfe (1 Erzbiihof und 5 Bijchöfe 
| für die N) — Proteftantiiher Kultus: 
Zentralrath und Konfijtorium fiir die reformirte 
) (calviniftifche) und Konfiftorium für die lutheriſche 
\langsburgiiche) Konſeſſion. JIsraelitiſcher 
Kultus: Zentralkonſiſtorium und Konſiſtorial— 
Synagoge (2 Großrabbiner). 
| Für Juftiz: Sriedensrichter in den Kantonen, 
‚ Tribunaux de simple police (de police muni- 
‚ cipale), tribunaux de premiere instance, tri- 
bunaux correctionells, cours d'appel, cours 
'd’assises, haute-cour de justice (jeit 1848 für 
Hochverrath), Kaflationshof. Generalprofurator, 
eriter Generaladvofat, Rechnungshof, 26 Apvell- 
böfe (7 in den Kolonien). 
'  Geldwejen. Gouverneure der Banf von Frank— 
Kine und des Credit foneier. 
| erwaltung. 86 Departements in Frankreich 
und 3 in Algerien mit Präjeften an der Spike. 
Armee: 3 Marſchälle, Militärgouverneur von 
Paris, Platzkommandant dajelbit, Kommandant 
des Hotels der Invaliden; Komitees und Kom— 
mijionen: oberjter Kriegsrath, Vertheidigungs— 
fomitee, berathende Komitees, desgl. für Stone 
dantur, Sanitätsrath, Kommiſſion für Moßheil- 
kunde, gemijchte Kommiſſion für öffentliche Arbeiten, 
15 Armeekorps mit 36 Divifionen in Frankreich 
und 1 Armeclorps mit 3 Divifionen in Algier, 
Bejagungsdivifion in Tunis, Kommandantur in 
Tongfing, 6 aktive Navalleriedivifionen. Marine: 
19 Bizeadmirale, Admiralitätsrath, Rath für Ma- 
rinearbeiten, Hydrographiſches Komitee, Chef: 
‚tomitee für Gejundheitswejen, Prijengericht, Ge— 
Ineralinipektor für Artillerie, Infanterie, Sciffs- 
bauten, Genielorps, 5 Arrondijjements, Komman— 
|dantur in Algier, Evolntionsgejchwader von 
Banzerichiffen in Mittelländiichem Meere, zweites 
 Evolutionsgeihwader und Geſchwader in Dftajien. 
10 Frlottenftationen. Kolonien: Gouverneure 
und Kommandanten. 
| Bertretung des Deutihen Reichs. Bot- 
ſchafter und Gejandtichaft in Paris mit Botſchafts— 
Rath, Sefretären, Attachées und Milit. Attachées, 
Konſulate in Bordeaur, Boulogne, Cette, Dün— 
| Kirchen, La Nochelle, Le Havre, Marieille, Nantes, 
| Rochefort, St. Martin de Re, (Algier, Gabon 
‚[$uinea!, Oran und Bapecte in den Kolonien). 
IT. Finanzen. Das Budget 1882 fchloß mit 
34,036,960 Marf, das von 1883 mit 65,150,614 
Mark, das von 1884 mit 111,063,744 Marf De- 
fizit, zujammen in 3 Jahren 210,251,318 Marl 
Defizit oder jährlich 70,083,772 Mark. Die Bubd- 
'get3 von 1871—1874 hatten durchſchnittlich mit 
‚50,987,762 Mark Ueberihuß und die von 1875 
‚bis mit 1881 mit einem durchichnittlichen Ueber: 
ſchuß von jchliehlich 90,889,405 Marf geichlofien. 
Für 1885 ift die Schlußabrechnung noch nicht 
befannt. Das Budget für 1886 war vereinbart 
worden, wie folgt: 











J 
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UIONIZ 


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- c 


J 


348 Frankreich. 


a) Allgemeines Budget 2,543,185,780 Mark Ausgaben, 2,412,869,648 Mark Ei 
b) Spezielles Budget 377,635,390 „ z 377,635, z 
e) Durdlaufendes Budget 62,335,3553 „ - 62,335,353 


Im Einzelnen find verzeichnet unter den Aus», Indirekte Steuern: Salz 8,376,96( 
gaben in Mark für a) oder für a), b) und c): 329,938,260, Zündhölzchen 13,608,04 

A) Deffentliche Schuld 1,067,000,523. B) Dota- , 10,954,400, Mineral- und andere Dele 
tionen 9,157,649; Gejeßgebender Körper 9,602,608. | Stearin, Kerzen 7,343,840, Ejfig u. |. w. 
C) Minifterien: Finanz unter a) 15,228,000, unter Dynamitfabrifation 1,030,480, Eifer 
b) 150,215,471. Inneres unter a) 53,480,271, , Aufichlag (20 %,) 69,267,440, Frachtver 
unter b) 212,419,431. Marine und Kolonien , 3,829,360, Berichiedenes 37,964,180, 
unter a) 190,149,810, unter b) 0,321,800, unter  nopol 300,360,400, Bulvermonopol 
ce) 9,598,956. Juſtiz 30,822,400, Weußeres desgl. Steuern in Algerien 2,510,720, h 
11,331,120, Boft und Zelegraph 1,665,481, Krieg b) 0,292,593. Inländiſcher Zuder 1 
459,866,751; Deffentliher Unterriht, Kulte, Poft in Frankreich 105,219,120, 
Künfte: Unterricht a) 105,594,763, b) 12,783,968, | 1,588,880, XTelegraph in Frankreich 
€) ee 6 - " ne — a) in Algier 1,278,480. 
10,052,044; Hande ‚602,866 ; erbau a) v, 90 ; » 
18,00,176, b 1003,70. „fetiche Yebeten,  Zermögen ——— MOORE 
ordentliche und außerordentliche: allgemeine Ber- | xr —— on 
waltung 15,483,844, Gtraßenbau 32,212,100, | V. Einnahme der Univerfitäten 3,7 
Innere Schiffahrt 10,345,600, Häfen 7,060,023,) VI. Geldftrafen 7,412,026. 
Eijenbahnen a) 20,031,250, ce) 24,125,226, Alge- VII. Gehaltsabzüge für die Zivil-P 
er — —— —— en: 25,206,336. 

) Regie, Betriebs: ungsfojten, für: direfte |) VIII. iedenes 42,843,819 un 

—— et ren 2 —— —— — 
und Stempelſteuern 15,626,480, Zölle 25,201,840, | 
Indirelte Steuern 31,797,932, Tabak- und Pulver- PR ne —— von ben Renten bei 
Monopol 58,777,370, Auswärtige Angelegenheiten | IR: 
58,400, Poften und Telegraphie a) 107,323,411, | Dazu unter b) Einnahmen von di 
b) 5,486,560, Forſten 12,907,363. ments 85,300,500; unter c) Münzen 

E) Ausfälle und Rüdzahlungen: Finanzminifte- |baillen 1,580,287, Nationaldruderei 
vium 9,801,872, Minift. des Innern 3,264,000, | Ehrenlegion 13,563,764, Marine 9,59 
Poften und Telegraphie 2,693,600, Aderbau 40,000. | validentaffe), YZentraltunft- und © 

F) Ausgaben aus außerordentlihen Einnahme: | 534,560, Eijenbahn des Staates 24,12: 
quellen 130,808,560. ſpartaſſe 5,486,560. 

Dazu unter c) noch: für Münzen und Medail-| Aus dem mitgetheilten Budget ergic 
len 1,580,236, für Nationaldruderei 7,446,000, |an Ausgaben entfallen im Ganzen fü 
für Ehrenlegion 13,563,804. fihe Schuld 1,067,000,523, Krieg, 9 

Unter den Einnahmen find zu verzeichnen, | Kolonien 659,937,317, Unterricht, 1 
faft nur für a), in Marf: Nderbau 20,852,896, öffentl. Arbeiten 1 

I. Direkte Steuern: Grundfteuer 143,301,200, , Regie», Betriebs- und Erhebungstofter 
Perjonal- und Mobiliarftener 55,411,200, Thür: | 266,242,351 u. ſ. w. Ueber das Budge 
nnd Fenſterſteuer 37,333,920, Gewerbeſteuer bauminifteriums für 1886 mit 39,: 
33,848,480, Eteuerrollentage 0,488,880 und hier- | Kredit j. unter Landwirthichait. 
her gehörend unter b) 286,220,301. Diejen aſſi. Bon den Einnahmen fommen ı 
milirte Taren: von Gütern der todten Hand relten Steuern und Taren für Fran! 
4,976,240, Bergwerksſteuer 2,240,000, Berififation | 529,409,918 Mark, pro Kopf (etwa f 
der Münzen und Gewichte 3,624,000, Bijitation | zu 38,1 Mill. Einw.) 16,5 Mart, au 
der Apotheten 0,257,200, Pferde: und Bagenfteuer reften Steuern (ohne Bölle) und für 
8,657,084, geſchloſſene Geſellſchaften und Billard- | affein 808,562,753, pro Kopf 21,22 
teuer 2,205,200; Hierher zuſammen unter b) | Stempel, Entegiftrement u. j. w. oh 








0,935,392. '540,854,960, pro Kopf 14,19 Marf, au 
I. Bon Domänen und Forften in Frankreich ; Algerien 263,264,800, pro Kopf 6,91 
40,634,880, in Algerien 2,095,116. ‚die indireften Abgaben zujammen oh) 





III. Indirelte Abgaben: Enregiftremert in Frant- | 1,612,682,513, pro Kopf 42,32 Mart, 
reich 415,849,600, in Agerien ‚114,560, Ste. | Ganzen desgl. 2,242,092,431, ‚pro ! 
pel in Frankreich 125,005,360, in Algerien | Mark. 

3,068,000, Zölle von Einfuhr in Frankreich Oeffentliche Schuld. Die Größe 
231,024,800, in Algerien 9,440,024. Statiſtiſche ſchuld wird nicht befarnt gemacht, r 
Steuern zuſammen 5,341,600, Schiffahrtöfteuer nur die Summen der Ausgaben, 
5,924,480, Verſchiedenes 2,970,720, Salzzoll | 1,067,000,523 Mark anzugeben: ift. 
18,003,200. beiteht aus: 


——— — 


Frankreich. 
4,5 %/,, wofür 250,378,910 Mark Ausgaben verzeichnet find 


1. Konfolidirten Schulden: Renten zu 


3,0 ” 
2. Kündbaren Kapitalien 


3. Dette viagere, Leibrenten, PBenfionen u. ſ. w. 


Die Höhe der Schulden ift jedenfalls eine außer: | gänzung 
Jahren 1872 ff., jo lange es Ueberſchüſſe gab, 
wurden bedeutende Steuernadjläffe verwilligt und 


ordentlich große und zwar in dem Grabe, * 
man ſich allſeitig ſcheut, die Beträge zu nennen. 
Zu den Steuern iſt erwähnenswerth als Er⸗ 


349 


” 990.156,837 . " 
540,802,6% Wat _ fi 
343621151 „ = ei 
158,486.748 - E 5 


u dem früher Mitgetheilten: in den 


zwar: 


1872 Aufhebung des Gejeßes vom 20. Juni 1872 über die hypothekariſchen Schuld- 


forderungen 


Verminderung der Gebühren auf Jagderlaubnißſcheine 
Ermäßigung von 4%, betr. die Geldfendungen 

1873 Abichaffung des Stempels der fotirten Werthpapiere 
Aufhebung der Gebühr für importirte Rohftoffe 


Ermäßigung der Jagdpulverpreije 


Abihaffung des —* betr. Surtaxe de Pavillon 


1875 Folge des Berliner Vertrages (Poſt) 


Ausnahme betr. das Geſetz v. 29. Juni 1872 zu Gunſten der Geſellſchaften 


unter tollettiven Namen 
Befreiung der Eigenbrenner von der Lizenz 


DEE Ze Ze Ze Ze ze zur 


desgl. von der Todtenhandfteuer zum Beſten der anonymen Gejellichaften für 


den Verlauf und Ankauf von Immobilien 


1877 Salze, Abſchaffung der Supplementartare von 2'/, Centim.-Stempel, Befreiun 
für im Ausland vollführte Affeturanz-Konvention für Baloren, melde fid 


im Ausland befinden 
1878 Boft- und Telegraphenreformen 
Abſchaffung der Seifenſteuer 


Ermäßigung von 0,2 pro Mille auf Banknoten 


U ng der Gebühr für Frachtgut 

1879 Wechielftempelfteuer- Ermäßigung 
Aufgebung der Zichorienfteuer 
Abänderung der Delfteuer 


Abihaffung der Stempelgebühr für Poftanweifungen 


Ermäßigung bei der Patentjteuer 


Abänderung der Steuer auf Fuhrwerke und Pferde 


1880 Aufhebung der Schiffahrtägebühr 


Unentgeltlichleit der Jmmatrifulirung bei den Staatsfakultäten 


Batentjteuer nochmals 
Steuerentlaftung vom Zucker 
beögl. vom Wein 


Bon 1880 ab famen aber mit in folge diejer 
Entlaftungen die Defizite und find wieder Steuer- 
und Bollerhöhungen erfolgt und zum Theil die 
gewährten Erlaffe zurüdgenommen, bezw. die Be- 
träge neu auferlegt worden. 


efteuert find 1,095,319 ge (298,776 vier- | 


räderig), 943,601 Bierde, Ejel und Maulthiere, 
88,927 Billards, 2,487,804 Hunde. Die Wein- 
feuer bringt das Weſentlichſte der ftäbtifchen 
Oftrois, deren Erhebungstoften von 5,02 (Paris) 
bis 16,49 9,., (Bordeaug) ſchwanken, fie haben in 


den Städten die Hauptlaft zu decken. Man unter 
ent für an Pri- 


ſcheidet: a) eine 


date verichenkte Weine, 1,5—3,0 fr., b) die von 





za yg zz z2 az z y y ya ya 2 
ya y zz zz ya a zz zz a 3 3 


„ 


zufammen 700,000 Mill. fr. 


c) die Entröetare, eine Gtaatdakzije (nicht 
Okltroi) in Städten von wenigjtens 4000 Einmwoh- 


‚nern und wachſend mit der Bevölkerung von 0,56 
‚bis 4,5 fr., d) die Einzige Tare, jeit 1875 in 
' Städten von über 10,000 Einwohnern an Stelle 


aller anderen an den Thoren erhoben. Die Zünd- 
hölzerftener wird von einer Gejellichaft entrichtet, 
welche die Fabrikation in Pacht hat und 19 Mil. 
fr. zahlt (im Budget für 1886 find nur 17 Mill. 
fr. verzeichnet). Der Bruttoertrag ift 19 Mill. fr., 


da man 40 Milliarden Stüd als Verbrauch an- 


nimmt und für 1000 Etüd 0,4 fr., für Ikgä 
4000 Stüd 1,6 fr. Steuer. 
Für die Thür- und FFenfterfteuer rechnet man 


den ES chanfwirthen erhobene Detailtare, 15%, von 8,851,737 Häufern 3,129,182 mit über 6 fyen- 
des Werthes und mit den Bufchlägen 18,75 fr., |ftern und Thüren. 





350 Frankreich. 


IV. Kriegsweſen. 
A) Armee. 1. wa 


144 Linienregimenter, — 288 D — — 2 464 Mann, * 
30 Zägerbataillone, gr 18,1 = 

4 Auavenregimenter, 64 „ 8 _ 10,480  „ 

4 Negim. algierfcher Ziraileure, 64 „ 4 e 11,084 BA 

2 FFremdenregimenter, 32... — u 5,000  „ 

3 Bat. leichter afrif. Infanterie, 18 „ — u 4140  „ 

4 Füfilier-, 1 Pionier-Straftompagn., 5 1,330 


2607 Feib⸗ 330 Depot-Rompagn., 2 288,628 Mann, 4 
2. Kavallerie: 


12 Küraffierregimenter, 48 Feld-, 12 Depot-Esfadrons 

26 PDragonerregimenter, 104 „36 z 

32 Regim. leichter Kavallerie, | 5 „5 
20 Chafjeursregimenter, 18 „ 82 — | 

12 Hujarenregimenter, 

4 Reg. Chaſſeurs d'Afrique, 16 „ 8 * 4152 „ € 
3 Reg. Spahis, 12 6 Ri 3,292 „ € 





8 Komp. Remontereiter für 20 Rem. «Depots 3,038 „ i 
308 Feld, 84 Depot-Esfadrons 68,722 Mann, 6] 
3. Artillerie: 


19 Regimenter, 228 Feld- 0 reit. Batter., 25,422 „ 14 
19 Regimenter, 152 „ 57 “ 23508 „ 14 
16 Bataillone, 96 Fuß-Batterien, 13,104 „ 
Muſilkorps 760 „ 
2 Pionierregimenter, 23 Kompagnien, 3,014 „ 
10 Xrtillerie-Handwerterlompagnien 1,870 „ 
3 Feuerwerkerkompagnien 35  „ 
12 Batterien in Afrila, sub, 3, 6 ö 2,391 1 
"99 Fuße, 383 Feld-, 68 reit. Vatter. 70,379 Mann, 31 
4. Genie: 
4 Sapeurs-, Mineursregimenter, 16 Kompagnien, | 11.007 
1 Depot, 1 Eijenbahnarbeiter-, 1 Yahrerfompagnie | — a; 
5. Train: 
20 Estadrons = 60 Kompagnien 5,885 „ 5 
12 Kompagnien in Algier 3,655 m 3 
Ordonnanzen nichtregimentirter Offiziere 2156 „ 
— zuſammen 11,696 Mann, 8 


In Tunefien: 6 Kompagnien Infanterie, ?/, Schwadr. 
— 1 Zug Artillerie, 1 Sektion Train, gebildet aus Franzo— 
ſen und Tuneſen; in Tonkin 1 Korps eingeborener Schügen = 
2 Regimenter zu 3 Bataillonen 8,664 „ 
7. Stäbe, Adminiftration md Branden: 
Generalität: 3 Marichälle, 112 Divifions-, 220 Brigade- 
generale; GSeneralftab; Stab der Artillerie, des Genies, der feſten 
Blä ; Sntendantur, Militär ulen, Offiziere der Refrutirungsbureaug, 
Miltt tärjuftigtwejen, Dir. des emontewejens, Militärverwaltung in 
Algerien, Militärattachees, Kontrolle, Milit. Geiftlichkeit, Aerztliches 
Perſonal, Berwaltungsperjonal, Oberärzte, Dolmetiher in Al erien, 
20 Sektionen Generaljtabs- und Nefrutirungs-Selretäre, 25 Seltionen 
Adminiftrationsschreiber und Handiverker, 20 Seltionen Kranfenträger 28,541 2 5 
Geſammte Friedensftärte 483,822 Mann, 111 
8. Gensdarmerie: Pepartement-Gend., Gend.-Legion in 
Algier, Mobiles Gend.-Bataill. in Verjailles, Garde r&epublicaine de 
Paris = 3 Bataill. = 8 Komp. und 6 Esladr. 26512 „ 18, 


9. Territorialarmee: 145 Infanterieregie truppen, 4 Geniedepots, 18_Trainesfat 
menter zu 3 Bataillonen & 4 Komp., 1 Depot: | jeden Armeekorpsbezirt 1 Sektion Sch 
Komp. In Algier 9 Sail: 144 Eskadr. Handwerker, 1 Seltion Kıantenwärte 
Kavallerie; in Algier 4 Esladr. afrif. Jãger; a territorialer Gensdarmen. 

18 Regim. Kavallerie; 3 Bataill. cannoniers se- . Corps forestier und Doua 
dentaires du nord. In Algerien 13 Fußbatte- Pe in Komp. oder Seftionen de chi 
rien; 56 Komp. Artillerietrain, 52 Komp. Genic- | restiers (altive und Feſtungskomp.), 





Frankreich. 


altive Komp. und Bataill. und in Feſtungskomp. 
gegliedert, verwendbar im Kriege etwas über 
20,000 Mann, 

Die Kriegsformation und Kriegs- 
ftärte bietet 24 vollftändige Armeelorps (19 im 
Frieden), 8 Kavalleriedivifionen, 36 Bataill. In— 
janterie für den Aufflärungsdienft, 24 Fußpofitiong- 
batterien, technijche Truppen für Eijenbahn- und 

endienjt. Jedes Armeekorps hat 24 Ba- 
taill und 1 Jägerbataill., 8 Estadr., 18 Batterien, 
3 Genielomp., 1 Pontoniertomp. nnd Detache- 
ments von Train» und Sanitätätruppen. In 
zweiter Linie fommen dazu noch 8 Armeekorps 
aus Marih-Fnf.-Regimentern, territorialer Kaval- 
kerie und Artillerie und Theile anderer Truppen- 
ge Dazu nod 20 Klaſſen von Dispen- 
oder Mannjcaften bei den Hilfstruppen 
1.330,00 Mann, zuj. Gejammtftärte 3,753,000 
Dann. _ 
Flotte: 


B) 
rzeuge: 52 PBanzerfahrzeuge (34 große 
— 18 —— —— 
en), 296 Dampfer (54 Kreuzer 1. bis 3. 
Kafe, 53 Schrauben und Räderavijos, 12 Trans- 
portavijod, 22 Kanonenboote 1. und 2. Kaffe, 
4 Transportichiffe, 57 Kanonenfchaluppen, 64 
Zorpedoichiffe), 62 Segelfahrzeuge (4 Fregatten, 
I Korvette, 12 Schoner, 5 Transportfahrzeuge, 
worunter 2 Fregatten, 5 Kutter, 30 Küftenfahr- 
jeuge zur Bewachung der Fifcherei, 5 Schulichiffe). 


1802 für die Latholiiche Geiſtlichteit 1,258,197 fr. 


Kultusbudget im Ganzen 4,081,369 „ 
1812 18,000,000 „ 
1815 Reftauration 16,706,716 „ 


1831 Louis Philipp 

1548 bis 1852 Republik 
Rapoleon III. — 1860 — 
1872 Republit 


34,624,789 ', 
42,323,280 
50,008,543 
53,347.866 


" 


” 


Für den Bollsunterricht hatten nah Mitthei- 
gen im Journal officiell im Jahre 1837 nod) 


5667 Gemeinden nod) gar feine Schulen, im Jahre 


1876/77 
nur noch 298 Gemeinden und zur 


ne von 
m 1877 ſchon 85 %,, im Jahre 18 
305,158 Mann fen 87,70), al I 
jo viel als 1827. Bon 1872 





351 


In Bau waren 9 Panzerſchiffe 1. Ranges, 7 ge— 


panzerte Kanonenboote, 4 Kreuzer, 5 Auviſos, 
6 Transportaviios, 8 Torpedoavijos, 2 Ranonens 
boote, 3 Kanonenſchaluppen, 13 Xorpedoboote, 
1 Transportihiff, 2 Segelfregatten, 2 Korvetten, 
auf. 62 Schiffe, jodaß der Geſammtbeſtand nad) 
Fertigſtellung diefer Schiffe 630 Fahrzeuge ift. 

| Berjonal (1884): 25 Bizeadmirale, 33 Kontres 
abmirale, 106 Linienjchiffstapitäne, 215 Fregatten« 
‚fapitäne, 741 Linienjchiffslieutenants, 297 Sciffs- 
 fähnriche, 155 Aipiranten, zuf. 1572 Offiziere, 41,227 
Mann. Genietruppen zur See 126 Mann, Kom— 
mifjariat 1. 60, Sanitätsforps 808, Geiſtliche 27, 
Mechaniker 68, Marineverwaltung 1851, zuf. 
ı 3940 Mann; 4 Negimenter mit 18,370 Mann 
(846 Offiziere), 1 Artilleriekorps mit 4661 Mann 
(278 Dffiziere), 5 Komp. Gensdarmerie und 
‚1 Handwerlerfompagnie. 

(Zufammenftellung im Gothaifchen Hoflalender 
für 1886.) 

V. Unterridt und Kultus. Der gegen» 
wärtigen republifanifchen Regierung gebührt Die 
Anerkennung, daß fie beffer, wie je vorher, für 
den Unterricht bejorgt ift und jchon Großes ge— 
feijtet hat, um das Volksſchulweſen zu heben. Auch 
‚die Geiftlichkeit kann fich troß jcharfer Maßnahmen 
‚gegen Uebergriffe nicht beichweren. Das Kultus- 
‚budget unter den verſchiedenen Regierungsformen 
zeigte die folgenden Verhältniſſe: 


Staatsmittel, für die reform. Paftoren 22,363 fr. 
(erjte Staatöbefoldungen in Frankreich) 











— 





18% = 36,513,573 fr. 
1848 = 39.968.263 „ 
1869 — 54,532,936 „ 
1883 = 58,745.718 . 
1884 — 51.999.006 . 


5 Jahre je 12 Mill. fr. als Unterftügung von 
‚Gemeinden zur Erbauung oder Umgejtaltung der 
Schulhäuſer und 12 Dil. fr. zu Darlehen be» 


aber nur noch 312 und im Jahre 1879 | ftimmt ; dieſe gr 31 Jahre lang 2,5%. Bin» 
- eit giebt es jen zu zahlen und gilt dann die Schuld als ge 
faum noch eine Gemeinde ohne Schule. gm Jahre u ge ; — 
den Rekruten nur 42%, leſen, 


‚tilgt. Bis Ende 1878 waren zu 2051 Schulen 
‚für beide Gejchlechter, 1738 für Knaben und 968 


von | für Mädchen, zuj. 4757 Schulen 57,012,104 fr. 
‚ ‚aljo über doppelt | an Unterftügungen gegeben worden. Won 35,855 
a j bis 1878 find 3000 | Gemeinden 
neue Schulen mit 260,000 Schülern entftanden |und feine 


atten 298 nod feine eigene Schule 
erbindung mit anderen Gemeinden 


und die Schulausgaben um 34%, vermehrt deshalb, 3307 Gemeinden mit über 500 Einwohner 


worden. 
1 , 1 sung 8,620,000 fr. 


’ [2 ” 


feine Mädchenjchule, 8040 Gemeinden nur gemie- 
thete Schullofale, 2622 Gemeinden nur Xofale, 
welche einftweilen unentgeldlich überlaſſen worden 
waren; als nothwendig wurden noch bezeichnet 


Nach dem Geſetz vom 1. Juli 1878 wurden für (Bericht des Minifterd an den Präfidenten): 
für 17,792 neue Schulhäufer 268,211,705 fr. (nach Angaben der Präfekten) 
e 


„ 11,868 älter 
" 30,029 Schulllaſſen 


nur 


‚100,59 „ 
10,787,544 


Teffentliche Hleinfinder-Bewahranftalten giebt es i i 
giebt es den, ſeit 1878 ſind 144 errichtet worden und 441 
in 2273 Gemeinden, private in 1101 Gemein. weitere in Vorbereitung, wofür zuf. 6,313,822 fr. 


zu Reparaturen u. j. w. . 
zur Beihaffung von Mobiliar u. ſ. w. 


352 


Ausgaben vorgejehen find, für 759 waren Repara- 
turen, für 1040 die Mobiliare u. j. w. Wr 
und find dafür 5,450,569 fr. verrechnet. In 114 
Gemeinden mit über 2000 Einwohnern giebt es 


„ „ 18979 „ 3514 „ 12,823,300 „ 


von 1880 an waren noch nothwendig für 3962 
Fa und für Mobiliar u. j. w. in 344 


ulen im®anzen 64,305,598 fr., wovon 48,846,999 | 1 


die Gemeinden, 2,630,299 die Departements und 
12,828,300 fr. der Staat aufzubringen hatten. 
Im Jahre 1879 (9. Auguft) erjchien das Geſetz 
zur Vervollftändigung der Seminare, ſodaß in 
jedem Departement 1 Lehrer- und 1 Lehrerinnen» 
Seminar fein joll; nothwendig find dazu noch 70 
Seminare und dafür 17,5 Mill. fr., welche der 
Staat und die Departements aufzubringen haben. 
Für das Jahr 1883/84 endlich ergiebt der Bericht 
über die Primarjchulen in Frankreich den Stand 
t Anfangs 1883 und für Anfangs 1884 wie folgt: 


imarſchulen überhaupt 7,302 78,456 
Lehrerperjonal 129,657 132,580 
Schülerzahl, männl. u. weibl. 4,587,545 
Wirkende Kongreganijten 958,076 915,492 
Nicht geprüfte Lehrkräfte 21,781 18,712 

davon Kongreganiften 20,132 17,475 











im Jahre 1878 von 1571 Gem. 4,929,020 fr. Unterftügung, von 178 
. „ 20 


Frankreich. 


noch feine ſolchen Aſyle und werden 16 Mill. fr. 
dafür berechnet. 


| Bon den Gelbverwilligungen des Geſetzes von 


1878 wurden in Anfprud genommen: 


Gem. 2,572,700 fr. Darlehen 
. „ 21,427,300 „ * 


Als ſehr erfreulich wird ferner das Wachſen der 
|Scäuliparfajfen bezeichnet; es gab jolhe am 
. Januar 

Theilnebmern Einlagen 
1884 zuſ. 21,484 mit 442,021 u. 10,258,226 fr. 
1885 „ 23,222 „ 458,627 „ 11,258,046 „ 

1877 zählte man 8033 Kaſſen, 170,040 Bücher, 
2,984,352 fr., 1883 aber 19,433 Kaffen, 395,869 
Bücher, 9,064,583 fr. und damals 17, jept 24 
Schüler durchſchnittlich pro Schule für Betheiligte. 

Die wechjeljeitigen Hilfskaſſen für Lehrer und 
Lehrerinnen haben jet 36,650 Mitglieder und 
3,805,116 fr. Kapital. 

Für die Landwirtgichaft ift der Unterriht an 
den Volksſchulen obligatoriich in fajt allen Departe- 
ments, Algerien bildet eine bejondere Region. Ueber 
die Ausgaben für landw. Unterricht ſ. unter Land— 
wirthichaft, über die höheren Lehranftalten und 
Bildungsinftitute . die früheren Mittheilungen. 


VI Handel. (1884 nad) dem Economiste frangais.) 
Mid Mart Mil. Mart Mil. Mart 
Im Ganzen: Einfuhr 3803,730 Ausfuhr 2782,620 Mehreinfuhr 1021,110 
Im Einzelnen: Getreide 363,355 Ausfuhr 56,824 Mehreinfuhr 307,581 
Gegohrene Getränke 305,306 3 249,167 e 56,139 
Kolonialwaaren 203,921 - 78,506 . 125,415 
Tabak und Zigarren 22,643 > 0,923 — 21,720 
Sämereien und Früchte 199,401 — 74,641 — 124,760 
Thiere und thier. Nahrungsmittel 279,566 —„ 224,866 R 54,700 
Zuſammen Genußmittel 1374,192 Ausfuhr 684,927 Mehreinfuhr 690,265 
Bufammen Rohſtoffe 1367,077 Ausfuhr 610,804 Mehreinfuhr 726,275 
darunter Spinnftoffe ED E 7: 1 375,404 
_Bufammen Fabrifate 441,058 Ausfuhr 1216,001 Mehrausfuhr 774,943 
Zuſammen Verſchiedenes 438,446 Ausfuhr 290,505 Mehreinfuhr 147,941 
darunter Dünger, Abfälle 23,237 a 16,229 u 7,008 
Harze, Fette, Dele 2 91,168 ni 45,085 = 46,083 
_ Münzen und Edelmetalle 182,957 Ausfuhr 102,540 Mehreinfuhr 80,417 


Waaren allein 3620,774 
Der Handel zeigte im Durchichnitt von 


Mill. Mart 
1847 : 1856 noch 117,28 Mehrausfuhr 
1857 :1866 „ 183,68 = 
1867 :1876 „ 80,88 Mebreinfuhr 
1877 :1882 „ ‚92 * 
18853 „ 940,72 * 


1884 940,694 — 


Ausfuhr 2680,080 Mehreinfuhr 940,69, 


‚reich herricht ziemlich allgemeine Unzufriedenheit 
mit der wirthichaftlihen Lage und haben ſich ähn- 
liche Anfichten wie in Deutichland nach und nach 
geltend gemadt. Als im Jahre 1870 der eng» 
tisch - franzöfiiche Handelsvertrag erneuert werden 
ı mußte, waren die Yandwirthe in den großen Ben» 
tren der intenfiven Kultur in der Normandie, 
‚die in den Departements des Dftend und im 





im reinen Waarenverfcehr ohne Münzen und Edel- Innern des Landes, im Ganzen die Mehrzahl 
metall. der Yandwirthe mit vorherrichend Viehzucht und 

Während im Deutſchen Reich in den letzten Setreidebau für die Verlängerung und nur 
Jahren eine Mehrausfuhr gewonnen wurde oder im Süden und ſeitens der Wollzüchter wünjchte 
die Mehreinfuhr nur noch unbedeutend war, hat man das PVerlafjen der freieren Richtung im Han» 
Frankreich jeine vordem günftige Handelsbilanz delsverlehr. Unter dem Einfluß des Handelsver— 
verloren und mit einer von Jahr zu Jahr jtei» trags waren FFortichritte in der Ausfuhr gemacht 
genden Mehreinfuhr zu rechnen. Auch in Frank- worden, wie fie jeitdem nicht wieder fich gezeigt 


Pr - 


Frankreich. 
hatten. Die Ausfuhr war z. B. von 1861 an derer Länder bezüglich der Zollpolitik 


faft die doppelte geworden, die in Spirituoſen 
um über 60 %,,, in Fettvieh und Fleiſch 4 fach, 
in Butter und Käſe über doppelt, in Tafelfrüchten 
1,5 fach, in Häuten roh 10 fach, gegerbt über 
2iah, in MWollwaaren über 1,6 fach, in Bellei- 
dungsgegenftänden 1,7 fach, in Modeartifeln über 
2fah, in Spiel-, Duincallerie- und Kurzwaaren 
über 2,5 fach, in Hanf und Leingeweben über 
2 fach gejtiegen. Die Zertilinduftrie verbrauchte 
an 60 Mill. kg einheimifche und über 116 Mil. 
kg fremde Wolle. 


Die allgemeine Aderbaugejellichaft ſprach jich für | 


die Verlängerung des Vertrags aus 

Diefes glänzende Bild, weldhes nur Einzelnen 
nicht gefiel, hielt nicht mehr vor, als die Folgen 
des Krieges fich geltend machten, das Bejtreben, 


durch Zollſchutz fich abzujperren, anfing, mehr und 
mehr Freunde zu gewinnen und das Weilpiel ans 

Mil. fr- Mil. fr. 
1875 Getreide ıc. 138,595 Wein 13,795 
1884 . „ 394,940 „ 339,895 


Die Ausfuhr aber zeigte: 


1875 
1884 


Die den Landwirth interejjirenden Zölle nad 
dem Geſetz vom 28. März 1885 find: 
für aus Europa kommenden Weizen, Spelz, 


„ „ * ’ [20 


Mil. fr. Mil. fr. Mil. fr. 
Spinn- u. Webjtoffe 840,457 Wein 239,3 Getreide 202,735 
716,011 237 29 


353 


ur Nach» 
ahmung nöthigte. Zweiſelsohne ift der Rüdjchritt 
in der Handelsbilang zum großen Theil der jhuß- 
aöllnerijchen Richtung und dem Staats-Bevormuns 
dungs-, Ueberwachungs- u. Unterftügungs-Syjtem 
zuzujchreiben, zum Theil aber auch die Folge der 
immer mehr gefteigerten Anſprüche der Arbeiter 
und dem Hab, wie er fi in NAustreibung tüch- 
tiger deutſcher Arbeiter, Beamter u. ſ. geltend 
machte. 

Die legte Mehrausfuhr fällt auf das Jahr 1875 
mit über 336 Mill. fr., von da ab gab es nur 
noch Mehreinfuhr, beginnend 1876 mit 413 Dil fr., 
1878 ſchon faft 1000 Mill. fr., von da ab nicht 
mehr unter 1000 Mill. fr. und im Ganzen von 
1876 bis 1884 mit 9853 Mill. fr. oder jährlich 
1095 Mill fr. 

Für die Landwirthſchaft ergaben an wichtiger 
Einfuhr die Jahre: 


Mil. fr. 
Thiere zc. 111,56 
8 


” " — 


ML fr. 

Tertilmaaren 216,324 
Mill. fr. 

Thiere x. 48.1i 

" — [2 2 ‚296 
Mark (1440 fr.) jährlich, in den 22 beiten Be— 


irfen der Maximallohn 3,22 Mark pro Tag, in 
ordfrantreih der Lohn jährlich” 990, in den 


Mengtorn 3 fr. von 100 kg, für überjeeiiche 6 fr., | Steinfohlengruben in Saarbrüden auf den preu— 
für Mehl desgl. 6,6 und 9,5 fr., für Hafer, Rog- | ßiſchen Werfen dagegen 963 Mark, in anderen 
gen, Gerite 1,5 und 5,10 fr., für Malz 1,9 und | franzöfischen Diftriften 892,8 Mark, während die 
5,5 fr., für Schiffszwiebad, Graupen, Gries, ge- | freien Arbeiter der älteften Produftiv » Senoffen- 
ihältes Korn, Nudeln u. j. w. 5,5 fr., für Ochſen | jchaft Ranci® im Departement des Arieges, Thal 
25 fr., für Kühe 12 fr., für Stiere 12 fr., für des Deſſos, Bor-Pyrenäen, welcher jeit 1293 durd 


junge Ochjen, Stiere uud Starten 8 fr., für Käl- 


ber 4 fr., jür Böde, Schafe, Hammel 3 fr., für 
Lämmer 1 fr., für Schweine 6 fr. und für Ferkel 
mit über 8 kg Gewicht 1 fr. pro Stüd, für jri- 
ſches Fleiſch 7 fr. und für gejalzenes u. j. w. 
8,5 fr für 100 kg u. f. w. 

VIII. Induſtrie. Aus dem Stand der Ein- 
und Ausfuhr ergiebt ſich ſchon, daß die ehemals 
jo blühende Induſtrie bedeutende Rüdjchritte zeigt 


und in den Artifeln, welche Frankreichs großen | 
Bohlitand gebildet Hatten: Seiden-, Barifer Waaren, | 


andere Zertilwaaren, Kurzwaaren u. j. w. am 
meiften. Paris ift nicht mehr die tonangebende 
Stadt der Welt, der Glanz der Kaijerzeit ift er- 
loſchen, der Fremdenverlehr läßt nach und die un- 


Gejchent des Grafen Roger de Foix die Eifen- 
gruben mit den vorzüglidften Eijenerzen (45 %/, 
metalliiches Eijen) eigenthümlich gehören, nur ein 
Jahresverdienft von 440 Mark zu erarbeiten ver- 
mögen. 

Auch in Frankreich wendet man jet der Ber: 
fiherung der Arbeiter große Aufmerfjamteit zu 
und kann auf jchon früher gemachte Anfänge da- 
mit zurüdgreifen. Die durd) Geſetz vom 18. Juli 
1850 eingerichtete, ſtaatlich organifirte und geleitete 
Altersverjorgungstaffe, reformirt 1853, 1864 und 
1872, in welcher die Einzahlung jchon vom dritten 
Jahre an geichehen kann und von welcher vom 
50. Jahre ab, oder nach Uebereinkunft zwiſchen 
dem 55. und 60. Jahre ab die Rentenbezüge er- 


ausgeiegten Unruhen und Strifes der Arbeiter und der | folgen, gewähren eigentliche Xeibrenten ohne Rüd- 
Kommumnards haben eincstheils die Arbeit weſentlich zahlung des Stammlapitals und ſolche mit jolcher 
vertheuert und andererjeits das Vertrauen ded Aus- zu Gunjten von Erben, als höchſte Jahresrente 
landes und wohl auch im Inland mächtig erichüt- jegt 1500 jr. = 1200 Mark. Die Erwerbung 
tert. Die vorher und gleichzeitig mit den Bemwe- | geichieht entweder durch perjönliche Jnitiative in 
gungen in Amerika, England, Belgien, Holland, | direfter Einzahlung (bis jegt nur 2%, der Fälle 
Italien begonnenen, oft ohne alle Urjache unter- | — 139,772 mit durchichnittlicher Einzahlung von 
nommenen und mit Blutvergiehen fortgejegten 877 fr.) oder durch Bermittelung induftrieller 
Maflenftrites haben ganze Induſtrieen gefährdet | Gejellichaften und Firmen, 98%/ der Fälle, 5,708,556 
und zum mindeſten die Konkurrenzfähigleit mit dem | im Ganzen mit 104,508,674 fr. oder durchichnitt- 
Ausland in Frage gejtellt. In dem Bergwerksdiſtrikt Lich 18 fr. Einzahlung. Verſichert find 55,1%, 
Decazeville war der Lohn vor dem Strife 1152: Männer, 44,9 %, Frauen, 69,9 “/, Verheirathete 
Landmw.:onveri.«Leriton. Spezial-Eupplement. 23 





354 Frankreich. 


27,35%, Unverheirathete, 2,75 %/, Wittwen. Auf die Geiſtlichkeit die Aufſicht führt 
Kapitalrückgewährung lauten nur 25 9%, der Ber: | und Knaben mit Weißnähen u. j. m. 
fiherten. Die Einzahlungen haben fich verdrei- werden. Die „fabelhait billigen“ 9 
facht, der mittlere Betrag aber ift geſunken bis | Artifel der großen Modewaarenhan 
1872, dann wieder etwas gejtiegen — bis 40,86 fr., ſich dadurch erflären laſſen. 
aber nicht mehr jo hoch wie vordem (47,15 fr.).: Unter den Induſtrieen nehmen di 
Bis Anfang 1380 waren nur 385,000 Perſonen Tertil-, Poſamentier- u. dgl. Waare: 
und davon nur 6944 freiwillig und direkt ver-  Artifel u. j. w. noch immer einen jet 
jihert. In einer Gejeges-VBorlage aus dem Jahre ein (f. darüber die früheren Mitthei 
1882 wurde für Verfiherung nad deutſchem Mufter | züglich der landw. Nebengewerbe un 
42 Mill. fr. gefordert, zur Dedung des Defizits ift zu rechnen: Bier, von melde 
der von Napoleon III. geitifteten Penſionskaſſe für 3,3 Mill. hl erzeugt wurden, für 1! 
Arbeiter 22 Mill. fr., 10 Mill. fr. für künftige Mill. hl und als Verbrauch etwa 2 
Defizite und 10 Mill. fr. für Verlufte durd) Ver- — Der Branntwein (jegt 30 fr. 
quidung der Penfionskaffe mit den auf Gegen- pro Kopf 5,38 und zujammen 19% 
feitigfeit beruhenden Unterftügungs-Gejellihaiten, Steuer Ertrag. Der Berbraud if 
Bon diejen gab es im Jahre 1878 zufammen 6293 31 pro Kopf. 
mit 977,752 Mitgliedern, von melden 210,317 Ueber die Einfuhr zur Fälſchung vo: 
mit 3,995,146 fr. unterftügt wurden; die Ein- Zuder ward in den legten Jahren 
nahmen waren 18,037,598 fr., die Ausgaben  brifen aus 6—7 Will. t Rüben 3% 
15,409,570 fr. Penſionen wurden an 9338 Mit: kg gewonnen, nebjt 213—220 Mill 
glieder mit 651,570 fr. gezahlt und dafür 13,312,663 und 1—2 Mill. t Rückſtände. 
fr. angelegt. Betheiligt waren an diejen Kaffen: Im Jahre 1881/82 wurden auf 
faum !/,, der Arbeiter in gewöhnlichen Betrieben. , 6,628,678 t Rüben gewonnen (pro 
Als Staatszuſchuß für allgemeine Xerfiherung als geringften Ertrag 25,259, als gı 
wurden bis 170 Mill. fr. = 186 Mill. Mark für | kg); die größten Fabriken verarbeit 
nothwendig erachtet. Bon Laroche und Jou- bis 200,000 t. Mean hatte 267 ; 
bert war noch unter Gambetta ein Antrag auf hydrauliſchen, 128 mit fontinuirlicher 
Penftonirung aller Leute von über 80 Jahre ein- 91 mit Diffufionsverfahren. In den 
gereicht worden. Angegeben wurden für 316,569 es 3169 Dampfmafchinen zu 41,87 
Staatspenfionäre mit der Grundlage der Rechnung | mit Verbrauch von 952,151 t Kohl 
von 1865 mit 2471 Berfonen von 95 Jahren | Mill. fr., 49,000 beichäftigte Männe 
und älter zu 60 fr. monatlich, 12,136 ®. von 90 |der, 8398 Frauen in der Hauptzeit t 
bis 95 3. zu 50 fr., 58,456 P. von 85 bis 90 J. tember bis 15. Februar, in der jonjt 
zu 40 fr. und 187,109 P. von 80 bis 85 3. zu 8217 beichäftigte Arbeiter. Die mei 
30 fr., zufanımen damals 260,122 Staatöpenfionäre, | haben die Dep. du Nord 141, Aisne 
jetzt alſo 316,569 und davon die Hälfte als durch | Calais 85, Somme 66, Oiſe 37 u 
eigenes Vermögen oder Verwandte geichügt, dem | Eigenthümlichkeit der franz. Zuckerft 
nach nur rund 160,000 Perſonen monatlic) 5,284,000 die Zentralifation; die größte Zentral 
uud jährlich 63,448 Mill. fr. Da von dieſer doeupres, 1872 von Linard gegründe 
Summe die Gemeinden und die Departements 28 | den Saft von 21 Reibereien oder E 
Mill. fr. jet ſchon aufbringen, jo wäre die Staats- aus welden er mit einem Röhrennetz 
ausgabe nur 35 Mill. fr. Mit Penfionen von | Länge bezogen wird; während des | 
24 bis 48 Marf monatlich fünnte man in Dentich- täglich 15,000 hl Saft in den Röhrt 
land allerdings nicht rechnen, lation oder 55,000 Mark Kapital (‘ 
Die Mittheilungen zeigen, dab aud in Frank- für Rüben, 30,000 für Steuern), 23 
reich die Neigung beftcht, die Arbeiter im Alter | büreaus unterhalten die Verbindung. 
ficher zu ftellen, daß man aber ebenfall3 noch keine | fabrit hat 20, die Einzelfabriten habı 
genügende Erfahrung über die Größe der dazu 42 Dampfkeffel; 24 Zentrifugen ver 
erforderlihen Mittel hat. ‘Saft, welcher in 77 großen Käjten ; 
Bezüglich) der Arbeiterverhältniffe wird no) viel | und zujammen 69,000 hl Bolum « 
darüber geflagt, daß trog der Fabrifgejepgebung | wird. Täglich werden 108,000 kg 
(Verbot der Arbeit von Kindern unter 12 Jahren) | 36,000 Ztr. erzeugt, in 100 Tageı 
die Kinderarbeit noch zu ftarf in Anwendung | 10,8 Mill. kg und 5,2 Mil. kg 1 
lommt; in 47,617 Fabriken, Bauplägen und Berg- verarbeitete Rübenmenge it 1,8 M 
werten find 213,151 Kinder beihäftigt und in | Ausbeute 5,5—7 %/, Kryſtallzucker zu 
113,000 Wertftätten arbeiten ſolche Kräfte; im | larijation beim erjten, 35—92 8 
Ganzen jollen nur 69%, der Kinder der betheis | Broduft, 3,9—4,25%/, Melafe. Das | 
ligten Gemeinden regelmäßig die Schule befuchen, iſt 11 Mill. fr, für die Reibereien ı 
Anfpeftoren giebt es nur für die 47,617 Fabriken | die Rohrleitung 2 Mill. und für die, 
u. . w., nicht aber für die 660,000 Etablifjements | 4 Mill. fr. Die Erzeugung in den 5 
der geiftlichen Senofjenichaften, für Wohlthätigfeits- | — 84 iſt durdichnittlih 4 5,000 bit 
anftalten, Waifenhäufer u. j. w., im welchen nur | Vgl. Weiteres u. Zuder u. Laudw 











Frankreich. 355 
VIII. Verltehr. Die Handelsmarine Hatte | 919,296 t Gehalt), davon waren Dampfer 895 zu 
(1884) zujammen 15220 Schiffe zu 1,003,679 t | 467,488 t (1881 nur 652 zu 277,759 t), ber 
Gehalt (im Jahre 1881 nur 15,058 Schiffe zu | Sciffäverfehr zeigte (1884): 
im Eingang 30,187 Schiffe mit 12,356,179 t gegen 34,262 Schiffe mit 13,225,811 t i. 3. 1883 
59 


davon 8,439 „ > ‚181,576 t „ | a: „  4456,003 t franzöfiiche 
im Ausgang 21,903 „ 8,233,789 t 23,936 „ „ 8,796,818 t i. 3. 1883 
davon 7,495 „ 3,829,257 t 8,296 „ „  4,089,646 t franzöſiſche 


Für die Küſtenſchiffahrt (cabotage) unterjcheidet | mit 53 Dampfern zu 16,554 t und 63,878 Scdiffe 
man die große zwijchen den Häfen im atlantischen | zu 1,942,100 t mit 9276 Dampfern zu 513,641 t, 
und mittelländit en Meere und die Heine nur aber davon 13,252 Gegelichiffe, welche ohne La— 
jwilchen den Shen de3 einen oder des andern bung fuhren; der Durchjichnittsgehalt der Segel- 
diefer Meere, für beide gab es von Jahr zu Jahr (ciffe ift 37 t, der der Dampfer 165 t. Für 1884 
fteigende Abnahmen in Folge des vermehrten Eijen= | find für alle Schiffe der Handelämarine 52,123 
dahnbaus, in den Jahren 1837/46 zählte man für | Seereiſen und 20,628 Mill. t Gehalt angegeben. 
De große Kabotage 1272 eat zu 181,415 t Davon für Großbritannien 7,86, für Algerien 
Gehalt, für die Heine 76,065 Schiffe zu 2,312,864t, | 1,98, für Spanien 1,38, für die Ber. Staaten 
für 1878 ff. nur noch 258 Schiffe zu 64,157 611,25 Mill. t, für Deutichland nur 0,646 Mill. t. 


Eijenbahnen gab es im Jahre 


1850 Hauptlinien 2,857 kun, Lofallinien 


1870 — 17,576 „ 


etreten wurden 1871 mit Eljah - Lothringen 
738 km Haupt- und 19 km 2ofallinien, ſodaß 
verblieben 16,838 km Haupt» und 19 km Neben— 
Iinien, zuf. 17,005 km. Anfangs 1885 gab es 
27,274 km Privat, 2091 km Staats-⸗, 14 km 
richt Lonzeifionirte Bahnen, zuf. aljo 29,378 km, ı 
ferner 228 km Induftriebahnen und 1631 km | 
Lokalbahnen, im Ganzen demnach; 31,238 km 
Pinten. 

Bezüglih der Privatbahnen wurde deren Ber | 
deutung für den Staat im Jahre 1879 bei 22,375 
km und 67 km Nebenbahnen im Betrieb zu 77,58 
Mil. fr. Eriparniffen (an Transport für Poſt, 
Militär, Gefangene, Beamte u. f. w.) und zu 
147,89 Mill. fr. direften Bezügen (Steuer auf | 
Billete, Stempel, Zoll von verbrauchten Kohlen | 
w.j. w. und Aufjieht), zufammen zu 225,56 Mill. fr. 

Für Wafjerfahrten wurden ausgegeben: 
m der Kaiferzeit 1852—71 
von der Republik 1871—79 
Dan hatte 1883 zufammen 3223 km fanalifirte 


" 





7 oO, 


Flußftreden, 3463 km nicht fanalifirte und 4753 
km Wafjer- | 1 km zu 


kın für die Schiffahrt, zuſ. 11,43 


445,000 fr. bei den Eijenbahnen, 
aßen, 
„Landſtraßen, 


115,000, 
33,000 
Die Poſt zählte: Büreaus 6486, beförderte 


„„ Waſſerſtr 


für Flüſſe 162,73, für Kanäle 77,694, pro Jahr zuſ. 12,2 Mill. fr. 
* „ 83,0% 11,86 


0 km, zufammen 2,857 km 

* 17,762 „ 
Einnahmen oder pro km 10,111 fr. = 8088,8 
Mark berechnet. 

Die Lolalbahnen, 1631 km, gehören 42 Unter- 
nehmungen an, die Anlageloten find sr km mit 
143,932 fr., zufammen mit 234,753,342 fr. ans 
gegeben, die Durhichnittlihen Einnahmen zu 6375 fr. 
pro km, der Reinertrag zu 973 fr. oder 17 fr. 
pro Tag ımd km. Bon den Linien gaben 14 


Defizit, 24 ald Rente 0,004 bis 2%, und nur 2 


gute Einnahmen, die Linie yon -FFourvieres 
und St. Juft, 1 km lang, 127,458 fr. und die 
Linie Bayonne-Biarrig — 8 km — 24,548 fr. 
Neinertrag pro km. 

Im Jahre 1881 wurden auf den Eijenbahnen 
87,76 Mill. t Güter, zu Waſſer 19,74 Mill. t 
Güter, zuf. 107,50 Mill. t befördert (1852 nur 
53,37 und 16,0, auf. 69,37 Mill. t). 


” 7 “ı ‚ [7 " 7 ‚ [7 ” 


ftraßen, 22,305 km Kunſtſtraßen und 36,180 km 
Bizinalwege. Berechnet find die Anlagefoften für 


die Betriebskoſten zu 0,06 fr. 
2 


" „ ‚w- nn 


[73 " " ' " 


man hat jetzt 59 Kohlenbeden, wovon 42 für 


Briefe 613,861,000, Poftlarten 32,961,000, Drud- | Steintohlen und Anthrazit und 19 für Braun— 


ſachen, Waarenproben 362,147,000, Beitungen 
329,752,000, zuj. 1,348,721,000 Sendungen, Ein» 
nahmen 128,582,045 Mart, Ausgaben 113,577,052 
Mart, gemeinfhaftlih mit der Telegraphie, 
wel 


90,472 km Linien, 328,753 km Drähte 

(2906 km und 16,745 km unterirdiich) und 4415 
epeichenzahl 
die früheren Mittheilun en). 


km mit 4569 km Kabel hat. Die 

iit 29,452,708 (24,447,332 inländiich). 
IX. Bergbau. Für diefen giebt es wejentliche 

Veränderungen nicht, die Ausbeute an Steinkohlen 

iſt für 1880/83 von 19,36 auf 21,45 Mill. t ge- 

ftiegen, für Braunkohlen rechnete man 559,107 t; 


tohlen; die größten für Steintohlen find die Beden 
von Balenciennes mit etwa 9,9 Mill. t und von 
St. Etienne mit 3,4 Mill. t Ausbeute, das größte 
Brauntohlen » Beden ift La Feveau in der Pro- 
venge, welches 84,6 9, oder 473,069 t lieferte. 
Die Ausbeute an Erzen u. ſ. w. ift ziemlich die 
gleiche wie vorher. Roheiſen über 2 Mill. t (j. 


X. Fiſcherei. Der Ertrag der Seefiſcherei 
ift Sehr bedeutend und für die Binnenfijcherei 
geichieht jehr viel; für 1884 giebt man amtlich 
den Werth der erjteren zu 89 Mill. fr. an (für 

23° 


356 Frankreich. 


1883 zu 108 Mill. fr.), für den Friſchfiſchfang zweitwichtigſte Platz iſt Morbihan, ſeit 15—16 
36,5 Mill. fr., die Hauptwerthe für Hering und | ahren, wojelbft jet zwijchen 30 und 40 Mill. 
Stockfiſch; 23,920 Fahrzeuge zu 162,467 t und Stüd chbarer Auftern und über 160 Mill. Stüd 
87,179 Mann find dafür thätig. Nach Profefior | Brut gewonnen werden. Als dritter Pla wird 
Gobin jtcht die Binnenfiicherei volllommen auf! Marennes genannt, Dep. der Unteren Charente, 
der Höhe der Zeit, während die Scefifcherei arg ı hinter der Infel Dieron, der Hauptplag z:m 
vernadläjfigt je. Großartiges ift in der Au: Maäften, wohin aus ganz Frankreich die Auftern 
fternzucht geleiftet worden und zwar feit dem gebracht werden, jährlih etwa 200 Mill. Stüd. 
Sahre 1863 im Beden von Arcahon durch Cha-| wovon bis 170 Mill. zu über 6 Mill. fr. Ber- 
bot Kuelen und nad) den dort erzichten glän- faufsgut find. In den Parks an den Ufern ber 
zenden Erfolgen dann auch bald anderwärts. Jetzt Sendre legt man auf je 43 ar mit der Hand bis 
giebt c3 einen Lehrkurſus für Aujternzucht in Gon- | 5000 Stüd Auftern aus. Achnliche Parts giebt 
carenau, Dep. fFiniftere, in Verbindung mit dem es nod) in Lorient, Courjelles, Cancales u. ſ. w. 
Zaboratorium von Eofte, welches die erjten Ver: | Als Berfaufspreis gelten jegt 35 bis 40 fr. für 
juche mit Fünftlicher Zucht in den Jahren 1856,58 | 1240 Stüd eßbare Auſtern. Auf der Inſel AHe 
gemacht hatte. Man läßt jegt die junge Brut auf find über 2000 Arbeiter in 3000 Parks beichäftigt 
zwijchen Pfählen an Draht aufgereihten Ziegeln und gewinnen 30 bis 35 Mill, Stüd, von Galais 
fih anjegen und bringt fie dann entweder jpäter: aus gehen 5 Boote täglich, welche 560,000 bis 
an gecignete Pläge zum Mäften oder läht fie an) 620,000 Stück einbringen, aus Marennes fanıen 
er — für erſteren Zweck ſoll das Brack- 30 Mill. Stück zuſammen u. ſ. w. 

waſſer, Plätze, welche nur bei Springfluthen Sces | 

waſſer erhalten, ſich am beſten bewähren. Im! XI. Land- und Forſtwirthſchaft. 

Jahre 1863 wurden 400,000 Stück in Yrcadyon A. Bodenvertheilung Im Band 11, ©. 
ausgejegt, im Jahre 1880 Hatte man ſchon 4259| 1121 war die Art der Bodenvertheilung für das 
Parts mit 195,477,357 Stüd zu 4,254,465 fr. Jahr 1874 mitgetheilt worden, die dortigen Au— 
Werth als Ertrag, für 1000 Stüd Brut durch: | gaben find im Ganzen richtig, für 1877 und 1879 
ihnittlich 25 fr. Man nimmt über 2 Milliarden in Bergleichung mit 1883 liegen andere Angaben 
als Beſtand an. Jährlich werden 240 cbm Mus in den Berichten des Minifters für Landwirthichaft 
ichelichalen auf dent Meeresgrund ausgeitreut, die | vor; die Ergebriffe aller dieſer Mittheilungen find 
Fiſcherei findet hier ale 3 Jahre ftatt, der Ver: die folgenden: Es — ein ha und Prozente 
fauf von Thieren unter 5 cm ift verboten. Der der Geſammtfläche in den Jahren: 

1874 1877 1879 1883 


oo 9% ka Ca 2, ee 
ar u. j. w. Gärten 1,360,000 2,57 1,390,000 2,46 1,398,758 2,65 1,337,947 2,53 
nland 2,466,000 4,66 2,241,477 4,24 2,186,965 4,02 2,142,811 4,05 
Aderland 25,500,000 48,24 25,426,5958 48,14 25,173,657 47,63 25,009,762 47,31 
Wieſen 5,159,000 9,75 5,100,718 9,65 4,908,280 9,45 4,603,418 8,71 
Weiden u. ſ. w. 2,876,000 5,44 2%,588,389 5,41 3,262,779 6,27 4.238.767 8,09 
Die landw. Fläche 36,983,000 69,95 36,947,182 69,90 37,020,439 70,02 37,332,7U5 70,69 
Die Waldungen 8,727,906 16,58 8,668,581 16,40 8,387,131 15,87 7,672,757 14,53 
Das Kulturland 45,710,906 86,48 45,615,763 86,30 45,407,570 85,89 45,005,462 85,22 
Sonftiges 7,146,293 13,52 7,241,436 13,70 7,449,629 14,11 7,851,737 14,78 
Gejammtjläden 52,857,199 100,00 52,857,199 100,00 52,857,199 100,00 52,857,199 100,00 
B. Anbau. Es wurden gerechnet vom Aderbau in dem Jahre 1874: 1885 
Weizen 6,874,186 ha zu 19,36 hl — 183,130,163 hl 6,965,765 ha 
Noggen 1,871,0831 „ „ 1516 „= 29,369,818 „ 1,672,951 „ 
Mengfrucht 511,7388 „ 95. — 28847, — 
te 1,098,073 „ „ 1791 „ = 19675921 „ 955,616 „ 
Buchweizen 678,385 „ „ 1771 „ = 12,075,253 „ 628,136 _ 
Mais und Hirſe 850.105... > 41081, . = WI TE. 088. — 
Hafer 8,158,696 „ „ 21,638 „ = 68,337,410 „ 3,689,628 „ 
— 802,076 „ „ 1409 „ = 4256,500 „ 
menfrüchte jonft 210419 „ „ 15.70. = 333,917 „ 
Getreide und Hülſenfrüchte 15,354,849 ha 289,827,160 hi 
Kartoffeln 1,409,262 „ zu 108,18 hi = 152,859,765 „ E.E 
Rüben 367,171 „ 33 — 
andelspflanzen 610,107 „ 4: 
tterpflangen 2,758,551 „ =E 
Berfchiedenes 38 
Brache 5,000,000 „ ger 
25,500,000 ha SIE 


Frankreich. 


Eine vollſtändigere Statiſtik war nicht zu beſchaf— 
fen; aus den Veränderungen der Flächen ergiebt 
fih im Ganzen auch die Veränderung im Acker— 


bau. Dem Meizenbau waren im Jahre 1884 zu). ı 


6,976,603 ha gewidmet und diefe gaben 111,141,845 
hl, pro ha alfo 16 hl; der Roggen nahm 1,756,616ha 
ein und gab 25,487,589 hl, pro ha 14,4 hl. 

In Bezug auf die Ernten ergiebt fi 3. ©. 
beim Weizen für die Zeit von: 1815/19 Ernte 
50 Will. hl, 1880,84 Ernte zwifchen 110 und 
140 Mill. hl. 


ar hl 
1821 pro Kopf Anbau 15,6 und Ertrag 1,62 
1856 ” ” ” 18, ” " 18* 
1874 „ z e 18,88 „ „3,65 
18864 „ 5 « 18,86 „ „3,00 


Die Geſammternte für 1856 an Getreide ab- 
zäglih Saatgut wurde zu 8046,38 Mill. kg an— 
gegeben, davon für die Menſchen 4320 Mill. kg 
(36 Mill. X 220) zur Ernährung gerechnet, ferner 
3600,2 Mil. ke für das Vieh und für technijche 
Zwecke, ſodaß 126,6 Mill. kg zur Ausfuhr übrig 
blieben. Im Jahre 1884 war eine Mehreinfuhr 
für 383,163 Mill. fr. nothwendig. (377,95 Mill. 
fr. im Jahre 1883.) Ueber Ertragsjteigerungen 
J Weiteres unter Getreide. 

NReumann-Spallart rechnet 104,2 Mill. hl 
Reizen, 26,3 Mill. bl Roggen, 20,2 Mill. hl 
Gerite, 70,3 Mill. hl Hafer, 10,4 Mill. hl Mais 
und 19,2 Mill. hl Buchweizen als durchichnittliche 
Setreideernten. 


357 


| Die Fabrikation fördert Y, Mill. kg Pomaden 
| und wohlriechende Dele, 1 Mill. kg Drangeblüthen- 
waffer, 100,000 kg Roſenwaſſer, 1200 kg Neroli 
oder ſchwarzes dunkles Del, den Hauptbeitandtheil 
des kölniſchen Waffer (nero olio), dargeitellt aus 
den Blüthen der Warzenpommeranze oder der bit» 
‚teren Drange, dazu kommen die Ertrafte der Mil- 
lionen von Blüthen wildwachiender Pflanzen, die 
Eſſenzen anderer Art (vgl. Agrumen) u.j.w. Bon 
friichen Blumen gehen Kornblumen waggonweije 
nad Deutichland und nad) England, vorzugsmeije 
geruchloje gelbe Roſen. (Ausführlichere Berichte 
über Handel und Zucht in W. Kaden, „Die Ri— 
viera”). Unter der Gemüjezucht nimmt die der 
Champignons bei Baris und anderwärt3 eine her» 
vorragende Rolle ein; die Anlagen find 20—30 m 
unter der Erde; man fördert täglich 25,000 k 
zu 1 Mill. Marl. Ein Parifer Haus verſchi 
14,000 Büchſen nad) England, wohin jonft die Aus— 
fuhr auch mit frischer Waare in Körben zu 12 
‚bis 20 kg geht (in Heu verpadt). Die Agenten 
übernehmen den Berjchleii der Waare und zahlen 
110—125 fr. für 100 kg an die Produzenten. 
An den Brücen von Merly jur Dije hat ein 
Unternehmer Zuchten, für welche er monatlich 
293,000 kg Pferdedünger verwendet, das Erzeug- 
niß iſt monatlich 18,000 kg für den Barijer Marft. 
Der Weinbau hatte von 1869 ab durd) die 
Neblaus außerordentlich ftark gelitten, erſt in den 
legten Jahren ift es gelungen, einigermaßen gegen 
‚den Feind anlämpfen zu können und mit Erfolg 








Für Alllimatijation müßlicher Pflanzen 
gefchieht ſehr viel, jelbft das Bambusrohr kann 


wieder Neupflanzungen vorzunehmen. Bon 28 Mill. 
hl —— im Jahre 1808 waren 1850 etwa 
etzt als eingebürgert gelten, nachdem es im Jahre 45 Mill. hi gewonnen worden, durch das Oidium 
l zuerft verfuchsweije angepflanzt worden war ſank die Ernte 1854 bis auf 10,8 Mill. hl, ftieg 
(Pinöde). Die Pilanzungen werden jegt als pracdht- | mit wirkſamer Befämpfung wieder bis über 71 
vol mit Rohr von 10 cm Durchmeffer und 12 m | Mill. hl im Jahre 1869, von da an begannen 
Höhe bezeichnet; man verjpricht jich jehr viel da= aber die Verheerungen der Reblaus und janf der 
- F die Zier- und für die Nutzpflanzungen in | Ertrag im Jahre 1873 ſchon bis auf 35,77 Mil. 
en Forſten. | 





|hl, ftieg dann 1875 trog der Verheerungen von 
Die Ernte an Obftwein, welchen man in 56 | , der Anlagen und trog des Schadens durch 
Departement gewinnt, wird zu 17-20 Mill. hl | Epätfröfte in irolge vorzüglichiter Ernte bis auf 
angegeben ; auf das Departement Jlle et Vilaine 83 Mill. hl, fam bis 1878 wieder auf faft 49 
fommen davon allein 5 Mill. hl, der Durchichnitt | Mill. bl, 1879, 1880 und 1882 aber ſank er her» 
von 1871—1880 war 9,74 Mill. hl, die Ernte | unter auf nicht ganz und wenig über 30 Mill. hl, 
von 1881 in 55 Departements 17,13 Mill hl. | 1883 gab es 36 Mill. hl und 1884 wieder nur 
Im Obftbau behauptet Frankreich noch feine Ueber- | 34,78 Mill. hl, ſodaß von 1879 ab der Ertrag im 
legenbeit. Durchſchnitt nicht über 35 Mill. hl kommt. Im 

Die Gärtnerei liefert nach wie vor großartige | Fahre 1875 wurden 3 Mill. ha von über 7 Mill. 
Erträge und Werthe, der Handel mit Gemüjen, | Arbeitern bebaut, im Jahre 1808 nur 1,614 Mill. 
Blumen u. ſ. w. aus dem Süden nach Paris und | ha, 1869 jchon 2,424 Mill. ha, 1877 zuj. 2,446 
and ganz FFranfreich nad) England und in das | Mill. ha, 1879 nur 2,187 und 1884 nur 2,04 ha. 
Ausland ift immer ein fehr Tebhafter geblieben | Die niedrigften Ernten unter dem Einfluß der 
und bringt dem Lande viel Geld. In der Um: | Krankheit und der Witterung gab es 1855 und 
gegend von Graſſe, Cannes und Nizza find allein 1856 mit nur 15 und 11 Mill. hl, die beiten 1869, 
12,000 Menjchen mit dem Einfammeln von Blüthen | 1874 und 1875 mit 71,63 und 83 Mill. hl. Sehr 
zur Parfümerie-Induſtrie beichäftigt und werden | jchlechte Jahre waren 1859, 1861, 1873 und die 
>. B. ald Ausbeuten gerechnet: 2 Mill. kg Drange- |von 1879 ab, ſehr gute 1865, 1866, 1869, 1874 
blüthen zu 1,5 Mill. Marl, Mill. kg Rofen- | und 1875. Das Geſetz zur Bekämpfung der Reb- 
bläthen zu 0,4 Mill. Markt, 80,000 kg Jasmin laus wurde erft am 15. Juli 1878 erlaffen, ba- 
u 160,000 Mark, ebenjoviel Veilchen zu 320,000 | mal3 waren 373,000 ha zerftört und 300,000 in« 

art, 40,000 kg Alazienblüthen zu 130,000 ME., | fizirt aljo 673,000 ha Weinland heimgejucht; in 
20,000 kg Zuberojen zı 64,000 Mark u. j. w. den Jahren 1879 und 1880 wurden durch Reblaus 








358 


Frankreich. 


und Kälte 859,352 ha vernichtet, davon 442,628 ha 25 "/, davon als ſteuerfreier Verbrauch der Pro— 


wieder angepflanzt, 642,363 ha waren angegriffen ; 


ed wurden ferner in den Jahren 


duzenten, 50 9%, für Verkauf im Inland, 11 %/, zu 


techniſcher Verarbeitung und 14%, für die Aus— 


1881 zerjtört 113,000 ha, angegriffen 128,350 ha | fuhr. Der Gejammtumjag in guten Jahren wird 
1 n 0, 


82 „ 91,000 „ 


60,374 „ 
1883 ' 64,500 „ " 


wenige „ 


Im Zahre 1878 wurden 2837 ha unter Wafjer 
Er 2512 ha mit Schwefelfohlenftoff behandelt, 
im Jahre 1883 wurden 17,792 ha unter Wafjer 
geſetzt, 23,226 ha mit Schwefeltohlenftoff behandelt 
und 3093 ha mit anderen fchwefelhaltigen Karbo— 
Seht hofft man den Feind wirkſamſt be- 
fiegen zu können und kann jcyon bedeutende Ab- 


naten. 


nahme der ganz zerftörten Flächen melden. 


Bezüglich der Durchſchnittspreiſe find verzeichnet 
fir 1879 pro hl 6 fr., 1840 jchon 11,4 fr., 1850 
bis 20 fr., 1870 bis 27 fr., 1874 bis 40 fr. und 
Der in- 
ländiiche Verbrauch hat fih von 61 1 pro Kopf im 
Jahre 1790 auf 75 1 zmifchen 1800 und 1850, | 
auf 100 I von 1870 ab und auf 120 1 von 1880 
ab gefteigert. Bei durchichn. 59,4 Mill. hl Er- 


bon da ab gab c3 jtet3 fteigende Preife. 


zeugung in ben Jahren 1864—1873 redjnete man 
2,6 Mill. hi Ausfuhr (0,4 Mill. hl Einfuhr), 
0,3 Mill. hl zu Eifig, 5,4 Mill. hl zur Deſtilla— 
tion, 25,4 Mill. hl für die Lagerung im Inland, 


19,5 Mill. h) als Verbrauch der Produzenten und | 


6,6 Mill. hl für Verluſt u. j. w.; für 1870 bis 
1880 wird gerechnet: 50-60 Mill. hl Gewinn, 


‚ berechnet. 
| man („Journal de Debats“) von 7 Mill. ha Ge- 
treideland 2000 Mill. fr. und von 2,5 Mill. ha 


zu 1500 Mill. fr. angegeben, für Fäſſer find 
0 Mill., für Transport 30 Mill., für Steuer 
150 Mill. und für ftädtifches Oktroi 80 Mill. fr. 
Im beiten Weinjahre 1875 rechnete 


Weinland 2100 Mill. fr. Ertrag, für 1500 Mi. fr. 


‚Wein aus den Kellern, im Engroshandel 2000 und 
‚bis zum Sleinverfauf 3000 Mill. fr., für dem 


Staat au Wein und daraus bereiteten altoholigen 


\ Getränten 350 Mill. fr. Steuern ohne die ftädti- 
ſchen Oltrois. 


Aus dieſen Zahlen ergiebt ſich der 
Schaden, welchen die Reblaus verurſacht 


Bei zu 
‚deren Belämpfung waren im Jahre 1883 aus 
Staatsmitteln 1,236,634 fr., im Jahre 18836 aber 


2 Mill. fr. verwilligt worden, außerdem find Die 
Nenanpflanzungen von der Grundfteuer befreit. 


| Die unglüdlihere Handelsbilanz der legten Jahre 


erflärt fi) mit durch die Verheerung der Reblaus, 
welche in der jchlimmften Zeit bis Y, der Wein- 
ländereien verwüstet hatte. 

Bol. Weiteres unter Weinbau. 


0) Viehzucht. In Bezug auf die Viehzucht 


| werden große Anſtrengungen allenthalben gemacht. 
Man zählte Stüd: 


28:5 PEN n. ft. Stat. Amt) (Nah 8 Nature‘) = 

Pferde 2,801,667 3,000,000 2,848,800 3,000,000 
Maulthiere 366,837 299,000 300,000 320,000 
Eiel 408,355 451,000 460,000 470,000 

3,576,859 3,750,000 6,608,800 3,790,000 
Rinder 9,883,050 11,000,000  11,466,254 13,000,000 
Schafe 31,864,247  25,000,000  22,516,084  23,700,000 
Schweine 4,352,824 5,000,000 5,565,620 7,100,000 
Biegen 845,778 1,200,000 1,700,000 1,726,398 
Seflügel = 61,000,000  65,000,000 80,000,000 
Bienenſtöcke — ? ? 19,117,480 
Kaninchen _ ? 100,000,000  130,000,000 


Die größten Fortichritte find in der Pferde- 2524, wovon 17,1%, Vollblut, 73,7%, Halbblut 


ve gemacht worden und zwar durch volltommene 
eorganijation des Staatsgeſtüts- und Zucht— 


wejens überhaupt und durch die namhaften Prämien | 


und Rennen; für legtere werden zufammen an 
5 Mill. fr. verwendet. Hengſte von Privaten er- 
— wenn prämiirt Beſchäler⸗Diplome. Größere 


usſtellungen werden mit den 12 landw. Aus- halten. Außerdem 


ſtellungen, welche jährlich ſtattfinden, abgehalten, 
außerdem ſolche für Fohlen und Stuten in jedem 
Arrondiſſement. 

Durch Geſetz vom 29. Mai 1874 wurde die Re— 
organiſation geregelt, nachdem durch den Krieg 


der Beſtand heruntergekommen war. Es giebt jetzt 


das Staatsgeſtüt Pompadour mit 60 Stuten, von 
welchen in 10 Jahren von 1873—1883 zuſammen 


350 Fohlen gewonnen wurden; 350 davon hat | 
man verkauft, 29 find geftorben, 89 hat man zur 
Zucht behalten. Die Zahl der Hengitdepots ift 21, 


vertheilt über 6 Bezirke, die Zahl der Hengite ift 


9 Schüler, welche 
‚und unentgeltlih 2 Jahre lang Unterriht und 
‚dann Anftellung bei der Geftütsverwaltung er- 


und 9,1 Zugpferde find; das Vollblut ift englisches, 
arabijches und anglo-arabijches. Die Geftütsichule 
zu Pin ift wieder eröffnet worden, aber nur für 
18—20 Jahr alt fein müfjen 


giebt es 11 Drefjur- Schulen. 
n der legten Zeit find auch Hengste und Stuten 


‚von Turkeſtan bezogen worden (Telles Race) wegen 


ihrer Schönheit und ihres vorzüglichen Eharafters. 
Der General-Geftütsdirektor iſt jegt Mr. de Eor- 


mette. Im Jahre 1885 kofteten die Geftüte zu— 


jammen 1,633,830 fr. für Gehalte und Löhne und 
2,250,000 fr. jonft, zuſ. 3,883,830 fr.; die Ein- 
nahme war 1,120,221.61 fr. (906,349 fr. Dedgeld). 
Der Abgang war 10,3%, oder 259 Pferde, bei 

albblut 9,5 %/,, bei Vollblut 11,2%, und bei den 
mia 14,9 00 der Antauf dafür 243 Pferde 
zu 1,405,713,89 fr., aljo im Durdichnitt für ein 


Frankreich. 359 


Stüd faſt 5785 fr. = 4628 Martk. Die Zahl der 
gededten Stuten ift durdichnittlih 53 (44—70), 
deren Geſammtzahl 1884 alſo bei 2472 Hengiten 
131,352, von den prämiirten Hengjten der Priva- 
ten wurden 60,306, im Ganzen aljo 191,658 
Etuten von zujammen 3614 Hengften gededt und 
60%, oder 114,944 Fohlen gewonnen. In Folge | 
der gejammten Anftrengungen ift es erreicht mwor- | 
den, dab die Einfuhr von Pferden immer _ 
abgenommen hat und für die Jahre 1881, 18 4 
und 1883 nur noch 22,152, 20,406 und 19,127 
Stück zeigte, während die Ausfuhr geſtiegen iſt und 
10,844, 13,183, 17,185 Stück zeigte; die Mehr- 
einfuhren find aljo 11,308, 7233 und 1942 Stüd, 
ſodaß im Jahre 1883 die Unabhängigkeit vom 
Ausland fast erreicht war. Der Verfehr mit dem 
Deutichen Reiche in Stuten und Wallachen zeigt 
Einfuhr 4571, 5930, 4703 Stück und Ausfuhr | 


2055, 2836 und 2801 Stüd. Der Bedarf für die H 


Armee — 9,000 Stüd im Frieden und 180,000 
im Kriegsfall — wird jeßt fajt ganz im Inland , 
gededt; die Sterblichkeit bei den Armeepferden ift 
5,6 '°/, für die Pferde bis 5 Jahr alt und 33 9,, 
bei älteren Pjerden, der Abgang zujammen 14,235 
Ctüd von 104,000, aljo etwas über 13,7 /,, wo» 
für beim Erjaß zujammen über 14,0.24 Mill. fr., 
aljio pro Stüd etwa 1000 jr. verausgabt wurden. 
Die Preife der Dffizierspferde jchwanfen zwiſchen 
760 und 1400 fr., die der Pferde für die Truppen 
jwiihen 600 und 1030 fr. und für Bugpferde 
werden 1000 fr. gerechnet. Berjuchsweife find auch 
Pierde aus den La Plata-Staaten bezogen worden, 
welche bis an 800 fr. pro Stüd in Frankreich ſich 
fellten. Für die gefammte Unterhaltung der Armee» 
pierde wird durchſchnittlich in Frankreich 611,37, 
in Algerien 467,2 fr. gerechnet. Geflagt wird 
derüber, da die Amerikaner die Preife der beſſe— 
ten Zugferde, Percherons und Boulogner, zu hoc) 
getrieben haben; bezahlt wurden für Hengſte bis 
16,000 fr., gegen 4000 bis höchſtens 5000 fr. bis- 
ber. Der Genuß von Pferdefleifch ijt ein zuneh- 
mender. Paris hat über 80 Schladjtereien, von 
welchen im Jahre 1885 Pferde, Ejel- und Maul- 
thierfleiich 2,528,635 kg von 13,234 Stück ver- 
fauft wurden und zwar zu halbem Preis gegen 
Rindfleiih. Auf den Kopf der Bevölferung fommt 
etwas über 1 kg. 

In der Rindviehzucht iſt es gelungen, die 
Ausfuhr von Butter und Käſe bedeutend zu ſtei— 
gern. Man rechnet 1500 Mill. fr. als Gefammt- 
ertrag der Milchwirthichaft und 100 Mill. fr. für 
Mehrausfuhr von Butter. 








Die Schafzucht geht aud in Frankreich, ſo— 
weit es die Kopfzahl der gehaltenen Schafe betrifft, 
zurüd. 

Die Ziegenzucht hat man durch fremde Racen 
verbefjert und zwar mit bejtem Erfolg. 

Die Angoraziegen find bereits vollfommen 
afflimatifirt (jeit 1855 eingeführt), fie geben durch— 
ichnittlih 2 kg Wolle, vorzügliches, oft dem 
Schaffleiſch vorgezogenes Seid und mehr und 
fettreihere Milch als bie — —— Ziegen. 
Die Kache mirziege (jeit 1816) mit ebenfalls bis 
2 kg Wolle (Haaren), welche jet nur noch 6 bis 
10 fr. per kg foftet (1819 nod) bis 200 fr.), find 
genügjam, auch bei ſchlechtem Futter gut durchzu— 
zubringen und werden pro Stüd zu 30,8 fr. Rein: 
ertrag gerechnet. (150 1 Milch, eine Bide zu 
10 fr., 1200 kg Dünger zu 42 fr., mit Wo 
zuſ. 79,00 fr. Ertrag und 48,2 fr. Koften (750 kg 
eu u. ſ. w.). Nubijhe Ziegen werden im 
Süden gehalten, fie find jehr empfindlich gegen 
Kälte, geben aber viel und vorzügliche Milch, 
täglid bis 4,55 1 mit 8,5%, Rahmgehalt, ober 
75%, mehr Milh und 60%, mehr Rahm als 
die gewöhnlichen Ziegen; fie find außerdem frucht- 
barer, zweimal tragend mit ficher je 2 Biden. 
Bon jchtweizer Ziegen wurden bejonders die Wal- 
liſer eingeführt, He geben 900 1 Milch im Jahre, 
die einheimischen Ziegen im Durchſchnitt nur 500 1. 
Die neutefte Erwerbung find Ziegen von Sene— 
gal, welche rajch jehr beliebt wurden, weil fie 
jehr fruchtbar und in hohem Grade mwiderjtands- 
fähig gegen das Klima find. 

Den Gejammtertrag der Ziegenzucht von iept, 
1,726,398 Stüd, berechnete man bei 1,216,774 
Stüd ausgewachſenen Thieren und 509,624 Ziden, 
u 97 Mill. fr. und zwar für Milh und Wolle 

3,88 Mill. fr., Dünger 10,38 Mill. fr., Biden 
205,000 Stüd zu 29, Mill. kg oder 2,25 Mill. fr. 
und anderweitige Schladhtprodufte zu 642,000 fr. 
Für Böde galten 19, für Biegen 17, für Biden 
6,15 fr. als Durchichnittäpreife; der geſammte 
Werth des Beſtandes ift 23,556 Mill. r Der 
Berlauf der Milh für Kinder hat —* zugenom⸗ 
men; in Paris kommen die Ziegenheerden zum 
Melten vor die Häufer, auf dem Lande giebt man 
den Urmen, um die Laft der Unterhaltung zu ver« 
ringern, Biegen zur Benutzung. In Mont d’Dr, 
wo ſich die berühmtefte Zucht befindet, rechnet man 
auf 1 Ziege 42,5 fr. Reinertrag. In der jüngjten 
* ſind auch Analyſen der Milch der verſchiedenen 

iegenarten gemacht worden; fie ergaben in Pro» 


|zenten für: 


Gewöhnliche Ziegen 3,70 f., 3,50 Käje, 1,35 Eiweiß, 5,02 Zuder, 0,35 Aſche, 86,08 Wafler 
Kadhemirziegen 440 „ 365 „ 4 — 540 „ 0,83 84; e 
Angoraziegen 405 „ 353 „ 139 5,24 „ 059 „ 85,20 „ 
Nubiihe Ziegen 849 „ 353 „ 1,46 5,40 0,82 „ 8030 „ 


Für Lebendgewichte rechnet man | 


32 kg, für Biden 8 kg, für Schladhtgewichte 


56%, oder 18 kg und 58%, oder 5 kg. Seit 


1840 find bedeutende Gewichtszunahmen durch Ver⸗ 
eelung erzielt worden, für ausgewachiene Thiere 
um 10%, brutto und 16 %, netto, bei Ziden 14 





und 25 %/,; als Durchichnitt rechnet man auf die 
Ziege 449 1 Milh, in Mont d'Or 540 1; Hier 
> es nur Stallfütterung und 270 Melktage 
21. Den größten Milchertrag erhält man im 
2. Jahre und befriedigenden bis zum 6. Jahre. 
Die Seidenzucht hatte wie der Wein durch 


360 


die Reblaus jo durch die Krankheit der Seiden« 
raupen immer mehr gelitten, ift aber jeßt durch 
Anwendung des Verfahrens von Paſteur befjer ge- 
ihüßt worden, ſodaß man wieder auf normale 
Erträge rechnet. Auch für die Seidenzucht hat 
man ch bemüht, durch Afklimatijation fremder 
Racen dem Uebel Einhalt zu thun. Der japa- 
niſche und der chinefiihe Eichenjpinner find mit 
Erfolg und zwar auch mit Blättern von Weißdorn 
gezüchtet worden, der letztere wird wegen der jel- 
tenen Ausdauer und weil für das franzöfiiche 
Klima vorzüglich geeignet vorgezogen. Großen 
Erfolg verjpricht man fich von der Aucht aus und 
in Madagastfar. 

Bon 6,5 Mill. kg Kokons zu 2,5 fr. und 1500 
Webftühlen im Sahre 1879 war man bis auf 
24 Mill. kg Kokons und 72,000 Rebftühle zwiichen 
1846 und 1853 gelommen, von da an ging der 
Ertrag — ſodaß ſchon im Jahre 1855 nur 
75 Mill. kg gewonnen wurden. Man kann jegt 
etwa als Berbraud für 250 Mill. fr. zu Seiden- 
waaren roh und für die Fabrikation 6— 700,000 kg 
Rohfeide von der inländifchen Erzeugung rechnen; 
die Hälfte des Verbrauchs zur Fabrikation fommt 
über England aus China. Die vordem jehr be- 
deutende Stellung ift nicht wieder gewonnen worden. 

In der Geflügelzaudt wird nad wie vor 
Großartiges geleiftet; man gab für 1877 etwa 
4 Milliarden Eier zu 240 Mill. fr. als Ertrag an 
und rechnet jegt 7 Milliarden zu 370 Mill. fr., 
wozu an 70 Mill. Hühner gehörten. Die Geflügel- 

ucht jtellt mindeitens einen Kapitalwerth des Be- 
Hundes von 200 Mill. fr. dar und deren Zahres- 
erzeugniß ift wenigftens 700 Mill. fr. 

Die Kaninhenzucht liefert jährlich über 100 
Mill. Stüd nach England bei ftarfem inländischen 
Berbraud und ald Geſammtertrag über 200 Mill. fr. 

E) Forſtwirthſchaft. Seit 1791 zeigt ſich 
eine tete Abnahme im Waldbeftand, welcher jetzt 
faum noh 9 Mill. ha umfaßt und diefe find 
größtentheils Buſchwerk und Lichtung; der Staats- 
wald ift nur noch 967,120 ha groß, von 1820 
bis 1880 find über 300,000 ha verfauft worden 
und in den legten 50 Jahren wurden 450,000 ha 
Privat: und Gemeindewaldungen urbar gemacht. 
Bon den Dominialforjten find 41%, Hochwald— 
betrieb und 20°, für Nuß- und Brennholz, von 
den Gemeindeforften 31%, Hochwald und 80 %, 
für Brennholz. Die Einfuhr von Holz war im 


Frankreich. 


Die Jagd auf das Raubwild muß noch immer 
mit namhaften Prämien unterſtützt werden; nach 
dem Geſetz vom 3. Auguſt 1883 werden gezahlt 


‚für Erlegung von Wölfen, welde Menſchen anger 
griffen haben, 
‘150 fr., Wölfen jonft 100 fr. und vom jungen 
‚Raubzeug unter 40 kg Gewicht 40 fr.; 
wurden im Jahre 1883 für 1308 Wölfe 1 
'fr., davon 


200 fr., von tragenden Wölfinnen 


gesahit 
3,720 
—— nachweislich 9 Menſchen ange— 
griffen, 32 Wölfinnen waren tragend, 493 Stück 
junge Thiere und 774 ſonſtige ältere Thiere. Der 


Ertrag der Jagdpachten für Juli 1881 bis Juli 
1885 war bei Paris 125,250 fr., oder dreifach 


größer als bisher. In St. Germain mwurden 


3338 ha Sagdrevier mit 94,600 fr. bezahlt, pro 
ha mit 13,26—45 fr. und im Durchichnitt 28,04 fr. 


Die Jagd in Tarnelle und in Isle-Adam mit 
Windhunden brachte 2550 und 6050 fr., die ges 
wöhnliche 8150 und 3700 fr. Bachtertrag. 

F) Die Bereinsthätigfeit ift im Ganzen 
noch nicht richtig entwidelt. Durch Dekret vom 
25. März 1852 waren für jedes Arrondifiement 
Konjultativfammern ernannt worden, welche 2—3 
Jahre lang auch eine regelmäßige Thätigkeit ent- 
widelten, dann aber nad und nach wieder aufge» 
* haben; als Grund für die Gleichgiltigleit der 

andwirthe gegenüber diejer Jnftitution giebt man 
die Ernennung der Mitglieder durch die Präfekten 
an. Die jeitdem begründeten oder beſſer entwidel- 
ten freien Affoziationen find ebenfalls noch nicht 
wirfam genug und waren lange Zeit hindurch faft 
nur für Ausitellungen und Prämien thätig. Die 
zunehmende Verſchlechterung der Lage der Land» 
wirthe durch Neblaus, Seidenwürmerfrantheit, 
fteigende Einfuhren und gedrüdte Preife bei er- 
höhten Löhnen, Steuern und anderen Koften haben 
nah und nah dazu geführt, dab etwas mehr 
Energie entwidelt wurde und man ſich über ge- 
meinjames Vorgehen veritändigen konnte in 
neues Programm für die Konjultativfammern ve 
|jeft vor; die Wahlen jollen im Sinne des Wahl- 
| vehts der Deputirtenfammer erfolgen; die Forde- 
rungen gehen hauptſächlich auf Begutachtung von 
Geſetzen u. ſ. w., auf Hebung des landw. Unter 
richts, Errichtung von Kreditinjtituten, Erweiterung 
der Syndikate und Stationen für Reform der 
Agrargeſetze, Schußzölle u. ſ. w. Die Kleinbejiger 
find immer noch nur wenig betheiligt; kaum 9 
‚der Zandwirthe nimmt ſich der Sache richtig an. 


Jahre 1830 mit 22 Mill fr. bei 2—5 Mill. fr. | Weitere Forderungen find: Ermäßigung der Fracht» 
Ausfuhr, im Jahre 1883 aber mit 300 Mill. fr. |tarife der Eijenbahnen für landw. Erzeugniffe, 
bei 35 Mill. fr. Ausfuhr angegeben worden, die | Geräthichaften u. j. w., obligatoriihe Syndikate 
Mehreinfuhr ift von 19,5 auf 265 Mill. fr. ge» | zum Schuß der Weinländereien gegen die Reblaus, 
ftiegen. Die Erzeugung wird zu 700,000— 800,000 | ftaatlihe Berwaltung der Gemeinde-Raldungen, 
cbm Zannenholz angegeben und dieje fam durch | Aufhebung oder Reform der Grundſteuer (Kataftral- 
die Fabrikation bis zu 500,000 cbm herab. Die |ftener von 8%, der Kataftraleinnahme), Ueber— 
Einfuhr aus Schweden und Norwegen iſt 150 Mill. | weifung des Ueberichuffes der höheren Zollerträge 
laufende m Planfen und 500,000 cbm Nuß- und an die Gemeinden, Kredit für die von Hagel und 
Bauholz jonft, zuſ. für 160 Mill. fr., wovon | ar Geſchädigten u. f. mw. 

67,7 Mill. fr. auf Schweden fommen ; das Deutſche G) Das Budget des Aderbauminifters 
Reich liefert für 36 Mill, fr., Defterreidh für 56,2 | für 1886 ift 39,599,673 fr., wovon zu rechnen 
Mill. fr., die Schweiz für 16,9 Mil. fr. und jelbft | find: für Gehalte, Verwaltung u. ſ. w. 907,000 fr., 
Italien noch für faft 2 Mill. fr. u. j. w. für Veterinärihulen 999,800, für Seuchendienft 


Frankreich — Futterbau. 


u. ſ. w. 678,580, für landw. Unterricht 2,721,675, Blüthen ſind kornblumenblau und ähnlich denen 
für Seidenzucht 131,000, für Aufmunterungen und | der Baunmwide; die Schoten haben 11—12 mittel- 
Drainage 1,918,400, für Maßregeln u. j. w. wegen | große, ſchwarze, jehr mehlreihe Samen und dieje 
der Reblaus 2 Mill., für Pferdezucht und Geftüts> | werden von allem Vieh gerne gefreffen. 
weien 8,062,065, für Nultur-ZTechnifer und Me-| Ueber die Saatmenge liegen verſchiedene An— 
liorationen 4,970,950, für Wegebau 15,000, für | gaben vor: *, Sandwide und !/, Sommerroggen, 
Gejellichaften 14,000, für Berdienftorden 3000, für pro ha 80—100 und 40—50 ke. Ya und 2 
Algerien 204,000, für Forjtwirthichaft, Erhaltung | nur 40 kg und 80 kg, gleiche Mengen und zu). 
und Beihügung von Gebirgsländereien, Dünen, |90 bis 100 kg, ', Roggen und ®, ©. Auch giebt 
den u. j. w. 9,745,160 fr. (1,927,049 für | man die Einjaat unter Winterroggen gegen Ende 
Algerien, 1,959,685 für Unterricht, 1,959,550 für | März mit leichtem Uebereggen. Die Ernte ge 
Staatsforften, 80,000 für Erlegung von Wölfen, ſchieht wie die der Erben, das Dreſchen mit Ma- 
3,304,000 für Gebirgsländereien, 300,000 für ſchinen und mit dem Flegel. Stroh und Spreu 
Dünen u. ſ. mw.) werden von Pferden, Rindern und Schafen gern 
H) Reichthum. Die Schäßungen über ven | gefreffen, 
Bollsreichthum waren für 1868 von Morny 200. Der Ertrag wird zu 1000 bis 1400 kg Körner 
vom Herzog d’Ayen 195 Milliarden, für 1883 im |umd zu 5000 bis 7000 kg Futtermaſſe angegeben. 
Beriht an die Deputirtenfammer von Bacher 260, | Auch der Anbau im Juni und Juli mit Johannis» 
von Aucline 240 Milliarden; v. Foville („Journal |roggen als Winterfrucht wird empfohlen (Ober- 
de la Société de Statistique de Paris“) giebt | Injp. Wilhelm-Kledow, Medlenburg); er gab 
als Rejumee der Schätungen 245 bis 250 Mil- | bis in den Dftober eine gute Schaf- und Rind- 
liarden an, d. i. pro Kopf 6756 fr. = 5405 Mark | vichweide, im folgenden Mai Grünfutter und 


361 





(bei 500 bis 525 fr. — 400 bis 420 Mart Ein- 
bommen). 

Die Sparkaſſen haben nad) einem Bericht von 
MR. Block in „Annuaire de l’Economie politique 
et de la statistique“, Paris 1883, an neu ge- 
löiten Büchern von 1875—1882 jährlich 360,768 
(1875) bis 607,251 (1881) gehabt; von 1875 bis 
1679 wuchs die Zahl der Einleger von 2,356,567 
auf 3,507,711, das Guthaben von 660 auf 1155 
Mil. fr., bis Ende 1882 war die Summe aller 
Depofiten 1,745,757,857 fr., die neue Einlage 
744,507,803 fr. en neuem Bericht iſt Ende 
1885 zu verzeichnen geweſen: inlagebeitand 
2,212,938,892 * Zahl der Bücher 486, 


mehrung Des geſammten Einlagebeſtandes 9,27 %/, 
(m Vorjahre 11,5190), Guthaben der Einleger 
in der Voſtſparkaſſe (ſeit 1882) zuſ. 147,642,069 fr., 
Kapitalbeftand zuſ. 2899,24 Di. fr., d. i. auf 
den Kopf der Bevölkerung 78 fr. = 62,8 Marl. 
Autterbau. Ueber neuere Erfahrungen mit 
weniger befannten Futterpflanzen iſt zu bemerken: 
1. Die Sandwide oder die zottige Wide 
(Vieia villosa Roth), im Nordojten Deutich- | 
lands und in Ungarn vorkommend, wurde jeit etwa 
1878 als Hulturpflanze, zuerft von Jordan— 
Scherman angebaut und neuerdings von J. Kühn 
und Märder in Halle für leichten Boden 
beitens empfohlen. Nah Jordan ift die ©. wie | 
Erbien anzubauen und j behandeln; fie gedeiht 
a0 auf den trocdenften Sandfeldern, verlangt aber 
von Unkraut; auf feuchterem Boden in 





2, Neu« | 
einzahlung im Jahre 636,314,527, relative Ver⸗ 





Lagen ift der Körmerertrag geringer. ls 
Standort wird die Stellung nad ſchwach 
ngten Kartoffeln bezeichnet. 


Die Beitellung muß frühzeitig erfolgen; die 
Entwidelung ift anfangs nur langſam, das Auf- 
laufen nach 10O—11 Tagen, in den folgenden näch— 
fen Wochen aber bleiben die Pflanzen Hein und 
niedrig, Schwer erfennbar und erft von Mitte Mai 
an folgt ein rajches und üppiges Wahsthum; die 


bei längerem Stehenlafjen eine beffere Ernte als 
die Qupinen. Schirmer-Neuhaus hat mit bejtem 
Erfolg Lupinen, Hafer, Serradella und Sandwide 
zuſammen gebaut, er empfiehlt auch Winterroggen 
und Sandwiden-Gemenge und die Ausfaat der ©. 
unter Kleegrasgemenge, Burgdorf, „Wieſen— 
und Weidenbau“ Thaer-Bibliothef, für Kleegras— 
ichläge Bogel-, Zaun-, Sandwide und Wieſen— 
platterbjen. Nach Schirmer ift die Sandwide die 
beite Borfrucht für Roggen auf Sandboden. Er 
erzielte damit pro !/, ha 4 Str. mehr Ertrag wie 
nad Lupinen und empfiehlt auch S. mit Raps 
als Schafhut bis Juni für Vorfrucht zu Johan— 
nisroggen. 

2. Die Sanderbje oder Paluſchke, Po— 
luſchke, Peluſchke, große Sandwide, Vi- 
cia sativa dura nad) Wittmad und Pisum 
arvense L. bei Wut & Co. in dem Sanıen- 
verzeichniß, jtarf angebaut beim Städtchen Po— 
luſchlen in Oftpreußen, weniger genügjam, gut für 
leichten Boden mit etwas Kalkgehalt und in nicht 
zu trodener Lage, auch jelbft auf Lupinenboden 
noch zu verwenden. Nah Dohn-Roppach („Dtiche. 
Landw. Preſſe“) erfolgte die Ausjaat jehr früh 
mit Hafer und find pro ha 6,2 große 4 jv. Fuder 
geerntet und aus diefen 84 hl gedroichen worden. 

Meegel-Schwiggeroff („Medlenburger An» 
nalen“ Mai 1885) hat nur auf heißem, falfarmem 
Sand Mifernten gehabt, hält aber auf anderem 
Boden die P. für ficherer als andere Erbjenarten 
und für vorzüglich zur Mifchung mit blauen Lu— 

inen. Die Ausſaat muß früh und am beften mit 
/, Sommer-Roggen erfolgen; die Zeit des Wadjs- 
thums ift ſehr lang, der Ertrag mafienhaft, auch 
da, wo andere Erbfenarten jehlichlugen. 

P. Bed-Pfaffroda bei Olbernhau in Sachſen 
hat auf leichtem fteinigem Boden 4 Btr. pro ha, 
bejtehend aus 10 Theilen P. und 3 TH. Hafer, 
nah ungedüngtem Hafer ausgejät und mit 4 Bir. 
Kaliſalz (fünffach konzentrirt) gedüngt. Die Ent- 
widelung war langjam, von Mitte Juni an „groß- 


362 Futterbau. 


artig“, die Reife Ende Auguſt, der Ertrag 45 Ztr. nicht minder von Werth ſind. Die Pflanze wird 
Körner. bis 3 m hoch und kann 3 mal geſchnitten werden, 

3. Die Vogelwicke, Vicia cracca, von die Saat erfolgt Ende Mai in gut gelodertem leich- 
Wagener empfohlen, weil das Heu proteinreiher tem Sand- und Lehmboden in Neihenweiten von 
als Kleeheu jei, nah Nobbe aber jehr jchwer |30 bis 40 cm; bei erreichter Höhe von 20 cm 
feimend, foll im Reg.-Bez. Arnsberg („Jahresbe- wird gehäufelt und behadt. Die Ernte des Grün— 
richt der Landestultur-Gejellihaft“) im Gemiſch mit | futters erfolgt bei beginnender Rijpenbildung. Nach 
Baunmwide, Wiejenplatterbie u. ſ. w. pro ha 14,000 | Mittheilungen in der „Wiener Landw. Zeitung“ 
bis 15,000 kg, im Saumland auf flahgründigem wird nur eine Höhe von 2 m angenommen und 
fteinigem Boden 6. u. 7. Klaſſe bis 16,000 kg | der Ertrag weit hinter den von Grünmais geftellt; 
Trodenfutter gegeben haben, Erträge, welche ans | der Same joll viel zu theuer und zu ſchwer zu 
derwärts ſich nicht zeigen dürften. erlangen fein. Daß dieſe Hirfeart in der Mafje 

4. Neuer Intarnatklee, Trifolium in- bei uns nicht die Erträge von gut gerathenem 
carnatum rusticum, 1883 durh ©. D. Sa- | Grünmais geben kann, iſt begreiflih, das Futter 
lomon, Berlin C, Kurprinzenftraße 8, aus Frank- iſt aber weit gehaltvoller und der Umftand, dab 
reich eingeführt und 100 kg zu 6 Mar, ', kg die Körner nicht reifen, kann die Brauchbarkeit 
zu 50 Pig. verkauft. Man rühmt von diefer Klee- | nicht beeinträchtigen, da das für Mais in vielen 
art, daß jie höher und üppiger als anderer Ink. | Gegenden auch der Fall ift. 
wachje, die ftrengfte Kälte vertrage, ſtark fich ver-| 6. Der Stadhelginfter fann zwar nicht als 
äftele, weiche Stengel und viele Blätter entwidle, | neue Futterpflanze gelten, doc ift deſſen Anmwen- 
—* anſpruchslos ſei und ſich vorzüglich zur Aus- dung zur Fütterung bei uns ſo gut wie neu und 
aat in die Stoppeln und ſelbſt für leichten Sand» | die Mittheilung über einen damit gemachten Ber- 
boden eigne. Man jät meift Mitte Juli bis Mitte | fuch immer von Intereſſe. Märder-Halle be- 
September ; bei jehr früher Saat erhält man ſchon | richtet darüber („Biedermann's Bentralblatt für 
im Herbjt eine gute Weide oder einen Schnitt und | Agritultur-Chemie“ II. 1886) und giebt dazu eine 
im Deai die Haupternte. Der Ertrag joll bis 125 m | Ertragsberechnung, welche wieder beweiſt, wie ver- 
Btr. pro Morgen gehen — 50,000 kg pru ha. |fehrt ſolche Berechnungen gemacht werden. Auf 
Das Futter ift länger haltbar und grüner als das | '/, ha wurde für 4 Pferde das Futter für 95 Tage 
von anderem Klee. Für Heumerbung nimmt man | gewonnen, diejes als Eriab nur des Hafers — 
den Schnitt zu Ende Mai. Die Berichte über An- | 4 kg — neben etwas Leinjamen und Stroh und 
bauverjuche lauten ausnahmsloje günftig. Spreu wie vorher und wie für die anderen Pi 

5. Aegyptiſche Perlhirſe, Penicillaria | gegeben; ausgewählt wurden die — 
spicata, Brotfrucht in Aegypten, Indien, Zen- und deren Leiſtung war Spannarbeit am beladenen 
tralafrifa und auf den Antillen, gedeiht gut im Wagen — bergauf — hin und zurüd täglich 5 
jüdlihen Ungarn und reift in günftigen Jahren | Meilen. Nad der Futterzeit jollen die Pferbe 
jelbft noch bei Wien; als Futter werden die zarten : befjer ald vorher im Stande geweien fein. Der 
Blätter für jegliche Viehart und jedes Alter Hoch | Ginjter wurde gequetſcht verbraucht. Die Rech— 
gerühmt, während die Körner für das Geflügel Inung lautet: 


!/, kg Leinjamen pro Pfund zufammen 4 X 0,5xX9 = 1% kg = 45,60 Marl 























für !, ha das Gaatgut und die Ausjaat 30,00 „ 
20 Tage Mäharbeit = 180 „ 
Zum Quetichen Pierde-Abnugung und Futter 23,18 
Mannidyaft 22,80 
Maſchinen und Geräthe 9,55 55,53 „ 
143,13 Mark 


Da 4x9 xX4kg Hafer (100 kg zu 14 ME.) nach Hohenheim gebracht, und „Grünklee“ mit 
212,8 Mark kofteten, jo wird ein „Gewinn von üppigen breiten Blättern und ſpäterem Schnitt 
69,72 Mark oder täglich nicht ganz 74 Pfg. und als Rothklee wurden von Wolff in Hohenheim ge— 
pro Pferd und Tag 18,5 Pfg. berechnet, dieſe baut und gaben von Flächen, auf welchen der ge— 
Fütterung aljo ald unter Umſtänden beacdhtens- wöhnliche Rothklee 720 gab, als Ernten Ge— 
werth empfohlen. ſchwindklee 1060 kg und Grünflee 715 kg, in den 

Bei der Rechnung ift der Betrag der Landpadıt Jahren 1878/82 von 8 ar in 3 Schnitten der 
und die Feldbeſtellung ganz außer Acht geblieben, | erftere 1670 kg, der letztere 1543 kg Futter. Der 
mit Zurechnung der dafür anzujeßenden Poſten Samen ift durch Gutspachter Fiſchbach in Stener- 
wird nicht viel Empfehlenswerthes übrig bleiben, mark zu beziehen. 
abgeiehen davon, ob dieſes Futter auch wirllich 9. Riefentreipe, Bromusinermis, ſchon 
immer den Pferden zuſagend ift. ſeit längerer Zeit als Futterpflanze empfohlen, gab 

7. Ueber eine Anzahl anderer Pflanzen, welche von 8 ar 980 kg; der Ertrag ift in trodenen 
in ber jüngften Zeit empfohlen wurden, 3. B. Jahren höher. 

Theojiete, Rheuna luxurians u. ſ. w,, iſt 10. Futterroggen und MWintererbien 
es wieder mac lebhafter Empfehlung ftill geworden. | gaben in den Jahren 187782 durdicnittlih von 

8. Geſchwindklee, 1877 von Oberöſterreich 8 ar 1854 kg Grünfutter und pro Morgen 697 kg; 


Futterbau. 


die Ausſaat geſchah mit 25 bis 30 kg Roggen 


und 30 bis 40 kg Erbien (pro Morgen), zeitig im 
Herbſt; die Erträge für 8 ar waren 1058 bis 
3850 kg 


11. Die Hirje wird als befonders gern gefrej- 
jenes Futter immer mehr zu Grünfutter empfohlen, 
die frautigen Stengel mit breiten ftarfen Blättern, 
üb von Gejchmad, eigen fich dazu ganz bejonders 
und im Gemenge mit Palujchfe und Senf gewinnt 
man ein vorzügliches Frühfutter, während Erbjen, 


Biden, Hafer u. dgl. Pilanzen ſich befjer für NDR | 


tered Futter eignen. 

12. Wagnerſcher Futterbau. Boreiniger Zeit 
madten Meittheilungen über eine Schrift von 
Bagner „Der an im Gebirge“ die 
Rumde durch alle Blätter; es follte ein großartiger 
Fortichritt Dadurch ermöglicht werden, dab durd) 
deranziehung der wilden Flora beſſere 
Auttergemenge eingeführt würden und es ift von 
großartigen Erträgen und von vorzüglichem Ge- 
Be des Heus von jo gemijchten Gemengen Die 

g 
der Leguminoſen-, Widen-, Kleearten u. ſ. w. und 
der Süßgräfer je zu ", mengen und ſpricht von 
3 Sorten von Heu, welche damit je nach Boden 


gewonnen werden jollten. Er jelbft behielt jich vor, | 


an Ort umd Stelle das Gemenge zu beitimmen 
und beauftragte die Firma Heinrih Keller 
Sohn in Darmftadt mit dem Berfauf der von 
im gemachten Mijchungen. E3 ift cinleuchtend, 
ah das Ganze nur auf die geichidte Benugung 
u 0 Dr. Wirtgen-Koblenz gemachten 
gen zurüdfem. Durch jorgfältige Un— 
und jahrelange Beobachtungen zeit 
die natürliche Flora in feiner Umgebung 
hen verjucht und gefunden, daß weniger 
Boden oder das Grundgebirge, als die Höhen- 
die — — der natürlichen Wieſen 
Weiden beeinflu Es ift darüber jchon 
fung im Artitel Wiejenbau erfolgt. 
ep fam durd feine Nachjorichungen 
uß, daß der Miherfolg mit sg 
von amsten lungen bezogenen Gemengen für 
Sieſen und Weiden hauptſächlich dadurch veranlaft 
jei, daß micht Rückſicht genug auf die der Dertlich- 
keit angemejjenen Sorten genommen wurde. 
Bagner wollte „Normal-Mifhungen“ durch die 
ng der in der Regel nicht angeläten 
Her, Widen- u. j. w. Arten bewirfen 
fönnen und ließ es nicht an gehöriger Empfehlung 
ſodaß der „Wa — eine 
andw. Annalen 


iuge 
die 


brachten dazu eine Mitteilung von Hundeiler-|g 


Mein-Breejen bei Zehna, aus welcher hervorgeht, 
nicht einmal reell bei der Yufendung ber 
verfahren wird und Herr Wagner troß 

eigener —— ſehr unzwedmäßige Gemenge 
zw. verſchickt hat. Herr H. theilt mit, 

Sämereien nur in Miſchung verſendet 
werben und daß er in den bezogenen Gemengen Roth⸗ 
Mlee, mit Seide verunreinigt, viel Schalen und 
Kaf, , Wundflee, Weihtice Gelbilee, 


en. Ir wollte die wilden Arten | 


363 


Thimothee, Widenkörner, Hinterroggenförner, Nabe, 
Kornblume u. j. w., aber feine der gepriejenen 
wilden Kleearten gefunden dt, ferner, dab auf 
einer Ausstellung in Waren die Wagnerſchen Saat- 
gemiſche nur gewöhnliche Klee- und Grasarten 
enthalten haben und daß der Vertreter der Darm— 
jtädter Firma auf jeine Frage nach den jo ge- 
rühmten anderen Klee- und Widen-Wrten u. j. w. 
erklärte, deren Namen noch nie gehört zu 
haben; die Firma führe feine anderen Sämereien 
als die ausgeftellten. 

9. theilt ferner mit, daß Wagner nad) Befid- 
‚tigung eines hodliegendentrodenen Sand- 
bodens eine Mijchung gejendet Habe, in welcher 
Schwedentlee beigemengt war und daß ein an- 
derer Landwirth unter feiner Miihung für ein 
Dauerjutterfeld das einjährige, ganz werth- 
loſe Gras Bromus mollis erhalten habe, jowie 
daß die beigemengten Widen aus Roggen aus- 
trieurt waren, weil fich noch viele Heine Roggen- 
förner und die dem Roggen charakteriftiichen Un— 
fräuter mit darunter befanden; da zudem bie 
Widen aus der dem Getreide jchr jchädlichen Vicia 
hirsuta beftanden, jo müſſe man bedeutende Be— 
denken hegen, dieje auf die Felder zu bringen. 
Die Mıittheilung jchloß mit den Worten: „Der 
jegige Wagnerſche Futterbau bietet feinen Vortheil 
vor rationellem Klee», bezw. Kleegrasbau, weder 
durch höhere Erträge, noch durd) längere Ausdauer, 
noch durch höheren Gehalt des Futters an den 
werthvolliten Nahrungsftoffen bei gleicher Kuftur 

und Behandlung; man wird fogar dur —* 
rationellen Kleegrasbau bei gleichem Koſtenaufwa 
vorausſichtlich mehr Vortheil haben. Ob ſich durch 
wirkliche Einführung wilder Leguminoſen ein Nutzen 
gewinnen läßt, kann jetzt noch nicht beurtheilt 
werden, einzelne Wildlinge laſſen ſich aber ſicher 
zu nützlichen Kulturpflanzen heranziehen.“ 

Das Urtheil iſt, ſoweit es Herrn Wagner betrifft, 
entſchieden viel zu gelinde; das Ganze fanıı nur 
als Selbſttäuſchung oder als Humbug bezeichnet 
werden; das allein Richtige iſt, bei der Wahl der 
Arten für Futtergemenge die natürliche Flora zu 
ftudiren und danach die Wahl zu treffen. 

Am Weftphäliichen Sauerland hat man für Grau- 
wacdenboden (falireih, aber kallarm) jchon längft 
3. B. die folgende Miſchung für einen Morgen: 
Schweden- oder Baftardfiee, Trifol. hybridum, 
weißer oder friechender Klee, Tr. repens., gehörnter 
Scotentlee, Lotus corniculatus, gelber Hopfen» 
fee, Medicago lupulina, Wieſenfuchsſchwanz, 
Timotheegras, Wiejenihwingel, Jtal. Raygras je 
1,5 kg, Bogelwide, Vicia cracca, 1 kg, Knaul⸗ 

ras dig und franz. Raygras 2,5 kg, zuſ. 17 kg. 
Es kann nicht jchwer fallen, bei einiger Sorgjam«- 
feit in der Beobachtung des Wachstums der na- 
türlich vorlommenden Miſchungen auf Grasplägen 
das angemeffene Gemenge allenthalben zu finden 
und nicht genug empfohlen werden, bei Beitellungen 
von Gemiihen für Anſaat dem Sandelsgärtner 
genau anzugeben, was man haben will, und welche 
Gräſer und Kräuter die natürliche Flora in üp— 
pigem Wahsthum bietet. — Daß gner dieſe 








364 Futterbau — Futterbau- und Zuderrübenwirtbidaft. 


an einzelnen Orten genau ftudirt haben mag, jol und ift auch für Verwaltung, Hagelverjicherung, 
nicht beftritten werden, die Fähigkeit, für Gegen | yeldwege, Melioration, Lagerung u. j. w. feine 
den, welche er nicht fennt, dem Landwirth Rath | Buchung gemacht worden; es handelte ſich nur 
in Bezug auf die Wahl der Gemenge zu geben, darum, zu zeigen, wie ich der Reinertrag in beiden 
muß ihm *— werden; der aufmerkſam Fällen für die angenommenen 4 ha ſtellt; die 
beobachtende Landwirth bedarf ſolchen Rathes zu- nicht gebuchten Poſten find ſolche, welche ſich in 
dem nicht. beiden Fällen gleich bleiben. 

Es war ſchon früher darauf aufmerkſam gemacht Vorausgeſetzt find ferner Güter bis zu 375 ha, 
worden, daß es feinem Landwirt an pafjenden | Mittelbetriebe, welche die Zuderfabrit-Anlage von 
Pflanzen zur Ausjaat für die Fütterung fehlen | jelbft ausjchließen. 
fann; es jtehen uns jet jo viele Zutterpflanzen | Die Erträge jind nad 1Ojährigem Durchſchnitt 





zu Gebote, daß für jede Lage und jeden Boden 
der Kunftfutterbau zu begründen ift, wenn die 
Regel beobachtet werde, a) nur die der Dertlichkeit 
entiprechenden Pflanzen und diefe jo zu mählen, 


aus der dortigen Gegend fejtgeftellt und die Preije 
aus dem Durdjichnitt von 1876 an, nach den Feſt— 
ftellungen von Prof. Konrad in deſſen — 
buch für Nationalöfonomie und Statiſtik“; für 


da ed weder in trodnen, noch in nafien Jahren nicht marftgängige Erzeugnifie jind entiprechende 
an Futter fehlen fann, b) die Saaten in gut vor- | Säße (wie bemerkt werden muß, nicht ganz richtig) 
bereiteten und richtig gedüngten Boden zu bringen, | gewählt worben. 

bezw. durch Bei-, Kopf- und Ueberdüngung ent- Als auf den ha bezogene Erträge find ange 
iprechend für Kraftzuftand und Maſſenwuchs im geben in: kg AZuderrüben 28,000, Futterrüben 
dicht geichloffenen Stand zu jorgen und c) die 60,000, Weißkraut 10,000 Köpfe und 30,000 Blätter 
Ernte jiher ein» und heimzubringen und aufzu= und GStrünfe, Meifrüben 25,000 kg, Kartoffeln, 
bewahren. frühe 12,000, jpäte 16,000, 


Futterbau⸗ und Zuderrübenwirthichaft. Aus izen 2720 Körner und 3627 Stroh, 
der Hauptgegend für die Zuderfabrifation brachte Roggen 2400  „ „ 600 „ 
„Fühling's landwirthſchaftliche Ztg.“,| Gerite 2700 — „ 270 „ 
1884, Heft 1—5, von E. Wegener-Schneid-| H„pafer 2400 „ „ 6000 „ 
lingen bei Staßfurt eine jehr beachtenswerthe | Erbien 2400 „ „ 2400 „ 
Berehnung über die Reinerträge, welche in einem | Pferdebohnen 1800 „ S00 „ 
Betrieb mit Anbau von Zuderrüben zum Verkauf Nübenjamen 1800 2400 „ 


an eine Fabrik bei Ausdehnung bis zu "/,; der! Kleegrasheu 7000, re 
Fläche erzielbar find, im Gegenjag zu den in einem 3000, Wickhaferheu 4000, Luzernenheu 7000, 
Betrieb mit vorzugsweiſem Futterbau und ent- Grünmais 90,000 kg. 

fprechender Viehhaltung erzielbaren Erträgen. Es Die Preiſe find für 100 kg Weizen 20,98, 
wurde aljo Angefihts der (damals) drohenden Ge- Roggen 17,00, Gerſte 17,00, Hafer 15,84, Erbien 
(ei finfender Rentabilität der Zuderfabrifation | 24,54, Bohnen 16,00, NRübenjamen 80,00, Kar» 
ejtgeftellt, ob das Aufhören des Rübenbaus die | toffeln, früh 7,0, ſpät 5,0, Zuderrüben 2,0, Stop— 
Reineinnahmen verringern würde. Das Ergebnif | pelrüben 0,93, Runkeln 1,21, Diffufionsichnigel 
ipriht zu Gunſten der Futterbauwirth-|(33%/, als Zugabe) 0,60, Weißkohl 5,00, Blätter 
ihaft und Strünte 0,97, Wiefenheu 6,0, Rleegrasheu 6,0, 


Die Rechnungen find nicht ganz forrelt ange- Quzerneheun 6,0, Spörgelgemengeheu 6,2, Wid- 


ftellt, da aber das gleiche Verfahren für beide Fälle 
angewendet wird und allenthalben genau beſchrieben 
ift, wie gerechnet wurde, jo fommt darauf nicht 
viel an; es kann Jeder leicht die ihm genchmeren 
Umrehnungen madhen; an dem Schlußergebnif 
ändern ſolche nichts. 

Zu Grunde gelegt werden je 4 ha und außer 
dem Spannvich (Pferde) im erjten Falle 1,6, im | 
zweiten 3,04 Milchkühe als die Menge von Nup- 
vieh, welche gehalten werden kann. Da beiderjeits 

leich intenfive Bewirthbichaftung vorausgejegt wird, 
h fällt das Schafvich ganz weg; die Felder werden 
o bebaut, daß es Leine Weide mehr giebt. Die 
Rübenwirthichaft ermöglicht aber nur den Zwijchen- 
oder Nachtfruchtbau auf 12,49%, der Fläche, die | 
Futterbauwirthſchaft joldhen auf 29,25 12 


Als Pachtgeld ift für die Dertlichkeit und Zeit 


baferheu 7,76, Grünmais 1,27 Mark, Roggenftrob 
5,0, Weizen- und alle anderen Stroharten 3,0, 
NRübenjamenjtroh 2,0 Marf. 

Milch 1 1 12,9 Pfg., Butter 1 kg 2,8 Marl, 
500 kg Kuh 300 Mark, ein Pferd 1000 Marf, 
Mannstagelohn 1,75, Frauenlohn 1,0, Knechtlohn 
600 Marf. 

Als Drujctoften gelten für Flegel- und Maſchi— 
nendruſch bei allen Früchten der Körner und 
diefe allein werden damit belaftet; der Arbeitsta 
für 1 Pferd (!/, Knechtlohn) ift mit 4,45 Mark 
ein Fuder Mift mit 13,88 Marf bei der NRüben- 
und mit 14,86 Mark bei der Futterwirtbichaft, 
foto Feld, berechnet. Bei dem Vieh wird ber 
Düngerwertd nur nad dem Stidjtoffgehalt 


der Fläche. des Futters und der Streu feftgeftellt. 


Die Rübenwirthſchaft wird in 6 Feldern 


150 Mark pro ha angegeben, zur Vereinfachung | betrieben; die Eintheilung tft: 


bleibt diejes beiderfeitig außer Anſatz, cbenjo find 
die Blätter von Runkeln und Stoppelrüben, welche 
eingejäuert werden, in Einnahmen beim Feldbau 
und in Ausgabe beim Bich weggelafjen worden 


Hafer, 3. Klee und ('/ 
und (1/,) Roggen, 5. 
und Kartoffeln, je !,, 6. Gerfte und Weizen. 


1. Zuderrüben, 2. Gerjte mit Klee und ('/,) 


) Pierdebohnen, 4. We 
Suderrüben (halb), Erifen 


Futterbau- und Zuderrübenwirthidaft. 


es —— ein vom Areal: die Zuckerrüben 
Weizen 20,85 %,, der en 4,16%, 
die See 20,85 %/,, der Hafer 4,16 6) 
grad 12,51%,, die Bohnen 4,16 Yon die Erbien | 
4,16 %/,, die Kartoffeln 4,16 * die Stoppelrüben 
417 o, das Gemenge von Spörgel mit Genf! 
330% (zuj. 12,50%, Zwilchenfruchtbau). 

Die Futtterbaumirthichaft hat als Ein- 
tbeilung: 

1. Runteln und Kartoffeln, 2. Gerjte mit 
Klee, 3. Kleegras, 4. Weizen, 5. Grünmais, 
Erbien und Rübenfamen (Is), 6. Weizen, ge 
und Roggen ('/,); ein Außenjchlag (10jährig) hat 
Luzerne. 

Es nahmen ein: der Weizen 18,15 %,, der 
—* en 7,5% ,, die Gerſte 15 %/,, der Hafer 3,150, 

bien 3.75 0/,, der Rübenfamen 7 5%, die 
— 0, 75° die Kartoffeln, jpät, 3,75 %/,, 
früh, 1,25 0, das Kleegras 15 '/,, die Suzerne 
— der Grünmais 3,75, der Kopfkohl 1,75%/,, 
nteln 7,5 %o; die Stoppelrüben 875 5 


ne Spörgelgemenge 18,75 "/, und der Bidhafer 


1,75%, (zuf. 29,25 9%, Zwiſchenbau). 


365 


Berechnet werden als Ausgabe-Poſten Hand— 
und Spannarbeit, zum Theil ſpezialiſirt, Kunſt— 


das Klee und Gtalldünger (Rejt vom Vorjahr) und Saat— 


gut. Die Drujchkoften werden vom Körnerertrag 
abgezogen; e3 gewährt aber eine beffere Ueberficht, 
wenn dieje mit unter die Koften gezählt und die 
Körner voll genommen werden. Die Berechnungen 
find zum Theil mit einen Stüden bis herunter 
zu 0,03 ha angeftellt, weil nur je 4 ha gegen ein— 
* gehalten werden ſollten; nachſtehend ſind die 
Summen der Ausgaben und Einnahmen je für ha 
zuſammengeſtellt, weil damit ein beſſerer Ueberblick 
gewonnen wird. Die Koſlen ſind nicht gleichmäßig, 
die Erträge aber allenthalben gleich hoch angege— 
ben, eine Annahme, welche nicht korrekt erſcheint: 
die Stellung in der Fruchtfolge bedingt verichieden 
große Belajtung mit Hand- und Spannarbeit und 
Dünger, fie muß aud) verjchieden große Erträge 
für gleihes Maß der Musjaat bedingen. 

Unter Hinweis auf die Arbeit jelbft jollen hier 
nur die für ba nad den Angaben berechneten 
Koften, Erträge und Ueberichüffe zufammengeftellt 
werden, wozu wiederholt wird, dab Padhtgeld 
u. ſ. w. im Anſchlag nicht aufgeführt ift. 


Es find bei der Rübenwirthichaft für 1 ha: 


Mart Mart Mart 
—— die Koſten 453,44, der Ertrag (Rüben und Schnitzel) > ai — 161,96 
— 70,05, “ (Körner und Stroh) 680,46; 410,41 
— — 331,22, — desgl. 080 } 376,78 
Gerite R 238,54, ö desgl. 540,00; z 301,46 
afer 2 185,38, R l. 560,16; R 374,78 
—— . 106,73, m (Heu) 420,00; „ 313,27 
Bohnen — 312,67, a (Körner und Stroh) 396,00; E 83,33 
Erbien — 413,96, Fr —— 60,96 ; . 247,00 
Kartoffeln 3 467,96, “ (Knollen) 800,00; 2 332,04 
Stoppelrüben „ 200,41, r desgl. 232,50; — 32,09 
Es find bei der Futterbauwirthſchaft für 1 ha: 
Mart Mark Mart 
Weizen die Koften 260,70, der Ertrag (Körner, Stroh) 680,46; Ueberihuß 419,76 
Roggen n 273,82, * desgl. 708,00; 434,18 
Gerite z 327,20, P deägl. 540,00; u 212,80 
afer Bi 88,98, er deögl. 560,16; — 271,18 
bſen u 439,72, J desgl. 660,96 ; 2 221,24 
NRübenjamen e 443,33, 5 desgl. 1488,00; „1044,67 
Samenrüben e 599,57, z fehlt — — 
Spätlartoffeln „ 496,16, = (Knollen) 800,00; J 303,84 
hiartofieln „ 2,90, z 840,00; x“ 257,10 
eegras g 153,19, z (Sen) 420,00; — 266,81 
Luzerne — 113,19, = desgl. 420, 00: a 306,81 
Grünmais J 531,05, re Srünfutter) 1014, 30: ö 483,25 
Kopflohl * 543,52, R (Köpfe, Blätter) 791 ‚00: > 247,48 
Runteln — 514,99, (Wurzeln) 726,00" ; J 211,01 
Stoppelrüben „ 182,70, * desgl. 2,50; \ 49,80 
Spörgelgemenge „ 41,45, — (Heu) 186,00; Ri 144,55 
Widhafer = 266,21, desgl 310,40; z 44,19 


Hierzu ift zu bemerken, daß bei dem Grünmais | 
die Ausgabe für das Saatgut fehlte, der Ueber- 
ſchuß alio um etwa 36 ME. niedriger zu nehmen ift. | bei der Futterbaumwirthicaft, 
4 ha werden als | 126,07 Mark Defizit von 3,04 Kühen, 1,456,650 
bei der Zuderrüben-| Matt, abzüglich 60U Mart Pacht 856,56 Marf, 


Für die zu Grunde gelegten 4 
Ueberſchuß angegeben: 


1,6 Kuh, 1182,19 Mark, J 600 Mart 
| Pacht — 582,19 Mark, für 1 ha 145,55 Mart; 


abzüglich 


wirthichaft, abzüglich 18,28 Mark Defizit von | für 1 ha 214,14 Mart. 


366 Futterbau- und Zuderrübenwirthiaft. 


Nimmt man, um allenthalben mit ha rechnen 400 ha zuſammen, ſo würden die geſammten 
zu können, die Angaben 100fach, alſo für je! | Heberiehäfte fein: 


bei der Rübenwirthſchaft mit 9— Aa al3 Nutzvieh, er des Defizits im Kuhftall 118,219 Mark 
bei der Futterwirthichaft mit 304 „ = n 145 656 R 
für dieſe mehr 27,437 Mart 
Die nicht berechneten Bolten: Pacht 150, Ber- | 72,000 Mark; mit diefen, aljo dann in vollfter 
waltung u. j. w., fann man durchichnittlich, ab» Beranfchlagung zu höcften Süßen, bleiben als 
züglih nicht ee Einnahmepoften, zu | wirklicher Reinertrag ‚ 
180 Marf veranjchlagen, für 400 ha alfo zu 
für die ———————— 46,219 Mark, pro ha 115,54 Mark 
„„RFuttterbauwirthſchaft 73,656 " „ 1414 „ 
ein Ergebniß, welches in Wirklichkeit noch beffer ift, weil die Futter- und Streumittel zu hoch und 
der Dünger zu niedrig veranjchlagt wurden, ſodaß die eg Defizit geben muß. 


Es jtellt fich die Kuhhaltung bei d. Rübenwirthichaft zu 516, 21, bei d. Futterbauwirthſchaft zu 550, s 





der Betrag für Futter u. Stroh „ — — er — 
der Erlös für Milch und Kalbe, ® „344,60, „ . a 344,60 
der Erlös für Dünger r J „ 161,36, „ J 164,63 


Der Düngerſatz iſt etwa 37 %/, vom Futter und Bei der Berechnung über die Fütterung der 
Stroh, Blod, Kleemann, Reit und andere | Thiere werden die oben angegebenen Preije zu 
Rechner aus der früheren dei hatten dafür min- | Grunde gelegt; nad den gegebenen Mittheilungen 
beitens 44 0/, und bis 48% find aber die wirklichen Erzeugungspreije weit ge= 
Die Futter- und Streufoften find pro Tag 1,17 ringer, jelbft wenn man die Anjäge um die re 
nr 1,27 Mark, der Düngergewinn ift 44 und | | träge für Pachtgeld, Verwaltung, Wegeloften, La— 
45 Big. Für ein Aderpferd zu 1000 Mark werden | gerungsgebühr u. f. w. ergänzt (Pacht 150, Ver- 
die Koften der Unterhaltung zu 1357,2 Marf be» | waltung 21, Wegegeld 3, — 14 Mart 
rechnet, Futter und Streu zu 613,20 Mark, der | pro ha). Es ftellen ſich dann z. B. die Selbft- 
Düngergewinn zu 68,56 Marf, d. i. nur 11, 12 Yo foften von 100 kg: 
vom Futter- und Strohgeld. 


für Kleegrasheu zu 4,21 FAN 4,88 Mark, gerechnet wird mit 6,00 Marf, 
„ Gemengeheu von Spörgel u.j.w. „ 1,9 a I ie „= 50; 
„ Xuzerneheu zu573 „ x „ 600 „ 
„ Widhaferheu a 9 E u a 
„ Griünmais „0,83 „ . u. — 


Mit Berüdfichtigung der gefammten Verhält- | Wirthichaften, da8 Getreide noch anjchnliche 
niffe erſcheint auch der Milchgewinn von 2555 1 Reinerträge giebt. Da in der legten Zeit viel- 
etwas zu gering; von Kühen zu 500 kg und fach das Gegentheil behauptet worden ift, jo muß 
300 Mart Kaufpreis kann er doch mindeſtens min von Intereſſe fein, zu erfahren, mit welchen 
2700 1 angenommen werden. ßen 100 kg ®etreide erzeugt worden find; um 

Alle Beanftandungen diejer Art ändern aber an | diefen Nachweis liefern zu können, mußten aber 
dem Ergebniß ſelbſt nicht viel; fie können höchſtens die nicht angeſetzten Beträge mit Hinzu gefügt 
dazu führen, die Reinerträge noch höher erſcheinen werden; das iſt in der Weiſe geſchehen, 7 + 
zu laffen. Der Zwed der Unterjuchung, nachzu⸗ Pacht 150, für Verwaltung und Flu huß 
weiſen, daß die Beihräntung oderdasvoll- Hagelverficherung 1,5 %/, des Erlöjes, für 3* 
ftändige Aufgeben des Zuderrübenbaus|3 Mark pro ha und für Lagerung u. ſ. w. 
dem Landmwirth feinen Nadtheil bringt, 1,50 Mark für 100 kg angejeßt wurden, ſodaß 
wenn er gleich ſorgſam und mit gleihen Mitteln | alle Koſtenanſätze als ſehr hohe genommen find. 
feine Felder beftellt und den Futterbau an die | daß die Strohpreiſe auch hohe ſind, ergiebt ſich 
Stelle des Rübenbaus treten läßt, iſt vollkommen aus den lokalen Verhältniſſen, da die Körner aber 
erreicht worden und für dieſen Nachweis muß allein die Koſten des Drejchens tragen, jo bleiben 
man dem Berfaffer danfbar jein. Gleiches lann | diefe doch nad) Abrechnung des Erlöjes von ar 
jelbft noch in erhöhtem Grade für Betriebe mit | noch hoch genug Es ergiebt ſich nım, 
Brennereien gelten. Beachtenswerth ift auch, daß | erzeugt wurden je 100 kg: 
troß der hohen Preisanjäge allenthalben, in beiden 





Mart 
Roggen bei der Rübenwirthichaft mit 14,55, bei der Futterwirthichaft mit 7 791; Preis 17. do 
Wei en " ” [73 18,43, ” 1 [73 b ’ 373 r [7 20,98 
Ge " ” " 14,05, [2 2 [73 17,32 ’ ’ 1 7,00 
Hafer " ” " 9,21, " "” ’ 9,36 ’ [23 15,84 


Erbjen " " „ 2336, „ " „ 2444; 2454 


Futterbau- und Zuderrübenwirthihaft — WFutterbereitung. 36T 

. j Mart Mart ‚„. Maıt 
Vierdebohnen bei der Rübenwirthichaft mit — bei der Futterwirtdichajt mit 21,26; Preis 16,00 
Kartoffeln, ipäte „ 7 7 IV, 7} 7) 7) 27 ’ 7 ‚00 
Kartoffeln, frühe „ = J — z “ „581; „7,00 
Iuderrüben 77 [7 1— 1,60, tr [7 [7 IE [77 2,00 
Runfeln " [20 [23 — 1,15 [2 1,21 
Stoppelrüben ’ [23 [73 0,82, [73 ’ [23 0,71 ’ [2 0,93 
Mit Ausnahme der Pferdebohnen zeigen ſich Heu und Wurzeln zu 10—30 Mark im Jahre an- 


aljo für alle Früchte noch namhafte Ucberichüffe; 
für die Wurzelgewächſe find die Lagerungsfoften 
entiprehend niedriger genommen worden; zu dem | 
Ueberihuß der Zucderrüben kommen noch die An- | 
tbeile an den zurüderhaltenen Schnigeln. | 


Die von E. Wegener gelieferte Arbeit, giltig für 
das Jahr 1884, verdient die vollite Beachtung der 
Yandwirthe und deshalb wurde derjelben ausführ- 
licher gedacht. Die Arbeit zeigt, abgejehen von 
allen anderen wichtigen Beziehungen, auch, welche 
Unterjähiede in den Erzeugungstoften des Getreides | 
h erlangen jind, je nach der Urt der fFeldwirth- | 
haft. Für ganz gleiche Verhältnifje mit ganz | 
gleihen Grundlagen und zwar in einer Gegend 
mit allenthalben hohen Ausgaben wurden 100 kg, 

yen z. B. gegen den Marktpreis mit 2,45 ME. | 
Gewinn in der Rübenwirthichaft, aber mit 9,00 ME. | 
— fajt vierfad, höher — in der Futterbaumwirth- 
yaft erzeugt, bei Weizen bleiben ala Gewinn 
2,55 und 7,31 ME., bei Hafer 6,63 und 6,48 ME. ; 
bei Erbſen wird der Gewinn nur 1,08 und 1,18 
Mart und bei Gerfte ergiebt ſich im Rübenwirth- 
Ibaftsbetrieb ein Gewinn von 3,27 Mark, beim 
Futterbetrieb aber ein Defizit von 32 Pig. Bol. | 
Keiteres unter Veranſchlagung. 

Autterbereitung. Die verfchiedenen Arten, durch 
weldie das Futter für die Thiere mundgerechter 
oder befier verdaulich gemacht werden ſoll, haben 
in den erften Artikeln jchon ihre Erwähnung ge- 
funden; noch immer muß aber darüber geffagt 
werden, daß die wenigſten Landwirthe ſich Har 
über die Koften derartiger Verbefferungen werden. 
daß man die Wirfung jolcher Verbeſſerungen in 
der Regel nicht genau in Geldwerth berechnen, fon- 
dern nur jchägen kann, ift bedauerfich, um jo ge— 
wiffenkafter jollte man aber die Koften buchen und 

fuliren. In der neuen Bearbeitung der jchon 
mehrfach erwähnten Mittheilungen von Blod 
wird darüber ausführlicher berichte. Ermähnt 





1. Das Schneiden von Nanhfutter; 
v. Bedherlin hatte für 100 kr als Koften 
5,1 Pfg. (mit guten Majchinen) bis 17,1 Big. (bei 
Handbetrieb) und als Gewinn 100, des Heuwerths 
xtechnet; Blod 0,6—0,75 Mark Arbeitslohn für 
100 kg Hädjel: im mitgetheilten Spannvichtonto 
diejes Werkes find bei Hädiel aus beitem Stroh 
als Mehrbetrag 0,8 Mark für Arbeit, Majchinen, 
Berluft u. ſ. w gerechnet und an gegebener Stelle 
wird bei der Fütterung für 500 kg Kuhgewicht 
von 45 kg Grünfutter und 5 kg Stroh oder Heu 
um Sommer und 15 kg Heu und Stroh mit 
5 kg Wurzelwert (nebjt Kunftfutter) der Ge— 
ammtwerth zum Schneiden von Grünfutter, Stroh, 


h 


genommen, bei nur theilweilem Schneiden zu 6 
bis 18 Marf, oder auch 8—24 Mark. 

2. Das Breden von Delfuchen, je nad) 
Tagelohn und Koften der Mafchinen 10—20 Big. 
für 100 kg, 20 Pig. und mehr für Fracht loko 
Hof und 54 Pig. für Verluft, zuf. im Durchichnitt 
mindejtens 89 Kin. Auffhlag über den Einfaufs- 
preis ab Bahnstation oder Mühle, Fabrik u. j. w. 
Der Betrag kann bis 120 Big. fein, ſodaß beim 
Berfüttern von täglih 1 kg pro Stüd Großvieh 
ein Mehraufwand von 3—4,5 Mark im Jahre zu 
rechnen ijt. 

3. Das Quetſchen und Schroten; dafür iſt 

/o — "ne — "m des Preiſes zu rechnen. 

4. Das Malzen (jelten angewendet, aber doch 
oft empfohlen); als allgemein gültiger Satz wird 
das Verhältniß zwiſchen Gerfte und Malz gleich 
2:3 im Preis angenommen. 

5. Das Brotbaden; in den Futtertabellen 
find 3. B. Roggen zu Brot im Verhältniß wie 
:3 — 3:2 — 6:7 angegeben (vgl. Bäderei). 
Das Brot ift minderwerthig. Mit Bortheil badt 
man jet häufig Fleiichmehl, Kleber u. dergl. Stoffe 
mit unter das Brot (ſ. Kleberbrot u. j. w.). 

6. Das Sauerfutter; als Gejammtkoften find 
1— 1,8 Mark für 100 kg berechnet worden; vgl. 
unter Ernte. 

7. Das Kochen und Dämpfen. In Nr. 5 
des „Defterr. Landw. Wochenblattes‘‘ 1885 wird 
von 9. Moskovits mit der Ueberſchrift „Eine 
billige Fütterungsmethode” deffen Verfahren zum 
Dämpfen von Futter bejchrieben; es bejteht darin, 
dab er im Stall vier Kaften zu 2 qm und I m 
tief in der Erde anlegen ließ und zwar jo, daß 
aus denjelben kein Dampf entweichen fann. Dieſer 
wird — eine außerhalb des Stalles angejahrene 
Lofomobile, welche währenddem verichiedene Arbeit 
verrichten Tann, geliefert. Die angegebenen Ber- 
hältniffe genügen für 40 Stück Großvieh auf 
4 Tage, ſodaß wöchentlih nur zweimal das Däm— 
vfen nothwendig wird. 

Mit den gewöhnlich gelieferten Futterdämpfern, 
welche jet in verichiedenen Syſtemen geliefert 
werden — Henze, Weber u. ſ. w. — zu 330 bis 
800 Mark oder zu 280 Mark für 300 kg, zu 
380 Mark für 600 kg u. j. mw. (vgl. den Supple- 
mentband) jtellen ſich die Koften nach Inſpektor 
Eisbein-Köln zu 2,5 Pig. für 1 hl Futtermaſſe, 
nad Grouven zu 6 Pf. für 100 kg mit Werth- 
ihäßung zu 10 %,; da aber bei Berechnungen der 
‚Urt nicht genau genug verfahren wird, jo kann 
man bis 10 Pig. Koften auf 100 kg rechnen, 
Jedenfalls ift das Dämpfen eine der billigften und 
beiten Arten der Futterverbefferung. 


368 Futtermittel. 


Futtermittel. Auch in Bezug auf diefe bemüht | verhältnig und die Angabe zur Berechnung der 
man jich, deren Zahl immer mehr zu vergrößern | Bereicherung und Erſchöpfung des Bodens an Stid- 
und über die vorhandenen und im Handel ver= |ftoff, Kali und Phosphorjäure, aljo ebenfalls ohne 
breiteten oder jelbjt erzeugten die vortheilhafteite Werthberechnung, welche auch Kühn nicht giebt. 
Anwendung immer befjer kennen zu lernen und In der jehr ausführlichen Tabelle von Hitich- 
die Wirfungen zu beobachten. Die jept in Wer- | mann, bearbeitet von E. Bott, find als für die 
fen über die Fütterung veröffentlihen Tabellen Meijten neu aufgenommen etwa zu nennen: 
enthalten eine jo ftattliche Menge von Futtermitteln, unter Heu: Alpen- und Waldheu, und Heu von 
daß darauf verzichtet werden muß, aller neu hin- Karthäufernelfen, Mohn, Sojabohnen, Schwedifcher 
zugefommenen zu gedenfen. Der Einwirkung der Treſpe, Beſenſtrauchſpitze, Beinwell, Brennneffel- 
Verjuchsitationen MA es zu danken, daß die Futter» blätter, Waſſerpeſt, Wafferlinie, Rennthierflecte, 
mittel de3 Handels mit genauer Angabe der Zu: Isländ. Moos und Carraghenmoos, unter drün- 
fammenjegung und mit garantirtem Gehalt an den futter das von Sorghum hale-pense, Futter— 
wichtigjten Nährftoffen angeboten werden, und aud), | diftel, jung, verjchiedene Laubarten, Tannennadeln, 
daß die Zahl der Geheim- und Wundermittel immer | Gartenjalat, Spinat, Beinwell, Brunnentrefie, 
Heiner wird, weil die Chemiler fofort deren Be- | Zuderichoten, Stechginiter, Wafferpeft, Wafferlinien, 
ftandtheile und Preiswürdigfeit befannt machen. Krappblätter, Sauerheu v. Mais, Yupinen, Runteln, 
Trogdem fehlt cö nie an Anpreifungen von wun-  Kartoffelfraut, Rothflee, Senf, Kohlrübenblätter, 
derbar wirfenden neuen Präparaten, mit welchen | Aderjenf, Ejpariette, Widen, Roggen und Braun— 
in der letzten Zeit bejonders die Engländer und, heu von Mais, Ejparjette, Wicjenpflanzen, Roth- 
die Amerikaner uns zu beglüden verjucht haben; flee, Bicdorienblätten; unter Stroh das von 
folche, weldye als Schwindelei zu betrachten find, Reis, Sanderbjen, Gartenbohnen, Sojabohnen, unter 
werden unter igren Namen bejonders bejprochen, Spreu u. j. w. Dari (Sorgh. tartaric), Säge 
weil es nothwendig ift, vor deren Ankauf zu warnen. | jpäne, unter Wurzeln und Knollen: Batate 

Die Tabelle über die Futtermittel von Sette- und Churos (durch Froſt fonjervirte Kartoffeln), 

aftenthältdie genauen Angaben über die Zufammen- unter Körner und Früchte: Kernen, Dari, Reis 
R ung u. ſ. w. von 37 Körner» und Früchte-Arten, | geihält und ungeihält, Lupinen entbittert nach 
45 Heu-Arten, 54 Arten Grünfutter, Blättern ‚Kellner, Sojabohnen, Heufchredenbohnen, Tref» 
u. ſ. w., 18 Arten Stroh, 12 Urten Spreu und | penjame, Erdnuß, Seſam, Wegerichiame, eßbare 
Schoten, 11 Arten Wurzelfrüchten, 76 Produkten, | Pilze, Johannisbrot, Gleditschia tricanthos, 
bezw. Abfällen techniicher Gewerbe u.j.w. und 10 unter gewerbliche Abfälle u. f. w.: die von 
Arten thierifher Abfälle und Produkte, zujammen Zuckerrüben ausführlichft, desgleichen die Malz», 
aljo von 266 verichiedenen Futtermitteln. In chlempe⸗, Mehl⸗, Kleie-Arten und Trebern, dann 


Hitihmanns Vademecum find aufgeführt: 
Heu 47 Arten, Grünfutter 57 Arten (mit Sauer- 
und Braunheu), Stroh 29, Spreu und Schoten 20, 
Wurzeln und Knollen 14, Körner und Früchte 69, 
gewerbliche Produfte und Abfälle 117 und anima- 
liiche Futterftoffe 14, zufammen alio 367 Arten. 
Settegaſt's Tabellen geben an: die Gehalte an zu 
berüdficytigenden Broteinftoffen, nh. — in 3 Ub- 
tufungen mit dem Gehalt von 75 bis 100, 50 bis 


0 und 25 bis 45%, verdaulich, Fett, f. — in, 


2 Abftufungen für 100 und 50 %/, verdaufich, ftid- 
ftofffreie Ertraftftoffe — nfr. — als vollwerthig 
mit Hilfe der Rohfaſer, ferner an nicht zu berüd» 
fihtigender Robfafer — hf. — an Mineralitoffen, 
an Trockenſubſtanz — tr. - und an Waffer, dann 
das Nährjtoffverhältnig im Gefammtfutter und im 
verdaulichen Theil, und endlich die Geldwerthe bei 
angenommenen Marftpreiien von 5,5 bis 7,0, 7,5 
bis 8,5 und 9,0 bis 10,0 Mark für 100 Pfund. 
Die Tabelle bei Hitihmann hat als Angaben: den 
Schalt an tr. im niedrigften, höchften und mitt« 
leren Saß, an nh. ebenjo, an f. desgl., an nfr. 
und hf. ebenfo und für Wafjer und Aiche die mitt- 


Kleberabfälle und Kleber, troden, Kühlgeläger, 
Oberteig, Maiskörner, ausgelauchter Hopfen, Futter» 
ı reis, Reisfuttermehl, Reisfleie, die Deltuchen, eben» 
falls jehr vollftändig und darunter zu bemerken 
etwa die von Maisfeimöltuchen, Niger-, Kapok, 
Soja-, Dliven-, Fenchelſamen-, Anis-, Koriander», 
Weinhefe⸗, Kalao-Kuchen. 

Die neueren Forſchungen über verſchiedene Futter- 
‚ mittel gaben als das Wejentlichjte etwa das Fol— 
gende: 

1. Bohnenihrot. Die Klagen über bitteren 
Geichmad der Butter, jelbjt bis zur Ungenichbar- 
feit, nad) fFütterung mit B. veranlaßten nach Kirchner 
auf der Berfuchsitation in Kiel eingehende Ver— 
ſuche; dieje ergaben, daß das B. an fich, bis zu 
1 kg pro Kopf und Tag, auf die Milch nicht nach- 
theilig wirft, wenn es friſch ift, dab es aber bei 
etwas hoher Schihtung und nicht häufigem Wen- 
den fich zu dicht zufammenballt, dadurch fich erhigt, 
Humpig und nun jäuerlich wird, in welchem Zur- 
ftand es die beobachteten Nachtheile mit jich bringt. 

2. Roggen ftatt Hafer; die Preisverhältniffe 
haben die Frage, ob Roggen ftatt Hafer mit Vor— 





leren Gehalte, aljo feine Geldwerthberehnungen | theil gefüttert werden könne, erörtern lajjen. Rueff 
und im Ganzen die Tabelle nah Kühn entworfen. | theilte darüber mit, daß man, um die Nachtheile 
Wolff, mit bedeutend geringerer Zahl der Ana- (Entzündungen) zu vermeiden, in Frankreich den 
Iyien, giebt an: das Wafjer, die Afche, die organi- | Roggen mit der doppelten Menge Waſſer jo lange 
ſchen nm: nh. — hf. — nfr. — f. —, kocht, bis die Körner plagen und dann das Ganze 
den verdaulichen Theil davon und zwar bejonders ) jo lange jtehen läßt, bis alles Waffer aufgejogen 
für nh. — bf. — und nfr. — f., das Nährwerth- iſt; es joll nur jo viel gefocht werden als täglich 


L, 


Futtermittel. 


gebraucht wird und das Futter iſt nur jo zu geben, 
daß man mit Heinen, Mengen anfängt. 1 kg 
Roggen ſoll 1,5 kg Hafer erjegen. Er wirkt be- | 
fonder8 gut für phlegmatiiche Hengjte und mil» 
chende Stuten. 

3. Schlempe. Die Altienfpritfabrit Ebftorf- 
Hannover hat ihren Kartoffel » Lieferanten und 
Aktionären die Abnahme der Schlempe daburd 
wejentlich erleichtert, daß fie dieſe eindidt; fie wird 
jentrifugirt, dann im Vakuum eingedampft und 
dann wieder mit den durch das Zentrifugiren aus- 
geſchiedenen Theilen vermiſcht; 100 1 werden auf 
40 | verdidt; durch diefes Verfahren wird die Sc. 
werthvoller für den Transport und für die Yütte- 
rung befjer, weil der Gehalt an Säuren vermin- 
dert ift. Zum Füttern wird wieder Waffer bis zu 
4—5 Theilen zugejeßt, um als Tränfe verwendet 
zu werden. 

Neuhauß-Selchow mill die Nachtheile der 
Schlempe dadurch vermieden haben, daß er fie fo 

ik als möglich füttert, was Barnad — 

f dieſe Art gegeben, ſoll der Geſundheitszuſtand 


R 


| trefflich bewährt; 1 <} Hafer joll durch !/ 


369 


und die Beichaffenheit der Milch vortrefflich ge— 
weſen jein. 

An anderen Orten hat man Schlempe mit hohem 
Nupen über Torfſtreu ausgegofjen und dadurch 
einen vortrefflihen Dünger erzielt. 

4. Oelkuchen. Unter diefen find die Erdnuß— 
fuchen raſch allenthalben hin verbreitet worden und 
haben bejonders beim Milchvieh die anderen Arten 
außer etwa noch den Palmkuchen verdrängt. Man 
muß aber darauf achten, nur die gut präparirten, 
enthaarten Erdnußfuchen oder das Erdnußfuchen- 
mehl zu verwenden. Für Pferde hat ſich der Erd— 
nußichrot mit 45 bis 50 nh., 7 bis 9 f. und 38 
bis 26 nfr. als theilweijer Erſatz des Hafer! vor- 


bis 
Y/, kg Erdnußichrot erjegt werden und vom Hafer 
nur die Hälfte. An der Tagesration werden da— 
durch 20 bis 30 Pig. eripart. 

Graf v. Kwiledi-DOber-Zedlig bei Frauſtadt 
hat für 71 Kühe die Leinfuchen nad und nad 
* — erſetzt und zwar in der Art, 
wie folgt: 


kg k 1 
1. Bode: 1 Leinkuchen oder O Erdnußluchen; Milchertrag in 7 Tagen 2860, Buttergewinn 105 
& „ DD „05 a „Tu 2950, E 109 
>. 630 : 00: # „IT .- -BIM, g 111 
4. „ 05 „ „ 075 „ " >52. 8810; z 112,5 
. „00 „ u ä „T 8300, J 113,5 


Da die Leinkuchen Tofo Frauftadt für 100 kg | Kühe diefes Mehl nur nad längerer Zeit erft ge- 


15,6, die Erdnußfuchen 17,2 Mark koften, jo er⸗ frefien; es ift der Geruch den 


hielt man in der 5. Woche gegen die erjte, aljo 
mit Erdnußluchen alfein gegen Leinluchen allein 
mit 7,95 Marl Mehrkoften des Futters 8,5 KB 
oder 17 Mark Mehrgewinn an Butter und 400 
abgerahmte Milch mehr, zufammen für mindejtens 
33 Mark Mehrerlös, aljo rund 25 Markt Gewinn, 
pro Kuh 36 Pig. und im Jahr, zu 43 Wochen 
Milhzeit gerechnet, 15,48 Mark, für 71 Kühe 
1099,28 Marf, rund 2000 Marl 
Aus Rufland fommen Hanfluhen zu nur 
9 bis 9,6 und 8,2 bis 8,5 Mark in geringerer 
Corte für 100 kg mit 20 bis 25 nh., 9 bis 11 f., 
39 bis 42 nfr., 7 bis 8 Aſche und 10 bis 12%, 
Feuchtigkeit; fie haben fich nach Verſuchen ſehr gut 
für Fohlen, Pierde und Schafe bewährt, find aber 
idierer verdaulich als andere Deltuchen. 
Borhlet zeigte auf der Münchner Molterei- 
Ausftellung Deltuchen aus Hederich⸗ Samen, weil 
aus Ungarn waggonweiſe der Hederichjamen zur 
der Rapstuchen fommt. Die Baum- 
olljamentuchen haben überall raſch gute 
! ; e8 bringen jet ba, mo bie 
wird, die Samenkörner faft 
e. Bol. ai Ken u. Amerifa. 
‚ Heislleie B und Reisfuttermehl AB, 
Steineder & Comp. — Fiume, würden in 
| unterfucht und gaben 6,88 und 8,85 nh,, 
und 9,96 f., 43,36 und 50,03 nfr. und 22,10 
und 13,27 hf.; es Arge das Mehl AB bedeutend 
werthvoller ala die Kleie B; das Mehl wird 20%, 
billiger als Roggenkleie abgegeben. Nach Verjuchen 
haben die Enten B jehr gerne, AB gar nicht und 
Landw.-Konverj.sBeriton, SpeylalsEupplement. 















hieren nicht an» 
genehm. Für Jungvich wurde es mit 11 Hafer» 
ſchrot zu großem Vortheil gefüttert, ber Kühen bis 
zu 4 kg pro Tag. hrodt erjegte 3 kg Kleie 
durch 3 kg Neismehl und erhielt weniger Milch, 
dann 1,5 kg Kleie durch 1,5 kg Reismehl und 
erhielt num mehr Milch und in diefer mehr tr.; 
bei Verſuchen in Sadjjen will man von 0,5 kg 
ftatt 0,5 kg Erdnußluchen 11 Mild mehr er- 
halten haben und auch in Hannover war man mit 
der Unmwendung jehr zufrieden. Bon 0,5 kg mehr 
Mehl gewann man '/, bis %, 1 Milh pro Kopf 
und Tag in Defterreichh und da 1 1 22 Pig. gilt, 
jo war man aud da fehr zufrieden damit, zumal 
Milch und Butter als vorzüglich in Bejchaffenheit 
gejchildert werden. 

Nach Settegaft verhält fich der Preis der Rog— 
genkleie zu dem des Reisfutttermehls wie 712: 635, 
eine large welche im Handel nur jelten 
zutrifft. Die NAnalyje wird für Neismehl mit 
10,9 %, verdaul. nh., 9,9 verdaul. Fett, 47,6 nfr. 
— 11,1 hf., 10,6 Mineralftoffe, 91,1 tr. angegeben, 
die der NRoggentleie giebt in gleicher Reihenfolge 
die Zahlen: 14,5 — 4,5 — 58,6 5,2 
— 87,5 an. 

6. Kartoffeln, gedämpft, gelodt und 
roh. Ueber die Wirkungen vom Dämpfen ober 
Kochen der Kartoffeln find Verſuche bezüglich des 
Verluftes an den Mineralftoffen gemadt worden; 
fie ergaben, daß verloren 
die ungeichälten Kartoffeln 1,17 beim Dämpfen, 

3,64 %/, Rohajche beim Kochen, 

24 


— 5, — 


370 Futtermittel. 


die geſchälten Kartoffelu 7,28 beim Dämpfen, 60 bis 70°, der nh., 70 bis 80 von f. und 60 
28,86%, Rohaſche beim Kochen, bis 25%, von nfr. Bei Settegaft und Anderen 
die ungefchälten Kartoffeln 0,69 Kali und 0,0%! giebt es darüber gar feine Angaben., In den 
re ee beim Dämpjen, 3,32 und 1,12%, — wo Hopfen gebaut wird, legt man 
beim Kocen, hohen Werth auf das Laub und füttert es bejon- 
die geichälten Kartoffeln 6,93 Kali und 4,57 Phos- | ders gern beim Rindvieh, ſriſch und troden; jeden- 
phorjäure beim Dänpfen, 38,33 und 22,87 %,, Fr gehört es u — beiten Laubarten, wel- 
beim Kochen. en die älteren Schriftfteller alle — Beit u. j. mw. 
An an — La : es mit — | — vollen Heuwerth gaben. 

von 12,5 kg pro Kopf und Tag für die Menge z ; — * 
und Güte der Mitch gleichgiltig it, ob die Kate Meran Ziejes Auftermittel hat in 
toffeln roh oder gedämpft gegeben werden und | Der lebten Zeit mehr Beachtung nefunden als vor- 
ebenjo für den SFleifchanfag, fo lange die Gaben ı BET; man kann vom ha bis 8000 kg ernten. Bei 
nicht über ’/, des Nahrungsbedarſs gehen; giebt | ae ne Harte 16 Stühe zu 400 kg vom 
man mehr, dann wird die Mil) mit rohen Nav hi En N, ——— von 
toffeln wäſſeriger und die Butter erhält einen . e. & Haferſtroh und 1 kr Hajerſchrot aus 
ihlehten Nachgeihmad giebig ernährt umd gaben viel Muͤch und ichöne 
as — Vein De Butter. Nach Brümmer giebt man in 

7. Hopfentaub. Hierüber machte Dr. Wein Holden ale Nationen für 500 kr Yu F 
(„Allg. Brauer: und Hodfen « Zeitung“) Verſuche ) BEN EN 1.4 hgewicht 
ie Blätter, ke Senf, 5 kg Weizenſtroh und 1 bis 1,5 

und Unterjuchungen, welche ergaben, daß die Blätter |], J 
de3 Hopfens reider an nh., f. und Mineralftofien, | g Hafer: oder aisihrot. Der Senf liefert ein 
‚billiges Futter, wenn Die angegebene Menge von 


aber ärmer an nfr. und hf. als die Stengel find i sen 
daß aber im Ganzen das Futter dem guten Kirjen- ſeht leichtem Boden geringerer Klaſſe gewonnen 


und Kleeheu, der Weizen und Roggentleie, te 
dem Futterroggen und den Autterwiden bezüglid 9. Gebirgs» und Niederungs-Heu. Hier- 
der nh. gleichgeftellt werden kann, jedoch mehr hf. | über liegen mehrere Analyjen vor. Grote-Göt— 
enthält; der Futterwerth ift bedeutend größer als tingen unterfuchte Elbhen aus der Gegend von 
der der gewöhnlichen Grünfutterarten. Er rechnet Wörlig und Harzheu ans der Eibingeroder Flur, 
für 1 Ztr. 1,43 Mark Futterwerth und Iuftteoden | Sacre-Leipzig Heu ans der Schweiz, welches 
3,34 Mart (104,3 Futterwerth + Einheiten). Dr. für eme dortige Milchwirthſchaft bezogen wird und 
Bott giebt den Ertrag an Stielen und Blättern zwar hauptfächlich wegen der fich aleich bleibenden 
u 18 Ztr. an und deren Werth mit den zarten Beihaffenheit; in Hitſchmaun's cm d 
anten zu 37 Mark, die Verdaulichkeit gleich) der Analnfen von Alperheu und Waldheu gegeben. 
von Rappellaub und Runfelblättern und zwar zu Pie verjchiedenen Analyſen lanten: 


Eib Schweizer Heu n Waldhe Wi Saures 
Tr er in 








Wafler 14,5 13,00, 
Ade 7,78 7,23 32 7,0 2,6 6,0 63, 
oh. 1259 7.78 11,07 10,9 8,8 9,5 16. 
E 4,02 2,46 3,01 3,8 Er 2,3 4,6 „ 
nfr. 36.29 44.66 38,51 45,4 49,3 40,3 357. 
bi 2 23,42 7,1 18,4 24,5 27,0 328. 


Die Angaben über normales Wiejen- und über da aber auch bei Hitſchmann die höchſten und die 
jaures Heu wurden nod zur Vergleihung mit ans niedrigften Angaben fi finden, jo find dieſe eben- 
gegeben, die Angaben beziehen ſich auf Mittelwerthe; falls noch mit zu erwähnen; fie lauten für 


Alpenheu Waldheu Wiejenhen Saures I 

Waſſer = u 9,8 und 21,7 11,8 und 14,6%, 
nh. 10,3 und 11,8 7,9 und 9,9 5, „ 194 Bari, 
J 3,8 " ’ " 5,6 4,4 * 4,9 072 
ufr. 435 . 466 48,3 „ 50,7 226 . 507 6 . 4497 
hf. 167 „ 20,2 238 „ 249 19,7 „ 399 240 „ Al5. 
Man erkennt daraus, wie groß die Unterjchiede | (Holländ. Reichs-Verſuchsſtation) wurden verichie- 
in der Zufammenfegung fein können. dene Runfeljorten analyfirt und deren, „Fu ” 
10. Runtelrübenarten. Bon A. Mayer auf Grund der Analyjen beftimmt und zwar Kr 
100 kg Golden Tanfard zu 1,27 Mark, Ertrag pro ha 74,000 kg, Futterwerth pro ha 940 Mart 
Oberndorfer 108 5 "u 0000 „ — a 

Giant longred a > eh & 225678 2 

elow Globe „ 127 „ — „ „ 5280 „ Mi ev Be 
ammouth ” 0,80 „ m " ” 68,000 ” ” ” 544 — 

8 Giant den ” 1 ‚30 Pr " ” ” 64,500 ” ” ” ” 339 ” 

ur Bergleichung diente 

3 un, Fan 5 A = ”» » R,000 „ 2 a 1 


1 u 2 — 
Futtermittel — Futterwerth. zul 


Bei den Runleln könne al3 ungefährer Anhalt Zur Berechnung nad YFutterwertheinheit ftellte 
für den Futterwerth die Leiftung der Denfität des | Grote für die oben angegebenen Heuarten feit, daß 
Saftes dienen; fie war vorliegend für die Runfeln | mit dem Sag von nh. und f.= 5 und nf. = 1 
in Golden Tankard — 999 — in Oberndorfer auf das Harzheu 119,39 und auf das Elbheu 
95, im Giant longred 10 %0, in Giant Pellow | 95,81 Einheiten kamen, aljo bei 7,0 Mark für 
1097, in Vellow Globe 807, in Mammouth 6 03.| 100 kg Normalheu und demnad 6,8 Pig. für die 

Die Ziffern für die Erträge am gefammten Fut- | Einheit da3 Gewicht von 100 Harzheu 8,22 
terwerth werden jelbftverftändlich für jeden Boden und 100 kg Elbheu 6,72 Mark koften dürfe oder 
und Jahrgang) andere jein, es beweift aber die | werth je. Das Harzheu hat den 1,223jachen 
Unterfuhung, wie großartig die Unterjchiede find | Werth vom Elbheu. Es war ferner ermittelt 
ie nad Wahl der Sorte für beftimmte Bodenver- | worden, dab im Harzheu 70,09, im Elbheu nur 
bältniffe; 540 bis 940 Mark, aljo ein Unterichieb | 59,54, der nh,. verdaulid waren, aljo auf den 
von 400 Mark zwiichen der am beften und der am | unverdaulichen Theil (Nuclein nad) Stuger) dort 
chlechteſten einjchlagenden Sorte bei 25,000 kg | 29,91, hier 40,46%, kommen. 

Gewichtsunterschied ift in hohem Grade beachtens | 11. Kraftfutter- Preije Schultze gab 
wert. Nicht das Erntegewicdht, jondern die Güte | über die Marftpreife und die wirflichen Werthver- 
ift das Enticheidende; für Golden Tankard wird | hältniffe zur Zeit der finfenden Preife des Ge— 
I Mark Futterwerth pro ha in nicht ganz 80 kg, treides eine Zujammenftellung mit Körnerfrüchten, 
Rüben gewonnen, für Oberndorfer in 92 kg, für Kleie- und Oelkuchenarten auf Grund der Wolff- 
Mammouth in 125 kg Rüben u. f. w. während ſchen Analyien, wie folgt. Es find oder waren 
kei Grünmais 1 Mark Futterwerth auch erft in — 1885 — im Braunſchweigiſchen in Mark: 

125 kg gewonnen wird. 


die Marktpreiſe für Weizen 7,00, Roggen 7,00, Mais 7,00, Bohnen 8,00, Erbien 9,00 
die Werthverhältniſſe m 5,00, „49%, „ 5,06, Tal: -— 5 
die Marktpreiſe für Weizenkleie 4,80, Roggenkleie 4,90, Reismehl 4,45, Baumwollſamenmehl 8,00 
die Werthverhältniſſe e 4,75, . 5,00, „5,00, u 10, 
die Marftpreiie für Palmkuchen 6,40, Sejamt. 6,25, Erdnußk. 7,25, Rapsk. 7,25, Leink. »,50 
die Werthverhältniſſe 5 6,65, „9,00, ie 11,00, „ 755, „785 


Nach diefer Rechnungsweife wären Baumwoll- | jeltener auch für anderes Vieh. Das Mäften von 
Jamenmehl, Sejam- und Erdnußkuchen die vortheil-  Kälbern mit Bollmilh ift ein alter Gebraud in 
hafteften, Roggen, Weizen, Erbien, Mais die un— | Gegenden mit jehr wohlhabender Bevölterung, da 
vortheilhafteften Futtermittel. Bei derartiger Ber- das damit hergejtellte Fleisch nicht unter 1,6 bis 
Jleihung wird aber überjehen, daß die ſelbſt 2 Mark pro kg hergeftelt werden kann. In 
sebauten Körner nicht zu Marktpreifen berechnet | Deutichland bleibt dieſe Art der Kälbermaft des— 
werden dürfen, fondern bis zum Füttern noch | halb auch nod) Ausnahme für wenige Marftorte 
für Schroterlohn, Kleie, Berlufte, —— u. ſ. w. oder für die Ausfuhr nad England. 
Ausgaben entjtchen und daß die * zum Futterwerth. Die ſchlimmen ER welche 
Marktpreis, Unkoſten loko Hof, Brecerlohn, La- | mit ftrifter Anwendung der Futternormen und der 
gerung, Verluſt u. ſ. w. anzujegen find, jodaß ganz |von den Wgrikulturchemifern entworfenen Preis- 
andere Beziehungen durch genaues Rechnen ſich | beftimmungen für Futtermittel in der Praris da 
ergeben müjjen. Nah Sculge wurden troß der und dort gemacht werden mußten, haben dazu ge- 
niedrigen Preije die Getreidearten noch überwerthig | führt, da man immer und immer wieder verjucht 
im Marttpreife, alio ficher nicht zu billig ver- hat, zu befjeren Beitimmungen der Futterwerthe 
tauft; auch in diefer Beziehung kann die Rechnung |fommen zu können. Diefe wurden um jo wid 
nicht richtig jein. tiger, je mehr das Getreide im Preiſe ſank, ſodaß 

12, Zuder; zur Zeit der Krifis für den Zuder |die Frage der Nützlichkeit der Verwendung zur 
wurde vielfach über defjen Verwendung zur fyüt- | Fütterung jehr nahe lag und nur dic genaue Feſt— 
trung ald Mittel der Verhinderung zu niedriger ſtellung des Futterwerthes noch fehlte, um fichere 
Breife verhandelt und gab es eine Anzahl von ‚ Berechnungen darüber anzuftellen. Unjere Bor- 
*erfuchen darüber. Das Ergebniß war, daß Zuder fahren haben befanntlih die Heu- und bie 
nicht mit zemügendem Bortheil zur Fütterung ver- Roggenwerthe für relative VBergleihungen ange- 
wendet werden lann und ſelbſt nicht bei niedrigftem | wendet und lange Jahrzehnte hindurch war man 
Preije. ‚damit vollfommen zufrieden. Noch heute Tann 

13. Magermildh; von der Berwerthung der | man, ja muß man oft mit Heuwerthen rechnen, 
Nolkereiabfälle zur Fütterung wird immer mehr | wenn man verwandte Yutterftoffe in ihrem Ge» 
Gebrauch emacht und beſonders beider Aufzucht und | brauchswerth mit einander vergleichen will, da nicht 
für die Haft von Kälbern mit Magermilh, zur immer die chemiſchen Analyſen zu Gebote jtehen 
Raſt von Schweinen, wie jchon früher, mit Mollen oder anwendbar find. Auch mit diefen Tommıt 
das fonftige Futter vermicht und verbeflert. — man nur dazu, mittlere Werthe mit einander 
Sol. bei den einzelnen Viehzuchten Weiteres. ‚vergleichen zu fünnen, die jelbftgezogenen Futter 

14. Milch. Die Vollmild kommt zur Anwen- | mittel find aber nad) Jahrgang, Lage, Boden, 
dung bei Aufzucht von Fohlen, ſ. Pferdezucht, | Klima, Fruchtfolge, Düngung, Erntezeit und Ernte- 


24 * 





” 


372 


— —l 


Futterwerth. 


wetter, Aufbewahrung u. ſ. w. meiſtens ſo ver⸗ jedesmal andere Ergebniſſe erhalten und jetzt um 


ſchieden von dieſen Mittelwerthen, daß der Heu-|jo mehr als noch eine neue Verſchiedenheit 


werth eben jo gut zur Bergleihung dienen kann, 
wenn es ſich um Futtermittel handelt, weldye dem 
Heu und Gras ähnlih find. Der Mißbrauch, 
welchen man mit den Heuwerth-Berechnungen ge- 
trieben hatte, war der, daß man alle Futtermittel 


hatte. 


vergleichungen; fie find dazu noch heute verwendbar | — F. E. — 


und meiftens brauchbarer ald andere Formeln. 
Nach der Heuwerth⸗Berechnung kam die Stid- 
ftoff-Werth-Beftimmung, melde dann jpäter 
vervollftändigt wurde in der Weife, wie noch jetzt 
gerechnet wird; man analyfirte die Futtermittel 
im Gehalt u nh. — f. — nfr. — hi. — Aſche 
u. ſ. w, mußte aber, um Werthvergleihungen an— 


ftellen zu können, auch wieder zu fünftlichen Mes | 


thoden ſich entſchließen. Grouven unterjdied 
voluminöſe und konzentrirte Futtermittel 
und beſtimmte nach herrſchenden Heu- und Rog— 
genpreijen die Preishöhe für gleiche Gewichte 
nah. — f. — nfr. —, womit dann eine Tabelle 
zur ——— aller Futtermittel nad) Maß— 
abe vom beftimmten Heu- und Roggenpreis ge— 
tigt werden fonnte, mit welcher einige Jahr» 
zehnte lang gläubig allenthalben gerechnet worden 
iſt. Die Futterwertd-Tabellen von Wolff, Set- 
tegajt, v. Gohren, J. Kühn werden noch heute 
ziemlich nach diefem Schema entworfen. Berän- 
dert hat man das Grouven'ſche Wild nah Mah- 
gabe der befferen Analyfen und dadurd), daß man 
— nicht jeitens Aller — auch die Berdaulid- 
feit mit in Berüdfichtigung zog. Es wurde ge- 
eigt, daß der Futterwerth nicht von dem abjoluten 
a an nh., f., nfr. u. ſ. w. abhängt, jondern 
auch von der Berdaulichkeit dieſer Beltandtheile. 
Die meisten neueren Tabellen find in diefem Sinne 
umgewandelt; die darin angegebenen Säge gelten 
nur für die verbaulichen Theile. Auch damit war 
das, was man wollte und für die Praxis haben 
mußte, noch nicht volllommen gelöft. Jeder muß, 
wenn er der Reihe nad mit den Xabellen von 
Wolff, Kühn, Settegaft, v. Gohren u. ſ. w. rechnet, 


45 %,nh. — 129, £. 


geliefert werden aber dem Ubnchmer: 38 „ „ 
folglich zu wenig 


und ſchließlich ſogar das Salz mit Heu verglichen | ftimmte Relation 


Die Roggenwerthe dienten nur zu Preis- Futterwerthein 








r die 
Berechnungen hinzugelommen if. Schultze hatte 
jeiner Zeit noch mit verfchiedenen Gägen für nh., 
f., nfr. je nad) Art der Futtermittel gerechnet, 
ipäter fam man mehr zu einheitlichen eg und 
in der neuejten Zeit hat man verjucht, dieje in be- 
u einander zu bringen und 
ee zu Grunde zu Tegen 
Bon verichiedenen Agrikulturchemikern 
und PBhyfiologen: J. König, U. Emmerling, 
Wegener, ®olff u.j.w. war für die Preis- 
beftimmungen das Verhältniß von nh.: f.: nfr. 
=5b:4:1ober=5:8:1ober = 6:25: 1 
oder 35:3, 7:1lvdr=3:3:1wd=ä5:5:1 
gewählt worden. Auf der Verſammlung in Ei 
nad) hat man ſich „in vorläufiger Uebereinkun 
dahin verftändigt, das Berhältniß 5:5 :1 
allgemein zu Grunde zu legen, um dem ®irrwarr 
ein Ende zu machen. 
Gerechnet wird nun mit deſſen Hilfe jo: 
ein Futtermittel, 3. B. die Roggenkleie, als 
jammenjegung 14,7 nh., 3,5 £., 60,0 nfr., jo 
defien Futterwerth und Preiswürdigkeit dadurch 
gefunden, daß man jagt: 
es find 1,7X5=735 F.E. 
35X5=175.. 
60,0X1=600 „ „ 
zufammen 151,0 F. E. 


Beim Preis von 11,50 Mark für 100 kg koftet 
11,50 
die Einheit - i5i > 7,62 Pfg., alio 1 kg nfr. = 
7,62 Big.,1 kg nh.—= 17,62 X 5 — 38,10 und I kgf. 
7,62 X 5 = ebenjoviel. Mit Hülfe diefer Methode 
find die Futterwerthe gefunden worden, von wel—⸗ 
den unter Futtermitteln die Rede war. 

Mit Recht unterzog ©. Ruhland-Heſſen— 
thal („Milchzeitung“, Nr. 17, 1885) dieſes Ber- 
fahren einer jcharfen Kritif und wählte dazu das 
—— Beiſpiel. 

ei einem Lieferungsvertrag über 10,000 ke 
Baummollfamenkuchen find als Gehalt garantirt 
worden: 
— 20 %,nfr., 
28 


7%,nh. u. 2"of. u. zu viel 8%, nfr. 


Wie viel hat der Berfäufer am Preis nachzulafjen ? 


Bei Berufung auf E. Wolff mit dem Verhältniß 5:5: 
%. Kühn „ Ri 6: 2,5 
Under „ „ 


" " 
” " 


u. j. w. Gefragt wird er Wer hat Recht 
und wie foll gerichtlich entichieden werden. 


In | ftehen fanın. Um nun 3.8. für 500 kg 


1 erhält man 156,00 Mark 
:1 5 148,5 FR 


.:5%1 ” 190,60 * 


nh. und f., da auch an nfr. fein ge ent» 
ilchkuh 


weiterer ri wird bemerkt, daß es in un- | 1,14 nh. und 0,25 f. zu beihaffen, müffe man 
jeren Wirthichaften wohl felten an tr. fehlen werde, | unter den zu Gebote jtchenden Futtermitteln die 


und daß da, wo das der Fall ift, mit Ankauf von | billigjten und pafjendften auswählen, das find ver- 
Raubfutter und Wurzelfrüchten dem Mangel leicht | jchiedene Delkuchenarten und Reismehl; 1,14 nh. 
abzubelfen jei; das, worauf es antommt, find nur | find aber enthalten z. ® in: 


Futterwerth. 373 
kg Erdnußkuchen, welche 39 Pig. koſten und 0,18 kg f. enthalten, 
31 „ Qaumwolljamenluhen „ 2 » vn Tun m 
41, Mohnkuden, „ #2 u» nn 032 un m \ beide nicht für 
35 Seſamkuchen, [23 49 [23 [23 ”„ 0,37 "„ " "„ J Kühe paſſend, 
6,3 " Palmme l, 70 [73 [23 0,20 „ [22 [73 
7,1 „ Palmkuchen, " n „nn Bun m 


10,3 „ Reismehi, 123 — 1; — u. ſ. f 
In 4 Monaten toſtel die Zugabe in Reismehl 120 x 1,23 == 147, "60 Mark 
in Erdnußkuchen 120 X 0, 3 = 46,80 = 


d.i. 100,80 Mark weniger. 


Hierzu muß man bemerken, daß man niemals | nod die des Mittelwerthes der Futtertabellen, jo- 
die ganze Menge von 1,14 nh. und 0,25 f. wird | dab doch, je nachdem die eine oder die andere an— 
3 beſchaffen nöthig haben und daß andererjeits gewendet wird, Unterjchiede bleiben, welche minde- 

iüchfuttermehl am ftichtoffreichiten ift und | Fed jo groß find, wie die Fehler bei Anwendung 
tidftoff am billigften liefert. Da in mäßi- von Heumerthen, welche wenigjtens für den Praf- 

* Gaben dieſes Futter nach vielen vorliegenden tiler das Gute haben, daß er raſch und leicht da— 
derſuchen für Milchvieh recht gut verwendbar iſt, mit rechnen kann. Die für Veranſchlagung und 
wird 1,14 nh. durch 2 kg davon volllommen ge: | Einrichtung von Gütern oft jo wichtige Aufftel- 
dedt und damit erhält man 0,24 f., alſo auch nr Futter- und Stroh-Etats war mit 
genug; 2 foften 31 Pig. und in 120 Tagen H leicht zu bewirlen, mit F. E. wird jie ein 
ılio nur 37,20 Mark, d. i. 9,60 Markt weniger ſchweres Stüd Arbeit werden und diejes kann 
ls die Erdnußkuchen. —— nur höchſtens — Werth Egger Am 

Die eigentliche Hauptjache, auf welche es bezüg- | Blod’ihen Werke find, Bd. III, ©. 62, um zu 
ih der aufgeftellten Frage ankommt, ift aber auch a zu welchen Eriehuifien man mit Anwen 
mit diefer B nung noch nicht erledigt; die Art | dung verjchiedener Tabellen fommt, die Analyjen 
und Weife der Futterwerth-Beſtimmung mit Ans | über das Heu in verjchiedenen Abftufungen gewählt 
nahme des Satzes von 5 : 5 : 1 wird mejentlich | worden; diefe ergaben mit Anwendung der Ta— 
«fördert, wenn diefer einheitlich zu Grunde gelegt | bellen von 
wird; ala Verfchiedenheit bleibt aber nur immer! 





tr. nh. f nfr. hf, F.E. Mart 

u Settegaft für die Stufen a (84,0 13,50 2,60 40,80 19,30) 121,30 4,12 
ut (85,0 11,70 2,20 42,30 21,90) 111,80 4,04 

— (85,7 9,70 2,30 41,60 26,30) 101,60 3,48 

ering (Ber 9,20 2,00 39,70 29,20) 95,70 3,25 

ehr gering 85,7 7,50 1,50 33, 35,20) 88,20 3,11 

bi Kühn für die Stufen beſtes (90,2 18,50 5,60 50,70 89,91) 171,60 5,88 
mittleres (85,7 8,50 3,00 38,30 29,30) 95,80 3,28 

geringftes (78,3 5,80 1,40 22,40 19,70) 58,60 1,99 

Örummet, befeh (88,2 18,40 6,80 49,70 30,70) 175,70 5,98 

rr (85,0 9,50 3,10 42,30 23,50) 105,30 3,58 


— (79,8 840 2,30 33,30 19,00) 86,80 2,95 


Saures Heu, beftes (88,7 8,40 4,90 44,90 41,50) 111,40 3,79 

„ mittleres (87.0 7,60 4,60 35,70 32,80) 94,70 3,29 

a geringft. (85,4 6,80 4,40 26,60 24,00) 87,60 2,80 

e) Grote für gar Heu (85,5 12,59 4,02 36,29 24,82) 119,30 4,08 

Ä (bheu (855 7,73 2,46 44,66 23,42) 95,21 3,36 

d) Sahhe für Schweizerheu (87,9 11.07 301 3863 27,11) 112/51 3,88 
— den Anſätzen von nur 4 Chemikern und 10 P 

Agronomen lt man Unterjchiede von 58,6 VI. Güte = „, Roggen = 54,00%, 


dis 175,7 Mark oder, um bei gutem Heu allein 
b — ‚ Mit Geitegaft befönmt man die Abftufungen 100 — 
zu leiben, von 95,7 as 6 Mark. Blod hatte 18 - 4.0 — 13,81 * mit Kühn 
xtechnet 1. Güte — sn Roggen = 100,00 100 — 97,50 — — — 
53,80%, 49,30, 46,80, 33,30 %,. Andere rechnen 


10 

ö — — 8 "od einfa er 100 — 0 — — 70 — 50%, 
ur 3" — oder 100 80 — 66 — 50°, oder I=-1W = 
In 10 7300 Normalheu, il = 125 — III = 130 — IV = 200, 

m TI TR um auszubrüden, wie viel kg Heu verfchiedener 
v 10 66.60 Sorten gleihwertbig find. 

SE Wie immer man die Futter » Berechnung 
v 10 — 60.00 — will, fo ergiebt fich, daß fie noch feines: 

a Ze " Te Ze ut wegs ficher begründet ift und innerhalb des anzu- 


374 


wendenden Verfahrens jo viel Spielraum für Will- 
tührlichfeit bietet, daß troß der vorläufigen Ucber- 
einkunft an Uebereinftimmung nicht zu denfen ift, 
ſodaß die Blod’ihen Formeln mindeftens noch 
ebenjo viel mie die neueren haben. Die 
hemifhe Analyfe bietet fehr brauchbare. 
Anhaltspunkte zur Miſchung der Ratio— 
nen, aber nod feine zu Breisbefim-| 
mungen. 


In Bezug auf die Zuſammenſetzung der Ra— 


tionen für die einzelnen Thierarten, Altersitufen, 
—— und Gebrauchszwecke u. ſ. w., 


jomte in! 
ezug auf die gefammte Lehre von ber Fütterung | 


nERPNTPORT RERTTRNETEE - 


Futterwerth. 


hältniß bezeichnen, im welchem Zucker, Protein, 
Fett im Futter enthalten ſein müſſen, * multi⸗ 
pliziren, damit das Futter dem Bedarf des Thieres 
je nach ſeiner Gattung entſpräche, um es zu be— 
"fähigen zu den von ihm verlangten Leiſtungen: 


Wachsthum, Vermehrung, Arbeit, Erzeugung von 
Milch, Fleiih, Wolle u. — w. Er "giebt die Formel 
R=C?!xf 


wobei R die Ration, C den Bruftumfang und f 
die für je einen der genannten Faktoren angenom« 
mene Berhältnißzahl bedeutet. Für die Verhält- 
nißzahlen f giebt er eine Anzahl von Tabellen 


find für den in Betracht zu ziehenden Zeitraum ı und erläutert wird das — durch Mitthei- 


weſentliche Aenderungen oder Fortſchritte nicht zu 
verzeichnen. Als ein Vorſchlag, die Fütterung 


lungen aus der eigenen Wirthichaft über Beftimm- 
ungen für das Vieh, welche allenthalben das Ver— 


durch den Praktiker paffender und mehr den Er- | fahren bejtätigen. Zur —— wird als 


fahrungen entſprechend einrichten zu laſſen, iſt der nahe zutreffend auch die Formel 


von Jules Crévat in „Alimentation ratio- | 


nelle du betail“, yon 1855, gemachte zu betradh | 


ten, dahin gehend, die den Thieren nothwendige 
Nahrungsmenge nicht nach dem Yebendgewidht, , 
fondern nach dem Bruftumfang zu beftimmen. | 





— (? —* 5 
gegeben, da dieſe Ziffer nahezu gleich der Summe 
iſt, Durch welche die verhältniimäßige Menge des 
betreffenden Faltors in dem als Normalfutter an- 
genommenen Heu bezeichnet werden fol. 

N. Kurdjufoff glaubt für Miſchungen aus 


Da dieſer die Oberfläche der Verdauungsorgane, Futtermitteln mit hohem und mit — Ge 


des Magens und der Eingeweide genau 
ſprächen und ebenio die Oberfläche der Organe, ; 
welche deu natürlichen Verluſt von ra verans 
laffen, die Haut und die Schleimhäute, fo ſtehe 
aud der von dem Thier nüßlich abe An⸗ 
theil von dem Futter im genaueſten, 1 gleich 
bleibenden Verhaͤltniß zu dem Bruſtumfang und 
nicht zu dem Lebendgewicht, welches aud; von an— 
deren Faktoren abhängig je. Tas Quadrat des 
Bruftumfangs, feftgeftellt mit dem Meßband, ift 
nah einander mit den Biffern, welche das Ver— 


ente 


— B= 


halt an nh. — f. u. j. w. cine neue formel em- 
piehlen zu können, wobei A die Menge des z. B. 
an nh. reichen, B die des daran armen Futter- 
mittel3 bedeutet, a die Menge der nh. in dieſen 
in Prozenten, & das Verhältniß zwiſchen den nfr;, 
und nh., b die Menge der nh. in dem arı 

Butter, 2 das Verhältniß zwiihen nfr. und ah, 
in diefem Futter, N die der Fütterungsnorm nad 
geforderte Eumme der Nahrungitoffe ımb n das 
normale Berhältniß zwiichen den nir. und nh. — 
Die Formel ſelbſt lautet: * 


100 N 
n41 


LEE 


be$-— o) 


Nach der Tabelle von E. v. Wolff werden 3.8. Anader, H., „Die — der größeren 


für reiches für armes | 
— 
—5, .<, Sommerftrob 1,4— 25,5 
— 20 —1, 7. aferipreun 1 6-3, 8 
zenkleie 10, 94 2, artoffen 2, 4 10, 2 


und deshalb erhält man, wenn z. B. A = Rec Flemming, 


und B Stroh jein fol. Die Werthe 
100 . 18,75 28,5 — 6,5 
Arten 6,5 — 759 
— 34,7 Pfund 
6,5 =: 5,9 


— 5,9) = 4,7 Pfd., 


alſo 34,7 Bid. Klee und 4,7 Pſd. Stroh als die 
angemefjenen Mifchungsverhältnifie. 

Wer fih für diefe Art der Berehmung inter- 
eſſirt, findet weitere ——— „Fühlings dw. 
Beitung“, 6. Heft, 1885, ©. 352 fi. 

Die Literatur über alle in das Gebiet der, — 
Fütterung und des Futter einjchlagenden Gebiete | 
wurde innerhalb der in De — Zeit 
mit den folgenden Werten ber 


für 
Eisbein, 2.5, „Das F 





anije 
Aibpe.Beißehen A. — v., „Zur Rritit 
Maier, 3. In a 
Märder, M., — den 
Eon Hann. die, "a 





Rotenban, 


Hausthiere,“ Leipzig 1 


‚Brümmer, 3, „ — der Futtermittel 


die landw. Hausſäugethiere,“ Aarau 1881. 
Flei hfuttermehl als will- 
fommene Bei ülfe bei der Ernährung der landw. 
Nupthiere,“ Berlin und Niewied 1886. 
6.3. 6. 5, „Phufiologie u. allg. 
thol e der Hausſäugethiere,“ an 187 
rt — Bericht über Ver: 
— a 


er Futtermittel,“ Seipz 

* nn Fütterung,“ 

Wiesbaden 1 
Futterwerth der ge» 

trosneten Diffufion nde,* Berlin 1883. 

aftfuttermittel, Stutt- 


gart 1 


Bott, 2 Ermeinverkäubiide Anleitung zur Be- 


rechnung von Futterrationen,' München 1881. 
„Die Biertreber ald Futtermittel und deren 
Konferbirung,‘ dal. 1882, 

„Das Bierbefuter 1 und die Pferde» 
wartung, inäbe. d. Militärpferde,’' Bambg. 1880. 








Futterwerth — Garbengewidt und Garbenzerlegung. 375 


Chapmann, R., —— rg über Einnahme Klub der Landwirthe in Berlin wurden in Preu— 
von Grünfutter,“ Aarau 18 Ben (1883) Erhebungen darüber angeordnet. Neu- 
— „Immerwährende Grünfütterung mit bejond. | hauß hatte beim Wintergetreide '/,, bei Gerſte 
Verüdfichtigung d. Gebirgsgegenden,“ daf. 1883. und Hafer ', bi8 ?, des Erntegewichts für die 
Schmidt-Mühlheim, A., „Grundriß der fpe- Körner angenontmen. Behälter Wätikenn ver: 
ziellen Phyſiologie d. Hausfäugethiere f. Thier- öffentlichte die Ergebniffe der Beobachtungen von 


ärzte und Landwirthe,“ Leipzig 1879. normal geerntetem Getreide auf den dorti = Ver⸗ 
Schrodt, M., — Fütterungsverſuch mit Reis⸗ ſuchsfeldern in den Jahren 1875 bis 1881; fie 
mehl,“ Kiel 188 ergaben als Grenzen für die Körner 


Verſuche über die Verdaulichteit der Weizenkleie bei Weizen 28 bis 30 9%, 
und des Wiefenheues im trodenen und ange „ Rog * 255 „ 29,2, 
feuchteten Buftande, Berlin 1883. „ Gerite 36,2 „ 41,5 r 
Reiste, 9., „Beiträge zur Frage über Grün- — rn 32,3 „ 36,6, 
und Frodenfütterung, “ Göttingen 1877. Dr. Edler-Göttingen fand je nad) Länge der 
— „Beiträge zur Frage über Weidewirthichaft u. | Halme (Maximum bei hurzen Halmen) die folgen» 
Stallfütterung,” Breslau 1885. den Berhältniffe: Weizen 32,55 bis 47,26 %/,, 
v. Wolff, €, * rationelle Fütterung d. landw. ‚ Roggen 34,49 bis 45,46 %/,, Gerfte 45,74 bis 
Nugthiere, “ 4. Aufl, Berlin 1885. | 62,983 %/,, dafer 45,17 bis 5 ‚39 — FR Exbfen 45,83 
Rollny, €, „Beitrag zur Frage des Einfluffes | bis 61 7, e nad) Sorten). 
der Nahrung auf = — — der Haus- Direktor Budhaujen-Ebitorf giebt aus Beob— 





tbiere, München achtungen in den Jahren 1880 bis 1882 an: 
Galazym, —ãã— RIED haft. Roggen je nad) Sorte 25 bis 30,9 %, Körner, im 
Ballet, Salletam, j. Abfäl | Jahre 1881 = 31,8 bis 40,2%, im Jahre 1882 


Sambohanf, Bonlaunanr, Taster hint; — 27,3 bis 35,4%), Weizen je nad) Sorte 34,5 
Jute von Madras, Baftfajer von Hibiscus | bis 51 „590 Körner, im Jahre 1881 = 34,3 bis 
eannabiens L., geringwerthiges Erzeugniß, in In- 41,90), 
dien Balunga genannt. E Vegener- Schneidblingen bei Staß- 

Garbenbinder, j. Ernte. furt, von welchem gute Ertragsberechnungen 5 

arbengewichi und Garbenzerlegung — Ver— liegen, nahm als Verhältniſſe an für: ‚Reizen 5 3: 
Altniß der Körner zu Stroh, Spreu x. en 2:5, Gerfte 1:1, Hafer 2:5, nie 
Tie genaue Berechnung der Koften beim Getreide- 2, Erbien 1:1, Rübfamen 3:4. 
bau jegt voraus, daß das Garbengewicht richtig In Blod-Birnbaum, „Mittheilungen landw. 
jerlegt und nad Werth der Beftandtheile beurtheilt | Erfahrungen,“ I, ©. 333 ff., find dieſe Berhält- 
wird. Aus jeder Garbe gewinnt nn beim Dre: | niffe ausführlich beleuchtet worden. Blod jelbit 
Ihen gute Körner, Hinterfru Strob, | hatte gerechnet: 

Spreu und Uebertehr; das erhältmih| | bei Weizen 30--40  , Körner, 60— 79 Stroh x. 
der Körner zu Stroh, Spreum.j. m. iſt „ Roggen 3-36 „ „ 64-5, „ 
bedingt durch die Getreideart, die Gehreidefort, * Gerſte 35—45, 55—65 
Witterung, Boden u. ſ. w., aljo auch in jedem! „ ih 30-42. „58 - 70. ... 
Jehrgang verſchieden für jede Art und Sorte und | „ Erbien u. 

beionders durch die Län nge der Halme. In Folge Widen 4 „ „76-80, „u 
eines Vortrags von Neuhauß-Selchow im! Beit hatte für Körner die Angaben: 


Binterweizen 28 —36, — — 9%, (Hinterfrudt 1/—!/eo® 

Sommerweizen 34,2—37,4, 88, Hafer —— Spur 37,8%, 
Binterroggen 25,3—31.5, — * " Serfte 37 1,2, 39,4 „ 
Sommerroggen 30 —32, - 31,0 „ Erbjen 23, 1803 . 297 
Biden 25,3—83,8, F 29,8 „ Bohnen 27, 548, 5, 2 29,5 > 


Kleemann, „Enzyflopädie,” ©. 62, rechnete für Stroh u. ſ. w. das Körnergewicht 


2,2—3 fach bei Winterroggen, 2,1—2,5 fach bei Winter- und Sommerraps 
20-28 „ „ Sommerroggen, 2,0—24 „ „ Winter „ Gommerrübjen 
2.0 26 5 ® —— 12—20 „ „ Hafer 
12-18 ” n großer Gerſte, 1,2—21 „ „ Linien 
1,6—28 „ „ Biden, 1,6-—8,0 „ „ Erbien. 

Ueber Hinterfrucdt — ſich Angaben mit Ueber Spreu und Ueberkehr fehlt es an 

* des Körnergewichts im Durchſchnitt, Angaben brauchbarer Art. 
10% für Wintergetreide, 10°/, bei igen, Birnbaum, Katechismus für Buchführung,“ 


6%, bei Roggen, 5—8,, bei e, 5—5,5 9 
bei Hafer > 5 6%, bei Sülfenfrten. lo rechnet für 1 Schod im Durchſchnitt: 


ka ku 
Beizen >40 und davon 15 gute, 15 ſchlechte Körner, 300 Stroh, 50 Spreu u. ſ. w. 
Roggen 40 „ „. IE 5. 75 , — 39 _ 17 2 


376 






- 













rreidekoſten. 


4 2 > 
— 7 


Garbengewicht 


* 


Ha r 490 " ” ’ ” ‚Oo ” ” ” ” 
Erbſen 360 „ a0. 3: 0 5 ® 205 „ 8 E 
Widen 48 „ “ 50 „ 5,0 „ < 270 „ II _& 


Bucht man in den Konten für Grundftüde nur | 
das Garbengewicht (Debet-Poften ab Kredit | 
en — Betrag de3 gejammten Garbengewichts), 

dann braucht man ſich um die Zerlegung der Gar- 
ben nicht zu befümmern, da fie fich jpäter beim 
Dreſchen von jelbft ergiebt. Geſchieht das Dreichen 
auf dem Felde, jo weiß man jofort die Verhält- | 
niffe. Geht man für die Buchungen aber von) 
Marttpreijen aus, und zwar in der Art, daß 
man dieje in Abzug bringt, um die loko oder 
ab Hof anzujegenden Preiſe feftzuftellen und von 
diefen, um die Preiſe lofo oder ab Grund» 

üde zu erfahren und aud noch die Koften für 

gerung, dann muß man fi vorher über die 
ae des Garbengewichts vergewifjert haben, | 
aljo die 


u. ſ. mw. fich bilden. Vgl. Weiteres unter Ge— 


Gartenbau. Mit zunehmender Entwidelung 
der Städte und der Induftriebevöfferung und mit 
der —— Erleichterung im Verkehr durch 
die Eiſenbahnen und Dampfſchiffe hat ſich nach und 
nach auch ein internationaler Handel für Garten— 
erzeu de aller Art gebildet und find die Abnehmer 
von dot en nicht mehr nur auf die Gärtnereien 
in ihrer nächjten Umgebung angemwiejen; mit der 
dadurch bewirkten Veränderung im Handel ift 
gab in Hand die bedeutende Vermehrung der 

rinereien und der Flächen für Gartenbau ge» 
gangen; die Gärtnerei iſt lohnender geworden und 
muß deshalb auch von dem Landwirth ganz an— 
ders, wie bisher üblich) war, beurtheilt werben. 
Im Urtilel Alpenftraßen ift bereits erwähnt 


worden, welche Veränderungen durch die Gotthardt- ‚ von weit weniger Mift, an defjen Stelle zum 


bahn für Deutichland, Frankreich und Jtalien bes | 
züglich des Blumen- und Gemüje-Bertehrs bewirkt 
wurden. Frankreichs Ausfuhr bezifferte fich für 
1874 noch zu über 30 Mill. fr., von da an ging | 
der Jahreswerth immer mehr zurüd und jept ijt 
er faum noch !/, diejes Betrages. Neben ber 
Gotthardtbahn haben die großen Fortichritte im 


Gartenbau im Deutſchen Reiche diejen Umſchwung | darin beftchen, den 
bewirkt. Sehr wejentlich für den Handel find die | ertragsfähig — beſtens bedüngt und bearbeitet 


mannigfadhen Erfindungen und Vervolllommnungen 
für Umwandlung der 


Beit aufzubewahrende Waaren geworden. 


ere 
Bemüfetonferven, Gemüje getrodnet und in Büchſen | 


werden jept an vielen Orten zu Millionen von kg 
fabrifmäßig hergeftellt und weithin verjendet. Das 
geſchieht auch ohne vollftändigen Fabrikationsbetrich 
von vielen Gärtnern auf dem Lande. An Abjag 
fehlt es für gut bergeftellte Erzeugniſſe der Urt 
nicht und andererjeits hat die nit verbefierte , 
Trodenapparate dafür in den Handel gebracht; 

onders gerühmt werden die von Fr. Hiller und 
ch, Emsbüttel bei Hamburg. Sie tragen we» 
ich mit dazu bei, aus den ber Gärtnerei 


und Sarbenzerlegung — Gartenbau. 


kg kg kg kg kg 
425 und davon 169,0 gute, 11,0 jchlecdhte Körner, ei Stroh, 2 Spreu u. ſ. w. 





üfe in haltbarere, län» — von gleicher Fläche zu gewinnen find. 


4 


* 
gewidmeten Grundftüden höhere Erträge gewinnen 
zu laſſen. 

Ueber die hohen Roh- und Neinerträge der 
Feldgemüjegärtnerei ift bereits berichtet wor- 
den, die Zahl der Gemeinden, im welchen ſolche, 
hauptjählih von mittleren und Heineren Land⸗ 
wirthen, eifrigit betrieben wird, ift eine ftetig « 
jende und troßdem wird immer noch nicht d 
Nachfrage genügend befriedigt. Für den Bewirth- 
— größerer Güter wird bei alledem aber doch 

ie eigentlich Handelsgärtnerei nur aus— 

nahmsweiſe Beachtung verdienen, wohl aber fann 
jeder Landwirth ſich eine bedeutende Steigerung 
jeiner Einnahme verjchaffen, wenn er fich auf dem h 
Anbau einzelner Gemüjepflanzen mit lohnendem 





| 
| 


rozentjäge für Körner, Stroh, Spreu Abſatz verlegt und ſolche können ſowohl Sämereien, 


als auch Blatt- oder Wurzelpflanzen und andere 
Gemiüfearten fein. Am lohnendften bleibt der An» 
bau von Spargeln, von welchem deshalb nodh- 
mals die Rede jein joll. 

Eine Ueberproduftion ift für Spargel nicht zu 
befürchten; bei Braunfchtweig giebt es an 6000 ha 
für Spargelbau und die dortige —— 
verſendet wöchentlich in der Spargelzeit 60,000 kg; 
in on — ir — 9 Quedlin⸗ 
burg, urt, Wolfenbüttel, Bam ti Mainz, 
Frankfurt a. M., Raftatt, Ulm, ——— 























betrieben werden, iſt früher bereits m 
worden. 


Der Spargelbau wird jet weit einfacher, wie 
früher, bewirkt, nicht mehr ın tiefen Gräben unter 
der Erde in volljtändiger Füllung mit Stallbünger, 
jondern in Hügeln über der Erde mit Anwendu 


Handelsdünger (Kalijalze u. ſ. w.) tritt. — Spat- 
geln werden auch mit hohen Reinerträgen zwijchen 
Hopfen gebaut (befonders in Baden und bier im 
Schwegingen) und vertragen ihrerjeits zu Bi 
ichenkulturen Meerkohl, Artiichoden, Schalotten, 

erlzwiebeln, Winter- und Schnittjalat, Ra 

ejie u. dgl. Die —— bes Gärtners 

oden ſo herzurichten und 


zu erhalten, daß jährlich mehrere Ernten — 25 


In der „Gartenflora” gab Kunft- und Handels · 
ärtner Schönthier in Breslau für dortige Ver⸗ 
ältniffe die Koften der Anlage eines Spargelfeldes 


au 3300 Mark pro Morgen an (Landpreis 
ajolen 180, Dünger, 45 Fuder, 270, 
von Holz. oder Nindenftüden, 45 Fuder, 
Pflanzen, 1000 Stüd 240, Handarbeit 180 = 
2775, Zins 3 _— zu 6%, = 499,5, zuf. 
und rund 3300 Mark). Als —— 
den 693 Mark, als Jahresertrag 1800 
Reinertrag alſo 1107 und für 1 ha demnach rund 
4400 Mark gerechnet. 2. Hoyen (Bereind-Ber 


1500, 





Gartenbau. 377 


handlung in Ballenjtedt) berechnete die Koften für | obenan und von dort aus fommen immer wieder 

ng pro Morgen nur zu 1628 Mark | neue Berbefferungen und Erfindungen auf den 
(Dünger 480, Beftellung 120, Pflanzen, 140 Schod | Markt. Unter diejen find Hervorzuheben: 1. eine 
= 140, Kompojt zum Deden 240, Landpacht für | zweiräderige Sämajchine von Th. Pilter, Paris 
3 Jahre 108, Anlagelapitalzins 270, Arbeitslohn 24, Rue Alibert, zu 52 Mark, für 1 Mann zum 
270), den Ertrag in 6 Jahren zu 540 kg ü 1 ME. | Bewegen, 2. eine Reihenhade, von demſelben, 
= 3240, oder jährlih 540 Mark, den Reinertrag | auch zweiräderig, für 1 Mann, zu 44 Mark. 3. 
aljo zu 1612 Mark oder für 1 Jahr zu 268,5 Def. für Liebhaber von Biergärten der Patent- 
und abzüglih Landpaht zu 232,5 Mark. Von Raſenkanten-Abſchneider von Fletcher, 50 
Anderen wurde dazu bemerkt, dab die Koften viel, Mark. 4. Zum Veftäuben und Beiprigen von 
zu hoch angejegt jeien und man auf dem Lande | Blumen, Gefträuden und Bäumen entweder mit 
teht gut 420 bis 450 Mark Reinertrag vom Mor- bloßem Wafjer oder mit Wafjer, welchem Bertil- 
gen, aljo bis über 1800 Markt vom ha rechten | gungsmittel der Raupen, Inſekten, ſchädlichen Pil- 
inne. Hofimann nahm nur bis 1200 Mark |zen u. ſ. mw. zugejegt werden, find zu nennen: 
an. Löbe („Feldgemüſebau“ und „Deft. Landw.|die Nebeliprige von ©. Owens & Co., London 
Bodenbl.,“ 1885, ©. 19,327), giebt ais wirklich E. C., Withefriard Street, für Rofen u. |. w. und 
erzielte Reinerträge in Baden über 4000 Mart | größer fonftruirt für Hopfen, ein Geräthe, mittelft 
an und von Schwegingen ift befannt, daß man | welchem eine volltommene Wolfe des mit dem In— 
beim Hopfen- und Spargelbau (je eine Spargel« | jettentodt verjehenen Wafjers die Pflanzen umhüllt 
planze zwijchen 2 Hopfenftöde) über 4800 Mark | und diejes überall eindringt; das Geräthe läßt 
pro ha rechnet. ‚außerdem noch 90 "/, der Koſten des Vertilgungs- 

Andere Angaben über Reinerträge im Garten- | mittel3 erjparen; der Bulverifator von A. J. 
dau find aus der Gegend von Meß 2400 Mark, | Mayer, Baris 117, Rue d'Aboukir, zu Preiſen 
aus Belgien als Durchſchnitt von 35,000 ha Gar: |von 4,8 bis 10 Mark, in Wohnräumen bis zu 
tenland 720 Mark, aus Baden (Blumentohl-Kultur) |3 m weit wirfend, aber auch für Bäume mittelft 
dis 5600 Mark, aus Defterreich bis 460 Mark | längerer Röhrenleitung anwendbar (1 m Rohr zu 
pro Joh, und 160 bis 200 Markt Pacht in ver- 2 fr.), und von demjelben der Automatiſche 
Ihiedenen Orten, bei ge rechnet man bis 8000 | Sprigapparat (gegen Mehlthau u. dgl.), bis 
Nart Kapitalwerth pro ha. A. Leydhecker- 3 m wirfend und zu verlängern, beftehend aus 
Siebwerd (Böhmen) berichtet, daß dort nad) vielen | einem Tornifter mit der Flüffigfeit, einem paar 
engejtellten Berjuchen die ſchwarze Malve bis | Schuhen mit Blajebalg zur Erzeugung des Auft- 
%0 kg getrodnete Blätter oder zu 18 Mark bis ſtroms und mit entjprechender Rohrleitung; für 
1440 Mark Ertrag geben kann und daß er dort, 12 1 Füllmafe zu 60, für 5 1 zu 40 Mark. Ein 
meiftend 250 bis 300 kg erhalten habe. Für | Arbeiter foll damit täglih 3 bis 6 ha begehen 
Manzungen mit Kopfkohl, Heine Sorte 0,75 m, |tonnen. Berbeferte Baumftügen von Eijen- 
große 0,9 m im Quadrat, rechnet man 1200 Mt. |ftangen mit Draht haben rajch Eingang ge- 
Reinertrag u. j. w. funden. 

Zweifelsohne fann die Gärtnerei aus einzelnen | Ein Meines, aber ſehr zweckmäßiges Geräthe 
Mlanzen bis zu Taujenden Mark Reinertrag pro konſtruirte G. Wilhelm zur Vertilgung der Eier 
ba gewinnen, wenn der Anbau richtig betrieben ' der Kohlweißlinge (Ausftechen der gelben Häufchen 
wird, und auch für die Gärtnerei gilt, daß der |auf den Blättern), zu haben beim Jnjtrumenten- 
Sandwirth viele zum Betrieb günjtige Beding- maher 3. Sobel in Graz, Northergafie 28. 
ungen vereinigt, jo daß er leicht mit dem Han | Wilhelm hat auf einer Kohlpflanze in dem an 
delögärtner zu konfurriren vermag, wenn er ſich ı Kohlweißlingen reihen Jahre 1885 in zahlreichen 
auf Spezialitäten verlegt und jept beionders des- Häufchen 1091 Eier gezählt. 
wegen, weil der leichte Abjag für den Stadt- Jede Gartenausftellung von einiger Bedeutung 
gärtner micht mehr jo wie früher ins Gewicht | zeigt —— Verbeſſerungen bezüglich der Ge— 
fällt. Auf jedem einigermaßen über den Klein— 'räthicpaften, ſodaß auch im Gartenbau die Hand- 
betrieb gehenden Landgut laſſen fich Leicht 1 bis | arbeit jo viel wie immer möglich zu eriparen oder 
3 ha dem Garten» und dem feineren Obſtbau | zu vervolllommmen gejucht wird. Weniger von 
Beeren» und Tafelobit) widmen und daraus 2 bis | Bedeutung für den Landwirth, aber beim Garten- 
6000 Mark Reinertrag gewinnen, zumal der Auf- | bau mit zu erwähnen, ift der immer mehr aus- 
wand für Stalldünger durch reichlichen Abfall zur | gedehnte Blamenhandel zur PVerjorgung der 
Fütterung und zur Kompoftbereitung wieder eini- Großſtädte mit friihen Blumen zu jeder Jahreszeit. 

fi) dedt. Der eigentliche Treibhaus | Für Berlin z.B. kommen als Lieferungsgebiete 

trieb kommt wenig oder nicht in Betracht; für in Betracht: Norditalien im Winter, Frank» 
Heine Güter ift der Feldgemüſebau die Form, in reich und Belgien im Frühjahr, Schleſien, 
welcher dic Gärtnerei ihre Anwendung finden | Dresden und ſächſiſche Orte vom März bis Mai. 
lann. | Das eigentliche Zentrum für edlere Blumen ift 

Weſentlich erleichtert wird jegt der Betrieb auch Nizza; Baris liefert im Winter vorzugsweije nad) 
durch die Bervolllommmung der Geräthe; in, Belgien und London, weil die hohen Preife, welche 
diejer Beziehung fteht, wie überhaupt bezüglich der | dort verlangt werden, nicht für unjeren Markt fi) 
Gärtnerei (Blumen-, Gemüſe⸗, Obftbau) Frankreich eignen. Die Kamelie fommt aus Norditalien 











378 Gartenbau. 


und Südfranfreih, dann aus Belgien und Mittel- | Reinertrag die einzelnen Zmeige geben und aljo 
frantreich, jpäter aud aus Mitteldeutichland, die auch nicht, in welchen Peziehungen fie rechnerisch 
Roſe fait nur ans Südfrankreich und Norditalien zu einander ftehen. Daß in Bezug auf den Gar- 
(Nizza), im ehr auch aus Paris, die Hya-  ten- und Obftbau nur völlig ungenügende Bor- 
zinthe hauptſächlich aus Paris, dann aus Süd: ftellungen über das rechneriiche Ergebniß vorhan- 
franfreih und Stalien, vom März ab aus Holland | den find, beweilt am beiten die Art der Abſchätzung 
mit den Tulpen; die Veilchen liefert im Winter zu Bweden der Grundfteuer. Das Gartenland 
befonders Paris, desgl. Flieder und Refeda, wird allenthalben am unrichtigften abgeſchätzt. Nach 
die Nelte Nizza, jpäter Paris; Kornblumen den Abihägungsgrundjägen für Sclefien 3. 8. ift 
fommen in ganzen Waggonladungen aus Frank im Reg.Bez. Breslau die Tare der Gärtner 1,55 
reich und anderen Ländern. Bon Nizza aus find mal, im Reg.-Bez. Liegnitz 1,3 mal, im Reg.-Bez. 
die edlen Blumen 4 bis 5 Tage unterwegs, wes- Oppeln 1,2 mal höher als Wderland genommen 
alb eine jehr jorgjame Verpackung (einzeln in | (Berhältniffe 9:15 —3:4— 5:6). Andere rechnen 

tte) nothwendig iſt. In der günftigen Jahres- einfah 25 bis 100%, Zujchlag zum Aderland, 
zeit ift faft ausschließlich die heimische Gärtnerei | bei Leipzig giebt man in den jogen. Kohlgärten 
genügend; fie Tiefert ihre Erzeugnifje aus allen gegen Getreidebau den Neinertrag 15 fach höher 
deutichen Staaten in die Großftädte und innerhalb | an, in der Regel aber wird Gartenland einfach 
diejer jelbft aus zahlreiden Kunftgärtnereien in | gleich beftem Aderland geſchätzt. 


ion — Menge und Vollkommenheit un Im ſchon mehrfach erwähnten Werte von Bloct 
ür den Landwirth wird tet, abgejehen von | —— — —— * Erfah⸗ 

dem Anbau, welchen er zum eigenen Bedarf und | 2 Ei afüh eg Einer de 

zu feinem Vergnügen betreibt, die Frage nad) der | 351 Sri * * En "8 ie DD e 

Rentabilität enticheidend bleiben uud felbft dann, | use 8 = Br enger, * 

wenn hoher Gewinn in Ausſicht ſteht, doch nur RN op erhä Rue er Kr ich 

ichwer die Abneigung gegen Gartenbetrieb ſich daraus pro * Ackerland als Reinertrag 46 ME, 

überwinden laſſen. Der Landwirth zerſplittert ſeine ir — — eg een 

Thätigfeit und feine Mittel nicht gern und wenn |... ai * A —— ne: ar u 

er nicht die Ausficht hat, für feinen eigentlichen auf den ® * *6. Mr Gr nun ut —— 

Betrieb zu gewinnen, entichließt er fich nicht leicht * Prag 7% er ei z Die Särt yo 3 - 

zur Einrichtung von Nebenbetrieben. In wie fern Der die i . Fi * —* * 

ein Garten- und Obftbetrieb der Wirthichaft Bor- | 11,63 "Yo, die im Agerbau vertretenen & 

theil bringen fann und welchen Aufwand an Be- a fach 2,58 %/, Reinertrag, bie Gärten aljo etioa 

trichsmittelm er erfordert, bleibt bei den bisher | > Ta mehr. 

üblichen Arten der Buchführung den Landwirthen | Das Konto für den Küchen» oder Haus- 

verborgen; aus ſolchen ift nicht zu erjehen, welchen Garten — 0,7631 ha groß — lautet: 








Debet Kredit 
Marti Markt 
Für Auffiht u. Flurſchutz an Mominiftrat.t. 544,35 Für Sämereien von Boden- u. 
„ Süämereien 144 Scheunen⸗K. 95,00 
„ Stroh u. dgl. 46 „ Boden- und „ alte Laub- u. ausgefiebte 
— Scheunen-⸗K. 190,00 Miſtbeeterde von Dung-K. 83,50 
„Rohr, Laub u. Schilf „Dienſtbarkeit.K. 117,24 „ Erbien, Wicken u. ſ. w. von 
„Miſt, Gyps u. ſ. w. „Dung-⸗K. 521,17 Federvieh K. 3,50 
„  Benußung (Miethgeld) „ emüje, Obit, Kräuter ꝛc. 
d. Gebäude (Treibhaus 2c.) „ Gebäude-ft. 292,54 von Haushalt-K. 554,00 
„ dgl. v. Geräthichaften ꝛc. „ Geräthe- und „Arbeit der Gärtner und für 
Maihinen-K. 363,88 Runtelpflanzen v. Hopfen-K. 165,00 
„ Hühner: u. Taubendünger „ Federvieh⸗K. 156,00 „ Runtel- u. Kohlrübenpflanz. 
» SBeizung, Beleuchtung und von Felder⸗K. 242,00 
Arbeit der Mädchen „Haushalt⸗K. 763,00 „Verkauf: Sämereien 200,00 
„ Gehalte u. Löhne (außer 500 kg Spargel 400,00 
d. bei Verwaltung bered). 8000 St. Weißkraut 720,00 
Beträgen 1970 600 St. Blumenkohl 197,00 
„ Sagelverfiherung 120 1000 St. Rothfraut 90,00 
„ allg. Koften 80 „ Kaffa-k. 2170,00 Zwiebeln, —— 
„Bodenzins (Zins v. Bo— junge, Bohnen, 
denwerih — Pacht) „ Brinzipalt.-. 226,05 Erbſen u. j. m. 810,00 
„ 500 kg Scafballen „ Schafvich-k. 7,62 Küchengewãchſe und 
„ 63 Tage Arbeit „ Spannpferd-R. 144,00 Kräuter 300, 
Latus 5495,85 Latus 2717,00 


Latus 1148,00 


Gartenbau. 379 
Debet Kredit 
Mart Mart 


Für Pferdemiſt, friſch 
Kapitalwerth 


„Kapital⸗ 


* 


In Bilanz⸗Saldo 


10,489,14 


Aus diejer Rechnung ergiebt ſich, daß der Garten 
aus der Wirthichaft an Dünger verfchiedener Art 
und für Stroh, Schilf, Laub u. ſ. w. 1030,45 ME, 


bezogen und an bie wg für alte Zaub- ; 


u. ſ. w. Erde, Gemüſe, Obſt, Kräuter, Bilanzen, 
Futter u. ſ. w. 2221,40 Mark geliefert hat und 
jwar ohne die Arbeitsleiftungen der Gärtner, gegen 
welche noch 144 Mark für Spannarbeit zu jtellen 
wäre, nur 1620,40 Mark und ohne die Lieferungen 
an den Haushalt, welcher jeinerjeit3 dem Garten 
763 Marf Werthe giebt, nur 1066 Marl. Im 
Ganzen jtellt alio der Betrieb dem Garten an Zu- 
wendungen 1030,45 + 144 + 763 = 1937,45 
Mark und erhält vom Garten an Zuwendungen 


1060,40 + 554 + 601 — 2221,40 Marl. Mit | 


den Zuwendungen für das nächte Jahr ift die 
Leiſtung 1937,45 + 384,14 —= 2321,59 Marf 
und die Gegenleiftung 2221,40 Mark, die eigent- 
liche Zubuße demnach nur 100,19 Marf, mit Ge- 


bände- und Geräthichaften-Ausgabe 756,61 Mart. | 


Der Verkauf an Erzeugniffen für den Markt und 
an den Prinzipal bringt 3731 Mark, die Löhne, 
Gehalte, Verwaltungs-, Verfiherungs- und jon« 
ſtigen baaren Koften jind 2714,35 Mark, der 


Mehrerlös ift 1016,65 Mark, nach Abzug der | A 


eigentlichen —5* noch 916,46 Mark. Der Garten 
zeigt nach allen Richtungen hin ftets Vortheile und 
Meinung, das ein Garten dem Betrieb zuviel 


Transport 5495,85 

an — ——— 
21.00 

10,055,27 


Transport‘ 1148,00 
Transport 2717,00 
große Erdbeeren 120,00 
— u. Spalier- 
obit 


38,42 


feine Tafeltrauben 
lumen u. j. w. 
Berichiedenes 180,00 
von Kafja-f. 3588,00 
Für Leiftungen verjch. Art von 
Prinzipalt.-s. 143,50 
Abfälle u. ſ. w. zu Futter 
von Schweine-k. 253,40 
219,10 
232,00 


433,87 


” 


Arbeitsleiftung d. Gärtner 
von Obſtgarten-K. 

dgl. von Triebweg-R. 
rüdfchrenden Werth mit 
Düngerreft, Beftellung ꝛc. 
von Kapital⸗K. 


” 


” 


905,14 
10,489,14 
der Literatur. Geit der Zeit, in welcher der erite 
Artikel über Gartenbau erjchienen war, find an 
"Werfen neu herausgegeben worden oder in neuen 
Auflagen erjchienen: 

F. Underegg, „Der Gemüjebau im Hausgarten 
und im freien Felde,“ 2. Aufl, Zürid) 1884. — 
3. Berner, „Praltiſche Nubgärtnerei,“ Bern 
1882. — J. C. Boettner, „Gärtneriihe Be- 
triebslehre,“ Oranienburg 1884. — 3. Boude, 
„Der Gemüſebau,“ 2. Aufl., Leipzig 1885. — 
Th. Brandt, „Die Anlage von Hausgärten in 
ga art Preisichrift, Flensburg 1883. — 

. Brintmeier, „Die Kalt- und Warmhaus— 
pflanzen, Anweiſung zur Anzucht u. j. w.,“ Qued- 
linburg 1880 und „Braunjchweiger Spargelbuch,“ 
2. Aufl, Ilmenau 1885. — G. Burmeijter und 
A. Bültemann, „Der Sparpelbau mit bejond. 
Berüdfichtigung d. Braunschweiger Kultur,“ Braun« 
ſchweig 1880. — „Ehrift’3 Gartenbuch f. Bür- 
ger und Landmann,“ 7. Aufl, bearbeitet von 
Lucas, Stuttgart 1883. — A. Ezultit, „Bei- 
hilfe zur Anlage und Bepflanzung von Gärten,” 
Wien 1882, — 9. Davidis, „Der Küchen- und 
Blumengarten für Hausfrauen,“ Iſerlohn 1883. — 
. Kahldind, „Die Blumenzucdht im Zimmer,“ 
4. Aufl, Ouedlinburg 1882 und „Der praftiiche 
ı Gartenfreund,“ 2. Aufl, daſ. 1881. — 8. Fr. 
Förſter, „Die naturgemäße und künſtliche Ge— 





Qungwerth entziehe, ift irrthümlich, da der gelie- | müje-, Blumen-, Objt- und Weinzucht im Frei-— 
ferte — ſehr reichlich bemefjene — Dungwerth lande und im Treiblofale in ihren einzelnen und 
don dem zurücdgegebenen Dünger- und Futterwerth | ertragreichen Kulturmethoden,“ 5. Aufl. 1878. — 
reichlich aufgewogen wird. Das berechnete Beifpiel | G. Franke, „Der Bau und die Einrichtung der 
it einem im genannten Werke enthaltenen Anjchlag ZTreibhäujer zur Frühtreiberei,“ 3. Aufl., Halle 
der ein mittleres Gut (150 ha) entnommen; aus | 1879. — Gartenbau-Leriton, illuftrirt, von 
werden auch im Folgenden die Beifpiele für | Th. Rümpler, Berlin 1882. — N. Gauder, 
Veranjcht ung entlehnt und bejonders dann, wenn „Die Veredelung und ihre Anwendung für die 
Heeignete Beiſpiele von Anderen nicht vorliegen. | verjchiedenen Bäume u. Sträucher,“ Stuttg. 1885. 
In welcher Weife in der meueren Beit dem — %. Goeſchke, „Der Hausgarten auf dem 
„artenbau die Aufmerkſamkeit zugewendet worden | Lande,“ Leipzig 1878 und „Die rationelle Spar- 
Üf, ergiebt fich am beften aus der Reichhaltigkeit gelzucht,“ daf. 1882. — „Greſſert's einträglicher 





380 


Gemüſebau,“ Berlin 1884. ®. Hampel, | 
„Handbuch d. Frucht: u. Gemiüjetreiberei,“ Berlin 
1885. — ©. A. Hanjen, „Unjere Blumen im 
Zimmer,“ 2. Aufl., Berlin 1883. — 3. Hart» 
wig, „Der illuftrirte Hausgärtner,“ 10. Aufl, 
Weimar 1883. — „Die Gemüjetreiberei”, dajelbft | J 
1885. — „Der Küchengarten,“ daj. 1880. — „Der 
Parkgarten,“ da. 1882. — „Hausgärten, die, 
auf dem Lande,“ Berlin 1854. — 9. Hein, „Anz | 
legung und Erhaltung feiner dauernder Garten , 
trafen,“ Quedlinburg 1885. — €. Heinrid, 
„Anlage, Bepflanzung und Pflanzen der Haus— 
gärten auf den Lande,“ Berlin 1882. — R. Herr» 
mann, „Der landw. Gartenbau,“ Bonn 1883. — 
% B. Hoffader, * Hausgarten in Stadt 
und Land,” Bonn 1881. — Jablanczy, „Der 
wirthſch. Werth des —— “ Wien 1882. — 
9. Jäger, neue Auflagen: „Der Hausgarten,“ 
Weimar 1880, — „Garten- u. Blumen-Brevier,” 
Leipzig 1880, — „Allg. illuſtr. Gartenbuch,“ Han- 
nover 1880, — „Katehismus der Nußgärtnerei,“ 
4. Uufl., Leipzig 1881, — „Pflege des Zimmer- 
und Hausgartens,* daj. 1882, — „Die Yimmer- 
und Hausgärtnerei,“ Hannover 1883. — U. Kraft, 
„Der Haus- und Gemüfegarten. Praktiſche An— 
leitung zur Kultur der Küchengewädje, Blumen, 
—— UN: u. ſ. w.," 4. Aufl., Frauenfeld 
1883. — €. Lucas, „Der Gemüſebau,“ Stuttg. 
1882. — €. u. fr. Lucas, „Anleitung 3. Ge- 
müjebau und zur Errichtung eines Hausgartens,“ 
daj. 1881. — M. Lebl, „Die Champignonzucht,“ 
Berlin 1879. — 3.2. 5. Müller, „Der pral- 
tiihe Gemüjegärtner, 35 Briefe eines Vaters an 
feine Tochter über Gemüje - Anbau, Anbau des 
Beerenobites u. j. w. Anhang: Verwendung der | erf 
Gemüfe zur Schnedenzucht,“ Reutlingen 1887. — 
2. Naumann, „Sartenbautafeln,“ Prag 1882 
— 834. — 3. Perring, „Leriton f. Gartenbau u. 
Blumenzucht,“ Leipzig 1882. E. 3. Peters, | 
„Kleines Tajchen-Lerilon für Gärtner u. Garten 
freunde,“ Leipzig 1880. — E. Salomon, „Hand: 
buch der höheren Rilanzenkultur,“ Botanische Gärt- 
nerei, Stuttg. 1880, — „Deutichlands —— 
Bäume u. Sträucher,“ Lpzg. 1884. — C. Schick— 
ier, „Hilfsbuch f. Gartenliebhaber,“ Stuttg. 1880. 
Schiedomsti, „Der Gemüſegarten,“ 
Danzig 1885. — Schneidlin's Gartenbud, 
4. Aufl. v. Nietner u. Rümpler, Berlin 1883 und 
„Blumenzucht im Zimmer,“ 1886.— E.8.Schnei- 
der, „Die jchöne Gartenkunft in ihren Grund | 
zügen dargeftellt,“ Stuttg. 1882. — W. Schulze, 
„Bärtneriihe Samenkunde,“ Berlin 1883. — 5, 
Staemmler, Grundriß des Gemüſebaus,“ 
Leipzig 1882. — F. A. Thormann, „Die Kunſt 
der Blumenzucht im Zimmer,“ Berlin 1882. — 
L. v. Uslar, „Der Gemüſebau,“ Berlin 1880. — 
Vilmorin's illuſtr. Blumengärtnerei, 2. Aufl., 


einfacher Art anzulegen,“ 


den, 


Gartenbau — Gefangenen-Arbeit. 


„Der erfahrene Gartenfreund,“ 2, Aufl, Ilmenau 
1883. 3. C. ©. Weije, „Melonen-, Gurken⸗ 
und Chambignongärtue, 5. Aufl. v. 3. Hartwig, 
Weimar 1884. — J. E. Weiß, „Die deutichen 
eye im deutjchen Garten,“ Stuttg. 1884. — 

Weſſelhöft, „Vollft. Unterricht, den Haus» 
garten als Blumens, Gemitje- und Objtgarten in 
12. Aufl., Halle 1885. 
— U Winter, „Bollitändiges Sartenbuch ‚“ 5. 
Aufl., Langenjalza 1883. — Wredow's Gar- 
tenfreund, 16. Aufl., —* Gärdt u. E. Neide, 
Berlin 1881. — Ueber Veranſchlagungen von 
Gärten iſt erſchienen: H. Gärdt, „Garten-Tara- 
tor, Anleitung zu aus Ermittelung der Produktions 
foften und des Ertrags, ſowie zur Rentabilitäts- 
Berechnung u. Werth-Abjhägung v. Gärtnereien,“ 
Berlin 1885, das erite Werk, in welchem verjucht 
wird, Rentabilitäts- „Berechnungen über den Garten- 
bau zu geben in freilich noch jehr unvolltommener 
Weiſe. Als Anhang ift zu nennen: WU. Hausner, 
„Kanditen und Konſerven,“ 2. Aufl., Berl. 1877. 
„Darftellung aller Berfahren der Konjervirung 
für feine Früchte, Gemüje u. ſ. mw.“ 

Safoline, j. Betroleum. 

Gefangenen=Arbeit. In manden Ländern in 
Europa und in den V. Staaten, überall da, wo 
die Lohnverhältniffe nicht den Preijen für die Le— 
bensbedürfniffe entſprechen und die wirthichaft- 
lihe Krijis die Urbeitsgelegenheit beſchränkte, hat 
fi) jeitend der freien Arbeiter eine mehr oder 
minder lebhafte Agitation gegen die Verwendung 
von Strafgefangenen zu induffrielfer oder gewerb- 
licher Arbeit u Rechnung von Privaten geltend 
gemadt. Es jind darüber vielfach Erhebungen 

—— und dieſe haben bewieſen, daß im Ganzen 
die Wirkung des Arbeitens von Gefangenen für 
Rechnung von Privaten außerordentlich übertrieben 
worden iſt. Von dem Verein der Berliner Blu— 
menfabrikanten und Groſſiſten war feſtgeſtellt wor— 
daß in ganz Deutſchland 4600 -5000 freie 
Arbeiter zur Herſtellung künſtlicher Blumen be— 
ſchäftigt ſind, auf Preußen kommen davon nach 
den Liſten für die Unfall-Verſicherung 989; im 
den Gefängniffen in Preußen giebt es dafür aber 
1000 Arbeiter (in Plötzenſee allein 140); die freien 
Arbeiter haben nur 7 Monate Berdienjt und 
5 Monate todte Saifon, die Arbeit in den Ge— 
—— geht das ganze Jahr. Für dieſe 
ranche ſcheint alſo ein Uebelſtand vorzuliegen. 


Auf dem Kongreß der Schuh achermeiſter im Juli 


1886 in Berlin wurden überaus heftige Anflagen 
‚gegen die Gefängnißverwaltungen vorgebradt, 


Geh. Db.-Neg.-R. Dr. Jlling trat dieſen aber 


entgegen und wies nach, daß der niedrigere Lohn 
für Wrbeiten in Gefängniffen nur durch die 
ihlechteren Leiftungen veranlaßt jei, viele Unter- 
nehmer die Kontrafte deshalb zu löſen juchten und 


von Th. Rümpler, daj. 1883. — U. Voß, Leicht der handwerfsmäßige Betrieb jchon ſeit Jahren 


faßliher Wegweiſer f. d. bürgerlichen Hausgarten,“ 
2. Aufl., Detmold 1885. — A. Wagner, „Der 
praftiiche Planzeichner für Gärtner, daj. 1880. — 
B. Weigand, „Neueftes Rezeptenbuch f. Gärtner 





und Gartenfreunde,“ 2. Aufl., Plauen 1880 und 


aus den GStrafanftalten entfernt worden jei, an 
dem jabrifmäßigen Betrieb aber jejtgehalten wer- 
den müſſe. Zum Reſſort des Minifteriums des 
Innern gehörten 20,000 Gefangene, zu dem des 
Minifterium der Juſtiz noch mehr unb dazu 


—— 


Pr 





Gefangenen Arbeit — Geflügelzudt. 


fommen nod die ger der Korreftionshäufer ; 
für alle diefe muß eine Beichäftigung gefunden | 
werden und zwar eine nußbringender Art; die | 
Arbeiten für das Militär und für die Bedürfniffe 
der Anftalten jelbit reichten nicht aus. Der Vor: 
wurf, dab man in den Anjtalten Handwerkslehr— 
finge ausbilde, jet nicht verftändlich, die Leute 
müßten doch lernen, fich jpäter jelbjt ihr Brot cr- 
werben zu lönnen, wenn jie vor Rückfällen be- 
wahrt bleiben jollten, der Vorwurf, daß die Ge- 
jangenen zu human behandelt würden, erledige jich 
don dadurd; von jelbit, daß der Unterhalt pro 
Kopf und Tag im Durchichnitt 30-32 Pig. und 
in einigen Gefängniffen noch weniger koſte. Er- 
ziehungshäufer für verwahrlofte Kinder feien jchon 
jo weit errichtet, dai; 9000 Kinder Aufnahme finden 
und andere Anſtalten find im Bau begriffen. In 
Bezug auf Arbeiten für Militär würden 3. B-| 
ihon 15,000 Paar Militärjtiefeln in den Straf: 
anftalten zu Moabit und zu Sonnenburg angefer- 
tigt, Unterbeinkleider, Jaden u. ſ. w. jchon jeit 
längerer Zeit faſt ausichließlich aus ſolchen An— 
falten bezogen. 


Trotz dieſer Widerlegung der Vorwürfe wurde 
eine Rejolution dahingehend, bei der Staatäre- | 


ierung dafür zu wirten, daß das Arbeiten für 
ivatunternehmer ganz unterfagt werde, ange: | 
vommen. 
In ähnlicher Weile haben auch andere Ver— 
lungen und Vereine ſich ausgeivrodyen, und | 
zwar jelbjt wenn jchlagend nachgewieſen werden | 
fonnte, dab die Sefangenen-Arbeit in der Regel 
nur einen ganz unbedeutenden PBrozentantheil der 
Gelammtarbeit darftellt. Die Vorfchläge, die Ge- | 
fangenen zu Wegebauten, zu landw. und forftw. 
iten u. ſ. w. zu verwenden, find nur bis zum 
ſehr beichränften Grade ausführbar, da die An 
Halten nicht mit genügendem Areal und den dazu 
erforderlichen Einrichtungen 6 nm jind und die 
Aufficht beim Arbeiten außerhalb der Anftalten zu 
ichr erſchwert wird. 
Biel beiprochen wurde in der legten Zeit die Be- 
ng der aus den Anftalten Entlafjenen ; es 
Tiegt n, dab faſt Jedermann ſich fcheut, die 
Entlafjenen zu bejchäftigen, eine große Härte und 
die dauernde Gefahr des Rückfalls durch Brotlofig- 
keit und durch die Lieblofigfeit, welche den Ent- 
laſſenen allerwärts begegnet. Moraliihe Re— 
tonvaleszenten-Häufer, Staatsanftalten zur 
ar tlaffener bis zur Auffindung paflen- 
der Beichäftigung, werden empfohlen. Die Vereine 
für entlafjene Oefan ene haben wenig Nugen be- 
wirft; werden ſolche Anftalten nicht beffer geleitet, 
dann wird von ihnen Gleiches gelten müffen. | 
Geflügelzudt (vgl. Eierhandel). Weientliche 
hritte aus landw. Kreifen find hierüber nicht 
zu verzeichnen; nocd immer wird in der Regel 
das Federvieh troß der weſentlich befieren Preije 
für Geflügel aller Art umd für Eier unterjcägt. 
Der Landwirth vereinigt die beiten Bedin ungen 


Zucht; Niemand kann mit ihm bezüglich der 
und Bortheilhaftigleit der Haltung fon- 






; er hat fich aber von ftädtiichen Anftalten | 


Unternehmungen der Art in Deutichlan 


BUTTER TEE WW 


. 


le Dann Zul + 44/5 


381 


überflügeln laſſen. In jolchen bringt das ver- 
wendete Kapital reichlich Zinien — 8 bis 12°, und 
noch mehr, wenn man die eriten Jahre mit Verluft 
oder nur jchr mäßiger Verzinjung überwunden hat. 

Alle Anftaltendiejer Art, Geflügelzücdtereien, 
Mäftereren u.j.w., haben anfänglich mit großen 
Schwierigleiten zu fämpfen und jelbftverftändlich 
muß viel Lehrgeld bezahlt werden; jetzt fehlt es 
aber wenigjtens nicht an Beilpielen dafür, daß 
man auch bei uns io vorzügliches Maftgeflügel 
wie von den franzöfiichen Ponlarderien liefern 
fann und zwar zu weit billigeren Preiſen. Die 
Anftalten diefer Art bedienen ſich der Brut» 
apparate; es iſt jegt gelungen, dieje jo herzu— 
jtellen und dafür die Wärme jo genan zu reguli- 
ren, dab die Verlufte nur noch ganz unbedeutend 
find, obſchon große Verichiedenheiten in den Ver- 
Iujtziffern angegeben werden. Daß auch die Brut- 
apparate bei den Landwirthen Eingang gefunden 
haben, beweiſen mehrfadye Mittheilungen darüber. 
Allgemein giebt man jest den Apparaten und auch 
den jonjtigen Geräthfchatten u. ſ. w. — von Grün» 
feld- Radebeul bei Dresden — den Borzug; fie 
tönnen für die Beichidung von unter 100 und bis 
mehrere Taujend Eiern auf einmal bezogen werden 
und jtellen ſich demgemäß mit Einrichtungen zu 
unter 100 Mark und bis über 1000 Mart, 

Die größten und beiten Anjtalten der Art find 
wohl die genannte in Madebeul, die in St. Jlgen 
in Baden und die „Seflügelzüchteret in Braun- 
ſchweig, Betrieb auf Aktien mit 300,000 Mar 
Kapital unter Leitung von Anjveltor Grimme. 
Die Dividende wird hier mit 10°, und mehr für 
die legten Jahre angegeben. 


In den Berichten darüber („Mittheilungen über 
Yandwirthicdaft, Getreidebau, Hauswirthſchaft“, 
Nr. 32, fi., 1884) wird ausdrüdlich hervorgeho- 
ben, daß ohne gemügendes Kapital an einen Erfolg 
nicht zu denfen ift und daß der —— — 

(Flora, 
Teltow, Oberurſel u. ſ. w.) hauptſächlich dadurch 
veranlaßt worden ſei, daß das Kapital von vorn— 
in zu Mein war und die Jahre des Mißer— 
olges bei guter Einrichtung — 2 — 4 — nicht abge» 
wartet wurden. In der Regel jei man bei uns 
aud) nicht geneigt, das Wärterperfonal angemefjen 
u honoriren, jodaß tüchtige, erfahrene Leute ans 
elgien oder frankreich nicht zu gewinnen find. 
Man glaube mit 900 - 1200 Mark Gehalt ſchon 
das Möglichite gethan zu haben und werde zu 
leicht muthlos; in Braunſchweig habe man im erften 
Jahre gar keinen, im zweiten ebenfalls feinen 
Reinertrag gehabt, dann allmählich jolchen bekom— 
men und erziele jegt durchſchnittlich 10 —129/,. 
Hüten müffe man ſich ferner vor der Zucht von 
Sportgeflügel trog der jajt fabelhaften iſe, 
welche dafür bezahlt werden; in Braunſchweig ſei 
man davon ganz abgekommen und halte, züchte und 
mäſte nur noch Nutzgeflügel. 

Die Verluſte bei den Arutapparaten ſollen 2 bis 
30%, jein, aus der Anftalt in Radebeul werden 4 
bis 10%), angegeben. Die Braunjchweiger Anftalt 


382 Geflügelzudt. 


arbeitet mit Apparaten zu 7000 Eiern und läßt | Maftgeflügel jeder Art im Großen und im Ein— 
auf diejen über 60,000 Stüd ausbrüten. zelnen, wozu bejondere Preisfurante ausgegeben 

Die Einrihtungen find in Radebeul und in und veriandt werden. In Radebeul find 9— alle 
Braunſchweig gleich muſterhaft nad allen Be- | Arten von Einrichtungen für Geflügelhöfe käuflich 
ziehungen hin; verjendet werden junge Thiere und zu haben. 


Das Budget der Anftalt in Braunfchweig lautet: 


Für Futter 13,965 Mt. Für 10,000 Stüd, 2—8 Tage alt, & 1,0 = 10,000 Mt. 
„Perſonal mit Tantiime 9,000 , „ 3,000 Stüd, 4 Wochen alt, „15= 4500 „ 
„ Heizung 600 „ „ 1,000 Hähnchen, ungemäftet, „ 1,0= 1,000 „ 
M rätbichaften u. ſ. w. 3,000 „ „ 1,000 besgl., 3 Monat alt, „ 1,7= 1,700 „ 
„ Neubeihaffung Ri) * „ 500 Enten, 4 Monat alt, „30= 1500 „ 
„Verpackung, Steuern u. ſ.w. 2,000 „, „200 Gänſe, 6 Monat alt, „6,0— 1,200 „, 

30,065 M. 2 —*55* durdichn., „, ” zn — 

30,735 „ 8 lachtthiere „40 = 32, * 

Ueberſchuß E00 ME Eier zum Verkauf und zur gucht 15,000 „ 
* "Dünger (jehr gering) 400 

„» Berfaufte Geräthichaften 2,000 „, 
60,800 Mt. 


Für den Landwirth kann ein derartiger Groß- | wachung, wie fie anderen Betriebszweigen zu Theil 


betrieb nur als Borbild mit in Betracht kommen, | wird, nicht fehlen. 


die tägliche Verjendung von jungen Thieren in 


Wer das Geflügel den Mägden 
überläßt, ohne fich jelbft darum zu befümmern, 


Taufenden von Sendungen und die von Maftge- | fanıı nicht auf Erfolg rechnen. 


flügel im Einzelnen nicht durchgeführt werden, 


wohl aber kann er, wenn er jid auf diejenige | 
Bucht wirft, welche jeinen Berhältniffen am bejten | 


entipricht und wenn er nicht zu vielerlei Geflügel 
hält, anfehnliche Neinerträge auch bei Mafjenerzen- 
ung gewinnen, weil er das futter überaus billig 
zu beichaffen vermag und für Gtallungen, 
Weide, Hofraum u. ſ. w. nur fehr geringe Ans- 
gaben hat. 

Diejenige Art der Zucht, bei welcher das Ge- 
flügel zu Jedermanns Verdruß und fih und dem Vich 
in den Etallungen zum Schaden frei herum laufen 
kann und das Hauptfutter ſich ſelbſt fuchen muß, 
die jog. Bauern zucht, kann nicht einjchlagen ; 
das Geflügel muß einer gefonderten Hof mit daran 
angrenzender befonderer Gras⸗, Klee- oder Luzernen⸗ 
Weide haben und darf nur zeitweije auf die Weide 
gelafjen werden. Der Hof muß eine gut geichüßte 
Halle für Schuß bei ſchlechtem Wetter enthalten 
und Aiche, Sand und Erde zum Wühlen in ge 
fonderten Umzäumungen; Mares Wafler darf nie 
fehlen und die Fütterung muß gut fein und regel» 
mäßig gegeben werden. Bal. den früheren Artikel. 

Davon, das Geflügel in Etagen über einander 
zu halten, ift man ganz abgelommen; man ver» 
langt bejondere Stallungen und gejonderte Abthei- 
lungen für Zucht-, Leg-, Majt: Geflügel. 

Wer aus der Geflügelzucht, was leicht möglich 
ift, fih ein paar Taufend Mark Reinertrag ſchaffen 
will, muß ſich mit den neueſten Einrichtungen und 
Erfahrungen bezüglich der Anlagen der Stallun- | 
gen, Gehöfte, Geräthe, Nefterbau, Fütterung u. j. w. | 
vertraut machen; an guten Anleitungen dazu fehlt 
es jet nicht mehr. Bor Allem gehört zu ſolchem 
Betrieb eine Ausdehnung, welche es lohnend macht, 
ein beſonderes Perſonal geübter Leute, — 1 — 2 
— 3 u. ſ. w. Perjonen, ausichließlich damit zu bes, 
trauen und dafür verantwortlich zu machen; aud 
darf die gleich ſorgſame Kontrolle und Ueber— 


trag 


Im Winter muß das Geflügel warm gehalten 
und jederzeit muß es vor Nälje bewahrt werden. 

Dan kann jagen, daß jedes * mit Leichtig⸗ 
feit dem Landwirth 6—15 Mark Reinertrag brin- 
gen muß und entiprechend anderes Geflügel; es 
liegen für dieſe Annahmen jet Berechnungen 
genug vor. 

Nah einer für das Gut Forftet von Selmar 
aus den Jahren 1881—1884 mitgetheilten Bercch- 
nung (in den „Medienburger Annalen’, 1885) 
brachte das im Geflügel angelegte Kapital in diefen 
Jahren 13—20 und 45%. 

Ein Haupterforderniß für den Gewinn bei der 
Hühnerzucht ift, daß man die vun nicht über 
3 Jahre alt werden läßt, wenn fie nicht als Brut- 
bennen oder zur Zucht ganz bejonders tauglich 
find. Die Henne giebt die meiften Eier mit 1 bis 
2", Jahr und jollte im 3. Winter zur Maft 
überwiejen werden. Zur Gänjemaft nimmt man 
fogar nur die einjährigen Thiere. Je rajcher das 
Geflügel verwerthet wird, um jo nugbarer wird 
es ſich zeigen. Zur Zucht follen ferner nur die 
am jchwerften wiegenden Eier Verwendung finden. 
Zahl und Gewicht der Eier find jorgiamit zu fon- 
trolliren und alle Thiere mit unbefriedigendem Er- 
ur Maft zu beftimmen. Das Futter kann 
vom Landwirth ftets billig beichafft werden; zum 
Zulauf empfehlen fich die billigen Sorten Kleie, 
Reis, Reismehl, Mais, Fleiſchmehl und dergl. 
Futtermehle. Gedörrte Maikäfer lafjen ſich bis 
zum Winter aufbewahren und mit Nutzen füttern. 
Vielen Landwirthen fehlt oft die Fähigkeit, die 
Thiere nah dem Alter beurtheilen zu können. 
Dafür giebt es als Anzeichen: 


für Hühner: Sporn, jung: nur Anfänge, alt: hart; 
Unterjchenfel, jung: weih; Schuppen an ben 
Füßen, u 8 glänzend glatt, friih von Farbe, 
alt: raud; Krallen, jung: jcharf, zart; Schna- 


er 


bel, alt: in unterem Theil hart und unbiegiam ; 
Kamm, jung: dünn, glatt, alt: did, rauh. 

für Truthühner: jung: Bartlappen zart, ohne Bart» 
quafte, alt: Schuppen an den Füßen rauh, Bart- 
auajte vorhanden. 

„Gänſe: alt: Füße rauh, Flügel ſtark, Schnabel 
did, ftarf, unbiegfam, Federn grob, Haut Did, 
jung: Haut zart unter den Flügeln und an 
den Flügelſpitzen. 

„ Enten: jung: Schnabel im Verhältniß zur 
Kopfbreite länger als bei alten Enten. 

„ Zauben: jung: Füſſe glatt, geichlofien, blaß ge— 
färbt, Flaumfedern lang, gelblich im Gefieder, 
fehlen bei alten, welche rothe Füße haben. 


d. Dorn in „Zur Stütze der Hausfrau‘, 
Berlin 1886, empfichlt für die Maft der Gänſe 
die Auswah 
duen und als Futter I—3 Wochen Hein gehadte Möh— 
ten, Tag und Nacht zur Verfügung nad) Belieben, 
nebft ftets frischem Wafler mit etwas Holztohlen, 
Sand und Salz, nad) diejer * Hafer oder ge— 
quellten Mais; ſieht man au she Lebern, jo 


Geflügelzucht. 


muß man gequellten Mais oder Nudeln aus Gerften⸗ 


Hirſe, geriebenen Kartoffeln, Salz und etwas 

atz, im Ofen gebaden und vor dem Gebrauch 

— alle 2 Stunden — angefeuchtet, geben, wobei 
nie an Wafjer fehlen darf. Waren die Gänie 
vorher auf den Stoppeln, dann genügen für ge 
öhnliche Majt Möhren mit etwas Gerjten- oder 
ot. In Frankreich nudelt man gar nicht 

; das Majtfutter find geftampfte Hirfe und 
‚mit Waller zu feftem Teig angemadjt und 

mit etwas Butter beftrichen; ftatt Wafler giebt 
mon oft jaure Milch mit und ohne Zuderfaß; zur 
ellmajt verwendet man auch gelochten Reis 

Mt abgelochter Milch und Zufag von etwas fohlen- 
faurem Natron. In Straßburg bilden Saubohnen 
und dann im Salzwaſſer erwärmter Mais das 
tter; im Oderbruch läht man die aus Bolen 

Gänje zuerft auf die Weide gehen, für 

e Stüd 50—60 Pig. Pacht bezahlt wird, 
und mäftet dann mit Gemenge aus ?, Hafer und 
i/ wovon je nach Größe 15225 kg ge 
wird, oder auch 3 kg für 1 kr Lebend- 
Gans. In den Bierlanden bei Hamburg 
den die „Stubenküten” im Winter und Früh— 
mit Gemenge aus *,, Buchweizenjchrot und !, 
rot, mit Sauermilc zu didem ſteifem 
derrührt und mit Hein zeritampften, ſonſt 
ey verwerthbaren Fiſchen, Küufenfiſchen“, oder 
Eis mit Fleiſchmehl als Erſatz gemäftet. 


! en recht ungünftig beurtheilt die Ge— 
elzucht F. A. Zürn, in „Die Gründe, warum 
Ruft zum Geflügel ⸗Züchten und Halten erfaltet 
MD wie dieſem Mlebelitand vorzubeugen iſt“, 
Apzig 1885. Der einleitende Sap aber: „auch 
ber Delonom hat volllommen Recht, wenn er 
ichtig hält, in jeiner Wirthſchaft nur fo viele 
re zu halten, als jich auf dem Hofe, auf den 
ngerjtätten, vor den Scheunen, in den Gras— 
arten u. |. w. von jelbjt ernähren können“ —, 
# ihon, daß noch an die alte Bauernzuchi 
















\ 
Bi 





{ der jchwerjten und breiteften Indivi⸗ 


385 


gedacht wird, melde allerdings nicht rentiren 
lann. 

Für die Ertrags-Berechnung entwirft 3. ein 
Schema, welches im Allgemeinen zwar dem von 
Birnbaum für Viehkonti im „Handbuch für 
Landwirthe“ iger ren entipricht, aber nicht 
‚völlig richtig durchgeführt wird. Die Anficht, daß 
bei Yandhühnern eine Abnupungsquote nicht ange- 
ſetzt zu werden brauche, ijt unrichtig, eine ſolche 
darf nur dann fehlen, wenn die Thiere jung ver» 
werthet werden (vor dem 4. Jahre); auf die Race 
fommt es dabei nicht an. Der Anjag von 5%, 
| für Gebäude und Geräthichajten aller Art ift zu 
| gering; Miethgeld muß nicht nr von den "Ruhe 
räumen‘, jondern auch vom Weideland entrichtet 
werden; der Sat von 6—7 des BVichtapitals 
für Kranfheitsfäle mag im Allgemeinen genügen. 





' 8. ereifert fich in hohem Grade über Diejenigen, 
‚welche die Erträge zu hoch anjegen; zur Angabe 
von 200 GStüd Eiern pro Henne urtheilt er, 
dab „die Haare fich einem zu Berge fträuben, 
| wenn man das lieſt“; als den höchften erzielbaren 
Satz in der beften Zeit bezeichnet cr 125 Stüd 
und für die erften 4 Lebensjahre zujammen 400 
Stüd, alfo im Durdichnitt 100 Stüd pro Jahr, 
wobei er von 10 Jahren Lebensdauer ſpricht. 
Mit folder Annahme ift freilid an Rentabilität 
nicht zu denfen. Da er den täglichen Yutterauf- 
wand zu 1,5 Big. — für das Jahr zu 5,421/ Mark, 
und für das Ei höchftens 5 Pig. als Verkaufspreis 
rechnet, jo ijt der gejammte Erlös won Eiern nur 
5 Mark durchſchnittlich für die befte Zeit und er- 
forderte aljo allein der Aufwand für Futter ſchon 
‚47'/; Pig. mehr pro Stüd, obſchon es fich hierfür 
nur um das Beifutter zu Dem, was die Hühner 
ſelbſt finden, handeln jol. 3. findet es für ganz 
in der Ordnung, dab wir die Eier aus Jtalien 
‚beziehen, weil man dort das Stück mit u B 
|erjeuge, und glaubt auch, daf wir aus der ah 
‚feinen Gewinn zu ziehen vermöchten, weil fette 
Enten mit nicht über 4 umd Poularden nicht über 
6 Mark bei uns bezahlt werden. Im Weiteren 
eifert er gegen den Verkauf der Eier nach Gewicht 
und gegen das Streben nad großen Eiern über» 
haupt, weil der Gourmand die Heinen Eier — 
des größeren Gehaltes an Dotter vorziehe. (Bgl. 
Eierhandel.) Erwärmung der Ställe im Winter 
will er auch nicht haben, einfacher Schuß gegen 
die äußere Kälte jei gemünend. Bezüglich des 
Autters joll neben dem, was das Huhn jelbit 
finde, täglih 75 g, für größere Thiere bis zu 
120 g Körner gegeben werden (1,5 Big. KRoften.. 

Aus Allem ergiebt fih, dab 3. nur die alte 
Bauernzucht und die alten Berhältniffe des Mart- 
tes oder ſolche ftädtiicher Anjtalten, im ag 
alle Bedürfniffe gekauft werden müſſen und der 
Abſatz ſchwierig ift, vor Augen hatte; er über- 
ſieht, daß eine richtige Geflügelzucht das freie Um— 
belaufen gar nicht mehr geitattet und daß die 
Marttverhältniffe auch bei uns ſich wejentlich und 
zwar zu Gunſten höherer Rentabilität geändert 
— Wenn die Braunſchweiger Altiengeſellſchaft 
ſchon ſeit einer Reihe von Jahren 10 und mehr 














384 


Prozent Dividende vertheilen kann, jo beweift jchon 
allein dieje Dividende, daß die Geflügelzucht, ra- 
tionell betrieben, jet ganz anders beurtheilt 
werben muß. 

Ueberall, wo man die richtige Haltung und Zucht 
fennen gelernt hat, vermehrt man die Haltung; 
Eier und Geflügel können nicht genug in die Städte 
eliefert werden und für beides löft man jeßt 
Breife, an welche nocd vor 10 Jahren nicht zu 
denken war. Frankreich und England, die Yänder 
der beiten Zucht und des größten Verbrauchs, 
haben den Verlauf der Eier nad Gewicht oder 
Größe geiehlich eingeführt ; die Güte der Eier weiß 


Debet 


Marf 

Für Beitand an Kapital. 433,80 

„ Auffiht u. j. m. „ Mominiftr.-fl. 238,74 
„ Buttermittel „ Boden- und 

Sceunen-#. 552,29 

a desgl. „Brauerei⸗K. 216,90 

desgl. (Wurmf.) „Dung⸗K. 108,00 

„ Stallungen „ Gebäude. 82,05 

„ Geräthichaften „ Geräthe- und 

Maſchinen-K. 6,00 

„ Abfälle u. Wartung „ Haushalt. 838,50 

„ Futter verich. Art „ Gärten-f. 46,00 

iR desgl. — — 54,00 

= desgl. „Luzerne⸗K. 30,00 

5 deögl. „Milchwtiſch.K. 360,00 

— desgl. „Teich⸗K. 40,00 
„gekaufte Eier 96,00 
z Kalt, Aſche, Sand 18,13 
„ Heil» u. Reinigungsmittel 11,50 
„ Brutapparat mit Zubehör 230,00 
„ Einrichtung u. Unterhaltg. 20,40 
„ Berficherung 43,38 
„ Lohn 180,00 

an Kaſſa⸗K. 559,41 

„ Kapitalzins „ Prinzipalt.-. 21,69 


3627,38 


Geflügelzuät. 


‚man dort beftens zu fchäßen, und gerade in 
dieſen Ländern iſt der Verkauf zu verjchiedenen 
Preiſen nah Gewicht jchon jeit längerer Zeit 
eingeführt. 

Daß der Landwirth die Geflügelzucht, wenn er 
fi) vom Sportgeflügel fern hält und gute Ein- 
richtungen trifft, ſehr nubbar geftalten fann, unter- 
‚ liegt feinem Zweifel; eine genaue Berechnung dar- 
‚über, wie ſich eine Geflügelzucht zum Betrieb fonft 
stellt, findet fich ebenfalld nur in dem erwähnten 
ı Werte von Blod-Birnbamm, in weldhem in 


ner II, ©. 444, das Federviehkonto wie 


folgt gegeben ift. 


Kredit 
Maıt 
Für Dünger von Dung-K. 100,80 
„desgl. „Küchengarten⸗K. 156,00 
„ 2° alte Hühner 42,00 
„ 22 „ Enten \ 
„4 „ Gänie 12,00 
„ 5 Baar Tauben 2,50 
„ aus 1830 Eiern auf dem 
Apparat erbrütete Ieb. 
erhaltene 800 j. Hühner 800,00 
100 Kapaunen u. Poul. 300,00 
270 Racehühner 540,00 
240 Raceenten 720,00 
„ bon den Thieren erbr. 
600 Enten 1500,00 
400 Gänje 1800,00 
300 Tauben 120,00 
„ 800 Gänſeeier 48,00 
„ 2400 Enteneier 96,00 
„ 9800 Hühnereier 294,00 
6318,50 
davon bon ze 410,70 
„ Kajja-k. 5907,80 
„ Federn von 48 alten 
Gänſe „Kaſſa⸗K. 72,00 
„ KRapitalwerth zurüd 
mit Brutapparat „ Kapital-f. 661,85 
7309,15 


Das Kredit ift 7309,15 Mark, das Debet 3627,38 | jchrot, 400 kg Hirſe, 3500 kg Kartoffeln, 1000 kg 


Dart, der Saldo per Bilanz alſo 3681,77 Mart. 
Der Beitand war zu Anfang 80 Hühner zu 1,2 
und 2 Hahnen zu 2,4, zuj. 100,80 Markt, 66 
Enten zu 1,5 = 99 Marl, 48 Gänfe zu 4,5 — 
216 Mt. und 30 Paar Tauben zu 0,6 = 18 Mt, 
zuſ. 433,80 Markt. Gelauft wurden von Racen— 
geflügel 300 Hühner» und 400 Enteneier, welche 
650 Thiere liefern, von anderen 1130 Eiern giebt 


QDuarf, 1000 1 abgerahmter Milch, 675 kg Ober: 
teig ans der Brauerei, 1500 kg Abſchöpfgerſte 
1974 kg Kleie, 400 kg Schwarzmehl u. ſ. m. 
Der Geflügelhof ift beftens eingerichtet mit Wafjer-, 
Aiche-, Sand-Bad, offenen Schuppen, Buſchwerk, 
Erdhaufen u ſ. w., daran fchließt fih die Gras- 
weide und der Zugang zum Quzernefchlag und 
Obſtgarten (Grasftüd). — Abgeichen von den aus 


es 900 Junge; die Enten liefern pro Stüd 11 den gelauften Eiern erzielten Racethieren ergiebt 


unge und 40 Eier, die Gänſe 10 Junge und 20 

ier. Bon den 70 Leghühnern werden pro Stüd 
(Mur in bejter Zeit —— 150, von 10 Brut—⸗ 
hühnern 60 Eier, zuſammen aljo 11,100 Stüd 
oder durchichnittlih 139 Stüd gewonnen. 
Futter berechnet jih im Ganzen zu 1951,79 ME., 
pro Tag zu 5,35 Marl. Alles Futter ift nad) 
loto Preiſen angeſetzt, es befteht außer den ver— 





Das 


nend mit einem Betrieb fich verbinden läßt. 
jchiedenen Abſällen aus dem Haushalt und den | Preiie für die Erzeugniffe find mittlere — 
Härten aus 5892 kg Hinterfrucdt, 300 kg Mais 


fi für die weiblichen Hühner, Enten und Gänſe 
nad) Anfangäbeftand ein Keingewinn von 12 DE. 
pro Stüd, mit dem aus gelauften Eiern erzielten 
Erlös von 17,5 Marl. Die Wartung wird vom 
Haushalt und durd einen Jungen, welcher 180 
Mark Lohn erhält, beforgt. Das Konto zeigt, dab 
eine richtig betriebene Geflügelhaltung recht —* 

e 


ein Ei 3—6 Pfennige (von Hühnern 3, von 


Geflügelzucht — Genojjenidaften. 385 


Enten 4, von Gänſen 6 Pfg.), junge Verlaufs | Schuiter, „Das Huhn im Dienfte der Lanb- u. 
enten 2,5, Gänje 4,5, Tauben 0,4 ME. (pro Raar). Volkswirthſchaft ſowie d. Sports,“ Ilmenau 1885, 
Mittheilungen aus neuerer Zeit in ausführ-| „Zruthuhn, — Faſan und Pfau als N 
licherer Berehnung geben an aus Mecklenburg und Ziervögel,“ daſ. 1885, „Die Gans im Dienſte 
pro Ente 31,91 Mark Ertrag und 17,64 Mark d. Land- u. Forſtwirthſchaft,“ daſ. 1884. Tau- 
Reinertrag, aus Oldenburg pro Huhn 3,0 Mark benfreund, der, 9. Aufl., Plauen 1883. — 
Reinertrag, aus Meiffe pro Huhn 3,94 Mark F. Taubert, „Anleitung z. rationellen Betrieb 
Heinertrag ohne Dünger-Berehnung, aus Ba-|der Nugtaubenzudt,“ Berlin 1884. — a 
den (ausführliche Statiftif) pro Stüd Geflügel! meyer, „Geflügelzudt im Großen,“ a. d. „Allg 
3 Mark Ertrag, „welcher nahezu als Neinertrag | Geflügel = Zeitung,“ Berlin 1854. — J. Boel- 
gelten fan“ ; die Ertragsanfäge und bejonders die jheu, „Die Hühnerzucht,“ 3. Aufl, Hard. 1881 
Freie find jehr niedrig genommen, fodaß fich der und „Illuſtrirltes Hühnerbuch,“ daj. 1884. — 2. 
Ertrag zu 200%, des Anlagefadital3 der Thiere Wilke, „Unjere Lieblingsjänger.” Bezug, Pflege 
berechnet. Die Bere nung eine Ungenannten | u. ſ. w. d. Kanarien, Jlmenau 1883. — X. Wright, 
lautet für das Huhn Eier 110 Stüd zu 5 Pig. | „Der praftiiche Hühnerzüchter,” a. d. Engl. von 
= 5,50 Marl, Maft-Nugen 0 und Dünger 1 DM. | Fr. Trefz, München 1880 und „Der praftijche 





= zu. 6,50 Matt, Bitierungbioften 3 Mark im | Taubenzüchter,“ ebenjo, daſ. 1880. 


Durchſchnitt, Meberihuß 3,5 Mark, aber ohne Be- 
rückſichtigung von Unglüdsfällen und Zins und 
— Anlagelapitals. 

Auch in Bezug auf das Geflügel ift die Literatur 
aus den letzten Jahren ziemlich reichhaltig. Zu 
nennen find: 

1. C. E. Baldamus, „Zlufte. Handbuch der 
Federvichzucht,“ Dresden 1881 u. 1882 u. „Das 
dausgeſlũgel,“ daſ. 1883. — J. Burgarten, 

ühnerracen, Leipzig 1885. — 9. Dieg und 
6. Prütz, „Die Tümmler- und Purzlertauben,“ 


er n. ihrem jeßigen rationellen Standpuntte,“ 
lin 1885. — 9. Espaert, „Die Züchtung 


Gelbe Pferde von Jvenad, j. Vererbung. 
Gemüfebau, j. Gartenbau. 
Genoffenihaften. Der Gedanke, durch Bereinig- 


ung Heiner Kräfte die VBortheile der Großkraft zu 
erlangen und nach Maßgabe der Betheiligung je- 


zuzuwenden, hat in den feßten 


dem Genojjen 

Fahren a) in der Landwirthſchaft immer mehr 
freunde gefunden und in immer weiteren Kreijen 
Gelegenheit zur praftiichen Bethätigung gegeben. 
Die Zahl und die Mannigfaltigkeit der Genofjen- 
ihaften haben ſich foejentlich vermehrt und von 
Etettin 1883. — Br. Dürigen, „Die Geflügel- | Bedenken, wie fie noch auf den erften 


— 
künften des Kongreſſes Norddeutſcher Landwi 
— 1867 ff. — geltend gemacht wurden, ſpricht 


der Hühner, a Gänſe, Enten,“ Kaiſers— man jetzt überhaupt nicht er oder nur im Sinne 


lautern 1883. — M. Fries, „Die Geflügelzucht 
un ihrem ganzen Umfange,“ Stuttgart 1 


Tresden 1881. — 
benzucht,“ 3. Aufl., Ouedlinb. 1882. — Hühner- 
bof, der, „Anmweilung, Hühner zu erziehen,“ 
Bauen 1880. — Th. Huyerz, „Die Geflügel 
ud Kaninchenzudt n. engl. u. franz. Erfahrungen 


und Grundjägen,“ Bonn 1881. — Langsihan-' 
duhn, feine Geſchichte u. feine Verdienste, deutſch 


der Berwunderung über die 
3. — ſchauungen in damaliger Zeit. Die nicht Tand- 
#. Goedde, „Die Faſanenzucht,“ Berl. 1880 — | 
L Grünholdt, „Die künftliche Geflügelzudt,“ ı 
. Herzog, „Lehrb. d. Tau⸗ fi 





eichränttheit der An⸗ 


wirthichaftlichen Erwerbs- und Wirthichaftsgenofien- 
ichaften im Deutſchen Neih nah) Schulze-Deligich 
ind jo befannt und haben ſich gegemüber denen 
anderer Länder durch die Solidarhaft jo bewährt, 
daß es nicht nothwendig ift, mehr darüber mitzu- 
theilen, als die kurzen jtatiftifhen Zahlen. Nach 
den VBeröffentlichungen für 1885 waren dem Anwalt 
der Genoſſenſchaften 4170 folder Vereinigungen 
befannt geworden und davon waren 2118 Kredit-, 


r ©. Heymann, Hamburg 1882. — U. Maar, | 682 Konſum-, 33 Bau- und 2118 Genofjenichaften 


Illuſtr. Muſterentenbuch“ (Zucht und Pflege der in einzelnen — 


domeſtizirten und der zur Domeſtikation geeigneten 
wilden Entenarten), Hamburg 1887. — „Illu— 
krirte Bibliothet für Nutz- und Sport- 
Beflügelzucht,“ Zwangl. Hefte, pro Heit 75 Pig. 
Minden 1887. — Dettel, „Der Hühner- u. 
Geflügelhof,“ 6. Aufl., Weimar 1879. — L. Pri— 


nl, „Die Geflügelzucht,“ 2. Aufl., Berlin 1884. |- 


Prütz, „Illuſtr. Muftertaubenbud,“ Ham«- 
burg . Reiifert, „Die landw. Ges 
Rügelzucht,“ Breslau 1879 und „Katechismus der 
verehrten Bruthühnerzucht,“ mit „Anhang über 
Truthühner, Sänte, Enten,“ 3. Aufl., daſ. 1884. 
— €. v. Rodiczfi, „Die Monographie d. Trut- 
dahns,“ Wien 1883. — K. Ruß, „Das Huhn 
als Nupgeflügel f. d. Stadt- u. Landwirthichaft,“ 


- 6. 
l 


Die Darlchns- 
Gen. nad Raiffeifen’ihem Syſtem find darunter 
nicht mitgerechnet. ©. darüber unter Kredit. 
Die Mitgliederzahl der 4170 Gen. ift 1,5 Mill, 
die geichäftlichen Leiftungen waren 3000 Mill. 
Mark, das Betriebskapital ift 800 Mill. Mark und 
das eigene Kapital mit Rejerven 300 Mill. Mark. 
Aus Oberichlefien wird über die „gemwerfichaft- 
fihen Schnapstonjumvereine‘ geflagt; ein ſolcher 
Verein hat in einem Jahr für 26,296,48 Mart 
Schnaps, Sprit, Liköre, Lager- und Kulmbacher 
Bier und Wein an die Mitglieder umgefegt. Der 
Verbands -» Direktor Kriegel theilte auf der 17. 


Verſammlung am 29. Juni 1886 in Breslau mit, 
daß die Behörden dem verwerflihen Treiben ener- 


giſch entgegen wirften, dab cs aber wohl * 


Magdeburg 1884. — E. Sabel, „Anleitung zur lange dauern werde, bis die Arbeiter den dadur 


Dügnerzudt u. 3. 
und Enten,“ 
Landbw.-Konveri.»Leriton. Spegial-Zupplement. 


üchtung d. Truthühner, Gänſe 


. Aafl., Trier 1881. — M. J. 


bewirkten Gefahren ganz entzogen find. Bedeu- 
tende Fortichritte machen die Gejellichaften für 
25 


386 Genoſſenſchaften. 


Erbauung und Dermiethung von preiswürdigen | alle Gejellichaften thätig ift (695 als Mitglieder 
Wohnungen in Städten. beteiligt) und bei einem Aftienfapital von 4,143 
Für Defterreich wurden im Jahre 1882 ange | Mill. Mark einen Jahreserlös von 92 Mill. Mart 
geben: 1515 Genoffenschaften und davon 1198 re» oder ", des Erlöjes aller Vereine hatte; eine 
gie (1129 für Vorſchuß und Kredit, 235 ‚für | | Materialwaaren-Groß-Genofienichaft Hat 784 Ge: 
onjunt, 61 rein landwirthichaftlich). on 726 jellichaiten als Mitglieder ; Großgejchäfte dieſer Art 
waren nähere Mittheilungen gegeben, welche be= | giebt es im Deutichen Reich nicht. Bon Produftiv- 
jagten, dab fie 340,675 Mill. Mark Kredit auf | genofienichaften giebt es in England noch 35, die 
fejtes Biel und 2, 853 Mill. Mart auf Kontotorrent | bedeutenditen find die für Getreidemühlenbetrieb: 
gaben und 51,461 Mill. Mark Napital hatten. Im ſie haben 11,981 Mitglieder und 22 Mill. Marf 
Ungarn gab es 357 Genofjenichaften (308 für Verfaufserlös; einige von diejen gehen bis in das 
Vorſchuß und Kredit), welche 37,955 Mill. Mark | vorige Jahrhundert zurüd. Schr viel geſchieht 
Kredit gaben (83,87%, auf Wedhiel und Echuld- | jeitens der Konſumvereine für Bildungsziwede; die 
ichein); 16 Konfume, 7 Verſicherungs- und einige nah Rochdaler Syſtem gaben dafür 359,040 Mt., 
Erwerbs-Genojjenichaften wurden gezählt. im Borjahre 296,200 Mark aus. 

Aus dem Bericht für 1884 über die engliihen! Für Die Förderung des landw. Genofienihafts- 
Genoſſenſchaften (im Oftober 1886 erjtattet) | weiens ift am 6. Juli 1883 in Hamburg ein be- 
geht hervor, dab Ende 1884 von urſprünglich 2427 | deutiamer Fortichritt durdy die daſelbſt bewirkte 
eingetragenen Gen. nod 1002 vorhanden waren | Bereinigung deutſcher landw. Gen. erzielt 
und 34 in diejem Jahre aufgelöjt wurden; 1425 | worden. Als Vorbild dazu hatten die Verbände 
oder 59,7 9%/, find aljo eingegangen, im Deutichen in Heffen, Oldenburg und Baden, in den Ländern, 
Reich von 2000 Kredit-Genoffenichaften nur 18, in welchen das Genofjenichaftsweien am beiten ent- 
wovon 16 liquidirt haben und nur 2 durch Kon- | widelt ift, gedient. Als Zwecke der Vereinigung 
kurs aufhören mußten; von 1853 bis 1883 find | find bezeichnet: 

im Deutjchen Reich nur 5,3 %/, der Genoſſenſchaften 1. Die Vertretung und Wahrung gemeinfamer 
\ u Grunde gegangen und einjchlichlich jofcher ohne — 

erluſte für Mitglieder und Gläubiger nur 903; 2. Die Ausbildung der Verfaſſung und die För— 
(Mitth. d. Anwalts Dr. Schneider im „Arbeiter: | derung aller gemeinſamen und beſonderen Ange— 
freund“). England hatte Ende 1854 nur ‚noch | legenheiten der zugehörigen Berbände und Gen. 
4 Boltsbanten, mit 524 Mitgliedern, 21 ‚59 £ durch gegenseitige Unterftügung im Gejchäftsbetrieb, 
Attien- und 133 2 gelichenent Kapital. Die mei- jowie durch Austauſch von Erfahrungen. 
jten Genofjenichaften find Koniumvereine, zum) 3. Die Ausbreitung des Genoſſenſchaftsweſens 
Theil Ieht großartig, und deshalb ift die beichränfte | auf landw. Gebiete 
Haftbarfeit dort am Plate. Als Hauptgruppen giebt es die landwirthj ch. 

Nach „Il Commercio* in Mailand ſind von Konſumvereine und die Molkerei-Gen.; 
250 italienischen Volksbanken, welche als anonyme | zur Zeit der bejchloffenen Vereinigung waren über 
Geſellſchaften ebenfalls unbeichräntte Haftbarkeit 800 joicher Gen. mit vielen Taujenden von Mit- 
haben, jährlid 4 bis 5 Fallimente „und was für | gliedern vorhanden; cine genügende Statiftif und 
welche“ zu verzeichnen: trotzdem iſt der dortige | bejonders über die Betriebsergebniſſe gab e8 aber 
Anwalt Luzzati für die beichräntte Haftbarkeit, nicht. Begründet wurde das Vorgehen zur Ber» 
während viele Andere energiſch für die deutſchen einigung durch das neoäecieh vom 4. Juli 1868 
Einrichtungen eintreten. Am beiten ift es, neben betr. die privatredhtliche Stellung der Erwerba- 
der für Kreditverbände unerläßlich nothtendigen und Wirthichaftsgenofienichaften, deſſen ſpätere Re— 
Solidarhaft die Einführung der beſchränkten vat form angeregt wurde; für dieſe ſollte gerade die 
barkeit für ſolche Gen., welche dadurch beſſer em⸗ Vereinigung in erſter Linie thätig ſein, da es bis 
por kommen können, zu geftatten. Die Konjum- jet an geeigneten Kundgebungen zur Wahrung 
vereine find im Deutſchland nur ſchwach entwidelt. der Intereſſen der landw. Gen. vollftändig gefehlt 
Für England hatten von den 1002 Gen. 960 Be hatte. 
richte über die Ergebniffe erftattet (1889 nur 070); | Die Vereinsleitung ſoll Rath bei der DOr- 
dieje zählten zufammen 736,252 Mitglieder (1883 | ganifation von Gen. geben, bejonders bezü lid der 
nur 576,477) und hatten 7,491, 277 £ Atienkapital | Befugniffe der einzelnen Organe, des 
(149,825 Dill. Mart — 1883 mur 6,871,590 2), wejens, der Stellung der Beamten, der Ausa 
1,254,476 2 Anlchen, 24,171,298 £ Waarenver- tung und der Auslegung von Statuten u. ſ. * 
kauf (253,425 Mill. Mi. — 1883 nar25,583, 503.2). die beiden Hauptformen, die Konſum- und die 
Der Reinertrag war 43,996,020 Mark, der Betrag Molkerei « Gen. follen Förderung nad ihren be» 
der Verlufte 92,200 Mark, der Waarenvorrath am  jonderen Bedürfniffen finden und ebenio andexe 
Jahresſchluß 54,490,620 Mark, die Anlage im etwa noch hinzutretende Gen. für techniiche Zwecke 
Grundbeſitz, Gebäuden und bei anderen Gejell- die ihren Intereffen betreffenden. Die einzelnen 
ihaften etwa 80 Mill. Mark. Unter den Gen. Gen. und Verbände follen in ihrer freien Ent- 
find 870 Konjumvereine, 869 nad dem Syſtem , widelung nicht gehemmt werden, Die Vereinigung 
der Pioniere von Rochdale, 31 für einzelne Ar- hat nur die Aufgabe der Förderung und ha 
tifel (Kaffee, Kohlen, Wein u. ſ. w.), 3 Engros- ftüßung, des Rathes, der Erreihung beflerer 
Geſellſchaften (wholes ale), worunter eine für gebniſſe durch die Macht der vereinigten Kraft 


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Er. — —— — — % 








Genoſſenſchaften. 


Vieler und dieſe Zwecke ſollen mit voller Berück— 
ſichtigung der Tandwirthichaftlichen Verhältniſſe, 
alſo nicht allenthalben im Sinne und nach dem 
Vorbilde des großen Verbandes der von Schulte: 
Teligich gegründeten, jo machtvolf entwidelten Gen. ' 
geihehen. Bejonders für die Konſumvereine iſt ein 
allgemeines Rath» und Auskunftsbürcau 
unumgänglid; man darf fi nur daran erinnern, | 
dab alljährlich in einzelnen Gegenden Deutichlands 
über zu niedrige, in anderen über zu hohe Preife 
für gleiche Gegenstände von Landwirthen geklagt 
wird, dab alljährlich Viele über —— an Ab⸗ 
jaggelegenheit Hagen und anderwärts über fehlende | 
Bedarfsdeckung Klage geführt wird, daß in jeder | 
Art von Betrieb noch vielfach planlos verfahren | 
wird uud daß eine der jchlimmften Seiten für den | 
volirt wohnenden Landwirth die ift, daß er nur 
wenig und micht rechtzeitig Kenntniß von den | 
Freisbewegungen auf dem Weltmarkt gewinnt, viel- 
sad für Betriedserfordernifje die richtigen Bezugs- 
quellen nicht fennt und für feine Erzeugniffe nicht 
die richtigen Abjagorte und dab es ihm an Auf 
Närung darüber fehlt, welche Richtungen er unter 
leinen Berhältniffen im Betrieb einhalten joll. 


Mit Recht wird auch allenthalben darüber geflagt, 


dab der Zwiſchenhandel für Erzeuger und Ber- 
sehrer von Werthgütern gleich nachteilig ift; ſchon 
Garen hatte ald Hauptaufgabe für die Wirth- 
ſchaftspolitik unjerer Tage die bezeichnet, die Ber- 


jehrer und die Erzeuger unmittelbarer mit ein- 


387 


auf gerichtet werden, die Mil in die Städte zu 
erſchwingbaren Breifen zu liefern und deshalb den 
Verſchleiß jelbit in die Hand zu nehmen, ©. Wei- 
teres unter Milchhandel. 

Nothwendig dazu ift auch die Erweiterung ber 
Beitrebungen durch Sorge für Beihaffung paſſen— 
den Milchvichs, die Bereinigung mit entfernter 
wohnenden Yandmwirthen, deren Aufgabe es ift, 
das Milchvieh in gewünſchter Beihaffenheit zu 
züchten. Halten fich diefe Gen. davon frei, nad) 
den höchjten Preijen zu ftreben und die Interejjen 
der Stadtbewohner zu mißachten, dann werden fie 
in ihren Beſtrebungen bald alljeitig Anerkennung 
finden und am meijten dazu beitragen, die be» 
dauerlichen Gegenſätze zwiſchen Stadt und Land 
auszugleichen und auch hinſichtlich der jegt vielfach 
jchr ungerecht geübten polizeilichen Kontrolle beſſere 
Zuftände erwirken können. 

Die Hauptaufgabe der Bereinigung für die unter 
b) genannten Gen. (Sammel-Moltereien) muß in der 
Fürſorge für gutes Perfonal zum Betrieb Tiegen; 
die ſtandinaviſchen Reiche find Hier mit gutem Bei— 
jpiel vorgegangen und haben dadurd in kurzer 
Beit Großartiges zu leiften vermodht. 

Den erjten Berwaltungsausichuß der Vereinigung 
bildeten die Herren Haas-Darmitadt, ae 
der, Stödel-Jnfterburg, Stellvertreter, Bülle- 
Lübed, Frhr von Hornftein- Binningen, 
von Mendel- Oldenburg. Im Jahre 1883 
traten 350 Gen. dem Berbande bei. Daß bis 


ander zu verbinden, um die hohen Koften für |jegt nur wenig brauchbare Mittheilungen über 
Zwiihenhandel und Verſandt zu erjparen. Auf- die Betriebsergedniffe joldher Gen. vorlagen, ift 
gaben diejer Art können die Konjumvereine ohne bereits erwähnt worden; um fo wichtiger iſt es, 
ein gemeinjames Austunftsbürean gar nicht löſen. ſolcher Mittheilungen zu gedenten, welche als 
Die Molferei-Gen. werden bis jet unter- brauchbar und von nterefje für weitere Kreife 
ſchieden in: veröffentlicht worden find. Eine ſolche Veröffent⸗ 
a) Milch-Magazin-Gen. zur Vermittelung lichung brachte z. B. das „Württemb. Wochenbl. 
des Berfaufs frifcher Milh in Städten, b) Mol» für Landwirthichaft‘ über die Milchgenojjen- 
ferei-Gen., jolche welche, entfernt von den Ge- ſchaft in Freiburg i/Br. für das Jahr 1888. 
ag zum lohnenden Berlauf friiher Milch,  Dieje vereinigt 36 Gen., welche 987,955 1 Milch 
im Mittelpunkt einer genügenden Zahl von Kuh: | geliefert haben und 14—15 Pig. für 11 erhielten. 
befigern die Milh von diejen entweder zum be- fauft wurden 612,9091 Boll», 126,447 1 Magerz, 
ftimmten Preis abnehmen oder für deren Rechnung 60,624 1 Buttermilh, 6915 1 Rahm, 4853 kg 
zu Butter und Käſe verarbeiten, auch gutes Vieh Butter. Gefertigt wurden ferner Rund⸗, Bad: 
und zum Theil vorihußweije Tiefern, aljo Alles | jtein- und Romadurkäſe, deren Erzeugung aber 
dad, was zur lohnenderen Geftaltung der Kuhhal- eine abnehmende ift, während die Milchlieferung 
tung dienen kann, vorjehen und für Die Mitglieder und der Milchverlauf ftetig zugenommen haben 
beſorgen. ‚(1871 3.8. 172,9101 weniger Einfieferung). Die 
Bei beiden Formen diefer Gen. kommt es bald Milchkuranſtalt hat 14 Kühe, welde durch— 
von jelbit, dab die Mitglieder das gefammte Ge—  jchnittlich täglich 10,71 Milch gaben und zuſammen 
Ihäft der Erzeugung und Behandlung der Milch 55,418 | (1881 nur 34,994 1); verkauft wurden 
—— betreiben lernen, daß Anweiſungen und 49,024 1 zu 40 Pfg., 8001 zu 18 und 5594 1 zu 
Ichrungen dazu gegeben werden müfjfen; man 16 Big: Bei der Schweinehaltung verwertheien 
tan wohl fagen, daß dieje Gen. jhon am ſegens- ſich 11 Buttermilch und Molten zu 1,58 Big. 


teichften gewirkt haben und wirken und zur Hebung | 
des Mohljtandes unter den Landwirthen außer— 
ordentlich viel leiſten. Deren Beftrebungen werden 
unterftügt durch die vortrefflich geführte „Milch: 
zeitung‘, welche zu den beiten Organen der 
landw. Freffe gegäht! werden darf. 

Den Gen. für Verforgung der Städte mit reiner 
geiunder Milch bleibt aber noch ein großes Feld 


I 


I 


der Thätigkeit; deren Mufgabe muß auch mit dar  Konjumvereine liegt ei 


, 


de 


Als Futter erhalten die Kühe vom 1. Januar 
bis 14. März 9 kg ‚ 4 kg Neismehl, 1 kg 
Mehl, 0,5 kg Malzteime; vom 15. März bis 
31. Dezember 9 kg Heu, 2,5 kg Mais, 2 kg 
Malz, 1 kg Mehl, 1 kg Malzteime. 

Aus dem Bericht geht — daß auch dort 
r Milchpreis der Kuranſtalt noch zu hoc iſt. 
Vom Berband der A lanbm. 

n Bericht für 1883 
25 * 


388 


vor. Bellagt wurde, daß nad) Pfälzer Urt bie‘ 


Sache nicht ewnft genug genommen wurde, 


oft 
Anfangs große Begeijterung umd dann eben 6 
raſch die Gleichgiltigleit fomme, daß viele Vereine 


rajch entjtehen und rajch wieder vergehen und jelbjt 
Hader, Streit und Zerwürfniffe in die Gemeinden 
dadurch getragen wurden, wenn der Vorſtand oder 
einzelne Mitglieder die Sache ernft genommen 
* und auf Beachtung der Statuten hielten. 

us ähnlichen Urſachen ſind auch viele Vereine 
dem von Spies-Schmalfelder hof gegründeten 
Berbande nicht beigetreten; fie fürchteten, die Selbſt— 
ftändigfeit zu verlieren, eine Uneinigteit, welche 
der Verband der Düngerfabrifanten zu benußen 
wußte; er ließ die dem Verbande nicht angehören» 
den Vereine höhere Preije bezahlen, pro Waggon 





Genoſſenſchaften — Getreide. 


beiten Geſchäfte machen in der Regel nad) wie vor 
die Gen. zur Beichaffung und Verleihung von 
Mafchinen, von melden viele über 10 und bis 
20 %/, Dividende geben; ſelbſt 309, find ſchon vor- 
gefommen. Nach dem Bericht der in Berlin ab- 


ı gehaltenen Gen.-Berj. der deutichen landw. Gen. 


ab es im Jahre 1886, ausjchließlich der ländlichen 

editvereine, 700 landw. Gen., von welchen 263 
auf Preußen, 45 auf Bayern, 7 auf Württemberg, 
13 auf Sadjien, 127 auf Baden, 167 auf Heflen, 
42 auf Oldenburg und 13 auf die übrigen Staaten 
famen. Die Molferei- und die Produltiv- Gen. 
find im ganzen Reiche vertreten, die Konſumver⸗ 
eine nur in einzelnen Staaten und Provinzen, 
bejonders in Heffen und Baden, wenig oder gar 
nicht in der Mark Brandenburg, in Provinz und 


bis zu 300 und 500 Mark (Phosphate und jchwe- | Königreih Sachſen, in Rheinpreußen, Weftfalen, 
eljaures Ammoniaf). Der Verband zählt je t | Oftpreußen und in den mittelbeutichen Staaten. 
70 Mitglieder, der Umſchlag war 207,782 Mark; | Neu zugetreten oder entitanden waren im Vorjahre 


umgejeit wurden pro Mitglied 106--517 Marl, 
an Baaren Guano, Superphosphate, Kalijalze, Neis- 
mehl, Palmkuchen und PBalmmehl, Kleien, Raps- 
fuchen, Erdnußluchen, Hafer, Seſamkuchen, Stein- 
fohlen, Kolonialwaaren, Mehl, Sämereien u. |. w. 
Fühling's Landw. Ztg.“, Heft 6, 1884). Als neue 
men find die Flurgenoſſenſchaften zur 
efämpfung von Unkraut zu betradjten; fie find 
in Baden, Bayern und Württemberg obligatoriſch; 
F— den neueren Formen gehören auch die für 
——————— welche man am Rhein und 
in Sachſen mehrfach hat und im u 1884 in 
Grabau und Konitzka in Wejtpreußen zuerjt ſich 
vorfanden; jehr jegensreicdy wirken auch die Win» 
erverbände in den Ländern mit Weinbau, da 
de nicht nur den Weinbau, jondern aud die Kel— 
lerbehandlung, die Weinverwerthung und die Ver— 
fiherung der Genofjen gegen Schaden zum Gegen- 
ftand ihrer Fürforge machen; die Heinen Bauern 
werden dadurch leiftungsfähiger und brauchen nicht 
mehr an die Großgeichäfte die Trauben zu ver- 
taufen; diefe Verbände haben fich raſch über faft 


alle Weinbau treibende Länder verbreitet. Die | 


im re j 
1859 zuj. 80 mit ae Mitgl, 


112 Konjumvereine, 36 Molferei- und zahlreiche 
Kredit-Gen., ſowie eine Anzahl für Fälal-Abfuhr, 
Objtverwerthung, Verkauf u. j. w. („Dresd. Lanbiv. 
Preffe‘, Nr. 11, 1386). Im Ganzen 47 es 
jegt 11 Verbände und 300 Gen. für Iterei, 
457 für Nohftoff-Beihaffung (Konjum-Bereine), 
101 für Maſchinen und Geräthe (Wert-Gen.), 73 
= Zuchtvieh, 7 Magazin-, 301 Produftiv-, 13 
erficherungd- und 36 jonjtige Gen. Die neu ger 
ven eg Ay bald beſſere Mitthei- 
ungen zu geben in Lage fein. Neben dieſen 
Gen. giebt e8 auch noch vieliahe Formen von 
Attiengejellihaften im landw. Betrieb. Eine gute 
Bufammenftellung über dieje Vereini mit 
Angabe der Zeit der Entjtehung der einzelnen 
Formen bradte „Fühling's Landw. Ztg.“, 1885 
und 1886. Nach den Jahresberichten über die auf 
Selbithilfe gegründeten deutihen Handels- und 
Wirthichafts-Gen. ergiebt fich für die Vorſchuß— 
vereine (Borihuß- und Kredit-Ver., Darlchns- 
fafje), ſoweit Mbjchlüffe mitgetheilt worden jind, 
das folgende Bild der Entwidelung. Ed gab 
ſolcher Vereine: 


Mil Mart Mill. Mart Mil. Mart 
12,4 Borihüfjen, —— eigen. Fonds, 3,0 fremd. Fonds 


1870 „ 740 „ ? j 622,8 = 43,9 x 38, Pi 
1872 „ 807 „ 372,742 „  1063,5 r 64,12 * 231,6 
i551 815 „ 441, » 1855,7 2 84,57 z 305.4 ö 
1876 . 806 . 431216 „ 15254 z 98.89 2 334.2 “ 
1878 , 948 „ 480,507 „  1456,0 * 116,74 z 6.6 — 
1880 „ 906 „ 450,098 „ 1398,1 ” 118,43 ® 364,4 ” 
1882 , 904 „ 461,158 „ 1508,83 * 121,47 z 385.0 z 
In der Zeit von 1864, dem Jahre der Grün- Gefellichaftsinfeln, i. Ozeanien. 


dung, bis zum Jahre 1883 wuchs das Kapital der 
Genofjenihaftsbant (Sörgel, Pariſius & Ko.) bis zu 
9 Mill. Mark. Ueber die auferhalb des Verbandes 
ftehenden Raiffeifen’ichen Darlehustafjen-VBereine oder | 
ländlichen Darlehnsvereine ift neu erfchienen von | 
Naiffeiien jelbit „Die Darlehnstafjen-Bereine in | 
Berbindung mit Konſumgenoſſenſchaften . . .“ Neu= 
wied, 3. Aufl. 1881, und von Löll „Die bäuerz | 
lichen Darlehnsver. von Raiffeiſen“, Würzburg 1878. , 

Gerite, ſ. Getreide. | 


pinnitpflanzen, ſ. Tertilinduftrie und 
SHandelspflanzen. 

Geftüte, ſ. Pferdezucht umd unter den eins 
zelnen Ländern. 

Getreide. Das anhaltende und bedeutende Sin- 
fen der Getreidepreife auf dem Weltmarkt, welches 
in der Mitte der 70er Jahre anfing und jett, Art» 
fangs 1887, noch fortdauert, bat in allen euro— 
paifchen Yändern und beionderd im denen, weldhe 
auf Einfuhr angewiefen find, die Land- und Volks— 


Getreide. 389 


wirthe in ungeröhnlichem Grade in Aufregung er: | fuchte man in Zöllen die Abhilfe gegen billige Preife 
baften. Mehr als ſonſt der Fall zu fein pflegt, gab | und Mitte der vierziger Jahre gab es wieder Volls— 
es bei den Berzehrern darüber lebhafte Auseinander- | aufftände wegen Hungersnoth umd ging in folge 
ſetzungen jeit der Zeit, als zuerft im Deutichen der Berheerung der Kartoffeltranfheit ın England 
Reich, durd die Initiative des Reichslanzlers, die | die berühmte Kornbill endlich durch. Anfangs des 
Regierungen mittelft Schutzöllen der bedrohten | 5. Jahrzehnt wurde wieder über zu niedrige Preiſe 
Landwirthſchaft helfen mollten. Anfangs fand das | geflagt und jet J. v. Liebig's Lehre bejchuldigt, das 
Verlangen, auf das Getreide erhöhte Zollfäte zu | zuviel möglich gemacht zu haben. Noch im gleichen 
legen, den beftigften Widerfpruch, nad) und nach ges | Jahrzehnt und im folgenden gab es ab und zır recht 
wohnten ſich Viele an den Gedanken und gab es | hohe Preife troß der neuen Dungmittel, troß An— 
immer mehr Zuftimmung, je eifriger der Reichs- wendung von Majtinen aller Art und troß ver- 
fanzler dafür eintrat und je anhaltender die Preife | änderter Fruchtfolgen. Die dann folgende Zeit mit 
fielen. Auch in den Ber. Staaten von Nordamerika | wieder niedrigen Preijen brachte die Befürchtung vor 
(i. diefe) war man in Beſorgniß und fieht noch heute | den übermächtigen ruſſiſchen Zufuhren mit Hilfe der 
in der indifchen, überaus raich und ftarf geſteiger- Eifenbahnen, eine Befürdtung, welche felbft im 
ten Ausfuhr eine Gefahr für das Land, (Bgl. | Amerika ausgefprodhen wurde, ſodaß dom dort aus 
Indien im Artikel Ajien.) Als die Reichsregie- | warnende Stimmen famen und die Amerikaner jelbjt 
rung fich zum zweitenmal bereit zeigte, der Land- | den gedeihlichen Getreidebau zu verlieren fürchteten. 
wirthichaft durch Zölle aufzuhelien, aljo die ſchon Wenige Jahre fpäter ſprach Niemand mehr von Ruß— 
verwilligten Zölle zu erhöhen (1855), wurde ſeitens land, defien Getreide-Anbau und Ausfuhr ins Un— 
der Gegner der Kampf zwar noch mit aller Energie | geheuere wachfen jollte, weil don Nordamerila die 
gegen dieje Erhöhung geführt, e8 war aber unter dem Ge= | Ausfuhr plöglich riefenhaft angewachſen mar, und 
wicht des Einfluffes des Reichslanzlers und Angefichts | wieder faum ein Jahrzehnt jpater war es Indien, 
der Marktpreiſe die Maſſe des Volles für den Kampf | welches die Welt mit Getreide in der Art über- 
nicht mehr zu gewinnen. Den Bertheidigern und ſchwemmen folite, daß für Europa der Getreidebau 
den Gegnern der Zollerhöhung konnte es trotz leb⸗ für unhaltbar erflärt wurde, bis auch dort die aus 
baft betriebener Agitationen auf beiden Seiten nicht | natürlichen Verhältniſſen plöglich gefteigerte Zufuhr 
gelingen, über 4,5 %/, der Wähler zu betheiligen. ‚ wieder nachließ (vgl. Amerifa Ber. Staaten und 
Die an den Reichstag geſchickten Petitionen, für Indien im Artikel Afien). Allzu ängftlihe Ge— 
welche beiderfeits mit vollftem Hochdruck gearbeitet | müther bejorgen für alle Zukunft die erdrüdende 
morden war, erreichten Ende März 1885 die Ziffer | Gefahr durch die überfeeifhen Zufuhren, für welche 
von 190,212 Unterfchriften für die Erhöhung und noch Auftrafien, Südamerika und Kanada in Betracht 
vor 204,379 dagegen, zujammen aljo von 394,591 | zu ziehen find. Ganz außer Acht gelajjen wird aber 
Unterihriften, d. i. 4,34 0/, der Wähler. ‚die Steigerung des aris durch die Vermehrung 
Die Erhöhung wurde verwilligt und jeitdem find | der Bevölkerung in Europa (f. d.) und die Möglich- 
die Preife noch mehr herumtergegangen. Der Ges | keit von Fehlernten in größerem Umfange, alfo die 
treidemarft blieb auch beim Eintritt des Jahres | Wiederkehr von Preisfteigerungen. Bis jekt find 
1887 flau und für Hauffe bot fich kein Kennzeichen. | suche längere Zeit anhaltend gebliebenen niedrigen 
Die Zeit von 1875--1887 erinnert an die zwan- Preiſen wieder folche von erheblicher bis zu bedent- 
jiger Jahre, im melchen es von etwa 1818 ab an= |Ticher Höhe gefolgt und wenn es ſchon felbitverftänd- 
baltend niedrige Preiſe gab, bis mit dem 3. Jahr- lich ift, daß mit der heutigen Bertehrsentmwidelung 
zehmt die Wendung kam. Die Klagen, welche in der | Totale Nothiälle immer feltener werden und allge 
landw. Prefie, in vielen Schriften und in Bereinsver= | meine hohe Preife unmöglich find, jo können doch 
jammlungen der Landwirthe über die traurige Lage | leicht wieder Steigerungen bis zu recht empfindlichen 
m folge der niedrigen Preife ſich geltend machten, | Grade für Diejenigen, welche das Brot kaufen müſſen, 
fann man aus jener Zeit und fpäter genau jo für ganze Fändergebiete und im Welthandel kommen. 
iharf und bitter wie heutzutage in jedem Jahrzehnt, | Nach dem Bo 2 von Deutichland haben inzwi— 
io oft als es Preife gab, mit welchen die Landwirthe | jchen die Nachbarftaaten alle angefangen, ſich mit 
nicht zufrieden waren, in den Zeitfchriften finden. | Zöllen zu ſchü und jelbft in der Schmeiz, in 
„Im den zwanziger Jahren wurde die Wifienfchaft | Holland, in Schweden und in England wird über 
für die Nothlage verantwortlich gemadt; Die Er» | Getreidezölle verhandelt oder find foldhe ſchon umd 
rihtung der Pehranftalten und die Verbreitung der mit ziemlich hohen Sätzen eingeführt worden. Unter 
rationellen Landwirthſchaftslehre durch dieſe follten | dem Einfluß der jetzigen Preiſe kann man leiden- 
die Landwirthe jo jehr befähigt haben, große Enten | ichaftslos ‚über die Zollfrage verhandeln; felbft die 
zu gewinnen, daß der Ueberſchuß den Ruin brachte, | bedeutende Zollerhöhung von 1885 hat im Deutſchen 
vor der Ergreifung des Berufs gewarnt wurde und | Reich die Preife nicht empfindlich für die Käufer 
man der Meinung war, daß es gar feiner Kumft | beeinflußt; die Leidenſchaft umd deren Verwerthung 
mehr bedürfe, um die Erträge ins Ungeheuerliche zu | für politiiche Parteizivede wird erft dann wieder 
fteigern. Als bald darauf umgelehrt Mangel fich | tommen, wenn die Preiſe dur das Zufammen- 
zeigte umd felbft — 1847 — ein wahrer Theuerungs- | treffen ungünftiger Umftände anziehen, während jetst 
preis fam, da hatte man ganz bergefien, daß die ‚das Bufanmentreffen gegentheiliger Ereigniſſe die 
Wiffenfchaft die Ertragsfteigerung nah Belieben | anhaltende Flaue bewirkte und unterhält. 
möglich machen könne. Zwiſchen 1830 und 1840| Ueber die Wirkung der Schutzölle haben alle 





390 Getreide. 


Parteien fi getäufcht; fie haben nit in dem | dem Vorwurfe freiiprehen, völlig eimieitig die 
gefürdteten Mafe den Verzehrern ge= Sache beurtheilt zu haben und Gegengründen un— 
Ihadet und niht im gehofften Made BE me. gewejen zu fein. Die Statiſtik ift miß— 
Landwirtben genutzt; diefe verlangen deshalb | braucht worden, um Dinge zu beweifen, melde ſich 
m Theil eine nochmalige Erhöhung, vollftändige ſchlechterdings nicht bemerien laſſen. Es ift einfach 
hibitivzölle, zum Theil aber fangen jie ſchon an, | nicht wahr, daß der Ausländer den Zoll bezahlt 
ber die Bortheilhaftigkeit der Zölle zweifelhaft zu | und daß der Zoll wegen größerer Preisunterichiede 
werden und die Stimmen derjenigen, welche von An= im Inlande ſich nicht fühlbar made, es ift ebenfo 
fang an als Landwirthe und unbeeinflußt vom po |ummwahr, daß der Zoll nur den großen Laud— 
litiſchen Parteiftandpunkte im Interefie der wirthen müßlich fei, nicht wahr, daß Deutichland 
Landwirthſchaft ſich gegen die Zölle ausgeipro> die nationale Unabhängigkeit bezüglich der 
hen haben, werden mwenigitens wieder beachtet, wäh— landw. Erzeugniſſe ermöglichen kann, nicht wahr, 
rend ſie eine Zeit lang unter dem Sturm für Zölle daß es ein Vortheil wäre, den Getreidebau bis zur 
wirkungslos verhallten. Es wird nicht mehr allzu , Bedarisdedung auszudehnen und die Wollzucht jo 
lange dauern, bis auch ımter Landwirthen und in zu ftärken, da das Ausland keine Wolle mehr zu 
landw. Zeitfchriften wieder gegen die Zölle geiprochen | liefern brauchte und es ift ebenfalls nicht wahr, dat 
umd geichrieben werden kann, d. h. alio bi® wieder nur die Gewinnfucht der Großgrundbeſitzer die Zoll 
die Stimme Derjenigen, welche in derartigen Fragen frage auf die Tagesordnung geſetzt habe. Es bleibt 
nicht nach augenblidlichen Zeitftrömungen und nicht | wahr, daß der Zoll das Getreide und im höherem 
nad Autoritäten entjcheiden wollen, Gehör finden. , Grade das Brot vertheuert und zwar im der Regel 


Leider zeigten die letzten Jahre nur wilde, leidens 
ſchaftliche Erörterungen und maßlofe Uebertreibungen 
auf beiden Seiten, Benutzung der Zollfvagen für 
und wider politiiche Parteifämpfe und dadurch die 
vollftändige Verwirrung und Verirrung, fodah an 


rubig ſachliche Unterfuhung und Prüfung nicht zu 
denken war. Die Hofinumgen und die Befürchtungent, 


beide im Uebermaß ausgeiprochen, find micht ver— 
wirklicht worden, ficher aber iſt wenigſtens jovicl, 
dak im Ausland Repreflalien ergriffen worden find 


und daß dieſe fich ſchon recht fühlbar für uns gels 


tend machen. Rußland und Ungarn haben für ihr 


Getreide zum Theil andere Abſatzwege geſucht und 


zu Ungunſten unieres Frachtgeſchäftes und Handels 
efunden, Rußland hat den Zoll mit der übermäßigen 


günftigung für die Ausfuhr von Sprit beant= 
Seitdem ift zum Schaden unierer Brenner | 


wortet. 
die ruſſiſche Sprit-Ausfuhr ebenfo ſtark und ſelbſt 


ftärfer geftiegen, als die unfrige ſich vermindert hat 


und jedenfalls find die Preife auf dem Weltmarkt 
für Sprit io geiunfen, daß die Brenner deshalb 


ebenfalls vom Staate Schub verlangten oder gegen 
L- 


die nothwendige und durchaus zu billigende 
höhung der Steuer fich venwahrten. Das, was etwa 


durch den Getreidezoll gewonnen worden ift, ging | 


größtentheils durch die ungünstigen Konjunkturen im 
Spritgejchäft wieder verloren. 


Die Kämpfe um die Getreide- und Lebensmittel: 
zölle überhaupt haben wunderbare Anfichten zu Tage 


Gier von beiden Seiten find Theorien, welche 


i fachlicher Prüfung unbaltbar find, aufgeftellt und 


vertheidigt worden und noch find diefe nicht gänzlich 
befeitigt oder in ihrer Unhaltbarteit gründlich genug 
dargelegt. Man bat auf allen Seiten nad Par: 
teiftandpunften geurtbeilt, nicht aber rubig alle 


in Betradht zu ziebenden Verhältniſſe gegeneinander 


abgemwogen ; was rechts behauptet wurde, wurde links 


in Abrede geftellt und umgekehrt, überzeugt aber bat 


feine Partei die andere und dadurch ift es gefommen, 
dat die Frage durh Machtiprüche und nicht durch 
wifienichaftlich ftrenge und objektive Unteriuchungen 
entichieden und zu erledigen verjucht wurde. n 
kann alle am Kampfe betheiligt Geweſenen nicht von 


um weit mehr als den Zollbetrag. Wenn das in 
‚den letzten Jahren nicht zur Empfindung kam, weil 
der Preis zu miedrig war, fo ändert das an der 
Wahrheit des Satzes nicht das Mindeſte. Es iſt 
‚ferner ebenfalls wahr, daß der Zoll verlangt und 
gegegeben worden ift, um den Getreidepreis im Make 
des Zolls zu erhöhen, womit fich am beften die Au— 
jicht, daß der Zoll nicht fühlbar iei, widerlegt. Aehn— 
lich bezüglich vieler anderer Behauptungen. Wil 
man ruhig über die Getreide-Zoll- und Preis-Frage 
urtheilen, dann muß man vor Allen genau über 
Erzeugung und Berbraucd ıumterrichtet fein. 

Es wurde bereits im früheren Artifein erwähnt, 
daß alle Yänder, im welchen die Voltsdichtigkeit über 
70 oder 80 Einwohner auf einen qkm beträgt, der 
Einfuhr bedürfen und ferner, daß in Europa nicht 
mehr genug Getreide erzeugt wird. 

Länder mit Mehrausfuhr giebt es nur noch im 
Often: Rufland, Rumänien, Serbien, Ungarn und 
die nmordöftlichen Provinzen des Deutichen Reiche. 
Deutichland im Ganzen, Oeſterreich diesfeits, die 
Schweiz, Schweden und Norwegen, Holland, Bel- 
'gien, Großbritannien und die Yänder im Mittel- 
meergebiet zeigen als Regel die Mehreinfuhr. Für 
Deutichland muß man demnächſt mit 50 Mill. Ein- 
wohnern rechnen und jich erinnern, dat für Kultur: 
land nur noch menige 1000 ha zu gewinnen find, 
keinesfalls aber jährlich jo viel, wie das vermehrte 
Bedürfniß durch Bevöllerungs Zuwachs vorausſetzt. 
Das Verlangen nad nationaler Unabhängig— 
feit für alle landw. Erzeugniſſe ift einfach Under— 
ftand, fiir &etreide allein bedeutete e8 einen großen 
Rücichritt auf Koften des Futterbaus und aljo auch 
der Viehzucht; joll diefe jo begünftigt werden, daß 
wir der Einfuhr der Erzeugnifie anderer Länder ent⸗ 
behren lünuten, dann müßte der Getreidebau be= 
deutend beſchränkt und die Mebhreinfuhr noch jehr 
beträchtlich größer werden. Es giebt hierin nur 
das Entweder — Dder, keinen Mittelweg. 

Im Artikel Bäckerei it der Bedarf an Brot- 
irucht mit Mucde zu 413 kg Getreide pro Kopf 
‚ angenommen worden, d. t. für 50 Mill. men 
20,650 Mill. kg; die Ermährung der Menſchen 


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— 








— 


Lust 


Getreide — Getreidehandel. 


erforderte davon 50 X 362 = 18,100 Mill. kg. 
As Durchſchnittsernten für die letzten Jahre find 
pro ha 1200 kg ermittelt worden; die Bedarfs- 
dedung im Inland fette aljo 17,2 Mill. ha Ge- 
treideland voraus umd nad Anderen fjogar über 
20 Mill. ha, da von diejen pro Kopf 500 kg, alio 
50 X 500 = 25,000 Mill. kg ald Bedarf gerechnet 
wird. Zählt man noch die Hülfenfrüchte dazn, To 
maren im Jahre 1878 nur 15,477,329 ha mit 
Getreide beftellt und im Jahre 1883 nur 15,747,869 
ha, mit Getreide allein 13,945,657 u. 14,294,927 
ha; es fehlten alfo noch wenigftens 3 und bis 6 
Mil. ha Getreideland. Unter dem Einfluß der 


Agitation für die Zölle find im Zeitraum von 5) dh) 


Jahren, größtentheils auf Koften des Fut— 
terıbaus, zuſammen 349,270 ha, sder jährlich 
69,554 ha mehr für Getreidebau verwendet worden ; 
der Bevölkerungszuwachs von 1880 : 1885 ift 
1,606,526 oder pro Jahr 321,305 Köpfe; dieje brau- 
den X 413 = zuſammen 132,698,965 kg Ge- 
treide mehr umd dieſe feten 110,582 ha Getreide: 
land voraus, alfo ſchon faft die doppelte Fläche der 
geſammten ermöglichten Bermehrung. Bon 1878 
zu 1883 wurden die Dedungen, Hutungen und Weis 
den um 0,4 Mill. ha vermindert, aljo um jährlich 
0,000 ha, d. i. unter Anipannung aller Kräfte 
und Mittel nicht ganz 73%, des jährlichen Mehr: 
bevarfs, jodak an die Dedung der vorher fchon fehlen- 
den 3 bis 6 Mill. ha durch dieſe gar nicht zu 
denken ijt. Nur Entziehung von Futterland könnte 
die Bedarfsdelung möglich machen. 


Die Statiftiter berechneten vor einigen Jahren das 
Einfuhrbedürfnik für ganz Europa zu 40 
bis 50 Mill. hl Getreide, fiir jetzt umd für das 
nächſte Jahrzehnt muß man mindeftens 50 bis 60 

hl annehmen. Für die gefammte im Welt: 
berfehr fiehende Bevölkerung der Erde follen täglich 
= Mill. t Getreide nothwendig fein, das bedeutete 
das Jahr eine Menge, welche jümmtliche zwifchen 
Europa und Aınerita vertchrenden Schiffe nicht zu 
Bag vermögen, da deren Ladungsfähigleit nur 
15 Mil. $ ift; die Schiffe müßten füammtlich jähr- 
a. Fahrten machen, um diefe Menge zu ver: 

achten. 


Nach Mucke lamen im Jahre 1815 auf den Kopf 
Bevð 48,58 ar Getreideland, im Jahre 1883 
nur noch 29,41 ar und für 1886 find kaum noch 
28 ar zu rechnen; je mehr die Bevölkerung wächſt, 
wm jo mehr Einfuhr von Getreide wird nöthig. Das 
fih am beiten in dem Berhältnif der beutichen 

zu einander; diejenigen Staaten und Pro— 

büntzen, welche unter 70 Einwohner pro qkm haben, 


Völlig genaue Bergleihungen mit früheren Zeiten 


391 


find nur ſchwer anzuftellen und eigentlich gar nicht 
möglich, weil die ftatiftiichen Erhebungen früher zu 
ungenau waren; dazu famen die Veränderungen im 
Umfang der Länder, im Gewicht, Maß u. ſ. w. Bis 
1870 find die Angaben für den Zollverein alle in 
Scheffeln, von da ab in Zentnern erfolgt und erft 
feit den letsten Jahren rechnet man mit t oder doch 
mit m Ztr. Bezüglih der Angaben wird nicht 
immer genau genug die Reichs- und die Zollgebiets- 
Bevölkerung unterfchieden umd erſt jeit einigen Jah— 
ren giebt man die Durchfuhr für fih an. Bei der 
Reduktion oder Umwandlung der Getreidearten auf 
die Einheit Roggen find nicht allenthalben die glei= 
en Grundlagen gebräudlih und wiederum ver— 
fchiedenartig find die Angaben über das Gewicht für 
Scheffel und hl. Die Erntemengen werden mit und 
ohne Abzug von Saatgut angegeben und mit und 
ohne Hinterfrucht u. j. mw. Alle dadurch entjtehen- 
den Schwierigkeiten find in dem genannten Werte 
von Mude nad Gebühr gewürdigt worden und des— 
halb können die darin gegebenen Zahlen als die zu— 
verläffigiten gelten. Für die Zeit dor 1866 ift das 
Wert iiber die Geſchichte des Zollvereins von 
Bienengräber mahgebend. Aus dieſem Werte 
und aus der Reichsftatiftif feit 1867 find die Zah: 
fenangaben über alle für das Getreide wichtigen 
Berhältnifje zu entnehmen. 

Getreidehandel. Nah Turgot foll der inter 
nationale Handel mit Getreide im Jahre 1780 nur 
10 bis 11 Mill. hi Getreide und Mehl as 
haben, für 1880 rechnet man mit 550 Mill. hl, 
alfo mit der 50 bis 55 fachen Zahl. Rußland hatte 
im Anfang des Jahrhunderts eine Ausfuhr von 
3,5 Mill. hl, in der Mitte des Jahrhunderts fchon 
bon 4,5, in den letten 5 Jahren durdhichnittlich von 
47,89 Dil. hl und für die Ietten 7 Jahre von 
62,37 Mill. hl. Ueber die Vereinigt. Staaten und 
Indien ſ. bezüglich der Ausfuhr die Artikel Amerika 
und Ajien. — Bon England giebt man für bie 
Zeit von 1800 bis 1810 als durchſchnittliche Eins 
fuhr 1,6 Mill. hl Weizen und einige Hunderttau- 
ſend gen Mehl an; im Jahre 1880 war die Ein- 
fuhr 36 Mill. hl Weizen und 8 Mill. Ztr. Mehl, 
im Jahre 1885 aber waren allein 5,053,382 t 
Weizen vom Ausland nothwendig und davon lieferte 
Rußland 6,4%/, und Indien 14,6%,. In Deutid- 
land war jchon in den Jahren 1861 bis 1864 im 
Durchſchnitt jährlich 1,786 Mil. hl Mehreinfuhr 
bon Roggen nothwendig, zu 73 kg angenommen 
gleih 128,372 t, von 1872 bis 1884 ftieg die 
Mehreinfuhr bis auf 955,113 t, d. i. achtfach, im 
Jahre 1885 ſank fie wieder bis auf 177,837 t, 
Für Gerjte und Hafer beginnen die Mehrein- 
fuhren im Jahre 1868; das Jahr 1885 zeigte für 
Gerfte und Malz eine Heine Mehrausfuhr (66,909 t), 
Die Mehreinfuhr für Weizen begann mit dem 
* 1873. Im Ganzen ſind zu rechnen für die 
Jahre: 


1861 bis 1871 Mehreinfuhren von RR Mill. hl Roggen, alio durchſchn. jährl. von 2,802,000 hl und 
18: 


Hafer, 


Mebrausfuhren ” 188 . Gen "165.273 und 
* D ” „ Weizen, * „ „ " 2,371,454 * 


392 


Getreidehandel. 


Es ftanden zujammen 31,473 Mill. bl Mehr: | Bon 1872 bis 1885 ergiebt ſich abzüglich der 
einfuhren gegenüber 27,904 Mill. hl Mehrausfuhren. | Ausfuhren und der Jahre mit Mehrausfuhr für 
Weizen eine Mehreinfuhr von 8,675,112 t, d. i. jährlich 262,508 t 


Roggen „ A „  9,388,919 t, 670,637 t 
Gere „ u „  2,420,327 t, „ „172,880 t 
Hafer „ B „ 2,756,127 t, „ * 196,866 t 


- Getreide zufammen 


Reis, Mehl, Mühliabritaten (vgl. Bäderei) und 
Hülfenfrüchten. Mais wird faft ganz und Reis 
ganz eingeführt, Hülfenfrüchte und Mühlfabrikate 
iigen im Durchſchnitt Mehrausfuhr. Bon 1872 
i8 1884 einfchließlich betrugen die Mebreinfuhren 


3023,97 Mill. Mark, d. i. jährlich im Durchſchnitt 





18,220,435 t, d. i. jährl. 1,302,891 t. 
Dazu kommen no die Mehreinfuhren von Mais, | 


232,61 Mill. Marl. Bon 1880 an mußte die 
Einfuhr 22%, des Verbrauch vom Weizen, 12,20, 


vom Roggen, 15,9 %/, von Gerſte und 9,7 %,, vom 
Hafer deden, für 1878 bis 1884 giebt man pro 


Kopf als Mehreinfuhr 26,42 x Getreide an. Im 
Einzelnen zeigten die legten Jahre und 1880 in 
Einfuhr und Ausfuhr: 


1880 1884 1885 ' 
t Einf. t Ausf. t Einf. t Ausf. t Einf. t Ausf. 
an Weizen 86,1473 — 53,3878 752,907 = 36,198 582,562 = 445,947 
„ Roggen 575,455,8 = 11,5689 961,399 = 6,286 842,537 = 664,700 
„ Gerfte 294,149,1 = 128,0417 439,878 — 37,865 365,960 — 432,869 
„ Hafer 262,586,1 = 31,590,7 366,412 = 18,527 433,541 = 216,778 


Der auswärtige Handel beivegte in den 4 Haupts | 


In Bezug auf den internationalen Handel mit 


getreidearten für Ein- und Ausfuhr in den Jahren | Weizen gab Beerbohm (Corn Trade List Lon- 
1884 und 1885 zufammen 2,609 und 3,985 Mill. t, | don) für 1884 an: 
| 


im Durchichnitt alfo 3,287 Mill. t. 
Ueberfhuß haben: 


die Ber. Staaten 57,92 Mill. hl, 
Auftralien, Chile 651 „ 
Indien 1013 „ „ 
Aegypten, Algier u. j. m. Ei +... 
Rumänien, Rußland DT . :, 
Defterreich-Ungarn 14 „ „ 

98,44 Mill. hl, 


Für 1885 verblieben demnach nur 1,79 Mill. hl 
Borrath. 

Nah Engel ift für das Deutſche Neich, in wel— 
dem vorzugsweiſe ea gegejjen wird, das 
Bedürfnig an Weizen 0,7 hl oder kg jährlich 
pro Kopf. Die Ernte von 1885 gab für das Zoll: 
gebiet 0,8 hl pro Kopf, die Mehreinfuhr mar 
136,615 t oder 182,153 hl, die Ernte umd die 
Mehreinfuhr on zufammen 37,622,153 hl, alfo 
pro Kopf 0,811 hl oder 60,82 kg. Man kann 
demnach annehmen, daß in runden Summen pro 
Kopf jährlich 60 kg, für 48 Mill. Einwohner 2880 
Mill. kg und für 50 Mill. Einwohner, mit melden 
fortab zu rechnen ift, zuf. 3000 Mill. kg oder 3 
Mill. t nothwendig find. Nach der ausführlichen 
Ermteftatiftit von 1883 wurden in Deutichland ge— 
erntet: Weizen, Spelz u. ſ. w. 2,802,424,1 t, Rog= 


Einfuhr haben nöthig: 


‘ Großbritannien 46,46 Mill. hl, 
Griechenland 1,08 u. u 
Frankreich 15,94 u 
Belgien 576. „u 
Holland 233 5 
die Schweiz 575 ; 
Italien 555 —— 
Spanien und Portugal EB. >." 
Weftindien, China 651-5. = 
das Deutiche Reich te 

96,65 Mill. hı. 


ernte zu bewältigen, mindeitens 11 Fahrten machen 
und fämmtliche ein» und ausgelaufene Schiffe müß— 
ten über 3 Jahre lang fahren. 

Der Getreidehandel bewegt nach Gewicht und Geld- 
werth die größte Menge der Erzeugniffe; fein ans 
derer Gegenftand des Handels kann ibm hierin gleich 
fommen. Ber Natur der Sahe nach wird aber 
allenthalben die größte Menge des Erzeugnifies mur 
im Binnen: und Lokalhandel bewegt und ein ſehr 
großer Theil, die gefanımte Menge, welche die land» 
wirthichaftliche Bevölterung im Betrieb felbft ver- 
braucht, fommt gar nicht im den Handel, Im Weis 
zen war 3. ®. die Ernte von 1885 im Deutichen 
Reich 37,44 Mill. bl oder 2,8 Mill. t, der au 
wärtige Handel bewegte in Ein» und Ausfuhr mur 
1,028 Mill. t, alſo nicht ganz 37 %/. Dem Ge 
jammterntegemwicht für Getreide von 14,253 Mill. t 


en 5,600,068,3 t, Gerſte 2,131,201,9 t, Hafer ‚ ftand der gefammte auswärtige Handel in Ein= und 


‚718,968,6 t, zufammen 14,252,662,9 t. 
zufammen 1,269,477 t, die ber fämmtlichen in uns 


jeren Häfen ein= und ausgelaufenen Schiffe war 


(1883) zufammen 9,386,218 t. Von unferer Han- 
delsflotte müßte jedes Schiff, um umiere Getreide- 





Die | Ausfuhr von 2,321 Mill. t gegenüber, d. i. 16,24 9/,. 
Ladungsfähigkeit unferer Handelsflotte ift (1884) | 


Genaue Mittheilnngen über die Größe ber Ernten 
von Weizen giebt ein Bericht des Oeſterr. Aders 
bau-Minifteriums („Defterr. Landw. Wochenblatt,” 
©. 202, 1886) für das Jahr 1885. Darnach haben 


"geerntet: 


«“ 














Getreidehandel — Getreidekoſten. 393 
Ocfterreich- Ungarn 54,027,306 hl Die Vereinigten Staaten hatten im Jahre 1885 
Belgien ‚a0, „ etwa 52 Mill, Einwohner, erzeugten aljo pro Kopf 
Dänemark 1,750,000 „ etwas über 2,39 hl Weizen, Indien hatte etwa 260 
Frankreich 110,277,000 „ Mill. Einw. und erzeugte demnach pro Kopf nicht 
Deutiches Reich 37,440,000 „ ganz 0,39 hl; auf Europa kamen mindeftens 330 
Großbrit. u. Irl. 28,751,000 „ Mill. Einw. und pro Kopf 1,27 hl Weizen. Nach 
Griechenland 1,737,900 „ der Berehmung pro Kopf find nur die Ber. Staaten 
Italien 41,385,600 „ mit 1,12 hl gegen die in Europa erzeugte Menge 
Holland 1,737,900 _„ im Ueberſchuß, während z. B. Indien 0,88 hl mes 
Portugal 2,681,400 „ niger gewinnt und nur 0,47 hl mehr als Deutich- 
Rumänien 7,920,200 „ land. Aus den angeführten Erntemengen kann leicht 
Rußland 73,217,300 „ für alle Länder die Berechnung der Emtemenge pro 
Serbien 1,638,600 „ Kopf gewonnen werden, die angegebenen Zahlen 
Spanien 39,725,000 „ müfjen zur Erläuterung gemügen und nur für Groß- 
Schweden, Norw. 993,100 „ britannien foll noch erwähnt werden, daß bei be— 
Schmeiz 720,000 , deutend größerem Bedarf gegen Deutichland die Ernte 
Verſch. ML. Staaten i 198,600 „ pro Kopf nicht ganz 0,78 hl beträgt. R 
Europ. Türkei 15,890,000 „ ‚ Getreidetoften. Die lebhaften Klagen über die 
Europa zuſ. 426,941,700 hl 426,941,700 hi| niedrigen Preiſe und dic Verhandlungen über Ein— 
Canada 12,250,000 führung oder Erhöhung jchüßender Zölle in den 
Werito 1,440,000 „ meiften europäifchen Staaten haben auch vieliache 
Chile, Argentinien 8,750,000 „ Angaben über die Erzengungstoften des Ge— 
Ber. Staaten 124,489,000 „ — veranlaßt. = muß dazu bon a... 
Tr — 50 MW erein betont werden, daß don feiner Seite 
— nn hl 146,929,000 hi richtige Rechnungen darüber amgeftellt 
Berfien 9.360.000 ei und die Berehnungen ap Pag begrün— 
5760100 jan en Di —J———— 
on “ ‚Angaben als unridtig und die meijten 
Suneres Afien 38,120,900 5 . als übertrieben zu Dejeiänen find. 
Afien 131,024,900 hl 131,024,900 hl | Es gab bis zur Zeit der Iebhaften — 
Leghoten 4,965,600 „ über die Getreidezölle im Deutſchen Rei — 1876 
Algerien 1,945,000 „ bis 1885 — nur ein einziges Werk mit richtig an- 
Zumie 993,100 „ elegten und genau durchgeführten Berechnungen 
Sid-Afrita 2,880,100, ber die Koſten beim Anbau der einzelnen Früchte, 
Arita 16,783,800 hl 16,783,800 hl | welche der Pandwirth zu bauen pflegt, und dieſes 
Auftralien 12,977,000 „ 12,977,000 hl | Werk ift merkwürdigerweiſe gänzlich unbeachtet von 
Gefammetkg — — 84 556 400 hijall Denen, welde mit Angabe von Koften über- 


: zeugen wollten, geblieben; diefes Werl ift das 
Som ee, — der Welt tamen | „Handbuch der Yandgüterverwaltung“ von 





: |Beit, 1837 erſchienen, ein Wert, im welchem der 

en ® ei — Staaten richtige Weg zu Berechnungen der Art gezeigt wird 

*55 5 * und welches auch um deswillen von hohem Inter— 
’ 0 


R efie für die Jetztzeit ift, weil es in der Zeit von 
_11,24 „ auf andere Länder 18301840 — Preiſe gab, ſodaß Land⸗ 
100,00 97, | wirthe allenthalben und beſonders in Bayern über 

Die gefammte Getreideerzeugung wird | Nothlage flagten und vom Staate Abhilfe verlang— 
pro Kopf der Bevölterung wie folgt berechnet: in |ten. Es murde damals genau jo wie heute der 
den Ber. Staaten zu 13,0 hl baldige Ruin der Landwirthſchaft und mit diejem 








Dänemarf >23; ‚der der ganzen Gefellihaft vorausgeiagt, wenn der 
Rumänien “ 20, Staat nicht Hilfe jchaffe, durh Weit aber das 
Rußland a 5 Verkehrte diefes Verlangens nachgewielen und ges 
Frankreich u’ EB. eigt, durch welche Mittel der Landwirth fich felbit 
Oeſterreich „64 „ (fen kann. Das faft gleichzeitig erichienene Wert 
Dentichland Fa > ‚don Blod („Mittheilungen u. j. w.“), welches bis 
Spanien a ‚auf den heutigen Tag die genaueften Berechnungen 


Schweden, Norwegen, Bel- ‚über die landw. Berhältniffe gab, enthielt Teider 








gien, Serbien 4,7, feine Berechnungen über die Anbaukoſten der ein— 
Großbritannien u. Türtei „45. | zelnen Früchte, fondern nur Anhaltspunkte dazu und 
Niederlande 3,0, — —— ganzer Güter in ſummariſchem 
Portugal u —— Berfahren. 
Griechenland — : age Zu Anfa des Jahrhunderts (1813) hatte 
die Schweiz > 2, Toofe für land — daß der Weizen 
Italien Mage : pr (Quarter) nicht unter 105 Markt gelten dürfe, 


394 Getreidefojten. 


wenn die Koften gedeckt fein follten, aber ohme an=| II. welches die einichlagenden Verhältuniſſe des 
zugeben, wie die Berechnung angeftellt und worauf | Gutes, für welches die Rechnung gelten ſoll, find. 
fie begründet worden war; jchon im Jahre 1815| Werden diefe Bedingungen nicht erfüllt, dann ver— 
war der Preis auf 80, dann auf 50 und im Jahre dienen die Angaben kein Vertrauen und fönnen des⸗ 
1822 fogar auf 38 Mark geſunken. Auch aus | halb weiter nicht berückſichtigt werden, aber auch 
jetsiger Zeit haben wir Angaben aus England da= | jelbftverftändfich nichts beweiſen. 
hin gehend, daß der Weizenpreis die Koften nicht &. 314 ff. werden ferner zunächſt diejenigen 
mehr dede und ſolche aus Amerika, welche beweifen | Fehler, welche gewöhnlich bei Berechnungen über 
jollten, daß der Amerikaner den Weizen billiger als |die Erzeugungstoften in der Landwirthſchaft gemacht 
der Engländer jelbft auf die englifchen Märkte | wurden und immer wieder gemacht werden, beleuchtet. 
bringe; begründet werden die damit gegebenen Zah: Als folhe find für den Pflanzenbau genannt: 
Ien faft nie und begründet hatte man fie auch früher | 1. Die unrichtigen Anſätze über das Saatgut, 
nicht; fie mußten auf Treue und Glauben genom⸗ | welches entweder einfach vom Erntegut abgezogen, 
men werden. Diejenigen aber, welche ihre Preisiäge | aljo mit gleichem Preis, oder nur mit dem Ein— 
rechnerifch begründeten und im den Tetten Jahren |Taufspreis (wenn gekauft) angejeßt wird. Das 
das zu thun dverjuchten, unterliegen es und unters | Saatgut muß das befte Gut, Ausleje, fein, durch 
lafien «8, die Poften für die Koftenrechmung nach- | befondere Herrichtung gewonnen und zur Saat her 
zuweifen, das Verfahren, mach welchem fie die | gerichtet werden; es muß alfo ftetS jehr viel mehr 
marktlofen Erzeugnifje und Yeiftungen anſetzen, an= | als den Preis der gewöhnlichen Marktivaare bis Loko 
zugeben und Koften und Erträge nach einheitlicher | Feld kojten, da Auslagen verichiedener Art, Verluſt 
Methode zu balanziren. Im Reichstag wurden | u. ſ. w. mit anzuſetzen find; 10-30 0/, über Markt⸗ 
jelbft von dem Minifter für die Landiwirthichaft als | preis fiir gewöhnliche Waare ift noch mäßig ge: 
Sag für die durchichnittlichen Koften des Getreide | rechnet. 
in Preußen für 1885 nad) erhaltenen Angaben aus) 2, Die zu hohe Belaftung für Schiff und 
landw. Kreifen pro 100 kg 19,10 Mark und für Geſchirr, Gebäude-Unterhaltung, Ber— 
die Provinz Sachen jogar 20,88 Mark genannt, waltungs- und Allgemeine Ausgaben. In 
Anſätze, welche ſelbſt bei fchlechteftem Betrieb un- der Negel werden die geſammten Poften dafür nur 
möglich richtig fein können, aber unmiderlegt blieben | oder doch Überwiegend dem Aderbau zur Laſt ges 
und vielfach geglaubt wurden. Beit hatte für feine | jhrieben und hier wieder gemäß der eigenthümlichen, 
Zeit mit feinem allein richtigen Verfahren der Be— bis jetzt beliebten Buchführungen, nur den Kör— 
vchnung als Koften für 100 kg Körner in Bayern | nern, ein Verfahren, welches man dadurch zu recht 
unter mittleren Berhaltnifjen ermittelt: für Winters | fertigen fucht, daß man fagt, der Betrieb könne feine 
ne 74, Sommermeizen 6,74, durchſchnittlich | hohen Preiſe für Stroh u. f. w. vertragen, oder da— 
7,07, Roggen ebenſo 6,67 und 6,17, durchſchnittlich durch, daß Gegenftände, welche man nicht verkaufen 
6,42, Gerite desal. 5,46 und 5,94, durchichnittlich | könne, koſtenlos anzufeen fein. Die Grundftücde 
5,70 und Hafer 5,65 Mark. |fiellen aber nur einen Zweig ge _— 
; ; 0040, anderen dar, von den Grundſtücken bildet das Ader- 
In umferer Zeit gab May im der „Zeitihrift | and mar den michtigften Theil, aber doch immer 
de8 landw. Vereins in Bayern“ (1855) Ungaben, | inen Theil, und der Getteibebau wiederum da» 
wie fie ihm aus der Praris auf Anfrage dom | MIT REN. Arie, heit — * —* beſieht bei Ge- 
Gütern in verſchiedenen Theilen des Landes zuge» | DON ARE IHER WIE ER 5 
treide aus guten umd geringen Körnern, aus Stroh, 


tommıen waren, aber ohne jeglide Begrün- _ 
dumg, fie find trotdem vielfach gläubig aufgenom- | SPreu u. .p. Garbenzerlegung), fodah die 


N h zu Markt gebrachten Körner auch nur einen Prozent- 
men worden (vgl. den Artikel Bayern); fie lauteten theil der Ernte darftellen. Trotdem befajtet man 


für Weizen 15,64 gegen Beits Angabe 2,21 fach |diefe Körner mit allen Unkoften, mit dem gefamms 
„ Roggen 15,60 „ 2 „ 243 „ |ten Betrag für Berwaltung, Pachtgeld oder Boden- 
„ Gere 10,92 „ — „ 214 „ zins, Gebaude, Geräthe u. ſ. w., oder auch, wenn 
„ Safer 12,18 „ » „ 215 „ |da und dort nur eine Antheil-Belaftung ftattfindet, 


Micht⸗ ‚mit einem viel zu hohen Prozentſatz. Rückſicht auf 
he Be ehe ai 16 S4shh = gegebene Markt, Guts= u. ſ. w. Berhaltniffe wird 


i * — F dabei fait nie genommen; Jeder folgt irgend einem 
— *8 die von May gegebenen Anſätze ſind diel ge oder einer Autorität, welche al guter Rechner 


® A epriejen wird, gleichgültig darum, ob im Buch oder 
In der erwähnten neuen Bearbeitung des Blod⸗ ——— der Autorität Rückſicht auf die lofalen Ver— 
ſchen Wertes (Blod-Birnbaum, „Mittheilun hältnifſe genommen werden konnte oder nicht. 
gen“ u. j.f.) find im II. Band ausführlichere Mit- | E8 wird an betreffender Stelle für ein genau ber 
. en über diefe hochtwichtige Seite ‚für landiw. | fchriebenes Gut nachgewiejen, daß z. B. die Belaftun 
eranfchlagungen gebracht worden. Zunächſt wurde | mit Schiff und Geidirr für 1 ha Aderland 13,98 
hervorgehoben, dab Jeder, welcher Andere von der | Mark ift, wenn mur das, was diefem zur Paft ge 
Nichtigkeit einer Rechnung aus landw. Betrieb über: | jchrieben werden darf, in Anja kommt, aber 48, 
zeugen will, verpflichtet ift, zubor genau anzugeben: | Mark, wenn, wie bisher allgemein, die ganze Paft 
I. Nach weldyen Grundlagen er bei feiner Buch: der Geräthe und Maſchinen zum Aderbau in An— 
‚ührung und Veranſchlagung verfährt, ſchlag füme, fein müßte und ſehr viel höber, wenn 














Getreibelojten. 395 


alles Schiff und Geſchirr dem Adrebau zur Laſt Buchführungen zu bezeichnen. Die gebräuchlichen 
geichrieben würde; ähnlich fteht es mit den Koften | Formen der Buchungen haben die unter 1. bis 7 
für Gebäude, Verwaltung u. f. w., ſodaß durch uns | genannten Fehler entjtehen laſſen, mit Hilfe einer 
richtiges Buchen allein bei diefen Poften für 100 kg | richtig angelegten Buchführung im Spftem des 
Kömer leicht ein paar Mark zu viel berechnet werden | Doppelbuchhaltens dann feiner der gerügten Fehler 
fünnen. | entjtehen; bis jetst gab es aber nirgends richtig an— 
3. Die Belaftung mit den direkten gelegte Konti für Grundftüde, fondern Ma— 
Steuern und Abgaben für Kirche, Schule,|gazin=-, Naturalien-, Früchtes oder dergl. 
Gemeinde, Staat, Wege u. ſ. w. Auch die) Konti und deshalb auch Feine Klarheit über die 
Gejammtheit diefer Beträge wird vielfach mur den | Koften im Anbau. Alle in dem Ietsten Jahren ver— 
Aderbau, bezw. dem Getreide, zur Laſt geichrieben, | öffentlichten Rechnungen find ungenau und bon 
während fie nur die Summen darftellt, welche der | vornherein unrichtig angelegt, ſodaß übertriebene An— 
Inhaber des Betriebs, al8 der, welcher die Eins ſätze für die Koften im Getreidebau nicht befremden 
nahmen allein bezieht (Pächter oder Gutsherr oder | können. Niemand hatte bi$ vor Kurzem daran ge: 
beide), von diefen Einnahmen als Staats= und Ge: | dacht, erſt über die zu beobachtende Form der Rech— 
meindefteuer zu entrichten haben follte, alfo nur dem | nungsaufftellung fid) zu verftändigen. 
Dirigenten zur Paft zu fchreiben find; auch dadurch Rechnungs: Schema Will man ſich behufs 
innen 1 bis mehrere Mark zu viel pro 100 kg Entiheidung wichtiger Fragen, z. B. über die Noths 
Kömer fich ergeben. Die Unterhaltung der öffent | wendigkeit, Nützlichkeit, Ertbehrlichkeit oder Schäd- 
lichen Wege ijt auch als Gemeindeftener aufzufajjen, | lichkeit von Schutszöllen Har werden, dann muß für 
die von Feldiwegen, fchütenden Deichen und Dämmen |die in das Gebiet der Landwirthichaft fallenden 
aber gehört zu den Guts-Unkoſten, ift aber wieder | Fragen der Art zuerjt das Berfahren, nach welchem 
mır antheilig anzujeßen. ‚die Koften-Berehnungen anzuſtellen jind, vereinbart 
4. Die Berrehnung des Pachtgeldes oder werden. Es darf nicht Jeder willführlich der ihm 
des Zinjes vom Kaufgeld oder vom Guts- | gewohnten Berechnung folgen, jondern e8 muß ein— 
werth. Auch hierfür gilt das unter 2, Geſagte. | heitlich die Art und Weiſe der Veranſchlagung und 
5. Die ungenügende oder gar nicht erfolgende Be- | Art und Zahl der für Koftenberehnungen der Art 
rüdfihtigung der Nebenerträge: Weidewerth, anzujetenden Poften vereinbart werden, wenn man 





Jagdpacht u ſ. w. die Wahrheit finden will. Verfährt man, wie bei 
6. Die mangelhafte Veranſchlagung der Neben- | guter doppelter Buchführung von ſelbſt kommen muß. 
ernte: Stroh, Spreu u. ſ. w. | ftreng logifch, richtig dentend, dann kommt man zur 


7. Die unrichtigen Anfäge für die Düngung; | Aufftellung des folgenden Schemas für Ge— 
dieſe wird theils zu hoch, theils zu niedrig genoms |treidekoften- Berechnungen, ein Schema, in 
men; fteht das Getreide in erfter Tracht, dann darf | welchen genau gezeichnet wird, welche Poften in 
nur der auf das erite Jahr entfallende Prozentjat | Debet und Kredit möglich find. Wie für diefe Poiten 
für Dungmittel angejet werden, fteht e8 im zweiten | dann die richtigen Anjäte gemacht werden müſſen, 
Sabre nach der Düngung nur der Prozentjaß für | fann nur auf Grund gegebener Berhältnifje, für ein 
dieſes u. ſ. w. Als Preis für felbft erzeugte Dung- | beftimmtes Gut nach genauen Informationen, ent 
mittel ift ferner mur der Antheil lofo Feld im | worfen werden. 

Rechnung zu ftellen, für gefauften Dünger aber der! A) Debet- oder Belaftungs=-Poften können 
Eintaufspreis plus Unkoſten aller Art (vgl. den | fein: 

früheren Artifel Lagerungstoften), für Stalldünger | a) Der Kapitalwerth des Grundjtüds 
ähnlich der Preis ab Stall plus Unfoften | (Ankaufspreis, Meliorationskoften, Betrag der Zu: 
aller Art. Wird hierfür nicht richtig verfahren, jo | wendungen vom Vorjahr oder don der Vorfrucht für 
ergeben fich großartige Unterſchiede, zu hohe oder zu | Beftellung, Dünger, Saatgut u. ſ. w.) oder nur 
geringe Belaftungen bis zu dem Grade, daß für b) Bodenzins, landüblich berechnet, oder Anz 
100 E Körner wiederum leicht mehrere Mark zu |theil am Pachtgeld — Landpacht (vgl. oben 
diel oder zu wenig entfallen. Im dem erwähnten | unter 2). Iſt 3.8. für ein Gut von 200 ha Größe 
Verte von Beit find z. B. für Stalldünger die | 24,000 Mart ern ge zu bezahlen, und Brennerei 
Anfäge ab Stall, ab Dungftätte umd loko Feld oder | und Molferei-Betrieb vorhanden, jo muß das Padıt- 
Grundftük im Berhältniß von 18 : 25 : 32 bes geld gededt werden von: den Grumdftücen, den 
vehnet worden, im Bd. I, ©. 136, von Blod= Nutzviehhaltungen, der Brennerei und der Mofterei; 
Birnbaum im Verhältnik wie 5 : 6 : 7, beider= | für die Grumdftüce ift der Antheil auszumerfen auf 
kit$ genau begründet. für gefauften Dünger find | die Meder, die Wiefen, die Weiden, die Gärten 
zum Sinfaufspreis zu rechnen: Frachtgebühr, Speien, u. ſ. w., aljo auf alle vorhandenen Kulturarten, als 
Berfiherung, Emballage, Koften der Herrichtung zum |die Ertrag gebenden Zweige. Alle anderen Konti, 
Ausftrenen, Berlufte, Ausfuhrtoften und Beträge für z. B. für Spannvieh, Haushalt, Verwaltung, Boden 
das Ausftreuen und Unterbringen ; je nach Material | und Scheune, Dünger u. ſ. w., find mur zu an— 
und Preis können die Berlufte bis und weit über | gemefjener Bertheilung der Koften für die Ertrags- 
10%, des Einfaufswerthes betragen onti anzulegen, werden aljo mit Pachtgeld oder 

8. Die Unvollftändigleit und Unrichtig- Landpacht nicht belaftet. Hat man es mur mit Bo- 
teit der angefegten Poſten. denzins zu thun, bei eigenthümlichem Betrieb, dann 

9. Als Hauptfehler ift die umrichtige Art der | handelt es fih mur darum, den richtigen Preis der 











396 


Getreidefoften. 


einzelnen Grundſtücke zu finden (f. ga und | Biehart die Weide ausgeübt wird (Schafe, Schweine, 


darum, welchen Zinsfat man wählen 
5%, —. Rechnet man im obigen Fall für die 
Sri ide 60%,, alio 14,400 art als Anfat 

achtgeld und davon für 160 ha Aderland | p 
10.000 Mart, fo ift jeder ha mit 68,75 Mark zu 
belaften und nicht, wie bisher meiſtens geihab, mit | Ja 


2 
nn — 120 Mart, alfo mit 51,25 Mark zu 


viel. Man kann auch wicht rechnen 14,400 Mart 
für Grundſtücke giebt bei 200 ha pro ha 72 Matt, 

weil Gärten, Aeder, Wieien, Weiden, Wald je ver— 
— Anſãtze erfordern; 51,25 Man zu viel 
— bei 1600 kg Ernte ſchon pro 100 kg über 

2 Mark zu viel! 

c) Die Ausgabe für Düngung; koſtet eine volle 
Stallmiftbiingung 144 Mark und trägt das erfte 
Jahr 45%, jo iſt das 64,80 Mark, das zweite zu 
30%, ift 43,20 Mark, das dritte trägt alſo noch 
36 Dart oder 25 9/,. Es giebt viele Berechnungen, 
in welchen das Getreide in erſter Stelle mit den 
vollen 144 Mart belaftet wird, und jolche Berech— 
nungen haben eine Rolle bei den Angaben in Reichs⸗ 
tag gejpielt! 

Für Handelsdünger ift ähnlich zu verfahren; würde 
das gewiſſenhaft und mit richtigen Anſätzen gejcheben, 
fo würde mander Streit über die Vorziige einzelner 
Dungmittel, 3. B. von Krtochenmehl gegen Super- 
phosphat, vor dieſem gegen Bonsphoritmehl u. ſ. w. 
ganz anders als bisher entſchieden werden. 

d) Die Ausgaben für Spaun- und Hand— 
arbeit, e) die fir Saatgut, f} die für Hagel— 
verfiherung, g) die für Strobbänder, h} die 
für Berwaltung, i) die für Geräthſchaften, 
k) die für Flurſchutz, h die für Feldweg-Be— 
nubung. 

Mit diejen Poften kann die Rechnung für das 
Grundftüd, wern diefes nur Garbengewicht in 
die Scheune Tiefen Soll, abichliehen ; die Gejammt- 
heit der Poſten, dividirt durch das Garbengemwicht, 
läßt erfennen, wie hoch 100 oder 1000 kg Garben 
zu ftehen kommen. 

Soll die Frucht auf dem Felde gedroichen werden, 
fo ift ferner anzuſetzen: 

m) Der Betrag der Druſchkoſten; für die guten 
Körner lann man davon 60—85 %,, je nach Frucht-⸗ 
art, rechnen. Wird die Frucht borerf in die Scheune : 
oder Miete gebracht, jo kommen hinzu: 

n) Die Lagerungskoſten (Unterhaltung der! 
— Feuerverſicherung, Arbeitstoften, Verluſt⸗ 
größe Zins u. f. m.), ebenfalls antbeifig für die 

Örmer und für die — berechnen. 

Wird die Frucht verkauft, 
anzuſetzen: 

0) Die Koſten für Marktfuhren, Provi— 
fionen u. ſ. w. Beträge, welche für Alles, was in 
der Wirthſchaft ſeidſ verbraucht wird, alſo auch für | 
die Kömer zum Berbraud, wegfallen. 











o find endlich nod) | 
| legun 


3 bis F — Jungvieh); 


) die — durch Zwiſchenfrüchte 
—— Möhren, Futter⸗ oder Gründüngungs⸗ 


das Jagdgeld, antheilige Entihädigung für 

gdpadht, von remden oder bom Prinzipal oder 

bom Haushalt, wenn die — für deſſen 
bt wird, zu ver 

d) der am —— — zurücklehrende Kapitals 
werth mit der Summe der Zuwendungen für 
die Nachfrucht. 

Berfahren für die Buchung. Im Bezug 
auf die Art und Weile, wie die Fonti für Ge 
treide nach obigem Schema auszufüllen find, ergeben 
fich für den Landwirth zwei Wege, von welchen man 
nicht fagen kann, dar fie verfchiedenmwerthig für die 
Reinertrags⸗ Feftftellung find, Man kann nämlich: 

I. Im Grundfrüds-Konto das Debet und das 
Kredit mit einander balanziren lafien, aljo die ge 
fammte Ernte mit der Gefammtheit der verbleibenden 
Debet-Poften belaften und dann dieſe Gefammt- 
ſummen entipredend (nad) Prozentjägen) unter ge 
und geringe Körner, Stroh und Spreu vertheilen. 
Das Debet abzüglid der Summe der Poften unter B) 

a) — b) — c) — d) giebt genau die wirklichen — 
zeuguugskoſten des Getreides an, die Poſten A) 

bis 1) oder m) abzüglich B) a) — d find die Ar 
Grundftüdsloften, diejenigen Selbittoften, zu 
welchen die Schodzahl Getreide bis zur Abfuhr vom 
Felde erzeugt worden find, diejenigen, welche ges 
rechnet werden follten, wenn es fid) um 

von Hagel oder Wildfhaden handelt; rechnet man 
noch die Poften m) — n) — 0), dann tft den 
Marktpreifen gegenüber Alles, mas an 

in Betracht kommt, genau berechnet und ergiebt nun 
die Divifion mit dem Gewicht in den Antheil für 
die zu Markt gebrachten quten Körner den Unterf 
zwiſchen — s- und Marktpreis, die G 
des Gewinns, welcher beim Verlauf, aber aud nur 
beim Berfanf erzielt wird. Ale im Betrieb ſelbſt 
verbrauchte Frucht kann nicht mit Gewinn, ſondern 
nur mit dem Erzeugungstofien in Anſatz fonımen. 

U. Geht man von den Marktpreiſen aus, 
von dieſen die Marftfuhrkoften ab, um die 
foto Hof zu erhalten, und von diefen die Lage⸗ 
rungs- und Druſchkoſten, um die Preiſe loko 
Feld zu finden, dann erſcheint der Gewinn in 
Grundſtücks- auftatt unter I. im Boden» und 
‚Scheunen-Konto und ift die ganze Ernte daram 
betheifigt; alle Anfäge für Berwendungen im Be 
trieb ericheinen höherwerthig, auf das Schlußer- 
gebniß hat das feinen Einfluß, weil im Maße der 
‚ höheren Anfäge a die Ausgabe höher wird. Im 
unter I. gedachten Fall muß man die Ga 
der Wirflichleit entnehmen, aber mit 
reisjäßen warten bis zum Bücherjchluß oder Dice 
ünftlich jich fonftruiren; im zweiten Fall geht man 


echnung 


von im Voraus angenommener Gar 
aus und konſtruirt ſich das Kredit mit Hilfe 
B) Kredit- oder Gutſchrift-Poſten (Er— —— erechnung aus den — du 


kennung) können fein: 
a) Der Weidenwerth, gleichgültig, von welcher 


lihen — Marktpreifen oder aus ben 
am Erntetag. Das Verfahren unter J. — 








Getreidekoſten. 397 


beſonders für laufende Buchführungen, das unter Grundſteuer, Kommunalabgaben, Zehnt, grund— 
I. für Veranſchlagungen, weil man hierfür die herrliche Laſten u. j. w., 8,04 Mark pro ha, 
Anjäge nicht alle im Boraus fejtftellen fann und |h) Gutsverwaltung — 4,41 Mark; i) Land- 
durchſchnittliche Marktpreije und Ernten zu Grunde | pacht — 15,08 Marl. Die Anfäte waren nicht 
legen muß. Es ift für beide Fälle gleichgiltig, ob | ganz richtig, da manche Poſten nicht hierher ge— 
die Verfaufswaare nur aus Körnern, oder auch | hören und andere ganz fehlen, im Ganzen F 
noch aus Stroh u. ſ. w. beſteht, Gegenſtände, iſt die Koſtenberechnung ziemlich zutreffend und 
welche wenigſtens an vielen Orten Marktwaaren jedenfalls gründlicher ausgearbeitet worden, als 
und unter den jegigen Körnerpreifen in der Nähe irgend eine jonft in der Literatur ſich findet. Der 
großer Städte jogar die werthvolleren Markt | Anja für ein Aderpferd war 240— 345 Marf, für 
waaren find, einen Zugochſen 95—171 Mark, für eine gute 
Werden die Buchungen nad) obigem Schema fü Nilchtuh 154—240 Mark, für eine a 
den Fall I. oder II. gemacht, dann muß man leicht | 34,29 Mark, für 1 ha bei Gutskäufen ohne In— 
bei ctwa ungünftigem Ergebniß, die Urſache, die | ventar 335,34 Marf im Durchſchnitt, für einen 
Fehler im Anbau, finden und erft dann, wenn | Adervoigt die JZahresunterhaltung 322,23 Mark und 
ſich ergiebt, daß fein Fehler wg wir einen Spanntag beim Bermiethen mit Knecht 
Liegt, würde man zur Klage berechtigt jein, aljo | 42 Marl. Der Roggenpreis war 6,24— 
fagen dürfen, daß der Anbau unvortheilhaft ift; | 8,75 Mark pro 100 kg. Für die Hauptfrucht, die 
eine derartig geführte — hat | guten Körner, find beim Winterweizen 83 %,, beim 
noch Niemand vorgelegt und deshalb muß | Sommermweizen 77°/,, beim Winterroggen 76%, 
man urtheilen, daß der Getreidebau ſelbſt beim Sommerroggen 69 "/,, beim Winterjpe 
unterden heutigen Preifennoh nicht nach- 84 /,, beim Sommerſpelz 76°, bei Wintergerjte 
weisbar unvortheilhaft ift; die Höhe der 80%, bei Sommergerfte 75%/,, bei Hafer 70%, 
Kojten ift allenthalben zu groß ed | wer Andere Anfäge in Prozenten find: 
men worden. | uchweizen 65, Hirje 75, Erbjen 73, Widen 78, 
Veit hatte feine vollftändigen Buchungen, wohl | Fafeolen 90, Pferdebohnen 54, Futterlinjen 72, 
aber für ieine Berechnungen die richtigen Anſätze | Speijelinien 74%/,. Auch diefe Anſätze find — 9* 
bracht und von der Geſammtheit der Koſten be» ganz auf unſere Verhältn fie übertragbar; je nadı- 
* aus ſorgſamſt angeſtellten Berjucdhen ge | dem Stroh und Spreu als Marktwaaren gute 
ndene Prozentjäge für die Haupternte — gute Preiſe löfen, wird man den Prozentjag niedriger 
Körner, Knollen, Wurzeln, Dolden, Blüthen, wählen und da, wo ger nicht an Berfauf zu den» 
Blätter von Farbpflanzen und Tabak u. j. w. zu- fen ift, kann er jelbit etwas höher genommen 
vor feftgeitellt, jo daß es dann leicht war, die wirf- werden müflen; im Ganzen aber find die Beit- 
lichen Koiten für 100 kg (damals für den bayri- | hen Anſätze gute Mitteljahlen. Nach Veit jtell- 
ſchen Zentner) zu finden. Seine Rechnungen waren | ten ji damals je 100 kg Winterweizen zu 4,12, 
angejtellt für den bayrijchen Morgen (etwa gleid) | Sommerweizen zu 1,76, Winterroggen zu 0,98, 
Us ha) und in Gulden und Kreuzern, für ein | Sommerroggen zu 0,95, Gerfte zu 2,34 und Hafer 
mittleres Gut und für mittlere Berhältniffe — zu 1,01 Marf Erlös über die Koften, Säte, welche 
Mittelboden u. ſ. w. eweiien, daß heutzutage mindeftens noch Gleiches, 
Veit gab Berechnungen für alle Arten von | vielfach aber weit mehr gelöit, bezw. gewonnen 
Früchten — 38 verichiedene Pflanzen — und für | werden fann. In einer dem Werfe beigegebenen 
alle wurden die Debet-Boften genau im Einzelnen |, Tabelle jind die Früchte nad) der Höhe der Rein- 
ausgeichlagen ; als jolche find aufgeführt: a) Dün- |erträge pro Morgen ('/, ha) geordnet; es ergiebt 
ger (paflend auf die Jahre 5* b) Hand= ſich daraus, daß die Getreidearten alle eine ziem— 
und Spannarbeit, in der Art, daß jede tt ber | lich tiefe und die Roggenarten die legten Stel— 
Arbeitsleiftung für Menfchen und Thiere befonders | lungen einnehmen, daß aljo ſchon damals das Ger 
berechnet und die Handarbeit auf Mannstage, die | treide längjt nicht mehr „die vornehmften“ Früchte 
Spannarbeit auf Pierdetage (ohne Knecht) ausge» bildete. Die Reinerträge jelbft wurden ange- 
rg wird; der Tagelohn ift (für die Zeit von geben (für ba umgerechnet) mit: Weizen von 
1836 in Bayern) zu 62,7 und ber Arbeitstag von | 82,26 bis herab zu 27,42 Marf, Gerjte von 56,55 
einem Pferd (ohne Knecht) zu 68,4 Pig. in unjerem | bis herab zu 30,54 Mark, Roggen von 36,00 bis 
Geld feftgeiegt (für den ———— ohne Knecht —— zu 5,10 Mark und Hafer zu 20,68 Mark. 
2 Marl); c) Saatgut; d) Allgemeine us der neueren Zeit befigen wir eine ähnliche 
Pflege: Einfriedigung, Grenz: und Warkpfähle, Rangfolge von Ob.-Amtmann Kleemann-Gat— 
Wege, Brüden, Dämme, Fluridug, Waldſchaden, terjtädt; fie giebt als Reinerträge in der Gegen— 
MRaulwurfsfang u. j. w., Erntegeräthe, Hagelver- | wart (pro ha berechnet) an: Weizen 89,18, Gerfte 
figerung (1— 2%, des Werthes), im Durchſchnitt 62,72, Roggen 57,82 und Hafer 54,01 Mark. 
zufammen mit Aetervoigt-Lohn 6 Mark pro ha: Als Beweis dafür, wie die Nechnung ungünstig 
2 Aufbewahrung: VBearbeitung in Kellern, ausfallen muß, wenn man für den Getreidebau 
öden u. |. w, Unterhaltung von Gebäuden, Fei- von den niedrigiten Erträgen bei den höchſten Ko— 
men und Geräthen, einichlichlich Druſchzeug, und ften ausgeht, Tann die Aufftellung dienen, welche 
a Sg ‚durdichn. 1,1 Mark; f} Markt» im Alademiih-Landw. Verein zu Leipzig, Winter 
uhren, 51 Pig. pro 100 kg; g) Abgaben: 1885, auf Beranlaffung von Brot. Birnbaum 





398 


für den Roggenbau im Königreich Sadjen auf- 
geftellt worden war. Es wurden einfach nur die 
geringften und die höchſten * neben einander 
geſtellt und dieſe ergeben für 1 ha: 


a) Kapitalwerth mit Zuwendungen — ME. 





b) Sins ie 
e) Dünger, je nad) Etellung u. ſ. w, 45— 192 „ 
d) Saatgut, 150—400 kg, 21— 56 „ 
e) Handarbeit (20 Tage) 14— 50 „ 
t) Spannarbeit (12—15 Tage) T2— 150 „ 
g) Geräthe und Maſchinen 10—- 4: ; | 
h) Verwaltung und Flurſchutz 12— 

i) Hagelverficherung 6— 

k) Strohbänder 

1) Feldwege 


Die Körnerernte wurde mit 600—3000 kg ans 
genommen. 


Für Weidedünger, Jagdpacht, Leiftungen an 
die Nachfrucht u. ' w. waren feine Anjäge gemacht 
worden. 


Da von diefen Beträgen für jede Rechnung 
einige aus den tiefften und andere aus den höch— 
ſten Unjägen genommen werden müffen, jo kann 
man nicht jagen, daß 1 ha Roggen in Sachſen im 
Sahre 1885 zwiſchen 147 und 678 Mark Koften 
verurjachte, jondern man muß die möglichen Un— 
foften zwiſchen bdiefen Zahlen juchen, jedenfalls 
aber nur aus gegebenen Berhältnijjen entnehmen. 
Auf Grund der Rehnungsaufftellung wurde eine 
uverläjfige Angabe für die Umgegend von Magde- 

g jpäter mitgetheilt und dieje ergab für: b)= 
80, c) in erfter Stellung = 136,40, in zweiter = 
5580, = 8, e)= 17,5, N = 48,0, g) = 10,0, 
h) = 18,0, i) 7,48, zuſ. 254,78— 335,38 - 


38 
12 " 
0— 2 ” 
> 5% 
147— 678 Mt. 


Belaftung und als Ertrag 12,5 Schod mit 1800 kg 
Körnergewicht und 4950 kg Stroh und Spreu; 
auf die guten Körner ausgejchlagen ſtellte ſich da- 
nach beim Marktpreis von 14,8 Mark für Körner 
und 3 Mark für ce u. ſ. w. unter der An— 
nahme von 70%, der Koften fir die Körner der 
Erzeugungspreis von 100 kg Körnern je nad) 
Stellung in der Düngung zu 9,91—13,04 Marl, 
ohne dab Weidewerth u. |. w. in Anrechnung ge- 
bracht worden war, in Wirklichkeit aljo noch um 
mindeftens 1 Mark niedriger. Da die Umgegend 
von Magdeburg mit die thenerften Yeldbau- umd 
die ungünftigften Verhältniffe fir Roggenbau hat, 
fo zeigt fi daraus, was von den Berechnungen 
Anderer zu halten ift, welche für 100 kg en» 
förner 12,50—13,30 und felbft bis über 15 t 
als Selbſtkoſten und Ei zum Theil für die ent- | 





fegenen Gebiete im en angegeben haben; es 
werden einfach die denkbar höchiten Untoften mit 
Poſten, welche gar nicht in die Rechnung gehören, | 
und die niebrigjten Erträge neben einander geftellt. 
Wurde doch jelbit aus dem Elſaß („Deutiche Landw. 
e“) eine Berechnung über Weizen gebracht, 
wc mit einem Satze weit über den Marktkojten 
ſchloß, eine Berechnung, auf welche im Reichstag 
e Weiteres Bezug genommen worden war (Dr. 


Getreidefojten. 


Frege). Prüft man aber die Berechnung näher, 
jo ſieht man, dab nur 1150 kg als Ertrag 
(unter Elſäſſer Klima und mit Eljäffer Boden) zu 
Grunde gelegt worden waren und jelbjt dieje nicht, 
da !/; verhagelt war. Diejes Viertel zu er- 
änzen oder die Rechnung nur für ®%, ha anzu— 
tellen, war natürlich nicht beliebt worden, da ein 
recht draftiiches Beilpiel für die ungünjtige Lage 
gegeben werden jollte. - Badquan urtheilte 
für den Elſaß ur daß beim alten gewöhnlichen 
Anbau mit 300 Mark Koften vom ha 22—25 hl 
oder durchſchnittlich 1533 kg Weizen geerntet 
werden, bei rationellerem Anbau aber und bejon- 
ders mit Verwendung von Beidünger 40—66 hl 
oder 3120—4680 kg Körmer; im erften Falle fo- 
fteten 100 kg, allerdings wenn man die Körner 
alfein belaftet, 19,57, im legten alle aber nur 
11,37 und 7,58 Mark, und mehr darf ein ratio« 
neller Weizenbau überhaupt nicht foften. Pasquay 
jelbft hat bis 5000 kg geernet. Rechnet man 
80 %/, der Koften für die Körner, dann ftellt jich 
der Koftenjag für 100 kg nad altem Rerjahren 
zu 16, — zu 5,1—8,0 Mark und 
zwar ohne Minderwerth u. ſ. w. zu berückſichtigen. 


Sehr beachtenswerth ſind in dieſer Er on die 
Mittheilungen von Stommel in „Die Getreide» 
zölle“, Düfjeldorf 1885, über in Franfreih an 
einer Lehranftalt gemachte und dann im Großen 
von mehreren Landwirthen wiederholte Verſuche 
mit verjchiedenen Weizenjorten. Die Herren 
Tountel in Tantonville und Ormes, > 
Meurthe und Dep. Mofelle, erzielten je nad) Sorte 
bei ſelbſtverſtändlich jonft ganz gleicher Behandlug 
auf gut Talkhaltigem Lehmboden von 1473 kg 
(Chiddam) bis 2991 kg ( idting) und erzeugten 
100 kg Körner mit 4,35 Mark (Yameb) bis 15,25 
Mark (Ehiddam); die bloße Wahl des 
gab alio pro 100 kg 10,0 Mark und ha 
1518 kg Unterſchied. Daß man bei 

Anbau mit Schaden arbeiten kann, unterliegt feinem 
Zweifel. — Angaben aber, wie fie bie e 
brachte mit über 15 und bis 27,14 Marf 

und 1150—1177 bis hödjitens 1430 kg Körnern 
in den am ungünftigften berechneten Fällen, ver» 
dienen feine Beachtung. In ähnlicher Weiſe finb 
die gebrachten Berechnungen über Gerfte und 

u beurtheilen; auch dafür gab es bis jet 
rauchbaren Aufftellungen außer denen von Veit 
für 1836 und etwa denen vom Ober » Umtmann 
Kleemann für umfere Zeit; die letzteren find 
aber nur annähernd genau begründet worden. 


Es ift nicht möglich, für jede Getreibeart eine 
Anzahl von Rechnungsbelegen zu geben; die Dar» 


'ftellung muß darauf beichränft bleiben, zu zeigen, 


wie fich der Anbau nad) altem und nad) neuem 
Berfahren beim Weizen geftaltet; dazu wirb be» 
merkt, dab die Berechnung darüber ebenfalls dem 
Werke von Blod-Birnbaum entlehnt ift und 
für die Gegend von Frankfurt a. M. in den 

wijchen 1860 und 1870 gilt. Unter I. fteht der 
zeizen nach Brache mit Inlarnatkleeſaat in fi 
iher Düngung ohne Beidünger, breitwürfig 


Getreideloften. 399 


unter II. nach Rothklee mit Beidünger von Phos- | wendung von Maichinen aller Art. Für je I ha 
phat, in Drilljaat und beftens bearbeitet mit An | ergaben die Konti: 


Debet I ii. 


* 


Für Bodenzins oder Landpacht 96,00 Mark, 96,00 Mark 
„Stalldünger-Antheil, J. Tracht 220,80 „desgl. 15 Tracht 153,00 „ 
„  Beidünger Antheil 1. Stellung 54,00 „ 
„ 200 kg Saatgut 4,00 „ 120 Saatgut 26,40 „ 
” Handarbeit (',,, für Drufch) 40,20 „ (viel Majchinen) 36,42 „ 
„ Spannarbeit (vermehrtes Fuhrw.) 70,20 „ (deögl.) 58,40 „ 
„ Geräthe und Mafchinen 520 „ 253,600 „ 
„ Verwaltung und Flurſchutz 800 „ (mehr Aufficht) 10,00 „ 
Weggeld 300 decsgl. 3,0 „ 
n —— 7,50 „ 9,60 
u trobbänder 640 „ — 
zuſammen 501,30 Mart 476,02 Mar 
Kredit 
Für Weidwerth und Jagd 15,00 „ 3,00 „ 
Koften der Ernte 486,30 Mark 473,02 Marf 
Garbengewicht 6400 7900 kg 
Koften für 100 kg Garben 7,60 Mart 6,60 Marl 
Die Körnerernte ift 2400 kg 3200 kg 
für dieje find zu rechnen 80%, 
der Koften = 403,63 Mart 392,61 Mart 
100 kg koſten aljo ab Feld — 16,81 „ 12,27 „ 
das Lagergeld iſt 0,56 „ 056 „ 
die Markfuhren find 0,60 „ 0,60 „ 
Gejammtkoften loko Markt 17,97 Mart 13,43 Mart 
Erlös auf dem Markt 20,00 „ ‚ " 
Gewinn beim Verkauf dv. 100 kg 2,68 „ 6,57, 
Gewinn aus Körnern im Ganzen 485 „ 189,22 „ 
u. beim Verkauf v. Felde ohne Lagerun 210,90 „ 
Die Strob- u. Spreu-Ernte it 2000 kg 4700 k 
der Koftenbetrag dafür ift 82,67 Mart 80,42 Mart 
100 kg foften 2,07, 178’, 
das Lagergeld ift 012 „ 0,08 „ (im Freien) 
100 kg koſten zufammen 2,19 Mart 1,80 Mart 
100 kg gelten foto Hof ; J 
100 kg bringen Gewinn 061 „ 1,0 „ 
die gefammte Ernte giebt Gewinn 2641 „- 4700 u. 
Der Gewinn an Körnern u. Stroh zc. ift 84,64 Marl 255,42, bezw. 286,38 Mt. 


Unter jonft ganz gleichen Berhältniffen ergiebt Ausnahmefälle geben, in welchen der Getreidebau 
fi) demnad; je nach Art des Anbaus für 100 kg wirklich mit Verluſt oder ohne Gewinn erfolgen 
Körner ein Unterjchied in den Koften und im Ge» muß; es giebt aber fehr viele Fälle, in welchen er 
winn von 4,54 Mark. Für heutige Verhältniſſe | Verluft bringt oder feinen Gewinn übrig läßt in 
mit etwa 15 Mark Marktpreis für die Körner und | Folge verfehrter Einrichtungen und Fehler ver- 
3,6 Mark für das Stroh (in dortiger Gegend) | ichiedener Art im Anbau, jei e8 im Saatgut oder 
fönnte an Betricbstoften höchſtens ein Mehrauf- ‚in der Düngung, der Pflege, der Erute, der Ber- 
wand von 10%, entitehen, ſodaß allerdings im | werthung u. f. w. und es giebt ferner jehr viele 
erften Fall, wenn gar nichts im Anbau geändert | Fälle, in welchen die Rechnung einen Verluſt zeigt, 
würde, ein Defizit entftünde, für den zweiten Fall | weil fie unrichtig angeſtellt worden ift. ben 
aber unter gleicher Vorausſetzung immer nod) ein | Anbau richtig betreibt und richtig rechnet, der muß 
Gewinn bliebe und zwar von 0,33, bezw. 1,43 | allenthafben beim @etreidebau beſtehen lönnen. 
Mark für 100 kg Körner und 1,62 Mark für | Das erlangen nad Staatshilfe ijt begreiflid, das 
100 kg Stroh, zujammen aljo 86,7, bezw. 121,9 | Gewähren aber nicht empfehlenswerth, weil es 
Marf für 1 ba. Es kann aber unter heutigen | jorglos macht umd die alten jchledhten Anbaume- 
Terhältniffen nicht mehr fo wie damals der Anbau , thoden und Recdhnungsarten beibehalten läßt. 
erfolgen, jondern nur noch fo, daß neben der Er-| Es muß noch hervorgehoben werden, daß in 
tragsfteigerung auch die Koftenerjparniß im Auge | allen bis jet gegebenen Berechnungen nie die 
behalten wird und deshalb muß der Anbau noch | wirklichen Boto Breite in Anja gebracht werben 
ein gewinnbringender jein oder doc gewinnbringend | Tonnten, weil ſolche nur Lokal durch jehr exakte 
ſich geftalten laſſen. Es wird nur jchr feltene | Buchführung feftzujtellen find. Um zu zeigen, wie 





400 Getreidefojten. 


ro eine Rechnung geftalten muß, wenn wirkliche | Knete mit baar Geld 405 Marf, der Spanntag 
lofo Preije allenthalben angejegt werden, find die |ift zu 4 Mark angejegt, 100 kg Stallmiſt loko 
Schlußergebnifje aus den in dem Werke von Block- | Feld ftellen ſich zu 1,1—1,5 Marl. 

Birnbaum in 07 III mitgetheilten Anjchlag | Ein paar Spannpferde gelten 960 Mark, Kühe, 
ier vorzuführen. Der Anſchlag gilt für ein mitt» | bejter Art, 300 Mark, Majthammel 21 ME, Maft- 
eres Gut von 150 ha, hoch intenfiv bewirthichaftet, | ſchweine 45 Markt. Das Aderland, nad) vollitän- 
in der Nähe von Gießen liegend — 1'/, Stunde | diger Melioration, jtellt ſich pro ha zu durchſchnitt⸗ 
von der Stadt entfernt, für die * um 1860 ff. lich 1472,63 Mark, das Wieſenland zu 2929,5, 
Zur Beurtheilung der Verhältniffe mögen die fol- | das Gartenland zu 4685,76 Mark, das ganze Gut 
genden — — genügen. Es ſind — nach mit vollem Inventarium, Brauerei, Milchwirth— 
Durchſchnitt der legten 21 Jahre — berechnet: ſchaft, ausgedehnten Garten- und Obſtbau, bedeu— 
100 kg Roggen mit 15—16 Mark, Weizen mit |tender Hutgeredhtigfeit, Holzrechten a. ſ. w. zu 
22,3 —24 Marl, Gerjte mit 12—13 Mark, Hafer | 3967,03 Mark und ohne Brauerei zu 3707,87 
ng 8,2—9,0 Mark, Raps (Amen!) mit 32—34 Mark pro ha. 

Mark, Heu mit 4,2 Mark, Kartoffeln mit 4,8— | Die Feldpreife für 100 kg find Weizen 18,10, 
6,0 Mark, Runfeln mit 1,00 Mark, Stroharten | Roggen 11,05, Gerfte 9,10, Hafer 5,0, Kartoffeln 
2,025 Mari, Milch 1 1 mit 13 Pfg., Butter | 3—6, Runfeln 0,65, Heuarten 3,6 —4,0 ME. u. j. w. 
1 kg 1,74 Mark, Magertäje 0,5 Mark u. ſ. w. Es ftellen ſich je nach Fruchtfolge und Feldgüte 
Der Mannstaglohn ift 1 Mark, der Aufwand für | die Selbftloften für 1000 kg Garbengewidt: 


Weizen auf 37,09—55,71, Anbau auf 5 Feldern, im Durhichnitt alfo auf 44,81 Marf. 


Roggen „ 40,01—43,49, r Fi Tagen u . Er BE , 
Gerjte * „ 34,84— 82,07, x a N m 5 „ nn 59836 „ 
Hafer „ 29,57—38,82, „ RE EB . BR „ „ 419) „ 


In Vezug auf die Bertheilung der Koften auf die einzelnen Bejtandtheile gilt als maßgebend: 
bei Weizen 83%, für gute, 2%, für geringe Körner, 3% für Spreu u. ſ. w., H 0/, für Stroh. 
1. 


" Roggen 74 ” " " 2 " ” " ” ” ” ” ” ” ” 
" Hafer ‘ 60 „on " 1 nn" ” ” 5 „on ” ” : ” ” m 
” Se e 16 * 2 "” ” ” ” 2 ” ” ” ” 20 "” ” ” 
„ Erbien 76, un Inu m „ kun m " Dun nm 
" Awehl 76 „m ” 4 nn" ” " 2 nm ” "” 18 ” 2 " 


Es koſten demnady von 1000 kg Garben die Die Gerjte wurde der Brauerei wegen als Haupt» 
uten Körner ab Feld (ohne Lagerungsgebühr und | frucht betrachtet und deshalb in befte Bedingungen 

arktfuhrgeld, für welche zufammen mit Drufch- | geftellt, aljo aud) ——— am koftipieligften 
foften für 100 kg 3,20 Mark bei Weizen, 2,95 erbaut Um jchlieplih auch eine fontomäßige 
Mark bei Roggen, 2,20 Mark bei Hafer, 2,90 Mark Darftellung zu geben, joll ein Roggenkonto, 
bei Raps, Erbien und Gerfte jich berechneten) | d. h. das Konto für eine Schlagabtheilung mit 
Weizen im Durchſchnitt 37,19 Mark, Roggen 30,89 | Roggen dargeftellt werden. Es zeigt für 3 ha 
Mark, Gerfte 44,35 Mark, Hafer 20,52 Mark. (nach Erbjen) in: 





Debet Kredit 
Markt Markt 
Für Bodenzins an Prinzipal-K.Rr.216,00 Für Jagd von Prinzipal⸗K. Kt. 1,60 
„ Aufficht u. Flurfh. „Adminiſtr.K. 42,00 ,„ Bergütung von der 
„ 600 kg Saatgut „ Boden- und Nachfrucht (Stop- 
Sceunen-8. 118,50 pelrüben) 261,84 
„ Strohbänder u desgl. 5,70 „ die Ernte „ Boden- und 
„ Geräthichaften „, Geräthe- und Scheunen-#. 875,83 
— sen Maſchinen⸗K. 42,00 1139 37 
„ Handarbeit , , i 
” Hagelverfichg. 9,17 „ Kaſſa⸗K. 77,19 Beerntet wurden: 


„ Weidebünger „ Schafe. 7,83 kg ee — 
Spannarbeit (22T.) „Spannpferde⸗K. 88,00 120 " — Yu 
„ Wegbenugung Triebwege K. 7,95 14366 Stroh u. ſ. w. 
„Zuwendungen v. d. a nen 
orfrucht (Dung, 20,135 kg Garben. 
Saat, Beitellg. ꝛc.) „ Kapital-R. 534,12 
zufammen 1139,27 


Die guten Körner tragen von den Koften der Körner, der Gewinn für 100 kg aljo 1,42 Marf. 
Ernte 74°, alio 628,12 Mark; es loſten demnach Der Roggenbau war auf diejer Fläche der un— 
100 kg ab Feld 11,63 Mark und Iofo Markt | günftigite unter allen Getreidefrüdten, gab aber 
14,58 Dark; der Marktpreis ift 16 Mark für gute immer nod pro ba mit dem Gewinn aus den 





Getreidefoften — Getreidepreije. 


