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Full text of "Mittheilungen aus der Zoologischen Station zu Neapel; zugleich ein Repertorium für Mittelmeerkunde"

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Mittheilungen  aus  der 
Zoologischen  Station  zu  Neapel 

Stazione  zoologica  di  Napoli 


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MI  TTH  E I  LUNGEN 


ALS  DER 

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ZOOLOGISCHEN  STATION  ZU  NEAPEL 


ZUGLEICH  EIN 


REPERTORIUM  FÜR  MITTELMEERKUNDE. 


10.  BAND. 

MIT  40  TAFELN  (1—22,  24—41)  UND  2  ABBILDUNGEN  IM  TEXT,  SOWIE 
MIT  DEM  AUTORENREGISTER  ZU  BAND  1—10. 


BERLIN, 

VERLAG  VON  R.  FRIEDLÄNDER  &  80HN. 
1891—1893. 


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Inhalt  des  zehnten  Bandes. 


Erstes  Heft. 

Ausgegeben  den  21.  Juli  1SS»1. 

Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.   Von  Anton  Dohm  Mit 


Taf.  1— 5.J  16.  Über  die  erste  Anlage  und  Entwicklung  der  Augen- 
muskelnerven bei  Selachiern  und  das  Einwandern  von  Medullaraellen 
in  die  motorischen  Nerven   1 

Untersuchungen  über  die  Entwicklung  von  Nereit  Dumerilii.  Ein  Beitrag 
zur  Entwicklungsgeschichte  der  Polychaeten.  Erster  Tbeil.  Von  C. 
v.  Wistinghausen.    (Mit  Taf.  6  und  7.)  41 

Recherches  sur  la  spenna togénèse  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Medi- 
terranée.   Par  C.  Pictet.    (Avec  leg  Planches  8— 10.)  75 

Wie  bohrt  Natica  die  Muscheln  an?   Von  P.  Schiemeni.   (Mit  Taf.  11.)  .  153 

Über  das  Farben  mit  HäraatoxyUn.  Von  P.  Mayer  170 

  « 


Zweites  Heft. 

Ausgegeben  den  30.  December  iwt. 

La    Dolchinia   mirabili*      nouveau   Tunicier  .     Par   A.   de  Korotneff 

(Avec  les  Planches  12  et  13  et  une  figure  dans  le  texte.)  187 

Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen.  Neue  Unter- 
suchungen über  das  Nervensystem  der  Nemertinen.  Von  O.  Bürger. 
(Mit  Taf.  14  und  15.)  206 

Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpcrs.  Von  A.  Dohm.  (Mit 
Taf.  16—22.)  17.  Nervenfaser  und  Ganglienzelle.  Histogenetische  Unter- 
suchungen  255 

Zur  Kenntnis  des  Stoffwechsels  der  Fische,  speciell  der  Selachier.  Von 

E.  Herter  342 


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IV 


Drittes  Heft. 

Aufgegeben  den  Iii.  Juli  1MT2. 

Seit« 

Contractilc  und  leitende  Primitivnbrillen.   Von  St.  Apathy.    Mit  Taf.  24. >  355 

Beiträge  mr  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden.  Von  R.  v.  Erlanger. 

(Mit  Taf.  25  und  2«  und  1  Holzschnitte  376 

Die  Metamorphose  von  Esperia  lorenzi  O.  S.  nebst  Beobachtungen  an  an- 
dern Schwammlarven.    Von  O.  Maa«.    (Mit  Taf.  27  und  28.)   408 

Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Sebacei.    Per  F.  Raffaele. 

(Con  le  tavole  29  a  31)  441 

Über  das  Färben  mit  Carmìn.  Cochenille  und  HämateYn- Thonerde.  Von 

P.  Mayer  480 

Zur  Kenntnis  von  Coccus  cacti.    Von  P.  Mayer.     Mit  Taf.  32    505 


Viertes  Heft. 

Angegeben  den  1.  April  1819. 

Intorno  ad  un  nuovo  idroide.    Per  R.  Zoja.    (Con  la  tavola  33.)  519 

Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi.    Per  G.  Cano.    !Con  le  tavole 

34  a  36.)   527 

Über  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten  Ascidien.  Von  J.  Hjort. 

(Mit  Taf.  37—39.*  5s4 

Eine  neue  Stauromeduse  (Capria  n.  Sturdzii  n.\    Von  G.  An  tipa.  (Mit 

Taf.  40.)  61 8 

Bericht  über  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  18S5  bis  1892. 

Von  A.  Dohm.    (Mit  Taf.  41.)  .633 

AutorenreKister  IU  Band  1—10  (IS79  — 1893)   675 


Berichtigungen: 

Seite  477  Fig.  26-31  statt  Embrione  4  lies  Embrione  5. 
Band  9  Seite  645  letzte  Zeile  statt  1888  lies  1885. 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers. 


Von 

Anton  Dohm. 

Mit  Tafel  1-5. 


16.  Über  die  erste  Anlage  und  Entwicklung  der  Augenmuskel, 
nerven  bei  Selachiern  und  das  Einwandern  von  MeduIIarzellen 

in  die  motorischen  Nerven. 

In  der  14.  Studie  (Mitth.  Z.  Stat.  Neapel  8.  Bd.  18S8  pag.  441  ff.) 
habe  ich  meine  Erfahrungen  über  die  erste  Anlage  und  Entwicklung 
der  motorischen  Rückenmarksnerven  niedergelegt;  ich  will  diese 
Angaben  durch  Darlegung  der  Beobachtungen,  die  ich  an  den  moto- 
rischen Hirn  nerven  gemacht  habe,  jetzt  vervollständigen. 

Mein  Aufsatz  fand  bald  nach  seinem  Erscheinen  eingehendere 
Besprechung  durch  His  in  seiner  Schrift  »Die  Neuroblasteu  und  deren 
Entstehung  im  embryonalen  Mark«  (in:  Abh.  Math.  Physik.  Classe 
Sächs.  Ges.  Wiss.  Leipzig  15.  Bd.  pag.  313—372).  His  glaubt,  dass 
keine  medulläre  Zelle  aus  dem  Vorderhorn  in  die  motorischen  Nerven 
dauernd  übergehe,  während  ich  die  Uberzeugung  aussprach,  dass 
gewisse  Zellen,  deren  Eindringen  in  die  Wurzeln  ich  beobachtet  zu 
haben  glaube,  darin  blieben;  freilich  musste  ich  zweifelhaft  lassen, 
welche  Rolle  ihnen  etwa  bei  dem  weiteren  Aufbau  der  motorischen 
Nerven  zufiele. 

Meine  damals  geäußerten  Anschauungen  waren  stark  beeinflusst 
durch  Bilder,  die  ich  bei  dem  Studium  der  Entwicklung  des  vor- 
dersten aller  motorischen  Nerven  gewonnen  hatte,  des  Oculomotorius, 
an  dem  ich  wiederholt  deutliche  Ganglienzellen  wahrgenommen  zu 
haben  glaubte.    Es  war  natürlich,  dass  ich  bei  dem  Widerspruch, 

Mittheilongon  *.  d.  Zoolog.  Station  zu  Neapel.    Bd.  10.  1 


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Auton  Dohm 


den  meine  in  der  14.  Studie  ausgesprocheneu  Ansichten  bei  einem 
der  erfahrensten  Kenuer  der  Nervenentwicklung  gefunden  hatten,  und 
bei  der  eignen  Unsicherheit,  die  mir  verblieben  war,  von  Neuem 
meine  Aufmerksamkeit  auf  die  Phänomene  richtete,  welche  die  Ent- 
wicklung des  Oculomotorius  bei  den  Selaehiern  begleiten. 

1.   Der  Oculomotorius. 

Von  allen  motorischen  Nerven  ist  mit  Ausnahme  vielleicht  des 
Hypoglossus  kein  anderer  zum  Gegenstand  so  widerspruchsvoller  Anga- 
ben und  Deutungen  geworden,  wie  der  Oculomotorius.  Er  ist  als  dor- 
saler, als  ventraler  und  als  gemischter  Nerv  in  Anspruch  genommen 
worden  ;  mau  hat  ihm  metameriseben  Werth  zu-  und  abgesprochen  : 
er  ist  als  Theilstuek  des  Trigcmiuus  dctinirt.  und  ihm  sind  alle  Be- 
ziehungen zum  Trigeminus  geleugnet  worden.  Man  hat  Ganglien  an 
ihm  entdeckt,  deren  Urspruugsort  man  in  der  Ganglienleiste  sah; 
man  hielt  sie  dann  für  eine  Abspaltung  des  G.  ciliare;  man  schrieb 
sie  einem  eigenen  G.  oculomotorii  zu.  das  nichts  mit  dem  G.  ciliare  zu 
thun  habe:  man  leugnete  die  Ganglien  ganz  und  gar  —  kurz  es 
war  nicht  mit  ihm  fertig  zu  werden.  Auch  der  Verfasser  dieser  Stu- 
dien hat  sich  vorzuwerfen,  dass  er  halbe  und  unfertige  Beobachtun- 
gen gelegentlich  zu  Papier  gebracht  hat,  die  sich  contradictorisch 
widersprechen  —  ja  er  ist  jetzt  sogar  gezwungen,  seine  erst  vor 
einem  Jahre  gemachten  Angaben  Uber  die  Ursprungsart  des  Oculo- 
motorius und  dessen  Beziehungen  zu  den  in  seinem  Laufe  vorkom- 
menden Ganglien  (Bemerkungen  Uber  den  neuesten  Versuch  einer 
Losung  des  Wirbelthierkopfproblems.  in:  Anat.  Anzeiger  5.  Jahrg. 
1S90  pag.  60)  völlig  zu  widerrufen. 

Dabei  leuchtet  ein,  von  welcher  Bedeutung  für  die  gesammteu 
morphologischen  Probleme  des  Wirbelthierkopfes,  ja  auch  für  die 
histogenetischen  Probleme  der  Nervenentstehung  die  Entscheidung 
aller  dieser  Streitfragen  sein  musste  —  uud  wenn  es  trotz  Allein 
nicht  gelang,  dieselben  einigermaßen  festzustellen,  so  durfte  die 
Ursache  davon  wohl  in  der  großen  Schwierigkeit  der  Untersuchung, 
in  der  außerordentlichen  Complication  der  Verhältnisse,  unter  denen 
der  Oculomotorius  entsteht  und  durch  seine  Entwicklung  geräth,  und 
schließlich  in  den  Uberraschenden  und  die  Tradition  durchbrechenden 
Resultaten  gesucht  werden,  die  sich  dabei  ergeben  haben. 

Wenn  ich  es  jetzt  unternehme,  diese  Schwierigkeiten  zu  lösen 
oder  wenigstens  einen  sicheren  Boden  fUr  weiterbaueude  Forschung 


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.Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.  10. 


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zu  gewinnen,  so  brauche  ich,  Angesichts  der  eben  erwähnten  Präce- 
dentien,  wohl  kaum  darum  zu  bitten,  an  das  Nachstehende  den 
Maßstab  legen  zu  wollen,  der  so  schwierigen  Untersuchungen  ge- 
bührt; ich  glaube  aber  immerhin  einige  Schritte  vorwärts  gekommen 
zu  sein  und  einige  der  fundamentalen  Fragen,  die  mit  der  Entwick- 
lung des  Oculomotoriu8  in  Zusammenhang  stehen,  gelöst  zu  haben. 

Meine  Darstellung  wird  sich  zunächst  an  die  Embryonen  von 
Scyllium  canicula  halten,  welche  in  sehr  viel  deutlicherer  Weise  die 
auffallenden  Phänomene  der  Entstehung  des  Oculomotorius  ent- 
hüllen, als  z.  B.  Pristiurus. 

Die  ersten  Anfänge  bemerkt  man  an  Stadien,  welche  zwischen 
den  Stadien  /  und  K  Balfouk's  liegen.  Sie  machen  sich  bemerk- 
lich  als  Aufhellung  der  basalen  Partie  des  Mittelhirns,  deren  dicht 
gedrängte  Medullarzellen  beiderseits  von  der  Mittellinie  sich  in  dem 
»Kaudschleier«  His)  vereinzelt  vorschieben  und  zugleich  jenes  blas- 
sere Aussehen  haben,  welches  ich  schon  bei  der  Bildung  der  moto- 
rischen Spinalnerven  als  der  Bildung  der  Nerven  vorausgehend  er- 
wähnte [14.  Studie  S.  Bd.  188S  pag.  451). 

Das  Plasma  dieser  helleren  Zellen  tritt  nun  au  einzelnen 
Stellen  aus  der  ventralen  Begrenzung  des  Mittelhirnes  hervor 
und  bildet  feine  Ausläufer,  die  ersten  Anfänge  des  Oculomo- 
torius, welche  zu  einem  unregelmäßigen  Netz  zusammentreten,  das 
erst  in  gewisser  Entfernung  von  der  Bodenplatte  des  Mittelhirnes, 
etwa  in  der  Mitte  des  von  sehr  loeker  gefügten  Mesodermzellen  ein- 
genommenen Inneuraumcs  der  Kopfbeuge,  oberhalb  und  zur  Seite  des 
umgebogenen  vorderen  Chorda-Endes,  ein  schmales  Nervenstämmchen 
aus  sich  hervorgehen  lässt.  Dieses  Netz  bietet  in  der  That  einen 
merkwürdigen  Anblick.  Es  macht  einen  durchaus  verschiedenen  Ein- 
druck von  der  Anlage  der  motorischen  Spinalnerven.  Seine  Maschen 
erseheinen  gebildet  durch  das  Aneinanderfließen  von  Fortsätzen 
großer  Zellen,  deren  Kern  in  der  Plasmamasse  selbst  befindlieh 
bleibt  ;  eine  Anzahl  dieser  Fortsätze  stammen  unmittelbar  aus  dem 
Mittelhirne.  Wo  weiterhin  das  Netz  zu  dem  dünnen  Nerven- 
stämmchen wird,  liegen  einige  lange  schmale  Kerne  demselben  an, 
auch  finden  sich  deutliche  Kerntheiluugsfiguren  an  einigen  der- 
selben. 

Vielleicht  wird  ein  mit  dem  Anblick  von  Schnitten  von  Selachier- 
embryonen  aus  dem  BALFOURSchen  Stadium  K  und  L  vertrauter 
Forscher  sofort  die  Vermuthung  äußern,  dass  dieses  Netz  nichts  An- 
deres sei.  als  die  ausgetretenen  Oculomotoriusfasern,  umgeben  und 

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Anton  Dohm 


verknüpft  durch  die  netzförmig  verbundenen  Mesodermzellen.  In  der 
That  liegt  eine  solche  Deutung  sehr  nah.  Wenn  ich  mich  dennoch 
nicht  entschließen  kann,  derselben  zuzustimmen,  so  bewegen  mich 
dazu  zwei  Gründe. 

Der  erste  besteht  in  der  Beobachtung,  dass  unmittelbar 
am  Anfang  der  Plasma- Ausfl Usse,  welche  zur  Bildung 
des  Oculomotorius  zusammentreten.  Zellen  sich  finden, 
die  halb  im  Medullarrohr,  halb  außerhalb  desselben 
liegen,  gerade  wie  ich  es  au  den  Wurzeln  der  Spinal- 
nerven beobachtete.  Die  zweite  Thatsache  ist  auch  schon  von 
Andern  festgestellt  worden,  dass  im  Oculomotorius  der  er- 
wachsenen Selachier  und  auch  anderer  Wirbelthiere 
Ganglienklümpchen  und  zerstreute  Gan glienzellen  vor- 
kommen. 

Ich  werde  weiter  unten  von  diesen  Oculomotorinsganglien  aus- 
fuhrlicher zu  reden  haben,  hier  will  ich  nur  bemerken,  dass  diese 
Ganglienzellen  und  Ganglienklümpchen  nicht  aus  der 
TrigeminuBplatte  herstammen,  sondern  von  Anfang  an  dem 
auswach  senden  Oc  ulomotorius  angehören,  da  sie  sich 
schon  bei  Embryonen  zahlreich  auf  derjenigen  Strecke 
desselben  vorfinden,  welche  zwischen  Mittelhirn  und 
der  Kreuzungsstelle  mit  dem  G.  mesocephalicum  seu  ci- 
liare Aut.  verläuft,  ja  sogar  dicht  an  der  Austritts- 
stelle des  Ocu lomotorius  aus  dem  Mittelhirne  auch  schon 
erkennbar  sind,  ehe  irgend  eine  Verbindung  mit  dem  G. 
mesocephalicum  besteht. 

Diese  beiden  Thatsachen  lassen  jenes  oben  erwähnte  Netz  von 
Nervenfasern  in  anderem  Lichte  erscheinen,  als  es  wohl  sonst  er- 
scheinen müchte.  Ich  lege  an  dieser  Stelle  kein  ausschlaggebendes  Ge- 
wicht auf  den  Umstand,  dass  die  Kerne  des  Nervennetzes  größer  sind, 
als  fast  alle  umliegenden  Mesodermkerne  —  es  wäre  immerhin  mög- 
lich, dass  ihre  Lage  an  den  Nervenfasern  sie  flacher  und  darum  größer 
erscheinen  ließe,  als  die  Mesodermzellen.  Aber  die  Thatsache.  dass 
dicht  neben  diesem  Netze  einige  ähnliche  Kerne  liegen,  deren  einer 
eben  Anstalt  trifft,  aus  dem  Medullarrohre  auszutreten,  während 
die  beiden  anderen  demselben  dicht  anliegen,  und  der  Umstand,  dass 
in  späteren  Stadien  eine  größere  Zahl  solcher  Zellen  im  Begriff  des 
Austretens  beobachtet  werden  können,  lässt  die  Vermuthung  be- 
rechtigt erscheinen,  dass  auch  schon  die  Kerne  dieses  Anfangsnetzes 
ausgetretene  Medullarelemente  seien. 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.    IG.  !  5 

Man  könnte  vielleicht  behaupten,  dass jene  zahlreicheren  Elemente, 
die  ich  auf  Taf.  1  Fig.  1—13  6  abgebildet  habe,  Medullarzellen  im 
Begriffe  des  Zurücktretens  seien:  oder  Uberhaupt  nicht  Medullarzellen. 
sondern  Mesodermzellen  seien,  welche  sich  in  die  Randzone  des  Mit- . 
telhirnes  eingedrängt,  oder  dem  ausgetretenen  Nervenplasma  so  dicht 
angeschmiegt  haben,  dass  sie  wie  ein  dazu  gehöriger  Kern  erschei- 
nen. Alle  diese  Beobachtungen  wären  an  sich  selbst  vielleicht  nicht 
entscheidend,  eine  so  der  Tradition  widersprechende  Thatsache.  wie 
das  Vorkommen  von  Ganglienzellen  in  einem  motorischen  Vorder- 
hornnerven, festzustellen.  Aber  die  unzweifelhafte  Thatsache,  dass 
sich  in  dem  Lauf  des  Oculomotorius  Ganglienzellen  nicht  nur  verein- 
zelt, sondern  in  außerordentlich  großer  Zahl  vorfinden,  deren  Her- 
kunft nicht  aus  irgend  einem  Ganglion  der  Ganglienleiste,  auch  nicht 
aus  Zellen  der  lateralen  Gauglien  abgeleitet  werden  kann,  macht 
es  mehr  als  wahrscheinlich,  dass  sie  eben  aus  dem  Vorderhorn  aus- 
treten, und  dass  die  Fig.  1  — 13  in  der  That  den  Austritt  solcher 
Zellen  bezeichnen. 

Das  Punctum  saiiens  der  Beweisführung  muss  somit  dahin 
verlegt  werden,  das  Vorkommen  dieser  Ganglienzellen  im  Laufe  des 
Oculomotorius  nachzuweisen,  ehe  derselbe  mit  irgend  einem  Ganglion 
des  Kopfes  in  Contact  tritt. 

Dieser  Nachweis  lässt  «ich  auf  zweierlei  Weise  fuhren:  die  eine 
betrifft  das  zeitliche,  die  andere  das  räumliche  Auftreten  der  Gan- 
glienzellen im  Oculomotorius. 

Dasjenige  Ganglion  der  Ganglienleiste,  welches  allein  in  Frage 
kommen  kann,  wenn  es  sich  darum  handelt,  die  Ganglien  des  Ocu- 
lomotorius aus  ihm  abzuleiten,  ist  das  G.  mesocephalicum  Beard 
(ciliare  Aut.).  TheilstUck  der  Trigeminnsplatte  ».  Über  seine  Ent- 
stehung und  anfängliche  Entwicklung  werde  ich  in  einer  späteren 
Studie  ausführliche  Mittheilungen  raachen,  die  ich  hier  nicht  voraus- 
nehmen will.  Dass  es  seiner  Entstehuug  nach  nichts  mit  dem 
Oculomotorius  zu  thun  hat.  geht  aus  den  früher  schon  von  anderen 
Autoren  gegebenen  Nachrichten  hervor:  ist  es  doch  das  erste  Gan- 
glion der  Ganglieuleiste,  das  sich  gesondert  beobachten  lässt,  und  zwar 
zu  einer  Zeit,  in  der  an  die  Wnrzelbildung  der  Oculomotoriusfasern 
noch  nicht  zu  denken  ist. 

Der  Oculomotorius  findet  mit  seinem  nach  abwärts 
wachsenden    Stamme    das    G.   mesocephalicum  fertig 


1  Ich  schließe  mich  jetzt  der  Terminologie  von  Beard  durchaus  an. 


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Anton  Dohm 


zwischen  den  Wandungen  der  I.  und  2.  Kopfhöhle 
liegen.  Kr  trifft  auf  dasselbe,  umwächst  es  aber  an  der 
inneren  Seite  und  breitet  seine  Fasern  an  der  hinteren 
und  unteren  Peripherie  der  I.  Kopfböhle  aus,  während 
das  0.  mesoeephalicum  zunächst  einen  Ast  dicht  neben 
und  vor  dem  Oculomotorius  längs  der  Hinterseite  der 
2.  Kopfhöhle  absendet,  mit  seinem  Hauptstamme  aber, 
der  zum  N.  ophthalmicus  profundus  wird,  Uber  die 
Außenseite  derselben  hinzieht  (Taf.  2  Fig.  1— 13  . 

Bevor  der  Oculomotorius  aber  auf  das  GL  mesoeephalicum 
stößt,  erkennt  man  in  seinem  Laufe  eine  Anzahl  von  nahe  an 
einander  liegenden  runden  und  ovalen  Zellen  Taf.  2  Fig.  2«, 
Fig.  3  r  .  Dieselben  liegen  zumeist  dicht  vor  der  Krenzungsstelle 
mit  dem  G.  mesoeephalicum.  Die  Richtung  ihrer  Längsachse  ist 
senkrecht  zu  der  der  Ganglienzellen  des  G.  mesoeephalicum, 
sie  stehen  auch  eine  Strecke  weit  von  demselben  ab,  so  das» 
man  schwerlich  dazu  berechtigt  ist,  sie  als  aus  demselben  in 
den  Lauf  des  Oculomotorius  «hergegangen  anzusehen,  wie  es  von 
so  vielen  Autoren,  früher  auch  von  mir  selbst  angenommen  worden 
ist.  Diese  Zellen  sind  es  aber,  aus  denen  in  etwas 
späteren  Stadien  eines  der  Ganglien  des  Oculomotorius 
hervorgeht.  Die  Dicke  des  Oculomotorius  in  dieser  frühen  Pe- 
riode beträgt  vielleicht  l  bis  6  Fasern,  es  ist  aber  bemerkenswert!), 
dass  er  an  seinem  unteren  Ende  stärker  erscheint,  als  an  seinem 
oberen.  Auch  an  dem  distalen  Ende  des  Oculomotorius,  unterhalb 
der  Kreuzungsstelle  mit  dem  G.  mesoeephalicum.  erkennt  man  deut- 
lich zu  dieser  frühen  Zeit  zwei  Gruppen  von  Ganglienzellen,  deren 
eine  am  Eintritt  des  Nerven  in  sein  Endgebiet,  den  M.  obliquus 
inferior,  gelegen  ist,  während  die  zweite,  in  mancher  Beziehung  in- 
teressantere, etwas  oberhalb  davon  an  der  Stelle  sich  befindet,  wo 
die  Arteria  chorioidalis,  bekanntlich  die  Verlängerung  der  Spritzloch- 
vene, den  Lauf  des  Oculomotorius  kreuzt,  um  sich  an  die  Innenseite 
des  Bulbus  zu  begeben  und  daselbst  später  die  Gefäße  der  Cho- 
rioidea  herzustellen.  Auch  diese  beiden  Gruppen  von  Ganglien 
sind  dem  Oculomotorius  schon  ein-  resp.  angelagert,  ehe  irgend 
eine  Verschmelzung  mit  dem  G.  mesoeephalicum  stattfindet. 

Nun  ist  es  ja  bekanntlieh  schwierig,  in  frühen  Stadien  der  Ent- 
wicklung isolirte  Ganglienzellen  von  Mesodermzellen  zu  unterscheiden, 
und  desshalb  könnte  man  diese  drei  Oculomotoriusganglien  für  An- 
häufungen von  Mesodermzellen  halten,  wäre  nicht,  wie  schon  oben 


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Studien  zur  Urgeschichte  de»  Wirbelthierkürpcrs.  16, 


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bemerkt,  durch  Schwalbe  und  Andere  nachgewiesen,  dass  in  der 
That  auch  bei  erwachsenen  Selachiern  und  bei  anderen  Vertebraten 
an  denselben  Localitäten  deutliche  Ganglienzellanhäufungen  existiren, 
und  könnte  man  nicht  die  weitere  Entwicklung  dieser  Zellen  zu  wirk- 
lichen Ganglienzellen  bei  älteren  Embryonen  mit  größter  Sicherheit 
verfolgen. 

Dadurch  aber  wird  es  zur  Thatsache,  dass  in  den 
Lauf  des  entstehenden  Oculomotorius  Ganglienzellen 
gcrathen,  und  dass  diese  Ganglienzellen  keinen  anderen 
Ursprung  haben  können,  als  die  Region  des  Vorderhornes 
im  Mittelhirn. 

Nach  Feststellung  dieser  Thatsache  ergab  sich  die  Notwendig- 
keit, die  Entstehung  und  die  ersten  embryonalen  Stadien  des  Ocu- 
lomotorius von  dem  Gesichtspunkte  aus  zu  untersuchen,  ob  es  nicht  ge- 
länge, den  Austritt  von  Medullarzellen  in  die  Wurzeln  des  Nerven 
direct  zu  beobachten. 

Auch  das  gelang.  Ich  habe  oben  schon  von  dem  Netz  plasma- 
tischer  Ausflüsse  von  Medullarzellen  gesprochen,  welche  den  Anfang 
des  Oculomotorius  bilden.  Ich  kann  mittheilen,  dass  bald  nach  der 
Bildung  dieses  Netzes  Medullarzellen  im  Moment  des  Austrittes  aus 
dem  Medullarrohre  und  Übertrittes  in  dieses  Wurzelnetz  von  mir 
beobachtet  worden  sind  (Taf.  1  Fig.  1 — 13).  Diese  Zellen  treten  theils 
vereinzelt,  theils  in  mehrfacher  Zahl  neben  oder  hinter  einander  aus, 
wie  die  Abbildungen  erweisen.  Auch  zeigen  Fig.  10  und  11.  dass 
die  Kerne  als  lange  blasse  Stäbchen  mit  dem  ausfließenden  Plasma 
von  tieferen  Schichten  des  Vorderhornes  durch  die  davor  liegenden 
dichten  Fasergeflechte  der  weißen  Substanz  durchpassiren. 

Durch  diese  Beobachtungen,  welche  an  SctjUium  canicula 
und  catultis,  Torpedo  und  Rafa  gemacht  sind,  erfahren  nun 
Thatsachen  eine  definitive  Deutung,  die  ich  früher  schon  öfters  ge- 
macht, dann  aber  des  anomalen  Charakters  halber  wieder  aufgegeben 
hatte.  Es  finden  sich  nämlich  bei  allen  Embryonen  der 
Selachier  Ganglienzellen  in  demj enigen  Theile  des  Ocu- 
lomotorius, welcher  zwischen  dem  Mittelhirn  und  dem 
ersten  Theilungspunkt  des  Nerven,  wo  er  den  Ast  zum 
M.  rectus  superior  abgiebt,  sich  erstreckt,  also  an  seinem 
eigentlichen  Stamme.  Ja,  in  gewissen  Stadien  trifft  man  diese 
Zellen  am  zahlreichsten  gerade  an  den  Wurzeln  und  auf  der  ersten 
basalen  Hälfte  des  Stammes  an.  Auf  Taf.  2  Fig.  5—9  sind  solche 
Ganglienzellen  in  concentrirten  Anhäufungen  von  einem  ifa/a-Embryo 


s 


Anton  Dohm 


abgebildet;  auch  in  spateren  Stadien  findet  man  sie  daselbst  noch, 
aber  je  weiter  sich  der  Embryo  entwickelt,  um  so  seltener  werden 
sie.  Deutliche  Anhäufungen  solcher  Ganglienzellen  sind  bei  Torpedo, 
Mustelus  und  Scyllium  leicht  zu  beobachten ,  ich  bilde  sie  aber 
nicht  weiter  ab ,  um  die  Zahl  der  Abbildungen  nicht  ins  Ungemes- 
sene zu  vermehren. 

Diese  Anhäufungen  von  Zellen  habe  ich  seit  Jahren  gekannt 
und  anfänglich,  auch  ihrer  äußeren  Erscheinung  halber,  als  Ganglien 
gedeutet.  Ihr  Vorkommen  bewog  mich,  das  von  mir  beobachtete 
Eintreten  von  Medullarzellen  in  die  Anfange  der  motorischen  Spinal- 
nerven in  der  Weise  hervorzuheben,  wie  es  in  der  14.  Studie  ge- 
schehen ist.  Später  ward  ich  wieder  an  der  Natur  jener  Zellen  des 
Oculomotorius  als  Ganglienzellen  irre  und  hielt  sie  fUr  Anhäufungen 
von  Mesodermzellen  (Anat.  Anzeiger  5.  Jahrg.  pag.  60).  Jetzt  aber 
bin  ich  zur  definitiven  Überzeugung  gelangt,  dass  es  sich  um  Ganglien- 
zellen handelt. 

Den  Beweis  hierfür  liefert  gerade  diejenige  Strecke  des  Oculo- 
motorius, welche  zwischen  dem  Medullarrohr  und  dem  G.  mesoce- 
phalicum  verläuft,  also  diejenige,  welche  von  dem  Verdachte  absolut  frei 
bleibt,  durch  Anlagerung  an  ein  existirendes  Ganglion  der  Trigeminus- 
platte  Ganglienzellen  in  sich  aufgenommen  zu  haben.  Mag  es  auch 
schwer,  ja  unmöglich  sein,  mit  unseren  heutigen  Conservi rungs-  und 
Färbungsmethodeu  ausgetretene  Medullarzellen  und  angelagerte  Me- 
sodermzellen in  frühen  Embryonalstadien  zu  unterscheiden  ;  je  weiter 
sich  die  Ganglicnzelle  entwickelt,  um  so  sicherer  gelingt  es,  dieselbe 
von  den  Mesoderm-  resp.  Neurilemm  bildenden  Zellen  zu  unter- 
scheiden. Konnte  es  also  zweifelhaft  bleiben,  ob  die  Anhäufungen 
von  Zellen  am  oberen  Theil  des  Oculomotorius  aus  Medullär-  oder 
Mesodermzellen  bestehen,  so  schwand  dieser  Zweifel,  als  es  mir  ge- 
lang, bei  einem  Embryo  von  liaja  (Taf.  2  Fig.  10—12),  der  be- 
trächtlichere Größe  besitzt,  einige  ausgebildete  Ganglienzellen  auf- 
zufinden, die  nur  durch  Umwandlung  jener  Zellanhäufungen  ent- 
standen sein  können .  welche  auf  Taf.  2  Fig.  5 — 9  abgebildet 
sind.  Zugleich  liefern  aber  diese  Zellen  auch  den  Beweis,  dass  die 
größere  Zahl  derselben  verschwinden.  Was  aus  ihnen  wird,  ob  sie 
einfach  zu  Grunde  gehen,  oder  vielmehr  Umwandlungen  erleiden, 
das  will  ich  nicht  an  dieser  Stelle  erledigen  :  wir  werden  weiter 
unten  sehen ,  dass  die  histogenetischen  Vorgänge  bei  der  Bildung 
der  motorischen  Nerven  von  Neuem  auf  die  Frage  untersucht  werden 
nitlssen,  ob  nicht  doch  zahlreiche  Medullarzellen  in  ihren  Lauf  auf- 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürper».  16 


9 


genommen  werden,  und  welche  Bedeutung  sie  für  den  histogene- 
tischen  Aufbau  des  Nerven,  resp.  auch  für  die  Urgeschichte  des 
Nervensystems  haben. 

2.   Zur  Entwicklung  des  Trochlearis. 

Leider  bin  ich  nicht  im  Stande  über  die  allererste  Entstehung 
dieses  Nerven  Angaben  zu  machen.  Ich  kann  denselben  erst  sehen, 
wenn  er  bereits  eine  gewisse  LHnge  erreicht  hat.  Dies  ist  um  so 
bedauernswerther,  als  sein  merkwürdiger  Abgang  von  der  dorsalsten 
Kuppe  des  Mittelhirns  trotz  seiner  Natur  als  motorischer  Nerv  ein 
bisher  ungelbstes  topographisches  Problem  bildet,  ein  Problem, 
das  noch  complicirter  wird  durch  die  auffallende  Chiasmabildung. 
der  seine  Fasern  unterliegen. 

Der  Trochlearis  theilt  mit  den  übrigen  Angeninuskelnerven  zwei 
Eigentümlichkeiten  :  er  ist  wie  sie  einer  der  sputest  entstehenden 
Nerven,  vielleicht  der  späteste:  und  wie  sie  verläuft  er  erst  auf 
geraumer  Strecke  durch  embryonales  Mesoderm,  ehe  er  au  sein  End- 
gebiet, den  M.  obliquus  superior,  gelangt.  Beide  Eigentümlichkeiten 
bilden  bei  der  phylogenetischen  Betrachtung  des  Trochlearis  wie 
seiner  beiden  Genossen  eine  weitere  Instanz,  die  bisher  allzu  wenig  in 
Rechnung  gestellt  worden  ist.  Auch  wilre  wohl  gerade  der  Troch- 
learis ein  Nerv,  dessen  Betrachtung  fUr  das  Problem  der  Verbindung 
zwischen  entstehendem  Nerv  und  seinem  Endorgan  von  ganz  beson- 
ders schwieriger  Natur  ist.  da  die  auswachsenden  Fasern  kein 
vorgebildetes  Organ  zu  ihrer  Verfügung  haben,  an  dem  entlang  sie 
sicher  zu  ihrem  Eudorgan  herantreten  könnteu,  welches  so  weit  von 
dem  Austrittspunkt  entfernt  liegt,  wie  bei  keinem  anderen  motorischeu 
Nerven. 

Des  Problematischen  ist  aber  auch  damit  noch  nicht  genug. 
Wie  ich  schon  früher  (Anat.  Anzeiger  5.  Jahrg.  1S90  pag.  Ol  und 
15.  Studie,  Mitth.Z.Stat.  Neapel  9.  Bd.  1S90  pag.  346)  erwähnt  habe, 
findet  sich  bei  Embryonen  mehrerer  Selachier  —  nach  Hoffmann  auch 
bei  Reptilien  —  dem  Trochlearis  ein  Ganglion  angelagert,  dessen 
Ursprung  von  mir  in  einer  späteren  Studie  nachgewiesen  werden 
soll.  Ich  gebe  einige  Abbildungen,  die  von  Torpedo  -  Embryonen 
genommen  sind  und  das  Ganglion  resp.  die  Ganglien,  um  welche  es 
sich  hier  handelt,  in  situ  darstellen  (Taf.  3  Fig.  1—6«).  Bei  Torpedo 
wird  es  fast  regelmäßig  gefunden,  aber  nicht  immer  an  derselben  Lo- 
calität.  Ja,  sogar  auf  den  beiden  Seiten  desselben  Embryos  können 


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IO 


Anton  Dohm 


Differenzen  der  Lagerung  vorkommen:  ich  besitze  auch  einige  Em- 
bryonen, bei  denen  es  auf  der  einen  Seite  kräftig  entwickelt  ist, 
auf  der  anderen  aber  fehlt.  Ich  habe  es  auch  bei  Rqja,  Scy/Hum 
und  Mustelus  nachweisen  können  —  aber  bei  all  diesen  Embryonen 
findet  es  sich  nur  in  den  früheren  Stadien.  Bei  Embryonen  von 
Torpedo  ocellata,  die  mehr  als  30  mm  Länge  messen,  habe  ich  es 
nie  mehr  angetroffen.  Mitunter  gewahrt  man  eine  Ganglienmasse 
den  Fasern  des  Trochlearis  dicht  angelagert,  als  bildete  sie  einen 
Theil  seiner  Fasern  Taf.  3  Fig.  Ab),  gleichzeitig  aber  besteht  eine 
andere  Ganglieuzellanhäuftmg  davon  getrennt  (Fig.  5).  Beide  Ganglien 
senden  Fortsätze  aus.  als  wollten  sie  wirkliche  Nervenfasern  bilden  — 
aber  ich  habe  mich  bisher  nicht  davon  Uberzeugen  können,  dass  es 
sich  um  vollkommen  ausgebildete  peripherische  oder  Wurzelfasern 
handle;  ich  habe  zwar  in  den  betreffenden  Ganglien  die  charakte- 
ristische Umwandlung  ihrer  Zellen  zu  spindelförmigen  Elementen  beob- 
achten können,  welche  mit  der  Bildung  echter  Nervenfasern  verbunden 
ist,  aber  ob  dieser  Process  wirklich  dazu  führt,  sensible  Fasern  in  den 
Lauf  des  Trochlearis  einzuschalten,  muss  ich  dahin  gestellt 
seiu  lassen1.    Diese  Frage  zu  entscheiden  wird  wohl  nur  der  ana- 


1  Sollten  dieses  vergängliche  Ganglion  und  »eine  Fasern  vielleicht  doch 
nicht  ganz  vergänglich  sein?  Bei  den  älteren  Anatomen  finden  sich  Angaben 
über  »knotiges  Ansehen  des  Trochlearis«  Arnold,  in:  Treviran'US,  Zeitschrift 
für  Physiologie  2.  Bd.  Heft  1.  1*20.  pag.  105  .  Freilich  nimmt  Arnold  drei 
Jahre  später  diese  Angabe  wieder  zurück  dieselbe  Zeitschrift  3.  Bd.  pag.  15F, 
aber  vielleicht  variirt  auch  bei  Säugethieren  dieses  Vorkommen.  Varren- 
TBAPF  beschreibt  den  N.  tentoni  cerebelli  Observat.  anatom.  de  parte  cepha- 
lica  nervi  sympathici  1S32  mit  den  Worten  pag.  33):  »Ramulum  illum,  <pieiu 
Arnolduk  primiiB  in  dissertatone  inaugurali  a  nervo  troehleari  retrorsum  ad 
duram  matrem  decurrentem  et  plerumque  ex  nervi  laudati  ganglio  parvo  orien- 
teui  descripsit,  equidem  saepissime  reperi.  -  Varrentrapp  spricht  sich  nicht 
deutlich  aus,  ob  er  auch  ein  Ganglion  beobachtet  hat.  Wold  aber  bestätigt 
Biddeu  dasselbe  Ncurolog.  Beobachtungen,  Dorpat  1830  pag.  10  mit  den 
Worten:  »Schon  Arnold  und  Varrentrapp  bemerkten  an  der  Stelle  des  N. 
trochlearis,  wo  die  Nervi  tentorii  cerebelli  abgehen,  häufig  ein  Knötchen;  ich 
konnte  ein  solches  , nicht  immer'  sehen,  wohl  aber  beständig  eine  veränderte 
Färbung  desselben,  wie  auch  die  llirnhautuerven  selbst  durch  ihr  ganzes  Aus- 
sehen sich  deutlich  als  organische  Zweige  erwiesen.» 

Ob  diese  X.  tentorii  cerebelli  mit  den  oben  beschriebenen  sensiblen  Fasern 
jenes  vergänglichen  Ganglions  zusammenhängen,  würde  wohl  nur  durch  eine  er- 
neute monographische  Bearbeitung  des  N.  trochlearis  festgestellt  werden 
können,  welche  in  ähnlicher  Weise  unternommen  werden  miisste,  wie  die  Bear- 
beitung des  Oculomotorius  durch  S<  iiwalbe.  Die  Möglichkeit  liegt  sehr  nahe, 
dass  es  sich  nur  um  Aste  des  Ophthalmicus  superficialis  p.  facialis  handelt, 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbeltbierkörpers.  16. 


11 


torniseli  histologischen  Untersuchung  ausgewachsener  Formen  ge- 
lingen, wie  dieselbe  das  Vorkommen  von  Ganglienzellen  im  Oculo- 
motorius  nachwies,  lange  bevor  es  gelang,  auf  entwicklungsgeschicht- 
lichem  Wege  die  Herkunft  dieser  Ganglienzellen  festzustellen.  Bleibt 
nun  auch  bei  dem  Oculomotorius  zweifelhaft,  welcher  Natur  die  ihm 
angehörenden  Ganglienzellen  sind,  so  würde  darüber  bei  dem  Troch- 
learis  kein  Zweifel  sein  können,  da,  wie  gesagt,  die  erratischen 
Ganglien,  von  denen  ich  eben  spreche,  nachweisbare  Producte  der 
Trigerainusplatte.  also  der  Ganglienleiste  sind. 

An  der  Stelle,  wo  eine  Anzahl  von  Ganglienzellen  sich  dem 
Laufe  der  Trochlearisfasern  unmittelbar  anschmiegen,  mitunter  auch 
schon  vorher,  sieht  man  auch  meistens  eine  Theilung  dieser  Fasern, 
eine  Astbildung,  die  aber,  wie  es  seheint,  in  vielen  Fällen  nur  zur 
Bildung  einer  Schleife  führt.  Es  sind  freilich  schon  bei  anderen 
Wirbeith ieren,  sogar  beim  Menschen,  Spaltungen  im  Faserverlauf  des 
Trochlearis  beobachtet  worden,  aber  doch  nur  als  Varietäten:  bei 
den  Torpedo-  und  anderen  Selacbier-Embryonen  ist  es  aber  fast  Regel, 
dass  der  Trochlearis,  Wenn  er  seinen  Weg  durch  das  embryonale 
Mesoderm  macht,  sich  spaltet  — ja  oft  sieht  man,  wie  diese  Aste 
einzeln  von  Knorpelzellen  umwachsen  werden,  so  dass  sie  nachher 
jeder  für  sich  durch  einen  eigenen  Knorpelcaual  das  Cranium  ver- 
lassen, aber  doch  in  vielen  Fällen  wieder  zu  einem  Stamme  ver- 
einigt werden,  der  sich  an  den  M.  obliquila  superior  begiebt.  Diese 
Verästelung  erzeugt  gelegentlich  auch  irreführende  Beziehungen,  zu- 
mal mit  Zweigen  des  Ophthalmicus  superficialis  p.  major  s.  facialis. 
Diese  Zweige  machen  häufig  den  Eindruck,  als  gehörten  sie  zu  dem 
Trochlearis,  aber  bei  genauerer  Verfolgung  ihres  Laufes  wird  man 
fast  immer  finden  können,  dass  sie  dem  mächtigen  Ophthalmicus  und 
nicht  dem  wesentlich  schmächtigeren  Trochlearis  angehören. 


3.    Die  Entwicklung  des  Abducens. 

Die  ersten  Angaben  über  die  Entwicklung  des  Abducens  verdanken 
wir,  eben  so  wie  Uber  die  beiden  vorhergehenden  Augenmuskelnerven. 
Milses  Marshall,  der  diese  Nerven  sowohl  beim  Hühnchen,  wie 
bei  den  Selachiern  zuerst  in  frühen  Stadien  beobachtete.  Freilich 

deren  Verwechslung  mit  jenem  Trochlearisgeflecht  sehr  nahe  liegt,  auch  schon 
bei  den  Embryonen  leicht  irre  führt. 

Für  die  eben  erwähnten  Citate  bin  ich  der  Güte  und  freundlichen  Zuvor- 
kommenheit Professors  W.  Krause  in  Güttingen  verpflichtet. 


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Anton  Dohm 


sind  diese  Angaben  Marshall'*  heute  nicht  mehr  erschöpfend, 
auch  in  manchen  Einzelheiten  weder  thatsiichlich  richtig,  noch  auch 
in  ihrer  Deutung  aufrecht  zu  halten  —  was  wir  oben  bereits  sahen. 

Vom  Abducens  hat  Marshall  Abbildungen  geliefert,  welche 
den  Nerven  schon  als  aus  4 — 7  Wurzelsträngcn  entstehenden  Stamm 
zeigen,  aber  nicht  zur  Anschauung  bringen,  wie  diese  einzelnen 
Wurzelstränge  sich  bilden. 

Ich  habe  mich  bemüht,  diese  Lücke  auszufüllen,  und  kann 
neue  Abbildungen  liefern,  welche  die  ersten  Stadien  besser  illu- 
striren.  Es  ergiebt  sich,  dass  die  ersten  Anfänge  des  Nerven 
zu  einer  Zeit  auftreten,  welche  dem  Stadium  L  Balfolr's 
entspricht.  Zu  dieser  Zeit  habe  ich  den  Abducens  aus  zwei 
Wurzelfasern  entstehen  sehen,  die  ziemlich  weit  von  einander  ge- 
trennt sind,  aber  in  einander  fließen.  Die  Breite  dieser  Fasern 
entspricht  je  einer  Zelle,  es  ist  also  wahrscheinlich,  dass  die  Plasma- 
masse, aus  der  sie  bestehen,  nur  einer  oder  höchstens  zwei  Medullar- 
zellen  angehört.  Bei  dem  gleichen  Stadium  eines  Mmtelm-Em- 
bryos  finde  ich  die  Zahl  der  Plasmaausflüsse  beträchtlich  größer: 
ich  zähle  deren  sechs  auf  jeder  Seite.  Auch  gehen  sie  nicht  gleich 
fast  wagerecht  aus  dem  Medullarrohre  ab,  sondern  treten  nach  ab- 
wärts in  z.  Th.  wohlgerundeten  Bögen  hervor  (Taf.  4  Fig.  2— 5\ 

Bei  einem  Embryo  von  Prütiurus,  aus  dem  BALFoi  R'schen 
Stadium  27,  sind  die  Plasmaausflüsse  zur  Bildung  des  Abducens 
gleichfalls  schon  zahlreicher,  als  bei  dem  vorher  geschilderten  Em- 
bryo von  S'cytlium  canicula,  sie  sind  auch  gleichzeitig  breiter  und 
setzen  sich  zu  netzförmigen  Masehen  (Taf.  4  Fig.  6  D.  7)  zusammen,  aus 
denen  ein  nach  vom,  parallel  der  Grundlinie  des  Medullarrohres 
laufender  Nerv  hervorgeht,  der  aber  kaum  bis  an  seinen  Endbezirk, 
die  noch  nicht  zur  Muskelbildung  vorgeschrittene  dritte  Kopfhöhle, 
herangewachsen  ist.  Innerhalb  des  Netzwerkes  und  an  den  Wurzel- 
fasern des  Nerven  sieht  man  Zellen  liegen,  welche  größer  erscheinen, 
als  die  umliegenden  Mesodcrmzellen  :  ähnliche  Zellen  liegen  auch 
innerhalb  des  Medullarrohres  gerade  an  den  Stellen,  aus  denen  die 
Plasmaausflüsse  hervorgehen,  welche  die  Wurzeln  des  Abducens 
bilden.  Immerhin  aber  ließe  sich  aus  diesem  Bilde  keines- 
wegs mit  Sicherheit  folgern .  dass  diese  Kerne  resp.  Zellen  aus  dem 
Medullarrohre  stammen  :  ihre  Größe  ließe  sich  auch  so  erklären,  dass 
sie  durch  Anlagerung  an  die  nervöse  Plasmamasse  sich  mehr  ab- 
platten, als  die  umliegenden,  netzförmig  durch  Ausläufer  verbun- 
denen Mesodermzellen.    Wenn  ich  trotzdem  vermuthe.  dass  schon 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.    16.  13 


diese  Zellen  Medullarzellen  seien,  so  ist  das  ein  Schluss,  den  icb 
auch  hier  wieder  aus  Beobachtungen  ziehe,  die  an  späteren  Stadien 
gemacht  sind  und  weiter  unten  ausführlich  beschrieben  werden 
sollen. 

Es  ist  nun  auffallend,  dass  die  Wurzeln  des  Abducens  —  meist 
sind  es  vier  Stränge,  es  kommen  aber  auch  bis  zu  sieben  vor  — 
bei  ihrem  Austreten  schon  die  Richtung  nach  vorn  einschlagen,  die 
hintersten  am  deutlichsten,  die  vorderen  weniger  ausgesprochen;  sie 
scheinen  durch  die  Chorda  und  deren  mesodennale  Bekleidungs- 
schichten, aus  welchen  später  das  Cranium  sich  bildet,  an  einem 
Wachsthum  nach  abwärts  gehindert  zu  werden.  Dass  aber  der  ganze 
N.  abducens  sich  in  horizontaler  Richtung  nach  vorn  wendet,  hängt 
mit  der  Verschiebung  der  bisher  sog.  dritten  Kopfhöhle  zusammen, 
aus  derem  vorderen  Abschnitt  der  M.  rectus  externus  wird,  während 
der  hintere  Abschnitt  an  dieser  Muskelbildung  nicht  participirt,  wie 
an  anderer  Stelle  näher  dargestellt  werden  wird.  Der  Abducens 
tritt  an  den  Bf.  rectus  externus  von  hinten  heran,  er  spaltet  sich 
sogar  gleich  von  vorn  herein  in  zwei  Äste,  deren  einer  an  der  Innen- 
seite des  Muskels  entlang  läuft  und  von  dort  zwischen  die  Muskel- 
bUndel  sich  vertheilt,  während  der  andere  Ast  an  der  Außenseite 
eindringt. 

Man  sieht  den  Abducens  anfänglich  nur  in  der  Breite  eines 
Kerns  an  die  dritte  Kopfhöhle  herantreten,  ehe  in  den  Wandungen 
derselben  die  Umwandlung  zu  Muskelfasern  vorgegangen  ist.  Erst 
später  erlangt  der  Nerv  einen  größeren  Umfang. 

Fragt  man  nun,  woher  dieser  größere  Umfang  stammt,  so  bleibt 
man  naturlich  darauf  angewiesen,  eine  Zunahme  der  Flasmaaus- 
flüsse  anzunehmen,  welche  aus  dem  Medullarrohr  hervorkommen. 
Und  da  die  erste  Entstehung  des  Nerven  eine  vergleichsweise  späte 
ist.  eben  so  wie  bei  dem  Oculomotorius,  so  kann  man,  zumal  da  die 
Ursprungsstelle  so  weit  ausgedehnt  ist,  leichter  dazu  gelangen,  die 
Zunahme  der  Elemente  des  Abducens  zu  beobachten. 

Und  da  kann  es  nun  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  fort- 
gesetzt, und  bis  zu  ziemlich  vorgeschrittener  Embryonal- 
periode, Medullarzellen  aus  dem  Vorderhorn  austreten 
und  in  den  Verband  des  embrvonalen  Nerven  Ubergehen. 
Ich  besitze  eine  beträchtliche  Zahl  von  Embryonen  aller  Selachier, 
welche  auf  Sagittalschnitten  dieses  Auswandern  der  Medullarzellen 
demon8triren.  Häufig  sieht  man  solche  Zellen  als  PlasmaausflUsse 
mit  einem  Theile  des  Kernes  halb  außerhalb,  halb  iuncrhalb  des 


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14 


Anton  Dohm 


Medullarrohres  liegcu  :  es  gelingt,  zumal  bei  Hämatoxylinfärbung. 
mitunter  die  eben  ausgetretenen  Kerne  von  den  umliegenden  Meso- 
dermzellen  zu  unterscheiden,  so  dass  man  ihrer  eine  größere  Anzahl 
in  dem  Netzwerk  der  Wurzeln  neben  einander  liegen  sieht. 

Aber  am  auffälligsten  ist  es,  dass  dieses  Auswandern 
am  stärksten  auf  bereits  vorgerückteren  Embryonalsta- 
dien einzutreten  scheint.  Ich  habe  Embryonen  von  lia/a.  Tor- 
pedo, Mwtelus,  Scyllium  cutulus  und  caniruia.  welche  nicht  nur  eine 
außerordentliche  Zunahme  der  charakteristischen,  an  einander  würfel- 
förmig abgeplatteten  Medullarzellen  (Taf.  1  Fig.  10)  an  den  Wurzeln  des 
Abdncens,  sondern  auch  diese  Wurzeln  im  Zusammenhang  mit  Zellen- 
klumpchen  zeigen,  die  aus  den  tiefer  liegenden  Bezirken  der  Vorder- 
hörner  durch  den  bereits  sehr  beträchtlich  starken  Belag  mit  weißer 
Substanz  hindurch  dringen  und  sich  au  die  Wurzeln  begeben  Taf.  4 
Fig.  9)  —  so  dass  ein  Bild  entsteht,  welches  den  Zellenbelag  der  Wur- 
zeln und  die  Zellen  im  Inneren  der  weißen  Substanz  als  continuirliche 
Masse  aufweist.  Und  da  diese  Bilder  für  alle  vier  bis  fUnf  Wurzel- 
stränge dieselben  sind,  in  den  Zwischenräumen  aber,  eben  so  wie 
davor  und  dahinter,  keine  ähnlichen  Phänomene  sich  zeigen,  so  ist 
man  wohl  um  so  mehr  berechtigt,  diese  Bilder  in  der  eben  erör- 
terten Weise  zu  deuten,  als  ein  Embryo  von  Raja  ein  solches 
MedullarzelleuklUmpcheu  ausgetreten  und  ganglienarrig  dem  einen 
Wurzelstraug  angelagert  Taf.  4  Fig.  8a)  zeigt,  während  das  davor 
liegende  halb  drinu.  halb  draußen,  das  noch  weiter  davor  liegende 
aber  noch  ganz  in  der  weißen  Substanz,  freilich  dicht  am  Rande 
des  Medullarrohres.  beobachtet  werden  kann   Taf.  4  Fig.  $b). 

Dieses  vergleichsweise  späte,  aber  massenweise  erfolgende  Aus- 
treten von  Medullarzellen  in  den  Abducens  ist  darum  von  hohem 
Interesse,  weil  es  vielleicht  eine  Erklärung  und  Analogie  fUr  die 
Erscheinung  bietet,  auf  welche  zuerst  Van  Wi.jhk  (Anat.  Anzeiger 
3.  Jahrg.  pag.  70  aufmerksam  gemacht  hat,  und  welche  ich  in  der 
14.  Studie  erwähnt  habe.  Vax  Wi.jhe  harte  im  Stadium  O  »an  den 
ventralen  Wurzeln  der  Spinalnerven  an  der  Stelle,  wo  dieselben  die 
Dura  mater  durchbohren ,  zellige  Verdickungen  gefunden ,  welche 
Ganglien  täuschend  ähnlich  sehen«.  Ich  habe  nun  bei  den  Embry- 
onen, an  denen  ich  das  Auswandern  der  Medullarzellen  in  die  Abdu- 
ccnswurzeln  geuau  beobachten  konnte,  auch  an  den  Wurzeln  der 
eigentlichen  Spinalnerven  dieselben  KlUmpchen  dunkel  gefärbter 
Zellen  wahrgenommen  und  zweifle  nicht  daran,  dass  sie  den  Van 
WiJiiEschen    Verdickungen    entsprechen    und    mit    den    in  die 


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Studien  zur  Urgeschichte  dea  Wirbelthierkürper*.  16. 


Wurzeln  des  Abducens  auswandernden  Medullarzellen  dieselbe 
Natur  und  Provenienz  haben ,  woraus  dann  das  wichtige  Resultat 
sich  ergäbe,  welches  ich  in  der  14.  Studie  bereits  aussprach, 
dass  nämlich  Medullarzellen  in  alle  motorischen  Nerven  übertreten. 

In  den  motorischen  Spinalnerven  sieht  man  gerade  an  der 
Stelle,  die  Van  Wijue  richtig  bezeichnet,  die  Wurzel  umgeben  von 
dunkelgctarbten  kleinen  Zellen,  welche  theils  zwischen  den  Fasern  — 
die  man  nun  schon  Achseneylindcr  nennen  kann  —  zum  größten  Theile 
aber  um  sie  herum  geordnet  sind  und  oft  jenes  ganglientormigc  Aus- 
sehen haben,  auf  welches  Vax  Wijiie  hinweist  (Taf.  5  Fig.  1— 8  m). 
Auch  noch  eine  Strecke  weiter  abwärts,  zumal  an  der  äußeren  Seite 
der  motorischen  Nerven  sieht  man  diese  Zellen  denselben  an-  resp. 
eingelagert. 

Genau  dasselbe  Bild  gewähren  die  Wurzelstränge  des  Abducens. 
und  da  man  bei  diesem  Nerven  mit  annähernder  Sicherheit  nach- 
weisen kann,  dass  diese  Zellen  aus  dem  Medullarrohre  heraus- 
gleiten, so  ist  es  wohl  erlaubt,  auch  für  die  Spinalnerven  einen  ähn- 
lichen Modus  anzunehmen ,  zumal  man  fast  in  allen  Wurzeln  der- 
selben, so  weit  sie  ins  Innere  des  Vorderhornes  zu  verfolgen  sind, 
einzelne  Kerne  sieht,  die  aus  dem  Verband  der  großen  Masse  der 
Vorderhornzellen  losgelöst,  abwärts,  oft  sogar  dicht  am  Rande  des 
Medullarrohres  innerhalb  der  Faserzlige  sich  finden,  die  in  die  mo- 
torischen Wurzeln  hinein  gehen  Taf.  5  Fig.  9 — 12  m). 

Ich  muss  an  dieser  Stelle  eines  Argumentes  gedenken,  welches 
Sägemehl  benutzte,  um  die  Möglichkeit  des  Auswanderns  von  Me- 
dullarzellen in  die  motorischen  Nerven  in  Abrede  zu  stellen.  Er 
sagt  (Tnters.  U.  d.  Entw.  d.  Spinalnerven  JS82  pag.  32  :  »Der  An- 
nahme, dass  diese  Zellen  von  dem  Medullarrohre  herstammen,  wider- 
spricht schon  der  Umstand,  dass  letzteres  wahrscheinlich  noch  vor 
der  Entstellung  der  motorischen  Wurzel,  jedenfalls  aber  zu  einer 
Zeit,  wo  die  motorische  Wurzel  noch  ganz  schwach  ausgebildet  ist 
und  keine  Zellen  enthält,  an  den  lateral -ventralen  Theilen  von  einem 
Mantel  weißer  Substanz  umgebeu  wird,  der  ein  Herauswuchern  von 
Zellen  mit  den  Fasern  nicht  gestatten  würde.  «  Ich  habe  schon  in 
der  14.  Studie  pag.  447  auf  das  Irrige  der  Meinung  hingewiesen, 
als  wenn  weiße  Substanz  bereits  im  Medullarrohr  existire,  ehe  die 
motorischen  Wurzeln  auftreten  :  aber  ich  will  auch  auf  das  Bestimm- 
teste der  Meinung  widersprechen,  als  wenn  vorhandene  weiße  Sub- 
stanz das  Auswandern  von  Medullarzellen  unmöglich  mache.  Die 
Erscheinungen,  welche  oben  vom  Oculomotorius  und  Abducens  be- 


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16 


Anton  Dohrn 


schrieben  sind,  finden  zu  einer  Zeit  statt,  wo  ein  beträchtlicher  Be- 
lag von  weißer  Substanz  vorhanden  ist,  durch  welchen  hindurch 
sich  die  Medullarzellen  ihren  Weg  bahnen,  und  wenn  man  die  Ab- 
bildungen (Taf.  1  Fig.  9  und  10.  Taf.  4  Fig.  9)  betrachtet,  so  wird 
man  sehen ,  dass  die  Kerne  der  Medullarzellen  sich  comprimiren 
und  in  die  Länge  ziehen,  um  mit  dem  Plasma  zugleich  durch  die 
ad  hoc  gemachten  oder  immer  vorhandenen  Lücken  der  weißen  Sub- 
stanz auszuwandern. 

Es  ist  aber  von  einer  gewissen  Wichtigkeit,  dies  festzustellen, 
aus  demselben  Grunde,  welcher  mich  bestimmt,  den  Ausdruck  Ach- 
sencylinder  nicht  ohne  Weiteres  auf  die  Plasmaausflüsse  der  ersten 
Anfange  der  motorischen  Nerven  anzuwenden.  Diejenigen  Zellen 
nUmlich.  welche  zu  späterer  embryonaler  Zeit  aus  den  Yorderhürnera 
durch  die  weiße  Substanz  hindurch  in  die  motorischen  Nerven  hinab- 
steigen, scheinen  eben  auch  keine  Spur  von  Achsencylinder  zu  be- 
sitzen, sondern  sind  einfache,  aus  Plasma  und  Kern  bestehende  Zellen, 
welche  ihre  definitive  Bestimmung  noch  zu  erwarten  haben  und  die 
Fähigkeit  des  Wanderns  in  hohem  Grade  besitzen,  da  man  der- 
artige Medullarzellen  wie  beim  Oculomotorius  so  auch  beim  Abdu- 
cens  längs  des  ganzen  Nervenstammes  beobachten  kann,  ja  sogar  dem 
Endausbreitungsbezirk  desselben,  dem  M.  rectus  externus,  anliegend 
findet  (Taf.  4  Fig.  12.r). 


4.   Allgemeinere  Erwägungen. 

Die  vorstellenden  Angaben  thatsäohlicher  Natur  erlauben  nun 
nicht  nur,  sondern  fordern  dazu  auf,  in  verschiedener  Richtung  ihre 
theoretische  Verwerthung  vorzunehmen. 

Die  Erörterung  derjenigen  Probleme  indessen,  welche  die  Histo- 
genesc  des  ganzen  peripherischen  Nervensystems  betreffen  und  wohl 
als  die  fundamentalsten  anzusehen  sind,  will  ich  in  dieser  Studie 
nicht  vornehmen,  da  ich  sie,  auf  eine  große  Zahl  neuer  Beobach- 
tungen gestützt,  in  der  nächsten  Studie  ausführlich  behandeln  werde. 
Hier  will  ich  das  Auswandern  von  Medullarzellen  in  die  motorischen 
Nerven  nur  mit  der  Bildung  gewisser  Ganglien  innerhalb  der  moto- 
rischen Nerven  in  Zusammenhang  bringen.  Unter  den  auswan- 
dernden Zellen  wären  also  hiernach  echte  Ganglienzellen.  Außer 
meinen  eigenen  und  Schwalbe?s  Beobachtungen  am  Oculomotorius 
bestärken  mich  in  dieser  Auffassung  die  Befunde,  welche  Thomsen 
und  Gaskell  am  Oculomotorius,  Ersterer  auch  am  Abdncens  ge- 


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Studien  zur  Urgeschichte  deB  Wirbelthierkürperu.    16.  17 


macht  haben,  and  die,  wie  es  scheint,  von  anderer  Seite  nicht  hin- 
reichend gewürdigt  worden  sind. 

Unter  dem  Titel:  »Über  eigenthümliche  aus  veränderten  Gan- 
glienzellen hervorgegangene  Gebilde  in  den  Stämmen  der  Hirnnerven 
des  Menschen«  beschreibt  Thomsen  in  Virchow's  Archiv  109.  Bd. 
18S7  pag.  459  ff.  gewisse  Gebilde,  welche  sich  als  Umwandlungs- 
producte  von  Ganglienzellen  herausstellten,  die  in  den  centralen, 
also  proximalen  Bezirken  des  Ocnlomotorius,  Abducens  und  Facialis 
des  Menschen  in  größerer  Zahl  und  regelmäßig  zu  finden  seien.  Es 
ist  sehr  charakteristisch,  dass  Thomsen  »die  besprochenen  Herde, 
meist  in  rundlicher  Form,  in  fast  allen  motorischen  Hirnnerven  ge- 
funden hat,  ganz  besonders  aber  an  einer  bestimmten  Stelle,  näm- 
lich da,  wo  der  Nerv,  gerade  extracerebral  werdend,  noch  aus  den 
einzelnen  Wurzelbündeln  besteht,  während  die  Herde  vereinzelt  sind 
oder  ganz  fehlen,  wenn  die  Bündel  sich  bereits  zu  dem  nur  durch 
die  geraeinsame  Scheide  zusammengefassten  Stamme  vereinigt  haben. 
Vorzugsweise  häufig  sind  sie  im  Ocnlomotorius  und  Facialis,  seltener 
im  Abducens  und  anscheinend  fehlend  im  Trochlearis«.  Und  in  einer 
Anmerkung  setzt  der  Verfasser  noch  hinzu:  »einmal  fand  ich  einen 
gleichen  Herd  übrigens  auch  in  einer  hinteren  Lumbaiwurzel«.  An- 
fangs hielt  Thomsen  diese  Herde  für  pathologische  Producte,  nach- 
dem es  sich  aber  herausgestellt  hatte,  dass  sie  bei  ganz  normalen  Indivi- 
duen ebenfalls  vorhanden  waren,  wurden  die  Untersuchungen  weiter 
ausgedehnt,  und  der  doppelte  Nachweis  geführt,  dass  1  sehr  viele 
Ganglienzellen  in  den  erwähnten  Nerven  vorhanden  seien  und  2)  dass 
dieselben  in  den  meisten  Fällen  zu  jenen  »Herden«  sich  umbildeten, 
welche  wohl  mit  Hecht  als  Zerfaliproducte  angesehen  werden  können. 
Aus  der  nicht  langen,  aber  sehr  wichtigen  Abhandlung  Thomsens 
will  ich  den  Schluss  hierher  setzen,  da  er  uns  in  der  Erkenntnis 
der  hier  behandelten  Probleme  wesentlich  weiterhelfen  wird  (1.  c. 
pag.  463  ff.). 