Nebenbejtandtheilen 283,96 Mark Gewinn und mit 
den aus dem anderen Schlag für den Roggen im 
Durchſchnitt 44,69 Marl Gewinn. In welcher 
Weite dieſe Rechnung für heutige Berhältniffe ſich 
ändern müßte, kann leicht beurtheilt werden; die 
Koften erhöhen jih zum Theil, zum Theil nicht, 
im Ganzen vielleicht höchftens um 10 bis 20%, 
der Ertrag an guten Körnern muß bedeutend höher 
werben und ber Preis dafür ift geringer. Weſent— 
liche Unterichiede in der Gewinnhöhe find nicht 
möglid. Unter den Schlägen zeigten einige wirt. 
liche Berlufte, andere ungewöhnlich hohe Gewinne, 
die Urſachen waren entweder verkehrte Stellungen 
in ber Fruchtfolge oder zu reiche (Handels-Dün- 
ger-Berwendung oder unrichtiger Preisanſatz für 
marktloje Raaren (damals nad) dem von Grou— 
ven empfohlenen Berfahren angejegt). 
Setreidepreife. So viel auch jchon über den 


| 


Wechſel in den Getreidepreijen gejchrieben worden | 1884 unter 


ift, jo ift e3 doc) immer wieder erforderlich, Zur | Durchfchnitt 27%, 


401 
Jammenftellungen darüber zu bringen. An folchen 
liegen für längere Beiträume vor: 
a) aus Bremen für je 1000 kg: 
für die Jahre Weizen Moggen Gerite Hafer 
Er 0 Aa. 
1874 190 160 180 190 „, 
1875 194 160 175 180 „ 
1876 215 175 152 LE 
1877 230 155 158 150 „ 
1878 190 135 132 142 „ 
1879 210 160 145 145 „ 
1880 212 208 140 150 „ 
1881 242 193 146 157 „ 
1882 185 143 124 133 „ 
1888 185 137 122 1297 „ 
___1884 150 132 150 112 „ 
Durchſchnittsſatz 205 163 150 155 Mt. 
19%, 34%, 15% 


b) Für Weizen, Roggen, Gerfte, Hafer in bl und 1000 kg in gleicher Reihenfolge 


für die Zeit von 1851 : 1860 16,18 12,00 9,27 6,36 pro hl 
1862 : 1870 15,64 11,28 9,09 6,18 
1871 : 1875 17,75 12,53 10,24 628 „ 
1871 : 1880 223,30 190,10 166,40 157,80 pro 1000 kg 
1881 219,46 195,88 152,45 15059 „ 
1882 204,20 152,29 131,66 132,41 „ 
1883 186,06 144,67 132,40 128.08 , 
Durhichnitt für die legten 13 Jahre 218,67 184,09 160,04 153,01 R 
Durchſchnitt für 1851 : 1884 207,50 170,00 158,20 117,30 „ 
c) Aus England für 1000 kg Weizen und yes aljo 1000 kg zu rund 
die Beit von 1680 bis 1885 („The London | „ie Marl, mar 
Corn Circular‘, 1886) 1821 : 1830 = 3,94 104 
’ : 1841 : 1850 = 4,92 130 
In dem angegebenen Zeitraum waren die höch⸗ 1861 : 1870&— 6,19 163 
ften Preiſe mit 510 — 530 — 537 und 588 Mark In Preußen galt der Roggen 
in den Jahren 1813 — 1800 — 1801 — 1812 und | im Jahre en 141-154 
1813, Die niedrigiten mit 102 — 104 — 125 und | im Jahre 1885 an 15 Plägen 151,05 
159 Bart in den Jahren 1743/44 — 1681 — 1761 | in Bremen galt der Roggen 
und 1779; im Ganzen kamen auf die Preije im Jahre 1885 (ohne Zoll) 120,00 


Mart Jahre ober des Beltraums 
von über 500 4 1,94 





e) Nah Blod’s „Mittheilungen” waren in 


„. 450-500 3 1,46 
400 450 3 1,46 
„ 350-400 6 2,92 
„ 300-350 18 8,76 
„ 250-300 35 16,97 
„ 200-250 51 24,75 
„ 153-200 54 26,21 
unter 159 32 15,53 
zuf. 206 100,00 


In den legten Jahren waren die Preife 


1877 = 264 Mark, 


1881 = 211 Mark, 


1878 = 216 1,82 = 210 „ 
1879 = 204 1383 = 193 „, 
1880 = 206 1884 — 166 


1885 = 153 Marl. 


Schlefien für den Sceffel und umgerechnet für 
1000 kg die Preiſe: 


von 1630— 1730 bei Roggen 2,50 und 58,0 Mark 
1730 —1829 4,10 


2 


#r [23 ’ [73 [23 
„ 1630—1730 bei Weizen 3,40 „ 83,0 3 
„ 1730—1829 n 5,40 „ 131,6 „ 
„ 1630-1730 bei Gerjte 1,60 „ 50,0 „ 
„ 1730-1829 „8310, 90 „ 
„ 1630-1730 bei Hafer 0,890 „ 37,5 „ 
„ 1730-1829 e ‚10 „ 8975 „ 


f) Nach dem jüngjten Bericht der Königsberger 


Kaufmannjchaft (1887) jchwankten die dortigen 
Marftpreije für 16 Weizen von 


d); Konrad rechnet im jeinem Jahrbuch ala 
Durdihnittspreije von 1 Scheffel = 38 kg Roy- 


gen füt 


Landbw.-Konveri.«Berikon, 


Zpezlal- Znpplement. 


Mart Kart 
1815— 1827 zw. 70 (1825) u. 254 (1817) 
1828—1837 „ 89 (1886) „ 176 (1831) 
1838-1850 „ 134 (1838) „ 226 (1847) 
1851— 1861 „ 168 (1851) „ 315 (1856) 
1862-1872 ,„ 136,40 (1864) „ 255 (1868) 


26 


402 Öetreidepreife. 
H Maıt Mart der legten Jahre 9,61 kg Roggen, d. i. nur 1,4= 
1873—1880 zw. 191,92 (1879) u. 247° (1873) | fach. ld rechnete für eim gutes Aderpferd 210 


1881—1886 „ 208,50 (1881) „ 158,50 (1886) 
in ftetem Rückgang. 

Mit Preiſen unter 153,50 find —— 
ne 1819-—1830, 1832—1838, 1843 — 184 

1850-1851 und 1864, zufammen 24 * 
72 Jahren. 

Für Roggen ift die Notirung 1886 = 118,54 ME. 
und diefer Preis nicht erreicht worden in den ergo 
ren: 1815 und 1816, 1819—1844, 1848, 185 
1857, 1859, 1863— 1865, zufammen aljo in 37 
von 72 Jahren. Die niedrigften Breite in Weizen 
mit unter 100 gab es in den Jahren 
1823—-1827 und 1835—1837, in Roggen mit 
unter 90 Mark in den Jahren 1820— 1830, 1833 
bis 1837, 1839—1840, 1843—18344, 1848 bis 
1850 und 1864; das Minimum bei Weizen war 
70 Mart im Jahre 1825 und Lei Roggen 
40 Mark im Jahre 1824. 

Die höchſten Preiſe in Weizen mit über 200 Mi. 
gab es 1817 und 1818, 1853—1857, 1860— 1861, 
1867 — 1868, 1871—1874, 1876, 1880— 1881, und 
der Marimalpreis war 1856 mit 315 Mark, der 
nächſthöchſte 1855 mit 292 Mark; der Roggen no— 
tirte am höchften 1856 mit 232 Mark, dann 1855 
mit 215 Mark und mit über 180 Mark in den 
Jahren 1847, 1854— 1856, 1868 und 1881. 

Auch daraus ergiebt fi, daß die Behauptung, 
das Getreide habe jeit 1880 den niedrigiten Stand 
erlangt, nicht wahr ift; die erjte Zollerhöhung iſt 
verlangt worden, ald Weizen und Roggen ziemlic) 
hohe Preiſe hatten, dieje find ſeitdem nach der 
Bollerhöhung ftetig — egangen, bei Weizen 
zuletzt, 1886, um 44, oggen um 3 Mark. 

Breisvergleihung. 'Biod rechnete jeiner 
Zeit in Roggenwerth, aber nad richtigem Durch— 
jhnittspreis — 94 Mark für 1000 kg da— 
mals; der Geſammtlohn eines Knechtes von 194,26 
Mar galt damals 2065 kg Roggen, der Manns: 
taglohn von 64,7 Pig. nad) unjerem Gefde 6,88 kg 
Roggen. Wir nehmen jetzt durchſchnittlich 1 25 me. 
ala Taglohn an, d. i. 1,93jach gegen damals, für 
1,25 Mark erhält man jegt nad) Durchichnittspreis 








der Lohn des Adervoigt3 war 

der Marnnstaglohn war 62,73 Pf. 

die Abgaben waren pro ba 

das Pachtgeld für 1 ha war durchichnittlich 
der Kaufpreis für 1 ha ohne Inventar war 
die allgemeinen Ausgaben pro ha waren 
die Ausgabe für Verwaltung war pro ha 
die Koften für 100 kg zu Markt waren 
ein Aderpferb koſtete Suchichnittlich 

ein Zugochſe 

eine ante Milchkuh 

eine Zuchtſau 


Diefe Bergfeihungen mögen genügen zur Bes 
leuchtung der in der legten Zeit jo oft gehörten 
und aud im Reichstag vorgebradhten Behauptun- | 
gen, daß alle Betriebserforderniffe ungebührlich | 


Mark, für einen Ochien 120 Mark, für eine gute 
Milchkuh 80 Marl, für ein Schaf —— — 
10 Mark, alſo z. B. das Pferd = 2234 xg Ro 
gen; wir müſſen jetzt für dieſe 290,42 Mark Di 
rechnen, db. i. wenig über , des Preijes der 
nr Es —— damals ein Pferd gleich 1,081 
re hn, d. i. vom heutigen Knechtlohn rund 
f. nur 540,5 ME, — unter 800 ME, 
gute Pferde nicht zu haben find 


Der ſchleſiſche Landwirth in den 30er Jahren er» 
hielt für das Geld, wofür er eine Kuh verkaufte, 
etwa 851 kg Roggen und nicht ganz 41,2%, 
Stnechtarbeit; heutzutage koſten gute Kühe wenig 
jtens 300 Mark und dafür taujcht man 1923 kg 
Roggen und 50%, Knechtarbeit. Aehnliche Ergeb» 
niffe bringen die Vergleihungen mit allen landw. 
| Erzeugnifjen und Leiftungen. 

Nach der Zeit von Blod waren für It Roggen 
die durchichnittlichen Preiſe von 


1841— 1850 = 141 Marf, 1 Schfl. = = 4,92 Marti 
1851— 1860 = 174 ‚62 
1861— 1870 = 161 
1871—1880 = 176 
1880—1885 = 145. 
Der Durchſchnitt ift 150 (4,94) Marf. 
Veit rechnete für die gleiche Zeit von 1330 bis 
1836 bei Weizen 8,85—12,84 Mark für 100 kg 
„» Roggen 6,24— 8,75 
„Gerſte 7,35— 8,12 
„ Safer 6,52— 680 „5 a 
Stellt man aus dem Veit'ſchen Werke ebenfalls 
Bergleihungen mit der SJeptzeit in Roggen— 
werth an, fo ergiebt ſich z. B. (zu Veit's Reit 
100 kg Roggen zu 7,5 Marl, für jegt im niedrig⸗ 
ſten Satz zu 13,0 Marl): für einen Spanntag 
1,99— 3,42 Mark, aljo im Durchſchnitt 2,71 Mart 
oder 36, 13 kg Roggen, das wären bemnad) 
jegt 36, 13 X 13 = 4,70 Mart, ein Satz, welder 
wohl nad, — zutreffend ift, da er ohne den 
Knecht gilt 


’ - 


— 6 11 
— 6,72 


” "„ " 


[2 " " 


" " " 


„ " " 


[22 " " 


Mart kg Noggen Mart 
322,23 oder 4296,40, das find jeßt 53 
8,36, „ " 09 

12,86 $„, 171 47. ” r 23729 
14,25 „ 1 90,00, * „24,70 
325,34 „ 4470,20, „ „ 581,12 
5,04 „ 67,20, " " 8,73 
44l „5888, „ 766 
0,48 „ 6,40,  „ „0,88 
291,00 , 3886,66, * „ 905,27 
133,00 ,„ 1773,22, — 230,52 
187,00 ‚2493,33, * „324,13 
34,29 , 457,20, * „58.43 


vertheuert und alle Erzeugniſſe ungewöhnlich nie» 
drig notirt ſeien; dieſe Behauptungen ſind einfach 
nicht wahr. 


Getreideforten. 403 


‚Getreidejorten. Je jhwieriger es unter dem gut aus jüdlicherer, für Hafer und Roggen aus 
Einfluß der Preiſe wird, aus dem Getreidebau hohe | nördlicherer Gegend bezichen jol. Nach diejer 
Einnahmen zu gewinnen, um jo mehr bemüht man | Richtung hin find in Zwätzen bei Jena nad) Auf- 
en ne = eg um den | forderung —— —— Sr 1 von — 

u ſteige e at man von mariſchen Regierung dur ie er im Jahre 
vielen Seiten mit Recht großen Werth auf die, 1884 Verſuche mit ſchwediſchem und mit deutſchem 
Auswahl des Saatguts gelegt und ſich aud) | Getreide angeftellt worden; fie zeigten, daß das 
bemüht, immer befjere Sorten einzuführen oder verwendete jchwediiche Getreide dort rajcher und 
mit - ——— ſor vg angecte Berl | — ge * entwickelte, meiſtens höher 
zu machen. ann ni m Zweck entſprechen, wurde, früher blühte und zur Reife kam (8—14 
aller diejer Sorten und aller damit angeftellten | Tage früher), aljo vorzüglider für rauhere Lagen 
Verjuche zu gedenken. Die Darftellung muß dar- | ſich eignet, daß es aber, mit Ausnahme des Hafers, 
* ee 5 —— | in * Erträgen * er rg ae 

ben, n en Landwirthen und in geringerem Grade ji odt. — Dieſe, 
eigen joll, he jie aim noch jehr viel ee Tens Beifeumite — Eigenſchaft 

anen, um beſſere Ergebniſſe zu gewinnen. ‚und die ere Ernte dürften wohl die wichtig- 

Ans früheren Berjuchen war befannt, daß man | ften Abänderungen für unjere Berbältniffe fein. 
für Weisen und Gerfte im Allgemeinen das Saat- | Die auf ha berechneten Erträge waren in kg: 


Stroh Spreun Körner 


4 zeilige Gerjte, deutich 3260 850 1895 Chevalier 4015 Stroh, 875 Spreu, 
ſchwediſch 2195 675 1815 1955 Körner. 
2 zeilige Gerſte, deutſch 4045 1000 2385 


ſchwediſch 3365 615 1965 

Sommerweizen unbegrannt, deutſch 3615 675 1425 (viel Schaden durch Vogelfraß; es 

hätte auchbegrannter Weizen verwendet 

werden ſollen). 

begrannt, ſchwediſch 3195 520 1525 
Hafer, deutich. ſchwarz. Fahnenhafer 4405 775 1825 
ſchwediſcher Fahnenhafer 3210 415 1970 
Probfteihafer, deutich 3385 615 1285 
Weißhafer, ſchwediſch 3145 520 1515 


Sattig-Würchwitz (Bortrag in Glogau, Grund von Verſuchen die folgende Rangfolge für 
22, Januar 1885) gab bezüglich der Erträge auf | die verwendeten Getreidearten an: 


nah Körnergewidt nah Stroh: und Spreugemidt 
Probjtei-Hafer 2837 kg Galiziiher Sommer-Weizen 5483 kg 
Neufeeländer Hafer 2503 „ Defiance-Sommer-Weizen 5121 „ 
Ehevalier-Gerjte 2265 „ Champlain-Sommer-Weizen 4861 „ 
Galiziiher Sommer-Weizen 2200 „ Nenjeeländer Hafer 4671 „ 
— — 2123 „ Kolden-Sommer-Weizen 4595 „ 
Ehamplain-Sommer-Weizen 2062 „ Probſtei⸗ Hafer 4320 „ 
Defianc-Sommer-Reizen 2047 „ Braunähriger Sommer-Weizen 83776 „ 
Braunähriger Sommer-Reizen 1917 „ Ehevalicr-Gerite 3587 „ 
Imperial- 1186 „ Amperial-Goerite 2577 „ 
nad Gejammtwerth ab Einjaat (Stroh: u. Spreuerlös pro ha) 

Vrobſtei⸗ Hafer 468,40 Mart (86,40 

Galiziiher Sommer-Weizen 441,66 „ (190,66) 

Neufeeländer Hafer 427,8 „ (93,42) 

Kolben-Sommer-Weizen 414,9  „ (91,90) 

Defiance-Sommer-Weizen 407,86  „ (102,42) 

Champlain-Sommer-Weizen 404,58 „ (97,22) 

Ehevalier-Gerfte 390,64  „ (71,74) 

Braunähriner Sommerweizen 361,36  „ (75,52) 

Imperial⸗Gerſte 210,84 „ (51,54) 


Die Berechnungen ftüpen ſich auf Breslauer die Erträge und Einnahmen fteigeen laſſen. Die 
Marlitpreiſe von 16 Mark für Weizen, 15 Mark | ungünftigfte und die vortheilhajtefte Sorte von 
für Gerfte und 14 Mark für Hafer, für Stroh Weizen geben einen Unterjchied im Gefammtertrag 
und Spreu anf Lolo-Gutspreife zu 2 Mark für |von 80,30 Marf, nad Abrechnung des Stroh- und 
100 kg. Es ift zu bedauern, daß derartige An- | Spreu-Ertrages aber ift der Unterſchied nur nod) 
naben von Gütern nicht öfters erfolgen, da der 34,84 Mark und zwar zu Gunſten der im Ganzen 
Sandwirth daraus am beiten erjehen kann, wie fich am niedrigften angefegten Corte: 

26* 


Getreideforten. 


Braunähriger Sommerweizen 361,36 Marf, AR Stroh und Spreu 285,84 Marf 
Galiziſcher Sommerweizen 441.66 


Ünterfchied &0,50 Dia 





80,30 Dark, ab abge 5 Stroh und Spreu 34, 84 Mart. 


In den Gerftenforten war d. Unterjchied im u 179 = ME,, * Stroh u. — 160,54 Mt. 
bei den Haferjorten 40, 47,54 


Man jicht, wie wichtig es ift, die Stroh» un ost vor; — find 100°. ke Körner zu 
Spreuernten mit zu berechnen. 16 Mark und 100 kg Stroh und Ey auch zu 
Für Hafer allein liegen ähnliche Berechnungen | 2 Mark. Es geben: 
aus Berjuchs-Ergebnifien von Beſeler— Ander-| 


Bejeler’3 Hafer 4188 kg Körner, 6929 kg Stroh u. Spreu, zuf. 
Däniſcher Hafer 4024 5888 


" " „ [2 [2 [23 


808,66 Marf 
76 61,60 


sun Hafer 394 „— u 04)» von „ 760,92 
üneburger Klai-Hafer 3918 „ " 6553 „ nn" " „ 757,94 „ 
— anadiſcher Hafer 3803 r n 6550 7 nn. 7) 2) 739,48 „ 
uſtraliſcher Hafer 3368 " "„ 6485 " "ro „ 7 660,58 " 
opetown Hafer 3300 „, „ 6582 „” vn " „ 659,64 „ 
chwarzer kaliforn. Prolific-Hafer 3282 „, „63355 „ en „ 65182 „ 
Weiher tartarijcher Fahnenhafer 3221 7 " 6544 7 7) 7 * 646,24 " 
Kylberg pedigree ſchwediſcher Hafer 3182 7 5729 „ "oo" " " 623,70 " 


Hier zeigte fi) aljo pro ha ein Unterjchied im Sborower Sommerroggen, welcher aber kurz im 
Ergebnig von 184,96 Mark. Dieſe Angaben in | 'Strohbleibt,verMontagner- Gebirgs-Alpen— 
Verbindung mit den vorher S. 398 über die Wei- roggen, welcher z. B. in Ungarifd) - ——— 
zenſorten in Frankreich gemachten genügen, um ſehr gut beſtockt en langes Stroh, bis 1 
darzuthun, wie viel man ſich durch pafjende Wahl | lange Achren und im Durd ſchmu von 1877 Bis 
des Saatguts nügen kann. Worliegend gab die | 1883 an Körnern 13,44 bl oder 1788 kg gab 
ergiebigfte Sorte 138,58 Markt für Stroh und oder 9,89 bis 17,85 "bl Körner und 1386 bis 
Spreu und blieben demnad) für die Körner 670,08 | 2359 kg Stroh; mit Widen oder Wintererbſen 
Mark, die am wenigſten lohnende Sorte gab erntete man pro ha 176 bis 230 m-$tr. Grün⸗ 


114,58 Mark für Stroh und Spreu und bfieben 
demnach für die Körner 509,12 Mark; der Unter- 
fchied ift bei dem Körnerertrag allein 160, 96 Mt. 

Am meiften gelobt wird jegt der erft Fürzlich 
eingeführte amexikaniſche Zriumphhafer, 
welchen Platz & Sohn in Erfurt liefern. In der 
„Wiener Landw. Zeitung“ 1884 theilt 3. Raab 
mit, dab er diejen Hafer bejonders für tiefen, 
feuchten Boden, weil jchwerer ſchoſſend und reich 
an Körnern als — befunden habe; an den 
Hauptriſpen gab es 300 bis 400 Körner, das 
Stroh wurde 1,6 m lang und 6 cm did, alio 
ichilfrohrartig; es eignete fich deshalb auch nur 
zur Spreu. An jeder Pflanze gab es 5—8 Halme, 
die Körner blieben Hein, dünnhäutig, Licht arbig, 
hatten aber hohen Futterwerth. Die Reifezeit it 
eine mittlere; die Ausjaat erfolgte nur ſchwach, 
mit 130 bis 150 kg; der ag war in den 
Körnern 60 fach, im Etrob jehr reich. 

Auf dem Dominium Falfenau, Kr. Grottlau, 
wurden im folgenden Jahr auf Grund der Em- 
piehlungen Verſuche auf 25 Morgen = 6,38 ha 
mit nur 150 kg Saatgut in Dibbel-, Drill» und 
Breitjaat gemadt; der Hafer ftand Anfangs jehr 
ſchwach, jpäter aber ſehr prachtvoll, gab bei jeder 
Art der Saat an den Riſpen 200 Körner und 
mehr und ſtarkes ſchönes Stroh. 


fern (zu kleberarm ſind), al 


futter. 

Am meiſten beſprochen wurden die Weizen— 
arten und davon beſonders die engliſchen und die 
durch Kreuzung A eg neuen Sorten von 
Vilmorin („Journ Agriculture“, Paris, 
12. Sept. 1883). Dieje Sorten find: a) Dattel- 
Weizen, aus Chiddam- und Prinz Albert-Weizen 
gezüchtet, hoch im Ertrag, mit mittellangem Strob, 
weiß, kräftig, ſtark ſich beftodend, gleihmäßig rei» 
fend, Aehren und Körner rothgefärbt, dieſe groß, 
voll und weiß; vorzüglich für Mittelfrankreich, 
nachlaſſend in trodner Lage; Erträge 2600 bis 
3400 kg pro ha. b) Lamed— Welser, jehr 
frübreif, * blaßroth, ſehr groß, ähnlich dem 
Bordeaux-Weizen, aber nicht im Stroh, Erträge 
gut, hervorgegangen aus Prinz Albert- und Noſ— 
Weizen. e) Aleph-Weizen, hervorgegangen aus 
Rod, und flandriichem Weizen, Körner ſchön und 
voll, aber leicht lagernd und nicht widerftande- 
kräftig gegen Brand, von Vilmorin jelbft nicht 
mehr gas 

Die engliſchen MWeizenforten werden wegen 
ihres hohen Ertrags immer mehr in Deutichland 
angebaut, haben aber dadurch auch den deutichen 
Weizen auf dem engliihen Markt fait verdrängt, 
da fie für ſich allein ae Mehl nicht Tte- 
o dieſes mit anderem 


Von Gerftenjforten wird nad wie vor die | (rumänijchem u. j. w.) vermijcht werden muß. Der 


Chevalier » Gerfte an eriter Stelle genannt; 
Elſaß erzielte man davon auf 1 ha 56 hl; 


zu 5200 kg pro ha giebt. 
Bon Roggen-Abarten wurden gerühmt: der 


im | viel 
iehr | aus 
gerühmt wird auch die Hannagerite, welche bis 3 warmer Lage die 5 


tl 


rühmte Shirrif3 Sauare heat Weizen 
chottland, welcher auf gutem kräftigen Boden 
öchſten Erträge giebt, ſich 
ehr ftark beftodt, ftarfes, gegen das Lagern wi⸗ 
erſtandsfähiges Stroh hat, von welchem etwa die 


& 


d 


405 
Preife; für Stärfefabrifen fann der größere Stärte- 


Getreideforten — Getreidezölle. 


Hälfte zu Futterzweden verwendbar ift, ganz vor⸗ 
zügliche Spreu Tiefert, auch gegen Krankheiten fich | mehlgehalt vom Nutzen fein; am meijten geflagt 
gut widerftandsfähig zeigt und gut auswintert, | wurde über Rivettebearded, Rauhweizen, bejonders 
aber auch jehr anſpruchsvoll ift, wurde zuerft in|von Bädern und Müllern, welche jogar den An— 
Dänemark gebaut. Er ift jet jehr verbreitet in|bau der engliihen Weizenjorten ganz; verboten 
Sachſen und im deutjchen Nordoften, befonders in | haben wollten, wenn durch Zollerhöhung der Be- 
den Zuderrübenwirthichaften, während aus Defter- | zug der zur Mifhung nöthigen rumänischen Wei- 
reich berichtet wird, daß er noch wenig Eingang zenſorten erjchwert werden ſollte. Vgl. Ge- 
den habe, obihon in Mähren die Erträge treidezoll. 
elbft höher als vom Bannater Weizen — bis an; Im Dezember 1884 handelte man in Magde- 
5000 * — ſind. In Böhmen und —— Landweizen zu 153 bis 158 Mark, glatten 
zieht man eine aus Rußland jeit 1876 bezogene 'engliihen Weizen zu 140 bis 149 Mark, Raub- 
Sorte — Urtobamwmweizen, vor; fie wird als meizen zu 135 bis 142 Marf und jchlechtejten 
ſehr anſpruchslos und jehr widerjtandsjähig gegen Rauhmweizen gegen Landweizen um 21 Marf, im 





Lagern und Roft geichildert, entwidelt ſich langſam 
und giebt vorzügliches Mehl. | 

Die engliihen Weizenjorten im Ganzen geben 
bedeutend höhere Erträge, löſen aber geringere 


2500 kg Landweizen 

3100 „ engliicher Weizen „ 135 „ 
Vichrerlös 

Da die engliihen Weizenjorten auch leicht bis 
4000 und mehr kg Ertrag geben, die Landweizen— 
jorten aber nur ganz felten über 3000 kg, jo ift 
es begreiflich, dab der Anbau der englischen Arten 
trog der Vejchwerden der Bäder und Müller 

immer mehr überhand nimmt. 

‚ Neuere Unterfuhungen von Nobbe-Tharand 
Sage überdieß den Freunden der engliichen 
izenforten eine beffere Zukunft im Ausjicht zu 
ftellen; er theilt mit, daß es in Tharand gelungen 
ei, Shirrifs Square head jo badjähig wie andere 
Keizenarten zu ziehen und ebenfo den auftralijchen 
Pearl. Aus Anlaß der Beichwerden über den 
Anbau mit dem fremden Saatgut veröffentlichte 
er in „Fühlings Landw. Zeitung“, Januar 1885, 
eine Abhandlung über den Klebergehalt des 
Weizens und dejien Bedeutung, in welcher 
betont wird, daß es bezüglich des Klebers, welcher 
allerdings die Badfähigleit de Mehles bedingt, 
auf deſſen abfoluten Gehalt und auf deffen phyfi— 
laliſche Beichaffenheit antommt (brödlich, fließend, 
bindend, „kurz“, „lang“). Die Zähigkeit und Ela- 
Mizität („Ianger Kleber“) beruhe hauptſächlich auf 
dem Gehalt an Gliadin oder Pilanzenleim und 
auf diefen und den Stlebergehalt überhaupt (8,36 
bis 21,35 0, nad Ritthaufen, aus Unterfuchung 
von 33 Sorten 2 bis 17,4 %/, nad) Müller), habe 
weit weniger die Corte, als die Düngung, das 
Klima, der Boden u. ſ. w. Einfluß. Die Weizen: 
arten aus Rußland und Rumänien find am reich- 
fen an Kleber, die englifchen am ärmften, die 
deutfchen ftehen meiftens in der Mitte mit genit- 
gender Dienge im Berhältnii zum Stärfegehalt; 
die Meinen, unanſehnlichen, meiſtens unreinen 
rufftichen Weizenkörner werden am höchſten bezahlt, 
weil fie einen Ueberihuß von Kleber haben, mit 
wel kleberarmer billigerer Weizen nutzbar zum 
Baden gemacht werden kann. Nobbe wünicht den 


zu 15,0 Marf 


Durdichnitt die engliichen Sorten um 12 bis 15 
Mark billiger pro t. Die Berhältnifje des An— 
baus giebt man als Durchichnitt aus der Provinz 
Sachſen wie folgt (für 1885) an: 

375,00 Marl Körnerertrag pro ha 
418,50 „ m Eu 


43,50 Mark Körnerertrag pro ha. 


Geräth der Klebergehalt jehr leicht und raſch feſt— 
geftellt werden kann. Es zeigt ſich demnach, daß 
durch Afflimatijation und richtige Behandlung der 
Klebergehalt des engliichen Weizens auf paffendem 
Boden verbeffert werden Tann. Wahricheinlich hat 
man auf Gütern mit Auderrübenbau durch die. 
dort übliche Art der Düngung den Stlebergehalt 
vermindert; es ift zu wünjchen, daß noch weitere 
Verſuche und Unterfuchungen angeftellt werden. 

Ueber den Gehalt an Brotein von Gerjten- 
jorten berichtet da8 „Oeſterr. Landw. Wochen» 
blatt“, Nr. 6, 1885 auf Grund von Unterſuchungen 
mit über 400 Proben, wie folgt. Es enthielten 
Protein die Gerjtenjorten: 


— 
= 
— 
— 


aus Rußland in Mittel 12,76 %, 
" Baden [23 ’ 1 ’ " 
„ Schweden —4 
„den Donauprovd. „ „ 11,68 „ 
» Braunihweig „ „11,49 „ 
„ Norddeutihland,„, „ 1121, 
„» Bayern >» AAO, 
” dem Elſaß ” * 10,70 " 
2 Ungarn " " 10,55 " 
„Frankreich — FAR 5 
„ en „ on 104 „ 
„ Württemberg „ % 9,91 „. 
„ Dänemarf u 9,69 „ 
„ England FE 9,69 „ 
„Slavonien Bo 9,90 „ 
„ Mähren Fa? 9,79 „ 
„ Böhmen — 212; 


Es ergiebt jich aus allen diefen Unterjuchungen, 
dab der Landwirth in Auswahl des Saatquts weit 
jorgjamer, wie bisher in der Regel geihah, ver— 
fahren muß. 

Getreidezölle. Unter den in den legten Jahren 
lebhaft beiprodjenen wirtbichaftlichen Tagesfragen 


Verfauf nad Klebergehalt und zu dem Zweck nimmt zweifeläohne die über die Getreidezölle 
die allgemeine Einführung des Wleurometerd von |die hervorragendite Stelle ein; fie wird voraus: 
8. W. Kunis-Reudnitz / Leipzig, da durch dieſes | fichtlich noch viel Beranlaffung zu heftigen Aus: 


406 Getreidezölfe. 


einanderjegungen geben, weil jeitens Einzelner die | often zu gute fomme und nur von diefen gewünscht 
im Deutſchen Neid) verwilligt geweſenen und jpäter | werde; — zu dem Verlangen für Zölle 
erhöhten Zölle immer noch nicht für genügend er- ſind aus allen Theilen des Reiches und aus allen 
achtet werden und über die Forderung abermaliger | Schichten der landw. Bevöllerung gelommen und 
ii über kurz oder lang verhandelt werden nicht nur in Folge von Agitationen, jondern auch 

, wenn die Preife in ihrer niedrigen Tendenz aus vollfommen freier Erwägung, nit nur 
verharren. Findet in den nächſten Jahren aber: m Folge von Nahahmung, jondern auch als Er» 
eine wejentliche Erhöhung der Preiie ftatt, dann gebniß volllommen freier Entichließung. Im Süden 
werden die Gegner der Zölle nicht unterlaffen, wie im Norden, im Dften und im Weften, unter 
gegen dieje anzufämpfen, ſodaß vorausfichtlich in | großen und unter Heinen und ganz Heinen Land» 
allen Fällen Kämpfe um die Berechtigung der Ge- | wirthen giebt es viele, welchen der Zoll als Lebens- 
treidezölle nicht ausbleiben können. Daß bis jet | bedingung ericheint und jehr viele, welchen es völlig 





der Kampf um die Zölle in der großen Mehrheit 


de3 Volkes nur wenig Theilnahme gefunden hat, 
fann unter den heutigen Marktverhältniffen nicht 


befremden; bei einigem Steigen der Preiſe wird 
die Theilnahme raſch fich finden. 

Eine ruhige Erörterung über dieje für die Yand- 
wirthe wie für die Käufer von Brot wichtige 
— muß vor Allem davon geleitet bleiben, volle 


arheit über die in Betracht zu ziehenden Ge— 
Reiches und in allen Schichten der landw. Be- 


fichtspunfte zu verbreiten, alſo bejonders den in 
der legten Zeit verbreiteten vielfachen irrthüm— 





einleuchtend ift, daß der Zoll unentbehrlid) für die 
Landwirthſchaft jei. E3 iſt aber andererſeits aud) 
nicht wahr, daß alle Landwirthe für den Zoll ein- 
treten müflen und daß Diejenigen, welche das 
nicht thun, fein Herz für die nothleidende Land— 
tirthichaft hätten oder, wie auch behauptet wor— 
den ift, von der Yandwirthichaft nichts verjtänden, 
aljo ihrem eigenen Beruf nicht gewachjen ſeien. 
Es giebt, und zwar ebenſo in allen Theilen des 


völferung, ebenfalls viele Wirthichafter, welchen die 


lichen Auffaffungen zu begegnen. In eriter Linie | Zölle entichieden feinen Nuten bringen und ebenjo 
ift jeder Verſuch, die Frage im Dienste politischer | jolche, welche Schaden davon haben, wenn die Zölle 

arteien verwerthen zu wollen, mit Entichiedenheit | wirklich im fühlbareren Grade das Brot vertheuern, 
zurüdzumeiien; Borlicbe oder Abneigung haben | einfach deswegen, weil fie für ihren Betrieb Ge- 
mit politiichen Bartei-Standpunkten an ſich gar nichts | treide zufaufen müjfen. Die Frage ift nicht nach 
zu thun; daß die Parteien fich der Frage bemäch- | Nord oder Süd und nicht nach Groß: oder Klein— 
tigt haben, um fie bei Wahlkämpfen zu verwerthen, | bejig zu enticheiven. Das, worauf es allein 
war politifch ein Fehler und ift für die Feſtſtellung an kommt, ift die Rolle, welde der Ge- 
des Thatjächlichen ein großes Hinderniß, weil da-|treidebau bezüglid der Einnahme des 
durch Verwirrungen und Berirrungen hervorge- | Landwirths Außer, der Prozentjag, in 
rufen worden find. Man kann hochlonjervativ und !weldhem das Getreide zu den Einnahmen 
Gegner der Zölle auf Lebensmittel, und jehr freis | beitragen muß; dieſer Prozentſatz kann in Nord 
beitlich dentend und Freund jchügender Zölle jein; | und Sid, beim großen und beim Heinen Landwirth ein 
die Politif hat hierzu wenig zu bedeuten. Es ift ſehr großer und cin verjchwindend Feiner jem, im 





ferner nothwendig, bei Anseinanderjegungen dar- 
über die gebräuchlichen Schlagwörter außer Acht 
zu lajjen. Der viel zitirte „arme Mann“, der 
„Kornbaron“, der „Mancheiteregoift” und dal. Be— 
zeichnungen helfen nicht dazu, das Richtige finden 
zu laſſen. 
empfehlenswerth find ferner die Zölle ſicher nicht ; 
es wird jederzeit von den bejonderen Verhältniffen 
abhängen, ob jolche Zölle verwerflich oder müßlich, 
ob jie entbehrlich oder geboten jind. 

Mit am meijten ift in der legten Zeit die Frage 
dadurd) verduntelt worden, dab man einen Gegen- 
ſatz zwiſchen Groß-, Mittel- und Klein- 
bauern jchaffen wollte; in der Landwirthichaft 
giebt es die ſchroffen Gegenſätze zwiſchen Groß— 
und Kleinbetrieb und ſelbſt zwiſchen Arbeitern und 
Brotherren nicht in dem Maße, wie in der In— 
duſtrie, in der Handels- und der Börſenwelt und nicht 
die Größe der Güter enticheidet über den Nußen, 
welchen der Zoll auf Getreide bringen fann, ſon— 
dern die Betriebsform, meil dur die ge- 
fammten dazu nothwendigen Einrichtungen das 
Verhältniß, in welchen das Getreide zu den Ein: 
nahmen beitragen muß, bedingt ift. Aus dieſem 
Grunde ift es auch irrthümlich, zu Ichren, daß der 
Getreidezoll nur den Großgrundbefigern im Nord— 





Unbedingt verwerflih oder unbedingt 


eriten Falle alio der Zoll wirklich den Charakter 
der Lebensfrage annehmen, im legteren Fall aber 
ganz einflußlos fein. Wenn ein Landwirth von 
jeden 100 Mark Einnahme nur 20 '/, aus Ges 
treide rechnen fann, jo wird er fich nicht jehr er» 
eifern, wenn der Marftpreis durch Zoll oder freien 
Verlehr um 30 Mark pro t höher oder geringer 
notirt und am wenigjten dann, wenn er viele 
Köpfe zu beföftigen hat, der Yandwirth aber, wel- 
der bis 709, und mehr vom Getreide erwarten 
muß, wird in hohem Mafe dabei interefirt jein, 
daß der Preis nit um 30 Mark pro t verliert 
und jehr erfreut fein, wern er um 30 Marl und 
mehr pro t trägt, ſelbſt wenn er Viele zu beföfti- 
gen hat. 

Man darf getrojt jagen: 

a) für alle Yandwirthe, bei welchen das Getreide 
unter 20 v/, der baaren Einnahme dedt, ift die 
Bollfrage ohne Bedeutung; 

b) für alle Yandwirthe, welche aus dem Erlös 
von Getreide 20 bis 30%, der Bejammteinnahme 
zu erwarten haben, bleibt der Getreidezoll noch 
unweſentlich; 


c) für die Landwirthe, welche aus dem Getreide- 
Erlös 35 bis 40 9, der Einnahme zu deden haben, 


| /IgIUZeU D\ ( eye gle 








Getreidezölfe. 


fängt der Getreidezoll an, eine Bedeutung zu ges 


winnen ; 

d) für die Landwirthe, welche 40 bis 70%, der 
Einnahme durch Getreide gewinnen, wird der Zoll 
bei niedrigen Preifen jehr begehrenswerth; 

e) für die Landwirthe, welche über 70%, der 
Einnahme durch Getreide deden müffen, kann der 
Zoll zur Nothwendigkeit werden, wenn fie zu 
hohen Breijen die Güter erworben und überhaupt 
unter ungünftigen Berhältniffen zu wirthichaften 


u; 

f) für diejenigen Landwirthe, welche Getreide 
zufaufen oder mehr für Mehl, Schrot, Brot u. ſ. w. 
ausgeben müfjen, als fie für Getreide einnehmen 
fönnen, wird der Zoll ein Nachteil und wirkt 
verichlechternd auf den Reinertrag. 

Zweifelsohne giebt es im Deutichen Reid) allent- 
halben und für alle Befibgrößen Vertreter diejer 
6 Gruppen und deshalb gab es auch gegenüber 
ber Iebhaften Agitation für die Zölle allenthalben 
Buftimmung und Ablehnung, übereifrige Agitato- 
ten für und wider, Gleichgiltige, Zuftimmende aus 
Gefälligkfeit für Andere, ganz Laue, jcharfe Gegner 
und Zweifler an der Lehre von der durch die Zölle 
zu erwartenden Periode der Glückſeligkeit. Es ift 
bei der Bedeutung, welche nach und nad) die Ge» 
treidezoll- Frage für unfer ganzes politifches Leben 
—— hat, wohl der Mühe werth, durch einige 

iſpiele darzulegen, wie ſich in Wirklichkeit die 
Berhältnifje geſtalten. 

Die „Deutſche Landw. Zeitung‘, Organ der 
Agrarier, brachte in Nr. 92 vom Jahre 1874 eine 
Berechnung aus einem Nittergut ©. mit 3730 
Morgen Aderland, aljo aus einem Grofbetrieb, 
über die Ernte von 1870/71, 1871/72 u. 1872/73 
und über ein Rittergut W. mit befjerem Boden 
über die Ernte der beiden legten Jahre und zwar 
zu dem HBwed, um nachzumeiien, welcher Erlös 
aus dem Berlauf der verfchiedenen Früfte ge: 
wonnen würde und mie viel von den Erntemengen 
verfauft werden konnte; beide Güter Tiegen im 
Nordojten, da, wo am lautejten die Klagen über 
die Nothlage erhoben werden und die Agitation 
für die Zölle ihren Musgangspuntt hat. — Nach 
den gegebenen Darftellungen bildete der Verlauf 
von den Erntemengen im Feldbau in den 3 aufs 
einander folgenden Jahren auf dem Gute ©. 24,0 
— 35,8 — 22,5%,, durchſchn. 28,4%/,, in den 
2 legten Jahren auf dem Gute W. 37,5 — 41,8 %/,, 
durchſchn 39,6 %,; vom Erlös famen auf das Gc- 
treide in den genannten Jahren 78,3 — 74,9 — 

—J. 
Milhvichhaltung. 


Großbauer: Sejammtverfauf el Mark, davon Getreide — Mark, d. i. 29,06 %/, 
6 


Adelsheim, Bauland 
Großbauer: ek 1m% Mark, davon Getreide 279 


Kleinbauer: — 
2. Sindolsheim, Be 


Mittelbaner: 
Kleinbauer: * 
3. Altheim, Bez. Adel 


’ r 


284,75 


" 


Mittelbaner: 
Kleinbaner: 


815.00 „ 
512,60 


" [23 





— — — m nn — — 


sheim, Körnerbau mit Vie 
Großbauer: Geſammtverkauf 1832,00 Mark, davon Getreide 1112,00 


407 


60,6 %,, durchſchn. 71,2%, Die Güter gehören 
demnach zu denjenigen, für welche der Zoll unter 
Umftänden eine Lebensfrage werden kann. Beſſere 
Anhaltspunkte giebt die im Artikel Baden (f. d.) 
erwähnte Drudjchrift, weil fie die gejanımten Ber» 
hältniffe einer gemügenden Zahl von Betrieben aus 
dem ganzen Yande hildert und m der Unter- 
ſuchung über die Höhe der Verſchuldungen u. ſ. w. 
die Enquöte, aus welcher das Material zufammen- 
getellt worden ift, angeftellt worden war. Dieje 
Denkichrift benugte 3. Kühn-Halle in „Die 
Getreidezölle in ihrer Bedeutung für den Heinen 
und mittleren Grundbefig. Ein Beitrag zur Ver— 
ftändigung‘‘, Halle 1885, zu dem Verfuche, um die 
Nothwendigkeitder Zölle auch für mittlere und Heinere 

wirthe nachzuweiſen; der Verſuch fiel aber fo 
unglüdlid aus und die aus der Denkichrift dazır 
genommenen Beilpiele find jo einjeitig ausgewählt 
worden, daß es den Gegnern (Rohl and-Zei 
und Andern) jehr leicht wurde, nachzuweiſen, da 
diefe Schrift nichts zur Löfung der Frage beitragen 
fann und cher das Gegentheil von dem beweiſt, 
was jie beweijen jollte — wenn man jorgfamer in 
der Auswahl und gründlicher in der Benugung 
des Ausgewählten verfährt. Auf den irrthümlicher« 
weije von den Bertretern politifcher Parteien als 
Kampfesziel aufgeftellten Gegenſatz: Klein» gegen 
Großbauer durfte ein richtiger Streiter zur 
Verftändigung überhaupt ſich nicht einlaffen, weil 
es einen joldhen Gegenja in dem angemwenbeten 
Sinne gar nicht giebt. Es war gar nicht noth- 
wendig, nachzuweiſen, daß unter Umftänden auch 
Heine Bauern am Zoll ein großes Intereffe haben 
fönnen, weil jid) das von fetbft veriteht, nothwendig 
war ed aber, wenn überflüjfigerweije das nochmals 
nachgewieſen werden jollte, die Beifpiele fiher und 
zuverläffig zu wählen und nicht als Beweis für 
die Höhe des Getreideverkaufs ſolche Bauern an— 
zuführen, welche Getreide verlaufen, aber mehr an 
Mehl und Brot einkaufen oder auswärts ihre Be— 
— finden. 

Die Tabellen in den Anlagen V und VI ber 
Dentichrift laſſen eine Anzahl von Beiipielen zu- 
jammenjtellen, aus welchen fich ergiebt, in welchem 
Verhältniß in Baden Vertreter der oben genannten 
6 Gruppen vorlommen, wozu nochmals bemerkt 
wird, daß die in den Tabellen angeführten Bei» 
jpiele als charafteriftiihe Typen für das ganze 
Land bezeichnet find. Aus den erwähnten Bei- 
jpielen werden hier als zum Zweck genügend her— 
vorgehoben: 


Königsbadh, Bez. Durlad, Frudt- und etwas Handelsgewähsbau mit 


"„ 


m 


" " ’ [2 
gtem Körnerbau. 
1,00 Mar, d. i. 66,55 %/, 
908,00 
159,00 „ 
hwirthſchaft. 
art, d. i. 60,70 „ 
52,63 „ 
48,18 „ 


it ausgeprä 


123 „ [23 LG ’ " 


" " 


429,00 
247,00 


" " " " 


" " 


408 Getreidezöffe. 


4. Hermsbach, Bez. Schweßingen, Handelsgewähsbau und etwas Nebban. 
Großbauer: Gefammtverlauf 2743,00 Mark, davon Getreide 359,00 Mark, d. i. 13,08 0/, 


Kleinbauer: * 897.00 Mr e Mr 716,00 „ „ 847 „ 

5. Obermwolfad, Bez. Wolfach, Viehzuchts- und — PLLREIE. 
Großbauer: Gejammtverfauf 7021,00 Mark, davon Getreide 0,00 Marl, d. i. 00 0/, 
Mittelbauer: 2 1421, kn) > 7 “ 47.00 ” “ g ‚32 „ 
Kleinbauer: & 522, 00  „ J Br 66,00 „ R 12,64 . 


6 Schenheim, Bez. Lahr, Körner- und Handelsgewädsban. 
Sroßbauer: Gejammtverfauf 4361,00 Mark, davon Getreide 446,00 Marl, „ 10,22 „ 
Mittelbauer: e 1201, 00 ” F— 188, 00 „ 15,65 „ 


7. Steig, Bez. Freiburg, Viehzuchts-Betrieb (ohne Jnduftrie), Shmwarzmwalb. 
Großbauer: Geſammtverkauf 4337,00 Mark, davon Getreide J 00 Mark, d. i. 0,57%, 
Mittelbauer: Pr 1594, 0 „ u J 45,00 er Mr 385 er 


Berüdjichtigt man alle angeführten Beiipiele, jo | richtig gerednet wird, um die Nothivendigfeit der 
ergiebt ich daraus, daß für jede Betriebsgröße die Spam darzuthun, kann die Schrift von ©. Undrä- 
Bahl der Rirthichaften mit unter 40%, bis herab | Limbach b. Wilsdruff im Königreich Sachſen, „Was 
& u nur wenigen Prozenten und jelbjt ganz jchlender | hat der Landwirth bei Ankauf oder bei Erpachtung 

innahme aus Getreide bei weitem überwiegt, das | eines Gutes zu berüdjichtigen”, Dresden 1886, am 
Land * Ganzen alſo an den Zöllen nur wenig beſten dienen. Die Schrift ſollte beweiſen, wie ſich 
intereſſirt ſein kann. die Reinerträge von Anfang der Pachtung an im 

Das in dem Werke von Block-Birnbaum Jahre 1876 zu Ungunſten bis zum Jahre 1884 
—— liegende Gut von 150 ha, mit 607,094,62 | verändert haben. Das Pachtgut iſt 295,5 ha groß, 

arf Geſammtkapital veranichlagt, hat starte Lich hat ftarfe Kuhhaltung und Brennerei, im Ganzen 
haltung mit friichmilchenden Kühen, Mafthammeln | günftige Verhältniſſe, wird hoch (für dort zu hoch) 
und Maftichweinen, Federvich- Zucht und Mait, bes | intenfiv bewirthichaftet und mit 140,000 Mark 
deutendem Garten: und Objtbau, ftarfem Molferei- | Kapital des Pächters betrieben. Die Rechnung iſt 
betrieb und Brauerei als Nebengewerbe; die ge= | in der Art geftellt, daß die Ernte voll den Feldern 
jammten baaren Einnahmen aus verkauften Erz | zu Gute gejchrieben wird, alſo alle Konti, welche 
zeugnifjen, abzüglid) des Anfaufspreifes für Meger- | Erntegut verwenden, fowie Auswärtige als Käufer 
vieh, find 126,431,77 Mark; das Getreide beträgt | ericeine, Als „normal“ follen fich 117,426 ME. 
davon 4641,40 Mark, d. i. 3,69 9,,. Zur Saat, | Einnahme ergeben, der wirkliche Setreideverfauf, 
er Futter” und für die Brauerei werden zul. abzüglich des Wirthichaftsverbraucdhs (im Haus— 

7,800 kg Getreide gefauft (1000 kg Roggen, | halt 3. B. für 28 Köpfe 1765,50 Mark), iſt 
36,400 kg ®erjte, 600 kg Erbien, 30,000 kg 30,944,60 Marl; es trägt alio das Getreide 
Mais, 19,400 kg Safer, 400 kg Hirfe), verkauft | 26,35 %/, zu den Einnahmen bei, ſodaß der Zoll 
werden 21, 200 kg (600 kg Noggen, 20,600 kg | dafür nidt nothwendig if. Der Verfafler be» 
Weizen); der Mehreinfauf ift alio 66, 600 kg. — |hauptet, im Jahre 1834 eine um 10,623 ME 
Nach heutigen Zollſätzen müßte bezahlt werden | geringere Reincinnahme gegen 1876 achabt zu 
an Zoll für: haben, meil der Spiritus nur 25,342 gegen 

1,000 ke Roggen zu 3 Pig. = 30 Marf 811,190 Mark und das Getreide nur 373,372 

36,400 „ Gere „ I. =34 „ gegen 41,787 Mark bradte. 

600 J , Erbjen „a... = Eu Prüft man aber die Rechnung, welde, jo wie 
30,000 „ Mais „0 =150 „ dargeftellt, ſehr wirfiam für die Bollagitation er» 
19,400 „ Safer „10 „ =14 „ ſcheint, näher, jo erficht men, daß für 1876 die 

400 „ Side „ 1,0 = 4 „ \wirfliben, für 1884 aber nur die Durch— 

748 Mart Beh A— .. —E 

gen für 1884 aber nidt auch Dur ittö= 

a ———— a ern Mark) — ebenfalls die Jahrespreiſe in 
20.600 Beizen 3 3 eu 8,0 00 Anjap gekommen jind, ein Verfahren, ducch 

" — en e 5 ‚welches jelbjtverjtändlich die ganze Darftellung falich 
636,00 Mark | geworden ift. Rechnet man für 1884 fo wie für 

Die Mehrausgabe für Getreidezoll it alſo 1876, alfo mit dem wirklichen Jahresertrag und 
112,00 Marf. ' Jahrespreis, jo ergiebt ſich nicht nur feine 

Bemerft wird, daß den Tagelöhnern nur baar | Mindereinnahme, jondern ein bedeutender 
Geld gegeben wird, daß aber an der Haushaltung | Mehrertrag, weil von 1°76 ab in Folge jehr 
29 Köpfe (Verwaltungsperjonal, Gefinde, Prin- | bedeutender Verwendung von Handelsdünger, Kraft: 
zipal und Familie) betheiligt find und daß dafür futter, Mafchinen zur eldbearbeitung u. |. tw. Die 
aus dem Betrieb verwendet werden: 5500 kg | Erträge jich immer mehr gefteigert haben. Ber» 
Noggen, 625 kg Weizen, 1350 kg Gerſte und | wendet wurden trog der ftarfen Vichhaltung für 
600 kg Erbien; die HBolljäge dafür wären jegt | Zulauf von Saatgut, Futter, Dünger auf 1 ha 
299,25 Mark, pro Kopf etwas über 10 Marl. 92 Mark jährlich, eine Ausgabe, welche bei gleich 

Als Beweis dafür, wie von Landwirthen un⸗ | gebliebenen Erträgen geradezu Verjchwendung wäre 





ger 


Getreidezölfe. 


und troß der Ertragsiteigerung aud an ſich zu 
boch ericheint. Zum Beweis, wie gerechnet wurde, 
genügen folgende Bablen: 

Der Ertrag der Kartoffeln ift für das Jahr 
1876 mit 4800 kg pro ſächſ. Ader angegeben, für 
das Jahr 1882 mit 11,500 kg (fteigend von Fahr 
zu Jahr, joweit nicht Mifernten vorfamen); ge- 
rechnet wird aber für die Reinertragsfeftitellung 
für 1876 und für 1885 mit dem Durchſchnitt — 
000 kg; die jehr hohen Ernten von 1884 und 
1885 find gar nicht angegeben worden; in gleicher 
Reife wurde bei allen Früchten verfahren, aljo die 
Ernte von 1876 allenthalben viel zu hoch und die 
von 1885 zu niedrig genommen und für jenes 
Jahr der hohe, für diejes der niedrige Jahrespreis 
in Rechnung gejtelt. Mit jolcher Schrift jollte 
die Frage über den Zoll entichieden werden! 

Zu Gunſten der Zölle wird bejonders gel- 
tend gemacht: 

a) die größere Nothlage der Landwirth— 
ihaft anderen Gewerben gegenüber, da alle Be- 
dürfnijje zum Betrieb wejentlidy vertheuert worden 
jeien und die Preife den niedrigjten Stand im 
Jahrhundert zeigten (vgl. Hierüber unter Ge— 
treidepreiic); 

b) daß der Zoll das Brot nicht theurer mache 
und die Unterjchiede innerhalb des Reichs im 
Brotpreis größer als die Zollbeträge jeien (j. hier- 
über den Artifel Bäderei); 


e) daß niedrige Preije feine Glückſeligkeit 


bedeuteten und der alte Saß: „bat der Bauer 
Geld, dann bat Jeder Geld“ volltommen 
richtig jei. Unzweifelhaft kann von gutem Ge— 
Ihäftsgang nur dann geredet werden, wenn ben 
Erzeugern von Werthgütern kaufkräftige Abnehmer 





409 


geblieben; auch jegt droht noch fein Unheil und 


werben mur Die — zu Grunde gehen, 
welche überhaupt unſolid fundirt find oder die, 
welche ſich nicht in die Zeit zu ſchicken wiſſen oder 
den im Betrieb zu löſenden Aufgaben überhaupt 
nicht gewachſen ſind. Alle bis jetzt angeſtellten 
Enquöten über die Lage der Landwirthe haben 
| weit bejjere Zuftände, ald erwartet worden war, 
erfennen laſſen. 

e) Der Konfument kann den Zoll ver- 
tragen; bei den gegenwärtigen Preiſen iſt das 
nicht in Abrede zu ftellen; das Verhältniß kann 
ji aber rafch ändern und der Zoll unerträglich 
werden. 

f) Das Ausland bezahlt den Zoll; diefer 
Ausſpruch war raſch zum Glaubensjag geworden 
und mit demjelben wurde jedes Verlangen nad 
Zöllen gerechtfertigt. Die Hauptvertheidiger der 
Schutzzölle haben fchon angefangen, das Vertrauen 
zu der Nichtigkeit des Satzes zu verlieren; er wird 
nur noch jelten und dann ohne die frühere Zuver- 
ſicht zitirt (vgl. unter Getreide). 

g) Nur das Anterefje des Reiches erheiiche 
den Zoll; die richtigfte und Harjte Antwort darauf 
hat Löll in „Der Getreidezoll eine Nothwendig- 
feit für Deutſchland“, Würzburg 1885, gegeben, 
die, daß die Getreidezölle verlangt und vermilligt 
wurden, um den Landwirthen höhere Einnahmen 
zu fichern. 

Gegen die Zölle Im NRüdblid auf Das, 
was jeitend der Gegner gegen die Zölle im Reichs» 
tag und in der Preſſe, in Berfammlungen und 
Schriften vorgebradht worden ift, muß man von 
vornherein bei ruhiger Prüfung zugeben, daß mei- 
ftens recht ungejchieft verfahren wurde, ſodaß es 


gegenüber ftehen und ebenjo unzweifelhaft ift es, | faum der Mühe werth ift, auf alle Gegengründe 
dab die ftädtifchen Waarenverläufer aller Art | einzugehen. 

ſchlechte Geſchäfte machen, wenn es den Landwir- | a) Das gewichtigfte Bedenken, das der Ber» 
then an Kaufgeld fehlt, nicht minder unzweifelhaft  theuerung ber Waaren durch die Zölle, Tonnte 
ift e8 aber auch, dab die Landwirthe fich am beiten | in den legten Jahren bezüglid des Getreides gar 
fichen, wenn es im Inlande recht Viele giebt, | nicht geltend gemacht werden, weil die Preiſe 
welche die hochtwerthigeren Erzeugnifie kaufen fönnen | niedrig genug waren und auch nach den Zöllen ge— 
und dab das nicht der Fall ift, wenn das Allen, blieben find und jelbit niedriger wurden. 
unentbehrliche Getreide in fühlbarem Grade dic‘ b) Das Bedenken der Schädigung des Han— 
Kafle mehr als durchſchnittlich in Anipruch nimmt; dels durch Aufenthalt in der Beförderung an der 


man kann den obigen Satz ebenjo umgefehrt an- 
wenden und jagen: „haben die Stäbter Geld, 
dann haben audh die Bauern Geld“; be- 
wiejen wird mit folchen Ausiprüchen recht wenig. 
Das wünſchenswerthe Verhältnik ift, daß Alle ihr 
gutes Austommen haben und weder Reichthum, 
noch Armuth bei Vielen ſich anhäufen, bezw. ein— 
ftellen kann. 
Stadt- und Landbevölferumg verfeindet und das ift 
die ſchlimmſte Wirfung der Schußzoll-Periode ; 


d) dab die Arbeiter am meiſten Noth Titten, 


wenn die Landwirthe zu Grunde gingen. „Es ge— 
hört ſehr viel Zeit und Kunft dazu, che ein Lande 
wirth zu Grunde geht“, jagte zu Anfang des Jahr» 
hunderts der alte Thaer; in allen Jahrzehnten 
ift mit den beredteften Worten der Untergang der 
Landwirte vorausgefagt worden und in allen 
Jahrzehnten ift diefer Untergang im Ganzen aus— 





Die Agitationen haben immer mehr 


Grenze, durch den Zoll an fich u. ſ. w. kann nicht 
widerlegt werden, es machten ſich aber die Folgen 
im Allgemeinen zu wenig fühlbar, ſodaß auch da» 
' mit fein richtiger Gegendrud auszuüben ift. Die- 
jenigen Gegenden, welche durch veränderte Routen 
oder Ausbleiben der Zufuhren verloren haben, jind 
freilich fchwer geichädigt worden, für das Ganze 
aber fam auch diefe Schädigung zu wenig zum 
Bewußtſein. Aus der Vorlage des Budgets im 
Neichstag für 1886 ergiebt fich eine jehr bedeutende 
Mindereinnahme aus dem Getreidezoll für Die 
Neichatafie, ein Beweis dafür, daß die Ausländer 
\fich nadı anderen Abſatzquellen umzuſehen gelernt 
haben; auf die Bermehrung der Branntwein-Aus- 
fuhr aus öftlihen Ländern ift unter Getreide- 
handel fchon verwiefen worden. 

ce) Mit dem Hinweis auf den armen Mann 
| und auf die Moralftatiftit — Zunahme der 


410 Getreidezölle. 


Verbrechen bei hohen Gi treidepreifen — war teine| k) Anderweitige nur im Intereſſe politiſcher 
Wirkung Angeſichts der Marktpreife zu erzielen. Parteizwecke gemachte Einwände müfjen hier außer 


; . . Acht bleiben. 
d) Die den Landwirthen gemachten Vorwürfe: *9 R ’ 
Egoismus, Unerjättfichteitim Verlangen nad) Staats- Schlußurtheil. Wägt man ruhig all das, 


‚ Selb (den, mangelnde Kenntniſfe, was jür und tiber die Getreidezölle gejagt und 
Dies Yihm — dgl. m. ha * mehr eh geihricben worden ift, gegeneinander ab, jo fommt 
als gemußt. | man ungefähr zu folgenden Ergebnifien: 


e) Richtig dagegen und viel zu wenig von den 1. Ueber die wietlige Höße ber Gelbftkoften 


s De ; beim Getreideban in den verichiedenen Gegenden 
Sandwirthen gewürdigt ift der Einwand, dab ſie Deutſchlands bei dem verichiedenen Wirthihafts- 


2 ra gi 5 — — ———— ei: ie > ein zuperläfjiges 
noch beflagt werben, va das Zayverfahren zur —A— in daß für viele Landwirthe 
Feftftellung von Kauf- und Pachtpreiſen ein ver⸗ der Verlauf nur wenig Gewinn bringt, möglich 
fehrtes it, jo lange die Landwirthe daran fejthals | ii daß c3 einige, aber nur jehr wenige, Land- 
ten, den Verfehrswerth der Güter durch Kapitalie yyirthe giebt, welche nur mit Verluft das Setreide 
firung des mittelft Berechnung gefundenen Rein | erzeugen, ficher aber ift, daf die Mehrzahl der 
ertrags zu bejtinmen und Dieje Berechnungen ſelbſt Landwirthe noch immer beim Getreidebau ihren 
—— — ai — Dal. — finden jann, — — — 
Wege ge um oh⸗ 
f) Der Vorwurf der Begünſtigung der an ——— ii 2 a 
roßen Landwirte mit der Folge der Auf-| 3. Sicherift, daß bei den heutigen Marktpreijen auch 
Fangung der feinen und der Anhänfung des Grund- | für die wenig bemittelte Bevölkerung die Erhöhung 
befiges in den Händen Weniger ift nicht unberedh- | durch die verwilligten Zölle wenig empfindlich 
tigt, aber andererjeit® nicht in dem Maße wie wirkt, aber auch, daß das jofort der Fall jein 
esse zu erheben. Daß die Großen den muß, wenn die Marltpreiſe den Durchſchnittsſatz 
aeg ae eo. — — — — ee für Noggenwerth 140 Marl 
atur Sadıe, ‚ es | pro t, überjteigen. 
3. B. „Die Weferzeitung“ gethan bat, die Sache jo | 4) Wünſchenswerth ift es, um allen Anforderun« 
re daß Die n — gen nach Möglichkeit zu entſprechen, geſetzlich die 
reußen don ihren 269 Duadratmeilen Grund- | Beftimmung zu treiten, dat; der Zoll in fall 
befig zujammen 7,883,268 Mart Mehreinnahme de — — dieſe Höhe = Geddes Bine 
durch die Zölle erhielten. Wie groß die Minder- ſchritten wird. Mit Recht hat man die in Eng- 
einnahmen feit der Zeit der gefunfenen Preife waren, | land und anderwärts eingeführt gewejenen Stalen 
ift nicht berechnet worden und obige Rehnung an | bezüglich Preis und Zoll verworfen, weil es zu 
fich nicht begründet und nicht richtig. viel Unzuträglichleiten gab, jo lange der Zoll jtets 
g) Die Behauptung der Unmöglichkeit der nach den veränderlichen Marttpreiien ſich richten 
Erzeugung des erforderliden Getreides mußte: weientlich anders ftcht aber die Sache, 
ift auch eine umrichtige; unſere Landwirte fönnen | wenn NAT die Beſtimmmung gilt, der Zoll hört auf, 
leicht das der VBevölterung nöthige Getreide er- weun das Getreide ſolche Preije erlangt hat, dab 
zeugen, e8 üit aber nid)t wünfchenswerth, daß das | (DET Roggen als Einheit genommen zu 140 Marf 
geichieht, weil es auf Koften folder Pflanzen, Pto t) der Zoll für wenig Bemittelte ſchon em 
welche Tohnendere Einnahme fichern, geſchehen vfindlich wird. Es wird durd eine joldhe Ber 
mihte, Bei ung Tiegen die Verhäftniffe nicht jo | ſtimmung dem Handel die erforderliche Sicherheit 
wie in Grohbritannien und Irland, in deren Ge- |der Veſtimmungen auf längere Zeit nicht verjagt, 
Diet unbenugtes oder nur wenig benußtes Land | DET Händler kann jeine Mahnahmen ſicher treffen, 
genug für die Erzeugung des Bedarfs vorhanden iſt. weil_er wei, wanı der Zoll in Wegfall kommt, 
h) Ueber den beffagten Nachtheil der Müller — nano Bertünung, Ber — Geieh 
Et er bie n Eeihmwerung der Einfuhe und nicht für jeden Fall bejonders, jondern ein- 
eberei — — 8 ae für allemal die Vorausjegungen bezeichnet, unter 
febereicheren Getreides ans dem Oſten j. im Ar | welchen Tein Zoll erhoben wird. Die Laudwirthe 
titel Bäderei. Das dort Gefagte gilt auch bes | find ficher, day der Zoll unter dieſer durchſchnitt · 
züglich der NachtHeile für die Bierbrauerei durd) (han oh Preiie ; n 
Gi b (Se (8 fie im Rei 4 lichen Höhe der Preije ihnen ſchützend zur Seite 
—— eſſerer Gerſte als ſie im Reich sent; fie haben fein Recht, - Soll rn 
i über diefer Höhe zu erhalten. Es kann au » 
* Der Vorwurf der Be it age ftimmt werden, dal; der durchichnittliche —* 
r die Zölle zu verwerſlicher Spekulation von wo an es feinen Zoll mehr geben darf, von 
infofern, als jchon mit Ausſicht auf die Zölle | Zeit zu Zeit, etwa alle 10 Jahre, neu beſtimmt wird. 
Gutstänfe zu überhohen Preijen abgeichloffen und | 5) Wünjchenswerth ift es ferner, durch Auf 
feichtfinnig Gelder auf Hupothef genommen wur⸗ ſtellung eines Mufterichemas zur Entwerfung von 
den, ift nicht ganz unberechtigt; der dadurd) ver» | zuverläſſigen Koſtenberechnungen die einheitliche 
urſachte Schaden wird aber doch im Ganzen nur | Unterlage dazu zu bieten, wozu das unter Getreide⸗ 
ein ſehr geringfügiger ſein. |toiten gegebene Muſter als Anhalt dienen Tann. 











— — — — — — 


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— 


# 


Getreidezölle. 


wen g ift e8 aber, daß ein folches Schema 
vor Annahme öffentlich bekannt gemacht wird, 


damit jeder Betheiligte die Prüfung auf die Rich- | 


tigkeit vornehmen kann. Nach beitimmter Zeit find 


die geltend gemachten Einwände zufammenzufalfen | 


und nach Befund zu berüdjichtigen. Die Feſt— 


ftellung eines derartigen Schemas für Kojtenbe- | 


—— aus dem landw. Betrieb in der gezeich— 
netenn Weiſe wäre eine Aufgabe für die Deutiche 
Landwirthichafts-Gejellichaft. 

6. Es iſt nicht wünjchenswerh, daß der geſammte 


Bedarf an Getreide im Inland erzeugt wird, ſon- 


dern vielmehr dahin zu ftreben, die jchon begonnene 


Ummandlung für Verminderung der Getreidefläche | 


behufs Vermehrung des Anbaus von Futterpflanzen, 
Handelspjlanzen und Hadfrüchten, Garten- und Obit- 
bau immer weiter zu verfolgen, auch im Intereſſe 
des Getreidebaues jelbjt, welchem dadurd bejjere 
Bedingungen gejichert werden, ſodaß das Ziel ber 
Ertragsfteigerung von der Fläche ficher erreicht 
werden fann. 

Seihihtlihes. Zum Schluß des Artikels 
über die viel beſprochenen Getreidezölle joll noch 
eine furze Zuſammenſtellung über die Geſchichte 
diejer Zölle im Dentichen Neid) gegeben werden ; 
die Darjtellung erfolgt mit Umrechnung der frühe: 
ren Angaben in jegiges Maß, Gewicht und Geld. 
Es gab als Zölle: 

im Jahre 1816 (26. Mai) für Preußen pro Scheffel: 
izen 1°/4, Bohnen, Erbien, Linien, Spelz 


+ 


1,25, Roggen, Gerſte, Buchweizen °/., Hafer, 


Widen °/,, Silbergroichen in den öjtlichen Pro— 
vinzen laut Vertrag mit Rußland, für Roggen, 
Gerſte und Buchweizen in den wejtlichen Pro- 
vinzen aber feinen Hol. Mit Annahme der 
durcdhichnittlichen Gewichtsangaben bedeuteten 
dieje Zollſätze für 1000 kg Weizen 4,46, Rog- 
gen 1,65, Gerſte 1,99, Hafer 2,40, Buchweizen 
1,98, Erbien 3,45, Bohnen 3,50, Linjen 3,48 DIE. ; 

im Jahre 1823 (Avril) wurde bejtimmmt: für Ge— 
treide aus Rußland 5 Sar., für jonftiges Ge: 
treide 3 Sgr. pro Scheffel, oder 92,6 u. 51,85 Pig. 
pro hl; die weitlichen Provinzen blicben frei; 

im Zahre 1824: für alle öftlichen Provinzen 
5 Sgr. pro Scheffel, jür die weitlihen 1 Sur. 
und für Hülfenfrüchte 2 Sgr., d. ti. für I hl 
92,6 — 18,52 und 37,04 Pig.; 

im Jahre 1827: allgemein für Getreide 5 Sar. 
pro Scheffel = 92,6 Big. pro hl; 

im Jahre 1834 für den Zollverein: Recht der 
Staaten, den Zoll aufzuheben beim Preis von 
9 Marl, ſpäter von 7,5 Mark für den Roggen 
u. desgl. für Mühlfabrikate. Sachſen behielt 
niedrigere Grenzafziien, das linksrheiniſche 
Bayern den Staffeltarif und Baden und Würt- 

temberg ließen das Getreide aus der Schweiz 
zollfrei eingeben ; 

im Jahre 1838: für Einfuhr aus dem Steuer 
verein 1 Sgr. Zoll — pro hl 18,52 Big.; 


Am Jahre 1841: für die —— in Sachſen treides“, 
und Bayern, im Harz⸗ und 
ermäßigungen; 


411 


im Jahre 1843: Fortfall des Zolls für Einfuhr 
aus dem Steuerverein; 

im Jahre 1845: Wiederherjtellung des Zolls von 

' 1 Sgr. und für Weizen und Noggen 2 Sgr. 

pro Scheffel, alſo von 18,52 und 37,04 Pig. 

pro hl, jpäter Antrag von Kurheſſen für Auf 

hebung oder Herabiegung der Hölle und Be 

ſchluß, mur für Ermächtigung der zollfreien 

' Einfuhr beim Preis von 18,75 Mt. für 100 kg; 

| im Jahre 1853: Gegenjeitige Aufhebung der Zölle 
mit Defterreih, Befugniß bezüglich des Steuer: 

vereins, den Boll —— 

in der Zeit von 1853 1856 feine Zölle; 

im Jahre 1857, 1. Januar Gewichtszoll: für 

' 100 kg Weizen und Hülſenfrüchte 40, für jon- 

ſtiges Getreide 10 Pg., für Mühlfabrikate 

' 3 Mark als Eingangszoll, Weizen und Hüljen- 

| früchte 20 Pfg., Roggen, Buchweizen und Hafer 
10 Pig. als Durchichnittszoll; 

'im Jahre 1861, 1. Mai: Aufhebung des Durch— 

| gangszolls; 

'im Jahre 1865, 1 Juli: Volle Zollireiheit für 

| Getreide; 

im Jahre 1877: Agitation für Getreidezölle; 

im Jahre 1879: Neues Zollgejeg mit den jrüher 
mitgetheilten Süßen, 


I 


‚im Jahre 1883 ff. : Ugitation für Erhöhung der Zölle; 
im Jahre 1885, 20. Februar: neues Beleg mit dem 


jetzt giltigen Tarif, ©. 408. 
' Seitdem find die benachbarten Länder (j. dieſe 
mit ähnlichen Gejegen vorgegangen. 

Der Kampf um die Zölle hat im Jahre 1883 
Veranlafjung zur Begründung eines „Vereins zur 
Belämpfung der Getreivezölle" gegeben; deſſen 
Lolal ift im der Thiergartenftraße, Nr. 37, in 
Berlin; zur Leitung gehören die Herren Dr. Th. 
Barth und Dr. Brömmel. Als Organ dient 
vorzugsweiſe „Die Nation“, in Berlin erſcheinend. 
In Frankreich hat L. Say eine National-Liga 
gegen Bertheuerung von Brot und Fleiſch im De- 
‚zember 1884 begründet. Vgl. hierzu aud) die Ar- 
tilel Bauernvereine. 

Die Literatur über Getreide und Ge— 
treidezölle ift eine jehr bedeutende, die Mehr: 
‚zahl der Schriften ift aber ſchon der Vergeſſenheit 
anheimgefallen. Außer den in den Artikeln über 
| Getreide ſchon erwähnten Schriften find als für 
Landwirthe von Intereſſe noch zu nennen: 

K. Birnbaum, „Ueber Gewinn und Verluft 
durch den neuen Zolltarif in der Landwirthſchaft““ 
im „Erften Bericht vom neuen landw. Jnftitut der 
Univerfität Leipzig“, dajelbft 1884. — „Bis 
mard, Fürſt, und die deutidhe Yand- 
wirthichaft". Vier Reden des deutichen Reichs— 
fanzlers über die Holz- und Kornzölle, Minden 
1885. — D. Ehlers, „Gegen Getreidezölle, aud) 
vom Standpunkte der Provinz Poſen“, Poſen 1885. 
Gch.-R. Engel, „Unier tägliches Brot“ in 
„Nation“, 1885, Oktober. -— %.%. Wiersberg, 
„Anfeitung zur zwedmäßigen Kultur unjeres Ge- 
eipzig 1878. — 8. D. Herz., „Landw. 


eine-Diftrift Zoll- | Samenkunde“), Berlin 1885. — C. von Hell- 


dorf-Baumersroda, „Die Berjtaatlihung von 


* 


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412 


Grund und Boden oder Schutzzölle?“ 
1885. — 


wirthichaft”, Kiel 1885. — 
Ko ethb-Waniheid, „Weber Getreidezölle, Schuß : 
der Landwirthſchaft“, Augsburg 1885. — Kopp, 
„Die nordamerikanijche Weizenproduftion“, Berlin | 
1880, — F. Körnide und 9. Werner, 
„Handbuch des Getreidebaues”, Bonn 1885. — 


%. Kühn, „Die Getreidezölle in ihrer Bedeutung |i 


für den Heinen und mittleren Grundbeſitz“, Halle 


1885. — Graf U. Lippe-Weihenfeld, „Zur! 


Kultur des Weizens“, Leipzig 1879. — Chr. 
Lorenz, „PDeutichlands Getreide - 
Brotbedarf und Brotbeſchaffung“. — Löll, „Der 
Getreideſchutzzoll eine Nothwendigkeit für Deutich- 
land‘, Würz * 1885. — J. N. Mucke, „Deuticd- 
lands Getreide-Ertrag, Agrarſtatiſtiſche Unter— 





“Produktion, | trag das 





Te, KR 


Getreidezölle — Griedhenland. 


Berlin | ftand der Bugipige von der Erde nah W. En- 
Johanſſen und PBeterjen, „Die|dersdorff, —— 
landw. Zölle als Mittel zur Hebung der Land- ſchleſiſchen Baskiden“, 

Frhr. Daniel; gewicht der Kuh 100 kg, —8 Bullen 100—140 kg, 


Kulturbilder aus den 
Defterreih. Lebend⸗ 


der Kälber bei der Geburt 10 kg, 14 Tage jpäter 
15 kg nah R. Hampel, —— Albrecht' ſchem 
Forſtbeamter in Weichſel. Nach Anderen haben 
Rinder auch bis 150, Bullen bis 250, Kälber bis 
15 kg uud nad) F. Scheithener, Erzb. Foritb. 
in Inblunfau Kühe 180 bis 200 und Kälber 24 kg; 
trog der Kleinheit 1800 1 Milchertrag bei guter 
Fütterung und hoher Mildhgüte. Nimmt man 
200 kg als das höchſte Gewicht, jo ift diejer Er- 
9 fache Lebendgewicht und demnach noch 
größer als bei dem berühmten Kanalinſelvieh. 
Endersdorff bejchreibt die Thiere als jelten einfarbig 
ichwarz oder braun, meift Roth- oder Schwarz 
icheden, in der Schädelbilvoung mit dem Eharafter 


ſuchung“, Greiiswald 1883. — R. Meyer, „Die der Frontojus Nace, aber auch ohne den Hinter- 


nordamerifanische Krifis“, Berlin 1885. — #.| 
Nobbe, „Handbuh der Samenktunde”, Berlin | 
1876. — Paeſche, „Ueber die wachſende Kon⸗ 
furrenz von Nord Amerika“ (Nat. Oek. u. Stati- 
ftit, Bd. 33). — U. Platzmann, „Der Einfluß | 


der auswärtigen Getreideproduftion auf den in! 


ländifchen Getreidemarkt“, Dresden 1887. — €. 
Pott, „Zur Kultur der Braugerfte,“ München 
1883. — Benz, „Die ameritaniiche Konkurrenz“, 
Wien 1881. — Schmoller, „Die ameritaniiche 
au („Zahrb. j. Geſetzg. Verwaltung, Volksw.“, 
9.1. — 
treidearten‘‘, deutic) v. R. Deile, 
Stom mel, „Die Vekreibeaälle" 
— J. Treyer, „Weizen-Qualitäts- Karte von 
Ungarn,“ Wien 1878. — Wandtafeln f. d. natur- 
wiſſ. Unterricht mit jpezieller Berückſichtigung der 
Sandwirtbichaft, Berlin 1874/82. — K. Valder, 
„Segen Kornzölle“, Leipzig 1885. — €. Bil- 
brandt- Piſede, „Das fortichreitende Einfen der 
Preiſe unter der —— der Schuppolitit, hauptſ. 
aus landw. Geſichtspunlte behandelt“, Wismar 
1887. — M. 
wirthichaft“, Berlin 1881. — O. Wolffenjtein, 
‚Ueber das Sortiren von Saatgut”, Göttingen 
1875. — €. Wollny, „Saat und Pflege der 
iandw. Kulturpflanzen“, Berlin 1885. 

Geſtüte, ſ. Pferdezucht. 

Sewerbe-Ordnung. Das Gejek, betr. Abände- 
rung der Gewerbeordnung vom 1. Juli 1883 (R.- 
Geſ.Bl., S. 159), hat eine neue Zujammenstellung 
des Tertes der Gewerbeordnung veranlaßt und 
diefe ift in Nr. 15 des R.-Gci.-BI. von 1883 (©. 
177 fi.) befannt gemacht worden. 


Halle 1880. — 8. | 


ordnungen bez. der Ausführungen. 
Gewürzpflanzen, i. u. Hopfen, Tabal und 
Handelspflanzen. 
Soralenbich, eine der Heinften Rinderracen der | 
Welt, mit durchſchnittlich 107 cm Stodhöhe, 110 


cm Hüfthöhe, 150 em Bruftumfang, 1195 em | 


Wirth, „Die Krifis in "der Land⸗ 


And Gemile und die anggeftielten Hornzapfen ; fie 
ind Gemiſch verjchiedener Racen und durch karge 
‚ Ernährung mit oft nod) dazu ungenügenden Men— 
‚gen von Nabelholztrieben, Buchen- und Ahorn 
zweigen nad) und nad verfrüppelt. 

Griechenland, König Georg J. jeit 5. Juni 
1863, geboren 24. Dezember 1845, lutheri= 
icher Konfejjion. Durch die mit der Türkei 
am 24. Mai 1881 von den Großmächten in Kon— 
ſtantinopel geſchloſſene Konvention wurde das 
Land, „Ohne dab es am letzten rujfiich » türkijchen 


P. Ehireff, „Die Verbefferung der Ger | |rieg Theil genommen hatte, um 13,370 qm mit 


293,993 Einwohner größer. Dieje Erwerbung hat 


Düſſeldorf 1885. | jeitdem die Neigung zu weiteren Annexionen ver- 


ftärft und das Land zu einer Politif verleiter, 
weiche von den Großmächten mißbilligt und ichließ- 
lich durch Flotten-Demonſtration (Sommer 1856) 
direft unterfagt werden mußte; in Folge diejer 
‚ Berhältnifje ift das Land finanziell immer jtärler 
verichuldet worden und fonnten die jozialen und 
die wirtbichaftlichen Verhältniſſe jih nicht ver- 
bejiern, jodaß wenig Fortichritt zu verzeichnen ift. 

l. Größe und Bevölferung; hierfür liegt 
nur die Zählung von 1879 vor und die der neueren 
Theile von 1881; das Ganze zerjällt in Nomar- 
chien, 15 für den früheren Umfang (j. den älteren 
Artikel) und Arta, Trikkala, Lariſſa als neue Er- 
werbungen; zufammen haben dieje alle 64,659 qkm 
67 Bezirke (Eparcdhien) mit 543 Gemeinden (Demen) 
und 1,979,561 Einw., 30 auf 1 qkm (939,035 
weiblid). Wan fan für jegt etwas über 2 Mill. 
Einwohner rechnen, alio 31 Einw. auf 1 qkm. 
Die Größe der Nomarchien wechjelt von 815 qkm 


In den ein- (Kephalonia) bis 7489,1 qkm- (Mfarnanien und 
zelnen Ländern find Abdrücde erichienen und Ver— ne deren 


Bolfsdichtigleit von 20 Einw. auf 

m (Tritfala) bis 102 Einw. auf 1 qkm 
——— über 90 auf 1 qkm haben Kertyra 
(Korfu) und Kephalonia, dann folgen zunächſt die 
Kykladen und Mefjenien mit 49 und 47, dann 
Achaja mit Elis und Arfadien mit 36 und 35, 
dann die anderen Gebietstheile mit 29 und weni« 


Bauchumfang, 124 cm Rumpflänge, 40 em Halse ger Einw. auf 1 qkm. 


umfang, 37 cm vertifalem Abftand von der tiefe 
ften Bauchftelle zur Erde, 69 cm vertifalem Ab- 


Der Konfeifion nad gab es 96,13%, Sriechiih- 
Orthodore, 1,23 "/, Mohamedaner, 0,75 ® , andere 


ui a 


da 


Griechenland. 413 
Ehriften, 0,25%, Israeliten, nicht ganz 1000 Ans» Mil. Mart 
hänger nicht hriftlicher Kuite it van | 1,73%, |Deffettiche Anjtalten: Poſt, Telegraph, 
mit nicht angegebener Religion; durch die nenen _ Staatsdruderei 1,606 
Erwerbungen ift das prozentiihe Werhältnig der Domänen und Staatsgüter 3,200 
mohamebanijchen Bevölterung an fich größer ger Verlauf von Nationalgütern 3,458 
worden, doc, findet jeitens diejer eine ſo ftarte | Kirchliche Einnahmen 0,398 
Auswanderung jtatt, daß bald das alte — Einnahmen verſchiedener Art 5,766 
der Bertheilung wieder erreicht ift. — Fremde ir Die Ausgaben bilden: 
es an 32,000, wovon an 24,000 der Türkei, 3200 Staatsſchuld 24,307 
Italien, 2200 Großbritannien angehörten und von | Benfionen, Zivillifte, Kammer 4,355 
allen anderen Ländern nur einige Hunderte ver- | Finanzen 1,756 
treten waren (Deutihe 3—400). Der Ueberſchuß Aeußeres 1,696 
der Geburten in den Jahren 1880 bis 1882 war | Inneres 5,215 
zuſammen 31,453 oder durchſchnittlich 10,484 Köpfe yufis 3,155 
oder 0,53 %/, — Bunahme. Ueber Aus« und | Kultus und Unterricht 2,491 
Einwanderung jehlen neuere Angaben, ebenjo über | Krieg und Marine 17,431 
Stadt- und Landbevölferung und über die Ver- Verwaltung und Erhebung 4,511 
theilun — Berufsklaſſen. Die Hauptſtadt Athen Verſchiedenes 3,481 
hatte 1884 (13. April) 84,903 Einw., außerdem ; 68,398 


gab es mit den neuen Theilen drei Städte mit nı, 4; — 
sm. 20 und 30,000 Ein , vier mit zu. 10 | Steuern ſind pro Kopf DER Marl 
20,000 Einw. und 26 mit unter 10,000 Einw.| ” ” EN u 
bis herab zu 3000 Einmw., zuſammen aljo 32 Städte, —— Steuern gaben zujammen 76,08 “0 der 
mit zufammen über 360,000 Einwohnern. ’ 
11. Behörden. Als ſolche se genannt: | Die Staatsiäufd iſt 280,230,082 Marf, pro 
Das Minifterium mit Präfidenten, Minifter für | Kopf etwa 140 Mart. 
Finanzen und Aeußeres, Juſtiz, Inneres, Kultus | IV. Kriegsweſen. Die Armee zählt als Frie— 
und Öff. Unterricht, Krieg und Marine; General« | densbeftand 1954 Offiziere, 5247 Unteroffiziere 
jefretäre dafür; das Parlament und die Deputirten- | und Spiclleute, 23451 baten, 3527 Pferde und 
fammer, ber Oberfte Gerichtshof (Areopag) und 5 | Maulthiere, 72 Kanonen und befteht aus % In⸗ 
se a der Rechnungshof, der Ge— fanterie-Regimentern, 9 Jäger-Bataillonen, 3 Bat. 
neralpoftdireftor, Telegraphendirektor, der Präfident | Kavallerie, 5 Bat. Artillerie, 3 Bat. Genietruppen 
der Polizei von Athen und dem Piräus, der Rektor | u. j. w.; die dazu gerechnete Gendamerie zählt 
der National-Univerfität, der Direktor des Statift. | 111 Offiziere, 678 Unteroffiziere u. j. w., 4360 
Bürecaus, der Direktor der Aiterthümer; für die | Soldaten und 367 Pferde. 
Kirche 7 Metropolitane, 13 Erzbiichöfe, 20 Biichöfe, | Die Flotte befteht aus 2 Panzerfahrzeugen, 4 
für die Römiſch-Katholiſche Kirche 3 Erzbiſchofe Kreuzern, 2 Dampflorvetten, 6 Kanonenbooten, 
und 4 Bijchöfe. 2 Sconern, 1 Transportſchiff, 15 Heineren Fahr— 
Die Armee hat 3 Kommandos und einen General- | zeugen, 1 Yacht, zuf. 33 Schiffe mit 2784 Mann 
inipelteur, die Marine einen Inſpelteur (unbejegt | Marineperjonal. 
ur Zeit) und den Direktor der Marinefchule. —| V. Verkehrsweſen. Handel (1883) Einfuhr 
rtreten ift das Deutiche Reich durch Gefandichaft 109,070 Mill. Mark, Ausfuhr 74,286 Mill. Mart. 
in Athen und durch Konfulate in Athen, Kala- | Die Einfuhr ift von 1878 an, in welchem Jahre 
mata, Korfu, Patras, Volo. jie 87,36 Mill. Mark betrug, fait ftändig gejtiegen 
IM. Finanzen; gerechnet wird nad Drachmen | mit Ausnahme von 1879 (mit 81,385 Mill. ME.) 
u 0,50 Mart; das udget von 1885 zeigte, in | und war am größten 1882 mit 124, 907 Mill. ME; 
art umgerechnet, als Einnahmen 59,205,169 Mt. |von 1878 bis 1883 betrug fie zuſammen 581 ‚066 




















und ald Ausgaben 68,397,604 Mart. Mil. Mark oder jährlid im Durchſchnitt 50,06 
Die Einnahmen bilden: — 250306 ul nn ... Banken —7— 
ge arft| 2 i ark oder durchſchnittlich 46 
Grundſteuern u. Zehnten 6,287 | Mil, Mark. Die geringſte Ausfuhr mit 31,165 

Vieh⸗ u. Bienenfteuer 333 | Mill, Mart gab es 1878, die größte mit 74.286 

+ Weideſteuer * Mill. Mark im Jahıe 1883. An dem Handel ift 

Lizenzen 1,360 | mit der größten Ziffer Großbritannien (Einfuhr 
2 Gebãudeſteuer 1,120 2033, Ausf. 28,944 Mill. Marh betheiligt, dann 


Abgaben v. anonymen Gejellichit. 0 320 | mit annähernd gleicher Ein- aber bedeutend gerin- 
„von Wein 2,000 | gerer Ausfuhr Defterreih-Ungarn; Frantreich folgt 








erech. Steuern ge 


311 13, 853 DL, 





wen [Bölle 16, 611 | mit etwa halb jo großer Einfuhr und 19,2 Mill. 

tempel 6,000 | Mark Ausfuhr, die Türkei mit faft ebenfo viel 

5) Getränte 0, 560 | Einfuhr wie Frankreich, aber nur ’/, der Ausfuhr, 

5) Tabat 2,800 | Rußland mit faſt gleicher Einfuhr und 1,76 Mill. 

3 ihr — 3.040 Mark Ausfuhr. Für das Deutſche Reich "find ver⸗ 
Verſchieden 2.182 zeichnet 16,800 Mark Einfuhr und 1,110 Mill. 





414 


Mark Ausfuhr, unjer Handel mit Griechenland ift ſchlimmſten wirkt die Entwaldung und für Wieder- 
aljo ſehr unbedeutend; wir erhalten für 1,093 | bewaldung der fahlen Berge ift feine Ausficht vor- 
Mil. Mark Waare mehr, als wir liefern. — das Land bleibt im Ganzen bezüglich der 
Die Einfuhr zeigt in Mil. Mark für: Brotſtoffe landw. Erzeugniſſe vom Ausland abhängig. Als 
22,4, Holz 5,808, Häute 5,36, Zuder 5,0, Salz | Haupterzeugnifje gelten die Korinthen mit bis zu 
jleifch 4,0, Getränte 2,48, Vich 2,4, Reis 2,16, | 72 Mill. Dramen Ausfuhrwerth, der Wein — 
Kaffee 1,76, Schwefel 1,464, Manufakturen, Eijen, | 4,5 Dill. hl mit Ausfuhrwerth von 5 bis 6 Mill. 
Eijenwaaren 29,12 Mill. Mark u. j. w. Dr, das Dlivenöl — über 5 Mill. Bäume, über 
Ausgeführt wurden in Mill. Mark für: 37,576 2 Mill. Dr. Ausfuhr, — der Tabak, die Feigen, 
Korinthen, 6,312 Dlivenöl, 2,432 Wein, 1,736 | Orangen, Bitronen und Zitronat. Die Vichzucht 
Feigen, 1,20 Rnoppern, 1,04 Tabat, 0,584 Seide, iſt unbedeutend. Vgl. den früheren Artikel. Zur 
2,469 Häute, 4,593 Blei, 0,44 Seife u. j. w. ‚Literatur jind zu nennen: N. A. Chlords, 
Der Schiffsverkehr ift: „Waldverhältnifje Griechenlands,“ München 1885. 
Eingang 6872 Schiffe mit 2,061,632 t — Jebb, „Modern Greece,“ London 1880. — 
Ausgang 4874 „ „  1,991,865 t ‚Schweiger-Lerdenfeld, „Griechenland in Wert 

Die Handelsmarine zählte 3164 Segelſchiffe zu | u. Dip,“ Xeipzig 1882. — Warsberg, „Odys 
219,391 t und 60 Dampfern zu 30,782 t; die jeeiiche Landſchaften,“ 3 Bde. Wien 1878—1879. 
Bemannung war 28,000 Mann. Gräſer, ſ. Kunſtfutter- und ®iejenban. 
Eiſenbahnen gab es (1884) im Betrieb Grippinpflug, „Waſſerfurchenpflug“, erfunden 
150,8 km, im Bau 520,8 km. ‚und fonjtruirt von Hornsby & Sons, Grantham, 
Die Pojt hatte 312 Büreaus, 4,957,270 Briefe, England (1885), von ber Royal Agricultural 
41,484 Pojtfarten, 194,885 eingeichriebene Briefe, Society und von zwei anderen Gejellichajten als 
3,488,562 Drudiahen und Waarenproben, rund | „erfolgveriprechende Neuigkeit“ und als die „vor- 
721,000 Mark Einnahme und 472,700 Mark Aus- züglichſte Neuigfeit im Ausftellungsraume‘ prä- 
gabe. Für die Telegraphie giebt es 143 Bü—- mürt, geliefert für 5—6 2 = 100— 120 Mart 
reaus, 5104 km Linien, 6293 km Drähte, 1382 | mit allen Theilen zur Auswechslung, wodurd er 
km Kabel. 627,693 Depeichen, von welchen 170,092 | auch als Kammfurchen-, Kartoffelheber- und Häufel- 
international waren. Privatbürcaus giebt es 7. pflug gebraucht werden kann, ohne joldhe Theile 
Die Induftrie-Thätigfeit beichränkt fich | zu 50-90 Mark. Der Pflug zieht eine Furche 
auf Baummollipinnereien und Webereien, Glas- | prismatifcher oder abgeftumpft prismatifcher Form, 
fabriten, Eijengießereien, Papierfabrifen und wenige | 10—22,5 cm tief mit Sohlenbreite von 10 bis 
andere Fabrikationen in wunbedeutendem Umfang. | 27,5 cm, oder unten jpig und oben 4,75—5 cm 


Griehenland — Großbritannien und Irland. 





Der Bergbau und das Hüttenweſen ent» | breit, und wirft die ausgehobene Erde in zwei 


iprechen nicht den vorhandenen Reichthümern. Im geraden Reihen zu beiden Seiten der Fur 
Jahre 1870 gab es nur 800 Bergleute und 2,6 | (Mbbildung und 


Mill. Drachmen als Erzeugniß. Die Kohlen find 
faft tod) ganz unausgebeutet (Mankozubo in Athela, 
Kumi auf Euböda, Kyfladen — Ligerta — u. ſ. w.) 


Eijen, Blei (12,000 t), Kupfer, etwas Silber, Erd⸗ 


arten, vorzügliher Marmor (Paros, Bentalifa) 
und Schmirgel find die Haupterzeugniſſe. 

Die Landwirthichaft ift vernadhläffigt; man- 
gelnde Rechtsſicherheit (Räuberunmejen), mangelndes 
Kapital, mangelnde Jntelligenz und mangelnder 
Fleiß wirken zujammen mit Waffermangel und 
unbilliger Beftenerung, die Haupturfache aber ift 
die Vorliebe des Volkes zum Handel oder etwa 
noch zu Gemwerben. Getreide muß bis zu 30 Mill. 
Drachmen im Durchſchnitt eingeführt werden; 250%, 
des Landes find Unland, wirklich bebaut werden 
faum 15%,, die Brache nimmt noch die Hälfte 
ein; man rechnet 1,860,000 ha natürliche Weiden, 
743,600 ha Gärten, 542,000 ha Wald (Fichten, 
Kiefern, PBinien, Eichen, Oliven, jehr ſchlecht be= 
wirthichaftet), 16,000 ha Korinthenpflanzungen (an 
123 Mill. kg Ertrag im Jahre 1883), 90,000 ha 
Weinland im Ganzen, 834,900 ha See u. Sumpf, 
an 980,000 ha Wderland. 

Die Weizenernte war im Jahre 1885 zuſammen 
1,737,900 hl. 

Für Entjumpfung it vieles geichehen, die Aus— 
trodnumg des Kopaisjumpfes in Böotien joll 5000 
ha fruchtbarjten Yodens gewinnen lajien. Am 


auf. 
ejchreibung in „Oeſterr. Landw. 
| odenblatt‘“, Nr. 8, 1885, und Nr. 12, 1886). 
In Kozoma, Galizien, find mit 4Ochſen auf einer 
Geſammtfläche von 180 ha bei 5m breiten Beeten 
alle Wafjerfurhen damit gezogen worden und 
ı wird die Leiftung als brillant bezeichnet, für 1 Tag 
der Leijtung eines 2—5 m Drills folgend, alfo zu 
7 ha „mit Leichtigkeit“. Bemerkt wird, dal der 
Pflug nur geihidten Händen anvertraut werden 
kann und dab auf gut pulverijirtem Saatfeld das 
‚ Einfallen von Erde in die Furchen nicht ganz zu 
vermeiden iſt, weil die beiden GStreichbretter nicht 
lang genug jeien. Der Pflug bat eine Schar in 
Form des Oberjchädels eines Pferdes, ein vor 
demſelben gehendes jcharfes Radſech, zwei om 
Schar befindliche jcharfe Meſſer (bildlich die Ohren 
‚am Pferdejchädel), welde die reinen Furchenwände 
beſorgen, und flügelartige Streichblätter, von wel» 
‚chen die Erde etwas entfernt vom Rande abgela- 
gert wird; dieje fünnen näher und weiter gejtellt 
werden. Der Pflug gewährt den großen Vortheil, 
daß er das Ziehen der ſämmtlichen Wafjerfurhen 
jofort hinter der Drillmaſchine geftattet und dab 
nur eine einmalige Arbeit dazu nothwendig ift. 
Ohne die Auswechslungstheile jtellte fich der Pflug 
lofo Yemberg zu 120 Martk (direft bezogen). 

Srönland, j. Däncmarf, 

Srogbritannien und Irland, Bictoria, 
Kaiferinpon Indien, Königin jeit 20. Juni 





Großbritannien und Irland. 415 


1837, geboren 24. Mai 1819, verwittwet zur Weide bejtimmten, als fie von Weideland 
14. Dez. 1861. I. Im Allgemeinen. Unter | mehr Einnahme gewannen. Hartherzigteit in Ver— 
allen Ländern der Welt wird von den Land» und  treibung der Farmer und Habgier der Großen 
von den Bollswirthen feines jo jorgjamft beob= | haben in J. und in Gr. die jegigen traurigen Zu— 
achtet, wie die Vereinigten Königreiche England, | jtände und die Erbitterung darüber veranlaßt. 
Wales, Schottland, Irland, und keines in gleichem | Jet hat man in Folge der Negungen unter den 
Grade mißbraucht, um aus den dortigen Zuftän- | Jarmern und unter den Wrbeitern ſich davon 
den der LKandwirthichaft NRechtiertigung für Maß- überzeugen lernen müffen, dab ein Zuftand, in 
regeln extremer Art im Gebiete der Wirthichafts- | weldhem ein paar Hundert Herren über ", des 
politif zu gewinnen. Bu Ende des vorigen Jahr: | Landes befigen und der landw. Mittelftand ganz 
hundert3 und bi viele Jahrzehnte in unſerem | fehlt, nicht mehr haltbar ift, und das nicht mehr 
Jahrhundert andauernd begann durd) die Schriften | jein fann feitdem die Nente des Landwirths durch 
von A. Thaer in Dentichland und anderwärts die | die überjeeiihen Zufuhren gejhmälert wird und 
Anglomanie, die Sucht, die engliſchen landw. Ver- der Kampf um das Dajein für ihn alſo härter ge» 
hältniffe über Gebühr zu preifen und das Be- | worden it. Thatjache ift e8 aber auch, daß die 
jtreben, die dortigen Einrichtungen allenihalben | Farmer den Arbeitern gegenüber nicht viel beijer 





nachzuahmen. Seit etwa der Mitte des 7. Jahr | gehandelt hatten, ſodaß deren Nothlage jett zum 
zehnts unſeres Jahrhunderts gefallen fich Viele großen Theil davon Herfommt, dab die Aniprüche 
darin, in England alle Zuftände der Landwirth- | der Arbeiter nad deren Organifation durch Mr. 
ſchaft als überaus traurige zu jchildern, davor zu | Arch und Andere bedeutend gefteigert worden jind 
warnen und fie als das Schrefbild für uns zu und Taufende und aber Taujende von Arbeitern 
gebrauchen, d. h. zu lehren, daß wir gleich troft- | der Yandarbeit den Rüden kehrten. Thatſache iſt 
loſe —— befommen müßten, wenn nicht ſeitens es ferner, daß die engliſchen Landwirthe alle viel 
der Regierungen dafür geſorgt würde, daß das zu luxuriös zu wirthichajten ſich gewöhnt hatten 
Land durch Schutzzölle hinreichend geſchützt und | und noch zu verſchwenderiſch den Betrieb führen 
ber Yandwirth durch die Staatsgewalt geleitet und und Thatjache ijt es auch, daß die Farmer meiftens 
vor Unheil bewahrt werde. Thatjache ift, daß in zu wenig Werth auf die Theorie gelegt und nichts 
Gr. und 3. die Einfuhr von Lebensmitteln immer ‚von alledem, was die Wiſſenſchaften in den festen 
mehr ſich gefteigert hat, Thatſache, daß jie jetzt Jahrzehnten der Landwirthichaft boten, jich zu eigen 
eine ungünftige Bilanz überhaupt veranlaft, That- — haben, ſodaß man jetzt erſt, durch die 
ſache, daß die Zahl der Beſitzungen ſich verrin- Noth gezwungen, Lehranſtalten, Wanderlehrer, 
gerte, der bäuerliche Mittelſtand fehlt, die Farmer Verſuchswirthſchaften und dgl. Mittel zur Hebung 
allgemein über die ſchlechten Zeiten Hagen, die des Betriebs eingerichtet hat. 
Ürbeiter auf dem Sande unzufrieden find und daß) Es ift berechnet worden, daß die ganze Mehr— 
bier die Bevölferung immer mehr ab» und in den | einfuhr an Lebensmitteln, welche zwar viele Mil— 
Städten und Imduftriebezirfen in bedrohlicher | Tionen Mark in das Ausland entführt, aber doch 
Weiſe zunimmt. immer nur etwa 13%, des Bedaris daritellt, voll» 
Bei uns hält man fich meiftens nur an Die) ftändig gedeeft werden fan, wenn 10 Mill. Meres 
Bermehrung der Einfuhr von Lebensmitteln, um | — 4,046 Mill. ha Land mehr dem Anbau ge» 
daraus Kapital für Staatsbevormundung zu ſchla- widmet würden. Die Selbftitändigfeit, welche 
gen: man lehrt, daß in Griechenland und Nom unſere Landwirte trog ſchon erreichter Ziffer von 
im Altertum der Untergang fam, als die Reiche | faft 95%, der Fläche für das Kulturland durch 
die Lebensmittel nicht mehr erzeugen konnten und | fünftliche Mittel der bedenklichften Art erreichen 
der Srundbefig in die Hände nur Weniger ge= | möchten, ift für Gr. mit noch nicht wejentlich über 
fommen war; man jagt, daß Gr. und J. dem- 75%, Kulturland leicht erreichbar, da dort 505 
jelben Schidjal verfallen müßten und daß ums das Grundbeſitzer allein über 15,3 Mill. Aeres befiten 
gleiche Loos treffen würde, wenn man die Einfuhr | und die ganze fehlende Summe für die Ecibit- 
nicht abzuhalten verftünde. Es wird bei derartigen, | ftändigfeit deden könnten, wenn jie ihren Beſitz 
jeit einigen Jahren immer wieder in landw. Vers | wirthichaftlicher benugen laſſen wollten. Bon 
einen, Zeitſchriften und Werken wiederholten Pro— | 77,79 Mill, Ucres oder 31,46 Mill. ha Geſammt— 
phezeiungen nur ſtets vergeflen, die bedingenden | er find nur 47,67 Mill. Aeres oder 19,23 Mill. 
Urſachen der Erſcheinungen Har zu legen. Wenn a oder 61,27%, Kultur- und dauerndes Weide- 
—* trotz erfreulicher Zeichen für Vermehrung des | land, und von den 30 Mill. Acres unbebaut lie» 
ohlftandes und des Wohllebens in Gr. für die | gendem Lande (38,73 %/,) find noch viele Millionen 
Landwirthichaft ungünftige Zuftände entwideln | ald Kulturland geeignet, und jedenfalls größere 
fonnten, jo liegt die Urjache davon nicht darin, | Flächen zufammen als zur Dedung des Fehlbe— 
dab die zunchmende Mehreinfuhr landw. Erzeug- darfs erforderlich wären. Es darf ferner nicht 
niffe zum Yatifundienwejen zeführt hat, fondern vergeſſen werden, dab die 38 Millionen Veres 
darin, daß ein ſolches Latifundienweien ſchon jeit wirklich bebautes Land weit mehr tragen könnten 
Jahrhunderten dort beftcht und dab die Groß» und vor Allem weit größere Neinerträge, wenn 
grumdbefiger mit großem Egoismus Hundert allenthalben der Betrieb richtig und wirthſchaftlich 
taujende von ha fruchtbaren Landes ihrem Ber» geführt würde. Um nur eins hervorzuheben, tft 
grügen für Jagd u. dgl. Zweden widmeten oder z. B. berechnet worden, dab dort die Erzeugung 





416 


Großbritannien und Irland. 


von 1 t Zuwachs beim Maftoieh auf Weide 300, | fchaftet wird. Futter, Dünger, Spannkraft, Ma- 


in Gtallung nur 200 t Rüben erfordert, ſodaß 
die Koſten Hi wie 4000 zu 2660 Mark ftellen, 
während der Warfterlös für 1 t Fleiſch nur 
1360 Mark ift (68 £ für die t). Die Art und 
Weije wie in England das Futter verſchwendet 
wird, zeigt fih in diejer Berechnung recht deutlich; 
300 kg üben, um 1 kg Maſtzuwachs zu ge- 
— wird in Deutſchland kein Landwirth ver— 
wenden: dag mit ſolcher Berjchwendung Defizits 
fommen, ift begreiflih, auch für die Stallyaltung 
ift die Verwendung noch zu verichwenderiich; hier 
wird aber für den Dünger von 1 t Rüben 45 ha, 


von 200 t aljo 800 Mark in Anſchlag gebradit, | 


jodaß ji die Gefammteinnahme auf 2160 Marf 
berechnen läßt; auch in diefem Falle bleibt noch 
ein Defizit von 500 Mark, zu welcher Summe 
noch die jonftigen Unkoſten zu rechnen find. Nach 
den Unterjuchun 
und Gilbert jollen die rübenartigen Wurzel: 
früchte 15—26, im Durchſchnitt nicht ganz 20,5 | 
engl. Pfund Zunahme bewirken, aljo für 1 t zu 
2240 engl. Pfund nur 110 t Rüben nothwendig , 
— (von weißen Turnips 150, von Rieſenmöhren 

0 t). Wenn trogdem auf der Weide bis 300 t 
* im Stall bis 200 t gefüttert werden, jo be— 
weit dad am beiten, wie in England gewirth- 


iM und PVerjuchen von Lawes 
0 


ſchinen u. ſ. w. werden geradezu verſchwenderiſch 
benutzt und da der Farmer und ſein Perſonal auch 
reichlich und gut eſſen und mit allem Wohlbehagen 
leben wollen, ſo iſt es begreiflich, daß bei hohen 
Pachtgeldern und Löhnen unter herabgehenden 
Preiſen der Betrieb keine befriedigende Rente mehr 
bringt; daß er aber jolche bringen Fönute, ift nicht 
zu „esmeifen. 

Auch dem Urtheile über engliſche landwirth- 
ſchaftliche Zuftände gegenüber heißt es, ſelbſt und 
genau prüfen und jich nidyt durch vorgefaßte Mei— 
nungen irre führen laſſen. 

Die legten Jahre maren durch ungünftige 
Witterung, großes Vichjterben, verſpätete Beitel- 
fung, ungenügende Erträge, ichlechte Zunahme des 
Viehs auf der Weide, ungünftige Butterausbeute, 
große Verlufte bei der Ernte oder wie 1*85 durd 
„reiche Ernten und Icere Tajchen‘ ausgezeichnet. 
Die Jahre 1879 und 1886 werden zu den jchlech- 

ll. Größe und Bevölferun 
jammte Land nad) der letzten Zäh 

1. Großbritannien und Irland England, 
FERN Wales und Irland). 





Für das ge» 


teſten Jahren gerechnet. 
E. von 1881 
find zu nennen: 





qkm Kopfe weib lich auf 1 qkm 
England 131,628 24,613,926 12,652,084 187 
Wales 19,069 1,360,513 682,453 71 
Schottland 78,895 3,735,573 1,936,098 47 
Irland 84,252 5,174,836 2,641,559 61 
Injel Dan 588 53,558 27,798 92 
Kanalinjeln 196 47,381 31,102 447 
Soldaten, Matrofen auswärts 215,314 
314,628 35,241,482 17,987,373 112 
nah Schägung Mitte 1885 36 ‚esT, 749 116 
2. Sn Europa: 
Helgoland 0,6 2,001 3355 
$ibraltar 5,0 18,381 3676 
Malta 86 1: 154, 256 479 
880 174,638 531 
3. In Aſien: 2,502,777,0 205,691,142 82 \ 
4. „ Auſtralien: 8,215,618 8,466,280 0,4 f. dieſe 
5. „ Nirila: 1,207,200 2,605,100 2,1 | ß 
6. „ Amerifa: 8,704,140 6,054,226 0,7 
Kolonien zufammen 20,630,070  217,991,400 10,0 
mit d. Mutterland (1881) 20,944,698 253,232,882 -- 1, 09 


Bon 1879 bis 1884 war der Ueberichuß der 


Köpfe 
354,134 (1879) und 
48,857 (1880) 
21,935 (1883) 


in England zwijchen 
in Schottland „ 
in Irland 


" 


Geburten über die Todesfälle jährlich: 
Köpfe zuſammen oder jährl. Köpfe 
391,767 (1881) 69,2 





424,96 
Die Auswanderung betrug von 


1853 bis 1884 zufammen 7,285,301 Fate d. i. — 227 en Köpfe 
10,7 153,5 


1815 „ 1884 ‚748,88 

und für 1884 - 303,90 

Die Einwanderung betrug für 1884 123,466 | | 
Köpfe. Der Ueberihuß der Auswanderer war 1884 

zu. 180,435 Köpfe. Won 1879 bis 1884 find | | 


” 





2,215,282 ‚2 
53,913 (1881) 309.901 51,650 
ni 35, 812 (1881) 178,045 29,824 
481,492 2,704,128 450,688 


" ” 


ll. 
eingewandert 506,171 Perſonen, durchichnittlich 
‚Jährlich 84,362 Berjonen. 

Die Zunahme der Bevölferung von 1881 


Großbritannien und Irland. 417 


bis 1885 ift 1,440,267 Köpfe, durchſchnitttiq jähr- | eine wirkliche Abnahme von 0,48 Mill. Köpfen in 
fh 288,053 Köpfe oder 0,817 0 jo; für die Zeit Betracht, während anderwärts in 85 Jahren fich 
von 1869 bis 1881 recjnete man 1,01%,. Für |die Bevölkerungen mehr wie verdoppelt haben. 
Srland find berechnet von 1800 : 1838 Zunahme | Das Berhältniß der Konfejjionen wird nur 
46'/3"/, oder von 5,4 auf 7,75 Mill Einw.; für auf Grumd von Schägungen angegeben und zwar 
den gleichen Zeitraum bon 1852 : 1885 aber Ab» | wie folgt: es kommen in Prozenten der Bevöl- 
nahme von 22—5°%, oder von 6,33 auf 4,92 kerung auf die 

Mill. Einw. Seit 1800 fommt alfo für Srland | 





englische Hoftirche in England 77,8%,, in Schottland 2,20%,, in Großbr. u. Irland 58,6%, 
ſchottiſche Kirche 7) " —— * 43,9 ” ” ” er ” 4,7 ” 
proteft. Diſſidenten R ri Ik o-- 5 u 42 48 
römiſchen Katholifen „ = 28» R 1: 7 J Pu PR 
Israeliten z 98 u 03... ; — . & 0.1: 

100,0 9%, 100,09, 100,0 9, 


Für Irland find die BVerhältniffe auf Grund 


und Wales Geborene, 235,582 Schotten, 5,460,360 
wirklicher Zählung: Katholiten 76 RN, Ange- 


Srländer (566,540 in Großbritannien), 25,656 
ige der englijchen Staatsklirche 12,35 %,, Pred« | auf den Injeln, 79,137 in den Kolonien und 4652 
terianer 9,09 9%, Methobiften 1,05 pr Ber | auf dem Meere Geborene, nebft 150,635 Auslän- 

fenner anderer Sekten 0,94 %,, ohne Angabe 530 | dern (37,9 "/, Deutiche). 

Köpfe. Für die REP NER („Census of Eng- 
Rad den Geburtsorten rednete man im|land and Wales“, Sand 1884) wurden 

Sabre 1881 zufammen 21,761,547 in England | unterjchieden: 

der Bevölferung Köpfe 
1. Klaffe, Gelehrte Berufe u. ſ. w 2,50% = 647,075 
2. Klaſſe, Perjönliche Dienfte — Kutſcher, Grooms, 
Gärtner, Waſch- und Scheuerfrauen, Bedienung in 
Speiſe- und Gaſthäuſern, mit diejen 1,808, 810, 














86 %/, Frauen) 5,85 „ = 1,502,676 
3. Mlaffe, Handel und Verkehr, Berficherungsbeamte u. ſ. w., 
Kuticher, Grooms, Eiſenbahnarbeiter u. ſ. w. 3882 ,„» = 980,128 
4. Rlaſſe, Landwirthichaft mit Fiſchfang 540 „ = 1,383,184 
5. Klaſſe, Induftrie 24,83 „ = 6,373,367 
6. Klaſſe, Beſchäftigungsloſe 57,60 „ = 14,786,875 (über 2/, weiblich) 
25,673,305 


In den 5 Ermwerböflafien gab es 1,500,361 
Arbeiter und zwar: 870,789 landw. Tagelöhner, 
69,794 Eijenbahn-, Straßen-, Hafen-Arbeiter, 


für Schriftftellerei, 1039 für ‚Botograpßie u. ſ. w. 
Für die Landwirthſchaft gab 
im Jahre 1831 noch 4,6 ri. Perſonen 





559,769 ſonſtige Arbeiter. „ 1861 murnod 1,653 „ " 
Bon den Männern hatten 71,5 9%, im Alter über “. ul... .; 1,559 er * 
15 Jahren beſtimmte Beichäftigungen , von den 1881 „ „ 134 „ " 


auen (ohne Hausbejchäftigung) 29,4 "/,. Die | in England und Wales. 

rtheilung der Arbeitenden nad den Geſchlechtem Die Zahl der Pächter war für 1871 zu 486,012 
war 3. B.: im Lehrfacd 123,995 Frauen, 47,836 | mit durchſchn. 23 ha (171,714 mit unter 2 ha), 
Männer, für häusliche Dienftleiftungen 1,258,285 | für 1885 zu 561,350 mit durchfchn. 24 ha ange 
und 244,391, in Gaft«, Speife-, Kofthäujern 32,890 | geben, für Irland mit 600,000. 
und 4486, für ärztliche Hilfleiftung mit Hebammen | Als landw. Arbeiter wurden (Bericht des 
u. j. w. 37,821 frauen, für Fertigung von Wäjche, | tgl. Landw. Departements 1886) gezählt 899,909 
Reinigung u. j. w. 287,017 frauen. Als be- | (wovon nur 111,146 Land und Futter für 1 Ku 
fchäftigte Frauen werden ferner genannt: 347 | hatten), dazu famen nod 33,000 Schäfer, zu). 

8 Schmiede, 9138 für Fertigung von — — 932,409 Perſonen. 
10,592 in der Buchbinderei, 2302 als Schrift- Im Durchſchnitt wurden im Jahre 1867 in 
fegerinnen, 7162 für Milfion und als Predige- | in England und Wales in Prozenten gerechnet: 
rinnen, 3260 von der Megierung angeftellte Ab» | 21 für Landwirthichaft, 51 für Induftrie, 6,6 für 
fchreiberinnen, 1180 für Malerei, 67 für Graviren, | Handel und Verkehr, jegt aber find die Berhält- 
1000 für Studiren, 37,910 als Wärterinnen, 452 nifje in: 


Englandu. Wales 14 9/, f. Landwirtſch., 54,5 %/, f. — 17,2%, f. — u. Berlehr, zuf. 88,7%, 
ttland 1 [3 [73 [23 ’ ” 1 [4 [23 [23 [23 [7 ’ " 
and 48,8 23,0, 82, 810, 
m J. 1861 gab es in England u. Wales 70 Städte m. über 20,000 Einw. u. zuf. 36,5 %Y, v. Beoöfl 
“ [13 " [73 [23 [23 [23 145 » [23 " 2 0 [23 " „ ’ [23 [23 


Sandw.Konveri.»keriton. Spezial-Eupplement. 27 


418 Großbritannien und Irland. 


Man zählte jett 4,831,519 bewohnte Häufer mit durchſchn. 5,38 Bewohner (in London 7,85) 
386,676 unbewohnte Häujer 
46,414 im Bau begriffene Häufer 
5,264,609 Häufer zum Bewohnen. 


Der Gothaiſche Hoftalender für 1886 giebt als | District 349,648 Einw., Registration District 
Bevölkerung der Sanitary Distriets der Städte an: | 346,693 Einw., Edinburg mit Vorftädten 236,002, 

London, Eity 50,652, Metropolitandiftritt (ohne dieje 228,357), mit Leith 297,170 Einm. 
3,816,483, Polizeidiſtrikt 4,716,009 Bewohner | 365,402 Einw. haben Hull mit Newcaſtle und 
zum Volizeidiftrikt find Weit Ham mit 128,953, | Gateshead. Ueber 200,000 Einw. haben noch Bel- 

roydon mit 78,953 und Tottenham mit 46,456 | faft und Briftol, über 100,000 bis 200,000 Einm. 
Einw. mitgerechnet), Liverpool 552,508 Einw., noch 13 Städte; Plymouth und Devenport zu. 
Glasgow mit Vorftabtbezirt 674,095 Einmw., Bir: | 122,733 Einmw.; 50,000 bis 100,000 Einw. haben 
mingham 400,774 Einw., Mancheſter-Salford | 27 Städte, über 40,000 bis 50,000 haben 16 Städte. 
517,649 Einw., Leeds 309,119 Einw., © ein ie jo aufgeführten 67 Städte haben zujammen 





284,508 Einw., Dublin Metropolitan Police 
die 11 größten Städte mit über 200,000 Einw. — 8,532,230 Einm. 
ff 13 folgenden „ [77 ’ 00— ’ ’ =. 1, ‚oil 
7) 27 [77 7) [7 50,000— 100,000 [77 — 1,780,066 [77 
= „16 a 40,000— 50,000 | == 725,74 
E 67 Städte 12,500,031 Einw., d. i. 


!/, der Bewohner des ganzen Neiches ; jeit 1881 ı mehr das Uebergewicht erlangt hat. 145 Städte 
haben fich die Bevöllerungen hier bedeutend ver- | hatten zufammen jchon im Jahre 1881 vom Ganzen 
mcehrt, jodaß weit über !/, der Einwohner auf die 47,9%, und haben jegt über 50%,; die Ziffern 
Städte mit über 40,000 Einwohnern zu rechnen | für die Heinen Städte unter 20,000 Einmw. find 


ift und die Stadtbevöfferung überhaupt immer |nicht mit angegeben worden. 
London hatte im Jahre 1861 an Bew. 3,109,000, 
1871 


" " 


1881) 


vor 1860 war die Vermehrung 4, dann 3, jpäter 
2,18 und 2,16%, für gleichen Zeitraum; für 1891 
rechnet man auf 5,570,840 und für 1901 auf 
6,685,000 Einw., wenn nicht eine Wenderung in 
den Wachsthumsverhältniſſen bewirkt wird. Für die 
leihen Zeiten 1861,81 jind für Manchefter mit 
——* die Bevölkerungen 509,849 — 589,255 — 
693,729 Köpfe, die Zunahmen 0,79 und 0,88 0/,, 
und für Liverpool mit Umgebuna 532,342 — 
665,676 — 794,943, die Zunahmen 1,11 u. 1,20 °/,; 
ae 1901 würde dieje Stadt 1,1 Mill. Einw. 
haben. 

Die Induſtrie-Bevölkerung ift im ganzen 
Jahrhundert in teten — begriffen ge— 
weſen und jetzt derart angewachſen, daß die Ent— 


" 


völferung des flachen Landes Bejorgniß erregt. 


Nach den Berichten der Fabrikinjpeftoren, deren 
es im Jahre 1864 nur 22, im Jahre 1373 jchon 
42 gab, welche in 6 Monaten von 63,431 Fabrifen 
17,000 inipizirt hatten, recdhnete man im der 


Tertilinduftrie für 1850 1861 1868 
Fabriken 4600 6378 6417 
Arbeiter 506,082 775,534 857,965 
davon weiblich 56%, — 580, 
Kinder unter 13 Jahren 8 „ _ IR; 


im Jahre 1881 waren (ohne die Bedienung der 
Maſchinen) in der Induſtrie beichäftigt 2,332,560 
Arbeiter und davon für die Tertilbranche 922,694, 
für Fabrikation von Hüten 22,689, für Stroh- 
flechterei 30,984, für Eifen- und Zinn-Induſtrie 
398,266, für Majchinenbau 160,792, für Sciffs- 


3,787,000, in 10 Jahren Zuwachs 678,000 Köpfe 
4,716,009, „ 10 „ 29,009 


[23 ’ ” 


bau 54,080, für irdene Waaren 46,596, für Glas 
121,630, für Rapier 18,629 und für die hemiiche 
Induftrie 43,015 Wrbeiter. 


Das Armenmejen zeigte im Jahre 
| 1841 Unterjtügte 8,2%, 
1876 Pr 3,1 „ (troß der Krifis) oder 
in Englandu. Wales in Sdottland 
1870— 1874 4,2%, 3,7%, d. Bevölk. 
1875— 1879 31, 29: a 
1880— 1884 3,0 „ ii ö 


1880 zuj. 808,030 Unterftügte, wovon 115,785 
arbeitsfähig waren, und 8,0 Mill. £ Ausgaben; 
1884 zuj. 765,914 Unterftügte, wovon 76,600 ar— 
beitsfähig waren, und 8,4 Mill. < Ausgaben. 

Statiftif für Kranke und Berbreder. 
Am Zählungstage 1881 waren in den 





2 


Armenhäuſern 179,620 Perſ. 
Krankenhäuſern 24,087 „ 
Srrenanftalten 54,617 „ 
Gefängniſſen 27,889 „ 
Anftalten für jugendl. Verbrecher 16,856 


' Geridhtsftatiftil, Von 1883 bis 1884 kamen 
63,364 Fälle vor die oberen Hivilgerichte, 1,002,948 
Klagen vor die Country Conrts, 588,710 jumma- 
mariſche Berurtheilungen, 14,407 Verbrecher vor 
dic hohen Gerichtshöfe mit 11,134 Berurtheilten, ; 
die Gefängniffe Hatten durchjichnittlih 27,555 und 
die Bellerungsanftalten für Jugendliche 16,442 
Infaffen. Won 1817 bis 1851 waren 0,12 bis 
0,17%, der Benölferung wegen Verbrechen in 





Großbritannien und Irland. 419 


Unterjuchung, von 1861 bis 1870 aber nur noch | worden war, und diejer Ausfall, welcher durch 
0,07%. Im Ganzen ergiebt fi) jomohl für die u. der Sätze für die Einkommenſteuer ges 
Zahl der Verbrechen, als für die der Unterjtüßten | deckt werden mußte, jchreibt man dem Wirfen der 
von 1860 ab und mindeſtens bis zum Jahre 1885 | Mäßigfeitsvereine zu. Im Budget für 1884/85 
eine jtetig fortjchreitende Abnahme; mit den Jahren | betragen die Zölle, Alzifen und jonftigen Steuern 
1885 und 1886 find Die Berhältniffe wieder etwas | für Getränfe aller Urt 30,78 Mill. £, d. i. bei 
ſchlimmer geworden, weil die Berdienftlofigkeit zu | 36,3 Mill. Einw. (mad) Schägung) auf den Kopf 
groß war, doch aber noch nicht wieder jo wie, der Bevölkerung faft 17 Mark; 10 Jahre vorher 
vorher. (1874/75) war bei 32,7 Mill. Einw. der Betrag 

Ueberaus groß war und — iſt noch die Ver- 33,25 Mill. £, d. i. pro Kopf 20,71 Mark, alſo 
breitung der Trunkſucht. Nach K. v. Scherzer, 13, 71 Mark mehr. 

„Weltinduftrie“, wurden Anfangs des 8. Jahrzehnts | III. Behörden; dazu gehören: 1. Das Kabinet 
jährlidy für 2400 Mill. Mt. Spirituofen verbraucht | mit Premierminifter und Staatsjefretär des Aeuße⸗ 
und davon die Hälfte von der arbeitenden Klafje. | ven, dem — Lord des Schatzes, dem Lord» 
In Wales und England wurden im Jahre 1863 tanzler und Lord-Großfiegelbewahrer, dem Lord» 
etwa 92,000, im Jahre 1873 aber 183,000 Truns- |Tieutenant von Irland, dem Lordpräfidenten des 
tenbolde vor Gericht gebraht und davon waren | | G. Rathes, dem Lord-Geh. Siegelbewahrer, dem 


30 0/, weiblich. Die Steuer für Branntwein und die | 
Einfuhrabgabe ift 640 Mill. Mark, Verkaufsſtellen 
für Spirituojen gab es 118,000, Wirthähäufer in 
London 9000, in Liverpool 2300, in Mancheiter | 
2340, 
„verſoffenſte“ Stadt erklärt. Im Jahre 1840 
famen auf den Kopf 0,97 Gall. Spirituojen, 0,25 
Gall. Wein, 1,59 bsh Malz, im Jahre 1877 
1,23 Gall. Spirituoien, 1,52 Gall. Wein, 1,92 bsh 
Malz. E3 wurde aljo in hohem Grade dem Genuß 
der geiftigen Getränke gehuldigt und nicht nur in 
den unterjten Klaſſen; die weibliche Bevölkerung 
ftellt in allen Klaſſen ein großes Kontingent zu 
den Gemwohnheitstrintern; für die legten Jahre 
wird aber ein Defizit im Finanzhaushalt und | 


zwar deshalb vermerkt, weil die Trankſteuern be» 7 


deutend weniger einbrachten, ald angenommen | 





in Spefiin 2400; Liverpool wird für die 


fiir die ſchottiſche Kirche; 
4. Parlament: 





Kanzler der Schatzkammer, den Staatsſekretären 
für ea Kolonien, Krieg, Indien, dem Eriten 
Lord der Admiralität, dem Präfidenten des Han— 
beläminifteriums, dem General-Boftmeifter und dem 
Lordkanzler für Irland; 2. Die Großmwürden- 
träger: Lord Oberfammerherr (erblih), und 
Grafmarichall (erblich), Generalftatthalter und Ge— 
neralgouverneur von Irland, Lordkanzler und 
Groß⸗Siegelbewahrer von Irland, Groß-Giegel- 
bewahrer von Schottland und Lordgroßlommiljar 
3. Hofftaat u. ſ. w.; 
Pairsfammer, Oberhaus: 5 
Peer vom kgl. Geblüt, 2 Erzbiichöfe, 20 Her— 
zöge, 19 Marquis, 132 Earls, 33 Viscounts, 
24 Biſchöfe, 279 Barone, zuj. 524 Mitglieder und 
? Damen als Pairs nad) eigenem Recht ohne Sig 
zu haben; Unterhaus, Kammer der Gemeinen mit 


für England 253 der — 233 der Städte, 5 der Univerſitäten, zuſ. = Bertretern 
7 © chottland 38 3 1 ” 2 ” ” ” 
„ Irland 85 r 16 — 2 A 108 = 


376 der Grafichaften, 280 der Städte, 9 der Univerfitäten, zuſ. 665 Vertretern, 


dazu nah der jüngften Reform die Bertreter der 
ländlichen Bezirke und der Arbeiter. 

5. Schagamt mit dem Erjten Lord, Kanzler, 
Junior Lord, Sefretären für politifche und für 
Finanzſachen im Parlament, Permanenten Sekre— 
tären, Auditenr der Zivillifte und Hilfsſekretär, 
Generalzahlmeifter, Erften Räthen der Krone: Ge— 
neralitaatsprofurator (Attorney General), 
neralfistal (Solieitor General), 
der Armee, 


Generalaubiteur 
Attorney und Solicitor General für 


ottland: 6. Beheimer Nath der Königin 
mit 220 Mitgliedern („Right Honourables“) und 
Sekretär; 7. Departement des Innern mit 
Barlaments-Unterjefretär, Inſpektor der Hütten— 
werle, Inipeltor der Minen und Kommifjar ber 
Gefängniffe; 8. Minifterium für Scott- 
land mit Sekretär und Unterftaatsjelretär; 9. De- 
vartement des Aeußeren mit Barlaments- 
Unterjtaatsjefretär, Unterftaatsielretär, Unterjtaats- 
jefretär-Adjunfien, Superintendent des Dep. ber 
Verträge, 


Kolonien mit Parlaments» Unterftaatsiefretär, 


Ge⸗ tär, Räthen (Präfident, Vizepräſident, 


permanentem Unterftaatsjefretär, Unterſtaatsſekre⸗ 
tär-Adjunften, Bertretern der Kolonien in Lon— 
don für Kanada (Oberlommiffar), Neu-Süd-Wales 
(Seneralagent), Neufeeland (desgl.), Kap, Queens⸗ 
land und Bictoria. — Gouverneur der Kolonien; 
11. Departement für Indien mit Parlaments 
Unterjtaatsjefretär, permanentem Unterſtaatsſekre— 
14 Mit- 
gliedern), Setretären für Militäriiches und für 


Finanzen; Juſtiz, Deffentliche Arbeiten, Eijenbahn 
Krland, Lord Advokat und Solicitor General für 


und Telegraph, Einkünfte, Statiftif und Handel 
(vgl. Aiien — Britiſche Befigungen); 12. De» 
partement des Krieges mit Unteritaats- 
jefretär im Parlament und permanentem Unteres 
ftaatsfetretär, Generalinipeltor des Materials, 
Finanz- Unterſtaatsſekretär, Direltor des Ver— 
pflegungs- und Transportweſens, Dir. der Artil- 
lerie und der Munition, Generalinipeftor ber 
Feitungen und der militärifhen Bauten, Dir. der 


Kontralte, Dir. des Rechnungsweſens. Zum Mi- 
‚Titärdepartement: Oberbefehlshaber, Militärjefretär, 
Bibliothelar; 10. Departement der 


Generaladjutante, Gen.» nip. des Erſatzweſens, 
Generalquartiermeifter, Gen.“Dir. des Militärbil- 


27° 


420 Großbritannien und Irland. u 


dungswejens, Gen.Inſp. der Artillerie, Gen.-Al- | mit in Betracht fommen. Oberjter Gerichtshof für 
monejier, Gen.-Dir. des Medizinaldepartements; | England in London mit Appellations- und Hohem 
5 Feldinarichälle, die Befehlähaber der 14 Militär- | Gerichtshof, Gerichtshof für Kirchliche Angelegen- 
bezirte (9 in England, 4 in Jrland, 1 in Schott- | heiten der anglitaniichen Kirche und Tribunal für 
fand), 4 weitere Befehlshaber in permanenten La- | Streitigkeiten bei. Art, die Eijenbahnen und Ka- 
gern zu Aldershot und der Befehlshaber der Trup- | näle betreffend; Oberfter Gerichtsgof für Schott- 


— in Irland, Befehlshaber in den Kolonien und 
eghptiſches Korps; Admiralität mit 1 Yords- 
Kommiſſar, 5 anderen Lords, Parlamentsſekretär, 
permanenten Sekretär, Marineſekretär, Dir. der 
Marineartillerie, Chef des Hydrogr. Bureaus, 
Inſp. der Werften, Oberingenieur, Dir. des Trans— 
port», des Nechnungs-, des Medizinalwejens, der 
Arbeiten, Oberintendant des Proviantwejens, desgl. 
der Kontrakte, Generaladjutant 2. Kl. für Marine- 
truppen, Witronom, Marineichule in Greenwich; 
6 Admirale, Kommandanten der 4 Stationen in 
Großbritannien mit Oberintendanten der Werften, 


Admiral und Kontreadmiral des Kanalgeſchwaders, 


Befehlshaber der Seerejerven, 9 Kommandanten 
auswärtiger Stationen, Oberintendant der Werften 
in Malta, zuj. 4 Bize-, 10 Kontreadmirale, 3 Kom- 
modore, 2 Admirale; 13. Komitee de3 Geh. 
Rathes für Erziehungs- Angelegenheiten; 
14. Handelsamt mit Präfidenten, Parlaments» 
fefretär, permanentem Sefretär, Hilfsiefretären für 
Mearinedepartement, Finanzen, Eifenbahnen, Chef 
für Handel, Negiftrirer der Seefahrten und der 
Meatrojen, Gen.-Inip. der Bankerotte; 15, Ge— 
meinde- und Berwaltungstollegium mit‘ 
räfidenten, Rarlamentsjefretär, permamentem 
fretär und Auriftiichem Rath; 16. Amt des 
Setretärs für Irland, General» und Unter- 
ſtaatsſekretär, Generalzahlmeifter, Generaltontrol- 
leur des Schapamtes und Generalauditeur des 
Staatsrechnungswejens, Zollverwaltungs-Präfident, | 
für Landesfteuern desgl., Generalpoftmeifter mit, 
Sekretär, Finanzjetretär, Chefingenieur der Tele⸗ 
raphen, Generalregiſtratur mit Generaladminie | 
ator; 17. Königlihes Bauamt; 18. König» 
lihe Forften und Ländereien; 19. Her— 
den ancafter, Kanzler und Vizekanzler; | 
. Herzogthbum Eornwallis, Guardian der 
Binngruben, Geheimfiegelbewahrer; 21. Briti- 
tiſches Muſeum; 22. Gerichtshöfe: Oberſte 
— hl Br n Gerichtstommiifion 
der Lordlammer für Prozefje aus den Obergerichts- | 
öfen, Gerichtöfommiffion des Geh. Rathes für 
tozefje aus Indien und Kolonien, für geiftliche | 
und für Marine-Angelegenheiten, Gerichtshof für | 
die rejervirten Brsl: der Krone, Appellations- | 
gericht in Kriminaliachen, ſoweit die Schwurgerichte | 





} 
| 





| 


land in Edinburg, Oberfter Gerichtshof für Irland 
in Dublin mit Appellpof und Hohem Gerichtshof, 
reffortirend von dem Hohen Gerichtshof: die Ge- 
fhworenen- und „Nisi prius“ : Gerichte für Bivil- 
und Kriminaljahen, 7 Bezirke; als Untergerichte 
57 Landgerichte (County Courts) und Quarter 


‚Sessions für Kriminalprozeffe; Petty Sessions in 


den Yandbezirfen, Polizeigerichte. In Schottland 


Zivil- und Kriminalgerichte der Grafſchaften, in 


Irland County Courts mit Zivil» und Kriminal- 
gerichtsbarteit; 23. Kultus: a) Anglikaniſche 
Kirche: 4 Erzbiihöfe: Primas von ganz England 
und Metropolit zu Canterbury, Primas von Eng- 
land in York, Primas von ganz Irland in Ar- 
magh und Primas von Irland in Dublin; 
b) Katholifche Kirche: 7 Erzbiichöfe, Nardinal-Erz- 
biſchof in Wejtminjter, Primas für Irland in Ar- 
magh, Erzbiihöfe in Dublin, Cajhel, Tuam; in 
Schottland zu Glasgow und St. Andrews mit 
Edinburg; 24. London-Eity: Lordmayor, She- 
riffs für London und Meiddlejer, Kriminalrichter, 
BZivilrichter; Metropolitan Board of Works mit 
45 Mitgliedern, Präfidenten, Ingenieur, Architekt- 
oberintendanten, Kommandanten der ?yeuerwehr; 


‚Komitee für Elementarunterricht, Chef der Haupt» 


jtädtifchen Polizei, Polizeitribunale als Gerichts» 
höfe (11) und Oberfter Magiftrat. 

Für England und Wales allein zählt man 32 
oberjte Gerichtshöfe, 60 Country-Courts, 715 Heine 
Gerichtäbezirte, 63 Grafichafts-, 13,329 Lofalbe- 
hörden, 14,926 Gemeinden, 2873 Ziviljtandabezirke, 
1360 jtädtijche und ländliche Gemeindevorftcher, 
6890 Landiwege-Berwaltungen, 882 Vorftände von 
Friedhöfen, 647 Armeenverbände, 247 Medizinal- 
und 2115 Schulräthe. 

Ueber die Kolonialbehörden ſ. Afien, 
Afrika, Amerika, Auftralien (britiihe Be- 
figungen). 

Das Deutiche Reich ift vertreten durch Gefandt- 
ichaft, bevollm. Botjchafter u. j. w. und mit Kon— 
iulaten in Aberdeen, Belfaft, Bradford, Cardiff, 
Dublin, Dundee, Hartlepool, Leith und Edinb 
Liverpool, London, Mancheiter, Hiddlegboronge 
Neweaſtle, Peterhead, Plymouth, Soutbhampton 


und Sunderland. 


E 4 Mart 
IV. Finanzen. Budget für 1884/85. Ein e 119,227,999 = 2,384,559,980 
8 : $ — 119,484,007 = 2388, 680,140 
Lokalverwaltungen (188283) Einnahme 64,071,921 == 1,281,438,420 
Ausgabe 63,529,481 = 1,270,589,620 
Staatsjhulden 1885 740,330,654 = 15,406,613,080 
m 1881 768,708,692 = 15,374,073,840 
Jahresausgabe 1885 — 27,895,6577° = 75,791,314 


Die Einnahmen des Staatäbudgets beftehen aus: 





Großbritannien und Irland. 421 
Mart Mart 
Böllen 414,466,340 Ablieferung 406,420,000 
Afzifen 546,115,520 - 520,000, 
Stempeljteuern 360,396,790 — 238,500,000 
Grund- und Häuferfteuer 58,397 ,300 u ‚000,000 
Eintommenfteuer 37,849,300 — 36,000,000 
Poft- und Telegraphen-Einnahme 210,388,720 * 193,300,000 
Domänen 9,666,120 pe 7,600,000 
Binfen von Borjhüffen zu Lolalarbeiten 
und von Suez-Kanal-Aftien 20,547,000 — 20,547,000 
Bermijchten Einnahmen 63,495,200 — 63,495,200 
Bilanz u. and. Einnahmen d. Staatsſchatzes 623,697,780 


1,807,322,280 Wblieferung 2,384,559,980 
Unter den Böllen find verzeichnet: Tabak | erblichen Kroneintommen (2,396,680 Marf), vom 
187,521,960 Mark, Spirituojen 86,276,740 Marf, | Gewinn an der Bank von England (3,077,900 
Thee 95,916,360 Markt, Wein 24,704,000 Mark, | Mark), vom Dep. des Krieges und der Marine, 
KRorinthen 6,829,260 Mark, Rofinen3,111,740 Marf, | von Jndien, von verjchiedenen Departements, von 
Kaffee 4,199,040 Mark, Zichorien 1,326,840 Mark, | Boftiparkaffen (1,875,880 Mark) u. ſ. w. 
Kalao 1,359,100 Mark, Früchte 998,320 Mark, | Unter den Ausgaben find hervorzuheben: für 
andere Artitel 364,720 Mark, Berichiedenes 764,820 | die Staatsſchuld 590,964,780 Mark, für konſoli— 
Markt, Erträge der Inſel Man 1,093,040 Mark. | dirte Fonds: Zivillifte (8,181,440 Mark), Apanagen 
Die Atzife (Exeise) zerfällt in: : (3,126,640 ME), Ehrenpenfionen, jonft. Benfionen, 
a) Konjumfteuern: Spirituofen 292,354,420 | Gerichtshöfe u. ſ. w. zuf. 29,588,240 Marl, ioil- 
Mart, Malz 174,136,160 Mark, Zichorien 45,120 | dienft 351,236,740 Mark, Juftiz, Polizei u. ſ. w. 
Mark und Kaffee 91,420 Marf. 126,813,660 Marf, Deffentlicher Unterricht, Kunſt 
b) Lizenzen vom Berlauf von Kon- und Wiſſenſchaften 102,707,900 Markt (Unterricht 
jumptibilien: Brauereien 824,220 Mart, Bier | 88,407,600 Marf, Univerfitäten 1,094,660 Matt, 
und Moft 3,749,800 Mark, Spirituofen 32,185,720 | ohne Orford und Gambribge); für Auswärtiges 
Mark, Wein und Süßigkeiten 1,381,480 Mart, | 13,192,380 Mark, Benfionen, Wohlthätigkeit u. ſ. w. 
Neftaurants 134,500 Markt, Tabat 1,712,446 Dit. | 23,872,860 Mark, Verſchiedenes 1,317,400 Mart, 
ec) Andere Lizenzen: Wappenfteuer 1,549,760 | Heer und Flotte 612,645,040 Markt, Erhebungs- 
Mark, männliche Dienftbotenfteuer 2,781,520 Mf., | often 197,419,960 Mark (Zölle 19,550,320 Mart, 
Wagenjteuer 10,951,800 Mark, Gold- umd Silber: | innere Steuern 35,357,040 Mark, Reft für Poſt 
geräthe 966,140 Mark, Hundefteuer 6,837,820 | und Zelegraphie [Boftpatetdienft) 14,572,500 Mt.); 
Markt, Jagdicheine 3,745,380 Mark, Wa enfcheine | für Darlehen, Zuſchüſſe, Schuldentilgung u. j. w. 
1,675,040 Mt., verichiedene Gewerbe (Goldſchmiede, noch 605,702,340 Mark und für das Hojpital und 
Hauftrer, Pfandverleiher, Taratoren, Yultiona- | die Schule in Greenwich 3,120,140 Mar. 
toren, Medilamentenverfäuferu.. mw.) 3,144,380Mf.| Aus diefer Ueberficht ift zu entnehmen, dab in 
2 ha 00 v. ——— — — Mt. den Ber. Königreichen einbringen: a 
ie Stempeljteuern werden erhoben von |, i j a 
Kontrakten hen Urkunden (36,463,880 Mar), Te- | Die er pro Kopf (36,682 Mill. Einw.) 11,08 
ftamenten (81,252,600Marf), Erbiteuer (75,136,700 | ” ijen 14,17 





Mark), uittungen (1,887,550 Mark), Seever- | „ Grund- u. Häuferfteuer 1,61 
ficherung (2,920,940 Marf), Wechieln (14,102,280 | ” Eintommenjteuer j 0,98 
art), Banten (2,565,800 Mark), Lizenzen, Zertic  bgaben aller Art für Getränte 16.11 
fitaten (3,066,190 Mark), Gold u. Silber (1,561,840 |” „ m Zabat 5,16 


Mark), Spieltarten (298,520 Marl), Abotheter- Unter den Ausgaben find 
mwaaren (3,406,720 Marf), pen Eee ‚für Heer und Flotte pro Kopf 16,70 
tr „ Unterricht, Kunft und Wiſſenſchaft 2,78 








(740,820 Marl). — Die Örundfteuer ägt 

21,277,360 Mark, die Hänferftener 37,119,940 | „ Bivillifte und Apanagen 0,31 
Marl. Die Einlommenfteuern find: vom gerechnet, der geſammte Steuer- und Bollbetrag 
unbeweglichen Vermögen 80,270,240 Mark, Pach- | mit Stempel ift pro Kopf 34,35 Mart 


tungen 6,252,780 Marf, von Renten, Dividenden |ohne „ ERSTER 27,34 „ 
u.j. mw. 18,395,100 Mark, von Gewerbe u. Handel | Die Staatsfchuld ift 419,12 und die Ausgabe 
119,339,940 Marl, vom Einfommen aus öffentl. | dafür 2,06 Marf pro Kopf. 
Aemtern 13,997,340 Mark. — Unter den der- V. Kriegswejen. Der Armeeftand im Frie— 
mifhten Einnahmen find verzeichnet ſolche vom | densfuß ift für 1885/86 angegeben zu: 
9795 Dffiziere, nn Soldaten, a Mann zufammen, 23,198 Pferden der pn ulären Armee 
53,1 erve 


49 . 14580 15020 . u 14,00... Miliz 
BO. all 5 MI , z 50 . Freiwilligen 
22 . NT 1 , 2 2180 . 3ꝛdiſchen Armee 


26,077 Offiziere, 752,277 Soldaten, 778,354 Mann zufammen, 59,568 Pferden (5500 Dffizierspf.). 


422 


Die reguläre Armee zählt 31 Regimenter 
Kavallerie, 20 Brigaden Artillerie mit 214 Bat- 
terien, 45 Kompagnien Train und Genie, 71 Re- 
— Infanterie (211 Bataillone), 2 Inf.-Reg., 

Batterien Artillerie und 6 Kompagnien Kolonial« 
— 264 Offiziere, 257 Mann des Generalſtabs, 
363 Offiziere, 3369 Mann, 1100 Pferde für Ko— 
miſſariat, Transport u. ſ. w., 278 Zahlmeiſter, 
87 Geiftliche, 63 Beterinärärzte, 681 Merzte und 
dazu 146 Mann, nebſt 1 Offizier und 2404 Mann 
für das Hofpitalforps und 166 Offiziere mit 636 
Mann für verjchiedene Etabliffements. In Ir— 
land giebt es noch ein bemajtietes Polizeikorps 
von 12,000 Mann mit 400 Pferden, in Indien 
eine militäriich organijirte Polizei mit 190,000 
aeg in den Kolonien Milizen und Freiwilligen— 

rps 

Die Marine hat an Perſonal 4500 Offiziere 
in Dienst, 500 auf Halbjold, 16,650 Unteroffiziere, 
19,050 Matrojen, Heizer u. j. w., 5900 Schiffs— 


Großbritannien und Irland. 


"Hola zu 6000 bis 8000 t, 30 von Eifen zu 1000 
‚bis 2000, 4000 bis 6000, 8000 bis 10,000 und 
"über 10,000 t, 8 von Stahl zu 8000 bis 10,000 t 
und mehr, 16 Thurmſchiffe von Eiſen und 4 von 
Stahl in gleihem t-Gehalt, 2 Thurm -Widder- 
ihiffe von Eifen und 2 von Stahl. 

VI. Handel. In den Jahren 1878 bis 1884 
‚war der Werth der Einfuhr ſchwankend zwiichen 
7249,840 Mill., pro Kopf 212,58 Mark (1879) 
und 8537,840 Mill., pro Kopf 231,75 ME. (1883), 
die Ausfuhr war 4909,650 Mill. Mark (1878) 
und 6133,200 Mill. Mark (1882). Das Jahr 
‚1584 zeigte als Einfuhr 7800,390 Mil. Mark, 
pro Kopf 216,91 Mark und als Ausfuhr 6108,740 
Mill. Mark, aljo als Mehreinfuhr 1691,650 Mill. 
Mark. Das Deutſche Neih war an dem Handel 
betheiligt mit Einfuhr in Großbritannien 472,420 
Mill. Mark, Ausfuhr von dort 374,580 Mill. ME, 
aljo Ueberſchuß zu unferen Gunften 107,840 Mil. 
‚Markt; überwiegend vertreten waren die Ver. St. 


jungen von 15 bis 18 Jahren, 12,900 Mann | von Nordanterifa nit Einfuhr von dort zu 1725,580 
Marinetruppen, 1 Divifion Marineartillerie mit | Mill. Mark und Ausfuhr zu 488,540 Mil. ME, 
90 Diffizteren und 2612 Mann, 3 Divifionen Mas alſo 1237,040 Mill. Mark zu ihren Gunſten; eine 
rineinfanterie mit 280 Offizieren und 9907 Mann, ungünjtige Bilanz mit Mehrbezug von Großbri- 
als Reierve 450 Offiziere, 19,000 Matrojen, 1600 tannien zeigen Stalien (76,52 Mill. Mark), Türkei 
Mann der Freiwilligen-Artilleric, 1950 Marine | (19,08 DR Markt), Merilo (6,34 Mill. Mark), 
penjionäre, zuſ. 82,500 Mann. Das Perjonal der Cuba und Bortorico (8,30 Mill. Marf), Weitin- 
Schiffsbauwerften umd der Verproviantirungs- | dien jonft (9,32 Mill. Mark), Venezuela (6,8 Wil. 
werjten ift 1254 Beamte und Aerzte, 20,019 Feuer: Marf), Columbia (14,74 Mill. Mark), Ecuador 
werler, Arbeiter, Krantenwärter u. 641 Poliziften. (4,32 Mill. Mark), Argentinia u. Uruguay (24,06 

Die Flotte zählt 69 Panzerichiffe, 304 Dam- Mill. Mark), Peru (6,92 Mill. Markt), Algier 
pfer, 147 Segelichiffe, im Dienft (1885 im Sep- (0,58 Mill. Mark), Marofto (0,68 Mill. Mark) 
tember) 29 Panzerſchiffe, 157 Dampfer, TO Segel: und eine Anzahl der Kolonien (j. d.). 














ſchifſfe. Die Panzerjlotte hat 2 Panzerichiffe von Im Einzelnen ergab der Handel für 
Mil. Mart Mill. Mart Mil. MRart 
Genußmittel Einjuhr 3408,14 Ausfuhr 218,26 Mehreinfuhr 3189,88 
Rohſtoffe — 6,30 A 752,22 Re 1974,08 
Fabrikate 817,60 3172,76 Mehrausfuhr 2355,16 
Verſchiedenes — 848,34 517,26 Mehreinfuhr 331,08 
Münzen und Edelmetall 407,54 439,95 Mehrausfuhr 2,44 
Zuſammen Einfuhr 8207,92 Ausfuhr 5100,48 zuſammen 3107,44 
Von den Genußmitteln und Robftoffen fommen auf: 
Mil. Mark Mil. Mart Mil. Mark 
Getreide Einfuhr 1050,88 Ausfuhr 18,74 Mehreinfuhr 1032,14 
egohrene Getränfe — 163,96 E 49,06 = 114,9 
S ämiereien, Früchte 3 263,72 u 29,32 R 234,40 
Thiere, thier. Nahrungsmittel „ 1008,94 E 71,30 n 937,64 
Kolonialwaaren a 765.32 J 49,84 2 715,48 
Tabaf, Zigarren „ 54,32 — — 5432 
aare, Häute, Leder r 350,40 Re 71,10 5: 279,30 
pinnftoffe „1718,48 i 16,52 a 1701,96 
Bau- und Nupholz = 341,92 # — 341,92 
Dünger, Abfälle J 49,60 42,04 F 7,56 
Harze, Fette, Dele = 254,74 e 36,62 4 218,12 
Land» u. forftw. Bodenerzeugn. zu). 6022,28 Wusfuhr — Mehreinfuhr 5637,74 


dieſe ohne Kolonialwaaren u. Tabat 5202,64 = : : 4867,94 
Die Mehreinfuhr von Erzeugnifien der Land | diejer eu hat ſich aber im Ganzen der 
und Forftwirthichaft ohme Kolonialwaaren und | Wohlitand des Landes ebenfalls jtetig vermehrt 





Tabak betrug für den Kopf der Bevölkerung 132,76 
Mart, welde auswärts mehr als im Lande jelbit, 
zu den lebhaitejten Klagen Veranlaſſung gegeben 
hat, weil die Summe ftetig gewachſen iſt. Troß 





und, abgefehen von vorübergehenden Buftänden, 
die Lage aller Klaſſen verbeffert. Das angegebene 
Eintommen ift gewadjen, die Sparfaffeneinlagen 
baben ſich vermehrt, der Verbrauch ſolcher Gegen» 


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Ddy KsOXK gle 





Großbritannien! und Irland. 423 
ftände, welche gute Kaufkraft vorausfegen, ift be» | lichen Krifis mindeftens in hohem Grade mit be- 
deutend geftiegen und die Zahl der Unterftüßung | troffen und nicht mehr in der Lage, den Abſatz 
bedürftiger Armen und der Verbrecher hat in faſt | der Ueberproduftion über den Bedarf auswärts 
gleihem Grade abgenommen. Die weiteren Nad)- | erzwingen oder neue Gebiete ſich erſchließen zu 
weite hierüber j. unter Wohlftanv, über den | können, in diefer im Ganzen wenig erfreulichen 
Einfluß und die Bedeutung obiger Mehreinfuhren | Lage müſſen die großartigften Anftrengungen ge— 


vol. unter Landwirthſchaft. 

VU. Snduftrie. Hierüber find früher jo aus- 
führliche Mittheilungen erfolgt, daß hier nur dar— 
auf aufmerfiam zu machen ift, daß Englands in- 
duftrielle Meberlegenheit nicht mehr in dem Maße 
wie früher und noch bis etwa 1875 befteht; mit 
dem Sinken der politiihen Größe oder doch dem 
politiſchen Einfluß gegenüber dem mächtig erftar- 
enden deutichen Reich und mit der ftetig zunch- 
menden inneren Beunruhiguug durch die Bewe— 
gungen unter den Arbeitern für höhere Löhne und 
genügende politiihe Rechte hat das Land an der 
Abjapfähigkeit bedeutend verloren. Während in 
Deutſchland und anderwärts gewaltige Anſtrengun— 
gen gemacht wurden, um induftriell vorwärts zu 
fommen, find die Engländer nicht in der Lage ge- 
weien, e3 diejen Anftrengungen zuvor zu thun und | 
jelbft nicht mehr in der, ihnen gleichzufommen. | 
Sept fieht man wohl ein, dab Vieles verfäunt und 
verfehlt worden ift, und bemüht ſich nah Möglich- 


ı macht werden, um mit Ehren aus diefen Schwierig« 
feiten herauszufommen und darf es deshalb nicht 
befremden, dab Diejenigen, welde zaghaft umd 
wenig fejt in ihren Ueberzeugungen find, den auf 
dem Kontinent beliebten Heilmitteln zur Ueber— 
windung ——— unerfreulicher Zeiten: 
Staatshilfe, Schutzzoll, Doppelwährung u. ſ. w. — 
zuzuſtimmen beginnen, bezw. daß die auch dorthin 
verpflanzten Agitationen dafür anfangen, Erfolge 
zu zeigen. 

In hohem Grade beachtenswerth find die Vor— 
gänge innerhalb der arbeitenden Klaſſen, 
‚welche jegt eine beginnende Neigung für Beitre- 
bungen im Sinne der Sozialdemokratie und ber 
Anwendung von Gewalt im Kampfe um mehr 
Rechte und mehr Genuß zeigen, Neigungen, welche 
zum großen Theile durch dem alten, neuerdings 
immer erbitterter und mit maßlojeren Forderungen 
geführten Kampf der Irländer gegen die engliſche 
Oberherrichaft entjtanden find und geftüßt werden. 





keit, wieder vorwärts zu fommen; e3 fehlt aber zu | Die irijche Frage ift zur Beit in einer Weiſe 
viel an der Durhbildung des Volkes in den ar- | verfahren, daß Niemand mehr weiß, mie die Lö— 
beitenden Klaffen, welche fi in den legten Jahr- ſung fein kann und nur volle Selbftändigfeit oder 
zehnten zu jehr an bequemes und genußreiches |; gemwaltjame Unterdrüdung mit Militärmacht als 
Leben gewöhnt haben, während anderfeit3 alle in= | unvermittelte Gegenſätze der Parteien fich gegen- 
duftriellen Errungenschaften, durch welche früher | über ftehen. Gladftone’s Bemühungen um Lö— 
die Engländer ſich ausgezeichnet hatten und welche jung der irischen Frage haben nur das bewirkt, 
fie monopoliftiich beftens auszubeuten wußten, nad) daß die Forderungen der Nationialliga in Irland 
und nad) auch bei anderen Nationen Eingang gefun- maßlofer geworden find und daß in Großbritannien 
den haben umd jeßt hier zum Theilfogar beſſer benugt | die Parteien gefpalten wurden, ohne neue Organi- 
werden. ——5 hat das Land den Höhepunkt ſationen ermöglicht zu haben. Hier hatten die er— 
ſeiner wirthſchaftlichen Machtſtellung erreicht, bezw. weiterten politiſchen Rechte mit den dadurch noth⸗ 
ſchon in der Vergangenheit zu ſuchen; es würde wendig gewordenen Wahllämpfen eine ähnliche 
weit fühlbarer durch dieſen Rüdgang betroffen Wirkung hervorgebracht; die Arbeiter, welche jetzt 
mworden jein, wenn die Nation nicht die großartige | cine Anzahl Vertreter im Parlament haben, treten 
Ausdauer und Zähigfeit in der Ueberwindung von | mit wejentlih neuen Forderungen auf und dieje 
Schwierigkeiten bejäße und jederzeit in kritiſchen haben einen volllommen jozialiftiich-fommuniftischen 
Lagen no rajch wieder diefen zu entziehen ver- | Anstrich. Arbeitsftodung, Breisrüdgang und Lohn- 
ftünde. Daran muß man fich aber in England | herabiegung, fteigende Einfuhr von Lebensmitteln, 





gewöhnen lernen, daß die Zeit, in welcher englische 
Waaren allenthalben den Erzeugniffen anderer Böl- 
fer überlegen waren, vorüber ift. In den legten 
Jahren find jogar auswärts Beftellungen in grö- 
Berem Maße für verichiedene auch in England ge» 
fertigte Artilel gemacht worden, da ſich das hei- 
miſche Fabrikat als unbrauchbar oder doch ala 


minder gut (Pulver, Papier, Bajonette u. j. w.) 


erwiejen hatte. Selbſt die amerilaniſche Poſt wird 
jetzt auf deutichen Schiffen befördert, weil dieſe 
ſchneller als die englijchen find. 


In Mfien durch den mächtigen Rivalen Rufe 


land dauernd und immer ernftlicher bedroht, in 
Egypten und am Kapland unglüdlich in der Kriegs— 
führung, im Heimathland von zahfreihen Unzus | 
friedenen in Jrland und unter den Arbeitern und 
anderen Klaffen in Großbritannien in fteter Auf- | 
regung erhalten, von der allgemeinen wirthicdaft- | 


politifche Wahltämpfe und die Bereitwilligkeit, mit 
welcher Glabjtone den Parnelliten entgegentam, 
dieſe Umftände zufammen haben es bewirkt, daß 
jegt auch in Großbritannien nicht mehr „3 Acres 
Land und eine Kuh“ als das Ziel der Wünfd e 
der Arbeiter gelten, jondern „das gleiche Redt 
Aller an dem Grund und Boden“ ernftlich 
beiprochen und vertheidigt wird. Auf dem Kon— 
greß der Gewerkvereine — Trades Unions — in 
Hull im September 1886 mit Bertretung von 
643,660 Mitgliedern wurde vom Präfidenten Ma- 
difon in der Eröfinungsrede und von Anderen 
ı ganz im Gegenjage zu früheren Kongrefien und 
nod zu dem im Borjahre unter dem Präfidium 
von Mandslay der jozialpolitiiche re ent» 
‚widelt und haben dann auch im weiteren Verlauf 
| die Gewerkvereine ihre Sympathien dafür und felbit 
die Bereitwilligkeit zur Mitwirkung für den Wie- 





424 Srofbritannien und Irland. 


deraufbau der Internationale dem Generalrath der | und Mittelbauernftand die genügenden Kräfte ſchon 
belgiichen Arbeiterpartei zu erfennen gegeben. ‚vorhanden find, — das wird überjehen; die Re- 
Die Beſtrebungen der engliſchen Arbeiter find | form joll jo raſch als möglidy bewirkt werden, 
nicht verftändlich, wenn man nicht die gefammten | weil man die Gefahr der beitehenden Berhältniffe 
Verhältniffe mit berüdfichtigt. Mehr als in jebem | erfannt hat. 
anderen Lande hat fich dort nad) und nad die, Die Großgrumdbefiger jollen ge- und bezwungen 
Uebervölkerung der ſtädtiſch- induftriellen Bezirke | werden; ihre jegige Lage ijt eine weſentlich ver- 
und die Entvölferung der landwirthichaftlichen Ges | jchlimmerte; trog der allgemein durchgeführten 
genden entwidelt und zwar bis zu dem Grade, daß | Herabjegung der Pachtgelder um mindejtens 25%, 
fie als Landes-Ralamität empfunden wird und als | jind die Farmer vielfady nicht mehr in der Lage, 
folche um jo mehr ſich acltend macht, je ichlimmer | den verringerten Pacht zu bezahlen oder wollen 
unter dem Einfluß der Lage des Weltmarktes die | das nicht mehr und verlaffen jofort die Pachtun— 


Beihaffung des auskömmlichen Unterhaltes für die ' 


Maflen in den Stadtbezirken wird. 


Als die eigentliche Urſache der jozialen Uebel— 


ftände hat man immer mehr die unnatürlidhe 
Vertheilung des ee ah erfannt, die 
Vertheilung an nur wenige Grundherrn bei gänz- 
lihen Mangel an jelbftändigen Bauern und an 


gen, wenn ihnen nicht noch weitere Zugeftändniffe 
gemacht werden; die Pachtgelder bleiben aus, die 
Schuldzinfen, vielfach jehr hoch, können nicht ver- 
ringert werden und der Grund umd Boden ift 
‚unter dem Einfluß der Lage und durch die Be- 
ſorgniß vor gewaltiamen Eingriffen jo gut wie 
unverfäuflih und faſt entwerthet worden. Die 





Arbeitern mit eigenthümlichem Grund und Boden; Aſſekuranz-Geſellſchaften, welche bis jegt das meifte 
die Erbitterung von Hunderttaufenden richtete jich Geld auf Hypotheken gaben (landw. und Grund» 
aber hauptjächlich auf die erbarmungslofe Art und | freditbanfen giebt es nicht), haben ſchon beichloffen, 
Weiſe, in welcher viele Grundherren die Heinen | „bis auf Weiteres“ feinen Kredit mehr zu geben. 
Farmer von den Pachtungen vertrieben, Dörfer | Einzelnen Befigern find bis 90%, des Beſitzes 
niedergebrannt und immer mehr Land zu Jagd- | unverpachtet geblieben ; die verfuchte Selbftbewirth- 
grund und Schafweide verwendet haben, eine Er- ſchaftung hat ſich bei vollftändig mangelndem Ver— 
bitterung, welde von den Sozialiften bejtens be- | waltungs- und Arbeit3-Perjonal und vor Allem 
nugt worden ift. „Heiliges Anrecht der Nation | aus Mangel an Betriebstapital nicht durchführen 
auf Grund und Boden, welcher dem Volt mit Ge- | lafjen, ſodaß Viele nach damit gehabten namhaften 


walt geraubt wurde“, „Konfisfation des Grund 
und Bodens“, Sturz des Feudalſyſtems“, „Ab— 
ſchaffung der Vorrechte“ und ähnliche Neuerungen 
fann man jegt allenthalben hören. Die Scheu vor 
Berlegung des Wlthergebradhten ift bereits ein 
überwundener Standpunkt und jelbft die radifal- 
ften Borichläge zur Umänderung der beftehenden 
Zuftände finden in den öffentlidyen Blättern und 
in den Verjammlungen, bei Gebildeten und gut 
Situirten, fowie in dem Parlament Gehör und 
Anhänger. Die Zuftände find als unhaltbar er- 
fannt worden, die bis jegt gemachten Vorjchläge 
zur Abänderung aber entweder ganz unausführbar 
oder bezüglich des damit zu erzielenden Erfolgs 
jehr zweifelhafter Art. Man muß diejen Vor- 
ichlägen gegenüber die Ueberzeugung gewinnen, daß 
fie nur gemacht wurden, um die aufgeregte Menge 
zu beruhigen, oder um die Öffentlichen Angelegen- 
heiten jo zu verwirren, daß die beabfichtigte Re— 
nn mit gänzlicher jozialer Umwälzung reifen 
anıt. 

Bor Bergewaltigung ichredt man aud im Mini» 
fterrath nicht mehr zurüd. 

Um das Hauptübel zu befeitigen, foll der Ueber- 
ſchuß der unbeichäftigten Hände aus den ftäbtijchen 
und aus den Jnduftrie- Bezirken wieder auf das 
Sand gebradht werden; bier will man Häusler- 
ftellen mit Land und Bich und Klein- bis Mittel- 
bauern jchaffen und um das Alles ermöglichen zu 
fönnen, joll der Staat große Befigungen erwerben 





ı Verluften das Land einfad) unbejtellt Tafjen muß- 


ten, wenn fie feine Padıter zu annehmbaren Be- 
dingungen und mit der Sicherheit der Einhaltung 
jr BVertragäbeftimmungen finden fonnten. Die 
| Menge des umbeftellt bleibenden Landes 
vermehrte fih dann in jo hohem Grade, daß Ab- 
hilſe geichaffen werden mußte und mit den Be- 
|ftrebungen dafür begann die Reihe der Reform- 
verjuche, welche in der legten Zeit, man darf jagen 
alle ziemlich ausfichtslos, gemadıt worden jind, 
Verſuche, welche am beften zeigen, wie groß die 
Verlegenheit ift, in welcher man fich befindet. 

Als ſolche Vorſchläge und Verſuche jind zu 
nennen: 

a) Die Errihtung von Genojjenidhaits- 
farmen, Betrichb durch die früheren Arbeiter mit 
Unterftügung von Kapital, welches durch eine vom 

Herzog von Weftminfter, der Baronin Burdett- 
Coutts und Anderen gegründete Bank zu 3", 
Zins bejchafft wurde. Es find verjchiedene grö- 
| Bere und Feinere Komplere dazu verwendet wor— 
den; — ber Berfuch ift nicht gan; mißlungen, aber 
als Mittel zur Abhilfe im Großen jchon als un— 
eeignet erfannt worden und, was die Hauptjache 
ıft, den radikalen Elementen jchon nicht mehr ent- 
ſprechend; diefe wollen mehr. Auf der zu beiten 
Bedingungen hergegebenen Radnorfarm hat die 
Genoſſenſchaft im Jahre 1885 ein Defizit von 
16,000 Mark gehabt. 
|  b) Die Errichtung einer Engliſchen Natio— 


und entiprechend vertheilen. Ob die jo aus Städ- nalen Landlompagnie, gegründet durch die 
ten und Fabriken auf das Yand verjegten Arbeiter | Herzöge von Weftminfter und Argyle, den Mar- 
fih zur landwirthichaftlichen Arbeit eignen und | quis von Southampton, den Lord Garnarvens 
Luft dazu haben, ob für einen felbftändigen Klein- u. ſ. w, eine Gründung zu Zweden der Schaffung 


Großbritannien und Irland. 425 


von Bauerngütern auf Aktien zu 5 und] PBactgeldes ganz in das Belieben der Pächter 
20 sh (Marf), weldye ratenweije eingezahlt werden | ſtellen. Da inzwiichen auch die Gladſtone'ſche Re— 
jollen. Die erjte Einzahlung giebt das Recht zur | formbill für die politiihe Stellung Irlands ge— 
Erwerbung einer eingerichteten Wleinwirthichaft von | jcheitert ift, jo find die Parnelliten entichlofien, 
4 bis 30 Acres — 1,62 bis 12,14 ha. Jährlich | bei den nächſtfälligen Pachtzinſen ſelbſt zu bejtim- 
jo ?/;, der in einem Jahr gezeichneten Akltien | men, wie viel fie bezahlen wollen und dieſen Be— 
gehoben werden, die Inhaber der gezogenen Num— | ihluß als für alle bindend zu erklären. Die 
mern lönnen je eine der Wirthichaften der Gejell- | Nationalliga verfügt über 1400 Filialen und 
ſchaft eigenthümlich zugeichrieben erhalten und zwar | hat faktifch in Irland die Macht in Händen. Der 
zum Preis von 5 sh pro Were für Zins und| „Verein der reichätreuen Jrländer” rüftet 
Amortijation; 10 Wcres (4,047 ha) mit Wohn- | fid) zum Kampfe gegen die Liga durch Schriften 
und Wirthichaftsgebäuden find alſo fiir jährlich | (3. NY „Bemerkungen über die Landfrage in Ir— 
50 Mark erwerbbar. Die Gehöfte jollen behufs | land“ 1886), Berfammlungen, Uebungen in Wafs 
befjerer Förderung gemeinſchaftlicher Zwede zu|fen und Ankauf von ſolchen u. ſ. w. In den 
Dorfgruppen vereinigt und nahe an herrſchaftlichen Schriften wird auch nachgewiejen, daß die von den 
Revierhöfen, um Gelegenheit zum Nebenverdienft | Srländern in Amerifa und Irland gejammelten 
zu geben, angelegt werden. Der Anfang mit Ers | Gelder am wenigften zu Gunſten der verarmten 
richtung jolcher Kleinftellen ift gemacht worden. Farmer verwendet worden find. In Engiand 
ec) Die Schaffung von Hüfnerftellen| jagen die Grumdbefiger, daß die iriichen Gejeße 
durch den Staat; nah Ehamberlain jollen | für die Pächter die Grundbefiter volllommen ruinirt, 
die Gemeinden geeignete Grundſtücke ausjuchen, | den Pächtern aber nicht geholfen haben; fie wollen 
dieje dann durch Erpropriation erworben werden | von der Uebertragung deshalb nichts wiffen und 
und zwar zum 12 faden Bachtzinje der legten 10 | wehren fih mit aller Macht gegen die Wieder- 
Jahre ald Kaufpreis. Borihuß-Gewährung durch holung derartiger gefährlicher wirthichaftspolitischer 
Hententitel (Grundentlaftungsobligationen), Rüd= | Erperimente. 
—— mit nur 49, einſchließlich Amortiſation. h) Die Farmer-Alliance verlangt dagegen 
Ausgedehnt für Schaffung von Bauerngütern.) jein Landreformgeieg aud für England 
d) Konfistation aller über 1 Jahr lang | und hat hierfür ein Gutachten veröffentlicht, weiches 
unbebaut liegenden Grundftüde von über | von ihrem Bräfidenten, ihrem Sekretär und von 
100 Acres, wenn jie zu landwirtbichaftlichen | Prof. Dr. jur. W. A. Hunter in London — 
Bweden geeignet find, in der Art, dab ebenfall3 | bearbeitet worden ift. Hierin werden alle Be- 
der 12fadhe Pachtzins als Entſchädigung gezahlt | jchwerden über die Pachtkontralte beleuchtet und 
wird; außerdem für Bejiger von über 3000 Acres als mefentlichite Forderungen geltend gemadt: 
die Auferlegung einer ſtark progreifiven Eintom- | Entihädigung für Berbefferungen, Verkaufsrecht 
menftener. (Ueber 4000 Farmen mit 300,000 | diefer (Vorkaufsrecht des Gutsherrn), freie Ber» 
Acres follen leer ftehen.) äußerung, angemefjener Pachtzins, Firirung ge- 
e) Die Begründung einer Geſellſchaft wiſſer Dauer der Pachtungen (Aufhebung aller zu 
für Bewirthſchaftung unverpadteter| kurzen Pachtzeiten von 1 bis 6 Jahr, wie fie bis- 
Farmen, organijirt als Gegenmaßregel der Grund- her üblich waren), Erleichterungen bezüglich der 
befiger gegen die beichlofjene Einziehung; das er- Abgaben, jummarifches Verfahren an Stelle von 
forderliche Kapital foll voll von den Grundbefigern | Auspfandung und Zwangsverkauf, Enticheidung 
gezeichnet worden fein; der Anfang mit einer An- | durch die Gerichte im falle der nicht erfolgten 
ba! von jolchen Farmen ift gemacht worden. Die | Einigung u. j. w. Für den Gutsheren wird der 
rbeitung geihicht mit Dampfpflügen, Dampf- | Schug gegen Kontraftbrucdh und für jichere Zahlun 
ipatenfultur und überhaupt mit reicher Verwendung | der Bachrgeiber zugeitanden. Das Gutachten jo 
von Majchinen. | ziemlich allgemein gefallen baben; die „Morning 
fl Die Begründung der Geſellſchaft für Poſt“ nannte die Vorſchläge revolutionäre Maß— 
Erbpadhtungen an Arbeiter; die dazu beis| regeln, welche die Vernichtung der Rechte der 
getretenen Grundbeſitzer jollen bereits 3 Mill. | Grumdbefiger bebeuteten. 
Acres repräjentiren. Die unter a—h erwähnten Vorſchläge zeigen, 
g) Die Uebertragung der neuen irijchen |in welcher Weiſe die Forderungen der Arbeiter 
Gejege auf England und Schottland, alio | und die der Farmer gefteigert worden find und in 
für Großbritannien ebenfalls durch Geſetz Herab- | welcher Weije die bedrohten Grundbeſitzer fich durch 
fegung der Pachtgelder, Firirung der Pachtſumme | Selbfthilfe gegen die Vergewaltigungen und deren 
duch Regierungsbeamte, Erpropriation der Far- | Folgen zu Be fuchen. Die berühmt gewordenen 
men, wenn der Pächter Eigenthümer werden will, 3 F. — F. F. F. —, welche feiner Zeit 3. P. 
Rorjhußleiftung der Negierung für die ganze D’Eonnor für Irland verlangt hatte, a) Sicher- 
Eumme u. j. wm. Mr. Giffon wollte, dab ber | heit der Bachtverträge, b) angemefjener Pachtzins, 
Staat ſämmtliche Güter in Irland (600,000 Far: | c) Entihädigung für Verbejierungen, gehören Fa 
men) anfaufen fol. In Irland genügt inzwiichen |der Vergangenheit an und genügen nicht einmal 
fchon die Reform und die Umwandlung in Erb- |mehr den Farmern in England. Die Parnelliten 
pacht nicht mehr; die Parnelliten wollen weitere | beherrichen die Meinungen und in England Mr. 
Zugeftändniffe haben und die Beftimmung des J. Arch und Genojjen die der Wrbeiter auf 











426 


dem Lande. Politiſch ſoll Irland, jo wird jept 
verlangt, ähnlich wie Canada geftellt werden, aber 
weder Abgeordnete in das englüche Parlament, 


Großbritannien und Irland. 


durchichnittlichen Yohn von 2—3 sh und dem Un- 
terhaltungsbedarf von 1 sh wöchentlich, daß mit 
dem SHeranjtrömen des überſeeiſchen Edelmetalls 


noch Beiträge zu den eg ſtellen, noch die Berhältniffe zu ihren Ungunften fich änderten 
einen Antheil an der Staatsſchuld übernehmen. | und mit den großen Entdedungen von Majchinen, 
Man will die volljtändigfte Löſung des Verbandes‘ Dampfkraft u. ſ. w. die Lage ſich troftlos ver: 
mit Großbritannien feitens der Parnelliten und ſchlimmert hatte, daß dagegen die Fabrikgeſetzgebung 
geht viel weiter, als es bezüglih der angeboten : von 1856 ab wieder die Lage der Arbeiter ver- 
gewejenen Stellung nach dem in Dcfterreih- Ungarn ' beffert habe und zwar der Art, daß zur Beit die 
gegebenen Muſter geichehen war. | glüdlihen Verhältniſſe des 13. und 14, Zahrdun: 

Die „Times“ urtheilte über die Bewegungen in | derts annähernd wieder erreicht jeien, den Arbei— 
Irland in einer Reihe von Artikeln dahin, daß: tern aber ungleich viel mehr Lebensgenuß und 
1. der Parnellismus eine vorübergehende Macht Wohlfahrt zu Theil werde. Vgl. darüber auch in 
jei, die Vereinigung auf Zeit von feindlichen Ele- „Der Wrbeiterfreund“, Heft 3, 1884, die Auffätze 


menten (römijcher Natholiziamus, Yandgier, blin: 
der Patriotismus, indujtrielle Nothlage, jchubzöll- 


neriiher Eigennuß, Proletariergier, iriſch-amerika⸗ 


niſch⸗politiſche Jutriguen), geſtützt durch geſchickte 
Wahlumtriebe, Druck der Geheimbündlerei und 
Schrecken durch geheime Geſellſchaften; 2. die 
Mächte, welche früher die Landliga, dann die Na— 


tionalliga und die neue Hausliga (Home rulers) | 
gemacht haben und darjtellen, unterſtützt durch 


Bopeotting, die Herrichaft des Kapitals untergrus 
ben und vernichteten: 3. die Bewegung, um die 
Bachtzahlung unmöglidy zu maden, durch Glad- 
ſtone's Landakte Halt und Förderung erhalten habe 
und die Landeigenthümer verhindern werde, ihr 
Land Anderen in Pacht zur Benutzung zu über« 
laffen; 4. der Hauptgrund der Unruhen nicht po» 
fitiicher, jondern wirthichaftlicher Art jei; 5. das 
Unglüd des Yandes in dem Mangel an deu noth- 
wendigen Elementen zu eigener Nationalität liege; 
es fehle die Einheit, die Individualität des Blutes, 


der Religion, der Geſetze, Beichäftigungen, Geſchäfte 


und Ueberlieferungen, um einen jelbftändigen Staat 
möglich zu macen; 6. die a 


eigenthums die großen Fabrik- und Yandarbeiter- 


Klaffen am ſchwerſten ichädigen werde, weil die! 
Vertreibung diefen wirthichajtlich die ſchwerſten 
Nachtheile bringen müſſe, da von ihnen die Haupt: ı 


laften getragen wirden; 7. in den legten Jahren 
Irland eine Zunahme des Wohlitandes gezeigt 
habe, und den vollen Autheil an Selbftregierung 
in Gemeindefachen jo gut wie England und Schott- ; 
land bejige, aber weit weniger zu den Staatslaften 
beizutragen habe; 8. die Irländer in Amerika von ' 
Einrichtungen, wie fie jegt geplant wurden, nichts 
wijjen wollten. 

Th. Rogers in der Schrift „Sechs Jahrhun— 
derte Arbeit und Löhne. Geſchichte der engliichen 
Arbeit” — 1984 — hatte nachgewieſen, daß die ar- 
beitenden Nlaffen in Großbritannien noch 1348 
und bejonders im 14. und 15. Jahrhundert das 





eigentlich goldene Zeitalter gehabt haben bei einem ' 


a) lange — 

b) Küſtenfahrt: 

e) beladen in langer Fahrt: 
d) auf Dampfern: 


’ [3 





des Yand-| 


Einga Ausgang 
31,088,521 t (23,037,215 t) 32,584,001 t (23,634, 
43/235,517 t (42.099.438 t) 36.596.187 t (35.817.216 t) 
24.696.685 t (18.209.236 t) 29,273,662 t 
33,518,850 t (19.811.038 t) 25.059.388 t (20.217.634 t) 


Im Jahre 1860 war der Eingang nur 12,172,785 t 
(7,025,914 t) 


„Arbeiterzuftände in England während der letzten 
600 Fahre”. 


Mit dem Jahre 1836 jcheinen die allgemeinen 
Buftände fih am ſchlimmſien geftaltet zu Haben, 
politiich durch Gladſtone's innere und äußere Po— 
litil, wirthichaftlich Durch die Yage des Marktes 
und durch die Witterung. Die Ernte von 1885 
war ſehr rei, brachte aber wenig Geld, da 
fait alle Erzeugnifje des Landwirthes Preisrüd- 
gänge von 10 bis 30”, zeigten, dann fam ein 
überaus langer, harter Winter mit jchr veripäteter 
Beltellung in Folge deifen und nafjes Wetter im 
Sommer und Herbit. Das allgemeine Urtheil über 
die Yage der Landwirthe lautete: kein Geld, feine 
genigenden Einnahmen und geihwäcte Kaufkraft, 
das über die Lage der Induſtrie- und der Hans 
delsfreije: fein Geld, finlende Preiſe, fein aß, 
fehlende Kauftraft; die Kreiſe aber, welde bis 


dahin in der Sage waren, viel Geld auszugeben, 


dic der Großgrundbeſitzer, find das nicht mehr, 
weil die Pachtzinfen fehlen und die drohenden Ge— 
fahren der Bewegungen gegen ihren Belig zur 
Zurüdhaltung nöthigen. Zu diefen inneren Ber- 
hältniſſen kamen die auf der Balfanhalbiniel und 
anderwärts drohenden politiihen Wirren und bie 
lärmenden und gefährlichen Demonftrationen des 
von jozialdemotratüichen Agitatoren aufgereizten 


ı Pobels, ſodaß Urſache genug zu Bejorgniffen vor- 


handen war und iſt. Mit diejen kam aber auch 
wieder die alte Energie zur Geltung: es wird 
übereinftimmeno berichtet, dab zur Zeit in ganz 
Großbritannien eine überaus aroße Rührigleit ent- 


ı Jahter wird und daß man fidh allerjeits bemüht, 


die Mittel und Wege zur Verbefferung der Ber- 
hältniſſe aufzuſinden, was jchon jet nicht m 
Grfolge geſchah. Der Verbrauch an Rohſto 


war nod ein fteigender bis 1884. 


VI. Berfcehrsweien. 1. Schiffahrt. (Die 
eingeflammerten Zahlen bedeuten die Angaben für 
britiihe Schiffe.) 


486 t) 
—5 — 9 


(6,889,009 t), der Ausgang 12,516,507 t 


4 


Großbritannien und Irland. 


Die Handeldmarine zählte im Jahre 1884: | 4,826, 738 Kinder, weiche von 392,504 Kindern 





427 


Segelichiffe 18,053 mit 3,465 Mitt. t| wirklich bejucht wurden (81%). Im Jahre 1880 
Dampfer ‚sol „ 3.944 „ tjtamen im Ganzen an vom Staat unterftüßte 
jufammen Schiffe 24,654 mit 7,409 wein, g| Elementarfäulen: 

&3 wurden verwendet 17,614 auf England u. Wales mit 326,814 Schül. 

Schiffe win. 7,600 „ Irland „ 1,081,995 „ 
zur Küftenjchiffahrt 11,655 mit 0,957 3,065, Schottland „0 
zu Küften- u. langer Fahrt Di 0,175 ı 28,270 1,329,390 Schül. 
zu langer Fahrt allein BLUE _5,952 nebjt 34 Lehrerjeminarien und 1 Geſellſchaft für 
er 18,744 mit 7,084 | Ertheilung von Diplomen. 
Segen. DR ssuhe Wegelpaifie Man giebt für England und Wales 46,074 


mit 29. 000 t weniger und 341 Dampfer mit: 
216,000 t zufammen mehr. 

2. Eijenbahnen. 
km zu 16,029,28 Mill. Dit. Attienkapital, 1400,44 
Mil. Mart Brutto- und 666,10 Mill. Mart 
Retto-Einnahme (1883 — 30,064 km, 15,698,42 
Mill. Mark Kapital). Für London rechnet man 
täglich 4400 ser mit 4,440,000 Berjonen. 

3. Poſt. Am März 1885 zählte man 16,434 
Büreaus, im VBetriebsjahr 1884/85 wurden be» 
fördert 1360 Mill. Briefe, 160 Mill. Poftlarten, 
464 Mill. Stüd Zeitungen und Buchpalete und 
für 532,96 Mill. Marf Pojtanweifungen. Die 
Einnahme war 200,064 Mill. Marl, die Ausgabe 
147,72 Mill. Mark. 

4. Zelegraphie. 
44,104 km Linien, 225,993 kın Drähte, 33,278,459 | 
beförderte Depeichen (28, 125,994 in England und 
Wales, 3,257,546 in Schottland, 1,894,919 in 


Irland). 

IX. Unterricht. Im der legten Zeit wurden 
größere Anftrengungen für Erziehungsweien ge: | 
macht, im Ganzen aber jteht dieſes noch dem ae | 
derer "Sänder nach und fehlt es beſonders an | 
guten mittleren und höheren Lehranftalten; erſt 
von 1870 an unter Gtaatsvermwaltung geftellt, 
konnte fich das Elementarſchulweſen noch nicht ge— 
nügend jeitdem entwickeln, die mittleren 
bö Schulen find aber noch meiftens Privat- | 

und vielfach geleitet von Direktoren, 
welden der Gelderwerb die Hauptſache iſt. H. 
Reichardt, „Der deutſche Lehrer in England“, 
1884, warnt die deutichen Lehrer vor dem Eintritt 
in folche Anftalten und Magt befonders über die 
lechten Bejoldungen, über die Ausbeutung der 
hrer, welche bis zu 56 Stunden und darüber 
Sn müfjen, über die ſchlechte Berlöftigung der 
fionäre und über den Unfug mit Erthetlung 
von Prämien, um die Eltern zu täujchen, da die, 
dreimaligen Jahresprüfungen nur im Abhören 
auswendig gelernter bejtimmter Antworten beftehen. 





Im Betrieb waren 30 ‚358 | 


Es gab 4375 Büreans, | 





umd | 


‚ Lehrer und 122,846 Lehrerinnen an. Grammar 
schools (Erjaß für — und Realſchulen) 
hatte England 192, Colleges im ähnlichen Sinne 
gab es mit den Gr. Sch. 401. Bon den 7 höhe⸗ 
ren Colleges mit 172 Profeſſoren und 2802 Stu- 
direnden in England wurden allg. Wiff un 
Künfte, Medizin, Ingenieurkunſt, Gejege, er 
Literatur, Theologie gelehrt, aber an jedem Col- 
lege nur einzelne diejer Dijziplinen (England und 
Wales). Für religiöje Studien der verichiedenen 
Selten und Religionen giebt es in den Ber. Kar. 
125 Colleges, für Wiſſenſchaft und Technik 10, 
für Medizin 36, für Kriegswiffenichaften — Heer 
und Marine -- find 11 Akademien, Colleges und 
Schulen vorhanden. Eine Bergbauſchule ift mit be— 
rühmtem britiichem Mujeum in London verbunden, 


für Muſik giebt es 5 Alademien und Schulen, für 
Ingenieure 3 bejondere Anjtalten, für Künſte eine 


Alademie, für Landwirthichaft die Akademien 


Eirencefter und Downton und 160 verjchiedene 
unjeren Aderbauichulen 
legten Jahren auch mehr 
farmen u. f. w. Polytechniſche Schulen haben 
London, Leeds, Birmingham. Bon 170 höheren 


ger Anjtalten, jeit den 
erjuchsitationen, Mufter- 


Schulen in den Ber. Kar. (145 in England, 3 in 
Wales, 14 in Schottland und 8 in Irland) wur- 


den 7677 Studirende für Wifjfenihaften und 7437 
für Künfte gezählt. 


England hat 4, Schottland 4, 
land 2 eigentliche Univerfitäten, zufammten 


 wirfen daran 268 Profefjoren, 89 Neltoren und 
Eraminatoren, 837 Fellows und Aififtenten und 
giebt e3 13,114 Studenten (2925 für Theologie, 


5992 für Medizin, 1955 für Rechtswiffenichaft, 
1337 für Künfte u. j. w. in England und Wales). 


Für Juriften giebt es die Rechtsichule in Lincolns 
Inn London. 
and Mechanie Institutions mit guten Bibliothe- 
fen, Lejezimmern u. f. w. in den Städten, fowie 
die gelehrten Geſellſchaften aller Art. 


Sehr zahlreih jind die Literary 


X. Wohlſtandsverhältniſſe. Zur Beur- 


Bor 1870 hatte fat die Hälfte der Kinder für |theilung der Verhältniffe des Landes iſt es noth- 
gie feinen ordentlichen Unterricht und | wendig, auch folder Erfcheinungen, an — 
n⸗ 


noch im Jahre 1881 erhielten in London von 
685,000 ſchulpflichtigen Kindern nur 52,000 ge- 

den Unterriht. Im Jahre 1854 gab es, 
in England 18,761 öff. Elementarjchulen für 


im Jahre 1884 = 538,555 Mil. £ = 
5111,071 . 


„1885 = 


Grad des Geichäftsumfangs und der W 
beit bemeffen werden kann, zu gedenten. 
veröffentlichten Ausweiſen war der ee, in 
jeln, Chels u. ſ. w. im Clearinghoufe (j. d.) 


107,971,100 Mill. Mt. 
— 102, 221 420 > 


den 


ech⸗ 


alfo weniger 297,484 Wil. £ = 5,749,680 Di. Dt 


423 


Die Zahlungen an den Börjenberechnungstagen | 
waren in ben beiden Jahren 19,212,460 und 
1870,1680 Dil. ME, an den Ronfolsabrechnungs- 
tagen 536,700 und 498, 6540 Mill. Mark 149 

Im Jahre 1885 wurden 96 neue Attingefet | 
ichaften mit 407,547,000 Mark gegründet und | 
darauf 119,370, 440 Mark eingezahlt, die Summe | 
der Gründungen im Jahre 1884 war 719,598,900 | 
Mark, aljo 312,051,900 Darf mehr 

Die Spartajien zeigten in Engiand und 
Wales für 1880 zufammen 578,0 Mill. Marl 


Großbritannien und Irland. 


für 1873 aufammen 1072,0 Mill. Dart 
1884. 1796,0 


eingegabites Kapital; "Für 1884 an Einzahlungen 
4,0 Mill. Mark, an Auszahlungen 438,0 Mill. 
Mart, an Vermehrung des Kapitals alio 48, 0 Mil. 
Marf: von 1850 bis 1873 war bie Vermehrun 
duucchjchmittlich i im Jahre 17 Mill. Mark, von 187 
‚bis 1884 im Jahre 65,82 Mill. Marf. Die PBoft- 
‚Ipartaffen — Post office Savings Banks — gaben 
2,5 %/,, die unter Staatsaufficht ftehenden Trustees 
'Savings Banks 3,0°/, Zins. 


Die Statijtil der Banlerotte ergiebt nah Rich. Seyd für die Jahre: 


1880 — 13,147 Fälle, davon von Farmern 1 Fälle 
014 


1881 — 12,065 
1882 — 11 019 
1883 — 10,599 
1884 — 4394 
Januar 1885 — 191 „ 


Die Einlommenfteuer bradte im Jahre 


1842 von jeden pence 
1846 . 
1884 u. 1885 „ 


Die Summe des zu veranjchlagenden Ein- 
fommens aus Handel und Gewerbe u. ſ. w. mar 


[13 ” 
[22 
" 


“ 


” 


” ” 2 


1843 251 Mill. = — Mil. Dit. 
1870/74 durdhichn. a PR, — 9,800 * 
1875/79 „„=150 „ 
1580/84 01 — .! ‚020 Se 
1884 " 620 er „= 12,400 " 


Für 1886 wurden vom  Einlommen 8 pence, 
ein jehr hoher Gab, erhoben und zwar deshalb, 
weil jeit etwa 10 Fahren der Finanzetat Defizits 
ab, deren Urſache im Nusfall der Getränfitener 
in Folge der Tätigkeit der Mäßigfeitövereine ge- 
geben ift; pro Kopf gab es im Fahre 1875 noch 
19 Marl, im Jahre 1886 aber nur 14°, Mar, 
alio 4',, Maıt weniger; die ordentlidhen Ein- | 
nahmen waren im Jahre 1886 zu 89,58 Mill. £, | 
die Ausgaben zu 92 Mil, * veranfchlagt, für 


e⸗ 


‚000,000 „ 


J zuſ. dv. Farmern 
636 „ (im Januar 447 und 20) 
53 „ 
BEN 3 287 11) 
En ” ? 1) 


772,000 „ = 15,44 Mill. Mart 
‚980,000 „ = 39,60 
—=40,00 „ 


1884/85 (vol. unter III. Finanzen) zu 88,043 und 
89,093 Mill. 2; das Defizit für 1886 ift 2,42 
Mill. £, das für 1384/85 war nur 1,050 Mill. £. 
Für 1887 veranichlagt man 98,6 Mill. £ Aus- 
| gaben und 89,5 Mill. Einnahmen, aljo nur noch 
10,1 Mill. £ Defizit (bei 25,7 Mill. £ Getränf- 
fteuer). 

In Bezug auf den Verbrauch ergiebt fich 3. B 
für re pro Kopf 19,5 Bid. (engl.) Buder 
188 58,0 

u 1884 670 „ 
ferner für Thee die Zunahme von 1,59 auf 5,0 
Pfund, für Weizen von 311 auf 350 Pfund u. j. mw. 
Der Verbrauch von Korinthen und Roſinen ift 
jest an 5 Pfd., der von Reis an 8 Pfd., von 
Kaffee etwa 1 Bib.; über den Berbraud) von Sleiich 
und anderen thierifchen Erzeugniffen ſ. Geßler, 
Landwirthſchaft und Fleiſchhandel u. ſ. w. 


* ” 


” 


* ” ” ” 


Für die Jahre 1880 und 1881 wurden bezüglich der Spirituofen angegeben: 


67,882 und 72,810 Mill. £ für Bier 


28457 „ 28731 5 „britiſ 
10,173 „9959 „ » „ fremde 
14,267 „ 14,080 „ „ „ fremde 
1,600 1,500 


” „ 





britiſche (Obft- u. ſ. m.) Weine 


970,88 Mill. Gall. zu 1,5 sb oder Marf) 


Spirituoien eis Mill. Gall.) 


” * 


Weine 


4 


(15,645 


* 


„) 


* 








123,780 und 127, 7.074 Mil, £ zulammen. 


Neuere Beiprehungen über die Höhe des Nationalvermögens liegen nicht vor. 


xl. Bergbau. Für diejen gilt am meiften 
die übergroße Steigerung des Jahreserzeugnifjes 
mit dem unvermeiblichen Sinten der Preife und 
bejonderö bezüglich der Kohlen und des Eifens. 
In der legten Beit wurden viele Berechnungen 
über den Koblenvorrath bei dem jegigen Verbrauch 
angeftellt; jicher ift, daß der Kohlenbau immer 
toftfpieliger und gefahrvoller wird, weil er in 
immer größeren Ziefen nothwendig geworden ift. 
Nadı Angabe engliicher Geologen follen die Kohlen 





bis 1200 m tief liegen und bi 1000 m Tiefe 
noch abbaufähig fein; der tiefite . im Jahre 
1882 war zu Aſhton unweit Manchefter mit 
860 m; im Bergwerk Pendleter werden die Kohlen 
aus der größten Ziefe bis jet (844 m) 9 2 
Man will den Borrath auf über 145,000 Mil. 

alſo noch ausreichend für 800-900 Jahre 
rechnet haben, macht aber dod; aufmerfiam, dab 
Erjparniffe im Verbrauch eintreten müßten, be» 
jonders in den Wohnräumen, wo bie Ausnupung 


Grofbritannie 


nah Ob. Geh. Bg.-R. Wedding nur 1,5%, und 
in der Induftrie, wo fie nur 50—60%. ift. Die 
Berechnung der Dauer des Vorraths war für die 


1870 = 112,200 Mill. t (Berbraud im Lande 100,5 Mill. 
1 


1878 — 134,800 
1880 — 149,500 
1883 = 163,737 ar 
1884 — 160,560 4 


Die Ausfuhr war in der legten Zeit jährlich | a 
etwa 22—24 Mill. t, für auswärts jtchende 
Dampfer rechnet man 6—7 Mill. t, zuſ. 29—31 
Mill. t, aljo für den Inlandsbedarf jest etwa 130 | 
bis 140 Mill. t. Der Bedarf im Inland jet fich | 

zufammen aus ungefähr 57,425 %, für die In— 
— 18,37 9/, für die Haushaltungen, 17,027 04 
für Schiffahrt und Eijenbahn und 7, 177 ®/ 


” " ” 


” ” ” 


” ” 


” ” 


Sabre 1869 etwa '/,n, in den Jahren 1883 und 
1884 etwa !/, der Erzeugung; von 1845 ab ift 
die Ausfuhr 10 fach geftiegen. Der Kohlenbergbau 
beichäftigte Ken Jahre 1883 zujammen 514,935 
Berjonen, die Zahl der Gruben ift etwas über 
3000; der Werth des an war am böd)- 
en im Jahre 1882 mit 65,5 Mill. 2 und ift 
jept troß einer um etwa 20 * größeren Förderung 
nicht über 44 Mill. £ zu veranjchlagen. 


Für England und Wales ergab der Bergbau im 


Jahre 1884 an Geſammtwerth 47,487,217 £, wo» 
von auf 139,449 Mill. t Steinfohlen 38, 504, 855 £, 
alio 81,08%, und auf 24,472 Mill. t Eifenerze 
6,190, 999 £, aljo 13,24%, famen und alle ande- 
ren Förderungen zufammen nur noch 3,211,363 £ 
oder 4,68 %/, ergaben. Dieje waren 25, 516 t Bint- 
erze, 49, 695 + Bleierze, 42,021 t Kupfererze, 
15,117 t Binnerze, 122,133 t ionftige Erze, 2,309 
Nil. t als, 2,222 Mil. t Thon u. * w., 
237,285 t Verſchiedenes. Im Bergbau u. j. w. 
beichäftigt waren über 400,000 Arbeiter mit an 
1 Mill. Angehörigen (für Biegelei u. j. w. 50,075 
Arbeiter); die Erzeugung von Zink ift 9918 t, 
von Blei 39,700 t, von Kupfer 3342 t, von ginn 
9574 t, von Roheiſen 6,823,727 t. 
ür das anze Gebiet giebt man an: im * 
2 Ro Da 6,627,179 3 au 18,540,304 £ 
1881 — ‚377,964 t zu 20,389,682 #, für 1882 
= 8,49 Mill. t, im Sabre 1884 nur 7,1 Mil. t. 
— Die Eijenpreife waren für die Jahre 


1851 durchſchn. 40 sh 1d. 
1873 , 7. 8, 
189. ATS: 05 
180, B. 5, 
1885 „ 41, 10, 


Für die Eifenerzeugung rechnete man für 1881 


” 





fo für 
Bergwerköbetriebe u. j. w. Die Ausfuhr war im) 


13,162,800 ha oder 32,597,398 Ucres für ne gg \ 
7 


n und Srland. 429 


| Jahresförderung von 145—156 Mill. t angeftellt 
—— die Förderung war aber in den Jahren 


t) (1845 — 30 Mil. t) 

0 „ 0) 1860=69 „ „ 
En 
” 141,0 us 
„ 139,5 " u 


Hohe Gr. 185 Werte, 565 Hohöfen, 8,144,449 t 
Roheiſen, für Zinn in Cornwall und Devonigire 
95 Gruben mit 12,898 t Erz; für Kupfer 63 Gru—⸗ 
‚ben mit 52,566 t, für Blei 250 Gruben mit 
| 64,702 t Erz (48, 587 t Dlei) und 308,398 Unzen 
‚Silber, für Zink 50 Gruben und 35, 527 t Er. 
Fernere Gewinne waren 43,617 t Schwefel- = 
Arſenikkies, 64 t Nidel, 54, 51 Wolfram, 372,5 t 
Flußipat, 7966 t Oder und Umbra, 2884 t 
Mangan, 6156 t Urjenit, 280,725 t Porzellan-, 
1,890,907 t Feuerthon, 30, 479 t Ehinaftein, 
etwas Kobalt, jehr wenig Gold und Silber, 
2,298,220 t Sal; (1,8 Mill. t Quelljalz), 21,318,5 
t "Bart (72 Gruben) und‘ 79,499 t Gyps. Die 
—— Förderung an Erzen ohne Kohlen, Salz, 
bon, Erden war an 9 a £ = 180 Mill. Mt. 
Tre Landwirthſchaft. — Befigverhätt. 


F Band IV ©. 593 war mitgetheilt worden, 
‚daß die Angaben über die Befigverhältnifie feht 
widerſprechend gegeben wurden; noch heute gilt das 
gleiche Urtheil, ſodaß eine zuverläffige Angabe wie- 
der nicht erfolgen kann und mehrfache Mittheilungen 
angeführt werden müſſen. Die Angaben find zu 
verjhiedenen Zwecken gemacht worden; von ber 
einen Seite ſuchte man darzuſtellen, daß die Zahl 
der Beſitzungen von Jahr zu Jahr kleiner gewor— 
den ſei, von anderer Seite wurde dieſe An m 
beftritten und follte nachgewiejen werden, da 
noch Befiger in größerer Menge giebt. daß a 
eine Heine Anzahl von Perſonen über */, des 
Landes in Eigenthum hat, wird nicht beftritten 
und kann nicht beftritten werden. — — 
der Angaben giebt es auch dadurch, daß d 
ſammtfläche an ſich nicht übereinſtimmend —** 
iſt, die Inſeln bald mitgerechnet werden und bald 
nicht, entweder das geſammte Land oder nur das 
Kulturland zur Grundlage genommen wird und 
entweder nur die eigentlich landwirthſchaftlichen 
Befigungen oder alle einzelnen Bejigungen zur Be- 
rechnung verwendet werden. Someit es möglich 
it, Bergleihungen mit früheren Zeiten und mit 
—* Gegenwart anzuſtellen, ſollen die folgenden 
Angaben dazu dienen. 
' _ Die Gejammtjlähe wird jet in der offiziellen 
Statiftit berechnet mit 

zul. 15,069,700 ha 


ni 





7,319,221 Aeres. 


1,906, 900 ” ’ — 2 * 

7.889,500 R 19,466,928 _ n —— — 22,959,200 „ = 56,786,199 

8425,20 „ 20,819,947 ” „ Irland; mit Irld. 31,384,400 „ = 77,606,146 „ 
78.400 ar 193,647 „ „ Infeln; zufammen 31,462,300 „ = 77,799,793  „ 


—F die — —— als Angaben noch vor: 
77,6 — 77,8 — 78 Mill. Acres 


— 77 5 — 


und mehr. Im Jahre 1770 ſoll es noch 2,500,000 
Landeigenthümer gegeben haben; im Band IV find 


430 Großbritannien und Irland. 


für die Zeit nad 1870 zufammen 1,695,218 Bes fentliche Wege u. ſ. w. zu rechnen wären oder das 
figftellen angegeben worden und dafür zufammen Rand in EigentHum 92,91 9%, der gefammten Fläche 
72,287,705 Acres, ſodaß noch 5,512,082 auf öf- | betragen hätte. Im Einzelnen war gerechnet worden 
für England und Wales 972, 836 Befigungen, 33,013,507 Acres, für das Land 954,036 Beſitze 





„Schottland 138, 230 e 18.946 104 „ ee 94, 641 Pr 
Irland 590,152 5 MOM 5» 5 un 54408 5 

1,695,218 Befigungen, 72,287,705 Aeres, für das Land 1,593,530 Beſitze 
Wege u. j. m. 5,512,088 , 





1,695,218 Befigungen, 77,799,793 Üres. 
Für den Fall, daß diefe Angabe richtig ift, wären 
denınad in 100 Jahren 804,782 Eigenthümer 





E3 wurde aber ferner angegeben 





im Einzelnen: 


für 852,438 Befigungen unter 1 Aeres zufammen 190,983 Aeres 0,26%, 
252,725 x von 1-10 „ r 4910,73 „ 679, 
51,091 — 100. 1000 „ „ 15,138,057 „ 20,95 „ 

1.088 5 über 1000 , „51885110 „ 7177, 
1,169,342 72,119,873 Acres 99,77%, 
=. 6,459 weitere Grundberechtigte 167,832 „ 08 * 
1,173,600 72,287,705 Acres 100,00 %, 


davon 1,111,642 Bejigungen für Wohnhäufer, Fabrifen u. j. w. auf dem Lande 


alſo 61,958 Beſitzungen für ländliche Plätze und müßten noch vorhanden ſein 
1,633.26 0 u anderer Art 
1,695,218 Bejigungen. 
Im —— des Agrikultur-Departements für | | angegeben: Befigungen unter 4 Acres 713,361 
1286 jind als F die Zeit von 1881 ff. geltend | und zwar von 
0 bis !;, Ucres 134,932 
Ye " Y ” 117,766 
Y. 1 „ 105,097 
I. 4 „36,722 (19,071 unter dem Pilug, 12,330 Weide, 5327 mit Pflug- 








fandwirthfchaftlich 394,517 und Weideland). 
Eijenbahngrundftüde 39,425 (meift verpachtet, zu 3 sh bis 20 pro Aere) 
An Landhäufer, Gärten ıc. 272,567 (9953 ohne Rente, 262,614 zu 4 ze 12 sh 8 d durchſchn.) 
von Eijenbahnen desgl. 6,852 (710 ohne Rente, der Neft zu 4,8 bis 7 2 Rente pro Aere) 
713,361 
Für 1885 liegen aus Großbritannien allein folgende Angaben vor; es werden gezählt: 
23,452 Befigungen mit 1,195 Acres zu Y/, bis 1 Weres Größe, 
135,756 ” ” 389,677 * „ 1 ” > * ” 
148,306 n „1656897 „5 5», 90 _ - 
84,169 4 „. 2824527 „ „20 „50 R z 
64,715 ei „ 4746520  „ „a „10 „ 2 
79,578 z „13658495 „ „ 10 „ 30 „ e 
13,875 = „ 5241168 „ „ 300 „500 „ R 
4,826 pr „ 3142228 „ „500 „ 1000 „ Fr 
663 “ 382, 615 „ „ über 1000 „ 





555,795 Befigungen mit 32,558,252 Acres 
J F 24,227, 941 ,„ ſonſtiges Land. 
555,795 Befigungen mit 56,786,193 Aeres zujammen. 
57, ‚33%, davon für obige Befigungen. 








in England n Wales in Schottland 
21,069 und 9,983 Acres 1,083 — 530 Aeres 1,300 und 677 Ucres 
103,29, 2656 „ 1104 „34532 „ 21463 „ 68,619 „ 
109,285 „  1,219,663. 17,389 . 200,169 22,132 „ 236,95 „ 
61,146 „ 2,042,370 , 12326 „ 420,452 „ 10,677 „ 361,675 „ 
44,893 „ 23,285,350 , 10,04 „ 735671 „ 9,778 „72549 „ 
59,180 „ 10,285,988 784 „ 1233374 12,549 „ 2,139,193 „ 
11,452 „ 4328,72 „ 3839 „ 143,623 „ 2.034 „ 768,823 „ 
4,131 „  2,697,794 6 539793 „ 632, 409,641 „ 
55, 735,188 8, 10,373 90 . 137,104 
414,950 und 24,891,539 Nore 60,190 und 2,818,547 Ucres 80,658 und > 4,848,166 Ürres 
‚705,859 * 1,903,276 „ 14. ‚618, 762 
39,507.308 Acres 4,721,823 Acres 19,466,928 Ycres 


77,03 97, 59,719), 24,90%, 


Großbritannien und Irland. 431 


Bon den Befigungen hatten 


=" Rente Ei Ei 
28 Herzöge 3,991,811 Acres mit 2,257,655 pro Aere 0,566 pro Perſon 20,630,5 
35 Marquis 1,567,227 „u 1388761 „ „ 0883 „ „ 40,414,2 
194 Earls 5,862, 118 „ 5,007,119 „ „ 0854 „ 25,809,9 
52 Viscounts 76,849 „u 6471 „ 0810 „ „.  12,399,4 
218 Baronets 3,085,160 „ 3,135,852 „ „ 1016 „ 14,385,6 





525 Perjonen 15,303,165 Weres mit 12,529,068 pro Were 0,825 pro Verſon 23,864,8 


Für die Kirche rechnet man 496,406 Neres mit Grundbeſitz, 6 Männer '/, und in England 150 
12,716,769  tataftrirter Rente oder 6,5 Mill. 2 | Männer '/, des Landes. 
Einfommen oder 158 Mill. < Kapitalwerth; die 


Univerfität Sambridge hat 103,674 Aeres, Die Uni— 
verfität Orford 126,579 Ueres. In Schottland 
haben 161 mwohlthätige Anftalten und die öffent- 


Nach den neuejten Mittheilungen: A. vom Präfi- 
denten der Free Land Association, B. in bem 
neuen Domesday Book mit der Angabe von 


972,836 Grunbbefigern werden gerechnet: 








lichen Geſellſchaften zuiammen 584,327 Weres 
A. 
0,03 ®;,, oder 11,195 Befigungen von — bis 1 Neres Größe 
138, :; 389,677 z 1 735 z 
5,02 „ „ 1,656,827 R 23 20 = : 
8,53 " " 2,824,529 ” ” 20 ” 50 ” " 
1 4,38 2 ” 4, 746,520 ” ” 50 ” 100 " " 
41,38 „ „ 13,658,495 x „100 „ 300 „ — 
15,87 „ 341, 168 „ 300 „ 50 „ u 
955 5, u 3,142,228 . „500 „ 1000 „ J 
2,67 „ 882,615 u über 1000 „ B 
98,61%, ober 32,553,254 Beſitzungen 
1,39, „ 458,836 — fehlen 
100,00 oder 38,012,090 Beſitzungen. 
B. 
0,45%, oder 151,171 Weres von 703,289 Verſonen zu unter l Acres Größe 
idR. -; 478679 „ „ 12198  „, 31 bis 10 Ba 
53 „ 1,750,080 „ „ 72640 . „10 „ 50 = R 
542 „ „ 1791,606 „ 25,839 z „ 50 „ 100 e; P 
067. 682737 „ 32,317. „10 „500 RR: 
10,04 „ „38317678 „ 4,799 r „ 500 „1000 . a 
11,58 „ . 3,799,307 „ " 2,719 — „1000 „ 2000 r — 
16,74 „ „9529190 „ . 1,8515 i „ 2000  „ 5000 „ A 
1204 „ „ 3974,75 „ = 881 „ „5000  „ 10,000 Aa 
938. „  3,098675 „ = 223 " „ 10,000 „ 20,000 N 
Ei)». 1,917,076 „ u 66 Pr „ 20,000 „ 50,000 „ * 
0585, „ 194,939 „ jr 3 a „ 50,000 „ 100,000 u 
04. . 181,617 „ 2 l ® „ über 100,000 „ “ 
100,00 %/, oder 33,012,090 Acres von 966,275 Berjonen 
1417 „ 6,561 z fehlen 








33,013,507 Acres von 972,836 Berjonen. 


Es haben die unter B. genannten Er mg ee | britannien, die unter A. genannten mit 32,559,245 
von zuſammen 33,013,507 Meres 58,13%, der | haben 57,3 9 der Fläche; in der Angabe für 
57, 


Gejammtflächhe von 56,786,199 Aeres für Groß- | 1885 find 3 %/, dafür angegeben worden. 





Es betrugen: 
die Befipungen unter 1 Acre in den 3. 187276 zuſ. 0,47%; in den J. 1882/86 zuſ. 0,45%/u 
” bon 1— 1000 Acres ” r ” 44,65 „ * " ” 42,89 [7 
”» ’ 1000 -- 10,000 er #. [77 #. 41,62 E77 [73 [12 [23 40,36 [2 
" über 10,000 7, {7} [7 [77 13,26 „ [7 m m ] AR 
100,00® 100,00 ®,, 


2. Bodenvertbeilung. Nach den früher gemachten Angaben läßt fih annehmen, daß in 
der Beit von 1870,76 zu rechnen waren: 


432 








Großbritannien und Irland. 








in England in Wales in Schottland in Irland auf den Infeln 
für Ader- und Gartenland 22,7%, 34,2%, 15,5% 03%, 17,2%, 25,0%, 
„ Wiejen und Weiden 37,4 „ 93 „ 40,2 „ 12,10 „, 578 „ 18,1 „ 
„ Waldungen u. j. w. ER LE; 27 3,83 „ 0: 81, 
[7 Debland u. ſ. w. 37,5 " 22,4 er 41,6 " 73,04 [7 23,4 „ 48, " 
100,0%,, 100,0%,, 100,0%,, 100,00, 100,0%, 100,09. 
E3 gab demnad) in ha und Wcres: 
— —— und Irland England Wales 
Acred ha ha Acres 
Ader- und Gartenland 7, 143, 055 17,660,553 4,501,678 11,148,310 295,569 731,883 
Wieſen, Weiden 11 787. 087 29,097,122 5,172,980 12,810,778 766,574 1,898,171 
Waldungen u. j. w. 755,107 1,867,196 539,674  1,336,493 51,486 127,489 
Dedland 11,798,551 29,174,922 2,948,468 7,301,817 793,271 1,964,278 
31,462,500 77,799,793 18,162,800 32,597,398 1,906,900 4,721,828 
Schottland Irland Inſeln 
Acres Ucres 
Ader- und Gartenland 870,212 2,147,202 1,449,134  3,581,031 19,600 48,412 
Wieſen und Weiden 954,629  2,355,499 4,869,766 12,033,929 14,190 35,050 
Waldungen u. j. w. 302,168 745,583 134,803 333,119 6,350 15,685 
Dedland 5,762,491 14,218,644 1,971,497  4,871,868 38,260 94, 500 
7,889,500 19,466,928 8,425,200 20,819,947 78,400 193, 674 
Im Jahre 1883 gab e3 nad) der Agricultural Returns of Great Britain: 
Sulturland m. Brade u. Weide 
/ ha Acres 0, 
in England 76,07 = 10,001,942 — 24,797,113 25,288,520 dauernde Weide — 5306 
in Wales 59,32 = 1,113,792 = 2,799,994 6, ‚371 799 fünftliche Weide — 13,37 
in Schottland 24,60 — 1,940,817 = 4,7%,032 davon 10, 326, 518 Getreide s 21,66 
in Irland 72,77 = 6,131,018 = 15,151,230 4,708,939 Wurzelfr.u.j.mw. — 9,87 
auf den Infeln 61,30 = 48,049— 118,915 168,278 Handelspflanzen = 1,68 
im Ganzen 61,27 = 19,235,618 = 47,667,274 803,225 Bradhe e u. ſ. w. — 0,36 
—747,667,274 100,00 
Es wurden ferner angegeben für —— —* Wales 
im Jahre 1885 
Getreide und —— 21,85 F I: 593,0 000 ha 18,85%, — ‚841,000 ha 
Rüben, Kartoffeln u. j. w „= 1,118,000 R ‚9 „ = 1,701,000 „ 
Flachs 94 „= 6,000 0,01, = 1,000 „ 
opfen 017, = 25,000 „ 0,10. = 29,000 „ 
‚ Gras 8,57 „= 1,292,000 „ 825 „ — 1,243,000 „ 
Brachland 1,67 „= 31000 „ 144 ,„ = 217,000 „ 
Wieje 30,94 „= 4663,00 „ 4034 * 6,079.000 ” 
landw. Fläche 71,07%, = 10,710,000 ba 80,37%, = 12,111,000 ha 
Wald ‚90 — 588, e 421, = 635,00 „ 
Kulturland 74,97 %/, —=11,298,000 ha 84,58 ö, = 12,746,000 ha 
Heide, Unland 25.03 „ = 3,772, ‚000 „ 1542, = zen a 
10,00%, ‚— 15,070,000 ha 10,00%, = 15,070 ha 
Für 1877 war die Ungabe: 
England Wales Schottland Irland 
Getreide 4,239,000 ha: 2,641,000 ha 198,000 ha 661,000 ha 739.000 ha 
jenfrüchte 332,000 „ 314,000 „ 3,000 „ 11.000 — 4.000 n 
rtoffeln, Rüben 1,902,000 „  1,026,000 „ 52,000 „ 281,000 „ 543,000 „ 
Klee, Gras 2,596,000 „  1,107,000 „ 142,000 „ 568,000 „ 779,000 „ 
Flachs, Hopfen 82,000 32, ” Se: " re ” 50,000 * 
Brache 256,000 „ 233,000 „ ‚000 „ 7,000 „ 7,000 „ 
Wiejen 9,561,000 „ 4,294,000 „ 701,000 „ 461,000 „  4,105,000 „ 
landw. Fläche 19,057,000 ha: 9,737,000 ha 1,989,100 ha 1,105,000 ha 6,226,000 ha 
Garten 19,000 „ 16,000 1,000 „ ‚000 „ 1,000 „ 
Wald 1,015,000 „ 536,000 „ 297,000 „ 51,000 „ 131,000 „ 
Triften 10,541,000 „  2,549,000 „ 5,421,000 „ 704,000 „  1,867,000 „ 
Gewäſſer 847,000 „ 353,000 „ 242, ni 52,000 „ ‚000 „ 
31,479,000 ha: 13,191,000 ha 7,950,000 ha 1,913,000 ha 8,425,000 ha 


Großbritannien und Irland. 433 


Bon Irland liegen die genaueren Angaben für 1882/86 über den Aderbau wie folgt vor: 


Weisen Gerſte Hafer Speig u. Rongen Getreide zuf. Pjienfrühte, Bibien 


1882 152,834 ha, 187,257 ha, 1,397,307 ba, 8,196 ba, 1,745,5%4 ha, 11,216 ha 


1883 94,740 „ 183,291 „ 1,381,904 „ 7,566 „ 1,667,501 „ 11,190 „ 
1884 67,809 „ 167,061 „ 1,348,444 „ 7495 „ 1,590,509 „ 8,729 „ 
1885 71,017 „ 179,183 „ 1,328,864 „ 8,743 „ 1,587,757 „ iu} 
18866 68,408 „ 181,494 „ 1,323,2065 „ 10,864 „  1,583,971 „ 6,696 „ 

Kartoffeln Zurnips Mangold u. Rüben ſonſt. Kohl u Kraut Möhren Wurzelfrüchte zuf. 
1882 837,918 ba, 294,070 ha, 36,316 ha, 36,840 ha, 30,666 ha, 1,235,810 ha 
1883 806,467 „ 306,799 „ 37,145 „ 35,813 „ 29,866 „  1,216,890 „ 
1884 798,952 „ 304,031 „ 34,541 „ 39,473 „ 31,21 „ 1,208,018 „ 
13885 797,292 „ 296,984 „ 37,179 „ 42,127 „ 31309 „ 1,204,891 „ 
1886 799,858 „ 299,273 „ 37,413 „ 40,077 „ 30,802 „  1,207,423 „ 

Flacht Wicken, Rapsn.f.w. Ackerbau zuſ. Wieſen u. Triften zuſammen 


1882 113,484 ha, 13,153 ha, 8,119,187 ha, 1,962,152 ha, 5,081,339 ha 
1883 95,948 13,393 „ 3.008917 „ 1,931,784 „  4,936,701 „ 
1884 89025 -— 13395 „  2,910,176 „ 1,962,487 „ 4,872,668 „ 
1885 10827 . 14418 . 202454 „ 2,034,768 „ 4,957222 „ 
1886 127,865 „ 13,753 ,  2,939,708 „ 2,094,138 „ 5,033,846 „ 


Vergleicht man 1882 und 1886 mit einander, jo ergiebt ſich für das letztere Jahr als 


Abnahme Weizen mit 84,416 ha Zunahme Spel;, Roggen um 2,728 ha 
Gerſte a 5,763 „ Turnips 5,208 „ 

Hafer „ 74,108 „ Mangold = 1,097 „ 
Hüljenfrühte „ 4520 „ Kohl u. ſ. w. „ 8237 „ 
Kartoffeln „38,060 „ Ba 21 * = 
zuuſammen mit 206,861 ha ladıs „ 1483831 „ 

6 Abnahme 159,361 „ Widen ” 600 „ 


Wieſen u.j.w. „ 131,986 „ 
zufammen 159,368 ha 


Das berechnete landw. Areal hat demnach nicht mehr ; das Getreide zeigte Abnahme um 293,000 ba, 
wejentlid abgenommen, nur um 47,943 ha oder | das Futter Zunahme um 95,000 ha, das Wicien» 
rund 0,93 /, in 5 Jahren; im Durchſchnitt jähr- | land jolche um 1,611,000 ha, während die Wurzel» 
lid um 9,4983, ha oder 0,1869. Die niedrigfte | frücdhte 112,000 ha Fläche verloren hatten. Im 
Hiffer Hatte das Jahr 1884 mit 4,872,665 ha) Jahre 1868 gab es in England und Wales 
oder gegen 1882 mit 208,676 ha Abnahme und, 29,955,000 Acres = 12,122,788 ba bebautes Land 
im! 1386 mit 161,183 ha weniger Anbaufläche. gegen 31,267,000 Acres = 12,653,755 ha; im 


“bleibt Abnahme 47,493 ha 








m Jahre 1870 hatte man in Großbritannien und Jahre 1874 (mehr 1,312,000 Acres = 130,967 ha.) 
rland 18,891,000 ha landw. Fläche, im Jahre Zwiſchen 1870 und 1880 ift die Vermehrung des 
1878 aber 20,170,000 ha, d. i. 1,279,000 ha landw. Areals 1,260,000 Acres oder 50,992 ha; 


es gab mehr Wieſen und Weiden 260,000 Acres, weniger Getreide 394,000 Acres 
Dbftplantagen und Gärten 8u00 „ davon d 313,000 „ 
Wald 45,000 „ bleibt 81,000 Acres 


318,000 Acres 
Da 126,000 Ucres landw. Areal mehr vorhan- um 207,000 Vcres — worden fein. Es ver⸗ 
den waren, fo müſſen die Wieſen und Weiden | hielten fich in England in den Jahren 1873 : 1884: 


die Weiden wie 13,000,000 zu 15,000,000 Acres (für 1884 mehr 2 Mill. Acres) 
das Getreideland „ 9,146,000 „ 8,618,675 „ z weniger 527,325 Aeres) 
das fzutterland „  6,567,000 „ 6424848 „ ( „ e 142,152 „) 
Der Vermehrung von 2 Mill. Acres ftcht die | genüber, es find aljo 1,330,523 Ucres Land mehr 
Berminderung von zujammen 669,447 Acres ge: | zu rechnen. 
Für die Hauptfrüchte werden aus den legten Jahren angegeben: 


Mi 1884 = 2,677,033 Acres; 1885 — 2,478,313 Acres; 1886 2,286,064 Acres 


Gerſie — 2,168,820 = 2257346 „ — 2241266 „ 
er — 2,915,363 = 2904W „ = 8,081,701 > 
artoffeln = 565,048 = 8731 „ = 553,990 „ 
Hopfen = 69,258 = 71327 „ = 69,967 „ 


Landw.-Konverj.rkeriton. SpegialsEuppiement. 28 


434 


An Prozenten der Mittelernten gab es in * Jahren 1881 : 


Großbritannien und Irland. 


1886 bei 


Weizen von 86,3%, (! bis LEN: m Jahre 1886 gab es 1,150,000 Quarter — 
Gerite „ 90,5 „ (1886) „ „ (1881); 14,6 o weniger Ernte und mit Anbauverminderung 
Safer „ 80,0 „ (1881) „ 1086 au (1883): auf. 2 Mill. Quarter weniger Ernte gegen 1885; 

artoffeln ,, 91,7 „ (1886) „ 120,6 „ (1883); —* Jahr 1886 hatte außer im Hafer und Heu 
Hopfen „ 65,0 „ (1881) „ 112,6 „ (1882); die jchlechtefte Ernte jeit 1881. 

E3 gab ferner im Jahre 1880: 
ha ha ha 

—— in England 70,900, in Wales 3 in Schottland 630, \ 

emüjegärten z 16,300, J 24 Pr ‚460, 
Baumjchulen H 4,000, ii 126, E 10, | zuſ. 1,070,016 ha 
Wald u. Gebüſch m 380,900, en 65, 800, — 328,500, 


in England 672,100, in Wales 66,616, in Schottland 331,300. 
In welcher Weife Uebertreibungen in Schilderung (162,6 kg) der gleidhe in den Zeiten von 1867 : 


ber Verhältniffe ftattfinden, beweift am beiten die 


jüngft erichienene Schrift von C. D. Dalhouje, 
„Englands Niederga ng 
Handel“, deutſch von Zöppri 


er "geichrieben. 


Kommilfion zur Unterfuchung der Handelsftodung 
in deren zweitem, Ende 1886 veröffentlichtem, Bes | 
richte wird die Lage der Landwirthichaft als über- 


aus verzweifelt geichildert und behauptet, dab von 
1869 zu 1884 das Pflanzland um 2,377,596 Aeres 


fonjt um 655,446, Blatt: und Wurzelfrücte um 
332,073 und Flachs um 158,676 Acıcs), wodurd 
neben dem Berluft durch Preisrüdgang der Na: 
tionalwohlitand einen Berluft von 60 Mill. £ — 


17 Mil. 2 für Getreide fonft, 
Flachs). Für Irland find als Veränderungen an⸗ 
gegeben: in Weizen von 28,117 auf 69,008 Aeres, 
in Körnerfrüchten jonft von L, 926,853 auf 1,530, 620 
Aer. in Kartoffeln von 1,041,837 : 798,942 Ker., 
in Flachs von 229,178 : 89,197 Mer., zuſammen 
Abnahme 995,805 Wer. nder 1869 noch 3,9U6,043, 
1884 aber nur nod) 2,910,238 Aeres landw. Baus 
land. Berjchwiegen wird die Vermehrung des 
Futterlandes und die Verringerung der Flächen 
durch fortgejagte oder fortgezogene Farmer; für 
bieje Abnahme Tann der Mangel an Schußzöllen 
nicht verantwortlich gemacht werden. 


Die oben gegebenen Bahlen entiprechen dieſen 


Angaben nicht. Es ift ferner die in diejer Schrift 
gemachte Behauptung, dab der Verbraud an Wei- 
zen (Mehl, Brot u. j. w.) von 358,5 engl. Pfund 


in ——— und pro Kopf erwieſen worden. 
Stuttgart 
1886; fie iſt für die Nothwendig ei "der Schutz⸗ 
Gegenüber der Ablehnung der 
pfehlung ſolcher Maßregeln durch die königl. 20 2 
alſo — 1 ha faſt 1000 Mark rechnet, alſo zu 


1876 und von 1875 : 1884 geweſen jei, von An- 
deren widerlegt und eine Zunahme des Verbrauchs 
Nah Dalhouſe foll 
die Abnahme 2,377,596 Aeres umd der Preisrüd- 
gang allein die ichlimme Lage verjchuldet haben, 
zugegeben aber wird, daß der Farmer in England 
00 Mart Betriebstapital pro Were, 


viel Kapital verwendet. Es iſt oben nachgewieſen 
worden, daß die ganze Einfuhr an Lebensmitteln 
auf 10 Mill. Acres Bauland gewonnen werden 


‚könnte, und daß die wirfiche Veränderung des Baus 
abgenommen habe( Weizen uml 231,401,Halmfrüchte | 


landes eine wejentlih geringere ift, als in der 
‚Megel angegeben wird. Gr. und Frl. können ohne 
Zweifel die Uebelftände bejeitigen, und allein durch 
befjeren Anbau, nicht aber durch Zollmaßregeln; 


| dieje Ueber zeugung wird dort maßgebend bleiben. 
1200 Er Mart erlitt (13 Mill. £ für Weizen, | 
29 Mill. £ für 


3. Erträge. In der erwähnten Schrift ift für 
England im Durchſchnitt pro ha 1711 kg aa 
für Tentichland 1300 ke ald Ertrag angegeben, 
an anderer Stelle für dort durchjchnittlich 28 bah 
pro Acres, aljo für 1 ha 69,2 bsh oder 25,15 hi 
Lawes und Gilbert rechnen 32 bi8 38 bsh 
pro Aere und nach Durchſchnittsangabe Anderer find 
pro Aere 30 bsh (22— 38) zu rechnen. Bon 1866 bis 
1875 war die Durchichnittäernte 12,105 Mill. 
Quarter (10,11 bis 14,10 Mill. D. je nad) 
gang), die Einfuhr ab Ausfuhr 9,286 Mi 
(7,6 bis 11,72 Mill. D.), der Verbrauch aljo 


‚21,391 Mil. Q. oder 62,201 Mill. hl (55,26 bis 


69,03 Mill. h)). 


Für 1867 war für den Durchſchnitt der Ichten 
Beit feitend Anderer ald gejammter Ertrag an— 
gegeben worden: 


Ri 2 mil. £ min. £ 

vom Aderbau 147,038 von der Viehzucht 168,809 zuſ. 315,847 

für 1869  „ „231,265 „248,343 „480,568 
„ 187174 „ 263,804 Er J 248,798 „ 512,600 

„ 1885 r 240,00 — 31l0,000 „ 550,000 


Für Getreide rechnete man im Jahre 1867 nah Caird in England 80,787 Mill. 2, für 1871/74 
dem Durchſchnitt der letzten Zeit in England |nah Hoppe (Vortrag im armer » Club) 99,426 
77,416 Mill. Jahreswerth des Ertrag, im Mill. z 
Sahre 1869 77,894 Mill. £, jür 1869: 1879 nah | Im Tinzelnen wurden angegeben für 1869: 


Großbritannien und Irland. 








435 


mil. £ mil. £ „mu Mi. 2 Ertrag 
England Getreide 77,843 Futter u. ſ. w. 53,881 Bieh 120,528 zuſ. 247,252 
Wales z 5,083 ß N ‚535 „ 17219 „ 27,747 
Scyottland „ 12,069 . pr 12,443 “ 33,188 „57,700 
Irland a 18,033 „ 52 77,408 „ 147,869 
zu. Getreide 107,978 Futter u. j. w. 123,287 Bich 248,343 zuſ. 480,568 
Für 1871/74: — In ähnlicher Weiſe zeigt ſich ein Rückgang bei 
Weizen 38,994,500 den Preijen anderer Erzeugnijfe, am wenigften 
Gerſte 24,748,180 bei Fleiſch und thierifchen Erzeugniffen überhaupt. 
Hafer 35,100,064 Im Jahre 1885 war aber auch ſchon 1 Pfund 
Roggen 583,032 engl. gutes Fleifh zu 4,5 d (37,5 Pig.) zu be 
Getreid 99425,756 lommen und von 1833'85 zahlte man für Rind» 
Bohnen 9.672.296 eiſch 67 bis 83 Pig. für bejte, 45 bis 62 Pig. 
Erxbfen 3 178.408 ür zweite Qualität, für 1 Pfund Fleifchgewicht 
ee 7,850,704 im Jahre 1864 von 48—86 Pig. 
Kartoffeln 24,171,672 P „ 18974 „ 56-84 „ 
Turnips _ 12,260,436 2822⸗ 
| A ⸗e oie ee Re RE 
Mangold — In kg berechnet galten 1884 
Möhren — Ri d 2. oO 
200904 in 124—142 und 92—96,5 Pig. 
te e108l2 Hammelfleiih 104-130 „ 67-95 „; 
Klee 16,799,402 im Jahre 1883 Hatte man in Folge vieler Vich- 
Weide 68,148,322 krankheiten um 2 bis 5 d höhere Preiſe pro 
— ———— Ende 1886 und Anfang 1887 wird als 
ür Ende und Anfang wird a 
she — niedrigſter Stand der Preis zu 1,37 Mark für 
Schafe 6x 372 598 1 kg beftes Rindfleifch angegeben und mitgetheilt, 
Schweine 13.010.245 daß bezüglich der Hammel nicht mehr Thiere mit 
— 248 789.0 * 200 Pfund, ſondern ſolche mit 60 bis 80 Pfund 


zuſammen alſo 483,986,532 2 als Ertrag der 
Sandwirthichaft, d. i. 9679,73 Mill. Mark. 


Fernere Angaben dazu find für den Ertrag pro 
Acre von Weizen und Gerfte 10 2, von Hafer 
und Roggen, Kohl, Raps, Bohnen und Erbjen 
8 z£, von Kartoffeln 14 2, von Turnips 6 €, 
von Mango 10 2, von Möhren 16 £, von 
Widen und Klee 4 2, von permanenter Weide 
und aud von Klee3 2; pro Stüd Pferde 20 2, 
Rinder 15 2, Schafe 2? 2, Schweine 1 Er— 
trag. In jummariichen Angaben rechnete man pro 
Acre 0,24 bis 1,016 £ Rente beim Großbeſitz, 
1,29 bis 2,97 bei richtigen landw. Betrieb und 
3,36 im Durdichnitt mit Zuzählung der Heinen 
Güter mit hohen Renten. 


4. Breife. Für den Weizen waren dieſe pro 
Quarter (2,9078 hl) in den Jahren 


1866/67 = 58 sh — d (& 1 Marf) 
1867/68 = 79 „ 3„ 
1868/69 = 51 „ 8„ 
1869/70 = 45 „11, 
1870,71 =593 „ 5 
1871,72 = 55 „ 3. 
1872/78 = 57 „ 1, 
1873/74 = 61 „ 3. 
35 =49,.-—. 
1879 ° =-39 —, 
1882 fi. = 35 „ —. 
1885 — 81 6, 


Fleiſchgewicht am beliebteſten ſind. 

Die Güterpreiſe find zur Zeit theilweiſe 
noch gute zu nennen, in vielen Grafſchaften 
aber bedeutend niedrigere als im ſiebenten Jahr» 
zehnt (vgl. die früheren Mittheilungen). Ausführ— 
lichere Angaben können bei dem an und häu«- 
figen Wechſel der Preife nicht gemacht werben. 
Aus dem Jahre 1881 wurden von der Grafichaft 
Suſſex ala erlöfte Berlaufspreije bekannt: eine 
| Befigung mit 198 Acres und herricaftlicher Woh- 
nung, 188 Ucres und 2 Pachthöfen, 488 Ncres 
und ein Pachthaus nebft fonftigen Gebäuden, zu⸗ 
jammen 834 Ucres oder 337,52 ba für 30,000 
oder 600,000 Marl, d. i. für 1 ha im Durdichnitt 
1777,68 Mark; eine Beſitzung von 190 Acres 
oder 84,5 ha mit Gebäuden and Wohnhaus zu 
7200 2 oder 148,000 Marl, für I ba aljo 1704,14 
Mark; eine Fläche von 103 Acres oder 46,04 ha 
Marih- und Fettweideparzellen zu 7500 £ = 
150,000 Marl, d. i. für 1 ha 3258,08 Marf; 
‚eine Fläche von 125 Acres oder 55,87 ha abge— 
grenztem Reideland von Marichboden zu gleichem 
Berlaufspreis, d. i. alfo für 1 ha 2684,9 Mart. 
Diefe Angaben mögen zum Vergleich mit den 
früher gemachten gemügen. 

5. Bichzucht. Auch bezüglich des Viehſtan— 
des find die Angaben jehr widerjprechend gemacht 
worden, und jelbft für die jüngfte Zeit findet man 
in der Literatur fchr weit von einander verſchie— 
‚dene Zahlen. Soweit ſolche beachtenswerth find, 
tönnen mitgetheilt werden für die Jahre: 

28 * 


436 


1839 
1852 


1868 Großbr. 
Irland 


1870 Großbr. 
Srland 


1873 Großer. 
Irland 


1383 Großbr. 
Srland 


1886 Großbr. 


Großbritannien und Irland, 











Bierde Eſel Rinder Schafe 
1,770,54  — 15,400,000 53,258,685 
2,5 Mil, _ 9,8 Dill. 32,21 Mil. 

— — 5,423,981 30,711,396 

— — 3,620,352  4,822,444 
2,6 Mil. — 9,044,333 35,535,840 3,1 
2,080,814 ? 5,506,679 29,759,532 
554,216 173,717  8,799,912 4336, 884 
2,635,030  —  9,306,591 34,696,416 
223300 — 5,914,491 30,192,410 
548,129 180,355 4,115,288  4,540,270 
2731,19 — 10,340,774 34,739,680 
2,255,000 ? 5,982,779 25,068,271 
561,427 189,760 4,096,058  83,219,311 
2,816,427 ? 10,079,732 28,237,582 
2,255,000 ? 6,646,785 26,534,635 
558,350 196,263 4.148.027 3,367,722 


2,308,538 ? 


4 862443? 
3,170,981 ? 
142,138 — 
1,461,215 221,891 
2 — 
2,422,832 2 
1,252,056 270,691 
3,607, ? 
2,617,57  — 


1,348,364 263,146 
8,966111 — 


2,221, 557 


Schweine Ziegen 
1,827,000 — 
5,5 Mil. 0,21 


Geflügel 
7,5 Dill. Stüd 


” ” 


— Mill. 
11,169 „ 
? Mil, 
? Mil. 
12223, 

? Mil. e tüd 
16,061 Mill. St. 
13,382 u u 


Stüd 


Stüd 
Stüd 


29,443Mil. ©t. 


17,00 Mil.St. 


Irland 1,263,133 266,133 1391 „ „ 


9813350 ?  10,794,812 29,902,357 3,484,690 3v,91 Wil.St. 


In Großbritannien allein rechnete man für 1885 als Verhältniffe des Vichftandes nach Befip- 
röße für Güter von: 





Acres Aere Acre Here 
1— 5 ein Pferd auf 13,7 ein Rind auf 2,5 ein Schaf auf 10 und ein Schwein auf 2,4 
5— 20 143 [12 ”» 17,3 ’ ”„ [23 3,0 [73 [23 [23 I, 3 123 [23 ” [23 5,1 

20— 50 [23 ” [23 18,4 [23 [23 # 3,5 [23 [20 E23 11 123 " [23 ” 9,0 
50— 100 " [7 [7 20,4 [77 " 7) 4,1 [2 [7 " 1,3 " [7 " [7 12,6 
100— 300 [23 123 [23 25,2 [73 [2} [23 5,1 ” " [13 1,4 [27 [23 [73 ”„ 16,9 
300 — 500 ”» [73 [23 27,2 [23 [13 [23 6,1 [23 " [23 1,1 ” ’ r ’ 21,9 
500 — 1000 [77 " " 31,5 [7 " 8,8 [7 " 7 0,9 2 [7 ” 7 25,9 
über 1000 ’ ” ’ 41,7 ’ [23 [23 10,9 [23 " [23 0,9 [2 [23 [73 ’ 23,2 


Die Einfuhr von Vieh und thierifchen Er» heren Artitel waren angegeben worden als Zahlen 
zeugniffen hat fich mejentlich vermehrt; im früs | der Einfuhr von lebendem Bich für die Jahre: 


Rınder Kälber Schafe Schweine 
1843 745 22 110 183 Stüd 
1874 15,782 36,041 758,902 111,589 „ , dazu kommen für 
1881 282,691 36,683 935,241 24273 „ 
I. Semejter 1885 159,986 27,564 349,596 1,970  „ 


Für die Jahre 1843—1874 und 1881 ift die) 1000 Mill. Stüd, für 1885 find an 2200 Mill. 
Biffer für die Einfuhr von Eiern 73, 680 und | Stück zu rechnen. 


Die Wolleinfuhr geftaltete ſich in Ballen zu 270 Pfund wie folgt: 


1701/1710 = 2,258 im Durdjichnitt beim Verbrauch von an Mill. Pfund 
1801 — 24, 572 " " er 7, 7 6, 6: 2 im 
1821 = 82, 567 „ " 7 7 " 8,85 7) 
1841 * 187, 222 " " 7 #r " 50,92 r " 
1861 — 504.162 \ M ö —— 
1875/78 =  3623Mit. Hund X GET? "VEN 
1885 = 


An Bezug auf Fleiihwaaren wurden für die Einfuhr verzeichnet in tb: 
1875 geſ. Rinpdfl. ——— friſch. Rindfl. 1, 750,6, Fl. fonft 7249,35, Tan. 8, 587,3, Sped 120,387,5°, 
434 


1881 „ 12 . " " ‚638,45, ,„ „8796,55, „ 23,7%,35, „ 192 ‚91 ‚75 

1875 Scinten 11 A075 h gel. Schaffl. 11 ‚639,1, fr. Schaffl. 1780,5, Butter 51 ‚038,7, gaſe 74 Ai 

1881 M 37,350,45, „ * ‚485,45, „ 15137,  „ 105,000, “ 100,000 
Für das erſte — 1885 ſind verzeichnet: | 628,402,700 Mark Transport 

86,056,280 Mark für lebendes Schlachtvieh 31,781,140 „ für Eier 

160,390,020 „„ gelalz. umd geräuch. Fleiſch 5,406,550 „  .„ Geflügel u. ſ. mw. 

114,680,660 „  „ Butter und Kunjtbutter 9,3425320 ,„ Fiſche 

262,275,740 .. Käle 17, 485, a80 „ „ Schmalz 

628,402,700 Mark Latus 692,868,400 Marl, 


Großbritannien und Irland. 437 
Für Fleiſch, Wild, Geflügel u. ſ. w. giebt man be; er aud an 168° 100 * Mark Mehreinfuhr. 
" " ” " [23 " " ” [23 1 5 [23 
Dalhouſe — IR: 1868 an lebendem u. todtem a — 000 ⸗ * 109,10,00 Mt. Einfuhr. 
1884 25, 447,000 = 508,9 


” 23 ”„ " ” " " " 


Nach — Levi ift von 1865 : 1885 der Ver⸗ des Luxus betrieben worden, J die Geflügelzucht 
brauch pro Kopf gejtiegen um 15 Pfd. Fleiſch, 60 | im Ganzen ergiebt ſich jegt die Vorliebe auch mit 
Bid. Brot, 15 Pfd. —— 40 Pd. Gemüſe, Rückſicht auf Nutzungszwecke. 

5 Bid. Käle, 20 Eier; nah © . Danger, „Bur | Bei der Pferde zucht wird jegt das Haupt» 
Statiftit der Landwirthihrft in Gr. u Ir.“ augenmerk auf die jchweren Pferde gerichtet und 
ift jegt der Verbrauch an Fleisch 1,140,000 t, der werden befonders die Reiftungen der Shire horses 
an Getreide 60,7 Mill. hi. Andere rechnen für | Society bewundert. Auf der Februar-Ausftellung 
die inländiiche "Erzeugung pro Kopf 44 Pfund im Jahre 1886 mwaren wahre Prachthiere ausge- 
Rind», 19 Pfund Hammel-, 6 Pfund Schweine- | ftellt und wurden bedeutende Preiſe vertheilt. Den 
fleiſch, zuſ. 69 Pfund und ben Verbrauch zu 106 erſten Breis erhielt ein Hengit von Lord Wartage, 
und jelbft 136 Pfund nebft 67 Pfund Fi Zu, verkauft für 31,200 Mark, den zweiten ein Hengſt 
Anfang der 80er Jahre wurde für den Bedarf | von Lord Balworth, verfauft mit 30,000 Mart; 
bie Dedung zu rund 87%, im Inland und zu | nad Amerika gingen 40 Stüd, alle mit Breijen 
13°), aus dem Ausland bezüglich der thieriichen | über 8000 Markt. Auf der Auzftellung der kgl. 
Lebensmittel gerechnet; die inländische Erzeugung |.» Gej. in Preſton, 1885, wurden beionders 
der Wolle wird für 1885 zu 137,7 Mill. Pfund —— und Suffolls bewundert. Die im 
ugegeben. | November 1885 abgehaltene Verfteigerung des be— 

&n Bezug auf die Veränderungen in der Zucht | rühmten Geftütes für Chire-Pierde von Ed. Coof 
und Haltung find die folgenden Mittheilungen | brachte durchichnittlih 2300 Mark und ala höch— 
zu geben. Im Allgemeinen ift man von der Vor- ften Erlös 7000 Mark pro Stüd. Bon Jagd— 
liche für hochjettes Vieh zurüdgelommen und be= | pferden wurden im Jahre 1886 beim Lord Water- 
müht fih, mehr Gejundheit und Dauerhaftigkeit ;ford 13 Stück zu 74,500 Mark und beim Earl 
be:a — an Stelle der faſt bewegungsloſen of Lorsdale 16 Stück zu 77,000 Mark verkauft, 





Fleiſch- und FFettllumpen und Thiere mit propor- 
tionalen Körperformen, befonders auch bezüglich 
von Kopf, Hals und Beinen, nun mit Bewequngs— 
In u jegen. Wie jür alle landw. Erzeug- 
niffe, jo And auch die Preiſe für Zuchtthiere und 
zwar troß der ftarfen Ankäufe für Amerika in 
Nord und Eid, Rußland und Auſtralien bedeu- 
tend heruntergegangen und in ben legten Jahren 
viele berühmt gewejene Zuchtheerden ganz aufge 
löft worden. Die legten Jahre waren für die 
Viehzucht nicht günſtig. Trotz der jcharfen poli- 
zeilihen Verbote und Grenziperren haben ver- 
heerende Seuchen arge Verwüſtungen angerichtet 
und nod jind die dadurch dem Lande verurjachten 
Verluſte nicht überwunden ; bei Beurtheilung der 
Berhältniffe der englifchen Landwirthichait ver- 
weijen die Schugzöllner auch auf die Verminderung 
im Viehbeſtande, welcher allerdings bei Schafen 
und bei Schweinen nicht in Abrede zu ftellen iſt; 
es wird aber dabei vergefien, daß den Seuchen 
Tausende von Schafen, Schweinen und Nindern 
zum Opfer gefallen find, und dab troß dieſer Ver- 
lufte der Beftand an Rindvich fich bedeutend ver- 
mehrt hat und mit Rüdjicht auf das Gewicht jelbit 
in hohem Grabe. 

Für die einzelnen Zuchten ift zu bemerken, daß 


im Durchſchnitt aljo zu 5730 und 4812 Mart, 
Karoffiers zu 2760 Marf. Selbſt die Militär- 
verwaltung legte für 26 Pferde 56,000 Marf, pro 
Stüd 2154 an. Das im Juni 1886 aufgelöfte 
Seftüt von Mr. John Gubbins - Limerid brachte 
3080— 11,660 Mark pro Stück; von Vollblut» 
jährlingen aus der Nachtommenicaft von Herrat, 
Sterling, Galopin u. ſ. w. find durchſchnittlich 
7000, 3260, 1942, 4540, 9150 Marf u. | w. be» 
zahft" worden. Schr bedeutend ift die Einfuhr 
ruſſiſcher Ponys, von welchen jährlich 30,000 bis 
40,000 Stüd in's Land kommen. Der vor eini« 
gen Jahren beflagte Rüdgang in der Bollblutzucht 
ift, wie es fcheint, wieder behoben worden; ein 
Vorrecht auf die erften Sieger bei Rennen befitt 
aber England feit diejer Zeit nicht mehr, joda 
alljährlich auch Pferden anderer Länder ſolche zu 
Theil werden müſſen. 

Beim Rindvich zeigen fi die bedeutenditen 
Preisrüdgänge für hochedle YZuchtthiere und in 
erjter Linie für Ehortorns, bei welchen jet gegen 
die Ueberfeinerung gearbeitet wird. Im Mai 1885 
wurde die Zucht des befannten Bierbrauers Mr. 
Allſopp, Hindlip Hall bei Worccfter, aufgelöft 
und find dabei für 70 Kühe, Ferien, Kälber und 
19 Bullen nur 200,332 Marf, die Summe, welche 


die einen mehr, die anderen weniger bevorzugt find | vor einigen Jahren nod für ein Stierfalb gezahlt 


und 3. B. zur Beit die Geflügelzucht aufer- 
orbentlih in Aufnahme gelommen ift, jodah für 
Zuchtthiere dazu jept die höchſten Preiſe angelegt 

werben. 


Mark und für eine Kochinchinahenne 1000 Mark 
bezahlt; die Taubenliebhaberei war immer ſtark in 
England vertreten, jedoch nur vom Gefichtspunft 





| 





worden war, erzielt worden. Der Beliger Toll 
1 Mill. Mark an der Heerde verloren haben; der 
Durchichnittspreis war 2250 Mark; die befte Kuh 


Auf der Ausftellung zu Birmingham im | löfte nur noch 13,200 Mark, andere gingen für 
Sabre 1885 wurden für einen Brahmahahn 2110 | 10,560, 


8360, 7040 Mark, Hullen zu 1540, 
Kühe und Ferſen zu 2376 Vlart —e— 
Bon der im Oktober 1885 verkauften Braeloſſie— 
Heerde in Monayſhire kamen Kühe nur zu 400, 


438 Großbritannien und Irland. 


Ferſen zu 560, Stiere zu 580 Markt, auf dem ‚jelbft auf dem Tijch vieler Farmer die fondenfirte 
Birminghamer Markt im September Stiere zu Milch regelmäßig ericheint. Mean giebt an, dab 
800 und Kühe zu 600 Mark im Durchſchnitt. im Ganzen der Verbraud 10fac größer fein und 
Mr. Shelden löfte aber für einen Bullen noch die Einfuhr von Präparaten u. j. w. wegfallen 
80 Guineen oder 16,000 Marf. Bon Ayrihires | könnte. 
famen in der aufgelöften — des Herzogs von In der Scha anal fennt man noch mit die 
Buccleugh Kühe zu 580, Bullen zu 700, Ferſen höchſten Preiſe für —— Die Jahre 1879 
zu 440 Mark im Durchſchnitt, von Devons Stiere 1880 ſollen 4 Mill. Stüd Schafe durch Näſſe und 
zu 500, Kühe zu 400 Mark, von Herefords Stiere durch Leberfäule gefoftet haben, von 28,406 Mill. 
820 und Kühe zu 560 Mat. Als durch» | Stüd im Jahre 1875 fam man auf 26,534 Mill. 
hnittliche Preife werden aus 1885 für Kühe über- | Stüdf im Jahre 1885. Als auf den Ausstellungen 
er 560, für jährige Weideochien 360, für vertretene Nacen werden jeht hauptſächlich ge— 
älber 70 Markt genannt; die Preife follen um nannt: für Ebenen Xeicefters, für Hochfiächen 
etwa 20—30°, unter die von 1884 gegangen Southdowns, jür Gebirge Cheviots, oder für lange 
fein und von 1886 wird gejagt, dab die Preije Wollen Leiceſters, Teeswaters, Dijhleis, für kurze 
25 °/, billiger als im Jahre 1884 geweſen jeien. Wollen Dorſets, Herefords, Norfolts, South» 


Während für die Zeit, für welche das Lexikon er- 
fchienen ift, in Deutichland allgemein eine jehr 
bedeutende Steigerung der Preiſe beim Vich und 
bejonders für Milchvieh und Zugochjen zu ver 
— iſt, muß aus England der bedeutende 

ückgang verzeichnet werden und dieſer iſt ſo, daß 
jetzt zwiſchen beiden Ländern wenig Unterſchied 
mehr in den Durchſchnittspreiſen beſteht. 

Großes Aufſehen erregten die Ergebniſſe der 
milchwirthſchaftlichen Ausſtellung vom Oktober 
1885, bei welcher von 100 für die Preisbeſtim— 
mung wichtigen Punkten der beſten Kuh 98,3 und 
der zweitbejten 97,7 zuertannt werden konnten; jene 
gab täglich 61, dieje 53, eine dritte 49 Pfund Milch, 
d. i. 27,67 — 24,04 und 22,23 kg. Die in Eng- 
land als milchreichſtes Thier bezeichnete Ruh „Echo“ 
fol vom 28. Mai 1883 bis 29. Mai 1884 zuf. 


eine Angabe, welche man als unrichtig bezeichnen muß. 
In Bezug auf die Milhgüte ergab ſich als 
Zujammeniegung der Milch: 


tr 1J. 
von Jerſey⸗ Kühen 15,46m. 7,35%/, 
—1 — 


Shorthorn⸗ ‚63 „ 
Ayrſhire⸗ 10 — ‚60 7 
„ Devons [77 13,30 st Fr > [2 
> Galloway⸗ „ 14.28 „no ir Br 


„ Aberdeen- u. Angus „ 10,80 , „2,87, 

In deutichen landw. Zeitichriften ift bezüglich 
der Kanalinjel-Kühe (Jerſeys u. j. mw.) von über 
10°, Fettgehalt der Milch gefabelt worden. 

Für die Milchwirthſchaft wird darüber geflagt, 
dab der Betrieb meistens noch ſehr unrationell ift 
und daß erjt in der jüngiten Zeit das Beſtreben 
nad Beſſerung ſich geltend macht, wie man jagen 
darf, gezwungen durch die Noth. Die Vorliebe 
für Verkauf der Mild an Händler in die großen 


Städte bringt die Farmer um einen großen Theil 


des Gewinnes und verurjacht wahre Nothpreiie 
auf dem Lande für Sole, melde nicht ſelbſt 
Vieh halten. In Mittelengland find die Preije 
E 1 Gallon (4,5 I) im Sommer 70-75, im 

inter #5—90 Pig an den Bahnftationen, in 
London dagegen 1,70 Marl. Die Mil fönnte 
in der Nähe vielfach bedeutend höher direft an die 
Abnehmer verfauft werden; in den ländlichen 
Diftrikten joll der Milchinangel jo groß jein, daß 


‘160 Marf, au 





| 
23,775 Pfund Mich, alſo 10,790 1 gegeben haben, | 1882 


1885 


downs, Chetländer, Hebriden » Schafe u. j. w. 
oder Cotswolds, Lincolus, Oxforddowns, Srop- 
ſhires, Hampſhiresdowns und Cheviots als Die 
‚ Hauptzuchten. Bon Icgteren jind als Preije 172 
Markt für Bodlämmer verzeichnet, von Hampſhires 
für BZeitböde durchichnirtlich 336 Mark, in Marimo 
für Böde 2104 Mark, für Lämmer durchichnittlich 
"296 Mark, für Orfords-Nöde 262, für Lämmer 
ch nur 50, Mütter 60, Hammel 70 
Mart, aus 1885 für Durchſchnitt nes 
Mütter 48, 60-70 Mark und Weidevich 40 Marf; 
für Hampihires: Mutter jelbft nur 26 Mark, für 
Fleiſchſchafracen aber auch noch Preife von 628 
Markt für Zuchtböde und für Cotswolds-Bock— 
lämmer 172 Dart. Aus Sufjer liegen zur Ver— 
| gleichung ala Angaben vor für 


1837 Schafe u. Lämmer zu 18 und 15 Marl 
\ „4562 u. 28- 51 Marl 
„ „28 —44 u. 20 —34 


für Shropjhires find notirt; Zuchtichafe 80, Zucht⸗ 
böde 180 —2200, Mutterlämmer 40— 116, Bod- 
lämmer 350-736 Warf und im Ganzen ala 
Durchſchnitt für Zeitmütter und Hammel im Jahre 
1882 noch 42 Mark, 1883 nur 38 Mark, 1884 
nur 29 Markt und 1885 jelbjt nur 19 Mar, 
während für die gleichen Jahre fremdes Fleiſch 
pro Pfund mit 5%,, 5%, 2:87, und zulegt 
4,0—72/, d. (44,88, 47,89, 40,60 —73,91 und 
33,32 — 60,39 Pig ) zu haben war. — Mitth. von 
James Sinclaire „Landw. Thierzucht‘‘ Juri 1886. 
Als Merkwürdigkeit wird für 1885 die außeror- 
dentliche Fruchtbarkeit der Schafe erwähnt; Zivil 
liuge und jelbjt Drillinge waren jehr häufig und 
Pachter Yarrence-Mortention joll von 20 Müttern 
61 Lämmer (19 mit Drillingen und 1 mit Bier- 
fingen) erhalten haben, 

Bei den Schweinen tft die Wandlung in der 
Zuchtrichtung am meiften zu bemerken; die Fett 
Humpen jind verihwunden und auch die weißen 
‚Buchten werden jegt hochbeinig und großföpfig ge 
zogen; die Nachfrage für Sped und Schmeer hat 
‚nachgelafien, die für Fleiſch ſich vermehrt; beliebt 
‚find noch immer mit in erfter Linie die Berkſhires. 
Als neue Zucht werden die „Rothen von Tam— 
worth‘ gerühmt; die Thiere jollen ſchnell wachien, 
ſehr fruchtbar, früh reif, abgehärtet, nicht wähle: 








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r r " 





Großbritannien und Irland — Hagelihaden und Hagelverfiherung. 


rich, jehr maftfähig, reich im Fleiſchanſatz, zart | 
im Gefüge des Fleiſches fein und diejes wird ala 
fehr mwohlichmedend bezeichnet. Auf der Ausftel- 
lung in Preſton im Jahre 1885 erhielten die 
ausgejtellten Thiere diejer Zucht ®/g der Preife. 
Der Rüdgang in der Zahl der Schweine wird 
durch die Seuchen im Jahre 1885 erklärlich; 
es mußten damals jogar die Borſtenviehmärkte 
ganz unterfagt werden. Amtlich murden vers 
zeichnet für den Nothlauf der Schweine im Jahre 


1884 Ausbrüche 648, 1885 aber 3,420 


ertrantte Thiere 3402, 16,587 
getödtete v„ 2608, 9,840 
gefallene 794, 6,601 
geheilte e 0, 146 


Seit dem zwangsweije verfügten Schlachten an 
der Yandungejftelle bei der Einfuhr iſt fein Fall 
von Rinderpeft mehr vorgelommen; im Jahre 1878 


439 


und auf defien Anregung die oberjten landwirth— 
ihaftlihen Stellen — Oek.Collegium, Kulturrath, 
Bentralftellen u. j. w. — verhardelt; bis jet 
haben beide Forderungen mehr Ablehnung als Un- 
terftügung erfahren, und ift, jo jehr man auch noch 
bezüglich der Berfiherungs » Gejellichaften Urſache 
zu haben glaubt, Mbänderungen in der Geſchäſts— 
praxis zu wünjchen, doh im Allgemeinen deren 
Thätigkeit als eine eripriehliche anerkannt worden. 
In Bayern hat der Staat die Sache in die Hand 
genommen; es muß abgewartet werden, welche 
Erfahrungen mit der Staatsanftalt dort gewonnen 
werden. Entichiedene Ablehnungen auf die Aufs 
forderung zum Anſchluß an Petitionen im Sinne 
der Staatd- und der Zwangsanſtalt liegen beſon— 
ders aus allen jächliichen Yändern, aus Württem- 
berg und Baden vor. Auch bezüglich diefer Frage 
ift die Sache nicht ohne Einmiſchung der politi« 
ſchen Parteien geblicben und unter allen Umſtän— 


brachten 39 eingeführte Rinder dieje Krankheit nad | den hat die Behandlung der Sache unter der weit 
England, wodurd viel Schaden verurfacht worden | verbreiteten Abneigung gegen ftaatliches Verſiche— 
war. 2338 Gtüd waren lungenfaul und wurden rungsweſen gelitten. 
dadurch 62 Brafichaften verſeucht. Im Jahre 1884 | Für eine volllommen fidhere Geftaltung der 9.8. 
ab es nur noch in 3, im Jahre 1885 mur nod fehlt noch immer die genaue Statiſtik aus einer 
n 1 Grafichaft dieje Krankheit. An Maul» und | längeren Reihe von Jahren. Viele verlaffen ſich 
Klauenſeuche erkrankten im Jahre 1884 an 944 | darauf, weil es „jeit Menjchengedenfen‘ in ihrer 
Stellen 23,160 Stück Rindvich, im Jahre 1885 | Gegend nicht gehagelt Hat; eine Sicherheit gewährt 
an nur 29 Stellen 403 Stüd im Ganzen. Die aber ein langes Ausbleiben von Hagelwetter nicht; 
ftrengeren Gejege haben wirkiam geholfen und werden | das Unglüd kann in jedem Jahre fommen und 
deshalb energiſch aufrecht erhalten. nur jo viel ift ficher, dal es Gegenden giebt, in 
Der Ertrag der Fiſcherei wird zu 120—190 | welchen die Hagelwetter faſt alljährlih ſich ein- 
Mill. Mark jährlich angegeben. Im Jahre 1880 | ftellen, und andere, in welchen das nur jelten ge- 
wurden 3. ®. 2,633,580,000 Häringe gefangen | jhieht und nur in lang auseinander liegenden 
(1578,78 Mill. in Schottland, 844,8 Mill. in | Zeit.äumen. Sorglos follte aber fein Yandmwirth, 
England, 210 Mill. in Irland) und 1,473,000 Faß | Gärtner, Obitzüchter uud Hausbefiger jein, da Nie» 
Ealzhäringe gewonnen. Bedeutend vermehrt hat | mand abjolut jicher vor Schaden ift. Erft in den 
fih die Haltung des Geflügels; nähere Zahlen | legten Jahren, im jegigen Jahrzehnt, find Gegen» 


find nicht befannt. 

Literatur. Außer der in obigen Mittheilungen 
genannten Werken find als neu zu nennen: 

Hunt, „Mineral statistics of the United 
Kingdom“, London 1882 f. — ©. BP. Bevan, | 
„Ihe statistical atlas of England, Scotland 
and Ireland“, London 1880/83. 

Grunditeuer, ſ. Belaftung und Lage der 
Landwirthichaft. 

Grundjtüde-sNonti, j. Getreidelojten. 

Guernicy-Bieh, j. Kanalinſelvieh. 

Guaiana, Guayana, Guiana, Geianna, 
Gunpana, j. Amerila. 

Guatemala, j. Amerika. 

Guinen, j. Afrika. 

Hacfrüchte, ſ. die einzelnen Pflanzen und Kar- 
toffeln bezüglich der Koſten. 

Safer, ij. Getreide und Getreidbejorten. 

Haftpflicht, ſ. Unfall-Verfiherung. 

Oagelſchaden und Hagelverſicherung. In den 
letzten Jahren iſt viel über einen wirkſameren 
Schutz gegen Hagelſchaden verhandelt und von ver— 
fchiedenen Seiten die Zmwangsverfiherung und 
die Berjtaatlihung der Berjiherung ver- 
langt worden ; es haben darüber die landw. Ber- 
eine verjchiedener Länder, der Landwirthichaftsrath | 


ben, welche für ficher gehalten worden waren, recht 
empfindlich betroffen worden, 3. B. Schleswig- 
Holftein. Der Scyaden fann nur unbedeutend, und 
er fann völlig vernichtend fein. Leider muß man 
Ungefichts der genommenen Berfiherungen jagen, 
daß die Verficherten die Ausnahme und nicht die 
Regel bilden, und dab alljährlih Millionen von 
Schadenswerth durd die Betroffenen ſelbſt ge— 
tragen, jowie für einzelne Gemeinden und Gegen- 
den die Öffentliche Mildthätigleit in Anſpruch ge= 
nommen werden muß. Auch eine richtige Durche 
ſchnitts⸗Schätzung des Jahresihadens läßt jich nicht 
anftellen, da immer viele Beichädigte den erlittenen 
Schaden gar nicht angeben oder, wenn das Ungtüd 
belannt wird, feine Abſchätzung vornehmen. Sehr 
bedeutende, über große Theile des Reiches ver- 
breitete Hagelwetter find ichr jelten, aber doch auch 
möglich, in der Megel betrifft der Schaden ver« 
ichiedene Gegenden mit geringer räumlicher Aus— 
breitung; nur jelten ziehen einzelne Hagelwetter 
über weite Striche in den befannten zwei verichie- 
den breiten Zügen mit dazwiſchen frei bleiben- 
den Streifen; e3 lönnen aber Hagelmwetter große 
Ausdehnungen annehmen, wig 3. B. das Unmetter 
im vorigen Jahrhundert beweift, welches, vom Meer» 
bujen von Biscaya beginnend, durch ganz Frank- 


440 Hagelſchaden und 


reih, Belgien, Holland und Weftdeutichland bis 
nad) Norwegen zog und in zwei viele Meilen 
breiten Gtreifen grauenvolle Verwüſtungen hin» 
terlich. 

Für Frankreich gab vor einigen Jahren der 
Minister für Landwirthichaft die Ergebniſſe einer 
Enquete über die Höhe des Jahresihadens durd) 
Elementareigniffe an; in den Jahren 1873— 1877 . 
war der Schiden durch Hagel am geringften i. 3. | 
1876 mit 46,68 Mill. fr., am größten ı. 3. 1874 | 
mit 151,58 Mill. fr., im Ganzen 409,83 Mill. fr., 
alfo im Durchſchnitt jährlich 81,97 Mill. fr. Die 
gewährte Staatshilfe war zuſammen 4,317,358 fr., 
der Steuererlaß 2,544,720, zul. 6,862,079 fr. oder | 
jährlich 1,372,419 fr., d. i. wenig über 1,67 9, 
des Schadens. 

Für Baden (j. d.) wird der Jahresichaden zu 
2 bis 5 Will. Mark angegeben. Preußen hatte 
im Jahre 1883 als verhagelte Flächen 324,671 ha, 
1884 — 699,748 ha, 1885 — 797,181 ha, ver- 
fihert davon 35,70 „, 39,4%, und 36%/,, als Schaden 


1883 = 15,209,738 Marl. 
1884 — 39,385,568 „ 
1885 — 39,096,351 


In Bayern Hatte die neue Anjtalt im Jahre 
1855 an Berfiherungsfummen für 20,076,299 Mt, 
abgeichloffen (13,386 BVerficherungen zu 1900 ME, 
durchichnittfich), während die General-Agentur der 
auswärtigen Berficherungs-Gejellichaften in Mün- 
chen 9,291,889 Markt Verfiherungen angemeldet 
hatte (3056 Berficherungen zu durchſchn. 3056 Mi.). 
Im Jahre 1882 hatten die 

6 größten deutjichen Ak⸗ 


Hagelverfiherung. 


Berfiherungsfumme gegen 1,572,851,566 Markt im 
Jahre 1881. Es waren die Prämienbeträge 0,92 
und 1,05, im Durchſchnitt 0,99 %, für 1882 und 


0,94", für 1881 (17,857,176 und 14,801,370 
Mark, für 1882 bei den Aft.-Gej. 8,545,889 und 


bei den Gegenſ-Geſ. 9,311,287 Mark, zujammen 
17,857,176 Marf), die Entihädigungsjummen waren 
6,536,681 und 8,052,242, zuſ. 14,588,923 gegen 
11,793,903 Marf. 

Bon 7 öfterr ung. Atiengefellichajten find für 1880 
und 1881 à conto Hagelverjiherungen zu ver» 
zeichnen: 

Prämien » Einnahme 6,500,927 und 8,043,396 
Gulden, bezahlte Rüdveri.-Prämie 2,694,040 und 
3,467,625 Gulden, Nettoprämien 3,806,887 und 
4,575,771 Gulden, bezahlte Schäden 3,327,601 und 
see Gulden, aljo rund 6,65 und 9,95 Mill. 

art. 

Bis zum Jahre 1880 war die Lage der Geiell- 
ſchaften in Deutichland eine jehr günftige, im Jahre 
1880 gab e3 viele und weitverzweigte Schäden und 
jpäter noch größere Berlufte, ſodaß die 6 Altien- 
gejellichaften von 1851 bis 1885 zufammen 5,8 
Mill. Mark Rejervefonds verloren und nur noch 
0,7 Mıll. Mark von 6,5 Mill. Mark behielten; zum 
Theil war auch Aktienkapital verloren worden, ſo— 
dak der Berluft im Ganzen 7 Mill Mark war. 
Nach 1881 nahmen aber die Berfiherungsiummen 
bedeutend zu, ſodaß dadurd wieder eine Erho 
fam; im Jahre 1884 war der Betrag 897 Mi 
Mark oder durchſchnittlich 142 Mil, Mark gegen 
900 Mill. Mark von 33 Gegenfeitigleits-Gefellichaf- 
ten, im Durchſchnitt alfo zu 27,27 Mill. und nad 
Abrehnung der zwei größten Gejellidaften (Nord« 


tien-Öejellihajten 924,831,468 Mark | yeutiche und Schwedter) nur 11,4 Mill. Mark, ab: 
10 größten Gegenjeitig- gejehen don Meinen unbedeutenden und nicht Tone 
leits⸗Geſellſchaften __852,625,101 „ | teollivbaren Geiellichaften. Die Verſicherungsſumme 
1,507,456,569 Mark! der größten diefer Geſellſchaften waren: 
iu. wer 1882 : 1884 durchſchnittlich 
Norddeutiche H.⸗“B.«G., Berlin, 302 395 Prämienzahlung 0,92 0,83 1,36 1,00 von 100 Mk 
Schwedter H.«“„B-G. 151 152 0,88 0,92 1,76 1,16 do. 
Hannover-Braunihw. H..B.:6. 73 56 2 1,36 0,55 1,76 1,22 do, 
Boruifia 38 54 * 1,15 125 1,34 1,25 do. 
Allgemeine Deutihe H.:B.:G. 36 46 a 1,50 0,755 1,73 1,33 do. 
Neubrandenburger H.-V.«G. 52 44 - 1,66 0,74 2,45 1,62 do. 
Leipziger H.V.G. 35 36 
Greifswalder H.“B-G. 34 35 
Grevesmübhlener 9.:B.:®. 20 13 
Bayriſche H.-B.:®. 9 12 


Ueber 50 Mill. Markt Berfiherungsiumme haben 


rungsfumme zugenommen und die gleiche Ziffer er- 


demnad nur 4 Gefellichaften; die unter 50 Mill. giebt jich abzüglidy der Abnahme für die Zunahme 
Mark gehen herab bis zu 20,600 bis 30,000 Mark | im Ganzen von allen Gefellichaften. Die Altien- 
und find fämmlich viel zu ſchwach. Bon den ge= | geiellichaften haben für die fehlenden Einzahlungen 
nannten 10 größten efellichaften wiegen die zwei | Garantiewechiel der Aktionäre hinterlegt und Re— 
erften alle anderen auf; die Norddeutiche H.:B.-G. | jerveionds zur Dedung angefammelt; die Verhält— 
hat von 1880 : 1884 um 93 Mill. Mark Berfiches | niffe find: 


Kölniſche :B.-®. Garantiewechſel 4,5 Mark, baar 1,6 Marl, zuſ. 6,2 Mart 

Berliner von 1832 * 46 „ Po 7 60 

Union Weimar = 38 „ Pas: 4 SEE 5 Mg für 100 Mark 
Baterl. Elberfelder H.V.⸗G. ne 32 „ — 844 Beri.-Summe. 
Magdeburger " " 1 ‚3 " "„ 0,7 " ” 2,6 ” 

Preußiſche 18F " 0,3 " " 0,8 ” „ 1,1 ” 


Hagelihaden und 


Abgejehen don der großen Gtreitfrage, ob das 
Altienprinzip mit nur einmaliger feſtſtehender Zah: 
lung der Prämie nad Mafgabe der gemachten Er- 
fahrungen über Schaden und Koften oder das Gegen- 
feitigfeitSprinzip mit zmweimaliger und veränderlicher 
Zahlung — Vor: und Nachprämie oder Nachſchuß, 
wenn nicht Ueberihuß vertheili wird, vorzuziehen jei, 
und ferner ob der Staat — bezw. Provinzen und 
Verbände oder Private das Verficherungsmeien zu 
beforgen haben, giebt es bei der Hagel-B. nod im— 
mer die alten Meinungsverichiedenheiten bezüglich 
der Geichäftshandhabung und beſonders bezüglich der 
Schadensabihätung. Berfichert werden Feld» und 
Gartenfrüchte, Obit, Wein u. ſ. w. und Dächer und 
Fenftericheiben. Ueber den Schaden an Gärten und 
Gartenanlagen fehlt zuverläffige Angabe fo gut wie 
anz. Die Wiüniche der Landwirthe find hauptfäch- 
id: a) angemejjene Höhe der Prämien; nicht 
jelten wird im Streit über die Vorzüge der verſchie— 
denen Formen der Gefellicdiaften zu Gunſten der 
Gegenseitigkeit die billigere Prämie angeführt, da ja 
diefe Geiellidaften feine Gewinnerzielung beabſich— 
tigten; es ift aber hinreichend emviefen, daß die 
guten Aftiengeiellichaiten mindeſtens ebenjo billig 
die Prämien normiren, weil ihr VBerwaltungsapparat 
weniger Eoftipielig ift und die Unternehmer in ihrem 
Intereffe rübriger fein müſſen, auch im Allgemeinen 
mebr den Wünschen der Verſichernden entiprechen oder 
entgegen kommen. Aus Bayern giebt man für die 
Jahre 1884 bis 1886 als Durchſchnitt der 3 Jahre 
bei der öffentlichen Anjtalt 121,3 Pig. Prämie für 
100 Mark Berſicherungsſumme an, für die Nord— 
deutſche Geiellichaft aber 128,0 Pfg.; es wird jedod) 
bemerft, daß wenn jene jo wie diefe entichädigen 
jollte, dann der Prämienjag 141 Pig. fein mühte, 
alſo 13 Pig. höber als bei der Nordd Gegenieitige 
feits = Gejellihaft. Aus den oben gegebenn Mit: 
theilungen ergiebt fich, daß bei den Gegenſeitigleits— 
Ge. ın den Jahren 1882 bis 1884 die Pramien 
zwiſchen 55 bis 2,45 Mark betragen baben und 
wenn man mur die Durcichnittszablen berüdfichtigt 
bei den einzelnen @ejellichaften von 1,0 bis 1,62 
Markt für 100 Mark, bei den Altiengeſellſchaften 
aber 0,86 bis 1,03 Mart im Jahre 1882. 

Die Gegenſeitigleits-Geſ. lönnen möglichſt niedrige 
Sätze erreichen, wenn ſie die Verwaltungsloſten ver— 


Hagelverſicherung. 441 
mäßige iſt und nicht auf einmal entrichtet zu wer— 
den braucht; die veränderliche zweimalige Prämie 
lann ſehr empfindlich werden, wenn, wie ſchon vor— 
getommen, bis zu 50%, Nachſchuß zu leiſten iſt, 
aber auch ſehr angenehme Wirkungen haben, wenn 
eine namhafte Herauszahlung ſtattfindet. Im All— 
gemeinen iſt die Höhe der Zahlungen im Verlauf 
der Jahre bei beiden Arten von Geſellſchaften ziem— 
lich die gleiche. 

c) Die Garantie fürdie Auszahlung; man 
rühmt im diefer Beziehung die Gegenſ.-Geſellſchaften, 
doch kann diefen ein Borzug nur dann zulommen, 
wenn fie räumlich weit genug ausgedehnt find, um das 
Riſiko auf Biele zu vertbeilen; haben die Altien— 
geſellſchaften genügende Rejerveionds und Einzahlun« 
gen, dann leiften fie ficher eben jo viele und gute 
Gewähr für Auszahlungen. Jedenfalls muß der 
‚ Berficherte genau um den Stand der Gefellichaft, 
| bei welcher er verficern will, ſich erfundigen und 
Fe Alem fich vergewifiern über die Tüchtigfeit der 
Geſchäftsleitung, weil auf diefe die Hauptſache an— 
lommt. 

4)h Die Gerechtigkeit der Regulirung. 
Dieſe bildet jedenfalls die wichtigſte Seite und auch 
für dieſe bleibt zu bedauern, daß das Taxations— 
verfahren noch nicht einheitlich und richtig genug 
entwicelt werden konnte. Es wird noch ummer viel 
über die Art und Weife, wie bei den Regulirungen 
verfahren wird, gellagt; die Klagen find berechtigt 
und nicht. Ganz zu vermwerfen ift jede jog. Ku— 
Tanzquote, d. h. die Zahlung von Entihädigungen 
da, wo fein Schaden entjtanden ift, weil dieſe auf 
Koften Anderer geſchieht; nicht felten fan man aber 
über den Schaden und über dejien Höhe zur Zeit 
des Vorfalls noch im Ungerwifjen fein und fpäter 
der wirkliche Schaden größer oder Heiner ſich heraus— 
jtelen. Der Geichädigte kann ferner nur die Ders 
gürung für den Werth der Erzeugniſſe loko feld, 
aljo bezügfih der Körner von Getreide 3. B. nur 
Marktpreis, ab Marftfuhrfoften, ab Yagerungs- und 
Druſchtoſten in Auſpruch nehmen, da er für die vers 
ı hagelten Früchte dieſe Koften nicht auszulegen braudıt. 
Welchen Unterſchied das macht, zeigt die Veranſchla— 
gung in dem Werke Bloch-Birnbaum, Bd. III, 
‘welcher mit der Ucberficht der Preisiäge für ab Feld, 
‚ab Hof und loko Markt ichließt. Für die wichtige 











ringern durch möglichſt viele Ehrenämter, die zu | ften bezüglich des Hagels in VBetracht kommenden 


zahlenden Entichädigungen auf große Gebiete zu vers 
theilen vermögen (micht „Rlumpen“ = Verficherung, 
d. h. ſolche mit dicht bei einander liegenden Ber- 
fihernden), gefährlicdye Gegenden zu vermeiden in der 
Lage find, auf viele Jahre die Berjichernden gewin— 
nen, die often der Kegulirung zur Zufriedenheit 
geftalten — durch Mitglieder der Geſellſchaft oder 
raib und ficher arbeitende bezahlte Taratoren ohne 
die Nothmendigkeit der Wiederholung durch Obmänner 
und je nachdem die Berficherten einen beträchtlichen 
Theil — in Eelbitverfiherung zu nehmen veranlaft 
werden, alio nicht volle, jondern nur theilmeife Ent: 
ſchädigung — (0,6—0,8 u. ſ. m.) verlangen und 
nicht für jeden, fondern nur für größeren Schaden. 

b) Die feirftehende einmalige Prämie wird dem 
Pandwirtb am erwünſchteſten fein, wenn fie eine 


Feldfrüdte waren auf dem zu Grunde liegenden 
Gute 3. B. die Preife beſtimmt worden, wie folgt: 


100 kg Feldpreis — Marktpreis 

Maıt Wort Mart 
Weizenförmer: 18,10 22,10 22,30 
Roggentörner: 11,05 14,80 15,00 
Gerſtenkörner: 9,10 11,80 12,00 
Haferlömer: 5,0 8,00 8,20 
Erbſenkörner: 13,10 16,80 17,00 
Rapslörmer: 28,50 32,20 32,40 


Der Berhagelte hatte vorliegend nur Anipruch auf 
die Feldpreiie, welche gegenüber dem Marttpreis be» 
| trugen beim Weizen 81,16% ,, beim Roagen 73,66 "/, 
bei Gerite 75,83 %,, beim Hafer 60,98 %/,, bei Erb» 
| fen 77,06%, und beim Raps 880/,, Zahlen, weiche 


4412 


bis 63, 77 bis 790, und 87 bis 90%, 


Geklagt wird auch beionders aus Norddeutſchland 
über: zu großes Entgegentommen bei der Abſchätzung, 
Verwöhnung der Berficherten, Bejtreben aus dem 
Hagelichaden Gewinn zu zieben, Hagel: Piraterie, 
Fabatte aller Art, fehlende Abzüge auch bei Ueber: 
verficherung, Abſchätzung durch Nachbarn umd Freunde, 
Scheu vor formellem ITarverfabren, zu hohe Ent- 
ſchädigungen in Folge gaſtlicher Schmauiereien u. ſ. w. 
und beſonders dann, wenn die Geſellſchaften ſich um 
die Verſicherungen bekämpfen. — Es giebt bezüg— 
lich der Abſchätzungen der gefährlichen Klippen ge— 
nug; das Richtige iſt, volle, aber nur angemeſſene 


Entſchädigung und Abzüge nur für wirklich ent. 
' Brandfammer für Berwaltungstojten.) — Aner- 


ftandene Koften. 

e) Die Unmöglidfeit unbilliger Ab— 
lehnung in Gegenden mit häufigem Hagelwetter. 
Daß man Gefahrenklaſſen macht, d. h. je nach der 
erfahrungsmäßigen Häufigkeit des Schadens die 
Prämienjäge verjchieden hoch nimmt, iſt, jo lange 
nicht alle Grundjtüde verfichert werden, zu billi- 
gen, daß man aber Diejenigen, welche oft Schaden 
erleiden können, zurüdweift und, was namentlic) 
den Gegenj. Gejellihaften zum Vorwurf gemacht 
wird, nur die guten VBerficherungen annimmt, das 
ift nicht zu billigen und bewirkt am meijten die 
Sorglofigfeit bezüglich der Verſicherung. Im den 
legten 3 Jahren waren in Preußen 63%, des 
Schadens nicht verfichert, da, wo vorherrichender 
Kleinbefig ift, jogar bis 93,5%, (Hohenzollern) 
und im günftigften Falle, da, wo der Großgrund— 
befig vorberricht, 48,3 %/, (öftlide Provinzen). 
Bon der Befiggröße allein hängt aber die Sorg— 
lojigfeit in der — nicht ab; die Rhein— 
provinz und Oſtpreußen hatten beide 75%, un— 
verjichert und find doch bezüglich der Größe des 
Grundbefiges Gegenjäge; ficher aber ift, daß die 
eigentlihen Bauern und bejonders die Kleinbauern 
den Berficherungsgejellihaften sche mißtrauiſch 
we und mehr Gorglofigkeit und 

eu vor Ausgaben zeigen, zum Theil auch aus 
religiöjen Anſchauungen nicht an die Berficherung 
denfen. Da aber, wo cinjichtsvolle Vereinsvor— 
ftände wirken, zeigt fich bald eine größere Be- 
theiligung. Wejtjalen fommt im Durchſchnitt nicht 
über 8,5%, der verficherten Flächen, in Münfter 
aber gab es eine jo große PBetheiligung, daß die 
Bahl der genommenen Policen die der ganzen 
Provinz Sachſen erreichte: im PDurchichnitt war 
die Verficherungsiumme 1950 Marf, in der Pro- 
vinz Sachſen aber 8000 Mark, bier aljo über- 
wiegend der Groß-, dort der Kleinbeſitz betheiligt 
(1880). 

t) Die möglidit raihe Auszahlung der 
Entjihädigungsgelpder. 

Die neue Staatsanitalt in Bayern mit 
Zwang für alle Getreide- und Gräferei- Ernten, 
unbejchadet der privaten Berjicherungen bei Ger 
ſellſchaften, fußt auf folgenden Grundjägen: a) Be— 
ftimmung eines Maximum der Berfiherungsiummen 


für jede Gemeinde und Ablehnung von darüber. 


Landesanſtalten geben joll und die 


Hagelſchaden und Dagelverfiherung. 


man abrunden kann zu 80 bis 82, 73 bis ne 61 | gehenden Anträgen; b) Gewährung von 
Dieie | og 
Unterschiede find bis jetzt nie gewürdigt worden. | 


Ent» 
Ihädigung nur für jeden über 8%, gehenden 
Schaden, jodaß die Grundftüdsbefiger die Be 
Ihädigungen bis zu 8%, jelbft zu tragen haben; 
e) Schätzung durch vereidete Abſchätzer ohne Mit» 
wirkung der Berjichernden, im Falle des Einjpruchs 
nochmalige Abihägung, wieder nur aber durd 
die vom Staate Angeftellten; d) Auszahlung im 
November und Dezember, aljo viel zu jpät; e) Ab- 
züge wenn die Verlufte über die Jahreseinnahme 
und ", des Reſervefonds betragen; f) Zuſchuß 
vom Gtaat von 1 Mill. Mark als Reſerveſonds 
und von 40,000 Mark jährlih; g) Belorgung der 
Geichäfte durch die Beamten der ftaatlichen Feuer— 
Verſ. Sei. und die Bürgernicijter. (Zahlung von 
2 Pig. für 100 Markt Verſicherungsſumme an die 


fannt wird die Erreichung allgemeiner Berfiherung 
durch den Zwang, getadelt aber die burcaufratiiche 
Einrichtung und der Nachtheil gegenüber dem 
Verfahren der Geſellſchaften bezüglich der Zahlun— 
gen, Annahmen, Abſchätzungen u. j. w. 

In Folge des Vorgehens des Deutichen Landw.- 
Rathes für Errichtung öffentliher 9.8.6. mit 
gegenjeitiger Schadensübertragung in den Provin— 
zen, in welchen es noch an Anftituten fehlt (1886 
Zirkular an die landw. Vereine), kam es zu ver- 
ſchiedenen, ſehr bejtimmten Ablehnungen. Schon 
vorher hatte Baden betont, daß das Hagel: Berj.- 
Weſen den ntereffen der Landwirthichaft nicht 
entſpreche; aus Süddeutſchland wird überhaupt 
viel geflagt, während man in Norddeutichland mit 
den bejtchenden ®ejellichaften zufrieden tft. Auf 
einer im Jahre 1384 zujammentretenen Konferenz 
von Bertretern der Gejellihaften wurde die Noth- 
wendigkeit befferer Gejtaltungen für Süddeutich- 
land anerkannt, es fand ſich aber nur die Nord» 
deutiche H. V. G. bereit, dort Berfiherung zu über- 
nchmen; jetzt — 1887 — fehlt es aud) im Süden 
nicht mehr; in Bayern 3. B. wirken die Staats— 
anjtalt, die Norddeutſche H.-B+©., die Bayrijche 
H. V.G. und noch 3 Aktien» und 4 Gegenjeitig- 
feits-Gejellichaften.  Geflagt wird aber immer 
noch darüber, daß die Geiellichaiten fich die beften 
Verſicherungen ansjuchen und die jchlechten ab— 
Ichnen, ſodaß der Wunsch nad) öffentlichen Staats- 
anjtalten immer mehr Theilnchmer findet und die 
Gejellichaften jelbjt das jtärfer werdende Verlangen 
zum Theil mut verjchulder haben. Die anderen 
Organtjationen jollen aber, um nicht durd das 
Prinzip der Uecbertragung die gleichen Fehler wie 
bisher zu begehen, nur in der Art die Schäden gegen» 
jeitig übertragen, dab es nur prinzipielle, bezw. 

R in der Art 
mit einander verbunden werden, daß fie fich gegen- 
jeitig im Falle größerer Jnanjpruchnahmen aus 
helfen und zwar mut der Beſtimmung der Nüd- 
zahlung, aljo nur darfchnsweiie und weiter mit 


‚der Bejtimmung, dab fie Rüdverjicherung nehmen 


jollen. Man glaubte auf dieſe Art die größt« 


mögliche Sicherheit zu bieten und da dieſe An— 
ftalten als Staatsanjtalten ebenfalls den Vortheil 


der Inanipruchnahme der Staatö- und Gemeinde» 


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Hagelfhaden und Hagelverfiherung — Handelspflanzen. 


beamten genichen follten, auch mit den geringjten 
Koften die Verfiherungen zu ermöglichen. Gegen 
diefen vom Landwirthſchaftsrath warm befür- 
mworteten Vorſchlag find aber bereits ſchon jo ge- 
wichtige Bedenken geltend gemadht worden, daß 
man das ganze Projekt als gejcheitert betrachten 
darf. Man frug mit Recht z. B., was werden 
fol, wenn eine Kaffe wiederholt Vorſchüſſe er- 
halten hat und dann durch Austritt von Mit— 
gliedern ſich auflöjen muß, oder wenn Ueberſchüſſe 
abgeliefert wurden und dann mehr Schaden zu 
vergüten, als Geld vorhanden ift, oder wenn neue 
Mitglieder in eine verjchuldete Kaffe eintreten? 
u. dgl. Fragen mehr. 


Aus allen Berhandlungen und Betrachtungen 


ergiebt fi), daß der gegenwärtige Zuftand zwar 
das Gute bietet, dab die Konkurrenz der Altien- 
und der Gegenjeitigfeit3-Gej. den Berfichernden 


vielfah nutzt, daß aber beide Arten von Gejell- | 
Schaften feineswegs den Wünfchen und den Be- 


dürfniffen der Landwirthe bez. der Hagel:Berf. 
vollfommen entiprechen , 
Staatdanftalt, wenn folche nicht auf wejentlid) 
andere Art organifirt wird, ebenfalld feine voll- 
fommene Reform zu erwarten if. In Bezug 
auf alle Berfiherungen bleibt nad wie vor das 
Princip der freien Konkurrenz das allein richtige; 
e3 muß aber dafür geforgt werden, dab alle 
Uebelftände möglichft rajch befeitigt werden und 
beshalb find von Zeit zu Zeit freie Verſamm— 
lungen zur Erörterung aller inzwiichen beobachteten 
Uebeljtände abzuhalten. Es müfjen ferner Nor— 
mativ-Beftimmungen für die Gejellichaften ausge— 
arbeitet und Dieje gezwungen werden, für ben 
vollen Betrag der verjiherten Summen Rüdver- 


fowie daß von einer 


443 


im Durchſchnitt 0,5—20%/, des Erntewerthes ges 
ahlt werden; der Gap von 2 Mark für 1 ha ift 
Bean viel weniger und doch würde er volllommen 
— wenn alle Grundſtücke verſichert find. 

ad) der Ernteftatiftit für das Deutſche Reich I 
fi der in Betradht zu ziehende Erntebetrag uf 
mindejtens 7 Milliarden im Durchſchnitt veran- 
‚schlagen. 75 Mill. Mark find davon erft 1,07 %/,. 
Will man die Staatsanftalt, dann wäre der ein— 
fachſte Weg der der Auflage pro ha im angedeu- 

teten Sinne, zwedmäßiger aber verpjlichtet man 
nur Jeden die Verfiherung da zu bewirken, mo 
‚er will, aber die Gejellichaften mit den oben an— 
gedeuteten Normen fih zu organifiren. 

Bl. E. Kirhhof, „Die Nothwendigkeit der 
ı Hagelverficerung fir Landwirthe“, 4. Aufl., Weimar 
1886. — €. Ramm, „Die Hagelverficherungsfrage 
in Württemberg“, Tübingen 1885. — ©. Schramm, 
„Praktiſche Anleitung zur ſachgemäßen Veurtheilung 
—* Regulirung der Hagelſchäden“, 3. Aufl., Zürich 
1885. 

Haiti, Hayti, ſ, Amerika. 

Halfagras, Alfa, Eſpartogras, Stipatenacissima 
L., wird neuerdings mit beſtem Erfolg zur Bindung 
von Flugſand und zur Belejtigung von Dämmen 
in Sandregionen verwendet; die Ruſſen haben zum 
. Schuß der Eijenbahndämme in den innerafiatiichen 
Steppen davon Gebrauch gemacht und dadurch den 
Bahnbau gefichert. 

Halmfrüdte, i. Getreide. 

Hamburg, ſ. Haniaftädte. 

Handelspflanzen. Weit dem Sinten der Getreides 
preife hat man vielfach den Yandwirthen den Rath 
gegeben, fich durd den Anbau von Handelspflanzen 
ſchadlos zu halten, da diefe höhere Reinerträge ges 








fiherungen zu nehmen; die Rüdverfiherung kann, | winnen lajjen; diejer Rath ift aber ein wenig werth: 
falls die dazu erforderlichen Mittel, ohne anderen | voller, weil die Gejammtflähe für Handelspflanzen 
Antereffen zu jchaden, aufgebracht werden können, | nur eine jehr Heine gegenüber der dem Getreide ges 
der Staat — das Reich — bejorgen, weil dadurd) | widmeten Fläche ift und weil alle für Deutfchland 


die Gewißheit erlangt wird, dab die Verficherten 
nicht um ihre Ansprüche kommen fünnen. In 
Bezug auf die Hagelverficherung läßt ſich — an- 
nähernd — leichter ala bezüglich anderer Ber: 
fiherungen ein ungefähres Bild über den Umfang 
der Geichäfte bei allgemeiner — freiwilliger oder 
erzwungener — Betheiligung gewinnen. Es fann 
dafür feftgehalten werden, dab 2 Mark Berficherungs- 
betrag pro ha wohl genügen, um vollftommen den 
mwahrjcheinfihen Schaden für die Landwirthichaft 
zu deden, da dadurch ungefähr 75 Mill. Mark 
jährlich gewonnen werden. Borausfichtlich wird 


diefe Summe nicht vollftändig im Berlaufe der 


Jahre nothwendig jein, ſodaß fich allmählich ein 
Rejervefonds jammeln läßt, melcher es mit der 
Beit möglich machen Tann, den Betrag vielleicht 
auf 1,5 Part herabzuſetzen; für den Anfang ift 
aber an 2 Mark feitzuhalten. Da die Gefahr der 


in Ausſicht zu nehmenden Handelspflanzen eine 
weſentliche Anbauvermehrung nicht eılauben und 
überdies nur unter beftimmten Borausiegungen am 
Plate find. Die meiften Handelspflauzen werden 
ıhon in der räthlihen Ausdehnung angebaut oder 
zeigen, wen das nicht der Fall ift, feine genügend 
hohen NReinerträge mehr, ebenfalls in Folge von 
Konkurrenz oder von Ueberproduftion oder von ander- 
meitigen Cinflüffen, wie z. B. dem zunehmenden 
Berbrauch von Gas und Petroleum gegenüber den 
Delpflanzen. Nur Pein und Hanf können noch und 
follten noch im bedeutendem Grade im Anbau vers 
mebrt werden, da das Reich große Summen für 
Flachs und Hanf an das Ausland zahlen muß und 
wir in Deutichland vielfach die beften Bedingungen 
'zum Anbau haben. — Bgl. Fein und Hanf. 
‚Nah der legten ausführlichen Anbauftatiftif von 
1883 waren ın Deutichland dem Anbau der Hans 





Hagelihäden ſehr verichieden groß ift, jo müßten | delspflanzen 352,314,6 ha, d. i. 0,94 ®/, der land. 
Bonen mit verjchiedenen Sägen pro ha in der Art, Fläche, gegenüber 14,294,927,5 ha Getreide ges 
daß alle zufammen obige Summe geben, gemacht | widmet; von der Fläche für Handelspflanzen kamen 
werden; es fünnte 3. 8. als niedrigfter Sap 0,5 | auf Hopfen, Tabal, Zichorien, Weberkarden 78,822, 1 
Mark gelten, dann 1 — 1,5 — 2,0 — 2,5 — ha umd auf Oelfrüchte 141,715,4 ha, alio auf 
8,0 Mark. u. ſ. w. Man nimmt an, dab für jegt Pflanzen, welche nicht vermehrt werden künnen, zuf. 


444 Handelspflanzen 


220,537,5 ha, auf Kümmel und Senf 3,238,6 ha 
und auf Fein und Hanf 123,552,3, zuf 126, 790,9 ha 
auf Pflanzen, melde noch der Vermehrung "fähig 
find, während die 4986,2 ha fonftiger Handels— 
pflanzen, Farb⸗, Apotheter- u. ſ. mw. Pflanzen, nur 

ftens eine mäßige Vermehrung vertragen könn— 
tet. Die Grenze für den lohnenden Anbau von, 
Handelöpflangen ift für Dentichland ficher mit im 
Ganzen 500,000 ha gegebeu, ſodaß nur nod) etwa 
150,000 ba zur jetigen Fläche kommen fönnten, 
wenn man die Vermehrung recht hoch annehmen | 
will. 150,000 ha find aber von 14,3 Mill. ha, 
welche der Getreidebau einnimmt, nicht ganz 1%, 
ſodaß aljo höchitens ®/, 9, der Getreidefelder für den | 
Anbau von Handelspflanzen verwendbar wären. 


mg ftigten N 


Es 


— Handwerfer. 


d. mit Rumänien, SHandelsfonvention dom 

14. November 1877, ratifizirt am 10. Juli 1881, 
giltig bis 10. Juli 1891. Tarifvertrag mit mechiel- 
feitiger — auf dem Fuße der meiſtbegün— 
ation; 
6. mit Italien, Handels- und Schiff.“V. vom 
4. Mai 1883, giftig bis 1. Februar 1892, Tarif- 
bertrag mit wechielieitiger Behandlung auf dem Fuße 
der meiftbegünfti ten Nation; 

7. mit Griechenland, Schiff. :B. dom 26. No— 
vember 1881, giltig bis 6. Juli 1892; 

8. mit Serbien, 9.8. vom 6. Jannar 1883, 


| gültig bis 1893, Tarifvertrag mit wechjelfeitiger Be- 


| 9anblung auf dem Fuße der meiftbegünftigten Nation ; 
9. mit Belgien, Meiftbegünjtigungs=-B. vom 


ergiebt fidh daraus, daß mit der Vermehrung von | 22. Mai 1865, mehrfach verlängert mit Ausnahme 


Handelepflanzen dem Nachtheile durch zu niedri ge | 
Getreidepreife nicht abgeholien werden Tann; wol J 


laſſen ſich dadurch noch Tauſende gewinnen und 
für Viele die mangelnde Einnahme beim Getreidebau 
erſetzen, ein Hilfsmittel für die Landwirthſchaft im 
Ganze. ift aber damit nicht zu gewinnen; es bleibt 
foldhes nur für Einzelne und im beſchränktem Maße. 
Will man die Zuderrüben noch al8 Handelspflanzen 
wer laſſen, jo hat auch bezüglich diejer die Tetste | 


der Beftinumungen in den Xrtite.n 7 und 8; 

10. mit Großbritannien und Irland, Weift- 
begünftigungs=B. vom 30. Mai 1865 und verlän- 
gert 1875; 

11. mit den Niederlanden, deögl. vom. 31. Des 
jember 1851; 

12, mit Portugal, deögl. vom 2. März 1872; 

13. mit Frankreich, Meiftbegünjtigungs = Ab- 
fommen u Art. 11 des Frankfurter Friedensder— 


riſis gezeigt, daß eine Vermehrung des Anbaus | trages vom 10. Mai 1871, unfündbar; 


auch nicht möglich ift. 


Handelsverträge. Mit der durch den Fürſten 
Reichslanzler hervorgerufenen Veränderung der Wirth: 
fchaftspolitit im Deutichen Neid) von etwa 1875 ab 
haben die H.«V. ihre frühere Bedeutung verloren 
und ift an deren Stelle bei den Staaten die felbit- 
ftändige Feſtſtellung der Zolltarife, ſoweit nicht noch 
bindende Berpfliditungen vorliegen, getreten, und mit 
dieier die Zeit der Kampfzölle oder doch der mehr 
oder weniger feindjeligen Haltung anderen Staaten 
gegenüber. Die H.V find zum Theil beim Ablauf 
der BVertragsfrift micht wieder erneuert worden oder 
es hat die Erneuerung großen Scwierigfeiten bes 

egnet, ſodaß jet zwiichen einer Anzahl von 
Staaten nur proviforiiche Verlängerungen auf kurze 
Zeit haben bewirkt werden können Es wird fich 

mit der Zeit zeigen, immiefern dadurch der Wohl: 
ftand geihädigt worden ift, ein abſchließendes Urtheil 
ift darüber noch nicht möglich. Deutichland bat zur 
Zeit noch mit folgenden Staaten H.-V. in Kraft: 


1. mit der Schweiz, Meiftbegünftigungs- Vertrag 
vom 23. Mai 1881, giltig geweien bis 30. Juni 
1886, Stadium der Unterhandlung über neue Ge— 
ftaftung;; 


2. mit Spanien, Handels: und Schiff.-V. 
vom 12. Juni 1883, giltig bis 30. Juni 1887, 
Tarifvertrag mit wechfeifeitiger Behandlung auf dem 
Fuße der meiftbegünftigten Nation, giltig auch für 
die überjeeischen Ba: 

3. mit Defterreih-lngarn, Meiſtbegün— 
ftigungs:®. vom 23 Mai 1881, giltig bis 31. Der 
zember 1887 durch Verlängerung, Stadium ver— 
ebliher Berhandlungen bis jett bezüglich der 
Fortvauer; 


4. mit der Türkei, Meiftbegünftigung-B. vom | Komitee aus Rheinländern, Weftfalen, 


20. März 1862, giltig bis 1890; 


14. Freundſchafts-, Handels, Schiffahrts-, Konz 
‚fular= u. ſ. w. Berträge mit der Argentinifchen Kons 
foderation, mit Brajilien, Chili, China, Kojtarica, 
Hamai, Japan, Liberia, Madagastar, Merito, Ber: 
fin, Samoa, San Salvador, Siaın, Tonga, Uru— 
guay und den Ber. Staaten von Nord: Amerila ; 

15. ein H.«V. mit Rußland fol in vorderei⸗ 
tung begriffen ſein. 

Der Verein für Wahrung der wirthſch. 
Intereifen von Handel und Gewerbe (vom 
Juli 1884) ift eine Vereinigung großer Kapitals 
mächte, deren wirkliche An= und Abfichten noch nicht 
vollig Mar vorliegen. 

ú— — — ſ. Arbeitsſchulen, 

eite 91. 

Handwerker. Die ſeit 1875 bewirkten Berände- 
rungen der Gewerbe-⸗Ordnung haben die „Deutſche 
enger und Gewerbepartei“, welche die alte 

unft wiederhergeftellt haben wollte, nod) nicht zu 
befriedigen vermocht, ſodaß die Agitation dafür fort- 
dauert. Der „Berein der — Handwerker 
und Fabrifanten“ fonnte im Jahre 1880 aus Mangel 
an Geld und Theilnahme den bejchlojjenen — 
werkertag in Görlitz nicht abhalten, im Jahre 1 
wurde der „Bund der Deutſcheu ee | 
Magdeburg mit der Tendenz der Bereinigung der 
Handwerker zur politiihen Aktion und Agitation 
gegründet aber mit vielfachen Keimen zur Spaltung 
und mit der Hinneigung zu den v. Fechenbach'ſchen 
Anihauungen, bezw. zu deſſen Leitung. Ggl. 
Bauernverein) Zur Charakteriftif der unter 
den Mgitatoren für Zunftbeftrebungen im Dienfte 
der Heritalen und der konjervativen politiichen Par— 
teien genügt der Hinweis darauf, daß dem Zentral- 
tomitee im Berlin ein Aftiong- (Ueberwachungs⸗ 
Schleſiern 
und Schleswig-Holſteinern zur Seite geſetzt wurde. 


Handwerker — Hanfaftädte. 445 


Der Bund arbeitet für obligatoriihe Inmungen, | 1885 fam es auf dem Deutichen Handwerlertag der 
welche nah v. Fechenbach in erfter Linie politiche, | Zunftireunde nur zu Verwirrung und zur Ans 
in zweiter religiöſe und im dritter wirthichaftliche | nahme des Aktionsprogramms für politifche Zwecke. 
Korporationen jein follten und zugleih Wahltörper | Bei den Wahlın im Frühjahre 1887 für den Reichs: 
für Kommunal- und Parlamentswahlen. Gefordert | tag wurde mehrfach veriucht, Handwerker der Zunft— 
wurde fogar, daß den nicht der Innung angebörenden , richtung als Bertreter aufzuftellen und lebhaft für 
Handwertern das aktive umd paſſive Wahlrecht ent= | die Berpflihtung der Wahl nur jolcher gearbeitet. 
zogen werden sollte. Auf der VBerfammlung des, Die ganze Bewegung unter den Handwerkern ift im 
Handmerterbundes zu Frankfurt a/M. im Jahre ı Berlauf von 15 Jahren in eine rein politische Partei- 
1884 —— u m. ge * Kaſſen- beſtrebung ausgeartet. 

weſens (Beſtand 13,5: art!) großen Zwieſpalt, . 

mweshalb der Ausichluß der Zeitungsberichterftatter Hanf, ſ. Lein und Hanf. 

verfügt wurde. Die „Innung“, das Organ der) Hanſaſtädte. Da in diejen der landw. Betrieb 
fozialtonfervativen Bereinigung für das Handwerk, | dem Handel und der Induftrie an Bedeutung zurüd» 
mußte mittheilen, daß Klarheit über das Rechen- | fteht und an fih nur auf Heiner Fläche ftattfindet, 
wejen nicht zu erlangen war. „Der Allg. Deutiche | fo wird von diejen Städten nur kurz das Weſent— 
9.8.“ hatte damit jo gut wie aufgehört eine lichfte bezüglich der Veränderungen ſeit der Zeit der 
nennenswerthe Rolle zu fpielen. Auch im Auguft Darjtellung im Leriton gebradyt. Es haben: 


Bremen 25,556,39 ha fläche (477,89 ha Wefergebiet) u. 1885 (Dez.) 166,392 Einm. (1830 = 156,623) 
Hamburg 40,978,00 „ „(256,00 „ Eipflähe) „1885 „ 518,712 „(1880 = 453,869) 
Lübed 29,770,00 „ „(102,00 „ Oftieeftreifen) „ 1835 „ 67658 „ (1880 = 63,571) 

Der Zuwachs iſt aljo für die Zeit von 1881/85 für Bremen 9,669 Köpfe, jährlih 1,934 
Hamburg 64,843 68 


" [2 ’ 


Fübed 4086 5 817 
Die weibliche Bevölkerung ift in 
Bremen fajt 55%, die Zahl der Proteft. 98,5 %,, der Kathol. 3,6 %,, der Israel. 0,5%, 
Hamburg etwas über 51 1— 17 " FED u " 2,7 " [7 DT) 
Fübed faft 52 " [23 "„ 97,7 [23 U 1,3 [23 [23 0,8 [2 


Die Stadtbevölferungen find: Bremen 123,000, 1,319,963 (Unterricht 1,299,180 Mart, Wiſſenſchaft 
Hamburg 471,411 (mit 15 Bororten), Lübeck 55,498 und Kunft 20,783 Marf). 
(im Jahre 1880 waren die Bevölkerungen 112,453 Die Matrıkularbeiträge find 358,461 Mark (für 
— 410,127 und 51,055). Hamburg 1,038,104, für Yübed 145,403 Dart). 
Finanzweſen: a) Bremen, Abrehnnng II. Die Staatsihuld war (Ian, 1885) in 
für 1884: a — 80,789,462 Marl, nomi— 
I. Einabmen: 1. Direlte Steuern: Grund: und ” Je re 
Sebäudeiteuer 965,808 Marl, Einkommen- und b) Hamburg, Veranſchlagung für 1885. 
Bermögensiteuer 2,501,474, von Gewerben 383,837 | I. Einnahmen zuſ. 37,624,000 Mt. wWart 
— andere direfte Abgaben 626,866, zuf. 4,477,986 Mr, | 1- Domänen, Regalten, Staatsvermögen 10,347,500 


2. Indirelte Abgaben: Zölle u. dgl. 408,694, - 5 Abgaben en 
Gebrauchs und Berbraucdhsabgaben 1,336,126, 4. Verfchiedene Anftalten 31 43,500 


Rechtegeſchäfte und Amtshandiungen 850,423, fonjtige . h r 
indirefte Abgaben 5705, zul. 2,640,191 Marl. |” — a 

3 Eigene Einnahmen : Berfehrsanjtalten 2,640,191 3 — — 
Mark, fonftiges Eigenthum 2,134,879 Dart, Hoheits 37,624,000 
rechte 37,117 Mart, Berſchiedenes 613,977 Dart, | _ Bon den Steuern entfallen auf: Grundfteuer 7,4, 
durch Bermindernng der Aktiva 51,585 Dart. Eintommenjteuer 1,2, Stempelabgaben 1,207, Con: 

Von den Verlehrsanftalten gaben die Chauſſee— fumtionsabgabe 2,17, Deklarationsabgabe 0,541, 
gelder 49,968, die Gifenbahnen 2,347,915, Yand- Tonnengeld 0,874 Dill. Mark, Baumes und Weges 
wirthſchaft und Gewerbe 48,387 und Handels: und | geld 10,700 Mark, Immobilienabgabe 1,2, Erb— 
Schiffahrisabgaben 193,921 Dart, Die Geſammt- | Ibaftsjteuer 0,7, Löſchabgabe 0,4U2, Hundeſteuer 








einnabme ift 12,556,701 Mer. 0,12, Abgabe von öff. Vergnügen 0,0599 Mill. Mt. 
11. Ausgaben Die rs Ausgaben ber 11. Ausgaben zufanmen: Mart 
rechneien ſich zu 13,272,483 DMt., wovon 1,047,480 | 1. Senat und Bürgerſchaft 58,300 
Diart ungewöhnliche find. Die Ausgaben vertheiten | 2. Staateichuld 6,610,000 
fib auf: Gelebgebung, Verwaltung, Rechtspflege | 3. Penfionen, Renten 118,500 
2,276,849 Dart, Bauweſen, Landwirihſchut, Ge: | 4. Finanzen u 2,551,200 
werbe, Eiienbahnen, Handel, Schiffahrt 2,681,056 | 5. Handel, Gewerbe, Schiffahrt 2,589,900 
Dort, Geiundheitspflege u. f. mw. 179,957 Wart, | 6. Bauweſen 4,345,500 
Fandesvertheidigung 21,126 Mart, Finanzverwaltung | 7. Unterricht 3,720,500 
6,575,988 Mart, Ausgabe zur Vermehrung der At: | 8. Juftiz 1,757,900 





tiva 117,844 Mark, geiftlihe und ſittliche Kultur Latus 24,231,800 


446 Hanſaſtädte. 





Mart Mart 

Transport 24,231,800 Transport 1,958,845 

9. Polizei und Inneres 5,196,6U0 acciie 31,000, fonftige Abgaben 
10. Oeffentliche Wohlthätigkrit 4,256,900 50,218) 494,213 

11. Sendherrenichaften u. Diplomatie 894,400 | 5. Berichiedenes (Gebühren 131,898, 
15. Neihsausgaben 5,044,300 Strafgelder 8550 u. f. m.) 190,915 
37,624,000 1% : jufammen 2,643,978 

; abe. 
IM. Die Staatsſchuld if 152,566,480 Maıt.| 1. Senat. Bürgerichaft 146.910 
e) Fübed. Budget für 1885. 2. Neichsausgabe u. Auswärtiges 164,607 
3. Gerichte, Polizei, Gefängnijie 367,324 
J. Einnahme. Mart 4 Berwaltung 238,919 
1. Domänen (Forften und Torfmoor 5. Bauten und Lotſenweſen 442,168 
152,629, Pachtungen 82,179, 6. Kirchen und Schulen 257,720 
Jagd, Fiſcherei 8319, Gefälle 7. Wohlthätigkeit 41,957 
34,554, Direthen 278,235) 555,916 | 8. Staatsihuld 760,520 
2. Zinfen 782,229! 9. Penfionen, Wartegeld 103,583 
3. Direkte Steuern (Eint.-St.568,700, ‘10. Berjchiedenes 59,095 
Erbſchaftsſt. 52,000) 620,700 | 11. Unvorhergefehenes 61,175 
4. Indirelie Stenern (Antheil an zufammen 2,643,978 
Reichsſt. 137,500, Stempel 87,000, DI. Staatsſchuld 15,473,920 Marl. 


Schiffahrtsabgaben 188,500, Bie. | Handel und Verkehr. Die Handelsflot- 
latus 1,958,845 |ten zählten 1885 zum Jahresanfang : 


Bremen 355 Schiffe zu 306,592 u. 7522 M. Bef., davon 98 Dampfer mit 88,194 u. 3585 Mann 
Hamburg 481 ,„  ,„ 307,044 „ 8661 „ „ „ 176 * 173,6010 „5147 „ 
Lirhed 42 ” „ 11,177 t L 463 "r " " 30 " " 8,858t ” 372 r 


zu. 878 Schiffe zu 624,813t u. 16,646 M. Beſ., davon 304 Dampfer mit 270,653 u. 9104 Mann 
Der Schiffsverlehr war im Jahre 1884: 














Eingang: Bremen 2374 Schiffe zu 974,192 t, davon 2087 beladen mit 933,967 t 
Hamburg 5936 5 3285 A u 3,125,695 £ 
ebd — 2008 „5 m 8360414, „ 1893 „5 „ 353,0186 
zufammen 10,313 Schiffe zu 4,520,475 t, davon 9458 beladen mit 4,412,680 t 

Ausgang: Bremen 2603 Schiffe zu 1,017,231 t, davon 2035 beladen mit 828,728 t 
Hamburg 679 m 3330,6288, „ 4805 „ 2,576,619 t 
vübect 2006 5m BB BE 266,759 





zufanımen 10,688 Schiffe zu 4,706,340 t, davon 8368 beladen mit 3,672,106 t 
Eijenbahnen haben Hamburg 4 km Staats: | Poſt und Telegrapbie ſ. D. Reid). 


und Lübeck 15 Privarbahnen (Sehumdärbahnen). Handelsverkehr 1884: 

Bremen. Verzehrungsgegenftände Einfuhr 173,562 Mill. Mark, Ausfuhr 165,146 Mill. Mark 
Rohſtoffe vn BAT 5 m " 29,976 5 u 
Halbfabrilate SIEB: oo z 16,78 5, u 
Manufalturwaaren — 47,080  „ Pr 5 41,84 „ . 
Induftrieerzeugniffe fonft r 53,367 „ — 47,791 „ Er 
Edelmedalle J 0,054 „ J J 0, 0048 


zufammen Einfuhr 516,537 Mill. Mart, Ausfuhr 315,368 Mill. Marl 
davon feewärts „34973 „ ai 5 186,146 


Hamburg. Augegeben wird nur der Handels- | nebſt noch 74,9 Mill. Mark Kontanten, alio 2304,9 
verfehr in Einfuhr nac den Yändern gruppirt und | Mill. Mark zufammen. 


die Ausfuhr in Zentmern (netto), feit 1873. Es Die Ausfuhr war 85,158, 930 netto Ztr., nach 
war im Jahre 1884 der geſammte Handelswerth Europa 24,382,662 Zr. und davon nad) den deut 
der Einfuhr jeewärts 1066,5 Mill. Marl, für schen Häfen 1,236,718, nad) den Ber. Staaten (obme 
Europa 644,9 Mill. Mark und über Altona 57,7 | ftalifornien) 4,321,470 Ztr., nad Amerika im Gan- 
Mill. ME. (von deutichen Seebäfen 24,9 Mill. Mt.), zen 7,960,476 Ztr., nadı Ajien 1,098,588, nach 


für Amerita 318,9 Mill. Mark und davon don den 9 N 598 
Ber. Stanten 122,3 Mill. Mart, für Afien 21,4, Afrifa 1,225,606 und nach Auſtralien 486,598 Ztr. 


für Afrita 19,4, für Auftralien 4,2 Mill, Mart, | Der Sciffäverlehr an der Oberelbe war Ankunft 
zufammen 1066,5 Mil. Mark und land- und fluß— 23,422,296, Abgang 25,852,102 Ztr. Güter. 
wärts 1163,5 Mil. Mark, zuf. 2230,0 Mill. Mart| Lübed ſ. Deutiches Neid. 


+ 





[23 ’. 





Hanjajtädte — Hauſpanverluſt. 447 


In den letzten Jahren haben bezüglich des Zoll- einen „Bienenwirthſch. Verein“. Hamburg bat 
anſchlufſſes zwiſchen dem Reich und den beiden Staa- den „Landw. Verein der Hamb. Marſchlande und 
ten Bremen und Hamburg lebhafte Berhandlungen | Umgegend“, die „Sektion f. Landw. u. Gartenbau’ 
ftattgefunden umd iſt fchließlich das Folgende verein- der patriotiichen Sei. in Hamburg, den „Sartenbaus 
bart worden: Bremen tritt doll im den Zollverein | Verein f. Hamburg‘ und den „Hamburg = Altonaer 
ein, Hamburg vom 1. Oktober 1888 ab mit Aus- | Berein f. Geflügelzucht‘ zu Hamburg. Yübed den 
nahme eines Freihafenbezirks, welcher aber, laut | „Landw. Verein in Yübed‘‘, einen „Berein z. Bes 
Bereinbarung vom 25. Mai 1881, nur gegemüber | forderung der künftlichen Kiichzucht‘‘ u. einen „Ge— 
der Stadt an dem Niederwalle mit Hafen: umd | flügelzuchts = Verein’ ebendaielbit. Der „Deutiche 
Quaianlage und mit angrenzenden Straßen und | Milchwirthichaftliche Verein“ ift in Bremen gegrün« 
get en wurde. In diefem Bezirk ie det worden (1874). 
der Schifföverfehr völlig frei fein umd dürfen Ins] Haſeungewicht. Nach mitgetheilten Erfahrungen 
duftrie-Anlagen für Großbetried, Wohngebäude aber | ;.g * Set eines —* geſchoſſenen Hafen 
nur für das Aufſichts- und Betriebsperſonal errichtetne Balg u. f. wm. — fich durch Divifion des 
werden. 500 Privatgrumndftüde find zu dem Zweite Gewichts mit ber Zahl 1,46 ergeben, aljo 5.8. bei 
zu erwerben; zu den Geſammtksſten der neuen Ein» | 4000 ' i ! 

ge = 2,74 kg jein. Der Preis 


rihtungen von 166 DIN. Mark hat das Reich 40 | 4000 g gleich I 
demnach bis auf diefe Heinere beichränfte Freihafen- von 1 ke Steifhgenicht ſchwantt demnach zwiſchen 
gebiet alle Hanſaſtädte dem Zollverein beigetreten, | 1,2 3,28 Matt. 
aljo dem ichon früher von Lübeck gegebenen — Hausinduſtrie. Nach der „Statiſtiſchen Korre— 
gefolgt. fpondenz“, 1886, war die Hausınduftrie im Deut: 
Im Gebiet der Fandwirtbfhaft find im den  ichen Meiche immer noch reichlich vertreten. Für die 
legten Jahren große Verbefierungen für den Mit- | Tertilbrande ergab das Spinnereigewerbe 180,781 
chereibetrieb, die Lieſerung guter gefunder Milch am | Berionen oder 26,3%, von der Gefammtzahl Fir 
die Stadtbewohner, die Darftellung von Käſe uud | ben Kleinbetrieb, und davon war ein ſehr großer 
Butter u. dgl. m. im dem Gebiete aller Hanfaftädte | Theil im Handbetrieb beichäitigt ; die bausinduftrielle 
gemacht worden, ſodaß man jagen darf, daß bier im | Spinnerei zählte bei den Seidenipinnern 54% ,, bei 
Ganzen gute Berhättnifje gegeben find. Ueber die den Wollipinnern 34%, bei Flachsſpinnern 22 %,, 
Gärtnereien, die Geflügelmaft u. dgl ſ. die betr. | bei Baummollipinnerei 46 %/, aller kleinbetrieblichen 
Artikel. Spinner, Für die Papier- und Yederfabrilation 
Für die Wahrung der Interefjen der Landwirth: | giebt es wenig Hansinduftrie, aber noch weit ber- 
ſchaft beſieht in Bremen die Kammer für Land- | breiteten Handwerksbetrieb, für Tabakfabrikation 
wirthicdaft mit 20 prattiihen Yandwirthen und |tommen 45,25%, auf $tleingewerbtreibende und 
einigen Senatoren als Mitgliedern; die Wahl der 20,21%, aller Ermwerbsthätigen im Kleinbetrieb auf 
erfteren gerchieht auf 6 Jahre; an Bereinen giebt es die Hausinduftrie. Für die Belleidungsgemerbe er 
den „Landw. Verein für das Bremiſche Gebiet“ und gaben fich folgende Berhältniffe; e8 waren bei 


Schneiderei, Näherei, Konfettion von 349,015 Perſonen im Hans 17,11%, 


Mill. Markt begefteuert. Vom Herbit 1888 ab find 


Pubmacherei „ 14,394 = . 9,50 „ 
Hut- und Filzmacherei „ 2551 J — 15,60 „ 
Mütenmacherei * 2,105 * Me 11,88 „ 
Kürichnerei J 8,229 * 13,20 „ 
Handſchuhmacherei 5,416 2 BR 74,89 „ u.j. m. beichäftigt. 


Daushaltungsichulen, i. Deutiches Reich. Saufpanverluft. Prof. Dr. R. Heß-Gießen 

Hausmwirthidaft. — Hierzu als Werke: W.  („Forfmoirtbicbaftliches Zentralblatt“) hat in dem Do® 
Schaefer, „Lehrbuch der Hauswirthſchaft“, Peits ‚tigen FForfigarten bei Durchforftungen — Fichten: 
faden 3. Unterricht an Haushaltungsichulen u. zwech- ftangen — den Holzverluft an Hauipänen ermittelt, 
verwandten Lehranftalten und für die oberen Klafjen | um die Frage zu erörtern, ob es angemefien fei, ſich, 
der Mädchenſchulen, ſowie Anleitung zur Erlernung | jelbft zu ſchwachen Stangenhölzern, der Säge itatt 
und Führung der Hauswirthihaft für Hausfranen, | der Art zu bedienen. Vei einer Durdiorftung kamen 
Haushälterinnen, Köcinnen und ſolche, die es werden 1375 St. eimjähriger Fichtenftangen zum Siebe, 
wollen. Mit bef. Berückſichigung der ländlichen | welcher möglichſt dicht am Boden mit der Falls oder 
Berhältniffe bearbeitet. — Stuttgart 1886. — | Schrotart bewirkt wurde. Der mittlere Durchmefier 
2. dv. Studnig, „Fürs Haus“. Pralt. Wochen- der Stangen war 5—5,5 cm, die mittlere Länge 
blatt für alle Hausfrauen“, Dresden. 4 Markt pro 8-9 m. 
Jahrgang. — L. Freifrau v. Friefen, „Wirth: | Die Haufpäne wurden forgfältig geiammelt und 
ſchafisbuch der deutſchen Hausfrau”, Düſſeldorf wogen 119,7 kg. Um den diefem Gewicht ent— 
1886. — L. Eggert, „Geſinde-Ordnungen preußis | fprechenden Feſtgehalt zu beftimmen, wurden 17 Prügel 
fcher Geſetzgebung“ — und „Befindebücher“, Berlin !von 1 m Lange und 8,8--7,7 em Durchmeſſer von 
(40 Stüd 3 Marl). — €. B. Leo, „Ueber ratio» | den gefällten Stangen herausgeichnitten; fie ergaben 
nelle Ernährung landw. Arbeiter“ — („Allg. Forft: 0,0415 Feſtmaſſe und 43,7 kg Gewicht. Es 
und Jagdzeitung”). wiegt demnah 1 cbm grünes Fichtenprügelholz 











448 Haufpanverluft — Heizung. 


807 kg, der Feitgehalt der Späne ift 0,1483 cbm. | var., nicht zu verwechjeln mit dem in Dentichland 
Die gelammte Scaftmajje war 7,3101 ebm, der | als läſtigen, übergreifenden, die Nebenpflanzen er- 
Haufpanverluft 2%, der Scaftmafle, ſoweit es | ftidenden, heimischen L. barbaraeum u. dgl. Sorten, 
möglich war, die Splitter aufzuleſen, in Wirktichkeit | Der ſchwed. B. wird als jehr frühtreibend, in hohem 
alio etwas größer. Ber ülteren Stämmen ergaben Maße anjoruchslos, für raubefte Lage und dürriten 
fih andere Zahlen, 3. B. beim Abtriebe von 15 m | Boden geeignet, hart, zäh, widerjtandsfähig, im 
hohen und in Brufihöhe 20 cm ftarten Weymouths- | Schatten, wie in der Rrallionne, im Geröll-, mie 
fictern als Hauſpanverluſt 5,5%, der Schaftmafie, | im Sandboden fiher und ſchnell wachſend be ‚eichnet 
bei 30 cm ftarten und 16 m hoben Kiefern, ein- und ſtets Dichten gejchloffenen Stand gebend, ſodaß 
ſchließlich des vom Stamm abgeichnittenen Keilfioges, in wenig Jahren eine Hecke bis zu 2m Höhe er» 
7,59, Berluft an Schaftmafie. zielt wird und dieſe ohne Schnitt jih in guter 

In München wurde der Verluft beim Abhauen Form erhält, weil die Pflanze nicht übergreift. 
haubarer Stämme mit dev Art zu 4—79, der, Sie bildet einen vorzüglihen Schuß gegen klima— 


Schaftmaſſe hergejtellt. tiſche Einflüffe und ift deshalb hoch im Norden in 
Die Anwendung der Säge ift um fo vortheil: | rauhen Windlagen jchr beliebt, in Deutjchland aber 
hafter, je ftärker die zu füllenden Bäume find. 'allerwärts afflimatijirbar. Auch von diejer Hede 
Dnwni, i. Ozeanien. wird gerühmt, dab fie abjolut ſicher gegen jeden 


Hrdenpflanzen. Zur Anlage guter und dauer- Eindringling jei. Die Pflanzzeit ift der Herbſt 
hafter Heden find in letzter Zeit empfohlen worden: | bei abjallendem Laub; man gräbt 2 Spaten tief, 

1. Zie taurifhe Krebspdiftel, ausdauernd, | 80 cm unfrautfreien Bla um, verwendet 30 bie 
2—3 m hodh, beim Plagraum von 1—1,5 D.Boll, 40 cm langes fräftiges Steckholz und pflanzt am 
jehr äftig, alle Jahr treibend, mit ſtark ftachligen | beften doppelreihig mit 20 cm Abitand und 40 cm 
Stämmen, Heften und Blättern. Nah N. Kürft Neihenentiernung. Das Unkraut muß Anfangs 
in „Mittheilungen über Landwirthichaft, Gartenbau energiſch befämpft werden, jpäter erjtidt die Pflanze 
und Hausmirthichaft”, Nr. 44, 1886, find die ein- von jelbit alle anderen. Eine jolche Herde bietet 
jährigen Pflanzen in Entfernungen von 31,38 cm auch die beften, vor jedem Raubthiere ficheren 
und in zweiter Reihe im Verband von 24 cm zu Scußpläge für Singvögel. Gewarnt wird vor 
ftellen, wodurch jchon eine ſehr dichte, jo qut wie dem Bezug von L. barbaraeum, welcher bei der 
undurddringlice Hede erlangt wird, weldye auch ftarfen Nachfrage in den legten Jahren häufig an 
vollommen Schuß gehen rauhen Wind giebt. Die, Stelle des echten ſchwed. B. verabfolgt wird. Als 
Koften ſollen jih zu 4—6 Markt für 1000 m Mertmale werden genannt: 1. glatte und nicht 
jtellen; Weißdorn, Zaunroſen u. dal. Pflanzen riſſige oder holzige Rinde, glatt in der Jugend, 
halten nur 5—6 Jahre und verschwinden dann 2. wagerecht jtchende, oder nach oben gerichtete 
von jelbft. Die T. Kr erfüllt aber jchon im erſten nicht ſäbelförmig und nach unten gebogene Dornen, 
Jahre ihren Zweck vollftändig, da fie bei Herbft- 3. ſofortige Veräſtelung einjähriger Triebe, alio 
pflanzung im folgenden Sommer fon die volle: nicht nur ſchlanke, ajtireie Ruthen, wie bei L. b. 
Höhe erlangt. Für 1000 m Hede braucht man u. j. w., 4. Verbreitung nıcht über die Pflanz- 
3000 Pflanzen, 3 Stüd auf 1 m. Die Filanzen | ftellen im jpäteren Witer. 
werden einjach mit dem Seßholz verjegt und beij Xiteratur F. N. Goerner, „Der Weiße 
trodenem Wetter angegoffen; die Anzucht ift ichr | dornzaun von Crataegus monogyna in jeiner 
leicht, der Samen wird auf Gartenbeeten wie jchnellften Anzucht und Dichtigfeit“, 2. Auflage, 
Spinat einfach eingehadt, geht in 5—8 Tagen auf , Berlin 1879. — B. Keller, „Der Weißdornzaun 
und muß etwas feucht gehalten werden. Die oder der W, in feiner Eigenschaft als befte Hecken⸗ 
Pflanze eignet fid) auch als Bierpflange auf Rajen | pflanze“, Weimar 1583, 
im Einzelftod. Ein Durdtommen durch eine Hede Heimſtätten-Geſetzgebung. Hierzu 9. W. Po— 
bon T. Sir. fei unmöglid. In der Baumſchule piſchil, „Die Heimjtätte mit bei. Rüdfiht auf 
Schmalhof, Poſt Vilshofen, Niederbayern, werden | die Verh. des bäuerlichen Grundbefiges in Drfter- 
Pilanzen und Samen abgegeben. reich”, Wien 1887, 

2. Th. Krandt, Landichaftögärtner zu Wyck. Heizung. Bon der königl. ſächſ. Regierung im 
Nordſeeinſel Föhr, empfichlt den dort und in den |4O Lchranftalten angeftellte Unterfuchungen er— 
Riorden einheimischen aufreht wadjenden gaben für die 6 verschiedenen angewendeten Heiz« 
ch wediſchen Bodsdorn, Lycium europaeum ſyſteme als Koften für je 100 cbm Raum: 


wat Mat Bra. 
1. Für Quftheizung, Anlagekoften 270,97, Heizmaterial jährlich 24,26, täglich 16 
2. „ Dampfmwafierheizung, A 642,16, * 23,9383,.135 
3. „u Dampfwaſſerluftheizung, J 133,00, an al, 135 
4. " Heißwaſſerheizung, 346,49, 7) [7 24,70, [77 13 
5. „Leißwaſſerluftheizung, 236,11, " „ Ar, „ 13 
6. „ Ofenheizung, u 85,090, r „ 36,22, „ 22 


Nach Anordnung des Mediz. Kollegiums ſoll Für Haushaltungen, in welchen alle Tage und 
die Temperatur in den Schulzimmern nie unter längere Zeit täglich geheizt wird, werden fih die 
14 und nicht über 16 °R. betragen. Koſten etwas anders gejtalten. 


Heliosöl 


Deliosöl, Name für ein bei Weißenfels aus 
Braunkohlen gewonnenes, volllommen fenerunges 
fährliches Del, welches auch bei 809 Wärme noch 


nicht erplodirt, beim Zurüdjchrauben der Flamme | & 


nicht riecht und in der Lichtjtärfe zu ’/, ftärker, 
aber auch geringer als Petroleum angegeben wird. 
Der Preis ftellte ji) zu dem des Petroleums in der 
legten Zeit wie 20:25 Pig. pro I, jodaß eine Stunde 
Brennkraft für eine Lampe etwa '/, Pig. koſtete. 


— Helfen. 449 
Herbitmilh, Hiagftmilh, Mil, melde in 
befonderer Art zu längerer Aufbewahrung — bis 


in - Herbſt — befähigt wird, vgl. Bayern, 
. 182. 


Helfen, Großherzogtum; Großherzog 
Ludwig IV., geb. 12. Sept. 1837, feit 18. 
Juni 1877 regierend. 


I. Größe und Bevölkerung: 


} 


a) Starfenburg 3019,24 ha — 1880 = 394,574 Einm., 199,760 weibl., 130,7 auf 1 qkm 


b) Oberheſſen 3288,18 „ 
ec) Rheinheſſen 1374,78 „ 


Bei der Zählung von 1885 gab es 956,170 Einw., 


264,614 
277,152 


7682,20 ha — 1880 — 936,340 Einw., 471,423 weibl., 121,9 auf 1 qkm 


133,947 
137,716 


” ” ’ 


201,3 


” ” 


1 





RR DOrdentlides Budget für 
5/88. 


die Vermehrung ift 19,830 oder jährlih 3966 | 1885/ 


Köpfe, d. i. 0,42 %/,. 
67,9%, Protejtanten, 28,8 og 

2,8%, Israeliten; etwa 0,5%, famen auf jonftige 
Ehriften u. j. w. Von den Städten des Landes 
haben Mainz 66,314 (1880 nur 61,328, Zunahme 
8,13 %,) und Darmftadt 51,998 Einw. (1880 nur 
48,153, Zunahme 7,98 9 ,). 

ll. Behörden: Staatdminifterium mit Bor- 
ftänden und Räthen; Minifterium für das Großh. 
Haus und Neußeres (Pıräfident), Inneres und 
Juſtiz und Finanzen. — Landtag — Berwaltungs- 
hof, DOberkonfiftorium und Oberrehnungstammer 
ald Zentralbehörden, Oberlandesgericht, 3 Provin- 
zialdireftoren, Bentralftelle für Landesftatiftif; für 
Kultus Bischof in Mainz und Prälat in Ders 
ſtadt. — Generaladjutantur. Großh. Rabı...it. 
Hofchargen u. ſ. w. Für Landwirthſchaft: 
Minifterium des Innern und der Inftiz, Großh. 
—— für Landwirthſchaft und die landw. 

ereine — Gen.» Selr. Dr. R. Weidenhammer. 
Beitichrift für die landw. Vereine d. Großh. Hefien. 
— Landes-Rultur- nipeltor und Landes - Kultur- 
Ingenieur. Abtheilung für Forſt- und Kameral- 
Verwaltung im Minijterium der Finanzen. — 
— in Darmſtadt. Prov.Verein 
für Starkenburg mit 7 Bezirks-V., Prov.-Berein 
in Oberheſſen mit 6 Bezirls-®., Prov.-Verein für 
Rheinheflen mit 12 Bezirks-B.; unabhängig von 
den Prov. » Bereinen eine große Zahl von Drte- 
Bereinen und Eafinos, Pierdezucht-Berein, Sit 
Darmftadt, Berein für Bogel- und Geflügelzucht 
in Darmftadt, Mainz, Worms. — Verband der 
beifiihen landw. Konjum - Vereine in Darmſtadt 
(138 Genofjenichaften, 7000 Mitglieder). Ber- 
band der füdmeitdeutichen landw. Kredit-Genoffen- 
ſchaften im ſüdl. und weſtl Deutichland in Darm- 
ftudt (130 Gehoffenichaften, 16,000 Mitglieder, 

egliedert im Verb. der heſſ. landw. Konjum-®. — 

Berbands-Geftion Darmftadt: 150 Senoffenichaften, 
7400 Mitglieder), Verein der ſüdw. Kredit-Gen. ſ. 
oben, Landesverband der hefi. landw. Kredit - Ge» 
noffenihaften: 80 Genoſſenſchaften, 8000 Mitgl. 
und Bereinigung der deutichen landw. Genofien- 
ſchaften in Darmftadt. — Thierichußverein f. das 
Großh. Heflen. — Unter den Genoſſenſchaften giebt 
es ſieben für Mellerei. 

Landw.»Konveri.»Leriton. 


Bon der Bevölkerung find 
Katholiten und etwa 


Spezial⸗Supplement. 


A. Einnahme: Mart 
1. Domänen und Forſten 4,333,190 
2. Regalien 6,900 
3. Direlte Steuern 3,200,186 
4. Indirekte Abgaben 4,411,298 


5. Berichiedenes 643,380 

Unter den indireften Abgaben find: Trankfteuer 
von Wein 280,000 Mark, Brüdengeld (Mainz) 
168,143 Marl, Stempel- und Gerichtögebühr 
1,344,000 Marf, ——— 11,700 Mark, Hundes 
fteuer 130,090 Mark, Antheile an Reichsiteuern 
2,037,365 Marl, Sollatoralsriber 440,000 Mark. 


Die gefammten Einnahmen find 17,594,945 
Mark, der Ueberjchuß ift 150,413 Marf. 








B. Ausgabe: Mart 
1. Laſten und Abgänge 1,205,963 
2. Staatsſchuld 878,067 
3. Bivillifte, Apanagen 1,244,488 
4. Landftände, Minifterien 390,190 
5. Benfionen 990,657 
6. YZuftiz-Minifterium 6,469,632 
7. Hinanz-Mimfterium 4,727,544 
8. Matrifularbeiträge 1,568,000 

17,444,541 


. Staatsjhuld. Paifiven find (Anleihe zc.) 
35,324,459 Mark, Ultiven in Papier - Darlchen 
8,547,954 Mark, die eigentlihe Schuld ift alfo 
26,776,506 Mark. Die Staatörentenablöjungs- 
ſchuld ift 5,398,400 Mark, die Landestulturrenten- 


| 
laſſen · Schuld ift 460,600 Mark, welcher aber 4%, 
eg von gleihem Gejammtbetrage gegenüber» 

IV. Berfehr, Handel, Militär, f. Deut» 
ſches Reid. 

VI. Bergbau, Induftrie, Landwirth- 
haft. Hierzu ift auf die früheren ſehr vollftän: 
dig gegeben gewejenen Daritellungen zu over 
weifen. Als bemertenswerthe Veränderungen für 
bie Zandm. find hervorzuheben: die Berbefferungen 
im Milhwirthichaftsbetricb und die weitere Aus 
angeftellte Enquete, Beriht von Dr. Weibden- 


tehen. 
V. Unterridt und 
breitung des landw. Genoſſenſchaftsweſens. Eine 
hammer, hat ergeben, dab die Verhältniffe im 
29 


450 


Allgemeinen noch befriedigende find und von wirk- 


liher Nothlage nicht geiprochen werden kann. 
Die Bodenvertheilung iſt jeßt: 


Ader- und Gartenland 77,2% 
Wieſen dm 
Weiden, Hutung 18 „ 
Weinberge 2,22 
100,0 ©, 


Vom Aderland kommen auf: 
Getreide und Hülſenfrüchte 60,3 %, 


Hadfrüchte und Gemüfe 25,7 „ 

Handelsgewächſe On 

Butterpflanzen ten 
100,0 % 


Die Geſammtfläche vertheilt ſich in: 
49,9 %/, Aderland und Gärten 
13,1 „ Wieſen und Weiden 
13. Weinbereg 
64,3 %/, landw. Fläche 
33, Bad 
95,6 %/, Rulturland 
4,4 „ jonftiges Land — 


Heſſen — Heumerth. 


Bon Getreide werden 1,077,179 Btr. zu wenig, 
von Kartoffeln 1,761,299 tr. über den Nahrungs» 
bedarf gebaut, aber größtentheils im Inlande ver- 
arbeitet. 


Heuberg, Heuthurm, j. Ernte unter IV. 
Heupilz, j. Bacterien. 


SHeuwerth. Vergl. die früheren Wrtifef über 
Futterberechnung, Heuwerth u. j. wm. Aus der 
neueren Zeit liegen einige beachtenäwerthe Unter- 
juchungen über Heu aus verichiedenen Gegenden 
vor. — Dr. Grote» Göttingen veröffentlichte 
' Analyjen über Harz- und über Elbheu (Gebirgs- 
und Niederungshen) und Dr. Sachße-Leipzig 
unterſuchte das für eine dortige Mildwirthichaft 
aus der Schweiz bezogene Heu. In dem mehr- 
fach erwähnten Werfe Blod-Birnbaum find 
Bd. II, ©. 62 dieſe Analyjen mit denen aus den 
Werken von Settegaft und Kühn zuſammen— 
geſtellt; erjterer giebt 5 Sorten von „vorzüglich“ 
bis „sehr gering“ an, %. Kühn aber für bejtes 
Heu, Grummet und ſaures Heu je 3 Stufen. Es 
haben als Gehalt für Heu in Prozenten: 





100,0 9. 
tr. nh. f. ufr. hf. 

Settegaſt 84,0—85,7 7,5—13,5 1,5— 2,6 33,2-—42,3 19,3—35,2 
Kühn Heu 78,3—9%0,2 5,8—18,5 1,4—5,6 22,6—50,7 19,7— 39,9 

„  Grummet 79,8—88,2 8,4— 18,4 2,3—6,8 33,3--49,7 19,0— 30,7 

„ſaures Heu 85,4—88,7 6,38— 8,4 4,4—4,9 26,6— 44,9 24,0—41,5 
Grote Elbheu 85,5 7,13 2,46 44,66 23,42 

„  Barzheu 85,5 12,59 4,02 36,29 24,78 
Sachße Alpenheu 87,9 11,07 3,01 38,63 27,11 


Es ijt bereits früher und unter Futterwerth 
auseinandergeiekt worden, daß die chemijche Ana- 


lyſe wenig geeignet ift, über den relativen Werth | H 


ber Futtermittel Aufichluß zu geben. Weit werth- 
voller ift deshalb eine Unterfuhung v. F. Schind- 
ler-Wien über die Heuforten vom Wiener Markt 
nad der Unterjuchungs: Methode, welche U. Meyer 
„Zur Schätzung der Heuforten auf analytischen 
Wege“ 1884 empfohlen hat, die botanijche Ana- 
Iyie, die Zerlegung der Heuforten in die Pro— 


zentverhältniffe (nach Gewicht) von Sühgräjern, 
Sauergräjern, Leguminoſen, Blattpjlans 


zen anderer ——— und Unkräuter. 
Unter ſorgſamer Probeentnahme zu je 3 kg, ſorg— 
ſamem Trocknen und dann gründlichem Durchmiſchen, 
wurden ſchließlich zur Unterſuchung Mengen von 
100 gr und daraus ſolche von 50 und für ſehr 
feine Sorten jelbit nur von 25 gr gewählt. Es 
erftredte fih die Unterfuhung auf die 4 Haupt- 
gruppen des Wiener Marktes: A. Berghen (vom 


A. Das Bergheu 

B. Das Wieſenheu 

C. Das Slowakiſche Heu 

D. Das Ungarijde (Sumpf) Heu 


Vorherrſchend war bei A. als Süßgräſer: 
Dactylis glom., Poa prat., Festuca rubra und 
elatior, Cynosurus crist., Avena flavesc,, 
Agrostis vulg., Anthoxanthum odorat.; 


Süßgräſer 


” 





Wienerwald), B. Wiejenheu (von der Ebene zw. 
Wien und Wiener Neuftadt), IC. Stowatiiches 
eu (vom unteren Marjchgebiet, th. verjummpft, 
und von den M. Karpathen) und D. Ungariiches 
He (von Chanſag, aljo eigentliches Sumpfheu). 
iefe Sorten wurden in Wien 1885 gehandelt zu 
A. = 502,5, B. = 384, C. = 48 nnd D. = 
268,5 Kreuzer pro m«ftr., oder es jteht der Preis 
der Sorten im Verhältni wie 
A. B..0,..D. 
100 " 76 "69" 53 
Aus jämmtlichen genommenen Proben wurde 





‚folgend allein angegeben. Die ausfü 


dann wieder das Mittel gezogen und diejes wird 

Ben Mit- 
theilungen über die Arbeit finden jih im „Det. 
Landw. Wochenblatt”, Nr. 25, 1885. — Der Uns 
terichied der Güte, welcher dem des Preiſes ziem— 
fi genau entipricht, war dadurch erfichtlih, daß 


enthielten im Mittel: 


"Io N , 9/9 fo 
51,3 Sauergr. 2,1 Leguminofen 19,3 Reft 27,3 
54,5 „ 123,6 R I m 244 
34,7 „35,0 19 „ 2384 
40,9 „44,8 00 „143 


als Sauergräjer: Carer- und Juncus-Arten ; 


als Leguminoſen: Trifolium prat., per., alpestre, 


montana, repens, Medicago sativa u. talcata, 
Lotus corniculatus; 


Heuwertd — Holzanbau. 


als fonftige Pflanzen: Achilles millef., Daucus 
Car.,, Pastinaca sativ., Centaurea Jacer, 


451 


der Landgüter feftgeftellt war, gewährt das gleiche 


—— eine beſondere niedrige Schätzung 


Plantago lanceolata, Colchic. autumnale, Recht durch Eintragung in die Landgüterrolle 


Rhinanthus minor. 

Bei B. waren vorherrſchend: Aira caespit., Dac- 
tyl. glom., Agrostis stolonit , Festuca elatiorf. 
u. rubr., Poa pratensis u. trivial. Schoenus 
ferrugineus und nigricans. Vicia cracca, 
Medicago lupul., Centaurea Jacea, Achill. 
millef,, Equisetum palustre u. ſ. w.; 

bei C.: Aira caesp, Agrostis stolonif,. Carex 
hirta, panicea, paladösa, strieta. Medicago 
lupulina. Trıt. hybridum. Rhinanthum 
minor. Centaurea Jacea. Ranunculus strieta. 

bei D.: Phragmitis com., Agrostis stolonifera, 
Poa trivialıs, Aira caespitosa. Carex vulpina, 
paladosa, Scirpus-, Juncus-Arten, Lythrum 
Salicaria, Cirsium palustre, Mentha aquatica, 
Polyg. Hydropiper. 


Das Schlußurtheil lautet: der Werth des Bivilgejegbuchs darauf hinwirlen möge, da 


(20 facher Betrag des Grundfteuer-Reinertrags ohne 
beiondere Berechnung der Wohn- und Wirthichafte- 
gebäude und des Gutsinventars gegenüber dem bis 

um 60fachen gehenden Verfeyrswerthe) ebenfalls 
dir alle mıt einem Wohnhaufe —— landw. 
Beſitzungen, welche nach dem Grundkataſter einen 


Reinertrag von mindeſtens 75 Mark ergeben, aber 


ohne das Präzipuum. Auch hier kann jederzeit die 
Löſchung des Gutes oder eine anderweitige Ver— 
fügung jeitens des Eigenthümers erfolgen. Für 
Lauenburg und für Brandenburg find ähn- 
liche Gejege erlaffen worden und in anderen Län 
dern hat man ebenfalls joldhe gegeben. In der 
Erften Kammer der badiihen Landftände ift der 
Antrag geftellt worden, daß die Negierung bei der 
im Gange befindlichen Vorbereitung des — 38 

dem 


Heufutters ſteht im genauen Verhältniß ländlichen Grundbeſitzer unter Beſeitigung des ver— 
zum Gehalt an Leguminoſen und im um- derblichen franzöſiſch-rechtlichen Pflichttheilsrechts 
gekehrten zum Gehalt an Sauergräſern, eine durch die Geſetzgebung der Einzelſtaaten nach 
ein Urtheil, welchem man vollſtändig beiſtimmen Maßgabe der in derſelben beſtehenden beſonderen 
lann. Es zeigt ſich, daß der Landwirth durch die Verhältniſſe zu ordnende größere Teſtirfreiheit ge— 


ihm leicht mögliche botaniſche Analyſe weit ſicherer 


das Heu beurtheilen kann, als durch die chemiſche, 
ihm zudem nicht leicht mögliche Analyſe. Erſtere 
erfordert nicht viel, dieſe ſehr viel Zeit. 
Hilfskaffen, j. Urbeiterverfiherung, ©. 84. 
(ae: über eingeichriebene Hilfskaffen vom 1. Juni 
) 


Höferecht, Höfegeſetz, Höfeweſen, Geſetz— 
gebung zum Zwecke des Zuſammenhaltens der Hof- 
güter als Mittel gegen Zerſplitterung der Güter 
und bäuerliches Proletariat in Folge von Ver— 





währt werde. 
An Weſtfalen waren jedoch bit 1886 von ca. 


40,000 vorhandenen Befigungen nur 1456 in die 


Landgüterrolle eingetragen worden. 
Holzanbau. Fr. Müde in dem unter Forft« 


‚ wirthichaft bereit3 erwähnten Werfe „Wald » Hege 


und Pflege“, Hilfsbuch für —— — Guts⸗ 
verwalter u. ſ. w, Leipzig 1885, ſpricht ſich behufs 


der künſtlichen Verjüngung der Beſtände über den 


ſchuldung, geſetzliche Begünſtigung des Anerben. 


(Bgl. Erbrecht und Erbfolge.) 
wurde durch Geſetz v. 2. Juni 1874 das beſtehende 
bäuerliche Anerbenrecht in Hannover auf feſtere 


An Preußen 


und zweckmäßigere Formen gebracht durch die 


Geſetze von 1880 und 1884 (20. Februar — G.- 


S. S. 71) deſſen Wirkſamleit auf alle mit einem 


Wohnhauſe verjehenen landw. Befigungen und durch 
Aufhebung des 8 1 des Geſetzes von 1874 auch 
auf die Rittergüter ausgedehnt, ſodaß nunmehr 
jeder Gutseigenthümer jein Gut in die Höferolle 
eintragen laffen fann, eine Bergünftigung, welche 
auch jederzeit auf Antrag des Eigenthümers wie- 
der zu löſchen ift. Die dadurch geichaffene Begün— 
ftigung des Anerben, des älteften Sohnes oder auch 
der älteften Tochter bei Mangel an Söhnen, be» 


Kt darin, daß das Gut nur mit dem Zwanzig: ı 
achen des (niedrig geihäßten) Reinertrags in Anz | 


rehnung gebracht und ihm ein Bräzipuum von !/; 
des (eventuell um die auf dem Gute ruhende Schul- 
denlajt verminderten) Hojwerthes zugeftanden wird. 
Der Eigenthümer kann jederzeit durch Teftament 
oder andere Urkunde die Begünftigung aufheben 
oder durch eine andere erlegen. — Die „Land« 
güterordnung” für die Prov. We ftfalen und benady» 
barte rheinpreußiiche Kreiſe, Geſ. v. 30 April 1882, 
mwojelbft nad) Geſ. v. 4. Juni 1856 für die Pflicht- 


Holzanbau dahin aus, daß die Saat im All— 
gemeinen billiger und ficherer ift als die Pflan« 
zung, weniger Aufwand an Zeit und Arbeitätraft 
erfordert, ohne weitere Koſten Material für künf- 
tige Nachbeſſerungen jchafft, wenig durch Licht» 
ftellung, Sturm, Wild und Inſekten leidet, größere 
Gewähr für Schaftreines Nutzholz und ausdauernde 
Stärfe bietet und höhere Durchforftungserträge 
giebt. Die Pflanzung jei aber trogdem micht 
entbehrlich für Heine Lüden in Schonungen, zu 
Sandichollen, Südhängen, naſſen Brüchen und 
Froſtlöchern, auf jehr verfrautetem, wirrzeligem oder 
jteinigem Boden, bei fehlenden oder zu theueren 
Samen. Sie bietet den Vorzug, daß man die 
Miſchung mehr in der Gewalt hat und durch Ver— 
wendung ftärferer Pflanzen dem Schuß», bezw. 
Lichtbedürfniffe empfindlicher Holzarten leicht Rech— 
nung tragen fann. 
Die Pflanzen ordnet er in 


Kleinvflanzen von unter 0,2 m Höhe 
Halbloden von 0,2 bis 05 „  „ 
Loden — 160 — 
Starkloden en 5 u 5 
Halbheiiter u EBEN. 
Heiiter ——380 
Starkheiſter „Äaerr 25, „ 


Empfohlen wird bezüglich des Pflanzmaterials 
u. ſ. w. „Die Pflanzenzucht im Walde“ von Fürft. 
29* 


452 Holzandau — Holzbrot. 


Auf ©. 46 ff. finden fich die Vorfchriften über die holzpflänzchen), die Hügelpflangung in Brü- . 
Urt der Anzucht der Pflanzen in den Saat- und chen, welche der Ueberſchwemmung ausgejett find, 
Pflanzlämpen und Forjtgärten mit m. über und auf flahgründigem Boden und Die Pfanzung 
die Saatmenge, die Berjchulung, den Transport auf Flugiand und Sandjhollen mit be 
der Pflanzen u. j. mw. jonderen Schußvorrichtungen durch Flechtreifig- 
Für den Duadratverband z. B. wird pro ha Zäune und jchachbrettartiges Belegen des Vodens 
mit Rieferballen (1,5 X 1,5 = 2,25 qm pro Pflanze) mit Rajenplaggen, Kiefernreifig u. j. w. Die 
— ahl der Bilanzen zu 4444 angegeben, für ; Holzvermehrung durh Stedlinge — Gtedreijer 
eieclsverband zu 5132 Stüd; bei der erften — 1—2 jährige Ruthen von 30-45 cm Länge 
wer bei der zweiten weiter, — alfo z. B. eine und mit Sepftangen von 2-3 m Länge im Frühe 
jährige Laubholzpflanzen zum erftenmale in Reihen jahr und im Heibſt in vorher gut vorbereiteten 
von 40 cm Entfernung mit 20—25 cm in Löchern wird vorzugsmweije für feinere Flechtwei— 
ben Reihen, für das zweitemal in 50—80 cm — den angewendet. Vgl. Korbweiden-Kultur. 
tem Ver für Kiefer, einjährig verſchult, Holzbrot, Holzfuttermehl, Holzmehl, 
bis 20 cm weite Reihen und 8—10 cm —— Holzmehlfutter. (Bgl. Fütterung.) Die 
in den Reihen u. ſ. w. Beiprodhen werden ferner Verwendung von Gägipänen zur Fütterung in 
die Ballenpflanzung (j. d.), die Büſchel-Jahrgängen oder in Wirthihaften mit mangeln- 
—— (kleine Holzpflanzen zu nehmen in dem Stroh zur Herſtellung genügend voluminöſer 





Sträußen), die Stummelpfanzung (mit ges 
köpften oder geftugten Pflanzen), die Pflanzung in 
Rajolftreifen (am theuerften), in Löchern (am ge 
wöhnlichften), die Klemmpflanzung in der Art, 
daß nach dem Einjegen oder Einlegen der Pflanze 
in die durch den Keilſpaten oder das Pflanzeijen 
gemachte Spaltöffnung der Boden an die Pflanze 

edrüdt wird, um die Pflanzipalte wieder zu jchlie- 

en, das Bilanzen in Pflugfurdhen (Nadel: 


Futtermiſchungen und zur Beſchaffung billiger 
| Räbeftoffe war jchon jeit längerer Zeit empfohlen 
| worbe n, jodaß die neuern Futterwerthtabellen die 
| Analyien und den Futterwerth davon enthalten 
(vgl. Band IV), 3. B. Sägejpäne von — und 
Fichten: im Mittel 87,5 tr., 3,9 nh. (3,3—4,4), 
yarz 2,5.-3,0, nfr. 22,6, hf. 55,0 (52,2—56.0), 

aſſer 12,5, Aſche 0,7. Dr. B. Schulze giebt 
an für die Holzarten: 


Birke 7,06 kant 8,46 Erle 7,67 Mlazie 7,65 Bude 6,20 Kiefer 8,23 Nußbaum 1,41 nh. 
’ 1,68 J 


J 4,48 397 „3,16 ji 2,80 


Die Sägefpäne wurden durch Schwefeljäure auf» 
geichlofjen. In der legten Zeit gewann die Ver— 
wendung von Holz in Mehlform zur Fütterung 
eine größere Bedeutung dadurd, daß man dajjelbe 
feiner zu mahlen verftand, beſſer aufichloß, als 
Brot oder Kuchen baden und die dazu geeigneten 
Holzarten befjer kennen lernte. Amtsrath Wen» 
denburg-Baganz bei Spremberg i. d. Laufiß 
veröffentlichte darüber fein Berfahren, Dr.B. Schulz 
brachte Analyſen und Andere ftellten Verſuche an, 
nad welchem fie lobend und zuftimmend oder ver- 
werjend ſich erflärten, jodaß ein lebhaft geführter 
Gedantenaustaujch in der Preſſe ftattgefunden hat. 
Wie immer bei eingeführten Neuerungen gab es 
enthufiaftiihe Lobredner und ſcharfe oder fpöttelnde 
Krititer; jene halten dafür, daß das Holzbrot bei 
Schweinen die Kartoffeln, bei Kühen das Stroh, 
das Wicjenheu und vor Allem den Hädjel und bei 
Pferden ebenfalls den Hädjel volltommen zu er- 
fegen vermöge, dicje verwerfen das neuempjohlene 
Futter ganz, entweder als zu werthlos, oder ala 
Re theuer durch die Herftellungstoften. 3. Brieft- 

uiſenau bei Ringelwalde erlärte die Wenden- 
burg’sche Erfindung des Holzmehls jogar als wohl 
eine der großartigjten und für die Yandwirthichait | 


h.) Rohprotei 
en —* at 18, (Nu 


R 2,57 © 5,19 


 verdienftvolliten der Neuzeit, während für. Schmid 

die Ungleichwerthigteit des Futters und die hohen 

Koften — 1,5 Mark pro tr. genügen, um vor 

der Anwendun zu warnen; zur Beurtheilung 

jtelt er die Werdaulichleit und den berechneten 

— (nach B. Schulz) gegenüber dem von 
eu: 


Birke 11,64 Kiefer 33,42 Heu 47,4% — 
" 0,7 ” 0,8 "” 2, 92 


Das ga der Auſſchließung nad) A 
berg ift das Folgende: 50 kg Sägeipäne werden 
mit 1—1,5 kg Viehſalz (gedorrt und ie, A 
—— in —— zweimal umgeſchaufelt, 
tunden in Spitzhaufen gelaſſen, dann mit ei 
Löſung von Yo kg Salziäure in 2 1 Waſſer F 
ſprengt, zweimal umgeſchaufelt und wieder 24 St. 
in Spitzhaufen gelaſſen und dann mit! z kg in 
Kalkwaſſer gelöſter Soda beſprengt, ebenſo behan—⸗ 
delt, ſodaß das Futter in dreimal 24 Stunden 
fertig ift. Die Holzarten müffen gejund, nicht 


| ftodig und faul, und von allem Moos u. dgl. ges 


reinigt fein; am beiten joll Buchen-, am wenigjten 
 Eichenholz fi eignen. Schulz fand in verjdie- 
denen Proben des fo hergeitellten Futters 


1,22 %, Diet: 2 Linde) bis 8 46 %/, (Rappel) 


(Buche und Eiche) 


” — ” 


(nfr.) Stidftofffreie 37,59 R — — Birke) 
(hf.) reke 30,33 „ (Buche) s8. 1% 
1,21 „ (Nußbaum) „ 13,31 „ (Buche). 


— Brieſt Be aus 75 kg des präparirten 
hls mit 25 kg Roggenfuttermehl, troden 


emifcht, in Formen gut gefnetet, Brote ober 
Kuchen welche nad Umftülpen mitteljt breiter 


Holzbrot — Holzfafer. 453 


Schieber ohne Formen in den Dfen kommen und | 13,5 kg, bei Eljen 17,5 kg, bei Linden 21 kg, 
1—2 kg nad dem Baden wiegen. Gefäuerte und | bei Nothbuchen 23 kg reines rg eg en 
mit Waffer gemengte Brote Sollen fich fchlechter tert wurde dieſes auf jede mögliche Art, ‘die 
baden und vom Bieh weniger gern genommen | gebniffe waren aber ſammt und jonbers nicht bes 
werden. Um höhern Nährwerth zu erzielen, wer- friedigend und bejonders nicht im Verhältniß zu 
den auch 33/20, Mehlzufag und als Klebſtoffe den Koften ftehend. Im Bergleih mit Thieren 
fonft Hafermehl, Reismehl, Fleiſchmehl u. ſ. w. | ohne Holzmehlfutter verloren Schweine, Maftochfen, 
empfohlen. — Die Anwendung ift die folgende: | Kühe und Schafe, für welche ein derartiges Futter 
Für Pferde 2,5 kg Hafer, 2,5 kg Brot und am zuträglichſten jein jollte, an Gewicht oder 
ädjel oder nur 5 kg Brot ftatt 5 kg Hafer und | Milch und an der Körperform (Didbäuchigkeit, 
ädjel. Mit Broten aus 12,5 kg Saferichrot, | bervorftchende Hüfttnochen). Maftichafe und Jung- 
‚0 kg Holzmehl und 12,5 kg Futtermehl will | vich fraßen fchlechter und nur die Pferde fraßen 
er den Hafer vollftändig, mit den Broten überhaupt | das Futter ohne Nachtheil, aber auch ohne weſent⸗ 
das befte Klecheu erjegen können. Kühe mit 2 kg lichen Bortheil. Getadelt wird befonders auch die 
* ſtatt z. B. 1 kg getrockneter Biertrebern Ungleichheit des Futters, da es nicht möglich iſt, 
. d.) oder mit 1,5 kg lt ftatt 1 kg guter gleichwerthige Holzipäne zu erhalten. 

e und !/, kg Rapskuchen follen an Menge und | Licht man aus allen Mittheilungen da3 Er» 
Güte der Milch gewinnen, Fafelihweine mit 0,5—1 |gebnif, jo fann das Urteil nur dahin lauten, daß 
kg, Ferleljauen mit 1,5 bis 2 kg Brot anftatt |der Nupungseffelt mit den Koften nicht im Ein- 
Schrot (1,5—2 kg) beftens gedeihen. Hang fteht, wenn Späne von gemügender Fein- 

H. 2. Kubala-Tritihomwig in Mähren ver- | heit gewonnen und P Brot verbaden werden 
fügt über jehr billige Sägeipäne und hat diefe auf |jollen. Die Späne wirken hauptſächlich als Füll- 
eigener Wafjermühle gemahlen, dann genau nad) | material und geftatten die Verwendung grö 
der Vorſchrift präparirt undverfüttert. Die Schweine | Mengen von konzentrirten Nahrungsmitteln. Daß 
fraßen das Futter erſt bei Zufag von 20 /, Kur ſie im Magen in guten Dünger umgewandelt 
furuzmebhl. Das Holzbrot dagegen wurde von | werben, a ein Bortheil von nur geringem Werth, 
Pferden und anderen Thieren willig angenommen; |da die VBermifchung mit Kloaken- und anderem 
er meint, daß dadurd die Ferjegung und Um— 
wandlung der Holzfajer beffer als durch chemiſche 
Ngentien bewirkt werde und verweiſt darauf, daß 
in Beiten der Hungerönoth Diejenigen, welche Gras 
gelocht und fäuerlich genoffen haben, zu Grunde 
gingen, Diejenigen aber, welche gemahlene Holz: 
rinden mit Mehl zu Brot verbaden haben, am 
Leben geblieben find. Damit ſei bewiejen, daß die 
(ich. m durch VBerbaden verdaulich gemacht werde, 
0 

ä 


jehr wafferreichen Dünger Gleiches erreichen läßt. 
Das Berfüttern an — iſt jedenfalls am 
wenigſten anwendbar. Bei Futtermangel mag 
deshalb mag immerhin zur Lebenserhaltung vom 
Holzbrot Gebrauch — werden, zur Erzielung 
von Fleiſch, Fett, Wolle, Milch und Zugleiſtung 
iſt es nicht oder nur in geringem Grade geeignet. 
Holzfaſer, Holzmwolle, Wollin und Holz» 
ftaub. Die Ameritaner haben zuerft ala Ber- 
wirffih ein Theil der darin enthaltenen | padungsmaterial anftatt Stroh oder Papier- 

offe nugbar würde. Um das Brot billig |jchnigel lange, dünne Späne von Holz, auf 
herzustellen, hat er einen (patentirten) Ringofen | befonderen Maſchinen erzeugt, in Anwendung ges 
mit fontinuirlich wirfendem Feuer konftruirt und bracht; das Verfahren ift dann auch in Europa 
ift dadurch im Stande, mit nur 25 kg Steinfohlen | angewendet und immer mehr vervolltommnet wors 
täglich 4 bis 4,5 m-ftr. Teig zu verbaden. Durch | den, ſodaß jegt „die Holzmwolle“ ein jehr wichtiger 
Kraftjutter und Holzbrot erlange man die billigfte | Handelsartıtel geworden ift. Zum Beftäuben der 
Futtermiihung von normaler Zuſammenſetzung. ammttapeten benußt man auch ftatt der Schaf« 
Major dv. Jena-Köthen hat jedenfalls die | wolle den durch Zerreiben und Mahlen gejärbter 
umfaffendften Verſuche angeftellt, diefe am längften | Holzipäne gewonnenen Holzitaub und hat dieſen 
durchgeführt und mit ——— Biehſtämmen ope- auch Holzwolle genannt. Gewöhnlich bezeichnet 
rirt; die zum Raſpeln der Späne empfohlene Ma- | man aber mit dieſem Namen nur das Verbackungs— 
chine, welche mit Kap 3253 Mark toftete, | material, ein feines, wolliges, fajeriges Erzeugniß 
ollte mit 4 Pferdefraft in 24 Stunden 30 m+Btr. |von fauberer, ftaubfreier und elaftiiher Beichaffen- 
Späne liefern, hat aber 6 Pferdefraft erfordert heit, welches jegt auch Verwendung als Bolfter- 
und nur 20 m»$tr. geliefert. erarbeitet wurden | material für Matragen, Möbel, Kiffen ı. |. w. und 
210 m Holz und diefe gaben 735 m-ftr. Späne. |in geeigneter Form aud für chirurgiſche und hy⸗ 
r 18 m Buchenholz wurden 124 Mark Koften gieniſche Zwede, für Binden, Bandagen u. ſ. w. 

et (72 für das Holz — 16 für Feuerung, |verwendet wird, jowie zum Filtriren von Flüffig- 

24,5 für Raipeln, 11,5 für Taglohn). Dazu |keiten und ald Pupmaterial zum Reinigen ber 
fommen aber noch pro m-ftr. 40, bezw. 30 Pig. | Maichinen. In Brauereien joll die „Klärmwolle* 
Lizenzgebühr für die Patentinhaber, wobei be⸗ |den vierfachen Effelt der bisher verwendeten Klar» 
merkt wird, da die Berechnung der Gebühr nach ſpäne bewirkt haben. Man ftellt die 9. in 8 ver- 
Gewicht ein Unding ſei, weil der Unterjchied | jchredenen Stärken bis zu ', mm Hreite dar, bie 
rege ganz — und trodenem Holz bis feinſte Sorte, „die Charpiewolle“, dient zu 
® en fan. ®on je 1 Kubiffuß wurden | Berbandzweden und als Erjag der Watte, da fie 
erhalten: bei Stiefernholz 16 kg, bei Bappeln faft fo fein wie Schafwolle ift; die fonftigen feir 


454 Holzfafer — Holzzoll. 


neren Sorten werden aud) gefärbt und dienen als | Bahnhof Wien mit 24 Mark für 100 kg geliefert. 
Emballage von Konfitüren, Parfümerien, Luxus- Das Import Geihäft W. Morftune, Berlin C., 
egenftänden u. f. wm. Us Patent-Polſter- | Sophienftraße 1b, liefert importirte norwegische 
pm in verjchiedenen Feinheitsgraden bis zu | Holzwolle zu 8 Mark für 100 kg frei ins Haus. 
dem des Roßhaares und feiner als diejes bringt | Die Herftellung der H. geichieht mittelft befon- 
die erfte ungar.söfterr. Holzfajerfabrit, Wien IX, | deren Maſchinen, welche mit Wind, Waffer, Dampf 
Burggafie 32, ein aus den harzreichen Jahres- | oder jonftiger Kraft betrieben werden können. Der 
ringen von Fichtenholz hergeftelltes Erzeugniß in | Mechanismusund Schneideapparatift aufeinemeijer- 
den Handel, welches vorzüglich zu allen Bolfteruns |nen Stuhl montirt und wird durch eine Antrichs- 
en, dauerhaft, claftiih, durch Trodenheit und | oder Riemenjcheibe von einem Motor aus in Um— 
äffe nicht Leidend, ohne Anotenbildung, und vors | trieb gelegt. Der Kraftbedarf ift 1—2 Pferde» 
züglich gegen Ungeziefer jein fol, da der Fichten= | kraft. Zur Aufftellung genügt ein Raum von 
geruch diejem zumider ift. Es ift im ipez. Gewicht | 3,5 m Länge und 1,5 m Breite. Ein Wrbeiter 
geringer al3 Seegras und Crix d’Afrique und kann 2 Maſchinen bedienen. 
bat ſich raſch Eingang verſchafft. Das Marti In Nr. 41, 1887, der „Allgemeinen Zeitung für 
zwijchen den Jahresringen wird als Nebenproduft | Deutiche Land» und Forftwirthe”, Berlin, ift eine 
verwerthet. Die gepreßten Ballen der Patent: | Rentabilität3-Berehnung, wie folgt, mitgetheilt 
Volfterfafern zu 20—25 kg Gewicht werden frei | worden. 


Koften der Maichine, für den Betrieb fertig geftellt, 900 Mart 

1 cbm Buchenholz zu durchſchnittlich 750 kg 10,50 „ ; man erhält 

150 kg Abfall u. 600 kg Verarbeitungsmaterial, welches 

für 1 Tag ausreicht, aljo Taglohn für einen Arbeiter 3,00 „ 

10", Abnugung und VBerzinjung der Mafchinen 030 „ 

14,00 Marf 

100 kg Holzmwolle werden aljo mit 2,47 Mark | in Preußen in den legten 50 Jahren der Ertrag der 
——— die Verlaufspreiſe find je nach Qua- Forſten um 300 geſtiegen ſei und daß der Zoll 
ität in größeren Poſten 8—10 Mark. von 1879 ſchon um 40%, die Einnahmen verrin— 

Bei tägliher Erzeugung von 600 kg ift das gert habe. Preußen befige nur 45 %/, Staatd- und 
Sahreserzeugniß 180,000 kg; diejes wird mit! 55 %, Privatwald, der Zoll nüge nur Denen, 
4466 Mark hergeftellt und bei geringftem Ver⸗ welche Bau- und Nugholz verkauften, aljo nur 
faupspreis zu 8 Mark mit 14,400 Mark verkauft, | den Großgrundbefigern; ein Sinten der Vreiſe, 
fodaß ein Neingewinn von 9954 Markt verbleibt. wie es von feiten der Vertheidiger der Zollerhöhung 
Bu dieſer Berechnung muß aber bemerkt werden, ; behauptet worden war, fünne nur bezüglich der 
daß 1. die Koften des Holzes und des Taglohnes | Schwindelpreife der Gründerjahre behauptet wer- 
in vielen Fällen höher find und 2. die berechneten den. Der Schaden durch die Zollerhöhung jei für 
Koften höher fein müfjen, weil die Unterhaltung, | den Staat jelbft am größten, da er für alle Bauten 
die Abnupung, die Verzinjung und die Verfiche- | und bejonders für die Eifenbahnen die Zubuße zu 
rung ber Mafchinen mindeftens mit 20%, anzu= tragen habe; im Jahre 1882/83 find 887,269 
fegen find und die Jonfligen Geſchäftsſpeſen, Lofal- | Stüd, im Jahre 1853/84 aber 1,138,418 Stüd 
micthe, Transport, Büreauloften u. j. w. ganz Schwellen gebraudt worden und für 1885.86 
fehlen. Die Berechnung zeigt aber, daß in der |jeien 1,5 Mill. Stüd nothwendig; der Zoll ver- 
Regel die Holzwolle mit hohem Nupen erzeugt |urfahe 1,8 Mill. Mark Mehrausgabe deshalb; 
merden fann, was zumal dann der Fall jein dazu fommen über 2000 Stüd Perſonen- und 
wenn fie in Gegenden mit billigen Holzpreiſen Güter- und Gepädwagen, welche 8—9I Mill. Marl 
und niedrigen Löhnen ermöglicht wird. | oder 10°, mehr an Koften erforderten. 

Holzzoll. Bei Revifion des Zolltarifs im Jahre | Bu diejer Darftellung ift es von Antereffe, die 
1885 im Deutichen Reichitage hat auch der H. Angaben aus den Ver. Staaten von Nordamerika 
eine wichtige Rolle gejpielt; objchon nur für | zu vergleichen; dort rechnet man bei 5jähriger 
Nutzholz verlangt und nicht für Nohholz, welches Dauer der Holzſchwellen jährlid 30 Mill. Stüd, 
in großen Mengen zur Verarbeitung eingeführt wofür 150,000 Acres Wald nothwendig find. — 
wird, haben doch die Interefjenten für und wider | Der „Verein der Holzhändler und Holzinduftriel- 
einen jchr heftigen Kampf geführt umd hat Ien“ verwies bejonderd auf die Holzinduftrie, 
es auch bei dieſem beiderjeitS nicht an großartigen welche 1008 Firmen zählt; von diejen bejchäftigt 
Uebertreibungen gefehlt. Die Darftellung von den | ein Theil 26,573 Arbeiter; 717 Familien arbeiten 
jinfenden Breifen konnte höchftens für lokale Ver- in Hausinduftrie, 5000 Flößer find am Transport 
hältniſſe als zutreffend gelten, für die Mehrzahl beichäftigt u. j. mw. Aus dem Königreich Sadien 
ber Maldungen ift von ftetig neftiegenen Preifen wurde erwähnt, daß die 176 Fabriten des Landes 
auszugehen. Nah Yudeich- Tharandt hat im für Holzitoff und Holzpapier jährlich 450,000 bis 
Königreich Sachſen von 1862— 1883 eine ftete Er- 500,000 fm Holz verarbeiten, daß 1 fm Holz 300 kg 
gehung des Neinertrags ftattgefunden und ift die Holzftoff giebt, und dah aljo bei 2—3 Mill. Zoll 

aldrente von 29,01 auf 44,94 Marf pro ba pro fm die Preiserhöhung 1 Mark für 1 m+$tr. 
geftiegen. Sombart-Ennsleben wies nad, daß Holzſtoff bedeutet; im Durchſchnitt gelte 1 fm 


Holzzoll — Hopfen. 455 


Derbholz 13,4 Marl. Aus der Provinz Hannover | Reichstag dieſe troßdem der Hauptiache nad) ge- 
wurden im Jahresbericht der Handelsfammer als nehmigt hatte, ift bejonders dem Einfluß, welchen 
durchichnittliche Preiſe für 1 fm genannt: 16—20|der Reichslanzler durch ſeine Reden ausübte, zu— 
Mark für heimische Nadelhölzer zu Bauzwecken, zujchreiben. Nach Anficht des Reichskanzlers, 
22—30 Mark für Schwellen und 35—45 Mark | mweldyer hauptſächlich nach den in der Umgegend 
für Bohlen, Bretter und Schiffsbauholz von Eichen, | feiner Befigungen gewonnenen Erfahrungen ur» 
8—8,5 Mark für Schwellen, 10—12 Mark für | theilte, jtand die Forftwirthichaft nicht jo glänzend, 
Kiftenbretter und 14—16 Mark für Faßdauben | wie geihildert worden war, da dort 1 fm Holz 
von Buchenholz, aljo Preife, welche die geführten | nicht über 10 Mark verfäuflich jei, und würden 
Klagen nicht rechtfertigen. bejonders die Jntereffen der Heinen Bauern, welche 

on jeiten der Tiſchler, Drechsler u. |. w. war | durd Lohnfuhrwert im Winter und an freien 
angegeben worden, daß an Tiſchler-, Drechsler- | Tagen Geld verdienten, ſchwer geichädigt, wenn 
u. dgl. Holzarbeiten 28,000 t zur Ausfuhr kamen, | der Wald nicht gemügenden Abſatz ermöglichen 
von Fournüren 1300 t, von fonftigen Holzwaaren laſſe. Der Reichskanzler berechnete, dab 5 ba 
8972 t, von Fortepianos, Klaviaturen u. ſ. w. Wald eine Arbeiterfamilie ermährten und daß 
3626, von ſonſtigen mufifalifchen Inſtrumenten 1 Raumeter Holz Verdienst für 1 Pferdetag gäbe. 
mit größtentheils Holz 2800 t und zufammen mit | Am wünichenswertheften ſei cd, daß recht viel 


Eijenbahnmwagen, Wagen und Schlitten mit Pol- rohes Holz, welches nicht verzollt werden jollte, 
ftern und gepoliterten Möbeln 36,288 t zum Werth — und recht viel bearbeitetes Holz hinaus 
von 60 Mill. Mark äme. Der Wald müſſe im Intereſſe der Wohl— 


Von ſeiten der Holzhändler und Sägemüller war fahrt der Nation erhalten und vermehrt werden, 
Darauf aufmerffam gemacht worden, daß ein Unter- bis jetzt habe es aber nur Rückgang der Einnahmen 
jchied zwiihen harten und weichen Hölzern ge- aus den Forſten gegeben. Die Ausführungen des 
macht werden mühe und dab eine Vertheuerung Reichskanzlers wurden durch Gutachten, Referate 
durch den Boll den Handel, die Holzjabrifen und | und Reden von Forftmännern, Großgrundbeſi 
onftige Anlagen für Holzverarbeitung ſchwer und Anhängern der Schußzölle weiter ausg 


hädigen müßte. Schnittmaterialien aus weichem | und unterjtügt. 


Holz, 25—30 Mark werth, könnten feinen Zoll 
vertragen; die Einfuhr werde damit unmöglich 


owie jede Jnduftrie, welche viel Kiften verbrauche, 
wer geichädigt, begünftigt nach dem vorgelegten 
Tarif nur die Spiritus-Fnduftrie, weil die eiche- 
nen Faßdauben nur wenig mit Zoll (30 Big. 
für 100 kg oder 1,8 Mark für 1 fm) belaftet 
werben jollten, angeblich weil im Deutſchen Reid) 
noch nicht genug NRohmaterial vorhanden jei; 
Gleiches gelte aber ebenjo für weiche Hölzer. 
Durch den Zoll würde in Holland das deutſche 
Holz verdrängt, der Bretterhandel dorthin müſſe 
aufhören. Am Rhein und von den Geeftäbten 
bis Mannheim gäbe es zahlreiche Werle zur Ver— 
arbeitung der rauhen Hölzer aus dem Norben 
und dieje repräjentirten 5,5 Mill. Mark Kapital, 
35 Mill, Mark Seefracht, 3,0 Mill. Marl Eiien- 
bahnfracht, 3 Mill. Mark Arbeitslohn und bis 
jet 0,75 Mill. Mark Zoll; deflen Erhöhung jei 
Ruin diejer blühenden Induſtrie. Wllerwärts 
zeige fich bei vernünftiger Bewirthichaftung der 
gejteigerte Ertrag der Waldungen, diejen noch höher 
u betreiben, jei Sicher unwirthſchaftlich. Aus 
5 oberichleftichen Revieren wurde eine bebeutendbe 
Mehreinnahme für die legten 10 Jahre nachge- 
wiejen und für Bayern der Stand der Preiſe weit 
über den Durchſchnitt der legten 25 Jahre. Au 
der Schiffäbau, der Seehandel, der Tranfithande 
die Binnen- und Seeſchiffahrt, die Baugewerbe 
und die Handwerker müßten durch höhere Holz- 
fle (bis 9 und 12 Mark pro fm) jchwer ge- 
werden. 
Die angeführten Bedenken enthalten ungefähr 
dad Wejentlichite deifen, was gegen die höheren 
Holzzölle geltend gemacht worden war; daß ber 


zölle und ihre Erhöhung”, Frankfurt aM. 
und die Kiften-, Holzleiften-, Glas», Tertilinduftrie, | 


Literatur. 3. Lahr, „Die deutjchen 


90 
19. 
B. Dankelmann, „Die deutichen NubHolz- 
zölle“. Eine Waldihugichrift. Berlin 1883. 
Honig, über Preis und Boll ſ. Bienenzudt. 
Ueber Honig brachte die „eitſchrift des Ver. für 
Rübenzuder-Induftrie des Deutichen Reichs“, Juli 
1885, von Dr. 3. Sieben Analyfen von 60 , 
ben, welche ergeben hatten: 


in 

Traubenzuder (Dextroſe) 22,23 —44,71, : 
Fruchtzucker (Lacontofe) 32,15—46,59, 
Rohrzuder 0,0 — 8,22, 1,08, 
Gejammtzuder 68,91—81,74, 
Waſſer 16,28 -24,95, 
Trockenſubſtanz 75,05—83,72, 80,08 „ 
Nichtzucker 120 8,82, 

Hopein, angeblich aus Arizomahopfen in Ame- 
rila gewonnenes Alkaloid des Hopfens, der Haupt⸗ 
ſache nach aber Morphin mit einer geringen Menge 
einer anderen organiſchen Baſe, giftige Beſta 
theile und ſolche, welche weder in amerikaniſchen, 
nod in europätichen SHopfenjorten vorlommen. 
Es wurde deshalb diejes Präparat ala Ge 
mittel in Deutichland und anderwärts verboten 
und ebenfo das „Hopein-Beer“. 

Hopfen. Die bedeutende Vermehrung der Ers 
gensung, des Verbrauchs und der Ausfuhr von 

ier (ſ. d.) im Deutjchen Reich hat auf die Anlage 
und Erzeugung von Hopfen in der Art gewi 
daf jet über vollftändige Ueberprodultion geklagt 
wird. Dr. Bott, Münden, Bräfident des Hopfen- 
bau-Bereins, theilte, 1886, mit, daß die Geſammt⸗ 
erzeugung der Welt von Hopfen auf 1,588,550 Bir. 
im Jahre 1885 und 1,846,810 Btr. im Jahre 1 
fih belaufen habe und daß im diejem Jahre ber 


456 Hopfen. 


Ueberihuß 224,550 Ztr. oder 13,49 %/,, in jenem | die meitgehendfte Anwendung von Unter- und 
Jahre aber 182,810 Ztr. oder 11, war. Für | Zwifchenkulturen, die Beſchränkung der Handarbeit 


das Reich wurde angegeben: 
tr. 


; tr. 
1885 — Bayern 313.400, 1886 = 308.600 
Württemberg 127,000, 110,000 

Eljaß-Lothr. 75,000, 5, 

Preußen 74,300, 56,950 
Baden 61,000, 64,000 
652,500, 324,610 
Bedarf 364,000, 


zur Ausfuhr verfügbar 260,610 Ztr. 
Pott empfiehlt das Aufgeben des Anbaus da, 
wo nur minderwerthige Sorten erzeugt werden, 


für 1883 nad) v. 





'fo weit nur möglich, die Vermeidung zu ftidftoff- 
reicher Düngung und die Verwendung niedrigerer, 
|alfo billigerer Gerüfte und Stangen. Der Anbau 
ſei vielſach ſchon ohne Rente geblieben. 
| Bom amerifaniihen Konjul in Nürnber 

v. Horftmann, wurden für 1883 Berichte über die 
Erzeugung und den Verbrauch von Hopfen und Bier 
‚an dag Ministerium in Waſhington geihidt und 
| darin für den Hopfen die erzeugten Mengen zu— 
jammengeftellt; ein ähnlicher Bericht lag aus Saaz 
von M. Gütermann vor für 1884 und 1885; 





nad) diejen beiden Angaben wären zu rechnen im 


Horftmann für 1884 und 1RR5 nad Gütermann. 


Bayern 22,00 Mill. amerit. Pfund 225,000 270,000 Zol-Btr. 
Württemberg 5,50 „ 80,000 105,000 ö 
Baden 880 „ x 45,000 65,000 x 
Preußen 400 „ - 60,000 60,000 = 
Elſaß-⸗Lothringen 7,00 „ = 70,000 75,000 er 
D. R. ſonſt 0,30 „ x 3,000 7,000 

D. R. zuſ. 42,60 —3895, 000 Zoll.-Ztr. 483,000 578,000 BZoll-Btr. 
Großbritannien 66,60 Mill. amerit. Pfund 365,000 — 
OeſterreichUngarn 10,78 „ ® 140,000 161,000 R 
Belgien 847 „ n 90,000 105,000 * 
Frankreich 5,83 „ " 48,000 60,00 „ 
Rußland . Ri 

Niederlande 1,1 R n 

Däncmarf 0,99 „ — 40,000 ” 
Schweden, Norwegen 1,32 „ E 

Europa zuf. 132,22 Mill. amerit. 


B. Staaten v.N.-Am. 22,00 


” 


Nürnberg wird als Hauptplag auf dem Kontinent | 


und 801,000 944,000 Zol-gtr. 


Im Jahre 1883 war der Anbau im Deutjchen 


bezeichnet, im Jahre 1883 jollen dort 32,67 Mill. | Reich etwas über 45,000 ha. 


nd für 19 Mill. Dollar verkauft worden fein, im 
hre 1882 war die Ausfuhr nah Amerika 
1,180,000 Pfund zu 98,800 Dollar und im Jahre 
1883 war jie 205,000 Pfund zu 43,000 Dollar. 


Für das Feſtland von Europa wird der Verbraud) | 


für 1884 zu 575,000 Str. angegeben, ſodaß die 
Ausfuhr über 226,000 3tr. fein konnte. Groß- 
Britannien verbraudte 600,000 PBtr., erzeugte 
365,000 tr. und führte ein 235,000 Bir. 


Die „Allg. Brauerzeitung“ gab für 1884 den 
—— auf der Erde zu 77,45 Mill. kg an 
und die Erzeugung zu 88,5 Mill. kg, den Ueber- 
ſchuß alfo zu 11,05 Mill. kg. In der vorzüg- 
fihen Karte über den Hopfenbau der Welt von 
Homann find für diefen 108,824 ha mit durd- 
ſchnittlich 65,03 Mill. kg angegeben und ebenjo 
war der Verbrauch berechnet (65,047,500 kg); 
auf das 


ha kg 

Deutiche Reich jollten 47,910 u. 23,855,550 
Großbritannien ve 25,606 „ 19,200,000 
die Ver. Staaten * 16,228, 10,000,000 
Oeſterreich 7,711 „ 4,626,650 
Frankreich E 4,000 „ 2,400,000 
auf dieſe Länder zuf. 101,455 u. 60,082,200 
fommen. 


In Europa wird die Steigerung im Anbau von 
'1844 zu 1884 mit 15 : 65 Mill. kg umd die im 
Preis mit 70 : 187 Mark im Durdichnitt an- 
gegeben. 

Aus diefen Angaben ift erfichtlih, daß aller- 
‚dings in den legten Jahren eine jehr bedeutende 
Vermehrung des Hopfenertrages ftattgefunden hat ; 
ob dieſe aber jchon die Ueberproduftion mit der 
Gefahr des Verluftes des Gewinns beim Anbau 
bedeutet, ift nicht leicht zu enticheiden, da befannt- 
fich feine Pflanze in den Erträgen jo außerordent- 
‚li wie ber Sopfen nad) Jahrgängen wechſelt; 
jedenfalld müßte eine genügende Reihe von Jahren 
abgewartet werden; bis 1883 konnte von bedroh- 
fiher Ueberproduftion nod nicht die Rede jein. 
Der Hopfenbau, richtig betrieben, muß allenthalben 
noch gewinnbringend gejtaltet werden können; 
bei der großen Berichiedenheit des Ertragd und 
der Koften durch die Art des Anbaus — Stangen- 
und Drahtzucht — Hand: gegen Spannarbeit — 
Boden und Lage — Sorten — Anlage durch 

hier und Stedlinge — Unter und „wilchen- 
ulturen und Reinkultur — Art des Trodnens der 
Dolden u. j. w. — hat ein Schema über, Koften- 
berechnung ohne genauefte Angabe der Berhältniffe 
feinen Werth; die Rechnung jelbft muß jo gegeben 
werden, wie für das Getreide (ſ. Getreidefoften) 








Hopfen — Hüljenfrüdite. 


gezeichnet worden ift. Weit hatte für feine Zeit 
in Bayern (1830/36) beim Hopfen auf 1 ha 
4800 Stangen und pro Stange 5,6—56 g ober 
pro ha 114-3360 kg Hopfen als Ertrag ge 
rechnet; belajtet wurden die Dolden mit 90 9%, der 
Kojten und jomit ergab ſich für 100 kg als Auf— 
wand 74,58, als Erlös damals 153,0, ala Gewinn 
demnah 78,42 Marl. In den „Annalen der 
Landwirthſchaft in den Fönigl. preuß. Staaten“, 
1866, Nr. 3, war ein Hopfentonto von Grafen 
von Blumenthal mitgetheilt worden; für 
100 8 ergaben ſich mit Anwendung des Sabes 
von 90 /, für die Dolden pro 100 kg 170,142 
Marl Koften, aljo beim Erlös von 234,00 Mart | 
ein Gewinn von 63,58 Marl. 4. Krämer gab 
(.J. d. L. V.“ in Rheinpreußen, 8, 1864) Rechnungen 
für dort mit 128,13 Mark Koften bei 192 Mart 
Erlös, aljo 63,57 Marf Gewinn; der „Allg. illuftr. 
Kalender für Defterreih“, 1867, hatte eine Rech— 
nung mit 101,51 Mark Koiten 320 Marf Erlös, 
219,49 Marf Gewinn. In dem Werfe von 
Blod-Birnbaum (j. Veranſchlagung) ift der 
auf 3 ha betriebene Hopfenbau mit Zwiſchenkultur 
von Spargel und in Berbindung mit 3 ha Lu— 
zernenichlag, auf welchem Luzerne, Kartoffeln, 
Weizen, Gerfte gebaut werden, zu 744,41 Mart 
Reinertrag veranjchlagt, jodaß ſich 100 kg Dolden, 
befaftet mit 90%, der Kojten, beim Berlaufspreis 
von 210 Mark foto Feld zu 181,32 Mark jtellen, 
alio einen Gewinn von 28,68 Mark geben. 
Literatur. „Beobachtungen über die Kultur 
des Hopfend“, München 1880/81. — O. Goeſchke, 
„Der Hopfenbau*, Bern 1876. — 53. 8. und K. 
Homann, „Karte über Hopfen“, Verlag d. „Nürn- 
berger Allg. Ztg.“, Nürnberg. — ©. Lehnert, 
„Der Hopfenbau*, Berlin 1877. — E. Pott und 


Debet 

Mart 
Für VBodenzind an Prinzipall.-Kn. 216,00 
„Leiſt. d. Borfruht „ Kaffa-k. 902,20 
„ Auff. u. Flurſchutz „Adminiſtrat. K. 42,00 

„ 600 kg Saatgut „ Bobden- und 
Sceunen-®. 114,00 
„ Weidebünger „ Scafe-R. 7,85 
„ Miethgeld ‚ Maid.» u.Ger.-K. 42,00 


Handarbeit 82, 40" 
Hagelverfich. 7,16 


„Kaſſa 89,56 

„ Arbeitstage (21) ,„ Spannpferde⸗K. 84,00 
„» Wegebenugung » ZTrieb-Wege-f. 7,95 
1505,54 


Die Ernte ift 4,600 kg gute Körner 
180 Heine Körner 
1,200 „ Spreu u. ſ. mw. 
9,000 „ Stroh 
14,980 kg Garbengewidt. 

Es jtellen fi 100 kg Garbengewicht zu 6,38 
Mark. Wendet man den Sag von 75 /, der Koften 
für die guten arg an, jo war der Erzeugungs- 
preis ab Feld 11, 0 Mart — nad) den Marft- 
preiien Ned ih für 100 kg lolo Feld 
15,80 ®ig., der Gewinn beim Anban war aljo 


"„ 





457 


R. Kraus, „Beobadhtungen über die Kultur bes 
Hopfens im Jahre 1883, Münden 1883. — 
J. Schöffl, „Der Saazer Hopfenbau er mehr 
als 5Ojährigen Erfahrungen“, Saaz 1884. 

K. Tiller, gr mit VBerüdfichtigung der 

Brauereien“, Prag 1876. — E. Weiß, „Der 

ı Hopfen, betrachtet vom praftiichen und en 

lihen Standpunkt“, Wien 1878. — F. Wirth, 
„Der Hopfenbau“, Stuttgart, 2. Auflage 1877. 

'  Hühnerdolera, j. Bacterien. 

‘ Hülfenfrüdte. — Auch über den Anbau der 
Hüljenfrüchte giebt e8 feine genaueren Reinertragd- 
berechnungen in der Literatur; fie find genau jo 
wie für Getreide anzuftellen. Veit in „Handbuch 
der Landgüterverwaltung“ rechnete für die Yuten 
Körner ald Koftenbetrag bei Erbſen 73%, Linſen 
90 %/,, Widen 71 %,, Faſeolen 90 9,, Pfer ebohnen 
54%, Futterlinſen 72 00. 

Für die damalige Zeit derechneten ſich nach der 
von Veit beobachteten Rechnungsweiſe (vgl. Ge— 
en mit Anwendung diejer Sätze für 

g: 





als Preis als Gewinn 
Erbjen ru Mark, 11,20 Mark, 4,22 Marf 
Speijelinfen 7,04 - 11,80 Pe 4.76 — 
Futterlinſen 4,22 * 912 „ 490 „ 
Widen 5,63 „ 5,63 „ 000 „ 
Faſeolen 544 „ 5,89 „ 045 „ 
Pferdebohnen 3,30  „, 5,85 „ 255 „ 


(in Bayern 1830/36). 

In Blod-Birnbaum, Bd. III, findet ſich 
nur ein Anſchlag für Erbjen aus der Zeit von 
1860/1866 in Heſſen (Oberheffen bei Giehen). 
Das Konto ift gegeben für 3 ha und der Anbau 
folgt nad Gertte mit friiher Düngung. Das 
Konto lautet: 


Kredit 
Mart 
Für Weidewerth von Schafe. 12,00 
„Jagdpacht „Vrinzipal⸗K. 3,60 
„Leiſtungen an bie 

Nachfrucht „ Kafja-k. 534,12 

„ die Emte „ Boden- und 
Sceunen-8. 955,82 
1505,54 


für 100 kg Körner 4,60 ®ig.; die Urſache des 
niedrigen Gewinns find meiftens zu hohe Ausgaben 
Dr Dünger — Mift, Kall, Phosphat, Kalijalz 

. m. — und ungünjtige Marktpreife. In den 
— Fällen werden die Erbſen — auch heute 
noch — unterwerthig verlauft. Gilt das Stroh 
mehr, fann alſo für Körner nur 60 der Koſten 
gerechnet werden, dann jtellt jich der Anbau gün- 
ftiger, im obigen Fall zu rund 9 Mark, aljo der 
Gewinn zu 6,80 Markt. Ye nad) Strohpreis bringt 
der Erbfenbau 3—7 Marf Gewinn pro 100 kg 


458 


Hülfenfrüdte — Italien. 


gute Körner. Der Gewinn für 1830/36 in Bayern | Beftand an Pferden für Island wird zu etwas 
nad) Beit entpricht fast genau dem für 1860.66 in | über 35,000 St. gerechnet. („Das Pferd“, Nr. 5, 


Heffen nah Birnbaum. 

Hundsmwuth, j. Bacterien. 

Ichtyol („Fiſchöl“), Bezeihnung für ein neues, 
aus verfteinerten le gewonnenes Heilmittel, 
welches zuerft von Dr. Unna- Hamburg gegen aku— 


1886.) 
| Stalien, Königreih, König Humbert L, 
geb. 14. März 1844, reg. jeit 9. Januar 


| 1878. 
| LI Größe und Bevölkerung Das Reid 


ten und chronischen Gelentrheumatismus eingeführt | zählt in 16 Landestheilen — Compartimenti —: 
wurde und bejonders auch gegen Ausſatz fich be» Piemont, Ligurien, Lombardei, Venetien, Emilia, 
währen foll. Geitdem ift es aud von anderen Umbrien, Marken, Toscana, Rom, Abruzzen und 
Nerzten vielfach geprüft und mit Erfolg in 10 bis | Molife, Campanien, Apulien, Bafilicata, Kalabrien, 
50 %/, Löjungen für Rheumatismus, Gicht, Migräne, | Sizilien, Sardinien — 296,323 qkm nad „An- 
Iſchias, Ticdouloureaux, Lumbago u. f. w. ver nuario statistico italico“ für 1884, 286,588 
wendet worden. Die verfteinerten Fiiche geben qkm nad) „Superficie del regno d'Italia valu- 
ein nad) Petroleum riehendes Del, weldes als tata nel 1884“, Firenze 1385 (236,771 für Feſt— 
Hauptbeftandtheil eine ſchwefelhaltige Säure ent» land, 25,740 für Sizilien und Nebeninjeln, 24,077 
hält und dieje ift das Ichtyol. Am beften wirken | für Sardinien und Nebeninjeln) und 288,539,8 


die Schwefclpräparate. 

Immediatlommifiion, ſ. Kolonijation. 

Isländiſche Pferde. Bor einigen Jahren ver: 
mwendeten die Lords A. und 2. Cecil Orchardmains 
für ihre Glevelands- und Ponies-Zucht 7 Stuten 
einer isländiſchen Race und dieje Berbefjerung 
hat ſich nach allen Richtungen als ein io glüdlicher 
Griff bewährt, daß jeitdem die isländischen Pferde, 
allerliebſte Gebirgsponies, raſch beliebt worden find 
und bejonderd mit jchottiichen Ponies gefreuzt 


vorzügliche Gebrauchsthiere zum Reiten und Fahren, | 
für Damen und Kinder liefern, ſodaß die Nad): ı 
Die isländischen | 
Pferde jollen aus Norwegen ftammen; im Jahre 


frage ftetig im Steigen ift. 


941 wurden fie, 10 Winter alt, im Werth einer 
Kuh gleich geihägt. Die Thiere find zäh, aus— 
dauernd, Falben, gelb-lichtgelblih, weiß, maus- 
farben (am beliebtejten), mit dunklem Rüdenftreifen 
und nicht jelten Reften von Zebraftreifen quer über 
den Beinen, oft auch mit deutlichen dunklen Rip- 
penjtreifen, Nein, kurz, dickleibig mit jteifen, fangen 
Haaren, großlöpfig, 13—14 Fauft hoch, unge 
mwöhnlich ſtark, ficher im Tritt, verjtändia, Hug, 
gutmüthig und in hohem Grad genügiam und 
widerftandsfähig. Gefüttert werden die Thiere im 
Heimathland höchjtens bei lang andauerndem, har— 
tem Froſt, in den Stall kommen nur die Reit» 
pferde, die Badpferde aber, welche dort alle Laſten 
bewegen, auch im Winter nicht; fie Hettern mit 
Laften bis zu 2,5 Ztr. wie die Biegen, bei nur 
Schachtelhalm, Lärchenrinde, Weidenzweigen oder 
verjährten Grasftengeln als Futter, dienen in Si— 
birien, Norwegen und Schweden als Poſtpferde, 
bleiben jchweißbededt bei ftrengiter Kälte im Freien, 
faufen dann eisfaltes Waffer und wälzen fich im 
Schnee ohne Gefahr und ohne Dede. Im 17. Jahr» 
hundert galten in Island dieje Thiere 1— 2 Thaler 
und die beiten bis 12 Thaler, Anfang 1860 war 
der Preis noch niedrig, als die Ausfuhr nad 
Schottland begann, ftieg aber der Preis auf 15 
bis 58 Thaler und im Sahre 1883 wurde ein 
felten jchönes Meitpferd, welches 150 km in 
2 Tagen auf ſchlechten Wegen zurücklegte, für 


530 Mark verkauft. Gute Pferde koften jet 320 | 


bis 400 Mark, gute Arbeitspferde 100—120 Mark. 
Im Norden tommen vertwilderte Pferde vor. Der 


‚nad 3. Strelbigfy, „Superficie de l’Europe“, 
St Petersbourg 1882. — Der Durchſchnitt aus 
‚diefen 3 Ungaben wäre 290,483,3 qkm. Die 
 Darftellungen im Folgenden beziehen ſich auf die 
offizielle Statiftit mit 296,323 qkm und (1884) 
29,361,032 Einw. — 99 auf 1 qkm; dazu am 
Rothen Meer Aſſab-Bai mit 632 qkm und (1884) 
1300 Einw. — 2,05 auf 1 qkm (Buja 443, Afjab 
100, Maacaca 150, Alali 250, Margebleh 300 und 
ein Dorf am Chor Olil mit 60 Einw. 

Bon 1869—1881 war die Zunahme 0,6 %/,, von 
1881—1884 zu. 4,22, aljo jährlih 1,05 0%/,. Im 
Jahre 1879 zählte man 28,457,091 Einw., von 
da bis 1884 gab es 1,123,941 Köpfe mehr, jährlich 
a im Durdichnitt 187,323 Köpfe Zuwachs oder 
0,69%, ,. 

Die Auswanderung in den Jahren 1880 bis 
1884 ftieg von 119,901 im Jahre 1880 bis 
169,101 im Jahre 1883 und fiel im Jahre 1884 
wieder auf 147,017 Köpfe; zuj. waren in Dielen 
5 Jahren 733,413 Perſonen ausgewandert, d. i. 
\durchichnittlich jährlich 148,482 Perjonen. Die 
| Sahreszahlen für die Auswanderungen nad) Europa 
iind 82,224— 98,665, gach Afrika 24087773 
(1882), nach Amerika 33,080— 63,388 (1883) und 
nad Auftralien u. ſ. 164 (1882) bis 925 (1883). 

Am Uusland lebende rechnete man 1881 
zuf. 1,032,392 Jtaliener (380,352 in Europa und 
davon 7096 im Deutjchen Reid). 

Die Zahl der fremden war Ende 1881 zuſ. 
59,956 (5254 Deutjche). 

Die Vertheilung der Bevölkerung nad Pro- 
pinzen iſt 706,194 (Sardinien) bis 3,793,918 
(Lombardei), die Vertheilung nad der Dichtigteit 
auf 1 qkm in Sardinien 29, in Ligurien 172 
Köpfe. Unter 70 haben noch Umbrien und Baji- 
licata, 70— 100 Kalabrien, Apulien, Abruzzen und 

| Motife, Nom, Toscana, 100-150 haben Pirmont, 
Venetien, Emilia, Marken, Sizilien, über 150 haben 
Ligurien, Lombardei (161) und Kampanien (165). 

Bezüglic der Religion gab es nur Ermitte- 
ungen durch veriendete Fragebogen über die Zahl 
der Protejtanten und der Israeliten; die aus den 
Beantwortungen gewonnenen Schäßungen ergaben 
die Zahlen 62,000 für Protejtanten (mit 22,000 

| Waldenjern) und 38,000 für Jöraeliten; es fommen 





Italien. 


auf jene faum 0,21 %/,, auf diefe 0,13%, der Ein- 
mwohner. 
Die Berufszählung ergab im Jahre 1881 


459 


(31. Dez.) mit der Angabe der Kinder im Alter 
von 9—14 Jahren, aljo ohne die unter diejem 
Alter, für: 


Köpfe. darunter weibl. Kinder, darunter weibl. 


Landwirthichaft, Thierzucht, Gärtnerei 8,491,173 ‚094,272 N 5,251 
Forftwirthichaft, Jagd, Fiſcherei 107,892 6,765 5,966 480 
Bergbau und Galinen 60,267 575 4,550 126 
Industrie und Leibpflege 4,336,545 2,003,738 314,967 162,040 
— und Transportwejen 592,784 35,819 13,847 509 
entner und Benjionäre 962,881 535,425 22,397 12,997 
Privatangeftellte und Dienftboten 713,405 447,800 47,198 30,948 
Landesvertheidigung 160,155 — — — 
Kultus 131,585 28,424 882 31 
Unterricht, Schöne Künfte, Wiſſenſchaften 135,194 91,372 1,188 194 
Haufirgemwerbe ‚450 5,457 1,399 145 
Arbeiter 129,829 8,267 4,241 610 
Gefangene, Bettler u. ſ. w. 129,681 56,493 5,119 2,283 
Beamte aller Art und Sanität 258,619 18,786 117 22 
Ohne Beruf und Berufsangabe 6,306,656 4,998,965 2,150,042 1,125,682 


Bufammen (ohne Kinder unt. 9 Jahren) 22,551,126 11,292,158 3,249,955 1,591,325 


Städtiſche Bevöllerung. Man rechnet für 
Orte mit über 20,000 Einwohner 66 Drte und 
Gemeinden ; von diejen haben 9 Orte und 11 Ge- 
meinden über 100,000 Einw., 5 Orte und 8 Ge- 
meinden zw. 50 und 100,000 Einw. und 33 Orte 
und 21 Gemeinden unter 30,000 bis zu 20,000 
Einw.; zuiammen fommen auf die 66 Orte und 
Gemeinden 4,527,644 Einw., d. i. 15,91%, der 
eſammten Bevöllerung. Die größten Gemeinden 
Ind Neapel mit 494,314, Mailand mit 321,839, 
om mit 300,467, Turin mit 252,832, Balermo 
mit 244,991, Genua mit 179,515, Florenz mit 
169,001, Venedig mit 132,826, Vologna mit 
123,274, Catania mit 100,417 und Mejjina mit 
126,497 Einwohnern. 


1. Behörden. 1. Minifterium mit Präfiden- 


ten, Aeußeres, öffentl. Unterricht, Finanzen und 
Schatz, Krieg, Marine, Gnade, Juftiz und Kulte, 
Öffentl. Arbeiten, Aderbau und Handel ald Mini- 
fterien, unter diejen Generaldireltoren und Gene- 
ralietretäre. 2. Senat 
3. Staatsrath. 4. Kultus, Erzbiichöfe 46, worunter 
6 Kardinäle. 5. Eaffationshöfe, zuf. 5 — Turin, 
lorenz, Neapel, Balermo, Rom, Appellationshöfe 
6. Rechnungshof. 7. Bräfelten der Prov. 69. 

8, Urmee: 2 Urmeegenerale, 12 Generalftomman- 
dos der Armeekorps, 24 Generallommandanten der 
Militärdivifiouen, 3 Präfidenten der Komites für 
Infanterie und Kavallerie, Artillerie und Genie 
— Militärgefundheitöpflege — Chef des General» 


und Deputirtentammer. | 


‚ 11. Sinanzen. Budget für 188586 (1, 
Juli 1885 bis 30. Juni 1386) in. Lire 
Francs = 0,8 Marf. 

A. Ordenthiche Einnahme. I. Kategorie. 
Wirkliche Einnahme: 1. Renten 19,286,710. 
2. Direlte Steuern 395,964,350 (Örundfteuer 
125,644,330, Gebäudefteuer 66,2 Mill, St. v. d. 
Einnahme vom Mobilienbejig 204,12 Mill. Lire). 
3. Steuer vom Geſchäftsbetriebe 183,868 
Mill. (Erbichaftsft. 31,0, Abg. v. Einkünften der 
‚todten Hand 6,2, Abg. v. Einf. der Banken und 
' Handelsfompagnien 5,718, Einregiftrirung 55,0, 
ı Stempelfteuer 56,5, Hypothelengebühren 5,2, ver- 
fchiedene Konzeijionen 6,0, Taxe auf Erträgniffe 
der Eijenbahnen 17,25, Konjulargebühren 1,0). 
4. Berbraudsjteuern 542,649,245 Lire (Spi« 
'ritus, Bier, kohlenſ. Waffer, Schießpulber, Zuder 
u. f. w. 22,0 Mill., Bölle 178,0, Konjumftener 
—— 80,349,245, Tabalsmonopol 176,3, Salz. 
monopol 86,0 Mill.). 5. Verſchiedenes 72,502 
Mill. Lire (Lotterie 72,5 Mill... 6. Einkünfte 
von Berlehrsanftalten und öff. Dienften 
126,408,770 Lire (Boft 41,7, Telegraph 11,369, 
Staatdeifenbahnen 57,0, Kataftergebühren 1,05, 
Bunzirung 1,95, Gefängniffe u. Geldftrafen 7,15, 
' Schulen 3,722, Gejundheitsdienft 0,6, Staatszei— 
‚tung 0,903, Berſchiedenes 0,966). 7. Rückzah— 
lungen 19,545,048. 8. Berjchiedenes 5,540,600 
‚Lire. Die Gefammtheit der Einnahmen ift 
demnad für Kategorie I. (wirkliche ordentliche) 





ftabs, Generallommandant der tgl. Carabiniers. | 1,365,764,7083 Lire, davon fommen auf die Steuern 
9. Darine: Admiral, Admiralitätsrath, 3 Marine: | 1,122,481,575 Lire = faft 82 %/,; von den Steuern 
departements mit Vizeadmirälen ald Kommandan- | find in runder Zahl 395,97 Mill. Lire direkte und 
ten: Cpezia, Neapel, Benedig. — Permanentes | 726,51 Mill. Lire indirekte; der Steuerbetrag ift 
Seichwader, Geichwader des Rothen Meeres. 10. |pro Kopf der Bevöllerung rund 40 Lire oder 32 
— Hofſtaat u. ſ. w. Die Vertretung des Mark, der Betrag der direkten Steuer davon 35 %/,, 

tichen Reiches übt der Botichafter in Rom mit alſo 11,2 Mark und demnach der der inbireften 
dem Botichaftsperfonal aus, Konjulate giebt e8 in Steuern 20,8 Mark. Die Mahlfteuer ift am 31. 
Unlona, Bologna, Cagliari, Eivitavechia, Florenz, : Dez. 1882 aufgehoben und mit —* Einkommen⸗ 
Genua, Livorno, Mailand, Meſſina, Neapel, Ba- ſteuer erſetzt worden (13%,). Die Salzſteuer iſt 
lermo, Rom, Savona, Turin, Venedig. Eine be» ſehr hoch und drückend (fait 3 Mark pro Kopf); 
jondere Geſandſchaft hat noch Bayern. neben den Staatd- giebt es noch bejondere Pro- 


460 Italien. 


vinzial- und Munizipalſteuern mit vorzugsweiſer der Kapitalien. 
Verwendung indirelter Abgaben. 


IV. Kategorie durchlaufender Einnah- 


Außerordentlide Ein» 
‚nahmen: Landverfauf, Domänenverkauf, Verkauf 
— — uhr Mill. Lire), Zinsablöfung, 
: 9 iedenes, Einziehung von Schulden zuſammen 
eo — u. ſ. m.) — zu |18,625,127 2ire; neue Schulden: Bertauf von 
— Kirchengüterobligationen 37,85, von Tiberobliga⸗— 
B. Außerordentliche Einnahme: I. Kar tionen 6,0, Verſch. 1,8, zuſ. 45,65 Mill. Lire. 
tegorie. Wirkliche Einnahme. Beiträge von Die Gejammtjumme der II. Kategorie ift aljo 
Gemeinden und Körperjchaften und Rüdzahlungen | 64,275,127 Lire. III. Kategorie Eifenbahnbau 
9,746,721 und Verſchiedenes 310,000, zuj. aljo | 165,903,000 Lire. 








10,056,721 Lire. II. Kategorie Bewegung! Gejammt-Einnahme: 
I. Kategorie: Ordentliche 1,365,764,703 NWußerordentliche 10,056,721 zuſ. 1,375,821,424 Lire. 
— — J 64,27551297°  „  64,275,127 
II. 5 — * 165,903,000 „ 165 903,000 
IV; — 00408871 F Bi — 90,408,371 „ 
Ordentliche 1,456,173,074 Außperordentliche 240,234,848 zuſ. 1,696,407,922 Xire. 


C. Ausgaben; dieje find geordnet nad ben | II. Bewegung der Rapitalien, III. Eijenbahnbau, 
Minifterien und für jedes Minifterium in den IV. durdlaufende Ausgaben. Die Gejammtaus- 
gleichen IV Kategorien: I. wirkliche Ausgaben, | gabe ift: 


1. Schagminifterum (Binfen, Annuitäten, ſchwebende Schuld, Penfionen, Zivilliſte 
und Wpanagen [15,35 Mill. Lire], Senat und Deputirtentammer [2,125 











Mil Lire], Allgemeines, Domänen, Rüdzahlungen u. ſ. w) 751,470,712 
2. Yinanzminifterium (Allgemeines, Erhebungstoften [152,659,778], Rüdzahlungen) 179,584,916 
3. Minifterium der Juftiz und des Kultus (105,900 Lire außerordentlich) 33,886,362 
4. Minifterium des Aeußern ‚200 „ Ri ) 7,621,568 
5. Minifterium des Öffentl. Unterrichts (1,996,605 „ . ) 34,159,742 
6. Minifterium des Innern (4,536,710 „ ” ) 64,052,193 
7. Minifterium der öffentl. Arbeiten (221,833,284 „ = ) 295,544,494 
8. Kriegsminiſterium (34,750,000 „ — ) 249,793,778 
9. Marineminifterium (18,660,000 „ z 78,474,647 
10. Minifterium f. Aderbau u. Handel (1,165,353 „ . 12,724,362 
für Schagminifterium (34,164,7155 „ . ) 
fuür Finanzminiſterium (1,337,885 PER? REED 
BZufammen (318,559,652 Lire außerordentlich) 1,707,312,769 
D. Bilanz. 
Einnahme ordentlich 1,456,173,074 außerordentlich 240,234,848 zujammen 1,696,407,922 
Ausgabe „_ 1,388,753,17°°0° m 318,559,652 * 1,707,312,769 
Unterjchied Mehreinnahme 67,419,957 Mehrausgabe 78,824,804 Mehrausg. 10,904,847 
Nah Kategorien georbnet: 
I. Kategorie II. Satenorie III. Katerorie IV, Kategorie I bis IV 
Wirk. Einnahmen Bewegung der Eiſenbahn- Durdlaufendes Bujammen 
und Ausgaben Sapltalien bau Budget Lire 
Einnahme 1,375,821,424 64,275,127 165,980,000 90,408,371 1,696,407,922 
Ausgabe _ 1,418,311,085 32,690,313_ 165,930,000 90,408,371 1,707,312,769 
Einnahme weniger 42,489,661 mehr 31,584,814 — = tweniger 10,904,847 


E. Staatsjhuld (1. Juli 1885) zufammen wovon die Hälfe an den Staat fommt. Die Mahl- 
530,328,687 Lire (ſchwebend 10,063,000 dire) nad) ſteuer, welche ebenfalls jehr drüdend war, ift am 
ujammenftellung im Gothaiſchen Hoftalender. Die |31. Dezember 1882 in Wegfall gefommen und 
chuld berechnet fih mit 18,06 Lire pro Kopf |dafür eine Einlommenfteuer (bis 13 %,) eingeführt 
(14,45 Mark). Die Amortifation war im Jahre | worden. Die Grundfteuer wurde um 3, herab» 


188485 im Ganzen 1,517,221 Lire. 

Die Steuerlaft ift eine jehr Hohe und bie 
einzelnen Steuern find zum Theil jehr drüdend, 
> die Salzfteuer und die Verbraudsabgaben. 

an rechnet für Grundfteuer 30%,, für Prov.- 
Steuern 6°%,, für Munizipalfteuern 6°%,, für 
Kriegsftener 4,20 %,, auf. 46,20 9/,. 
betragen die Berbrauhsabgaben 80 Mill. Lire, 





gejeht und im Jahre 1887 deshalb ein verändeter 
Holltarif unter zn. verſchiedener Bolljäge 
nad) dem Beſchluß von 1886 in Kraft gejegt, im 
Einführungsjahre aber machten die Koften für die 
Kolonie Mafjauah und für Kriegsbereitichaft aber- 
mals eine Erhöhung nothwendig und wurbe bie 


In Neapel | Wiedereinjegung von */,, der Grundfteuer in Bor- 


ihlag gebracht. 


Italien, 


Die nun geltenden Zollerhöhungen ergeben 
fih für land. wichtige Waaren aus folgenden 


rohen Mineral» und Harzölen 38 Lire (27) 
41 


| 


461 


gonfäße angegeben find. Es werben erhoben von 
| 1 g 
Bolljägen, bei welchen in Klammern die früheren | 


Zara 15%, in Holzliften 14%, in Blechbüchſen 5%, 


in Flaſchen " ſchwere Mineralöle mit bis 20%, mehr Dele als leichte 
raffinirten Delen der Urt 47 „ Dele (bei 300% C) entrichten 6, Folche mit über 20 %, 
in Flaſchen 5l „ mehr 12 Lire. 
Roggen und Weizen 3 „ (1,8) 
a. : „ (1,15) R u PR 
eid roh und polirt — (roh iſt geſchält, aber noch nicht fertig für den Verbrauch). 
Roggen» und Weizenmehl 6 „ (2,77) ” 
Gorten-, Reis⸗, Kaftanien-, 
Fennich⸗/ Baumwolle, Lin- 
ſen · Mehl 28 „ (2,77) 
Griesmehl 8,0 „ (2,77) 
Kleie 20. 
Weizenteig, Brot, See-Biskuit? 9,0 „ (5,0 und 5,5) erft mit Ablauf der Handelsvertäge. 
Koniekte, Konjerven, mit Honig 
oder Zuder eingemadht 90,0 „ 
Thee-Bistuits 40,0 „ (25) 
Bodenmehliyrup 40,0 „ 
Kalao-Körner 100,0 „ 
Spiritus pro hl 1,8 Lire gg 
Fabrilſt. ebenfalls höher im 
dab 100 ke ‚0 „ (12,00) 
Eyrup aus Stärfemehl 40,0 „ (30) 
Ehofolade 140,0 „ (120,00) 
Kalao (gebr., gemahlen, Teig) 125,0 „ 
Zraubenzuder (fFabriffteuerr) 20 „ (10) für 100 kg; vermilchter Traubenzuder zu induftriellen 


Bweden wird rüdvergütet. 


Für den Spiritus giebt ed nach Annahme des 
neuen Gejeges im Deutichen Reich weitere Schuß- 
maßregeln gegen die von hier drohende Ueber» 
ſchwemmung. 

Für Jagdpulver und andere Sprengſtoffe giebt 
es 100 und 150 Lire Aufſchlag über die früheren 
Bolliäge (150). 

Das Tabals3monopof ift feit 1869 verpachtet 

egen ein Fixum und den halben Gewinn, das 
Ben war nach dem Ertrag von 1868 berechnet 
worden und wurde in den Jahren 1871 und 1875 
mehrmals erhöht; die Erträge waren damals 
66,594,811 Lire (1868) und 87,142,510 Lire im 

re 1876; im Jahre 1877 wurde das Monopol 
auh auf Sizilien ausgedehnt und ergab nun 
einichließlih der Steuer vom beweglichen Gut 
92,353,480 Lire, berechnet aus Pacht 83,460,324, 
ee 2,096,998, Sewinnantheil 6,249,704, 

t. v. 
für 1885 86 bradte der Tabak der Staatätafje 
176,3 Mill. Lire Einnahme. 

Als Verbrauch rechnete man in Stalien 0,671 
kg pro Kopf, als Steuer 5,28 Lire (für 1885.86 
rund 6 Pire oder 4,8 Mark). Ms Preiſe gelten 


g 7,2 Lire (5,7 Marl), Zigarren und Bigarretten 
gewöhnliche 5—9 Lire (4—7,2 Mark) und mit 
ausw. Dedblatt 27,5—270 Lire (22—176 Marf). 

Rad) einer Umfrage des Handelsminifters bezüg- 
lid des Sperrgeſetzes im Sommer 1887 (pro- 
viforische Erhebung) für Getreide konnte feftgejcht 
werben, dab in folge der an fich mäßigen Zoll- 


bew. Gut 546,454 Lire. Nach dem Budget 


me mittlere Güte Rauch- und Schnupftabal pro 


erhöhung von 1,6 Lire = 1,28 Marl pro 100 kg 
von 69 Provinzen 65 eine Preisfteigerung oder 
Gewichtsverminderung bei Brot hatten; in 292 
Gemeinden war die ey nicht genau 
beftimmbar, in 85 betrug fie bis 2 Gent = 0,82 
Pig. pro kg, in 279 das doppelte, in 146 da3 
dreifache, in 35 das vierfache, in 77 das fünffache, 
aljo 4,10 Pig. und in 14 Gemeinden über diejen 
Satz. Aus Deutſchland Liegen ähnliche Angaben 
nicht vor. 

V. Kriegsweſen. A. Stehende Armee: 
96 Regimenter Linien » Infanterie, 12 Reg. Ber- 
faglieri, auf. 324 Bataillone, 1296 Kompagnien, 
dann 6 Meg. Alpentruppen, zuſ. 20 Bataillone 
und 72 Kompagnien, 87 Militärbiftrifte in 98 
Kompagnien; 21 Reg. Kavallerie, zuf. 126 Schwa- 
dronen und 1 Depot, dazu 6 Remontedepots; 12 
Reg. Feldartillerie, zuf. 120 Batterien; 3 Train- 
ey em 1 Depot ; 2 Brigaden reitende Artilierie 
zu 2 Batterien; 6 Reg. ia ag zu 12 
ı Feftungs- oder Küften-Rompagnien und 1 Depot; 
2 Brigaden — 8 Batterien Gebirgsartillerie; 5 
Komp. Artill.»Handwerfer und 1 Artill.»Beteranen- 
Komp. 4 Reg. Genietruppen (2 Sappeur-Reg. = 
14 Sapp -Komp., 2 Train-Rompagnien, 1 Depot), 
1 Bontonir-Reg. = 8 Komp., 1 Lagunenbrigade 
— 2 Komp., 1 Trainbrigade — 4 Komp. und 
1 Depot; 1 Genie» Reg. (1 Eijenbahnbrigade — 
‚4 Komp., 2 Telegrapiftenbrigaden — 12 Komb., 
1 Sappeurbrigade = 4 Komp., 2 Train» lomp., 
1 Depot). 11 Xerritoriaflegionen und 1 Eleven- 
legion Karabiniere; 4 Komp. Invalidenkorps, 12 








462 


Komp. Sanitätsforps, 1 Kommiſſariatskorps mit 
12 Berpflegung&fompagnien; das Zahlmeifter-, das 
Veterinär- Korps, das Kriegäverwaltungsperjonal, 
Lehranftalten und Lehrtruppen, 15 Komp. und 2 
Beſſerungshäuſer, Militärftrafanftalten. 

B. Mobilmiliz. 48 Reg. = 144 Bat. = 
576 Komp. Linien » Infanterie, 18 Bat. = 72 
Komp. Berfaglerie, 36 Alpentompagnien; 13 Bri- 

aden Feldartillerie — 52 Batterien und 1 Train- 
omp.; 23 Komp. Feitungs- oder Küften-Artillerie, 
4 Batterien Gebirgsartillerie. Genie: 5 Sappeur- 
brigaden — 16 Komp., 1 PBontonierbrigade — 4 
Komp., 1 Eijenbahnbrigade = 2 Komp., 1 Tele- 
——— — 3 Komp. — Sanitätsdienſt 12 
omp., Verpflegungstruppen 11 Komp. — Spe— 
von der Inſel Sardinien: 2 Reg. 
inieninfanterie = 6 Bat. = 24 Komp., 1 Bat. 
Berjagleri = 4 Komp., 1 Schwadron Kavallerie, 
1 Brig. FFeldartillerie zu 2 Batterien u. 1 Train- 
tomp.; 1 Komp. Feftungsartill., 1 Sektion Ge— 
birgsartillerie, 1 Geniefomp., 1 Sanitätskomp., 
1 Berpflegungstomp. 

C. Territorialmiliz: 320 Batiallone = 
1280 Komp. Infanterie, 30 Bataillone, 72 Komp 
Alpentruppen, 100 Komp. FFeftungsartillerie; 30 
Geniekomp. 12 Komp. für Sanitätsdienft, 12 für 
Verpflegung. 

Kriegsſtärke einfchließlich der Stäbe u. ſ. w.: 


Mann 
Stehende Armee oder Armee 1. Linie = 690,000 


Mobilmiliz # „ 2% „ = 300,000 
Territorialmiliz „ „ 3 „ = 1,000,000 
1,990,000 


Effettivftand am 1. Januar 1885: 
1. 881,203 Mann 
2. 3623593 „ 
3. 1,156,522 „ 
22400,078 Mann 


Italien. 


Mann 

Für Lehranftalten 3,078 

„ Snvaliden und Veteranen 578 

„ Gejtütsdepots 227 

„ Disziplinarfomp. und Strafanftalten 3,148 
„ Offiziere mit Mobil:Miliz, aktiv, Ers 

jag und zur Dispofition 15,955 


D. Marine. Stand der Flotteam1. Yan. 
1885: 46 Schladhtichiffe, 155 Kanonen, 199,330 t, 
204,499 indiz. Perdekraft, 7773 Mann. (1. Klaſſe 
Panzer 17, 2, Klaffe Panzer 3, Korvetten 6, Yacht 1, 
Zorpedowidderichiff 4, 3. Klaſſe desgl 1, Aviſos 7, 
Kanonenboote 6, ZTorpedofahrzeuge 1.) Trans— 
portichiffe, Torpedofahrzeuge, Schoner, Schulichiffe 
u. ſ. w., zuſ. 84 Schiffe, 50 Kanonen, 30,440 t, 
32,521 ierbetraft, 3654 Mann, im Ganzen alio 
130 Schiffe, 205 Kanonen, 229,770 t, 237,020 
Pferdekraft, 11,427 Mann. 


Flotten-Perſonal: 1 Mbmiral, 4 Bizead- 
mirale, 10 Kontreadmirale, 36 Linienfciffstapis 
täne, 72 Fregattenfapitäne, 202 Linienſchiffslieute⸗ 
nants, 143 Linienichiffsunterlientenants, 49 Genie 
offiziere, 24 MWijiftenten, 78 Mafchinenoffiziere, 
235 Kommiffariatsbeamte, 117 Werzte, 666 Steuer- 
leute. 7878 Matroien, 2162 Arctilleriften, 846 M. 
für Torpedodienft, 1987 Mafchiniften und Heizer, 
408 Unteroffiziere, 455 Handwerker, 204 an 
werfergehilfen, 266 Kranfenwärter, 183 Mujifans 
ten, zuf. 15,055 Mann mit 11,427 M. Bemannung, 
zuj. 26,482 Mann. 


V. Handel. Bon 1879 bis 1884 ftieg die 
Einfuhr von 1261,7 auf 1343,8 Mill. Lire 
und fiel die 
__Ausfube_ „ 11069 „ 109689 „— „ 
es war Die 
Mehreinfuhr 154,8 und 247,4 Mill. Lire. 
In den genannten 6 Jahren war zufammen die 
Einfuhr 78888 Mill. Lire und die Ausfuhr 
6883,6 Mill. Lire, der Unterjchied 1005,2 Mill 





Dann ‚ r h 
i Lire, d. i. jährlihb im Durchſchnitt die Einfuhr 
ne BR ko |1314,8 Mill. Sire, die Xusfuhr 1187,26 Mid. Lire, 
Militärbezirke 371,959 der Unterfchied 127,54 Mill. Lire. Die größte 
Alpenregimenter 22,430 ee je en * gr ner — 
il⸗Mili 317 und die größte Ausfuhr au mit 1J 
en in Ser, WEHR, a — Mill. Lire, die größte Mehreinfuhr aber gab es 
a — are, im Jahre 1884 mit 247,4 Mill. Lire, die geringfte 
Kavallerie mit Mobil-Miliz 27,080 im Jahre 1880 mit 93,3 Mill. Lire. Für die 
Artillerie 113,803 Jahre 1883 und 1884 mit 1380,3 und 1343,8 
Genie 25,837 | Mill. Lire Einfuhr und 1199,9 und 1096,4 Mill. 
Karabiniers 22,068 8Lire Ausfuhr kommen auf den deutichen Handel 
1,181,900 |113,9 und 110,7 Mill. Lire Einfuhr und 88,6 
Mann und 109,3 Mill, Lire Ausfuhr, alio 25,3 und 
Für Sanität mit Mobil-Miliz 14,325 | 1,4 Mill. Lire Mebreinfusr. Im Einzelnen ergab 
„ Berpflegung 6,154 | der Handel das folgende Bild in Mill. Lire: 
Einfuhr Ausfuhr 
1. Nahrungsmittel: 295,2 u. 320,3, 846,5 u. 321,3, 51,3 u. 1,0 Mehrausfuhr 
2. Nobftoffe: 432,7 „ 425,6, 470,4 „ 4473, 38,2 * er 
8. Fabrikate: 372,4 „ 390,2, 1779 „ 146,5, 194,5 „ 243,7 Mehreinfuhr 
4. Berichiedenes: 182,6 „ 177,9, 186,3 „ 150,3, 3,7 Mehrausfuhr „ 27,6 “ 
5. Edelmetalle 974 „ 29,8, 183 „ 310, 791 Mebreinfuhr „ 1,2 Mehrausfuhr 


1380,3 u. 1948,8, 


1199,9 u. 1096,4, 





180,4 u. 247,4 Mehreinfuhr 





Italien. 463 


Bon den für die Landwirthichaft wichtigften Waaren find zu nennen in Mill. Lire: 


Einfuhr Ausfuhr 
Getreide 94,5 u. 114,0, 70,9u. 56,6, 23,6 u. 58,4 Mehreinfuhr 
Getränfe s1,„ 114 829, 840, 738 „ 72,6 Mehrausfuhr (Wein befond.) 
Tabat 11,8 „ 17,6, 0,2 0,0, 11,6 „ 17,6 Mebreinfuhr 


Sämereien, Früchte, Kräut. 19,1 , 212, 64,7 
Thiere, thier. Nahrungsm. 77,7 „ 87,1, 123,5 


2 45,7 Mehraustuhr 
are, Häute, Leder 555 . 607. 188, 190. 367 


. 22,8 Dehrausfuhr 
41,7 Mehreinfuhr 


pinnftoffe 176,7 „173,9, 355,0 „ 337,7, 178,3 „ 163,8 Mehrausfuhr (Seide u. ſ. m.) 
olz 35,6 „ 34,7, 145 16,7, 21,2 „ 18,0 Mehreinfuhr 
olonialwaaren 83,0 „ 69,0, 43, 39 787 „ 65,1 Mehreinfuhr 

Dünger, Abfälle 2. 30 08, 0,4, 0,9 „ 1,6 Mehreinfuhr 

Harze, Fette, Dele 65,9 „ 71,6, 113,2 „ 810, 473, 94 —— 








630,6 u. 663,2, 848,8 u. 777,1, 218,2 u. 113,9 Mehrausfuhr 
ohne Kolonialmaaren ” 547,6 „594,2, 844,5 „773,2, 296,9 „ 179,0 er 


An der Einfuhr war im Jahre 1883 das Jahre 1883 zuf. 305,827 Mill. Lire und darımter 
Deutiche Reich mit 113,910 Mill. Lire, d. i. über waren für Eier 1,497,000, Kofons 13,318,000, 
50%, betheiligt, 1879 nur mit 45,618 Mill. Lire, rohe und geiponnene Seide 248,562 Mill. Es 
Großbritannien mit 16,2%. — ziemlich gleichgeblie- gab ferner für gefärbte Seide 112,000, Nähjfeide 
ben, Frankreich mit 26,60, (faft 67 Mill. Lire 575,000, Abfälle 27,965 Mill, Schleier 489,000, 
mehr) und Dejterreich mit 6,6%, gegen 1879 zuf. Gewebe 12,936 Mill., Spigen 108,000, jonftige 
12,8 Mill. Lire mehr. — Unter der Ausfuhr neh- Waaren 275,000 Lire. 
men jeßt die Eier eine hohe Stelle mit jährlich. Für 1885 ift die Ausfuhr an landw. Erzeug- 
35 Mill. Lire cin (1882 zuf. 501,433 meZtr. zu | niffen 250,565 Mill. Lire mit rund 243,956 Mill. 
70 Lire = 56 Marl = zuf. 253,0 Mill. Stüd | Lire ohue die Seiden-Kofons u. ſ. w. 
Mehrausfuhr). Die Seidenrohft ffe brachten im! 


VI Verkehr. 1. Schiffahrt (1884) 
= davon Dampfer beladene Schtiie t 


Schiffe t t 
Ein gang: lange Fahrt 15,829, 5,216,252, 4,735 mit 4,200,594, 12,533 mit 4,325,137 
Küſtenfahrt 88,540, 11,501,427, 19,301 „ 9,287,596, 60,506 „ 8,805,767 
Bujammen 104,369, 16,717,679, 24,096 „ 18,487,190, 73,039 „ 13,130,904 


Bon den Schiffen für lange Fahrt: italienische 9502 — 1,415,251 t, fremde 6327 Schiffe = 
3,801,001 t, beladen 7556 — 1,222,527 t und 4977 — 3,102,610 t, Dampfer 869 — 754,448 t und 
3866 — 446,146 t. 

beladene Sch 


‚ Schiffe t % t Dampfer t 
Ausgang: lange Fahrt 15,157 = 5,228,060, 9,760 = 3,299,530, 4,92 —= 4,182,528 
Küftenfahrt 88,830 = 11,437,071, 62,614 = 9,108,560, 19,310 = 9,314,101 
Bufammen 103,987 = 16,666,031, 72,374 = 12,408,090, 24,002 = 13,496,629 


Dazu im Jahre 1884 nod 39,593 Schiffe mit | Drähte, 178 km unterjeciiche Kabel, 1848 Büreaus 
3,227,863 t, welde aus Noth in die Häfen Jta- | (ohne die der Eifenbahnen und Gefellichaften) 
liens einliefen. — 6,536,757 Depeichen — 10,971,741 Einnahmen, 

Für den großen Fiſchfang rechnet man 1724 |9,871,309 Ausgaben (598,781 außerordentlich). 
Fahrzeuge mit 14,314 t in Ankunft und 1801| Im Jahre 1880 war die Zahl der Depejchen nur 
Fahrzeuge mit 15,079 t im Abgang. Die Han- 6,024,114. Privatdepeichen gab »es 1880 zu. 
delsmarine zählte 7257 Schiffe zu 971,001 t, | 5,368,303 mit 454,906 internationalen, im Jahre 
wovon 215 Dampfer zu 122,297 t, gegen 1883 1883 aber 5,818,615 mit 551,151 internationalen; 
weniger Schiffe 184 und t 2332, aber mehr Dame | die Zahl der Tranfittepeihen war 199,579 und 
pfer 14 und 4845 t. Un Cerleuten wurden | 166,299 (am größten 1881 mit 250,090). Die 
189,162 Dann gezählt. Zahl der Depeichen ift eine ftetig fteigende (Zu- 

2. Eijenbahn. Anf. 1884 im Betrieb 9455 km, | jammenftellung im Gothaiſchen Hoflalender). 
ohne die gemeinjchaftlichen Streden zweier Bahnen. VII. Unterriht. Nach „Censimento della 
Für 1883 waren die Einnahmen 206,135,995, die | popolazione al 31 XII, 1881. bolletino Nr. 7“, 
gelammten Baufoften bis Anfang 1884 zui. gab es am 31. Dezember 19,140,367 Analphabeten 
2852,311,407 Lire, d. i. für 1 km rund 301,662 | von 28,459,451 Einw., gegen 1871 aber jchon 
Lire — 241,330 Marf. 8 '/, weniger (damals 19,553,792 von 26,801,154 

3. Poft. Es gab 3614 Büreaus (5 im Aus- Einwohnern). Die Liffer der Analphabeten ift 
land), 187,856,020 Briefe, 169,566,540 Drud- aber noch 67,25%, 61,039, der männlichen und 
fadhen, 4,248,569 Foitmandate mit 549,125,130 73,51%, der weiblichen Perſonen; ohne die Kinder 
Lire Werth, 35,461,733 Einnahme und 30,123,293 unter 6 Jahren giebt es 61,94 9, und zwar 
Lire Ausgabe — 5,338,440 Lire Ueberichuß. 54,55%, der männlichen und 69,33 * der mweib« 

4. Telegraph: 28,506 km Linien, 97,136 km | fichen Bevölterung. 





464 


Ceit 1860 (Errichtung des Königreichs) find 
große Fortichritte gemacht worden, bejonders durch 
die Wehrpflicht, weshalb auch die männliche Be- | 1879 und 1,2 Mill. kg i. 3. 1880; von da ab 
völferung ein beſſeres Verhältniß zeigt und das | zeigt fid) wieder eine ars; doch nicht mehr 
beſte fich für die im Jahre 1860 Geborenen, zur in früherer Höhe; für 1835 rechnete man 60 Mill. 

eit alſo 20—25 Jahre alten Einwohner ergiebt. | kg Kokons zu 5 Mill. Rohjeide, für 1886 nur 

s find beobachtet worden Analphabeten mit dem Rn ‚397,323 kg Kokons zum Werth von 149 Mill. 
Alter von Lire. 


0— 6%. zuſ. 98,82 (für beide Geſchlechter gleich) 


Italien. 


i. 3. 1875 auf 1,010 Mit. kg i. J. 1876 — 
1,853 Mill. kg i. 3. 1878 — 2,5 Mil. kg i. J. 





| IX. Landwirthſchaft. Auch für diefe gilt 


6—12 „ „ 64,09 „ (mi. 61,82, wbl. 66, 5 0/,) | noch) ziemlih das früher entworfene Bild. Die 
12-%0 . . 5430 .(„ 5120, „ 57,39 „) Vodenvertheilung ift 
DELETE OR BEE) 40804 en, Mare, Mein 
30-40 , „ 6120, („ 51,66, „ 70,57 ,) A 
40-5000 668. — 3” 712 „| 22,9 „ Waldungen, Kaftanien u. Oliven, 
50-60 „ „ 69,72 „(„ 5931, „ 80,06 „)' 85,0 0 Rulturland, 
über 60 ,„ „ 72,07 „(„ 61,2%, „ 83,04 3 u Au = em u. j. w. 

100,0 

Unter den Landestheilen haben die Provinzen | Fr 
Zurin und Como mit 25,10 und 29,44 9, das ©. Bernhardi, „Die bäuerlichen Zuſtände 
bejte, Botenza und Eofenza mit 85,18 und 86,36 0/, Italiens“ (Schmollers Jahrbuch 1882), ſchildert 


Analphabeten das ungünftigfte Verhältniß. Man 


rechnet auf Nord-Ftalien 40,86 %,, auf Zentral» 
Stalien 64,60 °/,, auf Süd-Ftalien 79,46 %,,, auf 
die Inſeln 80,19 %/,. Nach dem Stand von 1883 
gab es 701 Gymnaſien mit 40,124 Schülern, 
167 Privatichulen mit 192,103 Zöglingen, an den 
Univerfitäten und den dieſen gleichgeitellten An— 
—— 11,678 Studenten und 982 Hörer; an ben 
oltsihulen 3,111,006 Schüler. Die Theilnahme 
ift nach dem Geſetz vom 15. Juli 1877 obligato- 
riſch, aber nur für 4 Jahre Unterricht; die Mehr- 
I der Schulen ift einklaffig, beſonders auf dem 
nde, aljo nur für Lejen, Schreiben und Rechnen 
eingerichtet. Im Jahre 1876 gab es 47,411 
Schulen (38,255 öffentliche) mit 47,085 Lehrkräften 
(23,818 Lehrerinnen), jeitdem ift die Zahl mwejent- 
lich geftiegen. Bon 1862 mit 4,53 Schulen auf 
10,000 Einw. war man im Jahre 1876 jchon auf 
7,15 angelommen und im Jahre 1883 auf 10,9 
Schüler. 


VIIL Erzeugnifje. In Bezug auf Berg- 
bau und Hüttenwejen, Gewerbe und In— 
duftrie, Fiſcherei, Forſtwirthſchaft und 
Jagd kann auf die früheren Mittheilungen ver- 
wiejen werden (Band V); die ſeitdem und bejon- 
ders durch die Gotthardbahn bemwirkten Verände— 
rungen ergaben ſich aus der Statiftif über den 
Handel; wejentlihe Fortichritte find nicht zu ver- 
zeichnen. Die Verſuche mit Fabrikation von Zuder 
aus Sorghum (f. d.) werden noch fortgejeßt. Die 
Erzeugung von Bier nimmt zu, man redjnet jet 
180,000 hl pro Jahr, in Sendrio (Lombardei) 
allein 25,179 hl in 7 Brauereien; die Robitofie 
werden aus Defterreih und aus Deutichland be» 
ogen. Die Seideninduftrie beſchäftigte i. J. 
879 80 zufammen 74,352 Perſonen mit 2,083,163 
Spindeln; der Ertrag an Seide ift bedeutend zu— 


rüd gegangen — von 3,18 Mill. kg im Jahre 
1870 — 3,473 Mill. kg i. 3. 1871 — 3,125 Mill. 
kg i. 3. 1872 — 2,960 Mill. kg i. 3. 1873 — 


3,430 Mil. kg i. 3. 1874 und 3,073 Mill. kg 














die Lage der Heinen bäuerlichen Pächter ala über 
aus traurig und zitirt gi die Worte von Ca» 
vour „die Bauernhäufer find jo, dab man ſich 
anderwärts jchämen würde, die Schweine darin 
einzufperren“. Saubohnen bildeten die Hauptnah- 
rung, Brot aus Mais und Kaftanienmehl und 
ichlechtes Dlivenöl die Zuthaten. Fleiſch, Fiſch, 
Neis, Gemüfe, Obft, Zuder, Milh, Kaffee, Wein, 
Bier käme faft niemald auf den Tiſch. Die Geld- 
föhne feien für den Mann 40 bis 43 Pfg., für 
die Frau 40 bis 50 Pfg., für die Kinder 8 bis 
12 Pig. pro Tag, neben den Baarlohn giebt es 
die elende Wohnung und von den Ergeugnifien des 
Betriebs nur die geringwerthigften in bürftigfter 
Zumeffung. Die gejammten Bezüge berechneten 
ji für den Bauern jelten über bis 270 Mt., 
die durchſchn. Taglöhnerjäge find 283 Pig. — pro 
Arbeitstag 48 Pig, in Apulien 90 Mark im Jahre, 
ein 1/, kg Schwarzbrot mit heißem Waſſer und 
etwas Del und Galz, zur Ernte Rohnen ober 
Krautjuppe bildeten die Nahrung; im Norden, wo 
die Löhne höher find, ift das Leben theurer. Im 
Ganzen giebt e3 allenthalben nur VBettelarmuth der 
Bauern neben dem Reichthum der Grun 

ſodaß die Ueberhandnahme der jozialiftiichen 
bindungen, die agrariichen Revolten und bie 
ſchwörungen nicht befremden könnten. 


Für 1885 wurde die gejanımte Hypothelenſchuld 
zu 4700 Mill, fr. oder 1, Geſammtwerthes 
angegeben und die Summe des Nettoertrags der 
Ländereien zu nur 100 Mill. fr. oder 51,3 fr. 
pro ha. Es haben 4,180,000 Eigenthümer durd)- 
hnittlih nur 5 ba und weniger. für 1886 
liegen folgende Angaben vor. Bruttoertrag 3 Mil- 
liarden, Nettoertrag 1137 Mill. fr. — pro ha 
18,3 fr. Werth des Ausfuhrhandels 1100 Mil. 
(reine Aderbau-Erzeugniffe Mill, landwir 

liche Nebenerzeugniffe, einjchließlich Seide, 400 Mill., 
Mineralien 100 Mill,, Induſtrie-Erzeugniſſe 300 
m fr.). Für die Ernte find angegeben für 


Stalien. 


465 


ha cchichn. Mil. hl 
4,700,000 Weizen 2 g- 15) = 51 — pro Kopf 1,7 bl, Einfuhr 1,41 Mill. hl 
1,700,000 Mais 27 (20-70) = 31 1886 Weizen, Mais, Gerfte über 
202,355 Reis 22 — 85 1 Nil. t Einfuhr 
Sue 787 — — = 333Reistultur in 703 Gemeinden, abnehmend 
f — * ſeit 5 Jahren um 30,000 ha 
445, >65 Safer 14,7 = 6,35 
— — 7,555,177 Getreidefrüchte = 102,95 
"406, ‚883 Kaftanien = 8,915 Mill. m-Ztr. (angeb. in 3137 v. 8527 Gemeinden) 
895,134 Dliven 3—4 hl = 8,5 Mil. bl = 3 Mill. m-ßır. 
118,271 Hanf 7 = = 816, 000 m-Btr. 
82,600 Lein 235,000 


651,000 Hülſenfrüchte 
70,120 Kartoffeln 
zw. 9,779,185 


Als Sejammtertrag der Futterkräuter, der Wicz | 


5,865,000 hl 
7 Mill. meftr. 


ı giebt es jetzt eine ftaatliche Fachſchule ger 


fen, Weiden u. j. w. 83,094 und 135,6 Mill. m- und eine Verfuchsanftalt (Barletta) und ftaatli 


Str. Heu, Strohernte 110 Mill. m-Ztr. Dazu 


— Waldweide, Blätterabfall von Weinreben , 
-). mw. und Maulbeerbaumlaub. 
Weinernte 35,564,900 hl (quter Jahrgang) | 
zu 59—61 in 1. und 51 Lire pro hl in II. Corte. 


Der Ertrag ijt durch Mehlthau (Mildew) und 





unterjtügte Niederlagen und Koſthallen. Die Wein- 
— wird mit allen Kräften zu fördern ver— 


feier Zuderrohr, Sorghum, Baumwolle, 
Namie, Safran, Sumach, Süßholz u. dgl. find die 
Handelspflanzen, mit welchen man hauptſächlich 


Reblaus bedeutend zurüdgegangen. In der neueren | die Erträge des Bodens zu fteigern jucht. Unter 
Zeit haben die Franzofen bedeutende Einfäufe in | dem Einfluß der heutigen Lage macht fich aber viel— 
Rothwein gemadyt und it es einem dentichen Haufe jad) die Neigung geltend zur Weide und Vichzucht 
gelungen, durch verbefjerte Kellerbehandlung ſchöne überzugehen, weshalb auch für die Viehhaltung die 


dunkle Rothweine zu erzielen, welche jet jchon in 
großem Umfang ausgeführt werden. Für Weinbau | 


| wejentlichften Verbefferungen zu verzeichnen find. 


Viehſtand. Hierfür giebt man an: 


1821 Bierde — — jetzt rund 700,000, 17,4%, 
Miaulthiere 293,868, „ „ 94,000 
Eiet AM, 5 680.000, DR 0,06, 
Rinder  4,783,282, „  „ 5,000,000, — 10 
Schafe 8,596,108, „  „ 8,56 Mill, S ag 180, 
iogen 2616307, . 202 „ ahren 140 
Schweine 1,163,916, „ „120 „ 10,0 „ 
Die Viehzudt kann dem normalen Bedarf in | gezeichnete 1987,22 Lire im Inland an, für aus— 


feiner Richtung genügen, die große Anipruchslofig- | 


feit der Jtaliener macht es aber möglich, daß noch | 
im Einzelnen eine ftarfe Ausfuhr ftattfindet. Für | 


ländiiche Thiere 744,07 und 1109,0 Mill. Lire. 
Die Ziffern für Sclachtwanre find Ag zwar für: 
883 1885 


Pferde beziehen fich die Angaben in ftatiftischen | Ochſen 68; 382 jr 279 28,416 
Werlen und Berichten auf den Beſtand ohne die | Kühe 29,529 12,461 1.278 
tönialichen Pferde und die der Armeeoffiziere 2c., | Kälber 26,275 14,364 6,454 
ſodaß für die angegebenen Ziffern eine entipre: | Echaje 261,940 196,308 123,796 
ende Erhöhung genommen werden muß. Die | Biegen 11,999 8,925 3,053 
Einjuhr beträgt im Durchſchnitt der Ichten Jahre | Echweine 33,668 45,775 38,980 
13,000 Etüd, fie war am größten im Jahre 1884 Schlachtfleiſch 

mit 22,734 Ctüd. Bon 11,124 Stüd im Jahre friich 

1863 fand bis 1866 die Steigerung bis 19,908 &t.,| m⸗gtr. 4,545 4,784 4,083 
dann ein Herabgehen auf zulegt nur 6243 Stüd geräuch. u. geſalz. Fl. 10,668 11,324 193,598 


i. J. 1870, von da ab an wieder eine Vermehrung 
bis zu 22,746 Et. zum Werthe von 25,017 Mill. 
Lire im Jahre 1884 ftatt und von da an fiel die 
Einfuhr wieder um einige Taujend Stüd. Die 
Militärbehörde legte im Jahre 1884 durchichnitt- 
fi für gewöhnliche Pierde 816,36 und für aus« 


60,5 - „9,068, u 753 
79, 200 u „ 12,530,000 „ „ 288,774 
Sandw.-Konverf.»Leriton. Gperlal-Emppirment. 


” 


Die Ausfuhr nach Frankreich war die haupt» 
jächlichite, jeit Erhöhung der Zölle hat fie bedeu— 
tend nachgelaffen und muß anderweitig der Abſatz 
geſucht werden. 

Für Geflügel gab es in den gleichen Jahren 


| als Ausfuhr 
62, + m-ßtr. zu 10,008,000 2. und 237,167 m«$tr. Eier zu 30,831,000 L., zuſ. 40, . Lire. 
63,0 7 


47,7 0,000 
50, 066) 000 „ 


30 


Pneu Idee | * 


"7 37486000 


466 Italien — Jagd. 


Die geſammte — Viehausfuhr war i. J. über 150 Illuſtrationen — T. Clater, „Der 
1883 an Werth 60 Mill. Lire, wovon 50 Mill. | Hundearzt und das Dreſſiren feiner Hunde“, 2. 
Lire nad Frankreich zu rechnen find — 1871 war | Aufl, Quedlinburg 1851 — R. Eorneli, „Der 
der Werth im Ganzen 70 Mill, Lire. Dachshund, jein Gefchleht u. j. w.“, Berl. 1885 
Die Käfeeinfuhr war 1870 für 10 Mill. Lire, | — „Die Jagd und ihre Wandlungen in Wort u. 
1883 — 16,5 Mill. Lire, 1885 = 19 Mill. Lire. | Bild“, Amfterdam 1884 — „Die Fiichotter, deffen 
Die Butterausfuhr war 1883 — 3,5 Mill. Lire, | Naturgejchichte, Jagd und Fang ee Abhandlung 
1885 = 8'/, Mill. Lire. über den Otterhund und defien Gebraudy“, Berl, 
2, der Butter und der Käſe gehen nad) Frant- 1884 — V. Coßmann, „Wald- u. Jagdſtudien 
reich, der Neft nady Indien und Cüdamerifa. E3 | in jeder Jahreszeit“, Wien 1879 — Diana, 
wird darüber geklagt, daß zu viel Butter gefälſcht „Blätter f. Jagd» und Hundefreunde*, Stuttgart 
worden und deshalb die Ausfuhr zurüdgegangen | 1851 — Diezel's Niederjagd, 5. r heraus: 
ift. In Ober-Stalien bemüht man ſich eifrig für gegeben von E. v. d. Boſch, Berl. 1880 — N. 
die Verbeſſerung der Milchwirthichaften und be-/ U. Dombrowski, „Der Fuchs“, Wien 1883 — 
zieht jeit 1887 auch deutjche Kühe und Zuchtbullen | „Lehr- und Handbuch f. Berufsjäger”, daj. 1884 
der ojtfrieftichen Nace, nachdem früher jolche nur | — 9. Graf von Falfenberg, „Der geredte 
aus den Niederlanden bezogen worden waren. Der Waidmann“, Brest. 1881 — J. Frankenberg, 
Hauptmarft dafür ift Mailand, bejonders im Df- | „Der gerechte Waidmann“, Breslau 1831 — A. 
tober und November; pro Paar find 14—1500 F. Frehſe, „Bewährte Fang- und Jagbmethoden 
Lire = 11—1200 Mark gerne gezahlt worden. | gegen Füchfe, Marder, Wiefel ı. |. w.“, heraus⸗ 
Die Thiere haben ſich gut alklimatiſirt, die deut- gegeb. dv. Ehrenkreutz, Quedlinb. 1883 — P. Fried— 
ſchen — werden guten Abſatz dorthin behalten; | rich, „Der Fang des Raubzeugs nebjt Abhand- 
der oftfriefiihe Tandw. Hauptverein hatte für die | lung über zwedmähig angelegten Dohnenjtieg und 
Mailänder Austellung im Jahre 1837 eine Sen— | defien rationellen Betrieb“, 2. Aufl., Trier 1885 
dung von 30 Stück Zuchtoich in Ausficht genom- — „Fuchs, der, feine Jagd und fein Fang“, 
men (Kühe, tragende Ferien, tiere, Jungvieh). Breslau 18850 — „Ballerie edler Hunderacen“, 
Die Thiere aus der Schweiz und aus Defterreich | herausgegeb. v. Nolde, Hering, Mayerind, 
will man nicht mehr, weil zu theuer und nicht jo |2. Aufl, Leipzig 1880 — U. Goedde, „Die 
mildhreih. Im Jahre 1884 waren von 10,086 | Jagd und ihr Betrieb in Deutichland“, 2. Aufl., 
eingeführten Kühen zu 4,034,400 Lire noch 4183 Berl. 1881 — „Der Wildpark“, Yeipzig 1881 u. 
aus der Schweiz, im Jabre 1885 von 13,479 St. | „Die Jagd in ihrem ganzen Umfang mit befond. 
u 5,391,600 Lire nod 6342 — auf Defterreich | VBerücdjichtigung v. Deutichland“, Leipzig 1885 — 
amen 5151 und 5372 Stüd. Die Rindvich-Aus- | W. Gottweis, „Das Buch vom geiunden und 
fuhr nach Frankreich war 1871 noch 162,651 ©t., franfen Hunde“, 5. Aufl, Leipzig 1830 — J. Th. 
1886 aber ur nocd 48,795 Stüd. Eingeführt  Grunert, „Unterricht im Jagdweſen f. angehende 
wurden Stiere und Ochſen in Stalin 1881 nur Jäger“, Hannover 1830 — „Die Jagdgeſetze Preu- 
3117, — 1886 aber 12,702 Stüd. bens, ihre geidhichtliche Entwidlung, ihr gegenwär- 
Die Bienenzucht gab im Jahre 1855 an tiger Stand und ihre Aoänderungs-Bedürftigkeit“, 
Honig 1,703,880 kg zu 1,5 Mill, fr., die Einfuhr | Trier 1885 — „Die Forftiehrlings- und die För- 
war 542,000 kg zu 2,147 Mill. fr.; Wachs gab | fter-Prüfung in Fragen“, daj. 1885 — E. Her» 
es 432,420 kg zu 1,814 Mill. fr. tert, „Die Feinde der Jagd“, Berlin 1885 — 
Jagd. Daß für diefe noch ein großes Intereſſe Hegewald, „Der Gebrauchshund 3. Jagd“, Lpzg. 
bei jehr Vielen ſich findet, beweiit die überaus | 1881 — 9. Th. Hering, „Handbuch f. Hunde- 
reiche Literatur der letzten Jahre (1879 bis 1886); |Tiebhaber“, 2. Aufl, Stuttg. 1852 — 8. Her: 
fie ift unter allen Gebieten, welche im Lexikon ſtatt, „Der Jagdhund, Anleitung zur Abrichtung 
Berückſichtigung gefunden haben, die reichhaltigfte. |d. Hühner, Dachs- u. Schweißhundes“, 2. Aufl., 
Verzeichnet find an Werten, welche in diefen Jah- Neuwied 1879 — K. Hiltl, „Das Reh“, Mlagen- 
ren neu oder im neuer Auflage erjchienen, mit | furt 1885 — A. Hirjchfeld, „Die Hühnerhund- 
Einichluß derer über Hunde: prüfungsfähre im Dienite d. Waidwerks“, im. 
„Album preisgefrönter Jagdhunde“, Frif. a. M. 1883 — D. Horn, „Handbuh d. Hundeiport*, 
18379 — G. Alers, „Der Wildwechiel”, Leipzig | Wien 1882 und „Handbuch des Jradiport“, daf. 
1885 — „Bibliothek f. Jäger u. Jagdfreunde”, | 1882 — „Hund, der, jeine — u. Pflege“, 
ie von E. Fr. Frhr. v. Thüngen, | Hamburg 1551 — „Hunde-Stammbud,” Han— 
ipzig 1877/85 — E. v. d. Bosch, „Fang des | nover 1885 — „Jagdbu a 
einheimischen Raubzeugs und die Naturgeich. des v. deutichen Jagdſchutzverein, 4. Aufl., Berl. 1 
Haarraubwildes“, Berlin 1879 und „Fährten- u. — „Jagdlalender, Ein Bademecum f. Jäger 
Spurenfunde*, dajelbit 1879 — J. Bungark, In. Jagdfreunde“, herausgegeben v. Dombromwsti, 
„Kynos. Handbuch zur Veurtheilung der Racen- Wien 1883 — „Jagdmaler-Album, deutiches“ 
reinheit d. Hundes“, Stuttg. 1884 und „Die jagd- | Leipzig 1881 — J. Zegierd, „Handbuch, enth. 
baren Thiere Europas u. dic zur Jagd gebräuch- | die Gelege u. ſ. mw. betr. die Zagdbarkeit und das 
lichen Hunderacen. Kurzgefaßte Naturgefchichte mit Fiſchereirecht in Oeſterreich“ Wien 1885 — 5. 
Bezug auf Jagd, Fang u j. w.“, Stuttgart 1886 E. Jefter, „Die Heine Jagd“, herausgegeben ©. 
in 15 Lieferungen à 60 Pfg. mit 60 Tafeln und O. Rieſenthal, Leipzig 1884 — 8. D. Koch⸗ 








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Jagd. 


tizky, „Die Erziehung d. Hundes z. Genoſſen“, welche alle ſo beſchrieben ſind, daß Jedermann 
zig 1882 — Lignitz u. Elsner, „Borjchläge leid: fie in der Natur danach auffinden kann. 

f. Leijtungsprüfungen v. Schweiiihunden“, Leipzig | Das Werk giebt ausführliche Nahrichten über 
1883 — R. Meyerind, „Naturgejchichte des in! A) Sängethiere: 1. Wijent, nnr nod im 
Deutihland vorkommenden Wildes“, 2. Aufl., daf. Kaufafus und an den Quellen des Kuban und 
1879 — M. Müller, „Das Jagdweſen d. alten Turut wild, in Rußland gehegt. 2. Elch oder 
Griechen und Römer“, München 1884 — A. u. Elfen, in Oſtpreußen im Ibenhorſter Forft noch 
K. Müller, „Der Hund und feine Jagd“, Frkf. 150 Stüd, fonft in den Oftfecprovinzen, im nörd- 
1880 — 5. v. Nolde, „Jagd u. Hege d. euro» lichen Rußland und Skandinavien, verwerthbar 
päiichen Wildes“, Berl. 1883 — Fr. Oswald, | Wildpret, Geweih und Dede. 8. Rennthier 
„Der Vorſtehhund u. fein voller Werth u. ſ. w.“ oder Nen — nur im Norden. 4. Roth» oder 
5. Aufl, Leipzig 18853 — 5. 8. Patreſchek, Edelwild. 5. Dammild. 6. Reh. 7. Gemſe, 
„Forſtliches Vademecum“, Wien 1883 — N Pie- noch in den bayriſchen Hochalpen und geichont. 
per, „Fang des Raubzeugs“, 4. Aufl, Worms, 8. Saiga oder Steppenantilope, nur in den 
1882 — K. Ponetz, „Jagdkunde f. alle Freunde | Steppen Rußlands. 9. Ulpenjteinbod, in Ita— 
u. Liebhaber der Jagd", Kolin 1884 — C. G. L. lien, geſchont. 10. Bergiteinbod, pyrenätiche 
Duerfell, „Die Abjtammung, Arbeit und Züch- | Halbinjel. 11. Muflon, Sardinien und Korſika. 
tung d. Schweißhundes“, 2. Aufl., Leipzig 188412. Wildſchwein, noch vielfach vorfommend, ge- 
— Anleitung 3. Züchtung des Sebrauchshundes | Hegt und frei (befonders in den Vogeſen 13. Der 
zur Jagd“, Berlin 1883 und „Die Hüttenjagd | gemeine Landbär, braune Bär, in Litthauen, 
auf NRaubzeug“, Leipzig 1885 — E. Regener, | Siebenbürgen, Karpathen, Alpen. 14. Luchs oder 
„Jagdmethoden und Fanggeheimniſſe“, 7. Aufl., | Thierwolf, Nordeuropa, Böhmen, Galizien, Ungarn. 
Potsdam 1884 Remo, „Jagd -Manual“, 15. Wil dkatze, Waldkatze, Waldlater, Kudar oder 
Münſter 1885 — D. v. Rieſenthal, „Jagd- Baumreiter, vereinzelt in Deutſchlands Mittel- und 
Lexilon“, Leipzig 1882 — „Damwild“, daſ. 1880 häufiger im Süd- und Südoſt-Gebirge. 16. 
und „Das Waidwerk. Handbuch d. Naturgeſch, Ginſter-Katze, Südfrankreich und Spanien. 
agd u. ſ. w. aller in Mitteleuropa jagdbaren 17. Wolf — Nord-Oſt-Europa, Frankreich, Vo— 
hiere*, Berlin 1850 — 8. Rohr, „Das Birk. | gejen, Ardennen, Spanien, Donaufürjtenthümer. 
wild, deſſen Hege u. Jagd im Gebirge“, Klagen | 18. Fuchs. 19. Eis- oder Polarfuchs — nur 
furt 1885 — J. Rosner, „Zagd- Signale und im hohen Norden, v. 60. n. Br. ab. 20. Viel— 


467 


— F. 


Fanfaten“, Pleß 1882 — A. Schellaſchek, 
„Schon- und Schußzeit des Wildes“, Wien 1881 
— M. Schneid, „Jagd auf reißende Thiere in 
Britiſch Indien“, Leipzig 1882 — H. v Schuck— 
mann, „Waidmann's Wörterbuch zu Nutz und 
Frommen f. Dianas junge Schüler“, Berlin 1882 


fraß, im Norden — Norwegen, Schweden, Finn— 
land, Schottland. 21. Dachs, nod weit ver« 
breitet, auch in Deutſchland, aber nicht im Norden 
Standinaviend und auf der Inſel Sardinien. 
22, Fiſchotter, weit verbreitet, auch in Deutſch— 
fand, 23. Nörz, Steinhund, Wajjerwicjel, Krebs— 


— V. Schau, „Das illuſtr. Buch v. Hunde“, otter, Wafferment, Norddeutichland (bei Lübeck, 
Leipzig 1833 — „Schußbuch m. immermwäh- | Hamburg u. ſ. w.) und Oſteuropa bis Sichen- 
render Jagdfalender“, illujtr. v. 8. Beck- bürgen. 24 Edel-, Baum-, Buchmarder, 
mann, Berl. 1553 — A. Schwappach, „Grund- Mittel- und Nordeuropa. 25. Stein» ober Haus— 
riß der Forſt- und Jagdgeſchichte Deutjchlands“, marder, ebenſo. 26. Iltis, Rap, Zt, Stänfer, 
Berlin 1883 — Fr. Specht, Abbild. jagdbarer | Stink-Wieſel, Stinf-Warder, außer in Nordeutich- 
Thiere aus Wald und Feld“, 2 Aufl., Stuttgart | land und Norditandinavien allenthalben in Europa. 
1885 — 2. €. Frhr. v. Thüngen, „Der Jagd- | 27. Frett oder Frettchen. 28. Großes 
und, Züchtung, Erziehung, Wartung, Dreffur u. Wieſel oder Hermelin, im Norden. 29. Klei— 
ührung“, 6. Aufl, Weimar 1832 — „Illufte. Ines Wiefel oder Hermchen und Hermännden. 
undebüchlein“, Hamburg 1879 — „Das Rebhuhn, 30 Biber, in Deutjchland nur au der Elbe in 
defien Naturgeichichte, Jagd und Hege“, 2. Aufl, Anhalt, bei Wittenberg, in Bayern. 31. Alpen» 
Weimar 1884 — „Die Jahreszeiten des Waid- murmelthier. 32. Bobal, in Galizien, im 
manns“, Wien 1881 u. „Ueber Wildhege*, Lpzg. ; jüdlichen Polen und in Südrußland. 33. Stadel- 
1879 — B. Tümler, „Deutihe Wild- u. Walde ſchwein, in Stalien und Griechenland, vereinzelt 
bilder“, herausgegeben von F. Specht, Freibg in Spanien. 34. Haſe. 935. Alpen- oder 
1883 — 2.8.5. Wildungen, „Sei. Schriften Schnechaie, im hohen Norden und im Hoch- 
für Jäger“, Kaffel 1879 — W. Wurm, „Das gebirge von Mitteleuropa. 36. Wildes Kanin- 

Auerwild, Naturgefchichte, Jagd, Hege u. $. w.‘, hen, in Süd- und Mitteleuropa. 
. 2 Aufl., Wien 1885 — €. Zborbill, „Dreffur B. Vögel: 1. Zagdfalt und 2. Ger- oder 
des Hundes“, Berlin 1882. 'Geierfalf, im hoben Norden. 3. Würgfall, 
Zum Studium der jest noch in Deutjchland und Blaufuß, Lamer-, Schlag-, Sakho-, Stern, Schladht- 
Europa vorlommenden Wildarten, deren Fährte, Großfalt, im Südoften. Wanderfalt, Tauben- 
Lebensweiie, Nupen oder Schaden u. f. w. eignen ftoßer, Schwarzbaden, Beiz-, Stein, Wald», 
fi vorzüglich die kurzen, treffenden und mit ſehr Berg, Tannenfalt, alenthalben. 5. Baumjalf, 
n Abbildungen verjehenen Beſchreibungen in Lerchenftöher, Weißbäckchen, Hecht-, Stein«, Stoß-, 
Bungark, „Die jagdbaren Thiere Europas“, Schmerlfalt, Nordländer, Spanien, Griechenland, 

a 30* 


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468 


Deutſchland auf Wanderung. 6. Merlin oder 
Zwergfalk, im hohen Norden, ausnahmsweije 
in Deutichland. 7. Sperber, Schwalben«, Vogel⸗ 


Sperling, rt Bergftöher, Fintenhabicht, 
allenthalben. 8. Hab icht, Hühnerhabicht, Stock⸗ 


falk, Hühner», Bieit-, Nach perber, allenthalben. 
9. Steinadler, ſchwarzer, brauner, gemeiner, 
Etod-, Berg-, Rauhfußadler, Hajenaar und 10. 
Goldadler, Barietät, beide im Hochgebirgen. 
11. 
Sudwe ten und Süden. 12. Schreiadler, En— 
ten⸗, Rauhfußadler, Norddeutſchland und Nordoſt— 
europa, Ungarn, Galizien, Türkei, Griechenland, 
wandernd auch in fonftigen Ländern. 13. Zwerg- 
adler, Südweſt- und Südoſt-Europa, ausnahms- 
weije Deutichland. 14. Seeadler, Gänſe-, Haſen— 
abler, Stein-, Fiſchgeier, Stein- und Beinbrecer, 
in Deutichland an der Nord» und Dftfee. 15. Fluß - 
oder Fiſchadler, Filchreiher, Moos», Fiſchweih, 
Weißfuß, Weißbauch, allenthalben. 16. Königs- 
weih, Rotheulen, Scwalbenihwanz, Rüttel-, 
Röthel⸗, Stoß⸗ , Stein-, Gabel», Hühnergeier, desgl. 
17. Milan, "Walpgeier, Hühneraar, deögl. 18, 
Kornweih, Weiß, Blau-, Halbweil), Korn-, 
Martinsvogel, Ringelfalt, Ringelſchwanz, Mittel: 
europa. 19. Steppenweih, Blaßweih, jelten 
in Deutihland; Südrußland, Donautiefländer, 
Türfei, Griechenland als Heimath. 20. Wiejen- 
weih, Bandweih, bejonders im Oſten. 21. Rohr— 
weih, Brand», Scilf-, Moos, Sumpf» Froſt⸗ 
weih, Rohrgeier, Rohrfalk, überall, in Deutichland 
bejonders in den nordiichen Inſein. 
buſſard, Mauſer, Mäuſehabicht, Bufjaar, Nüttel« 
weih, Unfenfreffer, überel. 23. Rauhfuß— 
bujjard, Nebels, Schnee, Nohrgeier, Schnecaar, 
Graufalk, im Norden, jelten in Deutichland. 24. 
Bartgeier, Geier-, Bartadler, Lämmer-, Gemjenz, 
Joch-, Greifägeier, Alpengebiete. 25. Sperber- 
eule, Eulenjalt, Falleneule, im Norden. 26. 
Schneceule, im Norden, jelten in Deutjchland. 
27. Uhu, Auf, Greif, Schuhen, Buhn, bayriſche 
Hodalpen, jelten in Mittel- und Süddeutſchland, 
in einigen Provinzen Preußens, Oeſterreich, Stan« 
dinavien, Rußland, Mittelmeerländer., 28. Kolt- 
rabe, Edel-, Stein-, Goldrabe, Naab, Rapp, 
Galgenvogel, überall. 29. Miſteldroſſel, Miitler, 
großer Arametsvogel, Schnarr, Schnader, Biemer, 
desgl 30. Singdroſſel, Zippe, Geſang-, Zipp-, 
Bier, Sommer-, Weihdroffel, desal. 31. Roth— 
drofjel, Wein-, Blut-, Bartdrofjel, Wiejel, Nord- 
europa, in Deutjchland Oktober bis Mpril. 32 
Wachholderdroſſel, Blauziemer, 
Kramtspogel, allenthalben. 33. Ningeldroifel, 
Ring, Echild-, Schnee-, Meer-, Hoftamiel, in 
Deutichland im März und Oktober. 34. Schwarz: 
droſſel, Amjel, Stod-, Kohle, Schwarzamiel, 
Merle, allenthalben. 35. Ringeltaube, Wild-, 
Wald-, Holztaube, in Deutichland nicht jelten. 
36. Hohltaube, Blau-, Ladjtaube, desgl. 37. 
TFelfentaube, Stein, Blau», Grott-, Ujertaube, 
im Norden, am Mittelmeer, in Deutichland aus— 
nahmsweile. 38. Wandertaube, nur als ver- 
flogen in Europa. 39. TZurteltaube. 40. Feld— 


Schnader, 


Kaifer- oder Königsadler, Südojten, | 





22. Mäuſe- de 


Be —— 


32. Silber-, Buſchreiher, im Süden. 





Jagd. 


lerche, Ader-, Saat-, Tag-, Luft⸗, Sanglerche, 
allenthalben. 41. Ringelflughuhn und Spieß— 
flughuhn, Spanien. 42. Auerwild, Wald», 
Verg-, Spill-, Gurgel-, Riedhuhn, im Norden, 
in Dentichland jeltener, im Süden ſehr 
jelten, nur in Waldgebieten der Gebirge. 43. 
Birkwild, Moor, Spiel-, Heide-, Baunt-, 
Yaub-, Schild», Spiegelhuhn, auch höher im Nor- 
den, in Deutjchland allenthalben. 44. Mittel— 
huhn, Nadelwild, desgl. 45. Hajelmwild, Roit-, 
Ihwarzfehliges Waldhuhn, überall, in Deutichland 


in gebirgigen, waldigen Gegenden. 46. Moor— 


—— Thal-, Weiden-, Moraft-, Weißhuhn, im 
orden, in Preußen in Meinem Diftrift der Pro» 
vinz Preußen, fonft in Deutjchland nicht. 47. 
Schneehuhn, Wlpen-, Berg-, Felſenſchneehuhn, 
bayrijche Hochalpen, Schweizer Alpen. 48. Stein» 
huhn, Südeuropa, im Alpengebiet. 49. Thular- 
hubn, Steinhuhn, Südofteuropa. 50. Roth» 
huhn, Weit und Eüd-Europa. 51. Feljen- und 
Klipphuhn, Südeuropa. 52. Rebhuhn, Feld— 
huhn, beionders Mitteleuropa. 53. Wadtel, 
Schlag-, Schnarr-, Sandwachtel; im Mai bis Scp- 
tember in Deutichland. 54. Edelfafan, in Süd- 
deutichland und Defterreih (Böhmen) wild, im 
Mittel: und Norddeutichland halbwild, jelten wild 
lebend. 55. Großtrappe oder Trappgans, von 
Südſchweden an in ganz Europa, in Deutichland 
bejenders in den nordiichen ( Ebenen. 56. Zwerg» 
trappe, in Südeuropa. 57. Kiebik, in Marſch— 
gegenden und feuchten Niederungen, befonders an 
er Nordfee und Dftiee. 58. Waldjchnepfe, 
überall... 59. Pfahlſchnepfe, Mittel, Doppel⸗, 
Riedichnepfe, im Norden, in Deutichland in Dols 
jtein, Oftfriesland, Oft- und Wejtpreußen heimiſch, 
jonft nur im Stridy von Mitte Auguſt bis Scp- 
tember und im Widerftrich Ende April bis Vai. 
60. Bekafjine, Himmelsziege, Haar-, Sumpf, 
Brück⸗ Moos-, Haar-, Fürftenjchnepfe, im Norden, 
in Deutichland im Auguſt und Ceptember und 
Ende März bis April. 61. Moorjdhnepie, 
Eturm-, Haar, Maus, Halbſchnepfe, Rußland 
bis Weftfibirien, seltener in den Norditaaten. 
62. Bradvogel, Bradhuhn, Feld-⸗, Doppel 
ſchnepfe, Gaid-, Negenvogel, im Norden. 63. 
Löffelreiher, Löffler, Schuffler, Spatenreiber, 
Südeuropa, nördlicher nur felten. 64. Fi iſch⸗ 
reiher, Reigel; allgemein in Deutſchland und 
Europa, bis über die Oſtſee hinauf. 65. Pur— 
purreiber, desgl. 66. Edelreiher, Schnee-, 
67. Der klei— 
nere GSeidenreiber, nur im Südoſten und 
Mittelmeergebiet; die beiden letzten in Deutſchland 
jelten. 68, Nachtreiher, Schildreiher, Nacht— 
rabe, in Deutſchland ſelten, in Holland und Oeſter— 
reich häufig. 69. Kranich, Mitteleuropa, in 
Deutichland. Teltener, 70. Höderihwan, Nord- 
europa. 71. — — desgl. 72. Zwerg— 
ſchwan, desgl. Graugans, Hed-, Hagel-, 
März», Rild-, große, gemeine Gans, Mittel- bie 
Nordeuropa. 74. Saatgans, Roggen, Moor-, 
Bug-, Hagel-, Heine wilde Gans, desgl. und nörd- 
licher. 75. Ringelgang, Nott-, Brad-, Klofter- 


Jagd. 469 


gans, im Norden, auch in Deutichland. 76. Non-| Eoder-Sp. 30.Norfolt-Sp. 31—33. Dadhs- 
nengans, desgl. 77. Rothhalsgans, Mops-, | hunde, glatthaarig, Tanghaarig, rauhhaarig. 
Möppel-, Spiegelgans, desgl. 78. Brandgans, | 34. For-Terrier. 35. Stye-T. 36. Dandie- 
Loch⸗, Erd-, Wühl-, Krachtgans, Nordeuropa. 79. Dinmout-T. 37. Bedlington-T. 38, Iri— 
Pfeifente, Schnunte-, Sped-, Roth-, Blaßente, ſcher T. 39. Schottiſcher T. 40. Airedale-T. 
überall in Europa. 80. Stodente, Wild», März-, | 41—43. Franzöjiihe Borftchhunde, Chiens 
Grad, Moos, Sturz, Stoßente, desgl. 81. d'arreöt: Braque, glatthaarig, Epagneul, lang- 
Schhnatterente, im Norden, in Deutichland vom | haarig, Griffon, rauhhaarig. 44—45. Barforce- 
rbft bis März 82. Knäckente, Rothhals-, hunde: Chiens Courant: Griffon a poil rude, 
hüd-, Sonnenhalb-, Schnäär-, Trefjelente, Mit: | rauhhaarig, und Braque et Briquets, glatthaarig. 
teleuropa. 83. Krifente, Kriech-, Krug, Strugel-, 47. Baſſets (Terriers) franzöſiſche u. j. w. 
Klein, Schaps-, Nreuzente, Tröjel, Sode, im! Bon bejonderen Zeitjchriften für Jagb- 
hohen Norden, in Deutſchland felten. 84. Sichel- weſen find zu nennen: „Allgemeine Forit- und 
ente, Wefteuropa, Ungarn. 85. Spiehente, Jagd-geitung“, Frankf. a/M. — „Der deutſche 
Langhals-, Nadel-, Spig-, Pieilente, im Norden. | Jäger“, München. — „Der Waidmann“, Leipzig. 
86. Löffelente, Taſchenmaul, Leppelinute, Breit:  — „Deutiche Forſt- u. Jagd-Zeitung“, Trier. — 
fchnabel, Seefaſan, Schild», Fliegenente, ganz | „Deutiche Jägerzeitung.“ — „Hund, der, Organ 
Europa, in DPeutihland von Ende März bis f. Züchter u. Liebhaber reiner Racen“, Leipzig. — 
Auguft, vorzugsweiie am Süßwaſſer. 87. Trauer» | „Jagdzeitung”, Wien. — „Illuſtrirte Jagdzeitung“, 





ente, im Norden, jelten in Norddeutichland. | Leipzig. — „Neue deutiche Jagdzeitung“, Berlin. 
83. Tafelente, Rothhals-, Rothmoor-, Roth: | — „Nimrod“, Zagdfalender. — „Waidmann’s 


topfente, nicht felten. 89. Bergente, Taucher— 


pfeif-, Mujchel-, Moore, Alpenente. Schimmel, im 


Norden, in Deutichland im Herbſt und Winter. 


90. Schallente, Klingel-, Klag:, Hoblente, im 


Norden und Norddeutichland. 91. Ruderente, 
Faſan-, Weißtopj:, Dornente, im Süden und Süd— 
often, jelten in Deutichland, 92. Brandſee— 
ſchwalbe, Mittel» und Südeuropa. 93. Fluß» 
feefhwalbe, überall. 94. Küſtenſeeſchwalbe. 
95. Zwergieeichwalbe, überall. 96. Silber: 
möve, Mordjeegebiet und darüber hinaus. 97, 
Sturmmöpve, an Binnengewäflern häufiger. 
98. Mantelmöve, Nord» und Dftjecgebiet, jelten 
füdblicher. 99. Häringsmöve, an allen Meer- 
füften. 100. Lach möve, auch am Binnenge- 
wäfler. 101. Stummel- oder Dreizehenmöve. 
— Zuſammen alſo 101 jagdbare Vögel. 

Im Werke von 3. Bungark find ald Jagd— 
hunde, ebenfalls mit quten Abbildungen, beichrieben: 
1. Der dentihe Schweißhund. 2. Der bay- 
riijhe Gebirgshund. 3. Der Bloudhound, 
engliiher Schweiihund. 4. Deutiher Bor- 
ſtehhund (kurze, lang-, raubhaarig). 5. Eng— 
liſche Vorſtehhunde, Pointer, engliicher, iri- | 
cher, Gordon Setter. 6. Retrieuer (Nppor- | 
tirhund). 7. Windhunde, engliiche, ſchottiſche 
Deerhound, Hirihhund), ruffühe. 8. Fox 

ound, Fuchshund. 9 Holfteiniiche Stöber. 
10. Heidebrade. 11. Holzbrade, weitjäliiche, | 
Sauerlandbrade. 12. Steinbrade. 13. Bay-| 
riſche Hodhgebirgsbrade. 14. Württem- 
bergiihe Wildbodenbrade. 15. Deutſche 
Brade. 16. Shwediihe Brade. 17. Defter- 


reihiihe Brade. 18. Schweizer Lauf- 
unde 19 Thurgauer Laufhunde. 20. | 
uzerner Laufhunde 21. Dreifarbige| 


Berner Lauibunde 22. Hurlcurbraden, | 
Meutenhunde, große Laufhunde, Aargauer Lauf 
unde. 23. Engliiher Otterhund. 24. Deut» | 
her Ötterhund, großer und Meiner. 25—27. | 
Spariels — ihwarzer, Sufjer- und Clum- 
ber Sp. 28. Inländiſcher Waſſer-Sp. 29, 


Heil“, Klagenfurt. — „Zeitſchrift für Forft- und 
Jagdweſen“, Berlin. — „Sentralblatt für das ge- 
jammte Forſtweſen“, Wien. 

Als deutſche und öjterreichiiche Jagd- und 
Kynologiihe Bereine werden von J. Bun— 
arg aufgeführt: „Allgemeiner deutiher Jagd— 
chutz Verein“ — „Deuticher Jagdflub“, Berl. — 
„Hamburger Berein zur Förderung reiner Hundes 
racen“. — „Jagdſchutz-Verein der Rheinprovinz“, 
Wiesbaden. — „Zagd-Klub Haje“, Hamburg. — 
„Rlub zur Prüfung von Sühnerhunden“, Neu— 
gatterslchen (B. v. Alvensleben). — „Rynologticher 
Verein in Dresden“. — „Kynologiſcher Berein f. 
Elſaß-Lothringen“ in Straßburg. — „Norddeut- 
scher Hetzllub“, Berlin. — „Dejterreichiicher Hunde- 
zuchtverein“, Wien. — Samländiſcher yagdihup- 
Berein“, Königsberg. — „Ungariſcher Field-trial- 
Club“. — „Berein zur —— deutſcher Vor⸗ 
ſtehhunde“, Berlin. — „Berein zur Veredelung d. 
Hunderacen für Deutſchland“, Berlin. — Verein 
„Heltor“, daſ. — Verein „Nimrod“, Schleſien. — 
Verein „Nimrod“, Oppeln. — Bezirksver. Aachen, 
Bezirksverein Köln. — „Verein d. Liebhaber von 
Luxushunden“, München. — „Berein z. Züchtung 
reiner Hunderacen in Süd-Deutſchland“, München. 
— „Verein d. Vollblutzüchter und Sportfreunde“, 


.Berlin. — „Verein zur Aufzucht u. Verbreitung 


reiner Jagdhunderacen“, Metz. — „Verein für 
Hundezucht u. Dreſſur im Kgr. Böhmen“, Prag. 

Von Intereſſe für Jäger und Jagdfreunde iſt 
auch das dem Werke von J. Bungartz beigege— 
bene Verzeichniß der gebräuchlichſten waidmänni— 
ſchen Ausdrücke. Erklärt ſind die Worte: Aas, 
Aasjäger, Abbalzen, Abdruck, Abfallen, Abfangen, 
Abkämpfen, Abfedern, Abfegen, Abführen, Abnicken, 
Abnehmen, Abſprung, Abſpüren, Abſtreichen, Ab— 
tritt, Abwerfen, Aeſung, Anlegen, Annehmen, An« 
ſchließen, Anſchneiden, Anſprechen, Anſpringen, 
Anſtand, Aeugen, Aufbauen, Aufbrechen, Auf- 
ſetzen, Ausfahren, Ausmachen, Ausſtieg, Auswech— 
ſein, Bache, Balg, Balzen, Baſt, Bau, Beſahren, 
Behang, Beſchlagen, Beſtätigen, Bett, Blatt, Blat- 


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470 Jagd — Kaffee. 
Jahren Hatte man 17,000 und jegt hat man 
61,000 Spindeln, geflagt wird aber ſchon über 
Ueberproduftion und in Folge deifen über bedeu- 
er —— hr — —— | tenden Bere jeit — Re = Erridtung 
maft, gen, Fährte, Fänge, Fängiſch, Feilt, | neuer und die Vermehrung der vorhandenen Fa— 
*7 * — Frucht, — N In * ne 1885 als — 
iſchen, Friichlinge, Fährig, Gabler, Gräſe, Ee- Unternehmungen bezeichnet werden. Der Haupt— 
F Gebrach, Geheck, Gehörn, Gemsbart, Gering, | plaß für Jute-Berarbeitung ift Chemnig, woſelbſt 
eulen, Geſchröt, Gewehre, Gewölſe, Gewölle, | aber die Spinnereien Schon eingeihränft wurden. 
Heden, Hauptjagen, Hauptichwein, Hefie, Himmels- | In Schottland bleibt dieſe Induſtrie hochentwickelt, 
ſpur, Horſt, Jagdbar, Jägerrecht, Kahlwild, Kamm, in Belgien iſt trotz hohen Zolls in den Garnnum— 
le een wen ots See bie Birk Tide dere 
eltreiben, Keule, Kirrung, Klagen, Klauen, | Dünkirchen wir e e Platz für die Garn— 
— een — ne (Kufen), — Be — und doch iſt re dort 
en, Kridel, Krone, Kronenhirſch, Kümmerer, Kurz- der Betrieb eingeftellt worden. Für 1886 wird 
wildpret, Lauberbod, Laut, Lichter, Löffel, Loſung, | die deutfche Rroduktionsfähigfeit zu 52,200,000 kg 
Lunte, a urn Maujerzeit, — — a F — nd aber nur 
Meute, Mutterrwild, Nachhängen, Näffen, Neue, zu 38,500,000 kg in ben legten Jahren. In 
— — or ‚3 — — — die — a Aufschwung 
injel, atzhirſch, Plätzen, Pürjchen, nzel, | begriffen. Im „Die Leinen-Induſtrie“ (Januar 
Rammeln, Ranzen, Rauhen, Reiher, Reizen, Ralle 11887) giebt ®. Hammersberg, Braunſchweig, die 
(Reufche), Roſe, Rotte, Rudel, Auder, Ruthe, Salz— un. in Großbritannien 
— — — ee = —— für a zu we Ballen (zu 400 Pfund) 
,‚ Schlagen, Schleifen, Schleppe, Schmälen, | „ Zu 36% neh 
en, Schnüren, Schof, Schwein, Schürze, an, für den Kontinent 1885 zu 699,832 Ballen, 
Schuſſeln, Schwarte, Schweiß, Seher, Segen, Sichern, | 1886 zu 677,382 Ballen, den Berbraud) in Europa 
Spiegel, Spiel, Sprung, Spur, Standarte, Ständer, zu 1,595,000 Ballen im Jahre 1885, 1,555,000 


ten, Blume, Brandfuchs, ringen, Braden, Brunft, 
Brunftruthe, Brunftfern, Cüree, Dede, Deden, 
Donen, Donenftieg, Droffel, Drüden, Durchbre— 








Stecher, Steig, Stoß, Stifte, Strede, Streifen, 
Subhlen, Thiere, Tirehaut, Traben, Treiben, Tritt, 
Trupp, Verbrechen, Veredt, Verklüft, Waidelöffel, 


Waidwund, Wanft, Wechſel, Wedyjelwild, Wedel, | 


Wiedergang, Witterung, Wolle, Beiden, Bichen, 
— zujammen 236 bejondere Ausdrüde, welche fich 
faft alle jhon im Lexikon in den Hauptbänden 
nebft vielen anderen, hier nicht mit aufgeführten, 


Ballen i.3. 1886 und 1,730,000 Ballen f. 1887 
(nah Schäßung). Die Verichiffungen von Indien 
nad) Europa waren je am 1. Auguft 
1884 85 mit 1,753,430 Ballen 
| 188586 „ 1164211 „ 
und werden für 1886/87 auf 1,650,000—1,700,000 
angegeben. 

Fuͤr Deutihland war in den Jahren 1880 zu 


erflärt finden. | 1884 die Einfuhr von 175,64,4 auf 33,799,3 t 
Für Jagdfreunde ift nech mitzutheilen, dah; in | herabgegangen. Das Erzeugniß find Garne, Ge— 
der Naubthierfallen-Fabrit von W. Williger-Hayna | webe und Säde (1-2 Mill. Stück in Deutſch— 
in Schleſien alle Arten von Fangapparaten, Hunde- land). 
pfeifen, Locker für jede Art Vogelwild, Krebsfang- | Kaffer. Im den meiſten Ländern zeigt ſich eine 
Apparate u. dgl. Geräthichaften bis herab zu der | Vermehrung des Verbrauchs an Kaffee, wenn nicht 
Mäufefalle beſter Konftruftion zu haben find und zu hoher Zoll oder wirthichaftliche Kriſen bejchrän« 
ausführliche Kataloge verjendet werden. end einwirken; es wecjelt deshalb oft der Ver— 
Als vorzügliches Hundefutter wird Clarke's | braud mit der wirthichaftlichen Lage und mit der 
Büffelnich! » Bisaquit empfohlen, je nadı Größe 2 | Bollgefepgebung. Abgeſehen von den Jahren mit 
bis 4 Kuchen tänlich, troden gebroden oder ger | Nüdgang zeigt ſich aber im Allgemeinen in Europa 
ftampft oder in Waſſer aufgeweicht. Der Sad zu und in den Ber. Staaten von Nordamerifa das 
50 kg wird 5. B. ab Wien von A. A. Marke's Anwachſen des Verbrauchs und in dem Yaupt- 
Söhne, Johannisgaffe Nr. 25, Wien I, zu 17,5 |fande für die Erzeugung, in Brafilien, deshalb 
Gulden abgegeben. 5 kg zu 2 Gulden, 2,5 kg | eine Vermehrung des Anbaus, während durch den 


zu 1,1 Guiden, auch in Deutichland in verſchie— 
denen Großſtädten zu haben. Es fejtet demnach 
1 kg etwa 70 Pig. in Bezug von Mengen bis 


50 kg und RO Pig. bis 88 Pig. beim Bezug im 


Kleinen. 
Jute. 


Die ——— der Jute im Deutſchen 
Reich begann vor etwa 25 


Jahren; bis vor 11 


Rückgang im Preis und durch die inneren Un— 
ruhen in Cuba und anderwärts der Anbau zu— 
rückgegangen und auf Java wenigſtens nicht weiter 
fortgeſchritten iſt. Nach den Ferichten der Fach— 
dorgane ergaben ſich für die Jahre 1880 bis 1885 
"für Europa und die Ver. Staaten die folgenden 
Verhältniffe: 


1880 Zufuhr 634,762 t, Vorrath im Juni 169,655 t, Ablieferung 251,976 t 
1881 „ 691,262 t, — a nr © = 391,256 t 
18852 56856 m 204469, # 612,870 t 
18593 „ 86106 5 nn 41,9078, 2 659,840 t 
1884 „660,428 t, — 285,807 t, 695,716 £ 
1885 5, 755,132 5 mm 46,362 t, 2 697,794 t 


ri) 
2 Aa 


— — — 


Kaffee — Kalihaltige Dungmittel. 471 
1886 war der — im Juni in Europa nur noch 25,2 bis 29,4 Mark, die ſchlechteſten 
t 


170,000 t, in den Ber. Staaten 1,02 Mill. Sad, 
im Jahre 1887 der Borrath in Europa 137,429 t. 

Kür 1885/86 wurde von Notterdam die wahr: 
icheinliche Zufuhr zu 590 Mill. kg, der Verbrauch 
zu 677,25 Dill. kg, die fehlende, durch Vorrath 
zu dedende Menge alio zu 87,25 Mill. kg be 
rechnet. Im Jahre 1871 gab man in Europa 
den Vorrath zu 79,3 Mill. kg an, im Jahre 1872 
u nur 65,65 Mill. kg, im Jahre 1873 aber 
En zu 85,25 Mill. 1:2: i. %. 1874 zu 89,8 
Dil. kg, für 1883 zu 185,45, für 1884 zu 183,5 
Mill. kg Vorrath. Braſiliens Ernten waren im 
Jahre 187071 zu 165,172 Mill. kg, im Jahre 
1872/73 zu 156,055 Mill. kg, von da ab jtei- 


gend, 1874/75 fchon zu 200,091 Mill. kg, 1879 80 | 
bis 286,961 Mill. kg, 1884 aber zu 300 Mill. kg | 


und 1885/86 fogar zu 369 Mill. kg berechnet. 
Das nördliche J 

56,98 Mill. kg, Niederländiih-Oftindien berechnete 
i. %. 1882 für 70,637 Mill. Gulden, im Jahre 
1884 für 82,459 Mill. Gulden Kaffee zur Aus- 


fuhr. Südarabien liefert im Durchſchnitt 2,5 bis, 


5,0 Mill. kg Kaffee, Cuba nur nod 0,8 bis 1 
Mil kg, Portorico 16 bis 18 Mill. kg u. ſ. w. 

Der Verbraud iſt in Großbritannien im 
Durchſchnitt 33 bis 36 Mill. Pfund und geftiegen 
jeit der Herabſetzung des Boll von 3 auf 1,2 d; 
für die Ver. Staaten war dic Verbrauchs » Stei- 


gerung von 1865 bis 1880 von 2,4 bis 7,0 Pid., 


der größte Berbrauh war im Jahre 1876 mit 
75 Pfund, von da an gun er wieder zurüd in 
Folge der Krifen, für 1878 jelbit bis zu 6,5 Bid. 
und ftieg dann wicder, doch ift unter den jehigen 
Berhältniffen mit Taufenden brotlofer Arbeiter 
und jchlechter Lage der Farmer der Geſammtver— 
brauch noch nicht wieder auf die frühere Höhe von 
1876 gekommen. In den europätihen Staaten 
hat Rußland mit faum 0,2 kg den geringjten und 
Belgien mit 4 bis 5 kg pro Kopf den größten 
Berbrauh. Im Deutihen Reich war der Ver: 
brauch im Jahre 1822 nur 0,61 kg pro Kopf, 
1858 ſchon 2,0 kg, 1880 über 2 kg und jcht 
wird von den Statijtilern 2,44 kg ald Durchichnitts- 
ia für 1581/85 angegeben. 

Bezüglich der Preije ift ein weſentlicher Rüd- 
gang zu verzeichnen; es galten 3. B. in London 
je am 31. Dezember die verichiedenen Sorten im 
Jahre 1876 von 83 bis 116 sh,, im Jahre 1884 
aber (ftetig fallend) nur noch 43,5 bis 63 sh., in 
Hamburg 1 kg Rio Null ord. im Jahre 1876 
noch 1,6 Marl, im Jahre 1884 aber nur 0,84 
Mark, in Holland gut ordinärer Java im Engros- 


handel im Jahre 1878 von 0,405 bis 0,540 Gul- | 


den, im Jahre 1885 aber nur noch 0,255 bis 0,265 
Gulden; in Cuba wurden die beften Sorten mit 
50,4 Mark und höher bezahlt, und dieje löſen jegt 


ndien lieferte in diefem Jahre 


16,8 bis 21,0 Mark. Bis zum Jahre 1873 Hatte 


‚man fteigende Preiſe, von 75,5 und 70,3 Pfg. für 
Dom. u. Brafil (108 u. 100 Pfg. als Marimum). 


| von 1873—1882 fallende = 36,0—35,0 Pig. 
| im Jahre 1883 8, 53,0u.52,0 „ 

1584, 430,420 „ 
1885 „ = 370,380 „ 


Bon 1881 bis 1885 wird für Deutichland gegen 


f 


ı 1876/80 ein um 32,70, billigerer Breis und ein » 


‚um 4,7%, größerer Verbrauch nachgewiefen. Als 
Geſammtverbrauch rechnete man für 1871 mit 30 
MU. Mark, für 1872 mit 32,49 Mill. Marl, für 
ı 1884 mit 44,46 Mill. Mark. 
Kafiriſtan, ſ. Witen. 
Kainit, ſ. Falihaltige Dungmittel. 
Kaiſeröl, ſ. Erdöl. 
Nälberiaugapparate waren auf der Münchner 
‚ Molfereiausftellung zum Preiſe von 10 Mark von 
E. — ee ausgeſtellt. 

Kälberzucht, ſ. Rindviehzucht. 
Kalihaltige Dungmittel Kaliſalze von Staß— 
furt, Pottaſche, Weinſäure-Bereitungs-Abfälle, 
Holzaſche, Kaliſuperphosphat, Miſtjauche); über 
phosphorſaures Kali ſ. phosphathaltige Dungmittel 
und über Kaliſalpeter ſ. ſtickſtoffhaltige Dungmittel; 
als Kaliſalze Karnallit, Kainit, Kieſerit, Beracit, 
techniſch unbedeutender: Polyhalit, Krugit oder 
Shönit, Reichardit, Aſtrakanit, Tachhydrit, Sylvin, 
Biſchofit und Pinnait. Vgl. Kaliſalze im älteren 
Artikel). Bei der zunehmenden Würdigung, welche 
endlid in den legten Jahren die Kaltjalze gefun- 
‚den haben, — im NWusland fajt mehr als in 
‚ Deutjchland ſelbſt, — ift es vom Intereſſe die För⸗ 
derung der Werte zu beachten. Der Verbrauch i 
zunehmend für die Imduftrie wie für die Zwe 
‚der Düngung und Bodenmelioration, für dieje be 
fonders Nainit das jet verwendete Material. Ans 
fangs rechnete man nur mit Karnallit. 








Im Jahre 
1861 wurden 45,860 tr. Karnallit gefördert, 
11862 „ 394,500 E 5 
1863  „ 1,166,000 „ u 2 
1864 „  2,308,200 „ z x 
11868 „  83,346,700 „ 2 z 
11870 „  5,364,500 „ 5 & 
1871 „  6,718,900 „ W J 
118755 „ 997470 „ M = 
1877 „ 15436400 „ 5 = 
11878 „ 14715,000 „ x i 
1879 „ 12,208,500 „ = < 
1880 „  10,546,200 _„ E ® 
1881 „ 14,894,500 „ : R 
1882 „  21,186,000 „ z R! 
11883 „  19,604,100 E 


In anderer Angabe ergaben fi für: 


1880 Karnallit 528,211,45 t, Kainit 137,795,75 t, Kieferit 892,85 t, Vorazit 103,65 t 
1881 7 2081 


112,825 t 


’ t, ” r ’ ” 


1882 7 1,059/299,78t, , 144,757.706, . 4658106, , 125.175t 
1883. 996.20320t, . 26.100258, . 4850208, 205.625 
18894. 739,958,90t, . 208,004,35t, 5 19,386,856, „  159,115t 


412 Kalihaltige 
Von 1880 bis 1884 wurden 948,040,80 t Kai— 
nit gefördert und davon erhielten die Landwirth— 
ſchaft in Deutſchland 77,445,825 t, die Induſtrie 
daſ. 415,706,50 t, das Ausland 215,706,50 t. 
Im Jahre 1883 errichteten die ſämmtlichen 


Fabriken in Staffurt und Umgegend das Ber- M 


fauj3-Syndifatd. Chlorkalium-Fabriken 
zu Staßjurt; jeitdem find gefördert, bezw. ver- 
arbeitet worden an Karnallit 1884 zuſ. 733,695 t, 
1885 — 637,695 t, 1886 = 709,710 t aus 
ſchießlich zu Chlorkalium. Zur Verfügung des Syn— 
dikats find durchſchnittlich jährlich 100,000 t zu 


Dungmittel. 


ſoll die geſammte N ſchon 
vollſtändig verkauft ſein, da die Nachfrage nach 
Dungmitteln und für die Pottagefabrilen eine ftetig 
fteigende if. Am Jahre 1584 haben die Syn- 
 ditat3- Mitglieder 90 Mill. kg verfauft und 100 
il. kg erzeugt, alio 10 Mill. kg Vorrath be- 
‚halten, Ende November war der Preis mit 134 
| Marl, im Februar 1885 mit 131,4 Mark pro t 
feftgeftellt worden. Nach Geldwerth gerechnet ftieg 
die Förderung von Kainit von 1877 mit 450,841 
Mark bis 1882 auf 2,032,038 Mark und i. J. 
1884 war fie 2,876,000 Marl. Die Ausfuhr 





130 Mark oder zuj. 13 Mil. Marf. Für 1587 | war an Kalijalzen im Jahre: 


t t t 
1877 über Bremen 5,056 über Hamburg zur Sce 104,712 zur Elbe u. Eijenbahn 23,929 
1878 554 98,834 22,856 


” ” ’ ” ” ” ” ” ” ” ’ 


89 u. 597, een 30,160 

1880 „u. 19780, J 415876 — 33 äxuios 

1881 „u 20340 4,95 

18832 „ „12,288 el nl us 1883399 =. 2 = „48,757 
(98,5 für die Ver. Staaten) (Kainit 20,000 t) 


Nach den he ae auf den Karten vom Kultur- 


auf fchweren Boden 260 kg Superphosphat und 
ingenicur Bed famen für 1883/84 auf das Deutjche 


260 kg Peruguano oder Ehilifalpeter ohne Kaliſalz 





Reid) als Verbrauch 46,139,950 kg, wovon Breu« 
Ben 9,103,050 kg nahm. 

Ueber die Verwendung von Kalidünger fängt 
man an, befjeren Anfichten ala bisher zu ei 
(vgl. den Artikel Düngerlehre), und namentlid) 
hat man ſich endlich ziemlich alljeitig davon über- 
zeugt, daß diejer Dünger für fih allein nur felten 


verwendet haben, Düngungsgemijche, welche aller- 
dings genügen fönnen, da der jchwere Boden thon- 
reich, aljo Falihaltig ift, aber doch auch nicht ala 
allgemein giltige anzujchen find. Für Desin- 
feftion in Stallungen wird immer mehr von 
Kainit Anwendung gemadht, da beim Gyps beob- 
‚achtet wurde, dab in jeher warmen Ställen eine 


anwendbar ijt, nämlich nur da, wo e& im Boden Reduktion und aljo eine Entwidelung von Schwefel- 
nicht an genügenden Mengen der anderen Bflanzen- | wafferitoff vorfommen kann. Nach Verſuchen von 
nährjtoffe in afjimilationsfähiger Form, bejonders | Dr. Traſchke hatte Mift mit Kainit im Sommer 
Phosphat, Kalt, Stidjtoff, fehlt. Nach Berjuchen in 3 Monaten 20 0%, Trodenjubftanz und 10%, 
in der Obſtbaumſchule zu Geifenhein hat ſich für | Stidftoff verloren, mit Gyps aber 31%, Troden- 
Obſt die Frühjahrs- und Sommerdüngung mit ſubſtanz unter ſtarler Schwefelwafferftoff - Ent- 
gleichen Theilen Fauche und Wafjer, welches Ge- | widelung und 32%, Stidjtoff. 
mijch mehrere Tage geftanden hat und mit einer) Märder-Halle will „nad vielfadhen Ber- 
Handvoll Holzafche, bezw. Kaliſalz, verfcehen wurde, | fuchen“ beobachtet haben, daß Kartoffeln im 
in der Art vorzüglich bewährt, daß je nach Frühjahr mit jeder Art von Kaliialzen gedüngt, 
Größe der Baum vder Strand 1—8 Gießkannen | weniger und nicht mehr Ertrag, aber mehr Troden- 
voll erhält; im Herbft werden 60—450 g Kali— | ſubſtanz- und Stidjtoff-Gchalt geben, eine Angabe, 
Ammoniaf-Superphosphat um die Bäume geftreut | welche ebenfalls unmöglich allgemein giftig jein 
und leicht untergehadt, je älter die Bäume find, kann; je nach Boden, Beftellung, jonjtiger Dün- 
um jo weiter vom Stamm entfernt, und um jo gung, Witterung u. j. w. müſſen darüber allent- 
tiefer. | halben jehr verichiedenartige Erfahrungen gewonnen 
Für den Kainit, welcher um 3 Pfg. pro kg | werden. Noch immer giebt es Viele, welche be» 
durchſchnittlich billiger als Chlorkalium ift, fommt | züglih der Kalivüngung kunſtvolle Erklärungen 
e3 hauptiächlic darauf an, daß er gut gepulvert le und ganz bejondere Wirkungen erwarten, 
Für Wiefendüngung lauten die Urtheile.jegt nicht aber mit genügender Sorgfalt auf alle bei 
dahin, dab auf bewäſſerten Flächen Phosphorit | Verſuchen mitwirfenden Faltoren ſouſt achten. 
mit Kainit, auf Torf und Moor und vermooften | Auch in den Verhandlungen und Schriften der 
Wieſen zeitig im Frühjahr oder Spätherbft ton- | „Deutichen Sandwirthichafts = Sejellichaft” findet 
zentrirter Kalidünger — rohes jchwefeljaures Kali man noch vielfache Anklänge an veraltete An— 
— und mit Phosphorjäure gegeben werden joll. ſchauungen und cine gewiffe Unficherheit in der 
Für Klee, Lupinen, Buchweizen empfichlt , Erklärung der Erfahrungen da, wo jelbjt dieſe Mar 
man jchwefeljaure Kali-Magnefia und giebt jeldjt erlennbar find und im Boraus fich feititellen ließen. 
die Mengen an — 300 kg pro ha — Angaben, Ingenieur Bed hatte die ſchon erwähnte Ver— 
welche allgemein nicht giltig fein können. Bölder | brauchs-Karte entworfen, eine Arbeit, welche fick 
in England will auf leichtem Boden mit bejtem | jeder Yandwirth anjehen follte und welche uns zeigt, 
Erfolg 260 kg Superphosphat mit 200 kg Peru | daß leider in Deutichland noch viel zu wenig Ge— 
guano oder Ehilifalpeter und 130 kg Ehlorfalium, braud von den uns gegebenen jo werthvollen 


Kalihaltige 


Vorräthen in den Staffurter Werken gemadt 
wird. Der BVorfigende de3 von der Geſellſchaft 
eingeſetzten Kainit-⸗Ausſchuſſes — Schultz-Lupitz 
— und Märker-Halle haben die Referate über— 
nommen gehabt. In befonderen Fragebogen mwur- 
den Mittheilungen über gemachte Erfahrungen er— 
beten und deren Ergebniffe find in bejonderen 
Nummern der Bereinsichriften zuſammengeſlellt. 
Das allgemein darüber zu gebende Urtheil wurde 
Ihon im Artikel Düngerlehre gebradt. 
hauptjächlichiten Schlußfolgerungen aus den Mit- 
theilungen find wie folgt gegeben worden: 

1. Die Anwendung ift am lohnendften, wenn 
organische, jtidjtofihaltige Körper bei gleich. 
zeitiger Anmwejierheit von Kalt im Boden unter 
Zuziehung wirkſamer Bhosphate in reichlicher 
Menge vorhanden find; es iſt nleichgiltig, ob die 
ftidftoffhaltigen Körper in der Form Falkreicheren 
Niederungsmoord oder ciner unterzupflügenden | 
Gründüngung oder einer Leguminoſenſtoppel oder 
in Stalldünger beftchen; die Ausnutzung des or» 
ganiſchen Stidjtoffs wird auf diefe Weiſe erheblich | 


falfreihem Moorb oden, auf 
Moordammfultur zu Getreide, Hadfrudt und 
Handelsgewächſen ijt der Kainit nur dann hoch 
Iohnend, wenn in entiprechender Menge Rhosphor: | 
fäure, Superphosphat oder Bräzipitat — beigegeben 
wird; das Verhältniß ift etwa 4,5 Zir. Kainit zu 


30 Pfund Phosphorjäure pro Morgen (alle An⸗ 


gaben find auffallenderweife für preuß. Morgen 
gemacht). Weiche Düngung, welche nad) der Ernte 
den Boden noch kräftig zurüdläßt, bewirkt den 
beften Erfolg; Dämme auf Hochmoorböden müſſen 
vorher gefalft oder gemergelt werden. 

3. Auf Sandboden ijt eine einjeitige Kainit— 
düngung ohne Zugabe von Bhosphaten nur loh— 
nend (?) zu Lupinen, Spörgel, Serradella, und 
auf manden Moorwicien; die geit er Aus» 
—— iſt Januar bis Februar, die Menge etwa 

3 Bir. pro Morgen. 

4. Die Kainit-PBhosphat-Düngung lohnt 
zu Erbien, Bir re und Klee; fie macht ſich nad) 
diejen „be reihernden“ Borfrüchten zum Halm— 
getreide qut bezahlt auf gemergeltem oder kalk— 
baltigem Boden, weniger auf ungemergeltem, kall— 
armen Boden; die Zeit der Ausſtreu iſt fur; vor 
der Saat, unterzupflügen oder einzueggen, die 
Menge 3 Ztr. mit 20 Pfund Phosphoriäure. (Der 
ganze Sap ift für allgemeine Verhältniffe unrichtig.) 

5. Bei Kartoffeln, Tabaf, Zuderrüben 

t die Kainit-Dünaung einen geringeren Ertrag 

wirft, in geringerem Grade bei früherem Aus— 
ftreuen (Auguſt — September). Die Güte der 
Früchte litt nicht, 
Düngung zu den VBorfrüchten gegeben worden war. 
Als Solche Vorfrüchte vertrugen Erbien, Lupinen, 
Scrradella Gaben von 6 Bir. pro Morgen ohne 
Schaden. (Der ganze Sap ift anfechtbar). 

6. Das Zufammenballen wird verhindert 
durch Zumiihung von 10—20 "/, Superphosphat; 

von diejer Miſchung genilgt die Zwiichenitreu von 


Pfund täglich für cin Stück Großvieh auf: 


— 


Die 


wenn eine reichliche Kainit- 


Dungmittel. 475 


den Stalldünger, um defjen Ausnutzung bedeutend 
zu — 

. Ein Erhärten wird vermindert durch Bei— 
— von 2,5%, Torfmull, welche Miſchung 
auf Wunſch ſhon von den Kainitwerten bewirkt 
wird. Das Verfahren empfichlt fich, wenn der 
Kainit Tängere Zeit auf Lager behalten werben 
joll oder in Säden einen längeren, namentlich 
einen Wafjer-Transport zu erleiden hat. 

. Ausgiebiger Regen — möglichſt 100 mm 

pro Monat, von weldem nicht viel abjließen darf, 
'auf Sandboden und in der Schoß⸗ und Blüthezeit 
fallend, beeinflußt in hohem Grade die rentable 
Anwendung; man kann mittelit des Kainits die 
Stickſtoffwirthſchaft in Boden und Stall „nad 
Willkühr“ beeinflußen und den organijchen 
Stidftoff konjerviren, muß aber dafür forgen, daß 
die durch den Kainit beichränfte, ja zumeilen völlig 
aufgchobene Salpeterbildung ım Boden vermöge 
der Anmejenheit von Kall baldigft wieder hergeftellt 
wird, um Schaden zu vermeiden. 

Die Auweſenheit von Waſſer iſt dazu Bedin— 
anng. (Dieſer Sat iſt richtig, die Beherrſchung 
der Stickſtoffwirthſchaft nach Willkühr aber nicht.) 
| Hierzu iſt im Allgemeinen zu bemerken, daß 
‚das, was hier gewifjermaßen als neue Entdedung 
angefündigt wird, ijt, der Hauptiache nad), nur die 
"Betätigung der alten Lehre I. v. Licbig's, daß 
‚einjeitige Dungmittel nur dann wirfen 
fönnen, wenn die Pflanze alle anderen * noth⸗ 
wendigen Nähritoffe reichlich genug und aufnahms— 
fähig im Boden findet und ohne Widerſtand ſich 
dieſe aneignen kann. 

Alle mitgetheilten Erfahrungen ſind nur auf 
beſtimmtem Boden in beſtimmter Beſtellung mit 
einzelnen Pflanzen gewonnen worden; es iſt des— 
halb ficher, dab im Wicderholungsfall unter ande» 
ren Berhältnifjen der gleiche Erfolg nicht erzielt 
wird. Daß Kainit am beiten frühzeitig, vor 
Winter oder fchon zur Vorfrucht zu geben iſt und 
beim Mangel an Waſſer, wie anderer Handels— 
dünger auch, unwirkſam bleibt, weiß jeder Land— 
wirth, welcher ſolchen Dünger jchon angewendet 
hat, der Düngerhändler aber am beiten, weil er 
nad trodenen Jahren jeinen Abſatz wejentlich ge— 
ichmälert fieht. Einjeitige Kainitdüngungen können 
nie lohnend fein, wenn fie nicht da angewendet 
werden, wo der Boden alle anderen Nährtoffe reich 
genug beſitzt. 

In Bezug auf die über die Anwendung des 
Kainits in weitläufigen Tabellen mitgetheilten Er» 
gebniffe ift nicht viel zu berichten. 

Auf Wiejen find Mengen von 1—20 $tr. ge 
geben worden und zwar in faſt allen Monaten des 
Jahres, mit und ohne Phosphordünger, zum Theil 
‚auch mit Kompoft und mit jehr —— Gre 
jolg: ſehr günftig, günftig, gering, gar nicht, 
jtaunenerregend, nicht jihtbar, leidlich lauten die 
Urtheile, welche alle jchr begreiflich find. 

Zu Sommerfrüdten, bejonders Hafer, find 
t—4,5 tr. gegeben worden, ber Beit nad) von 
November bis März und jefbit noch im April; die 
Bodenarten zeigen aud bier faſt alle Repräfen 


474 Kalihaltige 
tanten, die Erfolge werden ziemlich wie oben ge— 
ſchildert, die Beidüͤngungen waren feine oder wieder 
Phosphat oder Kalt, Stalldünger, Kloafe und 
Guano. Auch aus diefen Verſuchen kann nichts 
Bemerkenswerthes entnommen werden; jeder Land— 
wirth wird bejondere Erfahrungen machen und in 
jedem Wiederholungsfall wieder andere. 

Zum Roggen wurden verwendet 1,5—3 tr. 
mit Beidüngungen ähnlich wie oben, Ausftreu zur 
Beftellung, vor⸗ und nachhe 
Winter, im Frühjahr und jelbft im Juli und 
Auguft; der Erfolg wird hier überwiegend als 
günftig, aber auch als „anſcheinend ungünftig“ 
bezeichnet, in einem Fall als beftimmt ungünftig. 
(Gelbwerden im Herbft.) 

Zu Kartoffeln; die Mengen waren 2—3 Btr., 


die Veidüngungen mannigfah; die Ausftreuzeiten | 
Herbft bis vor dem Legen, es find die Erfolge bes 

ichnet: ſchädlich, günftig, Fräftiger, Üppiger im | 
Ertrag verringernd, Maffenertrag, | 


uchs, Den 


x, im Herbſt und | 


Dungmittel. 


Jedem überlaffen bleiben, wie er die Sache machen 
will. Jeder, welcher mitwirken will, muß gleich 
große Stüde bedüngen mit gleichem Gewicht Kainit 
allein, mit jolhem und Phosphat, mit jolhem und 
Stalldünger oder anderem organiſch/ſtickſtoffreichem 
Dünger; diefe Stüde, am beten je 1 ha, werden 
wieder zwedmäßig zur Hälfte mit der angegebenen 
geringjten, zur Hälfte mit der größten Menge 
Kainit — aljo ungefähr 400 und 800 kg pro Iıa 
— bedbüngt und dann find die jo gedüngten 
Flähen zu theilen in etwa 4 Theilftüde, von 
welchen eines den Kainit im Herbit, eines im De- 
zember, eines etwa im Februar und das Ichte 
im für die Frucht denkbar jpätejten Termin erhält, 
oder beffer zu jagen, eines zu der denkbar frühejten, 
eines zu der denkbar ſpäteſten Zeit und die beiden 
anderen in pafjenden Zwiſchenränmen zwijchen 
diefen Endgrenzen. Die übrigen Flächen erhalten 
feine Rainttdüngung und dienen zur Vergleichung. 

Nur auf biete Art läßt fich mit der Zeit eine 








gleicher Ertrag wie mit Stalldünger, jcheinbar Summe von brauchbaren Erfahrungen erwarten, 
gut, nicht bemerfenswerth u.j.w. In einem Falle | welche dann mit Rüdjicht auf die verwendeten 
wird ein Mehrertrag der mit Kainit gedüngten | Bodenarten ein planmäßigeres Urtheil zu ir 
Fläche von 19,6 Ztr. oder 41,3%, hervorgehoben. | geftatten. Nicht vergefjen werden darf, dab die 
Bu Futterrunfeln, Gaben von 2—4 Ztr., | Berfuchsanfteller aud mit kurzen Worten ben 
Den Dezember bis März, Beidüngung verjchieden | Gang der Witterung angeben; es ift jehr bezeich- 
(Phosphat, Schafbünger, Kalt, Ummonial-Super- |; nend, daß die mitgetheilten Tabellen, das Schema 
phosphat), find die Erträge faft alle als günftig | für die erbetenen Antworten, dafür feine Rubrik 
bis „Lolofjal“ verzeichnet, aber erft bei Antwen« | enthalten und demgemäß aud) nur fehr wenige Be- 
dung von 4 Ztr.; bei ſolchen von nur 2 Bir. aber | merfungen über die Witterung gemacht worden find. 
ald zu gering. Will man fichere Vorſchriften für Kainit-Dün- 
Weitere Mittheilungen find nod) erfolgt über die | gung gewinnen, dann müſſen die Verfuche von 
Anwendung zu Lupinen, Klee, Widen, | jedem Berfuchsanfteller nn 3 Jahr lang in 
Flachs, Buhmeizen, Spörgel, Weiden: ganz gleicher Weife wiederholt werden. 
anpflanzungen u. j. w., ohne daß Bemerfend | Die ganze Art und Wetje, wie die Erhebungen 
werthes darüber zu berichten wäre. Eine Er= | ftattgefunden haben und die Mittheilungen erfolgt 
Härung der verjchiedenartigen Erjulge zu geben, | find, beweift, daß nur die Anſchauungen von 
ift nicht verfucht worden; aus der Bufammenftel: Schulg-Lupi d zur Geltung famen und deshalb 
lung, welche mit großem Aufwand gemacht ift, | konnte das Ergebniß auch nur ein fehr einjeitiges, 
fann man jich feinen weſentlichen Nutzen he nur bedingungsweile brauchbares jein. 
es fchlt allenthalben der vergleichende Verſuch, , unterliegt feinem Zweifel, daß der Kainit ein ſehr 
die genaue Feitftellung des Ertrages und die Er-— jhäßenswerthes Dungmittel ift, von welchem zu 
läuterung. Den Landwirthen kann dazu nur ge» wiünjchen wäre, daß er in noch höherem Grade zur 
fagt werden: prüfet ſelbſt und prüfetgenau. Verwendung fäme; die Anwendung zur Ueberftreu 
Verwendungen bis zu 20 Bir. find geradezu als auf den Stalldünger, um dem Berluft von werth- 
Verſchwendung zu bezeichnen. Die Angabe fommt vollen Bejtandtheilen vorzubeugen, ift unter allen 
aus Medlenburg und bezieht fich vieleicht auf ein Umständen zu empfehlen, die direkte Anwendung 
rößeres Feldmaß, was aber nicht gejagt wird. |im Felde muß, richtig ausgeführt, am vortheil- 
ntichieden gerügt muß es werden, daß die haftejten für die Pflanzen wirken, welche den Auf— 
Deutſche Landwirthichaftgefellichait in ihren Be- wand dafür am beften bezahlen und die größte 





richten nicht jür ba, jondern für den preußiichen 
Dlorgen die Angaben madıt; die Rechnung mit 
den neuen Gewichten und Maßen jcheint ſich in 
Preußen am langfamften einbürgern zu wollen; 
es giebt auch fein Pfund mehr und bei der Rech— 
nımg mit Bentnern muß man angeben ob 50 oder 
100 kg darunter zu verftehen find. 

Kenn die D. LG. ihre Mittel, was ſehr danfens- 
werth ift, dazu verwenden will, der Düngung mit 
Kainit Eingang zu verihaffen, Erfahrungen über 
den Nuten zu jammeln und über die befte Art 
der Anwendung, dann muß nad cinheit- 
lihem Plan verfahren werden und es nicht 


‚ Steigerung des Ertrags und der Güte des Er- 
zeugnifies damit gewinnen; das find immer die 
Wiefengräfer, die Knollengewächſe, die Klecarten, 
Tabat, Wein u. f. w. in erfter Linie. Die Zeit 
der Aufftreu ift entichieden möglichjt Früh zu 
wählen und zwar vor oder im Winter und jpäte- 
ſtens im erften Frühjahr, wenn der Boden gut 
'abjorptiongsfähig ift, d. h. aljo genügend tho— 
nige Feinerde enthält. Auf ſandig-kalligem und über» 
mar trodenem thonerdearmem Boden aber 
ann man nicht vor Winter und im Winter aus» 
‚ ftreuen, weil hier die fFortipülung mit dem Regen- 
waſſer unvermeidlich ift; für ſolche Bodenarten ift 


Kalihaltige Dungmittel — 


es jebenfalld am empfehlenswertheften, den Kainit 
u. dgl. Dünger nicht direft zu geben, jondern da— 
ei daß der zu verwendende Stalldünger oder 
Kompoft recht ſtark und regelmäßig — wöchentlich 
— mit dem Kainit überftreut wird. Bon alledem 
ift nicht die Rede; es muß auch angegeben werden, 
ob der Boden reich oder arm an thoniger Feinerde 
ift, weil darauf bei der Düngung mit jolchem Bei- 
dünger zum Stallmift am meiften anfommt. 

Kanäle und Hanalidifiahrt. Die letzte Hälfte 
des 19. Jahrhunderts ift die Zeit der Anlage groß- 
artiger, Meere verbindender Kanäle, für Deutich- 
land aud) die Beit der befjeren Würdigung der 
Kanalihiffahrt im Innern und nad den groß- 
artigen Entdedungen über Verwendung der Elel- 
trizität als treibende Kraft und zur Beleuchtung 
auch die Zeit der Ausnugung von Wafferfräften 
mittelft Uebertragung auf dem feften Lande. (Bol. 
Elektrizität.) Unter den großen Kanalbauten find 
zu nennen: 

1. Der Suezlanal als die ältefte Unterneh- 
mung der Urt, zwiichen Port Said am Mittel- 
und Sucz am Rothen Meer mit Benugung vom 
Manfalch-, Abu Balah-, Timjo- und großen und 
fleinen Bitter-Eee, etwas über 190 km lang, er— 
baut bis Ende 1883 mit 388,444 Mill. Mark. 
Den erften Ueberichuß brachte das Jahr 1872 mit 
1,656 Mill, im Jahre 1883 war er 28,66 Mill. 
Marl. Die Geſammteinnahme war 54,819 Mill. 
Mark, die Ausgabe 24,617 Mill. Mark, der Ueber» 
ſchuß alfo 30,202 und nad) Abzug der ftatuten- 
rg + Referve von 5%, ‚66 Mill. Dart. 
Der Echifföverfehr war: 1878 : 1457 Schiffe zu 

2,096,772t, 1880 : 2026 Schiffe zu 3,057,423 t, 
1883 : 3307 Schiffe zu 5,776,823 t und 1884 : 
3284 Schiffe zu 5,871,501 t, davon famen auf 
das Deutſche Neih 130 Schiffe mit 168,904 t (auf 
Großbritannien 2474 und 4,466,930 t, auf Frank⸗ 
reih 300 Schiffe und 567,974 t, auf die Nieder— 
lande 145 Schiffe und 264,240 t, auf alle anderen 
Länder unter 70 Schiffe und 120,000 t bis herab 
"zu 4 Schiffen und 2824 t für Portugal). 

2. Der Interozeanifhe Kanal von den 
Ver. Staaten und von Nicaragua, quer 
durd; Nicaragua von San Juan de Nicaragua 
En Greytown bi8 Brito am Stillen Ozean pro- 
jeftirt. 

3. Der Panama-Kanal, 1880 von Leſſeps 
in New-Vork vertheidigt, auf 8 Jahre Bauzeit und 

u 834 Mill. fr. Koſten beredynet; 1881 erfter 

patenftih, Länge 75 km, Breite des Wafler- 


Kanäle und Ranaljdiffahrt. 475 


1200 Mill. fr. Koften. Eine Angabe der Koften 
pro km läßt fich demnach noch nicht machen, fie 
find mit 11,24 und bi3 16 Mill. fr. pro km be- 
‚rechnet (9 bis 12,8 Mill. Marf). 

4. Der Nord-Oſtſee-Kanal, deutiches Un» 
ternehmen im Intereffe der Landesvertheidigung 
und der Schiffahrt mit dem Ausgangspunfte Kieler 
Bucht (Holtenau) und Elbe (Brunsbüttel), berechnet 
mit 60 m normaler Breite im Wafferfpiegel, 26 m 
in der Sohle und 8,5 m Tiefe, zufammen zu 156 
Mill. Mark Koften, wovon Preußen 50 Mill. ME. 
übernimmt. Man nimmt an, daß von den durdh- 
fchnittlich 24,000 Dampf- und GSegelichiffen mit 
8,3 Mill. t Gehalt, welche in den legten Jahıen 
um Jütland die Fahrt gemacht haben, etwa 18,000 
Schiffe mit 5,5 Mill. t den Kanal benugen wer- 
den und daß mit einer Gebühr von 75 Pig. pro t 
die Koften ſich deden. Der Beichluß über ben 
Bau ift im Jahre 1886 erfolgt, die Grundftein« 
fegung im Juli 1887. Die Arbeitszeit joll 7 
Jahre fein. Zu bewegen a 70 Mill. cebm Erbe. 

5. Der Barijer Seekanal, von der Eeine 
Bai bei Havre in die Ebene von Eure nad) Rouen 
u. f. w. bis in die Ebene von Genrervillierd vor 
Paris zu dem Amede projeltirt, um Paris zum 
Seehafen zu machen; ſchon im vorigen Jahrhun- 
dert geplant gewejen und jpäter mehrfach zur 
| Epradıe — als Schleuſenkanal und als Ni— 
veaulanal, mit und Ben; Benutzung der Seine. 
Das jegt vorliegende jeft von Emil Laba- 
die foll für 230 km mit der geringften Tiefe zu 
9 m und der geringften Breite von 105 m auf 
10 Jahre Bauzeit für 977 Mill. fr. (782 Mill. 
fr. Baukoſten und 195 Mill. fr. für Zinſen, Amor- 
tifation u. j. mw. während der Bauzeit) in Ausficht 
genommen jein, man kann aljo jagen zu rund 
1000 Mill. fr. = 800 Mill. Mark, aljo für 1 km 
rund 3,47 Mill. Marl. Mit diefem Aufwand joll 
der für beſſere Kanalifation von Paris und für 
defien elektrifche Beleuchtung durch Hilfe der Waj- 

 jerfräfte verbunden fein. Im Juli 1887 wurde 
vom Minifter erflärt, dab die Ausführung noch 
nicht reif jei und 1500 Mill. fr. koften werde 

| 6. Ein Kanal im füdlihen Frankreich von 
Bordeaux aus nad) dem Mittelmeer entlang dem 
‚Kanal du Midi nach Narbonne ift im ermeiterten 
‚Umfang für große Segelichiffe geplant. 

7. Der Kanal von Korinth in Griechenland 
wird in Ausfidt genommen nnd ebenfo war jchon 
von einem Kanal zur Durchſtechung der füb=öft- 
‚lichften Spige von Hinterindien in Aſien die 
Rede. 


ſpiegels in den Ebenen 56 m, im Gebirge 23 m, R 


Tiefe 8,5 m, tieffter Durchftich über 90 m. Aus— 
—— zuſammen 130 Mill, Kubilfuß. Die 

rbeiten find in überaus hohem Maße durd) die 
Ertranfunge- und Todesfälle der Arbeiter er— 
ichwert („jeder Quadratfuß ausgehobene Erde ein 


Todter!“). — Die Berichte lauten ſehr widerjpre: 
hend, je nachdem fie aus amerifaniichen, engliſchen 


oder franzöfiicen Kreifen fommen. Die Einen 
hoffen n 
843 Mill. fr. fertig werden zu können, die Geg- 


ner iprachen von 20 Jahren Arbeitszeit umd über 


vor 8 Jahren und mit weniger als 


| Bon größeren Kanalbauten in Deutfchland ift 
3. B. noh der Dortmund-Ems Kanal zu 
‚nennen; deffen Gefammtloften find zu 66,66 Mill. 
‚Mark für 238 km Länge, wovon 132 km mit 
‚36,538 Mill. Marl auf Weftfalen kommen, an— 
genommen, Die Koften find demnach pro kn 
505,000 Marf. 

Ueber die Bedeutung der Kanäle ift in den 
legten Jahren wieder viel verhandelt worden; fie 
‚liegt nur in der Abnahme von Gütern, welche 
auch die niedrigften Eiſenbahnfrachten nicht ver— 


416 Kanäle und Kanalſchiffahrt — Kanalinje/vich. 


tragen können und bei deren Beförderung die | ermäßigten Klaſſen 3,8 Pig. im Durchichnitt zu 
Dauer der Fahrt feine Rolle fpielt: Kohlen, Eiſen- rechnen find. Bellingrath, Direktor d. Ketten- 


fteine, Salz, Holz, Torf, Metalle, Mineralien und 
Steine verjchiedener Art, Stroh, Getreide, Heu, 
Kartoffeln, Rüben u. ſ. w. unter Umftänden auch 
noch Obſt, Wein, Metall», Holzwaaren, Rohſtoffe 
beftimmter Art, Spiritus, Petroleum u.j. mw. Für 
Güter, welche raſch an Ort und Stelle jein follen, 
die Wafferfahrt nicht vertragen und ihren Breiien 
nad höhere Frachtkoften vertragen können, nehmen 


die Eifenbahnen allenthalben die Fracht weg. In 


den Ver. Staaten ſind die mit großen Koſten her— 
geſtellten Kanäle zeitweiſe unbenutzt geblieben, als 
die Eiſenbahngeſellſchaften ſich in der Herabſezung 
der Frachtjäge überboten hatten, fie kamen wieder zur 
Geltung, als die Tarife erhöht wurden undjetzt denkt 
man daran zu Wafjer mit befonders gebauten Sce- 
ſchiffen das Getreide aus dem Innern jelbit — Chi- 
lago — ohne Umladung holen zufönnen. Zum Theil 
haben die Eifenbahngeiellichaften jogar ſelbſt Kanäle 
übernommen. Nah C. Michaelis ijt auf grö- 
Bere Entfernungen die Kanalfraht mit 1 Pig. für 
100 kg in Deutichland möglich, während für 
Kohlen auf Eifenbahnen 2,52 und für Güter der 


3,024 Pfund auf Chaufjee, 
22400 „ Eienbahnen, 
44,800 „ Kanälen, — 

Die Eiſenbahn ſchafft Zentren für die Fabrika— 
tion mit Vertheuerung des Platzes, der Kanal er— 
laubt allenthalben die Anlage, ermöglicht dieſe alſo 
billiger. 

In England dienen die Kanäle weniger für 
Maſſengüter als beſonders für landwirthicyaftliche 
Bwede; die Zufuhr von Kohlen für London er— 
folgte 3. B. im Berhältniß von 689,812 t zur 
Bahn und nur 285 t zu Wafjer. Auf den deut- 
ſchen Waflerftraßen ift allenthalben eine Vermin- 
derung ber Frachten beobachtet worden, die Schiff- 
fahrt aber doch immer nod jo, daß fie nicht ent- 
behrt werden fann und zu weiteren Anlagen er: 
muthigt. In Ausſicht jtchen noch der Rhein: 
Wefer » Elbe - Kanal, der Lübed » Dfticelanal , die 
Zugänglichmachung von Köln und von Berlin für 
Seeichiffe u. ſ. w. Berlin erhält die engliſchen 
Kohlen zur Zeit billiger als die aus den Rheins 
landen und Weftfalen, weil es erftere zu Waſſer 
bezichen Fann. Der Unterjchied der Fracht zu 
Waller und zur Eifenbahn von Hamburg nad 
Rieſa a. d. Elbe jür Leipzig berechnet fich zu 1,70 
Mark für 100 kg. 

Vol. Weiteres unter Schiffahrt. 

Kanalinielvieh, Je mehr in den letzten Jah» 
ren die Aufmerfjamfeit der Vichzüchter der Ver— 
befjerung der Milchwirthſchaft zugewendet worden 
ift, um jo mehr hat man Werth auf den Fettge— 
halt der Milch gelegt und Kühe mit jehr fettreicher 
Milch ſchätzen gelernt. Da der Fettgehalt der 
Milch Naceneigenjchaft ift und fünftlich nicht ver» 
mehrt werden fann, jo werden alle Diejenigen 
Landwirthe, welche Molkereibetrieb zum Buttern 
haben, die Racen mit hohem Fettgehalt der Mil) 
zu ſchätzen wiſſen. Nirgends ift das mehr berüd- 


” ” 


” 


bei n Meilen Gefchwindigfeit 


ſchleppſchiffahrt auf der Oberelbe, rechnet für Shrau- 

ben» und Tauerei -« Betrieb nicht ganz 0,5 Pia. 
Koſten und am vortheilhafteiten Schiffe mit 350,009 
kg Ladung und der SYahresleiftung von 1500 
"Meilen. Für Preußen wurde die Rentabilität des 
Kanalnetzes als erwiefen angenommen, wenn bei 
7—800,000 Mark Baufoften pro Meile jährlich 
2 bis 3 Mill. t jede Stelle pajfiren. 


' In Frankreich find die Koften für Kanalfracht 
durchſchnittlich 0,027 fr., die auf der Nordbahn 
3. B. 0,0468 fr. Eh. Cotard rechnete für 1 fli- 
‚lometertonne auf Kanälen zu 213,000 bis 250,000 
fr. Koften pro km mit 0,016 bis 0,0237 fr. gegen 
0,0325 bis 0,0486 fr. auf Bahnen und jederzeit 
für Kanäle die Konkurrenz möglich, wenn wenig 
Schleujen nöthig find und viel Bedarf an Mai» 
'fengütern in den vom Kanal berührten Gegenden 
ſich zeigt. Die Bortheile für die Wafferfracht find 
um jo größer, je langjamer die Bewegung jein 
darf. E3 bewegt die gleiche Kraft bei der Ge- 
ſchwindigkeit von 2 engl. Meilen pro Stunde 





‚024 Piund 
22400 „ 
1,192 
| jichtigt worden wie in den Ver. Staaten v. Nord- 
Amerifa; die dortigen armer haben die beften 
Zuchtthiere der vorzüglichiten Milchviehſtämme aus 
Europa geholt und dadurd ihre Viehſtämme ver- 
beffert und fie fahren mit dem Ankauf noch immer 
fort. Dadurch wurde in den Icgten Jahren die 
allgemeine Aufmerkſamkeit mehr wie je vorher 
aud auf das Bich der engliihen Kanal: 
injeln ($erjey, Guernſey u. j. w.), da die 
je3 die fettreichite Milch unter allen belannten 
Racen giebt, gelenkt und in Folge dejjen ift das 
Kanalinſelvieh berühmt geworden, jo daß es jegt 
nur zu hohen Breijen zu haben iſt. In den Ber. 
Staaten fucht man die Jerſey-Kühe als die 
milchreichiten Thiere für Butterwirthichaften, die 
Holländer beim Betrieb Mit Mitchverfauf und 
für Käferei die Shorthorns für Maftzmede, 
licbt es aber, immer einige Jerſeykühe mit unter 
der Heerde zu haben, weil dadurd die Milch we— 
jentlich verbefiert wird und für die Butter bis zu 
50 Pig pro km mehr zu Töfen find. Die Jerſey— 
butter wird als vorzüglichjte in Fettgehalt, Feſtig— 
feit, Geihmad und Farbe gerühmt und in New» 
York mit 7,2 bis 8 Doll. höher bezahlt, als jede 
andere Butter. Nah v. Nathuſtus follen im 
Amerika von der Milch von Jerſeykühen mur 141 
zu 1 kg Butter erforderlich fein, während von 
allen anderen Racen nur Milch gewonnen werde, 
| welche 24 und mehr l zu 1 kg erfordert; die Angabe 

ift jo unwahrjcheinlich, daß fie noch bezweifelt wer» 
den muß. Das Ungarisch» Sicbenbürger Vich in 
Iden Bentralmilhhallen in Budapeſt, Ausleſe, giebt 
‘bei den dortigen vorzüglichen Einrichtungen als 
höchſten Fettgehalt 5,013 %, und gehört der Vich- 
race an, welche bei nur geringem Wilchertrag die 


” ” 


” ” 





[2 


Ranalinjelvied — Kartoffelfultur. 


fettreichjte Milch auf dem Kontinent giebt; die 
Jerſeylühe müßten, wenn obige Angabe richtig 
wäre, mindeftens 7%, Fettgehalt haben. In eini— 





417 


wichte bis 920 kg erlangen; joldhe von 640 kg 
find jehr Häufig. Auch von diefem Vieh wird die 
Mild und die Butter als befonders fettreich und 


gen landw, Zeitichriften war in der legten Zeit | wohlihmedend gerühmt, doch können die G. dem 


die Mittheilung enthalten, daß auf Ausjtellungen 
in England Jeriepkühe eine Milch von jogar 8%, 
und mehr Fettgehalt gehabt hätten und von 
Amerifa wird berichtet, daß „Jersey Belie of) 
Seituate“, die berühmtejte Icbende Butlerfuh, nad) | 
- „Amerikanischen Agrikulturiſt“ im Jahre 705 
ui Pfund geliefert hatte, alſo 320 kg, eine Ans 
welche ebenfalls ſtark bezweifelt werden 


Fer ift, daß die Jerſey's die fettreichite Milch | 
unter allen Rinderracen liefern und daß auch der 
Milchertrag ein guter ift; man giebt von den 
beiten Kühen aber doch nur bis 3600 1 (nach dem 
Kalben 16 Han; beim Buttertrag von 320 kg Tämen 
demnach faum 11,3 1 auf 1 kg Butter und das | 
ift einfach unmöglich, ein höherer Milchertrag ift 
aber bei den Größenverhältnisien der Ihiere auch 
nicht anzunchmen. Bol. Mildhwirthichaft. 

Die Vorliebe jür die Jerſey's hat die Preije 
weſentlich erhöht; bei Verfteigerungen find durch— 
ſchnittlich 2800 Mark, für die theuerfte Kuh 5740 
Mark, für die billigfte 470 Mark gelöft worden; 
1—1—5 Jahre alte Thiere werden mit 800, ältere 
mit 1600 Marl, 2-5 Jahre alte Feiſen und Kühe 
mit 1000 Mark im Allgemeinen bezahlt; in Ame- 
rifa zahlte man für einige Wochen alte Kälber 
echter Race 236—472 Mark und für Ferien 564 
bis 940 Mart. 

Auf der Inſel Jerſey geht die Cage, daß die 
Zucht aus der Baarung eines ſtarken Rehbods mit 
einer Kuh entitanden ſei; die fahle Farbe, der! 
Heine ihmudloje Kopf, die ſanft biidenden Haren 
Augen, die leicht beweglichen Ohren, die feine | 
ſchmächtige Figur und die zierlichen Füße erinnern 


etwas an das Rech. Das Grundbuch der nel‘ 


läßt erfennen, daß jeit Jahrhunderten Reinzucht 
betrieben wurde; die Einfuhr fremder Racen ift 
auf der Inſel nur zum fofortigen Schlachten er- 
laubt. Ausgewachſen find die Thiere 1,2 m hoch, 


36 cm lang, 34 cm breit in der Kruppe und 


wiegen 300—350 kg, fie jind jehr feinknochig, 
aben die unffangreichiten Milchadern, vorzügliche 

ter, hohe, Schmale Wilchipiegel, weiche Haut mit 
wachsgelbem Schimmer, weldyen auch die Hörner 
zeigen, und man als wichtigites el Bay hoch 
ſchätzt. Da die Thiere nicht über 350 kg Gewicht 
haben, fo ift der Milchertrag von 3600 kg ſchon 
über das 10fache des Gewichts, alſo ficher nicht 
höher zu veranichlagen. 

[3 befte Züchter auf der Serien - Injel 
werden genannt: E. J. Arnold - Summerland 
House, James Afier-Frs. Le Broig St. Peters 
— 0. Amy-St. Peters — J. P. Marett-St. Sa- 
viours; in England: J. J. Colmann-M. P. Car- 
row House, Norwich und W. Gilbey-l;lsenham 
Hall, Essex. 

Das Guernſey-Vieh ift jchwerer, im Durch» 
jchnitt um 40—80 kg gegen den Durchſchnitt der 
Jerſey's, befier zur Maft geeignet und fann Ge— 





Vieh von J. nicht darin gleichlommen. Als Race» 
harakter nennt man von dem Vieh von G. die 
gelbliche rehbraune Farbe, hellgelbe Naſe, gelbe 
Kante und Hufen, ein weißes Dreied auf der 

Stirn und weiße Schwanzwedel. Das Vorkommen 
von weißen Flecken wird nicht für ſchädlich ge— 
halten. Vgl. im Uebrigen den früheren Artilel 
über Ranalinfelvieh. 

Kaninchenzucht. Von diefer find für Deutich- 
land nur Nücdjchritte zu verzeichnen. Der Aufs 
ihwung, welchen die Zucht nad dem franzöfiichen 
Krieg genommen hatte, ift raſch wieder in Gleich» 
giltigfeit umgeichlagen und viele Zuchten find ſeit— 
dem eingegangen, jodaß man nur noch ſelten ſolchen 
begegnen wird. Erſchienen find in der in Betracht 
zu ziehenden Zeit: A. Eſpannt, „Die K.Zucht“, 
deutich von E. Sabel, Wien 1882, — WM. Re— 
darcs, „Die 8. Zucht“, a.d. Franz. v. R. Dettel, 
6. Anſi. Weimar 1885. — Th. Huperz, „Die 
Geflügel⸗ u. R.-Zucht "> engl. u. franz. Grund—⸗ 
jägen u. Erfahrungen“, Bonn 1881. 

Kartoffelfultur, Die finfenden Getreider und 
Spiritus Preife und anmdererfeit3 die bedeutende 
Ausfuhr von Kartoffeln nah England vor einigen 
Jahren, wohin aber nur bejte Waare verjendbar 
iſt, haben es bewirkt, daß Die Landwirthe große 
Aufmertiamteit auf die Verbefferung der Sorten 
einerjeits und auf die Vervollkommnung im Anbau 
andererjeits gerichtet haben; eine Anzahl größerer 
Ausjtellungen hat mit dazu beigetragen, zu zeigen, 
wie viel allenthalben noch gethan werden kann und 
die vielfachen Düngungsverjuche feitens einzelner 
Landwirthe oder an Lchranftalten und Verſuchs— 
\ftationen beweijen, dab in Sachen Kartoffelbau 
noch viel Aufflärung nothwendig ift und lkeines— 
wegs gemügende Klarheit jo wie bezüglich anderer 
Pflanzen uns gegeben ift. Es fann nur auf dieie 
Berjuche, bezw. die Mittheilungen darüber, wie jie 
lich in allen Jahrgängen aller größerer landw. Zeit» 
Ichriften finden, verwieien werden. Ertragsunter- 
ſchiede von 240—960 HBollzentner und von 1400 
bis 7400 kg Stärle pro ha und jelbit darüber 
find die gewöhnlichen Ergebniffe größerer Verſuchs— 
reihen, Beweis genug dafür, daß im Ganzen der 
ı Kartoffelbau noch nicht richtig betrieben wird. In 
der Regel fehlt e8 am für den gegebenen Boden 
| pafjenden Saatgut; es Tann nicht genug empfohlen 
werden, durch eigene Verſuche ſich davon zu über- 
zeugen, welche Sorten die lokal pajjenditen 
find, und fich nicht durch Empfehlungen von An— 
deren auf Grund anderwärts gemachter Erfahrungen 
‚verleiten zu laflen zum Bezug von Sorten, welche 
noch nicht örtlich geprüft worden find. Bal. die 
darüber früher gemachten M ttheilungen. 

In Bezug auf die Düngung fönnten die 
Züchter fih im Klaren fein; es ift Darüber fo viel 
verhandelt worden, daß es nicht nothwendig iſt, 
darauf zurüdzulommen. Ueber die Arten des An— 
baues hat fich nad) und nach das Urtheil ebenfalls 











478 Kartoffelfultur. 


— man hat das Verfahren von Gülich und an den Ringen eingeſchnürt Sg een harte Haut 
nderen richtig würdigen gelernt, ſodaß jegt jeder und Ichhafte Bewegungen. Ein Mittel gegen dieje 
Landwirt wiſſen Tann, welches für ihn die | gefährlichen Feinde ift noch nicht bekannt, da man 
pafjendjte Art des Anbaus ift. — Bezüglich der | deren Urjprung noch nicht kennt. 

Kartoffelfrantheit, welde durch den bekannten , Neben der Sorge für Erzielung I ae hober 
Pilz — Phytophtorainfestans(früh. Peronospora | Ernten von Knollen und Stärke hat ſich die Auf- 
infestans genannt) veranlaßt wird, gewöhnliche merkjamfeit der Landwirthe auch auf möglichjt 
Kartoffelkrankheit, hat fich bis jet noch fein wirk- | hohe Verwerthung der Kartoffeln gerichtet. 
ſames Mittel finden laſſen, ſodaß ſtets zu befürchten | E3 liegen a Verſuche über Berfüttern im 
bleibt, im feuchten Jahrgängen wieder im groß- | rohen und gelochten Zuftand und über in Gruben 
artigen Grade dieje Krankheit auftreten zu jehen. | eingemachte gedämpfte Kartoffeln vor und alle 
Es kann Hierzu nicht dringend genug empfohlen dieſe haben bejtätigt, daß man mit Bortheil die 
werden, für pilzfreies Saatgut zu jorgen und , Kartoffeln in größerer Menge, al3 bisher geichehen 


wenn ſolches nicht ſelbſt beichafft werden kann, 
dann von ficherer Bezugsquelle das zu thun; in 
welcher Weije man bei Sorgjamfeit nad) und nad) 
ſich pilzfreies Saatgut jchaffen kann, iſt früher 
mitgetheilt worden. F. v. Thümen hat in der 


jüngſten Zeit darauf aufmerkſam gemacht, daß eine 


in den Äußeren Erjcheinungen ziemlich ähnliche 
Erfranfung der Kartoffeln durch einen anderen 


Pilz veranlaft wird und daß dieſer, welcher jehr | 


ſchlimme Verheerungen anrichten kann, ſeine 
Heimath auf dem Ackerſchachtelhalm — 
Equisetum arvense L, und Equ. palustre L. 
(Sumpfſchachtelhalm) hat und zwar auf deren „Bor- 
leimen“ oder „Prothallien“. Der Pilz, welcher ſich 
— in Mengen findet, iſt Pythima Equiseti 

adeb. genannt worden und gehört der Gattung 
der Saprolegniaccen an, welche jich faſt alle in 
Algen, Moovien und Borleimen von Großfrypto- 
— finden und in einer Art auch auf den 

eimpflänzchen von Mais, Hirſe, Leindotter, Klee, 
Spörgel. Wie jetzt erwieſen iſt, kommt der Pilz 
auch auf den Knollen der Kartoffeln vor und be— 
wirft hier die ähnlichen Krankheitserſcheinungen, 
wie der belannte Sartoffelpilz: Bräunung der 
Knollen äußerlich, dann, raſch fortichreitend, auch 
innerlid, Zerſtörung der Gewebe, ſtellenweiſe volle 

erjegung, reichlihe Schimmelbildung an der 

berjläche, Fäulniß zulegt vollftändig. Das Laub, 
an welchem jich bei der eigentlichen Kartoffelkrank— 
heit zuerſt die Zerſetzung zeigt, bleibt aber bei der 
durch Pythima hervorgerufenen Knollenerkrankung 
zunächſt unberührt umd weltt nur jpäter, nad) 
völliger Zerftörung der Knolle, ab. Daß dieſe, 
oft jchr bedeutende Verlufte bedingende, Erkran— 


fung der Knollen vielfach für die ältere Kartoffel- | 


franfheit achalten wird, welche durch den auf 
Schachtelhalmen wuchernden Pilz veranlaßt wird, 
t die Gegenwirkung verhindert; dieje erfolgt ein— 


ad) durch jorgjame Vertilgung der Schachtelhalme 


auf und in der Nähe der Kartoffelſelder. 

Eine weitere Art von Erkrankung der Kartoſſeln 
wird nach der Feſtſtellung von Vrof. Cohn in 
Breslau durch Maden veranlaßt. 


‚gleiher Größe und volles Gewicht. 


war, zum Füttern verwenden kann. Mit dem 
‚Verfüttern wird aber nur ein im Ganzen doc 
‚immer nur Heiner Theil der geernteten Mengen 
‚verwendbar, joda wenn die Preije für Spiritus 
‚nahhaltend ungünftige bleiben, immer noch nad 
anderer Berwerthung geftrebt werden muß. Daß 
auch fir die Stärlefabritation die Ausfichten nicht 
ſehr günftig find und an ich ſchon ca fich nicht 
um große Maffen handeln kaun, ijt befannt. Im 
„Feierabend d. Landw.“, Nr. 52, 1835, wird der 
Ertrag an Kartoffeln für dad D. Reich zu 235 
Mill. Ztr., für Frankreich zu 113, für Rußland 
'zu 110, für Defterreih-Ungarn zu 89, f. d. 8. 
Staaten zu 47, für Irland zu 38, für England zu 
26, für Belgien zu 23, für Schweden zu 16, für 
Holland zu 15, für Stalien zu 7, für Norwegen, 
Dänemark, Portugal, Spanien zuj. zu 16 Mill. 
Ztr., aljo zu 730 Mill. Ztr. im Durhichnitt an- 
gegeben. Nach der Reichsftatiftit von 1883 war 
der Gewinn an Kartoffeln nicht ganz 25 Mill. t 
= 500 Mill. Zoll- und 250 Mill. m:Ztr. Da 
der Verbrauch zur Nahrung mit der Annahme von 
50 Mill. Einwohner höchſtens 1 m+ätr. pro Kopf 
jein fann, jo ergiebt fich daraus, wie groß der 
Ucherihuß ift, wenn die Verwerthung im Betrieb 
‚eine ungenügende bleibt. Aus England, weldes 
großen Bedarf an Kartoffeln hat, wird (1887) be- 
richtet, daß die ſchlechte Waare aus Deutjch- 
land den Bezug von hier unmöglich; gemacht habe, 
Frankreich nicht un: biete und von anderen 
Ländern nicht genug geliefert werden konnte, ſodaß 
man jegt nach Amerika jich gewendet hat. Man 
verlangt jandfreie, beitens jortirte ge en 
e 
Teen haben aljo den Abſatz jelbjt ſich ver- 
ſcherzt. 
| Die Kartoffel-Konjecven jcheinen den Land— 
wirthen eine beifere Ausjicht zu bieten, nicht in der 
Art, daß durch Darftellung jolcher allenthalben der 
Ueberſchuß verwerthet werden kann, aber doch ficher 
für jehr Viele in der Art, daß ihnen durch Um— 
wandlung der wenig haltbaren und nicht weit ver— 





Die Stengel | jendbaren rohen Kartoffeln in Konferven ein Er- 


werden dabei von unten nach oben braun, die zeugniß gewonnen wird, welches große Haltbarkeit 
Blätter fterben ab, die Stengel find dann ausge» | mit weiter Verſendbarkeit verbindet und ficher in 
höhlt und mit zerfegter Subjtanz erfüllt, durch den Städten bald eine gejuchte Waare werden muß, 
zahlloje Fliegenmaden ausgefrejjen, dieje ſind fußlos, weil fie den Städter vor Verluſten bewahrt, weniger 
quer geringelt, fugelförmig, gelblid) mit breitem Raum erfordert als die dazu verwendete gr Kar- 
abgerundeten Hinterende, ſpitzigem ſchwänzlichem  toffel und nicht in Kellern, an welchen e3 ojt fehlt, 
Vorderende, 7—10 mm lang, 1,5—2 mm breit, aufbewahrt zu werden braudt. Das Verfahren 


Digitized by God ge, 


4 


Rartoffelfultur. 479 


befteht einfach in der Entziehung des Waffers durch 
Wärme, nachdem es gelungen ift, das Schwarz- | Schiffen und Feſtungen fich bald einbürgern wer- 
werden beim Dörren (Pilzbildung) zu vermeiden. | den. Der Landwirth gewinnt einen are, 
Schon feit einigen Jahren waren gedörrte Kartof- | welcher mindeſtens 3—4 fach größer mit gleichen 
feln aus Kalifornien nad England gelommen und | Verjendungstoften ift, und der Städter kauft nur 
u 40 Mark pro Ztr. verfauft worden. Brüdner- | das für ihn Genießbare in der haltbarften Form. 
fausmühle bei Meiben hat jegt ein Verfahren) Ueber die Anbaukoſten von Kartoffeln liegen 
patentirt erhalten. Die Knollen werden geſchält jowie auch für andere Früchte nur wenig braud)- 
und in 5 mm dide Scheiben gejchnitten, dann | bare Berechnungen vor; es muß auch hierzu zus 
auf Sieben mit weiten Maſchen 4—5 Minuten in nächſt auf das unter Getreidelojten erwähnte 
todhendes Waſſer getaucht (zur Zerftörung der Pilze) | Wert von Veit zurüdgegriffen werden und dazu 
und darauf bei 100% C getrodnet, bis auf 70%, | ijt es nothiwendig, zuvor feftzuftellen, welchen Anjag 
Gewichtöverluft; der Art behandelte Kartoffeln | der Geſammtkoſten man für die Haupternte, d. ſ. die 
bleiben weiß und volltlommen im Geihmad. Auf | Knollen und Wurzeln, wählen will oder muß. 
einer Alden’ichen Darre mit 16 Hürden für | Beit hatte dafür die Süße von 92%, für Kartof- 
täglih 250 Pfund Obſt können mit 1 Scheffel fein, 83%, für Runkeln, 90 (bis 100) 0 für Kohl- 
Kols 4 Bir Kartoffeln gedörrt werden, jodaß, da rüben, 78 /, für Kopinambur, 94 9, für Stoppel- 
ſolche Darren 180 Mark foften, 1 tr. rohe Kar- | und 88%, für Brachrüben, ſowie 80 (bis 100) %/, 
toffeln mit 50—60 Pig. Koften in hochwerthigere | für Möhren. Nach den von ihm gegebenen Be- 
Waare verivandelt wird, während die Schalen und rechnungen ftellten ji) damals in Bayern (1830 
Abfälle ala Futter verwendet werden können. Für | bis 1836) die Koften: 
dieſe Konferven bietet fich auch dadurch ein großes 


Abjapgebiet, daß fie für die Berproviantirung von 





pro ha Bi. _ Bin. Pig. 
Kartoffeln (durchſchn. 17,640 kg) für 100 kg 80 often, Preis 136 Gewinn 56 
Runfeln — 18,144 „) „ 100 


1 " l, ” ” " ’ 
Topinambur ( „ 16,110 „) ; 72,1 — „ 121 „39 
Koplrüben = 181i44 3593 BE „ 102 „ 792 
Brachrüben 33,600 „) „ „48 „ „98,0 „53,2 
Stopprlrüben ( „ 13,440 „) „ De 7 „659 „ 118 
Möhren b 55, Sa A: „180 „6,7 
Blattlof (Cum 5580 DW) 30 „ 100 „695 

Gejammternte 


Für Blattkohl ift der Satz 100%, der Koften | 5,81 Mark Koften, 5,0—7,0 Marl Erlös, 1,19 bis 
für die Ernte, weil diefe ganz in Nechnung fonımen | 1,30 Mark Gewinn bei Kartoffeln und ähnlich für 
rg En ie na III. Bon, ©. andere Wurzelfrüdhte. (Ueber Zuderrüben ſ. d.). 

n derjelben Stelle find einige Angaben aus ; 

neuerer Zeit über Berechnungen, welche aber alle an Ken Ra ie ent J 
anfechtbar jind und der Korreltur bedürfen, ge |}: — Ad a 

. 1 ‚wie folgt (maßgebend für die Zeit von 1860 66 
macht worden, 3. B aus Schlefien („Der Land» | und Prov. Oberhefien): 
wirth“, Nr. 102, 1885) mit 14,689 kg Ertrag j : 
pro ha, Koften für 100 kg genau 1,88 Marf,| A. für Kartoffeln, angebaut auf 4 verſchie— 
Preis 2 Marl, Gewinn 0,12 Mark, aus der Ge⸗- | denen Feldern zu 5 ba nah Weizen, 3 ha nad) 
nend von Meiſſen (Secligftadt) — Ertrag 8200 kg | Klee, 0,5 ha nad) Zuzerne und 0,5 ha nad) Klee 
Ertrag pro ſächſ. Ader (0,554 ha) — Koften 3,49, | im Obftgarten. Das Konto für den Anbau der 
Breis 4,0, Gewinn 0,51 Mark für 100 kg; nad 5 ha nad Weizen auf Boden-Klaſſe III und für 
E. Wagner, Schneidlingen, je nach Sorte 3,7 bis | 3 ha nach Rothflce auf Boden-Kl. IV Tautet: 





Debet. Marl Mart 
Für Aufficht und Flurſchutz an Mominiftrations-R. 65,00 und 39,00 
„ 10,000 und 6000 kg Saatgut „ Bod.-u. Scheun.-R. 700,00 „ 420,00 
„ 1000 kg Knochenmehl „ Dung-fonto — „180,00 
„ Geräthichaften „ Ger. u. Maſch. K. 75,00 „ 45,00 
„ Beltellung, Dungwerth u. ſ. w. von der Borfrudht „ Kapital-K. 375,61 „ 246,13 
„ Sandarbeit „ Kajia-Konto 214,20 „ 128,55 
„ VBobdenzins „ PBrinzipal-R. 420,00 „ 216,00 
„ Beidebünger — — 13,05 „ 7,83 
Arbeitsleiſtung Spannpferde⸗K. 456,00 „ 252,00 
„ Weggeld „Triebwege⸗K. 13,25 „ 7,9 


2332,11 und 1542,46 





480 


Kredit. 
Für Jagdpacht 
Meide 
Dungwerth u. j. mw. an Nachfrucht 
den Erntewerth 


” 
” 


” 


Die Erträge find 188,000 und 65,200 kg, für 
die erjten (auf 5 ha) entfallen 2014,78 Marf, für 


Kartoffelfultur — Käje als Dungmittel. 


Mart Mart 

von Prinzipal-f. 6,00 und 3,60 
„Schafe⸗K. 20,00 „ 12,00 
„ Kavital-R. 92,33 „ 180,61 
„ Bod.-u.Scheun»sl. 2213,73 „1346,25 
2332,11 und 1542,46 


‚then deshalb gewählt, weil der Käſe leicht löslich 
' fein jollte, das ijt aber für die Düngung nicht der 


die Ichten (auf 3 ha gewonnen) 1242,25 Mark | Fall; jelbit wenn der Käſe jcharf getrocknet und 
Koften, es ftellen fi) demnad 100 kg Knollen dann gejchrotet wird, bleibt er ſehr ſchwer iöslich, 
auf 5 ha zu 1,14 und auf 3 ha zu 2,07 Mart, ſodaß höchſtens 4,6 bis 5 Mark ald Dungwerti) 
der Preis ab Feld ift 3,0 Mark, der Gewinn dem» | angenommen werden kann. Da die Verwendung 


nach 1,86 und 0,95 Mark. Auf der Heinen Fläche 


mit werthvollerem Speifegut ftellen fich die Koften | 


für 100 kg zu 2,405 und 2,97 Mark, die Preife 
aber zu 4,0 und bis 6,0 Marl. 

In ähnlicher Weife wurde berechnet: 

Für Kohlrüben, gebaut auf 3 ha, Boden-fl. 
IV nad Hafer, Ernte 120,000 kg, Koften für 
100 kg 1,30 Markt, Preis 1,70 Marl; 

für Stoppelrüben, zweimal gebaut nad 
Roggen auf Kt. UI — 3,75 ha — und Kl. TU 
8,0 * — Ernte 84,000 und 70,000 kg, Koſten 
für 100 kg ziemlidy gleich groß, d. i. 1,03 ME, 
Preis lofo 1,05 Marl; 


der Magermild zur Kälber- und Ferkelmaſt ſich 
alfenthalben jehr lohnend geftalten läßt, muß von 
derartigen Fragen ganz abgejehen werden; fie kenn— 
zeichen hinreichend die Nathlojigkeit vieler Land— 
wirthe bei unerwarteten Ereignifjen und beweiien, 
daß immer noch nicht die Kunſt, richtig zu rech— 
nen, Eingang finden will. (Vgl. Milchwirth— 


aft.) 

Ueber die Verdaulichkeit der Käſeſorten 
liegen Angaben oder Zuſammenſtellungen von v. 
Klenze vor, nach welchen ſich ergeben für ge— 
wöhnlichen Emmenthaler 97,8 60, für echten Em— 
menthaler 92,3 0/,, für alten mageren Schweizer— 





für Runkeln, gebaut auf 3,75 ha, Kt. IV, käſe 90,2 "/,, für Nenfchateler 84,6 %/,, für Roma— 
nad) Hafer und auf 0,5 ha als Zwijchenfrucht im | dour 94,0 /,, f. Cheddankäſe 91,6%, f. Fromage 
Hopjenberg; der Ertrag ift dort 200,000 kg und de Brie 87,3%, für unreifen mageren Schweizer- 
bier 50,000 kg; die Koften berechnen fich zu 0,97 käſe 77,10/,, für gewöhnl. Handkäſe 93,0 %,, für 
und 0,65 Mark, der Iofale Preis ift 1,3 Mark. | Noquefort 90,9%), für handeläreifen Eidamer 
Literatur. V. Dürfeldt, „Die Kartoffel“, 87,1%. 
Olbernhau 1882 und „Welche Kartoffeljorten fol | Käfegift; die giftige Subjtanz, melde fich 
man bauen und welde Kulturmethode ift die befte“, | beim Faulen von Käſe unter Umständen entwidelt, 
daſ. 1883. — ©. Franz, „Die Kartoffel als | wurde neuerdings zum Segenjtand mehrfacher Un- 
Saatgut“, Berlin 1878. — F. 2. Giersberg, |terfuhungen gemacht und auf Mikroorganismen, 
„Der rationelle Kartoffelbau“, Leipzig 1875 und | deren Natur aber noch unbefannt tft, zurüdgeführt. 
9. Werner, „Der Kartoffelbau auf feinem jegi- | Dencde lieferte im Jahre 1885 eine Beichreibung 
gen rationellen Standpunkte”, Berlin 1877. der Käſeſpirillen, Bringen war der Anficht, daß 
Käſe, j. Milchwirthſchaft. das Käjegift Muridin und Trimethylamin als 
Käſe als Dungmittel. In den Jahren 1885 baſiſche Subftanzen enthalte, erſteres iſt aber gar 
und 1886 wurden für geringwerthige Käfejorten | nicht und Ichteres nur wenig giftig. B. C. Vang— 
nur niedrige Preiſe gelöft oder auch Waaren der ham, Gefundheitsrath der Stadt Michigan, gab 
Urt ganz zurüdgemwieien. Es ift deshalb damals am 14. Juli 1885 einen Bericht über Käſevergif— 
die Frage erörtert worden („Beitichr. d. Landw. tungen, welche in den Ber. Staaten jehr häyfig 
Vereins in Braunichweig“ Nr. 1, 1886), ob nicht | vorfamen. In Ohio ift dadurch eine berühmte 
die Verwendung als Dungmittel dem Verkauf vor- | Käjchandlung zu Grunde gegangen, weil alle ver» 
zuziehen fei. Nach Unterſuchungen über die Zur kauften Käfe Krankheiten erregten, in Alpena im 
ſammenſetzung hatten bei gewöhnlichem Meierei- Michigan erkrankten ganze Familien. Von Lim 
füfe 1000 kg: burger und Schweizerkäje joll noch nie eine Ber- 





SIERT : k — 19 agiftung beobachtet worden jein. Vaugham will 
—— — g au 22 — *— * ‚eine in Nadeln kryſtalliſirbare, in Waſſer, Chloro— 
Kali we N ee ‚form, Altohel und Aether löstiche Subftanz, welche 
Kalt, Magneſia 1. zu. er 0.40 " | bei 100 0 flüchtig ift und ſcharf ftechend ſchmeckt 


41.49 mr ‚als die Urfache der giftigen Wirkung erfaunt und 
' aus Käfe dargeftellt haben; er nannte fie Tyro- 
Dungwerth nad) E. v. Wolff. toxicon. Hunde und Katzen jollen Käſe, welche 
Obſchon damals Käfe der Art an Händler nur | dieje Subjtanz enthalten, jo lange ihnen anderes 
zu 7—8 und höchſtens 12 Marf verfäuflih mar, | Futter zu Gebote ſteht, Tiegen laſſen. ——— 
tonnte doch an die Verwendung zu Dünger nicht iſt das Gift nicht erkennbar, chemiſch aber dur 
gedacht werden, da es jedenfalls Tohnendere Ver- ſaure Reaktion zu unterfcheiden. Prüfungen ſei— 
mwendungen giebt und die Anjäge nad von Wolff | tens deuticher Forjcher über dieje Angaben liegen 
zu hoch find. Sie wurden mit den höchften Wer- | noch nicht vor.) 





— * — Br 
7 5 . Br 
4 e 5 ° 





Kerofalen, rege Erdöl. 
Aleberfutterb 


gewähren wird. Die bei Benutzung der Stärke aus- | 


"Berofalen, Bersfen _ Boläpflangen und Kofain, 


* * — * 73 ® 
“ 


wurden ebenfall3 mit beftem Erfolg allein damit un⸗ 

rot, Namen für ein neues Futter- | terhalten, Maſt-, Hafelichweinen und tragenden Sauen 
mittel, welches volle Beachtung zu verdienen jcheint | ift e8 bortrefilich befommen und zwar ſowohl ange 
und den Stärkefabrifen eine gute Nebeneinnahme | feuchtet als troden gegeben 


— — ſind nicht bekannt geworden. 


geſchiedenen Kleber⸗ bez. Eiweißſtoffe wurden bisher Vergl. Abfäll 


flüſſigem Leim oder zur Düngung verwendet, 


etzt werden fie getrodnet, gemahlen und mit Kleie 


zu Brot verbaden. Die Etärkefabrit von E. Hoffe) 


KledergeHalt. des Areas, ſ. Getreide. 
Klee und Hlecpflanzen, ſ. Kunftfutterbau. 
Knodalin, neues, von €. Barenthin als fehr 


mann & Co. in Salzuflen hat diejes Brot in dem | wirkſam empfoblenes Bertilgungsmittel pflanzlicher 


Handel gebracht; es wird als faft abfolut troden bes Inſektenſchädlinge, rothbraune, ölige, 


ftart nad 


zeichnet und Tann deshalb Lange aufbewahrt werden; | Amplaltohol riehende Flüſſigkeit mit allaliſcher Re— 
zu Zweden der Fütterung wird es wieder gemahlen | aktion, beftehend aus 2,3 g Nitrobenzol, 10g 


und fommt als feiner Schrot in den Handel; man thogenfaurem Kali, 


ran⸗ 
400 g Kallſeife, 60 %/, Waffer 


giebt es für fich oder mit anderem Futter gemengt | und 600g Amyialtohol 


an Schweine, Rindvieh, Geflügel. 
mehl war don al8 Futtermittel in Gebrauch), | 
- aber durch fjänerlihen Geruch und Geſchmack den 
Thieren nicht genehm, fo daß e8 nur in kleinen 


a - Gaben in Miſchung mit anderem Futter gereicht 


Das Kleber⸗ 





— — ſ. phosphathaltige Dünge— 
mitte 
Kohl, Kohlrüben, ſ. bez —* der Anbauloſten 
die Artilel Kartoffel und Wurzelfrüchte. 
Kofa-Pflanzen und Kofain. Die Kolapflanze, 


Das Kleberbrot hat einen ans | Erythroxylon Coca Lam., aus Peru, Bolivia 


iger Geruch und guten Geihmad, jo daf es und Brafilien in den Abhängen der Anden, ift 


werden fonnte. 
gefrefien wird; die Erfolge mit diejem Brot ſchon feit langer Zeit befannt, 
— ſehr gerůhmt. 
Herford iſt das Brot der Analyſe unterworfen wor⸗ den. 
den; diefe ergab: 
Waſſer: 11,54 10,16 9,50%, 
Protein: 45,37 44,18 48,12 „ 
u 3,33 1,34 2,05 „ | 
tidftofffreie Ertraftftoffe: 29.05 35,79 85,38 u 
Mimeralſtoffe u. Holjfajer: 10, 71 853 5,00 „ 
Pi die Münſterſchen 


(Die erften Zahlen gelten für 
Proben. 


Das Mittel ift 45,9 %/, Protein, 2,24 0/, Fett, 
33,0%, ftidjtofffreie Extraliſtoffe. Nach der jetzt 
beliebten Recnungsweife mit PYutterwerths- 
einheiten (ij. d.) ift deren Summe beim Aleber— 
brot im Mittel 273,5; eine Einheit koftet 4,7 Pfq., 
da das Brot mit 13 Pig. pro kg verfauft wird. 
7 lIm den befannteren Deltuchen koftet nach den Berech⸗ 

von König die Einheit 4,7 bis 5 umd 


20 A 





Ein Berichterftatter in der , Braunſchweiger Landw. 
Nr. 13, 1886, jagt darüber, daß das 
t beim Geflügel (in Rirhung, mit Kar: 
toffeln) den Gierertrag vermehrt, Schweinen, 
welche —— Gerſtenſchrot mit * erhalten 
den Maſterfolg verbeſſert, bei Milchkühen, 
welche vorher Erdnußkuchen und Reismehl zu Heu 
unter Anwendung gleicher Mengen auf 
die Milh im der Art gewirkt hat, daß das 4 
erwicht um 0,0002, die Trodeniubftanz um 0,8 
das Fett um 0,360 %, fi vermehrte, umd ein ans 
derer Landwirth beftätigt eine Vermehrung der 
und der Güte der Milh nad Anwendung 
angefeuchtetem, theils troden gegebenem 
zu anderem Kutter. Selbft bei außichließ- 
der Bemendung von Kleberbrot mit etwas Hüdiel, 
welche zum Berjuch angewendet wurde, blieben die 
En ieere volltommen geiund, umd frafjen das Brot 
geru und jelbft mit Begierde. Gänſe und. Enten 
x em. „Konverf,»Leriton. Spesial-Eupplement. 


— 












——— — ——— —— — nn — 


das daraus darge- 
ftellte Kolain aber erft jeit 1850 und erft in der 


In den Berfuhsftationen zu Münfter umd zu meueften Zeit in Europa reichlicher verwendet wors 


Es bildet ein Genuß⸗ umd Reizmittel, mit 
| welchem man die Morphiumfüchtigen und die dem 
Zrunt ** betämpfen zu können hoffte; es 
hat ſich aber herausgeſtellt, daß die „Rotainfucht“, 
wie Erlenmayer in Bendorf a/fh. in der 
„Mediz. Zeitichrift“ mitteilt, außerordentlich raſch 
zerftörend auf Geift und Körper wirkt, Arhmungs« 
beſchwerden, Abmagerung und schfiefglich Geiſtes⸗ 
ſtörung zur Folge hat und die dem Schnaps gleiche 
Verwütungen anrichtet. 

Die en in Südamerika kauen die Blätter, 
g etrocknet mit etwas gebranntem ungelöfchtem Kalkoder 
ihe von Chonopodium Quinoa vermischt, umd 
follen dadurch befi ii werden, die größten Anftren- 
ungen mit einem Bkinimum von Nahrung Ken 

Iten. Die Minenarbeiter fauen 2—3 g täglıd. 
Bei Europäern follen fich diele Birkungen ic 
zeigen. Das Kolain hat die gleihen Wirku 
nervenanregend, ftärkend bei Anftrengungen, * 
gehend ilos machend. Es iſt bitter — 
ein weißes Pulver, kryſtalliſirt in farbloſen durch⸗ 
ſichtigen Kryſtallen, iſt nur wenig löslich in Waſſer 
leicht A Mether und Alkohol umd jchmelzend bei 
90° 

ei g Kolain murde mit bis 24 Mark bezahlt, 
1kg Blätter mit 29 Mark, jet aber kauft man 
ihon Ig mit 2,5 Mark; der Verbrauch von Blät- 
tern in Peru und in Bolivia ſoll 400 000 Zir. fein, 
welche 12 Mill. Doll. an Werth daritellen. Man 
erntet dreimal, im Januar, Mai und Öftober und 
bon jeder Pflanze 30 bis 40 Jahre lang. Das 
Mittel ift im der Medizin vielfach angewendet wor 
den, doch wird jet von Seiten tüchtiger Werzte 
die äußerfte Vorſicht anempfohlen und der Verlauf 
nur unter firengfter Kontrolle verlangt. Da das 
Mittel eine Zeitlang gefühllos macht, jo hatte man 
e8 für Operationen an Augen mit Erfolg T7 
wendet, im der letzten Zeit aber auch damit Ül 
31 


Digitizecuoy (GE 


2 




































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I Zr a * 
—* PT ud 4 di * 


Kotapflanzen und Kokain — Kolonialpolitit. 


Erfahrungen gemacht. In Heinen Gaben wirkt es Regelun der Verhältniffe des Kongoftaates in Be 
Schlaf bringend wie Morphium, aber auch mit allen Tin im Februar 1885 zur Genüge, daß Deutichlan 
fhlimmen Folgen diefeg Mittels bei nicht fehr vor⸗ | bereit® eine jehr gemwichtige Stellung in tofoniale 
fichtigem Gebrauch; auch gegen Seekranlheit ift e8 | Angelegenheiten errungen hatte und auch für die 
empfohlen worden und als Heilmittel gegen Keuch- | unter den Großmãchten die vollite Anerkennung 3 
Jedenfalls darf nur nad ärztlicher Vor— behaupten wußte. Im diefem Jahre folgten dan 
tift dom dem Mittel Gebrauch gemacht werden. daraufhin raſch eine Reihe wichtiger Veftimmung: 
Kolonialpolitit. Ueber die neuen dentichen Ko= | über die neuen Erwerbungen; troß der von d 
fonien j. Afrifa und Ozeanien, fiber die Kolo- | Mehrzahl des Volkes entichieden mißbilligten Opp 

egen die Kolonialpolitit des Reichslanzle 


nialvereine f. Afrifa. Das Jahr 1884 brachte | fition g 
wurden Geſetze über Verwaltungseinrichtungen 


die erſten Meldungen über die Theilnahme der 

Keichsregierung für Kolonial⸗Beſitz im deutſchen den aftitaniſchen Kolonien, über Dampferunterftügun 
änden (Erlaß vom 13. DOftober im Weißbuch, das | u. dgl. vereinbart umd noch wöhrend der Berban 
nineagebiet und das ſüdweſtafrilaniſche Kuͤſten⸗ lungen darüber im Reichstag kam die Nadırid 


gebiet betreffend); bald folgte die Beröffentlibung | daß mit England ein Uebereinlommen bezüglich d 
des faij. Schubb inea vereinbart worden we 


riefs dom 27. Februar 1885 (D. , Theilung don Neuguime 
NReichsanzeiger dom 8. März 1885) bezüglich der Deutichland erhielt darnad) den Norden mit d 
oftafritaniichen Gebiete, und ſeitdem find alle die Inſelgruppen Neubritannien und Neuirla: 


















































mächtige Bewegung herborgerufen haben und 
en Ausdrud in den Verhandlungen des erjten bezüglich 

„Allgem. deutichen Kongrefies zur Förderung über: | zum Schuß der deutichen Niederlafjungen auf 
feeifcher Anterefien“ in Infeln die deutiche Flagge geh 
folgende Tage 1886 fanden. (S. darüber den Ar- | worden mar (Auguft 188 i 
tifet Afrika). Die erſten Ankündigungen aktiver | ei 


an Stimmen, welde ſchwere Bedenten äußerten | Tine 
Marihallinfeln Befik ergriff (1886) ı 
Verlauf der Entwiclung unf 


aber ſehr ſchwer, 
Kriegsfälle lämen; es wurde ferner geltend ge 
daf bei der dentichen Wehrverfaflung zur ertheis 
digung der Kolonien Teine Truppen verwendet wer= | Rechtspflege in den Kolonien waren noch im ' 
den konnten und die Anmwerbung fremder Söldlinge | vember 1885 mit dem Reichstag beichlofjen wor 
bedenklich, die Heranziehung der Eingeborenen zum Deutichland war fomit in die Reihe der Kolor 
Kriegsdienft aber unmöglich fei. Im weiteren Ber- ſtaaten eingetreten, wenn ſchon nicht im dem Si 
Janfe wurde auch der Werth der erworbenen Be: wie früher ſeitens der Eeemächte überſeeiſche 
figungen ſtark bezweifelt umd immer mehr betont, | figungen erworben worden waren. 
dap es für Deutſchland als fontinentale Mittels | Bedenken gegen toloniale Erwerbungen und E 
macht äuferft bedenklich fei, feine Kräfte zu Gunften dehnung der Machtſphäre über See find nicht w 
überfeeticher Befigungen von zweifelhafter Bedeutung legt worden, die Mehrheit des Volles wollte 
zu zeriplittern. Im einer in dem weiteſten Kreijen | Befitungen auswärts haben und hat deshalb 
des Volfes mit großer Begeifterung aufgenommenen | dieje Bedenten fich hinweg geſetzt mit der natürl 
Rede des Reichslanzlers am 26. Juni 1 wirden | Konjequenz, alle etwaigen olgen ertragen zu we 
Man ließ fich nicht abjehreden und bat jetzt 


die Grundzüge für die zu befolgende Kolonialpolitit 
Beforgnifie vor Wieder- | det vollendeten Thatſache zu rechnen umd abzuma 


ezeichnet und dadurch die 

* der kolonialen Raubzüge, wie fie früher vor⸗ welchen Nuten und welche Gefahren die Erwer 

gefommen waren, volllommen widerlegt. gen in Airifa umd Ozeania uns bringen we 
fand Das deutſche Bolt mit feinem Kaijer an der 


Sur großen Ueberrafhung im Ins und Aus 
und zur großen Befriedigung im Reich erfuhr man hat ſich für eine Kolonialpolitil erflärt und 3 
‚tenmen gegeben, daß es fich nicht vor Geht 


aus diefen Mittheilungen, daß es dem Reiche: | 

fanzler bereits gelungen Mar, der Giferjucht der | diejerhalb fürchte, fondern entfchloffen ift, dat 
Kelonialmäcte, auf welche mit Bejorgniß ders | worbene und dag noch zu Ermwerbende mis 
wiefen worden war, wirlſam zu begegnen umd mit | ganzen Zähigleit der germanifhen Race f 
England auf friedlichen Wege Abmadungen bezügs halten. Man fann nicht mehr davon reden, 
fih der Erwerbungen und Gebietsabgrenzungen zu räthlich und weiſe war, den Weg der Kolonialı 
erreichen. Noch im Jahre 1884 (Dezember) mußte | zu betreten; es ift die That geicheben und jetst 
aber troßdem die erſte überfeeifhe Waffenthat zur mut noch davon die Rede jein, die neuen E 
Beftrafung der bon Engländern gegen Die Denticen bungen möglichit nugbringend für das Neic 
aufgehetsten Neger in Kamerun erfolgen; kurz dar⸗ entwideln zu laſſen. Als beften Beweis abe 
auf bewies der Zufammentritt der Konferenz zur für, daß die oberfte Leitung der Kolonialpof 


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Kolonialpolitif. 


meifterhaft verftanden hat, die Eiferſucht der See— 
mächte aus Anlaf der gemwiffermaßen über Nacht 
gelommenen deutichen Nachbarſchaft zu beſchwich— 
tigen oder hinreichend das Gefühl zu erweden, daf 
Deutichland fich nicht verdrängen laſſen und das, 
mas es haben will, behaupten kann und wird, dient 
die ebenfall® auf friedfihem Wege vollzogene Ber: 
ſtändigung über die GebietSabgrenzungen an der 
ojtafrilanifchen Küfte Laut Vereinbarungen 
mit England, Frankreich, dem Sultan von Zanfibar 
und dem unter deutihem Schub ftehenden Sultan 
von Witu ift im Dez. 1886 feftgeiett worden, daß: 

1. der Sultan von Zanfibar einen 10 Mei— 
fen landeinwärts gehenden Küſtenſtrich von der por- 
tugiefiihen Grenze bei Cap Delgado‘ bis nördlich 
nac Kipini zwifchen Malindi und Mombaja und zur 
Mündung des DOziflufjes erhält, aber in zwei zu 
beftiimmenden Häfen die Zollverwaltung am deutiche 
Beamte übertragen muß, damit der deutiche Handel 
mit dem Innern volllommen vor Chifanen gefichert 
bleibt. Nördlich von Kipini find noch einige Zoll: 
ftellen zugeiprochen ; 

2. der Sultan von Witu einen Küftenftrich 
mit dem vortreffligen Hafen der Mandabucht be- 
tommt, alfo nicht mehr, wie bisher durch den Sultan 
von Zanſibar geſchehen war, vom Meere abge- 
drängt ift; 

3. das Deutfche Reich die Oberhrheit über 
das ganze Gebiet vom Romuma-Fluß am Kap Del- 
gado bis zum Kilimandjaro einjchliehlich erhielt, 
ein großartige Gebiet mit guten Bedingungen zur 
Kolonifation ; 

4. England fid) das Gebiet nordöftllih vom 
Kilimandjaro bis zum Tana⸗Fluß, die Hauptftrafße 
für den Berfehr von Mombafa aus, vorbehält; 

5. Frankreich mit dem Abkommen fein Ein- 
verftändniß erflärte. 

Es waren fomit auch im oftafritanifchen Gebiete 
die Streitpunfte befeitigt worden; das Halten der 
Bereinbarungen fcheint aber dem Sultan von Zan- 
fibar ſchwer zu fallen, da bereits zum zweiten Male 
eine Flottendemonftration vor feiner Reſidenz fich 
nothiwendig gemacht hat. Es ift deshalb nicht uns 
mwahricheinlih, daß bier die erften ernftlichen Ber- 
widlungen drohen und fchließlih Deutjchland ge- 
nöthigt wird, das Gebiet diejes Sultans ganz ſich 
anzueignen. 

ür Kamerun gilt das Gefeg vom 10. Oktober 
1 über das deutiche Neichsgeld als Landesmünze 
mit allen im Reich zirkulivenden Münzen (20, 10, 
5, 2, 1, 0,5 0,2 Mark und 5, 2 und 1 Pig.); ber 
züglich des früheren Nechnungsgeldes foll 1 Kru 
leich 20 Markt == 801 Palmöl und = 1001 
Balmterne gelten. 

Für Oftafrita iſt am 24. November 1886 die 
„Deutih-DOftafriltanifhe Plantagen Ge: 
ſellſchaft“ mit angeblid einem Kapital von vor- 
Täufig 1 Mill. Mark gegründet worden, und hat 
bierfür Dr. 8. Peters ald Erbe der aufgelöften 
„Deutich: Oftafritanifchen Geſellſchaft Karl Peters 
und Genojien“ 25000 ha Yan)es zu 100000 Mart 
berechnet, eingezahlt. Die Gefellichaft joll mit der 
Einrichtung von Plantagen in Dftafrita vorgeben. 


483 


(Bgl. die Mittheilungen über den Kongreß im Ar: 
titel Afrita.) Im neuen Gebiete in Neuguinea 
werden die Erforichungsreiien in das Innere mit 
| Eifer und Glück fortgejegt. 

Ein ficheres Urtheil über die Erfolge und die 
Einwirkung der Kolonien auf unfere Berhältnifje 
läßt fich vorderhand noch nicht fällen; überängftliche 
Gemüther haben ſchon mit Beſorgniß auf die Kon— 
furrenz mit landwirtbichaftlihen Erzeugniffen binges 
wiefen und Sangquiniter glänzende Bilder für den 
Abſatz deutſcher Fabrikate und Erzeugniffe des Ge— 
werbfleißes zu malen begonuen. Man wird gut 
daran thun, ſehr nüchternen Auffaſſungen ſich hin— 
zugeben und nicht zu vergeſſen, daß wir in dieſen 
Gebieten kaum am Anfang der Vorarbeiten 
ftehen, daß alſo noch Jahrzehnte vergehen müljen, 
‚ehe dem deutichen Fleiß ein entiprechender Lohn 
‚winten kann. Borderhand werden die überjeeiichen 
Befibungen alle zufammen nocd feinen nennens= 
werthen Abzug von Menjchen- und Kapitaltraft aus 
Deutichland bewirten und nur Einzelne fich ent— 
ichließen, dort ihr Heil zu verfuchen. Die Beden- 
tung der folonialen Erwerbung liegt in der Zukunft; 
daf fie jegt fchon gemacht worden find, zu einer 
Beit, im welcher die gefammten Verhältniſſe eine 
wirkſame Ausbeutung nod nicht gejtatten, war 
nothrendig, weil mit längerem Zaudern überhaupt 
nichts mehr zu erwerben geweien wäre. Die Er 
werbungen gejchahen zur rechten Zeit und werden 
auch zu rechter Zeit die Früchte zeitigen. Neben 
ben Bemühungen der Beförderer der kolonialen Er— 
werbungen und der dazu gegründeten Vereine gehen 
die Beftrebungen Derjenigen, welche den Strom der 
deutſchen Auswanderer in beftimmte Gebiete zu ges 
ſchloſſenen Anfiedelungen Ienten möchten und dieſer— 
halb bejonders nah Südamerika (f. dieies), Be— 
ftrebungen, fir welche e8 weit jchwerer hält, Sym⸗ 
pathien zu erweden und um fo weniger, als jchon 
recht zweifelhafte Eriftenzen und Gründungen dorts 
felbft aufgetaucht find oder von Deutihland aus 
entjendet und veranlaßt worden waren. Es iſt nicht 
fehr ermuthigend, dahin zu wirken, daß fich Deutjche 
in einem fremden Lande mit der Tendenz im ges 
fchlofjener Anfievlung mit dem Mutterlande in Ber 
bindung zu bleiben, niederlafien ſollen; man muß 
dabei fragen, wem zu Nuten das geſchehen joll 
und kann und weiß; hinreichend, daß die deutjchen Ko⸗ 
loniſten im Auslande zwar gern geſehen find, wenn 
fie ihre Nationalität aufgeben wollen, aber fehı 
ſchief angefehen werden, wenn fie mit dem Mutter 
lande in Verbindung bleiben und deutſches Weſen, 
deutſche Sitte und deutſche Sprache bewahren wollen. 
Es ift ferner nicht Mar zu erfennen, wie fid die 
Förderer derartiger Unternehmungen und Beſtre— 
bungen das künftige innigere Berhaltnig zum 
Mutterlande für die im einem fremden Yande Ans 
gefiedelten denken. Soll z. ®. die Verbindung der 
nad Südbrafilien oder Argentinien Ausgewanderten 
‚mit dem Mutterlande diefem zu Gute kommen, fo 
müſſen die Anfiedler mehr oder weniger gegen die 
Intereffen des Landes, welches fie aufgenommen 
hat, wirfen und damit bald in unangenehme Nei⸗ 
bereien fommen. 


— — — — — — 





— — — — — 
—— ——— —— — — — ee 


31* 


— 


48 Kolonialpolitit — Koloniſation im Innerı. 


+ 


Die Abficht aber, dort deutiche Kolonien in der erklärt. Am 19. Dezember 1887 erfolgte, einem durch— 
Stärke erjtchen zu lafjen, daß fie fich bald ſelbſt— | aus praktiſchen Bedürfniß entfprechend, die Vereini— 
ern machen fönnen, jollte gar nicht auöge- | gung der Geſellſchaft für deutſche Kolonifation 
procden werden, wenn man es gut mit den Aus |mit dem deutſchen Kolonialverein zu einem 
gewanderten meint; fie fann nur dazu bienen, | einzigen Berein. 
da diejen allenthalben mit Mißtrauen und Feind- | Kolonifation im Innern. Das Anwachſen der 
feligfeit begegnet wird und zwar mit Recht. Daran, | Bevölferung in Deutjchland hat ſchon jeit längerer 
dab das Reich die Hand dazu bieten jollte, derar- | Beit die Aufmerkjamkeit auf die Bemühungen, 
tige Lostrennungen zu ermöglichen oder zu unters | mittelft Schaffung von Bauerngütern wenig bevöl- 
ftügen, ift gar nicht zu denfen. — Es ift deshalb kerte Gegenden zu beleben, gelenkt; in den legten 
nicht recht flar, was Diejenigen, welche fi jo Jahren find in dieſer Bezieyung größere Fort- 
eifrig jür die La Plata-Staaten bemühen, eigent- jchritte gemadt worden und zur Yeit giebt es 
fid wollen. Das bloße Bedauern darüber, daß | mehrere Unternehmungen der Art im Großen und 
die deutjchen Auswanderer vorzugsweiſe nach den |verjchiedene Verſuche in feinem Umfang. Der 





Vereinigten Staaten, wo ihnen zur Zeit das Fort— 
lommen ziemlich jchwer wird, gehen und nicht nad) 
Südamerika, wo alle Verhältnifje für Aderbauer 
und Handwerker als überaus günftig geichildert 
werden, kann doc die Rührigleit nicht allein er— 


Hären; für Andere die Vorjchung zu jpielen, bes | 


geiftert nicht, wenn nicht bejondere Zwecke verfolgt 
werben. ollen die freunde der Auswanderung 
nad) den Ya PBlata-Staaten dafür wirkſame Pro- 


paganda im Intereſſe der Auswandernden jelbft | 


und ohne Nebengedanfen machen, dann giebt es 


fein beſſeres Mittel, ald das der völlig Maren und | 


wahrheitögetreuen Schilderungen der Verhältniſſe 
in billigen Bolksichriften und das der Fürſorge 
für gute Ueberfahrt und wirkſame Anleitung und 
Unterftügung bei der Ankunft. Würden die Herren 
mit der Rührigkeit und dem Geichid dazu ver— 
fahren, wie es jeitens der Nordamerifaner ge— 
ſchehen ift, dann würde es auch für dort nicht an 
Zuzug fehlen, wenn überhaupt die Bedingungen 
zur Anfiedlung anziehend genug find. Merkwürdig 
bleibt, daß für dieje Gegenden nie von der für die 
beutihen Landwirthe drohenden Konkurrenz ge— 
ſprochen wird; iſt dort der Aderbau auf meiten 
Flächen leicht auszuführen und gelingt es, Kräfte 
dafür zu gewinnen, dann muß ja von dort aus 
jehr bald die erjtrebte Verbindung mit dem Mut- 


Wunſch, den Mangel an arbeitiamen Händen im 
Norden und Dften durch ben Ueberfluß im Süden 
und Weiten auszugleichen und der, den Strom 
der Auswanderer zu veranlafjen, leere Stellen im 
Vaterland auszuſuchen, anftatt über See zu gehen, 
begegnet fih mit dem Wunjche, dab es gelingen 
möchte, der Entvölferung auf dem Lande und der 
Uebervöllerung in den Städten zu begegnen. Die 
Vorausſetzung zur Erfüllung diefer Wünfche ift 
dic Schaffung von Wauerngütern verjchiedener 
Größe zu eigenthümlichem Ewerb unter erleichter- 
ten Bedingungen entweder durch Zertheilung von 
Domänen oder durd Ankauf von dazu geeigneten 
größeren Gütern, um dieje entiprechend zu theilen, 
oder durch großartige genoſſenſchaftliche Meliorar 
tionsarbeiten auf bisher öde und unbenußt geblie- 
benen Flächen. Für dieje Kolonifation im In— 
nern wird zur Zeit im Deutfchen Reiche auf alle 
diefe Arten an verfchiedenen Orten gewirkt und 
darf man mit Sicherheit darauf rechnen, daß dem 
viel verjprechenden Anfang raſch weiteres Vorgehen 
folgen wird. 

Das großartigfte Beiſpiel wird aber in der näch— 
ften Bei die größtentheil® aus politiihen Grün- 
den beichloffene Kolonifation in den überwiegend 
von polnisher Bevölkerung bewohnten Gebiets— 
theilen im Oſten Preußens jein. Das Gejeg vom 





lerfande die großartige Zufuhr Iandwirthichaftlicher | 26. April 1886 betreffend die Beförderung der 
Erzeugniſſe derielben Art, wie fie in Deutichland deutſchen Anjiedlungen in den Provin- 
gewonnen werden, bedeuten, während davon beilzen Weftpreußen und Poſen iſt aus dem 
den afrikaniſchen und ozeaniſchen wirflichen Rolo- | Bedürfnif der Gegenwirkung gegen das Berdrängen 
nien nicht die Rede jein kann. Für diefe darf|der Deutichen hervorgegangen und bezwedt den 
man ſich mit Recht begeiftern und um der Ge: | Anlauf polnischer Güter zur Bertheilung behufs 
jammtheit der in Ausſicht ftchenden Vortheile Schaffung von Gütern verschiedener Größe für 
willen alle möglichen Gefahren und Berwidelungen | tüchtige deutſche Landwirthe, Groß: und Klein- 
feiht mit ertragen wollen, für die jüdamerifanijche | bauern und Handarbeiter. Die zum Bmede ber 
Kolonialpolitif in fremder Herren Länder wird die | Durchführung des Gefeges, für welche vorderhand 
Begeifterung nie nachhaltig zu weden fein; die 100 Mill. Markt verwilligt worden find, eingeiegte 
eifrige Beiürwortung muß ſtets Mißtrauen er- Immediat-Kommiſſion bat inzwijchen jchon 
weden, weil Zwed und Ziel nicht durchfichtig genug | eine größere Zahl von Erwerbungen bewirkt. Im 
find und die verheißenen Vortheile nicht einleuch- | Februar 1887 ift dem Landtag eine ausführliche 
tend genug.  Denkichrift über die Ausführung des Gejeges im 


In der Sigung vom 24. März 1887 hat der 
Verband der Gejellihaft für Deutſche 
Kolonijation die organiſche Bereinigung aller 
oder doch möglichft vieler folonialem Körperichaften 
im Deutſchen Reich, joweit das die praftiichen Be- 
ftrebungen um zielbewuhte deutiche Kolonial-Be- 
wegung nicht hemmt, als Biel der Beftrebungen 


Jahre 1886 zugegangen und aus diejer ift erficht- 
lich, daß von Auguſt bis Ende des Jahres nad 
Bewältigung der erjten Vorarbeiten angekauft wor- 
den find: 3 felbftftändige Wirtbichaftsdepartements 
mit 8 Borwerfen, 16 NRittergüter mit einer ent- 
iprehenden Anzahl von Vorwerlen und Bauern» 
wirtbichaften und 3 jelbftftändige Wirthichaften mit 








Kolonifation im Innern. 485 


Gebäuden, Inventarien und Ernten, zufammen | jchnitts- Anfaufspreis 560 Mark fein follte; der 
11,840 . 84,34 ha mit 6,760,845 Mark, ſodaß Durhichnittsjap ift demnah nur um Weniges 
1 ha auf 568,87 Mark ſich ftellt, während im | überjchritten worden. Davon famen auf den 
Geſetz vorgejehen worden war, daß der Durd- | 
Neg.-Bezirt Marienwerder 4637 . 45,49 ha zu 2,427,700 Mark Antaufspreis 
”» "  Bofen 1659 .37,30 „ „ 1,070,200  „ E 
" „  Bromberg 5433.17,46 „ „ 83,174,100 „ o 
für 3 felbftft. Wirthſchaft. 110.84,10 „ „ 88,845 „ Mi 
11,840 . 84,34 ha zu 6,760,845 Marl Antaufspreis. 
Mitgetheilt wird, daß die Anmeldungen von | Zn welcher Weife der Werth von Bauerngütern 
Liebhabern zahlreich und felbit aus Amerika und von Anderen gedacht wurde, ergiebt ſich aus einer 
Rußland eingegangen feien und unter Anderen  Mittheilung des „Kur. Pozn.“, mit der Annahme 
umfaßten 421 Geſuche für Stellen zu bis 50 ha von 150 Mark für einen Morgen (alfo 600 Mark 
mit durchichn. 3306,79 Mark disponiblem®ermögen, für 1 ha) bei einer Größe von 80 Morgen. Die 
407 Geſuche für Stellen über 50 ba mit durdh- Rechnung lautete 80 X 150 — 
ſchn. 14,321,81 Mark deagl., dazu von Auslän- | 12,000 Mark für Grund und Boden 
dern 49 Gejuche für Stellen mit durchſchn. 5673,46 170°.  „ Bermeflung der Strafenanlagen 
Mark desgl. 2500 „u Wohnung mit Milchleller 
Für Stellungen als Berwalter u. f. w. find! 1,800 „ „ Sceunen 
nad Ausſcheidung der ald umgeignet erwiefenen | 3,000 „ „ Gtallungen (Pferd, Rind, 
Rerjonen 341 vorgemerkt, ſodaß 1218 Gejuche vor- | Schwein, Geflügel) 
derhand jchon zu verzeichnen waren. 150° „ „ Garten mit Umzäunung 
Die Kommiffion hatte zunächſt die planmäßige 160 ,„ „ Brummen im Hofe 
Tarzellirung größerer Komplexe, dann die generellen 50 „u Umgzäunung des Hofes 
Beſiedlungspläne ald Grundlage für die Unter- | 840 24 ren bis 3. Fertigftelung 
handlung, dann die Feftjtellung der Anfiedlungs- , 360  „ „ Beftellung der Sommerjrucht 
ftellen nad) geichoffener Verhandlung ind Auge zu: 100 „ „ Unvorhergejehencs 
faffen; da, wo Gemeinden nothiwendig find, muß- 22,000 Wat —— — 
ten die zu Gemeindezwecken erforderlichen Grund⸗ 2,000 für Regulirung d. Genteinde-, Schul- 
* — ee lee Par⸗ u. . w. Laften 
zellirung und jpelulationsweijer Ankauf jollten ver- | Say 9 — — 
mieden bleiben. Nothwendig blieb die Vergewiſſe— 24,000 Wart als Dbligationstapital 
rung über genügende Mittel zur Bewirthichaftung. | 1,000 _„ _für Geräthidaften und Inventar 
Als Formen der Ueberlaffung find beftimmt: | 25,000 Mark ohne Baargeld ald KRapitalbetrag. 
Zeitpaht mit Vorbehalt v. Eigenthums- Nach diefer Rechnung wäre für dortige Güter 
erwerb, Erbpacht (Rentengut) und Kauf; wo von 80 Morgen oder 20 ha ein Aufwand von 
möglich follte bei den einzelnen Objekten die gleiche | 25,000 und mit Zurehnung von baar Geld und 
Form und andererieitö bei Vergebung der Güter | etwa Fehlendem von 26,000 Mark nothwendig, 
die Gleichheit der Konfeifion der Gemeindeglieder | aljo von 1250 Mark pro ha bei Erwerb als ſchul— 
durchgeführt werben. Die Größe der bäuerlichen | benfreies Eigenthum. Angegeben wird, daß dort 
Fefigungen follte jo bemeſſen fein, wie ein leiſtungs- pro Morgen höchſtens 5 bis 6 Mark Bachtgeld zu 
fähiger Bauernftand und ſeßhafter Arbeiterftand | erlangen ſeien und nicht 9 Mark, wie der Reichs- 
fie vorausfegt und als Mafftab die Spannfähig- | kanzler angenommen hatte, ſodaß eine Kapitalver- 
feit gelten, wobei 1 Pferd = 2Ochſen oder Kühen ar mit höchſtens 1,5%, zu erwarten wäre. 
old Regel anzunehmen war. Als Bedingungen | Da als das Obligationslapital 24,000 Mark ge— 
für den Erwerb find genannt: Verzinfung des | rechnet find, fo mühten bei vollftändigem Erwerb 
Eelbftloftenpreiies der Stelle, bei Eigenthum drei ohne Bahlung dieje verzinft und außerdem vom 
Freijahre und 3, für das ftehen bleibende Ka» | Erwerber 2000 Mark bereit gehalten werden, ba 
pital, eine Beſchränkung des Berfügungsrechtes aber ftets3 ein Theil des Gutswerths angezahlt 
und die Auferlegung perjönlicher Verpflichtungen | werden muß, jo könnten demnach für derartige 
nach Maßgabe von $ 5 und 6 des Geſetzes, für Güter nur Sole in Betracht kommen, welche 
Regelung des Gemeinde-Bedarfs die Beitragspflicht | mindeftens 10,000 Mark Vermögen befigen; die 
für öffentliche Wege, gg der Borfluth- durchſchnittlichen Vermögensnachweiſe waren aber, 
gräben, Fluß⸗ und Seeufer, öff. Brunnen u. f. w. wie die Denkichrift angiebt, nur 3306,79 Mark 
Gemeinſchaftliche Benutzung, bezw. Unterhaltung von den auf Güter unter 50 ha Refleftirenden. 
von Mergel-, Sand», Kieögruben, von Zuchtthieren Ob mit Befigungen von nur 20 ha zu oben an- 
u. ſ. w. ift ebenfalld vorgejehen. | gegebenem Preiſe unter dortigen Berhältniffen über- 
Bis zur Uebergabe der Dentihrift an den Land» — ein Geſchäft zu machen iſt, dürſte ſehr frag- 
tag im Februar 1887 waren 2 Güter als Probe- lich fein; die angeführte Rechnungsaufſtellung er— 
güter ſchon 3 Uebernahme fertig geftellt und | fcheint aber zu hoch. Nach der Denkichrift find 
follte deren Befiedelung zeitig im Frühjahre er- die Güter, ohne Einrichtung, zu 568,87 Mark pro 
folgen. ha erworben worden, d. ı. für 20 ha zuſammen 

















456 


11,376,40 Mark; in obiger Rechnung find als 
Bodenwertd 12,000 Mark angenommen worden, 
d. i. ſchon 623,60 Mark über den Durdichnitt. 


In den erjten Darlegungen bei Berathung der | haben, 


Geſetzes-Vorlage waren 500 Mark als durchſchnitt— 
licher Kaufpreis bei Yandgütern angegeben worden, 
db. h. für 20 ha nur 10,000 Mark, aljo 2000 Mt. 
weniger als oben berechnet. Das ganze Unter: 
nehmen wird gelingen, wenn die Güter, den 
VBerhältniffen gemäß, in Bezug auf die 
Größe ausgejchieden werden und die Bedingungen 
der Uebernahme günftige bleiben. Wirkliche Bauern- 
güter von nur 20 ha jcheinen zu Hein genommen 
zu fein, da dort vorderhand nur an ganz erten- 
fiven Betrieb zu denken ift. Es wird fich bald 
zeigen, welche Größenverhältniffe für die einzelnen 
Kategorien: Groß, Mittel-, Klein-Bauergut, Käth— 
nergut u. ſ. w. — die pafjendften find. Daß 
vorab nur probeweiie vorgegangen wurde, bemweift, 
daß die Kommiffion mit voller Würdigung der 
Schwierigkeit der Aufgabe an deren Löjung her— 
antritt. 

Bis Ende 1886 Hatte nach der dem Landtag 
1887 mitgetheilten Denkſchrift die Kommiſſion 
11,730 ha zu 6,672,900 Mark oder durchichnittlich 
568,87 Mark und zum 65— 74 fachen Grundfteuer- 
Neinertrag in Poſen (7203,39 ha zu 4,334,545 
Mark, durhichn. 600 Mark pro ha) und in Weft- 
preußen zum 53fachen Grundfteuer-Reinertrag ges 
kauft. Inzwiſchen find auch durch den Bräfidenten 
der Kommillion, Frhr. dv. Zedlitz-Trützſchler, die 
Bedingungen zur Uebernahme von Gütern befannt 
gemacht worden und ift daraus als das Weſent— 
lichfte das Folgende mitzutheilen: Mann, Fran 
und Kind müffen an die grobe Arbeit des landw. 
Kleinbetriebs gewöhnt fein oder dem bäuerlichen 
Profejfioniften- Stande angehören; beim Kauf find 
ſoviel Baarmittel nachzuweiſen, daß Gebäude und 
Inventar beichafft werden fünnen; Vorſchüſſe find 
dazu zu erlangen. Der vereinbarte Preis und ber 
etwa gewährte Zuſchuß wird auf das Grundbuch— 
blatt der Etelle als Reſtkaufgeld oder Rente ein- 
getragen. Längere Unfündsbarfeitsfriften find ge- 
ftattet. Schuld und Rente werden mit 3%/, ver- 
zinft und amortifirt. Drei von Zahlungen freie 
Sahre werden gewährt. Die Breije jollen ſich auf 
3—400 ha für Grund und Boden ohne Gebäude 
und ohne Inventar ftellen. Pächter müſſen als 
Baarmittel die Kaution und die Summe für volle 
Anventarausrüftung haben, die Kaution foll dem 
einjährigen Pachtgeld gleichtommen, dieſes nad) 
Höhe des Land- und Gebäudewerthes fich richten 
und dazu auh 3%, zur Anrechnung kommen. 
Gute Bewirihichaftung und pünktliche Zahlung be- 
rechtigen zum jpäterem Erwerb als Eigenthum. 
Freijahre werden nicht gewährt. Die bejonderen 
Vertragsbedingungen werden in Bertragsformula- 
rien, welche vor dem Vertragsabichluß in die Hände 
der zum Abjchluß kommenden Bieter gelangen, feſt— 
geftellt. 

Gemeldet hatten ſich zur angegebenen Zeit: 421 
Bewerber für Gitter von bis 50 ha, davon 168 
mit disponiblem Vermögen von 555,541 Marl, 


Kolonifation im Innern. 


durchſchn. 3307,5 Marl; 407 für Stellen über 
* ha, wovon 165 mit disponiblem Vermögen 
v 


on 2,363,100 Mark, durhichnittlich 5806 Mark 
49 Ausländer mit Bermögensangabe von 
278,000 Mark, durchſchn. 5673,46 Marl. Von 
den zahlreichen Bewerbern um Stellungen als 
Verwalter u. j. w. find 341 für künftige Verwen— 
dung aufgezeichnet worden. 

An Brivatunternehmungen zur Schaffung 
‚von felbftftändigen Bauerngütern und ZTaglöhner- 
gütern fehlt es audy nicht. Unter Denen, welche 
mit Gründung von ſolchen vorgegangen find, ijt 
in erfter Linie der Rittergutsbefiger Sombart- 
Ermsleben zu nennen, welcher al3 Referent über 
die Frage der inneren Kolonijation auf dem „Berein 
für Sozialpolitit” in Franlfurt a / M. feine An- 
fihten über dieſe wichtig gewordene Frage ent» 
widelte und mit dem Anlauf und der Sertheilung 
des Nittergutes Steeſow in der Priegnitz jelbjt 
praftiih in der Sache vorgegangen ift. Sombart 
ift durchdrungen von der Ueberzeugung, daß der 
Strom der Auswanderer zum Nachtheil von Deutich- 
land in das Ausland ſich wendet, während er zum 
Nugen von Deutichland im Innern Verwendung 
finden könnte. Deutſche Arbeiter in die Tropen 
führen, hieße, fie geradezu der Schlachtbank über- 
liefern, die Plantagen-®irthihaft in unjeren Ko— 
lonien wird demnach von ©. nicht befürwortet. 
Deffen Unficht, daß bei intenfiver Berwirthichaftung 
und größerer Beihaffung von Bauerngütern die 
jet nothiwendigen 10—15 %, Getreide-Einfubr im 
Wegfall tommen könnten, kann nicht getheilt werden, 
da bei höherer Antenfivität der Getreidebau ab- 
nehmen muß und es mehr darum zu thun ift, 
hochwerthigere landw. Erzeugniffe der ſtädtiſchen 
und induftriellen Bevöllerung zu liefern. Mit 
Necht wurde aber von ©. darauf aufmerkſam ge- 
macht, daß die Kleinbefiger mindeftens gleich pro— 
duftionsfähig mit den Großbefigern jeien, da nach 
den vor 2 Jahren in Preußen vom Oek.Kollegium 
auf Grumd einer Enquöte in 50 Landrathäfreijen 
gemachten Fyeftftellungen im Durchichnitt der letzten 
10 Jahre für den Großgrundbefig der 52fache, für 
die Bauerngüter der 65 fache und für nur von 
Familien bewirthichaftete Kleingüter der 78 fache 
Grundftener-Reinertrag ſich ergab, dieſe Kategorien 
aljo — Divifor 13 — im Berhältniß wie 4:5:6 
bezüglich des Grundfteuer-Reinertrages jtanden. 
Es hatte ſich ferner aus 42 Bezirken herausgeftellt, 
daß in ganz Preußen mit Ausnahme der Rhein- 
provinz, der Großgrundbefig mit dem 28 fachen 
Grunditener-Reinertrag an Hypothelken verjchuldet 
war, die Bauern» und Koffäthengüter aber nur 
mit dem 18 jachen, in manchen Gegenden die Groß- 
| güter bis zum 32fachen, die Bauerngüter aber nur 
bis zum 16fachen Betrag. 

' ©. ift der Anficht, daß überall da, wo der 
Großgrundbeſitz mit über 20%, der Fläche 
vertreten ift, die Errichtung mittlerer und klei— 
Inerer Güter nothwendig wird, aljo bei zwangs— 
weiſen Verläufen der Staat, die Gemeinde oder 
‚ Brivatgejellihaften oder einzelne Private die Groß- 
güter kaufen müßten, um fie paffend zu theilen, 





— — — — — 


Ktolonijation im Innern. 


und daß der Staat vor Allem die zur Barzellirung 
geeigneter Domänen zur Schaffung von Seins 
gütern vornehmen müſſe. Als paſſendſte Form 
für die Erwerbung wurde das Rentenprinzip er— 
Härt. (Erbrente oder Rentengutsbeſitz ſtatt Erb— 
pacht.) Der Korreferent Brof. Dr. Schmoller, 
wollte 40°, der Fläche als räthliche Grenze für 
den Großgrundbeſitz gelten laſſen und führte aus, 
dab in Pommern 68, in Poſen 62, in Branden- 
burg 56, in Schlefien 55, in Weftfalen 52 /, der 
Fläche dem Großgrundbejig gehören, in allen diejen 
Provinzen aljo ungejunde wirthichaftliche Verhält: 
niffe fi finden, ſodaß deren baldige Bejeitigung 
dringend geboten jei. In den genannten Provinzen 
müßten mindeftens 4—6 Mill. Morgen in den 
Kleinbefip übergeführt werden, jetzt gäbe es dajelbft 
250,000 ipannfähige Bauerngüter, ſodaß aljo noch 
60— 70,000 neu zu errichten jeien. 


4537 


Nah den Mittheilungen über die Zertheilung 
des Nittergutes Steeiomw, welches Sombart im Jumi 
1886 bei der Subpaftation wegen großen Kapitals 
ala Hypothek für 372,000 Mart zum Zwecke der 
Parzellirung getauft hatte, ergiebt ſich; daß das 
Gut 774,513 ha groß ift, alſo im Durdichnitt 
1 ha für wenig über 484 Markt gefauft wurde. 
Es enthält 7 Aderklaffen mit den geichägten Wer- 
then von 30 — 24 — 18 — 12 4 und 
2 Mark Reinertrag pro ha, 2 Wiejenklaffen zu 30 
und 24 Markt, 2 Gärtenflafien zu 36 und 24 
Mart, 2 Holzlandklaffen zu 6 und 3 Mark und 
Weideländerei zu 0,4 Mark Reinertrag pro ha. 
Nah der Vermeffung und Bonitirung ftellte fich 
einjchließlih der Baulichkeiten der Gefammtpreis 
u 450,000 Mark für die zu vergebenden Stellen, 
welche in 36 Einheiten zu 12,500 Markt zerlegt 
wurden, und anderj.its in 


— 


> 


6 Bollipännerhöfe zu 3 Einheiten, aljo zu 37,500 Mark und zuf. zu 225,000 Marl 
2 ” 


4 Halbipännerhöfe „ P 
ojjäthenhöfe „ 4 Einheit 
3 Kojjäthenhöfe außerdem 


” 


" 


Für die Schule wurden 1,37 ha ausgejdieden, 
zum Verpachten für Lehrbejoldung 23,0 ha, dazu 
noch 3 vorhandene Taglöhnerhäufer mit 10 Woh- 
nungen zum Bermiethen ober al? Armenhaus für 
die Gemeinde. Nach allen Ausicheidungen für 
Gemeindezwede u. ſ. w. verbleiben zur Bertheilung 


455 ha Ackerland zu 8008 Mark Neinertrag 
26 „ Gärten „ Hl „ „ 
4,0 „ Wieſen „ 1086 „ 5 

219,0 „ ‚ Holzung “: 851.7, u 

720,6 ha 9812 Mark Reinertrag 


Auf 1 Einheit käme demnach theoretiich 12,5 ha 
Uderland, 1,25 ha Wieſe, 6,25 ha Holzung, 
0,072 ha Gartenland und zufammen 20,072 ha; 
es find aber in Wirklichkeit abgegrenzt worden: 


die Bollipännergüter zu 58,304--62,024 ha 
(318,59 841,89 Markt Retnertrag) 

„ Halbipännergüter zu 37,023—45,156 „ 

„ KRofjäthengüter „ 17,721—23,580 „ 


Berhältniffe, welche als jehr befriedigende zu ber 
zeichnen find. Die vorhandenen Wiejen, Gärten 
und Holzungen find jo vertheilt worden, daß jeder 
Wirth einen Plan erhält, die jonftigen Ländereien 
in 3—5 Plänen; zujammen ergaben ſich 36 An— 
theile mit 9812 Mark Reinertrag, d. i. dem 46- 
fachen Kaufpreis, während jonft für Bauernhöfe 
der 65fache und für Kofläthenhöfe der 78 fache 
Kaufpreis gerechnet wird. 

Die Zahlungsbedingungen find: ', bei ber eber- 
nahme, Y%, auf 10 Jahre unkündbar zu 4,5 9, 
(mit der Möglichteit der früheren Rüdzahlung in 


Terminen oder im Ganzen) und '/, des Kauf: | 


preiles in Zentralpfandbriefen für das neue bran- 
denburgiiche Inſtitut zu 4, Zins in erfter Stelle, 
unfündbar bei pünftlicher Zınszahlung und getilgt 
in 56,5 Jahren. Beim Abſchluß des Vertrags find 
10 9/, der Kaufiumme als Kaution zu hinterlegen. 


100,000 
87,500 
37,500 

450,500 Mart 

Die Stempel- und Gerichtsgebühren trägt der 

| Räufer. Ausgeboten werden die Güter zur Tage, 

| Mebergebote nur in 10 Marl und vielfadhe von 

10 Mark angenommen. Höfe, welche nicht ver- 
fauft werden fünnen, jollen mit 12,500 Mark pro 
Einheit in die Rechnung geitellt werden. Noch 

weiteren Mitteilungen im Dezember waren be- 

reits alle Koffäthen- und Halbipännergüter verkaufte 
die Vollipännergüter aber noch nicht. Im Juli 
1887 hat die Auflaffung von 15 Bauernhöfen 
ftattgefunden. „Die Geſellſchait für Innere Kolo- 
nifation“, Organ „Blätter f. Innere Kolonijation“, 
ift im 38 1886 gegründet worden. Büreau 

Berlin W, Linkſtraße 17. Beſondere Abtheilung: 

landw Verkehrsanſtalt (Vermittelungsbüreau). 
Frhr. v. Henneberg theilte im „Verein für 

Innere Kolonijation“ ein Projekt zur Urbarmach— 

ung der Lineburger Heide mittelft Anfiedelung 

von Koloniften mit; 500 Mrbeiter jollten je 35 

Morgen Land mit allen erforderlihen Unter— 

ftügungen erhalten, für den Erwerb, die Unter- 

jtügungen, Baulichkeiten und Meliorationsarbeiten 

2,7 Mill. Mark nothwendig fein, ſodaß eine Ber 

figung von 35 Morgen fi) zu 1400 Mark ftellen 

würde. Das Geld gedachte der Antragiteller durch 
eine Lotterie ähnlich der Dombaulotterie mit Aus- 
foofung von jährlich 450,000 Mark aufzubringen. 

‚Daß der Plan verwirklicht worden jei, hat man 

nicht gehört Aus den verichiedenen Mitteilungen 

| ergiebt fih, daß die Größen der zu vergebenden 

ı Befigungen jehr verjchieden gewählt wurden und 

das muß auch der Fall fein. Rechnet man dazu 

‚noch die Art und Weile, wie in ben großen 

Moordiftritten in Holland und in den an- 

grenzenden beutichen Zandestheilen jchon jeit langer 

Zeit und fortdauernd immer mehr Kolonijten an- 

— werden, ſo ergiebt ſich, daß recht erfreuliche 

Anfänge zur Unterbringung von Kleinbauern und 
Tagelöhnern gemacht worden find, daß aber eine 


" " ” ” 


"1250 > 0. 4 





488 


befriedigende Löfung der fozialen Berhältnifje auf | 
bringe. 
Deutſchen Reich noch 22000 Ztr. Weiden ein, aber 


dem Lande in den Provinzen, welche die Domänen 
des Agragierthums find, noch in recht weiter ferne 
fteht. Selbft für die Bemühungen der Anficdlungs- 
Kommiffion ift der Erfolg noch ein zweifelhafter, 
da bie Probe, auswärtige Koloniften in genügender 
Bahl zu gewinnen, erft gemacht werden muß. Ver 
von Sombart betretene Weg verdiente die vicl- 
feitigfte Nahahmung; dem Projelt für die Lüne- 
burger Heide tft genug gethan worden, wenn es 
überhaupt ewähnt wird. Mit 35 Morgen kann 
man in der Lüneburger Seide, ſelbſt wenn dieſe 
vollfommen meliorirt übergeben werden follten, 
feine leiftungsfähigen Bauern ſchaffen, abgeichen 
davon, daß in Deutichland das Kapital für Unter- 
nehmungen der Art ſchwer zu finden if. Der 
überaus langjame Fortgang der Moorfulturen bes 
weift, wie wenig Neigung dafür vorhanden ift, 
trogdem Vereine und Private es nicht an rühriger 
Agitation Haben fehlen Lafien. 

Kommabarcilus, j. Bacterien. 

Korbweidenkultur. In den letzten Jahren ift 
befonders durch die Schriften von Bürgermeifter 
Krahn -Brummenanu, in Defterreih durch F. Stammı 
die Zucht der Korbweiden außerordentlich ausgedehnt 
worden; bon vielen Seiten wurde fie als die ein— 
trägfichjte bezeichnet und alleuthalben pries man die 
hoben, durch Weidenkultur erzielbaren Reinerträge, 
wenn man die richtigen Sorten wähle, die Weiden 
richtig behandle und das Erzeugniß, ſo wie in 


Koloniſation im Innern — Korbweidenkultur. 


Frankreich, gut ſortirt, geſchält u. ſ. w. in den Handel 
Krahn macht darauf aufmerkſam, daß im 


ſchon 30000 Ztr. Korbwaaren ausgeführt werden und 
daf die Ausfuhr noch einer fehr bedeutenden Steige— 
rung fähig fei. In Defterreich wurde darüber gellagt, 
daß die Weideninduftrie noch nicht über den Stand: . 
punft der Haus: und der Kleininduftrie ſich erhoben 
habe, während in Frankreich eine wirkliche Groß: 
induftrie und ein Großhandel blühen. Krahı gab 
an, daß die Gemeinde Wurm am Rhein im 12jähe« 
tigen Durchſchnitt bei Verkauf von Aufwuchs 310 
Mark und bei Verkauf von geichälten Weiden (pro 
Ztr. 4 Tagewerle Frauen- und Kinderarbeit) bis 
700 Mark Ertrag gewonnen habe. Im Hardte 
gebirge löͤſe man von grauen Weiden (zu 6 Dart 
pro Str. fortirt und 3 bis 8 Mark unjortirt) bei 
50 bis 100 Ztr. Ertrag pro Morgen (zu durch— 
ihmittlih 5 Mark) 250 bis 500 Mark und bis 
528 Mark brutto; in Frankreich nad Steinmeß 
350 bis 450 fr., in England nah W. Scoling 
im erften Jahre 144, im zweiten 226,5, im dritten 
294 Mart; im Taunus rechnet man von 1 ha 
240 Mark, in Rheinpreußen 150 Mark pro Mor- 
gen u. ſ. w. Weiße geichälte Weiden often pro 
Ztr. 4 Marl Tagelohn und mit Berpadung und 
Trodnen bis 6 Mark, jo daß deren Kultur auch 
bezüglich der Arbeiter in hohem Grade zu empfehlen 
ſei. ALS Beifpiele für vollftändige Reinertrage-Be: 
rechnungen dienen die folgenden: 


—— (314 Morgen als Pflanzfläche): Erdarbeiten 500 cbm zu 30 Pig. == 150,00 Marf 

für 0,2 ha )die Pflanzung 0,5 und 1,0m) Stedlinge 37,500 zu 3,5 pro Mille == 00 „ 
Arbeitslohn beim Pflanzen zu0,5pr. MI. = 1850 „ 
dreimaliges Behaden = 22,50 


50%, Zins von 320,50 Mark ift 16,03 Mark 
das Beheden koſtet jährlich 750 „ 


320,00 Mark 


der Jahresaufwand ift 23,53 Marf oder für I ha 117,65 Mark, der Bruttoertrag ift bei Ver— 
fauf auf den Stamm 400 Darf, der Reinertrag alio 282,35 Marl. 
Für eine Anlage von 10 ha Sumpfland mit Korbweiden in Wallfultur wird angegeben: 
3m breite Wälle, Im tiefe und Im breite Gräben, Erhebung der 
Wälle 0,45 m über dem Grundwafjer; Erdbewegung 25,00 cbm da⸗ 


für, zu 30 Pig. pro cbm, giebt 
150 000 Stedlinge zu 35,0 Mark pro 1000 
Arbeitslohn für die Pflanzung 
dreimaliges Behaden zu 40 Dart 


750,00 Mart 


525,00 „ 
75, — 
120,00 „ 


1470,00 Marf, rund 1500 Marf 


Brutto-Ertrag auf dem Stamm 300 00 Mark 
4°, Kapitalzins 75,00 Mart 
jährliches Behacken 40,0. 

115,00 Mart 115,00 „ 


bleibt Neinertrag 185,00 Matt. 
Die Freude über die hohen Brutto= und die großen | auferdem verurfachten Spätfröfte, Hagel und In— 


Reinerträge von Grundftücden, welche fonft kaum | fetten großen Schaden. 


einen nennenswertben Ertrag geben, hielt leider nicht 
lange vor; ſchon im Jahre 1885 wurde über Ueber: 
produftion geflagt und der Rath ertheilt, die Korb: 
weidenfultur auf Boden, welcher nicht zu anderen 
Pflanzen taugt, und beionders auf Grundftüde mit 
nur naffen Futter, zu beichränten; in den erften 2 
Jahren fei gar nicht auf Ertrag zu rechnen und 


Die Hauptiadhe bleibt aber 
der bereits eingetretene Preisrüdgang. 

100 kg geidälte Weiden, welde vor einigen 
Jahren nod 60 fr. fofteten, Töfen jet in Frank— 
reih nur noch 38 bis 40 fr., in Deutſchland und 
Defterreich ift der Preis für Prima» Waaren bon 
45 Mark auf 35 bis 38 Mark zurüdgegangen, für 
ungeihälte Waaren von 3 bi8 5 auf 2 bis 2,5 







3 ⸗ F Fr Aus N 4 \ gr > 
— * a *7 *5 Fi 


Rn. Korbweidentultur — Kubhaltung, Kubfonto. 
Mark. Im franzöfiihen Handel galten in Gebinden deutfchen Reiche nur 20 bis 25 Mark und erft dann 
bon 25 Pfund 50 kg im Jahre 1878 ohne Fracht höhere Preife als auch hier das gründliche Sortiren 
per Waggon fein 22, mittel 18,66 und grob 13,66, und Schälen üblich geworden war. Thatfächlich 

iſcht 14,93 Mark, der Eingangszoll war 1,5 giebt es demnach bereits Ueberproduftion und Preis: 

art für Alechtweiden; in Brandenburg galten | rüdgang bis zur Gefährdung der erforderlichen Höhe 
trodene weiße (geidälte) Weiden 18 bis 24 Mark. | des Neinertrages. Die Ein- und Nusfuhr-Bers- 
In Paris zahlte man für die Primamaaren zum | hältniffe waren 3. B. im Jahre 1880 für das 
Flechten, beftens fortirt und gefchält, bis 44, im Deutſche Reich: 


V 
>. u 





, t t Maıt Mart 
ungefhälte Korbweiden, Einfuhr 352,7 Ausfuhr 1446,6 in Geld Einfuhr 503,000 Ausfuhr 210,000 
cälte Korbweiden ER 608,9 * 2144 „ F 111,000 * 226,000 
xbflechtwaarre870,0016442 „, 1.005,000 „ _1,138,000 
Zuſammen Einfuhr 4331,6 Ausfuhr 4305,2 in Geld Einfuhr 1,619,000 Ausfuhr 4,574,000 
Im den folgenden Jahren aeftalteten fich die Ver- ſchneiden 1—2—3 Jahre, dann 2—3—4 Jahre Ruhe. 
gl - günkiger, doch wurden immer nocd 9. Schnitt feit an der Erde. 
r ungeſchãlte Korbmweiden und Reifenftöde 2 bis . ; 
300,000 Mark jährlich an das Ausland bezahlt. Literatur: Fr. I. Dohmahl, „Die Band- 
. 4 —— und Flechtweiden und ihre Kultur als der höchſte 
Berühmt ſind die Anlagen des Oberförſters P. Eurag des Bodens * Framfun a/M. 1881 
Reuter in Garbe bei Wittenberg, 10 ha auf dem J Pr Krah — br 2 — 9* 8 F 
„Meuter- Werder“, einer Elbſandbank. Auf dem |." — T ranoneuen gor 
rzogl. Vorwerk Brandeis in Böhmen —— IE. * ya er {eh * en jean 
242 ha Weidenpflanzen mit Grasuugung im Gjähe | "re Eu ——— A —— 
rigen Durchfchnitt 41,5 Gufden Pacht pro ha. Muf| No Guter ne“ Mterane 1885. — 
der Fürfil. Metternihihen Domaine Kofetein in | yumın. snerger und 9. D. Arnold, „ 
Mähren, ıo die Kultur im Jahre 1880 dur den —— und die Korbflechtiuduſtrie.“ Zürich 
Waldbereiter Joſ. Michl eingeführt worden iſt, wer— 1885. — €. Schmid, „Die Anpflanzung * 
Behandlung der Korb- und Bandweiden.“ — R. 
den 104 bis 148 Gulen Keinertrag pro ha erzielt. e A 
Die Weiber erhalten 30 bis 60 Kreuzer Taglohn. — 5* en — es Kir 
Nah I. A. Krahn find die Bedingungen zum — — Br ze Fri 1884. — id 3 
Gedeihen: 1. geeigneter Boden, fett und feucht, aber | ” WE i 
nicht naß. 2. Geeignete und mur befte Sorten: 
Mandelweide, Hanfmweide, voranftchend. 3. Nur ges und fpäter in Deutichland auf Korke gelegten er— 
ſunde ftarfe Schlinge von eins oder zweijährigem | höhten an hat auch die portuaiefiiche Regierung 
lz, mindeftens 30 cm lang. 4. Sorgfältiges Ra= |einen Ausfuhrzoll von 200 Reis (89 Pig.) auf 
mit dem Spaten, micht zu tief umd micht zu 100 kg Korkholz gelegt. Vom 1. Januar 1880 
nr Bora ai im rag —* Seähjahr. 5. Guger | ab 2. im Neid der neue Boll mit 10 ie 
nd, 50 cm für die Reiben, 10—30 cm in den | grobe Korlwaaren — Halbfabrifat — und a 
Reihen. 6. Reinhaltung von Unkraut. 7. Sorg- für 100 kg Korkftopfen, alſo mit 4 bis 10 "/p dom 
fans Bertilgen von ſchädlichen Inſelten. 8. Ab- | Werth ein und ftellten fich dadurch die Zolljäge: 
für 1000 gewöhnliche Bierforke zu 4 bis 5 Mark auf 25 bis 35 Pig. oder 10%, BVertheuerung 
" *8 —— " 100 7 = 7 " " " " 53 " 
u e Champagnerkorfe „, — ee 
Nah den Ein- und Nusfuhrverhältnifien bis | Darlehen bei den Mitgliedern find. Die Schul 
zu der Beit der Zollerhöhung ergab fich jährlich den betrugen 4,921,482 Marf und beftanden aus 
eine Mehreinfuhr im Betrag von 4 Mill. Mark. | 2,994,592 Mark Anlehen, 1,519,264 Vtart Spar- 





















zZ 











- fräcdhtigen, da die Waare gebraudt werden muß, | 152,686 Mark Rejervefonds. Die Jahreseinnahme 
er bedeutet aber eine Bertheuerung von 3—10%,,| war 4,526,140 Mark, die Höhe der Darlehen an 
melde ficher nicht vom Ausländer getragen wird. | Mitglieder 1,764,907 Darf, die Geiammtausgabe 

-— — #orrea, j. Wien. 4,315,878 Mark (954,034 Marl Rüdzahlungen, 

fafien, j. Arbeiter-Berfiherung. 488,292 Mark ausgelichene Mobiliar- und Im— 

Arebszucht und Krebspeit, j. Fiſchzücht. mobiliar-Raufgelder, 1,107,645 Mart 

— Kredit, j. Lage der Sandwirthf@aft, Die Mehrzahl der Vereine famen auf die Rhein⸗ 

g Kreditberein, j. Genoſſenſchafien. Bezüg- |provinz, 80 mit 10,005 Mitglieder; auf Unter« 
ber in dieſem Artikel nicht ausführlicher er- | franten famen 27 Vereine mit 1902 Mitgliedern, 

# Naiffeifenfhen Darlehnslafjen-|auf das vo. De 2 mit 269 Mitgliedern, 

-  Dereine brachte die von F. W. Raiffeiſen jelbft | anf die Prov. Sachſen 1 mit 61 Mitgliedern und 

„ fichte Statiftil zu Anfang des Jahres 1882 | der Neft der —— ſich auf die Reg. 

bie fung, daß 121 Vereine mit 13,220 | Bezirke Kaſſel und Wiesbaden. 

4,990,500 Marl Gefchäftsvermögen hhaltung, Kuhlonto, j. Milhwirthihaft 
und darunter 3,508,440 Markt auäftchende und Rindviehzucht. 






















£ 





Digitizediby} 


iu: 
’ 


Korkinduftrie. Im Folge des im Jahre 1878, 


Der Zoll wird die Einfuhr nicht weientlich beein» | kafjengeldern, 130,742 Antheilen der Mitglieder und 
















490 


Kümmelban. „Baut Kümmel jtatt Buder- | 
rüben“, diefer Rath wurde ertheilt, als «3 ſich 
darum handelte, die Folgen des Preisrüdgangs in 
der Zucderrübeninduftrie in Folge der großartigen 
Ueberproduftion zu überwinden. Die Berliner 
Groß-Deftillateure Hatten fi an den Magiitrat 
mit der Bitte, auf den ftädtiichen Rieſelfeldern 
Kümmel bauen zu laffen, gewendet, von Magde— 
burg war darauf hin jofort eine Warnung vor ı 
Ueberproduftion gefommen, da man dort ſchon 
etwa 800 Ztr. mehr als jonft im Durchſchnitt er⸗ 
zeugt habe und größere Flächen angebaut feien, 
was aber die Wirkung gehabt habe, daß in Hol- 
fand ſchon ein Preisabſchlag eingetreten jei. Diefer | 
Warnruf ſcheint nicht frei von egoiftiichen Inte- 
reffe gewejen zu fein; ficher ift, Daß in Deutich- | 
fand noch nicht Kümmel genug für den Bedarf 
gebaut wird, daß der Anbau, richtig betrieben, ein 
jehr lohnender ift, und daß für das Ausland | 
Kümmel und Fabrifate aus Kümmel gewonnen 
werden könnten, da in weiten Gegenden der Küm— 
melban möglich ift. Im Jahr 1883 find nad) 
der Reichsftatiftit nur 397,6 ha mit Kümmel be- 
ftellt geweien; es kann deshalb nod) eine ſehr nam— 
haſte Vermehrung des Anbaus ftattfinden. Sollte : 
diefe freifih im Sinne des Rathes „baut Kümmel 
ftatt Zuderrüben“ ausgedehnt werden, dann würde | 
die Ueberproduftion jehr bald fich einftellen; alle 
Handelapflanzen können nur in Maßgabe des Be- 
darfs und des möglichen Abſatzes nach Außen, aljo | 
immer nur in beichränftem Grade gebaut werben; 
eine Ausdehnung des Kümmels bis zu ein paar 
Taufend ha kann aber unbedenklich fein. Ueber 
den Kümmelbau find in der legten Zeit mehrere 
Ertrags⸗Berechnungen veröffentlicht worden. Der 
Kümmel hat noch den Vorzug, daß er im Wechſel 
mit Senfgebaut werden kann, jodaß man die Rech— 
nungen für Kümmel und für Senf zufammenftellt. 
Beit, „Handbuch der Landgüterverwaltung“ (vgl. 
Getreidekoften), hatte für Bayern in den Jahren 
1830,36 über beide Pflanzen jehr genaue Beredh- | 
nungen gebracht, welche zeigten, daß 100 kg, 
Kümmel zu 22,48 Marf, Senf zu 8,66 Marl er: 
zeugt wurden und da die Breite für 100 ky Küm— 
mel 45,91 und Genf 16,10 Mark waren, jo er- 

eben ſich demnach für 100 kg beim Anbau don 

ümmel 23,43, von Senf 7,24 Mark ala Gewinn. 

In den „Mittheilungen über Landw., Gartenbau 
und Hauswirthſchaft“, Nr. 31, 1885, findet ſich 
eine Ertragsberehnung für 1 ha wie folgt: 


Mark 

30 em tiefes Ackern 24,00 

Ebenen und Markiren 4,00 

Anzucht v. 46,000 Pflanzen u. Auspflanz. 50,00 

zweimal Behacken und Reinigen 30,00 
800 Ztr. zubereiteter Kopfdünger, ein» 

ſchließlich Fuhrlohn zu 30 Pig. 240,00 

für Auftragen und Vertheilen 12,00 

für Ernten, Dreichen, Reinigen 30,00 
für Pacht oder Bodenzins von 1700 Mi. 

zu 5%, 60,00 

für 5%, Bins für 450 Mi. Betriebskap. 22,50 

480,00 


thal giebt 


Kümmelbau. 


Muthmaßliche Ernte ald Durchſchnitt 32 


Bir. zu 40 Mar 1280,80 
davon ab die Kulturkoften 480,00 
bleibt als Reinertrag 800,00 


Für den nachfolgenden Senf ohne Düngung: 


Mart 
Aderarbeit 20,00 
Ausſaat 10,00 
Ernte u. ſ. w. 20,00 
Bodenzins 60,00 
Betriebstapital⸗Zins 5,50 
115,50 

Von Senf als Durchſchnittsernte 40 Bir. 
Samen zu 20 Mark giebt 800,00 
abzüglich der Kulturkoſten von 115,50 
bfeibt Reinertrag 684,50 


Es geben demnach nach diefer Rehnung Küm— 
mel und Senf in zwei aufeinander folgenden Jah⸗ 
ren, eine Folge, welche mehrfach wiederholt werden 
lann, 800 und 684,50, zuſammen 1484,50 oder 
jährlich 742,25 Mark Reinertrag. 

Es iſt unfchwer zu erfennen, daß die Rechnungs— 
aufitellung eine unvollftändige ift; es fehlen viele 
Posten ganz, und andere find zu niedrig genommen, 
andrerſeits fehlt auch die Strohernte, und wird der 
Dünger voll für die beiden Jahre gerechnet, aljo 
als in diefen zwei Jahren vollftändig vergeht an⸗ 
genommen, was auch nicht richtig iſt. Lange— 
in feinem „Lehrbuch der landw. Pflau— 
zenfunde“ für den Kümmel 36 bis 40 Ztr. als 
Ernte an, die Durdichnittserträge find demnach 
nicht zu hoch angejcht. 

Ergänzt man die Koften um die fehlenden Po— 
ften für Verwaltung, Flurſchutz, Hagelverfiherung 
u. j. w., fo ftellt fich mit der Annahme von Beit, 
dal; auf die Körner 92%, der Koften zu rechnen 
find, und dieje abgerundet beim Kümmel zu 520 
Mark feitgejegt werden, für die Körnerernten der 
Betrag auf 478,4 Mark oder bei der Ernte von 
1600 kır zu nicht ganz 30 Mark pro 100 kg 
'Lofo Feld und mit Lagerung, Marftfuhren u. ſJ. w. 
bis loto Markt zu etwa 32 Mark; der Marktpreis 
iſt 80 Marl, der Gewinn demnad 47 Mark und 

füc 1 ha 752 Mark. Für den nachfolgenden Senf 
können als Koften auf dem Felde, in gleicher Weile 
ı berechnet, etwa 150 Mark angenommen werden, 
Bi den Senf find 88%, zu rechnen, d. i. 132 
Mark; bei der Emte von 2000 kg ftellen ſich 
100 kg zu 6,6 Mark ab Feld und loko Markt 
zu 9,6 Mark, der Marktpreis ifl 40 Marl, der 
Gewinn demnach von 100 kg 30,4 Mark und für 
1 ha alio 608 Markt. Kümmel und Senj geben 
nach genauerer Rechnung in zwei Jahren zuiant« 
"men 1360 Mart oder jährlih 680 Mark Reiner- 
trag und nicht wie berechnet worden war, 742,25 


‚Mark. Der Reinertrag von 680 Markt ift aber 


immer nod ein fo großer, daß der Anbau mit 
Recht empfohlen werden kann, joweit es ſich um 
Güter mit dazu geeigneten klimatiſchen, Boden- 
und ſonſtigen Berhältmiffen handelt. 


— 


Kumys — Kunftfutterbau. 


Kumys, j. Milchwirthſchaft u. Molkerei. 


Kunitbutter und Kunſtfettkäſe, ſ. Amerika 
und Wargarine. 


Kunſtfutterbau. Auch über die auf Feldern, 
Wieſen und Weiden erbauten Futterarten fehlt e3 
noch an zuverläjjigen und genauen Reinertrags- 
berehnungen und ijt bezüglich folder wiederum 
zuerit auf das „Handbuch der Landgütervermal- 
tung“ von Veit für die Beit von 1830 bis 1836 
in Bayern zu verweiien. In derjelben jorgiamen 
Weiſe angeftellt, wie die Rechnungen für Getreide 
und Handelapflanzen — ſ. Setreidetoften — 
ergaben ji bei Veit mit dem Durchichnittspreis 
von 1,12 Mark für 100 kr Hen, umgerechnet nad) 
jegigem Maß, Gewicht und Geld, für den Heuwerth 


i P - Bin. 
auf ftändigen Weiden an Koften für 100 kg 30,6 
„Feldweiden . „ 510 
„Wieſenweiden er Na „ 100 40,3 


” 


und auf Wiejen, je nachdem fie bewäjjert oder ger 


Rothklee (zu Samen) 100 kg 
. bei 3 Schnitten 100 „ 
" ” ” 100 * 
= weijährig 100 „ 
Luzerne fünfjährig 100 „ 
— achtjährig 100 „ 
Eiparfette fünfjährig 100 „ 
“ fiebenjährig 100 „ 


491 


düngt oder unbewäffert und ungedüngt, 3, 2 und 
mehrihürig angenommen wurden, als Koften für 
100 kg Heu die Beträge von 1,34, 1,64, 0,75 
1,29, 0,53, 1,18 und 0,91 Marf, im Allgemeinen 
als Durchichnitt 1,13 Mark und demnad) ald De- 
fizit 0,01 Mark, aber auch Defizite bis 52 Pig. 
und Gewinne von 37—29 und 21 Pfg. Alle 
bier mitgetheilten Säge find im Einzel en genau 
berechnet; der Wieſenbau ftand damals im Ganzen 
dem Ackerbau an Rentabilität weit nadı; unter 
T genauen Berechnungen find nur 3 mit Gewinn 
verzeichnet und dieſe gehen nicht über 37 Pfg., 
wenn das Heu auf dem Markt verfauft gedacht 
wird, während die Verluftjäge — in 4 Fällen 
22, 52, 7, 4 Pig. find. Die höchſten Verlufte mit 
durchichnittlich 37 Pig. geben die gedüngten Wiejen, 
bei den bewäſſertem ijt der durchichn. Gewinn 10 
Me. und bei den ungedüngten Wieſen durchichn. 
15 Big. 

‚ Für den eigentlichen KRunftjutterbau ergeben ſich 
dic folgenden Berechnungen für das Hen: 


Koften 1,00 Mark, Gewinn > Big. 
1 


„ 107 „ „1 

„ 14 „ Verluſt 14 „ 
„ 121 „ Gewinn 2 „ 
” 0,91 ” " 1 ” 
„ 09 „ Baht 7. 
„1% „ Gewinn 1 „ 
„ 130 „ Verluſt 3 „ 


Ferner find an SKoften berechnet für 100 kg geben. Es berechnen fi für 1 ha die Gewinne 


Rothklee 40,7, Inkarnatklee 46,16, Gemenge mit 
Klee 46,4, ohne Klee 78,6, Buchweizen als Haupt- 
frucht 78,4, als Nebenfrucht 54,7, Spörgel 60,2, 
Autterroggen mit Raps 50,1, Hopfentlcegras 30,7, 
Weißkleeweide 12,1— 21,5 u. Futtermais 57,7 Pig. 

Neuere Berechnungen liegen von E. Wegener: 
S chneidlingen bei Staßfurt für 1854 vor. 
Die dazu befolgte Methode der Rechnungsaufſtel⸗ 
fung ift nicht genau genug, zu dem Zweck aber, 
das erhältnip in der verjchiedenen Höhe der 
Koften bei den einzelnen Futterpflanzen anſchaulich 
zu machen, können fie genügen, weil alle Berech— 
nungen gleich mangelhaft An; es fehlt bei den 
Berehnungen der rg A Verwaltung und Flur— 
ſchutz, Feldwege und Marltfuhren; Geräthe und 
Maichinen find — unvollftändig — unter Spanu— 
koften berechnet. Nach Wegener ftellten fich die 
Koften für Kleegras in einer. Rübenwirthſchaft zu 
4,21, in einer Futterwirthſchaft zu 4,88 Mar, 
beim Preis von 6 Mark mit 1,79 und 1,12 Darf 
Gewinn; für —— und Senfgemenge ſind 
unter gleichen Verhältniſſen die Koſten mit 1,92 
und 1,96 Mark berechnet, der Anbau bringt beim 
Preis von 6,20 Marl 4,28 und 4,24 Marl Ge- 
mwinn, für Luzerne find die Koften mit 5,73 Mark 
berechnet, beim Preis von 6 Mark ift der Gewinn 
0,27 Marl, für Grünmais find 0,83 Marl Kojten, 
1,13 Markt Preis, 0,30 Mark Gewinn und für 
Widhafer als Zwiſchenfrucht 7,29 Markt Koften, 


7,76 Mark Preis und 0,47 Mark Gewinn ange 


mit der Annahme von 7000 kg Kleegras, 3000 kg 
Spörgel-Senfgemenge, 7000 kg Luzerne, 90,000 kg 
Grünmais und 4000 kg Widhaferheu wie folgt: 


Kleegras zu 70X1,79 = 125,30 Marf 
| und 7OX112= u 7840 „ 
Spörgel-Senigemenge zu30 x 4,28 = 128,40 „ 
und 830x424 -- u. 127,20 „ 
Luzerne zu 70X027= 18,90  „ 
Grünmais „ 900 X 0,30 = 270,00 „ 
Widhiferr „ 40X04= 18,80 „ 


aljo zu jehr weit von einander verichiedenen Gewinn- 
jägen. Auch nah Beit ift die Luzerne die am 
wenigjten lohnende Futterpflanzge, der Mais aber 
fteilt jich in den Koften nur halb jo hoch, während 
bei Wegener die Koften für 100 kg Mais und 
Quzerne faſt gleich groß angenommen find, Maß— 
gebend können die Wegener’jhen Rechnungen nicht 
jein, beffere liegen aber aus der Praris nicht 
vor. 


In Blod--Birnbaum, Bd. II, finden ſich 
für das veranjchlagte Gut fontomäpige Rechnungen 
‘für Rothlklee auf mehreren Schlägen, für Grün— 
‚mais, für Widfutter, für Luzerne, die lofo-eld- 
preiſe find: Rothllecheu 3,8, Luzernheu 4,0, Grün« 
widen 1,10, Grünffee 1,2, Grünmais 1,10 für 
‚100 kg, die Rechnungen ergaben: 





492 Runjtfutterbau. 


Mart Mart Marl 
Grünmwiden 100 kg Koften 1,33 Preis 1,10, Berlujt 0,23 


Grünmais — 0,97, 1,10, „ 0,13 

Grünflee = M 2,46, „120, „ 1,26 (nur Nebennugung) 
Luzerneheu 7,58, „420, n ‚38 

Rothflechen z — 1,78—5,43, „ 420, „ 1.23 bi8 Gewinn 2,42 Marl. 


Die fontomäßigen Darftellungen find, fomweit von Bedeutung: 
I. Für Grünwiden, angebaut auf 5 ha nad) Gerfte: 


Debet. 
Für Auffiht und Flurſchutz Admniftrations-Ronto 62,50 Mark 
Boden- u. Scheunen-R. 173,70 


Saatgut: 600 kg Widen, 30 kg Mais, 600 kg Hafer 


= 
= 


„ 200,000 kg Mift zu 1,1u.1000 kg Gipsſtreu zu 3,4 „ Dung-Konto 2234,00 „ 
„ Miethe von Geräthichaften „ Beräthe- u. Mafch.-R. 60,00 „ 
= —— „Kaſſa⸗Konto 119,80 „ 
„ eidedünger „Schafe⸗Konto 13,05 „ 
„ Bodenzing „ Brinzipal-Konto 420,00 „ 
„Arbeitsleiſtung „Spannpferde⸗Konto 188,00 „ 
„Weggeld „Triebwege-Konto 13,25 „ 
„ Dungwerth und Arbeit von Vorfrucht „ Kafja-Konto 17580 „ 
3460,10 Mart 
Kredit. 

Für Jagdpacht von Prinzipal-fonto 6,00 Mark 
„ Weidemwerth „ Scafe-Konto 20,0 — 
„Dungwerth und Arbeit an die Nachfrucht „Kaſſa-Konto 2103,39 
„ 100,000 kg Grünfutter „ Boden- u. Scheunen-. 1330,71 

3450,10 Mark 


100 kg Grünfutter aljo 1,33 ME. Koften. 


I. Für Grünmais, erbaut auf 3,75 ha an Hopfen), Jauchedüngung 399,79, für Geräthe 
nad Gerſte. Die Rechnung ift in ganz derfelben | 12,24, für Handarbeit 12,5, für Weidedünger 5,0, 
Weiſe geftellt und auch hier findet eine ftarfe Mift- | für Landpadıt oder Bodenzins 220,0, für Spann- 
düng mit 150,000 kg jtatt; die einzelnen Debet- | arbeit 56,0, für Weggeld 5,31 Mark, zujammen 
Poſten find: Aufficht 46,88 — Saatgut 51,30 — | 1063,20 Marl. Das Kredit bringt für Weide 
Dünger 1675,0 — Geräthichaften 45 — Hand» | (40,0), Jagd (2,4), Dungmwerth u. j. w. zur Nadı- 
arbeit 176,00 — Bodenzins 242,10 (Landpacht) ; frucht (112,88) zuf. 155,25 Mark; es bleiben alſo 
— Weidedünger 9,78 — Spannarbeit 156,00 — | für 12,000 kg Luzernheu 908,22 Mark Koften 
Veggeld 9,94, zufammen 2684,74 Marl. Die | und fojten 100 kg demnad 7,58 Marf. 
Kreditpojien außer der Ernte find für Jagd (45), | V. Der Rothklee wird erbaut auf 5 ha nad) 
Weide (15,0) und rüdfchrender Werth an Dünger | Weizen, auf 3 ha zweijährig nad) Gerfte, und 
und Arbeit für die Nachfrucht 857,45 Mark, jodaß auf 3,75 ha nach Gerfte. Das Debet für die 5 
für 187,500 kg Ernte 1827,29 Mark Koften bleiben | ha ift 1349,52 Marl, das Kredit ohne Erntewerth 
und 100 kg auf 0,97 Mark ich ftellen. 539,67 Mart; 35,000 kg Kleeheu koften aljo 

11, Für Grünklee, erbaut auf 0,25 ha ala 809,85 Markt und 100 kg demnad 2,314 Marf. 
Nebenfrucht im DObftgarten. Debet 489,01 Auf den 3,75 ha ift das Debet 1607,66 Mark, 
Marl, Kredit ohne Ernte 292,25 Marl, für 8000 kg | das Kredit ohne Ernte 519,94 Mark, die Ernte 
Grünklee aljo 196,76 Mark, für 100 kg demnach | koftet alfjo 1087,72 Mark; ſie befteht aus 20,000 
2,46 Marf. Unter den Kreditpoften bildet die kg Kleeheu, 100 kg koften 5,43 Marf. Als Be- 
Obſtnutzung 248,9 Mark, unter den Musgaben die leg für die Art der Nechnung foll die für die 3 ha 
Vergütung an das Obftgarten-Ronto für Bodenzing, | mit zweijährigem Anbau gegeben werden und 
Arbeit, Dungwerth u. j. w. 483,48 Mark. zwar deswegen, um zu zeigen, wie ſich die Koften 

IV. Die Luzerne wird auf 3 ha im Wechſel | im erjten und im zweiten Jahre jtellen. Die 
mit Hopfen (ſ. diefen) erbaut. Das Konto für | Rechnungen für die anderen Feldjtüde find genau 
Luzerne giebt im Debet als Posten: Aufficht und | in derjelben Weife geführt, die Höhe der einzelnen 
Flurſchutz 68,90, Saatgut 12,06, Strohbänder | Poften aber ift bei diejen jelbftverftänblich ver- 
11,70, Düngerwerth u. ſ. w. 280,0 (Vergütung ſchieden. Es ift für 3 ha nad Gerſte das 





Debet. für das 1. Jahr für das 2. Jahr 

Für Aufficht und Flurſchutz en Adminiſtrations-Konto 37,50 37,50 Darf 
„ Saatgut „ Boden- u. Scheunen-R. 69,68 — „ 
„ Dungwerth u. j. w. von Borfrucht „ KRapital-onto 84,48 163,00 „ 
„Pferchdünger und Gupsftreu „ Scafe-Konto — 240,0 „ 
Dung-Konto — 2,04 „” 


Latus 141,66 442,54 Mart 





Een 


Kunftfutterbau. 








































für das 1. Jahrt für das 2. Jah 
Transport 141.68 442,54 Mark 


848 an Dung-Konto — 0, A 
” äthichaften „ ®eräthe- u. Mafch.-R. 36,00 36,00 „ 
5 —— „Kaſſa⸗Konto 79,00 7580 „ 
= ibebünger „ Scyafe-ftonto 7,83 Ta. 
„ Bodenzins „ Brinzipals-Konto 216,00 216,00 „ 
Arbeitsleiſtung „Spannpferde⸗Konto 48,00 36,00 „ 
Wegegeld „ ZTriebwege-Konto 7,95 75 „ 
536,44 1092,12 Mart 
u‘ Das Kredit hat die Poften: 
im 1. Jahe im 2. Jahr 
— Für gd von Prinzipals-Konto 3,60 3,60 rt 
* ide „Schafe⸗Konto 12,0 54,00 „ 
”„ Dungwerth u. ſ. w. „ Kapital-Ronto 163,0 246,13 „ 
„ bie Ernte „ Boden» u. Sch.Konto 357,89 785,39 „ 
536,44 1092,12 Mart 


Es often demnach im erften Jahre 20,000 kg!in den einzelnen Ländern ſehr verjchiedener Art; 
Kleehen 357,84 Mark, aljo 100 kg 1,789 Mark; in der Negel wird das aber nicht beachtet, und 
im zweiten Jahre find zu rechnen 3000 kg Klee- dad Ausland, bejonders Großbritannien, von 
1 = und 52,000 kg Grünflee, für die erjteren | Denen, welche die Nothlage der Landwirthichaft 
57,65 Mark Koſten, für 100 kg aljo 5,255 ME., | zu egoiftischen Zweden mißbrauchen wollen, zitirt, 
ben Grünflee 630,74 Mark, für 100 kg aljo | um darzuthun, im meld” höherem Grade eine 
en me a en —* ſich Abhilfe geboten ſei. 
ag für Kleehen zu dem beim einjährigen) Im dem Artikel Amerika, Ber. Staaten, 
Anbau wie 5,255 : 1,789 Mark geftellt. Es wird ift gezeigt worden, daß die wejentlichften Urjachen 
nur jelten der zweijährige lee vortheilhafter als | der jchlechten Lage, in welcher fich die dortigen 
einjähriger erzeugt werden und ſtets muß die) armer befinden, die hohen Schußzölle find, 
Sruchtfolge vortHeilhafter ſich geſtalten faffen, wenn | und daß es darüber in der Union feine Meinungs 
man den Klce zweimal mit entſprechend langem | yerjchiedenheit giebt. In Folge der nad) dem 
Bwijchenraum als einmal für Jahre hintereinan- | Yürgerfriege auferlegten Schupzöfle mußten fich 
der bringt. Da, wo es geboten ift, an Wirth» | die geichüpten Sag in unnatürlicher Höhe 
fojten möglichjt zu jparen, mag cs vortheil- | entwideln, ſodah die Ucberproduftion mit allen 
ein, zweijährigen Klee zu erbauen; e8 muß | ihren Folgen nicht ausbleiben konnte. Die maflen- 
Nachteil, den Klee zu höheren Koften zu ee Bankerotte und die großen und gefährlichen 
erzeugen, mit in den Kauf genommen werden. ‚Krifen, welde es von da ab jo häufig gab, hatten 
Künftliches Terpentinöl, ſ. Petroleum. Brotloſigleit für Taufende bewirkt und dieje hatten 
Lab, j. Milchwirthſchaft. er — * ſie, — 
* e der Landwirthſchaft. 1. Allgemeine durch das Entgegenkommen der Eijenbahngellichaf- 
4 Br, Amerika. Großbritannien. Unter ten, welche den Bau von Bahulinien überhafteten, 
dem Einfluß der gegenwärtigen Gejdhäftslage, welche | als Farmer neues Land in Angriff nahmen, dies 
in allen Ländern immer noch eine jehr ungünftige | ſes unter jehr günftigen Bedingungen erwarben 
nt werden muß, haben ſich auch in allen und die Landwirthichaft nicht wie gewöhnlich, fon« 
Bändern, welche für den Welthandel in Betracht |dern in dem Zuſchnitt, in welchem in Handels- 
tommen, nach und nach Zuftände entwidelt, durch ‚und Induſtriekreiſen gearbeitet wird, betrieben. 
welche die Landwirthſchafi ſchwer geichädigt wird. | Die in Europa beflagte Maffenausfuhr von Les 
Nicht nur die Landwirthe der Staaten auf dem | bensmitteln, wie fie fih namentlich in den fich- 
Kontinente, jondern auch und vielleicht mod) mehr | diger Jahren und bis etwa 1885 gezeigt hat, bes 
die in den großbritannifchen Juſeln Magen ſchon | weit, mit welchem Erfolg das geſchehen iſt. 
einer längeren Reihe von Jahren in höherem | Im Urtitel Großbritannien wurde nad- 
, als jonft üblich ift, und jelbft von jemjeits —— daß hier die Farmer an dem ſchlechten 
E ns, aus den Bereinigten Staaten und | Gang der Geichäfte theils ſelbſt Schuld find und 
aus Kanada hört man ähnliche Klagen, und mwer- | theils nicht. Die Selbftverfchuldung liegt in der 
den bie Zuftände ebenfalls als ſchwer geichädigte | unfinnigen Verſchwendung von Betriebsmitteln, 
und bedrohte geichildert. in der verkehrten Behandlung der Arbeiter, in 
Die Gemeinjamfeit der Klagen läßt auf gemein» der Angewöhnung an zu luxuriöſen Haushalt und 
Urſachen jchließen und zweifelsohne giebt es darin, daß dort zu wenig Gewicht auf Erwerbung 
i welche allenthalben die Vortheilhaftigkeit des | nüglicher Kenntniffe gelegt worden war, ſodaß man 
ftes zu jchmälern geeignet find; durch dieſe erſt jet, durch dic Roth belehrt, angefangen hat, 
Mann aber die ungünftige Lage allein nicht erffärt | für landiw. Schulen, Verfuchsitationen, nder- 
odaß aud noch andere, lokale Urjachen lehrer, Mufterwirthichaften u. j. mw. zu jorgen. 
müfjen. Selbftverjtändfich find diefe | Unverjchuldet famen die Landwirthe dort in un— 














Pe 
Digitized byK 


#4: 


Ps 


494 Lage der Landwirthſchaft. 


cünftige Lage durd die ſozialen Berhältnifje und | unentwideltem Welthandel, die Preiſe für die Ver— 
befonders dur die Anhäufung des Grundbefiges | laufswaaren des Landwirths jo tief und anhaltend 
in den Händen von nur Wenigen und das Ueber-  gejunfen waren, daß die Güter faft werthlos wur- 
wucern der Induftrien mit den Anwachſen gro- den und Taufende von Pächtern und Gutsbefigern 
Ber Induftriezentren unter Entvölterung des Lanz | zu Grunde gegangen find Das Jahr 1825 war 
des. Der Mangel an Arbeitern und in Folge | der Höhepunkt dieſer ungünftigen Zeit. Nach 
deffen die maßloje Steigerung der Anſprüche der | Königsberger Angaben galten damals im Nord- 
bier gebliebenen, welche unterſtützt werden durch | often die t Weizen 70, die t Roggen 45 Mark 
großartige Organifationen zu Lerbänden, in wels und jelbjt nur 40 Markt im Vorjahre bei 80 ME. 
den die ſozialiſtiſchen Anſchauungen immer mehr für Weizen. 
fa verbreitet haben, gefährten in bohem Grade! Eine zweite Periode mit niedrigen Preifen gab 
ie Rentabilität des landw. Betricbs troß der Ans | es von 1834 ab, bis wohin die Preije fi) wieder 
wendung von Majdinen aller Art. Es iſt gezeigt | zwiſchen 100 und 200 Mark für Weizen und 67 
worden, daß in diefen Verhältniffen die Haupt | bis 105 Mark für Roggen gehoben hatten. Die 
urfache des Nothitandes liegt und dab die groß- Jahre 1835, 1836 und 1837 zeigten für Weizen 
artige Zunahme der Einfuhr von Lebensmitteln | zw. 89 und 94 Mark und für Roggen 65-883 
aller Art mit dem dadurch bedingten Preisdrud ; Markt. Bon da ab findet fic) die anhaltende Stei- 
als das geringere Uebel ericheint, weil das Land | gerung mit nur einzelnen Jahren, in welchen die 
recht gut in die Lage fonımen könnte, den größten Preiſe tief ftanden, bis zum Jahre 1873, welches 
Theil des Bedarſs jelbft zu erzeugen, wenn die | Weizen mit 247 und Roggen mit 162 Mark no« 
übergroßen Flächen der Großgrundbefiger von; tirte. Unter 100 Mark für Roggen hatten noch 
mittlern und Heinen Landwirthen zu Eigenthum die Jahre 18:39, 1840, 1841, 1843, 1844, 1848, 
ervorben werden fünnten. Die Art und Weije, 1849 und 1850; von da ab zeigt fich die ftarke 
unter welcher dort Pachtland zu haben ift, hat fi und anhaltende Preiserhöhung, — nur n 
al3 eine für die Farmer jehr ungünftige erwieſen das Jahr 1864 mit dem Preis unter 100 M 
und die durch die großartige agrarpolitiiche Be>  ericheint (90 Markt) und unter 110 Mark nur 
wegung in Irland hervorgerufene Bewegung für 1859 (mit 108 Mark). Die Preife von unter 120 
das Recht auf Antheil am Grund und‘! Mark famen 1851, 1857, 1863 und 1865 vor. 
Boden aud in England und Schottland ihre Bon 1873 an beginnt die jegige Abwärtsbeiwe 
Nachwirkung zu Ungunften der Farmer bereits anhaltend bis 1879 für Weizen von 247 
gezeigt. Den Landwirthen in Großbritannien kann 191,92 und für Roggen von 162 bis 122,71 und 
geholfen werden, wenn es gelingt, die Ugrarfrage | 121 im Jahre 1878. Die Jahre 1880 und 1881 
ER zu löjen und wenn die Manie, ausgedehnte | haben wieder Preife von 208,5 und 195,83 für 
Ländereien unter Vertreibung der Farmer zu Jagd» | Weizen und 176,13 und 182 für Roggen und von 
gründen und Parts niederzulegen, aufgegeben, jowie | da ab geht es wieder anhaltend abwärts bis FH 
gejeglich dafür gejorgt wird, daß eine gerechtere Ver= | den gegenwärtigen Stande von etwa 150 und 105 
— vonGrund und Boden ſtattfindet. Es iſt Mark. Vgl. im Uebrigen den Artilel Getreide— 
den Landwirthen dort bereits vielfach geholfen wor- preiſe. 
den, injofern als die Urſachen der ungünſtigen Lage Für die Landwirthe kam vor etwa 1880 aber 


Harer ald anderwärts erlannt worden find und dar- 
auf hin jofort große Rührigzkeit entwickelt wird, 
um beffer bejtehen zu können 
2. Preisrüdgang. In Deutſchland haben 
die Klagen der Landwirthe zu feiner Zeit aufge- 
hört; es giebt feinen anderen Stand, in welchem 
die Betriebsgenoſſen ftets jo unzufrieden ſich äu— 
Man kann das Klagen als eine ererbte 
Ungemwohnheit anfehen und dieje einigermaßen be— 
reiflich finden, wenn man fich erinnert, daß noch 
FA die meiften Bauern glauben, fie müßten mehr 
Steuern bezahlen, wenn ſie nicht Hagen, ſowie an- 
dererjeit3 berüdjichtigt, daß der Yandmann der 
Frucht jeiner Arbeit nicht eher ſicher ift, als bis 
er das Geld dafür in der Tajche hat. Vom An— 
beginn der Eaat an bis zum Einjaden für den 
Verlauf auf dem Markte giebt es der Gefahren 
gar viele zu überwinden, und ſehr oft ericheint die 
Gefährdung weit größer als fie in Wirklichkeit ift, 
ſodaß es fich dadurd and) erflären läßt, daß die 
Landwirthe ſich gerne in Uebertreibungen gefallen. 
Im jegigen Jahrhundert hat es befanntlich eine 
eit gegeben, von 1820 bis 1828, in welder in 
Ige andauernd guter Ernten bei noch gänzlic) 


no dazu, daß es nunmehr . einen ähnlichen 
Preisrüdgang für die Erzeugnifie der Moltereien 
gab, während die FFleiichpreiie im Ganzen nicht 
mwejentlich alterirt wurden und nur zeitweife auf 
einzelnen Märkten oder für einzelne Tage und 
Wochen der Fettvichmarkt ungünftige Ausfichten 
bot. Es kam diejer Preisfall im Zujammenhang 
mit dem Preisrüdgang in vielen anderen Waaren 
und mit der auffallenden Erniedrigung des Zinſes 
‚für apitalanlagen, Vorgänge, welche in den jüngs 
ſten Jahren fid) zeigten und deshalb als allgeme 
bekannt nicht des Weitern gezeichnet zu werden 
brauden. Als beionders nadıtheilig wurde der 
ı Breisrüdgang im Zucker in Folge der durch un— 
ſere Stenergeiege veranlaßten Ueberproduftion und 
der im Spiritus in Folge von großartig geftei- 
gerter Ausfuhr aus Rußland und Defterreih von 
den Großgrundbefigern, welche derartige Neben 
betriebe haben und von den Landwirthen, welche 
Rohmaterial dafür lieferen (Rüben oder Kartoffeln), 
empfunden. 

3. Sonſt und jetzt. Aus der Periode von 
| 1834 ff. befigen wir ein Wert, welches bis auf 
die Gegenwart das einzige geblieben ift, in wel» 











Lage der Landwirthſchaft. 


hem genaue Berechnungen über die Größe der 
Erzeugungstoften aller landw. Verkaufswaaren 
enthalten find, ein Werk, welches jo gründlich dieje 
Berechnungen giebt und jo richtig, daß kein an— 
deres an die Seite gejtellt werden kann. Diejes 
Werl ift „Das Handbuch der Landgüter-Verwal— 
tung ober der Einrichtungd- und Betriebsfunde 
des landw. Gewerbes zunächſt für die bayeriichen 
Landwirthe” von Raimund Weit, 11 Bände, 
1837 ff. in Augsburg bei M. Rieger erichienen. 
Unjere Landwirthe jprechen gerne von der guten 
alten Zeit, in welcher es noch feine Mancheſter— 
männer gab, keine Jnduftrie, feine Eijenbahnen 
und Dampfichiffe, feine überfeeiihen Zufuhren, 
feine Goldwährung, feine Freizügigkeit und keine 
Gewerbefreiheit, feine Arbeiterſtriles und nichts 
von all den Dingen, welche die norddeutſchen und 
die deutichen Reichätage uns gebracht haben uud 
über welche jo gerne als über die Wurzel aller 
Uebel geklagt und raijonnirt wird. In jener jo 
oft noch gerühmten „guten alten Zeit” jchrieb 
aber Beit in der Vorrede zum 1. Band: 

„Bon allen Seiten her vernimmt man den all- 
gemeinen Sammer: „Die Kandwirthichaften tragen 
nichts, die in dem landw. Gewerbe angelegten 
Kapitalien verintereffiren fich nicht, man gewinnt 
nicht mehr die Produftionstoften der Erzeugniſſe 
u. dgl. m.” — Die größten Hinderniffe will der 
Eine in den Stenerlaften, der Andere im Zehent 


und Feudalismus, der Dritte im wilden Hirten« | 


ftab und der Vierte in der Wohlfeilheit der landw. 
Erzeugniffe gefunden haben. Als probates Ret— 
tu 
Miftdampf, hier die Freiheit, dort die Sperre vor- 
geichlagen. — Kurz die Yandwirthichaft wird, wie 
eine Kranfe auf dem Lande behandelt, um welche 
fih die Verwandten jammeln und zur Heilung 
ein Heer von Hausmitteln oder einen berühmten 
Quadfalber zu Rath ziehen und alle Wege licber 
eingejchlagen wiffen wollen, ald zum rechten Arzt 
zu geben, um das rechte Mittel zu erhalten. — 
Die Landwirthichaft muß wider Willen krank jein. 
Eie ift ed aud) in der That, aber nicht, als wäre 
die Anlage hierzu in ihrer Natur gegeben, jondern 


Smittel wird bald die Zuderrübe, bald der 


495 


welcher joviel Intelligenz befigt, um unter allen 
Umftänden ftets die vortheilhaftcjte Wahl der Mittel 
treffen und die höchſten Erfolge daraus ziehen zu 
fönnen, wird ſich in feinem reife unabhängig und 
frei bewegen, leicht nad) den wechjelnden Berhält- 
|niffen ſich richten und jenen fejten goldenen Boden 
finden, auf dem ein blühendes Gewerbe goldene 
Früchte trägt, während der Unfundige nur an der 
Scale, wie ein Inſekt, herumfriccht, der Sklave 
fremder Eingebungen ift, nur mit fremden Augen 
\fieht, in feinem eigenen Haus Fremdling bleibt 
und mit eigenen Augen nur zujehen muß, wie 
jelbft die wenigen Garben feiner Flur in frende 
Scheunen getragen werden. Die, welche im landw. 
Gewerbe ihr Fortlommen finden wollen, müfjen 
aud die zur Erlangung der Wiffenichaft erforder- 
lihen Bedingungen erfüllen und hierzu die Fähig— 
feit beſitzen . . . um unter allen Wechjelverhält- 
niffen den möglich höchſten Gewerbsprofit erzielen 
zu fönnen“ ... 

Unjere Landwirthe Hagen jept wieder in ganz 
derjelben Weije; es hat jich zwar die wifjenjcd)aft- 
liche Berufsbildung mehr verbreitet; es find zahl- 
reiche Lehranftalten, Verſuchsſtationen, Mufter- 
wirtbichaften u. ſ. w. errichtet worden, es wird in 
den vielen Bercinen viel über Verbejlerungen ge 
Iprochen, wir haben Fachblätter in Hülle und Fülle, 
dem Landwirth ftehen Mafchinen aller Art, käuf- 
liche Dung- und Futtermittel für billiges Geld zu 
Gebote, es geichicht das Möglichfte für die Land» 
wirthichaft von allen Seiten, in den Wiffenjchaften 
arbeiten Hunderte unabläffig zum Nuten der Land- 
wirtbichaft, um die Lebensbedingungen der Pflanzen 
und der Thiere immer gründlicher erfahren zu 
lernen und bie Mittel zur Belämpfung der Feinde 
aus der Pilanzen- und Thierwelt aufzufinden, die 
Gejeßgeber find und waren bemüht, alle Hinder- 
nifje der Entwidelung zu bejeitigen, nad allen 
Richtungen Hin find großartige Fortichritte ge— 
macht worden, — die Klagen find aber geblieben 
und werden jet jogar viel ungeftümer und lauter 
erhoben, und bezüglih der Behandlung der an- 
geblich lebensgefährlich erkrankten Landwirthſchaft 
it es auch im Ganzen beim Alten geblicben. Es 








weil aus Unkenntniß derjelben an fie Forderungen | wird nicht gelehrt, fich felbjt durch vermehrte An— 
gemacht werden, die fid mit ihrer Konftitution | ftrengung und mehr Aufwand von Kenntniß und 
nicht vertragen und weil man ihre Lebenskräfte Geſchick zu helfen, fondern die Hilfe von Anderen 
und die Bedingungen der höchſten Entwidlung der- zu erwarten und zwar durch Maßregeln, welche 


felben nicht keunt. Diefe Untenntniß rührt von | 
dem faft allgemeinen Jrrwahn ber, daß die Land: | 
wirthichaft das allereinfachite Gewerbe der Welt | 
fei, dap fein Menſch hierfür zu dumm und zu 
jung fei, dab das Studium der Landwirtbichaft 
der gerade Weg zum Berderben jei und dab der 
wahre Landwirth nur hinter dem Pflug fich bilde, 
wozu mur ein tüchtiger Körper, gleichviel, ob mit 
oder ohne Kopf gehöre. 

Diele Unkenntniß, diefer Irrwahn und blinder 
Glaube find es, in denen der Status morbi der 
Landwirthichaft liegt, weil diefe Geifter der Fin- 
fterniß von der Erwerbung jener Kenntniffe ab⸗ 
haften, durch welche allein man Meifter des erfien | 
aller Gewerbe werden kann. Nur allein Der, | 


immer mehr als jolde von jehr zweifelhaften 
Werthe ſich erweijen. Es wird jetzt behauptet, daß 
aller Fleiß, alles Geſchick, alle Kenntniffe und alle 
Spariamfeit nicht mehr helfen, jodaß nur der 
Staat durch Schußzölle und Begünftigungen aller 
Art den drohenden Ruin der Landwirthidhaft und 
mit diefem den der ganzen Gejellichaft aufzuhalten 
vermöcte. Ron dieſem wird beshalb die Hilfe, 
das Opfer, verlangt und in immer Ka fteigerndem 
Grade. Der Unterfhied gegen früher ift aber der, 
daß jegt Methode in das Klagen gebradyt worden 
ift und daß politiiche Parteibeftrebungen mit der 
Agitation für Bittgeſuche um Unterftügung aus 
Mitteln der Gejammtheit verquidt werden. Die 
Folge davon ift eine fehr tiefgreifende und eine 


486 


für die fernere Entwidelung der Landwirthichaft 


unbeilvolle. Das, was für die Landwirthichaft, 
für mweldje als die Grundlage aller Wirthichaft- 


licjfeit mit Recht eine befondere Fürjorge in Ans" 


ſpruch genommen werden kann, gejchehen joll, wird 


leider nicht mehr durch rein jadjliche Erwägungen, , 
fondern nad) dem Prinzip der Macdıtfrage be 


timmt; man agitirt für die Erlangung der Ma- 
jorität in den Dee DenDeN Körperſchaften und 
die Majorität de 


und feiner Schonung deshalb gewürdigt wird. 


Daß unjere gefammte politische Entwidelung in 


den legten Jahren dieſe Art der praftiichen Wirth: 
ſchaftspolitik, auf welche man mit Stolz bliden zu 


fönnen glaubt, ungemein begünftigt hat, unterliegt 


feinem Zweifel; der nahe Zuſammenhang mit 
diejer hat es auch bewirkt, daß ein höchſt unan— 


enehmer Ton in die Verhandlungen über die 
dage gekommen ift und Jeder, welcher nicht mit 


bem großen Haufen übereinftimmt, überichrieen 
und verdächtigt wird, zu den Feinden der Land— 
wirthichaft zu gehören; daß es aber irgendwo 
wirkliche Feinde der Landwirthſchaft giebt, 
hat nod; Nicmand zu beweijen vermocht; es giebt 
nur eine Anzahl von Männern, welche aus volliter 
Ucberzeugung der Anficht find, daß fein Stand 
wi Koften anderer Stände bevorzugt werden dürfe, 
dab das allgemeine Intereſſe allenthalben voran- 
ftehen müffe und daß ber ns „Hat der Bauer 
Geld, dann Hat Feder Geld“ ebenio umgekehrt an- 
gewendet werden kann. Man darf jelbjt nod) weiter 
gehen und jagen, es giebt zur Beit wohl Nie— 
manden, welcher nicht bereit wäre, für die Land— 
wirthichaft wirkliche Opfer zu bringen, wern dieſe 
nur nidt das Maß überjchreiten, d. h. nicht An— 
deren mehr Schaden zufügen, als Bortheil daraus 
für die Landwirthichaft gewonnen werden kann 
und andererjeit3 nur unter der Bedingung, daß 


bie Opfer wirklich der gefammten Landwirtbichaft 
und nicht nur einem Theil der Landwirthe zu gut | 


fommen. 

4. Fehler in der Beurtheilung. Die 
Hauptichler in der Beurtheilung der nr liegen 
aber darin, daß noch genau jo, wie zu 
ten mit höchſt jeltenen Ausnahmen in der Land- 
wirthichaft gar nicht oder nur unrichtig gerechnet 
wird, daß die Peweglichkeit fehlt, unter geänderten 
Verhältniffen fich diefen anzubequemen und dab 
man die allgemeine Lage einfeitig nach dem Stande 
der Vortheilhaftigkeit des Getreides beurtheilt, ob- 
ſchon diejes längſt aufgehört hat, die „vornehmſte“ 
Frucht zu ſein und allein den jährlichen Ueber— 
ſchuß zu bedingen. Für weitaus die meiſten Land— 
wirthe hat das Getreide nur noch eine ſehr unter— 

eordnete Bedeutung, weil fie ſchon längſt den 
etrieb auf andere Pflanzen begründet oder den 


Aderbau jelbft in zweite und dritte Linie geftellt | 
Allein enticheidend über Wohl und Wehe | 
ift das Getreide nur in jehr jeltenen Ausnahms- ſachen find in erjter Linie zu 
fällen, hauptſächlich entjcheidend nur für die Land» | Raufpreife und Ueberf 


haben. 


vetirt dann einfach ohne Rückſicht 
auf die Minorität, welche ihr als die Befiegte gilt: 


eits Zei⸗ 


Lage der Landwirthſchaft. 


wirthe im Süden und Welten. Nicht, wie irr- 
thümlich dargeftellt wird, auf die Größe der 
etriebe, jondern darauf fommt es an, welche 
Rolle im Betrieb dem Getreidvebau zugewicjen 
wird und werden muß. Alle Landwirthe, welche 
darauf angewicjen find, vom Getreide die Haupt— 
einnahme zu erwarten, find felbftverftändfich 
durch die tief gejunfenen Preife in hohem Grade 
benadhtheiligt worden; für die weit größere Zahl 
aber der Landwirthe, die, welche ihre Hauptein— 
nahme aus Viehzucht, oder Handelspflanzen oder 
‚technifchem Nebengemwerbe oder Nebenverbienft ge— 
innen, wirft der niedrige Preis zwar ebenfalls 
jhädigend, aber doch nicht in dem Grade, daß von 
‚der Erhöhung durch fünftlihe Mittel die Exiſtenz 
abhinge. Leider giebt es nad) dieſer Richtung hin 
feine Statiftit; dieje giebt und nur die Größe der 
' Güter, die Zahl der Pachtungen und die der Selbſt⸗ 
bewirthichaftungen, die der jelbitjtändigen Wirth» 
ſchaften und die Zahl der Betriche an, in welden 
‚ ein Nebenverdienft nothwendig ift, um den Lebens 
‚ unterhalt beftreiten zu können. 
' Da jeder zuverläflige Anhalt zur Beurtgeifung 
der Frage, welche Rolle der Getreidebau für die 
Einnahmen bei den einzelnen Wirthſchaften ſpielt, 
fehlt, jo befindet man ſich allerwärts in der Täu— 
ſchung, die wirtlihe und unverkennbare Nothlage 
ber allein oder überwiegend auf das Getreide an 
gewiejenen Landwirthe allgemein zum Maßſtab der 
Beurtheilung der Lage der geſammten Landwirth- 
ſchaft anzunehmen. Das ift der hauptjächlichite 
Irrthum. Dan fanıı jagen, dab es auch nicht an 
Solchen li welche diejen Irrthum gefliffentlich 
hervorzurufen und zu verbreiten pflegen, aljo etwa 
jo verfahren, wie die Begründer der Internatio- 
nale und der anardiftiichen Barteien, welche den 
Grundjah befolgen, den Mrbeitern das Elend vor- 
zuſpiegeln, um zum Heerbann geneigt zu machen. 
Ein weiterer Irrthum folgt aus dieſen, und auch 
er wird künſtlich genährt und hervorgerufen. Alle 
Landmwirthe, welche mit ihrer Einnahme nicht mehr 
zufrieden find, fchreiben die Urſachen den niedrigen 
Setreidepreifen zu und laſſen jich deshalb jehr 
| gerne einreden, daß ihre Noth ein Ende habe, 
wenn durch Zollſchutz das Getreide wieder einen 
hohen Preis erlangt. Sie vergefjen, daß die Min- 
‚dereinnahme durd ganz andere Verhältniſſe be- 
‚dinge jein fann, und daß mindeftens ſolche wejent- 
‚lich dazu mitwirken. Dieſes Verfahren muß in— 
‚ jofern ein verhängnißvolled genannt werden, als 
es das Nachforſchen nad) den wirklichen Urſachen 
verhindert und damit auch die Beſeitigung der 
wirklichen Uebelſtände unmöglich macht. Es kann 
‚feinem Zweifel unterliegen, daß alle Landwirthe, 
‚für welche das gilt, eine gründliche Hilfe von der 
Zollerhöhung oder überhaupt von der Wiederfehr 
5 Getreidepreiſe nicht erlangen werden und 
Önnen. 





Mitwirkende Ur— 
ohe Pacht- oder 
uldung, gleich— 


5. Selbſtverſchuldung. 


wirthe im Norden und Nordoſten und gar nicht giltig aus welcher Urſache dieſe entſtanden iſt, 


mehr belangreich iſt es für die Mehrzahl der Land— | 


Mangel an Betriebsfapital mit der unvermeidlichen 


Lage der Landwiribidaft. 


Folge des Berlaufs der Erzeugnifje zu den ungüns 
ftigften Bedingungen, ja felbft oft ſchon vor der 
Ernte oder —* vor der Herſtellung als fertige Marlt⸗ 
waare, und ferner unrichtige Betriebseinrich— 
tungen (u biel und zu wenig und unpafjend ein= 
gerichtete Gebäude, Furusbeuten, zu viel oder zu 
wenig und ungeeignetes Vieh, zu viel oder zu wenig 
und zu koſtſpieliges Geräthe, unrichtige Feldeinthei— 
fung, örtlich unlohnende Betriebsziweige und Fehlen 
der lohmendften u. ſ. w.). Man behauptet nicht zu 
viel, wenn man jagt, daß es im ganzen Reiche nur 
fehr wenige Güter giebt, welche örtlih muſtergiltig 
eingerichtet find und jo fortgeführt werden. 

In lebte Linie kann man die perfönlid ge— 





497 


mie dargeftellt worden war (Mebertreibungen giebt 
e8 auf beiden Seiten), allgemeine Cigenthümlich- 
feiten der Landwirthe gewiſſer Kategorien, jondern 
wohl nicht feltener und nicht häufiger als bei au— 
deren Erwerbsklaſſen zu finden; fie wirken für Ein- 
zelne in bedeutendem Grade, Können aber nicht zitirt 
—— wenn es gilt, ein Allgemeinleiden zu beur— 
eilen. 

Die Selbſtverſchuldung bildet diejenige Ur— 
ſache des Rüclgangs oder des nicht Vorwärtskommens, 
welche durch Andere nicht befeitigt werden kann, 
diejenige, für welche e8 feine äußeren Heilmittel 
giebt. Da wo fie in hohem Grade vorhanden ift, 
muß trotz aller Hilfe durch Andere im kurzer Zeit 


machten Fehler ftellen, Fehler, welche zweiſels- der Untergang kommen. Im Königreich Bayern 
ohne bei Vielen eine bedeutende Rolle fpielen, welche | hat man bei der letzten Erhebung über die Sub- 
man aber nur einfach regiftriren kann, da darüber | haftationen in den Jahren 1881—1886 genau feft- 
mit Niemanden zu rechten ift. Mangelnde Ges | gejtellt, wie viel Prozente davon der Selbſtverſchul— 
ſchäftslenntniß, mangelnder Eifer und Fleiß, dung zuzufchreiben find. 

luxuriöſe Lebensgewohnheiten u. f. tw. kommen * Es werden als Urſachen des Ruins in der am— 
bäufiger vor, als zugegeben wird, find aber nicht, lichen Statiftif angegeben: 


tür 43,7%, der Fälle ungünftige Gutsübernahme, Ueberihuldung und Kapitalstündigung, 


„ 222. » „Mangel an Sparſamkeit, Feichtfinn und Trunkfucht; 
„» 67.» »  Wedielihbulen und Bürgichaft; 
„ 3 nn  Geihäftsunfenntniß, Mangel an Arbeitskräften, jchlechte Berwirthichaftung ; 
„ 36% »  » Spekulation, Bauwuth, Neubauten und zu große Bauluft ; 
"„» 26, »  „ Vermögens: oder Kreditlofigkeit, Mangel an Betriebstapital, Verluſte im Geſchäft 
oder durh Schuldner; 
„ 23.» m rbeitsihen, Spielſucht, Müfiggang; 
„ 19. » »  Brozehfuht und verlorene Prozefie; 
” 1,2 ” " ” Bu r, 
„ 08,»  „ Unfofidität im Geſchäft, Fälſchung, Betrug, Berurtheitung, Haft; 
„» Ol. #0 Aumgenügende Berjicherung; 
„ 08.»  Ramilienzwifte, Ehetrennung, Flucht, Auswanderung. 
90,2 9, 


ul 
Es waren alio —F der Subhaſtationen rein ſelbſt- die Sparkaſſen-Einlagen ſich bedeutend in dei leg» 

verjchuldete, ein Verhaͤltniß, welches erſchreckend wäre, ten Jahren — bis zur Ueberfülle — vermehrt habem 

wern die Subhaftationen überhaupt im Berhältniß | und dak weitaus der größte Theil davon auf die 

zu der Zahl der vorhandenen Betriebe erichredtende | Tandıv. Bevölterung kommt. 

wären und Zunahme zeigten; die Statiſtik zeigt| Es ergiebt fich daraus, daß in der Yeidenfchait- 


aber die Abnahme von 2739 Fällen im Iahre 1881 
bis auf 1348 im Jahre 1856 mit 21,252 und 
8582 ha Fläche. Das Königreih hat im Ganzen 
681,521 landw. Betriebe und dieie haben 4,627,443 


lichkeit, mit welcher der Kampf für und wider die 
Inanfpruchnahme öffentlicher Mittel zurlinterftiigung 
der Landwirthſchaft von Seiten der politiſchen Par- 
teien geführt wird, bedeutende Uebertreibungen 


ha (ohne Wald). Die Zahl der Subhaftationen | bezüglich der Selbftverfchuldung ftatt gefunden haben, 
im Sabre 1886 war demnach nicht ganz 0,2%, der | aber auch bezüglich der Darftellung der Nothlage, 
Betriebe mit 0,17 9%, der Fläche, während man in | welche ſich keineswegs als eine ganz außerordentliche, 
der Induftrie- und Handelswelt rechnet, daß alls | geichweige denn als eine hoffnungsloje zu erkennen 
jährlib unter normalen Berbältniffen etwa |giebt. Noch fteht die Landwirthfchaft feit 
1/90 der Firmen = 1,66%, fallirt. Die Zuftände ‚genug, um auch ohne Anwendung außer» 
in Banern haben ſich alſo für das Jahr 1886 als gewöhnlicher Mittel die Ungunſt der Zeit— 
noch ſehr gute im der Yandmwirthichaft erwieſen und verhältniſſe überftchen zu können, das ift 
daraus muß man folgen, daß durch Selbftverihul: das Schlußergebniß aller gewiſſenhaft und umſichtig 
den ebenfalls im Ganzen nur wenig Nothitand ſich genug angeftellten Unteriuchungen. 
ergiebt. 88 * wohl eine ſtarle Gefährdung der Land— 
6. Uebertreibungen. Unter der Beſchreibung wirthſchaft unter dem Einfluß der gegenwärtigen 
der Verhältniſſe der einzelnen Pänder ift nachgewie- , Geichäftsfrifis, aber feinen Anlaß, den vollftändigen 
fen worden, daß alle bis jetzt im ähnlicher Weile Ruin befürchten zu miüfjen, wenn nicht der Staat 
angegebenen Enqueten ähnlih günftige Ergebniffe mit bedenklichen Hilfsmitteln einfchreitet; die Yand- 
88 haben; es liegen ſolche vor aus Preußen, wirthe find im wenig erfreulicher Lage, fie leiden 
den, Württemberg, Heilen und Braunichweig ; | aber nicht mehr als andere Erwerbende auch und die 
von fämmtfichen ſächſiſchen Staaten ift befannt, daß Uriachen ihrer Feiden find folche, unter deren Ein— 
Kandiw,-Konverf.-Xeziton. Spezial ⸗Supplement. 32 


7 


En 


498 Lage der Landwirthſchaft. 


Auß Andere in gleichem Grade betrofjen find. Was | den Ver. Staaten fich zeigen, wird überſehen oder 
immer dagegen gejagt und geſchrieben werden mag, abſichtlich umbeachtet gelaſſen. Man fpricht von 
ift Ucbertreibung, künſtliche Made im Interefje Ein» | Goldmangel als Urſache der fintenden Preife trots 
jener oder im dem politifcher Parteizmede. Die | der reichen Hilfsmittel der Neuzeit, den Geichäfts- 
roßartigften Uebertreibungen giebt e8 aber im den verlehr ohne Metall zu vermitteln, und behauptet 


gaben über die Höhe der Erzeugungstoften der 
Feldfrüchte und der Nutungen fonft. Alle darüber 
bis jet vorgebradhten Zahlen find unrichtig. 
7. Wirkliche Urfaben. Bor ed 14'/, 
Sahren brach die verhängnißvolle Krifis aus, für 
welche die freiheitliche Wirthichaftspolitif, wie fie die 


Jahre 1867—73 kennzeichnet, verantwortlich gemacht | 


worden ift und immer wieder berantwortlicy zu 
machen verfucht wird, obichon es längſt erwieſen ift, 
daß die Krifis einer allgemeinen Welttrifis, für welche 
doch die deutiche Gejegebung nicht verantwortlich 

er freibeitlichen Gejeßgebung der Jahre 1867 bis 
1873 hat man die Zeit, fich zu bewähren und Je— 
dermann in die dadurch geichaffenen Verhält— 
niffe fi) einzuleben, nicht gelafjen; in überftürzen- 


emacht werden kann, hauptjächlich zuzuſchreiben ift. | 


ein allgemeines Sinfen aller Waaren= 
preije im Folge defien, während zugleich darüber 
gellagt wird, daß der Pandwirth deshalb in fo un— 
günſtige und unhaltbare Page gelommen jei, weil 
er alle jeine Erzeugniſſe unter den Selbſtkoſten ver— 
‚faufen müſſe, fiir alle zum Betrieb nothwendigen 
Beichafjungen aber jehr viel mehr als vordem 
zu bezahlen habe; nicht nur die Föhne und die Haud- 
werfer, jondern aud die Materialien und Alles, 
was er zum Betrieb faufen müſſe, ſei theurer ge— 
worden. Weder das Eine, noch das Andere ift volle 
ſtändig wahr; es find nicht alle landw. Erzeugniffe 
im Preife gefallen und nicht alle Waaren anderer 
Art, welche der Landwirth * hat, geſtiegen und 
es hat ſelbſt für das Getreide noch nicht glaubwürdig 
nachgewieſen werden können, daß deſſen Verlauf die 








der Haft iſt das in 6 Jahren, wovon 2 ſchwere | Koften nicht mehr deckt. Wahr ift, daß das Getreide 
Kriegsjahre waren, Geichaffene befeitigt oder doch in | immer niedriger im Meltverfehr gehandelt worden 
den Grimdzügen vollfommen verändert worden. iſt, weil immer ‚ger Mengen davon zum Markt 
Eeitdem, nunmehr 14'/, Jahre lang ohne Krieg kamen; innerhalb der Zeit, feit welcher hanptjächlich 
mit Ausnahme des und weniger berührenden türz geklagt wird, zeigt fich aber doch, daß ſowie im 


liſch-ruſſiſchen Krieges, dauert num die Herrichaft der | nennenswerthen Grade in irgend einem Produftiong- 


Wirthſchaftépolitiler, welche feiner Zeit die ethifche 
Volkswirthſchaft und bon diefer die allgemeine 


Glücieligfeit vertündigt haben; man hat diefen voll⸗ 


fommen geftattet, die „ehrliche Probe“ zu befiehen, 
Niemand bat auch nur den Verſuch gemadt, das 


von ihnen Geicheffene umzuftürzen; fie felbft aber 
haben unabläffig ges und verändert, weil eine Bes 


friedigung nicht kemmen wollte. Iett wird beſon— 


ders die Yage der Landwirthſchaſt als mehr wie je, 


gefährdet Targejiellt und zum drittenmal der Berjuch 
gemacht, durch Zollihut und Begünftioungen mans 


gebiet Fehlernten vorfamen, dann auch fojort der 
Preis fich wieder mwefentlich erhöhte. Es hat Nies 
mand beweilen können, daß das Sinken ein anbol« 
tendes bleiben werde und ebenſo wenig Tann be» 
hauptet werden, daß die Zufuhren fortdauernd fteis 
gen werden. Die in diefer Beziehung bei und am 
meiften gefürchteten Fänder, die Union und Tftin- 
dien, zeigen ſchon bedentende Abnahmen in der mög: 
lichen Ausfuhr, ſodaß im Herbft 1887 allgemein von 
den Börſen geichrieben wurde, daß Rußland jetzt 
den Getreidemarkt allein beeinflußt. Ein ſicheres 





nigſacher Art den im Ausficht ſtehenden Ruin aufs Urtheil über die Urſache der unliebſamen Erſchei— 
zubalten. Die angewendeten Mittel follen nun, weil | nungen im Marttvertehr zu fällen, kann noch Nie— 
erfolglos, nochmals in verſtärkler Dofis zur Anz | mand gelingen. Alles bewegt fih noch in Ber— 
wendung lommen; eine genaue Feſiſtellung der Ur— | muthungen und das, was der Eine ald Hauptſache 
fadien aber, durch welche die allgemein ungünftige | betont, wird von ‚Anderen als nebenſächlich betrachtet. 
Geſchäftslage veranlagt worden ift, Tonnte bis jetzt Thatiache ift, die Zeit ift fchlecht, die ganze Geichäfte- 
nod nicht ermöglicht werden und deshalb Tann es | welt leidet und Hagt, bei uns und anderwärte, da, 
auch nicht befremden, daß dic widerfpredhendfien Anz | wo es deutiche Geſetze giebt und da, mo es jolde 


gaben darüber gemacht werden und demgemäß aud) 
die borgejchlagenen Heilmittel ſehr ſich mideripres 
chende in, 

Die Einen verlangen ihütende Zölle und natio— 
nale Abiperrung; fie find fofort bei der Hand, Je— 
den, welcher nicht zuftimmt, zu berdädtigen; Anz 
dere nennen das verichlte Mittel, weil nicht die 


Ueberflutbung mit fremden Erzeugnifien 


die Urfache des Rückgangs fei, jondern die Gold: 


währung oder, wie kürzlich) das bezeidinet wurde, 


„der willtürlich unnatürliche Eingriff in die altge- 
wohnte Währung“. Pal. Bimetalliemus. Daß 


auch diejenigen Länder, welche feine Goltwährung 


haben, cbenio leiden, gleiche Erfcheinungen und Kla— 


gen in Großbritannien mit Gold- und in Franks | 


reich und den Staaten der lateinischen Münzfonvens 
tion mit annähernd doppelter Währung ſowie in 


nicht giebt, und ebenio Magen die Kapitalbefiker, 
‚weil fie weniger Zins als fonft einnehmen und von 
‚der behaupteten Wohlfeilheit der Maarenpreife nicht 
viel merken; die Häuferbefiter und die Wirthe, die 
Eutbeſitzer und die Fächter, die Beamten umd die 
Arbeiter Magen und die viel beneidete Börſenwelt 
Hagt erft recht, weil fie nicht weiß, wie fie das Geld 
anlegen und unterbringen foll, ſodaß ſchon wieder 
Gründungen bedenllicher Art verfucht worden find. 

Eeit 14'/, Jahren beichäftigen fich alle National« 
öfonomen und Statiftiler, zahlreiche Praltifer im 
Erwerbsleben und Andere mit Auffindung der wirt— 
lihen Urſache der fo lange anhaltenden und immer 
mehr verſchärften ungünftigen Lage; alle Arbeit da- 
‚ für hat nur fopiel bewirkt, daf; das, was die Einen 
als Urfadhe nennen, ven Anderen vermorien wind 
und die Unflarheit im Ganzen geblieben if. 





„. 
chez 


Unter ſolchen Umftänden follte man doppelt bor- 
im Erperimentiren fein; es fehlt auch nicht 


a ee — il 
Lage der Landwirthſchaft. 3 





A 


tirungen und der nur geringen Erfolge der Gegen- 
wirkungen wirft allgemein beunrubigend und muß 


ſchti 
an J— welche meinen, daß das viele Er=-| das Vertrauen in die Haltbarkeit der Zuſtände 
perimentiren die Hauptſchuld trage; nothwendig | vielfach erichüttern. 
feien für die Gejchäftswelt nur Ruhe, nur die Ge- e) Die Höhe der Beftenerung hat auf alle 
wißheit bfeibender Zuftände für mwenigitens einige | Klaſſen der Bevölkerung nachtHeilig gewirkt und 
Jahre, wirthicaftliche Geiege don Beltand, gleich» | um jo mehr die Gejchäftswelt beunruhigt, je we- 
giltig, ob fie an fich die beiten feien oder nicht. niger es gelingen will, Dauerndes zu jchaffen und 
Auffallenderweife wird nur wenig oder gar nicht | Ungerechtigfeiten zu vermeiden. 
don der folgenden jehr einflußreihen Einwirkungen ' f) Unter dem Einfluß aller diefer und anderer 
geiprochen : | Verhältniffe ift, worauf am meiften Gewicht gelegt 
j a) Die politiijhe Lage läßt, jo lange die werden muß, die Kaufkraft des Volkes im 
Drientfrage nicht gelöft ift und nod an Bündniffe Ganzen geſunken; fie geht trog niedriger Preife 
zwiſchen — und Frankreich gegen Deutſch- für viele Waaren immer mehr zurück, was ſich 
land geglaubt werden fann, das Gefühl der Be- | am beſten an dem veränderten Verbrauch von ſol— 
zuhigung nicht auflommen; Jedermann hält un= | dien Lebensmitteln, welche mehr dem Wohlbehagen 
liebſame Meberraihungen für möglich und — ricjtet | dienen, und an jolden, welche hoch im Breije 
ſich darnadh, jodah im Ganzen die Unterncehmungs= | ftehen, zu erfennen giebt, aber auch an nothwen— 


| 














5 

» 
Mn 
* 


⸗ 


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ur} 


el 


Lafjen mit den unliebjamen Erjcheinun 


luft gelähmt bleibt; es jehlt das Vertrauen und 
es berricht die Furcht vor und deshalb bleiben 

Stige Summen unthätig in den Banfen und 
Shartarien liegen, ſodaß allerdings Geldfnappheit 
da ift, aber nicht an fich, fondern nur für den 
Verkehr. 

b) Die Nothwendigfeit der Kriegsbereit— 
ſchaft Hat jänmtlichen Staaten auf dem Konti- 
ment immer ftärkere Laften auferlegt; die Beſorg— 

noch lange nicht am Ende der Neuausgaben 
angekommen zu fein, ift leider eine begrün- 
deie. Im Jahre 1876 erforderten Heer und Marine 
mit außerordentlichen Ausgaben etwa 376 Mill. 
Mark, im Jahre 1886 find im Neichsbudget allein 
dafür über 450 Mill. Mark verzeichnet. Der 
Sandwirth wird am wenigften an den erjorber- 
lichen Ausgaben jür die Vertheidigung der natio- 
malen Unabhängigleit Abftrihe machen wollen; 
er muß ſich aber auch bewußt bleiben, dab ein 
Bolt, weiches durch feine Lage jo große Opfer da- 
bringen muß, unmöglich in normalen wirth- 
lichen Berhältnifjen fi) befinden fann. Go 

e man noch den Herd mit den Waffen ver- 
— muß, fann man nicht an Wohlleben 


ec) Ber überaus forzirte Eijenbahnbau hat 
in allen Ländern in wenig Jahren Milliarden 
t und in Anſpruch genommen; dieſe fönnen 
und nad) zinäbringend werden, inzwijchen 
‚aber bewirften jie die großartigften Veränderungen 
für Brobultion und Handel und zwar in dem 
Grade, daß die Frachtgebühren immer mehr fid) 
verringerten und Menjchen und Güter auf weite 
- Eireden mit wenig Koften befördert werden. Im 
Unfhluß daran find auch die Seefrahten be 
deutend verringert und die Lieferungszeiten ver- 
Hürzt worden, ſodaß jept Waaren a ris hin 
- werden fünnen, welche vor wenig Jahren 


* 
— 











oh nur im Lolalverlehr zirluliren lonnten (ſ. 


nen). 
d) Die wirklich vorhandene und die künſtlich 
ber unteren 
von 
uns 


t der Anarchiſten aller Schat- 


x 
. 


Unzufriedenheit 
ten in faft allen Ländern bei 
Wühlarbei 


‚digeren Nahrungsmitteln erkennbar ift. Unſere 
ı Viehzählung bemweift, daß das Reich nicht genug 
Vieh hat, um die normale Ernährung mit Mild, 


Butter, Käſe, Fleifch und Eiern möglich zu machen, ° 


‚die Handelsitatijtit aber lehrt, dab das Fehlende 
‚ nicht durch Mehreinfuhr ausgeglichen wird, fon» 
dern daß zum Theil fogar noch Mehrausfuhr und 
zwar in zunehmendem Grade fich zeigt. Während 
‚in England, in welchem Lande nad der Darftel- 
‚lung unierer extremen Verſechter der Inanſpruch— 
nahme ber Staatshilfe die Landwirthichaft ſchon 
am Untergang ftehen ſoll, mit Genugthuung bie 
Zunahme des Verbrauchs von Brot, Fleiſch, But» 
‚ter, Käfe, Thee, Kaffee, Zuder u. j. w. nebft ber 
Vermehrung des Ertrags der Einkommen 
beobachtet wird, hat fich bei uns ſelbſt der Brot- 
Ike. 16: vermindert (nad) Engel 1878 = 213,11 








kg, 1884 = 187,57 kg pro Kopf) und ift die 
durchichnittlihe Ernährung fichtlich fchlechter ge» 
worden. Der bedeutende Verbrauch von fabrizirter 
Butter und geringwerthigeren fetten —5 
iſt wiederum eine Kot e der gejunfenen Kauffraft; 
das neue Geſetz über Margarine, welches den grö- 
Beren Verbrauch an Naturbutter wieder brin 
DEN, bleibt unwirkſam, jo lange bie Rauffeaft für 
ieſe der Mafje fehlt; ſelbſt bei den niedrigen 
Butterpreifen im Sommer 1887 konnte Mar e 
nicht verdrängt werden und behielt höhere 
ri Butter fehlerhafter und auch beſſerer Qual 
täten. 

In den Jahren 1880 bis mit 1886 find im 
Durchſchnitt jährlich 8,1 Mill. t Weizen und Rog- 
gen —— worden; für den Fall, daß der Zoll 
auf 60 Mark und der Preis demgemäß um 80 
Mark, da jhon 30 Mark Zoll auferlegt worden 
waren, fich erhöhen follte, würden die Landwirthe 
30 X 8,1 = 243 Mill. Mark mehr Löjen können, 
da fie aber minbeftens 70%, davon für fi, für 
Ausjaat, für —* und tehniſcen Betrieb ſelbſt 
verbrauchen, jo blieben höchſtens 70 Mill, Mark 
wirflicher Gewinn. 
| Jedes kg Butter, welches die Nation pro Kopf 
verbraudhen Tann, bringt bei 48 Mill. Ein- 





me 





wohnern zum Preis von nur 2,3 Mark jchon 110,4 
Mill. Mark Gewinn, jedes kg Fleiſch mehr im 
32* 
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er 





in; 


* —F 
‘ “le 
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500 


Durchſchnitt zu 1,2 Mark ſchon 57,6 Mill. Mark 
mehr. Die normale Ernährung jet 1201 Mil 
pro Kopf voraus, wirklich verbraucht werden höch— 
ftens nad) dem Beſtand an Melkvieh 70 1; 50 1 
mehr bedeuten im Durchſchnitt etwa 7 Mark (im 
geringften Sab) und für ungefähr 28 Mil. Be- 


wohner, welche ala Milchläufer in Betracht kom⸗ 


men, 196 Mill. Mark Mehrerlös. E3 unterliegt 
feinem Zweifel, daß die Hebung der Kauf: 
fraft des Volkes der Landwirthichaft weit 
fiherer aufhelfen kann, als die Erhöhung der Zölle, 
von welcher es noch fraglich ift, ob ihr die Preis» 
erhöhung in gleidhem Grade folgen wird und 
welche, wenn das der Fall ift, die Nauffraft des 
Boltes abermals verringern muß. 


Thatjache ift: Deutichlands Landwirthichaft er⸗ 


zeugt troß des geringen Verbrauchs nicht Zug— 
vieh, Fleiſch, Mil, Butter, Käſe, Honig, Wachs, 


Eier, Geflügel, Obſt, Hanf, Flachs, Oelſaat u. ſ. w. 


genug; es könnte Ausfuhrland in allen dieſen 
Artileln ſein und den Verbrauch im Inlande doch 
noch angemeſſen jteigern. Wenn das der Fall 
wäre, dann könnte fie die Mehreinfuhr von Ges 
treide und den niedrigen Preis für dieſes Leicht 
verjchmerzen. Mit Vermehrung des Viehſtandes 
würde der Getreidebau lohmender fich 3 


laſſen und mit dem größeren Mehrverkauf höher- 


werthiger Erzeugniffe jeder Landwirth jeine Bir 
lan; günftig fich geftalten können. Diejenigen 
Zandwirthe, welche einigermaßen richtig rechnen 


N 


Rage der Landwirtbidaft. 


ruffiiche Baluta und Eifenbahnpolitif, ag vi r, 
Benachtheilung durch Immobilienſtempel, irden - 
und Schullaften, Wegebau und Wegeunterhaltung, 
| Mangel an guten und zuverläjligen Arbeitern und 
erhöhte Anſprüche diejer bei verringerten Leiſtun— 
gen, Begünftigung des mobilen Kapitals und die 
Goldwährung — bilden jo ziemlich die Gejammt- 
heit der Bejchwerden, welche in zahlreichen Modi- 
fifationen immer und immer wieder vorgebradht 
werden, während die früher häufig gehörte Klage 
über das Krebitwejen bei dem gegenwärtigen Ueber- 
flug an disponiblem Kapital und dem niedrigen 
Binsfuß zwar ab und zu aud) noch gehört, aber 
doch nur mehr nebenher und ohne Naddrud mit 
erwähnt wird. Unter dem Einfluß aller diefer 
VBerhältniffe ſoll trog aller Bemühungen nach allen 
Richtungen Hin durch den Ausfall im Erlös und 
‚die Mehrausgabe der Jahresverluft als Regel ſchon 
jo groß geworden jein, daß der Ruin unausbleib- 
‚lich ift, wenn nicht außerorbentlihe Hilfe kommt. 

8. Borgeihlagene Heilmittel. Bei der 
Unflarheit über die Größe der Schädiaung und 
über die Urjadhen des Preisrüdgangs und der 
Verluſte kann es nicht befremden, daß die mannig— 
fachſten Vorſchläge zur Verbefjerung der Lage ge- 
macht worden find und immer wieder gemacht 
werden. Nachdem es gelungen war, im Reichstag 
eine der Schußzollpolitif und der Ausmerzung der 
| en Geſetze geneigte Majorität zu erhalten, 
‚wurde, Anfangs zaghaft und beſcheiden, dann im- 





und kalkuliren, haben den Betrieb jo geſtaltet, daß mer kühner und anfpruchsvoller, der Weg betreten, 
fie zur lage feine Urſache haben und diejenigen, | jede unlichjame Konkurrenz durch hohe Zölle oder 
welche es verftehen, den Anjprüchen der Käufer Beichränkungen anderer Art abzuhalten und dann 
voll zu genügen, Hagen auch nicht. Deutſche Eier, | immer mehr Vortheile den Landwirthen auf Koften 
deutjches Obſt, deutjche Butter, deuticher Käfe find ı der übrigen Steuerzahler einzuräumen. Zölle, Aus- 
in England unterwerthig, weil die Verpadung, die fuhrprämien, Zuder- und Branntweinftener-Reform, 
Sortirung und die Darſtellung nicht dem ent- | Margarinegejeg u. ſ. w. find hauptſächlich dadurd) 
iprechen, was der Käufer dort verlangt und jelbjt möglich geworden, daß die Jnduftriellen, um eben- 


die vor einigen Jahren jehr eg betrieben ge» 
wejene Ausfuhr von Kartoffeln ijt wieder verloren 
gegangen, weil die Waare nicht entiprochen hat, 
ſodaß die Engländer ſich nad) Amerifa und an- 
deren Ländern gewendet haben. 

Würden unfere Landwirthe ihre Erzeugniffe jo 
wie die Amerikaner die ihrigen für den 
vollendet hergerichtet zur Ausfuhr und auf die 
Inlandsmärkte bringen, danı brauchten fie außer 
für Getreide die Konkurrenz anderer Yänder nicht 
zu fürchten und könnten überall den Markt be- 
herrſchen. Wer ftets nur nad Staats- und fon- 


ftiger fremder Hilfe fich umficht, vergiät darüber, 
das zu thun, was heutzutage nöthig ift, um im 
Kampfe um das Dajein fich behaupten zu fönnen 


und wer nur zu Hagen weiß, wird muthlos und 
zaghaft. j 
Fakt man all Das, was in landw. Kreifen in 
der legten Zeit an Klagen und Beichwerden vor— 
gebracht worden ift, zujammen, jo kann man mit 
wenigen Worten die Duinteffenz davon zeichnen: 
Ueberſchuldung, Mißverhältniß zwifchen@rzeugungs» 
fojten und Preiſen und zwiſchen Erzeugung und 
Verbrauch, Schmälerung durch Zwiſchenhandel und 
Frachtgebühren, Steuerdrud, öfterreichiiche und 


Markt 


falls die ihnen wünjchenswerthen Zölle erlangen 
zu können, mit den Tandwirthen ſich verftändigt 
haben. Die von diefen Mahregeln erwartete Hilfe 
ift ausgeblieben; das Getreide ſank troß des Zolls 
noch tiefer im Preis, das Ausland hat entipre- 
chend geantwortet und ift bereit, noch weiter zu 
antworten, Defterreih und vor Allem Rußland 
haben die erjchtwerte Getreibeausfuhr durch künſt— 
lich gefteigerte Buder- und Branntwein» Ausfuhr 
wett zu machen geiucht, ſodaß der Weltmarftpreis 
dafür ebenfalls immer tiefer geſunken ift, der Aus- 
fuhrprämie joll international ein Ende gemacht 
werden und rechts und links find die Nachbarn 
mit Bollerhöhungen bis zur Unmöglichkeit der 
Ausfuhr einzelner Artikel für uns bereits vor— 
gegangen und werden damit fortfahren. Schon 
zeigt jich bei den Induftriellen die Neigung, den 
Yandwirthen die Freundschaft zu kündigen; im 
Preuß. Det. - Kollegium ift gelegentlich der Ver— 
bandlungen über die Ronzentration des Wollmarfts 
nicht nur mit der Kündigung, fondern ſelbſt mit 
offener Feindichaft — Verabredung, deutiche Wolle 
überhaupt nicht mehr zu kaufen, wenn der Woll- 
zoll verlangt wird, — gedroht worden. Aus den 
Kreiien der Landwirthe aber kommen immer mehr 


Yage der Landwirthſchaft. 501 


Kundgebungen im Sinne der Befürwortung der | Amortijation tilgbare Rentenjculd, Weber» 
Selbftgilfe mit der Warnung, den Bogen nit nahme aller Hypotheken durd) den Gtaat, - 
allzu Scharf anzuipannen und von hochangeſehenen Bejeitigung des abjoluten Beſitzrechts und 
Berufsgenofien Erklärungen im Sinne der Wir Erjag dur bloße Nugniefung, Suspenfion 
derlegung der Anficht von dem Nothitand und der Amortifation der Pfandbriefe, all 
zwar in dem Grade, daß auf der Gen.-VBerjamm- | mähliche, durch Amortijation zu bewerkjtelligende, 
lung des ſchleſiſchen Hentral-Vereins der Verthei- | Zurüdführung der Verjhuldungsgrenze 
diger der Hollerböhung die Mahnung an diejeni- | des verichuldeten ländfichen Grundbeſitzes auf die 
gen Landwirthe, melde es ansprechen, daß jie Hälfte des Ertragswerthes als I» 
noch recht gut bejtehen fünnen, ergehen lich, das grenze der Verschuldung, Verſchließung des 
dod zu verihweigen, und das Bedauern darüber ländl. Grundbejiges gegen jede ander: 
ausſprach, dal; das bisher nicht gejchehen war. weite Berichuldung als die einer bis zu 
Gegenüber ſolchen für die Sache der Agrarier 500,des Ertragswerthesreihenden Ren» 
wenig angenchmen Zeichen der Zeit und au und für tenverfhuldung; Berihlicehung deijelben 


ſich iſt es begreiflich, daß dieſe fi) nach noch anderen 
Forderungen umſehen und Vorbereitungen getrof- 
fen haben, um auch nad) anderen Nichtungen bin 
ſich Vortheile zu jihern. Jm Lager der Agrarier 
giebt es aber auch ſchon Spaltungen; die Einen 
erflären, daß nur die Zollerböhung helfen könne 
und jojort nöthig jei, um dem Untergang abzu- 
wehren, die Anderen, daß dieie, wie die Erfahrung 
zeige, gar nichts nüßen werde und nur die Auf: 
hebung des Identitätsnachweiſes mit der Einjüh- 
rung allgemeiner Ausfuhrpränien für Getreide 
nutzen lönne und wiedere Andere, dab dieie Auf- 
— ihr Ruin ſein würde, Einige, daß nur die 

oppelwährung helfen könne, Andere, daß dieſe 


nur der folgenden Generation zu gut käme und 


wieder Andere, daß davon überhaupt fein Heil zu 
erwarten jei. Die Tariffrage ift hauptſächlich für 
den Djien von Pedeutung und eine Neform im 
Sinne der Ermäßigung der Frachtſätze geboten; 
darüber gicbt es feine Meinungsverſchiedenheit. 
Steuererleichterungen im Sinne der ftärferen Ser: 
anziehung der Börſe und überhaupt des mobilen 
Kapitals finden ebenfalls allieitig Auftimmung, 
aehören aber mehr in das Gebiet der Geſetzgebung 
der Einzeljtaaten. Meinungsverichiedenheit findet 
jih dagegen wieder bezüglich der Verjchuldung und 
pri werden die Kämpfe erjt noch fommen, da 
ich jehr bedenkliche Agitationen damit verbinden. 
Nah Einigen joll das römiſche Recht eigentlich 


gegen jede Zwangspollftredung wegen folder 
Berfonalfchulden der Befiser, deren Entjtehung in 
die Zeit nach Inkrafttreten des diefe Mafregel 
anordneuden Gejeges fällt. Unverpfändbar- 
feit eines Theil des Inventariums, der Gebäude 
und anderer Betriebsmittel, Kontrolle über die 
‚Guter und die Wirthihaftsführung durch 
‚das Kreisamt im Falle jtarker Verſchuldung mit 
‚dem Rechte jofortiger Erefutive, wenn Gefahr 
im Verzuge ift und zur Verhinderung von Schwin- 
delgeſchäften; Herftellung einer dem Wejen des 
Grundbeſitzes entiprechenden Erbfolgeordnung 
— Aunerbenrecht (j. d.), Heimſtättengeſetz, 
Erxrichtung von Grundbuchsämtern, welche 
mit Verwaltungsbeamten und nicht mit Juriſten 
zu beſetzen ſind u.dgl.m. Vgl. Bauernvereine. 
Auch dieſe Forderungen genügten noch nicht. Frhr. 
v. Thüngen brachte die Entdeckung, daß der 
Grundbeſitzer eigentlich nur 2,5 bis 3 "/, Bins 
vertragen könne, der Landwirth müſſe alfo vor 
Allem billiges Geld haben und da man weiß, 
dab man ſolches auf den Privatweg nicht billiger 
‚wie andere Leute erlangen kann, jo muß wieder 
‚der Staat helfen. Das Reich joll zu diefem Zweck 
‚Bapiergeld und Kaſſenſcheine ausgeben und 
an die Heinen Kaffen und Kreditinftitute zu 20%, 
ausleihen, damit diefe den Landwirthen zu nur 
3—3,5 9, den begehrten Kredit gewähren können, 
ein Gefchäft, bei welchem das Reich, wenn es für 











die Urjache alles Ucbels fein und nur die Rück- | 1 Milliarde Papiergeld ausgiebt, 20 Mill. Mark 
fehr zum alten deutichen Recht Helfen können. | „gewinnt“ und zwar mühelos. Staatlide In— 
Wie Biele von Denen, welche fid dafür haben | ftitute zur Beichaffung billigen Krebdits, 
gewinnen laſſen, über den Unterfchied zwiſchen daneben noh Zwangs-Staat3-Anftalten für 


rõömiſchem und deutſchem Recht genügend unter- 
richtet find, mag dahingeftellt bleiben; es genügt, 
hervorzuheben, daß die Agitation für die geplante 
Rechtöreform nicht vor den Juriſtentag gebracht 
worden tft, jondern in den Bauernvereinen betrie- 
ben wird und zivar mit der Aufftellung folgender 
Forderungen: Bollitändige Ummandlung 
der landmwirthichaftlihen Verihuldungs- 
und Eigenthums-Verhältniſſe zu Gun» 
en der re auf KRoften 
er bisher berechtigten Gläubiger, der 
Miterben und aller Derjenigen, welde 
Tauſchgeſchäfte irgend welder Art mit 
jenen abgeſchloſſen Haben oder abſchlie— 
Ben wollen: Konverjion ber gejammten 
Hppothelenlalt in unfündbare, burd 


Feuer-, Hagel», Bich- Verjidherung, 
Fleiſch- und Brottaren u. dgl. m. follen 
' herhalten. 
Von dem — daß der Staat der all- 
\einige Hypothekengläubiger fein und für 
die Landwirthe mafjenhaft Papiergeld zu nur 29%, 
Zins — ſoll, bis zu dem, daß er der all— 
einige Grundbeſitzer werden ſoll, iſt kein wei— 
ter Schritt und ſo iſt denn auch ſchon in der That 
eine Landliga zu dem Zwecke der Ueber— 
führung des Privat- in das Staatsei— 
genthum geplant worden. Auf einer „Berfamme- 
ung der freunde der Berftaatlihung von Grund 
und Boden“ im Mai 1856 in Berlin und in ver» 
as Schriften und Verſammlungen wurde 
m Ernft die Forderung geitellt, daß der Staat 


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502 


den geſammten Grundbeſitz fäuflich erwerben und | 


denjelben in Zukunft nur noch an Nußnicher ver- 
geben foll, eine Mafregel, von welcher man ſich 
das Ende aller jozialen Noth und den Anfang 
der vollen Glüdjeligfeit auf Erden für Jedermann 
veripriht, da nur der private Grundbeſitz 
die Grundurſache des Elends auf Erden 


Lage der Landwirthſchaft. 


Die Agrarier und deren Anhänger fordern dent- 
nad vom Staate billiges Geld, die Belaftung aller 
anderen Staatsbürger mit den deshalb zu bringen- 
den Opfern und gegen unangenehme Klagen, Pjän - 
dungen u. ſ. w. Schub auf Koften ihrer Gläubi- 
ger; die BVerftaatlicher aber wollen den Grund- 
befigern den ererbten oder erworbenen Beſitz höch— 


fei. Der Gedanke ift ein von auswärts impor« | jtens zum annähernden Tageswerth durch Zwang 
tirter und ſchon von den verjchiedenen Schulen ) abgenommen wiffen und dem Staate durd) Gewäh— 
der franzöfiihen Sozialiften zur Nevolutionszeit | rung von nur 2,5 bis 3%, Zins auf Koſten der 
und in nod älterer Zeit entwidelt worden. ' Beraubten helfen. 

In der neueften Zeit hat ihn der Amerifaner Wie man ficht, find die von den agrariichen 
Henry George in „Fortichritt und NArmuth, | und die von den verftaatlichenden Glüchkſeligkeits— 
Unterfuchung über die Urjache der induftriellen | Apofteln gemachten Borjchläge genau die gleichen, 
Krifen und der Zunahme der Armuth bei zuneh- der Unteridyied liegt nur darin, dab jedesmal 
mendem Reichthum“ mit großer Gewandtheit und | Andere es find, welche die Zeche bezahlen jollen. 
reichen ftatiftifchen Unterlagen ausführlicher ent» | Von beiden Seiten wird überjchen, daß, wenn wirt» 
wicelt; nad) diefem Werke hat M. Flürſcheim lich jemals in irgend einem Ctaate derartige Er- 
in „Auf friedlihem Wege. Eine Löfung der ſozia- perimente zur Ausſührung fommen follten, dann 
len Frage”, Braunſchweig 1884, die Sache für) ganz Andere den Gewinn davon ziehen würden 
deutiche Lejer zugänglich zu machen verfucht. Als | und ficher nicht Diejenigen, welche, um fich zu 
Sefundant wirkte Fü v. Helldorſſ-Baumers- | helfen, derartige Pläne ausgedacht Haben. Wenn 
rodadurd „Verftaatlihung von Grund und Boden man dem Staate da3 Recht zuerkennt, einfach zu 
oder Schutzzölle für die Lanwirthichait ?" — Offener  nchmen, wo es etwas zu nehmen giebt, dann darf 
Brief. Berlin 1885. man fich nicht darüber wundern. daß Diejenigen, 

Die Verftaatliber urtheilen alle überaus gering« | weldye nichts oder nur wenig befigen und überall 
ihägig über die Schupzölle, die Währung umd | die Diajorität bilden, die Konſequenz davon zichen 
alle die anderen, von den Agrariern zur Ueber- , und fich ald die Majorität mit dem Gtaate iben- 
windung der landw. Krifis vorgejchlagenen Mittel; | tifiziren. Schon hat die Deviſe „Das Recht Aller 
fie ziehen mit umerbittlicher Logik und Konfequenz an den Grund und Boden“ in Rußland, 
die Folgerungen aus all dem, was zur Erringung | Frankreich, Holland, Dänemark, Belgien, Groß 
der Staatshilfe und der Staats » Oberleitung im britannien und neuerdings jogar in Schweden, 
Wirthichaftsieben gefordert worden tft und dürfen | über See in den Ber. Staaten, und ferner in Ita— 
fih jagen, daß fie Harer, als ihre Borgänger, er- | lien, Spanien, Portugal Zuftimmung bei Taufen- 
kannt haben, wo das Ende des damit betretenen | den gefunden und findet ſolche immter mehr, je 
Weges iſt. Sie verfallen aber im die gleichen | mehr derartige Heilfünftler ihr Licht leuchten laſſen. 
Fehler, durch welche alle jozialiftiichen Schulen bis | Daß in Deutfchland die Führer der fozialdemofra- 
jetzt geicheitert find, in die, von der Bedeutung | tiichen Varteien in den legten Jahren vom Theilen 
ihrer geplanten Reformen jo berauicht zu twerden, | oder Aneignen des Bodens nicht? mehr wifjen 
daß fie Schwierigkeiten zur Ueberführung der Ge- wollten, mag weniger der Ueberzeugung, als der 
jelichaft in den Zuftend der Glüchſeligkeit gar Klugheit zugefchrieben werden, ficher aber ift, daß 
nicht mehr kennen und jchließlich in den Bereich | die Zurüdhaltung feine Fortichritte machen wird, 





der blühenditen Phantafien ſich verlieren. M. Flör— 
ſchein will jogar das Mittel gefunden haben, daß 
der Staat die großartige Reform der Meberführung 
des Grund und Bodens in eig ohne 
Geld durchführen könne. Der Ankauf joll gegen 
Gutſcheine an die Staatskaſſe zu beftimmt feitzu- 
fegendem Werth (Schägung oder Steuer - Kapital- 
werth oder Fapitalifirte Durchichnittseinkünfte der 
* Zeit) geſchehen; er glaubt, daß 75 Milli— 
arden und mit den Gebäudewerthen u. ſ. w. 100 
Milliarden im Reich dazu genügen, und will, daß 
der Staat ausloosbare Pfandbriefe emittire, garan— 
tirt durch den Bodenwerth und zum Pins von 
21/, bis 39%, Die Inhaber der Gutſcheine müß— 
ten ihr jo erhaltenes Kapital doch wieder anlegen 
und da es nicht viele Anlagen anderer Art giebt, 
Pfandbriefe diefer Art erwerben oder die Gutſcheine 
negen jolche taufchen; der Staat gewinne an dem 
Zinsunterſchied fo viel, daß in 15 Jahren die | 
ganze Schuld getilgt jei, aljo die Neform ohne 
weſentliche Opfer durchgeführt ift. 





wenn offen von Großgrumbdbefigern des Adels und 
der Börje die irrthümlichften fozialiftiichen Lehren 
gepredigt und vertheidigt werden und um jo we— 
weniger, als Jedermann erfennen muß, daß das 
nur im engherzigften Gonderintereffe geichieht. 
Der ertremfte Kommunift kann fich ala Beljerer 
aufipielen, weil er für die Allgemeinheit kämpft 
und lehrt, daß der Staat Alles machen fann, was 
er will, bez. dab die angeblichen Machthaber alle 
Mebergriffe jich erlauben dürfen, wenn es im Na— 
men des Volkes gejichicht. 

Die nenefte Forderung oder, wenn man will, 
Zeichnung einer jozialen Glüdsreform ift bie 
Nealbant, wie fie 2. Barrey in „Die Real— 
bank. Ein NRettungsmittel aus der Noth unferer 
Beit“, Berlin 1887, nach dem Gedanken von Noah 
Jacobſohn zeichnet, bezw. nad) dem Gedanken 
der phnfiofratiichen Schule in Frankreich vor der 
Nevolutionszeit. Der Berfaffer eröffnet feine Aus— 
einanderjegungen mit dem Motto: „Grund 
ift der Grund alles Beliges; die zinsbare Grund— 


Lage der Landwirthſchaft. 503 


ſchuld ift der Grund aller Schuld auf Erden; Landiwirthe, welche am lauteften Magen, wird be- 
Grundeigenthum ift Grundbeſitz ohne Zinslaſt.“ — | hauptet, daß Alles, was fic zur Ueberwindung der 
Die Grunmdfteuer foll deshalb die alleinige | Krifis thun könnten, bereit3 getan worden fei, 
Steuer fein, die Realbanfen aber follen für den 1 daß aber damit die Noth nicht zu befeitigen wäre, 
Staat die Finanzverwaltung übernehmen, Ge- ſodaß nur der Staat noch den drohenden Ruin 
meindeanleihen inskünftige fortfallen, die Hypo= | abzumenden vermöge. Es wird dazu auf die gro- 
thelen und Grundſchulden der erjten Stelle auf» | Ben, in den letzten Jahrzehnten gemachten Fort— 
hören; Staatspapiergeld giebt es nicht mehr und j Tritte verwiejen; wenn e3 aber gilt, rechnerifch 
die erzielten Ueberfchüffe werden jo groß, daf auch | die Höhe der Selbftloften beim Getreide u. j. w. 
genügende Fonds für Kriegszwecke angefammelt nachweiſen zu wollen, dann werden jo nichrige 


werden. Die Ausführung aller diefer fo viel Glück 
verheißenden Verſprechungen geichieht einfach da-| 
duch, daß Kreis-Realbanken errichtet und 
unter ſtrengſte ſtaatliche Kontrolle geſtellt werden. 
Sämmtliche nutzbringende Grundſtücke gehören zu 
den Banken und erhalten bis zu 40%, des Werthes | 
Kredit in Form von dur den Staat garantirten 
Banknoten. Die Grundbefiger zahlen dafür 2%, 
baar und 3%, in Meafnoten an die Realbank, 
diefe zahlt davon als Aequivalent aller Staats» 
ftenern inskünftige 2%, an den Staat, 1%, an 
die Gemeinden al3 Aequivalent aller Gemeinde | 
abgaben, 1,5%, zur Tilgung der Realnoten und, 
0,5%, für die Dedung der Bermwaltungstoften. | 
In 30 Jahren ift die Amortifation vollendet, wo» 
rauf dann die Entpfändung des Grundbefites in 
Höhe von 40%, des Werthes in Ausfiht genom- 
men wird, aber auch die fortdauernde Notenaus- 
gabe für weitere Kreditbedürfniffe, damit dem 
Staate und den Gemeinden die Einnahmen ger | 
fihert bleiben. Das Wie? des neuen Kreditbedürf- | 
niffes wird nicht geſagt. | 

9. Wirflihe Hilfsmittel. Kehrt man von | 
ben übertriebenen und von den phantaftischen For— 
derungen und Plänen in das Gebiet des Ausführ- 
baren und zu dem, was berechtigt ift, zurüd, dann 
lann umd muß man zugeben, dab der Landiwirth- | 
ichaft inſoweit ala außergewöhnliche Webelftände | 
wirflih vorhanden find, geholfen werden muß, weil 
die Hilfe für die Landwirthichaft als die Grund« 
lage aller Wirtsichaftlichkeit im Intereſſe Aller 








Erträge zu Grunde gelegt, daß man vom fFort- 
jchritt nichts merft. 

Niemand kann Angeſichts der vom ftatiftiichen 
Amt veröffentlihten Angaben über die Gejammt- 
ernte in Deutfchland behaupten, daß in den legten 
Jahren ſeit dem Sinten der Getreidepreife Fort— 
ichritte in der Ertragsfteigerung gemacht worden 
jeien; das erſte Mittel aber, um die Wirkung un- 
günftiger Preife auszugleichen, ift die Steigerung 
de3 Ertrags unter gleichzeitiger Erfparung von 
Koften. 

Beit hatte für die Zeit von 1835 ff. in dem 
oben angeführten Werke pro ha für Winter-Wei- 
zen mit dem Durchichnittdertrag von 1512 kg 


Kornern und für Roggen mit 1410 kg Körnern 


gerechnet, für Weizen den Preis zu 11,52 und für 
Noggen zu 7,65 Mark für 100 kg angegeben und 
in einer Nechnungsweife wie fie gründlicher und 
beifer noch nicht wieder gemacht worden ift, als 
Selbitkoften für 100 kg Weizen 7,4 und für Rog- 
gen 6,74 Markt ermittelt gehabt. Die „Nord: 
deutiche Allg. Zeitung“ zitirte in Nr. 477, Jahr- 
gang 1887 zur Begründung der Nothwendigfeit 
der Zollerhöhung aus der Schrift von Jäger, 
„Agrarfragen der Gegenwart” eine „auf gut Glück 
herausgegriffene“, ebenfalls bayeriihen Verhält— 
niffen entnommene eig in welcher als 
Ertrag 1575 kg Körner (für die gejegnete Pfalz) 
“ Grunde gelegt find und 20 Mark als Selbit- 
often beim Preis von nur 14,9 Mark (in Berlin) 
in einer ganz verfehlten Urt der Berechnung an- 


liegt, von der Landwirthichaft in Deutſchland über gegeben werden. Die Ertragdfteigerung von 1836 
40%, der Bewohner ihren Unterhalt finden, ber bis 1886 wären darnach nur 63 kg pro ha, was 
Jahreswertd der Erzeugniffe von feiner anderen | gewiß nicht dafür ſpräche, daß alles Mögliche ge- 
Broduftion erreicht wird und Grund und Boden, ſchehen if. Für etwa dieſelbe Zeit giebt aber 
Gebäude, Inventarium und jonftige für den Be | Pasquay aus dem benachbarten Unter-Eljah für 
trieb verwendete Werthe Summen repräfentiren, | den althergebracgten Anbau 1533 kg als Ertrag 
weiche zuſammen den größten Theil des Vollsver- und fait 19,57 Mark Koften für 100 kg an, für 
rationellen Anbau aber (mit Beidüngung von 
Für die den Landwirthen zu gemwährende Hilfe | Phosphat u. ſ. m.) 3120 bis 4680 kg Köörner- 
muß aber als oberjter Grundfag der maßgebend | Ertrag und 7,5 bis zu nur 5,0 Mark Koften für 
bleiben, daß fie, dem Wefen nach der Unterjtüßung | 100 kg an. 
aus Öffentlichen Mitteln gleihlommend, a) nur in) Mude in feinem anerfannten Werte über 
dem Maße eintritt, als die Selbithilfe fich wirk- | „Deutjchlands Getreide » Ertrag. Agrar ⸗ſtatiſtiſche 
ih als unwirkſam erweift, b) nie unter Schädi- | Unterfuhung“ hat ala „muthmaßliche Ducchichnitts« 
gung Anderer, welche nicht minder das Recht ha— erträge der Gegenwart“ 1440 kg Weizen und 
ben, in ihrer Exiſtenz gefichert zu fein, ec) nur | 1260 kg Roggen, als Durchſchnitt für 1378 bis 
mit jolden Mitteln, welche als wirkſam erwie« | 1881 von Weizen 1364,85 und von Roggen 1051,49 
jen find. kg. Die ———— 1883 gab 1220 kg 
Das, was für die Landwirthichaft geichehen kann | Weizen und 960 kg Roggen als Durchſchniti. 
und darf, muß demuach ſorgſamſt geichieden wer-  Stommel in „Die Getreidezölle” erwähnt da- 
den, in die Selbft- und in die Staatöhilfe. |gegen, dab in der Pfalz benachbarten Departe- 
A. Die Sefbithilfe. Won feiten derjenigen |ments in Frankreich bei Berfuchen im Großen mit 


mögens bilden. | 


504 Lage ber Landwirthſchaft. 


verichiedenem Saatgut Unterjchiede von 1473 bis | der durh genojjenihaftlihes Zujammen- 
2991 kg Körner fid) ergeben hatten und bei jonft | wirfen, wird noch jehr wenig Gebraud gemacht, 
gleiher Behandlung die Koften für 100 kg zwi⸗ noc immer muß in den Vereinen dazu aufgefordert 
jchen 4,35 bis 15,25 Mark betrugen. und über den Nutzen der Genofjenichaften debat— 

Block in feinen befannten „Mittheilungen“ rech- tirt werden. Gutsinipeltor Jerjon eritattete im 
nete für Schlefien ebenfalls in den Jahren 1836 fi. „Schleswig » Holfteinifchen Landw Wochenblatt“ 
mit Erträgen bis zu 1965 kg Weizen und 2193 (Herbjt 1887) jeinen Dank dafür ab, daß er durch 
kr Roggen. Berechnungen aus Edhlefien i. J. die Genoſſenſchaft im Bezug von Futter» und Dunge 
1885 von €. Werner und E. Klocde, durch welche | mitteln einen Lortheil von 1409 Mark erlangt 
die ungünftige Lage dargeftellt werden jollte, gaben | hat. Es wird gejagt, dab nur eine Zollerhöhung 
für Weizen 1333 und 1117 kg und für Roggen von 3 Mark für 100 kg Weizen und Roggen 
1015 und 1117 kg als jeßige Durchſchnitte an beifen könne; der erlangte Vortheil entipricht dieſer 
und der Meferent im Landwirtbichaftsrath, von Zollerhöhung von 47,000 kr oder dem Durd- 
Below: Saleste brachte im Jahre 1884 eine ſchnittsertrag von wenigftens 30 ha und dem mög— 
Berechnung mit dem Ertrag von 1600 kg für | lichen Verfauf von etwa 60—70 ha; er hat den 
Weizen und 840 kg beim Roggen, in welcher beim | Vorzug, daß er wirklich erlangt worden ift, wäh— 
Weizen für 100 kg 2,2 Mark Gewinn und für rend es zweifelhaft bleibt, ob die 3 Marf bei der 
Noggen 0,58 Mark Verluſt fich ergeben follte, bei | Zollerhöhung dem Yandwirth wirklich zu gut kom— 
richtiger Korrektur der in hohem Maße unrichtig | men würden. 
gegebenen Koften » Aufftellung aber bei den Ver) Die weientlichiten Fehler im Betrieb, über 
faufspreifen von 15,6 und 12,9 Mark für Weizen welche heute noch allenthalben geflagt werden muß, jind: 
3,7 und für Roggen 1,2 Marl Gewinn fich finden. «) mnrichtige Kalkulation bei Kauf» und Pacht- 

Zu ähnlichen Ergebniffen wird man altenthalben preiſen, weil die Qeranichlagungen (j. d.) nicht mit 
fommen; die Wahrheit ift, daß wir im Durrchichnitt | der Grundlage der Preiſe aus einer genügend 
noch jehr weit von dem entfernt find, was geerntet langen Zahl von Jahren gemacht und überhaupt 
werden fann, und daß Derjenige, welcher den An- verfchrt angeftellt werden; 
bau richtig betreibt, auch heute noch Gewinn da- b) ungenügende Berücdfichtigung der örtlichen 
bei finden muß. Wenn die Wahl des Saatguts Verhältniffe in der Betricbseinrichtung, welche nur 
allein Unterichiede von 1518 kg Körnern und allenthalben das bieten joll, was örtlich am mei— 
10,90 Mark Koften pro 100 kg bedingt, dann ſten Gewinn bringt; 
zeigt jich, was zu leiſten möglich ift und ziwar, ec) fehlerhafte Buchführung und Unterlafjung der 
ohne Vermehrung der Koften. ———— 

Zu ebenfalls ganz ähnlichen Ergebniſſen kommt Luxus in Bauten, Geräthſchaften, Viehſtapel, 
man bezüglich der Viehzucht; es ſoll hierzu nur Fütterung und Düngung, d. h. unnöthige Aus— 
auf die Milcherträge verwieſen werden. General- gaben oder falſche Sparſamkeit; 

Sekr. v. Langsdorff rechnet für Sachſen, in e) fehlerhaftes Uebergewicht nicht lohnender Be— 
welchem Lande die Muſterwirthſchaft zu Hauſe ſein triebszweige; 

ſoll, mit nur 1680 1 Milchertrag pro Kuh, wäh- 9) mangelnde Beſchränkung auf Das, was man 
rend man Erträge bis zu 6000 1 und mehr kennt, perſönlich verſteht;: & 

und Gen.-Eefr. Weidenhammer Hagt in der’ g) unpafjende Ausdehnung im Anbau u. ſ. mw. 
Schilderung der Landwirthichait in Heflen darüber, bei günstigen Nonjunfturen, 3. B. Nüben- cder 
daß im Ganzen die Viehzucht une Hägliche Er- | Weizenbau ohne Nüben- und Weizenboden zu has 
gebniſſe zeigt. | ben, sleiichichafe bei fehlendem Kutter auf der 

Die Wahrheit ift, das Möglichite in der Ber- Weide u. ſ. w.; 
beſſerung findet fich nur jehr vereinzelt, der Durdy-  &) mangelnde Fürſorge für Erzeugung von nur 
ichnitt aber it der Art, daß wir feine Urjache | Vorzüglichem („meift fehlerhafte Onalitäten“ meldet 
baben, ſtolz darauf zu fein. Es ift bezüglich der 3. B. faſt ftchend der Bericht über den Berliner 
Selbſthilfe ierner geiagt worden, daß die wider- Buttermarlt); 
iprechendjten Rathichläge dafür ertheilt worden i) mangelnde Fürjorge in Herftellung, Verjen- 
jeien, womit bewiejen werde, daß man mit dem dung u. j. w. der Marktwaare; 

Kath am Ende angekommen ift: Nüdkehr zum ine | k) mangelnde wirkliche „Oekonomie“ im Betrieb 
tenfiven Betrieb wid Steigerung der Intenfivität, und im Haushalt; 

viehloje Wirthichaft umd Vermehrung des Bich- 1) Fehler in der gefammten Betriebs-Organija- 
ftapelö, Anwendung von mehr Kunſtdünger und tion und Betriebs-Veitung. 

Aufgeben der Beidüngung u. ſ. w; dieſe Rath- Nach allen diejen und nach anderen Richtungen 
ſchläge können aber alle ganz richtig jein, da die | hin findet die Selbfthilfe noch ein ſehr weites Ar- 
Xerbältniffe bald das eine, bald das andere er- | beitägebiet, ſodaß wir noch weit davon entfernt 
heiſchen. Die meilten Landwirthe haben fich noch | find, damit zu Ende zu jein. 

nicht von dem Wirthichniten nach Schablone zu, B. Staatshilfe; für dieje kann als das We- 
emanzipiren vermocht umd nur jehr Wenige ver- jentlichjte in Betracht gezogen werden: 

chen die Kunft, das für ihre Verhältniffe Räth-| a) Der ſchützende Zoll, aber nur in gebo- 
ichfte und Vortheilhaſteſte jelbit zu finden umd | tener Begrenzung und als leptes Mittel, wenn alle 
durchzuführen. Bon der mächtigften Förderung, | anderen und die Selbſthilfe wirklich nicht ausreichen. 





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) 8— 








Lage der Landwirthſchaft. 


Hierzu muß man daran erinnern, daß die Land— 
wirthe und Andere am —2 ſich befinden, 
wenn die Preiſe mittlere ſind, ſolche, wie ſie dem 
Durchſchnitt aus mindeſtens 30 zurückliegenden 
Jahren entſprechen. Für den Zoll muß dieſer v 
Vreis maßgebend bleiben, d. er darf nur ſo 
hoch fein, daß er den Unterſchied zwiſchen Mittel- | 


505 


) Unausgejegte Berbefjerungen der Agrar— 
gefepgebu ng im Sinne gebotener Reformen und 
mit theilweijer Vermeidung von Koften; 

h) Unterftügung und Mitwirkung in Erlangung 
von Kredit und Errichtung von ee 
i) Ordnung im gejammten Berfi herungs- 
wejen mit Uebernahme der Rüdverficherung und 


und Marktpreis ausgleicht und es darf der neuer- | Verpflichtung zu folder für alle Verficherungs- 
dings wieder angeregte Streit darüber, ob ein Inftitute unter möglichjter fonftiger Freiheit der 


fonftanter Zoll oder ein wechlelnder — gleitende | 
Slkala — eingeführt werden foll, nur dahin ent— 
ichieden werden, daß der Zoll fofort in Wegfall 
tömmt, wenn der Mittelpreis wieder erreicht ift. 
Nah den amtlichen Veröffentlichungen über die 


Preije aus Königsberg, Bremen und Berlin, und | 
mad den Angaben von Mude und von Conrad | 


(in deffen Jahrbüchern) kann man als in Betracht 
zu ziehende Mittelpreife für die Tonne Weizen 
170 und für Roggen 140 Marl annehmen; der 
Reptpreis (Ende 1887) ift 150 und 110, der be» 


ftehende Zoll von 30 Mark genügt aljo voll- 


fommen. 

b) Die Steuerreform; daß in diefer Bezie— 
hung noch viel geichehen Tann, unterliegt feinem 
eig ; hauptjächlich handelt es ſich um die Grund- 

er im Verhältniß zu anderen direften Steuern 


und bejonders zur Eintommenfteuer. Darüber jind | Not 


in den betr. Artikeln die erforderlichen Mitthei- 
fungen gemacht worden; 

e) die Terfehrs-Erleihterungen; da in 
der legten Zeit der Weg betreten worden it, die 


nahe, dab der Staat mit Erweiterung des Eifen- 
bahn. Minifteriums zum Minifterium für alle Ber: 
— die gefammten Verkehrswege unter 
itwirlung der Gemeinden und Kreiſe in ſeine 
Leitung nimmt und für die Benutzung die bloße Ko⸗ 
ften-Erjtattung maßgebend fein läßt. Unter Be- 
Dr ber Ueberichüffe von gut rentirenden Linien 
nothwendige, aber vorausfichtlich ſchlecht ren» 
* Anlagen zu machen und für Rohſtoffe und 
Lebensmittel der Landwirthſchaft auf allen Ver— 
lehrsſtraßen — Eiſenbahnen, Kanäle u. j. w. — 
die denkbar niedrigften Säte zu beftimmen, Der 
Grundjag, aus Berfehrsanlagen Gewinn ziehen 
zu wollen, muß aufgegeben werden. Ehauffeegel- 
der umd dal. Abgaben find ganz abzuſchaffen; 
d) Sürlorge und Unterftübung für Me- 


| 


’ 
f 








iſt 
Eiſenbahnen zu verſtaatlichen, jo liegt der Gedanke 


Bewegung, aber mit ſcharfer Kontrolle und Bin— 
dung an Normativ-Beſtimmungen; 

k) Beurlaubungen vom Militär zur 
Erntezeit im weiteſten Maßſtabe; 

1) Anſtellung von geeigneten Berfönlichfeiten für 
Kontrolle und Ertheilung von Rath im Sinne des 
Inſtituts der Fabrik-Inſpeltoren; 

m) Ordnung und Unterftügung in Prämien» 
wejen mit Verwilligung namhafter Prämien für 
Mujterbetriebe; 

n) Anordnung aller Maßregeln, durch welche 
— Volkswohlſtand gehoben werden kann und 


8 möglichſte Freiheit der Bewegung für alle 
Erwerbsklaſſen und 

p) Vollendung der Reform für Sicherung 
der Arbeiter gegen Unglücksfälle aller Art und 


oth. 
10. Schlußbetrachtung. Faßt man Alles 
Br was in den legten Jahren über die 
go der Landwirthichaft verhandelt worden 
o ergiebt fich als unläugbar feitftehend, da: 
a) weder in der Selbithilfe, noch in der Staat3- 
hilfe zur Abwendung der Noth das gefchehen ift, 
was ohne Benachtheilung Anderer geichehen konnte 
und mußte; 
b) die Getreidepreiſe und auch die Preiſe ein— 
zelner Erzeugniſſe der Viehzucht zwar ſehr tief 
geſunken find, aber doch nicht fo tief, daß der tüch— 


‚tige, richtig wirthichaftende Landwirth beim Erlös 
die Koften nicht mehr deden könnte und nicht noch 
Gewinn bebielte; 


e) die Betriebsunfoften zwar im Einzelnen ji 
vermehrt haben, aber im Ganzen nicht in dem 
Maße, dab nicht durch —— Leiſtungen die 
Ansgleihung möglich wäre, zumal auch ein Theil der 
nothivendigen Ausgaben und Beichaffungen mit 
weniger Koften als vordem zu erwerben it; 

d) einzelne Erzeugniffe weit höher wie je vor— 


liorationen aller Art; Anftellung von Kultur- ber bezahft werben, 3. B. gutes Zuchtvich, a. 


Ingenieuren zur unentgektlichen Rathertheilung | Räfeforten, die Milch 
und Ausführung von Anlagen, Darlehen mit mä« 


Bigem ins und Amortifation, etwa mit Einrid)- 
tungen, wie fie die Landes-Kultur-Rentenbant in 
Sadjen hat, Erleichterung und Mitwirkung bei 
Bildung von Genofjenihaften, nad) Bedarf auch 
eigene Ausführung größerer Unternehmungen ıc. 
e) Fürjorge für Unterriht aller Art; 
wir fönnen mit Genugthuung hervorheben, daß 
hierin ſchon Großes und viel geleiſtet worden iſt; 
t) Sorge für Auskunft über die landw. 
und bie Handels-Berhältniffe der Konkurrenz und 
der Abjaggebiete; Anftelung von Ein und 
Kommiſſäre zu Hilfe für den Abſatz u. ſ. w 





in den Städten, Heu und 
Stro dafelbft, Kartoffeln zur Ausfuhr, Eier, Ge— 
flügel, Fleiſcharten u. ſ. w 

e) die Technik und die "iffenfchaft dem Land» 
wirth vielfach Gelegenheit bieten, die Er Pa 
höher zu verwerthen: Konjerven, Dörrodlt, 

Beerenwein, Kefir u. ſ. w.; 
f) die Ausgabe für Löhne weientlich daburd 
verringert werden fann, daß die Naturallühnung 
mit Abgabe der billiger gewordenen Lebensmitteln 
und mit Ueberlaffung von Land erfolgt 

g) Wiffenihaft und Technik die Roglichteit 

— bedeutend an den Gebäudekoſten zu er— 
ſparen; 


un 


906 


h) der Binsbetrag für gelichenes oder jchuldig 
gebliebenes Geld weſentlich geringer geworden ift. 
In agrariichen Blättern wird behauptet, daß dieſe 
Erſparniß zu unbedeutend jei. 

K. Birnbaum, „Ueber Gewinn und Verluft 
durch den neuen Zolltarif in der Landwirthichaft“, 
Leipzig 1881, erörtert auf Grund genauejter In— 
formationen die Berhältniffe eines Gutes in Pojen 
von 7110 Morgen oder 1815,338 ha Größe mit 
einem Geſammtkapital von 1,174,082,79 Marf. 
Nimmt man nur eine Verſchuldung zu 509%, an, 
jo beträgt die Eriparniß von 1,50%, an Binjen 
8505,61 Marl. Das Gut hat 59,71 "/, des Arcals 
dem Anbau von Getreide und Hülſenfrüchten ge- 
widmet; der Verkauf beträgt davon 5309,81 Btr., 


worunter 4710 Ztr. Roggen und Weizen; die ge- | 


plante Zollerhöhung von 1,5 Mark pro Bir. für 


dieje beträgt, wenn voll der Mehrzoll dem Land- 


wirth zu gut fommt, 7066,20 Mark, aljo noch 
nicht jo viel ala die Zinserſparniß. 

Das Gut rentirte nach vorgelegter Rechnung des 
Wirthſchaftsdirekltors, Geh.-Rath Prof. Dr. Blo- 
meyer zu Leipzig, im Gejchäftsjahr 1877/78 zu 
7,04%, = 81,962,87 Mark Reinertrag; von der 
Gejammteinnahme dedte das Getreide 45,6 "u; 
beim Berlaufspreife für Weizen waren für den 
Ber. durchichnittlich 10,18, für Roggen durchichnitt- 
Iih 6,5 Marl. Die Erträge waren pro Morgen 
zujammen 6 hl Weizen und 4,5 hl Roggen. 

Der Weizen gi jept für den Str. etwa 7,50, 
der Roggen 5,50 Mark; der Verluft ift 2,68 und 
1,0 Marf, an Weizen 4154 und an Roggen 3160,31 
Mark, zufammen 7314,81 Markt, d. i. 1190,80 
Mark weniger als die Zinserſparniß von 1,5 %,. 

Auch die Behauptung von der geringen Bedeu— 
tung der ———— iſt demnach unrichtig. 

Daß außerdem der Verluft in Folge von Preis— 
rüdgang mit Leichtigkeit durch Erhöhung der ſehr 
geringen ng = gededt werden Tann, wird fein 
Landwirth in Mbrede ftellen wollen. Die Aus— 
gaben aber können fich jeit 1878 nicht in der Art 
erhöht Haben, daß die Rechnung eine wefentlich 


Lage der Landwirthſchaft — Yaltina. 


Feng auf den jchlechten Manipulationen und 
der verfchrten Bewirthſchaftung“, — fchrieb aus 
‚ber Praris heraus „Die Schlefifhe Landw. Ztg.“ 
; von 25. San. 1872. Daß es jeitbem mit dem 
ſchlechten Wirthen jo vicl befjer geworden ſei, um 
die Behauptung rechtfertigen zu fünnen bezüglich 
der Unmöglichkeit weiterer Selbithilfe und der Er- 
ihöpfung aller Mittel bei ber ——— 
lann nicht angenommen werden. Das Schluß— 
urtheil der Prüfung über die Lage muß lauten: 

a) Sie ift nicht jo traurig und gefährdet, wie 

behauptet wird; 

b) ſie fann noch vollftändig durch Selbfthilfe in 
| weitaus den meijten Fällen forrigirt werden; 

ec) der Getreidebau wird auch heute noch mur 
in ſehr jeltenen Fällen die Koften micht 
deden und dann nur in Folge von ganz 
unglüdlichen Berhältniffen oder von jchlechter 
| Wirthſchaft. 

Literatur. Dieſe iſt in den letzten Jahren 
ſo mächtig angewachſen, daß auf die Aufzählung 
der Schriften verzichtet werden muß; die weſen⸗ 
lichften davon find in den verjchiedenen dahin ein- 
ichlagenden Artikeln erwähnt worden; vgl. die Be: 
ſchreibungen der Länder, Bimetallismus, Arbeiter- 
frage, Getreide, Genoſſenſchaften, Kredit u f. w. 