»Wenn  somit  nicht  zweifelhaft  sein  kann,  dass  die  erwähnten 
Herde  aus  veränderten  Ganglienzellen  hervorgehen,  so  ist  die  wei- 
tere Frage:  wann  und  wie  hat  der  Process  stattgefunden?  Uber  die 
Natur  der  Veränderungen  haben  mir  Färbungen  und  chemisches 
Verhalten  keinen  Aufschluss  geben  können.  Gegen  eine  postmortale 
Entstehung  spricht  die  regelmäßige  Form  der  Herde  und  das  Neben- 
einander von  Herden  und  normalen  Zellen  —  wohl  sicher  bestan- 
den die  Herde  bereits  intra  vitam.  Die  Entstehung  der  kleineren 
Plaques  aus  der  Zelle  ist  direkt  verständlich,   was  die  größeren 

Mittheilungen  a.  d.  Zoolog.  Station  in  Neapel.   Bd.  10.  2 


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IS 


Anton  Dohru 


anlangt,  so  ist  schwierig,  anzunehmen,  das«  dieselben  durch  un- 
regelmäßige Quellung  nur  einer  Zelle  entstanden  sein  sollten  — 
dazu  sind  sie  zu  groß  und  das  Vorkommen  von  Nervenfasern  inner- 
halb der  Herde  .  sowie  die  kränz-  bezw.  septumartige  Gestalt  der- 
selben wäre  kaum  zu  erklären.  Gegen  eine  Conrluenz  mehrerer 
kleiner  Herde  durch  Zugrundegehen  der  dazwischen  liegenden 
Nervenröhren  spricht  das  völlige  Fehlen  atrophischer  Fasern. 

»Dagegen  scheint  es  mit  Rücksicht  auf  den  Befund  mehrerer 
nahe  zusammen  liegender  Gauglienzellen  ohne  Kapsel  zwischen  den 
Nervenbündeln  nicht  unwahrscheinlich,   dass  die  größeren  Herde 
früheren  Ganglienzellenhaufen  entsprechen,  bezw.  aus  ihnen  hervor- 
gehen.    Das  Vorhandensein  reichlicher  uormaler  Ganglienzellen  im 
Oculomotorius  eines  Neugeborenen  einerseits  und  von  aasgebildeten 
Herden  ohne  Zellen  im  gleichen  Nerven  eines  Vierjährigen  anderer- 
seits legt  die  Vermuthung  nahe,  dass  die  Umwandlung  der  Zellen 
—  wenigstens  größtentheils  —  in  eine  sehr  frühe  Lebensperiode 
fällt,  woraus  sich  erklären  würde,  dass  beim  Erwachsenen  ausgebil- 
dete Herde  so  häufig,  normale  Ganglienzellen  dagegen  nur  selten 
gefunden  werden:  —  in  der  embryonalen  Entwicklung  des  Nerven 
dürfte  dann  vielleicht  der  Grund  zu  suchen  sein,  warum  die  Herde 
um  so  seltener  werden  bezw.  ganz  verschwinden,  je  weiter  peri- 
pherisch der  Nerv  untersucht  wird.    Handelt  es  sich  bei  unseren 
Plaques   thatsächlich  —  was    erst  ausgedehntere  Untersuchungen 
feststellen  können  —  um  in  den  Nerven  eingesprengte  Gauglienzellen, 
die  in  allerfrühester  Lebensperiode  einem  Absterbeprocess  anheim- 
fallen, so  kann  die  eigentümliche  Form  der  Herde,  ihre  Lage  als 
Caput  mortuum  im  gesunden  Nervengewebe,  der  amorphe  Charakter 
ihrer  Substanz  eben  so  wenig  auffallen,  wie  ihr  häufiges  und  regel- 
mäßiges Vorkommen  gerade  in  demjenigen  Theile  des  cxtracerebralen 
Nervenstammes,  der  am  meisten  central  gelegen  ist.« 

In  der  embryoualen  Entwicklung  habe  ich  nun  zwar  keinen 
Grund  gefunden,  wesshalb  die  Herde  entarteter  Ganglienzellen  peri- 
pheriewärts  verschwinden,  wohl  aber  habe  ich  nachgewiesen,  dass  die 
Ganglienzellen  schon  in  sehr  frühen  und  frühesten  Stadien  in  die  mo- 
torischen Nerven  eintreten.  Thomsen  seinerseits  hat  aber  den  Be- 
weis geliefert,  dass  echte  Ganglienzellen,  außer  am  Oculomotorius, 
in  dessen  Faserverlauf,  wie  gesagt,  sie  schon  durch  Ro&ENTHAL 
und  Schwalbe  nachgewiesen  waren,  sich  auch  im  Abducens  beim 
Erwachsenen  finden,  und  hat  dadurch  der  Forschung  einen  um  so 
größeren  Dienst  erwiesen,  als  nun  wohl  durch  den  doppelten,  ana- 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthicrkürpera.  16. 


19 


tomischen  wie  embryologischen,  Nachweis  der  Ganglienzellen  in  rein 
motorischen  Nerven,  welche  noch  dazu  nicht  in  Anlagerung  an  Spinal- 
ganglien treten,  die  bisher  fast  allgemein  geltende  Lehre  fallen  wird, 
motorische  Nerven  besäßen  keine  Ganglienzellen. 

Ehe  wir  uns  aber  daran  geben,  die  Ursache  des  Zngrundegehens 
dieser  Ganglienzellen  in  motorischen  Nerven  aufzusuchen,  haben 
wir  vor  Allem  einen  Grund  für  ihr  Dasein  resp.  für  ihre  Bedeutung 
und  Function  anzugeben,  wobei  denn  freilich  die  Thatsache  ihres 
theilweisen  und  frühen  Zugrundegehens  sehr  ins  Gewicht  fallen 
wird. 

Zunächst  wird  es  sich  um  die  Feststellung  der  Natur  derjenigen 
Ganglienzellen  handeln,  die  im  Oculomotorius  nachgewiesen  worden 
sind.  Schwalbe  und  andere  Autoren,  welche  sich  mit  dem  G.  oculomo- 
torii  befasst  haben,  scheinen  keinen  Zweifel  geùìhìt  zu  haben,  dass  es 
sich  um  sensible  Ganglienzellen  dabei  handle.  Der  Begriff  motorischer 
peripherer  Ganglien  scheint  so  gänzlich  widersinnig  gewesen  zu  sein, 
dass  eben  nur  daran  gedacht  ward,  die  Herkunft  selbst  der  in  den 
Faserverlauf  vereinzelt  eingesprengten  Ganglienzellen  des  Oculomo- 
torius nur  durch  Abspaltung  und  Einwanderung  aus  Elementen  der 
Trigeminu8ganglien  zu  erklären:   auch  Beard.  welcher  zuerst  eine 
scharfe  Unterscheidung  der  unter  dem  Namen  Ganglion  ciliare  so 
lange  vermischten  Ganglienbildungen  durchgeführt  hat,  gelangt  nicht 
weiter,  als  dass  er  dem  Ganglion  des  Oculomotorius  den  Charakter 
eines  wahrscheinlich  sympathischen  Ganglions  zuspricht ,  wenn 
schon  er  ganz  richtig  seine  Reserven  gegenüber  Hoffmanx  macht, 
welcher  das  G.  oculomotorii  durch  Abspaltung  aus  dem  G.  ciliare 
Aut.  (mesoeephalicum  Beard)  hervorgehen  lässt.    Dass  aber  mit  dem 
Wort  sympathisches  Ganglion  nichts  gewonnen  ist.  so  lange 
nicht  Bedeutung  und  Entwicklungsmodus  der  Ganglien  des  Oculomo- 
torims  auf  die  der  sympathischen  Ganglien  des  Grenzstranges  zurückge- 
führt sind  —  wobei  dieselben  denn  freilich  als  nicht  sympathisch 
klar  erkennbar  würden  —  liegt  auf  der  Hand.    Aber  es  lag  eben 
auch  Beard  als  Stein  des  Anstoßes  im  Wege,  dass  Ganglienzellen 
in  rein  motorischen  Nerven  kein  Heimatsrecht  haben,  oder,  wie  es 
His  einmal  ausdrückt,  »dass  der  Oculomotorius  als  ein  rein  moto- 
rischer Nerv  kein  Anrecht  auf  ein  Ganglion  besäße«.  Nur  van  Wijhe 
hat  die  Existenz  von  Ganglien  und  Ganglienzellen  in  den  motorischen 
Nerven  für  möglich  gehalten,  aber  leider  hat  er  ihr  Vorkommen  und 
ihre  Herkunft  aus  der  Medulla  nicht  bündig  nachzuweisen  vermocht, 
und  so  ist  bis  heute  die  Frage  nicht  gelöst  worden. 

2» 


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20  Anton  Dohm 

Fragt  man  sich  nun  aber,  ob  es  auf  Grund  der  bisherigen, 
wenn  auch  sehr  unklaren  und  unbestimmten  Vorstellungen  Uber  die 
Bedeutung  der  Ganglienzellen  peripherische  motorische  Gan- 
glien geben  könne,  so  inuss  man  dabei  sofort  in  die  Erwägung  ein- 
treten, auf  welche  Weise  derartige  Granglien  zur  Thätigkeit  gebracht, 
ihre  motorischen  Kräfte  ausgelöst  werden  können.  Wenn  nicht  Alles 
trügt,  so  nähern  wir  uns  immer  mehr  der  Vorstellung,  dass  dazu  directe 
oder  indirecte  Anregung  aus  der  sensiblen  Sphäre  gehört,  und  dass 
die  materielle  Grundlage  zur  Übermittlung  dieser  Anregung  in  Nerven- 
bahnen gegeben  sein  muss,  welche  die  einzelnen  motorischen 
Ganglienzellen  in  so  oder  so  gestalteten  Contact  mit  den  Ausläufern 
sensibler  Fasern  versetzen,  sei  es  direct  durch  Wurzelfasern  der  sen- 
siblen Ganglien,  sei  es  durch  Vermittlung  medullärer  I^eitungsbahnen 
indirect.  Wie  aber  sollte  man  sich  die  Anregung  auf  motorische 
Ganglienzellen  Ubertragen  denken,  welche  am  Ende  eines  motorischen 
Nerven  liegen,  wie  es  die  Ganglienzellen  des  Oculomotorius  thun? 
Ist  es  denkbar  oder  wahrscheinlich,  dass  Wurzelfasern  von  sensiblen 
Hirnnerven  durch  die  ganze  Masse  des  Hirns  hindurch  in  die  Bahn 
des  Oculomotorius  eintreten,  um  sich  auch  durch  dessen  Fasermasse 
hindurch  bis  an  den  M.  obliquus  inferior  zu  begeben  und  da  die 
Ganglienzellen  zu  umspinnen  1  Es  wäre  gewiss  einfacher,  die  betref- 
fenden Ganglienzellen  blieben  im  Mittelhirn  liegen  und  erfuhren  dort 
ihre  Anregung,  wie  alle  anderen.  Oder  soll  man  daran  denken,  dass 
sie  direct  von  Wurzelfasern  peripherischer  sensibler  Ganglien  in  Er- 
regung gebracht  würden,  welche  Wurzelfasern  dann  nicht  in  das 
Hirn  eingingen,  sondern  direct  aus  dem  sensiblen  an  das  motorische 
Ganglion  gingen?  An  und  fltr  sich  wäre  ja  ein  solcher  Vorgang 
keineswegs  widersinnig,  aber  bisher  haben  wir  von  solchen  Einrich- 
tungen keine  Kenntnis.  Blicken  wir  aber  auf  die  Verbreitung  der 
in  den  motorischen  Angenmuskelnervcn  enthaltenen  Ganglienzellen, 
so  muss  uns  an  einer  solchen  Auffassung  besonders  irre  machen  der 
Umstand,  dass  sie  —  wenigstens  nach  Thomsen  s  Erfahrungen,  denen 
sich,  wie  gleich  weiter  angeführt  werden  soll,  auch  Gaskell  ange- 
schlossen hat  —  sich  besonders  innerhalb  der  Wurzelfäden  zahlreich 
finden  und  die  Ausbreitung  selbständiger  sensibler  Wurzelfasern  an 
diese  Localitäteu  wenig  wahrscheinlich  wäre. 

Fragt  man  nun  nach  der  Struetur  der  Oculomotorius-Ganglien- 
zellen,  so  antwortet  Schwalbb,  dass  sie  in  Gestalt  und  Conformation 
der  Kapsel-  und  Scheidenbildung  vollkommen  den  Ganglienzellen 
gleichen ,  welche  den  Spinalganglien  angehören  :  sie  haben  die  T- 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürper».    16.  21 

Faserbildung  Ranvier'b,  woraus  zu  schließen  sei,  dass  sie  ursprünglich 
bipolar  seien,  also  eine  centrifugale  und  eine  centripetale  Faser  entsenden . 

Entgegen  den  Angaben  Schwalbe's  fand  Retzius  (Untersu- 
chungen Uber  die  Nervenzellen  der  cerebrospinalen  Ganglien  und  der 
übrigen  peripherischen  Kopfganglien,  in:  Archiv  Anat.  Phys.  Anat. 
Abtb.  1880  pag.  392  ff.),  dass  die  Ganglienzellen  des  G.  ciliare  in 
ihrem  Bau  mehr  den  sympathischen  Ganglienzellen  sich  anschlössen, 
wenn  schon  auch  Zellen,  zumal  beim  Huhn,  sich  finden,  welche 
wiederum  mehr  den  Bau  der  cerebrospinalen  aufweisen. 

Schließlich  hat  Jecjoroff  in  seiner  umfassenden  Monographie 
des  G.  ophthalmicum  (Rechcrches  anatomo-physiologiques  sur  le  gan- 
glion  ophthalmique.  in:  Arcb.  Slaves  Biol.  Tome  2  und  3)  sich  der 
gesammten  Frage  nach  der  Natur  dieses  Ganglions  bemächtigt  und 
giebt  ausführliche,  weun  auch  nicht  abschließende  Antwort  auf  eine 
Menge  aufzuwerfender  Fragen.  Ich  halte  es  für  nöthig,  die  Angaben, 
welche  Jegoroff  Uber  die  Structur  der  Zellen  des  Ganglions  macht, 
zumal  bei  dem  Widerspruch  derjenigen  Schwalue's  und  Retzius  , 
in  extenso  hier  mitzutheilen.  Es  heißt  1.  c.  Tome  3  pag.  100  ff:  »  — 
le  ganglion  ophthalmique  contient  deux  sortes  de  cellules  nerveuses; 
certaines  d'entre  elles.  les  plus  grosses,  sc  trouvcnt  munies  de  cap- 
sule8  épaisses,  formées  de  tissu  conjonctif,  présentant  une  quantité 
considérable  de  noyaux  et  rccouvertes  d'un  réseau  serré  de  fibres 
nerveuses  à  double  contour.  D'autres  cellules  sont  bien  plus  petites, 
au  contrairc;  leurs  capsules  sont  beaucoup  plus  minces  et  la  quan- 
tité des  fibres  nerveuses  qui  les  entourent  est  si  insignifiante  en 
comparaison  de  celle  qu'on  trouve  sur  les  capsules  de  la  première 
catégorie,  qn'elles  semblent  presque  nues  comparativement.  Les 
cellules  qui  font  partie  de  certe  derniere  espèce,  se  présentent 
ordinairement  sous  forme  d'aggloraérations  et  adhérent  intimcment 
les  unes  aux  autres.  Il  est  toujours  facile  de  distinguer  dans  les 
grandes  cellules  de  mcme  que  dans  Ics  petites,  le  protoplasma 
granuleux  ainsi  que  le  noyau  et  le  nucléole.  Certaines  cellules 
présentent  des  dimensions  particnlièrement  considérables  ;  on  y  trouve 
plusieurs  noyaux  ainsi  que  plusieurs  nucléoles;  mais  elles  sont 
comparativement  rares.  Dans  les  préparations  bien  faites  on  peut 
voir  les  prolongements  de  ehaque  cellule  qui  sont  au  nombre  de  un 
à  troia.  Il  ne  m'est  jamais  arrivé  d  en  voir  sept  ainsi  que  l'affirme 
Retzius.  Iva  capsule  présente  un  épaississement  considérable  à 
l'endroit  où  nalt  le  prolongement .  et  les  noyaux  qu'elle  renferme 
s'entassent  tellement  les  uns  sur  les  autres  quii  est  très  difficile 


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22 


Anton  Dohm 


d  examiner  plus  en  detail  les  rapports  du  prolongement  et  du  con- 
tour de  la  cellule.  Si  nous  examinons  l  une  des  cellule»  qui  se 
sont  échappées  de  leur  capsule  avec  les  restes  de  prolongements 
plus  ou  moins  longs.  nous  voyons  (|iie  ces  derniers  représentent  la 
continuati' >ii  immédiate  du  protoplasme  cellulaire  qui  renferme  parfois 
des  filets  extrémement  fins,  paralleles  à  Taxe  lougitudinal  du  pro- 
longement. Une  enveloppe  de  myéline  vient  revétir  les  prolon- 
gements dans  le  cours  de  leur  trajet:  de  plus,  ils  prèseutent  toutes 
les  propriétés  décrites  par  Retzils  divisions  de  tuute  espèce  .  Les 
prolongements  quitteut  la  cellule  séparément  dans  la  majorité  des 
cas  :  cependant  il  n  est  pas  rare  d  en  voir  deux  ou  trois  naitre  d'un 
petit  tronc  commun,  qui  sort  de  la  cellule,  pour  se  diviser  aussitót: 
quaut  aux  rameaux  qui  résultent  de  cette  division  ils  se  dirigent 
aussitót  de  différents  còtés.  Hi  Ion  fait  des  coupes  microscopiques 
paralleles  à  la  direction  des  rameaux  nerveux  qui  entrent  dans  le 
ganglion  ophthalmique  ou  en  sortent,  on  voit  que  les  fibres  qui  les 
constituent  viennent  se  disperser  entre  les  cellules  nerveuses  à  mesure 
qu  elles  pénètrent  dans  le  ganglion  :  ces  tìbres  se  rclient  directement 
a  celles  qui  enveloppeut  la  capsule  de  la  cellule  uerveuse;  elles 
présentent  la  particularité  caraetéristique  d  une  division  dichotomique 
qu'ou  observe  tantót  sur  la  capsule  méme  et  tantót  à  une  petite 
distance  de  cellc-ci.« 

Nach  dieser  Beschreibung  der  Structur  der  Ganglienzellen  versucht 
Jegoroff  die  Herkunft  des  Ci.  ophthalmicum  aus  den  Beziehungen 
zu  eruiren,  in  die  es  mit  den  verschiedenen  Nerven  tritt,  welche 
Fasern  in  es  hinein  senden,  resp.  von  ihm  empfangen,  und  findet, 
dass  die  Beziehungen  zum  Oculomotorius  Constant  sind,  wenn  auch 
bei  verschiedenen  Thieren  in  verschiedener  Weise  ausgebildet.  Nicht 
ganz  so  Constant  sind  die  Beziehungen  zum  Trigeininus.  aber  auch 
da  glaubt  Jegüroff  einen  bestimmten  Antheil  au  der  Bildung  des 
Ganglion  dem  Trigeminus  vindiciren  zu  müssen.  Ablehnend  verhält 
sich  Jegoroff  aber  gegen  die  Annahme,  dass  das  G.  ophthalmicum, 
was  für  Verbindungen  auch  gelegentlich  constatirt  werden  können, 
zu  dem  System  des  Sympathicus  gerechnet  werden  könnte. 

So  gelangt  Jegoroff  zu  der  kritischen  Frage,  welchen  Nerven 
die  Ganglienzellen  denn  nun  eigentlich  angehören,  oder  wie  er  sie 
stellt:  »jusqua  quel  point  la  partécipation  du  uerf  trijumeau  est- 
elle indispensable  à  la  formation  des  ganglions  secondaires?  Pcut- 
on  nier  cette  partécipation  en  se  basant  uniquemeut  sur  des  cas  où 
il  a  été  impossible  d'indiquer  l'existence  d  uue  branche  à  part.  indé- 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbclthierkürpers.  Iti. 


23 


perniante,  provenant  du  iierf  trijumeau  et  qui  se  dirigerait  directe- 
ment  vers  lagglomération  ganglionnaire,  ce  qu'on  remarque.  ainsi 
que  nous  l'avons  dit  déjà,  dans  la  majorité  des  cas,  lorsque  les  gan- 
glion8  secondaires  se  disposent  dans  le  tronc  du  nerf  nioteur-oculaire  ? 
Nous  devons  nous  demander  enfin  jusqu  à  quel  point  la  reneontrc 
des  fibres  des  denx  nerfs  différents  est  vraiment  nécessaire  pour  pro- 
voquer  l'apparition  d  eléments  ganglionnaires.  et,  s  ii  n'y  a  pas  encore 
d'autres  conditions  qni  influent  sur  ce  phénomène?«  (1.  c.  pag.  108}. 

Gewiss  ist  die  Vorstellung  befremdend,  die  in  dieser  Fragestellung 
liegt:  als  ob  Gauglienzellen  durch  das  Zusammentreffen  der  Fasern 
zweier  verschiedener  Nerven  hervorgerufen  würden!  Indessen  will 
ich  mich  damit  nicht  weiter  beschäftigen,  sondern  die  Antwort  her- 
setzen, die  Jegoroff  selbst  giebt.  Er  sagt:  »la  paire  nerveuse 
de  ce  ganglion  est  „représentée  d'un  coté  par  le  nerf  moteur- 
oculaire,  qu'on  pourrait  considérer  cornine  sa  racine  motrice,  et  d  un 
autre  par  la  première  branche  du  trijumeau,  qui  constìtuerait  sa 
racine  sensitive«  (1.  c.  pag.  118)  —  also  dieselbe  Antwort,  die  schon 
von  den  meisten  früheren  Forschern  gegeben  worden  ist.  Um  aber 
diese  Hypothese  sicher  zu  machen,  hat  Jegoroff  physiologische  Ex- 
perimente angestellt,  die  wesentlich  darauf  hinauslaufen,  dass  durch 
Durchschneidung  des  Oculomotorius  central wärts  vom  G.  ophthalmicum 
und  durch  Reizung  des  centralen  Stumpfes  dieses  Nerveu  keine  lieac- 
tion  erhöhter  Sensibilität  erreicht  wird,  während  andererseits  mecha- 
nische und  elektrische  Reizung  der  Cornea  und  Sclerotica  nach  wie 
vor  die  ungestörte  Sensibilität  darthun.  deren  Wege  also  außerhalb 
des  durchschnittenen  Oculomotorius  gelegen  sein  müssen,  und  wirk- 
lich zu  liegen  scheinen,  da  die  Durchschncidung  des  Trigeminus 
centralwärts  vom  G.  Gasseri  die  Sensibilität  unterbricht.  In  der  That 
spricht  sich  Jegoroff  dahin  aus  (1.  c.  pag.  121):  «Cette  sèrie  d'ex- 
périences  nous  démontre  que  toutes  les  fibres  sensitives  qui  se  trou- 
vent  dans  le  tronc  du  nerf  moteur-oculaire  se  trouvent  empruntées 
à  la  première  branche  du  nerf  trijumeau,  car  sa  section  au  dessus 
de  l'endroit  od  les  fibres  du  rameau  ophthalmique  viennent  se  joindre 
à  Celles  du  tronc  du  nerf  moteur-oculaire,  entraine  la  perte  com- 
plète de  la  sensibilité  de  ce  dernier.  De  cette  fa^on  le  nerf  moteur- 
oculaire  n'est  sensitif  qu'autant  quii  reQoit  des  fibres  de  la  pre- 
mière branche  du  nerf  trijumeau.  Il  ne  peut  donc  guòre  ótre 
question  d'un  faisceau  quelconque  de  fibres  sensitives,  naissant  du 
cerveau,  d  après  la  supposition  de  Schwalbe,  et  appartenant  exclu- 
sivement  au  nerf  moteur-oculaire. 


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24 


Auton  Dohm 


»Nou8  devous  donc  conclüre,  en  nous  basant  sur  tout  ce  qui 
vient  d'ètre  exposé  plus  haut,  que  le  ganglion  ophthalmique  est  l'ho- 
mologue,  en  tout  point,  des  ganglions  spino-cérébraux.  De  plus,  sa 
paire  nerveuse  sera  représentée  par  le  nerf  moteur-oculaire  qui  con- 
stitnera  sa  racine  motrice  ou  anttfrieure  et  le  premier  rameau  ou 
rameau  ophthalmique  du  trijumeau  qui  sera  analogue  ä  la  branche 
sensitive  ou  racine  postérieure  des  nerfs  spino-cérébraux. « 

Der  Schluss,  den  Jegokoff  zieht,  beantwortet  nur  implicite 
die  Frage,  welche  er  weiter  oben  gestellt  hat:  «jusquà  quel  point 
la  partécipation  du  nerf  trijumeau  est-elle  indispensable  h  la  for- 
ma timi  des  ganglions  secondaires?«  Offenbar  nimmt  auch  Jegoroff 
an,  dass  die  Ganglienzellen  dem  Trigemiuus  angehören,  und  dass 
sie  nur  da  sind,  weil  der  Trigeminus  mit  dem  Oculomotorius  zusam- 
mentrifft. Diese  Auffassung  ist  eben  die  allgemein  verbreitete,  und 
wenn  ich  so  ausführlich  geschildert  habe,  wie  Jegokoff  sich  zu 
dieser  Frage  stellt,  so  habe  ich  es  gethan.  weil  dieser  Forscher  die  um- 
fassendsten und  eingehendsten  Untersuchungen  darüber  angestellt 
hat,  wie  das  G.  ophthalmicum  beschaffen  sei. 

In  einer  fleißigen  Arbeit  «Contributo  allo  studio  del  significato 
morfologico  e  della  struttura  del  ganglio  ciliare«  (Giornale  d.  Asso- 
ciazione dei  Naturalisti  e  Medici  di  Napoli  1S90  pag.  209 — 264 
macht  A.  Antoxelli  ausführliche  Angaben  Uber  die  Structur  des 
G.  ophthalmicum.  das  er  für  ausschließlich  dem  Oculomotorius  zu- 
gehörig erklärt  und  homolog  einem  Spinalgauglion  setzt. 

Anders  als  Schwalbe  und  auch  anders  als  Jegokoff  spricht 
sich  ein  vierter  Forscher  aus,  der  kürzlich  die  Verhältnisse  des  Ocu- 
lomotorius und  des  G.  ophthalmicum  untersucht  hat.  Gaskell.  In 
seinem  Aufsatz  »On  the  relation  between  the  strueture.  funetion. 
distribution  and  origin  of  the  Cranial  Nerves,  together  with  a  theory 
of  the  origin  of  the  nervous  system  of  Vertebrata  «  Journ.  Phys.  Cam- 
bridge Vol.  10  1889  pag.  153 — 211  werden  neben  anderen  Proble- 
men auch  diejenigen  der  metamerischen  Anordnung  der  Hirnnerven 
discutirt  und  dabei  eine  Auffassung  des  morphologischen  Werthes 
der  Nn.  oculomotorius,  trochlearis  und  abducens  entwickelt,  welche  von 
allen  bisherigen  abweicht  und  darum  auch  an  dieser  Stelle  besprochen 
werden  soll,  'da  sie  mit  dem  Vorhandensein  der  Ganglienzellen  im 
Oculomotorius  und  Trochlearis  in  Zusammenhang  gebracht  wird. 

Gaskell  beschreibt  zunächst  (1.  c.  pag.  163  ff.)  den  Faserver- 
lauf im  Oculomotorius  der  Säogethiere.  Er  lässt  den  Nerven  aus 
einer  großen  Zahl  von  Wurzelbündeln  zum  Stamme  zusammentreten  : 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.  16. 


25 


die  Fasern  gehören  zu  den  breiten  und  den  schmalen  mark  haltigen,  von 
14,4  bis  18  n  die  ersteren,  von  3  bis  5  u  die  letzteren;  hieraus  folgert 
Gaskell  die  große  Ähnlichkeit  des  ganzen  Nerven  mit  den  moto- 
rischen Spinalnerven.  Die  breiten  Fasern  innervi ren  die  Augen- 
muskeln, während  die  feinen,  welche  anfänglich  den  breiten  unter- 
mischt sind,  sich  allmählich  an  einer  Seite  sammeln,  eine  besondere 
Gruppe  bilden  und  zu  dem  G.  oculomotorii  werden,  dessen  Radix 
brevis  sie  darstellen.  Gaskell  sagt:  »here  they  enter  into  a  large 
number  of  ganglion  cells  resembling  those  of  a  spinal  ganglion  and 
issne  forth  to  form  the  short  ciliary  nerves  i.  e.  the  motor  nerves 
of  the  sphincter  and  ciliary  muscles.« 

Zu  diesen  feinen  Fasern,  welche  zum  Ganglion  treten,  und  aus 
ihm  heraus  gehen,  lässt  Gaskell  noch  ein  bis  zwei  feine  Nerven 
gelangen,  welche  anscheinend  vom  Naso-ciliaris  und  vom  Sympathicus 
abstammen.  Diese  feinen  Nerven  setzen  sich  aus  breiten  und  schma- 
len markhaltigen  und  aus  marklosen  Fasern  zusammen:  die  breiten 
Fasern  gehen  in  die  Muskeläste  des  Oculomotorius  Uber,  ohne  das 
Ganglion  zu  berühren,  während  die  übrigen  in  das  Ganglion  ein- 
treten und  eine  kleine  Gruppe  von  Zellen  bilden,  welche  in  Form  und 
Erscheinung  mehr  sympathischen  als  spinalen  Ganglienzellen  gleichen. 

Hiernach  ergiebt  sich,  dass  dies  Oculomotorganglion  keinerlei 
breite  sensible  Fasern  aus  dem  Bereich  des  Trigeminus  empfängt, 
dass  es  also  nach  Gaskell's  Meinung  »in  fact  as  typical  a  motor 
vagrant  ganglion  is,  as  any  in  connection  with  the  spinal  nerves.« 

Fragt  man  nun,  was  ein  »motor  vagrant  ganglion«  ist,  so  kann 
man  aus  den  Auseinandersetzungen  auf  pag.  165  entnehmen,  dass 
Gaskell  vagrant  ganglion  für  sympathisches  Ganglion  setzt,  und  so 
sagt  er  (pag.  164)  :  »we  see  then,  that  Schwalbe  is  right  in  looking 
upon  this  ganglion  as  essentially  belonging  to  the  3rd  nerve,  and 
that  van  Wijiie  would  have  been  right  in  considering  it  as  wholly 
sympathctic,  if  he  had  only  known  the  true  meaning  of  a  sympa- 
thetic  ganglion.«  Was  nun  aber  ist  nach  Gaskell  »the  true  mean- 
ing of  a  sympathetic  ganglion«  ?  Wir  finden  darüber  auf  pag.  162 
die  folgenden  Andeutungen  : 

»  —  a  spinal  nerve  must  bc  defined  as  formed  by  1  )  a  posterior 
root  composed  of  afferent  fibres,  both  somatic  and  splanchnic,  the 
ganglion  of  which  group  is  stationär}'  in  position  and  is  always  si- 
tuated  near  the  entrance  of  the  fibres  into  the  central  nervous  system  ; 
2)  an  anterior  root  composed  of  a)  efferent  non-ganglionated  splanch- 
nic and  somatic  fibres,  and  b)  efferent  ganglionated  splanchnic 


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26 


Anton  Dohm 


fibre»  characterised  by  the  fineness  of  their  calibre.  the  ganglion  of 
which  is  vagrant  and  has  travelled  to  a  variable  distance  frora  the 
central  nervous  System.« 

Hieraus  geht  hervor,  dass  Gaskeu.  ini  Gegensatz  zu  allen  bis- 
herigen Forschungen  die  sympathischen  Ganglien  als  aus  den  vor- 
deren Wurzeln  hervorgegangen  ansieht.  Nach  Balfouks  Unter- 
suchungen, die  später  von  OXODI  u.  A.  weiter  ausgeführt  wurden, 
entsteht  das  sympathische  Ganglion  als  eine  Abtrennung  des  spinalen, 
würde  also  essentiell  sensible  Ganglienzellen  enthalten.  Auch  mir 
ist  es  bisher  Axiom  gewesen,  die  sympathischen  Ganglien  als  Theil- 
product  der  Spinalganglien  anzusehen,  und  als  ich  in  der  14.  Studie 
meine  Forschungen  Uber  den  Ursprung  der  motorischen  Nerven  be- 
gann, leitete  ich  sie  damit  ein.  dass  ich  die  Angaben  Julins.  welcher 
in  den  motorischen  Nerven  des  Petromyzon  sympathische  Ganglien 
gefunden  haben  wollte,  in  Zweifel  zog.  weil  bei  den  Cyclostomen 
motorische  und  sensible  Nerven  nicht  zu  einem  gemeinsamen  Stamme 
werden .  sondern  getrennt  verlaufen .  somit  keine  Ganglienzellen 
aus  den  Spinalganglien  in  die  motorischen  Nerven  Ubergehen  können. 
Ich  verband  damit  die  bekannten  Angaben  van  Wijhe's.  der  an  allen 
motorischen  Wurzeln  vorübergehend  Ganglienbildung  beobachtet  haben 
wollte:  mir  schien  das  mit  den  herkömmlichen  Auffassungen  Uber 
die  Composition  der  motorischen  Nerven  unvereinbar  und  so  ward 
ich  dazu  gebracht,  durch  neue  Untersuchungen  schließlich  doch  die 
Thatsache  des  Austretens  medullärer  Zellen  in  die  sich  bildenden 
motorischen  Wurzeln  festzustellen,  konnte  aber  damals  noch  nicht 
augeben,  was  aus  diesen  Zellen  im  motorischen  Nerven  würde. 

In  der  vorliegenden  Studie  ist  nun  der  Nachweis  geliefert,  dass 
auswandernde'  Medullarzellen  in  den  motorischen  Nerven  in  der 
That  zu  Ganglienzellen  sich  umgestalten,  es  wäre  also  dadurch  der 
Auffassung  Gaskells  möglicherweise  ein  tatsächlicher  Untergrund 
gegeben.  Indessen  fehlt  doch  viel  daran,  dass  ein  Zwang  bestände, 
diese  Ganglienzellen  der  Vordcrhörner  für  sympathisch  zu  erklären. 
Die  Schwierigkeit  der  ganzen  Frage  liegt  aber  offenbar  in  dem  Aus- 
druck »sympathisch'.  Was  sind  denn  sympathische  Ganglien? 
Einstweilen  nennen  wir  alle  Ganglien  sympathische,  welche  weder 
Spinal-  noch  Hirnganglien  sind  und  durch  den  Grenzstrang  mit  ein- 
ander verbunden  werden.  Wir  nennen  ferner  alle  Ganglienzellen 
der  visceralen  Sphäre  sympathisch,  und  wir  haben  uns  bisher  damit 
beruhigt,  die  Herkunft  aller  dieser  Ganglien  durch  Abspaltung  und 
Wanderung  aus  den  Spinal-  resp.  Hirnganglien  geschehen  zu  lassen. 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.  16. 


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Wenn  an  eine  andere  Abstammung  noch  gedacht  ward,  so  wurde 
autochthone  Bildung  aus  dem  Entoderm  angenommen.  Besäßen 
wir  irgend  ein  aus  der  Structur  hergenommenes,  strenges  Unter- 
scheidungszeichen zwischen  sympathischen  und  Spinalganglienzellen. 
so  ließe  sich  ja  wohl  die  Frage  leichter  lösen,  ob  die  Ganglienzellen, 
die  aus  den  Vorderhörnern  herstammen,  sympathisch  oder  spinal 
seien  —  aber  wir  haben  nichts  derart,  und  wo  wir  etwas  zu  be- 
sitzen glaubten,  hat  sich  dieser  Besitz  als  illusorisch  erwiesen.  Denn 
ob  die  Unipolarität,  Bipolarität  oder  Multipolarität  irgend  einen  qua- 
litativ durchgreifenden  Unterschied  zwischen  den  verschiedenen  Gan- 
glienzellen desselben  Thieres  oder  verschiedener  Thiergruppen  ab- 
giebt,  ist  wohl  noch  zweifelhaft.    Eben  so  wenig  stichhaltig  sind 
die  Unterscheidungen  zwischen  marklosen  und  markhaltigen  Fasern, 
breiten  und  schmalen  etc.  etc.     Was  uns  allein  helfen  und  fördern 
könnte,  wäre  eine  Eintheilung  der  Ganglienzellen  nach  dem  Ur- 
sprungsort und  der  Ursprungsart  —  aber  dass  wir  auch  damit  noch 
in  den  Anfangsschwierigkeiten  stecken,  beweist  diese  Studie,  welche 
das  Auswandern  von  Ganglienzellen  aus  den  Vorderhörnern,  also 
einen  neuen  Ursprungsort  peripherischer  Ganglien,  nachweist. 

Gaskell  aber  geht  noch  weiter  in  seinen  Deductionen  bezüglich 
der  im  Oculomotorius  und  auch  im  Abducens  aufgefundenen  Gan- 
glienzellen. Wie  er  die  ander  Peripherie  gelegenen  Ganglien  des 
Oculomotorius  für  wandernde  motorische,  also  nach  seiner  Definition 
sympathische  Ganglien  erklärt,  so  glaubt  er  die  Ganglienzellen,  die 
er  an  den  Wurzelsträngen  des  Oculomotorius  und  im  Verlaufe  des 
Abducens  gefunden  hat,  seltsamerweise  als  Spinalganglienzellen 
deuten  zu  können  (1.  c.  pag.  167;.  Die  Grllnde,  die  er  dafür  giebt, 
erscheinen  um  so  weniger  ausreichend  und  fUr  die  ganze  Theorie 
der  »efferent  vagrant  motor  ganglia«  verhängnisvoll,  als  es  längst 
ein  sehr  sicheres  Kriterium  giebt,  welches  die  Charaktere  der  Spinal- 
ganglien bestimmt:  nämlich  ihre  Herkunft  aus  der  Ganglienleiste. 

Da  ich  nun  den  stricten  Nachweis  fuhren  konnte,  dass  sämmt- 
liche  Ganglienzellen,  peripherische  wie  centrale,  des  Oculomotorius 
aus  dem  Vorderhorn  auswandern,  so  ist  es  ganz  unmöglich,  auch 
nur  einen  Theil  derselben  mit  den  Spinalganglien  parallelisiren  zu 
wollen,  mithin  auch  unmöglich,  den  Oculomotorius  als  vollständigen 
segmentalen  Nerven  des  ersten  Segmentes  zu  proclamiren.  Der  Ocu- 
lomotorius ist  und  bleibt  der  vorderste  motorische  Nerv  des  gegen- 
wärtigen WirbelthierkörperB  und  repräsentirt,  wie  ich  schon  in  der 
15.  Studie  ausgesprochen  habe,  wahrscheinlich  eine  größere  Zahl 


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Anton  Dohrn 


früher  unabhängiger  Nerven,  welche  durch  die  Umwandlungen  des 
Vorderkopfes  zu  dieser  Concentration  in  einen  Stamm  gelangt  sind. 

Der  Trochlearis  seinerseits  hat,  wie  ich  oben  nachgewiesen  habe, 
wirkliche,  wenn  auch  vielleicht  nur  vorübergehende  Beziehungen  zu 
Ganglienzellen  der  Ganglienleiste,  die  also  nicht  mit  den  Ganglien- 
zellen des  Oculomotorius  verwechselt  oder  parallelisirt  werden  dür- 
fen. Ob  außer  dieser  Quelle  noch  andere  Quellen  flir  den  Eintritt  von 
Ganglienzellen  in  seinen  Verlauf  bestehen,  muss  dahingestellt  bleiben. 

Über  seinen  morphologischen  Werth  habe  ich  in  der  15.  Studie 
(pag.  345  ff.)  mich  zweifelhaft  geäußert.  Sein  Verlauf  im  Inneren 
des  Medullarrohre8 ,  sein  Austritt  an  der  dorsalsten  Stelle  und  seine 
Beziehungen  zu  dem  oben  erwähnten  embryonalen  Ganglion  ließen 
mich  zweifeln,  ob  er  wirklich  ein  reiner  Vorderhornuerv  sei,  oder 
nicht  vielmehr  Seitenhornfasern  empfinge.  Ich  ließ  die  Entscheidung 
davon  abhängen,  ob  es  gelänge  die  Entwicklung  des  M.  obliquità 
superior  mit  Sicherheit  auf  diejenigen  Abschnitte  des  Kopfmesoderms 
zurückzuführen,  welche  zweifellos  als  Myotome  zu  betrachten  seien. 
Ich  habe  seitdem  Gelegenheit  gehabt,  die  Entwicklung  der  Vorder- 
kopfmyotome  näher  zu  untersuchen,  und  habe  die  Überzeugung  ge- 
wonnen, dass  in  der  That  die  Muskelmasse  des  M.  obliqui»  supe- 
rior ausschließlich  aus  Myotonien  hervorgeht,  und  zwar  vielleicht 
aus  zweien.  An  anderer  Stelle  werde  ich  diese  Angabe  ausführlicher 
begründen. 

Dadurch  fällt  meine  Vermuthung,  im  Trochlearis  einen  Seiten- 
hornnerven  erblicken  zu  dürfen:  er  ist  ein  Vorderhornnerv ,  der 
zwischen  Abducens  und  Oculomotorius  sich  einschaltet.  Welche 
Motive  zu  so  abweichenden  Verlaufsverhältnissen  im  Medullarrohre 
geführt  haben,  bleibt  freilich  dadurch  nur  um  so  räthselhafter. 

Der  Abducens  schließlich  stehtauf  demselben  Niveau,  wie  der 
Oculomotorius.  Auch  in  ihm  sind  Ganglienzellen  aufgefunden  wor- 
den, und  ich  habe  ihren  Austritt  aus  dem  Vorderhorn  und  ihre 
Wanderung  den  Nerven  entlang  verfolgen  können.  Die  exclusiv  mo- 
torische Natur  des  Abducens  kann  füglich  nicht  in  Zweifel  gezogen 
werden,  und  da  die  Einwanderung  der  Medullarzellen  in  ihn  fast 
genau  dieselben  Bilder  an  seinen  Wurzelsträugen  ergiebt.  wie  sie 
sich  zu  gewisser  Zeit  an  den  sämmtlicheu  motorischen  Spinaluerven 
erkennen  lassen,  so  haben  wir  es  hier  offenbar  mit  einem  Phänomen 
allgemeiner  Natur  zu  thuu.  dessen  Bedeutung  erst  nach  einer  um- 
fassenderen Ermittlung  des  Thatsächlichen  möglich  sein  wird,  zu 
der  nachfolgend  noch  einige  Beiträge  geliefert  werden  sollen. 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.  16. 


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5.    Das  Einwandern  von  Medullarzellen  in  die  motorischen 

Spinalnerven. 

Es  ist  natürlich,  dass  ich  nach  der  Feststellung  des  Einwandern» 
von  Medullarzellen  in  den  Oculomotorius  und  Abducens,  die  beiden 
vordersten  rein  motorischen  Nerven  des  Körpers,  von  Neuem  die 
Untersuchung  der  motorischen  Spinalnerven  aufnahm,  um  zu  ver- 
suchen, ob  ich  nicht,  gestutzt  auf  diese  Erfahrungen,  in  der  Ermitt- 
lung der  schon  in  der  14.  Studie  behaupteten  Einwanderung  von 
Medullarzellen  in  dieselben  einen  Schritt  weiter  käme. 

Dabei  war  nun  von  der  größten  Bedeutung,  dass  die  Einwan- 
derung der  Medullarzellen  in  die  beiden  Augenmuskelnerven  nach- 
weislich am  stärksten  in  Perioden  vor  sich  geht,  wo  diese  Nerven 
bereits  in  allem  Wesentlichen  ihre  definitive  Lagerung  erreicht  haben  und 
an  ihre  Endorgane  gelangt  sind.  Zugleich  mussten  die  Bilder,  welche 
zumal  an  den  Wurzelsträngen  des  Abducens  gewonnen  waren,  nach- 
dem eine  größere  Zahl  von  Medullarzellen  auf  einmal  in  sie  Uber- 
getreten waren,  also  die  auf  Taf.  4  Fig.  9  u.  10  dargestellten  Verhält- 
nisse, zur  Orientirung  und  Deutung  ähnlicher  Bilder  dienen  können, 
falls  solche  an  den  motorischen  Nerven  des  Rückenmarks  gefunden 
wttrden.  Beim  Abducens  war  es  gelungen,  die  an  den  Wurzel- 
strängen reihenweise  gelagerten,  durch  Abplattung  fast  cubiseli  er- 
scheinenden Zellen  als  Medullarzellen  zu  erkennen:  ließ  sich  nun  ein 
ähnliches  Bild  bei  den  motorischen  Spinalzellen  nachweisen,  so 
musstc  die  Annahme,  dass  es  sich  dabei  gleichfalls  um  Medullar- 
zellen und  nicht  um  angelagerte  Mesodermzellen  handelte,  fast  un- 
abweislich  erscheinen,  und  damit  eine  Instanz  gewonnen  werden, 
welche  bisher  fehlte,  um  diesen  beiden  Kategorien  von  Embryonal- 
zellen einen  Antheil  an  der  definitiven  Constitution  der  motorischen 
Spinalnerven  einzuräumen. 

In  der  That  gewähren  gewisse  Stadien  der  Selachierembryonen 
an  allen  motorischen  Spinalnerven  Bilder,  welche  durchaus  jenen 
eben  citirten  des  Abducens  gleichen.  Es  sind  das  die  Bilder,  welche 
schon  van  Wijhe  (Anat.  Anzeiger  3.  Jahrg.  pag.  76)  veranlassten, 
*  von  zelligen  Verdickungen,  welche  einem  Ganglion  täuschend  ähn- 
lich sehen«  zu  sprechen.  FrUher  war  ich  abgeneigt,  diese  Zellagglo- 
meration an  den  Wurzeln  der  vorderen  Spinalnerven  als  Ganglien- 
bildung anzusehen,  aber  jetzt  kann  ich  van  W' ijhe  s  obigem  Ausspruch 
mich  nicht  nur  anschließen,  sondern  muss  ihn  sogar  noch  erweitern. 


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Anton  Dohm 


Es  fällt  zunächst  auf.  dass  die  »zelligen  Verdickungen«  nicht 
wie  die  aus  ihnen  abwärts  dringenden  Nervenstäinme  mit  Zellen  aus- 
gestattet sind ,  welche  eine  vorwiegend  spindelförmige  Gestalt  haben 
und  im  Zusammenhange  mit  längeren  Fasern  oder  Membranen  stehen, 
sondern  theils  kuglig,  theils  abgeplattet  cubisch  erscheinen.  Fortsätze 
bilden  sie  nicht,  hängen  auch  nicht  unter  einander  zusammen,  sondern 
liegen  frei  neben  einander  und  umgeben  den  eben  aus  dem  Medullarrohr 
hervorgegangenen  Nerven  wie  mit  einem  Mantel.  Auf  Querschnitten 
trifft  man  den  austretenden  motorischen  Nerven  immer  schräg,  da  er 
nicht  senkrecht  auf  die  Längsachse  gerichtet  ist,  sondern  schräg 
nach  unten  und  hinten  verläuft.  Verfolgt  mau  aber  Schnitt  filr 
Schnitt,  so  sieht  man,  wie  erst  dunkel  gefärbte  Zellen  getroffen 
werden,  die  auf  dem  folgenden  Schnitt  bereits  einen  Anfang  von  Faser- 
bildung zwischen  sich  erscheinen  lassen  iTaf.  5  Fig.  1—8).  Diese  Fa- 
sermasse nimmt  auf  den  folgenden  Schnitten  zu,  gleichzeitig  zeigt  sie  sich 
aber  oben  und  unten  umgeben  von  durchschnittenen  dunkel  gefärbten 
Zellen.  Trifft  der  Schnitt  gerade  die  Mitte,  so  erkennt  man  den 
Zusammenhang  der  Fasermasse  mit  Fasern,  die  aus  Zellen  des  Vor- 
derhoniB  durch  die  zwischenliegende  weiße  Substanz  des  Rücken- 
marks in  den  motorischen  Nerven  sich  begeben;  man  sieht  die  Fa- 
sermasse wiederum  oben  und  unten  von  jenen  dunkel  gefärbten 
kugligen  oder  eubischen  Zellen  umgeben  und  dieses  Ganze  nochmals 
eingeschlossen  von  einer  Membran,  die  aus  den  Mesodermzellen  ge- 
bildet wird,  welche  auch,  in  gewissem  Abstände,  die  Medulla  um- 
geben, etwas  unterhalb  der  »  zelligen  Verdickung«  der  motorischen 
Wurzel  aber  mit  denjenigen  Zellen  in  Zusammenhang  treten,  oder 
wenigstens  nicht  weiter  von  ihnen  unterschieden  werden  können,  die 
sich  dem  Nerven  als  Mesodermbelag  anschließen.  Der  Gegensatz  zwi- 
schen den  Zellen,  welche  diese  äußere  Hülle  um  die  zellige  Wurzelver- 
dickung bilden,  und  denjenigen,  welche  die  Verdickung  selbst  aus- 
machen, tritt  auch  dadurch  häufig  grell  hervor,  dass  die  hüllbildenden 
Zellen  immer  in  gewissem  Abstände  von  einander  liegen  und  mit  ihrem 
Längsdnrchme8ser  meist  parallel  dem  Laufe  der  Nervenwurzel  ge- 
richtet sind,  während  die  iuncrhalb  der  Hülle  der  Nervenwurzel 
eingefügten  Zellen  dicht  an  einander  sich  abplatten  und  dabei  häu- 
fig mit  ihrem  Längsdurchmesser  quer  auf  die  Richtung  der  Nerven- 
wurzel gelagert  sind  (Taf.  5  Fig.  2 — 4).  Zelltheilungen  finden 
sich  innerhalb  der  Verdickungszellen  sehr  häufig. 

Untersucht  man  nun  die  Partie  des  Medullarrohrcs  näher,  aus 
welcher  die  motorischen  Nerven  hervorgesprosst  sind,  so  zeigen  sich 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.  10. 


31 


fast  regelmäßig  inmitten  des  durchschnittenen  Fasernetzes  der  weißen 
Substanz,  die  völlig  ungefärbt  geblieben  ist,  rötbliche  PlasmazUge. 
welche  von  den  Vorderhörnern  aus  an  die  motorische  Nervenwurzel 
herangehen,  auch  wohl  in  dieselbe  hineindringen.  Innerhalb  dieser 
blassröthlichen  PlasmazUge  begegnet  man  fast  regelmäßig  einigen 
Kernen,  welche  durchaus  mit  den  Kernen  resp.  Zellen  der  Vorder- 
höraer  Übereinstimmen,  auch  denen  der  in  den  motorischen  Nerven 
eingetretenen  gleichen.  Ihre  Lage  ist  verschieden,  eben  so  ihre  Zahl  : 
oft  genug,  besonders  in  noch  späteren  Stadien,  ist  der  Austritt  der 
motorischen  Wurzeln  durch  1 — 2  Dutzend  solcher  Zellen  inmitten 
der  weißen  Substanz  gekennzeichnet  Taf.  5  Fig.  9—12). 

Es  ist  mir  mehr  als  wahrscheinlich,  dass  diese  Zellen  Abkömm- 
linge der  Vorderhornzellen  sind  und  zu  den  motorischen  Nerven  sich 
genau  so  verhalten,  wie  die  am  Oculomotorius  und  Abducens  be- 
schriebenen, in  diese  Nerven  auswandernden  Medullarzellen. 

Verfolgt  man  die  -zellige  Verdickung  «  an  der  Wurzel  der  mo- 
torischen Nerven  Uber  das  Stadium  O  Balfoüb'8  hinaus  in  immer 
weiter  entwickelte  Stadien,  so  sieht  mau.  dass  die  Verdickung  sich 
in  die  Länge  zieht,  d.  h.  dass  sie  auf  immer  weiter  abwärts  gele- 
gene Theile  des  motorischen  Nerveustammes  sich  erstreckt.  Offen- 
bar geschieht  dies  in  Folge  von  beträchtlicher  Zunahme  der  die  Ver- 
dickung bildenden  Medullarzellen,  einer  Zunahme,  welche  sowohl  aus 
Theilung  der  bereits  in  den  Nerven  sich  befindenden  Medullarzellen 
als  auch,  und  vielleicht  hauptsächlich,  durch  unausgesetzt  stattfindende 
weitere  Einwanderung  von  Vorderhoruzellen  in  seine  Wurzel  bewirkt 
wird.  Dadurch  wird  zunächst  die  Erscheinung  der  eubischen  Ab- 
plattung dieser  die  Verdickung  bildenden  Zellen  bedingt,  weiterhin 
aber  das  Vordringen  resp.  Vorschieben  der  zuerst  ausgewanderten 
Zellen,  welche  hauptsächlich  an  der  äußeren  Seite  des  Nerven  weiter 
abwärts  gleiten. 

Der  Stamm  des  motorischen  Nerven  kommt  dann  auf  der  Höhe 
der  am  meisten  nach  innen  vorspringenden  Partie  der  Muskellamelle 
des  zugehörigen  Myotoms  zur  Spaltung  in  den  dorsalen  und  ven- 
tralen Ast  :  an  dieser  Stelle  finden  sich  regelmäßig  und  in  größerer 
Zahl  solche  dunkel  gefärbten  Zellen,  welche  ich  fUr  Medullarzellen 
halte:  ich  glaube  sogar,  dass  sie  von  hier  weiter  auf  die  beiden 
Aste  Ubergehen  und  in  selbständiger  Wanderung  peripheriewärts 
vordringen. 

Eine  Verschmelzung  dieser  Zellen  mit  dem  dicht  dahinter  fol- 
genden Spinalganglion  habe  ich  nie  beobachtet:  ob  sie  trotzdem 


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32 


Anton  Dohm 


stattfindet,  steht  dahin:  es  sind  das  schwierige  Verhältnisse,  die 
wohl  noch  weitere  und  tiefer  greifende  histogenetische  Untersuchun- 
gen verlangen,  um  sie  zur  Klarheit  zu  führen.  Von  Wichtigkeit 
ist  diese  Frage  aber  desshalb,  weil  es  sich  darum  handelt,  ob  die  in 
die  motorischen  Nerven  auswandernden  Medullarzellen  sich  am  Auf- 
bau der  sympathischen  Ganglien  betheiligen. 

Die  Anlagerung  des  motorischen  Nerven  an  den  sensiblen  er- 
folgt auf  derjenigen  Strecke  des  letzteren,  die  zwischen  dem  Ende 
des  Spinalganglions  und  der  Abzweigung  des  R.  communicans  liegt, 
näher  diesem  letzteren,  als  dem  erstercn.  Der  Ramus  communicans 
wird  zur  Zeit,  wo  die  eben  beschriebenen  Verhältnisse  bestehen,  aus 
Ganglienzellen  gebildet,  mit  geringer  oder  gar  keiner  Faserbildung; 
die  Ganglienzellen  liegen  in  langer  Reihe,  mehrere  Lagen  stark, 
horizontal  gegen  die  Mittelebene  des  Körpers  gerichtet  neben  ein- 
ander und  sitzen  dem  sensiblen  Aste  direct  auf;  der  ventrale  mo- 
torische Ast  liegt  demselben  dicht  an,  aber  es  gelingt  fast  immer 
um  diese  Zeit  der  embryonalen  Entwicklung  die  beiden  Äste  zu 
unterscheiden. 

Es  folgt  hieraus,  dass  noch  kein  Abschnitt  des  be- 
reits recht  ansehnlichen  sympathischen  Ganglions  mit 
motorischen,  aus  dem  Vorderhorn  stammenden  Ganglien- 
zellen vermischt  ist,  während  doch  schon  längst  die 
Ganglien  des  Oculomotorius  gebildet  sind;  letztere  dür- 
fen also  keinesfalls  mit  den  bisher  ausschließlich  sym- 
pathische Ganglien  genannten  Bildungen  in  eine  Kate- 
gorie geworfen  werden. 

Nachdem  ich  so  weit  gekommen,  hielt  ich  es  für  angezeigt,  zu 
versuchen,  auch  darüber  mir  klar  zu  werden,  in  welchen  Proportionen 
Medullarzellen  und  Mesodermzellen  sich  an  der  ersten  Anlage  der 
motorischen  Nerven  betheiligen,  und  bediente  mich  diesmal  der  Ho- 
rizontalschnitte durch  Mustelus- Embryonen  von  7 — 10  mm  Länge, 
während  ich  die  in  der  14.  Studie  gemachten  Angaben  hauptsächlich 
an  Querschnitten  gewonnen  hatte. 

Die  Resultate  dieser  Beobachtungen  haben  zur  Folge  gehabt, 
dass  ich  von  Neuem  zweifelhaft  geworden  bin.  Meine  Zweifel  aber 
sind  nicht  dieselben  gewesen,  welche  mich  früher  beschlichen,  als  ich 
die  14.  Studie  bearbeitete.  Damals  wehrte  ich  mich  mit  vorgefasster 
Meinung  gegen  die  Vorstellung,  dass  Medullarzellen  aus  dem  Vorder- 
horn in  den  Lauf  der  motorischen  Nerven  Ubergingen,  und  nur  dem  un- 
widerstehlichen Eindruck,  den  der  thatsächliche  Befund  auf  mich 


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Stadien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.  IC. 


33 


machte,  wichen  die  Zweifel,  es  blieb  mir  aber  immerhin  die  Vor- 
stellung, dass  die  Mehrzahl  der  Zellen,  welche  in  den  ersten  Stu- 
dien der  motorischen  Nervenanlage  zur  Beobachtung  kämen,  dem  Meso- 
derm  angehörten  und  in  die  Nervenanlage  eingewandert  seien.  Jetzt, 
zumal  nach  dem  Eindruck,  den  die  an  Horizontalschnitten  gewon- 
nenen Bilder  auf  mich  hervorrufen,  bin  ich  Überzeugt,  dass  die 
Mehrzahl,  wenn  nicht  alle  Elemente  dieser  Nervenanlage  ausge- 
wanderte Medullarzellen  sind,  welche  vom  ersten  Augenblick  an  in 
die  Nervenanlage  eintreten,  mit  deren  peripheriewärts  gerichtetem 
Wachsthum  sich  fortbewegen  und  bis  zu  einem  gewissen  Sta- 
dium fortdauernden  Zuwachs  aus  dem  Vorderhorn  erhalten.  Ganz 
besonders  Uberzeugend  wirken  die  Bilder,  welche  an  Horizontal- 
schnitten von  Mustelus-  Embryonen  gewonnen  werden,  und  desshalb 
gebe  ich  auf  Taf.  5  Fig.  17 — IS  m  eine  größere  Anzahl  von  Abbildun- 
gen, welche  wohl  auch  auf  Andere  denselben  Eindruck  hervorrufen 
werden,  wie  auf  mich.  Es  ist  meiner  Meinung  nach  ganz  unmöglich, 
den  Bildern  gegenüber,  welche  Horizontal-  und  Querschnitte  von 
J/M*to/tt*-Embryonen  von  7 — 10  mm  Länge  gewähren,  den  von  An- 
fang an  erfolgenden  Austritt  zahlreicher  Medullarzellen  in  die 
motorischen  Nerven  zu  leugnen,  wenn  es  auch  schwer  sein  mag.  die 
einzelne  Zelle  im  Verlaufe  des  Nerven  als  Medullär-  oder  Meso- 
dcrmzelle  zu  diagnosticiren. 

Ich  benutze  diese  Darstellung  noch  dazu,  ein  anderes  Factum 
von  Neuem  hervorzuheben,  worauf  ich  schon  in  der  14.  Studie  mit 
Nachdruck  hinwies:  nämlich  die  außerordentlich  frühzeitige  Verbin- 
dung des  motorischen  Nerven  mit  seinem  Endorgan,  den  Muskeln.  Je 
früher  man ,  auf  Horizontalschnitten,  dies  Verhältnis  beobachtet,  um 
so  sicherer  gelingt  es,  sich  davon  zu  Uberzeugen,  dass  dem  aus- 
wachsenden motorischen  Nerven  eine  conische  Erhebung  derjenigen 
muskelbildenden  Zellen  des  entsprechenden  Myotoms  entgegenkommt, 
welche  ihm  zunächst  gelegen  sind  —  und  das  sind  immer  oder  fast 
immer  die  mittleren.  Ich  bilde  auf  Taf.  5  Fig.  15  a  auch  dies  Ver- 
hältnis ab,  welches  deutlich  beweist,  dass  entweder  ein  actives  Ent- 
gegenwachsen der  betreffenden  Muskelzellen  statt  hat,  oder  aber 
bereits  eine  Verbindung  beider  Elemente  hergestellt  ist,  deren  durch 
den  Conservirnngsprocess  verursachte  Zerrung  zu  einer  Vorwülbung 
und  Ausziehung  der  Muskelzellen  gefuhrt  hat.  In  beiden  Fällen 
könnte  daran  gedacht  werden,  dass  bereits  eine  Verschmelzung  von 
Nerv-  und  Muskelsubstanz  stattgefunden  habe. 


Mitteilungen  a.  d.  Zoolog.  Station  zu  Neapel.    Bd.  iO. 


3 


31 


Anton  Dohm 


Wir  sind  somit  zu  einer  neuen  Kategorie  von  periphe- 
rischen Ganglienzellen  gelangt,  von  deren  gesonderter  Existenz 
und  Herkunft  bisher  keine  oder  nur  sehr  unbestimmte  Kunde  vor- 
handen war. 

Alles,  was  nicht  Spinalganglicnzcllc  war,  ward  bisher  einfach 
als  sympathische  Zelle  benannt  und  behandelt.  Es  war  desshalb 
sehr  wichtig,  die  Entwicklungsgeschichte  der  sympathischen  Ganglien 
festzustellen,  eine  Aufgabe,  welcher  sich  nach  einigen  vorbereitenden 
Andeutungen  Balfours  hauptsächlich  ONODl  unterzog.  Seine  Resul- 
tate finden  sich  in  einer  größeren  Anzahl  von  theils  deutsch,  theils 
ungarisch  publicirten  Abhandlungen  niedergelegt. 

Onodi  gelangt  zu  demselben  Resultate,  welches  schon  durch 
BALFOüB  ausgesprochen  war  :  die  sympathischen  Ganglien  sind  ein 
TheilstUck  der  Spinalganglien.  Die  Abtrennung  derselben  vom  Spi- 
nalganglion mOchte  Onodi  dem  Heranwachsen  und  Eindringen  des 
motorischen  Nerven  in  dasselbe  zuschreiben,  welcher  den  unteren 
Abschnitt  des  Spinalganglions  mit  sich  führe  (Onodi,  Über  die  Ent- 
wicklung des  sympathischen  Nervensystems,  in:  Arch.  Mikr.  Anat. 
26.  Bd.  IbSG  pag.  565).  Dagegen  ist  meinerseits  zu  sagen,  dass 
von  einer  solchen  frühzeitigen  Verbindung  zwischen  motorischen  Ner- 
ven und  sympathischem  Ganglion,  bei  Selachiern  wenigstens,  nichts 
gesehen  wird:  die  das  spätere  sympathische  Ganglion  bildenden 
distalen  Zellen  des  Spinalganglions  schieben  sich  mit  den  auswach- 
senden peripherischen  Fasern  des  letzteren  nach  abwärts,  bis  sie  auf 
die  Höhe  des  unteren  Aorta -Umfanges  gelangen:  dort  bleiben  sie 
liegen,  dem  sie  tragenden  Nervenstamm  angelagert,  der  seiner- 
seits weiter  in  die  Peripherie  wäehst.  Sie  vermehren  sich  daselbst 
stark,  und  erst  spät  tritt  zwischen  ihnen  Faserbildung  auf.  Der  moto- 
rische Nerv  aber  hat  bis  dahin  keine  Verbindung  weder  mit  dem 
Spinalganglion  noch  mit  dem  abwärts  wachsenden  sensiblen  Nerven 
und  natürlich  auch  nicht  mit  dem  sympathischen  Ganglion.  Er  liegt 
diesen  Gebilden  hier  und  da  an,  vermischt  sich  aber  in  den  frü- 
heren Embryonalstadien  weder  mit  den  Zellen  noch  den  Fasern  der 
sensiblen  und  sympathischen  Ganglien. 

Ich  muss  hierauf  besonderen  Nachdruck  legen,  weil  Oxodi  sich 
geneigt  zeigt,  das  hier  und  da  in  der  Litteratur  erwähnte  Vorkommen 
von  Ganglienzellen  in  den  Wurzclstämmen  der  motorischen  Spinal- 
nerven darauf  zurückzuführen,  dass  zufolge  frühzeitiger  Durchdringung 
des  Spinalganglions  sciteus  des  auswachsenden  motorischen  Nerven 
eine  Überleitung  von  Ganglienzellen  des  letzteren  auf  den  motorischen 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürperu.  IG. 


35 


Stamm  eingetreten  sei  :  und  da  Onodi  als  der  genaueste  Kenner  der 
Entwicklungsverhältnisse  der  sympathischen  Ganglien  gilt,  so  könnte 
leicht  diese  Auffassung  sich  allgemein  verbreiten.  Auf  pag.  564  L  c 
sagt  Onodi  :  »Jene  abnormen  Entwicklungsfälle  besitzen  ein  beson- 
deres Interesse,  indem  sie  die  abnorme  Verbindung  der  vorderen  Wurzeln 
mit  dem  Ganglion  intervertebrale  und  dieser  Art  das  Hineingelangen 
von  Ganglienzellen  in  die  Bahn  der  vorderen  Wurzeln  erklären.« 
Weiter  1.  c.  pag.  567:  *Die  vorgebrachten  Befunde  documentiren  auf 
eine,  jeden  Zweifel  ausschließende  [f]  Art,  dass  in  die  Bahn  der 
vorderen  Wurzeln  Ganglienzellen  mittels  AbschnUrung  [seil,  vom 
Spinalganglion]  gelangen  können.u  Noch  an  mehreren  anderen  Stellen 
spricht  sich  Onodi  so  aus,  und  in  einem  Aufsatz  im  Medie.  Central- 
blatt  1885  No.  16  und  17  sagt  er  sogar  ausdrücklich:  »Auf  Grund 
unserer,  das  peripherische  Nervensystem  betreffenden  Untersuchungen 
können  wir  auf  das  Bestimmteste  behaupten,  dass  der  normale  Ent- 
wicklungsgang der  vorderen  Wurzeln  keineswegs  im  Stande  ist,  die 
Herkunft  der  in  ihren  Bahnen  auftretenden  Ganglienzellen  zu  er- 
klären ;  aus  diesem  Grunde  sind  wir  unsererseits  genothigt.  das  Vor- 
kommen solcher  Ganglienzellen  in  die  Reihe  der  anomalen  morpho- 
logischen Verhältnisse  aufzunehmen.« 

Meine  Beobachtungen  besagen  im  Gegentheil,  dass  bei  Selachiern 
Medullarzellen  aus  dem  Vorderhorn  normalerweise  in  alle  moto- 
rischen Nerven  gelangen,  dass  es  also  keiner  besonderen  Hypothesen 
bedarf,  um  die  Fälle  zu  erklären,  wo  sie  bei  erwachsenen  Verte- 
braten  im  anatomischen  Befund  nachgewiesen  werden. 

Onodi  citirt  selbst  zwei  solcher  Befunde,  die  ich,  da  sie  nicht 
Jedermann  zugänglich  sein  werden,  auch  meinerseits  hier  anfUhreu 
will. 

Der  erste  der  beiden  Autoren  ist  Freud,  der  in  seiner  oft  ci- 
tirten  Arbeit  »Über  Spinalganglien  und  Rückenmark  des  Petromy- 
zon«  (in:  Sitz.  Ber.  Akad.  Wien  78.  Bd.  3  Abth.  pag.  155)  sagt: 

»In  einigen  vorderen  Wurzeln  des  Caudalmarkes  fand  ich  nicht 
weit  von  der  Theilung  der  Wurzel  in  den  dorsalen  und  ventralen 
Ast  kleine,  aber  vollkommen  deutliche  Ganglienzellen  eingelagert, 
nie  mehr  als  eine  in  einer  Wurzel,  welche  zwei  oder  in  einem 
Falle  drei  Fortsätze  hatten,  die  in  feine  Fasern  Ubergingen.  Die 
Beobachtung  war  eine  ganz  unzweifelhafte;  die  Zellen  konnten 
den  Wurzeln  auch  nicht  aufgelagert  sein,  denn  man  sah  sie  mitten 
zwischen  den  Fasern  der  vorderen  Wurzel  liegen.« 

Der  zweite  Autor  ist  A.  E.  Schäfer,  welcher  in:  Proc.  R.  Soc. 

;>* 


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36  Anton  Dohm 

London  Vol.  31  ISSI  pag.  34S1  in  einer  »Note  on  the  occurrence 
of  Ganglion  Cells  in  the  Anterior  Koots  of  the  Cats  Spinal  Nerves« 
schreibt: 

»Ganglion  cells  are  of  Constant  oocurrence  among  the  nerve- 
fibres  of  the  anterior  roots  of  the  cats  spinai  nerves.  They  are  ge- 
nerally  to  be  found  in  that  part  of  the  anterior  root  which  passes 
hy  the  gangliou  which  is  seated  upon  the  posterior  root.  They  are 
not  necessarily  sitnated  next  the  ganglion,  but  are  often  inibedded 
in  the  middle  of  the  anterior  root,  or  found  lying  along  its  anterior 
margin  and  therefore  as  far  removed  as  possible  from  the  ganglion 
upon  the  other  root.  Moreover  they  sometimes  occur  in  the  anterior 
root  before  this  has  come  in  contact  with  the  ganglion,  just  as  iso- 
lated  ganglion  cells  are  occasionally  to  be  found  in  the  posterior 
root,  some  little  distance  on  the  spinai- cord  side  of  its  ganglion.  The 
cells  in  question,  although  not  in  any  case  numerous,  are  to  be 
found  in  most  longitudinal  sections  of  the  anterior  roots,  but  they 
seem  to  be  especially  abundant  in  those  of  the  lower  dorsal  and 
Iura  bar  nerves.  They  resemble  on  the  whole  very  closely  the  gan- 
glion cells  in  the  spinai  ganglion  upon  the  sensory  root,  but  it  has 
not  hitherto  been  possible  to  make  out  their  mode  of  connexion  with 
the  nerve-fibres. 

»I  bave  sought  in  vain  for  ganglion  cells  in  a  similar  Situation 
in  the  nerve-roots  of  man,  the  dog,  the  rabbit  and  the  mouse.  The 
evidence,  therefore,  appears  against  the  existence  of  any  relation 
between  the  occurrence  of  these  cells  in  the  anterior  root  and  the 
phenoipenon  of  sensibility  in  that  root,  known  as  »recurrent  Sensa- 
tion«, for  the  latter  has  been  observed  in  ani  mais  in  which  I  have 
been  entirely  unable  to  detect  the  existence  of  the  cells  in  question.« 

Es  muss  weiteren  anatomischen  Untersuchungen  vorbehalten 
bleiben,  Uber  das  Vorkommen  dieser  Ganglienzellen  in  den  motorischen 
Nerven  auch  bei  anderen  Vertebraten  Aufklärung  zu  schaffen.  Es 
wird  vielleicht  nicht  immer  gelingen,  diese  Zellen  in  der  Nühe  der 
Wurzeln  zu  entdecken,  aber  das  kann  nicht  beweisen,  dass  sie  nicht  in 
dieselben  aus  dem  Bereich  der  Vorderhörner  ausgetreten  seien. 
Gerade  die  am  Oculomotorins  und  z.  Th.  auch  beim  Abducens  beob- 
achteten Thatsachen  zeigen  ,  dass  diese  Ganglienzellen  eine  ganz 
specifiche  Fähigkeit  des  Wanderns  besitzen  :  und  sie  können 
wahrscheinlich  an  allen  motorischen  Nerven  solche  Wanderungen  in 
die  Peripherie  vornehmen.  Ob  die  Ganglienzellen,  welche  man  in 
den  Wandungen  der  Gefäße  findet,  auf  solche  Vorderhornzellen  zu- 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbeltbierkörpers.    IG.  37 

rückzufuhren  sind,  steht  dahin  —  sie  können  auch  von  den  eigent- 
lichen sympathischen  Ganglien  abstammen  und  desshalb  sensiblen 
Ursprungs  sein.  Ob  auch  die  aus  den  Vorderhörnern  auswandernden 
Ganglienzellen  sensibler  Natur  sind,  ist  freilich  noch  durch  nichts 
bewiesen  oder  widerlegt  —  ihre  Function  ist  einstweilen  durchaus 
räthselhaft  und  unbekannt.  Damit  aber  stehen  freilich  diese  Gan- 
glienzellen nicht  isolirt  da,  auch  von  den  Ganglienzellen  anderer  Nerven 
wissen  wir  nichts,  und  es  wird  vielleicht  zeitgemäß  sein,  Uber  die 
Beziehungen  der  Ganglienzellen  zu  den  Nervenfasern  neue  Auf- 
schlüsse zu  gewinnen.  Ein  solcher  Versuch  wird  in  der  nächsten  Stu- 
die unternommen  werden,  wobei  denn  auch  die  gesammten  histo- 
genetischen  Verhältnisse  der  motorischen  Nerven  noch  einmal  be- 
sprochen werden  durften. 

Mögen  einstweilen  die  Physiologen  mit  den  hier  dargelegten 
anatomiscli-embryologischen  Thatsachen  etwas  anzufangen  wissen. 


Erklärung  der  Abbildungen. 

Tafel  1. 

Entwicklung  des  Oculomotorius. 

Fig.  1—5.  Embryo  von  ScyUium  canicula.  Länge  12  mm.  Anlage  des  rechten 
Oculomotorius  ;  die  Schnitte  sind  sagittal  und  gehen  von  außen 
uach  innen.  Austritt  von  Medullarzellen  in  die  Wurzelstränge. 
Bildung  des  Wurzelnetzes,  aus  dem  der  Stamm  des  Oculomotorius 
weiterwäcb8t.   Vergr.  225. 

A.  Bodenfläche  des  Mittelbirns,  aas  Vorderhornzellen  gebildet,  bei 
B  weiße  Substanz.  C  Mesodermzellen.  D  Wurzelnetz  |des  Ocu- 
lomotorius, aus  dem  der  Stamm  E  hervorgeht.  In  dem  Wurzelnetz 
liegen  eine  Menge  Medullarzellen  (a),  während  noch  fortdauernd  bei 
(6)  neue  Medullarzellen  aus  dein  Medullarrohre  austreten,  neben  und 
mit  plasmatischen  Ausflüssen  der  Nervenwurzeln  (c). 
Fig.  6 — 8.  Die  Anlage  des  linken  Oculomotorius  an  demselben  Embryo,  Schnitte 
von  innen  nach  außen  gehend.  F  Durchschnitt  durch  die  Arteria 
spinalis.  Die  übrige  Buchstabenbezeichnung  wie  hei  Fig.  1—5. 
Vergr.  225. 

Fig.  ü — 11.  Embryo  von  Torpedo  ocellata,  beträchtlich  älteres  Stadium  als  der 
vorhergehende.  E  der  Oculomotorius,  dessen  Wurzelstränge  in 
eine  Masse  zusammengeflossen  sind.  Die  weiße  Substanz  {£)  ist 
schon  sehr  viel  grüßer  als  bei  dem  vorigen  Embryo,  bei  (6)  sieht 
man  Medullarzellen  aus  dem  Vorderhorn  durch  die  weiße  Substanz  als 
schmale  Körper  sich  hindurchzwängen.   Vergr.  320. 


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38 


Anton  Dohm 


Fig.  12  u.  13.  Embryo  von  Seylüum  catulu*.  Das  gleiche  Stadium  wie  Fig.  1— S. 
Buchstabenbezeichnung  wie  oben.    Vergr.  225. 

Fig.  14.  Embryo  von  Torpedo  Fig.  9—11.  Anlage  eines  Blutgefäßes,  welches 
von  der  Basis  durch  die  weiße  Substanz  hindurch  in  die  graue 
Snbstanz  dringt  und  dabei  ein  wesentlich  anderes  Bild  bietet,  al» 
die  auf  Fig.  9 — 11  dargestellten  auswandernden  Medullarzellen. 
Vergr.  320. 

Tafel  2. 

Entwicklung  des  Oculoraotori  u  s. 

Fig.  1.  Embryo  von  Tnrjtedo  ocellata.  Sagittalsrhnitt.  Kreuzung  des  Ocu- 
lomotorius  und  des  Nasociliaris  Ophthalmicus  profundus  .  Vergr.  38. 
A  Durchschnitt  durch  den  hinteren  J  heil  der  embryonalen  Scle- 
rotica, [B]  das  Ganglion  Gasseri  mit  (C)  Ganglion  ciliare  s.  meso- 
cephalicum  (Beakd  ,  aus  welchem  [c)  der  Nervus  ophthalmicus  pro- 
fundus s.  nasociliaris  quer  durch  die  Anlage  der  Sclerotica  hindurch 
zieht,  [d]  der  Oculomotorius,  welcher  an  der  Kreuzungsstelle  mit 
dem  Nasociliaris  ein  Ganglion  bildet,  (<•)  der  N.  ophthalmicus  su- 
perficialis p.  facialis,  ;/j  Durchschnitt  durch  den  Stamm  des  Opticus, 
Durchschnitt  durch  die  Arteria  chorioidalis,  (Ä,  Durchschnitt  durch 
den  Muse,  obliquus  superior,  i*  durch  den  Muse,  obliquus  inferior, 
in  welchem  der  Oculomotorius  endet,  Ä-  durch  den  M.  rectus  supe- 
rior, (/)  durch  den  M.  rectus  externus. 

Fig.  2.  Derselbe  Schnitt,  die  KreuzungBStelle  des  N.  nasociliaris  und  Ocu- 
lomotorius, bei  H  'Ofacher  Vergrößerung.  Buchstabenbezeichnung  wie 
bei  Fig.  1,  außerdem  bei  {»»)  Ganglienzellen  des  G.  mesoeephalicura 
in  den  Lauf  des  Nasociliaris  eingeschaltet,  [»]  Ganglienzellen  des 
Oculomotorius,  \o)  Durchschnitt  durch  den  N.  abducens,  [p]  Meso- 
dcrmzellen. 

Fig.  3.       Horizontalschnitt.    Embryo  von  Sct/llium  catuiu*.    Länge  28  mm. 

Kreuzungsstelle  des  Oculomotorius  und  Nasociliaris.  A  Stück  des 
Infundibulum,  [Ii)  Stück  der  Augenblase  'Ketina  und  Chorioidea» 
(C)  G.  Gasseri,  [a]  Oculomotorius  mit  Ganglien  bei  l&  ,  r  und  d\ 
[e]  Stück  des  Nasociliaris,  /  Stück  des  Muse,  rectus  externus.  Vergr.  225. 

Fig.  4.  Horizontalschnitt.  Embryo  von  Jlaja  spec.  —  Situationsbild  für  die 
Gruppirung  der  Oculomotoriusganglien  am  Summe  vor  der  Kreuzung 
mit  dem  Nasociliaris.    Vergr.  30. 

•  A)  Mittelhirn,  IB)  Infundibulum,  (Cj  Augenblasen,  (Z)]  und  {E)  Ocu- 
lomotoriusganglien, die  punktirte  Linie  ist  der  Oculomotorius  selbst, 
der  außerhalb  des  Schnittes  liegt. 

Fig.  5—9.  Horizontalschnitte  durch  den  Oculomotorius  desselben  Embryos  bei 
225facher  Vergrößerung.  D)  das  basale  Ganglion,  \E)  das  mehr 
peripherische  Ganglion.  Die  Schnitte  fangen  dorsalwärts  an  und 
gehen  ventralwärts  weiter,  so  dass  die  Ganglien  dorsalwärts  ge- 
troffen werden,  der  Faserverlauf  ventralwärts  davon.  IF)  die  Ocu- 
lomotoriusfasern,  (O)  dieselben  begleitendo  Blutgefäße. 

Fig.  10—12.  Sagittalschnitte  durch  den  Oculomotorius  eines  bedeutend  älteren 
7?q/<i-Embry08.  (<?]  Oculomotoriusfasern  mit  den  ScnwANN'schen 
Kernen,  E  Ganglienzellen  als  letzte  Beste  des  gleichnamigen  Gan- 
glions in  Fig.  5-9.    Vergr.  320. 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.   16.  39 

Tafel  3. 

Embryonalstadien  des  Trochlearis. 

Fig.  1—3.  Scheinatische  Abbildungen  dreier  Torpedo  -  Embryonen,  welche  auf 
coinbinirten  Sagittalschnitten  die  N.  trochleariB  und  oculomotorius 
zeigen.  Der  Trochlearis  (<;  bildet  auf  Fig.  1  ein  Netz,  in  welches 
das  Ganglienleistcnganglion  [«]  einbezogen  ist.  Auf  Fig.  2  ist  dies 
Ganglion  \a)  ohne  Faserverbindung  mit  dem  Trochlearis,  welcher 
aber  bei  (c)  ein  anderes  Ganglion,  gleichfalls  aus  Ganglienlcistenzellen 
herrührend,  zeigt.  Bei  Fig.  3  sind  drei  Ganglien  (a,  b,  c)  mit  dem 
Trochlearis  verbunden,  (o)  Oculomotorius. 

Fig.  4  zeigt  bei  320facher  Vergrößerung  die  Verhältnisse  des  Trochlearis, 
wie  sie  auf  Fig.  1  dargestellt  sind. 

Fig.  5  zeigt  die  Verhältnisse  des  Trochlearis,  wie  sio  Fig.  2  darstellt,  wo- 
bei zu  bemerken,  dass  das  Ganglion  [a]  nicht  in  derselben  Ebene 
mit  dem  Trochlearis  (f)  und  seinem  Ganglion  (6)  liegt,  sondern 
mehrere  Schnitte  weiter  lateralwärts.   Vergr.  320. 

Tafel  4. 

Entwicklung  des  Abducens. 

Fig.  1.  Schematisches  Situationsbild  des  Ursprungs  des  Abducens  von 
Scyllium  catulus.  [E]  Epipbysis,  [H\  Hypopbysis,  (Ch)  Chorda, 
[O]  Oculomotorius,  \A)  Abducens  mit  6  Wurzelsträngeu. 

Fig.  2.  Derselbe  Embryo,  den  Ursprung  des  Abducens  zeigend.  Sagittal- 
schnitt.   Vergr.  320. 

Fig.  3.  Wenig  jüngerer  Embryo  von  Scyllium  canicula.  Ursprung  des  Ab- 
ducens.  Vergr.  320. 

Fig.  4  u.  5.  Mustelus-Embryo.  Ursprung  der  beiderseitigen  Abducens.  Vergr.  320. 

Fig.  6.  n.  7.  Pristiurut  -  Embryo.  Ursprung  der  beiderseitigen  Abducens. 
Vergr.  320. 

Fig.  8.  Jfcya-Embryo.  Wurzeln  des  Abducens.  Bei  [a]  sind  bereits  eine 
größere  Zahl  von  Medullarzellen  zur  Bildung  eines  Ganglions  ausge- 
treten, während  sie  bei  [b)  im  Austreten  in  den  vorderen  Wurzel- 
strang begriffen  sind.  Der  Schnitt  ist  schräg  gegen  die  Sagittal- 
ebenc  gerichtet,  so  dass  nicht  alle  Wurzelstränge  dargestellt  sind. 
Vergr.  320. 

Fig.  9.  J/W*e/«a-Embryo.  Zeigt  ein  schon  fortgeschrittenes  Stadium  in  der 
Entwicklung  des  Abducens,  mit  5  Wurzelsträngen,  deren  jeder  einen 
Zustrom  von  austretenden  Medullarzellen  (o)  empfängt.  Vergr.  32u. 

Fig.  10.  Embryo  von  Scyllium  catulus.  Noch  späteres  Stadium.  Die  Medullar- 
zellen [m]  liegen  pfiasterförmig  in  allen  Wurzelsträugen ,  bei  [a] 
macht  sich  eine  Vermehrung  solcher  Zellen  durch  Bildung  kleiner 
Chromatinkörperchen  bemerkbar.    Vergr.  320. 

Fig.  11.  Horizontalschnitt  durch  einen  Embryo  von  Scyllium  canicula,  um 
den  Endverlauf  des  Abducens  a)  und  scino  Lagerung  zum  Muse, 
rectus  externus  (b)  zu  zeigen.   Vergr.  25. 

Fig.  1 2.  Derselbe  Embryo,  der  den  Muse,  rectus  externus  und  den  Abducens 
bei  225facher  Vergrößerung  zeigt.  Bei  x  sieht  man  die  im  Text 
beschriebene  terminale  Ansammlung  von  Medullarzellen,  eben  so  sind 
bei  y  dieselben  zu  erkennen. 


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40    Anton  Dohm,  Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpere.  16. 


Tafel  5. 

Betheiligung  austretender  Me  d  u  1 1  ar  z  el  le  n  au  der  Bildung  der 

motorischen  Spinalnerven. 

Fig.  1 — 5.  Querschnitte  durch  die  mittlere  Rumpfgegend  eines  Embryos  von 

Srt/IHum  catulus:  fi«)  ausgewanderte  Medullarzellen,  [d]  dorsaler, 

(r)  ventraler  Ast.  Vergr.  300. 
Fig.  8—3.   Querschnitte  durch  eine  Hypoglossuswnrzel  eines  Mmtelus-  Embryos. 

(m]  ausgewanderte  Medullarzellen.  ;</.  dorsaler,  (v)  ventraler  Ast. 

Vergr.  22n. 

Fig.  9—12.  Querschnitte  durch  Rumpfsegmento  eines  3fu*<<«/M«-Embryo8.  hn  im 
Auswandern  begriffene  Medullarzellen.   Vergr.  300. 

Fig.  13-15.  Horizontalschnitte  durch  die  Anfänge  der  motorischen  Nerven  eines 
MutUltu  -  Embryo«  von  8  mm  Länge.  Vergr.  300.  Bei  («]  Fig.  15 
sieht  man  die  Erhebung  der  Muskellamelle  des  Urwirbels,  [m]  aus- 
wandernde Medullarzellen. 

Fig.  16.  Horizontalschnitt  durch  die  Anfänge  von  vier  motorischen  Nerven 
eines  anderen  MusUlus-Evahryob  von  8  mm  Länge.    Vergr.  22o. 

Fig.  1".  Uorizontalschnitt  durch  drei  Metameren  eines  Muttelus-Embryo»  von 
lo  mm  Länge.  Vergr  22o.  m  Meditila.  <j  Spinalganglien,  n  mo- 
torische Nerven,  (r]  Vertebralvenen.  u  Urwirbel,  [h  Haut,  (ms)  Me- 
soderm. 


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Ma 


J 


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Mil th.  a.  di 


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Untersuchungen  über  die  Entwicklung 
von  Nereis  Dumerilii. 

Ein  Beitrag  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Polychaeten. 

Erster  Theil l. 

Von 

Dr.  C.  v.  Wietinghausen 

in  Berlin. 
Mit  Tafel  6  und  7. 


Es  liegt  nicht  in  meiner  Absicht,  eine  genaue  historische  Übersicht 
der  Mittbeilungen,  die  Uber  den  anatomischen  Bau  und  die  Biologie 
der  Nereiden  von  verschiedenen  Forschern  im  Lauf  der  Zeit  gemacht 
worden  sind,  hier  zusammenzustellen;  jedoch  glaube  ich  einige  An- 
gaben von  Ehlers  und  Clapauède  Uber  die  verschiedenen  Formen, 
unter  denen  die  Nereiden,  speciell  Nereis  Dumerilii,  auftreten,  hier 
berücksichtigen  zu  müssen,  da  erstens  in  dieser  Arbeit  oft  darauf 
Bezug  genommen  wird  und  zweitens  meine  Beobachtungen  nicht  ganz 
mit  denjenigen  Claparède's  Ubereinstimmen. 

Die  Nereiden  treten  bekanntlich,  abgesehen  von  einigen  Über- 
gangsstadien, unter  zwei  ganz  verschiedenen  Formen  auf,  nämlich 
als  Nereis  und  als  Hcteronercis.  Die  Veränderungen,  welche  Nei-eis 
bei  der  Umwandlung  in  die  Heteronereis-Yoxva.  erleidet,  wirken  so 
umformend  auf  den  Gesammthabitus,  dass  Cüvier,  M.  Edwards  und 
Grube  Nereis  und  Heteronereis  als  zwei  verschiedene  Genera 
beschrieben.  Eulers2  gelang  es  den  Beweis  zu  liefern,  dass  Hete- 
ronereis nur  eine  Form  Wandlung  von  Nereis  sei. 

1  Ich  hatte  die  Absicht,  den  zweiten  Theil,  die  Organogenie,  unmittelbar 
folgen  zu  lassen,  sehe  mich  aber  aus  verschiedenen  Gründen  dazu  gezwungen, 
nieine  Arbeiten  zu  unterbrechen,  so  dass  der  zweite  Theil  nicht  vor  Jahresfrist 
erscheinen  kann. 

2  Ehlers.   Die  Boretenwilrmer  Leipzig  1868.   II.  Abtheilung. 


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42 


C.  v.  Wietinghausen 


Ehlers  unterschied  zwei  Formen,  unter  denen  überhaupt  Nere- 
iden auftreten:  die  atoke  [Xereis-Form]  und  die  epitoke  (Hetero- 
nereis-Form :  er  war  der  Ansicht,  dass  nur  die  letztere  sich  fort- 
pflanzen könnte,  während  die  atoke  Form  niemals  geschlechtsreif 
sei,  wohl  unreife  Eier  besäße,  aber  erst,  wenn  sie  die  Umwandlung 
zur  epitoken  Form  durchlaufen  hätte,  geschlechtsreif  würde.  Diese 
Ansicht  entsprach  jedoch  nicht  vollkommen  den  Thatsachen.  Cla- 
parède  '  bestätigte  die  EHLERs'schen  Angaben  in  so  fern,  dass  Hetero- 
nereis  eine  Formwandlung  von  Xereis  sei,  wies  jedoch  nach,  dass 
beide  Formen  geschlechtsreif  seien. 

In  welchem  Verhältnis  stehen  nun  diese  beiden  Formen  zu  ein- 
ander? Um  der  Lösung  dieser  Frage  näher  zu  treten,  unterzog  Cla- 
pakede  die  verschiedenen  Formen  der  Nereiden  einer  sorgfältigen 
Untersuchung  und  gelangte  zu  dem  Uberraschenden  Resultate,  dass 
der  Formenreichthum  der  Nereiden  viel  größer  sei,  als  bisher  ange- 
nommen war,  und  dass  beispielsweise  die  Species  Xereis  Dumerilii 
unter  5  verschiedenen  Formen  aufträte,  von  denen  3  der  Xereis- 
und  2  der  Heteronereis-Form  angehören  sollten.    Es  sind  folgende: 

1)  Die  kleine  Xereis  Dumerilii  (Form  A),  Länge  12— 15  mm. 
30—45  Segmente.  Von  den  Xereis-Formeu  sollte  nach 
Claparède  nur  diese  geschlechtsreif  werdeu. 

2)  Die  zweite  Xireis-Foim  (Form  Ii)  unterscheidet  sich  von 
der  vorhergehenden  nur  in  der  Grüße,  hat  50—75  Seg- 
mente. Claparède  war  der  Meinung,  dass  diese  Form 
nicht  geschlechtsrcif  würde,  und  bezeichnete  sie  als  «cntière- 
ment  dépourvus  de  tous  caractères  scxuels«  (pag.  05). 

3)  Die  dritte  Xereis  -  Form  bildet  die  Übergangsform  zur 
großen  Hctcroncreis  ;  sie  unterscheidet  sich  von  den  beiden 

"vorhergehenden  hauptsächlich  in  Größe  und  in  Färbung. 
Sie  wird  in  dieser  Form  nicht  geschlechtsreif,  enthält  aber 
unreife  Hei eroner m-Eier.  Claparède  bezeichnet  dieselbe 
als  phase  épigame. 

4)  Die  kleine  Heteronereis-Form  erreicht  die  Größe  von 
20 — 10  mm,  hat  65 — 75  Segmente  und  tritt  in  den  Mo- 
naten Januar  bis  März  pelagisch  auf. 

5)  Die  große  Hetcronereis-  Form  findet  man  nur  in  Tuben, 
aber  niemals  pelagisch  schwimmend.  Die  Eier  der  beiden 
Hefcroncreis-Formen  sind  verschieden. 

1  Claparkde,  Le?  Aunelides  chétopodes  du  Golfe  de  Naples.  Supple- 
ment 1^70. 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Nereis  Duraerilii. 


43 


Während  eines  längeren  Aufenthalts  in  Messina1  und  Neapel 
habe  ich  mich  mit  der  Entwicklang  von  Nereis  Dumerilii  eingehender 
befa88t  und  dabei  über  die  verschiedenen  Formen  Folgendes  beob- 
achtet : 

1)  Die  kleine  N.  Dumerilii,  wie  sie  Claparkde  schildert,  ist, 
so  lange  sie  die  von  ihm  angegebene  Größe  von  12 — 15  mm 
hat,  nicht  geschlechtsreif,  und  ich  halte  dieselbe  für  eine 
Jugendform  der  nächstfolgenden 

2)  zweiten  Nereis-Foim  ;  diese  wird  in  Messina  und  Neapel 
geschlechtsreif,  und  die  Eier  sind  Gegenstand  meiner 
Untersuchung  gewesen.  Die  geschlechtsreife  N.  Dumerilii 
ist  15 — 30  mm  lang,  hat  50 — 75  Segmente  und  ist  ge- 
trenntgeschlechtlich. In  Messina  fand  ich  vom  April  bis 
Ende  Juli,  in  Neapel  von  Anfang  December  an  in  den 
Tuben  dieser  Form  befruchtete  Eier.  Man  trifft  unter 
dieser  Form  jedoch  oft  Individuen  an,  die  nicht  geschlechts- 
reif werden;  diese  nehmen,  wie  ich  es  in  meinen  Aqua- 
rien beobachten  konnte ,  an  Größe  mit  der  Zeit  bedeutend 
zu  und  wachsen  zur 

3)  dritten  Nereis- Form  aus,  welche  55 — 65  mm  lang  wird: 
die  Farbe  schimmert  am  Kopf  und  den  vorderen  Segmenten 
ins  Bläuliche.  In  den  Tuben  dieser  Art  findet  man  nie- 
mals Eier,  die  Thiere  selbst  enthalten  unreife  Heteronereis- 
Eier.    Diese  Form  bildet  das  Übergangsstadium  zur 

4)  großen  Heteronereis  Dumerilii.  Die  Umwandlung  findet 
in  Messina  im  Juni  und  Juli  statt,  geschlechtsreif  wird 
diese  Form  im  August. 

5)  Die  kleine  Heteronereis-Form  tritt  im  Februar— März  pela- 
gisch  auf  und  ist  dann  geschlechtsreif.  Sie  entwickelt 
sich  aus  der  kleinen  Nereis-Form.  In  Neapel  fand  ich  in 
den  Herbstmonaten  September  und  October  die  kleine 
jWm-Forra  in  Umwandlung  zur  Heferonereis;  die  Ver- 
änderungen an  den  Rudern  und  Augen  waren  zum  Theil 
schon  vorhanden. 

Überblicken  wir  nochmals  das  Verhalten  der  verschiedenen 


»  Während  raeine»  Aufenthalts  in  Messina  hatte  Prof.  Kleixexbero  die 
Liebenswürdigkeit  mir  einen  Arbeitstisch  in  seinem  zoologischen  Institut  zur 
Vertilgung  zu  stellen,  wofür  ich  ihm  hiermit  auch  öffentlich  meinen  verbind- 
lichsten Dank  abstatte. 


44 


C.  v.  Wistiiighauseu 


Formen  von  Xereis  und  Jleteronereis  Dumerilii,  so  lassen  sich  die 
Resultate  der  Untersuchung  etwa  wie  folgt  zusammenfassen:  Die 
jugendliche  X.  Dumerilii  wird  entweder  schon  als  Xereis  geschlechts- 
reif, wenn  sie  die  Größe  von  15 — 30  mm  erreicht,  oder  sie  wandelt 
sich  in  die  kleine  Heteronereis -¥ orni  um  und  wird  erst  als  solche 
geschlechtsreif.  Die  Eier  der  geschlechtsreifen  X.  Dumerilii  ent- 
halten reichlich  Nahrungsdotter,  werden  in  Tuben  abgelegt  und  ent- 
wickeln sich  direct  ohne  Metamorphose.  Die  kleine  Hete- 
ronereis hingegen  tritt  im  Frühjahr  in  großen  Schwärmen  pelagisch 
auf  und  legt  die  Eier  in  Gallerthaufen  an  der  Oberfläche  des  Was- 
sers ab:  die  Eier  enthalten  wenig  Nahrangsdotter  und  entwickeln 
sich  in  direct,  mit  Metamorphose  (Trochophoralarve).  Aus 
unbekannten  GrUnden  werden  jedoch  eine  Anzahl  von  Individuen 
der  Xereis-Form,  wenn  sie  die  oben  angeführte  Länge  der  geschlechts- 
reifen Xereis  erreicht  haben,  nicht  geschlechtsreif,  wandeln  sich  auch 
nicht  in  die  kleine  Heteronereis  um,  sondern  nehmen  mit  der  Zeit 
bedeutend  an  Größe  zu,  erreichen  eine  Länge  von  circa  65  mm. 
werden  aber  in  dieser  Form  niemals  geschlechtsreif,  sondern  ver- 
wandeln sich  zur  Zeit  der  höchsten  Geschlechtsreife  in  die  große 
Heteronereis.  Die  Eier  der  letzten  Form  enthalten  wenig  Nahrungs- 
dotter und  werden  in  Tuben  abgelegt.  Die  große  Heteronereis  tritt 
niemals  pelagisch  auf.  Wie  die  Entwicklung  verläuft,  ob  mit,  ob 
ohne  Metamorphose,  ist  unbekannt,  doch  glaube  ich  aus  dem  ge- 
ringen Gehalt  der  Eier  an  Nahrungsdotter  schließen  zu  können,  dass 
ersteres  der  Fall  ist. 

In  welchem  Verhältnisse  diese  Formen  zu  einander  stehen,  ob 
die  Nachkommen  einer  jeden  Form  nur  in  derselben  Form  geschlechts- 
reif werden  und  sich  fortpflanzen,  oder  ob  die  jugendliche  Xereis 
Dumerilii  je  nach  den  äußeren  Lebensbedingungen  bald  als  kleine 
Heteronereis,  bald  als  Xereis,  bald  als  große  Heteronereis  geschlechts- 
reif wird,  das  sind  Fragen,  die  noch  vollkommen  unbeantwortet  ge- 
blieben sind. 

Bemerken  will  ich  noch,  dass  alle  3  Formen  getrenntgeschlecht- 
lich sind. 

i 

Eiablage  und  Tubenbau. 

Xereis  Dumerilii  besitzt  in  der  Körperwand  eine  große  Anzahl 
von  Hautdrüsen,  die  bald  als  einzelne  Follikel,  bald  zu  größereu 
Gruppen  vereinigt  über  den  ganzen  Körper  verbreitet  sind.  Außer- 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Nereis  Duinerilii.  45 


dem  finden  sich  Haufen  von  großen  Drttsenzellen  auch  an  jedem 
Parapodiuin,  3  am  oberen,  2  am  unteren  Aste.    Das  Secret  dieser 
beiden  Arten  von  Hautdrüsen  wird  durch  Forenkanäle  nach  außen 
entleert,  nimmt  sofort  eine  zähe  lederartige  Consistenz  an,  bildet  um 
das  Thier  herum  eine  Hülse  und  liefert  so  das  Material  fUr  die  zu 
bauende  Röhre.    Diese  besteht  nur  aus  dem  erstarrten  Secret;  es 
werden  keine  Fremdkörper,  nie  kleine  Steinchen  oder  Algenpartikel 
zum  Bau  verwendet.    Anfangs  sind  die  Wandungen  fast  glashell 
durchsichtig,  mit  der  Zeit  jedoch  nehmen  sie  eine  opake  gelbliche 
Farbe  an.    Das  Lumen  der  Röhre  ist  ungefähr  einhalbmal  größer 
als  der  Durchmesser  des  Thieres  selbst  ;  die  Länge  ist  sehr  ver- 
schieden, gewöhnlich  jedoch  doppelt  so  groß  wie  das  Thier.  Das 
eine  Ende  der  Tube  ist  geschlossen,  das  andere  offene  dient  als  Aus- 
*   führungsgang.    Die  Tuben  werden  zwischen  Algen  angelegt:  mit 
Vorliebe  wird  Gelidium  corneum  und  Ulva  lactuca  gewählt. 

Die  Eiablage  habe  ich  an  Tbieren  beobachtet,  die  ich  in  Aqna- 
rien  hielt.  Ich  nahm  zu  diesem  Zweck  flache  Glasschalen,  die  halb 
mit  filtrirtem  Seewasser  gefüllt  wurden,  legte  einige  nicht  allzu  große 
Stücke  von  Ulva  lactuca  hinein  und  bedeckte  die  Gefäße  mit  Glas- 
scheiben. Ulva  lactuca  dient  einerseits  den  Thieren  als  Nahrung, 
andererseits  erzeugt  sie  reichlich  Sauerstoff,  so  dass  das  Wasser  in  den 
Gefäßen  stets  genügend  davon  enthält.  Das  Wasser  muss,  so- 
bald es  sich  anfängt  zu  trüben  und  einen  leicht  putriden  Geruch  an- 
nimmt, sofort  gewechselt  werden.  Die  Würmer  kann  man  in  so 
eingerichteten  Aquarien  sehr  lange  Zeit  halten  :  man  muss  nur  darauf 
achten,  dass  erstens  nicht  zu  viel  Exemplare  in  einem  Gefäße  vor- 
handen sind  und  zweitens  das  Wasser  stets  frisch  bleibt. 

Das  Weibchen  legt  die  Tuben  theils  an  den  Glaswänden  des 
Gefäßes,  theils  zwischen  den  Algen  an.  Das  Männchen  hält  sich 
in  der  Nähe  der  Tube  auf  und  sucht  jeden  sich  nähernden  Gefährten 
oft  nach  heftigen  Kämpfen  zu  vertreiben.  Einige  Zeit  vor  der  Ei- 
ablage befindet  sich  das  stets  in  der  Tube  ;  Eiablage  und  Sperma- 
abgabe findet  zu  gleicher  Zeit  statt.  Wenn  kein  <J  vorhanden  ist, 
so  kriecht  das  Q  aus  der  Röhre  und  lässt  die  Eier  auf  den  Boden 
des  Gefäßes  oder  auf  Algen  fallen  :  die  so  abgelegten  Eier  sind  dann 
stets  unbefruchtet  und  entwickeln  sich  nicht. 

In  den  Tuben  werden  die  befruchteten  Eier  in  einer  ein- 
schichtigen Lage  an  der  inneren  Wand  abgelegt;  vom  Innenraum  sind 
sie  jedoch  durch  eine  ganz  dünne  Membran  geschieden,  welche  sie 
vor  directem  Contact  mit  dem  Wasser  schützt.    Das  r?  verlässt  nach 


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C.  v.  Wistingbau&en 


Befruchtung  der  Eier  die  Tube,  das  Q  hingegen  bleibt  während  der 
ganzen  Dauer  der  Entwicklung  darin  und  bewegt  sich  beständig  in 
schlangenartigen  Windungen,  um  dadurch  den  Zufluss  sauerstoffreichen 
Wassers  zu  ermöglichen.  Wird  es  aber  daraus  vertrieben,  so  ent- 
wickeln sich  die  Eier  nicht  weiter  und  sterben  ab. 

Üie  Entwicklungsdauer  der  Eier  wird  von  der  Temperatur 
des  Wassers  stark  beeinflusst,  ja  in  einem  solchen  Grade,  dass  ich 
auf  eine  Angabe  der  Zeitdauer  und  auf  Einteilung  in  Zeitperiodeu 
vollkommen  verzichten  musste,  weil  je  nach  der  Temperatur  die 
Entwicklung  um  das  Doppelte,  sogar  Dreifache  verlangsamt  oder  be- 
schleunigt wurde.  Beispielsweise  war  in  Messina  im  April  nach 
30  Stunden  die  Epibolie  beendigt,  in  Neapel  dagegen  im  Januar  erst 
nach  70  Stunden!  Von  April  bis  Juli  entwickelten  sich  die  Eier  in 
meinen  Aquarien  vollkommen  normal  und  Missbildungen  bekam  ich 
äußerst  selten  zu  Gesicht.  Hingegen  in  den  Wintermonaten,  bei  einer 
Durchschnittszimmertemperatur  von  12°  C,  entwickelten  sie  sich  fast 
durchweg  abnorm.  In  den  von  den  Fischern  frisch  gebrachten  Tuben 
waren  die  Embryonen  normal  entwickelt;  ließ  ich  aber  die  Tuben 
in  den  Wintermonateu  in  meinen  Aquarieu  liegen,  so  waren  nach 
24  Stunden  sämmtliche  Embryonen  entweder  abgestorben  oder  hatten 
sich  anomal  weiter  entwickelt. 


Methoden  der  Untersuchung. 

Obgleich  bei  dieser  Untersuchung  im  Allgemeinen  nur  die  ge- 
bräuchlichen Methoden  angewendet  worden  sind,  so  scheint  es  mir 
doch  geboten  zu  sein,  sie  liier  ausführlich  mitzutheilen,  weil  das 
Nereidenei  dem  Forscher  in  vieler  Hinsicht  recht  viel  Schwierigkeiten 
bereitet  und  das  Auffinden  der  passenden  Methoden  meist  mit  viel 
Aufwand  von  Zeit  und  Mühe  verbunden  war. 

Um  eine  ununterbrochene  Serie  der  Entwicklungsstufen,  insbe- 
sondere der  ersten  Furchungsstadien,  zu  erhalten,  ist  es  durchaus 
noth wendig,  die  Nereiden  in  Aquarien  zur  Eiablage  zu  bringen.  Zu 
diesem  Zwecke  benutzte  ich  flache  Glasschalen,  in  der  oben  pag.  45 
angegebenen  Weise.  Aus  dem  frisch  gebrachten  Material  werden  die- 
jenigen Q  ausgesucht,  welche  strotzend  mit  Eiern  gefüllt  sind,  sich 
also  kurz  vor  Eintritt  der  Laichung  befinden:  geschlechtsreife 
giebt  es  stets  in  genügender  Menge,  man  sorge  aber  dafür,  dass 
Ungefähr  dreimal  so  viel  rj  wie  Q  in  den  Aquarien  sich  befinden. 
Das  C  ist  leicht  zur  Eiablage  zu  bringen.     Sobald  man  es  ins 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Keretl  Dumerilii. 


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Aquarium  gesetzt  hat,  baut  es  sieb  eine  Tube  und  legt  nach  einigen 
Tagen,  in  Messina  regelmäßig  zwischen  11  und  12  Uhr  Morgens, 
darin  die  Eier  ab,  die  dann  vom  c?  befruchtet  werden  (s.  oben 
pag.  45). 

Will  man  der  Tube  eine  Anzahl  Eier  entnehmen,  so  macht 
man  am  geschlossenen  Ende  mit  einer  feinen  Schere  einen  kleinen 
Einschnitt  und  saugt  mit  einer  feinen  gebogenen  Glaspipette,  an  deren 
Ende  ein  Gummihlttchen  befestigt  ist,  eine  beliebige  Anzahl  Eier  auf. 
Das  9  verklebt  den  Einschnitt  wieder,  um  das  Eindringen  des  See- 
wassers zu  verhüten  und  die  Embryonen  vor  directem  Contact  mit 
dem  Wasser  zu  schützen.  Beim  Einschneiden  und  Einfuhren  der 
Pipette  muss  man  recht  vorsichtig  zu  Werke  gehen,  um  das  Q  nicht 
zu  vertreiben;  sobald  es  nämlich  die  Tube  verlässt,  hört  die  Ent- 
wicklung der  Eier  auf.  Dies  kann  auch  bei  einiger  Vorsicht  leicht 
verhütet  werden:  beispielsweise  habe  ich  alle  viertel  Stunden  aus 
ein  und  derselben  Tube  Eier  entnommen,  ohne  dass  das  Q  sich 
stören  ließ. 

Die  Furchung,  sowie  die  Entstehung  der  Mikromeren,  Encephalo- 
blasten  und  Somatoblasten  lassen  sich  am  lebenden  Embryo  leicht 
verfolgen,  jedoch  schon  bei  beginnender  Theilung  der  Mikromeren 
sind  die  von  nun  an  sich  abspielenden  Vorgänge  am  lebenden  Em- 
bryo nicht  mehr  in  genügender  Deutlichkeit  wahrzunehmen,  weil  die 
vollkommen  durchsichtigen  Elemente  des  Blastoderms  auf  den 
dotterreichen,  ganz  undurchsichtigen  Makromeren  nicht  mehr  zu  er- 
kennen sind.  Man  ist  in  Folge  dessen  vollkommen  auf  das  Stadium 
der  Oberflächenbilder  conservirter  Embryoneu  angewiesen  :  verfügt 
man  jedoch  über  eine  ununterbrochene  Serie  der  Entwicklungsstufen, 
so  kann  man  mit  Hilfe  dieser  Methode  die  Entwicklung  von  Stufe 
zu  Stufe  verfolgen. 

Für  das  Studium  der  Oberflächenbilder  eignen  sich  am  besten 
die  mit  der  KLEiNENBERG'schen  Pikrinscbwefelsäure  conservirten  Eier. 
Die  Pikrinscbwefelsäure  wurde  folgendermaßen  hergestellt:  zu 
100  Raumtheilen  einer  vollkommen  gesättigten  wässerigen  Lösung 
von  Pikrinsäure  werden  2  Raumtheile  concentrirter  Schwefelsäure 
und  300  Raumtheile  Aqua  destillata  hinzugefügt.  Nach  Zusatz 
der  Schwefelsäure  schlagen  sich  Pikrinkrystalle  nieder,  jedoch  wird 
der  Niederschlag  nicht  abfiltrirt,  er  löst  sich  nach  Zusatz  der  300 
Raumtheile  Aqua  destillata  wieder  vollkommen  auf.  Die  Eier  werden 
1  V'2— 2  Stunden  in  der  Pikrinscbwefelsäure  gelassen,  alsdann  2  Tage  in 
70°  \,igem  Alkohol  ausgewaschen,  der  häutig,  insbesondere  in  den  ersten 


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IS 


C.  v.  Wietinghausen 


Stunden,  gewechselt  werden  musa,  und  schließlich  in  90%igen  Alko- 
hol übertragen. 

Von  den  übrigen  zahlreichen  Conservirungsflüssigkeiten  waren 
von  vorn  herein  diejenigen  ausgeschlossen,  welche  die  Dottennassen 
in  irgend  einer  Weise  dunkel  tingiren,  weil  so  conservirte  Eier  keine 
guten  Oberflächenbilder  ergaben,  und  es  auch  in  Folge  dessen  bei 
der  Einbettung  in  Paraffin  nicht  müglich  war,  den  Embryonen  die 
gewünschte  Lage  zu  geben.  Hierzu  gehörte  auch  leider  eine  gleich 
zu  erwähnende  moditieirte  FLEMMixu'sche  Lösung,  die  sonst  in  Hin- 
sicht der  Erhaltung  der  histologischen  Structur  mir  die  besten  Resul- 
tate lieferte. 

Die  sonst  so  beliebte  Mischung  von  Sublimat  mit  Eisessig 
hat  sich  bei  der  Conservirung  der  iVerm-Eier  absolut  nicht  bewährt. 
Ich  habe  sie  in  den  verschiedensten  Mischungen  angewendet,  jedoch 
war  eine  Gesammtschrumpfung  der  Eier  unausbleiblich.  Verhältnis- 
mäßig günstige  Resultate,  aber  nur  für  Oberflächenbilder,  erhielt  ich 
noch  mit  folgender  Mischung:  Concentrirte  Sublimatlösung  100  Theile, 
Aqua  destillata  100  Theile,  Eisessig  5  Theile.  Die  Eier  wurden  in 
dieser  bis  auf  40°  Celsius  erwärmten  Lösung  5  Minuten  gelassen, 
alsdann  direct  in  50«  0igen  Alkohol  gebracht,  wo  sie  bis  2  Stunden 
blieben,  in  70  {'/0igem  Alkohol  ausgewaschen  und  aufbewahrt.  Sie  geben 
ganz  gute  Obertiächenbilder,  eignen  sich  jedoch  nicht  zum  Studium 
der  Schnitte,  weil  die  histologische  Structur  schlecht  erhalten  ist  und 
die  Zellgrenzen  nicht  hervortreten.  Außerdem  lassen  sich  die  Eier 
schlecht  aufbewahren,  da  nachträgliche  Schrumpfung  in  einigen 
Wochen  eintritt. 

Größere  Embryonen,  welche  schon  durch  ihre  äußere  Form  eine 
Orientirung  behufs  Anfertigung  von  Schnitten  ermöglichen,  wurden  aus- 
schließlich mit  einer  modificirten  Fol-Flemming  s c h en  Lösung  con- 
servirt:  l%ige  Osmiumsäure  1—1,5  Raumtheile,  l%ige  Chromsäure  25 
Kaurotheile,  2%igc  Essigsäure  5  Raumtheile,  Wasser  70  Raumtheile. 
Die  Embryonen  werden  1  Stunde  in  der  Lösung  gelassen,  alsdann 
24  Stunden  in  Wasser  ausgewaschen,  auf  3  Stunden  in  50%igen  Alkohol 
übertragen  und  in  70%igem  Alkohol  aufbewahrt.  Mit  keiner  anderen 
Conservirung8flüssigkeit  habe  ich  so  gute  Resultate  erzielt:  die 
histologische  Structur  ist  vorzüglich  erhalten,  die  Zellgrenzen  sind 
scharf  und  die  Tinctionsfähigkeit  lässt  nichts  zu  wünschen  übrig. 

Für  die  Gewinnung  guter  Oberflächenbilder  eignet  sich  die 
Kleixexbekg  sehe  alkoholische  Hämatoxylinlösung  am  besten.  Alle 
wässerige  oder  schwach  alkoholische  Farbstofflösungen  konnten  nicht 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Nereis  Dumerilii.  40 

angewendet  werden,  weil  leicht  eine  Quellung  der  Eier  eintrat;  die 
alkoholische  Boraxcarminlösung  färbt  hingegen  die  Dotterniassen  mit, 
nnd  so  waren  keine  gnten  Oberflächenbilder  mit  ihr  zu  erzielen. 

In  der  alkoholischen  Hämatoxylinlösung  ließ  ich  die  Eier  2  Stunden 
liegen,  alsdann  wurden  sie  in  ganz  schwach  angesäuertem  70%igen 
Alkohol  entfärbt,  dann  auf  24  Stunden  in  90^ „igen  und  auf  24  Stunden 
in  absoluten  Alkohol  gebracht.  Man  muss  nur  daflir  sorgen,  dass 
die  Säure  vollständig  ausgewaschen  wird,  da  sonst  leicht  der  Farb- 
stoff mit  der  Zeit  vollständig  aus  den  Präparaten  schwindet.  Ge- 
wöhnlich genügt  schon  das  24stUndige  Verweilen  der  Eier  in  90°/0igem 
Alkohol,  um  die  Säure  zu  entfernen,  jedoch  zog  ich  es  vor  die  Eier, 
besondere  wenn  sie  in  Schnitte  zerlegt  werden  sollten,  aus  dem 
angesäuerten  Alkohol  auf  einige  Minuten  in  ein  Uhrschälchen  mit 
70%igem  Alkohol  zu  Ubertragen,  dem  ich  3—5  Tropfen  einer  alko- 
holisch en  Lösung  von  Natron  bicarbonicum  hinzugefügt 
hatte.  Natron  bicarbonicum  wird  in  70%igem  Alkohol  heiß  gelöst, 
die  erkaltete  Lösung  filtrirt.  Es  löst  sich  nur  wenig  in  Alkohol,  je- 
doch genug,  um  die  Säure  in  den  Objecten  vollständig  zu  ncutrali- 
siren.  Das  Natron  bicarbonicum  ist  den  ammoniakalischen  Lösungen 
weit  vorzuziehen,  weil  es  die  Gewebe  nicht  im  geringsten  angreift. 

Die  Herstellung  der  Kleinenbergs c h e n  Hämatoxylinlösung 
ist  leider  mit  erheblichen  Schwierigkeiten  verbunden,  und  nur  in 
den  seltensten  Fällen  gelingt  sie  Uberhaupt.  Die  Ursachen  hierzu 
liegen  erstens  am  Hämatoxylin  und  zweitens  am  Alaunzusatz.  Der 
Alaun  löst  sich  so  gut  wie  gar  nicht  im  Alkohol,  hingegen  löst  sich 
die  Schwefelsäure  des  Alauns  sehr  leicht,  und  je  nachdem  man  nun 
vom  Alaun  viel  oder  wenig  nimmt  und  ihn  fein  gerieben  oder  in 
Stücken  dem  Alkohol  hinzufügt,  geht  viel  oder  wenig  Schwefel- 
säure in  den  Alkohol  Uber,  und  die  so  hergestellte  Lösung  reagirt 
bald  schwach  bald  stark  sauer.  Beim  Zusatz  der  Chlorcalciumlösung 
zur  Alaunlösung  bildet  sich  ein  Niederschlag  von  Gips  und  freie  Salz- 
säure. Die  filtrirte  Chlorcalciumalaunlösung  enthält  also  Chlorcalcium, 
Chloraluminium  und  freie  Salzsäure.  Vom  Gehalt  an  letzterer  hängt 
die  Farbe  und  Tinctionsfähigkeit  ab  :  bei  Gegenwart  von  viel  freier  Salz- 
säure ist  die  Lösung  rüthlich  braun,  die  Färbekraft  gering,  bei  Gegen- 
wart von  wenig  Salzsäure  nimmt  die  Lösung  eine  tiefe  blauviolette 
Farbe  an  und  ist  die  Tinctionsfähigkeit  vorzüglich  ;  enthält  die  Lösung 
keine  freie  Salzsäure,  so  fällt  das  Hämatoxylin  aus.  Bemerken  will  ich 
jedoch,  dass  einige  Hämatoxylinsorten  die  gewünschte  tiefe  blau  violette 
Farbe  in  der  Lösung  Uberhaupt  nie  annehmen  und  doch  gut  färben. 

Mittheilunicen  a.  d.  Zoolo«.  Station  zu  Neapel.   Bd.  10.  J 


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C.  v  \VistmghitU8eu 


Wer  sich  mit  der  Herstellung  der  Kleixenherg  sehen  Hämatoxylin- 
lösung  nicht  abquälen  will,  dem  rathe  ich.  dieselbe  aus  dem  chemi- 
schen Laboratorium  von  Dr.  Grübler  in  Leipzig  zu  beziehen.  Ich 
habe  sie  wiederholt  von  dort  bezogen  und  stets  damit  bei  Nereis- 
Embryonen  vorzügliche  Resultate  erhalten. 

Neuerdings  habe  ich  auf  Anrathen  von  Professor  P.  Mayer  meine 
Versuche  auch  mit  dem  Hämatein  angestellt.  Dieses  scheint  leider 
wie  das  Hämatoxylin  kein  chemisch  reiner  Körper  zu  sein  und  iu  Folge 
dessen  verhält  es  sich,  je  nachdem  aus  welcher  Fabrik  bezogen, 
verschieden.  Mit  Hämatein  von  Merck  in  Darmstadt  habe  ich  mir 
eine  gut  färbende  Lösung  folgendermaßen  hergestellt: 

Es  werden  0 g  Chlorcalcium  im  Ü cem  70«  „igern  Alkohol  gelöst,  0.3 g 
fein  zerriebener  Alaun  hinzugefügt  und  langsam  erhitzt,  bis  die  Lösung 
einmal  aufkocht.  Ferner  werden  0,5  g  fein  zerriebener  Ammoniak- 
alaun in  30  cem  70°/0igem  Alkohol  langsam  erhitzt,  bis  die  Flüssig- 
keit einmal  aufkocht.  Vou  der  ersten  Lösung  werden  3  Theile  mit 
24  Theilen  der  zweiten  Lösung  vermischt  und  der  Niederschlag  wird 
abfiltrirt.  Auf  ein  Uhrschälchen  dieser  Lösung  fügt  man  1—2  Tropfen 
einer  gesättigten  Lösung  von  Hämatein  in  absolutem  Alkohol.  Die 
Eier  verbleiben  1  Stunde  darin  und  werden  in  schwach  angesäuertem 
Alkohol  entfärbt. 

Eine  Orientirung  des  Embryos  behufs  Anfertigung  von 
Schnitten  ist  bei  den  Nereidencmbrvonen  sehr  leicht.  In  den  frühen 
Entwicklungsstufen  dienen  die  Somatoblasten  und  ihre  Descendenten, 
welche  schon  mit  der  Lupe  zu  erkennen  sind,  in  den  späteren  Stadien 
die  ventrale  Rumpfanlage  zur  leichten  Orientirung,  und  man  kann 
ohne  Schwierigkeiten  dem  Embryo  im  flüssigen  Paraffin  jede  ge- 
wünschte Lage  geben,  so  dass  die  Schnittrichtnng  auf  das  genaueste 
zu  bestimmen  ist. 

Bau  des  reifen  Eies. 

Das  reif  abgelegte  Ei  von  Nereis  Dumerilii  hat  eine  sphärische 
Gestalt:  die  Hauptachse,  die  Verbindung  zwischen  animalem  und  vege- 
tativem Pol.  ist  verkürzt.  Die  Größe  der  reifen  Eier,  verschiedenen 
Tuben  entnommen,  unterliegt  oft  verhältnismäßig  recht  bedeutenden 
Schwankungen;  die  Länge  der  Hauptachse  variirt  zwischen  200— 310«, 
die  der  Querachse  zwischen  290—390  n.  Ähnliches  kommt  übrigens 
auch  bei  Eiern  anderer  Chactopoden.  z.  B.  Aphroditeen,  wie  Kleixex- 
iierg  angiebt.  vor:  bei  Lopadorhynchm  beobachtete  derselbe  Autor 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Kcreis  Dumerilii. 


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häufig  genug,  dass  von  zwei  Larven  der  nämlichen  Ausbildungsstnfe 
die  eine  um  die  doppelte,  ja  sogar  dreifache  Größe  die  andere  Uber- 
traf, und  Kleinenherg  glaubt  auch  hier  annehmen  zu  können,  dass 
diese  auffallende  Ungleichheit  auf  ursprüngliche  Größen  Verschieden- 
heiten der  Eier  zurückzuführen  sei.  So  beträchtliche  Größenunter- 
schiede konnte  ich  bei  Nereis  Dumerilii  in  den  späteren  Entwick- 
lungsstadien nicht  constatiren  ;  freilich  machen  auch  hier  sich  Größen- 
verschiedenheiten geltend,  jedoch  sind  sie  den  oben  angeführten 
Maßangaben  proportional. 

Die  Farbe  der  Eier  ist  hellgelb;  das  Ei  selbst  ist  bei  durch- 
fallendem Lichte  betrachtet  vollkommen  undurchsichtig.  Am  oberen, 
aninialen  Pol  bemerkt  man  eine  nahezu  kreisförmige,  dellenartig  er- 
scheinende Vertiefung;  hier  findet  sich  eine  dichtere  Ansammlung 
des  Bildungsdotters  und  von  hier  aus  beginnt  auch  das  Ei  sich  zu 
zerklüften.  Der  Nahrungsdotter  ist  reichlich  vorhanden  und  besteht 
aus  kleinen  gelben  Kugeln;  zwischen  denselben  sieht  man  den  Bil- 
dungsdotter als  ein  feinkörniges  Protoplasma  vertheilt. 

Das  Ei  ist  umgeben  von  einer  ziemlich  starken  Dotterhaut 
und  von  einer  dicken,  glashell  durchsichtigen  Gallerthülle,  deren 
Durchmesser  circa  78  ju  beträgt.  Bei  Eiern  von  Nereis  Dumerilii 
schwindet  diese  Gallerthülle  sehr  bald  und  ist  am  2.  oder  3.  Tage 
der  Entwicklung  nicht  mehr  nachweisbar:  es  scheint,  dass  sie  von 
den  sich  entwickelnden  Embryonen  als  Nahrung  resorbirt  wird.  Die 
Dotterhaut  wird  nicht  abgeworfen,  sondern  bildet  schließlich  die  Cuti- 
cular8chicht  des  Annelids. 

Auf  eine  Untersuchung  der  feineren  Vorgänge,  die  sich  im  Inneren 
der  Eizelle  vor  und  nach  Befruchtung  abspielen,  habe  ich  von  vorn 
herein  verzichtet,  da  die  dotterreichen  Eier  wegen  ihrer  Undurch- 
sichtigkeit  dafür  ein  sehr  ungünstiges  Object  sind. 

Furchung  (Tafel  6). 

Ungefähr  eine  Stunde  nach  der  Befruchtung  des  Eies  beginnt 
die  Furchung.  Sie  ist  total  und  inäqual.  Das  Ei  wird  zuerst  durch 
eine  meridionale  Furche  in  zwei  Blastomeren  getheilt,  von  denen  die 
eine  größer  ist  ;Fig.  1  und  2),  alsdann  erfolgt  die  zweite  Theilung, 
die  ebenfalls  meridional  verläuft  und  nahezu  rechtwinklig  die  erste 
Furchungsebene  schneidet.  Durch  die  zweite  Furche  wird  das  größere 
Segment  in  zwei  ungleiche  (Fig.  3  A  und  B) .  das  kleinere  in  zwei 
gleiche  Theile  [C  und  D)  zerlegt,  so  dass  das  Ei  in  vier  Blastomeren 

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C.  v.  Wistinghausen 


zerfallt,  von  denen  drei  gleich  groß  sind,  die  vierte  [A]  aber  an 
Größe  die  anderen  Übertrifft  Fig.  3). 

Nach  Ablauf  der  zweiten  Theilung  bemerkt  man  am  animalcn 
Pol,  jetzt  viel  deutlicher  als  früher,  an  den  Spitzen  der  Blastomeren 
eine  kreisförmige  Ansammlung  von  Bildungsdotter,  die  sich  mehr 
und  mehr  von  dem  übrigen  dotterreichen  Inhalt  der  Blastomeren  ab- 
zugrenzen beginnt  ;  Anfangs  ist  sie  flach  scheibenförmig,  alsdann  aber 
wölbt  sich  an  dieser  Stelle  aus  den  Spitzen  der  4  Blastomeren  das 
Protoplasma  hervor  und  bildet  4  gleichgroße  halbkugelförmige  Er- 
höhungen, die  sich  dann  von  den  Blastomeren  abschnüren  und  4 
halbkugelförmige  Zellen  von  gleicher  Größe  darstellen  (Fig.  4  und  5). 
Diese  4  Micromeren  bestehen  nur  aus  Protoplasma  und  enthalten 
keine  Dotterelemente  ;  die  großen  Kerne  erkennt  man  erst  nach  An- 
wendung von  Reagentien.  Aus  diesen  vier  Micromeren  ent- 
stehen die  Kopflappen,  aus  denen  sich  Gehirn  und  Sinnes- 
organe des  Kopfes  entwickeln;  aus  diesem  Grunde  werden 
hier  die  vier  ersten  Mie romeren  als  Encephaloblasten  be- 
zeichnet. 

Nach  kurzer  Pause  schnüren  sich  von  den  4  Macromeren  am 
animalen  Pol  in  derselben  Weise  wiederum  4  Zellen  ab,  die  hinter 
und  zwischen  den  Encephaloblasten  erscheinen;  von  diesen  neuent- 
standenen Zellen  sind  3  gleich  groß  und  stimmen  in  der  Größe  mit 
den  Encephaloblasten  Uberein,  während  diejenige,  die  aus  der  größten 
Macromere  A  sich  abschnürt,  die  anderen  bedeutend  an  Größe  über- 
trifft [Fig.  6). 

Diese  große  Zelle  sei  hier  als  S  ornato  bla  st  I  bezeichnet.  Es 
wiederholt  sich  dieser  Vorgang  genau  in  derselben  Weise:  abermals 
schnüren  sich  aus  den  Macromeren  B,  C,  I)  3  gleichgroße  Micro- 
meren ab,  während  aus  der  größten  Macromere  A  eine  große  Zelle, 
Somatoblast  II,  sprosst  (Fig.  7). 

Somatoblast  I  und  II  bilden  die  Keime,  aus  denen 
der  ganze  Rumpf,  mit  Ausnahme  des  Mitteldarmes,  sich 
entwickelt. 

Betrachten  wir  auf  dieser  Entwicklungsstufe  das  sich  furchende 
Ei,  so  sehen  wir,  dass  von  den  4  Macromeren  sich  bisher  12  Zellen 
abgeschnürt  haben:  zuerst  die  4  Encephaloblasten,  dann  3  Micro- 
meren und  Somatoblast  I,  dann  nochmals  3  Micromeren  und  Soma- 
toblast II  (Fig.  7). 

Hiermit  ist  die  Trennung  der  ectodermalen  Elemente  von  den 
cntodermalen  beendet,  und  die  Macromeren  bringen  jetzt  keine  Micro- 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Nereis  Dumerilii. 


53 


liieren  mehr  hervor.  Sie  stellen  die  4  Urcntodermzellen  dar,  welche 
außer  den  Entodermelementen  noch  reichlich  Nahrungsdotter  ent- 
halten; sie  bleihen  in  ihrer  äußeren  Form  lange  Zeit  hindurch  un- 
verändert, so  dass  sie,  namentlich  durch  die  charakteristische  Form 
der  größten  Macromere  A,  eine  Orientirung  Uber  Vorn  und  Hinten, 
Oben  und  Unten  am  Embryo  leicht  ermöglichen.  Die  große  Macro- 
mere  A  und  Macromere  B  bilden  die  dorsale  Fläche  des  künftigen 
Embryos,  C  und  D  die  ventrale;  daher  wird  die  Furche  zwischen 
C  und  D  Ventralfurche  genannt:  sie  entspricht  genau  der  Median- 
linie des  Embryos.  Die  Furche  zwischen  A  und  B  mag  Dorsal- 
furche heißen,  die  Furchen  zwischen  A  und  D  einerseits  und  zwischen 
B  und  C  andererseits  sind  Lateralfurchen  (Fig.  3). 


Die  Bildung  der  Keimblätter. 
Entstehung  des  Ectoderms  (Tafel  6). 

Das  äußere  Keimblatt  zeigt  eine  so  frühzeitige  Diffcrenzirung, 
dass  eine  gesonderte  Besprechung  der  einzelnen  Thcile  nothweudig 
erscheint.  Es  lassen  sich  drei  Arten  von  Zellen  unterscheiden,  welche 
das  äußere  Keimblatt  zusammensetzen: 

1)  Die  Descendenten  der  Micromercn. 

2)  Die  Descendenten  der  Encephaloblasten. 

3)  Die  Descendenten  der  Somatoblasten. 