Laktina und Yartina, L. suisse, jchweizer 9, 
‚nenes, jeit einiger Zeit von der Firma A. Pan- 
hard & Co. in Bivis, Schweiz, in den Handel 
gebrachtes Futtermittel oder, wie neuerdings ge 
‚jagt wird, Zuſaß-Präparat zu Mofferciabfällen für 
‚die Aufzucht, auf dem Kontinent durch die Ger.- 
Agentur Töndery & Eo., Aarau, vertrieben, jpäter 
in England fabricirt und alleiniges Verkaufsrecht 
in Deutichland und Defterreich - Ungarn durch die 
ler Großwendt & Blund in Hamburg. Diejes 

unfterzeugniß, welches nicht ohne Nährwerth ift 
und nichts Schädliches enthält, wird, wie viele 
‚berartige Erjagmittel des natürlichen Futters, zu 
viel zu hohem Preis verkauft und kann weit bil— 
‚Tiger jelbjt hergeftellt werden. In den zuerft ver- 





andere dadurch wird, wenn man diejenigen davon, ;jendeten Proſpelten war darüber gejagt: „Boll- 
welche fich ebenfalls durch Preisabichlag verringert | ftändiges Erjagmittel der Muttermilch für Kälber 
haben (Futter, Dungmittel, Mafchinen und Ge» ; und andere junge Thiere“, jpäter „nährjtoffreiches, 
räthe u. ſ. w.) mit denen, welche höhere Breife aromatiſch-diätetiſches Verdauungsmittel, Zuſatz— 
erlangten, gegenüberftellt. Der Preisabſchlag end- Präparat zur Magermilch für Inge Kälber”. 
lich von den weiteren 598,5 tr. Getreide und , Die Gebrauchsanweiſung jagte nun: „Man nehme 
Hüljenfrüchten, welche außer Weizen und Roggen bei jeder Mahlzeit zu der für das Kalb beftimmten 
verfauft werden, jpielt nur eine unbedeuteude Rolle Menge Magermilh, je nah dem Alter deffelben, 
und wird reichlich durch Mehrerlöfe aus anderen | ein kleines oder größeres Wafferglas voll Lakti— 
Berlaufsgegenjtänden aufgewogen. napulver, im Durchichnitt circa 160 g, rühre 

Die der Wirklichkeit entnommenen und unter mit fo viel kaltem Waffer an, daß die Mifchung 
der Aufficht eines Lehrers der Landwirthichaft ge- eine jchleimige Flüffigfeit wird, erwärme einen 
führte Gutsrechnung von einem Großbetrieb im Theil der beizugebenden Magermilch —— das 
Oſten, von welchem die Lage mit den düſterſten ganze Quantum derſelben), füge dieſe der ſchlei— 
Farben geſchildert wird, genügt, um zu beweiſen, migen „Laktina-Auflöſung“ unter Umrühren 
daß die Schilderungen der Nothlage übertrieben hinzu, laſſe abkühlen bis zur Wärme der Milch, 
werden. „Klagt nur über jchlechte Zeiten, Kredit wie fie von der Kuh fommt, und tränfe mit dieſem 
noth, jchlechte Erträge u. j. w.! Die fchlechten Präparat die Kälber. Man beginnt mit dieſer 
Beiten verſchulden hauptjächlich die Schlechten Wirthe, Fütterung, wenn die Kälber 8 Tage alt find, und 
die Kreditnoth kommt daher, daß ſolche Wirthe fährt damit jo lange fort, wie die Softinafütierung 
feinen Kredit werth find, die fchlechten Erträge rentabel ericheint, alfo mit anderen Worten, bis 


Laktina — Laktokrit. 


die Kälber im Stande find, andere Zuſätze zur | 
Magermilcd verbauen zu fönnen.“ 

Die jo hergejtellte Miihung wurde „Laltina- 
Milch“ und auch „Kunſtmilch“ genannt; das dazu 
gelieferte Pulver wird zu 64—100 Pig. pro kg 
verkauft, je nad) der Vlenge der Beitellung ; 


Probejäde ab Hamburg von 5 kg zu 4 Marl. — 


In den eriten Proſpelten war angegeben worden: 
56 Latina zu 11 Waffer — 1 kg für 181. Da 
das Präparat vielfach empfohlen worden war, jo 
bat man an unseren Verjuchsanftalten Prüfungen 
damit angeftellt umd iſt dadurd die Zuſammen— 
jegung ala Gemijch von Getreidemehl, Reis- und 
Maisichrot, Leinſamkuchenmehl und etwas Fenchelöl 
oder abgewelfte Melilotenflee » Blätter und etwas 
Zucker erlanut worden. Nah Schweizer Blättern 
enthält die wie angegeben hergeitellie Kunſtmilch 
prol 12 g ob, 21,5 & ufr., 
mild aber pro 1 35 ge onh,, 7g f., 50 g nfr, 
jodaß etwa der halbe Preis der Milch als richtiger 
Breis anzujchen je. J. 
fand in dem Präparat 17,5 nh., 6,0 f., 10,75 
Aſche u. j. w. und fam zu dem Schluß, dab ein 
Gemenge von 43”/, Yeiniamenmehl, 50 %/, Mais: 
ſchrot, 
welches man zuſammen für 8,64 Pia herſtellen 
Tann, den gleichen Dienst thut. Nach Mittheilungen 
von Fleiſchmann in den 
burgiſchen Patr. Vereins“, Nr. 48, 1885, wurden 
in Raden ſehr eingehende Unterſuchungen angeſtellt 
und gefunden: Waſſer 12,22, nh. 16,269, f. 3,43, | 
nfr. 61,998, hf. 3,033, Niche 3,05% a; berechnet | 
. wurden als Futterwertheinheiten F. W. E .) mit, 


die Nature 


Neßler-Karlsruhe 


4%, Kochſalz und 3%, Futterknochenmiehl, | 


„Annalen des Medlen= | 


507 


| 7000 j 
| 1605 7 42,62 pro Einheit. 

Die Einheit der Milch von mittlerer Zufammen- 
ſetzung koſtet 25,32 Pig. und ift jomit die F. W. E. 
in dem neuen Mittel um 72%, theurer al3 in der 
guten Milch. 

Die Bergleichung ergab für dort: 


Laktina-Milch Milch Magermild 


Preis 1,94. Mk. 5,00 Mk. 250M 
Waſſer 95,1200 87,75%, 90,600/, 
Protein 0,90 „ 3,60 „ 3 ie, 
Fett 90149 3,40 „ 0, ‚35 = 
Kohlehydrate 345 „ 4,50 „ 4,60 „ 
Rohfaſer 0,17 „ —, —, 
Aſche 0,17 „ 05, 05. 
100,00, 100,00 %, 100,00 %, 


Zum Preis von 3,88 Mark für 100 kg Laktina— 
milch erhält man nad dortiger Berechnungsweiſe 
38,8 kg Mil und 77,6 kg Magermildh und mit 
dieſen Zmal mehr nh., 1,5 mal mehr f., etwa 
‚ ebenjoviel nfr. und 3mal mehr animalische Nähr- 
jalze, ſodaß weder von vollem Erjap der Milch, 
noch davon, wie es im Projpeft heißt, daß die 
L. Milch ſehr fettreich jei, noch davon, daß jie 
feihhter verdaufich ſei, geiproden werden fann. 
| Auf Grund diefer und ähnlicher Veröffentlihungen 
anderwärt3 wurden genaue Fütterungsverſuche ge- 
macht. Es genügt, davon einen mitzutheilen und 
zwar den in Raden angeftellten, worüber Inſpeltor 
Oldenburg in der gl. Zeitichrift (Mr. 11, 1886) 
| berichtet hat. Verwendet wurden 10 Kälber, von 
welchen 5 nur Milch, wie jonjt vorichriftsmäßig 


idlage von TO M k arf gefüttert, die 5 anderen 8 Tage lang Milh und 
ee a 2 Magermilh mit Yaltina erhalten haben. 
EN ne Die Kälber waren 1—2 Monate alt, in den erſten 
ah. = 16,27 X5 = 81535 F. W. E. Vebenswochen wurden gleihmäßig je 28 1 Milch 
= 385xX5 = 11 ‚15 2 gegeben, von da ab erhielten die mit Weil fort- 
afr. = 62,00 xX1= 620 gefütterten Kälber während der Dauer des Ver- 
zufammen = 160,50 F. W. E. ſuchs 128—212 1 Mil, die anderen in 
56 Tagen 1 336 1 ap, und 14,00 kg Laltina gegen A 212 ] Mil in 35 Tagen 
42 „ 11252 = = 50 „ * BD. Tr 
28 1u 168 7 - ‚0 „ > Bam. 2 
21 IV 126", . . 18 „ = 0 — 
„u. u 4, = Eau... ra 1.5 1° DEE EEE ı 
Es erhielten im — Be Kälber A bis E | gefütterten Kälbern 1 kg Lebendgewicht mit 75, a 
täglich 6,08 1 Milch, dort ‚Bi. = —= 48,64 Big. beim Preis der Magermild) von 4 m 
Futter, die Kälber I bis . &- 6 1 Mager- | mit rund 64,22 Dip: beim Preis von 3 I * 
milch, dort zu 4 Pſg., = 24 Pig., 0,25 Fr 11 Magermilch, im Mittel aljo mit rund 69,70 Pig- 
tina = 17,5 Pifg., auf. = — Big. bei nur ! Laltofrit, neues Geräthe von de Laval (Schweden) 
für 1) Magermild) = 5 We. Die Zune: qı rajchen und genauen —— Milch; 
bis V 0,55 bis rtretung für Deutichland durd das —* 


—5* war bei den — 
645 


nahme 89 kg; im Mittel ift die Bunahme pro 
Eng und Gtüd bei Milchfutter 0,68 5“ bei 
Magermild- und Laltina⸗Futter 0,64 kg, für die 
Milhfütterung aljo 0,04 z höher, erfauft mit 
7,14, bezw. 13,14 Big, Medrtoften. 
wurde bei den mit Mi ch gefütterten Kä 
Lebendgewicht mit 9,22 Mil, aljo mit 28, 7 
Pig. erzeugt, bei den mit Magermildh und Laltina 


yo & 


kg, die Gefammtzunahme 104 kg, bei den, 
Kälbern A bis E 0,445 bis 1,82 kg, die Gefammt- 


u. i 


Eiſenwerk bei Hamburg. Die neueren ge —* 
———— über die in den Städten zugelaſſene 
an die höheren Anforderungen, welche im 
ilchwirthſchaft Arge werden müſſen, um 
ei Anforderungen Weltmarkt voll ent- 
‘sprechen zu können, haben in rajcher Nufeinander- 
folge die Apparate zur Bejtimmung des Fettgehaltes 
der Milch verdrängt und immer wieder neue Ber- 
‚vollfommnungen hervorgerufen. Bon der alten 
Sentwage fpricht man gar nicht mehr oder nur 


3 . 2 . vran—n 


508 Laktokrit — Landliga. 


noch als Sage aus alter Zeit; ſie mußte den opti- ſen („Entwidelung der Geſetze des menſchlichen 
ſchen Wpparaten und dieſe den Butyrometern, | Verfehrs und der daraus fließenden Regeln jür 
Eremometern u. |. w., und zuleßt Soxlhet's Aöro- menſchliches Handeln“, Braunichweig 1854), von 
meter weichen ; auch deffen Apparat ift nun durch | Dr. Colin (Belgien) und Henry George in den 
de Laval überholt worden. Der 2. hat fich immer Ber. Staaten von Nordamerifa, dem jet dort 
mehr eingebürgert, weil er rajcher, genauer, weniger | machtvollen Arbeiterführer und Begründer ber 
foftipielig und dauerhafter ift und aud) von minder | „Gejellichait zur Abſchaffung der Armuth“ (1886), 
Geübten und ohne veinlihe Sorgfalt gebraucht | befannt durch „Fortichritt und Armuth“, deutich 
werden fann. Nach der „Milchzeitung‘‘ ſtellen ſich von Gütichomw, Berlin, welcher in Verbindung mit 
die Koften für ganze Milch pro 1 zu 2,59 Big., | dem früheren katholiſchen Priefter, Dr. €. We. 
für Magermilh zu 2,53 Pig. gegen 12,65 und Glynn, die Arbeiter beherricht und befonders un— 
12,60 Pig. bis 13,2 Pig. mit Sorhlet's Apparat. ter der iriſchen Bevölkerung in kirchlich-ſozialiſtiſch 
Bei der Prüfung von Buttermilch ift er weniger | tommuniftiichem Sinne (vgl. Amerika) gewirkt hat. 
zu empfehlen. Yu dem L. von de Laval gehören: | Beide haben auch die „United labor party‘ (ver 
1. Unterjuhungsrohre aus platinirtem Metalle | einigte Arbeiterpartei) ins Leben gerufen und zwar 
mit einem in Grade eingetheilten Glasrohre und | mit folhem Erfolge, daß die „Georgianer“ bei 
einem Einfüllgefähe ; den Staatswahlen den Eieg davon zu tragen 
2. die Laftofriticheibe, in jedes Laval’iche Sepa- | hoffen. Die Gedanken, „das Eigenthum ift Dicb- 
ratorjtativ pafjend, mit eingebohrten Löchern für | jtahl* und „ver Grund und Boden gehört Allen“ bil: 
die Unterfuchungsröhre; den ein mächtiges Bugmittel unter der jegigen 
3. Gefäße zur Abmefjung gleicher Mengen Milch | dortigen Lage der Arbeiter; die im Juli 1887 er- 
und Säure; folgte aroße Erfommunilation des früheren Prie- 
4. ein Waflerbad mit Kautihufrohr für Dampf, | fters wird aber von Xielen als der Anfang des 
und Gläfer, in welchen die Proben gelodjt werden; | Endes vom Liede betrachtet, während bis jegt noch 
5. eine Flajche mit Säure; der Anhang mächtig genug ift, um in den Wahl- 
6. ein Kaften zur Aufbewahrung der kleineren fämpfen eine große Rollen jpielen zu können. 
Geräthichaften, welcher auch als Geftell für die ndere Vorgänger find noch Eh. Gide, „De 
Gläſer während der Abmefjung der Proben und | quelques nouvelles doctrines sur la propriete 
der Säure dient. oneiere* im „Journ. des Economistes‘“ 1883, 
Der Hergang ift folgender: Die Milchprobe wird | Mai, der Engländer Wallace, der Stifter der 
mit fonzentr., 5 Volumprozente fonzentr. Schwefel: | „Land nationalisation society“, London 1882 
fäure enthaltender, Eſſigſäure verjegt und kurze und Andere. In Deutichland nahm die Agitation 
Zeit gelocht, fo daß der Käſeſtoff ſich .. und | für die Berftaatlihung des Grund und Bodens 
nur das Fett unaufgelöft bleibt. Die fo behan- | ihren Anfang durch den Dr. med. A. Th. Stamm, 
delte Milchprobe bringt man in ein Unterfuhungs- | mit der Schrift: „Die Erlöjung der darbenden 
röhrchen. Die Röhrdyen werden zu je zwei, Nic | Menfchheit“, Etuttg. 1870 und 1884, 3 Auflagen 
ee in die Ausbohrungen der Lakto- bei W. Dietz. Er hatte dann im Jahre 1874 einen 
iticheibe geftedt ; dieje Scheibe fann 12 Nöhrchen, | „Verein für Humanismus“ dieferbhalb ins Leben 
alio 12 Miilchproben zu gleicher Zeit aufnehmen. | gerufen, weldıer aus Mangel an Theilnahme wie— 
Hierauf läßt man die Laftofriticheibe 3 Minuten | der einging, und erft in den letzten Jahren unter 
lang mit der vollen Geichwindigfeit umlauſen, dem Einfluß der agrariihen Bewegungen Anhänger 
bremft dann durch Aufdrüden eines Tuches die | gefunden. Unterftügung brachten der Ritterguts- 
Scheibe, wozu 15 Gefunden erforderlich find, | befiger E. v. Helldorff-Baumersroda („Ver- 
nimmt die Röhrchen einzeln heraus und lieft den | ftaatlihung von Grund und Boden oder Schutz— 
—— an der Stala des Röhrchens ab. Das zölle für die Landwirthſchaft?“ — Offener Brief, 
ett marfirt ſich jehr deutlich in dem Röhrchen. | Berlin 1885) und M. Flürſcheim, Großfabri- 
Unter Einbeziehung des ſpezifiſchen Gewichts | fant in Eijen zu Gaggenau in Baden, welder 
läßt fih aus den jo ermittelten Raumprozenten | dur feine Echrift „Auf friedlichem Wege, Eine 
leicht der gewichtäprozentige Fettgehalt und aus | Löſung der fozialen Frage“, Braunichweig 1584, 
diefem mit dem jpezifiichen Gewichte der Milch | einen Namen fich gemacht hat und jedenfalls der 
weiter nach befannter formel der Gehalt der | begabtefte unter den Gründern ift. Das genannte 
Milch an nichtfetter Trodenjubjtanz beredinen. Werk giebt größtentheils die Gedanken von Heury 
Die mit dem Laktokrit angeftellten Verſuche George wieder. Andere Schriften find „Der cin- 
müffen noch zahlreicher und genauer unter Be⸗ zige Rettungsweg“ und „Deuticdland in 100 Jah— 
rüdjihtigung der Temperatur beim Einfüllen und | ren“, jegt im Verlag von X. Schmitt, Hergheim- 
beim Ablcjen vorgenommen werben. Zell in der Rheinpfalz, foldde von Stamm noch 
Landliga, Vereinigung von Freunden der Ver- „Die fozialiftiiche Bedeutung der Bodenreform“, 
atlihung von Grund und Boden, zum Zwecke Soziale Streitfragen, Minden 1886 und „Das 
er Bekämpfung des (privaten) Grundbefiges als | Staatömonopol des Grundpfandrechts“, daj. 1885. 
„der einzigen Urjache der fozialen Mißftände“ mit | Im Mai 1886 wurde die Landliga in Berlin be- 
dem Ziele, den Grundbeſitz abzuichaffen als „der | gründet und zwar nach $ 1 der ereinsfagungen, 
Vorbedingung fir erfolgreiche joziale Reform“, | weldye auf dem erften — im Jahre 1887 
Die Landligiſten find die Nachfolger von H. Goj- angenommen wurden, mit folgender Tendenz: 





rr 


Landliga. 508 


„Die Land» Liga ift ein Bund deuticher Männer, ter und wer den Boden beſitzt, befigt die 
der ein national » deutiched Reich auf Grund der Menſchen, die ihn bewohnen. 
nationalen Bodenbefiggemeinichaft erftrebt und allein | Dieje große Grundwahrheit ihren Lejern ftändig 
in diefer die Fortdauer der Machtfülle des Reiches, vor Augen zu halten, ſoll die Hauptaufgabe diejer 
die Möglichkeit der Erfüllung feiner —— Zeitſchrift ſein. Sie ſoll nachweiſen, wie der ver— 
ſchen Aufgaben, die volle danernde Beſeitigung der hängnißvolle Fehler Einzelnen ein Monopol auf 
ihm drohenden ſozialen Geſahr und die Verwirk— das Eigenthumsrecht der Allen gemeinſam gehören« 
lichung der Gleichberechtigung aller Deutſchen er- den Mutter Erde zu übergeben, die Grundurſache 
lennt. Die Land-Liga tritt zu dieſem Zwecke ein unſerer ganzen wirthſchaftlichen Noth iſt. 
für die allmähliche geietsliche Bejeitigung des per- Sie ſoll darlegen, daß dieſe unnatür— 
fönlichen Eigenthums an Grund und Soden und lihe Grundlage nicht wie die Sozial. 
für deſſen Ueberführung in das Gemeinthum des demofratie glaubt, in einerfalihen Pro— 
gejammten deutichen Volkes unter Entihädigung duktionsform befteht, fondern in einem 
der zeitigen Befiger. Zur Erreichung diefes Zieles falſchen Beſitzſyſteme. Sie joll deutlich zei= 
erftrebt die Land - Liga demnächſt die geſetzliche gen, wie die von ihr angeftrebte Reform ich auf 
Uebertragung des ausſchließlichen Rechtesder Grund: Friedlihem Wege in organiidher Entwick— 
und eg: an das Reich.“ — Mit der lung der bejtchenden Berhältnifie durd 
ausdrüdlichen Erklärung, dab die Yandliga unter die beftchenden Negierungen, einerlei ob 
„Verftaatlihung des Grund- und Bodens“ keines- monarchiſche oder republifanifche, durchführen läßt, 
wegs den Staatäbetrieb, fondern nur den ohne jeden gewaltjamen Umſturz. 
Staatsbeiig mit Verpachtung verſtehe und un- Sie joll den Befigenden und den Regierungen 
ter Sympathie-Bezeugungen für die amerikanischen, | zeigen wie nur in der Durchführung diejer Reform 
iriſch⸗feniſchen, anarchiftiichen, fommuniftijchenand- | dir fie Rettung vor einer ſonſt unfehlbaren Kata» 
ormer im Bunde mit der erpriefterlichen reli- ſtrophe zu finden ift, umd wie ſolche beffere Waf— 
8 s⸗ſozialiſtiſchen Bewegung wurde die Verfammt- fen gegen die Umftürzler bietet, als alle Zwangs- 
ung geichlofien. Als Vereinsorgan diente nach geſetze der Welt, geitügt durch Millionen von 
hırzer Benutzung der „Landw. Börjen » Zeitung“ | Bajonetten. 
in Berlin „Das Land“, Sozialpolitiiche Monats: | * gibt es nur die Wahl zwiſchen zwei Ret— 
ſchrift der Landliga, Verlag der Landliga in Berlin. | tungsmitteln: dem welches ung die Sozialdemo— 
Die Hauptjächlichiten Gedanfen der Verbindung , fratie bietet, d. h. die Niederbrennung eines Haufes, 
find unter Lage der Landwirthichaft mitgetheilt um das Ungeziefer darin zu vertilgen, die Ber- 
worden. Seit Kurzem haben fih Spaltungen un» nichtung jener Hauptquelle alles Fortichrittes in 
ter den Ligiften entwidelt und jetzt ſteht M. Flür- der Gütererzeugung, der freien perjönlichen An⸗ 
ſcheim im Kampfe gegen Andere mit ſeinem Or- regung und Thätigfeit, oder dem das wir ver— 
an „Dentich Land“ (nicht Deutichland), „Monats- langen: der Erzielung einer befferen Güterver- 
— zur Förderung einer friedlichen Sozialre- theilung durch eine gründliche Beſitzreform. 
form“ — J. Schmitt in Bubenheim bei Herxheim- Dieſes Ziel iſt aber nur auf einem Wege zu 
Zell, Rheinpfalz. — deren erjter Jahrgang i. 3. erreichen, nämlich indem den Riejenvermögen die 
1887 jetzt bis zum 8. Heft erſchienen ift. Da! Grundlage entzogen wird, auf der fie fich einzig 
Flürſcheim offenbar am klarſten und beharrlichiten | und allein aufbauen können: das Beſitzrecht 
die Sache verfolgt und den bedeutendften Anhang, jder Erdoberfläche mit allen Folgen u.i. mw.“ 
ſoweit von jolhem geiprochen werden fann, hat, Unſere Sozialdemokraten wollen von der durch 
jo ift es immerhin von Intereſſe die in dieſem Großſabrikanten und Rittergutsbefiger gepredigten 
Blatt vertretenen Tendenzen zu dem unter Lage Glückſeligkeitslehre nichts wiſſen. 
Gebrachten noch mitzutheilen. Es heißt in dem) In Nr. 4 der Beitichrift eritatten die Beritaat- 


Umſchlag: licher den Dank an die Agrarier dafür, daß dieſe 
dem Gedanken der Verſtaatlichung von Grund und 
Boden im Reichstag Eingang und Boden ver— 
ſchafft haben. 

Stamm dachte ſich die Auflöfung von ganz 
Dentichland in Gärten mit Obſt- und Gemüſe— 
sucht. Die urfprüngliche Yandliga ift, wie M. 
Flürſcheim jagt, nadı Abfall einer großen Zahl 
der Mitglieder und riefigem Defizit an der Jahres» 
wende verfracht und Tiegt in den letzten Zügen. 
Die Bodenverftaatlicher wollen auf dem unter Lage 
erwähnten Wege den geiammten Grundbefip im 


„Deutichland ift das Yand, in dem die Deutichen 
wohnen, „Deutih Land“ joll das Land jein, das | 
die Deutichen befien. ft Beides nicht das Selbe? | 
Nein und abermals nein; denn immer weni— 
ger Deutiche bejigen das deutſche Land, 
eine immer zunchmende Mehrheit der] 
Bevölkerung Icht heimathlos auf der) 


eimijchen Erde. Jumer Meiner wird die | 
dat der Grundeigenthümer, immer größer die der | 
ter und Micther oder der mit Grundichufden | 
— die in Wirklich- | 


überlafteten Schatteneigent 
ether ihres Hypothe⸗ 


feit a die Rächter und 
fengläubigers ſind. 


Hier liegt die Grundlage der zuneh- 


Boden nur noch dem Staate 
ſchweren fich Icbhaft darüber, dab ihre Reformbe» 
ftrebungen von den großen politiichen Zeitungen 


menden jozialen Noth; denn der Grund nicht beachtet werden. Dieſe haben fich bis jetzt 
und Boden bildet den Urquell aller Gü- damit begnügt, in Furzen Zügen die Tendenzen 


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510 


zu zeichnen und höchſtens hinzuzufügen, „damit ift | 
e3 genug.” In landw. Blättern ift die Sache, ob- 
ſchon fie die Landwirthe mehr angeht, noch gar 
nicht berüdfichtigt worden. Nach der gegebenen 
Mitteilung der Hauptitellen aus dem Programm 
kann ebenfalls gelagt werden: damit ift e8 genug, | 
was jedod) nicht im Sinne der Unterfhäßung der | 
Bewegung aufgefaht werden darf. Unter den | 
eutzutag jo lebhaft entbrannten Kämpfen um das 
kein und Dein und bei der rüdjichtslofen Art, 
wie Sonderintereffen von —— geltend ge— 
macht werden, wird auch dieſe Bewegung Anhän— 
ger finden und dazu beitragen, die künftigen un— 
ausbleiblichen inneren Fehden zu verſchärfen. Die 
Bodenverſtaatlicher ziehen nur die Konſequenzen 
aus all dem Spielen mit dem Sozialismus, wie 
es ſeit einigen Jahren betrieben wird und werden 
ihrerſeits immer mehr die Maſſen mit dem Ge— 
danfen, daß Privateigenthum eigentlich überflüſſig 
und ſelbſt verderblich ſei, vertraut machen. 

Landwirthſchaftliche Lehranſtalten und Landw. 
Vereine ſ. die einzelnen Länder. 

Lanolin, ein aus der Schafwolle gewonnenes 
Fett, welches auch nach Liebrich in thieriſchen 
Häuten, Hufen, Federn und Schnäbeln vorkommen 
ſoll; es wird — und empfohlen als beſtes 
Mittel, um die Hufe elaſtiſch und das Leder ge— 
ſchmeidig zu machen, da es ſich gut mit Waſſer 
verbindet, und dieſe ohne Fett oder mit anderen 
Fetten zu trocken bleiben. Es binden z. B. 


100 Paraffin, bezw. Vaſelin nur 4Th. Waſſer 
100 Schweinefett 10 „ . 

70 Olivenöl u. 30 gelbes Wachs 23 „ 
100 Lanolin aber, 105 „ = 


Das Fett Tann leicht eingerieben werden und 
wird nicht ranzig. 

Lebensmittel. Noch immer läßt fich feine zu— 
verläfjige Angabe über den Verbrauch von Lebens» 
mitteln für Deutſchlands Stadt- und Induſtrie- 
bevöfferung geben und find die vereinzelten An— 
gaben darüber jo ſich widerjprechende, daß nicht 
einmal Durchſchnittswerthe gewonnen werben können. | 
Für den Landwirth wäre es von höchſter Wichtig« | 
feit, zu wiſſen, wie groß der Verbrauch im dei | 
Erzeugniffen, welche er liefert, ift, damit er feine | 
Wirthichaft darnach einrichten fann. Wir wiſſen 
noch nicht einmal genau die Menge des im Ans | 
fande verbrauchten Brotgetreides anzugeben (vgl. ı 
Bäderei) und auch nicht zuverläjfig genug den | 
Berbrauh an Fleiih, Fleiſchwaaren, Molfereier: | 
zeugniffen u ſ. w. (vgl die Angaben unter Fleisch 
und Fleiichhandel und unter Milhwirthichait). 
Da3 Wenige, was an brauchbaren Zahlen ver- 
öffentlicht wird, hat felbjtverjtändfich immer ein 
großes ntereffe, es genügt aber nicht. Sicher ift, 
daß der Verbrauch vieler wichtiger Erzeugniffe des 
Landwirths cher zu- ald abgenommen hat und 
daß wir weit davon entfernt find, denjenigen Ver— 
brauch zu haben, welchen der Phyſiologe bezüglich 
der Geſundheit und Rraftentwidlung den normalen 
nennt. 

Bei dem Bevöllerungszuwachs im Reich wird 








” 


— — — — — — — — — — — 


Landliga — Lebensmittel. 


man demnächſt mit 30 Mill. Köpfen für die nicht 
landw. Bevölferung zu rechnen haben, der Land- 
wirt) muß demnach wiffen, daß er, ſoweit es fich 
um inländiiche Erzeugniffe handelt, 30 Mi. Köpfe 
zu verforgen hat, ohne die Menge von Lebens— 
mitteln, welche etwa 20 Mill. Menſchen der landw. 
Bevölterung, die Bichftapel und die technifchen 
Gewerbe in Anſpruch nehmen. 

Nach Eröffnung der ftädtischen Markihallen in 
Berlin im Jahre 1886 wurde von Dr. Hausburg 
mitgetheilt, daß, joweit fontrollirbar war, die haupt: 
ſtädtiſche Bevölkerung, melde damals etwas über 
1,300,000 Köpfe zählte, außer 65 Will. kg Fleiſch 
und Fleiſchwaaren — pro Kopf demnach 50 kg 
— noch 762 Mill. kg Nahrungsmittel verbraudte, 
oder pro Kopf und Tag 1,5 kg. Angegeben wur- 
den 1,5 Mill. kg Geflügel, 0,55 Mill. kg Wild, 
77 Mil. 1 Milch (pro Kopf nicht ganz 60 1), 
15 Mill. kg Butter (pro Kopf 11,54 kg), 4 Mil. 
kg Käfe (pro Kopf wenig über 3 kg), 9,5 Mill 
kg Eier, von welchen nur ’/;, aus dem land 
bezogen wird, 25,5 Mill. kg Obft und 6,5 Mil. 
kg Apfelſinen, zuſ. alio 32 Mill. kg (pro Kopı 
24,6 kg). — 10,5 Mill. kg friſches und 3,5 Mill. 
kg gejalzenes Fleiſch, zuſ. 14 Mill. kg (pro Kopf 
etwas über 10 ke) u. j. w. Dieſe Angaben be» 
weiien, daß die Kontrolle über den Lebensmittel 
verbrauch noch eine ſehr unvollftändige ift, denn 
e3 ift nicht denkbar, daß bei der vorzüglichen Ver— 
jorgung der Stadt mit Milch und Molkereierzeug- 
nifje nur jo geringe Mengen davon verzehrt wer- 
den. Eine Angabe über den Terbraud von Kunſt- 
butter fehlte, es läßt ji aber annehmen, daß er 
ein jehr bedeutender ift, weil ein jehr hoher Pro— 
zentjag der Benölterung billigere Fette gebrau- 
den muß. 

Dr. Bradebujch gab in einem im Dezember 1882 
gehaltenen Vortrag wejentli andere Zahlen an. 
nämlich: pro Kopf 95 kg Fleiſch, Geflügel und 
Wild; 9,5 kg friſche und geräucherte Fiſche und 
Heringe, 8,1 kg Butter, 4 kg Käſe, 8 kg Eier, 
13,8 kg Obſt, 8 kg Gemüje und 80 1 Milch. 
—— hatte erwähnt, daß der Verbrauch von 
Seefiſchen noch ein ſehr geringer ſei und 53 mal 
geringer al3 in London, fowie daß die Stadt 
Paris allein mehr als das ganze deutſche Reich 
davon verbrauche. 

Das Pariſer Statiftiihe Jahrbuch für 1885 
giebt an, dab in den legten Jahren die Oktroi— 
Einnahme für Lebensmittel bedeutend abgenomnien 
habe, woraus hervorgeht, dab auch dort troß der 
niedrigeren Preiſe die Kaufkraft der Bevölkerung 
geſunken ift. Die Einnahme war im Jahre 1879 
noch 163,359,614 fr., im Jahre 1884 aber nur 
noch 139,966,020 fr. und für 1885 wird wieder 
eine Abnahme im leifchoftroi um über 1 Mill. 
jr. fonftatirt. Als Verbrauch wird andrerjeits an- 
egeben 3. B. 308,864 Ochſen und Kühe, 188,595 
Kälber, 1,979,536 Schafe, 352,001 Schweine, 
383,120 kg Bierde-, Ejel- und Maulthierfleiich. 

Auch aus Wien beftätigen die neueften Erhe— 
bungen eine bedenflihe Abnahme im Verbrauch 
ber Lebensmittel mwerthvollerer Urt; von Dort 


Lebensmittel, 511 
liegen genauere Mittheilungen vor, welche das 
Marltdepartement vor Kurzen in 41 ausführlichen | der Kontrolle der Lebensmittel genommen und 
Tabellen für eine Bevölterung der innern Stadt | auch die Landwirthe haben alle Urſache, ſich die 
von 785,200 Köpfen zujammengeftellt hat. Es geſetzlichen Beſtimmungen genau zu merfen fir 
werden darin aufgeführt: die Erzeugniffe, welche fie liefern. Die Borichrif- 
86,298 geſchlachtete Rinder zu durchſchn. 330 kg | ten find nicht überall die gleichen und bejonders 
Fleiſchgewicht, alſo zufammen 28,478,340 kg mit | hinfichtlich der Milch giebt es jehr weit ausein- 
13,684,843 kg jonftiger Einfuhr 42,163,183 kg, ander gehende Beſtimmungen darüber, wie viel 
oder pro Kopf 53,7 kg, was immer ein fehr an- | Fett und Waſſer darin enthalten fein foll, wenn 
fehnlicher Verbrauch ift; der geiammte u a eg Beihlagnahme und Strafe nicht 
auf dem Schlachtviehmarlt war 184,987 Ninder | ftattfinden joll (2,1—3,5 Beitgehatt 3. 2.) 
(115,646 Maſithiere, 10,796 Stüd ausgeweidete| Die Klagen über ſchlechte Beichaffenheit von 


ßeren Stadtgemeinden wird es jet jehr ernft mit 


und 58,495 Stück jog. Beinelvich), 118,933 aus- 
geweidete und 69,010 lebende Kälber, 55,636 aus- 
idete und 418,153 lebende Schweine, 62,914 
mmer, 27,785 ausgemeidete und 171,348 le 
bende Schafe und 5833 Pferde zum Schlachten. 
Die Großmarkthalle, welche den Hauptbedarf dedt, 
batte geliefert: 
44,024 au&geweidete Kälber, 11,395 ausgeweidete 
Schweine, 5733 ausgeweidete Echafe, 6381 aus- 
eweidete Lämmer und 119 ausgeweidete Span- 
Pertel, 3,185,623 kg ——23 164 St. Rinds— 
ungen, 498,277 kg Kalbfleiſch, 135,594 kg fri— 
— * und 43,561 kg ger. Schweinefleiſch, 4630 
kg ger. Schinken, 158,154 kg Schaffleiſch, 100,092 
febende Hübner, 33,448 Gänſe, 9102 Enten, 3903 
Indiane, 382 Hiriche, 824 Nche, 41,048 Haien, 
183 Wildihmweine, 6558 Faſanen, 10,396 Reb— 
hühner, 24 Sajelhühner, 529 Wildenten, 79 Wild- 
änje, 17,980 kg Karpfen, 1432 kg Hechte — 
29,580 kg Mehl, 57,660 kg Grica, 101,530 kg 
—— 223,930 kg Reis, 152,810 kg Erbſen, 
94,080 kg Linien, 178,540 kg Bohnen, 560,624 
kg verih. Gemüfe, 656,550 kg fr. Obft, 69,516 
kg nedörrtes Obſt, 28,435,540 Stüd Eier, 530,276 
kg Butter, 123,455 kg Rindſchmalz, 547,600 kg 
Schweineſchmalz, 210,586 kg Käfe, 38,714 kg 
Quark, 89,040 1 Rahm u. ſ. mw. 
Nach anderen Angaben ift die Einfuhr von Eiern 
bei der Rerschrungsftenerlinie von 57,443,400 St. 
im Jahre 18+0 gefteigert worden bis zu &8,107,129 
Etüd im Jahre 1884, dann aber wieder gefallen 
auf 83,243,970 St. im Jahre 1885 u. 86,329,020 
Etüd im Jahre 1886. Bon 1880 bis 1884 zeigte 
das Jahr 1883 gegen die beiden Borjahre eine 





Lebensmitteln werden noch immer jchr lebhaft ge- 
führt, im Allgemeinen aber find ſchon darin ber 
\ beutende Ummandlungen zum Bejjeren erfolgt und 
| wird immer mehr der Berläufer im eigenen In— 
‚ tereffe thun müſſen, um feine Marftwaaren jolid, 
gefällig, friich und gut auserlejen zu Markte zu 
‚bringen, 

Das neue Geſetz in der Foffung, wie es aus 
der dritten Leſung im Reichstag hervorgegangen 
‚tft, Tautet: 

ı 81. Der Berfehr mit Nahrungs» und Genup- 
mitteln, jowie mit Spielwaaren, Tapeten, Far— 
ben, Eß-, Trint- und Kocgeichirren und mit Pe— 
troleum unterliegt der Beauffictigung nah Maß— 
gabe dieſes Geſetzes. 

2. Die Beamten der Polizei ſind befugt, in 
‚die Räumlichkeiten, in welchen Gegenſtände der in 
"81 bezeichneten Art feilgehalten werden, während 
‚der übliden Geſchäſtsſtunden oder während die 
Räumlichfeiten dem Berfehr geöffnet find, einzu- 
treten. 

Sie find befugt, von den Gegenftänden ber in 

I bezeichneten Art, melde in den angegebenen 

äumlichleiten fich befinden, oder welche an öffent- 
lichen Orten, auf Märkten, Blägen, Strafen oder 
im Umberzichen verfauft oder jeilgeboten werden, 
nad) ihrer Wahl Proben zum Zwecke der Unter- 
ſuchung gegen Empfangbefcheinigung zu entnehmen. 
Auf Nerlangen ift dem Befiger ein Theil der 
‚Probe amtlich verſchloſſen oder verfiegelt zurüd- 
'zulafien. Für die entnommene Probe ift Ent- 
3* in Höhe des üblichen Kaufpreiſes zu 
leiſten. 

$ 3. Die Beamten der Polizei find befugt, bei 








Abnahme — 68,913,829 gegen über 72 und faſt Perfonen, welde auf Grund der 88 10, 12, 13 
79 Mil. Etüd. Da 33 Stüd ftenerfrei eingehen , dieſes Geſetzes zu einer Freibeitäftrafe verurtheilt 
dürfen, ift der Verbrauch aber ein viel bedenten- find, in den Räumlichkeiten, in melden Gegen» 
derer (100 Stüd zahlen 15,6 Kreuzer Steuer | ftände der in & 1 bezeichneten Art feilgebalten 
fanımt Zuidhlag). — ‚werben, oder welche zur Aufbewahrung oder Her- 

Diefe Zahlen follen nur andeuten, um welche stellung folder zum Verlaufe beftimmter Gegen» 
Eummen es fih für den Bedarf der Grofftädte jtände dienen, während der in $ 2 angegebenen 
handelt; eine zuverläffige Statiftil fehlt noch ganz. Zeit Reviſionen vorzunchmen. 

Nächſt der rare der ftatiftiichen Erhebun- | Dieie Befugniß beginnt mit der Rechtskraft des 
gen über den Verbraud; ift jegt für den Landwirt)  Urtheils und erliidht mit den Ablauf von drei 
am twichtinften das neue Geſetz betr. den Ber- Jahren von dem Tage an gerechnet, an welchem 
febr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln die Freiheitöftrafe verbüßt, verjährt oder er- 
und Rerbraudsgegenftänden vom Jahre laſſen ift. 

1879. Gegenüber dem vielfachen Betrug mit Fäl-, 8 4. Die Zuftändigfeit der Behörden und Be— 
hung von Lebensmitteln war der Erlaß eines | amten zu den in $$ 2 und 3 bezeichneten Maß- 
nd Geſetzes eine Nothmwendigfeit, um möglichft | nahmen richtet ſich nad den einjchlägigen landes- 


vor Benachtheiligung zu fihern. In allen grö- rechtlichen Veftimmungen. Landesrechtliche Be— 


512 


Lebensmittel. 


ftimmungen, welche der Polizei weitergehende Be- 


fugniffe al3 die in den 
geben, 


88 2 und 3 bezeichneten | 
bleiben unberührt. | 


$5. Für das Reich können durch kaiferliche | 


Berordnung mit Zuftimmung de3 Bundesrat 
zum Schuße der Gejundheit Vorjchriften erlaflen 
werden, welche verbieten: 8 
beſtimmte Arten der Herſtellung, Aufbewah- | 


1. 


. die Verwendung beftimmter Stoffe und Far- 





g 11. 
hes | (ung aus Fahrläffigfeit begangen worden, fo tritt 
Geldftrafe bis zu einhundertfünfzig Mark oder 


t ein. 
8 12. Mit Gefängniß, neben welchem auf Ver— 


fäljcht find, unter Verfchtweigung diefes Um- 
ftandes verkauft oder unter einer zur Täu«- 
ſchung geeigneten Bezeichnung feilhätt. 

Iſt die im $ 10, Nr. 2 bezeichnete Hand- 


rung und VBerpadung von Nahrungs und fuft der bürgerlichen Ehrenrechte erfannt werden 


Genufßmitteln, 
find; 


. das gewerbsmäßige Berkaufen und Feilhalten | 


von Nahrungs= und Genußmitteln von einer 
beftimmten Beichaffenheit, oder unter einer | 
der wirklichen Beſchaffenheit nicht entfprechen- 
den Bezeichnung; 
das Berfaufen und Feilhalten von Thieren, 
welche an bejtimmten Krankheiten leiden, | 
zum Bwede des Schlachtens, jowie das Ber: | 
faufen und FFeilhalten des Fleiſches von 
Thieren, welche mit bejtimmten Krankheiten | 
behaftet waren ; 


ben zur Herftellung von Belleidungsgegen- 
jtänden, Spielwaaren, Tapeten, Eh-, Trint- 
und Kochgeſchirr, jowic das gewerbsmäßige | 
Verkaufen und Feilhalten von Gegenftänden, 


die zum Verlaufe beftimmt kann, wird beitraft: 
1. wer vorſätzlich Gegenftände, welche bejtimmt 


find, Underen als Nahrungs» oder Genuf- 
mittel zu dienen, derart herftellt, daß der 
Genuß derjelben die menjchlihe Geſundheu 
zu bejchädigen geeignet ift, ingleichen wer 
wifjentlih Gegenftände, deren Genuß die 
menjchliche Geſundheit zu bejchädigen geeig- 
net ift, als Nahrungs- ober Genußmittel 
verkauft, feilhält oder jonft in Verkehr bringt; 


. wer a. Bekleidungsgegenftände, Spiel 


waaren, Tapeten, Eß-, Trink- oder Roc 
geichirr oder Petroleum derart herftellt, daß 
der beftimmungsgemäße oder vorauszuſehende 
Gebrauch dieſer Gegenftände die menschliche 
Gejundheit zu beſchädigen geeignet ift, im 
gleihen wer wiſſentlich jolche Gegenjtände 
verkauft oder. jonft in Verkehr bringt. 


Pan diefem Verbote zumider hergeftellt | > Verſuch — — 

| t durch die Handlung eine ſchwere Körper- 

5. das gewerbsmäßige Verkaufen und Feilhalten verlehung uber der Tod eines Menſchen verurfact 
u von einer beftimmten Bes worden, jo tritt Zuchthausftrafe bis zu fünf Jab- 

. ren ein. 

86. Für das Reich kann durch Faijerliche Ver- | . - 

ordnung mit Zuftimmung des VBundesrathes das „> =; War —— * > ber * 

gewerbmäßige Herſtellen, Verlaufen und eifhalten | BE * pen 4 egenftan ei men ice 

von Gegenftänden, welche zur Fälihung von Nah: | €i er — 8 er ie een = Ag ieie 

rungd- oder Genußmitteln beftimmt find, verboten genſchaf bi em Alter beiouut, s Zucht 

oder beſchranu werden. hausſtrafe is zu zehn Jahren, und wenn durch 

7. Die auf Grund der 88 5, 6 erlaſſenen die Yandlung ber Tb eineß Denicen vera 

tallerliden Verordnungen find dem Reichstag, fo: worden it — ſtraſe —— — 7* zehn 

fern er verſammelt ift, jojort, andernfalls bei deſſen ir a N e Steot — Zuchthaus| ia ei 

nächſtem Zufammentreten vorzulegen. Biejelben | fie 4 sicht a 2 nn auf Buläffigleit von 

ind außer Kraft zu ſetzen, ſoweit der Reichstag Polizeiau Nic) ee j : 

dies verlangt. 8 14. Iſt eine der in den 88 12, 13 bezeich 
88. Wer den auf Grund der 8$ 5, 6 erlaf. | neten Handlungen aus Fahrläffigkeit begangen 


fenen Verordnungen zuwiderhandelt, wird mit) worden, jo ift auf Geldſtrafe bis eintaufend Mart 

Gelditrafe His zu einhundertfünfzig Mark oder mit oder Gefängnißitrafe bis zu ſechs Monaten und, 

Haft beftraft. wenn durch die Handlung ein Schaden an der 
Landesgejetliche Vorſchriften dürfen eine höhere | Geſundheit eines Menſchen verurjacht worden ift, 

Strafe wicht anbroßen. auf Gefängnißftrafe von einem Monat bis zu drei 
$ 9. Wer den Vorſchriften der 88 2 bis 4 zu, Jahren zu erkennen. 

wider den Eintritt in die Näumlichkeiten, die Ent:| 8 15. An den Fällen der $$ 12 bis 14 ift 

nahnıe einer Vrobe oder die Reviſion verweigert, | neben der Strafe auf Einziehung der Gegenftände 

| 





wird mit Geldſtrafe von fünfzig bis zu einhun- | zu erfennen, welche den bezeichneten Vorſchriften 
dertfünfzig Mark oder mit Haft beitraft. zuwider hergeftellt, vertauft, feilgehalten oder jonft 
$ 10. Mit Gefängnig bis zu ſechs Monaten | in Verkehr gebracht find, ohne Unterfchied, ob fie 
und mit Seldftrafe bis zu eintaujendfünjhundert | dem Verurtheilten gehören oder nicht; in den Fäl 
Markt oder mit einer diefer Strafen wird beftraft: |len der 88 8, 10, 11 kann auf die Einziehung 
1. wer zum Zwecke der Täufchung im Handel ı erfannt werden. 
und Verkehr Nahrungs- oder Genußmittel Iſt in den Fällen der $$ 12 bis 14 die Ber- 
nachmacht oder verfälicht; folgung oder die Verurtheilung einer beftimmten 
2. wer wiſſentlich Nahrungs- oder Genußmittel, Perjon nicht ausführbar, jo Tann auf die Einzie- 
welche verdorben oder nachgemacht oder ver- hung ſelbſtſtändig erlannt werden. 


Lebensmittel — Lebensverſicherung. 


8 16: In dem Urtheil oder dem Strajbefehl 
fann angeordnet werden, daß die Berurtbeilung 


auf Koften des Schuldigen öffentlich befannt zu 


machen ſei. 
Auf Antrag des freigeſprochenen Angeſchuldigten 
hat das Gericht die öffentliche Bekanntmachung der 


513 


Erhöhung des Reſervefonds verwendet 52,282,097 
Marl. Die Summe der Gemährleiftungsfonds 
war Ende 1886 zufammen 851,943,277 Mark oder 
26,4” „des verficherten Kapitals (Gotha 134,100,074, 
Germania 84,928,786, Leipziger G. 57,110,433, 
Stuttgarter 60, 294, 565 Markt). Das Sejammt 


Freiſprechung anzuordnen; die Staatslaſſe trägt | vermögen der Geiellichaften bat jih um 60,294,565 


die Koſten, infofern diefelben nicht dem Anzeigen⸗ 
den auferlegt worden find. 

In der Anordnung ift die Art der Belannt- | 
machung zu beftinmen. 

$ 17. Beſteht für den Ort der That eine öf— 
fentliche Anftalt zur technischen Unterfuchung von 
Kahrungs- und Genußmitteln, jo fallen die auf 
Grund diejes Geſetzes aufgelegten Geldftrafen, jo: 
weit diefelben dem Staate zuftehen, der Kaffe zu, 
welche die Koften der Unterhaltung der Anſtalt 


trägt. 
Borzüglihe Werte über Lebensmittel find: 8, | 
KReitlehner, „Unjere Nahrungsmittel. Die 


Beurtheilung und Nährwertd-Bedeutung der mwich- | 
tigften Nahrungsmittel.“ Wien 1887. — 5.Stroh- 
mer, „Die Ernährung des Menichen und jeine 
Rahrungs- und Genußmittel,“ Wien 1887 (zum | 
Gebrauch für landw. Lehranftalten 
König, „Chemie der — 
Genußmittel,“ II. Bd. 2. Aufl. 188 

Lebensperfiherung. Die Befelfeaften find 
immer mehr bemüht, Verbefferungen im Betrieb 
anzubringen, weniger ftreng zu verfahren und Er— 
leihtungen zu gewähren; die Ergebniffe werben 
deshalb immer glänzender und die Summe der 
verfiherten Werthe wächſt in großartiger Weife. 
Unter den gegenwärtigen Berhältniffen, in wel» 
hen es dem an Geſchwiſter ftarl verpflichteten 


Erben von Gütern ſchwerer wird, zurecht zu kom⸗ 


men, bat man mit Recht immer mehr empfohlen, | 


durch Lebensverfiherungen bei Lebzeiten der Hof | V 
befiger dafür zu jorgen, dab der Erbe, welcher das | 


Gut übernehmen joll, erleichtert wird und daß die 
Miterben beſſer bedadıt werden, ald das bisher 
der Fall war und noch der Fall ift, wenn die Laft 
der Webernahme durch befondere Beftimmungen 
für ihn eine weniger große wird. 

Nach „Die deutihen Lebensvcrficherungs-Gejell- 
ichaften im Jahre 1886“ (Bericht der „Berliner 


Börien- »Beitung“) haben unfere 38 Gejelfjchaften | 


wieder günftig abgeſchloſſen. Der geſammte Ber- 
fiherungsbeftand war auf 3228 Mill. Dart ge- 

ftiegen und hat im abgelaufenen Geihäftsjahr um 
179 Mill. Mark ſich vermehrt. Auf die 4 größ- 
ten Gejellichaften famen von der Geſammtſumme 
1359 Mill. Marl Verficherungstapital, alio über: 
42%, (Gothaer Bant 510, Germania-Stettin 335, 
Leipziger Gejellichaft und "Stuttgarter L. u. E.B. 
je 27 Mill. Mark); die Vermehrung für dieſe 
4 GSejellichaften war 72 Mill. Marl. An Brä- 
mien und Binfen wurden von allen Gejellichaften 
i. 3. 1886 auf. 147,085,312 Mark eingenommen; 
davon find durch Tod und bei Lebzeiten zurück⸗ 
gezahlt worden 49,287,252 Marl, Dividende be— 
zahlt 19,060,440 Mark, Abgangsentichädigungen 
an Nusgeichiedene bezahlt 4,735,739 Marl, zur 


Landw.-Konveri,»terilon. Epegial: Zupplement. 








— -B= 56,090,160 Mark); Gejammt » 
— und 136,651 ‚682 (A= 


B 


Markt im Geſchäftsjahr vermehrt und beträgt jegt 
975,095,958 Mark, davon find über Ha in ve 
lariich ficheren Hppothefen und nur 6°/, in 
feften augelegt. 

Ein vollftändiges Bild liefern die früheren de— 
finitiven Tg für 1885 ergaben 
ſich 278,367,140 Mark neue Aufnahmen (A. 
135,922, 213 Markt bei den 18 Gegenjeitigfeita 
und B. 142, 444,927 Markt bei den 20 Alttienge— 
jellichaften) ; Abgang durch Tod und bei Lebzeiten 
120,215,539 Mark (A 47,473450, B= 
72,742, 109 Mk.); Zuwachs rein gegen das Borjahr 
178,838, 144 A= 97,273,199, B = 81.564.945 
Marl); Geſammi. Beftand = Kapital- -Berficherung 
auf Todes- und Lebensfall 3,050,015,877 Marl 
(A = 1,478,969,429, B = 1,571,046,448 ME); 
Brämien-Einnahme 107, 835, 364 A= =Sl ‚135,204, 
Einnahme 
65,596,219, B = 71,056,463 
Mart); Gejammt - Ausgaben 114, 292, 486 (A == 
51,756,658, B = 62,535,528 Mark); davon fäl- 


ige Kapitalien und Renten einfchliefslich Schaden 


rejerve 45,619,482 (A 21,548,901, B = 
45,619,483 Dart), Verſtärkung der Prämienreferve 
und Uebertrag 47,679,928 (A = 22,996,655 und 
24,683, 273 Mat); Geſammtvermögen 
910,937,162 Mt. (A = 397,542,011l und B= 
613, 39: 5,151 Markt). Die Gefellichaften find: 
A (gegenjeitige): 1. Gothaer 8.8.8. f. Deutſch⸗ 
—* 2. Leipziger L.V.Geſ., 3. Hannoverſche L.- 
„Anftalt, 4, Braunfchweig, Allg. 2:B.-Anftalt, 
5. Halle a./©., Iduna, 6. Stuttg. X-B. und Er 
fparnig-Bant, 7. Darmftadt, Renten» und 2.8.- 
Anjtalt, 8. Stuttg. Allg. Renten-Anftalt, 9. Leip— 
zig, Gegenfeitigkeit, 10. Karlsruhe, Allg. Verſor 
gungs-Anftalt, 11, Bonner L.V.Bank, 12. Bots» 
dam, Deutihe 2-8. und Verſ -Gefellichaft, 13 
Berlin, Prometheus und 14. 2+-B.-Anftalt für 
Armee und Marine, 15. Poſen, Beta, 16. Leipzig, 
Atropos, 17. Karlsruhe, Badiſche Mititär-B.-An- 
ſtalt, 18. Hannover, Preußiſcher Beamten-Verein. 
B (Altien-G.): 1. Lübel, Deutſche LV.G., 
2. Berlin, Berlinische L⸗B-G., 3. München, Bayr. 
Hypotheten- und Wechiel-B., 4. Frankfurt a./M., 
Frankfurter L⸗V. G., 5. Hamburg, Janus, 6. 
Leipzig, Teutonia, 7. Köln, Concordia, 8. Schwerin, 
Medlenb. 2..B.-G.. 9. Magdeburg, Magdeburger 
L.V.G., 10. Erfurt, Thuringia, 11, Stettin, 
Germania, 12. Frankfurt a./M., Providentia, 13. 
Berlin, Bictoria, 14. Preup. L⸗V.G., 15. Fried⸗ 
rich Wilhelm, 16. Norditern, 17. Elberfeld, Baterl. 
L.V.Geſ., 18. Breslau, Schleſ. L⸗V.G., 19. 
Magdeburg, Allg. V.G., 20. Straßburg, Alfatia. 
Als Beweis dafür, daß die freie Entfaltung der 
wirthichaftlichen Kräfte Großes zu vollbringen ver- 
mag, führte die „Allg. Verſ.Preſſe“ an, daß die 
33 


514 


Londoner 2.:B.:Alt.-®. „Prudential” Ende 1881 |! mung zum Sturz der Fall-Delbrüdichen Aera als 
in der Arbeiter » Abtheilung 4,821,414 Arbeiter- | „ſchweren pofitijchen Fehler“ bezeichneten und von 
Bolicen mit wöchentlichen Brämienzahlungen, welche anderer Seite der Austritt als „die Hoffnung der 
durch Kaſſenboten eingehoben werben, gehabt hat, | gefammten liberalen Wählerſchaft“ gegenüber dem 
aljo !/; der ganzen Bevölferung von England; | allmählich eingetretenen Umſchwung bezeichnet wurde. 
der Gejammtbetrag der wöchentlichen Einzahlungen Da die Partei als ſolche der Gejchichte bereits an 
war 36,989,880 Mark, geleiftet von Frauen, Män- |gehört, jo genügt ed, die Begründung des Aus- 
nern und Rindern, durdicdn. pro Kopf 2 d = tritts und das Programm der Partei mitzutheilen. 


Lebensverfiherung — Liberale Vereinigung. 


162/, Pig., wofür 185 Mark verfichert find und 
im Todesfall an die Familie gezahlt werden. Die 
Gefellichaft befteht fjeit 1848 mit 50,070 2 = 
1,001,400 Marf Altienkapital; in der Arbeiter: 
brand)e gab es i. 3. 1880 zuj. 12,795,040 Mark 
an fäligen Verfiherungs:Kapitalien zur Auszah- 
lung. Die Unfoften der Gejellichaft find 17 Mill. 
Marl. Bon Intereffe ift auch das Ergebniß des 
„Breußiichen Beamten = Vereins“ für Reichs-, 
Staat3- und Gemeindebeanten, Geiſtliche, Lchrer, 
Herzte, Rechtsanwälte u. ſ. w., Lebens-, Leibren- 
ten-, Rapital- u. j. w. V.Geſ. auf Gegenjeitigfeit 
unter dem Proteltorat Sr. Majeftät des Kaijers. 
Der neunte Sejchäftsbericht für 1885 giebt 14,165 
Policen an mit 39,767,520 Marl. Das Gewinn- 
und Berluft:onto war 6,287,977,30 Marf, die 
Aktiven und Paſſiven find 6,446,957,09 — 
(allein 5,161,797,93 Mark Hypothekenfonds), ber | 
Reinertrag war 263,230,59 Marf, die Fonds ohne | 
— —— Paſſiven find 864,481,07 Ber. | 
In den erften 9 Geſchäftsjahren find 638,569,71 | 
Mark Dividende und 814,016 Mark Lebens-Beri.- | 
Summe bezahlt worden 

Die Gründung einer ähnlichen Anftalt für alle 


— — — — — — — — — 


Am 7. Mai 1882 war folgende Erklärung er— 
ſchienen: 

Die Erfahrungen der letzten zwei Jahre haben in 
ſteigendem Maße uns die Ueberzeugung aufgedrängt, 
daß die nationalliberale Partei gegenüber den we— 
ſentlich veränderten Verhältniſſen nicht mehr von 
der Einheit politiſcher Denkart getragen wird, auf 
der allein ihre Berechtigung und ihr Einfluß be— 
ruhten. 

In dieſer Ueberzeugung erflären die Unterzeid— 
neten hiermit ihren Austritt aus der national 
liberalen Partei. 

Eine in jicheren Bahnen ruhig fortichreitende 
Entwidelung unjerer in Kaiſer und Reichsver 
fafjung ruhenden Einheit wird nur aus der Wirt- 
jamfeit eines wahrhaft fonftitutionellen Syſtems 
hervorgehen, wie es die deutjche Liberale Partei 
jeit ihrer Eriftenz unverrückt erftrebt hat. Das 
einige Zujanmengehen der liberalen Partei in den 
wejentlichjten Fragen, das Aufhören verwirrender 
und aufreibender Kämpfe verjchiedener Liberaler 
Fraktionen erjcheint uns aber als die unerläßlidhe 
Vorausſetzung für das erftrebte Ziel. 

Feſter Wide ftand gegen die rüdjchrittliche Be— 


landw. Beamten in Deutſchland wäre eine der | wegung, Feithalten unjerer nicht leicht errungencit 
Deutſchen Landw. Gejellihaft würdige Aufgabe. | politiichen Freiheiten ift die gemeinſchaftliche Auf— 
Zur Unterweifung in Wngelegenheiten der Les gabe der gejammten liberalen Partei. 
bensverficherung find zu nennen: Geyer, „Die, Mit der politiichen Freiheit ift die wirthichaft- 
2. in Deutichland und ihre geſetzliche Regelung,“ liche eng verbunden, nur auf der gelicherten Grunde 
Leipzig 1878. Eljter, „Die 2. in Deutichland,“ Lage wirthichaftliher Freiheit iſt die materielle 
Jena 1880. Kögler, „Ueber 2,” Prag 1885. | Wohlfahrt der Nation dauernd verbürgt. 
Rüdiger, „Die Rechtslehre vom Lebensverfiche- | Nur unter Wahrung der Fonftitutionellen Rechte, 
rungsvertrage,“ Berlin 1885. Wiedemann, | unter Ubweilung aller unnöthigen Belaftungen des 
Zur Entwidlung des Berficherungsvertrags,“ Ber- Volls und folder indirekten Abgaben und Zölle, 
lin 1886. Kihm, „Die Gewinnſyſteme mit ſtei- welche die Steuerlaft vorwiegend zum Nachtheil 
genden Dividenden bei der 2," Zürich 1886. der ärmeren Klafjen verjchieben, darf die Reform 
Leinen-Induitrie ſ. Flachs und Tertilinduftric. der Reichsſteuern erfolgen. 
Leuchtöl, ſ. Petrofeum. Mehr wie für jedes andere Land iſt für Deutſch— 
Liberale Vereinigung, Sezeſſioniſten, diejeni- land die kirchliche und religiöſe Freiheit die Grund— 
gen Mitglieder der Nationalliberalen Partei, welche bedingung des inneren Friedens. Dieſelbe muß 
ſich im Auguſt 1881 von der Partei getrennt aber durch eine ſelbſtſtändige Staatsgeſetzgebung 
hatten, eine Zeit lang als ſelbſtſtändige Partei | verbürgt und geordnet fein. Ihre Durchführung 
wirkten und dann, wie voraus zu jehen war, mit darf nicht von politiichen Nebenzweden abhängig 
den Deutjch » Freifinnigen fi) vereinigten. Die | gemadht werden. Die unveräußerlichen Staats- 
Trennung war erfolgt, nachdem jchon jeit längerer | rechte müfjen gewahrt und die Schule darf nicht 
Zeit Meinungsverjchiedenheiten innerhalb der Par- der kirchlichen Autorität untergeordnet werden. 
tei in fcharfer Weife hervorgetreten waren und be-| Wir find bereit, einer Einigung auf diejer Grund 
süglih des Kulturfampfes und der Getreidezölle | Tage zuzuftimmen. Für uns aber ald Mitglicder 
ein Theil der Partei mit den bisherigen Gegnern | der liberalen Partei werden unter allen Umjtän- 
geftimmt hatte. Der Austritt wurde überaus den diefe Anſchauungen die Teitenden jein. 
icharf in der Preſſe be- und verurtheilt; e8 wurde Dr. Bamberger, Dr. Baumbach, Beifert, Berling, 
jogar von „ſchwer zu verantwortendem Mißgriff“, | Dr. Braun, Dr. Georg v. Bunjen, Drawe-Sas— 
„Frevel an der Nation“, und in ähnlicher Weife fozin, von Forckenbeck, Jegel, v. Hönika, Siefchke, 
geſprochen, während die Austretenden felbft das Knoch, Lipfe, Dr. Meyer, Pflüger, Platen, Ridert, 
Verlaffen des alten Programms, und die Zuftim: Sachſe, Schlutow, Seyffarth-Liegnig, Freiherr v. 


Liberale Bereinigung. 


Stauffenberg, Struve, Thilenius, 
Bollerthun, — — Dr. 
N) 


od. 

Auf dem Parteitag in Berlin am 7. Mai 1882 | 
war folgendes Programm angenommen worden: | 

J. Getreu unferen Ueberlieferungen find mir bes | 
ftrebt, die Machtbefugniffe von Kaiſer und Reich 
auf den Grundlagen der Berfafiung zu befeftigen 
und nad) den Bedürfniffen der Nation auszubil- 
den. — Bu den unentbehrlichen —— 
einer ſolchen Entwicklung zählen wir die Befeſti— 
gung eines wahrhaft konſtitutionellen Verfaſſungs— 
lebens, ein aufrichtige® Zufammenwirfen zwiſchen 
der Regierung und der Bolfövertretung unter wech: 
felfeitiger Achtung der ihnen anvertrauten Rechte, 
eine umſichtsvolle, auf unmittelbare Verftändigung | 
abzielende Borbereitung der Vorjchläge, welche der 
Gefeggebung unterbreitet werden. 

ll. Der Reichshaushalt ift aus eigenen Reichs— 
einnahmen und mit den Hülfsmitteln zu beftrei- 
ten, welche eine gejunde Finanz und Steuerpolitif 
darbietet. 


Trautmann, | 
Witte 


111. Nachdem in den Ichten Jahren reichliche 


515 


VO. Durchführbar erſcheint uns eine Reform, 
welche die Erträge der direkten und der indireften 
Steuern in ein angemefjenes Verhältniß jest und 
folgende Grundlinien einbält: 1. Bei den indiret- 
ten Steuern find die nothwendigen Lebensbedürf— 
niffe grundfäglich von der Beftenerung freizubalten, 
die anderen Gegenftände der Befteuerung nad) der 
Bedeutung zu würdigen, welde denjelben für bie 
—— und die Wohlthat der Bevölferung zu- 
fommt. 2. Bei den direlten Steuern find für die 
unteren und mittleren Einfommen die wirthichaft- 
lihen Verhältniſſe der Beftenerten angemefjen zu 
berüdjichtigen, die größeren Einfommen ftärfer 
heranzuziehen. 3. Die Stempel und ftempelartigen 
Steuern find fo einzurichten, daß fie den Verkehr 
möglichft wenig erſchweren, in materieller Hinficht 
den Handel und Wandel nicht erdrüden, und daß 
fie feinen Zweig des Erwerbslebens vorwiegend 
belaften, wie beifpielsweife gegenwärtig in dem 
größten Theile Deutichlands die Höhe und Erhe- 
bungsart der Gefälle bei Verträgen über den 


—— 
VIII. tſprechend den Ueberlieferungen der 


planes bewilligt worden, iſt in der ferneren Be⸗ | Gebiete alle Schritte fördern, welche geeignet 


Mittel ohne die Vereinbarung eines feften Reform: | liberalen Partei werden wir auf 5% can Ka 
nd, 


handlung des Steuerweſens ein vorfichtiges und | ohne Gewaltſamkeit gegen die Grundlagen unjerer 
planmäßiges Vorgehen doppelt geboten. — Na« | gejellichaftlihen Ordnung, den wirthichaftlichen umd 


mentlich ift feine neue Eteuer zu bemwilligen, für] 
welche nicht das Bedürfniß nachgewieſen und der, 
ſtützen, was dazu dient, die Arbeitskraft und Ar- 


an gebilligt ift. 


n 
| 


moralijhen Lebensjtand der minder bemittelten 
Ermwerbsffaffen zu heben, werden wir Alles unter» 


V. Wir ftimmen feiner Finanzvorlage zu, | beitsfähigfeit der Individuen durch a 
€ « 


welche ſich für einen Theil einer Steuer- und 
der legteren Hargelegt find. — 


direften Steuern erjchüttert. 


V. Wir ftimmen feiner Finanzreform zu, welche Wirthſchaftsbetriebe, 
Daushalt der Gemeinden | 
dur cin Syſtem von Bufhüffen mit dem Staats | 


darauf gerichtet ift, den 


haushalt zu verbinden oder Aufgaben, welche durch 
ihre Natur der Gemeinde zugehören, auf den Staat 
zu übertragen. — Bielmehr erachten wir für ge- 
boten: 1. die den Gemeinden und Kommunalver- 
bänden zugewiefenen Aufgaben ihrer Gelbftver- 
mwaltung unverlürzt zu erhalten; 2. die hierfür er- 
forderlichen Mittel durch autonome, den lofalen 
Bebürfniffen und Verhältniſſen entſprechende Be— 
ſteuerung aufzubringen; 3. die Bewilligung von 
Zuſchüſſen an leiſtungsunfähige Gemeinden auf die 
einzelnen Fälle des ermittelten Bebürfniffes zu 
befchränten und an die Organifation der Kommu- 


Mühewaltungen, welche aus dem Kreife der Staats- 


Finanzreform ausgiebt, jo lange nicht dic Bicle | 


ir ftimmen feiner | 
Finanzreform zu, welche einjeitig die indirekten 
Steuern ausbildet und dadurch das Syſtem der | 


Ausbildung und ftärfere Anregung der 
thätigfeit zu fteigern. 

Belämpren dagegen werden wir alle Mahnah- 
men ftaatliher Bevormundung, melde dazu an- 
geihen find, die Selbftbethätigung herabzudrüden, 
ingbejondere die Einmiſchung des Staates in jolche 
u denen die Thätigleit der 


Ein n und freier Vereinigungen ausreichen. 
IX. Als pofitive und nächſte Aufgaben auf ſo— 

ialpoßtiihem Gebiete betrachten wir: 1. Umfaj- 

* usbildung des Krankenkaſſenweſens; 2. die 


weitere Ausbildung der Haftpflicht für Unfälle in 
allen hierzu geeigneten ieben und die Side» 
rung der —— 3. die geſetzgeberiſche 
Begünſtigung von inigungen, welche dazu be— 
ſtimmt ſind, für die Fälle der Invalidität und der 
Arbeitsloſigkeit Sorge zu tragen, die Wohlthaten 
der Bertragsfreiheit den Arbeitgebern und Arbeit- 
nehmern gleihmäßig zuzuwenden, ſowie überhaupt 
die möglichjte Entlaftung der öffentlichen Armen- 


pflege herbeizuführen. 
nalverbände anzufchliegen. — Unberührt hiervon | 
bleibt die begründete Forderung, dab für jofdhe | 


X. Staatszuſchüſſe an BPrivatunterne mungen 
alten wir nur für zuläffig, wo das Öffentliche 
ntereffe und die Unzulänglichkeit der Privatwirth- 


verwaltung zur beffern Erledigung den Gemein ſchaft Mar erwiefen find. 


den zugewiejen werden, Erjag der hierdurch be- 


Ausgaben aus der Staatslaſſe geleiftet werde. | = 
des 
Steuerreform, welche die Steuern und Ab⸗ wir Monopole, welche den Zwedck haben, die R 

den wirthſchaftlichen Kräften der Belaſteten oder Staatseinnahmen zu vermehren oder den Ein- 
— Richtung bin up * Staatsgewalt 


I. Dagegen find wir bereit mitzuwirken an 


fer anpaht 
nd den nad) 
begründeten Beichwerden abbifft 


XI. Das Tabatsmonopol und ebenio jede mittel- 
um Monopol hindrängende weitere Belaftung 
bafs Ichnen wir ab. Weberhaupt 


I. Die —õS fit mit Sonber- 
33* 


516 Liberale Bereinigung — Lotterie. 


interefien auf Koften der Gejammtheit begünftigen. | befugnifje mit dem Geiſte der modernen Gejege 
Das Verhältniß zu anderen Etaaten wünjchen wir in Einklang gebracht, und bejonders, daß bei Be- 
fo geregelt, daß die internationale Arbeitätheilung rufung der Organe von jeder Parteitendenz; ab- 
nicht geftört, und daß der deutſchen Produltion gejchen werde. — Als eine fernere Aufgabe der 
der ihr gebührende Untheil an dem Weltmarfte liberalen Partei betradhten wir, eine Reform her 
gefichert werde. ‚ beigufühen, eg * arg gi Berwal- 

j : : — | i i ion der Verwaltung 

XIII. Die Gewiffens- und Refigionsfreiheit wol- ungsbegzirle und die Urgantjatton der 

len wir derart befeftigen, daß fein deuticher Bürz | — a J et ep 
ger wegen feiner Religion oder wegen feiner reli— — * ——————— ac en; ia 
idjen Anfichten in jeinen politiichen und bürger- | eg j 
ichen Rechten beeinträchtigt oder gejährbet werde. ı XVII. Die liberale Partei ſieht alle Schattirungen 
Das Verhältnii der Kirchen zum Etaate wünfchen | politiicher und kirchlicher Reaktion gegen fich ver- 
wir geregelt durch Gejehe, welche die Freiheit und | einigt, und mir find überzeugt, daß es ihr nicht 
Erlbitftändigkeit der Kirchen in ihren innerfirch« | eher gelingen wird, jener Koalition wirkſam ent 
lichen Wngelegenheiten anerfennen, bie Staats- | gegenzutreten, als bis fie gleihjalls für alle Schat- 
autorität aber wahren in allen ftaatlichen jowie in | tirungen in ihrer Mitte einen feften Vereinigungs- 
ſolchen kirchlichen Angelegenheiten, zu denen die | punkt findet und als ein Ganzes zu handeln —* 
Mitwirkung des Staates verfaſſungsmäßig beru⸗ befähigt. — Unbeſchadet der Verſchiedenheit von 
fen ift. — in — —— ge mr. 

N : Pre weder durch guten Willen, noch dur isziplin 

XIV, Die Leitung und Beaufſichtigung des | —* — 24 
Öffentlichen Unterrichtsweiens muß ausichlichtich | N® re —— ni: müſſen * 
Sache des Staates und ſtaatlich verordneter Or⸗— ei *4 er "SB 2 großen 
gane fein; die Einwirkung der Kirche darf über Bielen, bei den Wahlen und in den Parlamenten, 
; nt x ; H ſoweit nur immer möglih, eine Berftändig 

das Gebiet des Religiongunterrichtes nicht hinaus- ter allen 1 Fraino Golan "> 
gehen. — Als einen der größten Schäden der | Er auen ihren Fraltionen herbeizuführen u 

R - eine gemeinfame Altion anzubahnen ftreben. Als 
gegenwärtigen politischen Lage Preußens betrachten icht jedoch Aller, melde i 2 fe Gemeinf 
wir, da Durch die Handhabung des Schulaufiite Bricht jedod Miller, in bieje Gemeinfgaft 


en: eintreten, halten wir unter den gegenmwä 
gejches, welches der Boltsichule Unabhängigkeit von! erhäftniffen, da fie den Veftrebungen, 


der Kirche gewähren follte, dieſer Zwed vereitelt | 5; - A : 

: : - „die großen gemeinjchaftlichen Zielpunkte beeinträd- 
wird, und verwerfen die aus engherzigem Kon tigen, mit der größten Entichiedenheit entgegen- 
———— hervorgegangenen, auf die Defeitie ien, gleichviel ob dieſe Beſtrebungen von der 
gung der Simultanjchnien gerichteten Beftrebungen. | Negierung oder von den der Nenktion dienenden 

— —* re ——— F in ir Ju | Barteien ausgehen. 
tizgejegen des Jahres 1 und in der vollzogenen | 
3 — eine mächtige Förderung er⸗ Ligroin. |. Petroleum. 

a u en Dia E56 mo Napa disk 
Strafprogehordnung, dargelegt, ı Lotterie. Noch immer dauert im den einzelnen 
mit deren Bejeitigung die Gejeggebung auf Grund- Staaten Deutichlands das Verbot des Spiels in 
lage der gewonnenen Erfahrungen ſich bald wird Lotterien anderer Bundesſtaaten fort; es iſt neuer 
ei en ——— Abhülfe — in Preußen — noch ber —— 
as Koſtenweſen im Zivilprozeß. der Beſtimmungen eingetreten, als es au n 
Zeitungen verboten wurde, die Gewinnliſten aus— 

F Sir gs Zandesverwaltung in Breußen wärtiger Lotterien zu veröffentlichen ; man hat ſich 
verlangen wir bie Gortiegung und ben Abſchluß andererjeit3 aber entichlofjen, die Zahl der Looſe 
der Organijation im Geifte der Städteordnung von bedeutend zu vermehren umb ber darauf bezügliche 
. 08 Nor ber Kreißorbnung von 1873. AS Antrag hat die Zuftimmung des Landtags und 

runbbedingungen hierfür betrachten wir, daß Serrenhaufes gefunden. Auch im Königreid Sac- 
1. für die altlänbifchen Provinzen eine der Städte: | Ten ift die Bahl der Zoofe der Qandeslotterie we- 
ordnung entiprechende LZandgemeindeordnung er= | jentfich vermehrt worden 
lafien, insbejondere für die Gutsbezirle und ſolche ————— 
Ortſchaften, welche die Obliegenheiten der Gemeinde | Das Bedürfniß für — derartige Geldanlage 
nicht zu erfüllen im Stande find, leiſtungsſähige wird demnach ſtaatlich anerkannt. 
Gemeinbeverbände geſchafſen werden; 2. die Ge- Ueber Privatlotterien in Preußen brachte 
fammtheit der Reform auf die übrigen Provinzen | die „Nat. Korr.” für die Zeit vom 1. Jan. 1880 
der Monarchie übertragen werde, unter Zulaſſung bis zum Schluß des Jahres 1884 folgende be- 
ſolcher landichaftlich bedingten Abweichungen, welche | merfenswerthen Angaben. Die Summe des Spiel» 
weder die Grundprinzipien noch die Einheit der kapitals aller in der Monard)ie genehmigten Pri⸗ 
Verwaltung gefährden, 3. die ſelbſtſtändige Orga- vatlotterien beziffert ſich auf 36,463,100 Wark, 
nijation der VBerwaltungsgerichtsbarteit beibehalten | wovon 12,251,600 Mark auf außerpreußiſche fom- 
und dieſe materiell noch weiter ausgebildet werde. ; men, alfo faft ?/, auf inländifche. Von der Summe 
— Rir verlangen ferner, dab das materielle Po-⸗ entfallen auf die drei Kategorien, in melde fie 
lizeirecht jowie die Handhabung der Verwaltungs- getheilt werden: 

















Lotterie — Yuremburg. 


auf Raarenlotterien: 17,530,000 
„ Silber» bezw. Goldlott. 3,181 ‚>00 
„ &eldlotterien 4,200,000 


Für Anihaffung, bezw. Bereititellung von Ger | 
winnen jind 18,7 9,900 Mark, d. i. 51,5", des 
Spiellapitals verwendet. Das Berhältniß der 
Gewinne zum Spiclfapital ift bei Waaren- 
fotterien = 58,9%, bei Silber» u. Goldlotterien 
45,8 %/,, bei Geldlotterien 36,7 %/,. Die Zahl der 
Loofe zur Zahl der Gewinne ſchwankt zwiſchen 
1:10 und 1: 100, iſt alio durchſchnittlich 1: 50. 

Bezüglich der Zwecke der Xotterien dienen 79 7%, 
der Wohlthätigleit, 34,5 %, der Sandwirthichaft, 
75 %, den Kunfigeiwerben, 3,1%, der Kirche 
und 5,2%, gemeinnügigen Beitrebungen verichie- 
dener Art. 

Luffa, das dem Badeſchwamme ähnliche und 
itatt feiner brauchbare Sajerge ewebe der Frucht 
einer fürbisartigen Pflanze, uffa aegyptiaca, 
bis in die nenejte Zeit wenig befannt, wenigſtens 

infichtlich ihrer praftiichen Verwendbarkeit. In 

gypten und Arabien heimiich, jetzt aber auch in 
Nordamerifa angebaut. Große Metternde Rebe, 
mit dünnem, jehr zähem, hellgrünem, faftigem 
Stamme, 3,5 bis 8,5 m lang Die wechſelſtändi— 
en, fingerig gelappten Blätter find hellgrün und 
Haft ohne allen Geſchmack. Die Blüthen haben 
fünf Blumenblätter, die unten zu einer glocken⸗ 
förmigen Blumenfrone vereinigt find, die Staub- 
gefäße Hängen in einem Büchel zuſammen; der 
Griffel ift dreinarbig. 
Frucht iſt Hleiihig mit grüner Epidermis, der 
Länge nach mit 10 bis 15 ſchwarzen Linien ge⸗ 
ſtreift. Unter jeder Linie liegt eine zähe holzige 
Faſer. Die Frucht, 
wird, zeigt nach Entfernung der Oberhaut ſeltſam 
verwobene holzige Faſern, die trocken, hart und 
rauh ſind. In kaltem oder warmem Waſſer auf— 
geweicht, nehmen ſie dieſes auf, wie ein Schwamm. | 
Wegen diefer Eigenichaft hat das Faſergewebe den | 
Kamen „vegetabiliiher Schwamm” oder! 
„Waſchlappen“ erhalten, 
brauch berzurichten, legt man die Frucht etwa 1 
bis 2 Monate an einen warmen Ort, bis fie zu 
faulen beginnt. Hierauf wird fie der Yänge nad) 
aufgeichnitten, die Oberhaut abgezogen, der Samen 
entfernt, und das Nepwerf zur Entfernung aller 
feimfubftang tüchtig ausgewaichen. Wenn dann | 
getrodnet, ift diefes zum Gebrauche fertig. 

Lukaiſche Inieln (Balama-Anieln), ſ. Weftindien 
unter Amerika. 

Lupinen. Die Entbitterung dieſer wichtigen 
Körner jcheint durch die Bemühungen von Dr. %. 
Bente beffer, wie bisher, gelungen zu fein; das 
neue Verfahren hat den Vortheil großer Einfach 
beit und Billigfeit. 

100 kg Lupinen werden mit Brunnenwafier fo, 
daß fie auch nad) dem Aufquellen damit volltommen 
bededt bleiben, übergoffen, dazu jegt man 2 kg 
arjenfreie  Salajäure, rührt das Ganze mit Holz- | 
en 2 tig durch und Täftt es 24 Stunden 

ftehen. Nach dieier Zeit ſetzt man 2 kg einer 





welde 10 bis 60 cm lang, 


Um e3 für den Ge⸗ 


517 


der preuß. sh A 1600 der ausw. Unternehmungen. 
" 6, 

3,150,000 „ 

‚ gejättigten Löjung von chemiſch ceinem jaurem 
3 Ichwefligiaurem Kalt dazu, rührt das Ganze wie- 
der tüchtig um und aieht nad) 24 St. die Flüſſig— 
feit ab; in den folgenden Tagen wird die noch 
anhaftende Lange durch wicderholtes Auslaugen 
mit Waffer entfernt; die Qupinen find nun etwas 
gebleicht, faſt geruchlos, brotähnlih von Geſchmack 
und jollen nicht mehr bitter jein. Sie werden dann 
im Badofen getrodnet, um fie Bene zu machen. 

Die Koften beftehen nad Dr. n 32 Pig. 
‚für die Salzjäure und 20 Pig. nd 1 ſauren 
ihwefligiauren Kalt, zuſammen 52 Big. 

100 kg Yupinen zur Fütterung toften zur Beit 
‚8 Mark, 10U kg der entbitterten aljo 8,52 Mart, 
ohne Die Arbeitskoſten, und mit diefen etwa 8,70 
Marf. 

Der Verluft an Nährſtoff wird zu 209, 
gegeben; für Iufttrodene Körner giebt Dr. B. 
37,28%, Protein und 3,38 9, Fett an (nicht ent- 
bitterte gelbe Aupinen nach Wolf 36,2 und 4,90, 
nach Settegaft 35,4 und 5,0 /n, blaue Qupinen 
25,0 und 5,3%.) Der Berluft befteht demnach 
der Hauptiache nach in den jtidjtoffireien Ertralt- 
‚Stoffen. Schafe, Pferde, Kühe und Schweine haben 
die jo emtbitterten Qupinen gern gefreffen umd gut 
vertragen. 

Dr. 8. hat auch jchon Brot aus den entbitterten 


” ” ” ”„ 


” ” ” 


all» 


Die elliptiih eifürmige | Qupinen bergeftellt und diejes joll als qut befun» 


den worden jein; es ift denkbar, dab durch das 
Verfahren die Lupine jelbft mit zur Nahrung für 
den Menjchen verwendbar wird. Die von anderer 
Seite gemachten Verſuche, entbitterte Qupinen als 
Surrogat für Kaffee zu verwertben, find bis jegt 
noch nicht als volllommen gelungen zu bezeichnen ; 
es verbleibt in den Präparaten noch fo viel Bit- 
terſtoff, daß nur jchr geringe Mengen davon ver- 
wendet werden fünnen und der Vortheil alſo nicht 
jchr groß iſt. 

Luremburg, Sroßherzogthum, in agieren 
mit dem Königreiche der Niederlande (ſ. d.), aber 
mit eigener Berfaffung und Verwaltung unter 
— Statthalter, nach Ausſterben der Mannes— 
linie der Oranier in den Niederlanden wahrjchein- 
lih an Naffau-Dranien fallend, im Hollverband 
mit Deutichland. 2587,45 km groß mit 213,283 
‚Bewohner (1. Des. 1885), weibl. davon 106,141, 
auf I qkm 82,4 Einmw.; 211,077 Katholifen, 1141 
| Broteftanten, 26 fonftige Ehriften, 866 Israeliten, 
1173 lonfeſſionslos oder unbelannter Konfeljion ; 
| fbertiegend deutihen Stamms, 4000 franz. Re- 


dende, 195,681 An nachörige des Groß Kr, Br 
11,863 Deutiche, 23 Belgier, tr Zeangofen, 
496 Italiener, 418 Defterreicer, 174 — 




















Amerifaner, 5 Schweden 5 — Europäer als 
ortanwejend im Jahre 1885 (262 unbelannter 
Staatsangehörigteit). 

Behörden: Sekretariat f. d. A ——— 
des Großh. im Haag in den Niederlanden. 





518 Luxemburg 


— Maltoſe. 


gierung beſtehend aus Staatsminiſter als Präſi- die landw. Verhältniſſe fehlen auch jetzt noch, be— 


denten und für Auswärtiges, Generaldirektoren 


für Juſtiz, Inneres, Finanzen, Gen.Sekretär und 
Staatsrat — Oberſter Ge- 


2 Regierungsräthen. 
rihtshof. Kommandant der beiwaffneten Macht. 
Rechnungslanımer. Biſchof von Lüttich. 
Finanzen: Budget für 1886. Einnahmen 
8,110,964 fr., Ausgaben 6,947,097 fr., durchlau— 
end 1,300,000. Staatsſchuld: 3 Anleihen, 15 
Mil. fr., repräjentirt durd 4%, Scheine auf den 
Inhaber im Nominalbetrag von 16,170,000 fr., 
Annuitäten 729,898,80 jr. Unter den Einnahmen 
find: Ueberihuß aus 1885 1,7 Mill. fr., Steuern 
1,905,000 fr., Bölle 1,783,804 fr., Enregiftrement 
und Domänen 1,705,000 fr., Bojt 490,000 fr., 
Telegraphic 60,000 fr., von Gefängniffen 191,000 
fr., Berichiedenes 275,200 fr. (Gehaltsabzüge, 


Rangerhöhungen, Zahlungen von Städten, Banten, 


Sparkaſſen, Eifenbahngejellichaften, Zinſen u. j. m). 


Die Steuern find: Grundſteuer 940,000 fr., Mo= 


| süglich der Erzeugniffe der Ein- und Wusfuhr- 
maaren, der Induftrie u. j. w. f. das Hauptwerf. 
| Für Unterricht giebt es ein Athenäum mit phi- 
losophiichen Oberkurſen, eine Gemwerbejchule, 2 Pro—⸗ 
gymnaſien, eine Normalichule für Lehrer und Leh 
rerinnen, eine rer in Ettelbrüd, eine 
Taubſtummenanſtalt, Oberprimärſchulen und 
681 Primärſchulen mit über 30,000 Schulkindern. 

Luzerne, ſ. Futterpflanzen. 

Marguari-Infeln, Archipel von 5 Inſeln, un 
bervohnt, aber wegen Robbenfangs bejucht, 54 " 
27° jüdl. Br. und 159" öftl. 2. v. Gr. Tiegend, 
ı 1100 km füdlicher als Neuiceland. 

‘ Madeira, j. Bortugal. 

'  Madras- oder Sunnhani, oftindiiche Geipinnft- 
' faler ähnlich der Jute. 

Mähmaſchinen, j. Supplementband 1. 

\ Mais, j. Getreide. 

Malto Leguminofe, Bezeihnung nah Carlo 





biliar= und Gewerbejteuer 45,000 fr., Rerjonals | für gemalzte und dann gedarrte Hülfenfrüchte, 
fteuer 70,000 fr., Bergmwerfsabgaben 50,000 fr., | welche durch dieje Behandlung verdaulicher wer: 
Abgaben von Schenten 80,000 fr., Branntwein- | den. Man auillt Erbjen, Bohnen, Linfen 24 ©t. 
fteuer 175,000 fr., Bierfteuer 90,000 fr., Verſchie- lang in Wafjer, breitet fie daın am warmen Ofen 
denes 8900 fr. aus bis die Keimlinge ausbredhen wollen, und 

Die Ausgaben jegen fi zufammen aus: Zivil- | dörrt jie dann jcharf im Badofen. („Jlluftrirte 
liſte 200,000 fr., Regierung, Staatsrath, Stände- Wiener u v. Adermann“ ©. 393, 1885.) 
fümmer 183,850 fr., Aeußeres 38,400 jr., Juſtiz- Ueber den Geſchmack und die Wirkung bei der 
verwaltung 364,950 fr., Kultus 410,200 fr., Militär | Ernährung mit fo zubereiteten Hülfenfrüchten feb 





und Gendarmerie 397,500 fr., Rechnungshof 36,660 
fr., Penftonen 432,000 fr., öffentliche Arbeiten 
1,066,000 fr., Zuichüjje an Gemeinden 150,000 
fr., Uderbau, Handel, Gewerbe 241,920 fr., öff. 
Unterricht, Kunſt 525,000 fr., Gefängniffe 194,300 
fr., Innere Verwaltung 550,230 fr., Domänen u. 
Forſten 117,000 fr., öff. Schuld 742,500 fr., Er- 
hebungsfojten 1,238,087 fr., Sonftiges 8500 fr. 
Unter den Erhebungskoften find verrechnet mit fr.: 
Steuern 324,000, Entregiftrement, Domänen, For— 
ſten 149,395, Zölle 84,100, Sparkaſſen 19,000, 
Bergwerte 47,800, Poſt 498,950 und Telegraphen 
92,950 fr. 

Militär: zwei Kompagnien unter einen Major; 
1 Komp. Gendarmen, 2 Offiziere, 135 Unteroffi- 
ziere und Gemeine und 1 Komp. Freiwillige mit 
4—6 Diffiziere und 140—170 Unteroffizieren und 
Gemeinen, in Ausnahmefällen bis 250; Mufillorps 
29 Manır. 

Verkehrsweſen. Eifenbahnen 362 km, Poſt 
75 Bürcaus, 7,241,862 Sendungen (3,103,508 
Briefe, 1,518,544 Beitungen), Zelegraph 395 km 
Staatälinien mit 743 km Drähte und 434 km 
der Eilenbahnen, 29 Staatsanftalten, 42 Eijen- 
bahnbürcaus, zufammen 83,957 Deveichen (54,090 
international). 

Bodenvertheilung: 124,796 ha Wderland 








1 


fen die Angaben. 
Maltoſe, eine aus der Stärke durd Einwirkung 


‚der Diaftafe neben Dertrin gewinnbare Buderart, 


welche fich in der Würze der Brauereien und in 


| der ſüßen Maiſche der Brennereien findet und 


leiht mit Traubenzuder (Dertroje, j. d.) verwech 
jelt, durch Kochen mit verdünnten Säuren aber in 
ſolchen umgewandelt wird. M. zeigt ſich in wei— 
Ber harter Maſſe aus nadelförmigen Kryſtallen 
gebildet, und Ientt in Löſung bedeutend mehr die 
Bolarijationsebene nach rechts als Rohr- und 
Traubenzucer, reduzirt aber die alkaliſche Kupfer 
‚löfung weniger jtarf. Neuerdings wird die M 
'fabrifationsmäßig dargeftellt als direft ver 
'gährbarer Fruchtzucker (veraudertes Stärkemehl 
oder Stärkezuder in anderer Darftellung als bis- 
ber). So wie unter Dertrofe auseinandergejeßt 
wurde, wird auch die M. in Bädereien, zu Kon— 
'fituren, Chotoladen, Bonbons, ald direftes Nah— 
rungsmittel und für die Wein-, Bier-, Sprit- 
und Eifig-Bereitung und Berbefferung verwendet. 
N. Köhlmann, Nitterguts- und Yabriksbefiper 
in Wildenhagen bei Ruppin erlich unter d. 1. Ol 
tober 1886 einen Aufruf an die Stärkefabritanten 
und Landwirthe bezüglich der Verarbeitung roher 
| Kartoffeln und an die Zuderfabritanten zur Ver 
arbeitung von Kartoffeln zur Maltofe nah Schluß 








— 48,62%, 54,552 ha Wald = 21,10, 16,596 | der Rübenfampagne zu dem Zweck, um das Ka 
ha Robland = 6,41°/,, 25,289 ha Wiefen = | pital befjer — länger — ausnügen zu können, 
9,770 21,885 ba Yohheden = 8,45 %/,, 842 ha | jomwie an die VBrennereibefiger zur Herftellung von 
Beinberge = 0,21%, zufammen 243,960 ha = | Maltoje in Zentralbrennereien mit Spiritus-Raf 
94,56 9, Kultur- und 5,44 "/, jonjtiges Land; vom | finerie, da mit diefer Darftellung die Kartoffeln 
Kulturland kommen auf Wald u. Lohheden 29,45 °/, | höher verwerthbar find, unter dem Anerbieten, die 
der Gejammtflähe. Genaue Mittheilungen über | erforderlichen Einrichtungen — Umbau u. j. mw. - 


Maltofe — Margarine. 519 


Genen Antheil am Gewinn auszuführen. ine letztere in jo großer Menge verbreitet werde, daf 
ohftofffabrit genügt für 20 Brennereibefiger und | dadurch die Landwirthe auf das Empfindlichfte ge- 
dieſe haben je etwa einen Aufwand von 10 bis jchädigt würden. Der Kampf gegen das Kuniter- 
12,000 Mark nöthig; fie erlangen dabei den Bor: | zeugniß, welches jegt in Deutichland nur unter dem 
theil eines gehaltvollen Rüdftands zum Bichfutter, Namen Margarine verlauft werden darf, fan 
da ein Auswaſchen der Kartoffeln wie bisher, um | als beendigt angejehen werden; er wurde zum 
die Stärke zu gewinnen, nicht ftattfindet, fondern | Theil im wirklichen Intereffe der Förderung der 
nur die gut gereinigten Kartoffeln direft in dazu , Bolfswohltahrt, bezw. der Sorge für nur gejunde 
fonftrnirte Apparate geleitet werden, wojelbft fie und preismwürdige Nahrungsmittel, geführt, größ- 
einem geeigneten ren unterworfen find und | tentheils aber als Kampf der Antereffenten gegen 
einen Rüdftand von größerem Werth mit Grün- | eine ihnen unbequem gewordene Konkurrenz und 
malz aus Körnern, zuf. 28%, tr. — gewinnen | deshalb mit großartigen Uebertreibungen der Ge 
lafien. Im Großbetrieb ſollen durchſchn. 15 0, | meinjchädlichkeit bes neuen Erzeugnified und des 
der Stärke gewinnbar fein. Für den Landwirth | dadurch angeftifteten Schadens. 
geht bei der jegigen Stärfefabrifation der größte| Der Gedanke, aus thierifchen Fetten ein der 
Theil des Nährwerthes der Kartoffeln oder Körner | Butter Ähnliches, aber billiges Nahrungsmittel zu 
verloren. Der Projpelt für Begründung einer | erzeugen, war in Frankreich Anfangs der 60 er 
Maltoje-Altien-Gejellichaft für Deutichland befagt, | Jahre gefaßt worden. Unter Napoleon III., be- 
dah in Lembecq les Halle in Belgien 6569 kg ſonders aber in folge der Belagerung von Paris, 
Mais 96,659, oder 6414,5 kg Maltoje liefern. | hatte man dort ein Surrogat der Butter aufzu- 
In Köln ift eine Fabrilk eingerichtet für Verar- | finden fi bemüht. Der damit beauftragte Che— 
beitung von 3 Mill. kg Mais, von welcher mifer Mege-Mouries fand bei Unterfuchungen 
2,024,500 kg Maltoje erwartet werben. 500 kg | des Ninderfettes und der Butter, dab jenem nur 
Maltoje werden gleich 650 kg Malz, alſo 3,808,350 die den Wohlgeihmad bevingenden Eigenjchaften 
ke Malz gleich 5,077,800 kg Gerjte gerechnet ; der Butter fehlten und diefer die Härte und das 
(75 kg Malz = 100 kg Gerjte = 140 kg Grün rauhe Korn des Rinderfetts, ferner daß im Thier- 
malz). Bei angeitellten Berjuchen erhielt man körper der Rindertalg bei jettlofen Futter der 
aus 6569 kg Mais 1030 kg — 15,79, Grün» Kühe in Butter verwandelt, beim Athmen vom 
malz; 3 Mill. kg werden aljo 471,000 kg Grün» Talg das Stearin verbrannt und Dleomargarin 
mals liefern. abgeschieden wird, welches dann in den Milchdrüfen 
Margarine, Kunjtbutter, Butterine, im Euter vermittelft des Bepfins in butterhaltiges 
Dleomargarin, Wiener Sparbutter, Bo=- Fett ſich verwandelt. Bei Butter foagulirt das 
gus, Suin, falſche Butter, Bojh-But- 2oett mit bis 14°, Waſſer und etwas Käjeftoff, 
ter, Schmalz-, Kod-, Dleomagarin>, | Welcher wichtig jür den Wohlgefhmad ift, aber 
Margarin-, Miſch-, Grasmiichbutter, auch das leichte Verderben bedingt. Das Ver— 
Speijefett, Runftmiihbutter, Gutsmifch- ı fahren müſſe alfo eine Nahahmung des Natur- 
butter, Orbutter, Beurrine, Bezeichnung prozeſſes jein, der Talg in feine green zer⸗ 
für ein künſtlich hergeſtelltes Erſatzmittel der Na- legt und der zum Buttern brauchbare Beſtandtheil 
turbutter oder Milchbutter. daraus entiprechend umgearbeitet und verfeinert 
l, Uriprung, Berbreitung und Kampf mwerden, was dadurch ermöglicht werden kann, daß 
gegen Margarine. In der neueren Zeit iſt die gewonnene Maſſe mit Milch vermifcht und 
in allen Ländern eine lebhafte Agitation der Miſch- dann wie diefe fonft zufammen verbuttert wird. 
wirtbichajter aus dem Grunde, weil die Butter-! In Europa hat ſich die KRunftbutter-Erzeugung 
preife gelunfen waren, gegen Butterfurrogate ge- Anfangs nicht einbürgern wollen, in den Bereinig- 
richtet worden; die Regierungen follten Berbote |ten Staaten wurbe fie bald zur großartigen In— 
oder doch ſehr erichwerende Verlehrsgeſetze erlaffen. | duftrie entwidelt, welche bald Mafjen zur Ausfuhr 
Diefe Agitationen wurden unterftügt durch ein» | zu bringen vermochte, worauf dat Erzeugniß dann 
ee Chemiker, welche fidy vorzugsweife mit der |auch anderwärts anfing, beachtet zu werden. In 
nterfuchung von Nahrungsmitteln beichäftigen, | Europa war und ift noch bis zur Gegenwart Hol- 
nachdem fich herausgeftellt hatte, dak von Amerika | land der Hauptfig dafür und dürfte jet die deutſche 
Fabrifate der Art von jchr zweifelhaften Werthe | Fabrikation in zweiter Linie ftehen. Hier gab es 
und felbft bedentlicher Beihafienheit in den Han- | bis zum Jahr 1870 nur wenige Güter, auf welchen 
del gebracht worden waren. Eine dritte Gegner- | wirklich feine Butter dargeftellt wurde und war 
ſchaft fam von jeiten der Beamten, welchen die | deshalb der Abnehmer-Kreis jehr wenig wähleriſch; 
Kontrolle über die Nahrungsmittel obliegt, als von | die befte Butter zu über 3 Mark pro kg ging 
manchen Händlern die fyabrifate unter dem Namen | größtentheild in das Ausland; in England galt 
von Naturbutter oder als ſolche verfauft worden | die holjteiner Butter als die befte. Bon 1866 ab 
waren. Es wurde jomwohl in Deutichland, wie an- | begann man in den —— Staaten die Milch— 
derwärts, behauptet, daß der ganze Butterhandel wirthſchaft in großartiger Weiſe zu verbeſſern und 
bedeutend geichädigt werde durch die Fabrikate, bald lernte man auch auf europäiihen Märkten 
weil man auswärts — bejonders in England — | die vorzüglichjte amerifanifche Butter kennen; dä- 
nicht unterfcheiden fünne, ob man es mit Natur- niſche Butter trat jegt mit in erfte Stelle neben 
oder Kunjtbutter zu thun habe und ferner, daß folder aus Amerika und Nordfrantreich, die deutſche 








520 


Butter wurde nur noch zweiter Klaffe und geringer 
geihägt; auf den meiften Märkten in Deu tichland 
ab es — nur ſolche Butter bis zu 

s 250 Mark im Preiſe, ſodaß die beſten 
ten der Kunſtbutter leicht dagegen aufkommen und 
fi) verbreiten fonnten. Zur weiteren Ausdehnung 
des Geichäftes für die Kunftbutter oder Margarine: 
Fabrifanten und zur Vermehrung der Einfuhr 
aus Holland und Amerita hat aber zweifelsohne 
am meiften der anhaltende Rüdgang in der Kauf- 
kraft der Bevölferungen beigetragen. (Vgl. Lage.) 
Sp lange die Mittel zum Anlauf von Naturbutter 


vorhanden find, wird Niemand zum Kunfterzeug- 
niß greifen und überdieh wird Derjenige, welcher 


Butterbrot efjen fann, das aud immer thun 
und nur ausnahmsweiſe etwa Gänsefett zu Brot 
vorziehen. Margarine, Talg, 

ette werden allenthalben nur aus Rüdjichten der 
Sparjamfeit verwendet und wenn ein Mittel der 


Art in volltommen gejundheitlich unſchädlicher Form 


zu erſchwingbaren Preiſen für den minder Bemit- 


telten in den Handel gebracht wird, jo iſt das für 


das Volkswohl jicher hochwichtig, ſodaß die neue 


Induftrie allenthalben mit Wohlwollen aufgenom- 
Daß die Fabrifanten | 


men zu Werden verdient. 
dem Erzeugniß auch ein gefälliges Anjchen, eine 
appetittliche Form zu geben bemüht waren, kann 
man nur billigen, da aud) der minder Bemittelte 
dafür empfänglidy ift und nur dann darauf ver— 
zichtet, wenn er muß; es kann jelbft nicht getadelt 
werden, dab man deshalb das Erzeugniß in Form 
u. Geſchmack der Butter ähnlih zu machen 
uchte. 

Ein Grund zum Einjchreiten der Polizei gegen 
den Verkauf von Magarine lag erit dann und nur 
infoweit vor, als tie Gewinnſucht nach dem Auf: 


En 


Leinöl u. dal. 


Margarine. 


| Werthe als Nahrungsmittel entſprechen, verkauft 
wird. 

ne darf und muß man einfchreiten gegen 
\ jede abſichtliche — gegen Uebervortheilung 
und vor Allem gegen Verwendung geſundheits 
ſchädlicher und edelhafter Rohſtoffe. Wenn der 
Handel mit wirklicher Butter durd) das neue Er- 
zeugniß etwas gelitten hatte, jo fam das haupt» 
jächlich daher, dab Anfangs in den meiſten Län- 
dern die Bollitatiftif das Kunfterzeugniß nicht be— 
fonders aufgeführt, jondern nur die einzige Rubrik 
Butter gekannt hat; in England konnte erit von 
1885 an die Menge der Einfuhr von Margarine 
und von Butter amtlich fejtgeftellt werden, au& 
‚Holland Hagt der Bericht über die Landwirthichaft 
noch im Jahre 1886 darüber, dab die Trennung 
nicht ftattfinde und in Deutichland wird erſt feit 
November 1886 Margarine als joldhe in den Bör- 
jenzetteln für den Produftenmarkt aufgeführt und 
war bis dahin bei der Ausfuhr ebenfalls eine ge— 
‚trennte Angabe nicht üblich. 

In unferen Organen über das Mollereiweſen 
und in landw. Beitungen war noch im Ser 
1887 lebhaft Klage darüber geführt worden, 
in England die Butter mur jchlechte Preije erziele; 
als Urjadhe wurde angegeben, daß die Käufer aus 
Beſorgniß Margarine zu erhalten, die deutſche 
Butter nur minderwerthig faufen wollten; es no- 
tirten damald in London fricfiihe Butter aus 
Deutjchland mit 90, italieniſche mit 120, franzö- 
ſiſche mit 130, inländiiche mit 114, — 
und holländiſche mit bis 120, däniſche am höch— 
ſten. Die Klagenden hatten aber dabei überſehen, 
daß Amerika, Holland und Däncmarf, welde 
‚ Butterpreife erzielten, die maffenhaftefte Aus 
von Margarine hatten und zwar bis zu dem 














ihlag im Preife von Talg in Folge höherer Nach- Grade, daß die deutiche dagegen verſchwindend war: 
jrage zu Fetten bedenflicher Art griff und zu den | Noch nach Erlaß des neuen Geſetzes lautete der 
aus Amerifa und anderen überfceiihen Ländern | tete Marktbericht aus deutſchen Märkten: „größr 
fommenden Fetten, deren Urjprung und Unjchäd- | tentyeils fehlerhafte Butter“ oder „Maſſenzufuhr 


lichkeit nicht befannt ijt oder gar, wie behanptet, 


aber doc) nicht bewiejen worden ijt, zu fetten von 
erregen und franfem Vich und aus anderen 
uellen bevenkliher Art; es ift ſelbſt davon ge— 
iprodhen worden, dab Fett aus Kloakenmaſſe zum 
Bwede der Umwandlung in Kunftbutter verwendet 
worden jei (in England). | 

Die Butterverfäufer waren zum Cinfchreiten, | 
bezw. zur Agitation gegen Margarine, nur dann 
und inſoweit berechtigt, ald das neue Erzeugnih 
unter dem Namen Butter verlauft wurde; die 
Ugitation konnte auch in Bezug auf die abjichtlidhe 
Täufhung durch eine der Butter ähnliche Form 
und Farbe ſich erjtreden, wenn der Käufer, in der 
Meinung, Butter zu kaufen, veranlaßt wurde, hö- 
ere als berechtigte Preije zu bezahlen. Darüber | 
ihr nimmt die Agitation aber nur den Char | 
ralter des Brotneides an und verdient nicht mehr 
unterftügt zu werden; felbft die der Butter nad)» 
emachte Form, Farbe u. ſ. w. kann nicht Gegen- 
and des Eingreifens bilden, wenn das Erzeugniß 
unter eigener Flagge auf dem Markt gebracht und 
zu Breifen, welche den Herftellungstoften und dem 





fehlerhafter Qualitäten drüdten auch diesmal wie— 
der die Preiſe“. 

Es mußte ſelbſt auf der Gen.-Berjanmlung des 
Milhwirthichaftlichen Vereins am 15. Nov. 1887 
in Berlin von den Mitgliedern, welche am meiften 
gegen die Erzeugung geeifert und die jchärfiten, 
dem Verbot gleichtommenden, Mafregeln verlangt 

tten, zugegeben werden, daf von den vorgelegten 

roben Margarine zu 62 bis 65 Mark und Butter 
aus Dftpreußen zu 70 Mark dort, in Berlin 95 
Mark die erfteren „im Geſchmack und im Aus— 
jchen bedeutend bejjer waren,“ wie der 
Vereinsbericht jagt. 

Bon der deutihen Margarine » Induftrice muß 
überhaupt bemerkt werden, daß ihr troß der pein- 
lichſt ſorgſamſten Unterfuchungen Nachtheiliges nicht 
nachgeſagt werden konnte; die Fabrikanten arbeiten 
mit nur gutem Rohmaterial und mit einer Sau— 
berfeit und Gewiſſenhaftigkeit, wie fie bei ber 
Mehrzahl, man darf wohl jagen minbejtens bei 
949, der Milhwirthichafter auch jept noch nicht 
efunden wird. Hier datiren die großartigen Fort» 
chrifſte überhaupt erſt jeit etwa der Mitte des 








Margarine. 


7. Zahrzehntes; Eingang in weitere Kreije haben 
diefe aber erft in den 3 letzten Jahren gefunden, 
eitdem man angefangen hat, die Milch genoſſen— 

ftlih zu verarbeiten; im Ganzen bleibt bie 


ehrzahl der Molkereien noch weit hinter denen 





521 


Euter zugeführt wird, wo diejes unter dem Ein— 


fluß des dort befindlichen Pepſins in butterartiges 


Dlieomargarin, d. i. Butter, übergeführt wird. 
Auf Grund diefer Beobachtung verjuchte ich, diejen 
natürlichen Vorgang nachzumachen, indem ich erft 


des Auslands zurück und giebt es noch mindeftens | Kubfett, dann Ochſenfett anwendete. Ich erhielt 
°/a fehlerhafte Butter auf unjeren Märkten, jodaß, | ein Fett, welches ziemlich bei derjelben Temperatur 
oweit es ſich nicht um divelten Genuß zum Brot | wie die Butter ſchmilzt, einen jühen und angeneh- 
handelt, Leiht Margarine von den Hausfrauen | men Gejchmad hat und in den meiften Verwen— 
vorgezogen oder gleich geachtet wird. Bei der | dungsarten die gewöhnliche Milchbutter, allerdings 
Gen.Verſ. des genannten Vereins war ferner ger | nicht die feinen und aromatiihen Sorten der fri- 
fagt worden, dal; trog des neuen’ Schutzgeſeßes ſchen Butter befter Qualität, in den meiften ihrer 
die Landwirthe allenthalben jcharf fontrolliren und | Gebrauchsweiſen erjegen fan und dazu noch die 
den Käufern immer ins Gedächtniß zurückrufen | vortheilhafte Eigenjchaft befigt, dah es längere 
müßten, daß fie in der Margarine nur Talg kauf- Zeit aufbewahrt werden fann, ohne ranzig zu 
ten, alio auch nur Talgpreife bezahlen dürften. | werden.“ 
Auch das ift nicht richtig, da gut hergeftellte Marga- Auf Grund diefer Entdedungen wurde auf der 
Fine nicht einjady Talg, Sondern in Wirklichkeit ver | kaiſ. Meierei in Vincennes eine Fabrit zur Her— 
ebelter Talg ift; die Veredelung würde in noch ftellung von Olcomargarin aus Ochjenfett und von 
höherem Grade möglich jein, wenn nicht „die, „Butter“ aus Dleomargarin errichtet. Das bier 
Miſchbutter“, d. h. die Verwendung von Voll: | angewendete Verfahren war das folgende: 
mild in höherem Grade zur Darftellung von Mar- ; Das Fett befter Qualität wird unmittelbar nad 
garine verboten oder doch jo beichränft worden | dem Echladhten zwiichen zwei mit koniſchen Zäh- 
märe, daß das dem Xerbote gleich zu achten ift. |nen verjehenen Zylindern zermalmt, wobei die 
Gegen Täufhung, Betrug, Uebervortheilung und | daffelbe umgebenden Membranen zerrifjen werben. 
Verwendung ichlechter Rohjtoffe muß die ftrengjte | Das zerfleinerte Produkt jällt in einen mit Dampf 
Ahndung ftattfinden, für die Darftellung und die | erhigten tiefen Bottich, welcher auf je 1000 * 
itung von geſundem, appetittlichem, wirllich 300 kg Waſſer, 1 kg Kaliumfarbonat und zwe 
veredeltem Talg aber die volle Unterftügung, weil | Schafe oder Schweinemagen enthält. Die Tem— 
folcher für die Mehrzahl der Einwohner unent- | peratur des Gemenges wird auf 459 C gebracht 
behrlih und eine wirkliche Wohlthat if. Das | und erhalten. Nach zwei Stunden haben ſich unter 
Geſetz, welches bezüglich Margarine erwirkt wurde, | dem Einfluß des in dem Scafmagen enthaltenen 
gebt zu weit; es wird zudem die beabfichtigte Wir- | Pepfins die das Fett umgebenden Membranen ge 
ng der Erhöhung der Butterpreije nicht erreichen | Löft, das Fett jelbft ift vollftändig gefchmolzen und 
fafien, wenn es jelbit gelingen follte, die Fabrifate | ſchwimmt oben auf. Es wird nun durch ein be 
den Verbrauch von Margarine in nennens- ; wegliches, mit einem braufenartigen Anſatz ver- 
werthem Grade zu beichränten. Diejenigen, welche | jehenes Rohr in einen zweiten, mittelft eines 
Magarine kaufen mußten oder wollten, wenden | Wafjerbades auf höher wie 459 C erwärmten Bot- 
fi nicht, wenn ihnen der Bezug diefer verthenert | ti) abgelaffen, wo man dem fette, um feine 
oder erſchwert wird, zur Naturbutter zurüd, jon- | Reinigung zu begünftigen, 2%, Kochſalz zuſetzt. 
bern wi zu anderen billigen Fetten; Niemand | Nach zwei Stunden Ruhe wird das Fett, welches 
fann behaupten, daß fie dabei gewinnen werden, fi inzwiichen geflärt und eine fchöne gelbe 
Ei wenn e3 der polizeilichen Kontrolle gelingen | und einen angenehmen, frisch gebutterter 
ollte, jede Art von Verkauf von verborbenen und | Ben ähnlichen, Geruch angenommen 2% in 
— —— Fetten zu verhindern. Kryſtalliſationsbehälter aus ag Eijen von 
arftellung. Hierzu ift zuerft das Ver- 2530 1 Inhalt abgelafjen; dieje werden nad 
fahren des Entdederd, des Pariſer Chemilers —— Füllung in einen auf 20—35 9 C erwärten 
Möges-Mourids, zu jchildern. — Der Zwed jeiner | Raum gebradt. Am nächſten Tage ift das fett 
Unterfuhungen war die Auffindung des Verfah- | erftarrt und hat eine fürnige Beichaffenheit ange- 
rens zur Herftellung einer Butter, welche bei grö- nommen, ſodaß es zum Preſſen —* geeignet er» 
Berer er. und Haltbarkeit als fie die ge» | fcheint. Es wird in Stüde zerjchnitten, in Lein- 
mwöhnliche Butter hat, bejonders für die ärmere | wand gehüllt und unter bie hydraulische Preſſe 





be 
utter 








Bevölterung und für die Marine verwendbar fei. gebracht. Durd Anwendung eines nicht zu ſtarken 
Er ſagte hierzu: des in einem auf 25 C erwärmten Arbeits⸗ 
welchen die Nahrung volllommen ent» | raum läßt fich das in zwei ziemlich gleiche 
wird, nehmen bald an Körpergewicht ab | Theile Ipeiben, nämlich in 40—50 %/, Stearin und 

Ss eine u Menge Milch; dieſe /o flüſſiges Oleomargarin. Das in 
ndeflen immer Butter, welche in dieſem Preßſack zurüdbleibende, bei 40-50 C ſchmel⸗ 
feiner anderen Quelle als dem thieriichen genbe, Stearin findet feine weitere Verwendung im 

Kan rer fann. Dem reforbirten und in Kerzenfabriten. 

den gezogenen fett wird durch die re| Zur arbeitung des Dleomargarins zu Kunft- 
firatorijche bas (harte) Stearin ent» | butter wird eine Buttermafchine mit 30 kg —* 
sogen, während jein (weiches) Margarin dem Maſſe, 25 1 Kuhmilch und 25kg Waſſer, in welchem 


522 Diargarine. 


die löslihen Theile von 100 g Kuheuter in — d) das Del wird dann im Preßraum abgezogen 
fichft fein vertheiltem Zuftand enthalten find, be | und abgekühlt, wozu 24—36 Stunden nöthig find; 
ichiet. Das Butterfaß wird dann in Bewegung e) die jo gewennene Maſſe wird in Ziegelform 
gefetst und bildet ſchon nach einer Viertelftunde rd in Tücher geichlagen und zur hydraulischen Preffe 
dei Einfluß des Euterpepfins einen diden Brei wie | gebracht; das abfließende Mare Del ift nad dem: 
bei der Milchbutterung. Bei fortgefeter Thätigkeit Abkühlen ſchwachgelb und für, es fließt als Oleo— 
der Buttermaſchine verwandelt ſich dieſer Brei nach margarin oder Butteröl ab und iſt für dem 
etwa 2 Stunden in eine butterartige Maſſe. Iſt Gebrauch der Küche ſchon fertig; der Reſt, das 
der Prozeß auf dieſe Weiſe beendigt, dann wird dem | Stearin, bleibt als harter Kuchen zurüch; 
Butterfafje laltes Waſſer zuneführt, um, ganz ana: , f) das Oleomargarin wird 20 Minuten lang in 
log der Milchbutterung, die Buttermilch abzuſchei- einem Butterfaß mit Salz und etwas Butterfarbe 
den. Die gewonnene Kunſtbutter wird endlich durd in „Butter“ verwandelt; 
eine Wafferbraufe gemaihen und zeigt eine feine) g) die fo erhaltene „Butter“ wird jchließlih mt: 
nnd gleihmäßige Konfiftenz. Der Gejundheitsrath | gleidem Gewicht Milch nochmals im Butter- 
in Paris, hervorragende Chemiler und bedeutende faß gebuttert und wie beim gewöhnlichen Berfabren 
Butterproduzenten ſprachen fich damals über dieſe dann meiter behandelt. 
Erfindung dahin aus, daß das Oleomargarin ein) Im Bincennes hatte man 30 kg Dleomargarin, 
ausgezeichnetes Küchenfett daritelle und daß | 25 I Milch und 25 kg Wafler verbuttert, in New 
die Kunftbutter, wenn fie auch nicht den feinen | York nimmt man gleiche Gewichte Milch und Oles 
nnd aromatifchen Gefchmad der normänniſchen Milchs | margarin und in den fpäteren Darftellungen im 
bitter habe und man davon abiehe, fie auf Brot zu | Amerika und bei uns nahm man immer weniger 
genießen oder zu den Sweden der feinsten Küche zu Milch, fette aber dem fertigen Erzeugnik zuleßt 
werwenden, doch zu anderen Bweden die Eigen- | Milhbutter zu. 
fchaften der gewöhnlichen Butter im fich vereinige. | Aus einer Verhandlung im englifchen Parlament 
Im Jahre 1872 wurde der Verkauf, aber nicht im Jahre 1885 ergiebt fich, daß viele Klagen über 
unter dem Namen Butter, gejtattet. Verwendung efelerregender Fette eingegangen waren 
Wäre die Fabrikation von Kunjtbutter nach die | und daß diefe Fette mit Galpeterfäure behandelt 
jem Verfahren allenthalben geleitet worden, fo hätte , würden; nah vom landw. Departement der Ber. 
Riemand dagegen etwas einmwenden können, im Ber: | Staaten erhaltener »uskunft jollten in New: Mort 
fauf der Zeit aber wurde das Rehmaterial gering: | von 100 Mill. Pfund verfaufter Bntter 40—60 
werthiger genommen, die Fabrikation vereinfacht und | Mill. Pfd. gefälicht fein. 
den Erzeugniß ſchließlich Milchbutter zugeiett, um| Im Bericht des Minifters f. Landw., Domänen 
auch das diefer eigenthümliche Parfüm zu gewinnen | und Forften an Sr. Maj. den König von Preußen 
und dann das Fabrikat als Milchbutter oder zum | über die Landiwirtbihaft für 1881/83 wird dic 
Preiſe von Milchbutter verkaufen zu können. Wels | Fabrikation kurz beichrieben als dargeftellt aus friſch 
cherlei Arten von betrügeriihen Manipulationen da geihmolzenem Rindstalg, duch Kryſtalliſationsprozeß 
und dort vorgefommen find, kann nicht mitgetheilt | vom größten Theil des Stearingehalts befreit, damm 
werden; ein vortheilhaites Geſchäft für die Groß— ausgewaſchen, mit Milch geknetet, mit Butterfarbe 
induftrie haben erft die Amerikaner aus der Erfinz | gefärbt und mit Kochfalz verſetzt; die Stettiner 
dung gemacht und die Holländer find darin nach— | „amerilaniſch⸗kanadiſche garantirt reine Naturrbutter“ 
gefolgt. Es ift deshalb von Intereſſe auch das | enthalte verjchiedene Fette umd habe anderen Ge 
amerilaniſche Berfahren in den Grofbetrieben, wie | fhmad, alle Arten von Nachahmungen der Milch 


es wenigſtens Anfangs dort beobachtet wurde, kennen butter ſeien aber nicht geſundheitsſchädlich. 


zu lernen. Die „Commercial Manufacturing Com— 
pany“ im New⸗Yorlk gehört zu den größten Fabriken 
yür Kumftbutter und verarbeitete täglich zu der Zeit, 
als der Berichterftatter fie befuchte, 10,000 engl. 
Pfund aus 40-—50,000 Pfund Ninderfett in re] 
aender Weile: 

a) Das frische Rinderfett twird täglid aus den 
Schlachthäuſern angefahren, forgiamft gewaſchen, 
gereinigt und dann fortirt; die übrigen Theile wer— 
den nochmals gqewajchen, der Reit kommt im die 
Talgfaktorei; 

b) das Talgmaterial zur Herſtellung der Mar: 
gorine wird in Hadmaichinen zum Serreißen der 
Zellen gebracht und dadurd das Del getrennt; 

c) das Material wandert nun für 2—3 Stun⸗ 
den in große, in heißem Wafier jtehende Schmelz- 
feffel, in welchen das bei 50° R flüffige Del als 
fares gelbes Del obenauf bleibt, der Reit zu Bo- 


den fallt; Haut, welche fich an der Oberfläche bildet, | i 
‚land würden 15 Mill. kg erzeunt, wozu der Talg 


wird abgeichöpft: 


Spätere Mittheilungen bejagten, daß in Amerita 
Dele, alle Arten Fett, Talg, Schmalz, Baummwol: 
famen, Seifenfiederei- und Abdederfette, Thran 
u. ſ. w. „deodorifirt” (gereinigt) und mit Salpeter- 
faure neutralifirt, dann mit Milh, Sahne un» 
magerer Butter gemifcht und „verbuttert” werden, 
während die erften Fabrifen und fo and die mit 
zuerft auf dem Kontinent errichtete Fabrik bei Wien 
nur gutes Rinds- (Nieren-) Fett als Rohmatertal 
verwendet hatten. 

v. Siebold (1887) wies nah, daß für die in 
zwiſchen großartig enveiterte Fabrikation ſolches 
Material gar nicht mehr in genügender Menge zu 
verſchaffen möglich ſei. Bon einem Ochſen ſeien 
28 kg Nierentalg zu erwarten, 16,5 kg Oleomar⸗ 
garin Hieferten 18 kg Kunftbutter. Die Fabrit 
Lieſing bei Wien verarbeite täglich 15,000 kg Tale, 
das Produkt von 833 Ochſen, im Jahr zu 300 
Arbeitstagen alfo von 125,000 Ochfen. In Deutſch 


Margarine. 


bon 833,333 Ochſen erforderlich wäre. Nach der 
fetten Viehzählung haben wir aber nur 185,026 Bul⸗ 
lem zu über 2 Jahre, 1,445,204 fonftige Ochſen 
und Stiere und9,08 Mill. Kühe gehabt, fodat / des 
Rindviehs jährlich geſchlachtet werden müßte, um den 
Bedarf zu deden. Im Folge deſſen müſſe jetzt Amerika 
den Hauptbedarf an Margarine zur Kunſtbutter lie 
fern und der Fabrikant auch andere fette verwenden. 

In Wien war das neue Verfahren für größere 
Ausbeute zuerſt eingeführt worden (anfangs 45°, 
test 54—60 9 C zum Schmelzen, bisher 50 %,, jetzt 
60 —62 '/, Talgewinn, aber diejer reicher an Stearin 
und fejter, weshalb der Zujat an Pflanzenölen 
nothwendig wurde). 


Spätere Angaben beiagten, dab Margarine ges | 


525 


dung, wenn fie lange damit gekocht wird, Milch- 
| butter furz vor dem Gebrauch zugeſetzt, bleibt oben- 
‚auf ihrwimmen; ce) zum Baden giebt Margarin, 
| rein oder mit Schmalz, einen ganz vorzüglichen Er- 
‘fat der Milchbutter, das Durchmengen mit Mil 
aber feine Bortheile, d) der Geihmad war nie auf- 
fallend. Es ift aljo reines Margarin der Mar- 
garine borzuziehen und durch die Köchin jelbft die 
Miſchung mit Milch, wo nothwendig, zu bewirken, 
zu gewiflen Zweden aber die Milchbutter nicht erfetslich. 

Boyfen, Moor, Dredsler und Andere im 
| Reichötrag eiferten bejonder8 gegen die Miſchbut— 
‚ter umd beftritten zunächt, daß davon Sorten mit 
über 10 %/, Mitchbutter, von welchen der Fabrikant 
A. Mohr in Ottenfen in einer Petition gegen das 


fertigt werde aus fa) friſchem Ninds-Nierenfett nach Geſetz iprah, vorfamen; 10%, und unter 10°, 
volltommener Reinigung und Abfcheidung des Steas | fünnten gar feine Gefhmadsverbefjerung bewirken, 
ring, b) aus 25%, unentrahmter (Boll-)Milh, | dazu jeien mindeftens 20—25 %/, moth:endig. In 
c) aus feinſtem Speiſeöl, um das Fabrikat geichmeis | drei in Kiel gefauften Sorten „Gutsmiichbutter“ 
diger zu machen und d) aus einigen Prozente | fein S—9—11'/, Mildbutter gefunden worden 
Butter, um ihr das diefer charatteriftiiche Aroma zu | und dieie wurden zu 8SO—90—100 Big. verlauft. 
geben; das Ganze werde in Dampfrührwerk durch Ein Detailift habe 69 Pfg. an den Fabrılanten be— 
Waſſerſtrahl aus dem Eiskühler gebracht und dann | zahlt und dem Käufer gejagt, daß die Waare 50 0,, 
durch Walzen von Milch und Wajjer befreit; allent= | Milchbutter enthielte. Gute Margarinbutter könne 


hafben würden nur unter größter Reinlichkeit Ma- 
ichinen verwendet. 

3. Urtheile. Th. Klyle, vereideter Chemifer 
in Köln, rühmte das Fabrilat einer Fabrik in Cleve, 
die Beri.-Station des Landw. Kreiß= Vereins der 
Pialz gab das Urtheil ab, daß die Kumftbutter der 
Milhbutter ähnlich und der Kochbutter ebenbürtig 
jei, appetitlich, angenehm im Geruch und als befte 


recht gut mit 1 Mark pro kg geliefert werden, 
Miſchbutter mit 10%, Milchbutter alſo zu 1,1 Det., 
‚fie werde aber mit wenigftens 1,6 Marf verkauft, 
der Käufer alfo um 50 Pig. übewortheilt. Der 
Schwindel müfje befümpft werden im Intereſſe der 
‚ Erhaltung der fittliben und phyſiſchen Geſundheit 
des Bolfes und der Erhaltung der Mollereien, deren 
Exiſtenz bedroht jei. Die Haupttäufer ſeien englifche 





‚Agenten, Reſtaurateure, Gaftwirthe u. ſ. w., es 
fünne. Bom Reichs » Geiundheitsamt iſt das Er- | werde aljo den Aermeren kein billigere® Nahrunge- 
zeugniß als eine „nüßliche Vermehrung der, mittel geboten. Drechsler will auf dem Tiſch der 
Nahrungsmittel zur Verdrängung ſchlech- ; Kunftbutterfabrifanten in Holland ſiets nur beite 
ter Milhbutter vom Markte“ bezeichnet wor⸗ däniſche Milchbutter gefunden haben, die Kunftbutter 
den. — Boyjen, („Beleuchtung der K.- u. Miſch- könne man nicht fange geniehen, fie erzeuge bald 
buıtter = Induftrie“) betrachtet das Margarin als | Ekel. Diejes Urtheil muß aus Täuſchung hervor: 
einen recht guten Erjag fiir Küchenzwecke, will es gegangen jein; in Holland genießt man alle Gemüſe 
aber direft und nicht zu Margarine verarbeitet, an- | in einfacher Abkochung in Salzwaſſer umd giebt 
—— haben. R. Wollny, „Ueber die Kunſt- friſche Butter zu beliebigem Gebrauch dazu auf den 
utterfrage*, 1887, ift dagegen der Anficht, daß | Tiſch; zu diefem Zweck ift M. nicht zu gebrauchen, 


Kuh⸗- und jelbft als Speijebutter verwendet werden 





reines Margarin im Haushalt feinen Einzug fin- | außerdem nicht zu dem täglichen Genuß von Sauce 
den werde und deshalb eine Verarbeitung noth-⸗ | zu Fiſchen u. dgl. Verwendungen und zu Butterbrot. 
wendig ſei; mit Milch verarbeitet, biete e8 für den | Eulenburg, „Handbuch d. öff. Geſundheitsweſens 
Haushalt eminente Bortheilc, zu Brot werde weder | bezeichnet das Erzeugniß in fanitärer Beziehung als 
Magarine, noch eine Miſchung mit Del brauchbar, | unbedenklich und ſelbſt der Butter zweifelhafter Art 
wohl aber könne die Margarine als guter Erjag für | vorzuziehen, da dieſe vielfach mit unberechtigten Zu— 
Butter und Schmalz gelten. Die Miihung mit | fügen (Käſe, Fetten, Del, Wajjer u. f. w., auch mit 
Milh werde aber beſſer von der Köchin felbjt ges | tanziger Butter) verjehen wird. 
macht. Auf Grund vielfacher Studien in den hol | Die Bertreter der Regierung erflärten wiederholt, 
ländiihen Fabriten und längeren Gebrauchs im daß der Nährftoff micht weſentlich hinter dem der 
eigenen Haushalt wird als Borichrift gegeben: Milhbutter zurückſteht, daß die Kabrifation eine jehr 
a) zum Braten des Fleiſches ift reines Margarin | bedeutende fei umd micht gefährdet werden dürfe, 
jo gut verwendbar wie Schmelze und geialzene | weil fie ein vorzügliches Erfamittel für die theuere 
Butter, und ein Weberhien, Brenzlichwerden und | Milchbutter ichafft und eine vortheilhafte Berwerthung 
Zerſetzen nicht möglich, weil beim Braten Milch | des Fettes der gejchlachteten Thiere giebt; die Fa 
oder Waſſer zugegoffen wird und defien Berdunftung | brifation bewirkte eine nützliche Vermehrung, nicht 
das verhindert; da aber, wo raich Koteletts u. dgl. |eine Fälſchung von Nahrungsmitteln. Vom Pir. 
gebräunt werden jollen, fann Margarin und auch | des Reichs-Gef.»-Amts wurde erflärt, daß eine jhär- 
Margarine niemals die Milchbutter erſetzen, b) zu | fere Kontrolle nicht möglich fei und ebenfo, daß die 
Gemuͤſe giebt Magarine eine volllommene Berbin- | höhere Berzollung des Rohmaterial® unthunlich fei, 





524 Margarine. 


eine Borichrift gegen die Einfuhr jchädlicher Stoffe | wird ebenfalls befiritten, da thatjächlich jchon jene 
aber fih nicht ausführen laſſe. Der Zweck der | in anderer, leicht erfenmtlicher Form verlauft werde 
Geſetzesvorlage fei die Erhaltung eines billigen Nah: | (in langen Riegeln zu 1 Pfund, jauber in weißem 
rungsmittel® für die ärmere Bevölferung und die | Papier verpacktſ. Der Kaufmann zahle zur Zeit 
Bekämpfung der umberechtigten Konkurrenz; darüber | nur 41 bis 44 Mark pro Ztr., jodaß der Geminn 
hinauszugehen, ſei nicht väthlich. ‚ein recht beicheidener fei. Im Uebrigen läge viel 
Die am einfeitigften urtheilenden Gegner fpredhen | mehr Beranlafjung vor, den Milchbutterhandel zu 
nur von illegitimem Gewinn, von Täuſchung, von | fontrolliren und Zafür fcharfe Geſetze zu erlafieı, 
der Ermedung des Glaubens, daß der Käufer ein als jür den Margarine-Handel, da in Deutſchland 
werthvolles Gemiſch verjchiedener Butterforten er: noch Niemand den geringiten Beweis dafür erbracht 
halte, während ihm nur Margarin mit Heinem | habe, daß aud nur im einem einzigen Kalle Mar- 
Yutterzufats geboten werde, von dem Echaden für | garine als gejundheitsfchädliches Nahrungsmittel ver: 
die Mioltereien dadurd, dak Niemand mehr wijje, | kauft worden fei. Es lägen im Gegentheil die Ur- 
ob er reine oder verfäljchte Yutter kaufe, ſodaß der | theile aller kompetenten Stellen dafür vor, daß de: 
Abjay nach England dadurch gelitten habe, umd | Nährwert der Margarine dem der Kunſtbutter fai: 
davon, daf an fich gute Epeiiefette durch die Zufäge, | völlig gleich jei. Ginge das Verbot durd), jo würde 
ohne die Natur des Fettes zu ändert, vertheuert | fein Pfund Milchbutter mehr von Denen, welche 
würden, dat man abfichtlid das äußere Unfchen ſich bisher der Margarine zumenden mußten, gelauft 
dem der Bitter gleich zu machen ſuche, um das Ge= | werden, Sondern das billigere amerifaniiche Schweine: 
mijch wie dieje zu verfaufen, daß von einer Bered» fett, oder e8 würde die Genuß = Entjagung ftattfin 
lung der Fette Teine Rede ſein könne und daß für den. Die Schweinichlächtereien in Chilago zögen 
die Milchwirthe Alles verloren jei, wenn die Miſch- aladann den Bortheil aus der erorbitanten Maß: 
Butterinduftrie nicht unſchädlich gemacht werde. Die | regel, die normale Ernährung unferes Volkes aber 
Forderungen lauteten deshalb auf gänzliches Ver- ginge verloren. Die gejeglihe Beſtimmung, nur 
bot der Mifchbutter, auf aufjallende Kärbung des | unter beftimmten Namen das Erzeugniß zu ber- 
Kunfterzeugnifies und anf fo hobe Eingangszölle | faufen und nur in beftiimmter Form und Berpadumng 
auf das Nohmaterial, daß dadurch die Erzeugung | genügten vollitändig. 
von jelbft ſich beichränten werde, wenn die Kontrolle) Bezüglich der vorgeichlagenen Beſtimmung, dak 
ſcharf genug ausgeübt wiirde, damit nicht andere nur ganz genau bezeichnete Mengen von Milch, 
als reine thieriſche Kette Verwendung finden. bezw. Butter, verwendet werden dürften, wurde von 
Die Fabrikanten widerlegten zunächſt die Behaups | den verfchiedenften Seiten mit Recht geltend gemacht, 
tung der Verwendung gefundheitsichädlicher und | da es bis jetst noch nicht gelungen ift, ein ficheres 
efeleregender Etoffe für die deutſche Fabrikation, | Berfahren zur Beſtimmung des Butterfeticd in dem 
danı die Behauptung der übermäßigen Gewinne Erzeugnifie zu entdeden; alle dazu in Vorſchlag ge- 
durch Vorlegung genauer Berechnungen, dann die brachten Methoden der Analyien haben Fehlergrenzen 
Fabel von der Schädigung der Ausfuhr nah Eng: | bis zu 10%, ergeben, ſodaß man, wie es jcheint, ganz 
land, da fie in Folge der hohen Zölle gar nicht in | darauf verzichten muß, durch chemiiche Analyſe die 
der Page feien, mit Amerifa und Dänemark zu kon- Zujammeniekung bezüglich der Natur der fette feſt— 
furriren, und in der That die Ausfuhr ganz nme | ftellen zu können und deshalb eine ſolche Beſtinmung 
bedeutend jei; fie bedauerten es, daß man die that | gar nicht durchzuführen ift. 
fächliche Veredlung der Fette, alfo die wirkliche Ber: Als Schlufergebnig des langen und beionders 
befierung eines wichtigen Nahrungsmittel® geſetzlich von einigen Herren, landw. Vereinen und Berbän- 
verbieten wolle und betonten, dat ohne Zufaß von | den und Organen für Milhwirtbichait niit großer 
Sahne, alio Butter, felbft eine untergeordnete Qua: | Erbitterung geführten Kampfes ergiebt ſich nur die 
lität geniehbarer Kunftbutter gar nicht herzuftellen | Berechtigung der gefeislichen Vorkehrung gegen offen: 
jei und e8 unerfindlich ift, warum es verboten jein ; baren Betrug und abfihtlihe Täufhung, gegen 
foll, große Mengen Butter zuzuſetzen, wenn gegen | wirkliche Berwendung ſchlechten Rohmateriald und 
den Zuſatz Feiner Mengen nichts einzumenden ſei. Ucbervortheilung im Preiſe einerſeits und die der 
Sie machten ferner darauf aufmerfjam, daß das Borfchrift für beionderen Namen und VBerpaduma. 
Berbot oder die dem Berbot in der Wirkung gleiche Daß man mit dem Erlaß des deutichen Geſetzes zu 
Erſchwerung der Fabrikation den Landwirthen felbft | weit gegangen ift, unterliegt feinem Zweiſel und 
am meiften fchaden würde, da fie bei der gegenwär⸗ | ebenfo wenig ift es zu beftreiten, daß die Landwirthe 
—* Ueberprodultion den bedeutenden Abſatz an davon den meiſten Schaden haben werden. Wie 
ilch und Butter verlieren würden, ohne dadurch man im Ausland die Sache beurtheilt, geht am 
pen zu Können, weil es ſchon zu viel feine | beften aus den Mittheilungen hervor, welche in den 
ualitäten für den deuticen Markt gabe, wie der | offiziellen Schriften über die Landwirthichaft in Hol— 
farte Preisrüdgang beweist, aber nicht genug billis land (Verslag over den Landbouw) enthalten 
* Fette von annähernd gleicher Wirkung und ſind. Es war behauptet worden, daß auch die hol— 
ährkraft. Ein großer Theil der Landwirthe babe ländische Landwirthichaft ſchwer durch die Erzeugung 
fi für den Privatgebraud der Margarine jelbft | leide und in England nicht mehr die Preiie, mie 
zugeiwendet, um den Gewinn dur Berfauf der vordem, für Milchbutter löſen könne; die Ausfuhr 
theueren Butter ziehen zu können. Die Behaup⸗ | und ſelbſt der Biehftand feien ſchon zurüdgegangen. 
tung, daß Margarine als Mitchbutter verkauft toerde, | Weder das Eine, noch das Andere ift wahr bezüg— 


Margarine. 525 


lich des Milchviehs und der Milchwirthſchaft, wie 4. Beſchaffenheit und Preis. Nach den 
die genauen Zahlen in dem überaus gründlich ab⸗ Unterſuchungen von Malo erleidet unverfälichte 
— Werte beweiſen. In demſelben wird aber | Butter nah 3—4 Wochen 0,5%, Gewichtsverluſt, 
auch ausdrücklich hervorgehoben, daß die majjenhafte | verfälichte aber 2—5,0 %/,; die „Wiener Sparbutter* 
Berarbeitung von Margarin, welches zum geringften | hat den Schmelzpunkt unter 270 und enthält 6,4 
Theil in Holland jelbft verbraucht wırd, eine Im: | bis 7,8%, Waſſer; die amerikaniiche Oleomargarin- 
duftrie bedeute, welche großen Gewinn für das ganze | butter zeigt den Schmelzpuntt bei 30 , als Waffer- 
Land und für die Yandmwirthe insbefondere dadurch | gehalt 12,250, und 0,5 %, Käleitoff und die fran- 
bringe, daß fie maſſenhaft Mil an die Fabriken zöſiſche, in Aether unlösliche, ergab 13—14 °,, Waſ⸗ 
verfauften und diefe dadurch 250/, höher als durch | jer umd 1,12%, Afche. 

Darftellung von Butter und Käfe möglich fei, ver- Fleiſch mann bat 4 Sorten unterjucht. A. Mifch- 
wertheten. Bellagt wird nur, dak in den Zollfiften butter I. Qualität, B. Miihbutter II. Qualität, 
Milch- und Kunftbutter nicht befonders aufgeführt! C. Mifchbutter aus Ottenfen und D. holländische 
werden. Der Rüdgang in der Ausfuhr von Butter | Margarine, ſämmtlich von Hamburg bezogen, umd 
und in den Preifen dafiir fei felbft verichuldet, da alle der Butter ähnlich gefunden. 

von anderwärts beilere Qualitäten geliefert werden. ' Es enthielten: 


8: B © D 

Waſſer 10,249 9614 8,068 8,775 '/, 

f 85,878 86,259 84,145 89,438 „ 

Org. Subftanz fonjt 1,754 1,617 2,137 1,347 „ 

Ace und Kochialz 2,119 2,510 5,635 2440 „ 

unlösliche Fettiäure 92466 93,582 93,961 95,763 „ 

ipez. Gewicht b. Siedepumtt für Neinjett 0,8618 0,8605 0,8601 0,8599 „ 
Es war alio ungefähr bei der Berlaufspreis aber 16—18 Markt und die Fa— 
i: 2 % | brifationstojten höchſtens einige Pfennige betrügen. 
der Gehalt au Butter 40 3 20%, Der Inhaber der Fabrit Bürmann & Komp. Berlin 

an fonftigen Fetten 60 75 80, antwortete darauf, wie folgt: 

100 100 100%, „Eine ähnliche Kalkulation und Gewinnberechnung 


n fönnte für die Fabrilation von Naturbutter aufges 
Wird 1 kg befte Butter zu 2,4 Mark, 1 Kg | fell werden: 1 1 Bollmilch hat auf Gütern Fr 
beftes Fett zu 0,6 Markt angenommen, dann gab | Werth von 9 Pig. und mac Abzug des Werthes 
das Gemiſch für der beim Buttern gewonnenen Magermilh von 3 
mart Mart Mart | Pig. einen Werth von 6 Pig.; es koften alio 100 1 

A. = % an Butter und 36 an fett, zuf. 132 | Rahm zur Butterbereitung 6 Dark; hieraus gewinnt 
= 0 „ „ #5, I j man ca. 4 kg Butter, demnach wiirde 1 ka feine 
C. u „IH. nm 9 | Butter 1,5 Mark koften, während eine brauchbare 
De 3 4 „ 60.» 60 Naturbutter im Laden mit 2,4 bis 2,8 Mark ver- 


. — fauft wird; folglich würden 90 bis 130 Pig. pro 
Unter der Annahme von 0,2 Mark Fabrilations— 
pro kg find die richtigen Erzeugungspreiſe kg nad) Hextn Plehn „den Konjumenten aus der 


2—1,25— 1,16 und 0,8 Mart, die Bertaufspreife | Taſche grlodt*. 


I 
5 





wechfelten zwifchen 1,0 bis 1,8 Mart. Aus Danzig | Auch dieie Rechnung ift falich, indefien kommt fie 
i 1 ke 8 ‚bi 0 r Wahrheit immer nocd näher, als die des Herrn 
aueide berichtet, dab 1 kg BO ig. Die 1,80 Dark ne in aber ein für Brbeitsfähne, WRafdhinene 
In New-Hork war 1881/83 der Ausfuhrpreis Abnugung, Zinfen, Faftagen und allgemeine Speſen 
pro engl. Pfund 13,75 cts., 188486 — 10,5 ets, | Mit geringer Betrag in den Koftenpreis eines 
(nach Erlaf; des Gefees); der Mittelpreis für Oleo- brilats einzurechnen, wenn man fid nicht arg tan 
margarınbutter war 17 und 12 ets., der Preis für Iben will, und wenn fi Herr Zlehn nachweiſen 
Miühbutter 28 und 25,5 cts., alfo 11 und 15,5 läßt, daß für feinfte Oualität Kunftbutter 300/, 
ts. höhe. Man unterichied Butterine mit hafb | Und für die zweite Sorte 15%, Naturbutter vers 
Schmalz und bald Butter und Suin mit mehr mendet werden, daf für Dampftraft, Arbeitsföhne, 
und weniger Butter. (Vgl. Ber. Staaten | Mieihen, Faftagen, kutz Alles, was man als Ge- 
im Artikel Amerika.) —— reg pflegt, ne 20 Pig. 
; : pro kg zu nen find, wenn ich ferner hinzufügen 
Plehn-Fichtenthal, der Berpen) En. darf, dak ich im dem Berliner Markthallen aus: 
1687 Br re ve .. = er Ik ſchließlich unter der Bezeichnung Kunftbutter meine 
Bar zung Büte N art eofte u 1 IE Baar Nr. 1 zu 1,8 Mark, Wr. 2 zu 1,4 Markt pro kg 
2 rt * Berhältniß von 90 : 10 die Mifch- en detail vertaufen laſſe, worauf nod 10 Pig. pro 
‚ . kg Berlaufsipejen ruhen, jo müßte er zu einer von 





butter demnach für je 10 kg ſich berechne feiner früheren recht abweichenden Rentabılitätsbe- 
9 kg Margarin = 9 Mart rehnung lommen.“ 
1, Quer =2 „ Aus Glogau wurde gejchrieben : „der hiefige Markt: 


11 Marl, preis für Naturbutter ift fiir gewöhnlich 1,5 bie 


526 


1,8 Mark pro kg, zu fFeftzeiten bei größeren Be: 
darf 2- 2,2 Marl. Hat die Butter den erfteren 
Preis, jo kauft fein Menſch Margarinbutter, ift der 
Preis aber ein hoher, fo verlangen und faufen viele 
Kunden ausdrücklich Margarinbutter und zwar nicht 
nur Peute aus den ärmeren umd mittleren Klaſſen, 
fondern auch aus dem bäuerlichen Stande, um die 
Milchbutter verlaufen zu konnen. Die Margarin= 
butter Loftet pro kg 1 Marl. Da der Kaufmann 
dem Fabrifanten zur Zeit 82—88 Pig. bezahlt, wozu 
nod Fracht und Spejen kommen, fo it erfichtlich, daß 
beide nur eimen befcheidenen nnd durchaus geredit- 
fertigten Nuten haben. Die Konkurrenz jorgt jchon 
dafür, daß die Preife micht zu hoch werden.“ 


Margarine. 


litäten oder — zur Margarine gegriffen werden 
mußte. Die während der Beit der Kebanblangen 
über das neue Geſetz gelicherte Milchbutter war 
troß der niedrigen Breife bedeutend beſſer. Die 
in diejer Zeit gemadhte Angabe, daf Margarine nur 
Ys des Butterpreijes foften dürfe, gehört mit zu 
den vielen Uebertreibungen, welche vorgelommen 
find. Der jegige Markt hat den Preis wie oben 
feftgeftellt, d. i. im Durchſchnitt zu 54— 60 %, des 
Preijes der Milhkutter und nicht zu 33 %,. 

5. Statiftiihes. Im Deutſchen Reich ſoll 
zur Zeit der Reichsſtagsverhandlungen über das 


Geſetz der Verbrauch 15 Mill. kg geweſen ſein 


und die Erzeugung 12,5 Mill. kg, ſodaß alſo das 


A. ?. Mohr-Dttenien, einer der größten Fabri- Ausland noch 2,4 Mill. kg mehr liefern mußte, 


tanten in Deutſchland, erzeugte jährli 


laut Jahres= | ald c8 empfing, woraus ſchon hervorgeht, dab die 


bericht 3,5 Mill. kg und zwar %, Miſch- und '/, | Schädigung der Mildhwirthe durch dic Ausfuhr 
Magarindutter; deſſen Rechnungen Tauten ähnlich. nicht fchr groß fein fann. Es muß auffallen, dab 
Bon den Berliner Fabriken, welche allgemein ihres | feitens der Landwirthe eine jo gehäffige Agitation 
vorzüglihen Fabrilats und Betriebs wegen gerühmt | gegen die neue als nützlich anerkannte Induftrie 
merden, galt, daß fie Margarine zu 1 Mark pro kg unterhalten wurde, da die gefammte Menge der 
verfaufen umd daß zu diefem Preiſe der Abjat ein Margarine für das Inland nicht ausreicht und 
jo großer iſt, daß die Fabrilen von Käufern zeit: gegenüber dem Maffenverbraud) von Mil 

weite förmlich belagert werden; es wird angegeben, , friiher Milch und Käje eine nur jehr untergeord⸗ 
daß der Preis für Margarine zu I—1,2 Mark pro | nete Rolle jpicht. Unſere Statiftiter berechnen dem 
kg durdaus preiswürdig und die Waare empfehlens- Verbrauch an Butter zu durchichnittlih 9 kg pro 
werth jei, daß aber der Preis für Kunft(Mifch-) | Kopf, unfere Phufiologen verlangen für bie na« 
butter zu 1,8—1,9 Mark zu theuer und die Waare | tionale Ernährung des Bolles 15 kg; wir haben 
nicht empfehlenswerth jei. Eingangs ift erwähnt | denunach erjt einen Verbrauch von 60%, der als 
worden, daß gelegentlich der Gen.-Verſ. d. Deutfchen | normal bezeichneten Menge. Die Hinwirfung auf 
Milchw. Vereins in Berlin Proben von Margarin- Steigerung der Kauftraft des Volles mit dadurd 
butter Ar. 1 im vorzüglicher Beichaffenheit zu 1,22) möglicher Vermehrung des Butterverbrauds er- 
bis 1,3 Markt und Proben von oftpreußiicher Milch | ſcheint als das allein wirlſame Mittel zur Aufbilfe 
butter in bedeutend fchlechterer Beichaffenheit zu 1,42) der Molkereien. Das neue Gejch bezw. der Mar- 





bis 1,9 Mark vorgelegen hatten. 

Die heutigen Berliner Marktuotirungen jagen : 
Butter 1,40— 2,80, Margarin 0,90—1,40 und 
Margarine 0,90—1,50 Marl, anderwärtd gelten 
Margarin 0,85—1,3 und Margarine 0,84—1,2 
Mart. 


Im „Hamburger Fremdenblatt” finden fih Ende 
November 1887 (nad) Giltigleit des Geſetzes) Teb- 
hafte Klagen über „die Buttermanfcherei” umd dar- 
über, daß man für theures Gew mur „Miſchmaſch 
und Schmiere“ erhalte, anjtatt richtige Butter; die 
Preife waren für feinfte Butter 2, 2,10, für 
II. Qualität 1,96— 2,04, für fehlerhafte Butter 
aller Art und ausländische 1,20— 1,90 Mart, wäh— 


garine wird wenig Nutzen bringen, der Verbrauch 


Ein ift nach Erlaß des Geſetzes noch * 


reien noch bis zu ſehr bedeutendem Grade auch ferner⸗ 
hin noch geſchehen, jo lange die Kauftraft des 
| Volkes nicht groß genug ift, um die Butterpreife 
| allgemeiner Tu zu fönnen. Mit der Annahme 
von rund 48 Mill. Einwohnern ift der berechnete 
Butterverbrauh 48 X 9 -— 432 Mill. kg; er 
follte 48 X 15 = 720 Mill. kg fein, wie ver» 
langt wird; zur Beit wird noch Fehr viel billigeres 
Fett genofjen; 15 Mill. kg Margarine bedeuten 
3,2%, des wirklichen und wenig iiber 2%, des ala 
nothiwendig bezeichneten Butterverbrauds; dieſer 


| und das lann unbeichadet der Eriftenz der 
| 


geringe Prozentfag wurde beichuldigt, die Molle⸗ 
reien in ihrer Eriftenz = erjchüttern. 
Es muß ferner berüdfichtigt werben, daß wir 


vend für feinfte, als vorzüglich anerkannte, mit 
Sahne verarbeitete Margarine vor 4 Wochen noch 
1,6—1,7 Mark und jebt 1,5--1,56 Mark gelöft 
wurde. SKonftatirt wird und ausdrüdlich hervor: | gar nicht in der Lage find mit unjerem Beſtand 
gehoben, da; der Verbrauch an Margarine troß des |an Kühen — 9,086,906 Stüd — mit Mehrein- 
fehr ſcharfen Geſetzes ein zunehmender fei und mit | fuhr etwa 9,1 Mill. Stüd und mit Zurechnun 
Rüdfiht auf Preis und Beichafjenbeit fanın e8 nicht | von Melkſchafen und Melkziegen höchftens 9, 
befremden, wenn der Berbraud zus und der der Mill. Stüd Großmeltvich — dem Bedarf an Milch 
Milchbutter abnimmt — trot des Geſetzes. Auch | und Milchfabrilaten zu genügen. Es er 
in Berlin konnte man nach Erlaß des Geſetzes beob: | direkten Genuß von den Phyſiologen 120 1 Milch 
achten, daß der Marktbericht ſtets über die ftarke | pro Kopf und Jahr verlangt und nad der nord» 
Zufuhr fehlerhafter Butter Magte und im Einkauf, amerikaniſchen Statiftit dort auch genoffen und 
daß in der That für Butter zu bis 2 Marl und | jelbft darüber. Wie groß der Verbraud bei uns 
22 Mark die Qualität gegen vorher ficb bedeutend | in Wirklichkeit ift, kann man nicht angeben. Man 
verfchlechtert hatte, ſodaß entweder zu beſſeren Qua⸗ | verlangt ferner etwa 5 kg Käſe pro Kopf, davon 


’ e. 5 
Margarin 


fann der größte Theil als Nebenerzeugnif; bei der | Milchverwendung gerechnet werden. Der Bedarf 
Buttergewinnung erzielt werden, —— muß | wäre demmac bei normaler Ernährung: 
aber noch mwenigjtens für Fettkäſe eine bedeutende | 


a) für 720 Mill. kg Butter x 48 = 33,160 Mill. 1 Mil 

b) für direkten Genuß 10 x 48 = 84 u. 0 

e) für Käfe außer der Magermilch mindeftens 3,000 „ u m — 
zuſammen 44,576 Mill. 1 Milch 


im runder Summe mühte man 45,000 Mill. 1| Berhältniffe zu Grunde gelegen 2 Unjere Land» 
Milh annehmen, da auch noch die Berlufte zu be- | wirthe haben zweifelsohne nur die Statiftit über 
ge find, und jollte deshalb das Haupt | Kunftbutter des Auslandes vor Augen gehabt und 
Sroßmeltvich faft 4700 1 jährlich geben, ein Er- | geglaubt, daß bei uns diefe Induftrie die Dimen- 
trag, welchen nur die allerbejten Kühe liefern ; der | fionen annehmen werde, welche fie in ben Ber. 
Durchſchnitt ift höchſtens (vgl. Milhwirthichaft) zu | Staaten, in Holland und in Dänemark wirklich 
1800 1 anzunehmen, alfo zu etwa 40%, des ver- erreicht bat. Die Urfache der gejunfenen Preije 
langten Bedarfs. Da nun aber auch nod eine der Butter und der Käfeforten geringiwerthiger Art 
— * * —** * Kãſe nee und | find anderweitig zu juchen. 
e Aufzucht von Vieh und zur Maft Milch | f ; 
—“ Menge als beim Ertrag von 18001 —— — ie zone 
Dro Kopf (abzüglich des Bedarfs für das Malb) | Zukter erieht werden follte, 300,000 Kühe mehr 
raucht wird, jo geht daraus he dab unfer | nu —— ion f f 
faum 36%, des als normal bezeichneten Ver⸗ 5 ie 
brauchs von Butter, Milh und Räte in Wirflih- | In den Ber. Staaten find zur Zeit 37 Fabriken, 
feit verbrauchen fann und für die Moltereien noch | 3537 Perſonen für den Detailhandel und 266 
ein großartiger Aufſchwung möglich ift. Engros-Händler für die Kunfterzengung von But- 
15 Mil. kg Margarine verſchwinden geradezu | ter thätig. Im Jahre 1876 war die Ausfuhr 
über diejen Zahlen, deren Nichtigkeit nicht | 3,525,000 Pfund Kunft- und 39,256 Mill. Pfund 
ifelt werden fan; das Schlußurtheil über die | Naturbutter, im Jahre 1885 20,000,000 Pfund 
re gegen rg fann nur dahin gehen, Kunft- und 14,500 Mill. Pfund Naturbutter, für 
eine großartige Verfennung der thatjächlichen | die Monate: 


. November und Dezember 1886 wird die Fabrilation an Kumftbutter zu 7,528,847 Pfund 
| Januar und Februar 1887 u? ” M . „ 5128913 „ 


für 4 Monate zufanmen zu 12,645,740 Pfund 


angegeben, ſodaß cine Jahreserzeugung von etwa dings angenommenen Gejeg muß 8,5 Pfg. pro 
36—40 Mill. Pfund zu erwarten wäre. Man | Pfund Steuer entrichtet werden und hat deshalb 
aber neuerdings die Fabrikation zu 100 Mill. die Fabritation jehr bedeutend abgenommen, wie 
, aljo zu etwa 45 Will. kg an. Die Far- obige Zahlen beweijen. Die Ber. Staaten * 
mer in Minneſota klagten darüber, daß der Preis 15 Mill. Kühe und rechnen über 2000 1 Mi = 
der Naturbutter in Folge diefer Erzeugung von ertrag pro Kuh und pro Kopf 18 kg Butter 
20 auf 14 cta. = von 80 auf 56 Pig pro Pid. | Verbraud, d. i. für jept faft 1000 Mill. kg, jo- 
berabgebrüdt worden jei. Bon der oben ange daß jelbjt hier die Kunftbutter nur unbedeutend. 
en Menge find in den 4 Monaten 1,572,970 | erfcheint. 
zur Ausfuhr gefommen. Nach einem neuer | In den Niederlanden war im Jahre 


1883 die Einfuhr von Margarin 22,5 Mill, kg zu 14 Mill. Gulden 
1884 ” * * „ 17 ” ” ” — ” 


m. eh ieh © 


allein über Rotterdam und famen im Jahre 1885 | im Inlande zur Ausfuhr. Die Menge der ein- 
aus den Ber. Staaten von Nordamerika 13 '/, und ausgeführten Margarine, des fertigen Be 











kg. niffes, lann micht ne heil bar ae 

Die Einfuhr im Ganzen ift ſchon bis 55 win, | {and geht ein beträchtli eil davon, das 

kg — und ſind he im Inland 5 Mill. —* a % ke 1 die —* 
kg verbraucht worden, zur direften Ausfuhr und : ’ 5 


mehr als bei uns fabrizirt werde und die 
Ba regen von, Aut Bea USD odändicen Babeitnten ben großen Bor ot 


E ‚freier Einfuhr von Margarin fi wohl nußbar 

Erzeugung erfordert nad den Angaben in | zu machen tünden. Unfere Ausfuhr fei ſeit 
dem erwähnten Üerte bis 25 Min. 1 Mitch jähr- | 1835 im Rüdgang begriffen und die Einfuhr 
* ſodaß der Gewinn für die Niederlande ſehr * der Zölle f 0 


Ära ‚ einmal für die Landwirthe durch n Großbritan A feit 1885 die Einfuhr 
f und dann für die Verarbeitung | getrennt aufgeführt. j 











Digitizedl bu KuirgTe 


—— — ns u a A nk di M — 


528 


Am — 1884 war die Butter- (und Margarine⸗) Einfuhr eis es Bir. 


„ Butter-Einfuhr 
„ Wargarine-Einfuhr 


172 ⁊* * 


1886 „ Butter-Einfuhr 


„ Margarine-Einfuhr 


* ” 


Die Zentnerzahl der Einfuhr von Butter und 
Eurrogat ift demnach in den 3 Jahren ziemlich 
die gleiche gewejen, der Werth hat fid) verringert, 
weil die PBreije für Butter andere geworden jind 
und das Verhältniß der Einfuhr von Surrogat 
fih vermehrt hat. In Großbritannien ift. die 
Fabrilation von Kunftbutter nur unbedeutend; es 
famen mit Zurehnung diejer etwa 900,000 engl. 
Bir. zur Verwendung, d. i. 45,720,000 kg oder | 
pro Kot der Bevölkerung 1,32 kg. In Deutid- 
land fol der Verbrauch 12,5 Mill. kg fein, d. i. 








Margarine. 


— 12,526,293 £ 

0 J .„ = 8,506,204 * 
847,265 „ = 3,054679 „ 

zujammen 2,400,565 tr. = 11,560,883 £ 

1,543404 „ = 8,140,188 „ 

886,573 „ — 2,958,300 „ 

zufammen 2,429,977 tr. = 11,095,488 £ 


pro Kopf etwa 0,26 kg, in Holland ift er 5 Mill 
‚kg, aljo pro Stopf etwa 1,13 kg. In Großbri 
‚tannien rechnet man mindeftens 12 kg Butter- 
verbraud) pro Kopf, ſodaß diefer zum Verbrauch 
von Margarine wie 120 : 13 fteht, in Deutic- 
fand unter der Aunahme von 9 kg Milchbutter 
ift das Verhältniß wie 125 : 90, aus Holland kann 
eine Bergleihung nicht gegeben werden, weil bie 
Verbrauchsmenge der Butter nicht befannt ift. 

In Deutichland gab man für das Jahr 1883 
bezüglich der Induſtrie an: 


zu 6 Wrbeitern, aljo mit 6 Xrbeitern 





0 „ „0 — 
" 8 ” [2 ” 8 ” 
114 4114 
„126 „ „u 256 — 
„_ 16 „ ” 99 





für die Sektion Berlin 1 Fabrik 

„on. „ Stettin 2 Fabrifen „ 

Pe „» Breslau 1 " 

om" „Hamburg 10 

Pe ” Köln 21 e 

„Regensb. 13 
48 Fabriken 


Im Jahre 1885 hatte man ſchon bis 1400 Ur- 
beiter beichäftigt. 

An der engliihen Einfuhr von Butterine waren 
betheiligt in den Jahren 1885 und 1886: 


olland mit 772,473 und 833,957 Btr, 

Igien „ 40,465 „ 20,002 
Norwegen „ 1741 „ 20,875 
Schweden _ { 
Andere Fänderr „ 16,911 „ 11,705 


diefe zufammen mit 847,263 und 886,578 Bir. 


Die Einfuhr für Butter allein war aus: 
Deutihland 143,482 und 119,154 Sir. 


Dänemart 397,447 „ 400,556 
Holland 307,861 „ 359,013 , 
Norwegen 4,286 „ 7,186 „ 


Trotz der bedeutenden Einfuhr von Butterine 
hatten die zulegt genannten Länder ihre Butter: 
ausfuhr in Folge fteigender Berbefferung zu ſtei— 
gern vermocht; aus Deutichland mit nur jehr ge— 
ringer Ausfuhr von Butterine hat fie abgenommen, | 
weil die Qualität bedeutend zurüditeht. 

Mit der Ausdehnung der Darstellung von Kunft- 
butter geht das Sinken der Talgpreije, weil 
die Einfuhr bedeutend aus überjeeiichen Ländern 
erhöht worden if. In England notirte der Talg 
im Jahre 1872 noch mit 42,88 sh pro Ztr., 1876 
ſogar mit 42,9 sh, von da ab aber immer nie- 
ge bis zum Jahre 1886 mit 25,66 sh pro Ztr. 

Geſetze bezüglich des Handela und 
Bertehrn, 

Das im Deutschen Reichstag im Jahre 1887 
vereinbarte Geſetz Tautet: 

5 1. Die Geichäftsräume und fonftigen Ber- 


faufsftellen einschließlich der Marktſtände, in mwel- 





995 Arbeitern 
‚hen Margarine gewerbsmäßig verkauft oder 
' feilgehalten wird, müflen an in die Mugen fallen- 
der Stelle die deutliche, nicht verwiſchbare Inſchrift 

„Verlauf von Margarine“ tragen. Margarine im 
| Sinne diejes Geſetzes find diejenigen, der Milch— 
| Butter ähnlichen Zubereitungen, deren FFettachalt 
nicht ausſchließlich der Mil entftammt. 

8 2. Die Bermiihuny von Butter mit Mar- 
garine oder anderen Speifefetten zum Awed des 


— | Handels mit diefen Miſchungen ſowie das gewerbs- 


N 


mäßige Berfaufen und Feilhalten derjelben ift ver- 
boten. Unter diefe Beftimmung fällt nicht der 
Zuſatz von Butterfett, welcher aus der Verwendung 
* Milch oder Rahm bei der Herſtellung von 
Margarine herrührt, ſoſern nicht mehr als 100 
Gewichtstheile Milch oder 10 Gewichtstheile Rahm 
auf 100 Gewichtstheile der nicht der Milch ent— 
ſtammenden Fette in Anwendung kommen. 

$ 3. Die Gefäße und äußeren Umhüllungen, 
in welden Margarine gewerbsmäßig verkauft oder 
feilgehalten wird, müffen an in die Augen fallen- 
den Stellen eine deutliche, nicht verwiichbare In— 
| Ichrift tragen, welche die Bezeichnung „Margarine“ 
enthält. Wird Margarine in ganzen Gebinden 
oder Kiften gewerbsmäßig verfauft oder feilgehalten, 
jo hat die Jnjchrift außerdem den Namen oder die 
Firma des Fabritanten zu enthalten. Im gewerbs- 
mäßigen Einzelverfauf muß Margarine an den 
Käufer in einer Umhüllung gegeben werden, welche 
eine die Bezeichnung „Margarine und den Namen 
oder die Firma des Verkäufers enthaltende In— 
‚ fchrift trägt. Wird Margarine in regelmäßig ge- 
formten Stüden gewerbsmäßig verfauft oder feil- 
| gehalten, jo müffen diejelben von Würfelform fein, 
‚auch muß denjelben die vorbezeichnete Juſchrifi 
eingedrüdt ſein, ſofern ſie nicht mit einer dieſe 


Margarine. 


Inſchrift tragenden Umhüllung verfehen find. Der 


529 
Stellen, falld da® Gefäß einen Dedel hat, au 


Bundesrath ift ermächtigt, zur Ausführung der im | auf der oberen Seite des Iegteren, bei Fäſſern au 


—* 1 bis 8 enthaltenen Vorſchriften 
im Reichs⸗Geſetzblatt zu veröffentlichende ⸗ 


mungen zu erlaſſen. 

8 4. Die Vorſchriften dieſes I a finden 
auf ſolche Erzeugniffe der im $ 1 bezeichneten Art, 
welche zum Genuffe für Menſchen nicht beftimmt 
find, feine Anwendung. 

$ 5. — — gegen die Vorſchriften 
dieſes Geſetzes, ſowie gegen die in Gemäßheit des 
8 3 zu erlaſſenden Beſtimmungen des Bundesraths 
werden mit Geldſtrafe bis zu einhundertfünfzig 
Mark oder mit Haft beſtraft. Im Wiederholungs- 
falle ift auf Geldftrafe bis zu ſechshundert Mark 
oder auf Haft oder auf Gefängnik bis zu brei 
Monaten zu erkennen. Diefe Beſtimmung findet | 
feine Anwendung, wenn ſeit dem Beitpunkte, in 
weichem die für die frühere Zuwiderhandlung er- 
launte Strafe verbüßt oder erlafien, drei Jahre | 





auf beiden Böden anzubringen. 

5. Die Borjchriften unter Nr. 1 und 2 finden 
finn Anwendung 

a) auf die beim Eingelverfauf von Margarine 
verwendeten Umhüllungen mit der Maßgabe, daß 
die Bänge der Einrahmung nicht weniger als 15 
Gentimeter betragen darf; 

b) auf die Bezeichnung der mwürfelfürmigen 


Stüde mit der abe, daß eine Beichränkung 
binfichtlich der (Länge und Höhe) der Ein- 
rahmung nicht ftattfindet, und die Trennung des 
W ine in zwei untereinander zu 


tere durch Bindeftriche zu verbindende Hälften 
tattet if. 


Aus anderen Ländern ift bezüglich der Gejch- 


gebung mitzutheilen: 
Frankrei Nach dem Geſetz vom 14. März 
1887 ift der Verlauf von allen Arten von Mar— 


verflofjen find. Neben der Strafe dann auf Ein- garin, Dleomargarin, efbaren Fetten u. dgl. als 


ziehung der diefen Vorſchriften zuwider verfauften 
oder jeilgehaltenen Gegenftände erfannt werden, 
ohne Unterichied, ob fie dem Berurtheiften gehören 
oder nicht. Iſt die Verfolgung oder Berurtheilung 
einer bejtimmten Perjon nicht ausführbar, jo kann 
auf die Einziehung felbitftändig erkannt werden. 
6. Die Vorichriften des Geſetzes, betreffend 
den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln 
und ee er vom 14. Mat 1878 
chs·Geſetzbl. S. 145) bleiben unberührt. Die 
iften im den 8$ 16, 17 deſſelben finden 
auch bei Zuwiderhandlungen gegen die Vorſchriften 
des gegenwärtigen Geſetzes Anwendung. 
87. Das — Geſetz tritt am 1. Ol⸗ 
tober 1887 in Kraft. 


Zur Ausführung des Kumftbuttergefched hat der | Dleo 


Bımdesrath die nachftehenden Beitimmungen be» 
ſchloſſen: 

1. Für die im 83 Abſatz 1 “an 
vorgeichriebene Bezeichnung der Gefäße 
und *Außeren vera ra in welchen 
Margarine gewerbsmäßig verfauft oder 
feilgehalten wird, ift das anliegende Mu- 
fter mit der Maßgabe zum Borbild zu 
nehmen, daß die Länge der die Inſchrift 
umgebenden Einrahmung nicht mehr als 
das Fünffache der Höhe, ſowie nicht we— 
niger als 30 cm und nicht mehr als 50 
em betragen darf. 

2. Der Name oder die Firma des Fa— 
brilanten ift unmittelbar über, unter oder 
neben der vorbezeichneten Inſchrift anzu« 
bringen. 

9. Die Anbringung der Inſchrift erfolgt 
durch Einbrennen oder durch Aufmalen. 
In letzterem Falle ift die Inſchrift auf 


OÖ 


„Butter“, gteichgilkig ob mit Butter gemiſcht oder 
nicht, verboten bei Strafen von 50 bis 3000 fr., 
bezw. 6 Tagen bis 6 Monat Gefängniß, Konfis- 
fation, Öffentlicher Bekanntmachung des Namens 
und des Urtheild auf Koften der Fabrik oder des 
Verkäufers. 

u find deutliche Kennzeichen für 
alle Gefäße, Umbüllungen u. ſ. w. und deutlich 
erfennbare Benennungen in Rechnungen, Anzeigen, 
Fakturen u. j. w., in Büchern, Manifeften, für die 
den Transport beforgenden Bahnen, Schiffe u. ſ. w. 
bei Strafen von 6 bis 30 Tagen Haft, bezw. 
25 bis 1000 fr. 

Kanada. Das Geſetz vom 2. Juni 1886 ver- 
bietet einfach die Herftellung und den Verkauf von 
margarin, Butterine und anderen Butterjur« 
rogaten, welche von irgend einer anderen thieri« 
ſchen Subftanz ald Mitch hergeitellt find, bei Strafe 
von nicht unter 100 und bis 400 Dollars, bezw. 
3—12 Monat Gefängnif. 

Dänemark. Geſetz vom 7. Nov. 1886, in 
Kraft vom 1. Juli 1887 ab unter Aufhebung des 
Geſetzes vom 1. April 1885. Der Verkauf darf 
nur in Gefäßen mit der Bezeichnung „Margarine“, 
nur in Lokalen, wecche als jolche bezeichnet find 
und nur in vorgeichriebenen Behältern (Holzfäfler 
in ovaler $ rm), vom Schiffe aus gar nicht ftatt- 


\ finden. Aehnlich find die Beftimmungen in Schwe— 


den. Für Däncmark wird ein neues Geſetz vor- 


\ bereitet. 


Hier wurden im Jahre 1884 rund 970,000 Pid. 


‚eingeführt und 1,150,000 Pd. fabrizirt. Vom 


1. Oftober 1886 bis 1. Oftober 1887 war die Ein- 


fuhr 1,345,000 Bid. und die inländische Fabrila- 


tion 3,600,000 Pfd. 


Ver. Staaten. Geſetz vom 1. Nov. 1886. 


weißem oder heilgelbem Untergrunde mit ſchwarzer Hier waren die am meiteften gehenden geichlichen 
Farbe herzuftellen. Wis zum 1. April 1888 ift Ge- und Verbote von den Farmern verlangt und 
8 geitattet, die Inſchrift auch mittelft Aufllebens find zeitweiſe abfolute Verbote in einzelnen Staa» 
von Betteln anzubringen. \ten erlangt worden. Der Gedanfe, das Kunſter— 
4. Die Inſchrift ıft auf den Seitenwänden des zeugniß durch rofenrothe Färbung auszuzeichnen, 
Gefähes an mindeftens zwei fich gegenüberliegenden welchen unjere Fanatiker gegen die Margarine 
Sandw.-Konverj.-teriton. Spepial-Supplement. 34 


530 


ebenfalls fich zu eigen gemacht Hatten, ift von ben 
dortigen Farmern ausgegangen; das Unionsgeſetz 
beichräntt fich auf das Berbot anderer Namen und 
auf die Belegung mit einer Steuer von 10 cte. 
— 5 Pfg. pro engl. Pfund. In Vermont müffen 
die Reftaurateure, Hotelbefiger u. j. w. die Berwen» 
dung von M. in den Speijeräumen anzeigen. 
England hat ein Gefeg im Jahre 1887 be» 
rathen, für welches hauptſächlich um den Namen, 
unter welchem das Kunfterzeugniß verkauft werben 
ſoll, geftritten wurde und längere Beit bindurd) 
eine Einigfeit zwijchen Ober- und Unterhaus nicht 
erzielt werden konnte, wobei es längere Ausein- 
anderjegungen über die Namen gab und verſchie⸗ 
dene Vorſchläge dafür gemacht wurden. Ochſen- 
butter ſollte gewählt werden, Margarine, Bold): | 
butter (nach der Stadt [Herzogen-] Foih in den 
Niederlanden), Beurine und ſchließlich Butterine, | 
weil inzwiſchen ſchon das Xoif fich an dieje ge: | 


wöhnt hatte. Die Strafen gehen bis 2000 Mark 
und 6 Monate Gefängniß. Erichwerungen giebt 
e3 nicht. Gewählt wurde Margarine. Das Ge— 


feß tritt am 1. Januar 1888 in Kraft und jchreibt 
genau die Bezeihnung, die Art der Berpadung 
u. j. w ähnlich dem deutjchen Geſetze vor. Gleiches 
für die Einfuhr. 

Rußland mird das jhärffte Geſetz erhalten. | 
Nach dem Entwurf vom Domänen - Minifterium 
hat man die Bezeichnung Margarinfett gemäblt, | 
eine Alzije oder ergänzende Patentfteuer, irgend 
eine grelle Färbung (mit Ausichluß von gelb) für 
das Erzeugniß und jür die Gefäße, melde die 
Fabriffirma und den gewählten Namen tragen 
müfjen, das Verböt des Verkaufs in Butterhand- | 
lungen, das Gebot des Berfaufs in Verfaufsftellen | 
mit Aushängefchildern, auf welchen Margarinfett 
deutlich zu leſen ift, das Gebot der Felanntmadhung 
im Falle der Anwendung im Lokal für Gafthäufer 
u. f. w. und das Verbot der Einfuhr beftmmt. | 
Die Strafen find fehr hoch bemeffen. Das Med. 
Kollegium bat fich für Alkannin als Farbe (roth) 
entihieden und für die Ziegelform; die Etüde 
müffen den Firmenftempel und ein M enthalten, 
die Gefäße zur Aufbewahrung und Berjendung 
ebenfalls roth angeftrichen fein und die gleichen 
Inſchriften haben. Ein Geſetzeserlaß ift noch nicht 
eriolgt. 

In Santt Gallen wird ein Bufag von 25%, | 
Naturbutter geſetzlich vorgejchrieben, die Miſch— 
butter alfo verlangt. 

Zur Drientirung |. B. Lang, „Die Fabrikation 
von Kunftbutter, Eparbutter u. Butterine“, Wien | 
1885 und die genannten Schriften. U. Mayer, 
„Die Kunftbutter“, Heidelterg 1884. E. Sell, 
„Die Kunjtbutter“, Berlin 1886. 


Die eine Zeit lang Iebhaft in Amerika betrie- 


Ejelinnen gejucht. Das Ergebniß geht ag daß 


telleria-Raſſe aufmerkſam zu machen. 


Margarine — Maulthierzucht. 


Marqueſas-Inſeln und Marſchall- ober 
Marſhallinſeln, ſ. Ozeanien. 

Martinique, ſ. Amerika (Antillen). 

Maſchinen, ſ. Supplementband 1; Literatur: 
„Die Entlaſtung der Kulturarbeit durch 
den Dienſt der phyſikaliſchen Kräfte, in Volfswirth- 
ſchaftliche Zeitfragen“, Hejt 10, 1880. 9. Frig, 
Handbuch der landw. Maſchinen“, Berlin 1880. 
P. Hell, „Die widtigften Kleinfraftmajchinen, 
ihre Vorzüge und ihre Mängel“, Braunichw. 1878. 
€. Berels, „Handbuch des landw. Maſchinen— 
weſens“, 2. Aufl, Jena 1880. Rau bei 
Wahl u. Gebrauch landw. Geräthe u. Majchinen“, 
5. Wufl., Berlin 1879. „Die Mähmajdinen“, 
Jena 1869. 2. Pribyl, „Bericht über d. inter- 
nationale Gefpannpflugtonfurrenz;, m. einer Dampf- 
ig Sei welche auf der Befigung d. Hrn. 
H. Kuffner in Lundenbura am 11. und 12. Sept. 
1882 veranftaltet wurde“ Wien 1883. R. Straud, 
„Abriß der landw. Geräthe- u. Maſchinenkunde“, 
2. Aufl., Leipzig 1882. A. Wüft, „Die Mäh- 
maſchinen der Neuzeit. Eine Darjtellung ihrer 
Theorie und Konftruftion“, Leipzig 1875. „Land 
erlin 1882, . 


ſchen Inſel Rantelleria ftammt und daß die bort 
gezogenen Thiere ihrer Stärke, Schnelligleit und 
Ausdauer wegen berühmt find. Diejelben haben 
ausgewachien, Hengft oder Etute, Widerri 

durchſchnittlich 1,26 bis 1,36 m, und tragen 

zu 130 kg auf irgend welde Diftanz. Die Preiie 
wechieln für Stuten und Hengfte von guter Be— 
ſchaffenheit je nach Alter und Geftalt von 200 bis 
500 Lire pro Etüd. Der Transport fann durd 
regelmäßig zroiichen Genua und Pantelleria ver» 
fchrende Dampfer leicht bemwerfftelligt werden. Da 
die bisher zu Yuchtverfuchen verwendete Poitou— 
Raſſe (Widerrifthöhe von 1,48 bis 1,56 m) ihres 
ganz abnorm hohen Unlaufspreijes halber derlei 
Rerfuche ſehr erichwert, da ferner in Fachkreiſen 
und jelbft in der Literatur noch immer die Auficht 
vertreten ericheint, daß die befte italienische Eſel⸗ 
raffe die große Schwarze piemontefiiche jei, empfiehlt 
es fich, die Interefjenten auf die Vorzüge der Ban 
Mährend 
es im Deutihen Neid kaum ein paar Tauſend 
Mauleſel und Maulthiere giebt, ift der Beſtand 
in den Ber. Staaten im Sahre 1886 ſchon auf 


ben geweſene Fabrifation von Kunſtfettkäſe 2 Min. Stüd — ',; des Beftandes der Pferde — 
hat, weil die Darftellung von Butterſurrogat vor ⸗ getommen und ift der Gefammtwerth zu 159,2 
theilhafter ift, wieder faſt gänzlid) aufgehört. Be | Mill. Dollars oder pro Stüd zu 79,6 Doll. = 
ſchwerden über dieſen „imitatıon cheese“, „land | 388,3 Mark angegeben, während für den Beſtand 
eheese“ gab es nicht. der 12 Mill. Pierde nur 71,27 Doll. pro Stück 

Mariannen, Injelgruppe, |. Ladronen. gerechnet wird; der Kopfzahi nach verhalten ſich 


Maulthierzucht — Medtenburg- Schwerin. 


531 


bie Maulthiere zu den Pferden wie 10: 60, demi Die größten Städte find Roſtock mit 39,374, 


Geſammtwerth aber nadı wie 10:44. 


in den nördlicheren Staaten mit weit rauherem ſtrow mit 13,117. 


Klima und bejonders viel härteren Wintern, ala 
wir fie haben, ebenfall® von den Maulthieren in 
ausgedehnten Maße Gebrauch gemacht und befon» 
ders zur jchweren Pflugarbeit, zum Zug von Ma- 
fchinen, zum Mähen u. ſ. w. Daß die Maul 
thiere bedeutend weniger Unterhaltungstoften als 
Pſerde verurfahen — man jagt ’’, weniger —, 


E3 wird! Schwerin mit 31,532, Wismar mit 16,054, Gü- 


Auf die Landwirthſchaft kom— 
men 51%, der Einwohner. Geklagt wird über 
‚ die Abnahme der Arbeitäträfte auf dem Lande; 
das Bemühen, Häuslerftellen zu Schaffen (jeit 1-48 
zuſ. 6000), ift ala geicheitert anzuichen, da dic er» 
richteten neuen Stellen meiſtens in die Hände von 
Sewerbtreibenden und Handwerkern übergegangen 
ſind und die Erbpadjtgüter Schon in vierte Hand. 


aelünder, dauerhafter, genügſamer und abgehärteter | Der Abgabejab wird als zu hoch bezeichnet unter 


find, ift befannt; daß fie vorzüglich für den Zug 
von Hadwerkzeugen bei der Reihenkultur find, weil 
fie einen Meineren Huf und einen ficheren Gang 
haben, jollte bei uns mehr berüdfichtigt werden. 
Sie verlangen allerdings kundige und ruhige Füh— 
rer, weil Sie bei Schlechter und ungeſchickter Be— 
handlung ftörriich werden, das jollte aber kein 
Hinderniß für die Anmwendung fein. Für alle 


den jetzigen Heitverhältniffen; mur etwa 83°, 
werben von wirklichen Arbeitern beivognt. Eine 
zweite Seite, über welche gcflagt wird, iſt das 
Dofgängerweien; die Yandwirthe erflären, diefe 
‚nicht entbehren zu können, Andere darüber, daß 
dadurch die Yultände der Arbeiterbevölferung ge— 
fährdet werden. Gewünſcht wird, daß die Hegie- 
rung in ®emeinichaft mit den zuftändigen Fal— 


Zhiere gehört die ruhige Behandlung weſentlich foren mittlere und fleinere Güter ichaflen möge, 


mit zu dem Gedeihen. 

Die Gangart iſt im Durdichnitt 1,1 m pro 
Erkunde: im belafteten Fuhrwerk leitet das Maul» 
thier täglich biß 50 km, bei 250 kg Eigengewicht 
eine Zugkraft von 40 kg bei 1,1 m Geſchwindig— 
keit und Bitündiger Tagesarbeit. 


Am Göpel liefert es als Leiftungen: Augfraft 


in kr 30, Gejichwindigfet pro Selunde in m 0,90, 
tägliche Arbeitszeit Stunden 8,0, tägliche Total- 
leiftung im ınkz 777,60 
Dauritius, Rsle de France, f. Afrika. 
Medlenburg-Schwerin, Großberzvath.; Groß— 
herzog Friedrich Franz III. geb. 19. März 
1851, reg. ſeit 15. April 1883. 


ſei es durch Ankauf oder Parzellirung von Gütern, 
ſei es Durch Zuweiſung andern disponiblen Areals. 
Die Arbeiterverhältniſſe haben ſich demnach nicht 
gebeſſert und das Hinderniß des Aufſchwungs der 
Landwirthſchaft und des Landes im Ganzen bildet 
nach wie vor der überwiegende Großgrundbeſitz; 
das darüber früher Mitgetheilte ift auch jet noch 
maßgebend (j. Bo. IL, S. 841 ff.) 

Behörden Für Landwirthſchaft eine 
beiondere Abtheilung mit Vorſtand, vortragen- 
den Mäthen u. ſ. mw. unter dem Miniſterium 
des Innern in Schwerin und Minift. - Kanzlei. 
Die Berwaltung der Domänen und Forſten unter 


dem Finanz-Miniſt. in gleicher Weiſe, dazu das 


Größe 13,303,77 qkm, Einwohner (1. Dezem- | 
‚rin, die oberjte VBertwaltungsbehörde der Domänen 


ber 1385) 575,140 (meibl. 290,902), auf 1 qkm 
43,2. 1880 noch 577,055, Abnahme alio 1915 
Einw. Bon 1864 : 1885 famen auf die Städte 
25,543 : 32,411, Zunahme 6568 Einw., auf die 
Landgemeinden 42,273 :33,948, Abnahme 8325 
Einmw., oder es hatten im Jahre 


die Dos die Mitterjchaftts bie Städte und 
mären u. Rloitergliter Kammergüter 
1853 206,993 148,137 186,381 Ein, 
1863 206,592 146,414 199,169 
1873 202,164 142,661 212,882 
1583 194,315 140,309 232.431 „ 


Die Auswanderung betrug: 


1840/50 19,052, jührlicher Durchſchnitt 1905 
1850/60 53,112, r u 5311 
1860/64 23,060, x a 5767 

95,224, jährl. Dchſchn. fait d. Einw. 


1869/87 — faſt ehnnſoviel. 

Bon den Muswandernden kamen 
57,4%, auf die Domänen, 

SL] „ ritterichaftlichen und Kloftergüter, 
115 „ „ „ Städte und Rammergüter. 

Nach Konfeſſion kommen 99,02%, auf die Pro— 
teftanten; Israeliten und Katholifen giebt es fait 
in gleiher Zahl, je 2600, der Reſt entfällt auf 
fonftige Ehriften, an 200, und auf Perjonen mit 
nicht befannter Angehörigfeit. 


es 


Kammer: und das FForft-Kollegium, beide in Schwe— 


des Großh. Haushalts, die Kommilfion für Ent- 
wäljerung der Ländereien, das Landgeftüt zu Res 
defin unter dem Miniftertum der Finanzen. 


Für das Landw. Vereinsweſen: 1. das 


'Daupt-Direltorium des „Medi. Batr. Bereind für 


Ackerbau, Induſtrie und fittliche Kultur” mit 24 
Diſtrikts-Vereinen und trefflich redigirter Beitichrift; 


die Dijtriltsvereine find: Bruel, Neu-Luckow, 
Lützow, Crivitz, Defiow, Gadebuſche l und II, 


Groien, Grabow, Grevismühlen, Güſtrow, Kröp— 


lin, Laage, Malchin, Parchim, Penzlin, Roſtock, 
Schwerin, Stavenhagen, Sternberg, Teſſin, Teterow, 
Waren, Wismar, Wittenburg. 2. „Die Vereini— 
gung kleinerer Landwirthe Mecklenburgs“ mit 
„Zentral-Ausſchuß des L.VB. in M.Schw.“ als 
Hauptverein, 7 Kreisvereinen und 40 Lolalvereinen, 
als a) Schwerin mit Schwerin, Rehna, Crivih, 
Grevismühlen und Klug, b) Hagenow mit Hage- 
now, Wittenburg, Boizenburg, Lübtheen, Yubmwigs- 
luſt und Serrentin, c) Roftod mit Roftod, Do» 
beran, Laage, Schwaan, Lützow, Ribnig u. Teſſin, 
d) Wismar mit Wismar, Neuluckow, Kröpelin, 
Neukloſter und Warin, e) Blau mit Lulz, Blaı, 
Goldberg, Malchow und Röbel, f} Teterow mit 
Teterow, Dargun, Sternberg, Güſtrow, Beiedom, 
Maldin, Stavenhagen und Snoyen, ge) Grabom 
mit Grabow, Dömitz, Nenitabt und Eldena. 3. 


34” 


532 


— für Bienenzucht mit 84 Zweigvereinen. 
Selbſtſtändige Vereine: der 2.8. zu Parchim, 
der Berein Medlenb. Forftwirthe, der Seidenbau- 
V. der beiden Großherzogthümer, der Bienenzucht- 
Verein zu Dargun, der M. ®. für Geflügelzucht 
in Roftod, Canaria, B. für Singvögel- und Ge- 
flügelzucdht in Roftod, der Kuhverſicherungs-V. f. 
Medienb. Lehrer, der Vieh-Verſ.⸗-V. zu Schaan, | 
verichiedene Kuhladen, Schweine » Verf. B. gegen | 
Trichinen u. j. w. 

Landw. Unterridt. An der Univerfität zu 
Roſtock giebt es eine Profeffur für Landw., in 
Dargun eine Aderbaufchule, in Raden die berühmte 
Meierei-Schule und milchw. Verſuchsſtation; Wan- 
derlehrer Hat man mehrere. Rojtod hat eine Ber- 
juchsftation für Pflanzenphyfiologie u. Fütterungs- 
verjuche. 

Yinanzen. Auch jet giebt e8 noch fein all« 
gemeined Staatsbüdget und nur die frühere eigen- 
thümliche Urt der Finanzſyſteme, als 

1. Die landesherrlidhe Berwaltung mit 
einem Etat für 1886/87 von etwa 14,5 Mill. Mk.; 
die Einnahme bilden die Erträge der Domänen, 
die ordentlichen Kontributionen und Zuſchüſſe nad 
Vereinbarung mit den Ständen zu bejonderen 

mweden für beftimmte Zeiträume; die Ausgaben 
ilden den eigentlihen Regierungsaufwand, ein- 
jchließlich der Matrıtularbeiträge. Die Koften der 
Großh. Haus- und Hofhaltung werden aus den 
die „Haushaltsgüter” bildenden Domänen be» 
ftritten. 





Medtenburg Schwerin — Medlenburg-Strelig. 


der Häde 
für Gärten u. Aderlanb 641,597 ha — 48,22 %, 
„Wieſen 144,346 „ —= 10,85 „ 
.n Beiden u. |. w. 108,521 „ = 7,78 „ 
für landw. Fläche 889,464 ha — 66,85 9 
für Wald 301,568 „ = 2.66 „" 
für Kulturland 1,191,027 ha = 89,51 %, 
ſonſtiges Land 139,350 „ = 10,49 „ 





zufammen 1,330,377 ha =100,00 %, 
Vom Aderland find zu rechnen auf 
Getreide und Hülſenfrüchte 54,6 %, 
Hadfrücdhte und Gemüfe 6,7, 





Hanbdelspflanzen 18 „ 
Futterpflanzen 10,6 „ 
Weide und Brade 268 „ 
100,0 ©, 
Der Bichbeftand war 

i. J 1878 i. I. 1885 

Pferde 83,660 und 87,807 
Rindvieh 272,98 „ 270,067 
Schafe 1,100,048 „ 939,262 
Schweine 192,415 „ 234,150 
Biegen 19,947 „ 23,954 


Der Beſitzſtand verteilt ſich mit 
59,9 9, für Güter von über 100 ha 


31,0 „ ” " ” 10—100 " 
6,9 ” ” ” * 1l— 10 * 
22unter 1, 
100,09, 


Medienburg » Strelig, Großherzogthum (Her⸗ 


2. Der Etat der gemeinfamen Finanz- zogth. Medil.-Str. und Fürſtenthum Rapeburg); 
verwaltung mit 4,173 Mill. Mt. in Einnahme | Großherzog Friedrih Wilhelm, Earl, 


und Ausgabe (einfchliehlih 0,26 Mill. Mark für | Ernft, Adolf, Guftan, geb. 17. Oktober 1819, reg. 
Sculdentilgung). In diefe Kaffe fommen als |jeit 6. Sept. 1860, 

Theil der ordentlihen Kontribution 532,921 Mt. Größe 2929,50 qkm. Einwohner 98,371, auf 
Steuern und 250,000 Mark als Untheil an vom| 1 qkm 33,6; im Jahre 1880 gab es 100,269 
Reich gewährten Ueberſchüſſen aus Zöllen; zu Einmw., die Abnahme ift alfo 1898 Köpfe; von 
zahlen find 109,000 Mark zu den Matrikularbei- | den Einwohnern find 99,22 d/, proteflantiich, Ma- 
trägen und Zahlungen für die ftändifchen Kafjen. | tholiten giebt es an 300, Jsracliten 460. Die 


3. Diereinftändifche Finanzverwaltung | Bevölkerung ift überwiegend landwirthſchaftlich 


mit nur unbedeutenden Beträgen. 


Belaftet find 1. mit 32,047 Mill. Marf, 2. mit | 


9,291 Mill. Mark Schulden, zuſ. 41,338 Mill. 
Mark, welchen 29,953 Mill. Markt Altiva gegen- 
über ftehen. 


1267 Sciffe mit 159,775 t (1126 Dampfer mit 
144,301 t), Ausgang 1267 Schiffe mit 160,484 t 
(449 Dampfer mit 30,121 t). Die Handels- 
flotte ift (1885) 343 Schiffe mit 109,773 t 
(14 Dampfer mit 6676 t). Die Bejagung der 
Schiffe ift 3555 (187) Mann. 

Eijenbahnen giebt e8 625 km mit 304 km 
Selundärbahnen (Brivatbetrich). 

Poft und Telegraphie ſ. D. R. 

Ueber dag Militärwejen und Anderes j. die 
früheren Mittheilungen. 





Der Schiffsverkehr war (1884) in Eingang | 





Nen-Strelig hat 9366 Einw., größere Städte giebt 

ed nicht und Städte überhaupt nicht viel. Auf die 

Landwirthichaft u. j. w. kommen 49,47 %/, der 
ner. 

Behörden. Für Landwirthichaft, dem Mini- 
fterium und der Yandesregigrung unterftellt, ein 
Kollegium mit NRegierungs - Räthen, Negierungs- 
Aſſeſſoren und Sekretariat, das Kammer: und 
Forit-Rollegium. Die 4 Domänen-Memter Felb- 
berg, Mirow, Stargard und Etrelikß im Herzog. 
thum M.-Str., für die landesherrlichen Domänen 
ohne die Forſten, Für diefe ein Oberforftmeifter; 
das großh. Dom⸗Amt in Schönberg für die Do— 
mänen in den Bogteien Schönberg, Nugersdorf, 
Stove, Schlagsdorf und Mannhagen im Frſtth. 
Napeburg und für die Forjten eine Inſpektions— 
behörde. Die Adminiftration der landesherrlichen 


\ Rabinetsgüter im Herzogthum M.» Str. mit Ka— 


Die Landwirthichaft bietet feine jehr wejentlichen | binets-Amt und Kabinets-TForftdiftrift. Die Kom- 
Berihiedenheiten gegen die frühere Darftellung. | miffion für die Entwäfjerung der Ländereien im 


Man rechnet jeht 


Herzogthum M.-Str. 


Medienburg-Strelig 


Bereine giebt ed: Der 2.8. in M.⸗Str. zu 
Neubrandenburg. Landw. Vereine für Heine Land- 
wirthe — Friedland, Woldegk, Stargard, Neu— 
ſtrelitz, Weſenberg, Feldberg. Der L.V. im Fſtth. 
Ratzeburg zu Schönberg. Die M. Hagel- und 
Mobiliar -Land » Berj.-Gejellihaft zu Neubranden- 
burg mit der M. Jmmobiliar-Land-Beri.-Gejellich. 
dafelbft. Die Hagel-Berj.-Gef. für d. Fſtth. Ratze— 
burg zu Schönberg. Der Bieh-Berj.-B. für das 
Fitth. Ratzeburg. 

Landw. Lehranftalten giebt es nicht. 

Das Finanzweſen wird ohne Veröffentlichung 
zuverläffiger Angaben geführt. 

Eifenbahnen giebt es 25 km Gelundärbahnen 
in ®rivatbetrieb. 

Poſt und Telegraphie f. D. Reid. 

Militärwejen und Anderes ſ. d. frühere 
Bearbeitung im Hauptwerf. 

Landwirthſchaftlhiches. Hierfür gilt das 
für Medienburg- in Gejagte ebenfalls. Es 
ift die Bodenvertheilung: 





der Yläche 
Aderland und Gärten 159,905 ha = 47,46 0 
Wieſen 12,602 — 
Weiden u. ſ. w. 6301 „ = 2,25 - 
Landw. Fläche 158,808 ha = 54,21 9, | 
Bi — 9510 „ = 31,92. 
Kulturfand 252,315 ha — 86,13 97, 
Sonftiges 40,682 „ = 13,87 „ 
Zuſammen 292,950 ha =100,00 %/, 


Bom Aderland fommen auf Getreide und Hül- 
fenfrüchte 55,0 9, Hadfrücdhte und Gemüſe 6,0 %/,, 
Handelspflanzen 2,6 ' „ Futterbau 10,1%, Uder- 
weide umd Brache 26,3% == zuf. 100,00 %, der 
Fläche. 

Die Güter über 100 ha nehmen 61%/,, die 
von 10— 100 ha zuf. 32,2 %,, die von I— 10 ha 
nur 4,5 9%, ein und auf die Güter unter 1 ha 
tommen nur 2,39, des landw. Areals. 

Der Biehftand ift: Pferde 17,287 (1873 — 
16,982), Rinder 41,600 (42,554), Schafe 188,100 
(221,868), Schweine 35,746, Biegen 8500. 

Melafle, ſ. Zuderfabritation. 

Melioration, j. Bodenbearbeitung. 

Reltſchafe, ſ. Schafzucht. 

Mexito, j. Amerila. 

Milch- und Maſtpulber, Itiches, „wirkliches 
Milh- und Maftpulver”, in Uyotbelen verkauft, 
lkg zu 1,2fr. = 96 Pig. und wegen „mwunber- 
barer” Eigerichaften aucd bei uns bier und ba 
angeprieien, hat fich bei der Unterſuchnng als zu- 
fammengejegt aus verjchiedenen Wlattreften von 
Steinklee u. j. w., mit groben Stüden von Mut- 
terfümmeliamen und ar. Bockshornklee und Meinen 
und größeren Kryftallen von Kochſalz, Salpeter 
u. ſ. w. nebit Antimonerz und Schwefel (5 ',) 
erwiejen, deren Werth zuſammen zu höchitens 0,12 
fr. berechnet worden ift. 
demnach als ein Wrzmeimittel dar, welches in 
„täglichen Gaben“, wie angeratben wird, anzu- 


Die Mifchung ftellt fich | 


— Milchwirthſchaft. 533 
wenden nicht unbedenflih und jebenfall3 unnöthig 
ift, auf feinen Fall aber den Milchertrag oder den 
Maſterfolg irgendwie beeinfluffen kann. 
Milchwirthſchaft. J Sonft und jegt. In 
feinem Gebiete der Thätigfeit des Lanbwirths jind 
in den legten Jahren jo viel Fortichritte wie in 
dem der Milchwirthſchaft gemacht worden und zwar 
auch in Deutichland. Die drei nordiſchen Reiche, 
Schweden, Norwegen, Dänemark und die Ber. 
Staaten v. Nordamerika find darin vorangegangen, 
Nordfrankreich hat feinen alten Ruf behauptet und 
die Schweizer, beichrt durch die Verringerung des 
Abjapes, lichen fi durch eine bejondere Kommijs 
fion über die Fortichritte im Norden unterrichten 
und haben dann mit Energie die Reform in die 
Hand genommen. Die von Schatzmann heraus- 
gegebenen Berichte über die Reife der Kommiſſion 
hatten gezeigt, mas geichehen war und dab das 
alte Verfahren unhaltbar jei; feitbem hat man in 
allen Ländern angefangen, der Milhwirthichaft 
erhöhte Aufmerkjamteit zuzumwenden; mit welchem 
Erfolge das bei und gefchehen ift, wurbe bereits 
unter Ausstellungen erwähnt. Wie viel aber 


o, noch immer zu thun ift, beweifen unjere Abſatz⸗ 
4,50 „ |verhältniffe nach Außen und die Marktberichte aus 
‚dem Inland, die Berbefferung ift nod die Auss 


nahme; im Ausland können die Deutichen micht 


mit den Schweden, Dänen u. f. w. lonkurriren 


und gilt deutiche Butter meiftens als minderwer⸗ 
thig, im Inlande fpielt die fehlerhafte Butter noch 
eine viel zu große Rolle und über unſere Käje 
fabrifation urtheilte Klenze („Handbuch d. Käjerei- 
technit“ 1884), dab faum !/,, ber Marktwaare 
preiswürdig ſei. Der befte Beweis dafür, daß 
im Ganzen ber Betrieb der M. noch nicht leiftet, 
was er leijten follte und könnte, ift der im Jahre 
1887 ſeitens der Milchereibefiger geführte Kampf 
gegen die Margarine, welcher angeblih im In— 
terefje der Moral und der Gejundheitsverhältniffe 
geführt werben ſollte, in Wirflichfeit aber ein 
richtiger Konkurrenzlampf war (j. Margarine), 

In allen Zweigen der Thätigleit des Landwirt 
find entichiedene Fortſchritte gemacht worden, im 
Bezug auf die Milhwirtbichaft aber hat eine voll 
ftändige Ummälzung ftattgefunden, ſowohl bezüg» 
lih der Milherzeugung, als au bes Ber» 
fahrens zur Verarbeitung der Mil und 
bezüglih der BVBerwerthung. 

Diefe ift jet eine fo vielfache, daß jeder Land» 
wirth auf feinem Gute irgend eine Form, durch 
welche er die Milch vortbeilhafter wie je zuvor 
möglich war, verwenden kann, finden müßte; daß 
leider in der Regel die vortheilhaftefte Berwendungs- 
art nicht geiunden wird, bemeifen die im den Ic» 
ten Jahren auch von Meicreibefigern gehörten 
Klagen, mit welchen ſelbſt jo weit gegangen wor- 
den war, daß ernftlich die Frage, ob der (Mager-) 
Käſe zur Düngung ſich eigne, verhandelt worden 
ift. Die Urſache diefer Erſcheinung liegt darin, 
dab immer noch nicht richtig oder gar nicht ge- 
rechnet wird; ohne ſtetes Rechnen und Vergleichen 
— der Kaufmann jagt Kaltuliren — find aber 
ſelbſt die beiten Ausfichten und Verhältniſſe wir- 


534 Milchwirthſchaft 


kungslos und unter ſolchen ſogar negative Reſul- täglich friſche Milch zum direlten Genuß nach 
tate möglich. — liefert. 
Der direkte Verkauf und die Verarbeitung der, Wiſſenſchaft und Technik gehen Hand in Hand, 
Milch zu Butter und Käſe oder nur zu Butter | um das Molfereiweien zu fördern; fie haben 
oder Kaͤſe (Fettkäſe) bleibt freilich die Regel, da- | parate vorzüglicher Urt zur leichten Beſtimmung 
neben giebt es aber ald Verwendungsarten der | des Tettgchalts, der Rahmmenge u. j. w. dem 
Milch noc) die zur Darftellung verichiedener Kunſt- Yandwirthe geliefert, die Kontrolle erleichtert und 
erzeugniffe, von welchen befonders die Rede jein es möglid; gemadt, daß jept bei Genofjenihaften 
wird, und die zur Fütterung, welde wiederum | und für Verkauf der Milh an Soldye, welche 
mehrfacher Art jein fann. Die Verarbeitung der | dieſe verarbeiten wollen, die Bezahlung, bezw. die 
Milh zu Bräparaten oder Getränken verjchiedener | Antheils» Berechnung genau nad) der Güte der 
Art wird immer eine mehr ausnahmsweije bieiben, Milch möglich it und ebenſo der Butterverfauf 
wenn man die Mengen der erzeugten Milch bes | ficherer eingerichtet werden fann. Sehr groß find 
rüdfichtigt, fie hat aber noch eine große Zukunft, | ferner die Fortichritte, welhe in der Erzeugung 
fodaß für Taufende von Landwirthen, welche jetzt der Milch jelbit gemacht wurden und nod im— 
für die Milch direkt oder durch deren Verarbeitung | mer werden hierin, wie in Ullem, was die Mi 
nur wenig löfen, eine gute Ausficht fich bietet. | wirthichaft betrifft, neue Fortſchritte gemacht. 
Die Verwendung der Milh als Futter kdann he jegt bezüglich der Milcherträge an Zahlen 
gegen in ſehr umfangreicher Weiſe ftattfinden, zur | gewöhnt worden, welche man früher für unmög- 
Aufzucht von Zuchtfälbern, zur Maft, für Fohlen lich gehalten hätte, und dieſe tragen wejentli 
werthvoller Art, im Geflügelhof und für Schweine; | dazu bei, dab immer mehr die Zahl der wirfli 
die Milch läßt fi da, wo der Erzengungspreis | guten Milchtühe wächſt und die jchlechten ver— 


ein mäßiger ift, auf dieje Weiſe meiftens jehr hoch | Ihwinden; auch in diefer Beziehung find aber die 


verwerthen und zwar fowohl die Vollmilch, als 
alle Arten von Abfall bei der Berarbeitung zu 
Käfe oder zu Butter. 

In Bezug auf dieje ift der Fortichritt durch die 
Fabrikation von vorzüglihen Majchinen aller Art 
und durch Auffindung neuer vollfommener Me- 


Amerikaner, die Dänen, Schweden und andere 
Völker uns noch überlegen; den bei diejen ſchon 
erreihten Durdhichnittserträgen fünnen wir 
noch nicht gleichlommen, der Anfang aber zum 
Streben nach jolchen iſt gemacht und in dieſem 
Streben giebt es feinen Aufenthalt mehr, ſondern 


thoden der Behandlung der Milch in großartig- | nur noch den Drang nad) vorwärts. Im Ganzen 
fter Weife gefördert worden. Die rationell ein- ; zeigt daher jept der Milchwirthichajtsbetrieb jo 
gerichteten Moltereien find jegt ausgejtattet mit, viele erfreuliche Erfcheinungen, dab nur eine ganz 
einer Fülle von Majchinen und diefe werden durch gedrängte Darftelung das Bild davon zeichnen 
Dampf in Bewegung geſetzt. Landwirthe mit nur kann. 
geringer Erzeugung von Milch vereinigen ſich zu | Ueber die Erzeugung der Mild und, was für 
Genöſſenſchaäften, um aller Bortheile des Groß: | den Milchwirthſchaftsbetrieb die Hauptſache ift, 
betriebs theilhaftig zu werden; die Technik kommt | über die Erzeugungstiften j. unter Rindvieh— 
aber auch diejen zu Hilfe, indem jie Majchinen and: 

für Göpelbetrieb fertigt und felbjt für den Hand-| 1. Die Milch. Hierüber liegen zunädjit befiere 
betrieb unausgejegt bemüht ift, Verbeſſerungen an- und vollftändigere Analyjen vor, auch bezügli 
zubringen. Jeder kann jept die höchjte Ausbeute | der Milch verichiedener Thierarten ; der Landwi 
an Rahm und an Butter aus dem Rahm möglich | muß dieſe kennen, wenn er bei der Aufzucht die 
madhen und die jeinften Dualitäten von Butter | Mutter» durch Kuhmilch erjegen will. Bon jeiten 
und Käje erzeugen. Da, wo die Mildy direkt ver« ſtädtiſcher Polizeiverwaltungen werden zum Theil 
Täuflich ift, ın der Nähe größerer Städte und im | zu hohe Anforderungen an den Gehalt an Fett 
Stadtbezirk ſelbſt, ift der Verkauf zwar durch die in der Boll- und in der Magermilch geftellt, der 
jetzt aügemein geübte jtrenge Kontrolle erichwert, | Landwirth muß deshalb felbjt zeitweile Unter» 
aber andererſeils durch Verbefferungen aller Art ſuchungen über die Zuſammenſetzung der Mil 
für die Verjendung ungemein gefördert worden | feiner Kühe machen vder machen lajjen und wenn 


und wird dadurd eine wejentliche oh and De | 


erlangt, dab neben Vollmilch und Rahm auch die 


Magermilch ein Verkaufsgut geworden ift; nd 


dieſe wird der Abjap ein fteigender fein, wenn in 


er zu geringwerthige Zahlen findet, den Verkauf 
in die Stadt aber nicht aufgeben fan, durch Aus— 
wahl der Thiere, Fütterung und Haltung dahin 
wirken, daß er eine vollwerthigere Mildy erzielt. 


noch befjerer Art, als bisher geichehen ift, die | Der Fettgehalt der Milch ift, darüber giebt es 


ftädtiiche und die industrielle Bevölkerung von dem 


hohen Werth dieſes Nahrungsmitteld überzeugt 
ſtimmter Raffen über ein bejtimmtes Verhältniß 


wird und der Landwirth den Verkauf zu ange 
meflenen Preiien bewirkt. Ferner hat das direfte 
Berlaufsgeichäft dadurd eine größere Förderung 


erfahren, dal; die Eifenbahnen die Verfrachtung 


u billigen Preifen ermöglichen, während die Wiſ— 
Fenichaft die Mittel in die Hand gab, die Milch 
haltbarer zu machen, ſodaß jebt z. B. Holland 


jegt feine Zweifel mehr, vorzugswerje Rafjceigen« 
thümlichkeit und zwar in der Art, dab Thiere be» 


der Zahresjettmenge nicht gebracht werden können; 


‚wird aljo der Mildhertrag — dann m 


— nicht vollſtändig nach Maßgabe der Steigerung, 
aber doch annähernd, der Gehalt geringer werden 
und umgekehrt. Diejenigen Milchwirthe, welche 
in den Städten Milch für Kranke und für Säug- 


Milchwirthſchaft. 535 


Güte hat man in den legten Jahren die Shor- 
thorns, welche bis dahin als vorzugsweiſes Maft- 
vieh mit geringem Milchertrag galten. Bon jeiten 


linge ald Erfag der Muttermilh erzeugen (f 1 
Mi ed wiffen ganz genau, daß fie 
vorzugsweije darauf ſehen müſſen, eine möglichft 
gleichmäßige und gehaltvolle Milh zu erzeugen der ueugegründeten „Gejellihaft für Berbreitung 
und daß fie mit großer Aengftlichfeit darüber zu von Shorthorns in Deutichland“ wird als Ziel 
wachen haben, dab nur ganz geſunde Thiere im die Zucht von Shorthorn-Milh- und Majtvieh 
Etall gehalten werden. Cie geben deshalb mei» bezeichnet, nachdem auf der Ausftellung in Frank: 
ftens nur Trodenfutter mit beften Futterftoffen furt a. M. 1887 Buchten der Urt aus den Ditt- 
und jtellen ihre Betriebe unter thierärztliche Kon- marjchen die allgemeinite Bewunderung erregt 
trolle zu ihrer Beruhigung und zu der der Käufer. hatten. In den Ber. Staaten legt man hohen 
Der Streit, ob dazu nur Schweizer-, oder All» Werth auf den Gehalt der Mil; es iſt ſchon er- 
gäuer- und wenigftens Gebirgsvich genommen wer» wähnt worden, daß die beiten Milchthiere aus | 


den foll, oder nicht, ift ein müßiger; das grau— 
farbige Schweizervieh mit feinen Wbarten liefert 
zwar mit jeltenen Ausnahmen nur gejunde Thiere, 
welche frei von jolchen Krankheiten find, durch 
welche die Milch ——— werden kann: 
Lungenſeuche z. B., und kann länger als andere 
Raſſen einen hohen Milchertrag liefern; es 
find Fälle befannt von Erträgen nicht unter 121 
pro Tag mindejtens 6 Monate nad) dem Kalben. 
Bon anderen Ruffen fann man aber auch bei 
nügender Sorgjamteit vollftändig geſundes Vieh 
ſich beſchaffen und behalten und jelbjt vom Nie- 
derungsvieh, welches zeitweife und individuell Milch 
mit unter 2,0%, Fett liefert, find für die Ernäh— 
rung oon Cäuglingen genügende Mengen von 
Fett und Trodenjubitanzg mit Wichtigkeit zu er- 
zielen. Am fettreichiten ift die Milch der Kanal- 
iniel-Thiere: Guernjeys und Jerſeys; in den An— 
gaben darüber fommen aber viele Uebertreibungen 
vor; in landw. Zeitungen war von bis 15 %/, und 
mehr die Rede, ein Beweis dafür, wie gedanfen- 
103 manche Berichte gemacht werden. Weientlich 


verbejjert für den Milchgewinn nah Menge und. 


ger | 


Europa zur Zucht mit zum Theil fabelhaften Prei- 
jen angelauft werden, bis jegt hat man dazu faft 
nur englijches, holfteinifches und holländiiches Vieh 
bezogen und zur a giebt es große Wettlämpfe 
darüber, welcher Kaffe der Sieg bezüglich Milch— 
menge und Milchgüte zuzuerkennen ve In Nord» 
deutichland find befonders die Thiere aus Angeln 
vervollfommmt und jelbit „dad Milchvich par ex- 
cellence” genannt worden. 

In welchem Grade neben der Raſſe die Haltung 
der Thiere einwirkt, hat fich jehr auffallend in der 
rühmlichſt befannten Milchkuranſtalt in Frankfurt 
a M. gezeigt; es werden dort nur Schweizer 
Thiere befter Art gehalten und für dieje wird jelbft 
das Heu aus der Schweiz bezogen, weil die Milch— 
güte zurüdgegangen fein foll, wenn man die 
Fütterung damit unterließ. (Vgl. Heumerth.) 
‚ Große Erfolge ie dort, wie berichtet worden ift, 
die verbefjerte Bentilation der Stallung gebradt; 
bezünlid Menge und Güte fand ein erheblicher 
Fortſchritt ftatt. Der Durchichnittsgehalt der Milch 
ift ftetig gefteigert worden; man giebt an als 
mittel: 


für 1884 fpez. Gewicht 1,0312 tr. 11,66 f. 3,05 %,, Maximum 1,0322 12,15 3,38 9, 
„1885 53 1,0316 „ 12,07 „339 „ 1,0328 12,84 3,77 „ 
„ 1886 „  Losıy „1256 „3,60 „ 1,0827 18,19 4,15 „ 


Rafie, Individuum, Gejundheitszuftand, Futter, 
Haltung, Jahreszeit find die Einwirkungen, von 
welchen der Gehalt der Milch abhängt; feine Kuh 
em Milch von gleichbleibender Beichaffenheit, die 

nterjchiede in den einzelnen Tagen und Monaten 
find ſehr beträchtlich und deshalb hat man es ſchon 
längjt aufgegeben, für Säuglinge Milh von nur 
einer, bejonders gefütterten Kuh zu verwenden ; 
man fucht die Gleichmäßigleit dadurch zu gewinnen 
und zu erhalten, dab man alle Mil zufammen- 

et und nur aus dem Sammelfaß abgiebt. 

Andrerjeit3 haben die neueren Forſchungen be- 
wiejen, daß es bezüglich der Belöntmlichleit der 
Milch für Säuglinge und Kranfe am meiften dar- 
auf ankommt, dab die Milh nah dem Melten 
richtig behandelt und entweder jofort in gut ver- 

ene und jorgjamft gereinigte Gefäße gefüllt 
Oder vor dem Gebrauch ſoweit erhigt wird, als 
nöthig ift, um die Bilziporen, welde allentgalben 
in der Luft enthalten find, zu tödten, wovon noch 
weiter die Mede jein wird. G. Steimann, „Die 
—— Melkung und deren Bedeutung im 

udwirthſchaſtsbetriebe“, Mittelwalde 1888 im 
Selbſtverlage, will die Milch direlt aus dem Euter 


durch Röhrenſyſtem und Luftpumpe in Sammel» 
bafins außerhalb des Stalls gepumpt haben und 
in diefen entiprechend behandeln, um fie vor jeder 
Gefahr der Säuerung und des Berderbens zu be- 
wahren, ſodaß fie dann weithin verjendbar und 
lange haltbar ift. 

Bon hoher Bedeutung find die neueren Unter— 
ſuchungen darüber, daß die Milch, welche aufer- 
ordentlich Teicht und raſch fremdartige Stoffe auf- 
nimmt, auch der Träger gefährlicher Kranfheits- 
ftoffe werden kann, jodaß man peinlich vorfichtig 
bei der Aufbewahrung und dem Transport ver» 
fahren muß. Bei der Strenge des neuen Geſetzes 
über den Verkehr und Berfauf mit Nahrungsmitteln 
(j. u. Lebensmittel) hat der Landwirth alle Urjache, 
weit mehr Sorgfalt als bisher im Milchereibetrieb 
anzumenden; es liegt aber auch in feinem Inter— 
eſſe, die Abnchmer über die Behandlung der Milch 
aufzullären, damit ihm nicht Fehler, welche im 
Haushalt gemacht worden find, zur Laft gelegt 
werden. Ebenfo muß er bei etwaiger Beanftan« 
dung verlangen, dab die Stallprobe gemacht 
wird, weil der Gehalt zeitweife wefentlic erniedrigt 
werden kann ohne daß irgend welche bemerlbaren 





536 Milchwirthſchaft. 


Fehler vorgelommen find oder Zumiſchungen zur | Der Verkauf der Milch in den Städten nad dem 

Berbünnung ftattgefunden haben; gegen das Ver⸗ | Fettgehalt hat je nur ausuahmsweije einführen 

langen von 3%, als Fettgehalt für erfaufsmild | laſſen, die Genoſſenſchafts-Molkereien — es 

in den Städten muß ſeitens der Landwirthe ent- | möglich gemacht, mit Hilfe der neueren Mittel 

—— proteſtirt werden und ebenſo dagegen, daß leichten Beſtimmung des Fettgehalts den —* 
agermilch 19, Fett enthalten ſoll. Vollmilch die Milch nad) Maßgabe des Fettgehalts im 

mit unter 30/, und Magermilh mit unter 1%, | rechnung zu bringen. 

Fett find nicht von den Nahrungsmitteln auszu-| Soweit bis jetzt Analyjen vorliegen, kann bie 

ſchließen, wenn fie preiswürdig verfauft werden. |frijhe Kuhmilch ſchwanlen: 





im fpezifiichen Gewicht zwijchen 1,029 und 1,034 %, 
in der er iu (tr.) Pr ö — » 
im Eiweißgehal = 0,2 — — 
im Gehalt an ſeſtoff 2,7 m: 
im Gehalt an Stidftoff gTSaeEn (Rohprotein) nh. " 13 IR 68 m 
im Fettgehalt (Rohfett) r 


6,0 
fetieh His 7%, und jet mehr) 
—— u. ſ. Ale Gehalt (ftidftoffireie Eytraftitoffe) rg zwiſchen 7 u 3 %o 
t ” 0,5 ” ” 
— Gehalt an Waſſer „. 34,0 " 91,0 ” 
Als gute Mittelzahlen nimmt man a 
friiche Mil tr. 12,0—12,7, = 99-40, f. 3,5—3,6, nfr. 4,5, Aſche 0,7 %- 
jaure ” " 9,0, ” 29, ” ‚. ” * ” ’ " 


Für die Milch anderer Thierarten find die Mittelzahlen und die Schwankungen in Prozenten : 
tr. h. 4 nfr. 
Eſelsmilch: 9,1 &,6-9,7), 18 (1,719), 1,2 (10-14), 


5,7 (5,064), 0,4 (0 
Stutenmilh: 12,0 (9,5—16,2), 33 (89— ?), 3,6 (11-69), 33 (bis 6,1), 0,5 
Kameeimilh: 180 ( ? Sk, Bl 2? ,58( ? ) 0,6 
Bürfelmiih: 194 ( ? ), 148 (112-174), 75 (66-85), 45( ? ) 08 
Schafmilh: 25,6 (14,4—36,8), 9,9 (4,5—8,114), 7,3(4,2—11,775),4,7 (3,6— 0) 0,55(0,1 
iegenmilh: 18,5 (10,7—15,5), 53 (3,5—7,), 48 (2,5—9,4), 4,5 (37-53), 0,8 (0,5— 
mweinemilch : 14,0 (11,1— 17,1), 7.6 (6,8—8,45), 4,0 (1,0—6,97), 25 (2,0—3,0), 1,2 (1,1 
ndemilh: 24,5 (18,9 302143112174), 7,8 (3,1—12,6), 3 | ? 1%. 181 
agenmilh: 184 ( ? ) 8 ? ), 3,88( ), 49 2? ) 0,58 





Für die Frauenmild find angegeben; 
tr. 12,5 (8,6—16,5), nh. 2,8 (0,8—4,5), t. 4,0 (0,8—7,6), nfr. 6,0 (4,3--7,8), Aſche 0,3 (0,2—0,4). 
Diefer Tabelle muß man fich bedienen, wenn | — ———— Daß auf den Gehalt an den ein⸗ 
man die Muttermilch durch Kuhmilch erſehen will, zelnen Nährſtoffen der Weidegang gegen 
um durch Zuſätze, Verdünnen, Eindampfen u. ſ. w. —— Troden- gegen Grünfutter u. ſ. w. bon 
dieje jener möglichjt ähnlich zu machen; für Pferde — Einfluß ſind, iſt belannt * 
braucht am wenigſten geän zu werden, für Die Ungabe der Zufammenjegung von Rahm 
Schweine aber muß ein Berdampfen ftattfinden, (Sahne) on Magermilch ift weit weniger 
damit der Gehalt an tr., nh. und f. hoch genug verläſſig, weil der Begriff Rahm fein feftfichenber 
wird oder man muß, was immer bedentlih ift, ii: man fann mehr oder weniger tief in den 
ujäge geben; junge Schweine frieren leicht und | Milchtopf beim Abjchöpfen greifen und wird = 
auchen deshalb mehr Fett; für Hunde muß das | durch ſehr verfchiedenartige Gemiſche erhalten. Die 
Eindampfen am ftärfjten fein und würde jelbft bis | Uuwendung von Pentrifugen und der neuen Ge— 
auf die Hälfte noch Feine richtige Miſchung geben, | räthe zum Entrahmen giebt rg gun 
weil der Gehalt an nh. noch zu gering, = an ſodaß die Analyjen brauchbarer für all : 
Buder aber zu hoch dadurch würde. * find. Es finden ſich als Angaben über: 
Für Kinder wird die Milch bekanntlich entfettet | m: ſpez. Gewicht 1,005—1,0235, am reich⸗ 
und mit etwas Zuder verjept, die Milh von BR. utrifugenrahm, abgerahmte Milch: ſpez. 
Schweizervieh in höherem Grade wie die vom Gewicht 1,0298—1,0414 und 1,0322 -1,08090. 
Ferner in Prozenten: 





Rahm: tr. 34 (28,2—47,5), nh. 2,7—5,1 (%,6—6,0), f. 29—32 (16,9—45,0), 
abgerahmte Mil: „ 10 (95-159), „ 32-37 (0-49, „ 10  (0,8—1,6), 
Buttermilch: „99 (2-1089, „— 32 5-38), „ 10 (0,20-1,5), 
Dolten: „. 10 — „08 (05-135), ,. 05 (1-11), 


Rahm: nfr. 2,4 (2,1—-3,9), . 0,4—0,6 

abgerahmte Mid: „ 4 5 3,1—6,1), 0,7 — —0,8). 
Buttermilch: PR 5,4 5,0—6,0), „ 08 (0,5—1,0). 
Moften: „ 50 (40-61), „ 06 (0,5—0,6). 


Milchwirthſchaft. 537 


Als verdaulich werden angegeben im Durchſchnitt Prozente für: 


Magermilh 3,5 nh., 0,25—0,7 f., 5,0 nfr.; das Nährwerthverhältniß ift 1:6 bis 1: 1,9 
Buttermilh 3,0 „ 10, 54 „ e a = :2,6 
Motten 10 , 0,6 „ 5,0 „ J — = 1: 6,5. 


Nach der Berechnungsweiſe in Futterwerth-Ein- | Butter giebt ed zwar auch Analyien, dieſe find 
beiten (ſ. d.) verhalten ſich Butter- und Mager- | aber noc weniger, als die für den Rahm für all- 
milch annähernd gleich und kommen den Molten | gemeine Berhältniffe verwerthbar, weil die Be— 
etwa 52°/, des Werthes davon zu; in der Praris | jchaffenheit der Butter auf unſeren Märkten eine 
werben meiſtens Mager- und Buttermilch gleich zu veridiedenartige ift. Beſte Tafelbutter ſoll 94, 
* oder nur wenig verſchieden berechnet, bie Faßbutter mindeftens 84%, und bis 870/, ent» 

ollen aber zu höchſtens !/, des Werthes dieſer. | halten, die Ungaben über Butter lauten aber: 
Richtige Berechnungen find fehr felten. Ueber die 


tr. 71,25—96,0 %/,, befte Normalbutter 96,0 %/,, gut gejalzene Butter 88,3 %,, 


nh. 0,25— 47. — 0,6 „ r u re 075 
nf. 04-08, _ 2 60873 333 — 
f. 63,95— 94,0 „ ” r 94,0 „ m r „ 45. 
Ahe 06-30, „ R 0,6 „ (+ Salz) 23, 
Waſſer 34,0 -28,75, ” 4,0 ” ” * 11,7 2 


Auch die Zufammenjegung der Käjeforten ift | nad Alter, bezw. Reifegrad; v. Gohren und An” 
eine zu verjchiedene nad) Urt der Bereitung und | dere geben an: 


Magerfäje tr. 56,0 oh. 45,0 f. 6,0 nfr. — Wide 5,0 %, 
Schweizerkäſe „ 58-625 „ 29-484 „85-3906 „— „ 218-338 „ 
—— „ 61,4 A 34,9 "„ 2,2 nn 817: , 
imburgerläje „642 A 24,6 „ 37,5 — „ 5,45 „ 
Neufchateler alt A 5981 „ 1851 „ 40,7 — „ 0,6 a 
D friſch 53,5 ” 8,0 " 41,9 „m " 


R 8,6 
Ueber Koloftralmilch, die Milch unmittelbar | Boujfingault, Chevallier, ger, Simon) mit: 
nad dem Kalben, liegen ald Angaben vor (von ſpez. Gewicht 1,0839 —1,072. 


tr. 13,55 —20,75 %,, je nad) der Stunbenzahl nad der Geburt (5— 56). 
ab.  5.06—1707 „ u BR 

f. 26 —55 „ 

Hr. 0 —51, 

Aſche 0,85— 13 „ 

Neuere Angaben ohne LBeitbeftimmung find: | ches erſt nad und nach verichwindet; die Dauer 
ſpez. Gewicht 1,068, tr. 28,31—88, nh. 16,6 bis | für die 8. wird von 3:8 Tagen angegeben. 
20,68, f. 3,37—4,0, nfr. 1,5—2,8, Ude 1,5 bis) Die Milh vor dem Kalben gab Bouffin- 
1,78 %/,; die oh. find überwiegend Albumin, wel- |gault an für: 

kurz vorher: tr. 154  nh. 5,31 f. 6,20 nfr. 2,89 Aſche 1,0%, 
1 Monat vorher: „ 1547 „874 „547° „54 „5 085, 


Auf der Milhvieh-Musftellung in London 1883 wurden von den prämiirten Thieren ermittelt 





in Prozenten: 
bei Shorthorns 12,96—14,20 tr. mit 3,85—4,71 f. 
„ Wyrihires, Kerrys, Holländern 12,12—14,75 „ „ 2,86—5,28 „ 
„ Kanalinfelvich 14,11—14,25 „ „ 514-554 „ 


Il. Milhprüfung: Unter Laktofrit ift nach- gelten, dazu ift noch feftzuftellen das Verhältniß 
gewiejen worden, dab durch diefes Inftrument alle | von Fett zum Eiweiß, für weiches 80 : 100 ala 
andere Methoden und Apparate zur Prüfung ber Norm gilt. 

Milch: halimetrijche Probe, Sentwage, Kremometer | Iſt das ſpez. Gew. der Mil Höher als 1,038, 
oder Rahmmefler, Laktobutyrometer (Mether « Be= | fo ift Abrahmung, ift es niedriger als 1,029, jo 
immung), Laltodenfimeter (Dichtigleitämefjer), | ift Wafferzufap zu vermuthen. Die Veftandtheile 
ie —— —— een mn der Mil haben nach Fleiichmann als jpez. Gew. : 
u. j. m. (vol. Supplementband I) verbrängt wur | Butterfett 0,9330, Milhzuder 1,6100 
den. Im Jahre 1879 wurden gelegentlich der Mol- ⸗ ⸗ —8 
——— in Berlin von den Agrilultur⸗ Proteinftoffe 1,4860, Mineralftofie 1,8314. 
&hemitern Bereinbarungen bezüglih der Milh-| IV. Ueber Butter. In der landw. Literatur 
prüfung beichlofjen. findet ſich micht felten eine übertriebene Ungabe 
Für das jol 2,5%, als Minimalzahl über den Butterertrag, welchen man von Mild- 


538. Milchwirthſchaft. 


fühen beſtimmter Raſſen gewinnen fönne (bis über thoden der Neuzeit lam man bis auf 27—28 I 
220 kg), andererjeitö aber auch irrthümliche An- | und in fehr günftigen Fällen felbft bis auf 23,8 1, 
gaben über die zu 1 kg Butter erforderlihe Milch- | in Oldenburg auf 25,22, in Holjtein mit Angeler 
menge (18—60 1); theoretisch berechnet find 16— | Kühen nah C. Hoffmann auf 24,6 und mit 
54,6 1 denkbar, wenn man die befte und bie ge- | Holländern auf 34,4 1, in Raden mit Bentrifugen 
ringwerthigjte Butter und die jchlechtefte und die auf 26 und jonft auf 31,02 1. In der neuen 
befte Ausbeute beim Rechnen zu Grunde legt; die | Auflage des jchon erwähnten Werkes von Blod 
Betriebe mit Bentrifugen haben bis jegt den Fyett- | „Mittheilungen u. ſ. w.“ findet fih Bd. III die 
a. zum Buttern am vollftändigften gewonnen; | folgende Tabelle ald Anhalt zur Berechnung der 
3 eifhmann giebt an, daß die vorzüglichften | zu erwartenden Ausbeute von 100 kg Milch mit 
Milhwirthichaften in Schweden 26,08 — 26,58 1 der Annahme von 72—94 %/, Fettgehalt der Butter 
rechnen; als gutes Refultat nahm man bisher 301 und 80— 90 '/, des Fettgehalt3 der Milch ala 

an, mit Hilfe der verbeferten Geräthe und Me: | Ausbeute. 
Ausbeute kg xg 


o Butt 
Mile von 2,2%, #. giebt bei 0 1,78 fm. b. Gehalt v. 720%, 1. 2,44, Bei 94%, f. nur 1,87 
0 1 


kg 


— — " ” ” ” ” 2,75, ” ” 02 ” 2,01 

” ” 2,5 ” * ” ” 80 2,00 ” ” ” ” ” ” ” 2,77, ” ” " [77 212 
90 2,25 ” ” ” ” ” ” ” 3,12, ” ” ” ” 2,39 

” * 3,0 — — 80 2,40 "mn." " ” ” 02 ” 3,33, * ” ” „ 2,55 
90 2,70 „nn * * 3,75, „ — — 2,87 

[77 ” 4,0 „oe er „ 80 3,20 nn m [2 62 ” * 4,44, ” " ” * 3,40 
0 30, nun nn ION, m 3 

" ” 5,0 ” ” ” ” 80 4,00 ” ” ” ” ” ” ” 5,55, ” ” ” ” 4,25 
90 4,50  .nt ” ” ” ” 6,25, ”„ ”v ” ” 4,78 

" ” 6,0 " [2 ” ” 80 4,80 ” ” ” ” ” ” ” 6,66, ” ” * 5,10 
90 5,40 ” ” ” ” ” ” 7,50, " ” ” 5,71 


Milh mit über 6 %/, muß als feltene Ausnahme voranftellt, die Zentrifugen als überwundenen 
gelten; nur das Kleine Kanalinfelvieh zeigt folden Standpunkt für Wirthichaften außerhalb der 
in den beften Erempfaren, aber aud nicht als Gtadtbezirke, in welchen die Magermilch nicht gut 
Jahresdurchſchnitt. verfäuflich iſt, und zwar deswegen, weil es ihm 

Nach der gegebenen Tabelle iſt der höchſte Ge- gelungen ſei, mit feiner eiſernen Emaille— 
winn von Butter beſter Qualitäts, 71 kg von 100 kg Buttermaſchine mit Temperireinrichtung das 
Milch; der geringſte 1,87 kg, der denkbar höchſte Milchbuttern vollkommen ſicher zu machen und 
Gewinn von Butter ſchlechteſter Beſchaffenheit, im Erfolg ſo zu geſtalten, daß von der Milch von 
welche jetzt nur als „fehlerhafte Butter“ verläuf- | Niederungsvieh mit durchſchnittlich 3,65 9/, Fett 
Lich ift, Tann 7,5 kg fein; da diefe aber nur fchlechte | nur 28 1 Milch (angefäuert) zu 1 kg Butter von 
Preiſe erzielt und durd die Margarine (j. d.) | volllommenfter Güte erforderlich find. 
immer mehr verdrängt wird, fo fann davon fer- Der jchon feit längerer Zeit geführte Streit über 
nerhin nicht mehr die Rede fein. die Frage ob Milch- oder Rahmbuttern 

Wer mit beiten Qualitäten und guten Durch- wird damit wieder neu angeregt, aber auch mit 
fchnitt3erträgen rechnen will, darf nicht über 180 | weientlich neuen Gejichtspunften zu Gunften des 
kg beim Gebirgd- und 150 kg beim Niederungs- Milchbutterns geführt. Kirchner-Halle erflärt 
vich zu Grunde legen. Die „Milchkuh par ex- | fi für das Rahmbuttern und für den Bentri« 
cellence* im Norden, die Angelner, ift auf 4000 1 | fugen-Betrieb wegen größerer Sicherheit und an- 
mit 4,5 © , Fettgehalt gebracht worden; der Butter- | derweitiger Bortheile, giebt aber zu, da die Aus- 
gewinn ift dann etwa 160 kg. beute die gleiche fein fann und daß das Milch- 

V. Das Buttern. Die Höhe des WButterge- | buttern wejentlich einfacher ift, die höchfte Feinheit 
winns von gegebener Mil hängt nächſt der Urt | der Butter will er aber dem Milchbuttern nicht 
der Aufrahmung, von welcher jchon gemügende | zuerlennen und von dem Nebenerzeugnig — ges 
ige re gegeben wurden, von den Majchinen | jäuerte Buttermilh — behauptet er, daß die Ber- 
zur Scheidung des Rahms in Butter und Butter | werthung weniger allgemein und vortbeilhaft ift, 
milh ab. Mit den ZBentrifugen, deren neuere | als die der ſüßen Magermilch und der beim Rahm- 
Konjtruftionen im Supplementband I bejchrieben | buttern gewonnenen Buttermilch. 
find, war die große Ummälzung in der Butter-| Der Streit läßt fich allgemein nicht entjcheiden ; 
fabritation bewirkt worden; fie liefern die höchite | an der Gewinnung guter Butterqualitäten beim 
Ausbeute, weil fie die vollftändigfte Trennung von | Milchbuttern ift nicht zu zweifeln; ob die aller- 
Butterfett und Buttermilch ermöglichen, fodaß man | feinfte Qualität damit gewinnbar ift, bleibt für 
felbft bis auf 24 1 zu einem kg guter Butter ge- | die Praxis im Großen gleichgiltig, da ſolche über- 
fommen war. Joh. Dürloop, Majchinenfabri- | Haupt nur felten dargeftclt wird. Der Einwand 
kant in Braunſchweig, bezeichnet in jeinen Illu⸗ des größeren Sroftantwands zum Buttern, wenn 
ftrirten Preis-Kouranten, welchen er in jehr em- | die ganze Milch ftatt ded Rahms gebuttert wird, 
pfehlenswerther Weije eine Anleitung zum Buttern |ift berechtigt, aber mit den heutigen Einrichtungen 


Milchwirthſchaft. 


für Maſchinenbetrieb wenig belangreich gegenüber 
dem großen Vortheil, daß das ganze mühſame 
und riskante Verſahren der Aufrahmung damit in 


Wegfall kommt und demnach auch die Milch viel 


früher verbuttert werden kann. Nothwendig zum 
Milchbuttern iſt aber das leichte Anſäuren, da aus 
fürer Milch volllommene Ausbeuten und gute Qua— 
litäten der Butter nicht gewinnbar find. Nothwendig 
ift ferner die genauefte Einhaltung beftimmter Tem- 
peraturgrade; diefe waren früher nicht erzielbar 
und deshalb wird das Milchbuttern noch bei Vielen 
ungünftig beurtheilt, und ebenjo war mit den alten 
hölzernen Maſchinen und Gefäßen die Handhabung 
ftrengfter Reinlichfeit nicht zu ermöglichen. Das 
eiferne Email-Butterfaß läßt beide Nachtheile be> 
feitigen; es macht die höchſte Neinlichfeit möglich 
und läßt die Temperirvorrichtung zu voller Wirt- 
famfeit in gewünfchter Raſchheit kommen, jodah 
in der That mit diejen Vorrichtungen die Schwie- 
rigfeiten volllommen bejeitigt find. 


Das einzuhaltende Verfahren wird mie folgt 
beichriceben: die im Stall durd) Doppelfiebe mit 
Seihtüdern gut behandelte Milch lommt in bejtens 
gereinigten Transportgefäßen zur Molferei und 
bier in ebenfalld vorher jorgjamft geipülte Stand: 
efäße nad) nochmaligem Durchſeihen mit einer 
emperatur, tie fie am beiten der Entwidelung 
der Milch entipriht — 3-6 unter Blutwärme 
(28%). Der Raum, in welchem die Standgefähe 
find, wird auf 8-13 Wärme erhalten, ſodaß in 
18—36 Stunden der genügende Grad der Säuerung 
erreicht ift,; will man die Beit beichleunigen, jo 
geichieht das durd einen Zuſatz von älterer ſchon 


geläuerter Milh. Zur Verbutterung wird bis auf 


10—13 9 abgelüglt; die Mild kommt dann in die 
vorher ebenfalls ſorgſamſt, erft mit heißem, dann 


mit kaltem Waſſer ausgeipülte Majchine; dieſe 


wird langſam, mit 45—60 Touren pro Minute, 
bewegt, damit die Milch fich nicht über 16° er» 
mwärmen kann und die Musjcheidung und Bindung 
der Fettkügelchen volltommen vor fih acht. Iſt 
diefer Temperaturgrad, weldher am angebradıten 
Thermometer abgelejen wird, erreicht, dann wird 
dad Waffer aus dem Temperirraum abgelafien, 


die Umdrehungsgeichwindigkeit auf 20 Touren pro 
Minute reduzirt und kaltes Wafler in den Tem« | 


perirraum eingeführt, jo daß die immermehr er- 
taltende Butter fich zu großen Stüden bilden kann. 
Das gefammte Buttern erfordert 35 —45 Minuten 
— weſentlichſter Vortheil kommt noch in 

t, daß Wetterveränderung keinerlei Einfluß 
üben kann und im heißen Sommer, wie im falten 
Winter, bei hellem Himmel und bei Gewittern 
gleich gute Arbeit geliefert wird. Eis ift nicht 
nothwendig. 


® 


Bon der fat noch fühen Buttermilch wird ge- 
daß fie ald Nahrungsmittel ſehr gejund und 


ür das i 6564 
u See Bean 1 
" Bentrifugen ae Öpe en 


” 
” 
” 


539 
nahrfräftig fei, für Kälber oder Schweine ſelbſt 
die ſüße Magermilch übertreffe und beim Berkäfen 





‚zu Hand», Harz, Kräuter, Nicheimer-, Wein- 
u. ſ. w. Käſen vorzügliche Dualitäten liefere; die 
Motten find ebenfalls gut verwertäbar. Die Butter 
wird bezeichnet als „aromatiih die feinfte, die 
haltbarfte und jparjamfte“. 

Mit Temperir-, Kipp- und Krahneinrichtung, 
für Göpel- und Dampfbetrieb, koſten die Batent- 
Eijen-Email-Buttermajchinen für 400— 750 1 Ber- 
butterung und 850-1600 1 Zotalinhalt 900 — 
— Mark vollkommen betriebsfähig ab Fabrilk. 


Aus der Praxis liegen genügende Urtheile vor, 
welche im Allgemeinen das Geſagte beſtätigen, 
| wenn man von dem übertriebenen Lobe des Wer- 
thes der Buttermilh und der Qualität der Butter 
abjeben will. Die Hauptjache bleibt die gute Aus— 
beute und die gute Verwendbarkeit der Abfälle 
überall da, wo ein genügender Preis dafür nicht 
zu erzielen iſt; für Wirthichaften, von welden 

agermifch verfauft werden fann, joll das Ber- 
fahren überhaupt nidyt empfohlen jein. 

Diejenigen, welche fih für Rahmbutter entjchei- 
den, find noch getheilter Meinung über die Bor- 
züge der verichiedenen Konftruftionen der Zentri— 
fugen. In Dänemark und von dort aus in den 
angrenzenden Ländern find vorzugsweiſe die Ma- 
ihinen von Burmeijter x Wain in Gebraud, 
troß des diejen gemachten Borwurfs, daß man 
leiht Gefahr durch Zeripringen läuft. Daß der 
Vorwurf nicht unbegründet war, beweilt, daß die 
Firma fich veranlaßt geiehen hat, bejondere Sch 
vorrichtungen anzubringen, durch welche die Gefahr 
bejeitigt ift. Thatſache ib. dab die Fabrik fort- 
dauernd vergrößert wurde und die zahlreichen 
Senoflenichaftsmolfereien in Dänemarf gute Ab- 
nehmer find. In Deutichland zieht man meiftens 
die Scparatoren von de Laval vor, weil dieſer 
— mit Verbeſſerungen vorgeht und jetzt 
auch für Kleinbetriebe einen Handſeparator, wel- 
cher viel Beifall findet, fonftruirt bat. (Entrah⸗ 
mung von 150 I in 1 Stunde.) Die Majchinen 
von anderen Fabrikanten find ebenfalls noch bes 
liebt und ebenjo die für Handbetrieb z. B. von 
D. Braun» Nichersieben, der „Baby-Separator”* 
‚(260 Darf) und bejonders der „Turbinen » Sepa= 
‚rator“ für Großbetriebe mit täglicher Verarbeitung 
| von bis und über 1500 1 Milh, während die 
ı Hand-Bentrifugen da, wo nicht über 400 I in Be- 
‚tracht tommen, den Vorzug verdienen. 


\ Fleiihmann berechnete in den Landw. An— 
nalen d. Batr. B. ın Mecklenburg“, Nr. 22, 1883 
die Anlage: und Betriebskoſten einer Molkerei für 
160 Kühe mit täglidem Gewinn von 1000 
Milch zu 3,3%, Fettgehalt im Durchichnitt 
den verſchiedenen Syftemen der Aufrahmung und 
Verbutterung; das Ergebniß ift: 








ME. Anlageloften u. pro kg Mil Ds Pig. Betriebst. 


” ” ” ” ” 2 


” ” ” 


540 


Beim 
u Ikg 
8 1, oder täglich aus der angegebenen Mild)- 
menge 3,05 kg Mehrertrag, in Geld 2 Mark! 
Mehrtoften und 7 Mark Mehrerlös, aljo 5 Mart 
und jährlih 1825 Mart Mchrgewinn, ein Ber- 
hältniß, welches nad) feiner Angabe noch bis herab 
zur täglichen Verarbeitung von nur 333 kg Mil 
fi ergiebt, unter dieſer Menge aber nicht mehr. 

VI. Käjerei. In Deutjchland überwiegt nod) 
immer die Verarbeitung der Mil zu Butter und 
Magerkäſen, ſodaß feinere Sorten von Käfen in 
erheblichem Grade vom Auslande bezogen werden 
und zwar, wie Klenze betont, zu meit höheren 
Preiſen, ald die Darftellung im Yulande ermög- 
lichen ließe. Fortichritte find unläugbar gemadht 
worden, aber faft nur im Allgäu in erheblichem 
Grade; noch immer haben wir in der Darftellung 
der Magerläfe eine bunte Mufterfammlung mit 
Iotalen Bezeichnungen ohne einheitlichen Charakter 
und nur wenige anerfannt gute neben vielen jchledy- 
ten Sorten. Die Fettkäſerei, welche unzweifelhaft 
am beten rentirt, findet fich nur vereinzelt und 
jelbft halbfette Käſe giebt es nicht in genügender 
Menge. Groß find die Fortfchritte, weiche in der 
Schweiz erzielt wurden, gering die in England, 
am größten die in den nordiichen Reichen und in 
den Ber. Etaaten, welche in Großbritannien fieg- 
reih für ihre Käſearten fih Eingang verichafft 
haben. Wie wichtig der Markt in England ift, 
zeigt die Einfuhrftatiftit (vgl. Großbritannien), 
wer aber diejen Markt gewinnen will, muß genau 
der dort herrſchenden Geihmadsrichtung entipre- 
hen. In Schweden war man mit dem Ausfuhr- 


für Magerfäje mit 5—6 
mageren Baditeinkäje 


u — 


Milchwirthſchaft. 


olſteiner Verfahren werden 31 1 Milch geſchäft nach dort nicht zufrieden und entſendete 
utter gerechnet, beim Bentrifugenbetrieb | deshalb eine Kommilfion zum Studium der Ber- 


hältnifje des Käjemarkts. E3 wurde dabei gefum- 
ben, daß man es nicht verftanden hatte, bezüglich 
des Neifegrades u. j. mw. den Engländern zu ent- 
ſprechen und die Folge war die Anſtellung eines 
bejonderen Kommifjars dajelbft, welcher fortlaufend 
über Alles, was die Käſe- und Butter-Fabrilation 
und den Handel damit betrifft, berichten und den 
heimiſchen Verkäufern mit Rath und That an die 
and gehen joll. In der Schweiz find bejonbere 
Käferei - Inipeltoren für jeden Kanton angejtellt 
worden und in Dänemark bejorgen Wanderlehrer, 
Mufterbetriebe, Lehranftalten und Unterrichtöfurie 
die Aufllärung, welche ſchon jest faft allenthalben 
zu ben beften Einrichtungen geführt hat. 

Ueber die Ausbeute in der Käferei find 
die Ungaben bereits in Band V gebradht worben. 
Die Reifezeit ift je nad Sorten ſehr ver- 
ſchieden groß und deshalb fünnen auch über dic 
Gewichtäverlufte während des Reifend nur im All— 
gemeinen Zahlen gegeben werden. Man kennt 
als ſolche: 


22,6 %, Berluft in 2 Monaten 
28,6 


’ ” * ” 


325,» 


Genauer find die Angaben für die einzelnen 
Sorten nad) Martinyg und FFleiichmann. 100 | 
Magermilch geben 10,08—12,63 kg frijchen und 
8,54— 9,87 kg Rerfaufsfäfe, 100 kg friſche Ma- 
erfäje geben 73,56— 84,98 kg reifen Käſe; der 
erluft ift aljo 15,3— 26,44 kg. In Raben wur 
den gerechnet: 


Monate Reifezeit 
25 


” 


” " 


12%, Berfuft. 
10 , 


„Tilſiter Magertäfe „A— a z 15 „ Pr 
„ halbfetten Emmenthaler „ 8-10 „ z 12—15 „ J 
„ fetten Tilſiter = 4 e z 26 „ F 
Romadour — 2 3 30 „ = 
„ ®oubaer „ 6-8 J 22 

„ Edamer „ 6-8 L PR 23 „ = 


Das allgemeine Schema der Ausbeute und der Verwerthung der Milch beim Berlaufspreis in 
die Stabt von 12,24 Pig. pro 1 und mit 17,12%, Rahmgewinn ift: 





Mageıtäje Ferttaſe Halbfette Käje 
3,0 kg Butter Käfebutter 0,40 %%, 
13,93 „ Buttermilch 
0,19 „ Berluft 
17,12kg = 17,12%, 
Käfe 6,29 „ * 9,80 „ 9,17%, 
Käjemilch 73,70 „ „ 86,80 „ 87,94 „ 
Berluft 2,16 „ = 3,00 „ 3. 
Berlujt vorher 073 „ u —_— „ —_— „ 
100,00 9, 100,00%, 100,00 %, 


Die Induftrie Tiefert jept auch verbefferte Lab- | tonftante Stärle auf lange 


präparate. Der neuefte Fortichritt hierin ift eine 
nad patentirtem Verfahren dargeftellte Zablon« 
ferpe in Form ganz dünner, farblojer Tafeln 
bon je 20 Rauten, von welchen jede 20 1 Milch 
bei 35% C. in 40 Minuten volllommen gerinnen 
madt. Sie wiberjteht der Fäulniß, behält ihre 





eit, zeigt ſich von 
großer, Leicht kontrollirbarer Reinheit, befigt bei 
jehr geringem Gewicht und Volumen eine außer: 
ordentliche Wirkjamfeit und ift nah Zeugniß des 
Prof. Hammerftein in Upfala frei von antijepti- 
ſchen und anderen der Geſundheit jchäblichen oder 
für die Käfebenugung nachtheilige Stoffen, wegen 


Milchwirthſchaft. 


ihrer Reinheit, Wirkung und rn Haltbarkeit 
aber in hohem Grabe werthvo han liefert | 
foftenfrei Dr. C. Krauſe, Köthen (Anha 

vn. MRildverarbeitung —— Art. 
A. Konſerven. Bisher kannte man als ſolche 
bei uns nur die Darſtellun von Milchzucker, 
welcher einen ſehr geringen Mofa findet, und des- 
balb in nur wenigen Fabrifen, bejonders in der 
Schweiz, gewonnen wird, und fehr unvollfommene 
ſogen. Milhlonferven oder Kondenjirte 
Milch, auch Milchextrakt genannt, Präparate 
zur längern Haltbarkeit der Milch oder zu Zwecken 
der Verwendung für Kinder als Erjag der Mut- 
termildh, gew onnen durch Eindampfen in Tuftper- 
dünntem Raum mit Zufag von bis 12%, Rohr- 
zuder und verfendet in gut verichioffenen Blech⸗ 
oder Glasbüchſen, ——— an Apotheken und 
für Schiffe. 1881 Musfuhr aus der Schweiz 
11, 343 ‚400 kg. Berbraud in Hamburg pro Kopf 
0,44 

B. — Fabrifate: a) Pilzfreie Friſch— 


541 


|9000 (Pigment: und Milchfäure = » Batterien). Im 
Rährgallerte gebracht, entwidelte ſich in der Milch 
bald eine üppige Vegetation der Pilze, in der pa= 
fteurifirten Milch dagegen gab es feine Iebensfähigen 
Spaltpilze. Die ganz gleiche Berkaufsmildh zeigte 
nah 10 Stunden im cem jchon 10,545 Mill. Pilze. 

Diefe Erfahrungen find von der meittragendften 
Bedeutung für dem Milchhandel und für die Vieh: 
zucht, weil fie ergeben haben, daß in zahlreichen 
Fällen von Erfrantungen der Säuglinge nicht, mie 
früher geglaubt wurde, die Befchaffenheit der Miih 
an ſich, fondern die "Behandlung der Milh nad 
dem Ausfluß aus dem Euter die Urſache war. Die 
Mutterbruft liefert beim Saugen die Milch jo wie 
der Säugling fie Haben muß und vertragen kann; 
will man die Muttermilch durch Kuhmilch erſetzen, 
dann muß diefe fo behandelt und hergeftellt werden, 
daß fie wie friſch fließende Muttermilch wirft, dazu 

| gebört in erfter Linie das Pajteurifiren, weldyes auch 
dann am Plage ift, wenn es fih nur darum han» 
delt, die Milch längere Zeit haltbar zu machen, 


mild. Der Gedanke, den Ueberfluß billiger Milch dann die Darreihung in der der Muttermilch ent» 
durch künſtliches Verfahren den Stadtbewohnern | Sprechenden Temperatur und die Berwendung von 
zugänglic zu maden, ift in ber jüngften Zeit | Gefäßen zur Aufbewahrung und zum Trinfen, welche 
mit bejjerem Erfolg zu verwirklichen verſucht wor⸗ mit der höchften Neinlichfeit vor jedesmaligem We- 
den, nachdem die Wiffenichaft die dazu nothwen- | brauch ausgefpült und bis dahin behandelt werden. 
digen Berbefferungen und Bedingungen fennen | Fit das der Fall, dann faım, wie Sorhlet behauptet, 
lernen lich. Es wurde bereits erwähnt, daß von jede Art von Fütterung der Kühe angewender wers 
Holland aus täglih „Friſchmilch“ zu direktem | den und fommt gar nichts auf die Raſſe an; es 
Genuß nad London geliefert wird; das wird durch iſt überhaupt jede Art von Mild von gefunden 
Bernichtung der das Verderben der Milch bedin- | Kühen, gleichgiltig um Fütterung, Raſſe, Haltung 
genden Organismen und durch Aufbewahrung der | u. |. w., aud für Säuglinge verwendbar und nur 
ſo behandelten Milch in gut verichlofienen Gefäßen die von kranken Thieren auszuschließen, ſowie die 
bewirkt und zwar nach dem zuerft von Bafteur| Mit entiprechend zu behandeln, um fie der Frauen— 





für Wein und Bier an 
her man derartige Milh pafteurifirte (irr- 
thümlich auch paftrirte) Milch nennt. Das Ver- 
fahren beruht auf Erwärmung der Mild bis zu 
SH—R0 IC, „mit darauf folgendem raichem Abkühlen 
bis auf 15°, jet im beſonders dazu gefertigten ; 
Apparaten, 3. B. von Rudolf Thiel, von Fesca ꝛc. 
worauf die Nici in fterilifirte, gut (im Kleinen 5. B. 
mit Watte) verichlofjene Geſäße gefüllt und jo ver: 
endet wird. Nach von Prof. 3. van Geuns— 
Amfterdam angeitellten genauen Berfuhen kann ge 
jagt werden, daß das Pajteurifiren die in der Milch | 
enthaltenen Organismen nahezu vollftändig tödter | 
und die noch lebenekräftig gebliebenen der Art 
ihwäht, daß fie mindefiens ein paar Tage lang 
ihre verderblihe Wirkung nicht bethätigen fönnen, 
und daß foldhe Milch, wenn fie dann noch zum 
Gerinnen kommt, eine gleichmäßige &allerte und 
nicht ein Semiih von Serum und Käſeflocken dar: 
ftellt, fodak auch die ſchließliche Zerſetzung von Eis 
weh und Kafein gleihmäßig verläuft und nicmals 
bis zum Raulen kommen fann. Bafteurifirte Milch 
blieb 5 Tage frei von Milchfäure und zeigte erft 
am 10. Tage das freiwillige Gerinnen. Die Unter: 
fuhung auf die niedern Organismen ergab in Milch 
von ganz gleicher Weichaffenbeit unter faft ganz glei» 

ehandlung und bei Aufbewahrung in gleihem 
Raum ohne WPafteurifiren in 1 ccm mindejtens 
2,5 Dil, Pilze, in der pafteurifirten nur noch 5— 


ndeten Berfahren, da« 


milch gleih zu machen —— zu fettreicher 
Milch, Waſſer- und Zucker-Zuſatz u. ſ. w.). 

b) Als „Kindermilch“ ( ih für Kinder) 
| tommen auch Fabrikate aus Milch mit Zuſätzen in 
den Handel, z. B. mit Lakto-Leguminoſe (f. d.) u. 
dgl. — Farine factee aus Cham. 

ec) Alpenmild; Bezeihnung für neuere Prä- 
parate ohne Zuſatz von Zuder. Die vervolllomm⸗ 
neten Unterfuchungen über die Konferven und deren 
Wirkungen hatten bemieien, daß die Fabrikate mit 
Zuder- Zufat (Chamer tondenfirte Milch) keines: 
wegs für Säuglinge und Krante volltommen ſich 
eignen; man bemühte fich demnach, die Milch ohne 
ſolchen Zuſatz ebenjo haltbar und leicht veriemdbar 
zu machen; das geichiebt jetzt emfach durch Paſteu⸗ 
riſiren, Steriliſiren und Abdampfen. Dr. Nachti— 
gall⸗Stuttgart bezeichnet die in Schüttentobel von 
F Yöflund aus gekaufter Milh von unter thier- 
ärztlicher Kontrolle ftehenden Allgäuer» Küben dar— 
geftellte Alpenmilch als ein abjolut reines und ge— 
ſundes Nahrungmittel, welches nad jeinen Erfah— 
rungen am Srantenbette die befte und fräftigite 
friſche Milch volltommen erjetst und mit der Milch 
| der Milchkuranſtalten um den Vorrang ftreiter, weil 
fie die Gewähr bietet, volllommen frei von Mikro— 
bien zu fein. Der Preis ift annähernd der gleiche, 
da8 Pulver aber haltbar und weithin veriendbar, 
ſedaß damit ein großartiger Fortichritt für Kinder: 
ernährung, Kranke, Yazarethe, Schiffe, Feſtungen 


542 


und für alle Hanshaltungen in Städten, wo man | 
nicht vollfommen gute und gejunde friſche Milch zu 

jeder Zeit haben kann, gewonnen ift. Mit der ent: 

fpredhenden Menge Waſſer verdünnt giebt dieſe Al— 

penmild ein Getränk von volljtändig gleihmäßiger 

Beichaffenheit, heller Farbe und vorzüglichem Wohl- 

geihmad; es ift reine unverfälichte Alpenmilch. Nach 

Soxhlet haben die Präparate 10,27 nh., 10,85 f., | 
13,78 Mitchzuder, 2,23 Aſche und zuf. 82,13 tr. | 
und find ganz frei von Zuſätzen und Konſervirungs— 

mitteln irgend welcher Art. 


Als befondere „Kindermilch“ wird dort nodı 
ein Präparat mit Zuſatz von Weizenertraft und für 
Krane als Diätetilum an Stelle des Leberthrans 
eine Rahmkonſerve dargeftellt, welche volltommen 
gleiche Dienfte thun ſoll und ohne Widermillen 
geniehbar ift. Alpenmilch Liefert auch Romans— 
born u. j. w. 

d) Scherff'ſche Milch (E. Echerff- Wendiich- 
Buchholz, E. Drendhan-Stendorf bei Schönmwalde- 
Holftein) ift ebenfalls fondenfirte Milch ohne Zuder- 
zuſatz und zeigte bei der Analyje ald Zufammen- 
jegung 9,92— 16,55 nh., 8,61— 14,68 f., 30,18 — 
51,78 nfr. (Mildhzuder u. | w.), 1,82—3,12 Aiche | 
und 64,44— 77,27 tr. 

e) Milhpulver ala Zujap zu Thee, Kaffee, 
Ehofolade und ähnliche Getränte, für Küchenzwecke 
fonft u. j. mw. in form und Ausſehen wie Zuder, | 
fertigt man in England auf ähnliche Weife. Die 
friiche Milch wird etwas entrahmt, abgedampft bis 
auf die Dide gewöhnlicher fondenfirter Milch, dann 
mit weißem Kornzuder jo, daß die Maſſe brödlich 
wird, verjeßt und dann auf 20—30 abgekühlt, 
worauf die Mafje dann in Stüdenform gebradt 
ei auf Mühlſteinen zur Körnerform zerfleinert | 
wird. 


f) Luſſe⸗Linden⸗Hannover verwendet zur Kon⸗ 


ſervirung der Milch Waſſerſtoffſäure und be | 
hanptet, daß dadurd „die allerbefte und billigfte 
Methode“ gegeben jei, die Milch völlig normal 
bleibt, die Nahmabjonderung beffer und die Butter 
Bei werde und der Effelt größer mie durch 

ajtenrifiren jei; E. Daniels, Molkerei-Inſpektor 
in Hannover, beicheinigt auf Grund langer Beob— 
achtungen, daß Waſſerſtoffzuſatz die Milch am läng- 
ften haltbar made. Dr. Schrodt- Kiel hat defien 
Konferpirungsmittel unterfucht (Milchzeitung, Nr. 
50, 1883) und bemerkt, daß es, der Hauptſache 
nad) eine Auflöſung von Borax in wajlerftoff- 
juperoryd- und jalzläurchaltigem Waffer jei, daß 
aber nur das Wafferjtoffjuperornd wirkſam ift, weil 
es Sauerjtoff entwidelt und dieſer die Milchjäure- 
Bildung verbindert; der fortgejegte Gebrauch von | 
Borar jei ſchädlich. Neines Wafferftoffiuperoryd | 
wirfe genau ebenjo, ſei unschädlich und kofte (5— 
prozentig) nur 3,0 Mark, während Luſſe fein Er- 
haltungsmittel pro kg mit 3,2 Mark verlanit. 
Die Wirkung fei im Allgemeinen eine um 14 St. 
verzögerte Säuerung der Milh. Es handelt fid) 
demnach hier nur um cine Verhinderung der 


Eäurebildung, ſodaß ein Vergleich mit pafteuri- | 
Waſſer und etwas Salz zur Emulfion (Dugb) ver- 


firter Milch überhaupt nicht zuläffig tft. 


Milchwirthſchaft. 


g) Voltmer's Kindermilch. Patentirt. 101 
zu 6,7 Mark durch Voltmer & Komp., Altona. 

Die Beobachtung, dab der Käfeftoff der Kuh— 
milch ſchwer verdaulich und für Kinder nicht immer 
zuträglich iſt, Frauenmilh aber feine klumpig 
fühlbaren Eimeißftoffe enthält, hat dazu geführt, 
die Kuhmilch durch ein bejonderes Verfahren fo 
zu behandeln, daß der Käſeſtoff die gleihe Ber- 
daulichfeit wie der in der Frauenmilch 
während andrerjeits das Verfahren von 
zur Unſchädlichmachung von Pilzen nnd Ynited- 
ungsftoffen im Allgemeinen beibehalten wird. ®. 8, 
ift aljo eine wejentlich verbefjerte, in Eigenjchaften 
und Nährwerth der Frauenmilch gleich gemachte 
und ebenjo gut verdauliche kondenfirte und durch 
Bajtenrifiren geſchützte Kuhmilch, welche zum Ge 
brauch einfach in jiedendem Waſſer aujgelöft wird 
und auch vortrefflic für Kälber jih zum Abge— 
wöhnen eignet oder für die fünftliche — 
an Stelle des Saugens. Daß die Erfolge 


die beſten fein ſollen, erſcheint darnach begreiflich 


und das Verfahren als die bis jetzt glüdkiafie 
Köjung der Frage, wie die Muttermild erſetzbat 
ift, genannt werden zu lönnen. Beftätigt ſich das 
über den Erfolg Geſagte, dann ıft der wichti 
Fortichritt zur Verjendbarleit von Wild) aus 
genden mit billiger Erzeugung in die Städte und 
jür diefe das befte Eriagmittel gewonnen, für die 
Zandwirthe eine Berbefjerung in ihren Abſatz von 
der weittragendften Bedeutung und für die ſtädtiſche 
Bevölferung eine großartige Errungenjchaft zur 
Verbefferung der immer noch granenhaften Sterb- 
lichfeitsverhältniffe unter den Kindern und befon« 
ders den Eäuglingen, weil es ſich bier um eine 
wirflihe Berbejjerung der Kuhmilch mb 
um ein Verfahren handelt, welches den Verlauf 
zu Preiſen geftattet, welche jür Jedermann er 
ihwinglich find. Die unter a—f erwähnten Fa- 
brifate find entweder zu theuer für Taujende oder 
nicht erfolgreich genug. 

B. Durch Gährung erzeugte Genuß— 
mittel aus Milch. In Folge des Vordringen® 
der Rufen in Aſien wurden die „Wonnetränfe* 
der Drientalen aus Milch bejfer befannt und dann 
raich in Rußland und von da aus bald auch im 
fonftigen Europa ald Genuß: und Heilmittel ver— 
breitet. Nach den bis jept damit gemachten Er— 
fahrungen ift vorauszuſehen, daß die befjeren Ge— 
träufe derart bald wie die fohlenjauren Waſſer 
wirflihe Rolls, Genuß und Nahrungsmittel 
werden und damit für viele Mildwirthichaften 
neue Abjapgquellen in großem Mapftab gewinnbar 
find. Als Genußmittel der Art find zu nennen: 

a) Keſcht, mähig abgedampite ſaure Butter- 
milch in Rugel- oder Stangenform, mit Reis und 





Blättern und Wurzeln von Umbelliferen im Orient 


bis Afghaniftan und Turfeftan als Suppe vichjadh 
genofien ; 
b) Karagut, ſehr jauer und falzig, aus bem 
Nüdjtand von a) durch Eindampfen gewonnen; 
e) Jaurt, faure mit Keſchk verfepte und mit 


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Milchwirthfchaft. 


543 


wendete Milch, welche bei allen Geſellſchaftsklaſſen u. ſ. w) gefertigten. Nach Dr. Kern, „Ueber ein 


beliebt ift; 

d) Kumis oder Kumys, urfprünglih nur 
aus Stuten», jegt aucd aus anderer Milch dar- 
gejtelltes altoholiges Getränk, welches als Heil: 
mittel bejonders gegen Schwindſucht und neuer- 
dings auch bei uns angewendet wird. Man ver- 
ſetzt z. B. Kuhmilch mit 25 %, Waffer, einem 
Ferment (Penicıllium glaucum — Porula cere- 


visiae) und einem Theil einer Löfung von 18 


Unzen Milchzuder in 3,4 1 Wafler, die fühe Mil 
mit etwas altem Kumys, läht das Gemiſch 8 St. 
bei 21 9 C. gähren, jegt dann den Reſt der Zuder- 
löfung und 7 1 abnerahmte Milh dazu, bringt 
Alles in einen Butterapparat, durcharbeitet es 
24 Stunden lang alle 15 Minuten in einem Raum 
von 320 Wärme, füllt dann auf Flaichen ab, 
bindet dieje zu und genicht den Inhalt. entweder 
ſchon nad) 8 Stunden oder bewahrt die Flaſchen 
in Eis für fpäteren Gebraud auf. Nach neuern 
Unterfuhungen entwidelt der 8. in 16 Tagen bis 
u 2,01 '/, Allohol und enthält 0,79%, Mitch: 

re neben Käjejtoff, Fett u. j. w.; 

e) Kefir, Kephir, Kefyr, Kafir und Ka— 
phir, „Wonnetranf“, „Milhhampagner“, 
„Brauſemilch“, „monffirender Mild- 
wein“, „fermentirte Kuhmilch“, das wich— 
tigfte unter dieſen Erzeugniffen, welches als Ge— 
nuß- und als Heilmittel (gegen Bleichiucht, Schwind- 
jucht, Magen, Darmleiden u. j. w.; 3, 1 dreimal 
täglich, alio pro Tag 2,25 1) im Orient allent- 

feit langer Zeit und bei Vornehm und 
Gering beliebt it in Rußland ſchon allgemein in 
den Städten verfauft wird, feit einigen Zahren 
auch in Deutichland Eingang an vielen Orten ge- 
funden hat, und jeit Herbit 1887 3.8. in Berlin von 
der befannten Firma Bolle mit den annähernd 100 
Milhwagen in der Stadt verbreitet wird. Da K. 
leicht in jeder Haushaltung jelbft dargeftellt wer: 
den Tann, aber auch in Flaſchen verjendbar ift und 
wenig Koften bei der Darftellung verurfacht, jo ift 
er au für die Milhwirthichaiten ein beachtens— 
werther Artikel, welcher jedenfalls bald im Großen 
erzeugt werden und Abſatz finden wird, — wenn 
die Darftellung richtig ift. 

Das Ferment, die Kefirförner, „Hirſe des Pro- 
pheten“, ein Konglomerat von verichiedenen Pilz— 
arten, Gemenge von Balterien und Hefenzellen, 
ift blumentohlartig höderig oder knollig, hirſekern— 

oß bis zu Wallnußgröße, hart, gelblich, wahr- 
heinli aus Saccharomyces cerevisiae und 


neues Milchferment ans dem Kaukaſus“ ift der 8. 
und feine Bereitung erft vor wenigen Jahren den 
Ehriften befannt und die Erlangung der Körner 
möglich geworden; ein Eplöffel voll mußte An- 
fangs mit 50 bis 100 Rubel bezahlt werden; troß- 
dem gab es jchon bald in Rußland überall den 
neuen Trank. Seht wird das echte R.-fferment 
für 10—12 Markt pro 100 g verkauft. Dr. Nauck 
& Comp., Breslau, Zwingerſtraße 22, Inhaber 
der „Erjten laukaſiſchen Kefyr-Anſtalt“, unterſcheidet 
in den Proſpelten eintägigen (milden) und 
zweitägigen ıftärferen) K., eriterer leicht ab» 
führend, der zweite cher obftruirend wirfend, jener 
für Kinder und Schwächliche, diefer für Erwach— 
jene und für den Kurgebrauch im Allgemeinen, 
Ein noch ftärferer dreitägiger K. wird als ent» 
ihieden ftopfende Wirkungen äußernd bezeichnet. 
Die Darftelung erfolgt aus befter pafteurifirter 
Vollmilch mit direft bezogenem Ferment, der Ver— 
fauf pro Flaſche zu 30 Pig. Das fFerment wird 
in 3 verſch. Qualitäten zu 4—6 und 10 Marl, 
ausreichend für die tägliche Herftellung von 1,5— 
2 1 Getränf mindeftens 6 Wochen lang, verfauft. 
Apotheler E. Raded-Wigandsthal empfichlt für den 
Hausgebraudy billige Apparate, welche leicht zu 
handhaben find, und warnt vor den Spekulanten 
mit nachgemachter Waare. In faſt allen Apothefen 
und von einzelnen Anftalten werden jegt die echten 
Körner feilgehalten und Gebrauchsanweiſungen zur 
Selbfterzeugung verjendet. 

Das Verfahren ift jehr einfach: die Körner wer» 
den 3—6 Etunden lang in Wafjer von 30-35 
R. aufgeweicht und dann 6—8 Tage lang in Boll- 
oder Magermilch, melde täglich 2-- 3 mal gewechſelt 
wird, gebracht und zwar im Verhältniß von 1 Eß— 
loffel zu 11 Milch; das Gemiſch ſtellt man dann 
10—-12 Stunden lang in einem Raum mit einer 
ı Temperatur von 12—14 9 und jdüttelt es alle 
‚2—3 Stunden tüchtig dur; der Aulen- KR. ift 
‚dann fertig. Um den Flaſchen-K. zu erzeugen 
Pasing: man 1 Glas davon, gut durdhgejciht, mit 
2 Glas friiher Mild in eine reine Champagner- 

flaiche, vertorkt dieje gut, jchüttelt fie alle 1—2% 
Stunden tüchtig durch und verwendet den Inhalt 
nad) 48 oder nad 60 Stunden. Die beim Durd- 
jeihen zurüdgebfiebenen Körner werden gut ab— 
geipült und find danı wieder verwendbar. Der 
in 48 ©t. gewonnene milde K. ift ſtark jchäumend, 
rahmähnlid, in hohem Grade verdaulich und nahr- 
haft, weil das Kajein darin fein und gleichartig 


dispora beftehend, quillt in der Mil auf und 
wächſt weiter, jodah unter Entwidlung von win 
lenjäure jehr raich eine Gährung entftcht und die 
Milch angenchm jänerlich ſomedend, altoholhaltig 
und befritchend wird. Die Orientalen unterſcheiden 
zwei Arten: Schlauch» oder Aulen-K. in Zie- Getraͤnk gelten zu fünnen. Nach Dmitriew ent» 
enleber aufbewahrt, den einfachften, und Fia- hält der quite K. 3,8 nh., 20 f., 2,003 Wilchzuder, 
Fr den befieren, in Europa am meiften 0,809 Allohol, 20,9 Wildiäure und 90,467 9, 
Anklang findenden. Wir können unterfceiden, Salze oder Aſche, nach Struve beftehen die echten 
den echten, mur mit aus dem Kaulaſus bezogenen | Körner aus 11,11 Waffer, 3,29 #., 10,98 Bepton- 
Kefirlörnern dargeftellten, und den nachgemachten, | ftoffen, 10,32 in Ammonialk löslichem und 30,39 
mit künjtlichen Keſirlörnern (aus Brotteig, KRäfe im Kali löslichem nh. und 33,11 "/o unlöslichem 


vertheilt und nicht in Klumpen abgejchieden wird, 
er ift zum Genuß am angenchmften. Der ſpäter 
gewonnene ftärtere K. bat faft gar feinen Milch- 
uder mehr, iſt reich an Allohol, Kohlen» und 

ilhjäure und zu fauer, um als angenehmes 








544 Milchwirthſchaft 
Rückſtand. Auf der Molkerei-Ausftellung in Min- 
chen war der K. nur durch ein paar Proben ver- 
treten, jet kann man ihn jchon in allen größeren 
Städten haben. 

f) Galazym, ‚Milchwein“, von Dr. Dujardin⸗ 
Beaumek » Ingemburg, wird dargeftellt aus 4 g 
Hefe, 10 g Zuder und 11 Milch, in einer Flafche 
verforft und an fühlem Orte aufbewahrt; er ent« 
1 1—3 %/, Altohol. Der Name G. wird jetzt 

r alle anderen in ähnlicher Weife ohne Kefir— 
förner aus Milch bereiteten alfoholigen Getränfe 
gebraucht. 


VII. Ueber Verwerthung ſiehe Veran⸗ 
ſchlagung. | 

IX. Literatur. Bei der Entwidlung des | 
Molkereiweſens in Deutichland ift die Literatur | 
darüber eine jehr reiche in den legten Jahren ge: | 
wejen. Zu verzeichnen find: &. Ambühl, „Anl. 
z. Milhprüfung“, St. Gallen 1883, — v. d. Bede, 
„Die Milhprüfungsmethoden“, 2. Aufl, Bremen 
1882. — Beitrebungen, mildwirthichaftliche, 
in Ungarn. Jahresbericht, Bremen 1854. — A 
Brönner, „Die Milchw. im Bauernhofe“. Mit 
Anhang über Mollereigenoſſenſchaften auf d. Lande 
von Prof. Feier, Kiesb, 1882. — O. Dürk— 
un. „Ueber das Molkereiweſen in Frankreich, 

ngland, Holland und Deutſchland“, Wien 1882, 
— €. Egan, „Die Stellung d. Milchw. im heu- 
tigen landw. Betrieb“, Budapeft 1882. — „Darf 
es ‚Milch für Reiche‘ u. ‚Milch für Arme‘ geben? 
Ein Wort gegen die Kindermilchanſtalten.“ Bremen 
1883. — W. Fleifhmann, „Bericht d. Milchw. 
Vereins an d. Kal. Preuß. Minift. f. Landw. ıc. 
über d. Stand d. milchw. Unternehmungen u. der 
Mollereiſchulen in Deutjchland“, 1882, „Die Be- 
reitung von Badfteinfäfen aus Zentrifugenmager- 
milch“, 1884. „Zur Hebung d. Käferei in Deutjch- 
fand“, 1880. „Ueber präfervirte Butter“, 1883, 
„Aunleitung 3. techn. Buchführung in d. Meiereien, 
in weldyen Butter und Magerkäſe bereitet wird“. 
„Meiereitafeln für Butter- u. Käſebereitung“, 
jämmtlich in Bremen erjchienen. „D. Stand der 
Prüfung d. Ruhmilch für genoffenschaftliche und 
polizeiliche Zwecke“, Darmft. 1885. — Fleiſch— 
mann und Vieth, „Verſuche mit d. Ceparator 
von de Laval“, 1880. — N. Gerber, Anl. 3. 
proft. Milchprüfung unter bei. Berüdfichtigung d. 
Milchinduſtrie“, Bern 1884. — L.v. Gife, „Die 
Alpenwirthſchaft und ihr Betrieb‘, Kempten 1884. 
— ®. Kirchner, „Handbuh der Milhw. auf 
will. u. praft. Grundlage”, Berlin 1882. — F. &. 
Kleinpeter, „Allg. Betrachtungen über d. Mol- 
fereimwejen in Deutſchland im Vergl. zu anderen 
Ländern“, Bremen 1879. — 9. v. Klenze, 
„Handbuch der Kälereitechnil”, daf. 1884. — O. 
Köhnke, „Die Fehler der Milch u. d. Butter‘, 
Kappeln 1883. — „Kuhmilch, die, ihre Erzeu- 
gun und Verwerthung“ (Vorträge d. Dozenten), 

onn 1881, — W. Labejiug, „Kurze Anl. 3. 
Molkereibetriebe”, Bremen 1881. — B. Mar-| 
tiny, „Milchw, Taichenbuch‘, verich. Jahrgänge. 
— U. Mayer, „Die Kunftbutter“ (j. Margarine). | 


in 


— Moorkultur. 


— 5.9. Mottonyg, „Milchw. Unterfuchn 
den Müllthaler Rindviehichlag Ayo 1888. 


— Chr. Müller, „Anleitung zur PBrü der 
Kuhmilch“, Bern 1883. — W. Scharfer, , 
buch d. M.“, 2. Aufl, Stuttgart 1883. — 
Schatzmann, „Die Käfeinduftrie v. Roquefort“, 
Frankfurt a. M. 1880. — M. Schrodt, „Auf 
rahmungsverſuche mit der verbefj. Reimeriſchen 
Milhwanne”, Kiel 1880. — 8. M. Stodel, 
„Errichtung, Organifation und Betrieb d. Molk 
Genofjenichaften‘, Bremen 1880. — P. Bietb, 
„Die Milhprüfungs-Methoden u. d. Kontrolle 
Milch in Städten u. Sammel-Mofkereien‘, 1879. 
— 9. Bogel, „Ucher Milhunterfuhung und 
Milchkontrolle”, Würzburg 1884. — Lv. Weg: 
ner, „Milch, Butter u. Käſe. Prakt Anleitung 
zur rat. Behandlung d. Milch, ſowie z. Gew. ©. 
Butter und Käje”, Wien 1881. — €. Berner, 
„Katechismus der Milchwirthſchaft“, LYeipzig 1884, 
— M. M. Wielandt, „Meiereitabellen”, „ 
Milchtabellen“, „Wöchentliche Meierei-Produftion® 
Ueberſicht“, „Rute Tafeln“, Bremen, — €. Witt 


‚mann, „Das rat. Molkereiweſen“, Dresd. 1881, 


nennen: Der Deutihe Milchw. Verein, 
führer E. Boyſen-Kiel. — „Die Milch» Zei 
Organ f.d. geſ. Vichhaltung u. d. Mofkereimef 
Nedakteur Oek.R. C. Peterjen-Eutin. „Die Mol. 
ferei- Zeitung‘, Hildesheim. 

Milzbrand, j. Bakterien. 

Möhren, j. Wurzelfrüdte. 

Moldarot, Name für eine Nähmaſchine in Ta- 
ihenformat, 340 g wiegend, welche jchr gute Ar— 
beit verrichten joll und auf jedem Tiſch leicht am- 
zubringen ijt. 

Moorat-Lüftreihaf, ein Zeugungsproduft won 
füdauftralifhen Kammmoll-Merinos und Linfolns, 
welche Kreuzung ca. zwei Jahrzehnte hindurch von 
Dr. Rilliam Bromn fortgejegt wurde und zwar 
der Art, daß von der Nachkommenſchaft die Bod- 
fänımer gar nit, von den Müttern nur jeme, 
welche fih durch Lüftre der Wolle auszeichneten, 
mit Original » Linfolnd gepaart wurden. 


Moorbutter iftingroßen Mengen in den Mooren 
Irlands gejunden worden. Der Urſprung ift bie 
jegt noch unaufgeflärt und man foricht noch weiter 
nach der Urſache, weshalb die Butter in früheren 
Beiten im Moore niedergegraben worden ift. 
erit fand man Woorbutter 1736 in Finnland. Es 
jcheint, daß in der chemilchen Zuſammenſetzung 
dieſer Butter im Laufe der Jahre bedeutende 
änderungen vorgegangen find. Das Aeußere 
ſich wie ein harter FFettitoff, gelbweiß von Fa 
mit einem Geihmad äbnlih wie Walrat. Im 
Irland mwurde die erite Moorbutter (23 Pfund) 
1817 gefunden, jpäter hat man an verichiebenen 
Stellen in Irland und Schottland ähnliche Funde 
aemadıt. Die in Irland aufgefundene Moorbutter 
war ftets in lange hölzerne Bierteltonnen (ca. 22 
bis 25 Pfund netto) verpadt. 


Moorkultur, |. Bodenbearbeitung. 


Für Förderung der Milchwirthichaft find zu 
häfts- 


Naphta — Nationalliberale Partei. 545 


Napbta, ſ. v. w. Petroleum (f. d. und Ruß-⸗ | verwenden, das Alphanaphtol auch nod zur Dar- 
land) und auch Sammelname a) für die feichten | ftellung von Jndophenolen, welches zum Er: 
Theeröle, welche bei der trodenen Deftillation von | ja des Indigos dienen follte, aber bis jest nod - 
Steinkohlen gewonnen werden, b) für eine Gruppe | zu empfindlich gegen Säuren it. 
von leicht entzündlichen, bei dem Naffiniren von | Mit der Bedeutung zur Darftellung prachtvoller 
Petroleum gewonnenen Produkten, z. B. Rhigolen, —— iſt aber die Verwendbarkeit des Naphta— 
Gajolin, Fledwaſſer u. ſ. w. lins noch nicht erſchöpft; es wird noch gebraucht 

Naphtalin, C 10, H 8, von Garden 1820 ent— * Carburiren von Leuchtgas (Albocarbon-Be— 
deckt, Kohlenwaſſerſtoff aus der trocknen Deſtilla- leuchtung), zur Herſtellung poröjer Thonwaaren, 
tion von Steinkohlen, beſonders in Kohlentheer, als Antiſeptiklum gegen Schimmelpilze und end» 
dem Benzol jehr ähnlich, bildet Naphtol und Naph- | lich noch als Inſektenpulver. Die Kette der —— 
tylamin und aus dieſen die wichtigen Naphtalin- tigen Entdeckungen aus dem Steinkohlentheer iſt 
farben, als Martiusgelb, Magdalaroth (Napb: | nod) lange nicht abgeihloffen und der ge 
talins, Sedanroth), Naphtazurin (ähnlich dem Ali» | und Technik bietet fi dadurch noch ein weites 
zerin, wie Benzol dem Anilin u. j. mw.) und fpielt | Feld für gewinnbringende Unternehmungen. Die 
jest eine jehr große Nolle in der chemischen In: | Landwirthſchaft verliert dadurch zunächſt durch 


duftrie. Im Jahre 1874 brachte die Anilin= und ſinkende Rentabilität des Anbaues verichiedener 
Sodafabrik in Ludwigshafen (Baden) die Eoiine, | bpflanzen, gewinnt aber Schließlich mehr, als 
welde auf Wolle und Seide praditvolle rothe fie verliert. 
Nitancen bilden, in den Handel, jie wurden aus | Narapflanze, eine neuerdings erit befannter ge= 
der durch Oxydation von Naphtalin gewonnenen wordene Nahrungspflanze, Acanthosicyos horrida 
Phthalſäure dargeftellt, haben jedoh den Er: | Webw., zu den Kürbispflanzen gebörend, welche 
wartungen (Griag der Cochenille) nicht entiprochen. im dürriten Wüjtenfand von Angola, Damara, 
Kurze Zeit nad) ihrer Verbreitung durd den Han= | Namagualand u. ſ. w. gedeiht und den glühenditen 
del famen die Azofarbſtoffe auf und diele find Winden widerfteht. In Namaqualand liefern die 
es, weldye bald eine außerordentlih große Ver: | Narafelder den Gingebornen faft die alleinige 
breitung fanden, iodaß man das Jahreserzeugnißg Nahrung. Die Früchte find gelblich, ſtachlich, 
ihon auf 1 Mill. kr beredinet und das Napbta= | rotbgelb und der Orange in Farbe glei; ber 
lin dadurd in Menge verbraudt wird. Am Eait iſt fühlich, zuſammenziehend did, das Fleiſch 
beliebtejten wurden die von den Farbwerken Lucius | wird breiartig auf den Boden ausgeichüttet, ver- 
und Brunning in Höchſt eingeführten praditvollen | dit dann ladartig und verbärtet, ſodaß es fi 
Ponceaur und das Echtroth der Ludwigshafener lange aufheben läßt. Die Eingebornen verzehren 
Anilin: u. Eodafabrif. Die ihöniten Azofarbſtoffe es, indem sie Stüde davon in Mildy oder Wafler 
wurden bei Anwendung von Betanapbtol und den kochen. Die Sterne ſchmecken jehr angenehm und 
Sulfoläuren davon gewonnen und dieſe übertrafen | gleich Mandeln, fie bilden den Ausfuhrartifel der 
bald die Alphaphtolazofarbitoffe jo jehr, daß die | Pflanze; von der Wallfiihbai geben ſchon allein 
Erzeugung im llebermaß geiteigert wurde und der | jährlich über 2000 Zentner nad Europa. Die 
Preis jehr bedeutend herabging. Die Fabrikanten Fruchtbarkeit der Pflanze ift außerordentlich groß; 
wußten das Erzeugniß immer wieder zu vervoll- ein Yaum liefert 200 und mehr Früchte und zwar 
fommmen, und haben die Azofarbftoffe jest au | dieſe von Mai bis November. 
folder Vollkommenheit gebracht, daß fie der Goce: | Natal, ſ. Afrika. 
nille als ebenbürtig gelten können. Den älteren | Nationalliberale Partei. Seit 1876 hat diefe 
rotben, gelben und braunen Nzofarbitoffen wur: | Partei, welche eine Zeit lang die unbedingt herr: 
ben Azoblau, Mollihwarz und Naphtol- ſchende war, aber es nicht veritanden bat, bie 
ſchwarz zur Seite geftellt und dann weitere Herrſchaft zu behaupten, eine Neihe von wichtigen 
orte durch die Benzidins und Tolidin: | Umwandlungen durdgemadht und dabei zeitweife 
arbftoffe der Xerliner Aktiengeiellihaft für | unter allen Parteien am meilten an Sigen im 
Anilinfabritation und der Farbwerke in Glber: Reichstag verloren, mehr aber nod an Anjehen, 
eld, vormals Fr. Bayer u. Go. gemadt. — | weil fie ſich nicht gegenüber den ſcharfen Partei: 
ongorotb, Benzopurpurin, Chryſamin kämpfen zu Harer Etellungnahme verftehen konnte 
und Benzoazurin vermögen Wolle, Seide und | und immer mehr nah redits grapitirte. Der 
auch Baummolle direft ohne Beize anzufärben | Reichsbote“ ſprach deshalb ſchon vom „Teftament 
und zwar feifeneht. Dem Gurcumin und dem der fterbenden Fraktion“, die „Germania“ von 
Eharthamin aus Safflor find damit Konkurrenzpro⸗ „meifterhaftem Eiertanz“, das „Deutiche Tage: 
bufte gegenüber geftellt, welche fie bald ganz ver: | blatt“ von der „Vereinigung wohlwollender und 
drängen werden; die chemiſche Induſtrie hat patriotiiher Männer, welche aber feine entſchie— 
tt für Echritt den Pflanzenfarbftoffen den | dene Stellung zu den wichtigften Tagesfragen ge— 
Markt entzogen, ſodaß die Farbpflanzen mit wes | winnen kann und das Gute will, aber die Kraft 
nigen Ausnahmen bald ganz aus der Reihe der | nicht hat es zu thun, weßhalb fie mehr ımb mehr 
Kulturpflanzen verihwinden werden. Die Ben⸗ | an Boden verlieren muß“, die „Berliner Zeitung“ 
Dinfarbftoffe laſſen fib au zum Theil (Chry: | vom „inneren Zerfall“, von ber „Rühmafd: 
u. ſ. w.) als Beize für Methylenblau, Ali- Partei ohne Kitt und ohne Halt, welche von ber 
jarin, Methulviolett, Wiltoriablau, Fuchſia u. ſ. w. Regierung über die Achjel angeiehen unb von der 


Lanbiw. Ronverf.Leriton. Spezial«-Supplement. 35 











546 


Nation verfehmt wird“ und di: „Dresdner Nach— 


richten“ meinten, daß die „ZuttifruttisPartei“ im 


ihre Beitandtheile: SKoniervative, Liberale im 
Allgemeinen, verwajcene YFreifinnige, unbedingt 
Gouvernementale und verihämte Fortichritiler 
zerfallen müffe. Won 1877 an vollzog ſich eine 


Neihe von Sezeifionen aus Anlaß von Spaltungen | 


über die einzujchlagende Richtung umd bejonders 


nachdem die Partei vom Neich3fanzler „an die | 


Wand gedrücdt” worden war. Grit Laser, dann 
die Gruppe Schauß, Völk und 16 Genofien, dann 
die große Ziffer mit dv. Stauffenberg, Fordenbed 


u. ſ. w. (Sezeifion, vgl. Fortichrittspartei), dann | 


v. Bennigfen jelbit trennten ji, jodaß die Partei— 
leitung in die Hände von parlamentariichen Größen 
zweiten Nanges übergehen mußte. Die Partei 
gewann erft bei den legten Wahlen wieder einen 
anſehnlichen Beitand, nachdem fie mit den Kon— 
fervativen ein Kartell eingegangen war und ener— 
giſch für die Politik des Reichskanzlers eintrat. 
Vorher ichon hatte fie, beſonders nach der Heidel: 


jäge aufgegeben, in wirthidaftlichen Fragen der 
herrihenden Schußzollpolitif jich angeſchloſſen und 


im berühmten Kirchenſtreit zum Rückzug fich ent= | 
Das Schidjal der Partei charakterifirt , 


ſchloſſen. | 
am beten der Beitand in den bisherigen Reichs— 
tagen; er war: 


1567 = 29 —, 1868 = 2 —, 171 = 1235 —, 
1874 = 155 —, 1877 = 1283 —, 1878 = 93, 
18580 — 833 —, 18581 = 51 md danı 53 —, | 
1832 = 47 — 1885 = 52 md 187 = 104 
Abgeordnete. 


Der Wahlaufruf vom 23. Dez. 1876 betonte 
nod) die Wahrung der vollen Freiheit und Würde 
des Reichstags, verwarf neue Steuern als nicht 
gerechtfertigt, verwilligte voll den Aufwand für 
a3 Militär und war dDurchdrungen von den der 
Einheit und Freiheit günftigen Grundlagen; am 
16. Juli 1878 wurde von unentbehrlichen dauern— 
ben Rechten und Freiheiten, planmäßiger Steuer: 
reform, Abichaffung der Matritularumlagen, Fi: 
nanzſyſtem mit fonititutionellen Rechten der Volks— 
bertretung, Verwerfung aller Maßregeln, durch 
welche blühende Erwerbszweige vernichtet werden, 


Voranſtellung der allgemeinen ntereffen des 


Volkes, voller linterftügung der Regierung in 
allen Maßregeln zum Schuß der Ordnung und 


zur Ban des Friedens und davon geiprocen, 
fragen nie Theile des politiichen | 


daß die 30 





Nationalliberale Partei. 


der Nothwendigfeit des ſparſamen Finanzhaushalts, 
verurtheilte die ansgejchiedenen Mitglieder und 
gab zu erkennen, daß die Partei (die Verbliebe- 
nen) der Regierung feine weientliche Oppofition 
mehr machen würde. Die Sezeſſion bildete von 
da ab das Hanptgebiet für Auslaffungen. Auf 
dem Parteitag am 10. Oktober 1851 in Magde- 
burg ſprach v. Bennigjen noch jcharf gegen Tabals- 
monopol und Staat3jozialismus, jehr warm für 
weiteren Ausbau der jozialen Gejeggebung, Fried: 


lich zum Kulturkampf und vorfichtig bezüglich der 


wirthichaftlihen Reformen. . 
Am 23. März 1854 —— die befannte Heidel: 
berger Erklärung, welche den Sieg des rechten 
Flügels in der Partei bedeutet, und am 18. Mai 
der Parteitag in Berlin mit der Annahme des 
darin entwidelten Programms; von da ab ging 
die Partei immer mehr in Tonarten, weldye wenig 
von den der gemäßigten Konjervativen fih unter: 
jcheiden, über, bis zulegt mindeſtens mit den 


I Freitkonſervativen kaum noch mweientlich trennende 
berger Erklärung v. 23. März 1884, den größten | 
Theil der früher verfochtenen freiheitlichen Grund: 


Geſichtspunkte erkennbar waren. 

Der Bartei wurde deßhalb ausführlicher gedacht, 
weil die Mehrzahl der Parteigenojjen ernſtlich 
die Gründung einer wirkliden Mittelpartei 
anitrebte und dieje als Nothwendigkeit zwiſchen 
den ertremeren Parteien bezeichnete, ein Gedante, 
welchem man zuitimmen konnte, welder aber 
nicht zur Ausführung kam, weil die Partei nie 
als zuverläjiige Stüge der Regierung ſich erwieien 
hatte. Unſere ganze innere Gutwidelung wäre 
ruhiger, der Kulturkampf würdiger, die Wirth: 
ſchaftspolitik freiheitlicher und die ganze Gejex: 
gebung wünſchenswerther geitaltet worden, wenn 
die N. B., ald fie an Zahl und Anfehen den 
Neihstag beberrichte, Feit zur Regierung geitan: 
den und dieie vor Allem ausgiebig mit Mitteln 
zur Selbititändigmahung des Neihshaushalts 


verſehen hätte. Sie hat auf der Höhe ihrer Ent: 


wicelung ihre Aufgabe nicht erkannt, bin umd 
her geſchwankt, iſt geichoben worden, anjtatt zu 
ichieben und hat erit jpäter, als die Gefahr vor- 


lag, daß das Reich geihwäht und in feiner 


Eñtwickelung gehemmt würde, den Weg der Un: 
teritügung der Regierung gefunden, nun aber nur 
mit Aufgebung jeder Selbititändigfeit, ſodaß fie 
allerdings bei den legten Wahlen eine Mittelparte: 
zu Stande bringen half, aber nicht mehr im dieſer 
herrihend war und ift, ſondern beberricht wird. 
Ihre Organe in der Preſſe haben an Bedeutung 
verloren und find ausnahmsloſe nur noch wenig 


Programms der Partei fein jollten und waren, | von den fonjervativen Blättern ‚unterichieden. 
während eine Verwahrung gegen unſicheres Er: | National it die Partei geblieben, liberal aber it 


perimentiren und Aufgeben der dur ein halbes ı 


Jahrhundert erprobten Politit eingelegt wurde. 


Der Aufruf der hannöverſchen Parteigenoffen vom | 
August 1879 (Miquel und Genoſſen) betonte zwar | 
dad unverbrüchliche Feithalten an den erprobten | 
Grundfägen der Bartei, ließ aber ſchon deutlich | 
erfennen, daß über dieje ſehr verichieden im der | 


Bartei jelbit geurtheilt wurde. Der Aufruf vom 


September 1879 lautete noch recht Eriegeriich bez | 
züglih der Kirchengeiege und emergiich bezüglich | 


fie nicht mehr. Im gegenwärtigen Stadium der 
Entwidelung des deutihen Reiches mußte, An 
geiihts der uns drohenden G:fahren von recht! 
und links bei Fortdauer der ſozialiſtiſch-angarchi— 
ftiihen Bewegungen, das Nationale voran geftellt 
werden, das aber, was mit dazu gehört, konnte 
unter der wahrhaft liberalen Fahne noch weit 
wirffamer erreicht werden. Unter folder wäre 
die Partei beherrihend und zwar bie zu dem 
Grade geblieben, daß fie die Reichöregierung 


Nationalliberale Partei — Naturgas. 


zwingen konnte, unter gleicher Fahne weiter zu 
eben; die Partei hat den rechten Zeitpunkt ver: 
ehlt, um dauernd zu Macht zu kommen und jelbit 
die nationale Kräftigung erit dann zu höherem 
Schwung aufgenommen, als die nur Sonderinter: 
eſſen verfolgenden Gruppen um dieier willen un: 
ter das Neichspanier Sich geichaart hatten und 
Das Nationale voran ftellten, nachdem fie bis da= 
bin die bebarrlichiten Vertreter des Partikularis: 
mus gewejen waren. Der wärmite Freund der 
Partei kann ihr die Vorwürfe darüber, daß fie 
durch zu langes Zaudern und zu vieled Schwanten 
die beiten Zeiten für ihre Machtentwidelung ver: 
paßt hat, nicht eriparen; die Gegner werfen ihr 
vor, daß fie zu viel von Doktrinären beherricht 
werde und ficher it, daß fie troß des Wieder— 
ans einer großen Anzahl von Sigen bei den 
egten Wahlen den Haupteinfluß unwiederbringlich 
verloren hat, zumal dieſe Wahlen fiher nicht als 
richtiger Ausdrud der Bolksitimmung gelten können. 
Die Schaffung einer wirklichen Mittelpartei, 
weldye aber nicht auf Selbititändigkeit verzichten 
darf, Sondern nad) rechts und lints und nad) oben 
und unten jcharfe und beitimmte Stellung zu 
— hat, bleibt ein Ziel, welches im Interehe 
unjeres Reiches eritrebt werden joll, fie muß und 
wird kommen; die jegt maßgebenden Perſönlich— 
keiten in den Parteien, welche dazu verjchmolzen 
werden jollen, müſſen aber erit anderen, friicheren 


und praftiicheren Seräften Plag machen und die 
| Die Edgar: Thomfonz Werke, das größte Etab- 


Wähler die Bequemlichkeit, die Abgeordneten für 
Ales ſorgen zu laffen, abgelegt haben. i 
—— ſollen dem Willen der Wähler ent— 
prechen und von dieſen die Richtſchnur für ihr 
ad ri empfangen, nicht aber die Wähler be: 
berrihen und wie unmündige Kinder behandeln 


wollen. Kommt im Deutichland das Volk zu 


dieſer Höhe der politiihen Reife, dann kann es 


Fraktionen, wie die bisherige Nationalliberale, 
nicht mehr geben; wir werden dann ein wirkliches 
Zentrum mit vechtem und linfem Flügel, eine 
wirkliche Rechte und eine wirkliche Linke und ne: 
ben dieſen Sauptparteien Meine Gruppen von 
Ertremen und für Verfehtung von Sonderinter: 
eifen Jaben, ſodaß die Megierung jederzeit über 
eine genügende Majorität verfügen fann und ab: 
sreten muß, wenn fie Diele in — nicht 
mehr findet. 

Naturgas. Der Hauptplag für Gewinnung 
und Benugung von natürlichem, dem Boden ent: 
ftrömenden Gas iſt Pittsburg, eine Stadt, welche 
früher wegen des undurchdringlichen Rauches 
Smoky-City genannt wurde, jegt aber in Folge 
der Benusung des Gaſes eine fait reine Atmo— 

bäre bat. Dir. K. Sorge-Osnabrüd berichtete 

über auf Grund einer 1336 unternommenen 
Studienreiie in der General:Beriammlung des 
„Bereins deutiher Eiſenhütten-Leute“. Seinen 
per ift zu entnehmen, daß jest täglich 
etwa 62/, Mill. cbım Bere verwendet und von 
einer Geſellſchaft allein für 3000 Brivatwohnungen, 
300 Hotels und Mleinere Fabriken, 60 Glashütten 
und 34 Eifen: und Stablwerfe zur Heizung und 


Die) 


547 


ur Beleuchtung das Gas geliefert wird, daß die 
— * welche man früher mit dem Gas 

etrieben hatte, aufgehört hat und daß es — ſeit 

883 — daſelbſt 9 Gasgeſellſchaften giebt, welche 
ſämmtlich gute Geſchäfte machen; die erwähnte 
| große Sejellichaft vertheilte 1886 für das erite 
| Quartal 600,000 Mark als Dividende. Das Gas 
ſtrömt in großer Mächtigkeit aus den gasführenden 
Felſen in 300--MO m Tiefe aus, entweder aus 

öhlungen oder durch das poröſe Geſtein — Sand: 
‚stein, Geſchiebe, Stonglomerat. Die Leuchtkraft 
des Naturgafes fteht um die Hälfte hinter der des 
‚ fünftlihen Gajes zurüd, ift aber neuerdings durch 
Carburiren mittelit Betroleumrüditänden weſentlich 
verbejjert worden; die a dagegen  ift 
| eine jehr große und jo, daß 10 cbm Gas gleich: 
werthig mit 15,4 kg beiter Stohlen gerechnet wer— 
‚den. Da, wo, was nur jelten der Fall ift, Gas: 
meſſer vorhanden jind, wird pro cbm Gas im 
Durchſchnitt 1 Pig. bezahlt, in den meiſten Fällen 
aber berechnet man den Preis von Fall zu Fall 
in Panihjumme Im Allgemeinen kann man 
rechnen: fir einen Kochofen monatlih 4 M., für 
Stubenöfen I3M., für eine Leuchtflamme 65 Pfg., 
wobei es gleichgiltig ilt, ob man das Gas Tag 
und Naht verwendet, weil die Menge nicht be: 
rechnet wird. Die große Villa eines Induſtriellen 
wird einichließlih Gewächshaus, Stallungen und 
Nebengebäuden für nur 4850 Mark jährlich voll: 
fommen uud verichwenderiich geheizt und beleuchtet. 


liiffement in Pittsburg, verwenden außer für 
Lokomotiven gar feine Kohlen mehr; die Eripar: 
niß wird an Arbeitskräften täglih zu 147 Mann 
berechnet, alle Arbeiten gehen leichter und jauberer 
von jtatten und die Apparate und Geräthe werben 
weniger abgenügt. Zu berüdjichtigen ift dabei, 
daß Die Umgebung die großartigiten Stohlenlager 
bat und 1 t Sofsfohlen mit 1.72 M. erzeugt 
wird. Da ferner dajelbit jehr reiche Erzlager ſich 
finden, jo wird Pittsburg immer mehr zu einem 
großartigen Zentrum für Eiſen- und Stahlinduftrie 
‚und zum jehr gefährlichen Konkurrenzplatz für 
unſere &ileninduitriellen. 

Das Intereſſanteſte an diefen Mittheilungen 
iſt die Ausficht, welche ih für die Verwendung 
von Gas zu Heizungs: und Beleuchtungszweden 
eröffnet; mit der Zeit wird und muß fie fich auch 
bei uns mit dem Kunſterzeugniß einbürgern; ſchon 
‚jest wird ja vielfah Gebrauch davon gemacht und 
auch der Landwirth kann fich die dadurch möglichen 
| Wortheile verichaffen, da die Einrichtung einer 
ı Gaserzeugung wenigitens für größere Betriebe 
nicht mehr zu den Seltenheiten gehört und leicht 
‚ausführbar ift. Welche Weberlegenheit ein Sn: 
A ee dadurh hat, daß es Sohlen zu 
1.72 M. pro t und Gas zu 1 Pig. pro chm ge: 
winnt und daneben die reichiten Erzlager fowie 
‚ jede Art von Frachtgelegenheit befigt, bedarf feiner 
‚weiteren Auseinanderfegung. Mit der Schweiter: 
ſtadt Allegany Gity rechnet man jegt für Pitts- 
burg ſchon über 300,000 Ginwohner und das 
Jahreserzeugniß an Induſtriewaaren wird zu 

35* 





Mr Ce) ıle 


548 


724 Mil. M. angegeben; 50%, davon kommen 
auf die Eifenwerke und Majchinenfabrifen, 10%, 
auf die Kohlenwerke, 4%, auf die Glashütten. 
—— —— 
Neilſon'ſche Erntemethode, ſ. Ernte. 
Neſſelgarn⸗Induſtrie. Neſſeltuche nnd Neſſel⸗ 


ng wurden früher ſchon aus ben Baitfafern | 
er größeren Brennnefjelarten bargejtellt, durch als fog. Zier- oder Effektgarn dargeftellt und 
die Baumwoll⸗Induſtrie aber wieder verdrängt. der Mafchinenftiderei, der Damaftiweberei, 


Selbft der Name Neifel war auf die mittelfeinen 
und gröberen ungebleihten Baummollzenge zu 
Leibwaͤſche und Unterfutter (Shirting, Futter 
oder Hemdenkattun) übertragen worden. In ber 
neueren zei hat man jedoch, beſonders durd) die 
mit der chineſiſchen Neffel gemachten Erfahrungen, 
den Neffeln überhaupt wieder größere Beachtung 
geichentt, in England Verſuche mit bem Verfpinnen 
der Nefjelfajern mit großem Glüd gemadht und 


dann auch in Deutichland die Sache in die Hand | 


genommen. Die erite Fabrik für deutſche Neſſel— 
garn-Manufaktur entitand in Dresden und wurde 
dann nad) Zittau verlegt. In Frankreich hat fi 
eine Gefellichaft gebildet, welche das Patent für 
das verbefierte Verfahren der Vorbereitung der 
Neſſeln erworben und auch für Dentichland das 
Reichspatent erwirken wollte. Im ſächſiſchen Voigt: 
land und in der Umgegend von Baugen in Sachren 
find Verfuche mit dem Anbau der Chinanefjel und 
auch ſchon mit dem der einheimischen Nefielarten 
gemacht worden und dieſe jcheinen eine große Zus 
kunft zu haben, jo daß der Landwirthſchaft ein 
Griag für die unrentabel gewordenen Farbpflanzen 
geboten wird, wenn nicht die neuefte Erfindung 
auf diefem Gebiete, die Verwerthung der Hopfen: 
ranfen zu Gejpinnftfajern, alle anderen heimischen 
Konkurrenzitoffe entbehrlich machen wird. 

Von Neffelarten famen bis jegt in Betracht: 

a) Lapontea canadensis, auögezeichnet 
auf falireihem Boden, wenig veräftelt, reih an 
Gummi und Glycerin, jehr ergiebig, 20 Stengel 
per Pflanze, zwei Ernten, erfter Schnitt bis 90, 
zweiter bis 60 cm. lang, nutzbar auch badurdı, 
daß das Mark zu Papier verarbeitet werden kann; 
b) Urtica nivea aus China, Chinagras, 
maffenhaft eingeführt; ce) Urtica ramöe, aus 
Sibirien, Algier, dem jüblichen Frankreich, Ungarn 
u. ſ. w., für fandigen Boden, aber jehr ftarf ver: 


äftelt, wenn nicht in dichter Pflanzung und guter | 


Beichattung gebaut. d) Urtica dioica, bie 


große deutſche Brennneffel, welde vor der Er: 
findung des neuen Verfahrens als zu ſtark ver= | 


äftelt und wegen des ſchwer löslichen Gummiftoffs 
für die Fabrikation als weniger geeignet und zu 
theuer angefehen worden war; fie gehört zu den 
fehr Ealireihen Pflanzen und wächſt am beiten 
und aud für die Induftrie am vortheilhafteften 
im Schatten ; die Pflanzen mit blaßgrünen Blät— 
tern werden bevorzugt. a) und b) eignen fi 


fehr gut ala Zwiichenfultur bei Korbweiden und | 


liefern hohen Ertrag. Kann die deutſche Nefiel 
fih dauernd und mit Maſſenabſatz einbürgern, 
dann gewinnt der Landwirth eine lohnende Pflanze 
mehr und zwar, worauf fehr viel anfommt, eine, 





| 


‚artikel werden konnten. Sächſiſche Blätter berich- 


Nebeliprige — Neſſelgarn⸗ Induſtrie. 


welche in Obſtbaumſtücken zwiſchen ben Sträuchern 
und Bäumen mit Erfolg angebaut werden kaun, 
und ebenfo vorzüglich unter und zwifhen Maul: 
beer= und anderen Heden wächſt, wobei noch ber 
Nebenvortheil, daß dadurch die Fleinen Diebe 
einigermaßen abgehalten werben, erreicht wirb. 
Zur Zeit wird das Neſſelgarn vorzugs 


eife 
ber 
Kleideritoff:, Möbelftoffe, Deden: und Teppid- 
— verwendet, auch zu Poſamenten⸗ und 
zhantaſieartileln, zu unverwüſtlichen Gardinen 
und Spitzen, und vielfach in der Wirkerei. Man 
rühmt beſonders die Unverwüſtlichkeit und Schön- 
heit der Wäſcheſtücke aus Neſſelgarn, welches aber 
bis jetzt, des Preiſes wegen, noch nicht Maffen- 


teten darüber wie folgt: 

Die Neſſelfaſer mit ihren Spielarten, der chine— 
Kin Neſſel, der indiihen Nameh und der dent-- 
chen Neſſel, ift Schon oft beichrieben und empfoh— 
len worden; wir glauben daher uns hier der bo— 
tanifchen Einzelheiten enthalten zu dürfen. Die 

ajer bildet genau wie beim Flachs im Stengel 
einen Baft, mur liegt er bei der Neſſel in ftärferen 
Lagen auf und wird zwei bis vier Mal fo lang; 
im Weſen unterjcheidet ſich diefer Baft bei feiner 
Neffelart, wohl aber in der Feinheit; hierin muß 
der chinefiihen Neffel der Vorrang zugeiprochen 
werden. Bis vor Kurzem hatte die aus Hanf 
gewonnene Faſer die Ehre, als die feitefte zu 
elten, inäbejondere ftand der ruffiihe Hanf in 
oben Ehren; dieſer ift jegt aber durch die Neſſel 
feiner Würde entfleidet, u. A. nad Prüfungen 
im engliihen Marinearjenal. Der befte ruffiiche 


"Hanf brad bei Belaftung mit 80 Kilogr., Die 


Chinaneſſel mit 120 $ilogr., die Affamneffel mit 
150 Kilogr. Dieje Proben wurden mit unge: 


‚drehten Fafergebinden angeitellt. Bei Geſpinnſten 
ließ die Neſſelfaſer ihre nachfte Nebenbubhlerin noch 
weiter zurüd. Ein 


Gebind Garn aus chinefischer 
Neflel zerriß bei 126 Kilogr. Gewicht, ein® aus 
ruſſiſchem Hanf gab ſchon bei 41 Filogr. feinen 
Miderftand auf. Unbeſtritten ift jegt die Neſſel 
die Königin aller FFalerpflanzen und in ihren 





übrigen Eigenjchaften braucht fie fi nur noch vor 


‚der Seide zu beugen. — Der Neffelbaft, nachdem 


‚er ähnlich wie Flachs vom Holz befreit, hat ziem— 
lic rohes Ausiehen. Die Faſer ift des ſtarken 





Gummigehalte® wegen noch wenig theilbar und 
fü It fih raub an; fo mag es gekommen jein, 

aß jelbft die findigen Ehinejen durch Jahrhunderte 
hindurch nichts daraus zu machen mußten al& 
Ceile und Stride; fie hatten feine Ahnung, welch 
feine Gefpinnftfafer fich darin verborgen bielt und 
welcher Veredelung fie fähig war. 

Die dem Neffelitengel innewohnende Geipinnit= 
fafer wird jetzt nah einem von einem Deutſchen 
erfundenen medhanifhshemiihen Verfahren von 
den anhaftenden Holz-⸗ Gummi» um . 
theilen befreit. Die Neffelfafer verläßt biefe 
bereitung blendend weiß, in einer unübertr 





MWeichheit und Feinheit, und ihre Spinnbarkeit ift 


Neſſelgarn-Induſtrie — Niederlande. 


eine faft unmittelbare. Sie braucht weniger Vor» 
ipinnmajihinen ald Baumwolle und Flachs, muß 
auch nicht wie biefer meiſt in naffem Zuſtande 
veriponnen werden. Ferner erzielt der Färber 
mit dem Neffelgarne bei einfachiter Behandlung 
fo jhöne Effekte, wie jonit nur bei Seide; der 
natürlihe Glanz hilft sozufagen mit farben, 
ſchimmert durch jede ‚Farbe hindurd und belebt 
fie, fo daß e3 cine Luft tft, die gefärbten Garne 


Re jehen. Bei jolden VBorzügen fonnte es nicht 


eblen, daß fich bereits Stapitalien der jungen 
Induſtrie zumandten. 
Neu: Amferdam — Amſterdam-Inſel, 


j. Alien; Neubraunſchweig ſ. Amerifa (Kana— 


da); NReubritannien, Anielgeuppe, mit Neu— 
Irland und Neü-Hannover, jegt Bismarcks— 
Archipel genannt, und Neue Hebriden, Inſel— 
re j. Ozeanien, ba. der eriteren auch deutiches 
eich (Schutzgebiete u. Rolonien); Neu-Eugland, 
ſ. Ber. Staaten von Nordamerika; Neufund— 
land, ſ. Kanada und Nordamerika; Neuguinea, 
die größte Inſel der Welt, jeßt zum Theil — 
Kaiter-Wilhelmsland — auch im demtichen 
Händen, 5. Ozeanien und deutiches Reich (Kolo— 
nien und Schutgebiete), Neubholland und Neu: 
feeland 5. Auſtralien; Neu-Merito 7. Ber. 
Staaten; Neuſchottland ſ. Nanada; Neun: 
ſpanien, vormals Bezeichnung für Meriko; 
Nicaragua, ſ. Amerifa- 
Kolonialbeſis; dazu gebören: 131,733 
119,321 i 
1130.33 „ 
252,154.33 
32,999.92 


akın 


dazu obige 
iſt zuſammen 


König iſt jeßt Wilhelm III., Alexander 
aul Friedrich Ludwig, geb. 19. Febr. 1817, 
önig ſeit 17. März 1849. — 

Beamte und Behörden: Miniſterrath 
mit Miniſtern des Auswärtigen, des Innern, der 
Juſtiz, der — der Kolonien, des Handels 
und der Induſtrie, des Kriegs, der Marine, 
zuſammen als „Kabinetsrath“ unter dem Vorſitz 
des Königs; Generalſekretäre für Inneres, 
Kolonien, Aeußeres, Juftiz, Marine, Finanzen, 
Krieg, Handel und Induftrie mit „Wateritaat” 
(Abdtheilung für Wafler-Dammbauten u. j. w.); 
höchſte Staatsbeamte (2) mit Titel und Rang 
ald Staatsminister: Staatsrath (der König 
als BVorfigender): Wizepräfident und 15 Mit: 
lieder; die Ben nlnenten (erfte und zweite 

mmer); die Allgem Rechnungskammer 
(Präfident und Sekretär); das Statiſtiſche 
Bureau; die Ordenskanzlei (Sanzler und 
Selretär); das Kabinett des Königs; der 
Oberfte Gerichtshof (zwei Kammern für Seh 
und für Strafiahen, Präjident und Vizepräfident, 
14 Räthe; der Ober-Militärgeridhtshof; 
der hohe Adelsrath; Kommiiiton des Kö— 
nigs in den Brovinzen (11); Oberfte Hof: 
hargen (Großoffiziere) und Hofſtaat der 
Königin; Generalgouverneur in Oftindien 


2355,1%4.25 „ 


549 


Niederlande, Königreih (Holland), ohne 
Kolonien mit Yimburg 11 Brovinzen, 32,999.92 
qkm ohne die Rafferläden des Zunderfee, ber 
Watten und des Antheild am Dollart, zufammen 
5345,52 qkın — 4,278,272 Einwohner (am 31. Dez. 
1834) — 130 auf 1 gkın — (47 in Prod. Drenthe, 
291 in Brov. Sirdholland) — 2,160,759 weibliche 
zu 2,117,513 männlichen Einwohnern. Ueberſchuß 
der Geburten von 1880 bis 1884 jährlich zwiſchen 
48,573 (1880) und 60,504 (1882) und im Ganzer 
durchſchnittlich 53,766 Köpfe. Die Bevölkerung 
iſt überwiegend proteftantiich, 61,55%, katholiſch 
35,86 9%, israelitiich 2,03 %, und Sonftige 1,57 %. 

Der Nationalität nach gab es in den Nieder: 
fanden Geborene 3,936,118, in den Solonien Ge: 
borene 7604, Deutiche 42,026, Belgier 18,316, 
‚ Engländer 1614, aus jonitigen Ländern 6515 
stöpfe (im Jahre 1879). Die größten Städte 
‚ baben Einwohner: Amſterdam 366,660, Notter: 
dam 169,477, Haag 134,552, Utrecht 75,900, 
Gröningen 50,628, Arnheim 45,372, Harlem 
45,619, Lenden 13,822, Tilburg und Marftricht 
zu 30 und 40 Taufend, Dordredt, Leeuwarden, 
Nimvegen, Delft, Serzogenbuih, Schiedam, 
; Zwolle und Geldern zu 20 und 30 Tauſend, zuf. 
'in 18 größeren Städten 1,201,948 oder 28,1%, 
der Finwohner. Bon der Landbevölkerung rechnet 
man 93,081 Eigenthümer und 68,288 Wächter, 
zuſ. 156,369 Wirthſchaftsvorſtehet. 
mit 2,059,450 Einwohn. in a ſ. Aften. 

z 71,183 Br „ Weitind. ) - . 

J Aiſtz Dafelbit. . Amerika. 


6 F 

4278,272 
„ 
und 2 Befehlöhaber, für Marine und Armee, 
dajelbit, 2 Gouverneure in Weftindien; für dert 
Kultus: Synode der reformirten und der evan: 
| eliich=Iutheriichen Kirche; Nemonftratenfer Brüder: 
ſchaft; Allg. Vereinigung der Mennoniten; Erz— 
biihof in Utreht, 4 Biichöfe fonft, in Harlem, 
Herzogenbuih, Breda und Rourmond; Erzbiſchöfe 
der altbiichöfl. katholischen Kirche in Utrecht und 
Harlem, Biſchof in Deventer; Konſiſtorium mit 
Präfidenten und BVizepräfidenten für Jsraeliten; 
für den portugiefiihen Kultus PBräfidentichaft. 
— Armee: Ober:stommando, Chef des Generals 
ſtabs, Inſpektoren der Infanterie, der Kavallerie 
und der Artillerie, Generalintendant, Inſpektoren 
des Geniekorps, des Sanitätswejens und des 
militärifchen Unterrichts, Militärregionen mit 
Kommandanten in Amſterdam, Utrecht und Breda. 
— Marine: Oberbefehlähaber, 2 Vizeadmirale, 
4 Kontreadmirale. iplomatijhe Ber: 
tretung des deutihen Reichs: Geſandtſchaft 
in Ka (a. &. u. b. M., Leg.-Rath, Kanzler), 
Konſulate in Amfterdam, Groningen, Middelburg. 
Rotterdam, zugleich Beneralsonfulate in Batavia, 
; Guragao, Labocandeli auf Sumatra, Paramaribo— 
Guyana, Samurang und Soerabaya. 

Finanzen. (Budget für 1885 in boll. 
Gulden.) Ausgaben 135,220,558, Einnahmen 








— 





550 


120,764,176, 
Zinien und 1062,542,900 G. Kapital. Im Ein: 
zelnen fommen auf die Ausgaben für das Kal. Haus, 
das Mabinett u. ſ. w. 1,263,817 G., für die 
Minifter des Auswärtigen 685,559, der Juftiz 
4,574,480, des Innern 12,0386,843, der Marine 
11,635,716, des Kriegs 20,299,030 (für dieje zus 
Die Einnahmen bilden: 


42,930,000 „ 


Staatsbahn und 11 ‚386,800 G. Rerichiedenes. 


Armee: ftehend und „Schutternen“ (Bürger: | 
wehr); zu rechnen jind_für die ſtehende Armee: 


538 Offiziere und 693 Soldaten für Generalitab 


u. ſ. w. Verwaltung, Sanitätsdiemit und Sanitäts= | 
truppen (3 Kompagnien), 1086 Offiziere und 
42,848 Mann Infanterie — 143 Offiziere und 
3987 Mann Kavallerie, 486 Offiziere und 13,292 |; 


Mann ‚Artillerie, 95 Offiziere und 1432 Mann | 5 


Genie, 10 Offiziere und 363 M. Marscauffee 
forps (Genädarmerie), 17 Of. und 79 M. für 
Rekrutirungsdepot8, zufanmen 2325 Offiziere und | 
62,689 Mann; als aktive Schuttergen 37,198 | 
Mann (212 Komp.), als rubende 77,103 Mann 
(89 Bataillone). Dazu der Sandfturn und die, 
Scügenvereine. Die oſtindiſche Armee zählt 
1362 Offiziere und 29,276 Mann (Eingeborene 
und Europäer). 


Handel. 


indirefte Steuern oder Alziſe (23,650,000 v. 


Niederlande. 


Staatsſchuld 33,815,560 Gulden | ſammen 31,934,746 G. oder etwas über 54 Mil. 


Markt) — für die Staatsſchuld 34,415,572, für 
Finanzen u. Kultus 29,219,817 (Kultus 1,983,257), 
für Stolonien 1,302, 864, für Handel, Imduftrie 
u. i. w. 24, 736,858 (Gifenbabnen HM. G.), für 
Unvorbergefebenes 50,000 ©. 


26,129, 200 G. birelte Steuern (11,158,800 Grund-, 10,644,400 Berfonal:, 


4,326,000 Patentiteuer), 
Spiritnoien, 
19,280,000 fonit). 


Stempel-, Enragrijtrementz, Erbiteuer 3 

Zölle, ferner noh: 301,100 Punzirung edler Metalle. 
24M. G. aus Domänen, 5 M. G. aus der Roit, 
Lotterie-, 141,000 Jagd: und Fiſcherei-Abgabe, 1 M. ©. 


| Marine (Iuli 1885): 


1,006 M. G. von der Tele raphie, 470,000 
Lootiengelder, 2,087 M. &. von der 


re Er 
Dampfer 9, Segelgoelette zum 
— Hafen ahrzeuge 5, An a 
ahrjeuge für den hydrographifchen Dienit 4, 
zufammen 141 Fahrzeuge, ohne Die 
Dampfer und Segelichiffe für den Dienft —J 
indien. Perſonal: 2 Vize-, 4 Kontre 
25 Kapitäne zur See, 35 Kapitänleutnants 2 
Leutnants I. und II. Kl., 50 Aſpiranten der L, 
63 der II., 71 der III. Kl. 69 Merzte, 47 Elan 
der Medizin, 71 Verwaltungsoffiziere, 15 Aipi- 
ranten und 13 Gleven dafür, 3 Pharmazenten, 
‚10 Maidiniften, 6605 Mann, 2336 M. 
joldaten, 1010 M. Eingeborene im oftind. Di 
das Marineinfanteriesstorps mit 56 Off., 
| Ynteroffigieren und Soldaten im Sollftand umd 
54 Offizieren und 2239 Unteroffizieren und Col 
| daten effektiv. 


1072.474 Mill. Gulden Einfuhr, 684.409 M. G. Ausfuhr (1883), davon 


aus dem Zollverein 301.658 M. G. Einfuhr und nach dem Zollverein 819.363 M. G. Ausfuhr, 


aus den Hanjaltädten 20.172 „ 
Der beutiche 


den Hanſaſtädten 13.904 „ 


” 


Handel zeigte, aljo 321.325 M. ©. Ein- und 333.272 M. ©. Ausfuhr, d. i. von 


der gefammten Ginfuhr etwas über 30%, und von der geſaumten Ausfuhr über 48,5 %.. 
Im Einzelnen wurden eingeführt — — ausgeführt für Mil. Gulden (1879). 








Getreide 166,2 108,8 

Sämereien, Früchte 203 — 20,1 

Kolonialwaaren 350° — 32,7 

Getränke 121 — 8,7 

Thiere und th. Nahrungsmittel 93 — 65 

229 — 233,8 

Rohſtoffe 252,1 — 141,6 

Fabrikate 1905 — 50,4 

Verichiedenes 16138 — 3,8 

Edle Metalle 98 — 34 

567 — 517 

Schiffsverkehr (1884). ’ . 

Gingang 2826 Segel-Schiffe mit 2,143,780 M® (eigene 1047 mit 691,349 M?) 
Ausgang 2788 . 2.195.986 „Cu 1082 „ 69110 „) 
Gingang 5605 Dampfer „  9,6985800 „ ( „ 1195 „ 2547918 „) 
Ausgang 5543 ” „_9,675,164 „ ( „ 1209 „ 2,555,605 „) 
beladen Gingang 2600 Segelihiffe „ 2,091,285 „ ( „ 916 „ 661,509 „) 
5478 Dampir „ 9515,750 „ ( „ 1184 „ 2,520,869 „ ) 
zuſammen 8078 Schiffe „ 11,607,088 „ ( „ 2100 „ 3,182,378 „) 
beladen Ausgang 1266 Segelihifte „ 740,080 u 573 „ 240,084 „) 
638 Dampfer „__5,835,2897 „ ( „ 1158 „ 2,438 2,438,828° 3 
zufammen 4904 Schiffe „ 65758567 „ ( „ 1728 „ 2,878, 92 „) 


Niederlande. 


551 


Handeldmarine: 673 Segeliciffe zu 560,303 M®, 


107 Dampfer 
780 Schiffe 


Eiſenbahnen im Betrieb: 1230 km Staats— 
959 km Privat-, zuſ. 2189 km Bahnlinien. 
oitverfehr: 1251 Bureaus, 63,395,420 
Briefe (14,464,080 ausländ.), 21,126,950 Poſt-— 
farten, 47,663,106 Zeitungen und Drudjaden 
(3,668,106 auäl.), 5,160,557 G. Ginnahme und 
3,396,185 ©. Ausgabe. 
Telegrapbie: 4ö4l,, km Linie der Staats: 


telegraphen, 4ö4l,; km Drähte, 562 Bureaus | 
(288 ſtaatlich), 3,350,818 Depeichen (1,297,869 | 


international) — 1,686,779 G. ordentl. Ausgaben 

und 149,347 G. außerordentl. Ausgaben gege 

1,041,510 ©. Einnahme. ' 
Allgemeine Verhältniife. 


anardiftiichejozialiftiichen Bewegungen unter der 
Führung bejonders von Domela Nieuwenhuis in 
bedauerliden Unruhen und Grzeflen, namentlich 
in Amfterdam und Rotterdam im Nahre 1886 
a gemadt, aber aud energiihe Abwehr 
urch das Volk ſelbſt gefunden, welches jich dabei 
ebenfalls zu Exzeſſen bedanerlicher Art binreißen 


ließ. Erit vor wenigen Tagen gaben die für den 
aus der Haft entlaffenen Agitator D. N. veranz 


ftalteten Demonitrationen den Anlaß dazu und 
find jowohl in Amjterdam, als aud in Rotterdam 
die rothen Fahnen vom Volkshaufen gewaltiam 
entfernt und verbrannt, aber auch die ſozialiſtiſch— 


anardiitiih Gelinnten in ihren Veriammlungs: 


| Auch in den 
Niederlanden haben fih in den legten Jahren die 


311, 41, 

„ 871,744 „ 

Stlerifalen, welche große Fortichritte in den legten 
Jahren gemacht haben, zujammengeiegt und feit 
Jahren on fommt eine richtige Entwidelung 
des Staates nidyt mehr zu Stande. Das hohe 
Alter und die Hränklichkeit des Königs laffen in 
Kürze eine Negentichaft erwarten und bei dem 
Tod des Königs ohne männlihen Thronerben 
wird die Provinz Limburg von dem Gejanmt- 
verband gelöft. Die Niederlande haben ſchon lange 
in auswärtigen Angelegenheiten allen Einfluß 
verloren und aud in den Stolonien keineswegs 
Erfolge zu verzeichnen; zur Zeit beherrſcht das 
Land die eingebildete Furcht vor Annerion jeitens 
Deutichlande. Wie in Belgien weiß man auch 
in Holland recht wohl, daß bei neuen gewaltigen 
Völkerkämpfen in Guropa das Land die Neutra= 
lität ſchwerlich aufrecht erhalten kann, der Zuſtand 
‚der Armee und der Marine iit aber nad und 
nad) jo weit herunter gelommen, daß aus eigener 
Kraft das Land felbit einer Macht von nur mitt- 
lerer Größe feinen Widerftand mehr entgegeniegen 
fann. Die Niederlande bedeuten bis zu gewiſſem 
Grade die Stagnation in Guropa, die Fortichritte 
find nur mäßige und felbit in der Hauptquelle 
des nationalen Wohlftandes, in der Landwirth— 
ſchaft und innerhalb diefer in der Viehzucht und 
Milchwirthſchaft fteht Holland ſchon lange nicht 
mehr an der Spiße. 

Vorzüglich find noch unter den Induſtrieerzeug— 





zimmern und öffentlich thatiächlich bedroht und | niffen die Segeltudye und die Seilerwaaren, das 
angegriffen worden. Im Borjahre und noch etwas | feinere Leinen und die ne die Baumwoll- und 
früher zeigten fich unter den Arbeitern bedeutjame | Lederwaaren, Porzellan, Fayence, Thonwaaren 
Bewegungen. Der Ruf nad) der Einführung des | zınd Papier, im Ganzen aber ift auch die ehemals 
Allgemeinen Wahlrehts wurde zum Feldgeichrei | fo blühende Industrie vom Ausland weit übers: 
und wie allerwärts benugten die Sozialiften die | flügelt worden. Das Land befigt zu viel anger 
zeitliche Lage der Arbeiter unter den wenig gün= | häuften Neihthum ohne nugbringende Verwen— 
ftigen Verhältniffen der Induſtrie dazu, die Auf: dung und hat es nicht einmal dahin gebracht, im 
regung künſtlich zu jteigern, um Anhänger zu ges | Lande emen — Wohlſtand allgemein 
winnen. Eine genaue Angabe über die wirkliche zu verbreiten; Reichthum und Armuth bis zum 
Stärke der Sozialiſten und der Anarchiſten liegt —* ſtehen vielfach unvermittelt ſich gegen= 
nicht vor, ſicher aber iſt, daß unter den Arbeitern über und dadurch erklären ſich die ſozialiſtiſch— 
die nationale und die internationale Richtung | anarchiftiichen Bewegungen, das Ueberhandnehmen 
icharfe Gegenfäge erzeugt haben, wobei es ſich | der Ultramontanen und der fintende Ginfluß der 
zeigt. daß für die legteren in den Niederlanden Liberalen, welche vordem das Land allein be— 
der Boden nicht geeignet ift. Der Arbeiterpartei herriht hatten, weldhe aber auch der Vorwurf 
war es im Vorjahre gelungen, ihren Kandidaten, | trifft, nicht zu rechter Zeit für gebotene Neformen 
den ZTiichler Heldt, in Sneek in Friesland für geſorgt und vielfach jelbit den von Anderen an— 
die Kammer durdzubringen, nachdem diejer als geregten ſich direft widerjegt zu haben. 

Vorjigender des Allgemeinen Arbeiterbundes fih Bezüglich der Erzeugniffe und der fonitigen 
befanıft gemacht hatte und mehr mod; durch die | Zuftände des Landes kann noch im Allgemeinen 
feit 9 Jahren geführte Nedaktion des Arbeiter: | auf das früher in Band VI. Mitgetheilte ver: 
blattes „De Werkmansbode“. Heldt jtebt eben= | wieſen werben und um jo mehr, ala Veröffent> 
falls auf nationalem Boden und ſomit im Gegen | lichungen über dieſe Verhältniffe nicht genügend 
fag zu Domela Nieuwenhuid. Die Bewegungen | befannt werden. lleber die Landwirthidhaft 
unter den Arbeitern find zur Zeit um jo bedeu= | erjcheinen vortreffliche, mit der ganzen Gründlich— 
tung&voller, weil die politiichen Parteiverhältniffe keit der Holländer bearbeitete, Jahresberichte im 
ein wenig erfreuliches Bild liefern. Die Kammer Auftrag des Minifteriums unter dem Namen 
iſt aus fait gleichen Fraktionen der Liberalen und „Verslag over den Landbouw in Nederland“. 
der Rechten in Verbindung mit den fatholiihen Der neueite, 1887 erichienene (in 8’ Grevenhage 


552 


Niederlande. 


bei Gebr. van Eleef, 1887 — zu 1 Gulden —) | wird, daß dieſe ſich auf die Daritellung der Ver- 
er die Darftellung für 1885 und dieſer werden | änderungen jeit der Zeit des Grideinens des 
ie folgenden Angaben entlehnt, wozu bemerkt | VI. Bandes des Leritons beichränten müſſen. 


Bobdenvertheilung.- 


Angegeben werben: müfte Gründe 





710,700 ha, (1881 716,720 = +6020 ha 
132,582 


Sumpf und Gewäfler * = 133,309 = —+1227 " 
Deihe und Wege 318, („= 42677 — — AM, 
öffentl. Pläge, Wege, Straßen zc. 91,733 „ „ = N1865 = + 192 „ 
bebaute Stellen 31,548 „ „ = B891 = —I157 „ 
Luſtgärten I „ („ = 5211 — + 127 „ 
Bauland 860,137 „ (u = 860,63 = + 547 „ 
Grasland und Weide 1,137,749 „ „ =118,836 = —8913 „ 
Gärten 28,044 „ n = BB = +84 „ 
Baumgärten 24,132 „ "„ = B80 = — 32, 
Bush und Wald 22584 „ („ = 223903 = —IN1 „ 
2,390,681 „ ' „ =3,3834731 = —506 „ 
fehlt die Angabe von 9318 „n (» = 1265 = +5065 „ 
zufammen 3,299,999 „ 2,399,999 ha 
Ziffern zufammen, jo kommen landes jehr gering ift, erflärt jich durch die Aus: 


Faßt man diefe 
a 


NAderland 860,137ha — 26,06 9, 
Gärten 58176, = 157, 
Wiejen-Werden 1,137,749 „ —= 34,49 „ 
Gehölze 225824 „ — 685 „ 





Kulturland 2,275,886 ha — 68,97 9, 
Unland 2c. 1,024,113 „ —= 31,08 „ 
3,299,999 ha —100,00 %, 





Das Uebergewicht des Kulturlandes fommt auf 
bie Graßländereien nnd deßhalb ftand aud von 
jeher die Viehzucht im Vordergrund, während der 
Aderbau unbedeutend war und vielfach jelbit ganz 
fehlte und fehlt; im Süden und im DOften an 
der deutſchen Grenze finden fich die hauptſächlich— 
jten Aderbaudiftrikte, in Nord und Welt mit Aus: 
nahme der Jujel Seeland vorzugsweife die frucht- 
baren Viehweiden. Daß die Ziffer des Kultur: 


Aderland 547 ha Abnahme, 
Gärten 84 „ " 


1371 ha Abnahme; 





dehnung der wüften Flächen, der Stanäle, welche 
das ganze Landdurdhziehen,der Sümpfeu.der Deiche 
mit dem dazu gehörenden Gelände. Das ganze 
Land muß durch hohe Deiche und Damme vor 
Ueberfluthung gefichert bleiben und diefe Aulagen 
find fo ausgedehnt, daß fie allein über 43,000 ha 
in Anſpruch nehmen. Bon Intereſſe iſt die Art 
der Veränderungen in der Bodenvertheilung auf 
die Hulturarten und jonit; das unproduftive Land 
' hat von 1881 bis 1885 im Ganzen nur 3378 ha ver⸗ 
‚Toren, es find aber verringert worden die wüſten 
ı Gründe um 6020, die Sümpfe und Wafjerflächen wm 
1227, die Wege, Straßen 2. um 132 und die Luſt⸗ 
'gärten um 127 ha, diefen 7506 ha Berluft ſtehen 
gegenüber die Vermehrungen von 471 ha Deichen 
‚und 3157 Bauftellen, zu. 3628 ha, fodaß im 
Ganzen die Verminderung 3878 tft. Im Bezug 
auf das Aulturland find die Veränderungen: 


Srasland 8913 ha Zunabıne, 
Baumgärten 322 „ 
Waldung 1921 „ “ 


11,156 ha Zunahme. 


Die gejammte Vermehrung ift 9785 ha; die Verminderung der oben genannten Flächen war 3878 ha 
die nicht nachgewielene, fehlende Fläche war 5065 „ 


393 „ 


M Die Rechnung ftimmt alfo nicht genau und find 842 ha nicht nahweisbar. 





‚Sehr ausführliche Angaben finden fich über die t daß ed noch ſehr viele junge Bauernjöhne giebt, 
Kauf: und Pachtpreiſe uud die Veränderung | welche nichts anderes als die Landwirthichaft ges 
dieſer gegenüber den früheren Jahren. Im All: | lernt haben, und deßhalb bei jeder Verkaufs: oder 
gemeinen geht daraus hervor, daß die Preife Pachtgelegenheit durch die jtarfe Nachfrage die 
meiftens etwas zurück gegangen waren, in einzel: | Preife in die Höhe treiben; befonders ſei dies 
nen Gegenden jelbft bis um 25%; es wird aber | der Fall bei Verpachtungen auf kurze Zeit; es 
dazu bemerkt, daß dem gegenüber hervorzuheben | gäbe ferner noch immer viele Stapitaliften, welde 


fei, daß in weitaus den meilten Gemeinden die 


Preiſe der Ländereien unverändert geblieben find. 
Der Verfaffer des Berichtes ſpricht feine Ver: 
wunberung dariiber aus, daß bei den bedeutend 
niedrigen Marktpreiien der landwirtbichaftlichen 
Erzeugniſſe im Allgemeinen noch jo viel wie vor: 
ber für Grund und Boden bezahlt wird und fin— 
det ald Grund für biefe Ericheinung den Umſtand, 


im Grund und Boden eine Sichere Anlage ſehen 
und deßhalb gern kaufen, zumal von Staats= umd 
anderen Papieren nur noch jehr mäßige Zinſen 
zu erlangen feien. Im Einzelnen find, weil von 
der Viebbaltung immer nod die beiten Gewinne 
erzielt werden, da, wo die Viehzucht überwiegt, 
die Preife auch noch auf gleiher Höbe geblieben, 
da aber, wo der Sandboden überwiegt, fand ſich 


Niederlande. 


der itärtite Rüdgang in den Preifen und da, wo 
ſehr intenfiv gewirthichaftet wird, die Faltoren 
Arbeit und Kapital alio in Betracht kommen, 
zeigt fich weniger Neigung, die alten Preife zu 
bermilligen, weil bier die SKapitaliften bei dem 
Wettbewerb fehlen, indem die Anlage für joldhe 
nicht vortheilhaft genug ift. 

Im Einzelnen wird 3.9. angegeben aus Gro— 
ningen ein Bauerngut von 23.38.53 ha, ver- 
kauft 1881 mit 24,450 G., 1835 mit nur 16,950 G., 
anderwärts pro ha 140 G. und wieder anderwärts 
150 G. weniger Erlös; aus Friesland bis zu 
20 %, Preisrüdgang: aus Drenthe für einzelne 


Güter 11,000 und wenige Jahre vorher 16,000 G., 


dann 4500 und vorher 17,000 &., 1500 gegen 
3500 ©. für Gut und Aderland im Allgemeinen 
6, Weideland 5 ©. weniger Pachtgeld pro ha; 
aus Opveryiel dagegen 1230 G. Jahrespacht und 


I 
1 
1 


| 
I 





vorher 935 und 931 G., aber auch 7541 G. gegen | 


8438, 3267, 8613, 9302 G. in den jahren vor: 
ber in der Umgebung von Zwolle, verichiedene 


Ländereien bei Deventer, zuſ. +1,06 ha, zu 2106 ©. | 


Baht gegen 2330 ®. vorher, ferner zuſ. 250 ha 
zu durhichn. 33 gegen 35 ©. vorher; in Gelder: 


953 


land desgl. zuſ. 136.62 ha zu 9575 gegen 10,334 
&. vorber, pro ha 70:76 G.; in Nordholland 
3. 8. 877 ©. Baht gegen 1172 G. vorher und 
anderwärts pro ha 20 G. weniger; in Sübholland 
3. B. für 107,79 ha pro ha 202,34 ©. gegen 
190,8 &. vorher, 76 ha zu 4983 G.; in Zeeland 
19,83 ha für 3224 @., 6,48 ha zu 660 ©., 1,10 
ha zu 131 gegen vorher 63,69 G., 4,41 ha zu 
421 gegen 474 G., 15,63 ha zu 1225 gegen 
1240 G.; in Norbbrabant im Allgemeinen 10—12 
G. pro ha weniger und 1000—1200 G. Kauf: 
preis; in Limburg für Aderland 28 gegen 30 
und für Grasland 30 gegen 28 G. Pachtgeld. 
Bezüglich der Verſchuldung giebt eine beſon— 
dere Tabelle an: 1866/70 für 18342 Einſchrei— 
u. 46.932 Mill. G. und von da fteigend bis 
u “ u 32369 Ginfchreibungen mit 149.906 
i 


Die fpeziellen Nachweifungen über die öffentlich 
gewordenen Verkäufe u. f. w. nehmen 111 Seiten 
des Werkes ein. 

Beligftand. Die Eigenthümer und die Pächter 
werden mit der Anzahl von Zug: und Nugpieh 
angegeben, wie folgt: 


Eigenthümer a) mit 4 und mehr Pferden 5871, b) mit 2—3 Pf. 7395, c) mit 1 Pferd od. Odien 


a) 


nach anderer Tabelle für 1885: 


Pächter ” ” ” "” ” 


a) 6218 Gigenthümer und 


32,448, d) mit 6 und mehr Kühen 6588, 


4836, b) mit 2—3 Pf. 7793, ce) mit 1 Pierdb od. Ochſen 


15,364, d) mit 6 und mehr Kühen 6613, 
5006 Pächter, 
7679 





b) 13,325 u 04 = 

c) 33,766 E „ 15,700 5 

d) 16,593 J „ 13,542 ® 

69,902 MR „ 41,927 er 

bezüglih der Größe des Beſitzes: 
Figenthümer mit 1—5 ha zuf. 41,998, Pächter mit 1—5 ha zuſ. 28,134, 
R R 5-10 „ „ DE .»— „ 5-10 „ „ 11913, 
x .. 10-15... 1059, .  .. 10-15, . 62%, 
2 .» 1520, 2» 6 0. 13-0... 4847, 
„ IE RO-30 „ „ 524, 
& 0 ee 
R „420-505 u 166, m 40-50. „1651, 
i „50-600. » 852, u m 50-60 u. 1088, 
z > Be I, nn OT nn 502, 
A 2 MM. —— 266, 
» „10-190 ,„ „ 9, nn 10-150. u $1, 
„ „ über 150 „ „ 51, . „ über 150 „ „ 29, 
93,081 63,258. 
63,288. 


zuf. 156,369 Wirthicafter. 


Die Figenthümer und Pächter mit 1—10 ha zählen zujamm. 104,359 od. 66,7%, der Gelammtzahl, 
1-15, „ „ 121198 „ ID, u P 
1—20 " " " 132,989 2 5, "nm" " 
1—30 " " ” 144,799 m 2,5 "." ” 


Vertheilung des landw. Bodens und der Erträge. Hierzu wird angegeben für: 


Meizen 84,763 ha zu 26,3 hl zul. 232,198 hl 

—— en WB, 5 a " 

oggen 203876 „ „ 20,0 „ „ 4078,72 „ . 

Mintergerfte 33055, „ 8. 5 1a. 1BBL088L hl 
Sommergerite 15,645 „ „ 03 u m 475391 „ en u . 
Hafer 14,55 „ „ 493 „ „ 459,79 „ 

Yuchweizen 51,671 „ „ 89. „463,377 „ 


554 Niederlande. 


llebertrag 504,758 ha 


Erbſen 22,260 ha zu 18,6 hl zuſ. 414,504 hl — 
Vierdebohnen 3696 m m 1909 m m 132832 „ \ ee m 
Sonft. Bohnen 2360.» 15833 55631 J ' 41208, 


MWinterrapd 10,535 24,5 257,913 319,759 hl Oelfrucht, 





Sommerölf. ioißs , „ M2 ) , 1876 , 182,520 kg Hopfen, 
Kanarienfamen 17169 un 80 nn 50,470 „ 2,704,400 „ Tabak, 
— . “un u. — — 
artengewächſe 7: ee - n 
Hopfen 210,62 ” . SO ke . . 182,520 Kg —— — 
Tabak 1503,00 „ „75 „ „ 2,704,400 „ — 
Lein 12,538,00 „ 50063420, 850 Mr Bait 
11,2 hl " 143,346 1Samen 6.734320 kz B 
Hanf 417,00 „ „ 750 kg „ 313,470 kg Bait 3 h — von 
122 hi „ 5116 hl Eamten Kein und Hanf. 
Mangold 7911haund 544ha Zwiſchenfrucht, 
Kohlrüben 2108... 1411. M 
Rüben 4631, „ 3669 „ = 
Raitinaf 120 „ 
Kohl 1104,, 334 „ . Wurzelfrüchte 
un ——— vn a 242,083 ha u. 5958 ka Zwiſchenfrucht. 
Turni 9,193 „ 
Zuderrüben 872 „ 
Zichorie 1252 „ zu 22,700 kg = 28,413,175 kg 
artoffeln 141,529, „ 16911 „ 23,930,783 hl 
Wicken 1252 „ und 19 ha Vorfrucht, 
Linien 25 „ 
en 330, „ 655 „Zwiſchenfrucht, 
upinen 600 F 
—— utterpflanzen 
—3 — — 57,488 ha u. 674 ha Zwiſchenfrucht. 
Luzerne 1531 „ 
Mengfrudt 314 „ 
Stleegrasu.j.w. 14,433 „ 
Brache 18,744 „ . 
* gBeib — zuſ. Ackerland 922,318 „ „ 6632 „ a 
ieſen-Weiden 763,7 = 
Mähe⸗-Wieſen 514088 } Grasland 1,137,749 „ 
Landw. Fläche zui. 2,060,067 „ m 6632 „m 


Gerechnet wurden aber mit Brache nur 862,379 landw. Flähe und dieſe zerfallend in 504,758 
ha, d. i. 59,939 ha weniger als bier gezählt wird; Getreide, 62,051 Hülfenfrüchte, 37,194 Handels: 
es müſſen aljo noch 59,939 ha auf Zwiſchen- und pflanzen, 182,144 Murzelfrüchte, 57,488 Futter: 
Nebenfruht kommen (Nüben u. ſ. w.) und find pflanzen, 18,744 Brade, 1,137,749 Grasland; 
demnach im Ganzen zu rechnen 862,379 ha Acker- dazu 66,571 ha Zwiſchen- und Neben: und Bor: 
land und 66,571 ha Zwiſchen- und Nebenfrucht Frucht. 
und 1,137,749 ha Wieſen, d. i. 2,000,128 ha 

Als Werth der Wieſenpachte werben angegeben: 
für Weiden 10—100 M. pro ha 
. > mit Mähwieien 18—150 „ u m Pachtgeld 
„ reine Mähwieſen 8138 „ „u 
und, ald Erträge 900 bis 7500 kg Futter. 


An anderer Stelle ift genannt: Getreide, Körner u. ſ. w., Früchte 764,132 ha 


Viehfutter, Wurzelfrüchte 22,015 „ (ohne Kartoffeln ꝛc.) 
Klce u. j. mw. 57,488 „ 
Brache 18,744 „ 


 Aderland. 862,379 „ 


Niederlande. 


Die 94. Tabelle giebt den Ernt 
Für Weisen 


54,763 ha — “en a hl Hörner — 


ewerth an und zwar wie folgt: 
15,067 336 ®. u. 2,542,8%0 G. f. Stroh ıc., zuf, ir 0} 
46,337 


rür Svelz * — * = 44 .. 139 " * * 
für Roggen 203,876 - ——— " * = 23,840,130 .. 5,606,590 07 " “ 29,446,720 „, ‚ 
ür Rintergerite 33055 „ — 1453970 „ — — 1577557 „ „ 6722309 „ . 2249,66 
für Sommergerſte 15,645 „ — 4531 „ P = DH «u 40,08 „ Fr „  2,525,197 „ 
ür Safer 14,555. — 454,74 „ - — 17,115,626 ." 2,216,639 „ ” „ 19332205 „ 
tür Buchweizen BLETL „ — 4638377 „ A 2411877 „u 2383528 „ J 2697,160. 
für ——— 36,026 „ — 732,52 „ „= 4420569 „ „ 50,16 „ " „  5,020,785 „ 
"ür Erbien 26 „— 44504 „ 4 — 8108,780 u u 262,727 „ » „  3871,507 „ 
für fonitige Bohnen 2,860 —— 56,631 ” ” 656,92 ”»" Er 7 ” ” 666,92 * 
für Kartoffeln 141529 „ 29630,788, . = 530 254 544 5. — ,„ „ 50, — 
für Zuckerrüben 16,088 „ 54 ke R — 4015,40 u u “ * 4440 
tür Rapsöliaat 055 „ — 372038 h B* = BAUT „ — ri „  2,417,281 „ 
für Sommerölfaat 116 „ — 11,376 „ n — 206 m — — * * 129,686 „, 
für Kanarienjaat 1769 u — 5040 „ r 431518 u u _— " 7 431,513 „ 
Für Gewürspflangen zc. A456 „ — 1210000 „ u = 05250 „ „ _ u * 405,850 
*ir Zichorien 1252 „ 28.418.175 „ RR — ut — — * 430,469 
für Yeinenbaft ) 12.538 — 6420550 . = — 4725741 m u — — r „ 4725,74 
*ür Yeineniamen )} * "— 13546 „ r — 105.09 4 — u * „105.059 
für Sant, Raft ) 47 — 313470 „ = — 190466 „ „ — — Ri = 150,466 „ 
tür Santiamen ) "_ 5116 „ pe = STOSS nm — ., ni * 37,086 „ 
tür Tabat 1308 „ — 2704,40 „ u — 1089873 u „ — „ 1,089,873 „ 
für verſchied. Pflanzen 10,170 „ 

704,152 ha 136 509,005 8, 148,950,4v1 G. 








Als Tarifsmwerthbe find aber angegeben: 
Weizen 22,321,950 — Spelz 46,357 — Roggen 
27 ‚164,259 — Wintergerite 7, 749, 560 — — — 
gerite 2,533,534 — Safer 16,816,964 — Bu 
weizen 3,396,553 — Bohnen 4,880,661 — Erb⸗ 
sen 3,452,818 — ſonſt. Bohnen 377,161 — Star: 
toffeln 23,930,783 — Zuderrüben 4,015,440 — 
Rapsiaaten 2,799,353 — Sommerölſaaten 121,268 
Ktanarieniaamen 706,580 — Handelöpflanzen fonit 
484,000 — Zichorie 1,420,659 — Flachsbaſt 
4,494,595 — KLeinfamen 1,198,237 — Hanfbaft 
125,388 — Hanflamen 30, 696 — Tabat 1 ‚352,200, 
zus. alio nur 129,369,506 Gulden. 

Gartenbau. Ueber dieien find jehr genaue 
Angaben gemadt. Die Ausfuhr an friſchen und 
— Gemüſen, Früchten u. ſ. w. war 

‚048,944 G., die Einfuhr 410,190, die Mehr: 
ausfuhr 19, 638, 754 G. Für Blumen u. j. w. 
iſt befanntlich Harlem der Hauptplag; die Kr 
belpflanzensfultur wird dajelbit in 30 Gemeinden 
der Umgegend betrieben, für Hyazinthen find hier 
zufammen 231.136 ha, für Tulpen 205.7376 ha, 


Angegeben find für 1885: landw. Pferde 
Zugochſen 
Eſel und Mauleſel 
beſteuerte Pferde 
Pferde überhaupt 
vee 
Stuten 


33, 
Fohlen unter 3 Jahr 51,362 


Arbeit&pferde 


Sie Einfuhr war 39,771 Stüd für 1880/85, durchſchnittl. 6629, 
1262 - 210 


” "” ” 


Die Ausfuhr war 58,685 * 
5732 


für Strofus 74.7423 ha, für Narziſſen 9.3184 ha, 
für Spiraea- und Diantra-Sultur 22.4357 ha, 
für verfchiedene audere ——— 52.1515 
ha, zuſ. 595.291 ha und 36 ha Wiefengrund be: 
jtimmt. ür bie einzelnen Pflanzen des Garten: 
baues giebt e8 auch rg Angabe der Preiſe 
und der Mengen, melde Erträne Markt gebradit wur: 
den, aber feine über die 

Ueber Obitbau und Waldbetrieb finden 
ſich ebenfalls nur ſehr genaue Angaben bezüglich 
der Preife der Erzeugniffe. , 

Viehzucht. 1) vferde. Trotz lebhaftem 
Handel ſind die Preiſe etwas zurückgegangen und 
zwar für Arbeitspferde um 10 G., für 2—8iäh⸗ 
tige Pferde um 2,5, für ljährige um 2,5, für 
—* um 176. Als Mittelpreife find genannt 

ferde über 3 Jahr alt 564 und innerhalb 

des Jahres 500 bis 700 G., für unter 3%. alte 
328 6. (300 bis 390), für Fohlen 205 G. (150 
bis 250); im Jahr 1882 hatte man ala Mittel- 
preije 600, 353 und 231 Gulden. 





— 4 an 166 ‚089), 


2006 c. = 2972), 
8920 ( 72,659) mit 702,133 Gulden, 
TO11 Lt „ 152,731) 
S0( „ —33 
940 — Be 
z 42,776), 
185, 939 E..% 179,830). 
für 1885 aber 7162 Stüd Pferde, 
bo e. „ Fohlen. 
F 978, „ m 8307 „ Pierde, 
* 956 712 „ Fohlen. 


Im Jahr 1885 wurden eingeführt aus Belgien 2601 Stüd, nad Belgien 2321 Stüd, 


” 


„ Pre 


Engl 


England 847 
Preußen 5631 


and 2386 
ußen 2171 


” 
* 


* 


556 Niederlande. 


Die Eſel und Maulefel haben feit 1881 um die Efelinnen bei Städtern zur Gewinnung vom 
138 Stüd zugenommen; angegeben wird, daß | Milch gehalten werben. 
biefe Thiere meiftens zur Qiebhaberei für Finder, 


2) Rindvieh. Man zählte 1,510,089 Stüd (1861/70 zuf. — Stück) und zwar 


Bullen 24 4 
Kühe 90144 „ 6 „ 895974 „) 
Kälber und Jungvieh 513373 „ ( „ „ 38903 „), 
rer big u. Maſtkühe 68546 „ (u z 572210 „)., 
Zugochſen s1130 64 — 10,436 „). 


Die Ausfuhr war: Stiere, Ochſen, Kühe 60,616 Stüd (nah Preußen 2466 Stüd), 
Kälber u. ſ. w. 70,573 „ r J 
Eingeführt wurden nur 550 Stück, worunter 17 Kälber. 


er wird über den Preisrüdgang, welcher  Magerläje Preisaufichlag zeigte. Die Butter— 
in den beiden Vorjahren auf 30 Mill. &. und breite werben aus verfchiedenen Marktorten an 
für 1885 nochmals auf 28.979 Mil. G. trog der gegeben pro kg mit 1,13 gegen 1,37 G. — 0,8 
—5* um 36,000 Stück berechnet wird. Als gegen 1,26 — 1,0 gegen 1,27 — 1,5 gegen 1,75 
Mittelpreife gelten für 1885: Maitvieh 175, &. (1883) 

Kühe 150, Jungvieh 76, Zugochien 140 G. Auch 

für den Käſe gab es Preisrüdgang und zwar. 3) Schafe. Für 1835 wird eine Zunahme 
galten 100 kg Edamer 52 G. (1883 = 66 ©), | von 25,000 Stüd, für 1894 folde von 45,564 
&ouda 40 ©. (62), Derby 42 (60) G., während | Stüd angegeben. 


Die Geſammtzahl it 774,097 Stüd gegen 942,498 Stüd in den Jahren 1361/70, 
895,836 „ nn. „ 1871/80, 


747,5566..  .0 „ 1881/84. 


4) Ziegen. Vorhanden waren 158,883 Stüd vielen Gemeinden feine über die Anzahl des Ge: 
(1861/70 zuſ. 127,304 Stüd). flügelö oder nur unvollftändige eingegangen was 

5 Schweine Anzahl 441,958 Stüd ren. Someit Marktberichte vorliegen, wurden 
(1861/70 zuf. 293,279 Stüd); geihlahtet wurden , 13,657 Mill. Eier zum Werth von 478,000 G. 
337,058 Stüd, eingeführt 3400 Stud, ausgeführt | zu Markt gebraht und nad den erhaltenen Ans 
111,000 Stüd. (Mehrausfuhr 107,600 Stüd.) gaben find 3,178,000 Stüd Geflügel zum Werthe 

6) Federvieh. Hierju wird die Unvollitän= | von 2,333,000 G. anzunehmen, Ziffern, welche aber 
digkeit der Angaben beflagt, da aus vielen Markt- | bei weitem nicht der Wirklichkeit entiprechen. 
orten feine Berichte über den Eierhandel und aus 


Im Einzelnen werden angegeben: Hühner 2,697,067 Stüd (1366/70: 1,814,400 Stüd) 


" ‚ 


Truthühner 16,674 „ — 14,220 
324,632 
29,639 
4122 

= 2,187,013 „ ) 


Enten 359,387 

Gänſe 34,309 

Schwäne 3408 

3110845 „ 

7) Bienen. Das Jahr 1885 wird als ein: mit den Nebuktionäziffern 1,5 Kuh für alte und 

jehr ungünitiges in ‚Folge von Kälte bezeichnet. '3/, Kuh für junge Pferde, 2 Kuh für Jungvieh, 

Gezählt wurden 143,082 Bienenförbe (216,090 1, Kuh für Schafe und 1 Hub für Schweine; 

in den Jahren 1864/70); als durdichn. Preije 10,000 kg als Einheit.) Gefammtmenge: 1,744,200, 

für alte Stöde find +4,25, für junge 3,45 G. an- Nder: und Weideland 1,993,208 ha, pro ha 0,33 

gegeben, für jene in den einzelnen Provinzen 3 Einheiten — in den einzelnen Provinzen 0,65 
bis 5 G., für dieie 2,9 bis 4,5 ©. (Zeeland) bis 1,13 (Süd-Holland). 

8) Düngergewinn. (Angaben in Kuhmiſt 


" 
” 
* 


2 2 


9) Werth des Viehſtapels für 1884 und 1885. Unteiſchieden werden Marktpreis 
und Tarifpreis; 
nach jenem iſt der Geſammtwerth 316,633,579 und 284,521,081 Gulden, 











nach dieiem „ „ u 162,331,359 „ 164,607,332 — 
Im Einzelnen ergiebt ſich nach Tarifpreis 
für 1884: für 1885: 
Pferde 218,165 zu 200 G. — 43,633,000 G. — 218,759 zu 200 G. — 43,751,300 ©. 
Fehlen Z 50,909 „ 100 „= 5,090,900 ben 51,362 „10, = 5,136 200 „_ 
Pferde zuſ. 269,074 48,723,3900 G. — 270,121 48,833,000 G. 


Niederlande. 557 


.. 
. 


für 1884 : für 1885: 
Eſel und Maulejel 2228 31306. — 66,406. — 2336651306. = 70,906. 


Ochſen, Kühe, Kalbinnen 981,412 „ 80. — 78,512,960 , — 996,716 „ 80 „ = 79,737,280 „ 
Kälber und Jungvieh 493,000 „ 30. — 14,790,000 „ — 513,373 „ 30 „ — 15,401,1% „ 


l 


J 


Rinder zuſ. 1,474,412 93,302,960 „ 1,510,089 95,138,470 „ 

Schafe 752,940 „ 10„ —= 7,529,490 „ — 774,079, 10, — 7,740,970 „ 
iegen 156,55, 3. — 468765, — 158855, 3. — 476,664 „ 
meine 426,914, 20, — 8538280, — 441,58, 20, — 8,839,160 „ 
Geflügel 3.023,05 u, — — 2954346.  3,110,845 „ —„ — 2,902,272 „ 
Bienenftöde 146,427, —. — 746,778, — 143,092, — — 55%, > 


162,331,359 „ — E 164,607,382 „ 
Im Einzelnen find aber mit Marktpreiſen angegeben: 


beiteuerte Pferde 











„I, II 61. 44,154 zu 5506.-- 24,284,700 6. — 43,902 31510 G. — 22,3%,020 6. 
NArbeitöpferde „ „ 174,011, 225, 39,152,475,. — 174857, 218 „== 38,118,826 „ 
Junge Brerde „ „ 50,909 „ 120, —  6,109,080. — 51,362 „ 107,5 „ — _5,508,575 „ 

zuf. Pferde 269,074 69,546,255 „ — 270,121 66,017,421 „ 
Rinder, Maſtvieh 64,562, 227, — 14,723,674,— 68546 „175 „= 11,995,550 „ 
Milhtühe 890,168 „ 175. — 155,779,400 , — 901,424 „ 150 „== 135,213,600 „ 
Stiere u. Jungvieh 510,912, 90, — 45,982,080 „ — 532,009, 76 „— 40,432,084 „ 
Zugohien 8470, 10. 127050, — 8110,10 „— 1.135,00. 
Nindvich zuf. 1,474,412 217,755,654 „ —  1,510,089 188,777,234 „ 
Schafe 752,949 „16,1 „= 12,122,479 , — 774,097 „ 1445 „— 11,185,702 „ 
iegen 156,255 „ 6,75 „ 1,060,721 „ — 158,888 „ 730 „— 1,159,882 . 
Schweine 426,914 „ 29,0, 12,380,506 „ — 441,958. 31,20 „— 13,789,090 „ 
Hühner 2,611,561 „ 0,95. —  2,480,983 „ — 2,697,067 „ 0,90 „= 2,427,360 „ 
Truthühner 16,596 „ 3,80, — 63,065 „ — 16,674. 3,70 „ 61,694 „ 
Enten 337,691 „ 0,90 „ 321,922 „ — 393397. 0,9%, 323,448 „ 
Gänie 33,698 „ 2,15 „ = 72,451, — 3413090. 210 „= 72,049 „ 
Shwin BU. 40. 10 408, 50 ,= _AM7A, 

Federvieh zuf. 3,023,085 2,954,346 „ — 3,110,545 2,902,272 „ 
Bienenftöde 146,427 „ 5,10. = 746,778. — 143,082, 3,86. = 550,866 „ 


Geiammtwerth 316,633,579 „ — 7 79284,521,081 „ 
Nach Marktpreiien ift alſo der Merthverluft für 1885 zufammen 32,112,498 Gulden, 
» Tarifpreiien iſt aber die Wertherhöhung für „ — 22276,028  „ 


Die Tabelle 152 giebt die Viehzahlen und den Werth nah Tarifſätzen für die Jahre 1860-- 1885 
an, die Viehzahlen au für 1804— 1860. Es wird genügen, daraus die Jahrzehnte zu geben. 
Man hatte: 


zuſ. Bulben 
1860 242,500 Pferde, 1,287,000 Rinder, 865,800 Schafe, 114,900 Ziegen, 270,600 Schweine, 150,786,900 
1870 252,100 „ 1,410,500 „900,200 „136,000 „ 329,100 u 156,957,000 
1880 278400  „  1,469,700  „ 847,500 „ 157700 „334,800 163,517,600 
18681 271,100 „ 1434400 „ 792500 „156,600 „376,400 „... 160,135,000 
1882 270500 „ 1,427,900 „ 745,200  „ 154,300 „ 403,600 1669,972,900 
1883 269,200 „ 1,437,000 „708,500 „ 154,200 „420,600 18,619,800 
1884 269,100 „ 1474400 „ 752, 9000, 156,500 „ 426,900 — 162 331,406 
1865 270,100 3 1510100 „ 774,100 „158,900 „ 442,000 164,607, 400 


Sämmtliche Viehbeftände haben ſich demnach und 150 Mil. find verzeichnet 1860/65 und 186778 
zum Theil nicht umbeträchtlich in 25 Jahren ver- und 1662 und 1883, mit über 160 bie Jahre 
mehrt und der Wertb nah Tarifpreiien iſt 1874/81 und 1884/85. 
13,820,500 Gulden höher ; die nähfihödhfte Ziffer, Handel mit landw. Erzeugnifien. 
unter der Marimalzahl des Jahres 1885 ift 1870 ; Unter diefem Stapitel giebt es jehr ausführliche 
geweien mit 163,517,600 — nur 1,089,800 &. | Angaben und Tabellen über bie zu Marlt ge 
Unterfdieb. brachten Gegenftände und über die Preiſe, welde 

Innerhalb der Jahre war die niedrigfte Summe |im Durchſchnitt gelöft wurben; foweit dieſe das 
im Jahr 1866 mit nur 148,628,800 G., mit über Vieh betreffen, find daraus für 1885 zu nennen: 


558 Niederlande. 
Milchkühe 441,407 Stüd zu 150 Gulden, 
Magere Ochſen u. Kühe 9,789 „ „ 116 i 
ri Ochſen und Kühe 93296 „ „ 175 z (kg 0,65), 
‚yette Kälber 74504 „u 415 „ („ 0,69), 
Srasfälber ST5ETB5 „ „» 15 „ 
Nüchterne Kälber 5,26 5. u 35. 
Arbeitöpferde 80017 „u 100 „ 
3: und Zjährige Pferde 16,515 „ „ 475 „ 
Ljährige Pferde 162 „ „ 135 „ 
—— 735 —60 
Schaf 472,939 „ „ 16,25 „ nnd 23,044 zu 16,55 ©. 
Seibefäafe 60,; „ n 1080 „ 
Lämmer 288524, „ „ 865 „ 
53 „ „ 70 „ 
ette Schweine 118,891 „ „66,00 „ (kg 0,85), 
Magere Schweine je 459 ,. —. AS. 
Junge Schweine Euer 640 „ 
Fleiſchpreiſe: kg Fin 75—95, Schwein 80 -90, 
„Kalb 110—130, Speck ger. 56—62, 
„ Schaf 60-80, Pökelfleiſch 75. 
Butterhandel. Die bedeutend gejteigerte | butter nicht unterfchieden werden, ſodaß man aus 


Fabrikation von Kunftbutter und die Eins u 


Ausfuhr von Margarine hat in deutichen Blättern | 


die che Seitung“ Deutungen erfahren; es wurde 
(Milch-Zeitung“ No. 25 1887) von großartiger 


Schädigung des Butterhandeld dadurch und von. 


dem nur nocd geringen Erlös für Butter auf 
dem engliihen Markt geſprochen (90 sh pro Ztr. 
für Friefiihe gegen 112 sh für ameritanifche, 114 
für däniſche und inländiſche, 120 für italieniſche 
und 130 für normäniſche Butter im März 1886). 


dieſen nicht eriehen könne, wie viel Kunftbutter 
zu Ein: und Ausfuhr fomme, und gewünicht wird, 
daß in Zukunft diefe unter ihrem Namen aufge: 
führt, alio aud) beim Berfauf bezeichnet werde. 

Der Rüdgang in den Butterpreijen auf dem Lon: 
doner Markt wird dem Rüdgang in der Fabri— 
kation oder vielmehr dem Umſtand zugeichrieben, 
daß die holländischen Milchwirthe nicht fo wie die 
‚in den Norditaaten, in Nordfrankreich und jelbit 
‚in Italien vorangegangen feien; die Kunſtbutter 





Die Einfuhr von Margarine habe ſchon 43 Mill. | trage dazu wenig bei, da die Käufer recht gut 
kg betragen bei einem Verbrauch von 5 Mill. kg dieſe — ag zu unterfcheiden müßten. 
im Inland; die Zahl der Kühe habe ſich verntin- | Daß dem jo ift, muß auch ſchon daraus Jedem 


dert und ebenfo die der YButter-Ausfuhr. Die 
Milchereien ftünden vor einer ſchweren Kriſe und 
könnten ohne Staatshilfe nicht mehr beftehen. 
Bon alledem ift in dem offiziellen Werke mit 
den überaus gründlichen Angaben nichts zu lejen; 
in den legten Jahrgängen, jeit die Kunftbutter 
eine Rolle ſpielt, wird gegentheilig mit Genug- 
thuung hervorgehoben, daß die Milhwirthe einen 
fehr bedeutenden Gewinn durch Verkauf von Milch | 


— OH BHMil. ljährlich — an die Kunſtbutterfabri⸗ 


fanten erzielen und es wird ferner bemerkt, daß 
die bedeutende Ginfuhr von Schmalz u. r w. 
zur Kunſtbutterfabrikation dem Lande einen jehr 
großen Gewinn bringe, weil dieje größtentheils 
In Inlande verarbeitet, aber nur zum geringften 
Theil im Inland verbraucht, aljo meiſtens mit 
Vortheil ausgeführt werde. Beklagt wird nur, 
daß in den Zollliiten die Natur und die Kunit- 


Der Gejammthandel mit — 


einleuchten, daß die Butter aus Amerika ſehr hoch 
bezahlt wird, während von dort aus wohl noch 
mehr Kunitbutter nah England ala von Holland 
‚oder irgend einem anderen Lande aus verjendet 
wird; die Ameritaner haben es verftanden, bie 
Butter hoch vollfommen herzuftellen und das weiß 
man in England zu würdigen. 

Andererfeitö find angegeben als Verhältniſſe 
des Butterhandels für 1885 

Margarine: Ginfuhr i in Rotterdam allein 25 Mil. 
kg, aus Amerifa 131, M. kg — (1884 auf. 17,5, 
1833 zuf. 22,5 M. kg), nad Werth * dief⸗ 
Jahre 13, 12,5 u. 14 Mill. ©. ; im Ganzen 37,8 
M. kg gegen 30,4 M. kg im Jahre 1884. 53 
butter: Anfuhr zu den Märkten 1,821,918 
Grasbutter 14,082,088 kg. Preiſe 0,8 bis 14 
pro kg, Sühmilchtäfe 0,32 bis 0,70, Magerfäfe 
1,6 bi3 3,7 G. pro kg. 





Erzeugnijien ergiebt in den Haupt: 


egenftänden: 
Dungitoffe 3,127,771 ©. Einfuhr, — 921 G. Ausfuhr, 535,850 +Einf. — Ausf. 
Getreide 153,894,270 „ — ‚109,827 „ = ‚74, 43 „ — 
ülſenfrüchte 7,364,653 „ — 1,437,415 „ R 5,3857,236 „ — 
artoffeln 56,476 „ u 401,018 „ — 344,542 „ 
Mebl u. f. wm. 14,952,184 „ R 7,347,157 „ J 7.505,027 — — 
Kartoffelmehl 793,374 „ z 5,804,816 „ “ — 5,011,442 „ 
Brot, Balwaaren 2,105,261 „ * 10,075,032 „ J — „ .7,969,771 „ 








Niederlande. 559 

— u. ſ. w. 40,700,893 G. Einfuhr, 38,048,765 G. Ausfuhr, 2,652,133 +Einf. — +Xusf. 
Del u. Oelſämerei 31,063,360 „ - 9,884,215 „ P 2117915 „ — 
Oelkuchen u. ſ.w. 160,264 „ 1,065,950 „ P — 905,726 „ 
Zichorie u.f.m. MS, u 4665705)» = z 367,712 „ 
Flachs u. Leinfamen 1,323,503 „ & 11,757,056 „ . — 10433,553 „ 
Hanf u. Hanfſamen 8,027,549 „ R 3,676,773 „ J 48300,776 , — * 
Hopfen 933,691 „ F 475,403 „ a 463,253 „ — J 
Tabat, Zigarren ꝛc. 6,298,378, * 3,561,592 „ A 3.436,76  „. — — 

Saum 

Nderbau: ) ; a, ae Te eng s 

Grzeugniffe ) 278,315,706 „ 187,348,394 „ z 116,536,026 „ 25,082,746 „ 

Pferde, Fohlen 1,452,300 ©. Einf. 1,832,600 6. Ausf. — GH+En. — 69. +NE. 
Giel, Maulthiere 630, u — 4 — ABER 
Rindvieh 310, „ 6,966,470 , , — — 6,923, 320, 
Scafvich 197,560 ,„ „ 2,482365 „, — u 2,284,305 , u 
Scyweine 67,240 = 2.234,30, — I —— 2167.580, 
Geflügel, Wild 71,202. „ 658,074, , — Pe 575,872 u m 
Butter 3,38, 50,804,789 , „u — — 45,561,404 „ „ 
Käſe 75,70. „ 12,051,237 „ „ — us 11,976,507 „, 
Kälbermagen 16,30 „ „ 2009, m 14801, „ -- u. 
äute u N w. 12,400,914, „ 11,821,275, „ 1,079,639 ,  „ — no 
chaffelle 36,3 z 63,508, u — a 27168. , 
Wolle 18.142,64, „ 15,406,365 „ „ 2,736,279, , — — 
Schweinsborſten 245,227, „ 177,060, „ 68,167, „ _ ur 
Freie) Sped xc. 1,329,668 „, „ 8,352,0890 „, „ — — 20247, „ 
Talg u. |. m. 27,852, „ 388771, „ 24.008593, „ REN: 
Stearinu.j-w. 373,136, „ 1,600,314 , „ — —2 1227,178,, 
Fier 1,869,878 , „ 195400, „ 167398, „ in 
Federn 1.342,98 , „ 346,612, „ 996,336 , — — 
ante 306610. 137,002, „ 168,608, „ — — 
Deeng. donia 1.0688 46ß. 1170066. „ 81350, „ — un 
ae LET. LU, 5 3063, , 
Branntwein ꝛc. 1,141,431, „ 4,015,815 „ — — 2874,33, 
Bier MOM, m mm Bm 
353,547,657., „  307,466,646 „ „ 14309426 „ „101474527, u 


Es ift demnach die Mehreinfubr im —* 46,080,991 Gulden, 
bei den Adererzeugniffen allein _91,503,280 


Dei den thieriihen Erzeugniffen u. ſ. w. ift die Mehrausfuhr 46,886,381 Gulden. 


” 


Der inländiihe Marktverfehr zeigte noch als Anfuhren: 


Schafe, ältere 472,939 Stüd, durhichn. zu 16,25 ©. rw G.) 


iüngere 2304 „ ö „1685 „ 0 —9 
Heidſchafe 60,3990 „ a 10.90 „ ( 5-17 ,„) 
Lämmer 223524 „ 2 „85. (5-16 „) 

iegen 9543 „ 2 „ 70 „ (53—12 „) 
‚ettihweine 118,891 „ = „ 66,00 „ (40—10 „). 
Magerichweine 195,959 „ z „21.25 „ (14-35 „) 
Ferkel 488,907 „ ne „ 640 „ (42-1327 „), 


Im Kapitel über die Berbejferungen im Zus |grumditüden zuf. mit 35.699.20 G. Ablöfung. 
ftand des Landbaus nehmen die Wualferarbeiten  240.03.21 ha Staatsdomänen:Verlauf find mit 


bie Hauptitelle ein; aufgeführt werden Anlagen | den Saufpreifen von 340,206 ©. —— d. i. 
2 Hi pro ha etwas über 1500 G. Dra 
fammen 44,012 ha. Ausführlide Angaben über 


zum Landgewinn für 72 


‚140 G. Roiten und 


ür 


Schutwerle in den ſämmtlichen Provinzen (Neu: 


anlage und Unterhaltung) 1,323,613 ©. 