Schicksal  der  Micronieren  und  ihrer  Descendenten. 
Mit  Ausnahme  der  Encephaloblasten  und  Somatoblasten  schnüre u 
sich  im  Ganzen  6  Micromeren  von  den  Macromeren  ab;  alle  liegen 
auf  der  oberen  Polfläche  und  erscheinen  als  helle  halbkugelförmige 
Zellen  in  der  Größe  der  Encephaloblasten.  Nachdem  sich  die  ecto- 
dermalen  Elemente  von  den  entodermaleu  getrennt  und  die  letzten 
drei  Micromeren  sich  abgeschnürt  haben,  beginnen  sich  die  Micro- 
meren durch  Theilung  zu  vermehren.  Zuerst  theileu  sich  die  mit 
Somatoblast  I  gleichzeitig  entstandenen  3  Micromeren,  die  übrigen 
theilen  sich  ebenfalls  schnell  hinter  einander  und  bilden  schließlich 
eine  kappenförmige  Zellenmasse,  welche  das  obere  Drittel  der  Macro- 
meren  umfasst:  im  Centrum  dieser  kappenförmigen ,  aus  den  Des- 
cendenten der  Micromeren  bestehenden  Zellenmasse  liegen  die  noch 
ungeteilten  4  Encephaloblasten,  durch  ihre  Größe  und  durch  ihre 
großen  Kerne  von  den  Descendenten  der  Micromeren  wesentlich  unter- 
schieden (Fig.  8  .    Durch  fortschreitende  Theilung  vermehren  sich 


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C.  v.  Wietinghausen 


die  Descendenten  der  Microineren,  verlieren  mehr  and  mehr  ihr  ur- 
sprüngliches Aussehen  und  bilden  schließlich  große,  flache  Zellen 
mit  verhältnismäßig  kleinen  Kernen.  Auf  Schnitten  erscheinen  die 
Descendenten  der  Micromeren  im  Gegensatz  zu  den  Übrigen  Ele- 
menten des  Ectoderms  als  eine  dünne  (nur  6,5  ju)  einschichtige 
Zellenlage.  Das  Protoplasma  ist  feinkörnig,  die  Kerne  enthalten 
meist  ein  bis  zwei  Kernkörperchen  und  färben  sich  nur  schwach. 

Welche  Bedeutung  haben  nun  die  Descendenten  der  Micromeren 
und  was  entsteht  aus  ihnen?  Obgleich  es  schwierig,  ja  fast  unmög- 
lich sein  dürfte,  das  Schicksal  jeder  einzelnen  dieser  Zellen  zu  ver- 
folgen, so  glaube  ich  doch  mit  Bestimmtheit  aussprechen  zu  können, 
dass  sie  am  Aufbau  des  Körpers  in  so  fern  sich  nicht  betheiligen,  als 
sie  kein  wesentliches  Material  zur  Bildung  einzelner  Organe 
oder  Orgautheile  liefern.  Aus  den  Descendenten  der  Mi- 
cromeren entsteht  die  Epidermis  des  Annelids  und 
ein  embryonales  Gebilde,  nämlich  das  präorale  Winiper- 
orgau. 

Schicksal  der  Encephalobl asten  und  i h re r  Descenden- 
ten. Die  4  Encephaloblasten  bleiben  an  ihrer  Ursprungsstelle  am 
oberen  Pol  liegen  und  erhalten  sich,  während  die  übrigen  Micromeren 
sich  durch  Theiluug  vermehren,  längere  Zeit  in  Größe  und  Aussehen 
unverändert.  Sie  liegen  als  4  große  Zellen  in  der  Mitte  der  ecto- 
dermalen  Zellenmasse,  welche  aus  den  Descendenten  der  Micromeren 
gebildet,  kappenfürmig  den  oberen  Theil  der  Macromeren  bedeckt 

Fig.  8).  Zur  Zeit,  wenn  ungefähr  S  Descendenten  der  Somatoblasten 
vorhanden  sind,  rücken  zuerst  die  4  Encephaloblasten  radiär  aus 
einander  (Fig.  9),  und  zwar  kommt  das  so  zu  Stande,  dass  sich 
Ectodermzellen  zwischen  sie  drängen:  die  letzteren  theilen  sich  und 
zerfallen  in  S  Zellen,  welche  die  Stelle  der  verdrängten  Encephalo- 
blasten im  Centrum  der  oberen  Polfläche  einnehmen.  Hierauf  theilen 
sich  auch  die  Encephaloblasten  :  jede  zerfallt  in  2  nicht  ganz  gleich 
große  Zellen,  die  sich  jederseits  halbmondförmig  um  das  Centrum 
des  oberen  Pols  gruppiren  (Fig.  10).  Alsdann  theilen  sich  die  Zellen 
schnell  hinter  einander  und  ihre  Descendenten  ordnen  sich  immer  in 
einer  charakteristischen  Form  an  :  auf  der  oberen  Polfläche 
liegen   zu    beiden   Seiten    der   Medianebene   2    größere  Zellen 

Fig.  11);  an  diese  reihen  sich  symmetrisch  mehr  oder  weniger 
zu  einem  Hufeisen  die  übrigen  etwas  kleineren  Descendenten 
der  Encephaloblasten  an  (Fig.  11).  Diese  Zellen  sondern  sich 
scharf  von  den   übrigen  Ectodermzellen,   den  Descendenten  der 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Nereis  Duineiilii. 


55 


Micromeren:  sie  sind  charakterisirt  durch  eiuen  großen  Kern,  die 
Zellgrenzen  sind  deutlich  sichtbar,  der  Dickendurchrnesser  erscheint 
auf  Schnitten  größer  als  derjenige  der  flachen  Ectodermzellen,  der 
Abkömmlinge  der  Micromeren.  Die  Zellen  vermehren  sich  schnell 
durch  Theilung  und  werden  nach  und  nach  kleiner  und  flacher. 
Anfangs  behalten  sie  in  ihrer  Anordnung  die  hufeisenförmige  Gestalt 
bei  (Fig.  12),  alsdann  aber  breiten  sie  sich  mehr  nach  den  »Seiten 
hin  aus  und  bilden  einen  Zellhaufen,  der  mehr  in  Form  eines  halb- 
mondförmigen Schildes  auf  der  oberen  Polfläche  liegt:  der  convexe 
Rand  des  Schildes  ist  der  künftigen  Ventralfläche  zugewendet  (Fig.  13  . 
Dieser  Haufen  besteht  aus  kleinen  Zellen,  deren  Kerne  dicht  ge- 
drängt liegen,  während  die  Zellcontouren  nicht  mehr  erkennbar  sind  ; 
auf  Schnitten  sieht  man  jedoch  deutlich,  dass  diese  Descendenten 
der  Encephaloblasten  einen  dickeren  Durchmesser  als  die  gewöhn- 
lichen Ectodermzellen,  die  Descendenten  der  Micromeren,  haben.  Wenn 
die  Epibolie  vollendet  und  der  Blastoporus  gebildet  ist,  haben  sich 
die  Descendenten  der  Encephaloblasten  von  der  oberen  Polfläche 
etwas  mehr  gegen  die  Äquatorialebene  hin  ausgebreitet;  beginnt 
sich  dann  von  der  unteren  PolflUche  aus  die  Kumpfanlage  auf  der 
Ventralfläche  zu  bilden,  so  ordnen  sie  sich  von  der  oberen  Polfläche 
aus  symmetrisch  zu  beiden  Seiten  der  Ventralfurchen  an  und  bilden 
die  Anlage  der  Kopflappeu,  die  mit  fortschreitender  Entwicklung 
bald  ihre  charakteristische  zweilappige  Form  annehmen. 

Schicksal  der  Somatoblasten  und  ihrer  Descendenten. 
Die  beiden  Somatoblasten  entstehen,  wie  wir  bereits  bei  der 
Beschreibung  der  Furchung  gesehen  haben,  aus  der  größten  Macro- 
mere A  ;  sie  schnllren  sich  kurz  hinter  einander  von  derselben  ab  und 
erscheinen  als  2  große  runde  Zellen,  jede  ungefähr  von  der  3 fachen 
Größe  einer  Micromere.  Unmittelbar  nach  ihrem  Entstehen  liegen 
sie  auf  der  oberen  Polfläche  auf  der  großen  Macromere  A  dicht 
ueben  einander  und  grenzen  au  2  Encephaloblasten.  Nach  dem  Ent- 
stehen des  Somatoblasts  II  vermehren  sich  die  Micromeren  schnell 
durch  Theilung;  einige  dieser  neuentstandenen  Descendenten  der 
Micromeren  schieben  sich  zwischen  die  Somatoblasten  einerseits  und 
die  angrenzenden  Encephaloblasten  andererseits.  In  Folge  dessen 
werden  die  beiden  Somatoblasten  von  ihrer  Ursprungsstelle  verdrängt: 
Somatoblast  I  rilekt  mehr  nach  unten  und  rechts,  so  dass  er  zum 
Theil  auf  die  angrenzende  Macromere  B  zu  liegen  kommt,  während 
II  nur  uacli  unten  gegen  die  Aquatorialebene  hin  verschoben  wird. 
Beide  Somatoblasten  sind  somit  von  der  oberen  Polfläche  gegen  die 


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C.  v.  Wistingbauson 


Aquatorialebene  hin  verdrängt  uud  liegen  nun  nicht  mehr  neben  ein- 
ander, sondern  schräg  unter  einander  auf  der  großen  Macroiuere  A, 
uud  Somatoblast  I  noch  zum  Tbcil  auf  der  angrenzenden  Macro- 
mere B.  In  den  Somatoblasten  treten  nun  zu  gleicher  Zeit  die  be- 
kannten mitotischen  Theilungserscheinungen  auf,  und  beide  theilen 
sich,  in  einer  der  Längsachse  des  Eies  entsprechenden  Richtung,  in 
je  2  gleich  große  Zellen.  Nach  der  Theilung  liegen  die  beiden 
oberen  Zellen,  die  Descendenten  des  Somatoblasts  I,  symmetrisch 
zu  beiden  .Seiten  der  Medianebeuc,  während  die  beiden  unteren,  die 
Desccndenten  von  II.  diese  Anordnung  nicht  zeigen,  sondern  etwas 
mehr  auf  die  linke  Seite  hin  verschobeu  sind  (Fig.  14).  Die  Kerne  der 
2  oberen  Zellen  liegen  etwa  in  der  Höhe  der  Aquatorialebene  des  Eies. 

Während  sich  der  Theilungsprocess  in  den  beiden  Somatoblasten 
abspielt,  werden  dieselben  von  den  Descendenten  der  Micronieren 
Überwachsen  (Fig.  14).  Es  ist  nicht  leicht,  sich  von  dieser  That- 
sache  zu  Uberzeugen,  weil  die  letzteren  so  flach  sind,  dass  sie  auf 
Schnitten  nur  schwer  wahrnehmbar  sind.  Erst  bei  starker  Ver- 
größerung (Zkiss  F)  erkennt  man  dicht  unter  der  Dotterhaut  auf  den 
Desccndenten  der  Soni atobla sten  eine  feine  Protoplasmaschicht,  die 
sich  jedoch  so  wenig  von  der  darunter  liegenden  Zelle  abgrenzt,  dass 
man  aus  diesem  Befunde  allein  nicht  geneigt  sein  würde,  ohne 
Weiteres  auf  das  Vorhandensein  einer  besonderen  Zellschicht  ZU 
schließen.  Nur  auf  Oberflächcnbildern  sehr  distinet  gefärbter  Em- 
bryonen kauu  man  durch  wechselnde  Einstellung  die  Kerne  der 
flachen  Eetodermzelleu  Uber  den  Descendenten  der  Somatoblasten  er- 
kennen und  sich  davon  Uberzeugen,  dass  thatsächlieh  die  Somato- 
blasten von  den  Descendenten  der  Micromcrcn  Uberwachsen  werden. 

Nun  beginnen  sich  die  Descendenten  der  Somatoblasten  durch 
Theilung.  verbunden  mit  einer  Art  Zellknospimg,  zu  vermehren,  und 
zwar  findet  dies  in  folgender  Weise  statt  :  die  beiden  oberen  Zellen. 
Abkömmlinge  von  Somatoblast  I.  theilen  sich  erst  in  der  Längsachse, 
dann  jede  Zelle  in  der  Querachse,  so  dass  2  Querreihen  von  je  4 
Zellen  entstehen.  Die  Zellen  der  unteren  Keine  theilen  sich  hierauf 
abermals  in  der  Querachse,  während  gleichzeitig  von  den  Zellen  der 
oberen  sich  auf  beiden  Seiten  kleine  Zellen  abschnüren.  So  haben 
sich  beispielsweise  auf  dieser  Entwicklungsstufe,  die  auf  Fig.  15 
abgebildet  ist.  die  Descendenten  von  Somatoblast  I  in  '>\  Querreihen 
von  Zellen  aufgelöst;  jede  Keine  besteht  aus  4 — 5  Zellen,  und  diese 
siud  in  der  oberen  Keihe  etwas  größer  als  in  der  unteren  und  liegeu 
unmittelbar  unterhalb  der  Aquatorialebene  des  Eies. 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Nereis  Duiuerilii. 


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Während  dieses  Processes  lösen  sich  auch  die  Descendenten  von 
Somatoblast  II  durch  Theilung  in  eine  Auzahl  von  Zellen  auf.  Zu- 
erst theilen  sie  sich  ebenfalls  in  der  Längsachse,  gleich  darauf  in 
der  Querachse;  die  Zellen  der  unteren  Reihe  haben  aber  die  Ten- 
denz, durch  Quertheilung  sich  schnell  zu  vermehren  und  im  Gegen- 
satz zu  denjenigen  der  oberen  Zellreihen  auch  schnell  zu  verkleinern. 
So  sehen  wir  auf  diesem  Stadium  Fig.  15)  die  Descendeuteu  des 
Somatoblast8  II  in  3  Querreihen  von  Zellen  aufgelöst;  in  der  Rich- 
tung zum  unteren  Pol  werden  die  Zellen  progressiv  kleiner. 

Das  Resultat  dieser  Theilung  ist.  um  es  kurz  zusammenzufassen, 
folgendes:  Somatoblast  I  theilt  sich  in  eine  Anzahl  von  Zellen,  die 
in  3  Querreihen  angeordnet  sind;  diese  Zellen  seien  hier  als 
obere  Urzellcn  des  Rumpfes  bezeichnet  (Fig.  15).  Somato- 
blast II  löst  sich  ebenfalls  in  3  Querreihen  von  Zellen  auf.  von 
denen  die  Zellen  der  oberen  Reihe  als  Myoblasten,  die 
zwei  unteren  Querreihen  als  untere  Urzellcn  des  Rumpfes 
bezeichnet  werden  mögen  (Fig.  15). 

Auf  den  nächstfolgenden  Stadien  findet  eine  lebhafte  Theilung 
in  den  oberen  Urzellen  statt.  Die  Zellen  theilen  sich  in  der  Längs- 
und Querrichtung,  rücken  mehr  auf  die  untere  Polfläche,  drängen 
sich  gegen  die  Myoblasten,  so  dass  letztere  unter  die  unteren  Ur- 
zellen geschoben  und  von  den  oberen  Urzellen  überwachsen  werden. 
Die  so  in  die  Tiefe  gedrängten  Myoblasten  bilden  die  Anlage  der 
Muskelplatten  respective  des  »  Mesoderma  «  der  Autoren  (Fig.  17  . 
Das  Hineinrücken  der  Myoblasten  findet  kurz  vor  Beendung  der 
Epibolie  statt  und  mag  zum  Theil  auch  darauf  beruhen,  dass  sie  an 
der  Oberfläche  nicht  mehr  Platz  finden  und  so  unter  die  vor  ihnen 
liegenden  Zellen  geschoben  werden.  Die  Zahl  der  Myoblasten  be- 
trägt beim  Hineinrücken  gewöhnlich  6,  doch  zählt  man  hier  und  da 
nur  5,  von  denen  die  eine  noch  in  Theilung  begriffen  ist. 

Was  die  Abstammung  der  Zellen  betrifft,  welche  die  An- 
lage der  Muskclplatten  bilden,  so  kann  es  hier  wohl  kaum 
einem  Zweifel  unterliegen,  dass  sie  Theilnngsproducte  des  Somato- 
blasts  II,  also  ectodermalen  Ursprungs  sind;  Somatoblast  II  kann 
man  jedoch  nicht  etwa  als  eine  »Urmesoblastzclle«  betrachten,  weil, 
wie  wir  oben  gesehen  haben,  aus  demselben  außer  den  Myoblasten 
noch  die  unteren  Urzellen  des  Rumpfes  entstehen,  die  im  Verbände 
der  Ectodermzellen  bleiben  und  als  Elemente  des  äußeren  Keim- 
blattes zu  betrachten  sind.  Jedoch  abgesehen  davon,  dass  die  Ent- 
stehung der  Myoblasten  aus  Somatoblast  II  sich  verfolgen  lässt  und 


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C.  v.  Wistinghausen 


die  Loslösnng  dieser  Zellen  aus  dem  Verbände  der  Descendenten 
beider  Somatoblasten  deutlich  besonders  auf  Schnitten)  zu  erkennen 
ist,  so  können  die  Myoblasten  gar  nicht  etwa  vom  Entoderm  ab- 
stammen, denn  während  der  Entstehung  der  Myoblasten  theilen  sich 
die  4  Urentodermzellen  Uberhaupt  noch  nicht  und  verhalten  sich  die 
Kerne  derselben  noch  vollkommen  passiv. 

Nach  dem  Eindringen  der  Myoblasten  rUcken  die  Descendenten 
der  oberen  Urzellen  vollständig  auf  die  untere  Polfläche  und  bilden 
gemeinsam  mit  den  Descendenten  der  unteren  Urzellen  eine  Zellen- 
masse, deren  Elemente  durch  fortgesetzte  Theilung  sich  schnell  ver- 
mehren, gegen  die  beiden  Längsfurchen  der  unteren  Polfläche  vor- 
rücken und,  nach  Beendung  der  Epibolie,  die  hintere  Hälfte  der 
unteren  Polfläche  bedecken. 

Die  Anordnung  dieser  Zellen  scheint  in  so  fern  willkürlich  zu 
sein,  als  bestimmte  Reihen,  sei  es  in  der  Längs-,  sei  es  in  der  Quer- 
richtung, nicht  mehr  zu  erkennen  sind.  Die  oberen  sowohl  als  auch 
die  unteren  Urzellen  des  Kumpfes  produciren  nicht  etwa  nach  Art 
der  Teloblasten  durch  Knospung  Zellreihen  in  irgend  welcher  Rich- 
tung, sondern  lösen  sich  durch  Theilung  in  eine  große  Anzahl  von 
Zellen  auf,  ohne  jedoch  nach  Art  der  Scheitelzellcn  ihre  ursprüng- 
liche Größe  und  Gestalt  nach  wiederholter  Theilung  beizubehalten 
(Taf.  7  Fig.  24). 

Welche  Bedeutung  haben  nun  die  Descendenten  der  beiden 
Somatoblasten  für  den  Aufbau  des  Körpers:'  Wie  schon  bei  der 
Furchung  kurz  erwähnt  wurde,  entsteht  der  Rumpf,  mit  Ausnahme 
des  Mitteldarmes  und  der  Epidermis,  aus  ihnen,  und  es  fragt  sich 
nun,  ob  sie  beim  Aufbau  des  Rumpfes  etwa  dieselbe  Rolle  wie  die 
Teloblasten  in  der  Entwicklung  derHirudineen  und  Oligochaeten  spielen. 

Nereü  Dumerilii  nimmt  bezüglich  ihrer  Entwicklung  unter  den 
Polychaetcn  in  so  fem  eine  exceptionelle  Stellung  eiu,  als  eine  frei- 
schwimmende Trochophora  fehlt  und  die  Entwicklung  eine  directo 
ist.  In  Folge  der  abgekürzten  Entwicklung  linden  sich  in  den  ersten 
Stadien  nur  wenig  Anklänge  au  den  bisher  bekannten  Typus  der 
Polychaeteueutwicklung,  hingegen  lässt  die  frühzeitige  Differenziruug 
und  der  bedeutende  Größenuntersehied  zwischen  den  Zellen  des  Ecto- 
derms  einen  Vergleich  mit  aualogen  Verhältnissen,  wie  sie  sich  bei 
den  Hirudineen  und  Oligochaeten  iiudeu,  wohl  zu. 

Bei  Clepaine  zerfällt  nach  Whitmax  1  die  größte  Furchungskugel 

1  C.  0.  Whitmax,  The  Embryology  of  CUpme.  in:  Q.  Jouru.  Micr.  Sc. 


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Untersuchungen  über  die  Entwicklung  von  Xereis  Dumcrilü.  59 

in  2  Blastonieren ,  die  er  als  »primären  Neuroblast«  und  »primäreu 
Mesoblast«  bezeichnet.  Aus  dem  primären  Neuroblast  entstehen  durch 
Theilung  8  oberflächliche  Neuroblasten,  aus  dem  primären  Mesoblast 
2  tiefer  liegende  Mesoblasten.  Diese  10  Urzellen  liegen  am  Hinter- 
ende des  Embryos  zu  5  auf  jeder  Seite  und  bilden  durch  fortgesetzte 
Theilung  nach  vorn  neue  Zellen,  so  dass  10  Zellreihen  entstehen, 
welche  zusammen  die  Anlage  des  Rumpfes  bilden.  Nach  Whitman 
entwickelt  sich  aus  den  der  ventralen  Medianlinie  am  nächsten  liegen- 
den 4  Zellreihen  die  Bauchkette,  aus  den  4  mittleren  Zellreihen  die 
Nephridien  und  aus  den  beiden  äußeren  Reihen  das  Muskelgewebe; 
die  tieferen  Zellreihen,  welche  von  den  beiden  Mesoblasten  ab- 
stammen, liefern  das  Material  für  das  Mesoderm. 

Neuere  Untersuchungen  haben  diese  Angaben  Whitman's  für 
Clepsine  bestätigt1  und  auch  den  Nachweis  geliefert,  dass  dieselbe 
Entstehung  und  Zusammensetzung  des  »Keimstreifens«  auch  bei 
Xephelis,  Aulostoma  gulo'1  und  anderen  Hirudineen  zu  finden  ist. 
Jedoch  nicht  immer  liegen  die  Verhältnisse  so  klar  wie  bei  Clepsine; 
so  konnte  beispielsweise  R.  8.  Bergh  bei  Aulostoma  gulo  wohl  nach- 
weisen, dass  der  »Keimstreifen«  jederseits  sich  aus  5  Zellreihen  zu- 
sammensetzt, welche  von  eben  so  viel  Urzellen  abstammten;  was  je- 
doch aus  jeder  dieser  Zellreihen  entsteht,  war  ihm  nicht  möglich 
festzustellen. 

Ganz  ähnliche  Verhältnisse  wie  bei  Clepsine  hat  Wilson1  auch 
bei  Oligochaeten  entdeckt.  Auch  hier  finden  sich  Urzellen  und  Zell- 
reihen,  welche  dieselbe  Bedeutung  haben,  wie  bei  den  Hiru- 
dineen. Obgleich  neuerdings  die  Teloblasten  für  die  Oligochaeten 
von  Vejdovsky*  geleugnet  werden,  so  kann  man  wohl  kaum  noch 
die  Richtigkeit  der  Angaben  Wilson's  in  dieser  Hinsicht  bezweifeln, 
da  R.  S.  Bekgh5  nicht  nur  ihr  Vorhandensein  bei  den  Lumbriciden 

(2]  Vol.  18.  1S78.  —  A  contribution  to  the  history  of  the  Germ-layers  iu  Clepsim-. 
in:  Journ.  Morph.  Boston  Vol.  1.  1S97. 

1  R.  S.  Bergh,  Über  die  Deutuug  der  allgemeinen  Anlagen  am  Ei  der 
Clepsinen  und  der  Kieferegel,  in:  Z.  Auzeiger  9.  Jahrg.  ISSO  N.  210. 

2  R.  8.  Bergh,  Die  Metamorphosen  von  Aulostoma  giilo.  in  :  Arb.  Z.  Inst. 
YVUrzburg  7.  Bd.  1SS5.  —  Über  dio  Metamorphose  von  Nepitella,  in  :  Zeit.  Wiss. 
Z.  41.  Bd.  1SS4.  —  St.  ApÄthy  in:  Biol.  Centralbl.  9.  Bd.  ISS«)  N.  19. 

3  E.  B.  Wilson,  The  Embryology  of  the  Earthwonn.  in  Journ.  Morph. 
Boston  Vol.  3  1889. 

«  F.  Vejdovsky,  Entwicklungsgeschichtliche  Untersuchungen.  Prag  1  S'M*. 
2.  Heft. 

*  R.  S.  Bergh,  Neue  Beiträge  zur  Embryologie  der  Anneliden,  in:  Zeit. 
Wiss.  Z.  50.  Bd.  19B0. 


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C.  v.  Wistiugliauscn 


bestätigt,  sondern  auch  durch  höchst  interessante  Angaben  Uber  die 
Bedeutung  der  Urzellen  und  ihrer  Zellreiheu  unsere  Kenntnis  wesent- 
lich gefördert  hat. 

Das  Charakteristische  der  Teloblastcn  ist.  dass  sie  als  große 
Scheitelzelleu  durch  eine  Art  Zellknospung  kleinere  Zellen  nach  vorn 
abgeben  und  dadurch  Zellreihen  bilden,  aus  denen  die  embryonale 
Rumpfanlage  (Keimstreifen  sich  zusammensetzt.  Über  die  Bedeu- 
tung der  einzelnen  Zellreihen  gehen  die  Ansichten  der  verschiedeneu 
Autoren  aus  einander,  jedoch  kauu  man  im  Allgemeinen  sagen,  dass 
jede  Zellreihe  oder  mehrere  zusammen  die  Anlage  für  bestimmte 
Organe  bilden. 

Wenden  wir  uns  nun  zur  Beantwortung  der  oben  gestellten  Frage  : 
lassen  sich  die  Descendenten  der  beiden  Somatoblasten. 
die  als  obere  Urzellcn.  Myoblasten  und  untere  Urzellen  bezeichnet 
wurden,  mit  den  Tcloblaste n  der  Hirudineen  vergleichen, 
so  niuss  die  Frage  im  gewissen  Sinne  verneint  werden.  Die  Descenden- 
ten der  Somatoblasten  bilden  nicht  nach  Art  der  Teloblasten  durch  Kuos- 
pung  Zellreihen,  welche  den  «Keimstreifen«  zusammensetzen  und  als  An- 
lage bestimmter  Organe  zu  betrachten  sind,  sondern  sie  lösen  sich  durch 
Theilung  in  eine  große  Anzahl  von  kleinen  Zellen  auf,  welche  mit  Be- 
endigung der  Epibolie  eine  scharf  abgegrenzte  Zelleumasse  bilden,  aus 
welcher  durch  nachträgliche  Sonderung,  Ditfereuziruug,  Wachsthum  und 
Verschiebung  der  Thcile  die  ventrale  Kumpfanlage  (»Kcimstreifen«)  her- 
vorgeht. Um  also  den  Gegensatz  zusammenzufassen:  bei  Clepsiitc 
cutstehen  aus  den  Urzellen  Zellreihen,  welche  den  »  Keimstreifen  « 
zusammensetzen  und  als  Anlage  für  bestimmte  Organe  anzusehen 
sind,  bei  Kit-eü  entstehen  aus  den  Urzellen  keineswegs  direct  primäre 
Aulagen  fllr  bestimmte  Organe  in  Form  von  Zellrcihen,  sondern  zu- 
nächst nur  eine  Zellenmasse,  aus  der  sich  nachträglich  der  )>Keim- 
streifeu«  bildet  und  sich  die  Orgaue  differenziren.  Möglicherweise 
haben  die  Urzellen  bei  Xercis  dieselbe  Bedeutung  wie  bei  Clepsine  ; 
da  sie  aber  schnell  ihre  ursprungliche  Größe  und  Gestalt  verlieren 
und  ihre  Descendenten  nicht  in  bestimmten  Reihen  angeordnet  sind, 
so  kann  man  liier  nicht  von  Neural-  und  Xephridialreihen .  von 
Neuroblast  und  Nephroblast  wie  bei  Clepsine  reden. 

Wie  bei  Clepsine.  so  entstehen  bei  Nere  in  die  beiden  Somato- 
blasten aus  der  größten  Macromere  und  liefern  das  Material  zum 
Autbau  des  Rumpfes  mit  Ausnahme  des  Mitteldarmes  und  der  Epi- 
dermis; jedoch  kann  mau  Somatoblast  II  nicht  mit  dem  primären 
Mesoblast  vergleichen,  weil  aus  ersterem  außer  den  0  Myoblasten 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Xeivis  Punierilii.  61 

noch  die  nnteren  Urzellen  entstehen,  die  im  Verbände  des  Ectoderms 
verbleiben  und  Elemente  des  äußeren  Keimblattes  bilden,  während 
bei  Clepsine  aus  dem  primären  Mesoblast  nur  das  »Mesoderm«  ent- 
steht. Die  Rumpfanlage  ist  bei  Sereis  eben  so  wie  bei  den  Hiru- 
dineen  und  Anneliden  Uberhaupt  eine  einheitliche .-  sie  lässt  sich  auf 
2  Zellen,  die  beiden  Somatoblasten,  zurückfuhren,  die  wohl  ohne 
Zweifel  dem  Ectoderm  angehören. 

Auch  hier  ist  somit  ein  Beweis  dafür  geliefert,  dass  das  soge- 
nannte mittlere  Keimblatt  bei  den  Anneliden  ectodermalen  Ur- 
sprungs ist. 

Für  die  Entstehung  des  Kopfes  lässt  sich  der  Vergleich  mit  den 
Hirudineen  weiterfuhren.  Nach  R.  8.  Beroh  1  haben  bei  Aulostoma  gulo 
Kopf  und  Rumpf  zwei  vollkommen  getrennte  Aulagen,  die  er  als  Rumpf- 
keime und  Kopfkeime  bezeichnet;  letztere  liegen  vor  dem  Schiundkopf 
and  bestehen  »aus  zwei  seitlichen,  in  der  Mitte  mit  einander  vereinigten 
Zellenmassen«.  Bei  Nereis  Dumerilii  finden  sich  ganz  analoge  Ver- 
hältnisse: auch  hier  giebt  es  für  Kopf  und  Rumpf  zwei  getrennte 
Anlagen,  jedoch  lassen  sich  die  4  Encephaloblasten  und  ihre  Des- 
cendejiten  nicht  mit  Kopfkeimeu  identificiren,  weil  aus  ersteren  sich 
nur  Gehirn  und  Sinnesorgane  des  Kopfes  entwickeln,  während  nach 
K.  S.  Bergh  bei  Aulostoma  gulo  und  Ncphelis  sämnitliche  ecto- 
dermalen und  »mesodermalen«  Theile  des  Kopfes  aus  den  Kopf- 
keimen hervorgehen.  Die  Muskeln  des  Kopfes  entstehen  bei  Nereis 
durch  das  Hineinwachsen  der  Rumpfmuskeln  in  den  Kopf. 

Ich  hatte  meine  Untersuchungen  Uber  die  Keimblätter  bei  Nereis 
Dumerilii  schon  lange  abgeschlossen,  als  Ende  December  1890  eine 
vorläufige  Mittheilnng  von  Wilson  Uber  die  Entstehung  der  Meso- 
blastbänder  bei  den  Anneliden  erschien2,  in  dieser  Abhandlung 
theilt  Wilson  auch  einige  Beobachtungen  Uber  die  Furchung  der 
Eier  von  Nereis  limbata  Ehlers  und  N.  megalops  Verrill  mit.  So 
viel  ich  aus  der  kurzen  vorläufigen  Mittheilnng  ersehen  kann,  scheint 
in  vielen  nicht  unwesentlichen  Punkten  die  Furchung  und  Keim- 
blätterbildung  bei  den  amerikanischen  Arten  mit  derjenigen  bei  N. 
Dumerilii  nicht  übereinzustimmen. 

Nach  Wilson  zerfällt  das  Ei  durch  2  meridionale  Furchen  in 
4  Blastonieren,  von  denen  die  eine  größer  ist  als  die  3  anderen. 

1  R.  S.  Beroh,  Die  Metamorphosen  von  Aulostoma  gulo.  in:  Arb.  Z.  Inst. 
Wiirzhurg  7.  Bd.  ISSÒ. 

»  E.  B.  Wilson,  The  Origin  of  the  Mesoblast- Bands  in  Annelids,  in:  Joiirn. 
Morph.  Boston  Vol.  4.  1890. 


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62 


C.  v.  Wittingfaftitteo 


Durch  eine  äquatoriale  Fnrchung  schnüren  sich  alsdann  4  Micromeren 
ab.  die  im  Gegensatz  zu  den  Encephaloblasten  bei  N.  Dumerilii  sich 
sofort  tbeilen.  Über  die  Entstehung  des  Kopfganglions  wird  Uber- 
haupt Nichts  gesagt,  so  dass  nicht  zu  ersehen  ist,  ob  die  4  zuerst 
entstandenen  Micromeren  eine  ähnliche  Bedeutung  wie  die  Encephalo- 
blasten bei  N.  Dumerilii  haben. 

Außer  diesen  4  Micromeren  schnüren  sich  nur  noch  3  Micromeren 
ab  (bei  meiner  Species  6),  und  ferner  entstehen  aus  der  größten 
Blastomere  2  große  charakteristische  Zellen,  welche  von  Wilson  als 
Proteloblasten  (=  Somatoblasten  bei  N.  Dumerilii)  bezeichnet  werden, 
und  zwar  die  zuerst  entstandene  Zelle  als  Proteloblast  X  (=  Somato- 
blastl)  und  die  zweite  als  Proteloblast  Y  (=  Somatoblast  II}.  Bei 
Ar.  Dumerilii  liegen  die  beiden  Somatoblasten  unmittelbar  nach  ihrem 
Entstehen  neben  einander  und  erst  später  rückt  II  tiefer  als  I,  so 
dass  beide  schräg  unter  einander  zu  liegen  kommen.  Nach  Wilson 
befindet  sich  Proteloblast  Y  von  Anfang  an  nicht  neben  X,  sondern 
zwischen  der  größten  Macromere  A  und  dem  X,  »anterior  ventral 
and  somewhat  to  the  left  hand  of  the  latter«.  Über  das  Schicksal 
dieser  Zellen  sagt  er  pag.  210  Folgendes:  »From  these  two  cells 
the  entire  ventral  piate  arises,  its  anterior  cells  from  Y,  its  posterior 
cells  from  X.  From  Y  arise  the  mesoblast-bands,  from  X  the 
neural  plates,  the  seta-sacs.  and  other  struetures  still  undetermined.« 

Proteloblast  Ytheilt  sich  in  2  gleich  große  Zellen,  die  als  »pri- 
märer Mesoblast«  bezeichnet  werden.  Proteloblast  X  zerfallt  eben- 
falls in  2  gleich  große  Zellen;  durch  fortgesetzte  Theilnng  entstehen 
somit  3  Querreihen,  die  beiden  oberen  sind  üescendenten  von  X, 
die  untere  von  Y.  Diese  Zellen  sollen  die  Ventralplatte  bilden.  Auf 
der  folgenden  Stufe  werden  die  4  Y-Zellen  von  den  sich  schräg 
theilenden  X-Zellen  in  das  Innere  gedrängt.  Jene  sind  die  Anlage 
des  Mesoderms. 

Was  das  weitere  Schicksal  der  X-Zellen  betrifft,  so  sind  mir 
die  Angaben  Wilsons  darüber,  vielleicht  aus  Mangel  an  Ab- 
bildungen, leider  nicht  ganz  verständlich  :  es  bleibt  mir  daher  nur 
übrig,  seine  Schilderung  (pag.  213)  hier  wörtlich  wiederzugeben: 
•  Inereasing  rapidly  in  number,  both  by  their  own  divisions  and 
by  the  addition  of  cells  formed  from  the  fonr  posterior  teloblasts,  they 
give  rise  to  a  broad,  bilobed  piate,  consisting  throughont  of  a  single 
layer  of  granular  cells.  and  occupying  the  greater  part  of  the  lower 
half  of  the  embryo.  The  prototroch  is  developed  from  a  series  of 
micromercs,  at  first  single,  that  encircles  the  equatorial  belt  of  the 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Nereis  Dumorilii. 


C3 


embryo,  and  lies  immediately  behind  the  four  posterior  teloblasts. 
The  latter  persist  for  a  considerale  period,  bot  ultimately  disappear. 
The  two  outer  ones  first  break  np  into  smaller  eells,  and  as  this 
takes  place,  the  remaining  two  separate  frora  each  othcr  along  the 
median  line.  Thus  the  ventral  piate  becomes  bilobed  behind,  with 
a  F-shaped  area  between  the  two  lobes,  and  a  single  teloblust  at 
the  tip  of  each.  This  teloblast  renmins  nntil  each  half  of  the  ventral 
piate  contains  fifty  or  more  cells,  still  lying  quite  at  the  surface. 
Ultimately  it  disappears  and  the  proctodamm  is  formed  in  the  ante- 
rior part  of  the  F-shaped  area.  At  a  still  later  period  the  ventral 
piate  thickens,  beconiing  several  layers  deep  on  each  side  the  median 
line,  and  gives  rise  to  the  neural  plates  and  the  seta-sacs.« 

Wilson  gelangt  zum  Schiusa,  dass  Proteloblast  X  bei  N.  Hmbata 
homolog  dem  Neuronephroblast.  Proteloblast  Y  homolog  dem  pri- 
mären Mesoblast  bei  Clepsine  sei.  Bei  Clepsine  entstehen  8,  bei  AT. 
Hmbata  hingegen  sollen  nur  4  Teloblasten  entstehen,  aus  denen  die 
ventrale  Körperwand  mit  Ausnahme  der  Mesoblastbänder  sieh  aufbaut. 

Da  in  nächster  Zeit  das  Erscheinen  der  ausführlichen  Arbeit 
Wilson's  bevorsteht  und  in  der  vorläufigen  Mittheilung  das  Verhalten 
und  weitere  Schicksal  der  4  »Teloblasten«  zu  kurz  und  wie  es  mir 
scheint  in  einer  nicht  ganz  verständlichen  Weise  besprochen  wird,  so 
verzichte  ich  vorläufig  auf  einen  eingehenden  Vergleich  zwischen 
Wilsons  und  meinen  Angaben,  und  behalte  es  mir  vor,  im  zweiten 
Theil  dieser  Arbeit  darauf  näher  zu  sprechen  zu  kommen. 

Salensky  1  hat  in  seinen  entwicklungsgeschichtlichen  Studien 
auch  einige  Mittheilungen  Uber  die  Entwicklung  von  Nereis  cultrifera 
gemacht,  welche  leider  aus  Mangel  an  Material  sehr  unvollständig 
geblieben  sind.  Diese  Speci  es  legt  die  Eier  in  Gallerthaufen  ab, 
und  einen  solchen  erhielt  Salensky  einmal  durch  Zufall. 

Die  ersten  Furehungsstadien  sind  von  ihm  nicht  beobachtet  wor- 
den, die  jüngsten  Eier  waren  schon  in  4  Macromeren  und  eine  An- 
zahl von  Micromeren  getheilt.  Unter  den  Micromeren  unterscheidet 
sich  eine  von  den  übrigen  durch  ihre  Größe;  es  soll  eine  Urmeso- 
blastzelle  sein.  Jene  vermehren  sich  durch  Theilung,  die  Urmeso- 
blastzelle  dagegen  bleibt  längere  Zeit  ungetheilt.  schließlich  theilt 
sie  sich  in  einer  der  Längsachse  des  Eies  entsprechenden  Richtimg. 
Nach  48  Stunden  ist  die  Epibolie  vollendet  und  sind  die  4  Macro- 
meren von  den  Micromeren  umwachsen.   Das  Ectoderm  hat  in  seinem 

i  W.  Salensky,  Études  sur  le  développeinent  des  Annélides.  in:  Arcli. 
BioL  Tome  3.  1882. 


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64 


C  v.  Wistinghauscn 


ganzen  Umfang  nicht  die  gleiche  Dicke:  »II  est  plus  mince  à  len- 
<lroit  où  1 V  jtibolie  a  débuté  et  qui  cotrespond  à  la  future  face  dorsale 
de  l'enibryon  que  du  còte  prostomial  oppose  au  premier  et  qui,  dans 
la  suite,  se  transforme  en  la  face  ventrale.«  An  der  Ventralseite 
bilden  sich  2  "Prostomial Wülste«,  welche  eine  Prostomialeinsenkung 
begrenzen.  Am  Kande  der  letzteren  liegen  ganz  oberflächlich  2  große 
Zellen,  welche  allem  Anschein  nach  vom  Ectoderm  abstammen  und 
sehr  an  die  von  Goette  1  beschriebenen  L'rmesoblastzelleu  bei  Hetero- 
nereis  DumerüU  erinnern  sollen.  Salensky  hält  sie  ebenfalls  für 
Urmesoblastzellen  :  er  hat  zwar  ihre  Abstammung  nicht  beobachtet, 
glaubt  aber,  sie  rühren  vom  Ectoderm  her.  Der  Blastoporus  per- 
sistirt  in  Gestalt  einer  kleinen  Öffnung,  soll  aber  weder  in  den  Mund 
noch  in  den  After  Ubergehen.  Die  Prostomialwülste  verschwinden 
bald  nach  ihrem  Auftreten,  und  aus  ihnen  sollen  dann  die  2  Meso- 
dermstreifen  entstehen.  Die  Anlage  der  Scheitelplatte  tritt  als  Ver- 
dickung des  Ectoderms  erst  am  4.  Tage  auf. 

Entstehung  des  Entoderms  (Tafel  6). 

Das  innere  Keimblatt  zeigt  im  Gegensatz  zum  äußeren  eine 
sehr  langsam  fortschreitende  Entwicklung.  Zur  Zeit,  wenn  die  Bil- 
dung der  Micromeren  und  Somatoblasten  aufgehört  hat,  bestehen  die 
4  Macromeren  aus  Nahrungsdotter  und  feinkörnigem  Protoplasma, 
welches  Anfangs  noch  zwischen  den  gelben  Dotterkugeln  verthcilt 
liegt,  allmählich  aber  sich  mehr  und  mehr  an  der  unteren  Fläche 
der  1  Macromeren  als  eine  feine  Schicht  anzusammeln  beginnt, 
welche  mit  fortschreitender  Epibolie  von  den  Ectodermzellen  mehr 
gegen  den  unteren  Pol  gedrängt  wird.  Die  vier  großen  Kerne  lie- 
gen im  Innern  der  Macromeren,  rücken  aber  später  an  die  Ober- 
fläche des  unteren  Pols.  Kurz  bevor  die  Epibolie  vollendet  ist,  hat 
sich  das  Protoplasma  der  Urentodermzellen  von  den  Dottermassen 
geschieden  und  an  den  Spitzen  der  Macromereu  am  vegetativen  Pol 
als  4  große  Protoplasmaanhäufungen  mit  je  einem  großen  Kern  an- 
gesammelt. Dies  sind  die  4  Urentodermzellen.  Nach  innen 
gegen  den  Dotter  sind  sie  nicht  scharf  abgegrenzt.    Bei  beginnender 

1  A.  Goette,  Untersuchungen  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Würmer.  Leip- 
zig 1SS2.  p.  S4.  Um  ein  Missverständnis  zu  verhüten,  sei  hier  bemerkt,  dass 
Goette  nicht  die  Eier  von  JWm's  Dumerilii,  sonderu  von  Hderonereis  Dume- 
riìii,  und  zwar  von  der  pelagiach  auftretenden  Form  untersucht  hat. 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Nereis  Duinerilii. 


65 


Überwachsung  durch  das  Ectoderm ,  also  kurz  vor  Beendung 
der  Epibolie.  tritt  ziemlich  gleichzeitig  in  den  4  Urentodermkerneu 
eine  auffallende  Veränderung  ein:  sie  verlieren  ihre  runde  Gestalt 
und  nehmen  eine  eigenthlimlich  maulbeerartige  Form  an  (Fig.  16'. 
Aufschnitten  tritt  dies  noch  deutlicher  hervor:  sie  sind  mehr  lang- 
gestreckt, halbmondförmig  geworden  und  lassen  deutlich  mehrere 
Einschnürungen  erkennen,  oft  an  einem  Ende  schon  eine  vollendete 
Abschnürung  eines  kleinen  Kernes  (Fig.  19,  20). 

Sind  die  Entodermzellcn  vom  Ectoderm  vollständig  Uberwachsen 
und  ist  die  Epibolie  vollendet,  so  haben  sich  die  4  Kerne  in  der 
oben  beschriebenen  Weise  durch  Abschnürung  in  mehrere  kleine 
Kerne  aufgelöst.  Die  kleinen  Kerne  liegen  im  Protoplasma  zer- 
streut, ohne  dass  sie  durch  Zellgrenzen  von  einander  getrennt  sind 
Fig.  10). 

Ob  hier  eine  directe  Kerntheilung  vorliegt,  vermag  ich  mit 
Bestimmtheit  nicht  zu  entscheiden.  Im  Allgemeinen  verhält  man 
sich  sehr  misstrauisch  gegen  Beobachtungen  Uber  directe  Kernthei- 
lung, und  von  Vielen  wird  das  Vorkommen  amitotischer  Thcilung 
Uberhaupt  geleugnet.  Wie  dem  aber  auch  sein  mag,  sowohl  auf 
Schnitten  als  auch  an  Oberflächcubildern  habe  ich  die  Thcilung  der 
1  Urentodermkeme  an  einer  großen  Anzahl  von  Präparaten  unter- 
sucht, und  es  ist  mir  auch  nicht  ein  einziges  Mal  gelungen,  Mitosen 
dabei  zu  erkennen  ;  dagegen  Bilder  der  directen  Kerntheilung.  wie 
oben  beschrieben,  kleine  Kerne,  die  sich  von  den  großen  einge- 
schnürten Kernen  ablösten,  bekam  ich  häufig  zu  Gesicht. 

Ausdrücklich  will  ich  jedoch  bemerken,  dass  diese  amitotische 
Theilnng  nur  in  den  4  Urentodermzellcn  zu  beobachten  ist,  während 
die  dabei  entstandenen  kleinen  Kerne  sich  nur  mitotisch  vermehren. 

Es  kommt  jedoch  auch  hie  und  da  vor.  dass  von  einem  in  Theilnng 
begriffenen  Urentodermkeme  ein  kleines  Kernstück,  mit  einer  Ein- 
schnürung versehen,  sich  ablöst,  ins  Protoplasma  wandert  und  dann 
erst  in  2  Kerne  zerfallt  (Fig.  17  ;  in  der  Kegel  aber  theilen  sich  die 
neu  entstandenen  kleinen  Kerne  respective  ihre  Zellen  nur  mitotisch 
und  zeigen  in  deutlicher  Weise  die  bekannten  Theilungsfiguren. 

Eine  ganz  ähnliche  Thcilung  der  Entodermkerne  hat  SPENOBL  1 
bei  Bonellia  beschrieben,  und  seine  Abbildung  Taf.  11  Fig.  7)  eines 


»  J.  W.  Spexof.l,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Gcphyreen.  in:  Mitili.  Z. 
Stet.  Neapel  1.  Bd.  1S79. 

Mitteilungen  a.  d.  Zoolog.  Station  in  Seap-l.   Bd.  10.  5 


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66 


C.  v.  Wissinghausen 


solchen  in  directer  Thcilung  begriffenen  Kernes  stimmt  durchaus  mit 
meinen  Beobachtungen  Uberein. 

Das  Protoplasma  der  Urentodermzelle  zeigt  in  den  Präparaten 
ein  streifiges,  faseriges  Aussehen  und  unterscheidet  sich  wesentlich 
von  dem  der  Ectodcrmzellen. 

Die  kleinen  neu  entstandenen  Entodermkerae  liegen  zunächst 
in  dem  streifigen  Protoplasma,  ohne  durch  sichtbare  Zellcontonren  ge- 
trennt zu  sein  (Fig.  10).  Nach  und  nach  entfernen  sie  sich  mehr 
von  einander  und  deutliche  Zellgrenzcn  treten  zwischen  ihnen  auf. 
Nun  beginnen  die  Zellen  ihre  Wanderung;  sie  rücken  vom  Blasto- 
porus  gleich  amöboiden  Zellen  auf  dem  Nahrungsdotter  längs  den 
Theilungsfurcben  und  dringen  an  ihnen  entlang  zwischen  die  Macro- 
meren (Fig.  22). 

Bei  der  Wanderung  haben  sie  einen  verhältnismäßig  großen 
ovalen,  gestreckten  Kern;  das  Protoplasma  ist  fein  gestreift,  küraig 
und  sendet  verästelte  pseudopodienartige  Fortsätze  zwischen  die 
Dotterkugeln  (Fig.  21).  Mit  fortschreitender  Entwicklung  sammeln 
sie  sich  mehr  und  mehr  in  den  4  Theilungsfurcben  an  (Fig.  22)  und 
bilden  schließlich  eine  zusammenhängende  Zelllage. 

Auf  die  Histogenese  des  Darme  s  kann  ich  hier  nicht  näher  ein- 
gehen, nur  so  viel  will  ich  bemerken,  dass  das  Darmlumen,  wie 
Salensky  für  Nereis  cultrifera  angiebt,  in  der  Längsachse  zwischen 
den  Macromeren  entsteht  (Fig.  23). 

Außer  den  oben  beschriebenen,  in  den  Theiluugsfurchen  wau- 
dernden  Entodermzellen  findet  man  auch  hie  und  da  in  den  Dotter- 
massen Kerne,  die  auch  oft  Theilungsfiguren  zeigen.  Welche  Be- 
deutung diese  Kerne  haben,  ist  mir  unbekannt. 

Die  Entstehung  der  äusseren  Körporform  des  Annelidß  ^Taf.  7). 

Nach  Beendigung  der  Epibolie  lassen  sich  im  Ektoderm  drei 
verschiedene  Arten  von  Zellen  erkennen,  die  sich  wesentlich 
von  einander  unterscheiden. 

Auf  der  oberen  Polfläche,  jedoch  nicht  am  Scheitelpol,  sondern 
etwas  mehr  gegen  die  ventrale  Fläche  hin  verschoben,  liegen  die 
Descendentcn  der  4  Encephaloblasten,  dicht  gedrängt  in  einer  ein- 
schichtigen Zelllage,  in  Form  eines  halbmondförmigen  Schildes  sym- 
metrisch zu  beiden  Seiten  der  Ventralfurche,  welche  der  Medianlinie 
des  Embryos  entspricht.  Es  ist  dies  die  Anlage  der  Kopflappen 
(Fig.  24  . 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Nereis  Duuierilii. 


67 


Die  hintere  Hälfte  der  unteren  Polfläcbe  wird  von  den  Descen- 
denten  der  beiden  Somatoblasten  bedeckt  ;Fig.  25). 

Wie  schon  oben  pag.  57  erwähnt,  hat  sich  durch  das  Eindringen 
der  6  Myoblasten  die  ursprünglich  einschichtige  Zellplatte  der  Des- 
cendenten der  Somatoblasten  in  eine  äußere  und  innere  Lage  ge- 
trennt. Die  äußere  Schicht  besteht  aus  den  Descendenten  der  oberen 
und  unteren  ürzellen  ;  sie  erstreckt  sich  vom  Blastoporus  und  den  beiden 
Lateralfurchen  dorsalwärts  bis  zum  Rande  der  unteren  Polfläche.  Die 
innere  Schicht  wird  von  den  Descendenten  der  6  Myoblasten  gebildet, 
welche  sich  unmittelbar  nach  dem  Eindringen  durch  Theilung  schnell 
vermehren  und  halbkreisförmig  um  die  hintere  Blastoporuslippe  zwi- 
schen der  äußeren  Schicht  und  dem  Entoderm  anordnen. 

Aus  der  inneren  Schicht  entwickelt  sich  direct  nur  das  ge- 
summte Muskelgewebe  des  Annelids,  daher  bezeichne  ich  sie  hier  als 
Muskelplatten.  Aus  der  äußeren  Schicht,  welche  aus  den  Des- 
cendenten der  Urzellen  gebildet  wird,  entwickeln  sich  sämmtliche 
ectodermalen  Gebilde,  wie  Bauchstrang,  Borstensäcke,  Mund,  Vorder- 
darm, Enddarm  etc.  Wenn  im  folgenden  Abschnitt  kurzweg  vom 
Ectoderm  oder  ectodermalen  Zellen  gesprochen  wird,  so  sind  da- 
mit stets  die  Descendenten  der  Urzellen  gemeint,  welche  hier  die 
Bedeutung  des  äußeren  Keimblattes  haben. 

Die  Descendenten  der  6  Micromeren  sind  Uberaus  flache  Zellen, 
welche  die  übrigen  Stellen  der  Macromeren  bedecken;  ihr  ferneres 
Verhalten  ist  in  so  fern  eigenthüml  ich,  als  sie  sich  am  Aufbau  der 
Organe,  wie  es  scheint,  nicht  betheiligen:  aus  denselben  bildet  sich, 
abgesehen  von  einem  larvalen  Gebilde,  dem  Prototroch,  nur  die  Epi- 
dermis, ich  werde  sie  daher  Epidermiszel len  nennen. 

Der  Blastoporus  persistirt  kurze  Zeit  in  Form  einer  kleinen 
ovalen  Öffnung  am  unteren  Pol  an  der  Kreuzungsstelle  der  Thei- 
lungsfurchen.  Rings  um  ihn  und  längs  den  Lateralfnrchen  beginnen 
eich  die  Descendenten  der  Urzellen  dichter  anzusammeln  ;  gleichzeitig 
rücken  sie  Uber  die  Lateralfurchen  auf  die  vordere  Hälfte  der  unteren 
Polfläche  und  verdrängen  die  dort  lagernden  Epidermiszellen  (Fig.  26). 
Die  Muskelplatten  verlängern  sich  ebenfalls  seitlich,  wachsen  alsdann 
jederseits  von  den  Lateral  furchen  unter  den  Descendenten  der  Ur- 
zellen in  zwei  halbkreisförmigen  Streifen  auf  die  vordere  Hälfte  der 
unteren  Polfläche  und  liegen  in  symmetrischer  Anordnung  zu  beiden 
Seiten  der  Ventralfurche  (Fig.  27). 

Während  sich  diese  Vorgänge  in  den  Muskelplatten  abspielen, 
kommt  eine  Differenzirung  des  Ectoderma  in  dem  Raum  zwischen 

5* 


6S 


C.  v.  Wietinghausen 


den  beiden  halbkreisförmigen  Muskelstreifen  zum  Vorschein:  ein 
Theil  der  Descendcnteu  der  Urzellen,  welche  vom  Blastoporus  längs 
der  Ventralfnrche  auf  die  vordere  Hälfte  der  unteren  Polfläche  ge- 
wandert sind,  ordnen  sich  in  Form  eines  Dreiecks  zu  beiden  Seiten 
der  Ventralfurche;  die  Spitze  des  Dreiecks  liegt  dicht  oberhalb  des 
Blastoporus,  während  die  Basis  sich  zwischen  den  Enden  der  halb- 
kreisförmigen Muskelstreifen  ausbreitet  (Fig.  27).  Eine  lebhafte 
Theilung  bemerkt  man  in  diesen  Zellen,  besonders  an  der  Basis  des 
Dreiecks:  man  sieht  Kernspindeln  und  stark  angeschwollene  Kerne. 
So  vermehren  sich  diese  Zellen  :  die  Basis  des  Dreiecks  krümmt  sich 
bogenartig,  gleichzeitig  verschiebt  sich  die  Spitze  des  Dreiecks  gegen 
die  Basis  hin,  so  dass  nunmehr  diese  Zellen  nahezu  kreisförmig 
zwischen  den  Enden  der  Muskelstreifen  angeordnet  sind.  Es  ist 
dies  die  Anlage  des  Schlundes  (Fig.  28,  20). 

Während  sich  die  Zellen  auf  der  Oberfläche  zu  dem  Dreieck 
gruppiren.  senkt  sich  zugleich  ein  Theil  des  Ectoderma  ein:  gleich 
oberhalb  des  Blastoporus  an  der  Spitze  des  Dreiecks  drängt  sich  erst 
eine  Zelle  in  die  Ventralfnrche,  ihr  folgen  dann  noch  einige  nach, 
die  sich  durch  Theilung  vermehren.  So  entsteht  eine  zapfenformige 
Ectodermwucherung  :  sie  rückt  vom  Blastoporus  weg  und  verschiebt 
sich  längs  der  Ventralfurche ,  sowie  in  derselben  gegen  die  Basis 
des  Dreiecks  nach  oben  ;  wenn  sie  dann  etwa  bis  zur  Mitte  des  er- 
wähnten Zellkreises  zwischen  den  Enden  der  Muskelstreifen  vorge- 
rückt ist.  so  zieht  sich  das  Ectoderm  um  die  Öffnung  zusammen, 
senkt  sich  in  dieselbe  ein,  und  es  entsteht  die  nahezu  runde, 
grubenförmig  erweiterte  Anlage  des  Schlundes   Fig.  30). 

Die  Veränderungen  der  äußeren  Form  der  ventralen  Rumpf- 
anlage sind  während  der  Bildung  der  Schlundanlage  und  in  den 
folgenden  Stadien  hauptsächlich  durch  ein  allgemeines  Wachsthum 
charakterisirt,  welches  überwiegend  in  die  Länge  geschieht  :  die 
Schlundanlage,  der  höchste  Theil  der  ventralen  Runipfanlage.  ver- 
schiebt sich  in  der  Ventralfurche  gegen  die  Aquatorialebene:  die 
Muskelplatten  wachsen  und  verbreitern  sich  dabei  stark  (Fig.  29.  30, 
31).  Demnächst  lässt  die  ventrale  Rumpfanlage  noch  zwei  wichtige 
Veränderungen  erkennen  :  die  beginnende  Segmentirnng  und  die  be- 
ginnende Differenzirung  des  Bauchstranges. 

Innerhalb  der  Muskel  platten  treten  zuerst  schwache  Contouren 
der  3  vordersten  Segmente  auf  (Fig.  30)  :  während  ihre  Grenzen 
durch  reihenweise  Anordnung  der  Zellen  sowohl  in  den  Muskelplatten 
als  auch  im  anliegenden  Ectoderm  schärfer  werden,  schnürt  sich  das 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Nereis  Duraerilii.  69 

• 

4.  Segment  ebenfalls  vom  Endsegment  ab  (Fig.  31).  Mit  dem  Wachs- 
thum der  Muskelplatten  schreitet  die  Differeuzirung  der  Ursegmente 
fort,  und  es  lassen  sich  auf  der  Stufe,  welche  iu  Fig.  32  abgebildet 
ist.  das  Mundsegment,  das  1.  Segment  (bei  Nereis  Dumerilii  ist  es 
ruderlosl,  ferner  das  2.,  3.,  4.  und  schließlich  das  Endsegment  er- 
kennen. Die  Segmentirung  erstreckt  sich  jedoch  vorläufig  nur  auf  die 
Muskelplatten  und  auf  das  denselben  anliegende  Ectoderm,  also  nur 
auf  die  seitlichen  Abschnitte  der  ventralen  Humpfanlagc.  während 
die  zu  beiden  Seiten  der  Medianlinie  liegende  Anlage  des  Bauch- 
stranges einstweilen  keinen  Zerfall  in  Segmente  zeigt. 

Während  der  Entstehung  der  Segmentanlagen  lässt  sich  im  Ecto- 
derm eine  neue  Diflerenzirung  erkennen,  es  ist  dies  die  Anlage  des 
Haiichstranges.  Zuerst  ordnen  sich  die  ectodermalen  Zellen 
reihenweise  zu  2  Streifen  an,  welche  rechts  und  links  von  der  Ven- 
tralfurche sich  vom  Blastoporus  zur  Anlage  des  1.  Segmentes  hin- 
ziehen, gegen  die  Schlundanlage  aber  stark  divergiren  (Fig.  30  . 
Dicht  unter  letzterer  liegt  in  dem  die  beiden  divergirenden  Streifen 
trennenden  Zwischenraum  ein  helles,  etwas  verdicktes  Dreieck,  das 
sich  keilförmig  zwischen  die  Streifen  schiebt:  es  ist  ein  Überrest 
eines  larvalen  Organs,  des  Bauchschildes,  welches  mit  fort- 
schreitender Entwicklung  bald  vollständig  schwindet  (Fig.  30—32, 
35  .  In  den  folgenden  Perioden  verdicken  sich  die  beiden  Streifen 
und  breiten  sich  auch  seitlich  gegen  die  Muskelplatten  hin  aus: 
gleichzeitig  nähern  sie  sich  mehr  und  mehr  der  Ventralfurche;  in 
der  Medianlinie  sind  bìc  durch  einen  tiefen  Einschnitt  von  einander 
getrennt,  der  auf  Flächenbildern  nicht  so  deutlich  ist  wie  auf  Schnitten 
und  genau  mit  der  Ventralfurche  zusammenfällt. 

Während  sich  diese  Vorgänge  auf  der  Ventralseite  der  unteren 
Polfläche  abspielen  und  die  ventrale  Kumpfanlage  in  der  eben  be- 
schriebenen Weise  aus  den  Descendenten  der  Somatoblasten  entsteht, 
finden  auch  auf  der  oberen  Polfläche  wesentliche  Veränderungen  statt. 
Wie  pag.  55  erwähnt,  geht  aus  den  4  Encephaloblasten  eine  Zell- 
masse hervor,  die  sich  von  den  Epidermiszellen  scharf  absondert  und 
als  ein  halbmondförmiges  Schild  auf  der  oberen  Polfläche  zu  beiden 
Seiten  der  Ventralfurche  angeordnet  ist  (Fig.  24).  Nun  vermehren 
sich  die  Zellen  und  ordnen  sich  anders  an:  im  oberen  Abschnitt  des 
Schildes  weichen  sie  jederseits  von  der  Medianlinie  aus  einander, 
gleichzeitig  wachsen  die  seitlichen  Theile  des  Schildes  gegen  die 
Àquatorialebene,  so  dass  schließlich  die  charakteristische  zweilappige 
Form  der  Kopflappen  entsteht  (Fig.  33).    Der  untere  Hand  krümmt 


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70 


C.  v.  Wietinghausen 


sich  conca  v  bogenartig  Uber  der  Schlundanlage.  Die  Kopf  läppen 
bilden  die  Anlage  des  Kopfganglions  und  sämmtlicher  Sinnesorgane 
des  Kopfes. 

An  lebenden  Embryonen  nimmt  man  auf  dieser  Stufe  eine  lang- 
same Rotation  um  die  Längsachse  wahr,  welche  durch  die  Flimme- 
rung eines  zarten  Wimperringes  bewirkt  wird.  Die  Gallerthülle, 
welche  außer  der  Dotterhaut  noch  das  ganze  Ei  umgab,  ist  jetzt 
vollständig  geschwunden.  Der  Wimperring  liegt  im  oberen  Drittel 
des  Embryos,  oberhalb  des  Äquators,  und  theilt  den  Embryo  in  zwei 
ungleiche  Hälften:  unterhalb  liegt  die  Schlundanlage  und  die  ganze 
ventrale  Rumpfanlage,  oberhalb  befinden  sich  die  Kopf  läppen.  Der 
Wimperapparat  bildet  einen  vollkommen  geschlossenen  Ring,  der  sich 
ans  einem  Zellreifen  zusammensetzt.  Die  Zellen  desselben  stammen 
von  den  Micromeren,  haben  große  Kerne,  treten  wulstig  hervor  (be- 
sonders an  lebenden  Embryonen  wahrnehmbar)  und  tragen  an  ihrer 
nach  außen  convex  gekrümmten  Fläche  feine  Cilien,  welche  die 
Dotterhaut  durchbohren. 

Im  Vergleich  zum   präoralen  Wimperorgan  freischwimmender 
Trochophoralarven  ist  der  Proto tr och  dieser  fötalen  Trochophora  nur 
schwach  entwickelt;  auch  schwankt  er  in  seiner  Stärke  bei  ver 
schiedenèn  Embryonen  recht  bedeutend.    Sonst  ist  am  Embryo  keine 
Wiraperung  wahrzunehmen. 

Der  Blastoporus  ist  inzwischen  durch  die  in  ihn  eindringenden 
ectodermalen  Zellen,  welche  die  Anlage  des  Enddarmes  bilden, 
vollständig  verschlossen  (Fig.  32).  Ob  jedoch  die  Stelle,  wo  später 
der  After  auftritt,  genau  dem  Blastoporus  entspricht,  ist  nicht  leicht 
zu  entscheiden,  da  zur  Zeit  der  Afterbildung,  die  in  eine  viel  spätere 
Periode  fällt,  sich  die  topographischen  Verhältnisse  so  verändert 
haben,  dass  die  Verschlussstelle  des  Blastoporus  nicht  mehr  mit 
Sicherheit  festzustellen  ist. 

Die  nun  in  den  folgenden  Stadien  in  die  Augen  fallende  Ver- 
änderung ist  die  Vereinigung  der  ventralen  Rumpfanlage 
mit  den  Kopflappen.  Wie  aus  der  vorstehenden  Schilderung 
hervorgeht,  setzt  Bich  der  Embryonalkörper  aus  zwei  -völlig  getrenn- 
ten Anlagen  zusammen  :  auf  der  Ventralseite  der  oberen  Polfläche 
liegen  die  Kopf  lappen,  aus  den  Descendenten  der  4  Encephaloblasten 
entstanden  (Fig.  33],  auf  der  Ventralseite  der  unteren  Poifläche  ist 
die  ventrale  Rumpfanlage,  hervorgegangen  aus  den  Descendenten  der 
beiden  Somatoblasten  (Fig.  29 — 31).  Mit  fortschreitender  Entwicklung 
wächst,  dehnt  und  verschiebt  sich  die  ventrale  Rumpfanlage  auf  der 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Nereis  Dumcrilii.  71 

Ventralseite  (Macromere  C  und  Z>),  so  dass  schließlich  ihr  höchster 
Theil,  die  Schlundanlage,  oberhalb  der  Aquatorialebene  zu  liegen 
kommt  (Fig.  32  und  33  ,  während  die  Kopf  läppen  sich  durch  Wachs- 
thum von  der  oberen  Poifliiche  auf  der  Ventralseite  gegen  die  Schlund- 
anlage hin  verschieben.  Ist  diese  Stufe  (Fig.  33)  erreicht,  so  beginnen 
sowohl  von  der  ventralen  Rumpfanlage  die  Zellen  oberhalb  der 
Schlundanlage,  als  auch  die  ihnen  gegenüber  liegenden  Zellen  der 
Kopf  läppen  sich  entgegenzuwachsen;  es  entsteht  dadurch  eine  Ver- 
bindung zwischen  Kopflappen  und  Schlundanlage  (Fig.  34)  und  da- 
mit erst  das  Kopfsegment. 