Adlöfungen von Zehnten 


Für 


Staatsdomänen und in größerer Zahl von Brivat- 


| 
1 


nirt wurben 


ie Düngung und über die Benugung der Fäkalien 
ab es von 326.49.18 ha aus Gemeinden nah dem Syftem Liernur und 


| über andere Meliorationsmittel zeigen, in meld 


—— — 


— — 


560 Niederlande — Obſt und Obſthandel. 


hohem Grade davon Gebrauch gemacht wird. Von 
Maſchinen wurden: Reihenſämaſchinen 2229, 
Schaufelpflüge 2325, un 239, 
Grasmähmaſchinen 972, Pferdeharken 3525, Drefch- 
maſchinen mit Pferden getrieben 5802 unb mit 
Handarbeit 901 verwendet. 

Al Ausgaben für Unterriht find 
ausgegeben: 

ür bie Neihslandbaufhule 80,085 ©. 
„ ben — Unterricht 176,352 „ 

In der Inſtituts-Klinik waren 2175 Thiere be- 
handelt worden und 71 Schüler anwefend. Der 
Kurfus der Gartenbaufhule „Amfterdam” zu 
Watergraafömer begann mit 29 Lehrlingen. 

Von Vereinen werben erwähnt: das Nieder: 
ländifhe Landbau-Komité, der Kongreß, die Ge— 
jellihaft für Gartenbau und Pflanzentunde, die 
Allgemeine Vereinigung für Blnmenzwiebeln- 
Kultur, die Vereinigung ber Blumenfreunde in 

aarlem, die Gejellihaft zur Beförderung ber 
Flachskultur, die Niederländifhe botaniiche Ge— 
jellihaft, das Niederländiihe Rindvieh-Stamm— 
buch (1449 ©t.), das Frieſiſche desgl. (801), das 
Wieſiſche Pferde⸗Stammbuch (279), das Rindvieh— 


Stammbuch „Nord-Holland“ (2121), desgleichen 


Weſterkwartier“ in Groningen (179), die per— 


manente Kommiſſion für Ver een der Pferde: 
t 


zucht in Gelderland, die Geſellſchaft für Wohl: 


thätigfeit in Frederiksoord, die Mufteranftalten | 
Ommerſchans und Veenhuizen, das holländiihe 
Methrug und 30 Provinzial:Vereine und Ge— 


jellichaften. 


Für den Kredit giebt es die Nationale Hypo: | 


thefenbanf in Amjterdam, die ge in 
Rotterdam, die holländiſche 9.2. 
die s’Gravenhaagsche H.B. für Niederland, die 
Utrecht'ſche Dead die Arnheim’sche, die Süd— 
holländiihe in Rotterdam, die Maaftrihter und 
die Gejellichaft für Gemeindefredbit in Amfterdam. 

Zur Literatur ift zu nennen: Resume 
statistique pour „le royaume des Pays-Bas“. 
Bd. 1—2. Haa 
„Nederland“, 5. Aufl. Zütphen 1888. — Bü: 
beder „Belgien und Holland“, 17. Aufl. 1885. 
Epig. 

Nihiliſten, ſ. Rußland. 

Nikobaren, ſ. Aſien. 


Nikotina. Name für ein neues, von E. Schmidt 
u. Comp. in ——— (Oldenburg) in ben Han— 
del gebrachtes Waſchmittel gegen Unge— 
ziefer der Hausthiere. Nach den von der 
dortigen Landw. Geſellſchaft damit angeſtellten 
Verſuchen läßt ſich folgendes Urtheil fällen: 

1) das Waſchmittel iſt nicht bei der erſten, 
ficher aber bei der zweiten Wa sung wirfiam; 

2) bie Thiere find nad ber Waſchung mit 
Etrohwiſchen zu reiben; 

3) das Wajchmittel reinigt volllommen bon 
Schuppen und heilt Ausſchläge u. bergl. Uebel; 

4) es ift volllommen unſchädlich und aud bei 
Küben bezüglich bes ——— 

5) die Koſten berechnen ſich das Thier zu 








in Amſterdam, 


1582/84. — Plantruga 





Die Amerikaner betreiben 





bei uns Regel iſt, findet, da 


10 bis 15, felten bis 25 Pfg., aber auch nur auf 
‚2 Mark für 30 Stüd, alfo zu 6,66 Big. pro Std. 


Berichte über angeftellte —— waren zahl⸗ 


reich eingegangen und für Hunderte von Stücken 
Vieh; einige Berichte fprechen von zweitelbaftem, 


die meijten von beitem Erfolg. 
Norivegen, |. Schweden und Noriwegen. 
' Nuclein, Bezeihnung nad Stüger für den un— 
verdaulichen Theil ber jtidjtoffhaltigen Beftand- 
theile in Futtermitteln. (©. diefe.) 
|  Obft und Obfihawdel. Daß im Deutſchen Reich 
noch jährlich eine bedeutende Mehreinfuhr von Obit 
| vorkommt und das weit weniger gehaltvolle ameri- 
| fanijche Obft fi einen Markt erobern fonnte, ges 
‚hört mit zu den beflagenswerthen Vorkommniſſen, 
' für welde unfere Landwirthe größtentbeil® ver: 
'antwortlih find, weil fie vielfad die Bedeutung 
des Obftbaues noch unterfhäßen und nicht rührig 
genug find, um daraus größeren Nuten zu ges 
winnen. Ein Theil der Schuld trifft auch umfere 
Handelsgärtner, welche bei Verjendung pon Obft- 
bäumchen zu Anpflanzungen zu jorglos verfahren, 
In der jehr beherzigenswerthen Schrift bon 
Semmler „Die Objtverwerthung und der Obft- 
bau —“ (f. Literatur) wird auseinandergeiekt, 
durch welche Mittel die weit ungünftiger für Ob 
bau fituirten Amerifaner es fertig gebracht haben, 
ihre jchledhteren Srzeugnifie bes Obitbaues in 
Europa einzubürgern. Die Handelsgärtner geben 
dort mit ihren Katalogen auch Anweijungen über 
Pflanzungen und Behandlung und bleiben in Vers 
bindung mit den Käufern, um von diejen die Er: 
— zu erfahren; ſie ſammeln auf dieſe Art 
Erfahrungen, welche wieder den Käufern zu gut 
kommen und konnten ſo nach und nach in den 
Stand geſetzt werden, Jedem das für ihm 
pafiende Obſt zu empfehlen und zu liefern. Der 
Baumzüchter weiß aber aud, daß er nur dann 
auf ficheren Abjag rechnen kann, wenn der Käufer 
mit ben erzielten Erfolgen zufrieden ift und dazu 
gehört auch die pafiende Werwerthung der 
rnte. In Deutichland Hagen die Landwirthe 
darüber, daß fie bei reihen Obiternten feinen Ab- 
ſatz finden und während in den Städten gute 
‚Mepfel oft mit vielen Pfennigen pro Stück bes 
zahlt werden müffen und man majfenhaft das Obſt 
aus dem Auslande bezieht, weiß man, daß in 
manchen Gegenden das Obſt verfaulte oder an 
' Schweine gefüttert wurde. 
er amerikaniſche Baumzüchter übernimmt die 
| Sorge für bie Verwertbung; er weijt ben Farmern 
die Firmen nah, an melde er verkaufen kann 
ober fihere Händler, und giebt ih Mühe dafür, 
baß ber Mann einen befrie — Abſatz findet. 
en Handel und den 
Verkauf mit Geſchick; es wird ansdrüdlich hervor— 
gehoben, daß man in ben Vereinigten Staaten 
von Nordamerika ſelbſt in den ärmften Stabt- 





vierteln nie den Verkauf von Kirſchen und anderem 


Obſt in der rohen, unappetitlichen Weiſe, wie fie 
fein Händler es 
dulden würbe, daß bie Käufer in dem Obite her= 


Jumwühlen und baß Seber abgewogene Mengen 


Obit und Obfthanbel. 561 
wie in ‚Frankreich iſt bis jest felbit in ben be— 


in verſchiedenem Gewicht, jauber in Papier ver= | w 
rühmtelten Gegenden für Obfrbau die Zucht und 


vadt, bereit hält, um jebem Käufer das Ge: 
wünschte sofort in ſchönſter Form bieten zu | Pilege noch nicht. 

können. Selbjtverftändlich jind die Waaren auch Die Mehreinfuhr betrug in den Jahren 1872 
beitens jortirt. Die Amerikaner vermögen fich | bis 1875 zwiſchen 83,000 und 450,000 Ztr., im 
nicht am friſchen Obftverfauf in Guropa zu bes | Jahre 1876 wurden eingeführt: friiches Obſt 
theiligen und das friihe Obit würde auch hier, 0,397 Mill. Ztr. zu 9 ME. und ausgeführt 
weil es geichmadloier, wällriger und weniger aro: | 0,296 Mill. Ztr., trodnes Obft eingeführt 0,689 
matiſch tft, wenig Käufer finden; fie machen des— | Mill. Ztr. zu 28 ME. und ausgeführt 0,247 Mil. 
halb das Obſt in Gläfern und Büchjen ein und Ztr.; die Mehreinfuhr war an 10 Mil. Mt; 
geben trog des hoben Zolles für dieje und für | von 1878 bis 1882 war die Mehreinfuhr am 
ihöne Etiquetten großartige Summen aus; fie | geringiten im Jahre 1881 mit nur an 700 Ztr., 
machen Konjerven aus dem Obit und haben jehr am größten 1878 und 1880 mit über 100,000 
vervolffommmete Apparate zum Trocknen u. ſ. w. und über 120,000 Ztr., im Jahre 1885 die Mehr: 

Aus allem ergiebt ſich, daß der rührige Ameri- einfuhr noch 13 Mil. Mt. 

kauer die Sache richtig anfaßt und trog der Uns) Für die Schweiz rechnet man 10 Mill. Obſt— 
gunft der Verhältniſſe: ungünſtigeres Stlima, hohe | bäume mit 16 Mill. Fr. Ertrag, die Angaben 
Löhne, hohe Zölle für Büchſen, Gläjer, Papier | für Württemberg find früher fchon gegeben worden 








u. ſ. w. — jeinem Obſte den Abjag in der ganzen 
Welt gefichert bat. 

Die meiiten Yandwirthe bei uns legen auf das 
Obſt zu wenig Werth; fie laffen es am der rich: 
tigen Wahl der Sorten, an der Pflege und vor 
Allem an der Sorge für gute Verwerthung fehlen, 
jo daß der Obitbau in der That oft wenig Gewinn 


bringt. 
Mit Ausnahme von Württemberg, Baden, 


Heilen und den Nheinlanden findet man lohnen: ; 


den und blühenden Obitban nur noch allgemeiner 
in Thüringen; in anderen deutſchen Ländern nur 
vereinzelt, diſtriktsweiſe und oft jelbit nur in 
einzelnen Gemeinden. 


Schon Höd in feiner Statiftit der Yandwirth: 
daft der Staaten des deutſchen Bundes (1824), 


giltig für die Zeit von 1800 bis etwa 1820, 
brachte die Angabe, dab in Böhmen 7,649,498 
Obſtbäume waren, im Magdeburgiichen 
1 Quabdratmeile 12,740, in Sclefien nur 4840 
und in Pommern nur 2550 Stüd kamen und 
dab Württemberg jährlich aus dem Obft 1,5 Mill. 
Gulden, d. i. über 2,5 Mill. ME. gewann. Don 
Medlenburg wird für 1754 M. eine Ausfuhr von 
16,070 t Obit angegeben. 

Unier Obithandel zeigt andauernd beträdt- 
liche Mebreinfuhren; wir beziehen Obft befonders 
aus Böhmen und Tyrol, jeit Gröffnung des Gott: 
hard- Tunnels auch aus Oberitalien, aus ber 
Schweiz, aus Franfreich, aus den unteren Donau: 
ändern u. ſ. w., und verfradten beionders nad) 
Holland, England und Rußland. So volllommen 


für Aepfel-Hochſtämme 
Apritoien „ 

Pflaumen u. Zwetichen desgl. 
Kirchen ſüße desgl. 


ua aa a2 2 3 


0,8—1 


Gine wichtige Vorjchrift für den Obſibau ift 
noch die, nie direft die Baumſcheibe zu begiehen, 
fondern auf den Seiten des Baumes in ange: 


Lanbiv. Ronveri.»Veriton. Spesial-Bupplement. 


auf; 


in Gärten 6-7, 


6-7 


‚und ebenjo die über die großen Erträge, welde 
| der Objtbau bei guter Behandlung einzelnen Land— 
wirthen und ganzen Gemeinden im Südweſten 
| giebt, Erträge, welche für 1 ha Baumftüd bis über 
| 00 und an 2000 ME. ſich berechnen. 

Die Gewidtsverlufte bei der Aufbe— 
wahrung von frifhem Obſt werden nadı ein— 
 gepenben Verjuhen von Dr. P. Sorauer zu 
3,42%, bei frei liegenden Aepfeln, zu 7,9%, in 
trodner und zu 0,6%, in feuchter Luft ange— 

eben; mit den Verluften durd Fäulniß u. ſ. w. 
ann man auch bei jehr guter Behandlung, beftens 
eingerichteten Räumen — ——— mit Strohunter⸗ 
lage und einfachen Lagen (nicht geſchichtet) — 
bis über 10 und an 200%, Verlutte berechnen, 
Verlufte, weldhe durch den höheren Preis im 
Winter fich reichlich deden. Der | wirk 
jih auf Winter:Aufbewahrung zum Verkauf nicht 
einlaffen, fondern an fofortige Verwerthung nad 
‚der Grute denken müflen. 

| Die weientlichften syehler bei den Plan: 
‚zungen beftehen in der Wahl von örtlich nicht 
 paffenden Sorten, in zu enger Pflanzung, im 
| Mangel an Behandlung und Düngung, bzw. ent« 
iprechender Vorbereitung der Planzitellen. Der 
' Baum muß genügenden Nahrumgsraum haben und 
‘da, wo der Boden nicht geeignet und reich genug 
‚ift, muß ein entfprechend großes Pflanzloch aus: 
gegraben und mit guter Erde ausgefüllt werden 
(1><1><1m für Steinobft, 15 x< 15 ><1,5 m 
für Kernobſt). Als pafiende Pflanzweiten 
' werben angegeben: 


in Baumgärten 10—12 m, besgl. für Birnen, 
— für Pfirſiche 5 m, 


9—10 


9 


4 


” ” "” 


” ” 


— 


De 2 


„ Jjaure „ nn DH 5. " 
Balmetten und Pyramiden-Aepfel 1,5—4,5 m, Birnen 1,5—4,0, Aprikoſen 3—D m, 
firfihde 2—8 m, Praumen, Zwetichen 4—6 m, Kirſchen 1,8—4,0 
ordons-Aepfel 2,5—7 m, Birnen 0,3—6 m, Aprilofen 0,3—0,8 


‚0 m, 
m, Bfirfihe 1—2 m, Rirjchen 
m, Neben 0,483 m. 

meffener Entfernung Löcher zu mahen und in 
dieſe entweber eine Drainröhre zu fteden ober 
‚kurzen Mift zu füllen (hyfroftopiiches Material) 
36 





562 Obit und Objthandel. 


und darauf Waſſer und flüffigen Dünger zu Sumpfland und 10 ha magerem Höhenboden 
geben. Als Grgänzung zu den gegebenen Bes ſollten die Wege mit Obftbäumen bepflanzt und 
rechnungen über die zu erwartenden Erträge die 20 ha Sumpf» und Höhenland nugbar ge 
und über Benußung jonft werthloier Flächen | macht werben. Da das Bauland ala Rechteck mit 
verdient eine Angabe in den „Mittheilungen | 4 Seiten zu 12,000 m Länge gegeben und in 10 
für Landwirtbihaft, Gartenbau umd| Schläge eingetheilt ift, jo find 9 breite quer 
Hauswirthſchaft“, 3. Juli 1885, hervorge— — Wirthſchaftswege von 9000 m Länge auf 
hoben zu werden. eiden Seiten zu rn Fach wozu mit 10 m 
Auf einem Gute mit 500 ha Bauland, 10 ha | Entfernung 2100 Hochſtämme erforderlich find. 


Die Anlagekoften iind: 2100 Hocftämme zu 1,5 = 3150,00 Mark 
2100 Pfähle „0B8= 600 „ 
2100 Baumlöcer „02= 490,0 „ 
Pflanzkoſten = 60,0 „ 
10° , Abgang zu eriegen = 570 „ 


5187,00 Mart. 


Der gute Ertrag wird vom 10. Jahre ab ges | zins, Aufficht, Verwaltung, Verfiherung u. ſ. w. 
dacht, die Baumpflege zu 0,2 ME. pro Baum und ſo dab ein ſehr anjehnlicher Neinertrag bleibt. 
Jahr berechnet und der Sejammtaufwand in den Won 125 Spalierbäumen an 500 m Wänden vor 
10 Jahren durd die geringeren Ernten von dem | Gebäuden und Mauern werden zu 5 ME. im 
10. Jahre als gededt angenommen. (Jahresaus: | Ganzen weitere 625 ME. Ueberſchuß berechnet. 
gabe 420 ME., zuiammen 4200 Mt.) 

Die Geſammtkoſten in 10 Jahren find 10,000 Mi. | Die 10 ha Sumpfland follen mittelft „Mall: 
in runder Summe; der volle Ertrag wird bis zum kultur“ durch Korbweiden nutzbar gemacht werden, 
70. Jahre, alio 60. Jahre lang angegeben und die Wälle 3 m breit, die Gräben 1 m breit und 
jährlich zu 4 ME. pro Baum, aljo mit 8400 ME. 1 m tief angelegt und dadurdı die Wälle 0,3 m 
Zins und Amortifation der Anlage koften 660 ME.; erhöht und 0,43 m über dem Grundwaſſer ge— 
nach Abzug dieier bleiben 7750 ME. für Boden: | halten werden. 


Die gefammte Gröbewegung pro ha ift 2500 chm zu 0,3, zufammen 750,0 Mark koftend, 
150,000 Stedlinge (0,5 ><0,1 m) zu 3,5 pro 100 koſten u 525,0 Mart, 
Die Planzung erfordert an Arbeitslohn 7 50 u 
Für dreimaliges Behaden im Pflanzjabr jind A 4 Mark zu reden 120,0 „ 
1470,0 Mart 
oder rund 1500 Mark Koften im Ganzen. 


Der Brutto-VBerfauf auf dem Stamm bringt | 
300 Mt., der Stapitalzins ift 75 ME., das jähr:| Die 10 ha Höhenboden iind mit Acer cali- 
lihe Behaden u. ſ. w. koſtet 40 ME., es ver: fornicum, in 25 Jahren abzutreiben, zu be: 
bleiben alfjo 185 Mt. vom ha und im Ganzen | pflanzen und zwar mit der Pilanzweite von 2 u 
1850 ME. Ueberſchuß (wieder ohne Bodenzins, im Verband. 
Aufficht u. ſ. w.). | 


25,000 Stüd ein Jahr alte Pilanzbäume foften loco mit Verpadung 1000 Marf, 
Die Pflanztoften find zu 0,1 Mart 2500 „ 
3dun 


Die Koften in 25 Jahren iind 4°, Zins = 255140 = 300 Mt. g 
fiir Bodenrente 3000 „ 
6500 BO 
10,00 Mar. 
Der Ertrag beim Abhieb ift 1 fm pro Baum zu 5 Mf. = 125,000 ME. 
davon ab 10,000 „ 


bleibt 115,000 Mk. oder pro Jahr u. ha 460 Mt. 


Die geſammten Anlagen geben Ueberſchuß über | geringes Gewicht legt; um fo wichtiger ift e— 
die allgemeinen stoften (ſoweit angegeben): nei deßhalb auch vollitändige Grtragsberec: 
Obftbäume 7750, Spalierobit 625, Weiden 1850, | nungen zu veröffentlichen. 
Ahorn 4600, zuiammen 14,325 ME. In der Negel machen diejenigen, welche zu An 
Die Redhnungsaufftellung ift feine ganz voll | lagen der Art im guter Abficht auffordern, zu 
ftändige; fie beweiſt aber doch, daß auf Diele glänzende Berechnungen, jo dab Enttäuſchungen 
Weile anſehnliche Reinerträge zu gewinnen find bei denen, welche jolhem Rathe folgen, nicht aus: 
und daß der Landwirth fich felbft Ichadet, wenn bleiben können und danı leicht entmutbhigen. 
er auf ſolche Nebeneinnahmen fein oder ein zu Es iſt gemügend, zu jagen, dab in Deutichland 


Obſt und Obfthandel — Obftverwerthung. 


mit wenigen Ausnahmen aus dem Obft lohnen: 
der Gewinn erreichbar ift, daß dieſer höher wie 
der vom gewöhnlichen Aderbau bei gleicher 
Sorgfalt und Mühe fein muß und daß Deutich- 
land einen lebhaften Außenhandel treiben könnte, 
während es jegt für viele Millionen Obft jähr- | 
lich zukaufen muß. 


150 Buihel (etwa 50 hl) Aepfel 
Schälen, Verlufte, Brennftoff 1 bsh 
Verpaden der Schnitte u. Transport 
Zwei Aufieher zu 2,50 Dollars 


Aufitellung des Apparate zum Gebrauch 400 Doll. 
4) 


Gebäude mit Ausrüftung u. ſ. w. 
5%, Zins davon 


Erlös. 


Ausbeute von 1 bsh (genau 36,5 1) 6 Prd. Dörrobft, zuf. WOBFD. zu 13 Cts. = =117 ‚d Doll. = 
4,50 


Werth der Abfälle, Schalen u. ſ. w., von 1 bsh 


— 


Von dieſer Summe gehen noch ab die Koſten 
für die Tilgung ꝛc. des Anlagekapitals welche 
ſich bei Aufstellung von 4—5 ſolcher Apparate 
in einem Gebäude, wie 
weientlich verringern. 


Die Rechnung ergiebt demnach, daß der Farmer 
Damals löfte: für 1 bsh 0,15 Dollars, durd 
friihen Verfauf und durch das Dörren gewann 
pro 1 bsh, abzüglich der Ausgaben, 0,14 Doll, 
alio fait die gleihe Summe mehr, bez. 0,29 Doll. 


Fine Sorte gab 


Drei Sorten gaben 5,5 Sr | 
Drei Sorten gaben 75 „ 85 
(Fine Sorte gab 15 „ 9,0 

“ * z 9,0 „ 9,5 


Die Ausbeute der Sorten iſt um 7—8 kg ver: 
ichieden, die Dörrzeit um 1,7 Stunden; die größte 
Ausbeute wurde in der fürzeiten Zeit erzielt und 
iſt demnah dort der Roxbury-Ruſſet-Apfel der 
vortheilhafteite für das 
Ausbeute für 1 Stunde Dörrzeit und der Holland: 
Pipin fait der unvortheilhafteite mit mur 4,6 kg 
für 1 Stunde Dörrzeit. 

Yange-Walsmühblen-Medlenburg will 
von 100 1 Traubäpfeln 12 und jelten 15 ke Dörr: 
obit gewonnen haben und meint, da beim Ber: 
faufspreis von 3 Pig. für 1 1 fein Gewinn zu 
erzielen jei; die amerifanifchen Alden'ſchen Appa= 
rate eigneten ſich nur für den Großbetrieb; jein 


Apparat koſtet 170 M. und wurde täglich mit 


50 1 friichem Obft beihidt. Bemerkt wird aber, 
daß er mit 100 1 hätte beichidt werden können. 
Die amerifaniihe Rechnung giebt als Beihidung | 
5400 1 und kontinnirlihen Betrieb Tag und 
Nacht an, ſowie ala weitere Steigerung die Auf: | 


7,0 bis 8,5 kg 


Dörren mit fait 6 kg 


563 


Ueber Obfiperwerthung verdienen die folgen: 
den Mittheilungen Beahtung: 

Nah Dr. F. Meyer („Landw. Poſt“) ftellen 
fi in Amerifa bei den dortigen Einrichtungen 
für das ZTrodnen von Obſt — (Apparate mit 





5m —— Dörrraum zu 30 Hürden à 1,2 qm 
— zufammen 43 qm) im Betrieb Tag und Nacht, 
für 24 Stunden die often wie folgt: 
zu 15 Gents = 2,5% Dollars = 9,62 Mark 

b,„ = 22,50 .„ = %82 „. 
T „ = 1058 RE = 462 „ 
= 50 „ = Ad „ 
400 = 1000 „ 
100,50 „ = 4271 „ 

497,25 ME. 

3 CEts. .;: ee. 118, 

12150 „= 5637 „ 

ab Ausgabe = 10,0 „ = #711 „ 

Mehrgewinn = 21,0 „ = 89% „ 

in 50 Tagen 1050,00 „ — 446 53,00 e 


Verwerthung, 
0,501 Doll. 
Große Aufmerkſamkeit verwendet man dort auf 


für einen hl rund 0,415 gegen 


gewöhnlich geichieht, ! die Wahl der geeigneten Sorten, und die darüber 
‚ angeftellten Verſuche haben ergeben, daß man 


don 100 1 Aepfeln an Dörrobit mit den ange: 
gebenen Dörrzeiten ‚gewinnt : im Durchſchnitt 

\7,3—7,8 kg in 2,59 Stunden, im Ginzelnen aber 

‚ala Unterichiedögrenzen fand: 

| von Gileflower 5,5—7,0 kg in 2,45 Stumd. 
„ Roxbury-Russet 120-1235 „ » 230 


3,15 Stumden, 

2,45 und 3,0 Stunden, 

2,45 bis 3,0 und 4,0 Stunden, 
3,0 Stunden. 

3,0 Stunden. 


in 


ze ze 2 
uz 2 2% 


| ellung von 4—5 Apparaten in einem (Gebäude, 
alio die Tagesförderung mit 12,600. —27,000 1, 
ein Vortheil für den Erlös, welchen man genoſſen— 
ſchaftlich jich ebenfalls jichern fann. Bei Verwen— 
dung von nur 50 1 täglich friihem Obſt bat 
‚freilih wenig oder fein Gewinn erzielt wer— 
den fünnen, wenn man die Haltbarkeit nicht mit 
in Anichlag bringt. Die berechnete Ausbeute 
‚übertrifft die der beiten amerifaniihen Sorten, 
‚der Preis des Dörrobites ſteht meit dagegen 
zurüd, jo daß zu vermutben ift, daß aud das 
—* nicht mit dem amerikaniſchen konkurriren 
ann. 


Aus Defterreich liegt folgende Berechnung 
auf Grund von angeitellten VBeriuchen vor: 3777 kg 
friiche Aepfel geben 335 kg „Ringäpfel“, d. b. 

etrodnete Scheiben, und aus Schalen und Fern» 

äufern 393 kg Obitmus. Die Frtrags:Beredh- 
mung ift: 





36* 


564 


„ Obitmus „ 0,4 r „ 


Die Roften find: für — ‚Am Ganzen 
g Kohlen 


— —— — Unterhaltung ꝛc. 


1 kg Ringäpfel zu 1,2 Mark giebt von 385 kg zufammen 462,00 Matt, 
1 15 


. Obftverwerthung. 


= ” 37,20 
Gefammterlös 619,20 
136,00 Marf, 

2»: 

20,00 „182324 
bleibt Ueberſchuß 436,96 


" 3%: " 


” 


” 


d. i. für 100 kg friſche Aepfel 11,57 Mark Verwerthung und mit der Trefter-Ausnugung über 13 M. 


Die Trefter — 42 kg von 100 kg Aepfeln — gepreßt und der jo gewonnene Saft wird zu 
werden im Keſſel gelocht, wenn weich geworden | Syrup eingefodht; man gewinnt von 
400 kg Treitern 9 kg Saft und daraus 18,5 kg Gallerte, welche 2 Mark bringt. 


Die Koften find 71,5 kg Kohlen und 15 kg Holz, zufammen 


von 100 kg Treftern 2,59 ME, 


3,24 Mar, 
eö bleiben Ti56 Marl; 


von 100 kg friſchen Aepfeln 1,2 ME. für Gallerte und abzüglich 


der Koften rund 0,94 Mi 


\ 


Die ausgeprehten Trejtern endlich werden 
nochmals mit Waſſer übergofjen und nad) längerem 
Stehen gepreßt, „Hanſeln“; der erhaltene Saft 
wird zu Obſtſaft mit Zuder zugejegt; die abge- 
mwäjjerten Treitern — KU kg — geben 
108 kg Saft und diefe 95 kg Gallerte mit 
84 kg Sohlen zu 3 M. Stoften. 
6,65 M. abzüglih 3 M., alio 3,65 
600 kg abgewäjlerte Trebern verwerthen ſich zu 
80 Pfg. jo dab im Ganzen 100 kg friiche Aepfel 
auf die oben erwähnten 13 M. ſich verwerthen. 

Bei der Verwendung des Obites zu Apfel: 
wein ftellt jich die Rechnung wie folgt: 100 kg 
Preßobſt, oft für 80—120 Pia, zu beichaffen, 
geben beim Preſſen — —— Sorten voraus⸗ 
geſetzt — 465—72 I Saft und dieſe 52 1 reinen 


Der Erlös ift | 
M. rein; 


Apfelwein zu 24 Pig. Verkaufspreis, ala Erlös 
alio 12 M. 45 Pig. (100 1 Saft = W 1 reiner 
Saft nad) der Gährung). Die Abfälle werden 
zu Gallerten oder zu Gifig verarbeitet und der 
Erlös daraus dedt nicht felten die geſammten 
Koften der Weinbereitung. 





Fine weitere Art der Obitverwerthung it Die 
' Darftellung von Obitbier, welches bejonders in 
Medlenburg beliebt zu jein ſcheint. Won dort 
wird darüber mitgetheilt: 9 kg gewöhnliches 
Badobit (Badbirnen — 20 1) werden 2 Stunden 
lang mit Wafjer gekocht, dann gejiebt, abgekühlt 
und noh warm mit Hefe für 50 Pig. verſetzt; 
am anderen Tag wird das Flüſſige in Tonnen 
gefüllt und giebt ſchließlich 120 1 Bier. 





Es often 4 se Badobft 2,00 Mart, 


Hefen 050 „ 
* Hopfen v, 4 „ 
die Steuern 0,72 „ (50 kg — 4 Marl) 


3,63 





” 


1 1 diejes Bieres ftellt fi aljo auf 2,5 bis 2,9 Pig. 


Rogae:Noggom verwendet dazu die I. Qualität | 


— etwa 50 g — und nun mit geichloffenem Dedel, 


Backbirnen und die II. Qualität gebadener füßer | heit, aber nicht bis zum Koden, eine Zeit lang 
Aepfel, in der Negel diefe beiden halb und halb; erhalten, dann geiicbt, im Keſſel in den Seller 
10 kg, auch zu 20 I angegeben, werden gewajchen, | zum Abfühlen gebracht und wenn lauwarm, mit 
Abends in einem Keſſel zu 240 1 Anhalt voll | 200 g Hefe verjehen, worauf das ganze über 
Waſſer begoſſen, am Tag darauf gekocht, 2 Stun: Nacht itehen bleibt und Morgens abgefüllt wird; 
den lang, dann herausgenommen und mit jo viel | im Falle nicht genügender Gährung wird nod- 
Waſſer ald eingekocht war, angefüllt und verjegt mals Hefe zugeſetzt. Das Getränt ſoll ſchon 
mit 20 g geitoßenem Ingwer, 2 Händen voll Hopfen , nadı 24 Stunden genießbar fein. 


Die Rechnung lautet: 10 kg Badobit zu 20 Pig. — 20 Wark, 
Brauſteuer (100 kg 8 Mi.) = 080 „ 
2 G. Ingwer zu 2 Mt. en kg = 004 „ 
50 6. Hopfen „6 „ „=0%0 „ 
200 G. Hefe zu 16 M. „ = 032 ._ 
46 


" 


3, 
ohne die Koften für Feuerung, Geräthe, Arbeit u. f. w. 


Wie vielerlei Getränk jet aus Obft bereitet wird, ergiebt fih aus den Proipelten einer Firma, 
welche damit handelt; fie kündigt (mit Verlaufspreifen im Einzelnen) an (1884): 


Obſtverwerthung. 


Apfelwein 8 l⸗Flaſche zu 30 Pfg., Reinetten- und Birnenwein zu 35 Pig., 
Sohannisbeer-Tiichwein „ 55 „  Stahelbeeren-Deilertweiin „ DD „ 
Brombeer: Deilertwein ö „ 9 (Srobeer: Deflertwein = 300 5 
Himbeer: Deffertwein 9 Obftwein-Champagner 10; 


25 


Mouffirende Limonaden von Johannis» und Himbeeren Ya 1 zu " 
90 Pig. u. ſ. w. 


Heidelbeer-Sanitätawein 94 1 zu 


Rechnet man dazu das Badobit aller Art, die | weiteren Horden. Die Horden werden abwechſelnd 
DObitgallerten — (Mus — Kraut — Syrup) — |jo eingefhoben, daß die heiße Luft im Zickzack 
die in Stonditoreien und Haushaltungen viel | durchftreiht und das Nachichieben erfolgt im 
begehrten Fruchtjäfte, die in Eſſig, Zucker, Honig | Zeitraum von 6:10 Minuten, wenn die erften 
u. ſ. mw. eingemacten Früchte (bei niedrigen | Horden durch Bewegung der endloien Kette ſich 
Zuderpreifen jehr lohnend), die Marmeladen u. ſ.w., ſchon entiprehend gehoben haben. Die vollftän- 
jo wird aud der Yandwirth ſtets irgend eine) dige Beihidung erfolgt mit 600—1500 kg Obft. 
Form finden können, in welcher er jein Obft | Das während des Dörrens in Dampfform ent: 

ut verwerthen fan. Zieht er aber dem friichen | weichende Waffer, bei Aepfeln 0-0 %,, umgiebt 


erfauf vor, dann muß er jich direft mit Ans 

zeigen in Blättern an die VBerzehrer in der Stadt 
wenden, genau die Sorten und die Preiie ans 
eben und das Obit beitens jortirt und ausge— 
eien verichiclen, womöglich nur die größten und 
vollfommeniten Stüde. In den Städten ift be— 
fonders gut ausgereiftes, im Sonnenſchein ge: 
brodenes Obit nur felten zu haben, weil Die 
Obſtpächter und Gärtner des Diebitahla wegen 
das Obit viel zu früh und unbekümmert um das 
Wetter brechen. Unreif geerntetes Obit iſt wenig 
Br Obit im Sonnenschein ausgereift geerntet, 
Alt fih und hat den beiten Geihmad. 

Daß die Amerikaner jo vorzügliches Dörrobit 
liefern, daß fie Damit ſogar in Curopa fonfurriren 
können, obihon ihr Obit minder gut wie bier 

ebeiht, iſt hauptiächlih der vorzüglichen Kon— 


das Obft mit einer feuchten Luft, welche die 
Poren für die Verdunftung offen hält und das 
Verbrennen verhindert, der überſchüſſige Dampf 
wird dadurch entfernt, daß oben am Ausgang 
eine Röhre mit dem Feuerkaſten und ein Zweig: 
rohr mit dem Rauchrohr in Verbindung fteht, 
durch welche die Lüftungen am oberen Theile 
des Schadhtes abgeführt und dadurd im Schadht 
ein lebhafter Quftftrom hergeftellt wird. 

Sind die Horden vermöge der in regelmäßigen 
Abichnitten erfolgenden Bewegung ber enbloen 
Kette oben an den Entleerungstbhüren * 
men, dann iſt auch das Dörren beendigt — Aepfel 
in etwa 5 Stunden Zeit. Man rühmt von dem 
jo gedörrten Obfte, daß es für lange 2° halt: 
bar, weich, geihmeidig_und natürlih in der 
Farbe bieibt und den Geihmad nicht verliert, 


truftion ihrer Trodenapparate zu verdanken, ſo daß es beim Kochen die natürliche Friſche 
während bei uns noch meiitens das Obit im | und ‚Form wieder befommt, wenn es bor dem 
Backofen oder in jonit ungeeigneten Defen ver: | Kochen einige Stunden in friihes Waſſer gelegt 
dorben wird. Der Alden-Apparat it mit wird. Die ik Filler-Elmsbüttel-Hamburg 
Sg der gleichzeitigen Anwendung von | liefert joldhe Apparate für Deutichland. 

Wärme und Wind in gewiffen Stärfegraden fon: | Die Apparate dienen auch zum Trodnen von 
ftruirt und beiteht aus dem unteren gemauerten | Gemüſen und Kartoffeln und werden in verſchie— 
Naume für Luftheizung und aus dem oberen | denen Größen gefertigt, in der Regel bat man 


Dörrihadt. 

Der Feuerkaſten befommt die zuftrömende 
falte Luft theils durch Deffnungen in den 
dur die Mantelmauer ihn umgebenden 
Luftraum, theils durch ſolche am Fuße 
der Mantelmauer; die VBerbrennungsprodufte 
ziehen durch doppelt horizontallaufende Kzöllige 

ußeijerne Rohre in Verbindung mit dem Beier, 
aften, ihre Zahl richtet fich nadı der Größe des 
Apparatd. Die kalte Luft erbigt ſich an den 
Nohren, die heiße wird durch hölzerne Zugröhren 
in den Dörrihadht geführt und bier gleihmäßig 
vertheilt. Diejer über dem Feuerungsraum iſt 
aus doppelten Brettern im verichiedenen Größen 
bergeftellt, von 20—30 Fuß Höhe und 3—5 Fuß 
im Geviert; eine in demielben befindliche end— 
loſe Kette mit Stiften wird durch ein Räderwerk 
bewegt, bie Stifte bilden die linterlage für die 
Horben, deren Boden aus galvanifirtem Eifen- 
brabt befteben; fie faffen 10—30 kg Obft. Ueber 
dem Heizungsraum tft die Thüre zum Einjchieben 
auf die Stifte der endblojen Kette zu je zwei 








mehrere Defen in einem Gebäude für viele Farmer 
der Umgegend und verwendet ein geübtes Ber: 
ſonal zur Bedienung. 

In den legten Jahren hat man aud) ben Obit: 
bau und die Obitverwerthung beſſer zu fördern 
ejucht und find auch unſere Maichinenfabrifanten 
edeutend in der Heritellung von Obitdarren, 
Obitpreiien u. dergl. Geräthen fortgeichritten, 
jodaß es nicht mehr an lag Aare Erzeugniſſen 
fehlt. Zu nennen ſind hierzu beſonders die Appa— 
rate von Ph. Mayfarth u. Go. Frankfurt aM., 
Berlin und Wien mit verichiedenen Filialen: 
Dr. Ryder's Patent: „American“ Dörr-Apparate 
zu 110—215—325 und 750 Me. (früher 175 bis 
3100 ME), jest als vorzüglichite Konftruftion an: 
erfannt mit der Leiſtungsfäh gkeit von z. B. 75 
bis 3375 kg Aepfeln in 15—24 Stunden bei 
Kohlenbedarf von 15—180kg; Gewichte 95 bis 
2250 kg; deffen Obft- und Trauben: Prehappa* 
rate „Brom“ 55Mt., „Eyclop* 90— 730 Mt., „Der: 
eules“ 125—780 Mi.; neue Dop eldrudiwerfe mit 
Drudtunit:Regulator 75400 Mt. ; neuer Stein» 


566 


malzen-Obftmehl-Apparat „Greif“ 10—145 ME. ; 
neuer Trauben- und Beeren » Quetjchapparat 
„Durch“ H—60 Mt. Die Trodenapparate find 
jo fonftruirt, daß fie auch für andere Erzeugniffe 
zum Trodnen verwendbar find (für Gemüſe, Star: 
toffeln, Getreide, Stärke, Kräuter u. ſ. w.). Die 
Troden:Apparate von C. Seidel Münfterberg in 
Schleſien, eigene Konftruftion, ausgezeichnet durch 
rasche Förderung und den Alden’ihen Apparaten 
überlegen, Tagesarbeit 40—50 Ztr. Zu erwähnen 
ift, dab in der Seibel’ihen Fabrik für Obft bei 
Ankauf bezahlt werden pro Ztr. Nepfel 2—2,5 Mk., 
Birnen 15—3,0Mk., Süßkirſchen 3ME., Sauer: 
firihen 4-5 ME. und Weichſeln etwas höher. 
Dieje Preife find mit Nüdfiht auf die ameri- 
ritanifche eg feitgejtellt und damit moti= 
virt worden, daß z. B. Ktirichen 25%, Dörrwaare 
eben, 200 Ztr. zu 3 ME. Ankauf = 100 Mt. 
Betriebskoſten erfordern, aljo auf 700 ME. ſich 
ftelfen und demnach die Selbitkoften pro Ztr. 709,0 
— 14 Mt. find. Die E. Kandel'ſche Obſt- und 
Gemüje = Darranftalt arbeitet mit Dr. Ryder's 
Patent:American-Apparaten, die Siedel'ſche ver: 
wendet 16 Schäl-, Schneide- und Entleerungs— 
Maſchinen, die Grünberger Fabriken (E. Seidel 
alö größte) mit den beften Konſtruktionen. An— 
erfannte Obitmüblen find von Edard und Sohn 
in Ulm, Obitpreiien von Gebr. Duchicher Fifen- 
hütte Weder bei Yuremburg, Schälmajchinen von 
Sanders Fray u. Go. in Rocheſter, von Th. Der: 
zog in Neudnigsfeipzig u. |. w. In Oeſterreich 
wird das Evaporationsſyſtem von Jablanczy 
(A. Pollak u. Co. Wien IV) gerühmt; es jollen 
damit Aepfel in 2, Birnen in 8, Kirſchen in 3, 
Zwetichen in 6—8, Gemüfe in 1—2, Schwämme 
und Kartoffeln in 2 Stunden gefertigt werden, 
2 Mädchen oder Frauen und 1 Mann zum Heizen 
und zur Bedienung genügen, und in 12 Stunden 
nur 50 kg Sohlen —— ſein. Gewicht 


434 kg. Preis mit 5 Reſervehürden 360 MI. 
Gebraudt wird der Apparat 3. B. im der 


Mufterbürr » Anftalt in Ober:Deiterreich, verbun— 
den mit Unterrichtöfurfen. Für Sonferpirung 
und Verwerthung von Obit giebt es jest vielfach 
große Fabritanlagen, 3. B. von Winterer in 
Würzburg, Ter Meer und Weymer in Klinker— 
bach, in Albertshofen, Kitzingen, ein Kron⸗ 
berg a. Hardt, Sachſenhauſen, Rötha, Frh. Fries 
fen’ihe Mufteranitalt für Obſtbaumzucht 
(300000 Bäume) und Gärtnerlehranitalt, Dar: 
ftellung von Konjerven aller Art, von Obftweinen 
(0,30—0,75 Mt. pro 1) und von Obit : Schaum 
weinen (1,0—2,5 Mi.), dann Fabrifen in Wein: 
heim a. d. Bergitraße, bei Köln, Duisburg, in 
Württemberg u. j. w. 

Aus den Mittheilungen der Seydel'ſchen Anz 
lagen ergiebt fi, daß der Yandwirth gute Ver: 
faufspreije und fiheren Abjag für Obitanlagen 
hat, wenn er nicht jelbit die Verwerthung oder 
ben Verfauf in die Städte in die Hand nehmen 
will. Von vielen Landmwirthen wird mit beſtem 
Erfolg die Verjendung in die Städte direkt an 
die Kunden bewirkt. Es kann hierzu aber nicht 


* 


kb 


Obſtverwerthung. 


genug darauf aufmerkſam gemacht werbeu, daß 
nur bie höchſte Sorgfalt in Ausleje und er: 
padung gute Preiſe ſichert. 

Aus England wird berichtet, daß im Jahre 
1886 an friihem Obft für 150 Mil Fr. einge— 
führt wurden und zwar aus: Spanien für 50,0, 
Griehenland 42,5, Italien und Türkei 19,0, 
Franfreih 12,09, B. St. von Amerifa und Ka— 
nada 12,0, Holland 5,315, Belgien 3,78, Bortus 
ıgal und Azoren 3,275, aus Deutſchland mur 
24Mil. Fr. Die höchſten Preife zahlt man für 
franzöſiſches Objt, weil diefes gut von Beſchaffen— 

heit, nur Ia, ſtets gleich in Beichaffenbeit bei 
den einzelnen Körben oder Kiſten und vorzüglich 
verpadt ift; das deutſche Obſt löſt mur geringe 
Vreife, wenn es aucd an fich gut ift, weil die 
'Verpadung und die Auslefe zu wünſchen laffen. 
Dbitbauan Eijenbahnen wird in der neues 
ren Zeit viel empfohlen ımd auch ausgeführt ; die 
| Minifter von Lucius und von Maybad haben 
'fih nad) Vortrag des Gartenbaudireftors Jühlke 
‚in Potsdam lebhaft dafür interejlirt, und mehr: 
fache gelungene Berfuche jprehen durdhaus zu 
Gunſten der Sache; auch der Obitbauim Walde 
macht erfreuliche Fortichritte; bejonders als 
‚ Scugftreifen hat man paflende Sorten ange: 
‚wendet umd über den Obitbau auf Straßen 
und von Gemeinden liegen beionders aus Wiürttems 
berg fo glänzende Ergebnijie vor, daß man immer— 
mehr dahin kommt, die unſchönen Pappeln durd 
Obitbäume zu erjegen und alle öden Gemeinde— 
‚gründe mit joldyen zu beflanzen. Die „Oel. Ger 
jellichaft in Kanton Bern“ hat in Stnittelverien 
die 12 Grundregeln des Obſtbaues verfajien 
laſſen und dieje als Plakat zum Aufhängen in 
Gaſtzimmern und Sculen vertheilt. Tieie 12 
| Regeln lauten dahin: 1) Wo Raum, da Baum, 
da biejer das Kapital fait jährlich gut verzinit. 
2) Beite Auswahl (feine Srüppel), nur Baum 
mit gutem Wuchs, ſtark nah unten, mit Wurzeln 
und Kronen im beiten Stand, nur im eigenen 
Lande gezogen und nur eine Art, nicht Muſter— 
karte. 3) Weite Pflanzung und Licht und Raum 
enug für jeden Baum — 10m weit und im 

Verband. 4) Metertiefe Grube und gerades 
Einjegen des Stammes, nicht zu feit binden, da— 
mit nachgeben fann beim Segen der Erde; 
Raſenſtücke nah unten, Boden jchüflelförmig 
rings um den Stamm zur Verhinderung des 
Austrocknens. 5) Beſchneiden der Krone nad 
Maßgabe als die Wurzel gelitten hat, "is der 
Zweige kann unbedenklih fort, der Leitzweig in 
der Mitte darf aber nur wenig gekürzt werden, 
nah 6 Jahren erhält man auf dieſe Art gute 
Früchte. 6) Gutes Pugen der alten Bäume, 

usichneiden des Aſtwerks. 7) Kalkanſtrich um 
den Stamm. 8) Tiefes Einbringen des Düngers 
und weit vom Stamm. 9) Lange unfruhtbar 
bleibende Bäume joll man nicht umbauen, fon: 
dern umpropfen; bei großen Bäumen nur zu Us 
jährlih. 10) Alte Baume von bewährten Sor: 
ten, aber geringem Grtrag find zu verjüngen: 
Stugen der langen Aefte, Ausichneiden der krum— 





ach 





*— 





men und abſterbenden. flege; 
Ausmerzen von allem Krankhaften; Längsſchnitte 
in's Geſunde; Verſtreichen der Wunden. 12) Mit 
auf dieſe Art behandelten Bäumen kann der 
een nicht ausbleiben. 

raf von Bernitorff fahte das Ganze für den 


11) Achtſame 


Obſtbau in einem in Medlenburg gehaltenen 
Vortrage in die wenigen Regeln: 1) Nur gutes 
und gut verwerthbares Obit. 2) Stein zu ver: 
ſchiedenartiges Obit in einer Pilanzitelle. 9) Plans 
tagen mit nadı Lage und Boden angepaßten, 
guten und rein zu Gekteuben Saaten. 4) Aus: 
merzen aller ungeeigneten, undanfbaren Sorten. 
5) Anpflanzung und Behalten von nur guten, 
möglihit hoch bezahlten Arten in konſequenter 
Zucht des Bewährten. 6) Ausmerzung aller 
hadhaften Bäume. 7) Nationelles Pflanzen 
und Behandeln der Bäume 8) Behutjames 
Pflücken des Obites zur rechten Zeit. 9) Gute 
Behandlung des gepflüdten Obites, je nah Sor— 
ten: früh, jpät, Nußs, Tafel, Dauer: und Dörrobit. 
10) Lieferung des Tafelobites in jauberiter Ge— 
ftalt und Verpadung. 11) Anitreben befferer 
Verwerthung des Obites durch Dörren, Her: 
jtellung von Stonjerven u. ſ. w. 

Als Beweis dafür, daß man aud im Norden 
ben Obftbau zu würdigen gelernt hat, kann die 
Umgebung von Berlin gelten; die Zahl der 
Baumfchulen ift dafelbit in Zeit von 30 Jahren 
von 15 auf 275 ha vermehrt worden; hervor— 
ragend sind die Anlagen von L. Späth in Nir- 
borf mit 135 ha. In Werder giebt es 1500 Mg. 
Dbitplantagen, von 550 Bejigern, welche 600 bis 

Me. Ertrag pro Morgen im Durchſchnitt 
ewinnen, beionders durch Kirſchen, Pfirſiche und 

ritofen. In einzelnen Jahren gehen bis 6000 
Tinnen (Holzgefähe) zu 1—2 Schod nad) Berlin, 
ber Preis iſt 5—20 und durdichnittlih 10 ME. 
pro Schod. 

Bezüglich der Obitverwerthung find nad öfter: 
reichten Angaben auf 1 hl Obitwein 300 bis 
400 kg Obit zu rechnen und jtellen na die Preiſe 
bon er au gedörrtem Obft im Durchſchnitt 
in Verhältniß von etwa 1:3 (3. B. 9:28 Mi.). 

Wie hoch der Ertrag aud in klimatiſch wenig 
günftiger Lage jein kann, beweiſen die Angaben 
bom Bürgermeiiter Stromberg aus dem Weiter: 
wald, mwojelbit 8 Gemeinden in Höhenlagen von 
1235 ' über dem Meere im Jahre 1886 für 
158160,3 Mt. Obit verfauft haben unb zwar: 
10479 t Aepfel zu 97,4 Mt., 734,65 t Birnen 
u 76 Mt. und 23,85 t Weinobit zu 80 Mt. 

us Lahnftein wird berichtet, daß zwei große 

bäume das Jahreseinfommen einer dortigen 
Wittfrau lieferten, ein Kirſchbaum durchichnittlich 
in 10 Jahren jährlih 36 Mk. und ein Pfirfiche 


in 6 Jahren 520 Mt., alſo durchſchnittlich 

im Jahre 86,66 ME. eintrug- 
In Schwaben wurde die Gemeinde Monheim 
im Jahre 1858 zur Bepflanzung der Wege mit 
Obit durch die Beglerung 


angehalten; im Jahre 
1868 war der Erlös 62% mt. im Fahre 1878 


Obſtwoerwerthung. 


—1* f 


FL 26 . h a 1 —— fs 
h eo EIN ⁊ 


567 


ſchon 14450 Mk. im Jahre 1880 mit 197000 
Scheffeln 137700 ME. und im Jahre 1885 wur 
den 186000 Me. gelöſt. 

Neinertrag. Daß der Landwirth bei nur 
einiger Sorgfalt und Umſicht anjehnliche Rein 
ertrage aus dem Obitbau gewinnen fann, unters 
‚liegt eben jo wenig einem Zweifel, als daß er 
bei dem meiſt üblichen Verfahren, den Ertrag zu 
verpadten, nicht die höchſten Erfolge erzielt. 
Der Landwirth hat alle Bedingungen zum Obſt— 
bau weit günstiger als der Gärtner und Obſt— 
| glichter bei der Hand und kann heutzutage das 
Obſt überallhin eben jo vortheilhaft verjenden. 
‚Als vor einigen Jahren bei uns der ZJuder in 
Folge der bekannten Kriſis jo billig war, daß 
man die Frage aufwarf, ob Zuder etwa mit 
Vortheil zur Fütterung zu verwenden jei, wurde 
ı gleichzeitig von vielen Landwirthen darüber ges 
klagt, daß fie den reichen Obſtſegen verjchleudern 
‚oder für Schweine verfüttern müßten. An die 
‚Verwendung des Zuders zur Heritellung von 
‚eingemachtem Obſt, welches ſich Jahre lang hält 
und mit weldiem uns die Amerikaner reichlich 
verjehen, wurde nicht gedadht. Im Artifel Der: 
troſe ift darauf bhingewiejen worden, daß das 
| Opit zu Maflenartitel für den Verbrauch in 
| Städten mittelit des billigen Dextroſe-Zuckers 
verwendet werden kann; bis jegt bildet das in 
Zucker aufbewahrte Obſt nur einen Yurusartifel, 
während es jedermann zugänglich gemacht und 
Jedenfalls von Yandwirth in Maſſen geliefert werden 
‚kann, wenn er ſich mit einem, den Ankauf durch aud 
weniger Bemittelte geftattenden Gewinn begnügt. 

Gewinn. Leider fehlt es auch bezüglich des 
Obitbaues an brauchbaren Reinertrags-Berech— 
nungen, weil die Buchführungen überhaupt allent* 
halben nod zu ungenau ift und jelbit da, wo 
Nic mindeitens regelmäßige Aufzeichnungen fine 
‘den, folche für das Obit nicht belonders gemadht 
werden. Gin Obſtbau-Konto wird man au 
den Gütern nicht finden und doch kann es fi 
nur darım handeln, nachzuweiſen, wie ſich der 
Obitbau beim Landwirth rentirt, d. h. wie ſich 
im Betrieb für das Obit Yeiltungen und Gegen- 
leiftungen verhalten. Ein folder Nachweis findet 
fih nur in dem mehrfach erwähnten Werke von 
Block-Birnbaum „Mittheilungen landwirthe 
ihaftliher Erfahrungen, Anfihten und Grund» 
füge im Gebiete der Veranichlagung und * 
nungsführung“ Bd. III, Breslau bei ©. W. 
Korn 1887, wojelbit S. 441 das Obit » Garten» 
Konto gezeichnet ift. Zur Grundlage dient eine 
Anlage von 2,625 ha, eingetheilt in 1,25 ha Gras⸗ 
bau mit Obftbäumen, 0,25 ha Klee, 0,25 ha Ktar⸗ 
toffeln, frübeites Speijegut, 0,25 ha Weizen, 
0,375 ha Baumſchule, 0,125 ha Beerenfrüchte, 
0,125 ha Wege u. j. w. Der Beſtand iſt 120 
Kiriche und 200 Zwetichens:, 30 Birns, 80 Uepfel- 
bäume, enge und 30 Nußbäume an ber 











einen Grenzieite..e Das Gut — 150ha — liegt 
‚in der Provinz Oberheiien am Fuße des Vogel» 
ıgebirgeb; die Zeit ift 1866—70. Das Konto 
‚lautet: 


Digitizedie, Google 
———— 8 


— — 





568 


Debet. 

































Für Aufjiht und — 2 
dm. s 
Für Saatgut (Gras, Beige, Klee) 





| r 
| 
an Bod.= u. Sch.=fl. b) 17 01 
Für dagl. —— | 
u. Sch.⸗ſt. d) 35 | 00 
Für 550 * — u. Strohbänder 
an Bod.« u. Sch... c 11 40 
Fr 1000 kg Kaliſalz = 86,0 | 
252 kg Gyps = 857 | 
4 "1000 kg Anshenmehl = 180,00 | 
Dung-K. a) 274, 57 
Für 6500 kg berrotteten | 
Für 50,400 kg Jauche = 302,40 | 
an Dung-K. b) 399 90 
Für 40,000 kg Kompoſt | 
an Dung:f. c) 360 | 00 
FürMiethgeld an Ger.:u.Maich.=$t. 467 74 
Für Feuerung, Arbeit u. ſ. w. 
an Haushalt=$t. 138 | 50 
ah — 1020,00 | 
agel⸗Verſichg. 61,22 | 
Sr Allgemeines 60,00 
Kafja | 1141| 22 
Für Bodenzins an Prinzipal: 
Kr. 644 60 
Für Gartenarbeit an Küchens, 
Garten. 


Für 48 Tage an Epannpf.=f. 
Für übernommenen Samen, Ge: 


räthe u. ſ. w. an Vorr.K. 
Für Kapitalwerth des Bodens 
an Kap.⸗K. 
[17284 | 7 
per Bilanz: Saldo 1517| 45 
18802) 19° 


Es iſt alfo der erzielte Reinertrag von 2,625 ha 
Obftgarten mit 
pro ha 577,73 ME., während ber Din 
Felder im Durhichnitt zu 78,47 Mi. 


der 
bes 


wiſchenbau 1516,55 Mt. Ober | und auf dem Lande”, Wien 1882. 


Obſtverwerthung. 


Kredit. 
ff. * 





I 


Für 10,000 kg Yaub, Erde, Raſen 














von Dung-K. c) | 40 00 
Für Futter und Weide I > 
von Federvieh⸗K. 37, 50 
Für Obſt, Holz, Obitwein I 
von Haushalt. || 3253| 00 
Für Beerenobit 108,00 | | 
Für Ywetichen 1220,00 | 
Für Kirichen 832,00 | 
Fr Nüfe 700 | | 
Für junge Bäumchen 781,00 | 
Für Birnen u. Aepfel 630,00 | 
von Kaffa I 3841| 00 
Für die Weizenernte — 
von Boden: und Sch.-K. a) 1719 
Für Heu- und Kleegras Bi 2 | 
von Boden» und Sch... b) | 276, SU 
Für Kartoffeln | 
von Boden: und Sh.K. d) | 630) 600 
Für Jagdnugen und Obit | _ 
von Prinzipal-K.eKor. 39, TV 
Für 130 junge Bäumchen 
von Triebwege-K. 130 | 00 
Für Futter u. ſ. w. I 5, 
von Schweines®t. |, 84 30 
Für Beſtellung, Dungwerth u. “ 8 | | 
Für rüdfehrenden Kapi— 
talwerth 12852,00 
von Kapital⸗K. 13223 | 02 
I. | 
19 


| 18502 
il 








L. Abel, „Die Baumpflanzungen in der Stadt 


Ander— 
gg © — — in der Schweiz“, Aarau 
Graf v. Adelmann, „Surje prak— 


rechnete und die Wieſen (in wolge 2 zu tiſche —* zum Obſtbau auf dem Lande und 


oher Preiſe) 24,15 ME. Verluſt ergaben. 


ertrag als das Ackerland. 


Der Obftzucht in Württemberg. 
bitgarten bringt etwas über 7 fach mehr Nein: | 1885. — 9. G 
| baufunde“, 


4. Aufl. Stuttg. 
» Beer, „Grundzüge der Obit- 
Wien 1872, — 53. Böttner, „Lehr: 


: POrE buch der Opftkultur und Te? Ora— 

re einfchlagenden Verhältniffe find genau be: nienburg 1885. — U. Brozler, „Der Obftbau“, 
5 Straßburg 185. — 53. Eid, „Obitbaumzucht 
Literatur. Aud über den Obftbau find feit | und Obitbaumpflege“, Straßburg 1886, — 


Erſcheinen bes Artikels in Bd. IV des erifons | 
eine größere er von Werfen geliefert wor: 
ben; zu nennen find: 





Führer, praktiicher im Obſtbau. Herausge— 


eben von der Gärtner-Lehranftalt in Rötha, 
Dresden 1881. — N. Gaertner, „Der deutiche 








Objtbverwerthbung — Delpflanzen. 569 


ann ar zu feiner Hebung“, Berlin deren ‚Früchte gegen feindliche Thiere“, bearbeitet 
— N. Gaucder, „Die rationelle Obit: von E. &. Taicjenerg, Stuttgart 1874. — ©. 
—*8 — en von Obit-, Gemüfe: und Otto, a er im Obftbau“; Stuttgart 1832. 
Weingärten“, 3. Aufl. Stuttgart. — „Beheim: — 9. W. Balandt, „Der Safelitraudh ud 
niſſe, die, des Früchte = Stonjervirena oder das | jeine Kultur“, Berlin 1882. — 2. Palm, „Die 
ſparſame Einlegen der ‚Früchte auf ganz neue | DbRpflangungen am Wege und auf unbenugten 
Art und Weiſe“, 2. Aufl., zu — — von der Plätzen als Mittel zur iechati der Volks⸗ 
Expedition der „Victoria“. (1,0 ME) — H. ſchulen“, Graudenz 1885. — a 
Goethe, „Der Obitbaum, jeine Pilanzung und „Das Beerenobit”, Leipzig do — 6. 
Plege als Hochſtamm“, Weimar, 2. Aufl. 1880 Beyon, „Die rationelle Obftbaum ucht für om 
und „Die Shitbaumfchufe“ : Stuttgart 1830. — | Landwirth*“, Dresden 1873. — S.A. Pindert, 
N. Goethe, „Die Froſtſchäden der Obitbäume „Das DObitbaumpflanzen in Gärten, Anlagen, 
u. ihre Verhütung“, Berlin 1853, „Greßert’s | Plantagen u. f. w., Berlin 1832. — Bomo: 
einträgliher Obſtbau“, 2. Auflage, Berlin logie, deutiche. Chromo-Lithographiiche Abbil— 

1883. — J. Gut, „Der Bannnvärter, Anwei- dungen, Bejchreibungen und Kulturanweiſungen 
jung zur Pflanzung und Pilege der Opftbäume“ ‚der empfehlenöwertheiten Saaten, Aepfel, Bir: 

Zürich 1878. — 6. Hamböd, „Praktifche nen, Kirſchen, Pflaumen, Aprikoſen, Pfirſiche 
Schule des Obitbaues und der Objtbenugung“, | und Weintrauben. Herausgegeben von W. Lauche‘ 
Zabor 1833. — J. Hartwig, Praktiſches — M. Rant, „Beſchreibung der gewöhnli ſten 
eg — die Obſtbaumzucht“, Weimar, | den Obitgärten ſchädlichen Inſekten“, ien 
3. Aufl. — 6. Hajjelmann, „Leitfaden | 13355. — Th. Rivers, „Opftbaumzucht in 
der — Berlin 1880. — N. E. Hoff Zöpien und Kübeln“, 3. Auflage, Weimar 
mann, „Anleitung zur —— der Zwerg⸗, 1885. — Th. Rümpler, Illuſtrirte Gemüſe— 
an und Birnbäume“, Kopenhagen 1879. — | und Obft; ärtnerei“, Berlin 1879. — GC. Schulze, 

J. Jablanczv, „Die Vepflanzung der Straßen | „Kurze Anleitung zur rationellen Kultur des 

mit Obſt- und Waldbäumen“, Wien 1879; „Der Beerenobftes“ ‚ Leipzig 1881. — 9. Semler, 
Obftbau für den Sandmann und Obitzüichter“, | „Die Hebung der Obitverwerthung und des bit: 
dajelbit 1879. — 9. Jäger, „Die Baumſchule“, baues nad den Erfahrungen dürch die nord» 
Vollftändige Anleitung zur Anzucht ber Obit: amerifanifhe Konkurrenz“, Wismar 1853. — 
bäume, zum Betrieb der Baumſchule im Großen | P. Sorauer, „Die Obſtbaumkrankheiten“, Ber: 
und Kleinen, ſowie Gewinn neuer Obftiorten aus | lin 1879. — €. Staemmler, „Grundriß des 
Samen“, 4. Aufl. Hannover 1877; „Der Objt: Obitbaues“, geipyt 1832. — NR. Stoll, 
baumichnitt oder Behandlung ber feinen Obit: | „Deiterreich = Ungarilhe rg Nloſter⸗ 
arten am Spalier als Pyramiden, ſowie in allen neuburg 1883 84. L. Taſſchen— 
anderen gebräuchlichen ‚Formen, mit Ginfhluß berg und @. Bucas,. „Schus. der Obitbäume 
des Meinftodes“, dafelbit 1876. — ©. Kalen= und der Früchte „gegen feindliche Thiere und 
der, „Der rationelle Obitbau auf dem Lande | gegen Krankheiten“, Stuttgart 1879. — W. 
und in Gärten“, Köln 1833. — OD. Lämmer: Zatter, „Das Bightigfte der Obittreiberei“, 
birt, „Die Obitverwerthung in ihrem ganzen | Stuttgart 1880. — ©. Tihudi ud A. Schult— 
Nugen“, Berlin 1885 und „Die Baumfchule und ıdeib, „Der £ Obitbau und jeine Pflege“, Frauen— 
der Obitbau*, Bonn 188%. — @. Laude;| feld 1838. F. Vol alt „Zur Förderung 

„Sroänzungsbände zu Ludas = Oberdied’s illu⸗ | des Oitbaues“, Weiel 1 
ftrirtem Handbud) der Obitfunde”, Berlin 1883;| Ofenmwolle, ſ. Abfälle 

„Handbuch des Obitbaues auf wiffenfchaftlichen Oleomargarin, j. Kunjtbutter und Milch— 
und praftiihen Grundlagen“, Berlin 1882; wirthſchaft. 

„Deutihe Pomologie“, 1877—83. — 9. Linde: DOelpflanzen. Inter den Landwirthen iit viel: 
mutb, „Handbud; des Obitbaues auf willen: | fach die Meinung verbreitet, daß die Oeljaaten 
fchaftlihen und praftiihen Grundlagen“, Berlin | feinen rechten Gewinn mehr bringen könnten, da 
1583; „Die Baumſchule und der Ob tbau“, Bonn | Gas und Petroleum die Dellampe faft ganz ver: 
1882. — E. Lucas, fämmtliche Werte in neuen | drängt haben und das elettriiche Licht noch mehr 
Auflagen. — 8. Maber, „Wandtafeln zum | vermindernd auf den Gebrauch wirken müſſe. 
Anfhanungsunterrichte über und Pflege Es wird dabei nicht bedacht, daß die — eh 
ber Obitbaume, Wien 1875. — 9. Maurer, | Entwidelung der Gifenbahnen und der Majchi: 

Das Beerenobft“, 2. Aufl. —— 1883. — nen⸗Fabrikation den Ausfall reichlich deckt, da 
3 ®. ©. Oberdied, „Deutichlands befte Obft- | dafür alljährlih größere Mengen von Del zur 
forten“, Leipzig 1881; „Die Probe» oder | Anwendung fommen, und dab es fich beim Del: 
Saatenbäume als beftes und leichteftes Mittel | bau zum Theil um Speifeöl handelt, jowie daß 
fih in kurzer Zeit umfaſſende pomologijche andererjeit# die Oelkuchen eine immer beffere 
SKenntniffe zu erwerben“, 2. Aufl. Stutt = Verwendung finden und gute Preije erzielen. 











1871 ımb „Plppabetiide rs . ft: | Die meite m Dele find denn aud in der That 
forten“, dajelbft 1875. — Kant N et in dem Grade gefunfen, daß der Anbau 
iſchen — der Oelpflanzen nicht mehr lohnend wäre. Daß 


* n von dem — 
lung: „Schutz der Obſibäume und da und dort der Anbau dieſer Handelspflanzen 


570 


zurüdgegangen iſt, läßt fich leicht erklären; einer= 
jeit8 hat man lohnendere Pflanzen gefunden, 
oder den Futterbau ftärfer ausgedehnt, anderer: 
jeits aber iſt der heutige Feldbau derartig ent= 
widelt worden, daß, nur noch jelten eine volle 
Brache zu Raps u. ſ. m. gegeben wird, und ba, 
wo man dieje aufgegeben hat, ift nicht Die Sorg— 
falt in der Herrichtung des Landes zum Raps— 
bau, tie sie ohne Brache erforderlich wäre, er— 
möglicht worden, jo daß in der That die Friräge 
nicht mehr den früheren gleich fommen und da— 
durch auch nicht mehr gleiher Gewinn erzielbar 
iſt. Es darf aud nicht vergeflen werden, daß 
Vortheile, welche die Rapsarten für die Nadı: 
frucht bieten, durch andere Pflanzen ebenioqut 
und beiier erreichbar jind, jowie daß die frühere, 
Geldeinnahme aus dem Raps nicht mehr die 
Rolle wie vordem jpielt, weil entweder 3. B.| 
die Milch, aus welher man täglid) Cena! 
gewinnt, oder das Maſtvieh, oder die Entwige⸗ 
lung unſeres Geldverkehrs die Sorge um mög- 1 
lichſt raſche Geldeinnahmen überflüſſig machen. 
Auch von den Oelſaaten gilt, daß Deutichland | 
feinen Bedarf im Inland nit deden kann, daß 
alio der Anbau ausgedebnter betrieben werden 
müßte; die Mehreinfuhr von Del und Oelſäme- 
reien ift sehr bedeutend und der Anbau mehr | 
zurüd als vorwärts gegangen. Nach der Reichs | 
ſtatiſtik find 3. B. im Jahre 1883 gebaut worden 
Rapsarten 133470,8 ha mit 126400,1 t Kör— 
nern als Grtrag und 11085,6 ha XYeindotter, | 
Mohn und Senf, ferner 113552,3 ha Flachs und 
Hanf, melde mit dem Samen ebenfalls in 
Betracht EIER, gegen 18378 weniger 50815,3 
und 31335,7 ha. Im Sabre 1880 war von 
Rays und Nübien die Mebreinfuhr 44,407 t, 
1881 = 65,524 t, 1882 = 56,605 t, 1893 = 





10,3924 t, 18854 = 50,923 t, 1885 53,814 t, | 
und für Delfaaten überhaupt 79,548 t; im 


Durchſchnitt find demnach jährlih von Naps und 
Nübien als den Hauptölfaaten etwas über | 
67500 t mehr eine als ausgeführt worden | 
gegenüber einer Ernte von etwa 130,000 t. 

In Bezug auf die Neinerträge liegen aus älterer | 
Zeit die Angaben von Veit (1836) vor, welche 
den Xorzug haben, daß fie aus den gemaueiten | 


Delpflanzen. 


Berechnungen, wie fie in gleiher Vollendung bis 
zur füngften Zeit nicht wieder geliefert wurden, 
herborgegangen jind; nad) Veit gaben 1 Morgen 
glei etwa !/s ha, Winterraps 61,71, Sommer⸗ 
raps 43,14, Mohn 50, Seuf 30,85, Leindotter 
27,42 und Sonnenblumen 26,56 Mt. "Reinertrag ; 
die höchſten Neinerträge gaben der Hopfen und 
der Mau mit 180 und 170,11 ME, die nied— 
rigiien der Sommerroggen und der Safer mit 
2,0 und 5,72 ME, io dab alio die Delfaaten 
eine Mittelitellung einnehmen. Aus neuerer Zeit 
liegen vor: vergleihende Darftellungen von 
a) Ob.:Amtmann Kleemann in Gatteritedt mit 
verſchiedenen Pflanzen, von welchen der Kopfklee 
am höchſten mit 25, 5 Mt., der Raps mit 20 Mt. 
und der Hafer am miedrigften mit 13,0 Mi. pro 
preußiichen Morgen verzeichnet jind; b) Fleiſch— 
mann, für mecklenburgiſche Verhältniffe, in ähn= 
licher Weiſe für je 21,678 ar, aber nur über den 
Erlös; er war am größten von — mit 
159,21 Mk. am kleinſten bei Wicken mit 45,23 Mk. 
und bei Rübfen 60,39 ME., aljo mit am niedrigften. 

Alle Angaben aus der neueren Zeit ftehen an 
Genauigkeit denen von Veit nad, ſodaß bis 


‚jest auch bezüglih der Delfrüchte nur wenig 


brauchbare Berechnungen vorliegen und ebenfalls 
auf den Anjchlag in den Blod-Birnbaum’ihen 
„Mittheilungen“ verwiejen werden mus. Wenn 
aber Kleemann für 1ha Raps 80 Mi. Neinertrag 
in der Neuzeit gefunden hat und Veit dafür 
rund 185 ME. für die Zeit von 1836 in Bayern 
und für Sommerraps 129 ME, alfo im Durch 
ichnitt 157 Mk., d. i. fait doppelt jo viel, fo be= 
weilt das, daß der Napsbau allerdings an der 
Ginträglichfeit verloren hat, daß aber der Rein: 


ertrag von 80 ME. noch jo hoch iſt, daß kein 
Anlaß vorliegt, den Anbau aufzugeben. Alle 
| diefe ‚Berechnungen haben den Nadıtheil, daß 


man fie meiltens auf Treu und Glauben nehmen 
muß, d. h. daß fie nicht begründet werden. In 
dem nad allen —— hin genau beſchrie— 
benen und begründeten Veranſchlagungs-Beiſpiel 
im genannten Block-Birnbaum'ſchen Werke findet 
fih ein Stonto für Raps (Amwehl: Sorte) auf 


|5 ha Boden dritter Klaſſe, noch Widfutter erbaut. 


Das Konto lautet: 























Debet. Schlag Awehl. Kredit. 
| fe j 4 | 1 4 
Für Aufſicht und Flurſchus an Adm.sst. "70,0 Für Jagdvacht von Prinzip.⸗n.ſtr. 6,0 
Kür 50 kg Samen an Bod. u. Sch... b) f 17! © Für Weide von Schafesft, | 20°, 00 
Für ew kg Suanophosphat — 135,0ME. || Für Dungwertb an die Nadhfrudt ) ! 
Für 100 Gype 3,40 Mt. l Für Beitelung u. ſ. m. e ) 2 ) ni] 
an Dung-f. a) 141 40 von Kap, | 68 
Für Gerathſchaftenmiethe ı | Für 106,820 kg —— N 
an Ger.: u. Maid. | 70 00 on Bod.: u. Sch... a) |) 264 | 97 
Für Tungwerth von ber Vorfrucht i " 365 
an Kapſt. 
gu: Handarbeit = Mt. 
Fur Dagelveri. — 60,16 „ h 
20003 an Kaſſa 
gür Bodenzins an Prinzip.⸗ K.ſtr. 
an Schate⸗K. 


Für 50 Rächte Pferch 
Für 64 Arbeitätage 
Für Weggeld 


on Spannpi.ft, 
an Triebmweger-ft. 





5 Delvflanzen. 571 


Diefes Konto ift im der Art entworfen, dab | In ähnlicher Weije, aber nicht in Form der 
die Gejammternte, vorliegend 106,820 kg, den Konto-Rechnung hatte jeiner Zeit Veit („Hand 
Unterihied zwiichen den Debet- und den jonitigen | buch der Landgüterverwaltung“) für jämmtliche 
Kredit-Poſten dedt, jo daß das Skonto felbit bei- Früchte die Rechnung entworfen; die Koſten wur— 
derſeits mit gleihen Summen jchließt; für 1000 | den in Hauptpoſten zujammengeftellt und von 
kg Grntegut find 24,66 Mark anzujegen, dieſe diefen je der Prozentiag, welcher fih aus dem 
find der Grzeugungspreis ab Feld. Die Ernte | Gewicht und dem Werthe von Stroh u. ſ. w. er: 
wird an das Boden: und Scheunenkonto, Abthei— gab, den Körnern zur Laſt gejchrieben, jodaß der 
lung a) für Garben abgeliefert und diejes hat | Seibitloftenpreis für dieſe feftgeitellt wurde und 
das Dreſchen u. j. w. zu bejorgen. Beim Raps | diejer im Vergleih mit dem Marktpreis die Höhe 
kann man annehmen, daß die Körner, weil Stroh | des Gewinns pro Morgen (!/s ha) oder pro 
und Kaff — werthvoll find, 92 9, der Koſten 1000 kg ergab. Deſſen Rechnungen find geſtellt 
deden müſſen, d. i. vorliegend 2424,17 Mark oder | für Winter: und für Sommerraps, für Sommer: 
für 1000 kg rund 173,15 Mark. Bis zum Markt, | rübien, für Mohn, Leindotter u. Sonnenblumen ; 
alfo plus Dreichkoiten, Aufbewahrung, Fracht u. ſ.w. | angejegt find für dieſe die Koſtenbelaſtung in 
ſtellen fih die Koſten auf 212,15 Mart (39 ME. | gleicher Reihenfolge mit 36, 92, 89, 92, 88 und 
höher); der Erlös auf dem Markt ift 324 Mark, | 856 %,. Die Rechnung jelbit findet ſich in nach— 
der Gewinn alio 111,85 Mar. folgender Tabelle (Blod-Birnbaum S. 385), ums 

gerechnet in Reichs-Geld und Gewicht: 








Lein⸗ 
dotter. blume. 





Sonnen⸗ 





Sommer: | ; 
rübfen. | Mohn 


| 
| 
—e — —— — — — — — — — — 


1000 1143 1000 1143 


* Winter- | Sommer: 
Art der Dcelfrudt. | *8 | rap8. 


— une — — ———— ————— —— 




















Ausgabe für Dünger .... Pfa. 1143 1000 
S Bl 404 *9 94 Ss | 7| 37 ı 43 | 86 
u Arbeit ..... r 1469 | 1306 | 1364 | 2332 1363 2746 
J „ Allgemeines .. „ | 171 ı 1m | 171 171 171 | 171 
"7 Aufbewahrung. „ | 20 17 "I WI % 23 
. „ Marktfubhren . „ 28 228 228 228 228 171 
Abgaben, Land⸗ | 
padt,Verwaltg. „ | 28 | 928 928 28 | 928 928 
zuſammen Big. | 4083 ı 3736 | 3785 | 476 | 3750 5268 
Pen mein dm nn U mn eg mn. —— gr — — u ——— * a —— — — — 
Ernte: Hömer. .... kg) 4368 | 3265 | 320,8 | 3220 | 3600 | 252,0 
Stroh u.i.w. . ke. 780,0 | 896,0 | 784,0 1008,0 ı 784,0 | 1680,0 
Koftenantheil für die Körner Pig. T 3450 | 344 8 33557 | 4437 | 3280 ET 
Für 100 kg Körner Pig. 7977 | 1045 109048 1378 937 | 1860 
Marktpreis f. 100 kg Körner Big. | 2071 ARE 0 | 2657 | 1716 2721 
Gewinn für 100 kg Körner Pig. | 1274 |; 913 2 | 1270 | 779 | m 


Berechnet man dieje Verhältniffe pro ha, fo ergeben ich: 
bei Winterraps 1310,4 kg >< 12,74 Big. = 166,55 Mark Gewinn durd die Hörner allein, 
Sommerraps 979,5 >x 9,18 28 „ # 


" " „> 

„ Sommerrübl. 609 „ x 92 „= 18 „ ö 
„ Mohn 960 „ x 1279 „ = 135 „ “ 
„ Xeindotter 10500 „ x 779 „= 8180 „ S 
„ Sonnenblum. 7560 „x 921 „= W653 z 


Aus neuerer Zeit liegen — ungenaue und unvoll: | für 100 kg waren bei Weit 20,71 und 26,57 M., 

fändige — Berechnungen über Naps und Mohn , für die Nedinung aus neuerer Zeit find fie 24,70 
vor, welde wenigitens als Vergleichung einigen | und 30 Mart. 
Werth haben; auf ha übertragen war der Rein- Muſtergültig zum Vergleich der Rentabilität 
ertrag angegeben worden mit 174,24 und 202,5 | des Rapsbaus und des Mo;nsaus zwiichen ba: 
Mark, während Veit dafür 166,85 und 123,55 | mals und jest find dieje Angaben nicht, einiger* 
Markt hatte; alö Erträge liegen für die neuere | maßen braudbar dazu aber wohl. Damals gab 
Rechnung 2800 und 1600 kg vor, bei Veit — es allenthalben bedeutend niedrigere Grträge als 
damals — nur 1310 und 966 ke. Die Preiie jest. 


572 


Didendburg, Großberzogtbum (Derzogthum | 
Oldenburg, Fürſtenthum Lübeck, Fürſtenthum 
Birkenfeld): Großherzog Peter, Nikolaus, 
Friedrich, geb. 8. Juli 1827, reg. ſeit 27. Febr. 1853. 





das Herzogthum Oldenburg 5378,4 qkm mit 267,111 Einw., a auf 1 qkın, 


das Fürſtenthum Lübeck 541,2 
das Fürſtenthum Birkenfeld 502,39 


” 


” 


Oldenburg. 


Größe und Bevölkerung zu. 6422,53 qkm 
mit 841,525 Einwohnern, (172477 weiblihen) — 
53,2 auf 1 qkm, im Jahre 1880 auf. 337,478 Einw., 
alio Zunahme 4047 Köpfe. Es kommen jegt auf 


4,12 


39,693 


” — ” ” 


„ * 78,9 


” ” 


” ” * "” 


Die konfeſſionellen Verhältnifje find ſehr verfchieden; es haben in Prozenten: 


das Herzogthum 74,4 Proteftanten und 24,9%, Katholiken, 


das Fſtth. Lübeck 99,4 
das F. Birkenfeld 75,4 jr 


Die Hauptitadt Oldenburg hat 21,438 Einw., 
die engere Stadt 19937), über die Stadt: und 
Yandbevölferung font j. dad Hauptwerf, Bd. IV, 
S. 177 ff. — Landbevölkerung 80%, landw. Be: 
völferung über 50%. 

Behörden Staatöminifterium mit bem 
Minifter der Finanzen ala Vorfigenden, Minifter 
des Innern, des Großberzoglichen Hauſes und der 
Auswärtigen Angelegenheiten und Minijtern ber 
Juſtiz, Kirchen-, Schulen= und Militär-Angelegen- 
heiten, Haus: und Zentralarchiv, Statiftijchem 
Bureau. Landtag mitjtändigemAusihuß. Staats: 
gerihtähof, Gerichtshof zur Entſcheidung der 
Kompetenzkonflikte und Oberſtaatsanwalt als 
Oberbehörden. Oberlandesgericht (gem. mit dem 
Fürſtenthum Schaumburg-Lippe). — Fiir das 
rer Zolldireftion (j. Zölle und innere 
und indirefte Steuern) und Eiſenbahndirektion, 
für das Fürſtenthum Lübeck: die Regierung zu 
Eutin und das Oberlandeögericht in Hamburg, für 
das Fürſtenthum Birkenfeld die Regierung bajelbft 
und das Dberlandesgeriht in Köln. — Evanges 
liſches und katholiſches Oberiulfollegium. Evans | 


” ” ’ ” 


” 19,5 "” 





zuf. 946 Israeliten, 1024 jonit. Chriiten 
> * € 


678 3 


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" " * 


Holle; Weſterſtade: Abtheilung Ammerland und 
Ammerländer Hopfenbau-Verein; Varel: Abthei— 
lung Varel und Neuenburg; Jever: Abtheilung 
ber Herrſchaft Jever und Kniphauſen, Oeſtringen, 
Wangerland, Rüſtringen-Kniphauſen; Butjadingen: 
Abtheilung Burhave und Abbehauſen; Brake: Ab— 
theilung Brake-Ovelgönne, Struckhauſen, Schwei, 
Hammelwardermoor, Landwührden; Elsfleth: Ab— 
theilung Elsfleth, Berne; Delmenhorſt: Abtheilung 
Delmenhorſt und Alteneſch; Wildeshauſen: Ab— 
theilung Wildeshauſen und Huntloſen-Großen— 
kneten, Hatten-Dötlingen; Vechta: Abtheilung 
Vechta, Damme, Dinklage, Steinfeld, Goldenſtedt, 
Bienenz.-Verein f. d. Amt Vechta, Lohne, Neuen— 
kirchen; Cloppenburg: Abtheilung Cloppenburg, 
Laſtrup, Löningen, Brookſtreek, Eſſen, Molbergen, 
Lindern; Frieſoythe: Abtheilung Barßel und Sater— 
land. Die Oldenburgiſche Hagel-Verſicherungs— 
Geſellſchaft. Der Sarbvirthihartliche Verein für 
Thierihug und Geflügelzudt in Oldenburg. 
Für das Füritenthum Lübeck: Der Landwirtb: 
ihaftliche Provinzial-Verein für das Fürſtenthum 
mit Landwirthichaftlihem Verein zu Neudorf bei 


"” " 


geliiher Oberfirchenrath und Bifhöfliher Offizial | Eutin, Schwartau, Waltersfrug für Glafchendorf, 
für das fatholiiche Kirhenweien. Adjudantur bes | Bofan, Neukirchen, Ahrensböck, Geiffau, Süfel und 
Großherzog. Oberhof» und Hofchargen. Hof: | Pausdorf, der RübenbausVerein zu Ahrensböd 
und Brivatfanzlei. 12 Amtsbezirke in Oldenburg. | und der Ber. 3. Befördg. der Geftügelz. in Eutin. 
Zandwirthbihaftlihe Behörden: Unter) Für das Fürſtenthum Birkenfeld: Der Land: 
dem Minifterium des Junern ein Kollegium mit | wirthichaftliche Verein für das Fürſtenthum mit 
Chef, vortragenden Rathen und techniichen Nefe: | Sektionen für Aderbau, Wielenbau, Viehzucht, 
renten, und unter dieſen: das Vermeffungsiweien | Waldbau, Gartenz und Objtbau, VBienenzuct, 
in Markentheilungs⸗ und Verkoppelungs Sachen | Fiſchzucht, landwirthſchaftliche Technik und Volks: 
im Herzogthum mit Vorſtand, Landw. Delonomies wirthſchaft und als lnterabtheilungen Herritein: 
Inſpeltoren, Ober-Vermeſſungs-Inſpektoren, Ver: Fiſchbach, JdarsOberftein und Rehfelden. Anſchluß 
meſſungs⸗Inſpektoren und Kondukteuren, Groß: jan den LZandwirthichaftlichen Verein für Rhein: 
berzogliche Memter als erfte Inſtanz f. alle jonftigen | preußen als Lofalabtheilung. 
landwirthihaftlihen Angelegenheiten, die Kanal- Lehranftalten; Landwirthihaftlihe Schule 
bau⸗ Verwaltung, dad Körungsweſen mit der | in Varel, Aderbaufchule zu Cloppenburg, Meierei- 
ftändigen Körungs-Kommiſſion Fir die Pferdezucht | ſchule und Molkerei Inftitut — Unterricht für 
(3 Diſtrikte) und 18 Kommiſſionen in 18 Diſtrikten junge Mädchen zu Raſtede. Landwirthſchaftliche 
für die Nindviehzudht. In Lübeck (Eutin) und chemiſche Zentral-Sation zu et zur Sons 
Birkenfeld die Negierungen als nächſte Neffort= | trole für Dungftoffe, Futtermittel, Saatwaaren 
Behörden mit bejonderen Beamten für das Ratafter: | und wiſſenſchaftliche Unterfuhungen. 
weien. Finanzen (Budget 1886). Es giebt 
‚Vereine: Die Oldenburgifche Landwirthſchaft· A. Das Budget der Zentralfafie mit 
lihe Gejellihait mit ZentralsBorftand in Olden: | 993,000 Mark in Einnahme und Ausgabe; die 
burg und Abtheilungen in den einzelnen Amts: | Einnahmen find Antheile an den Neichözöllen, 
bezirken, als in Didenburg: Abtheilung Oldenburg, | 650,240 Mt., Zinien und Kapitalien 221,000 Mt., 
öftliher Bezirk der Landgemeinde Oldenburg, | Beiträge der Provinzen 108,300 ME., Vermiſchtes 
DOfternburg= Wanbenburg: Everiten, Raftade und | 13,460 Mt.; die Ausgaben find: Matrifular: 


Dldenburg. 573 


beiträge 656,000 ME., Landtag und Provinzial: | Staatsminifterium 90000 M., Gen.: Zentral: 
räthe 4000 Mk., Zivilvenfionen 155,650 Mark, | behörden ꝛc. 87,350 Marf. 


B. Das Budget der einzelnen Landestheile mit 
6,175,686 ME. Ginnahme (Oldenburg 5,028,212, Lübeck 615,286, Birkenfeld 532,188), 
6,679,400  „ B „545212, „654,900, J 569,288), 
alio 503,714 „ Defizit ( z 427,000, , 39,614, A 37,100). 


Von den Einnahmen jind zu nennen: 


eigene vom Staatsgut (Forften, 
Domänen, Gefälle, Kapitalien): Oldenburg 1,130,200, Lübeck 398,654, Birkenfeld 106,651 ME. 


— 


Eiſenbahnen: 1,152,000, — 


” ” 
Fähr- und Brücdengelder: „ 80,500, m er; u ra 
Sporteln und Strafen: Bi 498,000, „51,500, ” s1.10 „ 
Gewerfsrefognitionen: F 48,000, , 3700, ir —_—, 
Gejegblätter u. ſ. mw.: * 22,600, „ — # er = 
Tirefte Steuern: u 1,822,100,  „ 152,700, e 277,700 „ 
Indirekte und direfte Stempelabgabe: „ 37,000, u un Mi 11,800 „ 
Vermiſchtes: J 187,812, „ 8732, 5 549,037 „ 
Die direften Steuern find: Grunditeuerr „ 755,000, u 50,500, 5 78,200 „ 
Gebäubdeit. r 158,500, . — 31,500 „ 
Fintommenft. „ 24,600, u 96,200, 2 163,000 
Grbichafteft. „ 54,000, 5 000, 2 3000 

Die Ausgaben jind: 
Für das Großberzogl. Haus * 170,212, 45,90, £ 38388 „ 
„die Zentralkaſſe 52,308, R 17,828, a S664 „ 
„ allg. Verwaltung und Penfionen „ 438368, „ 121,040, Hi 71,593 „ 
„ innere Verwaltung = 488,897, „76,149, a 71,575 „ 
» Wege: und Wafferbauten : 712350, „41981, R 33,300 „ 
„ Scifffabrtswefen a 19812, „ — — _ ® 
Juſtizweſen 621,385, „97,756, n 70,206 „ 
„ Kultus und Unterricht " 49,49, „91,3%, # 108,638 „ 
„ Staatsihuld N 1,649,055, „ 1668, = 26,502 „ 
„ 2erwaltung des Staatäguts . 348,887,  „ 117,087, R 36,640 „ 
„ Steuererbebung 5 71,580, „12,688, — 11,630 „ 
„ allg. Finanzverwaltung = 171,905, „18,534, a 34,500 „ 
„»  Verfchiedenes r 56,059, „13,485, z 6852 „ 
Die Staatsfhulden find: i 37,614,646, „42,300, e 3677 „ 


zufammen alio 37,660,623 Mt. 


Der Schiffsperfehr war 1884: 
Eingang 303 Schiffe mit 172,624 t (1392 Dampfer mit 141,529 t), 
Ausgang 53 5 m 156239 (174 „85,95 t), 


Die Handelsflotte war: 344 Schiffe mit 86,800 t und 2353 Mann (4 Dampfer mit 2481 t 
und 66 Mann). 


Fifenbahnen gab ed: 301 km mit 44 km Sefundärbahnen als Staatäbetrieb, 
Tun Tg . „ Privatbahnen unt. Staatsverw. 
2 u, un un u deögl. in eigener Verwaltung. 


,„ „DI, 


Poſt und Telegrapbie, ſ. Deutiches Neid. | —— —— — en ganzen 
Ueber Militärweien und Anderes ſ. die Fande Im annähernd gleicher Beſchaffenheit ge: 
früheren Mittheilungen. ‚funden wird; ba aber die beiten Kälber Ir Auf: 
ucht im Lande bleiben, fo ift Vorſicht für Die: 

Zandwirtbihaftlihes. Im Herzogthum | Er welche dort kaufen wollen, geboten. Die 
find Die großartigiten Fortſchritte in der Viehzucht | Kühe erreichen die Gewichte von 600 kg und 
und beionders in dem Molkereiweſen gemacht , eine Milchergiebigkeit bis zu 4000 1 und darüber; 
worden. Die vortreffliche Körordnung hat es be: | 3000 I find häufig und unter 3000 1 nur nod 
wirft, dab das Oldenburger Rindvieh dem hol» | jelten, wenn die Thiere in guter Haltung ftehen 


574 
und nicht zum Zuge vertvendet werden. Der 
Hauptmarkt findet in Develgorren ftatt. Unter 
300 Mark find Kühe nicht zu haben. Stiere 
kommen bis zu 1000 kg Lebendgewidht. Vergleiche 
Ausstellungen (Hamburger) über die Preife. Ueber 
bie Oldenburger Et die früheren Artikel; 
Hauptmarkt dafür der Medardus: Markt in Olden- 


Die Bodenvertheilung ift: 





Oldenburg — Omnium. 


burg. Die Zucht wird mit engliihen Halbblut- 
hengiten verbeilert. 

Ein weiterer Fortichritt ift in der Kultivirung 
der Moore und überhaupt in Meliorationen zu ber: 
zeichnen, wofür viel getban wird, noch immer aber 
giebt es neben 111,400 ha vortreffliher Marfchen 
415,000 ha Geeitland. 








181,617 ha Acker- und Gartenland = 33,77 9%. (1863 = 36,56 %), 
99 „ Wieien = 753. („ = 861 „) 
93,063 „ Weiden — = 17,29 2 ( — 5,29 „)h 
315,679 „ landw. Fläche. 6859. (m 50,46 „). 
32,270 „ Wald = 59, („ = 5397.) 
347,949 „ — 64,48 „ 2 u .) 
Unland, ) 338 ” = D „Ir 
1.) Hofraum, Wege u. |. — " („= 8BM „) 
537,540 „ 10,00 „ Can 100,00 „). 
Von Aderland find gewidmet: dem Getreidebau mit Hülienfrüchten = 72,0 ', 
den Hackfrüchten und Gemüſen == 97 „ 
den Handeläpflanzen fait 09 „ 
dem Futterbau „46 „ 
der Weide :- 12. 
der Brache den 
100,0 
Die Güter mit 100 und mehr ha haben nur 3,4 9, der Fläche, 
r » m bis 00 5. u —68 
” ” 1 [3 10 „ ” ” 29,0 ”„ ” ” 
"„» unter 1 ha 48 
100,0 ” ” ” 
Der Viehſtand war 1573: im Herzogthum im Großberzogthum 
Pferde 27,6% 33,811 
Rinder 78,058 214,495 
Schafe 176,957 194,151 
Schweine 42,739 55,917 
ziegen 14,720 20,579 
Bienenſtöcke 32,836 33,311 
Nach der Zählung von 1885 hatte man: Werde 30,119 int Herzogtbum, 
Rinder 177,487 „ = 
Schafe 135,000 „ 2 
Schweine 79,600 „ = 
Siegen 23,127 „ Ri 


Ueber die Melkſchafe ſ. unter Schafzucht. 


Omnium,. Name für ein, der „Aylesbury | 
Dairy Company“ in England patentirtes Butter: 
Grhaltungsmittel, welches den Zweck haben joll, 
Butter längere Zeit zu konſerviren, ohne diejelbe 
luftdiht zu verpaden. Die Butter Bi ſich je 
nad) der zugelegten Menge des in Waller gelöften 
Präjfervativs, welches mit der Butter forgfältigit 

emengt werden muß, bis zu 8 Monaten ganz 

iih erhalten. Die Gebraudhsanweijung wird 
beim Bezug mitgegeben. 12 Flaſchen Ekoften 2 
Pfd. Sterl. 2sh 6 ct — etwa 43 Mi.; der In— 
halt einer Flaſche joll genügen für 1 Ztr. Butter 
— menn engliihb Gewicht darumter veritanden, 


alſo für 50,8 kg, ſodaß für 100 kg rund 1,97 
Flaſchen, alfo 6,15 Mt. zu rechnen find. Die 
———— wird als Geheimniß behandelt, 
iſt aber durch Analyſe feſtgeſtellt worden als eine 
Löſung von Metaphosp horſäure(glaſige Phosphor— 
ſäure) in Waſſer, ſchwach roth mit Cochenille 
—— alio für den Genuß, da nur minimale 
Mengen von Phosphorfäure vorfommen, nicht 
bedenklich. Ueber die Wirkung liegen noch feine 
zuverläfliigen Angaben aus Deutichland vor und 
ebenfowenig über den wirklichen Werth des Mit- 
tels. Man wird gut thun, vorderband noch ab: 
wartend ſich dazu zu verhalten, da in der Regel 


On share-Syftem — Defterreihslingarn. 575 


derartige Geheimmittel mindeften® viel zu hoc |am 24. April 1854; ala König von Ungarn ge- 
bezahlt werden müſſen. frönt am 8. Jumi 1867. Die Monarchie beiteht 
aus I, den im Neihsrath vertretenen Län- 


On share-Syftem, Bezeihnung für das Aus— 
miethen von Land und Vieh gegen Antheil = Pe "Sindern ber uneikle 


ben Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, 3. hen Krone (Oefterreich jenfeit® — Tranlets 


bon eblen Zuchtthieren gegen die halbe eg 
ein ug wodurd die Veredlung cafe nn rl F —————— Herzegowing, 
als ſonſt möglich wäre, bewirkt wird. 3 9 


I. Bevölferung und Umfang. Nach der 
Deflerreigslingern, Kaijerrei Kaiſer 
Sans Jofeph IT, Starl, geboren ei Auguft |} Bählung von 1880 (der legten oder jüngiten) 


‚ regiert jeit 3, Dezembe er 1848, dermahlt | D 


I. Die im Reihärath vertretenen Länder. 
1) Deiterreich unter Enns 19,768.42 qkm, 2,330,621 Einw., (1, a weibl.), 118 auf 1 qkm 


2) Oeſterreich ob der Enns 11,982.23 TO (385; N 
3) Salzburg 714. 54 4 163,570 . (B83700 85; 
4) Steiermart 2235.75 „ 1218597 „ (613859 „I, A vo un 
5) Kärnten 10,327.63  „ 48,730 „ (1783594 , 3-9 5, „- , 
6) Krain 10,032.64 , 43123 „ KB: 0: A 
7) Trieft und Gebiet 459 „ 14854 „ ( 3976 „IM „un 
8) Görz und Gradiäfa 29154 „ 2110854 „ (1438 „ ) a on 
9) Iſtrien 4953.59  „ 292,006  „ € 040 „), 9 „un 
10) Tirol RU „805,176 „ 6407747 „Vu un 
11) Rorarlberg 2602.40 5 1078738 ° „ ( 508 „I, MU. on 
12) Böhmen 51,94212 „ 55603819 „ (2852857 „ 100 
13) Mähren a . 2 . ae 3 6603; 
14) Schleiien 5147.30 „ DAN „ ( 97304 „ ) 10 „un 
15) Galizien 738,507.89 „595807 „804312 „I num 
16) Bulowina 10,451.56 „ BILBEL/ 5. C BEE 3:85, 57% 
17) Dalmatien 12,831.54  „ 46101 CB BT nm 

zufammen 299,984.25 „ 2,144,244 „ (11324507 „) Au un 


II. Die Länder der IIngariichen Krone. 
18) Ungarn u. Eiebenbürgen 279,749.7 qkm, 13,728,622 Einw., (6,978,976 weibl.), 49 auf 1 qkm 


19) Fiume und Gebiet 196 „ 20,981 — u 5: Se 5 | \; + ee 
20) Kroatien und Slawonien 23,2779 „ 1194415 „ (604800 „ ) Bu. um 
21) Militärgrenze 19.2381 „ 68,0, 344.033 Kr u 
Zivilbevölferung: Altiv. Milis 

tär, Honveds, Gendarmerie — HE „ - . — — 








zuſammen 322,2850.3 153 7384600, (TER), Pu nn 


III. Bosnien, Herzegowina und Sandjak Novibazar 
61,065 qkm, 1,500,091 Einw., 24 auf 1 qkm. 


Geſammte Monardie ohne III 622,269.55 qkm, 37 ‚882, 712 Ginw., (18,619,013 weibl.) 61 pro qkın 
5 ö mit III 683,335.55  „ 39,386 56,803 „ ( 7 56. „ 


Am 31. — 1884 wurden für die öfter: | ewordenen definitiven Reſultaten der Grund: 
reihifhen Länder 22,864,106 Einwohner | ffeuerregulirung und nad den derzeitigen Ver— 
(11,698,638 weibl) gezählt. Ee war alſo die m —— für die ungariſchen Länder 
unahme in den Ja ren 1880/84 zuſ. 719,862 622,046,54 qkm für I und II angegeben und als 
öpfe, oder jähbrlih im Durdhichnitt 148, 973 Zahl der Bewohner 37,772,307, pro qkm 61. 

Köpfe. ‚ Für die ungariichen Länder liegen aud die 
9. 9. Hisihmann’s „Vademekum für den | Angaben 15,610,724 Einw. vor. Für die be: 
Landwirth“ 189 find nad den 1884 befaunt ſetzten Länder giebt es folgende Angaben: 


576 Defterreih: Ungarn. 
Kreis Serajevo 10,230 qkm, 174,459 Einw., 
Travnik 10,815 „ 193,296 „ 
„  Benjalufa 8617 „ 231,628 „ 
„  Bihac SB „ 126,239 „ 
» Tujla 8159 „ 268,533 „ 


Bosnien 43,375 99,155 „ 


„  Mortau (Herjegow.) 8727 „ 164,298 „ 


————— — 


zuſammen 52,102 „ 1,158,453 „ 


J Sandjat-Novibazar 893 „ 168,000 , 


zufammen 61,065 „ 1,326,453 „ 


Landbesangehörigkeit. TI. Deiterreihiiche Länder Fremde 165,504, 


TI. Ungarifhe Länder e 43,511, 
zufammen 208,815. 


BVertheilung der Bevölferung nad der Sprade: 


I. in den Oeſterr. Ländern II. in den Ungar. Ländern 
Deutiche 5,008,864 1,898,202 — 123 %, der Einw. 
Czechen 5,180,908 Ze 
Rolen 3,238,534 
Ruthenen 2,792,667 469,520 — 30 o der Ein. 
Slovenen 1,140,304 1,835 33 = 2 — — * 
Serbo⸗Kroaten 563,615 2,780988 = 155 u u 
Italiener 668,653 — 
Rumänen 190,799 2,608,170 = 169 „ „ r 
Magyaren 9887 6,176,612 = 40,12%, 3 


Ronfeiiion. 

Römiſch Katholiſche 
gr. u. armen. Katholiſche 
gr. u. armen. Orientalen 
Proteſtanten 
Unitarier 
Lhriſtliche Sekten 
Sraeliten 

Sonftige 


DBerufszählung. 
Betrieb angegeben: 


in Niederöſterreich 
in Oberöfterreich 
in Salzburg 

in Steiermart 

in Kärnten 

in rain 

im Küftenlanb 

in Tirol und Rorarlberg 
in Böhmen 

in Mähren 

in Schlefien 

in Galizien 

in Bulomwina 

in Dalmatien 


in Defterreih 


in Ungarn 1475,10 4520,61 


Sonftige zul. B6H = 05% . . 


I. in d. Defterr. Ländern IT. ind. Ungar. Ländern 


17,693,648 7,849,692 
2,536,177 1,497,268 
493,542 2,438,118 
491,479 3,154, - 52 (Galviniften 2,031,803), 
— Ai 5 
— 
14,004 3623 (90 Mohamedaner, 1335 


Konfellionsloie, 697 Un: 

getaufte, 1079 unermittelt, 

422 verih. Religion). 
Bei Hitihmann wird für den land: und ben forftwirtichaftlichen 


Selbſt⸗ im Peruf Familien: Haus⸗ Per: Bros, ber 
ftänbige Thätige glieder diener ſonen Bevölkerung 
173,693 197,953 249,484 12,857 653,987 27.22 


86.796 157,027 120,834 6715 371372 48.81 
15,961 37.643 34,410 1928 8942 55.01 
188,316 282,599 308,572 16,619 796,106 65.67 
28,911 121,088 88,638 715 239,302 68.62 
55,805 115,008 160.283 6394 337485 70.15 
73,424 103,466 174,964 4762 356616 54.79 
131.259 172.017 34,240 7551 565,067 61.97 
396.875 649,129 1151473 74,991 2272468 40.89 
1924355 277,409 521.708 52,065 1.043,612 48.50 
48,135 90,733 129,215 402 MT 47,38 
811,957 1,327,068 2,143,469 137,224 4,419,718 74,26 
79253 138,605 183,310 5462 406,630 71.39 
87333 121,822 176,501 3252 388,908 81.68 


2,365,153 _3,791,512 _5,697,096 335,237 _ 12,188,998 55.08 





Zufammen 7 73,840,253 8,312,188 





Oeſterreich-Ungarn. 577 


Eigenthümer Pächter 

Selbſtſtändige 1,662,218 ml. 612,899 wol. 72,829 mi. 17,207 wbl. 

Beamte u. ſ. w. 43,028 mil. 9053 wol. 3443 mil. 676 wol. 

Arbeiter 1,558,673 mi. 2,027,485 wol. 57,644 mi. 61,500 wbl. 
‚Familienglieder 

olme (Frwerb 2,209,034 ml. 3,265,281 wbl. 82,287 ml. 140,494 wbl. 

Hausdienerihaft 128,214 mi. 190,944 wol. 6495 mi. 9584 wol. 

5,631,167 mi. 6,105,692 wol. 222,698 mil. 229,461 wol. 


Für Ungarn giebt man an 
Grundbei. Pächter Köteiafefiähenmie Biztäigafistienktoten — 


ahre 1870: 1,925,625 470,808 1,650,870 69,312 
m Jahre 1880: 1,818 646 423,393 1 — 1,326,304 1 18 ‚207 
weniger 106,979 47,415 4138 324,566 56,105 


für 1880 aber 946,269 Tagelöhner unter jonjtigen Beſchäftigungen 3253 und die Frauen 
beim Haushalt in der Landwirthſchaft nicht berückſichtigt 


Die weiteren Angaben über die Vertheilung nach Beruf werden ſehr ſpezialiſirt in den 
ſtatiſtiſchen Tabellen gegeben und zwar wie folgt: 


J. Für die im Reichsſsrath vertretenen Länder. 
Selbits In der Bes Familien⸗ 


aus« 

Hänpige. Fufsart Der gileder u Siener. game 
Perjonen geiftlihen Standes 31,944 8327 27,796 26,463 94,530 
Akt. Beamte in Hof-, Staats: u. Gemeindedienit 46,190 — 92,495 23,545 162,280 
Aktive Diener degl. 25,550 — 61,016 4177 90,748 
Aktive Militärperionen 162,423 — 17,970 4510 184.908 
Yebrperjonal 55,929 — 81,449 14,823 152,201 
Erziehungs-, Unterrihtsanft., Waifenbäuier 636 1577 20,408 1674 24,290 
Sanitätsperjonen 25,691 6564 36,187 10,385 78,827 
zen. und Humanitäts:Anftalten 7112 1919 94,109 1602 98,402 
Schriftiteller und Redakteure 1224 782 3108 883 5992 
Scaujpieler, Tänzer, Muſiker, Sänger 13,483 — 15,285 2238 31,001 
Maler und Bildhauer 3644 2802 7848 788 15,082 
Architekten, Geometer, Zivilsngenieure 3634 2459 11,538 2358 19,989 
Advokaten und Notare 3656 8159 19,621 6279 37,715 

Gendarmerie, Sicherheitswache, Feuerwehr 27,275 — 37,886 3753 k 
Seefiſcherei 1587 2994 6054 31 10,666 
Berg: und Hüttenweſen 1305 116,565 198,812 5005 816,187 
ce und Gewerbe 575,811 1,581,287 2,399,199 158,750 4,710,047 
Handel 185,405 124,668 459,085 70,520 839,628 
Bantiers, Geld» und Kredit⸗Inſtitute 1484 8298 18,237 5572 33,591 
Verfehrögewerbe zu Waller und zu Land 18,176 97205 266,685 16,668 858,819 
Taglöhner mit wecjielnder ——— — 832,59 762,102 6201 1,650,902 
Nicht bei Dienftgebern wohnende Bebdienftete — — 87,455 114,825 201,780 
Haus: und Rentenbefiger 207,415 1424 278,060 61,822. 548,221 
Benfionäre 68,845 — 72,682 16,585 ‚158,062 
Unbelannten Gewerbes 41,387 — 24,564 1573 67,524 
Land: und Forftwirthichaft 2,365,153 3,791,512 5,697,096 835,287 12,188,998 
Zufanmen 8,868,619 6,639,231 10,746,187 890,207 22,144,244 


II. Länder ber ungarifden Krone. 


su DE Re beihäftigt Iui 
Rändige.  Getiiten, N 
Priefter, Seeliorger, Nonnen 16,858 — — 16,858 
Vrofefſoren, Lehrer 30,505 — — 30,505 
Schriftiteller und Künftler Ä 2051 — 201 
Uebertrag 49,414 _ _ 49,414 


vandw. Ronveri.sterifon, BSpeyials Supplement. 87 








578 Deiterreih:Ungarn. 


In der Beruisart beihäftigt 








ae —— Familien: mt 
Ranbige, ;- —— alieder. Thätige. 
Uebertrag 49,414 _ — 49 414 
Aerzte, Chirurgen, Hebammen 11,919 — = 11,919 
—— Mechaniker 2627 — — 2627 
erfentlihe Beamte 31,141 — — 31,141 
Abvofaten 4917 — — 4917 
Erzieher, Geſellſchaftsdamen 1827 — — 1827 
Andere Beihäftigungen m. höherer Berursbildg. 23,461 — — 23,461 
Bergbau und Hüttenwejen 173 25,132 86 25,991 
Aderbau und Forſtweſen 1,475,100  1,373,678 1,671,893 4,520,6711 
Gewerbe 330.786 385,630 22,554 788,970 
Handel und Verkehr 97,300 79,995 3296 185,591 
Nentiers 39,295 — — 39,295 
Benfionäre 13,620 — — 13,6% 
Almojenempfänger 50,992 — — 50,0 
Deffentlihe Diener 33.958 — — 33,953 
er — — 430,420 
Zaglöhner - - — 946,209 
Beim Haushalt Beichäftigte — — — 3,390,870 
Deffentlihe Häuſer 128 2595 — 2723 
In Gefangenichaft Befindliche — — — 14,257 
Sculbeiuchende über 14 Jahre alt — — — 64,263 
unter 14 Jahre alt — — — 1,683,686 
Beihäffigungsloie über 14 Jahre alt — — 105,946 
Br unter 14 Jahre alt — = on... 3219274 
2,216,658 1,367,630 1,702,529 15,642,112 

Der Ueberſchuß der Geburten über die Todesfälle war zuſammen 
von 1880/34 in den Öfterr. Ländern 910,507, alſo im Durchſchnitt a ads Köpte 

von 1878/82 in den Ländern der ung. Krone 563, nm 

1,174,022, „ „ — — 34 — 


Zahl der als tauglich befundenen a NS — — 143,480, 1884 
— 120,047, 1885 — 110,591, von 866,696 Wehrpflichtigen nur 12,7 ® 


Die Ha uptſtädte hatten am 31. Dez. 1880 Einwohner: 
Wien, Zivilbevölkerung 705,402, Militär 20,703, die 35 angrenzenden durch den Volizeirayon mit 
Wien verbundenen Gemeinden 377 ‚752, anf. alſo 1,103,857 Einwohner, 


Budapeſt 360,551 Einw. 

| Szegedin 73,675  „ 

Lemberg 109,746 Einwohner Maria: Therefiopel 61,367 — 
Graz il ⏑—⏑— — Debreczin 5112 „ 
Brünn 32,660 "7, | Holdmezö-Vafärhely 50,9366 
Trieſt 74,544 er | Preßburg 45,006 „ 
Krakau 66,095 = Kecskemet 44,857 „ 
Linz 38,915 B | Arad 3356 „ 
Pilſen 38,883 5 | Temesvär 33,694 
Czernowitz 32,346 . | Bekas Cſabo 32,616 „ 
und 8 Städte mit 20,000 bis 30,000 Ginw., | Großwarbdein 31,324 „ 


auf. in Oeftreih 17 Städte mit über 20,000 Einw. | Mato 30,068 
und für dieje zufammen 2,005,958 Einw. | und 24 andere Städte mit 20,000 bis 30 ‚000 Finm., 
auf. alfo 36 Städte mit über 20,000 Einw. und 
für diefe im Ganzen 1,444,353 Einw. 
in ganzDeitreih alſo 3,450, 311 Einwohner. 


Die Zahl der Gemeinden iſt im Ganzen: in Oeſtreich, in mn in der Monardie 


Sal. Freiſtädte 738 929 
Städte 1270 169 2039 
Dörfer 52,919 16,372 69,291 
Freiland: Gemeinden — 3960 3960 


64927 21,20220 — „TE 


Oeſterreich-Ungarn. 579 
Eine andere Angabe iſt: 
für die im Reichsrath vertretenen Länder 22,524 Ortsgemeinden, 55,341 Ortſchaften, 2,995,577 


bewohnte Häuſer, 
für die Länder der Ungariichen Krone 17,424 * 25,777,423 bewohnte Häuſer, 
50 Marktileden, 


8 felbititändige, 
12 Frei⸗Städte. 
(Auf 1 Haus durchſchn. 7 und 5 (WVukowina) bis 12 Bewohner (Oeſtreich ob und unter der Enns, 


in Ungarn 6, Marimum 14 (in Fiume).) 


U. Behörden: A. Reihsbehörden: Kaiſ. 
undstgl.gemeinjame(Reihs-)Minifterien: 
Kaiferliches Ju. und Äußeres⸗Reichskriegs-, 
Neihsfinanz-Miniiterium. Gemeinfames Minis 


fterium des Kaiſerlichen Hauſes und des Meußern, i 


7 Seltionschefs, 11 Hof» und Miniiter-Näthe, 
15 Sektionsräthe. Departement für Chiffre 
wejen und translatoriihe Arbeiten. Jess, 
Staatd:, Hof-Arhiv. Drientaliihe Akademie. 
— er Settionscher. Reichs⸗ 
Kriegs⸗Miniſterium: 6 Seltionschefs. Gemein⸗ 


jamer Oberſter⸗Reichsgerichtshof. B. Oeſterei⸗ 


chiſches Staatsgebiet. Reichsrath: Herren- 
haus und Haus der Abgeordneten. Kommiſſion 
zur Kontrolle der Staatsſchuld. Reichs— 
eridt. Berwaltungsgeriht&hof. Oberſter 
ehnungshbof. K.K. Miniiterrath: Präfie 
dent und Miniiter des Innern. Minifter für 
Landeövertheidigung. Aderbauminiiter. Mintiter 
für Sultus und Unterricht. Finanzminiiter. 
andelsminiſter. Juſtizminiſter. Für das Mini— 
rium des Innern: 3 Settionschefs, Oberſter 
Sanitätsrath, Stadterweiterungs-Kommiſſion, 
Donauregulirungskommiſſion. Für das Miniſterium 
des Kultus und Unterrichts? 2 Sektionschefs, 
Evangeliſcher Ober-Kirchenrath, Kaiſerl. Alademie 
der Wiſſenſchaften, Muſeum für Kunſt und Ins 
duftrie, Statiftiihe Zentralkommiſſion, Jentrals 
fommijfion für Griorihung und Erhaltung der 
Kunfte und hiitoriihen Dentmale, Geologische 
Neihsanftalt, Zentralanftalt für Meteorologie 
und Grdmagnetismus. Für das Minijterium der 
Juſtiz: 3 Seftionschefs. Für das Miniftertum 
der Finanzen: 3 Seltionäcefs, Direktor der 
Staatsihulden, Zentrallommiifion zur Regelung 
der Örunditeuern, Gen. Direktor der Tabakäregie, 
2ottogefällsdireftion, Direktor - der Hof: und 
Staatsdruderei, —— amt. Für das Mini⸗ 
fterium des Handels: 3 Sektionschefs, Perma— 
uenzkommiſſion für die Handelswerthe, 
Direktor der öſterreichiſchen Staatseiſenbahnen, 
—— Voſtſparlaſſenamt, See: 
zde in Trieſt. Für das Ackerbau⸗Miniſterium: 

2 Geltionscheis. Für das Minifterium der 


Landesvertheidigung: 2 Seltionscheis und Gen: | 


barmerieinipeftor. 


Zandtage der einzelnen Länder, in Trieft der 
Stabtrath, Statthaltereien in den Haupt: 
ber größeren, Landesregierung in 
Hleineren Staaten ald Organ für Kultus, 
Unterricht, Landesvertheidigung, Aderbau, Handel. 


| 


“be 


Oberfter Gerichts: und Hajjationshof in 

Wien. — Oberlandesgerihte in Wien, Graz, 
Trieft, Innsbruck, Prag, Brünn, Sraday, Lem: 
—* Zara. — ee tionen 
in Wien, Graz, Innsbruck, Prag, Brünn, Lem: 
berg, Zara, und Finanz» Direktionen in 
Linz, Salzburg, Slagenfurt, Trieft, Troppau, 
Gzernowig, und Bezirkädireftionen. — Poſt⸗ u. 
Telegraphen= Direktionen in Wien, Linz, 
| Graz, Trieit, Innsbrud, Prag, Brünn, Lemberg, 
| Gzernowig, Zara. 


C. Ungariihes Staatsgebiet. Reichs— 
tag mit Magnatentafel und Repräfentantenhaus. 
Kgl.UngarifheMiniiterien: Miniiterium des 
Innern mit Staatsjefretär, Landesjanitätsrath, 
Kal. Gubernium in Fiume. Minifterium für 
"Kultus und Unterriht: Staatsiefretär, Königl. 
ungariſche Akademie der Wiſſenſchaften, Landes: 
kunſtrath, Landesunterrichtsrath, KLandeskom: 
miſſion für Erhaltung der Baudenkmale. Natio« 


nalmuſeum und Landesbildergalerien, Zentral: 
inſtitut für Meteorologie und Grdmagnetismus. 
Miniſterium der Juſtiz. Finanzminiſterium: 
Staatsſekretär, Lottodixektion, 17 Finanz⸗ und 
1 Finanz » Landesdireffion. Miniſterium für 
Ackerbau, Industrie und Handel: Staatsſekretär, 
| Statiftiiches Büreau, vn Anitalt, Sees 
‚ behörde in Fiume, 8 Poſt-, 6 Tele —— 
| Direktionen. Miniiterium für öffentliche Arb 
‚und Kommunifationen: Gen.«Poſtdirektor, Tele— 
Gen.-⸗Inſpeltion für Eifens 
bahnen und Schifffahrt. Lanbdesvertheidigungs- 
ı Minifterium und Minifterium am Kgl. Hoflager. 
Staatörehnungshof. — Kgl.Kurie (höchſter 
Gerichtshof und gl. Gerichtstafel (II. Jnitanz.) 
in Budapeit und Maros:Bälarhelly (i, Sieben: 
bürgen). Kroatiſch flavoniiher Landtag und 
er. flav. Landesverwaltung: Kgl. Landes» 
‚Regierung zu Agram als oberite Verwaltungs: 

hörde: 3 Sektionscheis. Generallommando in 
Agram als oberfte Mdminiitrativbehörde. Sal. 
 Septemviraltafel als oberſter Gerichtshof und 
'Banattafel als II. Jnitanz. 


| Kirchenweſen: Kardinal in Agram, (Erz: 
| bifchof und Metropolit ber gr. ori 
—— 2* arien * zes in so s 
8 iihöfe zu u, garas, tz, 
Kardinal und Primas von Ungarn in Gran, 
biſchof und Metropolit der .alih orienta= 
‚Kr Romanen in den Ländern der lin 
‚ Krone zu Hermannftadt, Kardinal in Kelocſa 
37* 














ee ni 


ar £ 


5 





580 


Erzbiſchof und gr. or. Patriarch und Metropolit 
der jerbiihen Nation in den Ländern der unga= 
riſchen Krone zu Karlowitz, Erzbiſchof des lat. 


fatholifhen Ritus in Lemberg, Erabiichof des | 


griehiich katholiſchen Nitus und Grabiichof des 
armeniich fatholiichen Ritus dajelbft. Kardinal in 
Olmütz, Erzbiſchof zu Prag 
Kardinal zu Wien, Erzbiſchof zu Yara. 
26 Bisthümer der Fatholiichen Kirche diesſeits 
und 25 jenjeits, zufammen 51. 3 Generalvifariate, 
1 mit biihöfliher Jurisdiktion verjehene Erz: 
abtei und das avojtoliiche Feldvikariat. Für die 
evangeliiche Kirche 19 Superintendenturen, 9 in 
den diterreichiichen, 10 in den ungariichen Lan: 
den, nebit dem Landesfonfiftorium und dem 
Oberkonfiftorium in Siebenbürgen. Für Die 
griehiich orientalifche Kirche 10 Bisthümer, 2 in 
öfterreihiichen, 8 in ungariihen Landen. Das 
Oberfonfiftorium und die Superintendenz der 
Unitarier. 

Deiterreihifheungariihe Bank mit Gou— 
verneur in Wien und Vizegoupernenren in Wien 
und Bubapeit. 

Kaiſ. und Königl. Heer. Miliärkanzlei des 
Kaiſers, 2 Adjutanten des Kaiſers und 9 Flügel: 
abjutanten. Oberſter Militärgerihtshof. Reichs— 
Kriegsminifterium mit Prälidialbureau und 15 
Abtheilungen zu je + Sektionen. 


= 
— 


III. Fina 
A. Für die Geſammtmonarchi 
(39,672,976 außerorbentl.), abzüglich von 15,61 
Einnahme 130,953,208 ©. (Zuihuß d. ungar. 
128,334,144 G. b) Budget für 1885: 


und Salzburg, | 
Ferner 


Die Marine: | 


e: a) Abrehnung für 1882. 


Defterreih:Ungarn. 


ſektion mit Präfidiallanzlei und 2 Geſchäfts— 
gruppen. Generalinipeftor, Chef des General: 
ſtabs, General = Artillerieinipeftor, General: Ge- 
nieinipeftor, General Stavallerieinipeftor, Gen.: 
Traininſpektor, Militär =» Jnipektor der 8. K. 
| Brerdezuchtanftalten und Nemontirungsinipeltor. 
Militär = Sirchenangelegenheiten (Apoſtoliſcher 
Feldvitar). Chef des militärärztlichen Offizier: 
korps. Techniſches und adminiſtratives Militär— 
komitee. Militär-Sanitätskommitee. Militär: 
Obergericht. Militäriſch-geographiſches Inſtitut. 
Feldmarſchall. 14 Korps- und 1 Militär-Kom— 
mando als Militäriſche Territorialbehörden, in 
Serajewo ein fünfzehntes Kriegskommando und 
Militärkommando in Zara für Dalmatien. 
Kaiferl. u. Königl. Marine: Marinetom: 
'mandant, 2 Wizeadmirale, 7 Sontreadmirale. 
Landwehr: Oberlommando in Wien, 5 Land— 
wehrfommandos und eine Landesvertheidigungs- 
Oberbehörde für Tirol und Vorarlberg. ber: 
fommando in Budapeſt und 7 Landwehr: Diitrifts- 
fonımandos. Hofitaat, Garden, Hofdienite, 
Kabinetsfanzlei x. Diplomatiſche Vertret: 
ung des Deutihen Reichs: Botichafter, Bot: 
ſchafts-Rath, Botſchafts-Sekretäre, Attahe und 
Militärattaché, Kanzlei, Konſuln in Brünn, Buda— 
peſt (Gen.-Konſul), Fiume, Raguſa, Trieit 
(Gen.Konſul) und Wien (Gen.-Konſul.) 


nzweien. 





Ausgaben 146,567,038 ©. 
3,830 G. NettosZolleinnahme 130,953,208 G. — 
Staatsihages 2,619,064 und Matrikularbeiträge 


Erforderniß 125,558,510 ©. (für Min. d. Aeußern 4,380,700) [außerord. N 
, (für „ d. Kriegs 108,360,135) 11,298,300 
(für „ d. Marine 10,718,589) 1,978,089 
(für „ d. Finanzen 1,972,570) 5 1050 
(für Rechnungshof 126,516) ” _ 


Zur Dedung dienen 
18,434,740 „ 


3,155,910 G. Einnahme der verjchiedenen Verwaltungszweige (Minifterien 


Netto: Zolleinnahme, 


und Rechnungshof), 


103,967,860 „ Matrifularbeiträge (Zuſchuß d. ung. Staatsſchatzes 2,079,357 ®. 
und öfterr. Länder 70, ungar. 30%, des Neitbetrag®). 


B. Für die im Reihärath vertretenen Länder: 


Einnahme: Budget 463,765,371 
AusgabesBudget 491,959,836 


‚ .,b) Budget für das Jahr 1885 (Gef. v. 26. März 1885). 
direfte Steuern brutto 96,945,000 G., Erhebungstoiten 


indir. St. u. Zölle 306,071,952 „ 





Ertr. d. Staatdeigenth. 1,837,570 „ z 

Einn.d. Zentralvermitg. 4,079,506 „ 

Handelsminifterium 66,144,710 „ — 
175,078.188.. — 


Miniſt. des Ackerbaues 

Minifterrath u. Miniſterien d. Innern, d. Landes⸗ 
vertheidigung, d. Kultus u. Unterrichts, 
d. Juſtiz 

Verſchiedenes 


4 
Zuſ. brutto 504,961,495 


89017520 „u „ 1 
®&., netto 347,669,058 G. 


a) Abrehnung f. d. Jahr 1883. 
G., Abrehnung 489,031,949 ©. 
G., Abrehnung 514,866,851 ©. 


Staatdeinnahme: 


591,200 ®. = 0,66 % “u - 
970. — 1861. | Zenanze 
1,639,447 „ J j 


_70,094,110 „ 
157,292,437 „ 
10,920,218 ©. orbentl., 


158,722 ®. außerord. 


8,030,738 „ 
85,854 — 


462,18 „ 
10,340,891 „ 


15,786,205 „ 


= 


Dejterreich: Ungarn. 


581 


Unter den direkten Steuern find: Grundſteuer 36.65, Gebäudeitener 27.304, BSIDERÄNENEN 


10.1, Eintommenstener 24.53 Mill. G. und Grefutionsgebühren u. ſ. w. 861,000 6. 


Die indireften Steuern jind: Zölle 46,815,452 brutto 28,134,000 Erhebgskoſten, 
Verzebrungsit. 90,494,000  „.  13,049,240 ß 
Salzmonopol 20,274,500 „ 3,058,800 A 
Tabatsmonopol 72,742,000 „ 26,971,500 n 
Stempel u. dgl. 51,600,000  „ 1,173,000 * 
Lotto 20,224,.000, 12460,000 
Mauthen 2462,000 , 28,000 
Punzierung 239, 500 e 77,500 fi 
bei. Abgaben u. Getränkehandel 1,220,500  „ 15,400 5 
Die Verzehrungeſteuern find: Bier 23,312,000, Branntwein 9,500,000, Wein und 


Moit 4,214,000, Schlachtvieh 5,116,000, Zucker 38,215,000, Anderes 3,327,000, Rachtungen 3,531,000, 


Verichiedenes 3,229,000. 


Beim Handelsminifterium bringen die Roit und Telegraphie 


26,577,160 brutto, Erhebungskoſten 21,660,000 


die Poitiparkafien 400,000 „ 


die Staatseilenbahnen 38,343, 510 = % 

beim Aderbauminiiterium ar Domänen u. Forſten 3,47 BU „ R 

die Bergwerfe 6311, 5 „ ® 

Verichiedenes 661,133 ® 

Ausgaben. ordentlich 
Du 4,650,000 G., 
abinetäfanziei, Neichsrath, Neichsgeriht und Miniiterrath 1,552,383 ©., 


85,048,489 6, 
16,208,218 G. 
9,479,612 ©,, 
67,887,279 6G. 
16,874,427 6. 


Antbeil an den gemeinfamen Ausgaben 
Miniiterium des Innern 

Miniiterium der Landesvertheidigung 
Miniiterium des Handels 

Miniiterium für Kultus und Unterricht 


Miniiterium. der Finanzen 102,229,476 G., 
Minifterium des Aderbaus 11,406,336 G., 
Auftizminiiterium 19,320,600 G. 
Rechnungshof 149,300 ©., 
Dotation und Zubvention 1,264,000 G. 
Penfionen 15,939,240 G., 
Staatsſchuld 117,049,457 G. 


909,600 G. 


Verwaltung der Staatsſchuld 
470,768, 417 6, 

Unter den Ausgaben für das NAderbauminiiterium famen vor: 
1,126,920 ordentl. und 2,303,267 außerordentl., 
Foriten 3,320,740 und 225,500, Bergwerke 5,398, 676 und 169,940 ©. Finnahme. 


381,000 
45,053,110 
154,422 
4300 


außerordentl. 
361,700: ®. 
4,338,950 ®. 
2,798,804 ©. 
48,694 ©. 
17,873,675 ©. 
2,595,214 ©, 
3,833,085 ®, 
2,716,962 ©, 
1,152,288 ©, 
1700 ©, 
9,374,880 ©, 
1000 &' 
3,459,805 G 
—9 600 G. 


400,—3560 ©. 


für Verwaltung u. ſ. w. 
Geſtütsweſen 1,630,000 und 18,255, Domänen und 


J = en R * - ? . u R un r , 
Die ordentl. ng Ye zuiammen find 520,198,772, die Einnahmen 504,961,495, folglich iſt 


das Defizit 15,237,277 


C. Länder der ungariiden Krone. 
Einnahme orbdentl. 254,780,397, außerordentl. 203,806,965, 
Ausgabe u 309,729,876, — 19,163,961, „ 

Defizit 
b) Budget für das Jahr 1885. 


Finnahme: Direkte Steuern 

Verzugszinſen 

Steuerrückſtände und Eintreibung 

Indirefte Abgaben 

Konfumiteuer 

Finnabme von Eigenthum und von Ans 
ftalten des Staates 

Ginnabme der anderen Miniiterien 


5,270,000 G. 
1,500,000 G., 
600,000 G., 
109,908,997 G., 
19,525,998 G., 


43,146,949 G., 
63,137,877 6. 
333,089,821 . 


durchlaufend 12,492,678, zuf. 


a) Abrechnung für das Jahr 1881: 
zuſ. 488,587,862 6. 
504, "393,837 6G. 


16,305,975 ©. 


326,056, 501 G. 


582 Deiterreich 

Unter den direkten Steuern giebt es: Grund: | 
iteuer 35,0, Gebäudeſteuer 8,5, Erwerbsſteuer 16,7 | 
Mill. G., St. von Gejellihaften mit obligatorifcher 
Rechnungsablage 2,IM.G., Kapital: uud Renten: 
iteuer 5,0 Mill. G., Einfommeniteuer 230,000, 
Bergwerkäfteuern, Transportiteuern 3,8, Militär: 
tare 3,2, Sonftiges 19,54 Mil. M. Die Sons 
jumitenern jind: Mauthen 26,063, Punzirung 
25,000, Bier 1,100,000, Branntwein 10,0, Wein 
u. Moft 3,54, Schladtvieh 2,55, Zuder 2,326, 
Tabatsmonopol 41,299, Stempel 8,459, Geridjts- 
gebühren 16,131, Lotto 3,1, jonitige Verzehrungs— 
iteuern 5,990 Mill. ®.; vom Gigenthum 2c. des 
Staats bringen die Domänen 3,301, die Forften 
6,247, die Staatsdruderei 0,75, das Berg: und 
Münzmweien 18,002, die Staatseifenbahnen (rein) 
14,547 Mill. ©. Unter die anderen Minifterien 
fallen die Poſt mit 9,02, die Telegraphen 2,129, 
die Dedung der Betriebsfoiten der Eiſenbahnen 
18,753 x. Mill. ©. | 

Ausgaben: Hofitaat und Minifter am Hof- 
itaat 4,704 Mill. G., Ktabinetsfanzlei, Reichstag 
und Delegationen 1,616,866, Miniiterium für 
Kroatien und Slavonien 36,080, Minijterium 


D. Staatsſchuld. 
a) Gemeinſame ſchwebende Schuld (1. Juli 1885) 


Ungarn. 


des Innern 10,167,939, Minifterium für Landes— 
vertheidigung 7,442,618, Miniiterium für Kultus 
und Unterricht 5,519,231, Minifterium der Juſtiz 
10,932,888, Minifterium für Aderbau u. Handel 
10,048,806, Stommunifationsminift. 38,497,493, 
Finanz-Miuiſterium 56,324,602, Verwaltung von 
Kroatien, Slavorfien und Fiume 6,042,738, Pen: 
fionen 4,523,951, Ungariſche Schuld 67,260,355 
Grundentlaftung 17,071,473, Beitrag zu gemeine 
famen Ausgaben 28,461,09, Beitrag zur diterr- 
Schuld 30,315,100, Staatsrehnungshor 110,160, 
Nblöfung des Weinberg: Jchntes 3,372,210, Zins 
vorihüfle an Giienbahnen 7,306,378, zujammen 
find das 308,733,998 ordentliche Ausgaben ; dazu 
fommen durdhlaufende Ausgaben 2,000,577, In— 
beititionen 23,020,876, und außerordentliche gem. 
Ausgaben für Bosnien 4,184,815, zuſammen alio 
337,940,264 Gulden. 

Bilanz: Cinnahme 326,056,501 ®., Ausgabe 
337,940,264 G., Defizit 11,883,763 ©. 

©. Budget der autonomen Verwaltun 
der Sgr. Kroatien und Slavonien (1881) 
Ausgabe 3,603,464 G., Bedeckung 3,603,464 
Gulden. 


411,996,947 ©. 


b) Allg. Staatsihuld u. Schuld der im Reichsrath 


vertretenen Länder (1. Juli 1885) 
ce) Grundentlaftungsihuld u. j. w. 


d) Ausgabe für die Staatsihulden 


e) Koften d. Staatsihuld nad dem Finanzgeſ. f. 1885 


Schulden der im Neichsrath vertretenen Lände 
Verwaltung der Schuld 


f) Ungariihe Staatsihuld 


Ungariiches Staatsvermögen (Anfangs 1883) 
alfo eigentliche Aktiva 


IV. Armee und Marine. (1834) A. Fries | 
densftärfe: 

a) Heer: 450 Bataillone, 137 Kompagnien, 
323 Eskadrons, 200 Batterien, 287 Gadres der, 
Griag-Abtheilung, zufammen mit 15,940 Offizieren, | 
251,289 Mann, 48,679 Pferden. | 


B. Kriegsſtärke. 


3351,272,142 ©. 
133,738,626 G. 
3485,010,768 ©. 
145,540, 372 ©. 
94,937 370 ©. (Ungarns Anth.30,315,130) 
25,571,392 ©. 
984,200 G. 
121,42,962 ©. 
1273,355,221 G. (ohne den Antheil aus der 
obigen Schuld) 


r 


1316,100,000 ©. 
42,744,779 ©. 


b) St. fol. Yandwehr: 97 Gadres der Erſatz— 
Adtheilungen 574 Offiziere, 3522 Mann, 167 
Pferde. 

c) K. ungar. Landwehr: 450 Bataillone, 137 
Kompagnien, 323 Gsfadrons, 200 Batterien, 486 
Gadres der Griag:Abtheilung mit zuſammen 
17,867 Offizieren, 268,555 Mann, 50,362 Pferden. 








Bat. Komp. Eskadr. Batt. Gadres Eiſ.-Abth. Offiz. Mann Pferde 
a) Beer: 450 149 397 215 271 26,715 778,889 188,224 
b) 8. fg. Landwehr 102 — m 118 2870 132,032 6496 
ec) 8. ung. Landu. RL — 40 _ 112 3028 127,234 16,742 
d) Sicherheitstrupp. — — — — — 24 1069 — 
e) Geſtütsbranch — — — _ — — 148 50 | — 
zufammen 644 149 464 215 501 32,785 1,044,319 211,462 
C. riegsmarine 71 Fahrzeuge, 125,340 t, 301 Kanonen, 9410 Mannicaften, 


im Frieden: 2 Vize-, 6 Kontre-Admirale, e 
150 Lini 


16 Linienich.e, 19 Fregattensfapit., 22 Ktorvettens$tapit., 


enſch.⸗Leutn. 155 dögl. Fähnriche, 163 Kadetten, 


im Krieg: 3 Vize, 7 Kontre-Admirale, 22 Linienich.e, 21 Fregattensstapit., 25 Storvetten-Stapit., 
219 Linienich.eLeutn., 216 dgl. Fähnriche, 244 Kadetten. 





Defterreich-Ungarn. 583 


V. Handel. 
Gejammthandel des allg. ZJollgebiets 1883. Einfuhr 624,9 Mil. G. (116,8 Mill. ©. zur See) 
Ausfuhr 7499. m AT nn mm) 
Mehrausfuhr 15,0 „ „ (39 u un mn) 
Seehandel Trieits 1883, Cinfuhr 185,098 Mill. G. (von u. nad öfterr. Häfen 9,698 Mill. ©.) 
Ausfuhr 146,914 „u lu 26,7 G.) 















































Mehreinfuhr 38,19 „nn CC Mehrausfuhr 17,09 „ ©.) 
Handelsverfehr im Einzelnen. 
Einfuhr Ausfuhr Mehreinfuhr Mehrausfuhr 
Getreide 47,8 Mill. G. 121,9 M. G. — 74,1 M. ©. 
Sämereien, Obſt, Gemͤſe 280 197.» 8.33 M. G. — 
Kolonialwaaren Bu —— 738. nm = 41,7. 
Tabak u. ſ. w. 180 5. u 03; 118. ; — 33— 
Gegohrene Getränke ST; 28.9: :. — 225 
Verſch. Eßwaaren 03 34 0,66 — ‚7. Wa 
Thiere und thier. Nahrungam. 605 „ m BAn m EZ 89, 
zuf. Nahrungsmittel 190,4 „ m 8318. u 21 6 1615. u 
+ Ausfuhr 141,4M. G. 
Brennitoffe 18-7; 156; ; — 44 
Mineralien, Erze 5,2 " " 14,6 „ " — An m 
Rohmetalle 164 „ 120 „ „ 444, — 
Haare, Häute, Felle, Leder 15,7 u m 1 — OB... ’- 
Spinnftoffe _ IB. u 408, u 826, m — 
Holz, Schmigitiffie Ni... Bde net le 
Rohſtoffe 18531 „ 7 Be SD, , DR. 
i + Einfuhr 12,5M. ©. 
Fabrikate 149 „— „ 2139, „ = Zu: 
+ Ausfuhr 29,0 M. ©. 
Abfälle 2,2 " " 5,8 [27 ” — 3,6 ” " 
Arznei, Farbwaar., Chemital. 29,7 „ u 112: 185; ; _ 
Feite, Dele, Talge, Seifen. 3468 0966... 25.0.. 
Verſchiedenes 665 „ m 326. 375. BE. ; 
+ Einfuhr 33,9 M. ©. 
Waaren zufammen GH TI — — 
+ Ausfuhr 125,0 M. ©. 
Edelmetalle BIT .,.0 3.5 175 „ 


| je: Einfuhr 1T5N. 6. 


Im Garen GE 5 m Du. — 


+ Ausfuhr 107,5M. ©. 
Werth des Iranfithandels ohne Edelmetalle 311,596,510 ©. 


Handel nad dem „Zollverein: Ginfuhr von diefem 393,3 M. &., Ausfuhr dorthin 457,4 M. G., 
Mehrausfuhr dorthin 64,1 M. ©. 


im Jahr 1885: Ginfuhr von dort 33,264,778 M. Str. = 24,912 M. ©. 
Ausfuhr nad dort 61,578,195 „ 391,645. 
Mehr 33313HT „nn = WB, 


1 


I 


‚Die Mehrausfuhr betrug in den Jahren 1879 

bis 1880 und 1881 nur 79,219 —52,872—59,083 | Die Handelsbewegung in den landwirt: 
Mil. G. und ftieg mit 1882 auf über 154 Mit. ſchaftlich wichtigen Erzeugniſſen liegt aud) 
G. um darauf mit 1883 wieder auf 107,5 Mill. für 1564 vollftändig in Gewichtsangaben vor 
Gulden herunterzugeben. 


Oeſterreich-Ungarn. 


Es war die Einfuhr: 
Tonnen 
Getreide 558,210 
Weizen 131,188 
Roggen 123,699 
Gerſte 36,390 
Hafer 38,961 
Mais 209,601 
Spelz 31 
Halbfrucht 255 
Buchweizen 4875 
Hirſe 13,112 
Malz 99 
UN RIERRE: 2307 
1367 
fontige ‚Rettergenguife 1723 
54,479 
27 und Fabrikate 14,127 
Oelſaat 5067 
Kleejaat 833 
Kartoffeln 20,498 
Hopfen, Hopfenmehl 1330 
Oliven-, Rüb-Leindl 22,780 
Shit und Nüſſe 7182 
Südfrüchte 33,610 
Wein 3926 
Bier und Meth 3320 
gebrannte geiftige Flüffigkeit 1250 
Speijeeflig 78 
Kakao 493 
Kaffee 35,684 
Gewürze 2271 
Auer 1071 
affeeiurogate 42 
Thiere Stüd 
Ochſen, Stiere 25,237 
Kühe 12,42 
Jungvieh 3056 
Kälber 19,925 
Schafe 240,558 
Ziegen 11,365 
Lämmer 10,653 
Kitzen 5298 
Schweine 245,320 
Ferkel 33,205 
Pferde 5672 
Fohlen 427 
Tonnen 
Eſel und Baſtarde 494 
Wild 33,4 
Geflügel 2495,0 
Fiſche, Krebſe, Schneden 901,8 
Thieriſche Erzeugnijje. 
Gier 951 
Donig 153 
Wachs 134 
Felle, Häute, roh 13,150 
aare, Boriten 1009 
‚Federn 1021 


Butter und Rindſchmalz 90 


die Ausfuhr: 


Tonnen 
587,760 
110,369 
3179 
271,464 
70,653 
33,561 
93 
26 
666 
915 
91,535 
50,713 
152,955 
1836 
287 
SS 
37,096 
7221 
11,782 
2584 
1814 
71,919 
366 
45,559 
36,173 
15,430 
197 
8 
33 
323,082 
485 


Stüd 
51,161 
35,142 
15,612 
20,766 

582,062 
1959 
21,733 
2052 
147,574 
22,278 
25,673 
730 


Tonnen 


und zwar 


Defterreih-Ungarn. 585 


Ginfuhr: Ausfuhr: 
Tonnen Tonnen 
Sped, Schweine: u. Gänſefett 19 328 
Fleiſch, Würſte 547 2167 
Käſe 991 42 
Leder 5538 1221 
Holz u. ſ. w. 
Brennholz 74,265 196,352 
Werkholz, gew. 130,516 1,998,135 
deögl. anderes 1681 8 
Holzkohlen 1823 22,006 
Farbhölzer 6127 359 
Knopper 943 774 
Eichen, Eichelbülfen 14,715 1090 
Sumadı 3628 3354 
Gerberlohe, Gerberrinde ꝛc. 11,163 41,304 
Iheer 1106 3392 e 
Harz 20,906 1795 
Geſpinnſtſtoffe. 
Flachs 30,132 3465 
anf 4411 954 
Wolle 26,351 11,262 
Zeide und Abfälle 139% 379 
Jute 11,192 213 
Baumwolle u. ſ. w. 94,575 9974 
Tünger. 
Ihieriicher 11,416 1958 
Künſtlicher 5538 5150 
Knochenmehl 594 13,175 
Eonitiger 13,375 354 
Oelkuchen 319 15,26 
Kleie, Spreu 12,772 54,850 
Landw. Maichinen 3703 831 (Diesfeits). 


Don 1879 an waren für Deiterreic die ge: | bis auf 94.1 Mill. G. Im Jahre 1870 gab es 
ringiten Mebrausfuhren in Getreide 21.0 Mid. 61 Einw. auf 1 qkm, im Sabre 1885 aber 70 
G. im Jahre 1880, 23.1 Mill. G., im Jahre | und war der Nüdgang der Ausfuhr im der Art, 
1875 und 25.7 Mill. G. im Jahre 1376, wäh: daß nun auch Gerite und Mehl bedeutende Mehr: 
rend es im Jahre 1874 fogar eine Mehreinfuhr | ausfuhr zeigten. Bon 1874—1884 war durch— 
von 27.1 Mill. G. gab. Die höchſten Ziffern famen jchnittlic die Mehrausfuhr 60 Mill. ©. 
auf die Jahre 1578 und 1879 mit 110.8 und! 

117.7 Mil. 8.; nadı 1879 gab es wieder Rück- Die Handelsbewegung mit Deutichland in den 
gang bis auf 21 und 42.6, dann wieder Steigerung | Jahren 1879—1833 war 
Gintubr 118 — 131,6 — 1525 — 190,9 — 14,5 Mill ©. 
Ausfuhr 180,1 — 164,2 — 177,1 — 417,4 — 175 u m 
Mehrausfuhr 62,1 — 3236 — 246 — 665 — 330 u u 


Im wichtigen Beredlungsverfehr waren Garne | land, früher zollfrei, von 1882 ab aber mit 14 
zum Bleichen und Verweben aus Deutichland | Gulden verzollt; die dadurd; bedingten Ber: 
nad Deiterreih und Gewebe zum Bedruden, | änderungen find: 

Färben und Bleichen von Deiterreih nach Deutich- 








1879 aus dem Reich nah Deftreih 2955 m Itr., aus Deftreih nad Deutichland 41,830 m Str. 

TREE en B 2 28,213 ,„ . 

1881 ” * * * ” « " * * 24,470 ” ” 

1882 " ” ” ” „ 671 " ” " ” ” " 21,5% ” 3 

1883 * * 2 2 ” 1300 " ” ” * * * — ” ” 

1854 * — * — * 1179 * ” " ” 2 * 6 * 
Die Garnausfuhr zum Bleichen war 1879 noch 26,880 m Ztr., 1884 nur 1100 m Itr. 





586 Oeſterreich-Ungarn. 


Für 1885 ſind die Ziffern des Verkehrs: 
Einfuhr vom Deutſchen Reich 33,264,778 m Str. oder 294.962 M. ©. 
Ausfuhr nad dem Deutihen Reih _ 61,598, 195 =... 39.645 “ 
Mehrausfuhr 28,333,417 „ „ 66.653 
Zur Veredelung Einfuhr 48636 „ u n 4.920 „ 
Ausfuhr 316 5» nn 2. 
Mehreiniuhr 17,10 „ „ ie 197... 








VI Verkehrsweſen. 
a) Schiffäverfehr in Trieit (1884): 
Ankunft 7085 Sch. = 1,162,055 t, Abgang 706090 Ed. = 
davon 4965 „ : 648,124 t R 49097 „ = 618, 
== 8, 


er 33 t öſterreichiſche, 
im Ganzen 2856 „ = 921,269 ı . 288 „ 


225 t davon Dampfer. 


8* 


b) Schiffsverkehr in allen Häfen (1583): 
Ankunft 54,358 Sch. = 6,837,941 t, Abgang 54,322 Eh. = 6,925,129 t, 
davon Dampfer 26,801 Sch. = 5,897,962 t, Abgang 26,799 Sch. = 5,895,831 t, 
diterr. Schiffe 45,187 — 5,971,825 t, Abgang 45,107 —= 5,962,601 t. 


ec) Handelsmarine (Anfangs 1855): 
Seeidiffe 432, Tonnengehalt 262,524, Mannichaft 5694, 











Küſtenfahrer 96, R 18,722, a 914, 
Fiſcherbarken, Lichterfahrz. 8678, ’ _#1% 82 ‚645, 
zuſammen 9206, & 324,458, J 29,253 
Segelichiffe 9068, s 243,540, e 26,359, 

Dampfer f. lange Fahrt 62, HE 67,412, £ 2056, 

2 Be 76, 13,506, = 538, 
Be Por 77 Ye 7107:°:3 


d) Eijenbahnen (1. Jan. 18%): 
13,126 km in Deiterreih, 8660 km in Ungarn, zuſ. 21,786 km, 
davon Staatöbahnen 3579 „ „ - 3640 „u u „ 7219 


von Staatöbahnen im Vrivatbetrieb in Deſterreich 97 km, in Ungarn — km, zuſ. 97 km, 
von Privatbahnen im Staatsbetrieb in Defterreih 1308 „ _ 449 „ ——— <. 


e) Poſt (1883). Anftalten: in Oeſterreich 4148, in Ungarn 3169, zuf. 7317. 
Briefpoftverfehr in Oeſterreich 383,619,000 Stüd, in Ungarn 118,683,000 St., zuſ. 502,302,000 St. 
(international) „ ” 101,849,000 , x 9,282,000 „  111,131,000 „ 


en a ie 31,302,500  „ . 2 43,118,002 „ 124,420,502 „ 
MWerthiendungen „ = 5069,6 Mill. ©, u „  1105,7 Mil. ©, „ 61753 Mill. ©. 
(international) „ z DT un 5 = DE u un 5 
f) Telegrapbie (1884): 
Linien in Oeſterreich 37,806.857 km, in Ungarn 16,223.95 km, zul. 54,030.52 kın, 
Drähte e R 98,094.70 s . 5949.45 „ „15724418 „ 
Stationen R z 2903, u 1248, zuſ. 4151, 
Depeichen pe e 6,653,056, A „ 83513,459, „ 10,196,515, 
davon in das Ausld. „ u; 864 184, a 177,835, „ 1,042,019, 
vom Ausland „ Pr 443,389, — ” 192,199, „ 1,135,588, 
Zraniitdepeichen „ = 307,535, 2 E 162,951, „670,486, 
Dienitdepeichen „ \ 453,772, — E 150,526, „ 634,208. 
g) Straßen (1883): in Deiterreih 95,342 km, in Ungarn 85,709 km, zuſ. 181,051 km, 
davon Staatöftraßen = J 1585 „ „ = 7028 „ MR 29.363 5 
Yandesftraßen ö s 363 „ . u Ei z 3508 „ 
Bezirks, Kommitats⸗ 
und onfurrenzitr. „ B 091 „ R e 33514 „ „ 12,205 


Gemeindeitraßen r R 37,008 5 m „ 528 „ „8,001 


Oeſterreich-Ungarn. 


b) Waſſerſtraßen: in Oeſterreich 
davon mit Dampfſchiffen befahren „ * 


587 


* km, in Ungarn ey km, auf. 7770 km, 
578 


” " ” ” ” ” 


VII. Geldverfehr und Verſicherungsweſen. 


Banken und Kreditanitalten giebt es 


in Defterreid 44 mit 395,680,872 ©. Kapital und 25,197,874 G. Reingewinn (0—12,5 9, Dividende), 


in Ungarn 
zuſammen 
davon für Bodenkredit, Hypotheken u. ſ. w. 


51 mit 137,415,410 ©. Kapital und 





95 mit 533,046,282 G. Kapital und 32,067,069 G. Reingewinn 


6,869,195 ©. Reingewinn (0—20,0 „ > * 





in Oeſterreich 17 mit 157,708,632 G. Kapital und 7,883,726 G. Reingewinn (0—12,5 %, Dividende), 


in Ungarn 


Die öſterreichiſchen Inſtitute find: Lemberg, | 
Galiziiher Bodenzstredit:Berein. — Wien, K. Kgl. 
priv. öſter. Boden-Kredit-Anſtalt, 8. Sg. priv. 
öfter. Hypothekenbank, Deiter. Zentral-Boden— 
Kredit-Bank, K. Sg. priv. öſterr. Länderbanf, 
Neal. Kredit-Bank, jegt Wiener Bank-Geſellſchaft. 
— Prag, Hypothekenbank des Kg. Böhmen, 
Landw. Kredit:Bant für Böhmen, Böhmiſche 
Boden⸗Kredit⸗Geſellſchaft. — Lemberg, K. Sal. | 
priv. galiz. öfter. Nuitifalsstreditanitalt und St. 
gl. priv. galiz. Aktien-Hypotheken-Bank. — 
Troppau, Deiter. Sclei. Boden-Kredit-Bank. — | 
Saazer Kredit: und Hypotheken-Verein für Stadt 
Saaz und den Amtöbezirt, — Krakau, Galiz. 
Boden-Kredit-Anſtalt, — Brünn, Hypothen-Bank 
der Markgrafſchaft Mähren, — Parenzo, Boden— 
Kredit-Anſtalt der Markgrafſchaft Iſtrien, — 
Czernowitz, Bukowiner Boden-Kredit-Anſtalt, — 
die ungariſchen Inſtitute find: Budapeſt, Ungar. 
Bodenkredit-Inſtitut, Ungariſche Hypothekenbank, 
Landes-Boden-Kredit-Inſtitut für Kleingrund— 
beſitz, Vereinigte Budapeſter hauptſtädt. Spar: 
fallen, — I vaterländiihe Sparkaſſe, Ungar. 
Landes⸗Jgentral⸗Sparkaſſe, Ungariſche Landesbank 
Aktien Geiellihaft, — Dedenburg, Aktien-Geſell— 
ichaft der Ted. Bau: und Bodenkredit-Bank. — | 





10 mit 102,965,160 ©. Aapital und 3,721,185 G. Neingewinn (0—30,0 „ ⸗ ), 


Miskolez, Mist. Sparverein. — Groß:Becskeresk 
Gr.⸗«B. Spar: und Vorſchuß-Verein, Aktien: 
Geſellſchaft. 

Dazu kommen in Oeſterreich zahlreiche Volks— 
und Sparbanken und in Ungarn Volksbanken mit 
unter 120,000 G. Aktienkapital. 


Sparkaſſen gab es in Oeſterreich im Jahre 
1885 auf. 364 (94 in Böhmen, 68 in Nordöſter— 
reich, 45 in Steiermarf, 46 in Mähren, 34 in 
Ober:Oeiterreih, 22 in Galizien, 18 in Schlefien, 
15 in Tirol, 8 im Kärnten, 4 in Salzburg, je 
2 in rain, Stüftenland und Dalmatien, in 
Bukowina. 


Die Poſtſparkaſſen, 1883 mir 410,000 Ber: 
fonen, von welchen !, wieder zurüdtrat und 
358,000 verblieben, errichtet, zeigten im eriten 
Jahre 61%, Bücher von Deutichen, 26%, von 
Deutih: Böhmen, 7%, von Deutich-Polen, 1.00, 
von Deutſch-Ruthenen, 1,7%, von Deutſch-Slavo— 
nen, 0,10%, von Deutichsstroaten, 2,4%, von 
Deutſch-Italienern, 0,5%, von Deutih-Rumänen, 
zufammen über 75%, für die deutiche Bevölkerung. 
Die Einlagezinien waren 110,000—120,000 G., 
die Zinien, Staatspapiere 2x. 170,000—180,000 
G. der leberihuß war 60,000 G. 


Es waren Ende 1883 die Gej..Cinlagen 5,2 M. G. die Zahl der Bücher 409,940, 
y 14 * 


„ 18854 „ „ 


1, 


Seit Beiteben der Anftalten wurden eingegaht 
342 Mill. Gulden, zurüdgezogen 311.4 Mill. 
Gulden, und jind alſo verblieben 31.5 Mil. 
Sulden. 

Gin ausführliber Bericht über die Spar: 


von 1879 : 1853 wie 699,338,677 


die jährlichen Einzahlungen . 
die ü Rüdzahlungen u 


on 1879 : 1883 wuchs die eg der Finlagen 
mit been bei den Boitiparfaften um 438,082; 
an Fine gaben die Kaſſen 1978 durchſchnittlich 
5,179 .„, von da ab immer weniger und ISS3 mur 
nodh 4,42 °.. 


A mn 5 nn nn” 


a6 „ " ” 2 " 


681,888. 


taiien jonit für diesjeits (Deiterreichiiche Stati- 
ſtik“ Bd. IX, 9. 3) giebt für das Jahr 1888 
trog der 4035 Sammelftellen der Poſt eine Ver: 
mebrung der Stellen und der Geſchäfte an; bie 
Einlagen verhielten ſich 


: 868,299,8330 ©. 
: 247,111,843 ©. 
: 239,658,960 ©. 


213,408,038 
„ 194,551,907 


Lebensverſicherungs-Geſellſchaf ten gab 
es Ende 1883 gegenſeitige 10 und Aktien-Geſell— 
ihaften 12 in der Monarcie, zulammen mit 
399,303,316 Gulden Berjiherungssstapital und 
30,213,768 Gulden Zuwachs. Die Gejellichaften 


' hatten: 


Verfiherungen auf den Lebensfall 53,391,227 G. 
975,399 &,, 
Afloziationsverfiherungen 61,468,628 G., garantirt. Minimalsfapital 


Nentenverficherung 


auf den Todesfall 315,912,089 G. 
Gegenſeitigkeits-Verſ. 53,056,275 G. 
28,408,411 ©. 


1 


Ueber Hagelveriiherungen liegen aus Worarlberg mit 0,05 und Deiterreih o Enns mir 
Deiterreih ausführliche Angaben aus 1879 vor; 0,6", — Böhmen mit 10,3 und Galizien mit 
verhagelt waren 1932 Ortichaften mit zuiammen : 6,40. 

392,965 ha. und 9,663,892 ©. feitgefegtem Schaden, Ueber zwangsweije Viehverjiherung nah 
die gezahlten Entſchädigungen waren 346,238 G. dem Gejeg vom 23. März 1883 (Rinder gegen 
d. i. 3,6%. Gar nicht veriichert waren Stärnten, Lungenjeude, Milzbrand, Dauls und Klauenſeuche) 
Krain, Trieſt, Görz, Gradiska, Dalmatien mit | 7* ausführliche Angaben aus Mähren vor. 
—— 704,674 G. Schaden; von den übrigen ie Zahl der Verficherung war 1884 — 733,367, 
ändern nahm Steiermark den niedrigiten Stand | 1885 — 725,331 und 18386 — 729,486 Stüd (die 
mit 0,049, und die Bufowina den höchiten mit  Diehzählung von 1880 ergab 677,800 Stüd) 
11,4%, ein, die nächiten Ziffern zeigten Tirol u. | die Scadenfälle waren 1050—1791—1760. 


Die Säge (4 Kategorien) für 1887 find bei Slleinbeiig 21,4 — 193 — 23 und 3,86. pro Stüd, 
— Grohbeiik 3 — 67 — 772 „ TIER. 


zuf. durchichnittl. 114,7 — 106,0 — 9,5 „ 16, u on 


588 Oeſterreich-Ungarn. 








Entſchädigungen (mit Schäßungskoſten) wurden im Jahre 1885 mit 133,498 G. im Jahre 1886 
mit 141,000 8. bezahlt. 


Die Prämien betragen bei Kleinbeſitz 6,7 — 13,3 — 23,6 — 33,5 Krz., zuf. 16,7 Krz. pro Haupt. 
„Großbeſitz 32,3 — 64,6 — 102,0 — 1450 „ Pine; TER " 


Bezahlt wurden 3. B. für 1791 Fälle 133,498, durcdhichnittlih 74,5—72,7 beim Klein- und 78,7 
beim Großbeiis. Vom Viehverficherungs-Werein des Landes Vorarlberg werden gemeldet 
für 1859: Verſicherungs-Kapital 1,254,385, für 1884: 1,823,004 G., | 

— Theilnehmer 4352, — 5192, 
1 verlicherte Pferde 875, 961, durchſchn. zu 197,81 G. 
* Rinder 10, 933, 14,994, „ 116,36 ®., 
R Prämien: Einnahme 18,506. 23 24,79%.70 G., 
37 St. Pferde, 


". Gefallen 64, „ 

5 J 330, . 325 St. Hornvieh, 

5 Schaden-Erſatz 22,743.15, „ 27,916.12 G., pro Pferd 150,99 u. 140,W ®. 
„Rind 64,43 u. 69,21. 
Negieipeien 28,57%, u m 23,37 9, des Werthes. 


22 2 2 x 


” " 
Dieje Beiſpiele müſſen zur Gharaferiftit der IX. streditverhältnijie des Grundbe: 
Verhältniſſe genügen. jißes. Auch in Deiterreih ift in den legten 


? s * Jahren viel über die ungünſtige Lage der Land— 
Be lan. — Near (P DER Ent wirthe und beionders über die Höhe der Ver: 
roise) ein Abkommen im Jahre 1881 (28. Jar ſchuldungen geklagt worden; es haben dieſerhalb 
„she BEE — en Erhebungen jtattgefunden > dieje ergeben der 
und Nachtrag 25. Nov.) abgeſchloſſen und ſeildem hau tiache nach das Folgende. 
günftige Keiultate erzielt. Im Jahre 18834 waren | S i Defterreich find nn den Grundbuchsbe⸗ 
Rn ner = —— — (120 58 yötden i im April 1837 Angaben über 109,337 
bis u 6) serie BEER ERIK —— — mit 1463 M. G. gemacht 


Die Vergleichung mit dem Jahre 1879 ergab: 
Darlehen zu 3—4,5%, 3814 = T2IM. G. gegen damals 13,392 = 18,4M. G., 


J unter 6° 87,9 ss u 66,5 9%, der Darlehen überhaupt, 
"ui. 33,731 = 131 EN. 5. 

„ Uber. bis 6 80 15, 606 —. 1477, — 23%, „ . — 

pr u 7—100, 524 — J 18,621 6, 

— zu 10—15 ® 0 — * 3016 G., 

n über 15 * keine mehr — — ä 7 


Nach Hofr. Dr. v. Inama-Sternberg (Stat. Monatsſchrift 1884, S. 7) war die Belaſtung 


des geſammten Grundbeſitzes im Jahr 1553 = 122,431,020 G., 
1870 = 951,274,134 G., 


1881 = 3062 Mill. G. verzinslich Ei 1—2—10—12 und 
jelbft über 12 %,,; im Durchſchnitt war die Belaftung des Werthes 16,6 ® 
. der Nettoertrag 28 % des Grundtabitals 
der Pachtzins 445%, „ „ 


der Hypotheken-Zinsfuß 6,5—7,0 04. 


Oeſterreich-Ungarn. 589 
Fin geordnetes Grundbuchsweſen fehlt in Gas verzinslich ſind hier +2,758,325, ſonſt für die 
lizien, Aufowina, Dalmatien und Müftenland, un: | anderen Länder 506,174,584 G. angegeben. 


Hitihmann (Vademekum) giebt an (für den Stand am 31. Dez. 1881): 
für Oefterr. mit geordnnetem Grundbuchsiveien 2722,527,u10 ©. Hypothekenſchulden, 


„ nicht geordn. a 339,472, 390 6. „  taud f. Tirol u. Vorarlbg.) 
Wien, Graz und Prag 1837,782,082 G. 
für den Staatsgüterbeiis 102,032,694 ©. 


5001,814,776 ®., umverzinst. (fol.) und verzinslich 
mit 1—12 din. 


Für Ungarn fehlte die Stariftit noch und lag das Verhältniß zu Oeſterreich inſofern feit, als 
nur eine Probeerhebung aus 54 Gemeinden im man rechnen fan: 
Jahre 1884 vor; nach diejer ftellte ſich wenigſtens 


von der Gefammtbelaitung in Ungarn 4564 G. pro qkm und 71 6. auf 1 Einw., 
" Deitreich 14,511 G. * ” [2 189 G. nn ” 


An Veränderungen im Beſitzſtand 1875 bis 1882 jind verzeichnet jährlich: 

zum Geldiwerth von 
dur Naufverträge 129,188 (1879) bis 154,206 (1882) 217,058 (1879) bis 290,031 (1882) M. ©- 
„ andere Vertr. 23,930 (1878) „ 29,203 (1882) 44,766 (1878) „ 56,568 (1882) „ „ 


Frefution 10,264 (1875) „ 13,677 (1880) 27,079 (1882) „ 40,597 (1880) „ „ 
„ Todesfälle 38,889 (1878) „ 42,643 (1882) 101,859 (1879) „ 116,748 (1880) „ „ 
für alle zuſammen ı 206,737 (1879) „ 239,179 (1882) 401,260 (1579) „ 485,506 (1882) „ 


Die Zahl der Veränderungen durch Gretutionen 5 Jahren allerdings die Zahl der fubhaftirten 
war in 5 Jahren 62,851, im Durchſchnitt 12,170; | | Grundftüfe (in Stadt und Land) um etwa 1000 
über den Durchſchnitt zeigen die Jahre 1880, über den Durdichnitt vermehrt (um 2900 über 
1881 und 1883, dem Durchſchnitt etwa entipricht | dem niedrigiten Stand), der Geldwertb bat fich 
1879 und darımter jteht 1878, der Geldivertd der , aber mım über 6 Mil. unter dem Durdichnitt 
fo im Beſitz veränderten Güter war 177.707 Mil. | vermindert (um 11,5 Mill. G. unter der höchſten 
G., im Durchſchnitt 35,541 Mill. G., dem Durch- | Ziffer) und war überhaupt der niedrigſte i in dieſen 
ſchnitt entſpricht ungefähr 1878 und 1879, darz | Sahren. Auf den ftädtiihen Befig fallen im 
über gehen 1850 und 1881, darunter fteht 1882 | Sabre 1882 Veränderungen: 
mit 29,079 Mil. G.; es hat fih demnach in 


durch Verkäufe 7328, d. i. 4,7% der Fälle; Mill. G. 80,859, d. i. 27.8.0, der ganzen Summe 








„  Derträge jonit 732, d. i. 21, —— ¶9.88, d. i. 17.8 x 

Erxekution 837, d. i. — $ ı EEE 768, d. BE 

Tod 2426. 6.1.57 0 0 on 0 0 832 b. i. B.7. F 
1.51.47, ; 5, nn 186.561, d. i. 60, „m = _ 


Entlaftungen fanden dabei ftatt in 196,441 (1878) bis 215,265 (1881) Fällen, —— 
davon durch Mindererlös, 11,748 (1878) „ 16,772 (1880) „ 
der Geldwertb war 228.035 (1879) bis 278.301 (1882) Mill. ©., — 251.086 Din, G., 
davon durch Mindererl. 21.098 (1882) bis 47.349 (1880) „ 2 BT „ „ 


Die Entlaftungen für den ſtädtiſchen Bejig waren 18582 zuf. = 372 M. G., 4 i. 27,4 %0 bes Ganzen, 
7,392 Fälle, d.i. 32, der Fälle. 


Nexbelaftungen fanden Statt in nn 836 (1882) bis 298,530 (1880) Fällen, im — a 189 
davon famen auf Kaufgeld-Kredit 29,596 (1879) bis 383 ‚642 (1882) jyalle, „ 31.679 


Darlehensverträge 121,300 (1882) bis 133,30 (1850) „ ; — 127,502 

andere Berträge 22,120 (1881) bis 23,348 (1880) - a R 22,627 

juftifizirte PBränorationen 3202 (1882) bis 4574 (1878) „ R 5 3935 

eretutive Intabulationen 71,577 (1882) bie 88,236 (1978) „ " . 80,839 

im Verlaſſenſchaftswege 23,793 (1878) bis 235,615 (1880) „ — 24,586 

Der Gelbwerth war 289,071 M. ©. (1881) bis 308.276 M. ©. (1882), „ = 287.473 
davon für Kaufgeld⸗Kredit 38.919 „ „ (1879) bie 57.264 „ „ (1882), „ ö 45.795 
„ Darlehensvertrag 134.403 „ „ (1879) bis 171.695 „ „ (1883), „ ji 159,951 

„ andere Verträde 31.698 „ „ (1878) bis 40.871 „ „ (1881), „ — 36. 638 
iuſtifiz. Pränotation 1.992 „ „ (1882)bis 2.791 „ „ (1879), „ „ 2.426 

„ _erefut. Jutabulat. 16.736 „ „ (1882) bis 25.647 „ „ (1878), „ ie 19.973 

im Berlafienihaftäwege 21.627 „ „ (1878) bis 24.096 „ „ (180), „ u 22.883 


5% 


Oeſterreich-Ungarn. 


Auf den ſtädtiſchen Beſitz kamen im Jahr 1882 Fälle 17,106, d. i. 86,2 9%, der Fälle, 
Geldwerth 31.999 M. G., d. i. 26,2 %, des Geldwerths. 


Die Summe der Verändernngen war im Jahr 1868 Mill. 


” 


innerhalb diejer Zeit am höchiten 1873 mit 
am niedrigiten 1870 mit 


G. 297.7 (ftädtiih 66.8) 


„ 1884 „5070. WM 
6729 (ſtädtiſch 21.0) 
83753 53.4) 


durchſchnittlich 459.1 (ſtädtiſch 127.7) Mill. ©. 


Aus dieien Zahlen geht hervor, daß 1) die 
Verjhuldungäverhältnifie fit von 1878—1882 | 
wejentlich verbefiert haben und 2) daß die ftäbti- 


ihen Grundſtücke ſtärker im Verhältniß als die 
anderen belaitet find. 

X. Unterrichtsweſen. 
für giebt es: 


Die f. £. Nitter-Akademie, die f. f. Orientalifche 
Akademie, die k. k. öfterreichiiche Lehranftalt für 
In Ungarn | 


orientaliihe Spradıen, alle in Wien. 
5 f. Akademien, Kaſſa, Pozſony, Nagyparad, 
Nagy Szeben, Gyer, zujammen mit 55 Lehrern 
und 3857 Schülern, 8 konfeſſionelle juridijche Aka— 
demien, Erzbiſchöfl. Lyzeum (Eger), Biihöfl. 
Lyzeum (Fünfkirchen), zufammen 75 Lehrer, 472 


Schüler, 6 techniihe Hochſchulen (Mien, Graz, 


Prag 2, deutic und böhmiſch, Brünn, Lemberg), 
zufammen 337 Lehrer, 2699 Schüler, 2 Berg: 
Akademien, Leoben und Pribram, zuj. 29 Lehrer, 
1855 Schüler. Das f. Ungariiche Joſefs-Poly— 
technifum zu WBudapeit, zuſ. 39 Lehrer, 590 
Schüler, 6 höhere Handels=Lehranftalten diefeits, 
Wien, Graz, Trieit 2, Prag 2, zuſ. 99 Lehrer, 
1378 Schüler, 11 höhere und mittlere Handels: 
Lehranftalten jenjeits, mit Marineichule, zui. 
115 Lehrer, 1017 Schüler, (Fiume [3], Nagy 
ftarizia, Szefesfehervar, Budapeit [3], Bruſſo, 
Debreczin, Temesvär, Pics, Stolozjvär). 

Die f. £. Therefianiihe Militär = Alademie 
Wiener Neuftadt (250 Schüler), f. k. Techniſche 
Militär-Akademie, ig rem höherer Artillerie: 
und Genie = Sturjus, Militär Geogr. Inſtitut, 
Stabsoffizierssturius Wien, 4 MilitärsUnter: und 
1 Ober: Realihule in Ungarn, 17 Sadetten- 
Schulen dieſſeits, die Ludovica-Akademie Buda— 
peſt, die Zentral-Cavallerie-Schule Jaſzberongber 
und der Zentral-Verwaltungs-Offizier-Kurſus 
in Budapeſt, u 41 Lehrer und 335 Schüler, 
7 Kunſtſchulen, Kunſt-, Mufil: und Schauipiel: 
ſchule (Wien, Krakau, Budapeſt [4], Ofen u. ſ. w. 
auf. mit 112 Lehrern und 1457 Schülern.) 

Diefjeits 39 Ober:, 21 Untergymnaſien, 69 Ober: 
Nealichulen, 21 Unter-Realihulen, 11 Realgym- 


Als Anftalten bier: | 


wirthſchaftl. LYehranitalten j. unten). — 97 reli: 
giöſe höhere Anftalten, 9 Redhtsafademien, 65 ged 
ihulen, 19 Hebammenichulen, 85 gewerbliche 
Schulen (149 Lehrer, 3300 Schüler). In Ungam 
146 Gymnaſien, 30 Realichulen, 3 lIniverfitaten, 
13 Nechtsafademien u. ſ. w. ‘Ferner 34,172 Nolte: 
und Bürgerichulen mit 144 LYehrerbildungsichulen, 
diefleits 17,088 und 944 Privatichulen, (324 Bür- 
gerichulen), in Ungarn 17,114 Volksſchulen. 251 
Staats:, 1535 Gemeinde:, 13,688 fonfefjionelle, 


‚2385 Privat-, 379 Winfelihulen; ferner 3,111,486 
ichulpflichtige Kinder, von welchen 2,641,549 die 


naften mit zuf. 68,876 Schülern, jenjeit3 86 Oberz, | 


65 Untergpmnafien, 22 Ober:, 5 Unter:Real- 
ichulen, zuf. 37,979 Schüler, in Kroatien 6 Ober:, 
2 Untergomnafien, 3 Ober, 3 Unterrealichulen. 
Nach anderen Angaben: 190 Seminarien u. |. w. 
249 Gymnafien (3582 Lehrer, 51,716 Schüler), 
64 Realgymnafien (893 Lehrer, 11,581 Schüler), 
114 Realihulen (1688 Lebrer, 28,207 Schüler), 


zuſ. 426 Anftalten mit 6163 Xebrfräften und ſche m h 
91,504 Schülern, 10 Univerfitäten mit 1018 Do» | 21 juridiiche, 53 kirchliche, 98 pädagogiiche, 55 
zenten umd 12,263 Studenten. (Ueber die lande geographiihe und biltoriihe, 208 belletriftiiche 


Schule beiuhen, in Ungarn 2,114,564 ichul: 
pflihtige und davon 73°, mit Schulbeijuh und 
21,95%, ohne jolden, 2201 Gemeinden ohne 
Scule und 302 ganz ohne Unterricht, während 
in 1897 Gemeinden die Kinder in die Nachbar- 
gemeinden zur Schule geben. In Oeſterreich iit 
der Schulbejuch ſehr verichieden in den einzelmen 
Yandern, von 13,1 bis 90, der Kinder. Man 
redinet ferner für Bosnien und Herzegomina 
42 allgemeine und 94 Eonfejlionelle, zuſammen 
136 Volksſchulen, 56 orientaliih ortbodore, 36 
fatholiihe, 1 mohamedaniiche und 1 bebrätiche. 
zujammen für diefe Schulen 96 Xebrer umd 
31 Lehrerinnen, für jene 42 zufammen 51 Lehrer 
und 8 Lehrerinnen, alio — 186 Lehr⸗ 
kräfte. — 8114 Schüler (1874 Mädchen) 7,5”, 
der Kinder. 

Nach einer Broſchüre des Grafen E. Zichn be— 
ſuchen in Ungarn über z der Kinder feine Schule, 
an vielen Orten dauert der Schulbeiuh nur 3 
bis 4 Monate, hunderttaufende von Kindern baben 
feine Schulbücher, nur 3, können leien und jchrei- 
ben und !', der Lehrer ift ohne genügende Quali» 
fifation; in der legten Zeit iſt aber Vieles für 
den Unterricht getban worden und iind die 
ſchlimmſten Zuftände beieitigt. 

In Oeſterreich diejleit3 rechnet man in den 
einzelnen Ländern von 5%, (Vorarlberg) bis zır 
83,4 %, (Dalmatien) Analphabeten oder abzüg- 
lih der Sinder unter 6 jahren im Ganzen 
34,56%, da, wo die deutiche Bevölkerung über: 
wiegt nur wenige Prozente, da, wo fie bis zur 
Hälfte vertreten ift, bis 16%, und da, wo fie 
weniger beträgt, von 16°, an bis zu 4%, — 
(Bulowina 79,3, Galizien 71,0, Görz, Gradista, 
Iſtrien 53 und 50°...) 

An Zeitungen ericheinen in Deiterreich dies: 
jeits 1623, wovon 490 politiihe, 175 volks:, 
118 landwirtbichaftliche, 113 gewerbliche, 13 mili- 
täriihe, 92 mebiziniich =» naturwiffenichaftliche, 


Oeſterreich-Ungarn. 


und Wigblätter, 107 Lotal-, 129 Anzeigeblätter, 
3 ſozial-politiſche ſind; auf Nieder-Oeſterreich 
fommen allein 727 Zeitungen; nad Sprachen er: 
feinen 1054 deutich, 95 italienisch, 225 czechiſch, 
35 ſloveniſch, 108 polniih, 22 jlawiid somit, 
74 gemiſchtſprachlich. 

Für Land- und Foritwirtbichaft gab es 
in Oeſterreich 1885 die Hochſchule in Wien mit 
39 Yebrern und Hörern, 9 mittlere land: 
wirthſchaftliche Yehranitalten mit 88 Lehrern und 
475 Schülern, 3 foritwirtbichaftliche Anstalten 
mit 19 Yehrern und 149 Schülern, eine önolo- 
giih:pomologiiche Yehranftalt in Kloſterneuburg 
mit 8 Yebrern und 36 Schülern und Kellerwirth— 
ſchaftskurſus (37 Theilnehmer) im Frühjahr, 
34 Ackerbau- und landwirtbichaftlihe Winter: 
Schulen mir 169 Yehrern und 1100 Schülern ohne 
bie Theilnehmer an vericdiedenen Nebenkurien, 
3 Molkerei: und Haushaltungsſchulen; 5 Wald: 
bauſchulen mit 9 Lehrern und 76 Schülern, 
18 Garten, Objt: und Weinbauſchulen niederen 
Grades mit 80 Lehrern und 300 Schülern, 
+ Brauereis und Breunereiichulen mit 24 Lehrern 
und 102 Zchülern, 1 Unterrichtskurſus für Zei: 
Denzucht in Görz mit 25 Theilnehmern (11 Frauen), 
+ Yebrfanzein an den Hochſchulen in Wien, Prag, 
Graz; und Yemberg, Unterrichtsturie an den Wer: 
ſuchsſtationen zu Graz, Wien, tlofterneuburg und 
endlich landwirtbichaftliher Unterricht an etwa 
30 Yehrerbildungsanitalten und Kurſe für Thier— 
beiltunde und Hufbeſchlag in 18 thierärztlichen 
Anitalteıı. 

Die ungariſchen Yande haben die k. k. land: 
wirtbichartliche Akademie zu Ung.-Altenburg mit 
16 Yehrern und 220 Hörern, Die Berg: und 
Foritafademie zu Schemnitz, 5 mittlere Lehran— 
jtalten mit 4) Vehrern und 360-400 Schülern, 
8 Aderbauichulen (5 jubventionirte Privatichulen) 
mit 31 Lehrern und 200 Schülern, 6 Minzer: 
bildungsichulen mit 21 Yeorern und 106 Schülern. 
An der Hochſchule in Budapeſt und an dem Thier— 
arznei⸗Inſtitut daſelbſt find Yehrftühle für Lande 
wirthſchaft und Foritwirthichaft, bezw. Hufbeichlag. | 
Private landwirtbichaftlihe Lehrerbildungsau— 
ftalten, fubventionirt, giebt es in Kaſchau, De: 
breczin und Stlauienburg (113 Hörer), und an 
den Seminarien für Volfsichullehrer iſt landwirth— 
fchaftlicher Unterricht. 


Das Verzeihnii der Yehranftalten aller Art 
ift das folgende: 


Zehritellen. 1.8.8. Hochſchule für Boden: 
eultur Wien (1872). — 2. 8.8. önolog. u. pomolog. 
Lehranstalt KHloiterneuburg (1874). — 3. K. K.“ 
Thierarzneis Inititut Wien (1777). — 4. Landiw. 
Lehranit. Francisco Jolephinum in Mödling. — | 
5.—6. Landes⸗ Ackerbauſchulen Edhof bei Amitetten | 
u. Edelhof bei Zwettl. — 7. Weinbauſch. in Felds⸗ 
—* 1873). — 8. Waldbauſchule in Aggebach 
(1875). — 9. Gartenbanjchule der K. K. Garten: | 
baugejellichaft zu Wien (1868). — 10. Landes 

inzerfhule in rems (1875). — 11. Ober: 
Öfterreichtiche Landesackerbauſchule zu Rislhof. 





A 





591 


12. Baumwärter-Kurs daſ. (1872). — 13. 
Yand» und forſtwirthſch. Vorleſungen an der K. K. 
techniſchen Hochſchule in Graz. — 14. Steier: 
märkiſche Landes-Ackerbauſchule in Grottendorf 
bei Graz (1867). — 15. Steiermärkiſche Landes— 
Obſt- und Weinbau-Schule bei Marburg an der 
Trau (1872). 16. Gräfl. 9. Nttemiche 
Gemüjebau: und Samentultur » Station in St. 
Peter bei Graz 1874. — 17, Aderbauichule zu 
Nlagenfurt( 1866). — 18. Gartenbauſchule dafelbit 
(1872). — 19. Obit: und Weinbau = Schule in 
Slap (Krain). — 20. Unterriht in der Seiden: 
zucht an der K. K. Seidenbau = Verjuchsitation 
in Görz. — 21. Yandes:Aderbauichule in Görz 
(1569). — 22. L. Yandesanitalt zu St. Michele 
(Ziidtirol 1874). — 23. Aderbaufichule zu Roveredo 
(1872). — 24. Desgleihen zu Trient (1873). 
— 25. Waldbauichule, Bregenz (1877). — 26. 
Mein: und Objtgärtnersturs in Bozen (1873). 
27. Samen, Obit: und Baum-Zucht-Schule in 
Meinberhof (1871). — 28. 2. Yandesanitalt in 
Rothholz bei Innbach (1875). — 29. Lehrfanzel 
für Yandw.: und Giterverwaltungstunde an 
dem königlich böhmiſch-olytechniſchen Inſtitut in 
Prag. — 30. Höhere landw. u. landw. induſtrielle 
Landeslehranſtalt zu Liebwerd bei Tetſch. — 31. 
Ackerbauſchule in Böhmiſch-Leipa. — 32. Höhere 
landw. u. landw. indujtrielle Yandeslehranit. in 
Tabor (1866). — 33. Ldw. Yehranit. zu Chrubim 
(1862). — 34. Ackerbauſchule zu Hracholusk. — 
35. Desgl. zu Kaaden. — 36. Privat-Ackerbau— 
ſchule zu Nabin (1869). — 37. Ackerbauſchule in 
Piſek. — 39. Foritlebranitalt zu Weißwaſſer im 
Jungbunzlauer Kreis in Böhmen. — 39, Unter: 
richt für Gärtner = Gebilfen und Lehrlinge in 
Prag (1856). — 40. Pomologiſches Inſtitut in 
Troja bei Prag (1870). — #1. Baumschule zu 
Prag (1868). — +2, Spiritus Induftriee Schule zu 
Frag (1875). — 43. Lehrkurſus an der Ober: 
realichule in Nakonig (1865). — 4. Lehrlanzel 
für Yandw. an der K. $t. techniichen Hochſchüle 
zu Brünn (1849). — 45. 2. 2. Mittelihule in 
Prerau (1875). — 46. 2. 2. Mittelihule in 
Neutitichin (1875). 47. Aderbauichule in 
Eibenſchütz (1866). — 48. Aderbau » Schule zu 
Kloſter Hraditih bei Olmüg (1876). — 49. 2. 
Winterichule in Kremſier (1875). — 50, Aderbaus 
und ‚Flahsbereitungsihule in Mähriſch-Schön— 
burg (1867). — 51. Aderbaufchule Groß: Meie: 
ritih (1867). — 52. Def. Lehranftalt u. Weinbau 
in Sch. Znaim (1868). — 53. Mähr. Schlefiiche 
Foritihule in Fulenburg (1852). — 54. Baumes 
gärtner= Jnititut in Brünn. (1863). — 55. Obfts, 
Wein: und Gemüſebauſchule in Brünn (1856). 
— 56. Landw. L. Mittelihule Ober-⸗Hermsdorf 
bei Barzdorf in Schlefien (1869 bezw. 1872). 
— 57. Schleſiſche L. Aderbauichule Kotzobredz 
bei Tetih (1872). 58. Höhere landw. Lehr: 
anitalt Dublany bei Lemberg (1855). — 59. 2. 
Mittelihule Czernichow bei Strafau (1860). — 
60. chule in Lemberg (1874). — 61. Gartens» 
baufchule in Czernichow (1870). — 62. Gärtner« 
bildungs»Anitalt dafelbit (1855). — 63. Bren- 





Digitizedby 6 








592 


nerihule in Grodet (1870). — 64. Flachs⸗ 
baufchule zu Drnblany (1872). — 65. Gartenbau 


ichule in Lemberg (1872). — 66. 2. Lehranitalt in 


Gzernowig-Bulowina (1871). — 67. Kaiſerlich 
Techniiche Hochſchule in Budapeſt. — 68. Kaiſerl. 
landwirthſchaftliche Akademie in Ungariſch-Alten— 
burg (1818). — 69. Kaiſerlich Landwirthſchaft— 
liche Lehranſtalt in Keszthely (1864). — 70. Kaiſerl. 
Landwirthichaftliche Lehranftalt in Kolos Monojtor 
bei Stlaufenburg. — 71. Kaiſerlich Landwirthichaft: 
liche Lehranftalt in Debreczin (1868). — 72. Ader: 
baufchule dajelbit (1867). — 73. Zandwirthidaft- 
lihe Lehranſtalt Kaſchau (1875). — 74. Kaiſerlich 
Landwirthſchaftliche und forſtw. Lehranſtalt in 
Croatiſch-Kreutz (1860). — 75. Ackerbauſchule 


Hradek. — 76. Weinbauſchule in Er-Dioszeg bei 
Debreczin. — 77. Desgleichen zu Tarczel bei, 
Tokey. — 78. Wein: und Obſtbauſchule Budapeſt. | 


79. Aderbaufhule Sftväntelet (1876/77. — 
Mediaih (1871). — 81. Aderbaufhule Biftrig 
(Siebenb.). — 82. Deögl. Groß-Szt.-Millos. — 
33. Desgl. zu Földvar (Siebenbürgen). — 84. 8. 
Thierarznei-Inſtitut in Budapeſt. 85. K. ungar. 
Landw.⸗ und Forſtakademie Schemnig (1770). — 
36—99. Höhere Volksſchulen mit landwirtſchaft— 
lihem und Weinbauslinterricht in 111 Orten. — 
100—102. Landw. Kurfe an Zehrerbildungsanitalt. 
(Präparandien) in Debrecszin, Klauſenburg und 
Kaſchau. — 103. Landw. Kurſe für Volksſchul— 
lehrer. — 104. Wanderlehrer, ftaatliche fiir Obit- 


bau, Baumzucht, Leinban, private (und Vereine) | 
für Weinbau, Aderbau, Bienenzucht — in größerer | 


Zahl. — 105. 8. ungar. Landesanſt. für Seiden- 
produktion in Szegzar. 
Anſt. und Mırfterwirtichaft in Iglau. — 107. Fiſch— 
zucht-Anftalt in Iglau. 

XI Zandwirthihaftlihes Vereinsweſen. 
Hierfür find zu nennen: 

Landwirtbihaftlihe Vereine: Als all 
gemeine Öfterreichifche Vereine Zentralverein für 
NRübenzuder: Induftrie im Kaiſerreich Defterreich 
in Mien. — Dejfterreihiicher Reichsforſtverein in 
Wien, feit 1852, Der Oeſterreichiſche Agrartag, 
die Pächtertage, der Zentralverein der Milch— 
pächter (propinziell). 

A. Defterreih unter ber Enns: 1.8. £. 
Landw. Gejelihaft in Wien mit 50 Hilfsvereinen 
und 830 Iandwirthichaftlihen Kaſinos, über 
10,000 Mitgliedern und an 60,000 ©. Vermögen, 
49 Fortbildungsihulen und einer Anzahl Wander: 
lehrer, als Sektionen: a) Nderbau, Viehzucht, 
lanbwirthichaftliche, politifche und Rechtsverhäit⸗ 
niffe, b) Obſt⸗ und Weinbau, c) Forſtwirthſchaft, 
d) Seidenbau, e) landw. Inbuftrie und Technit, 
f) Pferbezudt. — 2. Nieberöfterreihifcher Forſt⸗ 
ichulverein in Wien (1875). — 3. Nieberöfterreich. 
Landes: Forktv. (1872). — 4. ſt. k. Gartenbau: 
Gefellich. (1837). — 5. Gartenbauv. in Baden. — 
6. Gärtnerverein in Dornbach. — 7. Bez.-Garten- 
bau-Berein in Möbling (1872). — 8. Hauerzöce, 


Berein zur Förderung des Weinbaues in Härnthen | ( 


und Steierm. (1625). — 9. Joteyfiub in Wien. — 


106. Lein-Hechel-⸗ 





‚12. Weinbau = Bereine 


Par Fr | 


Deiterreih:Ungarn. 


10. Trabrennverein zur Förderung der Pferdezucht 
in Oeſterreich-Ungarn in Wien. — 11. Reiterverein 
in Wien. — 12. Rindviehz.-Verein in Mödling. — 
13. Verein für Haninchenz. in Wien. — 14. Erſter 
öiterreich. Gefliigelzuchte Verein in Wien (1874). — 
15. Ntieberöfterreidiicher Bienenzüchter-Berein in 
Wien, (1860 Verein zur Förderung der Bienen: 
zucht in Niederöfterreih und 1872 „Berein für 
Bienenzüchter und Bienenfreunde“ — 1880 Ber: 
ichmelzung). — 16. Verein zur Hebung d. Flache: 
baues in Weitra. — 17. Klub des Land» u. Fort: 
vereins in Wien (1875). B. Oeſterreich ob 
der Enns: 1. 8. f. Landw. Gejellihaft in Linz 
(1845), mit Sektionen für Gartenbau, Bienenzudt, 
Pferdes. und 39 Filial-Bezirksvereinen. — 2. Forit: 
Verein für Oberöiter. (1855). — 3. Nennverein 
in Linz. — 4 Verein für künſtl. Fiſchzucht in 
Sicht (1865). — 5. Defterreich. Fiſcherei-Verein 


‚in Linz (1879). — 6. Schußverein für Jagd und 
80. Siebenbürgiich ſächſiſche landw. Lehranftalt 


Fiſcherei im Innkreis in Linz (1878). C. Salz 
burg. 1. 8. £ Landw. Gejellihaft des ron: 
landes Salzburg zu Salzburg (1848), — Sektion 
für Bodenkultur und Verſuchshof — Thierzucht 
— Forftwirtbihaft — Bienenzucht — Allgem. 
Angelegenheiten und Vereinsweſen — 17 Filial— 
vereine. — 2. Zentralanft. für künftliche Fiſchzucht 
in Salzburg (1865). — 3. Verein für Bogel: 
funde und Bogelihug in Salzburg (1877). — 
D. Steiermarf. 1.8. f. Steierm. LZandm. 
Belellihaft zu Graz, Sektion für Obſt- umd 
Weinbau, Viezucht, Fortbildungsichulen, Sub: 
vention, Reform, Finanzen, Weinbau — 63 
Filialen. — 2. Alpen= und foritw. Verein für 

teiermart in Graz (1872). — 3.8. k. Steierm. 
Gartenbaus®erein in Graz. — 4 Hopfenbau— 
Verein für das nordöſtliche Steiermarf. — 5 bis 
in Friedau, Marburg, 
Murek, Bettau, Nenn, Lutterburg, Yeibnig, 


Windiſch⸗Friſtriz. — 13. Verein zur Hebung der 
Landwirihſch. Pferdezucht in Steiermarf (1869), 


Organ der „Pferdezücdhter“. — 14. Verein für 
Hornvieh = Prämien = Vertheilung in St. Lo— 
renzen (1842). — 15. Steiermärliiher Bienen- 
Zuchtverein in Graz. — 16. Neuer fteiermärt. 
Seidenbau:®erein in Graz (1872). — 17. Eriter 
ſteiermärkiſcher ar tverein in Graz (1879). 
E. Kärnten. 1.8. f. Landw. ——— für 
Kärnten in Klagenfurt (1764) mit 45 Gauvereinen. 
2. Kärntner Forftverein in Klagenfurt (1872). — 
— 3. Kärntner artenbauv. in Klagenfurt (1872). 
— 4. Kärntner Seidenbauverein in Klagenfurt 
(1882). F. Srain. 1. 8. k. Landw. Gejell- 
ihaft für das Herzogthum rain in Laibach 
(1761) — mit Sektionen für Gartenbau, Forſt— 
weien, Weins, Obft, Seiden- und Bienenzucht, 
Biehzucht, Feld: und Wieſenbau — Maſchinen — 
25 SFilialvereine. — 2. Krainer Gartenbauperein 
in Laibah (1869). — 3. Krainer Bienenzucht⸗ 
Verein daſelbſt (1877). — 4. Erſter Srainer 
Seidenbau⸗Verein Mödling. G. Deitr. Sllpr- 
Küftentand. 1. Aderbaugejellihaft in Trieſt 
1867). — 2. 8. f. Landw. Gejellihaft in Görz 
(1766) mit 8 Sektionen für Ader: und Garten 


| 


— * 


a 22." 


Oeſterreich-Ungarn. 593 


bau, Pflanzenkultur und Mechanik — Viehzucht prüfungsanſtalt — Redakteur des Amtsblattes — 
— Seidenzucht — Weinbau — Forfiiwirtbihant — Markt-Komitee-Geſchäftsführer ꝛc. — 2. Die 
Statiftit, Umterriht, Gejeggebung, Nationals | Zahl der Landw. Vereine aller Art in Böhmen 
ölonomie — Finanzen — Fiſchzucht, nebit 10° 1 = Forſtvereine giebt es 4 — der böhmiſche 
‚Filialvereinen oder Gejellidafts-Seltionen. — der „orftichulverein für Böhmen 
3. Itrianiſcher _Aderbau » Verein in avigno, | (1862). — der Jagd» und Bogelichugverein 
(1867) mit 9 Filialen. — 4. WeinbausBerein | Auifig (1878) ber — ritmännerverein“ 
in Dornberg (1872) — 5. Weinbau:Berein in in Prag (1376). rten=, Obſtbau⸗, Anpflan⸗ 
Vertoiba (1872), — 6. Weinbau-Verein in zungs- und Verſchönerungsvereine giebt es 42 — 
Pruma (1872). — 7. Weinbau-Verein in Kamuje Weinbauvereine 1 in Melnik (1874), Hopfenbaus 
(1873). H. Tirol. 1. K. k. Südtirol. L. G. |vereine in Flöhau bei Podenſam (1867), in Saaz 
in Innsbruck (1835) mit 5 Sektionen für: Rind-⸗ (1833) und in Twerfhig (1869) — Bienenzuchts 
vieh⸗, Pferde⸗, Schafz, Schweinezudt — Bodens | vereine 24 — Fiſchzuchtvereine in Nachod (1856) 
kultur — Seiden-, Bienen, künſtliche Fiſchzucht und in Rodytnig (1877), Seidenbauvereine in 
— Obit:, Weins, Gartenbau — landw. Literatur Brür (1863), in Prag (1862) und in Tauß 
und Unterrichtsweien - 33 Bezirksvereine. | (1866) — dazu kommen noch der Saatgänger- 
2. 2. u. ©. B. 3. in Bogen (1869) mit 8 | verein in Albrechtsdorf bei ——— (1868), 
ilialvereinen. — 3. Aderbauverein in Trient der Kanindhenzüchterverein Michelob (1875), ber 
1870) mit 11 Filialen. — 4. NAderbausGejelle Saatgängerverein Neudorf b. Gablenz (1878), 
ichaft in Roveredo (1869) mit 7 Sektionen für der böhmische Prerdezudte und Pferderennverein 
Unterricht, Ader: und Gartenbau und Mechanik, in Prag (1857), der : hierihugverein für Böhmen 
Viehzucht und Waldbau — Seidenbau — Wein: | dajelbit, der Kleinthierzuchtverein dafelbit (1877), 
bau — Statiftit und Gejeggebung — Finanzen | ein Verein der Naturfreunde in Reichenberg (1878), 
— 11 Filial-Komitees — und als ‚Filialvereine: | der — — in Wittig bei Kratzau 
Weinbauverein in Roveredo, 2 Bienenzüchter- (1878), der Verein zur Herausgabe wohlfeiler 
vereine in Terregualo und Vallerſe, Wechſelſ. landw. Bücher in Prag (Matice rolnikä), der 
Vieh⸗-Verſicherungs-Geſellſchaft in Roveredo. — Thierärztliche Verein für Nordböhmen i in Tetichen, 
Genoſſenſchaft für landw. Maſchinen und Geräthe + Vereine für Zuderfabrilation in Böhmen, 
in Bomarolo — 3 MoltereisGenoflenihaften in | Oftböhmen, Mittelböhmen, Nordböhmen, der 
Romarolo, Vallerſe und Noncone. — 5. Forft: böhmiſche Spiritus-Induitrieverein in Prag 
verein für Tirol und Vorarlberg in Innsbruck (1872), der Brauinduftrieverein für das König, 
(1852). — 6. Tiroler Bienenzuctverein in Mais | Böhmen dajelbit (1873) der landw. lub in 
b. Meran (1874). — 7. Bienenzuchtverein in Böhmen (1867), die — für Phyſiokratie 
Reggo«Sombarbo (1869). — 8. Vienenzuchtverein | in Böhmen zu Prag. L. Mähren 1. 8. k. 
in Gles (1870) — 9. Bienenzuchtverein in Niva. mähriſch-ſchleſiſche Seiellichaft zur Beförderung 
10. FiſchereiKlub in Innsbrud (1969). — | des Aderbaues, der Natur und Lundesfunde in 
11. Anonyme Geſellſchaft Fir künſtliche Fiſchzucht Brünn (1811), mit 4 Fach-Romitees oder Seftio- 
in Torbola (1875). 12. Tiroler Jagd» und Vogel: nen für Forſt und Jagdweſen — Garten:, Obft- 
— in Innsbruck (1875). J. Vorar!⸗ und Weinbau — Hiſtoriſchſtatiſtiſche Sektion — 
berg. Vorariberger L. V. (1861) in Feld» | Landw. — 39 Bezirks- und Lokalvereine. — 2. 
fird. er Landw. chemiſche Verjuchsitation des Foritverein für Mähren und Schlefien in Brünn 
Landes — Xorarlberg in Tiſis bei Feldlirch (1867). (1349). — 3. Mähriſch- — Forſtſchulverein 
3. Vieh⸗-Verſicherungsberein des Landes Vorarl- in Brünn (1852). — 4 Obſt-, Wein: und 
berg in Feldkirch (1867). — 4. Forſtverein für Gartenbau⸗Settion der k. Mähr.:Schlei. Ge— 
Tirol und Vorarlberg. — 5. Erſter vorarlberger ſellſchaft für Ackerbau u. ſ. in Brünn ri 
Bienenzuchtverein in Dornbirn (1868). — 6. | und 1850). — 5. Verein zur, — — ber Pferde⸗ 
— vorarlberger Bienenzuchtverein i in 353 —— daſelbſt (1871), — Mähriſcher Bienenzüchter⸗ 
1871). 7. Bienenzuchtverein in a (1873 | erein dajelbit (1868). — 7. Mähriiher Seiden⸗ 
8. Bienenzuchtverein in Egg (1869). K.Böh bauverein in Olmütz (1862). M. Schleiien. 
men. 1. $. f. Yandesfulturratb für Böhmen 1. DOcftr.efchlei. Land» und Forſtw.-Geſellſchaft 
mit 7 permanenten Komitees für Subvention, in Troppau (1863). — 2. Lande und foritiw. 
Landw. Vereine — Foritverein — Statiftit — Verein für dad nordw. Schleſien in Bargdorf 
Kaſſa — Markt — Ausitelungen — Pferde ucht mit 19 Kaſinos als Filialen. — 3. Landw. Verein 
und beſondere Komitees, Kuratorien und ſtän⸗ | für das Dergathum Teichen (1868). — 4. Land» 
dige Funktionen für landw Verſuchsanſtalten, und forſiw. Filial⸗Verein zu Teſchen (1870) — 
Ibungsunterriht — Förderung der Boden- 5. Deftr.sihlej. Bienenzüchterverein in Troppau 
im Erz: und Rieſengebirge — Saamen⸗ (1870). — 6. Schleſiſcher Obſt⸗ und Gartenbau⸗ 
prüfungsanftalt — Redaktion des Jahresberichts Verein in Troppau. N. Galizten 1... 
— Beitjchriftenweien — Landed»Lehr-Anftalt Galiziſche Landw. Geſeilſchaft in Lemberg, mit 
Tetſchen⸗ Liebwerd — Pomolog. Inftitut in Troja 25 Filialvereinen. — 2. 8. f. Landw. Geſellſchaft 
— dann mit angeitellten Wanderlehrern, und, in Krakau mit 5 ra als Filialen. — 
Borftänden :c. für ſiatiſtiſche Bureaus — agri» 3. Garten und Ob bau⸗ Geſellſcha Lemberg 
tulturhiſtoriſche Unterſuchungen, landw. Saamens | (1867). — 4. Obſtbau⸗, Bienen⸗ und Seidenzucht⸗ 
vandw. Konveri.Leriton. Spejial-Bupplement. 38 





— — 


594 


Verein in Krakau (1868). - 
Verein und GartenbausBerein in Lemberg. 


6. Gef. für Pferdezucht und Nennen für Galizien | 


Krakau u. d. Bulowina in Lemberg. — 7. Pferde: 
zuchte und Rennverein in Lemberg (1861). — 
8  Branntweinbrenner:Berein in Lemberg. 
0. Bulomina. 1. Verein zur Landeskultur 
im Herzogthum Bukowina zu Gzernowig (1851). 
2. Seidenbauverein in Brezan. P. Dalmatien. 
22 felbitftändige Yandw. Vereine. Q. Ungarn. 
1. Ung. £. Agrit. Verein (1828). — 2. Yandes- 
forftverein in Budapeſt. 3. Siebenbürger 
landw. Berein in re (1854) — 4. 
Andere 2. V. und beiondere Vereine u. ſ. w. 
noch 77, worunter ſolche für Bienenzudt, Garten: | 
Bau, Weinbau — Pomologi 
Meingärtnerverein, der Siebenbürg. Selterverein in 


XU. Zandwirtbidaftlide Verhältnijje 


— 5. Bienenzudt: 


Defterreih-Ungarı. 


Klaußenburg, ber Zolans-Hezgyelayer Weinbau: 
Verein in Tokay, der Weinproduzenten-VBerein in 
Werſetz — banı dazu noch ber Budapeiter Thier: 
und Pflanzen-Akklimatiſations-Verein Bubapeit, 
der Ungar. Landw. Pferdezuchtverein in Buda— 
peit, der Slavoniſche Bodenkulturverein in Eſſegg 
und der Landesfulturratb für Sroatien und 
Slavonien in Agram (1876). Nad) einer minifte: 
riellen Dentfchrift von 1886 „Defterreich® Ge— 
ſellſchaften und Vereine für Land» und Forft- 
wirthe“ Wien bei Hölder 1886, zählen die 1367 
Vereine und Kaſinos 121,000 Mitglieder ; im 
Jahre 1875 gab es 547 Vereine mit zuſammen 
65,000 Mitgliedern. Sm Jahre 1885 entjtand 
uur der Verein zur Förderung des Landw. Ber- 


ie — der Presburger | juchöwejens. 


le Induſtrie und Gewerbe, 


Bergbau u. f. w. jiehe die Bearbeitung im Hauptwert, Band \ 
1) ORRENDE TEE INN (1884). Won der a famen auf 


n Defterreich in den ungar. Landen 
Nederland 10, 636, 879 ha = 35, 50 9 12,682 208 ha — 37, 7 0 zuf. (23,319,047 ha —Igg 08 o 
Gärten 372,060 „ — 124 „ o% „( 372,060 „ © 
Weingärten 483% , = 082, —* z22, —13, . 677648 = 18, 
Wieſen 3,078,173 „ — 10263 3,598,533 „ =) J 6,676,706 „=) 
Hutweiden 2,663,908 „ = 8,85 „ 4,300, 447 „=)2, „ 8364135 „=)U4U14, 
Alpen 1,399,70 „ = 467 „ ) — 
18,399,119 „ = 61,37 „ 31010,.770 „= 652, „39409596 „= 63,90, 
Waldung 9,777,414 „ = 3259 „ 9274236 „ = 3833, „ 19051600 „ = 30.62, 
Kulturboden 23,176,533 „ — 93,96 „ 30254706 „= 40, „ 594129 „= 93%, 
See, Sumpf, 
Teich 11414 „= 04, 15788,=) 69 272,012 „=)08, 
ſonſtiges Land 1,711,781 , = 50, 15962, =) 9 u 3471,403 „ =) 5,65 „ 
30,002,438 „ —100,00 „ 33,202,216 „ — 1000, „ 63,204654 „= 100. 


Für die dfterreihiihen Lande wird der jährliche Neinertrag angegeben zu: 
102,432,974 Gulden von Aderland, 


26,000,671 , 
6,516,092 
4,062,027 
3,338,450 

711,274 

20,935,989 

441,747 


*2 ı 2 2% 


„ ben Miejen, 
„ Gärten, 
„ Meingärten, 
„ Sutmweiben, 
„ Alpen, 


az ı 2 2 


Waldungen, 
Gewäjlern, 





164,939,218 Gulden zufammen. 


Die Bodenvertheilung der einzelnen Länder ift: 
Niederöftr. Oberöftr. Salzburg Tirol 


Trieiter 


Vorarlbg. Steierm. Kärnth. Krain Gebiet 


Aderland S60,514 420, 65.621 141,296 7864 423,148 141,559 147,333 554 
Wieſen 229,866 222,251 59531 161,604 34,840 266.978 105,129 171,200 1221 
Gärten 30,746 23,791 1827 3975 1088 23,751 4002 7412 254 
Meingärten 39,714 — — 12575 244 34,055 53 11,632 1243 
Hutweiden 63,307 22,523 35,425 112,472 27,024 125,397 53,487 156,341 3198 
Alpen 5242 7237 207.306 687,067 00,782 187,743 176,118 13,646 — 

Ibiw. Fläche 1,242,409 696,304 369,713 1,118,989 161,842 1,111,572 480,348 507, 614 6470 
Waldungen 678,779 407,758 231,889 1,037,271 67,675 1,075,141 456,871 4 442,309 )9 2207 




















Kulturbod. 1,911,158 1,104,062 601,602 2,156,260 229,517 3,086,713 937,219 949,923 8677 
Gewäſſer 164 9249 6589 6829 147 6363 1 — 
fonft. Yand 69,159 85,230 107,028 505,505 30,711 154,117 89,189 44,036 785 


Gei.-Fläche 1,982,311 1,198,541 715,219 2,668,594 260,238 


2,242,777 1,032,771 990,584 9462 


Deiterreih-Ungarn. 595 


Görzu. Gradiska Iſtrien Dalmatien Böhmen Mähren Schleſien Galizien Bulowina 

















Ackerland 45,520 55,559 137,238 2,625,402 1,217,533 255,835 3,803,543 288,351 
Wieſen 62,506 435,720 10,492 522 ‚014 155, 362 30,124 876,458 132,552 
Gärten "876 16,163 37,095 70, 012 27.036 6692 109,259 8151 
Weingärten 6976 47,060 81,853 02 12119 — — A 
Hutweiden 61,711 158, 906 593,900 261,51 127,335 33,287 721,087 105,504 
Alpen 13,108 ——— — BAM 25,039 
Landıv. Fläche 190,994 313,463 860,508 8,480,181 1,539,885 320,438 5,543,792 559,597 
Baldungen 66,990 164,516 381,762 1,507,325 609,788 174,110 2,021,329 451,194 
Kulturboden 257,984 477,979 1,242,270 4,987,506 2,149,673 499,548 7,565,621 1,010,791 
Gewäffer 1021 13,352 38597 HS 89 20,976 969 
fonftige® Land 38, ‚787 16,371 27,605 168,714 67,998 15,048 263,102 33,401 
Geſammtflache 291,771 49, 3711 ‚283, 257 5 3,194, 4,817 2,222,190 514,685 7,849,699 1,045,161 
* 2) Beſitzverhältniſſe. Nachtrag zu Band VI nah Hitſchmanns Vademecum (für 
3): 
Grundffläche —— ideilommißgüter 

Niederöſtreich Grundbeſitzbogen 380,644, 5,2 ha, ha, Meer 125,956 ha, 
Oberöftreid) — 157,684, 1,6 — — z 43 „ 60,333 „ 
Salzburg — 35,292, 20,6 „ 17,2. — 
Steiermark — 276,063, BL, I; 80 „ 23,767 „ 
Kärnten . 79,231, 13,0 „ 11%; 58. 70,491 „ 
Kram . 153,912, 65 „ DL. 17 48,921 „ 
Küftenland “ 227,025, 35. 33. 2. 1272 
Tirol und Vorarlberg " 339,789, 80, 70. 4, 87, 
Böhmen & 966,237, 53, 2 „ 220 „ 579,208 „ 
Mähren Z 539,350, #1: 40 „ 59 „ 177,539 „ 
Schlefien — 90,502, 5%, 55, 0%. 1760, 
Galizien u 1,569, 344, 39. 48 „ 82 „ 30,027 „ 
Bukowina 169,131, 62. 60, — — 
Dalmatien 214,150, 60 59. Be. 408 „ 

zufammen 5,198,904, 58 „ DD. 880 „ 1,140,181 „ 


Bemerft wird dazu, daß für Böhmen bie in bie Familie Sarolyi (7 Mitglieder) 263,000 ©. 
Landtafel eingetragenen, in Mähren und Schlefien bie ‚Familie Zichy 300,000 ®., Graf N. Gzefonics 
gelegenen Fri Lichtenſtein ſchen Fideilommißs | 66,557 G. Graf Frd. Werdheim 77506 G., 
güter nicht mit berechnet, in Mähren und Schlefien Graf G. Karacionyi 41,000 &., Baron PBrandüc: 
aber dieje mit in der Zahl inbegriffen find und —— 43,000 G., Graf 3. $. Balffy 48,500 G. 
da& von einem Realfideilommiß in Oftgalizien die | Graf Tuffilo Feftetits 55,000 G. und etwa 12 
Flähenangabe fehlt; nad dem Steuermaß würde | andere Magnaten 30—40,000 @. 
dieſes zu 2500 ha anzunehmen jein. | Die Grundfteuerhauptfumme wird in Oeſterreich 

Nadı neuerer Angabe andermwärts find Die nad deu Geſetz vom 7. Juni 1881 mit 27,7%, 
größten Grimbdfteuerzabler in Ungarn 211 Mit: vom Grundertrag berechnet. 

lieder der Magnatentafel mit 3,130,000 Grund: 

heuerleiftung oder !/s der ganzen zu 24,6 Mill. G. 3) Bodenwerth. Für Oefterreih wird an: 
angegebenen Leiftungen. außerdem no) bie Erz: ge in F zen des gejammten Stulturlandes 
herzoge mit 148,900 G. Grundfteuer. Die Herr: | 32 G., ald Werth der ländlichen Ges 
ſchaftsgüter betragen 30,6 der bebauten zu | bäude SE Mit. &., als Werth der ftäbtiichen 
85%, des Ganzen berechneten Fläche, alio von | Gebäude 560 Mill. ©. als — bon 1 ha 
dieſer 26,01 9. Es befigen 231 Berfonen zus Landesfläche 217. und von 1 ha Sulturfläcde 
fammen 3,93 Mil. Jod, zu 0,431598 ha, zufam: | 117 ©. ohne Wien; für Wien ift der Werth des 
men 1,69 Mill. ha und urdichnittlich 7380 ha. ha Landesfläche 171, 113 G. für Nieder Defter: 
Davon zahlen an Grunditener: 77 Magnaten | reich jonft 372 ©. Die Werthe in den einzelnen 
10,000-—340,00 G., Nil. Gszterhazy 334,619 &., Ländern find: 


Nieberöfterreich 163 M.G. (itadt. 1245 M. G.) 1 ha Landesflähe 899 — 1 ha Kulturfl. > * 








Oberöſterreich 80 „ „ (Gebbe 55, „Il. es 245 14 — 

Salzburg —A 5 u EL; x 82” ur = e 5 

Steiernarf S6 (6 10, 3)1, — 156....-1., 2 108 „ 

Kärnten TE — 23.1. — 4,1, 5 65 

rain BE .).2. 8% Ye, 5 Be r ee. 1, 5 59 „ 
383* 


596 


Küftenland 225 M. G. (Gbde. 149 M. G.) 1ha Landesflache 283 &., 1ha ulturfl. 80 ®- 
Tirolu. Vorarlberg 298 „ „ („1897 ,. „)1, ö 12 „ 1. ö 45 
Böhmen 164.» („. 59. „in ie 5) ee 13 260 
Mähren 1 We u |: RR a 8 re 304 „ 1, u 227 „ 
Schleſien 15, „In 80. „ln " MM, 1, „ 14, 
Galizien 806, n (nn 18, „Ilm " 18 „ 1n m 65 „ 
Bulowina —J—— Bi # 4,1, R 42 „ 
Dalmatien J—— J — * 33 Br 


4) Anbau. Nach dem öfterr. 
ben Jahren 1877—1881 angebaut 


Delterreih:Ungarn. 


ftatift. Handbuch 


mit Weizen 988,431 ha, Mittelernte 15.633 Mill. hl, Ungar. Länder 34.05 Mill. hl 
„ Roggen 1,915,114 “ e 290122 „ „ r * 18.00. 
„ Gerite 1,059, ‚349 mr a 17.261 „ un Pr e 16.0 „u 
„ Safer 1 796, ‚864 5 r 32.232 „u - wi ⏑——— 
mit Hauptgetreide 5,759,758 „ _ 4188 „ . Si BE ne 
„ Mais 336,189 „ . 506 u u m „3000 000m 
© Mengtorn, Haldfr. ? 2 0355 5 = - 3.0 u 
„Buchweizen, Hirſe ? 3.700 5 N Z 1.8 „u. » 
„Hülſenfrüchten 250,597 „ _ 230 „u u J H — — 
„ Kartoffeln 982,960 „ 5 90.000 m 2 »- RO „ „ 
Re en 191,785 „ — 37.156 „u m re — — — 
ein 207,002 „ 4 BI0L- * J — — 
" 3,863,748 77 [1 79, 702 " ” Et 
” tags ? = 0.421M. mdtr. x Pr 0.080 Mill. mtr. 
"» ? [23 0.249 [73 " " [77 0.490 " 13 
* abe ? J 0.087 „ un r u 0.615 „ * 
„ Hopfen ? u 0.067 u m » „ 0.0008 „ A 
Sm Jahr 1884 war die Ernte: 
Weizen 15,385,790 hl, Wein 4,325,183 hl, 
Spelz 82,567 „ Grasheu 77,231,109 mätr. 
Roggen 27,012,750 „ Kleehen u. Grummet 22,859,488 2 
Serjte 18,025,%7 „ Grünmais, Wid: u. 
Mengfutter 3381,74 „ 
Hafer 37,573,144 „, Stroh 
Mengfrudt 379,936 „ Tabat 49,2: 230 
Mais 5,780,548 „ Kartoffeln 99,269, 927 hl" 
Buchweizen 2,115,565 „ uderrüben 45,124, 327 mätr. 
Hirſe 902,612 „ utterrüben 19,215,498 5 
Sorgho 59,712 „ Kraut 587,113,900 Stüd 
Reis 16,146 „„ Kürbiſſe 1,483,864 m$tr. 
Hülſenfrüchte 1478,670, Obſt 5,215,054 „, 
Flachs 444,556 mgtr. 
Hanf 201,081 „ 
Flachsſamen 179.047 M. hl 
Raps und Nübjen 483,275 hl 
$tleefamen 136,098 
Olivenöl 247,574 mätr. 
Hopfen 39179 „ 


In Ungarn wurden angebaut im Jahr 1886: 


Meizen 
—— 
Gerſte 
Hafer 
Raps 


5* Buchweizen 


ais 
Hülſenfrüchte 


Leinſamen u. Flachs 


4,803,668 Kataſtr. Joch 
222 173  „ 


1,814,764 " ” 
838 


3,326,254 Fr n 
178,498 " „ 


18,085 „ „ 


au 5,91 m$tr. = zuſ. 28,379,851 mBir. 

= 4,0 „ = „ 11079662 „ 

" 4,64 "„ = 123 8, a4, ‚377 7} 

7 4,71 TH 8,663,183 [7 

au 310 a ec 586,660  „. 

„» 6 „ = u 377,176  „ 

[7 648 „ = — 21,558,408 ” 

„531 „ = nun 947,228 „ 
(810 ,„ = „ (56,139 „ 





wurden in Defterreih durchſchnittlich im 


Oeſterreich-Ungarn. 


Hanfſamen u. Hanf 123,410 Kataſtr. Joch 
Tabat 101,930 x * 
—— 66,654 3 e 

artoffeln 739,613 Br BR 
Rüben 166,808 „ n 
Luzerne, Klee 421,015 . iE 
Widen 334,3 u 8* 
Wieſenheu 4490, 535 — 


Für das Jahr 1885 waren angegeben: 


597 


u (2:9 mgtr. = zuſ. (362,939 mtr. 
u — „ (IT 5 
„ IB. = 466515 „ 
„ 83837 „ — 5 6,257,066  „ 
„14 „ = „. 865,763 „ 
„1691 „ = „ 1783583 „ 
„190 „ = „ 812,97 „ 
„ 156 „ = „ 598995 „ 
„22 „ = „ 5449217 „ 


Weizen 2,740,691 ha zu 14,65 = 40,107,651 hl (Spelz 998,501 ha = %,2 = 20,170,042 hl) 
Roggen 1,316,424 „ „ 13,10 = 17,242,197 „ 
Gerite 1,045,869 „ „ 1830 = 19,181,210 „ 
Safer 1,041,90 „ „ 1847 = 1924593 „ 
Raps 9500 „„ 7B8= 736,788 „ 
oder Meizen 12,867,970 m3tr. = 103.260 M. ©. 
Roggen 19,623,10 „ = 1343897 „ „ 
Gerſte 11,56540 „ = 79697 „ u 
Hafer 14,99, 870 „ = 10231 „ „ 
Mais 51 5 — Bi. 
Sick 722170 „ = 5081 „ „ 
Sorgho 28,660 = — 
Hülſenfrucht 2014510 „ = — 
Mengfrucht 208,00  „ = _ 
Raps 30910 „ = 4506 „ m 
Buchweizen 12920 „ = 1043, „m 
Kartoffeln 99,483240  „ = 17.597 „ 
Kraut 9176,20 „ = 180897 „ m 
Stleeheu — „ = 78 18008 
Mengfutterheu — J wi. BEE 5 
Wieſenheu — „= 205838 „ u 
Ernte ohne Obit, Wein, Tabak, Hopfen u. |. w. 986.643 „ „ 


Als Bedarf wurden ermittelt pro Kopf 1131 Weizen auf. 15,22M. 
für Saatgut 45 „ 


pro Kopf 1361R 
zur 


Der Weinbau in Ungarn, 1,2%, ber Släche, | 
im Jahre 1855 zufammen 432,426 ha, gab im 
Durchſchnitt der leuten 10 Jahre 9 Mill. hl, im 
Sjahre 1885 aber 8,834,433 hl, wovon auf Weiß: 
wein 5,736,831 hl, auf Schiller: und Rothwein | 
3,097,602 hl kommen. 6,7 Mill. hi werden im | 
Lande verbraudıt, zur Ausfuhr kommen 1,6 
Mill. hi nad Oefterreih, 0,4 Mill. hi nady Frank— 
reich, 0,2 Mill. hi nach der Schweiz, 0,1 Mill. hi 
nah Italien zc., zufammen 7,77%, die Ausfuhr 
war früher bedeutend größer und ift in Folge 
von ausländiihen Zöllen zurüdgegangen. Im 

abre 1885 find in 412 Gemeinden 20,000 ha 
durd die Neblaus vernichtet worden. Die Ernte 
im Jahre 1882 mit Anban auf 637,592 Jod) 

ab 2,221,363 hl gewonnenen weißen Wein, 

1,577 hi feinen Deſſert-Wein, 584,452 hi ge 
wöhnlihen rothen Deffert: Wein, 20,352 feinen 
rothen Deflert:Wein, 862,586 hi Sciller-Wein, 





Fr 18,65 „ 


hl, 
" 


Reſt zur Ausfuhr 11,83 M. hl 


" 


19,27 „ 
at 24 „ 
21,05 „ 


”„ 


Bedarf vom Ausland 3,5 M. hi 


"„ 


1350 hi Ausbruchmoft, zufammen 3,711,630 hl 
und weiter 4,570,056 hl. 


Die Ausfuhr an Pilaumenmus bewegte ſich 
bon 1883—1886 zwiſchen 26,397 m Ztnr. (1884) 
und 34,600 m 3Ztnr. (1885) im Werthe von 
380,105 ©. (1886) bis 630,739 ©. (1883). Nach 
dem Deutihen Reich gingen von 11,664 m tr. 
(1884) bis 28,027 m tr. (1885). 


Eine Ungarn eigenthümlide Erzeugung ift die 
von Baprila; zur Ausfuhr famen pro 1883/86 
zwifhen 1349 m tr. (1883) und 1851 m 
Ztnr. (1886) zum Werthe von 60,709—87,665 ©. 
— in Mittel 1886 pro m Str. 50-65 und 
im Marimum 100 &. Der bebeutende Anbau 
bedingt es, daß mur 11,999 in Itr. Pfeffer in die 
Gefammtmonardie eingeführt werden (im Deut- 
fhen Neih 32,370 m tr.) 





598 Oeſterreich⸗ Ungarn. 
5) Viehſtand. Anfangs 1881 wurden gezählt 
in Oeſterreich: in ben Ungariſchen Ländern; 
Pferde 1,463,285 (1869 —= 1,389,623), 207,523 ( 2,158,820), zuſ. 3,541,813 ( 3,548, 
el, Maulthiere 49,627 ( „ = 43,070), 33,746 ( 33,746), „ 83,373 ( 76,81 
Rinder 8,584,047 ( „ = 7,425,212), 5,318,384 ( 5,279,193), „ 13,897,431 (12,704,405 
Schafe 3,832,340 ( „ = 5,026,398), 9,838,133 (15,076,997), „ 13,670,473 (20,103,395) 


( 
g = 979104), 333,233 ( 572,951), „ 1,339,908 ( 1,552,055) 
Schweine 2,721, 551( „ = 2,551,473), ? ( 4,443,279), „ ? ( 6,994,752) 
Bienenftöode 926342 ( „ = 913,743), ? (617407), u ? ( 1,531,150) 


68 kamen bdiesfeits auf 100 ha probuftive Fläche 
Pferde Eſel und Baltarde Rinder Schafe Ziegen Schweine 


in Niederöfterreich 5,57 0,01 29,49 9,33 3,65 15,35 
in Oberöfterreich 5,10 0,00 49,87 7,20 2,18 17,73 
in Salzburg ‚82 0,01 24,59 9,58 3,23 1,79 
in Steiermarf 2,94 0,01 31,75 9,01 2,10 25,51 
in Kärnten 2,63 0,02 27,37 17,78 3,21 11,13 
in Krain 2,31 0,02 23,66 7,09 1,64 7,69 
im Küftenland 1,29 2,07 16,73 40,01 1,77 6,37 
in Tirol u. Vorarlberg 0,71 0,02 20,12 10,81 4,77 2,33 
in Böhmen 3,93 0,01 41,63 15,15 6,12 6,41 
in Mähren 5,70 0,01 31,46 7,87 5,43 9,56 
in Sciefien 5,08 0,01 38,31 6,65 3,68 9,35 
in Galizien 9,69 0,01 29,56 8,03 0,17 8,39 
in Bulomwina 5,21 0,00 26,53 15,51 0,71 12,56 
in Dalmatien 1,61 2,14 7,15 65,64 17,29 2,34 

Defterreih zu. 5,17 0,18 30,34 18,58 3,56 9,62 


Als Erträge der Viehzucht für 1875/82 find | vor von 571,745 kg Käſe zu 285,875 ©. Aus 
he als Durdihnitt m Zentner Honig | fuhr gegen 330,152 kg zu 276,191 ©; für bem 
26340, Wachs 3941, Hubs, Ziegen:, Schafmild | Handel find im Ganzen 1,7 Mill. kg zur Vers 
40,883,726 hi, Butter und Schmalz 582,161 m | fügung und diefe werden zu 610,000 ©. 

r., Käſe 675,231 m Ztnr., im Jahre 1884 | angejegt — 100 kg zu 58, 54, 40, 30 und 8 @. — 

‚809,757 hl Mil, in m Ztnr. 627,372 Butter, |(E. Egar „Der gegenwärtige Zuftand der er 
673,166 Käfe, 51,390 Wolle, 59,722 Honig und | probuftion und des Milchproduftenhanbels 
. 2,0:38,700 kg Kokons (in Ungarn | Ungarn“ 1885). 

175,000 kg). Aus Ungarn liegt nod) die Angabe | 


Für 1884 liegt ferner die Angabe vor: ! 
Defterreich 1,463,282 Pferde, 8,554,071 Rinder, 3,841,340 Schafe, 2,721,541 Schweine, 
Ungarn 1,819,508 „ 4597543 „ 9,252,123 * ? 

3,28270 „ 13,151614 „ 13093463 „ 
nad) anb. Angab. 3,546,000 — 


6) Nebengewerbe, 188384. Es gab 
— in Oeſterreich 215 mit 39,238,647 mtr. verarb. Rüben, 
in Ungarn 15 mit 2607,032 „ * 
230 mit 41,845,679 „ * 
Die Ausfuhr war 1880/81 3,296,071 mtr., 
1884/85 3,887, 211 „ 
1880/85 zuf. 1,528,878 m3tr., wozu durchſchnittlich 150,000 ha Fläche gehören. 


Bierbrauereien: in Defterreih 1934, in das Grzeugniß war 151,783,595 SHeftolitergrabe 
Ungarn 119, zufammen 2053; das Erzeugniß war | (in Ungarn 76,413,701); die bäuerliche Erzeugung 
13,037,501 hl (lIngarn 645,306). ür den Hausverbraud war in Ungarn 1,941,261, 

Branntweinbrennereien: in Defterreich | in Defterreih nur 13,797 Heftolitergrade.. Bon 
33,772, in Ungarn 92,657, zufammen 126,429; den Brennereien zahlten Steuer: 





1 bis 100 ©. in Defterreih 32,539, in Ungarn 91,349, zuf. 123,888 Brennereien, 
100 bis 1000 ©. in 4 229, in Mr 762, zuf. 991 2. 
1000 bis 4000 G. in * 587, in m 340, zuf. 927 — 
4000 bis 8000 ®. in ii 284, in „ 92, zmi. 376 . 

über 8000 G. in m 133, in » 114, auf. 247 2 


in Oefterrreih 38,772, in Ungarn 92,657, zui. 126,429 Brennereien. 


Oeſterreich-Ungarn. 599 


zahlung, in Ungarn aber über die Hälfte auf die 
bemnad 32,539 und 91,349, zuſammen 123,888 von 100—1000 G. Steuer; von 100 bis zu 
feine und Mleinfte Betriebe und bleiben fir größere | 4000 G. haben Defterreihh 816 und Ungarn 1102 
Betriebe mur 1233 und 1308, zujammen 2541 | Brennereien, die gefammte Monarchie alfo 1918, 
übrig; unter dieſen kommt in Defterreich fait die |d. i. 75,48 %, der Brennereien mit über 100 ©. 
Hälfte auf Betriebe von 1000—4000 ©. Steuer: | Steuer. 


Im Jahr 1873/74 gab es 
244 Zuderfabrifen mit 13,770,249 mtr. Rüben-Berarbeitung, 
2543 Bierbrauereien „ 12,287,529 hl Bier, 
113,161 Branntweinbrennereien; im Jahr 1875/76 158,612, 1878/79 156,081 mit 
147,975,319 Heftolitergraden angemeldet und 
3,342,995 für Haustrunk in bäuerlihen Brenn. 


151,318,314. 


Auf die öfterreichiichen Länder famen bavon im Jahr 1873/74 
224 Zuderfabrifen mit 1,279,247 mStr. Rüben, 
2296 Brauereien „ 11,744,306 hl Bier, 
31,591 Brennereien; im Jahr 1878/79 = 41,503 mit 77,148,300 und 17,196, zuſ. 77,165,496 
Heltolitergrad Alkohol. 


Auf 188485 kamen 86,293,722 hi Grade zu auf 1 Stelle in Steiermarf, bis 612 Einwohner 
11 ®. pro hl = 9,492,309.42 G. Steuer. 1885 im Küſtenland). Die Ausfuhr von Branntwein 
I. Semefter wurden in Oeiterreih 100,753 Schan: | ift ftetig geitiegen. 
ftelen für Branntwein gezählt (1183 Einwohner 


7) Forſtwirthſchaft und Jagd. Am Jahr 1880 beftanden in Deiterreich die vor: 
handenen 9,227,061 ha Wald aus 
7,969,286 ha = 86,37%, Hochwald (1,381,433 Laub:, 6,587,853 Niederwald), 
1,257,776 „ = 13,68 „ Mittel: und Niederwald, 


"9,227,061 „ — 100,0 „ 
Galizien mit 1,952,178ha, Böhmen mit 1,488,755 ha land mit 208,796 ha und Dalmatien mit 211,709 ha 
und Tirol, Vorarlberg mit 1,132,837 ha find die die jehr waldarmen Länder; von den Waldungen 
ehr waldreichen, Schlefien mit 174,026 ha, Hüften: | kamen: 


%2,6% ha auf Neichsforften, ( 143,999 Laub», 779,45 Nadel-Hochw., 29,255 Mittel: un 
56,9% 34,835 


Bon der Gejammtzahl der Brennereien find 











1,297,238 „, auf Gemeindewald, ( 105,358 „ 856,995 RS 334,8: .. a 
6,966,624 „ auf Privatwald, (1,131,884 „  4,941,105 = 86 „ i 

10,509 „ tgl. bayr. Staatsw. ( 200 „ 10,309 . — 
9,227,061 ha. 


Vom Privatwald famen 
817,117 ha auf fibeifommißarifchen Beſitz und 615,385 ha auf firdl. Anſtalten und Körpericaften 


und davon 381,613 ha in Böhmen, 451,623 ha in Böhmen, 
107,974 „ im Niederöftreich, 230,216 „ in Yufowina, 
920 ,„ im Küſtenland, 144,271 „ in Niederöftreich, 
1455 „ in Dalmatien, 143,305 „ in Mähren, 


%,665 „ in Scleiien. 
Ferner find von den Neihsforften 80,173,92 ha Echug: und 8607.3 ha Bannwald, 
Gemeindetoriten 215,337.36 „ u m 349325 „ " 
Privatforiten 30930210, wu DEI. m. 
603,3813.38 „ = 65%, 99,482.36 „ „=11% 
bes gelammten Waldes. 


Von 1875 bis 1880 gab es 5 
2015 ha Neidhsforften, Aufforftung 1177 ha geihüst gegen Verwüſtung, 
6628 „ Gemeinbeforit., = 107,339 " v " 
22,345 „ Privatwald, ”_ 41,972 „ "m mL 
30,985 150,498 , „ r 
Theilungs-Erlaubniß wurde nur für 11,545 ha ertheilt. 











" 


600 Oeſterreich-Ungarn. 


In Böhmen allein wurde im Jahre 1884 an Kleingrundbeſitzer zur Aufforſtung 2,771,765 
Pflanzen und 274 kg Waldfamen vertheilt. 
Die einzelnen Länder haben als Verhältniſſe der Waldarten 
Hochwald ( Laub» u. Nadelmald) 
Niederöftreich 89,17%  ( 89,982 ha 476,352 ha) und 10,83 %, Nieder: u. Mittelw. ( 63,564 ha) 


Oberöſtreich 95,94, (48351, 325, 032,) 406, J * (15311 
Salzburg 951. 611,070, 218,7416, „ 0,49, " „ ( 1132.) 
Steiermarf 96,50 „, (174,917 „ 695,414 ,,) „ 350, a r ( 31,557 „) 
Kärnthen 99,60 „ 34, 435,208 ,) „ 0,40 „ u — (14822,) 
Krain 89,78,. (184,720, 182939 „) „ 10,22 „ » = ( 41,338 „) 
Küftenland 18,22,»  ( 34,706 „ 8832 „) „ 8178 „ * (170,758 „) 
Tirolu.Borarlbg. 87,68, (35,566, 157,717.) „ 12332 „ e # (139,552 „) 
Böhmen 94,4, (59,940 „ 1,346,086 „) » 5565 „(82,729 „) 
Mähren 734, (BB, 34548,) „ hl, m »„ (117,773 ,.) 
Schleſien 9589, 626,201, 140664,) 411, — ii ( 7161) 
Galizien 80,26 „ (494,274 „ 1,072,627 „) „ 19,74 „ si M (385,277 u) 
Bulowina 97,61, (821, 351595)» In „ (14181) 
Dalmatien 15,30 „, ( 19,170 „ 13,229 „) „ 84,70, u u (179,310 „) 


Die ungariihen Länder hatten (1885) 1,586,813 | Ertrag geben, d. i. für 2 cbm Zuwachs. Der 
Joch oder 9,132,748 ha Wald (30 9, vom Kultur: wirkliche Werth der MWaldungen wird aber doch 
boden), welder hauptfählih Privatbeiig von zu 2700 Mil. ©. angegeben; für 1883 beredmete 
Einzelnen oder von Korporationen und Inſtitu- man 5,231,170 m Zentner Forſterzeugniſſe zu 
tionen tft; auf den Staat famen 2,883,898 Jod) | 27,758,259 Gulden Werth als Ausfuhr gegen 
und der Mitbefig von 431,217 Kat. Joch in 1,986 544 m Ztnr. und 4,731,153 ©. ala Ein: 
Marmaros und Arva. Geklagt wird darüber, | fuhr, der gejammte Verkehr war aljo 7,217,714 
daß die Forſte mit den Nebennugungen aller Art m Itur. und 32,489,412 G. und die Mehraus- 
(20 Fr.) nur 64 fir. pro Joch durdichnittlichen | fuhr 23,027,106 ©. 


Die Ausfuhr war 641,912 mtr. Brennholz, auf. zu 385,147 G., 
640,462 ,„ hartes Baus: u. Werkholz, „ „ 1,921,335 G., 
431,401 , weiches desgl. „ n  1,035,363 6,, 
994,159 „  Dauben „nn 12,115,220 G., 


698,012 ,„ Bahnſchwellen Be 1,256,432 G., 
685,028 „geſägte Holzw. v. hartem Holz— „ 274,013 @., 
620,337 „ desgl. v. weichem Holz „nn 217529 @, 
337,837 „ Lohe „ „ 5,067,569 @. 


Die Holzausfuhr aus Defterreih-lingarn im | 750 Fiichottern, 2500 Dachſe, 430 Adler, 92,000 
Ganzen ift eine ftetig zunehmende und nur durch die Habichte, Falten, Sperber, an 1000 Uhu; der 
deutſchen Zölle in den legten Jahren beeinträchtigt | gefammte Grtrag der Jagd wird zu 2 Mill. ©. 
worden. Durch NAuffindung neuer Abſatzwege angenommen. Das meiſte Roth- und Rehwild 
wußte man aber diejen Mebelitand auszugleichen. kommt auf Niederöfterreih; auf 635,700 ha gab 
Die Ziffern für 1886 und 1887 zeigen für das e3 1200 Hirſche und 10,000 Rebe; Böhmen 
erite Drittel des Jahres wieder eine Zunahme liefert alle Arten von Wild und joviel, daß ber 
nm 425,416 m Ztur., hauptjählid in Fapdauben | Markt jährlid mit über 21,000 m Ztnr. zu über 
(301,980 m Ztnr. mehr und zujammen 188711 Mill. G. beichidt wird. Galizien hat die 
698,031 m Ztnr., in Brennholz 57,605 m Ztnr., meiften Wildichweine, Bären, Lucie, Wölfe x., 
in weichen Werkholz 87,614 m Ztnr., in Bahn: | dann fommt Bulowina darin am nächſten und 
ſchwellen 43,216 m Stnr., in weihen Sägewaaren | mit 8S—9000 Stück Nutzwild, für Kärnten rechnet 
33,359 m Ztr. mehr. Selbit in das Deutiche man 45—48,000 G. Wildertrag, für Salzburg 
Reich gingen fait 1,5 Mill. m Ztnr. mehr. ‚5800 Stück Nutzwild mit 1000 Gemjen, für Tirol 

Die Jagd ift noch immer recht ergiebig, im 2000 Gemſen, aber weniger Wild jonit. Das 
Sahre 1 find verzeichnet: 9244 Stüd Roth: ; Auffeher-Perional in den Waldungen ift 29,000 
wild, 2464 Stüd Damwild, 58,967 Rehe, 6911 , Mann. 

Gemien, 2566 Stüd Schwarzwild, 1,319,098| 8) Ueber Bosnien und ee m Für 
Hafen, 60,907 Kaninchen, 100,94 Falanen, | 1882/83 find ermittelt: a) Allgemeiner Unter— 
1,166,104 Rebhühner, 83,067 Wadteln, 24,791 richt: 136 Volksſchulen (42 allgemeine und kon: 
Waldihnepfen, 23,359 Moosichnepfen, 1165 Wild» feijionelle, 56 orientaliſch-orthodoxe, 36 katholiſche., 
gänfe, 55,187 Wildenten, 4—500 Murmelthiere, 1 — 1 — zuſammen mit 
an 4000 Stück Auerwild, über 8000 Stück Birk- 96 Lehrern und 31 Lehrerinnen und mit ben 
wild, 26 Bären, 120 Wölfe, 22,000 FFüchie, anderen allgemeinen Volksſchulen 186 Lehrkräfte, 
7000 Marder, 60 Luchſe, 15,000 Iltiſſe, 8114 Schüler (6240 Knaben) — 7,5%, ber Kinber. 


Oeſterreich-⸗ Ungarn. 


Die mittlere Ernte wird für Bosnien zu] 
600,000 Pierdelaften à 100 Oka » 127,25 kg 
(Bierde allgemein ala Güterbeförderer) ange: 
geben; 1875 redinete man Oka 166,940 Wei: | 
en, 1,157,620 @erfte, 177,060 Roggen, 3490 | 

uchmeizen, 15,730 Hirie, 339,370 Mais, 156,960 
Spelj, 728,870 Startoffeln, 118,790 Sraut, | 
26,040,3%0 !Heu, 3870 Hanf hınd Flachs, 2010| 


nach Dalmatien 1875 noch 10,000 Pferde⸗Laſt —— 1878 u. folg. 
5000 " ch 


7000 


überhaupt 1873 = 60,000 Pfd.⸗Laſten — fett ⸗03 
bie Einfuhr von Lebensmitteln war 1878: Reis 
196,856 Ola, Wein 25,000 — Zucker 32,384, 
Zwiebeln 3520, Indigo 1012 Oka u. ſ. w. | 

Die Tragpferde geben täglih 6—8 Stunden 
mit 100 Ofa oder 127.25 kg Laſt; von Spalato 
bis Livno rechnet man 50—60 Bara als Leib: 
koſten und für den Reiſenden 6—10 ©. pro 
Kopf. Sonftige Preiſe find: Ochſen 80—150, 
Kühe SO—100, Schafe, Ziegen 5—10, Schweine | 
15—20, Pierde 50—150 8. — Nindehäute 10—15, | 
Schaf: und Hiegenfelle 0.85—1.0, Schafwolle uns | 
—— 30, gewaſchen 50 G. pro Itr. Im den | 

aldungen wird noch finnlos gewirtbidhaftet, bei | 
Eichen u. ſ. w. nur Holz für Faßdauben bemupt | 
und der Reſt zu Brennftoff abgeführt. Der! 
Fradtiag aus den MWaldungen iſt zu 90 für | 
MWafleritraßen ergiebt es pro T 1—1.25 ©. als | 
Gebühr, die abgeholzten Flächen werden fich jelbit 
überlaffen. Die Frträge iind: Weizen 500, Gerſte 
500, Rogen und Safer 500, Mais 6—700 ke. 
Der Aderbau wird noch ſehr roh betrieben. Obit | 
und Wein gerathen vortrefflich, der letztere wird 
aber ſchlecht behandelt; die Hauptjache bilden die 
Zwetichen, 1885 betrug die Ausfuhr 120,000, | 
1886 nur 77,000 m Ztr. Die Berihuldung ber | 
in ber Regel jehr jchlecht geftellten Bauern ift au | 
groß; die Grundrente iſt jeit 1873 immer mehr | 
zurüdgegangen. Das Grbpaditverhältnis war 
und iſt noch zu ungünſtig. Yo bis U, bes 
Landes wird bebaut, der Reſt bleibt unbenugt. 

P. Zerih („Fübinlgs L. Ztg.“ Juli 1887) bat 
die deutichen Kolonien Rasiee und? Mindhorit 
bejucht und ſchildert in den Beichreibungen bie 


‚10,000, Hirfe 30,000, Mais 150,000, 


2 


‚fommenem Urwald in der Nähe. 
‚ weibdet, dur 
‚1 Morgen Land ftellt na 


bosniſche 60, Butter 120—140, Pflaumen 1 


601 


Krapp, 10,120 Kürbiife, 7300 Honig, oder auch 
in Geldiwerth Gulden : Weizen 80,000, Buchweizen 
oggen 
60,000, Hanf 400,000, Sommertorn 10,000, 
—— 10,000, Erdmandel 10,000 G. Die Hälfte 
des Landes iſt unbebaut. Die Ausfuhr war 
früher bedeutend, z. B.: 


0 
€ 0 
Kienholz A 0 


—— des Emporkommens trog bes 
prachtvollen 2 m tiefen jchwarzen, reichlich Falk 
haltigen Lehm- und Aſchenbodens mit nod voll: 
Dad Vieh 
gute Horden gefhüst, ohne Hirten. 
auf 385 bis 50 6 
bis zur Vollendung aller Sulturarbeiten, 25—30 
G. find für dieſe zu rechnen. Die Gebäude 
ftellen fih billig, da alles Material in der 
Nähe zu haben ift und auch die Handwerker 
gut arbeiten zu er gi Lohn. Das Haupt: 
ubel ift der Geldmangel und in deſſen Folge ber 
hohe Zinsfuß von 6 und mehr, bei wucdhernden 
Juden felbit bis 30%,, überaus erichwerend. Bon 
dem einheimijchen Vieh find bie Perde Hein, ge: 
drungen, jchnell, ausbauernd, gemügfam und 
billig, 120—%00 G. fie legen bis 96 kn täglich 
im Wagen zurüd. Die Landkühe find Llein, 
wenig mildreihd, die Schafe Tanghaarig, 
grobwollig; faft nur auf ben Weiden; die Wolle 
wird gerupft! — Schweine giebt es maflenhaft, 
auch dieſe find faſt ftets auf ber Weide; das 
Federvieh, beſonders die Puten, läuft aud wild 
herum. Angebaut kann faft jede Frucht werben; 
die Hauptfrucht bilbet der Mais; Weizen, Roggen 
Wintergerite, —— Kartoffeln, Rüben, 
und Mohn werden gebaut. Der Weg bis zum 
Abſatzort beträgt dort 25 km. Die Preije And: 
100 kg Weizen 7—9, Roggen 5—6, Hafer, 
Gerfte Mais je 5, Raps 10—11, Wolle grobe 
2—15 
Gulden, Milch 117 Krz., in dem benadhbarten 
Benjalufa 10—14 Krz. 1 Schlitten Holz 60 bis 


” " 


Bi 


“ 


‚70 8rı. u. |. w. 


9) Budget bes AderbausMinifteriums in Defterreid (1885.) 


Drbentlihe Ausgaben: 
eigentl. Staatsaufwand 
f. Fort: u. Domänenweien 3,320,740, 


2,756,920, anßerorb. 2,082,37 
115,220 


0 f. 1886 u. 289,152 f. 1887, auf. 5,078,442 G., 
110,280 ‚46,: 


3 


" [23 ” 4 [2 


für Montanwere  __ 5,328,676, „, 170 m 16520 u m DIE 
11,406,336, 2,149,290 — 567,672 „ 414123, 298, 
im Ganzen: 
Einnahme ordentliche 661,138, „ 154,422 zuſ. 815,555 „ 
f. Forften u. Domänen 3,9730, „ 4300 „8851650 „ 
für Montanwerfe 63T, nn 6GB 5 
10,920,218, „ 158,722 „ 11,078,90 „ 


Bon den Ausgaben find 277,365 für bie Jen- 
tralleitung, 85,420 für Lehranitalten, 2,787,685 | 
für Landeskultur, 91,450 für Montanlehranftalten ; 





1,648,225 für Staatspferbezuchtwejen, 188,397 für 
Bergbehörden. Der Voranſchlag für 1886 gab 
14,025,917 ®. als Grforberniffe und 10,975,297 


602 


G. als Bedeckung, aljo 4,050,620 Gulden als 
Zuſchuß. | 
In Ungarn haben die Kulturingenieure in den 
Jahren 1882/54 Pläne für 415,888 Jod ges 
fertigt, ausgegeben wurben 659,000 G. für 
Seidenzucht (gededt durd den Erlös), 500,000 
G. für das jtatiftifche Bürcan mehr ala 1885, 
500,000 G. für Vertilgung der Neblaus, 81,772 
G. für Lehranftalten, 104,500 G. für Staats- 
geitüt u. ſ. w. Für den Unterricht gejchieht jehr 
viel im der legten Zeit. 
10) Literatur — „Mittheilungen deö Ver: 
eins zur Förderung des landw. Verſuchsweſens 
in Defterreih“ Redigirt von v. Liebenberg und 
E. v. Proskowetz — Wien I Heft 1856. Selbit- 
verlag. „Deiterreidyiiches Staatslerifon* Wien 
1885. — 2.0. Bernuth, „WeitzUngarn zwischen 
Donau und Drau und die Mittel zu deſſen wirth: 
Ihaftlihen Hebung“ Wien 1885. — X. v. Na: 
polty, „Grundzüge des Bodenfatafters” ron: 
ftabt 1885. — 2. Walerow, „3. Supplement 
zum Offiz.-Geftüts-Buch für Defterreih-Ungarn“. 
— K. Schindler, „Die Forften der in Ber: 
waltung des K. 8. Aderbau:Minifteriums jtehen: 
der Staats: und Fondsgüter* Wien 1885 — | 
„Ueberſicht über den Staud des landw. Fort— 
bildungs⸗Unterrichtsweſens in Oeſterreich zu Ende | 
Februar 1866 und „Oeſterreichs Geſeliſchaften 
und Vereine für Land- und Forſtwirthe“ nach 
dem Stande zu Anfang 1886. Druckſchriften des 
Miniiteriums. Wien 1897. | 
— — — ſtatiſtiſche Tafel der 
erreichiſch ungariſchen Monarchie“ I—V. Wien | 
1876—1882. N . —— 


Umlauft, „Die Länder Oeſterreich-Ungarns 

— und et Sr Wien 1879 Ei 
Shavanne, „Phyſikaliſch ftatiftiiher Hands 

atlas von Deterreid linge mit sn 

Tert Wien 1332 lg. „Defter. Statiftifches 
andbudh“ Wien 1883_flg. „Defterreichiiche | 

— Wien 1882flg. „Oeſter. Bauernkalender“ 
rag. — 


Oftindien, ſ. Nien. 


Oftrumelien, j. 
eid). 


Ouifer, federnde Stahlbänder zur Verpadung | 
von Eiern, welche von der Ovifer Patent Spring | 
Pading Comp., 280 High Holborn, London ge: | 
liefert werden. Die Eier werden zu je 3 Stüd | 
in Federn feftgehalten, können weder fich berühren, 
noch durch Stoßen, Rütteln und Umkehren aus 
der Lage gebracht werden und bedürfen zur Ver— 
—— keines Füllmaterials — Heu, Stroh x. — 
mehr. | 


Ozeanien, Inſeln des Stillen Meeres, 
Gejammtheit der Juſeln zwiſchen Aſien und 
Amerika im Stillen Meere, ſoweit nicht zu Aſien 
G. 0.) und Auſtralien (ſ. o.) gehörend; nur zum | 
Theile bewohnt und bewohnbar, theils nur 
Atolle, storallenwallringe mit eingeichloffenen | 
Lagunen, joweit bewohnt nody ganz unabhängig 


Bulgarien und Türkiſches 





‚der Inſel Boh — 


OeſterreichUngarn —Ozeanien. 


oder Kolonialgebiet oder bezüglich der Herrſchaft 


— zwiſchen Europäern und Eingeborenen, 


chutzgebiete und nicht. Die nördlichfie der dazu 
gehörenden Inſeln it der Felſen Crespo (Roca 


'de Plata) — 329 46° nördl. Breite, die füdlichite 


eine der Inſeln Bishop and his Klerk — 55° 
15° füdlicher Breite, die mweitlichite Grenze ift auf 
1299 12° 5. 2. Gr. und bie 
Öftlichfte ijt der fyelfen Sala y Gomez — 105° 20* 
w. £., Gr. Den gelammten Flächengehalt be= 
rechnet man zu 984,140 qkm, etwa 1.8fadh den 
Umfang des deutſchen Reiches. Die Inſeln haben 
theils das ungelundeite Tropenklima, theils aber 
zwar warmes, jedod) —— und geſundes 
Klima; ſie ſind zum Teil ſehr fruchtbar, zum 
Theil felſig und wenig zum Anbau ges 
eignet. Seit kurzer Zeit er bilden fie Den 
Gegenftand größerer Beachtung jeitens der euro— 
värihen Mächte, welche bis dahin nur theilmeiie 
fi) behufs Landerwerb und Anjiedelung barum 
gefümmert hatten und zwar bis zu dem Grabe, 
daß als Deutichland auf den Sarolinen= Infeln 
Boden faſſen wollte, die Zugehörigkeit zu Spa 
nien erit Gegenitand des Streites wurde, bis auf 
Vorſchlag von Deutſchland der Papit als Schiebe- 
richter den Befig den Spaniern zuerfannte. Das 
Vorgehen Deutichlands auf der einen Seite, auf 
der anderen aber die Canadiſche Ueberlandbahn 
und der Bau des Panama-Kanals haben es be— 
wirkt, daß jest jogar ein vollftändiger Wett: 
bewerb um den Beſitz ftattfindet. An dieſem 
find hauptjählih England, Rußland und China 
betheiligt, während Deutſchland und die Mer. 


' Staaten von Norbamerifa mehr in zweiter Linie 


jtehen und zum mindeften nicht eiferfüchtig Darüber 
zu wachen braudyen, daß nicht eine andere Macht 
mehr Terrain dort gewinnt. Im Norden handelt 
es jid für Rußland, England und China um 
den Einſluß auf Korea und Japan, für bie 
eriteren Staaten auch um den auf China jelbit, 
und hierfür jind auch die Amerikaner aufmerkjame 
Beobachter, welche ſchon bewieſen haben, daß fie, 
wenn es gilt, auch mit aller Macht eingreifen 


‚oder doch nicht dulden werden, daß ihre dortigen 


Intereffen durdy irgend eine andere Macht ge— 
fährdet werden. In Süden ift der Einfluß von 
Rußland und China weniger in Betracht zu 
ichen, doch haben es * hier wenigſtens die 
Ruſſen nicht daran fehlen laſſen, ſich genau zu 
unterrichten. Nach Oſten zu haben die Ber. 
Staaten ſchon wirkſam eingegriffen und bie 
Neigung gezeigt, feſten Fuß zu fallen (Samoa 26) 
‚Frankreichs gegenwärtige Verhältniffe find nicht 
dazu angethan, eine thätigere Nolle hier 

ipielen, zumal die Behauptung des Gebietes 

Tonkin ſchon ſchwer genug fällt; aud die Hol— 
länder dürfen nicht daran denfen, über die Gren- 
zen, in welden fie ſchon jeit längerer Zeit Ein— 
luß und Bejig haben, zu gehen und die Spa— 
nier können nicht einmal die ihnen zugeiprochenen 
Karolinen richtig in Angriff nehmen; auch Portu: 
gal kommt bezüglid der Machterweiterung nicht 
in Betracht. Dentichland hat an verſchiedenen 


Dgeanien. 603 


Punkten jeften Fuß gefaßt und wird zweifels: | mit angeblid 300,000 Einwohnern. lieber bie 
ohne bedeutenden Einfluß im geiammten Ge: Befigungen der Engländer — Neuguinea mit ums 
biet gewinnen. 'gebenden Juſeln, Rotumah, Karolinen-Inſeln, 

Die zu Ozeanien gehörenden Juſeln trennt man | Starbuck-, Malden- und Fauning-Inſeln, j. Groß: 
in drei Hauptgruppen und zwar hauptjählid |britannien, über den Weften von Neuguinea 
nah Sprade, Sitten, Ginrihtungen u. ſ. w. mit Papua-Inſeln j. die Niederlande, über 
der Eingeborenen; jpäter wird man wahrichein: | Neukaledonien und Loyalty-Inſeln, Tahiti mit 


lich zu politiſcher Eintheilung nad den Macht— 
ſphären der europäiſchen Staaten kommen. Die 
3 bisher unterſchiedenen Gruppen ſind: 1) Mela— 
nejien (Weitpolgnefien der Engländer), 953,811 
km mit den um den auftraliihen Kontinent 
ranzförmig von W. nah D. und S. O. grup— 
pierten Injeln: Neuguinea mit umliegenden 
Gruppen, Louiſiade-Axchipel, Ardipel von 
Neubritamnien, Admiralitäts-Inſeln oder 
int Dismard:-Arhivel, Solomoninjeln, 


Neue — Neukaladonien und Loy— 
altiinſeln — Gruppe der Papuas. 2) Poly: 
nefien, mit Tonga, Samoa, Hervey-, Sozie: 
tätö» (oder Geſellſchafts)⸗ Auitrals (oder 
Zubuai):, Tuamotu:, Marqueſas, Hawaii« 
und Sandwichsinſeln, 16,799 qkm. — 
wurden auch Neuſeeland und die Fidſchi⸗Inſeln 
(j. Auſtralien) mit dazu gerechnet. Die Bewoh— 
ner dieſer Gruppen find den Malaien nahe 
ftehend, lichtbraun und ſchöngebaut. 3) Mikro— 


we 
weſtlich bis an Japan und die Philippinen, ge 
trennt in a) Öruppen der Ladronen (Marianen) 
mit Bonin-Inſeln, b) Archipele der Karolinen, 
ce) Marichalls» und Gilberts Inſeln. 

Unter den heimiſchen Erzeugniſſen dieſer fämmt- 








nur 2,2 und Kahulawe 3,3), Hauptſtadt iſt 


—— nur 3530 qkm, die Gruppen im nord⸗ 
tlihen Theil des Stillen Ozeans, nördlid u. 





Zubai, Oparto, Marauejad: und Tuamotu-In— 
jein ſ. Frankreich, über die Mariannen, Karo— 
‚linen und Palaos j. Spanien, über Neujeeland, 
Fidſchi-Inſeln u. ſ.w. f. Auftralien. Die 
| fiorbameritaner haben Beine Guano-Inſeln in 
den Mequatorialzonen. 
A. Die jelbititändigen Staaten: 

I. Hawaii: oder Sandwich-Inſeln, Könige 
reich, König Kalakaua I., geb. 16. Nov. 1836, 
bezw. Königin Eva Stapiolani, geb. 31. Dez. 1834, 





nigin-CharlottesInjeln, (Sante Kruz=J) |die Inſeln Dahu, Hawai, Mani, Kaui und Rü— 


hau, Molofai und Lanat, Kahulawe, zufammen 
16,946 qkm mit 80,573 Ginw. (29,039 weibl.) 
— 4,7 auf 1 qkın (Dahu 17, Mani 12, Hawal 
ono⸗ 
lulu mit 20,487 Einw. (Dez. 1884). — Bon der 
Bevölkerung find 40,014 Gingeborene, 4218 Miſch⸗ 
linge, 17,930 Chinejen, 17,335 Weiße, 1073 Bas 
puaner und Südſee-Inſulaner, von den Weißen 
2066 Amerikaner, 1282 Engländer, 1000 Deutiche, 
129 Franzojen, 9377 Bortugielen, 362 Norweger, 
2040 Kinder von Ausländern, 416 andere Fremde. 
Man rechnet 29,685 Proteftanten und 20,072 Ka— 
'tholifen. Im Jahre 18854 gab es 4941 Aus— 
wanderer und 7654 Ginwanderer. 2 

Beamte und Behörden. Stabinet: Minis 
fterium des Aeußern, Minifterium des Innern, 
Minifterium der Finanzen, Oberftaatsanmwalt. 


lichen Injeln fteht in eriter Yinie die Kokospalme, | Geheimer Rath (Minifter und ernannte Mit- 
deren Früchte zum wichtigſten Ausfuhrartitel ges | glieder, Eingeborene und naturalifirte Fremde). 
worden find; Bananen, Yamswurzeln, Arum⸗ Herrenhaus (20 auf Lebenszeit Emannte) und 
ober Tarro⸗Arten, Brotfruhtbäume, reg ber rg er (42 Mitglieder). Oberiter Ger 
Bataten, —— Ananas, Kaffee, Zitronen, | richtshof. Marſchall. General » Zolleinnehmer. 
Drangen, Baummolle u. j. w. bilden die Haupt: | Apoftoliicher Bifar. Biſchof der an * 
exzeuguiſſe neben fait allen Tropenpflanzen in Kirche. Deutſches Konſulat. Das ſtehende Heer 
Neuguinea und ſolchen eigener Art, während nad zählt nur Tb Mann; Freiwillige giebt es 4 Kom⸗— 
Dften zu die Flora an Zahl der Arten ab» pagnien, Infanterie, Artillerie und Savallerie, 
nimmt, fodaß Waihu mur noch etwa 20 Spezies | zuſammen +00 Mann. 

aufweijen kaun. Die natürlide Fauna ift ſehr Finanzen (in Dollars, 155485). Einnahmen 
arm und wieder am ärmiten nach Diten zu. 2,3:34,650 (Zölle und Hafengelder 94,200, innerer 
Kängurru, Schweine, Hunde uud Ratte als Handel 172,250, innere Steuern 703,500, Strafen, 
Säugethiere, Hühner, Tauben, Papageien, | Gebühren u. ſ. w. 198,200, Regierungs-Etabliſſe— 
Sqmepfen, Neiher, Wildenten, einige Eingvögel | ments 306,500). Ausgaben 2,271,843 (Hof u. j. w. 


und zahlreihe Seevögel, Paradiesvögel und 
Kaſuar (nur auf Neuguinea und Neubritannia), 
Schildkröten, einige, meiit ungefährliche Schlangen, 
aber viele Fiſche, Muſcheln und Korallen und 
wenige Inſelkten, mworunter die Schmetterlinge 
überwiegen, jind zu nennen. Das Mineralreich 
ift außer auf Neuguinea, nur ſchwach vertreten 
und bier dem auſtraliſchen |. 

Deutihe Schuggebiete find: Die Beſitzungen 


der Neuguinea-ftompagnie, d. i. der Norboiten | 


von Neuguinea, Kaiſer Wilhelms:kand, der Bis— 
mard:Ardipel — Neubritannien, Neuirland, Neu: 
hannover, Admiralitäts: Inieln, zuſ. 225,700 qkm 


‘146,800, Geheimer Nath und Yegislatur 30,300, 
Juſtiz 131,550, Aeußeres 192,900, Inneres, Poſt, 
öffentliche Yauten, Wege u. |. w. 745,013, Finanzen 
526,500, Polizei und Vrokuratur 363,380, öffentl. 
Unterricht 130,100). — Staatsihuld 898,300 D. 

Handel 1854. Ginfuhr 4.635 Mill. D., Ass 


fuhr 8.185 Mill. D., Zolleinnahme 552,000 D. 


Hauptausf.: Zucker 142,655 Pfd. Sterl., Neis ı. 
Paddy 9,530,000 Bid. Sterl., Kaffee 4000 Pfd. 
Sterl., Talg 3000 Bid. Sterl., Pulu 500 Pb. 
Sterl., Wolle 408,000 Bid. Sterl., Bananen 
53,40 Bündel, Rinds- und „Ziegenfelle 41,151 
Stüd. 





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604 Ozeanien. 


Schifffahrt. Eingang 241 Schiffe zu 187,826t ein Urtheil, welches durch neuere Nachrichten n 
— 23 Walfifhfänger, in Honolulu 239 Schiffe, | Beitätigung erlangt hat; im Ganzen aber darf ı 
191 zu 135,618 t von Nordamerila, 29 zu ſich feine übertriebenen Vorftellungen machen 
41,398 t von England, 4 zu 2958 t vom Deutjchen | wird für Handel und Blantagenbejig nicht allzu 
Reich, 4 zu 3225 t von Frankreich, 11 hawaiſche Hoffnungen hegen dürfen, jelbft wenn es, wie 
zu 3672 t. Handelsſchiffe des Landes 53 regi= | meldet wird, nicht an den erforderlichen Arbe 
ftrirt zu 9826 t (12 Dampfer). fräften fehlen follte.e Der Berpflegungsiag 
Gifenbahnen. 51 km, auf Hawaii 40 und | 20 Pig. täglih. Die Inſeln haben hohe und ım 
auf Maui 11 km. fteile Stüften, viel und hohe Berge — bis 1300 m 
Poſt (1883). 672,137 Briefe, internationale | und nur wenige und nicht bejonders gute Hai 
233,272. Telegrapben giebt es auf der Inſel pläge. In der Umgebung der Berge giebt es a 
Maui jeit 1878, Telephonleitung auf Dahu ſchöne Ebenen mit fruchtbarem — vulfaniid 
und Hawai über 200 engliihe Meilen. — Boden, welder zum Theil gut bewäflert 
I. Samoa: JZnieln — Navigatoren= und eine üppige Tropenvegetation zeigt; an 
Schiffer-Inſeln, Königreich, zur Zeit zwei | Küften finden fich aber auch weite unfruchtb 
Gegenkönige, Malietoa Yaupepa, jeit 8. Nov. | Streden ımb vielfach ift der Boden zu reich 
1880, der engliſch-amerikaniſche Schüsling, und | Steinen. Das Klima ift wechſelnd und theilm 
Tamajaje, von den Deutſchen beichügt, eriterer | gut und in biefer Beziehung findet dann der Eu 
in der Refidenz Apia, legterer in Leulumoega, | päer in ganz Ozanien feine befferen Anſiedlun 
beide auf der Inſel Upolu. Andbauernde Unruhen | pläge. ad deutſche Neih ift durch Gener 
und innere Kämpfe zerrütten dad Land und Konſulat für die geſammten Südſee-Inſeln 
werden zum großen Theil durch die Gegenein= | Apia vertreten und dazu gehören nod die Ton 
anderwirfungen der Europäer veranlaßt oder boch | und die nicht anderweitiger, vom Deutſchen Rı 
unterhalten. Die Amerikaner verfügen über den | anerkannter, Jurisdiktion unterworfenen Inſe 
Hafen von Pagopago auf der Inſel Tutuilu als | reffortirend find zu nennen: 1) das Konſulat 
Schiffs- und Kohlenttation und find mit den Engs | Jaluit auf den Marſhall-Inſeln mit den Am 
ländern dem Guporkommen der Deutjchen mög: | bezirten dafelbit, fowie auf den Starolinen=, Di 
lihft hinderlich; diefe verfügen über den Hafen |of York- und Gilbert: Injeln, Neu-Irland, N 
von Salucafata auf der Nordküſte von Upolu | britannien und Pleasant-Island. 2) Das K 
nad) dem jFreundichaftsvertrag vom 24. Zar. 1879. | fulat zu Papeete (Tahiti) mit dem Amtöbe; 
England bat ebenfalls eine SKohlenftation; die der Geſellſchafts-Inſeln. Ueber die deutid 
Munizipalverwaltung in Apia wird durch die Kon- Schußgebiete ſ. dieie. 
fule von Großbritannien, Amerita und dem Die Hauptgegenftände der Einfuhr auf | 
Deutichen Reich ausgeübt. Der Handel ift jest | Inſeln jind Manufakturwaaren, fertige Kleit 
fait ausjchließlic in deutfchen Händen und zwar |Xeder-, Kurz: und Galanteriewaaren, Eijf 
durch Die „Deutiche Handelö- u. Plantag.-Geſellſch.“ waaren, Handwerkszeuge, Waffen und Muniti 
und die Firma 9. M. Nuge, auf welche in den | Xebensmittel, Getränfe, Ghemilalien und D 
Jahren 1882/54 von 3,504,057 M. 3,364,356, | quen, Baumaterialien, Schiffsausrüftungs-Geg 
d. i. 95.55, famen, wührend Englands Handel | jtände, Tabak und Zigarren, Pferde und and 
Nüdgang zeigt und von 65,000 Doll. (60,000 Eins | Thiere, Majchinen aller Art, Getränfe und Kohl 
fuhr) im Jahre 1880 auf 18,165 Doll. (12,365 | die Ausfuhr bilden fait nur Kopra und Baummo 
Einfuhr) im Jahre 1883 zurüdgegangen ift; das | Der Schiffövertehr im Hafen von Apia war 
Großgeihäft befindet fich fait ganz in deutſchen Ein» und Ausgang (1884) 232 Schiffe ı 
Händen, für das Kleingeſchäft giebt e8 in Apia | 35,090 t (161 ut zu 18,620 t), einſchli 
nod 20 fremde Firmen. lich der Küftenfchiffe (57 deutſche). Yon Serie 
Da die Samova-nieln feiner Zeit im Reiches | fchiffen verfehrten 6 (deutiche 3). Die deut! 
tage wegen Anlegung von Kolonialbeſitz Gegen: | Handelö: und Plantagen = Gejellihaft mit 
u lebhafter Auseinanderjegungen waren, hat Zenpiagexius in Apia hatte für die geſam 
ie Gruppe immer noch größeres nterefle, und | Südſee eine Einfuhr von 985,112 Mt. und e 
dieje wird nod) dadurch erhöht, daß die dauern: | Ausfuhr von 2,640,696 ME. erzielt. _ 
den Unruhen immer wieder bei der Gefährdung | TIL Tonga-Inſeln, Gruppe Haafuluhao 
deutſcher Intereſſen das diplomatiihe und unter | der Sauptinfel Vavau, Haabat mit Lirufa ı 
Umftänden jelbit das Einſchreiten mit der Kriegs: | Tonga mit Tongatabu und Eſſa neben vie 
flotte erforderlich machen. feinen Inſeln und dazu nod die Inſeln Step: 
Das Gefammtgebiet tit 2787 qkm groß und | Boscawen, Ninafon und Pylftaart. Nah t 


‘wird von etwa 35,000 Gingeborenen bewohnt, ann 2 e vom 1. Nov. 1876 be 


dazu kommen etwa 1000 Plantagenarbeiter aus | Deutfchland eine Kohlenſtation auf Vavau. Kö 
anderen Südſee-Inſeln und 300 weiße Fremde. Georg I. Tubou, Refidenz Nukualofa auf T 
Die Gruppe befteht aus den 4 Hauptinieln Sa: | gatabu. Gejeggebende Verſammlung. Deutic 
baii (12,580 Ginw.), Upolu (16,568 Einw.), General=$tonfulat. Gebiet 997 qkm, Bewoh 
Tutuiln (3746 Ginw.), Manua (Tau) und 10 | 24,000. andel: 2,1 Mil. Mi. Einfuhr ı 
fleineren Injeln. Deren Bedeutung wird jehr | 1,9 Mil. ME. Ausfuhr, davon für Deutjchl: 
verſchieden beurtheilt, ungünftig und ehr günstig, ! 0,48 Mil. Mt. Ein: und 1,2 Mil. ME U 


Dzeanien. 


fuhr, für Großbritannien 1,22 und 0,7 Mill. Mt. 
Der Schiffsverkehr war 53 Schiffe zu 8203 t 
(23 deutiche zu 5337 t), 3 Striegsichiffe (1 deut— 
ſches). Der deutiche Einfuhrwaaren-Verfehr wirb 
größtentheils von Afrifa aus beiorgt. 

B. Die Deutihen Schuggebiete — 


Kaijer- Wilhelms -Land, Bismards 


Archipel und Solomon-Inſeln, Mar: 


fhball = Brown: Providence»-Jnieln, 
letztere ſeit 13. Oftober 1886 durch Vertrag mit 
dem König der Nalid= Fette, Kabua „und 19 
Häuptlingen im Hafen Jalait abgeichloifen, un 
angefochtenes Proteftorat und Verbot bes Land— 
erwerbs für Andere auf den Inſeln Milli, Arno, 
Majurn, Muloelab, Aur, Leid ꝛc. für bie 


605 


Dieſes, die größte niel der Welt, nördlich 
bon Auſtralien zwifchen dem Aequator und 11 
ſüdlicher Breite, 785,362 qkm groß und mit 
den zugehörenden Papua-, weitlichen Küſten- und 
Inſein der Gulvink-Bai, ſowie den an der Süb- 
oftipige liegenden Heinen Inſeln 807,956 qkm, 
| wird im Welten mit einem Gebiet von 382,140 qkm 
von 25,800 Menjchen bewohnt, von den Nieder: 
landen beanjprucht, jeit dem 6. November 1884 
dur Proflamation in der Orangebai mit der 
ı Sübfüfte von England (von 141 9 bis zum Oftfap), 
während die Herrſchaft über die Nordküſte jeit 
(Ende 1884 von Deutſchland ausgeübt wird. Der 
Name Kaijer-Wilhelmäland ift diefem Ge- 
biete durch kaiſerl. Schugbief v. 17. Mai 1885 ges 





Salomon⸗-Inſeln kaiſerl. Schugbrief vom 6. April | geben worden; es erftredt ſich am der Nordoſt⸗ 
nach Uebereinkommen zwiſchen Großbritannien küſte von 1140 öſtlicher Länge, von Gr. bis 
und dem Deutſchen Reich und Befignahme am |zu dem Punkte in der Nähe von Mitre Nod, 
27. Oftober 1886 (Inſeln Choijeul, VBougainville, wo der 89 ſüdliche Breite die Küſte ſchneidet, 
Iſabel und alle nördlid der mit England am | und wird nah Süd und Weit durch eine Linie 
6. April vereinbarten Demarkationslinie) unter | begrenzt, welche dem 8. Breitengrabe bis dahin 
Uebergabe einer Deutichen Handelsflagge und der , folgt, wo dieſer von 147° öſtlicher Länge durd)- 
Proffamation an den Häuptling Seka Sea. In | jchnitten wird, dann in gerader Linie in nord» 
Neuguinea gab es zuerſt nur Handelsunternehs | weitliher Ridtung auf den Scneidepunft des 
mungen burd die Gebr. Hernäheim und die 60 südlicher Breite und des 144° öftlicher 
Handels⸗ und PlantagensGejellihaft der Cübiee- Länge und weiter in nordweſtlicher Richtung auf 
infeln mit einzelnen Niederlaffungen. Durch dieſe den Schneidepuntt des 5° füdlicher Breite und 
wurde dann die deutiche Flagge auf ber nord» 141° öftliher Länge, von hier ab dann nad) 
weitlichen Hälfte der großen Inſel gehißt, für Norden, der Richtung diejes Längengrades ent> 
ein Gebiet von etwa 4200 Quadrat » Meilen. | lang, wieder bis zum Meer. Die SHafenpläge 
Die „Neuguinea-Kompagnie“, von Hanfemann | find FFriedrih-Wilhelms:Hafen, am 18. Oftober 
gegründet, bezwedt lediglich die Plantagen-Aus- | 1884 entdedt, und Prinz-Heinrichs-Hafen, etwas 
beutung und die Grwerbung von Plantagen von | nördlicher. In „Petermanns Mittheilungen“ find 
den einheimischen Zultanen. Jetzt nach Finjegung | angegeben: für Sailer: Wilhelms-Yand 181,650 
eines faijerl. Yandeshauptmannes und Regelung | qkm, für den engliſchen Antheil 221,570 qkm, 
der Bejigungen mit England giebt es die drei | nad englischen Angaben aber 173,530 und 163,160 
Stationen „Finihhafen, Konitantinshafen und |qkm. Der befannten Bevölferung nad kämen 
Hatzfeldhafen, VBerpflegungs » Magazine, Handels- auf das deutiche Gebiet 109,000 und auf das 
firmen, Dampfer zur Verbindung von Nieder: | engliiche 133,000 Ginwohner. Soweit bemnad) 





laffungen und Inſeln unter einander und gründ— 
lidere Erforſchung der Gebiete, fo daß icon 
ficherer über den ÜBerth ber Erwerbungen geur— 
theilt werden kann. 

Der Biſsmarck-Archipel, durch kaiſerl. 
Verordnung vom 17. Mai 1885 ſo genannt, 
beſteht aus dem 24,900 qku großen Neubri— 
tannien, „Virara“ bei den Eingeborenen, aus 
Neu⸗Irland, „Tombara“, 12,959 qkm, Neu: 
Dannopder, 1476 gykm, und vericdiebenen 
kleinen Inſeln, ſämmtlich vulfanifchen Urfprungs 
und zum Theil mit noch thätigen Vullanen, ſehr 

ebirgig, aber mit niedrigen Küſten und zum 

beil mit Korallenriffen umgeben, ſtark bewalbet, 
ut bewäflert und fruchtbar zum größten Theil. 

ie deutiche Flagge wurbe hier auerit am 3. Nov. 
1884 auf der Station der Plantagen: Gefelichaft 
Mioko auf ber Inſel Duke of York gehißt und 
dann am 4. Mai auf ber Station Matapi auf 
der SHauptinfel, dann noch auf 10 anberen 
Bunkten und am 13. und 14 November 1884 
auch auf Neu: Irland. Soweit das Land bekannt 
ift, hat man es mit bem Gharalter von Neun: 
Gainea überenjtimmendb gerunben. 


die Inſel von Europäern bejegt oder beſchirmt 
ift, theilt fich die Herrichaft zwiichen den Nieder» 
‚landen, England und Deutichland; legtere haben 
fih mit einander verjtändigt. 

Die Küften find meift hoch oder gebirgig, das 
Innere ift noch ganz unbefannt, es ſoll Schnee: 
gebirge enthalten; im Sübdojten giebt es alpen» 
artige Züge mit Höhen bis zu 4025 m. Bon 
ı größeren Flüffen waren ber Wa-Samſoe, der 
Krabara-Kurufa, Fly u. a. befannt; jeit ber 
beutihen Herrſchaft ſind beifere Erforſchungen 
im Norden gemacht worden und wurde der 
Auguftas Fluß 700 Seemeilen aufwärts unters 
ſucht; er foll ein großartiges Gebiet für die 
Schifffahrt daritellen und wurde bis zu 4% 16’ 
‚füdliher Breite und 141° 50° öſtlicher Länge 
ig Man fand ihn 2-—400 m breit und 
[er feinere Dampfer reht gut fahrbar, wahr» 

cheinlich wenigftens bis 156 Seemeilen von ber 
Küfte. Die Ufer waren Wald ober hohes Scilf 
oder Juderrohr und fo diät bewachſen, daß man 
nicht Mar bie Umgebungen erkennen konnte. Im 
Süden fand man a er als Begleiter bes 
Fluſſes mit Ausläufern bis an den Fluß, im 





606 


Norden nur niedrige Züge und welliges Terrain, |zu dem Urtheil, daß das Kaiſer-Wilhelms-Land 
dann eine ſeeartige Erweiterung mit Durchbrüchen ein guter Plag für deutſche Anfiedler zu werben 
durch Gneis, Glimmeridiefer und Quarz, aber , veripricht. 

feine Nebenflüffe. Erkennbar war ein großartiges! Literatur. Außer den unter Afrifa und 
Ueberihmwemmungsgebiet und die Hochwaſſermarke Kolonien angeführten Werfen über unfere kolo— 
oft bis 6 m hoch über dem Waſſerſtand. Aud | nialen Beitrebungen find als neuere Werke nur 
die Bauart der Häufer der Eingeborenen auf |englifche zu nennen, joweit es Guinea betrifft, 
hohen Pfählen beweilt, daß zur Negenzeit die und Baltian, „Injelgruppen in O.“, Berlin 
Wafferögefahr groß ift; man fand viele Dörfer, ' 1883, als allgemein orientirende® Werk; "bie 


Djeanien — Papier und Papierfabrifation. 


oft mit über 100 Häujern. Ausgedehnte Sago— 
palm Wälder und Kokospalmen, Zuderrohr auf 
weiten Streden, Nam und vortreffliche und ſehr 
ausgedehnte Vichweiden, beſonders am Unterlauf, 
mit den Grasarten Coix, Cyperus, wildes 
Zuderrohr. Im Oberlauf wurde großer Holz— 
reichthum gefunden. An Hühnern und Schweinen 
war leberfluß. Nah Mittheilungen in der! 
„Nordd. Allg. Ztg.“ vom 27. Mai 1886 giebt es 
viele Quadratmeilen vortreffliciten Gras: und 
Waldlandes, völlig frei von Steinen, und. 
find auf den ſchon bejtehenden Plantagen die. 
Saaten von Baumwolle, Kaffee, Milium ephusum 
(Rifpen zur Bejenmanufaktur, in Sydneh pro t 
mit 160 M. bezahlt, Korn als treffliches Vieh— 
futter), Tabak, Gewürzarten, Gemüjen, Chinas 
rindenbaum, Stofospalme, Mais, Ananas, Erd: 
nüffen 2c. vortrefflic gelungen und große Zus 
funft verfprehend. Kühe nnd Schafe (aus | 
Auftralien) gedeihen ebenfalls jehr gut. Haupt: | 
Ausfuhrartifel find Kopra (1885 ſchon 1600 t 
Ausfuhr), Holothurien auf den Storallenriffen 
und Perlmutterſchalen, Tiichlerhölzger, Sago, 
Baumwolle. Die vorhandenen Arbeitskräfte jollen | 
fih als bildungsfähig und brauchbar erweiſen, 
bejonders in Afkordarbeit; man zahlt für 1,5 
bis 2 Tage ein Stüd Bandeiſen, Die Arbeitszeit | 
geht bis 4 Uhr Nachmittags, die Arbeiter jind | 
jedoch nicht ausdauernd und lieben es, öfters: 
Paujen von S—14 Tagen zu maden. Der Handel | 
muß fait ausfchließlih Tauſchhandel jein und 
biefer ift jehr erjchwert. Arbeiter von anderen | 
dichter bevölferten Inſeln werden auf 3 Jahre 
gemiethet gegen 50 M. Lohn bei billiger Ber: 
plegung (bis 6 Pfg.). 1 kg bunte Glasperlen | 
ilt 6—12 M., Tabak 6—10 M., 1 m gedrudter | 

aummollitoff 15—3 M., ein Beil 4—7 M., 
1 t Kopra 120—150 M., ein 5ez3Ölliges Meſſer 
1—2 M., ein größeres 3—6 M. x. 

a Metallreihthum ſcheint nicht fehr groß 
zu fein; 
worben und wird vermuthet, daß fich die auftra= | 
liihen Adern hier fortjegen. | 

‚Das Klima wird gelobt und nicht; die Station 
Finihhafen leidet an Waffermangel und fol auch 
ungejund fein. Neuerdings ift eine PVoftverbinz | 
dbuug mit der PBoftverwaltung von Queensland | 
vereinbart worden. Briefe müſſen mit lateinischen | 
Buchſtaben und mit German New-Guinea via 
Coocktown-Queensland, Nuftralien abreffirt wer: ' 
ben. Die Reichsverwaltung hat ſich ſchon fehr rührig 
gegeist und auf dem Verordnungswege verſchie— 
enfahe Verhältniffe geordnet. Die bisherigen 
Grfolge ber | 








lantagen berechtigen zmeifelsohne 


find: d'Albertis, „New - Guinen*, 
London 1881 und „Store, A few 
New-Guinea“, London 1881. 


engitichen 
I. Band, 


months in 


„Ozonide“, Erfindung der Julinſchen Fabrik 
in Charlottenburg, Verfahren, alle Arten von 
Textilgegenſtänden nach längerem Gebrauch faſt 
wie neu wieder herzuſtellen, beruhend auf dem 
Einfluß des Ozons auf verblaßte Tuche und 
Stoffe. Teppiche aller Art, von den gröbſten bis 
De feinften erhalten eine prächtige Farben— 
rijhe und werden in der Art gehoben, da fie 


eine Weichheit befommen, welche der der neuen 


Teppiche fait gleich fommt. Die Fabrik hat ihren 
Ruf vollfommen bewährt und iſt meiftens mit 
Aufträgen überhäuft. 

Pacific» Eifenbagnen — PacificKailroods, Die 
Eijenbahnlinien in Amerika zwiſchen dem At- 
lantifchen und dem Stillen Ozean, — j. Amerika, 
Der. Staaten und Canada. 

Palaoinſeln, ſ. Belewinieln. 

Panamafanal, ſ. Amerika. 


Papier und Papierfabrifation. inter dem 


Induſtrien nimmt zur Zeit die Herftelung von 


Bapieren, Pappwaaren und Tapeten eine ſehr 
hervorragende Stellung ein und diefe nimmt noch 
fortdauernd zu, da man im der neueften Zeit das 
Papier zu den mannichfachiten Zwecken zu ver: 
wenden gelernt bat. Schon hat man über, 
Fäſſer, Flaſchen aus Papier darftellen gelernt, 
Dachpappen an Stelle der Schiefer und Ziegel, 
Bapter für Msphalt-Straßen, und immer mwieber 
giebt e3 neue Verwendungsarten und fteigenben 
Berbraud; zu den verjchiedenften Zwecken. Iu 
den Städten verlangt man zum Einjchlagen von 
Lebensmitteln friiches noch nicht gebrauchtes 
Papier und verwirft dazu ben Gebraud von 
Makulatur, die Dauerbutter nach den Tropen wird, 
um fie für die Reife über die Linie vor der Ein- 


neuerdings jind Goldlager gefunden | wirkung der Hige zu bewahren, in Papier verpadt, 


Obſt aller Art in den Ber. Staaten in ſauberem 
Papier feilgeboten (ot. Obftbau) und ber riejen- 
haft angewachſene eltverfehr verbraudht zu 
Umſchlägen und zur ———— von Waaren 
Papier der verſchiedenſten Arten in großartigen 
Mengen, während der Verbrauch in den Buch— 
druckereien und zum Schreiben nicht minder in 
roßartiger Weiſe zunimmt, ſodaß im Ganzen, 
ei den Kulturvölkern wenigſtens, der Verbrauch 
in den erſten 50 Jahren des Jahrhunderts ſich 
geradezu verdoppelt hatte, und ſeit 1870 eine 
noch bedeutendere Steigerung abermals erhielt. 
Der Gebrauch von Papier wird für China in 


Papier und Papierfabrifation. 


das 2 


andere Nahbarvölter den Gebrauch kennen, d 
die Tartaren fam er nad Often weitwärts bis 
nah Guropa, durd die Kreuzzüge in das Abend: 


607 


. Sahrhundert vor Chr. gerechnet, im 7. | 500 Mit. Menſchen für Filgpapiere von friſchen 
und 8. Jahrhundert lernten die Japanejen — 
urch 


Blättern, Baſt und Stengelfaſern von 
(die Völker 


Bilanzen 
in Ghina, 


mongolifcher 
zn see 


Javan, Siam, 


rea) 
land, wojelbft um 1190 in Deutichland, im Jahre; 10 Mil. für je Gebraud von Blättern, Baſt, 


1250 in ; 
Bapiermühlen errichtet worden find. In unfer | 
Jahrhund 


fchiedenartigften Materialien und die Mannig— 


faltigfeit der Erzeugniſſe, jowie das Uebergewid t 


ber Fabrikation in Deutſchland, welches jest ! 

des europäiichen Erzeugniſſes liefert, von 1872 
ab die bedeutende Zunahme zeigt und im Jahre 
1882 bereits eine Ausfuhr von 55 Mill. ke, 
Papier und Pappwaaren hatte, 10%, mehr als 
im Borjahre. Nach dem Adreßbuch der Papier: 
Industrie von Günther u. Staib:Biberah gab 


rankreich und 1275 in Jtalien die erften 


rt Fällt die Daritellung aus den ver 


olz als Täfelchen (Metbiopier, Völ— 
ter in Amerika und in Auftralien.) 
130 Mil. für Baumwollpapier (Völker kaukaſiſcher 
Nace in Berfien bis Aegypten und 
Oftindien, Araber und Osmanen 2c.) 
360 Mill. Kulturvölker für den Gebraud von 
| Papier in der volllommenjten Darftel- 
| lung und 
360—400 Mil. Völker ohne Schrift und ohne 
Vapierverbraud). 
Für das Jahr 1883 rechnete man nad) offizie 
eller Enquete 3985 Fabriken für Papier u. ſ. w 





es bei der Errichtung der Papiermacher-Berufs- (3040 in Europa) mit einem Jahreserzeugnis von 
genoffenichaft, durd welche zuverläffigere Angaben 952 Mil. kg in Guropa, WO in den Ber. 
als vorher nothwendigwurden, 490 Bapierfabriten, Staaten, (800 mit 1500 Maſchinen und 185 
319 Pappenfabrifen und Papiermühlen, 462 | Mill. kg in England), für Europa 800 Mill. kg 

brifen für Verarbeitung von 8 olzitoff, 45 für * 1000 Mill. Mark Werth und davon !; auf 

Strobitoff, 58 für Zellulofe 2. Im Jahre 1810 | Deutihland. Bon den 92 Mill. kg kommen 
wurde in Aſchaffenburg die erite Fabrik für | 476 Mill. für Drudereien (300 für Journale) 
Bunt⸗ und Yuruspapiere in Deutichlaud angelegt | gleih 50—55%,, 100 Mil. ke für Sanzleien und 


und je —3B giebt es dafür ſchon 50 Fabriken mit | amtliche Zwecke überhaupt = 2—14%., 90-100 
rbeitern und einem Papierverbraud von | Mill. kg für Unterricht =» 10— er 120 Mil. kg 
10 1 Rt kg. jährlih. Auch in der Darftellung | für den — 13 140 90 Mill. kg für + 


von Albumtnpapier nimmt Deutichland jest die | Induſtrie, 52 Mill. kg für Briefverfehr 1 =, 
erite Stelle ein; im Jahre 1882 wurden 400,000 | Privatzwede. Der Berbraud von Papier affer 
Ries gefertigt und Ye davon ausgeführt umd in | Art ift am größten in Auftralien mit 7.25 I | 
Tapeten nimmt die Ausfuhr ebenralls ftetig zu; | pro Kopf und in Afien, China und Japan, 
für 1881 und 1882 war die Mehrausfuhr in 6.75 kg Pr o Kopf, dann folgen: Großbritannien 
Papier und Pappwaaren 78,785 u. 74,814 mtr. mit 5,5, die Ber. Staaten mit 5, das Deutide 
in Bapiertapeten 0,052 und 21,459 mtr, im Reich mit 4.5, die Schweiz mit 4, Belgien und 
Sirmenarbeit aus Steinpappe, Asphalt und anderen | Frankreich mit 3.5, die Nie erlande mit 3, Oeſter⸗ 
Stoffen gab es noch Mehreinfuhr. reich, Skandinavien und Portugal mit 1.75, 
Lumpen von Baumwoll- und Leitenitoffen, | Rußland und Spanien mit 0.50.75, bie Türtei, 
re und Ho ekeni Stroh von Getreide und | Griehenland und Die Donaufüritenthiimer mat 
ülfenfrüdhten (Mais, Reis, Weizen u. f. w., nur 0.20 bis 0.3 kg. — Auf Afrika, jomweit be- 
eu, Binjen, Brenueſſeln, Difteln, Ginfter, | kannt, redynet man 2, auf Mexiko und Mittel« 
eidelbaft, Niuden von Mlazien, Linden und | amerifa 1, auf Brafilien u. Südamerifa 3.5 kg, 
Ulmen, Narr Mohnitengel, Baumblätter, | auf Furopa im Durchſchnitt 5 kg (10 Briefe, 5 





Queden, Farrenkraut, Bapyrıs:, Bambus: und | Jeitungseremplare) pro Kopf. 
Maulbeerbaumbaft, rohe Baumwolle, Zuderrobr, Sur Darftellung der —— Menge von 
Palmen, Alos, Halfa, Piſang, Gunny oder Jute, Bapier find 90,000 männliche und 180, weib · 
Yucca, Wolle, Seide, Leder, Amianth, Torf liche Arbeitsfräfte — und über 100,0 
bilden jet die Nohitoffe für die Fabrikation. außerhalb der Fabriken mit der — und 

Man unterſcheidet bezüglich der Arten des | Zubereitung der Rohmaterialien; von bi 
Papiers zum Gebrauch: rechnet man 


10 M. kg = DOM. kg Papier Wolle aus abgetragenen Kleidern (von 218 M. Schafen), 
40 =4M „u „Papier baummwollene Hadern aus 1000 M. kg — * 100 M. 
indeln. 
IM un MW „ „ Bapier Gewebe aus 100 M. kg Flachs und Hanf, e 
WW u u = DM „ „ Papier Eſpartobinſen, Jute, Agava, Aloe u. drgl. 
U u u) — 20 Stroh u. dral. 
20 „ „) ie. SB Holz u. drgl. 
* 592. un Verſchiedenes. 


608 Papier und Papierfabrifation — Petroleum. 


Nothwendig find ferner 375 Mill. kg Chemi- Butten zur eg Der Gejammtwerth der 
kalien, * Stärke, Farben, Erden, Oele, Waare iſt über 1170 Mil. Mark. 

Fette und dgl. Stoffe und 2250 Mill. kg Stein: | Die Verfaufspreife der Papierarten find jeiten® 
ohlen u. ſ. w., 2780 Bapiermafhinen und 1807 | beuticher Fabriken für 


Konzeptpapier, 1000 Bogen Reihsformat, fein 9.25 bis 13.45 Mark, 
9 5 


Büttenkonzept für Dokumente, unbeſchnitten, 35><44 = 1544 Bogen 21.85 ,„ 
Screibpapier, fein, Reichſsformat 8.55 bis 11.70 „. 
Kanzleipapier 18.80 bis 21.50 „ 


feinites Büttenlanzleipapier f. Dokumente, unbeſchnitten, 35><34—=1200 Bogen 25.20 bis 26.35 
9.05 bi 


Poftpapier, fein weiß, groß Quart bis 13.30 „ 

" 2 farbig 14.60 „ 

Greampoft, feinfte, Klein Quart 16.55 bis 17.55 „ 

Florpoft 10.40 „ 

Hanfpoſt, groß Format 10.40 bis 16.50 „. 

— fein „ 18.05 bis 20.20 „ 

Billetpoft, weiß 10.35 „ 

Glaceebilletpoft 27.50 „ 

Elfenbeinpojit 31.00 „ 

Büttenbilletpoft mit Kouverts 33 bis 39.70 „ 

Büttenwechjelformulare mit Firmabrud 1000 Stüd 19.10 bis 21.5 bis 26.15 „ 
Poſtkartenformulare 1000 Stüd 3.10 bis 5.90 und jedes weitere Taujend 2.6 bi 54 „ 


PBaraguay, ſ. Amerika. 


Pelewinſeln, Palau, Palao⸗, Pelju⸗Inſeln, 
Belige Karolinen, ſ. Mikronefien unter Oze— 
anien. 


zum Jahre 1884 auf 23,744,942 Gallons ges 


| !iegen. 
| ie Hauptgegenben für Erböl find jest, ſoweit 


‚befannt: Penſylvanien, Grafidaften Mac kean, 
New-York, Alleghany, Weftvirginien, Obio, Ken— 


Perfien, ſ. Aſien. Far — in den ar T. — 
— Amerika, Samia bis Gaspe, un albinjel 

Peru, |. Amerika. zwiſchen ben Huronen⸗, Griee und Ontario: 
Vetroleum, Erdöl, Naphta, Eteinöl. Bei der Seen in Canada, Kuba, Trinidad (Piich 
Bedeutung, welche das in manchen Gegenden aus Luka), See von Maracaibo, Mancora in Peru, 
natürlichen Quellen gewonnene Stein= oder Erdöl | Eurajello, Plata, Piquerenda in Sübbolivia, 
für die Beleuchtung und für inbuftrielle Zwecke Jujuy in Argentinien für Mittel und Süd 
ewonnen hat und immer mehr gewinnen wird, amerika, Eſchigo, Schinano, Totomi, Alita in 
ift es für den Landwirth von Wichtigkeit, zu Japan, Smjeln Tichedeiwa, Rumei und Baren— 
wiffen, wo bie Fundorte find und in welchen guh nebſt auderen Orten in Britifh- Birma, 
Mengen jet diejes jüngfte Erzeugniß des berg= | beſonders Rangoon am Jrawada, in Ghina bie 
männtihen Betriebs getvonnen wird. Das Erböl | Injel Formoſa. Aſſam, Perſien, Oftindien 
war zwar jchon den alten Babyloniern bekannt, (GPendſchab) haben ebenfalls Groölguellen, Die 


feine induftrielle und kommerzielle Bedeutung hat 
es aber erit durch bie Erbohrung der großen 
Quelle bei Tituspille (Benfylvanien) am 12. 
Auguſt 1859 — Zur Beleuchtung war 
Erdöl ichon bei den Afiyriern, den alten Griechen 
und Megyptern, den Hindus unb den älteren 
Völkern in Amerika verwendet worben. — „Sigi: 
lifches Del” von Agrigent wurbe es im Alterthum 


größten in Afien Tiegen aber im Kaukaſus— 

ebiet: Kaſpiſches Meer bis Baku, Tiflis, Ten, 

ovoroſſijsk und Krim. Auftralien bat Erdöl 
in Neufüdmwales, Queensland, Tasmanien, Neu— 
feeland; Afrika kommt für den Handel nod) 
nicht in Betracht, hat aber reiche Quellengebiete. 
Deiterreic liefert in ziemlichen Mengen Erdöl 
aus Galizien, befonders von Boryslaw bis Dro- 








genannt, „Senevas oder Geneſeöl“ in Canada | hobycz; Polen und Rumänien, ber Norb- 
und Benfylvanien als Heilmittel; hier und in weiten von Deutfhland (Hannover, Hols 
Virginia wurde auch bis 1859 ſchon Erböl in ftein, Braunjchweig — SKreienfee bis Heide iu 
den Hanbel und jelbft 1857 ſchon nad) Europa | Holitein, bejonders Fr. Gifhorn „Delheim”, 1880 
gebradt. Bon 1859 an aber beginnt erft bas | bucd) Altiengejelihaft erihloffen) dann Sulz 
eigentliche Geſchäft, welches damals bort eine |unterer Wald in Elſaß, einige Stride im 
vollitändige Umwandlung ber wirthihaftlihen | Bayern, Geabian im Dep. Herault in $rank- 
Berhältniffe und ein mafienhaftes Zuftrömen von |reich, Neggio, Mobena, Bologna, Amiam bei 
Unternehmern hervorgerufen hat, ſodaß jhon im | Parma in Stutlen, und einzelne Borfommmifie 
folgenden Jahre Bohrlöder im Gang |in ber Ense), in Griehenland, Spa= 
waren, und von wirklichem „Delfieber“ geiprogen inten, England und Schottland find für 
werben konnte. on 82,000 Barrel zu 42 Europa zu nennen, fobaß es nicht an Material 
Gallons im Jahre 1859 ift die Gewinnung bis | fehlt. 


Petroleum — Pferdezucht. 


609 


Das Gelammmterzeugniß ber Erde wird im Meyer'ſchen Lexikon angegeben wie folgt: 





Ber. Staaten v. Nordamerifa 64 Mill. hi, Deutichland und Peru je 480,000 hi, 
Baku 25 Rumäãnien 20,000 , 
Galizien Bi Transkaſpiſches Gebiet 186,000 „ 
Britiſch Birma 18. , Auſtralien 128,000 „ 
Kanada BER 14. „ _ Raufafien , Ri 
zufammen 100044 „ „ Sam 00.5000 „ 

zujammen 1,128,000 „ 

Die ganze lettern, zum Verdünnen von Leinölfirnis. Das 


——— iſt alſo bis jest 101.13 | 
Mil. hl. Der Verbrauch in Europa iſt in Deutſch-⸗ 
land am größten und wird bier zu 11 bis 12 
Mill. Ztr. angegeben. 

Verwendet werben das Grböl wach ber Reini: 


gung zur Beleuchtung, die Deitilationsprodufte als | 
Schmieröle und Rüdftände. | 


(Fffenzen, Brenn: um 
Man unterfheidet Nhigolen, Petroleum: 
äther (Grdölätber, Seroialen, Sherwoodöl), 
Petroleumäther II (Gafoline, Ganabol). 
PRetroleumbenzin wird hauptiählih zu 
medizinijhen Zwecken, als Fleckwaſſer, zum 
Entfetten von Wolle, zu Lacken und Fir— 
niſſen, zur Extraktion von Oel aus Säme— 
reien, zu anatomiſchen Präparaten, zu Leucht— 
asmaſchinen u. ſ. w. verwendet, Naphta, 
zigroin iſt Leuchtmaterial und dient auch zu 


Leuchtgas, Petoleumſprit, BPusdl, künſt- 


liches Terpentinöl, als WPugmittel für 
Maſchinen, zum Reinigen der Buchdrucker— 
188081 = 47,057.85 Mark, 
188182 = 56,353.60 , 
188283 = 56.550.200  „ 4288 
1883/84 —= 63,292.5 „ 3704 
1884.85 — 59,992.05 „ 3974 
1885/86 = 5755450. 737 
340,830.75  „ 20,021 
Zurüdgenommen 127,310.00.. 
verblieben 213,320.75 „ durchſchn. 


Pferdeeiſendahnen u. Strahenbahnen j. Tram: 


bahnen. 
Pferdezucht. 1. Zuchtrichtungen und 
Racen. Für dieje iind die Ausfichten ba, wo 


überhaupt an Haltung von Zuchtpferden gedacht 
werden kann, gute zu nennen, weil bie Nachfrage 
eine nachhaltig feigende ift und be&shalb aud) 
die Preiſe gegen früber weſentlich geitiegen find. 
Die nothmwendige ſtarke Kriegäbereitichaft, der er: 
weiterte Verkehr nach den immer zahlreicher er» 
richteten (ifenbahnftationen und bie burd 
Steigerung der Intenfivität im Feldbau gebotene 
tiefere Bearbeitung bes Bodens und Vermehrung 
der ſchweren uhren erflären die Zunahme im 
Gebrauch von Verden binreihend. In ber 
Landwirtbihaft bat die Haltung von Pferden an 
Stelle von Rindvieh zugenommen und ift unter 
den Pferden in bebeutenbem Grabe das ſchwere 
oder, wie man jest jagt, das faltblütige 
Pferd an die Stelle ber leichteren Schläge ge: 
treten. Diefe Zunahme ift für Deutfchland mit 


Sanbiw. Ronveri»Berilon. Gpegial-Eupplememt, 


ereinigte oder raffinirte Betroleum 
beißt auh Leuhtöl,PBaraffindöl,Kerofen 
und Photonaphthil und daraus gewinnt 
man wieder dur weitere Reinigung nod 
Kaiferöl, Baraffinöl, Kerofen und 
Pittdl. 

Bol. Noldele, „Vorkommniſſe und Urfprung 
bes Petroleums“ (Celle 1888. Dis dboeuf, 
„Petroleum Zentraleuropas“ Düſſeldorf 1888, 
Strippelmann, „Petroleuminduſtrie Oeſter— 
reich⸗Deutſchlands“, Leipzig 1878. III. Theil. 


Pfennigſparkaſſen, eine ſolche wurde zuerſt im 
Darmſtadt 1880 am 1. Oktober für Schulkinder 
in der Art eingerichtet, daß Pfennige eingelegt 
werden können, welche dann zu Mark angeſammelt 
in die eigentlichen Sparkaſſen kommen; fie find 
‚jegt in vielen Orten eingeführt und wirken jehr 
jegensreid. Die Ergebniffe in Darmitadt waren 





5318 @inleger mehr, 


durchſchn. 4008. 


‚pro Jahr 35,558.45 Mart. 


| großen Geldopfern verbunden, weil wir an fich 
nicht genug Pferde haben und bezüglih der 
‚schweren Pferde welche nur zu hohen Preiien zu 
befommen find, am meiiten auf die Einfuhr ans 
gewieſen bleiben. 

Unter dieſen Umſtänden muß die Pferdezucht 
auch für den Landwirth günftiger beurteilt werben, 
und da zudem jegt die Körnerfrüchte, welche ben 
theueriten Beſtandtheil ber Fütterung bei ber 
Aufzucht bilden, immer mehr im Preiſe zurüd: 
gegangen find, fo läßt fi im Ganzen die Zucht 
rentabler, wie je vordem, geftalten und beionders 
die von jchweren und mitteljchweren Pferden. 
Von leichten Pferden kommen noch immer auß 
Rußland große Transporte für Verwendung in 
der Landwirthſchaft, aber vorzugsweife nur nad 
ben benadbarten beutihen Gebietätheilen, in 
welchen befonber8 die feinen Bauern, die billigen, 
ausbauernden und ſehr genügjamen ruffiichen 
Pferde leichten Schlageß bevorzugen. Schweres 
Blut lommt auß bem Weiten, zunehmend aus 

39 


— — — — — 


610 


Belgien, abnehmend aus Frankreich (Berderons) 
und zum Theil aus England, während noch 
immer das vortrefflicde öſterreichiſche 


ſchwere 


Pferd noriſcher Race — Pinzgauer u. ſ. w. — 


nicht in genügenden Mengen gezogen, alſo auch 
nur in wenigen Exemplaren nach Dentſchland 


ausgeführt wird. 


Hier bildet nad) wie vor das oſtpreußiſche 


Pferd den Slanzpunft der Züchtung und wird 
beionders für Militärzwede darauf gejehen, dab 


‚immer mehr Ihiere von diejer Zudt zur Der: 


fügung stehen, nachdem die legten Kriege be: 
wiejen haben, daß fein anderes Pferd der Welt 
gleich gut im Felde ſich bewährt. Oſtpreußen 
liefert mindeitens 70%, der Pferde für die Armee 
und jest ſeit einigen Jahren feine Pferde aud) 
an die bayriſche Armeeverwaltung ab. 
Militärverwaltung in Preußen befolgt immer 
mehr den Weg, nicht mur ältere, jofort gebraud)s= 
fähige Pferde zu faufen, jondern auch Fohlen, 
um dieſe in beſonderen, an pajjenden Orten er— 
richteten Fohleuhöfen einheitlib und zweckent— 
fprechend groß zu ziehen unter Ausmerzung aller 
Thiere, weiche fih während der Aufzuchtszeit micht 
bewähren. 


‚man die großen Verfäufe von 


Die ı 


Pferde zucht. 


Großbritannien hat mit Ausnahme ber 

ucht von jchweren Pferden — Gindesdaler, 
Suffolks, Shire horſes — seine frühere Weber: 
legenbeit mod) nicht wieder gewinnen können; die 
Siege fremder Pferde find immer häufiger ger 
worden und beionders die Amerikaner leiften 
Großartiges in der Pferdezucht und zum Theil 
Belieres. Man klagt in England darüber, daß 
die meiiten Farmer nur noch Heine leichte Stuten 
anftatt der früheren großen, ſtarken und ſchweren 
Pferde halten und dat dadurd die Zucht außer 
ordentlich verloren hat. Als Urjachen nennt 
guten Stuten 
ins Nusland, die Eiſenbahnen und den Dampf 
pflug, durch welde es den Farmern möglich ge 
worden it, die erforderlichen Arbeiten und Laften 
auch mit fleineren Pferden zu bewältigen, während 
bei uns, wo es nur wenige Dampfpflüge giebt 
und die feinen Landwirthe davon jo gut wie 


gar feinen Gebrauch machen, mehr und mehr dad 


ſchwere Prerd auch beim Mittel: und ſelbſt Klein⸗ 
beſis ſich verbreitet. Die kgl. Ackerbaugeſellſch. und 


Die Landwirthe gewinnen dadurch an Ausſicht, 


Herbitz und jährige Fohlen verfaufen zu können, | 


alfo die Nachzucht in der Zeit, in welder ber 
Verkauf in der Negel am beiten lohnt, an den 
Mann zu bringen, wodurd zugleich der Vortheil 
gewonnen wird, das Fir die Prerdezucht ver: 
wendete Kapital raicher umzuiegen. Die geringe 
Neigung für die Prerdezucht war hauptſächlich 
dadurch veranlaft worden, daß nur Wenige im 


| 


Stande waren, 3—4 Jahre lang Geld in Form 


heranwachſender Pferde feitzulegen. Den Meiſten 
fällt es auch leichter, Einrichtungen für Fohlen 
bis zum Alter von 2—1 Jahr, als ſolche auch 
noch für 2—4 Jahre zu treffen. Aus aliem er: 
giebt ſich, daß das Züchten von Prerden für Die 


Landwirthe vortheilhafter ſich geſtalten läßt, zus 


mal auch allenthalben die Regierungen im eigenen 


Intereſſe gute Fürſorge für paſſende Deckhengſte 


und ſonſtige Förderung der Pferdezucht getroffen 
haben. Der alte Streit über die Vorzüge des 


engliſchen und des arabiſchen Blutes zu Zwecken 
aus: 


der Zucht brauchbarer, aftionsfähiger, 
dauernder und wideritandsfähiger Prerde kann 
als beendigt angejehen werden; es hat feine der 
ftreitenden Parteien allein Recht behalten, man 


bat ſich überzeugt, dab der Araber die Ausdauer, 
die Widerftandsfäbigfeit und die Genügſamkeit 


garantirt, während man nicht verfennt, daß 
dad engliſche Wollbiutpferd nicht fehlen darf, 
wenn man große Sraftleiltungen und 
Figuren haben will. 

Deutichland beſaß im Anfan 
2198 Vollblutspferde, 173 Hengite, 609 Stuten, 


1416 Fohlen, von welchen 451 in Händen des | die neuerdings erit 
Staates waren, zu. zu 1.6%6 Mill. Mark, und Shbire:Horjes, 


Leiſtung und Die 


ichöne | 


Rrivatgejellichatten bemühen fich, der Rierdenoth, 
in welcher das Land ſich befindet, dadurch 
helfen, daß den Farmern beiferes Zuchtmaterial 
in Ausstellungen vorgeführt und zur Verfü 
geftellt wird. Dieje Bemühungen haben er 
Unterſuchungen darüber veranlaßt, ob die Si 
auf den Rennbahnen zur Zucht ſich eignen, 
vielmehr darüber, ob der Zieg auf der Ren 

als Sualififation zur Zucht gelten fan. Wie 
aderwärts it man auch in England zu der 
Ueberzeugung gekommen, dat die jegige Art der 
Rennen eine Säche von jehr zweifelhaften 

für die Zucht find, und daß nicht ein augenblicklichet 
Erfolg für wenige Minuten auf beftimmtem 
Terrain bei überaus ängitlicher, jorgiamer 
ihhonender Pilege, ſondern Die Ausdauer in der 
Rewährung allenthalben umd 
auch bei geringer Pflege das iſt, worauf es 
für die metiten Zwecke und beionders für Dit, 
welche der Yandwirth erreichen will, ankommt. 
In England jelbit hat man gelernt, jorgjamer 
au verfahren und nicht allein die Abſtammung 
vom echten Vollblut enticheiden zu lafjen. 

Großartig bleibt die Yeiftung im ſchweren 
Pferden, welche man mit Recht ſoweit möglich, 
ee Veredelungsmaterial nad auswärts ver: 
auft. 

Die Clydesdaler, „die große Quart-Aus— 
gabe zum Vollblut Ofktavband“, holländiſcher 
Abtunft, iind beſonders in Norddeutſchland beliebt, 
vorzuüglich als Acker- und Laſtpferde, munter, 
ianft, willig, unverdrofien, bebarrlich, zuverläſſig 
und hoch leiitungsfähig, ausgeftattet mit Sime 
trie der Linien und Winfelftellung der Knoche 
'und mit vorzüglicen Weinen und Hufen. Die 


der SO. Jahre Suffolks wurden immer mehr bervollto 


und find befonders als arrenpferde unübertroffen, 
in Aufnahme gekommenen 
Midland County Hor 


darunter für 1.32 Mil. Marf aus England direkt ſes — Le die Gefammtheit der Ichweren 


eingeführte Thiere. 


‚zu den Riefenbraupferden, den Clydesdalern 





4 





Pferdezucht. 611 


den Suffolks gehörenden Pierde, jegt aber ſolche 
beitimmter Zucht mit der Nichtung für raichere 
Bewegung und weniger Phlegma bei gleicher uud 
jelbit größerer Leiftung im ‚Zuge, jcheinen das 
Zufunftspferd ſchweren Zchlages in Gngland 
werden zu fönnen. Wergleihe auc bezüglich 
der Rreile, den Artifel Arbeitstbiere. 

Tie Gleveland»Braunen find micht 
mehr jo beliebt, wie vordem; als große Karren— 


pferde iind auch die irländiihen Galloways | find zur Erzielung von Vollblutwerth gehen die 


zu nennen. 

Berühmte Händler für jchwere Pferde find 

Mr. Riddel:Blafhall-Glasgow, Andrew Mont: 
ommery Woreland (Dummies), Johnſton-Loch⸗ 
urnie (Glasgow), Bet. Ferguſſon-Roc Got: 
tage-⸗Renfrew. Zum Bezug von Shire horſes 
ſind zu nennen: Whitefield Mancheſter, Blagdon 
Farm, New-Maldon in Suſſer für ſchwere Laſt— 
pferde, Elſenham Hal, W. Gobbey für etwas 
leichteren Schlag. 

Die Zucht der in England überaus beliebten 
und viel verbreiteten Ponnies zum Gebrauch 
für Damen, Kinder, Bediente und neuerdings auch 
auf Farmen als landw. Arbeitspferde haben die 
Lords A. und L. Cecil-⸗Orchardmains Geftüt 
mit beftem Grfolg durch 7 Etuten der reinen 
Isländiſchen Rferde weſentlich verbeſſert. 

ieſe kleinen, kurzen, dicklichen Thiere mit ſteifen 
langen, dichten Haaren, großköpfig und unge— 
wöhnlich ſtark, 11—13 Fuß, 115—139 em. hoch, 
außerordentlich im der Ausdauer, ſicher im Tritt, 
verftändig, Aug, gutmütbig und doc feurig, zäh, 
wideritandsfählg wie faum irgend ein anderes 
Pferd, leben in der Heimath aud in harten 
MWintern faft ganz im Freien bei nur jehr dürfti— 
gem Futter, welches fie yrößtentheils sich felber 
juhen müſſen. Sie baben jih zur Sreuzung 
vortrefflic, nicht aber auswärts in Neinzucht be= 
währt. Die Ausfuhr nad) Schottland hat im 
Sabre 1860 begonnen zum Zwecke der Verwendung 


jofort nad dem erften Jahre; bezüglich diejer 
‚aber muß die Reform dahin gerichtet jein, weniger 
in dumpfem Stalle die Thiere zur behandeln 
Das Trainiren ift eine unit, welche nur wenige 
richtig verftehen und in ihrer Vollendung vers 
langt, daß der Trainirer jedes einzelne Pferd 
richtig behandelt. Nah Schablone darf hier nicht 
verfahren werden. 

' Darüber, ob die Rennen unbedingt nothivendig 





Anſichten auseinander und jelbit in England iſt 
nach den Ergebniſſen der letzten Pferdeſchauen die 
Meinung für das Rennen erſchüttert worden. 
Daß die Rennen in England als Probirſtein für 
die Leiſtungsfähigkeit der Thiere unzertrennlich 
von der Vollblutzucht waren und deren Voll— 
endung begründet haben, beweiſt noch nicht, wie 
die Vertheidiger der Rennen behaupten, daß dieſe 
auch fernerhin noch nothwendig ſind. Man hat 
'jegt, durch Schaden belehrt, hinreichend kennen 
gelernt, worauf es zur Zucht hoch leistungsfähiger 
Verde ankommt, und mit dieſem Erkenntniß 
‚ann man aud ohne Nennen zurecht fommen. 
Auf jeden Fall aber muß an dieje ein ganz an— 
derer Maßſtab angelegt werden; es bürfen die 
kurzen Nennen nicht mehr vorberrihen und Die 
Sieger nicht nad den Leiftungen auf kurzen 
Bahnen beurtheilt und prämiirt werden. Die 
Jagdrennen ericheinen weit wichtiger, das grau: 
ſame Segen von Wild fann aber dazu unters 
bleiben; eö3 muß llebungsrennen obne solches 
geben können für diejenigen, welche willen, worauf 
es anfommt. 

Einiges Aufſehen bat vor einiger Zeit das 
‚Grideinen gelber Pferde unter dem Vollblut 
erregt. Crampe („LYandw. Jahrbücher“ 1837) 
hat nachgewieien, daß es ſich bier lediglih um 
Produfte von Farbenkreuzungen bandelt, dab 
ſolche häufig find, dab das Vollblut wohl in 
| Reinzucht der Abitammung, aber nicht in Rein 


= 
| 
* 
| 


in Bergwerken. Die Verwendung zur Zucht mit zucht bezüglich der Farben fort erhalten wird, 
den jchottiihen Ponnies iſt erit Nnäter geſchehen. daß gelbe Pferde im Nollblut wohl etwas Sel- 
Jetzt find gute Jeländer nicht unter 320 bis 400 | tencd, aber feinesiwegs etwas Neues, d. h. viel 
Mart » haben, während fie nody vor 1880 mit weniger eine „Weubildung der Natur“ und 
faum 170—200 Mark käuflich waren. auch nicht Folge von Nüdichlag find. In der 

Dat auch die Vollblutzudt auf die frühere Mitte der 30. jahre waren gelbe Pferde auf der 
Höhe gebradt werden kann, wenn sie fonfequent | Rennbahn erſchienen, dann auch ab und zu in 
betrieben wird, alle nicht normal gebauten, jowie | Deiterreich und Ungarn, nicht als Pierde erfter 
alle mit irgend welchen Fehlern behafteten Pferde Klaſſe, aber zum Theil als et engliihes Voll: 
ftrengftens ausgeichloffen werden, jelbft wenn fie | blut und zwar abitammend von Jvenad, einem 


Sieger geweien jein jollten, und jo wie zur Aus— 
bildung des WVollbiutes Jahrzehnte lang mit 
ftrengfter Konſequenz verfahren worden war, be: 
züglid Training wieder verfahren wird, unter: 
=. feinem Zweifel. Bis aber der alte Ruf 
und die alte lleberlegenbeit wieder gewonnen ift, 
möüffen ebenfalls Jahrzehnte vergehen, fo da 
innerhalb diejer Zeit auch im Auslande mit Er: 
folg Konkurrenz gemacht und ein Material heran: 

en werden fann, welches ebenbürtig ſich an 
die Seite ftellt. Die Aufzucht erfordert eine durch 
reihe Nahrung unt te —— Entwidlung 
im erften Jahre, und die Behandlung im Training 


Geſtüte in Medlenburg. Die engliiche jchwarze 
Vollblutſtute Narina hatte mit einem Hengſt von 
ee Farbe mehrere gelbe ‚Fohlen ge: 

raht und jpater mit anderen Hengſten von ge— 
wöhnlicher Farbe wieder. Bon Ivenack aus 
‚famen die gelben Pferde in Medlenburg weiter, 


5 nadı Pommern, Sadhien, Preußen, da ih Bor: 


liebe dafür zeigte, welde aber nicht lange 
angehalten bat, worauf dann bie gelben 
—5* wieder von der Reunbahn verſchwanden. 
benio hat man zeitweife weißgeborene, ſcheckige 


mäufe i arben I te lut⸗ 
hate Lege — —— die J— 
39* 


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Pferdezucht. 


don, ee Eltern abſtammten. Dun 
Bezeichnung für ungewöhnliche Farben in 
Eugland. Duns giebt es aber auch unter dem 
®» blut und bat es von jeher gegeben. 
Andere wollten die gelben Pferde auf bie vor 
200 Jahren eingeführten Orientalen, beſonders 
„ 2 Arleys gelben Türken zurüdführen, alſo als 
" Rüdichlag erklären und jelbit auf ein beſonderes 
Wildpferd“ aus der Renthierzeit. 
Aus Medlenburg wird viel gell 
den Rüdgang der ———— und deshalb iſt 
dort der Streit über Vollblut und Orientalen 
- am ſchärfſten geführt worden. Während bie 
Einen meinten, daß die Vorliebe für das Voll: 
blut nad und nach die Ausdauer gefoitet habe, 


ir über 


blutpferde für das Land nmothwendig und der | 
Bedarf an ftarken Aderpferben bedeutend ge: 
ftiegen jei, daß dazu aber das Vollblut nicht ent= | 
behrt werden könne. Die neu eingeführte Kör— 
ung ſei Schuld an dem Nüdgang, weil fie 

bie Privaten zwinge, die Hengite des Landgeſtüts 
zu verwenden, dieſe aber durd Bererbung jehr 
mangelhaft feien, mır Halbblutthiere ohne Konz 
anz und aufgezogen, wie früher die Vorfahren, 
bfoluten äffig ang. Es fehle niht au 
ten Stuten im Lande, wohl aber an Hengiten, 
Poba ſchlechte Fohlen erzeugt würden. Dan | 
verlangt Hengite aus fonftanten Arbeitszucdten 
— in Landw. Annalen d. M. 
Patr. B. 13, 1886). Die lagen über fehler 
afte Zucht werden ihon jeit einer Reihe von 
ahren geführt, auch das lirtheil der nadı dem 
zöſiſchen Kriege eingelegt geweienen Kom— 
miſſion zur Feſtſtellung der mit den verſchiedenen 
Verden gemachten Erfahrungen war dahin ge— 
gangen, daß die mecklenburgiſchen Pferde den 
oftpreußiicen weit nachſtanden und im Allge— 
meinen zu weich und zu wenig ausdauernd und 
mwideritandsfähig jeien, während bie Thiere wegen 
ihrer ſchönen Gridheinung vielfadh bewundert 
werden. Die dortigen Geſtüte bilden ben Gegen- 
— zu den württembergiſchen, in welchen das 
taliſche Blut überwiegt und Stuten und 
Freß tüchtig zur Arbeit angehalten werden. 
ie daraus hervorgegangenen Pferde ſehen faſt 
unanſehnlich aus, haben ſich aber ſtets als außer— 


betonten die Anderen, daß die Zucht edler Halb⸗ 











ſicher aber iſt, daß außerordentliche Anſtreng 
gemacht worden find, um bie Zucht zu hek 1 

daß ſchon allenthalben Hervorragendes geleifte 
worden ift und wirb, h 

Aus Rußland find als nen eingeführt & 
Argamasf aus Turkfomanien zu nennen, de 
welche nad) der Groberung bon Meriv. 
Petersburg kamen. 

Sie werden als antilopenartig geichildert, mit 
langem mähnenlofen Hals, ziemlih großem umb. 
langem Kopf, hohem Rüden, jchmaler Bruft umb 
Krnppe, ſchoͤnen Schultern, ftarfen Beinen, 
Oberjhenfeln und langem dünn behaartem 
Schweif. Die erften nad) Petersburg gebrachten 
Thiere waren 3 fünfjährige Sieger, Rotbihimmel, 
Schimmel: und Fuchshengſt. Ihre Ausdauer „ie 
jhlehter Haltung im Sandboden, oft bei 
Hitze oder bei ftrenger Kälte, Hunger und Dir — 
ſoll — ſein; ſie werden ſchon 
Alter von 2 Jahren zum Reiten und mit 8 
‚Jahren ſchon zu weiten Touren —— 

ind 
de 





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am 





































unter ſchweren Filzdecken gehalten * 
oft Laſten bis zu 300 Pfund tragen; 
auch berühmt alsSpringer und legen 34 
Stunden bis 535 km zurück, welchen Weg 
nad 24 Stunden ber Ruhe wieder machen, joR 
auf 4 Tage je 134 km und pro Stunde 55 km 
fonmen. Der erwähnte Rothſchimmel hatte auf 
|der Flucht 3 Mann getragen (Königsberger Zar de 
und Forſtw. Zeitung). J 
Die Ber. Staaten bon —— 
welchen die geſammte Thierzucht mit dem & 
europäifhen Material unabläjfig zu verbeſſe 
ejucht wird und die ausgebehnteiten Weiden 
Verfügung ftehen, leijten bezüglich der Rierdezud 
das Servorragendfte in den Zrabern, am 
welcher Zucht in den legten Jahren — ze 
Sieger hervorgegangen find. e 
Als Traber waren vordem die holländbiihen 
Harttraber fait allein befannt; fie wurden 
vielfach; ausgeführt; aus Stuten davon mit Volle 
blut find die Norfolts in England, mit Arabern 
die bis dor Kurzem nod als die berühmteften 
eltenden Orlows hervorgegangen und die 
jest obenan ftehenden amerifaniihen Traber a 
haben ebenfalld holländiiche Harttraber das erfte 
Bildungsmaterial abgegeben. 


























9 
N * 
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4 


ordentlich ausdanernd und widerftandsfähig be | Der Stammvater ber — — 
wieſen. menow, ſtammte von einer hollä Hin De Zee 
In Defterreih:lingarn hat man nad und einem Bollbluthengit ab; je An Ne SEE 










der lmgeftaltung des Geſtütsweſens dafür ge: meiſtens Rothſchimmel ober "Ei 
jorgt, t, daß die Frage: ob Vollblut oder Orientale | dunklem Kopf, auch braun, ——— 
nöfünftige richtiger beurtbeilt werden Tann. farbig, 1,65 m hoch; fie werben feit etwa 
Es giebt jest reine orientalifche, reine Vollblut⸗ Fahren in Norfolk und Lincolnihire gezogen 
und gemijchte Gejtüte mit Vollblut nnd Oriens |legen 14—17 engl. Meilen zu 1600 m, F3 
talen, ferner für die Zucht von ſchweren Pfer- 22,4 bis 27,2 km in der Stunde zurüd. Rene 
bie heimifhen noriihen Stämme (abs | dings kommen davon bie beiten Hengfte nad) R 
ftammend vom holländifhen ſchweren Pferde), | deutichen rg, nad SFranfreih, Italien uw d 
und eingeführte Rercherons, Normannen, belgtich | Neufeeland. 
Hänbiiche und Elydesdale Pferde, während man| Der Stammpater der Orlows in den Geftüt 
Trafehnen ſich vorzugsweiſe den Suffolt8 zus | Khränowon und Päadt, Gouv. Woroneſch und 
gewendet bat. Die ekigen Gi Einrichtungen And etwa 666 anderen @eftüten in Rußland f 
mob zu menu, um fichere Ergebniffe zu haben, Ivon dem Araber-Hengſte Polkan und einer g 


‘A 








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Digitizediiag 


Pierdezudt. 613 


sengliihen Vollblutftute ab; die Thiere erinnern | folgenden Jahren gebrauchte „Dexter“ nur 2 
jegt mehr an die holländische, al$ an die arabiiche Min. 181, Set., 2 Min. 13 Sek. und 2 Min. 
Abkunft; fie jind Schimmel oder Rappen, ielten 17!, Set. für die Meile. „Goldſmith Maid“ 
dunfelbraun oder Füchſe, 1,68 bis 1,75 m hoch, !reduzirte die Zeit 1578 auf 2 Min. 14 Sek., 
ſchmal, troden mit gebogener Naje, ſchönem hoch- „Rarus“ ftand 1878 mit 2 Min. 131, Set. 
angeſetztem Hals, nicht bedeutend in den Bruſt- obenan, wurde aber im folgenden Jahre von 
dimenjionen, voll in den Nieren, mit etwas ge— „St. Julien“ mit 2 Min. 12%, Set. noch über: 
ſenkter, eigenthümlich gewölbter Kruppe, langen | troffen. Das ſchnellſte Pferd ift heutigen Tages 
Hoſen, guter Muskulatur, kurzen, oft unter ih „Maud S.“, weldes im Jahre 1880 die Meile 
ftehenden Feſſeln, ſchön nur im Gang, gängig in 2 Min. 10%, Sek. und im folgenden Jahre 
und hoch leiitungsfähig mit vorherrſchendem hol: in 2 Min. 10 Se. zurüdlegte. In ähnlicher 
ländiihem Blut, weniger jchnell, aber mit | Meile, wie die Schnelligkeit der Traberpferbe 
ftrafferer Tertur und jchärferen Konturen mit ‚von Jahr zu Jahr gefteigert worden ift, hat auch 
Vorberrihen des Araberbiutes. „Grafia“ legte |die_ Zahl der Traberpferde, die hervorragende 
in Wien 4,4 km in 6° 5°, eine engliihe Meile | Leiitungen aufzuweiien hatten, von Jahr zu Jahr 
in 2° 34° zurüd, „Venojei* in Paris 1,5 km | zugenommen. So beiigt Nord-Amerika gegen: 
in 2° 57", wärtig 18 Pferde, welche die Meile in 2 Min. 
Norwegen hat die Gudbrandsdaler, welche 17 Sek. zurüdiegen, 8, welche nur 2 Min. 15 
1553 in Hamburg ausgeitellt waren, meiſt Falben Set. gebrauchen, 2 Pferde, die innerhalb 2 Min. 
mit Aalſtrich umd Schwarzen Mähnen und Schweiz | 13 Set. eine Meile traben und eins, welches 
fen, 1,48 bis 1,62 m hoch; jie legen eine englifche | weniger als 2 Min. 11 Sek. bedarf. Die Traber: 
Meile in 3° 13* zurüd. zucht ift für die Schaffung und Erhaltung eines 
Die amerilaniihen Traber werden vor: | leiftungsfähigen Pferdebeitandes der Zucht von 
zugsweile im Norden und Diten der Ber. Et. J—— mindeſtens gleichwerthig. 
ezogen, ſie ſtehen obenan in Härte, Schnelligkeit Am 5. Nov. 1886 fand in Madiſon Square 
lehrigkeit und gutem Temperament, in Aus: zu New-York ein Wettkampf zwiſchen hoch— 
dauer und Schnelligkeit aber meiftens den Orlows fpringenden Pferden ftatt, am welchem ſich 4 
noch nad, da jie am Wagen im Durdichnitt Pferde betheiligten. Das erite Hinderniß, 4° 9“ 
nur 10-12 engl. Meilen pro Stunde leiften. = 1,44 m wurde von allen Pferden glänzend 
Eine beitimmte Abitammung läßt fi nicht nach- genommen; beim zweiten, "> Fuß höher, mußten 
weiſen; man bat nur raiche Traber ohne Rüdficht 2 Pferde ausicheiden, das dritte, 5‘ 7“ nahmen 
auf Blut miteinander gepaart; harakteriitiich find : Mr. Foxhall 11 Kenne's „Gempſtead“ und Mr. 
die etwas langen, muskulöſen Hoſen. Bor 6 Collien's „Majeftic* ebenfalls, dann auch das 
Jahren fommen fie nicht auf die Rennbahn, im vierte, 6°, „Majeitic* aber erft im zweiten Anz 
9. Jahre find fie am fräftigiten; fie zeigen feine lauf, das fünfte, 6 61/g“, um !g Yoll höher als 
hochſteppende Aktion, find aber lange ausgreifend, Mir. Gebhart's „Leo“ im Jahre 1884, der größten 
raih und —— über den Boden gleitend; ſie Leiſtung bisher, geſprungen war, wiederum beide 
dauern bis zum 20, Jahr aus. Verde gleichzeitig nnd das jechite, 6° 7°,“ beide 
In der ‚Landw. Thierz.” wird darüber gelagt: erit beim zweiten Anlauf. Den Entſcheidungskampf 
„Die Zucht von Xraberpferden wird mit be= | bildete dann ein Hinderniß von 6° 8° = 2,02 m, 
Tonderer Sorgfalt betrieben, nicht nur aus Lieb: welches „Gempitead“ anſtandslos nahm, „Majeftic“ 
haberei und für den Sport, fondern auch für den | aber in dreimaligem Anlauf nicht nehmen konnte. 
Geicäftsverlehr, welcher weit mehr wie bei uns ‚Der Sprung bes „Sempftead“ ift die größte 
zu Bierde jtattfindet und ſchnelle Pferde ver: Leiftung, welche bis jegt vorgefommen ift; vom 
langt. In ‚welcher Weile die Schnelligkeit der | europäiihen Pferden hat noch feines eine ſolche 
amerilaniihen Traber jeit Anfang diefes Jahre Höhe erreichen können. 
bunderts zugenommen bat, zeigt eine Zujammens | Ameritaniiche Pferde anderer Art fangen 
ftellung von Prof. Brewer über die Leiftungen | ſchon an, den enropätichen Konkurrenz zu machen. 
amerifanifher Zraberpferde. Im Jahre 1806 Bei den hoben Preiſen ın Europa und ber 
trabte „Yankee“ eine Meile in 2 Min. 59 Gel. | Schwierigkeit, Pferde in genügender Zahl zu er» 
Er wurde von einem Boftoner Pferde im Jahre | halten, hat die franzöſiſche Armeeverwaltung 
1810 um eime halbe Sekunde übertroffen. Vier- verfuchsweife vor einigen Jahren Pferde aus 
sehn Jahre jpäter (1824) ftand „Top Gallant“ La Plata bezogen, welche als jehr genügfam, 
mit 2 Min. 40 Sek. an der Spige aller Traber. | ausdauernd für lange Märſche und nicht vers 
Im Jahre 1840 verminderte „Edwin Foreſt“ wöhnt bekannt find; vom eriten Transport im 
die Zeit auf 2 Min. 31", Set. Im Jahre 1844 | Jahre 1877 mit 180 Stüd waren 5 unterwegs 
überihritt „Lady Sufolf“ die Linie in 2 Min. | krepirt, fpäter ftellten ſich die Thiere loko (Frank: 
26%, Set. Im Jahre 1853 rebuzirte „Tacony“ | reich auf 350, 500 und 900 Fr. (bis zur Ein« 
bie „beite Zeit“ um eine Sekunde, im Jahre ſchiffung 300 Fr. in Havre 300 Fr.); im Jahr 
1856 Fora Tempke" um mod eine umb im 1983 wurden 5000 Stüd aus Norbamerifa zu 
Jahre 1859 machte fie fih in der ganzen Welt durchſchnittlich 336 bis 483 Mark begonen und 
durch ihr Traben im der nie bagewejenen Zeit | fpäter kofteten fie bis 700 Mi. pro Stüd. Auch 
von 2 Min. 19, Sek. berühmt. In dem drei | Lupuspferde kommen ſchon herüber; in London 








614 


Pferdezudt. 


wurden durch Mr. Tatterfall von einem Kleinen | legten Jahrzehnten mweientlich verbeifert, aber doch 
Transport durdichnittlih 102 Pfd. Sterling = | nody nicht den belgischen oder ben engliihen Typen 
4080 ME. und für das beite Pferd 150 Pd. gleichlommend, die holiteiniichen, den Dänen ver: 
Sterl. = 3000 Mt. gelöft. Die englifche Ne= | wandt, die oftfriejiihen Harttraber, ähn- 
gerans hat 3000 kanadiſche Pferde im Jahre lih den holländifchen, die Hannoveraner, 
837 bezogen und New: Morker Firmen haben ähnlich den Oldenburgern, den großen Wagenichlag 
die Lieferung von 3000 weitern Pferden nad im Münfterland, das Klaypferd oder Winter: 
London übernommen ; auch nadı Deutichland find pferd in Weitfalen, lange Zeit vernadjläffigt ge 
ſchon amerifaniihe Pferde gelommen; hier fteht blieben, die jchweren Karreupferde in der 
die Traberzudt bedeutend zurüd und werden | Rheinprovinz u. ſ. w. Die Mannichfaltigfeit der 
deshalb neuerdings Anjtrengungen dafür iger | Abweichungen iſt die weſentliche Urſache des 
Im Juni 1886 fand in Frankfurt aM. das Zurücbleibens gegen andere Länder. Neuerdings 
erfte internationale Trabrennen ftatt und vom | wird auch in Oftpreußen von Trafehnen aus viel 
Vorfigenden des Vereins ift ein Trabergejtüt er: Werth auf die Zucht jchwerer Pierde gelegt umd 
richtet worden. find dazu ausgezeichnete Zengite in England 


* kauft worden. Bon Oeſtreich kann bat 
Für die kontinentalen ſchweren Pferde Ad 

ſteht Belgien obenan; hier hatte man früher Gleiche geſagt werden. 
unterſchieden: 1) das flämiſche Pferd oder die, Aus allen Erfahrungen und Beobachtungen 
Nace des Küſtenlandes, 2) das Ardennerpferb im über Pferde geht hervor, daß der landwirtbichaft- 
Sübdoften, 3) dad Brabanter Pferb im übrigen | liche Züchter jein Hauptaugenmert auf gutes 
Theile des Landes; jet find die Unterichiede ver: | Halbblut mit belgiſch-engliſcher Unterlage zu 
wiſcht und giebt es nur noch leichte und ſchwere richten hat; für Pferde der Art gehört aber 
Pferde. England, Frankreich und Belgien find | aud eine Ernährung und Haltung, welche bem 
zur Zeit die Länder, in welchen die beiten jchweren | Gebrauche in England und Belgien entſprich 
Pferde gezogen werden; für die Zwecke des Land: | Die neueiten Klagen über geringe Erfolge mit 


wirths jteht Belgiens jegige Zucht weit über der 


franzöfiihen, und der engliſchen nicht nad; in 


Maſſe und Statur fteht das belgiiche Pferd aller- 


dings den engliihe Hockulturen nah, es hat, 
aber mehr Blut und mehr Energie, und mehr 


Maſſe und Körperftärfe ala das Bonlogner Pferd 
und die Mehrzahl der aus der Perche kommenden 


Verde, ſoweit ſolche nicht einfach eingeführt ges 


weiene Belgier find ; befanntlich werden in ber 
Perche weniger Pferde gezüchtet, als aroßgezogen 
und ift deshalb aud nicht vom Percheron als von 
einem beitimmten Nacethiere zu reden. Die 


Größe ber eigentlich beigiihen Pferde ſchwankt 


von 1,28 bis 1,71 und felbit bis 1,75 m, das 
Gewicht iit 600-900 kg. 


9. von Nathufius=-Nlthaldenzleben 
in „Das ſchwere Arbeitäpferd mit befonbderer 
Rückſicht * den Clydesdale“ 1885 ſagt bezüglich 
der an ein ſolches Pferd zu ſtellenden Auforder— 
ungen, daß man dazu verlangen muß: gutes 
Temperament, Gelehrigleit, Willigkeit, ſtarken 
Hals, möglichſt ſchräge Schulter (langen Schritt), 
ſtarke Oberarme und Vorderbeine, flaches und 
breites Knie, ein warmes dickes Röhrbein, ſtarke 
Sehnen, kräftige, nicht zu ſteile Feſſel, breite, 
nicht flache Hufe, geſundes Dorn, tiefe Bruft, 
voll unb breit, verhältnigmäßig kurzen Nüden, 
gut gewölbte Rippen, mustulöje, kräftige Schenkel 
im Dintertheil, kräftige, nicht fteile interteffel 
Allen diejen Anforderungen entipricht das belgiſche, 
nicht aber das franzöfiiche ſchwere Pferb. 


Deutihland hat als ſchwere Pferde: bie 
dem Arbennerpferb verwandten Donnersberger, 
Birkenfelder und Eiffelpferde (f. b.), 
bie oldenburgifhen, burd Handhabung der 
trefflichen Körordung fehr egal gezogen unb in ben 


‚der Aufzudt von im Ausland gekauften 

famen daher, daß die Käufer dieje wie die heimi- 
jhen behandelt hatten. Es ift erwähnt worben, 
aß die Engländer ihre Erfolge hauptjächlich dem 
Umftande danken, daß fie die Thiere durch jehr 
reiches Futter im eriten Jahr hoch entwidelt und 
‚frühreif gemacht und die frübreifen Thiere früß- 
‚zeitig zum Dienft herangezogen haben, ein Ber» 
‚fahren, weldes man mit den nach Landesart aufs 
— Thieren bei uns gar nicht durchführen 
‚ fonnte. 


| Daß ſchon um der reichen Fütterung willen die 
englifch=belgiichen Thiere bei uns nicht allenthalben 
paſſen, ift degreiflich; es fpielt auch das leichte 
Pferd bei uns in Zukunft noch eine wichtige 
Role. Im Allgemeinen kann man jagen, daß 
das engliſch-belgiſche Blut dahin gehört, wo es 
viele Fuhren auf guten Straßen * bewälti 
giebt und der ſtarke Klee- und Hackfruchtbau Die 
tiefe Feldbearbeitung nöthig macht. Pferde 

da zu halten, wo die Arbeit auch mit leichtem 
Pferden bewältigt werben fan, ift verfehrt; im 
ber Landwirtbihaft giebt e8 überhaupt feine 
Nothiwendigkeit für Bewältigung gang hervor— 
ragender Leiftungen, und deshalb ift dem Wirth 
ihafter zu rathen, von dem Durdhihnittätupus 
nur dann abzumweichen, wenn ein ſicherer Gewinn 
davon in Ausſicht ſteht. 


II. Statijtiihes. Im beutichen ns 
trug in den legten 6 Jahren bon 1880/86 
Einfuhr von Pferden zwiichen 54,798 (1881) und 
76,636 Stüd (1883), die Ausfuhr zwiichen 19,197 
(1883) und 15,770 (1885) Stüd; im 1884 
war bie Mehreinfuhr 48,992 Stüd und bie Eitı- 
fuhr überhaupt 74,469, die im. Jahre. 188% 
zufammen 66,763 Stüd. 


Pferdezucht. 


Auf das Jahr 1885 entfällt eine Mehrausfuhr von 


615 


52,117 Stück; eingeführt überhaupt 


wurden: 17,069 Stück aus Rußland, 
14,159 p „ Belgien, 
9354 „ über — — (engliſch Blut) 
7902 „ aus Oeſtreich, 
7145 „ aus ben Niederlanden, 
5114 „ aus Frankreich, 
3936 „ aus Dänemarf. 
Ausgeführt wurden über Hamburg nadı England im Jahr . für > M. Mt. von aa Stüd, 
" 1.838 " ” ” i 6 6 ” 
1882 „ 1808 5 u m 3012 „ 
1883 „ 3.230. u. #14 „ 
1884, 5.011, 5 759 , 
18855 „6.00 5 um 8683 „ 


Bon da ab beeinträchtigte das Ausfuhrverbot 
den auswärtigen Handel, welder zum großen 
Theil aud die Durchfuhr mit begreift. 
wir von Belgien und Gngland die werthpolliten 
Tbiere mit durdhichnittlid über 1000 Mi. für 
das Nlter von über 4 Jahren, von Nußland aber 
die billigften Pferde mit Breiien bis zu 200 Mt. 
und weniger für erwachſene Thiere bezichen, io 


Dad 


und Engländern tributpflihtig find. Es iſt 
———— dieſe Beträge uns zu erhalten, 
. b. die Zucht von Halbblut ſchweren Schlags 
der Art zu heben, daß wir auswärtiges Material 
nicht mehr brauchen, ſicher ein erreichbares Ziel, 
da in der Rindvieh- und in der Schweinezucht 
ſchon faſt vollſtändig die Unabhängigkeit gewonnen 
worden iſt. 


erhellt, mit welcher Summe wir den Belgiern 
Das deutihe R.ich mit etwas über 3,5 Mill. Pferden hat für feine Armee nad) „Nowoſti“ 
At; Fuhrweſen u. ſ. w.), 


nöthig 

im Frieden 81,598 Bierde ( rer Kavallerie, 16,590 f. Mrtikere, 

im Kriege 396,668 (111 z 136,440 f. Infanterie, 11,184 für 
ai 278 für die ollenbagatrume, 18,00 für Stabs⸗ 
intendanz, Dienerihaft u. ſ. w. und 75,820 für Fuhrweſen.) 


Die Zahl der Pierbe bei der gählung von 1883 war 3,522,316 zum Werthe von 1680, Dr 732 Mt, 
dazu fommen an Eſeln 8786 773 
Maulejel und Maulthiere 1009 223,998 


zuf. Pferde u. |. wm. 3,582,111° „ 1681,141,898 


Als Militärpferdbe waren 107,147, d. i. 3,06 | den und 312,731 Stüd für den Krieg angegeben, 
Brozent des Beitandes, ermittelt mworben, fo daß, | Hifiern, welche für die Zeit vor der neuen Ver: 
obihon darunter aud) die von Militärs gehaltenen mehrung des Beftandes galten. Da die Ziffern 
Privatpferde verftanden find, obige Zahlen nicht der erwachſenen Pferde im Jahr 1883 im Ganzen 
ganz —— ſein können, ſowie das auch von der 2,962,921, annähernd alſo 3 Mill. St. war, fo 
Geſamtzahl gilt. Im Gothaiſchen vofiaiender erhellt daraus, daß die volle Kriegsausrüſtun 
find für den Friedensſtand 81,773 Dienſtpferde über 10,5 Prozent davon (ohne den Racfhub) 
(ohne Offizier⸗ und Krümperpferde) für dem Frie⸗ erfordert. 


Defterreihslingarn mit 8,8 Mill. Pferd. brauchte (damals) im Frieden 49,470, im Krieg 174,026 Re 
Fraukreich „ 3,0 125 ‚750, . 


" " ’ ” 


_M * ” ” 


Auf diefe Ziffern wird oft verwieſen, um bie vollendet wird, ſchon ber gan 
Ueberlegenheit Rußlands mit einem Pferdebeſtand fein kann; bie Zahlen bewe 
allerdings genöthigt find, bei jeder drohenden 


von über 24 Mill. Stüd darzuthun; bebrohlid | 
ift dieſe aber nit, ba das Zufammenbringen | Striegsgefahr die Ausfuhr von Pferden zu ver: 
Kaas 


ie Krieg enticieben 
iſen aber, daß wir 


der zum Sriegführen nmothwendigen Pferde in 
Rußland jo zeitraubend ift, dab ehe ein foldhes 


Bon hoher Bedeutung für die Zucht, bezw. die Berechnungen als Unterlagen für Geſtüts— 
einrichtungen, für die Bedartsfrage und für Preisfeftftellung iſt die Gliederung der gezählten Pferde 
nah Altersſtufen. Man hatte gefunden 


w,022 Fohlen von unter 1 Jahr, d. i. 5,4 Proz. des Beitandes, 
94.006 * * is ” "- " 55 ” ” ” 
175,867 „u 2b , „5 
zufammen 569,395 Fohlen, d. 159 „u. “ 
Dengfte gab es 13,522, d.i. 0A 5 m 2 


616 Pferdezucht. 


Die Pferde über 3 Jahre zeigten auferdem | fällen und Unglück der dritte nur 175,367 Stück 
613423 Stüd = 17,4%, für den Gebraudy von | als Beſtand zeigt. Das Bei kann mit Yeichtig- 
Privaten, für Handel, Gewerbe und Verkehr mad keit vollitiubig unabhängig vom Ausland beziim: 
2,228,529 Stüd — 63.20), landwirthſchaftliche lich feiner Pferde gemacht werden und ſelbſt zu 
Arbeitspferde. Nimmt man an, daß von dem! richt unbeträchtlicher Mehrawsfuhr fommen, eine 
2,962,921 Pferden über 3 Jahr etwa 45%,, d. i. Möglichkeit, welche für die Geſamtheit, wie für 
1,333,350 Stüd, Stuten jeien und dieſe etwa die Landwirthicaft großen Gewinn bringen 
60%), Fohlen bringen könnten, jo würde auf einen müßte. Daß wir nur !, bi& U; der möglicher 
en von jährlid) 808,000 Stüd zu rechnen Fohlenzahl jährlich befommen, beweiſt, dat in 
jein, während in Wirklichkeit der erfte Jahrgang jeher großer Zahl die Stuten nicht zur Zucht 
nur 1%,022 Stüd und in Folge von Sterbes | verwendet werden. 


, Für Europa fann man die Ziffer der Pferde zu annähernd 50 Mil. Stück amehmen, für 
die Der. Staaten von Nordamerika find gezählt worden: 

im Jahr 1873 etwa 11,00 Mill. Stüd und 1,914 M. Mauithiere u. ſ. w., 

„on 185 „ 156 „ ur ER. 2 j 


— 1556 „ 120 „ r „ 3000 „ 4 


Die Vermehrung in dieſer Zeit war alſo 180,000 Mt. bezahlt, im England 1885 für „The 
Million Pferde und 86,000 Maulthiere u. i. w.; Devil #0 Pay“ 81,000 Mt. 
im Durhihnitt fommen auf das Jahr 76,153) Abgefehen von derartigen Ausnahmepreiſen 
Stück Zuwachs, In Deutihland war der Zu: wurden bei den Remonten in Preußen 1887 be> 
wachs von 1873 bis 1883 im Ganzen 163,000, | zahlt im Durchſchnitt 583, in Maximo 1400, in 
alfo jährlih nur 16,300 Stüd, d. i. 21.400 des | inimo 300 ME, in Frankreich fir Militärs 
Zuwachſes in den Vereinigten Staaten, während | pferde 910-1160 ME., im Bayerır 1884 für oit- 
der Pferdebeitand 32.119, des dortigen im Jahre | preußiihe Pferde im Durchſchnitt 900 ML, in 
1873 war. Mecklenburg für Pferde eigener Zucht 881.66 
Mark im Alter von 2—5 Sahren, im Oeſterreich 
„I. Breije. Im Artikel Arbeitsthiere 540-600 Gulden, in Gagland_90 ME und 
find darüber ſchon verjciedene Angaben gemadt mehr. Hier zahlt man für Suffolks-Hengſte 
worden; die hohen Preiie, welche vordem in bis 6000 (jelbft 30,000), Balladen 1000, Stuten 
England für berühmte Rennpferde gezahlt wurden, | 1600, Shire Horses 1712—7560 Mt. 
legt man heutzutage nicht mehr, oder nur noch Syn Holland löſen jchwere Pferde 1006-1600 
ausnahmsweije an, die Preije der für den Land Marl, in —— 800—1400 ME, in Oldenburg 
wirth in Betracht kommenden Pferde find aber 680-1200 Mi.; 9 Monate alte Fohlen ſtellten jid) 
ftetig geftiegen. ‚in Ditflandern zu 80-250. Marl. _ 
|, Die Auktion für Vollblutthiere in Kisbsr 1887 
Die hervorragenden amerikaniſchen Nenner in brachte für Jährlinge 20006050 G. Für bie 
den legten Jahren wurden bezahlt mit: BNEME | men der Zucht ift es zur Berechnung ber 
1379 mit 168,000 ME, Jroquois 1882 mit Koften und Gewinne und ebenjo für die Auf 
119,000 Mk.; auf Forxhall wurden vergebens | nahme won Jahresinventuren von Wichtägfeit das 
300,000 Mi. geboten; für franzöfifche Renner | progentige Verhältniß der Koſten in den einzelnen 
wurden 1882 und 1885 nod 110,000 unb | Altersitufen zu fennen. 


Im Jahr 1883 wurden im Deutichen Neih als Preiſe ermittelt: 

für Fohlen bis 1 Jahr im Mittel 165 ( 93 bis 286) Mt. = 35 Proz. vom Preis exwachſ. Brerde, 
r „21, „ 285 (170 bis 534) ME. 60 „ w 5 — 
nm HH, un 43 (268 bis 746) ML ⸗87 Sn ; 
„Pferde über 3 „ „ 47 100 „ . * RR 

Eine 1882 in Trafehnen abgehaltene Auktion ergab 

für 8 Monate alt 160-200 Mt. 

„DD „46-500 ME. 

7 33 3 68750 ME, 

4 346-1000 Mt. 

J 56 5% 1126-1300 Mt. 

In Bayern ergab die Erhebung im Jahr 1883 für 

oblen unter 1 Jahr = 156,8 M 


nu 


14,2— 15,4 Prozent, 
36,9—38.5 r 
56,1—57,6 — 
75,1—76,1 . 
100,00: P 


num 


32,5 Brozent, 
54 


„ 5b 1 * 262,3 = , B 

„2-3 „ 367,7 = 767 z 

Verde über 3 Sahr 481,0 — 100,0 i 
Zuchthengfte 3 


Arbeitöpferde 
Maulthiere 
Eſel 


— — 
= * 
[iz 


m Durchſchnitt. 


o.. 


Pferdezucht. 617 


In Sadjen ftellten ſich 1886 die Preiſe für aus Frankreich bezogene Fohlen ſchweren Schlags 
bei der Aufzucht wie folgt: 


Herbitfoblen loko 400,00 Me. 25,00 Prozent, 


15 Monate lt „ 7217 „ = 4,0 = 
24 — W 3, „ = 61,92 . 
6 u nm 400 „= MR , 
40 R = „155945 „ = 10,00 £ 


In Braunſchweig famen 1882 Halblutpferde: 


beim Abjegen, 3 Donate alt 150,00 Mt. = 17,2 Broz., beffer gefüttert zu 150,0 Mt. = 13,6 Pro;., 
1 Jahr alt 264,75 „ = W4 „ Bi e „ 400 „ = 3%3 
2 0 Mr. —56 z »„  n 590 „ = 599 „ 
3 u 668750 — 768 J „ 3 775603 02 „ 
4.» 5705 „ =100 „ ® »„ „10000 „ =100 „ 


Aus Medlenburg liegen für 1885 die Anfäge vor mit 1100 als jchließlihem Marktpreis und 
für oben genannte Altersitufen 13,6 — 36,36 — 53,91 — 70,0 und 100,00 Prozent. 


Von älteren Scriftitellern hatte 3. B. Veit („Handbuch der Landgüterverwaltung“) für die 
Zeit von 1830 die Angaben bezüglich von Aderpferden mit 
bei der Geburt 51,43 Mt. 19,4 Prozent (Blod für Schleſien nur 9,3 Prozent), 
am Ende des 1. Jahres 69,98 „ 27,2 
” “ ” 2. ”„ 123,83 
” [23 [23 3. "„ 182,18 ”„ 
a — — 265,72 „ 100,0 


Numma 
— 
u 
[er 


Faßt man die verihiedenen Angaben aus älterer und neuerer Zeit zufammen, jo kann mar 
fagen: es ift zu nehmen in Prozenten des Preiſes der erwachjenen Pferde 


für das Fohlen bei der Geburt 3—6—9 Prozent, 
on " beim Abfegen 3—4 Monate at 6—10—15 „ 
[23 [73 [2 im erbit 7—8 Monate alt 10—20-—30 " 
ron " ein ahr = 12 „ fi 14-235 —36 „ 
" [7 " zwei Jahr 24 " Pr 40—50—60 pr 
„nn bMidhr=i6 „ „ 70-77-85 
„ " [7 31, Jahr 42 „ " 85—9%0—95 PP} 
" " " vier Jahr 48 " " 100—100—100 „ 


kun 


Für die Pferde, mit welchen der Landwirth vor: | liſchem Originalblut ift wieder mehr zu bezahlen, 
zugsweiſe zu rechnen hat, find ferner gegenwärtig | wenn man gutes Material haben will. Die Bere: 
beim leichten Schlag 200 bis 800 Mt., beim rons mit ıhren verwandten Schlägen und Racen 
ichweren Schlag 800 bis 1400 ME. zu rechnen, | fommen nicht mehr über 1700 ME. hinaus. 
wenn nicht lofale Verhältniſſe auf den Preis ein: 
wirken. Schwere Pferde aus Belgien können, Nach einer Recdhnungsaufftellung des oftpreußi: 
auch noch zu weientlih höheren Preiſen bis zu ſchen Pferdezüchter-Vereins ftellten ſich die Preiſe 
1600 ME. in Anjchlag kommen und bei echt eng⸗ ı oder Selbſtkoſten bei Meinen und großen Züchtern: 
zur Zeit des Abjegens zu 45,0 Mt. = 8,82 Proz. 

im Herbit „ 2100 „ = 41,42 „ bei Sllein» und 210,0 ME. bei Großbetrieb 
als Remontepferd * 510,0 „» 100,00 " " [7 " 590,54 " [7 " 


indet aber beim Großbetrieb kein Anlauf von; IV. Größen:Berhältniß, Gewidht und 
erbſtfohlen ftatt, jo ſtellte fich die Koſtenhöhe im | Alter. Die Größenverbältniffe wurden früher 


erwachſenen Alter zu 661 Mi. allgemein nah Fauft = !, engl. Fuß beftimmt; 
jetzt wählt man das Metermah dazu; es find 
: 10 Fauft = 1,95 m groß; \ 
anz Heine Pferde } _ 17 Fauſt = 1,79 m 
g 11 * — 8 " " große j 18 * = 1,87 = 


fleine Pferde } . 


Hl 


" “ " fehr | 19 ” Pan 2,0 A 

14 * — 1,47 " ” oße 21 fi = 2,10 " 

mittlere Bierde 5 „ =157,. „ ferbe | 2, =241, 
16 „ =179,., u 


618 


Angaben in Gewicht find bei Pferden wenig 
gebräudhlih; man fann annehmen 


für leichte Pferde, ausgewaciene 350 bis 400 kg 
400 O0 


mittlere — — „ 600 „ 
ſchwere 600 „ 1000 „ 
jehrichwere „ 5 1000 „ 1200 „ 
jog. Glephantenpferdbe „ über 1200 „ 


Das Alter kommt für den Landwirth weniger 
in Betracht ala für Andere, weil viele Arbeiten 


bei Train= und Füraffierpferden mit 10 bis 10, 


bei Artilleriepferden 


Daß die ausrangirten Pferde noch jahrelang 
dem Landwirth nügen können, iſt befannt, für die 
Zudt nimmt man aber nicht gern alte Thiere, 
jondern gebraucht die Hengite höchſtens bis zu 

216 im Alter von 


1 Dienjtjahren, alſo im Alter 
bei Ulanen= und Dragonerpferden mit 9,6 und 9,7 
8,8 


20 Jahren, 
1 


Pferdezucht. 


noch von ſehr alten Pferden verrichtet werden 
fönnen und es jich meiltens nur um Arbeiten mit 
mäßiger Leiftung in — Schritt handelt. 
Daß Pferde viel länger dienſtfähig ſind, als man 
noch vor Kurzem geglaubt hat, iſt erwieſen. Im 
Jahre 1885 hatte H. Bernau in Berlin eu 
37 Jahre alte& Pferd noch im Gebrauch, wobei 
eö Laſten bis zu 2500 kg bewegen fonnte. Die 
Militärverwaltung, weldye die Pferde im 4. bis 
‚5. Jahr in Gebraud nimmt, rangirt aus 
bon 14—15,1 Jahren, 
v. 13,6—14,7 
" " [2 v. 12,8—13,8 [7 
18 und die Stuten bis zu 20 Jahren. Im eng: 
liſchen Studbook find aber von den Wollblut: 
'pferden als noch zur Zucht verwendet gemeien, 
bezw. Fohlen gebend unter 1000 Stüd: 
22 im Alter von 25 Jahren, 





„ „ * » " 


” 


175 [23 ” " yo ” 8 „ [23 " 26 [2 
141 12 " [2 22 " 2 " " " 27 „ 
83 " "„ " 23 " 2 ”„ ” " 28 1 
49 24 lv nn 9 „ 


Don den Stuten im Alter von über 20 Jahren 
famen aber feine Fohlen mehr, welche Nennerfolge 
erringen konnten, hierzu waren die beiten die aus 
Stuten im Alter von 10 bis 16 Jahren. 

V. Abnugung Zu Bmeden der Berans 
ichlagung und Buchführung muß bei den Pferden 
die Abnugung pro Jahr feitgeitellt, bezw. berüd: 
fihtigt werden; bei Pferden kann man annehmen, 
daß der Werth etwa bis zum 6. Jahre ein jteigen« 
der und dann bis zum 9. Jahre ein gleich 
bleibender it, daß aljo die Abnuzung erit mit 


“ 


dem 10. Jahre beginnt; dieſe wächſt Anfangs | 


leihmäßig und ftetig, zulegt im raſchen Tempo. 


Für Arbeitöpferde wird al® Durchſchnittsſatz für | 


Abnugung 6%, gerechnet, ein Sag, welder au: 
wendbar tft, wenn man ſummariſche Berechnungen 
machen muß und die Pferde vom 4. bis 20. Jahre 
im Gebraud hat; es kommen dann 16 >< 6 = 9%, 
als Abmugung in Abrechnung und verbleibt am 
Ende bes zwanzigiten Jahres ein Werth von 49% 
des urfprünglichen Vollwerthes. Die Säge von 
8 und 10°, find demgemäß nur anwendbar, wenn 


man mit jchon älteren Pferden rechnen muß, 3.8 
bei Gutsübernahmen. 

| Die Durdichnittsfäge können aber überhaupt 
nur für ſummariſche Veranſchlagungen, nicht zu 
 Zweden ber Buchführung und der Rentabilität 
Berechnung angewendet werden; eber, 

| genau Bücher führen will und deßhalb alljährlid 
' eine Inventur aufnimmt, muß dazu jedes einzelne 
Pferd jo veranichlagen, wie er das thun würde, 
wenn er eö faufen oder verlaufen wollte. Ein 
vollftändiges Schema für die Abnugung läßt ſich 
nur als Anhalt geben; es wirken dafiir zu vielerlei 
Einwirkungen abändernd mit: die Natur der Thiete 
(Temperantent), Haltung und Pflege, die Art det 
Gebrauchs, bei Stuten die Trächtigfeit und das 
Abfohlen, die Witterung u. j. wm. Nimmt man 
an, daß ein Pferd im K Jahre zum Dienft ver: 
wendet und bis Ende des 20. Jahres in Arbeit 
gehalten wird, im Vollwert aber 600 Mk. gilt 
und am Ende bes 20. Jahres noch mit 48 Mi. 
verkauft werden fann, dann ift als Schema un 
‚ gefähr aufzuitellen: 





4 Jahr: Staufgeld oder Erziehungskoſten . 550 ME., 
5 Jahr: Bed . .». . . 2. 02.0 570 „ 
6 Jahr: Werth . . be 585 „ 
7 Jahr: Vollwertb . a j 60 „ 
8 Jahr: dögl. ; — RE || 
9 umd 10 Jahr: Abnahme 1— 3 Proz, allo Werth am Jahresihluß = 59—582 Mt., 

11 Jahr: " 2— [7 7) 7 „ 7) = 582-558 " 
12 Jahr: — 525 „ — — — 564-528 „ 
13 Jahr: " 5— 6 " [73 [23 " [2 — 534—492 " 
14 Jahr: — i—-T7T u * IJ * u = 492450 „ 
15 Jahr: ” 9-9 „ on rs J — 488-396 „ 
16 Jahr: 123 12—11 [2 [73 [22 „ [2 * 366—330 [22 
17 Jahr: " 14—12 7) [7 7) [7 7) = 232258 [7 
18 Jahr: " 15—13 [77 ” ” " " —— 192—180 " 
19 Jahr = 13—12 * * J — 114108 „ 
WJahr: A 11—10 „ ” 2 pr = = #648 „ 

Merth Anfg.d.21.3.: „ 8— 8 — * = 4848 „ 





100-100 Prozent. 


Pferdezucht. 619 


Im e, dab Pierde beim Ausmerzen nit | Stuten fih abnugen; daß das uur dann der Fall 
u alt find, können fie noch eine Wertherhöhung | fein kann, wenn die Hengite mehr geſchont werden, 
urh Maitiutter — 6—8 Moden lang — er= | beweifen bie in Paris gemachten Erfahrungen. In 

halten; die Roßſchlächter zahlen 60—100 Mt. für | „Rapports sur les operations des Omnibus de 
gut fleiſchige Tbiere. ı Paris“ wird mitgetheilt, daß die Omnibus-Geſell— 

Bei manchen Schriftitellern findet fi die An- ſchaft Ende 1883 auf. 13,673 Pferde zu durch— 

gabe, daß Hengite weniger als Wallahen und jchnittlih 953.66 Mt. hatte und daß 


5075 Hengſte = 37,14 Proz. des Beitandes an Abgang 1865/83 im Durchſchn. 13,57 Proz. zeigten, 
4312 Wallachen = 31,54 „ PR ir * Fi 10,63 „ * 
4286 Stuten = 31,34 „ " er — 10,85 „ — 


VI. Fütterung. Im Allgemeinen gilt auch darüber Geſagten ſind 1) die Mittheilungen des 
jetzt noch, daß Hafer und Heu mit etwas Häckſel franzöſiſchen Kriegsminiſteriums über Fütterung 
und Stroh die beſte Fütterung für Pferde bilden; von Kokosnußmehl als theilweiſem Erſatz des 
ſeit Erſcheinen des Lexikons mit den Artikeln über Hafers, wodurch pro Jahr 50 * per Pferd 
die Pferde ſind zwar vielfache Fütterungsverſuche erſpart worden ſind. Zum Verſuch wurden je 
angeſtellt worden, meiſtens zu dem Zweck, billigere 5 Pferde a) mit Kolosnußmehl und Hafer, b) ohne 
Nationen finden zu wollen; es haben aber dieſe jolhes mit Hafer allein gefüttert; fie mußten 
an der Nichtigkeit des obigen Tages nichts zu täglich 13-14 und 27—28 km Weg zurüdlegen. 
ändern vermocht. Beachtenswerth zu dem früber. 


a h 
Es wogen am 12. Januar: 437 kg, — 452 kg 
31. Januar: 434, — #04, 
12. Februar: 440,4 ” — 446,0 " 


Die Zunahme war 3,4 kg, die Abnahme 6 kg am Leb.-Gew. durchſchnittlich. 


2 Di — J 
Es werden jetzt aus Erdnußkuchen beſondert Fi ee — — — E 


Kilo⸗Kraft-Kuchen“ ſehr rein und haarfrei her⸗ , Feug fieß im Jahre 1880 verfuchsweiie ben 


geitellt, von melden pro Pferd und Tag 1 kg > A 
genügen. — Die Koiten find 20-30 Pig. — einer Schwadron Küraſſiere als Futter 


425 kg Maismehl = 6,97 Mt., 
125 „ Fleiſchmehl — 8 
Salze 20 „ 
Fenchel u. ſ. w. O40 ,„ (zur VBejeitigung des Geruce), 


11,62 ,„ (ohne Arbeitslohn 1 kg = 2,8 Pf.) 
wurden zu Suchen von !s kg Gewicht gemiſcht, füttert; die Ibiere fraßen das Mehl gern. Es 
iharf gebaden, zerkleinert und mit Hafer ver: | gaben 

täglich 1,75 kg diejes Fleiſchmehls mit 3 kg Heu und 5 kg Stroh die gleichen Nefultate wie 


Vu afer ” » " [7 [7 ‚Id u [7 


zuſ. 55,0 „ 


Acht herabgekommene Pferde erbielten vor dem mungen wirb lediglich die unzureichende Ernäh⸗ 
Dienfte täglich "3 kg biejer Kuchen und haben | rung bezeichnet. In Belgien erhalten die Thiere, 
fich fehr qut gehalten. Gin mageres Remonte- | welche als Fohlen viel und maſſig weiches Futter 
pferb erhielt vom 6. Auguft bis 16. September | verlangen, einen dickflüſſigen Brei von Malz- 
täglich 1.75 kg Suchen, hielt fi dabei jehr gut ; feimen, Geritenichrot, gelochten Möhren, Heu⸗ 
und zeigte ichließlih 6 kg Zunahme. Mittbeis häckſel u. |. w. —— bei Muh 
lungen von Anderen über ähnliche Verſuche lauten a. Ah, welcher jährlich 10—12 belgiſche Fohlen 
ebenjo günitig- bezieht, giebt den Thieren gleiche Theile von 
" 8) Fütterung von belgifhen Fohlen. Von nußkuchen mit Malzkeimen, 1 Tag im Wafler 
manden Landwirthen war darüber geflagt worden, ſtehen gelaffen und vor dem Füttern mit trodnem 
daß die in Belgien gelauften Fohlen ſpäter micht | Häckſel gemiicht in der Menge von 2 nh, 0.8 f 
ben Erwartungen entiproden haben. Geftütä: | auf 1000 Pfund Lebendgewicdht und zwar um ger 
bireftor ®rabenfee bezeichnete als an ſolchen mügende Mengen von nfr zu bieten, Hädiel nad 
Der beobachtete Fehler: Fladhbrüftigkeit, Hoch: | Belieben, 1 Pfund Hen zu Hädiel geihnitten und 
einigfeit, zu wenig Muskulatur und Körper, zu | 7 Pfd. in die Naufe. Es often 
fehr entwidelten Kopf, abichüffige, edige Kruppe, die Erdnußkuchen mit 40 nh u. 6 f — pr, Str. 8M. 
lechtes Tragen des Schweifes und mangelhafter | Malzkeime mit 20 nh u. 1.7 f— pr. Str. 4.2 ME, 
Gang. Als Urſache dieier fehlerhaften GEricheis | jobak 3 Pfund von dieſem Sraftfutter 73 Bf. 


620 


£often. 
mit 1.5 Mk. geliefert werben. 


Lebendgewicht dadurch und die Erfolge find jehr 
‚günftige nad) jeder Richtung hin. 


4) Die Kuhmilch, entweder ala Erjag fehlen: 
der Muttermild oder nad dem Mbfohlen, wird 
beionders für VBollblutpferde und bei der Zucht 


"von jchweren Pferden reiner oder Halbblutichläge | 


angewendet; man giebt für 2 Fohlen die gejanımte 
Milch von mittleren Stühen nad dem Abgewöhnen 
des Kalbes und zwar in der Art, daß die Kuh 
an die Bor gebradt und die Milh aus dem 
Kübel auch moͤglichſt kuhwarm gereicht wird; es 


find damit jehr befriedigende Ergebniſſe gewonnen | Gewicht zugenommen haben gegenüber der Haltung 


worden, jo daß immer mehr Gebraucd davon ge— 
macht wird. 


Der gleiche Nährwerth in Hafer kann nur | 
‚ eile der 
Die Thiere erlangen 12.5 bis 14.8 Hentner 


Pferdezucht. 


unbedingt den Weidegang voraus, jowohl im Inter: 

Erhoidelung der Fohlen, ala auch im dem 
der Koſten der Aufzucht; man hat aber gelernt, 
‚dem Fohlen zum Weidegang noch Sraftfutter 
paffender Art zu geben, Schrot oder Milch von 
Kühen, da das Weidefutter nur jelten allein aus: 
reiht. Da, wo man Fohlenweide verpadhtet, werden 
40 bis 60 Mt. Pachtgeld pro Stüd bezahlt, eine 
Ausgabe, welche bei jeder anderen Art vom Fůtte— 
rung bedeutend höher fich jtellt. Thierarzt Pfiſtner— 
Raſiatt hat den Einfluß des Weideganges auf die 
Entwickelung der Fohlen in ben Jahren 1879 bis 
1882 bei 32 Stück genau feitgeftellt und gefunden, 
daß die Thiere in der Widerrift:, Rücken- und 
Kreuzhöhe, ſowie im Längenmaß bedeutend au 





mit 61 Hafer und 2 kg Heu, bei weldyem Futter 
fie Rücdichritte zeigten. Es erlangten auf ber 


5) Der Weidegang; gute Pferdezucht ſetzt Weide 


dieſe waren kränklich oder fettleibig und 
verloren dann nur das überflüffige 


17 Stüd im Alter von 1 Jahr im Mittel 40 kg Zunahme, 
6 2 ”„ rn [22 2 * tr T „ ” 
2 » [23 " [73 3 [23 [23 177 5,0 [73 
lv no ot, mahmab um 50 kg 
.) " " 7 [7 2 [7 [7 "nn" D " j 
1 3 2350. J 


Vrgl. Weiteres unter Aufz ucht 


VI Behandlung. Neben den gewöhnlichen 
Fehlern in der Züchtung durch unpaſſendes Ma— 
terial — (Kreuzung ohne bewußtes Ziel) — und 
‚in der Fütterung (zu reich oder zu arm, ungleich 
mäßig und nicht richtig den Altersitufen ange: 
paßt) jind es auch Verſtöße gegen die richtige 
Behandlung der Pferde, welche bei uns noch dem 
Aufſchwung der Pferdezucht hinderlich entgegen= 
wirken. Hier werden die jungen Thiere zu früh, 
dort zu ſpät zur Arbeit angehalten, vielfach gleich 


Anfangs überbürdet und von Jugend an nicht | 
daran gewöhnt, Untugenden abzulegen. Da, vo | 


dem Berjonal die Luſt und die Fähigkeit fehlt, 
die Thiere mit Geduld und Liebe neben der er: 
forderlihen Strenge zu behandeln, wird nie Großes 
geleiftet werden können. Nirgends ftraft fich jebe 
Unachtſamkeit und bie unnüge Quälerei mehr; das 
Pferd will von feſter Hand regiert werben, die 
Hand des Menschen joll e8 aber nur dann fühlen, 
wenn es Strafe verdient und dann nur infoweit 
als nöthig ift, um den gemachten fehler ober die 
"Untugend zu erkennen. Vor Allem aber ift es zu 
vermeiden, Pferde mit anerzogenen bezw. ange: 
-wöhnten und ſolche mit erblichen Fehlern zur 
Zucht zu verwenden. 

Der Landwirth hat es in der Negel nur mit 


Fett. 


Stoſten. 


hältniſſes zwiſchen Arbeit und Ruhe, weil viele 
Erkrankungen nur davon herrühren, daß darauf 
nicht geachtet wird. FR 

1) Die jungen Pferde gemöhne man allmäblid 
an die Arbeit, jo daß jie Diejelbe jpielend erlernen. 
Wenn das beobachtet wird, fann man Füllen von 
21, bis 3 Jahren ihon zu leichten Dienften ver: 
wenden. 

2) 68 ift dem Pferde ſehr nützlich, bei jeder 
Arbeit langjam anzufangen und nur allmablid 
die Anftrengung zu fteigern; jedoch vermeide man 
gänzlihe Ermüdung des Thieres. en 

3) Nah der Mahlzeit dürfen die Pferde nie: 
mals gleich wieder zur Arbeit verwendet werben, 
da dies, wie die Erfahrung lehrt, ihre Verdauung 
und —— ſtört; man gewähre ihnen nach 
derſelben eiue Stunde Ruhe. 

4) Gleich nach ſchwerer Arbeit gebe man den 
Pferden Hicht direkt das Futter, laſſe fie fich erft 
14 bis N, Stunde etwas erholen. 

5) Ein zur angeitrengten Arbeit beſtimmtes 
Pferd darf nicht überhungern und aud) nicht ver: 
durſten. Deßhalb fit ihnen bei fortgejegter Thätig: 
feit eine öÖftere Grauidung und Magenftärkung 
nothmwendig. 

6) Bei jeber andauernden Schnellbewegung 








dem Arbeitspferd für den Iandwirthichaftlichen Bes | müffen die Pferde fich zeitweiſe etwas verjchnau: 
trieb zu thun und deßhalb joll aud nur von fen können, damit die Lunge wieder zur Kraft 
biefem und für Diejes die Rede fein; die Zucht von | und Ruhe kommen kann. 

Luguspferden ift nicht Gegenftand des landwirth: | 7) Nach jeder ftarken Anftrengung muß ba® 
ſchaftlichen Betriebs. Für das landiwirthichaft: | Pferd feine gehörige Ruhe und Plege_ haben, 
Jihe Wrbeitspferd giebt die landwirthichaftliche | und muß Füttern und Tränfen mit Vorſicht ge- 
Zeitichrift für Weftfalen bezüglich der Behand: ſchehen. P 

Jung die folgenden Regeln unter befonderer Be! 8) Die ſtark erhigten und durchnäßten Bferde 
sonung der Notwenbigfeit eined richtigen er: | werden, fobald fie in den Stall gebracht find, ab- 


Pferdezucht. 


geihirrt, dann jo lange mit trockenem Stroh ab: | 


gerieben, bis fie nahezu troden find, und ihnen 
hierauf eine mwollene Dede aufgelegt. 

Von einer Anzahl Offizieren des Ziethen-Hu— 
jaren-Regiments zu Rathenow ift im Sommer 
1887 ein Ritt nad der Donau gemacht worben, 
um Grfahrungen über die mögliche Dauerleiftung 
von Pferden zu gewinnen. Es haben 20 Herren 
in 13 Tagen 835 und einige davon 880 km zu: 
rüdgelegt, durchichnittlich täglich 64 und 68 kn., 
an einigen Tagen 80 und 87.4 km. Die babei 
gewonnenen Erfahrungen bezüglihd der Behand: | 
lung und der Leiftung der Pferde wurden, wie, 
der „Sport“ mittheilt, folgendermaßen zuſammen— 
geftellt: 

1) Es empfiehlt fich, bei großen Märſchen die 
Pferde fo oft wie angängig, aber ohne abzu— 
zäumen, zu tränfen; fie gehen darnach frifcher 
und für die weitere Leiltungsfähigleit zeigt das 
öftere Tränken keine Nachtheile. 

2) Der gibt: Theil der Pferde befam wäh. 
rend des Nittes im Gebirge Mauke. Dies iit 
vermutlich darauf zurüdzuführen, daß ſich in die, 
Feſſelgelenke, die durch das häufige Hineinreiten 
in Gebirgöwaffer, was zum Tränken wie aud 
zum Kühlen der Beine geichab, naß geworben 
waren, der falfige Etraßenftaub hineingelegt | 
hatte. Hiernach wäre alfo bei ftarfem Staube 
ein Hineinreiten in Wafler zu vermeiden. | 

3) Bei weiten Märichen, jolchen über 50 Silo: | 
meter, iſt es zwedmäßig, eine lange Futterraſt 
(gegen vier Stunden) einzulegen. Kurze Ruhe: | 
vaufen indeß find zu vermeiden; nad folden | 
zeigen die Pferde beim Weitermariche nur Steif: | 
heit und zugenommene Müdigkeit. 

4) Für barte und beſonders Gebirgs-Wege 
—— es fich, den Pferden Stolleneiſen zu 
geben. 