Die  geschilderte  Verbindung  ist  die  Anlage  der  Schlund- 
commissur;  sie  entsteht  sowohl  aus  Zellen  des  Kopflappens  als  auch 
aus  denen  der  ventralen  Rumpfanlage.  An  dem  Orte  der  Vereinigung 
liegen  auch  einige  Zellen  des  Prototrochs  ;  ob  sich  dieselben  am  Auf- 
bau der  Schlundcommissur  betheiligen  oder  zu  Grunde  gehen,  ist 
festzustellen  mir  nicht  gelungen. 

Nach  Vereinigung  beider  Anlagen  schreitet  die  Ausbildung  des 
Annelidenkörpers  schnell  fort. 

Innerhalb  der  Muskelplatten  haben  sich  inzwischen  wesentliche 
Veränderungen  vollzogen,  welche  man  nur  in  so  fern  an  Flächenbildern 
wahrnehmen  kann,  als  sie  umgestaltend  auf  die  äußere  Form  ein- 
wirken. Nach  Anlage  der  Borstensäcke  und  nach  erfolgter  Segraen- 
tirung  der  Muskelplatten  breiten  sich  die  Zellen  der  Muskelplatten 
jederseits  sowohl  ventral  als  auch  dorsal  aus  und  bilden  so  die  An- 
lage der  ventralen  und  dorsalen  Längsmuskeln,  während  aus  den 
Zellen,  welche  die  Borstensäcke  umgeben,  die  Muskulatur  der  Para- 
podi  e  n  entsteht.  Je  mehr  sich  die  Anlage  der  ventralen  Längs- 
muskeln der  Medianlinie  nähert,  um  so  mehr  rückt  die  Segmentirung 
von  den  Anlagen  der  Parapodien  gegen  die  Mittellinie  vor,  so  dass 
die  ganze  Ventralseite  der  Rumpfanlage  in  5  breite  Streifen  zerfällt 
(Fig.  35) .  Die  medianen  Ränder  der  ventralen  Längsmuskeln  schieben 
sich,  von  der  Ventralseite  betrachtet,  Uber  die  Anlage  des  Bauch- 
stranges; in  Folge  dessen  wird  letztere  mehr  in  die  Tiefe  gedrängt 
und  von  den  Längsmuskeln  zum  Theil  bedeckt  (Fig.  35). 

Das  1.  Segment  liisst  jetzt  deutlicher  ein  Paar  schmale,  zapfen- 
fbrmige  Fortsätze  erkennen  ;  es  sind  dies  die  Anlagen  des  1 .  Paares 
der  Kopfcirren.  Am  2.,  3.  und  4.  Segment  haben  sich  die  Para- 
podien bedeutend  weiter  entwickelt  und  sind  schon  in  den  dorsalen 
und  ventralen  Abschnitt  getheilt.  Das  Endsegment  zeigt  keine 
Parapodialanlage  und  hat  nur  im  unteren  Abschnitt  median  einen 


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72  C.  v.  Wietinghausen 

tiefen  Einschnitt.  In  der  Mitte  desselben  zn  beiden  Seiten  der  Me- 
dianlinie finden  sich  2  knopffürmige  Erhebungen,  die  Anlage  der 
Analcirren. 

Der  Embryonalkörper  wächst  auf  den  nächsten  Stufen  beträcht- 
lich; die  ventrale  Kumpfanlage  dehnt  sich  dabei  Uber  die  ganze 
Ventralseite  aus  und  die  Kopflappen  rucken  vollständig  auf  die  obere 
PolHäche,  so  dass  sie  mit  ihren  vordersten  Rändern  bis  auf  die 
Dorsalseite  zu  liegen  kommen  Fig.  35  .  Nahe  der  Mittellinie  zeigen 
sie  in  ihrem  vorderen  Abschnitt  ein  Paar  kleine  Erhebungen,  die 
Anlagen  der  Fühler. 

Durch  das  allgemeine  Wachsthum  beginnt  sich  auch  die  äußere 
Form  des  Embryos  zu  ändern:  er  verliert  mehr  und  mehr  seine 
sphärische  Gestalt  und  geht  durch  eine  bedeutende  Streckung  in  der 
Längsachse  mehr  in  eine  ovoide  Uber.  Der  ausgeschlüpfte  Embryo 
(Fig.  36)  lässt  in  seiner  äußeren  Form  die  Gestalt  des  Wurmkörpers 
erkennen.  Mit  diesem  Stadium  ist  zwar  die  fötale  Entwicklung  be- 
endigt, hingegen  die  Ausbildung  der  Organe  noch  keineswegs  zum 
Abschluss  gebracht. 

Zusammenfassung  der  Resultate. 

Die  Furchimg  ist  tomi  und  inäqual.  Das  Ei  zerfällt  in  4  Fur- 
chungskugeln.  Am  animalen  Pol  schnüren  sieh  4  gleich  große  Mi- 
cromereu  ab,  die  Enee phalobl asten.  Aus  diesen  entwickeln  sich 
das  Kopfganglion  und  sämmtliche  Sinnesorgane  des  Kopfes.  Ferner 
schnüren  sich  von  den  3  gleich  großen  Furchungskugeln  noch  6  Micro- 
meren  und  aus  der  größten  Furchungskugcl  2  große  Zellen  ab.  die 
Somatoblasten;  aus  den  letzteren  entwickelt  sich  der  Rumpf,  mit 
Ausnahme  des  Mitteidannes  und  der  Epidermis.  Die  6  Micromeren 
betheiligen  sich  nicht  am  Aufbau  der  Organe,  es  entsteht  aus  ihnen 
nur  die  Epidermis  uud  der  larvale  Prototroch. 

Der  Embryonalkörpcr  setzt  sich  aus  zwei  völlig  getrennten  An- 
lagen zusammen  :  aus  der  ventralen  Kumpfanlage,  welche  aus  den 
Dcsccndenten  der  beiden  Somatoblasten  entsteht,  und  aus  den  Kopf- 
lappen, welche  die  Anlage  des  Kopfgauglions  und  der  Sinnesorgane 
des  Kopfes  sind  und  aus  den  4  Enccphaloblasteu  cutstehen.  Beide 
Anlagcu  vereinigen  sich  erst  secundür. 

Die  Entwicklung  ist  direct. 

Neapel,  den  2<>.  März  1S91. 


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Untersuchungen  Uber  die  Entwicklung  von  Nereis  Dumerilii. 


73 


Erklärung  der  Abbildungen. 

D  urch  gehende  Figuren  bezeich n unge n. 


1, 11,111,1V.  ...  1.,  2.,  3.,  4.  Segment. 
A    die  größte  Macrouiere. 
B,  C,  D  die  3  gleich  großen  Macrouieren. 
Ac  Analcirren. 

D.Ecbl     Descendenten  der  4  Ence- 

phaloblasten. 
Dfr  Dorsalfurche. 
Dhj  Dotterkugel. 

D.O.  ü  Descendenten  der  oberen  Ur- 
zeiten. 

I).  S. /Descendenten  von  Somatoblast  I. 
D.H. II    Descendenten   von  Somato- 
blast n. 
Dst  Dorsalaeite. 
Dth  Dotterhaut. 

D.Un.ü    Descendenten  der  unteren 

Urzellen. 
Echi  Encephaloblast. 
End»  Endsegment. 
Enk  Entodormkern. 


Epz     Epidermiszellen  (Descendenten 

der  Micromeren\ 
A'  Kopflappen. 
Ke  Kopfcirren. 
Lfr  Lateralfurche. 
M  Myoblasten. 
J/i'rr  Micromere. 
Mp  Muskelplatte. 
O.  U  obere  Urzellen  des  Rumpfes. 
TV  Prototroch. 
Erz  Prototrochzelle. 
8.1  Somatoblast  I. 
S.II  Somatoblast  II. 
Sl  Schlundanlage. 

Uh.U  untere  Urzellen  des  Kumpfes. 

treu  Urentodermzelle. 

Urenk  Urentodermkern. 

V/r   Ventral  furche. 

V.Ii    ventrale  Rumpfanlage. 

Vat  Ventralseite. 


Tafel  6. 

Fig.  1—7  nach  dem  lebenden  Ei  gezeichnet.  Die  GallorthUlle  ist  nicht  gezeichnet. 

Fig.  1.     Ei  in  Zweitheilung,  von  der  Seite  gesehen. 

Fig.  2.  Ei  in  Zweitheilung  mit  beginnender  Viertheilung,  vom  oberen, 
animalcn  Pol  gesehen. 

Fig.  3.  Ei  in  Viertheilung,  vom  animalen  Pol  gesehen.  A  +  B  bilden 
die  künftige  Dorsalseite,  C  +  D  die  künftige  Ventralseite. 

Fig.  4.  Ei  in  Viertheilung,  von  der  Seite  gesehen,  mit  fast  vollendeter 
Abschnürung  der  4  Encephaloblasten. 

Fig.  5.  Ei  vom  animalen  Pol  gesehen,  mit  den  4  abgeschnürten  Ence- 
phaloblasten. 

Fig.  h  u.  7.  Entstehung  der  Micromeren  und  Somatoblasten. 
Fig.  8—13.  Entstehung  der  Kopflappen  aus  den  4  Encephaloblasten. 
Fig.  14.      Ei  von  der  dorsalen  Seite  gesehen.    Theilung  der  beiden  Somato- 
blasten. 

Fig.  15.  Fortgesetzte  Theilung  der  Somatoblasten.  Entstehung  der  oberen 
Urzellen  aus  Somatoblast  I  und  der  Myoblasten  und  unteren  Urzellen 
aus  Somatoblast  II. 

Fig.  16.  Embryo  vom  unteron  Pol  aus  gesehen,  kurz  vor  Beendigung  der 
Epibolie.  Die  hintere  Hälfte  der  unteren*  Polfläche  ist  von  den 
Descendenten  der  beiden  Somatoblasten  bedeckt,  die  G  Myoblasten 


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74 


C.  v.  Wistinghausen,  Unters.  U.  d.  Entw.  v.  Nereis  etc. 


sind  schon  zum  Theil  in  die  Tiefe  gedrängt  und  werden  von  den 

Descendenten  der  oberen  Urzellen  Uberwachsen. 
Fig.  17.      Medianer  Längsschnitt  durch  einen  Embryo  auf  der  Stufe,  die  etwa 

zwischen  Fig.  15  und  10  liegt. 
Fig.  18.      Medianer  Längsschnitt  durch  einen  Embryo  kurz  nach  Beendigung 

der  Epibolie. 

Fig.  19.  Medianer  Längsschnitt  durch  2  Urentodermzellen  nach  Beendigung 
der  Epibolie.  Die  ürentodermkerne  rechts  noch  in  Theilung  be- 
griffen, liuks  nach  erfolgter  Theilung. 

Fig.  20.     Ein  in  Thoilung  begriffener  Urentodermkern. 

Fig.  21.      Schnitt  durch  eine  wandernde  Entodermzelle. 

Fig.  22.      Wandernde  Entodermzellen  in  den  Theilungsfurchcn.  Querschnitt. 
Fig.  23.      Anlage  des  Mitteldarmes  zwischen  den  4  Macromeren.  Querschnitt 
durch  einen  Embryo  mit  1U  Paar  Parapodien. 

Tafel  7. 

Fig.  24.  Anlage  der  Kopflappen  auf  der  Ventralseite  der  oberen  Polfläche. 
Nur  dio  Kerne  der  Zellen  gezeichnet. 

Fig.  25.      Embryo  von  der  unteren  Polfläche  gesehen.     Epibolie  beendigt. 

Die  hintere  Hälfte  der  unteren  Polfläche  von  den  Descendenten  der 
beiden  Somatoblasten  bedeckt.  Der  Blastoporus  an  der  Kreuzungs- 
stelle der  4  Theilungsfurchen. 

Fig.  2(5.  Beginnende  Bildung  der  ventralen  Rumpfanlage  aus  den  Desceu- 
denten  der  Somatoblasten. 

Fig.  27 — 29.  Entstehung  der  Schlundanlage  und  Ausbreitung  der  Muskclplatten. 

Die  längs  den  Theilungsfurchen  wandernden  Entodermzellen  sind 
nicht  gezeichnet. 

Fig.  30.  Die  Schlundanlage  liegt  zwischen  den  Enden  der  beiden  Muskel- 
platten. Die  drei  ersten  Segmente  beginnen  sich  abzugrenzen.  Die 
zu  beiden  Seiten  der  Ventralfurche  divergirenden  Streifen  deuten 
die  Anlage  des  Bauchstranges  an. 

Fig.  31  u.  32.  Die  4  ersten  Segmente  vorbanden.  Die  Anlage  des  Bauchstranges 
ist  weiter  vorgeschritten.  Die  Schlundanlage  ist  Uber  die  Äquato- 
rialebene gerUckt  und  liegt  dicht  unterhalb  des  Prototrocbs. 

Fig.  33.  Embryo  auf  derselben  Stufe  wie  auf  Fig.  32 ,  von  der  oberen  Ven- 
tralseite betrachtet. 

Fig.  34.      Vereinigung  der  Kopf  läppen  mit  der  ventralen  Rumpfanlage. 

Fig.  35.  Streckung  des  Embryos  in  der  Längsachse.  Die  Kopflappen  sind  mit 
ihren  äußeren  Rändern  auf  die  Dorsalscite  hin  verschoben.  Die 
Anlagen  der  ventralen  Längsmukeln  sind  nach  der  Medianlinie  ver- 
schoben. Die  Anlagen  der  Parapodien  ragen  hervor.  Am  1.  Seg- 
ment erkennt  man  die  Anlage  des  1.  Paares  Kopfcirren. 

Fig.  36.      Der  ausgeschlüpfte  Embryo,  von  der  Ventralseite  betrachtet. 


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Recherches  sur  la  spermatogénèse  chez  quelques 
Invertébrés  de  la  Mediterranée. 

par 

C.  Pictet. 

  > 

Avec  les  Planches  8 — IO. 


Introduction. 

Lea  auteurs  qui  ont  étudié  la  spermatogénèse  sont  nombreux. 
Depuis  près  de  cinquante  ans,  cette  qnestion  a  été  Tobjet  de  maintes 
recherches  minutieuses,  et  Ton  trouverait  difGcilement  une  branche 
de  l'anatomie  micruscopique  qui  ait  passionile  plus  de  cherchenrs  et 
de  savants  distingués.  Mais  c'est  principalement  pendant  ces  dix  der- 
nières  années  que  cette  étude  a  pris  une  recrudescence  extraordinaire, 
d'un  coté  grace  aux  immenses  perfectionnements  apportés  à  la  con- 
struction  du  microscope;  d'un  autre  coté  gràce  à  létude  approfondie 
et  a  l'application  méthodique  des  nombreux  réactifs  qui  garnissent 
actuellement  la  table  de  travail  de  tout  histologiste.  C'est  ainsi  que 
lon  a  pu  arriver.  au  prix  de  laborieux  cfforts.  à  se  faire  une  idée 
encore  bien  imparfaite,  il  est  vrai,  de  la  Constitution  tant  morpho- 
logique  que  chimique  de  la  cellule  animale. 

Ces  notions  acquises  ont  été  d'un  grand  secoure  pour  l'étude  de 
la  spermatogénèse.  Cette  étude,  en  effet,  outre  lintérét  propre  qu'elle 
offre,  touchant  les  premiere  développements  et  la  maturation  du 
spermatozoìde,  nous  fournit  une  excelleute  occasion  dobserver  la 
cellule  animale  prise  isolément,  de  suivre  pas  ä  pas  les  phénoménes 
de  sa  naissance,  de  ses  différents  modes  de  multiplication ,  de  son 
sort  final,  et  de  se  faire  une  idée  anssi  précise  qu  ii  est  possible, 


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76 


C.  lMctet 


avec  les  moyens  d'investigation  que  nous  possédons  actnelleraent.  de 
la  Constitution  intime  de  ses  difterentes  parties,  de  leurs  rapports 
entre  elles,  en  un  mot  de  la  biologie  cellulaire. 

Cette  étude.  cependant,  présente  des  difticultcs  séricuses.  En 
premier  lieu,  les  spermatozoides  ayant  généralemcnt  de  très  petites 
dinien9Ìous,  ce  n'est  guére  qu'avec  les  grossissements  les  plus  puis- 
sant8  et  les  plus  parfaits  que  nous  fournisse  l'optique  moderne,  qu  ou 
peut  arriver  à  dévoiler  leur  structure.  Cest  a  linvention  des  objec- 
tifs  à  immersion  homogene,  on  peut  le  dire,  quest  due  la  plupart 
des  découvertes  que  la  Cytologie  a  enregistrées  dans  ces  derniéres 
années;  et  tout  dernièremeut  encore,  la  fabrication  des  objectifs 
apochromatiques  parait  devoir  donner  un  nonvel  essor  à  cette  branche 
de  l'histologie. 

Et  cependant,  malgré  la  perfection  de  nos  instrumenta,  nous 
sommes  obligés  trop  souvent  de  reconnaitre  notre  impuissance  a 
débrouiller  la  structure  réelle  de  ecs  infiniment  petits,  et  à  entrer 
dans  le  domaine  de  la  conjecrure.  Aussi  ne  devons-nous  pas  nous 
étonner  en  voyant  les  profondes  divergences  d'opinions  qui  existent 
souvent  entre  les  auteurs,  au  point  de  vue  de  la  Constitution  physi- 
que  de  la  cellule  animale. 

En  second  lieu,  ce  n'est  évidemment  pas  en  examinant  seule- 
ment  les  éléments  cellulaires  vivants  qu'on  pouiTa  se  faire  une  idée 
exacte  de  leur  nature.  On  n'y  arriverà  qua  laide  d'un  certain 
nombre  de  réactifs  appropriés,  qui  sculs  permettront  de  mcttre  en 
évidence  les  différentes  parties  de  la  cellule,  et  de  reconnaitre  leur 
Constitution  chimique.  —  Malheureuscment,  les  cellules  spermatiques 
sont  presque  tonjours  d'une  grande  délicatesse:  elles  se  modifient 
profondément  sous  l'influence  des  réactifs,  jusqu'it  devenir  souvent 
méconnaissables.  On  ne  peut  donc  faire  agir  ces  derniers  qu'avec 
une  extreme  prudence,  et  la  forme  et  les  dimensione  des  éléments 
doivent  toujours  étre  contròlées  sur  le  vivant. 

Les  spermatozoides  afTectent  une  grande  diversité  de  forme  et 
de  structure.  Souvent,  dans  des  groupes  d'animaux  très  voisins, 
et  dont  la  rcssemblance  anatomique  est  presque  absolue,  les  sper- 
matozoides diffèrent  totalement.  Une  étude  complète  de  la  Sperma- 
togenese ne  serait  pas  possible.  Je  me  suis  donc  limitò,  en  premier 
lieu,  à  quelques  classes  d'animaux  chez  lesquels  l  évolution  des  sper- 
matozoides était  encore  peu  conuue,  ou  présentait  des  particularités 
interessantes.  En  second  lieu,  jc  ne  me  suis  pus  appliqué  à  décrire 
toutes  les  phases  du   développement  des  s])ermatozoidcs.  depuis 


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Rech,  sur  la  speruintogénèse  chez  quelques  Invcrtébrés  de  la  Mediterranée.  77 

l'origine  première  des  prodnits  sexuels  jusqu'à  leur  maturité,  le 
sujet  étant  en  lui-mème  encore  beancoup  trop  vaste,  et  c'est  seule- 
ment  la  dernière  phase  de  ce  développement  dont  nons  nons  occu- 
perons  ici  spécialenient. 

On  sait,  en  effet,  que  les  cellules  sexuelles  subissent  un  nombre 
plus  ou  moins  considérable  de  divisions,  pour  aiTiver  en  définitive 
à  la  formation  d'un  certain  nombre  de  cellules  qui,  mainteuant,  se 
transformeront  directement  en  spermatozoides.  Ces  cellules  de  la 
dernière  génération  ont  été  nommées  spennati  des  par  La  Valette 
St.  George. 

Chaqne  spermatide  se  présente  généraleraent  sous  la  forme  d  une 
cellule  normalement  constituée,  formée  par  conséquent  d  une  goutte- 
lette  de  protoplasma  entouréc  dune  membrane,  et  renfermant  un 
noyau.  Ce  noyau,  possédant  lni-raème  une  membrane  propre,  est 
eomposé  principalement  de  dèux  corps  nettement  différenciés  :  la  sub- 
itanee nucléaire  proprement  dite,  nucléine,  ou  chromatine  des 
anteurs,  et  le  sue  nucléaire,  achromatine  i'Flemming)  ou  caryo- 
plasma  (Carso r).  Outre  le  noyau,  la  cellule  renfermo  sonvent 
un  corps  particulier,  le  noyau  accessoire  (Nebenkern)  dont  noti» 
aurons  à  nous  oecuper  en  detail. 

Etant  donné  une  cellule  ainsi  constituée,  le  problème  est  le 
Nimmt:  Comment  la  spermatide  va-t-elle  se  transformer  en  sper- 
niatozoidc?  Aux  dépens  de  quelle  partie  de  la  cellule  se  formeront 
les  différente8  parties  du  spermatozoide,  et  que  vont  devenir  le  noyau, 
le  protoplasma  et  le  Nebenkern  de  cettc  spermatide?  En  d'autres 
termes.  quelle  est  la  composition  du  spermatozoide  au  point  de  vue 
de  la  théorie  cellulare  ?  Voici  le  point  que  nous  tacherons  d  élucider 
(lana  les  pages  qui  snivent. 

Cette  étude  a  déjà  été  faite  chez  un  grand  nombre  danimaux, 
et  a  donné  lieu  à  une  légion  de  travaux,  dans  lesquels  nous  trouvons 
de  grandes  diversités  d'opinions.  Il  serait  ä  désirer  cependant  que 
cette  que8tion  füt  résolue.  et  voici  ponrquoi  :  le  spermatozoide 
est  l'élément  destiné  à  transmettre  aux  descendants  les  principes 
héréditaires  de  l'organisme  male  dont  il  provient,  en  donnant  nais- 
sance  à  un  nouvel  ètre  par  sa  fusion  avec  Télément  femelle.  11  est 
donc  d'un  grand  intérét  de  savoir  quelle  est  la  partie  de  la  cellule 
sexuelle  qui  est  dépositaire  de  cet  héritage  ancestral,  et  qui  se 
transmettra  ainsi  de  descendant  en  descendant.  L  étude  de  la  sper- 
matogénèse  se  relie  ainsi  directement  à  celle,  si  intéressante,  de  la 
fécondation. 


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78 


C.  Pictet 


Voici  maintenant,  en  pur  taut  de  ce  point  de  vue,  quelle  est  la 
di  vision  de  ce  travail.  Apres  un  court  résumé  historique  de  la  ques- 
tion, se  rapportant  surtout  aux  recherches  traitant  de  cette  derniére 
phase  de  la  spermatogénése,  je  décrirai  l'évolution  des  spermatozoides, 
teile  que  je  Tai  étudiée  chez  quelques  types  pris  dans  differente 
enibranchements  du  règne  animai,  et  particulièrement  sur  les  animaux 
marins  inférieurs,  encore  peu  connas  sons  ce  rapport.  Voici  les 
espèces  sur  lcsquelles  mes  recherches  ont  portò  plus  spécialement: 

1)  Les  Echinides,  en  particulier  Strongylocentrotus  licidus 
Brdt. 

2)  Les  Siphonophores,  et  particulièrement  Haiistemma  rubrum 
Vogt. 

3)  Un  Ptéropode:  Cymbulia  Peronii  Cuv. 

4)  Un  Céphalopode:  Sepia  officxnalis  L. 

5)  Une  Annélide:  Eteone  pterophora  Ehlers. 

6)  Un  Tunicier:  Salpa  virgula  Vogt. 

Après  avoir  décrit  la  spermatogénése  chez  ces  espèces,  il  me 
resterà  à  réunir  brièvement  les  faits  observés  et  à  en  tirer  quelques 
conclusions  générales.  Jc  n'ai  pas,  cela  va  sans  dire,  la  prétention 
de  formuler  une  loi  générale  de  la  spermatogénése  en  me  basant 
seulement  sur  ces  quelques  cas  isolés,  car  nos  connaissances  sur  ce 
sujet  sont  encore  trop  imparfaites  pour  vouloir  généraliser  dans  tout 
le  règne  animai  des  faits  qui  n  ont  encore  été  observés  avec  soin 
que  dans  un  nombre  relativement  restreint  d  espèces  ;  heureux  seule- 
ment si  cette  étude  peut  contribuer  dans  quelque  mesure  à  la  con- 
naissance  de  la  question  chez  certains  groupes  d'animaux  où  elle 
n'a  pas  encore  été  spécialement  étudiée. 

Nous  avons  maintenant,  gräce  à  un  grand  nombre  de  travaux 
spéciaux,  des  notions  assez  exactes  sur  la  spermatogénése  des  animaux 
supérieurs,  en  particulier  des  Mammiféres,  des  Amphibiens  et  des 
Oiseaux.  Panni  les  Invertébrés,  ce  sont  surtout  les  Mollusques  Gasté- 
ropodes  qui  ont  été  beaucoup  étudiés  dernièrement ,  puis  quelques 
Arthropodes.  A  coté  de  cela,  il  existe  plusieurs  groupes  d'animaux 
chez  lesquels  cette  question  est  encore  à  peine  connuc.  Profitant  donc 
de  plusieurs  séjours  au  bord  de  la  Méditerranée ,  j  ai  pu  m'attacher 
à  l'étude  de  quelques  uns  de  ces  groupes,  en  négligeant  ceux  dont 
la  spermatogénése  a  déjà  été  étudiée. 

Ce  travail  a  été  fait  dans  les  Stations  Zoologiques  de  Ville- 
franche,  de  Nice  et  de  Naples,  et  je  tiens  à  exprimer  ici  tonte  ma 
reconnaissance  à  Monsieur  le  Professeur  H.  Fol  qui,  après  m'avoir 


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Rech,  sur  la  spermatogénèse  chez  quelques  Invertébréa  de  la  Mediterranée.  79 

guidé  dans  le  choix  du  sujet,  a  mis  à  ina  disposition  un  matériel 
abondant,  et  toutes  les  ressources  qu'offre  son  laboratoire.  Je  suis 
heureux  aussi  davoir  l'occasion  d'exprimer  mes  remerciements  à  Mon- 
sieur le  Professeur  Carl  Vogt,  qui  m  a  facilitò  l'accés  de  la  Station 
Zoologiqne  de  Naples,  ainsi  qu  a  M.  le  Professeur  A.  Dohrn,  pour 
Texcellente  hospitalité  et  toutes  les  facilités  de  travail  dont  on  jouit 
dans  son  établissement. 


Historique. 

La  découverte  des  spermatozoi'des  date  d'il  y  a  plus  de  deux 
siècles.  C'est  en  1677,  en  eflfet,  que  Louis  Ham  les  observa  pour 
la  première  fois  dans  le  liquide  séminal  de  l'homme.  Peu  de  temps 
après,  Leeuwenhoek  en  constata  la  présence  chez  plusieurs  ani- 
maux, et  leur  donna  le  nom  d'animalcnles  spermatiques.  Leur 
étude  fut  reprise  au  siècle  dernier  par  Spallanzani,  et  sourtout  au 
commencement  de  ce  siècle  par  Prevobt  et  Dumas  (72).  Mais  tous 
ces  naturalistes  les  regardèrent  comme  de  petits  animaux  ayant  une 
existence  indépendante,  de  là  leur  nom  d'animalcules  spermatiques. 
Plusieurs  aussi  les  considérèrent  comme  des  parasites  vivant  dans 
la  liqueur  séminale,  et  les  classèrent  méme  dans  différents  groupes 
danimaux;  ainsi  Ehrenberg  les  rapprocha  d'abord  des  Infusoires, 
d  autres  les  rangèrent  panni  les  Vers,  à  cause  de  leur  ressemblance 
avec  les  Cercaires;  on  y  décrivit  mèrae  une  Organisation  interne 
souvent  assez  compliquée. 

Ce  n'est  guère  que  vers  1840  que  Ton  commenca  à  étudier 
l'origine  et  le  développemcnt  de  ces  animalcules  spermatiques,  et 
qn'on  s'apercut  alors  que  ce  n'étaient  pas  des  animaux  ayant  une 
vie  propre,  mais  bien  des  éléments  provenant  des  tissus  de  l'animai 
chez  lequel  ils  se  dèveloppent,  et  s'individualisant  ensnite,  comme 
le  sont,  par  exemple,  les  globules  sanguins.  C'est  de  cette  époque 
que  date  l'étude  de  la  spermatogénèse.  Les  animalcules  sperma- 
tiques recnrent  le  nom  de  spermatozoides  (Duvernoy)  ou  zoo- 
spermes. 

Le  premier  travail  qui  s'occupe  spécialement  de  la  spermato- 
génése  est  celui  que  R.  Wagner  (81)  publia  en  1836  sur  les  sper- 
matozoides des  Oiseaux.  Puis  vinrent  quelques  mémoires  plus  ou 
moins  importants  de  Peltier  (51 — 53).  Dujardin  13.  14),  v.  Siebold 
{78),  Hallmann  (28)  ;  mais  ce  n'est  guère,  on  peut  le  dire,  qu  avec 


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80 


C.  Pictet 


le  premier  travail  de  Kölliker  (34)  que  commence  vraimcnt  l'histoire 
de  la  Spermatogenese. 

Cet  auteur  décrit  un  nombre  assez  considérable  de  spermatozoides 
dlnvertébrés ,  auxquels  il  donne  le  nom  de  »»Samenfäden«,  à  la 
place  de  »Samenthi erchen«,  et  montre  qu'ils  se  développent  aux 
dépcus  des  cellules  tapissant  les  parois  internes  du  testicule  :  les 
spermatozoides  ne  sont  ainsi  que  des  cellules  transformées. 

Mais  il  ne  va  pas  tarder  à  modifier  cette  maniere  de  voir.  Dans 
un  second  mémoire  (35)  publié  en  1847,  il  décrit  les  spermatozoides 
corame  provenant,  non  pas  d'une  cellule  tout  entière,  mais  bicu  du 
noyau  cellulaire,  et  meme  d'une  partie  seulement  de  ce  noyau. 

Enfin  c'est  cn  1856  que  dans  un  troisième  mémoire  (36)  où  il 
étudie  la  question  à  fond,  il  se  voit  amene  à  modifier  encore  une 
fois  son  opinion.  Il  résulte  de  ses  observations  que  c'est  le  noyau 
tout  entier  de  la  cellule  spermatique  qui  se  transforme  en  spermato- 
zoide. Ce  noyau,  primitivement  sphérique,  s'allonge  et  se  divise 
en  deux  parties,  une  antérieure  plus  dense,  et  une  postérieure  plus 
pale.  La  première  formerà  la  te  te,  et  la  seconde  la  queue  du 
spermatozoide,  qui  reste  enroulé  à  l'intérieur  de  la  cellule  mère, 
jusqua  ce  que,  celle-ci  se  détruisant,  le  speriuatozoide  se  déroule 
et  de vienne  libre. 

Teile  est,  en  pcu  de  mots,  la  théorie  de  Kölliker,  qui  regarde 
donc  le  zoosperme  corame  une  production  purement  nucléaire.  Dans 
un  dernier  travail  (37   pam  en  1885,  il  est  reste  fidèle  à  son  opiniou. 

Cependant  cette  théorie  ne  fut  pas  longtemps  sans  etre  com- 
battile. Dans  un  travail  de  Henle  (29)  nous  voyons  que,  d'apròs 
cet  auteur,  le  protoplasma  cellulaire  prend  aussi  part  à  la  formation 
du  spermatozoide.  Cette  opinion  a  été  confirraée  par  Schweigger- 
Seidel  (75;  dans  une  reraarquable  étude  panie  en  1805,  où  il  décrit 
avec  une  grande  précision  le  processus  de  la  spermatogénèsc.  Il  en 
conclut  que  le  spermatozoide  est  une  cellule  entière  traus- 
f  or  mèo,  qu'on  peut  assimiler  à  une  cellule  vibratile.  Il  distingue 
dans  cette  cellule  trois  parties  principales  :  la  téte,  le  segment  moyen 
et  la  queue.  La  téte  provient  du  noyau  de  la  cellule  spermatique, 
et  les  deux  autres  parties  proviennent  du  protoplasma. 

C'est  à  la  meme  époque  que  commeuce  la  sèrie  des  travaux  sur 
la  spermatogénèsc,  que  La  Valette  St.  George  a  publiés  sans 
relachc  pendant  ces  vingt  dernières  annécs  (39 — 15  .  Corame  il  serait 
trop  long  de  les  analyser  tous  en  détail,  bornons  nous  à  donner  un 
résumé  de  la  théorie  à  laquelle  ses  nombreuses  recherches  Tont  araené. 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Mediterranée.  81 

Le  testicule  jeune  renferme  un  certain  nombre  de  eellules,  les 
spemi  atogo  nies,  qui.  par  une  sèrie  de  di  visiona  successi  ves, 
Hniront  par  donnei*  naissance  aux  spermatozoì'des.  Ces  spermato- 
goniea  donnent  dabord  naissance  à  des  sperniatocytes,  qui  sont 
Ics  produits  de  la  première  division.  Après  un  nombre  plus  ou 
moins  considérable  de  générations  de  spermatocytes,  nous  arrivons 
à  un  produit  de  la  dentière  division,  qu'il  appello  les  spermatides. 
Ce  sont  ces  spermatides  qui  vont  maintenant  se  transformcr  directe- 
ment  en  produits  du  dernier  ordre,,  cest-à-dire  en  spermatozoì'des 
proprement  dits,  ou  sperma tosom es,  et  cela  de  teile  facon  que 
le  noyau  de  la  spermatide  deviendra  la  tote,  tandis  que  le  proto- 
plasma formerà  la  queue  du  spermatozoide. 

Nous  voici  déjà  en  présence  de  deux  théories  diamétralement 
opposées:  celle  de  Kölliker,  qui  rcgarde  le  zoosperme  cornine  une 
formation  purement  nucléaire,  et  celle  de  Henle,  Sciiwekjger-Seidel, 
La  Valette,  et  beaucoup  d'autres  pour  lesquels  le  zoosperme  est 
une  cellule  entière  transformée.  Nous  allons  en  voir  apparaitrc  une 
troisième,  d'après  laquelle  le  noyau  disparaìtrait,  sans  preudre 
aucune  part  a  la  formation  du  spermatozoide. 

Remar  (73)  a  soutenu  cette  opinion  pour  la  spennatogénèse 
des  Amphibicns.  Langerhaxs  (3Sy  décrit  chez  V  Amphioxus  la  tòte 
du  spermatozoide  comme  ne  provenant  pas  du  noyau,  mais  d'un 
petit  corps  brillant  place  à  coté  du  noyau.  D'après  Zenker  (84) 
les  spermatozoì'des  des  Isopodes  se  formeraient  sans  le  secours  du 
noyau;  Metschnikoff  (49;  soutient  la  incme  opinion  pour  l'Ecre- 
visse,  Balbiani  (1)  pour  les  Aphidiens.  Grassi  (26)  affirme  que 
le  méme  fait  se  présente  chez  les  Chétognathes. 

Cette  dernière  opinion  cependant  compte  peu  de  partisans,  et 
dans  la  plupart  des  cas  que  je  viens  de  citer,  une  Observation  attcn- 
tive  a  permia  de  reconnaìtre  la  présence  du  noyau  dans  lea  sper- 
matozoi'dea  mürs.  Ainsi  pluaieura  auteurs,  parmi  lesquels  Nussbaum 
'50),  puis  Gilson  (24j  l'ont  démontré  pour  Ics  Décapodea,  Bolles 
Lee   47)  pour  la  Sagitta. 

Teiles  8ont  les  principalea  ojnnions  émises  au  sujet  du  rólc  du 
noyau  dana  la  formation  du  spermatozoide.  Il  serait  trop  long 
d  analyser  ici  toua  les  mémoires  traitant  cette  question.  Nous  aurons 
du  reste  à  y  revenir  en  parlant  de  chaque  type  en  particulier.  11 
nous  reste  à  dire  maintenant  quelques  mots  d'un  corpusculc  sur  lequcl 
ou  a  beaucoup  discutè  dana  CC8  dernières  années.  C'est  le  noyau 
accessoire. 

Mittbeilnngon  a.  d.  Zoolog.  SUtion  zu  Neapel.    Bd.  10.  G 


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82 


C.  Pictet 


Il  fut  découvert  en  1 8<>7  par  La  Valette  St.  George  (39; 
qui  lui  donna  le  noni  de  Nebenkern,  ou  Nebenkörper.  D'après 
lui,  ce  corpuscule  serait  formè  par  condensation  d'une  partie  du 
protoplasme  de  la  spcrmatide.  Depuis  lors,  beaucoup  d'auteurs  l'ont 
signalé  dans  Ics  cellules  snninalcs,  et  lui  ont  attribué  dea  origines 
diverses.  Les  uns,  se  rangeant  a  la  première  opinion  de  La  Va- 
lette, pensent  que  c'est  une  production  cytoplasinique,  ainsi  Me- 
tsciintkoff  (49),  Balbiani  (1),  et  BüTscriLi  (9)  chez  les  Arthro- 
podes; Keferstein  (33  chez  les  Mollusques;  Nussbaum  (50)  chez 
TÉcrevisse.  D'autres  au  contraire  le  font  provenir  dunoyau,  comme 
van  Beneuen  (C)  chez  V Ascari*,  Grobben  (27)  chez  les  Déca- 
podes,  Lee  (47]  chez  la  Sagitta.  Enfin  Gilson  (24  cn  nie  positi- 
vement  l'existence. 

Dcrniòrement.  le  uoyau  accessoire  a  étè  ètudié  attentivement 
par  La  Valette  St.  George  (40—45),  Prenant  (62 — 71),  et 
surtout  par  Platner  (54—61),  et  il  parattrait  résulter  de  leurs 
observations  que  ce  corpuscule  provient  du  reste  du  fuseau  achro- 
niatique  qui  se  forme  pendant  la  caryocincsc,  et  qui  se  condenserait 
en  une  j>etite  masse  à  la  fin  de  la  di  vision  cellulaire.  D'après 
Prenant  qui  en  a  suivi  l'évolution  chez  les  Pulmonés  et  chez  les 
Keptiles.  ce  fuseau  se  décomposerait  en  un  certain  nombre  de  gra- 
nules,  ou  cytomicrosomes,  qui  se  fusionnent  ensuite  en  un  seul 
corpuscule  pour  former  le  »Nebenkern«. 

D'après  Platner  (55)  on  a  souvent  regardé  comme  Nebenkern 
des  formations  accessoircs  absolument  différentes,  et  avec  lesquelles 
il  ne  doit  pas  étre  confondu.  Le  vrar  Nebenkern  se  développerait 
toujours  aux  dépens  du  fuseau  achromatique.  Dans  un  travail 
publié  récemment  (61)  le  méme  auteur  divise  le  noyau  accessoire 
en  deux  parties,  dont  lune  serait  formóc  par  le  »Centrosoma«, 
cest-à-dire  le  coqiuscule  polaire,  ou  centre  attractif  de  la  division 
einétique,  et  l  autre  par  le  reste  du  fuseau  achromatique,  pour  lequel 
il  propose  le  nom  de  »Mit  oso  ma*. 

Quant  au  ròle  que  joue  le  noyau  accessoire  dans  la  formation 
du  spermatozoi^,  les  opinions  ne  sont  pas  moins  divergentes.  Pour 
plusieurs  auteurs.  il  formerait  la  tète  du  zoosperme.  C'est  le  sort 
que  lui  attribuent  Keferstein  (33),  La  Valette  St.  George  (39). 
Metschnikoff  (49)  et  Duval  (16,  17)  chez  Ics  Mollusques:  Grobben 
(27)  chez  les  Décapodes.  Chez  les  Insectes.  d'après  La  Va- 
lette St.  George  (41)  et  Bltschli  (9)  il  formerait  le  segment 
moyen.  D'après  Nfssbalm  (50)  il  donne  naissance.  chez  l'Ècrcvisse, 


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Rech,  sur  la  spennatogénèse  chez  quelques  Invertébrcs  de  la  Mediterranée.  83 

à  la  coiffe  cephalique,  et  d'après  Pkenant  (71)  il  joue  le  merae 
róle  chez  les  Reptiles,  tandis  que  cbez  les  Ptilmonés  (70)  il  se 
dissout  dans  le  cytoplasme  qui  forme  ensuite  la  queue  du  spernia- 
tozoìde. 

Enfin,  plusieurs  auteurs  ont  voulu  voir  en  lui  un  homologue  des 
globules  polaires  de  loeuf;  ainsi  van  Beneden  et  Julin  (6)  chez 
YAscaris.  Cette  hypothèse  a  été  emise  aussi  théoriquement  par  Weis- 
mann  (83)  et  par  Waldeyer  (82). 

Il  résulterait  de  ces  nonibreuses  observatìonB  que  le  noyau 
accessoire  existe  dans  la  plupart  des  cellules  séminales,  mais  que 
soia  ròle  dans  la  formation  dea  spermatozoides  offre  de  grandes 
variétés  dans  la  sèrie  animale. 


Index  bibliographique. 

1.  Balbi  ani,  G.,  Memoire  sur  la  génóration  des  Aphides.  in:  Ann.  Sc.  N.  (5) 

Tome  11.  1869.  pag.  49—68  PI.  2. 

2.  Ballowitz,  E.,  Untersuchungen  Uber  die  Structur  der  Spermatozoon. 

1.  Theil:  Die  Spermatozoon  der  Vögel,  in:  Ardi.  Mikr.  Anat. 
32.  Bd.  1888.  pag.  401—473  Taf.  14—18. 

3.    Das  Retzius'sche  Endstück  der  Säugethier-Spermatozoen.  in:  In- 

ternation.  Monatachr.  Anat.  Phys.  7.  Bd.  1890.  pag.  211—223. 

4.    Untersuchungen  über  die  Structur  der  Spermatozoen.  Zugleich 

ein  Beitrag  zur  Lehre  vom  feineren  Bau  der  contractilen  Elemente. 
Die  Spermatozoen  der  Insecten.  1.  Coleopteren.  in:  Zeit.  Wiss. 
Z.  50.  Bd.  1890.  pag.  317—408  Taf.  12—15. 

5.    Untersuchungen  Uber  die  Structur  der  Spermatozoen.    3.  Theil: 

Fische,  Amphibien  und  Reptilien,  in  :  Arch.  Mikr.  Anat  36.  Bd. 
1890.  pag.  225—291  Taf.  11  und  12. 

6.  Beneden,  E.  van,  et  Ch.  Julin,   La  Spermatogenese  de  l'Ascaride 

mégalocéphale.  in:  Bull.  Acad.  Belg.  [3) Tome  7.  1884.  pag.  312 — 342. 

7.  Bloomfield,  J.,  The  Development  of  the  Spermatozoa.  Parti.  Lumbricua. 

in  .  Q.  Journ.  Micr.  Sc.  (2j  Vol.  20.  1880.  pag.  79—89  PI.  6. 

8.  Brock,  J.,  Über  die  Geschlechtsorgane  der  Cephalopoden.  1.  Beitrag,  in: 

Zeit.  Wiss.  Z.  32.  Bd.  1879.  pag.  47-49  Taf.  1. 

9.  BUtschli,  0..  Nähere  Mittheüungen  Uber  Bau  und  Entwicklung  der  Sa- 

menfaden bei  Insecten  und  Crustaceen.  in:  Zeit.  Wiss.  Z.  21.  Bd. 
1871.  pag.  526—534  Taf.  40—41. 

10.  Carnoy,  J.  B.,  La  biologie  cellulaire.  Lierre  1884.  pag.  225 — 226. 

11.  Claus,  C,  Über  Haiistemma  Urgeatinum,  nebst  Bemerkungen  Uber  den  fei- 

neren Bau  der  Physophoriden.  in:  Arb.  Z.  Inst.  Wien.  1.  Bd. 
1878.  pag.  45  Taf.  2. 

12.  Dönitz,  W.,  Über  die  Entwicklung  der  SpermatozoYden  bei  Schwimm- 

poiypen.  in:  Sitz.  Ber.  Ges.  Nat  Freunde  Berlin  1872.  pag.  54. 

6* 


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I 


84  C.  Pictet 

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PI.  9. 

14.    Sur  les  zoospenues  de  la  Carpe,  ibid.  pag.  297—302  PI.  9. 

15.  Du  Plessis,  G.,  Secoudo  note   sur  le  Vortex  Lemani.    in.    Bull.  Soe. 

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16.  Duval,  M.,  Reeherches  sur  la    Spermatogenese  étudiée  chez  quelques 

Gastéropodcs  pulnionés.  in:  Journ.  Micr.  Paris  3.  Année  1879.  et 
in:  Revue  Sc.  N.  Moutpellier  Tome  7.  1878. 

17.  Etudes  sur  la  Spermatogenese  chez  la  Paludine  vivipare,  in:  Re- 
vue Sc.  N.  Montpellier  Touie  8.  1879.  et  in.  Journ.  Micr.  Paris 
4.  Année  1880. 

18.  Eisig,  EL,  Monographie  der  Capitelliden  des  Golfes  von  Neapel,  in:  Fauna 

Flora  Golf.  Neapel  hi.  Monogr.  1887.  pag.  140,  199,  220,  282,  071, 
Taf.  15,  23,  26,  28,  30. 

19.  Flemming,  W.,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Zelle  und  ihrer  Lebenserschei- 

nungen.   2.  Theil.  in:  Arch.  Mikr.  Anat.  IV  Bd.  1880.  pag.  233ff. 

20.    idem  3.  Theil.  ibid.  20.  Bd.  18sl.  pag.  1— SO  Taf.  1—4. 

21.    Weitere  Beobachtungen  Uber  die  Entwicklung  der  Spermatosomen 

bei  Salamandra  maculosa,  ibid.  31.  Bd.  1887.  pag.  71 — 98. 

22.  Fol,  H.,  Reeherches  sur  la   fécondation  et  lo  coinmencement  de  l'héno- 

.    genie  chez  divers  animaux.  in:  Mém.  Soc.  Physiq.  Nat.  Genève 
Tome  26.  1879.  pag.  26u. 
22a.    voir  plus  loin  pag.  lo7. 

23.  Gegenbaur,  C,  Untersuchungen  Uber  die  Pteropoden  und  Heteropoden. 

Leipzig  1853. 

24.  Gilson,  G.,  Etüde  comparée  do  la  Spermatogenese  chez  les  Arthropodes. 

in:  La  Cellule  Tome  1.  1*85.  et  Tome  2.  1886.  347  pagg.  15  PI. 
et  Tome  4.  1888.  pag.  5—93  PI.  16. 

25.  Graeffe,  Ed.,  Beobachtuugen  über  Radiaten  und  WUrmer  in  Nizza,  in: 

Dcukschr.  Schweiz.  Nat.  Ges.  17.  Bd.  1 S58.  pag.  14. 

26.  Grassi,  B.,  I  Chetognati.  in:  Fauna  Flora  Golf.  Neapel  5.  Monogr.  188*. 

pag.  92—95  Tav.  13. 

27.  Grobben,  C,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  männlichen  Geschlechtsorgane  der 

Decapoden.  in:  Arb.  Z. Inst.  Wien.  1. Bd.  1878  pag.  23— 50 Taf. 3.  u.  4. 

28.  Hallmaun,  E.,  Über  den  Bau  des  Hodens  und  die  Entwicklung  der  Sa- 

menthiere  der  Rochen,  in  :  Arch.  Anat.  Phys.  1840.  pag.  467 — 474  Taf.  15. 

29.  Uenle,  F.  G.  J.,  Haudbuch  der  systematischen  Anatomie  des  Menschen. 

1.  Aufl.  1866.  pag.  356;  2.  Aufl.  1874.  pag.  370. 

30.  Hertwig,  ().,  Das  Problem  der  Befruchtung  und  der  Isotropie  des  Eies, 

eine  Theorie  der  Vererbung,  in:  Jena.  Zeit.  Naturw.  18.  Bd.  1881. 
pag.  276—318. 

31.  Jensen,  O.  S.,  Reeherches  sur  la  Spermatogenese,  in:  Arch.  Biol.  Tome  4. 

li>83.  pag.  1—94,  669—747  PI.  1,  2  et  20. 

32.    Untersuchungen  Uber  die  Samenkörper  der  Säugethicre ,  Vögel 

und  Amphibien.  I.  SiUigethiere.  in:  Arch.  Mikr.  Anat.  30.  Bd. 
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33.  Kef  er  stein,  W.,  Spermatogenesis  der  Pulmouaten.  in:  Bronns  Klassen 

und  Ordn.  des  Thierreichs  3.  Bd.  2.  Abthg.  1862—1866  pag.  1215. 

34.  Kölliker,  A.,  Beiträge  zur  Kenntuis  der  Gesclileehtsverhältnisse  und  der 

Samenfliissigkeit  wirbelloser  Thiere.    Berliu  1841. 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Mediterranée.  85 

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Soc.  Helvét.  8c.  N.  Vol.  8.  1817    pag.  1—82  PL  1—3. 

36.    Über  die  Vitalität  und  die  Entwicklung  der  Samenfaden,  in:  Verh. 

Physik  Med.  Ges.  Würzburg.  6.  Bd.  1856.  pag.  80—84. 

37.    Die  Bedeutung  der  Zellkerne  für  die  Vorgänge  der  Vererbung,  in  : 

Zeit.  Wiss.  Z.  42.  Bd.  1885.  pag.  I— 46. 

3**.  Langerhans,  P,  Zur  Anatomie  des  Amphinxug  laneeoUtlus.  in:  Arch. 
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2.  Mittheilung,  in  :  Arch.  Mikr.  Anat.  3.  Bd.  1867.  pag.  263—273 
Tat.  14.  • 

40.   Spermatologiachc  Beiträge.  1.  Mittheilung.  {Bomhinator  igneus).  ibid. 

25.  Bd.  1885.  pag.  581—593  Taf.  24  und  25. 

41.   Idem.  2.  Mittheilung.  {Blatta  germanica',  ibid.  27.  Bd.  1886  pag.  1 

—  12  Taf.  1  und  2. 

42.    Idem.  3.  Mittheilung,  ibid.  pag.  385— 397  Taf.  14-16. 

43.    Idem.   4.  Mittheilung,  ibid.  28.  Bd.  1886.  pag.  1—13  Taf.  1—4. 

44.    Idem.    5.    Mittheilung,    ibid.   30.    Bd.     1887.     pag.  426—434 

Taf.  25. 

45.    Zelltheilung  und  Samenbildung  bei  Forßcula  auricularia.  in:  Fest- 
schrift zu  v.  Külliker's  70.  Geburtstage.  ISS7.  pag.  49—61 
Taf.  3  und  4. 

46.  Lee,  A.  Boll  es.  La  Spermatogenese  chez  Ics  Néroertiens,  à  propos  dune 

théorie  de  Sabatier.  in:  RecueU  Z.  Suisse  Tome  4.  1857.  pag.  4U9 

—  430  PI.  19. 

47.    La  Spermatogenese  chez  les  Chétognathes.  in:  La  Cellule  Tome  4. 

18^.  pag.  107—133  PI.  1  et  2. 

48.  Leydig.  Fr.,  Untersuchungen  zur  Anatomie  und  Histologie  der  Thiere. 

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49.  Metschnikoff,. E.,  Rechcrchea  sur  la  spermatogénèse  fen  Russe),  in:  Arb. 

Versamml.  Russ.  Nat.  Abth.  Anat.  Pbys.  1868  §  56. 

50.  Nussbaum,  M.,  Iber  die  Veränderungen  der  Geschlcchtsproducte  bis  zur 

Eifurchung,  in:  Arch.  Mikr.  Anat.  23.  Bd.  1S84.  pag.  155 — 213 
Taf.  9—11. 

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nouille.  in>  Proe.  Verb.  Soc.  Philomath.  Paris  1838.  pag.  43 — 14. 

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zoospermes  chez  les  Batraciens.  in:  Corapt.  Rend.  Tome  11.  1840. 
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54.  Platner,  G.,  Über  die  Spermatogenese  bei  den  Pulmonaten,  in:  Arch. 

Mikr.  Anat.  25.  Bd.  1885.  pag.  564—581  Taf.  23. 

55.    über   die   Entstehung   des   Nebenkerns    und   seine  Beziehung 

zur  Kerntheilung.  ibid.  26.  Bd.  18%.  pag.  343-369  Taf.  14. 

56.  - —     Zur  Bildung  der  Goschlechbproducte  bei  den  Pulmonaten,  ibid. 

pag.  599—621  Taf.  29  und  30. 

57.    Über  die  Befruchtung  bei  Arion  empiricorum.  ibid.  27.  Bd.  1886. 

pag.  32 — 72  Taf.  5  und  6. 


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86 


C.  Pictet 


58.  Platner,  G.,  Die  Karyokinese  bei  den  Lepidoptercn  als  Grundlage  für  eine 

Theorie  der  Zelltheilung.  in:  Internation.  Monatschr.  Anat.  Phys. 
3.  Bd.  1866.  pag.  341-398  Taf.  17. 

59.    Über  die  Bedeutung  der  Richtungsktfrperchen.  in:  Biol.  Centralbl. 

8.  Bd.  1889.  pag.  718—720. 

60.    Beiträge  zur  Kenntnis  der  Zelle  und  ihrer  Theilungserscheinungen. 

].  Zelltheilung  und  Samenbildung  in  <\en  Zwitterdrüsen  von  Limar 
agretti*.  2.  Samenbildung  und  Zelltheilung  bei  Paladina  vivipara. 
in  :  Arcb.  Mikr.  Anat.  33.  Bd.  1899.  pag.  125—145  Taf.  8  und  9. 

61.    Idem.  5.  Samenbildung  und  Zelltheilung  im  Hoden  der  Schmetter- 
linge, ibid.  pag.  192—203  Taf.  13. 

62.  Prenant,  A.,  Etudes  sur  la  strueture  du  tube  seminifere  des  Mammifères. 

Recherchcs  sur  la  signification  des  éléments  qui  le  constituent. 
in:  Bull.  Soc.  Se.  Nancy  \2)  Tome  9.  fase.  21,  1897.  pag.  23. 

63.  .    Observations  cytologiques  sur  les  uléments  séminaux  de  la  Scolo- 

pendre, ibid.  pag.  30—31. 

64.    Observations  cytologiques  sur  les  éléments  séminaux  des  Gasté- 

ropodes  pulmonés.  ibid.  pag.  33. 

65.  Note  sur  la  cytologio  des  éléments  séminaux  chez  la  Scolopendre. 

in:  C.  R.  Soc.  Biol.  Paris  (8)  Tomo  4.  1897.  No.  31. 

66.  Observations  cytologiques  sur  Ics  éléments  séminaux  de  la  Scolopen- 
dre et  de  la  Lithobie.  in:  La  Cellule  Tome  3.  1897.  pag.  415—442 
avec  2  PI.' 

67.    Note  Bur  la  Cytologie  des  éléments  séminaux  chez  les  Gastéropodes 

pulmonés.  in:  C.  R.  Soc.  Biol.  Paris  (8)  Tome  4.  1887.  No.  39. 

68.  Recherches  sur  la  signification  des  éléments  du  tube  seminifere 

adulte  des  Mammifères.  (Sur  la  question  de  la  cellule  de  soutien). 
in  :  Internation.  Monatschr.  Anat.  Phys.  4.  Bd.  1887.  pag.  358—370, 
397—409  Taf.  14  und  15. 

69.    Note  sur  la  cytologio  des  éléments  séminaux  chez  les  Reptiles.  in: 

C.  R.  Soc.  Biol.  Paris  8)  Tome  5.  1888.  pag.  3—4. 

70.    Observations  cytologiques  sur  les  éléments  séminaux  des  Gasté 

ropodes  pulmonés.  in:  La  Cellule  Tome  4.  1889.  pag.  135—177 
PI.  1  et  2. 

71.    Observations  cytologiques  sur  les  éléments  séminaux  des  Reptiles. 

ibid.  pag.  183—195  PI.  3. 

72.  Prevost  et  Dumas,   Observations  relatives  i  l'appareil  générateur  des 

animaux  mäles.  Histoire  et  description  des  animalcules  spermati- 
ques.  in:  Ann.  Sc.  N.  (1)  Vol.  1  et  2.  1824. 

73.  Remak,  R.,  Über  Eihüllen   und  Spermatozoen.   in:  Arch.  Anat.  Phys. 

Jahrg.  1854.  pag.  252 — 256. 

74.  Sab  a  ti  er.  A.,  Sur  les  formes  des  spermatozo'fdes  de  l'Eledone  musquée. 

in:  Compt.  Rcnd.  Tome  106.  1999.  pag.  954—956. 

75.  Schweigger-Seidel ,  F.,  Über  die  Samenkörperchen  und  ihre  Entwick- 

lung, in:  Arch.  Mikr.  Anat.  1.  Bd.  1865.  pag.  309— 335  Taf.  19. 

76.  Selenka,  E.,  Zoologische  Studien.    1.  Befruchtung  des  Eies  von  Toxo- 

ptieuste$  variegata*.  Leipzig  1878.  pag.  5 — 7  Taf.  2. 

77.  Siebold,  C.  Th.  v.,  Über  die  Spermatozoen  der  Crustaceen,  Insecten, 

Gastropoden  und  einiger  anderer  wirbellosen  Thiere.  in:  Arch. 
Anat.  Phys.  Jahrg.  Is36.  pag.  13—53  Taf.  2  und  3. 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Mediterranée.  S7 

"8.  Siobold,  C.  Th.  v. ,  Fernere  Beobachtungen  Uber  die  Spermatozoon  der 
wirbellosen  Thiere.  ibid.  J837.  pag.  381—439  Taf.  20. 

79.    Über  die  Spermatozoon  der  Locustinen.  in:  Nova  Acta  Leop. 

Car.  21.  Bd.  1645.  pag.  250  Taf.  14. 

60.  Vogt,  C.  Sur  les  Siphonophores  de  la  mer  de  Nice.  in:  Mém.  Inst. 

Nation.  Genève  Vol.  1.  1S53  pag.  79. 

61.  Wagner,  R.,  Die  Genesis  der  Samenthierchen.  in:  Arch.  Anat.  Pbys. 

Jahrg.  183Ü.  pag.  225—231  Taf.  9. 

82.  Waldeyer,  W.,  Über  Karyokinese  und  ihre  Beziehung  zu  den  Befrach- 
tungsvorgängen, in:  Arch.  Mikr.  Anat.  32.  Bd.  1888.  pag.  1—123. 

63.  Weismann,  A.,  Über  die  Zahl  der  Richtungskiirper,  und  Uber  ihre  Be- 
deutung fUr  die  Vererbung.   Jena  1887.  75  pagg. 

84.  Zenker,  W.,  Über  Asellus  aquaticus.  in:  Arch.  Naturg.  «20.  Jahrg.  1854. 
pag.  103—107. 


Terminologie. 

La  terminologie  de  la  spermatogénèse  est  fort  embrouillée. 
Beaucoup  de  naturalistes  se  sont  préoccupés  de  créer  des  noms  nou- 
veaux  pour  des  choses  déjà  connues,  d'où  il  résultc  une  grande  con- 
fusion  dans  la  signification  attribuée  à  chaque  terme  par  les  diffé- 
rents  autenrs.  Il  serait  grand  temps  dadopter  une  nomenclature  et 
de  s'y  tenir,  et  c'est  celle  proposée  par  La  Valette  St.  George 
qui  me  paraìt  la  plus  simple  et  qui  est,  du  reste,  la  plus  générale- 
ment  adoptée  aujourd'hui.  C'est  pour  cette  double  raison  que  nous 
lavons  constamment  employéc  et  que  nous  la  rappellerons  ici  en 
peu  de  mot8. 

Nous  appellerons  donc: 

1}  Spermatogonie,  la  cellule  mòre,  qui  donnera  naissance  à 
un  certain  nombre  de  générations  de  cellules  filles  destinées  a  former 
les  spermatozoides. 

2)  Sperniatocytes,  les  cellules  filles  engendrées  par  division 
de  la  spermatogonie.  Ces  spermatocytes  subiront  un  nombre  plus 
ou  moins  considerarne  de  divisions,  pour  aboutir  enfin  a  la  forma- 
tion  d'un  ordre  de  cellules  qui  ne  se  diviseront  plus,  mais  dont 
chacune  se  trasformerà  directement  en  un  spermatozoide.  Ce  sont 
les  cellules  de  la  dernière  génération  ou  spermatides. 

3)  Spermatides,  toute  cellule  qui  doit  donner  directement 
naissance  à  un  seul  spermatozoide. 

4)  Spermatozoide,  ou  zoosperme,  une  spermatide  trans- 
forraée,  et  arrivée  à  maturité. 

Toutes  les  foia  que  nous  emploierons  les  terraes  vagues  de 


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ss 


C  Pictet 


cellule  sexuelle,  cellule  seminale,  ce  sera  poni  iudiquer 
une  ou  plusieurs  de  ces  géuérations  sans  vouloir  prèeiser  da  vantale. 

C'ependant  les  choses  ne  se  passent  pas  toujours  aussi  simple- 
inent.  Il  arrive  souvent,  en  effet,  que  les  spermatoeytes.  par  exernple, 
se  divisent  incompléteinent.  Leur  noyau  subit  une  sèrie  de  frac- 
tiounements  forniant  autant  de  uoyaux  fils,  tandis  que  le  protoplasme 
de  la  cellule  mère  reste  commun  et  indivis.  Nous  nous  trouvons 
alors  en  présence  d'une  8  perniatole  ni  me,  c'est-à-dire  d'un  amas 
protoplasmique  renfermant  un  nombre  variable  de  noyaux.  Quel- 
quefois,  ces  noyaux  se  rangcnt  en  cercle  à  la  péripbcrie  de  l'ama* 
protoplasmique  centrai,  qui  prend  alors  le  noni  de  cy  top  li  or  e,  ou 
masse  cytop borale  (Jensen).  Il  peut  arriver.  dans  certains  cas. 
qu  ii  reste  au  ccntre  du  cytophore  un  noyau  qui  n'cst  pas  destine 
à  se  trausformer  en  spermatozoide ,  e  est  le  noyau  cytophoral 
(Jensen). 

Tels  sout  les  principaux  termes  employés,  (|ui  sont,  on  le  voit, 
d'une  grande  simplicité.  Nous  avons  écarté,  avec  intention,  le  mot 
de  spemi  a  tob  la  s  te,  dont  on  a  souvent  abusé,  en  lui  donnaut 
des  signi Hcations  diverses,  et  qui  ponrrait  donc  donner  lieu  à  des 
équivoques. 

Quant  à  la  dénomination  des  différentes  parties  de  la  cellule, 
les  cytologistcs  sont  encore  si  peu  d'aecord  entre  eux.  quii  est  diffi- 
cile d'cmployer  une  nomenclature  satisfaisante.  J'ai  adopté  générale- 
ment  le  terme  de  nu elèi  ne  pour  indiquer  la  partie  figurée  du 
noyau,  dont  la  réaetion  caractéristi<|iie  est  la  coloration  intense  que 
lui  communiquent  le  vcrt  de  métbyle,  et  en  general  tous  les  colorants 
nuclóaires.  Ce  terme  me  parait  préférablc  à  celui  de  ebro mutine, 
employé  par  Flemmino,  qui  ne  s'applique  pas  à  une  substance  nette- 
ment  définie,  et  dans  lequel  on  peut,  par  exemple,  ranger  des 
nucléoles  qui  ne  renfermeraieut  pas  trace  de  nucleine.  En  outre, 
nous  nous  servirons  constammeut  des  deux  termes  suivants,  adoptés 
par  Carnoy,  qui  ont  le  mérite  d  ètre  clairs.  et  d  éviter  une  péri- 
pbrase:  ce  sont:  ey  topi  asma  pour  le  protoplasme  cellulaire.  place 
à  lextérieur  du  noyau,  et  carioplasma  pour  le  plasma  nucléaire, 
qui  se  trouve  à  Tintérieur  du  noyau  en  compagnie  de  la  nucleine. 

Il  reste  encore  à  parler  d'un  eorpuscule  spécial,  c'est  celui 
découvert  par  La  Valette  St.  George,  et  décrit  par  lui  sous 
le  nom  de  Nebenkörper,  ou  Ne  ben  kern.  On  ne  peut  guèrc  le 
traduire  en  franeais  que  par  noyau  accessoire.  cernirne  l'a  fait 
A.  Bolles  Lee.    Nous  lui  conserverons  donc  ce  nom  à  défaut  d  un 


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Rech,  sur  la  spermatogénèse  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Méditerrauée.  S9 

meilleur,  en  faisant  remarquer  tontefois  que  le  corps  eu  question 
nest  pas  un  noyau  véritable,  mais  un  corpuscule  se  trouvant  dans 
la  cellule  à  coté  du  noyau,  et  possédant  des  fonctions  speciales. 

Technique. 

Les  spermatozoìdes.  ainsi  que  la  plupart  des  cellule»  séminales, 
sont  d  une  grande  délicatesse ,  et  resistent  généralement  fort  mal  à 
l'action  des  réactifs  histologiqnes ,  ce  qui  rend  souvent  très  difficile 
létude  de  leur  Constitution,  tant  pbysique  que  chimique.  En  outre, 
tei  réactif,  qui  donnera  d'excellents  résultats  pour  une  cspèce,  nen 
donnera  que  de  médiocres  pour  une  autre,  et  ne  sera  d  aucun  secours 
pour  une  troisième.  On  est  ainsi  astreint,  à  chaquc  pas.  à  de 
longs  tatonnements,  avant  d  avoir  trouvé  la  méthode  la  mieux  appro- 
priée  au  cas  présent.  Je  ne  donnerai  donc  ici  que  quelques  indi- 
cations  générales,  renvoyant  pour  les  détails  aux  méthodes  exposées 
an  commencement  de  Tétude  de  chaque  type. 

Si  Ton  veut  se  faire  une  idée  exacte  et  complète  de  l'évolutiou 
des  sperniatozo'ides,  il  faut  avoir  recours  à  3  méthodes  principale»: 

1)  Texamen  sur  le  vivant. 

2)  les  différentes  méthodes  de  dissociation,  et  d' examen  dans 
des  liquides  plus  ou  moins  inditférents. 

3)  la  méthode  des  coupes. 

Bisons  tout  de  suite  que  cette  derniére  nous  a  tonjours  été  de 
très  peu  d'utilité.  En  effet,  lorsque  les  testicules  ont  passé  par  tonte 
la  sèrie  des  réactifs  employés  pour  la  fixation,  la  coloration,  l'en- 
robage,  etc.,  les  éléments  séminaux  se  ratatinent  considérablement, 
et  deviennent  souvent  à  peu  près  méconnaissables.  Cette  méthode  n  est 
donc  guère  utile  que  pour  donner  un  apercn  de  la  conformation  géné- 
rale  du  testicule,  ou  aussi  dans  Tétude  de  la  caryocinèse,  le  noyau 
étant  la  partie  de  la  cellule  ofFrant  généralement  le  plus  de  résis- 
tance  aux  réactifs.  Dans  ces  cas  là.  Ics  testicules  ont  été  générale- 
ment fixés  au  liquide  de  Flemmixg,  soit  concentré ,  soit  éteudu  (for- 
mule de  Fol',  puis  colorés  au  carmin  boracicjue  ou  &  la  Cochenille, 
et  montés  dans  la  i«iraffine. 

Les  éléments  séminaux  ont  toujours  été  scrupuleusement  exa- 
miné8  à  l  état  vivant,  afin  de  vérifier  et  de  contrólcr  Ics  données 
fournies  par  l'application  des  différents  réactifs.  Gomme  nous  le 
verrons,  en  efifet,  ou  peut  dire  qu'il  n'cxiste  pas  un  seul  réactif.  soit 
fixateur,  soit  colorant.  qui  ne  modifie  pas  plus  ou  moins  fortement 


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C.  Pictet 


la  forme  et  les  dimensions  des  cellules  sexuelles ,  en  particulìer  le 
protoplasma  des  spermatides,  et  le  filament  caudal  des  spermato- 
zoides.  Ajoutons  que  les  mensurations  et  les  croquis  ont  été  pris 
autant  que  possible  sur  le  vivant. 

Mais  il  est  rare  que  ce  simple  examen  permette  de  distinguer 
autre  ebose  que  le  contour  des  cellules  et  quelquefois  du  noyau. 
Ponr  se  faire  une  idée  de  l'organisation  cellulaire,  il  faut  avoir 
recours  à  toute  une  sèrie  de  réactifs,  dont  voici  les  principaux. 

L'étude  la  plus  importante  est  sans  contredit  celle  du  noyau 
cellulaire.  Pour  le  mettre  en  évidence,  nous  avons  généralement 
employé  l'acide  acétique  en  solution  dans  l  eau ,  d'une  concentration 
variant  de  0,1%  a  2—3%.  Cet  acide  a  le  grand  avantage  de  faire 
ressortir  très  nettement  le  noyau,  sans  trop  déformer  le  reste  de 
la  cellule.  Il  a  en  outre  la  qualité  précieuse  de  dissoudre  les  cou- 
lcurs  d'aniline,  aussi  l'avons  nous  presque  toujours  additionné  de 
violet  de  gentiane  ou  de  Dahlia,  suivant  la  formule  de  La  Valette 
St.  George,  ou  aussi  de  vert  de  métbyle  (Carnoy). 

Ces  deux  derniers  colorants  ont  été  presque  exclusivement  em- 
ployés,  après  l'essai  de  toute  une  sèrie  de  couleurs  d'aniline,  donnant 
des  resultata  généralement  très  inférieurs.  Le  Dahlia  acétique  sur- 
tout  a  l'immense  avantage  de  fixer  et  de  colorer  en  mème  temps 
d'une  facon  plus  ou  moins  intense  les  différentes  parties  de  la  cellule. 
Le  vert  de  métbyle  a  été  seulement  employé  de  préférence  au 
Dahlia  toutes  les  fois  qu  ii  sagissaitde  déterminer  exactement  la  présence 
de  lelément  nucléinien,  et  de  le  distinguer  des  nucléoles,  noyaux 
accessoires,  etc.  qui  restent  incolorcs  dans  ce  réactif. 

J  ai  essayé  encore  beaucoup  d'autres  moyens  de  fixation.  dont 
les  résultats  ont  été  généralement  inférieurs,  quoique  utiles  dans 
certains  cas.  Ainsi  Ion  obtient  souvent  de  belles  préparations  de 
spermatozoides  par  la  fixation  aux  vapeurs  osmiques,  suivie  de  l'ad- 
dition  d'acide  pyrogallique.  Cette  métbode,  préconisée  par  A.  Bolles 
Lee,  donne  de  splendides  colorations  d'un  noir  violacé,  et  d'une 
grande  netteté.  Le  chlorure  de  platine  et  le  permanganate  de  po- 
tasse (Du  Plessis)  donnent  aussi  une  bonne  fixation:  mais,  comme 
l  a  fait  aussi  remarquer  Lee  (47),  ils  rendent  fort  difficile  toute 
coloration  ultérieure. 

Tous  ces  liquides  ccpendant,  fort  bona  pour  l'étude  du  noyau, 
ne  sont  guére  appropriés  à  l'étude  du  cytoplasme,  ni  surtout  à  celle 
du  noyau  accessoire.  Ainsi  ce  dernier,  comme  l  a  fort  bieu  vu  La 
Valette  St.  George  (41),  disparait  sous  l'inlluenee  de  l'acide  acéri- 


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ßech.  sur  la  spermatogénèse  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Méditerranéo.  91 

que,  pour  ne  laisser  à  sa  place  qu'une  vacuolc  transparente.  Il  faut 
dans  ce  cas  recourir  aux  liquides  neutres,  et  Lee  a  proposé  une 
solution  neutre  de  Dahlia  dans  l'eau  de  mer.  Malheureusement, 
cette  matière  colorante  y  est  extrèmement  peu  soluble,  et  Ton  obtient 
diffìcilement  des  colorations  d'une  intensité  süffisante.  Apròs  de  nom- 
breux  essais,  je  suis  arrivé  à  trouver  un  réactif  qui  naltère  pas  les 
différentes  parties  de  la  cellule,  tout  en  permettant  une  bonne  colo- 
ration.  C'est  le  chlorure  de  manganése;  je  l'emploie  simplement 
en  solution  aqueuse  à  5—10%,  additionnée  de  quelques  gouttes  d  une 
solution  concentrée  de  Dalilia  dans  leau.  Ce  liquide  dissout  le 
Dablia  un  peu  mieux  que  l'eau  de  mer,  et  surtout  met  admirable- 
ment  en  évidence  toutes  les  parties  Constituantes  de  la  cellule.  Il 
snffit  de  dilacérer  une  portion  du  testicule  dans  une  gouttelette  de 
ce  liquide  placée  sur  le  porte-objet,  pour  obtenir  d'excellentes  pré- 
parations.  Le  noyau  des  spermatides  se  colore  généralement  en 
bleu,  le  Nebenkern  en  violet,  et  le  cytoplasme  prend  une  légère 
teinte  violacée.  Le  seul  défaut  de  ces  préparations  est  de  n'ètre  pas 
durables,  comme  du  reste  la  plupart  des  préparations  faites  directe- 
ment  sur  le  porte-objet  avec  des  matériaux  frais.  On  pourra  cepen- 
dant  fort  bien  les  conserver  quelques  jours,  en  empéchant  lévapora- 
tion  du  liquide  par  un  lutage  à  la  paraffine. 

En  résumé,  nous  avons  toujours  étudié  la  spermatogénèse  sur 
du  matériel  frais,  en  observant  en  premier  lieu  les  éléments  vivants, 
puis  en  faisant  agir  les  réactifs  sous  le  microscope  méme,  afin  de 
sui  vre  constamment  les  modifications  qu'ils  font  subir  aux  cellules. 
C'est  la  seule  manière  d'éviter  souvent  de  grossières  erreurs,  et  les 
travaux  faits  uniquement  sur  des  matériaux  plus  ou  moins  bien  con- 
servés,  sont  toujours  sujets  à  caution.  Pour  se  faire  une  idée  des 
transformations  que  peuvent  faire  subir  les  réactifs  aux  éléments 
séminaux,  j'ai  reproduit  (pi.  8  fig.  30—53)  les  différents  aspects 
que  prennenf  les  spermatozofdes  d'un  Oursin  sous  l'influence  de  la 
plupart  des  fixateurs  usuels.  On  se  rendra  compte  des  différences 
profondes  de  forme  et  de  dimensions  qu'ils  subissent,  de  la  réfrin- 
gence  relative  du  noyau  et  du  Nebenkern,  si  variable,  que  Ion 
comprend  jusqu'à  un  certain  point  que  Ton  ait  pu  les  prendre  Tun 
pour  l'autre;  et  cependant,  le  spermatozoide  de  TOursin  est  un  de 
ceux  qui,  k  ma  connaissance,  se  déforment  le  moins  sous  l'influence 
des  réactifs. 

Ajoutons  encore  que  ces  recherches  ont  été  faites  avec  un  ex- 
cellent  objectif  apochromatique(  2,5  mm,  immersion  à  eau,  de  la 


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C.  Pictet 


maison  C.  Zeiss.  Daus  quelques  cas  delicata  j'ai  employé  eu  outrc 
un  apochromatiquc  yt2  mcn  a  immersion  hoinogène  (Ouv.  Num.  1,  40) 
de  Powell  et  Lealand. 

I.  Spermatogénèse  chez  les  Echini  des. 

Methode  employée. 

Ces  recherches  ont  été  faites  pendant  les  mois  de  jauvier  et 
de  février.  Si  à  cette  epoque  on  ouvre  le  premier  Oursin  venu.  I  on 
est  à  peu  près  sür  de  trouver  les  glandes  genitales  pleines  de  produits 
sexuels  à  un  état  plus  ou  moins  avancé  de  maturité.  Les  spernia- 
tozoìdes  mùrs  sont  surtout  fort  abondauts,  tandis  qu  ii  est  souvent 
assez  difficile  de  trouver  des  cellules  séminales  en  voie  de  dcvelop- 
pement.  11  faut  pour  cela  cboisir  des  individus  chez  lesquels  les 
glandes  génitales  sont  encore  petites  ;  en  dilacérant  alors  une  portiun 
du  testicule  dans  une  goutte  d'eau  de  mer.  on  obtiendra  des  pré- 
parations  renfermant  souvent  des  spermatozoides  a  des  degrés  assez 
variés  de  développenient  ;  c'est  en  mème  temps  le  meilleur  moyen 
pour  se  rendre  un  compte  exact  de  la  forme  et  des  dimensions  des 
éléments  spermatiques.  Pour  mettrc  en  éyidence  les  parties  Consti- 
tuantes de  la  cellule,  j'ai  presque  constammeut  employé  le  chlorure 
de  manganése,  eu  solution  à  10  %  dans  l  eali,  et  saturé  de  Dahlia. 

Ce  liquide  a  le  grand  avantage  de  faire  apparaitre  nettement 
le  noyau  et  le  Nebenkern ,  sans  eudommager  la  partie  cytoplas- 
mique  de  la  cellule.  Les  spermatozoides  y  viveut  encore  pendant 
quelques  instauts,  et  prenneut  souvent  une  bonne  coloration  uucléaire 
avant  d  erre  complétement  fixes.  Au  bout  d  un  moment  cette  colora- 
tion s'accentue,  et  Fon  voit  alors  le  noyau  coloré  en  bleu  foncé,  se 
distinguant  nettement  du  K ebenkern,  qui  a  pris  ime  teinte  violette, 
tandis  que  le  cytoplasme  reste  à  peu  près  incolore. 

Parmi  les  autres  réactifs  employés,  et  qui  donuent  des  resul- 
tata analogues ,  quoique  inférieurs,  je  citerai  le  chlorure  de  zinc, 
en  solution  à  5  %  ;  et  le  chlorure  de  platine  à  t  % ,  qui  fixe 
instautauément  et  avec  beaucoup  de  fidélité.  mais  qui  ne  permet 
guère  de  coloration  ultérieure. 

Pour  Fétude  speciale  du  noyau  j'ai  employé  Facide  acétique 
à  1  ou  2  %  additionné  d'une  petite  quantité  soit  de  Dahlia,  soit 
de  vert  de  méthyle.  Je  me  suis  toujours  servi  de  ce  dernicr  colo- 
rant,  lorsqu'il  s'agissait  de  détermiuer  exactemeut  la  place  de  1  élé- 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Mediterranée.  03 

ment  nucléinien  :  il  convient,  dane  ce  cas,  de  laisser  une  portìon  do 
testicule  pendant  quelques  heures  dans  une  solution  concentrée  de 
vert  de  méthyle  acide,  puis  de  la  décolorer  pendant  un  tempB  égal 
dans  l'acide  acétique  dilué.  que  Ton  changc  plusieurs  fois.  Si  Ton  cxa- 
mine  alors  les  cellules  séminales,  on  s'apereoit  que  la  nucleine  seule 
est  colorée  en  vert  foncé,  tandis  que  tout  le  reste  de  la  cellule,  caryo- 
plasma,  noyau  accessoire,  nucléoles  etc.  est  absolument  incolore. 
Cette  métbode,  introduite  par  Carxoy,  ma  toujours  pani  un  moyen 
de  contróle  indispensable,  pour  suivre  sans  se  tromper  les  modifica- 
tions  de  lelérnent  nueléaire.  C'est  à  ma  connaissance  le  seul  réac- 
tif  colorant  dont  la  l'acuite  élective  soit  aussi  précise  et  constante,  et 
je  suis  convaincu  que  dans  l'étude  de  la  spermatogénèse,  beaucoup 
d'crreurs  auraient  pu  étre  évitées  par  l'emploi  systématiquc  de  ce 
réactif. 

Comme  moyen  de  contróle,  j'ai  employé  toutes  les  fois  que  cela 
était  possible,  les  dissolvants  de  la  nncléine.  en  particulier  la  soude 
ou  la  potasse  caustiquc,  en  solution  étendue  dans  l'eau.  Toutes  ccs 
réactions  se  font,  du  reste,  avec  une  grande  facilitò  sous  le  micro- 
scope en  déposant  au  bord  de  la  lamelle  une  goutte  du  liquide  que 
Von  sontire  de  lautre  coté  avec  un  morceau  de  papier  buvard,  pro- 
cédé  trop  connu  pour  (pie  j  aie  à  m'y  arréter. 

A  titre  de  euriosité,  j'ai  soumis  les  spermatozoides  de  l'Oursin 
à  l'action  de  toute  une  sèrie  de  réactifs  fixateurs.  Les  résnltats.  re- 
produits  pi.  8,  fig.  30—53,  montrent  d'une  manière  évidente  l'ex- 
trème  délicatesse  de  ces  éléments,  et  la  néccssité  d  une  bonne  iné- 
thode  jointe  à  l'examen  à  l'état  vivant  si  l'on  veut  éviter  de  nombreuses 
erreurs. 

Spermatogénèse. 

J'ai  étudié  simultanément  les  espèces  suivantes: 
1)  StroHgylocentrotus  lividus  Brandt; 

2  Ai  bacia  pustulosa  Gray; 

3  Echinus  microtuberculatus  Blainv.  ; 
4)  Sphaerechinus  granularis  Ag.; 

5]  SpaUmgui  purpureus  Müll. 
Les  spermatozoides  de  ces  espèces  ayant   une  grande  ana- 
logie, et  leur  développement  n'offrant  que  des  difterences  insigni- 
fiantes.  je  décrirai  seulement  ces  pbénoménes  tels  qu'ils  6e  présentent 


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» 


94  C.  Pictet 

cbez  Strongylocentrottts  livtdus,  qui  est,  de  toutes  ces  espèces.  la 
plus  commune  et  la  plus  facile  à  se  procurer. 

Mon  intentigli  ne  taut  pas,  comme  je  Fai  dit  plus  haut,  d'étudier 
les  premières  phases  de  la  Spermatogenese,  nous  passerons  rapide- 
ment  sur  le  développement  des  spermatocytes,  pour  nous  arréter  plus 
longuement  sur  l'évolution  des  spermatides  et  la  formation  des  sper- 
matozoides;  en  outre,  quelques  observations  sur  la  fécondation  cbez 
ces  animaux  nous  renseigneront  sur  le  ròle  physiologique  des  difle- 
rentes  parties  Constituantes  du  spermatozoide. 

Les  spermatocytes  (pi.  8  fig.  1)  sont,  chez  TOursin,  des  cellu- 
le s  spbériques,  d'un  diamètre  variant  de  8 — 12  /i,  renfermant  un  gros 
noyau  sphérìque  de  6 — 8  Ce  dernier  parait  entièrenient  rempli 
d'un  fin  réticulum  de  nucleine  très  enchevétré,  à  l'intérieur  duquel  on 
remarque  un  petit  nucléole  arrondi  et  réfringent.  Ces  cellules  se 
diviscnt  aetivement  par  caryocinèse  (pi.  8  fig.  2—3},  pour  donner 
naissance  aux  spermatides;  il  faut  remarquer  cependant,  quaprès 
un  certain  nombre  de  divisions  cinétiques,  on  observe  quelquefois, 
avant  la  formation  des  spermatides  proprement  dites,  une  dernière 
division  qui  ne  se  fait  pas  par  cinése,  mais  par  simple  étranglement 
du  noyau.  Dans  ce  cas,  c'est  le  noyau  seul  qui  se  divise,  pour 
donner  ainsi  naissance  a  une  cellule  binucléée,  destinée  a  pro- 
duire  deux  spermatozoides  qui  ne  se  séparerent  que  plus  tard. 
Nous  aurons  à  revenir  sur  cette  question;  occupons  nous  maintenant 
de  la  spermatide  isolée  et  normale,  teile  qu  elle  se  présente  à  la  fin 
de  la  dernière  di  vision. 

Les  spermatides  (pi.  8  fig.  5  se  distinguent  des  spermato- 
cytes d'abord  par  leurs  dimensions  plus  faibles  {7 — 8  /<),  et  surtout 
par  la  Constitution  de  leur  noyau.  Ce  dernier  en  effet,  qui  pre- 
sentai auparavant  une  strueture  assez  compliquée,  tend  de  plus  en 
plus  à  devenir  bomogène.  Le  nucléole  a  disparu,  et  le  réticulum  de 
nucléine  se  dissout  complétement  dans  le  caryoplasma  pour  former 
une  gouttelette  bomogène  et  réfringente,  entourée  seulement  d  une 
mincc  membrane  nucléaire.  Comme  nous  le  verrons  plus  tard,  ce 
fait  se  rencontre  constamment  an  moment  où  commence  la  formation 
du  spermatozoidc.  A  coté  dn  noyau,  le  cytoplasma  de  la  sperma- 
tide, tinement  granuleux,  renferme  encore  un  certain  nombre  de  grauu- 
lations  très  réfringentes.  Ces  petits  globules,  au  nombre  de  2—6, 
paraissent  provenir  des  restes  du  fuseau  de  la  dernière  division,  et 
sont  analogues  aux  cytomicrosomes  décrits  par  Prenant  (71)  dans 
les  cellules  sexuelles  des  Reptiles. 


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Rech,  sur  la  spermatogénèse  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Mediterranée.  95 

Prenons  donc  pour  point  de  départ  la  spermatide  ainsi  con- 
stituée,  et  suivons  maintenant  pas  à  pas  sa  transformation  en  sper- 
matozo'ide. 

La  partie  da  zoosperme  qui  apparait  eu  premier  lieti  est  le 
filament  caudal.  On  voit  sortir  de  la  spermatide  un  fil  d'abord 
excessivement  fin.  pnis  sépaississant  à  mesure  que  sa  longueur  aug- 
mente,  et  cela  de  la  manière  suivante:  le  cytoplasme  de  la  celiale 
se  met  à  couler  le  long  de  ce  filament  pour  aller  former  à  son  ex- 
trémité  une  petite  gouttelette,  qui  diminue  à  mesure  qne  la  queue 
se  développe.  Le  volume  primitif  de  la  spermatide  a  diminué  alors 
de  la  quantité  expalsée  pour  la  formation  de  la  queue;  il  est  donc 
évident  que  cette  dernière  est  formée  uniquement  aux  dépens  du 
protoplasma  cellulaire,  et  que  le  noyau  n'y  entre  pour  aucune  part. 
Celui-ci  en  effet,  pendant  toute  la  génèse  du  filament  caudal,  est  resté 
stationnaire  et  n'a  pas  changé  de  volume.  En  outre,  pendant  toute 
la  première  partie  du  déveioppement .  il  nest  pas  relié  directement 
à  la  queue  et  ce  nest  que  plus  tard,  lorsque  cette  dernière  est 
entiérement  formée,  qu'ils  se  soudent  ensemble. 

La  queue  se  forme  donc  peu  à  peu  par  l'écoulement  du  cyto- 
plasme de  la  spermatide  (pi.  8  fig.  6 — 10);  mais  avant  quelle  soit 
arrivée  à  son  entier  déveioppement,  il  se  passe  à  l'intérieur  de  la 
cellule  les  phénomènes  suivants. 

Nous  avons  dit  que  la  spermatide  renfermait  primitivement  un 
certain  nombre  de  petits  granules  réfringents,  les  cytomicrosomes. 
Ces  granules,  au  nombre  de  4  a  6.  se  fusionnent  ensemble  pour 
former  d'abord  deux,  puis  finalement  un  seul  globule  d'apparence  ho- 
mogène,  ayant  un  diamètre  de  2  ti  environ  (pi.  8  fig.  6—8);  c'est 
le  noyau  accessoire,  ou  Nebenkcrn,  qui  examiné  sur  des 
cellules  Vivantes,  ressemble  beaucoup  au  noyau,  à  coté  duquel  il 
se  trouve,  et  avec  lequel  on  pourrait  le  confondre  à  première  vue. 
Sa  Constitution  chimique  est  cependant  tout  autre,  ainsi  que  Ton 
peut  s'en  convaincre  facilement  en  soumettant  les  cellules  à  l'action 
du  Dahlia  acétique,  par  exemple,  qui  colore  le  noyau  véritable  en 
violet  foncé,  tandis  que  le  Nebenkern  reste  incolore  et  se  distingue 
à  peine  du  cytoplasme  environnant.  Le  noyau  accessoire  ainsi  formé 
persiste  dans  la  cellule  jusqu'à  l'achèvement  complet  du  filament 
caudal  auquel,  de  mème  que  le  noyau.  il  reste  absoluraent  étranger. 

Au  sujet  de  l'origine  du  Nebenkern,  nous  sommes  donc,  comme 
on  le  voit,  pleinement  de  l'avis  de  Platneb  (55  ,  et  de  Puenant 
(71),  qui  admettent  que  ce  corpuscule  nest  pas  expulsé  directement 


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da  noyau,  mais  qu'il  provient  du  dernier  fuseau  de  division  des 
spermatocy tes ,  dont  la  partie  achromatique  de  1'ancien  noyau  est 
restée  dans  le  protoplasma  cellulaire  sous  forme  de  granulations 
qui  en  se  fusionnant  forment  le  Nebenkern.  Il  èst  probable,  en 
outre,  que  le  corpuscule  polaire  du  fuseau  cinétique  entre  ausai  dans 
la  compo8ition  du  Nebeukern,  comme  l  a  décrit  Platner  (6tj  chez 
les  Lrépidoptères  ;  je  nai  pas  pu  m'en  assurer  cependant  d  une 
manière  certaine,  ne  ra  etant  pas  occupò  spécialement  du  processus 
de  la  caryocinèse. 

Il  est  facile  de  vérifier,  en  outre,  que  le  noyau  ne  preud 
aucune  part  à  la  formation  du  Nebenkern,  car  pendant  tous  ces 
pbénomèncs,  il  reste  quiescent,  et  son  volume  est  le  mème  avant 
qu'après  (pi.  8,  fig.  G — 8).  Jusqu'à  ce  moment,  le  noyau  a  conserve 
sa  forme  sphérique,  mais  bientòt  il  commence  à  s'allonger  dans 
1  intérieur  de  la  cellule,  et  prend  peu  à  peu  une  forme  conique.  Le 
sommet  du  cóne  nucléaire  se  trouve  alors  place  près  du  point  de 
naissancc  du  filament  caudal,  tandis  que  le  noyau  accessoire  se 
trouve  du  còte  opposé,  à  la  base  du  cóne  nucléaire,  et  un  peu  de 
coté  (pi.  8  fig.  9  et  13). 

La  cellule  cntière,  qui  jusqu'à  présent  était  sphérique,  s'allonge 
un  peu  pour  sui  vre  le  mouvement  d'allongement  du  noyau.  Son 
volume  est  encore  assez  considérablc,  mais  il  va  diminucr  rapidement. 
En  eftet  le  cytoplasme  continue  à  couler  le  long  du  filament  cau- 
dal. Il  va  former  à  son  extrémité  une  gouttelette,  aux  dépens  de 
laquelle  la  queue  continuerà  à  se  développer.  On  observe  souventle  long 
du  nlament  deux  ou  trois  petites  gouttelettes  en  voie  d'acheminement 
vers  lextrémité,  où  elles  diminuent  de  volume  à  mesure  que  la 
queue  s'allonge  (pi.  8  fig.  13,  14,  17). 

Au  bout  d'un  ccrtain  temps ,  et  lorsque  le  filament  caudal  a 
atteint  son  complet  développement,  le  protoplasma  cellulaire  a  com- 
plctement  disparu  autour  du  noyau.  De  là  résulte  que  la  partie 
antérieure  de  la  queue,  primitivement  séparéc  du  noyau  par  uue 
couche  de  cytoplasme,  se  trouve  maintenant  appliquée  coutre  lui,  et 
parait  ainsi  fixée  au  sommet  du  còne  nucléaire,  tandis  que  le  Neben- 
kern  reste  attaché  à  lextrémité  opposée  du  noyau,  c'est-à-dire  à 
la  base  du  cóne  pi.  8  fig.  18).  C'eri  cctte  apparence  qui  a  fait 
croire  à  Caknoy  (N°  10,  pag.  225),  que  la  queue  partait  de  la  pointe 
du  cóne  nucléaire,  qui  formerait  ainsi  la  partie  postérieure  de  la  tòte 
du  spermatozoide,  tandis  que  la  base  du  cóne  serait  située  en  avant 
dans  le  spermatozoide  ni  ür.    Mais  si  l'on  examine  attenti vcment  de 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  choz  quelques  Invertébrés  de  la  Mediterranée.  97 

profil  un  speriuatozoi'de  ainsi  constitué,  on  peut  se  convaincre  quii 
n'en  est  rien,  et  quo  l'on  a  affaire  à  un  zoosperme  qui  n'a  pas  encore 
achevé  son  iléveloppement.  En  eflfet  on  voit  alors  clairement  pi.  8 
fig.  18)  que  le  fìlament  caudal,  au  lieu  de  se  tenniner  si  la  pointe 
du  noyau,  se  continue  sur  toute  sa  longueur  jusqn'à  la  base  du 
cune. 

Cettc  portion  de  la  queue,  appliquée  contre  le  noyau,  est  fonnée 
évidemment  par  le  reste  du  protoplasma  de  la  spermatide.  Quant 
à  la  membrane  cellulaire,  elle  a  peu  a  peu  disparii,  en  se  dissolvant 
probablement  dans  le  cytoplasme,  et  l'on  n'en  retrouve  plus  aucune 
trace  dans  le  spermatozoidc. 

A  ce  degré  de  développement,  la  queue  est  déja  animéc  de  mouve- 
ments  tròs  rapides,  ce  qui  a  pu  faire  croirc  que  cette  forme  était  celle 
des  spermatozoides  mùrs.  Il  n'en  est  rien  cependant  ;  car  nous  assis- 
tons  bientót  au  phénomène  suivant:  la  portion  antérieure  de  la 
queue,  qui  était  jusqu'a  présent  appliquée  contre  la  tòte  du  sperraa- 
tozoide,  s'en  détache  peu  a  peu.  La  pointe  du  cóne  nucléaire  se 
séparé  ainsi  du  fìlament  caudal,  et  l'on  voit  distinctement  que  ce  dernier 
reste  attaché  à  la  tète  par  la  base  du  noyau,  à  l'endroit  où  se 
trouve  fìxé  le  Nebenkern.  La  tète  du  spermatozoidc  se  retourne 
donc  complétement  :  le  fìlament  caudal,  qui  paraissait  fixe  à  la  pointe 
de  la  portion  céphalique,  sé  montre  maintenant  sous  son  véritable 
aspect,  et  part  de  la  base  du  noyau  (pi.  8  fig.  19). 

Ce  phénomène  de  redressement  du  spcrmatozoide  n'a  pas  tou- 
jours  lieu  au  méme  degré  de  développement. 

Dans  certains  cas  ce  retournement  ne  s'opèrc.  corame  nous  venons 
de  voir,  que  lorsque  le  filament  caudal  est  entièrement  formé,  et 
qu'il  ne  reste  plus  de  protoplasma  autour  du  noyau.  Mais  il  arrive 
souvent  aussi  que  le  redressement  a  lieu  beaucoup  plus  tot,  lorsqu'il 
reste  encore  une  notable  quantité  de  cytoplasme  dans  la  sperma- 
tide. Lévolution  se  produit  alors  lentement  et  d'une  fa^on  bien 
nette  (pi.  S  fig.  15,  16).  Lorsque  le  spermatozoi^  est  entièrement 
redressé,  la  derniére  gouttelette  de  cytoplasme  coule  alors  le  long 
du  filament  caudal  dont  elle  acheve  la  formation. 

Dans  tous  les  cas.  que  ce  soit  au  commencement  de  la  forma- 
tion du  spermatozoide  ou  près  de  la  fin  seuleraent,  ce  redressement 
a  toujours  lieu,  et  le  zoosperme  mfìr  a  toujours  la  pointe  du  cóne 
céphalique  située  cn  avant,  et  opposée  a  la  queue. 

Pour  plus  de  certitude,  j  ai  opéré  la  fécondation  artificielle,  et 
j'ai  eu  nombre  de  fois  l'occasion  d'observer  la  pénétration  du  zoosperme 

Mittheilung*>n  a.  il.  ZoùIój;.  Station  tu  Noapel.    Bd.  10.  7 


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dans  1  ceuf.  C'est  toujours  avec  la  pointe  du  còne  céphalique  placée 
en  avant  que  la  pénétration  a  lien,  tandis  quc  les  spermatozoi'des 
dont  le  redrcssement  ne  s'est  pas  eneore  effectué  sont  incapables  de 
fécondcr,  ce  qui  du  reste  était  facile  a  prévoir  à  première  vue. 

Arrivé  a  ce  degré  de  développement,  le  spermatozoide  pacait 
forme  de  3  parties  distinctes  (pi.  S  fig.  19,  2o)  :  une  antérieure,  la 
té  te,  formée  exclusivement  par  le  petit  cèrne  nucléaire:  une  mé- 
diane.  que  nous  nommerons  le  se  gin  e  ut  intermedi  a  ire.  formée 
par  le  Nebcnkem:  et  enfin  une  postérieure,  le  filament  caudal. 
dérivant  du  cytoplasme  de  la  spermatide. 

La  tè  te  du  spermatozoide  a.  cornine  nous  l'avous  déj:\  dit.  la 
forme  d'un  céne  à  poiute  effilée.  long  du  6  u  environ  et  large  de 
2  fi  ìi  sa  base.  Il  est  d'aspect  bomogène  et  fortement  réfriugeut, 
cet  a8pect  provcnant  de  ce  que  le  boyau  nueléinien  s'est  peu  à  peu 
dissout  dans  le  plasma  nucléaire  pour  former  ainsi  une  masse  homo- 
gène  où  ces  deux  éléments  sont  intimement  mélangcs.  La  membrane 
nucléaire  persiste  toujours  autour  du  còne  céphalique,  mais  elle  est 
très  mince,  et  pour  la  mettrc  en  évideuce,  il  est  nécessaire  de  sou- 
mettre  les  spermatozoi'des  à  l'action  d'un  réactif  dissolvant  la  nuclé- 
ine.  la  soudc  caustique  par  exemple.  La  membrane  reste  intacte. 
et  l'on  en  constate  alors  aisément  la  présence. 

Le  segment  inte rméd ia i re.  ou  segment  inoyen,  mérite 
une  mcntion  sj)éciale,  et  réolame  une  étudc  attcntive.  Nous  avons 
vu  qu  ii  se  forme  par  la  fusion  des  granulations  répandues  dans  le 
protoplasma  cellulaire.  les  cytomi crosomes  de  Pkenant,  qui  ont 
été  éliminés  lors  de  la  dernière  division  ciuétique.  Le  Xcbcnkern. 
quoique  formé  dans  le  citoplasma  de  la  spermatide,  sans  le  sccours 
du  noyau,  a  cepeudant  une  origine  nucléaire:  il  provieni  de  la 
partie  achromatiquc  du  noyau  carioplasma)  du  spermatocyte. 
Arrivé  à  son  complet  développemcut,  il  présente  un  aspect  homogene, 
et  rensemble  beaucoup  au  noyau.  Il  s'cn  distingue  cependant  ]>ar 
sa  réfriugence  plus  faible,  et  par  la  facon  dont  il  se  comporte  vis- 
a-vis  des  réactifs  colorauts.  Il  suffit  de  soumettre  le  spermatozoide 
à  l'action  du  vert  de  méthyle  acide  pour  se  convaincrc  quc  le  cóne 
céphalique  est  le  vrai  noyau.  et  renferme  seni  de  la  nucléine, 
tandis  que  le  noyau  accessoire  ne  conticnt  que  du  plasma  incolore. 
C'est,  coinme  nous  le  verrons  plus  loiu .  une  formation  secondaire, 
destinée  à  l'éliraination  des  parties  de  la  cellule  séminale  lesquelles, 
de  nécessaires  (jii'elles  étaient  pour  la  caryociuèse.  sout  devenues  inu- 
tiles  lorscjue  la  dernière  division  s'est  effeetnée,  et  qui  n'a  aucune 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Iuvertébrés  de  la  Mediterranée.  99 

importance  pour  la  fecondatici! :  c'est  un  eorpusculcde  rebut.  Mais 
gardons  nous  bien  de  l'assimiler  aux  globules  polaires  de  l'eeuf, 
corame  cela  a  été  admis  par  quelques  auteurs.  En  effet  on  sait 
maintenant  que  la  formation  des  globules  polaires  est  une  véritable 
«  1  i  vi  si  »  .1 1  cinétique,  dans  laquelle  le  noyau  se  partage  en  deux  par- 
ties  égales.  Le  globule  polaire  est  donc  un  véritable  noyau  ren- 
ferraant  de  la  nucléine,  tandis  que  le  noyau  accessoire  du  sperma- 
tozoìde en  est  totalement  dépourvu ,  et  ne  renferme  qu'un  plasma 
incolore.  On  commettrait  donc  une  grave  erreur  en  le  considérant 
cornine  une  sorte  de  globule  polaire  male. 

Le  segment  moyen  est  fixé  immédiatement  en  arrière  du  cene 
céphalique,  sous  la  forme  d'une  petite  sphère  de  2  p  environ  de  dia- 
mètre.  11  sert  d'intermédiaire  entre  la  téte  et  la  troisième  partie  du  sper- 
raatozoìde,  le  filamentcaudal,  que  nous  allons  étudier  rapidement. 

Chez  tous  les  Oursins,  la  queue  du  spermatozoìde  est  filiforme. 
Sa  longueur  est  d'environ  50  p,  et  son  diamètre  n'a  guère  qu  un  à 
deux  dixièmes  de  /*.  Elle  paraìt  formée  d'un  seni  fil,  et  je  n'ai 
jamais  pu  la  décomposer  en  fibrilles  corame  l'a  fait  Ballowitz 
(2 — 5)  pour  les  spermatozoìdes,  plus  gros  il  est  vrai,  de  beau- 
coup  d'animaux.  A  première  vue,  le  filament  caudal  paralt  fixé  à 
l'extrémité  postérieure  du  segment  moyen.  Mais  si  on  l'examine 
attentivement,  on  verrà  qu  ii  traverse  le  Nebenkern,  et  vient  se  fixer 
a  la  base  méme  du  céne  céphalique.  Ce  mode  d'attaché  offre  une 
bien  plus  grande  solidité.  pour  résister  aux  mouvements  ondulatoires 
très  vifs  dont  la  queue  du  spermatozoìde  mür  est  animée. 

Teile  est  la  manière  dont  s  accomplit  la  spermatogénèse  chez 
les  Oursins.  Souvent  cependant  on  observe  de  légéres  variantes 
dans  le  mode  de  développement.  Ainsi  il  arri  ve  fréquemment  que 
lors  de  la  derniére  division  des  spermatocytes,  les  jeunes  sperraatides 
ne  se  séparent  pas  complétement.  On  voit  alors  (pi.  8  fig.  11  et 
1 2)  une  grosse  cellule  à  deux  noyauxt  dans  laquelle  se  développent 
bientót  deux  noyaux  accessoires,  et  qui  formeront,  par  le  Proces- 
sus décrit  plus  haut,  deux  sperma  ozoides  qui  ne  se  sépareront  qu'à 
un  degré  plus  ou  raoins  avancé  do  maturité.  Ce  cas  se  présente  du 
reste  assez  rarement  chez  les  Oursins. 

Nous  avons  décrit  le  développement  des  spermatozoìdes  chez  le 
Stronfjijlocentrottis  lividus  Brdt.  Ce  développement  est  presque 
identiquement  le  méme  chez  tous  les  Échiuides  que  j  ai  étudiés.  Je 
ne  m  y  étendrai  donc  pas.  et  j  ai  figuré  seulement  les  spermatozoìdes 
mfìrs  de  deux  ou  trois  autres  espèces  communes  dans  la  Méditer- 

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ranée  (pl.  8  tig.  24—29).  On  verrà  qu'ils  ne  diifèrent  pas  sensi- 
blement  les  uns  des  autres1. 

Il  me  reste  à  parler  maintenant  d  un  phénoméne  fort  eurienx 
dont  j'ai  été  témoin  sur  les  spermatozoi'des  du  Strotigylocentrotm . 
dan8  la  grande  majorité  des  cas,  le  spermatozoide  mùr  a  l'aspect  que 
nous  venons  de  décrire,  et  se  compose  de  trois  parties  bien  distinctes, 
tète,  segment  intenuédiaire  et  queue.  C'est  sous  cette  forme 
quii  pénètre  dans  IVeuf,  et  opere  la  fécondation.  Mais  il 
peut  arriver  que  revolution  du  zoosperme  ne  sarrète  pas  là.  J'ai 
souvent  observé  en  effet.  sur  des  Oursins  récoltés  à  la  station  zoolo- 
gique  de  Villefrancbe  pendant  Ics  mois  de  janvier  et  février  le  phé- 
noméne suivant. 

Le  segment  interraédiaire,  formé  corame  nous  Pavons  vu  par  le 
Nebenkern,  se  détache  du  còne  céphalique  et  tombe  (pl.  S  fig.  21  i. 
Il  ne  reste  plus  alors  que  des  spermatozoi'des  composés  de  deux  par- 
ties seulement,  la  tète  et  la  queue  (pi.  8  fig.  22).  et  Ton  voit  dans 
le  liquide  séminal.  à  coté  de  cette  nou velie  forme  de  zoospermes,  des  glo- 
bules  réfringents  qui  ne  sont  que  les  noyaux  accessoircs  éliminés, 
et  qui  ne  tardeut  pas  a  disparaitre. 

Cette  forme  représente  donc  un  degré  de  développement  plus 
avancé.  11  restait  à  savoir  si  ce  n'était  pas  un  cas  anomai, 
et  si  des  spermatozoi'des  ainsi  constitués  étaient  capables  de  féconder 
Tovule.  Jen  ai  fait  l'expérience,  et  j'ai  eu  l'occasion  d'observer 
plnsieurs  fois  la  pénétration  dans  lYi'uf  de  ces  spermatozoi'des  sans 
segment  moyen.  La  fécondation  s'est  toujours  opérée  normalement. 
et  le  fractionnement  de  lYonf  s'est  effectué  corame  d'habitude.  On 
peut  donc  admettre  comme  démoutré  que  chez  cet  Oursin  le  noyan 
accessoire  joue  un  róle  tout  à  fait  secondaire,  et  que  sa  présence 
n'est  absolument  pas  nécessaire  a  la  fécondation.  cette  dernière  pou- 
vant  s'accomplir  indistinctement  avec  des  spermatozoi'des  possédant 
un  segment  moyen  ou  avec  d  autres  qui  cn  sont  privés. 

Nous  avons  encore  dans  le  phénoméne  delimination  du  Neben- 
kern une  preuve  de  plus  que  le  point  d'attaché  du  tilament  candal 
est  situé  sur  le  cóne  céphalique  méme.  sinon  le  segment  moyen,  eu 
tombant,  eutraiuerait  la  queue  avec  lui .  ce  qu'on  n  observé  jamais. 

1  Chez  un  Echinothuride  Asthenosoma  observé  derniérement  aux  Moluques, 
j'ai  vu  la  speriuiitogL'Ut'!*e  seffectuer  de  la  in  Cine  facon.  Les  spermatozoides 
niùrs  rappellent  ceux  des  autres  Echinides;  il»  sont  seulement  plus  effilés.  Le 
cöne  céphalique  a  7  u  de  lonjfueur  sur  1  u  de  base.  Il  est  suivi  d'un  segment 
moyen  sphérique  de  1  u  do  diamùtre  et  d'une  queue  filiformo  très  fine. 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Iu\  crtébrés  de  la  Mediterranée.  1 0 1 

Je  parlais  plus  haut  du  redressemeut  du  spcrniatozoì'de ,  qui 
s  effectue  à  des  périodes  assez  variables  de  son  développement.  J  ai 
observé  plusieurs  fois  le  cas  où  ce  phénoniène  n'avait  lieu  quaprès 
élimination  du  Nebenkera,  donc  à  maturation  complète  (pi.  S  fig.  23). 
Ce  sont  alors  les  raouvements  saccadés  de  la  queue  qui  provoquent 
ce  redressement  d'un  seul  coup. 

Fécoiidation. 

J  ajouterai  encore  quelques  raots  sur  l  acte  de  la  fécoudation 
chez  les  Échinides,  sans  m'attarder  a  la  décrire  en  entier,  ce  qui 
serait  inutile  après  les  beaux  travaux  de  Fol  (22).  de  Sklenka  (76) 
et  des  Hektwig.  et  m'écarterait  trop  de  mon  sujet.  Je  veux  donner 
ici  seulement  quelques  considérations  sur  la  pénétration  du  sperma- 
tozoide  dans  l  ceuf,  et  sur  son  rfìle  dans  la  fécondation.  Deux  mots 
d  abord  sur  la  tcchnique. 

Fol  (N°  22,  p.  88)  recommande  pour  l'étude  de  la  fécondation, 
lemploi  d'un  corapresseur  à  lamcs  paralléles.  Il  place  une  goutte 
de  sperme  dilué  sur  le  porte-objet  et  une  goutte  d'eau  contenant  les 
ovules  sous  le  couvre-objet;  puis  en  rapprochant  les  deux  lames  de 
verre  sous  le  microscope  il  met  les  deux  gouttes  en  contact.  Ce 
dispositif  me  paraìt  très  mauvais,  et  voici  pourquoi. 

Qu'arrive-t-il  en  effet  lorsque  les  deux  gouttelettes  sont  mises 
en  contact?  Comme  le  décrit  Fol,  les  ovules  plus  denses  que  leau 
desccndent,  et  les  zoospermes  remonteut  en  nageant  à  leur  rencontre. 
11  arriverà  ainsi  9  fois  sur  10  que  cette  rencoutre  aura  lieu  pròs 
du  pòle  de  Tojuf  opposé  à  l'oeil  de  l'observateur  et  que  la  pénétra- 
tion du  zoosperme  sera  impossible  à  observer.  Il  n'est  pas  étonnant 
que  cet  auteur  n'ait  pu  arriver  à  voir  la  pénétration  quapròs  des 
mois  d'essais  iufructueux.  comme  il  le  dit  lui-méme.  Voici  un  dis- 
positif plus  simple,  qui  pennet  d'observer  la  fécondation  sans  tatonne- 
ments  ni  perte  de  temps. 

On  dépose  une  goutte  d'eau  contenant  les  ovules  sur  le  porte- 
objet.  On  recouvre  d'un  couvre-objet,  puis  on  depose  d'un  cóté  une 
gouttelette  de  sperme  dilué.  tandis  qu'on  aspire  l'eau  du  còté  opposé 
de  la  lamelle  avee  un  petit  morceau  de  papier  bttvard:  cette  opéra- 
tion  se  fait  avee  la  plus  grande  facilité  sur  la  platine  du  micros- 
cope. Quarrive-t-il  alors?  Les  spermatozoì'des .  étaut  attirés  hori- 
zontalement,  vienneut  toucher  l'oeuf  de  coté,  c est-à  dire  à  l'endroit 
le  plus  propice  a  l'observation.    GrAce  à  cette  méthodc  élémentaire 


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102  C.  Pictet 

on  peut  souvent  (laus  une  scule  préparation,  observer  la  pénétration 
dee  zoospernies  dans  sept  on  huit  ovales.  On  pourra  aussi  facilemeut 
rendre  sa  préparation  permanente  eu  faisant  passer  un  réactif  fixateur 
au  moment  précis  où  on  le  désirc,  puis  en  colorant  sous  la  lamelle, 
toujours  par  le  meme  moyen  d'aspiration.  Les  ceufs,  très  légère- 
ment  comprimés  entre  les  deux  lames  de  verre,  resteront  immobiles 
pendant  toutes  ces  manipnlations. 

Étudions  maintenant  rapidement  Facto  de  la  fécondation.  Un 
spermatozoide  vient  s'implanter,  la  pointe  en  avant,  dans  la  membrane 
de  l'oeuf.  Aussitót,  par  un  mécanisme  non  encore  expliqué,  la  mem- 
brane vitelline  se  gonfie  énormément  et  acquiert  en  une  ou  deux 
minutes  une  grande  épaisseur.  Ce  phénomène  est  destiné.  comme  l  a 
montré  Fol  (22),  à  cmpécher  la  pénétration  de  plus  d'un  seul  sper- 
matozoide dans  l'cBUf  La  membrane  vitelline  est  traverséc.  au  poiut 
où  se  trouve  le  zoosperme,  par  un  fin  canal  occupé  par  la  queue, 
dont  la  partie  postérieure,  située  en  dehors,  continue  à  se  mouvoir 
rapidement.  Mais  bientòt  ces  mouvemeuts  se  ralentissent  pour  cesser 
tout  à  fait  au  bout  d'un  moment.  Pendant  ce  temps,  la  tcte  du 
spermatozoide  a  avance.  Aprés  avoir  traverse  la  membrane,  elle  a 
pénétré  dans  l'intérieur  du  vitellus,  et  marche  à  la  rencontre  du 
noyau  femelle. 

Étudions  d'abord  le  cas  d'un  zoosperme  dépourvu  de  segmeut 
moyen,  et  compose  seulemcnt  de  deux  parties,  la  tète  et  la  queue. 
Ce  cas  ne  se  présente  que  rarement,  il  est  vrai,  mais  comme  il  est 
le  plus  simple,  nous  nous  en  occuperons  d'abord. 

Le  spermatozoide  commence  donc  j\  progresser  dans  l'intérieur 
du  vitellus.  Le  cóne  céphalique  a  encore  gardé  tout  à  fait  sa  forme 
primitive  ;  il  traine  à  sa  suite  le  filament  caudal,  dont  une  partie  est 
encore  à  rextérieur  de  l'oeuf,  et  dont  les  mouvemeuts  aident  à  la 
Progression  en  avant,  due  aussi  probablement  en  partie  à  une  attrac- 
tion  interne. 

Arrivò  k  une  certame  distance  du  noyau  femelle,  le  zoosperme 
s'arréte,  pour  se  transformer  en  pronucléus  male  (Fol).  A  ce  moment 
le  còne  céphalique  se  détache  de  la  queue,  puis  il  se  gonfie  et  prend 
une  forme  sphérique.  C'est  dans  ce  nouvel  etat  qu  ii  va  se  remettre 
en  marche  à  la  rencontre  du  pronucléus  femelle,  avec  lequel  il  se 
fusiounera,  phénomène  que  nous  n'avous  pan  si  étudier  lei. 

La  queue  du  zoosperme  se  trouve  toujours  en  partie  dans  le 
vitellus,  en  partie  a  l'extérieur  de  l'ceuf.  La  portion  interne  se 
dissout  lentemeut  dans  le  vitellus ,  taudis  que  la  partie  externe 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invertébrós  de  la  Mediterranée.  1 03 


disparaìt  peu  à  peu.  Il  est  à  remarqucr  que  la  longueur  de  la  portion 
da  filament  caudal  introdaite  dans  l'oeuf  varie  chaque  fois.  En  effet, 
le  noyau  femelle  est  toujours  place  exceiitriquement  dans  l*<euf, 
donc  suivant  le  point  de  pénétration,  le  zoosperme  aura  un  trajet 
plus  on  raoins  long  à  parcourir  ponr  se  réunir  au  noyau  femelle. 
Or.  comme  la  séparation  du  cóne  céphalique  de  la  queue,  et  sa  Con- 
stitution en  pronucléus  male  a  toujours  lieu  à  une  distance  assez 
constante  du  pronucléus  femelle,  il  en  résulte  forcément  que  la 
distance  au  contraire  du  noyau  male  à  la  périphéric,  c'cst-à-dire 
la  longueur  de  la  queue  introduite  dans  l'ceuf,  variera  dans  d'assez 
grandes  limites. 

Analysons  maintenant  le  ròle  des  deux  parties  du  zoosperme 
dans  la  fécondation. 

Nous  avons  vu  que  la  tète,  cest-à-dire  le  cOne  antérieur  du 
zoosperme,  est  formée  uniquement  par  le  noyau  de  la  cellule  sexuelle. 
Nous  avons  pris  le  cas  d'un  spermatozoì'de  sans  segment  moyen, 
e'est  donc  la  tète  seule  qui  se  transformc  en  pronucléus  male,  c'est- 
à-dire  en  un  noyau  normalement  constitué,  possédant  une  mem- 
brane externe,  un  carioplasma  incolore  et  un  élément  nucléinien. 
Ce  dernier  s'était  dissout  dans  le  plasma  nucléaire  pendant  la  forma- 
tion  du  spermatozoì'de  :  maintenant  que  le  noyau  niAle  a  pénétré 
dans  l'oeuf,  il  se  condense  de  nouveau  en  un  boyau  chromatique 
comme  précédemment.  Ce  phénomène  de  dissolution  de  la  nucléine 
dans  le  plasma  nucléaire,  que  l'on  observe  chez  la  plupart  des  sper- 
matozoides  dans  le  règne  animai,  n  est  que  passager  dans  l'évolution 
de  la  cellule  séminale,  et  résulte  évidemmcnt  d'une  adaptation  secon- 
dale utile  à  lacte  de  la  fécondation.  En  effet  la  formation  du 
boyau  nucléinien  est  nécessaire  à  la  di  vision  par  caryocinèse.  Tant 
que  les  cellules  sont  en  voie  de  division,  au  stade  de  spcrmatocytes 
par  exemplc,  nous  observons  un  boyau  nucléinien.  Au  contraire, 
dés  que  Ics  spermatides  ont  pris  naissancc,  le  rólc  physiologique  du 
noyau  change.  11  ne  s'agit  plus  pour  lui  de  se  diviscr,  mais  bien 
de  prendre  la  forme  la  plus  propice  pour  pénétrer  dans  l'oeuf.  Le 
boyau  devenu  inutile  se  dissout,  et  permct  alora  au  noyau  de  la 
spermatide,  maintenant  bomogéne.  de  prendre  facilement  la  forme 
quii  doit  avoir  pour  opérer  la  fécondation.  Enfin,  une  fois  arrivé 
dans  l'omf,  il  reprend  sa  forme  primitive  pour  se  conjugucr  avec  le 
noyau  femelle  et  donnei*  naissancc  à  un  nouvel  organisme. 

C'est  donc  un  noyau  normalement  constitué  qui  pénétre  dans 
l'oenf  et  opere  la  fécondation.    Mais  on  pourrait  objecter  que  ce 


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C.  Pictet 


n'est  pas  seulcinent  im  noyau,  car  la  queue  du  spermatozoide  est 
entrée  aussi  dans  l'ceuf  à  la  suite  du  cóne  céphalique.  Ne  joue-t-elle 
pas  aussi  uu  róle  daus  la  fécondatiou,  et  cet  acte  importaut  n'est-il 
pas  opéré  par  la  fhsion  de  deux  cellulcs  entières  et  non  pas  de  deux 
noyaux  seulenicut?  Je  ne  le  crois  pas,  et  voici  pourquoi. 

En  premier  lieu,  nous  avons  vu  plus  haut  que  la  portiou  du 
filamenf  caudal  introduite  dans  l'a'uf  était  très  variable,  suivant  la 
place  du  noyau  f omelie.  Ainsi,  tandis  que  la  quantité  de  proto- 
plasma de  la  cellule  feinellc  reste  constante,  celle  de  la  cellule 
male  est  variable,  ce  qui  tendrait  à  prouver  déjà  que  son  importance 
n'est  pas  grande  dans  la  fécondation.  En  second  lieu,  comme  le 
pronucléus  male  se  détachc  de  la  queue  et  marche  seul  à  la  ren- 
contre  du  pronucléus  femelle,  il  ne  peut  pas  y  avoir  de  fusion  entre 
ce  deruier  et  la  queue  du  spermatozo'ide,  qui  est  simplement  dissoute 
dans  le  vitellus.  Sa  masse  est  donc  incommensurablement  petite  par 
rapport  à  celle  du  protoplasma  ovulaire  et  parait  tout  à  fait  négli- 
geable. 

Il  nous  reste  encorc  à  considérer  le  cas  où  la  fécondation  est 
opéréc  par  un  spermatozoide  du  type  ordinaire,  cest-à-dire  formé 
de  3  parties,  tòte,  segment  moycn  et  queue.  C'est  ce  cas  qui  se 
présente  le  plus  fréqucmment,  et  j'ai  à  plusieurs  reprises  observé 
la  pénétration  de  ces  spcrmatozoi'dcs  dans  luìuf. 

La  fécondation  s'opère  absolument  comme  dans  le  cas  précédent 
jusqu'au  momeut  de  la  formation  du  pronucléus  male.  Il  ne  restait 
plus  qua  élucider  si  le  segment  moyen,  cest-à-dire  le  Nebenkern, 
preud  part  à  la  formation  du  pronucléus  ou  s  ii  y  reste  étranger. 
I  ne  Observation  attentive  m  a  montré  que  c'est  la  derniére  bypothèse 
qui  est  la  vraie.  Arrivé  dans  l'ojuf,  le  cóne  céphalique  se  détache 
en  mème  temps  de  la  queue  et  du  segment  moyen,  et  forme  à  lui 
seul  le  pronucléus  male,  tandis  que  ces  deux  derniéres  parties  se 
dissolvent  dans  le  vitellus. 

Ainsi  pour  résumer,  la  fécondation  proprement  dite,  cest- 
à-dire  la  fusion  du  pronucléus  male  uvee  le  pronucléus  femelle,  est 
toujours  opérée  chez  les  Échinides  par  le  noyau  de  la 
spermatide  trausformée  cu  spermatozo ide ,  et  rien  que 
par  ce  noyau.  Le  citoplasma  de  la  cellule  sémiuale 
pénùtre.  il  est  vrai.  parti ellement  dans  l'ceuf,  mais  ne 
joue  aucun  róle  important  dans  la  fécondation.  Enfin  le 
segment  moyen  n  est  qu'uu  corpuscule  de  rebut  servant 
à  éliminer  des  substauces  devenues  inutiles;  il  n'a  aucune 


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Koch,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Iuvertébrés  de  la  Méditerranée.  1 05 

ut i  1  ite  pour  lactc  de  la  fécondation.  eet  acte  pouvant 
s'opérer  normalenient  avcc  des  zoospermes  qui  en  sont 
prive  s. 

Bibliographie. 

La  sperinatogéuèse  des  Oursins  n'a  fait,  jusqua  présent,  l'objet 
d'aucunc  recherche  spéciale.  L'abondance  de  ces  anitnaux  dans  tonte* 
les  mers  les  auraient  certainement  fait  choisir  depnis  longtcmps 
comme  objet  d'étude,  si  l'extréme  petitesse  de  leurs  éléments  sérai- 
naux  navait  fait  reculcr  les  premiers  observateurs,  qui  se  tournèrent 
vers  des  formes  aniniales  possédant  des  sperniatozoYdes  plus  gros  et 
plus  faciles  à  étudier. 

Quelques  auteurs  cependant  se  sont  occupés  de  la  question  plus 
ou  ìuoins  superficielleraent.  Déja  eu  1841,  Kòlliker  (34)  décrit 
les  spermatozoìdes  de  VEchinus  saxatilis,  et  ajoute  quelques  remar- 
ques sur  le  développemeut  de  ceux  de  YEchimts  cscitlcntm.  Mais  la 
description  qu  ii  eu  donne  est  encore  bien  imparfaite,  et  il  est  im- 
possible  de  reconnaitre  les  spermatozoìdes  d'un  Échinide  a  l'examen 
de  ses  figures. 

Dans  ses  belles  recherches  sur  la  fécondation,  Fol  (22  déclare 
que  la  téte  du  spermatozoì'de  ne  provieni  pas  du  noyau  de  la  cellule 
mère,  mais  seulement  de  sa  partie  protoplasmique.  Il  ajoute  que  le 
pronucléus  male  a  tous  les  caracteres  d'un  véritablc  noyau,  quoique 
provenant  uniquemeut  de  l'alliance  des  deux  protoplasmes  du  sper- 
matocyte  et  de  l'(euf.  Je  ne  sache  pas,  du  reste,  que  Fol  ait 
étudié  spécialement  la  Spermatogenese  des  Écbinodermes,  et  je  ne 
doute  pas  quii  n'ait  abandonné  aujourd'hui  cette  manière  de  voir, 
èmise  a  cette  èpoque  sur  des  bases  purement  thèoriques.  Notous 
encore  que  Fol  dècrit  les  spermatozoìdes  du  Toxopneustes  Iwùku, 
comme  étant  formés  de  deux  parties,  un  còne  céphalique  régulier, 
avec  le  fìlament  caudal  impiantò  au  milieu  de  la  base  du  cóne.  Il 
ne  parie  pas  de  segment  moyen.  Comme  on  le  voit,  cette  descrip- 
tion concorde  exactement  avec  celle  que  j'ai  donnée  des  zoospermes 
sans  segment  moyen  observès  au  laboratoire  de  Villefranche. 

Selenka  (76)  qui  a  étudié  a  la  méme  èpoque  la  fécondation 
chez  un  Échinide  voisin.  le  Toropneusfes  variegatus,  nous  donne  une 
description  du  spermatozoì'de  mfir,  sans  s'occuper  de  son  développe- 
meut. 


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1(16 


C.  Pictet 


Il  y  distingue  trois  parties:  la  pointe  (cóne  céphalique),  le  cou 
(segment  moyeu)  et  la  queue;  ce  sont  donc  des  spermatozoi'des  du 
type  ordinaire.  Mais  voici  comment  il  décrit  la  fécondation.  D'après 
lui  le  segment  moyeu  se  gonfie,  marche  à  la  rencontre  du  uoyau 
femelle,  avec  lequel  il  se  fusionne,  tandis  que  le  còne  céphalique 
et  la  queue  sont  résorbés.  Cette  manière  de  voir  est  donc  diamé- 
tralement  opposée  à  la  micnne. 

Flemming  (20)  sest  occupé  aussi  de  la  fécondation  cbez  les 
Oursins,  dans  un  de  ses  nombreux  travaux  sur  la  cellule  animale. 
Il  n  étudie  pas  la  spermatogénèse  cbez  ces  animaux,  et  décrit  seule- 
ment  le  spermatozoide  mör,  composé  de  trois  parties;  pour  lui.  la 
portion  que  nous  avons  appelée  segment  intermédiaire  na  pas  cette 
signihcation,  et  il  la  regardc  seulement  cornine  une  partie  postérieure 
de  la  tòte.  Lorsque  le  spennatozoi'de  a  pénétré  dans  l'aiuf.  certe 
partie  postérieure ,  selon  Flemming  ,  se  dissout  avec  la  queue  :  ces 
deux  parties  réunies  forment  peut-étre  l'espace  clair  qui  entoure  la 
tète  du  speriuatozoide.  Flemming  est  persuade  que  c  est  la  nucleine 
de  la  cellule  nude  qui  est  la  matière  fecondante  par  excellence:  il 
admet  cornine  possible,  cependant,  que  les  autres  parties  du  sperma- 
tozoi'de jouent  aussi  un  rólc  dans  la  fécondation.  Mais  il  y  a  un 
point  où  je  ne  peux  pas  ótre  de  son  avis,  e'est  lorsqu'il  admet  que 
le  cóne  céphalique  du  zoosperme  est  formé  uniquement  par  la 
nucleine  du  noyau.  J  ai  inontré  plus  haut,  en  effet.  que  la  téte  du 
spermatozoi'de,  cbez  les  Oursins,  est  un  uoyau  complct. 

Dans  une  étude  de  la  fécondation  et  de  ses  rapports  avec 
rhérédité,  0.  Hertwig  (30)  admet  que  la  téte  du  spermatozoide 
provient  directement  du  noyau  du  spcrmatocyte.  Mais  il  se  base 
sur  un  travail  de  Flemming  (19)  tendant  a  pronver  que  la  téte  du 
zoosperme  n'est  pas  formée  par  le  noyau  tout  entier,  mais  seulemeut 
par  la  nucleine  de  ce  noyau.  Ces  obscrvations  avaient  été  faires, 
du  reste,  sur  la  Salamandre  et  non  sur  des  Oursins.  En  outre.  dans 
un  travail  plus  récent,  Flemming  (21)  est  revenu  de  cette  manière 
de  voir,  et  il  admet  maintenant  que  le  noyau  tout  entier  est  employé 
à  la  formation  du  spermatozoi'de.  Cette  réserve  faite,  l  etude  de 
Hertwig  renferme  beaucoup  de  faits  et  d'idées  intéressants  que  je 
ne  peux  que  eonfirmer.  Je  croia  aussi  du  reste  que  c'est  par  la 
nucleine  du  noyau  male  que  se  transmet  le  principe  béréditaire,  et 
cette  tbéoric  offre  une  grande  vraisemblance,  mais  il  est  bien  difficile, 
pour  ne  pas  dire  impossible,  de  déterminer  expérimentalement  si  les 


» 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  luvertébréa  de  la  Mediterranée.  107 

untres  parties  do  noyau.  et  principalenient  le  carioplasma,  ne  jouent 
pas  aussi  un  róle  importante  quoique  probablemeut  secondaire,  dans 
la  fécondation.  Quant  au  filament  caudal,  Hertvvio  admet  aussi 
que  ce  n  est  quun  organc  locomoteur,  ne  jouant  aucuu  iòle  dans  la 
fécondation  propremeut  dite. 

Citons  encore  parmi  Ics  travaux  relatifs  aux  Echinides  quelques 
mots  de  Carnoy  (10)  dans  sa  Biologie  cellulaire.  Cet  auteur  décrit 
les  spermatozoìdes  de  Toxopnemtes  licidus  comme  ayant  le  filament 
caudal  impiantò  au  sommet  du  cune,  et  non  à  sa  base,  et  il  ajoute 
que  c'cst  dans  cette  position  que  le  spermatozoi'de  pénétre  dans 
lYuuf.  J'ai  décrit  plus  haut  en  détail  le  phénomène  du  redresse- 
ment  qui  a  évidemment  échappé  à  Carnoy.  J'ajouterai  que  sur  des 
spermatozoìdes  mfìrs,  il  arrive  aussi  parfois  que,  gràce  aux  uiouve- 
ments  violents  de  la  (iueue,  cette  derniére  vient  s'appliquer  contre  le 
cóne  céphalique,  produisant  l'apparencc  décrite  par  cet  auteur.  Mais 
je  n'ai  jamais  vu  un  spermatozoi'de  ainsi  constitué  pénétrer  dans 
l'ceof  et  je  doute  que  le  cas  puisse  se  présenter. 