5) Für weite Märjche thut man gut, für alle 
Fälle Wideln bei fich zu führen. Auch Pferde 
mit regelrechter Beinftellung können fich bei zus 
nehmenber Müdigkeit Mlopfen oder streichen. | 

6. Im Gebirge ift bei weiten Märichen jelbit 
auf guten Ghauffeen ein häufiges “Führen ber , 
Pferde erforderlich. 

7) Pferde, die allein nur noch mit Anftrengung 
Schritt vorwärts zu treiben find, traben im, 
Geſellſchaft noch ganz flott. Pferde haben daher , 
— eine weit größere Leiſtung, als jedes 
allein. 

5) Eine lange andauernde Marſchleiſtung wird 
durchſchnittlich auf den Tag 50 Kilom. nicht | 
——— bürfen. 

‚Bon den Arabern 
die Behandlung ber Pferde bekannt geworben: | 
nah der Anitrengung fol man nicht gleich | 
tränfen, auch nicht nad heftigem Ritt. Das, 








find folgende Grunbfäge für | 


621 


mad’, was Du millft, es wird Dich nicht im 
Stich laffen.“ Beim Abreiben muß man einige 
Minuten mit dem Pferde tändeln, da dadurch die 
Füße loje werden. Beigroßem Lauf in Gefahr nehme 
man ben Zaum ab und gebe den Spornitih auf 


die Krupe, daß es biutet. — Tränfen beim 


Sonnenaufgang maht mager, am Abend macht 
es did, um Mittag erhält es das Pferd, wie es 
it. Im Herbſt zur Nubezeit gebe man das 
‚Futter gleich, aber nur einmal, reichlich, und amı 
bend. „Das Futter des Morgens geht beim 
Schornftein hinaus, aber das Abendfutter geht 
in die Krupe.“ — In der warmen Jahreszeit 
verihiebe die Stunde bes Tränkens und ride 


die Futterſtunde vor, in der falten Jahreszeit 


rüde die Etuude des Tränfens vor und verſchiebe 
die Stunde für den Freßbeutel. Das Pferd ioll 
ſtramme Musteln, aber magere Flanken haben. 
‚Für das Pferd giebt es keinen größeren Feind, 
als Ruhe und Fett. — 


VI. Zucdtfebler und Hebung der 
Zudt. Als die gewöhnlichften Zuchtfehler be— 
zeichnete B. Roſt in „Fühlings Landw. Zig.“ 
1885 die folgenden: 

1) Die Züchter ſchwanken 
beitimmtes oder angemefjenes 
haben. 

2) Es werben zu oft Racen und Schläge ge: 
wählt, melde an ſich werthboll jein mögen, 
für Boden: und Gebrauchsverhältniffe aber nicht 
pafien. 

3) Die Paarung wird zu unangemeilen befolgt 
und die trächtige Stute oft zu ſchlecht be— 
banbelt. 

4) Die Füllen werben nicht angemeſſen ernährt 


u oft, ohne ein 
iel por Augen zu 


‚und unrichtig behandelt. 


5) Junge Pierde werden zu früh zur Arbeit 
verwendet und bevor jie herangewacien find, zu 
fehr überanftrengt. 

In England und Scottland hat man voll- 
kommene Aderpferbe, weil die Yandwirthe richtig 
verfahren und nur Ackerpferde haben wollen, 
Pferde mit regelmäßigen Bau, paffender Schwere, 

enügender Kraft, mittelfeurigem Temperament, 
onfequent gearbeitet für Kraft, Ausdauer und 
Leiftungsfähigfeit. Da, wo man gute Aderpferbe 
bat, hat man im diefen aud eine gute linterlage 
für Fracht-, Reit- und Kutichpferde; eine ſolche 
fehlt da, wo man allen Zwecken zugleidy dienen 
will. In Deutihland werben die Hengſte von 
den Regierungen aufgeftellt und meiftens nicht 
paſſend für die Gegend, weshalb es noch fo viele 
ſchlechte Ergebniffe giebt; ba, wo ſich folde 
finden, fehlt es dann auch in ber Aufzucht und 
in der Erziehung. — 

Bon Seiten des Minifters für Landwirthſchaft 


Pferd muß dazu nur mad und nad gebraudt | in Preußen war feiner Zeit eine Kommiſſion für 


und zufammengebalten werben, damit es bie | Hebung der Pferdezucht berufen worden. 


Kräfte nicht zu balb verbraudt. 
unfitengung foll man das Pferd Imal naß und | 


ieber troden werben lafien, dann ben Gurt ' 


Öffnen und das Thier ſtrahlen laſſen — „danm 


Diele 


Bei ftarker | hat unter allgemeiner Zuftimmung die folgenden 


Srundiäge dieſerhalb aufgeitellt: 
1) Die Zucht und Haltung von Vollblutpferbert 
ift die unerläßliche Vorausfegung bes Gebeihens 


622 


der allgemeinen Landes: Pierdezudt. 2) Die 


Rennen, reip. die Gewährung ftaatlider Mittel 


find umentbehrlih, um die Zucht und Haltung 
von Bollblutpferden im Inlande auf der gegen: 


wärtigen Höhe zu erhalten. 3) die Güte der, 


Nollblutpferde zur Zucht darf jedoch nicht blos 
durch die Prüfung auf der Rennbahn erprobt, 
jondern muß auch durd) einen korreften Bau und 
A regelmäßiges Exterieur des Pferdes bedingt 
ein. 


5) um das Rennweſen vor Ausschreitungen zu 
ihügen, giebt ed nur 2 Mittel: Erhöhung der 
Rennprämien und Beichränfung der furzen Handi— 
caps. 6) die Präamiirung der Importation von 
Vollblutspferden wird wohl im Princip für 
richtig erachtet, man follte jedod) davon vorläufig 
Abftand nehmen, weil bierdburd die Mittel ge: 
theilt und die Rennprämien ihre wünſchenswerthe 
nod lange nicht ausreichende Höhe einbühen 
würden. 7) Die Schau von geprüften Vollblut: 
pferden wird zur Beurtheilung deren Güte fir 
ein geeignetes Mittel errachtet; dieſelben ſollen 
jedody nicht unter einander allein, jondern mit 
Halbblutpferden konfurriren. 8) Bei Aufitellung 
der Normativbeitimmungen für die Schauprämi— 
irung von Pferden wurde dem Miniiter für Die 
landwirthichaftliben Angelegenheiten diejenige 


Yattitude überlafjen, welche erforderlich ift, dantit 


ben provinziellen und landwirtbichaftlien Ber: 
ſchiedenheiten Rechnung getragen werden fann. 
9) Es wird dringend empfohlen, daß ſich Die 


Prerdezuditvereine den landwirthicaftliden Zen— 


tralvereinen anschließen und daß immerhalb der: 
jelben eine Sektion für Prerdezucht ſich bildet, 
weldhe verſchiedene Machtbefugniſſe erhält, die 
bisher den Generalverſammlungen der Vereine 
zuftanden. 10) Die Pferdezuchtvereine, welche 
mit Hülfe von Staatsgeldern Beſchäler gefauit 
haben, haben ſich im allgemeinen gut bewährt; 
nur für die Provinz Oftpreußen mußte dies in 


Abrede geftellt werden, weil die gefauften Hengite 
jelten die erhoffte Zeit von 5 Jahreu vorbielten. | 
11) SKörordnungen jind da beizubehalten und: 


einzuführen, wo fie entſchieden gewünſcht werben. 
Landwirthſchaftliche Wereine und die fpäteren 


Provinziallandtage find die Organe, welche fich 


hierüber enticheidend ausiprehen wüſſen. 12) 
Eine „Zerlegung der bisherigen Dedgelder in 
Ded= und Füllengelder wird nicht fiir wiinichens- 
werth empfohlen. 

VII. Rentabilität Zudt. 


der 


Pferdezucht. 


4) Die Prüfung durch Nennen muß auf 
kurzen, ebenen Bahnen mit Gewichtsausgleidiung 
nah Alter und Geichlecht öffentlich ftattfinden. 


liegt eine ganze Reihe von Berechnungen 5 
vor, von welchen aber die meiſten unrichtig am 
geſtellt worden ſind, ſodaß Folgerungen 
nur mit Vorſicht gezogen werden können. 
nachfolgenden Mittheilungen darüber beziehen 
ſelbſtverſtändlich nur auf die tete 
Hanspferdezudt, über das eigentlihe Geitüts- 
weien, weldes entweder nur Staatöbetrieb oder 
in Händen von reihen Gutöbeiigern ift, kann 
nicht berichtet werden und um jo weniger, 
bis zur Zeit nod) feine einzige genaue Berech 
davon vorliegt und jelbit noch die nothwendi 
Unterlagen dazu fehlen. 2 

Bezüglich der landwirthicaitlichen Hauspferbe- 
zucht, tworunter hier die Benugung von Zug 
pierden zu Fohlengewinn und die Aufzucht der 
Fohlen entweder bis zur Gebrauchszeit ober 
fürzere Zeit zum Zwecke Verkaufs, ſowen 
nicht die Ergänzuug des eigenen Beſtandes in 
Betracht fommt, verſtanden wird, fehlt es ebem- 
falls in der Negel noch an verichtedenen Unter 
zur Berechnung der Aufzuchtskoſten, an der 
nauigfeit der Berechnungen, während auch yes 
feine einheitliche Nechnungsmethode befolgt 
bezüglich der Veranſchlagung der jelbit gewonnenen 
‚Futter: und Streumittel und der des Düngers. 
Selbit die einfache Frage, ob die Benußzung der 
Stuten von Geipannen zum Fohlengewinn den 
Ausfall an der Arbeitsleiſtung bedt oder nicht, 
faun nur felten aus den mitgetheilten Berech— 
nungen richtig beantwortet werden. 

Soll von wirflicier Pferdezudt die Rede jein, 
dann fann darumter nur die Geftaltung der Auf⸗ 
zucht zum vollitändigen VBetriebszweig verſtan— 
‚den werden; die Stute giebt nur das Fohlen 
nad) Ablauf der Saugzeit; deſſen Werth muß 
deu Ausfall an Arbeitsitunden, die Mehrkoſten 
der Haltııng und das Deckgeld (Vergütung dafür 
oder Antheil an den Koften der Hengite) deden; 
der Gewinn oder der Verluſt bei dieſem Betriebs— 
zweig kann fih nur im Fohlenkonto und bier 
dann zeigen, wenn das ‚Fohlen verfauft oder 
zum Dienit an das Cpannviehlonto abgegeben 
wird. Die Verrechnung darüber muß Ki die 
geiammten Ginrichtungen fir die Fohlen — 
Fohlenhof ꝛc. Abwartung, Futter, Stand, Pflege 
und Anlernung — feititellen, um den lo 
zeugungspreis in den verichiedenen Altersſtufen 
zu erfahren; diefer Vergleih mit dem Erlös auf 
dem Markt oder im Handel überhaupt, zeigt bie 
Höhe des von der Fohlenzudt gewonnenen Rein— 
ertrags bezw. die Mehrkoften, d. i. die Zubuße. 
Werden fiir Betrieb im Großen (mit über 10 


Die Fohlen jährlich) Hengfte gehalten, dann muß ber 


ftetig geftiegene Nachfrage nadı guten Pferden geſammte Koitenbetrag für dieſe entiprechend auf 
mit der Wirkung der Preisfteigerung und anderer: | die Stuten vertheilt werden; die Verrechnung 
jeitö Die jegige Lage der Yandwirthichait in | Fohlentonto it falſch. Diejes übernimmt mur 
Folge der jintenden Getreidepreiie und der all» das entwöhnte Fohlen und hat deſſen Werth an 
gemeinen Geſchäftsloſigkeit und Geſchäftsunſicher⸗ das Spannviehlonto für Pferde zu vergüten. 


beit, dieſe Umſtände haben es bewirkt, dab in 
der legten „Zeit ſehr viel über die Koſten der 


Aufzucht von Pferden und über die Nentabilität 
der Zucht überhaupt verhandelt worden ift. 


Zeigt ſich bei der Aufzucht ein Defizit, fo ift 
nachzuforſchen, von welcher Zeit an fih das er- 
| giebt ; nicht jelten bringt die Aufzucht oder Hals 


Es | tung von Herbſt- bis zu 1jährigen Fohlen Ge— 


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| 





2 * 
ar * ar 
— * 


Pferdezucht. 


623 

— 
winn, während die längere Haltung bis zur —* die Rechnungen nicht, dann giebt das Ergebniß 
brauchszeit Verluſt bringt; es muß durch | fein Mares Bild zur Beantwortung von Sentas 


Nachrechnen ſich zeigen, wo, d. h. in — ——— eranſchlaguugen mit Prozent⸗ 
Altersſtufe der Verluſt anfängt. Kann in ſolchem ſätzen von den Koſten älterer Pferde haben keinen 
Falle das abgewöhnte Fohlen mit Vortheil ver⸗ Werth. 


fauft werben, dann it die Gewinnung von) —5 ' \ 
Fohlen beizubehalten, im Falle des Gegentheirs | Fir das Fohlenfonto Lommen in Betracht: 
muß fernerhin darauf verzichtet werden. Das| 1) Der Stapitalwerth, der Ankaufspreis oder 


Fohlenfonto kann nur das gefaufte, oder das | der an dad Spannviebhfonto zu vergütende Sag 
vom Spannvichlonto übernommene Fohlen ver: | oder der Tarwerth für jede Altersitufe — zu 


rechnen. 

Auch bezüglih der Fohlen: Gewinnung und 
Aufzucht ift darauf aufmerfjam zu machen, daß 
der Landwirth, weldyer trog erwielener Verluſte 
Diele beibehält, weil er jeine „Freude an Fohlen 
hat, die gefammten Koften dafiir auf feine Bri- 
vatrechnung übernehmen muß; die Wirthichafts- 
faffe darf nur mit unerläßlich nothwendigen Bes 
triebözweigen zu thun haben. 

Die Ungenauigfeit der bis jegt gegebenen Be— 
rechnungen über Fohlen wird hauptiächlich dadurch 


bedingt, daß die Leitungen und Gegenleiftungen | 


bes jonftigen Betriebes nicht richtig veranichlagt 
werben ; die Fohlenanfzucht fteht mit der ge— 
fammten Wirthſchaft in Verbindung und empfängt 
von dieſer Leiltungen, für welche fie nur den 
Dünger als Gegenwertb geben kann, wenn jie in 
der Ausdehnung betrieben wird, dab das zur 
Abwartung erforderliche Perfonal vollauf damit 


beihäftigt ift; bleibt Ddiejem noch Zeit, ander: | 


weitig im Betrieb beichäftigt zu werden, dann 
bildet dieje Arbeitsleiitung einen weitern Gegen- 
Swertb. In ſehr vielen Fällen handelt es sich 
nur um den jährlichen Gewinn weniger Fohlen, 
für welche es ſich nicht lohnt, eine beſondere 
Rechnung zu eröffnen; in dieſen Fällen wird man 
* 4 ſchwer den wirklichen Grzeugungspreis 


oblen zur Gebrauchs- oder Verfaufszeit | 


erfahren können und hat das auch in der Negel 
nöthig. Solche Fälle können deshalb auch 
nicht mit angeführt werden, wenn man die Stoften 
der Aufzucht feftitellen will. Findet andererjeits 
bie Haltung von Zuchtpferden edlerer Race als 
Betriebszweig ftatt, aljo eine Art von Geſtüts— 
wirthihaft, dann muß man zwei Rechnungen er» 
Öffnen, eine für die Stammpferde und eine für 
Fohlen, wenn man erfahren will, ob die Auf: 
Zucht rentirt oder nicht. 
borfommen, dab die Fohlenzucht rentirt, Die 
Aufzucht aber nicht und umgelehrt. Trennt man 


1 Jahr (10 Monate) 


für 16 gefaufte Foblen mit Spejen lofo zu 400 Marf . 4000 Mark 
TER Te ——— 
uer⸗Verſicherung Bi- 5 
a Itung, Thierarzt, Arznei 10 „ 
— 4 u Ya ln ut are ehe 10 „ 
„ Wartung (4 ME. pro Woche Lohn) -» » » 2 2 2. 10 „ 
„ 300 Tage Futter: 150 Ztr. Hafer & 7.5 — 1135 
20 „ a 450 = 1080 
“2 „ GSpreuä 3.0 = 2370 2475, 
„ 800 Tage Streuſtroh 150 „ aAl5=.. N —5 258 
Tal. 


68 kann leicht der Fall S 


vergüten an Kapitallonto oder Spannpferde. 
2) Zins umd Verſicherung davon, zu bergüten 
‚an Kaſſa und Prinzipal konto forrent. 
' 3) Die Bergütung für die Venugung von 
Geräthen und Maſchinen (Zins, Verſicherung, 
Abnugung, Unterhaltung, Neubeſchaffung), zu ver 
güten an Geräthe- und Maſchinenkonto. 

4) Desgl. für die Stallung, zu vergüten an 
| Gebäudelonto. 
l 5) Aufficht, zu vergüten an Verwaltungs 
\ konto. 

6) Abwartung, zu vergüten an Gejindefonto 
forrent oder Wiehlonti, wenn dieſe von dem 
Perjonal für anderes Vieh mit bejorgt wird. 





zu vergüten an Grundftüder, Boden: und Scheu— 
nen-, Kaſſa- (für Zulauf), Milchwirthſchafts— 
(für Kuhmilch) u. ſ. w. Konto. 

5) Arzt und Arznei, zu vergüten an Kaſſa. 

9) Beleuchtung, zu vergüten an Haushalt» 
Konto. (Ausgaben für Feuerung (Futterkochen) 
werden nur jelten entjtehen, jind aber, wenn vors 
fommend, ebenio zu behandeln.) 

10) Kleinere Ausgaben verichiedener Art, zu 
vergüten bejonders an Kaſſa. h 

An Gutichrift gegen die Geſammtheit dieſer 
Beträge kommt der Dünger, die etwaige Arbeit 
des Wärterperfonal®, der jeweilig am Jahres— 
ſchluß anzufegende Kapitalwerth (Anfangawmertp 
und Zuwachs oder Wertherhöhung), welcher wieder 
unter 1) der Belaſtung für das folgende Jahr 
eriheint, in jeltenen Frälfen auch noch für das 
legte Jahr der Aufzucht die Vergütung für et— 
a - rbeitsleiftung. 

ehr a fieht eine von dem Bu 

Kreisverein im September 1878 aufgeftellte 
rechnung über gefaufte franz. halbjährige Fohlen aus. 
ie muß anf Treu und Glauben genommen 
werben, weil ein Nachweis der Anjäge nicht 
| ftattgefunden hatte. Gerechnet war: 





Digitizedibyaß 


7) Sutter und Streumittel, nebft Weidegeld, i 



























er 
el 
— 


624 


Pferdezucht. 
Das 11, Jahre alte Fohlen ſtellte ſich demnach zu 721,7 Mt. Koſten. 


(Die Fütterung 


war pro Tag 5 Pfund Hafer, 8 Pfund Heu, 3 Pfund Spreu, die Streu 5 Pfund.) 


Für das 2. Jahr ift das Fohlen angefegt worden mit 
der Betrag der gefammten Koſten erhöhte den Preis auf 
im 3. Jahr ftellte fi) diefer zuiammen auf 


am 1. April des 4. Jahres auf 


davon wurden abgerechnet für Dünger 


721,7 Mt, 
1086,70 


fo daß blieben 1599,45 


Zu diefem Preis wurden die Fohlen abgegeben. | Jahren wäre demnach 92.46 Mark, der Jahres: 


Der Verſuch ift nicht wiederholt worden. 

U. Hoppenratb-Bedentin (Landwirtic. 
Annalen des Medi. Patr.:Ver. 1876) berechnete 
nah 24jähriger Erfahrung mit jelbftgezogenen 
Stuten die Koften eines 4jährigen Pferdes der— 
u 690 Mark und gab den Ber: 
82.46 M. an; ber Gewinn in 4 


artiger Race 
fauföpreis zu 


Von in diefer Zeit (1850—1873) bededten 356 Stuten waren tragend geworden 242 


gewinn im Durhichnitt 23.11 Marl. In Rech: 
nung geftellt waren aber nur: Futter, Weide, 
Wartung, Abgang, Rifito bei der Mutterftute, 
Arbeitöverluft für dieſe, Kapitalverluft. Die 
Rechnung hat inſofern Werth, als genau die 
2 — der Sterbe- und Unglücksfälle angegeben 
find. . 


= 67,97 9%, 
krepirt 122= 50 „ 
verſetzt 15 — 62 „ 


verfauft 3 


von verbliebenen 212 tüchtigen Stuten (114 gelte geblieben = 32,03 Prozent) gab es 


6 todtgeborene Füllen 
206 leben gebliebene Füllen 


2,83 Proz. 
11. .; 


Bon den 206 Fohlen frepirten bis 1 Jahr alt 32 


„ 174 Fohlen im zweiten Jahr 


für die Gejammtzahl der Stuten 86,2 Prozent. 


15,52 Proz., 


15 = 862 „ nah Abzug vom Verkauf, 
= 35 „ 
1= 08 „ 


2,79 


" 4 " 
zu 5 Jahre alt wırrden 50 im Betrieb gebraudht, 69 zu durchfchnittlich 881,36 ME. 


verkauft und 20 als Beitand behalten. 


„ 149 „  . dritten „ 
144 * „ bieten „ 
143 — „ fünften 
139 er 
GE. Vibrans gab im Amtäverein Galvörbe | 


(1880) bei einer Verhandlung über die Frage: 
wie ift unſere Pferdezucht rentabel zu machen ? 
die Erflärung ab, daß nad) feinen Berechnungen: 
a) ein Pferd des gewöhnlichen leichten Schlages 
in der gewöhnlichen Weiſe ernährt und gehalten 
im Alter von 4 Jahren zu 870.75 M. ſich be=| 
rechnet, ein Breis, welcher nicht gelöft werben 
fann, b) diefe Pferde fräftiger gefüttert, beſon— 
der8 im erften Jahr (3240 1 Mild, 2160 Bid. 
Hafer u. f. m.) zu 1100 Mark ſich kalkuliren und 
daß diefer Preis dann recht gut gelöft werden 
fann, c) daß Halblutpferde (fchweren Schlage8), 
richtig ernährt, zu 1076 M. ji für dieſes Alter 
berehnen und in den Zuderrüben-Gegenden mit 
1400 bis 1500 M. gern gekauft werden, ſodaß 
fih damit ein Gewinn von 324 bis 424 M. in 
4 Jahren, 82—106 M. jährlich, erzielen läßt. 
Die Rechnung wurde fpezifizirt gegeben. 

Der Werth der Abfagfohlen war zu 150 M. ans 
gejegt worden; da aber von jchweren Pferden, 
wie mitgetheilt wurde, wenigitens im Kreiſe 
Neuhaldensteben 250 bis 300 Mark zu rechnen 
find, fo gehen vom berechneten Gewinn unter c) 
100 bis 150 Mark ab und verbleiben aljo 224 
= Er Markt oder pro Jahr 56 bis 68.5 

ar 





Diefe Mittheilungen find gegenüber der nodh; 
vielfach verbreiteten Meinung, dab die Pferdes 
zucht überhaupt feinen Gewinn bringe, jebr 
werthvoll; die Rechnung ift zwar ebenfalls nicht 
ganz muftergiltig, für a, b und e aber in ganz 
gleicher Weile angeftellt worden und beweilt des— 
halb jedenfalls, daß die Pferdezudt, wenn Ört« 
lich rihtig betrieben, redt gut lohnen 
fann, wenn örtlich unrichtig behandelt, aber namı= 
haften Verluft bringen muß. Das gilt allents 
halben; mit Ausnahme des vertheuerten Betriebs 
in der Umgebung der Großſtädte oder überhaupt 
ba, wo mit hohen Bodenpreijen gerechnet werden 
muß, wird auch die Pferdezucht jich ftet®, wenn 
geeignete Weide vorhanden ift, lohnend geftalten 
laffen mit paffendem Material und paflender 
Haltung. 

Die Rechnungen beweifen ferner, daß in Deutſch⸗ 
land bie jet beliebten ſchweren Pferde mit etwa 
1100 M., wenn man die Summe abrundend er- 
gänzt, fich ziehen laffen, während wir beim Bes 
a0 aus Belgien und Frankreich 1500 bis 1600 

art dafür nn müffen und auch der Leip- 
iger Kreisverein mit von dort bezogenen Fohlen 
nur zu 1600 M. das erwachiene Pferb beritellen 
fonnte. Der Bezug aus bem NAuslande koſtet 
bemnac für jebes Pferb 400 bis 500 M. mehr 


D 1 


* ” 2 


Pferdezucht. 


als die Zucht im Lande und da, wie ebenfalls P. Adam. „Vorträge über Pferdekunde“ 2, 


mitgetheilt worden war, d 9. im Jahre 1880 Auflage. 1885. 

aus den Niederlanden, Belgien 

19,565 Stüd folder Pferde bezogen worden Pferdes“ 1881 

waren, jo haben die Landwirthe minbeitens „Anleitung zur Kenntniß des Pferdes" — 
7,8526,000 Mark durch den Bezug von auswärts —— 1880 — N. Bernftorff. „ 
—J ſie haben aber inſofern noch mehr Mecklenburgiſche —— Stavenhagen 1878, 
verloren, als sie ſolche Pferde, für welche in — 2. Born und H. Möller, „Handbuch ber 
jenen Ländern 14 bis 1600 Mark verlangt werden | Pferdekunde*, Berlin 1879. — 2. Bobet, 


müfjen, zu 1100 Mark ziehen können, aljo einen | „Leitfaden für PBrerdezüchter“, . Bern, — J 


gewinnbringenden Abiag nah andern Ländern | Brümmer, „Altersbeitimmung der Pferde, — 


einbüßen. Unter den heutigen Preiſen muß die wie die Betrügereien, welche an den Schn 


er noch unter 1100 Markt möglid fein; der | zähnen vorgenommen werden“, Sappeln 18885 ‚ 


after war mit 150 M. pro t berechnet worden | „Die 10 Gebote des Pferdebeiigers“, Augs 
und fofter heute im Durchichnitt nur 110 M. bei M. Rieger —5 Mt. — N. Frege, „D 


. 


und Frankreich „Lehre von der Beurtheilung des 


% 


Unter entgegengejeiten Verhältniffen, im Dften | Pferdes und Nindviehzuht des Großherzogthums 


beim ertenjiven Betrieb, für melden auc bie | Oldenburg“, Leipzig 1878. — GC. Freitag, 

ucht des leiten Pferdes am Plage iſt, ftellt | „Die Hausthierracen”, I. Band Prerderacen. 
ch die Berechnung weientlic anders. Cine ſolche Halle 1878. — „Rußlands Bierderacen“, da— 
im Jahre 1872 in der G. Verſ. des Prerdezuchts | jelbit 18850. — M. Fries, „Das Pferd, deſſen 
Vereins aufgeitellte, ergab für kleine Züchter als | Struktur, Züchtung, Behandlung, Mängel und 
Koiten des Herbitiohlens 196.13 M. und als Er: | Krankheiten“ — Stuttg. 1883. — Geftütsbud, 
lös auf den Märkten 210 M.; der Gewinn von | offizielles, für Oeſterreich-Ungarn, bearbeitet von 


13.87 M. muß jegt weſentlich höher jein, weil|L. Walerow, Wien 18781. — 9. Saas, * 


die Preiſe für Fohlen höhere ſind, und ebenfalls | „Die Beſtimmungen über die bayriſche 

der Hafer bedeutend billiger it. Für das Re— zucht mit erläuternden Bemerkungen“, Nördiingen 
montepferd waren die Koſten mit 489.38 M. 18855. — 3. Haußner, „Praftijche ul 
berechnet worden, die Marftpreiie mit. 510, der |im Pferdeweſen für Herr und Knecht in Stad 
Gewinn alio mit 20.62 M. In 4 Jahren weiterer | und Land“, 1887, W. Budler, Bern. — 2 vo. 
Aufzucht waren alſo nur 6.75 M. mehr zu ge | Hendebrand und derLaſa, „Antazone. Eins 
innen, ſodaß nur der Verkauf von Herbſtfohlen führung in das Gebiet der edlen Reitkunſt für 
empfohlen werden fonnte und bewieſen wurde, Damen“ 1886, „Bandbud des Damen-Sports” 
wie wichtig es iſt, genau für jedes Alter zu 1886, „Handbuch für Halbbiutzüchter”, Wien. — 
tehnen. Für dem größeren Züchter follte beim | Th. Heinze, „Pferd und Fahrer“ 2. Auflage, 


Ankauf von Herbitfohlen zu 210 Mark das Ne: Leipzig und Berlin 1886. — C. 9. Hertwig, 


montepferd jogar 150 Mark Verluft bringen. | „Zaihenbuch der gefammten Pferdetunde”, Berl 


M. Sieff-Mlein=-Moltersdorfgab 1888) 1873. — 2. Hoffmann, „Das gejunde Pferd, 7 


in einer Berjammt. des Vereins Wismar eing Rech: Bau und Thätigkeit deifelben, feine Beurtheilung, 7 


nungsanfftellung, durch welche ebenfalls bewiejen | Fütterung u. Pflege“, Stuttgart 1873; „Taſchen⸗ 
werden jollte, daß nur das gute ftarfe Wagenpferd | leriton der Pferdefunde“, Berlin 1885. — 2. 


Gewinn bringen kann ; die Aufzuchtsfoften für Prerbe ni ofmeiiter, „Die Pferdezucht im Großherzog⸗ 


wie fie in den Marfchen von Harmover und Oldenburg | thum Oldenburg“, Oldenburg 1885. — Ch. 


gejagen werden, wurden zu 950 M. angegeben; Joſch, „Die Pferdezucht in Deiterreic-Ungarm 7 


erde der Art gelten 1200 Mark und mehr. In ihren Haupttypen bargeftellt“, Slagenfurk 
NR. Fleiſchmann hat in den Mecklenburger ne Mh Rail nn 23 
Annalen genaue Berechnungen über die Viehzucht Major, „Tafchen-Ratbgeber bei Ankauf eined 


aus einer ihm bekannten Wirtichaft für 1879/80 : — 
* ek eeigneten Pferdes für den Fahr: und Reitdienit” 
und frühere Jahre veröffentliht; fie ergeben Stuttgart; „Stall-Pflege*, Gannover 1888, r 





für eine fehr ſtarke Pierdehaltung eine Verzinjung Graf Lehmdorff-Gradig, „Dandb. für Pferdes v2 


Des dazu verwendeten Stapitald von 55,593.92 |. Ss ö : 
Mm. zu 3.48%, ein Ergebniß, welches als ein zu= va ‚2. he ae per Mfah, 9 ‚ 
ftellendes bezeichnet werden muß. Der „Der gegenwärtige Zuftand ber Pferde und Gro 
er war pro t zu 140 M. angelegt; anderes viehzucht Niederbayerns*, Landshut 18979: „Aue 
2 ‚ leitung zum Betrieb der landwirthſchaftlichen 


im Berhältniß. Pierdezuct“, —J 1878. — 9. Möller, 
€ 


Ein muftergültiges Konto über Stammpferbe | ; 
mb über Fohlen fann aus der Praris nicht | gr mre ung Pe ga * —— 
J eilt werben, die Konti in Werfen über | & N RR ey " Seheimuiffe * —— 
ae und Taration find ſämmilich nicht Tajcpenbuch für” Pferdetenner und ferbeliehe 

8 | haber”, Oranienburg 1883. — ©. Monteton, 

Literatur Nah Erſcheinen des Lerikons | „reimüthige Betrachtungen eines alten Kaval— 
er Pier erdezucht | leriften*, Hanover morl und v. 

Werken über Pferde und Pferdezucht |leriften*, Ha bei Schmorl und v. Cee 


an 
— — feld, 1897, 3 M. — F. Müller und ©. 


Landiv, Konveri-Leriton. Spezial-Supplement, 





626 


Shwarzeneder, „Die Pferdezucht nad ihrem | 
jegigen rationellen Standpuntte*, 157954, Ber= | 1586 


lin. — Müniter, Grafv., „Das Bollblutpferd 


als Regeneration“, Berlin 1882; „Anleitung zur 
rationellen Pferdezucht für die Landwirthe des 
Königreichs Sachſen“, Dresden 1878; „Die 
Zäumung des Prerdes umd die Univerjalsstan- 
darre“, Bertin 1886." — 9. v. Nathuiius, 
„Das ſchwere Arbeitspferd mit beionderer Rück— 


fiht auf Elydeidale*, Berlin 1882; „Ueber die 


Zucht jchwerer Arbeitäpferde und die Mittel zu 
ihrer Beförderung in Preußen“, dajelbit 1885. — 
Paulzow, „Das Hauptgeftüt Beberbeck unter 
preußiicher Berwaltung“, Berlin 1835. — A. 
Rueff, „Wandtafeln zur Beurtheilung des 
Aeußern des Pferdes und feiner Fehler“, Stutt: 
gart 1884. — Frhr. vd. Riedheim, „Aphoris— 
men über Reitunterricht“, Rudolſtadt. B. 
Roſt, „Praktiſche Anleitung zu einem richtigen 
und vortheilhaften Betriebe der Gebrauchs- oder 
landwirthſchaftlichen Pferdezucht“, Bremen 1883. 
— C. Schwab, „Praftiihe Zahnlehre zur 
Altersbeſtimmung des Pferdes“, 2. Auflage, 
Stuttgart. — G. Schwarzenecker, und V. 
Zipperlin, „QXeichreibung der vorzüglichſten 
Verderacen”, Stuttgart 1880. — B. Steglid, 
„Spitematiiche Darftellung des Zahnwechſels bei 
Pferden zur Altersbeftimmung an dem Gebiß“, 
Leipzig 1955. ©. Steinbredt, „Das Gym: 
nafium des Pferdes“, Potsdam. — Stutbud, 
des f. preußiſchen Hanptgeſtüts Trafehnen, J. P. 
Frenzel, Berlin 18785. — Unger, db, „Die 
Prerdezuht in den Herzogthümern Bremen: 
erden und dem Lande Hadeln”, Celle 1855. — 
G.Bolferö, „Abbildungen vorzüglicher Brerde- 


‚ 100 


Pferdezucht —Pflanzenkrankheiten. 


Pferdezucht (Trabrennen) Frankfurt am Main 
), 
Medikamente für Pferde. Statalog L. Seybels 
N Apotheke, Kalkberge Müdersdorf bei 
erlin. 


Pflanzenbau, f. unter den einzeinen Pflanzen, 
— Hülſenfrüchte, Handelsgewächſe, Wurzel: 
früchte. 


Pflanzenbutter, feinfie, neues in Stuttgart ge: 
ertigtes Speiſefett von 0,871 ip. Gewicht bei 

mit dem Schmelzpunft bei 24— 25° C ım) 
dem Gehalt von 99,78 Fett, 0,2 Wafler um) 
0,05 Salze, weldies auf der Leipziger Kochkunft 
Ausftellung, 1886, großen Anklang gefunden bat. 
Der Geihmad nad Nußkern und die äußeren 
Eigenſchaften geben zu erkennen. daß es ats 


‚ Kofosnußbutter gefertigt ift. 


Pllanzenfeinde ſ. Ungeziefer und Unkraut. 


Pflanzenkrankheiten. 1) Wllgemeines. 
Unabläſſig find die Forſcher an den liniveriitäten 
und den landw. Werjuchsitationen thätig, mm 
über die Gntitehung und die Verhinderung der 
Krankheiten der Pflanzen mehr Aufklärung zu ae 
winnen, leider find aber die Erfolge noch immer 
nicht groß genug, jodaß noch alljährlich große 
Summen durch Schädigung der Kulturpflanzen 
in Folge von Erkrankungen verloren geben. Aud 
in Bezug auf das Urtheil über die Urſachen 
jolher Griceinungen macht ſich der Fortſchrin 
nur langjam bemerklich; die Neigung, auffalend 


und unltebiame Vorkommniſſe in Verbindung zu 


racen“, Stuttgart 1380. ff. — 2. Wagenfeld, 


„Anleitung zur Pferdekenntniß“, 2. 
Dresden 1886, mit Atlas. — ©. Welhouſe, 


Auflage, | 


„Die befte Weile Jagd» Wagen: und Aderpferde 
zu beichlagen, erprobt durch Yährige Amvendung 
des Beſſemer Chartier-Hufeiſens“, Bremen 1885. 


— 9. Weißkopf, „Die 
Pferdebeſitzers. Die Urjache 


zehn Gebote des 
der frübzeitigen 


Gliedmaßen-Abnutzung der Pferde und die Mittel, 


diejem Uebelſtande erfolgreich entgegenzuwirken“, 
Augsb. 1885 (vgl. oben). — C.G. GrafWrangel, 
„Das Buch vom Pferde”, Stuttgart 1883. — 
E. Zſchokke, „Anleitung zur Kenntniß der 
Gejundheitspflege des Pferdes“, Zürich 1855. 
Allgemeines Sport:Bademefum. Rückblick auf 
die Sports(Freigniffe im Jahr 1885 in Ungarn. 
Wien. — Bibliothef für Pferdeliebhaber, Stutt— 


gart. — Der Fuhrbalter, Zeitichrift zur För- 


derung der geſchäftlichen Intereſſen des Fuhr— 
gewerbes, Verkehrs, Sports u. ſ. w., Berlin. 
Lübecker Pferde-Börſe. — Berein für An= und 
Verlauf von Luxus-, Reit, Wagen, Arbeits- 
Pferden (1886) — Oeftr. Zeitichrift für Hypo— 
logie und ge Mien. Das Pferd — 
Organ für d. gej. auf d. Pferd bez Intereſſen 
und zugleih Organ für ben Mitteldeutfchen 





bringen mit entweder ganz unnatürlichen Bor: 
gängen, oder mit gleichzeitig gemachten Beobad— 
tungen, auch wenn ein Zujammenhang gar nicht 
begreiflich ericheint, überwiegt leider noch immer 
bei Vielen, die Belehrungen und Nufflärungen, 
welche die Wiffenichaft giebt, werden immer nod 
von viel zu viel Ungläubigen bezweifelt und von 
viel zu viel Anderen unbeachtet gelaifen. Sind 
dod) jelbjt die alten Sagen über die Verwandlung 
von Roggen in Treipe, von der Selbſterzeugung 
von Klee auf mit Niche gedüngten Wieſen, von 
dem Taubblühen in Folge von Biigichlag u. ſ. w 
noch immer nicht vollitändig beieitigt und gieb! 
es noch Landwirthe, welche es veriäumen, ibr 
Saatgut vor Brand oder anderen Grfranfungs: 
feimen zu ſchützen, genügend zu reinigen und ben 
Vernichtungskampf gegen Unkraut und Ungeziefet 
aller Art mit genügender Gnergie für fi, um, 
wenn erforderlich, mit den Nachbarn gemeinichatt 
lich zu führen. Die angepriejenen Sebeimmitte 
finden noch immer Käufer, und die guten Werke 
mit Aufflärungen über das Leben der Pflanzen 
und die Lebensbedingungen ihrer ‚Feinde fehlen 
noh auf fehr vielen Gütern und jelbit bei 
Solchen, welche die Ausgaben für nügliche Dinar 
nicht fcheuen. 


Die Borausfegungen zur wirfiamen Befämpfung | 


der den Kulturpflanzen ſchädlichen Einwirklungen 
Pferdes Jucht-Verein — Dresden. — Der Pferdes | find: 1) die genauen Beobachtungen ber Fr | 
freund — Darmitadt. Verein zur Hebung der | franfungen im ihrem GEntitehen und ihrem Ber ı 


Pflanzenkrankheiten. 


Tauf, 2) die Vergleichung gemachter Beobachtungen 


mit denen von Anderen, 3) der Verſuch mit 
Tünftliher SHervorrufung der Krankheit, wenn 


wenn man glaubt, die Urſache gefunden zu haben, 


4) die genaue Erforfhung der Yebensbedingungen 
des FFeindes, wenn niedere Organismen, Pflanzen 
oder Thiere, ald Urſache erkannt worden find, 


5) die Auffindung von wirfjamen Mitteln zur 
$ folder 
flanzen, 


Vernichtung der Feinde, 6) die Prüfun 
Mittel mit Bezug darauf, ob jie für die 
welche man jchügen will, unihädlich find, 7) die 
Verwendung mur des beften, reiniten umd gut 
vorbereiteten Saatquts, 8) die Heritellung der 

der in den Zuitand beiter Lebensbedingungen 
ür die Sulturpflanze, weil ein rajches und 
Fräftiges Wachsthum die Pflanze an ſich wider: 
ftandsfähiger macht und die Zeit, in welder 


Feinde zu wirken vermögen, verkürzt, 9) die Un— 8 


ermüdlichfeit im Kampf gegen Unkraut aller Art, 
und bejonders ſolche Pflanzen in der Umgebung, 
welde ala Träger von Schädlingen fich erwieien 
haben, 10) die — der Wiederkehr ſolcher 
Pflanzen, welche in bedenklichem Grade erkrankt 
waren oder durch Feinde litten, bevor man 
Kat it, alle Schädlinge vernichtet zu haben, 
11) die Beichränfung im Anbau der einzelnen 
Pflanzen auf diejenigen Bodenarten, bez. Felder, 


welche beionders dafür geeignet find (wirklicher: 


Weizen:, Rüben. Klee-Boden u. ſ. w.); 12) die 
Berbindung mit den Nachbarn zu gemeinjamem 
Borgeben, wenn der Einzelne nicht genügend ſich 
zu fchügen vermag. 

Mit den unter 3, 4 5 angegebenen Mitteln 
kann der praftiih thätige Landwirth in der Regel 


627 


der Bäume in feiner Umgebung ; die Pappel ala 
die gefährlichfte Herberge von zahlreichem Unge— 
ziefer ift noch nicht allenthalben aus der Nähe 
der Felder verbannt und durch nußbringende 
Bäume erjegt worden und die Bäume, welche den 
Bienen und ähnlihen Injelten Nahrung geben, 
fehlen oft ganz oder find nicht im gemügenden 
Mengen vorhanden, obichon es jegt feititeht, daß 
diefe Thiere weſentlich nothwendig find zur Des 
fruchtung mander Sulturpflanzen — Kleearten, 
Buchweizen 3. B. — indem jie den Blüthenitaub 
anf die weibliden Organe bringen. 


2) Erfrieren. Groß ift noch immer ber 
Schaden, welder durh Spätfröfte bewirkt 
wird; injofern das häufigere Auftreten der Spät: 
fröfte durch Verfchlechterung des Klimas im All— 
emeinen bewirkt wird, kann mur jtaatlich die 
möglihe Abhilfe fommen und dieſe — Bewaldung 
und Waldihug — jelbft nicht wirfjam genug 
fein, wenn es nicht gelingt, international mit dem 
Nacbarftaaten ſich zu veritändigen oder wenn 
Wideritand den Bemühungen um Negulirung der 
Gewäſſer fich entgegenitellt. Yon der Ausführung 
‚des Gedanfens, die Ent: und Bewäſſerung in 
| Verbindung mit dem Kanalbau allenthalben zu 


‚organifiren, find wir noch weit entfernt. 


Im Intereife des Wein- und des Obitbaues 
‚find Verſuche gemacht worden, um die Wirkung 


‚der Nachtfröſte wirkſamer zu bejeitigen, beſonders 


in Frankreich; fie waren einmal darauf gerichtet, 
‚die Erzeugung von Raud, das wirkſamſte Mittel 
für Ausführung im Großen, ficherer als e8 durch 
| angeftellte Wärter möglich ift, zu rechter Zeit 


ſich nicht befaſſen und jelbit an den unter 1 umd | eintreten zu laffen und zum anderen Materialien 
2 angegebenen ſich nicht in genigendem Grade | aufzufinden, durch welde ein genügend dichter 
betheiligen, wohl aber jollte er, mehr als bisher Rauch ohne zu große Koſten erzeugt werden kann. 
geichehen iſt, Mittheilungen über Beobachtetes Neßler-Karlsruhe fertigte deshalb Rän- 
an Solche, welde das Studium der Bilanzen: hertuhen aus Torf, Sägipänen, Salpeter, 
frankheiten als Berufsthätigkeit betreiben, ges | Theer u. ſ. w.; [1050 St. mit 2 Arbeitern und 
langen lafien, da diejen jehr oft das gemiigende | 25.2 M. und bei Windftille 600 St. mit 1 Ars 
Material zu Beobachtungen fehlt. beiter nnd 14.4 Mark Soitenl. Baron Zorn 

Alles was unter 6—12 gejagt ift, kann und v. Bulah bei Offenburg bat 32 ha Weinland 


muß der Landwirth ſelbſt thun, um ſich und 
Andere zu fchügen; derjenige, welcher das Alles 


genau befolgt, wird die Gefahr zwar nicht immer 


ganz bejeitigen, aber doch auf das geringſte Maß 
beichränten fünnen. 

Ohnmächtig fteht er jelbit nicht dem Schaden 
gegenüber, weldhen die Witterung verurſacht und 


— ſolche Unfälle, welche er ſelbſt nicht ver⸗ 


ndern kann, vermag er wenigſtens zum Theil 
Sg te fih vor Schaden zu bewahren 
— Dagel 3. B. — 


mit Steinkohlentheer-Oel, weldes viel 
Rauch, aber auch viel Hige erzeugt, gerettet. 
Der Aufwand war 400 Pfannen, für je 

Pannen 1, alio zufammen 20 Arbeiter und M 
tr. Del, zufanmen 72.0 M. in 3 Tagen, alſo 
pro ha 2.25 Mark (1 Pfanne 75 kg Oel — 48 
bis 12.0 M.). In Vorſchlag gebradht wurden 
ferner: Lohkuchen, melde wenig Hite ent- 
wickeln und deshalb nahe an die Stöde gebracht 
werden können; da fie ſchwer entzündlich find, 
muß etwas Theer mit angewendet werden ; Stoften 





Als weientlichen Fortichritt darf man es be» pro ha für 3 Stunden 9.6—10.4 M., Wellen 
ten, dab die Ueberzeugung von der Bien: BEE DIREEN Tannenreifig, ſtarke 
igleit des Waldes zur Negulierung des | deshalb entfernt von den Stöden, Koiten 4 ME.; 
Himas immer mehr fih Bahn gebrochen hat, | kurzes trodenes Stroh mit Faßpech umb mit 
umd erfreulich ift es, dab man allenthalben fich | recht feuchten Stroh bedeckt; Koiten 4+.3—5.6 M.; 
bemüht, der unfinnigen Waldverwüftung » dürre Melden, feucht liegend zum Faulen 
halt zu thun umd nah Kräften Aufforftungen bracht; mit Faßpech und mit Erde bededt, Roften 
vorzunehmen. t mit gleicher Weberlegun f kg Faß und 1 Mann 3 St. lang; dürres 
und Konſequenz der Landwirtb bezüglih | Kartoffellraut, von Zeit zu Zeit ange= 
40* 


628 Planzenfrankheiten. 


feuchtet und mit Erde beworfen, um die Flamme | ſaat gab 0.13, die Spätſaat 3.82 %,, die 2.5 cm 
zu verhindern. ‚tiefe 2%, die 10 em tiefe 9.47%, an Mutter- 
In der Gemeinde Bous (Luxemburg) wurden  forn befallene Pflanzen. 
zum Näucern Seffel zu S—10 1 Inhalt mit! Y Neue Krankheitendes Getreides; 
Sägmehl und Mineraltheer gefüllt verwendet und als folche find bezeichnet worden: 
ohne die Handarbeit 608 M. für 35 ha veraus- a) beim Weizen das Abfallen der Blätter 
abt. Der Erfolg war ein jehr günftiger, da die | umd das Bedecktſein der abgefallenen Blätter bet 
eben nicht gelitten haben, während andere der Neife mit Pilzgebilden, Faden- und Stern- 
Grundftücde in der Nähe, auf melden nicht ges | pilzen, meiſt Saprophyten oder Fäulnißbewohner, 
räuchert worden war, in der Blüthe, am Laube welche unjchädlic) find, aber auch auf im Frübs 
oder durch Inſekten anelhäbigt wurden. ‚jahr abiterbenden Blättern den bisher nur auf 
In Ungarn und Mähren wendet man das Be— faulenden Grasblättern im Winter und Frühjahr 
deden der Rebſtöcke mit Strohfappen an und | beobadteten Rothgelben Hartpilz, Sclero- 
Andere empfehlen als Schugmittel die Torfftreu. | tium fulvum Tr., in bräunlidrothgelben Mailen 
Ueber die Benugung der Gleftrizität, um glei): innerlich weiß, ziemlich hart und ohne Spur von 
Be und rechtzeitig die Feuer entzünden zu | Fruftifitation, „iteriles Myzelium“, nur Fäden 
önnen, ſ. S. 316 ımter Gleftrofultur. zu 30 bis 40 auf einem Blüthchen. Die Bildung 
3) Brand. Roſt. Mutterkorn. Ueber |diefer Sclerotien erfolgt im Herbft und zu Anz 
diejenigen tranfheiten der Getceidearten u. ſ. w., | fang des Winters auf den nod) lebenden Blättern; 


welche man allgemein mit dem Namen Rost und 
Brand bezeichnet, fünnen die Akten ala ge: 


ichloffen gelten; man fennt genau die Pilze, welche 


ſie verurjachen, und das Mittel zur —7 
(das Beizen des Samens) und man weiß, daß 


dieſe Pilze in gleichem oder in anderem Entwick- 
Höckerchen 


lungszuſtande auf verſchiedenen wildwachſenden 


Pflanzen vorkommen, ſodaß der Landwirth auf 


dieſe achten und in erſter Linie deren Zerſtörung 
bewirken muß. Die Nothwendigkeit, Theile von 
befallenen Pflanzen — Stroh, Stoppeln ꝛc. — 
ehenfalls zu vernichten, ergiebt ſich von ſelbſt. 
Neu iſt die Beobachtung von zahlreihem Auf: 


treten von Sonnenblumenroſt, welden maı , 


bisher nur in Rußland gekannt hatte, in ganz 
Mitteleuropa gemacht worden. 
venrojft (Puceinia Malvaceärum Mutg.), welchen 
man uriprünglic nur an der Weſtküſte von Süd— 
amerika und beionders in Chile kannte, ift, nach— 
dem er vor Kurzem zuerit im Bordeaur fich ge: 
zeigt hatte, rajch oftwärts verbreitet worden (in 
einzelnen Jahren 300 km weit); die wilden 
Malven wurden dadurd in mancen Gegenden 
vollftändig ausgerottet, von den Kulturarten leiden 
am meilten die Schwarjmalven und die bunt: 
blütbigen Stockmalven; erftere jind im Mittels 
franfen deshalb faſt verichwunden. 
Brand u. ſ. mw. find beionders die Quecken und 
die Honiggräjer als Träger und VBerbreiter zu 
befämpfen. 

Schröder:Nienburg will gegen den Ge: 
treidebrand der Salizyliäure (1 Ib. mit 50 Th. 
fohendem Waſſer und dan 500 Th. kaltem Waſſer) 
den Vorzug vor der Slupfervitriollauge geben, da 
ſie ebenjo wirkſam jei und die Keimkraft nicht 
vernichte; 2-5 Minuten 
genüge. 
lagern der Roſtpilze in großer Menge winzige 
orangenrothe niekten, welche die Sporen fraßen 
und in ungeheurer Menge fand Kaley ſolche 
Thiere auf den Pilzen der Heidelbeeren und 
Kürbiſſe. 

Gegen Mutterforn empfehlen Haberland 
und Wollun frühe und ſeichte Saat; die Früh— 


Auh der Malz | 
ſich findenden Lücken in der Weizenjaat im Früb— 


Für Roſt, 


nad) ®, Nahre langem Ruheitadium bis die Blätter 
völlig zerjegt find und verichwinden, bleiben sie 
unverändert im Grdboden, worauf dann im 
Herbit zierliche weiße, oberhalb mehrfach ver: 
zweigte jchlanfe aufrechte Fäden, 3— aus einem 
Scelerotium, mit an der Spige gelben furzeu 
wadjien, nahe verwandt mit 
Typhula graminum Karst, Ordnung der Haut: 
pilze mit Keulenſchwämmchen („Bärenpratzen“ in 
Oeſterreich). Aus dem Fruchtkörper entwickeln 
ſich zahlreiche Svoren, welche auf paſſendem Nähr— 
boden bei abfallenden Blättern wieder Sclerotien 
bilden; beide, Sclerotium fulvum und Typh. 
eram. iind echte Baraliten und jchaden den jungen 
Weizenpflanzen dadurch, daß ſie auf Ntoiten der 
Blattſubſtanz fich ernähren. Man will die oft 


jahr dem Wirken der genannten Pilze zujchreiben ; 

‚jedenfalls bat der KLandwirth Urſache, auf die 
Erſcheinung von gelben Roſtflecken auf den Weizen- 
blättern zu achten und thunlichſt dieſe zu ſammeln 
und zu verbrennen. 

b) Eine neue Gerſtenkrankheit beobachtete 
J. Erikson in Schweden; die oberen Theile 
ihrumpfen ein, die Wurzeln zeigen zahlreiche 
Anichwellungen, bewohnt vom Wurzelvurum, 
wabrjcheinlih Heterodera radieulae Mull. oder 
damit identiih. In Nordſchweden iſt die Er— 
ſcheinung ziemlich weit verbreitet und ſeit einigem 
‚Jahren viel Schaden dadurd entitanden. Man 
will den Feind auch identiih mit Anguillula 
radieule, welches im Oberitalien als eine Plage 
des Weinſtocks jich zeigte, erfannt haben. 

e) Root-ill, Thiek-root, Tulip-root, Segging, 
nennen die Schotten eine ganz ähnliche, aus 





ten langes Untertauchen 
W. Treleuſe fand auf den Fruchtz | 


gleicher VBeranlaffung entitebende Krankheit des 
Hafers, welde in dem legten Jahre in jo ver: 
heerender Weile aufgetreten war, daß in manchen 
Gegenden die Haferiaat fait ganz vernichtet wurde. 
Da ich die Krankheit fait ausichliehlich auf dem 
ſchweren Boden und verheerend dann zeigte, wenn 
'es im Frübiahr viel geregnet hatte, jo ſchrieb 
man die Urſache der abnormen Witterung zu. 
‚Dr. V. Löw beichrieb die Stranfheit im Der 


Pilanzenfrankheiten. 629 


„‚Wiener Landw. Zeitg.” wie folgt: „Wenn die | noch auf vielen anderen Pflanzen ihre Verheerungen 
Planzen eine Länge von 12-15 cm erreicht beobachten konnte. Cd. Prillieur in „Les 
haben; fangen fie an, ein bufchiges Ausjehen zu | Maladies vermienlaires des plantes cultivdes et 
befommen, weldes dadurch entitebt, daß ver | les Nematodes parasites qui les produissent“ 
Halm in feinem Längenwahsthum geftört wird, | (Annales des sciences agronomiques 1885) unter: 
infolge deſſen die einzelnen Halmglieder (Inter- ſcheidet die ganze Familie der Nelhen und Nema— 
nodien), in denen je ein Blatt entipringt, ſich toden, als a) Angquillulen, welde in das Innere 
verfürzen und die Blätter daher an der Baſis |der Blätter und Stengel eindringen und die Her: 
des Halms näher an einander gerüdt werden. |jegung dieſer Organe bewirken, b) ſolche, welche 
Dieje legteren verlieren ebenfalls meiftens ihre | Gallen in den Grasblüthen, beionders von Weizen, 
normale Geitalt und ſehen mehr oder weniger ; erzeugen (Gattung Tylonchus), c) folde, welche 
verfrümmt aus. Gleichzeitig ihwillt das untere | Ballen an den Wurzeln hervorbringen und d) ſolche, 


in der Erde befindliche Ende des Halms zwiebel: 
artig au, es wird bulbös, weicher und faftiger | 
als im geſunden Zuſtande und treibt nur äußerſt 
wenige Wurzelfajern. Die unausbleiblicdhe Folge: 
dieſer krankhaften Weränderungen it, daß die 
Davon befallene Haferpflanze allmählich hinwelkt 
und nach wenigen Wochen völlig zu Grunde geht.” 
(Fingebende Unterjuchungen von Worthington: 
G. Smith baben bewieien, daß ebenfalls Hetero- 
dera radieulae, das Wurzelälchen, Gattung der | 
Anguillulidae, Melden, die Urſache der Yeritörung | 
iſt. Die Thierchen figen zu Taufenden in allen | 
Stadien der Entwickelung — vollitändig aus— 
gebildete geichlechtsreite „Individuen, zahlreiche 
Gier und Junge in allen Größen, in dem zwiebel: 
förmig angeihwollenen, weichen und jaftigen 
unteren Ende des Halmes. Die Thierchen werden | 
durch Feuchtigkeit in ihrer Gutwidlung ungemein | 
begünstigt, finden sich deshalb vorzugsweile in 
verderbliher Weile auf Bilanzen in schwerem 
Boden, weil dieier die Feuchtigkeit länger behält, 
und maſſeuhaft im feuchten Jahrgängen. Dies 
felben finden ſich auch an den Wurzelfajern vieler 
anderer Bilanzen im Freien umd in Gewächs— 
häufern und verurfichen knotenförmige An— 
ſchwellungen (Gallen), in welhen gewöhnlich die: 
Thiere nebit Jungen und Giern im großen 
Mengen zufammen figen. G. Smith empfiehlt 
als Mittel zur Vernichtung: 1) häufiges Um— 
ftürzen des Bodens, Damit die darin befindlichen 
Thiere und deren Brut ben Einwirkungen 
der Sonne und des Froftes ausgeieut werden, 
2) Kalten der ‚Felder, auf welchen die Krankheit 
ſich ſtark entwicelt zeigte, 3) häufiger Wechſel im 
Anbau zwiihen Halm- und Matt: und Dad: 
früchten und beionders vermehrten Hackfruchtbau 
als Griag der früber angewendeten Bracharbeit, 
weldıe das Ueberhandnehmen derartiger ‚Feinde; 
der Stulturpflanzen verhinderte. 

5) Melden und Nematoden. Das Vor: 
fomnen von Melden an Safer und Gerite mit 
fo verderblihen Wirkungen bat VBeramlafjung ges | 
— dieſe Pflanzenfeinde gründlicher noch als 
bisher geſchehen war, zu ſtudiren, nachdem ſie 
bisher nur bei Weberkarden und Weizen, wo die 








welche die unterirdiichen Theile der Zuckerrüben 
angreifen — (dieje beiden als Gattung Hetero- 
dera). Tylonchus und Deterodera And demnach 
näher ins Auge zu faſſen. 

Für die Gattung Tylonchus, zuerſt 1856 von 
J. Kühn in den Weberkarden entdeckt und als 
T. devastatrix Kühn hinreichend bekannt geworden 
und beſchrieben, werden nunmehr vielfache Wirthe, 
auf welchen ſie ſich entwickelt, genannt. Die 
Ringelkrankheit der Hyazinthen, in 
Holland ſehr verherrend aufgetreten und „Ringziek“ 
genannt, kennzeichnet Sich durch Fauligwerden 
einzelner Schuppen, welches dann nad) dem Derzen 
zu fortſchreitet, bis die Pilanze vernichtet iſt; Die 
Blätter werden gelbiledig, in Partien hellgelb und 
die Zwiebeln beherbergen nämlich ebenfo wie die 
Blattgewebe im Frübjahre an den gelben Stellen 
ahlreiche Melchen in ebenfalls allen Entwidelungs: 
uk die Art iſt calförmig und zeigt als Charak— 
teriftif am Hautende ein einziehbares Horn; als 
Mittel wendet man das Abjchneiden aller Blätter 
mit gelben Flecken au, um fie zu verbrennen und 
die Ueberwinterung der Thiere in den Knollen zu 
verhindern; wenn aber ichon ganze Gärten davon 
ergriffen find, danır muß die Kultur der Zwiebeln 
jo lange anfgegeben werden, bis man jicher ift, 
die ganze Brut vernichtet zu haben, erkennbar 
daran, dab Probepflanzen feine gelben Blätter 
mehr zeigen. Ghatin fand den ‚yeind auf den 


gewöhnlichen Speiſezwiebeln, Prillieur auf 


den Schalotten; die davon heimgeluchten Bilanzen 
nennen die Yandleute „verbrüht‘‘; oft find ganze 
‚Felder dadurch zerftört worden mit gleicher Roth: 
wendigfeit, die Anpflanzumg ganz aufzugeben; Die 
Zwiebeln ericheinen zerjegt, zerdrüdfbar oder ver— 
trodnet und immer mit zahlreichen Melden beiegt 
und dieſe ähnlicd denen auf den Hyazinten, aber 
etwas anders ausiehend, wie die befannten Nelchen 
und deshalb von J. Kühn ale T. putrefaciens 
unterichieden, während Brillieur nur für die ‚Feinde 
der Ywiebeln diefe Bezeichnung gelten lafjen will, 
aber alle ionit vorkommenden Aelchen als zur 
Gattung T. devastatrix Kühn gehörend annimmt. 


Beobachtet wurden die Thiere bis jest noch auf 


Roggen, im manden Gegenden in Deutichland, 


Erlranfung ale Gicht (WBrand), Nade (j. Bd. J. in den Internodien der jungen Halme und an 
©. 194) allgemein befannt und in einer anderen | der Baſis der Mlatticheiden, als identiſch mit dem 
Gattung, Nematoden, als gefährlichite ‚Feinde | ‚Feinde der Weberfarden und übertragbar, an ben 
der Zuckerrüben gefürchtet waren. Es icheint, daß Kornblumen, weshalb deren Vernichtung im 
man in ihmen uͤberaus ichlimme Feinde unserer , Intereife des Landwirths liegt, an Klee, a: 
Kulturpflanzen erfennen muß, nadhdem man auh Buchweizen, au Yuzerne (T. Haversteinii 





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nach Kühen), an Edelweiß, Schafgarbe, einflüſſen beſſer widerſtehen Können; da abeı 
Mderjihellrautu.f.w,Rohrglanzgras, die thieriihen und pflanzlichen age 
SLieſchgras,Kammſchwiele (Tyl. Phalaridis derart überhand genommen haben, da der Ab 
Al. Br.) u. j. w. Gegen das Weizenälhen (Tyl. | gefährdet wird, fann auf dem Wege der Düngum 
scandens Schneid.) wurde bisher empfohlen, alle | nicht mehr geholfen werden; hier bleibt mırr Unter: 
Arten von Abfall und Stoppel zu verbrennen und | lafjung des Anbaues übrig. b 
nicht auf den Düngerhaufen oder zu den Hühnern | ine dritte, in neuerer Zeit vielfach, geäußert: 
u bringen. Davaire empfiehlt das Einlegen | Anficht ift die, daß die widernatürlide Ber: 
8 Samens auf 24 Stunden in eine Schwer ls | mehrungsmweijedas Verderben man Non: 
- fänrelöfung (1 Theil konz. Schwefelfäure zu zen, bejonders des Meinitods und der Startoffen, 
150 Theilen Waffer). — habe. Die ſeit Jahrhunderte 
Die Gattung Heterodera, die Anguillulen im immer nur dur Senker und nie durd Same 
Wurzel-Anjchwellungen oder Gallen, ift jegt als bermehrte Nebe foll entartet und dadurch nic 
H. radieulae Schn. befannt an Luzerne, | mehr widerftandsfähig genug geworben fein. Ber 
Kleearten, Kümmel, Möhren, Birnbäumen, Kaffees | wiejen wird auf die Pyramidenpappelm 
baum, Iſabellareben, gem. Weinftot (in Ober: | weiche jeit einigen Jahren eine epidemiiche rank 
Falien vor einigen Jahren als Neblaus von | peit zeigen, Wlattabfall, Eintrodnen, Abiterbem 
Varil beichrieben), an Gurken, Sandhaargras, | und oft fo jehr, daß in ganzen Gegenden die Baum 
Aderrettig, Leinkraut, Zichorie, Löwenzahn, | pollftändig verihtwunden And ie rfache ift eim 
Angelita, Wolfsmilh u. j. w. und an mandjen | feiner Kernpil; (Dothiora sphaeroides Fr) 
Gartenpflanzen, z. B. Clematis, Cissus, Dracaena, | peicher maffenhaft auftritt. Much bier ſoll die 
Dodantia ete., ohne für weſentlich jhädlich gehalten | Miderftandsfähigkeit dadurch verloren gegangen 
zu werden, mit Ausnahme für den Kaffeebaum, |jein, dah man nur durch Stedlinge fortpflanzte. 
melden man wegen bebeutender Verheerungen | Bei den Bappeln kanır aber werigftens nicht vom 
durch Solirgräben um die Stöde ſchützt. Hoc | Müdigkeit aus Mangel an Nahrung md ad 
ie Rübennematode (Nübenmüdigkeit), zuerſt anderjeits läßt fi die große Wermehrung der 
von Scadt an den Zuderrüben beobadıtet, aber | Feinde leicht erklären und iit es noch nicht bee 
auch vorfommend auf Weizen, Gerſte, Hafer, Kohl, | wiejen, daß die aus Samen gezogenen Wflanze 
allen traut und Nübenarten, Rübjen, Rettigen, derart als widerftandsfähiger fich erweilen: di 
, Kidererbien, Spinat, Gartenmelde u. ſ. w. Art | wo einmal maffenhaft das Vorhandenfein beobachtet 
den Zuderrüben zeigt ſich der Feind erſt jeit 1884 yird, önnen auch dieſe nicht verichont bleiben. 
in Frankreich, 5 er in Deutſchland ſchon Wichtig iſt noch In die Erflärung der raihen 
jeit der Zeit des übertriebenen Anbaues der Rüben | Neberhandnahme von Feinden aus EL. Pilanzen 
befannt iſt und bejonders deswegen gefürchtet welt, daß die Bilzivoren auch dur Milben und 
wird, weil er den Zudergehalt der Rüben weſentlich | andere Thiere verbreitet werden. v. Thümen 
beeinträchtigt. Im Barijer Verſuchsgarten fand | jagt, daß die Noftpilze der Gartentulp ıblätter 
man an angegriffenen Rüben am 22. Auguft 8,18%, (Puceinia fallaciosa Thüm.) durd eine Meine 
amd. September 7,15%, am 19. September 5,72%, | Rachtſchneckenart verzehrt und, ohne die Seimfraft 
am 4. Oftober 5,250, Zuder, an nicht angegriffenen | eingubüßen, anderwärts abgelagert werde, ebenio 
Rüben aber am 22. Aug. 8,15 und am 4. Oktober | der oft des Pflaumenbaums, der Rodenpils 
12,15%. Daß man ji ſchon genötigt gejehen | der Neben durch die gewöhnlichen Meinberade 
bat, den Anbau zeitweife aufzugeben, ift befannt; | ſchneden nah Berlefe u. |. w. Won den oben 
das Bodenbrennen ift zu foftjpielig und das Weg- | erwähnten Meinen Wertilgern der Sporen der 
fangen durch Fangpflangen, ſolche, in welde die Brand» und Noftarten von Getreide gilt Gleiche⸗ 
Thierchen gern Er ein gewagtes Experiment; i BL, 
Kühn empfiehlt Wirfing und dann, wenn diefer | 6) Meblthau und falſcher Mehltham 
ausgeriffen, —— in zweimaliger Saat, | Am meiſten Aufmerkſamkeit wurde in der neueren 
— Brillieur aber Schwefellohlenftoif; ob dieſer ich Zeit den Grfvanfungen des Weinftodes und 
als genügend wirffam eriwiejen hat, ift mod; nicht der Kartoffeln zugewendet und dabei | 
befannt geworben. wichtige Entdedungen gemacht worden, iiber welche 
Don vielen Seiten wird die Uebertreibung im | im Zulammenhang zu berichten ift, worauf dam 
k nbau als die Haupturfadhe der Ueberhandnahme im Einzelnen noch diejer Pflanze bejonders gedacht 
-  folcher gefährlicher Feinde und beſonders die der werden joll. { 
eje Fan 


























































„Rüben: und der Kleemüdigkeit“ (Kleepilz, Peziza Mit dem Namen Peronospora b 
-  «eiborioides F.) bezeichnet, während Andere noch | man jest den „falſchen Mehlthau.—. d 
daran feſthalten, daß auf dem Wege der Düngung | die Namen vielfach verändert worden ſind und zum 
diefe bejeitigt werden könne. Das Richtige ift, | Veifpiel früher die Kartoffeltrantheit als Peromo 
dab auf Feldern mit normalen Bedingungen für | spora infestans bezeichnet wurde, jegt aber 
die Pilanzen — Vorhandenſein aller Nährftoffe al® Phytophtora infestans bon ant ten 
im gemügender Menge und ajjimilationsfähiger | Peronosporeen unterjchieden wird, jo iſt es nolbe 
Form — dieſe kräftiger ſich entwideln und den | wendig, zuvor die allgemeine Orientirung zu geben- 
—— mannigfachen Feinden und ungünftigen Witterungs: | Mehlthau, Meltau, die befannten gen 









Digitiziag 4 lc 


= 


Fe — — 


Pflanzenkrankheiten. . 631 


oder graumeißen, ichimmels, woll= oder mehlartigen 
Ueberzüge auf Blättern, Stengeln und Früchten, 
joweit er pflanzlichen Urſprungs ift, beiteht aus 
den Myzelien ſchmarotzender Pilze, welche meistens 
zu den Kernpilzen(Pyrenomyeetes)und 
von dieien zu der Sattung Erysiphe L. und 
zur Familie der Peronosporeen gehören. 
Unter dieje gehört der Rartoffelpilz (Phytophthora 
infestans). 

Die Reronoipora= Arten find alle äußerlich 

ähnlich, did, fait janmetartig; weiß, bellgrau, 
rauviolett, meist auf der Unterſeite der VB ätter, 
elten auf der Oberieite, und oft begleitet von 
Anichwellungen oder Verdidungen, durch welde 
fie fich leicht von den echten Mehlthau=Arten, den 
Erysipheen, untericeiden, da dieje einen dünnen 
weißen lUeberzug meift auf der Oberfeite ala uur 
aufgeitreute andersfarbige Kügelchen (Früchte) 
zeigen. Die Wirkung der Peronoſporeen iit das 
Mikfarbigwerden, Welten und Berdorren oder 
Verfaulen. Sie haben Sommeriporen — l'onidien 
— und Winterdaueriporen — Oosporen —, welche 
bis jegt noch nicht bet allen gefunden worden find. 
Zu dieien großen Gruppen gehören: 

a) Die Kartoffelkrankheit, von welder 
ansführlicher die Nede fein wird. 

b) Der Mildew der Reben, P.viticola, 
jeit etwa 10 Jahren aus Amerifa zu uns ges 
fommen und raich verbreitet, wovon ebenfalls be: 
fonders geiprodien werden joll, aud auf dem 
wilden Wein vorfommend und im Juli und August 
auf der linterfeite der Mätter als Heine weihliche 
ihimmelartige Flecken, welche ſich vaich vergrößern, 
ericheinend, worauf das Blatt audı oberhalb bald 
austrocknet, abitirbt und abfällt, jelten auf Wickel: 
ranfen, einjährigen Trieben und unreifen Heeren. 
Die Ooſporen entwickeln ſich im abgerallenen Laub 
und reiten im nächſten Frühſjahr, um das Laub 
wieder zu befallen. Das Aufleien und Verbrennen 
der abgefallenen Blätter ift daher das allein an: 
zumwendende Weittel gegen dieſen gefährlichen Feind, 
welcher ihon große Verheerungen angerichtet bat. 


ec) Der ihneeweiße falihe Mehlthau, 
(P. niven De Bary), ausichließlic auf Dolden: 
ewädien, wilden und f£ultivirten Garten- und 
iebmöbren, Kerbel, Paitinaf, Dill, Peterſilie. 
Die Iinterieite der Blätter bildet einen weißen 
Raſen, welcher zulest das ganze Blatt überzicht; | 
dieſes wird welt, mattgelblih, mißfarbig, Dürr, 
zulegt ichwarz. Auch bier hilft mur das Abichneiden 
und Verbrennen der ergriffenen Blätter. 


d) Der Ealatbramd, (P. gangliformis De | 
Bary), mit mehr grauen Naien, auf Salat, Arti— 
ichoten, Endivien, Zichorien und wild wachſenden 
Korbblütblern, als Aderdiitel, Giriium, Cardus— 
Arten, Kreuzkraut, Gänſediſtel u. ſ. w, in Frank: 
reih le Meunier genannt und jehr gefürchtet, 
weil er oft unter Schwarzwerden der Blätter ganze 
Planzungen zeritört. Gr foll von Unkräutern 
übertragen werden; dieſe find alio ebenfalls zu | 
Es nebit den hefallenen Blättern, ſoweit man 

e fennt. 


e) Shimmelfrantheit des Rapſes 
unddbesXeindotters, P. parasitica De Bary, 
weißlich aſchgrauer Raſen auf der Blattunterjeite, 
jeltener auf Stengeln, tödtlich wirkend, und aud) 
auf allen wilden Kreuzblüthlern, beionders Hirten 
täſchelkraut. 

i) Der Wickenſchimmel, P. Viciae De 
Bary, auf Jutterwiden, Erbien, Linien, allen 
wildwachſenden MWidenarten, Dice, dunfelgraus 
violette Schimmelraſen auf den unteren Blattſeiten, 
welche zulegt als dürr abrallen. 

x) Der ausgebreitete falihe Mehl: 
tbau, P. erfusa De Bary., auf wilden Melden 
und Gäniefußarten, Gartenmelde, Spinat u. j. w. 
(„Fleckenſchimmel“), unterieits blaßviolett oder 
grau mit vereinzelten Schimmelfleden, ſchmutzig⸗ 
grünen Stellen, entfärbten, zulegt braunen, welfen 
und abfallenden Blättern, welde ebenfalls zu vers 
nichten sind. 

h) Der Kleeſchimmel, P. Trifoliam De 
Bary. auf North: und Weißklee, Honig: und 
wilden Kleearten, anf ähnlichen Leguminoſen, 
Luzerne u. ſ. w., bräunlicigrau, ziemlich diden 
iammetartigen Naien auf dem ganzen Interblatt 
bildend, oberjeitö gelb entfärbt, ſpäter ſchmutzig 
graubraun, verdorrt, abfallend, am gefährlichſten 
für die Yurzerne. 

i) Weberfardenihimmel, P. Dipsaeci 
Tul., auf allen grünen Theilen der Pflanzen, 
bleiche, gelblichgrüne, verfiimmerte, runzliche, dünn— 
zerbrechliche, auf der Unterieite grünlilafarbige, 
Dicht ſammetartig überzogene Blätter, gebemmte 
Blüthenentwideiung, unbrauchbare Blüthenköpfe 
veranlaflend. Gr überwintert in ben Karden, 
weiche ſorgſamſt zu unterſuchen iind. Berallene 
Felder follen abgemäht und die Pflanzen vers 
branmt werden. 

k) Unedhte Herziäule der Nunfeln, 
P.Schachtii Fuck., „Herzblattkrankheit“, oft 
viel Schaden verurſachend; die Derzblätter werden 
unterieits jchmugig bieigran, did aufgetrieben, 
verkrümmt, gebogen, wacdsartig brüdjig, dann 
vertrocknet und verfaulend, in den ftehen bleibenden 
Blättern und Blattrudimenten uud in den Samen 
rüben überwinternd. Diefe find genau zu unters 
juchen, jene zu verbrennen. 

) P. sparsa Berkl, auf Gartenrojen, vor 
10 Jahren in England beobachtet, jetzt auch bei 
ung Die Mätter werden oberjeits gelblid, dann 
bräunlich fledfig, unterjeits zeigen lich zarte, dünne, 
araumweiße Schimmelraien, bald abfallend, oft find 
ihon in 10 Tagen alle Blätter fort, die Blüthen 
werden gefährdet, beionders unter Glasdach und 
bei Roſen zum Treiben im Winter; befallene 
Ghewächshäufer müſſen geräumt werden, da wirfs 
jame Mittel nicht bekannt Find. 

m) P, Schleideniana De Barry, auf 
Küchenzwiebeln und Schalotten mit unterjeit® 
bleigrau bis violettigem Raſen, raſch wirfend. 

n) P, Fragariae Roge et (ornu, auf 
Sartenerdbeeren, unterjeits grauweißliche Webers 
ige auf den raid verdorrenden Wlättern, bei 
Paris häufig. 


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U 4 ee 


632 
o) P, oborata Bon, 


zu Grunde richtend. 


p) P.arborescens De Bary, auf arten: 


und anderen Mohnarten, Raſen zart, weiß. 


q) P. Valerianellae Fuck, auf Ra— 


vunzel-Arten. 


auf Spörgelarten, 
beſonders Nderjpörgel, maffenhaft und dieien bald 


Prlanzenfrankheiten. 


Gibelli gewählt. Nach von Thümen iit Die 
gleiche Kraukheit jest aud) in Oeſtreich, z. B. 1873 
in Teplig, beobadytet und analog auch auf Linder: 
bei Görz beobadıtet worden. Die Wurzeln find 
‚ ähnlich ringförmig entrindet, zeigen politerförmige 
 Auftreibungen und oberhalb dieſer wird die Rin— 
denſchicht abgeblättert, die Oberfläche iſt mit ichön 


r) P. calotheca De Bary, auf Wald: | zimmtbraunem Pulver bededt, und diejes beiteht aus 


meiſter. 
s) P. Dianthi De Bary, auf Garten— 
und wilden Nelken. 


‚den Zellen einer Pilzart, welche als Pseudo- 
protomyces einnamomens Thüm. be 
‘zeichnet wird. Nach Anficht der Görzer ſoll dieſe 


t) P.CactorumLeb et Cohn, „Fäulniß | Grfranfung der Linden eine ſehr alte Ericheimung 
der Kaktusſtämme“, auch bei uns jchon beobachtet. ſein, den Bäumen aber nicht ihaden. Mittel find 
(Nah Darftellungen von %. v. Thümen im für beide Vorkommniſſe nicht befannt. 

Oeſtr. 2. Wochenblatt” 1885.) ' 9) Kartoffeltranfhbeiten. Als ſolche jind 

7) Keimlingstrantheiten. Als wichtigite , neuerdings zwei beiondere Arten aufgefunden 
bezeichnet derjelbe Autor Pythinm de Baryarum | worden, von welchen die eine vielfach bisher für 
Hesse im Innern von Mais, Hirſe, Leindotter, die bekannte, die Zellenfänle bewirkende, durch 
Weißklee, Aderipörgel, Senf u. ſ.w. Die Urſache den hinreichend beichriebenen Pilz, jetzt Phy- 
des baldigen Abjterbens ift ein Myzelium im |tophtora infestans genannt,  bervorgerufene 
Junern in Form zahlloier Fäden und Mefte; Krankheit angeiehen worden war, aber als be 
dieje tragen am Ende kugelige Gebilde mit den ſondere Nrankheitsform erfannt und genauer 
vollfommenen geſchlechtl. Fortpflanzungsorganen, | bejchrieben worden iſt. Sie wird veranlaßt durch 


ferner Gonidien dur Ablöfung von Theitchen | 
vom Hauptlörper, welche augenblicklich oder erſt 


nach Monaten keimen und neue Schwärmiporen, 
Zooiporangien, entwideln mit bis 1 Dutzend 


Schwärm: oder Booiporen; dieſe find einfach, 
mit Wimpern verjehen, raſch beweglid, wodurd | 
eine rajche Verbreitung des Uebels bewirkt wird. 


Das dünne und unregelmäßige Auflaufen mancher 
Saaten, bejonders bei Leindotter, Spörgel, Klee, 
wird der Wirkung dieſer Pythien zugejchrieben, 
da dadurch viele Neimlinge vernichtet werden. 


Es find ſolche auch ſchon auf Gartenpflanzen: 


Tropaeolum, Labbianen, Cardiospermum, Halica- 
cabum, Hibiscus syrjacus u. j. w. gefunden worden 
und wahrſcheinlich kommt fie auch auf Zucerrüben, 
Senf, Kreſſe u. j. tw. vor (Lucidium pythioides 
von Lohde beichrieben); Mittel zur Abwehr find 
noch nicht befannt. 

Aın wichtigiten iſt P.EquisetiSadeb auf dem 
Ackerſchachtelhalm, Equisetum arvense (Dimvot); 
jtehe darüber unter Nartoffellrantheiten. 

5) Die WurzelfrantheitenderMaul: 


beerbäume undder Linden. Seit längerer | 


Zeit kannte man in Italien eine als „Male del 
Falchetto“ beichriebene franfhafte Veränderung 
der Haupt: und der Nebenmwurzeln an dem Maul: 
beerbaume, welche die Entkräftung und ſchließlich 
das Abiterben der Bäume zur Folge hat. 
äußere Ninde der Wurzel wird ringförmig im 
dünnen Blättchen abgeihuppt, etwas aufgetrieben 
und mit pulvrigem Ueberzug bededt, dieſer iſt 
anfangs weißlie 

violett gefärbt und beitcht aus Zellmaſſen von 
einem Pilz, welcher feine Zerftörung bis ziemlich 
tief in das Innere bewirkt. V. de Cesati 
hat 1584 die Krankheit bejchrieben und den zer: 


Die | 


grau, dann imtenfiv umd schön | 


den auf dem Nderichadhtelbalm vorfommenden 
Pilz, Pythium Equiseti Sadeb, Ordmumng 
‚der Saprolegmiaceen, welche fait alle auf 
‚Algen und Moojen, in einer Art auch auf Den 
Kteimpflanzchen von Mais, Hirie, Leindotter, Klee, 
Spörgel u. }. w. vorfommen. Es iſt num erwieſen, 
daß die auf dem Ackerſchachtelhalm vorkommenden 
‚Formen des Pilzes auf die Startoffelfnolle über: 
gehen und dieſe nach und nad in ganz ähnlicher 
Weiſe, wie das bei der Zellenfäule geſchieht, zeriegt, 
während das Yaub zwar umberührt bleibt, aber mit 
dem lintergang der Knollen auch allmählich abitirbt. 
Das Abhilfsmittel beiteht bier in der lorgiamen 
Vernichtung des Duwoks im der ganzen Umgebung 
der Sartoftelfelder und auf diefem jelbit. 

Eine andere Art d.r Erkrankung der Startoffeln 
it durch Prof. Kohbn= Breslau als durd 
Mapden beiwirft erfannt worden. Die Stengel 
werden von unten nach oben braun, die Blätter 
iterben ab, die ausgehöhlten Stengel find erfüllt 
mit zerjegter Subitanz und von den Fliegenmaden 
ausgefreſſen, dieſe ünd fußlos, quer geringelt, 
ſpitzig, ſchwärzlich am Vorderende, 9—10 mm 
lang, 1,5—2 mm breit, die Haut ift hart, an den 
Ringen eingeichnürt, die Bewegung ift lebhaft. 
Die durch dieſe Ihiere bewirkte Zerſtörung kann 
‚eine ſehr bedentende werden. Woher die Maden 
fommen, iſt noch unbelannt und Mittel zur 
Abwehr giebt es deshalb bis jegt noch nicht. 

In Bezug auf die befannte und gefürdhtete 
Zellenfäule der Kartoffel giebt es ebenfalls noch 
immer kein wirkſames Mittel zur Ausführung 
im Großen. Das Verfahren von Gülich und 
das von Jenſen emwfohlene find nicht als ſolche 
zu betrachten, jo ſchäßbar fie unter Umftänden 
auch fein können, indem sie den Anbau aud da 





itörenden Pilz als Protomyces violaceus geitatten, wo die Startoffel die ihr zujagenben 
beichrieben, G. Gibelli in einer Abhandlung | Yebensbedingungen nicht findet. A. B. Griffiths 
über Male del Falchetto im Jahre 1873 den | (New Chemical 1886) will Eiſenoxydulſulfat — 
Namen Pseudoprotomyces violaceus|ü,l g in 100 & Wafler angewendet haben, Brot. 


Pflanzenkrankheiten. 


633 


K.Pasquelle den „Bordelaijer Brei” — und abgeſtorbene holzige Wurzelſtöcke, Reſte von 
Dieſer wird dadurch hergeſtellt, daß man in 1001 abgebrochenen Rebpfählen, Holz- und Aſtſtückchen, 
gewöhnlichem Waſſer 8 kg käuflichen Kupfervitriol welche mit dem Stallmiſt untergebracht werden, 
auflöſt und dazu eine aus 15 kr ungelöſchtem abgeſchnittene, zum Düngen untergegrabene, Reb— 
Kalk mit 30 1 Wafler bereitete Kalkmilch jest. | zweige und Wurzeln und abfallende Meite von 
Die gut angehäufelten Kartoffeln jollen mittelft i 


eines Pulveriſators mit dieſer Miſchung beſpritzt 
werden. Nach Mittheilungen des „L. Z.«V.⸗Bl. 
der Provinz Sachſen“, Nr. 41, 1887, fand man 


bei einem Verſuche an den beſpritzten Stauden 


nur geſunde, innerlich und äußerlich pilzfreie 


Knollen, an den nicht beſpritzten Kontrolſtauden 


2,37%, kranke Knollen. Die Unterſuchung in 
Stuollen am 3. Januar zeigte für die von diejen 
gewonnenen Nnollen 5", frante, für die von ben 
beiprigten Pflanzen gewonnenen nur geſunde 
Knollen. Verſuche aus dem Jahre 1587 find noch 
nicht bekannt geworden. Nils gleichwerthig wurde 
eine einfache Kupferpitriollöfung (8 kg:100 ke 
Waſſer) betrachtet. — Die Wiederholung des 
Berfabrens mag immerhin verfucht werden, frühere 
Beobachtungen jprechen aber nicht dafür, daß durch 
eine einfache Beſpritzung der Blätter der erkrankten 
Stauden die gefährliche Kartoffelkrankheit befiegt 


werden kann; es iſt der früher gegebene Natb, 


für pilzfreies Saatgut zu jorgen, deßhalb zu 
wiederholen. 


10) Erkrankungen der Weinreben. 
Neben der Gefährdung des Weins durd) die 


Reblaus und wahricheinfich in Folge diejer, inios | 


tern al» zur Beſeitigung der Verheerungen durch . 


dieie wideritandsfähigere 


amerifaniihe Reben- 


feglinge bezogen worden find, hat man im dem. 


legten Jahren aud) eine jehr gefährliche Krankheit 
der Neben in Europa kennen lernen müſſen und 
neben dieſer auch nod andere Erkrankungen 
beobadhtet. 

Tuckeri, 


Traubenihimmel, VOidium 


2 a } .bebt hervor, da 
a) Ten fjchon jeit längerer Zeit befaunten d B 


fürchtet man jegt nicht mehr, da man ihn wirfs 


ſam zu befämpften gelernt hat. 
mit Schwefelblüthe oder gepulvertem Schwefel 


Das Beftäuben - 


hat fid, wenn frühzeitig ausgerührt, beſtens 


bewährt. Andere ebenfalls mit Grfolg angewen— 
dete Mittel find: ſehr verbünnte Seifenlauge mit 
feingemablenem Schwefel, beim eriten Auftreten 
des Schimmels mittelit Gießkanne auf bie Blätter 
und die Trauben gebradt; Holzaſche oder Kalk 
auf den Boden um die Rebſtöcke gelegt; eine 
Miihung von 5 ke Schwerelblüthbe mit 2 kg 
Kalkitaub (ungelöicht) in 10 1 Waller gefocht bis 
auf 8 I umd davon 1 1 mit 50 1 friichem Waſſer 
zum Begießen mit der Spritze, wenn der Pilz 
Ihon da ift, im Spätjahre, wenn das Yaub 
abgerallen ift, rings um den Stod, und im Früh— 
jahr wieder mit Begiun der Stnojpenbildung. 
Stöcke, weldhe in dieier Art behandelt werden, 
follen auch nicht von Fliegen und Weſpen heim: 
geſucht werden. 


b) Der Wurzelfhimmelder Neben, in 
Oeſterreich beobachtet, veranlaft durd ein Pilz: 


‚ fiirchtet wurde. 


Obftbäumen in den Weingärten angegeben. Da 
.. einige Hundert ha Neblandes dadurd, 
daß alle Refte der Art —— und nicht 
verbrannt werden, zu Grunde geben, jo wird 
größere Sorgiamteit in dieſer Beziehung verlangt 
und andererjeits die Entfernung alter Obitbäumte 
aus den Weinlänbereien. 

ec) Der Knotenſchwamm (Tuberkulosis) 
wurde von A. de Corvo in der Mlademie der 
Wiſſenſchaft zu Paris als die älteite Krankheit 
des Weinſtockes beichrieben; die Knoten finden 
jih meist im zentralen Jrmmern des Stammes, der 
Ranfen und der Wurzeln, von außen nad innen 
fortichreitend, vom Markkanal nah den Ninden 
unter Veränderung und Zerſtörung der Gefäße 
und Gewebe, verbreitet durch Stedlinge, Samen: 
pflänzchen und ſelbſt Bodeninfeftion. Die Krank— 
heit joll allgemein in Europa, beionders aber in 
Frankreich, Italien und auf der pyrenäiſchen 
Halbinſel fih finden; fie wird neuerdings um 
deßwillen gefürchtet, weil die Neblaus nur da, 
wo der Stnotenihwanm die Stöde angegriffen 
hat, gefährlich fein fol. Ein wirkſames Mittel iſt 
noch nicht bekannt. Ueber die Reblaus ſiehe 
Ungeziefer. 

d) Mildew, falſcher Mehlthan, ver: 
anlaht durch Peronospora viticolaDe Bary, 
eine Seit wenigen Jahren erit in Europa aufges 
tretene, aus Amerika, wo fie mit Recht ſehr 
gefürchtet wird, verbreitete Stranfheit des Wein: 
itodes, welde auch bei uns jchon großartige 
Verbeerungen angerichtet hat. F. d. Thümen 
er vor 10 Jahren ichon vor 
diefer Gefahr gewarnt habe („Deiter. 2. Wocenbl.“, 
Nr. 36, 1857) und die Einführung amerikanischer 
Reblinge verboten haben wollte; ſie jeien aber 
trog dieier Warnung maſſenhaft bezogen worden, 
und nun sei der Schaden da. Im Jahre 1877 
trat Diele Krankheit zuerit in Europa und zwar 
in Werhag in Ungarn auf, daun 1878 im Süd: 
weiten von Frankreich vereinzelt, 1879 maſſenhaft 
und ichon bei Paris und anderwärte in Frank— 
reich, jowie in „Italien, 1850 in Algier, 1551 
in Griechenland, 1882 im Elſaß und 1886 im 
Deutihen Reich, in den genannten Ländern viel: 
fach io, daß fie ſelbſt mehr als die Neblaus ge: 
Carlo Hugues in „La Per. 
vit.“ Rimedi ed apparrecchi Parenzo 1886 gab 
Mittel zur Bekämpfung an, Andere folgten und 
ausführlicher handelt darüber eine vom „Rhein: 
ganer Verein für Obſt-, Wein: und Gartenbau“ 


 berausgegebene Schrift: Kurze Darftellung der 


mpaelium; als Träger des Pilzes werden Holzreite ı 


durch die Per. vitie. bervorgerufene Rebenfrant: 
beit nebſt Angabe der bewäbhrteften Mittel. Mit 
2 Tafeln Abbildungen und 2 Holzitöden, welde 
bereits in 2. Auflage vorliegt. 

Die Erkrankung wird mie folgt beichrieben: 
zuerft ericheinen große weißlihe Schimmeltlede, 


634 


meiſt auf der Unterſeite der Blätter in der Nähe | 
der Nerven, die Oberjeite wird dadurch gelblich 
roth an dem betreffenden Stellen, dann troden,. 
ſich fräufelnd, gebräunt vom Rande her in rajchem | 
Verlauf dieier Stadien, deren legtes das Abfallen | 
it, tritt die Krankheit frühzeitig auf, im Juni 
und Juli, dann werden die Trauben durch Nah: 
rungömangel nothreif und kann jelbjt das Trag: 
holz leiden; es wird empfindlicher gegen den 
Froit; werden auch die Beeren angegriffen, dann | 
fallen dieſe ab; tritt die Krankheit jpäter, im 
Auguft und September auf, dann jtört die raſche 
Sntblätterung die Zuderbildung. Der weißliche 
Schimmel und die braunen Blattflede find die, 
Knofpenträger, fie enthalten zahlreiche Zoojporen. 
aus welden ſich die Keimfäden entwickeln, dieje | 
durchbohren die Oberjeite des Blattes als dickes 
Myzelium, wmweldes den Schaden verurjadht, es 
entwiceln jich darans zahlreiche blajenartige Aus: 
ſtülpungen in den grünen Zellen des Plattes und 
verzehren deren Inhalt, später zahlreidie Ge: 
ichlehtsorgane als die Fruchtkörper; die Früchte 
iind dickwandige, glänzende Nugeln, oft zu 200 | 
auf 1 qmım; jedes Bäumchen bringt 20-—50 und | 
mehr Stnojpenfapieln, jede Kapiel 6—8 = 

f 


welche ſofort feimen, wenn es reguet oder ſtarker 
Than fällt. Die Ueberwinterung erfolgt in den 
abgeitorbenen Blättern,die Fruchtfugeln (Oosporen) 
bleiben lebend, im nächiten Jahre giebt es wieder 
Zooſporen u.j.w. Die Heftigteit der Erfrankung | 
wird durch die Witterung bedingt. 

Zur Bekämpfung hatten empfohlen: C. Hugnes 
bejondere Vorkehrungen gegen die Leberwinterung | 
der Oosporen, gegen das Keimen und die erite| 
Infektion der Blätter, gegen die Ausjaat der 
Conidien und neue Infektion und gegen das | 
Entſtehen der Oosporen; dieſe waren aber nod) 
nicht genug erforjcht, ſodaß Mittel dagegen micht 
angegeben werden konnten; gegen die Konidien | 
aber jollte die Zeritörung ber Keimkraft durch 
Sicherung der Blätter mit Mitteln, welche die 
Berührung mit der Blatthaut behindern, bewirkt 


Pflanzenkrankheiten. 


iſt ſchon in geringer Konzentration wirkſam; 
Millardet und Guyon beſtätigen die Ge— 
winnung von größerem Zuckergehalt und mehr 
Alkohol, ohne daß Kupfer mit übergeht. N.Calotti 
und Pirotta erklärten die Kalkmilch als gutes 
Vorbeugungs: und Heilmittel und beiprigten Damit 
die Stöde vollftändig und nad) jedem Regen wieder, 
der Kalk bewirkte aud nach Verjuchen in der Mein: 
bauichule Coregliano 1,5—2%, Säureverluit und 
bewährte ih zudem gut gegen die durch ben 
Bil} Sphaceloma ampelinum bemirfte 
Schmwindelpodenftranfheit de Weins 
(ihwarze, allmählich geihwürartig fich vertiefende 
Fleden am grünen Holze und an den Trauben). 

In der neuen Auflage der Schrift genannten 
Nheingauer Vereins wird miitgetheilt, daß ber 
ihon erwähnte Bordelaiſer-Brei ald zu Did: 
flüſſig (250—500 ] der Mifhung pro ha) von 
Prof. Millardet in Bordeaux nunmehr wie folgt 
zu bereiten angegeben wird: 3 kg Ntupfervitriol 
in + 1 Wafler mit Zuſatz von 1 kg gebranntem 
Kalk unter jtetigem Umrühren in Wafler (bis zu 
96 1) allmählich gebradt; von der jo erhaltenen 
Miihung follen pro ha 350—500 I angewendet 
werden; die Koſten belaufen ih auf 50—60 Mt. 
Kalklöſungen ohne Zulag von Kupfervitriol follen 
jelbit in wiederholter Anwendung unwirkſam ges 
blieben fein; reine Stupferpitriollöjungen (300 £ 
in 100 1 Waſſer) ohne Kalkzuſatz aber wirfiam 
geweien fein (6.0 bl Miſchung auf 1 ha). Als 
weiteres Mittel wird angegeben: Eau ce#löste, 
d. i. 500 & Supferpitriol in Waſſer gelöft, dann 
mit 1.5 1 Salmiafgeift verjegt und das Ganze 
dann mit Waſſer bis auf 100 1 verdünnt; auf 
Beranlaffung von Prof. Neßler:Harlärube 
fertigt die ‚jabrit Nheinau bei Mannheim dieje 
Miihung auc) in Bulverform; 1kg davon in großen 
Bezügen fommt auf 70 Pfg. zu ftehen und genügt 
für 100 } der Löfung. 

Die Schrift jelbft ıft vom Gärtner Martens in 
Geiſenheim zu 39 Pig. zu beziehen, in mehreren 
| Eremplaren billiger. — Bei W. EdelsGeifenheim 


werden. Marés empfahl dafür im September | giebt es auch die Peronoipora:Sprige aus ge- 
oder nad) der Weinleje die Anwendung von ſub-⸗ | walztem Bled zu 17 Dit. und folche mit kupferner 
limirtem Schwefel mit 2prozentiger ſchwefeliger Butte zu 21 ME, Geräthe, welde für alle Arten 
Säure mit Kupfer zur Verhinderung der direkten von Beiprigungen der Pflanzen zu gebrauchen 
Erzeugung der Oosporen, die Gebr. Bellassi | find. 

wendeten Kalkmilch (2—3%, Wepkalt) zum Be- Prof. Neßler-Karlsruhe theilt im dortigen 
iprigen der Stöde mit dünner Kalkichicht, welche | „Badiſchen landw, Wochenblatt” mit, dab ®. 
nad) Regen zu erneuern ift, an, Portele z0g | Allweiler in Radolfzell verbeijerte Apparate von 
das trodene Kalkpulver (Aetzkalkpulver) vor. Nach | hoher Leiltungsfähigkeit, ftarf gebaut und leicht 
Cuboni behindert der Kalküberzug die Bildung | handhablich zu 30Mk. verkauft, und giebt auch die ge: 


der Stöde nit und gewann man 5 mal mehr 
Zuder und 1—2%, weniger Säure im Moite, 
welcher aber bei zu vielem Kalken einen unanges 
nehmen ®eihmad befommt; mit Zuſatz von 200 
bis 250 ge Weinſäure zu 1 hi Moſt verſchwindet 
diejer aber wieder. Nach Anderen fann nur das 
Sammeln und Verbrennen der abgefallenen trodenen 
Blätter helfen und das Bewäſſern der Stöde. 
In Italien und ‚Frankreich wender man 
da8 Beiprigen der Stöde mit 5—10 9%, 
Kupfervitriollöfung an. Nupfervitriol mit Salt 


jeßt | 


eigneten Vertilgungsmittel der Pilze an. ber dieſe 
| giebt er ausfübrlichere Borfchriften zur Bereitung 
und Angaben über die Anwendung und bie er: 
' zielten Erfolge. 
' a) Zu 100 1 Waffer und 3 kg $upfervitriol, 
‚in 50 1 Waſſer gelöft, find 3 kg gebrannter Salt 
zuzufegen und wenn diejer gelöicht ift, weiteres 
Waſſer zur Verdünnung. 

b) 500 g Kupfervitriol ſollen in einem Säckchen 
oder Körbchen zur Lölung in Wafler gehängt 
werden; zur Löſung find 1,5 I Salmtafgeiit von 











22° B. unter ftetem Umrühren bis die vorher | 
trübe Flüffigkeit wieder heil und Mar geworden. 
ift, zuzuſezen und dann ift das Ganze auf 
00 1 zu verdünnen. Für Diejenigen, welche 
dieſe — nicht ganz richtig zu machen ver— 
ſtehen, wird das beſonders hergeſtellte Pulver, 
welches nur einfach in Waſſer zu löſen iſt, em— 
pfohlen; man ſoll aber 1 kg oder höchſtens 
15 kg zu 100 I] Löfung verwenden (70 und 
105 Pf.). Beim Beiprigen jolle man beionders 
Die obere Seite der Blätter berüdjichtigen und 
für 1 ha, je nad Größe der Reben, 300—600 1 
verwenden. Die Arbeit verrichtet pro ?6 a ein, 
Mann. Beftätigt wird, daß ſich im Mofte von 
fo behandelten Trauben nur wenig Kupfer findet, 
nadı der Hauptgährung 0.08—0.28 ge pro I, 3 
Wochen ipäter höchſtens nur noch 0.05—0.16 bei 
einer Miihung von 8 kg Supfervitriol: 15 kg 
ebranntem Kalk für 1 hi und fo did, dab die 
fie nicht an den Blättern haften bleibt. Obige 
Miihungen enthalten weniger Kupfer, wie "is. 
und jind dünnflüſſiger, alſo feiner vertheilt. Nach 
Benagrif: Wien bat jih das Kupfer weit 
weniger giftig als bisher angenommen worden 
war, erwieien. In Coregliano wurden Staninchen 
mit beiprigtem Neblaub den ganzen Sommer 
bindurd; ohne Schaden gefüttert, und in St. 
Michele 5 Kühe 6 Wochen lang mit Futter, 
weldyes mit 0.2 und zulegt 2 g Cu. in Form 
von Kupfervitriol beiprist worden war, ebenfalls 
ohne Nacıtheil. Das Mittel hat ſich auch beftens 
gegen Blattläuje und Raupen bewährt. 

11) tümmelfranfbeit, neue. Im Auguft 
1887 theilte 3. Fühn-Halle mit, dab im 
vorigen Jahre an mehreren Orten der Provinz 
Sadjien gegen den Herbſt hin auf den Simmel: 
Feldern ein Kränkeln und Abiterben der Bilanzen, 
wodurch die Felder ein flediges Anjehen erhielten, 
beobadıtet wurde. An den erkrankten Pflanzen 
wurden die älteren Blätter jchwarz und an der 
Baſis zeigten fie fich faulig, während das Herz 
neue, grüne, aber ſchmächtige Wlättchen trieb; 
bei intenjivem Auftreten der Krankheit aber ftars | 
ben auc die Herzblätter ab und der ganze Kopf 
erichien weich und zeriegt. Im Boden fanden | 
ſich fleine braune Tonnenpüppchen und aus die: | 
fen entwidelten fi im Januar und fyebruar | 

e liegen, welche Aehnlichkeit mit dem band» | 

Bigen Grünauge hatten, aber Heiner und etwas | 
anders gefärbt waren. Dr. Karic erkannte! 
darin die jehr jeltene Chiorops glabra Meigen ; | 
- Kühn ift aber noch zweifelhaft darüber, ob nicht 
eine andere Chlorops:Art anzunehmen ift, obſchon 
in allen kranken Kümmelpflanzen, welche ihm zu= 
geſchickt wurden, die gleichen Tonnenpüppchen ſich 

en und die Freßbahnen an den erfranften 
ttenden und Wurzelföpfen denen, welde 
Fliegenlarven hervorrufen, gleichen. Ueber Ghlos 
ee w. unter Umgeziefer und ebenio über 
‚ von foldhen bewirkte franfhafte Erſchein—⸗ 
ungen an Pflanzen. Die unter 1—10 beichriebes | 
nen find die weientlichiten, über welche in ber! 
neueren Zeit berichtet worden ift. 


. 
u nn — — 


— 


+ 


Ueber Sprig-Apparate zur Vertilgung von 
Mehlthau, — u. ſ. w, ſ. Gartenbau 
(Nebelſpritze, Pulveriſator u. ſ. w.), dsgl. über 
ſchädliche Pflanzen unter Unfräuter. 

Literatur. Außer den oben genannten Werken 
find zu nennen: „Atlas der Pilanzentrantheiten, 
welche durch Pilze hervorgerufen find“, Halle 1885. 
2. Danger, „Unkräuter und pflanzlide Schmas 
roger“ Beitrag zur Erkenntniß und Bekämpfung 
dejjelben für Yandwirtbe und Gartenfreunde, 
Hannover 1887. B. Sorauer, „Handbuch der 
Pflanzenkrankheiten f. Yandwirthe, Gärtner, Forſt⸗ 
leute, Botaniker“ 2. Aufl., Berlin 1897. RN. Wolf, 
„Krankheiten der landwirthſchaftl. Nugpflangen 
durch Schmarogerpilze* herausgegeben von W. 
Zopf, Berlin 1897. L. $ranf, „srankheiten der 
Pilanzen“, Berlin 1551. J. Kühn, „Srankheiten 


‚der Kurturgewächſe“, 2. Aufl. Hartig, „Lehre 


buch der Baumkrankheiten.“, Berlin 1892, 


Bhospharhaltige Dungmittel. Dieſe 


werden nach wie vor unterichieden in: 1) mine- 
raliihe, als Apatit, Phosphorit, Koprolitb, 
Diteolith, KHladno-Thonerde- Phosphat und Tho— 
masichiade, 2) Guano:Arten, ald Bader, Mejil- 
lonns, Kturagao, Malden-, Starbud, Raza—, 
Rhöniriniels, Jarvis-, Howland⸗ Enderberry: ©. 
und 3) Mnochen: Phosphat, als Stnochentohle, 
Knochenaſche, Knochenmehle u. j. w. nebit den aus 
allen daraus gefertigten Superphosphaten, aufges 
ſchloſſenen Braparaten u. ſ. w. — In den legten Jah⸗ 
ren hat fich über die Bhospate injofern ein bedeuten⸗ 


‚der Umſchwung in den Anjchauungen vollzogen, 


als man einerjeits endlich anfängt, in denſelben 
das Hauptgewicht auf die Phosphorjäure und 
nicht mehr, wie zur * der Stödhardt’ichen 
Schule auf den Stiditoff oder den Kalk u. ſ. w. 
zu legen, und andererjeits nicht mehr das Aufs 
ſchließen durch Schwerelfäure u. j. w., ſondern 
den Grad der Feinheit bei dem Vermablen als 
wichtigites Mittel zur Erhöhung uud Beichleus 
nigung der Wirkiamfeit berüdjichtigt. 

Den Umſchwung bewirkten der hohe Preis bes 
Guanos und die bejiere Würdigung der Lehre 
von J. d. Liebig bezüglid des Stiditoffs und 
der Möglichkeit, diejen durch richtigen Frucht» 
wechſel, Gründüngung und Stallmiit neben ſonſt 
reicher Beidüngung mit anderen Mineralitoffen 
(Ralifatzen, Kalk u. ſ. w.) und geeigneter Be» 
handlung des Feldes in ausgiebiger Menge ben 
Pflanzen aus der Atmoſphäre auf indirekten 
Wege zu fichern, auf der anderen Seite aber das 
Demühen, unter den heutigen Verhältniſſen möge 
lichſt an Koften zu fparen, alio nicht mehr Ges 
wicht als unumgänglich nöthig ift, zu verwenden 
und das Minimum der —— durch ge⸗ 
eignete Mittel zur Erhöhung uud Sicherung der 
Wirkiamkeit zu ermöglichen. Brgl. das unter 
Dünger und Dungmittel Gefagte. 

Am jchärfiten verurtheilte H. v. Liebig (Fühlings 
Landw. Zeitung, 1885) das bisherige Verfahren, 
die natürlichen Phosphate, und die Feinheit des 
Vermablens zu mißachten und auf die Auf⸗ 
ihließung durch Schweielfäure u. ſ. w. — Dar« 


7 


Digtzed 





——— 


























































oogle 


* 
ir 


636 


dtellung ‘von Superphosphaten — das alleinige 
Gewicht zu legen, da dadurdh die Fabrikanten 
auf Koften der Landwirthe um Millionen be— 
reihert worden feien. Die bekannten, bei uns 
von der Stödhardtfchen Schule über Gebühr ge= 
prieienen Verfuhe von Lawes und Gilbert 
an England, weldhe für die Stidjtoffz gegen die 
Mineraftoff-Schule ſprechen ſollten, jeien nur 
Reklame für die Superphosphat= Fabrikation ges 
weſen und zudem noch unwiſſenſchaftlich ange— 
ſtellt und durchgeführt worden. Am meiſten habe 
aber die bisher ſeitens unſerer Agrikulturchemiker 
angewendete Art der Kontrole des Gehaltes der 
Dungmittel dazu beigetragen, den Fortſchritt zu 
verhindern, die Landwirthe zu täuſchen und die 
Phosphatdüngung in Mißkredit zu bringen. Den 
Landwirth intereflire nur die Preiswürdigkeit, 
an der Auffindung der legten Spur von Phos— 
phorfänre in einem Dungmittel jei ihm aber 
nichts gelegen; er zahle mehr für lösliche Phos— 
phorjäure als für Bräzipitate (durch Kalkzuſatz 
aus phosphorfäuren Löjungen erhaltene Nieder: 
Jchläge von phosphorjaurem Kalt und phosphor- 
jaurem Eiſenoxydul) und für dieſe mehr als für 
gemahlene Phosphorite. Die Chemifer hätten 
nur den Löslichkeitsgrad, nicht aber auch den 
Feinheitsgrad beftimmt und irrthümlicher Weile 
ade dab der Gejammtgehalt den Werth eines 

ungmittels bedinge. Gnticheidend ſei aber das 
Verhältniß der Zumiichung von grobem Pulver, 


Pflanzenkrankheiten. 


weil dieſes ſonſt wirkungslos iſt. Der Ge! 
im Ganzen iſt entſcheidend nur bei Suverph 
phaten, ſchon weniger für Knochenmehle und 
nicht für Koprolithen, Lahnphosphorite 
Thomasſchlacke. Der Chemiker prüfe dieſe Du 
mittel nicht in der Form, wie ſie eingeſer 
werden, ſondern nur in der Form, welche er 
erſt künſtlich herſtellt; er verwendet dann 
ſtärkſten Mineralfäuren und muthet dann 
organisch jauren Salzen der Pflanzenwurzeln 
das Gleiche zu thun. Das Refultat jeiner Un 
fuchungen fei die FFeititellung der Gefammtme 
der Phosphorjäure, welche je nadı Material 
ı Phosphoriten oder Thomasichlade zu 10—15 
| berechnet wird, der Wirkungswerth jei aber fa 
halb nnd weniger. Es fomme wejentlid darauf 
wie viel Prozent bei derartigen Dungmitteln dr 
ein feinmaſchiges Normalſieb gehen, er verla 
deshalb eine bejfere Methode der Kontrole du 
| Anwendung von ſolchen Normalfieben und durch 
Prüfung mit Rleefalzlöjung, wenn der Landwi 
vor Schaden bewahrt bleiben fol. Bei 
 Thomasichlade könne 3. DB. die Wirkjamfeit, 
nad Feinheitsgrad des Mehls, zwiichen 60 ı 
100 Proz. ichwanfen, der Landwirth habe a 
alfe Urſache, recht vorfichtig beim Ankauf zu j 
und ſich nicht durch die Garantie des Geſam 
ehaltes bienden zu laſſen. Bei gleidı 
Feinheitsgrad (geſiebt durd das Norm 
ſieb) habe jich zum Weijpiel ergeben: bei 








Rhosphorfäure davon lösl. in Kleeſalz aljo Proz. des Geha 

Lahnphosphorit 27,05 Proz, 216 Th. in 24—36 Stunden, 78,6 Proz. 
Braunichweiger Koprolithen 20,70 „ 1.9 — x x 739 „ 
Thomasichladen 18,50 „ 4,864 „ E a 3 
grobem Rückſtand der Lahn— 

phosphorite 274 „ 80 5 m = * 130 „ 
grober Thomasichlacde 17,80 „ Spur „ „ — = Spur „ 
Biphosphoten 30,00 530 > ie . 10 „ 
geliebtem Ihomasprüzipitat 17,66 „ 11,264 „ „ * 637 u 
im Rückſtand davon 17,66 „ 8192 „ „ a - 464 „ 


In Mimchen koſte 1 Bid. Phosphorſäure in 
Ihomasichladen 11, in Lahnphosphorit 14 Big. ; 
nehme man die Löslichkeit von Yahnphosphorit 
als Mapitab Für die aufgeichloffenen Phosphate, 
dann zeige fich, daß 1 Pfd. wurzellösliche Phos— 
phoriäure aur 15 Brg. und in Thomasichladen 
auf 40 Pfg. ſich Stelle, jo daß alio dieſe jetzt die 
tbeueriten Phosphate feien; in gewöhnlichem Prä— 
zipitat Stellt ich der Preis auf 26—30 Pfg., ein 
gleichlöslicher Theil von TIhomaspräzipitat aber 


quano, weit billiger und doch gleih wirkſam 

J. Neßler zeigte, daß eine Düngung von 2] 
+ Str. talijuperphosphat mit 7 Br 
' föslicher Phosphorſäure und 10 Proz. Salt zı 
Preis von 5.5 ME. pro Itr. gleich der the 
Holzaſche zu stellen jet und Kaliammonia 
juperphosphate mit 6 Proz. löslicher Phosphı 
jäure, 6 Proz. Kali und 3 Proz. Stiditoff 

6.5—7 ME pro Ztr. noch vortheilhafter j 
stellten. Thomasihlade mit Kaliſalzſei 


auf +4 Big. — Man kann nicht umbin Dielen | für Moorboden vortheilhafter ala Superphosph 
Anzeinanderiegungen eine große Bedeutung zu: | und 3—4 Ztr. fein gemahlener Thomasichlad 
zuerkennen. | mit Kainit zu gleichen Theilen, loko Boden 
Auch von anderer Seite find wejentlich andere | 2.22 bis 2.25 Mt. (7—10 Proz. PO 5—6- 
Anihauungen auf Grund der gemachten Erfahr- Proz. KO) für Moorboden-Wiejen; wo der Bod 
ungen verbreitet worden. Wagner: Darme kalkarm fei, brauche man noch dazu +5 Mag 
ftadt führt aus, daß ein Gemenge aus Super: | falfhaltigen Boden oder 5 bis 6 Zentner Ka 








phosphaten mit Ghiliialveter und Chlorkalium 
jo gemiicht, daß das Ganze 9.5 Proz. löslicher 
Phosphorjäure, 7 Proz. Stiditofft und 2—3 
Proz. Kali zeigt, weit vortheilbafter ala Peru: 





Märder führte aus, dab die Präzipitate b 
gleihem Phosphorjäure-Gehalt den Superpbo 
phaten völlig gleichwerthig find. Die Thoma: 
präzipitate ſeien den Kalkpräzipitaten (at 


Pflanzenkrankheiten. 


Knochen bei derLeimfabrikation) äußerlich gleich und 
werden, weil die Phosporſäure an Eiſen gebunden 
iſt, oft verſchmäht, ſind aber nicht wie die ein— 
fachen Zuperphosphate aus Lahnphosphoriten zu 
beurtheilen, weil sie die höchſte Feinheit beiigen 
und gleich der [östlichen Phosphorſäure wirken. 
Die mehrfah erwähnte Thomasichlade, 
welche in den legten Jahren in immmer größerer 
Menge zur Verwendung kommt, wird nach dem 
Berfahren von Sidney Gilſchriſt Tho— 


mas, in Deutſchland ſeit 1879 patentirt, zum 
Entphosphoriſiren des phosphathaltigen Eiſens 
unter Zuſas erdbaſiſcher Salze als Nebenprodukt 


gewonnen; ſie enthält 12—1S Proz. Phosphor— 
ſäure, bis 45 Proz. Kalk und etwas Eiſenoxydul 
und andere Stoffe; ein verbeſſertes Verfahren 
bat den Gehalt an Phosphorſäure bis auf 24 
Proz. erhöhen lajfen; je nach Bezugsquelle ſtellt 
ih der Preis der Phosphorfäure zu nur 12 big 
20 Pig. Tie daraus dargeitellten Präzipitate 
enthalten 18—24 Proz. Phosphorfäure (lien: 
burger) und bis 30 und 33 Proz. (Thomas: 
Präzipitat). Bei gleichem Kalkgehalt von 45 Proz. 
liefert 3. B. Eſchweiler Thomasichlade zu 17, 
Sclejien zu 18 bis 21 Proz, Peine zu 19 bis 
20, Oberhauſen zu 20 bis 24, Nienburg zu 19%; 
die Preife find für 100) kx ab Nienburg 5 ME, 
ab Breslau 3.10, ab Liegnitz 48 DE. in Kleinen 
Roften und 3.3 ME in großen zu wertigitens 
10000 kg u. 1. m. 

Nehlerrechnete mir 13—21° „ Phosphorfäure 
und zwar löslich in ſchwachen Säuren, „zitrate 


für Phoephorſäure in Thomasichladen 9,10 Big., für Stidftoff in Nnochennteblen . 


in Nnochenmeblen 17,> 
in Zuperphoaph. 25,0 


” 


Die Lerfuchsitation in Speier giebt an, daß Die 
Fabrifate von Warth und Wagırer:St. Ing: 
bert, Rheinpfalz, die höchſte Feinheit zeigten, in 


5 Proben 100%, Feinmehl und 0%, Srobmehl. 
Die Anregung zur Verwendung der Thomaz- | 
ichlade ging feiner Zeit vom Zentral-Ausſchuß 


der fal. Landw. Sejellihaft in Hannover aus und 
Hoyermann-Hoheneggelſen bei Nien— 
burg a. W., bat die Darſtellung zuerſt in die Hand 
genommen — 1583. Jest berechnete der Direktor 


der lieder Hütte die Veredelung von Roheiſen 


u 


nach dem Thomasverfahren zu IM. Str. monatlich, 
beim Gehalt von 2,590 Bhosphor alio den Gewinn 
an abfallendem Phosphor zu monatlich 20,000 Zent⸗ 
ner = 45,000 Ztr. Phospboriänre. Ta die Thomas: 
ichlade mit 18—21 %,, durchſchnittlich 20%, Phos: 


phoriäure gewonnen wird, fo entipricht das einem , 


Jahresergebniß von 2,700,000 Itr., d. i., wenn 
man pro Morgen 20 kg Phosphorſäure für die 
Körnerernten annimmt, ein Griag für 1,31 M. ha 
Halmfrüchte, da aber bis jegt erft "s des Dazu 
geeigneten Gifens entphosphort wird, fo würde 
die (Fijeninduftrie in der Yage sein, der Lands 


wirthſchaft jährlid für 5,25 DM. ha Körnerfrüchte 
die erforderliche Phosphoriäure zu liefern. Soweit | 


bis jegt befannt geworden ift, hat feingemahlene 


637 


löslich“ und zum Preiſe von 10-12 Pig. pro Pfund 


gegen 30—43 Pig. in anderen Phosphaten und 
ı Dungmitteln. Wagner gab ala Gehalt 16%, Phos⸗ 
phoriäure, 50%, Kalk, 7%, Kiejeliäure und 12%, 
' Eifenoryd und Eiſenoxydul au. I. Fletſcher 
(„Zentral:Blatt für allg. Chemie‘) hat die Löslich» 
feit der Phosphorjäure (13% ,) int Thomasichladen 
beitimmt; je 10 g mir 100 com des Lölungsmitteld 
2 Stunden im Berührung geben bei Anwendung. 
‚von filtrirtem Quellwaſſer 1,5%, in Löſung 

„ Moorwailer 2,2 


! 


„ Normaliodaldjung EB; 
„Normal-Eſſigſäurelöpſ. 4,2 „ 
„Anmoniumzitrat 6,4 „ 
„ gelättigter Ammonium— 
Orallöjung 115. 


Es wird daraus geſchloſſen, daß die Thomasichlade 
‚in Berührung mit den organiihen Säuren bes 
Bodens Boa — leicht affimilirbar 
‚fir die Pflanzen wird. Gute Präparate (fein— 
mehlig) haben ſich auch (67°, zitratlösliche 
Phosphorſäure) als jofort aufnehmbar durch die 
Humusſäuren, aljo als jehr raich wirfend, beſonders 
auf Sand: und Moorboden erwieien; man rechnet 
nadı Verſuchen zu 40%, , im eriten, 40", im zweiten 
und 30", im dritten Jahr. Henneberg betonte 
ebenfalls die Nothwendigkeit feiniter Mablung, 
zu welcher fih denn auch die Fabrifanten von 
etwa 1555 an entichloffen haben; er rechnet als 
‚Preisfäge pro Pfund: 





63 Pfg. 
Re „Ammoniak, Superphosph. 68 „ 
" " „ Ehiliiabeter . » » . O0 „ 


Thomasſchlacke allenthalben gleich günstig wie 
waſſerlösliche oder präzipirte Phosphorſäure ge— 
wirkt und das Thomas-Präzipitat je.bit nicht 
weſentlich beſſer. Von manchen Seiten iſt die 
Meinung ausgeſprochen worden, daß der Kalk 
das eigentlich Wirkſame in dieſem Dungmittel 
jet oder doch, daß ihm der Hauptantheil an der 
Rirfiamfeit zufomme. &. Jenſch („Shemiiche 
Induſtrie“ N. 12, 1887) hat nach Verſuchen mit 
Thomasichlade aus dem Stahlwerf Friedenshütte 
bei Morgenrotb (91%, Feinbeit unter 0,17 mm, 
16,01%, feiner Halt und 54,66%, Salfgebalt im 
Ganzen) auf einem fandigen Lehmboden mit 
0,3490 kobleniauremstalt und 0,126 9%, Phosphor⸗ 
fäure, angeitellt mit Hafer, bewieien, dab dem 
'stalfgebalt zwar auch eine gewiſſe Wirkſamkeit 
zufommt, aber doc die Phosphorſäure die Haupt— 
wirkung ausübt. Die Ergebniffe mit Yein und 
anderen Pflanzen follen noch veröffentlicht werden. 
Sicher iſt, dab die Thomasichlade ein ſehr wichtiges 
Dungmittel bereits geworden iſt und daß bie 
beobadteten Wirkungen mit den verichiedenen 
Arten dieſes Dungmittels durchaus die Nichtigkeit 
ber von 9. v. Liebig ausgeſprochenen Anjichten 
beitätigen. Alle ſonſt in der legten Zeit mit 
RThosphatdüngung gemadhten Grfabrungen be— 








638 


ftätigen andererfeit3 die Lehre von 9. v. Liebig 
in vollitem Maße; fie beweiien, daß die höchſte 
Wirkſamkeit von der Affimilirbarkeit und davon 
abhängt, daß den Pflanzen alle anderen Nähritoffe 
in genügendem Grade zu Gebote ſtehen. Immer 
mehr iſt man von der Einſeitigkeit in der Düngung 
zurückgekommen; man giebt Düngermiſchungen 
und ſieht bezüglich der mineraliiten Nährſtoffe 
darauf, Phosphorſäure mit Kali und Kalt zu geben. 
Zur Sicherung der Aufnahme der Phosphorſäure 
in gewünjchter Najchheit giebt man Phosphate 
alö Ueberſtreu über den Stalldünger, oder in 
Miichung mit raich wirkendem iticfitoffbaltigem 
Dünger jonit, oder in fein gemahlenem Zuſtand 
oder aufgeſchloſſen durd künſtliche Mittel, ſucht 
aber immer mehr an Moften dabei zu iparen, aljo 
den billigeren Wegen den Vorzug zu geben. Die 
Düngung mit SCuperpbosphaten mußte des— 
halb mehr in den Hintergrumd treten. 
Niedriggrädige nennt man jegt Diejenigen, 
welche aus Nobphospbaten von Phosphorit und 
Knochenmehl mit etwa S—10, in Mailer lös— 


lidyer Phospboriäure dargeitellt find, mittlere die 


aus Knochenkohle dargeitellten mit 15 16%, 
Phosphorjäure und hochgädige die mit 20%, 
Phosphorjäure (in Waller löslich); dazu wurden 
früher vorzugsweiſe Guanojorten verwendet, jekt 
find Diele aanz verdrängt worden und die aus 
heimiſchem Material an die Stelle getreten, ſeit— 
dem es durch beionderes Verfahren gelungen tft, 
aus Phosſphoriten u. ſ. w. Brüparate mit bis 
40°, löslidier Phosphorſäure berzuitellen. Die 
geringgrüdigen Wbosphorit = Zuperphospate ent: 
halten 23°, „citratlösliche‘ ( (zurücgegangene) 
Phosphorſäure, deren Gehalt nimmt beim Lagern 
zu und die in Waſſer löslidhe Phosphorſäure ab 
in Folge des Vorhandenieins von Eiſenoxyd und 
thoniger Subitanz. man hat aber durch Verſuche 
feitgeftellt, dal die Bilanzen auch die zurückge— 
gangene Phosphorſäure aufzunehmen vermögen. 
In den Doppelſnvperphospaten mit 40.459, 
löslicher Phosphorſäure, welche jegt billig aus 
Zabnphosphorit hergeitellt werden, beredinete 
Märfer das kr Phosphorjäure zu 60—64_Prg., 
in den gewöhnlichen Superphosphaten zu 72 bis 
76 Big. Die Superphospbate finden nad dem 
Gelagten nicht mehr die frühere Anwendung, 
bleiben aber noch geihägt wegen ihrer Wirkung 
auf ‚zrübreife, alſo in den Fällen, in welchen 
diefe beionders werthvoll iſt, 3. ®. auf fälterem 
Boden, wenn die Ernte der ‚Fruchtfolge halber 
rafcher das ‚Feld räumen ſoll u. ſ. w. 

Die Miſchung von Saliialpeter mit Super: 
phosphat wird nah im Franfreih an der Ver: 
ſuchsſtation für die untere Loire gemachten Ver: 
uchen verworfen, weil ſich berausgeitellt hat, dab 
as jalveteriaure Natron ſich dabei zerſetzt und 
um jo mehr Stiditoff dadurch verloren gebt, je 
inniger die Miihung und je wärmer die Tem: 
peratur it. 

Superphosphatgnps ilt ein Dung- oder 
vielmehr Grbaltungsmittel, welches jegt anitatt 
Gyps als leberitreu über den Dünger in Stal: 


Planzenfranfheiten— Pilze. 


lungen und auf Dungftätten vielfah angewendet 
und ——— wird; es wird als Nebenerzeugniß 
bei Verarbeitung von Koprolithen umd P 
phoriten gewonnen und enthält 6—7%, Phos- 
phorjäure, wovon °, in Waſſer löslich jmd. 
Phosphorgypie aus Lahnphosphoriten zur Dar: 
itellung von feiner Phosphorjäure und Doppel: 
juperphosphaten enthalten 2—3", unlöslice, 
aber dod) wirfjame Phosphorjäure. Dieſes Ein- 
itreumittel ift jehr billig; man verwendet für ein 
Stüf Großvieh tänlih 1—1,5 kg. Auf MWiejen 
hat 8 das Gypsphosphat auch als wirkſan 
erwieſen. 


Kuochenmehle werden jegt mehr Durch 
chemiſche Mittel als durch Dämpfen und Kochen 
entfettet, weil man dadurch weniger Stickſtof 
entzieht; das Normalknochenmehl enthält + 
Stieftoff umd 20%, Rhosphorfäure, das Durd 
chemische Mittel entiettete 4,5%, Stiditoff 


| gleichem Rhosphoriäuregehalt und das aus 


zur Yeimfabrifation gewonnene nur 1,53%, 
Stiditoff und 253—28°%, Thospborfäure, 


aber jchiwerer löslich, weshalb es weniger see 
ift. Die Yabrifanten ſetzen deshalb erwas 
jtoffreiches (billiges) Hornmehl zu, um w 
auf den Normalgehalt zu kommen, der Zuſatz iſt 
aber leicht zu ermitteln, da das Hornmehl fpes 
zifiich leichter ift. Der Gehalt an Horn, Sllauen, 
Hufe und Fleilchtheilen joll 5% nicht überfteigen, 
Dr. Kö nigs Münfter bat aber in Knochenmehlen 
11— 15°, gefunden. n 


Pilsbrut, künſtliche. Den Bemühungen 
der Pitzzüchter Göſſel und Wendiſch in Stre 
bei Dresden iſt es gelungen, auf einer ihnen dom 
der ſächſ. Negierumg zur Anlage einer Verſuchs— 
jtation überlaſſenen 2 ba großen Waldparzelle 
Brut von Morcheln und Steinpilzen aus Sporen 
zu gewinnen und ebemjo wie die Champigtonbrut 
in Töpfen zur Verfendung zu bringen. Man kaun 
demnach jegt altenthalben auf geeignetem Boden, be⸗ 
londersin Wäldern, die geichägten ehbaren Pilze ein⸗ 
bürgern, da die Behandlung eine jehr einfache ift. 
Der Grtrag der Waldungen läßt fih daburd 
vermehren und der eBbare Steinpilz; fann num 
ein wirkliches Vollsnahrungsmittel zum Griat 
der Fleiſchnahrung werden. 


Pilze (Mycedes), Da die Pilze immer 
mehr als gefährliche Feinde der — der 
Thiere und der Pflanzen erkannt werden und die 
Reihe der Unterſuchungen zur Erforſchung dieſer 
Thallophyten immer mehr erweitert worden iſt, 
wodurch zum Theil auch andere Namen und 
Eintheilungen nothwendig wurden, jo iſt unter 
Hinweis auf die frühere Darſtellung in Band VI 
des Lerifons eine Weberficht über die jetzt ge— 
bräuchliche Klaſſifikation zu geben. 


Man unteriheidet als Hauptgruppen: 


1) Schizompyzeten, Spaltpilzje oder 
Bakterien (i. 48 2) Myxomyzeten oder 
Schleimpilze; 3) Phykomyzeten mit den 
Familien Ustilagineen, Makorineen, 


- 


Saprolegniazceen und Peronosporeen:| 
u werden nod) gerechnet die Entomophthoreen 
und die Sacharomyzeten (Hefenpilze); 4) Asco- 
myzeten mit den ‚Familien Tuberazeen, Pyre- 
nomyzeten, Diskomyzeten, nebit Flechten oder 
Lichenen; 5) Basidiomyzeten mit den 
Familien der Uredineen (Roitvilze), Hy- 
menomyzeten. Gastromyzeten und 
Tremellinen. lleber Bilzftunde (Mpkologie) 
find neu erichienen: A.De Bary, „Bergleichende 
Morphologie und Biologie der P. Myzetozoen 
und Bakterien”, Leipzig 1554. G. Winter, 
„Pilze“ in „Kryptogamenflora von Deutichland, 
Defterreih und der Schweiz“ d. ſ. 138184. 
Lorinsen, „Die wictigiten eßbaren, verdädh- | 
tigen und giftigen Schwämme”, 12 Tafeln. | 
ien, 2. Aufl. 1881, jowie eine größere Zahl 
von Werfen über einzelne Pilze und Familien. 
Pittol, ſ. Erdöl, bezw. Petroleum. 
Platinoid, Bezeihnung für ein neues Metall 
für Widerftände, eine neue Art von Neuſilber 
mit einem Zulag von 1—2%, Wolfram, erfunden 
bon H. Martino. Der Wideritand ift unge 
fähr 1,5 mat größer als der des Neuiilbers und 
ändert ſich wenig mit der Temperatur, ſodaß 
das neue Metall anderen Drabtiorten darin über: 
legen ift. Der mittlere Widerftand zwiichen O und 
100° ©. iſt 0,0209 9%, für 10 C., nad anderer 
Probe 0,022 %,. (Kupfer 0,88, Neufilber 0,0449, 
— Widerſtandszunahme). Das Metall 
ft in feinen ſonſtigen Eigenſchaften dem Neufilber 
fehr ähnlid. 
Poland: China Schwein, j. Schweinezuct. 
Vorengebiß für Nandaren und Trenien., 
Starkes hobles Gebiß, deiien Wände mehrfach | 
durchlöche rt find und das an beiden Enden Deff: 
nungen bat, die durch drehbare Klappen ver: 
fchloffen werden können. Dieje einfache Einrich— 
tung geitattet die Einführung von Einlagen in 
die Gebißſtange, die, vom Speichel nah und nad) | 
geldft, in das Maul des Pferdes gelangen, wos 
urd; das Pferd genöthigt wird, am Gebiß zu 
fauen. Hierdurch wird die Drefiur des Pferdes 
nicht nur weſentlich erleichtert, fie kann auch mit 
mehr Schonung der Kräfte des jungen Tbieres 
und in kürzerer Zeit durchgeführt werden, zumal 
die Achtſauleit auf das Gebiß erhöht ift. Bei 
alten Pferden wird das todte, trodene Maul 
bejeitigt , namentlih, wenn man fie anfangs am 
Vorengebiß abbiegt. Laue, phlegmatiſche Brerde, 
roffige Stuten treten lebhafter, fie arbeiten gleich: 
freubiger. Pferde, die ji verhalten, gehen 
er an die Zügel, ſolche, die zu ſtark M die 
drüden, werden nadhgiebiger und laſſen den 
zug befier durd. Bläfer, welde die Zunge 
über das Gebiß nehmen oder biejelbe heraus- 


Größe und Bevölkerung. 
92,075.3 qkm, 4,708,178 Einw. (1881) 
1,805,550.0 136,700 





7 19,6660 8348500. . 
1,917,2913 „ 9,698,375 „ A 


Bilze— Portugal. 


deshalb als Kinlage 


‘jeder gewünichten Form, mit und ohne 





hängen laſſen, geben dieje Untugend auf, da der 
vom Salz ausgeübte Neiz fie zum Zurückziehen 
und Unterichieben der Zunge nöthigt. Das © 
regt außerdem den Appetit an und empfiehlt fi 

in die Gebißitange 
ſchlechten Freſſern. 


Ueberaus vortheilhaft iſt das Porengebiß heim 
Fahren, da hierbei die Pferde beſonders häufig 
todt im Maule ſind, mehr an der Leine als an 
den Strängen ziehen. Die Peitſche kann nur 
unvollkommen die anregende Wirkung des Schenkels 
eriegen, jo daß die Beieitigung des todten Maules 
bei Wagenpferden bisher jelten möglich war. Durch 
die Poren-Aufſatztrenſe wird den Pferden das Auf 
lehnen und Feitwerden auf die Aufiatzügel bes 
nommen, fie jind genöthigt, fich abzuftoßen und 
Hals und Kopf beifer zu tragen. Bei großer 
Hige verwendet man anftatt des Steinfalzes den 
fiihlenden und erfrijchenden Weinitein. 

Bei Nennen, Jagd» und Diftanzeritten, bei 
weiten Fahrten im Wagen emwpfiehlt es ſich, 
Brot in die Gebißftange zu thun und dieſelbe 
mit etwas Rum, Kognak, Wein oder dergleichen 
anzufeuchten. Auf dieje Weiſe werden die Pferde 
Kets friih im Maule erhalten, und wird das 
Verſagen des Futters nad großen Anftrengungen 
vermieden. 

Die Cingabe von Meditamenten, auch aller 
homöopatbiihen Mittel, wird durd Porengebik 
weſentlich erleichtert und kann während des Ges 
brauches geſchehen. Die Einrichtung zum Deffnen 
und Schließen des betreffenden Porengebiſſes iſt 
dauerhaft und fo einfach, daß die Einlage jederzeit 
jelbit vom Sattel aus erneuert werden kann. 
Ohne Einlage hat dasſelbe alle Eigenichaften 
eines gewöhnlichen hohlen Gebiffes und kann in 


Zungen 
freibeit, aus einem Stüde oder nad) Art der 
Trenſe gebrochen, bergeitellt werden. 

Um das Aufjegen im Stalle zu verhindern, 
genügt das Auflegen einer Borentrenie ohne Eins 
lage. Giebt man vor dem Futter etwas Gtein- 
jalz in die Gebißftange und reicht das Futter, 
nahdem die Trenie abgenommen worden i 
angefeüchtet, womdöglih aus tiefer Krippe, ſo 
pflegen fait alle Krippenjeger ihre oft verhän 
nißvolle Untugend bald ganz zu verlernen, 
Ausführung hat J. Langenhagen in Berlin NW,, 
Marienftrape 9, Hofiporer Seiner Majeftät bes 
Kaifers und Königs, übernommen. 


Portugal, Königreich. König Philipp „Raxie A 


Raphael Gabriel Gonzaga Xaver Franz de A 
Johann Julius Auguſt Volfando de Brag 
Bourbon — geb. 31. Oftob. 1838, regiert jeit 
16. Nov. 1861. 


‚ Ferdinand Pedro de Alcantara, Anton 


— 51,0 auf 1 qkm mit den nieln 
— 283 auf 1 qkm in Afrika (i. d.) 


84850 „ — 43,0 auf 1 qkm in Afien (j. d.) 


— 50 auf 1 qkm zuſammen. 


„Digitiz e 









640 


Portugal. 


Das Land zerfällt in Provinzen und Ban und zwar 

















1. Minho mit den Diftritten Bianna do Gaftello 

Braga, Porto . . 7273.31 qkm, — 1,014,768 Einw., — 139 auf 1 qkm. 

2, Traz os Montes mit den Diftrikten Villa 
Real und Bragansa . . 1111656 „ — 36676 „ — 36,1. 

3. Beira mit den Diſtrikten Aveiro, Vizen, 
Coimbra, Guarda u. Caſtello Braneo 23,42.02 „ —13742 „ — 58,1, 

4. Eſtremadura mit den Diftriften Leiria, 
Santarem und Lisboa - . - 1780.06 „ — 42 „ — 58 „1 

5. Mlemtejo mit * Diſtrikten —— 
Evora, Beja . - ; . 243%0.12 „ — 367169 „ — bb „1, 
6. Algarve mit * n Diftritt Faro i 484995 „ — 007 „ — 4 „1, 
Feſtland zufammen 17 Diftrikte . 88,872.02 „ —4306554 „ — 8 „1, 

7. Azoren mit den Diitriften Angra, —* 
Ponta Delgada . 238830 „ — 69401 „ —13 „1. 
8. Madeira mit dem Diſtrikt ; Fundhal . 815.00 „ — 13223 „ —i2 „1, 
Infeln zuſammen 4 Diitrifte . 3033 „ — WIM „ —15 — 
Die Hauptſtädte ſind: Liſſabon mit 243.010 Reichschargen, Hofſtaat. Deutſche Vertretung: 
und Porto mit 105,838 Einw., Braga, Funchal, a) Gefandter und bev. Miniſter in Liſſabon, 


Ponta Delgada, Setubal, Louie, Goimbra, Evora, 
Tavira, Angra, Covilha, Elvas, Poͤvoa de Var: 
zim, Ovar haben über 10,000 und bis 20,000 
an: zuſammen zählen dieje 15 Städte 

25,838 Einwohner, d. 1. 12,21 Proz. der Ge: 
Fernibenöltering, 


Die Zahl der Auswanderer im europäiſchen 


Gebiet Ächwankte in den Jahren 1850 bis 1884 
vom Feſtland zwiichen 9277 (1880) bis 12,212 
(18582) und betrug zuſammen 54,967 oder jähr⸗ 
lich 10,973, von den Inſeln zwiſchen 3320 (1880) 
bis 7391 (1853) und war zujammen 27,310 oder 
jährlich 5462 Köpfe; zufammen im Durchſchnitt 
16,435 Köpfe; Die meiften davon gingen uach 
Amerifa. Im Jahre 1578 zählte man 4,550,699 
Einwohner, die Zunahme bis 1851 war alio 
157,479 oder Ddurchichnittlich jährlich 39,369 
Köpfe, d. i. 0,57 Proz. Weitere Angaben konnten 
nicht erlangt werden. 

Behörden Minijterien: Präſident der 
Miniſter des Innern, Miniſterium der Juſtiz, 
Miniſterium der Finanzen, Miniſterium des 
Mrieges Miniſterium der Marine und der Kolo— 
nien, Miniſterium des Aeußeren, Miniſterium der 


öffentlichen Arbeiten des Handels und der ns 


duitrie. Staatsräthe (12). Höchſtes Ver— 
waltungstribunal Präfident, Sefr.), Zivilgou— 
vernenre in Liffabon, Opporto, Horta, Ponta | 3 
Telgada, Angra, Funchal. Redinungshof. 3 Erz: 
biihöte und 1 in den Kolonien. 


tichtshof. Appellationsgerichtshöfe in Liſſabon, 
Ronto, Azoren, Goa in Indien und Loanda in 


Angola. Für die Armee: 17 Divijionsgenerale. 
(Senrerallommandanten für Generalitab, 
Artillerie. 4 Kommandanten der Militärdivifionen. | 
Für die Marine: Vizeadmiral als Kommandant. 
Ntolonialrath (Bräfident und Sekr.), 7 Gouver: 
eure der überieeiichen Inſeln (Gen.: Gouvernenr | 
für Kapverdiiche Inſeln, Nozambiane und Indien, 
Gouverneur für Guinea, St. Thomé und Prin— 
zive-Iuſeln, Angola, Macao, und Timor) Junta 
des öſterr. Kredits — Oberhof-, Hofchargen, 


Oberiter es 


Legations-Sekretär; Konſuln in Fayal, Fundal, 
Liffabon, Oporto, San Miguel, Setubal, Ter: 
ceira; in den Kolonien in Loanda, Lourenco 
Marques (Delagoa Bai) — Mozambique, St. 
Vincent (Sapverdiihe Inieln), Weidahb (Da: 
homeh). — 

Finanzen. Budget fiir1887/1888, Rechnungs» 
münze Gontos zu 1000 Milreis, 1 Milreis = = 4,45 
Markt. Angabe in Contos und Milreis (3. B. 
6290 :410 = 62% Gontos und 410 Milreis. 

Ginnahbme: Direkte Steuern 6290:410, 
Einregiſtrirung und Stempel 3341: 700, Indirekte 
Steuern und Zölle 18,173:110, Zuſchlagſtener 
1133 :000, Staatsgüter u. ſ. m 3525:613, 
dircchlaufende Einnahmen 1938 :058, zuſammen 
34,409:891 = 256,521,118 Marl. Bon Den 
direften Stenern bilden die Grundſtener mit 
3,152,000 und die Gewerbeiteuer mit 1120 :600 
die Hauptpoſten; die anderen bilden fich aus 
Lizenz vom Tabafsverfauf (59), Mietbiteuer (403) 
Yurusitener (93) Abgabe von Banken (134), 
Zinſenſteuer( 297), Abgaben von Titeln, Gnaden— 
bewilligungen (210), Rentenſteuer (401), Abgaben 
von den Wejoldungen der Konſulen (84), und der 
Beamten (79 :810), Zuſchlagsſteuer (1:800), Abs 
gaben von Bergwerken (30), Aktivzinien (+1), 
Schulgelder u. ſ. w. (101 :800), Strafgelder (28), 
3 Proz. Verzugszinien (50), Wegenelder (12). 

Der Gejammtbetrag der direkten Steuern iit 
151,575,570 Mark. 

Die indirekten Steuern machen zufammen 
30,565,336 Mark, dazu gehören: Ein- und Aus: 
fuhrzölle (9524), Quarantäne- Abgaben (75), 


Genie, | Tonnengelder (88 : 800), Konſumſteuer in Liſſabon 


| 


‚ Steuer für Dafenarbeit u. j. 


(1920), Zollgebühren (978), Abgabe von Eiſen— 
babhnfahrbillets (125), Weiniteuer (382), Fiſcherei— 
abgaben (119), Tabakſteuer (3224), Wein: und 
Fleiſchſteuer (1080 ; 500), Von der Zollwache (30), 
iv. (48 :200), Gr: 
gängungszölle (630), Verkauf von Strandgütern 
(11:100) und vou Stontrebande (5:200), Ber: 
jchiedenes (1:360). 


Portugal. 641 


Die Staatsgüter bringen 80 :700, die Staats: | öffentlichen Arbeiten 4094 : 631, auf ordentliche 
eifenbahnen 1371, die Forſten 53, Die gewerbl. ' Ausgaben zuſammen 37,127:366, auf außer: 
Gtablifjement 312 : 405, die Brüdengelder 375:500, ' ordentlide 3WO Contos. Beim Minijterium des 
die Poſt 726:500, die Telegraphen 110 :500, Innern ift der öffentliche Unterricht bedacht mit 
der Verkauf von Staatsländereien 33:500, die 923: 152, die öffentl. Wohlthätigkeit mit 268 : 593 
Subjidien aus anfgehobenen Klöſtern 120, die | Milreis. 


Rekrutenkaſſe 329:900 u. ſ. w., zufammen bilden ; M 
dieie Posten 15,543,540 Mark, die durchlaufenden | ‚Das Bubact der * olonien (für 1885/86) 
Gi - Ene nra am 4 ana zeigt 2746: 663 Ginnahme, 3405 :936 Ausgabe 
finnahmen find 8,536,669 M., zuf. 24,080,209 | 220. O7Q Milz: 4 
gegen 232,440,909 Mark Steuern; dieſe bilden und alfo 659 : 378 Rureis Defizit. RR 
90,62 Proz. der gefammten Einnahmen. | Stand der Staatsidulden: (1886 — 

Die Ausgaben jind zuſammen 39,327 : 366, | 30. Sum): 358 : 825 altere und 490,301 :599 
das Defizit ift alfo 4917:475 (über 22 Mit. innere und äußere, (228,607 :545) Schuld, zus 
Mark); von .den Ausgaben fommen auf die. Tammen 490,660:424 = 2163,83 Mil. Marl, 
Schuid, äußere und innere 14,886:963, (etwas | Pro Kopf der europäiſchen Bevölkerung 223,4 M. 
über 37 Proz. der gefanmten Ausgabe), auf) Militär: Generalität +1, Korps des Generals 
das Finanzminiſterinm 8057 :717, auf das ſtabes 34 Dffiziere; 24 Infanterie, 12 Jäger-, 
Miniitertum des Innern 2020:527, auf das 2 Ulanen-. 8 Chaſſeur-, 3 Feldartillerie:, 2 Gar: 
Miniſterium der Juſtiz und des Kultus nur niſons-Artillerie-Regimenter, 1 Brigade Gebirgs-, 
727: 697, auf das Miniſterium des Krieges + Komp. Garniſons-Artillerie, 1 Regiment Genie, 
4863: 583, auf das Miniſterium der Marine und 1Komp. Torvpedoſoldaten, 1 Strafkompagnie, zu⸗ 
der Kolonien 2013: 563. auf das Miniſterium ſammen mit Verwaltungstruppen, Aerzten, Geiſt— 
des Aeußern 332: 685, auf das Miniſterium der lichen u. ſ. w. 

2274 Offiziere, 29,731 Soldaten, 2312 Pferde, 725 Maulthiere; dazu 
Munizivalgarde . . . » 56 Br 1707 PR 219 „ — = 
Grenzwächter, Zollfoldaten 146 = 4753 = 870° „ — 
26 86i 290172 = 

In den fejten Plägen noh 27 Offiziere umd | Vierdefraft und 127 Kanonen; 1 Fregatte (19 
40 zur Dispofition oder inaktiv; als Kriegs- Nanonen), 2 Storvetten (11 Kanonen), 14 Schoner 
ftärte 3562 Offiziere, 121,195 Soldaten, 7521, und Kutter (10 Kanonen), zufammen 17 Segel: 
Pferde, 4570 Maulthiere, 264 Kanonen. In den ſchiffe und 40 Kanonen; 3 weitere in England 
Kolonien 470 Tffiziere, 8556 Soldaten und zahle , gekaufte Schiffe; 1 Biceadmiral, 11 Korvetten- 
reihe Tenppen 2. und 3. Xinie von Einge- admiraie, 10 Yinienichifisfapitäne, 25 FFregatten- 
borenen. fapitäre, 40 Napitänlieutenants, 84 Lientenants 

Marine: 1 Banzerlorvette (7 Kanonen), J. si alle, 43 11. Klaſſe, 31 Aerzte, 8 Jngenieure, 
6 Korvetten (63 Stanonen), 13 Kanonenboote (44 R Schiffeprediger, zufammen 271 Offiziere, 49 
Kanonen), 9 Dampfer (9 tanonen), 2 Transport: | Gardbes:marine, 51 Offiziere und Mipiranten der 
Ichiffe (4 Kanonen), 2 Torvedoiahrzeuge, 2 Burg: Adminiſtration; 2852 Mann der Flottenmann: 
fierdampfer, zufammen 35 Dampfer mit 4624) ichaft. 


Handel (1582): Einfuhr 34,937, Ausiuhr 24,762 Taufend Milreis, vom Deutichen Reich 
1860 Einfuhr, nad) dem Deutſchen Reich 1133 Ausfuhr [nad England 15,232 und 10,828]. Haupt: 
erzeugniffe in 1000 Milreis (1585): 





Getreide - . . . 5260 Einf, 251 Ausf.; Mineralien . . . 2271 Einf, 711 Ausfuhr, 
Sämereien, Obit . *79 „1690 „ Metalle». » .» » 6604 „ 990 pr 
Kolonialwaaren . 3035 „ & „ Häute, Tele . - 3577 „ 178 is 
Getränfe. . » » 160 „ 14,97 „ DO u... 411416 2856 " 
Thiere u. thierifche Thone, Glaswaaren 304 „, 17 » 
Nahrungsmittel A665 „2357 „  Spinnitoffe, Gewebe 5876 „17 u 
Genuß⸗ u. Nhrgem. 13,09 „ 19,330 „ Sabrilate . 4009  „ 430 „ 


Droguerien u. f. I. 390336 
zuſ. Rohſtoffe u. Fabrikate 23,207 „ 5645 
Im Ganzen 37,116 „ 29,975 u 





Schiffsverkehr (1885): 
Eingang: 6504 Segelſchiffe = 655 t, Ausgang 6538 Schiffe und 734 t, 
; 4218 


davon 4258  „ — 0 t, „ME 5286 t Süftenichiffe, 

ferner 4147 Dampferr = 40 t, r 3056 „ „ 3646 t Dampfer, 

bavon 932 . = 42 mr 90 „ „ 506 t Küſtenſchiffe. 
Hanbdelsflotte (1886): 36 Dampferr — 16,583 chm langer Fahrt, 


433 Segelihiffe = 67514 „ u „ 
469 Schiffe — 84,097 „ 
Yanbw. Htonverj.-Lezifon. Spezial-Supplement. 41 


642 Portugal— Preußen. 


Eifenbahnen: (1866) im Betrieb 1517,0 km, | Preußen, Mönigreih, König, MilbelmL, i 
im Bau 575,1 km, davon Schmalfpurige im Bes | Deutiches Neich. 
triebe 90,2, im Bau 97,9 km. ' 1. Größe und Bevölkerung, Geſammt⸗ 


Poſt (1885) : Bureaus 1043, auf den Inſeln fläche (1855) 34, 330. 67 qkm — 28, 313,833 Ein: 


wobner (14,420, 145 weibl.) — auf 1 qkm Si 
Ar en 3 mit, — Einwohner. Mad) dem Gothaiſchen Hofkalender, 
Dear der Fläche ohne die Gewäſſer der Oft: 


eitungen, Drudiaden, Waarenproben 15.42 
gi und 1.064 Mil., im Ganzen Sendungen |UNd Rordſee, als: Sturifher Haff 161947, 


i friſch es Hart 860,47, Ddermündung 966,06, 
35 Mil. Stüd Eingang und 35 Will. Stück Oftfce-Stüftengewäfler ſonſ 572,51, zuiammen on 


Ausgang. der Ditfee 4018,53 qkm; Jadebijen und hol: 
Telegrapbie: (1884) Staatslinien 4978 km, ſteiniſche Elbfläche 135,67 qkm; zuj. 4154,20 aim 
Drähte 111,732 km, Bureau 254 (auf den | ohne mut bolfteinijchen und bannoverichen Küken: 
Injeln 12), bezahlte Depeihen — gebůhren⸗ Ba — BSD km eimichliehie 
e 506, e qkm eın t 
freie ORT. (EIOMPEDEDENDER 4154 qkm Fläche der 3 großen Diticerhafe 
Ueber Induſtrie, Landbwirthihaft,| Andere rechnen irrthümlih nur 348,257,6 qkm). 
Unterrichtsweſen und Anderes find neuere | Die Vertheilung über die 12 Provinzen, Berlin 
Angaben nicht zu machen. und Hohenzollern mit 33 Regierungsbezirfen ik: 


qkm Einw. aufigkm qkm Einw. aufigkm 
1. Oftpreußen 36,980.06, 1,958,858, 53 Königsberg 21,107.20, 1,170,784, 55 
Gumbinnen 15,872.86, 788,074, 50 
2. Weitpreußen 25,505.34, 1,407,960, 55 “ Danzig 7949.18, 578,708, 13 
— 17,556.16, 829,252, 47 
3. Berlin 63.26, 1,315,297, on — 
4. Brandenburg 39,833.09, 2,342,595, 59 Potsdam 20,638.25, 1,226,239, 59 
_Franfurt 19.194,84, 1.116,356, 58 
5. Pommern 30,109.44, 1,505,795, 50 Stettin 12,074.26, 728,343, 60 





Köslin 14,025.53, 567,233, 40 
Stralſund 4009.65, 210,2 219, 2 
6. Poſen 28,966.54, 1,715,024, 59 Voſen 17,507.31, 1,106,479, 63 
Bromberg 11, 49.23, 608,545, 53 
7. Schleſien 40,300.21, 4,111,399, 102 Breslau 13478.08, 1,578,899, 117 


Liegnitz 13,606.66, 1,035,3%4. 7 

_Opveln _ 13/215.47, 1,497,176, 113 
8. Sadjen 25,249.79, 2,427,979, 96 Magdeburg 11,512.16, 989,732, 86 
Merjeburg 10,207.04, 1,027,031, 100 

Grfurt 3530,59, 411,216, 116 





9. Schleswig- 
Holitein 18,841.86, 1,150,233, 61 
10. Hannover 38,482.03, 2,172,294, 56 Hannover 5781.77, 484,813, 34 
Hildesheim 5118.67, 458,520, 89 
Lüneburg 11,517.19, 400,206, 35 
48 
4 

















Stade 6750.24, 325,868, 
Dsnabrüd 6206.66, 291,111, 7 
Aurich 3107.50, 211,776, 65 
11. Weſtfalen 20,195.49, 2,202,726, 109 Müniter 7249.21, 494,219, 68 
Minden 5258. 52, 520,574, 99 
_ Arnsberg 7692.76, 1,187,933, 154 
12. Heffen-Naffau 15,683.06, 1,592,162, 102 Kaſſel 10,077.59, 800,976, 79 
Wiesbaden ———— 791, ‚186, 141 
13. Rheinprovinz 26,987.67, 4,344,502, 161 Koblenz 6202.54, 616,608, 99 
Düſſeldorf 5471.88, 1,753, 324, 320 
Köln 3975.92, 754,254, 1% 
Trier 7182.64, 675,578, 94 
Aaden  +154.69, 544538, 131 


14. Hohenzollern 1142.83, 66,709, 58 


—— Rönigreih 348,330.67, 28,318,883, 81 





Preußen. 


Die Zunabme der Bevöllerung feit 1880 war 
1,034,722 Köpfe, durchichnittlich jährlich 0,74 Proz. 


Nah neueren Mittheilungen des Kal. Preuß. 
Statiſt. Bureaus war die Bevölkerung 28,318,470 
Köpfe (14,424,866 wbl.) als ortsanmweiend in der 
Nacht zum 1. Dezember 1885 und dieſe wohnten 
in 1280 Städten, 37,319 Landgemeinden, 16,383 
Gutsbezirken, zufammen 54,982 Gemeindeeinheiten, 
und in 3,180,79% bewohnten Wohnhäuſern, 6185 
bewohnten anderen Gebäuden, 1518 bewohnten 

ütten, Buden, Zelten, 6941 Wagen, Schiffen, 

lößen u. j. mw. 


Auf 5,584,442 Familienhaushaltungen famen 
27,401,872 Bewohner; allein lebten 371,781, in 
19,958 Anſtaltshaushaltungen verjchiedener Art 
544,817 (107,181 wbl.); darunter find verzeichnet 
214,185 Soldaten und 72,643 (11,363 wbl.) als 
zen in Anftalten zur „Strafe und Befferung“. 

uf eine Familienhaushaltung famen durchſchnitt⸗ 
ih 4,90 Berjonen (1880 nur 4,89) —, in Berlin 
4,43 — im Reg.:Bez. Arnsberg 5,38 Köpfe. In 
räumlicher Wohngemeinichaft lebten 24,366,089 

erjonen = 88,98 Proz. Syamilienglieder, im 
Durchſchnitt 4,37 — in Berlin 3,66, im Reg.-Bez. 
Arnsberg 4,82 —, ferner 409,876 — 1,5 Pros. 
Benfionäre, 1,692,158 — 6,18 Proz. Dienitboten, 
571,654 — 2,09 Proz. Gewerbe: und Arbeits: 

ebilfen, 186,404 Zimmerabmiethber, 206,817 
Eelafgänger, beide zujammen = 1,25 Proz.; 
der Durchſchnitt der Familien iſt 4,37 Angehörige, 
0,07 Benftonäre, 0,3 Dienjtboten, 0,1 Gewerbs- 
und Arbeitögehilfen, 0,02 Abmiether und 0,04 
Sclafgänger. 

Ledig waren 17,028,936 Berjonen (6,895,005 
über 15 Jahre alt und davon 3,316,019 wbl.), 
verheirathet 9,569,372 (4,796,510 wbl.), verwittwet 
1,677,3837 (1,243,044 wbl.), geſchieden 42,825 
(28,334 mwbl.) Sinder unter 15 Jahren gab es 
10,133,931. Im Alter von über 105 Jahren 
ftanden 12 Berwittwete (7 Frauen), im Alter 
wiſchen 100 und 105 Jahren 77 (mbl. 58) 

erjonen. 


Der Religion nah famen 18,244,405 auf 
Evangeliſche, 9,621,763 auf Satholiten, 82,030 
auf jonftige Chriften, 366,579 (= 1,22 Proz.) auf 
Seraeliten, 149 auf andere Religionen ; von 3548 
Verſonen war die — nicht befannt. Unter 
den Selten gab es 22,735 Baptiften, 21,528 
Diffidenten (linitarier, freie Gemeinden), 13,951 
Mennoniten, 13,023 Jrvingianer, 4711 Herren» 
buter und 58 Mormonen. 


12 Städte mit 
Be ” 
B „ » 
86 


50,000 bis 100,000 „ “ 
30,000 bis 50,000 ” ” 
20,000 bi8 30,000 „ . 


80 Städte mit über 20,000 Einwohnern haben zui. 


643 


Die Nationalität ergiebt etwa 88,4 Proz. 
Deutiche, 0,55 Proz. Dänen, 0,53 Proz. Litauer 
nud Kuren, 10 Bros. Polen, 0,20 Proz. Mähren 
und Böhmen, 0,3, Proz. Wenden, 0,04 Proz. 
Wallonen ; nicht prenßiſche Reihsangehörige giebt 
es an 170,000 und Neichsauslander an 160,000. 
Bewegungbder Bevölkerung. Im Jahre 
1884 gab es 1,098,973 Geburten = 3,87 Broz., 
761,172 Sterbefälle = 2,69 Proz. (zui. 48,1 
Todtgeborene = 3,9 Prozent der Geborenen), 
225,939 Cheihließungen — 1,6 Proz. ber Ber 
völferung. Uneheliche Kinder rechnete man 7,6 Proz. 
der Geburten — 8,8 Prozent bei —5*— 
5,6 bei katholiſchen, 2,7 bei israelitiſchen Müttern. 
Selbitmorde gab es 1883 und 1884 in ber 
Monarchie 5337 und 5013. 


Land- und Stadtbewohner. Auf bie 
Landbevölferung famen 57,4 Proz., auf die Orte 
mit über 2000 Einwohnern aljo 42,6 Proz. der 
Bevölkerung. 

Die größten Städte find (1885): Berlin 1,315,297, 

Breslau 299,405, Köln 161,266, Frankfurt a. M. 
154,513, Königsberg 151,177, Hannover 139,746, 
Düffeldorf 115,183, Danzig 114,822, Magdeburg 
114,298, Elberfeld 106,492, NWltona 104,719, 
Barmen 103,066, Stettin 99,550, Aachen 95,669, 
Krefeld 90,241, Halle a. S. 81,949, Dortmund 
78,435, Boien 68,318, Eſſen 65,074, Staffel 64,088, 
Erfurt 58,385, Görlig 55,705, Wiesbaden 55,457, 
Frankfurt a. O. 54,054, Kiel 51,707, Potsdam 
50,887, Duisburg 47,517, M.Gladbach 44,228, 
Münfter i. W. 44,025, Liegnig 43,352, Charlotten- 
burg 42,372, Bodum 40,774, Elbing 38,286, 
| Bromberg 36,269, Bonn 35,996, Osnabrüd 35,896, 
' Bielefeld 34,924, Halberitadt 34,087, Remſcheid 
33,994, Flensburg 33,315, Brandenburg a. Havel 
33,092, Sönigshütte 32,019, Spandau 32,616, 
Koblenz 31,674, Hagen i. W. 29,611, Hildesheim 
29,386, Neuftadt= Magdeburg 29,183, Straljund 
28,881, SKottbus 28,263, Guben 27,096, Nord⸗ 
haufen 26,960, Beuth:n i. Ob.-Schlefien 26,484, 
Trier 26,119, Linden i. Hannover 5,570, Mühl» 
hauſen 25,135, Mülheim 24,991, Landöberg y 
Mülheim a. d. R. 24,464, Hanau 24,379, Thorn 
23,914, Witten 23,885, Schweidnig 23,670, Eiß« 
\leben 23,142, Rheidt 22,655, Hamm 22,528, 
Stolp 22,448, Tilfit 22,428, Harburg 22,344, 
Vierſen 22,2%4, Stargard 22,109, Neiße 21,839, 
Weißenfels 21,766, Göttingen 21,556, Aſchers⸗ 
\leben 21,538, Jnfterburg 20,969, Wejel 20,684, 
Greifswald 20,343, Jierlohn 20,086, Neuß 20,077, 
Glogau 20,028. 











über 100,000 Einw. haben zuſ. 2,379,984 Einw. 


„. 9959 „ 
" 672891 „ 
* 861,577 — 
6,388,971 Einw., — etwas über 19%, des 
Ganzen. 


41* 





i 
+ 
j 
R 


644 
Die Berufszähluug (1852) ergab: 
1. 
26 
100,0 


Preußen. 
37,1 Proz. Erwerbsthätige aller Art, 


Dienitboten für häusliche Dienite, 


Angehörige, a.® nicht oder nur nebenſächlich 
‚ erwerbend tbätig, 
berufstoje Selbftftändige und Anſtaltsinſaßen 


einschließlich der Angehörigen und ber im Sanie Dienenden 
für Landwirthichaft, Forſtwirthſchaft, Thierzucht, Fiſcherei 43,63 9%, der Bevölkg. (vgl. Landwirtbid.) 


„Induſtrie, Bergbau, Bauweſen 


„Handel, Verkehr, Gaſt- und Schankwirthſchaft 99. u z 
„ KXohnarbeit u. häusl. Dienfte (Aufwartefrauen u. f.w.) 2,53, „ 2 
„ Staatö:, Gemeindes, Kirchen: u. f. w. Dienite und 
freie Berufsarten #70; 5 . 
„ berufstofe Selbititändige und Anjtaltsinjaßen Du "SE 


ı (7707 5 


Im Jahr 1867 betrug die landw. Bevölkerung 51,28 Brogent. 


Für Hausinduftrie gab es im Jahre 1836 nod geſammten gewerblichen Bevölkerung, 14,6 Proʒ. 
191,424 Betriebe mit 151,883 männlichen und | bom Sleinbetrieb, Yıs von allen Handkräften und 


123, 324 weiblichen Arbeitskräften — 8 Proz. der; ! 


7 don denen der Kleingewerbe. 


Für Mafchinenarbeit zählte man mit Ausſchluß der von der Königlichen Militärverwaltung 
und der Kaiſerlichen Marine verwendeten Keſſel und Maſchinen, ſowie der Lokomotiven 


zu Beginn der Jahre 


1879: 18855: 1856: 1887: 

feititehbende Dampfkeſſel 32,411 41,421 42,956 44,207 
Dampfmafcdinen 29,895 38,830 40,308 41,736 

bewegliche Dampffeffel und Lofomobilen 5536 9191 10,101 10,891 
Schiffsdampfkeſſel 702 1211 1312 1408 
Schiffsdampfmaſchinen 623 1045 1114 1172 


Mithin betrug die Zunahme durchſchnittlich jährlich Prozent: 


1579—87: 18855—86: 1886 —87: 


bei den feſtſtehenden Dampffeifeln 4,55 8,71 2,91 
"m Dampfmaichinen 49 3.81 3,54 
ie beweglichen Dampffeijein 12,09 9,90 71,82 
„ » Schiffsdampffeffeln 12,57 s,34 7,82 
Schiffsdampfmaſchinen 11,02 6,30 5,21 
Die Medizinalftatifcit ergiebt : 8228 Gebrechlichen in der Bevölkerung des preußiicen 


* und 813 Militärärzte, 320 approbirte 
Zahnärzte, 63 Wundärzte II. Klafſe, 2428 Heil⸗ 
diener, 19,137 Hebammen, 2285 Apotheken, 72 
Filialen und 353 Difpenfiranftalten, zujammen 
2640 Anjtalten mit 2372 Befigern, Pächtern oder 
Berwaltern, 982 approbirten ımd 899 nicht 
approbirten ®ebilfen und 828 Lehrlingen, zus 
fammen 5081 Köpfen als Perſonal. Es kommt 
1 Arzt auf 3230 Einwohner (in Berlin auf 1100, 


in Oppeln auf 6500) und 1 Apothete auf 10,730 | 


Einwohner (in Oppeln auf 19,050). Die Staats: 
prüfung beitanden im jahre 1585/86 von 609 
Kandidaten der Medizin 434 und von 230 Kan: 
didaten der Pharmazie 190. 
Dr. A. Gottitedt in befonderer Schrift („Die 


Aufwand pro Schüler 416 ME. 
‚öffentliche und private Heilanftaltin für Strante 


Blinde ermittelte 


Staates") zu 8,3 auf 10,000 Ginwohner, Taub— 
ſtumme mit 10,2 und Geiſteskranke mit 240. 
Blindenlehranitalten gab es 13 mit 899 Zr 


‚lingen (339 wbl.), 50 Klaſſen und 117 Xebr: 


fräften. Aufwand pro Kopf 546.61 Mark im 
Durchſchnitt, für Taubftumme 96 Anftalten un 
Schulen mit 381 Klaſſen und 463 Lehrkräften. 
Man zahlte 987 


mit 43,398 Betten und 275,875 Kranken in 2er: 
pflequng, 64 öffentliche und 92 private Irren 
anitalten mit 28,334 Verpflegten, 51 Augenkeil: 
und 134 Gntbindungsanitalten; als Perſonal für 
Geſundheits- uud Nrantenpflege überhaupt 40,597 
Rerfonen haupt: und 3230 nebenberuflich thätie 


Die Kriminalſtatiſtik (Vericht des Geh. —— -R. Dr. W. Starke) giebt an für 


1851— 82: 1532 - 83: 1553— 84 
620,404 583,161 547,930 "Gefangene. 
16,054 Rolizeigefangene. 
32,698 31,533 27,760 durchſchnittlich täglich. 
143,715 131,500  Unterfuchungsgefangene. 
307,490 265,476 Strafgefangene mit Gefängnißftrafe. 
167,974 133,679 zur Haft Verurtheilte. 


Rechtsanwälte giebt es 2679. 


Preußen. 


In Zwangserziehung untergebracht wurden vom 
1. Oftober 1878 bis 31. Marz 1987 zuſammen 
12,500 $tinder, 1886/87 ala Zuwachs 1399, im, 
März; 1886 noch vorhanden 10,461 und zwar 
5198 in Familien, 832 in Kommunal» Anjtalteı, 
+337 in Privatanitalten. Im genannten Zeit: 
raum find 7,605,000 ME. Stoften verurjacht wor: 
den, halb vom Staat, halb von den Gemeinden 
getragen (pro Kopf in Berlin in Familien 215, 
in Anitalten 296 Mk. in Weitfalen in Familien 
195, in Anitalten 79 ME) Rettungshäuſer für 
verwahrlofte Kinder gab es im „Jahre 1852 zu: 
jammen 179 mit 5538 Inſaſſen und 1,702,008.97 at. 
Aufwand, im Durchſchnitt blieben die Kinderd Jahre 
in den Anitalten und verurjachten pro Stopf wenig: ' 
tens 20 ME. und zuſammen 50 Mill, ME. Soften. 

11. Bi:dungswejen. Dem Lehrberuf wid» 
meten ſich (1882) 72,538 männlide und 26,518 


Höhere Bürgerichulen zählt man 18 mit 
17 


999 


— 


645 
weibliche Kräfte hauptberuflid) und 2324 männ— 
iihe und 2447 weibliche nebenfählih. Oeffent— 
liche Volksſchulen zählte man 33,040 mit 65,963 
Klaſſen, 4,339,729 Kindern und 59,917 Lehrkräften, 
duchichnittlich 1 auf 72 Kinder). 120,000 Kinder 
werben in Privatichulen unterrichtet. Fortbil⸗ 
dungs-, Abend» und Sonntagsichulen giebt es 
allentbalben. Deffentlihe Mittel: und höhere 
Mädchenich. gab es 350 mit 100,000 Schülerinnen, 
tgl. Seminare 102 mit 9373 Schülern, für Leh— 
rerinnen 9 mit 582 Schülerinnen. Der Gejanmtt: 
aufwand für Volks- und Mittelihulen war ſchon 
im Jahre 1878 auf 101,016,623 ME. berechnet 
worden oder durdpichnittlich mit 24 ME. für jedes 
Schulkind. Die Zahl der Analphabeten bei den 
Rekruten ift kaum noch 2 Proz. und in einzelnen 
Provinzen nur noch 0,2 Proz. 


Lehrern und 4573 Scitlern (im Jahr 1934) 
3957 


Reafichu en Fe: 7, HM — 5 R 
Realproghmnaſien Ru 88 61: — 8547 
Realgymnaſien 90 , | , 23,906 * 
Progymnaſien — Su 28 „3380 z 
Gyninaſien J 53 23 4208 „713,060 J 
Vorſchulen u. ſ. w. 610 „ „ 19,203 5 
Bon Fachſchulen giebt es 28 für Bergbau und zuſammen 16 mit 1839 Schülern; 6) Ackerbau— 


Zubehör, 5 für Weberei, 18 für Baugewerke u. ſ. w., 
verſchiedene Schulen für einzelne Gewerbe, 32 für 
Seedienit, 19 für Gebammen, über 40 Schulen, 
Alademien u. j. w. für das Militär. An 9 Uni: 
verjitäten und 2 Akademien u. ſ. w., 1086 Do: 
zenten für 13,505 Studenten. Der Staatszuſchuß 
ift 6,582,460 ME. — pro Studirender 457 ME, 
- in Berlin 2,1 Mill. ME. stoiten für 5400 Stu | 
dirende, vom Staat 1,838,479 ME, für einen 
Studirenden 343 ME. und im Ganzen 391.68 ME.) 
(1886/87). -— Die beiden Bergafademien haben an 
250, die 3 tehnifhen Hochſchulen an 1800, die 
Handelsalademien u. j. w. mehrere Hunderte, die 
Tbierarzneiichulen 3—400 Zuhörer. Ueber ander: 
weitige Bildungsanftalten ſiehe im früheren 
Artikel. 

Für Landwirthſchaft und verwandte 
Gebiete find zu nennen: 1) Die Kgl. Hoch— 
ſchule in Berlin (1886/87) mit 312 eingeichries 
benen Studirenden und SHofpitanten und 202 
anderen Hörern ven den Univerſitäten, der Tech: 
niihen Hochſchule und der Tbieranzneiichule dai.; 
2) die Kgl. Alademie Boppelsdorfb. Bonn 
mit 80 Zuhörern; 3) die Univerſitäts-In— 
ftitute Königsberg — 15 —, Breslau — 50 —. 
Halle über 220, Kiel 3, Göttingen 30 Studirende; 
4) die Kgl. FForft » Mlademie Gberswalde (Bots: ı 
damer Bezirt) und die Kgl. FForit- Akademie 
Münden b. Söttingen; 5) Mittlere Schulen 
und Anftaltem: SHeiligenbeil (Sönigäberg), 
Margrabowo (Gumbinnen), Marienburg (Weit: | 
preußen), Dahme (Potsdam), Eldena b. reife: | 
walde, Scivelbein (Köslin), Samter (Bofen), | 
Brieg, Liegnig (Schlefien), Flensburg, Hildes: 
beim, Herford, Lüdinghauien (Münfter), Weilburg 
a. Lahn, Leonberg (Düffeldorf), Litburg (Trier), : 


ihulen, 32 mit 992 Schülern und 5 Winter: 
ihulen(MW.) mit 1805 Schülern : in Lehrhof bei 
Nagnit (W.), Spisings bei Waldau, Wititebt 
b. Gilgenburg, Gumbinnen (IB), Angerburg (W.), 
Wehlau (W.) u. Braunsberg (W.)in Oftpreußen; 
Marienburg in Weſtpreußen; Schöllnig b. Alte 
Döbern, Oranienburg, Wittftod i. d. Oſtpriegnitz 
in Brandenburg; Scellin in Pommern: 
Forbah und Woynowo bei Wilhelmsort in 
Poſen; Popelau bei Nybnid, Nieder: Briesnig 
bei Sagan, Neiße (W.), Schweidnig (W.), 
Oppeln (W.) und Görlig (W.) in Schleiien; 
Badersleben b. Halberitadt, Merjeburg (W.), Wits 
tenberg (W.), Erfurt (W.), Arendien i.d. Altmark 
(W.), Duedlinburg und Worbis ( W. inSadien; 
Stappeln und Hohenwedtitedt in Schleswig-Hol— 
ftein; Ebſtorf bei lelzen, Nienburg a. d. W., 
Meppen, Quafenbrüf, Bremervörde, Norden, 
Peine (W.) und Ahuien (W.) in Hannover; 
Niefenrodt b. Werdohl, Haus Füchten b. Neheim, 
Berghauien (W.), Billenbeck (W.), Brügge (MW.), 
Dortmund (W.), Elive (W.), Freckenhorſt (W.), 
Fretter (MW), Laasphe (W.), Langenhorit » Wels: 
bergen (W.), Minden (W.), Soeit (W.), Warburg 
(W.) und Werl (W.) in Weftphalen:; Hof: 
Geisberg b. Wiesbaden und Marburg (MW.) in 

eſſen-Naſſau; Saarburg, St. Wendel (W.), 
Simmern (®.), Wittlih (W.), Imgenbroich (W.), 

eddesdorf (MW.), Wülfrath (W.), Zülpih (W.), 
Odenkirchen (W.), Geilenkirchen (W.), Mones (W.), 
Obergleis (W.) und Lützerath (W.) i.d. Rheins 
provinz; Bauhof b. Sigmaringen und Winter: 
ſchule dajelbit in den el 
Landen; 7) Wiefenbaufhulen, 3 mit 
9 Schülern: Eudenburg, Singen und Hofgeismar. 
3) Pomologiſche Inſtitute und Gärtner— 


646 


lehranitalten 4 mit 136 Eleven und Theil- 
nehmern, Garten: und Obitbauidhulen und 


9) Anitalten verihiedener Art, 43 mit 
631 Schülern; 10) Fortbildungsihulen, 
4185 verichiedener Art mit zahlreihen Betheiligten. 
Zu nennen find: von den Anftalten unter 8—9 
und 10 die folgenden: 
In Brandenbur 
Alt = Geltow 
Brennereifchule 


bei 
(Kurius, 


und 
in 


8; Kal. Gärtnerlehranftalt 
Wildvark 
Berlin 


Potsdam, 





praktiſcheObſtbau-Kurſe Ben 
a) für | fhule der Altiengejellichart 


Preußen. 


Lengerich, Crombach, Ferndorf, Hilchenbach, Lügde- 
Ottenhauſen, Vinſebeck. 

In Heſſen-Naſſau: Die Kgl. Lehranitalt 
für Obft: und Weinbau zu Geiienheim, der pome- 
logiihe Garten zu Staffel, die Lehranitalt für 
Mieienbau und Drain-Techniker in Wiesbaden, 
Prakt. theoretijche Skurje in Geiſenheim, Weinbau, 

bitbau, Baumwärter-Kurſus und Lehrkurius 
für Hufbeichlag in Wiesbaden. 

Inder Rheinpropinz: Höhere Gartenbau: 
Flora zu Köln, 


Brennereibejiger, Preibefefabritanten und Stärke: | Molferei:$turjus in Boppelsdorf, Weinbausfturius 


fabrifanten, b) für Brennmeiſter, c) Filial— 
Kurfus für Brennmeiſter in Inſterburg), Lehre | 





alternirend in den Städten des Weinbaugebictes, 
Lehrkurjus im praftiihen Obftbau für Lehrer, 


Inſtitut der YZuderfabrifation und chem. Labo- Defonomen, Baum: und MWegewärter zu Stieve, 
ratorium des Vereins fir Rübenzucker-Induſtrie | Wein: und Obſtbauſchule zu Werl, Obftbauidule 
bes Deutſchen Reichs (Invalidenſtraße 42), Kgl. zu Meslar, Prakt. Kurſus in der Obſtbaumzucht 
Forſtſchule zu Gr.-Schönebeck bei Eberswalde, zu Bitburg, Obſt- und Waldbau-Schulen zu Bir: 


Neumärk. Lehrſchmiede für rationellen Hufbeſchlag 
zu Landsberg a. W., Niederlauſitzer Lehrſchmiede 
für rationellen Hufbeſchlag zu Kottbus, Prieg— 
nitzer Lehrſchmiede für rationellen Hufbeſchlag zu 
Witttſtock, Haushaltungsſchule zu Sachſenhauſen 
bei Oranienburg. 

Sn Schleſien: Kal. pomologiſches Inſti— 
tut zu Proskau bei Oppeln, Milchw.-Inſtitut 
dajelbit, Königl. Föriterlehrlingsichule dajelbit, 
Pomologiſcher Unterrichtasfturfus für Glementar: | 
lehre und praktischen Lehrkurſus für Baumgärtner | 
und Baummwärter dafelbit, Unterrichtssfturius für | 
Wein:, Obit: und Gartenbau in Grünberg in 
Schleſien, Lehrſchmiede für rationellen Hufbeichlag | 
in Breslau. | 

In Pommern: Garten: und Obitbaufchule | 
und Obitverwerthungsanitalt zu Eldena, Pom— 
merſche Molkereifchule zu Kaſekow. 

In Poſen: Gärtnerlehranitalt zu Koſchmin, 
Schule für Gärtner zu Bromberg. 

InDftpreußen: Prov. Bauſchule zu Althofs: | 
Nagnit. 

In Weftpreußen: Kurfus zur Ginübung | 
von Gartenarbeitern, DMeiereiichule zu Szerwiest, | 
Hufbeichlagichule und Beichlagichmiede zu Danzig. | 

In Sachſen: Flahsbaufchule zu Auifterfelde 
bei Arenshauien im Eichsfeld, Prüfungsitation für | 
landwirthſchaftliche Maſchinen u. j. w. in Halle. 

In Hannover: Wieſenbau- und yortbils 
dungsichule zu Sudenburg, Molkereiichule zu 
Banke bei Hitader, desgl. zu Panſe bei Meinerjen, 
Komtoir für Buchführung von E. Dietrichs in 
Hannover, Molkereiihule zu Gr.-Heimſtedt (Poſt 


burg und Trier, Praft. theoretiihe Lehr-Kurie 


für Drainage und Wieienbau in Trier, dgl. Kurie 
über Bienenzucht in Bitburg, Waldbröel, Aachen, 
Trier, Landes: Baumihule zu Engers, Brut: 
anitalten für künſtliche Fiichzucht in Nieder:Biber 


bei Neuwied, in Albadı b. Bitburg, in Saarburg 


und zu Winkelsmühle b. Hanau. FFortbildungs: 
ichulen giebt es fait allerwärts und zu Anfang 
1856/87 zuiammen 221. 

In den Hohenzollerihen Landen: 
Schulgärten und Obſtbauſchulen, Fortbildungs- 
ihulen für Landwirthe, 19 im Gamertinger, 5 im 
Haigerlodher, 20 im Hechinger, 12 im Sigmaringer 
Oberamtöbezirk, zufammen 54. 

6)Manderlehrer, Inftruftoren u.j.w.: 
Weber in Gumbinmen, Zeiß in Angerburg. Otto 
für Molterei dajelbit, Dr. Heinzelmann, als Ted: 
nifer des Oftpreuß. BrennereisBereins, Kuhr in 
Wehlau, Dr. Gijevins in Braunsberg, Molterei: 
Techniker Koit in Nicolaiten bei Stuhm, Land: 

eſchworener Nobis zu Marienwerder für Wirth- 
chaftseinrichtungen, U. v. Kries in Hochfrieß 
bei Danzig, J. Schneider in Berlin und ber 

eneral-Sefretär des Landwirtbicaftl. Zentral: 
Vereins für den Reg.Bezirk Potsdam, Pilüder 
und dv. Örevenig fir Poſen, Dir. R. Straud 
und Dr. Breiholz in Neiße, Dir. Krauſe, Otto 
und Hoyer in Schweidnig, Wodarz und Arndt ın 
Oppeln, Det.:R. Dr. Böhme und Hollad in Görlis, 
Siegert im Liegnig, Dr. Pagel in Arendſen, Dir. 


‚Dr. Griih in Erfurt, Dir. Dr. Bommer ir 


Erfurt, Dr. M. Schrodt in Stiel und Dr. Blönmts 
im Büdelsdorf b. Rendsburg als Moltereisston: 


ſulenten, General-Sekretär Putenſen-Hildesheim 


Hohenreggelſen), desgl. zu Grothe bei Badbergen. Pr. Müller, Direktor von der Verſuchsſtation dai-, 

In Weftpbalen: Wielenbaufchule zu Siegen, |die Lehrer der Landw. Schule daf., Vereine: 
Praft. theor. Kurjus für Obitgärtner und Baumes | Sekretär Dr. Edler, Wiejenbaus Techniker Yilc: 
wärter zu Lüdinghaufen, Obitbaufurj. f. Elementar= | bady und Kultur-Techniker Dr. Streder in Göt— 
lehrer, Landwirthe und Baumwärter zu Lüdinge | tingen, General: Sekretär H. Edert in Uelzen, 
haufen, Molkereiſchule und Molkerei⸗Inſtitut auf Wieſenbau-Techniker Spieder und die Lehrer ber 
Gut Inſel bei Münster, desgl. in Billerbed, Huf: | Aderbaufchule in Bremervörde, Vereins⸗Sekretär 
beſchlag⸗ Lehrſchmieden in Altena, Minden, Münfter | Jasperd in Osnabrüd, Dir. Dr. Wagner in 
und Paderborn, Brutanitalten für fünftl. Fiſch- Norden, Molkerei» Konjulent Leifig in Hildes— 
zudt in Bünde, Emsdetten, Fürſtenberg, Auf | heim, U. Fricke als vollswirthſchaftl. Wanderlehrer 
ber Heeje und Münſter; Fortbildungsihulen in und General-Sefretär Chr. Jenffen in Hannover. 





=— ze 





Preußen. 


Dazıı find durch den Lardw. Zentral-Verein daf. | 


25 ii für Spezial-⸗Vorträge angeworben. 
W. Wagner:Haus in Ruhr 5. Schwerte a. d. Nuhr, 
Dir. F. Burgtorf, Dr. Schleh, Dr. Reichardt, 
K. Bürde, Konrektor Dr. Blande zu Herford, 
Dr. Götting in Lüdinghanien, Dir. Of.:R. Goster 
in Nieienrodt b. Werdohl, Ok.«R. Upmeyer in 
Borgholzhauien, Neg.:Bez. Minden, Dir. F. König 
in Brügge, Dir. Seibel in Dortmund, Dir. F. 
Alzer in Elipe, Dir. Dr. Krauß in Füchten, 
2. Lehrer Rottheit in Billerbet und die meiiten 
Lehrer und Direktoren der landw. Schulen der 
Provinz Reitphalen. Melioratins: Techniker Ok.«R. 
G. Apel in Münster. Meierin M. Baunicheidt in 
Baunſcheidt b. Zuritraße, Kr. Hagen für Meierei- 
weſen. Die Direktoren der Winterſchulen Saar: 
burg, Simmern, St. Wendel, Wittlich, Imgen— 
broich, Lügerath, Heddesdorf, Wülfrath, Moens, 
Ddenlirhen, Geilenkirchen, Oberpleis, Zülpich 
in der Nheinprovinz und 2. G. Haate in Adenau 
für die Eifel. 


III. Behörden. a) Staatsrath; Präfident 
Se. Kaiferl. und Königl. Hoheit der 
Kronprinz, Vizepräfident der Reichskanzler, 
die Prinzen des Kgl. Haufes bon 18 Jahren an, 
der Prälident des Staatäminiiteriuns, die Feld: 
marichälle, die aktiven Staatsmintiter, der Staatö: 
fekretär, der Chefvräfident der Ober-Rechnungs— 
kammer, der Geh. Kabinetts-Rath, der Chef des 
Militärkabinetts, die kommandirenden Generäle 
und die Oberpräfidenten als Mitglieder durch ihr 
Amt und eine Anzahl von Staatsdienern in Folge 
von Ernennung. 


b) Staatsminiiterium: Bräfident bes 
Minifteriums für Auswärt. und für Handel und 
Gewerbe, Bizepräfident des Minifteriums des 
Innern, Minifterium der geiftlichen, Unterrichts: 
und Medizinals Angelegenheiten, Miniiterium der 
— Miniſterium des Kriegs. — Unterſtaats— 
etretäre bei Staatsminiſterien (4), Bureau. 


e) Unter dem Staatöminifterium: 

— ————— der Vermeſſungen, Gerichtshof zur 

cheidung der Kompetenzkonflikte, Disziplinarhof 

für nicht⸗richterliche Beamte, Kgl. Oberverwaltungs⸗ 

gericht, Prüfungskommiſſion für böbere Ver— 

waltungsbeamte, Literariſches Bureau D. D. R. 

und Sol. Preußiſcher Staatö-Anzeiger, die Re— 
baftion der Gejegiammlung. 

d) Für das Minifterium des Aus— 


wärtigen: Präfident, Staats: und Unteritaatö« 


richts- u Medizinals 


öpolitiiche und Rechts⸗Abtheilung, alle mit 
ren, Räthen x. 

e) Für das Minift. der Finanzen: 

Unterftaatsfefretär, Abtheilung für Etats» und 
ejen, für direlte Steuern, für Verwaltung 
der indirekten Steuern (wie oben). 

H Für das Min. der geiſtlichen, Unter 
ngelegenheiten: 
Unterftaatsfetretär, Abth. für geiftliche Angelegen- 
beiten, für höheres Unterrichtsweſen, für Volls— 


han politische Abtheilung, die für Berfonalien, 


J 


647 


ſchulweſen und für Medizinal-Angelegenheiten, wie 
cben. 

ge) Für das Minifterium des Handels 
und der Gewerbe; linteritaatsjefretär und 
vortragende Näthe. hr 

h) Für das Minijterium des Innern: 
ebenio. 

i) Für das Minifterium ber Juftiz: 
beögleidyen. 

k) Für das Miniit. des Kriegs: Zentral 
abth., Allg. Striegsdepartement mit den Abtheil. 
Armeeangelegenbeiten, Artillerie-Angelegenb., tech⸗ 
niſche Abtheilung dafür und —R— 
heizen. Militäriſches Oekonomiedepartement: 
theilungen: Etats- und Kaſſenweſen; Naturals 
Verpflegungs⸗Angelegenheiten, Belleidungs-Gelbs, 
Verpflegungs-, Reiſe-, Vorſpann-Angelegenheiten, 
Servisweſen, Departement für das Invaliden—⸗ 
wejen mit 2 Abtheilungen. Bejondere Abtheil- 
ungen unmittelbar unter dem Striegsminifter z 
für periönlihe Angelegenheiten, für Nemontes 
weien, Medizinal-Abtheilung. Generalauditoriat, 
Gen. Mititärkafje, Ober Eraminationstommiffion 
Militär-Erziehungs: und Bildungsweien, Ktriegs⸗ 
afademie, Inſpektion der Striegsichulen, 5 
Artilleriee und Ingenienrichule, Sadettenforps. 
Seneral- Iniveftor der Nrtillerie, Chef des 
Ingenieurkorps und Generals'inipeftor der Feſt— 
ungen, Inſpektor der Jäger und Schützen, In- 
ſpeltor der Infanterieſchulen, Inſpektor der Trains, 
Inſpektor der militäriſchen Strafanftalten. 

I) Minifterium für Landwirthſchaft, 
Domänen und Foriten: MAbtheilung für 
Verwaltung der landiv. und der Geftüts-Anges 
legenheiten, Direktor, vortragende Näthe, Hilfs» 
arbeiter. Mbtheilung für Verwaltung der Do— 
mänen; Abtheilung für Forſt- und Jagdſachen; 
Direktor, vortragende Nätbe, Hilfsarbeiter. 

m) Minifterium der öffentlichen Ars 
beiten: Mbtheilung für Bergweien, Abtheilung 
für Verwaltung der Giienbahnen des Staates, 
Abtheilung für Verwaltung des Bauweſens und 
Abtheilung für Führung der Staatsaufjicht über 
die Brivateijenbabnen. 

2) Den Minijterien untergeordnete 
Bere alEen TE re: Unter dem Präſidium: 

eneral⸗Ordenskommiſſion, Staatsardive, Geſetz⸗ 
ſammlungsamt, Unter dem Finanz-Miniſterium 
General⸗Staatskaſſe, General» Lotteriedireftion, 
Münzanftalten, GeneralsDirektor der allgemeinen 
Wittiwenverpflegungsanitalt, Seehandlung, Haupt⸗ 
verwaltung der Staatsſchulden. Unter 
Miniiterium für geiftl. Unterrichts» und Mebiz. 
Angelegenheiten: Kommiſſion für Grfori 
und Erhaltung der Kunftdenkmäler, Wiffenf 
Devutation für das Mebdizinalweien, nifche 
Kommiifion für pharmazeutiſche *28* n, 
Kol. Alademie der Wiſſenſchaften, gl. Alademie 
der Stünfte, Sal. Mufeum, sql. Wibliotbek, 
Nationalgallerie, Rauchmuſeum, in St 
Kgl. Botanischer Garten, —* In 
für Zwecke der europäiſchen Gradmeſſung, Große 


Heilanſtalt der Charite in ‚Berlin, Literariſche, 3— 


bogle 


ie 


L 1. Digitizedih 





648 


mufifalifhe und artiftiihe Sachverftändigen- 
bereine für die Stgl. preuß. Staaten. Inter dem 
Ministerium für Handel und Gewerbe: techniiche 
Deputation für Gewerbe. Unter dem Minifterium 
3 nern: Statiltiihe Yentralsstommiifion, 
Statiſt. Bureau, Polizei-Praiidium zu Berlin. 
Unter dem Miniſterium der Justiz: Juſtizprüfungs— 
fommiffion. Unter dem Minifterium der öffent: 
lihen Arbeiten: Geologiihe Landesanstalt und 
Bergakademie zu Berlin, Kuratorium der Pro: 
vinzialbergbehörden, Akademie des Baumeiens, 
Tehnifhe Oberprüfungstommiifion, Techniſche 
Prüfungstommifiionen zur Abnahme der eriten 
Staatsprüfung im Bau: und Maſchinenfach. 
Unter dem DMiniiterium der Finanzen, der Land: 
wirthichaft, der öffentlicher Arbeiten: die Ober: 
prüfungsfommiiiion für Landmeifer, General: 
Inſpektion des Kataſters. 


Für Landwirthſchaft: unter dem Miniſterium 
für Landwirthſchaft, Domänen und Forſten: 


1) Reſſort der Abtheilung fir Verwaltung der 
landw. und der Gejtiits-Angelegenhbeiten: das 
Landes-Ok.-Kollegium, die tedyniihe Deputation 
für Veterinärweſen, die Zentralmoorkommiſſion, 
das Oberlandestultnrgericht, die landw. tredit- 
injtitute, die höheren landw. Lehranitalten, die 
Thierarzneifchule zu Berlin, die Inſtitute zur 
Beförderung des Gartenbaues, der Haupt- umd 
Landgeſtüte. 

2) Reſſort der Abtheilung fir Verwaltung der 
Domänen und Forſten: die Forſt-Ober-Erami— 
nationsfommiifion, die Forſtakademien zu Ebers: 
walde und Minden. 

o) Evangeliidher Kultus: Ev. 
firchenrath (für die alten Provinzen). 

p) Oberrehnungsfammer und Red- 
nungshof des Deutihen Neihs (Pots— 
dam). 

q) Die Staatsihuldentilgungsfom: 
miſſion zu Berlin. 

r) Yandtagq: Herrenhaus und Haus der 
Abgeordneten. 

s) Brovinzialbebörden: Obere Ver: 
waltungsbebörden: die Dberpräfidenten 
und die Stonjiitorien in den einzelnen Provinzen, 
die katholischen Erzbiſchöfe (Breslau, Köln, Gneſen 
und Moien) und Biſchöfe (Kulm, Grmland 
(Frauenburg), Münſter, Paderborn, Trier, Dil: 
desheim, Denabrüd, Fulda, Limburg. Für 
Hohenzollern Erzbiichof zu Freiburg. — — In Bonn 
fatholiicher Biſchof (Altkatholiken) — Die Ne: 
ierungen (Bräfidenten) in den Meg.-Bezirken. 

ie Oberbergämter zu Breslau, Halle, Klausthal, 
Dortmund, Bonn. Die Generalkommiſſion zur 
Regulierung der qutsherrlichen und bäuerlichen 
Verhältniife für die einzelnen Provinzen in den 
Hauptitädten. Die Provinzialbehbörden für in: 
direkte Steuern und Zölle — Provinzial-Steuer: 
Direktionen. — Obere Juitizbehörden: 
DOberlandesgerichte in Königsberg, Marienwerder, 
Berlin, Stettin, Poſen, Breslau, Naumburg, 
Gelle, Hamm, Staffel, Frankfurt a. M., Köln. 


Ober: 


Preußen. 





— 


| vd Minſterium des Kgl. Haujes, 
ſtaat u. ſ. w. 





Für die Laudwirthſchaft giebt es 
folgende Eintheilung und Organiſation der 
hörden. 

A. Das Miniiterium; dieſes befindet 
zu Berlin W., Leipziger Pla No. 7, 8, 9. 
Geſchäftskreis bilden die geſammte landiw. 
jet: Oberleitung der Negnlirungen der gutshert— 
lichen bämerlichen Verhältnifie, Gemeinbeitk 
theilungen, Ablöiungen von Laſten, Vorfli 
Jagd-, Fiſcherei-, Polizeiſachen, Beförderung 
landw. Gewerbe und der landw. techniſchen Lehre 
anſtalten. Oberaufſicht über die Verwaltung der 
Privat- und Gemeindewaldungen, die Melioratione— 
Dismembrations-, Koloniſations-Angelegenheiten, 
die Beaufſichtigung der Hagel- und Vieh-Ver— 
ſicherungs-Geſellſchaften, Die obere Leitung des 
Geſtütsweſens, die Bearbeitung der Eindeichimgs— 
und Deid-Sozietäts- Angelegenheiten, die Ver— 
mwaltung des Veterinärweſens einichließlich der 
Veterinarpolizei, die Beaufſichtigung der landw. 
| Ktreditanftalten, die Verwaltung der Domänen 
md Forſten. Demgemäß giebt es als Abthei— 
lungen die oben gezeichneten und für 

Abtheilung 1) für Verwaltung der landwirthſch. 
und der Geſtüt-Angelegenheiten: einen Direktor, 
10 vortragende Räthe, 2 Hilfsarbeiter, 9 Beamte 
des Geh.-Sekretariats und der Geh.Kaltulatur, 
5 für die GehrRegiſtratur und 1 Bibliothekar. 

Abtheilung 2) für Domänen-Verwaltung einen 
Direktor. 

Abtheilung 3) Für Forit: und Jagdiachen den 

Direftor, 11 vortragende Näthe, 3 Dilfsarbeiter, 
ein Forſt-Einrichtungs-Bureau mit Vorſteher, 
Rath und Sekretär; für 2) und 3) zufammen 
17 Geh. erpedirende Selretaire und Staltulatoren 
und die Seh. Megiitratur mit 10 Beamten; für 
1), 2), 3) zuſammen eine Geheim-Kanzlei mit 
Direktor und Inſpektor. 

B. Das Landes-Oek.Kollegium (Ber: 
lin 20, Leipziger: Plag Ar. 9) beitebt aus 19 von 
den landw. Zeutral-Vereinen auf 3:3 Jahre ges 
wählten Mitgliedern de3 D. L.:NRaths und aus 
9 vom Minister ernannten Mitgl. Es werden für 
Oftpreußen?, Weftpreußen 1, Brandenburg, Pom⸗ 


X 

bie 

Be: 
fich 











mern 2, Voſen 1, Schlefien 2, Sadjien 2, Schles⸗ 
wigsbolitein 1, Hannover 1, Weitphalen 1, Heflen= 


Wafjan 1, Nbeinprovinz 2, Hobenzoflern 1 Mit- 
glied gewählt. Die vom Minifter ernannten Mite 
glieder ind: Umteritaatsiefretär ala Vorfigender, 
die Direktor. der höheren Lehranit. in Berlin, Bonn, 
Fberswalde, ein Of.-Rath und Rittergutsbeſitzer 
und ein Profeſſ. für Volkswirthſchaft von Breslau. 

0. Die Jentralstommijiion für das 
agrikulturchemiſche Verſuchsweſen (in 
Ber.in) beſteht aus dem Vorfigenden und 2 Mit- 
gliedern. 


D. Die techniſche Deputation für das 
Beterinärmweien (Berlin, Leipziger-Plag Ar. 9) 
hat ala Obliegenheiten die Erftattung von Ober«- 


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Preußen. 


gutachten und die Ertheilung technischer Auskünfte 
auf Erſuchen von Gerichten und Wehörden, Die 
Bearbeitung der Vieh- und der Viehſeuchenſtatiſtik, 
die Führung der Werbandlungen über die Zu: 
laſſung approbirter Ihierarzte zu den Prüfungen 
für Staatsdienit, die Entſcheidung über die Ge: 
ſuche zur Zulaſſung und die Mitwirkung bei Maß: 
regeln bez. der Abwehr und Unterdrückung von 
Viehſeuchen. Sie beiteht aus Borfigendem, 7 ordents 
lien Mitgliedern (Profeſſoren der Univerſität 
und der Hochſchule), 1 Silfsarbeiter, (Dozent) und 
10 außerordentlichen Mitgliedern (Profeſſoren, 
Nittergutsbeiigern und anderen Yandwirthen). 


E. Zur Kommiſſion für Prüfung der 


als berabigt eradıterten Thierärzte ge 


bören 10 Dozenten der lIniverfität und der thier— 
ärztlichen Hochſchulen in Berlin und Hannover. 

F. Die Zentral: Moor: Kommission 
(Leipziger Platz Wr. 9 als Geichäftslofal), 1876 
als Orga für alle Moor-Angelegenheiten begrüns 
det, beiteht aus Vorſißzendem und 5 Mitgliedern ; 
ihr umnteritellt it die Moor-Verjuchd-Station in 
Bremen. Die Siuungsprotofolle werden veröffent- 
licht. 

G. Die Provinzial-Rentenbanken zur 
Beförderung der Ablöjungen der Neallaiten, auch 
dem Miniiter der Finanzen unteritellt, finden ſich 
in Königsberg, Berlin, Stettin (für Pommern, 
Schleswig-Holitein und Yanenburg), Poſen, Bres— 
lau, Magdeburg und Miniter. 


H. Das Ober-Landeskulturgericht in 
Berlin dt’ Unterwajleritraße 5), früher Reviſions— 
Kollegium für Yandestultur-Sacen, bildet die 
äweite Inſtanz als Berufungsgericht, die zweite 
und legte in Streitigkeiten bez. der Auseinander: 
fegungs=-Geieggebung, Die dritte für die Provinz 
Hannover, die Rekurs-Inſtanz zur endgültigen 
Entiheidung auj den Nefurs der Mitglieder der 
ſtommiſſionen zur ‚Feitiegung der Normalpreiie 
und Normalmärkte und bezüglid der Ablöſung 
der Neallaften in Schleswig-Holſtein, die zweite 
und legte Inſtanz zuc Enticheidung von Beſchwer— 
den über die Beſchlüſſe von Generallommijfionen. 
Zur tompetenz dieſes Gerichts gehören noch: die 
endgültigen Entſcheidungen über die gewerbliche 
Natur der auf Mühlengrunditüden haftenden Ab: 
aben, über Bewällerungs » Brovofationsiadhen, 

er Streitigeiten zwiſchen Gutsherren und Se: 
meinden bezüglich Yanddotationen an Sculzens 
ämter, über Theilung gemeinichaftlicher Holzungen, 
über Auszahlung oder Verwendung von hinter: 
legten Entichädigungsiummen in Folge von Ab: 
kauf, bezw. Austausch Meiner Grundſtücke und 
Eintragung von Grundeigenthum, über Ergänzung 
ber Einwilligung zur Zertheilung von Renten: 
— und über Befreiung des Beſitzers eines 
oldyen von der Pflicht zur Anfrechterhaltung der 
wirthſch. Selbieitändigleit der Stelle. Das Ober: 
Landeskulturgericht iſt endlich Disziplinargericht 
für jeine Mitglieder vom Präfidenten abwärts 
und für alle Mitglieder der Generaltommiifionen ; 


00000 
— — — — — —— —— —— —— — — — 


649 


gliedern, 1 Hilfsarbeiter, 2 Bureaubeamten. Von 
diejem Gericht geſchieht die Veröffentlichung der 
„Zeitihrift für Landeskultur-Geſetzgebung“. 


J. Die Nuseinanderiegungs Bes 
börden beiteben aus General-Kommiſ— 
jionen zur Negulicung der gutsberrlihen und 
bäuerlichen Verhältniſſe und für Gemeinheits— 
Aufbebungen,, Stollegien mit Wräfidenten, Mit: 
gliedern, Beamten zur Ausbildung von Spezial: 
tommillarien und Bureau-Beamten, und einer 
mehr oder minder großen Anzahl von Spezials 
Kommiſſarien; es finden jich die Gheneralsstommiis 
fionen in: 

a) Frankfurt m DO. für Brandenburg und Bons 
mern mit Spezialsftommifjairen in: Züllichau, 
Frankfurt a O. Berlin, Eberswalde, Neu-Ruppin, 
Stettin, Köslin und Stargard. 

b) in Bromberg für Oft: und Weftpreußen 
und Poſen mit Spez.stommilfairen in: Glbing, 
Ortelsburg, Diterode, Gonig, Liſſa, Königsberg, 
Sneien, Danzig, Polen, Memel, Bromberg, Tilfit, 
Goldapp, Schneidemühl, Bartenjtein, Meferig, 
Oſtrowo. 

ec) in Breslau für Schleſien mit Spez.-Kom⸗ 
mifjairen in: Glogau, Muskau, Strengburg im 
Oberichleiien, Oppeln, Beuthen in Oberichlejien, 
Sörlig, Leobſchüt, Natibor. 

d) in Merieburg für Sadien, Sachſ.-Meinigen, 
Sroßberzogtbum Anhalt, Fürſtenthum Schwarz« 
burgeSondershauien und Schwarzburg=Rudoljtadt 
mit Spez.:stommillairen in: Wittenberg, Merſe— 
burg, Naumburg a S., Zeitz, Torgau, Yangenfalza, 
Erfurt, Nordbauien, Heiligenitadt, Nübihaufen 
in Thür, Hildburghauſen, Meiningen. 

e) in Hannover für Hannover und Schleswig» 
Holitein mit Spez.:stommiffairen in: Hannover, 
Münden, Dannenberg, Hameln, Nienburg, Osna— 
brüd, Hildesheim, Ofterode a. H., Uslar, Verden, 
Einbeck, Göttingen, Sulingen, Northeim, Xeer, 
Duderstadt. — ‚Flensburg, Elmshorn, Hadersleben, 
Apenrade, Schleswig. 

f) in Miünfter für Weitpbalen mit Spez.Kom— 
miffairen in: Brilon, Hörter, Arnöberg, Lipps 
itadt, Paderborn, Berleburg, Minden, Redlings 
hauien. 

2) in Kaſſel für Heſſen-Naſſau, Fürſtenthum 
Waldeck und Pyrmont und Schaumburg-Lippe 
mit Spez.:stommijfairen in: Nodenberg, Hanau, 
Kaſſel, Schmalkalden, Ziegenhain, Fulda, Wolfs 
bagen, Homberg, Rinteln, Frantenbere, Eſchwege, 
Marburg, Hersfeld, Treyſa, Wiesbaden, Dillens 
burg, Arolien und Bücdeburg. 

h) in Düffeldorf für die Nheinprovinz und 
Hohenzollern mit Spez.:stommilfairen in: Neu— 
wied ‚Düffeldorf, Weplar, Dierdorf, Altenkirchen 
und Gitorf. 


K. Die Anſiedlungs-Kommiſſion 
für Weitpreußen und Ünfen in Bofen 
(Brgl. Kolonijation); Präfident Graf v. 
% ligs» Truegichler, Überpräjident, in 
ofen, Stellvertreter Oberpräfident dv. Ernit« 


es beiteht aus Präfidenten, 10 ordentlichen Mit: baufen in Danzig; Staats-Kommiſſare für dem 


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650 


Miniiter-Präfidenten, den Miniiter des Innern, 
den Minifter für Landwirthſchaft u. j. w., den 
Minister für geiftliche Angelegenheiten u. 1. w., 
den Finanzminifter; als Mitglieder 7, Präfident 
der General-Kommiſſion in Bromberg, 2 Generals: 
Landichafts = Direfioren, 3 Nittergutsbeliger, 


1 Landidaftsrath. — Oberbeamte 3, Bureau: 
Sekretär und Nalfulator. 
L. Die landidhaftlidhen Kredit— 


Inſtitute; dazu gebören: 


J. Die Zentral-Landſchaft für die 
Preußiſchen Staaten in Berlin W. Wil— 
helmsplas Mr. 6, beſtehend ans dem Miniſter 
für Landwirthſchaft u. ſ. mw. als Königlichem 
ommiffarius, dem Vorſivenden, dent Direktor, 
als Mitgliedern die Vertreter der Weſtpreußiſchen 
und Neuen Weftpreußiicher Yandichaft, der ritter: 
lichen Streis » Jnititute der Kur- und Neumark 
Brandenburg, des Neu-Brandenburgiichen Kredit: 
Inſtituts, der Pommericder Landſchaft und 
des Pommerſchen Yandich.sstreditverbands, der 
Kredit-Inſtitute für die Ober: und Nieder:Yaufig, 
des landſchaftlichen Kreditverbands der Provinz 
Sadien, — Syndikus und Sekretär als Bureau— 
beamte. 


II. Die einzelnen Inſtitute felbit, 
als: 

a) Die Haupt-Ritterſchafts-Direktion der Kur— 
und Neumark zu Berlin W,, Wilbelmsplas 
Nr. 6, und diejer aſſimiliert die Kur- und Neu: 
märkiſche ritterſchaftliche Darlebnsfaiie daſelbſt; 
reſſortierend die Prignisſche Ritterſch-Direktion 
in Perleberg, die Mittelmärkiſche Ritterſchafts— 
Direktion in Berlin (Wilhelmsplat Wir. 6), die 
Udermärkiiche Yitterich.-Tireftion zu Prenzlau, 
die Niedermärkiſche Ritterich.- Direktion in Franke 
furt AD. 

b) Das Neue Brandenburgiiche Kredit-Inſti— 
tut zu Berlin W,, MWilbelmsplag Wr. 6. 

ec) Das Kredit: Inftitur für die Königl. Preuß. 
Ober: und Nieder-Lauſitz, Gerichtsitand in 
Görlig, Sißungen abwecjelnd in Görlig und 
Lübben, davon rejlortirend die Bezirks-Direktion 
der Oberlaufig in Görlig und die Bezirke: | 
Direktion der Nieder: Lanfig in Lübben, 

d) Die Oſtpreußiſche GeneralsLandid.- Direktion 
in Königsberg i. Pr. 

e) Die Dftpreußiiche 
bajelbit. 

f) Die Weitpreußiiche General =» Kandichafts- 
Direktion zu Marienwerder mit Prov.-Direktionen 


landih. Darlehnskaſſe 


in Marienwerdee, Bromberg, Schneidemübl, 
Danzig. 

g) Die neue Weitpreußiihe Landſchaft im 
Marienwerder. 


h) Die Rommeriche General-Landſch.-Direktion 
zu Stettin mit den Yandidafts-Departements- 
Direktionen zu Anclam, Stargard, Treptow a. R., 
Stolp. Unter Verwaltung und Vertretung der 
Rommerihe Landich.streditverband in Stettin. 


Preußen. 


i) Die Königliche Direktion des Neuen land 
ſchaftlichen Kredit-Vereins für die Provinz Poſen 
in Bojen. Fr 
k) Die Weftpreußiiche Landih.- Direktion im 
Bromberg. 

1) Die Weſtpreußiſche Landichafts-Direftion zu 
Schneidemühl. 1 

m) Das Königliche Kredit-Inſtitut für Schle— 
fien in Breslau. | 

n) Die Sclefiiche General⸗Landſch. Direktion 
zu Breslan, davon reſſortirend: die Schweidnitz⸗ 
Jauerſche Fürſtenthums-Landſchaft in Jauer, 
Glogau⸗Sagan'ſche Fürſtenthums-Landſchaft im 
Glogan, die Oberſchleſiſche Fürſtenthums-Landſch. 
in Ratibor, die Breslau-Brieg'ſche Fürftenthums— 
Landſchaft in Breslan, die Liegniß-Wohlau'ſche 
Fürſtenthums-Landichaft in Liegnitz, die Münſter— 
berg-Glaß'ſche Fürſtenthums-Landſch. in Franken— 
ſtein i. Schl., Die Neiße-Grottkauer'ſche Fürſten— 
thums-Landſchaft in Neiße, Die Oels-Militſch'ſche 
a ananeh in Oels, die Görlitz'ſche 
Fürſtenthums-Landſchaft in Görlitz. 

0) Die landichaftlide Bant im 
Rreslan. 

p) Die Landichait der Provinz Sachſen im 
Halle a. 

q) Der Nitterichafts = Kredit Verein für bie 
Fürſtenthämer Galenberg, Grubenhagen und 
Hildesheint zu Hannover. 

r) Das Nitterſchafts-Kredit-Juſtitut für das 
Fürſtenthum Lüneburg zu Gelle. 

s) Der Ritterſchafts-Rredit-Verein für bie 
Herzogthümer Bremen und Verden und das Land 
Hadeln zu Stade. 

t) Die Landſchaft der Provinz Weftphalen mit 
dem Sig in Müniter. ' 


Schleitiche 


M. Die Veterinär-Medizinal-Beamten® 

a) Veterinär-Aſſeſſoren bei den Provinzial— 
Medizinal-Behörden. 

h) Departements-Thierärzte bei den Negierungse 
Bezirken. 

e) Grenz⸗Thierärzte für die Yandesgrenzen und- 
zwar: Ortelaburg und Meidenburg, Heydelrug 
und Nagnit, Goldapp, Pilltallen, Stallupönen, 
Ofegfo, Lyk und Johannisburg, Straßburg, 
Thorn, Inowraclaw, Wreſchen, Pleſchen, Adelnau, 
Schildberg, Kreuzburg, Roſenberg, Lublinitz, Tax— 
nowitz, Beuthen und Pleß, Leobſchütz, Myslowitz 
und ee und für Hafentontrolle Swine— 
münde. 

d) Kreis⸗-Thierärte in fait allen Streifen und 
in Hobenzollern fiir die Oberämter. 


N, Bautedhnifer und NRegierungß= 
Kommijjarien für Zandesmeliora= 


tionen, Deidhe und Damme: 

a) Provinzial: Meliorations » Yau = Beamte in 
Königsberg, Danzig, Potsdam, Köslin, Bromberg,. 
Breslau, Magdeburg, Schleswig, Hannover, 
Münſter, Kaſſel, Düffeldorf und Trier. 

_ b) Negierungssftonmifjarien für a ee größere 
Landes-Meliorationen und Deichregulirungen. 


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Preußen. 651 


e) Technischer Beamter für die Dämme und | 5—10 ha, 430 mit 10—25 ha, 156 mit 25 bie 
Dünen-Schugwerke auf den Schleswigicen Weit: 40 ha und 146 mit über 40 ha Beſitzſtand. 
fees Infeln in Keitum auf Inſel Sylt. 

Ad) MWieienbautechniter und Wiejenbaumeiiter, | TV. Organifation des Landwirthichaftl. 
vom Staate angeitellt oder unterftügt in Neidens |Wereinswejens. Man unterjcheidet Zentral— 
burg, Orte!sburg, Magdeburg, Nühldaufen 1. Th., | Vereine in den einzelnen Provinzen mit ante 
Hejepe b. Dsnabrüd, Bremervörde, Göttingen, |geichlofienen Sreiös, Zweig: und Orts— 
Rahden, Wiesbaden, Biedenkopf, Neuenmühl dei vereinen, ZentralsBereine für bejondere 
Kaffel, Aachen, Trier, Adenau und Sigmar: | Zweige und nicht zentralilirte Vereine 
ringen. vericiedener Art. Die Zahl der Vereine ein 
fchlieglih der GartenbausVereine war im Juli 
1587 zufammen 1951, im Juli 1886 nur 182 
als eigentliche landwirthſchaftliche Vereine ga 
e3 im Jahre 1857 zujammen 1760 (nad) Zus 
jammenftellung im „Meugel und Lengerfes ver— 
beifertem Hilfs: und Schreib-Kalender“ für 1888,- 
welchen auch die Daritellungen über die Bes 
hörden-Organijation unter dem Landw. Minis 
iterium entnommen wurden. Zu nennen find: 

. für die Provinz Dftpreußen: a) ber 
Landwirtbihaftlihe Zentral-Verein 
für Littbauen und Mafuren, Generals 
Sekretär in Jnfterburg, mit 82 Sreis:, Zweige 
und Ortövereinen und zwar Angerapp, Angerbur 
Aulowönen, Bentheim, Berichfallen, Bialla und- 
Drygallen, Bilderweitichen, Borszymen, Budwetben, 
Goadjutben, Darkehmen, Didlafen, Drebolienen,- 
Draugowsky, Deeden, Gaudiſchkehmen, Gamwaiten, 
Soeritten, Boldap, Grabowen, Gumbinnen, Groß 
Sauer, Inſterburg, Jodlauken, Jobannisburg, 
Iſchdaggen, Juda, Jurgaitſchen, Stallinowen, 
Kalinen, Kamionken, Kattenau, Kaukehmen, Kraus 
piſchken I. u. II., Kumilsto, Kuſſen, Lasdehnen, 
Lengwethen, Lösen, und daſ. Bienen-3.-Verein, 
End, Mallwiihten, Marggrabowa, Milten, Nem— 
Negulirungen, Ablöfungen, Gemein- mersdorf, Neuniſchken, Niebudsken, Niederung, 
hbeitstbeilungen und Zufammenleg: |Norkitten, Pelleningken, Picktupönen, Villkallen, 
ungen („Neichsanzeiger” Nr. 261, 1857) ges | (Streis:Verein und Orts-Verein), Piſſanitzen, 
geben werden: Plaſchken, Naanit, Rhein, Nibben, Nominten, 

53024 Dienit: und NAbgabepflichtige haben , Saalau, Schillehnen, Schirwindt, Schwentainen, 
im Sabre 1886 zuſammen 586 Spann- und | Cedenburg, Sensburg, Sentten, Staisgireen, 
1387 Handdienittage mit 1310637 ME. Stapital, | Stomagko, Sodehnen, (Kreis-Xerein und Orts— 
250326 ME. Geldrente, 699 Neuſcheffel Roggen- Verein), Stallupönen, Szillen, Szittlehmen, Tilfit, 
rente und 3 ha Land als Entihädigungen abge: | Tollmingfebmen, Walterfehmen, Wiligten, Wil⸗ 
löft. Ende 1886 gab es demnach mit dem im kiſchken, Willpiichen. 

* 1886 ausgeführten zuſammen bei 87110) b) Im Auſchluß der Zeutal-Vereine für 

Hgenthümern 1478 321 ha neu regulirte Grund: | Bienenzucht im Neg.- Bez. Gumbinnen 
ftüde, und von 2550709 Dienft: und Abgabe: zu niterburg mit 32 Zweigvereinen. ' 
pflichtigen 255 224 157 Mt. Kapital-Eutihädignng | ec) Nicht zentraljirt: Der Verein für 
als Ablöfungsbeträge. Bei den Regulirungen | Pferderennen in Preußen, Gen.Sefretär zu Met- 
und Gemeinhbeitstheilungen find jeparirt, |gethen, und Landw. Verein zu Heydekrug. 
bezw. von allen Holze, Streu: und Hütungsiervie | d) Der Oſtpreußiſche Yandw. Zen- 
tuten befreit worden 95 648 ha von 16 952 Ber |trale Verein, General: Sefretär zu 
— vermeſſen wurden 25742 ha; bis Ende Königsberg, mit 66 Zweigvereinen: Allenburg, 
1886 war die Ziffer für die jeparirten und ganz | Allenftein, Arnau, Barten, Vartenitein, unbe, 


0. See: und Binnen-Fiſcherei: 


a) Aufſichtsbeamte (Oberfiihmeiiter) für die 
Provinzen Scieswig -Holitein, Pommern und 
Preußen und zwar in Memel, Pillau, Ruß, 
Neufahrwafler, Straliund, Swinemünde, Hoyers— 
werda, Schleswig, Huſum (für die Aufternbänte) 
und Miüniter. 

b) Kommiſſion für die auf die Nord» und Dit: 
fee bezüglichen Fiicherei-Angelegenheiten. 


P. Haupt» und Landgeftüte. 


a) Trafehnen, Gradig, Beberbef als Haupt: 
geftüte. 

b) Infterburg, Gudwallen, Raftenburg, Marien: 
werder, Neuftadt aD., Labes, Zirke, Gneien, 
Leubus b. Matti, Gofel, Lindenau b. Neuftadt 
a/D., Traventbal b. Segeberg, Gelle, Warendorf 
b. Müniter, Dillenburg und Widrath als Land» 
geftüte. 

Im Auſchluß an die Darftellung über bie 
landwirtbichaftlihen Beamten kann die Ueberſicht 
über die von den Auseinanderjegungsbehörben 
im Sabre 1886 (und bis dahin) ausgeführten 


— — — — — — — — — — —— — 


befreiten Grundftücke 19 992 038 ha von 2 061 738 | burg, Böttchersdorf, Brandenburg, Braun 
Beſitzern und die Ziffer für bie Vermeffungen | Caymen, Greuzburg, Domnau, Drengfurt, 
15 465 834 ha. ufammenlegungen m Boch, Dr MBWlcn (Dann Drsein ent De 
e8 1886 in 80 Saden mit 34711 ha. Sur |fürfle ne Beiyer), 
Auseinanderjegung kamen 91 265 Grunds | Fiihhaufen » Thierenberg, Friedland, Gerbauen,. 
* * 5* ab es 22 x A Jah der —— eg —— Heiligenbeil,. 
eiliaten Intereſſenten war und zwar Heilsberg, Hendekrug, Hodlindenberg, Hohenitein,- 
6136 a bis 1 ha, 3814 mit 1—5 ha, 574 rn A (Zandw. Geſellſchaft des Preuß⸗ 


Niritsi> AM EE 















652 


Holland. Kreiſes und Oberl. Verein praktiicher 
Landwirthe), Kalgen, Sönigäberg (Verein zur 


Beförderung der Landwirtbichaft), Labiau (Zandw. | 


Klub), Gr.» Lauth = UÜderwangen, Lichtenhagen, 
Liebftadt, Liska-Schaaken, Loden, Br. Marf, 
Mehljad, Memel, Mohrungen, Mühlhauſen, Nei- 
denburg. Neuhaufen, Ortelsburg, Ofterode, Paaris— 
Kröligkeim, Popelken, Boitniden, NRaftenburg, 
Röſſel, Saalfeld, Schippenbeil, Schugiten, Tapiau, 
Threrenberg:Gumehuen, Waldau, Wehlau (Landw. 
Verein und Landw. Kreis-Verein), Zinten (Verein 
praft. Landw.), dazu Nr. 65 als Anſchluß. 

e) Zentral:Berein für Bienenzucht 
im Neg.:Bez3. Königsberg mit 26 Zweig— 
vereinen. 

f) Nicht zentralijirte Vereine: Arns— 
dorf, Bladiau, Heiligenthal, Hohenfürft, in Kö— 
nigaberg: D. Schatzucht= Verein der Provinz 
Oft: u. Mejtpreußen, Gartenbaus®erein, Fiſcherei— 
Verein für die Provinz Dit: und Weitpreußen, 
Def. Hilfsverein der Provinz Dit: u. Weſtpreußen, 
Oftpreuß. Milhw.:Verein, dann Liebftadt, Liewen— 
berg (Landw. Verein und Vienenzucht » Verein), 
SU. Nuhr b. Wehlau. 

2) Für die Provinz Weitpreußen: 
a) Zentral-Verein Weſtpreuß. Land: 
wirtbe, General: Sefretär zu Danzig, mit 
77 Zweigvereinen, und zwar (die Bauernvereine 
find mit B. in Klammern bezeichnet): Neu-Bar— 
foihin [B.], Berent, Biihofswerder [B.], Conitz, 
Ehriſtburg, Culm, Culmſee [B.], Gzerwinst, St.» 
Czyſte [B.], Tamerau [B.], Dirſchau, Dragaß, 
Eichenkranz [B.j; Elbing: a. Landw. Verein des 
Elb.Kreiſes; b. Landw. Bauern-Verein; c. Landw. 
Bauern-Verein; Ellerwald [B.], Flatow, Frey— 
ſtadt [B.], Gremboczyn [B.), Grutſchnow [B.], 
Jablonowo we Sohannisdorf [B.], ungen: 
Zappeln [B.), Kokosko [B.], Gr.:ttommord [8.], 
Sr. und Kl. Krebs B.), Dich. Krone, Kunzendorf, 
Ladekopp, Langenau [B.], Lenzen [B.], Leſſen, 
Lichtfelde, Linde, Liſſewo. Marienburg, Marien: 
werder: a) Landw. Lokal-Verein, b) Landw. 
Bauern=Berein; Mewe, Gr.-Nebrau, Neukirch, 
Neumark: a. Lokal-, b. Bauern-Verein; Neuftadt, 
Nenteich, Niewiſczyn, Dice, Oſterwick (Landw. 
Dorf-Verein), Oſtrometzko, Neu-Paleſchken [B.], 
Podwig und Greta [B.], Prechlau, Putzig, 
Mauden, Nheden: a. Lokal-, b. Bauern-Verein; 
Niefenburg, Nojenberg, Nothhof, Nüdfort [B.], 
Schlohan, Schöned: a. Landw. Verein, b. Bauern: 
Verein; Schweg, Pr. Stargardt, Stendiig [B.], 
Strasburg, Straſchin, Thorn, Tiegenbof, Tuchel, 
Heberbrüd [B.], Vandsburg |B.], Zempelburg |B.], 
Zoppot und Gr. Jiinder. 

b) Nicht zentralijirte Vereine: Bal— 
denburg, Weitpr.:Pomm. Landw. Verein, Garthaus, 
Danzig, FlichereisBercin der Provinz Meitpreußen, 
Bienenw. Hanpt-Verein mit 21 Zweigvereinen, 
Elbing, Thierſchutz-Verein, Märk. Friedland, 
Hohenitein, Linde, Neuteih, Viehzucht-Verein 
und Mildwirtichafts-Ber:in, Paſewark, Schöniee 
and Tip. 

3) Für die Provinz Brandenburg: 


Preußen. 


Ia) Landwirthſchaftl. ProvinzialsVerein 
für die Markt Brandenburg und die Nie: 
derlauiig, General-Sekretär zu Berlin. 

b) Berein zur Beförderung des Seiden: 
banes in der Markt Brandenburg und der 
Niederlaujig zu Potsdam. 

e) Märkiſcher Obſtbau-Verein zu Berlin. 

d) Fiſcherei-Verein für die Provinz 
Brandenburg zu Berlin. 

e) Märkiſche Oek.Geſellſchaftals Laud— 
wirthſchaftl. Zentral-Verein für den 
Reg.-Bez. Potsdam, Gen.-Sekretär zu Berlin, 
mit 67 Zweigvereinen: Angermünde, Landw. 
Verein und Landwirtbid. Verein der fl. Beſitzer, 
Beeskow (Neuer Landw. Verein), Belzig (Landw. 

Forit » Gartenbau =» Verein), Berlin, Teltower 
Landw. Verein, Bernau, Bornim, Brandenburg 
ja. H., Breddin, Gremmen, Dreeg, Eberswalde— 
| Hedelberg mit SpezialsVerein für Veredelung 
und Hebung der Nindviehzuht, Freienwalde, 
Frieſack, Gerswalde, Goersdorf, Gramzow, 
Granſee, Jüterbogk, Karſtedt, Ketzin, Gr.-Kreutz, 
Kyritz, Alt-Landsberg, Laaslich, Lenzen, Lieben— 
walde, Lychen, Nakel, Nauen, Oderberg, Oranien: 
burg, Perleberg, Petkus, Pfaffendorf, Pinnow, 
Poiſsdam, Verein zur Hebung der Fiſſcherei, 
Prenzlau, Uckermärk. Landw. Berein, Neuer 
Landw. Verein, Uderm. Verein für Vogel: umd 
Geflügelzucht, Pritzwalk, Butlis, Rathenow, Rees, 
Rheinsberg, Nhinow, Landw. Verein für Rhinow 
und Imgegend und Verein für Geflügelzuct, 
Roſſow, Nen-Ruppin, 2. V. und V. f. Gerl.g., 
Schollene, Gr.:Schönebed, Storkow, Straßburg, 
Teltow, Templin, Treuenbrietzen, Werneuchen, 
Wilsnack, Wittenberge a. d. Elbe, Wittſtock, Verein 
für Gartenbau- und Landwirtſchaft, Wriezen a. O. 
Landw. Verein des oberbarnimſchen Kreiſes und 
Landw. Verein der Oderbrüche, Wuſterhauſen, Zech— 
lin, Zehdenick, Zoſſen-Mittenwalde. Im Anſchluß 

f) Märkiſcher Zentral-Verein für Bie— 
nenzucht, mit 49 Zweigvereinen. 

g) Nicht zentralifjierte Vereine: Berlin: 
Verein zur Beförderung des Gartenbaues in ben 
Preuß. Staaten, Gefellichaft der Gartenfreunde 
Berlind, B. Verein Deuticher Landw. Beanten, 
Deutſcher Verein für Vogelzucht und Akklimati— 
fation „Negintha*, Verein der Geflügelfreumbde 
„Cypria“, Verein für Zucht und Schauftellung 
von Race-Hunden „Hector“, Verein für Vogel: 
kunde und Liebhaberei „Ornis“, Verein Ber: 
ſuchs- und Lehranitalt für Brauerei; Goffenblat, 
Landw. Verein fl. Gutsbefiger, Rathenow, Märk. 
Reiter: und Pferde» Ziihter= Verein, Spandau, 
Verein für Gartenbau und Landwirthſchaft. 

h) Landw. ZentralsBerein für den Reg. 
Bezirk Frankfurt, Gen.-Selretär zu Frank— 
furt a. O. mit 45 Ziweigvereinen, als: Arnsmwalde, 
Verlinchen, Bärwalde, Landw. Verein und Verein 
für Geflügelzucht, Calau, Cottbus, Landw. Kreis: 
Nerein und Zentral Verein der Niederlaufiger 
Bienenzüchter- Vereine, Croffen a. O., Drebfau, 
Drieien, Frankfurt a. O. Landw. und Forſt— 
Lokale Berein, GartenbausVerein für Frankfurt 


Preußen. 653 


und Umgegend, Frauffurter Neiter-Berein, Frank: Verein für Meinere und mittlere Gutsb Mi 
furter Ziichereis Verein, Frankfurter VBienenzüuchrer: | Stettin, Vommerſcher Yorjt » Verein Stettin, 
Berein, zranff. Verſchönerungs-Verein, Friedeberg | Reiter = Verein Straliund, Ormithol. Berein,- 
in der Neumark, Fürſtenwalde, Goyaß, Guben, | Swinemuünde, desgl.,, Treptow a. d. R. Bereit 
Stönigsberg in der Neumark, Krieſcht, Küſtrin bäuerlicher Wirthe, Ueckermünde, Fiſcherei⸗Verein 
(Rärlijſcher Bauern-Verein), Landsberg a. W., | für das Pommeriche Haft, Wangerin, Bienenz.r 
Landw. Kreis-Verein und Verein der Vogelfreunde, | Verein, Wollin, Fiſcherei-Verein für das Pom⸗ 
Lebus, Yırdan, Lübben, Mincheberg, Nebbruch merſche Haff. 
bei Drieſen, Neudamm, Neuzelle, Ortwig, Reppen, 
Schloppe, Zchwicbus, Landw. Bercin H. Guts- 5) Für die Provinz Poſen: a) Landbw. 
beitger, Seelow, Senftenberg. Soldin, Sorau, Provinzial: Verein für Poſen, Gen.Sekr. 
Spremberg |B.], Sternberg, Woldenberg, Zehden, zu Voſen. 
Zielenzig, Züllichau— b) Bienenw. Hauptverein im Großher— 
i) Nicht zeutraliſierte Vereine: Cottbus, zogthum Poien, mit 11 Zweigvereinen. 
Ob.⸗Lauſitzer Fiſcherei-⸗Verein, Forſt i. d. Lauſiß. e) Landw. Hauptverein für den Reg.— 
Verein für Gartenbau und Yandwirtbichatt, Wezirt Boien, Gen.-Sefretär in Bofen, mit 
Mohrin, Alt: Rey, Sonnenwalde, Senftenberg, | 37 Yweigvereinen: Ventichen, Birnbaunt, Bräg, 
Dies, Ziebingen, Zielenzig (Bienenzüchter-Verein). Bud, Eulendorf (landw. NuititalsBerein), Helles 
Die beiden Hanptvereine werden fih von 1858| jegp, Jarotſchin, Kempen (Deuticher Kandıw. Verein 
ab mit einander verichmelzen als ZentralsBerein | peg Scildberger reife), Koſchmin, Srotofdin 
für Brandenburg. mit 3 Lofal-Bereinen, Kurnit, Kujchlin, Mejerig, 
Moſchin (Ruſtikal-Verein), Nentomiichel, Obornit,. 
inne, Bleichen, Boien, Pudewis, Samter, Landw. 
Verein des Kreiſes Samter und Landwirthicaftl. 
Et a | PulEH IND, - Xofal:LVerein, Schildberg, Schrimm, Landw. Kreis 
Gen.-Sekretär in Stolp, mit 36 Yweigvereinen:] und Landw. Lokal-Verein, Schroda, Schwerin 
Baerwalde, Tublig, Butow, Gallies, GCammin,|a. d. M., Schwerienz, Strjaltowe, Tirichtiegel, 
Camm-Gülzower Landw. Fweig: Verein und Unruhſtadt, Karger Yandıw. Verein mit 2 Lofals 
Suter Verein, Cörlin, Göslin (Landw. und gew. Vereinen und Yandıv. Lofal= Verein, Wollftein, 
YZwerg:Bercin), Daber, Doelig, Dramburg, Freien: Wreihen, Deuticher Kandw. Verein für dem 
walde, Greifenberg, Greifenhagen, Yabes, Lauen— kreis reichen und Landw. Lotal-Verein, 
burg, Dasjow, Möhringen, — Landw. Idund, Jirte 
weig-Verein und Bauern-Verein, Neuſtettin, Au .. . 
mir Nagebuhr, Regenwalde, Noman, Rummels: — u. er gr j ns Pe an 
Sekretär zu Raduchowo bei Storchneſt, mit 
S Yweigvereitten: Wojanomwo, Stoften, Frauftadt, 
(Ruftital- Verein), Yilfa, desgl., Nawitich, desgl., 
Goſtyn-Sandberg, Schlichtingsheim, Schmiegel. 
e) Nicht zentraliſirte Vereine im 
— Sch Poſen: Bargen, Verein zur 
Förderung der Bienenzucht, Frauſtadt, Bienenz.⸗ 


Für die Provinz Pommern: a) Pom— 
merſche Del-Gefellfchhaft (Jentral-Verein 
für den Reg-⸗Bezirk Stettin und Cöslind, 


— —— — — —— —— — 


burg, Schivelbein, Landw. Zweig-Verein 
Veben-Verein des Schivelbeiner Zweig-Vereins, 
Stargard, Stettin, Stolp, Tempelburg, Wangerin, 
Wollin, Cöstin, Bienemp. Zentral-Verein, Gaͤrten— 
bau-Verein jür Hinterpommern mit 3 Zweig— 
Vereinen. 
b) Baltifher Zweig: erein zur Beför: 
berung der Yandwirthidaft, GeunSekretär i 10 | 10 
zu Greifswalde, mit 24 Sweigvereinen: Anclam, | Verein, Voſen, ‚Derein zur Unteritügung landw. 
Landw. Berein und Verein für landw. Interefien, | Beamter, Rawitſch, Schwerin a. d. W. 
Altenkirchen, Landw. Verein Heinerer Wirthe der| HLandw. Zentr.:Verein für den Nek« 
Halbinjel Wittow, Barth, Verein bäuerl. Yands |diftrift, General: Sekretär in Bromberg, mit 
wirtbe im Kreiſe Sranzburg, Bergen auf Nügen, | 34 Zweigbereinen: Bartſchin, Schubiner Div. 
Demmin, Frauzburg, Greifswald, Landw. Verein | Kreis: Verein Nr. Jund Ruftikal-Verein, Bromberg, 
bes Kreiſes Greifswald, Gartenbau: Verein fir] Yandıv. Kreis: Verein, Verihönerungs = Verein, 
NeusBorpommern u. Nügen, Pommerſcher Bierdez.: | Gartenbau:Verein, Bromberger ZentralsBerein 
Verein, Baltiicher einge für Thierichug | für Bienenzucht, Chodſcheſen, Grone a. Br., 
und Thierzudt, Baltiiher Nindviebz.» Verein; |! Grin, Schubiner Landw. Kreis: Verein Ar. I 
Grimmen, Jarmen, Pajewalt, Neinberg, Sagard, 
Schmoldow, Baltiſcher Zentral-Verein für Bienen: 
zucht mit 30 Zweig-Vereinen, Stralſund, Treptow 
a. d. T., Tribſees, Uſedom, Wolgaſt, Wuſterhuſen, 
ce) Nicht zeutraliſirte Vereine: Garrin 
b. Charlottenhof IB.J, Greifswald, Pommerſcher 
Zenttal⸗Verein für bauerliche und kleinere Wirthe 
mit 9 Zweig-Vereinen, Grimmen, ornit olog. 
Verein, Langenhagen, Lauenburg, Bienenz.Verein 
des Lauenburger Kreiſes, Paſewalt (Paſewalter 
Reiter-Verein), Rothenfier, Stargard, Landiv. 


und Laudw. Lokal-Verein, Gneſen, Landw. Kreis— 
Verein und Ruſtikal-Verein, Gnieſtowitz (Ruſtikal⸗ 
Ver.), Gollantſch, Gonpawa, Inowrazlaw-Strelno, 
Kreuz, Mogilno, Landw. Kreis-Verein u. Landw. 
Lokal-Verein, Mrotides, Rogowo, Schneidemühl, 
Laudw. Verein und Prov.Bienenzüchter-Verein, 
Schönlanke, Schubin, Strelno (Nuitilal:Berein), 
Tremeſſen (desgl.) und Landw. Lokal-Verein, 
Wilhelmsort, Wirſitz, Landw. Verein im Wirſitzer 
Kreis und Verein für Aderbaus und Bienenzucht, 
Meijienböhe, Wongrowig, Wonorze. 





tr.) 3 
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654 


Preußen. 


g) Nicht zentraliſirte Vereine im Loſſen, Obſtbau-Verein, Militſch, Obſtbaum-Jucht⸗ 


Reg.-Bezirk Bromberg: Ignowrazlawer 
iſcherei⸗ Genoſſenſchaft für den oberen Netze-Fluß 
wird aufgelöſt). 


6) Für die Propinz Schleſien: a)Land- 
wirthſcheFentral-Vereinfür Schleſien, 
Gen.-Sefretär zu Breslau, mit 77 Zweigvereinen: 
Altgrottkau, Beuthen in Ober-Schlefien, Bolten 
hain, Breslau: Landw. Verein, Schleſiſcher Schaf: 
züdıter = Verein, Schleſ. Verein zur Unterftügung 
von landw. Beamten, Sclei. Verein zur För— 
derung der Kulturtechnik, Schleſ. ee 
Berein mit 58 Spezial-Vereinen, Gen.-Sclefijcher 
Geflügelz.: Verein mit 13 SpezialsBereinen, Brieg, 
Bunzlau, Gamenz, Conftadt, Gojel, Cunern, 
Domslau, Falkenberg, Freyſtadt, Frömsdorf, 
Glatz, Gleiwitz, Landw. u. Forſtw. Verein, Glogau, 
Goldberg, Görlitz, Oek.Selt. der naturh. Gef. 
und Landw. Zentral-Verein der Prov. Oberlauſitz, 
Gr.:Strehlig (Landiw „und Forſtw.⸗«Verein), Grüns 
berg (Landw. u. Forſtw.⸗«Verein), Guhrau, Haynau, 
Hirihberg (Landw. Berein im Niejengebirge), 
Hoyerswerda (Landw. und Forſtw.⸗-Verein), Jauer 
Def. Patr. Soz. des Fürſtenthums Schweidnitz 
und Jauer), Jauer, Landeck, Landeshut (Landw. 
und Forſtw.-Verein), Lauban, mit Lokal-Verein 
Ullersdorf a. O. Leobſchütz, Liegnitz, Löwenberg, 
Lublinitz, Lüben, Markliſſa, Militſch, Mittelwalde, 
Münſterberg, Namslau, Neiße, Neumarkt, Neus 
ftadt i. Ob.-Schlefien, Nimptich, ObersLangenau, 
Oels (De. Batr. Verein und Allg. Landw. Verein, 
Ohlau, Oppeln (Landw. und Forſtw.-⸗Verein), 
Pleß, Boln.-Wartenberg (Landw. u. Foritw.:Ver.), 
Natibor, Neihenbad), Nojenberg, Nothenburg mit 
5 Lokal-Vereinen, Rybnik, Sagan (Landw. und 

oritiv.: Verein mit Zweig: Verein), Schönau, 

chweidnitz, Steinau a. d. O. Steinau in Ob.: 
Sclefien, Strehlen, Striegau, Stroppen, Trachen— 
berg (Landw. und Forſtw.-Verein), Trebnig, 
Landw. Verein und Pferdez. Verein, Waldenburg, 
Landw.= und Forſtw.-Verein zur Förderung des 
MWohles der arb. Klaſſen des Kreiſes Waldenburg, 
in echen. 

b) leſiſcher Gen.-Bienenzüdter: 
Verein mit 58 ORT LDIE NEN 

ce) Nihtzentralijirte Vereine: Bauer— 
wis, Brennftadt, Biesnitz, Bennftadt-Dittersbadh, 
Breslau: Schlefiiher Verein für Pferdezudt und 
Pferde-Rennen, Schleſiſcher HerrensReiter-Berein, 
Schleſ. Zentralverein für Gärtner und Garten— 
freunde, Sektion für Obſt- und Gartenbau der 
Schleſ. Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur und 
Schleſ. Forſtverein; Crainsdorf, Daubitz. Ditt: 
mannsbdorf, Dyhernfurth, Eckersdorf(Landw. Ruſtik. 
Verein), Friedeberg am Queis, Friedland in Ober: 
ſchleſien, Glatz, Görlitz (Hühnerzüchter-Verein), 
Görißeiffen bei Löwenberg, Grünberg, Gew.⸗ 
und Gartenbau⸗Ver. (Anſchluß an den Weinbau:®. 
zu Karlsruhe), Hönigern, (Ruſtik.⸗«Ver.), Jänden: 
orf (Bienenzüchter Verein), Königsdorf bei Leob⸗ 
ſchũtz, Koſtenblut, Kynau, Lähn, Langenau, Leisnitz, 
Liebenthal (Landw. und Volksw. Verein), Löwitz, 


und Gartenbau-Verein, Naſſiedel, Neiße, Nieder: 

Grottkauer Verein für Pferde-Zucht und Pferdes 
Nennen, Nieder:Neundorf (Zandiw. Klub), Deutſch⸗ 
Neufich, Neumarkt, Verein für Obſt- und Garten: 
bau im Kreiſe Neumarkt, Niesky, inıptich, Verein 
Schleſ. ig und Jäger des %. Kr., Über: 
Bielan, Oels, Allg. Landw. Verein, Oppeln, Ober: 
ichleiticher Gartenbau=Berein, Beilau b. Reichenbadı, 

Piltſch bei Klingebeutel, Boltwig, Polnijchwette, 

Bommerswig, Deutſch-Raſſelwitz, Alt:Reichenau, 
Landiv. und Forſt-Verein, Reichenbach in der Ober 

Laufig, Riegersdorf-Dittmannspdf. (j.d.), Niemertk 

beide, (Ruſtik.⸗Verein), Rietichenın der Ober-Laufiz, 

Rothenburg in der Ober-Laufig, Ruhland, Schön: 
berg in der Ober-Laufig, Schönwald, Schönmwalde, 
Verein zur Förderung der — im jchlei. 
Erzgebirge, Schützenhainer Landw. Verein, Anſchluß 
DOber:Bielau, Stephansdorf bei Bießmannsdorf, 
Trebnig, Obft: und GartenbausBerein, Ullersdorf 
bei Naumburg a. Dueis, (Landw. Bienenzüchter: 
Verein für dad mittlere Dueisthal), Wernersdorf 
Boln. Wette, Würgsdorf bei Bolkenhain, Landw. 
und Forftverein, Ziegenhals, Vereinz. Beförderung 
der Bienen: und Seidenzucht, des Obſt- und Gartens 
baues im jchlef. Gejente, Zobten am Berge. 


7) Für die Provinz; Sachſen: a)2and- 
wirtbihaftlider Zentral-Verein für 
die Provinz Sadien u. ſ. w, General: 
Sefretär zu Halle a. S., mit 55 Zweig: 
vereinen: Alsleben, Andisleben, Groß-Apenburg- 
Galbe a. M., Arendiee (Landw. und Forft:Berein), 
Bedra, Bibra, Bitterfeld, Galbe a. ©., Dachwig, 
Dähre, Dähre-Diesdorf, Düben, Edartöberga 
Gilenburg, Eisleben, Erfurt: Mitteldeutich. Pferde: 
zucht=Verein, Landw. Kreis-Verein, Landw. i 
des Erfurter Bergkreiſes, Gardelegen, Gebeier, 
Genthin mit Zweigverein, Groß-Groftig, Grob 
und Klein-Vargula, Halberitadt, Halle a. ©., Landw. 
Verein und Landw. Bauern-Verein, Heiligenftadt, 
gerzberg, Hettitedt (Landiw. und Forit:Verein), 
Serihow J., Landäberg, Langeneichitädt » Ober: 
wünſch, Langenjalza (Zandw. und Forit:Berein , 
au (Aderbau:Gej.), Liebenwerda, Lüten 
Magdeburg, M. Verein fir Landw. und Mafchinen- 
weien, Mansfelder Seekreis, (B.:Verein), Merir: 
burg, Landw. Verein für den Kreis Merjebura, 
Landw. Berein für Merjeburg und Umgegend, 
Bienenzühter: Hauptverein der Provinz Sacjer 
des SHerzogthums Anhalt und für Thüringen, 
Thüringiiher Nenn: und Pierdezudt = Vereir, 
Mödern, Mühlberg a. E., Mühlhauſen, Nam: 
burg a. S., Landw. Verein und Berein für Ge 
flügelzucht, Neuhaldensleben, Neufhmidtitebt,Nor> 
Laufen, Debiöfelde, Oſchersleben, Dfterburg, Qued⸗ 
linburg, Verein zur Beförderung der Pferde» und 
Viehzucht in den — — Queis b. Land⸗ 
berg, Querfurt, Ranis, Reinsdorf, Rippach 
Rokla a. H., Nöglig bei Schleuditz, —— 
Schafſtädt, Schleuſingen, Landw. Kultur-Verein fur 
den Kreis Schleufingen mit Sektionen für Pferde» 
zucht ala Fohlenzucht-Verein, Schloßbeichlingen 


Preußen. 655 


bei Gölleda, Tchönebed, Verein für Gelügelzucdt, für Landw. und Induitrie), Kiel: Schleswig=Holit. 
Schwerz bei Zörblig, Seehauſen in der Altmark, ZentralsQerein für Vienenzucht, mit 21 Spez 
Steigra bei Freiburg a. U. Stendal, Landw. Abs | vereinen Schleswig: Holft. Zentral Verein für 
tbeilung des Altın. Vereins für vaterländiiche Se: | Geflügelzucht, Schleswig-Holſt. Milchw.Verein, 
ihichte und Induſtrie, Stumsdorf, Tennitedt, | Verband der Landw. Konſumvereine der jchleswig- 
Teutichenthal, Torgau, Waldſchlößchen b. Erfurt, | holfteinifchen General = Vereine, Kirch-Barkau, 
Malichleben, Weibentels, Yandıv. Verein und Ge: | Kremper-Marſch (Pferdezucht-Verein, Langelohe 
Hügelzüchter:Berein, Weißenjee, Wiebe, Yandw. | (Landw. Verein für Sid-Stormann und 2.), 
und Forſt-Verein, Wittenberg, Witterda, Wolmirs: | Yauenburg (Landw. Verein für das füdl. Lauen— 
leben, Morbis, Zabenſtedt, Zeig. Dazu die Vereine | burg), Lenſahn-Wagriſcher Landw. Verein und 
in Anbalt (j. d.) Yandw. Verein für das öſtliche Holitein, Lügum— 
b) Nicht zentralilirte Vereine in der | Eofter, Klein-Meinsdorf bei Plön, Meldorf (Landw. 
Provinz Sachſen: Aſchersleben, Gartenbau: | Hauptverein für Süderdithmarichen), Mölln i. 2. 
und Yandw. Verein, Beudiz a. M., Bismark, | (Verein für Gartenbau und Yandw.), Neumünfter 
Galbe, Verein für Geflügelzuct, Glöge, Eisleben, | (Yandıw. Verein für Mittelbolitein), Nieblum auf 
Verein für Beflügelzucht, Erſurt, Sartenbau=Berein, | der Inſel Föhr, Nordhaite bei Heide, Norbditrand, 
BienenzüchtersQerein, Thüringiicher Verein für | Nord:Nngeln, Nortorf, Oldenburg in Holftein, 
Geflügelzucht und Vogelſchuß mit Sektion Brief: | Oldesloe: Landw. Verein und Gartenbauverein, 
tauben=stlub), Halberitadt, Gerlügelzüchter:Berein, | Pinneberg, Preeg, Verein für Landw. und Gew. 
Halle, Verein der Vicnenväter in Halle und Um- und Landw. Verein, PBries, Quidborn, Raisdorf, 
ebung, Jerichow, Nindviehzucht: Verein d. Jericho: | Landw. Verein a. d. Schwentine, Rageburg, Landw. 
Elb-Niederung, Kemberg bei Wittenberg, Bienen: | Verein für den Kreis Herzogthum Lauenburg, 
züchter:Berein, Kötſchau, Yandıw. Verein u. Bienen- Neinteld, Rendsburg: Zentral-Fiſcherei-Verein der 
züchter-Berein, Langensalza, Landw. Verein, Schaf: | Provinz Schleswig-bolitein und Landw. Verein 
züchter:Berein, Ibierihug-Berein und Geflügel: |an der Obereider, Sandesneben, Sarlbujen, Safel 
ucht⸗Verein, Leitzlau, Yiigen, Magdeburg: Zentral: | bei Barmbed, Landw. Verein a. d. Aliter, Schauby, 
erein fiir rationelle Vienenzucht in der Provinz | Yandmw. Verein für das Kirchſpiel Lyſabbel, Schenes 
Sachſen, Magdeburger Verein für Geflügelzucht, feld, Schleswig: Landw. Verein ‚Kaſino für Stadt 
Dee rein für den Streis Magdeburg, Magde- | und Land“, Landw. Berein für den Mittelrüden 
urger Neiter:Berein; Merieburg: ‚FilchereisBerein | der IImgegend von Schleswig, Schönberg, Probiteier 
für den Negierungsbezirt Merfeburg, D. Verein | Landw. und Volksw. Verein, Schönfirdhen, Landw. 
um Schuge der Vogelwelt, VBienenzucht:Berein, | und Volksw. Verein, Schönwalde, gene 
fterfeld; Quedlinburg (Quedlinburger Verein für | Hajeldorfer Marich, Bierdezucht: Verein, Segeberg, 
Geflüge zucht und Bogelihur), Groß-Salze und | Landw. Hauptverein a. d. Trade, mit 4 Bezirks— 
Umgegend, Schauen, Schkölen, Schönhauſen a. E., | vereinen, Sonderburg, Sörup, Stolpe, Süder: 
Suhl (Geflügelsüchter: und Bogelihug=Berein), | brarıp, Süderftapel, Sülfeld, Sylt, Tellingitebt, 
Wartenberg a. &., Wernigerode (Harzer Geflügel: | Töitrup bei Stappeln, (Kaſino), Tondern, Trittau 
üchter-Berein), Wipperthal (Land. Fortbildungs- und Umgebung, Ulsnis-Kirchenholz, Waden bei 
erein’, ZJangenberg bei Zeitz: Deuticher Verein | Schenefeld, Wandsbek, Wedel, WeitersObritebt, 
zum Schutze der Vogelwelt und Verein für Ges: | Wiliter, Wittenjee. Zarpen bei Neinfeld. 
flügelzucht und Vogelſchutz „Golumba“. b) Nicht zentralifirte Vereine: Apenrade, 
8) Für die Provinz Schleswig-Holſtein: Aahbenraa Amts-Landboforening, Deegbüll, Eckern⸗ 
a) Schleswig-Holſteiniſcher Landwirth- förde: Rindviehzucht-Verein und Landw. Verein 
ſchaftlicher Gen.Verein, Gen.Sekr. in der Hüttener Harde, Flensburg: Landw. Verein | 
Kiel, mit 105 Spezialvereinen: Ahrensburg, | für ‚Flensburg und Umgegend und Verein für | 
Albersdorf, Altbeidendorf, Apenrade, Aicheberg, | Geflügelzucht und Thierzucht „Gimbria“, eriterer | 
Bargteheide, Barmitedt, Berkenthin, Bordesholm, | ala Landboforening for Flensborg og Omegn; 
Bornhöved, Bramitedt, Bredſtedt (Nordfrieiiicher | Gramm und Toftlund- Nordslesvigte Land- 
Landw. Verein), Bünzen, Burg i. Dithmarſchen, boforening, Haderälchen, Haderslev Amts-Land- 
Burg auf Fehmarn (Fehm. Verein für Landw. boforening, Heide im Dithmarſchen, Gartenbau | 
u. Induſtrie), Delve,Fismar, Eckernförde Schlesw.: | Verein, Jörl, Kappeln, Yandw. Verein für Angeln 
Holft. Landw. Verein am Stanal), Fichede, Elme- u. Schwanien, Angeln» Schwanfener Geflügelzucht⸗ | 
2 Flemhude, Flensburg (Angelner Landw. | Verein, Setting bei Auguitenburg, Alsiske-Land- 
erein), Flintbed, Garding (Eideritedter Yandw. | boforening, Aljener Landw. Verein, Kiel; Garten 
Verein), Gelting (Ditangeler Yandw. Verein), | bausBerein für die Provinz —— 











Hadersleben, Hamdorf, Haneran, Heide, Heiligen: | und Agrariſche Geſellſchaft, Neumünſter (Mittels 
hafen, Hennſtedt, Hohenaſpe, Hohenweſtedt, Hol⸗ holſteiner Rindviehzucht-Verein), Nübell, Sunde—⸗ 
mühle bei Uelsby (Kaſino), Huſum: Viehzüchter- witter, Landw. Verein, Reisby, Landökonomisk- 
und Gräſer⸗Verein, Landw. Kaſino für Huſum und | Forening —,Landw. Verein —, Reasserg REN 
Umgebung, Husbyer Kommunal:Berein, Hüttener | FultursVerein für Schleswig-Holſtein, Zanftedt, 

arde, Itehoe (Landw. Verein a. db. Stoer),| T. Landboforening — Wiesby bei Brebebroe, 

tenfirchen, Karbye bei —— (Schwanfener | Landboforening for det blandede District, Yandiv. 
Landw. Verein a. d. Schiey), Stellinghujen (Verein |! Verein für den gemiichten Diftrikt i. Amt Tondern. 





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656 


9 Für die Provinz 
 Sandw. Gefellihaft für 
Sekretär dajelbit. 
— —b) Landw. Hauptverein für den Reg.— 
Bezirk Hannover, Sekretär daj.. mit 17 Filial⸗ 
vereinen: Aſendorf, Diepholz, Freudenberg bei 
Baſſum, Hameln, Hannover, Landw. u. Forit: reis⸗ 
Serxein, Hauptverein für Geflügelzucht in Hannover; 
Hoya, Loccum, Mandelsloh, Neuſtadt, Nien 
burg a. W., Springe, Landw. und Forſt⸗Verein, 
Sclzenau, Sulingen, Syke, Uchte, Wennigſen. 
— e) Landw. und ZEN. Hauptverein 
Hildesheim, Gen.-Sefretärdafelbit, mit 14 Streis- 
ereinen: Alfeld, Bodenem, Landw. und Forſt— 
Verein, Goslar desgl., Gronau a. d. 2., Hildesheim, 
— — Nordſtemmen, Beine, Ruthe, Sehnde, 
ibbeſſe bei Hildesheim, Steinbrück bei Hohen— 
eggelien, Steuerwald bei Marienburg, Wobldenberg. 
d) Landw. und Forjt-Hauptverein Göt— 
fingen für das Fürſtenthum Göttingen, 
Grubenhagen und den Harz, Sefr. Göttingen, 
mit 17 Yweigvereinen: Gallenburg, Glausthal, 
Sandw. und Forft« Verein, Duderſtadt, Echte 
(Zandiv. uud Forit:Verein), Einbeck, Elbingerode, 
Sieboldehaufen, Göttingen: Landw. Kreis-Verein, 
—— Berein für Geflügelzudt und Singvögelzucht, Herz: 
berg am Harz, Jlfeld, Landıv. und Forſtw. Verein 
Moringen, Münden, Nörten, Northeim, Reinhaufen, 


annover, a) gl. 
aunover, General» 


lar. 

e) Landw. und Forjtw.-Hauptverein für 
das Fürſtenthum Lüneburg und Helzen, 
Gen.-Setr. zu Uelzen, mit 45 Zweigvereiten: 
Ahlden, Artlenburg, Beedenboftel, Bergen bei 
Gelle, Bergen a. d. Dumme. Bledebe, Brome, 
Burgdorf bei Gelle, Burgwedel, Celle, Glenze, 
(Land. u. Forſiw. Verein), Dahlenburg, Dannen: 
berg, Ebitorf, Eicklingen, Eſchede, Fallersleben 
— —(Landiv. uud Forſt-Verein), Gartow, Gifhorn, 

4 inet: (Landw. und Forit:Verein), Harburg, 
aſenwiuckel, Hittfeld, Higader, Jeſteburg (Kandw. 
und Forſt⸗Verein),Lehrke, Lemgow, Lüchow(Landw. 
und Forſt⸗ Verein), Lüneburg (Landw. und Forſt⸗ 
Verein), Medingen, Meinerſen, Neuhaus a. d. E., 
Rethem a. d. Aller, Schneverdingen, Soltau, Toitedt, 
Uelzen, Landiv. und Forit:Berein und Schafzüchter— 
Verein für das Füritenthum Lüneburg, Walsrode 
(Land. u. Forſtw. Verein) Wilhelmsburg, Winjen 
a. d. Aller (Sandw. u. Foritiv. Verein), Wittingen, 
(Laudiw. Iſe⸗ und Ohra⸗Verein), Wuſtrow (Landw. 
und Forſtw. Verein und Geflügelzucht-Verein für 

das Lüneburgiice. 
‘ e) Prov. Landw. Verein zu Bremevörde; 
} Ser. in Hehtbaufen, 25 Zweigvereine: Achim 
andw. Verein für Ahim und Thedinghaujen), 
Aumund (Landw. u. GartenbausBerein), Bederkeſa, 
SBremervorde, Buxtehude, Dorum (Landw. Verein 
für Land Wurſten und Umgegend), Freiburg 
(Landiv. Verein für den Kreis Kehdingen), Geeſten— 
dorf, Hagen, Harfefeld, Himmelpforten, Jorf 
vn erein für das Alteland), Lebe, Lilienthal, 
eubaus a. d. O. Otterndorf (Landiv. Verein des 
Landes Habeln)‚Notenburg, Scharmbed b. Ofterholz 
Selfingen (Landiw. Verein der Börde Selfingen), 


Er 


rn mul > 0 5 a 


—— 



























































Sittenſen, Steinau bei Otterndorf, Stotel, 
(Verein zur Beförderung ber Viehzucht it. 
Verein für Verden und Umgegend), Bü 
Zeven. Be: 
f) Landw. Hauptverein für bag Fürikt 
thbum Osnabrüd, Gen.:Sefr. Dänabrud 
36 Zweigvereine: Alfhaujen, Ankum, Badber 
(Landw. und Gewerbe-Berein), Belm b. Dsnabrm 
Berſenbrück, Laudw. Verein und Zuchtvieh Ver 
Bippen bei Berge, Biſſendorf bei Osnabrüd (Ber 
für gemeinnügige Zwede), Vohmte, Bram 
Ruer, Diffen, Cugter, Eifen (Verein für geme 
nügige Zwede), Eversburg (Eversburg. Gartenbi 
Rerein), Gehrde bei Berjenbrüd, Hasbergen (Land 
Verein der + Stadtlirchiviele von Osmabrug 
Hafte bei Osnabrüd (Landw. Verein Valle 
horft-:Rulfe), Iburg, St. Johann bei Osnabrn 
Lintorf (Landw. Verein f. Barkhaufen u. Lintor 
Melle, Menslage, Neuenkirchen, Osnabrüd, Laub 
Verein, GartenbausQerein und Bienen. Ben 
Oftercappeln, Quadenbrüd, Riemsloh, Nothent 
Scledehanien, Vehrte, Wallenhorit, Welling 
haufen, Weiterhaufen bei Melle (Caudw. B 
das Kirchſpiel Oldendorf.) J— 
£) Landw. Zentralverein für D 
Herzogtbum ArenbergsMeppen, © 
Niedergrafiharit Singer unddas Fürjte 
thum Bentheim, Gen.:Sefr. Den br 
19 Zweigvereine: Aſchendorf, Bawinkel b. Lim 
Bentheim, Emsbüren, Freren, Haren a. d. @ 
Hafelüimme, Herzlafe-Holte, Yathen, Lingen, Mepp 
Neuarenberg bei Lorup, Neuenhaus, Norbbor 
Papenburg, Salzbergen, Sögel, Steinbil® a. d. & 
(Landw. Verein „Elmslaud“), Werlte. 
h) Zandw. Hauptverein fürbas Fürſte 
thum Oftfriesland zu Aurich See 
Norden; 21 Zweigvereine: Aurich, Digaımeı 
Verlaat, Dornum, Emden, Giens, Friedebn 
Georgsheil (Landw. Zweigverein Brofmerlam 
Großefehn (Landw. Zweigverein Timmel) Jentgii 
Ihrhove, Leer, Loga bei Leer, Marienheil} 
Weitrhauderfehr (Zweigverein Oberledingerlan 
Neuſtadtgödens, Norden, Landw. ——— 
die Aemier Norden und Berum und iſc 


€ 
2; 
fi ö 


Vieh⸗Ausfuhr⸗Genoſſenſchaft, Pewſum 
Amt Greetſyhl), Stickhauſen, Weener, Witt 
Verein oſtfrieſiſcher Stammpiehzüchter, Gele 
Norden. FE, 
i) Bienenw.:3.:Berein für die Pro 
Hannover, in Hannover, Sekr. Finte 
28 SpezialsVereine ; er 
k) Zentral:Berein für Geflügelzi 
fürdie ProvinzHannover zu Haun 
Setr. daſ.; 14 Zweigvereine. E ; 
») Nicht zentralifirte Vereine im 
Provinz Hannover. Hannover: Garten 
Rerein für die Provinz Hannover, Gärtner 
der Stadt Hannover, Gärtner-Berein „Ele 
Verein zur Förderung der hannov. Landes fe 


4 
a 
um 


ucht, Nienburg a. d. Weier, Gartenbau 
fir den Negierungs:Bezirf Hildesheim; Gott 
Gartenbau: Verein, Hildesheimer Gartenb.e 


Preußen. 


Nörten, Landw. Verein; Reg.-Bezirk Lüneburg: brück, Lübbecke mit 
Eicklingen bei Bröckel, Gifhorn, Landw. und Forſtw. 


Verein und Haide: und Moorkultur-Verein; Lüne— 
bura, Verein für Geflügel- und Kaninchenzucht 
„Columbia“, Schneverdineen; für Reg.-Bezirk 
Stade: Lilienthal II, Vijfelyövede; für Regierungs— 
Bezirk Osnabrück: Neuenhaus; für den Regierungs— 
Bezirk Aurich: Emden, Oſifrieſ. Fiſcherei⸗Verein, 





657 


üllhorſt, Lübbecke, Pr. Olden⸗ 
dorf und Rahden, Minden in Weſtfalen mit Hille, 
Wiedenbrück mit Nvenwebbe, Gütersloh, Herzebrod, 
Langenberg, Maftholte, Neuenkirchen, Reg.»Bezirk 
Minden und Berl; die Sektion für Ges 
flügelzu — : Minden-Ravensbergiſcher Verband 
mit Bielefeld, Verein fiir Geflügelzucht in Stadt- 
und Landfreis, Bünde, Verein für Vogelihug und 





3 Seltionen und Anſchluß an den Deutichen 
Fijcherei⸗Verein, Leer, Sartenbau-Berein, Norden, | 
Verein zur Beförderung und Veredelung d, Pferde— 
zudt und Rindvichzudt in den Memtern Norden 
und Berum. — 


Geflügelzucht, Bradwede, Verein für Geflügelzucht, 
Gütersloh, Verein für Geflügelzucht und Thierichug, 
Herford, „Fauna“, Verein für Singvögel:, Ges 
flügel:, Kaninchen: und Fiſchzucht, Minden in 
Weitfalen, Verein für Vogelihug, Geflügel- und 
a und Versmold, Verein für Geflügel- 
10) Für bie Provinz Weftphalen. | zuct. ie Sektion für Fiſchzucht, Verein 
a) Landw. Provinzials®ereinfür Weſt- zur Hebung der Fiſchzucht in Minden-Ravensberg 
phalen und Lippezu Münfter: Gen-Sekr. und Lippe: Bieleield, Verein zur Hebung ber 
in Münfter; mit 5 Sauptvereinen, einer Seftion Fiſchzucht. Bünde, Fiſcherei-Verein, und Herford, 
tür Wieſenban (in Bielefeld) und einer für Fiſch- Fiſcherei-Verein. Als zentraliſirte Lokal— 
zucht in Menden a. d. Nuhr. vereine im Bezirt der Landw. Haupt— 

b) Weſtfäliſch-Rheiniſcher Verein für vereineMinden:Ravenöberg: Avenwedde, 
BienenzuhtundGSeidenbau, mit 53 Zweige | (für Avenwedde und Ems), Borgholzhauien, Brack⸗ 
vereinen, Gen.:Sefr. in M.:Oladbadı. webe, Streis Bielefeld, Binde, Dornberg, Enger, 

e) Landw. Hauptverein für ben Neg.= | (Kreis Herford), Gütersloh, Halle in Weitfalen, 
Bezirf Münster, Gen.-Sekr. daj.; 21 Kreis: | Heepen, Kreis Bielefeld, (Orts-Verein), Herford, 
und Lofalvereine; Ahaus, Beckum, Borken, Buer, | Herzebrod, Hille, Hüllhorſt, Jöllenbeck, Iſſelhorſt, 
Goesteld, Darfeld, (f. Darfeld, Billerbek, Beer: | Kreis Bielefeld, Kannitz, Langenberg, Lübbede, 
lage und Difterwid); Drensteinfurt, Dülmen (für \Maftholte, Neuenkirchen, Pr. Oldendorf, Rahden, 
Diilmen und Buldern), Freckenhorſt, Havirbed | Schilveihe, Kreis Bielfeld, Verl, Versmold, 
(für Havirbed, Hohenholte, Rorel und Nienberge), | Wallenbrüdund Werther. Nicht zentralifirte 
Lüdinghanien, Mimiter, Nedlingbauien, mit 5Bez.: /)Yofalvereine im Hauptverein Minden- 
Vereinen, Rbeine, Sendenhorft, Steinfurt, Tedien: | Ravensberg: Brockhegen, Dielingen, Frille, 
burg (Landw. und Gewerbe-Verein), Waltrop, Hahlen, Petershagen. Zentralifirte Spezial— 
Marendort. Werne, Wolbeck. Nidyt zentra- |vereineimhauptverein Minden-Ravens— 
lifirteWereineimNReg.-Bezirt Münfter: berg: Bielefeld, Weftf. Wieſenbau-Verein, Rabden, 











Ahaus, Altenberge (für die Gemeinden Altenberge, 
Greven und Nordwalde, Amelsbüren-Hiltrup, 
Bottrop, Datteln, Gladbeck-Horſt, Ibbenbüren, 
Lengerich, Müniter, Weſtf. Bauern-Verein, Polſum, 
Recke, Recklinghanſen. Zentraliſirte Spezial: 
vereine im Bezirk des Hauptvereins 
Münſter: Lübinghaufen (rFiicherei » Verein), 
Münster, desgl. für Stadt: und Landkreis, Rheine, 
beögl. für Rheine-Emsdetten und Umgegend, 
Warendorf, desgl.; Anſchluß an den —— 
Fiſcherei⸗Verein. Nicht zentraliſirte Spezial— 
vereine im Bezirk des Landw. Haupt— 
vereins: die Fiſcherei⸗Vereine Billerbeck, Coes⸗ 
feld, Saerbed, die Geflügel- und Vogelzucht— 
Vereine Abaus. Dülmen, Münfter, Weſtf. Verein 
für Vogelſchutz u. |. w., und Brieftauben-Verein 
Reitfalia; verfchiedene Spezialvereine: Coesfelb, 
Bierde.»3.:Verein, Dülmen, Vierd:3.:Berein, 
Lüdinghauien,. RennsBerein, Münfter, Gartenbau: 
Verein nnd Verſchönerungs-Verein. 

d) Minden: Ravensberger Lanbmwirth- 
fhaftliher Hauptverein zu Herford, 
Schriftf. dafelbft, im Aufchluß die (6) Landw. 


Kreis-Vereine: Bielefelb mit den Lokal— 
Vereinen: Bradwede, Dornberg, Heeven, ilels 
borft, Schildefhe und Jöllenbed, Halle in Weſtf. 


mit: Borgholzhauſen, Halle, Versmold u. Werther, 
Herford mit Bünde, Enger, Herford und Wallen- 


Landw. Ronveri.sterilon. Epeial-Suppiement, 


Fiſcherei-Verein. Nicht zentralifirte Spez. 
Vereine im Hauptverein Minden-Ravens— 
berg: Bielefeld, GartenbausVBerein, Minden in 
Meftralen, Verein für Gartenbau und Blumenzucht, 
Borgholzgaufen, Weit. Meierei-Verein, Halle in 
Weſtfalen, Fiſcherei-Verein. 

e) Paderbornſcher Haupt-Verein zur 
Beförderung der Landwirthſchaft in 
f aderborn, Ser. daf., mit der landm. 

reis-Vereinen: Büren in Weitphalen, Höxter 
(mit den Orts-Vereinen Beverungen, Brakel, 
Hörter, Mieheim : Steinheim und Steinheim), 
Paderborn (mit Gartenbau: Berein daielbit als 
befondere Seltion für Gartenbau), Warburg, 
Paderborner Gartenbaus Verein, Waderborner 
Fiſcher-Verein, Beverungen, Brakel, Niehein» 
Steinheim und Steinheim. Nicht zentralis 
jierter Berein im Bezirtdes Haupt» 
Nereins Paderborn: Lichtenau, Salztotten, 
Hörter, Geflügelz.:Verein, Paderborn, Bienenz.⸗ 
— und Geflügelz⸗Verein, Warburg Geflügelz⸗ 

erein. 

HLandeskultur-Geſellſchaftfürden 
en Arnsberg zu Arns— 
berg CKandwirthſchaftlicher Zentral» 
Berein für den Regierungd-Bezirt 
Arnsberg), Schriftführer zu Nieder-Marsberg, 
mit 21 Landw.-Kreis-Vereinen, 3 zentralifirten 

42 


658 


Lokal-Vereinen, 1 Sektion für Fiſchzucht und 36 
nicht zentralijirten Lokal- und 
als:Kreisvereine: Altena, Arnsberg (Landw. 
und Gew.:Merein), Bodum (landwirthichaftlicher 
Kultur-Verein), Dortmund, Gelfenfirhen, Hagen 
in MWeftph., (mit Wengern u. Brederfeld), Hamm, 
Hattingen, Sferlohn, Lippſtadt, Meſchede (Landiw. 
und Gew.Verein), Olpe (dEpl.), Siegen (stultnr- 
und Gew.:Verein), Soeft (mit Bremen, Saffen- 
dorf und Werl), Wittgenftein (Landwirthſch. und 
Gewerbe: Rerein), Schmallenberg, Serkenrode, 
Warftein; Sektion für Fiſchzucht: Menden 
(Fiiherei:er.), Hamm. Weitf., Haupt-Ver. für 
Dienens und Obftbauzuht; Lokalvereine: 
Digge, Brederfeld, Bremen bei Werl, Brilon: 
Thülen, Burbach, Ergfte, Eslohe, Ferndorf, 
———— Hallenberg, Hattingen, Heeren— 

erve, Hennen, Herſcheid, Hickengrund, Hilchen— 
bad, Hülfceid, Irmgarteichen, Kierſpe, Lenne-V. 
für Altena, Neuenrade und Werdohl, Lüdenſcheid, 
Lünen, Marsberg, Medebach, Meinerzhagen, 
Meſchede, Niederſchelden, Plettenberg, Rönſahl, 
Saffendorf⸗Lohne, Wegerhof, Weidenau, Wengern, 
Werl, Wieblingwerde, Wilnsdorf, Winterberg: 
Niederöfed. Weder zentralijirte nod 
einem Kreis-Verein angeſchloſſene 
Lokalvereine;: Anſchlag, Aplerbeck, Barop, 
Blankenſtein, Ellingſen (Kafino), Grünenbaum (des: 
gleichen), Hüften, Neuengeſecke, Rhynern, Rott— 
Linde, Schweſe, Wanne. Spez.:Bereine im 
Reg.» Bez. Arnsberg: Brilon, Verein zum 
Schuge und zur Beförderung der Fiicherei in ben 
Gemwällern des Kreiſes Brilon (mit Bigge, Brilon- 
Thiten, Hallenberg, Marsberg, Medebadh und 
Minterberg), Hamm in MWeitf., Fiſcherei-Verein, 
Lippftadt (dagl.), Lüdenſcheid (dögl.), alle dieſe 
angeichloffen an dem Prob.Fiſcherei⸗Verein, — 
Zaasphe, Verein zur Hebung der Fiſchz. in den 
Gewäflern des Kreiſes Wittgenftein, Dortmund, 
„Gallus“, Verein f. Geflügel: u. Singvögelzudt, 
Hagen, Geſellſch. „Brieftaube“, Soeft, Gerlügelz.: 
Merein, Witten a. d. Ruhr, Verein f. Geflügel: 
und arg en Gaftrop, Nenn:Berein, Dort: 
mund, Weſtf. Gartenbau-Verein, Hagen, Zweig— 
Verein d. Weſtf-Rheiniſchen Vereins f. Bienenz. 
und Seidenbau, Hamm, Verein zur Bef. d. Zucht 
und Dreſſur von Pferden zum Dienſte der Ka— 
vallerie, Luiſenburg, Bienenzucht-Verein, Siegen, 
Verein f. Bienenzucht. 


11. Für die ProvinzHeſſen-Naſſau. 
a) Landw. Zentral-Verein f. den 
Reg.:Bez. Kafiel: General-Sefr. daſelbſt, 
mit 51 Zweigvereinen: Altenbauna bei Staffel, 
Batten (O.2.), Birftein, Bödels, Caſſel, Landw. 
Kreis-Verein, Ver. zur Beförderung d. Gartenb. 
f. den Reg. Bez. Kaflel, mit Ymeigvereinen zu 
Eſchwege, Ver. zur Ber. der Vienenz. im Reg. 
Ber. Kaffel, Verein f. Vogellunde u. Vogelzucht, 
Verein zur Förderung der Fiſchzucht im Meg. 
Bezirk Kaſſel u. Staffeler Fiſchereillub, —— 
Ens-Elle (O. V.), Flieder bei Neuhof (dsgl.), 
Frankenberg, Friglar, Fulda, Gelnhauſen, Garten— 


Preußen. 


bauverein und Landw. Kreis-Verein, 

Hanau, Hersfeld, Hilders (D. 
Hofgeismar, Homburg, Hünfeld, Kirhbain, Lich⸗ 
tenau (O.8.), Löwenfteiner Grund, 
Kirchhain, Marburg, Geflügelz.Verein, Mee 
(ZweigBerein), Melfungen, Naumburg ( 
Neuftadt, Poppenhauſen, Reulbach (O. V.), Rin— 
teln (Schöneburger L.⸗«V.), Notenburg a. 9 | 
Schlüchtern, Schmalkalden, Taun a. d. Rhön 
(Landiv. Bez.:V.), Voehl, Waldau (O. V.), Weit 
licher Theil d. Kreifes Melfungen (O.B.), Wigen- 
bauen, Wolfhagen, Wolfsanger bei Kaſſel OS 
Müftenfachlen, Ziegenhain, —— (O8.). 
Nicht zentralijirte Vereine: Kafle 
heifiicher Neiter-Berein, Hanau, Ver. f. Geflügel: 
und Singvögelz., Lüdermund bei Fulda, Bienen; 
Nerein Concordia, Witzenhauſen, Verein f. | 
und Vogelkunde. 

b. Berein Nafjauifher Land- und 
goritwirthe au Wiesbaden, General 
Setr. daf. mit 13 Bezirks: und Zweig-Vereinen: 
I. Bezirk Kreis Biedenkopf, II. Bez. Dill-Bezirk. 
III. Oberweiterwald:Bezirf, IV. Unterweſterwald⸗ 
Bezirk, V. Oberlahn:Bezirf, VI. Unterlahn:Bez, 
VII. üntertaunus-Bezirk, VIIT. Obertaunus-Bez., 
IX. Main-Bezirk, X. Nhein-Bez., Vienenz.Ver. 
im Neg.:Bezirt Wiesbaden, Verein f. Züchtung 
und Beredlung der Wefterwälder Nindvichrace, 
Sektion f. Obit: und Gartenbau (Geifenheim). 
— Nicht zentralifirte Vereine: Frank 
furt a. M.: Landw. Verein, Gartenbau =Gefell- 
haft, Nheiniicher Renn-Verein, Geſellſchaft 


SpezialzBereinen, | Gudeunsberg, 









Be 


pr 


Bogelfreunde, Brieftauben-Klub, Verein ber 
Vogelfreunde, „Canaria“, Jdftein, Bienenz.⸗Verein. 
Miesbaden, Mittelrhein. Prerdez.:Verein, Vieh q 
verfiherungss Verein für den Main: und ! 
gausstreis, Geflügelz.Verein. vi 
4 
f 


12. Für die Rheinpropinz: a) Der 
Sandw. Verein für Rheinpreußen zu 
Bonı, Gen.-Sekretär dafelbit, mit 64 


Abtheilungen und 22 SpezialeBereinen als 33* 
Baum ⸗ 






Vereine. Die Lokal-Abtheilungen 
Aachen, Adenau, Ahrweiler, Altenkirchen, 
holder, Bensberg, Bergheim, Bernkaſtel, Bi 4 
Bonn, Kleve, Koblenz, Kochem, Köln, 4— 
Freuznach, Daun, Düren, Duſſeldorf, Duisburg, 
Giberfeld-BarmensLennep, Erkelenz, Effen, 
Eustirhen, Geilenkirchen, Geldern, Glabba 
Grevenbroich, Gummersbach, Heinsberg, Di 
Kempen, Mayen, Meiienheim, Merzig, Mettn 
Moers, I. (Sant. Xanten u. Rheinberg), II. Stanton 
Moers), Montjoie, Mülheim a. R., Neuß, Nam _ 
wied, Ottweiler, Prüm, Rees, Rheinbach, Saar—⸗ 
brücden, Saarburg, Saarlouis, Schleiden, Sie 
burg, Simmern, Solingen, Trier, St Vit 
Malmedy, Waldbröl, St. Wendel, Wefel, Ber 
Wipperfürth, Wittlich, Zell a. d. Mosel, Birken 
Die Spezial-Vereine find: Aache 
Ornitol. Verein, Bitburg, Zuchtvieh = Verein und 
Bienenz.:Verein, Barmen, Pferdez.Verein, Kleve, 
Pferdez.:Verein und „Gockel“, Verein für Ger 
fügelzucht, Koblenz, Verein für Vogelihug und 











(st oglę⸗ 


— 9 


Preußen. 659 


GBeflügelzuct, Köln, Rhein-Prov.Pferbez.Verein | Verein für ben Kreis Duisburg und M. und 
und Verein für Geflügelzudht „Columbia“, Krefeld, Rhein.Weftf. Ruhrfiſcherei⸗Geno enſchaft (Sig in 
Berein für Geflügelzucht, Kreuznach, Bienenz.: Broich), München-Gladbach, Verein für Geflügel 
Verein, Düren, Elberfeld, „Fauna“, Verein für zucht für Müncen-Gladbah und Umgegend, und 
Geflügel: und Brieftaubenzuct, Eſſen, Pferdez.“ Verein für VBrieftaubenzucdt, Neuß, Neußener 
Berein und Verein für Thier- und Geflügelzucht | Reiter-Verein, Neuwied, Verein für Naturkunde, 
in Stadt- und Landkreis Effen, Eupen, Verein | Gartenbau, Obſtkultur, Remſcheid, „Diana“, Ge— 
F Geflügelzucht, Mülheim a. d. Ruhr, Verein ſellſchaft für Brieftaubenzucht, Solingen, „Brief: 
ür ra und Beredelung ber Geflügelaucht, | taube“, Geſellſchaft, Solinger Brieftauben-Verein 
Neuß, Verein für Geflügelzuht „Fauna“, Ober: und Golinger Verein für Geflügelzucht. 
haufen, Verein für Geflügelzucht und Vogelihuß, | d) Landw. Kaiinos oder Dorf-Vereine 
— en = — — über 260. 

enenz.⸗Verein, Weſel, Niederrhein. Verein zur | 5 
Hebung der Zucht und Beförderung der Drefiur | 9 I (hu — Darlehns-Kaſſen— 
von Pferden zum Dienſte der Armee. Ange > u , 
fchlofien ift der Landw. Verein zu Birkenfeld | f) nn ttjiücrangsBereincanf@e 
Slidenburgiſch) als Lofal-Abtheilung. J— „Kube, Shweines, Ziegen» 
„es Der he a für, Faden“, in großer Zahl. 

ienenzuht und Seidenbau mit 49 Zweig: m 
Bereinen, f. unter Meitialen. 13. Für Hohenzollern: Zentralftelle 
Filiale d. Rbein.sWett, Vereins für Bienen: und |wirthidaft und ber Gewerbe in ben 
Seidenzuct, Barmen, „Solumbia*, Sejelichaft für Pobenzollerniden Landen, * —— 
Geflügel: umd Brieftaubenzucht und „Courier“, | ringen, Sekretär daſelbſt, mit ben Bezir s⸗Vereinen: 
—— für Brieftauben- und Geflügelzucht, Sigmaringen (I. Landw. Bez. Verein). Gammer: 
Bonn, Rhein. Fiſcherei⸗Verein und Filial-W:rein | fingen (II. Landw. Bezirks-Verein), Haigerlod 
des Nhein.:Weftf. Vereins für Bienen- und Seis | (III. Landw. Bez.-Verein), Hedingen (IV. Landw. 
denzucht, Düren, desgl. Filiale, Elberfeld, „Fauna“, | Bes--Verein), Glatt b. — * bo * 

erg b. 


Gefellihaft für Geflügel: und Brieftau enzucht | (V- Fre a a en — 











und Allg. Deutſch. Geflügelz.-Verein, Gürzenich, 
Lotal⸗ Kinb, Königswinter, Geflügelz.WVerein vom | Oſtrach in Hohenzollern (VII. Landw. Bez.-Verein. 


Siebengebirge, Lenharghamer b. Lütringhaufen, | Vergl. unter Deutiches Reich bezüglich der in 
Landw. Kaſino und Dienenz.: Verein, Moers, | Berlin befindlihen allg. deutſchen Lereine und 
Bienenz.:Berein, Mühlheim a. d. R., Pferdes. | des Klubs der Lanbwirthe daſelbſt. 


V. Finanzen. Budget 1886-87. 
u Einnahmen Betriebsausg. Netto-Einnahmen 
1. Minift. für Landiv., Domänen u. Forſten 80,549,59% ME, 38,576,620 Mt., 41,972,974 Mt., 
2. Minift. der Finanzen 212,339, „  37,470,700 „ 174,868, z 
3. Minift. der öffentlihen Arbeiten ‚801,615,723 „  572,453,506 „ __329,162,217 „ 
auf. einzelne Einnahmezweige 1094,504,667 648,500,826 „ 546,003,841 „ 
4. Dotationen und allg. Finanzverwaltung 139,213,363 _ _ 
5. Staatöverwaltungs-Einnahmen 65,756,282 _ 
zufammen 1299,474,8312 „ .648,500,826 „ 650,973,486 „ 
Ausgaben: bauemde . . 2 2 2...  1262,836,621 Mt., 
einmalige und außerordbentlihe 36,687,691 „ 
zufammen 1299,474,812 „ 
Nachtragskredit, dur Anleihe zu decken: 
für orbentlihe Ausgaben 835,600 „ 
„ außerordentl. Ausgaben 2,774,500 „ 
zufammen 3,628,100 „ 
Stand der Staatsfhulden: 4072,363,239 Mi. Kapital, 20,753,425 ME. Tilgung. 











Die Einnahmen find im Einzelnen: 
aus Domänen u. Forſten 78,340,024 Mi., Betriebsloften 38,149,720 ME., bleibt netto 40,190,304 M. 
Zentralverwaltung d. Do: 


mänen u. Forſten 970 „ — 426,00 „ Mehr 417,330 „ 
Erlös aus Ablöfungen u. 

Berläufen . . 2,200,000 „ " — Netto 2,200,000 „ 
auf. Min. f. Landw. u.f.w. 80,549,594 „ — 38,576,620 „ 


42* 





660 Preußen. 














Direlte Steuern 151,131,000 ME., Betriebsfojten 11, —* 900 ME, Netto 140,088,100 M 
Inbirelte Steuern 52,764,000 „ r 26,085,550 „ x 675, 450 „ 
Lotterie 6,088,100 „ 5 Ari 100 „ A 5.975,000 8 
Seehandlungs⸗Inſtitut 2,129,008 „ : = 2,129,000 „ 
Münzverwaltung 227,250 . 226,1 150. »__ 1100 , 
auf. Min. der finanzen _212,339,350_ „ = 37,470,700 On __174,868, 650. x 
BergHütten-Saltienwf. 110,516,360 „ er 04,103,227 , 26,413,033 „ 
Eifenbahnverwaltung 691 099, 463 „ u 478.350,279 a 12749184 \ R 





zuf. Min. d. öff. Arbeiten 801,615,723 „  572,453,506 


” 


” 


” 


339,168,917 „ 


Die Dootationen bringen 120,313 Mt. (Hauptverwaltung der Staatsihulden 114,500, Herren- 


und Abgeorbnetenhaus 5513 ME.), die allgem. Finanzverwaltung giebt 
139,213,363 DE. 


139,093,050 ME, zuſammen 


Die 65,756,252 ME. Staatöverwaltungs-Einnahmen weıden von ben einzelnen Miniſterien 


geliefert: 
Staatöminifterium . 


808,596 Mk. (Bureau, Staatsardive, Gen.»Orbens- 
kommiſſion, Geh. Zivilfabinett, 


Ober: 


Rechnungskammer, Präſ.Kommiſſion t. 
Verw.⸗Beanite, Geſ.“„Sammlungs-Amt. 


D. R.⸗ u. Poſt⸗S 


Min. der Ausw. Angelegenheiten . . . 
Finanzen R sh. 5 2,179,867 


» _„ Öffentlichen Arbeiten A 1,200,000 „ 
„ für Handel und — 965,057 „ 
„ der Juftiz . ; 49,028,000 „ 
„ bes Immer : 4,611,652 „ 
„ der Landwirthichaft u. J. w. 4,095,056 „ 
„ ber geiftl., Unterrichts- Mebizinal- 
!ngelegenheiten ; 2,855,596 „ 
n bed ſtriegs . 1388 „ 
65,756,282 „ 


Bon ben Einnahmen bes Landw. Minifteriums entfallen auf 
Domänen 29,989,320 Mk., Betriebsausgaben 7,087,520 ME, 
Forſten 56,070,000 „ 31,062,200 


Die Ausgaben find: 
Betriebs-Erhebungs-Verwaltungskoſten der Einnahmen 
zulanß zur Rente des —— 4,500,000 
effentlihe Schuld . : . ... 184,693,525 
Herren= und Abgeordnetenhaus 1,381.200° 


Dotation und allg. Finanzverwaltung zuſammen 1 


Beiträge zu ben Ausgaben bes Deutichen ur 
Npanagen, Renten, Abfindungen, Zuſchůſſe u. ſ. w.. 
Staatsminiſterium . . ; an 
Min. der Ausw. Angelegenheiten : 
2 se eig a 
inifterium ber öffentlichen Arbeiten 
für Handel und Gewerbe 
ber Juſtiz . . } 
des Innern . . E 
für Landwirtbihaft, Domänen unb Forften : 
(für Geftütßverwaltung 4,043,140) 
für geiftl., Unterrichts= u. Medizinal: Angelegenb. 
(darunter Kultus evangeliich 2,540,452, fathol. 


” 
” 
” 
” 


“ 


2,545,364, Gerichtshof für kirchl. Angelegenh. 


22,325, öffentl. Unterricht 36,144,471, Kultus 
und Unterricht 6,914,750, Wiſſenſchaft u. Kunſt 
8,060,838, Medizinal-Wefen 1,467,719, Techn. 
Unterridt 2,017,502 ih u. Fi w.) 

bes Kriegs . - — 


(Bauverwaltung) 


Netto 22,901,800 ME. 
N 000 


# [2 


71.289.006 
84.201.492 
8,214,477 
504,400 
45,915,362 
18,654,612 
3,225.,388 
85.463.000 
42.149.894 
13.170,680 


55,852,894 


119,862 


taatsanz. (566,540 M.) 


(Zandw. Verwaltung 2,037,736, St: 
jftütöverwaltung 2 


‚57,320 Mt; 


648,500,525 ME, 


90,574,728 ME... 


za a 3a ya 4 2 


a — 1262,836,621 Mt. 


Preußen. 661 


Bon ben außerordentliben Ausgaben entfallen | jchaft u. ſ. w. 4,349,166 ME., ferner auf das 
auf öffentlihe Arbeiten 23,603,711 Marl, auf, Minifterium der geiftlihen u. ſ. w. Angelegen- 
Domänen 716,396, Forſten 2,450,000, landw. | heiten 4,245,186 ME., auf Herren: und Abgeord⸗ 
Verwaltung 952,200, Gejtütsverwaltung 230,570, | netenhaus 53,126 ME. ; der Reſt vertheilt ſich auf 
zufammen für das Minifterium der Landwirth- | die anderen Minifterien. 


Die Belaftung mit Staatsjchulden ift für den Kopf der Bevölkerung in runder Zahl 144 Mi. 


PA — direkten Steuern „u un" a — — — b4 „ 
“ z „ indireften Steuern „ u "m " n P M " „ 18 „ 
= ” „ Steuern zufammen „ u» "m R R ö „ >. SE: 


Es bilden die Steuern von ber Ginnahme des Staates: 16 %.. 
Der Nettoertrag der Steuern ift 166,76 Di. Dik., alio von der aufgebradten Summe mit 203,89 M. 
ME. = Broz.; die Erhebung verurfadht 37,14 M. DE. Koften, d. i. für den Kopf ber Bevölkerung 
1,31 a 


VI Voltsreihthum. Gine Berechnung | zu haben find, 3.8. für Butter (vergl. Margarine), 
Darüber ift noch nicht aufgeftellt worden; be⸗ * Fleiſch u. + tw. und jelbit für, Brot, während 
ptet wird von feiten der Landwirthe und in nach anderen Angaben Zuder, Kaffee u. dergl. 
olge deſſen auch vom Minifterinm der Land: | Artifel mehr, wie vordem — für den Kopf bes 
wirtbihaft ein twejentliher Nüdgang in der rechitet, verbraucht werden jollen und ficher ift, 
Wohlhabenheit und bejonders im Diten, von daß 3. B. Bier (vergl. dieſes) in immer größerer 
anderer Seite und auch von amtlicher Stelle aus | Menge genofien wird. Gin zuverläffiges Bild 
ein Fortichritt im Allgemeinen in Folge der der Verbraucsitatiftif im Vergleich mit früheren 
E 1378 veränderten Wirtbihaftspotitif. Wie | Fahren läßt fich nicht geben. Soweit ein Urtheil 
rt Deutichland im Allgemeinen gilt auch für |aus anderen als Maßſtab ber Wohlhabenheits— 
reußen der verringerte Verbrauch an ſolchen | verhältniffe dienenden Vorkommniſſen gefällt wer— 
ebensmitteln, welche nur zu höheren Preiſen | den kann, ergiebt fi das Folgende: 


A. Die Sparlafjen hatten 
Ende F zuſammen an Einlagen Zune M. Mt., auf 1 Einw. 43,38 Mt., 
0 „6 





880 ” ” ” ’ 6 ” ” ” 1 ’ * 
183, r - 9652,» „1. = 
154  „ J —————— u 
185 „ „ nA u 1 TI, 
36 „ j „MT 5» 3 nt m 8650 „ 


Es gab im Jahr 


1875: 2,209,101 Sparlaffenbücher, oder 1 auf 11,63 Einw. und auf 1 Buch durchſchn. 503,41 ME. 
1883: 3,650,613 z „1, Mb, — J *553 
1884: 3,925,807 " ” 1 ” 7,15 ” " ” 1 * ” 537,29 * 
1886: 4407,078 = 15ER PEESE: Di @ 552,10 „ 


Diefe Ziffern ſehen wie eine bedeutende Zu: | phalen famen 28, in Poſen nur 4 Bücher auf 
nahme aus, fie berechtigen aber nicht zu dem 100 Einwohner, dort 1,25 Buch auf die Familie, 
Schluß auf vermehrte Wohlhabenheit oder ge: bier nur !s Buch. Die Zahl der Sparftellen ift 
fteigerten Sparfinn, weil unter den wirthſchaft- 3018, ebenfalls bedeutend vermehrt, am größten 
lihen Verhältniffen der Gegenwart viele Kapital- in Schleswig=Holftein mit einer auf 51 qkm, und 
beiiger ihre disponiblen — aus Furcht vor am geringſten auch in Poſen mit einer Stelle 
Verluften in den Sparkaſſen untergebracht haben auf 329 qkm. Einlagen mit über 600 Mt. gab 
unb aud dort belafien. e3 in SchleswigsHolitein und im Nheinland 29 
'und 29,5 %,, in Scleiien und Pojen nur 17,6 

Für 1886 war die höchſte Ziffer der Ginlagen | und in Weitpreußen nur 13,6%, der Bücher (in 
in Schleswig-Holſtein mit 256, die niedrigfte in | Berlin 14,6 ,). 

Voſen mit nur 17 ME. auf den Kopf; in Weit: | 


Angelegt waren die 2573.591,564 Mi. zu gr Proz. auf ftädtiihe Hypotheken, 





„ ländliche e 


52,90 G6Gypothelen. 


ferner zu 30,57% , in Inhaberpapieren, zu 6,8305 | (2,0%), Fauſtpfand (1,97%), Schuldſcheinen ohne 
bei öffentlichen Inſtituten, zu 5,21 9%. auf Schuld: | Bürgſchaft (0,2790) u. ſ. w. : 
Scheine mit Bürgichaft und der Reit in Wecieln Der Einlagedurchſchnitt auf ein Buh war 


662 


1152,25 ME. in MWeftphalen und am niebrigften 


Preußen. 


fteuergefege8 vorgenommen, bie bom Einfluß ift 


in Berlin, 276,52 Me. ; Sparkaffen, welche nicht | auf die materielle Gejtaltung der Steuer; es 


über eine gewiſſe Höhe hinaus Ginlagen annah— 
men, gab es 459 (unter 1335), im Dften in 
größerer Menge als im Weiten, 3. 8. in Dit: 
preußen 23 unter 40, in Poſen 28 unter 53, 
in Schleswig-Holſtein aber nur 10 unter 245 und 
in Weitfalen 2 unter 151 Kaſſen. 

Mit Rüdfiht auf die Verhältniffe kann eine 
eingehende Prüfung des Sparkaſſenweſens nur 
zu dem Ergebniß fommen, daß die Höhe der Ein 
lagen feine natürliche ift, fondern daf zum großen 
Theil die Kaſſen als Hinterlegungsbanken für 
Kapitalbeliger verwendet worden find. Bevor es 
nicht gelingt, diefen Theil der Einleger mit den 
von ihnen gemachten Einlagen auszujceiden, kann 
Fortichritt oder Nüdgang im Mohlitand dur 
die Sparkaſſen nicht erflärlidy werben. 

B. Ueber den eg er, in der Steuerfähig— 
feit der ländlichen Bevölkerung gab der Finanz: 
minifter im Reichstag folgende Mittheilung: „Es 
bat fih herausgeftellt für Preußen, daß die Ver: 
anlagung zur Einkommen- und zur Klaſſenſteuer 
in den Städten von 1885/86 zu 1886/87 gewachien 
ift um 1,845,645 ME. gegen das Vorjahr, in den 
ländlihen Ortichaften dagegen nur um 47,350 ME; 
aljo in den Städten war das Veranlagungs-Soll 
ber beiden Steuern gewachſen um 1,845,645 ME, 
in ben ganzen ländlichen Ortichaften der Mo— 
narhie dagegen nur um 47,350 ME., und zwar 
jegt ji das kleine Plus von 47,000 Mk., um 
welches die Steuerveranlagung in den ländlichen 
Ortichaften gewachſen ift, zufammen aus dem 
effektiven Nüdgang der Einkommenſteuer um 
112,572 Mark und aus dem Wachsſsthum der 
Klaffenftener um 159,922 Mt. Dieſes Wachs— 
thum der Klaſſenſteuer ift um jo teniger ein 
Zeichen des wachſenden Mohlitandes der Steuer: 
Hafen, nicht einmal ein Zeichen ftattonären 
Befinden berjelben, fondern ein unbedingtes 
Zeihen des Nüdganges der Landbevölkerung, 
wenn Sie bedenten, daß e3 auf eine Bevölkerungs— 
zunahme von 145,587 Köpfen entfällt, welcher 
nur 159,922 Mark ir pheahin Ton gegenüber: 
ftehen und bei der Ginfommenfteuer, wie gejagt, 
ſogar ein effektiver Rückgang um 112,572 Marf. 
Wenn man aus diefem die ganze Monardhie um: 
fafjenden Bilde nun diejenigen Provinzen umd 
Regierungsbezirfe ausſcheidet, die ganz überwie— 
gend einen Schluß auf die Lage der Landwirthichaft 
zulaffen, weil jie in ihnen die hauptiächliche 
Erwerbs: und Nahrungsanelle ift, fo stellt fich 
das Ergebniß dahin, daß an dem geringen Plus 
von 47,355 ME. der Oſten nicht nur feinen Ans 
theil hat, fondern daß in den Provinzen Oft: 
preußen, Wejtpreußen, Poſen, jowie in den Ne— 
ierungsbezirken Stettin, Breslau, Oppeln, welche 
ih als die hauptſächlich landwirthſchaftlichen an— 
fehe, vielmehr ein Rückgang von 52,320 Mark 
ſtattgefunden bat. 

Eine andere Vergleihung, die noch lehrreicher 
iſt: Wir haben in Preußen zuletzt in der Geſetz— 
gebung von 1875 eine Aenderung des Klaſſen— 


find da die Einkommen von 900 -1200 Mark 
ander® zur Veranlagung gefommen. Seit 
1875 hat eine Abänderung aber iu unferer Ge 
feßgebung im Bezug auf die Veranlagung zur 
Klaſſen- und Einkommenſteuer nicht mehr ftatt- 
gefunden. Wenn ih nun die Jahre 1876 bis 
1885/86 vergleiche, aljo einen Zeitraum, der zehn 
Sahre umfaßt, jo ift die Veranlagung zur Klaſſen— 
und Einkommenſteuer im Jahre 1876 in Preußen 
75,547,000 Markt — ich runde ab — und 1885/86 
55,758,000 Marf, alfo gewadjen um 10,211,000 
Mark. Bon diefem Mehr fallen 9,200,000 Mar 
auf die Ginkommenjtener und 1,900,000 Marf 
auf die Slajienitener. Aber wie hat jich dieſes 
Plus einerjeit8 auf die Städte und andererjeits 
auf die ländlichen Bezirke vertheilt? Zu dieſem 
Plus von 10,000,000 Mark hat das platte Yanb 
im ganzen nicht mehr als 534,000 Mark beiges 
tragen. Ich möchte außerdem auch hier 

befonders darauf hinweiſen, daß an dieſem 
ringen Mehr von einer halben Million 
öftlihen Provinzen keineswegs einen ei 
haben. Das Soll hat jih in Oftpreußen 

rend der zehn Jahre von 1876 bis 1885 um 
89,085 Mark verringert, in Weftpreußen um 
186,000, in Pommern um 52,700, in Poſen um 
82,000, in Sclefien um 146,000, das macht alſo 
in den genannten Provinzen einen Nüdgang von 
einer halden Million.” — 

Aus den Ergebnifien der Einkommenſteuer ift 
ferner zu erjehen, daß bei Denen, welde nur ein 
dürftiges (bis 525 ME.) oder ein kleines (bis 
2000 ME) Eintommen haben, jeit 1572 ein 
Nüdgang, bei den mäßigen (bis 6000) und 
mittleren (bis 20,000 Mt.) Eintommen aber eine 
beitändige Steigerung wahrzunehmen ift, im 
Ganzen aber fih wenig Weränderungen zeigten. Der 
Durdichnitt des Einkommens bleibt wenig 
über 300 Marl. Das gefammte Einkommen 
wurde zu 8.000, von Samter zu 10.000 Mil. 
Mark für 1882 angegeben. 

Die Bedeutung der Steuerreform mit Ent» 
loftung der geringften und Mehrbelaftung ber 
höchſten Einkommen und Vermögen ergiebt am 
beiten die Vergleichung der gezahlten Beträge der 
12 Höchitbefteuerten der Monarchie, weldhe von 
23,400 bis zu über 150,000 ME. zu entrichten 
haben und zufammen 1886/87 biß 608,400 ME. 
zahlten, während fie nad) den bis 1873 giltig ges 
weſenen Sägen nur 259,200 ME. zu zablen ge- 
habt Hätten. 

Die Reformen für die direften Steuern waren 
hauptſächlich dadurch veranlakt worden, daß bie 
Zahl der Erelutionen und die Ziffern der unein— 
bringlichen Beträge der Rüdjtände zu ſtark an— 
gewachien waren, andererfeits aber auch dadurch, 
daß fait die geſammten indireften Steuern auf 
das Reich übergegangen find, und drittens da— 
durch, daß die Bezüge aus den Ueberſchüſſen vom 
Reich und die eigene Einnahme aus werbendem 
Stapital, Domänen, Bergwerten, Eijenbahnen x. 


ie 


Preußen. 663 


ſehr bedeutend ſich vermehrten. Es giebt jetzt meiiten geflagt wirb über die Gemeindeſteuern, in 
für Die direkte Befteuerung: a) die einzelnen Gemeinden bis Sfache Staatöftener, in 
Grundftewer; diefe iſt, außer in Hohenzollern, | Berlin nur Ifade; trog der Ueberweiſung von 
nad gleichen Grundjägen geregelt und auf 39.6 Ueberſchüſſen u. ſ. mw. rechnet man noch im 
Mill. Mark feitgefegt worden, im Folge von Ver: | Ganzen für Gemeinde, Kreis-, Provinzials, 
änderungen in den et gen Schul-, Kirchen, u. ſ. w. Abgaben bis 16 Marf 
fchaften aber für 1885/86 auf 40,131,000 ME. !auf den Sopf der Bevölkerung, alſo zufammen 
angejegt. b) die Gebändejtewer it ähnlich | über 450 Mil. Mt. 
—5* (vertheilt nad) dem Reinertrag) und zur Gin hervorragendes Beiſpiel bietet Effen: der 
eit mit 29,315,000 ME. angenommen; fie muß | perftorbene Komnierzienrath Krupp, als Höchſtbe— 
alle 15 Jahre wieder meu jeitgeftellt werden; fteuerter biß vor Kurzem befannt, hatte vom ges 
e) die Brivateijenbahnen zahlen noch jhägten Einkommen son 5,04 Mil. M. in der 
etwa 334,000 ME. Abgabe von Neinertrag, 112, Sufe 151,00 M. Staatsfteuern und die 
d) Die Bergmwerföabgabe ift anf 2 %o der 5fache Gemeindefteuer, alſo dafür 756,000 M. zu 
abgejegten Erzeugniſſe feitgefegt, Die Eiſenerzwerke entrichten. 
find davon befreit; e) Gemwerbefteuer, ver: h i 
ſchieden nach Höhe der Vevölkerung und Wohle |, Die Lage und die Verſchuldung 
ftand der Orte, entrichten der Große und der des Grundbefiges. Unter Hinweis auf den 
Mittelhandel, der Kleinhaudel, Gaitz und Schank- Artikel Yage ber Laudwirthſchaft ift nur 
wirthe, Handwerker, Schiffer, Fuhrleute, Pierde: | —— * daß gegenüber den Klagen mehr— 
verleiher, Haufirer und gewerbomahige Zimmer: fach Erhebungen vorgenommen worden find, und 
vermiethung. d und e) find auf 19.2 Mill. ME. | daB, diefe die geäußerten Befürdtungen nicht be= 
beziffert. ſtätigt haben. 

f) Klaffifizierte Einlommenftener,| m Jahre 1882 gab es 32,016,038 ha Fläche 
wird zu 3 Brozent von Ginfontmen über 3000 | mit 402,675,500 ME. Grunditeuer-Reinertrag 
Mark erhoben; 1852/86 zufammen 36.44 Mill. | (Gr.St.N.) und davon betrugen die ländlichen 

art. Beligungen u. die Fideilommißgüter 24,412,767 ha 

g) Klafjeniteuer, (in 12 Stufen), pro= und 323,155,761 Mark Gr.St.R.; von diefen 
greifiv, bis an 3 Prozent, geichägt mit ——— in 42 Amtsbezirken, 1814 Gemeinde— 
auf die Wohlhabenheit (in Berlin z. B. mit der |bezirfen und 1199 felbititändigen Gutsbezirfen 
4fachen Miethöftener) und nad Selbitangabe, | 1,413,266 ha (5,8%,) mit 19,230,201 ME. Gr.St.R. 
wird von dem Einkommen von 5000 bis 420 ME. | (6.0 9,) zur Grmittelnng herangezogen. Es 
erhoben; fie war auf 44.1 Mill. ME. beftimmt, | hatten die 42 Amtsbezirke 1,395,530 ha mit 
brachte aber 1885/56 nur 22.062 Mill. Marf, | 1,509,264.03 Mt. Gr.St.R. und davon find grund» 
weil inzwiihen die Einkommen bis 900 Mark | itererpflichtig 1,200.713.69 ha mit 17,293,892.40 
ganz fteuerfrei geworden find und die anderen Mark Grit. und 4,974,300.60 Mi. Jahres⸗ 
Klaffen nur ?’, zahlen. Auch für die Kafiifizirte | Prinzival-Grunditener , ausgeichloffen von der 
Einkommenſteuer find Grleichterumgen gewährt , Frmittelung 20,152.56 ME. 
worden durd Grlaß von !, für Die unterften | Die Geſammtſchulden außerhalb oder auf aus 
Stufen, und "je für die beiden folgenden. Am geſchloſſenen Grunditüden maren 42,763,973 Mt. 











Es zahlten: und hatten 
Mart Grundbuchſchulden: 
die Fideikommiß- und Stiftsgüter 483,188.97 Jahres:Grundftener, " 35,486,938 Mt. 
1769 Bei. v. 1500 n. mehr ME. Gr.St.R. 2253,993.99 r 674,378,205 „ 
7062 „ v. 300-1500 Mi. Gr.St.R. 1237,474.094 e 241,051,507 „ 
11,791 „ » 90-300 Mt. Gr.StN. _568,640.23 2 120,270,963 „ 
die Vefiger unter 9 Mi. G. St. R. 400,349.86 . 172,031,325 „ 
darunter Grundjtüde der Forenſen 40610.48 
bleiben alſo 360,2399.3 
und zuſammen 4903,537.56 " 124:3,218,938 „ 


Dazu fommen 5 Amtsbezirte in Weſtfalen und nad Abzug von 53,161,257 Mt. für außerhalb 
Kaffel mit anderer Art der Erhebung, zuſammen haftend und nach Korrektur der Ziffern ergab 
mit 122,552.60 ha grundfteuerpflichtig, 1,936,206.08 ſich als bleibende Verſchuldung 1,322,619,690 Mt, 
Gr. St. R., 5,622,792.42 AJahres Grund: Steuer, und auf 1 ME Gr.St.R. im Durdicnitt 23 M., 
105,991,194 ME. Grundichutden und 10,596,524 als Gegenſätze im Reg.⸗Bez. Staffel 11,0 und in 
Mark davon außerhalb, Bojen 36,1 Mk. und im Amtsgerichts-Bez. Lingen 

Im Ganzen hatten in 50 Amtsbezirken die der 6Afache, im Dez. Rothenburg der 52fadıe 
berangezogenen Grunditüde 19,159,951.35 ME Betrag. Im Einzelnen wurde nad) Korrektur feit- 
Gr.St.R. und 1,349,200,332 Dit. Grundihulden, | gefteilt für 





664 Preußen. 


Gr.St.R. Grundſchulden auf1M. Gr.St. 


565 Fideikommiß⸗ u. Stiftsgüter durchſchn. 2479 ME, 60,519 Mk., 6,76 ME. 
1769 Befiger mit 1500 u. mehr DIE. Gr.St.R " 4446 „ 375,129 „ 313 „ 
7062 „ mit 300-1500 DM. Gr.St.R. « 621 „ 336521 „ 18,03 

11,71 „ von 0-30 Mi. Gr. St. R. Mi 177 J 10,05 „ 1873 „ 


q „ mit unter 90 Mi. Gr.St.R. a A— 7 4.06 „ 
aujammen 17,223,674,940 Mt. Gr.St.R., 1221,826,758 ME. Grundfchulden, auf 1M. Gr.St. 23,63 ME. 


Die Kaufpreife für 1871 His 1831 wurden geſtellt. Im Durchſchnitt fam auf 1 Beſitzung 
von 21,570 verk. Befigungen zu 1,196,611,437 Mt. 55.476 Mt., 72 ha, 876 Mt. Gr.St.R. (pro ha 
mit 1,561,599 ha, 18,891,747 Mi. Gr.St.R. und 12,0 ME.) und 698 ME. Gebäude-Nugungs: Werth. 
15,088,779 Mt. Gebäude-Nugungs-Werth feit: | Die Gegenfäge waren: 


für 1 ha 2 Mt. Kaufpreis und für 1 ME. Gr.St. 61,0 ME. in Oftpreußen, 
42: 56 


„in 12 „ " „m „on 0 „ in Sadien, 
„1, 1032 „ " nt 4. in Schleswig-Holftein, 
u 1262 „ r — 2 — 76 „ in Weſtphalen. 


Die Zwangdpverfteigerungen. ad) minifterieller Denkichrift gab es in den Jahre 
1881: 1882; 1883: 1884: 1555: 1886: 


beenbigte Zivangsverfteigerungen 17,473 16,197 13,573 10,523 10,309 10,500 

mit ha Flache 106,957 86,277 82,898 79,208 28,067 108,459 

Gebäude⸗Steuer-Nutzungswerth Mt. 7,902,344 6,162,671 5,321,768 4,475,615 3,988,000 3,841,000 

Grundfteuer-Neinertrag ME. 913,675 707,588 681,972 737,322 823,000 993,000 

Verfteigerungen v. Grundftüden haupt: 

jählih für Land» u. Forſtwirthſchaft 9855 8583 7162 5731 5806 6096 
Prozent von allen 56,4 53,0 52,8 54,4 56,3 57,1 


Der Durchſchnitt iſt 13,193 Subhaftationen, | 0.309 Mill. Mt. Gr.St.R. — 7205 landwirthic. 
81,988 ha fläche, 5.282 Mill. Mk. Gr.St.R.W.,| Anweien — 55 Proz. der Subhaftationen dafür. 


Die Flächen für die landw. Grundftüde waren 
103,148 — 82,470 — 76,692 — 76,871 — 85,815 — 106,357 ha 
Der Durdidmitt fe. 1Gutwar 10,47 — 961 — 11,13 — 13,41 — 14,78 — 1743 ha 


Die größeren Grundftüce zeigten in diejer Zeit | Mark im Jahr 1886. Die Vermehrung war da, 
ern die Heineren Abnahme der Subhas wo der Großgrundbefig vorberricht, die Vermin— 
tationen und deßhalb jtieg aud der Gr.St.R. | derung beim Kleinbeſitz. In Poſen 3. B. gab es 
des Durchſchnitts von 1881 mit 92.74 auf 162.9 | 


1881 verfteigerte Grundjtüde 900 mit 11,993 ha, davon 575 landwirthſch. mit durchſchn. 20,5 ha 
1886 — 632 mit 28,813 ha, davon 409 ” r 2 70,0 ha 


Die Pfandbriefſchuld. Nad einer Statiftil von G. Ude („Jahrb. f. Nat.Oek. und 
Statiſtik“) war die Pfandbrieffhuld der 6 älteften Sreditinftente 
im Jahr 1800 ungefähr 150° Mill. Marl, 
105 „ 17165 „ — 
1835 z doppelt jo groß, 
1864 . 516.0 Mil. Darf, 
„ 1810 „ . 


Im Jahr 1840—1841 gab e8 eine Abnahme | ft. Jahre, die Höhe der Schulden ift aber ge» 
um 6 Mill. Mt. Don 1937—1839 waren bie | jtiegen. 
4 Proz. Pfandbriefe in 3.5 Proz. umgewandelt | Pachtpreiſe der Domänen. Die Mo— 
worden; die Papiere fanfen dann zu ftarf, ſodaß narchie hat 340,000 ha Domänen-Nreal, vertheilt 
1856—57 wieder zu 4 Proz. und 1869 zu 4.5: in 1073 Gütern in 800 Pachtſchlüſſen zu 200 bis 
Proz. Pfandbriefe ausgegeben wurden. Yon 1565 , 1200 ha und mit Ausnahme der Rheinprovinz 
bis 1875 ftieg die Ausgabe auf 369 Dit. ME, und der Provinz MWeftphalen jo gut über das 
von 1875—1854 auf 396 Mill. ME. Die Kredit- , ganze Land vertheilt, daß man fie als typiſch für 
grenze war um 10 Proz. des Werthes geiteigert | den Großbeiig nehmen kann. Die Pachterträge 
worben, jo daß viele Spezial- in landichaitlicye | waren, wie die jüngfte Statiſtik bejagt, bis zum 
Hypothekſchulden umgewandelt worden jind. Ab- Jahr 1854 ftetig fteigende geweſen, erit von da ab 


vahne in der Aufnahme zeioen 1883 und 1884 | macht ſich ein Ausfall, bezw. Rüdgang bemerkbar. 


Preußen. 665 


Im Jahr 1884 gaben von 43 ausgebotenen Domänen 25 ein Mehr von 227,923 Mt, 
18 einen NRüdgang von 27,000 ME, das 
Mehr war nod 200,923 Mt. 
Im Jahr 1885 gaben von 29 Verpachtungen 11 ein Mehr von 94,310 ME, 
und 18 einen Rüdgang von 46,331 Mk., das Mehr war 
nur noch 47,979 Mt. 
Im Jahr 1886 brachten von 63 Domänen 21 ein Mehr von 73,626 ME., 
und 42 einen Rüdgang von 146,305 Mt. der Ausfall war 67,678 Mt. 
Im Jahr 1887 trugen von 44 Domänen 10 zujammen 49,332 Mi. Pachtgeld mehr ein, 
und 33 zujammen 104,952 Mt. Pachtgeld weniger, der Nuss 
fall war 55,100 Mt. 


Großes Gewicht kann auf diefe Statiftit nicht | meifen, da man nicht dadurch erfährt, wie viele 
elegt werben; ein mäßiger Nüdgang bei ben | Bewerber gegen früher bei den Terminen anweſend 
Bachtgeboten muß als wünjchenswerth bezeichnet | waren und wie ſich anderweitig im Lande bie 
werden, da Die Gebote vielfach übertrieben worden | Berhältnifie geitaltet haben. Für den Oſten wird 
waren ; inwieweit aber ein jolcher wirklich vorliegt, der Rüdgang bei den privaten Werfäufen und 
läßt fi) aus den angeführten Beilpielen nicht bes | Verpachtungen als fiher angenommen. 


In den älteren Provinzen gab es von ben Domänen pro ha . 
im Jahr 1850 ala Pachtgeld 14,10 ME. im Durchſchnitt, 
1860 „ „3615. _ s 
1870 „ . 26,46 bis 39,60 ME, 
1880/81 als Pachtgeld 36,61 bis 47,73 Mt, 
1884855 „ „3785 bis 592,43 „ 


woraus erfichtlich ift, daß eine zu hohe Steis| D. Kreditweſen. Fürben Realfredit 
erung ftattgefunden hatte und deihalb ein Rück- giebt es die Landeskreditanitalten für Hannover, 
chlag unter gejunfenen Getreidepreifen nicht aus: | Heflen und Naffau, ald Gegenieitigfeitsanftalten, 
bleiben konnte. | bie älteren und neueren General: Landihaften 

Nah den früheren Erhebungen für 1878 bis u. f. w. zu Königsberg, Marienwerder, Stettin, 
1883 war für Privatgüter das Pachtgeld in den | Bojen, Breslau, Görlig, Berlin, Halle, Stiel, 
ſchlechteſten Gegenden nicht unter 30 ME. und in | Stade, Celle, Hannover und Münfter, eine Ans 
den beiten bis 150 ME. und für Wieje bis 200 ME. | zahl Kleiner Werbände, die Provinzialhilfskaſſen 





pro ha. und als Aktiengei:llichaften 
die Pommerſche Onpothefen-Aftienbant zu Köslin mit 3 Mill. Mi. Grundkapital, 
die Schleſiſche Vodenfredit-Aftienbant — a a 
die Preußiihe Zentral-Bodenkredit-Aktien-Geſ. „144 „ - . 
die Br. Bodenkredit-Aktienbant „RN . x 2 
die Pr. Hypoth.Aktien-Bank Spielbagen u 0. 5 ji 
die deutſche Hypothekenbank > 54 
die Norddeutſche Grundkreditbank a 5 5 r 
die Pr. Hypotheken-Verſ.⸗Aktien-Geſellſchaft „150 „ 2 3 
die Pr. Immobilien-Aktien-Bank in Berlin = 603 . e 
die National:Hnpothef.ftredit-Gejellich. in Stettin „ 10 „ z z 
den Frankfurter Hnpothefensftredit:Verein ’1A- ; Bi 2 
die Frankfurter Hypothekenbank ur = > R 


Don anderweitigen Bank» und Kredits/ wirken zahlreiche freie Vereine mit einem Be— 
Inftituten giebt es: die Zettelbanten zu | ftand von über 250,000 Mitgliedern, die alten 
Frankfurt a. M., Hannover, Danzig, Poſen,  Zwangs: oder Knappſchaftskaſſen für die Berg— 
Breslau, Magdeburg und Köln, zuſammen mit leute mit etwa 32,000 Mitgliedern, die ‚Fabrik: 
44,5 Mil. Mt. Grundlapital, Wechsler:, Kom- | arbeiter: und die Geſellenkaſſen und die einge: 
miſſions⸗, Makler», Effekten: u. dral. Banken 11 jchriebenen Hitfsfaffen, auiammen an 5000 mit 
mit 43,8 Mil. ME. Grundkapital zufammen (eine | etwa 900,000 Mitgliedern, und die Gewerkvereine ; 
Getreidemallerbant mit 1,5 Mill. ME.), die Bank Penſionskaſſen aller Art ſtehen beſſer Geftellten, 
für Landwirtbihaft und Induſtrie in Poſen Beamten, Lehrern u. ſ. w. zu Dienit. Ueber 
(2,25 Mill. ME.), die Berliner Produkten- und | Erwerbs: und Wirthſchafts-Genoſſenſchaften und 
Hanbelsbant (5,4 Mil. ME), die Landwirth: | die Raiffeiſenſchen Kaſſen ſ. d. Die Preußiiche 
ichaftlihe Bank (1,75 Mil. ME.), die Bauk für Seebandlung (Berlin) beiorgt die Bankgeſchäfte 
Sprit: und Produktenhandel (5 Mill. ME.) und des Staates. lieber die Reichsbank ſiehe deutſches 
noch an 40 andere Banken verſchiedener Art. Für | Reich. 
die neu geordnete Kranken= und Unfallverfiherung Für den gelammten Geld» und Kreditverkehr 





666 


rechnet man 2506 Geihäfte mit 12,389 Perfonen 
(415 Geihäfte als nebengewerbliche). 

E. Berjiherungsmwejen. Die Renten: 
banken haben jeit ihrem Beſtehen bis zum, 


Die Lebensverſicherungen zeigen: 
1857: 
verfiherte Perſonen 188,609 


1882; 
438,961 





Preußen. 


Oktober 1886 470,793,930 Mt. Nentenbriefe in 
Umlauf gefegt, 107,098,260 ME. auögelooft und 
noch 363,695,670 ME. in Umlauf. 


1883: 1884: 


465,792 497,636 


1884/85: 


Li ’ 2 
verjiertes Stapital Markt 520,897,929 1353,138,737 1433,160,889 1531,790,259 1547,446,845 


Die Unfallverfiherung ergiebt für: 
1873 = 260,116 Verſich. — 
1881 = 562,806 „ — 4,201,162 
1882 = 572,73 , 
1883 — 605,631  „ 
1884 — 575,581 „ 


* 
—2 
fer} 
> 
er 
Te) 
IS 
a2 2 


— 6,813,922 


Die lokalen Arbeiter: und Genoſſenſchaftskaſſen 
übertreffen an Bedeutung bei weiten die 16 Ge— 
jelfhaften für gewerbliche Unfallverſicher— 
ung. Der Hagelverfiderung dienen, 5 
Aktien:, 27 Eleine und größere Gegenſeitigkeits— 
und auswärtige Gefellichaften, der Viehver— 
fidherung 9 größere Gejellichaften und zahlreiche | 
Heine Verbände, Kuhladen u. ſ. w., der See, 

[uß- und Landtransport=Berfiherung 

ößere und verjchiedene Heine Gejellichaften, 
jowie auswärtige, ber Verficherung gegen Kündi— 
ung und Ausfall von Hypotheken die Preuß. 
— otheten⸗Verſ.⸗Geſ. u. die Norddeutſche Grund- 
reditbank in Berlin, für Spiegelglas-Ver— 
ſJicherung 4 beiondere Gejellicharten. 
ie Summe der Feuerverfiherungen war 
28,156.8 Mill. ME, davon 13,492 Mill. Mi. für | 
Smmobilien und 1339 Mill. ME. fir Mobiliar | 
bei 38 Anstalten, 344.9 Mill. Mt. Gebäude: und | 
675 Mil. Mt. Mobiliarwerth bei 78 Provinzial: 
Smmobiliar-Verbänden, 156 Mobiliar: und 10 
Verbände für beide Arten der Verfiderung, | 
33695 Mill. ME bei 14 Gegenieitigkeits- und | 
22,153 Mill. ME. bei 24 deutichen Altiengejell: | 
Ihaften und 1614.5 Mill. Dit. bei auswärtigen | 
Anttalten der Art. Die öffentlichen, ftändiichen | 
und ſtädtiſchen Sozietäten find mit denen anderer | 
Staaten des Reichs zum „Verband Deutſcher öff. 
Feuer⸗Verſicherungs-Anſtalten“ — Eig in Magde: 
burg — vereinigt, zum Theil haben jie Rückver- 
fiherung. — | 

VII. Ueber Handel und Verkehr jiehe 
Deutſches Neid. Fir Land» und Waflerver: 
fehr und die Gewerbe der Beherbergung und Gr: 
auidung gab es 1882 aufammen 415,958 Erwerbs: 
thätige mit den Angehörigen 1,349,657 Bewohner 
zählend. Die Länge der Kunftftraßen ift über 
75,000 km, die der Eifenbahnen, Ende 1854, zu— 
fammen 21,923 km mit nur 4380 km Neben: 
bahnen, zu mindeitens 90 %, ftaatlich (18,800 km); 
die nicht verftaatlihten Privatbahnen, 3124 km, | 
find von untergeordnieter Bedeutung und fait aus: | 
ichließlich Nebenbahnen; Gruben, nduftries, 
Wald: und Feld- und andere nicht öffentliche | 





I 


Bi, 


944,448 ME. — 
2 9,828,457 


241,803 DE. Schabenzahlg. = 35,6 %, der Prämie 
‚382,632 DEI. :6 R 


” " = 582, " 
3,294,050 " " = 534 „m " 
3,953,442 " ” — 58,5 n " 


Bahnen kommen in großer und immer zunehmen= 
ber Menge vor. 

1885/86 waren 20,229.71 km Staatöbahnen 
im Betrieb: fie bradten 678,196,505 Mt. Eins 
nahme und bei 477,442,881 ME. Ausgabe als 
Ueberſchuß 200,754,124 Mt. Die Haupt: umd 
Nebengeleiie hatten 30,405 km. Beamte gab es 
83,267, Arbeiter und Lehrlinge 137,490. Siehe 
Weiteres unter Eifenbahnen. 

Für die Nheberei wurden 1894 gezählt 2747 
Seeidiffe mit 453,272 t und 3306 Mann, für 
den Seevertehr 43,318 Schiffe zu 4,449,395 t 
im Gingang und 42,982 Schiffe mit 4,4855,59 t 
im Ausgang. 

Für den Außen: und Binnenhandel, ohne 
Hanfirhandel, find 260,769 Hauptbetriebe mit 
492,720 Berfonen und 88,787 nebenſächlich be— 
triebene Geſchäfte ermittelt worden. Die im 
Ganzen vom Handel lebende Bevölkerung it 
1,256,099 Berionen oder 4,6 %, der Geſammt⸗ 
bevölterung. Marktorte giebt e8 2700, die Zahl 
der Märkte, Meilen u. f. w. ift 13,000. Handels 
fammern bat man 81. 


VIII Bergbau und Hüttenwejen. en 
die Juduftrie der Steine und Erden find 179, 
Grwerbsthätige und mit den Angehörigen 479,117 
Merionen ermittelt worden. Auf den gejammten 
Bergbau und dad Hüttenweſen, Salinen und 
Torfgewinnung fommen 359,177 Perſonen, auf 
die Juduſtrie der Steine und Erden 216,931, 
auf Metallverarbeitung 255,112 Beſchäftigte. 
Der eigentlihe Bergbau förderte in 1577 bes 
betriebenen Werken von 1518 im Ganzen an 
Gewicht 69,222,260 t und an Werth 367.8 Mil. 
Markt aus den Gruben; davon kamen: 

auf Steinfohlen 50,611,018 t und 255.3 Mi. 
Mark und auf Braunfohlen 11,826,630 t und 
31,8 Mil. ME, auf Asphalt 20,414 t und 
134,419 ME, auf Erdöl 2495 t und 254,117 ME. 
auf diefe Erzeugniſſe zuſammen aljo 62,460,557 t 
und 287,5 Mil. ME, r 

anf mineratiihe Salze zuſammen 1,048,285 t 
und 9.465 Mil. Mt. (Steinjalz 208,241 t und 


Preußen. 667 


1.263 Mill. Mk., Kalifalze 839,813 t und 8,1 Mil. er (Alaun 323,800 Mk., ſchwefelſauere Thon 
Mart, Borazit 74,200 ME), erd e 911,250 Mt, ichwefeliaure Kalimagnefia 
auf Erze 5,713,471 t und 70.868 Mill. Mt. | 435,800 Me., Ichwefeliaures Kali 2,752,400 Mi., 
(Eifen 4,118,331 t und 27.507 Mil. ME, Zink! ı Glauberfalz 2,053, TOO ME, Shlorkalium 10, 467,000 

676,796 t und 8.855 Mill. ME., Blei 149,445 t | Mart, Kochſalz 6,316,000 ME. u. f. mw.) 

und 17. 145 Mil. ME, Kupfer 604,406 t und | 

15.775 Mil. ME, Schwefelties 148,717 t und Das Hüttenweſen beſchäftigte 109,088 Perſonen, 

1352 Mil. ML, Gold und Silber 96 t und 212 Hüttenwerle hatten 35.786 Arbeiter als Be— 

ah Mil. Mt, Nidel, Antimon, Arjenik, | legihaft; verabeitet wurden 10,193,912 t Erze, 

ex im 4573 t und 0.118 Mil. Mark etwas | Schladen 2c. und gefördert daraus 3,037,652 t 

* — u. ſ. w.), Metalle und Waaren zu 253,360,000 Mt. Werth, 
auf Salze aus wäſſrigen — — 59 wovon 26,111,130 auf Edelmetalle, Uran, Kad— 

Merle, 3642 Manır, 425,209 t und 23.360 Mill. | mium u. j. w. fament, ferner auf 


Noheiien . - . 2. 2,575,975 t und 143,070,300 Mt, 
Blodzinm und Raufglätte nat 88,667 t „ 21,348,400 „ 

Kupfer: Blöde, on u. ſ. w.. 18,750 t „ 24,855,500 „ 

Elikr 2,5: 5-0 UM 2,580,900 „ 

Gb .. — 0,101 t „ 248,400 „ 

Nidel, Nidellupfer u. J wm. .. 19 t „ 755,000 „ 
Schwefelſäure . . . 2.224980 t „ 12,253,600 „ 
BES rn u, 8850 t „ 1,334,500 „ u. f. m. 


IX. Jnduitrie und Gewerbe. Für biefe | haber von Gejhäften und Geſchäftsleiter, 70,066 
ab es, ——— des Bauweſens, nach dem | männliche und 1401 weibliche Beamte u. . w. 
auptberuf der Grwerbsthätigen 5,266,925 Ber: | und 1,910,652 männlide und 288,160 weibli 
fonen — 30,3 9%, ber Bevölkerung ; ohne Han- Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter. Nach Ab- 
dels⸗ und Berfehrgeiverbe und mit Bergbau und ;rechunng der Kunſt- und Handelsgärtnerei und 
ütteninduftrie 1,254,362 Haupt: und 137,171 B —— Thierzucht und Fiſcherei 
tebenbetriebe, worunter 768,510 Betriebe ein: | mit 28,247 und 21,114 zujammen 49,361 Ber: 
zeiner Rerfonen ohne Gehilfen und ohne Bez | jonen und den ſchon erwähnten in Bergbau, 
nugung bon Kraftmaſchinen find, ferner 201 , Hütten: u. Salinenwejen, Erden- u. Steininduftrie 
Hauptbetriebe ſtaatlich, 4203 kommunal, 2215 in und in der Metallverarbeitung Beichäftigten, zu— 
Yänden von twirthi ar Gejellichaiten und | jammen 861,229 Perſonen, verbleiben für die 
enoffenihaften und 16,783 im Betrieb von | eigentliche Induftrie und die Gewerbe 2,972,554 
mehreren Geiellihaften. Man ermittelte ferner | Beichäftigte, welche fi, den Hauptgruppen nad, 
891,731 männliche und 321,125 weiblihe In- vertheilen mie folgt: 


für Maſchinen, Werfzeuge, Apparate 200,528, für hemifche Indbuftrie . . » . 38,722, 
„ Beige und Leudtitoffe -. - » » 24399, „ Tertilsinduftrie . 2. 428,548, 
» Bapier und Leder . . . 117,210, „ Holz- und Schnigitoffe . - . 253,925, 


„ Nahrungs und Genußmittel . 398,105, „ Belleidung und Reinigung . 741,142, 
„ Baumweien u. 1. Ww. » » 2... 331338, „ Polygraphie » » 2 2 2 ...8970 x 


darüber. (318 Zuderfabriten, 7841 Brennereien, 
Im Jahre 1555 zählte man 60,817 Haupt: 


7691 Brauereien.) 
betriebe mit Verwendung von Motoren und 41,421 
feititchende Dampfkeſſel, 33,350 feftitehende Dampf: X. Landmwirtbihaft. (Vgl. die Band VI 
mafdinen, 9191 bewegliche Dampfkeffel und Loko- S. 460 fig. gegebenen Mittheilungen.) 
mobilen, 1,304,884 Bferbefräite der Dampf: | 1) Bevolterung. Nach der letzten Ge— 
maſchinen, 290,000 ferbefräfte für „Waſſtet ‚| werbezählung famen auf die Stunt und SHandels- 
Gas:, Winde, Heißluft-Maſchinen, 2,394,400 | gärtnerei 28,247, auf Fifcherei und gewerbamäßige 
Pierdefräfte für Handel und Verfehr, zufammen bierzudt 21, 114 Beichäftigte, auf die Lands 
alfo an 4 Mill. verwendete Pferdekräfte ohne die wirthſchaft zufammen 11,904,407 Berjonen = 
Kriegsflotte. Der Antheil davon für die Jnduftrie | 43.63 %, der Perſonen und 3,040,196 = 56 ® 
und die Gewerbe allein ift nicht angegeben. Ueber aller Haushaltungen. Die Zahl bieier Beiree 
Branntweinbrennerei, ar vertheilt fih wie folgt. Es kommen auf B 
Stärte und Zucker-Induſtrie ſ. d. Artikel triebe 








568 Preußen. 

















: Hauptbetriebe il  Nebenbetriebe 
mit einer — — — * — — ao 
e I Wirthſch⸗ Wirthſch.⸗ 
von | 

h ha I ha 

unter 0.20 ha | 19,458 | 3040 | 594539 | 42,093 
0.20 bis I: . 95,648 73,621 | 749,054 396,793 
1.-% a.) 15686 | 9,107 U 1,570 | 394.439 
2: 5 „1838300 : 1402,115 | 154,954 ! 569,336 
5 „ 10 „ 240,278 .: 2,138,613 36,659 | 304,079 

10° -; A: ı 182,328 | 3,343,826 | 15,122 |! 208,37 
2 „ 0, 149,672 | 5,799,348 5456 912,323 
50. 100." 30574 2,439,892 | 1256 114,116 
1m „ 0 „ I s246 ı 1431,188 21 33374 
ENT Te" 7 S196 : 3.459,20 || 5 | 71871 
500 „ 1000 „ 3136 , 2,7898378 2 | 1252 
über 1000 „N 473, 94,835 | 10! 13120 


— — — —— — —— — — — — —— —— — 
überhaupt || 1,23%,168 | 24,123,733 || 1,808,028 2.467,567 


zufammen 1,232,168 Betriebe mit 24,123,733 ha 
1,308,028 = „  2,457,567 ha 


3,00,16 „ „ 26,581,300 ha 


Gegenüber diejer bei den Verhandlungen über die Zollerhöhungen 1887 amtlich gegebenen 


Zufammenftellung waren vorher noch die folgenden Angaben gemacht worden: 


unter Zar 1,1 Proz. = 33,491 Betriebe und davon 10,292 mit Nusvieh, 


von 225 ar 44 „ = 138, 4 — — 48,193 „ 
bon 5—20 ar 14.66 „= 45655 F SHE 273,007 „ 





” 
[2 





bis 0 ar zul. WIE „ = 6A „nm... 331,492” 




















von War bisiha 27,6 „ = 8372 „ „ „ 718,207 „ 

_bis 1 ha auf. 47,92 „ = 1,456, 6 5 nn. 1049,69 „ 

— Ton 1—2 ha 248 „= WA 5 nm 386,808 „ 

von 2—H ha 16,22 „ 493, 254 " 7) „TUR 484,910 7) 
von 1-5 ha zul. 20,65 „ = WEB uno. 871, 213 a 
TS a: Jedes Try "Tran 36 5 BEE "Bene >) [5° > (:#\7Y up 
von 10-2 „ 60 „ = 197,450 r a vo 197,205 „ 
von 20—50 „ 510 „ = 15,138 R ER 155,014 in 
von 50-100 „ 105 „ = 31,830 * — — 31,804 „ 
von OA „ 0383 „ = 8537 — — 55 „ 
von W-500 „ 027 „ = 52851 = u 8273 „ 
von 500-1000, 0,10 „ = 3138 u N 3137 „ 
bon iiber 1000 7) —— [7 — 483 r [7] ” 482 7) 





100,00 „ =3,040,16  „ vn 2,601.399 
— 855,57 Proz. 


Bon ben 1,232,165 Hauptbetrieben find 66,06 Proz. = 813,942 ohne Badıtland, 


100,00 „ =1232,168 


der Betriebe. 


— 418,226 mit zuſammen 2,936,699 ha Fläche 
Wächterbetriebe, | b. i. 12,13 9, 
von der gejammten Fläche der 


Dauptbetriebe (24,123,733 ha). 


Im Ganzen giebt e8”1,663,162 Betriebe ohne gepadhtetes Land und 623,078 
nur Pachtland; das geſammte Pachıtland ift 13,37 Proz. der Fläche. 


Betriebe mit 


Die Betriebe mit unter 1 


a2 22 2 2x 


> Proz. Pächter, 


Preußen. 

ha zeigen 37, 
” 1-5 " " 9; * 
„5-10, „ 1085 „ 
„ 10-0. „ 65 „ 
„ 50-10 „ ie 8,76 „ 
„ übr 100 „ „20 „ 
„1 M. „ BU „. 


aa. x 


Ton ben Hauptbetrieben find 6.10 Proz reine , Heifen-Naffau, 34.25 im Rheinland, 100 Proz. ir 
Pachtungen (75166); 88462 dieſer Betriebe bes | Hohenzollern. 


wirthihaften zu eigenem Beſitz noch Pachtland. 


Fr. Berghoff-Iſing in „Die Entwidelung des 


Tas Prozentverhältniß der Padhtungen für Tandwirthihaftlihen Pachtweſens in Preußen“, 
Betriebe mit über 200 ha ift da, wo ber Groß» Leipzig 1336, verlangt gegenüber der ſchlechten 
beiig porherriht, am geringften; mar rechnet in; Lage der Pächter und ben vielfach zu hohen 


Vrozenten Bachtungen 16.83 im Oftpreußen, 13.65 Pachtpreiſen die 


geieglihe Beltimmung von 


in Meftpreußen, 25.92 in Brandenburg, 25.44 in | Marimal- und Minimal:PBachtgeldern und den 
Pommern, 18.59 in Poſen, 24.66 in Schlejien, ı Nachweis beflerer Dualifilation, damit nicht wie 
54.29 in Sadjen, 48.39 in Scleswig-Holitein, | biöher jo viele Güter in die Hände von Nicht— 
64.95 in Hannover, 45.14 in Weftphalen, 63.06 in ; landwirthen kommen! — 


Nebenbetriech zeigten 


29,341 Betriebe mit Flächen 


117,995 
397,067 
719,392 
>2,850 
237,768 
76,373 
34,894 
17,217 
4225 
1832 
2373 
1355 
270 


as 2 z 2 232 z a a2 2 x 


zu zz 2 az a u 2 


ua za az 2 a a zz a 2 m 2 


Die Art der Nebenbetriebe it: 


landwirtbich. Taglöhnerei 


Hilfsarbeit bei der Induſtrie 


Taglöhnerei jonit 


Gewerbe od. Handel ohne Gehilfen 


Torfgräberei 
——— 


aſt⸗ und Schankwirthſchaft 


Getreide: und Oelmüllerei 


Pierbrauerei 
Kallbrennerei 
Siegelei 


Stärfefabrifation 


Rübenzuderfabrikation 


Pranntweinbrennerei 


unter 2 ar, das 


von 
von 


2} 


5%. 


von 0,2—1 ha, 


von 
von 
von 
von 
boit 
bon 


1—2 

2—5 
5—10 
10—20 
20-50 
50—100 


von 100—200 
von 200-500 
v. 500—1000 

über 1000 


auf 616,918 Betrieben 
3.4 z 


" 


DK 


1,091,449 


x 


aa 32 2 zz az a 2 2 ı 


340,448 


” 


” 
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3 
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* 
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uz 3 a a2 av 3a u 2 


a wa a a za zz ya 2 
2 za 2 ya a az m 2 2 2 


KON 


INUNTuanmmIM 


ift 87,61 Proz. 
88,16 


” 


ua 32 2a a a 2 2a a 23 em 2 


zz zz 2a 2 2a a3 ya 2 


der Gruppe, 


” 
” 
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4 
” 
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” 
” 

” 
" 


um a2 az a a 3a rg 


aller Betriebe, 





zz za az aaa 2 2 
aaz a 2a a aa a — 4 


Die 32 Grokgrundbefiger haben zuiammen 2,707,020 Morgen, im Durchſchnitt 84,594 Morgen 


und zwar 


Königl. Domänen-FFisfus 

Herzog von Braunſchweig, jet 
König von Sadien u. Kron⸗ 
prinz des Deutihen Reichs 


Fürſt von Pleß 


Prinz Friedr. der Niederlande 


755,844 Morgen, 8 


erzog v. Ratibor⸗Randen 
raf Renard Gr. Strehlitz 


Reichſsgraf von Schaffgotſch⸗ 


v. Ujeſt⸗Slawetzitz 


176,992 Morgen, Warmbrunn 
150,76 Herz 
142,10 | Öraf 


ntel v. Donnersmark 


131,460 Morgen, 
127,958 „ 
126,276 „ 
114,568 „ 
92,008 „. 


670 Preußen. 


Bring v. Hohenlobe=ngelfingen 86,180 Morgen, | ‘ a Lichnowsky⸗ Kuchelna 33,084 Morgen, 
— v. Hatzfeld⸗Trachen⸗ Graf Schaffgotſch-Koppitz 31,236 


76,760 „ v. Magnis-Eckersdorf 26112 , 
une Biron-furland Polniſch Graf v. Oppersdorf-Oberglogau 25,360 „ 
Wartenberg 70,088 „ Bar. v. Rothſchild⸗Schillersdorf 24,696 „ 
gar Garolath-Beuthen 64,112 „ Qerzog von Sagan Habt „ 
raf Henkel v. Donnersmarf: raf Preſchma⸗Falkenberg 23,484 
Nailo 57272 „ Großherzogin v. Sahjen-Weimar 23,02 „ 
v. Tiele-Winkler 53,864 „ Sal. Fideikommiß (12 Güter) 22,954 „ 
Sal. zn... 45,328 „ Geh. KR. Schiller-Düren 18330 „ 
NReihägrafv. Maltzzahn-Militzſch 41,604 „ Burgbauß dv. Laafan 13,116 „ 
— Rohrſtock 34,774 „ Graf York v. Wartenberg fl. Dels 12,204 „ 
raf v. Rothenburg=Holftein 34448 „ 


2) Bobenvertheilung. Im Jahr 1878 kamen von der Geſammtfläche 
49,89 Proz. 16,989,952 ha auf Aderland; 1883 17,527,711 ha mit Gärten ) 50.35 0 
0,12 425, 056 „ „ Gärten; 1883 20,300 „ Weinberge ) 6 
3,393,696 Wiefen ; 1883 3,292,297 „ nad and. Ang. 9,50 „ 


’ ” 


9,75 


08 , = 18273 . . Oed-u.Unind. 1888 =) anıa * 
100 — 3788573 , Weiden,jsos =) 0, 5 nn MD. 
23,00 „ = 819,101 „ „ Wald; 1883 — 814610 5,» 23,40, 
0,1 „ = ; „» » Gemäfier; 1883 — — 

6, = 159512, Seniges; 1888 =) IM. » » » SO. 
10000 „ ='34,830,067 „ 34,883,067 „ 100,00 „ 


Nah dem Bericht des Minifters für Landwirthfhaft u. j. w. find bie Veränderungen im 
Anbau von 1878 bis 1883 geweſen: 











Vermehrung: Verminderung: 
73,066 ha Weizen, 47,348 ha Roggen, 
62,313 „ Gerite, 8958 „ Hafer, 
36,605 „ fonft. Getreide, 56,306 „ u - 
115,678 „, Getreide u. Hülfenfr. 350, ‚440 „ Raps, Rübſen, Klee 
106,444 ,, Kartoffeln, 406, a6. „ Aderland, 
136,437 „ Zuderrüben, 61,580 ', Wieſen, Weiden. 


48,181 „ — 
291,068 „ Hadfrudt u. Gemüfe. 








Für Getreide und Hülfenfrüchte war die Vermehrung 115,678 ha, 
„ Verminderung 56, ‚306 m 

bleibt Zunahme 59,372 „” 

Für Hadfrüchte u. |. w. ift die Zunahme 291,068 „ 





zufammen 350,440 „ 
Für Handels und Futterpflanzen ift die Abnahme 350,440 
bleibt. 0 — 


Die Wieſen haben verloren 61580 ha, eine dreifache Berechnung angeſtellt, bie erſte 
Gärten und Ackerland hatten 1878 zuſammen Ende Inni nach möglichit, uberläfigen Urtbeilen 
17415008 ha, für 1883 ift die Angabe über die Ernte, die zweite Mitte Oftober nad 
17548011, nad anderer Angabe 17530 449 ha, einer größeren Anzahl von Probedrüfhen umd 
mit ber höchſten Ziffer die Zunahme alfo | jonftigen Angaben und bie dritte im Februar bes 
133003 ha, die Verminderung der Wiejen und | folgenden Jahres nad Feſtſtellung der ha= Zahl 
Weiden 61580 ha, bleibt zufammen 71423 ha, | für die —— Früchte und des Geſammter— 
um welchen Betrag demnach das Brachland trags; es kann demnach ein zuverläffigeß Er: 

u. j. w. vermindert worden fein muß. gebniß immer erft im folgenden jahre erwartet 

"Sie näheren Nachweife geben bie Augaben der |werden und aud erft nah Berichtigung durch 
Ernte. nachträgliche Mittheilungen. 


Ernteftatiftil. Im Jahre 1880 ff. wurden | Für das Jahr 1878 war (Band VI. ©. 460) 
über unrihtige Angaben bezüglih ber Ernte | mitgetheilt worden als AnbausBertheilung: 
Beanftandbungen erhoben und wird in Folge dieſer 


u a5 Sl 2 ch 0 ZA 1 1 © DZ 23 az at, 2 a a Un 2 AU 1 0 BL > 2 0.0 Zl0einG 





Preußen. 671 
Weizen, nn und Einkorn 1,045,904.3 ha, | 
Roggen 4,470,462.6 „ | 
Gerſte 876,7241 „ h Startoffeln 1,580,240.8 ha, 
Hafer 2,165,992.4 > | Topinambur 3158 „ 
Buchweizen 2246545 „ | Zuderrüben 135,1727 „ 
Hieſe 12,205.8 „ | Futterrunkeln 168,2045 „ 
Mais 18,7220 „ | Möhren 24,352.6 „ 
Erbſen 892,527.1 „ | Weihe Rüben 33,568.2 „ 
Linſen 13,948.0 „ Kohlrüben 56,209.7 „ 
Bohnen, u Ber Bohnen 180002 * Kraut und Feldfonl 42, 108.2 J 
derbohnen 94,735.1 „ hadfrüchte 2,340,1725 „ 
Mengfrucht TA 5 Dadfrägte 2,3401 
Getreide und Hülfenfrüchte 9,007,561.6 „ | Klee 1,168,196.3 „ 
Luzerne 944929 „ 
Rapsarten 127,053.1 „ Eſparſette 51,5704 „ 
Leindotter 1640.1 „ | Serradella ———⏑——— 
Mohn 3153.0 Spörgel 11,244.6 „ 
Senf 11273 „ Senf zu Futter 6117 ; 
Flachs und Lein 02,315.7 „ Gräſer 12, 64.2 
Hanf 3471 „ Mengfutter 117,6888 „ 
Tabaf 46974 „ Wicken 164,572.6 „ 
see —— Lupinen 298, 445 „ 
chorien 8b „ N t xx 
——— 62” | Futterpflanzen 1,870,833.7 „ 
Krapp 43 „ 


Hanbelspflanien 243,864.2 „ | 


Das Aderland zerfiel alfo damals in 
Getreide: und Hülfenfrühte 9,907,561.6 ha — 58,31 Proz. (Hüljenfrühte 3,03 Proz.) 
Handelöpflanzen 2438642 „ = 143 


— te 2,340, 1785 „ = 13.77 “ 
utterpflangen 1.870,833.7 „= 410 „ 
14,362,482.0 „ 452 „ 

Auf Aderweiden kamen 1,2128347 „ = 8.08 
Dunglupinen 1604728 „ =) * “ 
Bradıe 1,561,581.2 „ 918 „ 


zufammen 17,287,32%0.7 „ =101,73 „ 

folglich auf Zwiſchenfrüchte 297,3687 „ = 113 „_ 
diefe ab bleibt 16,989,952.0 „ = 10,0 „ = 49,89 %, der Befammtfläde. 

auf Gärten 425,056 = = 012, „ a 


17,415,008.0 * = 50,01, „ m 








ür 1883 mwurben —— 17,548,011 ha Ackerland u. Gärten, gegen 1878 er 113,003 ha, 
Obſt⸗, Semüfer, Weing. (21,723) 441,501 „ Gartenland, ö — 16,445 „ 


alfo 17,106,510 „ Aderland, — „ 129,448 „ 








vom Aderland kamen auf 


Getreide und Hülienfrüchte 10,606,018 ha 


62 9%, gegen 1878 mehr 3,69 %, weniger — N 
ckfrüchte u. |. w. ‚649,750 „ 


15 ß * * * D * ” zu 





—— E08 ea A. 60—— 
Futterpflangen 145645 „ = 8592, „ —— — 
Ackerfelder zuj. 14,905,231 „ = 87,193, u Far —— 
Brache, Ackerweide u. ſ. w. 2,543,359 „ = 14,897. „ * ——2228 
Aderland zuf. 17,448,640 „ 60200— * “ BE. 2 _— , 

alfo Zwiſchenfrüchte 342, 10.„= 20, „ J = A a 


ab bieie bleibt Aderfeld 17,106,510 „ —=100,0 „ 


Eine Vermehrung des Anbaues von Getreide | den ftetigen Klagen über bie Preiſe unverſtändlich, 
und Hülſenfrüchten um 3.69 Proz. bleibt unter die der Hackfrüchte erklärt ſich beſonders durch 


672 


ben Zuderrübenbau, welcher nad 1883 wieber 
bedeutend zurüdgegangen iſt. Die Abnahme des | 
Futterbaues iſt nicht gerechtfertigt, Die der 


Das Bild der Bodenvertheilung überhaupt 


er 


Preußen. 


Brache recht erfreulich, zumal fie die Vermehrungen 
hauptſächlich bedingt hat. 


war das folgende: 


Aderland 17,106,510 ha, gegen 1878 116,558 ha mehr, — ha weniger, 
Gartenland 441,501 „ 7 ”„ 4 5 = 2 [7 
Wieſen 3,292,297 7 7 7) — 101,399 7 7 
Weiden-Hutung u. i. w. 3,918,720 7 7 " 6874 „ ” ER: 7 " 
Mald 8,146,160 „ F — — —4 51,941 „ * 
Sonſtiges 1,927,879 " " " 13,463 „ —— " — SE [7 —“ 
54,833,067 „ 155300 „0 5 1000, 


Im einzelnen waren angebaut von ben Hauptfrüchten: 








Weizen und Spelz 1,116,973 ha, mehr 71,069 ha, weniger — ha, 
Hoggen r D 4 [77 [7 —— 7 ff) 39,428 FA 
Geifte 93907, 5. 208, =. 
Hafer 2.456373 , „ a. 0n 9261 „ 
Erbſen 350,294 " " —— MM " 42,483 „ 
Buchweizen 200,610 „ u — ,„ ® 24,04 „ 
Bohnen 10138.» »„__—- » nu 6836 „ 
Kartoffeln 1,9W,221 „ „ 109,981 „ r — 5 
Zuckerrüben ‚609 [Z 7 136,437 ” " —— rn 
Raps u. !. w. 91,193 " 2 — ⸗ " 35,860 " 
Hopien 4426 ” 7 340 2 " = " 
anf 3700 ” " — [2 ” 247 ” 
— 76,257 " [2 NE: " ” 16,058 ” 
! ichorie 5400 208 2 3. 
Widen 121,244 7 " — 7 " 43,323 [7 
Klee 1,087,691 er " — " [7 80,505 7 
Zupinen 155,078 „ — 9, r 74,406 „ 
Don 1883 bis 1885 gab es in Weizen wenig Rübſen, 2067.9 Hopfen, 244885.8 —— 
von Lu⸗ 


Veränderung, iu Roggen wieder 11186 ha mehr, 
in Gerfte 3421 ha mehr, in Hafer 11823 ha 





66471633 Wiefenheu, 8591331 Heu 
zerne, Gipariette u. ſ. w, 1747418.4 Mobrs, 


mehr, in Erbſen, Bohnen und Buchweizen weniger, | Weiße, Stohlrüben, 2 831 186.6 Yutterrüben u. f. 1m. 
in Kartoffeln 6741 ha mehr, in Raps u. f. w. | Als Mittelernte, gelten in Tonnen: Winterweizen 
1977 ha weniger, in Hopfen etwas mehr, in;1474252.1, Winterroggen 5569 748.4, Sonmmer« 


Klee 22561 ha mehr u. j. w.; für 1886 find 
— 

eizen, Spelz, Einkorn 1107277 ha, Roggen 
4433098 ha, Gerite 935612 ha, Hafer 
2482300 ha, Yuchmweizen 196 400, Erbien, Boh— 
nen, Widen, Luzerne 774744 ha, Kartoffeln 
1995051 ha, Rübengewächſe ohne Zuderrüben 
439925 ha, Raps u. ſ. w. 88274 ha, Hopfen 
4527 ha, Klee 1165 007 ha, Luzerne, Eſparſette 
u. f. w. 441275 ha, anbererjeit3 für Wiefen | 
3293694 ha, für Wald 8170937 ha, Weide 
u. ſ. w. 1895410 ha, u. ſ. w. 


Die Ernte für 1856 wirb angegeben in | 
Tonnen zu: 

1489 650.4 Weizen, Spelz, Eintorn, 42 925 148 
Bongen, 1145 101.3 Gerfte, 288 110.8 Hafer, 
242 213.2 Erbfen, 144 839.5 Nderbohnen, 90 259.3 
Widen, 115 957.7 Buchweizen, 100 185.0 Lupinen, 
16245142.2 Sartoffen, 701.1 Raps und 





gerite 1241 629.2, Safer 3382 700.5, 
452263.7, Aderbohnen 143001.1, Widen 1432699, 
Buchweizen 215 418.4, Qupinen 214663.5, ar 
toffeln 19 661 968.5, Winterraps 147 594,9, L 
2781.6, Stleeheu 4226 181.1 und er 
10 704 380.1. + 
Im Jahre 1885 gab es Spelz und Emmer 
25021, Sommerroggen 5569670, e 
3719770, Futterrüben 27517499, 


277029, Weißrüben 6633162, So 


877163, Sommerraps 2125, Samenflee 


Samenluzerne 247 380.5, Samenefparfette 95, 
Klee 2654828.3, Futter fonit 5831852 5 
Wein 217252 hi, im Jahre 1883 und 1884 Br 
zerne 230 470.2 und 248 121.5 Efparjette 83 499,8 
bis 94325.9, jonftiges Futter 39439.5 
585 637.2, Wein 323273 unb 399546 hl. 


Die Ernten von 1881 bis 1885 waren 
Tonnen: * 


in 


Preußen. 


673 


[ Stroh: 
Winterweizen 1,029,429 (1880) bis 1,333,144 (1885) Körner u. 1,784,113 (1881) bis 2,274,621 (1882) 











Winterroggen 3,627,107 (1881) „ 4,298,555 —88 „ u. 6,804,569 (1881) „ 8,860,388 (1882) 
Sommergerfte 940,207 (1881) „ 1,035,389 (1885 ‚„ 1. 1,133,965 (1881) „ 1,280,046 (1834) 
Safer _ 2,231,732 (1881) „. 2,670,607 (1882) „ u. 2,920,464 (1883) „ 3,742,170 (1882) 
Getreide 7,828,475 9,337,695 12,643,111 16,157,225 

Kartoffeln 11,673,314 (1881) bis 16,785,754 (1885) 

Runkeln 2,423,723 (1881) „ 2,751,750 (1885) 

Winterraps 80,071 (1883) „ 120,502 (1882) 

Kleeheu 2,310,720 (1883) „ 2,773,657 (1884) 

Wieſenheu 6,101,124 (1883) „ 7,027,206 (1882) u. ſ. w. 


‚Bei Kartoffeln gab es im Jahre 1886 den ges | 
ringiten Pozentfag kranker Stollen jeit 1878, in | 
diefen Jahren war der Prozentiag 1.7 (1884) | 
bis 3.3 (1879), im Jahre 1886 aber nur 1.0. 


Unglüdsfälle Ernteſchäden gab es 
im Jahre 1886 in 55064 Grhebungsbezirken 
20 654, im Vorjahre 29097, davon durch Ele: 
mentar= und Witterungsereigniffe 16 314: 24708, 
durch jhädliche Thiere 2468:2 879, und darunter 
durch Mäufe 1053:1708, durch Pflanzenfrant: 
beiten 1870:1507, und darımter durch Mehlthau 
1373 : 1433. 


Ueber Hagelichaden 


liegt 
Statiftit von 1883 vor; 


eine genaue 


Prozent. Won 1883 bis 1885 blieben 63 Proz., 
oder 64171204 Mt. Schaden unentihädigt ; ver— 
fihert waren in den öftlichen — — mit 
überwiegendem Großgrundbeſitz 42.2 bis 51.7 


Prozent, in den weſtlichen Provinzen mit über— 
wiegendem Kleingrundbeſitz 6.7 bis 26.4 Proz. 


Brandſchäden find 1881 zuſammen 14623, 
1882 zuſammen 13467, 1883 zuſammen 16107 
in 19440 Beſitzungen feſtgeſtellt worden, 723 auf 
1 Million Bewohner. 


Obftbau. Hierüber liegen jest genauere Anz 
aben vor nad — — von Wolf 1881, 
ür 1878 bis 1880. Es gab 24483905 Obſt-— 


es gab 15209735 bäume in 54907 Gemeinden; in 24843 oder in 


Mart Schaden an Feldfrühten und 5967230145 Proz davon ift der Obftbau von Bedeutung. 


Mart = 39 Proz. wurden entihädigt, waren 
alfo verfichert, der Schaden betraf 324679 ha 
und 127979 darunter waren verjichert, im Jahre 
1884 699748 ha und 249929 darunter waren 
verfichert, 1885:797 181 ha und 290 727 darunter 


waren verfichert; der Schaden war 39096351 ME. | diejen Ziffern. 


und entichädigt wurden 11124521 Mt. — 8| 


Auf eine Gemeinde kamen durhichnittlic in Dit: 
preußen 261, in den Mheinlanden 2221 Obſt— 
bäume, auf 1000 Einwohner in Schleswig-Hol⸗ 
ftein 225, in Hohenzollern 3075 Bäume, im ben 
übrigen Provinzen gen die Zahlen zwiſchen 

Im Ginzelnen giebt es als 
Gegenfäße: 


Apfelbäume 94,037 in Schleöwig-Holftein und 1,580,700 im Rheinland, 
Birnbäume 36,807 „ z „647,670 „ " 
Pflaumenbäume 76,229 „ J 2397,198 in der Prov. Sachſen, 
Kirſchbäume 43,454 „ n n„  MM10 „ „ u P 
Wallnugbäume 530 in Dftpreußen z 143,324 im Rheinland, 
Edelkaſtanien 204 in Schleswig-dolftein „ 16,753 in Heſſen-Naſſau. 
Die Zahl der Bäume im Ganzen ift: 
Apfelbäume 6,161,384 = 35,17 %,, in Rheinland y. Schleswig-Holftein bis 39,5 9% der Obitb. 
Birnbäume 3,314,420 — 13,53 „ in Sobenzollern bis 21 %,, 
Bflaumenbäume 10,437,024 — 42,14 „ in Sadien bis 55 %,, 
Kirfhbäume 4,197,399 = 17,14 „ in Oftpreußen bis 49 %,, 
Wallnüffe 325,778 = 1383 „ in Rheinland bis 3,5% 
Edellaſtanien 47,830 = 0,90 „ in Weſtfalen und Heſſen-Naſſau bis über 0,5 %o. 
Die Erträge waren in den Jahren 1878: 1879: 1880: (in mtr.) 
Nepfel 976,331 765,694 247,224 
Birnen 221,635 332,185 58,395 
Pflaumen 653,619 363,310 145,467 
Kirſchen 269,305 171,297 32,525 
Edelkaſtanien 3928 590 653 
Wallnüſſe 25,868 14,572 5051 
Trauben zu Tafelgenuß 2900 Bi 217 
2,153,0856 1,649,664 039,532 


Landw. Konverf.-Lerllon. Spezial-Supplement. 


43 


674 Preußen. 


Viehftand. Die Zählung von 1883 ergab: 
Pferde unter 1 Jahr . . . 137,152 zu 21,963,113 ME. Werth, 


von 1—2 Zahr . . 138,70 zu 39,132,227 „ “ 

von 2-3 Jahr . . 124,421 zu 51155618 „  „ 

—* 8 yet —7 — 8924 — 13,060,005 „ z 

landwirthſchaftl. Pferde 1,514,168 zu R —— : 
MiitärPferde . . . 66,712 zu) OT. im Durchſchn. 502 ME. 


fonftige Pferde. . . 426,971 





’ im Durchſchn 465 Mt. 
Maulthier. 592 zu 130517 „ 
Gl een. 646 30 515,805. J 
zuſammen 2,424,176 zu 1125,014,730 „ — 
je 14,189,1%0 kg Gewidt, 
5 56,405,266 kg Gewidt, 
R 411,046,711 kg Gewidt, 


Rindvieh: Kälber unt. 6 Wod. 283,693 zu 8,080,619 
über 6Woden 570,873 zu  34,084,861 
Jungvieh » . . . 1,883,474 zu 257,901,233 
1 45,293) 
Bullen über 2 Jahre 119,784 zu 32,516,896 „ . 
Stiere, Odien . . 747,136 zu 207,901,233 „ „  +419,764,825 kg Gewidt, 
durchſchn. 484 ke, 
Kühe » » . . . 5,132,839 zu 1161,768,686 „ „  2012,274,066 kg Gewidt, 
durdichn. 226—392 kg, 
195 kg 


za 2 3 zz» 2 © 


zufammen 8,737,799 zu 1702,253,478 „ 
Schafe: Wollſchafe bis 1 Jahr 1,210,591 zu 10,738,509 „ 
über 1 Jahr +4,104,729 zu 62,028,156 „ 
Dered. Fleiſchſchafe bis 1%. 562,618 zu 7,880,673 „ 
j über 1%. 1,270,781 zu 28.075,65 „ 
Sonftige Schafe bis 1%. 1,662,804 zu 16,521,424 „ 
uber 13. 5,986,452 zu __97,043,216 „ rs, 
zufammen 14,747,975 zu 222,257,603 „ im Durchſchnitt 15 Mt. 
Schweine: bis 1 Jahr alt 4,510,786 zu 192,605,254 „ 
Zuchteber über 1 3. 514,052 zu 47,369,378 „ 
Zudtiauen „ 1% 798,59 zu 7146249 „ m 
zufanmen 5,818,732 zu 311,437,581 „ „ 156,042,103 kg Gewicht. 
im Durdidnitt 119 kg. 


Ziegen: 1,679,686 zu  25,354,927 „ u im Durdidn. 15 ME, 
Bienenftöde: 1,237,991, mit beweglihden Waben 178,957. 


Viehhaltende Haushaltungen gab es 3,125,062 (im Jahre 1873 zuf. 2,970,496). 


Ter Viehftand im Jahr 1573 war: 2,278,724 Pferde (Militär 78,538). 
934 Maulthiere, 
5744 Eſel, 
2,288,402 zufanmen. 
8,612,150 St. Rindvieh, 
19,624,758 Schafe (Merinos 8,160,189, Fleiſchſchafe verebelt 
1,827,914, halbveredelt und Landſchafe 
9,636,650). 
4,278,5381 Schweine, 
1,477,355 Ziegen, 
1,453,764 Bienenftöde, 


ss << 2 la 2a zz 23 2 


im Durdfchnitt 19 ME, 








In Bezug auf die Vichzuct find wefentliche | in Pommern, Kofel in Schlefien, Lindenan in 
Beronderheiten nicht zu verzeichnen, jo daß auf Sachſen, Trewenthal in Echletwig-Holftein, Celle 
die Hanptartitel über Pferdes, Rindvieh-, Echaf: | in Fe Warendorf in Weftfalen, Dillenburg 
zucht 2c. verwiejen werden Tann. in Heſſen-Naſſau, Widrath in der Rheinprovinz, 

Von Landgeftüten giebt es jegt 16: Naftens | zufammen im Jahre 1885 mit 2256 Sanbbet älern, 
burg, Gubwallen und Infterburg in Litthauen, welche 120 237 Etuten dedten; davon blieben 
Marienwerber in Wejtpreußen, Friedr.:Wilhelms« 37 815 güft, 82422 wurden tragenb unb verwor⸗ 
Geſtüt zu Neuftadt a. D. in Brandenburg, Labes fen haben 6408, Fohlen gab es im Jahre 1886, 


Preußen. 675 


davon 71356 (35767 weibl.) lebend zur Welt, | Arbenner, Belgier, Dänen, Brabanter x.) Voll⸗ 
32 auf 1 Hengit (54 Stuten, 37 befrucdtet). | bIuthengfte gab es 70, rein engliiche 69, anglo— 
(nude 1886 waren Beichäler vorhanden 2289 auf | arabiihe 5, rein arabiidhe 1. Sn ben Provinzen 
800 Stationen. Davon waren 299 1. Hl. (leichter | mit Ausnahme von Dftpreußen, welches feine 
Neitichlag), 996 2. Kl. (ftarker Reit- und leichter | Körorbnung hat, wurben 2507 Hengfte vorgeftellt 
Wagenihlag), 960 3. KL. (ſtarker Wagenſchlag), und 159 gefört. Ueber die Hauptgeftüte 
234 gemiichte Nacen, als Percherons, Clydesdaler, | fiehe die früheren Mittheilungen: 


yorftwirtbihaft und Jagd. 
Im Jahr 1883 gab es: 59,449 ha Sronmwald, 
2,409,739 „ Staatswalb, 
„ Gemeindewald, 
„ Stiftungswald, 
4,374,438 „ Privatwald, 
23 „Genoſſenſchaftswald, 
zuſammen. 


8,146,163 


Dieſe brachten durchſchnittlich %,5 Mil. cbm Holzertrag (11 Stab: und Reisholz) und 
205 ME, pro ha. Gelegentlih der Berhandlungen im Neichstage über die Holzzölle wurde 
angegeben für den Staatswald: 


1877 als Einnahme 53,69 Mill. ME., als Reinertrag 22,42 Mill. ME. und nad Lehr 23,56 Mill. Mt. 
1878 51,1 21,22 22,36 





* ” Ol, ” " " ” ” " ” * " r ” * 
1879 ” ” 49,51 * * ” „ 20,63 * * " * ” 21 ‚77 * 
1 8380 " * 53,80 * " ” ” 24,64 ” * " ” * 25,33 ” " 
1 881 ” " 54,94 ” * * ” 25,53 " ” ” " ” 26, 29 ” * 


Nach dem Bericht über die Staatsforſten 1880/81 | Gemeinden oder Privaten und Staat, wovon 
gab es 2,649,892 ha unter Staatsforftverwaltung | 2,374,034ha zur Holzzucht beitimmt und 275,853ha 
einfhließlih 6865 ha in gemijhtem Befig don | davon ausgeichlojien waren, und zwar: 


1,407,805 ha = 1 Prozent Kiefern⸗Hochwald, 





387,179 „ = 17, „Buchenwald, 
274,416 = 12,0 Fichtenwald, 
126,173 = 55 . Eipenwald 


86,582 „ = 38 „ Erlen und Birken, 
53,774 „ Nieberwald, 
26,349 „ Mittelwalb, 
11,761 „ Blänterwalb. 


Auszummgen pro°ha waren 2,26 fm Efontrols| 2,2 Proz. jährlich zugenommen, die Nugholzaus- 
fähiges und 0,78 fm nichtlontrolfähiges Material; | beute von 19,3:29,0 Broz., der Erlös aus Hola 
ber Gefammtabnugungsjag hatte von 1875 an nur | war 100:127 und ber Reinertrag war 100:130. 


Angelauft wurben von 1867 :1881 zuſ. 38,329.450 ha zu 7,292,072 ME., pro ha durchſchn. 
durch Tauſch erworben 28,711.104 190,74 Mt. 


” 


67,040.554 „ 
verfauft 20,905.017 „ zu 9,087,913 Mt., pro ha’burdfdn. 
bleibt 46,135.537 „ Zumads, 434.72 Mt. 


vertauſcht 10.389 „ 


bleibt 46,124.638 „ 
durch Ablöfungen 22,873.460 „ 


bleibt 23,251.178 „ 


In der Denkſchrift vom Oberförfter Dr. Dandel- —5* in ———————— und 40 Proz. in 
mann wurde ber Reinertrag zu 9,77 ME. für den | Heflen-Naflau. Die Waldfläche im Ganzen ift 
ha und zu 2,56 Mk. für den fm angegeben, vom | in den legten Jahren durch Aufforftung Neu- 
Abg. Ridert aber für 1882 pro ha zu 11,00 ME. | anlage bedeutend vermehrt worden. 
berechnet. Zur Jagd wird in Donner, „Die forftlichen 
Der Gefammtbeftand des Landes wird re Verbältniffe Preußens“, 2. Aufl. 1881/82, als 
33,69 Proz. Laubholz, 54,8 Proz. Kiefernholz, | Wildbeitand in Stüd angegeben: 149 Elche, 19,014 
11,51 Bros. fonitiges Nadelholz angegeben ; die | Rothwild, 7626 Damtild, 56,844 Rehwild, 3134 
Gegeniäge in Waldbeitand find 6,4 Proz. der | Schwarzwild, 768 Auerwild, 3059 Birkwilb, 1886 
43% 





676 


Hafelwild, 2430 Fafanen für das kgl. Forftareal; | 
im V. Jahrg. der Jahrb. für amtliche Statiftif 
des preuß. Staates findet ſich die Schägung mit | 
58,400 Roth:, 23,400 Dam, 174,500 Reb:, 9600 | 
Schwarz-, 2400 Auerwild und 149 Elche. | 

Nah dem Ergebnik der fiskaliſchen Jagd be: 
rechnet fich die Wildpretausbeute zu 5,420,618 kg, | 
pro Kopf 0,2 kg, und zu 5,771,853 Mt., mit 
den Häuten u. j. mw. zu 6,470,502 Mt. Erlös. 

Für 1. April 1385 bis 31. März 1886 wird 
das Ergebniß der Jagd angegeben mit Haarwild: 
14,986 Stüd Rotwild, 8586 Stück Damwild, 
109,702 Stüd NRehwild, 9391 Schwarzwild, 
2,373,499 Hafen, 314,116 Füchſe, 5098 Dadjie, 
4102 Fiſchottern, 626 Wildfagen, 5614 Baum: 
marbder, 5340 Steinmarder, 27,149 Jltiffe, 23,593 
Wieſel, 592 Seehunde; an Federwild: 397 Stüd 
NAuerwild, 6036 Std. Birfwild, 2252 Std. Hajel- 
wild, 2,521,868 Rebhühner, 102,839 Wadıteln, 
139,628 Faſanen, 818 Trappen, 41,2% Wald: | 
ſchnepfen, 277 wilde Schwäne, 3425 wilde Gänſe, 
270,071 wilde Enten, 52,011 Betajfinen, 1,295,702 | 
Drofjeln, 16,400 Reiher, 120,103 Raubvögel. 
Unter legteren find 158 Stein-, Schrei: und 
Goldadler, 34 Seeadler, 50 Fiſch- und Flußadler, 
192 Uhus und 349 ſonſtige Eulen hervorzuheben. 
Bon den jeltenen Wildarten wurden ferner ein 
in einen Tiergarten gehegter Auerochs in Ober: 
fchlefien, 9 Stück Elchwild in —— 4Wölfe 
(je einer in Oſtpreußen und Brandenburg und 
2 in Rheinland), ſowie 17 Biber in der Provinz 
Sadjien getödtet. Bei Berechnung des Wertes 
desjenigen Vollseinlommens, das aus der Jagd 
fließt, wurden die für die einzelnen Regierungs: | 
bezirfe in der amtlihen Wilbtare feitgejegten | 
Preife zu Grunde gelegt. Darnady wurde ber 
Gejammtwert des in dem Berichtsjahre erlegten 
Wildes auf 11,824,096 Mi. ermittelt, wovon 
8,750,783 ME. auf Haarwild und 3,073,313 Mt. 
auf Federwild entfielen. (Hafen 5,209,310, Feld: 
hühner 1,940,871 Mt.) 

Die Soll-Ginnahme der adminiftrativen Jagden | 
war für 1881/82 zu 167,634 ME. und 164,930 ME. | 


Preußen — 








Reichslande. 


——— die Ausgabe zu 37,243 Mk. und 
27,103 ME. Pachtgeld, die Mehreinnahme alio 
u 268,218 ME. angegeben worden. Da ala Ge: 
— —————— der Jagden 6,470,502 ME. Erlös 
berechnet wird, jo entfällt auf 1 ha Landesfläche 
etwas über 0,18 Mar. 

Im Bezirk des Klg. Hof-Jagdamtes find 1886/87 
erlegt worden: 219 Hiriche, 410 Spießer und 
Wild, 366 Stüc grobes, 333 geringes Schwarz: 
wild, 734 Stüd Damwild, 36 Rehe, 1007 
Zenich, 2872 Hajen, 1840 Rebhühner, 605 Std. 

änje, Enten, Scnepfen, 278 Reiher u. ſ. m., 
232 Füchſe, 42 Marder, 123 Jltiffe, 203 Wieſel, 
678 Naubvögel, 1244 Std. verichiedenes Wild. 

Die Ausgabe von Jagdkarten war 1870771 
— %,372 Stüd und in hetiger Vermehrung im 
Jahre 1885/1886 zufammen 173,920 Stüd. 

Literatur: „Die Ergebniffe der preuß. Land: 
wirthſchaft in dem Jahre 1884“, von E. Marcard, 
Berlin. „Preußens Landw. — im Jahre 
1881/83”. Bericht an Se. Mai. den Kaiſer und 
König 1385. „Jahresbericht über den Zuſtand 
der Landiw. Kultur in der Provinz Weftfalen“, 
Minfter 1885. „Viehftands=Lerifon f. das König— 
reih Preußen“, Berlin 18854. Maitzen, „Der 
Boden und die landw. Verhältniffe des preußi: 
ihen Staates”, 2. Nuflage, Berlin 1881. 
P. Ellerholz, „Handbud des Grundbefiges 
im Deutſchen Reiche, Theil I Das Königreich 
Preußen, 2. Auflage, Berlin 1885. M. Joiſt, 
„Die Landwirtbihaft in der Eiffel unter bejon: 
derer Berüdjihtigung der Kreiſe Malmedy und 
Montjoie“, Nahen 1885. 


Pulverifator ij. Gartenbau 
räthe und Maſchinen. 


Rapsarten j. Handelsöpflanzen. 
Reblaus ſ. Weinbau und Ungeziefer. 


Neihslande, Elfah und Lothringen; reiche: 
unmittelbare Land. Statthalter Klodwig Fürft 
v. Hohenlohe: Schillingsfürft, Prinz dv. Ralibot 
und Korvey. 


und Ge: 


Größe und Bevölkerung (1885, 1. Dez.). 


Oberelſaß 3508.59 qkm, 462,550 Einw. (238,527 wbl.) — 131,8 auf i qkm, 

Untereljaß 4778.69 „ 612,078 „ (312,622 wbl.) — 181 „ 1 „ 

Lothringen 6214 „ 489,726 „ (24,938 mil) — 787. 1. 
zufammen 14,50942 „ 1,564,354 „ (793,087 wbl.) — 1078 „ 1 „ 


Größere Städte: Straßburg 111,987, Mülz 
hauſen 69,760, Met 54,072, Kolmar 26,537: 
Hagenau 13,469, Gebweiler 12,388, Martird) 
11,407, Sargemünd 10,719 Einwohner. Religion 
(1885): Katholiken 1,210,297, Broteftanten 312,941, 
fonftige Chriſten 3799, Jiraeliten 36,876, Sonitige 
442. Nationalität. Ausländer 43,829: Franzofen 


20,319, Schweizer 9797, Luremburger 7847, 
Staliener 1821, Defterreiher und Ungarn 1323, 
Belgier 1425, Ruffen 472, Niederländer 145, Ing: 
länder 164, Spanier und Portugieſen 60, Schweden 
und Norweger 26, Dänen 21, Liechtenffeiner 19, 
Türken und Griechen 7, Rumänier 4, Amerifaner 
374, Afritaner 3, Aſiaten 6, Auftralier 1. 


Die Bevölkerung zeigte in ben Jahren 1875: 1880 : 1885 ; 
Gliaß-Lothringer 93,76%, 90,51%, 87,50 9, 
deutfche Einwanderer 456 „ 733 „ 970 „ 
(69,941) (114,797) (151,755, aus Preußen 80,641) 
Ausländer 2,26 %,, 2,16 0, 2830 90, 
(34581) (33,348) (43,829) 


Reichslande. 


Von 1880: 1885 gab es 49,254 Eingeborene 
weniger, 36,958 eingewanderte Deutſche mehr, 
—— 12,296 Köpfe weniger. Die Abnahme 
m Ganzen iit 1315 Köpfe, der lleberihuß der 
fonftigen Bevölkerung war aljo 10,981 Köpfe. 

Die yabı der Gemeinden tft 1699, die ber 
Städte darunter 99 und davon haben die 8 größten 
—— 310,272 Bewohner oder faſt !/; des 

anzen (Straßburg 111,987, Mülhaufen 69,759, 
Mer 54,072, Colmar 26,537, Hagenau 13,409, 
Gebweiler 12,388, Markirch 11,407, Saargemünd 
10,713). Ten Beruf nad famen 41,88%, auf 
Land: und Foritwirthidjaft, 36,64%, auf Induftrie 
und Gewerbe (Terxtilinduftrie 8,29%), 9,26%, auf 

ndel und Verkehr, 1,08%, auf häusliche Dienite, 

obhnarbeit u. ſ. w., 6,77%, auf freie Berufs: 
arten, 4,37%, auf Perfonen ohne Beruf. Es giebt 
361,460 Haushaltungen, 268,652 bewohnte und 
10,292 unbewohnte Gebäude. 

Die Medizinalitatiftil zeigt: 1637 Taub— 
ftumme, 1309 Blinde 3474 Geiſteskranke (132 zu: 
aleih taubfitumm, 15 blind, 3 blind und taub— 
ſtumm), 460 Nerzte; 215 Ya pe daben ſich feit 
1871 niedergelaſſen, die Zahl der Kantonalärzte 
iſt 44, die der Miliärärzte 75, Officiers de sante 
iebt e8 37, Kreisthierärzte in allen reifen. 

bgeſehen von den vielen Sranfenhäuiern hat man 
2 Bezirkö-Irrenanftalten, 3 Anjtalten für Taub— 
ftumme, 1 für Blinde u. |. w. 

Die Kriminalſtatiſtik zeigt: 
4723 im Sabre 1577, 6112 im Jahre 1878, 
7324 im Sabre 1879, 7526 im Jahre 1880, 
7983 im Jahre 1881 und 6828 im Jahre 1882, 
alſo ebenfalls Nüdgang; es giebt 2 Landes: und 
6 Bezirks: Gefängnifie, 11 Erziehungs- und 
Beflerungs:Auftalten und 1 Landesarbeitshaus. 

Behörden:-Organijation. Statthalter; 
Bundesrath; Staatsrath; Landesausſchuß; Minis 
fterium mit Staatsiefretär und Abtheilung für 
Inneres, Juſtiz und Kultus, Finanzen, Yand: 
wirtbihaft und Domänen. (Unterftaatsietretär, 
Neferenten und ftändige Hilfsarbeiter.) Das kaiſer— 
liche Geftüt in Straßburg. Die Foritverwaltung. 
Bezirkspräfidenten für Unter- und Oberelſa 
in Straßburg und in Colmar und für Lothringen 
in Meg. 20 Hreiädireltionen, Landkreiſe oder 
Kantone, 2 felbitftändige Stadtbezirke; Bezirks— 
und Sreistage. Verwaltung ber Zölle und in: 
bireften Steuern; 6 Hauptzoll-,, 5 Haupiſteuer— 
ämter, 87 Enregiſtrements- und Ginnahmeitellen ; 
11 Hypothekenämter, Kataſter-Kommiſſion direkt 
unter dem Minifterium. Reichsgericht in Leipzig, 
DOberlandesgeriht in Colmar, Landgeridhte in 
Colmar, Mes, Mülhausen, Saargemünd, Straß— 
burg und Zabern, 73 Amtögerihte, 5 Gewerbe: 
erihte. 3 Handelsfanımern. Gen.-Direktion der 

eichſseiſenbahnen in Straßburg. Für Katholiken: 
Dilwöfe in Straßburg und Meg, Koadjutor, 
1637 vom Staate befoldete Stellen, 114 Pfarrer, 
1192 Hiliepfarrer, 331 Vilare; für Proteftanten 
das Direftorium der Kirhe Augsburger Konfeſſion 
in Straßburg, 5 Konfiftorien tür Reformirte, für 


als Beitrafte 


” 


677 


Jsraeliten das Konfiftorium für Israeliten und 
3 Konfiftorien. 

Unterricht. Die kaiſerl. Univerfität in Straß 
burg mit 400,000 Mi. Reichs: und 870,660 ME. 
Staatszufhuß, über 100 Dozenten und an 1000 
Studenten; 2 Priefterjeminare für Katholiken ; 
1 Rabbinatäfchule, zahlreiche geiftlih-philofophifche 
Seminarien; Oberſchulrath für alle Anftalten 
außer der Univerjität und der landwirthichaftlichen 
und gewerblihen Fachſchule; 10 Gymnaſien und 
Lyzeen, 3 Pros, 2 Real- und 4 Realprogymnafien, 
1 Gewerbeichule, 8 Neal: und 1 Lateimfchule, 
6 Lehrer= und 3 Lehrerinnen-Seminarien, 4 Prä⸗ 
paranbenanftalten, 16 Höhere Töchterfchulen. Als 
Privatanjtalten 1 proteftantiihes Gymnaſium und 
1 höhere fatholiihe Schule in Straßburg; viele 
ſonſtige Inftitute. Schulräthe, Bezirks-Unterrichts⸗ 
räthe, geiftlihe Schulbrüber und Schulichweitern, 
6 Lehrer: und 3 Lehrerinnen-Seminarien, 4 Präs 
parandenanitalten, 2632 katholiſche, 3791 evan—⸗ 
geliſche, 819 israelitiiche Volksſchulen, 290 welt⸗ 
liche, 612 geiftliche Lehrkräfte; Schullaften theils 
vom Staate, theild von der Gemeinde getragen. 
ed era he Mittelichule in Rufach, 

erſuchsſtation daſelbſt, kaiſerl. Obft: und Garten 
bauschule zu Brumath, technische Winterfchule für 
Meliorationsweſen in Straßburg, Sin tan alt 
in Hüningen; 3 Hulturingenieure als Wieſenbau—⸗ 
Tr ne zahlreiche Wiejenbaus 
meiiter. 


Landwirthſchaftliches Vereinsweſen. 
Bezirksvereine mit Gen.-Sekretären in Straßbu 
und Golmar, reis: und Kantonal-Vereine un 
befondere Vereine. Im Unter-Elſaß als Kreis— 
verein: Hagenau mit Stantonalverein, Weißenburg, 
ZJabern mit 6, Gritein mit 4, Straßburg Stabt, 
Straßburg Land mit 4, Molsheim mit 4, Schlett- 
ftadt mit 4 Santonals:Bereinen ; die Gartenbaus 
Geſellſchaft für Unter-Elſaß, die Gefellichaft für 
Beförderung der Wiflenichaften, des Aderbaues 
und der fünfte. Im Ober-Elſaß: als Sreis- 
vereine Alttirh, Colmar mit 4, Mülhaujen mit 4, 
Gebweiler mit 4, Thann mit 4, Nappolbsweiler 
mit + Santonalvereinen und dem Bienenzucht⸗ 
Verein für Elfaß-Lothringen, Vorſ. zu Weißen 
burg; die Freie Ader: und Weinbau-Geſellſchaft 
zu Rappoldaweiler. In Lothringen die Kreisvereine 
Saarburg, Bolden, Chateau:Salins, Diedenhofen, 
Worbad), Mes, Saargemünd und Yeutz (Bauern: 
Kafino). Für das ganze Gebiet; Der Verein für 
Pienen=}., der Zentral» Seidenbauverein für Elſaß⸗ 
Lothringen (Mülhaufen), der Verein für — 
und Vogelzucht (Straßburg), der Elſäßer gan ⸗ 
Verein (daf.), der Fiſcherei⸗Verein in * die 
Geſellſchaft für Wiſſenſchaft, Landwirthſchaft und 
Künſte in Straßburg. 


Finanzweſen. Haushaltsplan für 1887/88, 
Ordentlicher Etat: Einnahmen (brutto) 40,131,931 
Mar!, Ausgaben 37,423,162 Dit. fortiaufend und 
1,662,033 einmalig. Außerordentlicher Etat: gr 
nahmen 984,301 ME, Ausgaben 2,026,000 Mt., 
Staatsihulden 800,505 ME. in 3%, Renten. 





678 


Imordentlichen Etat bilden die Haupteinnahmen: 
Ueberfhuß der Tabakmanufaktur 500,000 Mi., 
rg 5,514,000 Mt., Zölle, indirefte 
vern u. Enregiftrement 20,217,574 ME., direkte 
Steuern 11,026,483 Mt. ; die Ausgaben find in 
Mark für: Statthalter, Staatörath, Bundesrath, 
Landesausſchuß und Minifterium 1,489,065 (und 
8000), Unterricht, Wiflenichaft und Kunſt 4,490,871 
(und 509,973), innere Verwaltung, WBolizei, 
Befferungs » Anjtalten 3,448,260 (und 60,000), 
uftiz 2,843,060 (und 138,200), Kultus 3,003,890 
(und 152,750), Finanzen und Domänen 18,481,337 
und 214,300), Gewerbe, Landwirtbichaft und 


öffentliche Arbeiten 3,671,079 (und 578,810). Die 


ahfen in Klammern bedeuten die einmaligen 
rwendungen. Aktien-Geſellſchaft für Boden— 
und Kommunal-Kredit, viele Banken, zahlreiche 
Raiffeifeniche Darlehnskaſſen, 45 Sparkaſſen und 
ilialen (108,797 Ginleger, 35 Millionen Mi. 


uthaben). Reichsbanthauptitelle und Bantitellen | 


in Mülhaufen und Meg, 3 Berficherungs-Ge: 
fellihaften u. ſ. w. 


Berabau. (1834). 2 DBergvereine. Berg: 
werke 297, Salzquellen 7. Gifenerze 1,909,381 t, 
2667 Arbeiter, 2Hochöfen in®etrieb, 3013 Arbeiter, 
410,317 t Roheiſen, 31,869 t Eiſengußwaaren von 
45 Werfen, 167,511 t Schweißeijen von 12 Werten, 
36,757 t Flußeiien von 3 Werten ; 594,597 t Stein 


Reichslande. 


Braunfohlen, 3949 t Asphaltkalk, 2419 t Vitriol: 

und Alaunerze, 1193t erdölhaltigen Sand, 44,337t 
| Siedeſalz von 8 Salinen. Steinjalzwerk bei Dieuze 
ohne Betrieb; 1114 Steinbrüche. 


Ueber Induftrie ſ. das Hauptwerk, Bd. VI, 
über Brennerei und Brauerei. dieje Artikel, 
über Handel und Militär ſ. Deutjches Reid. 


VBerkehrsweſen: Wafferflähen 18,714 ha 
— 1,29%, der Fläche. Im Elſaß 1298 Wafferläufe 
' =527,0km mit 1325 Triebwerfen zu 22,340 Pferde⸗ 
‚kraft Nusgeffeft in Bewegung. Rhein 181,14 km 
als Grenze mit 4 feiten und 11 Sciffbrüden, 
SU 205 km und 81,5 km jdiffbar, zahlreiche 
Fabriken und Nebenflüffe; Saar 43,6 km, jhiffbar; 
Moſel 80,2 km, 582 Triebwerte, 3507 Pferdefraft. 
‚433 km Stanäle. 7 Waſſerbaubezirke. Vergl. das 
Hauptwerk. 


Reichseiſenbahn 1216,97 km; Pachtſtrecken 
178,49 kn, zuſammen 1395,46 km, Stationen 235, 
Beamte 4592, Bauäbtheilungen 8, Betriebs- In: 
ipektionen 6, Verkehrs-Inſpektionen7, — — 
Inſpektionen 1, Obermaſchinenmeiſterei 1; Tele: 
—— 1380 km, Drabtlänge 4515 km, 

77 Poſt-, 418 Telegraphens, zahlreiche Fernſprech— 
Anſtalten. 11,385 km Straßen aller Art, 1170 km 





Staats-, 710 km Bezirks-, 5902 km Kreis- oder 
Vizinal-Straßen x. Wenige Stilometer Sekundär— 





£ohlen von 2 Werfen mit 3211 Arbeitern, 3206 t | bahnen; verſchiedene Straßendampfbahnen. 
Landwirthſchaft. 1) VBodenvertheilung. Es gab 2 
1878; 1883: 

Ader: und Gartenland 687,296 ha — 47,38 Proz. = 47,75 Proz. 

Wiejen 176.176 „ = RU „ = 1227 „ 

Weiden und Dedland 54308 „ = 35 „ = 315 „ 

Weinland 2408 „ =: 23 „ = 339 „ 

Wald 443,864 „ = 3059 „ = 3059 

Straßen, Wege, Pläge 223,.= 202 „ =) 39 

Gewäſſer 13,714 „= 19 „ =)" ” 

Haus: und Hofräume 85. = 00 — 0808 
1,450,942 „ =1WW „ -1W0 „ 


Bon Ader: und Gartenland kamen auf Getreide und Hülſenfrüchte 59,4% (faft halb Weizen) 


Hackfrüchte und Gemüſe 18,7: ; 
Dandelöpflanzen an. 
Futterpflanzen 105 „ 
Aderweide und Brache 62 „ 
Weinberge Es 
> 100,00 „ 


Der Weizenertrag it 217,600 t, der der Kar- 32,408.91 ha, im Anbau davon waren 30,084. 89 ha, 


toffeln 709,700 t. 

Gartenland giebt es 18,700 ha, Oeljaat 5300 ha, 
Flachs 400 ha, Hanf 2700 ha, Hopfen 4700 ha, Tabaf 
2800 ha, (1881 nur 2534 ha mit 4931.65 t Ertrag 
1884/85 nur 2432 ha) und 4493 ha Hopfen zu 
4235.35 t Ertrag. Die Zahl der Weinberge war 


bebaut von 90,543 Weingärtnern, welche im 
Durchſchnitt 1,5 Mill. hi Wein gewinnen. 1884 
gab es 30,625 ha Weinland mit 1.05 Mill. hi, 
wovon 80,000 hl ausgeführt werden. Der Obit: 
‚bau ift jehr bedeutend. 


| 





Ton der landiw. Fläche kamen 5,0 %o auf Süter unter 1 ha, 


BIN. m „ bon 1—10 ha, 
BI. 5. „ bon 10—100 ha, 

— TB m „ Über 100 ha, 
100,0 „ 


Reihslande—Rentengüter. 


In vielen Gemeinden or ed gemeinjchaftliches 
Hemeindes und Privateigenthum. 

Der —— nach der Zählung von 1883 ift 
138,725 Pferde, 179 Maulthiere und Maulejel, 
1332 Ejel, 428,680 St. Rindvieh, 129,433 Schafe, 
322,431 Schweine, 53,604 Ziegen, 56,661 Bienen- 





679 


ftöde. Gellagt wirb über die Uebervortheilungen 
im Haufichandel, Im Ganzen bietet die Viehzucht 
nicht3 Bemerkenswerthes. 

ie Forſtwirthſchaft iſt fehr bedeutend. 
Im Jahre 1883 gab es 445,771 ha Wald und 
zwar 


3,85 „ im gemeinjamen Befig dv. Staat u. Gemeinden (8534 ha Staatlich, 


3654 „ Miteigenth.) 


44,51 „ Gemeindewald (von 1157 Gemeinden d. i. 68%, der Gejammtzahl), 


134,101 ha = 30,08 9, reinen Staatöwalb, 
1718 „ = 
198416 „ = 

22 „= 055. Inſtitutenwald, 
9,614 „ = 21,01 „ Vrivatwald 
45771, = 


Der Wald zerfällt in 254,163 ha Hochwald: 


Am Plänterbetrieb iind 50 9%, mit Tannen, 
20 %, mit Buchen, 179%, mit Kiefern, 7%, mit 
Fichten, 5%, mit Gichen, 1 %, mit fonitigem 
Laubholz. 

Die Oberforſtmeiſterei hat durchſchnittlich 
117,385 ha, die Forſtmeiſterei 29,346 ha, die 
Oberförfterei 5590 ha, der Schußbezirf 520 ha 
«im Gemeindebienit 407 ha). Seit 1871 wurden 
1320 ha neu aufgeforftet und 3411 ha gerodet; 
47,000 ha Debland find noch aufzuforften. Das 
Berjonal ift 1 Lande, 3 Ober:, 9 edge 
63 Oberföriter, 785 Hegemeijter, Förſter und 
Waldwärter. 

Die Jagd ift noch ſehr ergiebig; das neue 
Jagdgeſetz datirt von 1881; es giebt 81,947 ha 
abdminiitrative Jagden; die Staatäforiten brachten 
456 St. Roth-, 269 Dam, 10,509 Reh-, 1626 
Schwarz:, 475 Auer-, 1632 Hajelwild, 35,515 
Hafen, 2951 Faſanen u. ſ. mw. 

Bon 1876 bis 1882 wurden jährlih 45—94 
Wölfe, 9—124 Wildfagen, 1721—2610 Füchſe, 
514-1862 St. namen erlegt. Die Schuß: 
gelber find 9,6 ME. für einen erwachſenen Wolf, 


14,4 Mt. f. Wölfinnen, 4,8 ME. F. junge Wölfe, | 


Me. f. alte Wildichweine, 13 ME. j. 2—Bjäh- 


rige, 8 ME. f. Ueberlänfer, 3 ME. f. Friichlinge, | 


1 Mt. f. Ferkel. Seit 1873 ift die Zahl der 
erlegten Wölfe eine abnehmende, von 76 (1873) 
bis auf 20 (1883/84). 


Reisfutter, Futterbrot und WReärfuttermehl ij. 


Fuütterung. 


100,00 „ Wald, davon 80 %, unter Staatsaufſicht oder Staatsverwaltung. 


29,523 = 11,6%, Eichen, 
83,096 —= 32,3 „ Buchen, 

3365 = 1,5 „ fonitigen Zaubwald, 
42,976 = 17,0 „ Kiefern, 

605 = 233 „ Fichten und Lärden, 
86,559 = 34,0 „ Tannen, bei. Edeltannen, 


0,8 „ Blößen. 
151,155 ha Mittelmaldbetrieb, 
36,194 „ Niederwald: 21,622 gemiſcht, 8100 
Fihen:Schälwald, 4369 Kaftanien, 
321 Alazien, 1733 Weidenhäger, 
4259 „ ſonſtige Flächen, 


45,71 „ 


Rekord („Eintragung, Verzeihnung”) in Amtes 
rifa bei den Thieren ſ. dv. w. Leiitung, beſonders 
| bei Rennpferden die Zeit, in welder die Meile 
zurückgelegt wird. 
' MWentengüter. Nach miniiterieller Dentichrirt 
'in Preußen vom Jahre 1885 iollten zur Be— 
ſchaffung eines gefunden Werhältniffes in der 
' Befigvertheilung von Grund und Boden, bezw. 
zur Stärkung des Mittel und Kleinbeſitzes gegen 
das Uebergewicht des Großgrumbdbefiges Beſitzſtellen 
(auh aus den Domänen) ald Wentengüter bes 
ichafft, bezw. ſolche einzurichten beitrebt werden. 
Für die Moorfulturen im Weiten und die Ans 
jiedelungen im Diten (j. Koloniſation) find jolde 
ebenfalls vorgejehen worden. Nah der Denk: 
ſchrift fjollen unter R. ſolche landw. benutzte 
Grundſtücke, bei deren eigenthümlichem Erwerb 
der Käufer die Zahlung einer feſten Jahresgeld— 
rente vertragsmäßig übernimmt, verſtanden wer— 
den. Den Betheiligten ſoll geitattet fein, inner— 
halb der vom Geſetz gezogenen Schranken durch 
freie Vereinbarung dem jeweiligen Beſitzer gewiſſe 
| Einfhräntungen in der Verfügung über das Gut 
aufzuerlegen und unter Anderen auch die Unab— 
‚lösbarkeit der Rente als auch der dem Eigen— 
thümer auferlegten Verfügungsbeichränfung feſt— 
zufegen. Die näheren Bedingungen eines jolden 
Rechtsverhältniſſes find: 1) bei Ueberlaſſung eines 
ſolchen Nentengutes muß vorbehaltlich der nach— 
folgenden Bedingungen das volle Eigenthum über 
tragen werden; es "u fein getheiltes Figentbunt 











680 


wieder eingeführt werben, 2) bei der Ueberlaſſung 
bürfen mit Ausnahme fefter Geldrenten beftändige 
Abgaben und Leiftungen (NReallaften), nicht auf: 
erlegt werben. Den feften Geldrenten glei zu 
achten find diejenigen feften Abgaben an Körnern, 
welche nach dem Mjährigen unter ee 
88 20—25 des Ablöſungsgeſetzes vom 2. März | 
1850 ermittelten Marktpreis in Geld abzuführen 
find, 3) durch Vertrag fann die Unablöslichkeit 
der Rente feitgeiegt werben. Iſt eine vertrags— 
mäßige Beitimmung über die Ablösbarfeit der 
Rente nicht getroffen, fo gilt dieſelbe für unab- 
lösbar. Die eititellung des Ablöfungsbetrags | 
und der Kündigungsfriſt bleibt der vertrags— 
mäßigen Abmahung überlaffen. Für ben Fall, 





Einwohner : Neuß ältere Linie 55,904, 
davon weiblid: „ - F 28,597, 
auf 1 qkm: e * = 107, 


Hauptftadt Einm.: 
Finanzetat 1888. 
Einnahmen: 
Ausgaben: 845,732 . 
Staatsſchuld: 429,770 


Land- und forſtw. Hauptverein mit 
10 Zweigvereinen zu Rothenthal, Mohlsdorf, 
Wildetaube, Fraureuth, Schönbach, Zeulenroda, 
Criſpendorf, Remptendorf, Schönfeld und Gefl.: 
Zudt-Verein zu Greiz. 

Lehranſtalten fehlen. 
ee ber Land» und Forftw.| 
Vereine im Fürftentbum Land» und 

orſtw. Bezirksverein Gera, Schleiz, Zobenftein- 

bersdorf, Hohenleuben (für die Pflege Reichen: 
fels), Köjtrig, Juchhöh bei Hirichberg, Thimmen= 
dorf und Großagau, Gärtner-Berein zu Gera. 

Ader:, Wieſen-, Obſt- und Gartenbaufchule zu 
Köftrig (vormals Mittelſchule Nonneberg). 


Reverfion, ein in Züchterfreifen aus Frankreich 
entnommener Ausbrud für das Beſtreben der 
Kulturthiere zu den Urtypen ſich zuzückzubilden. 


Rindvichzudt. Für diefe find ſehr namhafte 
ortichritte in der Steigerung der Leiſtungs— 
fähigkeit der Nasen gemacht worden und zivar 
bis zu dem Grabe, daß man die früher ge: 
wohnten Vorftellungen über mande Ragen ganz | 
aufgeben muß. Wir find in wenigen Jahren an | 


845,732 ME., 


" ” 








17,288 (Greiz), 


Rentengüter—Rindviehzudt. 


baß der Rentenberedhtigte die Ablöjung ber 

Nente beanjpruct, darf — ein höherer Ab=- 

löfungsbetrag als der Wfache ber Rente nicht 
ige ebt werben. 


fe 
eſtorine⸗Bowick, von J. Helmde in Hannover 
u 1 ME. pro kg gleich 60 Kationen empfohlenes 
ppetit:, Reiz: und Verbauungsmittel für Vferbe, 
welches bis jest nicht von den Gefundheitsämtern 
und Verſuchsſtationen beanftandet worden ift. 
Reuß, ältere Linie, Fürſt Heinrich XXII, jeit 
8. Nov. 1859, bezw. 28. März 1867, und Wenß, 
lung re Linie, Fürft Heinrich XIV, feit 11. Juli 
1867. Unter Hinweis auf die ausführlichen 
Mitteilungen in Band VI des Hauptwerkes ift 
nur als neu anzugeben: 
Neuß jüngere Linie 110,598, 


„ ” ’ ’ 
< 


133,9, 
„ 34,152 (Gera). 
1,435,053 Mt., 
1,453,363 
1,455,566 „ 


Prairievieh Handelt, berartig verbeflert haben, 
daß fie im Milchertrag ihon mit dem durdichnitt- 
lihen Jahresertrag von 2400 1 rechnen, während 
bis jegt 3. B. in Sachſen nur höchſtens 1700 
und in Defterreich bieffeit3 nicht über 1000 1 
Milh für die Gejammtzahl der Kühe gerechnet 
worden war. Die frage: wer hat die befte 
Milchkuh? hat vor Hurzem erit die Farmer 
in der Union und die gefammte Prefle bort in 
volltommene Aufregung verjegt und den öffent: 
lihen Prüfungen über die Milcherträge wochen: 
lang vor= und nachher die allgemeine Aufmerk— 
ſamkeit zugemwendet. Die Ergebniffe haben auch 
für die europäifchen Landwirtbe die höchſte Be— 
deutung, für den Milchwirthihaftsbetrieb auf der 
einen und für den Verkauf von Zuchtvieh auf 
ber andern Seite. Die Amerifaner können bas 
Zudtmaterial aus Europa noch nicht entbehren 
und fie wenden fi an diejenigen Ragen, welche 
auf den Konkurrenzkämpfen ala die milchreichſten 
fich erwiefen haben. Der Kampf in der jüngften 
Zeit galt beionders dem Holländer Vieh 
undden Thierenponderftanalinjeln: 
Jersey- und Guernsey-fübsen Am 


’ " 


Zahlen gewöhnt worden, welche in Deutichland | berühmt gewordenen Wettlampf im Mai 1887 
noh vor 10 Jahren für Schwindel gehalten |in New-York waren betheiligt: 205 Jerseys, 66 
worden wären. Der Wettbewerb im Gebiete der | Guernseys, 33 Ayrshires, bis dahin in England 
Milchwirthſchaft (f. d.) hat dazu geführt, immer als beſtes Milchvieh befannt, holländiidher Ab: 
mehr die Erträge zu fteigern; jorgfame Zucht | kunft, aber Jahrhunderte lang inländiih fort: 
mit ftrenger Ausihließung aller zum beabfichtigten | gezüchtet, 65 Holländer, in den Ver. Staaten als 
Zweck nicht geeignet erjcheinenden Individuen, „Holſteins“ bezeichnet und verjchiedene „Swecps 
Stonfenuenz in — beſtimmter Ziele und stakes“, Thiere verſchiedener Ragen. Es gaben: 
e 


richtige Fütterung und Pflege der Thiere haben 
es bewirkt, „uB faſt in allen Yändern große Fort— 
ichritte zu verzeichnen find. 

Obenan ftehen die Amerifaner, welche in 
Folge des Ankaufs der vorzüglichſten Zuchtthiere 
in Europa den Werth ihres Rindviehs, jomweit es 
fih um wirkliches Zuchtvieh und nicht um bloßes | 





a) die Holländer „Lady Fay“ den höditen 
Mildhertrag = 29.86606 kg, 

b) die Holländer „Mechthilde“ den zweit- 
höchſten Mildhertrag = 29.016558 kg, 

c) die Holländer „Clotilde“ der dritthöchſten 
Milchertrag = 28.61869 kg; fie war fehr er- 


Rindviehzudt. 


müdet und aufgeregt und gab 3 Tage ipäter 
35.1112 kg. 

Für die Butter in 5 Pfd. Stüden erhielt Mr. 
Stevens für feine —— Heerde den erſten 
Preis, in den 30 Pfd. packageclass ben 2. und 
3, Preis. 

Der Hauptlampf galt der von einer Kuh an 
einem Tage gelieferten Butter, gemolfen und ge— 
buttert in Gegenwart und unter beionderer Auf: 
fit des Stomiteeds; das Intereſſe konzentrirte 
ih darum, wie die Holländer, „die Waſſer- und 
Mithrace*, ſich zu den wegen ihres Fettgehalts 
der Milch berühmten Jerieys jtellen würden, ein 
grage, welde alle amerifanijhen Farmer jei 

ochen in —— erhalten hatte, nachdem 
bekannt wurde, daß diesmal die Holländer auch 


r Islington 32.5 


681 


aber einzelne fehr milchreihe Thiere. Beſonders 
auffallend ift bei den Boigtländern ber Fett⸗ 
reihthbum der Milh. Nur der fundige und 
fleißige Züchter fehlt, den im dieſer Race verbor=- 
genen Schatz mu heben. 

En Vergleich der beften Jerſeykühe von To— 
ronto und von Jelington giebt, wie folgende Zu— 
fammenftellung zeigt, der englifhen Kuh einiges 
Uebergewicht. 


Milch Trockenmaſſe Fett 

Pfd. Proz. roz. Pfd. 

Toronto 22.5 16.15 6.46 1.455 
14.7 5.5 1.733- 


In beiden Fällen war weber bie Lebens-, noch 
die Laktationsdauer, in allen bier angeführten 


bazu zur Konkurrenz fommen würden. Das Er: nicht das Lebendgewidht angegeben; um wirklich 


gebniß war „Chlodilde* 1.113 kg, „Chlotilde IV“ 
0.922 kg, „Medıthilde*, gine Jeriey» und eine, 
Guerniey Kuh je 0.865 kg. Die Holländer | 
hatten auch hier gefiegt. Damit war für dort | 
bewieſen, daß die Hollander 
1. unter allen Rindviehracen 
Milderträge und 


die hödhiten 


2, 
Yuttererträge (beiter Qualität) geben, | 
was bisher ftetö bezweifelt worden war. 

Die Hanalinfelvieb: Züchter hatten fich mit dem 
Ergebniß nicht beruhigt und zu neuer Konkurrenz 
aufgefordert. 

Bemerft muß werben, daß die —— Kühe 
ſtark abgetrieben und ermüdet, die Jerſeys u. ſ. w. 
gut ausgeruht waren. 

Das amerilaniihe Hol. Heerdbuch weiſt ſchon 
28,000 Nummern uuf. Vgl. den Artikel Kanals 
injelvieh. 

Aus Anlaß der legten Ausitellung in Toronto 
bradıte die „Agric. Gaz.“ in Kauada, 1887, einen. 
Vergleich zwiihen engliihenu. kanadiſchen 
Milchkühen. 

Das beſte Ergebniß aller in Toronto ge— 
prüften Milchfühe war das von Harper's „Roſe 
of Koburg“ mit 57 Pd. (25.9 kg) Müd, ent⸗ 
baltend 13.93 Proz. Trodenmaiie und darin | 
4.352 Proz. entiprechend 1.611 Pfd. Fett. Die 
befte Kuh der legten Islington-⸗Schau in London | 





in den beiten Familien auch die höchſten 


maßgebende Vergleihe zu ermöglichen, dürfen 
diefe Angaben bei derartigen Prüfungen nie 
unterlaffen werben. 

Ueber ungewöhrlih hohe Milder- 
träge einzelner Thiere ift in den legten 
Jahren folgendes befannt geworden: 

In der „Yandw. Thierzudt” (1887, Seite 511) 
theilte Herr v. Below⸗Saleske die durch vierzehn 
tägiges Probemellen ermittelten Milcherträge einer 
jelbitgezogenen Vollblut » Wilftermarichfub mit. 
Die Kuh wurde 1876 geboren, falbte im April 
1878 zum erften Mal und gab bis Ende 1856 
im Ganzen 42,653 kg Mild, d. i. im Mittel 
der 8%, Jahre jährlih 4975 kg, und täglich 
13.36 kg. Der hödfte Ertrag war ber des 
Jahres 1885 mit 8003 kg, d, 1. auf jeden Tag 
des Jahres 21.9 kg. R 

Herr v. Witte in Falkenwalde b. Bärwalde 
berichtete von einer am 24. Januar 1885 ange: 
fauften Landkuh, welche bis zum 20. Mai 18557, 
alfo 835 Tage, ohne im dieſer Zeit zu falben, 
gemolten wurde und in diejer Zeit laut Probe— 
melfregiiter 10,100 1, im Durchſchnitt alſo täglich 
12.1 1 Milch gab. 

Das Lebendgewicht der betreffenden Kühe ift in 
beiden Fällen nicht angegeben. . 

Die Londoner „Agric. Gaz.“ enthält im Jahr» 
gange 1887 ©. 298,99, Angaben über Milder- 
träge und Fütterung von 37 in Wolika, Station 


(„Evans’ Beauty“) dagegen gab 48.6 Pfd. Milch | Prusfow, Ruſſ.-Polen, gehaltenen Angelner 
mit 13.4 Proz. Trodenmafje und 5.3 Proz. Fett, | Kühen. Eine diejer Kühe wurde im Herbite 1851 
d. i. 2.008 Pfd. Butterfett in 24 Stunden. Die | eingeführt, falbte bald nad ihrer Ankunft, dann 
Kanadierin war eine Devonkuh und 352 Tage in nie wieder, blieb trogdem bis zu ihrem (in der 
Milh, die Siegerin von Islington eine rothe zweiten Hälfte des Jahres 1886 oder Anfang 
Shorthornfuh und 200 Tage nad dem Kalben. | 1887 erfolgten) Verkaufe mildhend und ur bis 
Beide Kühe hielten sich alio fait die Waage; bes zum 1. Juli 1886, alſo in rund 4°, Jahren, 
merfenswerth iit in beiven Fallen, befonders aber nach eimazigem Nalben ununterbrochen im Ganzen 
für die Devonkuh, die hohe Yaktationsdauer. ‚15,523, im Mittel alfo jährlich 3268 und täglich 
Vor einigen Jahren war es auch eine Kuh der | 8.95 1 Mild. Das Lebendgewidt aller Thiere 
Devonrace, welche in Islington den erften Preis der ganzen Heerde lag zwiichen 425 und 525 kg. 
errang, obſchon die Devons nicht ald Milchvieh Herr d. Reden-Franzberg hatte im Jahre 1875 
gelten, ſondern hauptiählih Fir Zug und Maft die mit „Dorothea, einer 1867 für 360 Marf 
gezüchtet werden. Aehnlich ift es im Deutichland | gekauften Holländer Kuh, gewonnenen Ergebniſſe 
mit dem jenem mahe verwandten Woigtländer , befannt gemacht; im Jahre 1869 hatte dieje Kuh 
Viehſchlage. Hier wie dort jtegt Kraft- und gefalbt und unmittelbar darauf 36 1 täglich, dann 
Fleiihnugung obenait, Eier wie dort finden ſich 20, 17 und 13 1, im nächſten Jahre mad) dem— 


632 Rindviehzudt. 


Kalben 30, 20, 17 und 15 1 Milch gegeben; von holländiſchem Blut, durch einen Jahresertrag von 
da blieb der Milhfluß ununterbrochen, ohne daß | an 7000 1 allgemein das größte Aufiehen erregt; 
die Kuh wieder brünftig wurde; er ſank nur aus den berühmteiten er mit Holländern 
vorübergehend in Folge von gegebenen Reiz- | oder mit einfarbigem Grauvich der Schweiz 
mitteln, durch welche man auf die Brunft wirken | (Graubündtner, Allgäuer, Montafuner u- ſ. w.), 
mollte, auf 7 1 herab, jtieg aber dann wieder bis welche als die milchreichſten Racen gelten, kennt 
auf 17 1, welder Ertrag ſich mehrere Jahre lang ; man Erträge von ganzen Heerden bis zu 4800 1 
erhielt. In 8 Nugungsjahren hatte die 1875 | und jelbit bis 6000 1 von einzelnen Thieren, ein 
für 601.75 Mi. mit dem Gewichte von 854 kg | Ertrag von 7000 1 war aber noch nicht vorge— 
und dem Schlachtgewicht von 60 Proz. verkaufte kommen; jetzt ift dieje Leiftung fchon weit über: 
Kuh durchſchnittlich jährlih über 6000 1 und | troffen worden und haben die Holländer in 
in einzelnen Jahren über 7000 1 Milch ges | Amerika fogar Maijenertrag und hohen Fett: 
geben. ‚gehalt der Milch vereinigt gezeigt. Auf der von 
der „Deutihen Landw. Geſellſchaft“ veranitaltes 
Auf der erften internationalen Hamburger | ten eriten Ausftellung im Jahre 1837 in Frank— 
Ausftellung im Jahre 1863 hatte „Die Shwarze furt a. M. find mit Preiſen ausgezeichnet 
Jette des Grafen Pinto, eine fchlefiiche Land: | worden: 
fub, aber hervorgegangen aus Vermiſchung mit; 1. nad Menge der Milch 


Abtheilung a. Kühe über 450 kg Lebendgewidt, 
Katalog⸗Nr. Race der Kuh ” Lebendgewicht kg Letztes Halb Milchmenge pr. Tag kg Preis 








1017 Schwyzer 599,0 Ende 4. 87 22,95 IIL 
1025 Wilftermarich 553,1 12. 4. 87 22,95 II. 
1028 Shortorn-Dithmarſch 615,8 Mitte 3. 87 24,15 L 
Abtheilung b. Kühe unter 450 kg Lebendgewicht. 
1029 Ditfrieie 418,5 Mitte 4. 87 16,57 III. 
1031 Angler 389,4 8. 8. 87 19,03 II. 
1032 Angler 429,4 1. 4. 87 22,78 L 
2. nadı Menge des Butterfettes. | demjenigen Thiere zu geben, weldjes in der Trocken⸗ 


Maßgebend für die Beurtheilung war in erfter | jubitanz prozentiich mehr Fett aufmweift, oder im 
Linie die von jedem Thier durchichnittlich Für | früherer Phaſe der Laktation fteht, oder die größere 
jeden Tag ausgeichiedene abſolute Fettmenge in kg. | abjolute Menge von Milch gegeben hat, Su die 
In zweifelhaften Fällen wurden als weitere | fräftigere Stontitution zeigt. Dieſer Prüfung 
Momente für die Beurtheilung herangezogen: der | wurden unterzogen 3 Kühe der Schwyer, 2 ber 
prozentiiche Fettgehalt der Milchtrodenfubitanz, | Simmentyaler, 3 der Wilſtermarſch-Race, A der 
die Phaſe der Laktationsperiode, die während der | Shothorn-Dithmaricher Kreuzung, 4 der Angler 
drei Prüfungstage ausgeſchiedene Milchmenge und und 2 der Wefterwälder Nace. 

der Körperzuftand des Ihieres. Der Vorzug war | Preiſe erhielten: 














MEER" | 5 ° 2 . 
E$ 28,58 38 Gealtder | = 
a5 Race. Ss: ı EN | EN Mild. * 
= ı © So. io = 
25% RB 8/1858 |_m |Trod. 
* 15 J | 
an En reg — Fett. ſubſt. | — 
kg | kg | ke | % do) 
1011 Simmentbaler 652,0 19,42 | 0,739 | 3,806 | 13,052: TI. 
1014 dto. ‚59,6 | 19,68 | 0,705 | 3,582 | 12,288! III. 
1017 Schwyzer 599,0 22,95 0,734 3,108 12,030 ITI. 


1025 Wilitermarih  ,546,1' 22,25 10,759 3,411 11,585) II. 
1038 , Ehorthorn-Dithm. | 639,7 22,52 | 0,840 | 3,731 112,210 I. 


Auf der zweiten Hamburger Ausftellung im ftellung wurden aus ganzen Viehftämmen Erträge 
Jahre 1883 (verg!. Ausstellungen) hatten am bis über 4000 und an 45001 befannt. Seitdem 
meiſten Aufſehen die HFortichritte in der Zucht von : wurden dieſe Thiere ala „Mitchvieh per excellence* 
Vieh aus Angeln erregt; von dieler wegen |im Norden bezeichnet. Won 1863 bis 1883 hatte 
des größeren Fettgehaltes der Milch, der Genügſam- man großartige FFortichritte in der Nindviehzucht 
feit und der befleren Verwerthung ala Maitvieh | feititellen können, obſchon die Ausftellung im 
ſehr beliebten Nace hatte man die höchften Erträge | Jahre 1883 nur eine unvolltommene geblieben war. 
bis dahin mit 2800 1 angegeben, auf der Aus: | Bewundert wurden die Holländer, für welche auch 


Rindviehzucht. 


zum erſtenmal in Deutſchland Vreiſe gefordert 
und bezahlt worden find, an welche bis dahin 
nicht zu denken war — Bullen bis 6000 ME. und 
darüber. Sehr hervorragend waren die am zahl: 
reichften vertreten gemweienen Oldenburger 
als Thiere von jehr grobe Ausgeglichenheit mit 
hohem Milchertrag und guten Formen, eine Folge 
. der Einheitlichkeit und Strenge, mit welder von 
im Lande beitellten Kommiſſionen die Körordnung 
bandhabt wird (ftrengiter Ausichluß aller zur 
* als nicht geeignet erkannten Kälber, Ankauf 
eſter Zuchtbullen u. ſ. w.). Beklagt wurde damals, 
daß das ſchöne Vieh der Marſchen, Wilſtermarſch 
beſonders, durch Einführung von Shorthorns aus 
England zwar an Formen und Verwerthbarkeit 
als Fleiſchvieh weſentlich gewonnen hatte, aber 
im Milchertrage ſo bedeutend zurückgegangen war, 
daß es fernerhin nicht mehr als Milchvieh gelten 
könnte. Auf der 4 Jahre ſpäter in —— a. M. 
— Ausſtellung war die Wilſter marſch 
und das Vieh der Marſch an der Niederelbe über— 
haupt mit Thieren vertreten, welche in ſo hohem 
Grade die Bewunderung erregt haben, daß kurz 
darauf ein deutſch-öſterreichiſcher Verein für Ver— 
breitung der Shorthorn-Zucht gegründet worden 
ift und dieſer fich eine Aufgabe geitellt hat, welche 
u löfen bis dahin fiir unmöglich gehalten worden 
ift, die der Zucht auf Vieh mit hervorragenden 
Leiftungen als Milch- und Maitvieh. 

Aus England war ichon feit längerer Zeit be: 
kannt geworden, daf unter den nur als Fleiſchvieh 
bekannt geweienen Shorthorns auch Thiere 
mit der Richtung auf Mild) gezüchtet würden und 
großen Ruf erlangt hatten. ‚Frühreife, hohe Maft: 
fähigkeit, Vieredafigur und Maflenentwidelung 
ſchienen jo unvereinbar mit der Milchergiebigfeit, 
daß alle unsere Thierzüchter die Kreuzung don 
Milchvieh mit Shorthorns als verfehlt bezeichneten 
und davor warıtten, trog der ſchon in England 
erzielten Grfolge. Jet haben ſich die hervor: 
ragenditen Züchter vereinigt, um mir Shorthorns 
ein Milde und Maitvieh zu züchten und damit 
einen großartigen Fortſchritt befonders für ſtädtiſche 
Milchwirthſchaften anzubahnen, da für ſolche Kühe 
mit hohen und lange Zeit anhaltenden Mild- 
erträgen nothwendig iind und die gute Maitfähigfeit 
dazu die Vortheilhaftigkeit des Betriebs mweientlich 
fteigern muß. 

In England jelbit wurden die Shorthorns in 
den legten Jahren nicht mehr wie vordem bezahlt; 
His etwa zum Jahre 1854 hatten hauptſächlich 
die ftarfen Auffäufe für amerikaniſche Rechnung 
und vom Nusland überhaupt es bewirkt, dab für 
hervorragende Thiere bis über 200,000 ME, gezahlt 
wurden und jelbit auf ein Sauglalb 60,000 Mi. 
und dann im wenigen Wochen bis S5,000 Mart 
geboten worden waren. — Don 1336 ab find 
die PVichpreiie in England überhaupt berunter- 
gegangen in Folge ſtarker Einfuhr von Schlacht: 
mwaaren und Vieh, qute Zuchtthiere blieben aber 
body immer nocd geſchitzt und hoch bezablt, wie 
zahlreiche Verkäufe beweiſen; die Shorthorns 
konnten jedod die früher oder verbältnigmäßig 


683 


diefen entiprechende Preiſe nicht mehr — 
Nach dem Jahresberichte des Mr. Thornton über 
die Shorthorn-Verkäufe wurden 1887 in England 
1353 Thiere für durchſchnittlich pro Haupt 552 Mi. 
50 Bf. verkauft; 1886 war der Durchichnittspreis 
von 2037 Thieren 609 Mi. ; 1885 für 1750 Thiere 
741 Mt. Der höchſte Preis im Jahr 1 ift 
10,000 Mt. ; 8000 und 2000 ME. wurden mehrfach 
verwilligt. 

In Deutichland find Die Preiſe für gutes 
Zuchtvieh und für jhwere Zugochſen 
in den legten Jahren weſentlich geftiegen und trog 
der jegigen für die Landwirthichaft ungünitigen 
Zeit immer nod recht a geblieben; in 
und für Amerika aber handelt man mit Preiſen, 
wie fie in England vordem üblih waren. Bei 
uns gab Zielte, Firma für Ein: und Ausfuhr 
von zus und Nugrindern, im November 1887 
ala Preiie franko Bahnhof Berlin in jeinen Be— 
rihten an: 

Simmtentbaler und Schwyzer, 11.—2!, Jahr, 
SOH—MI ME, 10—12 Monate 500-600 ME., 
Breitenburger, Friefen und verwandte Schläge, 
11 —21, Jahr, 430-600 Mt., 10—12 Monate 
255350 Mt., Angler, 11.— 21, Jahr, 350 bis 
600 Me., Harzer fir Waldweiden 360—450 Mi. 
PBrämienthiere zur Hochzucht 25—50 Proz. 
theurer. Färſen: Breitenburger, Frieien und 
verwandte Schläge 3% bis 50-500 Mt. nad 
Trächtigkeitsgrad, Angler 270—330 Mk., Shwyzer 
700-750 Mt. Kälber: Breitenburger und 
Frieſen 240—300—360 Mark nah Alter und 
Qualität, Schwyzer und Simmenthaler 12 bis 
18 Monate alte YBullentälber 450-550 ME., 
Kuhkälber 400-500 Mt. Melkkühe zum Ab: 
melten 240-490 ME. nad Qualität. Zug: 
rinder: Schwere bateriihe Waare jehr gefragt 
und preishaltend. Prima 1000—1200 ME., Mittel: 
waare 900 -1000 ME. pro Baar, Boigtländer 
390 —480 Mi. pro Stüd. 

Selbit in Dftpreußen, im welder Provinz 
am lauteiten über die ſchlechten Preiie geklagt 
wird, wurden auf der Gen-Verſ. der — 
Heerd-Geſellſchaft“ in Königsberg am 9. Dezbr. 
1887 als Ergebniſſe zweier mit den ———— 
verbunden geweſener öffentlichen Verſteigerungen 
von Zuchtvieh die folgenden mitgetheilt: 


durchſchnittl. 
— Verfaufspreis 
Stiere über 36 Mon. alt 260—400 350 
ei „ 24 umd unter 
36 Monate alt 180-420 8325 
„  hber 12 und bis 
24 Monate 135 —2000 429.2 


Stiertülber über 6 und 


bis 12 Monate alt 105-615 277.7 
Kühe über 48 Monate alt 160-205 182.5 
Kühe unter 48 Mon. alt 

u. fihtlih tragende 

Stärfen 20-365 285.8 
Nicht erfichtlid tragende 

Stärten über 12 

Monate alt 105 —2000 337.5 


OOGIE 





% 


684 


Diejenigen re ne in unſeren 
Städten, welche Schweizerfühe halten, weil dieſe 
für Kurzwecke und für die Ernährung von Kin- 
dern als die zuträglichiten gelten, Hagen darüber, 
daß fie nicht unter 430 ME. loko —— Kühe 
beſchaffen können ; ſelbſt von inländiſchen Stämmen 
muß für gute Milh- und für Zuchtthiere ſchon 
mit Preifen von 400 Mi. und darüber gerechnet 
werben, jo daß die Zucht von gutem Vieh recht 
lohnend geworden ift. Thiere mit befonders her: 
vorragenden Gigenichaften find nicht mehr unter 
1000 ME. zu haben und Preije bis zu 5000 Me. 
und höher erregen feine Verwunderung mehr. 
Der Stand der Rindpiehzudt in England 
ergiebt ſich am beiten aus dem auf der bekannten 
Weihnachts-Nusftellung in Islington bei London 
vertheilten Preifen für die beften Echlachtthiere; 
bisher hatten faft ftets nur Shorthorns, Devons, 
Herefords und Weithocländer bezüglich von Ge: 
wicht, Futterverwerthung, ———— Schlacht⸗ 
ergebniß u. ſ. w. in erſter Linie geſtanden, und 
war bekannt geworden, daß die Rindviehzucht im 
Ganzen immer mehr zur Gleichmäßigkeit — Shor— 
orn-Typus — gefommen war, jo daß außer 
diefen Nacen faft nur noch Sufier-Odien als 
Qugbich, Ayrihires und Kaualinſelvieh als Milch: 
vieh, Kerry: und Pembrofe-Thiere ald Vich für 
Heinere Landwirthe, „Allemansvich“ oder wie 
man dort jagt Arme-Mannsvieh“, und ctwa nod) 
die ungehörnte Nace in Betracht kamen. Auf dem 
Marfte im Jahre 1887 find mit Preifen ausge: 
zeichnet worden und zeigten als Leiftungen: 


durchſch. tägl. 


Gewinn 
engl. Pfd., Pfd. 
Devons, junge Stiere 1163—1251 1.6 —1.87 
mittlere a 959—1047 1.42—1.5 
ältere „ .1335—1409 1.13—1.41 
Starten 1294—1420 0.91—1.61 
Herfordbs, junge „ 1372—1560 2.0 —2.32 
mittlere „ 1745—18858 1.84—1.9 
ältere „2001-2275 1.52—1.74 
Heifers „ 1606-1888 1.54 1. 81 
Shorthorns: 
junge „ 1376-1716 1.91—2.43 
mittlere „ 1816-2239 1.752,34 
altere „ . 2174-2387 1.59—1.65 
Heifers „ 1810-2032 1.32—1.72 
Snffer: junge „ 1510-1590 2.14—-2.45 
mittlere „ 1850-1992 1.85—2.16 
ältere „ 2180-2548 1.57-1.78 
Hefers „ 1666-1836 1.18—1.75 


Ned Polled, Stiere 
unter 3 Jahre 


1370— 16% 


über 3 „ 1701—1916 1.3: 
Welsh.-Stiere 209%—2186 1.70—1.79 
Hodjland-Stiere 1854— 2032 1.0 —1.24 
Polled Angus, Gallo- 

way's: junge Stiere 1400—1607 1.95 — 2.26 

mittlere „  1745—2016 1.62—2.16 
ältere „ 1958—2238 1.43—1.73 


Rindviehzucht. 
b * 
| ine 


Groß-Breeda: engl. Pid., Pb. 
junge Stiere 1506--1612 2.14—2, 


mittlere „ 1680— 1.77—1.85 
ältere 2176-2254 1.51—1.76 
Heifers 1664 - 1866 1.42—1.91 
Andere Zuchten: Stiere 1112 2212 1.58—1.65 


Das höchſte Gewicht boten demnach ältere 

Suffer-Stiere mit 2548 Pd. uub bie 
täglihe Zunahme (nad) Lebensalter berechnet) 
8 


die jungen Shorthorn-Stiere und die ber 
Breeds mit je 2.43 Pfd. (1 engl. Pb. 0.46075 

Aus Schweden, dem Mufterlande für M 
wirthichaften, find von berühmt gewordenen W 
haften für Schorthorn⸗Halbblut⸗ Milchlühe 
ihnittögewichte von 543 kg und als höchſte 
Gewichte 627 und 673 kg befannt geworben mb 
Milderträge einzelner Kühe von 78,548 Pfb, in 
9,5 „Jahren, durchſchnittlich jährlih fat 8800 
Prund und 96,222 Bid. in 13 Jahren, im Durch⸗ 
ſchnitt über 7400 Pfd. 

Die überrajhendften Nachrichten find in ber 
—* nach der Frankfurter Ausſtellung über die 

ortſchritte mit Schweizer Fleckvieh ge— 
fommen, demjenigen Viehſchlag, welcher ſeit langer 
Zeit im Südweſten Deutſchlands und in Frank 
reich beliebt ijt und als vorzugsweije geeignet 
für mittlere und Kleinere Zandwirthe wegen 
hohen Vereinigung guter igenfchaften : 
leiftung, Mildgewinn und Fleifchgewicht, 
die Freiburger Scheden als die ſch 
darunter, famen auch nad Norden in die 
Zuderrüben= und Brennerei:Betriebe, weil fie 
höchſten Gewichte von Rindvieh auf dem Kon— 
tinent bieten; die — — der he 
Jutterbedarf und das in der Regel ungün 
Schlachtgewicht ſtanden aber doch der allgemeinen 
Verbreitung entgegen. In England hat man 
niemals von Schweizervieh etwas wiſſen wollen 
und auch die Amerikaner beziehen nur ausnahmss 
weile Zuchtvieh aus der Schweiz; jelbit aus 
Italien wird berichtet, daß man dort mehr 
mehr dem Vich aus dem Norden fich zugewenbet 
bat und in Folge deffen tft in Sannover bereits 
eine Geſellſchaft für Ausfuhr von Yuchtvich 
nad Jtalien cegriindet worden. Die Frutigere 
Race iſt anıcıbaib am mwenigften befamnt, weit 
verbreitet aber wurden und werden noch immer 
die Simmenthaler und die Simmenthale 
Saaner und von dieſen werden jest bie 
überraichenden Verbeſſerungen befannt. —— 
Flückiger in feiner Schrift „Das Berner Flec— 
vieh“, Bern 1887, giebt die folgenden Une 
gaben: 

1. Die Gutswirthihaft der berniſchen 35 
und Pflegeanftalt Waldau hatte in den J 
1882— 1886 durchſchnittlich 24 Miichkühe, Die im 
Durchſchnitt pro Tag und Stüd 11.52 ke Mi 
oder pro Jahr und Stück 4206.6 kg Mild er= 
gaben. Der höchſte Jal resertrag einer Kuh betrug 
in diejer Zeit 6651 ke. = 





Rindviehzucht. 685 


2. Die berniſche landwirthſchaftliche Schule 9.83 kg und pro Jahr und Std. durchſchnittlich 
Nütti befaß in den Jahren 1882—1886 durch: | 3443.2 kg Mild. Der höchſte jährliche Mild- 
ſchnittlich 21 Std. Simmenthaler Vieh, welde ertrag eines Stüdes betrug 569 kg, ber 
in dieſer Zeit pro Eid. und Tag 8.18 kg oder niebrigite während fünf Jahren betrug 3165 
pro Std. jährlich durchſchnittlich 3059 * Milch Liter. 
ergaben. Der höchſte Milchertrag pro Kuh und 4. Hr. Arthur Bracher in Grafenſcheuren bei 
Jahr hetrug 3248 kg. Die Berechnung fällt in Burgdorf hatte in den Jahren 1882—1886 einen 

olge des Ausbruches der Klauenjeuhe von 1882. Viehitand von durchſchnittlich 13 Std., welche pro 

is 1885 in eine jehr ungünstige Periode. Std. und Tag durdichnittlih 8.83 kg, oder pro 

3. Hr. Mid. Hofer in Hasle bei Burgdorf , Std. und Jahr durchſchnittlich 3246.95 kg Milch 
fütterte vom Jahre 1882—1886 jährlich durch? fpendeten. Der höchſte Ertrag pro Kuh u. Jahr 
ſchnittlich 18 Std. Simmenthaler Vieh, welche | betrug 4901 kg. 
in dieſem Zeitraume folgende Milchergebniffe ver} Die Durdichnittserträge von 5 Jahren aus 
verzeichnen: pro Kuh und Tag durdichnittlic | obigen 4 Wirtbichaften find: 





Durchſchnittlich Durchſchnittlich Höchſter 
J. Gemolkene Milch pro Stück II. Gemolkene Milch pro Stück Jahresertrag pro Stück 

und Tag kg und Jahr kg kg 
Nr. 1: 11,52 4206,6 6651 
Nr. 2: 8,18 2989,0 3248 

Nr. 3: 9,83 3343,2 5694 
Nr. 4: 8,63 3246,95 4901 

Durchſchnittlich 9,59 3446,43 5098,8 


Bei einer Annahme von durchſchnittlich 650 kg | der Michertrag innerhalb der legten 5 Jahre pro 
Lebendgewicht pro Std. Vieh würde der jährliche 100 kg Lebendgewiht auf 451.90 kg; durch 
Milchertrag pro 100 kg Lebendgewicht 542.54 kg, forgfältige Zucht und gute Haltung kam der 
Milch betragen, aljo das 8.3fade des Lebend- | Milhertrag und das Sörpergewidht fo in Zur 
gewichts, während man das 6fache ſchon als jehr | nahme, daß die Simmenthaler Kühe in Bezug auf 
gutes Ergebniß annimmt. | Zeiftungsfähigkeit (Milcertrag und Maftfähigkeit) 

Rs. wichtiger rg —* ** - den erjten Rang behaupten. 

obenheim, wo seit dem Sabre 1885 die! : N ; 

immenthaler Race, unter zeitweifer Wlutauf- , —— ee —— und ce 
friſchung in Folge direkten Zukaufs aus dem 9— ” * » en * ** 
Simmenthal rein gezüchtet wurde. Na Bieder- | NE = a en legten 15 ‚Jahren, ie 
manns „Sentralblatt“, Heft 9, 1887, ftellte fic olgendermaßen:; 


II. Milchertrag pro Std. 


I, SER pro Std. III. Milchertrag pro 100 kg 


£ und Jahr ke — 
1. 1870/75: 60,0 2287,32 331,50 
2, 1875/80: 699,2 2701,30 386,34 
3. 1880/85; 680,0 3074,85 451,% 


Durchichnittliche Zunahme 1870/85 


787,58 120,40 
Mark; die Sat wird in München beim Oktober: 
Für das in Oeſterreich, Bayern, Mittels und | feit regelmäßig prämiirt. 
jest aud im MNorbbeutichland sehr geihägte) Vergl. im Artikel Bayern, Ausftellung und 
Braunvieh der Schweiz find nah G. Zoeprig | Milchwirthſchaft. 
(„Midzeitung*) ala Bezugsquellen, für rein» | Mon anderer Seite werden in der Schwei 


blütige Thiere mittleren Gewichts bezeichnet wor: 
den: in Württemberg Oberamt Bibrach, nament: 
ih Delonomieratb Röftlin in Ochienhaufen, 


R. Imoberiteg in PBoltigen und Gaftiwirt 
S. Imoberſteg dajelbit als fehr zuverläfiig em: 
pfohlen, andere Verkäufer aber als wenig em— 


Vorſtand des dortigen Zuchtvereins“, zu Preiſen | pfehlenswerth bezeichnet; es wird gerathen, fehr 
von 220 und bis 450 ME, in Baden Guts: | vorfichtig beim Ankauf dort zu fein. 
pädter Hans Wiesner in Dammhof bei Eppingen,| In welcher Weife man aud anderwärts ſelbſt 
dann Gutspächter G. Heil in Tuchelhauſen bei | mit Racen von wenig hervorragenden Leiftungen 
Odienfurt a. M., Gutspächter Müller in Wells | die Grtragsfteigung bewirken kann, beweilt eine 
ried bei Würzburg, Guts- und Branereibefiger | Mittheilung von V. Ahrmann im „Oſtr. Landw. 
Franz Weber (Zedernbräu) in Landsberg am! Wochenblatt“, 1887, über die Verbefferung bes 
eh in Bayern, der dafelbit pp. 90 Zuchtkühe Viehſtapels auf dem Gute Pozan in Ober:lIngarn. 
befigt ; die Preiſe ſchwanken nad der Größe, reip. | Der dortige Meine, an die Verhältniffe gewohnte 
dem Gewicht der Thiere zmwiichen 400 und 550 | Landichlag zeigte mit Hrenzungen wenig befrie- 


En 


686 


digende Ergebniffe; es wurde beshalb beſchloſſen, 
mit Reinzucht zu arbeiten und durch ſorgſamſte 
Auswahl der vorzüglichſten Thiere, gute Fütterung 
und Haltung den Milchertrag zu verbeſſern. Im 
Jahre 1875 gaben 40 Kühe zu durchſchnittlich 
302 kg Lebendgewicht pro Haupt nur 17411, 
oder für 100 kg Lebendgewicht nur 410 1; bis 
zum Jahre 1886/87 iſt das Lebendgewiht auf 
372 kg und der Mildertrag auf 2050 I oder 
auf 5öl 1 für 100 kg Lebendgewicht gebradıt 
worden. „Der Vorgang beweift, dab man auch 
mit unjerem Landvieh Ueberrafchendes leiften 
kann, wenn zur Sntelligeng die Konſequenz ſich 
geſellt“, ſagt mit Recht der Verfaſſer. 
Bor 12 Jahren erhielt man von einer Kuh 
für Milch 74.46 5. G. und ein noch wenig wert: 
volles Kalb, 12 Jahre fpäter, gleihe Preiſe 


vorausgeſetzt, 123 d. ©. für Milch und eim wert: | 


volles Kalb, das Lebendgewicht ift um 23 Proz., 
der Milchertrag um 65 Proz. gefteigert worden 
und der Stall braditte am Ende der Zeit von 
icder Kuh jährlih 48.54 6. G., zuſammen 
1541.6 8. G. mehr Ginnahme Das Futter be— 
fteht im Sommer aus Rothklee, Miſchling und 
Futtermais, im Winter aus Heu, Strobhädiel, 
Schlempe, Malzkeimen und Rapskuchen. Die Kälber 
erhalten von der 7. Woche an abgerahmte Milch, 
Malzkeime und zartgejchnittenes Heu. 

Ein den Verhältniſſen gemäß nicht minder 


Der Jahresertrag wird angegeben mit 


Rindviehzudt. 


| günftiges Ergebuiß einer zielbewußten Zudt kann 
‚bon der gräflid Stubenberg’ihen Herrſchaft 
Szekelhid⸗Bernitzer-Komitat gemeldet werben. Die 
hier zu löſende Aufgabe beftand darin, eine mög: 
lichſt milchreihe Kuh auch bei dortigem ganz 
ertenfivem Betrieb ohne Zufauf von Sraftfutter 
mit nur fhlehtem Sumpffutter, fettreihe Milch 
und Thiere mit guten Formen zu gewinnen. 
' Dazu wurden die heimifchen Ungarn mit etwa 
‚800 1 Milch Jahresetrag eine Zeit lang mit 
Holländern gefveuzt und dann rein fortgezüchtet ; 
das Vieh zeigt jest ausgeglichenen Bau, gröber 
als die Hollander und feiner als die Ungarn, 
von welden das Sintertheil ſich vererbte, wäh 
rend im Vordertheil das holländiiche Blut über: 
‚wiegt ; die Haut ift mittelftark, das Haar iſt 
furz und fein; das Flogmaul ſchwarz, die Färbung 
—— ihwarz mit weißem Bauch und 
Rüdenftreifen und Abzeichen auf der Stirne, der 
leifhanjag ift gut, das Muskelgewebe dicht, die 
————— groß. Die Kälber wiegen nad 
8 Wochen Saugzeit 55 kg, bis zu 3 Jahren mit 
Ernährung im Sommer auf fumpfiger Weide 
und im Winter mit Maisftrob und Rüben 
350 kg, die Erftlingsfälber find ſchwach, höchſtens 
25 kg ſchwer; der Milchertrag fticg auf 1674.21 
im uchihnitt, die Qualität der Milh im 
Durchſchnitt auf 4.682 Proz. Butter-Ertrag oder 
64.33 kg von ber Kuh. 














38,16 kg Butter zu 80 fir. = %,53 8. ©. 
110,0 „ Käſe „ 60 fir. = 66,00 5. G. 
1071,0 1 Molten und Buttermilhd „ 1 Kr. = 10,71 5. ©. 
50,0 kg Kalb _n 3 Kr. = 17,50 5. ©. 
120,74 ö. ©. 


alfo über 241 Marl, für die bortigen Ber: 
hältniffe eine hervorragende Leiftung, Gegenüber 
den vielen Beifpielen von hohen ägen unb 
bedeutender Steigerung ber Leiftungen und ber 
Gelderträge ift e8 um jo mehr zu beflagen, daß 
im Ganzen bei uns in Deutſchland die Rindvieh— 
zucht ben an fie zu ftellenden Anforderungen nicht 
genügen fann und noch viel zu viel geringwerthiges 


A. 6110 1 Jahresertrag, bort = 855,40 Mk., 
B. 2613 1 — 365,82 
C. 1782 1 —= 49,48 


Diefe 3 Thiere ftellen gewiffermaßen die Er: 
gebniffe der gejammten Rindviehzucht dar; es 
iebt noch viele Landwirthe, welche in ber That 
ür ihren Rindviehbeſtand mit Merluften bis 
über’ 100 ME. rechnen müſſen und Andere, welche 
bis an 300 Mt. Gewinn vom Haupt beziehen. 


Vieh gehalten wird. Vergl. die Viehftatiftif im 
Artikel Deutihes Reich. Def. R. Dr. Weiden- 
hammer: Darmftadt madte den Unterſchied bon 
gutem und ſchlechtem Vieh nach genaueren Ans 
gaben aus dem Betrieb eines in Heilen befannten 
tüchtigen Milchwirthes anihaulid. Unter bem 
Viehitand gab es jehr gute, mittlere und jchlechte 
Kühe; für A, B und C wurden ermittelt: 


Untoften 573,40 Mt., Ueberſchuß 282,00 ME., 
D) ' m Verluft 14,00 
378,48 " 29,00 


winn ober Berluft geben und fomit durch Die 
Ausmerznng aller geringwerthigen Kühe und 
beren Erjag durch Thiere erjter Qualität min- 
deſtens noch 6 Mill. >< 200 Mi. — 1200 Mill. 
Mark jährlich zu gewinnen find, Beträge, welde 
alle auf dem Wege der Zölle erreichbaren Gewinne 


” ” 








Die Unterfchiede in dem Milchertrag waren im | weit übertreffen. 


obigen Falle 4328 1, in dem Erlös 605.92 Mk., 


in den Unfojten, hauptjählic für Futter, 194.92 


Mark, in dem Ergebniß 411 Mark. 


Deutſchland hat zur Zeit etwa 9.1 Mill. Kühe; 
man rechnet jedenfalls noch jehr günftin, wenn 


man annimmt, daß diefe im Verhältniß wie A, 


B und C verthbeilt iind, daß aljo etwa *'; davon 


— bis 6 Mil. Stück noch ungenügenden Ges 


In Folge der Ausftellungen, der Juchtvereine, 
der Lehranftalten und der Wanderlebrer, ber 
Genoflenihaften und nicht zum geringen Theile 
ber jegigen ungünftigen Lage find große ort: 
ſchritte bei Vielen erzielt worden, und bieje be- 
weifen, was bei veritändigem Betrieb erreichbar 
iſt; ſchreitet Deutſchland in der Weije, wie in 
bem legten Jahrzehnt fort, danı wird man bald 











— 


Rindviehzucht. 


mit anderen Ziffern rechnen dürfen und beſonders 
dann, wenn die Wiederkehr günſtigerer Preiſe 
und die beſſere Fürſorge für angemeſſene Ver— 
u der Grzeugnifie der Viehzucht mehr 
Muth und Freude am Wirthichaften bringen. 

Bis jegt find die Bemühungen um volleren 
Antheil am Markterlös nur erſt vereinzelt vor— 
handen, mit der Zeit wird allgemein der Land: 
mwirth in Genoffenichaftsverbänden direft mit den 
Verzehrern von Fleiſch, Butter, Käſe u. ſ. w. in 
Verbindung treten und dadurch zu ginftigeren 
Abſchlüſſen fommen. Zur Zeit klagt man noch 
allenthalben darüber, dat die Zwiſchenhändler 
den eigentlihen Gewinn beziehen uud dadurch 
den Landwirthen zu werig Gewinn bleibt, ſowie 
dadurch geihadet wird, dab die Bevölkerung in 
den ftädtiichen und den induftriellen Kreiſen zu 
wenig thieriſche Grzeugniffe kaufen kann. 

Der Verbraud von Majtfälbern bleibt bei uns 
noch ein nur vereinzelter; die Wälbermäftung 
mit Milh und abgerahmter Milh könnte für 
viele Landwirthe recht gewinnbringend werben, 
wenn eine fauffräftige Bevölkerung vorhanden 
wäre; Preiſe von 2 ME. und mehr für 1 kg 
Kalbiteiih kann man in Deutihland nur auss 
nahmameiie löſen; das Mäſten von Stälbern 
findet fich daher faft nur in ber lmgebung 
von Hamburg und bier mehr für die Ausfuhr 
nah Gngland als für den heimiichen Bedarf. 
Daß man aud in Deutichland mit der Mait von 
Rindbvieh Großes leiften kann, haben die Mait: 
viehausftellungen in Berlin bewieſen; fie zeigen 
bon Jahr zu Jahr erfreulichere Fortichritte. 

Ueber einzelne Ragen liegen noch eine Neibe 
von Mittheilungen von allgemeinem Intereſſe 
vor; das Widhtigite davon iſt: 

Als Meinfte Ninder waren auf Der zweiten 
Hamburger Ausitellung — 1883 — die Tele: 
marfs aus Norwegen befannt geworden ; Prof. 
Freitag fand in Montenegro eine Ninbvich- 
rage, bei weldyer die ausgewachſenen Kühe mur 
1 m body und 1,4 m lang find und nur jelten 
eine Höbe von 1,2 m erreicht wird; in IE 
und Behaarung find diefe, dem Steppenvieh ans 
ehörenden, Rinder ähnlich den einfarbigen dunklen 
Schwyzern. 

Die Nendenas»NRage in Tyrol war bis jetzt 
wenig außerhalb ihres Heimathabezirts befannt: 
bie Sucht ift feit einiger Zeit weientlich ver: 
befiert worben, ſodaß die Thiere mur wegen ihres 
hohen Milhertrags gut en werden und auch 
außerhalb Anflang gefunden haben ; fie find kurz⸗ 
börnig, verwandt mit dem einfarbigen Schweizer: 
vieh, dunkel- bis jchwarzbraun, mit heilfarbigem 
cher Rüdenftreifen und Ohrenmuſcheln. 

imisch jind dieſe Rinder im Thal der Rendera 
bis Sterico und Kondino, bei Riva und Arco 
und im Etſchthal. Die Kühe haben bis 400 kg Gew. 
roße Guter, dide Milhveuen, feine Haut und 

en, lange dünne Echweife, gut entiwidelte 
Milhzeihen. Die Kälber bleiben lange Zeit bei 
ben Müttern, zugelaffen wird mit 1,5 bis 2 


687 


— Die Milcherträge gehen bis 3000 1 und 
darüber. 

Möllthaler, nah B. Martiny, „Geſchichte 
des Möllthaler Rindviehſchlags“, Klagenfurt 
1880, aus Pinzgauern im kärntneriſchen Möll— 
thal gezüchtet, roth und weiß, mit dem Race» 
charakter, daß im Wei fein Roth und im Roth 
fein Weiß fein darf, aber auh Sceden mit 
einfarbig rothem Kopf und Füßen, Hals, Naden, 
Bruſt und Seiten bis über die Schenkel, die 
Füße an den Klauen vornen bis nahe an das 

llenbogengelenk und hinten an oder über ben 
Sprunggelenten, NRüdenlinie vom Widerrift an 
mit mehr oder weniger breitem weißem Streifen, 
welcher zadenförmig („rücdlet“) in das Roth ver: 
läuft und über den Schwanz, die Hinterbeden und 
den Bauch bis an die Bruft in ähnlicher Weiſe 
ſich fortiegt; weiße Ringe um die Beine fehlen 
bisweilen, Flotzmaul fleiichfarbig, Klaue dunkel⸗ 
farbig mit hellen Streifen, Horn wachsgelb mit 
dunkler Spitze, Körper fein, kräftig, wohlgeſtaltet, 
Kopf mehr kurz und breit, beſonders zwiſchen 
den Augen, Stirne eingeſenkt, Hals und Nacken 
kräftig mit mäßiger Wamme, Widerrik wohl 
gerundet, Rücken und Kreuz gerade, Schulter 
u Schwanzwurzel etwas auffteigend und 
hoch, Rippen ſchön gewölbt, Hungergruben Hein, 
Scentel voll, Füße geradegeftellt, Klauen feft. 
Serühmt werden die muntere leichte Gangart, 
das janfte, zutrauliche Gemüth, die großen freunde 
lihen Augen. Die Obren find breit und haben 
lange Haarbüſchel an der Muichel. 

ichte: Kühe 300—400, Stiere 500—600, 
Kuhkälber bei der Geburt 33—34, Stierfälber 
3T—RS kg. Vreiſe der Kühe bis 400 Mt. 

Das Vieh, im Sommer auf den Alpen, ift 
fehr geiund, nielungentranf, die Entwidlung 
ift rafcher, der Futteranſpruch gering, die Ver— 
wenbdbarfeit als Zugvich vorzüglich, da die Thiere 
leichtfüßig, ausdauernd und gelehria find, ſowohl 
bie Kühe, ald die Stiere. Die Mait wird als 
leicht bezeichnet, die Haut fein, markig und loſe 
aufliegend, das Fleiſch als feintafrig, jaftig, aber 
nicht hochfett; Milchertrag 3200 1 und herunter 
bis 2100 1. 

Das M. NR. wird nit fo ſchwer wie das 
Pinzgauer, hat aber vor diefem den Vorzug 
höherer Weilchergiebigkeit und überragt in ber 
Vereinigung der Zug: und Maitiähigfeit mit 
Milhgewinn die deutihen Landſchläge bedeutend, 
ſodaß es wohl der Mühe werth ift, mit diefem 
Schlage audy in Deutſchland Verſuche anzuftellen. 

Die Rinz: und Pongauer ſtehen nach wie 
vor als Zugvieh obenan, fommen aber mur in 
wenigen Gremplaren nad Deutſchland, da dem 
Bedarf in der Heimath und deren limgebung 
bei weitem micht genügt werben fanı. Man 
zahlt bis 600 ME. für den Ochſen und barüber. 

Das Sanoker Fledvieh, im GSanofer 
Becken des Starpathengebirges in Mittelgalizien, 
aus dem urfprünglichen eintarbigen, wenig werth⸗ 
vollen polnischen Schlag feit 1830 durch Berner 
Org.-Bullen u. dann and) noch) durch andere Nasen 








688 


Rindviehzucht. 


veredelt in den 3, noch heute berühmten Stamm: | Thiere mit dunflem Flogmaul und dunklen F 


züchtereien Wzdöw, Trzesnisw und Jäcmierz | jpigen. Solde Thiere 


und bald auch bei den Bauern beliebt und weit: 
verbreitet, zeigt nad) Baranski alle Merkmale des 
Derner Halbihlags ; 60 Proz. find rothweiß durch 
Dern-Simmenthaler, 30 Proz. ſchwarzweiß durch 
Bern-Freyburger und Niederungsvich aus dem 
Norden und 10 Proz. einfarbig jchwarz oder 
braun mit den Haaren des urjprünglichen pol— 
niihen Viehs. Die Thiere vereinigen die Eigen: 
ichaften des polniihen Landviehs mit denen der 
bezogenen Deredelungsthiere, Schnellwüchiigkeit, 
Frühreife, Körpergröße der Berner und Ausdauer 
gegen MWitterungseinflüffe und Futtermangel des 
polnischen Stammes. Die Sanoder Landwirthe 
haben durch diejes Vieh große Berühmtheit er- 
langt, zieben aber die Ochſen nicht felbit auf, 
fondern verlaufen die einjährigen Thiere zur 
Aufzucht in das Hochgebirge, wo fie 2—3 Jahre 
reger werden, Die fchweren Muhfälber nad 

udapeit, die leichteren nad) Wien zum Schlachten. 
Das Vieh geht bis Mähren und Schleiien. Die 
Hauptmärfte find in Srosnomw, Rymandw und 
Bukowsko; man zahlt fir Jährlinge bis 100 ME, 
und darüber, für träcdtige junge Kühe, Märkte 
in Krosnow, Rymanéw, Jaemierz, Brzozow und 
Korczyna, rothweiße und ſchwarzweiße bevorzugt, 
bis 240 Me Die Kühe liefern vorzüglice 
Butter; ein lebhafter Handel mit Dauerbutter 
I Güte, wird von den Landwirthen, welche dieies 
Vieh halten und züchten, betrieben. 

Auch das Sudeten-Vieh — im Laufigers, 
Iſer-, und Wiefengebirge, Glager Gebirgsland 
und in den eigentlihen Eudeten mit Alkvater— 
gebirge — iſt in der neueren Zeit bekannter ge- 
worden, weil es eine ſehr feite Geſundheit zeigt, 
jehr genügſam iſt und bei dem meiſtens mur ge= 
ringen Futter und mangelhafter Pflege Vorzüg— 
liches leiſtet. Neinzuchten find nur noch jelten 
u treffen, Schwyzer, Berner und andere Raçen 
—* die Veredlung bewirkt. Die viel gerühmten 
Kuhländer“ ſollen meiſtens durch Berner ver: 
edeltes Sudetenvieh ſein. 

Das urſprüngliche Sudeten-Vieh hat einen 
verhältnißmäßig kleinen, an der Stirn weiten 
Kopf mit wenig erhöhtem Stirnwulſt und kurzen, 
nach vorn und aufwärts gerichteten, im Quer— 
ſchnitte faſt runden oder am Urſprunge nur wenig 
abgeplatteten Hörnern. Am Halſe hängt eine 
ziemlich lange Wamme. Der Rumpf iſt hoch 
und lang, die Rippen ſind meiſtens ſtark gewölbt, 
mit breiten Zwiſchenräumen; das Kreuz iſt ver— 
hältnißmäßig breit, gerade oder etwas nach hinten 
abfallend, in welchem Falle der Schwanz tief 
angeſetzt iſt. Der Schwanz endet in einer langen, 
fait bis zum Boden reichenden Quafte. Eigen— 
thümlih ift der auch bei dem Niederungsvich 
vorfommende Kreuzhöcker. Die feinknochigen und 
mußfelfräftigen Beine find verhältnigmäßig kurz. 
Di ift fein, un. und meiitens leicht ver: 
dad Haar iſt meiftens glänzend und 
m Sommer), die den arbe iſt ver: 

giebt ganz einfärbig rothbraune 
















aben große Achnlid | 
mit den WVogeläbergern, — J 


Harzern und ſelbſt den Anglern. In M 
die Mehrzahl der Sudeten-Rinder von kaſtanie 
brauner daarfarbe mit weißen Abzeihen a 
Kopfe und am Rumpfe. Meiftens ift der Ko 
bis auf die dunklen Augenränber (jog. Bri 
Die jo gefärbten Thiere haben hu 
oder beide Hornjpigen dunfelfarbig und eind 
oder ichwarzflediges FFlogmaul. Ohne 3 
find die weißköpfigen Thiere mit der üä 
Färbung an Hörnern und Flotzmaul durch 
wahl aus dem einfarbigen entjtanden. —* 

Die Milchergiebigkeit des Sudetenviches 
eine vorzügliche; die Milch ſtellt den Fü 
ſowohl hinfichtlih der Quantität als Oual 
zufrieden. Gine mittlere Kuh giebt im Dh 
ichnitte pro Jahr 1800—2%000 1 bei 200 ka 
Yebendgewicht und 130—150 cm Größe. Br 

Die Mafträhigkeit ift ebenfall® eine gute, ı 
es werden bei fräftigem Futter günftige Refultate 
erzielt, obgleich eine eigentliche Maftung im Gr 
wegen des Mangels geeigneter Jnduftrien & 
noch nicht durchgeführt werden fonnte. 

Als Zugvieh fteht diefer Schlag fait ala Unikum 
da, demm jelbit trächtige Stühe verrichten oft tage 
lang Feldarbeiten, ohne zu ermüden oder zu ver 
werten. Ochſen geben jahraus jahrein unbe 
ichlagen mit größter Ruhe und Sicherheit raftlo® 
auf Ichlechten, fteinigen Wegen und erfreuen 
unter allen Witterungsverhältniffen des 
Mohlbefindens. 

Thierarzt 3. Krauſe (MW. Landw. Ztg.) 
hervor, daß die Thiere überaus abg 
förnig und widerftandsfähig find und daß f 
artige Krankheiten, ſowie Tuberkulofe, 
vorfonmen, jo daß fich dieſe Nace ganz befi 
gut fir ſtädtiſche Milchwirthſchaften eignet. 

Huzzulen Vieh. Auch über diefe Na 
Hugzzulergebirge der Ntarpathen von Dijt-€ 
find erft neuerdings nähere Mittheilungen & 
Prof. Dr. Baranski in öſterreichiſchen B 
erfolgt. Das Vieh, ein echtes Gebirgsvieh, 
den Charakter des mwalladiihen S 
den des polnischen Braunviehs, ift aber | 
ſehr früber Zeit auch mit nördlichem Niederung 
vieh vermijcht worden. Abhärtung bildet Der 

rößten Vorzug; ſchon im Alter von 2 Mod 
ommt das Kalb und für immer auf die Weide 
Stallungen giebt es niht; das Vieh ift Mein, 
unanſehnlich, langſam ſich entwidelnd, grau m 

dunklerer Färbung am Wordertheil und am de 
Bauchjeiten, das Haar lang, raub, ohne Glanz 
das Schopfhaar gefrauft, das Winterfleidb 
und ftruppia; der Widerrift trägt mäh rti 
lange aufrechtitehende Haare, ebenfo der Halt 
famm; die Augenwimpern find lang, das Flo 

maul ift ſchwarz, das Haar mittellang t 
der Spike ſchwarz, der Hals dick und ‚bi 
Bruft gut entwidelt, der Rumpf tief , ba 
Kreuz etwas abichüffig oder eben. Erwachſe 
Kühe werden bis 112 cm, die Ochſen bis 



















£* E 





Rindviehzudt. 


—* die ee find 175 bis 225 und 
kg; bie Kuh giebt mur wenn das 

Kalb a. angefogen bat, Milh und nur bis 
800 1, alfo hogß tens 2.6fah nad —— 
Für z jährige Ochſen werden 100, für Kühe 60 Mt. 
gezahlt. Als bejondere Gigenthümlichteit wirb 
erwähnt, daß die Jungodien allein zum Sprung 
verwendet und dann nach nur einer Sprungperiode 
kaftrirt werden, eigentlihe Bullen alſo gar nicht 
vortommen; das Rind läßt man erft im Alter 
von 3 Jahren - Alles Vieh geht alljährlich 
‚auf bie Alpen; Kühe, Kälber, Zugvieh und Ochſen 
werben je auf befonderen Abtheilungen geweidet 
und die Kälber den Kühen zur Meltzeit zugegeben, 
nad wenigen Zügen an ben Zigen aber zur Geite 
fin; Be worauf dann die Kuh fich ruhig melfen 
J das geſchieht bis zum Wiedertrockenſtehen; 
Kühe werben beöhalb immer nur mit dem 

Falke verkauft, fie würden ohne ſolches gar feine 
Milch geben. Die Mil wird auf die einfachite 
Weile als faurer Rahm zur Butter verarbeitet 


amd zur Darftellung von „Huslanka“, einer Sauer: 
Büffelluh: 
Mellzeit 300 Tage, 
Mildertrag 850—960 1, 
Milhgehalt: tr 19,36 Proz. 
f 845 „ 
Käſeſtoff 5,547 „ 
Eiweiß — 3— 
Milchzucker 4418 „ 
Salze 0,845 „ 


Büffelfühe mit Kälbern werben mit 140 bis 
180 Mt. in tg bezahlt, die Mil gilt 
a nittlich 24 Pig. in Kronſtadt, bie anderer 

Kühe höchſtens 14 J das Fleiſch der Büffel 
aber bis 6 Pfg. pro kg weniger. Das Mäſten 
geht ziemlich leicht von ftatten, die Maititüde 
werben bejonders zur Wurftfabrilation gelauft. 

Literatur. Außer ben bereit genannten 
Werken: Fr. Anderegg „ aloe Atlas 
über bie Viehzucht er Milhwirthihaft der 


Schweiz“, Zürich 1884, 10 ME. — 3. Brümmer, 
„Das Melten und diffen Bedeutun „für Ent: 
Bremen | 8. 


widelung ber Thätigkeit der Milchdrüſe“ 

1881, 0,80 Mt. — N. P. J Buns, „Die Be: 

bandlung bes Milchviehs im Sommer und Winter“, 

beutid)., Eh. Jenffen, Bremen 2. Aufl. 1880, 2,5 Mt. 
*5 eſer,, eg Anteitung ng dur 

Aufzucht des Nindes“, dajelbit 1 

Forihungen auf dem Gebiete der ee Didalieme 


und ihrer Erzeugniſſe daſ., 1OME. (In Heften). — B 
2. Aufl. Berlin 


V. Funk, rg  Rindoichaucht", 
1584, geh. 2,5 — 9. Hudo, „Die Mittel 
zur as * — Rindviehzudt“, Leipzig 
188 . Janle, „Die Vorausdeftimmung 
des Geictehtes beim Rinde“, 2. Aufl., Berlin 1881, 
20 Mt, Kälberzuct, die praftiiche, ober 
naturgemäße Behandlung der © Saugfälber und der 
Kühe“, Glarus 1880, 3,03 5. Kaltenegger, 
„Geſchichtliche Entwidelung der Ninderracen in den 
öfterreihiichen Alpenländern“, Brag 1831, 0,W ME. 


Landw. Ronveri.-Lerllom. Gpezial- Supplement. 


| 











| feine. Biebzudt, 


689 


mild aus der abgerahmten Milch, welche gelocht, 
abgekühlt, mit etwad Rahm verjegt und bann, 
wenn ftarf fauer — im feſt verſchloſſenen 
Gefäß mehrere Monate lang aufbewahrt wird. 
Die Ochſen werben auf der Weide gemäitet, indem 
man ihnen etwas Kleie und Salz; zum grünen 
Futter giebt; etwa am 15. September beginnt 
die Heimfahrt zum Thal. 

Ueber Bermehrung und Verbeſſerung 
der Büffel-Haltung mit zunehmender Hoch⸗ 
fultur wird aus Siebenbürgen von Wunderlich 
berichtet ; bie cn gen —— hat in Fogaras 
eine Mufterheer e aufgeftellt. Das Nindvich bes 
Landes beiteht aus 86,04%, poboliihem, 4,56%, 
(Binzgauer:) u (eingeführt) und 9,4%, 
Büffel; dieſe haben fich ſeit 1881 um über 
21,000 Stüd vermehrt bei einer Geſammtver⸗ 
mehrung um 40,295 Stüd. Man zieht die Büffel 
als Arbeitsvich den Pinzgauern und Ungarochſen 
bor, weil fie mit it geringwertbigerem Futter vorlieb 
nehmen, mehr Dünger und mehr und befiere Mil 
liefern. Die Untericjiebe find: 


Ungarisch» Siebenbürger-$ub: 
300 Tage, 


— €. €. Klüver, „Tabelle zur Beftimmung des 
Brutto: und Nettogewichtes des Rindviehes ver⸗ 
mittelft zweier Maße, beutih von R. Straud), 
Bremen 1882, 1,0 Mt. — A. Krämer, „Kurz: 
gefaßte Anleitung zum Gebrauche von Kraftfutter 
in der Winterfütterung des Ran Aarau 
1880, 0,50 Mt. sr „Oftpreußiiches 
Heerdbuch“ (von der Heerdb. eh zur Ber: 
beflerung des in Ditpreußen gezüchteten Met 
Ninbvicheh) IV. ®b., Berlin, 2,0. — I. Kübn, 
„Die zweckmäßigſte Grnährung des Rindviehes 
- wiflenichaftl. und pra tigen Geſichtspunkte“, 
Aufl., Dresden 1881, 6,0, Behnert, 
„Die Ninderracen Deutfchlands, ollande, der 
Schweiz und Oſterreichs“, Bremen 1882, 6,0. — 
B. Martinyg, „Die Zuchtftammbücher aller 
Länder. Eine eg hrer Eigenarten zur 
Beantwortung der Frage: Wie find Zuchtſtamm⸗ 
vr an: Bremen 1888, 15,0 Mt. — 
d W. Biernagli, „Die Zuchtbuch⸗ 
hen "für Nindvieh an einem Beiipiel aus der 
2 erläutert“, Bremen 1892, 2,50 Mt. — 
H. Mendel, „Die Rindvieh-, Schaf: und 
Eaweingndt im Sroßherzogthum Oldenburg“, 
Bremen 1883, 150 Me. — P. O. J. Menzel, 
Milchfetretion feine Racenei ala Quellen 
ſtudien * —— der Mildviehzudt“, Bremen 
. Merz, „Das Entlebuch und 
Alpen und Nilhwirtbihaft”, 
Züri 1887. — RN. Nielfen, „Ueber Sommer: 
44 


690 Rindviehzucht 


Stallfütterung für das Rind“, deutſch v. Jenſſen, 
Bremen 1880, 10 Mt. — Oſtfrieſiſches 
Stammbuch oftfriefiicher Rindviehſchläge, Emden, | 

— 280 Mk. — S. W. v. Pabſt, „Ans 
leitung zur Rindviehzucht“, herausgegeben von 
A. Thaer, 4. Aufl., Stuttgart 1880, 120 Mt. — 
v. Proſch, „Zucht und Dilege des Nindviehes, 
dargeftellt zunächſt für Yandwirthe und Veterinär: 
ärzte, deutſch v. Ch. Jenſſen, Bremen 1880, 3,0 Mi. 
NR. Rieger, „Zufammenitellung der in Europa 
lebenden Rinderracen nad) der Abſtammung“, 
fol., Schweibnig 1879, 0,50. — Ninderracen, 
die Öfterreihiichen, herausgegeben vom k. k. Ader: 
bauminiiterium, Wien. I. Die Ninder der 
dfterreichiihen Alpenländer von F. KRaltenegger, 
3 Hefte, 187984, 13,60. II. Rinder des oberen | 
Donauthales in Ober: und Niederöiterreih, von 
F. Zoepf, 2 Hefte, 1881/84, 10,0 ME. — Rohde, 


— Rojenöl. 


Torf: und felbit auf Sandboden, wenn fie 

oder zeitweile der Näſſe unterworfen find, 
Samen reift im Juni und wirb gewonneit, 
die Riſpen gelb werden. Die Fortpflanzung ge— 
idieht aber am meiiten durch Wurzel und 
jelbit durch Halmftüde von einigen cm —— 
an welchen aber Knoten ſich befinden müſſen, 
Mai oder Juni und vom zweiten Wuchſe im 
September. Anf Wieſen, welche regelmäßig be— 
wäſſert werden, laſſen ſich bis 4 Schnitte bei einer 
Grashöhe 1—1,75 m gewinnen. Der Wurzelftod 
geht nicht ein, da das Gras das widerftandaf 

unter allen Gräjern ift. Verunglückten nn 
wiejen, bei welchen in ‚Folge rüdjtändigen 


ers 
‚die Flächen jelten austrodfnen, kann er 


pflanzung von Rohrglanzgras zur Vernichtung. 
von Binjen und Moos geholfen werden. Das 
Gras wird in jungem Zuitand vom Vich gern 


„Racen, Züchtung und Ernährung des Rindes und , gefreffen, im Odergau von den Landwirthen 
Milhwirthihaft”, 3. Aufl., 1885, Berlin, 18,0 ME. grünen Klee gleich geihägt und befonders wegen 


— 9. Semler, „Die nordameritanifche Rindvieh: | 

uht und Milhwirthichaft“, Wismar 1881. — | 
I. Schrodt, „Ueber Verfütterung der Molten | 
an Milchvieh“, Kiel 18651 und „Amerifanijches | 
— als Futtermittel für Milchvieh“, daſ. 
1881. . Wagner, „Die Nindvichichläge 
Oſtfrieslands“, Emden 1885. — 9. Werner, 
„Ausmeffungen von Thieren verjchiedener Rinder: 
racen“. — Bonn 1883. — 8. Zielke, „Die 
Kunft des Melkens“, Bremen 1883. 


Nachtrag. Als ſchon ausgejitorben, oder doch 


nur noch jehr vereinzelt vorfommend und dann 
als Rüdichlag betrachtet, giltdas Appenzeller 
Gurtenvieh (f. d. im Hauptwerf). 


Für die in Norddeutichland jehr beliebteu Thiere | 
aus Angeln merden zum Ankauf genannt: | 
t. Möller, Hamburger Milchkuranſtalt und 
Hofbeiiger Peterjen, Twedt. 


G. A. Zieſe jr. | rühmt man, dab es bei 8°C. feft wird, er 
| das türfiihe erit bei 12—16° erjtarrt. Gentifolie 


H. 

Fasten — 
rögelsby Angeln bei Flensburg. — 

in Kieholm bei Kappeln (feite Preiſe). 


Ueber Betriebserfolge und Gewinns, 


I 


Berechnungen ſ. Beranfhlagung. 


Rinderpeft. linter dem Einfluß des neuen Ge— 
feges jind im Deutſchland im den legten Jahren | 
feine weientlichen Fälle von Ninderpeft mehr vor= 

elommen und auch in Defterreih wußte man 
ih vor der Gefahr der Verbreitung von Rußland | 
ber zu ſchützen. In Diejem Lande iſt noch nichts, 
Weſentliches zur Belämpfung des Uebels geſchehen. 


Der vor einiger Zeit gemacht geweiene Vorſchlag 
ber Errichtung einer internationalen Zentral: und 


Verſuchsſtation in Süd-Rußland iſt nicht ver: 
*— — — ———— ſtrich und ſüdlich vom Karadſche-Da 


wirklicht worden, S. Röll, „Thierſeuchen“, 1881 


und Beyer, „Viehſeuchengeſetze“, 2. Aufl., 1886, | aırpaı 
» SI NIENgeIEDE n um die Ginfuhr der eriten hunderttaujend Stöde 


Noggen, i. Getreide. 
Rohr, ſ. Fiſchzucht. 
Rohrglanzgras, Phalaris arundinacea, wird in 


ber Gegend von Küſtrin und längs bes Warthe: | 


fluſſes auf ausgedehnten Flächen angebaut und 
bildet einen bedeutenden SHandelsartitel 


| 
nad) 
Dresden und Berlin. Es gedeiht auf allen Boden: | 
arten, beiondere aber auf Humuss, Lehm-, Moorz, | 


jeiner Wirkung auf den Milchertrag. Gutsbefiger 
Speer zu Oswig bei Breslau verfauft reinen und 
gut keimfähigen Samen. 

Noſenöl. Unter den andauernden Wirren auf 
der Ballanhalbinjel iſt die Gewinnung von biejem 
zu hohem Preis verkauften Handelsartikel bedeutend 
zurüdgegangen und war e# deshalb ein glüdlicher 
Gedanke, in Deutſchland aus den heimiichen 
die Daritellung zu bewirfen. Die Firma Schimmel 
und Komp. in Leipzig und New-York hat jeit 
einigen Jahren mit der Erzeugung den Anf 
gemadt und raid guten Abjag gefunden, —J— 
das Oel voll und reich an Parfüm aus natür 
Zentifolien gewonnen wird, obſchon das d 
Klima dem üppigen Wachsthum der Roſen 
jo günftig, wie das der Gebiete im Balkan, 
welden das Roſenöl bis jegt gewonnen wurbe, 
iſt. Als beionderen Vorzug des deutichen Roſenöles 


= (Centifolia major hat fih als die beite Rofe, 

welde das feinfte und meifte Del liefert, bewährt. 

Gellagt wurde nur darüber, daß nicht 

Blätter zu erlangen waren; die Firma ift be 

mit Ernft Schmalfuß in lechtrig bei Weißenfels d/S. 

in Verbindung getreten, um maflenhaft thraziſch 

Roten in Deutichland einzuführen ; fie verpfl 

fih fontraftli auf 10 Jahre, den Züchtern die 

Blumenblätter mit Keld zu 50 Pfg. pro kg, frei 

Leipzig, abzulaufen. E. Schmalfuß war 

am jüdlihen Balkan, woſelbſt zwiſchen Irni 

Ktarlowa ein mindeftens 12 Meilen langer Land 
b-ebirge 


bis Tſchirpan die thrazifchen Nojen gebaut werben, 


zu leiten. Er jdildert bie dortige Kultur als 
eine jehr primitive und jpricht die Ueberzeugung 
aus, daß fie in Deutſchland in den meiften Gegenden 
viel gewinnbringender und ergiebiger ſich geitalten 


lajie. 
Die thraziiche Roie zeichnet ne durch jchnelles 
Wachsthum und Härte, fowie_ftarfen und an« 


Sie blüht außer» 


genehmen Wohlgeruh aus. 


Rofenöl — Rothlauf der Schweine. 


ordentlih reih und wird hierin bon anberen 
Rofenforten nicht im Entfernteften erreicht. Des 
züglih ber Bodenbeſchaffenheit hat ſich Märter- 
Halle dahin ausgeſprochen, daß leichter, falkreicher, 
vhosphorjäurearmer, aber befonders Falireicher 
Lehmboden mit mäßigen Stidftoffmengen der ge— 
eignete ſei; der Boden in —— zeichnet — 
durch hohen Kaligehalt aus, ſodaß eine entſprechende 
alidüngung angezeigt ift. 

Die Kultur der thraziihen Rofen ift die denfbar | 
einfachſte. Man richtet den Boden ebenso tief und 
Fein zu, wie ein gut borbereitetes Zuderrübenfeld. | 
Fetter und bindiger Boden ift bem leichteren vor— 
zuziehen, en VBeimengungen von Steinen 
ihaben nichts. Bor der Pflanzung ift eine recht 
kräftige, aus furzem verrotteten Mifte beitehende | 
Düngung empfehlenswert, und alle drei Jahre | 





etwa iſt ſodann nur noch das zwiſchen den Roſen- Schweinetuphus, BWetechial = Fledentyphus, 


reihen liegende Land zu büngen. Sonft ift der 
Boden jährlich zweimal durch Haden oder Graben 
aufzulodern und von Unkraut frei zu halten. Die 
el der Stöde geichieht in Reihen von 
1,25 ın tfernung und in ben Reihen 0,40 m 
von einander entfernt. Auf den Hektar kommen 
ca. 20,000 Stöde. In ben erften zwei Jahren 
kann zwiſchen den Reihen noch Gemüſe gebaut 
werben. Die thraziiche Roſe blüht erft im zweiten 
Jahre ziemlich vollftändig, und vom dritten Jahre 
an lat man auf volle Ernten, die bei ben 
Zentifolien erft mit dem fünften Jahre eintreten. 
Die Stöde werben ſehr alt; wenn man fie zur 
Berjüngung alle 10 Jahre über ber Erde ab» 
ſchneidet, kann man die Lebensdauer eines Stodes 
auf ca. 50 Jahre rehnen. Das Pflüden ber 
Rofenblüthen geichieht beſſer des Morgens, ale 
in ber Mittagshige, kann aber jowohl im Thau, 
wie bei ſtarkem Regenwetter geichehen, nur müſſen 
aldann bie Blüthen auf einer reinen Tenne durch 
Umſchaufeln möglichft getrod'net werden. Die Ver: 
zinfung des in Rofenkulturen angelegten Kapitals 
dürfte nach den auf dem Balfan — Er⸗ 
fahrungen unter normalen Verhältniſſen auf 339%, 
zu berechnen jein. 
rich Schultheis in Steinfurt bei Nauheim | 
giebt über bie Zentifolienzucht an, daß aus kg 
Blättern 14 g Rofendl gewonnen werden, gleiches 
Gewicht aber aus Thee-, Remontant:Bourbonrofen 
unb anderen Sorten nur aus 130 kg PBlätter. 
Die Deftillation geichiebt in verbefferten Apparaten, 
melde 300 kg Blätter auf einmal faflen. Die 
thraziiche Roſe riecht ftärker, ift aber nicht jo dicht 
aefült. Bon den von dort bezogenen Pilanzen 
ingen bie meiften unterwegs zu Grunde Die 
Eranang geichieht auf gut rajoltem Boden, in 
Entfernung der Neihen von ®,; m. ©. Pirazzi 
und Söhne in Offenbah a. M. theilen in ihren 
Berichten mit, daß die Nofenfultur in Bulgarien 
in über 140 Ortfchaften betrieben wird, Katanlnt 
ift der Zentralpunkt, Karlowa, Tihirpan und 
Stara-Sagora find weitere Hauptorte. Zulkg 
Roienöl rechnet man dort je nach der Witterung 
ährend der Deitillation 2000-4600 kg Blätter. 
Die Hauptausfuhr liegt ſchon in deutſchen Händen; 


| Schaben von 1,401,862 Markt verurfaht habe. 





691 


1 kg mwurbe vor furzer Zeit noch mit 1000 ME,, 
1882 fogar mit 1200 Mt. bezahlt und gilt jegt 
nur noch 712 Mt. In Sachen wurben im J 
1884 zufammen nur erft 3,5 kg gewonnen, aber 
mit 1500 ME. pro kg bezahlt, während für türkiſches 
Rojendl nur 700 Mit. zu löjen waren. Bulgarien 
erzeugt etwa 2200 bis 2300 kg zum Werthe von 
über 1,5 Mill. Mt. Im Balkan rechnet man für 
1 kg Rofenöl 50—400 kg Blätter, im Tauuas 
für 1 Loth 75 kg Blätter. In Sadien ftellt man 
aus 1 kg Roſenöl aus ſächſiſchen Roſen 300 
Kiften Roſenwaſſer zur Ausfuhr nah Amerika 
dar. ebenfalls hat die neue Induſtrie eine große 
Zukunft und fanı den Landwirthen, welche Ge- 
legenbeit zum Anbau haben (gut falfhaltiger 
Boden) nur zum Anbau gerathen werben. 
Rothlauf der Schweine, Stäbchenrothlauf, 
ge⸗ 
fährliche, in den letzten Jahren auch bei uns, 
beſonders in Baden, häufig aufgetretene plötzliche 
Erkrankung der Schweine mit meiſtens tödtlichem 
Verlauf. (Vergl. den früheren Artikel darüber 
und die Schriften von Prof. Dr. Schütz im „Archiv 
der Thierheiltunde” 1885, die von Dr. M. R. 
Lydtin und Prof. Schotteliuß, „Der Rothlauf ber 
Schweine in Baden“ 1885; ſ. auch unter Batterien. 
Dieſe raſch kommende, furze und meift tödtlich 
verlaufende Krankheit, welche ähnlich wie Faul— 
fieber, Neffeljuht, Schweinefeuhe, Hi Fe 
zunächſt durch mehr oder weniger ftarfe Röthung 
und BlaurothefFärbung der Haut ſich zu erfennen 
giebt, hat im Jahre 1879 in den Verein. Staaten 
von Nordbamerifa 900,000 Stüd sure, in ber 
Bretagne 1881 zufammen an 3 Mill. Fries. Ver- 
Iufte (Bezirk Vaucluſe 20,000 Stüd), im Jahre 
1884 in Baden 12,564 Stüd, in Nieder⸗Oeſterreich 
(1885) 5381 Stüd. Man giebt an, baß in Baben 
in den legten 10 Jahren 62,568 Schweine —* 
Rothlauf getödtet werben mußten ober gefa 
find und daß ſeit 1875 die Krankheit einen 


heerung anrichtet, betrachtet und bie Berunreis 

erkrankt gewejenen Thieren bezeichnet ; durch Füt- 

Schafe, Tauben und Kaninchen, nah Shüg 

jegt Rothlaufbacillus genannt und wirkt 
Das Fleiſch von den an dieſer Krankheit er— 

wirft. 

aller Abfälle davon, gründliche Desinfektion, 


Als Urfahe wird die Anitedung durch einen 
Spaltpilz, welcher im Verdauungskanal feine Vers 
nigung des Trinkwaſſers oder bes Futters mit 
Schlachtabfällen und Kothmaſſen von am Rothlauf 
terung folder Thiere kann die Krankheit hervor⸗ 
gerufen werden; nah Paſteur foll fie — 

au 
auf Mäufe übertragbar fein. Die En 
des Spaltpilzes erfolgte durch Paſteur; er 
noch in den kleinſten Mengen und nach längerer 
Aufbewahrung in Gläſern. 
franften Schweinen mußte polizeilich dem Genuß 
entzogen werden, da es ſchädlich für bie Menfchen 

As Vorbeugungsmittel find zu nennen: 
Abſonderung aller erkrankten Thiere, Vernichtung 
ftrengfte NReinlichkeit in Bezug auf Futter und 

44* 





vn. 


692 Rothlauf der Schweine — Rumänien. 


Waſſer oder fonftiges Getränt. Als Shugmittel| I Größe und Bevölkerung: 129,917 qkm 
wird die Impfung mit dem von Paſteur fünitlich | — 5,376,000 Einwohner — 41 auf 1 qkm, * 
—— Schutzimpfſtoff empfohlen. die Dobrudſcha 78,454 Köpfe Ueberſchuß 
on 119 in Baden damit geimpften Schweinen | Jahre 1886 (79,660 im J. 1883) — 4,529,000 
find nur 5%, verftorben, einige darnach erkrankt, | gr. Katholiiche, 114,200 röm. Katboliiche, 13,800 
aber wieder geneſen, die übrigen nicht erfranft | Proteftanten, 8000 Armenier, 6000 Lipomwaner, 
ala von 118 anderen nicht geimpften Schweinen | 400,000 Israeliten, 2000 Mohamedaner, 200,000 
die Hälfte zu Grunde ging und die Sterbefälle | Zigeuner, 4,3 Mil, Rumänen. Genaue Zählungen 
in der Negel nicht unter 60%, betrugen, wenn |jeit dem neuen Umfang von 1878 fehlen; in 
die Srankheit zum Ausbruch kommt. der Dobruticha giebt es 16,403 Türken, 28,715 
Es wird noch darauf aufmerkſam gemadıt, daß | Bulgareı, 6540 Tataren, 3165 Griehen, 1051 
die geimpften Thiere abgejondert gehalten werden | Jeraliten, 803 Armenier, 10,058 Lipowaner, 
müffen, weil fie andere Schweine aniteden können, | 6162 orthodore Nuffen, 2471 Deutſche, 308 Eins 
wenn dieſe nicht aud geimpft find, fowie daß | wohner fonftiger Nationalitäten; vor der neuen 
befondere Sorgfalt auf die Bereitung des Impf- | Gebietsveränderung zählte man 85,000 Slaven, 
ftoff3 verwendet werden muß, damit er nicht zu | 39,000 Deutiche, 29,500 Ungarn, 8000 Armenier, 
ſchwach und nicht zu ftark gegeben werde; als 5000 Griechen, 2000 Franzojen, 1000 Engländer, 
beftes Niter für die Schugimpfung wird das von | 500 Ftaliener, 2700 Türken, Polen, Tataren ꝛc. 
16 bis 18 Wochen bezeichnet. Der Landwirth zufammen 172,700 Nicht:Rumänen. Die größten 
wird jedenfalls die Behandlung dem Thierarzt | Städte find: Bukareſt mit 221,000, Saf mit 
überlaffen müffen, im eigenen Intereſſe aber jorg: | 90,000, Galatz mit 80,000, Botoſchani mit 49,941, 
pm darauf achten müſſen, daß ihm die eriten | Plouſti mit 33,000, Braila mit 28,272, Berlad 
Hr nicht entgeben und raſche Hilfe noch mit 25,568, Craiova mit 22,764, Giurgewo mit 
möglich iſt. 20866, Fokſchani 20,323 und Piatra mit 20,000 
Laboratorium der | Einwohner, zuſammen 601,644 Bewohner, d. i. 
Firma 2. H. Pietih & Ko. in Breslau, Vor: 11,2 Proz, der Bevölkerung. 
werfäftraße 17, will man ein wirkjames Mittel II. Behörden: Minitterien: Präfident und 
gefunden ges: Es fol ein Nahrungmittel fein Miniiter des Innern, Minifter des öffentlichen 
und täglicd jedem Schweine Morgens 1 Eßlöffel Unterrichts und des Kultus, der Juftiz, der aus— 
davon in das Futter gegeben werben. 1 kg, | wärtigen Angelegenheiten, des Nderbaues, bes 
68 Tagesportionen für ein Schwein enthaltend, | Handels, ber ufkia und der Domänen, ber 
wird zu 2 ME. verkauft; gejagt wird darüber: —— der öffentlichen Arbeiten, des Sri 
Sft in einem Gehöft reip. Stall ſchon eine Erz | ireftoren, Sekretäre und Generalielretäre 
franktung eingetreten, jo muß weiter vorgegangen | Minifterien. Statiftiiches Burear, Statsdruderei, 
und bei jeder Fütterung ein Eßlöffel voll beige: Senat und Deputirtenfammer. Kaffationshof und 
mischt werden. Bereits erkrankte Thiere müſſen Rechnungshof in Yufareft, Appelhöfe daj., im 
fofort von den anderen jeparirt und ertra ge- Graiowo, Jaſſy und Galag, Tribunale in Buka— 
halten werden. Schwer erkrankte Schweine freifen | reit, Jaſſy, Graiowa, Galag und Ploëſti. Jury. 
bekanntlich nicht mehr, und ift eine Rettung dann , — 32 Diftrikte, 163 Bezirke, 3070 Gemeinden, 
kaum noch möglich, jedoch kann man es mit Diejem | 72 ftäbtiihe Präfekten und Unterpräfelten. 
Pulver immer nod) verfjuchen. Man nehme dann | Bügermeilter von Bukareſt, Gouverneur ber 
einen Eßlöffel, aud mehr davon, miſche es mit | National:Bant. General-Direltor der Eiſen— 
Syrup oder Honig und ftreiche den Brei mittelft | bahnen, desgl. der Poften und Telegraphen, —* 
eines ſtumpfen, — Holzes auf die des Sanitätsdienites, Polizeipräfekt von Buk 
Zunge des kranken Thieres. General-Direktor der Regie für Sala und Tabak, 
Die. in Proſpekten abgedrudten Anmerkungen | Inipeftor der Häfen und der Schifffahrt. — 
von Solchen, welche mit dem Mitel ihren Vieh- Erzbiſchof, Metrovolit und Primus von Rumänien, 
ftand gerettet haben wollen, find nicht genügend Erzbiſchof und Metropolit, 6 Diözeienbiihöfe, 
Vertrauen erwedend; von thierärztliher Seite 9 Seminarien, zahlreiche Klöſter. Erzbiſchof der 
liegen noch feine Aeußerungen zur Empfehlung vor. | Katholiten in Bukareſt. — 4 Kommandanten der 
Nübenwein, von Jules=:Erfurt („LeTemps“ 1885) Armeelorps in Graiova (1.), Bufareft (2.), Galag(3.) 
Ä rc, und Safin (4), 8 Territorial- Militärdivifionen 
empfohlen, wird als ausſigtsloſes Erzeugniß bes | „ud 1 aftive in der Dobrudica, Generalitabscher 
eiönet, da er nah Dujardin, Beaumetz, Andige, | ou; b DODEUDINO, Wei ‚ 
- } Der \ Inſpekteure für Artillerie, Stavallerie und Genie. 
Detain und Anderen ziemlich viel Altoholarten Kommandant der Flotille. — Hofftaat. — Ver 
von giftiger Wirkung in ſchon geringen Mengen tretung des deutfchen Reichs: auerord Geiandter 
enthält und ein Altoloid, deſſen Wirkjamteit noch ind en. M. in Bufareit, Leg.-Sekretär, Stonfulm 
— aber ſchon als ſchädlich ;,, Wukareit, Koſtniedſche oder Conjtange, Graiopa 
, und alas. Für das Medizinalweien: 
Anmänien, Königreih. König Karl J. 70 Spitäler, 5 Irrenanſtalten, 2 Gebär-, 2 


(Haus Hohenzollern), geb. 8.120. April 1839, | häufer, 14 Militärbojpitäler. yür Unterricht: 


2330 Glementar:, 6 Real-, 5 Handels-, 12 
Töchterſchulen, 19 Untergymnafien, 7 Lygeen, 


Pr} 


regiert feit 12.24. Oktober 1966, als König feit 
10.122. Mai 1581. 





Rumänien. 


8 Schullehrerfeminerien, 2 Univerfitäten, 2 Maler: 
2 Muſikkonſervatorien, Aladbemie ber 


693 


Schülern (74,532 Knaben), 1916 ſtädtiſche Primär 
Snabenihulen mit 475 Lehrkräften und 23,862 


ſchulen, 
—— Genauere Angaben für 188288 | Schülern, 125 desgleichen für Mädchen mit 342 
ge an: 2459 PrimärsRuralihulen für beide | Behrerinnen und 12,989 Schülerinnen, 

e 


chlechter, mit 2459 Lehrkräften und 83,076 


für bie 7 Lyzeen 

19 Gymnafien 

9 Seminarien 

8 BrimärsNormalihulen 

5 Handelsſchulen 

12 Setund.: u. Profeſſions⸗ 
ihulen für Mädchen 

31 Spezialſchulen 

Univeriitäten 


205 Brivatichulen 


a2 22 
=. 


” "n 


144 Lehrkräfte „ 
217 


160 Profefforen und 2108 Schüler, 
180 20 


” ” 77 ” 
99 x 1512 „ 
85 > = ME % 
56 > N 5 


1316 Schülerinnen, 
2316 Schüler, 
693 Studenten (Bufareft u. 


87 Dozenten = 
Jaſſy), 


1120 Lehrkräfte und 144,566 Schüler, 


jalmmen an 3028 Lehranftalten, 5424 Lehrkräfte und 144,566 Schüler, dazu fommen nod 


Militärichulen. 


III. Finanzweſen. Budget für 1885/86, 
—— in Leu oder Frank = 80 Pfg. Ein— 
nahme 124,478,398, Ausgaben 129,971,646, — 
Defizit 5,493,248, Staatztcdjuld 535,315,342 No« 
minalfapital, 758,418,638 Reftbetrag am 1. April 
1887 — 49,423,664 Annuitäten bes Jahres 1837. 
Von den Einnahmen famen: auf direkte Steuern 
27,160,000, auf indirefte Steuern 3,540,700, 
ul auf Steuern 62.167 Mill. Leu = 49,733,600 

il. Markt = auf den Kopf der Bevölkerung 
9,21 ME. und „il fait 50 Proz. ber Einnahme, 
ernner 30.915 Mil. Leu auf Staatsmonopole, 


33,714 Mann, 6968 Pferde, 370 Geſchütze — 
8 Regimenter Infanterie, 1 Kompagnie Nicht: 
fombattanten, 4 Yägerbataillone, 1 Zug Nicht⸗ 
fombattanten, 3 Hufarenregimenter und 1 Zug 
Nihtlombattanten, 8 ftehende Estabrons, 8 Feld⸗ 
— Artillerie mit 54 Batterien (8 reitende), 
4 Öebirgsbatterien, 2 Romp. Belagerungsartillerie, 
8 Komp. Nichtlombattanten, 3 Komp. Handwerter, 
2 Komp. — ————— Train 4 Estadrons. 
Gendarmerie 2 Komp. zu Fuß und 3 Eskadrons 
zu Pferde. Sanitätsweien und Verwaltung: 
+ Sanitätsfompagnien, 2 Verwaltungskompagn., 


347 Mill. Leu auf Domänen, 11,018 Mill.) 1 Provianttompagnie, 1 Komp. für Bekleidungs⸗ 
Leu auf Öffentl. Arbeiten, 7.447 Mil. Löu auf | depot. 


Verſchiedenes und der Neit auf die einzelnen | 


Miniiterien. Bon den Ausgaben kamen in Mil. 
Leu auf öffentl. Schuld 61.411, auf das Minift. 
ber Domänen 3.212, das Minift. der öffentlichen 
Arbeiten 3.857, das Minift. des Innern 9.950, 
das Minift. der Finanzen 11.688, das Miniit. 
bes Ausw. 1.551, das Minift. der Juftiz 4.675, 
das Minift. des ſtultus und öffentl. Unterrichts 
13,71 und auf das Minift. des Kriegs 29.566; 
für must und außerorbentl. Kredit⸗Fonds 
eu. 


IV. Militärweien. 1) Stehendes 
Heer: im Frieden 1374 Offiziere, 269 Beamte, 


2) Aktive Territorialarmee: RAN 
Infanterie, 66 Bataillone, 50 Estadrons, 18 


|terien (4 Gebirgsbatterien), zus. in Kriegs ſtärke 


1288 Offiziere, 29,679 Mann, 11,742 Pferde. 
9) Miliz: 82 Negimenter. 


4) Marine: 1 Torpebofreuzer, 3 Radaviſos, 
5 Schraubenfanonenboote, 1 Torpebofanonenboot, 
8 Torpebos I. Klaſſe, 2 II. Klaſſe, 3 Transport» 
fhaluppen, 1 Echulfahrzeug, 7 Schaluppen für 
ben Hafendienft, auf 42 Offiziere und Ingenieure, 
25 Mechaniker, 1180 Matroſen der ftehenden und 
50 der Territorialflotte. 


V. Hanbel in Leu. 1885: Einfuhr 268,589,150, ae 247,968,201 in ben letzten 


Jahren mit: 


Oeſterreich Ungarn Einfuhr 49,12 Proz., Ausfuhr 34,93 Proz., 
18,38 39 


Großbritannien - 2 ’. u 
Deutihes Reich : an r 938 , 
—— 4 8. '', “ 983 „ 
ürfei 2 450 „ 52 549 „ 
Rußland © Bor’; 2 ai „> 


Das beutiche ———— beſonders Textil⸗ 
waaren, Leder und rwaaren, Gummi⸗ und 
Glaswaaren, Porzellan, Kurzwaaren, Spielſachen, 


hantaſie und Luxus ſachen, Modewaaren, Möbel, 
en, Lolomobilen, ons u. & w., 
Mufllinfteumente, Eifen, Stahl, Blech, Draht, 








Blut, Metallwaaren, Waffen, Kanonen, teren, 
euerfefte Schränke, landw. Maichinen, > 
Tapeten, Rahmen, Golbleiften, Apotheker» und 
Droguen⸗, Kolonial- und Metallwaaren, 
fümerien, Bein u. |. w. Der Hanbel vom 1. 


bis 30. Juni 1886 beftand in Mill. Leu: 





N 
694 

aus Getreide 
rer Gemüjen 100 „ En: 
etränten 04 „ u 
Thieren u. th. Nahrungsm. 32 „ 54 u 
Häuten, Leber, Lederiwaaren 17,0 „ 56 „ 
2. und Holzwaaren 9 „ 1 , 
pinnftoffen, u.f.w. 596 „ 13: „ 
—5* * Oelen BE 1 „ 
rennſtoffen BR: ... 10 5 
Metallen, Metallwaaren 5 „ ii „ 


Im Vorjahre war die Ausfuhr in der gleichen 
Zeit 300,000 mtr. Weizen, 554,000 mZtr. Mais, 
620,000 tr. Roggen, 36,000 mtr. Hafer, 
130,000 mtr. Gerite. 


VL Verkehr. 1) Schifffahrt: Gi 
20,478 Schiffe mit 3,711,143 t, Ausgang 
Schiffe mit 3,678,849 t. 

Gijenbahnen im Betrieb: 


| 
2 


| Weinbau liefert bi8 8 Mill. hl Wein, die Mus: 


1990 km 


jendungen, 527,505 Padete, 180,907 Boftmandate. | 
4) Telegraphie: 274 Bureaus (119 Staates, 
455 Gifenbahn=Bureaus), 31 Polizei-Telegraphen 
5319 km Linien, 9074,1 km Drähte, 1,231,372 
Depeihen (40,417 Tranfit) — zuf. für Poſt und 
ZTelegraphie 4,530,468 Löu Ginnahme, 3,653,730 
2öu Ausgaben. 
5) Europäiihe Donau: Kommifiion! 
(1885) : 2,627,358 Fr. Einnahme, 1,805,824 Ft. 
Ausgabe, 821,534 Fr. Ueberihuß. Schuld 553,782 
Frank. Mttive 1,821,534 Frantf. | 
6) Sulina-Mürdung (1886). Verkehr: 
872 Dampfer mit 866,763 t, 507 Segelichiffe mit 
83,804 t, zuſ. 1379 Schiffe und 950,567 t, davon | 
—5 13 mit 7970 t. Getreideausfuhr aus 
allen 
ter (1 — 6,070,157, 18384 = 4,441,039). 
VO. Bergbau und Induſtrie ſ. das 
Hauptwerk, ®d. VI. 


I. Größe und Bevölkerung: 
Europätfhes Rußland 





| 


35 Einf., 61,3 Ausf., Mehrausfuhr 57,8, Mebreinfuhr 





| Ninder und Büffel 3,6 Mill. Schafe 6,18 


äfen der unteren Donau 6,461,889 Quar- 3 


4,888,713.7 qkm, 78,269,114 Ginwohner, 18 auf 1 qkm, 
1 7,884,100 


Rumänien — Ruffiihes Reich. 


* Sr — 85, 

* 3,7, " —— 

2,2, * ag 

" Br ” 11,4, 

* — 5,6, 

* — * 58,4, 

" — * 3,0, 

2 ve „ 3,0, 

. — 24,4 u. ſ. w. 

VIII. Zandwirthbihaft. Auch 


über dieſe 
giebt es noch feine vollſtändige Statiſtik; Ackerbau 
und Viehzucht ernähren 23 der Einwohner. Für 
Kulturland rechnet man etwa 6 Mill. ha, auf 
Nderland famen davon 3,386,000 ha; ſehr aus⸗ 
gebehnt find die Wieſen und Weiden und audı 
der Wald nimmt bedeutende Flächen ein. Der 


fuhr aus den Bezirfen Putna und Telna war 


a | 1837 zuf. 310,000 hl zu 3,2, 5,6 und 7,2 ME 
18,780,719 Brief: | 1 


nad Güte. 

Die Haupterzeugniffe find: Getreide, Hülſen⸗ 

früchte, Gemüfe, Raps, Tabak, Hanf, Flache. 
Der Viehſtand zeigte 1880 Pferde 506,000, 


und Schweine 2,31 Mil. Stüd. Bergl. bie 
elfrüdte und 


früheren Mitteilungen. 
3 { uder. 
inder, „Die 3 


Runfelrübe, ſ. Wur 
Literatur: R. Bürſten — 
2. Auflage, Braunſchweig 1883. — G. Klee 
mann, „Der praktiiche Zuderrübenbau“, 2. Aufl, 
Leipzig 1884. — F. Kna uer, „Der Rübenbau”, 
5. Aufl., Berlin 1882. 


Rush, engl., beim Rennen das plötzliche Wor- 
ihießen eines Pferdes, befonders furz vor bem 
iele. 


Ruffiihes Reid, Raijerreih; Kaiſer Alexan— 


der III, Mlerandromitid, 2 10. März 
(26. Febr.) 1845, reg. feit 13./1. März 1881. 


Königreih Polen 273106 „ ‚834, E Bier 

Großherzogthum Finnland 373,608.8 „ 2,203 = — m 

Kaukaſus⸗Gebiet 472,666.0 „ 6,654,017 ® Be Be 

Transkaſpiſches Gebiet 551,84.0 „ 430,100 E 0,8 auf 1 qkm, 
entralafien 3,033,016.0 „ 5,201,946 “ Er _ %. 
ibirien 12,495,110.0 „ 4,143,226 J ——— 

Aral⸗See 66,998.0 „ — Be — 

Kaſpiſches Meer 439,418.0 „ zu B — Br 

22,448,660.0 „  104,785,961 . 4,8 auf 1 qkm. 


Das europäifhe Rußland zerfällt im 
60 Gouvernements, von welchen Dlonez mit 2,2, 
—— mit 2,9 und —— mit 0,4 Einw. 
auf qkm am bünnften, Warjchau mit 92, 
Piotelow mit 71 und Kalisz mit 69 Einw. auf 
1 qkm am dichteſten bevölfert find; — —— 
bat 8 Gonvernements (Uleaboxg mit 1,4, Nyland 
nit 19,6 Einw. auf 1 qkm, die anderen außer, 


| 


Knopio, mit über 10—16 Einw.) Das Kau— 
kaſus-Gebiet wird getrennt in nördl. K. mit 
3 Goudernements (9—11 Einw. auf 1 qkm), 
Transkaukaſien mit Gouvernements (3—233 Einw. 
auf 1 qkm) und Transkaſpiſches Gebiet 
(0,8 Einw. auf 1 qkm). — Zentralasien bat 
das Generalgouvernement der Steppe mit 4 Gou— 
vernements (0,6—1,4 Einw. auf 1 qkm) und bas 


Ruſſiſches Reid. 


— —— Turkeſtan mit 5 Gouverne⸗ 
ments (2,0—8,0 Einw. auf 1qkm). Sibirien 
zerfällt in die Generalgouvernements Dftfibirien 
mit 3 Gouvernements (0,04—0,8 Cinw.auf 1 qkm), 
Irkutsk mit 3 Goupernements (0,06 —0,5 Einw. 
auf 1 qkm) und Weitfibirien mit 2 Gouverne: 
ments (1,0 und 1,3 Einw. auf 1 qkm). 

Die geſammte Größe iſt jest in Quabdratwerft 
19,726,057 ; fie war im Jahre 1885 nur 18,843,000, 
es find aljo jeitdem erworben worden 883,057 


Qu.⸗Werſt, hauptſächlich in Aſien und am ſchwarzen 


Meer. 

Eine genaue Beurtheilung der Zunahme der 
Bevölkerung iſt nicht möglich, da keine gleichzei— 
tigen Erhebungen ſtattfinden und dieſe noch ſehr 
unzuverläſſig find; für Finnland giebt man an 
(1884) 32,943 Köpfe, für das europariche Rußland 
1883) 1,001,592 Kopfe, für Polen (1880) 104,507 
und für Sibirien (1850) 49,009 Köpfe. Im Ganzen 
ift die Junabme fett 1870 mit den neuen Gebieten 
19,215,116 Köpfe. 

Ueber Religion, Nationalität und Beruf 
giebt e3 feine meueren Angaben; ſ. alio das 
Hauptwerk, Bd. VI. 

Städte mit über 100,000 Einw. find im 
europäiihen Rußland: St. Petersburg 929,093, 
Moskau 753,469, Warfchau 431,864, Riga 169,329, 
Charkow 166,921, Odeſſa 154,240, Salan 140,726, 
Stiihenew 130,000, Siem 127,251, Lodz 113,146, 





695 


haft und Finanzen: Präfident und 6 Mitglieder; 
Spezialdepartement zur Unterfuhung der gegen 
GEntiheidungen von Senatö:Departements geridh- 
teten Beſchwerden: Präfident und 3 Mitglieder. 
4. Reichskanzlei. 

5. Der Senat, Miniſter der Juſtiz: Minifter, 
Adjunkt, Kanzlei, Juftizdepartements-Direltor und 
2 Vizedirektoren. — Senatoren: a) ohne fpezielle 
| Beitimmung in den Departements: 44 Mitglieder, 
1 Großfürft, Generäle, Wirkt. Geb.:Räthe, Staats 
jefretär, b) beitimmt zur Aififtenz im Plenum: 
20 Mitglieder, ebenio c) in 8 Departements für 
Geſetzgebung, Verwaltung, Nehnungsrevifion mit 
10, für Angelegenheiten der Bauern mit 7, für 
Zivilfachen mit 7, für desgl. mit 7, für Kriminal⸗ 
jachen mit 7, für Angelegenheiten des Grundeigen: 
thums und pe Angelegenheiten mit 9, 
für Heraldif mit 7 Mitgliedern. Kaſſationsdepar— 
tement (Oberkaſſationshof mit Präfidenten, 27 Mit- 
gliedern für Zivilfahen, 25 für Striminalfadhen 
und Disziplinarchef, Präfidenten und Oberpro— 
furator. 

6. Die heilige Synode. Bräfident: ber 
Metropolit von Nowgorod, St. Vetersburg und 
Finnland, Mitglieder: 4 Metropolitane und Erz- 
biihöfe, Gen.:Profurator und Adjunkt; Stanzlei, 
Direktion der Interrichtsanitalten für den ortho— 
doxen Slerus, Verwaltung und Buchführung ; 
Kanzlei des Gen.-Profurators ; 35 Epardien oder 





Sjaratow 112,428, aufammen 3,228,467 Bewohner; | Diözeien mit Metropoliten und Erzbiſchöfen oder 
Städte mit 50,000 bis 100,000 giebt es 19 mit Biſchöfen. 
zufammen 1,221,402 Bewohnern, Städte mit| 7. Minifterium und Zentralftelle ber 
20,000 bis 50,000 Einw. giebt es 63 mit zu- Adminiſtration. a) Minifterlomitee: 
fammen 1,486,749 Bewohnern; es haben aljo | Präfident, Mitglieder, 2 Großfürften, alle Mi- 
im Ganzen 93 Städte mit über 20,000 Ginw. |nifter und die Chefs ber hohen Verwaltungen, 
6,436,615 Bewohnern oder 8,2%, der Bevölkerung; | Geichäftsführer und Mdjunkt. b) Minifterium 
dazu kommen in Finnland 2 Städte: Helfingfors des Kaiſerl. Hauſes: Miniiter, Kanzlei, 
mit 51,184 und Abo mit 25,916, zufammen Kontrolle, Kaffe, Departement der Apanagen, 
77,100 Einw. und im Aſiatiſchen Rußland Tiflis | Neihsordenstapitel, Kabinett des Kaiſers, (Berg— 
mit 104,024, Tajchfent mit 100,000 und 19 Städte | werke und Fabriken im Privateigenthum), Ber: 
zwifchen 20,000 und 50,000 und aufammen 554,841 | waltung der Balälte, Dir. der Eremitage (Ge: 
Einw., jo daß im Ganzen in 116 größeren Städten | mäldegallerie und Kunſtſammlung), Arjenale und 
7,472,583 Bewohner = 7,13%, der Bevölkerung | Vibliothefen, Verwaltung der SHofgeiftlichkeit, 
vorhanden find, bezw. waren, da die Zählungen | Hofmufit, Hofmedizinalverwaltung, Stapelle ber 
zum größten Theil bis 1883—1884—1885 und | Hoffänger, Stalltontor, Admin. der Valäfte in 
zum Theil jelbit 1882 und 1881 zurüdgeben, für Moskau, Jagdamt, Bureau der Zeremonien, 
Iſchewst (21,500) jogar auf 1879. Direktion und Adminiftration der Staiferl. Theater, 
Akademie der Schönen Künſte, ——— 
II. Behörden. Reſidenzſchlöſſer, Fürſtenthum Lowitih, D n 
Kaiſers. der archaäologiſchen Kommiſſion, Direktion der all⸗ 
2. Eigene Kanzlei für die unter Leitung 


age Arhive des Miniiteriums, ... ie 
©r. Mai. des Kaiſers ftehenden Wohlthätigfeits- Balaftgrenadiere, Kontor des ⸗ 
und Bildungsanſtalten. 


Groß 

Thronfolger, Hofſtaat des Kaiſers, der Kaiſerin, 

3. Der Reichsrath, Präſident: Großfürſt der 8 Großfürſten, der Großfürſtin ——— 
Michael Nilolajewitſch; Mitglieder des Plenum: Michailowna. e) Miniſter des Aeußern, 
4 Großfürſten, die Miniſter, Obe fämmerer, | d) inifter des Kriegs: Militärftaat ©. 
Admiral, Oberjägermeifter, 12 Wirkl. Geh.»Räthe, M. des Kaiſers, Kriegsrath Egg 
18 Staatsjelretäre, 1 Geh.: Rath, 1 Senator; | Kanzlei, Obertribunal ber Militär uftiz, General⸗ 
Mitglieder der Departements und des Plenums, | Direftion der Artillerie, des Genieweſens, bes 
1 Departement für Gejeggebung und Kodifilation: | militärifhen Sanitätödienftes, der Militärjuftiz, 
fident, 6 Mitglieder; 2 Departements für | der irregulären Truppen, der Militärjchulen, 
ivllangelegenheiten und Kultur: Präfident und | Generalftab, 4 Generalinjpektionen für e, 
Mitglieder: 3 Departements für Staatswirth- | Schügen, Kavallerie und allgemeine und Ober: 


1. Eigene Kanzlei des 





696 Ruſſiſches Reid. 


eiftlihe der Armee und Flotte; 14 Militär: |nal des Finanz: Minifteriums, Reihsbanf ı 
bite: für irreguläre Truppen (Kofaken), als | Direktor und 2 Adjunkten. i) Minifteri 
Ataman aller Koſalen der Großfürit:Thronfolger, der Domänen: Minifter, Departements 
— —— der Koſaken, 11 Hetmane; Gardekorps: | allg. Dienſt, Agrikultur und ae 
mmanbierender General, Generalſtabschef, 3 Di: gern Bergweien, Gen.-Direltion des R 
pifionen Infanterie, 2 Divifionen Sapallerie, | Geſtütsweſens. k) Minifterium der Wege 
3 Divifionen Grenadiere, Armeelorps mit kom: |und Verfehrsanftalten (ber Öff. Arbeiten) = 
mandirenden Generälen 17 (2 im Kaufafus). | Minifter, Adjunkten, Seltion der Verwal der 
e) Minifterium der Marine: General: | Eifenbahnen, Dir. der Abtheilung für Eif m, 
admiral, PVizeadmiral, Kanzlei, Generalitab, | Techniſches Komitee der Eiſenbahneu, Ab ; 
Hydrographiihes Departement, technisches Komitee für Landitraßen und Kanäle, Techniſches Komitee 
(mit der Eeftion für Schiffbau, Artillerie, Tor | für Landitraßen und Kanäle, Abth. f. allgemeine 
pebomweien, Mechanik), Schiffbau:Stomitee, Wiſſen- Angelegenheiten. I) Reihsftontrolle: Ko : 
ſchaftliches Komitee, Obermilitärtribunal und |leur des Reiche, Kanzlei, Stontrolle ber Militäre 
Direktion des Sanitätsdienfted. Für die Flotte: | und Marinevermwaltung. } 
Generaladmiral, Kommandant der Flotte nnd der| 7. Vertretung des deutſchen Reiches 
Häfen des Schwarzen und des Kaſpiſchen Meeres, Botſchafter in St. Peteräburg, —— —— 
desgl. des Hafens von Kronſtadt, Equipage des Sekretäre, 3 Sekretäre, Attaché, Militär-Bevollm., 
Kafpiihen Meeres, Flottille der Häfen des öftl. | Marineattahe, Chef der Stanzlei, Konſulate im 
Ozeans, Geihwader des Stillen Ozeans, Ge: Archangel, Berdiansf, Kiew, Kowno, Libau, Mos— 
ſchwader in den griehiichen Gewäſſern. f) Mi- fau, Narwa, Odeſſa, Pernau, Reval, 
nifterium des Innern: Minifter, 3 Ad- Riga, St. Petersburg, Tiflis und Windau, > 
junkten, Sanzlei, Departements für allgemeine ſchau, Abo, Biönneborg, Chriftineitad, Cfenas, 
— — wirthſchaftliche Angelegenheiten, Helſingfors, Nicolaiftad, Vleüborg und Wiborg 
Medizinalweſen, Staatspolizei, fremde Kultur, in Finnland. 
Abtheilung für landſchäftliche Angelegenheiten, TIL Einrichtung der Berwaltung. 
a für Statiftit und Statiftiiches, | Es giebt 77 Gouvernements, 19 Geblete, 3 Bes 
aurath, Baudirektion, Generaldirektion der Ge: | zirfe, 4 Militäggerwaltungen in Sudum, Amts 
fängniffe und Generaldireftion der Poften und | Darja, Batum Mıd Stars, 6 Stabtgoudernements. 
der Telegraphe. Inter diefem Minifterium in Odeſſa, Taganrog, Kertſch-Jenikale, Derbent,. 
ftehen: 9 General: (Militär) Gouverneure: Chef | St. Peteräburg, Sewaftopol. Im Europäiſchen 
ber Zivilverwaltung und Truppenbefehlähaber im | Rußland fommen 50 Gouvernements auf Groß 
Militärbezirt des Kaufafus, dem für Warſchau rußland, 4 auf Mleinrußland, 3 auf Süb- oder 
und Weichfelgouvernemeut, Jukutsk, Steppen: |Neurußland, 9 auf Weftrußland, 3 auf die Bal⸗ 
ouvernement, Moskau, Kiew, Wolhynien und tiſchen Provinzen, 10 auf das öftlihe Rußland, 
obolien, Wilna, Grodno und Kowno, Odeſſa , 10 auf das Königreih Polen (MWeichielgouverne- 
und Amur, 61 Zivilgouverneure, 14 Gouver: | ments), 8 auf das Großfürftenthum Finnland, | 
neure in Sibirien und Turfeftan, Militärgouver: | 6 auf den Kaufajus. Die Gouvernementd zer— 
neur bon Sronitabt, Nikolajew, Mladiwoftod, | fallen in Kreiſe (Uiesdo), die Oftfeeprovinzen und 
räfelten der Städte St. Peteröburg, Moskau, | Finnland haben befondere Streiseintheilungen. Der 
deſſa, Sebaftopol, Kartſch und Taganrog, 12 | innern Provinzial: und Polizeiverwaltung unters 
ivilgouverneure in den Staufafus = Gebieten. | fteht der Gouverneur (mit Kanzlei); die Gou— 
iefem Minifterium nicht untergeben find: bie | vernementsregierung hat Abtheilungen für M 
Generale der Infanterie in Finnland und der zinal- und Baumwejen, den Stameralhof für Steuer- 
General:Lieutenant in Turfeftan. Dem Departe: ſachen, die Gouv.:Afzifenverwaltung für Brannte 
ment der fremden Kulte untergeordnet find: der wein-, Zucker-, Tabaks:Atzife, die Domänen- 
Römiſchkatholiſche Kultus mit dem Metropoliten | verwaltung, den Stontrollhof, das Vermeffunge- 
des Erzbisthums Mohlew als Präfidenten des | Komptoir, die VPoſt- und Telegraphen-Verwaltung, 
Kollegiums und 12 Biſchöfen; der proteftantiiche die Schuldireftion, das geiltl. Konſiſtorium der 
Kultus mit Präfidenten und Vizepräfidenten; der | ruffiihen Kirche, die Militärverwaltung, die Gens 
mohamedaniſche Kultus mit dem Mufti in Oran: | darmerieverwaltung mit Gebeimpolizei, Bezirks- 
burg und in Tauris. g) Minifterium bes | verwaltungen f. Militärfachen, Zölle, Eiſenbahnen. 
Öffentl. Unterrihts: Minifter, Adiunkt, Chauffeen und Kanäle.giebt es für mehrere = 
Wiſſenſch. Konful, Departement des Unterrichts, | vernements, bejondere Apanagenverwaltungen im 
Lehrbezirte St. Petersburg, Mostau, Dorpat, | einigen Gouvernements, Generalgouvernements 9. 
Kiew, Warſchau, Kafar, Charkow, Wilna, Odeffa, | Seit Aufhebung der Leibeigenihaft giebt es im 
Raukafus, Orenburg und Meitfibirien, je mit) 34 Gouvernements und 340 reifen (außer dem 
einem Kurator. h) Minift. der Piuntzen: Oſtſeeprovinzen, dem Lande der Doniſchen Koſaken, 
Minifter, Kanzlei, Kanzlei für Kreditangelegen: | Arhangel, Aſtrachan, Kiew, Bolyynien, Pobolien,- 
heiten, Departements für Zölle, indirefte Steuern, Mobilew, Witebst, Minst, Wilna, Groduo und 
direfte Eteuern, Induſtrie und Handel, Scha : Kowno) für lofale öfonemijche Jntereffen die aus 
Gen.Rentamt; Reihsihulden-Tilgungssstommiff., | Wahlen der Gutsbeiiger, Semeindeverfammlungen,. 
Fabrikation des Papiergeldes, Statiftit und Jour⸗ Kaufleuten, Gewerbtreibenden und Hausbefigerm: 








» 


* Ve — —— 


Ruſſiſches Neid. 


ber Stadtgemeinden hberborgehenden Kreis) 
— Fall); ferner an ben vom Disziplinargericht als 


Iandverjammlungen unter dem Präfidbium 
des Adelsmarſchalls, und diefe wählen bie Dele: 
ierten für Die Gouvernementslandverfamm: 
ung, welde das Gouvernementslandamt wählen. 
Die Kreislandämter beftehen aus Vorſitzendem 
und zwei von ber Sreislandverjammlung auf 3 
hre gewählten Mitgliedern. Die genannten 
erjammlungen jind bie beichlieenden, die Aemter 
bie ausführenden Organe. Daneben giebt es noch 
befondere Kommiſſionen aus Beamten der Krone 
und gewählten Vertretern von Landſchaft, Adel, 
Städten und Bauern für Bauernangelegenheiten, 
Wehrpflicht, ftädtiiche Sachen, Gefängniſſe, Eicher: 
ftellung der ruff. Geiftlichkeit, öffentl. Gefundheits- 
pflege, Ginauartirung u. drgl. Mitglieder der 
auerngemeinden können nur Bauern jein, db. h. 
in Großrußland alle am Gemeindeland Bethei: 
ligten, im übrigen Lande die bäuerlichen Wirthe 
und Vertreter der Arbeiter. Der Vorſtand (el: 
tefter, Staroit), die niederen Polizeidiener, die 
undert: und bie Zchntmänner werden von der 
meindeverfammlung gewählt. Die Dorfgemeinde 
(Mir) ift da, wo es Gemeindeland, von welchem 
Jeder bei der Verheirathung feinen Antheil vers 
langen kann, giebt, zu mehreren als Samtgemeinde 
(Woloft) vereinigt; die Gemeindeverlammlung 
wählt die Abgeordneten zur Delegirtenverfamm: 
lung und dieje wählt die Woloftverwaltung, be: 
ftehenb aus Altermann und Gemeindeälteftem als 
Vertreter der Gemeinden und Polizeibehörde. Die 
BPolizeiverwaltung ift militärtih organifirt; in 
Petersburg fteht der Stadthauptmann, in Moskau 
ber Oberpolizeimeifter, in 20 Kreisftädten und 
5 ae der vom Gouverneur ernannte Polizei— 
meister an der Spitze und neben diejen giebt es 
ein gewähltes Kollegium; überall fonft find Stadt: 
und Landpolizei vereinigt. Der Kreispolizei ſteht 
ber Rreispramwnif vor und neben dieſem wirft ein 
Kollegium, welches Adel, Stabtverordnete und 
Bauerngemeinden wählen. 
IV. Juſtiz. Es giebt FFriedensrichter, auf 
3 Jahre von der Streistandverfammlung gewählt für 
ivilftreitigleiten mit Gegenitänden nicht über 
Rubel und für Strafſachen nicht über 1,5 Jahr 
Gefängniß, 3 Monat Arreit oder MO ME. Gelb: 
buße, als zmeite Inſtanz die Friedensrichter— 
verfammlung des Bezirks, für alle anderen Zivil: 
und Strafprozefle die Bezirksgerichte mit Ge— 
Powers für riminalfachen, welche den Verluft 
er Standes» oder bürgerlichen Rechte nad) nd 
Beten. Appelhöfe für Staatöverbreden mit 
lsmarſchällen, einem Stadthauptmann und 


einem Gemeinbeälteiten als Beifigern und als 


legte Inſtanz für alle von den Bezirksgerichten 
gefällten Zivil: u. Krimimalurtbeile den Kaflations: 
f; Senat, für den Fall eines ungefeglich er: 
enden lirtheiles, für Minifteran agen einen 

en höchſten Gerichtshof, eine Staatsan— 

ft, Vertheidigung durch Advokaten in 

ine achen und Deffentlichteit der Gerichtäver: 


lungen in den meiften fFällen. Körperſtrafen 
bürfen nur an Männern und nur nad Urtheil 


697 


vom Kollegialgericht vollzogen werben (im äußerften 


unverbefferlih in die zweite Klaſſe bes Militärs 
ftandes verfegten Soldaten und an Bauern nad 
Urtheil der Bauerngerichte und Bauerngemeinde— 
verfammlungen, nie aber an Adligen, Geiſtlichen, 
Ehrenbürgern, Kaufleuten und Solchen, welche 
höhere Schulen beſucht haben. Eine ſchlimme 
Seite der Zuſtände bildet das Bettelweſen, die 
Trunkſucht und die Häufigkeit der Brände durch 
Brandſtiftungen — Geſammtzahl der Brände z. B. 
im Jahr 1882 mit 98,112,112 Rubel Schaden, 
164,396 zerftörten Häufern und 48,044 Fällen in 
Zentralrußland allein ohne Finnland, das Weichiel- 
pre Orenburg, Sibirien und Kaukaſus-Gebiet. 

on den Geſchworenen find auch im größerer 
Anzahl Urtheile zu verzeichnen, welche ein ſchlim⸗ 
mes Licht auf die Zuftände werfen und die Eins 
rihtung als dem Bildungsgrad noch nicht ent» 
iprechend ericheinen laffen. Weit ausgedehnt ift 
das Bettlerweien; die Abtheilung der Stanzlei des 
Kaiſers für Armenpflege unterhielt ſchon im Jahr 
1577 in 68 Städten 573 Schulen, Armenbäufer, 
Aſyle und Krankenhäuſer verſchiedener — —— 
Dear in Petersburg und Mosfau, Entbindungss 
äufer u. ſ. w. (159,897 Wöchnerinnen in 10 
Jahren, 13,000 Berfonen in Armenhäufern vers 
forgt, 15,041 Wittwen, 74,000 Zöglinge u. j. w.) 
In 71 Goupernements gab es nad neuerer offi— 
zieller Statiftit 293,445 Bettler und Bettlerinnen,. 
worunter 3255 Edelleute, 3491 Geiftliche, 20 Kauf: 
leute, 43,434 Kleinbürger, 181,932 Bauern, Sol» 
daten u. |. w. waren. Sachod ijt eine Gruppe 
von Dörfern im Kreis Bogorodsk, Goupernement 
Moskau, deren Bewohner ausſchließlich vom Vettel 
leben und zur Herbitzeit an 2000 Päße zur Wan— 
derung in Rußland ausitellen laffen. Schuwaliti, 
eine Bettlergilde in etwa 30 Gemeinden zwiichen 
Mojaist und Bororost ala wohl organifirte Ge— 
noſſenſchaft, deren Mitglieder im Winter ganz 
Rußland durdjtreifen, mit eigenen Häufern und 
Ländereien, deren Urfprung bis in den Anfang. 
des Jahrhunderts zurückreicht. 

V. Kultus. Für Finnland den Erzbiihof in 
Abo und Biſchöfe in Borgä und Knopio. Für 
die ruifiiche Nationaltirhe giebt es 59 Epardien 
oder biſchöfliche eg 40,569 Kirchen, 670 
Kathedralen, 14,167 Stapellen, 37,318 Bopen, 
7009 Dialonen, 1023 Möfter mit 6438 Mönchen 
und 4759 Nonnen, + geiftl. Akademien, 51 Semi» 
narien, 187 Parochialſchulen, 1500 Perfonen zum 
Klerus der Seltirer, fait zur Hälfte weiblid. 
Die römiſch-katholiſche Kirche, deren Gigenthum 
in Jahre 1855 vom Staat —* wurde 
und welche nun nur vom Staate beſoldete Geiſt⸗ 
liche bat, unterſteht dem Kollegium in Et. Peters⸗ 
burg und dem Grabiihof und Metropolitan zu 
Monilew, welcher Präſident des Kollegiums und 
ber geiftlichen Akademie if. Sie hat 6 Biſchöfe, 
6 Seminarien, 90 Schulen und 200 Sekundar⸗ 
ſchulen. Für die armeniſch-gregorianiſche Kirche 
giebt es den Patriarchen oder Katholikos in Etſch⸗ 
miadjin und,6 Erzbiſchöfe. Die lutheriſche Kirche 


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698 Ruſſiſches Reich. 


bat in Finnland für 2,14 Mil. Köpfe 3 Biſchöfe (14,800 Schüler) und 242 geiftliche vierklaſſiſche | 
und 3 Konfiftorien, die General-Superintenden- | Schulen mit 28,000 Schülern unter der heiligen | 
turen in Gt. Peteröburg, Moskau, Warſchau, Synode. Für die Landwirthichaft giebt es die 
Kurland, Eſthland und Livland, Superintendenten | Akademien Petrowskoi (removirt und erweitert), 
und Sonfiftorien in Riga, Reval und Defel, etwa | Roſumowskoë, Gorigorets und Rulawy b. Warſchau, 
1212 Kirchen, an 500 orb. Geiftlihe und am|eine Hochſchule für Garten: und Weinbau, die 
5 Mill. Belenner, dad gemeinfame Konfiftorium | Verſuchsſtationen Riga, Dorpat, Petersburg und 
in St. Peteröburg und für die höhere Ausbil: | Warihau, die Veterinärihulen in Dorpat umd 
dung ber Geiftlihen die lUniverfitäten Dorpat | Cherkow und verſchiedene Aderbau: und Spezial: 
und Heliingfors. Die Reformirten haben 31 Kirchen, | fhulen. Im Ganzen iſt der Bilbungszuftand 
5 Sonfiftorien, 35 Geiitlihe. Für 30 Mill.|nod Ich: gering — an 80%, Analphabeten unter 
Siraeliten giebt es Rabinerſchulen in Wilna,|den Rekruten — und bei ben höheren Ständer 
Schitomir, Odeſſa, Kiihinew, Winnica, Staras | überwiegt die Halbwiſſerei mit der Hinneigung 
Sonftantin und Verbitfhew. Die Mohamedaner | zum Nihilismus, jo dat ſämmtliche Univerfitäten 
mit Ausnahme der in Taurien mohnenden und im Anfang des Jahres 1888 geichloffen werden 
der Kirys-Koſaken ſtehen unter dem Mufti von | mußten, als Unruhen aus Anlaß der Verord— 
„Drenburg und haben 200,000 Muftis, Mohllas |nungen, um ftraffere Disziplin einzuführen, 
und Lehrer. Ueberaus zahlreich find noch die | ausgebrohen waren und fih dann auf ale 
Selten aller Art. Univerfitäten fortpflanzten. Die ganze unter den 
VI. Unterricht. Es giebt 12 Lehrbezirke, ! Studirenden eingeriffene Richtung läßt fich mit 
9 Univerfitäten in Petersburg, Moskau, Cherkow, | militärifcher Disziplin und Strenge nicht mebr 
Kaſan, Kiew, Odeſſa, Dorpat, Warihau und | ausrotten. 
Helfingfors in Finnland mit über 560 Dozenten | Ueber NAfabemien und — Gefellichaften, 
und an 13,000 Studirenden (4,72%), Jiraeliten), | Bibliotheken und fonftige Anftalten für Bildung, 
im Jahre 1886 zufammen 779 weibliche Hörerinnen | Volkswohl, Heilzwede u. ſ. w. j. die früheren 
«31 verheiratet), worunter 139 Jiraelitinnen waren. | Mittheilungen. 
Eine bejondere Univerfität für rauen fol] Landmw. Vereine giebt es 83 felbftitändige 
errichtet werden, nachdem von den weiblichen | und 35 Zweigvereine, die kaiſ. fr. ök. Soz. In 
Kurſen und Vorbereitungsanftalten nur noch die) St. Petersburg, die faij. allgemeinnützige öfon. 
Beſtuſchewskije-Kurſe (im VBolfamund,Bestyshije“, | Soz. in Dorpat und die faif. Moskaiſche Geiel> 
die ſchamloſe) und die 55 Gumnafien fi erhalten | ſchaft f. Landw. Finnland hat 2 Hodichulen, 
haben (neben 32 höheren weiblichen Schulen);|zahlreihe Ackerbauſchulen, 9 vom Staate unter: 
die höhere Frauenbildung hat durch die Be— Ele öffentliche angeftellte Agronomen, Pflug: 
theiligung der Studentinnen am Nihilismus | inftruftenre, Meierinnen ald Wanderlehrerinnen, 
weſentlich gelitten, jo dat viele im Ausland ihre | viele Vereine und Außsftellungen. 
Ausbildung fuchen. 146 Gymnaften und 84 Pro- VII. Finanzen. Rehnungsabihluß für 18% 
gymnaſien mit 60,242 Schülern, 84 Realichulen | in Mill. Nubel: Einnahmen 762.282; Ausgaben 
mit an 15,000 Schülern, 17 Lyzeen, 45 höhere | 806.614; Defizit 34.332. Bilanz des Rechnungs 
Fachſchulen, 60 kaiſ. weiblihe Schulen und | abichluffes: gefammte ordentliche und außerorbentl. 
25 adeiige Fräuleinſtifte, 470 ſtädtiſche Schulen | Einnahmen 837.028861, dsgl. Ausgab. 913.138169, 
mit 32,000 und 24,000 Elementarſchulen mit | Defizit alfo 76.109307; verfügbare Fonds am 
über 1 Million Schülern (!- der Knaben, 35 der | Jahresſchluß 191.412832 (im Vorjahr 213.820576); 
Mädchen, 1 Schule für 3440 Einw.), 14 heibniiche, 
50 Handwerter:, 120 Sonntagö:, 200 Spiels, 
80 Militärichulen, 10 militäriihe Progymnafien, 
2 GSeminarien, 21 land» und foritw. Schulen, 
300 Brivat: Stiftungen für Schülerinnen (über 
32,000), 60 Lehrer-Seminarien mit 360 Lehrern, 
5 für Städte, 137 Kron- und 2500 Privat: 
ihulen für Jiraeliten, 157 Schulen bei den hrift= | 93,4 Marl. Für Tilgung und Ber Da der 
Iihen Kirchen nichtgriech. Konfeſſion mit über Staatsſchuld find vorgefehen für 1 nad dem 
30,000 Schülern, 180 für fremde Meligionen, | Voranſchlag 278,591,694 Rubel. Im Einzelner 
4 Akademien (500 Zöglinge), 53 Seminarien | zeigt der Anfchlag in Mil. Rubel: 


A. Einnahme. 
Direkte Steuern 77.764, davon Hanbeläpatente 27.2 und Kapitalrentenfteuer (5%) 10.397, 
indirefte Steuern 441.664, davon Her 115.644, Getränkſteuer 236.451, Tabakſteuer 19.549, 
übenzuderfteuer 19.708, und Gebühren 50.312 (Stempel, 
Enregiitrement, Erbſchaft, Päſſe, Paffagierbillets und Eilgüter 
auf Eijenbahnen, Feuerverſicherungen, Gehaltsaufbeflerumg der 
Neihäbeamten, Verſchiedenes), 
Regalien 29.009, davon Bergwerke 2.008, Münze 0.268, Poft 17.1, Telegraphen 9.635, 


Uebertrag 549.437 


Voranſchlag für 1887: gefammte Einnahmen 
881.341672, Ausgaben 881.341672. Staatsſchul 
in Rubel: Metall 394,144,015, Bapier 3185,663,497, 
68,695,000 holl. Gulden, 123,046,620 Pfd. Sterl. 
und 553,959,500 Fres., zufammen nad Berliner 
Kurs vom Januar 1887 im Neichageld 9788,65 
Mit. Mt., auf den Kopf der gefammten Bevölkerung 


LT 70 — — — — — — — — — nn — —— 
cn 


Ruffiihes Reich. 699 


Uebertrag 548.487 
Staatsgüter 47.407, davon Abgaben der Kronbauern 8.683, Verkauf von Kronländereien 
0.893, Forſten 12.918, Berg: und Hüttenmwerle 5.783, Gifen- 
—— 19.181, 
Losfaufzahlung der 
Bauern 


Verſchiedenes 99.482, davon techniſche Etabliſſements 1.428, Verlauf öf. Erzeugniſſe 2.111, 
Eiſenbahngeſellſchaften 27.532, Zinfen u. f. m. 21.753, Ben- 
fionsgelder von Zöglingen der Staatälehranit. 0.714, ‚Darlehen, 
Rüdzahlung 21.483, Strafgelder x. 1.591 u. ſ. w 

auf. ordentl, Einn. 793.118,046, 

durcdlaufende Einn.  3.250,798, 

außerordentliche Fin. 84.972,828, 


im Ganzen 881.341,672. 

B. Ausgaben. Def. Schul 278,591,6%, | verwaltung 1,250,795 u. f. w., bei Min. der Ver: 
oberfte Staatskörperſ aften 2,066,376, heilige tehrsanftalten für a Verwaltung 33%, Ze 
Synode 10,988,142, Min. des tail. Haufes 10,56, | Safierhraben 4,525, Wege 5,522,865 u. ſ. w 
Min. des Ausw. 4,338, Kriegsmin. 208,466,551,| VIIL Militär; man unterjcheidet : 
Marinemin. 39,247,488, zuf. 247,714,039, Finanz: A. Reguläre Armee. Generalftab 1880: In— 
min. 104,8, Min. der Staatsdomären 22.385, | ‚fanterie 1 2 Neg., zuf. 336,960, Schügenbataillone 
Min. des Innern 73.371, Min. des öffentlichen | 58, auf. 25,636, Linienbataillone 33, mul 21,318, 
Unterridts 20.835, Min. der Berfehrsanftalten alfo für Infanterie im Ganzen 383,914 Kombat- 








25.642, Juftizmin. 20.506, ee 3.275, | tanten, Kavallerie 56 Reg., zui. 47,920, Artillerie 
Generaldireftion der Geftüte 1,101,7 ? 51 Reg. Feldartillerie⸗Brigade mit 1344 Geihügen 
auf. ordentliche 826, 766, 680, in 306 Batterien (20 Gebirgsbatterien) mit 54,164 

ufällige 8} ‚000,000, Mann, 5 Batterien Ausfallartillerie mit 615 Mann, 

urchlaufend 3.250.798, ‘80 Batterien reitende Artillerie mit 176 Gefhügen 
außerordentlih 48,414,1%, | und 4916 Mann, 50 Batterien re eig 

im Ganzen 881,341,672. | mit 25,230 Mann, zuf. für Artillerie 84,925 Mann, 


| Genietruppen 17,977 Mann (3 Sappeur-KRomp., 

Unter dem Min. des Innern find verzeichnet: 1 Sappeur: albbataillon, 8 Bontonier-Halbbatail- 
Unterriht mit 82,982 Rubel, fremde Kulte mit | lone mit 102 Wagen Bontontrain, 6 Gifenbahn: 
1,758,587, Sanitätseu. Duarantänewejen 2,478,992, | bataillone, 4 Gifenbahn-Stadrefomp., 4 Torpedo: 
Gefängnihe13,265,3%6,Brovinzialvertv.34,788, 598, | fompagnien, 6 Ingenieurparks, 17 Telegraphen- 





Subventionen 1,704,691, Zenfur 227,526, Zentrals parks). 
Band w. . + 536,626 Mann⸗ 
— 100 Kadrebataillone Infanterie, 30 0 efernebatterien (1334 Nam, 
Ihüge - a zul. 57334 „ 

— 2 Batterien Artillerie er Er u A nah ae 7er MR 10 
2ofaltruppen 13 Bataillone und 286 Kommandos e zul. 1720 „ 
Lehrtruppen, Offiziers, Schieß-⸗, KavalleriesÖffiziers, Artiderie-Offi. Schule, 

galvaniſche Lehrlompagnie zuſ. SH „ 
Hilfstruppen: 1 Komp. Balaft- renabiere, Lotal⸗ "Artillerie, "Ingenieur:, 

Berwaltungse, Bazareth «Kommandos, 4 Diszip linar-Bataillone, 
a! 8 2 Militär-Arreftanten-Abdtheil., 18 Brigaden Grenzwache, 21,300 
4 Mann, 567 Abth. Transportiertruppen, 11,600 Mann, zul. 47,00 „ 
—J * m Ganzen — 


Die Kriegsftärke wird angegeben zu 1607 tachements Lolaltruppen, — ohne bie Hilfstruppen 
Bataill. und 8 Komp. Infanterie, 440 Estadrons zul 1,689,000 Sombattanten (36,600 Offiziere, 
und 56 Abth. Kavallerie, 483 Batt. Feldartillerie, x 3% Mierde, 3776 Geſchütze). 

50 Bataillone, 6 Komp., 3 Kommandos Feſtungs⸗ . 
artilferie, 27 Bataill., 9 Halbbataillone und 46) B. Kofalentruppen, in 3 Rlaſſen; im 
Komp. Genietruppen, 13 Batail. und 286 Des | Frieden davon die erſte im Dienft, zufammen 


riebensftärfe: 262 — 20 Sſotnien zu Fuß, 20 — 98 — 47,150 Kombattanten, 
iegsſtärle: 812 60 40 236 140,033 * 


C. Irreguläre — 1420 — — das Doppelte (Angabe 
— _. Mann Kavallerie, zuf. 5769 im 5 Hoftalender). 
Mann. en rechnet man für den Kriegs- IX. Marine. 117 Abmirale und Generale, 
fall auf > Mit Fra bes Landheeres un an | 1452 FFlottenoffiziere, 458 Biloten, 185 Marine: 








700 


Artillerie⸗Offiziere, 122 Mann In enieure, 528 
—— und Mechaniker, 40 Hafenbau⸗In⸗ 
enieure, 190 Admiralitätsbeamte, 479 Zibil- 
eamte, 211 Aerzte, auf. 3777 Offiziere, 26,000 
Mann. 391 Ediffe mit 942 Geſchützen, 285,645 


Ruſſiſches Reich. 


Tonnengehalt, 48,851 Pierbefrait, davon 39 
Panzerſchiffe, '86 Striegsbampfer, 76 andere Dam: 
pfer, 8 Segelfahrzeuge, 59 Transportbampfer, 
117 Zorpebofahrzeuge und 


= Schiffe mit —* rn 205,471 t und 34,352 Pferbefraft 2 zn Flotte, 


70 ‚015 t und 1 


2,080 der Schwarzen: Meer:Fzlotte, 


» 2 2 5 x 4935 t und 45, im Kafpiichen Meer, 

€ % 18 = 759 t und 227 # im Aſowſchen Meer, 
1 o , „2 2 4464 t und 1347 — der Sibiriſchen Flotte, 
391 ie „ 92 = 285,644 t und 48,851 * 


X. Handel. 


1885: Einfuhr 434,2 Mill. Rubel, Ausfuhr 5385 Mill Rubel, Mehrausfuhr 104,3 Mill. Rubel, 
1884: 58 51,9 


” " " ” 


557,2 


1888:  , 
1876: Pr 


Zwiſchen 1876 und 1883 war die höchſte Ein— 
fuhrziffer im Jahr 1880 mit 622,8 Mill. Rubel, 


Vollftändige An 
Deutichland 117,83 
Großbritannien 124 ‚070 und 96,401 v 
Mit allen anderen Staaten zeigen ſich geringere 


” " ” 


Im Jahr 1885 gab e8 im Einzelnen für: 





Getreide 5.746 Mill. Rubel Einfuhr, 
Getränke u. Spiritus 12.6%6 „ " 
Thee, Kaffee 36.674 „ ö x 
Tabak u. ſ. m. 4.772 „ * I 
Obſt, Gemüſe 12.667 „ * ie 
uder 0.006 „ z u 
Berihiedenes 12.707 „ ” * 
Genußmittel zul. 85.268 „ E E 
Rohſtoffe und halb: 
rohe Stoffe zuf. 222.878 „ > - 
brifate 72.5066 „ " „ 
Thiere 0.702 ” " * 
Waaren u. 381.404 „ = 5 
Edle Metalle 5.902 „ z 5 
aufammen 387.806 „ — — 
An der finnländ. 
Örenze 14.470 „ ü 
An der afiatiichen 
Grenze 40.408 ” ” 


Der Tranfithand. war 1.424 


In den legten Jahren jap fich ſehr bebeut- 
—— Wandlungen im ruffiſchen Handel; in Folge 
* mit Deutſchland entbrannten Zollkrieges und 

r 


an Derlegenheiten bes Staates ſind 


bie Hölle —— erhöht worden und wurden 
* —— en Anſtrengungen gemacht, mit Hilfe 
Mr ieh ni bie Ausfuhr von 


— und Zucker zu ſteigern. 
1887 ſind verzeichnet aus der Zeit vom 
1. (18,) Januar bis 1. (18.) September in Mill. 
Rubel: etreidbeausfuhr 160.683 (43.717 mehr 


640,3 
400,7 


. 504.784 


” ” "n ” 


’ ” 


1031 
r 76,9 


— Ausfuhrziffer 1879 mit 627,7 Mil. 
ubel 


— liegen für 1884 und 1885 vor; in dieſen Jahren war ber Handel mit: 
und 144,170 Mill. Rubel Einfuhr und 182,917 und 142,467 Mill. ME. Ausf. 


96, 
Werthe für Ein- und Ausfuhr. 


* 050 Mill. Rubel Ausf. 








497.946 
6.838 


2 2 2 3 8 2 


17.090 
25.327 










gegen das Vorjahr), 187.460 Lebensmittel über 
haupt, 124.742 Robitoffe u. Halbfabritate (30.28 
mehr), 6.536 Thiere, 9.127 Fabrikate (1.061 mehr), 
uf. Einfuhr 327.865 (75.682 mehr). Die 
Fair zeigte: Lebensmittel 32.134 (23.116 weniger 
141.02 Robftoffe und Halbfabrikate (7.492 men 
0.262 Thiere (90,000 weniger), 86.108 
Fabrifate (8,698 weniger), En 209.519 (89,3 
weniger, — Edelmetall 2.978 (1.014 wenigen). 
DL —* von Spiritus war (in Webro zu 


Ruſſiſches Reid. 


1876: 1,614,797 
1379: 2,298,652 
1883: 3,066,978 


1885: 3,778,768 
1886: 6,157,967 


701 


} 1870/80 durchſchnittlich 1,968,968 jährlich, 


} 1870/85 durchſchnittlich 2,163,619 jährlich. 


Bon 28.387 Mill. 1 im Jahr 1876 war man ſchon 18835 auf 45.251 Mill. hl gelommen und 
für 1886 im erften Halbjahr auf 48.157 Mill. hi und im Ganzen auf über 74 Mil. hl. 


An Schweinen und Spanferfeln wurben ausgeführt: 


er Stüd 705,750, Wer 


: „32,000, Werth 5,232,000 

1885: „ 203,000, Werth 4,006,000 

1856: „ 19,000, Wertb 538,000 
XI. Verkehr. 


9,628,913 Rubel, 


J BVrgl. Deutſches Reid u. Induſtrie. 


Schifffahrt: Eingang 12,944 Schiffe, davon 8100 Dampfer und 7056 und 4425 beladen, 
Ausgang 12,939 Schiffe, davon 8136 Dampfer und 11,505 und 7167 belaben, 


Don ben eingegangenen Schiffen waren 1671 beutiche, 2837 ruffiihe, 3063 englifche, 1448 ſchwediſch⸗ 


norwegiſche u. j. w. 
mit Ladung, 12,587 von Dampfern. 
und 379 Dampfer zu 99,214 t. 


Die Kabotageihifffahrt zeigte 39,086 Reifen, 18,86 
Die Handelsflotte ift (1884): 4411 Segelihiffe zu 401,340 t 
Die eingegangenen Schiffe vertbeilen fih zu etwa 50 Proz. auf 


1 von Dampfern, 24,503 


die Dftiee, 34 Proz. auf das Schwarze und Aſowſche Meer, 11 Proz. auf das Kaſpiſche Meer und 


5 Bros. auf das Weihe Meer. 


Die Eiſenbahnen haben 26,145 km Linien 
im Betrieb, dazu kommen 1072 km transtafpifche 
unb 1550 km finnifhe Linien, zufammen alio 
28,767 km (1886 = 27774 km). Im Jahre 
1885 wurden 17,237,724 Reilende und 1313 
Milonen Pub Güter befördert. (1 Pub gleich 
16.38 kg.) 

Die Telegrapbie zeigt (1884) 3325 Bureau, 
248,470,4 km —— 109,778.0 km Länge 
der Linien, (1457 3. 189,316.8 u. 101,697.5 km 
der GStaatslinien), 10,471,084 Depeichen, davon 
tranfit 136,556, Dienftlihe 595,774, Ginnahme 
36.3716%, Ausgabe 32.731532 Fr.; im Jahre 
1885 gab es 3329 Stationen, 109,817 km Linien 
und 248,504 km Drabtlänge. 

Die Poſt hatte 1885 Bureaus 4830 mit über 
17000 Beamten u. f. mw.; befördert wurden 
139,103,194 gew. Briefe, 11,642,962 Poſtkarten, 
102,515,895 Beitichriften, 17,508,609 Waarens 
proben, 1,203,224 eingeichriebene Sendungen, 
16,423,649 Wertbbriefe mit 12,725,872,944 Fr. 
Werthangabe. Die Einnahme war 66,112,726 
Fr., im Jahre 1884 war fie 1,608,000 Rubel, 
‚gegen welche 17,476,000 Rubel Ausgabe ftanden. 

Stanäle und fchiffbare WFlußftreden giebt es 
6367 km. 

XII. Bergbau. Im Jahre 1884 wurden 
ewonnen iu Pud zu 16.38 kg: Gold 8275, 
Platine 137, Silber 590, Steinkohle 239,952,296, 
Betroleum 90,225,142, Salz 61,613,179; erzeugt 
wurden Kupfer 379,637, Zint, 23,643, Schmiede: 
eiſen 23,2638,346, Gußeiſen 32,543,582, Stahl 
7,474,792 Bud. DBergleihe die früheren Mit- 
tbeilungen. 

XIU. Induſtrie. Zuder In der Slam: 
pagne 1836/87 wurden von 229 Zuderfabrifen 
122 im Süden, 66 in den zentral. Öouverne- 
ments, 41 in Polen) 239,048,360 Pub Rüben 


empfangen und 287,346,3%0 Bub verarbeitet; 
auf die Raffinnerien gelangten 739,596 Bub 
Sandzuder; bdisfontirt wurden 2,324,450 Bub 
Raffinade, 20,365,772 Bud weißer Sandzuder, 
1269 Bud gelber Zuder, 13,010 Pub Naffinabe- 
Syrup. Die Adzije brachte 1887 Rubel 15,071,636, 
im Gouvernement Kiew 7,845,102, Warſchau 
2,452,371, Mostau 169,832, Cherfon 930,953, 
Petersburg 606,597 u. f. w. bis Samara mit 
nur 110 Rubel. Im Jahre 1882/83 war bie 
Erzeugung 17,537,890 Bub Zuder, der Berbraud 
22,414,871 Bud, im Jahre 1785/86 die Erzeu—⸗ 
gung 27,440,0383 Bub. Im Jahre 1884 waren 

6,131 Deffjatinen (zu 1.092 ha) mit Rüben be— 
baut, 241 Fabriten verarbeiteten 52.6 Millionen 
Pud und erzeugten 2,361,199 Pub Naffinabe, 
22,285,460 Pub weißes Mehl und 15,301 Pub 
Raffinadeigrup. Im Jahre 1887 fchloffen 186 
Fabriken eine Erportfonvention zu Erhöhung ber 
Vreiſe und diefe hatten 21,081,207 Bud erzeugt, 
— Fabriken 4,893,058 Pud. Bergl. 

uder. 

Bon ber Kampagne 1886/87 find bis zum 
1. Januar 3.830 Millionen Bud ausgeführt 
worben. 


Branntwein: Es giebt 2448 Branntwein: 
brennereien (295 in ®Bolen, 71 in Finnland), 
welhe in der Kampagne 1834/85 zufammen 42 
Millionen Webro Sprit erzeusten, für 1886 
rechnete man 2617 VBrennereien und über 4 
Mid. hi Sprit. Bon 1890/85 war die Ausfuhr 
am geringteu mit 10.126, am höchſten mit 
45.251, ae mit 30,611 Mill. Liter ver: 
zeichnet, auf das I. Semefter 1886 famen aber 
allein 36.610 Mill. 1; 1884 war bie Ausfuhr 6.2 
Prozent des Erzeugniſſes, 1885 jchon 11.23 Proz., 
die gefammte Ausfuhr über die rujfiihen Häfen 
war im Jahre 1886 zu 34,212,044 ], die über 


702 


die Landgrenzen zu 46,478,846 1 angegeben wor⸗ 
den, nah bem Deutihen Reich famen zufammen 
17,876,831 1, aber größtentheild nad den Zoll 
ausihlü fien. 





Ruſſiſches Reich. 


Wuderer und für die Abſchaffung bes Zwiſchen⸗ 
handels vor. —— aber allgemein ſowohl 
von den befreiten Bauern, für welche auch die 
Kopffteuer aufgehoben worden iſt, als von dem 


Bier ftellten (1883) zufammen 1690 Braue⸗ | Abel in Folge der Bauern-Befreiung und neuer: 


reien bar. 
Sonftige abrifen rednete man außer 
Sibtrien und Turkeſtan 95,6% mit 1,092,382 


Arbeitern und 1345.5 Mil. Rubel Werth der 

Grzeugniffe: 9953 für Verarbeitung von thieris 

ſchen von Sin 56,197 von pflanzlichen, 

11,216 von Mineralien, "796 für chemiſche Er⸗ 

eugniffe u. ſ. w.; für Tabak 374, beimifches 

* iß 3,114,232 Pud und Verarbeitung über 
ill. Bud, Mühlen 5111. 


XIV. Landwirthbihaft. Seit ben legten 
Jahren entwidelt man in Rußland große Reg- 
jamkeit für die Hebung der Landwirthihaft in 
den Vereinen, durch Ausitellungen, Kongreße, Lehr⸗ 
anftalten, — — Schriften, Verbeſſerung 
der Kreditanſtalten, Erleichterung für den Trans | 
port, großartige Melioration, Schug ber Waldungen, 
Anlage von Lagerhäufern mit Elevatoren u. j. w. 
an den Hafenplägen u. ſ. wm. Die Neid: und 
bie Staat8-Agrarbanten find gegenüber den Privat: 
Altienbanten, aber nur für den Stammabel ein= 

erichtet worden und noch nicht genügend wirkſam. 
w. Maſchinen werden nun aud im Inland 

—— Menge erbaut und die Einfuhr ſolcher 

rd durch hohe Zollſätze erſchwert; auf dem Wege 


ber Gejeggebung ging mar beſonders gegen bie 


— der Kommijfion: 


| meiften gellagt über Verſchuldun 
der Wirthſchaften; 


dinos am meiſten über bie Erſchwerung der Aus— 
fuhr von Getreide und anderen Erzeugniffen in 
Bein e ber höheren Zölle anderwärts, durch welche 
— zu ſtark gedrückt wurden. Die Ver— 
mehrung der Ausfuhr von Sprit und Zucker iſt 
bie Folge der Zölle, da das Getreide wenig vor: 
theilhaft mehr für die Ausfuhr blieb. Im Ganzen 
it aber die wirthſchaftliche Lage am meiſten ges 
fährdet durch die ungünftige Baluta, durch Gelb: 
mangel, Kriegäbefürdtung und Beunruhigung durch 
die Umtriebe der Nihiliſten, ſodaß im Lande ſelbſt 
wenig Vertrauen auf die Haltbarkeit der Zuftände 
fi zeigt und die reichen natürlichen Hilfsquellen 
nicht ausgiebig genug benugt werden können. 


Aus Polen mit 5 Mil. Landwirthen wirb am 
und Rüdgang 
aus Finnland kommen gute 
Nachrichten über ; ber A beſonders 5 
der Milchwirthſcha 7 und Viehzudt. 


Ueber die Bodbenvertheilung ift eme 
neuere Aufnahme erfolgt; der landw. ſtatiſtiſche 
Atlas des Domänen-Minifters enthält die 
niffe, doch find bie veröffentlichten Zi 
übereinftimmend. (J. E. Janfon, „Bergl. © 
Rußlands und ber wefteuropätihen S ‚R 
Es giebt die folgenden Angaben: 


nad) dem Minifter: 





21,6 Proz., 88,020,000, mit Polen 94,577,000 Debjat, 
—— Heufchläge 12, 1: 5 52,078,000, „ . ‚068, ö 
Bald 402 A 172,403,000, „ „ 175,456,000 „ 
Weide, Urland %61 „ 112,274,000, „ „ 114,094,000 „ 
100,0 „ 425,557,000, 437,1%,000 „ = 477,63 Mill. ha, 
mit Finnland 2,935,000 
466,544,000 „ 


„Apanagengüter giebt e8 mit über 8 Mill, Kron« 
er mit 18 Mil. Debjatinen, — nur geringen 
einerträgen. Eine vollſtändige Anbauſtatiſtik 
fehlt. Für 1885 giebt man an als Ernte in Mill. 





Tſchetwert zu 2.09 hi: 117.818 Winterr 
130.4 Winterweizen, 16.834 © —— gen, 168 
Gerite, 65.24 Hafer, 2.83% Mais, 1. 

7.208 Buchtweizen, 4.014 Hirfe, 40.775 Kartoffeln. 


Von 1883/86 find genannt in Mil. Tichetwert für das europäifhe Rußland: 


Roggen 


91.000 (1883) bis 
Winterweizen 6.300 (1886) bis 
Sommerweiz. 16.800 (1885) bis 


124.000 (1886) jährlich, 
13.000 (1884 u. 1885) jährL, 
31.700 (1884) jährlid, 
99 (1886) 


afer 65.200 ( „ ) bis .400 5 
erite 16.800 ( „ )bi8 3.00 ( „) u 
Dirie 4.000 ( „ Er 1870( „) „ 
Buchweizen 7.200 („) bis 1553006 ) „ 


Zur Ausfuhr kamen 1884: Weizen 15.459, 
vage nt 8.140, Safer 10.147, Gerite 4,983, Mais 
Erbien 0.324, Mehl 0.374, Delfaaten 0.555 

Mil. — etwert, Fia⸗ 12.976, 
Hanf 4740, Hanf ede 0.280, Lein⸗ und Hanf⸗ 
famen 25, Tabaf 0.128 Fubd. 1886 Flachs 





Flachöhebe 1.856, | und 600,000 kg 





2,387,000 Bud zu 13.32 Mill. Rubel, 1887 aber | 
4,369,000 Pud zu 23.895 Mil. Rubel; der Durd- 
jchnitt bes —— iſt 165 Mill. ka Ganffaier 

Samen, 38 Mill. kg Flachs⸗ 
fafern und 66 Mill. kg Samen. 


Ruſſiſches Reich. 703 


In Hopfen war von 1880:1886 die Ausfuhr jährlid 959,000 (1882) bis 1,381,000 kg (1886), 
die Ginfuht „ 14,625 (1886) bis 707,880 kg (1882). 


Der Tabafbau zeigte 1883: Anpflanzungen 130,316, 1884 = 135,704, 1885 = 152,54 
ha 54,124, 43,124, 49,172 
Mill. kg 60 35 48,574 


Der Weinbau wird nad Sräften zu fördern | der Aufhebung der Leibeigenihaft noch nicht über= 
gejuht und befonders im Saufajus, wo auf | wunben. 
10,000 ha 147,576 bl gewonnen werden; die ge: 
famımte Weinbauflähe iit über die doppelte der, Der Werth ber Ernte (ohne die afiatijchen Ge— 
fran —*— der ee, — re aber nod) | biete) wird angegeben: 
ein jehr geringer. Bergl. Weinbau. | n ; 

Für ve Sertuerei und den Obftbau geichieht für er zu 1160 Mi. Rubel 
ebenfalls jehr viel, genaue Ertragsangaben liegen a" u” " 
aber nicht vor. Im Ganzen find vereinzelte Fort⸗ 184 900" ” 
ſchritte nicht zu verfennen, doch find die Berhältnifie “ ” ” " 
einem wirklihen Aufſchwung der geiammten Land: | Den Rüdgang verſchuldet größtentheils das Sinken 
wirthſchaft noch zu wenig günftig und die Folgen | der Preiie. 


In Bezug auf die Biehzuct liegen ald Angaben vor: 


Pferde 1848 = 21.47 Mil. Stüd = 1878 = 19.10 Mill. Stüd, 
Rinder = 30 „ " = 29.0 „ P 
Schafe — 64.0 „ e (über 12 Mil. Merinos) = 6540 „ 2 
Schweine = 10.00 „ 5 = 11.78 „ 2 
Ziegen = 26 „ z = 160 „ . 


Die Angaben in Werfen über Statiftif lauten | fein — und 3,2 km in 5 Minuten leiften, welche 
ſehr widerſprechend, ba bald das gefammte Reich, Leiſtung früher auch unmöglich größer war. Wagen- 
bald uur das europäiihe Rußland und für diejes | und Reitpferde zeigen wohl anderen Typus, aber 
vielfah ohne Polen und Finnland geredjnet wird. nur jo, wie ihn die Jetztzeit verlangt, eine Zeit 
Bergl. über diefe Gebietätheile die früheren Mit: | lang habe man zu viel Gewicht auf Schnelligkeit 
theilungen. bei kurzer —— gelegt; das zu viel ver⸗ 

Die Staatsgeſtüte haben 105 Hengſte, 756 Stuten, | wendete holländiſche Blut müſſe etwas weniger 
1634 Fohlen, 141 Klepper u. j. w., zuſammen |verwenbet werben. 127,5 km in 170 Minuten 
2636 Pferde, 14 Lanbbeihälanftalten hatten 1236 | bleiben das Ziel ber Leiftung. Die hauptſächlich 
Hengite; zur Zucht verwenbet wurben von beiben | von Bauern und Pächtern ber öftlihen Steppen 
Arten ber Gejtüte 1095 Hengfte, welche 21,965 | gezogenen und in ruffiihem Fuhrwerk gehenden 
Stuten bebedten. Für 15 im Jahre 1883 neu | Bitjuger (j. db. Bd. II) hätten nur dur das Vor—⸗ 

tete Deditationen jind 42 Beſchäler mit | drängen des Aderbaues mit ber Zerftörung 
59,724 Nubel gelauft worden. 3471 Privatgeftüte | der Weiden und dur die Aufhebung der Leib» 
haben 9829 Hengite und 92,815 Stuten. Für | eigenichaft gelitten (Bereinigung der Geitüte als 
gute Kavalleriepferde zahlt man 150—300 Rubel | Duelle zur Auffriihung). Auch für die Ktutſch⸗ 
und mehr, für gute Steppenpferbe 40—60 Rubel, | pferbe wirkten ähnliche Urſachen unb nit bie 
von dieſen haben fich befonbers bie —* vermeintliche Vermiſchung mit fremdem Blute; 
Pferde bewährt und werden num auch für Militärs | früher hielt jeder Gutsbeſitzer Zuchtpferde und 
wede verwendet. In der Tagesliteratur werben | fuhr mit Sechögeipann und Borreitern, ſodaß 
eit Jahren laute lagen über ben Rüdgang der | viel Werth auf ſchöne Hengfte gelegt wurde; wäre 
Pferdezucht erboben. Th. Swiatihin in „La eine Entartung vorgelommen, I müßten die de> 
eritique est aisde, mais l’art difficile‘“ unterfucht | generirten Thiere da fein, es fehlen aber die eblen 
die Berechtigung ber Klagen, welche befonbers der | Hutichpferde überhaupt, weil fie nicht mehr gehalten 
Einführung und der Vorliebe für fremdes Blut | werden; fie find verſchwunden. 
gelten; die Traber follen keinen beftinmten Topus | Die Arbeitspferde, gewöhnliche Bauern: und 
mehr haben und gute Orlows nicht mehr ba fein, ſchwere Laftpferde find geblieben wie fie waren, 
die berühmten Bitjager Hoctraber und die bes |oder aber nur bie legteren mit frembem Blute 
berühmt an früheren Kutſchpferde gänzlich | gemijcht und dadurch verbeffert worben. lieber 
ausgeitorben, die alten Don’ihen und Steppen- | die Kavalleriepferde jei feine Urfache zu klagen, 
Jagd: und andere Neitpferde verlange der Ge— 
ihmad zu N, unb für dieje fei im 
Allgemeinen bas englife Iut nicht zu entbehren. 

n Bezu er ie Rindvichzuct liegen 
weientliche Berbeiferungen in Milchvieh, aber nur 
in den bevölferten Gegenden vor; nad) wie vor 


pferde durch engliihe und orientaliihe Hengſte 
verborben jein und nur noch für auslänbithe 
Arbeitspferde, welche nicht pafien, — Percherong, 
Ardenner, Suffolfs u. j. w., foll man fib Mühe 
geben. In Bezug auf die Traber von Chranow 
wird geiagt, daß fie jegt nicht kleiner wie vordem 


— — — — — — — — 


704 


vernichten die Seuchen alljährlich große Stämme, 
im Goup. Kiew ſank deshalb der Preis djähriger 


Ruſſiſches Reid. 


XV. Forſtwirthſchaft und Jagd. Für 
Europa rechnet man 105,413,257 ha Wald und 


Ochſen im Jahre 1886 von 160—200 Rubel auf | davon 8,382,000 ha Kronwald, welder aber nur 


60—80 Rubel für das Paar. Die Fleiſchpreiſe 
haben ſich gehoben. Anerfannt wird, daß bie 
Durhführung der Arbeitstheilung Verbefferungen 
gebradt hat. Die Aufzucht wird jegt vorzugs— 
weiſe im Süden und Diten, die Fleiiherzeugung 
in Mittel: und Weftrußland in Verbindung mit 
gewerblichen Nebenbetrieben und bie Milcherei bei 
den Städten betrieben. Bon Livland aus findet 
eine bebeutende Ausfuhr reinblütiger Angler-Stühe 
nad Inner-Rußland ftatt. Die größten Fort: 
fchritte bietet Finnland (4—4.5 Mil. kg Butter: 
Ausfuhr). 

Für die Schweinezucht ift ebenfalls viel 

eihehen, nad dem Einfuhrverbot in Deutichland 
kt aber der Preis bedeutend abgenommen, im 

elezer Kreis mit 40,000 Stüd Ausfuhr von 30 
auf 19 Kopeken für 1 kg. Scmeine und Spans 
ferfel wurden im Jahre 1880 nod 705,750 Stüd 
zu 9,928,913 Rubel, im Jahre 1885 aber nur 
203,000 Stüd zu 4 Mill. Rubel und ſeitdem noch 
weniger ausgeführt. 

Zur a ift zu bemerken, baß Ruß» 
land das an Merinos reichlte Land ift; neben 
biefen und verebelten Fleiſchſchafen giebt ed noch 
zahlreiche Racen von mehr ober minder großem, 
immer aber von lofal hohem Werth. In Polen 
mit 719, Großgrundbefigern und nur 29%, Bauern 
überwiegen dbemgemäß die großen Heerben und in 
Diefen bilden die feinwolligen Schafe über die 
Hälfte des ganzen Beitandes, während auf bie 
Bauern davon mur etwa 18,000 Stüd kommen. 
Die Landichafe bilden 42 9%, des Beftandes und 
auf bie Fleiſchſchafe fommen kaum wenig über 
2 9 Vom Wollertrag mit an 580,000 Bud 
famen 850,000 auf bie Feine Wolle. Die Kaus> 
fafifhen Schafe, bei vorzüglichem Klima ftets 
im freien bleibend, liefern den Ueberſchuß ber 
Mole von etwa 5 Mill. kg hauptfählih nad 
Frankreich, für die heimische Induſtrie aber nur 
wenig Material. Die kräftigen Sarabaden 
Schafe mit bis 40 und mehr kg Fleiſch geben 
eine grobe bramme Welle, die Matarichafe 
gelbe, grobe, bie Grufiner, fein, weiß, eine 
reihe Kammwolle bei 25—30 kg Fleiſchgewinn, 
die Muſchinſchafe findähnlic, die urtiner, 
Dffetiner, Ferretiner, Lesginer n.f.w., 
Schafe, Fettihwanzichafe, welche 2—B Monate 
lang gemolten werben, liefern die berühmten faus 
kaſiſchen Schafläje, welche oft auch mit Kuhbuttter 

emijcht w . Man rechnet davon 5 Mill. 

tüd und bis 9 Mill. kg Käſe als Ertrag, die 
Molle kommt umein in ben Hondel und löſt wir 
geringe Preiſe. 

Die Seidenzucht war man ebenfalls zu heben 
bemüht; es find Lehrer ausgeſchickt und Schriften 
vertheilt worden und für den Abjag der Stofons 
Anftalten eingerichtet ; man rechnet etwa 400,000 kg 
roher und geiponnener Geide zur Ausfuhr. 

Die Bienenzudt liefert 2,457,000 kg Wachs 
und 7,370,000 kg Honig. 


7,932,004 Mi. ala — des Ertrages 
liefern ſoll. Nach der „Chronik“ haben die Wald— 
verwüſtungen in erſchreckendem Grade zugenommen, 
im Jahre 1885 die kaiſerl. eye allein durch 
87 große Brände Hunderttaufende von ha ver: 
loren, Kaſan allein 80,000 ha, Nowgorod MY, 
des Beftandes und 100—110,000 ha. Nicht minder 
ihaden die Raupen und andere Inſekten und am 
ihlimmften wirkt die unfinnige Abholzung. Kafan 
hatte 1859 noch 40%,, 1880 nur 33,8%, und 1885 
nur nod 29,66%, der Fläche als Waldungen und 
ähnlich liegen die VBerhältniffe in vielen Gouverne— 
ments. In weiten Waldungen werben 97%, des 
Erlöjes mur durch Holzfohlen gewonnen. Sulturen 
werden mur wenig ausgeführt, am meiften im 
Bolen in Folge fteigender Holzpreife. Im fau: 
kaſiſchen —— find 360,000 ha Wal in 
Händen bed Staates, bie Ausnügung deckt aber 
faum bie Stoften. Tannen, Buchen, Buchsſsbaum, 
Eichen u. j. w. giebt es reichlich, ein Borrath von 
3.276 Mill. Ztr. Buchs ift aber vernichtet worben. 
rt Nußbaumſtämme find laut Vertrag im 
ahre 1883 in den Eaiferl. Forften 19 Rubel ge: 
zahlt worden, die Stämme mußten aber zum 
Transport dburdichnitten werben. In Finnland 
mit 56%, der Fläche Waldungen, giebt es 77%, 
Kiefern, 11%, Birken, 12%, Fichten im ils 
reinen und theils gemiſchten Beſtänden und 50 Mill. 
Stämme haubaren Holzvorrath für Sägematerial 
(1884) in Mill. fm Kiefernholz 889.882, Fichten 
136.099, Laubholz 125.630, zu}. 1151.0 Mill. fm. 
Der Preis für 1 fm ift in den Staatswalbiumgen 
4,55 ME. Es giebt 247 Sägewerke, davon 180 
mit Waffer-, 67 mit Dampfbetrieb. 456 Bund⸗ 
atter, 7600 Arbeiter und 4—5 Mill. Stämme 
ährlih zur Verarbeitung. Die Holzinduftrie 
eigt fteigende Entwidelung, befonders die Bappens 
brifation ; man rechnet 18 Holzſchleifereien mit 
1000—1200 Arbeitern und 350—400,000 mtr. 
Papiermaffe zu 4L—t4 Mil. Mt. Die Holz 
ausfuhr ift bedeutend: in ben Jahren 1874/83 


durchſchnittlich 808,229, im Jahre 1883 allein 
955,20 fr an Werth nah Deutichland. Im 
Abchaſſien gehören 25 des Waldes ber Krone. Im 


Norden rechnet man auf 1 km 1775 chm Holz: 
maffe, die Ausbeutung ift aber nur gering. 

Die Jagd ift noch ſehr ergiebig ; das europäiſche 
Rußland liefert über die Hälfte des gejammten 
Welthandels in Pelzen und 30 40 Mill. Mi. an 
Werth; aus Finnland wird berichtet, dab das 
Ranbwild jährlih an 300 Pferde, 900 Rinder, 
6000 Schafe, 200 Schweine, 200 Ziegen, 1700 
Renntbiere und 3000 Stüd Geflügel vernichtet 
und daß für 100 Bären, 200 Wölfe, 400 Lucie, 
über 4000 Fücie, an 80 Vielfraße, 300 Fiſch— 
ottern, 150 Marder, 1600 Hermeline, 4000 Raub: 
vögel bis 50,000 Mt. Schußgeld gezahlt werden. 

XVIII. Ueber yinnland giebt es noch bie 
folgenden Angaben: Geſammtfläche 373,603.8 qkm, 
Bewohner (1885) — zuſ. 2,203,358, (meibliche 


Ruſſiſches Reich — Saat, Samen, Sämajdinen. 


1,121,447), auf 1 qkm 6,6, Lutheraner 2,160,415, 

ieh. Orthobore 40,667, röm.statholiihe 2276; 
Binnen 1,881,000, Schweden 315,000, Ruſſen 4500, 

eutfche 1800 u. ſ. w. Ueberſchuß der Geburten 
26,868 (Heirathen 15,978, Geburten 77,289, 
Tobesfälle 50,421). Größte Städte: Helfingfors 
51,184, Abo 25,916, Wiborg 16,258, Tammerfors 
16,098, Uleaborg 11,362 Einwohner. Eintheilung 
in 8 Gouvernements mit 1,4 auf 1 qkm (Ulea⸗ 
borg) bis 19,6 auf 1 qkm (Nyland). 


Behörden: Generalgouverneur mit Adjunkten, 
Minifterftaatsjefretär mit Adjunkten. Komitee 
für die Angelegenheiten Finnlands. Senat. Des 
partement der Juſtiz und höchſter Gerichtähof. 
Departement der Verwaltung. 3 Hofgerichte und 
Miltärhofgericht, Kanzlei des Generalgouverneurs, 
Bank von Finnland. Staatsfontor. Oberbireltion 
der Schule. Medizinalweſen. Generaldirektion. 
Boft- und Zollweſen. Landesvermeffung. Forfts 
Berwaltung. — Deffentlihe Gebäude. Lotfen- 
weſen. Induſtrie. Kontrolle. Verwaltung der 
Brüden md Straßen. Staatseifenbahnen- General: 
Direktion. Statiftifches Zentralbureau. Gouvern. 
ber Provinzen. Erzbiſchof in Abo. Biſchöfe in 
Börga und Knopio, Univerfität Helfingfors. — 

Schifffahrt. 
Eingang 11,187 Schiffe zu 1,899,075t ( ide 
Ausgang 10,810 Schiffe zu 1,847,433 t (finni 


705 


Oberlommanbdirenber der Armee. Kommandant. 
GeneralsIntendant, Dir. der Militärfchule zu 
Frederikshamn. Deutſche Konfuln ſ. Rubland. 


Finanzen: Budget für 1887, Angabe in 
Millionen Mark zu 80 Rig.: Einnahme 45,768,120, 
Ausgabe 45,768,120, Staatsſchuld 71,244,638, 
Unter den Cinnahmen: Altiven des Staates 
5,768,500, Direlte Steuern (Grundfteuer 4.582, 
Gewerbe: und Hanbelsfteuer 0.348, Kopfſteuer 1.56), 
wi. 6,490,250, indirefte Steuern (Zölle 12,5, 
ranntwein 4.825, Bier 0.42, Tabak 1.0, Spiel 
karten 0.08), auf. 18.775, Stempel und Päſſe 1.29, 
Poſten 1.1, Beuchtthürme (Tonnengelb) 0.6 u. ſ. wm. 
Unter ben Ausgaben: Der Saifer 0.28, Res 
gierung 1.651, Suftig 0.9, Zivilverwaltung 6,747, 
Kultus, öffentlicher Unterriht 5.440, Sanitätd- 
wejen 1.37, Gefängniffe 1.186, öffentl. Schuld 4.399, 
öffentliche Arbeiten und Aderbau 2,46, Eiſenbahnen 
9.09, Militär 5.971 u. j. w. Cine Anzahl von 
Beamten und die Geijtlichen erhalten ihre Be 
foldungen aus dazu angewiefenen Steuern bireft; 
die Beträge find micht unter obigen Ausgaben 
inbegriffen. 
Handel: (1885) Einfuhr 108.7, Ausfuhr 
89.9, aus u. von Deutfhland 29.5 und 43MIN. ME. 


8332, 1,157,495 t), belaben 7346 — 1,068,531 t, 
8202, 1,131,023 t), belaben 9405 — 1,568,439 t. 


Hanbelsflotte: 1551 Segeljchiffe mit 244163 | dem Saatgut mehr Aufmerkſamkeit wie vorher 


ohne die Schiffe unter 20 t und 242 Dampfer 


ugeiwendet wird. Die Erridtung bon ſtontrol⸗ 
—— zur Unterſuchung der als Saatgut ver—⸗ 


Bemannung. 

Eiſenbahnen: (1887) — im Betrieb 1550 km, immer mehr wird der Kampf gegen ereien 
Poft: 355 Bureaus, 9,228,145 eingegangene durch Verfälſchung von Sämereien mit olg 
Sendungen. geführt und andererſeits iſt man von ſeiten Ein⸗ 

Literatur. F. Matthai, „Die wirthſchaft- zelner und von Korporationen bemüht, beſſeres 
lichen Hilfsquellen Rußlands und deren Bedeutung Saatgut zu erzielen, weil man erkannt hat, daß 
für die Gegenwart und Zukunft“, Dresden 1838. hohe Erträge nur mit Verwendung von beſtem 
Semenow, „Geographiih ftatiftifhes Lexikon Samen möglih find. Im Nrtitel Getreide 
des ruffiihen Reiches‘, Petersburg 1863/83. | und in Lage der Landwirthſchaft ift nadı- 
Leroy:Beaulieu, „L’empire des Tsars“, Paris gewiefen worden, daß in Frankreich bei im Großen 
1881, deutſch, Petzoid, Berlin 1884/85. Bar: | ausgeführten Verfuchen die Erträge des Weizens 
deden, „Welt: und Mittelrußlanb” Leipzig 1883. | zwiihen 1473 kg bis 2991 kg von 1 ha wed- 
„Das ruffiihe Rei in Europa“, Berlin 1884. |jelten und baß nur bie Berichichenheit ber ver · 
Meyer v. Waldeck, „Rußland, Einrichtung, | wendeten Sämereien die Urſache war, daß 100 kg 
Sitten und Gebräuche“, Leipzig 1884. Lankenau Weizen zu 4,35 bis 15,25 Mt. erzeugt mworben 
und Oelsnitz, „Das heutige Rußland“, 2. Auf: | find. nbererfeits iit befannt geworden, daß 
lage, Zeipzig 1881. Roskoſchny, „Rußland, |unter bem auf Märkten von Landwirthen ber- 
Land und Lente*, Leipzig 18%. Dernburg,|fauften Saatgut nit felten ein jehr hoher 
„Ruffiiche Leute“, e rlin 1885. Statiftiiche Mit: Prozentſatz Unkrautſamen und fonftige Unreinig- 
theilungen der Minifterien, bes ftatiit. Bureaus | keiten vorlommen und daß von jeiten ber Händler 
nnd des Zentraltomitees für Statiftil. Brown, | großartige Fälichungen mit Sämereien betrieben 
„Finland, its forests and forest management“, | worden find. Am meiften war man deshalb audı 
Edinburgh 1883. Retzius, „Finnland“, deutich, | bemüht, die Reinigungsmaſchinen aller Art zu 
dv, Appel, Berlin 1885. Jonas, „Das Groß- | vervolllommnen und zu verbreiten und die hiermit 
fürſtenthum Finnland“, Berlin 1886. ' gemachten FFortichritte find recht erfreuliche. Leber 

'diefe Maſchinen und über die zur Saat |. den 

Saat, Samen und Sämaſchinen. Die| Zupplementband. 
gegenwärtige Lage der Landwirthſchaft hat das Zur Zeit ift man an verſchiedenen Orten be: 
achdenken über die Mittel zur Abhilfe allent- ſchäftigt, vergleichende Verſuche mit in» und aus« 
halben erwedt und dadurch auch veranlaßt, daß | ländiichen Samereien zu maden und durch gleich— 


Binde. Londerſ.⸗Le xilon. Spezlal-Supplement. 45 


mit 15,625 t und 6338 Pferbefraft ; 10,000 Mann 
fäuflihen Waaren hat ſehr ſegensreich gewist; 





706 


Sadarin, Sacharin. 


jeitigen Anbau verſchiedener Sorten bie einträgs | (Sauerftoff abgebenden Körper) behandelt ke 


ften und paffenditen für beftimmte Dertlichfeiten | und es gelang ihm, 


Bodenarten aufzufinden, fowie überhaupt das 
befte Saatgut zu gewinnen. Der neuejte Fort— 
fchritt im diefer Beziehung ift der von der deutſchen 
Landw. Gejellihaft angeregte verſuchsweiſe Anbau 
mit Kartofieliorten, da beionders bei diejer Frucht 
die Erträge durch die Sorte weientlich beeinflußt 
werben. Aufmerkſam gemacht ſoll nohmals darauf 
werben, dab im Allgemeinen das aus Gegenden 
mit den dem urfiprünglihen Heimathland ent— 
ſprechenden Berhältnifien bezogene Saatgut als 
das wirkiamfte ſich erwieien hat, aljo 3. B. für 
Deutihland Hafer and Schottland, Roggen aus 
Schweden, Gerite und Meizen aus dem Süden 
n. ſ. w. Er befferen Widerftandsfähigfeit gegen 
die durd Pilze bewirkten Erkrankungen und gegen 
Ungeziefer it man bemüht, Die bisher fait aus— 
ſchließlich aus Setzlingen fort gezüchteten Pflanzen, 
beſonders die Neben, aus Samen zu erziehen in 
der Hoffnung, daß dieje gefunder bleiben würden; 
Erfolge föunen davon noch nicht verzeichnet werden- 

Literatur: C. J. Eisbein, „Die Drill- 
kultur, ihre Vorzüge, Rentabilität und Bedeutung“, 
2. Auflage, Bonn 1880. C. O. Herz, „Land. 
Samenfunde”, Berlin 1885. . Shireff, 
„Die Verbeſſerung der Getreidearten‘, beutich, 
bon R. Heſſe, Halle 18850. W. Schulze, 
„Gärtneriihe Samenkunde“, Berlin 1888. %. 
Stebler, „Eamenfälihung und Samenihug“, 
Bonn 1878, E. Wollny, ‚Ueber Saat und 
Pflege der landw. Kulturpflanzen“, Berlin 1885. 


Sacharin, Sacharin, Fahlbergſches Sadarin, 
chemiſche Anhydro-Ortho-Sulfamin-Ben— 
zoefänre, Pſeudo-Sacharin nad Scheibler 
Unterſcheidung des von Peligot 1879 ent- 
edten, durch Einwirkung von Kalk auf Dertrofe 
und anderen Zuderarten entitebenden Sadarins 
(6 H 10 05) ift ein von Dr. Fahlberg in New⸗York 
1885 entdedter Stoff von jo großer Süßigfeit, 
daß eine Löfung beffelben in der 70,000 fadhen 
Gewictsmenge Waffer noch merklih ſüß ichmedt 
und 1 Th. S. 10,000 Th. ftark ſüßes Zucker— 
waffer giebt. 2 Th. ©. genügen, um 1000 Th. 
Stärfezuder den gleihen Grad von Süßigkeit, 
wie ihn ber Nobzuder befigt, zu ertheilen. Die 
Daritelung ift dur deutſches Reichspatent 
35,211 und 35,717 geisänt und wirb jest fabrif- 
mäßig in Salbe: Weiterhufen a. Elbe betrieben. 
(Batent Dr. Fahlberg, New-Pork und Dr. A. Lift, 
Leipzig). Die Erfindung ift bei Verſuchen mit 
Toluol, einer bei der Deitillation des Gtein- 
fohlentheerd gewonnenen ylüffigfeit, gemacht wor— 
ben; Dr. %. fam dabei auf einen Irpftalliniichen 
Körper von außerordentliher Eüßigfeit und fäul: 
nißwidrigen Gigenichaften. Nach dem erften Her: 
ftellungsverfahren (Fahlberg u. Nemien) gab 1 kg 
Toluol nur U, Kilogramm Eacharin. Der Er: 
finder ftudirte dann bie vier Stufen des Ver: 
fahrens, welche darin beftehen, daß das Toluol 
nad einander mit Schwefelſäure, Ghlorgas, 
Ammoniafgad und einem Orphationsmittel 


die überall -a | 
Stoffverlufte fo zu vermindern, baß 1 am 
Toluol 1!/, Kilogramm Sacharin, alfo das 
zigfache, wie früher, liefert. Dies verbeflerte 
Verfahren ift unter Nr. 35211, ein ganz meueh 
Verfahren ift unter Nr. 35717 in 

datentirt.. Der Preis fol fih num halb jo bad 
ftellen, al& der einer Menge Zuder von gle 
Verſüßungskraft. Außerdem fand ber ) 
daß ſich der Geſchmack des Saccharins noch ber- 
befiern läßt durch Verbindung befielben mit 
Pflanzenblafe, d. b. mit einem ähnlich 
Ammoniad (Salmiat) wirkenden Pflanz 
Neines Sacharin hat einen ſchwach ar 
Beigeihmad, während feine Verbindung mit einer 
ſolchen Bafe zu einem neutralen oder beſſer jaur 
(in hemifhem Sinne) Salze diefen Beige 
nahezu bezw. ganz verloren hat, ohne die 

En a ſchwächen. (Vergl. Patentſchrift 
5938. 


Sacharin ift ein feine, weißes Pulver, ber 
Geihmad dem des Rohrzuders —* es 
ſcheidet ſich aber von dieſem dadurch, daß es 
vergährt und im Thierkörper unverändert im be 
Harn übergeht, nicht in dem Speichel und 
in die Mild eintritt und daß es nad angeftellten 
Fütterungsverfuchen jelbft in ftarten Dofem keinen 


G.| Einfluß auf den Stoffwechjel ausübt. — 


Man verſpricht ſich große Wirkungen für da— 
Verſüßen von Speiſen und Arzneien und für die 
Behandlung der gefürchteten Zuckerruhr (Diabetes 
mellitus). — . 

Das Saccharin befigt ferner bedeutende f 
widrige Eigenihaften und kann in ® 
mit Trauben: oder Stärfezuder Erfagmittel 
Nohr: oder Rübenzucker werben, ift alſo ein neuer 
Stonkurrent für dieje (vergl. den Artikel Dertrofe). 

Eine befondere darüber erjchienene F 
mit dem oben angegebenen Titel theilt 
das Sadarin im Verhältniß vom 1 bis 2 Theilen 
zu 2000 Theilen Stärfezuder überall da, wo e— 
auf „Fülle“ oder „Gehalt“ und auf füßen Ge 
ihmad zugleih ankommt, den Nohrzuder voll 
ftändig erjegen kann, 3. B. zur Anfertigung von 
Zudergebäd, Lilören, zum Ginmaden n. j. w. 

Bezüglich der phyſioigiſchen Wirkungen wurden 
ausführlibe PVerfuhe von N. Gtuter, Boni, 
Moſſo und Mducco in Turin, Salkowski und 
Levinitein gemadt; fein gemahlene Kolosku 
Brot und Fleiſch wurden der Ginwirfung 
Magenfaftes unter Zuſatz von Sadarin au ; 
jie ergaben, da& das Sadarin bei ber 
entweder gar keine oder eine faum merkliche Ein 
mwirfung auf diefe ausübt und für diefe alfo „micht 
schädlich“ ift (Anwendung im Gemenge mit anberen 
Nahrungsmitteln in einer Stonzentration 
1:1000). Bei Kaninden und Hunden 
Gaben in einer Konzentration bon 0,01 bis Oi 
Sadarin zum Futter für eine Mahlzeit 
ihädlichen und überhaupt feinen Einfluß auf bas 
Wohlbefinden. 

Zur Prüfung auf die fäumigwidrigen Eigen» 











— 





Sacharin — Sächſiſche Länder. 


ſchaften diente eine bünne Fleiſchpeptonlöſung; 
den Wirkungen von Thymol und Salizylſäure 
famen bie des Sacharin nicht gleich. Es wird 
geurtheilt, daß eine Beigabe von Salizylſäure, 
um gute Erfolge zu haben, nothwendig ke, daß 
dagegen bünne Zuderlöfungen von Stärke und 
Robhrzuder befler wie durch Thymol und ebenjo 
wie durh Salizyliäure durch das Sadarin ge— 
ſchützt werben. 

Die Tragweite der damit gemachten Entbed- 
ungen läßt fih zur Zeit noch nicht überſehen; 
der Bericht ift einfah auf Grund von genauen 
Verſuchen und Prüfungen gegeben; jedenfalls faun 
bamit vielfach ein bedeutender Umſchwung bewirkt 
werben und haben unjere Zuderfabrifanten alle 
Urjade, genau die weiteren Mittheilungen barüber 
zu verfolgen. Auf der Londoner Produltenbörſe 
wird Sadarin Schon neben Rohr: und Rübenzuder 


= Preisnotirung augelafien. 1 koftet in 
chland 200 und 300 Mi. im Groß- und 
Detailhandel. 


ür biätetiihe Zwecke fcheint es fich ganz be: 
8 zu eignen und feine beiden Rivalen be- 
end zu übertreffen. Monatelang wurde es 
probeweije in mehreren Lonboner und Berliner 
Spitalen mebiziniih verwendet und, nad ben 
Ausfagen der hervorragendſten Aerzte, in jebem 
en falle bewährte e8 fich durch feine In— 
aktivität auf das menſchliche Syſtem. Es unter: 
liegt gar feinen Affimilationsveränderungen und 
verläßt ben Gejammtorganismus unverändert und 
ar Es wirb deshalb mit Borteil und 
olg als Berfüßungsmittel von Speiſe und 
Tranf für Krante angewendet, welde von Dia: 
beteß, Fettleibigkeit, Sict- und Leberleiben ꝛc. 
geheilt werben jollen. Ein Gran —n ge: 
nügt volllommen, um eine Taſſe Kaffee oder 
Thee zu verfühen, und es ift ſchwer, wenn nicht 
ih, dem Geihmade nah zu unterſcheiden, 
ob eine Flüffigkeit ober ein Getränf mit ** 
ober mit Sacharin verſüßt wurde. Achnlich 
dem Würfelzucker wird das Saccharin in kleinen 
Täfel in ben Handel gebracht, welde in ber 
erei —* lt *3 ae 
ngözweden vielfah Verwendun \ 
in ie Apothekertunft tritt das Sacharin 
in vielen Fällen bereits an Stelle bes * 
lichen Zuckers, weil es viel effeltvoller ben cefel- 
erregenden Geihmad vieler Arzneien neutralifirt 
als gewöhnlicher Zuder. 

Dr. U. Pollatſchel ſchreibt darüber: 

Mit dem neuen AZuderftoffe, ber Anhydro⸗ 
Ortho-SulfaminsBenzoefäure, oder wie ihn ber 
Erfinder —* Saccharin“ nennt, werben bie 
Najaben Karlabad'S nicht zu rechten haben, benn 


Genuß ſchadet dem Zuckerkranken nicht, im 
—— er wird nach dem übereinſtimmenden 


u 7 von —— rten, 4 Fe 
enden, einen 

in —— vou Diabetilern En Der 

arme Zuckerkranke, der nad ber Vorfchrift ber 


Aerzte unb der aud in Berlin mohl gelannten 
„Strengen Karlebaber Kur“ allen Süßigkeiten. bie 


Küche und Keller liefern, entfagen muß, weil ber 
Genuß von Sohlehydraten jeinem Organismus 
ſchadet, wird nunmehr jeinen Kaffee und Thee 
fo füß trinfen als er ihm nur fchmedt, denn ber 
neue Süßftoff, mit dem er Speife und Trank 
verfüßen wird, ift fein Kohlehydrat, fondern ein 
Berwander der Benzoejäure, ein Abkömmling der 
— 

Ich bin überzeugt, daß alle Zuckerkranken dieſe 
Mittheilungen mit großer Freude leſen werden, 
nur will ich ſie auch darauf aufmerkſam ma 
daß pures Saccharin in kaltem Waſſer ſchwer [öße 
lich iſt, auch fällt es aus der warmen daee 
bei deren Erkalten wieder aus, ferner iſt der Stoff, 
weil er eine Säure ift, der Einwirkung des Ptial 
im Speichel, des Bepfin im Magen u. dergl. ein 
wenig binderlich, doch hat die Chemie auch ſchon 
dad Gegenrezept gefunden; man neutrafifirt 
Sacharin mit fohlenjaurem Natron, und in biefer 
—* wurde es durch fünf Monate in tüchtigen 

vantitäten Gefunden und Kranken verabreicht, 
ohne einen Schaden zuzufügen. Vergl. auch 
Schröber „Diät und Wegweijer ve Zuderfrante 
mit beionderer Berüdfichtigung des Sacharins“, 


Berlin 1887. 

Bon Seiten der Zuderfabrilanten und damit 
aud in ber landw. Preſſe ift bis jet noch 
über das Sadarin mitgetheilt worden ; man ſchein 
mit Abfiht nur bie mad ala Heilmittel 
für Zuderrubr hervorzuheben und die Verwendung 
an Stelle von Zuder im Haushalt und in 
Induſtrie zu ignoriren; bis * bat das 
bier allerdings nod feine bebeutenben 
rungen hervorgerufen, weil ber Preis noch 
fehr hoher ift und man bie rechte 
noch nicht kennt; es kann aber ſchon jeht als 
gewiß elten, dab das Sadarin zum jehr ge r⸗ 
lichen Konlurrenten für die YZuderfabrifen 
entwideln, dagegen für bie Kartoffelbauern und 
Stärkefabrifanten fih von großer Bebeutung er» 
weifen wird, wenn Dertroje und Sadarin zus 
fammen in richtiger Weife Verwendung finden. 
Bei Erfindungen biefer Art laſſen fih Anfangs 
bie Wirkungen nicht leicht überjehen, das aber, 
was bis Icgt ſchon über Sadarin befannt i 
genügt volllommen, um es als wahrſcheinl 
erſcheinen zu laſſen, daß ihm eine große Zukun 
bevorftehen wirb. 


Er Länder. Da über biefe im Haupt⸗ 
werk jehr ausführlid und auf Grumb neuerer 
Grundlagen berichtet worben ift, kann bie Dar 
—— auf die — der dort gemachten 


ngaben beichränft 

A. Sadhjen- Altenburg. pero Ernſt 
Friedrich Paul Georg Nikolaus, geb. 16. Sept. 
1826, regiert jeit 3. Aug. 1853. 1323.7472 qkm, 
161,460 Einmw. (82,888 weibl.), auf 1 qkm 122 


ber 

n 
de⸗ 
ein 


Einwohner, im Oſtkreis 170, im 3 75. 
Proteftanten 160,157, Katholiten 1118, ften 
fonft 146, Jsraeliten 39. Stabt Altenburg 29,110 


Einw. Zunahme feit 1890 im Land 
6093 = 0,77 9,. 10 Stäbte, 449 Dörfer. 
45* 


itized by Ge 0% 


— —— 





708 


Etat für 1887/39: Einnahme 2,743,303 ME. 
Ausgaben 2,732,680 Mt. Reinvermögen 5,703,920 
Mark, ohne den Refervefond der Landesbank 
(Baffiva 1,050,766 Mt., Aktiva 6,754,686 Mi.). 
Unter den Einnahmen: Steuern und Abgaben, 
Zollantheil u. ſ. w. 1,328,922 Mf., eigene Ein» 
nahme aus Nutzungen u. ſ. mw. 1,352,566 Mk. 
unter ben Ausgaben: Neichözivede 408,941 Mk., 
Staatsihuld 73,745 — Grundbeſitz ohne 
—— und Wege 48,556, 

afferbau 259,773, Wiſſenſchaft, Kunft, Unter: 
richt 375,667, kirchliche Zwecke 94,397, Gewerbe 
und Landwirthſchaft 22,000, Armenweſen 55,670, 
Mebizinalweien 68,818 ME. u. f. w. 

Landw. Behörden: Minifterium, Abtheil. 
des Innern, Generalsstommiffion für Ablöfungen, 
Kollegium, 2 Spezialsflommiffare f. Ablöfungen, 
und für Zufammenlegungen: 3 juriftiiche, 3 dfo= 
nomijhe und 7 Feldmeſſer. Bezirtö-Thierarzt. 
Landes» (Landrenten:) Bank in Altenburg. — 
Vereinsweſen: Zentralausfhuß der Landw. 
Vereine im Herzogthum Altenburg, Sekr. in 
Altenburg. Wanderlehrer Dr. Seifert daſ. Als 
Spezialvereine: Altenburg, Eifenberg, Görsborf, 
Goßnitz, Kahla, Langenleuba, Roda, Ronneburg, 
Schmölln, Schönheide, Etzelbach-Kirchheſel, Meu: 
ſelwitz. Pomologiſche Gejellih. in Altenburg, 
nicht zentralifirt. 

sehranftalten: Winterfchule in Schmölln, 
landiv. Fortbildungsschule in Roda und in Langen⸗ 
leuba-Niederhain und Landw. Schule in Altenburg 
im Anſchluß an die Realichule. 

—— 55 Gruben, 781,590 t Förderung, 
1,335,991 Mt. Geldwertb. Fabriken 182, (125 
mit Dampfbetrieb, 302 Dampfteffel), 7325 Arbeiter. 
Sparkafſenweſen: 13 Sparkaſſen. Anfangs 1884 


Größe. 
(Roburg 562,32 „ ’ 


Proteftanten 195,710, Katholiken 2472, fonftige 
Ehriften 98, Israeliten 519. 

Städte Gotha 27,802 und Coburg 16,210 Ein- 
mwohner. Zunahme feit 1880 im Land 4091 Köpfe 


0. 
Etat. Domänentkaffe: Einnahme2,466,431 Mt. 
(Forſten 1,939,970, Domänen 369,897, Zinfen 
132,242, Verjchiebenes 24,422.) Ausg. 1,477,928 
Mark (Berwaltung 938,724, Kirchen, Schulen zc. 
273,939, Domanialfhulb 153,259, Verjchiedenes 
112,006), Ueberſchuß 983,503 ME. (für die Staats⸗ 
fafie 394,502, für die herzogliche Kaffe 594,000). 
Staatskaſſe 1885/89: A. gemeinihaftlih: Ein— 
nahmen jährlich 966,000 ME., Ausgaben 1,545,000 
Mark, Defizit 579,000 Mt. B. für Coburg: Eins 
nahme jährlich 1,030,500 ME., Ausgaben 1,030,500 
Marl. C. für Gotha allein: Einnahme jährlich 
2,120,400 Mt., Ausgaben 2,120,400 Staats⸗ 
ſchuld Coburg 2,484,023 Mt. (Aktiva 1,344,077), 
Gotha 2,601,858 (Attiva 1,268,450). Aus A B 
und C zufammen ergeben ſich unter den Einnahmen 
in Mark; Grunderträge, nugbare Rechte, gewerb⸗ 
lihe Anlagen, Zinfen u. ſ. w., alfo zufammten für 
eigenes Vermögen 1,274,505, aus der Reichshaupt⸗ 


Chauffee-, Weg, li 


1956,50 qkm; Einwohner 198,829 
57,383 


Sächſiſche Länder. 


auf. 14,268,530 Mi. Beftand, 1887 Vermehrung 
über das Vorjahr 1.3 Mill. Mark, Beſtand pro 
Kopf der Bevölkerung 650 Mt., alſo 17,760,600 Mt., 
bei überwiegend landwirthſchaftlicher Bevölkerung 
ein Zeichen von hohem Wohlitand und Forticritt 
darin, zumal biefe Beträge noch nicht alle Spar» 
anlagen darftellen, jondern noch viel Kapital bei 
der Landesbank und anderwärts angelegt ift. 

Die Landwirthihaft und Yorftwirthichaft bieten 
m Ganzen feine nennenswerthen Veränderungen. 
Dem Aderbau bleiben 55,5 %0, den Wiejen 8%, 
den Waldungen 41%, ber Fläche beſtimmt; ber 
Viehftand zeigte nad ber lezten Zählung (1883) 
Pferde 9934, Rinder 60,335, Schafe 20,996, 
Schweine 46,387, Ziegen 12,420, Im Jahre 1884 
gab es 80,249.6 ha, davon beftellt 2 

a 


Getreide 36,994 
a 1891 „ 
ackfrucht 11,724 

(Kartoffel 7948.7 „) 
utter gg „— 
elfrucht 660.3 


11,115.9 ha Wiefen brachten 443,284 mtr. Ha. 
Die Getreideernte war 753,813 mßtr., 


— 13,719 
artoffeln  832,5% 
Rüben zc. 1,111,075 


Der Wald hat 36,652.1 ha. 


B. Sachſen-Coburg-Gotha. Herzog 


Ernft II., Auguft Karl Johannes Leopold Alerans 


der Eduard, geb. 21. Juni 1818, regiert jeit 
29. Januar 1844. 


— 103,298), ei 1 qkm 101,6, 
weibl. 30,269), auf 1 „ 102,0). 


kaffe 585,000, birefte Steuern 1,317,680, indirekte 
Steuern 253,935, Sporteln und Strafen (gemein: 
Ngereric) 459,210, Chauffeegelder (Coburg) 11,600, 
Geld: und Bankinftitute 150, Vermifchtes 214,820. 
Bon den Ausgaben entfallen in Mark auf: Reicht: 
beiträge 573,631, Militärweien 7502, Zandesver: 
tretung und allgemeine Staatöverwaltung 603,339, 
Yuftiz, Strafanftalten 833,201, innere Verwaltung, 
Polizei 521,890, Kirchen: und Schulmejen 396,23, 
Penſionen 73,442 u. ſ. m. 
Landwirthſchaftliche Behörden. Coburg: 
Abtheilung des Staatsminifteriums; Gotha De: 
partement II der Abtheilung d. Staatsminifteriums. 
Reviſions-Bureau für Ablöjung der Dienftbarkeiten 
und ber —— an Kirchen, Pfarreien, 
Schulen, milden Stiftungen, fowie für Grund 
ſtückszuſammenlegungen, als Spezial:ommiffäre 
2 juriftifche und 1 ofonomifcher. Hof: und De: 
her und Landesthierarit. — Landes: 
edit⸗ und Ablöfungsfaffe in Gotha. Vereins: 
wejen: in Coburg ein Landwirthſchaftsrath; 
Vereine: Coburg, Landw. Verein für das Herzog: 
thum, Rodach und Neuftadt a. d. H. Amtöbezirfe: 
verein, Verein für den Jygau und für den oberen 


N 


Sächſiſche Länder. 


gan, Verein zu Sonnefelb ımb zu Hellingen, 
erein F Gartenbau zu — Bienenzucht⸗ 
Verein für das Herzogthum. In Gotha: Landw. 
Hauptverein für das Herzogthum (Zweigverein 
bes Landw. Provinz.⸗Vereins der Provinz Sachſen), 
als Bezirlsvereine Warza, Drei⸗Gleichen, Gotha, 
Ohrdruff, Waltershauſen, Großfahner, Friedrichs— 
werth, Uelleben, Neu⸗Dietendorf, Illeben, Wechmar, 
rbsleben, Döllſtädt, Liebenſtein; 30 Ortsvereine, 
ferdezucht⸗Verein zu Gotha, Rindviehzucht-Verein 
bel Geflügelzuct:Berein für das Herzogtbum, 
bajelbit. Lehranitalten fehlen. An der Arbeitss 
anftalt für Bedürftige in Gotha werden Mittel: 
loje zu Arbeitern für die Landwirthichaft heran» 
ebildet. Aderbauland in —— in 
otha 75,500 ha, Waldungen 15,677 und 
41,785 ha. Viehzucht: Pferde 1163 und 7024, 
Nindvich 24,335 und 33,801, Schafe 12,265 und 
60,984, Schweine 12,761 und 38,788, Ziegen 6222 
und 20,793 Stüd. 


C. Sadhjen-Meiningen (Meiningen und 
u Herzog Georg II., geb. 
April 1826, regiert jeit 20. September 1866. 
Größe und Bevölkerung: 2468,45 qkm, 
214,884 Einwohner (109,823 weibl.), auf 1 qkm 
87,1. Zunahme jeit 1880: 7622 Köpfe= 0,72%, — 
überwiegend Proteftanten, Katholiten 2272, Is⸗ 
raeliten 1627, Mennoniten 32, Baptiften 117, Frei⸗ 
emeindler 38. Stadtbevöllerung 64,038, Land» 
Bevölterung 143,037. Meiningen 11,448, Sonnes 
a Maar Einwohner, zufammen 17 Städte, 
27 Marltorte, 376 Landgemeinden, 56 fonftige 
Gemarkungen. 71,982 Berjonen für Lande und 
Forſtweſen, 92808 für Induftrie, 15,146 für Handel. 
Finanzen. Voranſchlag für 1887/89. Eins 
nahmen 550,920 Mt., Ausgaben 4,946,340 Mt. 
Ueberſchuß 604,580 ME, Staatsſchuld 12,004,017 
Mark, Aktiva 10,105,189 Mt., alio Schulbüber: 
1,898,828 Mt. Domänenkaffe: Einnahmen 
220,00 Mt. (Güter 388,400, Forften und Jagden 
1,788,400, Verſchiedenes 94,100). Landestafie: 
Einnahmen 33,300,200 Markt (direfte Steuern 
1,225,200, indirefte Steuern 299,000, Bergwerks⸗ 
abgaben 55,000, aus der Reihälafje 840,630, aus 
der Domänentaffe 302,290 u. f. w.). Wusgaben: 
Domänentafle 1,616,320ME., Landestafie 3,330,020 
Mark. Der Ueberihuß lommt aus der Domänen 
—* Von den Ausgaben entfallen zuſammen 
anf Matrilularbeiträge 677,747, das Dergogliche 
8 394,286, Mintiterium und Landtag 228,130 
eres 396,120, Juſtiz 566,300, Ktirchen⸗ und 
zu. 454,560, Finanzen 2,206,296 (Ber: 
ng 530,630, Forftverwaltung 695,830, Hoch⸗ 
bauweſen 154,600, Benfionen u. ſ. mw. 206,080, 
Staatsihuld 619,156), Nefervefonds 22,901 Mt, 
Banbwirtbihaftlihde Behörden: Das 
Staatsminifterium, Abtbeilung des Innern, für 
Gemeinheitstheilungen die betreffenden Behörden 
ber Provinz Sachſen (j. unter Preußen). bs 


ey n für Ablöfung der Reallaften. 
Fa — — in —53** Doerlandes- unb 


‚18 Webereien, zuf. 1589 


709 


Amtsthierarzt daf. Landes » Kredit - Anftalt baf. 
ür — rung bes neuen Kataſters eine bei. 
—* e: Vorſtand der Staatsminiſter, Kataſter— 

Inſpeltor und Hilfsarbeiter im Miniſterium 

Kataſter⸗Kontrolleure in Salzungen, Hildburg- 

haufen, Sonneberg, Gräfenthal und Saalfeld. — 

Vereinsweſen. Der Landwirthihaftsrath, 

Selretariat in Meiningen, als Kreisverein a) Meis 

ningen mit Zmweigvereinen in Salzungen, wals 

lungen, Amt Sand, Meiningen, Neubrunn, Herpf, 

Dreißigader, Berein für Bomologie und Garten 

bau, Pferdezucht-Verein, Landw. Bezirks-Verein, 

alle zu Meiningen; b) Hildburghauſen mit Zweig- 
vereinen in Romhild, Themar, ggg 

—— und Wander-Verſ. für das obere 
errathal; c) Sonneberg mit Zweigpereinen: 

Mupperg, Oberlind, Landiv. Ver. und Del.:Gef., 

Schalkau, Effelder; d) Saalfeld mit —— 

zu Kranichfeld, Probſtzella und Blenenz.Verein 

u Saalfeld; e) für die —“ Camburg mit 

—— zu Camburg, Molau, Kaſekitchen, 
ckelſtedt, Prießnitz, Schmiedehuſen, dazu bie 

Viehverſicherungs⸗Vereine für die Grafſchaft Cam⸗ 

burg. Beſondere Vereine: bäuerlicher L.⸗V. für 

Salzungen und Umgegend, Fiſchzucht-Verein zu 

Meiningen, Verein f. Wetterkunde daſ., Bieneng 

Verein zu Wafungen, Landw. Verein au Alten» 

und FrauenBreitungen, Geflügelz.-Verein Rofen- 

feld, Verein für Lünftl. Forellenzucht in Brünn 

Großmannsroda, Geflügelz.Verein in Steinach, 

Landw. Verein zu Beheiten, Landw. Verein zu 

Wallendorf, Landiv. Verein zu Milda, Lanbiv. 

Verein zu Ofthaufen, Hopfenbau:Berein zu Saals 

feld, Geflügelz.-Berein zu Pößneck. Zahlreiche 

Orts⸗Viehverſ.⸗Vereine in Städten und auf dem 

Lande. — Lehranftalten: Landw. Winter: 

ng au a a Chemiſche Verſuchsſtation 

zu Eisfeld. 


Bergbau, Hütten- und Salinenweſen 
447 Arbeiter. Salinen in Salzungen und Sulza. 
424,720 Ztr. Kochſalz zu 542,210 ME., Eifenerze 
224,820 Ztr., Nobeifen 406,780 Ztr. zu 1,841,185 
Mart, 590 Betriebe für Tafel: und Griffelichiefer 
mit 3140 Arbeitern und 807,560 Ztr. För 8 
= 1,766,266 Mt. — Inbduftrie: 5 Werfe für 
—— 6 Glashütten, 26 Porzellan⸗ 
fabrifen mit 2606 Arbeitern, 2 Zündwaarens, 
9 Farben-Fabriten, 5 Fabriken für Nähmafchinen, 
1148 Betriebe mit Perſonen für PBapiermahe 
und Steinpappe, 13 Großgeichäfte f. Wollipinnerei, 
erſonen, 74 Serbereien, 
berühmte Spielwaaren:nbuftrie mit dem Mittels 
punkt in Sonneberg, Holzwaaren-Induftrie, 197 
Brauereien, 14 Branntweinbrennereien, 15 


080, und Zigarren, 4 Eifigfabriten, 373 Getreider 


müblen u. ſ. mw. 


Zur Landwirthſchaft Aderland 100,988 ha 
— 40 Proz. der Fläche, Waldungen 108,852 ha 
= 41 Proz. der Fläche, davon 39 Proz. Domänen» 
befit, Holzausfuhr tend. Viehſtand: 5174 
| ferde, 66,733 Rinder, 58,940 Schafe, 45,186 
weine, 20,517 Ziegen. 


710 


D. Sachſen-Weimar-Eiſenach. Groß— 
Heraoo Karl Alerander Nuguft Johann, geb. 
4. Juni 1818, regiert feit 8. Juli 1853. 


Größe und Bevölkerung: 3594.86 qkm, 
313,946 Einw. (161,950 weibl.), auf 1 qkm 87.3. 
Zunahme jeit 1830 4091 Berfonen = 0,26 Bros. 
— Proteftanten 301,350, Katholiten 10,831, fonft. 
Chriſten 440, Israeliten 1313. Städte 31, davon 
Weimar 21,565, Eifenad 19,743, Apolda 18,061, 
Sera 11,680 Einw. 22 Marktflecken, 586 Dörfer, 
106 Höfe, zuf. 627 Gemeinden. 

Finanzen. 1887—89. Cinnahme 6,746,544 
Mar, ia ax 6,746,544 Mark, Staatsichuld 
5,856,775 Marl. Aktiva ohne Grundbeiig in 
Nktivfapitalien ea a Dedung. Bon den 
Einnahmen famen in Mark auf: Fiskaliſ 
Bermögen 2,543,625 (Grundbefig 1,919,350, 


fülle 5400, Aktivzinſen u. ſ. w. 618,875), Hoheits⸗ 


rechte 713,134, alte Grundfteuer 538,000, indirekte 
Steuern und Reichsantheil 1,216,395, allgemeine 
direkte Steuern 1,675,050, Verichiedenes 60,340. 
Bon den Ausgaben kommen in Mark auf: das 
Großherzogl. Haus 930,000, Reichszwecke 907,970, 
Staatsihuld 325,283, Landtag 22,450, Verwaltung 
des Stantseigenthums 315,700, Staatöverwaltung 
2510,158, Gicherheitsanftalten 200,125, Lands 
ftraßen u. ſ. w. 236,000, gemeinnügige Anitalten 
298,781, Kirchen und Schulen 935,897, Ber: 
ichiedenes 64,180. 


Landw. Behörden Staatsminiiterium, 
Departement des Aeußern und Innern zu Weimar 
mit Chef, Abtheil.-Direftor und Referenten; für 
Deterinärwejen Referent im Miniiterium. Für 
Ablöfungen und Grundſtücks— ujammenlegungen 
die Reviſions-Kommiſſion zu Weimar als dritte 
und legte Inſtanz mit Vorfigenden, 6 Mitgliedern ; 
die General-Kommiſſion zu Weimar ald zweite 


Inſtanz mit Vorfigenden, 4 ne 5 Bureau 


Beamten, 3 Vermeſſungs-Reviſoren. Die Spez.: 
Kommilfion ala erfte Inſtanz mit 4 juriftiichen 
und 4 ökonomischen Kommiffaren, dazu 1 Hilfe: 
revifor und 25 Geometer (7 in Eiſenach). Für 
Eee bie Forfttarationstommiffton in Ei: 
enad. Statiftiihes Bureau der Ver. thüring. 
taaten in Weimar. — Vereinsweſen. Die 
Landw. ln für das Großberzogthum 
Sadjjen-Weimar-Eifenah (5 Vorſ. der Landiv. 
Haupt-Bereine, 1 Regier.ftommifjar, 2 ftändige 
ernannte Mitglieder, 1 Sekretär). 5 Hauptvereine 
in den Verwaltungsbezirken: a) Meimar mit 
weigvereinen zu Belvedere, Berka er Berl: 
edt, Blanfenhain, Großbrembad, — 
orf, Großobringen, Großrudeſtedt, Ilmenau, 


Anbau und Ernte 1886: 


Weizen und Spelz 20,302.2 ha — 248,146 mtr. 
Noggen 32,080.2 „ — 353,979 „ 

(3 27,6711.2 — 372320 „ 
Hafer 33,%05.0 „ — 448, — 
Buchweizen 8.0 — 18:2, 
Hüljenfrüchte 93209 „ — 107,857 „ 

aufammen 123,287.5 „ — 1530374 „ 


Sächſiſche Länder. 


2 | 
e⸗ 


—* 


Iſſeroda, Kerpsleben, Kirchrenda, Liebſtedt, Mag: 
dala, Mönchenholzhauſen, Niederzimmern, Orli— 
a Schloßvippach, Stotternheim, Tonndorf, 
Udeſtedt, Ulla » Obergrunftebt, Umpferftebt, | 
Vieſelbach. Dazu die Gartenbauvereine bei 
Vereins für Geflügelzuht und die Bienen: 
üchter-VBereine in Weimar, der Geflügelzücter 
Verein in Ilmenau. b) Jena mit Zweigverein 
zu Allitebt, Bucha, Burgau, Bürgel, Buttſtedt 
Dorndorf, Gr. und Kleinenhauſen, Kleinromftet, 
Leheiten, Niederrogla, Osmannitedt, Pfiffelbach 
Reisdorf, Stadt Sulza, Wormitedt, — 
Kunitz-Löbſtedt, Zwätzen-Jena, der Gart 
verein zu Jena, der Gartenbauverein zu Dom: 
burg, der Geflügelz.e-Ver. zu Apolda. c) Eiienad 
mit den Jweigvereinen zu Berka a. W., Kreuzbu 
a. W., Eiſenach, Ifta und Volteroda, Markfuhl, 
Neuenhof, Scherbda, Thal, Gorftenlupnig- -d) 
ı Dermbah mit Zweig-Vereinen zu Dermbat 
Geiſa, Kaltenjundheim v. d. Rhön, Lengsieb, 
Oſtheim, Sondheim v. d. Rhön, —A 
— e) Triptis mit Zweig-⸗Ver. Berga, Erölpe 
Dreitzſch, Merkendorf, — Nieder⸗ 
pöllnitz, Oppurg, Staitz, Steinbrücken, Tripfis 
Weida, Weira. — Ein Theil der — 
der Verwaltungsbezirke hat ſich als Wanderverein 
konſtitniert. Nicht zu den Hauptvereinen gehörend: 
‚der Weimariſche Pferdez.-V. zur Zucht von landw. 
‚ Gebrauchspferden, der Bienenwirthſch. Haupt: 
‚ derein in Jena mit den — — N 

‚ roda, Saalborn, Weimar, Jena, Dornburg, Apolda, 
Vollradisroda, Berga a. E. und Dreigid, der 
Thüring. Fiſcherei-Verein, si in Zwätzen-Jena 











Eine Anzahl von Viehverſicherungs-, Bienen- 
Geflügels3. = Vereinen, Geno — zur Be⸗ 
ſchaffung von Maſchinen und Geräthen u. ſ. m 
— Lehranſtalten. Die Landw. Lehranftalt 
an der Univerſität Jena mit Staatsprüfungs: 
Kommiffion zur Prüfung von Lehrern der Land: 
wirthihaft an landw. Schulen, die — Karl⸗ 
Friedrichs-Ackerbauſchule zu Zwätzen Jena 
die Ackerbauſchule zu München bei Berka, die 
Großh. Forſtſchule zu Eiſenach, die Großherzogl 
Landesbauſchule zu Marienhöhe bei Weimar, verſch 
landw. Fortbildungsſchulen und Obſtbauſchulen 
Als Wanderlehrer wirkt der Sekretär der Zentral: 
ftelle, Dr. Franz. Oek.-Kommiſſion in Weimar, für 
fulturtechnifche Arbeiten der Hulturtechnifer und 
Geometer Schmiedtgen in Eiſenach. le 
ftation in Jena und agrikultur-chemiſches : 
ratorium zu —— 

Landwirth Ede Artland 197,682 ha, 
Wieſen 32,069 ha, Waldungen 93,137 ha, Weinban 
(im Saalthal) 196 ha. - 





Sächſiſche Länder. 


Kartoffeln 


20,310.1 


711 


„ — 1783404 „ 
Rüben, Runfeln u. ſ. w. 10, 148,8 „ — 1,758,650 „ 
Delfrüchte 2196.1 — 26,004, 
— — ſonſt — — 
—— 24, 786.9 „— 993,470, 
von den Wiefen Futter 32, ‚069.1 „ — 1,027,178 „ 
bon den Weinbergen 96.0 — 914 hl 
bon Obſt „ — 66,807 m$tr. 


513,086.5 u 


Viehbeſtand: 


E. Königreich Sachſen. König Albert 
rn Auguft Anton Ferdinand Joſeph Karl 

aria Baptift Nepomuk Wilhelm Xaver Georg 
Fidelis, geb. 23. April 1828, reg. feit 29. Of: 
tober 1873. 

GrößeundBevölterung: 14,992.92 qkm, 
3,182,003 Einw. (1,639,598 weibl.), 212.2 auf 
1 qkm, 4 Sreishauptmannfhaften: Baugen mit 
144.5, Dresden mit 198.4, Leipzig mit 217,0 und 
Zmidau mit 257.8 Einw. auf 1 qkm. Zunahme 
jeit 1880 Einw. 206,363 = 1.34 Pros. Pro— 


teitanten 3,075,654, Natholiten 86,952, fonftige | 


Berufsbevölkerung (1882): 


| davon 6026 na 


17,271 Pferde, 110,092 Rinder, 145,442 Schafe, 101,443 Schweine, 41,291 Ziegen. 


Chriſten 6975, Iſraeliten 7755, Sonſtige 4667. 
Wenden 49,916, Ausländer 52,668 (Defterreicher 
43,314, Schweizer 1757, Engländer 1648, Ruſſen 
1615, Amerifaner 1411, Jtaliener 623, Ungarn 
537, Franzoſen 275, Niederländer 268, Dänen 
247, Schweden 161, ng 98, Belgier 91, 
Luxemburger 18, fonitige Guropäer 357, aus 
fremden eltteilen 181, unbefannter Natio— 
nalität 67. Auswanderer 1871: 1883 zuſammen 
40,245, 1883 zujammen 6281 (3742 männl.), 
Amerifa, Marimum 1881 mit 
9241 Köpfen. 








Verufäthätige davon Erwerbäthätige 

für Landwirthſchaft, Thierzucht, Gärtnerei 578,592 285,414 ) 009 01 

— — —* Jagd, Fiſcherei 23,786 7474 ”. 

„Induſtrie, Bergbau, Bauweſen 1,695,895 724,513 517, 

„ Bandel und Verkehr 360,675 130,894 9,34 „ 

„ häusliche Dienfte und Lohnarbeit 53,584 25,140 1,79 „ 
„ Staats:, Gemeinde:, Kirchen: u. ſ. w. Dienit 

und fogen. freie Berufsarten 148,361 67,317 480 „ 

„ ohne Beruf und Berufsangabe 153,929 93,738 Selbftftänd. 6,69 „ 

„ Sonitige — 5 AI. 

Bewohner 3,014,822 45 Pro. 100 


Stadtgemeinden 143, Landgemeinden 3118, Ritter: | 53,000 und 60,300). 


güter ſonſti ige eremte Grundftüde 253. Won 
den Städten: Dresden 246,086, Leipzig, ohne 
Vorftadtgemeinden 170,340, Chemnig 110,317, 
Plauen 42,848, widau 39,243, Freiberg 97,042, 
Zittau 23,215, eerane 22013, lauchau 21715, 
Crimmigihau 19,755, Bau 19,098, Reichen: 
bat 18,320, Meißen 15,474, Werdau 14,661, 
Annaberg 13,824, Wurzen 12,006, Döbeln 11,972, 
Pirna 11,899, Großenhain 11,544, Frantenberg 
10,898, Limbach 10,494, zufammen 873,254 Einw 

35 Städte haben wiſchen 5—10,000 Ginw., 6i 
zwiichen 2—5000 Einw., 28 unter 000 Einw. 
Zahl ber Geburten 1884 —= 137,644 (weibl. 
67,167), davon unehelih 13.24 Proz. Gelbit: 
morde 1114, töbtlih Verunglüdte 750. Blinde 
2115, Zaubftumme 1747, Irrfinnige 5%, Blöd⸗ 
finnige 4471. Inſaſſen der Strafauftalten durch⸗ 
ſchnittl.4440. 28 Bezirlsarmenſtellen, 8605Inſaſſen, 
in ſtädt. Anftalten 83764. 18,077 Be 
wegen Bettelns. Landarmenaufwand 45,000 Mi. 


(1882/83). Aerzte 1120, Apothefer 252, Hebammen | 


1737, Rechtsanwälte 542. Gafthäufer über 
2500. Berfonal 16,000 Köpfe. brifarbeiter 
189,500 männl., 95,000 weibl. (Zertilbrande 


16 Fabrikinſpektoren, 
12 Aififtenten. Angezeigte Unfälle 3105. 14,340 
ee. 3329 mit Dampfbetrieb, 4308 
mit anderen Motoren, 6203 ohne jolde. 5877 
feftitehende Dampffeffel. Kinder von 12—14 
Jahren 8293, von 14—16 Nahren 19,786 be: 
Ichäftigt. 557 Uebertretungen be3. diefer, 8105 
Verlegungen. 7488 Mängel beanftandet bez. 
Unfallverhütung. Für Die Proteftanten giebt es 
948 Parodien, 1186 Kirchen, 73 Be —— 
Kirchen und Kapellen, 78 Betſäle, 1130 Geiſtliche 
ber ev.:luth. Kirche, 2 Kirhen und 2 Pfarrer 
ber Reformirten, für die Katholiken 47 Kirchen 2c., 
66 Geiftlihe, 2 Jungfrauenklöfter, für Deutich- 
fatholiten 4 Gemeinden, für Griechiſch-Katholiſche 
2 Kirchen, für engliihe Gemeinden 4 Kirchen 
emeinden, fir Mpoftolifhe 11 Gemeinden, für 
—— 8 Gemeinden, für evang. Brüder— 
auptfig in Herrnhut und 1 Stolonie 
ei Baugen. 
Kinangen Staatöhaushalt für 1887. 
I. Ordentliche Ueberſchüſſe 74,865,542 Mt., Zus 
ſchüſſe 74,865,542 Mt. Außerordentliches Budget. 
Einnahme 27,603,6%W Mi., Ausgabe 27,603,690 
Mt., Staatsſchuld 644, 061,400 f. Die llebers 


emeinben ber 
in Kleinwelka 





712 Sächſiſche Länder. 


ieühe oder Einnahmen fegen ſich guſammen aus | Zweigvereine, e) Bautzen, Sekretär daſ., 67 3weig 
art: Staatsvermögen und Staatsanſtalten vereine. Dieſe find meiſtens kleinere Vereinig 
42,852,782 (Foriten und Jagden 7,264,425, ungen von wenig Bedeutung; das Vereinswe ſen 
Domänen und Intraden 498,566, Kohleniverte ift zu ſtark zerfplittert, es ſind landw. Were - 
474,000, Porzellanmanufaktur 370,000, Staats: | Objtbau : Vereine, Gartenbau » Vereine, Bienen— 
eifenbahnen 27,855,529, Lotterie umd Lotteries züchter-Vereine, en: Im — elzudht, Thiers 
darlehnskaſſe 4,642,986, Allg. Kaffenverwaltung | ärztlicher Verein u. te bedeutender 
170,000, Sonitiges 318,011). Dir. Steuern | darunter fiehe das —— Der Biener 
19,461,300, indirelte Steuern 12,551,460. Die | Hauptverein mit zahlreihen Zmeigvereinen. Nick 
Zuſchüſſe oder Ausgaben aus: Allg. Staatäbebarf zentralifirt: „Flora“, Gejellihaft für Botar 
34,707,934 (Kgl. Haus und Apanagen 3,310,208, | und Gartenbau in Dresden. Sädi. Lanb 

Staatsſchuld 80,421,951, Landtag 126,900 2c.), Fiſcherei-Verein daf., Obft- und Gartenbau:Ber 








Gefammtntinifterium 177, 610, Juſtiz 3,598, 175, | zu Freiberg, Geflügel. :Berein daj., zu Noffen und 
inneres 9,541,600, Kultus u. Unterricht 8,104, 121, zu Siebenlehn, Verein für er aft und 
Auswärtiges 143, 570, Finanzen 5,973,960, Reichs: meinmigige m zu Leiänig, Br r: — 
zwecke 7,685,985, Penſionen 3,159,050, Potation Intereſſen zu Gr.-Wiſchſtauden b. Groigth, WE 
an Schulgemeinden 1,454,458, Neierveionds |  fügelzucht Vereine in Borna, Goldig, ER 
319,075. Grimma, Hennicen, Leipz ig, —— Mitt 
Laudw. Behörden: Kal. Minifterium des | weida, Mügeln, Oſchatz, Pegau, Rieſa, Rochlit 
Innern: Staatsminiſter, Dir. der Abtheilung Waldheim, Wurzen, Zwenkau, Burdarbtsborf, 
für Aderbau, Gewerbe uud Handel, Neferent für | Neufirden, Oberlungwißs, Neuficchen=Leu ) 
landw. Angelegenheiten; Kg. Kreishauptmann: , Niedermülien Thum, Oederan, Hochlirch. 
haft zu Dresden als Generallommifiton für |; Verein zum Weißenberg, Obit- und Gartenbawe 
Ablöfungen und Gemeinheitstheilungen; zuf. 495 Vereine mit ae 
A Br N für — Mitgliedern. 
achen. Landes-Kulturrat für das Königreich Lehranſtalten. Landw. Inſtitut in 
Sachſen zu Dresden. Vorſitzender und Stellver-⸗ ‘an ber Univerfitat, die Sal. Sachl ;Forit 


treter, Gen.Selretär, Die Vorſitzenden des ſächſ. 

landw. Kreisvereins, 13 gewählte, 3 vom Minifter | Tharandt, bie Stat. Thierarzneifchule zu Dresben, 
die landw. Winterſchule zu Freiberg, die landie- 

ernannte und + gewählte fachwiſſenſch. Mitglieder | — Schule zu Meißen, bie Lehrmeierei zu Kreib 

(für Voltswirtihaft, für Foritwirticaft, für 2 ; pa 3 nee 
dort bei Freiberg, Die Lehrmeierei zu 

landw. Unterrichtsweſen, für landw. Verſuchs⸗ thal bei Radebera. die Kal. Landıw. Sch 

weſen); 7 außerordentliche Mitglieder (für landw. Döbeln, bie landın. eat u Murzen ze en 

Mechanik, für Thierheilkunde, für Garten, Obſt-, Paicinenprüfungsitation in Sei 33 

Weinbau, für Pferdezucht, für Wienenzudt), „— RNgidinenp fung pzig 
Lehranſtalt zu Rötha bei Leipzig, die Lehrmei 


Das Landitallamt zu Moritzburg. Die Königl. 
Tommifiion fr eterinärwefen; Morfigender, Dal, Die landw. Schule zu Chemnig, Die Lane 


— =: ee Winterſchule zu Rochlitz, die zu Annabe 
3 ordentliche, 4 außerordentliche Mitglieder. * 
Landesthierarzt. Kreditvereine: ritterſch. erbl. —— ee Stagsheritungfäne = 
Kreise Verein zu Baugen, Landıv. Kreis Verein 0; 3 
oigtland, die landw. Ser für Die Kgl. ſä 


zu Dresden. Yaufiger Bank zu Baugen. Landes⸗ Marfgraffchaft Oberlaufig zu Bauten, X Obits 


fulturrentenbanf. Yandw. Vereine: Landes- 
e ee ee und Gartenbaufchnte dai., die Kgl. ſächſ. landw 
MulLENalR 7 BLUE Ne a] LEEDcH. — Verſuchsſtation zu Möckern, die Verſuchs-Station 


oeigereine, D) Seins, Seltetär Da, Yardm. U, Boni, Bi demiid”pöyfio, Unterfudumgee 
er a Shemnig, ration an der Kgl. Thierarzneiſchule zu Dres⸗ 


‚den, die Kgl. ſächſ, pflanzenphyſiol. und Samen⸗ 


enp 
— nn ee — Kontroll-Station —— das egritulnurchemn 


d) Reichenbach i. V., Sekretär in Zwickau, 5 | Kaboratorium au Döbeln. 5 


Unterrihtswefen fonft (1884). Hierfür find gerechnet: 
1970 einfache Volksſchulen, 6717 Lehrſtellen, — Schulkinder, 









































ttlere — 5495 ftändige, ilfsſtellen, 
17 höhere — 79 Kinder auf 1 — 


2152 Schulen, 1752 mit genügenden Lehrmitteln, 2265 Schulgebäude, 95 im Bau. 
1668 Mt. Dienfteintommen der ftändigen Lehrer an Leipzig: 180 — 3300 Er 


(bis 2250 Mt), 881 ME. bei Hilfätehrern (bis | 1,231,760 Mt. Ausgaben (808,628 M 
2165 ME), 38 öffentl. röm. fathol. Schulen, Mr uß). Runen nifum zu —— 51D ozenten, 
16 Vereins und Stiftungsichulen, 63 Privat- | 453 tudirende, ———— ‚036 Mt. r taats⸗ 


— — 2221 öffentl. Schulen, 542,357 Schul: zuſchuß 274,426), en Landes: Fürftene) S er 
2 weibl.), 7404 Fortbildungsigulen 14 Gymnaſien mit Lehrern und 5640 
* dere Salem und 7355 Lehrkräften. Uni: lern, 10 Realgymnaſien mit 213 Lehrern und, 





Sächſiſche Länder. 713 


2687 Schülern, 22 Ba; zum Theil mit | fellihaften 2605,641,657 Mt., 13 Brivat-Unterft. 
Progymnafien — 2356 Lehrer, 3295 Schüler, | Bereine mit 142,583,329 Mt. Verfihgd.-Summe. 
18 Lehrerjeminarien, 265 Lehrer und Lehrerinnen, | Durd Bligichläge 810 ERREDE: 1 auf 48,5 qkm 
2331 Böglinge. Da Be De in Fläche und 10,000 Einw 

Dresden; Bergakademie Freiberg: 21 Dozenten, 

147 Studirende, 4 Militärjchulen, höhere Gewerbe: 
fchule, Baugewerkenſchule, Werkmeifterichule, Mül- 
ler: und Färberſchule, Gewerbezeichnenjchule in 





Bergbau: 234 Erzgruben, 84 außer Betrieb, 
46 ohne Produktion, 54 ohne Ueberſchuß mit 
634,868.44 Mt. Zubuße, 10 mit Ueberihuß, 
Ghemnig, 2 Bergichulen, 4 Baugemwerkefchulen 1,030,813 Ztr. Erze, 5,764,006,22 Mt. Werth, 
fonft, 2 Kunſtakademien, Hunftgewerbefchule und | 459 Beamte, 7281 ftändige, 875 unft. Mrbeiter. 
Kunftgewerbemufeum, 2 Konfervatorien f. Mufit, |56 Werke für Steinfohlen u. Anthrazit, 51,875,365 
21 Handelsfchulen, 1 Buchhändlerlehranitalt. Bonus Förderung zu 28,232,037 Mt., 125 Braun: 

Spartafien 1886 zuf. Einleger 1,269,865, —— —— — ae 
Betrag 109,3: pe ME, Rüdzahlungen 719, 070, 1700 für Bram, 7933 für Steintohlen, 21,097 
Betrag 9,070,234 ME. Berficerung. 3 300,700 für Grabergbau. 23,751 Perfonen (664 weibl.) 
rer ‚512,300 ME. Verfihgs.:Summe, | peipäftigt, 65,119 Angehörige, 95,764,970 Atr. 

= Förderung zu 35,981,280 ME. Werth. Für oh⸗ 


506 Fälle — 29,82%, hausw. Komplexe und gew. Iſen 2 Werte mit 283 Arbeitern. 1,836,472 Str. 
e * Betriebe, Grz verarbeitet, 622,242 Ztr. Roheifen, 2,131,666 
ne * — 46,32 „ landw. Stomplere, Mark. Robeifeninduftrie 6001 Arbeiter, 115 Werte, 


— 3856 „ Grunditüde mit Fabriken; (106 Siiengebereien), 2,034,965 Ztr. Waare zu 
—— Entſcadigung 3269 ME. für den Brand: | 19,371,369 Mt. 
fall. BVerfichert bei 29 ausländ. und inländ. Ge: | 


Induftrie. Es gab (1882) Gewerbebetriebe 359,447, davon Kauptbetriebe 313,140, 
MNebenbetriebe 46,307, Beichäftigte 815,683. 


——— 

Für Tertilindufirie .. Zu ig ae * Nebenbetriche 13,307, Beichäftigte Hr 670, 
„ Belleidung nnd Reinigung ih 71,760, > 4843, B 116,41 ö 
„ SHandelögewerbe . . Er 35,518, & 12,336, = 68,874, 
„ Baugewerbe . = 3 8347, e 77, u 63,621, 
„ Nahrungs» und Genufmittel A 18,835, = 269, B 52,908, 
Maſchinen, Werkzeuge, Inſtrum. 2c. 8172, * 633, Ri 43,132, 
"„ Holz und Schnigftfe -. »- . » 18,642, z 2381, a 42,305, 
R nd DEE: << - 10,605, 2 598, zn 38,737, 
„ Steine und Erden -. - . 8042, R 150, 3 32,154, 
"„ Bapier 5199, * 381, x 28,422, 
„  Beberbergung, Sraniäung ie 13,235, = 4157, fü F 
Verkehrsgewerbe . . 5 2 5133, . 1355, 5 12,305, 
Polygraphiſche Gewerbe . . . . 1059, p 62, is 11,924, 
. nft= und Handelögärtnerei . . 1360, r 105, R 4516, 
„ Ghemiihe Induftrie . > 613, a 130, Si 4393, 
„ Leucdtitoffe, Fette, ae irmiße . 584, 118, = 2824, 
„ Künftl. Betriebe u. ſ. w 886, r 99, F 2136, 
„ Berliherungsgewerbe . . . » . > 2 2062, B 1053, 

Thierzucht, Fiſcherei 7 219, 


. 4, 
dazıı Bergbau und Hüttenwefen, Torfgräberei NY T w. mit 281 Haupt⸗, 15 Nebenbetrieben, 31,736. 
Beihäftigten. 


Die Landwirtbicaft berührende Betriebe find: — —7 —— A t. i 206 Bass forfinr 
Zabaf- und Zigarrenfabrifation 71 Betriebe für Fläche ul. 96.73 Pro NA Flädhe Multu 
Rohtabakhandel, 472 für Fabrikation, 6,810 | Anm. 2950 407 be bon Erd rland, 

1 genbel mit den Babritaten, ZBerih berjelben | 498,925 ha Getreibes und Külfenfrüchte 

Bao ——— * Beitung 64, 0 m 38 | 144917 „ Hadfrüchte 

errabriien erarbeitung mtr , ” ' 

en, — im Betrieb, k 246 land» 3852 „ — 
we tl., 266, ranntwein, Brauereien " ‚ 

ne — —— ge an 5 Mill. 38 eg - 
(2096 5 ——— ien| 831,926 Tacrt und Gartenlanb, 
(2098 Hauptbetriebe), 95 Schneidemühlen u.f.w.,| 94.890 


137 Delmüblen, 54 Lohmühlen un. ſ. w. 2 I u. ſ. w. 


714 Sädhfiihe Länder — Schafzudt. 


Erträge (1884) in Tonnen: Weizen 74,741.4,| bis 1884 im höchſten Ertrag 122,438, im ge 
—8 263,766.8, Gerfte 61,141.4, Hafer | ringften 33,420.78 Mk. Obſtverſandt im ganzen 
284,549.3, Buchweizen 2675, Erbſen 3876.5,| Land an 5 Mill. kg mit der Eifenbahn. Haupt: 
Aderbohnen 118.3, Kartoffeln 1,076,643.5, Futter: — bei Zittau: 87 ha, 284,050 Mk. Ber: 
rüben 506,052, Delfrüdhte, Hopfen 5835.5, Futter- kaufsgut. Die fisfaliichen Weinberge erforberten 
bau, Heu 430,841.5, Wiefenheu 541,669.5. Obſt- 1883 (81,59 ha) eine Zubuße von 5157 ME.; die 
ertrag auf Chauffeen 105,660.9 Mf., zwijchen 1880 | Erträge find unbedeutend. 


Biehftand. 1873 = Fohlen unter 3 Jahr 5905, — 1883 = 8935, 
„ über 3 Jahr 104,12, — „ = 111,97, 
Militärpferde 5765, — „= 604, 
Pferde im Ganzen 115,792, — „ = 1%6,886 = 83,666,216 Mt. 
Maulthiere, Mauleſel %,— „ = 18 = 3930 „ 
Eſel 86, —— — — 26 = " 
Nindpieh 647,972, — „ = 651,329 —=133,018,688 „ 
Schafe ‚33, — „ = 14,037 = 34,345,08 „ 
Schweine 308,369, — „ = 355,550 = 10,765,047 „ 
Biegen 105,487, — „ = 116,547 = 1870,82 „ 
Bienenftöde 64,367, — „ = 53756 


Zahl der Viehbefiger 196,720, Zahl der landw. 1,387,135 für Gehalt, 692,060 auf Forſtverbeſſe⸗ 
Betriebe 192,921, 1 auf 3,38 Haushaltungen, | rungen, Kulturen, Wegbau u. f. w.; von ben 
68,54 Proz. mit Nebenbetrieben, 9,74 Proz. mit | Einnahmen 10,735,410 auf Holz und 291,227 Mt. 
Maſchinen arbeitend, 77,18 Proz. mit Nugvieh. | auf Sonftiges einſchließlich Jagdnutzung. Ge 
Ueber die Gutsgrößen u. ſ. w. fiehe d. Hauptwerk. | jchlagen wurden 780,874 fm Derbholz, der Rein: 

Waldungen. 11 Yorftbezirfe, 242,815 ha, | ertrag für 1 fm war 9,28 Mi. Verkauft wurde 
Staatöforiten 172,494 ha. Die Staatöwaldungen | 1 fm Derbholz einſchließlich Reiſig und Stodhol; 
umfaßten 164,955 ha Holzboden u. 6559 ha Grund: | zu 13,75 ME. (14,65 im Jahr 1885, 13,77 im 
ſtücke ohne Holz; geichlagen wurden 806,997 fm | Jahr 1884, 13,69 im Jahr 1883 und 12,69 im 
Derbholz, vom ha 4,9 fm, verkauft 806,615 fm | Jahr 1882). Angefauft wurden 755,5 ha, ver: 
und darunter 76 Proz. oder 616,288 fm Nugholz, | kauft 29,37 ha, die Vermehrung it alſo 726,13 ha. 
ferner 204,112 fm Reißig mit 8 Prozent oder | Der zu Ankäufen beitimmt geweiene Domänen: 
16,253 Nugreißig, 196,391 rm Stodholz. Die | fond aus Ablöfungsgeldern ift längit aufgebraudt, 
Ginnahmen waren 11,396,639 ME, 11,110,397 | die Mittel zum Ankauf müſſen durch vortheilhafte 
für die Hauptnugung — 1 fm Derbholz zu 13,77 | Verkäufe gewonnen werden. , 
Mark — und 286,242 ME. für die Nebennugung. Saint-Leger, in England Rennen für 3jährige 
Die Ausgabe war 3,733,894 ME. oder 32,8 Proz. | Pferde, für welches 9 Konkurrenten einjährig 
der Einnahme, davon 679,831 ME. f. Verbeſſerung, genannt werden, abgehalten ſeit 1778 auf ber 
a je Lohn, — — F — Rennbahn zu Donkaſter. 

er Reinertrag war 7,662,745 ME., d. i. 9,5 ME. | RI e ei 
für 1 fm und 44,68 ME. für 1 ha, lie Ankauf er ER ACHELRENDTIR 
verwendet wurden 599,661 ME., für 1 ha 829 Mt. | amon, |. Ozeanien. z 
im Durchſchnitt, verkauft für 545,856 ME, für) Sanerheu, ſ. Ernte und Fütterung. 
1 ha 3123 Mt. im Durchſchnitt, aufgeforſtet Schafzucht. Seit einer Neihe von Jahren 
wurden 68 ha durd Abgabe von Pflanzen, zuf. | hat im Deutichen Neiche die Zahl der Schafe 
3,670,100 Stüd, wovon 107,200 Laub» und und zwar fteigend von Jahr zu Jahr abgenommen, 
3,562,900 Nadelholz, zus. für 12,425 Mt. Bon | die Einfuhr von Wolle, bejonders aus über: 
den Staat3beamten verwaltet werden 32,000 ha | jeeiichen Ländern zugenommen, die heimiihe Ter: 
Staats, 1200 ha Privat:, 1170 ha Stadt, | tilinduftrie immer mehr Wolle gebrauht und 
4535 ha Majoratö- und Rittergut3- und 4499 ha | find immer mehr Fabrikate für das In- und das 
Domänialwald des Landes Neuß; die Einnahme | Ausland geliefert worden. Die Wollpreife find 
dafür war 18,000 Mt. mehr und mehr gefunten, in den legten Jahren 

Im Jahr 1886 war die Gefammtfläche 172,451 ha, | auch die Preife für Schaf: und Hammelfleiih 
geihägt zu 299,645,100 ME., vereinnahmt wurden | und lebende Schafe aller Art, mit Ausnahme 
auj. 11,026,637 ME, verausgabt 3,778,363 ME. | von ausgezeichneten Zuchtthieren, ſodaß es nicht 
= 34,5 Proz. der Brutto-Ginnahme, der Rein: | befremden kann, daß von jeiten der Schäferei— 
ertrag war 7,248,274 ME. oder für 1 ha 43,03 ME., | befiger lebhafte Stiagen geführt werden und viel: 
im Jahr 1885 aber 44,34 ME., der Rückgang war fach behauptet wird, daß die Schäferei nur nod 
dur die ftarken Holzeinfuhren aus Böhmen vor | Verlufte bringe. F 
Eintritt der Zollerhöhungen und durch Waſſer- Im Bezug auf die Mittel zur Abhilfe der um 
mangel im Herbft veranlaßt worden, da dadurch) | günstigen Lage gehen aber die Anfichten der Züchter 
zahlreiche Holzinduftriewerke im Betrieb weſentlich weit auseinander und jelbft das Verlangen 
beeinträchtigt worden find. Von den Ausgaben | jhügenden Wollzolls findet, obichon oft gemug 
entfielen 1,551,387 Mt. auf die Holzichlägerlöhne, | erhoben, nicht allieitige Zuftimmung; bie Frage, 











Schafzucht. 


wie am beſten die Rente aus der Schäferei ge— 
hoben werden könnte, wird ſehr verſchieden beant⸗ 


wortet; am meiſten aber giebt ſich die große 
Meinungsverſchiedenheit dadurch zu erkennen, 
daß von ſehr namhaften Züchtern Berechnungen 


aufgeſtellt worden ſind, welche zum Theil die Zucht 
von Wollſchafen, richtig betrieben, als die ein— 
träglichſte und auch jegt immer noch genügend 
Iohnende daritellen, zum Theil _aber gegentheilig 
Gleiches von der Fleiihihafe-Schäferei beweiſen 
ſollen. Es muß daraus gefolgert werden, daß 
die lagen über fehlende Nente unbegründet find, 
weil ſich jowohl mit Woll: ala mit Fleiſchſchafen, 
je nah örtlihen Verhältniffen noch genügende 
Reinerträge gewinnen laffen und vielfah ge— 
wonnen werden. Der alte Kampf um das goldene 
Vließ beiteht demnach noch; er wird aber nicht mehr 
in dem Sinne geführt, weldhe Art von Wolle die 
Iohnendite für den Züchter sei, fondern in dem, 
mit welcher Weije der Einrichtung der Shäferei 
die beten Neinerträge fich gewinnen laſſen. Die 
Anfiht, die Verringerung des Beſtandes an 
Schafen, welhe fih jo ziemlich in allen euro: 
päifchen Ländern und auch ſchon in den er. 
Staaten von Nordamerika zeigt, ald Beweis für 
die fehlende Finträglichleit zu betrachten, iſt eine 
irrige. Mbgeieben davon, daß hervorragende 
Züchter Berechnungen veröffentliht haben, in 
melden fich zeigt, daß die Meinerträge gegen 
früher nicht nur micht gejunfen, ſondern jelbit 
getiegen find, genügt der Hinweis darauf, daß 
ei intenfiverer Bewirthihaftung die Feldweide 
beichränft und felbit ganz abgeihafft werden muß. 
Nicht der fehlende Ertrag, jondern der freie 
Wille, die Hoffnung mehr Rente zu gewinnen, 
hat in vielen Gegenden die Schäfereien ganz 
aufheben laſſen und im anderen die Haltung der 
Schafe beichräuft auf die größeren Gitter und 
folhe Lagen, in welchen die Brache nicht ent: 
behrt werden kann und zwiichen Ernte und Saat 
längere Zeiträume liegen miülfen. Da, wo man 
die Brache ganz abgeichafft hat, möglihft raich nach 
der Ernte eine neue Saat folgen läßt und jelbit 
durch Zwiſchenfrüchte das Feld noch beifer aus— 
nutzen will, paßt das Schaf nicht mehr und tritt 
meiſtens das Rind an deſſen Stelle, ſowie die 
Stallfütterung ganz an die des Weidegangs. 
Die mittleren und kleineren Landwirthe haben 
aber die Schafhaltung vielfach aus dem Grunde 
ganz abgeſchafft, weil ſie das erzeugte Futter für 
Zug- und Milchvieh nothwendig haben. Hand in 
Hand mit dem Abnehmen der Zahl der Schafe 
gebt, wiederum in den meilten Ländern, die Ber: 
mehrung der Zahl der Ziegen, welche faft aus: 
ſchließlich von kleinen Kandwirthen gehalten werden 
und da fehlen, wo man ſehr qute Melkſchafe hat. 
Bis zur Einführung der Merinos gaben in 
Deutihland und in anderen Ländern neben 
dem Wollgewinn nur die Mich der Shafe und 
der Dünger die meientlihite Einnahme, da 
Schlachtvieh nur wenig begehrt und ſchlecht be= 
zahlt wurde. Mit der — der Wolle 
mußte der Milchgewinn aufhören, die Kuh trat 


715 


dafür ein, die feinere Wolle erzielte bald Breije, 
welche die Schäferei vielfach in ben — — 
der Betriebszweige treten ließ, das Wo Sr 
wurde immer vofllommener gezüchtet und Deutſch— 
land der Hauptlieferant für die Wolle in sr 
land; vom Milhihaf konnte nicht mehr die R 
fein. Dann fam mit fteigendem Wohlitand der 
Bevölkerung die Vorliebe für die engliichen Fleiſch— 
ihafe, während Auftralien ſchon einen jehr großen 
Theil der Wolleinfuhr in England deckte. Mehr 
Fleiſchgewicht und beiferes Fleiſch wurde das Be— 
ſtreben der Züchter, und bleibt es trotz anfänglicher 
Mißerfolge, fo lange als man die neuen 2 ie 
das vergrößerte Halbblut mit engliihen Böden 
nah altgewohnter kärglicher Weije fütterte, wäh— 
rend die Weide ſchon weſentlich beihränft worden 
war. Als man nad engliſcher Weiſe zu füttern 
elernt hatte und das Schaf nicht mehr nur auf 
Rauhfutter und Weide verwies, ſondern Kraft 
und anderes Futter gab und nun höhere I fe 
auf dem Markte löste, ſchien die Zucht für Woll- 
ihafe bei ſchon weſentlich geſunkenen Wollpreijen 
ganz und gar aufgegeben zu werden; Lincoln®, 
Leiceiter-Schafe, Southdowns, Cotswolds, zule tt 
Hampihires wurden der Reihe nad) als die Thiere, 
mit deren Hilfe mın Reichthümer in der Schäferei 
gewinnen könnte, gepriefen und faſt nirgends 
mehr gab es noch Rein-Zuchten, joweit es ſich 
nicht um die minderwerthigen Heideichafe u. dergl. 
Thiere oder um die Heerden der unbeirrt weiter 
fort züchtenden Stammidäfereien mit Merino » 
Edelſchafen handelte. Die mit der Fleiihzudht er— 
zielten Erfolge und namhafte VBerluite in Merino z, 
Heerden in Folge zu weit getriebener Familien = 
zucht ließen dann eine neue Richtung in den Vor— 
dergrund treten; man wollte allenthalben mehr 
Gewicht und mehr Wolle haben und fand in den 
franzöfiihen NRambouillets ein dazu paffendes 
Mıterial. Die Glektorala follten ausgemerzt 
und die Negrettis allein noch gezüchtet und mit 
franzöſiſchem Blut vervollkommnet werden, ſoweit 
es ſich nicht um reine Fleiſchſchafe mit engliſchem 
Veredlungsmaterial oder um Reinzucht handelte. 
Settegait erklärte ſich damals nur noch für das 
Fleiihihaf und der Kampf um das goldene Vließ 
ipaltete die Schafzühter in zwei Lager, welde 
fih heftig belämpften. Die Rambouillet: Periode 
gilt jegt ebenfalls ſchon als überwundener Stand» 
punkt; man fehrte entweder wieder zu den engs 
liihen reinen FFleifchthieren zurüd oder, Anfangs 
ihüchtern, dann immer fühner zum Merino=(&del- 
ſchaf oder zum deutihen Schaf in Reinzucht, 
nahdem vorübergehend auch die italienifchen Berga— 
masfen zur Gewichtsvermehrung benugt worden 
waren. Die Zucht von Edelihıfen gewann 
wieder injofern, als die überjeeiihen Züchter zu 
hoben Preiſen Zuchtböde kauften, um ihre geben 
Beſtände zu veredeln. Engliihes Blut nnd en g— 
liſche Fütterung, deutihes Blut und beutich e 
altung und Edelihaf» Züchtung mit fnappe m 
utter bei vorwiegendem Weidegang grenzten fi dh 
fal ſcharf von einander ab, fanden alle mr 
Vertheidiger und finden ſolche noch, obichon fie durch 


716 


Moderichtungen vielfach mehr zur Verf 
a zur DVerbeflerung der Stämme beigetragen 
en. 


Die heutigen Verhältniſſe führten zur Noth— 
wenbigfeit jparfamiter Bewirthſchaftung der Güter 
und zum Verzicht auf foftipielige Verſuche; fie 
haben dazu beigetragen, daß man ſich wieder er: 
innerte, daß das Schaf dann am vortheilbaftejten 
ehalten wird, wenn e8 auf Die zuiagenden 
Dertlichfeiten beichränft bleibt, hier vorzugss 
weile dazu benugt wird, um Naubfutter und 
Stroh bejtens zu verwertben und Diejenigen 
Yutterpflanzen auf Feldern, Wieſen und Meiden, 
welde ohne Schafhaltung unbenugt bleiben, nutz— 
bar zu machen und mit mur geringen Koſten 
fi anzueignen. Das Schaf bleibt vorzugsweiſe, 
weil die Pflege und das Hüten mur in größerer 
Zahl lohnt, das Vieh der größeren Gutskom— 
plere und wird ſchon deshalb ftets in zurück— 
tretender Zahl gehalten werden. 


Da, wo man Fleiihichafe mit Hilfe von reich 
lichem und befjerem Futter, mit viel Zukauf 
bon Kraftfuttermitteln hält, tritt das Schaf in 
Konkurrenz mit anderem Maftvieh umd lohnt 
nur dann, wenn gleich dieiem oder in höherem 
Grade 100 kr Lebendgewicht ſich im Werth 
fteigern lafien; das Schaf hat daun vor anderem 
Vieh keine oder nur wenig Vorzüge. Güter mit 
feuchter liegenden Feldern, Wieien und Weiden, 
mit ſchwerem Boden von ſtarker Graswüchſigkeit, 
welcher viel ſaftreiche und ſtarkblätterige Gräſer 
und Kräuter hervorbringt, ſolche mit wenig oder 
feiner Brachbearbeitung und mit Fruchtfolgen, in 
welden es nur wenige Tage zwiſchen Saat und 
Ernte giebt, da, wo man im Herbft nod üppige 
Kleehut hat, da, wo es viel Hadfrudtbau und 
Drilllultur auch für das Getreide giebt, dann, 
wenn man mur Niejelwieien oder Miejen, welche 
über 2 Schnitte geben und leicht unter Waſſer 
jtehen, bat, wenn auf mehr jandigem Boden die 
proteinreiche Yupine gebaut werden muß und 
überall da, wo reichlich Wiejenfntter und Abfälle 
von Nebenbetrieben — Schlenipe u. |. w. — aur 
Verfügung ftehen, in allen dieien Fällen iſt nur 
das Schaf mir Maijenentwidelung, 
alfo das Fleiſchſchaf, das Halbblut oder 
aud das Yandidaf größten Gewichts 
am Plage. 

Für Güter mit vorzugsweiie leichten und 
trodenen Feldern, Weiden und Wiejen, bejonders 
ſolchen im Gebiete der Stalfformationen, in Höhen 
lagen oder dann, wenn die Meiden weit entfernt 
und auscinander liegen, da, wo der Boden mehr 
trodene, wenig faftreiche, aber würzige Gräſer 
"und Kräuter hervorbringt, da, wo man viel Brache 
hält und im Herbſt die Stoppelfelder lange liegen 
läßt, weil Winterfaaten nicht zu beitellen find, 
dann, wenn man viele geeignete Nebenmweiden und 
trodene Wiejen mit nur einem Schnitt, alio langer 
N ahhut, aber mit für Nindvich nicht gemug aus- 
haltendem Graswuchs hat, da, wo viel Stroh 


Ze“ 
—* 


Schafzucht. 


die verſchiedenen hinter einander een | 
lechterung 







—— wird und nicht genügend Kleehe 
urzelfrüdte, in allen dieſen Fällen iſt m 
das Wollſchaf am Plage und im dieſen 
es aud bei den jegigen Konjunfturen noch lohner 
zu halten fein. 2 
Daß viele Landwirthe dieje Umftände 
und im einen wie im anderen falle die nicht hi 
gehörigen Arten von Schafen gehalten und q 
züchtet haben, bildet eine der wejentlichiten 
zur Stlage, weil jo die Erträge aus ber 
zucht nicht befriedigen konnten; eine andere, auc 
in jehr vielen Fällen wirkende Urfahe war 
iſt noch die aus Mangel an genügenden Kenn 
fommende Zudt von Wollen, welche den je 
Anforderungen des Fabrifanten nicht 
oder nicht dieſen entipredhend behandelt werben. 
Konſul Offermann, Direktor der ——— 
lämmerei, hat nach feinen Erfahrungen 
Ginfauf von Wollen den von den Landwirth 
oft erhobenen Vorwurf, dab die Fabrikanten mit 
Vorliebe ausländiiche Wolle kaufen und bie 










der Yandwirthe über den Handeld= und den 
fationswerth der Wolle, über die Bedürfniffe der 
inländiihen Induſtrie und über die Leitungen 
der fonkurrirenden Kolonien; auch die Unterb 

der direkten Verbindung zwischen Produzenten 
Ktonjumenten wurde als Urjache bezeichnet. E 
hatte ſich deßhalb erboten, den Intereſſenten Ge 
legenheit zu geben, in der Leipziger Wolltämmere 
ſich zu unterrichten über die Fabrikations⸗ und 
Handels = Figenjchaften der deutihen, ru 
argentiniichen, überhaupt aller Merinos— 

über deren Grgebniß in Sortirung, Wäſchere 
Kämmerei und Spinnerei, über die Behandlung 
der Wollen bei der Schur und der Verpadu 
und über die Bedeutung des fonkurrirenden Aus: 
landes, namentlich der überſeeiſchen Länder, 

ihre derzeitige Leiltungsfähigfeit und die muth⸗ 
maßliche Erenze ihres Vermögens. Der Unter 
richt in den angeführten Gegenftänden ſoll 6 Mo— 
nate betragen, die täglidye Arbeitszeit acht bi 
zehn Stunden; theilnehmen jollen daran jäht 
höchſtens vier junge Leute, welde aus be 
Schafzucht ihr Gewerbe zu maden beabfi 

aljo namentlich Söhne von Schäferei-Di x 
die auch gleichzeitig die Vorlejungen über Wol 
funde an der Leipziger Univerfität hören könnten 
Außerdem will Herr Offermann aud den Lehrer 
an landwirthichaftliben Hochſchulen — 
geben, ſich in der Leipziger Mollfämmereti ande 
zubilden, io daß dieje dann bei ihrem U 

jowie auf Weriammlungen landwirthi 
Vereine, bei Schafſchauen u. ſ. m. bel 
aufflärend wirken könnten, namentlich durch 
legung von Muiterfammlungen, welche bie 
fümmerei liefern und ergänzen würde. Die 
Thätigkeit der Wollkämmerei ſoll dabei eine 
entgeltliche jein. 





jitized | „0080 






















Schafzucht. 


Der Herr Miniſter für Landwirthſchaft in | umd 
Preußen hat das Anerbieten dankend angenommen | und 


und bie landw. Vereine mit dem Plane bekannt 
gemacht unter der Aufforderung, davon Gebraud 
zu mahen. Aus den reifen der Schafzüchter 
wurde darauf erwibert; richtig ift, daß der ganze 
MWollhandel zur Zeit in den Händen des Site en⸗ 
händlers liegt und daß dieſer ſelbſt nur geringe 
oder gar feine Wollkenntniß befigt, und daß ihm 
außerdem feitens feiner Auftraggeber ein jo nieb- 
2. Limitum geftellt wird, daß er unmöglich 
eblere Wollen höher bezahlen kann, als geringe 
Sreuzungswollen. So kommt es, daß theils auf 
die Erhaltung edler Stämme, die ſtets größere 
Mühe und Koften verurſacht, zu wenig Gewicht 
gelegt worden, theils die Wollzucht ala Nebenſache 
achtet und Fleifchzuht in den Vordergrund 
etreten iſt. So bat fi die Qualität der Wolle 
mer mehr verichlechtert, und je fie früher 
nur noch ſehr ſchwer Abſatz, fo findet fie jet jet 
gar keinen mehr. Der Fabrikant kann aus den 
Ben Maffen importirter ausländiiher Wolle 
einen Bedarf viel bequemer beden, ald aus den 
einzelnen Stämmen des Inlandes. Diefem lebel- 
ftande ift nur dadurch abzubelfen, daß der Zwiſchen⸗ 
handel möglichft beichrantt und die Verbindung 
a roduzenten und Konſumenten wieder, 
wie fie früher beftanden hat, hergeitellt wird. 
Was den zweiten Grund, die Ünwiſſenheit der 
Landwirthe über Fabrikations- und Handelöwerth 
der Wolle betrifft, jo dürfte dieſe doch nicht fo 
Er fein. Es giebt noch eine ganze Menge von 
fereidireftoren, welche die gewinichte Vor: 
bildung genoffen haben. Eine genauere Kenntniß 
der Bebürfniffe der Inbuftrie dürfte allerdings 
2. fein, doch ift e8 fraglich, ob die Vorbilbung 
—* * und Weiſe, wie vorgeſchlagen, die ges 


eignete ift. . 

Es wird hierzu bemerkt, daß eine einzige Fabrik 
mit Kurſen für mur 4 junge Leute jährlich nicht 
genügt, daß nicht nur junge Beute dazu beitimmt 
werben jollten, dab Winterkurſe auch für ältere 
Landwirthe nöthig jeien und befonders auch ſolche 
für Schäfer, um diefen die richtige Sortirung und 
Be ng der Wolle zu lehren und zugleich 
darauf von Be Be zu nn welche Fehler ſich 
durch nadhläffige, fehlerhafte und unaureichende 
Haltung und Pflege der Schafe ber Wolle mit- 
theilen. Während jegt der Fabrikant ein berech⸗ 
tigtes Mihtrauen hat, die Wolle eines Stammes 
nad Proben zu kaufen, da dieſe mit dem Ganzen 
vielleicht nicht übereinftimmen, würde durch ordent⸗ 
liche Sortirung und Trennung der befferen Vließe 
bon dem weniger guten die deutiche Wolle bald ihr 
altes Anſehen auf den Märkten wieder erhalten 
und bamit höhere Preiſe gewinnen. Es jollte 
ferner auf den Lehranjtalten mehr für Kenntniß 
und Beurtheilung der Wolle, Verpackung u. ſ. w. 

n und durch Mufterfammlungen gewirkt 
‚ba danı die Studirenden fpäter in iheen 
Kreifen weiter belcehrend zu wirlen vermögen. 
Hene werben verlangt: zeitweiſe Weröffent- 
lihungen ber Fabrikanten bezuglicd) ihrer Wünjche 


Eu Si: 





4 
’ 


717 


rderungen, — in landw. Blättern 
erfammlungen und ftatiftifche Mittheilun 
über die im Inlande fehlenden Sorten und die 
aus dem Auslande — 

Mit alledem könne aber doch noch nicht wirkſam 
genug die ununterbrochene direkte — 
zwiſchen Wollzüchtern und Wollkäufern hergeſt 
werden; die gründliche —— des Zwiſchen⸗ 
handels laſſe ſich nur erreichen durch Zentrali— 
ſirung des Wollmarktes. Dieſer Anregung 
hat inzwiſchen auch der „Verein der Wollprodu⸗ 
zenten in Bommern, Medienburg und der lider- 
mark“ entiprohen; er hat es verfucht, für bie 
Aufhebung der Heinen Wollmärkte und die Er— 
richtung eines Zentralmollmarktes in Berlin, aus: 
geitattet mit allen Erfordernifien, als Lagerhäufer 
u. f. w., zu wirken, damit aber feinen vollen An⸗ 
fang gefunden, da in ben Verhandlungen dieſer— 
balb im Del. Kollegium, mit dem Minifterium, 
in anderen Berfammlungen u. f. w. geltend ge= 
macht wurde, daß die Wollihur nicht zu gleicher 
* ſtattfinden könne, und die Transportſchwierig⸗ 
eiten zu groß feien; man will nur die Aufhebung 
einer Anzahl Heinerer Märkte unteritügen. — 
Schließlich wird ber Jon als das wirkſamſte 
Mittel zur Abhilfe verlangt. Aus dem — 
ergiebt ſich, daß die Züchter ſelbſt zugeſtehen 
müffen, daß in der Züchtung und in der Behand⸗ 
fung der Wolle jehr viele Fehler gemacht wurben 
und noch werben, dab alſo die — 
Preife zum Theil ſelbſt verſchuldet find und daß 
recht gut bei befferer Berückſichtigung der Wünſche 
und Forderungen ber Fabrilanten befried 
Preiſe zu gewinnen find. 

Am Marften über die gemachten Fehler und bereit 
BVerbefferung hat SchäfereisDireltor N. Harmuthe 
Lieberoje ſich gi indem er bezüglich 
ber Wünſche für den Zoll ausführte, daß ber 
Scafzühter Wolle liefern müßte, welche in ber 
Beihaffenheit beſſer als die ausländiſche iſt, 
wenn er hohe Preiſe haben will und die Wolle 
billig erzeugen muß, damit er fie auch einmal, 
wenn ber ge ftodt, billig abgeben Tann. 
Bei der Lopflojen Art, in welcher nod immer 
auf dem Sandboben die Schafe gezüchtet werben, 
fei e8 mur zu verwunbern, dab bie Wolle über- 
haupt noch Käufer finde. Meiſt werbe ein fran- 
zöſiſcher Bock im Gewicht von 160 his 200 Pfund 
efauft, ein Thier, welches auf der Weide ver⸗ 
——— müßte und deshalb im Stall gehalten 
wird, wo er feine Körperfraft nicht entfalten 
fann; die Schafe tragen in Folge ber kargen 
Ernährung durchaus feine Wolle, welde 
fämmt und mit welcher man den Konkurrenz 
mit dem Ausland aufnehmen kann. Krümpflra 
läßt ſich nit mit Böden, welche Kammwoll⸗ * 
träger find, erzielen. Das unausgeſetzte Streben 
ausichliehlih nah Größe und Schwere des Schafes 
muß als unpraftiich verworfen werden, für unfere 
Wirtbihaft paffen nur Schafe bis zur beftimmten 
Grenze der Körperihwere. In den meiiten Schaf⸗ 
heerden in feinen Gebirgsſchäfereien findet man 
dagegen Mutterthiere in Nebenheerden zerſtreut, 


Digitized by% 





718 


welche bei vorzüglih geihicdtem Körperbau ben 
höchſten Grab der FFeinheit und Güte der Wolle 
an fih tragen. Das ift das Material, dem bie 
Zufunft gehört, aus welchem man eine lohnende 
Schafzucht aufbauen könnte, an weldhem man 
aber achtlios bisher vorüber gegangen ift, geblendet 
von Theorien, die mit der Weberei nichts gemein 
haben. — Wir befinden uns zur ie mit unjerer 
gejammten Schafzucht des Sandbodens, der feinen 
wie der orbinairen, gründlid auf dem Salgwege; 
durch veränderte Zuchtmaßnahmen läßt ſich aber 
gerabe auf diefem Gebiete ein reiches Feld lohnen 
der Thätigfeit eröffnen. -— Die Wollſchafzucht 
erfordert, daß der Züchter gründlider Wollt: 
tenner und Thierfenner jei, um in ber 
ucht Lebenskraft und Friſche zu finden und 
mwächezuftänden vorzubeugen, die ftet& die Folge 
einjeitiger Zuchtprinzipien find. 


Die Zucht der feiniten Wolle (das goldene 
Vieh) überlaffe man den Gebirgägegenden mit 
feiner we Lage ber Felder und Meibden, 
leichter, feiner und reiner Luft und friſchem, 
flarem Gebirgäwafier; für Sandboden ift das 
— eine Stoffwolle, die mit 170 bis 

k. bezahlt wird, getragen von lebens 
a Schafen, melde un ihrer Bauart 
und Körperkonſtruktion fähig find, fih in genüg— 
famer Weiſe auh auf dem Sandbboden zu ers 
nähren. Man muß ferner mit vereinten Kräften 
in den Handel treten, in größerer Zahl die 
Wollen nah Qualität fortiren, faden und in 

toßen Mengen zu Markt bringen. Verkauf im 

feinen und zu Haufe ift ee weil ber 
Züchter damit dem Zwiſchenhandel den Haupt: 
kr nn überläßt. Dem Zuctprinzip der Fleiſch— 
oloffe muß man entichieden den Rüden kehren. 

uch von anderen Züdhtern ei in größerer 
Menge Kundgebungen in dem Sinne vor, daß 
die paſſende Zucht am rechten Orte nod immer 
fohnend ift und daß jogar troß ber geringen 
Wollpreife das genügfame Wollſchaf beffere Renten 
ewinnen läßt, als das Fleifhichaf, mweil diejes 
— beanſprucht, 


welche in den meiſten 
Uen lohnender durch andere Thierarten ver— 
auch 


werthet werden, Anſchauungen, welche 


rechneriſch begründet worden ſind. 


Dieſem gegenüber ſtehen die Befürworter der 
Fleiſchzucht, welche vor allem geltend machen, 
daß die heutige Induſtrie feine Wolle gar nicht 
mehr bezahle nach Werth, da fie aus gering— 
werthigen Wollen die Gewebe berzuftellen ver: 
möge, welche man früher nur mit hochfeiner 
Wolle darjtellen konnte. Dagegen anzufämpfen, 
fei nuglos. 1000 kg Lamm und Kalb, Hammel 
und Ochſe würden zu annähernd gleihen Preifen 
ehandelt; joweit fich Unterichiede zeigen, liegen 
im häufiger zu Gunften der Schafe als umgelechrt; 
dieſe find billiger gu unterhalten, da Stallung, 
Geräthe, Futter und Streu billiger zu beidaffen 
find. Die Wartung und die Aufficht ftelle ſich 
bei dem großen Gehalte für die Echäferei (ge: 
fam mte Zuwendungen) allerdings aud etwas 


Schafzucht. 


theurer und auch bie Zahl der Unglücks- und 
Sterbefälle iſt größer, dagegen aber die gun 
nur gering, da man bie Tiere nicht alt werben 
läßt; das koftipielige Kochen des Futters 
ganz weg, für Wleuchtung ift nur wenig 

im Stall auszugeben, der Dünger ift wertb- 
voller, die Nugung zwar nicht jo manigfalti 
wie beim Rind, der Zuwachs aber bei der Maſt 
jedenfalls billiger und leichter zu gewinnen, jo 
daß im Ganzen gleiches Stapital ſich befler ver- 
zinst. Eines ſchickt ſich nicht für Alle; ber 


wejentlichite gehler in der Schafzucht war bie 
Mikahtung diejes für die Landwirthſchaft jo 
— atzes; es haben zu Viele, verleitet 
durch das Sinken der Wollpreiſe und durch die 
in England mit Fleiſchtoloſſen erzielten 
einſeitig uur in der —— auf Fle 

as Wollſ am 


ezüchtet auch da, wo nur 
late ift und umgefehrt Andere aus 

für das Wollſchaf diejes da beibehalten, mo ' 
das Fleiſchſchaf beſſer am Plage tft; wieder 

Andere aber haben, verleitet dur die Schau 

ftellungen hochwerthiger Thiere, feine Woll- oder 

—— in Oertlichkeiten eingeführt, in welchen 

nur das Landſchaf Gewinn bringen kann. Daß 

im Allgemeinen die Schafzucht bezüglich der Ein: 

träglichkeit hinter der Rindviehzucht zurück ftebe, 

fann nicht behauptet werden, Vergleihungen find 

aber nicht allenthalben durchführbar, da in vielen 

Dertlichleiten unter den gegebenen Ver 

von Schafzucht überhaupt nicht die Rebe 

kann und nur jeltener die Rindviehzucht in m 
einer Form ausgeſchloſſen werden muß. 

auch das FFleiihihaf guten Gewinn bringen kann, 
ift ebenfalls durch zahlreihe Berechnungen nad» 
gewieſen worden, obſchon in Deutichland bat 
Cchaffleifch in geringerer Menge als anberwärtt 
— wird. = Vergl. Sleith und Fleiid- 
bandel. 


Dad Streben nah einem „Univerſalſch 
muß gang aufgegeben werben, in der S 
wird es fid) immer darum handeln, je * 
lichen Verhältniſſen entweder Fleiſch- oder — 
ſchafe zu züchten und da, wo die erſteren am 
Plage find, wieder je nad Oertlichkeit nur ein⸗ 
fache Landſchafe, oder pafiendes Halb» ober ganz 
veredeltes Blut zu halten; mit jeder Art von 
Blut aber fommt für die Einzelnen nod in Betracht, 
daß die Stammſchäferei oder die Heranbilbung 
efaufter Lämmer oder die Maft von gekauften 
er vortheilbafter jein fann und bei ber 
Stammijchäferei, daß der Verkauf von Lämmern 
oder von älteren Thieren oder nur bon 
Zudtmaterial am beften zu lohnen vermag. 
Bezug auf die Wollpreife tft baran. — 
innern, daß die —— Preiſe in ber Mitt 
der zwanziger Jahre gelöst wurden 
mit 19,2 und jelbft 20,0 Mt. für 1 kg 
Elefta, 16,8 Mi. für Elekta und 10,44 
Prima: im Jahre 1867 wurden nod) 
ertra feine Wollen 3—3,45, für feine — 
für mittlere 1,68 bis 2,49, für gemeine Wolle 


Te 


Schafzucht. 


0,96— 2,1 und für Schweißwollen 135 —18 Mt. 


7119 


Müller war auf dem Breslauer Markt in ber 


Nah Zufammenftellungen von Schäfereidirektor | Zeit ron 1856 bis 1884 ber Preisrüdgang 


für —— Wollen 
«„ Brimawollen 

„ mittelfeine Wollen — 50 
geringe Wollen über 50 


In England hatte man für bie 
bis 1883 einen Rüdgang — 47%, feſtgeſtellt 
(der Ballen von 515 auf 335 Mi.) Stellt 
man biefem Preisrüdgang die Fleiſchpreiſe gegen, 
über, jo zeigt fih das um — Bild, ſo 
es begreiflich ift, daß die Mehrzahl der Züchter 
von ber MWollzucht zur Fleiſchzucht übergegangen 
ift und nur der Fehler gemacht worden ift, daß 
das aud da geihah, wo das Fleiſchſchaf nicht 
am et ift ober das für dieſes iger 

hnender an Rindvieh verwendet wir 


eit von 1860 


Das vollitändige Aufgeben der Schäferei war 
ficher für Viele ebenfalls angezeigt, es ift aber 
auch von Solchen geſchehen, für welche bie Bei 
behaltung angezeigter war. Darin und in ber 
Wahl ungeeigneter Zuchtthiere liegen bie bisher 
in der Schäferei gemachten Fehler. Sie hätten 
zum Theil wenigften® vermieden werden fönnen, 
wenn die Züchter richtige Berechnungen über bie 
Scäferei gemacht hatten. Noch heute muß man 
es rg daß muftergiltig angelegte und durch⸗ 
geführte Rechnungen für Schäfereien nicht -mits 
getheilt werben können und bie unter ben Schaf: 


fer .. % 03 bis herab auf 5.4 Mt.), 


daß | jofern als 


” (6.48 ” " ” 
" (5.58 ” ” ” 


züchtern fo lebhaft geführten Streitfragen rech— 
nerifch zu entſcheiden unmöglich ift. 
In ben letzten Jahren — 1884 ff. — haben 
fi) bie Marftverhältniffe wieder verändert ins 
ih und Talg durch Maffenzufubr 

aus überjeeifhen Ländern am Preis verlorem 
haben und, wenigftens jegt, für Wolle wieber 
ein etwas höberer Preis oder boch nicht ein gleich 
un Preisrüdgang zu gg ift. Obbie Be⸗ 


—— bon Prof. Jäger für bie 
Woll⸗ — —— —F m. Wollpreife aus⸗ 
üben können, kann zur für Deutſchland 


werben. noch nicht fü * eg werben, im 

—— hat bie Belleidungsreform bebeutenb mehr 
Anklang bis jest gefunden. Jäger iebt jelbit an, 
daß ber Abſatz ber FFabrifate Feutie fand in 
ben legten 3 Jahren ſich T ich —*2* 
Wird die Aus — des Wollregimes im 
Volljahr, 1880, ea 1 rt war fie * — 
Angabe am re 1 
= 10, 1884 = 3, Fe 40, „1850 (meta 
tile —2 = 

— auf Fabritation iſt jegt zu 

unterf 


arte a A für welche die heutigen Elektorals ober Edfurials, 


träftige Tuhmollen, „ „ 

grobe TZudmwollen, „ „ 

feine Kammmollen, „ — 

grobe ober gemeinefammmollen, „ „ 


in Betradt kommen. Die Kammmwollzudt ift 
jest bie weil bie Kammmolle den Maffen- 
be barjtellt. 





Infantabos ober Negrettis, 
furzwolligen Schafe, 
Merino-Kammwollſchafe, 
— langwolligen Landſchafe 
Nach der Reichsſtatiſtik von 1883 zeigen fi 
gegen 1873 im Sr für Deutſchl 
die folgenden Berhältnifle: 


Zahl der Schafe 19,185,362 : 24,999,000 ; 


davon Wollſchafe: 


Fleiſchſchafe: 120 „ 


38,4 Proz; 3,186,967 Stüd weniger; Rüdgang = 38,2 Prog, 
' 179,613 s ——— 13 Se 


fonftige Schafe: 54,0 z 2,447,464 - a je = 192 „ 

100 „ 5814,08 „ z „Eau 
eg A —— 16:30 Mill. kg — Rüd: | Kopf ber r das 1883 war bie 
gang = Mehreinf : 8 ‚500 kg, die Mehrausfuhr 

Im ae Ts6s es noch 28,016 Mill. | an Wollwaaren 98 Mil, ber Verbrauch 114 Mill. 


fe, welche 49 — kg Wolle lieferten. 

ngeführt mwurben im Jahre 1873: Schaf: 
vieh 513,000 Stüd zu O0 Mt. = 15,19 Mill. 
— ausgeführt wurden 1,024,205 Et. 
30,72 Mil. Mk.; bie Mebrausfuhr war alſo 
511,205 Stüd und 15,336 Mil. Mt., im Jahre 
1883 aber 1,343,297 St. und 2.08 Mit. Mt. 
(im zu. nitt ein Stüd 26 Mt). 

Für 1 bis 1874 war die Mehreinfubr | erfte 

an Wolle im Durchſchnitt 32,504,150 ke zum 
Wertbe von 150 Mill. Mt. (im 3. 1875), ber 


Berbraub im Inlande wurbe zu 1,8 kg pro! 


kg, ein Verbrauch, welcher ber —— von 
120 Mill. Schafen entſpricht, während das Reich 
nur 19,185 Mill. Stüd hatte, ſodaß an Selbft- 
ftändigfeit bezüglich der Wollergeugung nicht ent= 
fernt gedacht werben kann und es begreiflic * 
daß die Wollfabrikanten mit aller Macht g 
Er Lage —— Fr A ai tet 
ur La er Landwir art r bie 
6 Monate der Jahre 1885 und 1 Be 
—* fogar 63,1704 u. 60,927 Mil. kg Wolle 
— Fa Einfuhr. (Bergl. Deutſches 
eich. 


N 





720 Schafzucht. 


Von hohem Intereſſe iſt hierzu auch die Statiſtik der Einfuhr in England; man giebt an 
im Jahre 1873 Ballen 18.115 Mill. und als Preis für den Bullen 24.25 Pfd. Sterling, | 
De Se EEE u WO oo oe a a A 5 


In Dezug auf die Racen unterfcheidet man | Böcke bis 100, Maſthammel bis 93, Maftlämme 
jegt ben geſammten Schafbeitand wie folgt: | bis — Preiſe bis 240 Mk. Wollertrag 3.5 ig. 
I. Wild-Schafe, dazu Muflon, Argali, Shropihires, Bode bis 100, Mafthammel bis 
ameritaniiche Bergihafe mit über 1 Duxend * kg, Maſtlämmer bis 68 kg, Bode 
Unterarten in Afien und Afrika. a en vereinzelt bis 736, Mütter ** Ru 
I. Zahme oder Hausſchafe und zwar: — gay er Ham Di ee 
A. Schafe, welde durd den Menicen|pig 123, Maitlämmer bis 86 kg, Preife 
wenig oder gar nidt genfleg gt werden; | 300 ME. und darüber, Wollertrag 
—* ehören die gehörnten kurzſchwaͤnzigen nordi⸗ Yrfordihires, Bode bis 110, 
oe Öhen= oder Heideſchafe, bie ungehörnten kurz⸗ dis 124, Maftlänmer bis 72 kg, 
mänzigen Hängeohr = Schafe, (Bergamasten | 760 Mt, Durcichnittäpreife — 
Wanderſchafe, Seeländer, Pinzgauer oder baye-⸗ 270 Mt. Wollertrag⸗ über 2 18, 
riſche Gebirgsſchafe, Schweizer Bergichafe, Waliſche Böde bis 110, Mafthammel bis Tilo, WM Maftlämme 
Schafe, zum Theil auch ala Meltichafe bekannt), | His 60 kg, Preife für Böde bis zu 2000 ME 
bie Zadelz, die Zaupel⸗ und bie Heibefhafe oder | Sehr fruchtbar, auch als Meltihafe be un 
—* chnucken in Nordeuropa (Schwarzköpfe in|Cotsmolds, Böde bis 120, Ma ji 
hottland). über 100, Maftlämmer bis 60 kg, Preije für Böde 
B. Schafe, welde größere Sorgfalt | 320 ME, Wollerträge 3.5—t kg. Dorjets, 
und Bflege erhalten, die Gejammtheit der geſchätzt ala befte Melkrace in En = 
Voll, Fleiſch⸗, Wolle und Fleiſchſchafe, grobs, | fruchtbar und ausgezeichnet im S 
mittel und feinwollig, filz» und glanzwollig, kurz: | 9 Sonitige Fleiſch-Fleiſch- u. W 
— ins ——— — Ruß: ihafe: die fchlihtwolligen Schwarzlöpfe 
erin et am meiſten in Au rh 
land vorfommend, in Frankreich als Mauchamps a ——— ——— 
— — B dieſe mit 
ewichten bis g; Mütter 55 kg, Hammel Southdowns, Hampfhires und anderen emglifdhen 
bis 115 kg und bis 81%, Schlachtgewicht, u Genidhe u: 50 kg und mehr, Hamme 
Lämmer 35 bis 4 kg, und darüber. Wollertrag | His 60, Mütter bis 42 kg, Wollertrag 235 
3,5—8 kg je nah Geſchlecht und Alter, höchſter Hei Halbblut bis 4 kg und darüber. = 
Bodpreis 1400 ME., 15 Monate alte Thiere Auf den Berliner ie pr in be 
bis 300 ME. In anderen Ländern: Eleftorals Jahren 1885 und 1897, für welde eine 
24 an kr frühere Bodpreife von änderung infofern beobachtet worden ift, als man 
* — 1000 * ae werihponhe ht ve, auch), entipredenb dem jegigen Geihmad in Ce 
aber aud nur bis 75 Mf., Ducchfchnitt all E@ land, von den überfetten Ihieren zurüc zu rid 
(echte u. f w. 12 ME, Gewichte 20—30 kg, tigen Fleiſchthieren gekommen ift, gab es ala 


aftthiere bis 48 kg. Infantabos ober re nn an. —— * 2 


mit engliſchen Racen 58—86 5. h 
von 40—50 und 4O—61 kg Netztal 3 8 
Als Tageszunahme bei Mäftungen find von Lüı 
mern 0,26—0,48 kg täglich bekannt. 
g) Das norddeutſch-holländiſche 










































Negrettis (Primamolle), Hammel bis 65 kg, 
Böde bis 10 kg, Wollerträge 2—4 kg. 
b) Halbblutzudt: Glektorals- Ne: 
grettid, bis 50 kg, Rambouillets-Ne— 
ee bis n kr = ee 125 12 
ou ownä-Negrettis, Bö — 
100 kg, 3 kg Wolle, Southdowns- Me. Ten» oder Marihidaf, mit Gewichten 
rinos (Durhfchnitt 15 Mt.), Bode bis 130 ML. .] 100. kg, jleiihgewichte bis 60 kg, Wollerkt 
100 kg, 45,75 kg Wolle. ten 5 kg, bewährt und neuerdings er 





fonft: Böde bis 200 ME, Lämmer 18, Schafe | würdigt als Meltihaf, und die Melkſch 
18 Mt. u ſ. m. Wolle bei SO—W kg im Durd anderwärts. : 
ſchnitt 3—4 kg, bei 35—50 kg nur 2,25 ke 

ec) Engliihe Fleiſchſchafe (Gewidts- 
angabe nad) den Ergebnijjen auf den Ausstellungen 
in Jelington, dahin gehörend: Lincolns, Bode 
bis 150, Mafthammel bis 139, Maftlämmer bis 
80 kg, Preije bis und über 350 Mt, Woll: 
erträge 4-5 kg. Leicefters, Böde bis 184, 
Mafthbammel bis 110, Maftlämmer bis 56 ke: 
Preife bis 5 Mt. und darüber, Wollertrag 
45 kg (Böde bis 8 ke). Southdowns, 


Die auffallende Zunahme der Ziegen, wel 
Thiere Manche am liebften ganz ausgerottet habe 
möchten, bat in der jimaften Zeit die Au 
merkſamkeit wieder mehr ben Mei fihafen zuge 

wendet und werben diefe an Stelle der Ziegen Fih 
kleinere Landwirthbe empfohlen. Nach Verſut 
von Grampe gaben Merinos 192,7, Merins 
Southdowns 217,6, Zadelichafe 200, mäbı 
Landſchafe 180— 220 | Milch. Nah ber siter 
Agrarftatiftit redinet man dieffeit$ von ES 





Schafzucht. 


Melkſchafen im Durhichnitt 57 1 Milchgewinn 
nah dem Abgewöhnen. May recdnet in feiner 
Schafzucht bei diefen Schafen 10 Pig. für 11 
Milch und 14—15 1 für 1 kg Butter, für das 
Schaf im Ganzen 3,5 kg Butter und 1,75—3 kg 
Wolle. Fleiihmann hat in Raben von 300 
Schafen nach dem Abgewöhnen 6 Tage lang täglich | 
Mg Mild und zuj. 164,5 kg mit 11,7 0, Fett⸗ 

ehalt erhalten und von 100 ko Mild 27,08 kg | 
riichen Säle und 70,84 kg Mollen, zuf. 45,5 kg | 
Käje erhalten. Wejentlih anders lauten die Anz | 
gaben von Gen.Sekr. Mendel in Oldenburg, 
welder als Durchſchnittsgewichte der Mutterfchafe | 
68 kg und ala Preife 75 ME. angiebt, als Woll: | 
ertrag 3 kg, bei Hammeln 3,5 kg (zu 1,5 bis! 
2,55 Mt.) Nad) dem Abjegen (in der 8. Woche) 
gewinnt man dort 2—3 Monate lang täglich 
4—6 Milch, von da bis Dftober nod 2 1 täg- 
lich und bis 2-3 Monate vor dem Lammen. | 
Als gelammter Ertrag werden 1183 1 angegeben, | 
als Futterbedarf höchſtens Y, Kuhfutter (2600 | 
Mildertrag der Kühe); von der Schafmilch werden 
13,751 für I kg Butter gerechnet oder 5,51 Mil | 








721 


zu 1,341 Rahm, 0,4 kg Butter und 1,75—1,2 
Käſe. Als durchſchn. Gewichte der Stämme fi 
50 kg, für Mütter 61—75 kg, für Böcke 91 kg, 
für Yämmer 47,8 kg bei weiblihen und 57 
bei männlichen feftgeitellt worden. Das Pachtge 
füg ein Mutterichaf ift in Oldenburg 2130 Mt. 
— Eine vollftändigere Ertrags-Berechnung liegt 
von Nohde für Halbblut von Marichichafen mit 
Gotswolds vor. Es gaben 2 Mütter von 2 Jahren 
mit je 2 Lämmern und 1 Mutter von 3 Jahren 
mit 3 Lämmern zuj. 215 ME. für Lämmer und 
40 ME. für Wolle, im Ganzen 255 Mi. Erlös. 
Die Koften waren 75 Mt. Gin Schaf mit 4 
Lämmern bradte 152 Mi. für diefe und 20 Mt. 
für Wolle, zuf. 172 ME., ein anderes mit 4 Läm- 
mern zuf. 180 ME. Die Wolle wird zu 3,64 Mt. 
pro kB das Lamm im Alter von 6 Wochen zu 
24 ME, der Wollertrag zu 7,5—8,5 kg angegeben. 
Außerdem gewinnt man nad bem Ablammen noch 
2-5 1 Mild täglich, ſodaß dieſe Schafe im Er: 
trag und Reinertrag nicht leiht von anderen 
Schafen erreiht werden bürften. Ueber bie 
Größenverhältniffe wird noch berichtet: 


kg Gewicht 
2—5 Jahre alte zen 100 cm hodh, 130 cm lang, 118cm Gürtelmaß, 91, 
2—3,5 Jahre alte Nutterihafe 78—79 „ „ 111—115 „ „ 101—110 „ ä 61—75,75, 
0,75 Jahre alte Bodlämmer ——— 18, „ 110 „ " ‚0, 
Mutterlämmerr 75. „ 10. u 7, # 47,40, 


In einem Berichte der Landw. Gefellihaft in 
nnover wird erwähnt, daß in der Provin 
‚000 Stüd reiner Race vorhanden jind und da 
man an bdenfelben als Vorzüge rügmt: die Ab- 
8, bie Frühreife, den Wollreihthum, die 
euchtbarkeit (meiftens 3 Lämmer), die Fleiſch⸗ 
güte, den Milchertrag bei nur gewöhnlichen Futter⸗ 
mitteln. Die Thiere finden ſich von Holftein bis 
ur De Texel in Holland und bis Flandern. 
In ngarn wurden von Dir. dv. Rodiczky-⸗Kaſchau 
friefiiche Meltihafe bezogen und Vergleichungen 
chen diefen und den heimifchen Melticharen 
ſchafe) angeftellt. Es lieferten die Friefi- 
1} Marſchſchafe die . Mildmenge — 
vom Mai bis September 112—122 I, während 
die Zackelſchafe nur 54,25 bis 72,95 | gaben, oder 
«8 kam der Milchertrag bei diefen in dieſer Zeit 
im Durdichnitt en a auf 0,81 1 (0,82—0,57 )), 
mwährend die norddeutichen Meltichafe 6 Monate 
lang (bis 26. Oktober) 0,7—0,8 1 täglich gaben. 
Doppelter Milchertrag und eine längere Melkzeit 
ſprechen zu Gunften unferer Riefen-Melkichafe. 
ur Kenntniß der Racen ift in den legten Jahren 
Näheres über die Wanderjhafe im Often ber 
Rhone-Mündbung — Plaine de la Crau, daher 
Crau⸗Schafe genannt, mitgetheilt worden. Diefe 
leben das ganze Jahr über im Freien unter 
fehr rauhen Witterungsverhältniffen auf mageren 
von Steinwällen umgrenzten Weiden, von Wolfe: 
hunden bewacht und wechſeln nadı der Jahreszeit 
die Weidepläge bis in die Pyrenäen hinauf. Die 
afe geben 2,5, die Hammel 2.75, die 
Böde 3 kg Wolle; die Thiere ftammen von den 
fpanifchen Merinos ab. 
Landw. Konveri..keriton. Spesial-Supplement. 


Unter dem Einfak der jegigen Lage war in den 
legten Jahren in der Preſſe und in —— 
oft und viel die Rede von der fehlenden Rente 
Betrieb der Schäferei und von der Art und Weiſe, 
wie man ben Betrieb geitalten müffe, um noch mit 
möglichft wenig Verluſt abichließen zu können; in 
Bezug auf die Renten kann leider feine einzige 
brauchbare Berechnung gegeben werben; Diejen 
welche Berechnungen veröffentlicht haben zu 

wede, um zu beweilen, daß entweder nur das 

leiſch⸗ oder dad Wollihaf Nugen gewähre, 
ftügten ſich ſämmtlich auf unvollftändige und 
rößtentheils ungenaue Berechnungen; von beiden 

iten find Neinerträge von 4 bis zu 10 Mart 
pro Kopf Schafvieh und auch Berehnungen mit 
nur Berluft gebracht worden. Andere haben bie 
Schafhaltung und die Rindviehzucht und Haltung 
mit einander verglichen und zum Theil diefer, 
zum Theil jener das lebergewicht ein 
ebenfalls aber mit nicht genügend zuverläffigen Anga⸗ 
ben oder mit nicht richtig angeftellten Berechnungen, 
Da von beiden Seiten behauptet wird, daß man 
pro Kopf Schafe noch bis zu 10 Mi. Reine 
gewinnen kann, fo gebt daraus hervor, daß 
liche Verlufte bei der Schäferei nur dann möglich 
find, wenn unrichtig verfahren wird. 

G. Neubauß-Selhom, einer der herbor- 
ragenditen VBertheidiger des MWollichafes, * 
in einem Deine barauf aufmerfiam, ba 
Hauptjahe für lohnenden Betrieb der Schäferet 
die Wahl von jahrelang gut — Indivi⸗ 
duen, entſprechend ben Futter⸗Boden⸗ und 
—2 BVerhältnifien ſei, daß ſchwere 
ſchafe nur da, wo man intenſiv und rei 

46 


7122 


füttern fann, bingehören, da aber bie für dieſe 
nöthigen Futtermittel in der Negel bei Rindvieh 
fih befler verwerthen laffen und daß man Schafe 
halten muß, um mageren Boden ausnugen zu 
fönnen und bei geringem Futterbau im Herbſt 
und Winter das Futter, welches das Rindvieh 
nicht ausnutzen kann und auf dem Marfte nicht 
verfäuflich ift, zu verwerthen. Die dazu fidh eig: 
nenden Schafe können aber nur fleinere Thiere 
fein und um bon diejen Gewinn genug zu haben, 


Schafzucht. 


ſelbſt bei beſcheidenem Futter 6—7 ME. pro Stüd 
zu erwarten jind, weil der Zuwachs durch die 
Körner nur 3 ME. bringen fann (Einnahme ohne 
Dünger 9-10 Nt.); 

e) für Weiden leichter Art find nur Merinos 
mit guter Wolle und nicht langbeinige größere 
Thiere am Plage; 

d) gute — — müſſen die Vorurtheile 
beſiegen und das Richtige bei einigem praktiſchen 
Verſtande leicht finden laſſen; 


müſſen es edle Wollſchafe ſein. e) es ſind immer nur ſo viele Schafe zu halten, 
als man Futter, welches das Rindvieh nicht ver— 

Sein Urtheil lautet dahin: werthen kann, hat, und nur ſo viel, als man in 

a) das Wollſchaf iſt ſtets vortheilhaft auf leich— | gut wirthſchaftlichem Zuftand erhalten kann, neben 
tem Boden zur Nusnugung von Weiden, Lupinen, | Rindvieh nur jo viele Schafe, als mit felbit ge 
Hülſenfruchtſtroh u. drgl., aljo da, wo das Rind ogenem Rauh- und Winterfutter ernährt werden 
nicht möglich iſt; önnen. 

b) nicht Die Race ift die Hauptfache, jondern| In der neuen Ausgabe der befannten Mit 
nur das durd viele Generationen gut gezogene, | theilungen von U. Block, bearbeitet von K. 
für Futter und Boden paſſende Individuum mit Birnbaum, find im III. Band (1887 erichienen) 
ben geringften Anjprüden an die Stornfammer | ©. 250 ff. die Ergebniffe der beften Berechnungen 
fann den Gewinn bringen, wenn burd die Wolle | uber Schafe zufammengeftellt worden wie folgt: 


1830'40 mit Dh im Durchſchnitt zu 16,6 Mk. und dem Wollpreis für Prima zu 5,19 ME. 
für ein Schaf 0,71 Mt. Berluft und bei der Maſt fein Gewinn, — nad B Blod. 
1864/66 mit son RE —8W 11,2 Mt. und Wollpreis von 4,68 Mk., auf ein Schaf 
erluft, — nah Schü. 
1870/75 mit — u durchſchnittlich 12,665 ME. und Wollpreis von 5,61 Mf., auf ein Schaf 
1,82 ME. Verluſt, — nad) v. Fontaine. 
1860/65 mit Soutsann. :Merinos zu 14,42 ME. und MWollpreis von 1,8 ME., auf ein Schaf 3,16 
Mark Berluft, — nah Lau. 
1870/80 für Tuchwollſchafe brutto 14,5—15,76 Mt. 
„ Kammwollihafe 13,4— 16,63 


" nad Ganzel. 
leiſchſchafe „ 11,33—16,33 „ 


1885 2 Tine Mollidate (Wolle 36 ai) Neierrg 921 I 
eine Wollſchafe (Wolle einertrag f f 
feine Fleiſchſchafe (Wolle 1 ri) Nt.), . 16,3 — nach Kirchner. 


feine 


oll ſchafe Reinertrag 5,3 bis 8,9 Mt. 
n 7,0 big 8,5 " 


\ nah Neuhauß. 
60 61. Ss 


2 
Si 
Hin 
SET a za 3 


Fleisch 6,0, — nad) Kiepert. 
1874 — —5— 29,203 Mt, —— 0.613 Me, — nad) Kohler: Aldleben. 
1881 2—3 * alte eriioss . 84 ME Futterkoften, Verluft 0,11 ME, 
Merino⸗Lämmer . 25,218 „ " Gewinn 29 „ 
2—3 Jahre alte Merino: Southdorns . MOSE. “ — 318 
Lämmer davon . 25,21 „ u „ 864 „ 
7 Monate alte Merino⸗ Oxforddowns 55,215 „ z „ 639 „ 
3 „ n " n 25,215 „ " „ 670, 
1 " n ” 17, ‚702 " " ” 8,99 " 
ohne bie fonftigen Koſten. 
186272 „ Kammpwollſchafe —— . Ertrag —— = 
1872/76 „ beginnende Streuzung . . " ” mann 
1876 (Verkauf der Lämmer mit 4—6 Moden, "dann Meiten der Schafe, r 18, 8 B Gt 
1877/78 für se gezogene NADOIKHERIDEE nm z 14,67 A Mm cher 
1879/82 er de& dgl. . . . . . . . . . ” 14,06 ” wege. 
1881 (Zeitichrift für Chafzudt und Wollkunde Nr. 14) beim Verkauf der — — 


von 2 Jahren in Wintermaſt bei Heerden von 1000 Stück pro Kopf brutto 08 
bei Verkauf der Hammel mit 3 Jahren bei Heerden von 1000 St. pro Stopf brutto 14.609 „ 


Die jüngfte Berechnung liegt (1586) nad) einer jetziger Zeit wieder Schafzucht zu betreiben? 
Verhandlung des Amisvereins zu Riddagshauſen von Scholkemayer-Maſcherode über 200 Stüd 
(Braͤunſchweig) über die Frage: Lohnt es jid in | Schafe, gefreuzt mit Nambonillets und Hamp— 


Schafzucht. 


Die Unter: 
Mt. 247 


ſhires, aljo über Fleiihichafe vor. 
haltungstoften find — wie folgt: 
An Lohn für den Schäfer . 


20 Mg. Erbjen * — a Mg. Mt. 80 „ 1600 
85 Ztr. Schrot, A Mt. „ 4 
800 Itr. ge Fa J Di 00 . 40 
60 Ztr. Klee, a Mt. 4 240 
600 Ztr. Heu, a Mt. 1,50 „ #0 
600 Btr. Etroh, a nicht. Gari 
gedroſchen, ä Mk. „ 600 
Pacht für 10 Ma. Gh m. Mt. 15 „ 150 
für Weideflee und Grasjamen . . . m 30 
jedes 2. Jahr einen Bock, a 10 . „ 50 
Reparaturkoften . B 50 
Ausgabe Summa Mi. 4062 
Als Einnahmen find — 
14 Ztr. Wolle, A Itr. Mk. 43. . Mt. 602 
1 tr. Lammmwolle 30... . I ee 
50 Stück Lämmer, ä M.1T ... „ 850 
15 Stüd Schafe, A ME. 277... . u. 40 
30 Stüd Merzſchafe, a Mt. 10 — n 8350 
Alle 2 Jahr einen Bod verkauft Mt. 60 „ 30 
80 Fuder Mift, à Fuder > 18 . „ 1440 
80 Hürdennädte, a Mt. 7 560 


40 ne für den Esäfer, 


1,75 .. En a 
— — Mt. 4287 
Der — iſt alſo 245 ME. oder für 
1 Stüd 1.125 Mt. 


Auch dieſ⸗ —— kann nicht als muſter⸗ 
gie gelten. exſammlung wurde von 
underen mit et bemerkt, daß die Schäferei, 
richtig betrieben, auch heute noch Gewinn bringen 
müſſe. Nach obiger Berechnung kommen bie 
utterloften auf 18.57 Mk. für ein Stück und 
it der Düngergewinn 10 Mt. oder 549%, ber 
Futterkoften. ie Ausgaben für — 
Verſicherung, Gebäude, Verwaltung u. j. 
fehlen ganz, ſodaß ein bebeutender Berluft ne 
ergeben müßte, wenn genau gerechnet wird umd 
damit bewielen ift, daß bort das = Ihaf | _ 
überhaupt niht am Plage ift. Für oll⸗ 
ſchaf können die Futterkoſten kaum halb, g“ hoch 
fein und dürfte ſich Gewinn ergeben. 
Fleiſchmann (Landw. Annalen d. Mecklenbg. 
Patr. Vereins Nr. 9 u. 10 1886) berechnete 
nad) den Ergebniffen ber Jahre 1879 bis 1885 
von einem größeren Gute in —— | die 
durchſchnittliche Verzinſung bes —— api⸗ 
tals bei der Schäferei zu 1.47%, und für ein 
Stück durhichnittlih den Neingewinn zu 0,93236 
Markt. Als Beiipiel wird die Nechnung für eine 
Heerde von 680 Stüd im Jahre 1879/80 gegeben, 
und dieie zeigt wejentlih höheren Gewinn, ob— 
ſchon unter den Ausgaben 4°, von dem Stapital: 
werth der Schafe — 19,00 Mt. — berechnet 
find und für das Stalllapital (13200 ME.) als 
Ausgaben 79%, alio ebenfalls ſchon die Ber: 
pinfung. Die Futterkoften find zu 11,013.10 Mk., 
ie Einnahmen aus Dünger zu 4999.51 ME, 
alfo fait 46%, des Futters, Die Sejammtfoiten 


123 


38614.27 ME., bie Gefammteinnahme 45733.27 Mt. 
(baar 19635.86), der Ueberſchuß ift alfo 7119 Mt. 
oder für ein Schaf 10.47 ME. und wenn man 
die Kapitalverzinfungen bei den Stoften wegläßt, 
fait 12.5 Me. Futter- und Streuftroh ift nicht 
mit berechnet worden und vom Dünger deshalb 
nur „der im Dünger gebliebene Werth des Kraft: 
futters“. Vollwerthig iſt aud dieſe Rechnung 
nicht. Beſſere Berechnungen bietet die Literatur 
leider nicht, fodaß noch heute die Frage, inwie— 
weit die Schäferei zur Zeit lohnt und wie fie 
Iohnend eingerichtet werden fann, unbeantwortet 
bleiben muß. 

Ein in der neuen Ausgabe des Blockſchen 
Wertes mitgetheiltes Beiſpiel über durchichnittlich 
300 Maſthammel, vollitändig und genau berechnet, 
für die Zeit von 1860/65, zeigt für 1 Stück 
7.2542 Me. Gewinn; an Futter und Streu find 
für 1 Stüd 41.8 Mt. „Beredinet (hober —— 
für Dünger 13.31 Mk., i. 31.60 %, babvon. 
Die Gejammtloften find 17548 Mt., die Ein- 
nahme 34051.72 ME., von ben Koften betragen 
die Poiten für die Thiere 16800 Mt. (einmali e 
Wechſel) oder 21 Mi. für 1 Stüd; für 
Stallung find 231.0 für Gerãthſchaften 88.5, für 
Verwaltung 596 ME, für Lohn 6 Mi. angeſetzt. 


G.RgR. Settegaft rgunt bie aekamine 
Wollproduftion . i il. 


Zentner, von denen 4 Mil. auf Merinomwolle 
entfallen. Davon probuziren in Europa: 
Deutihland . . 18 Mill. kg = 10,0. 
Defterreih-UIngarn In: +; 8,0. 
ranfreih . ib .-..., 8,0. 
panien unb Bortugal B: .. ı 4,0. 
Europãiſches —— 
mit Polen — * 4.0. 
Nordameria. . . . 3. u 7,0. 
Afrita (Cap) . 18. 75, 8,0. 
.| Sübdamerifa . . . > „ „ 134 
Auftralien 70 „ 876 


zufammen 186 Win kg 100,0 pCt. 


©. madıt darauf aufmerkſam, daß ben Befigern von 
Stammſchäfereien fih in transatlant., auf 
Igafzut angewiefenen Ländern ein lohnender 

art namentlih für Sprungböde eröffnet, bie 
dem Umfichgreifen der Wollmängel zu feuern 
versprechen, mit denen ber überſeeiſche Konkurrent 
fortdauernd zu fümpfen hat. Als Beleg bafür 
theilt ©. mit, daß von einem deutjchen Merino- 
züchter während der Jahre 1860 bis 1866 in 
44 Sendungen 509 Böde und 353 Mutterfchafe 
nah Südamerifa erportirt find. Der Gejammt- 
erlös betrug 500,364 ME, ſämmtliche Unkoſten 
einschließlich des Aufwandes für die Aufzucht bes 
liefen fi) auf 268,100 ME. ; es verblieb daher im 
ganzen ein MNettoslleberihuß von 232,264 ME. 
oder ein Neingewinn von ca. 268 ME. pro Haupt. 

Literatur: D. AIR — En 
bud f. Schäferei”, 3. Aufl., Berlin 1885 
— N. Körte, „Das Wolihaf. Seine Wolle 
Züchtung, Grnährung und Wartung“, 2. Aufl., 

46* 


—“ 


724 Schifffahrt — Schlempe. 


Breslau 1880 — 13.64; „Das —— ſeine beſonders rer Dresden 

güctng uud Haltung,” derſ. 1885 1885. — €. Schlotfeldt, „agb, Hof: und 
Lasczynsky, „Braft. Ans Fre über Schäferhunde” — Praktiſches Sen: jeden 

d. Mérinos pr&coces du Soissonais” — Berlin 1885 | Hunbdebefiger, Berlin 1885 — 

— 124. — F. v. Mitſchke-Collande, „Der 

praftifche Merinozüchter*, Berlin 1883 — 12.40. — | Schifffahrt. Nach „Repertoire göneral de 

U. Steiger-Leutewig, „Ueber Schafzucht, |la marine marchande“ gab es Handelsſchiffe: 


1877 Segler 51,912 zu 14,799,139 Tonnen, Dampfer 5471 zu 5,507,699 Tonnen, 
1878 49,524 5462 5 


* „14317430 „ : „55T — 
1879. 490% . 14103,605 . „ 5897 „ 617995  „ 
18850. 485854 „ 13872881  , „6392 „ 6,7518 _ 
1881, 49,037 „ 1391195  „ „6857 5 TAB 5 
1882 „48487 „ 13,739,90 „ „7301 „ 840492 , 
1853 „ 48,074 „ 18,64787 „ J 764 BL  , 
184 „ 44,734 „ 13,010,879 „ „3433 „ 10,209,468  „ 
18855 „ 43,692 „ 12,867,378 „ „839% „10269508  , 
1856 5, 42,545 „ 1257134 „ „ 8574 „10403958  „ 


- hat ee —— eo von Segelidiffen von Dampfern 

minderung der Zahl und des Tonnengehaltes ber 464 at 105 
Segelſchiffe ftattgefunden und iu side Weiſe ee Sinenart 991 en —: . 1% 
eine Vermehrung der Dampfer an Zahl * JDivberſe — Belgien... 8 





Tonnengehalt.e. Die Angaben beziehen fih auf 2 RR 
Segler zu über 50 * Dampfer zu über > nn — = 
100 Tonnengehalt. Zählt man beide Arten von : Ggppten .. 8 
Schiffen zufammen, jo ergeben ſich: „ Portugal .. 7 
für 1877 Segler 51,912 mit 14,799,139 t „ Sie .... 8 
Dampfer 5471 m. 5,507,690 „ „ Diverie ... 108 


Schiffe zuf. 57,888 „ 20,306,838 „| Scäladenwolle, ſ. Abfälle. 
für 1886 Segler 42,545 „ 12,571,384 „| Schlempe, getrodnete, „Iroden-Schlempe” vor 
Dampfer 8574 „ 10,403,958 „| Getreide (Roggen und Mais) bradte die er 
Schiffe zuf. 51,119 „ 22,975,342 „ |I. 4. Slingebiel u. Comp. in reg E 


Arge Gehalt mit 200 Einheiten zu 12 
Die Zahl der Schiffe hat in diefer Zeit um | für 100 kg in den Handel. Analyien —* 


6264 abgenommen, der Tonnengehalt ift um | darüber vor, von Stutzer-Bonn, Heiden-Pommrit 





2,668,504 vermehrt worden. Emmerling- Kiel, Miüller-Hildesheim. Während 
Um bie Bedeutung diefer Zahlen zu würdi en, nad) Wolft die frifche Schlempe 90 Wafler, 6 hf. 
ift daran zu erinnern, daB, mie in Artikel ‚und nfr., 0.5 f. 2.0 nh und 0.5 Aſche 


treide, S. 329, nachgewieſen worden ift, Deutiche | fanden ih in der Troden- Schlempe 7.77 bis 
lands Getreideernte "mifchen 14 umd 15 Mill. t 9.22 Waffer, 46.68 bis 48.87 hf. und nfr., 8.63 
beträgt und von eigen allein nach einem Bericht | bis 12.93 f., 23.0 bis 26.0 nh und 4.71 bis 
des Öfterreicif ihen Ackerbau-Miniſteriums im 1.18 Aſche, im Mittel 35%, f. und nh umb 
Jahre 1885 in fämmtlihen Ländern zufammen | 42.5 nfr, oder nad der befannten Art ber Be 
734,556,400 hl geerntet worben find. Der De- | rechnung 217 Futterwerth⸗ arg (355 
darf für Deutichland an Getreide ift zu 5x1). Das Erzeugniß hat durch bas 
20.65 Mill. t berechnet, alfo faft gleich der re 1 Haltbarfeit und Verjendbarkeit 
jegigen Tonnenzahl der AA Sonbeis if gewonnen und zeigt die Nachtheile eines zu 
on der für 1886 angegebenen Sci — Futters, welche allen friſchen Schlempen 
tommen eigen iſt, nicht mehr. Soweit bis jetzt Berichte 
vorliegen, lauten dieſe ſehr günſtig. 
von Segelſchiffen von Dampfern Ritlergutsbeſ. v. Kaufmann⸗Linden b. Molfen: 
auf England .. 14,584 auf England .. 4,906 büttel hat bei einem Pferde zuerſt 1 kg Troden: 
„Nordamerika 6,102 ,„ Nordamerifa 379) jchlempe mit Hafer und Pie nur Schlempe — 
„ Norwegen . 3,813 Norwegen .. 275/6 kg — gefüttert; nad der 14. Woche war das 
„ Deutihland 2,328 
„ Stalien ... 2,776 
Rußland .. 2,157 





Deutichland . 529 | Thier 85 kg jchwerer, ſah jehr gut aus, hatte 
Italien ... 158) jehr Schönes Haar und befand ſich im der ganzen 
Rußland .. 218 | Zeit jehr wohl. Die ſämmtl. Ackerpferde (Ardenner) 





” 

” 
„ Schweden . 1,960 „ Schweden .. > erhalten jegt neben 4 kg Hafer 2.5 kg Schlempe, 
„Frankreich . 2,136 „ —— „ſie ſind dabei beſſer im Stande und leiſtungs⸗ 
„ Boland . 0 „ Soland . 187 fähiger in der Arbeit alö fie je bei 7—S kg 
„ Spanien .. 1450 „ Spanien . 356 | Hafer waren“. 
„ Griechenland 1,348 „ Griechenland 57| Del. Schwerdtfeger: Blantenftedt hatt 2 Maſt⸗ 





Schlempe — Schnitzel. 


ochſen bis zum Gewicht von 100 kg mit Bohnen, 


Roggenſchrot und Kleie gefüttert und monatlich | 


damit 30 bis 35 kg Zuwachs erhalten ; dann wurde 
Schlempe gefüttert und mit dieſer bei geringerer 
Ausgabe eine Zunahme von 50 kg monatlich erzielt. 

Adminiftrator Frömbing-Lucklum berichtet, daß 
er bei Lämmermaſt noch nie jo qute Ergebnifie er: 
zielte, ala wie mit Schlempefutter, von 240 Läm— 
mern ift dabei nur 1 Stüd eingegangen. Guts— 
beiiger W. Thalen=Roemerhof J Liblar (Rhein— 
provinz) hatte bisher bei Fütterung von Palm— 
kernknchen und Kleien bei der Kölner-Genoſſen— 
ſchafts-Molkerei annähernd die höchſten Fett: 
gehalte der Milch geliefert, mit Schlempefutter 
ie er in Menge und Güte noch bedeutend 

ei gleichem Geldwerth des Futters. 

vd. Kaufmann-Linden hatte an 65 Kühen bis- 
ber pro Stüd 0.5 kg Bohnen» und 0.5 kg Mais: 
ichrot gefüttert; mit 1 kg Sclempe ftatt dieſes 
Futters ftieg der Milchertrag täglih um 50 bis 
601. Die ſämmtlichen Genofjen der Brauns 
ſchweiger MolkereisGenofjenihaft jind zur Fütte— 
rung mit Trodenichlempe übergegangen. Troden: 
apparate liefert die Firma Theifen u. Lange, 
Köln a/Rbh. 

Schleuderinſeln, ſ. Balearen. 

Schneclenmaſt, die Gebirge: oder große Wein— 
bergsſchneckke (i. h. Helir), von welcher in 
Paris täglich 45,000 kg aus Poiton, Burgund, 
Champagne, Provence, Beauce und der Picardie 
geliefert und hoch bezahlt werben, enthält nad 
neneren Analyien 76%, Waſſer 16%, nh, 1%, f 
und 2%, Salze und ift demnad ein werthbolles 
Nahrungsmittel. In Norddeutichland hat fie fich 
wenig auf den Märkten eingebürgert, in Süd— 
beutichland, am Rhein und in Defterreich zahlt 
man für 100 Stüd gemäftete Schneden 80 Pfg. 
bis 1 ME. und mehr, ſodaß das Sammeln und 
Mäften von Schneden ein einträglihes Geſchäft 
wird. Fr. Plüchner ichreibt darüber in der 
W. Landw. Zeitung ausführlicher zu dem Zweck, 
auf den leicht zu erlangenden guten Nebenver: 
dienſt aufmerlfam zu madıen. 

Der Aufenthalt dieſer Schneden iſt an ſchat— 
tigen Abhängen und am liebiten in Kleinen, 
ſchmalen, von Bächlein durdichnittenen Schluchten 
in lehmigem Boden ober Humus, beionders in 
Tyrol, im füdweftlihen Bayern, im Gebiete des 
Weinbaus am Rhein, iu Franken u. ſ. w. Das 
Einſammeln, welches von Kindern bewirkt werden 
fann, geicieht am beften in thaufriichen Morgen: 
ftunden oder an trüben, regneriihen Tagen, bei 
trodenem Wetter fiten die Schneden zu tief im 
Laub verftedt. Da, wo die Schneden ihre 
Yieblingspläge haben, kann man leicht täglich 
ein paar Hundert Stück einiammeln. Die beite 
Zeit ift der Juli und Auguft. Zur Mait ver: 
wendet man entweber Heine, nach oben ofiene 
gemauerte Räume oder Pläge zwiſchen Mauern 
oder Holzläften in Höhe von 35—45 cm ohne 
Dedel und ohne Boden, in Größe von 1 qm für 
200—250 Stüd. Die Wandungen müflen völlig 
dicht aeichloffen fein, damit fein Durdiclüpfen 


| 


125 


ftattfinden fan. Oben bringt man ein, beſonders 
an den Seiten, dichtes Neg an oder rings herum 
eine Schichte durchweichten und mit !s Viehſalz 
durchmengten Lehm, ba die Schneden das Salz 
nit vertragen können und eine folhe Schicht 
nicht überjchreiten. Bon Zeit zu Zeit muß der 
Lehm wieder erneuert werden. Diele Saiten ftelltman 
auf Graspläge unter beichattende Bäume oder 
an jchattigen Wänden auf. Zum Futter dienen 
Krautblätter, Gemüfeabfälle, Salat, Möhren, 
Kohlrüben, Kohlrabi, Yattichfalat u. ſ. w. und 
etwad Hafer, um den wumangenehmen Gras: 
eſchmack und den überflüffigen Schleim zu be— 
feitigen. Das Futter muß nie im Uebermaß, 
Morgens und Abends gegeben und mit der Gieß— 
fanne befeuchtet werden. Häufiges Begießen ift 
überhaupt nothwendig und am meiſten bei trodener 
Witterung; der Kaſten muß ſtets im Schatten 
gehalten und bei Sonnenjchein alſo bebedt oder 
unter Bretterdad angebracht werden, wenn nicht 
eine ftändige Beichattung möglich ift. 

Von Mitte September an wird der Boden mit 
Waldmoos bededt, weil zu Ende des Monats das 
Eindedeln beginnt; die Thiere verfriehen ſich 
dann unter dad Moos und bilden am Gingang 
des Gehäufes einen harten, weißen, kalkigen Ver: 
ihluß. Das Geſchäft des Eindedelns dauert bis 
zum November und darf nicht geftört werben, 
weil fih dann mur eine weiße, glasartige, dünne 
Hülle bildet, weldhe die Verjendung zum Verkauf 
nicht möglich) madıt. 

Während der ganzen Dauer der Maft muß 
zeitweije der Behälter von Futterreften geläubert 
werden, welt gewordenes und überjchleimtes Futter 
freſſen die Thiere nicht. Der Futterbedarf iſt bei 
gejunder Entwidlung ein fehr großer, da die 
Scneden jehr gefräßig find; das Futter koſtet 
aber nicht viel, da es bauptfählih aus Abfällen 
beiteht. 

Die eingelfammelten Schneden nad der Mait 
werden mit einem feuchten Tuch abgewijcht und 
bis zur Verſendung in Kiften in Sägeſpänen, 
oder Spreu ober Holzwolle u. dergl. verpadt; 
Nahrung ift nicht mehr nothwendig; die Kiſten 
müffen an einem fühlen und jchattigen Ort auf: 
bewahrt werden, weil in warmen Stellern oder 
Näumen die Thiere wieder ausfriehen und zu 
Grunde gehen, da eine zweite Eindedelnng nicht 
ftattfindet. FFroftlälte ſchadet nicht. 

Verf. verkauft jährlih etwa 10,000 Stüd zu 
1000 ME. und zahlt für das Einſammeln 20 Mi: 
die jonftigen Koften find unbedeutend. Verſendet 
werden die Schnecken in Kiſten oder Fäſſern. 

Die Zubereitung iſt eine jehr einfache; man 
röftet die Schnecken entweder in Butter oder 
fiedet fie im kochendem Wafler ab, entfernt fie 
aus dem Gehäuſe und tränft fie, nachdem der 
hintere oder vielmehr der obere Theil der Spirale 
entfernt wurde, nur in Salz, Eſſig und Del. 
Vergl. Band VI ©. 98. 

Schnitzel, Nübenihnigel; aud dieſe 
werden meuerdingd zur Grböhung des Futter— 
werthes und der Haltbarkeit künſtlich getrocknet. 


k 


—— + (Di 


726 Schottland — Schweden und Norwegen. 


Die — J. W. Reinhardt in Würzburg liefert Schulz⸗Lupitzſches Wirthſchaftsſyſtem, ſ. Kali— 
die dazu — —— Einrichtungen. Vergl. dünger. 
unter Futtermittel. — 
urpe, tände, ſ. Preßlinge. 
Schottland, ſ. Großbritannien. — ge > “ we - 
Schnüffelkrankheit der Schweine, Aufloderung) Schweden und Norwegen, vereinigte König- 
und Auftreibung der Geſichtsknochen, meiſt mit | reihe; König Osfar IL, ; viebrid), geb. 21. Jan- 
eihwüriger Zeritörung der Naienichleimhaut, | 1829, regiert jeit 18. Sept. 1872. 
chnüffelndem Athem, und zulegt eiterig blutigem | I. Größe und Bevöllerung. Schweden 
Schleimausfluß, gehinderter Futteraufnahme, allz iſt eingetheilt in 26 Läne oder Provinzen, Nor» 
gemeiner Abmagerung, häufigem Verjchluden, ift | wegen in 20 Aemter und 6 Stifter, zuſammen 


olge von Rhaditis, j. Knochenweiche. 
Schweden 


‚Die dichtefte Bevölkerung in Schweden haben 
die Läne Malmöhus mit 76, Göteburg und Bohus 
mit 56, Stodholm Stadt und Land mit 49 und 
Bladinge mit 47 Einwohner auf den qkm, die 
ihwäglte die Läne Norrbotten mit 0,9, Wester— 
botten mit 1,9, SJemtland mit 1,8 Einw. auf 
den gkm. In Norwegen haben die Nemter Jarls— 
berg og Laurvick 37, Smaalenene 26, Atershus 


450,574.8 qkm, 4,717,189 Einw. (2,426,349 weibl.) 
Norwegen 322,968.0 „ 1,9130 „ ( 





haben (1886) : 
— 10 auf den qkm, 
7 r " — 5.6 ” 2 m 


auf 1 qkm, alle andern unter 10 und Finnmarfen 
nur 0,5 Einw. auf 1 qkm. 


Der Ueberihuß der Geburten betrug in Schwe— 
den in den Jahren 1882: 1885 zwiſchen 53,338 
und 57,668 Köpfe jährl., auf. 220,477, im Durch— 
ichnitt 55,120, in Norwegen zwiichen 24,050 und 
28,941, zuſ. 107,950, durchſchnittl. 26,990 Köpfe. 


21, Stavanger 12, Liſterog Mandal 11,7 Einw. | Auswanderer gab es 


bon 1851:1860 in Schweden durdichnittlihd 1960 
1861 :1870 „ . _ 12,245 \ höchſte Ziffer 1882 mit 50,178 Ber: 
1871:1880 „ Br — 15,027 fonen, im Jahr 1885 nur 23,493. 
1881:1885 „ z : 34,965 


von 1875 :1880 in Norwegen 7348 anne Sir 1880 mit 20,212), 
1881 : 1885 21,140 (höchſte Ziffer 1852 mit 28,304), 
1 % * 15,158 Perſonen. 


Nach der Religion gab es in Schweden (1880): 


Evangeliſch Lutheriſche 4544434, in Norwegen 1,800,846 (1875), 
Baptiiten. » » . . 14,627, „ E 819 
Methodiiten . 1591, „ . 2759 
Neformirte . . . 245, „ z 253 
Römiſch Katholifihe - 810, „ n 502 
Apoftoliich Katholiiche . 39, „ - — 
Gr. Katholiihe.. . - 18, „ 2 61 
Seraeliten a 2993, „ ie 34 
Mormonen . . . 414, „ * 542 
ſonſtige Diſſidenten 448, „ = 626 
Quäfer — — , = 432 


Nadı dem Heimathsland unterichied man 
in Schweden 18,597, in Norwegen 37,350 im Ausland Geborene, 
davon waren Deutihe „ a 3 1471 


nicht ſchwediſcher Nationalität, im Land Geborene: 


ı m ” ” * " 


in Schweden: in — 
6404 15,718, 


Lappen ‚ R 
Finnen 16,976, 759 (QDuänen), 
Miichlinge — 8396. 


Norweger gab es in Schweden 4433, Schweden in Norwegen 29,340. 


Dem Beruf nad zählte man: Berionen 
Landwirthe u. ſ. w. in Schweden 2,342,994, 
davon Beichäftigte „ ü 


Berfonen 
in Norwegen 995,834 
216,045 (Arbeitgeberi144,516) 


Dienftboten ® R 216,793, , : ) 
—— Familienglider „ ö 874,255, „ a ) 179,700 
fa. - oizinbuftrie, Hüttenwerfe, 
Fabriken . 576,360, „ ” 306,307 


Schweden und Norwegen. 


für Handel, Schifffahrt, Land: 
trandport . . 
Kirchen-,Staats-, Gemeinde⸗ 
Verwalt tung, Armee 
und Marine. . r Pr 
— — — Wiffen 


„ Kranfen= und Armenpflege R 
„ ohne beftimmten Beruf oder 
Anftelungg » » » „ ö 


Schweden hat eine Oberftatthalterfhaft, in 
feinen Länen 117 Vogteien, 317 Gerichtsſprengel 
oder Härader (Tingslage, Steppslage, Bergs— 
lage), 229 Bezirke, 15 Städte mit über 10,000 
Einwohner, 77 andere Städte, Stodholm hatte 
(1886) Einw. 223,063, Göteborg 92,805, Malmö 
45,346, Norköping 28,993, Gefle 21,097, Upſala 
20,955, die anderen haben alle unter 20,000 und 
die 15 größeren Städte haben zuſ. 561,853 Ein: 
wohner, die Städte zuſ. 16,33 ®,, der Bewohner. 

Norwegen hat 40 Kaufſtädte, 32 Landitellen 
an ber Stifte, 30 Handelspläge und Filcherdörfer, 
791 Gemeinden und 147,500 Höfe; 9 Städte 
haben über 10,000 Ginw,, darunter Chriſtiana 
130,027, Bergen 47,075, Drontheim 23,979, 
Stavanger 23,911, die anderen unter 20,000, 
auf. alle 9 Städte 301,269 Ginw. Land und 
Stadt zeigten 1850 das Verhältniß 89:10, 

1860 78:10, 


1870 . 5 67:10, 
1880 „ R 56:10. 


IL Bebörden A. In Schweden: Der 
Staatsrath (10 Mitglieder, davon 1 Staats: 
minifter, 7 mit Portefeuilles, 3 berathend), der 
Neihstag; diefem untergeordnet der General» 
profurator, jährlid ernannt, das Stomitee für 
Preßfreiheit, die Nationalbant, das Stontor der 
öffentl. Schuld, das Komitee der Staatörevijoren. 
Minifterialdepartements: 1) der Juftiz: 
Bureau, Abtheilungen für Geleggebung und für 
Ndminiftration, Statiftit, Sanzler der Juſtiz 
(Generalprofurator des stönigs), Dberftes Tri: 
bunal des Königr., Obergerichte (zweite Inftanz) 
in Stodholm, Fönköping, Chriſtianſtad, des Mili— 
tärgerichtshofs, —“ aition der Gefängniſſe; 
2) der Ausw. Angelegenheiten: Bureau, 
Abth. für Politik, — und Konſulate, Buch— 
führung; 8) des Kriegs: Bureau, Expedition, 
Kommandoangelegenheiten, Verwaltung der Armee: 
angelegenheiten, Departement er Artillerie, des 
Genie, der Intendarz, Yivildepartement, Miltär- 
enge Infpelteur, Hochſchule zu Stodholm, Kriegs: 
fchule daſ. für Artillerie und Genie, Kadettenichule 
u Karlberg. Armee: General en chef der König; 
Dicchuuucabe, General, 7 General-Lieutenants, 
General:Adjutant und Ghef des Militärjtaats, 
Großmeifter der Artillerie, Generals nipeltor der 

ortifitation und des Geniekorps, Inſpektor ber 

avallerie, Oberlommandant der Garnijon bon 
Stodholm, Chef des Generalitabs, Komman— 
dirende Generale der Garbebrigade (der Kron— 


Perſonen 
in Schweden 222.291, 
206,69, „ A 


34,737, „ 5 ? 
13,144, „ " 


1,169,435, „ — 


727 


Perſonen 
in Norwegen 275,120 


49,954 (ohne Militär), 


416 
122,360 


prinz) als 1. Bezirk und der 4 anderen Bezirke, 
Kommandant der Truppen auf Inſel Gotland; 
4) der Marine: Bureau, Erpedition, Kouı- 
mando=Angelegenheiten, Generalſtabschef, Ber: 
waltung mit Intendantur, Torpedo-, Artillerie: 
und Zivil-Departement, Lotienweien, Marine: 
Ice, Hydrographiſches Bureau. Flotte: Vize— 
admiral, 3 Kontreadmirale; 5) des Innern 
(Zivildepartement): Bureau, Kommerz— 
follegium, Bureau der Generalftatijtifl, General: 
fontor der Landesvermeifung, Verwaltung der 
Brüden und Landitraßen, Landw. Alademie, 
Geftütsverwaltung, Gifenbahnbetrieb, General: 
gouverneur in Stodholm, Generalgouverneur der 
Provinzen in Stodholm, Upfala, Nylöping, Jön- 
föping, Karlskrona, Werid, Wisby, Colmar, Lin 
föping, Chriitianitad, Malmö, Helmftad, Böteborg, 
Wennesborg, Mariaftad, Garlitad, Orebro, Weite: 
rös, Falun, Gele, Hörnejand, Ofterfund, Uimrä, 
Lulea. 6) Departement der Finanzen: 
Bureau, Sektion für Akziſekontrolle, Finanzlammer— 
follegium, Staatskontor, Rechnungshof, Verw. der 
Poſten, der Telegraphen, der öffentlihen Bauten, 
Generaldireftor des a. end, Domänenver: 
waltung. 7) Dep. ultus und bes 
öffentl. Hatsstats: Bureau, Sektion für 
öffentl. höheren Unterricht, desgl. für öffentl. 
Primärunterricht, Kirch. Angelegenheiten, Wohl: 
———— „Nationalmuſeum, Medi— 
zinalverwaltung. Univerſitäten von Upſala und 
Lund. Erzbiſchof von Upſala. Biſchöfe in Lin— 
köping, Stara, Strangnäs, Weſteräs, Weriö, 
Lund, Göteborg, Colmar, Carlſtad, Hörneſand, 
Wisby. Präfident des Konfiftoriums in Stock— 
holm, Oberfte Hofchargen, Hofitaat u. ſ. w. 

B. In Norwegen: Der Staatörath als 
Minifterium des Königs, 2 Staatsminifter und 
mindeftens 7 Staatsräthe; davon 1 Staats: 
minifter und 2 jährlich wechielnde Staatsräthe in 
Schweden beim König refidirend, die andern Mit: 
glieder als ug den Ghriftiania. Den Staats: 
minifter ala Ghef des Departements der Ber: 
theidigung. — 1) Depart. des Kultus und 
öffentl. Unterrichts: Bureau, Verw. bes 
öffentl. Unterrihts, Neihsardivar, Biſchöfe in 
Chriſtiana, Hamar, Chriftiansjand, Ber * 
Drontheim, Trosmö-Stift. 2) Depart. 
Juſtiz und Polizei: Bureau, Setretariat 
der Gefängnifpermaltung, Kronanwalt, ee 
angelegenheiten, Obertribunal des Königre 
Obergerihte als zweite Inſtanz in Chri iania, 
Ghriftiansiand, Vergen und Dronthein. 3) Dep. 


128 Schweden und Norwegen. un 
M 
deſsInnern: Bureau, Gen.sSekretär bes Innern | Penſionen 2,63, Finanzen 14,413 (Zölle 2,46, 
und der Roiten, Statiftiiches Zentralbureau, Prä- Poſten 6,3, Alziefenfontrolle 0,43, Telegraphen 
fetten oder Amtmänner in 18 Hauptorten. 4) Dep. | 1,275, Forften 0,679, verichiebene Ausgaben 3,269). 
der öffentl. Arbeiten: Bureau, Geologiihde| B. Norwegen (Finanzjahr 1885/86) Brutto- 
Anftalt.e Dir. der Kanäle, Dir. der Wege, Gen.: | Einnahmen 43,540,800 Str. (ordentliche 42,969,000), 
Dir. des Eiſen bahnweſens, Dir. des Telegraphen= | Ausgaben 42,500,300 $tr. (ordentliche 42,260,200), 
weiend. 5) Dep. ber Finanzen und Zölle: Staatsſchuld 105,329,500 Kr. Paſſiva, 139,919,600 
Bureau, Gen.“Sekr. für die Finanzen, Gen.-Sefr.| Kr. Aktiva, aljo Reinvermögen 34,5%,100 Kr. 
für die Finanzen ad int. 6) Dep. der Ber: | Jm Einzelnen find verzeichnet in Mill. Sr. unter 
theidigung: Bureau, Gen.-Sefr. für die Armee | Einnahme: Zölle 20,118, Branntweinfteuer 2,737, 
und Gen.-Sefr. für die Marine. Gen.FKriegs- Malziteuer 1,751, Stempel und Spiellarten 0,479, 
tommiflar, Gen.:Auditenr. Armee: Kommandant | Sporteln 0,923, Erbicaftäfteuern 0,268, Staats: 
en chef, Gen.-Lieutenant, Chef des Generalftabs, | güter 1,437 (Bergwerke 964,700 Kr.), Zinien 
Chef bes Genieforps, Großmeifter der Artillerie, |von Aktiven 1,542, Poſt 2,201, Telegraph 0,%2, 
Chef der Savallerie. Marine: Kommandant en | Eifenbahnen 6,0, Univerfität, Unterricht, Kultus 
chef, 2 Kontreadmirale. T) Depart. der Re: |1,416, Gefängnifie 0,375, SHo&pitäler, Irren— 
vifion: Bureau, Gen.:Sefr., Oberfte Hofchargen | häufer 0,753, Verſchiedenes 2,068 Mill. Fr.; 
u. ſ. w. unter Ausgaben: Zivillifte, Apanagen 0,482, Stor: 
C. Deutſche Vertretung. Gelandtidaft |thing, Staatsrath, Regierung 1,668, Kultus und 
in Stodholm, außerordentl. Gejandter und bevollm. | Unterricht 4,326, Juſtiz, Polizei und Sanitäts— 
Minifter, Legations-Sekr., Kanzler, Konfule in dienſt 4,170, Dep. des Innern 7,884 (Verwaltung 
Arendal, Bergen, Kalmar, Karlshamn, Karls: |0,259, Aderbau und Viehzucht 0,419, Fiicherei 
frona, Ghriftiania, Chriſtiansſand, Drammen, | 0,007, Verkehrsweſen 7,842, Armee 6,411, Marine 
Drontheim, Göteborg, Dammerfeit, Helfingborg, | Bolt, Telegraphie 7,071 (Poſt 2,22, Telegraph 111), 
Hernöjand, Landatrona, Malmö, Nyköping, Söder- Auswärtiges 0,485, Finanzen 9,354 (Zölle 1,82, 
hanın, Stavanger, Stodholm (General-Konſulat), Bergwerte 0,594, Forften 0,172, Staatsichuld 
Sundwall, Transd, Vadſöe, Wisby, Nitad. 5,355, * —5* 0,827, Penſionen 0,523, 
Sonitiges 0,898), Zufälli ‚3 : 

IH. Finanzen (in Sronen zu 1.125 Mt). — N SUR Sc. Man ne 
A. Schweden: Budget für 1888: Einnahme 


werbung von Fonds u. ſ. mw. 0,091, zujammen 
: 42,261 Mill. Hr. Dazu fommen für Eiſenbahn— 
brutto 84,697,000, Ausgaben 84,697,000, davon | bauten 240,100 Kr. 

ordentliche 64,357,962, außerordentliche 7,845,038,| IV. Armee und Flotte A. Schweden: 
für die Neihsichuldentontor 10,820,700, Fonds | 23 Neg. Infanterie, 4 Jägerbataillone, Kabdres, 
zum Bau eines Reichstagsgebäudes 200,000, 

Srundentlaftungsfonds 1 Mill., Ausfälle früherer 


für 1 Reg. und 3 Bat. Konjfriptionstruppen; 
47 Estadrons Kavallerie, 3 Reg. Artillerie mit 
Jahre 473,300 Sr. Staatsſchuld: Reſt für 1887:|30 Batterien, 1 Pontonierbat., 1 Sappeurbat., 
245,808,228 Kr. (uriprünglid 261,240,400). 1 Trainbat., zuſ. angeworbeue (Freiwillige mit 
Die Einnahme bilden: Weberichüffe der Bor: | 2—3jähriger Dienitzeit): 9874 M. Stammtruppen 
jahre 8,493,000, ordentliche Einnahmen 18,954,000 | (Unteroffiziere nnd Soldaten): Inf. 3394, Ka— 
als: in Mill. Kr.: Grunditeuer 435, Pacht: | vallerie 1066, Artillerie 4243, Genie 894, Train 
Staatsländereien 1,2, Kopfgeld 2,8, Tonnengeld | 277; eingetheilte fanntonirte Truppen: indelta 
0,75, Eiſenbahnen (netto) 6, Telegrapben 1,275, | 27,193 M.: Inf. 23,685, Kavall. 3,505 zuf. Fit 
Foriten 1,6, Verjchiedenes 1,079, Unter die außer | ftärfe der Stammtruppen 37,067. Mann. 
ordentlihen Einnahmen werden gerechnet in Mil.| Als Streitkräfte für 1887: Linientruppen 
Kr.: Zölle 29,0, Poſten 6,3, Stempelgewinn 3,4,|1660 Offiz., 482 Beamte, 1451 lUnteroffiziere, 
Branntweinfteuer 13,0, Nübenzuderftener 0,2,)1537 CSpielleute, 35,016 Soldaten, zu. 40,146 
Eintommenfteuer 3,5, Verſchiedenes 0,3, zufammen | Mann, 234 Feldgeihüse, 5965 Pferde, Reſerve— 
55,7. Dazu kommen für Verwaltungstonds der | truppen: (Konftriptionstruppen) 124 Offiziere, 
Posten 0,3 und für Nettoeinnahme der Schwed. | 8 Beamte, 1521 linteroffiziere, 62 Cpielleute, 
Staatöbant 1,25 Mill. Sr. 134,000 Soldaten, zufammen 134,294 Mann und 
_ Unter den ordentlihen Ausgaben find in Mill. | 12 Feldgeihüge, im Ganzen alfo 174,440 Mann, 
Kr. verzeichnet: Zivilliſte 1,38, Juſtiz 8,815,12816 Feldgeihüge und 5965 Pferde. 


Die Flotte zählt 62 Dampfer mit 27,570 Pferdefraft, 106 Kanonen, 3909 Mann 
und 6 Gegelichiffe, 45 Stanonen, 852 Mann. 


Die Kgl. Flotte zählt 1 Vizeadmiral, 8 Rontzes | B. Norwegen Es giebt die Landbe 
abmirale, 6 Kommandeurs, 26 Korvetten-Kapi- waffnung mit Linientruppen, Landwehr und 
täne, 43 Kapitäne, 43 Lieutenants, 26 Unter | Landfturm mit Marine dazu und bie Ser 
lieutenants, 254 Imteroffiziere, 600 Matrofen, | bewaffnung mit ftändiger Bemanmung (Frei— 
220 Zimmerleute und Handwerfer, 4670 Marine | twillige), Konſtription der Seefahrenden, Diftrikts- 
foldaten, 17 Sciffsbauoffiziere, 24 Nerzte. Die | Seetruppen mit Reſerve und Küſtenwehr. Die 
Rejerve hat 74 Offiziere, 23 Unteroffiziere, 10 In- Linie hat 750 Offiziere und 18,000 Mann; 
genieure. Die Seewehr umfaßt 50,000 Mann. — | Linie und Landwehr zuſammen zühlen 5 Brigaden 


— — — — — — —— nn 


Schweden und Norwegen. 


— W Bataillone Infanterie mit 10 Sompagnien | 
Depot und 40 Kompagnien der Landwehr; 
1 Jägerkorps zu 5 Kompagnien, 1 Brigade zu 
- 3 reitenden Jägerforps mit 11 Eskadrons als | 
Kavallerie, 5 Bataillone mit 11 Batterien und 
66 Geihügen Artillerie nebſt 1 Kompagnie euer: 
werkern und Handwerkern, und 20 Offizieren und 
V. Handel. Angaben in Mill. Kronen: 
Schweden: 
er Einfuhr 33, —* Ausfuhr 238,612, 
246.271, 


— Deutielanb 100, MB nad) Dich. 19, 122, 


Eingeführt werden in Schweden hauptiädlich 
Steintohlen, Bahnſchienen, Maichinen, Gewebe und 
Garne, Ktolonialwaaren aus Großbritannien, Ges 
treide, Wolle und andere landw. ke 
aus Dänemark, Fiihe aus Norwegen, Getreide, 
Hanf, Tachs aus Rußland, Wein aus Frank— 
reich, Sprit, Wein, Najdinen, Zertilmaaren 
u. ſ. w. aus Deutichland. Die Ausfuhr beiteht 
bauptiädlid) aus Holz, Eiſen, Getreide, Yutter, 
Schlachtvieh. Weſentlich geiteigert wurde in der 
legten Zeit die Ausfuhr von Molkereierzeugniiien; 
an Butter wurden im Jahre 1885 ausgeführt 
23.1 Mill. Pid., 1886 aber 24,126,980 Pfd., 
aljo in einem Jahre 1.027 Millionen Bid. mehr; 
die Viehausfuhr war 46,192 Rinder, 31,325 
Schafe, 28,054 Schweine. Gingeführt wurden 
29 Mill. kg Butter, 398,572 kg Käſe, 2.5 Mill. 
Robhäute, 1.8 Mil. kg Wolle, 1.4 Mill. kg 
Talg, 11.5 Mill. kg Fleiſch und Sped, für 11.6 
Mill. Kr. Getreide und Hülfenfrüdte und für 
4.3 Mill. Sr. Zuder aus Teutichland ;_ iehr be: 
deutend geitiegen it die Einfuhr von Sprit für 
die große Fabrit von Karlshamn, welche jeit der 
Steuererhöhung in Deutichland maflenhafte Gin: 
fäufe bier ı und in Rußland machte und mit rekti— 
Bra Sprit Spanien überreich verjorgt; von 

200 1 im Jahre 1854 ftieg die Ginfubr auf 
22.548 Mill. | im Jahre 1856, die Ausfuhr von 
182,000 I auf 21.09 Mitt. I und für 1857 war 
die Handelsbewegung noch bedeutender. 

Die Ausfuhr von Holz zeigt immer noch hohe 
Werthe. Von der geſammten Einfuhr werden 
an 52 Proz. durch ſchwediſche und norwegiſche 
Schiffe, 45 Proz. durch ausländiiche und 3 Proz. 
auf dem Landwege bewirkt, die Ausfuhr geichieht 
zu 56 Proz. durch norwegifche und ſchwediſche 
Schiffe, zu 42 Proz. durch ausländische und zu 
2 Proz auf dem Landwege. Norwegens Handels: 
bewegung betrug im Jahre 1850 an Ginfuhr 
1069.2 Mill. kg zu 150.87 Mill. Kr. und 1986 
ihon 1363.6 Mill. kg zu nur 135.17 Mill. ir. 
Der hödhite Geldwerth fomnt auf 1882 mit 
160.48 Mill. Sr. Tie Ausfuhr war 14541 
Mil. kg im Jahre 1550, am höchften dem Ges 
wicht ‚noch im Jahre 1854 mit 2102.9 Mill. ke 
und im Jahre 1356 war jie 169.1 Mill. kg. 
Die Geldwertbe jind für 1880 — 108.87 Mill. 
Kronen, 1853 = 122.96 Mill Kr., 1854 = 112.20 
Mil. Hr. und 1886 = 102.54 Mill. Hr. Bon 
Deutihland war die Einfuhr im den Nahren 
1876/80 im Durchſchnitt jährlidy 43,061,200 Str., 





729 


8 Untermilitärd Genie. Die Kriegsflotte befteht 
aus 44 Dampfern mit 3379 Pferdekraft und 
151 Stanonen und 6 Segel: und Ruderſchiffen mit 
12 Kanonen, zufammen aus 50 Fahrzeugen mit 
163 Kanonen. Als Perfonal dienen 122 Offie 
ziere und Aerzte, 334 Unteroffiziere und feit 
engagirte Matrojen. 


Norwegen 
1885 Ginfuhr 145,608, Ausfuhr 101,938, 
1886 135, 169, 102, 344, 
aus Deutſchland 38 ‚039, nad) Dich. 12,818. 


von Großbritannien 41,985,600 $er., für 1883 
find die Ziffern, 46.8 und 42.333 Mil. $r., für 
1884 = 45.781 und 42.101 Mill. Kr., f. 1885 
— 41.666 und 37.352 Mill. Kronen, f. 1886 
— 35.038 und 34.472 Mill. Hr. Die Ausfuhr 
nad beiden Ländern war in Mill. Kr. 1876/80 
im Durchſchnitt 16.839 und 32.767, 1883 
16.779 und 40.107, 1884 = 15.272 und 
37.274, 1885 = 12.136 und 34.182 und 1886 
12.817 und 34.020. Für Deutfchland kamen 
auf 1876/80 durdichnittlih 27.6 Proz., für 1886 
aber 28.1 Proz. der Ginfuhr, für Großbritannien 
26.9 und 25.5 Broz., von der Ausfuhr für 
Deutihland 1376/80 zujammen 16.3 Proz., 1886 
aber nur 12.5 Prozent, für Großbritannien 
find die Ziffern im diefen Zeiten 31.7 und 33.1 
Proz. Norwegen bezog in den Jahren 1879 : 1883 
durdichnittlih 3,250,000 hi Getreide, fait die 
Ka des ganzen Bedarfs und von Jahr zu 

ahr mehr, während in Schweden dieſe Einfuhr 
durch vermehrten Anbau fortichreitend ſank. 

Am bedentendften ift die Holzausfuhr ; fie bes 
trug in Regiſtertons: 

184145 burdichn. 416,000 t, 
1871—75 947, 


1 oO * ” 
1876—80 R 820,000 
1881 = 882,000 t, 
1882 = 919,000 „ 
1853 = 949,000 „ 
18584 = ige — 
1885 = 


860,000 „ 
das Jahr 1883 zeigt aljo bie höchite Ausfuhr. 
Sehr bedeutend iſt der Ertrag der Fiſcherei 
und die Ausfuhr von Fiſchen u. ſ. w. 


Der Werth der Küftenfiicherei, welche allein 
im Betfjörd von 20 bis 30,000 Fiichern mit 
3000 Booten betrieben wird (17,000 im a 
betrug in den legten Jahren an 55—60 Mill 
Stück Kabljau zu 12.924 Mill. Kr., für 15.5 
Mil. Hr. Heringe, für 46 Mill. str. jonftige 
Fiſche. Walfang betrieben 8 Geſellſchaften mit 
13 Dampfern, welde in dem legten Jahr 391 
Stüd zu 739,000 Kr. gefangen haben. Die Aus— 
fuhr wird angegeben mit 10,907,000 kg ger 
trodneten Fiihen, 31.453,000 kg Stlippfiichen, 
663,932 hi Heringen, 80,148 hl gejalz. Fiſchen, 
2.39 Mill. kg friihen und lebendigen Fiſchen, 
1,089,400 St. Hummern, 106,700 hi Thran, 
35,600 hi Fiſchrogen, 7 Mil. kr Fiſchguano, 
zuiammen zu 43.66 Mill. sr. 





730 Schweden und Norwegen. 
VI Vertehrsweſen. € — 
A. Schweden: B. Norwegen: 
Schiffsverkehr. Eingang 28,761 Ediff⸗ zu 4,536,000 t, 11,049 Schiffe zu 2,359,600 ı, 
davon Dampfer 11,174 „ „ 2,917,000 „ 
ausland. Schiffe 12, 229 a „ 2,332,000 „ 
Ausgang 26,890 e „ 4,481,000 „ 11,911 Schiffe zu 2,378,149 t, 
davon Dampfer 11,100 „ „ 2,910,000 „ 
ausland. Schiffe 11,59 „ „282,000 „ 
Handelsflotte. Kiüftenfahrt 2144 , „ 102,280 „ 
davon Dampferr 715 „ — 36,562 „ 
Lange Fahrt 1940 „ „ 482,931 „ 
davon Dampfer 206 u m TUT. 
zuſammen 1886 4054 „ 535211, 7664 BA au 1,563,029 t, 
1885 4135 „ „546,008 „ 7884 u 1,583,431 , 
58,624 und 60,937 Mann Be 
fagung, 510 Dampfer zu 
22,931 Pferdekraft ohne bie 
Regierungsdampfer. 
A. Schweben: B. Norwegen: 
Gifenbahnen. 7272 km, davon private 4808 km, 1562 km im Betrieb, 
Poft. Anftalten 2026, 1217, 
Sendungen 96,280,592 Stüd, 
davon Briefe, Poftfarten 60,007,058 20,776,622 Stüd, 
Drudjahen, Waarenproben 5,272,895 „ 
Zeitungen 36,435,440 „ 20,118555 . 
gej. Einnahmen 6,013,641 Ktr., 2,258,936 $tr., 
Ausgaben 5,753,062 „ 2,310,263 „ 
Telegraphie, ſtaatlich. Linien 8512 km, 7487 km, 
(jubmarine Kabel 138 km) (Eifenbahnen dazu 1583 km) 
Drähte 21,351 „ 13,933 „ 
Bureaus 178 „ 140 — 
für Staatseiſenbahnen dazu 230 „ für nn 17 oe . 
Depefhen 1,171.742 Stüd, 959 Std. 
gej. Einnahmen 1,246,528 Kr., = 155 Kr. 
Ausgaben 1,242,545 Str. 1,062,233 $r. 
Ueber Kanäle und Landftraßen f. d. früheren Mittheilungen. 
VO. Bergbau. In Bezug auf diefen giebt | 191,367 cbm Gteinfohlen, viel Torf u. ſ. m 


e3 wenig Veränderungen und noch immer große 
"Ausbeute. 

In Schweden gewinnt man von 596 Gruben 
20.75 Mill. Ztr. Gijenerze, in 191 Hochöfen 
9.735 Mil. Itr. Noheifen und 206,948 Bir. 
Gußgüter und in 63 Giehereien weitere 378,754 Itr., 
an Stahl, Platten, Nägeln, Werkzeugen u. j. w. 
1,035,318 Ztr. Die weitere Ausbeute ift 17,606 tr. 
Garkupfer, 4032 Pd. Silber, 88.16 Pfd. Gold, 
593 tr. Nidel und Kupfer, 2132 Bid. Blei, 
1,086,566 3tr. Zinferz, 5731 Str. Schwefel, 


Beihäftigt find 29,842 Arbeiter. 

gu Norwegen giebt es 119 Eiſenwerke mit 
1,412,000 kg Etzeugniß, Weitere Ausbeute 
iind 5500 kg Silber, 82,500 kg Stupfer, 77.3 
Mill. kg Schwefelfies, 104,000 — Nickel u. ſ. w. 


VO. Induſtrie. In Schweden giebt e— 
2938 Fabriken mit 36,424 Pferdekraft und 
69,193 Arbeitern, wovon 18,136 weiblich; der 
Werth der Fabrikate ift 191 Mill. Kr. Im 
Einzelnen entfallen auf: 


293 Gießereien und mechan. —— 13,857 Arbeiter und 33,3 Mill. Kr. Erzeugniß, 


10 Zuderraffinerien . 161 „ „22 m " 
28 Baumwollipinnereien 4094 2 164 
27 Baumwollwebereien 3786 = „1, mn — 
45 Tuchfabriten . 3497 u = 1800 pr 
112 Tabaksfabriken 3407 — „ 1095... ’ 
129 Bier: und Porterhrawereien . 2271 ma — :* ı | " 
35 Zündholzfabriken 4690 R 7.,956 2 
45 Bapierfabrifen 2993 = az. i || Es a 
663 Yederfabrifen . 1651 i „ 5250. = 


Schweden und Norwegen. 


Sehr bedeutend ift die Hausinduftrie. Die 
Bauern bringen Gewebe, Tiſchler-, Drechsler: 
Böttcher und andere Waaren in Mengen zu 
Martt. 

In Norwegen ift die Induſtrie nur wenig ent» 
widelt, qut vertreten nur die Holzindujtrie; man 
zählt 997 GSägemühlen, von welden 118 mit 
Dampf betrieben werden; bie Zahl der Arbeiter ift 
7600. Nicht unbedeutend ift auch nod) der Schiffs: 
bau, welder im Durchſchnitt jährlih nod 
125 Fahrzeuge zu 45,600 Tonnen=Gehalt und 
zahlreiche Boote liefert. 


IX. Unterrihtöweien. Für ben Volks— 
unterricht geihieht in beiden Weichen außer- 
ordentlich viel, eigenthümlich ift die Einrichtung 
der Wanderjchulen, welche die weit auseinander 
mohnende Bevölkerung nothwendig madht. Die 

brifanten find gezwungen, für Unterricht der 

inder ihrer Arbeiter zu forgen, wenn fie über 
eine gewiſſe Anzahl beichäftigen; in Folge der 
großen Fürſorge der Regierung und der Gemein: 
den für den Unterricht kann faft Jedermann in 
dieſen Reichen Iefen und fchreiben; in Norwegen 
giebt es die wenigften Analphalbeten unter allen 
Staaten der Welt. 