Pendant  l'impression  de  ce  travail  vient  de  paraitre  un 
interessant  memoire  de  H.  Fol,  intitolò:  Le  quadri! le  des 
centres,  un  épisode  nouveau  dans  Thistoire  de  la 
fécondation  [Arch.  Se.  Physiq.  Nat.  Genève  (3)  Tome  25, 
N°  4,  Avril  1891).  Cet  auteur  décrit  avee  un  soin  niinutieux 
les  premiéres  phases  de  la  fécondation ,  et  la  fonnatiou  du 
premier  amphiaster  dans  l'oeuf  des  Oursins.  Au  moment  de  la  péné- 
tration  du  zoosperme  dans  lYeuf,  il  se  détache  de  la  pointe  du  cóne 
céphalique  un  corpuscule  spécial,  le  spermocentre,  tandis  que  le 
pronucléus  ovaire  possedè  aussi  un  corpuscule  scmblable,  To  vo- 
ce ut  re.  Cet  ovocentre  provenant  du  deuxicme  amphiaster  polaire, 
on  pourrait  admettre  a  priori,  et  comme  cela  a  été  décrit  par  Platner 
chez  les  Lépidoptères  [GÌ),  que  le  spermocentre  provient  aussi  de 
Taster  de  la  derniére  division  cinétique  des  spermatides.  Mais  nous 
avons  vu  que  le  centrosome  de  cet  aster  est  employc,  de  méme  que 
les  autres  cy tomicrosomes,  à  la  formation  du  Nebenkern ,  qui  occupe 
dans  le  spermatozoi'de  mùr  une  position  exactement  opposée  à  celle 
que  demanderait  la  théorie,  et  qu  ii  ne  reste  pas  ici,  comme  cela  a 
lieu  chez  les  Lépidoptères,  isolé  à  la  pointe  antérieure  du  sperma- 
tozoi'de. On  n'observe  dans  Tétude  de  la  spermatogénése  de  l'Oursin 
auenne  partie  différenciée  à  la  pointe  du  cóne  céphalique  du  zoo- 
sperme; ce  cóne  est  formò  enticrement  par  le  noyau  de  la  sperma- 


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I 


108  C.  Pictet 

title,  et  sii  s'en  séparé  une  portiou  après  la  pénétration  dans  l'ujuf. 
il  est  difficile  d'admertre  que  cc  soit  autre  chose  qu'un  simple 
morceau  du  uoyau,  et  non  pas  im  corpuscule  originairement 
distinet. 

Quoi  qu  ii  eu  soit,  l'observation  de  Fol  présente  un  grand  in- 
térét.  et  il  serait  ä  désirer  que  l'étude  de  ce  spermocentre  soit  rcprise 
chez  d'autres  formes  de  spermatozoides.  afin  d'élucider  si  sa  présence 
est  constante,  et  sii  provient  toujours,  comme  la  décrit  Platnek 
pour  Ics  Lépidoptéres.  du  centrosome  de  la  dernière  divisiou  cinéti- 
que.  Comme  nous  venons  de  le  voir.  ce  mode  d'origine  me  semble 
peu  probable  dans  le  cas  qui  nous  occupe  ici. 


II.    Spermatogónèso  chez  les  Siphonophores. 

Méthodes  e  mpl  oyées. 

Le  mode  opératoire  pour  l'étude  de  la  Spermatogenese  chez  les 
Siphonophores  est  à  peu  de  choses  près  le  mème  que  j'ai  décrit  déjà 
pour  les  Oursius.  C'est  toujours  l'examen  des  éléments  frais  dans 
l'eau  de  mer  qui  en  fonne  la  base.  Chez  YHalistemma  rubrum 
Vogt,  que  j'ai  plus  spécialemeut  étudiée,  les  testicules  sont  facile- 
ment  reconnaissables  à  leur  couleur  plus  ou  moine  laiteuse.  Il  suffit 
généralement  d'agiter  l'eau  dans  laquelle  se  trouve  la  colonie  pour 
(jiie  les  testicules  se  détachent  et  tombent  au  food  du  bocal.  On 
u'a  plus  alors  qua  Ics  dilacérer  sur  le  porte -objet  dans  une 
goutte  d'eau  de  mer.  soit  pure ,  soit  additionuée  de  Dahlia. 
On  reconua'itra  facilemcnt  le  degré  de  développcmeut  des  spermato- 
zoides à  la  couleur  des  capsulcs  sémiuales.  Celles  qui  ne  renfer- 
ment  encorc  que  des  spermatocytes  sont  presque  transparentes,  tandis 
que  celles  qui  conticnnent  des  spermatozoides  ni  Ars  sont  cntièremeut 
blanches  et  opaqucs. 

J'ai  fait  cette  étnde  avant  mes  essais  sur  le  chlorure  de  man- 
ganése comme  réactif  histologique.  aussi  j'ai  essayé  beaucoup  de  li- 
quides qui  m'ont  donné  généralement  d'assez  mauvais  résultats.  Pour 
l'étude  du  novau,  il  n  v  a  aucunc  difficulté ,  le  vert  de  méthyle 
ou  le  Dahlia  dans  l'acide  acétique  dilué  convienuent  parfaitemeut.  Mais 
comme  toujours  ces  réactifs  ne  valent  rien  poUT  la  partie  protoplas- 
mi<iue  des  cellulcs  sémiuales.    J'ai  eu  recours  dans  ce  cas  à  la  so- 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invertébrés  <lc  la  Mediterranée.  1 09 

lution  de  Kipart  et  Petit,  recommandée  par  Carnoy,  qu  on  peut  addi- 
tionner  de  quelques  gouttes  (Vacide  osmique.  Elle  ne  déforme  pas 
trop  les  cellule8,  et  le  noyau  se  différencie  assez  nettement.  Pour 
létude  du  fìlaraent  caudal  on  obtient  une  tré»  bonne  fixation  par 
la  solution  d'iode  dans  l'iodure  de  potassium;  le  noyau  accessoire 
y  apparaìt  aussi  assez  nettement.  mais  toute  coloration  subséquente 
est  rendue  très  difficile. 

Pour  l'étude  géuérale  de  la  Spermatogenese,  le  meilleur  liquide 
est  encore  Veau  de  iner  au  Dahlia,  recommandée  par  Lee,  et  dont 
j  ai  déjà  parie  à  propos  des  Échinides.  En  Tadditiounant  d'une  trace 
de  Dahlia  acétique,  on  obtient  une  solution  un  peu  plus  cbargée  de 
mariére  colorante,  et  qui  fera  mieux  apparatore  le  noyau  et  le 
Nebenkern,  sana  ratatincr  les  cellules,  ce  qui  est  d'une  grande  im- 
portance. 

Tous  les  autres  réactifs  usuels,  tels  que  l'acide  osmique,  le 
sublimé,  la  liqueur  de  Flemmino  etc.  donneut  de  mauvais  résultats, 
de  méme  que  les  préparations  montées  à  la  glicerine  ou  au  baume. 
Les  cellules  séminales  des  Siphonopbores  sont  beaucoup  trop  délicates 
pour  se  prétcr  à  ces  opérations,  et  ce  n'est  que  sur  des  matériaux 
frais  qu'on  peut  faire  une  étude  de  quelque  valenr. 

Développement  des  spermatozoides. 

Ces  recherches  ont  été  faites  à  la  station  zoologique  de  Ville- 
franche,  pendant  les  mois  de  janvier  a  mars.  Elles  ont  portò  parti- 
culièrement  sur  un  Siphonopbore  assez  abondaut  dans  certe  baie, 
YHalistemma  rubrum  Vogt  J'ai  étudié  aussi.  mais  plus  superficielle- 
ment,  les  espòces  suivantes:  Forskalia  contortaci.  Edw.,  PItysophora 
hydrostatica  Forsk.,  Gleba  hippopus  Forsk.  et  Praya  maxima  Ggbr.  Le 
développement  des  spermatozoides  étant  à  peu  près  semblable  dans 
toutes  ces  espéces.  je  le  décrirai  en  détail  seulement  chez  X Haliatemma. 

Si  Fon  examine  un  testicule  encore  très  jeune,  on  le  trouve 
rempli  de  grosses  cellules  sphériques  ou  ovalaires  (pi.  S  fig.  54) 
lougucs  de  25  à  30  u.  Ce  sont  les  cellules  raòres  des  sperma- 
tozoides (spermatogonics  de  La  Valette). 

Elles  possédent  un  gros  noyau  de  20  u  environ  de  diamétre, 
renfermant  un  boyau  de  nucléine  bien  visible,  et  un  petit  nucléole 
réfringent. 


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C.  Pictet 


C'es  cellules  nières  se  divisent  activenient.  et  produisent  un  cer- 
tain  norabre  de  générations  de  cellules  filles,  ou  spennato  cy  te  s. 
Cette  division  se  fait  par  caryocinèse  (pi.  8  fig.  56).  Les  sperma- 
tocytes  de  la  dcrnière  géuération  pi.  S  fig.  55)  sont  des  cellules 
sphériques,  de  1 2  u  de  diamètre  :  leur  noyau  est  assez  considérable, 
et  renfenne  un  gros  boyau  de  nucléiue  qui  le  remplit  complétement. 
Ce  boyau,  duu  diamètre  de  1,5«  parait  étre  continu,  et  Ton  peut 
facilement  en  suivre  Ics  circonvolutions  en  élevant  ou  abaissant  la 
vis  micrométrique. 

Ces  spermatocytes  vont.  en  se  divisant  encore  une  fois.  donner 
naissance  aux  spermatides,  cest-à-dire  aux  cellules  qui  se  trans- 
formeront  dircctement  cu  spermatozoides.  Ccttc  dcrnière  di  vision 
parait  se  faire  non  par  caryocinèse,  mais  par  simple  ètranglement 
du  noyau,  phénomène  qui  paraitrait  se  prcsenter  assez  frèquemment 
chez  les  cellules  sexuelles. 

Les  spermatides  [pi.  S  tig.  57)  ont  un  diamètre  de  9 — 10  fi 
avec  un  noyau  de  6 — 7  u.  Ce  noyau,  chez  Ics  spermatides  jeunes, 
semble  étre  encore  finement  rèticulè.  Le  eytoplasmc  est  clair  et 
ren ferme  un  certain  nombre  de  granules  réfringents. 

Etudions  maintenant  le  dèveloppement  du  spermatozoìde  aux 
dèpens  de  cette  cellule,  et  voyons  d'aborti  ce  qui  se  passe  dans  le  noyau. 

Le  réticulum  de  nucleine  disparait,  et  tout  le  noyau  prend  un 
aspect  homogèue,  dù  au  mélange  intime  de  la  nucléiue  et  du  caryo- 
plasma.  Nous  avons  déjà  observé  ce  phénomène  chez  les  Écliinides: 
aussi  ne  nous  y  arrèterons-nous  pas  ici:  constatons  seulcment  qne 
dès  maintenant,  et  jusqu  à  la  maturité  du  spermatozoìde,  il  n'est  plus 
possible  dapercevoir  aucune  structurc  dans  rintérieur  du  noyau,  et 
que  ses  modifications  se  bomeront  ù  des  changements  de  forme. 

Pendant  ce  temps,  il  se  passe  un  phénomène  important  dans  le 
eytoplasmc.  Les  granulations  réfringentes  qui  y  étaicnt  répandues  se 
fusionnent  en  une  seule  masse,  qui  devient  un  noyau  accessoire 
(Nebenkeni  (pi.  S  fig.  5SV .  Ce  dernier  prend  une  forme  si)hérique. 
devient  homogène.  et  se  place  latéralemeut  contre  le  noyau,  ce  qui 
pourrait  faire  croire  à  première  vue  «ju'il  est  d'origine  nucléaire, 
tandis  qu  un  exnmen  attcntif  nous  a  montré  qu'il  était  forme  uni- 
quement  par  les  granulations  cytoplasmiques  cytomicrosomes  de 
Prenaxt  . 

Jusqu'à  ce  moment,  la  cellule  est  restée  sphériquc.  Elle  va 
maintenant  sallonger  pour  former  le  filament  caudal.   A  cet  eflet  le 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invertébrés  de  laMéditerranée.  1  1  1 

cytoplasme  se  rassemble  Rur  un  des  pòles  de  la  cellule,  de  teile 
sorte  qu'il  neu  reste,  du  còte  oppose,  qu'une  très  mince  couche 
autour  du  noyau.  La  spermatide  prend  un  aspect  piriforme  (pi.  S 
fig.  59  et  suiv.),  puis  cette  protubéraucc  cytoplasmique  s'allonge  de 
plus  en  plus  en  samincissant,  pour  former  ainsi  la  queue  du  sper- 
matozoide. 

Pendant  ce  temps  le  noyau  est  resté  à  peu  près  stationnaire  : 
notons  seulement  que  par  suite  de  l'écoulement  du  protoplasme  dans 
la  queue,  le  Nebenkern  se  trouve  maintenant  compriraé  contre  le 
noyau,  qui  s'cst  légèrement  invadine  à  cet  endroit  pour  lui  faire 
place. 

Outre  le  noyau  et  le  Nebenkern,  on  observe  encore  dans  les 
jeunes  spermatozoìdes  deux  globules  brillants  situés  contre  le  noyau, 
et  vers  le  point  d'origine  du  filament  caudal  (pi.  8  fig.  60  et  suiv.). 
D'après  leur  position,  ces  deux  globules  paraìtraient  provenir  du 
noyau,  mais  ils  ont,  d'un  autre  coté,  une  grande  analogie  avec  les 
cytomicrosomes  qui  donnent  naissance  au  Nebenkern,  et  je  croiB 
quils  peuvent  leur  otre  assimilés.  Iis  paraissent  avoir  la  méme 
Constitution  chiunque,  et  ne  renferment,  dans  tous  les  cas,  pas  trace 
de  nucleine.  On  peut  s'en  convaincrc  en  colorant  les  spermatozoìdes 
au  vert  de  méthyle  acétique:  le  noyau  seul  se  colore  d'une  manière 
intense,  tandis  que  soit  le  noyau  accessoire,  soit  les  deux  corpus- 
cules  restcnt  incolores.  Ce  sont  des  formations  purement  plasmati- 
qnes.  Maintenant  provieunent-ils  originairement  du  carioplasma  ou 
du  ci  toplasma  de  la  spermatide,  c'est  ce  que  je  n'ai  pas  pu  élucider 
eomplétement.  Il  me  paralt  probable  cependant  que  ce  sont,  corame 
les  cytomicrosomes,  des  produits  d'élimination  de  la  derniére  division 
caryocinétiqne  des  spermatocytes. 

Bientòt  ces  deux  globules  se  fusionnent  en  un  seul,  qui  s'éloigne 
un  peu  du  noyau  et  vient  se  piacer  exactement  au  point  d'origine 
de  la  queue  (pi.  8  fig.  63,  64).  Cette  fusion  s'opère  généralement 
assez  tòt,  quelquefois  aussi  lorsque  la  queue  a  déjà  atteint  un  cer- 
tain  développement  (fig.  65—66). 

On  observe  ici,  cornine  c'est  du  reste  le  cas  pour  la  sperma- 
togénèse  de  beaucoup  d'animaux,  d' assez  grandes  variations  dans 
l'ordre  du  développement  des  différentes  parties  du  spermatozoide. 
Ainsi  quelquefois  la  queue  est  déjà  assez  développée  avant  que  le 
noyau  accessoire  soit  constitué,  tandis  que  dans  la  règie  c'est  l'in- 
verse qui  a  lieu.  On  voit  souvent  aussi  le  développement  des 
spermatozoìdes  commencer  avant  que  la  derniére  division  des  sper- 


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C.  Pictet 


matocytcs  eu  spermatides  soit  complétemeut  achevéc.  On  observe 
alon  une  grosse  cellule  ;'i  deux  noyaux  (pl.  8  fig.  67;  qui  éniet 
dem  prolougements  protoplasmiques  opposés  (fig.  6S);  les  deux  sper- 
niatozoidcs  juraaux  ne  se  séparent  que  lorsque  les  queues  de  certe 
cellule  bipolaire  ont  atteint  une  grande  longueur  fig.  69). 

De  toutes  les  parties  de  la  cellule,  le  noyau  est  celle  qui  subit 
le  moins  de  modiücations,  et  dont  le  mode  devolution  est  le  plus 
Constant.  Pendant  toute  la  durée  de  la  formatiou  du  spennatozoide. 
il  reste  homogene,  réfringeut,  et  dans  une  période  de  repos.  On 
remarque  seulement  que  de  sphérique  quii  était  primitivemeut.  il 
devieut  ovalaire,  puis  s'aplatit  d'un  coté,  pour  procurcr  de  la  place 
au  Nebenkern,  qui  se  presse  coutre  lui  par  suite  de  Técoulement  du 
protoplasme  cellulaire.  Il  est  facile  de  se  convaincre  que  chez  les 
Sipkonophores ,  le  noyau  de  la  cellule  sexuelle  ne  prend  aucune 
part  à  la  fonnation  du  filament  caudal,  et  qu  il  reste  tout  entier  dans 
la  tète  du  spennatozoide. 

Pour  en  revenir  au  dcvcloppement  de  la  queue,  il  suffit  d'ajouter 
qu  elle  s'allonge  toujours  plus  eu  s  amincissaut.  On  observe  générale- 
nieut  à  son  extrémifé  un  leger  renflement  protoplasmique  (pl.  8 
fig.  65;  qui  disparait  peu  à  peu.  L  accroissemeut  se  fait  ainsi  à  la 
Ibis  sur  toute  la  longueur  par  l'amincissement  du  filament,  et  j\ 
l  extrémité,  au  dépens  de  cette  gouttelette.  La  partie  antérieure  de 
la  queue  reste  encore  un  ccrtain  temps  plus  élargie  (|iie  l  extrémité, 
cu  laissant  voir  à  sa  base  le  corpuscule  brillant  dont  nous  avous 
I>arlc  (pl.  9  fig.  70);  puis  elle  se  condense  aussi  en  un  fin  filament. 
Le  corpuscule  reste  encore  visible  quelque  temps  (fig.  71 — 72),  puis 
il  tìnit  par  disparaitre  complétement,  en  se  fusiounant  probablement 
avec  le  Nebenkern,  ce  qui  serait  une  preuve  de  plus  à  l'appui  de 
leur  origine  commune.  Ce  ne  serait  alors  «jivun  cytomicrosome  qui 
est  reste  individualisé  plus  longtemps  que  les  autres.  Nous  verrons 
plus  loin  que  les  spermatozoides  de  Uleba  hippopus  nous  confirmeront 
cette  hypothése. 

Le  spennatozoide  in  (ir  se  compose  alors  de  deux  parties  bien 
distinctes  pl.  9  fig.  73 — 75  :  1°  la  tòte,  ou  corps,  à  peu  prés 
sphérique,  et  d'un  diamètre  de  5 — 6  ti:  elle  renferme  deux  éléments 
d  inegale  grandeur.  le  noyau  et  le  Nebenkern,  dont  la  Constitution 
paralt  ètra  semblable  sur  des  spermatozoides  frais;  mais  il  suffit 
d  apjiliquer  un  colorant  nucléaire  tei  que  le  vert  de  méthyle  acide 
pour  les  distinguer  nettement.  On  voit  alors  le  noyau  se  colorer 
fortement,  tandis  que  le  Nebenkern,  qui  se  distingue  aussi  par  ses 


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Keofc.  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Mediterranée.  1 1 3 

dimensiona  plus  faibles,  reste  absolument  incolore.  Autour  de  ces 
deux  corpuseules,  on  voit  encore  la  membrane  cellulaire  de  la  sper- 
matide,  très  mincc,  enveloppant  une  faible  couchc  de  protoplasme 
dans  laquelle  le  noyau  et  le  Nebenkern  sont  immergés.  Cest  le 
reste  du  cytoplasme  de  la  spermatide  qui  n'a  pas  été  employé  si  la 
formation  de  la  queue  du  spermatozoide. 

2°  le  l'i  la  me  ut  caudal  a  une  longueur  de  70 — 80  /<•  Il  est 
très  fin  et  visible  seulement  sons  un  fort  grossissement.  Son  point 
dinsertion  sur  la  téte  se  trouve  en  face  du  sillon  qui  séparé  le 
noyau  du  Nebenkern.  Il  est  anime  de  mouvements  ondulatoires 
très  rapides. 

Pour  résnmer,  les  spermatozoides  de  X Ihdistemma  sont  de  véri- 
tables  cellules,  normalement  constituées.  Les  spermatides  ont  seule- 
ment changé  de  forme,  sans  perdrc  aucune  de  leurs  parties,  et  nous 
retrouvons  chez  le  zoosperrae  mùr  une  membrane  cellulaire,  un  cvto- 
plasme,  un  noyau  et  un  Nebenkern.  La  tòte  du  spermatozoide 
est  donc  ici  une  cellule  cutière  et  non  pas  seulement  un 
noyau.  tandis  que  la  queue  peut  étre  considérée  corame  un  appen- 
dice vibratile,  dérivant  du  cytoplasme,  et  servant  à  la  loco-  # 
motion.  Je  n'ai  malheureusement  pas  pu  observer  la  fécondation  et 
la  pénétration  du  spermatozoide  dans  l'ojuf,  je  ne  peux  donc  pas 
parler  du  ròle  physiologique  du  noyau  et  du  Nebenkern  pendant 
cet  acte.  Dans  tous  les  cas,  ce  spermatozoide  renferme  un  noyau 
normalement  constitué,  et  pourvu  de  nucleine,  il  est  donc  probable 
que  l'observation  prouvera  qu'il  se  fusionne  avec  le  noyau  fcmelle, 
comme  cela  a  été  établi  déjà  chez  plusieurs  formes  animales. 

J'ajouterai  encore  quelques  mots  sur  les  autres  espèces  que  jai 
eu  l'occasion  d'étudier.  Chez  la  Physophora  hydrostatica,  les  sper- 
matozoides sont  tout  à  fait  semblables  à  ceux  d' Haiistemma,  sauf 
que  leur  taille  est  un  peu  plus  considérable  (7  /<)•  leur  développement 
est  le  méme.  J  en  dirai  autant  pour  la  Forskalia  contorta.  Chez 
la  Praya  maxima  les  spermatozoides  sont  aussi  tout  à  fait  analo- 
gues,  mais  le  filament  caudal  se  forme  un  peu  difleremnient  (pi.  9 
fig.  77  et  78).  Au  lieu  d'envoyer  un  large  prolongement  qui  s'amin- 
cit  ensuite,  comme  nous  avons  vu  pour  YHalistemma,  la  sperma- 
tide émet  un  fin  filament,  le  long  duquel  coulent  les  gouttelettes 
de  protoplasme  qui  servent  à  le  former.  Cest  le  méme  mode  de 
développement  que  nous  avons  vu  chez  les  Échinides,  et  qui  est  du 
reste  la  règie  dans  la  majorité  des  animaux.  Nous  observons  aussi 
que  chez  la  Praya,  le  Nebenkern  se  forme  très  fard,  et  Ton  voit 

MittheilunKen  a.  J.  Zoolog.  Station  iu  Neapel.    IM  lo.  S 


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C.  Pictet 


très  distinctenient  sa  provenance  directe  des  cytomicrosomes  de  la 
spermatide.  Les  spermatozoides  mùrs  ont  une  téte  de  7 — 8  //,  c'est- 
à-dire  un  peu  plus  grosse  que  chez  la  plupart  des  Siphonophores. 

inutili  les  spermatozoides  de  Gleba  hippopws  nous  présentent  un 
phénomène  assez  curieux.  Nous  voyons  dans  la  téte  trois  corpus- 
cule8  au  lieu  de  deux  comme  chez  les  autres  Sipbonophores  (pi.  9 
fig.  79)  ;  et  la  réaction  du  vert  de  méthyle  ou  du  Dahlia  acétìque 
nous  montre  que  le  plus  gros  de  ces  corps  est  le  noyau  de  la  cel- 
lule, tandis  que  les  deux  autres  sont  des  noyaux  accessoires.  Nous 
avons  donc  ici  deux  Nebenkerns  (on  voit  encore  sur  la  figure 
un  quatrième  corpuscule,  plus  petit,  qui  n'cst  qu  un  cytomicrosonie 
qui  va  se  fusionner  avec  un  dea  noyaux  accessoires).  Bcmarquons 
en  passant  que  l  un  de  ces  deux  noyaux  accessoires  occupe  exacte- 
ment  la  place  du  corpuscule  que  nous  avons  observé  chez  X'Hali- 
stemma  au  point  d'origine  du  fìlament  caudal.  Il  est  donc  probable 
qu'ils  ont  la  mème  signiti cation,  mais  que  chez  l'Hippopode  les  cyto- 
microsomes de  la  spermatide  se  réunisseut  en  deux  masses  qui 
restart  distinctes  jusquà  la  fin.  tandis  que  chez  les  autres  Siphono- 
phores  ila  finissent  par  se  fusionner  tous  ensemble  et  forment  un 
seul  Nebenkern. 

Sur  une  Eudoxie  observée  aux  Moluques  {Diphyesl)  j  ai  pu 
m'assurcr  que  la  spermatogénèse  était  semblable  à  celle  des  Physo- 
phorides.  Les  spermatides  avaient  un  noyau  homogene  de  G  /<  et 
un  Nebenkern  de  1  u.  Les  testicules  ne  renfermaient  malheureuse- 
ment  pas  de  spermatozoides  entièrement  mure. 

« 

Bibliographie. 

I.  immense  littérature  relative  à  la  Spermatogenese  renfenne 
très  peu  de  choses  concernant  les  Siphonophores.  Quelques  auteurs 
8culement  ont  décrit  plus  ou  moins  exactement  la  forme  des  sperma- 
tozoides mùrs.  saus  s  occuper  de  leur  origine,  et  il  n  y  a  guère  que 
DÜKIT1  12)  qui  nous  donne  quelques  lignes  sur  leur  dèveloppement. 

Les  spermatozoides  de  Y Huìùtemma  rubrum  ont  été  décrits  en 
premier  lieu  par  Vogt  (So  .  D'après  lui.  »les  zoospermes  sont  ronds. 
formés  de  deux  glubules  dont  le  plus  petit  est  superposé  à  lautre«. 
Cette  descri])tion  de  la  téte  du  zoosperme  est  assez  exacte.  mais  Vogt 
ajoute  que  malgré  le  grossissement  employé,  il  n"a  pas  pu  constater 
avec  certitude  la  prèsence  du  filament  caudal. 

Los   inémes  spermatozoides  sont  décrits  quelques  annces  plus 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chea  quelques  Iuvertébrés  de  la  Mediterranée.  1 1 5 

tard  par  Gbaeffe  (25).  Il  remarque  quils  out  des  aspects  diffé- 
rents  dans  Ics  différentes  capsuleB  testiculaires,  souvent  saus  queue. 
coinme  les  décrit  Vogt  ;  d'autres  fois  avec  une  queue  tres  apparente. 
Il  est  probable  que  ces  deruiers  sont  des  spermatides  eu  voie  d'évo- 
lution.  dans  lesquelles  le  filament  caudal  est  encore  d'une  certame 
épaisseur,  ce  qui  lui  a  perniis  de  le  voir;  du  reste  les  figures  qu  ii  en 
donne  sont  assez  mauvaises,  et  ne  permettent  pas  de  recounaìtre  si 
Fon  a  affaire  à  des  zoospermes  de  Siphonophore  ou  de  tout  autre 
animai. 

Claus  (11)  donne  une  meilleure  description  des  spermatozoides 
d' Halistemma  tergestinum,  quii  reproduit  assez  exactement.  Mais 
il  dit:  »Die  Samenfaden  bergen  in  dem  rundlich  elliptischen  Kopf 
einen  relativ  großen ,  aus  dichterem  Plasma  gebildeten  Körper, 
welcher  wohl  dem  Kern  der  kleinen  Geißelzelle  entspricht.«  Ör 
d'après  sa  figure,  ce  corpuscule  n'est  que  le  Nebenkern  de  la  cellule, 
qu'il  aura  pris  pour  le  noyau,  erreur  facile  à  comprendre  si  l'on 
n'a  pas  suivi  le  développement  de  la  cellule,  ou  étudié  la  Constitu- 
tion chimique  de  ses  partìes. 

Eutin  Dönitz  (12)  dit,  en  parlant  de  la  spermatogénèse  chez 
les  Siphonophores  :  »Die  Genitalkapseln  füllen  sich  dicht  mit  großen 
Zellen  an,  deren  Inhalt  sich  zu  charakteristischen  lang  geschwänzten 
Zoospermien  umbildet,  ohne  dass  der  Zellkern  sich  bei  die- 
sem Vorgang  betheiligte.« 

Cette  description  est  assez  obscure;  il  est  certain  dans  tous  les 
cas,  que  lauteur  commet  une  grave  erreur  en  prétendant  que  le 
noyau  de  la  cellule  sexuelle  ne  premi  aucuue  part  à  la  fonnation 
du  spermatozoide.    Nons  avons  vu  que  e  est  le  contraire  qui  a  lieu. 

III.  Spermatogénèse  chez  les  Pteropodes. 

Méthode  employée. 

Mes  recherches  ont  porté  presque  exclusivement  sur  la  Cymbtdia 
Peronii  Cuv.,  que  j  ai  ctudiée  pendant  les  mois  de  mars  et  d'avril. 
A  cette  époque,  il  suffit  de  dilacérer  une  portion  du  testicule  dans 
une  goutte  d  eau  de  mer  pour  trouver  souvent,  dans  une  seule  pre- 
paration,  les  spermatozoides  à  des  dcgrés  de  développement  très  variés. 

On  obtient  de  bons  résultats  avec  le  Dahlia  eu  solution  dans 
l'eau  de  mer,  soit  neutre,  soit  additionné  d  une  trace  d'acide  acétique. 
ou  eucore  d  une  goutte  d'acide  osmique.    Si  les  cellules  sont  trop  for- 

8* 


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C.  Pictet 


tement  ou  trop  uuiformément  colorées,  il  suffit  de  laver  à  l'acide 
acétique  à  0,5  ou  1  %  pour  localiser  la  couleur  dans  les  noyaux. 
Pour  l'étude  de  l'élément  nucléinien.  j'ai  toujours  coDtrólé  mes  obser- 
vations  par  le  vert  de  méthyle  acétique.  On  obtient  aussi  de  boimes 
fixations  au  moyen  de  la  teinture  diodo  ou  du  permanganate  de 
potasse,  mais  ces  deux  méthodes  ne  se  prètent  pas  à  une  coloration 
gubséquente. 

8  perniatogénèse. 

Si  1*00  examine  le  contenu  d'un  testicule  jeune  de  Cymbulia 
Per  onii,  on  y  trouve  d'abord  un  assez  grand  nombre  de  s  perni  a  - 
togonies.  Ce  sont  des  cellules  sphériques  et  isolées,  de  30  à  40  fi 
de  diamòtre;  leur  protoplasme  est  finement  granuleux,  et  renferme 
un  gros  noyau  de  25  à  30  /*,  avec  un  boyau  de  nucléine  enroulé. 
Ces  cellules  se  divisent  activement.  et  donnent  naissance  à  plusieurs 
générations  de  spermatocytes  (pi.  9  fig.  81),  d'abord  par  caryocinèse; 
puis,  au  bout  d'un  certain  temps,  il  paraitrait  que  les  dernières  divi- 
sions  se  font  par  simple  étranglement  fig.  S2  :  division  acinétique, 
caryosténose  de  Carnoy;. 

A  partir  de  ce  moment,  il  arrive  généralement  que  la  division 
cellulaire  est  incomplète.  Les  noyaux  seuls  se  divisent  par  stcnose, 
tandis  que  le  protoplasma  des  spermatocytes  ne  se  scinde  pas.  ce 
qui  produit  de  grosses  cellules  multinucléées.  Dana  la  plupart  des 
cas,  la  separati*  ni  complète  du  protoplasma  des  cellules  ti  lies  cesse 
dès  que  la  division  directe  des  noyaux  commence  a  s'opérer.  De 
rette  fayon,  le  spermatocyte  primitif  donne  naissance  à  une  sper- 
matogemme,  renfermant  un  nombre  plus  ou  moins  considérable  de 
noyaux,  qui  se  rangent  à  la  périphcrie  d'une  masse  protoplasmique 
commune.  Il  se  forme  ainsi  un  cytophore  (Jensen)  analogue  à 
ceux  décrits  par  beaucoup  d'auteurs  chez  d'autres  formes  animales. 

Cependant  il  arrive  souvent  aussi  que  le  cytoplasme  du  sperma- 
tocyte primitif  ne  reste  pas  eommun  à  un  grand  nombre  de  noyaux, 
mais  qu  ii  se  divise  aussi.  Au  lieu  d'avoir  alors  de  grosses  spermato- 
gemmes  qui  donneront  naissance  à  tout  un  faisceau  de  spermato- 
zoide8.  nous  voyons  des  cellules  a  quatre.  trois  ou  deux  noyaux,  qui 
évoluent  pour  former  chacune  un  nombre  égal  de  spermatozoides. 

Souvent  mème  la  division  cellulaire  s'effectue  jusqu'au  bout, 
avant  que  le  spermatozoide  ne  commence  à  se  former.  et  nous 
avons  alors  sous  les  yeux  la  spermatide  isolée.  qui  dounera  nais- 
sance à  un  seul  spermatozoide. 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Méditerranée.  1 1 7 

Dans  tons  ces  différents  cas.  c  est  toujours  le  nombre  des  uoy- 
aux  qui  détermine  le  nombre  final  des  spermatozoides.  Que  la  cel- 
lule spermatique  ait  un  ou  plnsieurs  noyaux,  que  ce  soit  une  sper- 
ili .-ititi  e  isolée  ou  une  grosse  spermatogemme,  chaque  noyau  formerà 
un  spermatozoide,  avec  le  concours.  toutefois,  du  protoplasme  adja- 
cent.  Voyons  maintenant  comment  cette  évolution  a  lieu.  en  étu- 
diant  dabord  la  spermatide  isolée  pour  suivre  ensuite  les  diverses 
phases  de  son  développement. 

La  spermatide  (pi.  9  fig.  83)  se  présente  sous  la  forme  dune 
cellule  sphérique,  de  lo  à  12  /t  de  diamétre,  entourée  d'nne  fine 
membrane,  et  possédant  un  protoplasme  finemeut  granuleux,  avec  quel- 
ques granulations  plus  grosses,  dont  nous  aurons  à  reparler.  Son 
noyau  est  sphérique,  d'un  diamétre  de  5—6  ju,  et  uniformément 
pourvu  de  nucléine  dans  toute  sa  masse.  Nous  constatons  ici,  comme 
nous  lavons  déjà  vu  ailleurs,  le  phénomène  de  la  dissolution  de  la 
nucléine  dans  le  caryoplasma.  au  commencement  de  l  évolution  du 
spermatozoide.  Le  noyau  est  entouré  d  une  membrane  très  mince: 
on  n  y  remarque  pas  de  nucléole. 

Étudions  maintenant  la  formation  du  zoosperme  aux  dépens  de 
cette  cellule.  La  partie  qui  se  difFérencie  en  premier  lieu  est  le 
fìlament  caudal.  Son  origine  présente  ici  une  particularìté  curieuse. 
En  effet,  contrairement  à  ce  qui  a  lieu  généralement ,  où  la  quene 
part  directement  de  la  périphérie  de  la  cellule,  sans  avoir  primiti- 
vement  de  rapport  avec  le  noyau,  ici  nous  la  voyons  se  form  er 
dabord  à  l'intérieur  de  la  cellule.  Le  protoplasme  se  condense 
et  forme  un  fìlament  qui  part  du  noyau,  et  traverse  la  cellule  jus- 
qu  à  sa  périphérie,  et  ce  n'est  que  lorsque  le  commencement  de  la 
queue  est  déjà  visible  à  l'intérieur  du  cytoplasme,  qu'elle  continue  à 
se  développer  et  à  pousser  au  dehors  de  la  cellule  (pi.  9  fig.  84 
sous  la  forme  d'un  fìlament  très  fin. 

La  membrane  cellulaire,  qui  était  très  mince,  a  maintenant  com- 
plétement  disparii.  Alors,  rien  ne  retenant  plus  le  cytoplasme, 
celai- ci  commence  à  couler  en  gouttelettes  le  long  de  la  queue,  qui 
s'allonge  ainsi  a  ses  dépens. 

Ce  mode  d'origine  de  la  queue  m  a  beaucoup  surpris.  En  effet, 
à  première  vue,  ce  fìlament  qu'on  voit  h  l'intérieur  de  la  cellule,  et 
qui  part  directement  du  noyau,  semblerait  prouver  que  c'est  aux  dé- 
pens du  noyau  de  la  spermatide  que  se  forme  la  queue  du  sperma- 
tozoide. 11  n'en  est  rien  cependant  comme  j'ai  pu  m'en  convaincre. 
Si  nous  appliquons  les  réactifs  colorants  du  noyau.   et  surtout  le 


IIS 


C.  Pictet 


vert  de  méthyle,  on  voit  facilement  que  le  noyau  seul  se  colore 
fortement,  tandis  que  le  filament  reste  absolument  incolore.  Pour 
acquérir  plus  de  certitude  encore,  j'ai  soumis  les  spermatides  à  l'ac- 
tion de  la  potasse  caustique:  dans  ce  cas,  le  noyau  est  immédia- 
temcnt  dissout,  tandis  que  le  filaraent  persiste. 

Mais  la  meilleure  preuve  de  son  origine  cytoplasmique  est  la 
suivante  :  comme  nous  le  verrons,  le  spermatozoide  mftr  possède  une 
queue  d  une  longueur  de  300  /*  environ,  et  d  un  dianiètre  de  0,8  u. 
Son  volarne  total  est  donc  d'environ  150//  cnbes.  D'un  autrecóté, 
si  nous  mesurons  les  diraensions  de  la  sperraatide,  nous  trouvons  que 
son  volume  total  est  de  200  /<  cubes,  tandis  que  celui  du  noyau 
n  est  que  de  50  u  cubes.  Or  ce  dernier  cbiflfre  correspond  exacteraent 
au  volume  de  la  tete  du  spermatozoide  mfìr,  que  le  calcul  ra'a 
montré  èrre  de  50  u  cubes.  Le  noyau  est  donc  employé  cntière- 
ment  a  la  formation  de  la  partie  céphalique,  et  il  n'y  a  que  le  cy- 
toplasme  qui  ait  les  matériaux  nécessaires  à  la  formation  de  la 
queue.  En  effet,  si  nous  déduisons  le  volume  du  noyau.  seit  CO  u 
cubes  envirou.  de  celui  de  la  cellule  entière,  c'est-à-dire  de  200  fi 
cnbes,  il  nous  reste  150  /t  cubes  pour  le  cytoplasme,  c'est-à-dire 
exactement  le  volume  de  la  queue. 

Pendant  tout  le  commencement  du  développement,  le  noyau 
ne  subit  aucune  modification.  Ce  n'est  que  lorsque  le  filament  caudal 
a  déjà  atteint  une  certaine  longueur  qu'il  commence  aussi  son  cvolu- 
tion.  dont  nous  allons  nous  occuper  en  détail. 

De  sphérique  quii  était,  le  noyau  de  la  spermatide  prend  une 
forme  ovalaire.  En  méme  temps,  il  s'éloigne  du  point  d'origine  de 
la  queno,  pour  venir  s'appliquer  contre  l  extrcmité  opposée  et  anté- 
rieure  de  la  cellule.  La,  il  continue  à  s'allouger,  et,  n'étant  pas 
retenu  par  la  membrane  cellulaire  qui  s'est  dissoute,  il  sort  de  la 
cellule  à  mesnre  qu  ii  poussc  à  sa  partie  antérieure  (pi.  9  fig.  85—88). 

Le  noyau,  en  sallongeant,  ne  reste  pas  longtemps  cylindrique. 
Lorsqu'il  a  atteint  une  certaine  longueur,  il  subit  un  aplatissement 
qui  lui  fait  prendre  absolument  la  forme  d  une  feuille.  plus  ou  moins 
allongée.  La  partie  antérieure  se  termine  en  pointe,  tandis  que  la 
partie  postérieure,  figurant  la  queue  de  la  feuille  est  réunie  an  fila- 
ment caudal  (pi.  9  fig.  93,  97  .  Ajoutons  que  le  noyau  est  maintc- 
nant  complétement  dégagé  du  protoplasme  cellulaire,  que  l'on  voit, 
sous  la  forme  d'une  grosse  gouttelette,  entourant  l'origine  de  la  queue. 

Aprés  s'etre  séparée  du  noyau,  cette  gouttelette  continue  son 
mouvement  de  descentc,  et  se  met  à  couler  lentement  le  long  du 


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Kcch.  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  In  vcrtùbrés  do  la  Mediterranée.  1 1 9 

filament  caudal.  Nous  remarquons  ici  une  formation  semblable  à 
celle  qui  a  déjà  été  décrite  par  JENSEN  (31)  chez  Triopa. 

On  voit  en  effet  que  la  portion  de  la  quene  qui  se  trouve  au- 
dessous  de  la  gouttelette  protoplasmique  est  filiforme  et  très  mince. 
tandis  que  la  partie  qui  se  trouve  soit  à  I'intérieur  de  la  gouttelette, 
soit  entre  elle  et  le  noyau.  présente  une  certaine  épaisseur.  C  est 
donc  aux  dépens  de  cette  goutte  de  cytoplasme  que  la  quene  s'épais- 
sit  subséquemment ,  et  à  mcsnre  quelle  descend  vers  l  extrémité 
postérieure. 

Le  filament  caudal  bc  développe  ainsi  en  deux  fois.  d'abord 
sous  la  forme  d'un  fil  très  mince:  puis  ensuite  ce  filament  s'entoure 
d  une  nonvelle  couche  de  protoplasme  qui  lui  donne  son  épaisseur 
définitive.  On  peut  donc  regarder  la  queue  primitive  corame  un  fila- 
ment axial,  autour  duquel  vient  s'ajouter  secondairement  une  gaine 
protoplasmique. 

Cette  formation  se  rencontre  assez  fréquemment  dans  le  règne 
animai  ;  mais  il  faut  remarquer  ici  que  chez  les  spermatozoides  murs, 
et  mème  dans  la  portion  épaissie  des  spermatozoides  qui  sont  encore 
en  voie  d'évolution.  on  ne  peut  pas  distinguer  ces  deux  parties  ;  elles 
sunissent  intimement  ponr  former  un  filament  unique.  Toutcs  deux 
du  reste  proviennent,  comme  je  l'ai  dit,  du  cytoplasme  et  non  du 
noyau,  et  ont  donc  la  méme  composition  chiunque.  Les  réactifs 
colorante  de  la  nucléine  Ics  laissent.  l  une  comme  l  autre,  absolument 
intactes. 

J  ai  dit  plus  haut  que  le  protoplasme  de  la  spermatide  renfer- 
mait  un  certain  nombre  de  granules  réfringents  (pi.  9  fig.  83—86). 
Ces  granules.  les  cytomicrosomes  de  Prenant,  se  fusionnent  de  bonne 
heure  en  un  seni  globule  sphérique  de  1  à  2/*,  qui  constitue  le 
noyau  acce  ss  oi  re  (Nebenkern)  du  jeune  spermatozoide  (pi.  9 
fig.  87,  88).  Ce  Nebenkern  me  parait  absolument  l'homologue  de 
celui  qu'on  retrouve  chez  les  spermatozoides  dautres  animaux,  mais 
il  faut  remarquer  qu'il  n'a  ici  que  peu  d'importance,  et  que  sa 
durée  est  très  passagère.  En  effet,  peu  de  temps  aprés  que  les 
cytomicrosomes  de  la  spermatide  sont  réunis  pour  former  un  globule 
unique,  le  protoplasme  commence  a  se  détacher  du  noyau.  et  à 
conler  le  long  de  la  queue.  A  ce  moment,  et  dèa  que  le  noyau 
est  entiérement  dégagé,  le  Nebenkern  commence  à  se  dissoudre  dans 
le  cytoplasme,  et  bientót  on  n  en  voit  plus  trace.  Il  servirà,  comme 
le  reste  du  cytoplasme.  à  la  formation  de  la  queue. 

Il  est  aisé  de  voir  que  ce  corpuscule  est  de  nature  exclusive- 


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12t» 


C.  Pictet 


uient  protoplasmique.  car  il  n'entre  jamais  cu  rapport  avec  le  noyau. 
et  Ics  réactifa  de  la  nucléine  iic  le  colorent  pas.  L'acide  acétique. 
ménic  ào.5%.  le  dissout,  cn  ne  laissant  quune  vacuole  il  sa  place. 
Ce  n'est  donc  qu  une  formation  secondairc.  qui  ne  parait  pas  avoir 
dimportance  dans  le  dévcloppenient  du  spcrmatozoide. 

Kevenons  uiaintenant  à  l'évolution  dn  noyan.  Nous  avons  vu 
qu  ii  s'aplatissait  en  forme  de  feuille.  Ce  phénoménc  ne  se  présente 
pas  toujours  au  méme  stade  de  dévcloppenient.  Il  arrive  souvent 
que  raplatisscment  comraence  dèa  que  le  noyau  a  atteint  une  lon- 
gueur  de  12  à  15  fi  (pi.  9  fig.  88  et  93);  tandis  que  quelquefois  au 
contraire,  le  noyau  s'allongc  cncore  considérablement  tout  cn  restaut 
cylindrique  dans  sa  partie  moyenne,  et  effilé  en  fuseau  aux  deux 
bouts  (pi.  9  fig.  S9— 92).  Il  prend  alors  une  forme  plns  ou  moins 
contournée  en  tire-bouchon.  et  c'est  plus  tard  seulement  que  l  apla- 
tissement  se  produit.  Ceci  n'est.  du  reste,  quune  petite  variante 
dans  le  développcmcnt,  comme  on  en  rencontre  si  souvent  dans  la 
spermatogéuése.  et  qui  n'a  aucune  influence  sur  le  résultat  final. 

Si  raplatisscment  a  lieu  de  bonne  beure.  le  uoyau  continue 
alors  à  s'allonger  sous  la  forme  dune  feuille.  A  ce  moment,  son 
coutenu  est  eucore  bomogène:  il  renferme  un  caryoplasma  hyalin, 
dans  le(|uel  la  nucléine  est  également  répandue.  Mais  bientòt,  nous 
assistons  <à  une  modifìcation  très  ini])ortante  dans  sa  structure. 

La  nucléine  se  retire  de  la  partie  centrale,  et  vient  s'amasser 
sur  les  borda  de  la  feuille.  Elle  forme  ainsi  un  bourrelet  réfriu- 
gent  entourant  le  noyau.  dont  le  centro  reste  ocenpé  par  le  caryo- 
plasma. Si  Ton  soumet  alors  les  spermatozoides  à  l'action  du  vcrt 
de  méthyle,  on  voit  tout  le  pourtonr  du  noyau  fortement  coloré, 
tandis  que  la  partie  centrale  reste  incolore.  Nous  assistons  ici  à  un 
pbéuoméne  de  retrait  de  la  nucléine.  analogue  à  celui  (jue  A.  Bolles 
Lek  décrit  chez  les  Némertiens  (46) .  avec  cetre  diflférence  que  ebez  cea 
auimaux  le  retrait  a  lieu  sur  un  des  cótés  de  la  cellule  seulement. 
en  forme  de  croissant .  tandis  qn'ici  la  nucléine  vient  se  condenser 
sur  tonte  la  péripliérie  du  noyau.  en  laissant  le  centre  inoccupé. 
Chez  la  Sagitta.  Lee  (47)  a  aussi  observé  le  méme  phénomène.  et 
cette  fois  dans  Ics  deux  directions.  soit  centripete,  soit  centrifuge. 

Le  uoyau  continue  à  s'allonger.  et  en  méme  temps  il  commence 
à  se  tordre  en  tire-buuchon  pi.  9  fig.  98.  99).  Il  résulte  de  ceci 
(|uc  Ics  deux  cordona  de  nucléine  qui  limitent  le  noyau  chacun  d'un 
cóté.  s'enroulent  1  un  autour  de  l  autre,  cxactcmcnt  comme  le  feraient 
les  deux  brius  d'ime  corde.    A  mesurc  que  le  noyau  s'allonge,  le 


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Rech,  sur  la  spcrraatogénèse  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Mediterranée.  121 

mouvement  de  torsion  continue  (fìg.  99 — 101).  et  dans  le  spermato- 
zoide nifìr  (fìg.  102  ,  on  peut  compter  une  treutaine  de  tours  de 
spire  consécutif8. 

Pour  en  finir  avec  le  développement  du  zoosperme,  il  nous  suftit 
dajouter  que  le  protoplasme  cellulaire  a  continné  pendant  lévolu- 
tion  du  noyau  à  couler  en  gouttelettcs  le  long  du  filament  caudal, 
fournissant  ainsi  des  matériaux  pour  son  allongement,  jusqua  ce 
qu  ii  ait  atteint  ses  diruensions  définitives.  Le  spermatozoide  mfìr  se 
compose  alors  des  deux  parties  suivantes  (pi.  9  tìg.  102)  . 

1°  la  téte,  ou  plus  cxactement  le  corps.  Certe  partie  est 
formée,  comme  nous  l'avons  vu,  par  deux  cordons  tordus  en  spi- 
rale Tun  contre  l  autre,  et  se  termine  en  pointe  effilée  à  la  partie 
antérieure;  son  diamètre  est  d'euviron  l'/4  /i.  En  arriere.  elle  est 
reliée  directement  à  la  queue.  sans  aucun  segment  intermediai  re.  et 
il  est  mème  difficile  de  déterminer  exactement  le  point  de  sépara- 
tion  des  deux  parties,  si  Ton  n'a  pas  recours  aux  matières  colorantes. 
La  tète  provient  uniquement  du  noyau  de  la  sperma- 
tide,  qui  est  employé  entiérement  ù  sa  formation.  Elle 
renferme  donc  à  la  fois  la  nucléine  et  le  caryoplasma  de  la  sper- 
matide. 

2°  la  queue.  Elle  est  cylindrique;  sa  lougueur  est  de  300  p  envi- 
ron,  et  son  diamètre  de  0,8  «,  ce  qui  fait  pour  tout  le  spermatozoide 
une  longueur  de  150  «,  c'est-à-dire  de  prés  d'un  demi-millimètre. 
Nous  avons  vu  que  la  queue  était  formée  originairement  de  deux 
parties  distinctes,  un  fil  axial  et  une  gaìne.  Chez  les  spermatozoides 
mur8.  ces  deux  parties  sont  intimement  soudées  et  il  n'cst  plus  pos- 
sible  de  les  distinguer  l  une  de  l  autre.  L'épaisseur  de  la  queue 
est  la  mème  sur  toute  sa  longueur,  et  elle  se  termi  uè  brusquement 
à  l'extrémité  postérieure. 

Le  spermatozoide  est  anime  de  mouvements  ondulatoires  assez 
lents.  qui  le  font  progresser.  Mais  il  semblc  aussi  ótre  doué  d'un 
mouvement  de  rotation  sur  lui  mème.  qui  le  ferait  avancer  comme 
une  hélice,  gräce  à  la  formation  en  spirale  de  la  tète.  Il  est  pro- 
bable que  ce  mode  de  progression  joue  un  ròle  au  moment  de  la 
pénétration  du  spermatozoide  dans  l  oeuf.  Mais  je  n'ai  pas  pu  m  en 
assurer  expérimentalement. 

Je  viens  de  décrire  le  développement  d'un  spermatozoide  isolé, 
mais  ceci  est  l'exception.  Dans  la  plupart  dea  cas  ils  se  développent 
en  grappe»,  renfermant  un  nombre  plus  ou  moins  grand  de  sperma- 
tides  réunies  autour  d'un  cytophore  centrai.    Ce  cytophore  est 


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C.  Pictet 


formé  par  le  reste  du  protoplasme  d'ira  gros  spermatocyte.  dont  le 
noyau  s'est  divisé  un  grand  nombre  de  fois,  pour  donner  naissance 
à  antant  de  spermatozoides  qu  ii  y  a  de  noyaux  fils.  Il  faut  remar- 
quer  que,  dans  ce  cas,  tous  les  noyaux  ainsi  engendrés  sont  em- 
ployés  à  la  formatìon  des  spermatozoides.  et  que  la  cellule  cyto- 
phorale  ne  garde  pas  de  noyau  propre,  comrae  cela  a  lieu  quelquefois. 
Lorsque  les  spermatozoides  sont  complétement  développés,  le  reste 
du  protoplasme  du  cytophore  qui  n'a  pas  servi  à  la  formation  des 
qucues  disparatt,  ce  qui  pennet  aux  zoospermes  réunis  en  grappes  de 
se  séparer. 

Dans  beaucoup  de  cas  aussi,  les  spermatozoides  se  fonnent  par 
petit8  groupes,  ou  par  paires  [pi.  9  fig.  104 — 108).  Mais,  qu'ils  se 
développent  isolément  ou  réunis  en  plus  ou  moins  grand  nombre. 
l'évolution  de  chaque  spcrmatozoide  est  toujours  identique;  je  D'ai 
donc  pas  à  y  re  venir. 

J'ajouterai  encore  deux  mots  sur  la  spermatogénesc  chez  une 
forme  voisine  de  la  Cymbulie,  la  Tiedemannia  neapolitana  van  Ben. 
Un  exemplaire  de  cet  animai,  captaré  en  janvier,  montrait  des  sper- 
matozoides à  tous  les  degrés  de  développement,  et  j'ai  pu  me  con- 
vaincre  que  sa  spermatogénèse  se  rapproche  beaucoup  de  celle  de 
la  Cymbulie.  Les  spermatides  sont  scmblables.  et  possèdent  un 
noyau  sphérique  et  homogéne  de  4  u  de  diamètre.  La  principale 
différence  est  que  chez  la  Tiedemannia  le  noyau  s'allonge  simple- 
ment,  en  se  contournant  légèrement,  et  ne  se  tord  pas  autant  que 
chez  la  Cymbulia.  La  localisation  de  la  nucléine  sur  la  périphérie 
dn  noyau  se  présente  aussi,  mais  elle  est  moins  prononcée.  Les 
spermatozoides  mure  sont  analogues.  mais  on  compte  moins  de  toura 
de  spire  dans  la  portion  céphalique. 


Bibliographie. 

Le  seul  auteur  qui  ait  étudié.  à  ma  connaissance,  la  sperma- 
togénèse chez  les  Ptéropodes  est  Gegenbaur  (23),  qui  donne  une 
description,  assez  exacte  pour  l'époque,  du  développement  des  sper- 
matozoides chez  la  Tiedemannia.  Cet  auteur  décrit  la  formation  des 
spermatogemme8,  qui  se  transforment  en  faisceaux  de  spermatozoides 
formés  de  deux  j)arties,  une  antérieure  contournée  en  spirale,  et  une 
postérienre  filiforme.  Mais  il  ne  s  occupe  nullement  du  róle  que  • 
remplisseut  les  différcntes  parties  de  la  cellule  séminale  dans  la 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques Invertébrés  de  la  Mediterranée  1 23 

composition  dn  zoosperme,  et  sa  descriptton  qui  ne  se  rapporte  guère 
qua  l'aspect  extérieur  des  cellules,  n'a  plus  pour  nous  qu'un  intérèt 
purement  historique. 

IV.    Spermatogenese  chez  les  Cép baio po des. 

Méthode  employée. 

Jai  choisi  com  me  représentant  de  la  classe  des  Cépbalopodes  la  Sepia 
officinoti*  L.  qui  est  commune  dans  toute  la  Méditerranée.  Si  Ton 
dilacero  au  printemps  une  portion  du  testicule  de  cet  animai,  on 
est  sftr  d'y  rencontrer  des  spermatozoides  à  tous  les  degrés  de  déve- 
loppement.  Pour  en  étudier  la  structure,  les  meilleurs  résultats 
m'ont  été  donnés  par  l'emploi  du  Dahlia  en  solution  neutre  dans 
l'eau  de  mer.  Cette  matiére  colorante  a  la  propriété  de  pénótrer 
dans  les  spermatozoides  de  la  Seiche  san 8  les  tuer.en  leur  donnant 
un  aspect  très  favorable  à  l'étude. 

Quoique  cette  coloration  ne  soit  pas  purement  nucléaire,  vu  la 
neutralitó  de  la  solution,  le  noyau  s'y  colore  cependant  plus  fortement 
que  le  reste  de  la  cellule,  et  on  a  l'immense  avantage  que,  les  élé- 
ments  restant  vivants  un  certain  temps,  on  est  certain  que  leur  forme 
et  leur  structure  n'ont  pas  été  altérées,  comme  cela  arrive  toujours 
plus  ou  moin8  en  employant  les  agents  fixateurs. 

Cette  propriété  des  spermatozoides  de  Sepia  de  se  colorer  assez 
fortement  pendant  la  vie  est  assez  rare  chez  les  cellules  animales,  et 
en  fait  un  objet  très  propice  à  l'étude  de  la  spermatogénése. 

La  solution  de  Dahlia  dans  le  chlorure  de  manganése,  que  j  ai 
essayóe  derniérement,  donne  aussi  d'excellents  résultats  pour  l'étude 
générale  du  développement.  Les  cellules  y  vivent  un  certain  temps. 
en  se  colorant  d  une  fa^on  remarquable. 

Pour  l'étude  spéciale  du  noyau.  j  ai  toujours  employé  le  vert 
de  méthyle  en  solution  dans  l'acide  acétique  à  I  ^,  soit  seul,  soit 
précédé  d'une  fixation  par  les  vapeurs  osmiques. 

Spermatogé  nèse. 

Le  Stade  d'évolution  le  plus  jeune  que  j'aie  observé  chez  la 
Sepia  officinali*  est  celui  de  spermatocytes  pi.  10  fig.  109  et  110). 
Ce  sont  des  cellules  sphériques,  de  dimensions  variables,  suivant  le 
nombre  de  divisions  qu'elles  ont  déjà  subies:  elles  possèdent  un 


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C.  Pictet 


gros  noyau  spbérique  renfennaut  un  réticulum  de  nucléine.  Ces 
cellules  se  divisent  aetivenient  par  earyocinèse,  jusqu  au  moment  où 
ellcs  ont  atteint  un  diamètre  de  15  u  envirou.  A  ce  moment,  il 
s'opère  encore  une  dernière  divisiou  ßg.  Ili),  qui  ma  paru  se  taire 
par  simple  étranglement  (division  acinétique),  et  dont  le  résnltat 
serait  la  formation  des  spermatides.  cest-à-dire  des  cellules  qui 
vont  se  transformer  directement  en  spermatozoides.  sans  subir  de 
nouvelle  divisiou. 

Il  m'a  semblé  que  la  dernière  division  seule  s'effectuait  par 
voie  acinétique.  Il  y  a  cependant  un  fait  qui  semblerait  prouver 
qu  ii  nen  est  pas  toujours  aiusi.  En  effet.  la  division  des  sperma- 
tocytes  en  spermatides  s'cffectue  en  général  complétement  avant  que 
le  développcment  des  spermatozoides  ne  commence:  chaque  cellule 
renterme  alors  un  noyau.  et  donne  naissancc  à  un  seni  zoosperme. 
Cepeudaut  il  arrive  très  souvent  aussi  que  la  dernière  divisiou  du 
noyau  des  spermatocytes  n'entraine  pas  la  division  du  reste  de  la 
cellule,  et  il  se  forme  des  cellules  à  deux  noyaux.  produisant  deux 
zoospermes  qui  ne  s'individualiseront  que  plus  tard. 

Mais  on  observe  aussi  de  grosses  cellules  à  trois.  quatre.  ou 
plusieurs  noyaux.  quelquefois  méme  formant  un  véritable  cytopbore, 
et  il  est  probable,  dans  ce  cas.  que  tous  les  noyaux  qui  ont  prie 
naissance  dans  Tintcrieur  de  cette  cellule  nnique  se  sont  formés  par 
une  sèrie  de  divisions  successives  du  noyau  primitif  de  la  cellule 
par  voie  acinétique. 

Ceci  n'a  du  reste  pour  nous  qu'une  importance  secondaire. 
Liraportant  est  de  constater  que  chacun  des  noyaux  de  la  cellule 
cytopboralc  va  se  transformer  en  un  spermatozoide .  avec  la  parti- 
cipation  du  protoplasme  adjacent.  Maintenant.  que  les  spermatides 
soient  réunies  en  un  cytophore  ou  quellcs  soient  isolées.  le  développe- 
ment  du  spermatozoide  est  identiquement  le  méme.  Prenons  donc 
pour  1  étudier  le  cas  le  plus  simple,  qui  est  celui  d  une  spermatide  isolée. 

Immédiatement  après  sa  naissance  aux  dépens  du  spermatocyte, 
la  spermatide  (pi.  10  fig.  112)  se  présente  sous  la  forme  dime 
petite  cellule  spbérique.  mesurant  S  à  10  u  de  diamètre,  entourée 
d  une  membrane  très  mince,  et  renfermant,  à  l  intérieur  d'un  cito- 
plasma faiblement  granuleux,  un  noyau  sphérique  de  5  fi  de  dia- 
mètre. Sa  nucléine  a  encore  une  appareuce  réticulée.  mais  elle  va 
bientnt  perdrc  cet  aspect  pour  devenir  homogène,  et  se  répandre 
uniformément  dans  le  noyau.  On  rcmarque  en  outre  dans  le  cyto- 
plasnie  de  la  spermatide  un  ou  plusieurs  corpuscules  réfringents. 


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Kech.  sur  la spennatogénèse  chez  quelques Invertébrés  de  la  Mediterranée.  1 25 

La  première  ébauche  de  la  formation  du  spermatozoide  est  repré- 
sentée  par  la  naissance  d'un  filament  excessivement  fin,  émergeant 
de  la  membrane  cellulaire  pi.  10  fig.  113].  Son  lieu  d'origine  par 
rapport  an  noyau  varie  d'une  cellule  à  lautre;  tantòt  il  se  forme 
prés  du  noyau,  tantòt  du  coté  opposé,  et  il  est  facile  de  constater 
quii  ne  se  trouve  pas  originai  remeut  en  rapport  avec  lui,  et  quii 
provient  donc  uniquement  du  cytoplasme. 

Ce  filament  acquiert  une  certaine  longueur  sans  que  la  spernia- 
tide  change  de  forme.  Mais  bientót  le  noyau  commence  à  s'allonger. 
De  sphérique  qu  ii  était,  il  prend  une  forme  ovalaire,  en  s'orientant 
dans  le  sens  du  filament  caudal.  Dès  qu  ii  commence  son  évolution, 
on  voit  disparaitre  le  réticulum  nucléinien,  dont  la  substance  se  répand 
uniformément  dans  le  noyau,  qui  devient  pour  un  certain  temps 
entièrement  homogéne  pi.  10  fig.  115,  116). 

Mais  cet  état  n'est  que  passager.  En  eftet.  l'allongement  eon- 
tinuant  à  s'acccntuer,  le  noyau  prend  la  forme  d'un  batonnet  légère- 
ment  renflé  à  sa  partie  niédiane,  et  pendant  ce  temps  la  nucléine 
vient  se  condenser  au  milieu  du  batonnet,  de  facon  à  laisser  aux 
deux  extrémités  un  espace  clair  où  il  ne  reste  plus  qu  une  gouttelette 
de  caryoplasma  hyalin,  entourée  par  la  mince  membrane  uucléaire 
pi.  10  fig.  117,  118). 

Nous  assistons  ici  au  méme  phénomène  de  retrait  de  la  nucleine, 
que  nous  avons  déjà  constate  chez  d'autres  spcrmatozoides.  Mais  ici 
il  affecte  une  nouvelle  disposition,  et  le  noyau  se  trouve  ètre  com- 
posé  de  trois  zones,  l'antérieure  et  la  postérieure  ne  renfermant  que 
du  plasma  nucléaire,  tandis  que  toute  la  substance  chromatique  s'est 
condensée  dans  la  zone  médiane.  Nous  verrous  bientòt  quel  est  le 
ròle  de  chacune  de  ces  parties  dans  la  formation  du  spermatozoide. 

Examinons  en  detail  le  développement  ultérieur  du  noyau  ainsi 
constitué.  A  sa  base,  et  prés  de  la  naissance  de  la  queue,  on 
observe  l'apparition  de  deux  petits  granules  réfringents,  placés  contre 
la  membrane  nucléaire,  et  paraissaut  formés  par  condensation  du 
caryoplasma  en  cet  endroit  (pi.  IO  fig.  115,  116  .  Ces  corpuscules 
ne  renferment  pas  de  nucléine,  car  le  vert  de  méthyle  ne  les 
colore  pas. 

Le  noyau,  en  continuant  à  s'allonger.  forme  un  petit  batonnet 
cylindrique  de  10—12  a  de  long  sur  2  «  de  large.  On  voit  alors 
ces  deux  granules  dont  je  viens  de  parler,  s  allonger  dans  le  méme 
sens  que  le  noyau,  et  former  deux  petits  trabécules  paralleles 
(pi.  10  fig.  117,  1 18).    Iis  émergent  bientòt  hors  de  la  membrane 


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C.  Pictet 


nucléaire  fig.  119  ,  et  atteigneut  une  longueur  d'environ  5  fi.  Lun 
d  eux  vient  s'appliquer  contro  la  base  de  la  queue,  en  forniant  aiusi 
un  trait  d'union  entre  cotte  dernière  et  la  téte  du  spennatozoide. 
tandis  que  le  second  reste  isolò,  devient  pointu  à  son  extrémité,  et 
forme  un  petit  piquant  ayant  l'aspect  d  une  seconde  queue  rudimen- 
taire  (pl.  10  fig.  121,  122).  Ces  deux  trabécules  sont  séparé»  de 
la  portion  chromatique  du  noyau.  ou  téte  proprement  dite,  par  une 
gouttelettc  du  carioplasma  hyalin,  et  ils  forment  ensemble  un  véri- 
table  segment  intermédiaire,  reliant  la  téte  à  la  queue  du 


Pendant  ce  temps,  le  filament  caudal  a  continué  sa  croissance, 
et  la  spermatide  tout  entière  a  pris  une  forme  ovaiaire,  en  suivant 
Involution  du  noyau.  La  membrane  cellulaire.  déjà  très  mince, 
devient  de  moins  en  moins  visible,  et  finit  par  disparaitre  entière- 
ment.  Le  résultat  de  ce  pbénomène  est  le  suivant:  le  cytoplasme, 
nétant  plus  retenu  par  la  membrane,  se  met  à  couler  le  long  du 
filament  caudal.  laissant  ainsi  le  noyau  à  nu  pi.  10  fig.  119—122). 
Il  continue  à  desccndre,  et  diminue  de  volume  à  mesure  que  la  queue 
sallonge  à  ses  dépens.  11  faut  remarquer  quon  n  observe  ici  ni  fil 
axial  ni  gaine  comme  nous  avons  vu  chez  Ics  Ptéropodes;  la  queue 
reste  très  mince.  et  paralt  formée  d'un  seul  tìlameut.  Lorsqu'elle  est 
entièrement  formée.  elle  atteint  une  longueur  de  100  fi. 