Schweden hat die liniverfitäten Upſala und 
Lund, das Karolina Fnftitut für Medizin in 
Stodholm, die techniiche Hochſchule, eine höhere 
Gewerbeſchule, eine Bergbaufchule in Philippftad, 


für Schweben : 








Aderland 2,983,000 ha = 
Gartenland 33,000 „ = 007 „ 
Wieſen 1,952,000 „ = 433 „ 
Weiden u. ſ. w. 529012 „ = 118 „ 
Landw. Areal 5,497,012 „, = 12,0 „ 
Waldung 18,924,142 „ = 42,0 „ 
Kulturland 24,421,154 „ = 54,20 „ 
fonftige Flächen _20,636,326 „ = 45,80 _„ 
aujammen 45,067,480 „ =10W0,00 „ 


Proz. ber Fläche, N 


731 


Kunft: und Mufifihule in Stodholm, 9 Schiff: 
fahrts⸗, viele techniiche Gewerbeichulen, 13 höhere 
und 4156 eigentlihe Volksſchulen, worunter 
862 MWanderichulen find, 5625 Kleinſchulen, davon 
2484 wandernd, zuiammen 9794 Volksſchulen; 
von 716,025 fchulpflichtigen Kindern find nur 
15,161 ohne Unterricht. Sombinirte Gymnaften 
und höhere Nealichulen giebt es 35, untere 
Bürgerichufen 43, Pädagogien 18. Für Forſt— 
wirtbfchaft giebt es ein Inititut in Stodholm, 
für Landwirthſchaft Akademie dajelbft, auch als 

entralanftalt für Vervolllommnung der Verſuchs⸗ 

tationen, Alademien in Ultana und in Alnarp, 
28 Aderbaufhulen, 12 Zentral- und Verſuchs⸗ 
anftalten, zahlreihe Haushaltungsihulen, Moltes 
reijchulen u. j. w., Inſtruktoren für Rindvie zucht, 
Molkerei und Einrichtung zwedmäßiger Gebäude, 
Muftermeiereien u. ſ. w. Norwegen hat bie Univer— 
ſität Chriftiania, 17 gelehrte Schulen, 7 Semis 
narien und zahfreihe Volksſchulen, worunter 
viele wandernde find, vorzüglichen Unterricht für 
Molkereiveien und Hauswirthihaft, Wander: 
lehrer, Lehrerinnen und Lehrmeiereien u. f. w. 


X. Landwirthbihaft. Die Bodenver— 
theilung in beiden Reichen ift in den legten 
Sahren wmejentlih verbeifert worden, da für 
Melioration und Urbarmadhungen außerordentlich 
viel geſchehen iſt. Soweit für jegt zuverläffige 
Angaben vorliegen, läßt fich feftftellen 


für Norwegen: 


516,748 ha = 1,6%, der Fläche, 
75,13, = 24, 


” ” 


" " „ ” 
" " 1,291 871, = 40, „ " 
D " 7,76210 „ = 44, " 
* 9,053,971 .„ = 28,4 "„"n" ” 
2 = 23,242,89 „ = 76, u m 
— 32,206,500 , 100, 5 


In Schweden werben jest 67,657 Hufen, davon | 2241.073922 Kr. angegeben, der der fonftigen 


900 auf die Städte, 306,706 Beſitzungen ———— zu 1137111,952 Kr. und ber 
er 
Geſammtwerth der Landbefigungen wirb zu 


178,418 Käthnerftellen mit Land gerechnet. 


Befigungen von a ha gab e3 im Jahr 1882 nur 63,000, 


Käthn 


Dom NAderland kamen im Jahr 1882 auf 


Getreide u. 





er 
fteuerfreien Befigungen des Staates, der Gemeinden 
und Stiftungen zu 294.421,523 Sr 


| 


| 


’ 


25,000, 


% 


” ” 


" " — 
AR... 


„ 304,000, weniger 2706, 
eritellen „ 


174,000, weniger 4418, 
478,000, weniger 7124. 


Wintergetreide 445,188 ha, 
Sommergetreide 988,480 
Hülfenfrüchte 58,305 


Hülienfrücdhte 1,491,973 „ = 51,35 Proz. 


” 


732 Schweden und Norwegen. 


Uebertrag 1,491,973 a 
"155, 


Don Aderland kamen im Jahr 1882 auf Kartoffeln 84 
„ andere Wurzelfrüchte 12, 857 . 








„ Sadfrudt zuſ. 168,041 „ = 5,74 Pro;. 
„Flachs, Hanf 11,854 R 
Verſchiedenes 2750 „ 
ndelöpflanzen 14,604 „ = 0,50 Proʒ. 
„= 28,35 


5 Futterpflanzen 829,411 Pro;. 
Brache u. ſ. w. 430,323 „ — 14,06 Bros 


zufammen 2,924,352 „ =1W,00 Pros. 


Ausführlihere Angaben liegen über die Genten der m Jahre vor und zwar mit 
1876/85 durchſchnittl. ] [ 1886 1887: 
Weizen 1,185,200 hl zu 77,6kg, 1,339,900hl zu 79,9 * 5,822,900 Kubik-⸗Fuß zu 13,975,000 kr. 








Roggen 6.971 "200 a 7.144.800 „n 144 0,166,200 ” A 48,869,000 z 
Gerfte 5.434.500 u 62.8 „  5,659,500 „ „ 661, 20 414,800 ® „ 40,530,000 „ 
afer 18,494,000 , , 47,0 „ 19.394.200 , „ 50,0 . 76.090,10  . „ 70,003,000 , 
Mengfruht 2,142,800 „ „ 54,9 „ 2,698, „ » 56,5 „ 10,914,600 A „ 16,372 r 
Erbfen „782 „815 „ 233950 „ 6,785,00 „ 
Bohnen 977,000 „ „ 77,5 „7; 1,032,200 „ „ 78,6 „ 295,100 re „ 590,000 „ 
Wigen „735. „784, 968,800 „ 1,938,000 , 
Buchweizen 3500 „ 3100 „ 11,600 5 r 26,000 „ 
Raps 8000 „ 1200 „ 
Kartoffeln 17,960,300 „ 17,850,400 „ 82,182,400 5 „ 39,448,000 . 
238,8536,000 „ 
ohne Kartoffeln 1886 —= 152,174,000 , 
1885 — 104,452,000 , 
Für 100 kg Körnerfrüchte im Ganzen waren die Preiie 1875 bis 18854 — 16,35 Fr. 
1885 = 14,70 „ 
1886 = 12,5 „ 


1 hi ift ungefähr 3,8 Kubik-Fuß ſchwediſch. 


Bon Weizen wird am meiften in Gothland, die Forticritte im Molkereiweſen und erit ir 
von Gerite in den nördlichen Provinzen, von | den legten Jahren noch wurde zu lohmenderem 
2 afer in Wefterjütland, Wermland, Halland, Abſatz von Butter und stäje eine beiondere Kom: 

mäland u. ſ. w; gebaut. miſſion angeftellt und eine Bereinigung zum 

Die Viehzucht wird unausgejegt zu heben ge- gemeinjamen Verkauf gegründet. Vgl. die früheren 
ſucht, Ayrsſhires, Pembrokſhires, Algäner, Voigt⸗ Mittheilungen und den Artikel Milhwirthicatt. 
länder, Holländer und Shorthorns werden ein: | Die Viehzahl zeigt folgende Verhältniſſe: 
geführt; am großartigften und befannteiten jind | 


Verde 473,000 Stück, — im Jahr 1875 446,808 Stüd, 
en, Stiere 337,00)  „ 
1,457,000 , 
— 44,00 im Jahr 1875 2,094,3W Srüd, 
Nindvich zuf. 2,338,000  „ 
Schafe 1,412,500  „ > „ 156950 „ 
Biegen 102500  „ =. 5 117.516 ; 
Schweine 455,000 , u... z 299,356  „ 
Renthiere 20,000 „ are = 10,000 ,  (gezähmt). 


In Norwegen rechnet man für den Anbau von 11% der Fläche ein. Der Hafer bildet ba 
Getreide und Hüljenfrüchten: 2,7% auf Meizen, | | Hauptanbau, Kartoffeln werden bis zu 8 Mil. ı 
6,7 9; auf Noggen, 27,5 %, auf Gerfte, 50,4 0, erbaut. Ueber die neueften Iandwirthichaftlide: 
auf Hafer, 10,5%, auf Miſchfrucht, 220% auf | Berhülmife fehlen genaue ftatiftiihe Angaben 
Erben u. ſ. w, Der Aderbau im Ganzen wird fo daß auf das früher Mitgetheilte verwielr 
jehr jorgiam und geihidt betrieben, die Verhält- werden muß, desgl. für Forſtwirthſchaft um 
nifje geftatten aber feine große Ausdehnung und | Jagd. Dazu iſt no zu bemerten, daß n 
verweiſen mehr auf die Viehzucht und den Molkerei- Norwegen die durchſchnittliche Getreideernte 11 
betrieb. Das Ktulturland nimmt im üben theil= | den Jahren 1879—1883 zu 3,250,000 hi ver 
weile bis 72 9, im Weiten bis 9, im Norden | anjchlagt worden ift und daß man in dem Jahr 
bie 19, in Norbland bis 3 und in Finnmark nur | 1876—1881 für jährlihd 85—265 Bären, 20 bi 


Schmweinezudt. 


224 Wölfe an 100 Luchſe, 43—70 Bielfraße, 
894— 1068 Steinadler, 3190 bis 3241 Hühner: 
babihte und etwa 2676 Füchſe Prämien in 
Schweden bezahlte. 


Schweinezudt. In Bezug auf dieie bat fich 
eine Umwandlung bei uns und jelbit in England 
in dem Sinne vollzogen, dab man von den über: 
fetten Thieren aurüdgefehrt it zu den hoch— 
beinigen richtigen Fleiſchſchweinen, weil das über: 
fette ‚Fleisch keine Stäufer mehr fand und mageres 
Fleiſch, Schinken uud andere feine Fleiſchwaaren 
im Preiſe ftiegen. Man jucht das Ziel der 
Daun jest in Thieren, welde bei gleicher 

üchfigfeit das Futter von Jugend an mehr in 
Fleiih als Fett unmvandeln und mit dem Leber: 
gewicht von Fleiſch über das Fett beide im regel— 
mäßigen Lagen zeigen. Diejes Ziel, weldes 
weſentlich dadurch, dab billigere Fette durch 
Margarine zu Gebote jtehen, eritrebt werben 
muß, fann auf zweierlei Weije erreicht werden, 
erftens durch veränderte ZJuchtrichtung und zwei— 
tens durd) die Fütterung; nad beiden Richtungen 
hin wirken die gegenwärtigen Verhältniſſe 
wefentlih begünftigend. Das _ dazu geeignete 

uhtmaterial iit auch ſchon im Deutichland reich 
lich vorhanden, weil wir inzwiſchen in Bezug auf 
die Schweinezucht England vollkommen ebenbürtig 
geworden jind. Auf der internationalen Aus» 
ftellung in Amiterdam 1884 errang fogar ber 
Domänens Pächter Raſch-Hundersheim in Hanno— 
ver über die berühmteiten englischen Zuchten den 
Sieg; der Bezug von Zuchtſchweinen aus dem 
Ausland hat immer mehr abgenommen, das hei— 
miſche Material fann durch das — ver⸗ 
breitete Eiſenbahnnetz überallhin mit wenig Koſten 
verſendet werden und die Berliner Maſtviehaus— 


ftellungen zeigten von Jahr zu Jahr mehr vor— ze 


züglihe Leitungen, welche im Ausland nicht 
übertroffen werden können. In Bezug auf das 
ar aber haben die raſche Vermehrung und 
erbefferung der gut eingerichteten Molkereien 
unb der Riüdgang der Getreidepreiie den lm: 
ſchwung begünitiat. Körnerfutter und Molkerei: 
abfälle jind nothwendig, wenn man wohlichmeden: 
des Fleiſch und weniger Fett züchten will, beides 
fteht jegt zumäßigen Preiien allenthalben zu Gebote. 
Kartoffeln, welche auch nicht entbehrt werden 
fönnen, baut man in Deutichland in gewa'tigen 
Mengen, fodak auch nad diefer Rihtung in 
die Mait erleichtert wird. Das Hausihlachten 
und damit ber Verlauf von Heinen Schweinen 
an Familien bat in bedeutendem Grade abge: 
nommen, fodaß an vielen Orten über die Preiſe 
für Ferkel geflagt wird; anderwärts ift aber bie 
Nachfrage zu Zweden der Maft nicht minder be» 
beutend geitiegen und wird über zu hohe Preiie 
deßhalb geklagt, jo daß noch immer Ueberfluß 
und Mangel bei Ferkeln nicht richtig ausgeglichen 
werben. Die Ausfuhr von lebenden Schweinen 
und von Fleiſch im friihem und geräudhertem 
e nah England hat weſentlich nachgelaſſen, 

die Ausfuhr von lebenden Schweinen aus dem 





733 


Norden und Oſten iſt mehrfach polizeilich ver— 
boten geweſen, um die Finichleppung gefährlicher 
Krankheiten zu verhindern, zulegt wegen der 
in Schweden ausgebrochenen Schweinepeft. Unter 
dem Ginfluß der noch immer micht verbefferten 
wirthichaftlihen Lage iſt der Verbrauh von 
Schweinefleijch weientlich vermehrt worden, wäh: 
rend andere Fleiſcharten in geringerer Menge 
ala vordem zur Werzehrung kamen. Bei der 
legten Viehzählung ermittelte man in Deutichland 
9,205,791 Ehmweine zu durdichnittlih 52 Marf, 
aljo 473,701,132 Mi. Geſammtwerth, gegen nur 
7,124,083 Stüd im Jahre 1873. 


Das Schwein verbindet mit bem hödhiten 
Schlahtgewicht, großer Fruchtbarkeit, fchnelliter 
Verwertbung des Kapitals, und höchiter Ver: 
wertbhbarfeit auch der Schlachtabfälle, nur geringer 
Anſprüche an Wartung, Stallung, Geräthihaften, 
beiter Ausnugung des Futters und im Ganzen 
trog großen Futterbedarfs ziemlich billiger Be— 
ihaffung gegenüber Pferden, Nindern und 
Schafen weſentlich niedrigere Sterblichkeit und 
Grfranfung, jo daß es erflärlih ift, dab die 
Haltung vermehrt wurde; Zucht und Haltung 
müſſen alfenthalben rentabel ſich geitalten laffen 
und zur Gewinnung von Reinertrag in beitimms 
ter Höhe gehört ein geringeres Sapital als bei 
anderen Bieharten. Das Scmwein wird deßhalb 
allenthalben — ſei es mit Zuchtſtämmen 
oder nur zur Maſt, in der Regel aber mit dieſen 
beiden ‚Formen des Betriebs und nur ansnahms— 
weile als Zucht ohne Maft, oder ald Mait ohne 

ucht. Soll aber das Schwein die höchſten 

einerträge liefern, dann eg unter den heutigen 
Verhältniſſen die Zucht der früher von England 
aus verbreiteten, ſehr verweichlichten haarlofen 
Fettklumpen mit kurzen Füßen, feinem Kopf und 
übergroßem Gewicht aufgegeben, wieder vollftän« 
dig zu robuften, — langborſtigen und 
langbeinigen Schweinen mit proportionirtem Kopfe 
und großer A härtung, wie fie die früheren 
Landracen zeigten, zuriücdgefehrt werden und in 
der Haltung auch die ausihliekliche Haltung im 
Stalle aufgegeben werden. Man iit jegt darüber 
einig, daß da, wo Weidegang nicht möglich oder 
nicht räthlich ift, wenigitens geräumige Schwein: 
höfe eingerichtet werden müſſen und auch darüber, 
dab den Ferkeln eine möglicit lange Saugzeit 
und nad dieier eine längere Dauer der Fütte— 
rung mit Boll» und Magermilh von Kühen neben 
entivrehendem Fettfutter zulommen muß. Vrgl. 
unter Mild. 


Neine Landracen, wie fie früher bei uns und 
anderwärts vorgelommen waren, wird man aber 
doch nicht mehr wieder einführen dürfen; Die 
Veredlung muB das rafhere Wachsſthum, die 
Frühreife und die Syleifchvervolllommnung im 
Auge behalten; für die Schweinezudt kann auf 
die Kulturracen nicht mehr verzichtet werden, das 
Halbblut darf aber nicht mehr überfeinert fein; 
das Landichwein muß das lebergewidht bei der 
Kreuzung behalten. 


734 


Da, wo es auf Ferkelzucht ankommt, alfo auf| mageren Fleiſches zu ihrem 


—* Fruchtbarkeit, iſt in der Richtung mit Berk— 
hires und Maskenſchweinen, worüber ſchon be— 
richtet worden war, weiter fort zu fahren, zumal 
die Thiere dieſes Halbbluts auch am wenigſten 
die Jungen gefährden, für die Maſt aber hat 
England wieder zuerſt die richtige Form für die 
= unft gefunden und andererjeit$ Amerika eine 
ucht geliefert, welche als die höchſte Stufe der 
zuläffigen Veredelung mit chineſiſch indiſchem Blut 
elten fann und deshalb raſch allenthalben hin 
I verbreitet hat. Dieſe zwei Nacen find: 

1) Das TammworthH- Schwein, zuerft von 
Allender, dem Gründer und Leiter der Aylisbury— 
Dairy Company in London, anderen Racen vor— 

ezogen und durch Anzucht vervolllommnet. Dieje 
ace, aus verbliebenen Reiten ber älteften ein= 
geborenen Schweinerace Englands, war bis dahin 
verdrängt worben und faft in Wergeflenheit ges 
fommen ; fie ift rafch in Mode gebracht worden, 
als Allender die erften Thiere feiner Zucht auf 
den Ausftellungen der Sönigl. Aderbau= Gefell- 
ihaft vorführte; 1883 glänzte fie fhon in New— 
ort, wenig fpäter fam fie nah Dänemarf, 

chweden, Rußland uud wieder zu uns, nachdem 
ihon im Jahre 1852 Baron v. Biel auf Zierow 
und Weitendorf in Medienburg Tammorths, ge- 
wöhnlih als rothe Berkshires bezeichnet, ein— 
geführt hatte, weil fie durch ftärlere Behaarung 
wiberftandsfähiger gegen die Einflüſſe des nord» 
deutihen Klimas find und faft die gleihen Vor— 
züge der engliihen Hodkulturrace zeigten. In 
Großbritannien hat dieſe, nie mit chinefiichem 
ober romanifhem Blute vermiſchte Race, welde 
die Geftalt der weißen mit ber MWiberftands- 
fähigkeit der ſchwarzen Race vereinigt, erft vor 
wenigen Jahren die Anerkennung als Felbftftänbige 
Race erhalten und eine beiondere Abtheilung auf 
ben Ausftellungen erlangt. 

Sm englifhen Herbbud Band I find nur zwei 
Eber und zwei Sauen diejer Racen angeführt und 
barınter eine Sau von Mr. Joj. Norman in Tame 
worth, welchem Orte die Benennung entlehnt worden 
if. Die Königl. Landw. Gejellihaft hat jegt 
für bie Schweine die folgende Gintheilung: 
I. Große weiße Race, Large white Breed, 
II. Mittlere weiße NRaffe, Middle white Breed, 
III. Sleine weiße Race, Small white Breed, 
IV. Kleine ſchwarze Nace, Small blad Breed, 
V. Berkſhire Rafje, Berkihire Breed und VI. Tam: 
worth:Raffe, Tammorth Breed. Bon diefer wird 
verlangt, daß ihre Farbe roth mit dunklen Flecken 
auf der Haut fein fol. Die Preisrichter auf der 
Schau in Norwih, 1886 Juli, urtheilten bei 
der Abtheilung „ſchwarze und rothe Schweine“ 
über die Tamworth's: „Dieje guten Sped: 
ſchweine verbeſſern fih im ihrer Größe und 
Fettheit auf jeder Echau, aber die Zahl ihrer 
Aussteller nimmt nicht zu. Diele harte Schweine: 
race (inzwischen vielfach prämiirt mit erjten Preijen) 
icheint nur einen Aniprud auf die Gunft des 
Publikums geltend machen zu fönnen und dieier 
Anſpruch gründet ſich auf das Verhältniß ihres 


Schweinezudt. 


ett. Wenn es ſich 
um dad Verhältniß bes Fleifches zu dem Gewichte 
ber Knochen handelte, jo mwürbe fie ihren An: 
ſpruch auf Anerkennung kaum behaupten können: 
nichts beftoweniger zeigte fie im Laufe der legten 
Sabre eine erhebliche Berbefferung!! 

Neben der Eigenthümlichkeit, beim Schlachten 
ein höheres Prozent mageren ?Fleiiches zu er 
geben, wird ben Tamworth : Schweinen nachge— 
rühmt, daß fie rafhwüchfig und hart jeien, eine 
große Anzahl von Jungen (zehn bis fünfzehn) 
werfen und gute Zuchtmütter abgeben. Sie find 
nicht ſehr dicht, aber gleichmäßig behaart, das 
Haar ift von rother Farbe. Der Rüffel ik 
iemlich lang. Ueber das Gewicht liegen folgende 

ngaben vor. Fünf zu einem Wurfe gehörige 
Ferkel wogen im Alter von 5!/s Monaten durd: 
jchnittlih je 240 Pfund engl. (= 1085 ke). 
In gewöhnlicher Weiſe — nicht für Ausftellungs: 
zwede — gefütterte Schweine wiegen nad An: 
gabe eines Züchter im Alter von 12 Monaten 
400 bis 500 Bfb. engl. (= 180 bis 225 kg) 
Eine Sau, die, nachdem fie ſechſsmal geferkel: 
hatte, gemäftet wurbe, erreichte ein Gewicht von 
800 Pb. engl. (= 360 kg) Die von Herm 
Allender gegründete Zucht ift auf die Aylesbury 
Dairy Company übergegangen und wird auf ber 
eigenen umfangreichen ‚ weldhe bie Gefel: 
Ihaft in Horsham in Suffer befigt, in großem 
Maßſtabe fortgefegt. 


2) DasPolandb-China:- Schwein, ald ber 
befte Futterverwerther unter allen Schweineracen 
ber Welt gerühmt, ftammt aus Miami: Ballen 
in Obio; bajelbft gab es bis zum Jahre 1816 
die weißen Ruſſia uud Byfield-Zuchten mit 
ben beiten Landſchweinen gefreuzt, dann 1816 
das erfte chineſiſche Blut (Big-ChinasHog), 18% 
—— 1840 Iriſch-Grazier-Schweine zur 
Veredelung und von 1845 nur noch Reinzudt 
mit dem aus biefen Miichungen erzielten Blute; 
den Namen entlehnte Farmer Nelſon einem Polen 
Volander, von welchem er einen Eber gekauft 
hatte; von etwa 1870 ab ift das Poland-China— 
Schwein aud in Deutichland befannter geworben 
und im Jahre 1885 mwurbe bier eine Vereinigung 
ber Poland - China » Schweine» Züchter zu bem 
Zweck gegründet, ein Herdbuch anzulegen, perio- 
diſche Veröffentlichungen zu veranftalten, Schriften 
zur Empfehlung zu veröffentlichen, Zuchtthiert 
unter den Mitgliedern auszutaufchen und auf Aus: 
ftellungen die Intereſſen der Züchter zu ver 
treten. 9. 2. Fund in Boy, 9. Klotz in Elmen: 
lohe, A. Wittelind in Borſtell (Holftein) find 
jegt die befannteiten Züchter zur Abgabe von 
Zuctmaterial. Vorftand der Mereinigung iſt 
v. Nathujins:Althaldensleben. In Amerika giebt 
es die Obio Voland China Heerdbuch Gejellicatt, 
deren Sekretär M. Bonkham ift. A. Wittelind 
hat die eriten Polands im Jahre 1879 direft 
von Amerika bezogen; fein Urtheil lautet, dat 
die Thiere in jedem Alter leicht fett erden, 
den größten Ertrag an Sped und Fleiſch vom 


Ehmweinzuht— Schweiz. 


735 


Butter geben und fi vorzüglih zur Kreuzung | haben wenig neue Thatſachen gefördert. Milch 


eignen. 
Die im Ganzen den Berkihires ähnlichen Thiere 
find ſchwarz mit weißgelben Abzeihen an ben 
Seiten von Kopf, Hals und Füßen, einfarbig 
am beliebteften; die Haare find dicht, glänzend, 
fräftig an den Haldjeiten gerollt, auf bem Rüden 
als Borſte; der nicht zu große Kopf it keil— 
fürmig, der Naden did, voll und gut an den 
Schultern figend, die Bruft breit genug, ber 
Leib tonnenförmig gerundet; die Ohren find 
Klein, pers die Rippen gut gewölbt, die 
Scentel find gut fleiihig bis zu den Haden, 
ut gerundet, die Beine fein nnd kurz. Fein— 
nochigleit, Fruchtbarkeit, Sutmüthigkeit und Flink— 
heit werden als charakteriftiih hervorgehoben. 
Der Vorwurf, daß die Thiere zu weichlich feien, 
wird mit dem Hinweis auf die Schweiz, in wels 
er Polands die Alpfahrt vortrefflich überftanden 
aben, nur ald Folge der ausſchließlichen 
talfhaltung bezeichnet ; die Polands müſſen viel 
im: Freien In: fie find genügfamer als andere 
Schweine und brauden deshalb weniger — 
Das Fleiſch iſt kernig; die Berliner Metzger 
achten es gleich dem der Bukonyer Schweinen. Aus⸗ 
gewachſene Thiere erlangen Schlachtgewichte bis 
u 800 kg; Klaue⸗Oldenburg hatte von einer 7 
nate alten Sau 102kg und 17 Proz. Schlacht⸗ 
veriuft, von 20 Monate alter 227 kg und 13 
Proz. Schlachtverluſt und von 31 Monate alter 
255 ı5 und 15 Proz. Schlachtverluſt. Nad U. 
Kubelka find die Körperverhältniffe einer Sau in 
em: dinge 25, Hals bis Schwanziwurzel 130, 
göbe ber Borberbeine 30, Bruftumfang 175, 
chumfang 185, Umfang in der Länge 297. 
Das Lebendgewicht war 236 kg; dieſes gab 6 k 
Blut, 2 kg (Singeweide, 85.5 kg Fleiſch un 
‚ 106.5 kg Fett und Sped; der Sped 
war Naden 13, im Nüden 11.5 cm ftarf. 
In Hohenheim wurden von 3, am 28. Mai 
1888 in Loy geborenen Poland-Sauen bis zum 
1. Juli 1886 zufammen 122 Ferkel, durchſchnittl. 
jährlih 15.2 und 17.6 und vom Wurf 7.6 bis 
88 Stüd erhalten; krepirt find 28.6 Proz. ba- 
von. Zwei andere in Hohenheim geborene Sauen 
biefer Zucht gaben, ®, Jahre alt, 18 und 14 
Ferkel und davon konnten 9 und 10 im Alter 
von ale verfauft wurben. VYorkſhires gaben 
rg durchſchnittlich jährlich 18.8 und vom Wurf 
9.1 Ferkel, aber nur 9 und 9.5 im Alter von 
6 Wochen, Landſchweine jährlid 18.6, vom Wurf 
9.3, und 16, bezw. 8 Stüd im Alter von 6 
Wochen. 
Sn dem 1886 bei H. * in Oldenburg 
chienenen I. Bande des Deutſchen Poland—⸗ 
China⸗ Schweine⸗Herdbuchs find 166 Eber und 
326 Sauen aufgeführt. 
Weber den Betrieb der —— iſt wenig 
u ſagen; Ferlelzucht und Maft bringen allent⸗ 
haben bei halbwegs richtigen Einrichtungen guten 
ewinn; mit Schweinen laſſen fich meilt bie 
einträglichften Betriebe ber Viehzucht erzielen. 
Die unaudgeiegt fortgeführten Fütterungsverfuche 


und Moltereiabfälle, Buchweizen, Gerite, Erbien, 
Mais, Hafer, Mleiearten und Schmwarzmehle, 
Kartoffeln, gedämpft und roh, Topinambur, Lein— 
famen= und Fleiſchmehl, Eicheln, Bucheckern und 
Kaftanien bleiben die geeigneten Futtermittel und 
laffen mit Abfällen aus Haus, Garten u. f. mw. 
* Gewichts-Zunahme raſch und lohnend er— 
reichen. 

In einzelnen Gegenden haben in der neueſten 

eit verheerende Krankheiten die Erfolge der 
Schweinezucht weſentlich beeinträchtigt und den 
Beſtand an Schweinen mehr wie dezimirt. Vgl. 
Vereinigte Staaten von Amerifa und 
Baden. Ym Juli 1886 brad die gefürdhtete 
Schmweinepeft in Malmö in Schweden aus; 
raſch im ganzen Lande verbreitet, fam fie dann 
bald n. Dänemark; zuerft auf die Inſel Amager, 
dann nad) Kopenhagen, auf die anderen Inſeln and 
ulegt nah Horjens in Jütland. Im Deutichland 
at bis jegt das fofort erlaffene Einfuhrverbot 
por der Gefahr — Ueber die Art dieſer 
Krankheit und über den ſie veranlaſſenden Pilz 
find die Unterſuchungen noch nicht abgeſchloſſen. 
Anfange ſind die Krankheitserſcheinungen gleich 
denen des Rothlaufs, io daß vielfach die Frank» 
heit als ſolcher betrachtet und behandelt worden 
iſt, im weiteren Verlauf nimmt ſie mehr den 
Charakter der in Amerika gefürchteten Schweine⸗ 
peſt oder ben ber in England in ben letzten 
Jahren verberblich gewejenen Schweinejeucdhe an. 
Man bezeichnet fie jegt ala Schweinepeit unb als 
eine befondere Krantheitäform. 

Literatur. G. May, „Die Schwein —* 
praktiſche Anleitung zur Racen⸗Auswahl, 2 t, 
Ernährung, Haltung und Maft der Schweine“, 
Berlin 1880, 8.10 Mt. Fr. Peters 
Siedenbolletin, „Abhandlung über Schweines 
uht und Schmweinemaft“, Wismar 1880, 1.24 

art. — €. er „Studien über das 
Schwein“, Wien 1882, — DO. Nhode, „Die 
Schweinez. . ihrem jegigen rationellen Stand» 
puntt“, 8. Aufl., Berlin 1884, 11.16 Marl. — 
B. Roft, „Praktiſche Anleitung zum rationellen 
fiheren und einträglichen Betriebe der Schweine» 
zucht”, Kaſſel 1881, 1.86 Mt. 


Schweiz, Föderativ-Nepublit, I. Größe 
und Bevölkerung: 41,346.5 qkm, 2,846,102 Einw. 
(1,451,476 weibl.) nad der Zählung von 1880 
(neuere giebt es mit), auf 1 qkm 69 Einw. 
(Baiel Stabt 1818, Genf 364, Appenzell Außer: 
Rhoden 215 als bdichtefte, Uri 22, Wallis 19 und 
Graubünden 13 als ſchwächſte Bevöllerungen ber 
Stantone). Ueberſchuß der Geburten von 1880 bis 
1886 zufammen 148,961 Köpfe, Auswanderung 
in diefer Zeit etwa 80,000 Berfonen, alſo Vers 
mehrung jeit 1880 einſchließlich Einwanderung 
etwa 70,000 Köpfe. Die Auswanderung ift eine 
abnehmende — 18838 noch 18,502 Köpfe, 1886 
nur noch 6342 Berfonen. Bon der Bevölkerung 
waren 2,685,067 Schweizer und 211,035 Aus» 
länder, davon Deutjche 95,262, Oeſterreicher 


736 


128,224, Italiener 41,645, Franzoſen 53,653, 
Nah der Religion gab es 1,667,109 Broteftanten, 
1,160,782 Satholifen, 7373 Ssraeliten, 10,538 
ehörten anderen Belenntniffen an. Deutih 
ſprachen 2,030,792, franzöſiſch 608,007, italieniſch 
161,923, romaniſch 38,705 und 6675 Perſonen 
famen auf andere Spraden. 

Die größten Städte haben (mit Borftädten) 
Einwohner: Zürich 89,304, Genf 72,819, Bajel 


Schweiz. 


' 72,304, Bern 49,410 Zaufanne 32,588, Chan-de: 
ı Fonds 24119, St. Gallen 24,579, Luzern 20,040; 
‚bon 10,000 bis 17,000 haben nod 7 Stäbdte, zui. 
' zählen die 15 Städte mit über 10,000 Einwohner 
‚ eine Bevölkerung von 388,424 Köpfen. Gemeinden 
ı mit über 2000 Ginwohner giebt es 229 (32 mit 
510, 

Dem Beruf nah kamen im Jahre 18% 
(1 Dez.) auf 


Bergbau u. f. mw. 11,719 (Erwerbende 4303, Hausgeſinde 30, Angehörige 7332) = 0,41, 
Bandwirthichaft u. ſ. w. 1,138,678 ( „ 546,462, „ 28,031, „ HI) ll, 
ee Jagd Fiicherei 17,70 ( „ 974, ® 187, R 24,664) = 0,62, 
Induſtrie, Bergwerke 2c. 1,057,889 ( „ 535,424, „ 16,876, „ 505,589) = 37,16, 
Handel und Verkehr 31843 ( „ 143,703, „ 19,731, „ 242,155) = 1121, 
Berfönl. Dienftleiftungen 30,016 ( „ 18,442, m 233, — 11341) — 10%, 
Beamte, Wiffenich., Künſte, 

Heilmeien u.f.w. 115,969 ( 45,258, „ 55,998, 57,411)= 48, 
Nentierd u. Privatierd 56,055 ( 26,694, „ 11,388, 17,973) = 1%, 
Sonitige 99,693 — 349, 

2846100 ( „ 134340, „ 872708, „ 1215,36) = 10), 


II. Behörden: QYundesverjammlung mit 
National: und Ständerath: Bundesrath; Bundes— 
fanzlei; Departements des Bundesraths für 
Politik, Inneres, Juftiz und Polizei, Militär, 
Finanzen und Zölle, Handel und Landwirthſchaft, 
Poſten und Gifenbahnen. Eidg. Statift, Bureau. 
Bundesgericht. Militär: Waftenchef3 für Infan- 
terie, Ravallerie, Artillerie, Genie-Staatabureau ; 
Chef der topograph. Abtheilung und techniiche 
und adminiftrative Wbtheilung, Ober: Feldarzt, 
Ober: Pferdearzt, Ober-Kriegskommiſſar, Ober: 
Auditor, Ober-Inſtruktoren für Infanterie, Ka— 
vallerie, Artillerie, Genie, Sanitätötruppen, 
Verwaltungstruppen. — Deutiche Vertretung; 
außerordentl. Gejandter u. bevollm. Minifter mit 


Legations-Sekretär und Militär-Nttache ; Konfule | 


in Bafel, Genf, Zürich. 

II Kultus und Unterridt. Römiſch— 
fatholiihe Biihöfe in Baſel, Chur, Laufanne, 
St. Gallen und Sitten. Alts⸗katholiſcher Biſchof 
in Bern. Schulrath für das Eidg. Polytechnikum 
in Zürih; 4 Univerfitäten (2500 Studirende, 
500 Dozenten), Yalultät für Altkatholiken in 
Bern (jeit 1874), 32 Mönchs-, 53 Frauenklöſter, 
438 und 2132 Inſaſſen. 
33 Lehrerſeminarien, theologijche Lehranitalt in 
Luzern, Rechtsſchule in Freiburg, 4 ſonſtige theo— 
logiſche Lehranſtalten, 11 techniſche Induſtrie— 
ſchulen, 12 Handelsſchulen, 7 Muſikſchulen. 
Volksſchulen vortrefflich, Unterricht obligatoriſch 
und unentgeltlich, konfeſſionslos. Oberaufſicht 
vom Bunde. Im Jahre 1882 gab es 485,790 
ſchulpflichtige Kinder, von welchen 474,878 oder 
97,80 die Schule beſuchten, 434,080 in Primär: 
ſchulen mit 8365 Lehrkräften, 20,131 in Selun— 
darihulen mit 1448 Lehrkräften, 12,103 
Privat: und 8564 in Mittelihulen (Kantonsſchulen, 
Gymnaſien, Induftriefchulen u. ſ. w.). Handfertig— 
keits⸗- und Fortbildungsſchulen zahlreich. Winter: 
thur hat ein Technikum; Thierarzneiſchulen giebt 
es in Zürich und Bern. Landw. Unterricht wird 
in vielen Volksſchulen ertheilt, die höhere Lehr: 


3 BPriefterjeminarien, | 


in 


anftalt ift am Polytechnikum in Zürich; landw. 
Schulen haben Bellinzona, Chur, RüttisZollitofer, 
Stridhof bei Zürih, Verſuchsſtationen Rütti, 
Zürih, Laufanne, (für Mild), vorzüglich ein: 
gerichtete Samentontrolftation im Prachtbau bes 
Polytehnitums, agritulturchemiſche Station, Ber: 
ſuchs-Flächen im landw. Garten dafelbft und bei 
der Nderbauihule in Stridhof, desgl. Station 
auf den Alpen bei Trimmis in Graubünbdten, 
über 1700 m hod) für Alpenweidepflanzen und im 
Robbenhäuſer Moor bei Wesiton für Pilanzen 
zu Streumwieien, bezw. Aniagen von Streuriebern. 
' ulturtehniicher Kurſus am Polytechnikum. Forſt⸗ 
ſchule in Zürich. 

| Bereindwejen Zwei Zentralvereine, der 
Schweizer landw. Verein und die Federation 
i des Soicet&s d’agriculture de la Suisse romande, 
| zahlreide Bezirks: und Lofalvereine, 20 Garten: 
| baus, 10 Weinbau:, 20 Bienenzuht:, 6 Bierde 
zucht⸗ und Renn⸗, 15 ThierichugsBereine, 6 thier: 
‚ärztliche Gejellihaften, 1 Yoritw. Verein u. j. m. 
IV. Induftrie. Noch immer jteht in dieſer 
Beziehung die Schweiz jehr hoch, wie ſchon das 
Verhältniß der induitriellen Bevölkerung beweiſt; 
j. darüber die früheren Mittheilungen. Erſchwert 
wird neuerdings den Schweizern die Konkurren; 
mit dem Ausland durch die bedeutenden Zoll: 
erhöhungen außerhalb, jo daß man auch im ber 
Schweiz zur Erhöhung der Zolljäge fih_ ent 
jchließen mußte. Der Kampf um bie Tarif— 
erhöhungen war ein harter (1881), dba Yan 
wirthe und Industrielle entgegengeiegte Intereſſen 
verfochten haven. Für die landwirthichaftliden 
Intereſſen war nicht minder wichtig der amp! 
um das neue Alloholgeieg; vergl. Brannt— 
weinbrennerei. Andererjeits hat das Fabrikgeſer 
von 1877 den Arbeitern die weitgehenditen Rechte 
verliehen: — Arbeitszeit nur bis 11 Stunden, 
volle Sonntagsruhe, Beſchränkung der Frauen: 
und Slinderarbeit, ftrenge Auffiht durch Die 
Fabrikinſpektoren. Das neue Haftprlichtgeleg von 
1881 trat ergänzend zu diefem Gejege. 





Schmeiz. 


Die Erzeugung von Branntwein wird zu 2,11 
pro Kopf der Bevölkerung angegeben, bie von 
Bier zu etwas über 1,1 Mill. hl, ber Verbrauch 

u 85,5 1 pro Sopf, bie Ausfuhr zu 12,600 hl. 
du Jahre 1885 wurde in Hohdorf die erfte Zuder: | 
abrit mit engliihem Kapital begründet. 

Bon Intereſſe ift die in bem letzten Jahren | 5 
veröffentlichte Statiftif über bie Gasthöfe bezüg- 
ich des großen Fremdenverkehrs gegenüber viel: 
fachen Beſchwerden. 1002 Gafthöfe hatten 58,187 
Betten, 16,022 Angeftellte — 6630 männl. und 


9392 weibl. — 3195 Mil. Fr. Kapital, 52,8 
— Fr. Einnahmen (23,8 il. r. für Nah: 
mittel und Getränfe) und 16 u! Fr. oder, 


53 roz. Reingemwinn. 


V. Finanzweſen. Staatsrehnung für 1886. | | 
Do 16 Fr., SS 


Einnahmen 61 Ausgaben 58,067 ,506 | 
., Heberichuß 3,029,990 Fr., 
‚670,616 Sr. Aftiva 65,966,173 Fr., 
29,295,557 Fr. Stati⸗ 
ſtiſche Angaben über die Finanzen der Sans 
tone fehlen. Unter den Ginnabmen in ber 
Staatörehnung kamen auf: Erträge von Immo— 
bilien, Betriebstapitalien u. ſ. w. 1,213,150, auf 


allgemeine Verwaltung 25,465, auf "Bürgerrechte: 


erwerbungen 15,575, Yuftiz und Polizei 676, 
nneres Schulgelder u. j. mw.) 811,812, Militär 
‚933,098 (Bierderegie 202,228, Ronftruftions: 

ütten 369,135, Munitionsfabriten 1,885,989, 








Staatsichulb 
lieber: | 





7137 


nanzen und Zölle 32,074,3856 (Bulververwaltung 
565,150, Mün verwaltg. 7,641 ‚099, Militärpflicht- 
€ rfaßfteuer 1,334,808, Banknotenfteuer 138,161, 
Ölle 22,395 ‚167), Handel u. Landwirthſch. 67, 182. 
often ‘2%, 110,000, ZTelegraphen und Telephone 
rn: Gifenbahnen 46,961 ufälliges 
2 Die Ausgaben find für Staatsſchuld 

1, 867,429, Allg. Verwaltung 738,843, Politisches 
Departement 398,694, Inneres Dep. 3,905,509, 
Juſtiz und Polizei 48,221, Militär 18,192,624, 
Finanzen und Zölle 10, 549, 497, Handel und Land: 
wirtbichaft 899,294, Boften, — Tele⸗ 
Bi I * ſ. w. 21,466,298 , Unvorbergejehenes 


eerwejen. Bundesheer: 
rien a) den Bundesauszug ( — 
von 20—32 Jahren b) die Landwehr (33 bis 
44 Jahre). — Der Gejammtbeftand des Heeres 
war zu Anfang 1887 Auszug 120,398, Landwehr 
81,435, zufammen 201,828 Mann, "davon In⸗ 


| fanterie 158,969, Kavallerie 5612, Artillerie % ‚910, 


Genie 6268, Sanitätstrnppen 2440, Verwaltungs: 


| truppent 1294 und Offiziere und Unteroffiziere 


zur Verfügung 387 Mann. 


VI. Handel: Speziaihandel 1886 ** 
799,230,000 Fr., Ausfuhr 667,424,000 Fr. (dom 
Deutichen Neich 261, 170,000 und 159, 856,000 Kur 

bem Deutiäen Reich), davon Genußmi el 


Waffenfabril 370,063, Sonftiges 505,738), Fir Th ere u. ſ. w. 

Einfuhr 265.137 und Ausfuhr — alſo Mehreinfuhr 160.079 Mill. Fr.; ; Robitoffe u. ſ. w. 
„ 882.822 a 397.873, aljo Mebrausfuhr 15.051 „ 3 brilate u. ſ. w 
57.549 „ - Tag, alſo 59.742 „ erſchiedenes. 


» 53.100 „ " 


In der Schweiz wurde viel darüber geklagt, 
daß die Mehreinfuhr jo bedeutend ſei; für einen 
Lebensmittelbedbarf von 700 Mill. Fr. find 200 
Mill. Fr.oderfait 30 Pro 
Brotfrucht fogar 42,5 


Luzern den Bedarf zu deden vermögen. 
BZujammenftellungen Ta „Bund“ machten von! 
landwirthichaftlichen Erzeugniffen Klee: und Gras: | 
famen, Heu, Stroh, Laub und Schilf, Deljamen | 
und Delfrüchte, Speiſeöl, Schweinefhmalz, Eier, 
Geflügel, Wildpret, Wuritwaaren, Kartoffeln, 
Gemüſe, Obft friih und gedörrt, Tabatblätter, 
Melaſſe, 
Sprit, Branntwein, Wein, 
Roſinen, alle Getreidearten, 


Weinbeeren und | 
Mehl, Schafe und 


iegen, Schweine und Ferlel, Mferde, Rindvieh | Einfuhr, 


über 60 kg 
Schwer, — Vieh über 150 kg ſchwer, Wolle, 
lachs und Hanf Mehreinfuhr nöthig (DVieh | 
1,021,285 Mill. Fr.) und gab es Mehrausfuhr 
nur für Butter (499,740), Stäle (36,280,505), 
fondenfirte Milch (13,342,749), Kälber unter 60 kg 


(256,478), frifches Fleiich (4, 177, 175), rohe Häute. 


(4,354,964) u. Liqueurs (192,84). Yon 20 Proz. 
des Bedarfs in den Jahren 1861:1865 ift Die 
Ginfuhr von Getreide auf 42,5 Proz. geftiegen. 


Landw. Konveri.-2erifon. Spesial-Supplement. 





Nach | begehrt und gut bezahlt, 


Syrup, Zuder, Hopfen, Malz, Bier, | 1884 Mehrausfuhr. 


17. 419, alſo Mehreinfuhr 35.681 „ " 


1887 hatte 4,312,147 mtr. Einfuhr zu 92,5 
Mil. Fr. Für landiv. Maichinen ift die Einfuhr 
feit 1870 um das 3facdhe geftiegen unb bie Aus: 


. Einfuhr — von | fuhr bat fih um das SOfadıe vermindert. Wein, 
roz. im Durchſchniti, da Bier, Sprit und dergl. wurden 1887 über 100 
nur die Kantone Scha haufen, Solothurn und | Mill. 1 eingeführt. 


Vieh * zwar zunehmend 
z. B. Simmenthaler 
Buͤllen, 1 Jahr alt, mit 350— 1200 Fr., Rinder 
mit 600—1200 Fr. u. ſ. w., aber in bedeutenderem 
Grade ein fh 1887 zufammen 179,470 Stüd 
Mebreinf uhr zu 29,929 Mill. Fr. Werth. Der 
Handel mit Deutjchland * 1882 eine Wehr⸗ 
einfuhr von 458 Stüd Dich, 883 von 1169 Stüd, 
Im Jahre 1886 wurden 
4802 Kühe, 653 Bullen, 8624 Ochſen, 8924 Stüd 
Jungvieh, 469 Kälber unter 6 Wochen alt als 
zufammen 23,472 Stüd und als Aus: 


ihwer, Schlahtvieh über 150 kg fuhr 40,027 Stüd, 6,5 und 7,5 Mill. Fr. an Werth 


verzeichnet. Zunahme giebt es für die Ausfuhr 
in Käſen — 1810 mur 5000, 1887 aber 273,860 
mtr. (nad dem Deutichen Neiche 48,916), bei 
nur 11,470 mtr. Einfuhr; die Butterausfuhr 
nimmt ab (1887 nur 13,982 m3tr.), die Ausfuhr 
von fondenfirter Milch war 1875 — 42,618, 1887 
ion 121,312 kg, 1884 am größten (146, T5mStr. ) 
Obft kommt in guten Jahren mit 250,000, im 
ſchlechten nur bis herab zu 70,000 Ztr. in Aus— 
47 


738 


fuhr, die Einfuhr ift 50,000 bis 140,000 Ztr., | 
Dörrobft hat in 0 Jahren ziemlich die gleichen | 
äufem, für Ausfuhr 1500 bis 7600 m$tr., die | 

infuhr war Anfangs 2200 und ift jegt 31,000 | 


tr. 

VIII Verkehr. Eijenbahnen : Ende 1885 Nor: 
malbahnen 2784 km, frembe Bahnen 64km, Kapital 
eingezahlt 1048.628 Mill. Fr., Reiſende befördert 
24.183 Mill, Güter, Gepäd und Thiere 7.493 Mill. 
Tonnen, Einnahmen 73.737 Mil. Fr., Ausgaben | 
39.578 Mil. Fr., Poſt: Bureaus 813, Poſtab— 


Schweiz. 


Roheijen 70,000, Anthrazit 40,000, Braun⸗ und 
Sciefertohlen 60,000, Asphalt 140,000, Kod— 
falz 400,000. 


X. Landwirthſchaft. In den legten Jahren 
find große Anftrengungen gemadht worden, um 
die aud in der Schweiz empfundene ungünftiar 
Lage der Landwirthe zu verbeflern, der Inter: 
ichied gegen andere Länder tft nur ber, daß bie 
ſchweizeriſchen Landwirthe hauptiählih an die 
Selbfthilfe denken und zu diefer die Hebung des 


lagen 2174, Agenturen im Ausland 18, Beamte | Unterrichts jeglicher Art als das geeignetite Mittel 
6116, Reijende beförbert 769,203, innerer Verkehr | betradyten. Sie haben zwar mit voller Energie 
89.924 Mill. Sendungen (58,381 Briefe und | bei den Verhandlungen über Zollerhöhungen in 
Roftkarten), Geldanweifungen 255.123 Mill. Fr., * e der ringsum durch höhere Zölle erſchwerten 
internationaler Verkehr 111.388 Mill. Sendungen | 2* ihre Wünſche zur Geltung gebracht, aber 
(Briefe und Poſtkarten 31,477), Geldanweifungen doch nicht auf Koſten Anderer Begünftigungen 
30.07 Mill. Fr. — In der Schweiz ſind ſolche auch nicht 
Telegraphen-Staatslinien 7025 km, 17,063 km | erreichbar, da die minder bemittelten Klaſſen und 
Drähte. 1335 Stationen, 1733 Beamte, De: | die Konjumenten überhaupt nicht minder rührio 
peichen im Inland 1.793937, international 95,693, ihre Intereſſen zu wahren verftehen und die Yand- 
Tranfitdepeichen 326,993, Dienftdepeichen 106,608, | wirthichaft bei weitem nicht in der Lage ift, dem 
uſammen 3,184,470. Ginnahmen 3.293 Mill. Fr., | inländiihen Bedarf an landw. Erzeugniffen zu 
usgaben 2.78 Mil. Fr. genügen; vergl. u. Handel. Die beit ber Dar: 
. Bergbau. Diejer ift nach wie vor mur |ftellung im Hauptwerke vorgekommenen weſent— 
unbedeutend; die Hauptförderung ift in mZtr.: lichiten Veränderungen find: 


Die Bodenvertheilung ergab im Jahr 1886: 


Acker- und Gartenland 632,700 ha = 15,3 Proz. der Fläche, 1878 = 14,0 Proz. 
Rebland 283950, = 0, — = 0, * 
Wieſen 657,550 „ = 159 „ „ P 15,4 „ 
Weiden 818,70 „ = 198 u m > 131: 
Landw. Fläde 2,197,918 „ =517T „ „ 7, 492 „ 
Gehölze und Waldungen 821,452 „ —= 19,6 _ „ u 17,46 „ 
Kulturfläche 2,959,370 „ = 7156 „ „ 2 66,66 „ 
Gletſcher 181,925 "„ = 4,40 2 " " 
Gewäſſer, Seen u. ſ. w. 10558 „ = 340 „ „ e 
Wohnpläge u. ſ. w. 1818 „= 04 „ um 
Unland, Felſen, Schutthalden 834,584 „ = 020 „ u u 
unproduftiv 1,175,280 „ = 38,44 z A 33,34 „ 
Zufammen 4134650 „ =1W,00 „ „ z 100,00 „ 


Nach Angaben in dem „Bund“ wird für den | Fr. (1854 = 35.8 Mill. Fr.); die Koften find zır 
Kanton Bern mit rund 169%, der gelammten 80.60, (im Vorjahr zu 71.59) angegeben, der 
Fläche der Schweiz die gewonnene Ernte für 1886 | durdichnittliche Werth für 1 Juchart (0.36 ha) zu 
aeg Fr. veranichlagt (1885 — 129.280 | 1500 Fr., die Verzinfung zu 4%. Vom Rein: 
il. Fr.), der erzielte Reinertrag zu 22.837644 | ertrag famen auf 


Getreide 2,073,416 Fr., auf Handeläpflanzen 115,708 Fr., 
—— 1,051,472 „ auf die Wieſen 13,005,687 
utterpflanzen 6,352,589 „ auf das Rebland 


238,663 (vurchſchnittl. 1,375,000 hi ze 
55 Mill. Fr.) 


Die grumdpfändlid verfiherten Schulden waren 
im Jahr 1856 zuſ. 181,142,240 Fr. 
im Jahr 1886 zuf. 415,330,000 Fr. 


29,9 Prozent ) 
41,5 Prozent ) 


Das Grundfteuerfapital wird für 1886 zu|betriebene Tabafäbau 3. B. liefert für den in- 
1000.069580 Fr. angegeben. Geflagt wird über | ländiichen Bedarf der Jnduftrie nur 20— 30,000 
zu hohe Pachtpreiſe und über übertriebene Steuer: | mgtr., d. i. etwa 35.89, des zu 70,000 Sir. 
ihägungen. Daß die Erträge weientlic höher angegebenen Bedarfs. In welden Maße die 
fein könnten, räumen die landw. Blätter felbit | Mehreinfuhr von Erzeugniffen des Ackerbaues 
ein, Der auf etwa 1000 ha in der Schweiz nothwendig iſt, wurde unter Handel angegeben. 


vom Grundftenerfapital 


Schweiz — Serbien. 


739 


Da ber Kanton etwa 400,000 ha landw. Fläche 232.04 Mi. Ertrag und 57.09 Fr. oder 44.67 Mt. 
hat, jo kommen auf 1 ha nur 240.06 Fr. = | Reinertrag. 


Der Biehftand der Schweiz war im Jahr 1886: 


Verde 98,333 Stüd, gegen 1876 weniger 2602 Stüd, 
Eſel und Baitarbe 4783 „ a z 45 „ 
Rindoieh 1.211,73 „ . „  mebr 175,758 „ 
Schweine 34,451 „ u „ mer 599386 „ 
Schafe 341,632 „ j „ weniger 25,917 „ 
gjiegen 415,916 „ z „ mehr 19861 „ 
ienenftöde 207,10 „ . mehr 29,26 „ 


Unter der Viehzucht überwiegt nad) 
wirthihaft; man rechnet 
662,336 Kühe 


und 277,277 Meltziegen zu 250 1 = zui. 


wie vor an Bedeutung das Rindvieh und die Milch 


zu 2400 I = zuf. 15,896,064 hi Milchertrag 


693,192 hi Mildertrag 





im Ganzen 16,589,256 hi Miih (4% für Die Ziegen). 


Davon werden 40%, für Käſe verwendet. 


Für den Kanton Bern giebt Dr. Flüdiger in 
„das Berner Fleckvieh“ ale Beitand an Rindvich 
258,153 Stüd mit 142,799 Kühen und als Ge: 
jammtwerth mindeitens 74 Mill. an, von dem 
Beitand fommen auf das Fledvieh 216,461 Stüd 
oder 83%, Der Beitand des Kantons ift 21.39, 
des Gefammtbeftandes, welcher 
Schägung demnad 350 Mill. Fr. an Werth be— 
deuten müßte. 

Zur Literatur ift anzugeben: 





= 


der Schweiz“, Zürich 1887, 10,00 ME. und „Die 
Schweizer Ziegen und Anleitung über iu 


zucht und —— Bern, 1,20 — 
F. Merz, „Das Entlebuch und ſeine Viehzucht, 
Alpen- und Milchwirthſchaft“, Zürich 1887 


„Volkswirthſchaftliches Lexikon der 
885. — 


nah dieſer Schweiz“, Bern 1 


Seide. Nach „Bulletin des Soies“ war laut 


. Anderegg, |den Angaben der Trodnungs:Anftalten der euro: 


„Statift. Atlas d. Viehzucht und Milchwirthſchaft päiſche Verbrauh an Seibe: 

1880 — 7,196,986 kg, im Deutfchen Reich davon 622,288 kg, Kokon-Ernte in Italien 9,251,890 kg, 
1881 = 854,03 „ „ “ " " 1, " " E 266, 
1882 = 7,617, 157, „ 5 Mr „ 766,070 „ J — 8,921,490 „ 
1883 = 7,839,030 „ — „676,005 „ 5 „ „10711150 „ 


Schurit, ſ. Sprengitoffe. 

Serbien, KHönigreih. König Milan Obre— 
novif I, geb. den 10./22. Auguft 1854, regiert 
jeit 2. Juli 1878, als ei N 6. März 1882, 

Umfang 48,586 qkm. Bevölkerung (1886) 
1,970,032 Ginwohner (962,547 weibl.) auf 
1 qkm 40, in den 22 Diftriften ift die Dichtig- 
sit wechlelnd von 22 (Tobliga) bis 78 (Smebo- 
revo) auf 1 qkm. Nach der Zählung von 1884 
hatte man 1,908,350 Einwohner, der Ueberſchuß 
der Geburten ift von 1882 bis 1886 zujammen 
187,769, im Durchſchnitt jährlich 37,554 Köpfe. 
Außer der serbiichen, griechtich = fatholifchen Bes 
völferung rechnet man 105,103 Rumänen, 29,020 
Zigeuner, an 12,000 Türfen, 3500 Juden, einige 


TZaufend Bulgaren und einige Taufend fremde | 2 Realichulen, 2 Lehrerfeminare, 1 höhere 


die Skuptſchina, 100 Mitglieder, der General ber 
Armee, der Chef der amtlichen Statiftif, Kaffations- 
Rechnungs- und Apellhof in Belgrad, der Gou— 
verneur der Feſtung Belgrad, der Bolizeipräfident 
dajelbit, der Bürgermeifter dafelbft, ber Erzbiſchof 
und Metropolit, Militärftaat des Königs, Hof— 
ffaat. Das Deutihe Reid hat einen außerordent⸗ 
lihen Generallonful und bevollmädhtigten Minifter 
in Belgrad. Den 21 Streisämtern unterftehen 
81 Bezirfsämter, bie hohen ®erichtähöfe, ein 
Handels: und 22 Untergerihte. Biſchöfe giebt 
es in Niſch, Schebag, Uſchißza bezw. Kraljewo und 
Negotin; fie bilden die Nationaliynode. Das 
Unterrichtöweien zeigt eine Hochſchule in Belgrad, 
eine theol. Lehranſtalt, eine Seriegsatademie, 2 Ober» 
realſchulen, + Gumnafien, 18 Unteraymma * 


Europäer, worunter an 3000 Deutſche find. | hen⸗ 557 Knaben⸗ und 60 Mädchen-Voltsihulen, 


Die Hauptftäbte zählten: Belgrad 35,726, Niſch die fand» und 
16,187, Lestowag 10,807, Boiharewag 98374, | 
Schabak 2906, Stragujewag 9088 Einwohner, | 


7 andere Städte haben von 5 bis 000 Einwohner. 


forftwirtbichaftliche — 
Poſcharewatz, niedere landw. Unterricht⸗, Muſter⸗ 
und Verſuchswirthſchaften. 

Finanzweſen. Budget 188384. Angaben 


Stäbte giebt ed ım Ganzen 69, Dörfer 3902. in Millionen Dinar (= s0 Big.) Einnahmen 

Die Spigen der Behörden find das Minifterium | 46.000. Ausgaben 45.995, Staatsihuld 213.000. 

mit 7 Miniftern, Präſident und für Meußeres | Unter den Einnahmen find : direfte Steuern 20.000, 

und für Krieg, Finanzen, Aderbau und Handel, Zölle 5.500, Tabak, Salz, Getränffteuern 5.080, 

Juſtiz, öffentliche Arbeiten, Unterricht und Kultus. | Sporteln 2.550, eigene Einnahme aus Staats» 

Der Staatsrat, Präfident und 10 Mitglieder, | gütern, Poſt und Telegraphen 2.140, Unterrichts= 
47* 


— 


740 Serbien — Sorghum. 


fonds 2.300 u. ſ. w., unter den Ausgaben kamen Shoddn, ſ. Abfälle. 
auf Zivillifte 1.200, öffentl. Schuld 11,584, Pen: Siam, f. Aſien 
fionen und Unterftügungen 0,820, Skuptſchina und | AN k 
ech eg Ser um - Su | Silage, ſ. Ernte. 
2.03, für Unterricht u. Kultus 3.051, für Aeußeres i 
0.755, Inneres 3.238, Finanzen 1.485, Krieg — erg 3 
16.211, öffentl. Arbeiten 2.567, Gewerbe — hat neuerdings * eutend GN 
Aderbau 2.176 u. |. w. gewonnen, ala es endlid in den Ber. Staaten 
Die Armee-Neorganifation ift ſeit 1883 Yon Amerika gelungen ift, dieſe Pflanze mit ihren 
vollendet; e3 gibt die Feldarmee, Depottruppen | haunlichen — — M —— nn anf 
und Reſervearmee; die Feldarmee zählt im Frie— * es — —* race fer. Ju 
den 13,213 Mann mit 132 Geihügen, im Krieg unſerem Klima bürfte je ei der günftigf 
70,000 Kombattanten und 264 Gefchüte, die Zucergewinnung nicht daran zu denen jein, dieie 
Depottruppen find bleibende Kadres; fie liefern nd ale —— der —— —— 
für den Krieg 15 Bat., 5 Schwadr., 6 Batterien N Alan. wohl aber hat man daran % —* 
und 7 Züge Pioniere. Die Reſervearmee hat 1 — —— zu berwerthen. Ueber 
58,415 Mann, der Landfturm 60 Bataillone, die | Berth als Futterpflanze find entiheidende Ber: 
Gensdarmerie 1238 Mann. ſuche in Regenwalde im Jahr 1885 gemacht wor: 
Handel (1886). Ginfugr 42,029,379, Ang: den. Nach dem Bericht darüber von Dr. Trojäte 
fuhr 40,718,677, Zolleinnahme 3,324,480 Dinare. | yucn, kuum Bali mit amerikanifgen 
Ueber Fin: und Ausfuhrartikel |. das Hauptwerf. | Pret mn, mit badijhem Oberlänber F 
Gifenbahnen, Ende 1886: 427 km im Be: mais, mit eutſcher Ktolbenhirie, Wobar, Panicum 
trieb, 50 km im Bau. Telegraphen 2840 km | germanicum und mit ital. weißer Kolbenbirie, 
inien, 4130 km Drähte, 114 Bureaus, 478,110 | P- var. italicum, angebaut. 
Depeihen, 637,098 Fr. Einnahme, 526,782 Fr.| Die Saaten der eriten Bilanzen erfolgten am 
Ausgabe. Ueber die Post fehlen neuere Angaben. | 18. Mai; in der Mitte Juni fand das Werz 
Die Statiftif über die Erzeugnifie, die Lands | in der Art ftatt, daß auf ein qm —— 
und die Forſtwirthſchaft Fehlt, ſ. d. Hauptwerk. | 20 Pflanzen kamen, die Ernte mit der ne 
In Bezug auf das Holz überwiegt die Ginfuhr | den Blüthe, bei Pferdezahnmais am 5. Oktober, 
mit 262,450 fm die Ausfuhr von 230,359 fm. | bei Badiſchem Mais am 5. Auguft, bei Sor: 
Die Waldungen werben jett jorgjamer bewirth: | ghum am 5. Oftober; von der deutichen Kolben: 
fchaftet und mit dem Holz geht man fchonlicher um. hirſe were auf den PH je * ee 
; zu zwei Pflanzen gebradt und dieje am 
—— 1. Futtermittel. geerntet, von der italieniſchen Kolbenhirſe ie 
Shire horses, ſ. Pferdezucht. 32 Büchel und dieſe am 5. Oktober geerntet. 





Es wurden geerntet auf 1 qm bon je 100 Pilanzen: 
oWaſſer Rohfaſer Yu Nohprotein 9, Rohfett %, ftiditoffr. Ertrattit. 


— Mais 6760 g mit 84 4,74 1,28 0,34 8,69 
ferdezahnmais 9704 „ „ 36 4,04 1,03 0,32 7,68 

orghum 4500 „ „ 67 10,98 2,14 0,70 17,61 
Pan. germ. 3750,,. 7 6,40 2,00 0,50 10,20 
Pan. italic. 488, „ 78,5 8,50 240 0,60 10,60 


Die Ernten würden in gleicher Reihenfolge für | die Urſache ift, weshalb aud) die erkrankten Thiere 
einen Morgen, wie — war, ſein: 54— |jehr ſtark und bis zu tödtlichen Folgen den 
68—74—47 und 48 Ztr. Trodenfubftanz. —— zeigen; bei einem Futter von 
kg ©. täglich, müſſen fie 172 gr jalpeter: 
Nachtheile bei der Fütterung mit ©. jind öfter —— Kali aufnehmen; 60 gr wirken ſchon alt 
beobachtet und entweder nadläjfiger Ernte oder |jehr ſtark harntreibendes Mittel. Es empfiehlt 
der Aufbewahrung in verborbenem Zuftande zu= ſich deshalb, hohe Stoppeln ftehen zu Laffen umd 
geihrieben worden. In Folge von Unterfuchung |die Düngung mit jalpeterfaurem Salze und ftid: 
durch Bertholet und Andre in Paris, ergab fich, |ftoffreihen Stoffen da zu vermeiden, wo die 
daß der hohe GSalpetergehalt — 4.3 gr — im Salpeterbildung eine günftige ift. F. Meumier 
unteren Theil der Stengel, beionders im Mart, | fand in 1 kg getrodneter Stengel 
in den unteren Theilen im Fleiſch 4,96, im Markt 127,4 gr, 
in den mittleren „ x = Ei 0 - E ; 
in den oberen a e =. 2 m Wr n 
falpeterjaures Kali. Auch bei Futtermais joll untere Theil der Stengel bei beobachtetem Nad- 


unter Umſtänden ein —— Gehalt von theil abgeſchnitten. j , 
Salpeter vortommen. Zweckmäßig wird alio der | Im füdlichen Frankreich und im Algier wird 





Sorghum — Spanien. 741 


die Pflanze zur Altoholgewinnung —— 

die Franzoſen geben als dürchſchnittliche üge zu 2kg = 80,00 kg = 1712 ke Alkohol, 
; kg Futter und 1000 kg Hörner an, 0. 

Koften des Anbaues 560 ME. und als been Altohol, alfo 1436 kg Alkohol und 2500 kg 

2160 Mt. vom ha. In Arrondiff. Toulon find | Körner zu 4.75%. = 154, zul. 15% kg Alkohol, 

2500 ha mit S. beitellt und dieje liefern 1,820,000kg | 10,000 kg Futter zu 10,000 kg Heuwerth, 

reinen Alkohol zum Werth von 5.4 Mil. Fr., | 1436 Mt. Gejammtetoften und 2580 ME. Rein 

vom ha 728kg Alkohol zu 2160 a Man rechnet | ertrag. 

29,680 kg rohes Rohr, aus diefem 966 kg! Nad anderer Berechnung 


29,680 kg rohes Rohr —= 82,12 | reiner Alkohol aus Abgängen, 
4808 ausgepreßtes Rohr zu Papierfabrifation, 
6666 „ Stroh, nad Abſchälung der Rinde zu Hutfabritation und zu Streu verwendbar, 
5274 „ Knoten zu Eſſig⸗ und Garbenbanten (ihön — Seide, hochgelb für 
olle), 
5932 „ Blätter zu Viehfutter und ebenfall® zu Farben verwendbar, 
und 6676 1 Saft zu Alkohol. 


ALS Futterpflanze gewinnt man unreif 20%, reichiſchen Küftenländern; der hier aus ben Kör- 
reif 30%, Trodenjubitanz. — —— — age > 
euz& in Grignon rechnete jogar 100,000 kg dieier dem Slibowitz gleich geihägt. Die Rüd- 
— Niviere In Be * * bis 120,000 ſtände geben Futter, Brennſtoff und Material zu 
zum Werthe von 33.200 bis 40,000 kg Heu. | Papier. 


Löffler in feiner Schrift über das dinefiihe Spanien, Königreih; König Alfons KILL, 
Zuderrohr giebt für Deutihland 1800 kg Körner | Leon Ferdinand Maria Jakob 9 dor Men, 
und 60,000 kg Stengel und Vlätter ald Ertrag | Anton, geb. 17. Mai 1886, Regentin die Königin 
vom ha an. Mutter, Marie Ghriftina Dejideria Henriette 

In den unteren Donauländern wirb ©. eben: icitad Nainara, geb. 21. Juli 1858, feit dem 
falls vielfah angebaut, gbenjo in den öfter- 25. November 1885 als Regentin proflamirt. 


I. Größe und Bevölkerung. 
and und Küfteninjeln 492,230.17 qkm, 16,609,295 Einw., 32.6 auf 1 qkm (1885) 
leares 5014.11 309216 „ VB 3 5 


Canarias 727260 „ 3078. 86,1, 

aufammen 504,516.88 „ 1726254 „ mu .  ; 

In Norbafrita 35.0 „ 22 „ 730. 4 » 
Kolonien 429,120.00 „ 8.023,40 „ 18.6 „ 1 „ (fj. Amerifa, 
933,671.38 „ 25,251876 „ 270 „ 1 „ Alien, Afrika, 
zeanien). 


Villas oder Flecken, 30,386 Qugaras oder Dörfer, 


Neu erworben find 1887 etwa 150 Meilen 1 
10,798 Aldras oder Weiler), dazu zahlreiche 


Binnenland der Sahara zwiihen Gap Blanko 
und Gap Bojabor, dem Küftenftrich in Weitafrifa, | Caſerias (Meiereien, Erbgüter), Contijos rs 
fo daß bier jewt 500 engliihe Meilen Küftenlinie | güter) Quintas (Landhaufer) u. ſ. w. U 
und 75,000 engl. Quadratmeilen Land mit einem | 1500 Städte und Dörfer find verödet. 
braudbaren Hafen am Goldfluß Spanien an: | Neuere Zählungen über die Nationalität, Kons 
gehören. feifion, Beruf u. ſ. w. der Bevölkerung = es 

Die Bevöllerungsangaben über die Kolonien |niht. Im Jahre 1877 harte man 16,758,591 
find nicht vollitändig. Einwohner (8,500,298 weibl.), der Zuwachs im 
‚Das europätiche Peitland wirb in 47 Provinzen | 10 Jahren ift alſo 1,472,663 Köpfe für fand 
eingetbeilt, die Inſeln bilden 2 Provinzen. und Infeln. 

täbte mit über 10,000 Einwohner giebt e#| II. Behörden: Genat, Deputirtenlammer, 

in Feitland und Inſeln 49 mit zui. 2,288,301 | Minifterium mit Präfidenten, und Miniftern für 
Einwohner, 13.28%, der Bevölferung. Die größten | Aeußeres, Gnade und Juſtiz, Krieg, Marine, 
Städte find: Madrid mit 387,080, Barcelona | Finanzen, Inneres, Aderbau und Handel, Kolo— 
mit 243,077, Valencia mit 140,282, Sevilla mit | nien. Unterftaatsjetretär der Präfidentichaft des 
131,209, Malaga mit 110478 Ginw. Zwiſchen | Miniiterrathe. Staasrath. — Unter dem Mini— 
60 und 100,000 haben Palea, Gadiz, Granada, | fterium des Neußern: Unterftaatsiefretär, Chefs 
Murcia, Zaragoza, zwiſchen 20 und 50,000 .haben | der politiihen Mbtheilung, der Abtheilung für 
16 Stäbte. | Verwaltung und Buchführung und ber Abtheilung 

Man zählt 9265 Munizipalitäten oder Ges | für Handel, Einführer der Gejandten. Unter dem 
meinden, 46,060 Orticaften (169 Städte, 4707 | Miniftertum der Gnade und Juſtiz: Unterftaats- 














zei 







m 
ſelretär und 8 ———— 9 Erzbiſchöfe, in 
Toledo Kardinal. Oberſter Gerichtshof. Unter 
dem Minifterium des Krieges: Unterftaatsjefretär, | 9 
r — Kriegsgericht, 9 Generalkapitãne, General⸗ 
fir Sn des Generalitabs, 10 Generaldirektoren 
anterie, Kavallerie, Artillerie, Ingenieur: 
Biritgere, Invaliden, Juftiz, Karabiniers, 
ber Sanitätöwejen, Unterrichtsweſen. 
ri —— —— der Provinzen, Gouvernements 
und Generaltapitäne in Cuba, zweiter Chef der Ge— 
— merallapitannerie und Kommandant der Havana, 
-— Gouverneur und Generaltapitän von Portorico, 
desgl. don den Philippinen. Unter dem Minifterium 
der Marine: Unterftaatsfelretär, Admiral, 7 Vize— 
admirale. Unter dem Minifterium der Finanzen: 
Unterſtaatsſekretär, Generaldireftoren für öffent: 
Be Shot, Steuern, Zölle, öffentlihde Schul: 
den. Unter dem Miniftertum des Innern: Unter: 
ftaatsjefretär, Generaldireftoren für abminiftra= 
tive Abtheilung, Posten nnd Telegraphen, Wohl- 
—thätigkeit und Gejundheitspflege, Gefängniffe. 
Unter dem Minifterium des Aderbaus und Handels : 
Generaldirettoren der Abtheilungen für öffentl. 
Unterriht, Aderbau und Induſtrie, öffentliche 
Arbeiten, Inſtitut der Geographie und Statiitif. 
Unter dem Minifterium für Kolonien: 
ſtaatsſekretär. Hofſtaat. Deutſche Vertretung: 
außerordentlicher Geſandter und bevollmächtigter 
Miniſter, Legations-Rath, Militär⸗Attaché, Arzt, 
Kanzier. Konſule in Alicante, Almeria, Barce— 
lona, Bilbao, Cadiz, Cartagena, Corunna, Férrol, 
Gijon, —— Madrid, Mahon, Malaga, 
Valma, Santander, San Sebaſtian, Sevilla, 
ragona, Torrevieio, Valencia, Viego. In den 
Kolonien Cuba, Havana, Manila, Matanzas, 
San Juan (Bortorico) Santiago (Cuba), Santa 
sn (Teneriffa), Trinidad (Euba). 
III. Finanzen. (Budget 1887/88 Angaben in 
Veſetas zu 80 Pig.). Einnahme 850.597, Aus: 
gaben 855.753, Defizit 5.156. Staatsihuld 
8.324.071 (Binfen 237.161). Unter der (in 
nahme: direfte Steuern 263.298, indirekte 
134.723, Zölle 135.000, Monopole und Stempel 


Genußmittel 


224.1 Einfuhr, 415.4 Ausfuhr 
Rohſtoffe u. ſ. w. " 130.6 


172,8 


" 


Deutſchland liefert hauptjählih Spirituofen, | 
Eifenbahn-Material, Zuder, Tertilmaaren, Ma: 


Anduftrie, Papier, Holz, Dungmittel, Anilinfarben, 
robe Eifenwaaren und Maſchinen, weiße Bohnen 
50—60,000 mtr.), Sartoffelmehl u. j. w. und, 

erhält Sübfrüchte, Wein, Schwefelties, Supfererz, 


A 


1 


u 


Zur 
Aal, 


Spanien. 


Unter: | 


| 


ritate 1519 37 „ 
erſchiedenes 216.0 5 118.3 = 
Zunehmend war die Einfuhr von Spiritus: 
1884 — 455,746 hi = 38.2 Mill. Peſetas, 
1885 — 586,924 „ = 35.2 
1886 = 762,847 „ = 57 „ 


ſchinen, Leder, Jute, Yeinengacn, Hilfsftoffe der | 






N 9 — Gerichte 
50.210, Mimiterrath 1.148, Au 


Juſtiz und en 681, — 


monopol iſt der Bank von Spanien 
zugeſchlagen worden; in den eriten 3 — m 


































44.572, Inneres 3 und 
Unterridt 103. 918. ® 2 
verwaltung 89.023 Mi ing etas. 


ſie jährlich 90 Mill. Veſeias zu zahlen, jpäte 
50%, vom Nugen, abz. Zinjen und Betriebskoſte 


IV. Armee und Marine (1886) 
Friedensſtärke st 
115,482 Mann 
10,233 Pferde 

392 Geſchuͤtze Gei 

Kanariſche Inſeln 731 und 6% Mann, 

nien 39,924 und 39,924 Mann , zuj. 156,137 


>+ 
IC 


843,111 Mann. Guarda eivil (innerer 
heitsdienft) 10,940 Mann. Im m 
— 16,495 Pferde und 416 Sanonen, Ü 

ieg 23,467 Pferde und 484 Sanonen, — 


| * lotte zählt 152 Fubrzen e mit 499 Kanonen 
und 48,386 Pferdekraft, Flottenof file Be, € 
171 Sertabetien, 78 Bffiiere der lerie, 

128 Offiziere und 10 Geefabetten — er’ 
85 Dffiziere der Mrtillerie und Infanteri a 
95 Offiziere zur Dispofition, nt Mann Be 
mannung, 376 Offiziere und 7035 Mann Marine 
Infanterie, 5 Komp. Arjenalioldaten, 1 Komp. 
Schreiber und Orbonanzen. Korps der J Ingenieure 
* 22 ——— 400 Maſchiniſten, 180 — 
eute u. 


V. Handel 1885 in Mill. Peſetas: Ei 
764.757, Ausfuhr 698.003, vom Deutichen 
94,8 Einfuhr und nad dem Deutichen — 





| 





at 


7 
9 


Ausfuhr (Großbritannien 118.6 und 162.0, 
reich 198.6 und 315.6); vom dem. Handel 
auf: 


Getreide 32.7 und 11.5, Getränte 59,3 umd 

314.8, SKolonialwaaren 543 und 12, 

und thier. — — 48.8 und 25.3, 

Leder 24.3 und 4.1, Spinnftoffe 68.8 

Zoll sort 32.1 und 0.8, Tabak 29.0 Ein 
ämereien, Früchte 51.6 Ausf., Steintohlen 


Einfuhr, Giparto 8.1 Ausfuhr u. j. w. 


— ſeit 1387 hat una Schweden den Rang abgelanfen. 
Korte, iger Na u. ſ. w. Die hoben Zollſe * 
erſchweren die Einfuhr. J 


VI. Verkehr. Schiffe: Eingang —— 
2,673,269 t, Musgang 15,240 zu f 
Hanbeläflotte 102 Schiffe zu 50 
Dampfer zu 20—1600 Pferdekraft. 


igitizedii 


— 


Spanien — Sprengmittel. 


Sifenbahnen: 9185 km im Betrieb. 
1712 Bureaus, 118,394,708 Sendungen. 
‚graphie: 923 Bureaus (502 des Staates), 17,853 
km Winien, 43,446 km Drähte, 3,281,585 De: 


peſchen. 

VII. unterrichtsweſen, Rechtspflege 
u. ſ. w. Neuere Angaben liegen nicht vor; für 
Landwirthſchaft giebt es die Akademien zu Madrid 
und Äranjuez, 20 Aderbaufchulen, die Verſuchs— 
Station 2a Florida und Valencia; für Forſtwirth— 

haft die Anjtalt in Eskurial. 

VIOH. Erzeugnijie des Bergbaus und 
der Induftrie. Neuere Statiftik fehlt. 

IX. Landwirthſchaft. Auch hierüber giebt 
‚ed nur — Ergänzungen zu den im Band VII 
gebrachten Mittheilungen, obſchon große und 
nicht erfolgloſe Anſtreugungen gemacht werden, 
um die Hauptquelle des nationalen Wohlſtandes 
zu heben. Die geſammte Ernte an Getreide wird 

u 90 Mill. hi geihägt, deren Werth zu 1016 

il. P. (Weizen 1855 zuſ. 39.725 Mitt. hl), 
der Oelgewinn zu 365.5 und 2.5 Mill. hi, der 
Weinertrag zu 176.5 und 25 Mil. hl, der Grtrag 
anderer Früchte zu 125 Mill. Bei. Die Zuder: 
rohr-Kultur nimmt ab, die der Baumwolle zu. 
Krapp, Safran, Waid, Wau werden noch aus— 

eführt. Der Sodapflanzenbau uimmt ab. Süß⸗ 
olz, Kümmel u. ſ. mw. Kochenille, Bitafaier, 
Eſpartogras, Seide, Fruchtbaum, Johanntsbrot 
und andere Südfrüchte, Bananen, Ghirimoya, 
Dattelpalmen, Hafelnüffe u. j. w. bilden die dem 
Lande noch eigenthümlichen Anpflanzungen. Büh- 
ıeria nivea H. u. A., Ramié, Ghinagras joll 
auf 3000 ha angebaut werden. 100 kg gelten 
10 Pejetas. Dampfmaſchinen dienen zur Gute 
rindung der Stengel und fördern aus 215 kg in 
12 Stunden 43 kg Faſern. Die Societe de la 
Ramie francaise mit 3.36 Mill. Fr. Aktienkapital 
wurde 1882 zur Ausbeutung gegründet. Ueber 
Diehzuäit, Forftwirtbichaft, Seidenbau, Bienen: 
zucht, Geflügelzucht (tarke Eier-Ausfuhr) ſ. die 
früheren —— 

Sparbutter, j. Margarine. 

Spargel, j. Gartenbau. 

Spartaflen, j. die einzelnen Länder. 

Spel;, ſ. Getreide. 

Spiritus, j. Branntwein. 


Sprengmittel, neue. Die a An 
itrengungen der Staaten bezüglid der Kriegs— 
bereitihaft, bezw. der Erlangung einer Weber: 
legenheit und Die — — Verſuche der 
Anarchiſten in verſchiedenen Ländern, andererſeits 
aber das Bemühen für wichtige Kulturaufgaben 
bezüglich der Beſeitigung von Hinderniſſen für 
den Verkehr: Tunnelbauten, Flußregulirungen, 
Bergbau u. ſ. w. haben in den legten — 
Biele veranlaßt, ihre Aufmerkſamkeit auf Her— 
ſtellung von neuern Sprengmitteln mit immer 
gewaltigerer Wirkſamkeit und dabei möglicit 
großer Gerahrlofigleit in der Herftellung und bei 
der Aufbewahrung zu lenken. Es find zahlreiche 


Bolt: | 


Tele: | wenige davon 


7143 


nene Erfindungen befannt gemacht worden, nur 

] Haben ſich aber bewährt, jo daß im 
Allgemeinen die wirklich anmwendbaren Spreng- 
mittel beichränft bleiben auf Shwarzpulver 
für Schießjwede und Sprengungen im m 
Stein und weichen Kohlen, Dynamite für alle 
induftriellen Sprengwerke, bei welchen größere 
Widerftände zu überwinden find (harte Sohle, 
hartes Geftein u. ſ. w.), und Schießwolle 
für Torpedos und Granaten; gegen Entzündung 
von Schlagwettern haben ſich Die Gelatines 
Dynamite, Sprenggelatine als vollfommen 
ficher bewährt. — Neu empfohlen worden find: 
Dellit, Seturit und Garbonit, welde 
aber von fahmänniicher Seite nur als unſchul— 
dige Nahahmungen älterer Erfindungen bezeichnet 
werden. 

Bronolith; diejer follte der gefahrlojeite 
Sprenaftoff fein, weder durch Stoß, noch Schla 
noch Reibung erplodiren, ſchiebend oder zermal⸗ 
mend je nah Wunſch wirken, vortrefflich für 
Striegazwede fich eignen, billiger und 3mal io ſtark 
als Dynamit; nachdem der Erfinder aber bei 
Nerfuchen in Pyribram verunglüdte, ift davon 
nicht mehr die Rede. Hellhoffit follte die 
Eigenſchaften wie Bronolith haben und dazu ſchlag⸗ 
welterſicher und „unentwendbar“ (diebesſicher) 
ſein; es ſind aber ſchon bei Verſendung im Kleinen 
zwei Brände vorgefommen un die Vatronirung 
für 100 kg Sprengitoff wiegt 150 kg; Hellhoffit 
foitet mebr als Dynamit mit Packung zufammen. 
Roburit wurde ebenjo gerühmt, Bat ſich aber 
in Bergwerken nicht bewährt. 

Melinit, die Hoffnung der Frauzoſen für 
den Revanchetrieg, follte alle anderen Mittel über: 
treffen und wunderbare Wirkungen mit voller 
Serahrlofigkeit verbinden. Nachdem bei Schieß⸗ 
veriuchen in Belfort 8 Mann getödtet und 18 
verwundet wurden, find die Franzoſen um eine 
Hoffnung ärmer geworden; von Melinit ift feine 
Nede mehr. 

Slilotiwor (Strafterzeuger), erfunden von 
Ingenieur Rudteichell, bildet zur Zeit noch den 
Gegenftand von eingehenden Verſuchen ber Milis 
tärbebörden in Rußland. Er foll die fünffadhe 
Kraft des Wulvers haben, keinen Rauch umd feinen 
Nücitand geben, weder Metall: noch Papier: 
patronen irgendwie angreifen, noch durch langes 
Liegen geichädigt werden, weder durd) Stoß noch 
Schlag fi entzünden, jondern nur duch den 
lebendigen Funken oder durch Erhigen auf 200%C. 
Im freien Raum erplodirt er nicht, ſondern ver: 
brennt nur ſehr Schnell, naß geworden tft er une 
verbrennlich, durch Trodnen erhält er aber alle 
feine Gigenihaften wieder. Der Preis ſoll nicht 
höher für den Schuß als mit Pulver fih ftellen 
— fo berichteten vor Kurzem die Petersburger 
Zeitungen, aber auch, dab die Verfuche damit 
noch nicht abgeichlofjen jeien. 

Anwendung finden die Sprengmittel beim Land» 
wirth beionders gegen Hamſter und andere Thiere, 
j. Ungeziefer, beim Roden von Waldungen und 
zur Vodenverbefferung in der ſog. Sprengkultur, 








74 
von welcher aber neuerdings wenig mehr die Rede 
1 — 


Stärkefabrikation. Im Deutſchen Reich waren 
1884—85 von 40 Fabriken für Kartoffelſtärke 32 
x im ze; fie erzeugten 500,771 mtr. naffe 
; und 62,270 mtr. trodene Stärke und 107,740 
7 feſten Stärfezuder zu 23.6 Mk., 221,209 Stärte: 
\ Im u 22.7 ME. und 13,500 Kouleur zu 30.8 
4 ie Einfuhr ift bedeutend Heiner als die 
7 zenfnse (an 130,000 m$tr. Mehrausfuhr). Unter 
J A rg ungünftigen Lage ſuchen die 
h Fabrikanten bezw. die Landwirthe, welche Stärke 
erzeugen oder Kartoffeln an Stärkefabriken liefern, 
die Rückſtände möglichit hoch zu verwerthen und 
den Futterwerth der Abfälle zu fteigern. Man 
hat dieſe zu Papier, zu Brennftoff, zu Dünger, 
ur Riejelung und durch Eintrodnung und andere 
; ittel als Futter möglichit hoch zu verwerthen 
r geſucht, da die Kartoffelfajer oder Sartoffelpulpe 
| zu u. Nährwerth enthält. Meizentreber find 
— werthvoller und dienen hauptſächlich zum Maſt⸗ 
* —— an Schweine; im Handel giebt es ein 
leberpräparat mit 69 9, Rohprotẽin als trodene 
brüchige Maſſe. Vrgl. die Artifel Dertroje 

und aitele, Kleberbrot. 


Start, der Ablauf zum Rexnen, Starter, 
1 berjenige, welder das Rennen zu leiten hat und 
mit der Fahne das Zeichen zum Ablauf giebt. 


Stayer (Steher), beim Nennen ein über lange 
Diftänzen ausdedendes Pferd. 


aut: die Früchte der Steinnußpalme, 


telephas macrocarpa, Elfenbeinnuß, vegeta— 
las Elfenbein, verarbeitet > u Knöpfen, wird 
= immer größeren Mengen zur Ausfuhr aus dem 
- üblichen Teftland Amerikas gebradt, jest mit 

ber 300,000 tr. bei herabgegangenen Preijen. 


— 2,25 bis 4 Peſos oder 2.6 ME. gegen früher 
4 bis 4.6 Mi. Leber die Verwerthung der Ab: 
fälle — Drehipäne — bei der Stnopffabrifation 
fiehe Abfälle. 


Peruguano 


Rhosphatguano ee 1: ‚300,000 z.B» 
Mineralphosphate . i 212,000 ”, = = 
‘ — Kohle oo" v.. 
s Die: u und Kochenmehl 100,000 Er. 
Ghilffalpeter . 1,338,000 7 5 
4,669,000 „ un 


ohne Ammoniak u. Chili= 
jalpeter 2,981,000 „ u u 

Nach beendigtem Krieg zwiihen Peru und Chile 
wurde die Gewinnung und Ausfuhr von Chili: 
falpeter über die Maßen geiteigert, bis zu 19.5 
Mill. Ztr. im Jahr 1884; der ftarfe reisrädgang 
beranlaßte ben Abſchluß einer Konvention der 
Vereinigten Induftriellen zum Zwecke der Be: 
as der Erzeugung auf 10 Mill. Zentner, 
paniih = 46 kg (10. & umi 1884). Die bamit 







Stärkefabrilation — Stidjtoffhaltige Dungmittel. 





1,100,000 i. 3. 1878, 


e 






Sternfänuppengallerte, Meteorgallerte 

——— re auf x 
iefen, welche na olfaglauben bon St 

ihnuppen herrühren follten, von WM. Brand x 

für aufgequollene Froiceileiter und nad Anbern 

als eine Algenart, Nostoc commune —— 

Xostoe tremella erflärt wurden, find n 

von 9. Landois in Münfter genauer 

worden. Die nur mit Fröfchen gefütterten 

und Iltiſſe haben diefe volllommen und 

nichts davon außgefpien. H. Leſſig hat Be 

mit Jod feine Reaktion erhalten, jo daß die 


| liche Natur nicht aufrecht zu erhalten ift; er ı 


daß die Neiher und ähnliche Thiere im Fluge biefe 

Gallerte ausfpeien und deher die Sage von der 

meteoriihen Beichaffenheit jich erklären läßt. 
Stidjtoffhaltige Dungmittel, ——— 

Kaliſalpeter, Amoniakſalze, Guanoarten, wollene 

Lumpen und Wollſtaub, Fleiſchmehl, a Se 

Haare, Blut, Federn, Urate, — 

kohlenruß, Kloake, Stallmiſt u. 

immer iſt die Einfuhr von Hafen 

mitteln eine überaus ftarke, —— 

erwieſen iſt, daß mit heimiſchem Mache 

richtiger Venugung, bei verftändigem ——— * 

richtiger Fruchtfolge — und bei genügenber Bieh⸗ 

haltung, welche ohnedies meiftend ebenjo gut und 


aud für gefteigerte Ernten beftens in S ge⸗ 
halten werden können. Der hohe Werth aus 
ländifcher ftiditoffhaltiger —— für 
Zwecke des Ackerbaues, 3 —— 
— Guano zur Aufbil 
Saaten u. ſ. w. — foll nicht verfannt werben 
dieſe Dungmittel müffen aber nur aus » 
und nur ala Nebengabe zur Verwendung kommen, 
und ficher ift, daß der größte Theil bes an dab 
Ausland dafür gezahlten Geldes nugbri er 
im Inland verwendet werben kann. 
Mittheilun ngen von G. Zimmermann find im 
Jahren 1878 bis 1887 j- Harburg a 
eingeführt worden in Zentnern: 3 
im Jahr 1887 
dann abnehmend und nur noch . 50,000. Zr 
1.79 Mill. Itr. 1879, dann abnehm. bis 475,000 „ 
dann wechjelnd und zulegt . . . 725,000, 
desgl. (Maximum 444,000) 285,000 „ 
besgl. eg 102,000) 87,000 „ 
desgl. 116 at 120,000 „ 


vielfach beffer als der Aderbau lohnt, bie 


zunehmend . 
_ wechielnd (Marimum "4,420,000) "3,420,000 , Pe 
5,762,000 „ 
1,742,000 „ 










verbundene Kontrolle ergab aber einen Worraih 
bon 34 Mill. Ztr., fobah Zurüdbaltung mit ber 
Erzeugung wohl am Plage war und es 
iit, . der Fa bis * J Peſos 
urückging. Für den eng t. zu 

—* man 11 ME. und mehr gezahlt und 
num nur noch 8 ME. und weniger. Die * 
redungen find aber nicht gehalten worden, 9 





— 
Digitizeg 


Stidftoffhaltige Dungmittel — Straußenzudt. 


wurde wieder mehr erzeugt unb im Jahre 1886 
famen für 19,280,047 Beios oder 9,789,934 Itr. 
ur Ausfuhr, davon allein nach dem Deutfchen Reich 
ireft 1,148,003 Ztr. und für Orbre nah bem 
Kanal 6,218,934 Ztr.; da davon nach England 
und 2, nah dem europätichen Kontinent und ba= 
bon twieder das Meifte nach Deutſchland kommt, 
fo betrug bier die Einfuhr über 5 Mill. Zir. 
Im Jahr 1887 find wieder 38,222,400 Ztr. er⸗ 
eugt worden. Die tag haben in Folge 
en einen hoben Preis für die befte gemein- 
verftändlihe Schrift über die Anwendun 
Natronieipeter ausgeſetzt und in Deutichlan 
Empfehlung genug getunden, jo daß die hohe 
Einfuhr: und Verbrauchsziffer fich trog des Rüd- 
gangs der AYuderfabrifation erklärt. 
nerfannt ift, dab der Stidftoff im Chilifalpeter 
ih um etwa 20 Pig. pro kg billiger als in 
Arrmoniakffalzen ſtellt und mindeftens gleich wirt: 
fam iſt, dab Zuperphosphate mit Ghilifalpeter 
und Ghlorfalium zu gleihen Theilen billiger und 
gleich gut wie Peruguano find, und daß Knochen— 
mehl zu theuer ift. 

In au auf die Anwendung des Chilifalpeterd 
muß zur Vorficht gerathen werden; kommen Lö— 
jungen im Waſſer längere Zeit mit Schleimhäuten 
oder Wunden in Berührung, jo entſtehen gefähr: 
liche Entzündungen und innerlid wirken dieſe für 
Thiere, 3. B. beim Leden an Salpeterjäden, oder 
nah Saufen von Waſſer, in welchem jolde Säde 
ausgewaichen worden waren, wie Gift. Auch der 
Guano kann gefährliche Blutvergiftungen und ben 
Tod bewirken, wenn man mit demſelben ohne 
Handſchuhe arbeitet, da unbedeutende Sprünge in 
der Haut wohl nur felten zu vermeiden find. 
In Oppin bei Halle war in einem Schuppen, in 
weldhem 1000 Ztr. einer Miihung aus Knochen⸗ 
tohlephosphat mit Chilifalpeter geihichtet lagen, 
Feuer ausgebroden und als Urfache wurde Selbit: 
entzündung angenommen. Inter den mit ben 

hungsarbeiten beichäftigt gewejenen Leuten 
famen zahlreidhe Erkrankungen und felbit zwei 
Todesfälle vor, in Folge von Entwidlung giftiger 
Gasarten aus dem brennenden Haufen, jo daß 
auch in diejer Beziehung Vorſicht anzurathen if, 
Ueber Ghilifalpeter ift erſchienen: A. Stuger, 
„Der Ghilifalpeter, feine Bedeutung und Ans 
—— als Dungmittel“. Preisgelrönte Schrift. 
Berlin 1886. 

Schwefelſaures Ammoniak wird nach 
den neueren Verſuchen am vortheilhafteſten auf 
chwerem und mittlerem Boden für Getreide, Hack⸗ 

üchte und Oelfrüchte, nicht für Leguminoien 
verwendet, aber ſtets nur mit Zugabe von Phos⸗ 


bon 


auch 


745 


phorfäure, weil bei alleiniger Anwendung leicht 
eine Erihöpfung der Felder eintritt. Die Dar- 
ftellung von Ammonialfuperphosphaten wird in 
Folge defien immer mehr ausgedehnt unb bieje 
verdienen allgemeiner angewendet zu werben. 

Avescin ift der Name eines neu in ben 
—* gebrachten aus Federnabfall hergeſtellten 
ickſtoffhaltigen Dungmittels. Dr. F. Bente, 
Ebftorf— Hannover, hat in 2 Proben aus ben 
How Federmaſſen 10.04 %,, aus den Fleineren 
95 9%, Stidftoff gefunden. In den Reihslanden 
verwendet man ſchon feit längerer Zeit bie Feber⸗ 
refte ald Dünger, 3. B. zu Hanf, 36 bis 48 hi 
pro ha, eingeftreut ın bie Jurden ebenfo in Eng⸗ 
land. Kompoftirung mit Aetzkalk kommt auch vor, 
©. Weitered unter Düngung. 


Stragaling Start, bei engliihen Rennen ber 
zerftreut auseinander gehende Abgang ber Pferde 
nad dem gegebenen Zeichen. 


Straußenzuht. Die abnehmende Gewinnung 
der koftbaren Federn von wild lebenden Straußen 
bat deren gr t zum Gegenftand der Spekulation 
gemacht; fie wurde erft in unferem Jahrhundert 
verjuht und Anfangs nur in der Sapfolonie. 
Die erzielten Erfolge waren aber nad und nach 
I glänzende, daß auch in Auftralien und neuers 

ings in Kalifornien und Südamerika die Thiere 
zur Zucht eingeführt worden find. Vom ap 
meldet man fogar jegt einen Rüdgang der Preiſe 


ſeit Oktober 1885 und in folge deſſen den Rüd- 


gang der dortigen Zucht. 

In diefer waren Anfangs viele Fehler ga 
worden, jet find die Federn von gezüchteten 
Thieren die geiuchteiten; fie ipielen jeit etwa 
20 Jabren eine bedeutende Rolle im Handel. 

In der Kapkolonie, in welder die wilden 
Strauße faft verfhwunden find, rechnete man im 
Jahr 1865 den Beitand in Umzäunung zu 80 Stüd, 
1882 zu 50,000 Stüd und jegt den Beſtand der 
Zuchten auf etwa 120,000 Stüd und die Ausfuhr 
von federn zu 126,975.5 ke im Werthe von 
21,879,780 Mark; je nad Sorte gilt 1 kg 5 bis 
1740 Mark; weiße, von den beiten Hühnern 60 
bis 1740 und durchſchnittlich 900 Marl. 

Die Einfuhr in London ift etwa 126,500 * 
zu 21.879 Mill. Mark, 1kg alſo zu 195.7 Mart. 

Nah R. Rapp, „Die argentinifhe Re» 
publit“, 1876 Buenos⸗Ayres, woſelbſt im Jahre 
1875 die erften Verſuche der Kreuzung afrilani= 
ſcher Strauße mit ben einheimifchen gemacht und 
im Jahr 1884 wieder 290 Stüd aus dem Kap 
ao worden find, war bie Ausfuhr in dem 
Jahren 


1871: 31,177 kg Federn im Werth u. Dollar Gold, 1 kg alſo y Dollar, 


1872: 73,132 „ fr ER" 
1873: 69,202 „ a Fi: 
1874: 59,454 „ 


„0. 1 


In Auftralien wurde im Jahr 1868 und be— 
fonders auf ber Wimmera- Farm durch Sir Wil: 
fon vie Judt, aber ohne Erfolge, verfudht; im 

tray 


Jahr 1871 dur Mr. Offizier & Co. am 





Me Fr a. La . 
32,869 " 2 " 2.4 ” 


bei Swan⸗-Hill auf Sandboden mit Salzbüſchen 
durch bezogene Gier erfolgreich betrieben und 
ſchon 1883 der erite Ballen zu 70 Pfund engl. 
31.66 kg zum Werthe von 400 Pfd. Eterling 


746 


— 8000 Mark ausgeführt (1 kg — rund 252.37 | gehört, und da endlih, wo die Viehbefiger — 


Mark). 


J. 
Die neueſten Erfolge (ſeit 1870) find aus Kali⸗- mittel zu kaufen, bleibt es immer erwünſcht, 


fornien, wohin Dr. Sketſchley-Arnheim bei 
Los Angelos (deutihe Anfiedlung), früher am 
Kap gemweien, 21 Stüd gebracht hatte, für 1 Stüd 
mit Verluiten und Transportfoften zu 1000 Dol: 
lars = 4250 ME. ; vom Stüd wurden 17 bis 19 


Eier auf Brutmaſchinen ausgebrütet; die Vögel 


werden alle 7 Monate gerupft und geben jedes— 
mal 0.3875 kg Federn, im Jahr 1.5 kg. Auf 
1 Vogel werden 3><14 — 42 Eier zu 1.5 bis 
2 kg, zuſammen 63 bis 84 kg, gerechnet; nimmt 
man die Gier weg, jo erhält man nochmals 10 
bis 12 Stüd. Verſuche mit dem Ausbrüten auf 
Brutmajchinen find in Berlin nicht gelungen. Im 
zoologiihen Garten in Hamburg wurde das Ge- 
wicht des Kadavers eines Vogels ohne Federn zu 
.85 kg, das der brauchbaren ee zu 0.995 kg, 
das der jonftigen Federn eben jo hoc, zujammen 
aljo zu 1.990 kg und im Ganzen bemnad zu 
87 kg mit Federn feitgeftellt. Man verſpricht fich 
für Amerika in Zukunft große Erfolge. 

Als Futter giebt man Quzerne, Kartoffeln, 
Kohl, Zwiebeln, Bohnen und andere Wurzel» 
früchte, Mufchelichalen u. f. w.; im Magen eines 
— fand man einmal 930 Steine verſchiedener 
‚Größe. 


Das Fleiſch der Thiere ift grob wie Pferde 
fleifch bei alten Thieren, von jungen aber fehr 
gut, das Fett dünnflüffig.e In La Plata giebt 
man ala Ertrag 20 bis 50 Eier an; auf 3—7 
Hennen rechnet man einen Hahn. Die Thiere 
find jehr boshaft unter fih und gegen den Men: 
ichen, beionders gegen die Ghinejen in Kalifornien. 

Die Federn der Männchen, weiß oder jchwarz, 
find die beiten. 

Empfohlen wird das Abichneiden der Federn, 
wodurch man zwar geringeres Gewicht erhält, 
ala beim Rupfen, aber die Thiere länger be= 
nugen kann. 

Die Eier werden zum Speifen jehr geichätt, 
jie müſſen 40 Minuten lang kochen. 

Eine bedeutende Ausfuhr von Federn findet 
n. von Marokko ftatt. Vgl. Aegypten unter 
Afrifa. 


Streumittel._ Die Wichtigkeit der Düngung, | 


für welche der Stallmift immer um der Summe 
feiner Wirkungen willen obenan ſtehen wird, alio 
aud der Einſtreu eine bedeutende Rolle zufonmt, 
hat in der neueren Yeit auch immer mehr 2er: 
ſuche und Imterfuchungen veranlagt, um Erſatz— 
mittel für Stroh zu finden und zumal für Die: 
jenigen, welde unter dem Einfluß der jegigen 
Preife den Getreideanbau beichränten müflen. 
Da aber, wo wegen Mangel an genügendem 
Streuftroh die Heinen Landwirthe bisher auf 
die Waldftreu angemwiefen waren und deshalb 
der Kampf zwiichen dieſen und den Waldbefigern 
um jo fchärfer werden mußte, je mehr dieſe zu 
rationeller Forſtbewirthſchaftung gezwungen find, 
hat die Frage nach anderen Erſatzmitteln nie aufs 


ır a | 


Straußenzudt — Streumittel. 


. 2 us 


3. in Städten, gezwungen fins, bie 


diejen Ankauf mit möglichjt geringen Koften 
ı möglich zu machen, jodaß aud hier gleih braud- 
bare, aber billiger zu beſchaffende Streumittel 
| gefucht find und leiht Eingang und Abjak finden. 
Bis vor furzer Zeit gab es aber fein eben- 
bürtiges Grjagmittel des Strohs zu Zweden ber 
Ginftreu ; entweder eigneten jich die empfohlenen 
weniger gut für das Vieh, oder weniger gut zur 
Auffangung der Jauche oder fie bewährten ſich 
nicht gleih gut im Acker oder der Preis war 
nicht entiprechend ober die Mittel enthielten nicht 
genügende Mengen von Nähritoffen der Pflanzen 
oder Raum und Gewicht waren zu groß, Die 
Zerjegungsprozefle zu langjam oder zu ſchnell, 
frz nur felten blieben fie mehr ala nur Noth- 
behelfe, deren man ſich bediente, wenn man 
mußte, aber mit dem vollen Bewußtiein ber 
Mängel. Die letzten Jahre haben zwei Erſatz— 
mittel von volltommener Gebrauchsfähigleit ge: 
bradt und diefe haben fich jchon jo vielfach be— 
währt, daß man jett wohl Tagen barf, dab von 
Strenmangel nicht mehr die Rede fein fann und 
daß die vielbeſprochene Watdftreufrage bald für 
die meiften Gegenden feine Frage mehr bilden 
wird. Diefe Mittel jind: 

Die Holzwolle (f. d.), welde aber nur in 
befhränktem Grabe anwendbar ift und nicht alle 
Anforderungen an die Streumittel befriedigen 
läßt, und das vollwerthige Mittel j 

die Torfftreu. Don diejfer allein kann bier 
ausführlicher die Rede fein. 

In den durd das Wachſen von Waſſermooſen, 
Sphagnum » Arten, gebildeten Heidemooren liegt 
der Brenntorf erft in größerer Tiefe von einer 
etwa I m hohen Faſerſchicht aus noch wenig 
verändertem Torfmoos und anderen Pflanzen 
bedeckt. Diefe Maſſe ift zum Brennen nicht ges 
eignet, befist aber ein außerordentliches Aufſauge— 
vermögen für Flüſſigkeiten; fie abjorbirt das 
neunfache Gewicht Wafler und darüber. Cinzelme 
Proben von Moostorf mit 20 pGt. Feuchtigleit ab⸗ 
| forbirten nad) Angabe der Moor:Verjuhs- Station 
Bremen jogar 14.1 His 19.7 Th. Wafler. Diefer 
fog. Moostorf oder Fajertorf wird für fi 
gewonnen, nach dem Trodnen zerkleinert. Für 
diefen Zwed verwendet man bejonders den Rei B= 
wolf und die Torfmühle. Der Reißwolf be— 
fteht aus einer ftarfen Trommel von 600 mm 
bi8 1200 mm Durchmeſſer, welde um eine 
horizontale Achie rotirt und mit Spigen (vom 
etwa 4 cm Höhe) bejegt ift. Der Trommel 
gebenüber fteht eine ſenkrechte Wand, melde 
unten fich der Trommel nähert und hier eben= 
falls mit Spigen verjehen ift. Das Material 
wird zwiihen Wand und Walze eingeworfen. 
Die Torfmühle ähnelt einer Kaffemühle. Im 
einem aufrechten, innen gerippten Zylinder bon 
460—930 mm Durchmeſſer rotirt ein an feiner 
Außenfeite ſtark gerippter Kegel, deflen weiterer 
Theil unten bis nabe an den Zylinder herantritt. 


Streumittel. 


Das durch eine oder die andere diefer Mafchinen 
‚zerfleinerte Material wird durch Siebe in eine 
Tajrige Maffe, die Torfitreu, und ineine pulv- 
rige Maffe, den Torfmull, geichieben. Beide 
werben für den Transport in Ballen gepreßt, die 
der Länge nach mit einigen Latten bededt und 
der Quere nah mit Dräthen verſchnürt ſich gut 
beförbern laſſen. 

Die Torfitreu als Erſatz für Strohftreu, 
ſtellt jih billiger ala Stroh, liefert guten * 
und ſaugt die flüſſigen Körperausſcheidungen auf. 
Man benutzt fie derart, daß man für die Thiere 
‚ein ziemlich Starkes, ungefähr 12—15 cm hohes 
Lager macht, von dieſem täglich die feucht— 
gewordenen Stellen fortnimmt, hier trockene 
Streu hinbringt und dann das ganze Lager 
durcharbeitet. Der hierbei gewonnene Dünger, 
welcher wie anderer Stalldünger angewendet wird, 
* in vielen Fällen eine vortreffliche Ernte er— 
geben. 

Der Torfmull wird ſehr nützlich zum Des— 
infiziren und Trockenmachen menſchlicher Exkre— 
mente angewendet. Werden Abortsgruben und 
Latrinen mit Torfmull desinfizirt, ſo laſſen ſich 
die jo kompoſtirten Exkremente als eine trockene 
— Maſſe in offenen Wagen abfahren. 
Fin Theil Torfmull bindet etwa das Zwölffache 
feines - Gewichts an Fäkalſtoffen. Sogenannte 
Streuflojets werden mit einem Behälter 
verichen, aus dem nad jedesmaliger Benugung 
bei Schluß_des Dedels eine gewiffe Menge Torf: 
mull eingeitreut wird. Es laſſen ſich nad diefem 
Prinzip Anlagen für ein ganzes Haus konftruiren, 
indem man ein 15—22 cm weites ſenkrechtes 
Hauptrohr anlegt, weldes oben auf dem Dache 
und unten im Seller offen it. Won dem Haupts 
ftrang zweigen fich fteile Nöhren ab, auf denen 
Streukloſets angebradht find. Bei der Benugung 
fällt mit Hebung des Dedels Torfmul auf die 
Wandung des Zweigrohres ; mit demfelben gleiten 
die Maflen nad unten, wo fie eine Grube oder 
‚ein Kaften aufnimmt. Zur Desinfektion des 
Auswurfs pro Hopf und Jahr ift etwa für 


70 er bis 1 Mt. Torfmull erforderlid. Der 
n 


Latrinendünger wird direkt angemenbet 
oder auch vorher mit Säure behandelt und aufs 
geſchloſſen. 

Die Verwendung der durch Mengung in den 


747 


aber bei reichlichem Luftzutritt über das Sta— 
dium der Fäulniß — iſt. Bei ſelbſt 
—— Mengen von Filtrat iſt eine zehnfache 
erdünnung mit dem Waſſer eines mäßig ſtrömen— 
keit 

urch das 


den Fluſſes ausreichend. Die in der 
enthaltene organiſche Subſtanz nimmt 
Filtriten bedeutend ab. 

Das große Auffaugungsvermögen der Torf— 
ftren hat auch in der Heilkunde Beachtung und 
nügliche Verwerthung gefunden, indem man fie 
ala Verbandsmaterial bemust. Man prä— 
| parirt fie wie andere antifeptiiche Verbandsmittel 
| je nach Bedarf mit Karboljäure, Jodoform oder 
 Sublimat und bringt die Maffe in Beutel aus 
| feinmajchiger Gaze, jo daß die Lage etiva zwei 
| Finger Die bat. Dr. Dronke-Berlin will 
(Batent Nr. 29,117) die Verwendung der Gaze- 
beutel entbehrlich machen dur Heritellung einer 
Watte aus Charpiebaummwolle und Moos, Torf 
oder dergl. 


| Torfmmll ift ferner zur Verdickung der Elutions- 
laugen der JZuderfabrifen, der Abfälle und 
‚des Blutes der Schladhthäujer verwendet 
worden, um dieje Stoffe entweder leichter trans 
portfähig zu maden, oder um fie bequemer ein— 
‚dampfen und falziniren zu fönnen. 
Stark-Mainz (Patent Nr. 23,251 u. 29,881) 
will fünftlihe Fajrige Gerbmaterialien, 
die der Lohe ähnlich und wie diefe au verwenden 
‘find, dadurch heritellen, daß er Moostorf mit 
Gerbitoff» Ertraften oder auch mit zweckent— 
iprehenden Salzlöjungen, wie Löfungen von 
Alaun, Kochſalz, Chlorbarygum, Kaliumbihromat. 
tränkt, im ähnlicher Weile (Patente Nr. 25955 
und 23584) den Moostorf ald Beimengung 
'zu Petroleum, Fetten, Delen u. dergl. bei der 
Deſtillation und Bleichung, ſowie bei der Gas: 
und Rußgewinnung aus den genannten Stoffen 
zur Anwendung bringen und (Patent Nr. 26509) 
ein Gemenge von Moostorf mit verjchiedenen 
‚Stoffen ala Mittel gegen Reblaus und 
dergl. verwenden. 

Architekt Nukbaum- Münden hat Verjuche 
mit dem Torf angeitellt und gefunden, daß man 
'ein den janitären Anforderungen möglichſt ent» 
'fprechendes Füllmaterial für Zwiſchendecken er: 
'hält, wenn man pulverifirten oder klein zer- 


| 








Aborten oder auch durch Stompoftirung bereiteten ftückelten Torf mit Kalkmiich durchtränft und die 
Gemiſche von Fäkalien und Torf als Dünger iſt Maſſe an der Luft trocknet. (Patent Nr. 39335). 
jedenfalls die rationellite, während die früheren | Hier kommen dem Torf feine große Unveränderlich— 
Vorihläge derartige Gemenge zu Ziegeln zu fors keit, fein jchlehtes Schall und Wärmeleitungs« 
men, zu trodnen und zu verbrennen, faum irgend= | vermögen in gleihem Maaß zu Gute, während 
wo Anklang gefunden haben. Dagegen bat die durd den Kalkzuſatz auch die Verbrennlichkeit 
iftration von Schmugmwäfiern umd!|verringert wird. Als fchlehte Wärmeleiter hat 
fonders von Spüljauche tanalifirter Städte | hat man durch Ausfüllung hohler Räume mit 
durch Torf, die neuerdings wieder in Anregung Torfmull jehr wirkſame Iſolirſchichten in Eis— 
gebracht worden ift, von berufener Seite Beadı: | häuſern oder dergleichen hergeitellt und außer: 
tung gefunden, da in der That nadı Profeffor | dem auch aus Torf Steine gefertigt, die zur 
Müller fowohl bei Verwendung von erbigem | Umhüllung von Dampfleitungen dienen, um 
wie fafrigem Torf (Torfftreu, Torfmull) das | bei diejen die Abkühlung von außen und die da= 
iltrat der Spüljauche nicht nur volllemmen | durch bewirkte Kondeniirung des Waflerbampfes 
ar, jondern jelbit ohne weitere Verdünnnng, | zu flüffigem Waſſer möglichſt zu beichränfen. 





748 


Dazu gehören au die Wärmeihughüllen 
von Bibrandsllefingen (Patent Nr. 27472). Es 
mwirb der Moostorf in möglichit großen rechtedigen 
Stüden — und an der Luft oder auf 
künſtlichem Wege getrocknet. Die Stücke werden 
mittelft einer Bandſäge zu etwa 25 bis 30 mm 
diden Platten geichnitten, deren Krümmung der- 
jenigen der zu befleidenden Röhren oder Wände 
entipridt. Um die Platten zu befeitigen, werden 
fie auf ihrer Innenſeite mit zu Teig angemadhter 
Kiefelguhr beftrihen, dann auf die Röhre oder 
dergleichen aufgedrüdt und durch Ummideln des 
Ganzen mit Drabten gehalten. Die Fugen werben 
durd einen Mörtel verfittet, den man durd Au— 
— von Torfſtaub mit einem Bindemittel er— 
hält. 

Weitere Verwendungen der Torffaſermaſſe ſind 
die als Verpackungsmaterial für leicht zer— 
brechliche Gegenſtände oder für Nahrungsmittel, 
um dieſe gegen Kälte und Wärme zu ſchützen, 
dann die Herſtellung von Pappen und Papier 
(Friedrich Plagwitz⸗Leipzig, Patent Nr. 18115); 
weniger gut gelungen ift bis jeßt die Ver— 
jpinnung und Verwebung der Torffaier, 
jelten angewendet wird das Material zur Ans 
fertigung von plaftiihen Gegenitänden 
(Moorkultur-Ausftellung in Berlin). In Eng 
land verwendete man zuerit den Torf zu Drain: 
söhren, melde jehr haltbar und jehr wirkſam 
find. Heizgas aus Torf und Torflohlen — 
Verihwelung — find ſchon feit längerer Zeit be— 
fannt. Dieje Kohlen mit etwa 79 Proz. Sohlen: 
ftoff werden zum Heizen, beim Schmieden und zu 
bergmänniichen Prozeſſen verwendet und wegen 
ihrer großen Porofitat neuerdings auch wie Holz— 


Streumittel. 


foblen oder Knochenkohlen zum Gntfärben vom 
Flüffigkeiten, zum Geruchlosmahen und Deb- 
infiziren von Abfallflüffigfeiten und Abfall 
und zur Gntfufelung von Branntwein, 
dienen fie zur SHeritellung von Preßkohlen— 
fteinen zum Heizen von Eifenbahnwagen, wozu 
man das Sohlenpulver mit Salpeter und einem 
Klebmittel, aus Abfällen von arabifhem Gummi 
oder Mehl, Dertrin, Kleber u. f. w. mit Waffer 
bereitet, zu didem Teig antnetet und dann im 
hg preßt und trodnet. Das 

eitillat beim Verſchwelen giebt Ammoni 6, 
Eſſigſäure, Holzgeift, der deftillirte Dampf 
und aus dieſem madt man Photogen, Solaröl, 
Schmieröle, Baraffin, Kreofot und Theer-Asphalt, 
Erzeugniffe, welche aber durd die gleihen aus 
Braunfohlen ſchon wieder verdrängt worben 
Auch der bei der Verſchwelung noch en 
Stidftoff ift zum Theil wieder gewonnen worben. 


Für den Landwirth bleibt die Verwendung bon 
Torfftreu und Torfmull zur Düngung die Haubt- 
fahre; die vielfachen Bedenken, age 
geltend gemacht wurden und bie ru 
welche der Verwendung entgegenftanden, können 
ala volltommen bejeitigt angejehen werben. Die 

ı Torfitreu darf man jelbitverftändlich micht ober 

doch nur ausnahmsweiſe für ji allein anwenden, 
am beiten nur als Unterlage mit Ueberftreu von 
Stroh, welches länger als ſonſt liegen bleiben 
fann, und nur da, wo ber Boden arm an 
ift und deßhalb an Abiorptionsfraft für 
dampf, Gafe und Dungbeitandtheile. 


Laveland und Münt haben gefunden, daß mit 
1 kg, 5 Tage lang unter Wafler liegend, 


von Sägipänen bon Torfitreu 


aufgenommen wurden von Stroh 4 kg, 4.8—5.0 kg, 78 kg Waller 

nothwendig waren für Pferde täglid 4.8 kg, 85, 88 „ \ Pferde der Omnibus 
die Düngermenge war . 20 ; 12—13 „ 10-1, Geſellſchaft in 
der Sticitoffgebalt darin . 0.51%, 04504. 0.68% S aris 


für leichten fandigen Boden mit je 8000 kg Dünger geerntet 


44,000 kg Rüben (ungebüngt 19,800 kg). 


ıo P 
wurden 36,000 kg, 39,000 kg, 


Dr. Fleiſcher (Moorverſuchsſtation) ftellte feit: für 9 Stück Hornvieh in 6 Tagen 


bad Auffaugen aller Jauche bei 


als Düngerergebriß . . 2971 „ 
darin Trodenijubftan . . 17.98 „ 
volllommen trodener Dünger . 534.2 „ 


Die eg end. uni Mitteilungen über Torf: 
ftreu gab Oberförfter von Steuben⸗Fallenberg, 
welcher im Zedlitzbruch — 82 ha — die Fabri⸗ 
fation leitet, in ber General-Berfammlung des 
Landw. 3.⸗V. der Provinz Sachſen zu Torgau 
1887 mit folgenden Ausführungen: 


Die Hauptpunfte für die Fabrikation find: 


1) Die richtige Auswahl des Rohmaterials, 
weldyes zwiihen 600-800 Abjorptionsfähigkeit 


mit —— 


mit Moostorf 


(mit 8.1 9% Kali, 9.5 % 
Kalt, 7.2 %0 Phosphor: 
jäure, 13%, ſchwerlöslichem 
Stickſtoff und viel leicht: 
löslihem Stidftoff). 


haben muß; es ift alfo nur das jüngfte Erzeug- 
niß der Moorbildung, der richtige Faſer- ober 
Moostorf, nicht ſchwerer Torf und nicht friſch 
ausgeftochene Torferde zu nehmen. ; 

2) Die vollftändige Trodenheit vor ber Fabri⸗ 
fation, weil davon die Aufnahme der Flüffigkeiten 


abhängt. 

3) Die Staubfreiheit der Streu, aljo die jorg: 
fältige Trennung von Streu und Mull; die Streu 
muß möglichft langfaferig und frei von Knollen fein- 


Streumittel. 749 


Die Herftellungsfoften für dort werben wie folgt berechnet: 
Ausgeftochene Torferbe 8404 Kbm wi 20 »ie- - 2020. 0. Mt. 1680.80, 
Trodnen der Erbe im Taglohn . . — ee can. Mm 
Rüden der Soden zum Reikwolfe . 5 
Berreißen durch den Wolf und Unterbringung von Streu u. Muli „1223.66, 

auf. m 

Ergebniß 7562 Ztr. Torfftreu zu 55 Pig. pro Bir. 

2630 „ Mull u 00 „ u. m 


10,192 „ 


Berlaufswerth nad —* er Taxe 5737.10 ME. werben. Für Pferde muß die durchfeuchtete Streu 
Gewinn 2012.14 Mk., pro Kbm Torferbe 25 Pig. | ftets entfernt werden. Die Torfitreu macht bie 
Die BPreffe zum Formen ber Ballen für die Ver: | Waldſtreu volltommen entbehrlih. (In ber Ber: 
— koftet 500 * fie fördert täglich 30—40 ſammlung wurde das Verbot ber Entnahme des⸗ 

u * Ey t 6 Arbeitern; ber Preis | halb verlangt.) Neuerdings wird Torfftreu nad 

habt na d t um mit Pfg. pro Zentner. Der | Amerifa ausgeführt. 
Mul kann nur unverpadt und ungeprebt in 
Lowryladungen verjendet werben. Rechnet man 
noch ——— ig ang —— der 
Schuppen . m., fo ergiebt ſich, 
daß 13 ** unter 80 ⸗90 Big. 
—— —— ann. 

rt 3 Pferde rg Referent in 15 Tagen 
1 un alio täglich 2.75 kg, — Anbere rechnen 
2.5 kg. Die Pferde liegen troden und warın, 
die Dungftätte braucht nicht jo oft ala fonit ent= 
feert zu werben, das Material ftellt fich billiger 
als Stroh. Die Kombination mit Stroh als 
Ueberitreu wird nicht für nothwendig erflärt. 
Pächter Hartwig Pregih hat jogar bad Bflafter 
anz entrernt und durch 10 cm Zorfftreu mit 
9 em trockenem Sand darüber erſetzt; feucht 
werdende Stellen werben wieder mit Torfſtreu 
bebedt, der Verbrauch ift dadurch auf nur kg Stab zu 60 Pfg. pro Perfon und Yahr. Für 
für das Pferd und dem Tag verringert worben. | die patentirten orfmull=Streus$tlofett bon D. 
Die Thiere ftehen ſtets troden, die Luft im Stall | Boppe in Kirchberg in Schlefien mit —— 
iſt volllommen rein, Hufleiden kommen nicht vor | Streu-Vorrichtung rechnet man 25 kg Torfmull 
und jelbft das läftige Losreißen von Hufeiſen | pro Kopf als Kahrenbedarf. 1 Ztr. koftet 1.68 ME. 
nicht mehr. Das Bolfter wird alle 4-6 Monate | in Ballen zu 3 Itr. 
erneuert. Der Dünger ala Kompoft ift vorzüglich In Ahrweiler iſt ein Ballen zu 2,5 Mark für 
als Wieiendünger. Im Kubftall braucht man 5 Wochen für 1 Pferd als volllommen ausreichend 
täglid 4 kg pro Stüd, der Dünger wird dreimal befunden worden und ftellten fich die Stoften zu 
ig re und breimal wird eingeftreut — 7.5 Mt., bie mit Strobftreu zu 18 Mt. 
rüh, Mittags, Abends. Die Kühe ftehen trodener | Die große Berliner ferbesGifenbahn-Ge ell⸗ 
und liegen reinlicher als bei Strohſtreu. Für ihaft hat im Jahre 1883 zujammen 10118 Str, 
Jungpieh ift tägliches Ausmuftern nicht möthig. |zu 1.41 M. — pro Pfund und Tag 0.46 kg 
Dei Schweinen darf man nur ganz ftaubfreie 0.013 M. verwendet. Cine Londoner Pferber 
Faſer für Ferkel nehmen, für ältere Thiere find | bahn-Geſellſchaft berechnete für 2500 Pferde bie 
zu große Mengen nothwendig, wenn fie troden Erſparniß zu 30 000 M. im Jahre. Die Deutſche 
liegen jollen. Landiw. Zeitung teilte mit, daß auf einem Gut im 

E Scafitall darf man hödjitens auf der Nordoiten mit 1600 Morgen Ader, 500 Morgen 
Sohle etwas Torfitreu geben, immer aber nur | Wiejen, 300 Morgen Zorfbud, 60 Morgen Hof: 
mit reihlih Stroh darüber, um das Ginftäuben | ftellen, Garten und Unland (Boden durchläſſiger 
der Wolle zu verhindern. Sand), nad Anwendung der Torfitreu der Vieh— 

Im Geflügelſtall empfiehlt fih die Torfitreu | itand bedeutend vermehrt, die Fruchtfolge ver— 
unter den Sigitangen. Anzuwenden iſt der mit beſſert werden konnte und von der geſammten 
Torfſtreu gewonnene Dünger nur für warmen, Torfſtreudüngung zu 6638 M. Koften netto 18 730 
lehmigen und für fandigen, gut durdplüfteten Bo- Mark Gewinn erzielt worden find. 
den, auf joldhen Bodenarten beionders für Körner- In ſächſiſchen Städten ftellt ſich der Kubikmeter 
früdhte und Rüben, aber nicht für Sartoffeln. | Torfitreu zu 1,25—5,75 M. in Stuttgart zu 
Der Kompoftdünger aus Jauhe und Mull wird, 3,704, M., in Bremen durchſchn. zu 4,0 M., 
vorzüglid mit Zuſatz von etwas Wide. Auf in Bromberg zu 3,2-—48 M., in Nürnberg je 
fallarmem Boden darf das Hallen nicht unterlaffen über 3 M., in Augsburg zu 2,0—2,67 Mi. in 


Der Mull eignet ſich am beften ir Kompoftirung 
mit Jauche und Kloakenreften. Höchft anertennende 
Urtheile über Torfftreu lie * in Menge von Land⸗ 
wirthen und von ern vor und beſonders 

nahen: in Stallungen 


für ga chwadronen. 

A Serien von Torfftreu mit Zatrinemaffen 
(Torflatrinebünger) in Braun —— ergaben als 
Gehalt 83.1 Pr Feuchtigkeit 6 7 er 
Subftanz, 2.3 Proz. Aſche (0.78 Stidito 
gie 0.28 Kali). Die Koften verhalten 
fih zu Guano wie 1:3.58. Der Dünger bat fidh 
bort bald bei den Gärtnern verbreitet und wird 
befonders gerühmt zu Nüben, Zichorien, Savoyer⸗ 
fobl, Zopfpflanzen, Stoppelrüben ; zu Kompoſt 
ift bie Miſchung mit Heide und Lauberde empfoh« 
len worben. Sie Ausgabe berechnet ſich in der 


—* —— nach Beoba 





750 Strohbänder-Erſatz — Tabak. 


Münden zu 1,8—2,0 M., in Barmen zu 1,5 bis ſich beſchränken und ihn ſelbſt ganz aufgeben, 
2,3 M., in fchlefifihen Städten bei Waggon= | ohne im mindeiten an Arbeitsfähigfeit und Wohl: 


ladungen der tr. zu 126 Pig. (Görlig) bis, 


144 Pfg. (Des). 

Zur Literatur. H. v. Mendel, „Die Torf: 
ftreu, ihre Herftellung und Verwendung“ Bern 
bei Heinfiuß 1882, 

Strobbänder-Erfag. Als Griagmittel der 
Strohbänder verwendet man jetzt: 

Juteftride, 1,5 m lang, 1000 zu 11—16 M., 
Manillahbanf 16—20 M., Kokosnußfaſer 10—13 
Mark, Weidenruthen ꝛc. 1 Schod Strohbänder 
koftet 55V Pf, 1 Stüd alſo .— Big-; 
1 St. Kotosfajeritride 2: —!s; Big. beim Preiſe 
von 31 M. für 50 kg zu 4500 bis 5000 Stüd 
oder 75-83 Schod. Eine Firma in Schönebed 
liefert das Stüd 1. Qualität zu 1.4 Pfa., K. 
GrublesLeipzig zu 0.44—0.54 Pig, Th. Raid: 
Hamburg (au für Bäume) zu 0.34 Pig. Ge— 
Hagt wird darüber, daß dieje Stride zu hart find, 
bei Regen verderben und von Mäufen zu ftarf 
zerfreifen werden. In Amerifa verwendet man 
Draht zum Binden der Garben. 

Suezkanal jiehe Afrika-Egypten. 

Suin, ſiehe Vereinigte Staaten und Mar— 
garine. 

Suinter, ſiehe Abfälle. 

Süßfutter, jiche Fütterung. 

Superphosphate, ſiehe MPhosphathaltigen 
Dünger. 


Tabat. Die Jahre 1878 und 1879 hatten in 
Deutſchland für alle am Tabak betheiligten Ge 
jchäfte eine große Beunruhigung und Aufregung 
gebracht, da die Reichsſsregierung, Nachdem eine 
höhere Beiteuerung und Berzollung nicht erlangt 
worden war, einen Geſetzes-Entwurf für Ein: 
führung des Monopol& vor den Reichstag bradıte 
und Monate lang vorher über Erhöhung von 
Zoll und Steuern für und wider das Monopol 
in Verfammlungen, in den Fachblättern und in 
den politiihen Zeitungen aller Parteien verhan— 
delt worden war. Mit dieſen Beunrubigungen 
gingen wilde Spekulationen Hand in Hand, jo 
daß im dieſe Zeit_eine übergroße Einfuhr fällt 
und die Jahre 1878 bis wenigſtens 1882 zuver— 
lälfige Unterlagen für die Verbraudsitatiitit nicht 

eben können. Der Berjud, das Monopol einzu: 
ühren, hat da® Gute gehabt, daß die geſammten 
Verhältniſſe der Tabaksbranche gründlich beleuch— 
tet worden ſind. 


In Band VII S. 285 war ſchon darauf auf⸗ 
merkſam gemacht worden, daß eine Mehreinnahme 
des Reichs aus dem Tabak unbedingt erzielt 
werben müſſe und daß es fih dabei um ein jehr 
anjehnliches Mehr handeln könne, da der Tabak, 
wie immer der Einzelne darüber denken mag, auf 
feinen Fall unter den Begriff der unentbehrlichen 
Bedürfniſſe des Menſchen zu rechnen ift. Selbft 
jolche, welche jih an den Genuß bis zu dem 
Grabe der vermeintlichen Unentbehrlichkeit gewöhnt 
haben, können bei nur einiger Willensitärke darin 


befinden dadurch gefährdet zu werben. Jeder 
Raucher muß fih Anfangs jelbft mit Ueberwin— 
bung von Weblicdyfeit an den Genuß gewöhnen, 
Kinder und Frauen fommen dafür jo gut wie gar 
nit in Betraht und von ber erwachſenen 
Männerwelt giebt es einen jehr ftarfen Prozent: 
ſatz als Nichtrauder: man fann annehmen, das 
nur etwa 18%, der Bevölkerung zu den Nauchern 
gehören. 

Erwieſen war ferner, daß Deutichland bei 
ziemlid dem jtärkiten Tabakverbrauch fait Die 
niedrigite Beiteuerung hatte und wenigitens, dab 
in allen Großitaaten jehr viel mehr Geld aus dem 
Tabat in die Staatäfajjen fließt. Mit Ausnahme 
der Sozialdemokraten, weldhe nur Einkommen⸗ 
ftener haben wollen, gab es aud) bei uns im ber 
That nur jehr wenige, welde einer 
der Neichseinnahme aus dem Tabal mn zu⸗ 
ſtimmten: Uneinigkeit und zwar in ze 
Grade gab es nur darüber, wie die M 
für die Reichskaſſe gewonnen werden jJollte. 

Die jhon früher genannten großen Gruppen 
mit Vertretung verſchiedener Anfichten über die 
Tabafbeitenerung: a) die Tabalpflanger und mit 
diejen der größte Theil der Landwirthe b) bie 
Fabritanten, c) die Händler und Scifförbeder, 
d) die Tabakarbeiter mit ſehr ftark in der Tabaks- 
branche vertretener Hausinduftrie und e) Die 
Raucher als diejenigen, welhe den Mehrertrag 
aufzubringen haben, zeigen jo verſchiedenartige 
Intereſſen bezüglih der Tabafbefteuerung, daß 
auch ohne die fünfte Gruppe, f) die der Politiker, 
welche die Gejege zu berathen haben, und je nach 
Parteiſtandpunkten entſcheiden, gar nidt daran 
u denken ift, eine Alle befriedigende Zöfung ber 
Pam Frage finden zu können. Ohne 
Schädigung Einzelner und ohne ein mehr oder 
minder gewaltfames Gingreifen war überbaupt 
fein Schritt vorwärts zu tun. 

Die Mittel zur Steigerung der Einnahme find 
oder waren: 1) die Erhöhung der bisherigen 
Säge für Steuer und Zoll, wodurch aber nur 
eine mäßige Mehreinnahme zu erzielen ift, weil 
die Steuer für den im Inland gebauten ZTabat 
eine wejentlihe Erhöhung nidt ertragen kann 
und der Zoll mit der Steuer in Einklang bleiben 
muß, 2) die Fabrilatſteuer, von welcher die Reiche: 
regierung beitimmt erklärte, daß fie nad) den ander: 
wärts gemachten Erfahrungen (Amerifa, Rub: 
land) fih nicht dazu entichließen fann, 3) ber 
bloße Zoll, welcher das Verbot des inländiſchen 
Anbaues vorausfegt, ein in Deutſchland mit Rüd: 
fiht auf unferen Tabakbau nicht anwendbares Mittel 
(engliihes Syſtem) und 4) das Monopol. ‚gür 
diejes wurde nah und nad die Meinung in jo 
weit günftig, daß eine Vorlage gewagt werben 
konnte, die Tabakpflanzer waren bafür zuge 
winnen, da fie durch das Monopol nicht geſchä⸗ 
digt wurden, von den Politikern jtimmte ein 
Theil grundfäglih zu und Andere folgten obne 
Weiteres den Wünfchen der Reichsregierung, ben 





Tabat. 751 


Nichtrauchern war es zum Theil recht, wenn der/Antaufs des Tabaks und zwar in der Art 
Tabak recht viel einbradte und aud von einer | einzuführen, daß der Staat der alleinige Käufer 
Anzahl Anderer war zu erwarten, daß ſie des von den Pflanzern gezogenen Tabals würde 
fchließlich zuftimmen würden. Manche ließen ſich und diefen auf dem Wege ber öffentlichen Ver— 
auch dadurd beftimmen, dab in anderen Staaten, | fteigerung wiederverfaufen ſollte. Gleiches oder 
beionders in Frankteich und Defterreih, das | Aehnliches könnte mit dem Tabak aus dem Aus— 
Monopol der Staatskaſſe ſehr bedeutende ins | lande dadurch geichehen, daß dieſer in Lager 
nahme bringt. Die Mehrzahl der Landwirthe | häufer unter amtlihen Verſchluß gebradt würde 
und die Negierung mit ihrem ganzen Anhang und diefer durch öffentliche Veriteigerung mit dem 
traten energiich für da® Monopol ein. Daß  Zuichlag für Zoll abzugeben ware. Auch da— 
ichließlih doc nur eine mäßige Erhöhung von | gegen find gewichtige Bedenken erhoben worben. 
Zol und Steuer im Juli 1879 zu Stande kam, | Daß in Deutichland das Monopol nicht mehr 
erflärt ſich dadurd, dab im Deutihland Handel durchführbar ift, Liegt hauptfählih darin, daß 
und Fabrifation von Tabak jo mächtig ſich ent: die nothwendige Entihädigung zu hoch aus— 
wicdelt hatten, daß es bereits für das Monopol fallen müßte und daß es zu bedenflih wäre, 
zu ſpät ift, und weil Monopole überhaupt in | einer großen Anzahl von Arbeitern und Unter— 


Deutihland nicht beliebt find. Der Reichskanzler 


hat wiederholt erklärt, daß die Regierungen den | 


Gedanten an das Monopol nicht aufgegeben 
baben und er würde, wenn er beſſere Ausfichten 


für eine Majorität im Reichſtag gewinnt, wieder 
(Fine 


mit einer neuen Worlage dafür fommen. 
Majorität für das Monopol wird aber bei uns 
wahricheinlich nie zu gewinnen fein, da ſich in- 
folge der Vorlage herausgeftellt hat, dab das 
finanzielle Ergebniß, abgejehen von allen andern 
Bedenken, ein zu ungünftiges wird. Die vor und 
während der Zeit der Verhandlungen über das 


Monopol gemachten Erhebungen und die darüber | 
angeitellten Berechnungen haben ein bleibendes 


Intereſſe; eine Wiederholung der für und wieder 
vorgebradten Gründe kann unterlaffen werden; 
bemerft joll nur fein, das auch der Vorſchlag 
gemadt worden war, nur Dad Monopol des 


| nehmern die gewohnte Erwerböauelle zu entziehen. 
Die zur Zeit der Vorbereitung der Borlage 


'und nad Bekanntmachung derjelben angeitellten 


Berechnungen über die Zahl der im Tabaksgeſchäft 
Beichäftigten, ftimmten nicht mit einander über- 
ein; es wurden angegeben: 7898 Handelsfirmen 
mit 16,155 Beichäftigten, 374,846 Kleinverkäufer, 
22,401 größere und Mleinere Fabrikſtellen mit 
140,775 Beidäftigten und 150,000 bis 200,000 
Arbeitern, von welchen ein jehr großer Theil im 
Haufe fih beihäftigt; zufammen alſo in höchſter 
Sa über 730,000 Berfonen, für welche, fomeit 
fie nicht in den Staatsanftalten Beihäftigung 
fänden, oder als noch nicht lange im Geſchäft 
thätig anderweitig Unterkunft zu erwarten wäre, 
Entihädigung vermwilligt werden müßte: Die 
Summe dafür wurde berechnet zu 


80 bis 100 Mill. ME. für die Arbeiter, 


160 bis 400 „ 
300 bis 300 nm 
zuſ. 540 bis 800 „ 





abrifanten u. j. w., 
Fabril⸗ en 
zu 4%, gleih 21 bis 32 Mill. ME. Jahresausgabe, 


u. ſ. w. Cinrichtungen 





dazu kommen für vermehrte Aufficht u.f. w. 20 bi8 0 „ B 





fodak vom zu erwartenden Ertrag vornwegs 


Im Regierungs:Entwurf find beim Monopot | 
Verbrauch von 75,649,900 k 


En Grund gelegt worden: 28 Fabriken, 130 


4 bis 52 „  „ in Abzug fommen. 


I. Die Einnahme: für den angenommenen 
Fabrikaten 388.57 


ialen, 35 Magazine, 750 Beamte, 82,000 Ar- Mil. Mk., abzüglid Be in pre von 


beiter, wovon der größte Theil rauen und 
Mädchen fein kann, und 60,000 Tabaksverſchleißer. 
zufammen aljo 142,705 Berfonen. 

Bergütungen jollten erhalten: die Fabrikanten, 
(40 Mil. Mt. Real: und 59.25 Mill. Mt. Ber: 
jonalentihädigung), die Rohtabakhändler (6.4 Mill. 
Mark), die Fabrifanten, Agenten, Maller u. |. w. 
(27.74), die tehnifh gebildeten Tabakarbeiter, 
von weldien nur 8000 feine Verwendung jollten 


40,799,882 Mart nod 347,7 Mari. 
(29,376,400 kg Zigarren, 37,492,850 kg Raud- 
tabat, 6,121,250 kg Schnupftabat, 2,290,500 kg 
Kautabat, 131,400 kg Zigaretten, 237,500 kg 
ausl. rege als Verbraud. 

II. Die Ausgaben: für Verwaltung 2.699 
Mill. Mt., Arbeitslöhne 47.987 Mill. Mt., (durch⸗ 
ichnittlih 577 und 1200 Mt.), für Nohmaterial 
89.109 Mill. Mt., (4,695,600 kg ausl. Tabak zu 


ben können (21 Mill. Mt.), die Händler mit | 2,88 ME, und 42,260,700 kg zu 1,11 Mt. 


n 
—5* (33.6 Mil. Mt); dazu noch Unter: 
gungen (25 Mil. Mk.) und ein Zufhlag 10%, 
um allen Verhältniſſen Rechnung tragen zu 
Können, (21.3 Mil. Mt) Die Gejammtent: 
ſchädigung wurde aljo zu 234.3 Mil. Mt. ver: 
anſchlagt. 





| 31,804,700 kg inländiiher Tabat zu 0.70 ME, 
‚ 32,550 Mille = 332,500 kg ausl. — F— 
200 Mt. Hilfsmaterialien zc. 16,379,565 Mt., 
a Anbaues 1 Mil. Mt., Trans» 
port 5.5 Mill. Mt., für Gebäudes und Geräthe- 
Unterhaltung 1.2 Mil. Mk., für Anlage: und 


Der dem Gefegentwurf beigegebene Voranſchlag | Betriebsfapital- Zins und Amortifation 8.5 Mill. 


ftellte feit: 


Mart, zufammen 172,324,775 Mt. — folglich 


752 


Reingewinn 175,445,667 Marf, davon in Abzug 
45%, Zins und Amortiiation von 234.3 Mill. 
Mark Entihädigungsfapital = 9,%7,750 Mt. 
alſo Netto 165,487,917 Mt. 
Die Netto-Einnahme für Zoll und Steuern im 
Sabre 1876/77 war 14.886 Mill. ME. u. 1877/78 
uf. 19.701, mit dem Ergebniß der Straßburger 
anufaltur 20.614 Mil. Mi. , 


Gegen biefen Voranſchlag wurden bon ben ver— 
fhiebenften Seiten fehr gewichtige Bedenken er— 
rag der Verbraud und der Erlös als viel zu 

oh und die Ausgabe als viel zu gering bezeid- 
net. GSelbft der fonfervative „Reichöbote” ftellte 
feft, daß die Verfchleißer nicht 10, jondern 20%, 
des Detailerlöfes, aljo nicht 40, ſondern 80 Mill. 
Mk., erhalten müßten (anf den Kopf entfielen 
nur 608 ME. durfchnittlich), dak für Arbeiter 16 
Min. Mt. mehr Lohn entfallen und 49 Mill. ME. 
als Ertrag von Zoll und Steuern in Abzug Ri 
bradıt werden müflen, fodaß nur 64 Mill. Mt. 
Reingewinn blieben, ein Betrag, melden zweck— 
mäßiger eine Börſenſteuer anfbringen könne. 

Bon anderer Seite wurde gelagt, dab die 


Raudtabat . 
— 
au: und Schnupftabak 








23.86 
388.57 


Straßburger Manufaktur bisher nur 80,000 ME. 
Gewinn gebradt und daß der Berfaufäwertb 
ber Fabrikate derjelben !ss des geſammten Wer- 
fauföwerthes in Deutichland ſei, diefer aber mir 
225 Mil. M. betrage; 83 >< 80,000 giebt mur 
66.4 Mil. Mi. Gewinn u. da davon bie oben an- 
genommene Entihädigungs » Kapital - 

und die Ausgabe für vermehrte lie 

mit 41 bis 52 Mill. Mt. abgehen, jo blieben mur 
14 bi 5 Mil. Mf. wirkfier Reinertrag, eine 
Summe, welde man auch mit Erhöhung bon 
Zoll und Steuern erlangen werde. — Anbere 
nahmen 242.5 (Statift. Amt) und 248 Mil. ME 
ala Verkaufswerth aller Erzeugniffe an und bei 
der 1877 veranftalteten Gngfiete waren für 
82,218,900 kg Fabrifat 299.368 Mill. ME. Ber» 
faufswerth angenommen worden. 


Ferner wurde gejagt, daß bei der B 
eine ganz faliche Grundlage angenommen fei; bi 
dahin betrugen an Verlaufäwerth der Rau 
47 Broz., der Schnupftabal 8 Prog ber Kau⸗ 
tabat 3 Proz. und die Zigarren 42 Proz,; im 
Entwurf waren gerechnet für 


Tabat. 


67.18 Mil. Mi., d. i. rund 17 Prozent, 
297.53 


d. i. rund 76.5 „ 
db. i. rund 65 „ 


db. i. rund 100.0 „ 


” ” 


Der Entwurf legte ferner das —— auf die b⸗Pfg.⸗Zigarren, während die 3 und 
en. 


* 


Pig. Zigarren den Haupterlös bringen mü 


Mit — Mt. brutto kommen auf den Kopf der Bevölkerung 8.62 Mt., 


” ” ” " 


Frankreich verausgabte für Tabak 270 Mitt. 
Mark, Italien 180 Mil. Mark, Defterreich- 
— 200 Mil. Mk., Großbritannien 384 Mi 

art. 

Diefe und andere nicht minder gewichtige 
Bedenken bradten das Geſetz zum falle, der 
—— verwarf das Monopol und entſchloß 
fih zur bloßen Erhöhung von Zoll und Steuern. 
worüber dann auch ein Ginverftändniß erzielt 
worden ifi. Nach bdiefem beträgt von 1882 ab 
(bis dahin gelten die Ueber en 
bie Steuern (nad) Gewicht der fermentirten Blätter 
— für 100 kg 45 Mt., der Zoll 85 Mt., für 
re 180 bis 270 Mt., für ganz Kleine 

ächen bleibt die Flächenſteuer, 4.5 für 1 


fg. 
qm. Die Ausfuhrvergütungsfäge find Beftiimmt | 


worden mit 40 ME. für inlandiihen Rauchtabak 
(33 ME. unfermentirt), 47 ME. für entrippte 
Blätter, 32 bis 56 ME. für Fabrikate aus in- 
ländifhem und 60 bis 94 Mi. für folde aus 
ausländiihem Tabat. 

lleber die Wirkungen des neuen Gejeged vom 
16. juli 1879 läßt fich felbft jetzt noch fein end» 
—— Urtheil fällen, weil die Jahre unmittel⸗ 
ar nad) dem Geſetz bezüglich Verbrauch, Einfuhr 
und Ausfuhr, Fabrikation u. f. w. abnormale 


e3 wäre alfo die Mehrausgabe 


auf ben Raucher: 

43.33 ME. Ausgaben 
. wei „ MM, P 
823 „ 168. » 


waren und bie darauf folgenden noch in die Zeit 
—— wirthſchaftlicher Verhältniſſe fallen. Zur 
ergleichung müſſen folgende Zahlen dienen: 
Der Anbau wurde im Jahre 1873 (der höchiten 
iffer zwiſchen 1871 und 1879) von 214,267 
flanzern auf 30,500.67 ha mit 21.1 Mill. kg 
Ertrag — zum Werthe von 21.6 Mill. Mt. be: 
trieben; er ging von da ab ftetig zurüd bis 
1879 (159,661 Pflanzer, 17,272.96 ha, 238.4 
Mil. kg, 20.3 Mil. Mt) Das Jahr 1880 
zeigte 220,309 Pflanzer, 24,199.48 ha, 52.197 
Mil. kg, (2150 vom ha) — 18 Mill. Mart 
(70.9 pro 100 kg mit Steuer); im Sabre 
1881/82 gab es 246,639 Pilanzer, 27,248.01 ha, 
61.315 Mill. kg, (2242 vom ha) und 27.145 
Mil. Mark (67.59 f. 100 kg). Bon da ab gebt 
der Anbau wieder ftetig zurüd, jodaß es im 
Jahre 1885 nur 175,215 Pilanzer gab, 19,578.59 
ha, 38.545 Mill. kg, (1974 vom ha); für 1886 
eigt ſich eine Meine Aufbeſſerung: — 176,718 
N anzer, 19,843.04 ha, 38.646 Mill. kg Ertrag. 
Die Preife find von 1883 mit TI ME. wechjelnde 
von 72.40 (1884) bis 78.34 (1886) geweien. 
Auf der General:Verfammlung der Deutfchen 
Landwirthichaftlihen Geielichaft zu Frankfurt am 
Main wurde mitgetheilt, daß zur Zeit im In— 


Tabat — Telephon. 
land durhichnittlih 40 Mill. t Tabak gewonnen 


werben und daß die Preije für fchlecht brennende 
Tabake 8—40 Mt. (ohne Steuern) und für gut 
brennende 60—70 Mt. in Baden (waren): Ober: 
gu 37—63, Sandblätter 15—31, Grumpen 9 
8 

bis 5 Mt. Durch verbeflerten Anbau könnten 
leiht 10 Mt. mehr für 100 und zufammen 
im — Reich über 4 Mill. ME. gewonnen 
werden. 


Der Handel zeigte im Jahr nd 


23 Mt — Grüngewit (im Oberland) 4 


: Einfuhr 76.7 Mil. kg, Ausfuhr 5.4 Mill. kg, 
: 101.52 


753 


Der gefammte Steuerbetrag war 1875 f. den 
Kopf ber Bevölkerung 0.32, 1876 = 0.33, 
1878/79 ſchon 0.60, 1882 0.72 Mt., 18883 
—= 0,81 Mt., 188485 = 0.92 Mt. 


Der Berbrauhb war 1874 155, 1878 
—= 2.74, 1879 = 0.74, 1880 = 1.26, 1882 
— 117, 1885 1.36 kg, 1875—1885 im 
zn. 1.52 kg, 1881/85 = 1.2 kg, 1881/87 
= 1.4 kg. 


m 


— 
— 


— 


9/80: " " ” " 6.57 " „ 
1880/81: pr 15.90 „ „ * 020,— 
1883/84: » DIEB: 7 -.u . 2. 5 


Für 1887 mwurben 294,000 im Tabakgeſchäft 
a Perſonen angegeben. 

Im Vergleich zu anderen Ländern nahm der 
Tabakbau in Deutjhland im Jahre 488 von ber 
Flähe 0.45 Proz. ein, während auf Rußland 
am wenigften, nur 0.01 Prozent, und auf 
———— am meiſten = 0.92 Prozent 


mmen. 
Belgien hat im Jahre 1883 die Zollfäge eben⸗ 
falls erhöht und ſeitdem ift auch dort ber Ver— 
brauch bedeutend herunter ge augen, bon 14.68 
Millionen kg Rohtabat m ‚841 kg Bis 
arren auf 3.5 kg Rohtabak und 40,000 
— im Jahre 1884. 
ie geſammte in den Welthandel gebrachte 
Tabalmenge aus fremden Welttheilen wird auf 
über 210 Mill. kg jährlich — und davon 
kommen auf die Vereinigten Staaten von Nord» 
Amerila 145 Mill. kg; das Erzeugniß in Eu— 
ropa ift an 200 Mill. kg. (Rußland 72 Mill. kg, 
Defterreihslingarn 62 Mill. kg u. ſ. w.) 
In Bezug auf den Tabakbau ergeben bie 
—— bei der General⸗Verſammlung der 
Deutihen Landwirtbihaftlichen Geietidaf in 
———— 1887 (Referent Hirſchorn⸗-Mannheim), 
aß im Allgemeinen bei uns nur in Folge un: 
rihtiger Düngung — Sloafen, Jaude — mit 
zu großem Sochjalz:, bezw. Chlorgehalt — zu 
viel ſchlecht brennender, alfo minbermwerthiger 
Tabat gewonnen wird und dab die Hollän 
ein beſſeres Erzeugniß und ein beſſeres Trod: 
nungöverfabren haben. Als beflere Düngung 
und bollftändig geeigneter Erſaz der Jauche 
wird eine Miſchung von 0.75 kg ing ei 
mit 0.125 kg Superphosphat in 100 1 Wafler 
und eine Miihung von 500 kg feuchtem Moor: 
boden mit 75 kg Holzaſche bezeichnet. In neueren 
Unterfuhungen in Frankreich wurde feftgeftellt, 
dab die unteren Blätter der Pflanzen am 53., 
die mittleren am 70., die oberen am 74. Tage 
nah dem Auspflanzen den größten —* t, 
alſo die beſte Verbrennlichkeit, haben un ba 
dann ber Rüdgang im Gehalt ein rapiber ift un 
am 100. Tage genau fo groß, wie zur Zeit des 
Auspflanzens. (2.5 Proz. gegen 3.7 Proz. zur 
Zeit des höchſten Gehaltes.) Nikotin joll guter 
Zabaf nur bis 3 Proz. enthalten ; diefer Gehalt 
zeigt ſich zwiſchen dem 70. und 80. Tage vom 


Landiv. Konverſ.Lexiko n. Gpegial-Gupplement, 


| 


Auspflanzen an, früher umd fpäter mehr und 
weniger. Die unteren Blätter jollen deshalb am 
58. e, die mittleren am 70., bie oberen am 
75. Tage geerntet werden ; in Wirklichkeit findet 
aber bie te meiften® zu gleicher Zeit und 
zwar am 90. Tage ftatt. Die Holländer ernten, 
wie vorgefchlagen, und Löfen 2 bis 300 ME. pro 
t mehr 


Eine weitere Verbefferung, welde wir ben 
olländern ablernen können, ift das Schligen ber 
alsrippen vor bem Aufbhängen in den Troden- 
ihuppen. Dr. Neßler beobachtete, daß geichligte 
Rippen nad dem 40. Tage nur 27 Brot. Feuch⸗ 
— enthielten, während nicht geſchlitzte noch 
82 Proz. hatten; auch gute Farbe und größere 
Glaftizität des Blattes, ſowie Verhinderung von 
Schimmel find bie ginftigen Rejultate des 
ligens der Rippen. Gin weiteres Erforberniß, 
einen guten Tabak zu erzielen, ift, dem Boden 
möglicht viele Feuchtigkeit zu erhalten, und hat 
fi bei Beobachtung nach dieſer Richtung gezei 
dab fleißig gehadter Boden das Maffer viel 
beffer hält, als ſchlecht bearbeiteter. Ein babi» 
jher Morgen (1. ha) nicht gehadten Feldes 
verlor in drei Tagen 23,000 kg Waſſer, wäh: 
rend gehadter Boden im gleihen Zeitraum nur 
8000 kg verlor. 

Andere VBerbefferungen find guter Samen, gute 
Trodenräume u. j. w. 

Der Rüdgang im VBerbraud mwurde von 
1871—79 zu 1879—86 um jährlid 4.5 Mil. kg 
oder 6 Proz. des Geſammtverbrauchs feftgeftcht. 

Nah MittHeilungen (1888) vom Regierungs:- 
fommiffar in ber Betitionslommiifion des Reichs: 
tags wurde für 1871/79 der durchſchnittliche jähr« 
lihe Verbrauch zu 73,250 t (25,198 inländiſch), 
für 1879/86 zu 69,324 t (32,330 inländiſch) an- 

egeben; es bat.aljo durdichnittlich jährlid nad 
er Zn eine Verbrauchsverminderung 
von 3,926,000 kg ftattgefunden. Der Verbrauch 
an inländiihem Tabak ift aber um 7,132,000 kg 
| geftiegen. 

Taration, ſ. Beranihlagung. 

Teihfiicherei, ſ. Fiſchzucht. 

Telegraphie, ſ. die einzelnen Länder. 

Telephon. Die Fernſprech-Einrichtungen wer— 
den in der neueſten Zeit auch in der Landwirth— 

48 


754 


ſchaft auf großen Gütern — zwei große 
und muſterhafte — 5* finden ſich auf Rohlau 
bei Warlubina (Fr. Märker) zur Verbindung des 
Schloſſes mit dem Forſthauſe und den Dekonomie- 
—— und auf der Herrſchaft Kobylniki bei 

berſitzlo, Prov. Poſen (Herr dv. Twardowsky) 
mit Zentralſtation und zwei Stationen auf zwei 
Vorwerken. Für beide Güter ſind die Mikro— 
phone von Mir und Geneſt in Berlin eingeführt. 
Als Bortheile der Anlage von Telephonen auf 
größeren Gütern nennt N. Melzer = Berlin in 
> Ztg. f. deutiche Land» und Foritwirthe“ 
die Sicherheit und Raſchheit der Uebermittlung 
bon Anordnungen an weit entfernt beichäftigte 
Beamte, 3. B. auf Vormerken und im Malde, die 
Rafchheit der Beförderung von Gegenanordnungen, 
—— bei drohendem Unwetter die noch rechtzeitige 

enachrichtigung zur Bergung von Erntegut, die 
raſche Meldung von Feuersgefahr auf Vorwerken 
oder im Walde, die Möglichkeit raſcher Hilfe im 

le von Erkrankungen oder Unglücksfällen, die 
Zeiterſparniß für die entfernt wohnenden Unter: 
eamten, welche anitatt weite Wege zum münd— 
lichen Bericht und Entgegennahme von Befehlen 
zurüdlegen zu müflen, in wenigen Minuten am 
Telephon sich verftändigen können u. ſ. w. Die 
Anlagen lajjen ſich leicht mit dem nächſten größeren 
Orte in Verbindung bringen und, was die Haupt: 
fache ijt, fie find mit nur geringen Untojten ber: 
zuftellen und in Stand zu erhalten. 

Wie raih fih die Telephonie verbreitet hat, 
geht aus folgenden Zahlen hervor. 

In Deutichland wurde die erite Anlage in Ber: 
lin am 12. Januar, bezw. 1. April 1881 ein: 
gerichtet, im Auguſt 1886 gab es im Reichs— 
—— 109 mit Telephon verbundene 
Orte, 15,272 Theilnehmer, 36 öffentl. Sprechſtellen, 
27,251.21 kın Zeitungen und 12,957,699 ausge: 
führte Verbindungen (Geipräcde), welche eben: 
foviele Botengänge eripart haben, im Januar 1888 
151 Netze, 24,322 Stellen. — Gejammtzahl in 
Guropa 1888: 717 Nege, 111,531 Stellen (Groß: 
britannien 183 und 20,426). 

‚ In den Ver. Staaten von Nordamerifa gab es 
im Jahr 1884 ion 986 Telephon:Geiellichaiten 
mit über 266 Mill. Fr. Kapital, 313,122 Tele: 
phonen, 772 Ferniprechnegen, 3341 öff. Fernſprech— 
ämtern, 134,847 Abonnenten, 162,774 Negkilometer 
und 5700 Beamten. Der Reingewinn war 6.4 9. 

Das Telegraphenneg der Erde hatte Ende 1885 
mit den jubmarinen Kabeln 1,213,000 km Linien, 
3,189,500 km Drabtlänge und 72,200 Anftalten; 
befördert wurden zufammen 211.1 Million Tele: 
gramme. 


Telpherage (Zelpher) ift eine 1883 von Prof. 
Fleeming-Jenkin in Vorſchlag gebrachte Art elek— 
triiher Eijenbahn, bei welcher die Wagen nicht 
auf dem Erdboden auf Schienen, fondern in der 
Luft auf ausgeipannten metallenen Kabeln (Stahl: 
drahtieilen), welche zugleich ala Stromleiter dienen, 
bewegt werden. In Verbindung mit den Prof. 
Ayrton und Perry wurde die Be Som: 





Telephon — Thierheilkunde. 


pany auf Aktien gegründet und bie erfte 
bahn 1883 in Weston bei 9 35* 
eingerichtet; 1885 folgte eine größere — 
ge —“ Zier, auf De 
ord Hampden mit zwe mm 
feilen aus Draht, übers Kreuz ftromleitend mit 
einander auf den je 20 m entfernten T 
verbunden. Jeder Zug befteht aus einer Lolo— 
motive von 140 kg Gewidht und 10 a 
gu 43 kg, welche 14 kg Ladung aufnehmen > 
as Geſammtgewicht iſt 1970 kg. 


Theehandel. Nach dem „Economift” waren bie 
Theeverfhiffungen aus China im Jahr 1885/86 
zulammen 98,561,381 kg, im Jahr 1886/87 aber 
36,142,407 kg, folglich um 2,418,974 kg, —— 
trotz guter Ernte in Güte und Menge. Ser 
nahme der dinefiihen Theeausfuhr fteht die be 
deutende Steigerung der Ausfuhr aus Indien, 
welches etwa 85 Mill. engl. Pfund liefern kann— 
und aus Zenlon, wovon 15 Mill. Pfund zu er 
warten find, gegenüber. Da der europäijche Ge— 
fammtbedarf zu 225 Mill. Pfund berechnet wird, 
jo zeigt ſich, daß Indien und Zeylon zufammen 
100 Mill. Pfund davon liefern können, Ghina 
aber nicht mehr voll 100 Mil. Pfd.; die ee 
diefer wichtigen Veränderung im Theehandel 
die ftetig fortgeichrittene Verſchlechterung ber 
chinefiichen Waare, während das indiiche ⸗ 
niß ſich ebenſo beharrlich verbeſſert hat und 
ſchon von Kennern dem chineſiſchen vorgezogen 
In den Monaten Oktober bis März 1881/82 war 
der Verbraud an indiihem und ZeylonsThee nur 
28 96, der vom diinefiihen und Fava-Thee 
72 9,, im Jahr 1886/87 aber ftieg der ® 
jener Sorten auf 47 und ſank der Verbrauch diefer 
Sorte auf 53 9%, des Gejammtverbrauds. 

Eine weitere Urſache der Marktverä 
liegt in der Verfehrsentwidelung — Suez 
Dampfer, Bacific- Bahn. Die Transportfoften 
ſtellen fih mit Seglern und via Northbam- Pacific 
billiger, als mit Dampfern nad San Ss 
und von bier mit der Bahn. Der indijche 
ift gehaltvoller, alfo auch etwas herber und wirt 
deshalb noch vielfach weniger gern als ber chine— 
fiiche genommen, mit der Zeit wird aber die ge— 
baltvollere Waare immer mehr ben Sieg behaupten. 
Von den chineſiſch. Verichiffungen famen 70,896,0%4 
und 71,004,114 kg nad Europa (66,491,814 und 
64,308,172 nad) Großbritannien, 4,075,599 
6,042,718 nad Rußland, der Reſt direkt nach dem 
Kontinent), 10,704,174 und 9,540,034 n 

kg. 


lien, 16,397,613 und 15,403,709 nad 
weniger, Rußland fait 2 Mill. kg mehr , 














England bat im Jahr 1886/87 über 2 Mi. 
Auftralien 1.16 und Amerika 0.993 

weniger, der europ. Kontinent direkt 324,618 
mehr und Afrika 369,070 kg weniger (nur nodı 


194,500 kg). Die Preife in Honkow waren 15° 
niedriger. » 


Thierheilfunde. Hierzu find in. dem 


Jahren erfhienen: 8. Ableitner,, 
für die Nothbilfe und Seranfenpflege ber m 





baren Hausthiere”, Wien 1879 und „die Ber: 
—— —— der Hausthiere des männ- 
lichen und weiblichen Gef — t8*, Bremen 1879. 
. Anader und D. öhnde, wet 

fa liche — und — 2. Au 
lage, Leipzig 1880. — Armbrecht, Veterinär: 
hirurgie“. N. Baransky, —— —— 
—— Veterinärgeſetze und Verordnungen, 
ie in Oeſterreich-Ungarn und in Bosnien giltig 
find“, Wien Fr. Blazelomic, 
„Lehrbuch der Veterinär: Augenheilkunde für ben 
Unterricht und praftiichen Gebrauch”, Wien 1834. 
— Born und Möller, — der Pferde⸗ 
tunde“, Berlin 1879. — ©. J. Brümmer,|m 
„Der Nathgeber im Krankenftalle oder Verhütung 
und Heilung der hanptjädlichften Krankheiten 
der landwirthſchaftlichen Hausjäugethiere”, Leip⸗ 
zig 1883. — L. Damman, „die Gefundheits- 
pflege der landwirthſchaftlichen Hausfäugethiere”, 
Berlin 1883. — Diederhoff, race per zum 

Br und Therapie der Haudthiere”, 

Gihbaum, „Srundriß der —2 der 
Thierheillunde“, Berlin 1885 . Ellen: 
berger, „Lehrbuch der allgemeinen Chase 
der Hausfäugetbiere”, Berlin 1884 und „Hands 
buch ber Rn Hiftologie der Hausjäuge: 


thiere, 1884. — lemming, „Allges 
meine — der ausjäugetbiere und 
— a ttellebre, — bearbeitet, Ber: 
n 1 Fran 


ärztlichen Geburtähilfe”, Berlin 1887 und —5 — ⸗ 
buch der Anatomie der rel 2. Aufl 
Stuttgart 1882. — Friedberger und gröh: 
ner, eg ber ſpeziellen ———— und 
Therapie der Hausthiere“, Stuttgart 1 
Gooday und G. Surmon, „ vaftifches 
andbuch ber homdopatiide Thierheiltunde”, 
tuttgart 1880. 2.6 „Lehrbuch der 
Gewebe und Organe der Hausfäugeihiere" : „Sür 
Landwirthe und Thierärzte“, Jena 1880. 
9.5. Grebner und D. Straub, „R ept: 
tafhenbuh, Sammlung bewährter thierärztlicher 
Rezepte nebit kurzer Anleitung zur Verordnung 
thierärztlicher Arzeneimittel”, 4 Auflage, Ulm 
18883. m. Günther, „Die Kaftration 
ze : nußbaren Hausthiere*, Leipzig 1881. — 
Guolt, „Handbuch der vergl. Anatomie 
Hausfäugeibiere", 6. Auflage, bearbeitet bon 
ifering und Möller, Berlin 1885. — ©. Harms, 
—— ber thierärztlichen — 2. Auf: 
I annover 1884. G. HQaubner, 
ae rthſchaftliche 5— ie inneren 
und äußeren —— der landwirthſchaftlichen 
Hausfäugetbiere*, 9. Auflage, Berlin 1884. — 
„Die undheitspflege der landwirthichaftlichen | — 
en mit befonderer Berüdfihtigung 
ihrer Nupleiftu * 4. Auflage, 1880. 
Hering, „Band uch der tbierärztlihen Ope— 
rg gl ’ ee von E. Vogel, Stutt⸗ 
— A. Hint, „Seuchen und Seuchen: 
ige, — 8 ebung und Gewähr: 
ler”, Bremen 1886. — 9. Kaijer, „Gemein: 
veritänblicher Leitfaden der Anatomie und Phy⸗ 


Thierheillunde. 


Handbuch der thier⸗ H. Büp, 


ber | Phyſiologie der 





a 
a me 


75 
logie ber age ug af) P —— 


Kohlheppuun 
steril f. Landwirthe über Bau, 
flege, Geburtöhilfe u. ſ. w. unferer landbwirtbs 
* ichen Hausthiere“, Stuttgart 1884. — 

Koh, „Enzyklopädie der & mmten F 
un und Thierzucht“ in Lieferungen, \ 
£eijering und Hartmann, 
Sr Fuß des Pferdes“, 6. Auflage, Dresden 1886. 
Reif erin 
tomie* 1885, und Leijering, „Atlas 
Anatomie des Pferdes und der übrigen gun 
Ir ethiere“ daj. 1885. — Laugmwiß, J 

er im Hufbeſchlag“, 1884. — Ch. Natald, 





here eilung des Milzbrandes der 
wirtbfchaftl hen Hauäthiere*, Leipzi ——— — 
A. Maſch, Landwirihſdaftliche ierheilklunde 


auf anatomiſch⸗phyſiologiſchen Vorbegriffen, Leit⸗ 
faden des thierärztlichen Unterrichts”, 4. — 
Wien 1880 h. Merl, „Hand wre 
austhierheiltunde”, 7. Auflage von Reicherter, 
tuttgart 1880. — Möller, —— 
krankheiten des ‚Bierbes, ihre —* Br 
und Verhütung”, Berlin 1880. — er; 
„Der Sandmann als Thierarzt Bi ur . 
fächlichften äußeren und inneren Krankheit 
Pferde, des Nindviehes, der Schafe u. |. wm. 
Weimar i880. — Mi (ler: öha, „Beterinärs, 
a er und Diipenfirkunde”, Berlin 1885. — 
„Die äußeren Krankheiten der land» 
wirtbfchaftlichen — Berlin 1880. 
Dr. Ridter und ©. Zorn, „Der La 
als Thlerarzt, die Krankheiten der Hausthiere, 
Erkennung, \ehandlung, und Berlin, 
2. Aufl., Berlin 1884. — oblmes 


neibuch oder —** t, wie ns Landwirid —* 


Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen und 
aufziehen, warten, füttern und ihre Fran 
erfennen und heilen faun“, 2. Auflage, — 
von H. Renner und M. R Rothermel, erlin 1879. 
— Roll, —— Pathologie und 
5. vn e, Wien 1 Thierſeuchen“, * 
F. Roloff, Da - Milgbrand, feine Ente 
* und Bekämpfung“, Berlin 1888 und 
Die Rinderpeſt“, 2. Auflage, Halle 1880. — 
u. Shmidt-Mühlheim, bei Fr 
en Thier 
und Landwirthe“, Leipzig 1879. — ®. > abe, 
Illuſtr. homopathiſcher Sa 2a 
lage, Leipzig 1879. — Siebamgro 
Hofmeifter, „Anleitung zur milr — 
und emiſchen Diagnofti ber Sranfheiten 
.. iere”, 2. Auflage, Dresden 1884. — 
— Thierärztliche Chirurgie“ — 
E. Vogel, „Spezielle Arzeneimi 
f. Thierärzte“, 9. Aufla age des ———— 
thierärztl. Arzeneimitte hre“, Stuttgart 1881. 
— Wagenfelb’s BVieharzeneibuch und Befunde 
peitäpflege der landwirthſchaftlichen — 
ee 8 von R. Kühnert, 14. 
rlin 1879. E. Walther, „ 
ihaftlihe Thierheilfunde f. landwi 
Schulen und zum Sel ium f. 2 


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Digitized’bys 


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und Möller, „Vergleichende _ J— 


iten 









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* 
“m 4 J Y 
m ER ern 


J 756 


hierheiffunde — Drunkſucht. — e 


2. Auflage, Baugen 1883. — S. Werneburg, | Verkehräftraßen angebracht werben, fon: 
und et „Allgenteines praftiiches Vie = | dere Bahnkörper-Blnfagen alle nicht J 
J ee mit befonderer Berüdfichtigung der | find, und im der Regel nur Berfonen in 

j —— en und —— 








ierheil⸗ kurzen Smijchenräumen beförbert werben, | 
kunde”, Hannover R . 9. Zürn,|fih nad und mach überall eingebürgert umb im 
Tierärztliche Heilmittellehre f. Landwirthe*, | großar ger Beije dem Verkehr gedient. Die Ge 
Beipzig 879. — „Die Lehre vom Hufbeichlag | leife werden jet in Spurweite der Eifenbahn und 
und von den wichtigften äußeren Krankheiten des | bis hinunter zu 0.75 m meiftens doppelt 
BDferdes wie deren Heilung“, 7. Auflage, Wei: |um den Wagenverkehr ununterbrochen gehen 
mar 1884. — Zürn und Müller, „Die Unz|zu können. Die Dampftrambahnen 
tugenden ber Hausthiere”, Weimar 1885, mit der Gejchwindigkeit von 9—12 km in ber 
ettfäriiten: „Archiv f. wiffenihaftl. und | Stunde und haben Lokomotiven von 15—100 
Pr —A—— (Roloff), „Deutiche Pferdekraft, die erſt neuerdings eingeführten 
ie‘ 


” KERN 


f. Thierheiltunde und Viehzucht” (Adam), ſich bejonders in Dänemark, in Deutichland im 
Shi u" = erlin zwifhen dem Zoologiſchen Garten umb 
eriorium f. Thierheiltunde” (MWogel), „Der — in —* —— 
Tagen‘ (2ydtin), Rundſchau auf dem Gebiete | Bahnen (f. Ele 3 gab es 3 — 
u i . Bier: | Frankfurt a. M. und Offenbah im Jahr 
ber Tiermedizin” (Schneidemühl), „Deftr. Vier 8 > —* F > \ Dh ven ht * 
und Forſter), „Monatsſchrift des Ver. die Union der Ber. n in Nordamerika. 
der Thieränte a N * f. Thier⸗ | Die meiſten Trambahnen find Pferdebahnen 
EI EHEN 
achblatt f. Viekhaltung * ——— — m 7 Hg et al; 
3 Di zur Beförderung dienten erde, 
* — blerzuq f. Viehzucht und die einzelnen Eotomobilen und 2440 Magen eh 
Thorley's Vichfutter, ſ. Kunftfuttermittel. erg Fr —— Mil. Berfonen, 


X hrgeld bezahlten. Die 
b Zollwuth, j. Bakterien. gabe war 40.43 Fin * 
Tonga⸗Juſeln (Freundſchafts-Inſeln), ſiehe durchſchnitit 4.8 Proz. —— — in 
Ozeanien. Sen - * —— Me 
Tongking, Tonkin, |. Afien. jerben, iD Lokomotiven um ahn Elel⸗ 
Zopinambur, ſ. Wurzelfrüchte und die früheren | izität. Die Große Berliner Pferdebahn bes 


ar; 
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— Mittheilungen; vergl. Vranntwein. (Bee Eur RE RL, * er: er 
— —  — Korfftren und Torf, ſ. Streumittel. bezahlten; 3652 Bierde, 745 en, 2630 Mann 


Totalifator, bei Wettrennen die Art des Wet | Perfonal, etwas über 6 Mil. Mi. Ausgaben und 
| 8, daß im Gegenjag zu der Buchmacerei die) 11.489 Mill. ME. Einnahmen wurden — 
* * der Gewinnſummie erft feitgeftellt werben | Im Jahr 1881 hatte Deutichland 644 im 
‚ wenn der Sieger befannt ift. Die Gefammt: | Betrieb. Oefterreich verzeichnet 12 Unternehmungen, 
einlagen werden dann zujammengezählt und die) 150 km Geleife, 3588 Pferde, 32 Lokomotiven, 
bataus fi ergebende Summe, abzüglih 5%, für | 1113 Verfonen-, 20 Laftwagen. Zn Wien wurden 
die Kafje, wird getheilt durch die Zahl der auf | im Jahr 1885 zuf. 40 Mil. Perfonen befördert. 
den Sieger Gemadten Einfäge; der im Jahr 1871 | Italien hatte 2170 km Dampf-Trambahnen und 
eingeführte Totalifator ift dur Reichsgerichts 500 km im Dau ; die Niederlande melden 38 Uinter- 
ertenntniß vom 29. April 1882 für Deutichland nehmungen, 711 km Geleife (428 mit Dampf). 
verboten. In Amerika giebt es auch zahlreiche — 
> able Rense, Dei rat — da, Bi mem | in,cn zlalonn Der Gnkuen u ap Bu 
mehr als ein Pferd zuerft — zu gleicher Zeit — am Y — 
Siegespoften ericheint, fobaß der Wichter den zeugniffe zu erleichtern. 1883 gab es jchon 6500 km 


: n Betrieb. Frankreich hatte 1884 nur 640 Km 
Sieger micht feftitellen kann. Die Gewinne wer: | IM Le s ’ 
J— ben beim unter die Pferde getheilt, wenn nicht | IM Betrieb; für 1 km find im Ganzen 166,400 IR 


- i Kapitalaufwand angegeben. % 
nad Uebereinkunft nach dem eigentlichen Rennen Oft 5 
2a ein Wettrennen der —* angekommenen en —— at man s 
Pferde unter ſich ftattfindet. fich, der Ueberhandnahme der Trunffucht m 
Traber, ſ. Pferdezudt. ren, bi jegt aber nur in Norwegen (v —J— 
Zrambahnen (tramways), dieſe Verkehrsmittel wein) mit allgemeinem Erfolg, in Amerika und in 
bejonders für Städte im Innern und zur rajchen England troß Temperenz = Vereinen und Helles 
Berbindung mit den Vororten, bei welchen die | armee höchſtens mit dem Brfolg, bab die TZrun® 
€e ri) 


Bagen auf Schienen, welche in den gewöhnlichen | jucht weniger fichtbar. bleibt. unfern Reiche 




















Digitizagd 


— ® A a de A 24 


Trunkſucht — 


tagöverhandlungen wurde amtlich angegeben, daß 
bie at ber an „Altoholismus und Säufer— 


In den gegen Städten kommt eine Wirth: 
fhaft auf 71 (Hamburg) bis 584 (Braunſchweig) 
Einwohner. Eine Anzahl von Städten ift Felbite 
ftändig vorgegangen, um Abhilfe zu jchaffen. In 
Deutihland wirft „Der beutiche Verein gegen den 
Mißbrauch geiftiger Getränke“, gegründet 1883 in 
gestern a. M. bezw. Kaſſel, Sahresbeitra bon 

Mark an. Auf dem Lande find die Zuftände 
theils beſſer, theils ſchlechter, als die in ben 
Städten. Das beſte Mittel zur Bekämpfung der 
Trunkſucht iſt das Darreichen guter ſtärkender 
und anregender Getränke anderer Art zu mäßigen 
wege Kaffee, Thee, Warmbier im Winter, 

efyr, Magermilh u. f. w. im Sommer und bes 
züglid der lintergebenen das gute Beifpiel bezüg: 
lih des Wirthshausbeſuchs. 


im Jahr 1877 in den Sranktenhäufern 10, 
184 R 19. 


Türkiſches Reid. 757 


For nl leibenden Kranken auf je 10,000 Ein⸗ 
mohner 


in ben Irrenhäufern is 


war, zuſ. 5085, 
10,401 


Iuberfulofe, ſ. Bakterien, 


error Reih. Großfultan Abdul⸗Ha— 
mid-Khan, geb. 21. Sept. 1842, regiert feit 
31. Auguft 1876. Ueber diefen im Verfall be= 
griffenen Länderfompler können nur wenige An- 
wer gebracht werden, zumal über die landw. 
| erhältnifie, wie überhaupt über die Erwerbs⸗ 
thätigfeit, feine fihere Auskunft gegeben wird. 
—2 die a. —*—* * 53*8 er 
Paſchahs zur Seite zu geben, um die w 

lichen deal beffer zur Wirkſamkeit zu —— 
Aus den letzten Kriegen mit Rußland und nach 
anderweitigem Landverluſt iſt das Reich hervor⸗ 
gegangen mit: 





in Guropa 826,375 qkm und 8,987,000 Einwohner — 28 auf 1 qkm 

in Afien 1,8%,468 „ „  16,174,100 5 — 9, ö 

in Afrita 2,064,000 „ _» __7,817,000 R — ———— 
zuſ. 4,271,000 „ „  32,978,100 ee, 1 


davon find aber Tribut» und Schugftaaten, alio Ge: 
biete, über welche die all nur noch jcheinbare 
Gewalt hat, 1,182,600 qkm und 11,345,100 Einw., 
unmittelbare Befigungen nur 3,088,400 qkm mit 
21,653,000 Einwohner. Als zugehörig werden 
in Europa gerechnet unmittelbar 165,438 qkm 
und 4,500,000 Einwohner — 27 auf 1 qkm — 
ferner Bosnien, Herzegowina, Sandjak Novibazar 
f. Oeſterreich), Bulgarien und Oftrumelien (ſ. d.), 
ergl. Alien und Afrika. 

Die größten Städte in Europa find: Konſtan— 
tinopel mit 837,565, Salonihi mit 60—80,000, 
Adrianopel mit 60—62,000 Einwohner, in Afien: 
Smyrna mit 186,510, Damaskus mit 150,000, 
Da mtt 100,000, Aleppo mit 70,000, Beirut 
mit bis 70,000, Erzerum mit 60,000, Kaiſarie 
deögl., Simas mit 50,000 und noch 12 Städte 
mit 25,000— 40,000 Einw. (Zählungen von 1885). 

An der Spige ftehen ber Grosvefir als Präfi- 
bent des Minifterfonfeils und der Scheik ül Islam, 
10 Staatsminifter (Präfident des Staatäraths, 
Auswärtiges, ieg, Marine, Inneres, Juftiz, 
Finanzen, öffentliche Arbeiten, Handel 
Aderbau, Unterricht, Intendant der Stiftsgüter). 
Die Senatoren, der Staatörath, die General: 
Direktoren der Polizei, der indirelten Steuern, 
ber Grund: und Gintommenftener, und der 
Bolten und Telegraphen. Der Präfekt von Kon— 
ftantinopel — Die Unterftaatsfetretäre. — Das 
—— bes Sultans. — Die Generale und die 

hren-Abdjutanten — die Generalgouverneure ber 
—— (Bilayets), die Gouverneuſe der 

ndihals (Arondiffements, bie Gouv.Lieuten., 
die Kazas (Kantone), die Mädirs (Bürgermeiiter) 
der Gemeinden. Die Kommandanten der fieben 
Armeen (Orbus). Die Patriarchen der ortho— 
boren Griechen, ber orthoboren Armenier und 


| ber fatholiihen Armenier, ber E Mi ber buls 
gariih=orthedoren Kirche, bie Ai chefs ber 
römifch= fatholifhen Gemeinde und ber prote= 
ftantifchen Gemeinde, der Großrabbiner der Is— 
raeliten. Für die Katholiten nad; maronitiſchem, 
—— ſyriſchem, lateiniſchem und grie— 

iſch⸗ melchitiſchem Ritus giebt es A Patriarchen 
und Erzbiſchöfe, für den griechiſch- doxen 
Kultus 3 Patriarchate in Konſtantinopel, Aexan⸗ 
drien und Antiochien. Ueber die Gliederung der 
geiſtlichen und gerichtlichen Würbdenträger — 

lema unter dem Scheik ül Islam ſ. d. früheren 
Mittheilungen. Deutſchland iſt vertreten durch 
einen Botſchafter mit Botſchaftsſekretären (2), 
Attachô, Dolmetſcher (2), Geſandtſchafts-Arzt, 
Kanzleirath, Geſandtſchafts-Prediger und mit 
Konſuln in Aleppo, Amaſia, Beirut, Jeruſalem, 
Konſtantinopel, Salonichi, Sarajewo und Smyrna. 

Zum Finanzweſen war das letzte Budget 
für 1883/84 mit 1631.300600 Piaſter (18 Pfg.) 
Einnahmen und 1622.301600 P. Ausgaben er— 
—— Die Einnahmen für 1887/88 ſollen 1750 

il. B. fein. Die Staatsfhuld war (März 1887) 
auf. 104.458706 Bf. Sterl. = über 2099 Mil. Mt. 

Die Armee zählte nah der Reorganiiation 
(1885) Offiziere 12,000, Mann 170,000, Pferde 
und Laftthiere 30,000, Feld: und Gebirgd - Ges 
ſchütze 1188, Feitungsgeichüge 2374, Kadres für 
96 Nebifregimenter und Material für 45 nr 
menter uftahfig. Die Flotte zählte (1887) 
15 Panzer, 50 hölzerne Schiffe und 15 Torpebo= 


fahrzeuge. 

Verkehr. Der Handel zeigte 1885/86 in 
Milionen Piaſtern: Einfuhr 2000.367, Ausfuhr 
1207.626, (vom Deutichen Reiche 2,693 und nad) 
dem Deutichen Reihe 0.131); Kaffee, Opium, 


Südfrühte, Sämereien, Rofinen, Mineralien, 


758 


änte und Felle, Rohſeide und Kokons, Spinn- 
toffe, fonft Bauholz, Teppiche, Droguen, Harze, 
Dele, Farben find die Hauptausfuhrartikel. Leber 
die ein und ausgelaufenen Schiffen giebt es 
nur eine Statiftil von 1881/82 mit 37,924 frem- 
den Schiffen zu 15,864,032 t und 157,729 
Schiffen des Inlandes zu 3,703,261 t ala Gin: 
gang: für Konftantinopel liegt die Angabe von 

/87 mit 15,519 Schiffen zu 7,099,912 t vor 
(7317 Dampfer mit 6,212,055 t; deutſche Schiffe 
anf 81 zu 69,566 t (71 Dampfer 66,730 t). 

eber die Handelsflotte repit ber Ausweis: 
Eifenbahnen im Betrieb gab es (1886 Anf.) 
1170 km in Europa und 590 km in Miien. 
Die Poft Hatte 408 Anitalten in Europa, 746 
in Afien, 33 in Tripolis, ————— 
(ſtaatlich) gab es 235—438 und 12 in dieſen Ge— 
bieten. gl. die früheren Mittheilungen. 

Tyroliton, j. Käſegifte. 

Unfall. Ueberaus groß iſt noch alljährlich 
der Verluſt an Menſchenleben und der Schaden 
in Folge von Unfällen aller Art und nur ein 
geringer Theil davon tft durch menſchliche Ein— 
wirkung abmwendbar. In — hatte der 
Miniſter Ende der 70er Jahre Erhebungen über 
die gewöhnlichen Schädigungen in der Landwirth— 
ſchaft anftellen Iaffen und zwar zu dem Zwede, 
die Schadenfumme zu eriehen. Die Erhebungen 
bezogen fih auf Brands, Hagel= und Froftichaden, 
Ueberſchwemmung und Viehkrankheiten, bezw. 
Biehfterben.. Die Sahresfumme wurde auf 
165.039674 Franc im geringften Falle (1877), 
bis 438,472,201 Francs im höchſten Falle 
(1874) und auf durdfchnittlih 319,651,508 Fr. 
feſtgeſtellt. Da außer ben genannten lebeln 
ie viele andere Schädigungen den Landwirth 
treffen — Mißernten, Blanzenfranfheiten. Uns 
geziefer u. f. w., jo geht man nicht wohl Eh 
wenn man die duch Unglück möglichen Verluite 
im Durchſchnitt zu mindeftens 1000 Mil. Fr. 
annimmt, d. i. an 30 Fr. für 1 ha landwirth- 
Ichaftlihes Areal und etwa 14%, des Ernte 
werthe3. 

Die Zahl der Brände von rein landw. Ge— 
bäuden war jährlich zwiſchen 9590 und 10,349, 
im Durchſchnitt 9481, die der zerftörten Gebäude 
9575 bi 14,834; verfihert waren 80%, ber Ge: 
bäude und 70%, des Mobiliarwerthes. 

agel gab es jährlih in 1176 bis 2212 


Fällen mit 46.8 bis 151.6 Mill. Fr. Schaden ; | ringert, 


Türkiſches Reid — Unfall. 


ben vor; durch Viehſterben war der Schaden 
16.79 bis 29.76 Mill. Fr. jährlich. 

Seit einigen Jahren ſucht man die Höhe ber 
Unfälle —* in anderen Ländern genau feſtzu— 
ftellen, hauptiächlich die der Verunglüdungen der 
Arbeiter, in Folge der Bemühungen um die Ber: 

derung als dem Sclußftein der fozialen Res 
ormen. 

Ueber Brände ift befannt, daß in Preußen von 
1880 bis 1885 im Durchſchnitt jährlih 15,777 
Fälle auf 21,159 Befigungen in 8425 Gemeinden 
und —— Bezirken mit 59.57 Mil. Mt. 
Schaden vorgelommen find; das Jahr 1885 
brachte 17,952 Fälle mit 64.3 Mill. Mt. Schaden. 
Im Königreih Sachſen gab es 45 Mil. Mt. 
Schaden jährlihd in 0.37%, der Gebäude; die 
Vereinigten Staaten rechnen jährlih 400 Mil. 
Mart und Rußland hat an 70 Mill. Rubel 
Verluſte. 

Ueber die Blitzgefahr rg mehrfahe Mit: 
theilungen vor; im deutichen Reich fommen jähr: 
lih auf 1 Million Gebäude von 90 (Baden) bis 
311 Fälle (Oldenburg), eine andere Angabe ift, 
157 bis 353 Fälle und 6—8 Mill. Mt. Schaben ; 
in vielen Ländern beobachtete man eine Zunahme 
der Feuersgefahr durch Blitz. Mecklenbur 
hatte unter 264 Bränden 31 oder 11.8%, dur 
den ig Sachſen 15%; Holftein unter 893 Ges 
bäuden in der Zeit von 1874 bis 1883 zündend 
419 und 2.146 Mil. Mt. Schaden. Von den 
Bränden find in Sadjen 36%, ſtädtiſche, in 
Preußen kamen auf die Stadtgemeinden 1.5 bis 
1.7%, auf die Landgemeinden 7.1 bis 9.8%, der 
Gebäude. Die neueite Angabe für Deutſchland 
bietet bezüglih bes Blitzes zwiſchen 75 (öftl. 
Bayern) und 331 Fälle (Oldenburg). Menichen 
find von 1869 bis 1883 durch den Blig im Ber: 
hältnis von 1:255,000 getödtet worden, auf 1 
Million in Preußen 4.4, in Baden 3.8, in —— 
reich 3.1, in Schweden 3.0 Perſonen. In Bezug 
auf den Wald ergab die Statiftif die geringite 
Gefahr bed Einichlagens bei Buchen 6.15, die 
rößte bei Eichen 10.28 auf 1000 ha (Nadelholz 

‚68, jonftige Zaubhölzer 7.69.) 

Erplofionen gab es in Preußen auf 1000 
Dampjtefiel 0.25 bis 1.81, Todesfälle dadurch 
jährlid; 189 bis 264; bie icharfe Ueberwadhung 
der Anlagen und die beffere UInterweifung der 
—— je dieſe Gefahr immer mehr ver: 

o daß jegt weit weniger zu rechnen ift. 


verfihert waren 50%; bie Staatsunterftügung | Eine Statiftif über anderweitige Erplofionen und 


für die Geſchädigten war nur gering, 1 bis 1.5 
\ Sprengitoffe, Gas, Petroleum, u. ſ. w., giebt &8 


Mil. Fr. jährlid. 


Verlegungen dadurch — Pulver und andere 


Der Froftihaben wurde in 844 bis 3398 nicht. Ebenjo fehlt die Statiftil über die Opfer 
Kantonen auf 14.7 bis 247.7 Fr. feftgeitellt ; ver= | in Folge von Theaterbränden, Eis» und anberem 
fihert waren 37%, der Grundftüde: der Staat | Sport, Ueberſchwemmungen, Lebensmittelfälichung, 


gab durchſchn. 1.1 Mill. Fr. 


Ueberjhwemmungen famen in 538 bis! 
1184 Fällen mit 6.36 bis 149.54 Mill. Fr. Scha= | tieur berechnet, da 


Trichinen, Giftftoffen zc. 
Bezüglich der Opfer beim Verkehr hat N. Gar- 
verungfüdt find: 


zur Zeit der Diligencen und Poſtkutſchen ein Reifender auf 300,000 tobt u. 1 auf 80,000 vertvundet, 


in ben erften 20 3. ber Eijenbahnen bis 1885 ein Neifender auf 2 Mil. tobt ı. 1 „ 500,000 * 

von 1 EL A r — * u. L, 600,000 4 

Bi > ee * „5 „ „ 21, IME I“ 
—1 


Unfall. | 759 


DER gr hat feftgeftellt, daß bei der Pferde: 
"bahn ein To 

N, und auf 41,000 in Bremerhaven gegen 
1,225,970 in Berlin und 2,080497 in Hamburg 
kam. Die Zahl der Unglüdsfälle mit Straßen: 
fuhrwert ift in Berlin 320 bis 350 jährlid. 

ine Zufammenftellung der größten Unfälle auf 

‚Eifenbahnen iu den „Railmay News“ für 1842 
bis 1881, aber nur aus Großbritannien, Verein. 
Staaten und Frankreich giebt als höchſte Zahl 
der Todten — 200 — den Zufammenfturz der 
Zaybrüde in Schottland an, die nächſt höchſte 
Ziffer ift 80 (1876 er. Staaten), die dritt höchſte 
50 (Baris-Verfailles 1542 und Port Jerois 1862.) 
Siehe Weiteres unter Eiſenbahnen. 

Sehr bedeutend ift noch immer die Zahl der 
Unfälle zur See. Vach amtliher Statiftit 
gingen von 1879 an im Durchſchnitt jährlid 2613 

chiffe (2000—3230) auf See zu Grunde, der 
Perluft an Menschenleben ift 4000 —5000 jährlid), 
der an Werthgut 510 bis 560 Mill. ME. 

Ueber Küſten- und Fiſcherſchifffahrt liegt feine 
Statiftit vor. An der deutichen Küfte famen von 
1882 bis 1886 jährlih (abnehmend) 162 bis 
230 Fälle von Schiffbruch vor und mit 220 bis 
299 Schiffen, 9 bis 56 Mann der Bejagung und 
0 bis 4 Paflagieren als Todesfälle. ie deut: 
{hen Schiffe überhaupt zeigen auf allen Meeren 
zujammen 3.5 Bros. Verluft (149-230 Schiffe) 
und an Todesfällen von der Mannichaft 1/272. 
Die Sen fir 1886 waren 122 Schiffe mit 
39,929 t, 9.3 Broz. der Mannihaft und 15.8 
Proz. der Paffagiere todt, für 1885 Schiffe 148 

u 37,502 t, 149 Stöpfe ber Mannihaft und 4 

affagiere als todt. 

Ueber die Zahl der Todesfälle burd Raub» 
Au und Schlangen in Indien (über 22,000) 

. Alten. 

Die Opfer der Induſtrie find in der 
legten Zeit Gegenitand jehr eingehender Unter 
fuchungen geworden; die meiften Fälle von Un: 
glück giebt es im Bergbau. In Sadien ver: 
unglü en 1880/82 von 21,816 Knappſchafts- 
Mitgliedern mit Arbeitsunfäbigfeit bis 8 Tage 
4.044 Proz, bis 14 Tage 2.886 Broz., bis 4 
Wochen 8.36 Proz., bis über 13 Wochen 0.212 
Drop. tödtlihb im Ganzen 0.209 Bros. von 
23,520 Arbeitern von 1873 ff. an; beim Stein 
tohlenbau 0.29 bis 0.392, beim Braunkohlenbau 

0.154 bis 0.323, beim Erzbau 0.05 bis 0.114 
Prozent. Auf 1 Mill. Bergarbeiter rechnet man 
in Vreußen 1840, in Sachſen 2650, in Deiter- 
reich 1360, in Großbritannien 3510 Berunglüdte. 
Auf die legten 25 Jahre fommen in Europa im 
Durchſchnitt jährlihb 297 Unglüdsfälle mit über 
% Todten. Die Unglüdsfäle nahmen zu, bes 
fonders im Steintohlenbergbau in Großbritannien. 
Nah Angaben des Statiftifhen Bureaus ver: 
unalüdten im Deutichen Reiche 9600 Arbeiter, 
592 tödtlih, 40—65 Proz. im Ganzen burd 
eigene Schuld und von dem Verunglüdten tödt: 
lich 1 Proz. je nad Gegend und Betrieb. 
Bon 1870 bis 1886 ift die Zahl der tödtlid 





esfall auf 40,750 Fahrten in Hei: | 350. Für 1840/64 gab das Statiftiihe Bureau 
auf 1 Million Arbeiter ann 881 töbt- 
lihe Fälle an und 633 im Ganzen. el hatte 
berechnet für Preußen 0.2504 bis 0.479 
Fälle und als Todesfälle im Bergbau 0.180, 
im Baugewerbe 0.17 und im Ganzen 0.0183 
Prozent. 

Im Jahre 1883 find im Preußen im Ganzen 
12,881 Berfonen tödtlich verunglüdt (2523 weib⸗ 
liche) und davon kommen auf Geſellen, Gehilfen, 
Fabritarbeiter 3124, auf Tagelöhner 2276, auf 

ienftboten 1001; von 1883/85 find zu rechnen 
12,509 bis 13,074 Fälle, 9334 bis 12,162 nicht 
tödtlich, durch eigene Schuld 7937 (1004 weibl.); 
im Beruf verunglüdten 171 Beamte, 1855 Ges 
hilfen, Gefellen, Fabrikarbeiter (14 weibl.), 1206 
Tagelöhner u. j. w. (103 weibl.), 626 Dienftboten 
(111 weibl.) 

Im Jahre 1879 kamen auf die Induftrie und 
das Baugewerbe 1680, auf die Landwirthichaft 
1430 tödtlihe Unfälle; davon erichlagen 76, 
durh Maſchinen 28, bei Fuhrwerk 103, durch 
Sturz 314 und davon 51 von Scheunen, Ober: 
boden u. j. w. Zuſammen gab es 6,978,579 
Beihäftigte in 2,953,028 —— Be⸗ 
trieben für Landwirthſchaft u. ſ. w. i der 
Unfall⸗Verſicherungs⸗Geſellſchaft von 1884 wurden 
betheiligt 2,776,891 Beſchädigte (28.8 Proz.) in 
156,529 Betrieben (50.0 Proz.) 

Zuverläſſigere Ei liegen jegt vor nad 
den Ergebniſſen der fögenofjenichaften ; De: 
1884 war angenommen worden 1.6 Million 
männliche Arbeiter, 1200 Mil. Mi. durchſchnitt⸗ 
Lich zu berechnender Lohn, 22,855 Mill. Mt. als 
mögliche Entihädigungsiumme. Im Jahre 1886 
ergaben die 62 Berufsgeuoſſenſchaften folgende 
Statiftit: 366 Seltionen, 742 Vorftandsmitglteber, 
2356 Settions = Vorftände, 6501 Vertrauens⸗ 
männer, 39 Revifionsingenieure, 404 Schieds- 
nerichte, 2445 Arbeitervertreter, 269,174 Betriebe, 
3,473,435 Verficherte, 2,228,338,865.59 ME. zu 
berechnenden Lohn, 1,711,699 Mt. ee 
2,324,244.32 Mt. Verwaltungstoften, 277,247.60 
Mt. für FFeitftellungen, Schiedögerihte u. |. w., 
590,133.24 Mark erite nrichtungstoften, 
5,401,878.66 Mt. für Nefervefonds, en 
10,305,253.20 Mt. Koften und 12,381,958.46 
GFinnahmen. Für 1886 gab es zu berüdfic- 
tigende neue Unfälle 10,140, angemeldete 100,159 
(faft 3 Proz.), tödtlihe 2716 (0.008 Proz.), 
dauernd Erwerbsunfähige 1718 und Hinterbliebene 
der Berunglüdten 5935. 

Auf den Kopf der Verficherten kamen 2.97 Mt. 
Beitrag, auf 1000 Mt. zu rechnenden Lohn 4.62 
Marl, abzüglich die Koften für Einrichtung 
u. f. w. 1.24 und 1.94 Mt., an laufenden Ver⸗ 
waltungstoften 0.67 und 1.04 Mi. (bei bem 
Knappihaften 0.43 und 0.59 Marl). Durd- 
——— 1000 Verſicherten * 


2.83 ſchwere Fälle (0.33 bei der Seiden⸗Berufs⸗ 
Genoffenfhaft als unterfte Grenze und 7.97 bei 


0. Wir 0.45 Proz. und duchichnittlich 





























FT 


760 


der bayriſchen Holzinduftrie, 6.7 bei Brauerei u. 
Mälzerei:, 6.14 bei Steinbruch und 6.17 bei 
der anpichafts- Berufs:Genoffenichaft als hödite 
Ziffer). 

Sehr bedeutend ift auch die Zahl der Er: 
franfungen bei den „Staubarbeitern“, d. h. bei 


folden, bei deren Beichäftigung Staub, ichädliche 


Gaſe u. ſ. w. fich entwideln. Bon den Stranfen 
famen bier auf Lungenſchwindſucht am menigiten 
bei den Sattlern — 12.8 „Pro3., am meilten bei 
den Feilenhauern — 62.2 Proz., während bei 
Gewerben und Beihäftigungen ohne ſolche Schä— 
digungen nur 11.1 Proz. gerechnet wird. Die 
Opfer, welche es bier giebt, entziehen ſich vielfach 
der ftatiftiichen Feſtſtellung. 

Die Unfalle (und Kranfen-) Berfiherung, 
für melde zuerit in Deutichland die Für: 
ſorge als eine Staatöverpflichtung anertannt und 
ala Kollektiv Verfiherung den privaten Geſell— 
ſchaften entzogen worden ift, hat im dem meilten 
Staaten mehr oder weniger Nachahmung gefun— 
den und bei uns eine recht erfreuliche Entwicke— 


lung genommen (vgl. Berufsgenoifenichaften und | 


Unfall⸗Statiſtik); ſie kann aber noch nicht als 
vollendet angejchen werden, zumal auch im der 
Reichstagsſeſſion vom Frühjahr 1888 der er: 
wartete Abichluß bez. der Verfiherung der in 


Zandwirthe, Gärtner, Thierzüchter, private — * — — 


Familienangehörige als im Betrieb tbätig . 
Knete, Mägde u. ſ. w. . r 
Taglöhner, ohne jelbit X Yandwirth au fein F 
desgl. mit Landw. 875,887, —⸗— 
Gartenbau-Gehilfen, Arbeiter u. ſ. w. . . 
Kleinzüchter für Bienen-, Seiden: Bun u. ſ. iv. 
für Yorit und Jagd desgl. BE 


Mit Inkrafttreten dieſes Geſetzes find im 
Deutichen Reiche über 10 Mill. Perſonen gegen 
die wejentlichiten Unfälle verjichert und ift für 
Dinterbliebene geiorgt, ſodaß eine jehr weſent— 
liche Urfache der Verarmung in Zukunft in Meg- 
fall fommen wird. 

Gegenüber dieſer öffentlich-rechtlichen Fürſorge 
für Verunglückte und deren Hinterbliebene giebt 
es in Deutichland noch, meiftens mir für Einzel— 
verfiherung, an privaten Unfall— Nerfiherungs: 
Geſellſchaften auf Aktien: die Magdeburger All: 
— Verſicherungs-Geſellſchaft, Rhenania in 

öln, Kölniſche Unfall-Verſicherungs-Geſellſchaft 
daſelbſt, (auch für andere Verſicherungen). Die 
Schleſiſche Lebens-Verſicherungs-Geſellſchaft in 
Breslau, Victoria in Berlin und die Magdebur— 
ger Lebens = Berficherungs » Gejellichaft haben die 
Unfall: Verſicherung als Nebenzweig; dazu wirken 
nod) die reinen Unfall-Verſicherungs-Geſellſchaften 
zu Züri und Winterthur, die Baſeler Lebens— 
Verſicherungs-Geſellſchaft für Einzel-Unfall-Ver— 
ſicherung, die Brüſſeler Lebens— Verſicherungs⸗Ge—⸗ 
ſellſchaft Royale Belge. Auf Gegenfeitigfeit 
giebt es noch Prometheus in Berlin, Allge⸗ 
meiner Deutſcher Verſicherungs-Verein in Stutt: 


en. 


Unfall-Berfiherung. 


| land» und forftwirthihaftlichen Betrieben beihäi- 
tigten Perſonen unter dem Einfluß der erichüttern= 
| den GFreigniffe im Anfang März nicht mehr = 
vollen Erledigung kommen fonnte. Die au 
Unfall» Verfiherung in Deutichland —— 
Geſetze find: das Haftpflichtgeſetz vom 

1871, die Geſetze vom 28. Mai 1885, vom 
115. März 1886, vom 5. Mai und bom 
27. Mai 1886. Das mwictigite Geſetz davon ift 
dad vom 5. Mai 1886, betr. die Unfall- und 
Kranken-Verſicherung der in land» und forftwi 
ichaftliben Betrieben beichäftigten Perſonen, 
welches aber noch nicht als abgeichloflen gelten 
fann. Für Diele Betriebe war ungewöhnlich viel 
mehr Rüdfichtnahme auf befondere Verbältniffe 
und Gigenthümlichleiten, wie bez. der anderen 
Betriebe unjerer Frwerbsthätigfeit zu nehmen 
und find große Schwierigkeiten zu überwinden. 
Für die jest, wie erwahnt worden ift, im 
62 Berufsgenoſſenſchaften gegliederten Gewerbs— 


klafſen der Induſtrie, des Baugewerbes, bes 
Öffentlichen und des privaten Verkehrs, ber 
Marine und der Haußverwaltung und "deren 


Regiebauten u. 1. mw. fommen über 3.5 Mill. 
Veriicherte in Betracht, für die Land» und Forft- 
wirtbihaft wurden im Juni 1852 an 7 Mill. zu 
Verſichernde in Ausfiht genommen und zwar: 


53,596 Berjonen, 
‚499,866 


„000 1850918 
1,440,770 

08,324, Gefinde 21,8 = 996,545 
. 39,305 
. 819 
97,0% 


ni u 2,068,098 Betrieben 6,978,579 


art, und die ſchon zur Liquidation vorgemeldeten 
Gefeufehaft haften in Leipzig und Ghemnig. Die 
vier egenfeitigteit8.@eieiffcjaften und = haupt 
ſächlichſten — ————— hatten im Jahre 
1884 zuſ. 1 Prämien » Einnahme 
und te m Ausgabe für Schaden. 

Literatur. D. Dre „Daritellung der 
Gejellichaften, der Unfall⸗ u. Kranken-Verſicherung 
der in land» und forftwirthichaftlichen Betrieben 
beichäftigten Perjonen, betr. vom 5. Mai 1886 
Düffeldorf 1886. — 2. Fuld, „Einleitung zum 
Reichd = Gejeg, betreffend Unfall» und Sranten- 
Berfiherung der im land» und forſtwirthſchaft⸗ 
lichen Betriebe beichäftigten Perſonen“, Berlin 
11886. — Hahn, 
weipaig 1 — Zange, „R 

nfall = und Kranen⸗ Werficherung 

land» und forftwirtbi ne 5 Betriebe beichäf- 
tigten Perſonen u. Ausführungs:Gef. für —— 
von 1887* — ſowie „Vortrag über die Unfall-® 
Dresden 1887. — Nienhold, „Die Unf.⸗ 
Leipzig 1886. — Schloßmader, „Die ofen! 
liche rechtliche Unfall:2erj. im Zu mit 
ber Sozialreform“, Minden 1 — Woedtke, 
Besser zur Unfall» Verficherungs » Gefell- 





Ungarn — Veranſchlagung. 
u nod | und daß diefe hauptfähli durch bie verkehrte Art 


ſchaft“, 2. Auflage, Berlin 1885. 


761 


2. Pribyl, „Die Unfall-Verfiherung mit Rück- der Beranichlagung der Güter veranlaßt werben: 


fiht auf Güterbeamte“, Wien 1887. 
Ungarn, ſ. Oeſterreich-Ungarn. 
Ungeziefer, ſ. Vertilgungsmittel. 
Unkraut, Erſchienen iſt: 2. Danger, „Une 
kräuter und pflanzliche Schmarotzer“, Hannover. 
Uruguay, ſ. Amerika. 


Bagabundenivejen, j. Armenweien und Ars 
beits⸗Kolonien. 


Vaſelin, rein fettähnlih, farb: und geruch— 
los, im Handel weiß oder gelblichweiß, ahnlich 
dem Schweineihmalz, in hohem Grade luftbe— 
——— nie ranzig werdend, nicht eintrocknend 
und nicht kryſtalliſirend, dargeſtellt in den Ver. St. 
bei der Rektifikation v. Petroleum, in Deutſchl. aus 
Bergtheer, in Deiterreih aus Ozokerit; Heil: und 
Konſervirungsmittel, wird angewendet zu Salben, 
Pomaden, bei Verbrennungen, Kontuſionen, Froſt— 
beulen, wundgelaufenen ‚Füßen, zur Herſtellun 
von Parfümen, als Schmiere für Leder un 
für feine Maichinentheile, zum Schuß von Giern 
(. d.) u. ſ. w. As Salvo Petrolia wird 
eine neuere Art von Vaſelin zu böheren Breiien 
in den Handel gebradt, weiß, bei gewöhnlicher 
Temperatur weich bis fchmierig, halb durch— 
fcheinend und fait geruchlos, welde bei 35 C 
mit Entwidlung von Betroleumgeruh ſchmilzt 
und mit Schwefelläure verfegt erit braun und 
dann jchwarz wird, gelb oder blond mit gleichem 
Verhalten, aber ftärferem Petroleumgeruh und 
ſchon bei gewöhnlicher Temperatur. Der Schmelz: 
— beider Sorten iſt um 100 C niedriger als 

er der deutſchen und öfterreiichen Vaſeline und 
beide jollen homogoner und bei niedriger Tempe: 
ratur zäher als dieſe ſein, Vorzüge, welche jedoch 
die Nadıtheile nicht aufwiegen. 

Bafelinöl ift ein farb: und geruchlojes feines 
Schmier: und Haaröl. 

Beranihlagung (TZaration). Seit Ericheinen 
bes VII. Bandes des Yerifons ift zwar eine Ans 
zahl von Werfen über Veranſchlagung erichienen, 
durch dieje aber mit Ausnahme einer meuen Aus: 

abe von einem älteren Werke die twichtigite und 
chwierigſte Seite der Landwirthichaftslebre nicht 
bereichert worden durch neue Gefichtspunfte oder 
Berbefierungen, da alle anderen Werte in den 
alten Geleiſen fich bewegen und von älteren Er— 
ſcheinungen der Literatur nur injofern fich unters 
fcheiden, als sie im Folge der Thätigkeit der Ver: 
fuchsitationen und der Phyſiologie beffer, als vor: 
dem möglich war, die Preiſe für marktloſe Gr: 
eugnifle, die Vertheilung der Koſten einer Düngung 
ber die Jahre der Notation, den Entzug von 
Nähritoffen durh die Ernten und den Griag 
durch die Düngung, ſowie ähnliche als Unterlagen 
zur Beranihlagung wichtige Berechnungen zu 
geben vermochten. 

Im Artitel Zur Lage ift nachgewieſen wor- 
den, daß die Haupturſache der Klagen vieler 
Landwirthe die zu hoben Kauf: und Pachtpreiſe find 


— m — — — —— mm nn — — ——— —— —— — —— mm — — —— — Un — — — ——— nn — — — —— nn 


es wurde beſonders hervorgehoben, daß in der 
Regel mit laufenden Marktpreiſen und nicht mit 
Durhichnittspreifen aus einer genügend en 
Zeit von Jahren (die ein= oder mehrfache Dauer 
einer Rotation oder der Vachtzeit) und mit Markt⸗ 
preiien aud für Gegenstände, welche auf dem 
Gute jelbit verbraudt werden, gerechnet wird. 
Unter Beiteuerung mußte geiagt werden, daß bie 
oft behauptete Ueberbürdung mit Steuern noch 
nicht nachgewiejen werden fonnte und unter 
Getreidekoiten wurde gezeigt, daß alle Be— 
hauptungen über zu hohe Selbitloften aus fehler- 
haften Berechnungen hervorgegangen find. Auch 
die vom Minifter für Landwirthſchaft u. ſ. w. 
in Preußen im Frübjabr 1888 veranlaßte Um— 
frage bei den Sauptvereinen über die Gelbit- 
koften beim Getreidebau hat vg Aufflärungen 
nicht gebradıt, wohl aber den Beweis dafür ger 
liefert, daß jeder Neferent über dieje Frage nad 
anderem Verfahren die Rechnung angeftellt hat 
und dab feine einzige ber veröffentlichten Be— 
— fehlerlos iſt. Man muß dem Refe— 
renten in Sobolka, Oberinſpektor R. Gattien, 
vollkommen beipflichten, wenn er ſagte, daß man 
mit den gebräuchlichen Berechnungen 

„für den Zentner Roggen ebenſogut 
Markt wie 8 Markt berausrehnen kann.“ 

Obſchon die Landwirthſchaft als — 
von Ackerbau und Viehzucht vorausſetzt, daß b 
Buchungen dieſe im Verhältniß von Leiſtungen 
und Gegenleiſtungen zu einander ſtehen, ſo iſt 
doch bei keiner der zahlreichen Berechnungen aus dem 
Ackerbau oder aus der Viehzucht angegeben wor— 
den, wie dieſe gegenſeitigen Beziehungen ange— 
nommen worden ſind; man hat nur, wenn es ſich 
um den Ackerbau handelte, Stalldünger und 
Spannkraft mit möglichſt hohem, Futter und Stroh 
mit möglichſt geringen Preiſen angeſetzt und iſt 
umgekehrt bei Berechnungen aus der Viehzucht 
ai oder es wurden die weientlichiten Leiſt⸗ 
ungen und Gegenleiitungen gar nicht berüds 
fichtigt wegen angebliher Schwierigkeit richtiger 
Veranichlagung. 

Was man nicht Iöfen kann, fieht man als nicht 
vorhanden an, fönnte man als Beröregel über 
alle diefe Berechnungen jchreiben. 

In der Kaufmannswelt fieht man es als felbft- 
veritändlih an, dab zu jeder Bewinn-Berechnung 
al8 Grundlage die Angabe des verwendeten Ge— 
ihäfts-Kapitals gehört. Der Kaufmann eröffnet 
daher jede Buchführung mit der genauen pair 
tur (f. d.) und ſtellt diele zum Jahresihluß nad) 
Feſtſtellung der Bilanz wieder auf, weil er weiß, 
daß mur Inventur und Bilanz die Höhe bes er» 
zielten Gewinns angeben können. Gr bringt 
das Ergebniß aus beiden mit bem verwendeten 
Geichäftspermögen, welches deshalb joe fältig 
vom periönlichen Vermögen getrennt wird, in Bes 
ziehung und weiß nun genau, wie hoch fi das 
Seihättstapital im Laufe des Jahres verzinit hat. 

In der Landwirthſchaft werden, wieberum 


762 


wegen vermeintlicher Schwierigkeiten, keine In: 
venturen gemacht oder doc nur felten und bann 
unvollkommen, 3. B. meift ohne Grundmwerth; für 
einen Theil des Geſammtkapitals kommen die Zinjen 
ihon mit landüblichem Sage in die Belaltung, 
dieſe und die Gutichrift zeigen nur unvollitändige 
Buchungen und die Preisanjäge find vielfach 
unrichtige; Poften, welche nur ala perfönliche 
dem Wirthichafter und deſſen Familie zur Laft 
fallen, werden in der Wirtichaftsfaffe gebucht und 
Alles, was der Betrieb für den Haushalt und 
die Privaten leiftet, findet feine oder nur unvoll- 
fommene Verrehnung. Nah wie vor wird bei 
Beranichlagungen von Gütern der Grundwerth — 
Preis für die Grundſtücke — in der für Feſtſtellung 
der Grundſteuer üblichen fehlerhaften Kombination 
von Ertrags= und Vermögens-Abſchätzung ermittelt 
und das Verfahren wie folgt vorgenommen : 

I. Befihtigung des Gutes — Information 
(j. d.) II. Abſchätzung der Gebäude, der zu über: 

ebenden Bejtandtheile des lebenden und des todten 
Inventars, des gemachten Beitellungsaufwandes 
und der Saaten. III. Ertrags-Anſchlag oder 
Neinertragd =» Berehnung auf Grund der vorge— 
fundenen Einrichtungen. IV. seititellung des 
Saufpreijes durch Sapitalifirung des ermittelten 
Reinertrags mit einem willfürlih angenommenen 
Zinsfuß (2öfach bei 4%, oder mehr oder weniger) 
und Hinzufügung der fo gefundenen, ala Grund: 
werth betrachteten Summe zu den unter II er: 
mittelten Beträgen, jo daß alſo die Inventur 
nicht zu Anfang, jondern zulegt und nur für die 
zu faufenden Werthe gemacht wird. 

Leider hat fich die Verlagshandlung von M. Rieger 
in Augsburg nicht dazu zu entjchließen vermocht, 
das einzige Werk, im welchem die Verhältniſſe 
zwischen Aderbau und Viehzucht richtig gewürdigt 
und überhaupt alle Beranjchlagungen muitergiltig 
gegeben find, in neuer zeitgemäßer Bearbeitung 
herauszugeben. R. Beit, „Handbuch der Land— 
güterverwaltung” fteht uns nur in der alten Aus— 
gabe von 1837, hauptjädhlich blos für Bayern 
beredhnet und mit altem Maß, Gewicht und 
Münze, zu Gebote und it deshalb den meilten 
Landwirthen und jelbft manchen Schriftftellern 
der Gegenwart unbelannt oder von ihnen unbes 
achtet geblieben. 

Die Berlagshandlung G. W. Korn in Breslau 
dagegen hat von den befannteren „Mittheilungen 
und landwirthichaftlichen Erfahrungen, Anfichten 
und Grundſätze im Gebiete der Veranjchlagung 
und Rehnungsführung“ von A. Blod, welche zu 
gleiher Zeit erfchienen waren, eine neue zeitges 
mäße Ausgabe 1885 ff. veranftaltet (bearbeitet 
von Brof. Dr. 8. Birnbaum). Die Preſſe 
hat dieſe einftimmig als das beite Werk über 
Beranihlagungen und Buchführung anerkannt, 
und ba es zudem Das einzige ift, in weldem 
von wirklihen Reformen in Gebiete der Veranſchag— 
ungen geiprochen wird, fo muß die Darftellung 
darauf beichränft bleiben, die Hauptgedanten und 
bie Darftellung des Ganges der gejammten Ber: 
anſchlagung nad diefem Werke zu zeichnen. 


| 


rn. 


Veranjhlagung. 


Nicht unerwähnt joll vorher noch bleiben, daß 
ber Ginzige fonft, welcher einen neuen Gedanken 
über —— en veröffentlicht hat, der Frhr. 
v. Wilamowig-Möllendorf:Mantowig ift, welcher 
gelegentlich der vom Minifter angeregten Angabe 
von Selbitloften beim Getreidebau die Nothwen— 
bigfeit jorgfamer Inbenturen betont hat, unb 
meinte, daß, da zur doppelten Buchführung richtige 
Preisanfäge nicht zu gewinnen jeien, ber Rein: » 
ertrag eines Gutes durch dad Mehr, welches bie 
Inventur am Jahresſchluß zeige, gegeben fe. 
Eine Bilanz > es alſo nicht umd auch feine 
fontomäßige Buchung. 

Die neue Ausgabe des Block'ſchen Werkes giebt 
in den 3 Bänden: Band I: 1) Die Brei 
bejtimmungen für marktloſe Erzeugniffe, die Unter 
— zwiſchen Markt: und Loko⸗Preiſen, bie 
Marktfuhr: und Transportloften; 2) die Preis 
anjäge für Dungmittel aller Art, für Hand» und 
Spannarbeit, für Baulichfeiten, für Geräthe und 
Maſchinen, für VBetriebsleitung (Adminiftration), 
für Haushalt, für Lagerung der Früchte und 
Heritellung marftfähiger Waare und für Nutzvieh; 
3) Die Veranfhlagungen von Belaftungen, von 
Anlagen zu gemeinjfamer Benugung (Wegeloiten 2c.) 
und von Dienftbarfeiten und Gerectigfeiten. 
4) Gezeichnet werden vom Hauptbuch der doppelten, 
ur Reinertrag3=Berehnung allein brauchbaren, 

uhführung die Konti für Dünger, Spannvieh, 
Gebäude, Geräthe und Mafhinen, Verwaltung, 
Haushalt, Boden und Scheunen (Magazin, Bor: 
räthe 8.), alfo diejenigen Konti, welche in Be: 
laftung und Gutichrift (Debet und Kredit) mit 
gleichen Koſten abjchließen follen (etwaige Unter: 
ſchiede in Folge nicht genau zutreffender Bere 
nung werden für Gewinn= und Verluftlonto gebu 
und ändern al3 nur unbedeutend dad Erge 
nicht) Für alle dieje Konti find die Mufter Früher 
ſchon gegeben worden. 

Band II bringt: 1) die Werth: und Preiser: 
mittlung von Grund und Boden, aljo die Boni— 
tirung im ausführlihfter Daritellung und mit 
einer genügenden Anzahl von Klaſſenbeſchreibungen; 
alle befannten Syſteme find beleuchtet worden. 
In richtiger Würdigung des Mangels guter 
Klaſſenbeſchreibungen in Werten über Veran 
ihlagung hat die Verlagshandlung eine bejondere 
Ausgabe der gegebenen Beichreibungen verans 
ftaltet („Die wichtigften Stlaffenbeichreibungen. 
Ein Hilfsbuh zum Bonitiren“ Breslau 1836 — 
1.20, geb. 2Mt.) 2) Die Beranidylagung ganzer 
Landgüter, 3) Die Buchführung zum Zwecke der 
Veranichlagung, 4) Die Betriebsiyiteme und bie 
Fruchtfolge. 

Band III giebt: 1) Allgemeines über Viehzucht 
und Viehhaltung, 2) Die Betriebe der einzelnen 
Zuchten (Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine, 

leinvieh), 3) Die Ermittellung der Reinerträge 
beim Aderbau, bei der Viehzucht und Viehaltung, 
bei Nebenzweigen und 4) ein vollitäudiges Ber: 
anjchlagungsbeifpiel für —— von Kapitals 
bedarf, Inventur, Einrichtung der Bücher, Ertrag 
und Koſten mit Zeichnung fammtlicher Arten von 


Veranſchlagung. 


Konti aus dem Gebiete des Ackerbaues, der 
Viehzucht und der Nebenzweige. Hierüber find 
ichon früher größtentheils bie Grundzüge in dem 
7. Bande des Lexikons — worden; vgl. 

es 


auch die betreffenden Mitt 
mentband an betr. Stelle. 
Für die gebotene Neform der Veran: 


eilungen im Supp 


ihlagung ganzer Güter wird, (Band II 
8 ff.) entwidelt, dak man unterfcheiden 
muß, ob es fih nur darum handeln fol, den 
Kaufpreis oder Verkehrswerth feitzuitellen oder 
auch darum, zu zeigen, welchen Neinertrag man 
von einem Gut erwarten kann, eine Unterſchei— 
dung, welche bisher nirgends gemacht wurde und 


Seite 


u | unerläßlich ift. 


en zu zahlenden Kaufpreis oder Tauſch- oder 
Verkehrswerth eines Gutes (Zeittare) kann man 


nur eriehen durh Vornahme einer Anzahl 


von Ginzeltaren, weil jedes Gut, welches 


man kaufen will, aus einer Anzahl von Einzel: 


werthen befteht: dieſe find oder können fein: 
Grundftüde aller Art, Gebäude aller 


Art, lebendes umd todtes Inventar, 
VBorräthe, Zubehörungen, Geredt- 


fame, Nebennugungen, techniſche Be: 


triebe, Gefälleumd Dienftbarleiten. 

Schwierigkeiten für alle diefe Abihägungen 
kann es micht geben, wenn man jolche micht 
fünftlich hineintragen will; dab das nicht der 
Fall ift, wurde früher jchon gezeigt. 

In Bezug auf die Grundftüde wird ausdrüd: 
lih bervorgeboben, dak Jeder bonitiren mag, 
wie er will, die empfohlene Art der Bonitirung 
wird alfo nicht verlangt, wohl aber, daß alle 
Werthbeftandtheile einzeln für ſich ab- 
aeihägt werden. Der Gutswerth — 
Kaufpreis — ift die Summe aller Ein 
zelabihägungen. In dem meilten Fällen 
wird man, da es ſich nur darım handeln fann, 
die relativen Werthabftufungen für die einzelnen 
Grundftüce aller Rulturarten zu beitimmen, ge: 
troft die amtlich feitgeftellten Klaſſen, jo fehler: 
haft diefe auch beitimmt werden, annehmen dür⸗ 
fen. ft der Klaſſencharalter (bezogen auf Nor— 
mal: oder Muifterflaffe) beitimmt, dann ergiebt 
fich der angemeflene Preis von jelbit, wenn man 
ermittelt, wie viel örtlich für beftes Land ge 
zahlt wird. 

Beim Aderbau hat man 3. ®. in der Regel 
10 Klaſſen; Kl. I, (Normal:Mufter:Boden) hat 


alſo den Werth 10 Kl. II darnadh den Werth 


2, get. III den von s4 u.f. f. Findet mar irgend» 


wo nur SU. III als beiten Boden mit 2000 Mt. 
pro ha und auf dem zu Laufenden Gute nur 
8. V. fo erfährt man den angemefienen Preis 
einfach wie folgt: i 
“uno 


al. V iſt ⸗ 25 6x 250 = 1500 Mt. 


alfo = = 0 Mt. 








763 


Das Werkchen über die erwähnten Slaffen- 
beihreibungen wird vollitändig genügen, um 
richtige Einihägungen jelbft vornehnten zu können. 
Wer darin fich micht zurecht zu kommen getraut, 
muß fich der Hilfe eines erfahrenen Kollegen be= 
dienen. Grundwerth-Ermittelungen mit kombi— 
nirten Ertrags-Berechnungen find zu verwerfen, 
weil fehlerhaft und überflüfiig- 

Die Gebäulichkeiten wird der Lanbiwirth 
nur felten richtig abihägen können; giebt es 
feine Anschläge und keine amtlihe Tare darüber, 
dann muß man einen Bauverjtändigen zu Rathe 


ziehen. 

Es empfiehlt fich, Klaſſen zu errichten, 3 B. 
für Neubau und wie Neubau, halbe Dauer, 
qut und ſchlecht erhalten, alt, gut und ſchlecht 
erhalten, hat das aber mehr für die Anfäge in 
den Jahresrehnungen und zum Ertrags-Anihlag 
als bei der Werth-Abihägung Mae 

Alle anderen Werthbeitandtheile bedürfen für 
die Abſchätzungen keiner Grläuterungen; dieſe 
find an ſich nicht Ächwierig und das, was dazu 
zu jagen iſt, wurde bereits ausführlich gebradt. 

Die UCRBOINEE des Kaufpreijes durch einfache 
Bornahme von Ginzeltaren in erforderliher Zahl 
fann an fih ſchon genügen: 

a) bei Erbtheilungen, Auseinanderjegungen, 
(Srpropriation und ng ip weil nur der 
immobile Werth beliehen werden ſoll; früher unter: 
ichied man irrthümlicherweife die „Sicherheits- 
tare“ als eine bejondere Art der Abihägung ; es 
fann nur eine Art — oder nur eine die rich 
tige fein: für den Kredit joll man aber nur bie 
Immobilien berüdfichtigen, 

b) bei beabfichtigter Erwerbung eines Gutes 
ohne die Abficht der Selbitbewirtihaftung, 

c) bei getwonnener Weberzeugung, daß die ders 
fügbaren Mittel nicht ausreihen nach dem Er— 
gebniß der Ginzeltaren, 

d) bei Heinen Gütern, für welche ein weits 

läufiged Verfahren nicht nothwendig iſt, 
) bei künftiger Steuerveranlagung nad Eins 
führung der Einkommenfteuer, wenn der Grund 
und Boden nur als Ergänzung zu dieſer als 
Vermoͤgenswerth beitimmt und andererſeits zur 
ausgleihenden Gerechtigkeit eine Mobiliensdes 
fteuerung ein» und durchgeführt wird; \ 

f) für Jeden, welcher fich damit begnügen will, 
wenn die Meberzeugung gewonnen wurde, daß 
der fo ermittelte Kaufpreis ein angemefjener ift, 
bezw. die Forderung damit übereinftimmt. 

Das ganze Verfahren beihränft fih in allen 
diefen Fällen auf die Information (j. d.), 
welche man nicht gründlich genug vornehmen kann, 
auf die Einzelabihägungen mit Zufammens 
zählung ihrer Ergebniffe und auf das Handeln 
um den Breis, bezw. den Geſchäftsab— 


ihluß. 

Derjenige, welcher „gen fiher gehen möchte, 
und befonder& der Landwirth, wenn er das Gut 
in der Nbficht, feinen Unterhalt daraus an & 
winnen, erwerben will, fann fih mit der blo 
Werthabfhägung der zu faufenden (pachtenben) 





764 


Werthe nicht begnügen; er wirb zunächſt wiſſen 
wollen, wie viel Kapital er zur Uebernahme über: 
haupt braucht und dann, welches Geſchäft damit 
zu machen iſt, er muß jich aljo zu einer Anzahl 
weiterer Arbeiten entichließen, welche man alle 
aber nur dann madt, wenn die Werthtaren be= 
friedigt haben. 

Nur jelten wird man die angebotenen Güter 
jo vorfinden, daß an den Ginrichtungen nichts 
zu ändern ift und der Geſammtwerth, wie vors 
gefunden, belaffen werden kann. Man findet 
Ueberflüffiges und Fehlendes, nicht mehr zeitge= 
mäße Einrichtungen und foldje, weldye den per: 
fönlihen An- und Mbjichten nicht entſprechen. 
Man muß fich daher entichließen: 

1) den Wirthbihaftsplan, welden man 
befolgen will oder muß, zu entwerfen und nad 
Entwerfung zu prüfen auf feine Durdführbar: 
feit, was durd die fogenannten Etats ges 
ſchieht (j. dieſe), 

2) wenn der Wirthſchaftsplan feſtſteht, zu er— 
ermitteln, wie viel Kapital außer dem Kaufs— 
preis zu deſſen Durchführbarkeit erforderlich iſt, 
bezw. welche Mittel man nod über den etwaigen 
Erlds vom Entbehrlichen aufzubringen hat (für 
Neubau, Geräthichaften, Vieh u. ſ. w., baares 
Geld), 

Die Beſtimmung des erforderlihen Geſammt— 
fapitals giebt die Anfangs: Inventur als 
die Grundlage der Buchführung und aller Gr: 
trags⸗ Berechnungen. Sie muß mit Rückſicht auf 
die Betriebs-Einrichtungen, welche man treffen 
will, geſchehen und den Anfang zur Veranſchlag— 
ung bilden, jte fann niemals nur nad den vor— 
gefundenen Ginrihtungen und zum Schluß ges 
macht werden. 

Daß bisher ſtets mur das legtere Verfahren 
eingehalten worden iſt, genügt allein, um Diejes 
als fernerhin unhaltbar zu verurtheilen. 


Hat man den Kapitalbedarf — das Geſchäfts— 
bermögen — feitgeitellt, dann lann wicder die 
anze Arbeit beendigt fein, wenn man darans er: 
eht, daß die verfügbaren Mittel mit Inanſpruch— 
nahme des zuläjligen Kredits nicht ausreichen 
und daß eine weniger Kapital erfordernde Gin: 
richtung ſich nicht finden läßt. Es kann nicht 
eindringli” genug empfohlen werden, die Bes 
ftimmung des erforderlichen Geſchäftsvermögens 
auf Grund der gegebenen Verhältniffe recht genau 
zu nehmen und von der Grwerbung abzuſehen, 
wenn die Mittel nicht voll bei höchſtens *, Yeib- 
fapital ausreihen. Wer darüber von vornherein 
hinaus geht, ſpekuliert leichtiinnig und darf ſich 
nicht beflagen, wenn er jpäter in Noth kommt, 
am wenigjten aber dann von Anderen Hilfe ver: 
langen. 
anır das Stapital beihafft werden, dann, aber 
aud; erit dann, beginnt die Sauptarbeit, die 
Bersigitellung des Grtragsanidhages. 
Die Vorarbeiten haben den Zweck, zu möglichft 
genauen Wertbtaren zu fommen, der Anichlag 
muß bazu dienen, die vortheilhafteiten 





Veranſchlagung. 


Einrichtungen unter den örtlich ge 
gebenen Berhältnifjen zu finden. 
Selbit der in Veranichlagungen und Gut 
richtungen Geübtefte wird nur Yeiten ober ni 
Stande fein, rein theoretisch eine ganz muſterhaft 
Ginrihtung zu treffen und den zu erwartenden 
Gewinn im voraus genau zu beftimmen; da und 
dort werden im Verlauf der Zeit fih Abi 
rungen nöthig machen, welche jpäter nicht 
gut, oder doch nicht ohne jchmerzliche Opfer for: 






















gierbar find. Der Anichlag joll das vermeide 
lafien; er iſt der —— Nachweis über di 
Nichtigkeit des Wirthſchaftsplans, welcher geän: 
dert werden muß, wenn das Ergebnis nicht bes 
friedigt. Zeigt jih, daß die möglichen U i 
ungen noch nicht genügen, um einen b 
Gewinn zu geben, dann ift vom Kauf abz 
weil damit dann bewieien ift, daß bie 
oder die örtlihen Preife zu hoch find. Der 
wäre dann nur möglid, wenn es gelingt, vom 
Kaufpreis abzuhandeln. S 
Zur Fertigſtellung des Anſchlages gehört?: 
Die Einrich kung der Bücher auf Grund 
der — und des Wirthſchaftsplans (f. Buche 
führung). 2 
2) Die Vorarbeiten zur Bildung der 


Roiten in densonten des Hauptbudes 
— Kalkulation (3.3. über Spanntrag, 
Verwaltung, Berköftigung des Perſonals, 
Geräthe-Miethe, Lokopreiie u. ſ. w.); j. Darüber 
betr. Artikel. . 
3) Die — ——— Konti be Sea 
buches, welhe die Grundlage zur Bilanz 
bilden. (Da man Anichläge nur 
ichnittsjägen fertigt, jo fann man vorausjek 
daß die Inventur und Die per 
rechnuugen Konto-Korrente, |. d.] ſich gleich 
bleiben, alfo mit der Bilanz ſich begrügen). 
Wie viele von den erforderlihen Konten zur 
Bilanz: über Grunditücde, Nusviebarten, Neben: 
zweige, Nebengewerbe, Kapital, Kaſſe u. |. w. man 
fiir nöthig erachten will, mag Jedem über af 
bieiben; je vollitändiger die Zeichnung erfolg 
um ſo ficherer wird das Ergebniß. Da es ſi 
aber bei einem Anſchlag nur darum handeln kaun, 
ungefähr zu erfahren, welche Verzinſung das Ge— 
jammttlapital gewähren wird, jo ift es volllom 
zufällig, fich auf das geringite Maß m beſch 
und erſt dann weiter zu gehen, wenn cgebnißz 
nicht befriedigt, weil man dann annehmen barf, 
dak Gewinn und Verluſt bringende Einri 
vorhanden find, und es aljo gilt, die 
aufzufinden. fäffige Zahl b 
Die geriugite zuläffige Zahl der zu entwerfenden 
Stonti, welde aber In aller Xollitändigkeit % 
zeichnen find, it: Aderbau:, Viehzucht— 
(Biehhaltung:), Nebenzweige-Konto 
oder nur die erfteren beiden, wenn man er 
wandten Nebenzweige dieſen unterordnen Fat 
(Garten-, Obitbau unſ. w., unter Ackerbau, Mid 
wirthſchaft u. ſ. tv. unter Viehzucht.) Für g 
Güter kann man damit freilid nicht ausfom 
Garten: und Obitbau, Waldwirthichaft, Brem 


























- Bu 2.4 4 © aa 
v ad —* ar u - 


Veranſchlagung. 


22 


i iv. müſſen dann beſonders gezeichnet | artige Werthe die Wirthſchaftsrechnu 
m gg müffen dann gez h rechnun 


e Muſter für Aderbaus, Viehzucht u. ſ. w. wird. 


find bereits gegeben worden (ſ. Getreide⸗, Spann⸗ 
vieh⸗ſtonto J— w.). Genügt der gefundene Rein⸗ 
ertrag, dann iſt die Arbeit vollendet, genügt er 
beim Aderban, aber nicht bei ber Viehzucht, oder 
umgelehrt, dann ift zu prüfen, ob die gegenfeitigen 
Keiftungen nicht etwa unrichtig gebucht find; hat 
man fie überzeugt, daß das nicht der Fall ift, 
dann muß fpezialifiert werden, der Aderbau in 
Getreide, Futter, Hackfrucht-⸗, Obft:, Gartens, 
Wiefen:, Weiden:Bau:Konto u. ſ. w., die Viehzucht 
in : Rindvieh⸗ (Sühes, Jungvieh, Milchwirthſchaft⸗ 
" Konto), ferner in Schafes, Schweine, Geflügel» 
Konto u. ſ. w, fo weit und jo lange, bis man 
das Unvortheilhafte gefunden, oder ſich —— 
u dab im Ganzen wenig geändert werben kann. 
ie Berechnungen über Nebengewerbe laffen gleich 
erfennen, ob fie vortheilbaft find oder nicht. Zeigt 
fich ferner, daß wejentliche Fehler in den Anjägen 
nicht gemacht wurden, dann muß überhaupt vom 
Kauf abgejehen werben, wenn zu wenig Zins bleibt. 
n anderes Verfahren zur Veranſchlagung giebt 

es nicht beim Kaufgeſchäft. 
eg Pachtungen ift der Gang: der erforder: 
l Arbeiten einfacher. Der Mächter erwirbt 
' die Grundftüde und Gebäude, zum Theil aud 
bentar, gegen eine Geſammtſumme (baar und 
ftungen) und hat diefe angemeflen auf bie 
Betriebözweige zu vertheilen; er kann gleich mit 
dem Wirthihaftsplan und der Ktapitalermittelung 
beginnen umd in der Einrichtung ber Bücher ein- 
faher zu Werk gehen; der eigentlihe Anichlag 
ift aber für ihm derfelbe, wie für 
ben meiiten Fällen wird man es vorziehen, 
nicht Grundftüces, jondern Früchte-Konti zu ent: 
werfen, was auch der Käufer thun muß, wenn 
er ſpezialiſieren will. Das vollftändige Ber: 
anſchlagungs⸗Geſchäft für Feitftellung angemeffener 
Breife von Landgütern beiteht aljo in den folgenden 
Arbeiten, welche in angegebener Neihenfolge zu 

erledigen find: 

I. Information. II. Vornahme der Einzel: 
taren ber zu faufenden Werthe (Bonitirungen). 
III. GEntwerfung des Wirthichaftsplanes und 


en Käufer. 


Prüfung durch die Etats. IV. Beitimmung des 
erforderlihen Gejammtlapital® und Entwerfung 
der Inventur. V. Einrichtung der Bücher (Wahl 
der Buchführung) und Salkulations » Arbeiten. 
VI. Entwerfung der Nugung gebenden Konti des 
auptbuch® (mehr oder weniger ausführlich) mit 
hichnittsfägen für die Poften. VII. Bildung 
der Bilanz und Berechnung der Stapitalverzinfung. 
VII. Geihäftsabihluß oder Verzicht (Handeln 
um ben Kaufpreis). 

Nicht vergeffen darf für Veranichlagungen von 
Gütern werden, daß alle — nicht für 
den Betrieb nothwendigen Werthe, 3. B. Bart, 
Billa oder Schloß, überflüfige Bauten, Lurus- 
pferbe u. f. w., nur auf bie Brivattaffe zu über- 
nehmen find, da ber Betrieb damit nicht belaftet 
werben fann. Es gehört mit zu den Fehlern in 
ber Buchführung der Landwirthe, daß für bder- 


„Erfordern fie ein zu hohes apihal, dann 
muß überhaupt der Ankauf unterlaffen werden, 
oder es darf nur wenig Geld dafür bezahlt werben; 
koftipielige Bauwerke kann ber Wirtbf after aber 
unter Umſtänden auch nicht koſtenlos übernehmen, 
wenn Die — — mehr Koſten ver⸗ 
urſacht, als getragen werden können und Abbruch 
nicht zuläffig it. Hat man aus der Bilanz die 
mögliche — efunden, dann iſt von 
dieſer der Betrag für Aulbzinfen abzuziehen, 
ber Neft bildet die Einnahme aus dem Gute für 
den Wirthichafter und dieſe mit feinem eingebrachten 
Vermögen verglichen zeigt, wie hoch er dieſes ver- 
ginfen fann. Die Summe biejer Einnahme ift 
er Betrag, welcher ber Einkommenſteuer zu Grunde 
fiegen jollte; falls ſchon Grundſteuer bezahlt wurde, 
follte der Betrag dafür von dem Einkommenſteuer⸗ 
Say in Abzug gebraht werden; Grund» und 
Eintommenfteuer neben und mit einander bedin 
andernfalls allerdings eine Ueberbürdung und de 
Art von Doppelbefteuerung. Alles, was Steuern 
heißt, oder den Charakter diefer trägt, mit Aus—⸗ 
nahme der indirekten, nur vorgelegten Gteuern, 
darf nur bem Wirthſchafter zur Laft gelegt 
werben; es ift ganı unzuläffig, die Wirthichafts- 
faffe damit zu belaften. Wer die Einnahme ber 
zieht, hat die Steuern zu tragen, darüber giebt 
es feinen Zweifel. Laften dagegen, lokale ., 
Dämme- u. dergl. Unterhaltungstoften, A ⸗ 
ſationsbeträge u. ſ. w. find in der Wirthidhafts- 
faffe zu buchen. Bei einigem Nachdenfen kann 
man nicht — darüber fein, wie bezüglich 
der Bertheilung des in der Bilanz gefundenen 
Ueberſchuſſes — Neinertrag — zu verfahren ift. 
Richtig gefunden wird er nur auf dem oben ber 
zeichneten Wege. 

Literatur. Nußer der Eye neuen 
Ausgabe des Werkes von A. Blod u nennen: 
Abijhägungsgrundjäge der Schleſiſchen 
Landwirtbihaft. Breslau 1883 und 1885. — 
Anhaltspunkte für Werthſchätungen bes zu 
Eifenbahnbauten abzutretenden Bodens und ber 
mit ſolchen Abtretungen verbundenen Nachtheile, 
3. Aufl., Lingen 1885. — Freiherr Dr. von 
Bretfeld, „Die Werthihägung ber Rübenjaat“, 
Berlin 1884. — A. Gebler, „Die Methode ber 
Werthihägung des Aderlandes“, Altenburg 1880. 
Th. v.d. Golg, „Landw. Tarationsichre*, Berlin 
1882. Fr. Günther, „Der öſtr. Großgrund⸗ 
befiger. Handbuch für den Großgrundbefig”, 
7. Aufl., Katjerslautern 1886. — €. Lehnert, 
Landiv. Tarationslehre”, Stuttgart 1885. — Dr. 
B.Nitterv. Malinkowsti, „Die Schägung 
von Landgütern, mit befonderer Berückſichtigung 
ihrer Anwendung auf Landgüter Defterreich- 
Ungarns“, Wien 1886. — 9. W. v. Pabit, 
„Landw. Tarationslehre*, 3. Aufl., Wien 1881. 
G. Thieme, „Anleitung zum Tariren von Hagel⸗ 
jchäden für den praftiihen Landwirth“. Mit Vor- 
wort von Dr. Frhr. von Ganftein, Berlin 1884. 
9. Sette gar, „Spitem der AderSMaififitation“, 
Breslau 1885. 


= 


‘ 


1 





Digitiz ed. by RR IK 


766 


Berfiherungsweien, ſ. unter * 
Lebens⸗, Unfalls, Vieh⸗ u. ſ. w. Verſicherung. 


Verſuchsſtationen, ſ. unter den einzelnen Län— 
ern. 


Bertilgungsmittel von Ungeziefer. Derſtampf 
egen Ungeziefer aller Art wird mit Beharrlich⸗ 
eit fortgeführt und immer mehr fucht man die 

Lebensweiſe der Feinde der Pflanzen und ber 
Thiere zu erforihen, um wirkſame Mittel zu 
ihrer Bekämpfung auffinden zu können; troß der 
reihen Aufklärung durch die wiflenihaftlichen 
Forihungen werden aber immer wieder „une 
fehlbare Mittel“ von linberufenen für theures 
Geld anempfohlen und finden millige Käufer. 
Manchen Feinden gegenüber find wir noch immer 
ſchutzlos und immer wieder kommt zeitweije 
mafjenhafte® Ueberhandnehmen von einzelnen 
Arten von Ungeziefer vor, gegenüber welchem 
dann menſchliche Hilfe als unwirkſam fich erweijt 
und nur Witterungswechjel oder andere Ein: 
wirkungen der Natur, oft ebenjo raſch als bie 
Berheerungen begonnen haben, dem Uebel Ein- 
halt thun. Nicht jelten werden auch Mittel an— 
—— welche ſich bald als nicht minder ge- 
ährlich, wie der zu befämpfende Feind zeigen, 
und nod immer giebt es Meinungsverjchieden- 
heiten über den Nugen oder den Schaden 3. B. 
der Sperlinge, der Tauben, des Maulwurfs 
u. ſ. w., jobaß bald are bald Bertilgung 
empfohlen und ſelbſt obrigkeitlih angeordnet 
wird. Einige weſentliche Foͤrtſchritte find aber 
doch zu verzeichnen und nur von diejen kann bie 
Rede fein; es iollen nur ſolche Mittel angegeben 
werden, welche wirklich ala wirkſam bei richtiger 
Anwendung fi erwiejen haben; daß die Ans 
weifungen zum Gebrauch von Mitteln unrichtig 
befolgt und dann diefe ala unwirkſam bezeichnet 
werden, kommt leider auch noch immer vor, im 
Ganzen aber zeigt ſich doc; in allen dieſen Be— 
Kedtusen ein weſentlicher Fortſchritt und haupts 
ächlich durd die MWirkfamkeit der Vereine und 
Genofjenihaften. Am bedeutendften find die Ver: 
befjerungen zur Bertilgung des Ungeziefers, durch 
welche Blätter und Blüthen, befonders von Obit, 
vernichtet werden. (Blattläufe, Raupen, Blutlaus 
u. j. mw.) Sinnreihe Geräthſchaften und geeignete, 
den Pflanzen unſchädliche Mittel, mit welchen 
diefe gefüllt werden, machen e8 möglid, aud in 
den unzugänglihften Schlupfwinfeln die Feinde 
zu zerftören. Nebeljprige, Pulveriſator, 
Sprigpinfel u. |. w. (vergl. Garten: um 
Obſtbau) find die wejentlichften Geräthichaften. 
Die neuen Füllungsmittel find: Sapokarbol 
(2—3 prozentige Löſung, auf 1 1 Waffer mit 1 
Eplöffel Sap. für 1 hl Sprigwafler), Schwefel: 
leberlöjung (1:500, nad Tajchenberg 20 Pig. 
Koften pro Baum, beziehbar durch Äpotheker 
Schmidt in Adart:Edentoben), Naphtalin 
(nicht Mi unſchädlich für zarte Blätter), 
Schwetelfalium (I zu Ya 1 Ealten 
Waſſer) gegen Schildläufe u. j.w., Pottaſche— 
2öjung (1 pro Mile), Knodalin (j. d.), 


Verſicherungsweſen — Bertilgungsmittel. 
uer⸗, Hagel, | Chilijfalpeter, (17 kg in heißem Waſſer 


gelöft und mit 20 1 Wafler gemiſcht), Salizyl: 
fäure, Schwefeltohlenftoff (gegen Re 
laus), Shwefeldämpfe, Raupenfadeln 
(2.6 ME. bei Fallilaner und Stebel in Offenburg, 
Baben, daſelbſt Sprigpinjel, 6.8 Mi.) Ta: 
baksabkochung und jelbit nur Waſſer von 
40° R werben ebenfall® mit Erfolg verwenbet. 

Zur Prüfung, ob und in weldem Grabe In: 
geziefer im Boden ift, wird Durchnäffen mit Auf: 
guß von heißem Waſſer über zerftampfte grüne 
Kaftanien empfohlen, da diefer alles lingegiefer 
raih an die Oberfläche treibt. 

Im Einzelnen find von neuerdings empfohlenen 
Mitteln erwähnenswerth bei: 

Ameisen; an Bienenjtänden Aſche, auf bie 
Haufen klein geichnittener Kerbel (raſches Aus- 
wandern), Wermuthb (He kg in heißes Wafler 
und dann 65 g Traganthd Gummi), Kampher 
(1.5 g), Karbolfäure in 100 Theile Wafler 
(Delihiht nad) 24 Stunden abjhöpfen) zum 
Tränten von Baummollringen um die Bäume, 
Brei von Ofenruß und Yeinöl, am wirkjamften 
aber Waichen der Dielen oder an Bäumen Be- 
ießen mit Urin. Zum Wegfangen Bündel von 
riſchen Brenneffeln. 

Atlasvogel, Weidenfpinner, verheerend an 
Korbweiden, nur Ablejen als wirkſam bekannt. 

Bon Blattläufen befreit man Blumen in 
Töpfen, wenn man jie Nachts jo auf den Rajen 
legt, daß die Blätter und Zweige den Boden 
berühren, weil die Thiere, um dem Thau zu 
entgehen, fi) dann in den Raſen verkriechen. 

Drabtwurm: Schwefeltohlenftofi, Napbtalin, 
Kalten (1800-8600 kg pro ha), Kainit, Fangen 
an Salatreiten, Oelkuchenſtückchen, Startoffel: 
ſchnitten, (30 cm tief im Boden) und als am 
fiherften direktes Aufleſen durch Kinder (bis 
700 Stüd täglid, für 100 Stüd 5—8 Pie. 

Erdfloh; fichere Mittel find nod immer 
nicht befannt; möglichſt raſches Wahsthum der 
Pflanzen dur gute Düngung bewährt ſich noch 
am beiten. 

Erdlaus, ſ. Pilanzenkrankpeiten. 

Feldmäuſe, j. Mäuie. 2 

Fliegen, Shnaden, Stehmüden; zur 
Abhaltung bei Pierden empfiehlt ZürnsLeipzig 
Waihungen mit einer Lölung von 60 g Asss 
foetida in einem Glas Weineffig mit 2 las 
Wafler oder Tabakslaude (1:30 bis 60 Wafler 
oder eine Abkochung von Wallnußblättern (60 5 


din 11 Wafler mit I, I Weineſſig .. Sprit: 


eifig) gekocht oder Naphtalinlöfung in Spiritus, 
5 Proz. in der Waſchflüſſigkeit. Bezüglich der 
Stubenfliegen wird vor Anwendung girtiger Sub- 
ftanzen gewarnt (fFliegenpapier u. j. w.); am 
beften find die gläjernen Fliegenfänger, wenn der 
Untertelfer mit etwas geraipelter Quaſſia, Zuder: 
wafler und Milch begoffen und die Glode mit 
Zuderlöjung und Alkohol gefüllt wird. Ale 
Fliegenwafſer wird aud empfohlen: 66 g Quajfis- 
Sliegenholz mit 33 g geltoßenem Pfeffer in "e] 
Wafler, zur Hälfte eingelodht mit 16 g Syrup. 


Vertilgungsmittel. 


Grünes Lorbeeröl auf ben Teller ift ebenfalls 
fehr wirkſam. Räucherung mit Kürbisblättern 
ober Zerftäuben von Inſektenpulver in Stallungen, 
wenn man dieje eine halbe Stunde lang nad Ent: 
fernung des Viehes geichloffen halten kaum, 
betäuben bie Fliegen, welde dann maflenhaft 
am Boden liegen und zujammengefehrt werben 
fönnen. Man füllt auch eine mit Federpoſe verjehene 
Schweinäblafe oder jonftigen Apparat zum er: 
ftäuben mit 120 g Inſektenpulver, & ein 
—— Schwefel und 2 g Splopodium ; 

eine Näpfchen mit Chlorfalt auf den Fenſter— 
fimfen oder an die Dede gehängt helfen aud, 
find aber nit jo wirkjam. um Abfangen 
eignen fich Kleine aufgehängte Bündel von Beifuß; 
die Fliegen fegen fich Abends mafjenhaft darin 
feit; hält man dann einen Sad unter und ſchnei— 
det ben Faden, an welchem die Bündel hängen, 
rafh durch ohne die Bündel zu berühren, fo 
fann man fih bald ganz von Siegen befreien. 
Andere empfehlen, in Zimmern Rothkehlchen zu 
halten und frei fliegen zu laſſen und in Stal- 
lungen Schwalben fih anbauen fx lafjen, doch 
muß dann unter jedem Neft ein Brett angebradt 
werden, damit das Futter nicht beihmugt wird. 
Für mweidendes Vieh find Aloës, Kolloauinten, 

chſengalle und Raute oder Weihraud) zu gleichen 
Teilen in etwas Del und Giiig gelobt, dann 
durchgeieibt und da angebradt, mo die Fliegen, 
Bremien, Mücden u. |. w. ſich gern anfegen, ans 
zuwenden. Stehmüden und Schnaden werben 

ründlich vernichtet durch Betroleum, 1 1 auf 17 

uabratmeter Pfütze, ftehendes Waſſer u. ſ. w.; 
nad) dem Eingießen wird das Wafjer (die Jauche) 
tüchtig umgerührt. Nad den Unterfuchungen von 
Emerton erfüllt aber die Fliege aud eine nütz— 
liche Aufgabe, indem jie zahlloje Parafiten ver- 
zehrt und nur da in Menge ich findet, wo dieſe 
ſich angehäuft haben. Andere jagen, daß fie bie 
Verbreiter von Spaltpilzen find, welche fie mit 
ber Nahrung aufnehmen und unverbaut wieder 
bon fi geben; Marymann will die Verbreitung 
bes Rothlaufes der Schweine darauf zurüdführen. 

Ueber die dem Getreide —— Fliegen 
Fritfliege, Gerſtenfliege u. ſ. w., ſiehe 
Pflanzenkrankheiten. 

Die dem Spargel gefährlichen Larven ber 
A A fann man durch zwiſchen die 
Spargelftöde in den Boden geitedte, wie Spargel 
ausiehende, mit Brumataleim beftrihene Weiden: 
ſtücke wegfangen und durd Abichneiden und Ber: 
brennen aller verfrüppelter Sprößlinge unb 
Stengelftumpfe vernichten. 

Hamaus, (Neitmaus, Scheermaus, Wafler: 
maus); man empfichlt die Anbringung von 
Fangtöpfen und die Anwendung von Billen aus 
fteifem Teig vom Meerzwiebel mit Hafermehl, 
etwas Senfmehl und Zuder. 

Hamifter vernichtet man jegt durch Abbrennen 
von in die Löcher zu den Neftern gebradten 
Salpeter-Batronen (7—8 Pf. pro Stüd). In 
Aſchersleben wurden von 1875 bis 1880 für 
362,757 Stüd Prämien bezahlt. 


767 


Heu: und Sauerwurm (Tortrix ambig- 
nella Hb.); . Verſuchen in Geifenheim a. Rh. 
fanden fi gelammelte Buppen 50 Proz. in 
Rigen unter der Rinde ber Pfähle, 20 Proz. in 
den Gertweiden und 17 Proz. in der Rinde ber 
Rebſtöcke, 12 Proz. in den Stehbändern und nur 
1 Proz. in den Marfröhren alter Stumpfe, von 
Bogenreben u. f. w. Nach Nebler hat ſich zur 
Vertilgung am beften bewährt: 1 Theil Kupfer- 
vitriol, 1 Theil trodene Soda, Theil Salmiat: 

eift, 4 Gew.⸗Th. Fufelöl und 4 Theile Schmier: 
eife auf 100 Teile mit Wafjer verdimnt zum Be— 
Jprigen und Beitreichen der Neben, anzuwenden 
m März. Genügend über Winter mit Erbe be> 
dedte Reben (Einfchlagen) blieben verihont; bie 
Puppen kommen dadburd nicht zum Ausichlüpfen. 
Der Heerwurm, die erite Generation, wird mit 
einem Zängelchen (b. H. Sifinger-Geijenheim zu 
80 Big.) abgeleien oder mit Beiprigen vernichtet, 
als Sprigmitel ift Neßler-Flüſſigkeit: 50 ccm 
Fufelöl (40 g), 100 cem Weingeift, 390g Schmier: 
jeife, 30 g Tabakſudabkochung mit fier auf 
1 1 verdünnt, am wirffamften. Soften pro ha 
79.72 Mt., für das Mbleien 75.6 ME. Den 
Sauerwurm, die zweite Generation, vernichtet 
man durh Schwefel, Thiopulver und Ausleſen 
der befallenen Beeren. 

er wurde ferner gegen: 

Heimen oder Hausgrille: Enten über 
Naht in Räumen, wo vorfommen; dünner Teig 
bon Gyps mit Alaun. 

Hopfenblattlaus: Seifenlöſung, vor 
Regen ober mit —* Beſpritzen ange— 
wendet; Vertilgung der Brut in den Rinden und 
Ritzen der Stangen durch Schwefelkohlenſtoff 
(1.5 1: 1000 Stüd) oder Abwaſchen mit 1.5 %o 
Alaunlöfung oder Zwöchentliches Einlegen in 
Wafler; Schonung der Feinde, d. h. der Larven 
von Marienkäfer, grauer FFlorfliege (Blattlauss 
larve) und mondflediger Schwebfliege. 

Holzwurm: Sorgjames Reinigen bes Holzes 
mit ftumpfen Beſen, dann Beizen mit 1.75 kg 
grünem Bitriol, 1.5 kg braunem Tifchlerleim, 
0.015 cbm ungelöihtem Kalt und 90 I Wafler, 
vor Auftragen mäßig erwärmt, 3mal aufgetragen; 
dann, wenn volllommen getrodnet, 2—3maliges 
Beizen mit 0.5 kg itriol, 1.0 kg Leim, 0.046 cbm 
Aetzkall und 75 1 Wafler, zulegt Anftridy mit 15 kg 
Leim, 0,046 chbm Aegfalt u. 601 Wafler. Das Mittel 
ſoll jährlich wiederholt werden, Benzin, Petroleum 
ober 13 Th. Seifenfiederlauge mit 1.5 Th. Per 
warm aufgetragen, als minder wirkſame Mittel. 

Eihner Milben und jonftiges Un— 
geziefer. 10 Th. Rüböl mit 1 Th. Anisöl, 
20 Th. Wafler mit 1 Th. Anisöl; Staubbäder 
von Lohe, Sand, Aſche und etw. niektenpulver 
oder Starboliäure, Beitreihen der Thiere mit 
Schwefelblüthe, am Kopf mit Del oder Theer oder 
Beiprigen mit Ablohung von Stolloauinten, 
Wermnth, geftoßenem Pfeffer und Inſektenpulver 
in Waſſer; Beſtreichen der Ecken und Winkel der 
Stallungen mit Queckſilber, mit Schweineſchmalz 
gedämpft ; Sigftangen von J. G. Haunsftrup in 


PB. | 


768 


Kopenhagen (2.50 Mark pro Baar). Thiere. 


welhe von Hühnermilben beunruhigt werden, | D 


wäiht man mit verbünntem Benzin oder mit 
Waſſer, in weldhem Sartoffeln abgefodht wurben. 
Kanindhen, wenn fie zur Landplage werben, 
empfiehlt Bafteur dadurch zu vernichten, daß man 
den in Bouillon gezüchteten Spaltpilz der Hühner: 
—5* unter das Futter miſcht; in ſehr raſcher 
eit ſollen alle vorhandenen Thiere eren. 
Kartoffelkäfer, ſ. Pflanzenkrankheiten und 
Kartoffelbau. Auch gegen die Larve des gefähr- 
fihen Rainfarnblatttäfer’3 (Galerma 
Xanaceti) giebt es fein ficheres Mittel. 
Kohlweißling. NAblefen der EGierhäufchen 
auf den Blättern bleibt das wirkſamſte. G. Wil: 
elm-Graz fand auf einer Pflanze 1091 Eier; 
von ihm konſtruierte Beine Apparat zum 
Auöftehen der Häufchen ift von J. Sobel-Graz 


(Northorgafie 28) u beziehen. Geichwefelte 
Lappen zwiihen den Pflanzen sollen die 
Schmetterlinge abhalten. Die große Wald: 


ameije vertiigt die Raupen am gründlichſten; 
Begießen mit Waſſer von 40° R. wenden eng: 
liſche Gärtner an. 

ornwurm €. Schultz-Tornow beobachtete, 
daß don Ende Juli an feine Begattung mehr 
ftattfindet und von da ab die Maden erit im 
14 Tagen bis 3 Wochen auskriechen; er hat ſich 
dadurch volllommen von dem Kornwurm befreit, 
dab er 3 Jahre lang in diefer Zeit alles Getreide 
(aljo mit den Maben) von Kornboden weg: 
gebracht hat. 

Läufe beim Vieh: Einblafen von Inſektenpulber 
mit Gummiballon; Abwaſchen mit Arſenikwaſſer 
(!/a kg in 50 1 Wafler gelocht und mit 50 1 
kaltem Wafjer abgekühlt), wobei Kopf, After, 
Schlauch u. ſ. w. mit Fett geſchützt werden müſſen; 
Waſchen mit Waſſer, in welchem Kartoffeln abge— 
kocht wurden. Junge Hunde ſollen zweimal mit dem 
Putzzeug, womit man vorher Pferde geputzt hat, 
behandelt werden. Bei Rindvieh Abwaſchen mit 
Obſteſſig, Schmidt's Nikotina (f. d.). 

Mäuje und Natten In Folge eines 
BPreisausichreibens des Breslauer Landw. Vereins 
hat Krampe über die zahlreidy empfohlenen Mittel 
referiert; Gritiden durch Rauch, Vergiften mit 
Gajen (Brom u. f. w.), Grfäufen, Fangen in 
Löchern, Töpfen, Flaichen u. ſ. w. und in Fallen, 
Tödten durch Pflanzenftoffe, trodene Chemilalien, 
mineraliihe und metalliihe Subftanzen, Gift 
(Strychnin, Phosphor, Baryt, zu tbener, Arſenik, 
verboten), und Finimpfen von Krankheiten wurden 
im Ganzen wenig günitig beurtheilt. Am beiten jollen 
die Pillen von 9. Hoffmann, Bronnzell b. Fulda 
fein (Weizen mit Phosphor und danı mit Juder 
fandirt und mit Zimmet beftreut; 100 kg 80 ME; 
Barptpillen mit Zimmet 120 M. Strychnin— 
Weizen 60 M.) Apotheker Halmcke-Kamenz in 
Schleſien will „unfehlbar wirkende” Phosphor: 
pillen, welde auch bei feuchtem Wetter wirkſam 


ni 


BVertilgungsmittel. 


en Don 
baben. 


zu uns gelommen 
und rajch jehr gefährlich geworden. Man ſoll 
die Räume, in welchen fie —* zeigt, einige Stun 
u. ' Dampf von 130 nlafien. 
otten, in Teppichen und Möbeln. 
mit feuchtem Tuch und tüchtiges Ueberf 
heißem Bügeleiſen. Der Beibe Dunft ver 
alle Infetten und deren Brut. Schuß von Bolfte 
ungen durd) friſch aufgeblühten und getrodnete 
Hanf, welchen man zwiſchen die Füllung einle 
Reblaus, ſ. Weinbau. c 
Regenwürmer (und Schneden) von 
töpfen abzuhalten; Stellen u | 
gießen mit Kampher in Spiritus aufgelöft 
Roſenſchildlaus, weiße; Bepinieln im 
Herbft oder zeitigen Frühjahr nad dem \ 
mit Scwefeltalinm (}s kg in Ygl Wafler) an 
regenfreien Tagen. 
Roggenälden; reines Saatgut, 
der Kornblumen. — 
Roggenmade (Getreidelaufläfer): F 
wechſel, bei. Hackfruchtbau, Vernichten all 
Samenausfau aufgegangener Pflänzchen; Faug⸗ 
gräben von wenigſtens 0.3 m Tiefe. 
Rübennematoden, f. Pilanzentranktheiten. 
Schwaben, Ruſſen, Kühenihaben: 
Inſektenpulver mit Borar. * 
Sperlinge, Krähen und andere Vögel 
werden vom Freſſen des Samens dadurch ab» 
gehalten, dab man diefen mit Mennige anmadıt. 
Wanzen: Tiichlerlim — Alaun — 
fäure — zum Beftreihen von Fugen und Ri 
Literatur: Fr. Foedifch, „Der 
täfer in feinen Entwickelungsſtufen w. f. m.*, 
Dresden 1877. — 2. Glajer, „Die Kleinthiere 
in ihrem Nuten und Schaden für Haus: und Land», 
Garten» und Foritwirtbichaft.” — N. Gauder, 
„Die Blutlaus. Populäre Abhandlung über bie- 
jelbe nebſt Anführung der geeignetften 
mittel und Angabe der beiten, billigiten und - 
jamiten Vertilgungsverfahren“, — 1887. ⸗ 
G. Haynck, ‚Wirthſchaftliche gel aus dem 
Thierreich“, Berlin 1879. — ®. Heb, „Die 
Feinde der Bienen im Thier: und Pflanzenreich“, 
Hannover 1887. — EG. Hoffmann, „ 
lichen Inietten des Garten und Feldbaues“, Eh- 
lingen 1881. — 3. Jablanczy, „Der 
wurmwickler, ein Feind unferer Weingärten, Wien 
1883. — F. Karſch, „Die Erblaus, eine neue 
Gefahr für den Kartoffelbau”, Berlin 1886. — 







bleiben, durch bejonderes Verfahren bergeftellt.|„Kartoffeltäfer, der, Chrysomela 
haben — 100 kg — 1 Mill. Pillen zu 100 M, | phora) deeimlineata“, Leipz. 1875. D. Kom 
Gliricin, von C. Heinersdorff-Berlin, Kurs „Die Inſelten, Naturgeſchichtliche Aufſäte übe 







en Thieren“, Leipzig I _ 
Phylloxera (Reblaus), die, ihr Mefen, ihre 
Erkennung und Bekämpfung“, 4 Vorträge, Aarau 
1880. — C. ®. Riley, „Ueber dem MWeinftod 
ſchädliche Inſelten u. ſ. w.“ Heidelberg 1878. — 
. Shwerdtmann, „Die Heinen Feinde bes 
artenbaues und der Land» und Forftwirthichaft”, 
Plauen. — E. L. Tafhenberg, „Wandtafeln 
nr Darftellung der Neblaus und der Blutlaus 
Schule und Haus“, Stuttgart 1878. — „Das 
amgegiefer d. landwirthſchaftlichen Kulturpflanzen“, 
Leipzig 1878. — Wurzellaus, die, des Wein— 
ftodes. Kurzgefaßte Inſtruktionsſchrift zum Ges 
brauch für die Lofal-Kommiffionen“, Berlin 1880, 
Very good. Aromatiſches engliiches Viehmaſt— 
ulver, angepriefen wegen hoben ®ehaltes an Stick⸗ 
toff und Fett, 1 kg zu 1.5 fr. von der General» 
Agentur in Aarau, jpäter zu 0,80 fr., nad) Unter: 
uchungen —— aus Erdnußluchenmehl, Reis: 
ttermehl und Maisgries mit etwas Salz, Kümmel, 
— — amillenblüthe und Lavendel: 
blüthe; Gehalt 14.7 Nohprotöin, 7.4 Rohfett. 
Werth 0.25 fr. (Schweiz. Landw. Zentralblatt) 
Vergl. Kraftfuttermittel. 
Biehhandel. ©. 9. von Halem. „Ein juri« 
ſcher Wegweijer in Grundbuchs⸗, Erbichaftss, 
rmundihaftsjahen und beim Viehhandel,“ 
Hildesheim 1887. — F. W. Schniz, „Der Vieh: 
im Gebiete des preußiichen Landrechts“, 
erborn 1885. — , Geſ. über den Viehhandel“, 
. Aufl., Berlin 1885. — €. und ®. Beterien, 
„Borihungen auf dem Gebiete der Viehhaltung 


Umgegend von Hamburg: 
100 kg fette Odin . . . 1 
100 Kühe 


" * u 68, rg 
— .» em : „= nn — 
10 „ „ engl. Jährline „ = %— 
100 " * Schafe —— ee 60, == 
6—8 Wochen alte Lämmr . „ =1W, — 
90 -100 kg ſchwere Saug⸗ 
ſchweine, leben = 78, — 
magere Geeft-Zughien „ = 6, 
Helfen, Bez. Kaſſel: 
fette Ochfen „= 78, — 
fette Kühe .  : = 6 — 
fette Hammel . „= n— 
fette Schweine „ 18, — 
| fette Soden . . „ = WB — 
fette übe... „ = 6, — 


Die „Sächſ. Landw. daß 
auf dem Lande von 1875 bis 1885 die VPreiſe 
von Rindvieh und Hammeln um minbeitens 
235 %,, und bie von KHalbern um etwa 20—22 9, 
aurhdgegangen find, für Schweine die Preise ſich 
annähernd behauptet haben, dagegen bie Fleiſch⸗ 
preiſe in den Städten folgende Verhältniſſe 


ndfleifch a 113,113, 115,117,115, 114, 114,116, 
121.121.10 Pf. 
Landw. Konveri.»Lerilon. Spestals»Supplement. 


eitung” giebt an, 


tilgungsmittel — Viehpreife. 
ae — ber Landwirthſchaft unter | umd ihrer Erzeugniſſe“, Bremen 1885. — Vergl. p 





80 = 72, — 1887 = 54-60 Mt., 





bie einzelnen Länder über Ein- und Ausfuhr. 
Bichlofe Wirthſchaft, ſ. Betriebseinrichtungen. 
Vichmaftpulver von Gregory und — 
Zürich, iſt als grob geſtoßener Maisſamen er 
worden. Thorley’s Viehpulver, ſ. Kraftfutter. 
Neues aromatiſches engliiches Viehmaſtpulver, E 


Very-good. a 
wejentlihe Fortſchritte find * 


VBiehmeßkunſt; 
nicht zu verzeichnen. 
Viehpreiſe. In den Artikeln über Rind, 
Pferd, Schaf, Schwein und Zur Lage iſt A 
worden, daß immer noch für gutes Zuchtvieh jeher 
hohe Preife .. werden, ſowie daß fcdhivere 
Zugodien und rbeitöpferde höher im e e 
wie früher ftehen. Der oft beflagte j 
gang der Preiſe vom Vieh bezicht fi, fomweit 
vorhanden, demnach hauptſächlich auf das le ee 
und auf das geringwerthigere Vieh, jowie auf die 
Schlahtwaare ; in allen Fällen zeigt fih aber, 
daß der Landwirth hauptiächlich deswegen unbe 
friedigende Preiſe Löft, weil die Händler zu hohe 
Gewinne beziehen und ber direfte Verkauf n 
allenthalben ermöglicht werden kann; im den 
Städten wirb nad) wie vor über zu hobe pleiid- 
preife geflagt und ſeitens der FFleiicher in 
meiſten Fällen nachgewiejen, daß ihr Gewinn nur ein 
mäßiger ift. Zufammenftellungen über Viehpreife 
aus einer Anzahl von Jabren find in ber „Sandw. 
— 25 und dann auch bon anderen land» 


wirthſchaftlichen Zeitungen aus verjchiedenen 
ben —** —— bie wichtigften Angaben find: 























448 „ ausnahmsw. nur 34.—36 ME. 
R 404 „ 
„MB , 


= 6—H 
= 60 


en 58—64 „ 
— 36—44 


möw. nur 23—30 MI. 
sw. nur 23—30 Mi. 


ausn 
ausn 


6. 
48 „ 
% „ 
4 „ 


we 


(Schlachtgewicht). 


IN, 


DM „ 

5 „ 

Schweinefl. a 126,181,129,123,115,122, 128,128, 
128, 122, 121 Bf. 

Kalbfleiſch „ 94, 98,100,101, 98, 98, 98,108, 

112,113,113 9 

Hammelfl. „106,107,108, 109,108, ios, ioo 111, 

Genoffenfgaftlih errihtete Schlacthäufer, im 
enoſſenſcha tete a er, 

welchen die —2 — und bie ſtädtiſchen 

Käufer niedrigere Preife als jonft finden, giebt 

ed nur in wenigen Orten, dba aber, wo man 

49 


Digitized by E * Ole 





= — — 


770 Viehjeuhengefege — Biehverfiherung. 


ſolche hat, ftehen fich beide Theile gut dabei und | 22,662.10 unb 26,425.31 ME; auf Königreich 
findet das angelegte Kapital trogdem eine gute | Sachſen 23,454.40 Mf. für Lungenfeudhe, auf 

infung. Noch beſſer ftehen ſich diejenigen | Eljaß-Lothringen 20,795 Marl für Rotz, auf 
Zandwirthe, welche mittelft Anzeige in viel ge: | Württemberg 17,402 Mark, auf Braunſchweig 
lefenen Zeitungen direkt an die ftädtifchen Haus: | 26,834.60 Mt. für Lungenſeuche u. |. w. 
baltungen fich wenden und in den befannten Poſt- lleber die Höhe der Verſeuchungen find bie 
fendungen von 5 kg das Fleiſch verjenden. Inter | legten Angaben aus dem 2. Rierteliahre 1887. 
Fleifhhandel iſt auch darauf aufmerkjam!mit: Milzbrand gefallen, beziehentlich getöbtetr 
gemacht worden, daß immer mehr der Gebraud, | 494 Ninder, 114 Schafe, 16 Pferde, 6 Schweine, | 
nur Schlahtwaare in das Ausland zu verjenden, | 3 Ziegen (Medlenburg »Strelig, Oldenburg, 
ſich einbürgert. a neun. — — — beide 

— PTR ‚ Kippe, Lübeck und Hamburg blieben verichont.) 
Viehſeuchengeſetz. Erichienen find: Das Geſetz, , r 8 i 

betreffend die Beieitiguug von Anftekungsitoften |. ngenfeude: gefallen und auf polizeiliche 
bei Wiehbeförberungen auf Giienbahnen, vom Anordnung oder auf Veranlafjung des Beſitzers 
25. Februar 1876 und das Geieg, betreffend die getödtet: 579 Rinder. Werjeucht blieben 89 Ge— 


. h öfte in 57 Orten. 

Abwehr und Unterdrüdung von Biehfeuchen, vom | hör N j 
24. Juni 1880, zur Xiteratur Dr. Schäfer, N a 
„Das deutſche Viehleuchengeieg und die dazu er: Gefallen oder getödter im m 424 Stüd 7 
laffenen Anitruktionen wach ihren wichtigften Betim: | "yaupe des er er . 
mungen für Landwirthſchaft und Thierbefiter nebit | 9, fashenanstclag Der Ares 
Beichreibung der einfchlägigen Krankheiten“, Darm: teanft 107 a er⸗ 
ſtadt 1887; Beyer, „Reichs-Geſetz und preuß. 8 — — 
Landes-Geſetz über die Abwehr und Unterdrückung man und — —— in 4 Gehöfte 
von Viehſeuchen“, 2. Auflage Berlin 1586. Er Ir ——— often 

Zur Veurtheilung der Höhe der Entihädigungen noch herrſchend, während der Berichtsperiode 
dient, daß die Rechsftatiftit für 1886 angiebt:! erlojhen, ſonſt nirgends nen aufgetreten. 
für Verde aus Anlaß von Nog 431,642.21 Mi., | .. Zollwuth: erkrankt und gefallen oder ge= 
im Durchſchnitt 320.45 Mi; die höchiten Durch: tödtet : 124 Hunde, 19 Rinder, 1 Pferd, 8 Schiveine, 
fchnitte famen auf beide Mecklenburg mit 716.50 | Ar als ber Anftedung verdächtig 
und 715.67 ME., die geringiten auf S.:Altenburg | ar 2 en a 
mit 112.50 ME; für 2838 Stüd Rindvich an SUU ee ungenleue,, unbe Ber 
Anlah der Singenſeuche 517,655.40 ME, durdı: Pferde: Maul: und Klauenſeuche und Schafpoder | 
inittlih 203.73 Mt.; der Hödfte Durdicniet NND Hang erloihen; zugenommen haben: · 
war 495 ME. (Medienburg-Strelig), der geringite ar a Bläshenausichlag | 
30.75 ME. (in Sachjen- Meiningen). Für Verde — Pferde. ee ige Schafe in ganz bedeu⸗ 
und Rinder zuſammen wurden 948,697.61 ME. — re Bläschenausſchlag des Rindes 
Enticädigungen gezahlt. — Auf Preußen kamen | und Tollwuth. | 
für Nog der Pferde 322,897.98 ME, für Lungen: | WBiehverfiherung. Nach dem Reichs⸗ und | 

re: 





































jeuche der Rinder 395,656.32 ME., auf Bayern ' Staatsanz.” zeigte das 1886 für: 
41 Itungs« ; 
— Verwa — Bezahlte Schäden 
Jahres⸗ Be ; 2 
Namen Einnahme 85 — — 
der Geſellſchaften. incl. —— F 
Nachſchuß sd 












1. ea ne u Berlin 20,638 62 
2. National : Vieh Verf. : Geiellihaft zu 
BERNER a 40,467 04 - 
3. Rhein. ee zu Köln 45,144 38 
4. Sächſ. Vieh-Verſ.-Bank zu Dresden 200,666 15 
5. en für D. in Berlin . 11,243 20 
6. Veritas Vieh-Verſich.-Geſellſchaft in , 
N 1 26,738 60) 58 





Im Jahre 1885 hatten 19 größere Gejellichaften | re A Man kann annehmen, daß durchſchnitt⸗ 
66.359.971 ME. Berficherun Fumme, 1.619.523 ME. ih 75 Mill. Mt. ag bei den großen Ge— 
Einnahmen aus Vorprämien, 126.628 Mt. aus | jelfchaften verfichert ift und etwa ebenſobiel bet 
Nachſchüſſen, 1.329,33I ME. Ausgaben für Schaden= | den noch immer von Vielen vorgezogenen Heinen. 


Viehverfiherung — Bein und Weinbau. 


111 


Ortsvereinen (Kuhladen), zuf. alfo wenig über | Beurtheilung der Frage über die Zweckmäßigkeit 


150 Mill. Marl. Nach der Zählung von 1883 


und die Ausdehnung des 


Vogelſchutzes giebt 


(ſ. Deutiches Reich) war der Werth des gefammten | B. Borggrepde, „Die Vogelſchutzfrage, nad 


Viehſtandes 5603.614 Mill. Mk.; die verjicherte 
Summe iſt 0.27% dieſes Werthes. Gegen Tridinen 


deutung mit 


ihrer bisherigen Entwidelung und wahren Bes 
efonderer Rückſicht auf die Verfuche 


folfen etwa 16 Mill. Mt. Schweine verfichert fein. u ihrer Löfung durch Neichsgeleggebung und 


Bereinzelt giebt es (in den Marichen) Weide, 
Nenn: nnd ———— en. Als neueſte 
Form hat die Rheiniſche Vieh-Verſicherung-Geſell— 
ſchaft die für Schabloshaltung von Verluſten durch 
Zurücdweifung oder Beanftandung von Fettvieh 
auf den Schladhthöfen eingeführt und zwar unter 
den günftigften Bedingungen. | 
Literatur: M. Jaeger, „Zultand und 
Wirkſamkeit der Rich: Verficherungs = Genofien= 
ihaften in der Rheinprobinz“, Köln 1883 und 
„Die Bedeutung der Verficherung für die Hygiene“, 
Köln, 1882. — Verhandlungen der Großberzogl. 
Zentralitelle für Landwirthſchaft in Darmitadt“, | 
(Zeitichrift d. Landw. Vereins) 1854. — Wall: 
mann, Deuticher Verfiherungsfalender, 1888. 
Vichzölle, ſ. Lage der Landwirtbichaft. 
Viehzucht, ſiehe Pierde:, Rindvieh-, Schaf:, 
Schweine-, Ziegen-Zucht u. ſ. w. 
Vogelſchutz. Vollſtändige Auskunft über alle 
einſchlagenden Verhältniſſe und Geſichtspunkte zur 


in Spanien 25 Mil. 





„ Frankreich DO : = 
„ ‚stalien 08. „: 1001 „ 
„ Portugal B0. :;. 3081 
„ Griechenland 40, „ 1, 
„ Ochterr..ling. 420, „ 51 „ 
„ der Schweiz 19, 5 381 ; 
„ Rußland BR: '; #1; 
„ Baltanländern 6.0, „ y 
im Deutſchen Reich 45 „ „ 


Im Ganzen etwa 10 Mil. hl; auf Groß 
britannien fommen pro Kopf ala Verbrauch 81, 
auf Belgien 7, auf die Niederlande 6, auf Däne— 

In „Der Weinmarkt“ findet fi für 1885 


Frankreich 35 Mill. hl, 
talien MH: „ 4 
Spanien _ _ 2 „ „ 





Portugal 
Deutſches Neich 


Zuf. mit Cypern (1.6) und fonftigen Ländern 
(2.6) nur 112.5 Mill. hl, während Andere bis 
125 Mitt. hl a Fr und für Amerifa 1 Mill. hl, 
für Auftralien 0.01 Mill. hi u. ſ. w. 


1808 Anbau 1,613,939 ha, Erzeugniß 28 Mill. h 
71.376 M 





18569 „  2,423,769 „ R 
1875 2 
182° 5 2118 Mill., 30886 - 
185538 5. 248, „ „45.000. 
184. 206, „ J MU „ 
1855 5 190, „ WB.» 
1886 ? 2.9668 „, 


hl, m pro Kopf, 


Defterreich:lingarn 8.5 Mill. hl, 


n'ernationale Vereinbarungen”, 2. Aufl., Leip⸗ 


zig 1888, 


Baldbahnen, ſ. FFeldeiienbahn. 
Baldbau, ſ. Foritwirtbichaft. 
Weidenfultur, ſ. Korbweidenkultur. 


Wein und BWeinban. (Srankheiten ſ. Dd.), 
Neblaus und Witterung haben in dem Testen 
Sahrzehnt und zum Theil jhon früher die Erträge 
des MWeinbaues in Europa wefentlich verringert, 
während trog ungefähr gleiher Unglüdsfälle die 
Erzeugung von Wein in den Vereinigten Staaten 
von Nordamerifa (j. d.) immer mehr zunimmt. 
Sm Band VII des Lexikons (©. 707) waren ans 
gegeben worden nadı J. Morig-Geifenheim für 
Europa 2556 Mill. ME. Jahresertrag nah ber 
Weinkarte von Hamm für 1869 zuſ. 157 Mill. hl. 
Eine neuere Schägung für 1877 in der Landw. 
Zeitung für Elfaß-Lothringen gab an als Er— 
zeugung und ala Verbrauch pro Kopf: 


? (Baben 46, sg 12, Preußen 4, Sadjien 21 
u. ſ. w. 


er 3, auf Schweden 2 und auf Norwegen nur 


als Angabe: 


Rußland 35 Mill. hl, 

BiR 3 = Schweiz IB 
5 Griechenland 13 „ u 
IS ; ; Türfei BIN 
A 5 . 


In welchem Grade in Frankreich der Ertrag 
u ift, beweiien folgende Angaben ber 
egierung:: 


l * ha 15—80 hi je nach Jahrgang, 
Einfuhr 4.705, Ausf. 263.336 Mil. Fr. 
n„ 50, „» BUT .  » 
(1879 nur 92.244 Mill. Fr. Einfuhr, 
m DE 281.154 Mill. Fr. Einfuhr 
u. f. mw. 


49* 


A, 


772 Mein nnd 





Meinbau. 


Für Deutichland gab der Bericht des Gartenbauvereins in Sachſen als Durchſchnitt von 


1878 bis 1884 an: 
in ben Reichslanden 2 ha 


in Bayern 332 „ 
in Baden 19,885 „ 
in Württemberg 18,546 „ 
in Preußen 7,040 „ 
in Heſſen 10,347 „ 
in Sachſen 95 „ 

120,349 „ 


Für 1884 find aus ganz Deutfchland 2,809,481 hl 
Ertrag angegeben worden. 
Die Fortiritte, welche die Reblaus in kurzer 
"ie in Europa gemacht hat, find erichredenbd. 
ach der „Revne horticole“ find amerifanifche 
Reben etwa 70 Jahre vor Erjcheinen der Reblaus | 
in Europa eingeführt worden. 1848 machte Graf 
Nidolfi umfangreiche Diangnigen mit Iſabella 
aus Amerika in Toskana und folgten ihm zahl- 
reiche fizilianifche Weinbauer. 1849 führte Andre 
Leroy and Angers in Frankreich die Sorten 
Catawba, Labrusca, Diana, Eltimburg. Delaware, 
York Madeira aus Amerifa ein; in allen dieſen 
Fallen geihah das mit beftem Erfolg ohne Gefahr. 
Im Jahre 1865 bezogen aber die Gebrüder 
Audibert in Roquemare (Gard) von New-York 
bewurzelte Pflanzen, und mit diejen fam bie 
Reblaus, welche dann bald im füdlihen Frankreich 
Boden gewann. Sendungen von Stedlingen haben 
fi ftets, vor- und nachher, als unfchadlich er: | 
wiejen, bewurzelte Reben aber als höchſt — 
Nah L. Huperz, „Die Reblaus, ihre Natur, ihr 
Auftreten in Europa und ihre Bekämpfung mit 
bejonderer Berüdfihtigung derjelben in Deutſch— 
land“, Jena 1888, ergtebt fich folgendes Bild über 
bie Verbreitung der NReblaus, welche im Anfang 
—* nur in Griechenland noch nicht ſich gezeigt 
atte: 
rankreich verlor 1865 bis 1884 als vollſtändig 
zerftört über 1 Mill. ha Weinland; die ftärkfte 


— 617,838 hl, pro ha 23.1 hl 
8 


— 881,679 „ „ „ 133. 
512. -» 18; 
— 250 „ „ „ 161. 
— 281968 „ „ „ 142 „ 
— 254,536 ” „m 24.6 " 
u. ——————— 

2048474 „ „ „ 17.02, 


Vernichtung war im Jahre 1883 mit 859,352 ha; 
in Spanien ift nur noch der Diftrift La Vega 
verihont geblieben, 1878 erftes Muftreten bet 
Malaga durchſchnittlicher Ernteverluft 70 Proz., 
verloren 25 Proz. der Weinberge; Portugal: 1863 
erite Beobachtung, gilt als fait am Pariehen be⸗ 
trofſen, 1880 mindeſtens 130,000 ha bedroht, 
völlige Vernichtung der Weinleſe, über smongig 
Millionen Milreis (zu 4.535 Mi.) an Werth 
fürdtet. In Madeira find ſämmtliche 
verjeucht, Ende 1883 von 2500 ha nur nod) ha 
vorhanden. Italien: erjtes Auftreten 1879, Ber— 
ah vereinzelt in 19 Provinzen und auf ber 

nfel Monte Chrifto. Schweiz: 1866 erſte Spuren; 
von 1874 an bedeutende Erkrankungen. Defterreiche 
Ungarn feit 1882, ergriffen 1885 etwa 150 ha. 
Rumänien jeit 1884, noch wenig; Rußland am 
wenigiten; Türkei etwas betroffen. Deutichlanb 
1874 zuerst, von 1881—1834 ſchon 45 Herde, 
2 dazu —* = —J— F ee u 108 im 
oblenzer Reg.Bezirk, fa e inberge im 
Biebrich und Wiesbaden, 3 Herde in —A 
zu, m re in a 50 ha in 
Zachſen. Die Koften werden für I ha in Frankreich 
auf 550—700 Fres. im erften und 200, 0 Fres. 
in den folgenden Jahren angegeben; Staatdaus- 
gabe von 1881 zufammen 1,579,476 Fres. im 
Preußen von 1878—1887 zufammen 950,000 Mt., 
für 1 qm Anf. 1.595, dann 0,93 Mi., in Sachen 
1.2—1.3 Marf. 


Die Belämpfung der Neblaus in Frankreich in den legten Jahren liefert folgendes Bild : 


unter Wafler geiett - ». » . - 
mit Schwefelfohlenftoff beh andelt 
mit Sulfofarbonaten . . . . . . 
mit amerikaniſchen Reben bepflanzt . 


Ueber die Mittel zur Velümpfung des gefähr: 
lichen fFeindes gehen die Anjichten noch weit aus— 
einander; in Deutichland findet die amtliche Zer- 
ftörung der ergriffenen Weinländereien ftatt, in 
Oefterreih überwiegt jchon Die Meinung, daß | 
mit Anpflanzung wideritandsfähigerer Sorten, 
(befonders Vitis riparia, von welcher das unga— 
riſche Handelöminiiterium 1888 im Frühjahr 
664,000 Pflänzlinge vertheilen ließ,) das Uebel 
am wirkjamften befämpft werben könne und bie 
enormen Summen für die „nuglofe Desinfektion“ 
fih eriparen laffen; Huperz nennt die Einfüh— 
rung folder Sorten als das legte Mittel, über | 
welches jedod ein abſchließendes Urtheil uoch 


17,92 ha, 54374 ha 2665 ha, 
23.206 „ 6T46L „ 

3097 11883 , ) 408318 „ 
28,012 - 65.639 ” 166517 „ 
72,127 , 199,557 „ 690500 , 


nicht zu fällen fei, Prof. Bialla = Montpellier 
meint, daß man noch beffere Ilnterlagen, um allen 
Bodenverhältniffen entiprechen zu fönnen, auf: 
— müſſe. — In Frankreich betrugen die Ver: 
uche mit amerikanischen Reben von den befallenen 
Weinbergen im Jahre 1883 nicht ganz 40%, 
1885 faft 33%,, 1887 etwa 2406, in den gleichen 
Jahren die desinfizirten ge Se — 40.3 
und 58.4%,, was nicht für die Nuplofigfeit der 
Desinfektion“ ſpricht. Aus Sachſen wurde (1883) 
gemteldet, daß fih die Maßregeln gegen die Reb— 
laus als unwirkſam erwielen haben und find in 
mehreren Orten die Weinbergbefiger übereinge- 
kommen, den Weinbau ganz aufzugeben, obſchon 


Mein und 


Weinbau. 773 


in Meißen Lehrfurfe zur Unterweifung über die der Franzoſen, welche überaus ſcharf an ber 


Neblaus eingerichtet worden jind. Dr. | 
Zürich hat eingehende Unterjuhungen über bie 
Reblaus, nicht nur in Verſuchsgärten, ſon— 
dern auch im Freien machen können und iſt eben— 
falls zu der Üeberzeugung gekommen, daß das 
bisher beobachtete Verfahren nicht das richtige 
war. Die Dämpfe von Schwefellkohlenſtoff dringen 
nicht überall hin. In der Echweiz wartet man bis 
um Winter, rigolt dann tief genug und volls 
hänbig und verbrennt an Ort und Gtelle alle 
Neben und Wurzeln. Die Zwiſchenzeit von der 
Entdeckung eines Herdes bis zum Wintersanfang 
gilt als latente, die Desinfeltionen geſchahen 
frühzeitig, weil man annahm, daß die latente 
Zeit eine harmloſe ſei. Keller bekämpft die An— 
ſicht, daß das geflügelte Inſekt für die Verbrei— 
tung nur eine untergeordnete Rolle ſpiele, auch 
dieſes könne ſich, z. B. durch Mind, weithin ver: 
breiten; Hecken, Wälder und ſelbſt Berge bildeten 
fein Schutzmittel. Den ganzen Sommer hin— 
durch gäbe es bei reiher Nahrung nur parthe— 
nogenetiiche Vermehrung, gegen Herbſt aber er: 
ichtenen Nymphen, geflügelte Inſekten und ſchließ— 
ih geihlehtlihe Fortpflanzungen. Gin Ueber 
dauern don MWintereiern wirb nicht für wahr: 
ſcheinlich gehalten, jondern angenommen, daß ſchon 
im Herbſt das Auskriechen ftattfinde. Stellers 
Verſuche gingen dahin, die Thierhen reidy und 
fhleht zu ernähren; Nahrungsentziebung und 
Temperaturerniedrigung beichleunigen das Auf: 
treten geichlechtlicher Fortpflanzung, da die Thiere 
die Race zu erhalten bemüht fein müflen. Die 
Hungerkur begann unter Beobachtung aller Bor: 
fihtsmaßregeln am 17. Juli, in den nädhlten 
Wochen ſchon begann die Auswanderung und bald 
waren bie Thiere ſcheinbar verihwunden ; vom 
2. Auguft an erfchienen aber geflügelte Nebläuie 
in Menge; fie hatten ſich verkrochen und die Um— 
wandlung in ER vollzogen. — Die Desinfektion 
in bisheriger eile tödtet demnach die Thiere 
nicht vollftandig, wohl aber die Neben, jo daß 
die überlebenden Thiere in den fall des Nah: 
rungsmangels kommen, zur geflügelten Form ſich 
ummandein und in biefer die Weiterverbreitung 
an Orte mit reiher Nahrung bejorgen. Es gilt 
alfo ein Verfahren anfzufinden, durd welches die 
Thiere, nit aber aud die Reben vernichtet 
werben; in frankreich verwendet man ſchon nur 
jo viel Schwefellohlenftoff, dab die Neben ver: 
ihont bleiben. Aus allen Beröffentlihungen 
geht hervor, daß bie Alten sig Zi ber Reblaus 
noch nicht geſchloſſen werben können und ein 
voll wirfjames Mittel zur Belämpfung noch nicht 
befannt ift. Zu der ungünftiger gewordenen Lage 
der Weinbauern gehört neben den zunehmenden 
Berbeerungen durch Krankheiten, Neblaus und 
andere Thiere aud der verringerte Werbraud) 
in Folge der ungünftigen wirtbichaftlihen Lage 
und der Zunahme der Verbreitung guter Biere, 
ferner die zunehmende Berfälihung und Fabri— 
fation von Runftweinen und anderfeits die Zoll: 
erhöhung in verichiebenen Ländern, das Verfahren 


Seller in | Grenze bei der Einfuhr verfahren, jede Art von 


Fabrifat aber unbeanitandet hinaus laffen, die 
Unklarheit der — Beſtimmungen über den 
Verkehr mit Wein bei uns (ſ. Weingeſetz) und 
jedenfalls auch die bedeutende Vermehrung des 
Weinbaues in Amerika mit Abnahme der Ein— 
fuhr und ſchon verſuchter Ausfuhr nach Europa. 
(S. Weiteres im früheren Artikel). — 

In Bezug auf den Anbau ſind die wichtigſten 
Fortſchritte ſchon beſprochen worden; die Dün— 
gung wird rationeller betrieben, die Erziehung 
mit kriechenden Reben macht Fortſchritte (ſ. En 
chaintres), die Bearbeitung der Weinberge iſt 
vollkommener geworden, die Zwiſchenkulturen wer— 
den verſtändiger gewählt und die Verwerthung 
der Trauben und andere, für den Winzer wich— 
tige Vorkommniſſe werden immer mehr genoſſen— 
ſchaftlich zu heben veriucht.. 

Literatur. 2. v. Babo, „Der Weinbau 
und die Neihenfolge der vorfommenden Arbeiten“, 
4. Aufl., 1879, Frauffurt a. M. A. von 
Babo und E. Mad, „Handbud, des Weinhaus 
und der Sellerwirtbichaft”, Il. Band, Berlin 
1881/83. — J. Beyſe, „Satehismus ber 
Kellerwirthſchaft“, 3. Auflage, Wien 1880 und 
„Kellerbüihlein des mwohlerfahrenen Weinwirths“, 
daſelbſt 1883. — GE. Bronner, „Berzeihnig 
der Wurzel: und Blindrebe von Wein- und Tafel: 
trauben”, Heidelbg. 1885. — Champin-Aimöd, 
„Der Meinftod, feine Kultur uud — 
deutſch, von L. Roesler, Wien 1882. — H. W. 
Dahlen, „Die — Braunſchweig 
1882. — R. Glaß, ‚Wein-Lexikon“, Berlin 1885. 
— A. Goethe, „Anleitung zum Veredeln der 
Neben auf amerikaniſch-widerſtandsfähigen Unter- 
lagen“, 2. Aufl., Wiesbaden 1855. — 9. Goethe, 
„Die Rebenveredelung“, Wien 1886. — „Die 
wichtigften amerifaniichen Neben, welche der Phyl- 
loxera widerftehen“, Graz 1854. — R. Goethe, 
„Weinbau und Sellerwirthichaft in populärer 
Darftelung für Landwirthe. — NR. Hartig, 
„Die Wurzelerziehung des Weinftods”, Berlin 
1883, — N. Haud, Weinbau und Weinberei: 
tung“, Wien 1882. — C. Heinrich, „Die Kultur 
der Weinrebe im norbb. Klima“, Berlin 1880, — 
K. A. Hellentbal, „Hilfsbuh für Weinbefiger 
und Weinhändler“, 10. Auflage, Wien 1883. — 
2. Hofmann, „Spezialitäten für die Kunſt— 
wein: und Lilörfabrifation*, Berlin 1883. — 
I. Jablanczy, „Der Weinbau: und die Keller— 
wirtbihaft* Wien 1881. — Jahresbericht, 
önologijcher, über Fortichritte in Wiſſenſchaft und 
Praris aus dem Gejammtgebiete von Rebbau, 
Weinbereitung und Kellerwirthichaft“, 3. Yahrg., 
(1880), Berlin 1882. — ®. od, „Kriechende 
Rebe ala befte Erziehungsart für billige Wein- 

ewinnung“, Wien 1887. — 4. Kraft, „Der 

einftod und feine Kultur”, Frauenfeld 1882. 
— 5%. Kübler, „Mittel gegen die Strankheiten, 
Schäden und Feinde der Reben und bes Weines“, 
daielft 1881. — Th. Maad, „Der fiherfte Schug 
gegen die Reblaus“, Hamburg 1885. — K. Maier, 


774 


Weinbau — Weinfälſchung und Weingeſetz. 


* RN: Sekte und Südweine“, Wien | auf die Trefter und Miſchung dieſer vergohrenen 


: del Piaz, „Die Weinbereitung 
und Kellerwirthichaft”, Wien, 2. Aufl, 1885. — 
K. Portaln, „Studien über die Entwidlung der 
Traubenbeeren und der Einfluß des Lichtes auf 
die Reife der Trauben”, Wien 1883. — E. Reit: 
lehner, „Die Beitandtheile des Weines“, Wien 
1883 und „Weinbehandlung und Weinverbeſſe— 
rung“, daſelbſt 1881. — G.Roth, „Die Wein- 
bereitung und Weinchemie“, Heidelberg 1882. — 
G. Siegel, „Der deutihe Weinhandel im Banne 
der Chemie“, Mainz 1885. pring- 
mühl, „Staliend Weine und die Konzentration 
des Moftes im Vakuum”, Frankfurt a. M. 1834. 
— „Zafhenbud für Weinbau und Kellerwirth- 
ihaft (5. Berſch), Wien 1885 fi. — G. Thu: 
dihum, „Zraube und Wein in der Kultuc- 
geihichte”, Tübingen 1881. — F. v. Thümen, 
„Die Voden des MWeinitods”, Wien 1330. — 
2. v. Uslar, „Der Weinftod am Spalier und 
feine Kultur in Norddeutfchland“, Hildesheim 
1832. — 9.8. Warnellen, „Behandlung der 
Weinrebe im Treibhaus und ihre fonitige Ver: 
wendung in Norddeutichland”, Berlin 1881. 


Beinfälihung und Weingefeht. Gegenüber 
der großartig betriebenen Weinfabrifation hatte 
fih ſchon ſeit längerer Zeit der Wunſch nad) 
einem wirffamen Gejeg zum Schuß des inländi: 
ſchen Weinbaus geltend gemacht; verichiedene 
gerichtlihe Erfenntniffe in Solge de3 Nahrungs— 
mittel-Gejeges haben dieſen Wunſch dringlider 
geftaltet und die NReichsregierung entſprach ihm 
durch Vorlegung eines Geſetzes über den Verkehr 
mit Wein; der Entwurf wurde von den Wein 
bauern und im Reichstag als unbrauchbar und 
ungenügend verworfen; die Kommiſſion arbeitete 
denjelben um, die Beihlußfaffung über den Kom— 
miffions-Entwurf wurde aber dur den Schluß 
des Neichätags im März 1888 unmöglich gemacht. 
Die Vorlage und die Verhandlung bradıte reiches 
Material zur Aufklärung über Kunſtwein, und über 
die wirklichen und vermeintlichen Verbejferungen 
des Weins, die Hauptiache aber, die Hare Feſt— 
ftellung defien, was Wein (Naturwein) fein joll 
und welche Verbeflerungen damit vorgenommen 
werden birfen, ift nicht gegeben worden, jo dab 
zur Zeit noch die Durchführbarkeit eines ftrengeren 
Geſetzes zweifelhaft ift. 

In den Verhandlungen und während derielben 
in der Preſſe und in Verfammlungen wurden jehr 
ertreme Forderungen ee — volle Freigabe 
der Verbeſſerungen und Verbot jeder Art von 
Veränderung des „Naturweins*. 

Bekannt find: Das Mouilliren oder ber 
Verichnitt mit gering’verthigen Weinen und mit 
Waſſer und Sprit, veionders bei ausländiſchem 
Rothwein, das Aviniren (Zuſatz von Sprit), 
dad Galliſiren (Abitumpfen der Säure dur 
Waſſer und Erhöhung der Süße durch Zucker 
vor und während der Gährung, feltener auch 
jpäter unter Einleitung einer anderen Gährung), 
dag Petiotiſiren (Aufgüffe von Zudermwafler 


Aufgüffe mit dem wirklichen Wein), bas Bafteuri= 
firen (Erwärmen), das Gypſen, bejonders im 
Frankreich üblich u. ſ. mw. 
Als wirkliche Kunftweine wurden aus Frank— 
reich , wojelbft feit der Vermehrung der Reblaus 
roße Mengen von ungar., italieniichen, jpanijchen 
einen und von Sprit eingeführt wurden, um 
ala franzöfiiche Rothweine wieder in das Aus— 
land zu gehen, befannt: Rothwein J. Qualität 
aus Miichungen von 4 Eimer rothem Cherwein, 
4 Eimer rothem Marfeillewein, 4 Eimer weißem 
Bordeaur oder Anjou und 1 Eimer jchwarzem 
Rouffilon, Rothwein II Qualität aus 
4 Eimer Burgunder, 4 Eimer weißem Rouffilon, 
1 Eimer fhwarzem Saint:Giles oder Narbonne= 
wein; Rothwein III. Qualität aus 5 Eimer 
Ihwarzem Rouffilon, 4 Eimer Burgunder, 5 Eimer 
Flußwaffer, 10 Halbe Weingeift, 4 Sechſtel gutem 
Weineſſig, 20 Loth Weinfteinjäure, 2! 2 Loth Tamnin. 
Die Namen St. Eitephe, St. Emilion, 
St. Zulien, Chateau Leoville find nur 
Gattungsnamen für billige Weine geringerer 
Qualität mit franzöfiihem Charakter, erzielt in 
— oder anderwärts durch Verſchnitt unter 
Zuſatz von ausländiſchen und inländiſchen Weinen 
anderen Charakters (auch deutſche, z. B. Grün— 
berger, Thüringer Weine) mit Sprit und Waſſer 
(bis zu 22.53 Proz.), Fabrikate, welche auch mit 
der Etikette Facon nommèée verkauft werden. 
Graves (auch Franzwein) iſt in Norbdeutich- 
land eine Bezeichnung für billige Weine ſüßlichen 
Geſchmackes aus franzöſiſchen, Grünberger, italie— 
niſchen und ſpaniſchen Weinen und Sprit oder 
auch ganz Kunſtwein (2/s echter (7) Gr. und Ug 
weinjaurer Branntwein oder noch mehr Hunfterzeug: 
niß). „Mofelblümchen“ bedeutet nur Wein 
von mojelähnlihem Charakter, dargeitellt aus 
62.04 Proz. Rhein: und Mojelwein, 31.4 Proz. 
Srünberger Mofel, 0.81 Proz. Sprit und 5.75 
Prozent Waffer. „Süßer Ungarwein'“ ift 
Sammelname, vollftändiges Fabrikat aus herbem 
Ungar mit italienischen, öſterreichiſchen und anderen 
Weinen, Rofinen, Zuder u. ſ. w. in Ungarn ber: 
geitellt und anderwärts mit weniger Weit. 
VBortwein und Madeira werden rein in 
jo geringer Menge gewonnen, daß nur Wenige 
dieſe ſich beihafen fönnen; die mailenhaft ın 
allen Ländern verkauften Getränke unter diefem 
Namen find nur Fabritat, mehr oder weniger 
Kunſterzeugniß und oft jelbit ohne Wein gefertigt. 
Die „Deiterr. Ungariihe Wein: und Agrifultur: 
Zeitung“ veröffentlichte einen Theil der Mezepte, 
nad welden man in England, Frankreich und 
anderwärts dieje Marken macht, 3.8. Madeira 
aus Marjala:, Kap-, Teneriffa, verichied. Ungar- 
weinen, Weingeiſt-Extrakt aus zerftoßenen ſüßen 
und bitteren Mandeln, Malaga: Rojinen-Abjud 
mit feinem Malaga: oder Ungarwein, 30 Proz. 
MWeingeift, Fufelmein, Nußbranntwein (friiche 
zerftoßene Nüffe, Zimmet, Gewürznelken mit Wein: 
geiſt —— 6—8 Wochen am warmen Orte 
ftehbend, dann durchgeſeiht und den Rüditand 


Weinfälihung und Weingefeg — Wetterpflanze. 775 


gepreßt); Sherry (Xeres) wird in Frankreich | vor der Ueberfluthung mit ausländifchen tie 
‚ahnlich bereitet und auch aus ungariihen Weiß: | katen geichügt werden follen, nicht, wie der Kunſt— 
weinen, mit Rofinen vergährt, Mandeln-Extrakt wein-Fabrikation das Handwerk gelegt werben 
und Nußbranntwein, 90 Proz. Weingeift, etwas | könne. Die wejentlichften Anſchauungen laſſen 
Eſſigäther und Salpeteräther; Bortwein aus ſich in die Gruppen bringen: 
edlen alten Ungarweinen, Honig, Weingeift | 1) bedingungsloje Freiheit zu gallifiren, haptali- 
(50 Proz.) und Slinoertraft. (stino mit Weinz | firen, mouilliven, petiotifiren u. |. w. ohne Deklara— 
geift übergoflen), etwas Chinaeſſenz (Chinarinde | tionszwang. 
in Weingeift) oder älterer Nothwein, Honig, 2) Verbot aller Zufäge und „Verbefferungen“ 
Weingeiit, Hinoertraft, ſchwarzem Wein, Liqufter: außer wäljeriger Zuderlöjung vor der Gährung; 
beeren und Malvenfarbe, in England: Apfelwein, , 3) Belaffen des „Naturweins*, wie er ge 
Hollunderjaft, echter Bortwein, Kochenille-Extrakt wachſen it. 
in Branntwein und Saft von unreiten Schleben; | 4) Hohe Belteuerung als beites Mittel, die 
Malaga in Frankreich aus Wein, Nobzuder: Kunſtweine verſchwinden zu laſſen, oder do 
waſſer, Moſt von Ungartrauben, reinem Weingeiſt, weſentlich zu beſchränken, weil das Riſiko zu 
Theereſſenz (ſchwediſcher Holztheer mit Weingeiſt) dadurch wird, und die Trinker von ſelbſt ai 
und Staramel oder gebr. Zucker oder aus weißem kommen, für hohen Preis auch auf gute Weine 
und rothem Weinmoſt, reinem Weingeiit, Theer- zu ſehen, jedenfalls der beachtenswertheite Vor— 
eſſenz, Zuderfouleur; Mustatwein aus Moft ichlag. Von Seiten der Deutihen Chemifchen 
von anserlefenen Musfatellertrauben, Musfatz | Zeitung wurde die Erklärung abgegeben: „Wein 
und Hollunderblüthen; Bordeaux aus Ungarwein, iſt die aus dem reinen Traubenſaft bereitete 
Siuoertraft, event. kupferweißem Giienvitriol, in | Flüſſigkeit, welcher vor oder während ber erften 
Waſſer gelöit, Florentiner Veilchenwurzel-Ertrakt ährung vollkommen vergährungsfähiger Zucker 
und Himbeer-Extrakt. in der nöthigen wäſſerigen Löſung zugeſetzt werden 
In Paris waren bei amtlicher Probe unter kann.“ Andere ſagen: „Wein iſt ein aus ver— 
640 Sorten nur 88 qut, 46 zeigten verſchiedene gohrenem Safte der Trauben von vitis vinifera 
Weinkrankheiten, 74 widrigen Geihmad, 148 übers | bereitetes, angenehm jchmedendes Getränk, welches 
mäßige Gypſung, 209 übermäßigen Warlerzufag, | gewiſſe Stoffe gar nicht und beitimmte nur big 
31 Biquette oder Juderung, 6 Zufag von Salizyl: | zu einem gewilfen Quantum enthalten darf”, — 


fäure und 1 Probe fremde Farbſtoffe. Daß es 
aud im Deutihland Weinfabrifation gab und 
giebt, iſt bekannt, daß aber die Gerichte ſehr 
verichiedenartig über das Verfahren der Wein: 
miſcher und Weinfabrifation geurtbeilt haben, | 
wurde erit neuerdings befannt. Die Nothwendig- 
keit eines Schuges gegen sefundheitafhäbliche 
Getränke oder gegen den Verkauf minderwerthiger 
Waaren zu hohen Preilen und den Mißbrauch 
Der Namen guter Marken trat immer mehr hervor. | 

In dem Sejegentwurf der Kommiſſion wird im 
8 1 und 2 gejagt, dab löslide Aluminiumfalze, 
Baryumverbindungen, metalliiches Blei und Blei: 
verbindungen, Glyzerin, Stermesbeeren, Mag: 





„Naturwein“ giebt es überhaupt nicht, da jeder 
von Neben gewonnene Moft, wenn ein trint- und 
haltbares Getränf daraus werden ſoll, einer ſehr 
jorgfältigen — — werden 
muß, ſodaß jeder flaſchenreife Wein mehr oder 
weniger Erzeugniß der Natur und der unit ift. 
Stürzer wird gelangt: „Wein ift ein Getränf ohne 
jeden Zuſatz allein aus Traubenjaft durch alko« 
holige Bährung gewonnen. 

Daraus gebt hervor, daß zum Grlaß eines 
wirflih wirffamen und allgemein befriedigenden 
(Hejeges noch eine —* von Vorfragen zu erledigen 
iſt und über dieſe die Verſtändigung gewonnen 
werden muß. Im Intereſſe des Sekte Wein: 


nejiumverbindungen, Salizyliäure, uureiner (freien | baues it zu verlangen, daß 1) wirkſamſt jede 
Amylalkohol enthaltender) Sprit, nichtfrnftallinis | Pfuicherei, Fälſchung und Verkauf unter uns 
ſcher Stärfezuder und Iheerfarbitoffe nicht im  berechtigtem Namen verhindert werde, 2) ein 
Wein, weinhaltigen oder weinähnlichen Getränken | DE mE Bean nur dann beichloffen wird 
enthalten jein dürfen. Dieje Beitimmungen wur: | wenn die ausländiihen Fabrikate völlig gleich 
den als ungenügend von den Weinbauern in | behandelt werden können, 3) die wirkliche Ver: 
verjchiedenen Berjammlungen erklärt und auch befferung ichlechter Jahrgänge und geringer Quali— 
von Handelsfammern und anderen Storporationen | täten erlaubt bleibe, 4) eine Weinfteuer nur its 


verworfen, weil weder gelagt jei, was „Wein“ 
fein joll, noch ob die Heritellung von „verbeilertem“ 
oder Kunſtwein“ geitattet jei oder nicht. In 
Bezug auf den Schug gegen gefundheitsgefähr: 
lihe Stoffe gemügten die Beitimmungen des 
Nahrungsmittel-Gejeges; nicht giant jei, ob der 
Zufag vonHeidelbeer:Hollunder: — 3 reinem 

prit, Eſſenzen, Bouquettſtoffen, reinem Stärke— 
und Rübenzucker u. ſ. w. erlaubt oder verboten ſei, 
nicht, was geſchehen darf, um Wein aus ſchlechten 
Jahrgängen, deren es etwa SO Proz. giebt, zu 
verbeifern, nicht, wie die deutichen Produzenten 











joweit auferlegt wird, dab badurd der Abſatz 
nicht leidet. 
Beiprüben, ſ. Prlanzenbau und Hadfrüchte. 
Weizen, j. Getreide. 
Weitdeutiher Berein für Kolonilation und 


Erport, j. Afrika. 
Betterpflange von I. F. Nowak; beziehbar —— 
* 


E. Bahlſen-Prag (Peſovic) zu 10, 20, 

und mehr, wird angekündigt als mit der Eigenſchaft 
begabt, das Wetter ganz fiher für 48 Stunden 
im Voraus —— durch verſchiedene Stellung 
der Blätter zwar: 1) dauernd ſchönes klares 


J by (st ogle 


ei nn V 
- ER 


Wetterpflange — Württemberg. 





2) Schönes Wetter bei eventuell bewölftem Horizont, | Wiejenbau, jein Wejen und feine Bedeutung“, 
3) veränderlihe Witterung, 4) zunehmende Bes | Nortorf 1880, und „Die Beterjen’ihe Wiejenbau= 
wölkung (mit Richtung, aus welher Himmels: | Methode”, Leipzig 1879. — €. Fuchs, „Der 
egend), 5) regneriich, 6) Negen, 7) anhaltender, Peterſen'ſche Wieſenbau“, Berlin 1885. — 9. Hein, 
tarfer Regen, 8) Gewitter, genau zur Stunde, | „Gräferflora von Nord: und Mitteldeutichland“, 
aus welcher Richtung es kommt, ob lofal oder im|2. Aufl., Weimar 1880, — %. Meyr, „Die 
Grundzüge des Wielenbaus und der Drainage“, 
Heidelberg 1880. — E. Shadt, „Bericht über 
die rag ee an ber landwirth- 
Ihaftlihen Lehranftalt zu Kappeln a. d. Schlei 
im Frühjahr 1887, Kappeln 1887. — Br. Schnei— 
der, „Die Ertragserhöhung der Wieje mittelft- 
Rillen-⸗Kultur“, Leipzig 1887. — F.W. Touſſaint, 
„Die Wiele, deren Technik, Pflege und ökonomiſche 
Bedeutung“, Breslau 1885. — R. Wieje, „Die 
Beterfen’ihe Wiejenbaumethode und der rationelle 
Wiejenbau*, Leipzig 1879, 

Windrad, j. Eriten Supplementband. 

Bolle, ſ. Schafzudt. 

Welthandel, j. die einzelnen Länder. 


näheren oder entfernteren Umkreis die Entladung 
erfolgt und nad welcher Richtung es ab iehen 
wird, PR ———— (Winde, Stürme, Orkane), 
Stärke und Richtung, Eintreffen bei bewölktem 
Himmel oder Horizont, bei Negen oder ſchönem 
Wetter, 10) Temperaturwecjel, Steigerung oder 
Abnahme, nur bei einigen, mit T bezeichneten 
Pflanzen, 11) Erdbeben, Richtung und Entfernung. 
— nigra bon Behörden, namhaften 
Männern der Wiffenihaft, Landwirthen und 
Anderen liegen zahlreih vor und beftätigen voll: 
fommen das Gejagte. Die Pflanze ftammt aus 
den Tropen. 

Ueber Witterung ſ. von Bebler, „Handbuch 
der ausübenden Witterungsfunde, II. Bd., Stutt— 
ee 1885/86. — * "Braktifche gig 5 Wollzoll, j. Lage der Landwirthſchaft. 
eftimmung am Abendhimmel von einem auf den) Württemberg, Königreich. König Karl 1. Sriebe, 
andern Tag”, für Landiwirthe und Touriften, Alerander, geb.6. Märg1828, eg. feit25. Jum 1864. 


Leipzig 1887. — U. Tresfa, „Die Vorauss ünter Hinweis auf die ausführlichen und 
beftimmung des Wetters mittelft des Hygro- ziemlich neuen Angaben in Bd. VII., ©. sior. 
meters”, Köln 1887. kann die Darftellung auf diejenigen Be e, 





Wetter bei wolfenlofem Himmel und Horizont, | Stuttgart 1879. — N. Braaſch, „Der rationelle 





Wieſenbau. Neuere Literatur: F. Anderegg, ‚in welden ſich weſentliche Veränderungen zeigen, 
„Der rationelle Wiejenbau in Gebirgägegenden“, | beichränft bleiben. 


I. Größe und Bevölkerung. 

. Nedarkreis 3326.79 qkm, 639,398 Einw. (329,500 weibl.) — 192.2 Einw. auf 1 qkm, 
2 Schmwarzmwaldfreis 4773.24 „ 5,27 „ 5005  „ = ME „— 5 1, 
* Jagſtkreis 5138.92 „ 085 „ (209801 „) — 788 „ u 
} Donaufreis 6264.77 „u 45 „(HM „ )— 09I „ „1. 
h 
, 
N 
{ 
h 
Ä 
e 


19,508.69 „ 1,905,1855 „ (1,084395 „ ) — 123 „ „i, 


Broteitanten 69,1%,, Katholiken 30%,, Israeliten theilung für Hochbauweſen und für Straßen- unb- 
pi. 13,171, andere Chriften 5849. Sonſtige 137. | Wafferbaumeien, Oberbergamt, Forftdireftion, Ab⸗ 
erufskläfien, j. Bd. VII. Größte Städte: Stutt: | theilung für Körperſchaftswaldungen, Staats 
art 125,901, Ulm 33,610, Heilbronn 27,758, | techniker für das öffentliche Waflerverjorgungs- 
Ötingen 20,865, Cannftatt 18,034, Reutlingen | wejen, vier Sreißregierungen zu Ludw 
17,819, Ludwigsburg 16,201, Gmünd 15,321, Reutlingen, Ellwangen, Ulm, edizinallo 
uſ. 275,006 Einw., 4 andere Städte mit 9 bis — für Gewerbe und Handel, d für 
— 3,000 Einw., zuſ. 12 Städte mit 320,268 Einw. Landwirthſch. Landgeſtütskommiſſion, Ab 
k = 21.07 %, der Bevölkerung. fommiffion, Landjägerforps, Verwaltungs 
' II. Behörden: Staatsminifterium (Präfident | Geb.Brand-Verſicherungsanſt, Armentomm 
a und Min. des Auswärtigen, der yamilienangelegen= | Zentralfeitung bes Wohlthätigkeitsvereins. — 
beiten des Königs, Min. der Finanzen, der Juftiz, | Adliges Fräuleinftift zu Oberftenfelb, d) bes 
1 des Innern, des Kriegsweſens, des Kirchen- und | Kirchen- und Shulmwefens, mit 
Schulwejens). Verwaltungsgerichtshof, Diszipli- Konfiftorium, katholiſchemKirchenrath, Minift. 
narhof, Kompetenzgerichtshof. — Geheimer Rath | für das Gelehrten: und Realſchulweſen. — 
(Vorfigender, die Staatsminifter, 6 ordentliche | Biſchof zu Nottenburg, 49 Dekane ober S 
Mitglieder, 1 Ehren: und 1 außerorbentlihes Mit: | intendenten, 1 Kirche der Reformirten, 1 
lied, Kanzleivoritand). — Kammer der Standes: | gemeinde, 49 israelitihe Kirchengemeinden, 12 
herren und Kammer ber Abgeordneten. Minifterial» Nabinatsbezirke,e) des Kriegswe — 
artements: a) ber Jüſtiz, mit Oberlandes- | bureau d. Militär-, Oekonomie«, Militä 
geriät und — ———— b) der Juſtiz-⸗Abtheilung. — XIII. Armeelorps, 26. und 
uswärtigen Angelegen eiten, mit N. Divifion, f) der Finanzen, mit Ober» 
olitiicher Abtbeilung und Abtheilung der Ver: | finanzlammer, Abtheilungen, Domänen» und Forft 
bröanftalten, c) des Innern, mit Ober: | Direltion und Bergrath, Oberrechnun ner, 
regierung, Kommiffion für die Abelsmatrifel, Abs | Steuerkollegium, Statiftiiches Landesamt, Kataftere 








Württemberg. 


kommiſſion, Adjutantur. Ordenskanzleramt, ron: 
erbämter, Oberhofrath, Hofitaat u. ſ. w. 


Diplomatifhe VBertretungen aus 
Deutihland von Bayern, Preußen u. Sadjen. 


ürkandwirthihaft. Die Kal. Zentral: 
ftelle in Stuttgart beiteht aus dem Verwaltungs 
ausſchuß mit Vorftand, 3 ordentl. und 5 außer: 
ordentlihen Mitgliedern, dem Geſammtkollegium 
mit Verwaltungsausihuß und 12 durch die Gau: 
Ausihüffe gewählten Landwirthen als Beiräthen, 
der Kanzlei und den Sachverſtändigen: für Redaktion 
des Wochenblattes, für Etat» und Bewäſſerungs— 
weien, 4Landw. Inſpeltoren als Wanderlehrer und 
beionderen Sadyveritändigen K Rein: und Obitbau, 
Bienen= und Fiihzucht. Der Königl. Landesgeitüts- 
Kommiffion in Stuttgart find untergeordnet: das 
Zandesoberitallmeiiteramt, die Landesgeſtütskaſſe, 
der Thierarzt für fämmtliche Geftütshöfe, die 
4 Geftütshöre Marbach, Offenhauien und Santt 
Johann (Oberamt Münfingen) u. Süterftein (Ober: 
amt rad). Für Veterinärmweien find 2 Landes: 
thierärzte und Mitglieder des Königl. Medizinal- 
Sollegiums tKätig. Weber die 12 Gau- und 64 Be: 
zirfövereine j. Bd VIL; die jonftigen Vereine jind: 
die Wanderverfammlung württembergijcher Land: 
wirthe, die Weinverbeflerungs = Geiellihaft zu 
Stuttgart, die Wander:Verj. württembergiicher 
Wein: und Obit:Produzenten, der Württemberg. 
Obft:BausVerein (Stuttgart), der Württemberg. 
Gartenbau:Berein (daj.), die HopfenbausQereine 
in Ehingen und Tübingen, der Bienenzüchter— 
Landes: Verein mit 55 Vereinen, ber Oberſchwäbiſche 
Berein für Förderung der Pferdezucht (Wangen 
im Allgäu), der Fohlgarten in Bietigheim im Be: 
trieb des IV. und V. Württemberg. auverbandes, 
der Verein des Fohlengartens in Ebingen, der 
Württemb. Wettrenn: Verein, der Offizier-Reiter: 
Berein in Ulm, der Thierärztl. Verein für Würt: 
temberg (Hohenheim), der Oberihwäbiiche thier 
ärztliche ——— (Ulm), der Landesverband 
der Vereine der Vogelfreunde in Württemberg 
mit den angeſchloſſenen Vereinen in Stuttgart, 
Cannſtatt, Hall, Ludwigsburg, Rabensburg, Reut— 
lingen, Sindelfingen, und als ſelbſtſtändige Vereine 
der Art die in Eßlingen, Geislingen, Gmünd, 
Göppingen, Heidenheim, Heilbronn, Kirchheim 
u. T. Möckmühl, Oehringen, Schwenningen, Ulm. 
Die Fiſchzucht-Vereine in Crailsheim, Ebingen 
(Club), Ulm (Club), im Kocherthal; der Forſtw. 
Leſe-Verein (ſämmtliche Forſtamts-Bezirke), die 
Genoſſenſchafts⸗-Molkereien in Aichſtetten, Helden— 
fingen, Gerſtetten, Gerabronn, Laichingen, die 
Sammel⸗Molkereien mit beſchränktem Betrieb in 
Amftetten, Hofftatt » Gmerburg, Schalfitetter, 
Schuttlingen, Stötten, Stuberöheim, Türfheim, 
Weiterheim, Wiejenfteig, Unterböhringen, Guffen: 
ftabt, Tomerbingen und Eihenbah. Der Verband 
bes landw. Kreditgenoſſenſchafts-⸗Vereins mit 132 
Darichnätafjen » Vereinen (10,500 Mitglieder). 
Der Württemb. Bich » Verf. » Verein (Gannitatt). 
—— — Pferde⸗ Verſ.⸗Geſellſchaft (Stutt⸗ 
gart). 


7717 


III. Ueber Kultus und Unterridt, 
j. 8b. VII. Der jegige Stand ber landwirth— 
ihaftliden Lehranftalten ift: Königliche 
Landwirthichaftlice Akademie Hohenheim (Atade— 
mie, Aderbaufchule, Gartenbaujhule, Gutswirth— 
ihaft, Obftbaufhule, Gemüſe⸗ und Blumengarten, 
Adergerätbefabrit, Kunſtmühle, Verſuchsſtation, 
technologiſches Inſtitut, Samenprüfungs-Anſtalt, 
Prüfungs-Anſtalt für landwirthſchaftliche Ma— 
ſchinen und Geräthe. — Meteorologiſche Landes— 
ſtation, Lehrkurſe für Obſtbau). — Die König— 
liche Thierarzneiſchule in Stuttgart mit Pferde— 
klinik und Beſchlagſchmiede. — Die Ackerbauſchulen 
n Ellwangen, Ocdienhaufen, Kirchberg bei Sulz, 

ie landwirtbichaftlihden Winterjchulen zu Hal 
a. Kocher, Heilbronn, Ravensburg, Reutlingen, 
Um, Weinsberg. Lehrkurie über rationellen 
Hufbeihlag in Stuttgart, Hall, Heilbronn, 
Ravensburg, Reutlingen, Um. Landwirthicaft- 
lie Kulturtechniker-Schule an der Königlichen 
Baugewerf:Schule in Stuttgart. — Haushals 
tungsfhulen in Erbach, Schrogberg, Aulendorf, 
Herrenberg, dad Pomologiſche Inftitut zu Neut- 
lingen. Die Landwirtbihaftlihe Gartenbaufhule 
zu lntersZenningen als Filial-Anjtalt davon. 
Die Wanderlehrer in ben YZentralsBereinen find 
die Landwirthichaftlihen Inſpektoren und Lehrer 
au der Winterjhule LeemannsHeilbronn, Claus: 
nizer=Reutlingen, Rindt-Hall und Teichmann 
Ravensburg. — 80 freiwillige ehr 
ichulen, 617 obligatoriihe Wielenbaufchulen, 
96 verlängerte Sonntagsichulen, 31 Abendver⸗ 
—— 82 Lehrvereine, 1039 Orisbiblio— 
theken. 

IV. Finanzen. Budget für 1886/87. Eins 
nahmen und Ausgaben je 56,238,427 Mt., Staats 
ihuld (April 1857) 424,051,519 Mt. (Eiſenbahn⸗ 
ihuld 379,334,122 Mt.). 

Die Einnahmen find gegliedert in: vom 
Kammergut 21,906,730 Marl, aus Steuern 
27,557,865 ME, Antheil an den Zöllen, der 
Tabaksſteuer und den Neichsitempel - Abgaben 
5,344,650 Mi. und Zuſchuß aus der Reſtver— 
waltung 1,129,182 ME. Unter dem Kammergut 
find verzeichnet in Mark: Staatögüter 689,380, 
Rn Jagd, Holzgärten 4,755,746, T und 

üttenwerte 100,000, Salinen 700,000, Bleich— 
u. ſ. mw. Anitalt in Meiffenau 3000, Eiſenbahnen 
13,247,715, Poſten und Telegrapben 1,464,821 
u. ſ. w. — Bon den Steuern kommen auf direfte 
13,835,465, auf indirefte 14,022,400 Mk.; ım 
Einzelnen auf Grund», Geb. und Gew.-Steuern 
8,723,815, Apanagen, Kapitals, Renten-, Dienits, 
Gintommen : Steuer 5,093,150, Wandergewerbe 
19,000, Atzife 1,550,000, Hundeſteuer 195,000, 
Wirthichaftsabgaben 9,707,400, Spitale u. ſ. w. 
2,570,000 Mt. 

Unter den Ausgaben find zu nennen; Zivil 
lifte und Apanagen 2,111,700 ME, Staats en 
19,983,980 Mf., Renten, Entihäbigungen, Ben- 
fionen, Gratialien zuf. 2,994,817 Mt., Geh.:Rath, 
Verwaltungsgerichtshof, Landftände (mit Staats⸗ 
fhuldenverwaltung) 428,277 Mt., Dep. der Juftiz 


778 


4,010,255, des Weußern 186,091, des Innern 
5,654,010, Kirchen- und Schulweſen 8,131,523, 
Allgem. — 2,932,765, Matrikular⸗ 
beiträge 9,445,000, Poſtporto 310,000, Reſerve— 
fonds 50,000 M 


V. Zu — ER j. 3b. VII 
©. 817; im Jahr 1857 gab es 17 km Privat- 
bahnen, 1569 km Staatöbahnen (10 und 127 
Setundärbahnen), 2958.07 km Telegraphenlinien, 
7480.16 km Leitung, 435 Staatötelegraphen 
‚bureaus, 927,904 Depejchen (international 124,026, 
Durhgangstelegramme 7816). — Poſtweſen: 564 
Anftalten, 3380 Briefkaſten, 4911 Mann Berfonal, 
1368 Rofthalter, 5415 Voſtillone, 95,506,084 | 
Gendungen (87,026,480 Briefiendungen, davon 
-30,336,500 Briefe; 33,585,380 Beitunganunmern, | 
2,778,800 außerordentliche Beilagen, 10,474,800 
Drudjahen, 9,278,600 Boitlarten, 8,479, 604 | 
Päckerei⸗ u. Seldjendungen (ohne Werth 4,545,700, | 
Werthbeträge 602,355,032 Mk., Gejammtgewicht 
17,815,800 kg). Poſt und Telegrapbie: Einnahme 
8,239,629 ME., Ausgaben 6,587,113 ME., Ueber: 
ihuß 1,652,516 Mt. (1886/87.) 


v1. EIRERN, Induſtrie, Handel, ſ. 
Bd. VII 


VII. 8 andwirtbihaftliches. Im Ganzen | ringe Veränderungen; man giebt 


ar 


Württemberg — Ziegenzudt. 


wie es in Bd. VII gezeichnet worben ift. Wejent- 
liche Berbefferungen find, wie anderwärts, im 
Moltereiweien und in der gelammten Viehzucht 
bezüglich der Beitände durch Erhöhung des Ge- 
brauchs-Werthes, Ausmerzung geringmwerthiger 
Thiere u. ſ. w. gemacht worden, doch ohne daß 
genaue ftatiftiiche An gaben darüber ebracht wer⸗ 
den können. Nach Sieglin, „Die Nindbtehg 

in Württemberg“, find die Hauptjchläge des 
viehs: das Ihwäbiich-Limburger Vieh, das Fleck⸗ 
vie mit Schwarzwald:, Alb-, Tedr, Nedarz, 
ſchwäbiſch-halliſcher Schlag, das Grau: und Bram 
vieh und der Rojeniteiner Stamm. Ju welchem 
Grade die Simmenthaler Zuchten verbeflert wur— 
den, j. unter Rindviebzudt. Im Katalog für die 
| Münchener MorkereisAusftellung fonnte aus W. 
im Ganzen aber nichts befondere® Bemerkens— 
| werthes verzeichnet werden. Die legte Viehzählung 


‚im Deutjhen Reich ergab für das Land: 
Pferde 96,885 — 1873 = 96,970, 
Rinder 904,139 — „ =946,238, 
Scafe 550,104 — „ =577,2%, 
Schweine 292,206 — „ = %67,350, 
Biegen 54,876 — „ = 38,305, 

Die Bodenpvertheilung aeigte nur ges 
von den 


bietet die Land» und Forftwirthihaft das Bild, | 1,950,370 ha Geſammtfläche: 


für Landwirthſchaft 
„ Wald 


„ Kulturfläce 0 „ 
„ Tonitige Fläche 40 „ 
100 „ 


als landw. Fläche: 


Nder: u. Sartenland 45.0 „ 
Weinberge 13 ; 
Wieſen und Weiden 19.0 „ 

652 „ 


Auch bezüglich der Vertheilung der Ader und 
überhaupt der landw. Fläche zeigen ſich nur uns 
wejentliche Aenderungen und Gleiches gilt für die 
Erträge und Anderes. 

Erichienen find „Forſtſtatiſtiſche Mittheilungen 
für das Jahr 1853*, Stuttg. 1885 und „Das 
Königreid) Mürttemberg. Fine Veſchreibung von 
Land, Volk und Staat.“ III.Bd. daſ. 1882—56. 


65.2 9%, — Bd. VII ©. 826 für 1879 
30.8 


65.18 %, 
30.73 „ 


” ” 


9.91 
4.09 


100.00 


” "” ” 


I) 1 . 


" * ” 


45.28 
1.34 
18.56 
65.18 „ 
| Zidorie. Im Deutihen Reid wurden 1881 
geerntet 21,825,000 kg Wurzeln, a: 5,370,000 
kg geb. Murzeln gen (372:100). 1883 auf 
10,293.7 ha 18,898,233 kg. Die — war 
von 1880 : 82 Wwiſchen 10,308,700 und 12,406,800 
kg ged. Wurzeln. Nad) dem Wocenberichte bon 
| Dommericd & ftomp. in Budaus Magdeburg werben 
angegeben für den Außenhandel: 


= 
2 


Il 


gedörrte Zichorie 1856 = 48,568 Mt. — 18897 = 5,213 Mi. Einfuhr, 
130,876 „— 58, „ Ausfuhr, 
gemahlene u. gebrannte 3. 85345, — 9915 „ Einfuhr, 
29,68 „ — 49.552 „ Ausfuhr. 


Die Preiie waren im Srübjahr 1888 für uns 


gewaichene 16.75, gewaichene 17.25, auf Herbitz 


lieferung 12.75 umd 14.24 ME. 
Erſchienen it M. Fries, „Praktiiche Anleitung 
zum Zichorienbau*, 2. Aufl., Stuttgart 1886. 
Biegenzudt. Rif ben meiften gm zeigt ſich 
eine bedeutende Vermehrung der Ziegen, welche 
beionder® durch den vermehrten” SE jenbahnbau 
(Bahnwärter) und dur die Abnahme der Melt: 


ſchafe erklärt, hauptſächlich aljo dadurch veranlaßt 
wird, daß eine große Anzahl von Hauswirthen 
die —— re Milchthiere nicht ermöglichen 
kann. Nachfrage nach Ziegen in Folge 
deſſen —— geſteigert iſt, im Ganzen aber 
in Deutſchland die Zucht noch wenig verbeſſert 
wurde, ſo iſt es auch für größere Landwirthe der 
Mühe werth, der Ziegenzucht mehr Aufmerkſam— 
keit als bisher zu ſchenken und unter Umſtänden 


Ziegenzuht — Zuder und Zuderbefteuerung. 


779 


wohl lohnend, beifere Racen zu züchten, um Zucht: | genannt; man will in ihr die Stammform der 


vieh verlaufen zu können. In —— (j. d.) 
hat man der Ziegenzucht ſchon längſt große Für— 
ſorge gewidmet, am meiſten aber in der neueſten 
Zeit in Texas, Süd-Karolina und New-Mexiko, 
woſelbſt im Jahre 1849 die erſten Angora-Ziegen 
eingeführt worden find und jegt ſchon bedeutende 
— gehalten werden. Mr. Sg. L. Brooks⸗ 
News: Merito berichtete (1887) in der New-Yorker 
Garten- und Aderbau: Zeitung in dem Sinne, 
dab die Ziegenzucht eines der gewinnbringenditen 
Geſchäfte bei nur geringem Kapitalaufwand fei; 
im Jahre 1885 hat er jeine Zuchten begründet 
und jeitdem 3000 unechte Mutterthiere und 50 echte 
Angora:Böde bezogen, die umechten werben mit 
2—3 Doll., die veredelten mit 4—10 Doll., Böcke 
mit 50—65 Doll. bezahlt, die beiten Haare mit 
0.40.45 Doll. pro engl. Pfund. Im erſten 
Jahre der Veredelung will er das Anlagefapital 
fhon mit 23 Proz. verzinft erhalten haben. 

Der amerifaniihe General: Konful in Son: 
ftantinopel, Mr. Heap, eritattete 1883 an jeine 
Negierung einen ausführlichen Bericht über die 
AngorasYiegen in Kleinaſien, 2-5 Mill. St. mit 
etwa jährlich 40,000 Ballen Wolle (1 3. 170 Pfd.) 
und am Kap, wofelbit dieſe Zucht bedeutend an 
Ausdehnung gewonnen hat (1865 Ausfuhr 150 
Ballen, 1883 ſchon 18,000 Ballen) und die höchften 
Preiſe für Zuchtvieh bezahlt werden: für Böcke 
40—HO0Pr. St., für Ziegen 5—T5PP.St. In 
Australien iſt die Zucht noch wenig bedeutend, 
aber ebenfalla zunehmend. 

In Großbritannien ift eine beiondere Geſellſchaft 
zur Hebung der Ziegenzucht (British Goat Soc.) 
gegründet worden: fie zahlte im Jahre 1836 jchon 
225 Mitglieder; Vorſitzender tit der Herzog von 
Wellington. Ein Heerdbuh ift eingerichtet und 
bei den großen Schauen werden namhafte Preiſe 
für Ziegen —— Deutſchland hatte im Jahre 
1833 als Beſtand 2,639,994 Stüd zu 11—22 Mt. 
(319,992 Stüd mehr gegen 1873). Die echten 
Kaſchmirziegen geben 0.25--0.3 kg Wolle, bezw. 
Flaum; in Frankreich rechnet man 2 kg zu 4 ME. 
und als Neinertrag pro Stück 24.64 ME., von 
ben Ziegen in Mont d’Or, bekannt als die ertrag— 
reichiten in Europa, werden bei Heerden von 
24 Stüd die Ausgaben zu 1739.8 Fr. und die Ein» 
nahmen zu 2774 Fr. angegeben, der Neinertrag 
tft aljo 1034.2 Fr., oder für die Mutterziege 
428 Fr. = 34 Mt. Eine Stammbeerde von 
100 Ziegen läßt fih mit höchſtens 13,000 ME. 
im Durdhichnitt für Futter und Streu halten, 
mit Annahme der höchſten Preiie in Deutichland 
ift das Viehkavital nur 2200 Mark. Der Milch: 
ertrag wird jehr verihieden hoch angegeben, in 
Mont d’Or zu 540 1, im Riefengebirge zu 500 1, 
in Defterreih für milchende Thiere zu 580 bis 
680 1 und im Durchſchnitt ganzer Beitände zu 
225 —261 1; die höchſte Angabe tft 800 1. 

Dem zoologiihen Garten in Berlin wurbe im 

abre 1837 eine neu entdedte Ziegenart von den 

plladen = Infeln in Griechenland übergeben ; fie 
febt dort volllommen wild und wurde Cafra doreas 


europäiihen Hauäziege erfennen. Das Sommer: 
leid iſt rötbhlih gelb mit fchwarzen Binden, 
beſonders breitem, ſchwarzem Haldband. Bergl. 
Frankreich. 


Zuder und Zuderbeftenerung. Die großartige 
Ueberproduftion in Folge der übermäßigen Aus: 
fuhrvergütungen hatte in dem Jahre 1884 ein zu 
vollitändiger Kriſis führendes Sinken der Zuders 
preije auf dem Weltmarkt veranlahßt und biefe 
machte e8 unmöglid, die in Deutichland längit 
beabjichtigte und umerläßlihe Reform der Be— 
ftenerung des Zuckers in alljeitig befriedigender 
Weiſe durchzuführen. Dazu gehört: 1) ein ge— 
nügender Neinertrag für die Reichskaſſe, als 
welchen man 70 bis 100 Mill. ME. bezeichnen 
muß, 2) eine Form und eine Höhe der Beiteuerung, 
welche die wichtige Jnduftrie lebens: und kon— 
furrenzfähig im Auslande erhalten läßt und es 
den Fabrikanten möglich madht, den Rübenbauern 
angemefjene Preiſe — minbeitend 2 Mark für 
100 kg — verwilligen zu fönnen, 3) eine Be— 
fteuerung des in- und ausländiihen AZuders, 
welche den Verbrauch im Inland fteigern läßt, 
4) die gänzliche Abihaffung oder die Bemeffung 
der NAusfuhrvergütung der entrichteten Steuer 
nah Maßgabe der wirflihen Ausbeute, alio mit 
eitweife, etwa von 5:5 Jahren neu auf Grund 
er Ergebniffe in der rüdliegenden Periode feit- 
zuitellender Höhe. Diejen Forderungen it mit 
dem ſchließlich neu vereinbarten Geſetz vom 9. Juli 
1837 nicht entiprochen worden; man hat mit Rück— 
ſicht auf die wirkliche Nothlage in Folge der jelbft 
verſchuldeten Ueberproduktion die Beltimmungen 
für die Beſteuerung getroffen, aljo nur einen 
proviforiihen Zuſtand geihaffen und zwar mit 
dem Bewußtiein der Unbaltbarteit auf die Dauer. 
Ueber kurz oder lang muß die Frage über bie 
angemefjene Beiteuerung abermals auf die Tages: 
ordnung gelegt werden; ob die dom Ausland 
angeregte Londoner Zucker-Konferenz zu feiten 
Abmıhungen Führen und dieſe eine neue Be— 
ratbung veranlaffen werben, ift abzumwarten, von 
feiten der Jnduftriellen wird die Stonferenz wenig 
wohlwollend aufgefept. 

Dis zum Beginn der Ueberprodultion, melde 
im Jahre 1379 ihren Anfang nahm und im Jahre 
1834/85 ihren Höhepunkt erreichte, hatten bie 
Fıbritanten faft ausnahmsloſe Gewinne erzielt, 
wie fie nur felten in geichäftlichen bog rg 
vorfommen; eine Kursſteigerung der Aftien um das 
zehnfahe und höher war nichts jeltenes. Das 
erite Jahr mit finkender Rente durch eigene Schuld 
veranlaßte jofort eine lebhafte Agitation für 
Staatshilfe; die Zuderfabrilation wurde als das 
Mohl und Wehe der Landwirthſchaft bebingend 
darge stellt, die Gefährdung zahlreicher Eriftenzen, 
welche ihren Unterhalt dur dieſe Fabrikation 
finden, ala allgemeine Gefahr geichildert, eine 
Erhöhung der Steuer ald unmöglich erflärt und 
in den büfterften Farben die Wirkung einer an— 
dauernden Kriſis gemalt. Die Fabritanten haben 





780 


Zuder und Zuderbeiteuerung. 


Sahrzehnte ang auf Koften der Zuderkäufer einen | Handelspflanzen ebenfalls erreicht und ſelbſt über- 


übergroßen Zolihug und durch die verfehlte Art 
der Beiteuerung von 1870 ab burd bie groß— 
artigen Fortſchritte in ber Technik eine ganz 
unberedhtigte und nad) vielen Millionen zählende 
Mehrbezahlung aus der Reichskaſſe bei der maſſen— 
haft betriebenen Ausfuhr geſchenkt erhalten, und 
während der ganzen Dauer des Genuffes diejer Be— 
gärfigungen nicht daran gedacht, dem Staate und 
en Kaͤufern davon etwas zulommen zu laffen. Das 
erite Jahr des jelbitverichuldeten Miherfolges ge— 
mügte, um überlante Klagen zu veranlafien, Hilfevon 
der Sefammtheit zu verlangen und die Bedeutung 
der Induſtrie in übertriebenſter Weife zu jchildern, 
um dieſe ungebührlichen Forderungen zu rechts 
fertigen. Daß es nicht an warnenden Stimmen 
gefehlt hatte, der Hinweis auf eine drohende 
Ueberproduftion aber von den Fabrifanten ein— 
fach als lächerlich bezeichnet worden war, wurde 
vergefien oder verichwiegen und doch war in den 
Jahren 1880/84 die Errichtung neuer Fabriken 
und die Ausdehnung der beitandenen Betriebe in 
einer Weile erfolgt, daß bei allen Angeboten von 
Gütern, aud in Gegenden, in weldyen an lohnen= 
dem Zucerrübenbau nicht zu denten ijt, immer 
nur auf dieien hingewiejen worden war. 


Dei unbefangener Prüfung der Verhältniſſe 
ergiebt fich das Folgende: Unſere Landwirthſchaft 
ift durch die Zucerindujftrie in hohem Grade ges 
fördert worden; bie reihen Zuckerfabrikanten 
haben ihre Gitter in ihrem Intereſſe zu wahren 
Verſuchsſtationen umgewandelt; die Streitfragen 
über die Düngung für und wieder J. v. Liebig, 
wurden hier entihieden, die Bodenbearbeitung 
und die Prüfung von Mdergeräthichaften aller 
Art bis zum Dampfpfluge fanden hier ihre 
Löfung, die Mäftung wurde im Großen betrieben 
und für die Fütterung find wichtige Aufichlüffe 
gewonnen worden ; man jagt nicht zu viel, wenn 
man fast jegliche Art von Fortſchritt in der Land— 
wirthſchaft in den legten Jahrzehnten als von 
den Zuderfabrifanten und Rübenbauern ausge: 
gangen bezeichnet und injofern hatten alle Land— 
wirthe volle Urſache, diefen dankbar zu jein, jo 
daß die Theilnahme für die Fabriken erklärlich iſt. 
Alles in der Welt hat aber feine Zeit; die Rolle 
der damit verbundenen Güter als Mufterwirthe 
Ichaften gehört bereits der Geſchichte an. 


Die Landwirthe heben mit Recht, wenn es fich 
um Maßregeln zur Förderung der Landwirthſchaft 
handelt, Die große Zahl der Betriebe, 5,276,344, 
hervor ; der Höhenpunft der Zuderfabrifation 
war 408 Fabriken in Betrieb, jeßt giebt es nur 
noch 391. Die landwirthſchaftliche Fläche ift 
37.5 Mill. ha; der Zuderrübenbau nahm zur Zeit 
ber größten Ausdehnung nit über 350,000 ha 
ein, d. i. noch nicht ganz 1 Proz.; er findet ſich 
zudem nur in jehr wenigen Gegenden, nach Ab: 
eine der Provinzen Sachſen, Hannover und 
Schleſien nur ganz vereinzelt, und fo wichtig er 
auch ift, jo kann doch nidht in Abrebe geftellt 
werden, daß feine Ginträglichkeit von anberen 


nn — —— — — — — 


troffen wird, und daß es darunter ſolche 
für welche wir dem Ausland in hohem Grade 
tributpflichtig ſind, z. B. Lein und Hanf. Die 
Landwirthſchaft im Ganzen würde heutzutage nur 
Ba verlieren, wenn die Fabrikation nicht mehr 
möglich würde; bie Zeit, in welcher das Aufhören 
der Fabrikation ein wirkliches Unglück für die 
Landwirthſchaft gewejen wäre, ift vorbei. 


Zur Zeit liegt das Hauptinterefje an ber Zucker— 
fabrif nicht mehr im landwirthichaftlichen, ſonder 
im allgemein volkswirthſchaftlichen Gebiete; 
Deutichland iſt nicht reich genug an lohnenden 
Erwerbözweigen, um auch nur einen davon ent— 
behren zu können und die Zucerinduftrie gehört, 
wenn im angemeffener Beſchränkung betrieben, zu 
den wichtigiten, ſodaß es in der That ein allge 
meines Intereſſe bleibt, dieje erhalten zu wiſſen; 
übertriebene Borftellungen davon joll man aber 
nicht verbreiten und joldhe nicht zu übermäßiger 
Benünftigung privater Interefien mißbraudhen 
wollen. 


In landw. Kreiſen ift es auch ſchon beflagt 
worden, daß die Induſtrie immer mehr ben 
Charakter der Großinduftrie angenommen ba 
ſodaß der möglihe Gewinn aus dem ® 
von Nüben mit Nüdbezug der Preßlinge e 
weniger Stleinbauern zu Theil wurbe. Die 

rifen zablten in den legten Jahren 0,8 bis 

für 100 kg Rüben, ein Preis yon 2 Mart muß 
al® genügend angejehen werden; in ber Size 
Krifis als die Verwilligungen bis auf 1,2 - 
heruntergegangen waren, ift fear ftaatlidie Ga⸗ 
rantie für den Preis von 2 ME. rn Do! 
den; die Koſten werden zu 1.5 bis 1.6 ME 
rechnet. Die höchſte Erzeugung war 10.4 Mill. € 
(1884/85), die vorausſichtlich nod für lange 
ausreihende und räthlide Menge iſt hö 
8 Mill. t, von welder etwa die Hälfte vom. 
Fabriken gekauft wird; 4 Mill. t zu 2 ME 
bebenten 80 Mill. Mt. Erlös für die Laudw 
ſchaft; der Preisabfall von 8 Mi. ift ein 
fall ven 32 Mill. ME. Der Gefamtertrag 
Uderbaues mu zu mindeſtens 1400 Mill. 
beredinet werden. 


Die Zahl der in den Fabriken und im Rüben- 
bau beichäftigten Arbeiter wurde zu 330 000 
Erwachſene und 33 000 Kinder vom Spätfrübjahr 
bis Spätberbft und zu 76000 Fa 
Winter, 20 Moden lang, mit zuf. 35 Mil. ME 
Lohn angegeben. In England gab es durd bit 
Ueberproduftion des Kontinents Tauſende vor 
brotlos gewordenen Arbeitern in den Fabriken 
und dieie hatten hauptiäkhlich die Abihaffung der 
Ausfuhrprämien angeregt und deshalb jogar eine 
Deputation nad) Berlin, um dahin vorftellig a1 
werden, entiendet. 


Der Antheil der Transportgewerbe an 
der Induſtrie wurde mit mindeftens 200 Mill. 
—5* Güterbewegung berechnet: (130 Brenn—⸗ 

offe, 9 Kalkſtein, 3 Kunſtdünger, 10 Zuder in 


— 






* 
* 








PIIT 








Zuder und Zuderbefteuerung. 


das Ausland, 180 Rüben, 90 Rückſtände, 8 Fabrik: 
ſchulen u. ſ. mw.) 

Der Viehbandel und die Viehzucht find 
betheiligt mit etwa 800,000 Stüd Maitvieh, durch 
welde die Landwirthichaft 1500 Mill. Zentner 
Dünger und die Bevölkerung Fleiſch für etwa 
8 Millionen Menichen gewinnt. 


Sehr bedeutend tft der Geldumiag an Hand— 
werker verfchiedener Art, an Fabrikanten 
von Maſchinen und Gerätbichaften, ſowie an 
zahlreihe Firmen Fü 
fonft. 

Für die Höhe des Gewinns der Geldinjtitute 
wurde angegeben, daß mindeitens 250,000 ME. 
Stempeliteuern von den Fabriken entrichtet wer: 
den; der Antheil der Reichspoſt iſt ſtatiſtiſch 
nicht ermittelt worden, aber jelbitverftändlich ein 
fehr bedeutender. 

Betheiligt find ferner eine große Anzahl von 
Privaten ala Altionäre, die Gemeinden 
bezüglich der fommunaten Steuern und die Reichs— 
kaſſe, welche aber, je übermäßiger die Erzeugung 
ausgeführt worden tft, um jo weniger Neinertrag 
erhielt. Auch die Zahl der angeitellten Kontrol— 
beamten fommt in Betracht. 


Landwirtbihaft und Induſtrie gewinnen 
ferner jehr bedeutend durch die Abfälle. Die 
Blätter und Köpfe der Nüben (25 Prozent des 
Gewichtes) und die Prehlinge (35 Proz.) bilden 
wichtige Futteritoffe, deren Werth zu über 23 Mill. 
Mark angegeben wurde; der Scheideihlamm zur 
Düngung, die Knochenkohlenabfälle ꝛc. find zu 
4—5 Mill. ME. zu jhägen ; 400,000 Ztr. Ammoniak 
bei Scheidung der Säfte durd Kalk hofft man 
noch gewinnen zu können, aus den Melafjelaugen 
für 8—I9 Mil. Mt. Kalt und für 8-9 Mill. Mt. 
Stidftoff; in den Abflußwäſſern find 17 Mit ME. 
Dungwertb enthalten (50,000 Zentner Stiditoff, 
300,000 Ztr. Kali und 30,000 Ztr. Bhosphorläure). 


Rechnet man dazu den Werth der Erzeugnifie 
felbit an — Syrup, Melaſſe ꝛc., ſo gewinnt 
man ungefähr eine Vorſtellung von der hohen Be— 
deutung dieſer Induſtrie, für deren Erhaltung ſicher 
jeder verſtändige Volkswirth und jeder Vaterlands— 
freund ein ae Interefie bekundet, jo daß 
immer jede Konzeſſion, melde fih verantworten 
läßt, gerne gemacht werben wird und nur dem 
gi der Forderungen entgegengetreten wers 

en joll. 





für Vedarfsartitel] 


— — — nn 


In Bezug auf die Ausfihtenfürdie Zucker⸗ 
lich find, weiß jeder Fabrikant; die Zuckerrüben⸗ 


induftrie fann ein hoffnungsreiches Bild nicht 
erwartet werden; alle Staaten, in welhen Rüben: 
zuder gewonnen wird, haben die ‚yabrifation be= 
reits bis zu der Grenze des Möglihen ausgedehnt 
und Ausfiht auf größeren Abfag giebt es mur 
dann, wenn der Verbrauch, da, wo er noch zurüd 
ſteht, weientlich ſich fteigern ließe. Geſchehen ift 
das thatſächlich in ein. wojelbit jegt 
bis 31 ke pro Kopf verbraudt werden follen, 
den höchiten Verbrauch baben die Auftralier mit 


781 


über 44 kr. Auf dem europäiihen Sontinent 
fteben obenan Dänemark und die Niederlande mit 
über 12 kg, dann folgen die Schweiz und Schweden 
mit 8—9 kg; im Deutihen Reich war der Ver— 
brauch am höchſten im Jahr 1884/85 bei den 
niedrigiten Preifen mit 9—10 kg gegen höchſtens 
7—8 kg vorher; er ift jeitdem wieder zuriüds 
gegangen auf diefe Höhe und in den legten Jahren 
836 und 1887 bis auf fait 7 kg. Die anderen 
Staaten zeigen als Verbrauh 6 kg und weniger 
bis unter 1 kr (Rußland). Die in Deutichland 
ehegten Erwartungen bedeutender Ausfuhr in 
‚Folge derfolonialen Erwerbungen in Afrika dürften, 
wenn überhaupt, nur jehr langlam in Erfüllung 
geben; ihnen fteht die jchon erfolgte und noch zu— 
nehmende Abnahme der Ausfuhr ad den Ver: 
einigten Staaten von Nordamerifa und nad) 
Amerika überhaupt entgegen, und jelbjt für dem 
britiihen Markt iind die beiten Zeiten vorüber, 
da die —— von Kolonialzucker durch vers 
beſſerten Betrieb allenthalben zu heben verſucht 
wird und ſchon bedeutende Erfolge zu ver— 
zeichnen ſind. Die Amerikaner rechnen, nachdem 
es ihnen gelungen iſt, aus Runkeln und mehr 
noch aus Sorghum Zucker in lohnender Weiſe 
zu gewinnen, ſchon damit, ſelbſt Ausfuhrland 
werden zu können und in Auſtralien ſind die 
Schwierigkeiten des Anbaues und der Fabrikation 
von Rohr ſchon überwunden. (Vergleiche dieje 
Länder.) 


Rechnet man dazu die Bedeutung, welche 
Dertroje, Maltoje und Sacharin (f. diefe) 
zum Verzuckern gewinnen müflen, jo ergiebt die 
vorurtheilsloie Prüfung unbedingt, dab die beften 
Zeiten für uniere Zuderfabrifation vorüber find 
und nur künſtlich — durh Schug und Begün— 
ftigungen — die Blüthe der Fabriken erhalten 
werden kann. Wie lange und inwieweit bazu 
aber der Reichſtag und die Negierungen fich bereit 
finden laſſen, ift unberechenbar. Es kann in Er: 
wägung aller Verhältniffe nicht genug davor ge 
warnt werden, neue Anlagen zu maden und bie 
vorhandenen über Gebühr auszudehnen. Wollen 
die Fabrifanten gute Preife haben, jo müſſen fie 
fich jelbit die Beſchränkung auferlegen, und genau 
den möglichen Abiag fontroliren; jo lange bie 
wirthichaftliche Lage im Ganzen nicht fich beffert, 
fo lange tit nicht an Mebrverbraubh auf dem 
Kontinent zu rechnen; nur Anbaubeichränfung hilft. 


Daß weientliche Fortichritte in der Fabrikation 
für Gewinnung höherer Reinerträge nicht mehr mög⸗ 


induftrie hat zweifelaohne ihren Höhepunkt bereits 
erreicht. In welcher Weile fih in Deutichland 
(und ähnlich anderwärts) die Verhältniſſe in dieſer 
AInduftrie und die Einnahme für dad Neih aus 
der Berteuerung entwidelt haben, ergiebt fih am 
beiten aus der offiziellen Statiftit; deren Zahlen 
machen jeden Kommentar dazu überflüffig. 



































782 Zuder und Zuderbefteuerung. 
fl I I j y . | f 
z Verhältniß Zude R at Eins | Ber: | Preis von 
Betriebs: Zub: Rüben, Verhaltnißz Buder Ruben- | Ausfuhr: — 100 kg 
gewinn | .. Ber ja | feuer |vergütung | Pro | bro | Yuder 
jahr. | rifen. ‚Rüben zu) Rüben | Kopf | Kopf , (96 %) 
et | Bude. | 0 | me ME | Mike | Me 
EEE EEE EERETTETER ——— 
1869170 | 296 | 2,584.586 1:12 | 833 |41,953,386| 4,052,104 1.0 5.17 | 72.00 
1876/77 | 328 | 3,550,036 1:12.2 8.19 | 56,800,586 11,327,595 1.14 | 5.66 | 76.50 
1881/82 | 343 ı 6,271,94 1:10.46 9.92 100,351,166 60,032,916 0.93 , 9.96 ı 65.00 
1892/83 | 358 | 8.747.164 1:10.50 | 9.71 1139,954,459 90,040,871 1.14 | 8.46 | 61.02 
1883/84 | 376 | 8,918,131) 1:9.49 10.77  |142,690,084108,939,621| 0.77 | 8.13 | 52.72 
1884/85 | 408 10,402,688 1:920 11.02  |166,443,013,123,190,294 0.97 10.43 | 44.76 
1885/86 | 399 | 7,070,317| 1:8.74 | 11.85 |113,125,068, 91,668,552, 0.50 | 7.43 | 45.74 
1886/87 | 401 | 8,306,652) 1:8.44 11.45  |141,213,4101114,186,546| 0.30 | 7.70 | 49.00 
1887/88 | 391 | 6,618,248 (Schägung, Ergebniffe noch nicht feſtgeſtellt.) 
— geſammte Rohzucker-Erzeugung aus Rüben giebt Licht in Tonnen für die letzten Jahre 
an mit: 
1884/85 1885/86 1886/87 1887/88 
2,545,889 — 2,137,351 — 2,625,442 — 2,450,000 t, 
davon Deutiches Neih 1,154,817 — 838,131 — 997,962 — 950,000 „ 
Oeſterreich 507,766 — 377,032 — 523,061 — 425,000, 
Frankreich 308,407 — 298,407 — 488,299 — 525,000 „ 
Rußland 386,433 — 538,860 — 475,000 — 400,000 „ 
Belgien 88,65 — 48,421 — 91,10 — 100,000 „ 
Holland u. j. wm. 500,000 — 375,000 — 500,000 — 500,000 „ 


Nach einer Zufammenftellung von Liebicher wurde an Zuder erzeugt in den Jahren: 


1879/80: 4,440,974 t und davon aus Rüben 1,453,929 t, 
1880/81: 5,296,992 t „ e — 1,742,992 t, 
1881/82: 5,453,962 t „nn 1731 t, 
1882/83: 5,664,770 t "HH mm 2,059,469 t, 
1883/84: 5,984,000 t „ ” z 2225,000 t. 


Die Erzeugung aus Rohr hat feitdem feine 
wejentlichen Fortichritte gemadt, über die aus 
Nüben giebt die Licht’jche Angabe Auskunft. 

Für 1887/88 ift der Ertrag aus der Zucker— 
fteuer im Deutſchen Reiche zu 35.42 Mill. ME. 
im Budget eingeftellt, db. i. pro Kopf 74 Pf., 
der Zudergewinn wurde zu 925,000 t, nad) Licht 
zu 950,000 t geihägt. Für 1888/89 nimmt man 
von 391 Fabriken 6,295 mt Rüben und als Ver: 
hältniß der Ausbeute 1:7.73 an. 

Das im Jahre 1887 vereinbarte Geſetz beitimmte, 
nachdem man fi) über eine Verbrauchdabgabe 


e3 Fein anderes Beifpiel dafür, daß eine Heine 
Zahl von fait ſämmtlich jehr vermögenden Fabri: 
fanten in der Form von Ausfuhrvergütung jährlich 
viele Millionen über die wirklich bezahlte Steuer 
aus der Reichskaſſe bezahlt befommt. Daß laut 
dagegen proteftiert wird, wenn beantragt ober 
empfohlen wird, das in Wegfall fommen zu laffen, 
ift eine wenig erfreuliche Eriheinung. Kann, wie 
feiten® der Neichöregierung erklärt wurde, die von 
vielen Seiten gewünjchte Fabrikatſtener nicht ein- 
geführt werben, und hält e8 für die Steuer: 
behörden zu fchwer, die wirflid bezahlte Steuer 


neben der Materialiteuer geeinigt hatte: als Ver- feftzufegen, bezw. die Ausbeute zu Eontroliren, 
braudsabgabe 12 Mk., als Materialiteuer 0.8 ME., | dann muß ein anderer Ausweg ergriffen werben. 
als Ausfuhrvergütung 8.5 Mt. für Nohzuder und | An der Forderung, die auferlegte und vereinbarte 
Zuder unter 98%,, 10.65 ME. für Kandis und | Steuer audy wirklich und ohne Abkürzung für die 
harten weißen Brodzuder und 10.0 ME. für allen Reichskaſſe zu gewinnen, follte man im Interefle 
fonjtigen Zuder; Bergütung an Dlaterialfteuer | des jozialen Friedens nicht rütteln und micht 
und Verbrauchdabgabe findet auch ftatt für Zucker deuten; auf der andern Seite muß man aber aud 
zu Viehfutter und zur Heritellung nicht kon- dem Wunſch der Fabrikanten, die Induſtrie lebens: 
jumtionsfähiger Fabrikate, ſowie bei Ausfuhr von | kräftig zu erhalten, alljeitig entiprechen, ba dieſer 
Fabrifaten. Der Eingangszoll beträgt für Syrup | Wunsch berechtigt ift und auch als im allgemeinen 
und Melaffe 15 ME. und für fonftigen Zucker | Intereffe liegend angejehen werden kant. 

30 Mt. Die Einfuhr ift nur noch unbedeutend. | Die Bereinigung diefer beiden als unerläßlid 
Befriedigen können dieſe Beitimmungen nicht. | anzujehenden Bedingungen haben die Fabrikanten 
Siehe Weiteres zur Statiſtik unter Deutiches | erflärt, nicht ermöglichen zu können und Andere 
Neih. In der Geichichte der Beitenerung giebt | haben feinen geeigneten Ausweg dafür gefunden. 





Zuder und Zuderbefteuerung. 


Leider find auch über die Zuderfabrifation feine 
uderläffigen und genügend flaren Rentabilitäts- 
erehnungen veröffentlicht worden, jo daß nicht 

——— werden kann, bis zu welcher Höhe 

die Beſteuerung ohne —— bei Fabrikation 

ſich erhöhen läßt. Der einzige Ausweg bis ent— 
weder eine auf allen Seiten befriedigende Höhe 
der Beſteuerung gefunden iſt oder die Fabrikat— 
ſteuer eingeführt werden kann, ließe ſich dadurch 
finden, daß Neidhdtag und Reichsregierung von 

5:5 Jahren (jegige Dauer der Mandate) mit 

den zur Berufsgenofienihaft vereinigten Fabri— 

fanten einfach die Höhe der zu zahlenden Abgabe 
vereinbarten. Daß dieie Berufsgenoffenichaft für 
den Eingang der Steuern ficher tft und genügende 

Garantie bieten kann, ift nicht zu bezweifeln. 

Wie eine folhe Pauſchalſumme auf die Fabriken 
u verteilen wäre, fann man getroft den Herren 

Def überlaffen ; diejenigen Fabrikanten, melde 

allenfalls einer ſolchen Vereinbarung beizutreten 

fih weigerten, müßten fi dann getallen Laffen, 
auf ihre Koſten die erforderlihe Anzahl von 

Kontrolbeamten in den Fabriken aufzunehmen, 

für diejenigen, welche beitreten, fiele jede Art von 

amtlicher Sontrole ganz weg. Selbitveritänd- 
lic käme aud; jede Art von Steuerrüdvergütung 
in Fortfall, und ebenjo der ganz unberechtigte 

Gewinn, welhen bis jet Diejenigen bezogen 

haben, die auf jteuerfreie Melaſſe-Zuckerarten bei 

der Ausfuhr volle Vergütung erhielten, ohne einen 

Pfennig Steuer bezahlt zu haben. Die Fabri- 

fanten würden es ſchon einzurichten willen, wie 

fie bei Verkauf der Melaſſe den Steuerantheil 
berechneten. Die geſammten Erhebungskoſten 
würden eripart und die Fabrikanten blieben Allein- 
herrider in ihren Fabriken, die Eriparniß an 

Erbebungstoften käme ihnen zu gut. Als Höhe 

des Betrags für die Neichstaffe fönnten zu Anfang 

75 Mill. Mark beftimmt werden, eine Steigerung 

bis auf 100 Mill. Mark bliebe nicht ausgeichloffen. 

Auf den Kopf der Bevölkerung käme etwa 1.5 bis 

2.0 Mark an Steuer für Juder; im Jahre 1886/87 

find pro Kopf 3.62 Mark bezahlt worden, bie 

Reichskaſſe hat aber nur 0.30 Pig. davon erhalten. 
Scheibler hatte mit Recht darauf aufmerf: 
am gemacht, daß unter der jegigen Art der Be: 
tenerung alle Fabriken gleihmäßig getroffen 

werden, während fie fehr verichiedene Ergebniſſe 

liefern ; ed giebt Nüben von 10—11—12—12.5, 
bis 13—14 und 14.5 Proz. Zudergehalt ; bei den 

Grundlagen von 80 Big. Steuer pro Zentner 

und der Ausbeute von 8 Proz. (1:12.5) nad 

dem Gejeg vom Jahre 1869 hatten alle gleich 
mäßig zu zahlen, dem Gebalt nach hätten aber 
rg follen die Fabriken im gleicher Reihen: 

olge 64-70—77—80-—83— 0 und 96 

Steuer; das Geſetz wirkte aljo in ſehr ungleichem 

Grade auf die Fabrikanten zu Ungunſten der: 

jenigen, welde nur geringwertbige Rüben ver 

arbeiten konnten; bei einer Kampagne mit 

150,000 Ztr. zahlte der Fabritant mit Rüben von 

11 Proz. an Steuer 50,000 Mt. zu viel und der 

mit Rüben von 14 Proz. ebenjoviel zu wenig. 





783 


Die Gleichheit des Steuerfages ift auch im neuen 
Geſetz geblieben; bei der ——— enen Pauſchal⸗ 
ee, würden die Berufsgenofjenihaften die‘ 
ri veranlaßten Härten ſicher auszugleichen 
wiſſen. 

Für 1884/85 mit 166.443 Mill. Mt. Steuer: 
auflage mwurben die Soften ber Erhebung zu 
6.675 Mill. ME. angegeben; es blieben alfo 
159.786 Mill. ME. Einnahme, die Vergütung nad 
Maßgabe der Ausfuhr hätte 91.42 Mill. ME. fein 
follen, der wirkliche Ertrag für die Reichskaſſe alfo 
63.366 Mill.ME., er war aber nur 31.81 Mil. Mt.;- 
e3 find demnach 31.85 Mill. ME. den Fabrikanten 
in unberedhtigter Weiſe zugeflojjen. Nach dem neuen 
Geſetz wäre diefer Gewinn nicht ganz jo hoch, er 
ift aber immer noch zu grob, jr daß baldige 
Aenderung notbwendig wird. 

An anderen Ländern (fiehe diefe) ift die Ge— 
jeßgebung in der Zeit von 1879—1887 ebenfalls 
mehrfach geändert worden; Rußland gewährt die 
höchſten Bergünftigungen bei der Ausfuhr und 
hat dieſe imelentlich zu fteigern vermocht; auch 
in Oefterreich wurde die Ausfuhr in hohem Grabe 
begünftigt; die Konkurrenz auf dem Weltmarkt 
ift weſentlich dadurch und andererjeits durd bie 
erhöhten Zölle in Rückwirkung unferer Zoller⸗ 
böhungen erjchwert worden, fo dab die Ausfuhr 
immer mehr zurüdgegangen ift. Ausſicht auf 
Wiedergewinn der früheren Ausfuhr giebt e8 nicht. 

Literatur. Geſetz, betr. die Beiteuerung 
des Zuders vom 1. Juni 1886, Berlin, Nord 
deutihe Buchdruderei. %. Görz, „Dandel und 
Statiftit des Zuckers mit bejonderer Berüdfich- 
tigung des Abjaggebietes für deutichen Zucker“, 
Berlin 1885. M. Maerder, „Erperimentelle 
Beiträge zur Frage der Trodnung der Diffuffions» 
rüdftände der Zuderfabrifen“, Berlin 1884. 
J. Neumann, „Verzeihnik der Rübenzuders 
fabrifen, Naffinerien und Kanbis » Fabriken im 
Deutihen Reich, in Defterreichellngarn, Holland, 
Belgien, Dänemart, Schweden und England”, 
Magdeburg 1885. I. Schulg, „Anleitung zur 
Unterfuhung der für die AZuder » Jnduftrie im 
Betraht kommenden Nohmaterialien, Probufte, 
Nebenprodukte und Hilfsjubftanzen“, 3. Auflage 
Braunschweig 1885. K. H. Sto hmann, „Hands 
buch der Zuckerfabrikation“, 3. Aufl., Berlin 1884, 
8. Stammer, „Lehrbuch der Zuderfabritation“, 
Braunſchweig 1887. Tabellen zur Ermittelung 
der Abzüge in Prozenten bei Rübenlieferungen“, 
2. Aufl., Strehlen 1885. Troje, „Die Rüben 
uder: Steuer des Deutſchen Reichs nebit einem 

rzen Ueberblick über die Beichichte der Beitenerung 
und die Entwidelung der Fabrilation des Rüben— 
zuckers“. „Ein SHandbuh für Steuerbeamte, 


Pig. | Induftrielle und Kaufleute“, Harburg a. Elbe 1886 


(die vollitändige Auskunft über Alles, was auf 
die Befteuerung Bezug hat), Angabe der Gejete, 
Inſtruktionen, Ausführungs-VBeftimmungen u. |. w. 
Zabel & Go., „Verzeihniß der Nüdenzuder- 
fabriten, Raffinerien, Handiss Fabriken u. ſw. des 
Zollvereins, Oeſterreichs, Hollands“, 16. Jahr» 
gang 1885. 


784 


Zuderrüben = Brennerei. Die in Frank— 
reich allgemein bei den Zuderfabritanten übliche 
Urt der Branntwein- Gewinnung aus minder: 
werthigen Rüben wurde aud in Oeſterreich in 
den legten Jahren mehrfad verſucht. H. Briem 
ab über die Ergebniffe („Wiener Landw. Ztg.“) 
olgende Mittheilung nad einer Kampagne von 
195 Tagen mit Verwendung von 7,526,200 kg 
Rüben zu dem Gehalt von 10.21 Proz. Zuder. 
Die Ausbeute war 41,882 1 Rohipiritus von 


-- 100 ®roz., 5.565 1 von 100 kg Rüben, täglid 


nz 


214 1 von 38,600 kg Rüben. 

Unter Abrehnung von 5 Proz. Verluft wurden 
5.287 1 hodhfeiner rektifizirter 96 proz. Spiritus 
erhalten und diejer zur Wein- und Rumfabrifation 
verkauft. Das geichäftliche Ergebniß war 52.87 hl 
96 proz. Spiritus zu 60 Mart = 3172.20 Mart 
Einnahme, 2894 ME. Ausgabe (Rüben zu 1.3 ME. 
für 100 kg = 1800, Steuern von 400 hl Maiſch— 
raum 440, Sohlen 17,900 kg = 358, Schwefel: 
fäure 52, Beleuhtung, Schmiere u. ſ. w. 10, 
Tagelohn und Verwaltung 102, Zins und Amorti: 
fation von Gebäuden, Geräthen und Maſchinen 
10 —5* = 132 Mf.) Ueberſchuß 278.20 Mt. 
Von 1 kg Zuder wurden gewonnen 54.5 Liter: 
prozent, die Ausbeute war alio 80.5 Proz.; als 
möglich werben 83.6 Prozent bezeichnet, womit 
man dann 3309.6 Markt Erlös und demnach 
415.6 Mark Ueberfhuß (ohne die Abfälle) hat. 

Daß es nicht unvortheilhaft fein fann, gering- 
werthige Rüben zu Spiritus zu verarbeiten, wenn 
die Steuergefege das nicht erfchweren, ift nicht in Ab⸗ 
rebe zu Stellen ; am meiften Vortheil bietet die Ver: 


Drud don Ernft Pforte in Wurzen. 


Zr — 


Zuckerrüben-Brennerei. 


bindung von Zuckerfabriken mit Brennereien. Der 
Gewinn der —— — läßt ſich noch ſteigern 
durch dieſe Verbindung, welche aber nur dann, 
wenn die yabrifatiteuer durchgeführt wird, die 
höchſten Ausfichten bietet oder wenn nad oben 
gemachtem Vorſchlag die Fabrikation frei bleibt 
von hemmenden Beihränkungen. Bergl. Brannt— 
weinjteuer und Dertroje. 

Ueber den Anbau der Zuderrüben find in ben 
legten Jahren mehrfach Reinertrags-Berechnungen 
gebradjt worden, muftergiltige darunter aber 
"4a alle Feldfrüchte kann eine richtige 

—— nur bei gut angelegter und durch— 
geführter doppelter Buchführung gewonnen wer— 
den und dieſe giebt es zur Zeit noch nirg 
auf Gütern. Theoretiich aufgeitellte Berechnungen 
fönnen wohl belehrend wirken, haben aber 
die Enticheidung für Zoll: und Steuerfragen keinen 
Werth. Das, was man aus den veröffentlichten 
Berehnungen erjehen kann, ift, daß ein 
preiß von 20 Mt. für die Tonne einen genügend 
gebe Gewinn übrig läßt und daß ein wirft 

erluft beim Anbau im Durchſchnitt erft dann 
zu befürchten ift, wenn für 1 Tonne unter 16 Mt. 

ezahlt oder diefe unter 16 ME. verwerthet wird. 
trags-Vermehrung iſt — bei Zucker⸗ 
rüben nicht möglich, wohl aber die Steigerung 
des Zuckergehaltes und damit die ag 
bes Zuckergewinns pro ha; 14.5 Br u 
werden ſchon jetzt gewonnen; bei Anfang j 
Rübenzuderfabrifation im Großen, 1835 ff. rech⸗ 
nete man mit 18 kg Rüben zu 1 kg 
aljo faum 40 Proz. Ausbeute der Jeptzeit. 


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