J'ai  dit  plus  haut  qu'on  observait  dans  le  protoplasme  de  la 
spermatide  un  ou  plusieurs  corpusculcs  réfringents  (pl.  10  fig.  112). 
Ces  granulations  ne  sont  que  les  cytomicrosomes  de  la  cellule  qui 
se  réunissent  pour  former  un  tout  petit  noyau  accessoire  (Neben- 
kern).  Ce  demier  n  a  ici  que  fort  peu  d  importauce.  Il  est  intéres- 
sant  de  constater  sa  présence,  qui  parait  étre  un  fait  assez  général 
dans  la  plupart  des  formen  animales  dont  la  spermatogénèse  a  été 
étudiée  atteutivement.  mais  il  n'est  pas  possible  de  lui  attribuer  ici 
aucun  róle  important  dans  la  formation  du  spennatozoide ,  et  son 
existence  n'est  pas  de  longue  durée. 

On  pourrait  croire.  à  première  vue.  que  c'est  de  lui  que  provieu- 
nent  les  deux  trabécules  du  segment  moyen.  ou  peut-ètre  aussi  la 
coiffe  céphalique  du  spermatozoide,  mais  il  est  aisé  de  se  convaincre 
du  contraire.  Si  nous  examinons  en  effet  les  figures  115 — 118 
(pl.  10),  nous  voyons  que  soit  la  coiffe  céphalique.  soit  le  segment 
moyen  sont  déjà  fonnés.  tandis  qu  on  voit  encore  le  petit  Nebenkeru 
inactif  au  milieu  de  la  spermatide.  Il  reste  ainsi  taut  que  le  noyau 
est  encore  entouré  du  cytoplasme.    Dés  que  ce  dcrnier  se  met  à 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Méditerranée.  127 

couler  le  long  de  la  queue,  le  noyau  accessoire  se  dissout  dans  le 
plasma  cellulaire  et  disparait  (pi  10  fig.  119.  120).  On  n'en  observe 
alors  plus  trace,  et  il  est  probable  que  sa  substance  est  utilisée 
en  nième  temps  que  le  cytoplasme  pour  la  fonnation  du  filament 
caudal. 

Je  viens  de  décrire  le  développement  d'une  spermatide  isolée. 
Il  arrive  cependant  plus  fréquemment,  comme  nous  lavous  vu  plus 
haut,  qu'elles  sont  réunies  par  groupes  de  deux  ou  trois  (pi.  10 
tìg.  127—130),  ou  méme  en  véritables  cytophores  (pi.  10  fig.  131,  132). 
Dans  ces  différents  cas,  le  mode  de  développement  de  chaque  sper- 
matozoide est  absolumeut  identique  à  celui  qui  a  licu  dans  les  sper- 
matides  isolées,  comme  on  peut  s'en  convaincre  par  l'examen  des 
figures.  Chaque  noyau  évolue  individuellement  pour  former  la  téte 
d'un  spermatozoide,  tandis  que  le  protoplasme  adjacent  est  employé 
à  la  constructìon  de  la  queue.  Lorsque  les  zoospermes  sont  unir-, 
ils  se  séparent,  et  le  reste  du  cytophore  disparait.  Notons  cncore 
que  tous  Ics  noyaux  de  la  cellule  cytophorale  sont  employés  à 
former  des  spermatozoldes,  et  qu  ii  ne  reste  pas  de  noyau  cyto- 
phoral  propre,  comme  on  en  a  décrit  quelquefois  chez  d'autres  ani- 
maux. 

Parvenu  à  sa  maturità,  chaque  spermatozoide  renferme  les  par- 
tie8  suivantes,  que  je  vais  énumérer  d'avant  en  arriere  (pi.  10 
fig.  123,  124): 

1°  la  coiffe  cóphalique,  fornice  par  une  gouttelette  de  cario- 
plasma hyalin,  et  entouróe  de  la  mince  membrane  nucléaire.  Nous 
avons  vu  qu  elle  a  pris  naissance  par  retrait  de  la  nucleine  dans  la 
partie  mediane  du  noyau.  Elle  reste  incolore  sous  l'action  des 
réactifs,  et  il  faut  un  grossissemeut  assez  fort  pour  la  voir  nette- 
inent-    Cette  première  partie  est  suivie  itnmédiatement  par: 

2°  la  téte  proprement  dite  du  spermatozoide.  Celle-ci  est  la 
partie  la  plus  importante,  et  renferme,  comme  nous  l'avons  vu,  la 
portion  chromatique,  ou  nucleine  de  la  cellule  séminale.  Elle  affecte 
la  forme  d'un  bsìtonnet  eylindrique  de  S — \)  fi  de  long,  sur  2  fi  de 
large  environ;  elle  est  un  peu  plus  large  à  la  partie  postérieure 
qu'à  la  partie  antérieure.  Elle  est  entourée,  de  méme  que  la  coiffe 
cépbalique,  par  la  membrane  nucléaire,  qui  est  très  fine,  et  qu'on 
ne  peut  apercevoir  qu'en  soumettant  les  spermatozoides  à  l'action  d'un 
dissolvant  de  la  nucleine. 

Il  est  à  remarquer  que  la  téte  n'est  pas  uniquement  formée  de 
nucléine,  mais  qu  elle  renferme  aussi  le  reste  du  plasma  nucléaire 


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12S 


C.  Pictet 


qui  n  a  pas  été  employé  à  la  formation  de  la  coiffe  céphalique  ou 
du  segment  moyen.  Ce  plasma  est  intimement  mélangé  avec  la 
nucleine  en  une  seule  masse  honiogène.  Lorsqu'on  dissout  la  nucléine 
dans  un  alcali,  on  voit  alors  clairement  le  carioplasma  de  la  tète, 
qui  ne  forme  plus  qu  un  avec  celili  du  segment  procéphalique. 

3°  le  segment  moyen,  provenant  du  plasma  nucléaire,  et 
formé  premièrement  d  une  portion  transparente  en  contact  immédiat 
avec  la  téte,  et  en  second  Heu  du  segment  moyen  proprement  dit, 
formé  de  deux  trabécules  dont  Tun  s'est  constitué  en  un  petit  piquant 
long  de  5  u,  ou  queue  rudimentaire,  tandis  que  l  autre  sert  de  trait 
d'union  entre  la  tète  et  le  fìlament  caudal. 

4°  la  queue  du  spermatozoide.  Cette  dernicre  est  filiforme, 
très  mince  et  d  une  longueur  de  100  fi  environ.  Elle  est  légèrement 
élargie  à  son  point  d'attaché  avec  le  segment  moyen,  et  il  est  diffi- 
cile de  déterminer  exactement  le  point  où  commencc  l  une  et  où 
finit  lautre.  Elle  provient  entiéreiuent  du  cytoplasme  de  la  sper- 
matide. 

Lorsque  les  spermatozoì'des  sont  arrivés  à  ce  degré  de  développe- 
ment,  la  portiou  cytophorale  qui  les  réunissait  par  petites  raasses  se 
dissout.  Les  zoospermes,  très  mobiles,  nagent  alors  librement,  et 
sont  bientót  expulsés  par  le  canal  déférent,  et  emmagasinés  dans  les 
spermatophores,  par  un  procédé  que  je  nai  pas  eu  l'occasion  détu- 
dier.  Si  Ton  examine  les  spermatozoì'des  contenus  dans  un  sperma- 
topbore,  on  leur  trouve  la  mème  Constitution,  et  les  quatre  i>arties 
(jue  je  viens  de  décrire  se  voient  toujours  distinctement. 

Il  est  à  remarquer  toutefois  qu'on  trouve  beaucoup  de  tètes  de 
spermatozoì'des  isolées.  sans  queue  ni  segment  moyen,  et  quelquefois 
mème  sans  coiffe  céphalique  (pi.  10  fig.  125).  Ce  phénomène  est 
évidemment  accidentel,  et  tient  sans  doute  à  la  fragilité  du  segment 
iutermédiaire ,  qui  n'est  relié  à  la  téte  que  par  une  gonttelette  de 
protoplasma  transparent. 

Bibliographie. 

La  spermatogénèse  des  Céphalopodes  a  été  étudiée  par  Brock  (8) 
chez  Sepiola.  D'après  lui,  les  spermatozoì'des  de  ce  genre  ont  une 
grande  analogie  avec  ceux  de  Sepia,  et  leur  développement  est  le 
méme.  Il  commence  par  une  sèrie  de  divisions  des  noyaux  des 
cellules  mères.  puis  ces  grosses  cellules  multinucléées  émettent  cha- 
cune  un  prolongemeut  protoplasmique  qui  formerà  les  queues  des 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelqueslnvertébrés  de  la  Mediterranée.  1 29 

spermatozoides,  en  se  divisant  subséquemment  en  autant  de  filameuts 
qu  ii  y  a  de  noyaux  dans  la  cellule  mère.  Chaque  filament  entre 
alors  eu  rapport  avec  un  noyau,  par  une  portion  plus  élargie,  tandis 
que  son  extrémité  postérieure  est  excessi  vement  fine.  Pour  terraiuer 
l'évolution  du  spermatozoide,  le  noyau  s'allonge.  et  s'aplatit  en 
arrière,  puis  chaque  zoosperme  ainsi  formé  se  séparé  de  la  cellule 
mère,  qui  subsiste  sous  la  forme  d  une  goutte  de  protoplasme  hyalin. 

Gomme  on  le  voit,  certe  description  est  assez  incomplète.  Cepen- 
dant,  Brock  a  fort  bien  observé  que  la  téte  du  spermatozoide  est 
d'origine  nucléaire,  et  la  qneue  d'origine  protoplasmique  ;  mais  je  ne 
peux  pas  étre  de  son  avis,  au  sujet  du  mode  de  formation  de  la  queue, 
car  j  ai  toujours  vu,  dans  les  cas  où  Ics  spermatozoides  se  fonnaient 
dans  des  cellules  multinucléées,  chaque  filament  caudal  naitre  isolé- 
ment,  tandis  que  Brock  décrit  un  gros  prolongement  commun.  qui 
se  scinde  en  fibrilles  secondaircment.  En  outre,  il  ne  décrit  le  Seg- 
ment intermédiaire  que  comme  une  partie  plus  élargie  de  la  queue, 
et  il  net udic  pas  son  mode  d'origine,  pas  plus  que  de  la  coiffe 
céphaliqne,  dont  l'existence  lui  a  évidemment  échappé. 

Sabatier  (74|  a  étudié  la  spermatogénèse  chez  YEledone.  Il 
paraìt  y  avoir  chez  ces  Céphalopodes  deux  formes  de  spermatozoides, 
les  uns  spiriformes,  les  antres  filiformes.  Cet  auteur  remarque 
quii  se  forme  une  condensation  de  la  substance  chromatique,  tantòt 
au  centre  de  la  cellule  spermatozoides  spiriformes)  tantòt  à  la  péri- 
phérie  (spermatozoides  filiformes).  La  téte  des  spermatozoides  serait 
formée  par  le  cordon  chromatique  du  noyau,  tandis  que  le  filament 
caudal  paraìt  provenir  du  cytoplasme.  Les  zoospermes  ÜEledotie 
différant,  d'après  sa  description,  notablement  de  ceux  de  Sepia,  je 
ne  my  étendrai  pas  plus  longtemps. 

V.    SpermatogónèBe  chea  les  Polychètes. 

Méthode  employée. 

Ayant  trouvé,  dans  des  draguages  pratiqués  par  M.  le  Professeur 
H.  Fol  dans  les  environs  de  Nice,  une  petite  Annélide  peu  cornane, 
XEteone  pterophora  Ehlers,  jeus  l'occasion  den  observer  la  sperma- 
togénèse, et  comme  elle  me  pamt  préscnter  des  différences  notables 
avec  celle  qu'on  observe  généralemcnt  chez  les  Annélides,  je  l  ai 
choisie  comme  objet  d  etude,  de  préférence  aux  types  connus,  comme 
le  Lombric,  par  exemple,  qui  a  déjà  donne  matière  à  de  nombreux 
travaux. 

Mittbeilnngen  ».  d.  Zoolog.  Stati-m  zu  N'oapel.    Bt.  10.  0 


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130 


C.  Pictet 


Malheureusenient.  je  nai  eu  que  pcu  d'exemplaires  à  ma  dis- 
position,  ce  qui  en  rendra  la  description  moins  complète  que  je 
l'eusse  désiré,  surtont  pour  ce  qui  a  rapport  aux  premiers  Stades  du 
développement. 

Pour  étudier  la  spermatpgénèse  chez  cette  espéce,  il  suffit  de 
dilacérer  une  i)ortion  du  corps  de  lanimal  sur  le  porte-objet.  Les 
produits  génitaux  qui  sont  répandus  dans  la  cavitò  du  corps  s?en 
échappent,  et  Ton  na  plus  qua  y  ajouter  une  goutte  de  la  solution 
de  Dahlia  dans  l'eau  de  mer  ou  dans  le  chlorure  de  manganése, 
pour  obtenir  d'excellentes  préparations.  Pour  l'étude  du  noyau .  jai 
toujours  cmployé  le  vert  de  métbyle  acétique.  selon  la  métbode 
ordinaire. 


Spermatogenese  chez  Eteone  ptcrophora  Ehlers. 

Dans  l'cspècc  qui  nous  occupe,  les  élémcnts  séminaux  sont 
formés  dans  de  petites  capsules  renfermant  chacune  une  grappe  de 
spermatocytes.  Il  ne  ma  pas  été  possible  d  étudier  l'origine  de  ces 
capsules,  vu  l'état  généralement  avance  de  maturation  des  sperma- 
tozoides.  Mais  j  ai  pu  me  convaincre  que  cette  formation  est  très 
differente  de  ce  qui  a  été  décrit  soit  par  Bloomfield  chez  le  Loiu- 
bric  (7^  soit  par  Jensen  chez  CHtellio  (31).  Dans  la  grande  majo- 
rité  des  Annélides,  en  effet,  chaque  spermatogonic  donne  naissance 
à  une  spcrmatogemme  formée  par  un  amas  de  spermatocytes,  ou  cel- 
lulcs  filles,  issues  par  division  de  la  spermatogonie,  c'est-à-dire  de 
la  cellule  mère.  Ces  spermatocytes  sont  d'abord  des  ccllules  bien 
individualÌ8ées,  ayant  chacune  sa  membrane  propre.  Mais  bientót, 
les  cellules  qui  se  trouvent  au  ccntre  de  la  spcrmatogemme  se  fusion- 
uent  ponr  former  ainsi  un  cytophore  Jensen)  ou  blastophore 
(Bloomfield),  à  la  périphérie  duquel  sont  groupés  les  spermatocytes 
qui  sont  desriués  à  former  les  spermatozoìdes. 

Chez  X Eteone,  au  contrairc ,  il  en  est  tout  autrement  :  en 
premier  lieu.  la  spermatogemme  se  tronvc  ici  renfermée,  comme  je 
l'ai  dit,  dans  une  enveloppe;  nous  uous  trouvons  donc,  pour  employer 
Texpression  de  La  Valette  St.  George,  en  présence  d'un  sper- 
matoeyste.  Celui-ci  renfcrme  un  nombre  variable  de  cellules  filles 
ou  spermatocytes,  que  nous  aurons  à  décrire  plus  loin.  En 
second  lieu  .  nous  u  observons  pas  chez  YEfronc  de  formation  eyto- 
phorale.    A  un  certain  moment,  l  enveloppe  du  kyste  se  déchire.  et 


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Roch,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  In  vertéhrés  de  la  Mediterranée.  1 3  \ 

les  speruiatocytes  se  séparent  et  continuent  leur  développement.  soit 
isolément,  soit  par  petits  groupes  de  deux  à  quarre  cellules. 

Ces  différences  établies,  suivons  maintenant  le  développement 
des  spermatozoides.  Je  prendrai  pour  point  de  départ  le  sp  e  rina- 
to cy  te,  qui  est  la  forme  la  plus  jeune  que  jaie  pu  rencontrer. 
Ce  sont  de  grosses  cellules  sphériques,  d'un  diamètre  variant  de 
lö  u  à  S  //,  suivant  le  nombre  de  divisions  qu'elles  ont  déjà  subies 
(pl.  10  fig.  133).  Leur  protoplasme  est  finement  grannleux,  et  ren- 
ferme  un  gros  noyau.  d'un  diamètre  de  9  à  6  fi.  Ce  noyau  con- 
tient  un  réticulum  de  nucleine,  et  en  outre,  près  du  centre,  un  petit 
nucléole  réfringent.  Ce  nucléole  ne  se  colore  pas  par  le  vert  de 
métbyle,  il  ne  renferme  donc  pas  de  nucleine:  c'est  un  nucléole 
plasmatique  (Cakxoy]  . 

Ces  spermatocytes  subissent,  comme  je  l'ai  dit,  une  sèrie  de 
divisions  subséquentes.  Ce  fractionnement  a  lieu  d'abord  par  caryo- 
cinèse,  pnis  il  parait  y  avoir  au  moins  une  dernière  gcuération  formée 
par  division  directe  acinétique)  qui  donne  alors  naissance  aux  sper- 
ili a  ti  des  (pl.  10  fig.  134  ,  c'est- à- dire  aux  cellules  qui  vont  se 
tran8forraer  directement  en  spermatozoides.  . 

Ces  cellules  sont  d'une  grande  simplicité  de  structure.  Leur 
protoplasme  est  trés  finement  grannleux  et  paratt  homogene  s\  première 
vue.  Il  est  limité  par  une  membrane  cellulaire  très  mince.  Le 
noyau  est  sphérique,  et  homogene  dans  tonte  sa  masse.  Il  ren- 
ferme un  caryoplasma  hyalin,  dans  lequel  la  nucleine  s'est  nniformé- 
ment  répandue.  Le  diamètre  de  la  spermatide  est  de  S  //  :  celui  du 
noyau  de  4  fi.  On  observe  en  outre  dans  le  cytoplasme  un  certain 
norabre  de  granulations  réfringentes.  ou  cy tomicrosomes. 

Passon8  maintenant  au  développement  du  spermatozoide  aux 
dépens  de  cette  cellule,  et  occupons  nous  d'abord  de  la  formation 
de  la  queue.  Nous  assistons  ici  à  deux  processus  bien  distinets, 
que  nous  allons  étudier  successivement. 

Dans  le  premier  cas,  la  queue  se  forme,  comme  chez  la  plupart 
des  autres  animaux.  de  la  manière  suivante.  On  voit  sortir  de  la 
péripbérie  de  la  cellule  un  fin  prolongement,  qui  s  accroit  peti  à  peu 
aux  dépens  du  protoplasme  cellulnire.  La  membrane  de  la  sperma- 
tide s'amincit  et  disparait  peu  ä  peu;  le  protoplasme  se  met  alors 
à  couler  en  gouttelettes  le  long  du  filament  caudal.  qui  s'allonge  au  far 
et  a  niesure.  Jnsqu'à  une  époque  avancée  de  développement,  le  noyau 
reste  placé  au  centre  de  la  cellule,  et  ce  n'est  que  lorsque  la  queue 
a  déjil  atteint  une  certaine  longueur.  grace  à  récoulement  du  proto- 

9» 


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C.  Pictet 


plasme,  qu  ii  reste  isole  pour  fornier  la  téte  du  sperniatozoide  (pi.  10 
fig.  144—146). 

Mais  ce  mode  de  développement  est  le  raoins  fréqueut.  Dans 
la  grande  majorité  des  cas,  en  eflet,  la  (|ueue  se  forme  d  une  facon 
trés  differente,  et  voici  comment.  La  membrane  cellulaire  disparait; 
la  spermatide  se  compose  alors  seulement  d'un  noyau  et  d  un  Neben- 
kern, dont  nous  aurons  à  reparler,  tous  deux  placés  au  centre  d  une 
gouttelette  de  protoplasme.  II  arrive  alors  ceci,  que  le  noyau  et 
le  Nebeukern  éniigrent  du  centre  à  la  périphérie  de  cette  goutte- 
lette protoplasmique,  puis  ils  en  sortent  entiérement.  A  ce  moment, 
la  spermatide  présente  la  forme  d'un  noyau  isolé  de  tous  cótés, 
sauf  à.  la  partie  postérieure  où  se  trouve  le  protoplasme  cellulaire, 
formant  une  goutte  transparente  (pi.  10  fig.  137  et  138).  Si  nous 
observons  maintenant  un  stade  plus  avancé,  nous  voyons  que  le 
cytoplasme  s'est  séparé  presque  complétement  du  noyau.  Il  ne  reste 
plus  entre  eux  qu'un  trait  d  union,  sous  la  forme  d'un  fin  filament, 
qui  est  l'origine  de  la  queue  du  spermatozoide  (pi.  10  fig.  139  . 
Primitivement,  ce  filament  est  trés  court,  et  la  goutte  de  protoplasme 
assez  volumineuse.  Mais  bientòt  il  sallonge.  et  la  gouttelette 
diminue  graduellement,  pour  disparaitre  complétement  lorsque  la 
queue  aura  atteint  son  entier  développement  pi.  10  fig.  140  et  141). 
Quoi  qu'il  en  soit,  ces  deux  modes  d'évolution  concourent  d'une 
manière  differente  au  méme  but.  Dans  les  deux  cas,  il  est  incontes- 
table  que  c'est  le  protoplasme  cellulaire  qui  donne  nais- 
sance  à  la  queue  du  spermatozoide. 

Occupons  nous  maintenant  de  l'origine  de  la  téte  du  zoosperme, 
et  de  son  développement.  Pour  cela  il  nous  faut  remonter  un  peu 
en  arrière,  au  moment  où  le  filament  caudal  n'est  pas  encore  diffé- 
rencié.  J'ai  dit  que  le  cytoplasme  de  la  jeune  spermatide  était  fine- 
ment  granuleux,  et  paraissait  presque  homogène  à  première  vue. 
Au  centre  de  la  cellule  se  trouve  le  noyau,  nettement  circonscrit  par 
sa  membrane,  et  autour  de  lui.  épars  dans  le  protoplasme,  se  voient 
quelques  granules  réfringents,  ou  cytomi crosomes  (pi.  10  fig.  134). 

Nous  voyons  maintenant  ces  granulations  du  cytoplasme  devenir 
plus  apparentes,  puis  se  fusionner  en  une  seule  masse,  pour  former 
ainsi  le  noyau  accessoire  de  la  spermatide  pi.  10  fig.  135  et  136). 
Le  Nebenkern  prend  donc  ici  naissance  de  la  méme  manière  que 
chez  les  animaux  que  nous  avons  étudiés  jusqu'à  présent.  Il  offre 
surtout  une  grande  analogie  avec  celui  qu'on  observe  ebez  les  Oursins, 
comme  nous  allons  le  voir  tout  a  l'heure.  Ce  Nebenkern  a  la  forme 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  luvertébrés  de  la  Méditerranée.  1 33 

d'un  corpuscule  sphérique,  ou  légèrement  ovalaire,  de  3  ft  environ; 
son  contenu  est  honiogène.  Étudions  raaintenant  son  róle  dans  la 
formation  da  spermatozoide.  Pour  cela  il  nons  faut  suivre  en  méme 
temps  les  modifications  du  noyau  véritable  de  la  cellule.  Daus  l'ori- 
gine, c'est  un  globule  sphérique,  uniformément  pourvu  de  nucléine, 
mais  dès  que  la  queue  a  commencé  son  développement,  nous  le 
voyons  s'allonger,  et  prendre  une  forme  ovoide.  Le  noyau  accessoire 
vieut  alors  se  piacer  entre  l'extrémité  du  noyau  et  la  naissance  du 
filameli t  caudal  (pi.  10  fig.  137  et  138).  Il  est  appliqué  intimément 
contre  le  noyau.  ce  qui  pourrait  donner  lieu  à  l'hypothèse  qu'il  est 
d'origine  nucléaire.  mais  il  est  facile  de  se  convaincre  du  contraire, 
en  examinant  un  stade  plus  jeune,  où  Fon  peut  observer  le  noyau 
et  le  Nebenkern  nettement  séparés  Inn  de  lautre.  En  outre,  ce 
dernier  présentant  un  ccrtain  volume,  sii  était  d'origine  nucléaire. 
les  dimensions  du  noyau  devraient  étre  plus  faibles  après  sa  forma- 
tion quavant,  ce  qui  n'cst  pas  le  cas. 

Il  se  passe  maintenant  dans  le  noyau  ce  phénomène  particulier 
de  retrait  de  la  nucléine.  dont  j  ai  déja  parlé  à  propos  des  Ptéro- 
podes  et  des  Cépbalopodes.  Nous  voyons  en  effet  la  nucléine,  qui 
était  primitivement  répandue  uniformément  dans  le  plasma  nucléaire, 
se  retirer  peu  à  peu  et  se  localiser  dans  la  portion  médiane  et  posté- 
rieure  du  noyau,  de  sorte  que  ces  deux  parties  se  colorent  forte- 
meut,  tandis  que  la  partie  antérieure  reste  transparente  et  incolore, 
et  ne  renferme  plus  qu'un  caryoplasma  hyalin,  sans  aucune  trace  de 
nucléine  (pi.  10  fig.  136—138). 

A  ce  moment,  nous  voyons  donc  la  téte  du  spermatozoide  formóe 
d  une  portion  presque  cylindrique,  réfringente,  surmontée  à  sa  partie 
antérieure  d'un  petit  bourrelet  transparent,  quon  peut  assimiler  à  la 
coiffe  céphalique  décrite  par  plusieurs  auteurs.  A  la  partie 
postérieure  du  noyau,  au  contraire,  nous  voyons  le  Nebenkern,  ayant 
aussi  l'aspect  d'une  gouttelette  claire.  et  qu  on  peut  regarder  comme 
l'homologue  d'un  segment  moyen  (pi.  10  fig.  139—141).  Mais, 
qnoique  à  première  vue  sa  Constitution  paraisse  identique  à  celle  du 
segment  antérieur,  il  en  diffère  ccpendant  totalement,  étant  lui-méme 
d'origine  cytoplasmique,  tandis  que  le  segment  antérieur,  ou  procé- 
phalique,  provient  directement  du  noyau  de  la  spermatide. 

En  outre,  un  examen  attentif  nous  permet  de  constater  que  la 
membrane  nucléaire  englobe  en  un  seni  tout  la  téte  proprement  dite 
et  le  segment  procéphalique,  tandis  que  le  segment  moyen  se  trouve 
en  dehors  de  certe  membrane,  et  constitue  un  corpuscule  a  part. 


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134 


C.  Pictet 


Il  ne  nous  reste  que  peu  de  choses  à  ajouter  polir  décrire  la 
fili  de  revolution  du  sperniatozoide.  Pendant  les  différentes  niodi- 
fications  dout  uous  vcuons  de  parler,  la  queue  a  atteint  son  coniplet 
développeinent.  Quoi(iue  paraissant  tixée  sur  le  Nebenkern,  elle  est 
en  réalité  réunie  directement  au  uoyau,  e'est-à-dire  à  la  tète  du 
spermatozoide ,  comnie  on  peut  s'cn  convaincre  en  exarainant  la 
figure  142  pi.  10;.  La  raison  de  ce  phénoniène  est  dans  le  fait 
que  le  segment  nioyen  n'a  qu'une  existence  passagèrc.  Lorsque  le 
sperniatozoide  atteint  sa  niaturité,  le  noyau  accessoire  se  décolle  et 
tombe,  pour  disparaitre  aiusi  complétemeut  (pi.  10  fig.  142  et  143). 
Nous  avons  déjà  vu  exactement  le  meme  phénomène  se  produire 
chez  les  zoospermes  des  Échinides. 

Ce  corpuscule  ncst  donc  pas  à  proprement  parler  un  véritable 
segment  moyen,  puis  qu'il  n'cxiste  plus  dans  le  spermatozoide  mur, 
et  son  mode  de  formatiou  et  d'expulsion  paraissent  indiquer  que  son 
but  est  plutòt  d  éliminer  du  cytoplasme  de  la  spermatide,  des  matières 
qui  sont  imiti  los  à  la  formatiou  du  spermatozoide.  Le  noyau  ac- 
cessoire est,  ici  comme  ailleurs,  un  corpuscule  de  rebut. 

Si  nous  examinon8  maintenant  un  zoospernie  mür.  nous  voyous 
quii  est  d'une  grande  siniplicité  de  structure.  On  y  distingue  deux 
parties  bien  nettement  dèlimitèes  pi.  10  fig.  143): 

1°  la  tète,  formée  d'un  globule  cylindro-conique,  long  de  4  u, 
sur  3  u  de  large.  Elle  est  homogene,  fortement  réfringente.  et 
provient  du  noyau  de  la  spermatide.  Elle  renferme  donc  toute  la 
nucleine  de  la  cellule  seminale,  intimement  mélangée  avec  le  plasma 
nucléaire.  Elle  est  surmontée  à  sa  partie  antéricure  d'un  petit  capu- 
chon  transparent,  la  coiffe  céphalique,  provcnant,  comme  nous 
lavons  vu,  du  retrait  de  la  nucleine  en  cet  endroit.  La  tète  pro- 
prement dite  et  la  coifie  céphalique  sont  entourées  d  une  fine  mem- 
brane, qu'on  peut  mettre  en  évidence  en  soumettant  les  spermato- 
zoides  i\  l'action  d'un  dissolvaut  de  la  nucleine. 

2°  la  queue  du  zoosperme.  Cette  deruière  est  filiforme,  d'une 
longueur  de  60  u.  et  implantee  au  milieu  de  la  base  de  la  tète.  Elle 
est  auimée  de  mouvements  vibratoires  rapides  qui  font  progresser  le 
spermatozoide. 

Gomme  on  le  voit  d'après  cette  description.  la  spermatogénèse 
de  cette  Annélide  ressemble  beaucoup  ù  celle  des  Échinides.  Le 
noyau  accessoire  se  forme,  et  surtout  disparait  de  la  méme  manière. 
La  seule  diflerence  <|iie  nous  ayons  ici  est  la  forme  un  peu  plus 
élargie  de  la  tète.  et  le  phéiiomène  de  retrait  de  la  nncléine,  que 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Mediterranée.  1 35 

Ton  nobserve  pas  chez  les  Oursins.  Il  est  intéressant  de  constater 
des  processi^  de  développement  aussi  analogues  dans  des  classes 
danimaux  assez  éloignées  dans  lechelle  zuologique. 

Bibliographie. 

La  spermatogénèse  des  Annélides  a  été  érudiée  principalemeut 
par  Bloomfield  (7)  et  par  Jensen  [31).  Bloomfield  décrit  avec 
beaucoup  de  détails  le  développement  des  spermatozoides  da  Lom- 
bric.  Chez  cet  animai,  les  cellules  mères  des  zoosperiues,  ou  sper- 
matospores,  engendrent  par  division  nucléaire  des  spermatosphèrea, 
c'est-à-dire  de  gros  amas  cellulaires  dont  ebaque  partie  est  un  sper- 
matoblaste ,  autrement  dit  une  cellule  qui  se  transennerà  en  spernia- 
tozoide.  Ccs  spermatoblastes  se  groupent  à  la  périphérie  de  la 
sphèrc,  entourant  une  portion  centrale,  le  blas  top  bore,  qui  reste 
passif  dans  le  développement  des  spermatozoides.  et  joue  seulement  le 
ròle  de  cellule  de  soutien.  Lorsque  les  noyaux  des  cellules  fìlles  sont 
groupés  à  la  périphérie  du  blastophore,  l'évolution  des  spermatozoides 
sefiectue,  de  teile  fa^on  que  la  queue  du  zoosperme  provient  du 
protoplasme,  tandis  que  la  téte  est  fornice  par  le  noyau  du  sperma- 
toblaste.  Lorsque  les  spermatozoides  sunt  mürs,  ils  se  détachent, 
et  le  blastophore  disparait. 

Jensen  (31)  a  étudié  attenti vement  la  spermatogénèse  de  di- 
teli io  arenarius.  Il  décrit  chez  cette  espèce  la  formatiou  duu  cyto- 
phore  (qui  est  l'homologue  du  blastophore  de  Bloomfield),  et  il 
uomme  spermatocytcs  les  cellules  qui  se  groupent  à  la  périphérie  de 
ce  cytophore  pour  se  trausformer  en  spermatozoides.  Voici,  en  deux 
mots  comment  il  décrit  cette  évolution.  Il  se  forme  a  la  périphérie 
du  spermatocyte  un  tìlament  très  fin,  qui  sallonge  peu  à  peu  aux 
dépens  du  protoplasme  de  la  cellule  :  une  partie  de  ce  protoplasme  se 
condense  en  outre  à  la  base  du  tìlament,  et  forme  un  petit  bouton 
réfringent.  La  cellule  et  le  noyau  sallongeut  en  bàtonnet.  La 
téte  du  jeune  spermatozoide  est  formée  par  le  noyau ,  sauf  à  la 
partie  antérieure  où  fon  voit  une  gouttelette  protoplasmique  inco- 
lore, et  à  la  partie  postérieure  où  se  trouve  le  petit  globule  dont 
uous  venons  de  parler. 

Le  noyau  continue  à  s'allonger  et  s'eflile  en  avant:  en  meme 
teini)S  on  observe  la  disparition  d'une  portion  de  la  substance  nu- 
cléaire, dont  il  ne  reste  plus  (pie  la  partie  postérieure,  qui  forme 


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C.  Pictet 


la  véri  table  téte  du  spermatozoide.  Jensen  insiste  sur  ce  fait 
qu  ii  v  a  disparitigli  véritable  de  la  nucleine  et  non  c  onde  usa  ti  on.  car 
la  portion  qui  subsistc  n  augmente  pas  de  réfringence.  Cette  opi- 
nion me  parait  difficilement  admissible.  et  il  est  probable  qu  ii  n'y  a 
là  qu'uu  phénoméue  de  retrait  de  la  nucleine,  corame  nous  lavons 
observé  ebez  ì'Eteone. 

Le  spermatozoide  mùr  est  alors  coniposé  des  parties  suivautes: 
1°  un  filament  antérieur  pale,  provenant  du  protoplasme  du  sper- 
inatocyte:  2°  la  petite  portion  persistente  du  noyau,  ou  téte  propre- 
meut  dite:  3"  un  petit  bouton  trés  réfriugent  provenant  aussi  du 
cytoplasme:  4°  la  partie  épaissie  du  long  filament  caudal,  fonnée 
au  début  par  le  protoplasme  du  spermatocyte.  et  ensuite  par  celui 
du  cytophore,  et  5"  la  partie  mince  de  la  queue.  dérivant  seulement 
du  protoplasme  du  spermatocyte. 

Dans  sa  grande  monographie  des  Capitellides,  Eisio  (18;  décrit 
rapidement  lorigine  des  sperinatozoides  dans  cette  famille.  Il  pa- 
raitrait  que  chez  Capitello,  la  Spermatogenese  se  rapprochc  beau- 
coup  de  celle  du  Lonibric 

Il  se  forme  partout  des  spermatosphércs.  à  la  périphérie  des- 
quelles  se  gronpeut  les  spermatoblastes.  aux  dépens  desquels  se 
formerout  les  zoospermes.  Ces  derniers  ont  en  géuéral  un  globule 
procéphalique,  et  souveut  aussi  deux  petits  globules  entre  la  téte  et 
le  filament  caudal.  Laute ur  ne  s'occupe  pas  eu  détail  de  l'origine 
des  différentes  parties  du  spermatozoide. 

VI.    Spermatogónèse  chez  les  Tuniciers. 

Methode  employée. 

J  ai  choisi  comme  représentauts  de  l'Embrancbement  des  Tuni- 
ciers les  Salpes.  dout  la  spermatogéuésc  n'a,  à  ma  connaissauce. 
encore  jamais  été  étudiée.  et  panni  celles-ci  je  me  suis  occupò  plus 
spécialement  de  la  Salpa  rirgula  Vogt.  Cette  espéce  n'est  pas  trés 
rare  dans  la  baie  de  Yillefranehe  pendant  l'hiver. 

Si  Ton  examine.  pendant  les  mois  de  février  ou  de  mars  un  testi- 
cule  de  eet  animai,  ou  le  trouve  généralement  rempli  de  spermatides 
en  voie  d'évolution.  et  de  spermatozoides  mfìrs,  mais  je  n'y  ai  ren- 
contré  que  rarement  des  Stades  d'évolution  plus  jeunes.  Je  m  occu- 
perai done  seulement  du  développement  des  spermatozoides  aux 
dépens  des  spermatides. 

Tour  1  etude  de  cette  espéce,  j  ai  employé  les  mémes  méthodes 


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Recb.  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  luvertébrés  de  la  Mediterranée.  1 37 

que  pour  les  animaux  déjà  décrits.  Cependant  les  meilleures  pré- 
parations  mont  été  fournies  par  l'emploi  du  chlornre  de  manganese 
en  solution  aqueuse  à  5  #.  Ce  réactif  fixe  admirablement  les  cel- 
lules,  sans  en  altérer  aucunement  la  forme,  et  en  faisant  apparaitre 
distìnctement  le  noyau.  Il  a,  en  outre.  l'avantage  de  dissoudre  le 
vert  de  inéthyle  et  le  Dahlia,  ce  qui  pennet  de  fixer  et  de  colorer  en 
méme  temps  les  éléments  spermatiques.  sans  que  le  protoplasme  soit 
altéré,  comme  cela  arrivo  par  l'emploi  du  vert  de  méthyle  acétiqne. 
Il  est  toujoure  bon,  cependant,  demployer  ce  dernier  liquide  comme 
moyen  de  contróle  dans  l'étude  de  l'élément  nucléinien. 

La  solution  de  potasse  caustique  m'a  aussi  été  utile  pour  dé- 
terminer  exactement  la  localisation  de  la  nucléine  dans  le  noyau, 
particuliérement  pour  l'étude  du  fil  spirai  qui  entonre  la  tète  du 
spermatozoide. 

8  p  ormato  gène  s  e. 

Si  Ton  dilacére  une  portion  d'un  testicule  de  Salpa  virgula 
dans  une  goutte  d'ean  de  mer.  on  y  trouve  des  sperraatozoides  à 
différents  degrés  de  développement.  A  l'époque  où  j'ai  étudié  cette 
espècc.  la  spermatogénèse  était  déjà  assez  avancée;  cependant  j'ai  pu 
eueore  observer  quelques  spermatocytes  en  train  de  se  diviser  par 
caryocinèse,  et  il  m  a  semblé  aussi  qu'avant  la  formation  des  cellules 
de  la  dernière  génération,  ou  spermatides,  il  s'opérait  une  dernière 
division  par  simple  étranglement  du  noyau  (division  acinétique!. 

Ces  spermatides  (pi.  1 0  fig.  147  et  149)  sont  des  cellules  sphé- 
riqucs,  de  12  à  14  u  de  diamètre:  leur  protoplasme  est  finement 
granuleux.  et  on  y  remarque  en  outre  trois  ou  quatre  globules  ré- 
fringents,  ou  cytomicrosomes.  Le  noyau  est  sphérique.  d'un  dia- 
mètre de  6  /<  et  pourvu  d'une  membrane  mince  et  finement  réticulée  ; 
l'intérieur  est  rempli  par  la  nucléine  daspect  homogene,  et  répan- 
due  uniformément  dans  un  plasma  hyalin. 

Étudions  maintenant  la  formation  du  spermatozoide  aUx  dépens 
de  cette  cellule.  En  général.  chaque  spermatide  se  développe  isolé- 
ment;  cependant  il  est  des  cas  où  le  développement  a  lieu  par 
groupes  de  trois  à  quatre  pi.  10  fig.  161  et  162).  et  quelquefois  méme. 
comme  nous  le  verrons  plus  tard.  on  assiste  à  la  formation  d'un 
véritable  cytophore  compose  de  dix  à  douze  spermatides. 

Nous  nous  occuperons  d'abord  de  revolution  d'une  spermatide 
isolée.    Tandis  que  chez  les  animaux  étudiés  jusqu'à  présent.  c  est 


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13S 


C.  Pictft 


généralemeut  par  l'ébaucbe  du  fìlanient  caudal  que  coamience  le  dé- 
veloppement  du  sperniatozoide,  ici  la  queue  apparait  ordinairemeut 
beaucoup  plus  tard,  et  c'est  le  noyau  de  la  cellule  qui  se  modifie 
en  premier  lieu.  Ce  noyau  devient  ovalaire,  puis  fusiforme,  et  prend 
entin  la  forme  d'un  long  bàtonnet.  Il  arrive  ainsi  à  erre  en  contact 
avec  la  membrane  cellulare  par  ses  deux  bouts  (pi.  IO  fig.  149  et  150). 
Ici  au  lieu  que  ce  soit,  comme  c'est  le  cas  le  plus  fréquent,  la 
membrane  cellulaire  qui  cède,  et  s'allonge  en  suivant  la  forme  du 
noyau,  c'est  ce  dernier  au  contraire,  qui,  moins  résistaut,  se  replie 
à  l'intérieur  de  la  cellule  à  mesure  quii  continue  à  s'allonger. 

A  ce  moment,  la  spermatide  se  présente  donc  sous  la  forme 
d  une  cellule  ronde .  renfermant  un  noyau  replie  en  forme  de  C 
(pi.  IO  tìg.  155).  Laspect  de  ce  stade  isolé  pourrait  faire  croire  que 
c'est  le  boyau  nucléinien  de  la  cellule  spermatiquc  qui  va  à  lui  seni 
former  la  tete  du  spermatozoide.  Mais  si  l'on  suit  pas  à  pas  le  dé- 
veloppement,  on  constate  facilement  quo  c'est  le  noyau  tout  entier 
qui  a  jiris  cette  forme. 

Le  reste  de  la  cellule  est  rempli  par  le  cytoplasme  qui.  de 
granuleux  quii  était  dans  Ics  spermatides,  tend  à  devenir  de  plus 
en  plus  bomogène,  en  se  préparant  ainsi  à  la  formation  de  la 
queue. 

Nous  avons  vu  que  la  cellule  renfermait  un  ccrtain  nombre  de 
granulations.  Ces  cytomi  crosomes  ont  un  sort  assez  dififérent  de 
celui  que  nous  avons  observé  chez  les  animaux  étudiés  jusqu'à  pré- 
sent.  En  eft'et,  ces  globulcs  se  réunissent  en  géuéral  en  une  seule 
masse,  qui  constitue  le  noyau  accessoirc.  Cbez  l'espèce  qui  nous 
occupe,  cela  n'est  pas  le  cas.  Ici  les  cytomicrosomes,  qui  sont  trés 
visibles  dans  la  jeune  spermatide  (pi.  10  fig.  147  et  149]  tendent  à 
s'effacer  lorsque  le  noyau  commence  son  évolution:  ils  se  dissolvent 
dans  le  protoplasme  de  la  cellule,  et  disparaissent  ainsi  isolément, 
saus  s'étre  réunis  pour  former  un  Nebeukern  (pi.  10  fig.  155,  156,  153). 

Nous  n  avons  donc  pas  ici  de  noyau  accessoire  proprement  dit; 
il  est  incontestable  cependant,  que  les  microsomes  de  la  spermatide 
ont  la  méme  valeur  morphologique.  et  que  nous  pouvons  les  assimiler 
au  noyau  accessoire  que  nous  avons  observé  cbez  les  Ptéropodes  et 
les  Cépbalopodes.  Dans  ces  deux  derniers  cas,  il  disparait  aussi 
avant  la  maturation  du  spermatozoide.  Chez  la  Salpa }  ce  pbéno- 
méne  de  dissolutiun  dans  le  cytoplasme  se  présente  à  un  stade  un 
peu  plus  precoce,  mais  sa  significatimi  reste  la  méme. 

Pendant  que  la  disparition  des  cytomicrosomes  s'accomplit,  nous 


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Kech.  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Mediterranée.  1 39 

voyons  le  protoplasme  cellulaire  commencer  ù  émettre  un  fin  fila- 
ment. En  méme  temps,  la  membrane  cellulaire  se  dissout  peu  à 
pen,  ce  qui  permet  à  une  partìe  du  cytoplasnie  de  couler  le  long  de 
la  jeune  queue,  pour  aller  former  une  gouttelette  à  son  extrémité. 
G  est  aux  dépens  de  cettc  gouttelette  que  le  filament  caudal  va  s'al- 
longer,  corame  nous  l'avons  déjà  souvent  observé  (pi.  IO  fig.  151—153). 
La  formation  de  la  queue  a  lieu  près  d  une  des  extrémités  du  noyau 
reeonrbé,  qui  continue  à  s  allonger  en  samincissant.  Puis,  corame 
il  nest  plus  retenu  par  la  membrane  cellulaire  qui  s'est  résorbée,  il 
se  redresse  peu  à  peu,  et  forme  un  bàtonnet  cylindrique. 

En  mème  temps,  le  reste  du  cytoplasme  continue  à  couler  en 
gouttelettes  le  long  de  la  queue,  pour  aller  contribuer  à  son  allonge- 
ment.  Le  noyau  du  spermatozoide  a  maintenant  la  forme  d'un 
bàtonnet  de  20  ^  de  long  sur  1  ti  environ  de  diamètre,  termine  en 
pointe  à  la  partie  antérieure  et  arrondi  à  la  partie  poBtérieure.  à 
laquelle  est  fixée  directcment  la  queue  sans  aucune  forraation  inter- 
médiaire.  Le  filament  caudal  entièrement  développé  atteint  alors  une 
longueur  de  50  ,u  environ.  Quant  au  noyau,  qui  forme  la  tète  du 
spermatozoide,  il  présente  une  structure  particulière  sur  laquelle  nous 
aurons  à  revenir,  mais  auparavant  jetons  un  coup  dVeil  en  arriére 
sur  revolution  des  spermatides. 

On  observe,  en  effet,  de  grandes  variations  dans  leur  mode  de 
développement,  principaleraent  dans  ce  qui  touche  l'ordre  de  forma- 
tion des  différentes  parties  du  spermatozoide.  En  général.  le  fila- 
ment caudal  ne  commence  a  se  former  que  lorsque  le  noyau  sest 
déjà  considérablement  allongé.  Mais  on  observe  ausai  des  cas  où 
la  queue  se  forme  beaucoup  plus  tot.  On  voit  quelquefois  des  sper- 
matides ayant  eucore  leur  noyau  sphérique,  et  possédant  déjà  une 
queue  d'une  certame  longueur  (pi.  10  fig.  151;.  Au  contrairc,  on 
rencontre  souvent  le  cas  où  la  tète  du  spermatozoide  est  complète- 
ment  développée,  et  a  déjà  sa  forme  définitive,  tandis  que  la  queue 
est  à  peine  ébauchée  (pi.  10  fig.  156  et  157).  Ces  différences  dans 
l'ordre  de  formation  des  deux  parties  du  spermatozoide  se  ren- 
contrent  constamment  dans  l'étude  de  la  spermatogénése .  et  nous 
en  avons  déjà  constaté  de  nombreux  cas.  Elles  n'ont,  du  reste, 
aucune  importance  au  point  de  vue  théorique. 

Une  seconde  modificatiou  importante  qui  se  produit  dans  le 
développement  des  spermatozoides  est  celle  qui  a  trait  à  la  réunion 
de  plusieurs  spermatides  en  une  masse  commune.  Dans  la  règie, 
chaque  spermatozoide  se  développe  isolément.    Mais  souvent,  lors 


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140 


C.  Pietet 


de  hi  di  vision  des  spermatocytes  en  spermatides.  il  arri  ve  que  cette 
division  ne  s'effectue  pas  coniplétement.  Le  uoyau  du  sperinatocyte 
Beul  se  partiige  eu  deux .  tandis  que  le  protoplasme  reste  comniun 
aux  deux  noyaux  fils.  On  voit  ainsi  souvent  deux  spermatozoides 
se  développer  conjointenient  :  chaeun  des  deux  noyaux  forme  une 
tete,  et  le  protoplasme  de  la  cellule  mere  fouruit  les  matériaux  néces- 
saires  à  la  formation  des  deux  queues.  Les  deux  zoospermcs  ne 
se  séparent  que  lorsqu'ils  sont  complétement  développés  (pi.  10 
fig.  MS  et  154). 

On  voit  souvent  aussi  des  cellules  à  trois  ou  quatre  noyaux 
former  autant  de  spermatozoides  (pi.  lo  fig.  101  et  102):  j'ai  ménie 
eu  l'occasion  d'observer  quelques  cas  où  ce  mode  de  développement 
était  poussé  beaucoup  plus  loin.  Il  arrive  quelquefois  que  Ics  diffé- 
rentes  générations  de  spermatocytes.  au  lieu  de  se  séparer  en  autant 
de  cellules  fìlles,  restent  toutes  rcunies  en  une  seule  masse  unique, 
semblable  en  tous  points  aux  spermatogemmes  que  La  Valette 
St.  George  a  décrites  chez  plusieurs  animaux.  On  voit  alors  12 
ou  15  noyaux  se  grouper  règulièrement  à  la  périphérie  d'une  grosse 
cellule  qui  constitue  un  véritable  cytophore.  autour  duquel  les 
spermatozoides  se  développent.  Il  est  à  remarquer  que  ce  cytopbore 
ne  possède  pas  de  noyau  centrai:  ce  nest  qu  une  masse  proto- 
pla8mique,  et  tous  les  noyaux  qu  elle  renferme  forment  chacun  un 
zoosperme. 

Ce  mode  de  développement  nest,  du  reste,  que  l'exception: 
dans  la  règie,  chaque  spermatozoide  se  développe  isolément.  Mais 
dans  tous  ces  cas,  je  le  répète,  la  valeur  morphologique  des  difle- 
rentes  parties  du  spermatozoide  reste  la  meine.  La  té  te  du  zoo- 
sperme est  toujours  formée  par  un  noyau  unique  et  en- 
tier.  et  le  filament  caudal  est  toujours  d'origine  cyto- 
plasmique. 

Étudions  maintenant  plus  en  détail  le  spermatozoide  mur.  Il 
se  compose  de  deux  parties  principales  (pi.  10  tìg.  158): 

1°  La  tete,  qui  a  la  forme  d'un  batounct  cylindrique .  long  de 
20—22  et  large  de  1  /<.  Elle  est  terminée  en  pointe  a  la  partie 
antérieure  et  arrondie  à  l'extrémité  postérieure.  Si  l'on  examiue  ce 
segment  ccphalique  sous  un  fort  grossissement .  il  semble  étre  strie 
trausversalemeut.  Un  examen  plus  attentif  montre  que  cette  appa- 
rence  de  striation  est  produite  par  un  filament  enroulé  en  spirale. 
Ce  filament  est  très  fin,  et  entoure  la  tote  d  une  extrémité  a  l  autre, 
en  misant  une  vingtaiue  de  tours  de  spire    pi.  lo  fig.  159  .  Nous 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invertébrés  ile  la  Mediterranée.  1  4 1 

nona  trouvons  ici  eu  présence  d'une  formation  semblable  à.  celle  qui 
a  été  décrite  chez  les  spermatozoides  de  plasieurs  animaux,  en  parti- 
culier  chez  le  Gammarus  puìex  par  Leydig  48)  et  qui  a  été  plus 
réceniment  étudiée  en  detail  par  Jensen  32)  chez  le  Rat,  avec  cette 
différence  que,  chez  ce  dernier  animai,  le  tilament  est  entouré  autour 
de  la  queue  du  spermatozoide. 

Chez  la  Salpe,  ce  fil  spirai  n'apparait  que  très  tard,  lorsque  le 
zoospernie  est  presque  arrivé  à  mat  urite.  Les  colorants  de  la  chro- 
raatine  le  laissent  intact,  il  nest  donc  pas  formé  par  la  nucléine  du 
noyau,  et  parait  plutòt  provenir  d'une  condensation  du  caryo- 
plasma.  Si  lon  traite  le  spermatozoide  par  un  alcali,  la  potasse 
cau8tique  par  exemple,  le  batonnet  de  nucléine  centrai  se  dissout, 
tandis  que  le  filament  spirai  n'est  pas  attaqué,  ce  qui  prouve  encore 
eu  faveur  de  son  orione  plasmatique  (pi.  10  fig.  160).  Remarquons, 
en  outre,  qu  ii  ne  peut  provenir  que  du  plasma  nucléaire,  et  non  du 
cytoplasme,  puisque  ce  dernier  se  séparé  du  noyau  pour  former  la 
queue  longtemps  avant  l'apparition  du  fil  spirai.  Tout  le  segment 
céphalique  provient  donc,  cornine  nous  l'avons  vu,  du 
noyau  de  la  spermatide. 

2°  La  queue  du  spermatozoide  est  formée  par  un  simple  fila- 
ment trés  fin.  long,  de  60  «.  Elle  est  fixée  directement  à  la  téte 
sans  aucun  segment  intermédiaire.  Elle  est  formée  par  le  cyto- 
plasme  de  la  spermatide. 


Conclusione. 

11  nous  reste  à  réunir  les  faits  observés  jusqu'ici,  et  ä  tacher 
den  tirer  quelques  conclusions  générales.  Je  n'ai  pas  la  prétention, 
cela  est  évident,  de  vouloir  généraliser  sur  tout  le  règne  animai  des 
phénomènes  observés  chez  einq  ou  six  groupes  d'Invertébrés  pris  un 
peu  au  hasard  :  mais  conime,  chez  toutes  les  espèces  que  j  ai  étudiées, 
on  retrouve  une  certaine  uniformité  dans  le  processus  de  la  spcrma- 
togénése,  je  vais  résumer  en  peu  de  mots  mes  observations. 

La  spermatogénése  proprement  dite,  c'est-à-dire  l'évo- 
iution  de  la  cellule  sexuelle  que  nous  avons  nommée  spermatide.  en 
spermatozoide,  nest  que  le  changement  de  forme  d'une  cel- 
lule dans  un  but  déterminé.  Le  principe  héréditaire  de  l'orga- 
nisme  paternel  se  transmet.  par  un  procédé  que  nous  ignorons,  dans 
les  cellules  séminales  du  testicule.    Pour  qu'un  nouvel  organisme 


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112 


C.  Pictet 


puisse  prendre  uaissance,  il  faut  que  les  deux  cellules  qui  renfer- 
nient  ce  principe  héréditaire  puissent  arriver  à  se  fusionner.  La 
cellule  sexuelle  male,  ou  spermatide.  doit  féconder  la  cellule 
femelle,  cest-à-dire  lovulc.  et  le  développeinent  du  s perni a- 
tozoide  aux  dépens  de  cette  spermatide.  nest  qu'un  phé- 
nomène  secondaire  dadaptation.  servaut  à  faciliter  le 
rapprochement  de  ces  deux  cellules. 

Le  zoospcrme  n  est  qu'unc  spermatide  qui  a  changé  de  forme, 
cest  donc  une  véritable  cellule,  dans  laquelle  nous  devous  retrouver 
les  deux  parties  Constituantes  de  toute  cellule  animale,  le  noyau  et 
le  protoplasme.  Etudions  séparémeut  cbacune  de  ces  parties:  apres 
quoi  nous  dirons  quelques  mots  d'un  troisième  élément  que  nous 
rencontrons  dans  les  cellules  sexuelles,  le  noyau  accessoire. 

1.  Noyau. 

On  admet  généralemeut,  d'après  les  théories  actuelles,  que  le 
noyau  est  la  partie  la  plus  importante  de  la  cellule  animale.  C'est 
en  lui  que  réside  la  fonction  de  reproduction,  tandis  que  le  cyto- 
plasme  prèside  surtout  à  la  nutrition  de  la  cellule.  Il  y  a  done 
beaucoup  de  raisons  pour  regarder  le  noyau  de  la  cellule  sexuelle 
comme  étaut  la  partie  destinée  à  transmettre  le  principe  héréditaire 
de  l'organisme  paternel:  l  étude  de  la  sijcrmatogénèse  confirme  pleine- 
ment  cette  manière  de  voir. 

Il  est,  en  effet,  généralemcnt  admis  par  les  auteurs  qui  ont 
étudié  uvee  soin  la  spermatogénèse,  que  le  noyau  de  la  spermatide 
se  retrouve  daus  le  spenuatozoide ,  dont  il  forme  la  portion  cépha- 
lique,  la  tète,  ou  corj»s  du  zoosperme.  Comme  nous  venons  de  le 
voir.  mes  observations  sont  absolument  d'accord  avec  cette  théorie, 
et  je  suis  intimement  convaineu  que  Von  arriverà  à  retrouver  dans 
tous  les  spermatozoides  animaux  un  noyau  plus  ou  moins  uormale- 
ment  constitué. 

Mais  il  est  souvent  difficile  de  constater  sa  présence;  car  autaut 
il  est  facile,  dans  une  cellule  sphérique  normale,  comme  la  sperma- 
tide. de  mettre  le  noyau  en  évidence,  autaut  il  est  souvent  malaisé, 
lorsque  le  spenuatozoide  a  pris  sa  forme  definitive,  de  retrouver  ce 
noyau.  Deux  méthodes  nous  permettent  darri  ver  à  ce  but:  en 
premier  lieu,  lobservation  attentive  de  tous  les  Stades  d'évolutiou 
depuis  la  speraiatide  typique  jusqu  à  l'aclièvement  du  spermatozoide. 


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Kech  sur  la  spenuatogénèse  chez  quelques  lnvertébrés  de  la  Mediterranée.  143 

et  en  second  lieu.  et  simultanément ,  l'application  méthodique  des 
réactifs  histologiques,  et  principalement  des  colorants  de  la  nucleine. 
Od  arrive  ainsi  il  pouvoir  dire  avec  une  certitude  presque  absolne 
ce  que  devient  le  noyau  de  la  cellule  sexuelle,  et  quel  róle  il  joue 
dans  la  Constitution  du  spermatozoide. 

Mais  le  noyau  n  est  pas  un  tont  homogene  et  formé  d'une  seule 
substance.  On  y  distingue  deux  parties .  de  Constitution  chiunque 
bien  différente:  la  nucleine,  ou  eh  Tornatine,  et  le  plasma  nu- 
cléaire,  ou  caryoplasma.  Létude  combinée  de  la  spermatogénése 
et  de  la  fécondation  doit  pouvoir  nous  renseigner  sur  l'importance 
et  le  róle  de  chacune  de  ces  deux  parties. 

Les  belles  découvertes  qui  ont  été  faites  pendant  ces  demières 
années  sur  les  phénomènes  de  la  caryocinèse,  ont  jeté  un  grand  jour 
sur  cette  question.  et  la  plupart  des  auteurs  admettent  actuellement 
que  k  nucleine,  c'est-à-dire  l'élément  figuré  du  noyau,  est  la  partie 
principale,  et  pour  ainsi  dire  vitale  de  la  cellule,  tandis  que  le 
plasma  environnant  n  est  qu'nn  sue  d'une  importauce  secondaire  poni- 
la vie  et  la  reproduction  des  cellnles.  Je  crois  aussi  que  la  nu- 
cléine  est  la  portion  principale  du  noyau,  ét  il  est  fort  probable  que 
c'est  par  elle  que  se  transmet  l'hérédité  des  parents ,  mais  je  suis 
persuadé  que  le  plasma  nucléairc  a  aussi  son  importance  dans  la 
formation  du  spermatozolde.  et  dans  l'actc  de  la  fécondation.  Quel- 
ques auteurs,  qui  ont  étudié  la  spermatogénése.  ont  cru  s'apercevoir 
que  c'était  la  portion  chromatique  seule  du  noyau  de  la  spermatide 
qui  constituait  tout  le  spermatozoide.  Si  cette  hypothèse  était  con- 
firmée.  on  serait  fondé  à  admettre  que  le  carioplasma  ne  Jone 
aucun  róle  dans  la  fécondation;  mais  toutes  les  recherches  récentes 
tendent  à  prouver  que  cela  n'est  pas  le  cas,  et  que,  comme  nous 
l'avons  vn  aussi  chez  les  animaux  que  nous  venons  d'étudier.  la 
téte  du  spcrmatozoide  est  constitnée  par  un  noyau  eu- 
tier,  et  formé  donc  de  deux  parties,  la  nucléine  et  le 
caryoplasma. 

Si  nous  examinons  les  relations  qu'ont  entre  elles  ces  deux  par- 
ties, nous  trouvons  qu'elles  sont  trés  variables  suivant  le  Stade 
d'évolntion  des  spermatozoides.  Quch^ucs  mots  d'explication  a  ce 
Sujet:  tant  que  les  cellules  séminales  sont  en  voic  de  division  ciné- 
ti([ue,  c'est-à-dire  pendant  la  sèrie  des  générations  de  spermatocytes. 
la  nucléine  et  le  caryoplasma  rcstent  nettement  différenciés.  La  nu- 
cléine affecte  la  forme  d'un  boyau  plus  on  moins  enchevétré.  qui. 
au  moment  de  la  division  cellulaire.  se  groupe  en  anses  qui  se 


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1  14 


C.  Pictet 


scindent  eu  deux  partìes  suivant  un  procédé  que  je  n'ai  pas  à  dé- 
crire  ici.  Nous  observons  pendant  la  caryocinèse  des  figures  assez 
corapliquées  dont  le  but  est  évidemmeut  de  répartir  d'une  facon  abso- 
•  lument  précise  entre  les  deux  cellules  filles  l'élémeut  nucléinien  de 
la  cellule  mère. 

La  formation  d  un  boyau  de  nucléine  dans  les  cellules  animales 
n'existe  donc  que  dans  le  but  de  la  division.  On  pourrait  donc 
adinettre  à  priori  que  des  qu'une  cellule  animale  est  arrivée,  pour 
une  raison  ou  pour  une  autre,  ;\  un  Stade  de  son  existence  où  elle 
ne  doit  plus  se  diviser,  le  boyau  de  nucléine,  n'ayant  plus  sa  raison 
d'ètre,  doit  disparaìtre. 

Or  e1  est  précisément  ce  cas  que  nous  observons  dans  les  sper- 
matozoi'des. Comme  nous  l'avons  vu,  les  spermatocytes,  par  une 
serie  de  divisions  successives,  donnent  naissance  en  dernier  lieu  anx 
sperinatides,  c'est-à-dire  à  une  génération  de  cellules  qui  doivent  se 
transformer  directement  en  spermatozoi'des .  sans  subir  de  division 
ultérieure. 

L'observation  confirmc  ici  pleinement  cette  théorie,  et  j'ai  tou- 
jours  observé  que,  dans  les  spermatides,  le  noyau  perd  son  aspect 
structuré.  Le  boyau  disparaìt,  et  la  nucléine  se  dissout  dans 
le  carioplasma  pour  former  une  seule  masse  homogène. 

Nous  remarquons  tout  de  suite  que  ce  mélange  intime  des  deux 
parties  Constituantes  du  noyau  est  d'une  grande  utilité  pour  le  dé- 
veloppenient  ultérieur  du  spermatozo'ide.  En  effet,  il  est  rare  que 
le  noyau  des  zoospermes  conserve  sa  forme  sphérique.  Dans  la 
plupart  des  cas,  il  s'allonge,  et  prend  la  forme,  soit  d'un  cóne.  soit 
d'un  bàtonnet.  Nous  lavons  vu  se  tordre  en  hélice;  chez  quelques 
auimaux,  comme  chez  les  Crustacés  par  exemple,  il  se  présente  sous 
les  aspects  les  plus  variés. 

Nous  concevons  fort  bien  qu'un  globule  homogène  puisse  prendre 
ces  différentes  formes^  tandis  que  si  le  noyau  restait  composé  de 
deux  parties  distinctes  et  structurées,  et  renfermait  soit  un  boyau, 
soit  un  réticulum  plus  ou  moins  compliqué,  il  nous  serait  difficile 
de  comprendre  comment  il  peut  se  plier  à  ces  changements  de  forme 
si  complexe8. 

Les  auteurs  qui  ont  étudié  la  spermatogénése  décrivent  générale- 
ment  le  noyau  des  spermatozoi'des  comme  paraissant  homogène,  mais 
comme  étaut  réellement  structuré  igranuleux,  etc.),  ce  dont  on  peut 
se  convaincre  par  Temploi  de  certains  réactifs.  En  effet,  la  plupart 
des  réactifs  fixateurs  font  apparaitre  une  sorte  de  structuré  dans  les 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  eliez  quelques  Invertébrés  de  la  Mediterranée.  1 45 

noyaux  des  zoospernies,  mais  il  me  semble  que  cette  structure  nest 
qu  une  modification  artitìcielle  de  la  substance  nucléaire.  Si,  comme 
je  ladmets,  la  nucleine  des  spermatozoìdes  est  a  l'état  de  dissolution 
dans  le  caryoplasma,  lorsqu'on  ajoute  un  réactif  acide,  qui  ne  dis- 
sout  pas  la  nucléine,  cette  derniére  doit  évidemment  se  précipiter 
sous  une  forme  plus  ou  moins  granuleuse;  c'est  un  phénoméne  chimi- 
que  élémentaire;  et  puisque  sur  les  éléments  frais,  ré  tat  homogene 
est  celui  que  Ton  observe,  il  me  semble  plus  naturel  d  admettre  que 
l'état  granuleux  nest  qu'une  altération  due  à  l  emploi  des  réactifs 
fixateurs. 

Näoeli  a  dit  que  la  nucléine  se  trouvait  dans  un  état  organisé 
avant.  pendant  et  aprés  la  fécondation.  Je  ne  peux  pas  ètre  de 
son  avis,  et  je  crois  qu'il  y  a,  au  moment  de  la  maturation  du  sper- 
matozoìde,  un  stade  où  la  nucléine  est  à  l'état  de  dissolution  dans 
le  plasma  nucléaire.  Cet  état  dure  jusqu'aprés  la  péuétration  du 
spermatozo'idc  dans  l'tcnf;  alors  le  noyau  reprend  sa  forme  struc- 
turée  pour  se  fusionner  avec  le  noyau  femelle. 

Deux  mots  encore  au  sujet  de  la  division  acinétique  des  cel- 
lules  séminales.  Comme  nous  l'avons  vu.  Ics  spermatocytes  se  multi- 
plient  dans  la  règie  par  caryocinése;  mais  on  observe  quelquefois, 
à  la  fin  de  ce  mode  de  division,  une  ou  deux  générations  de  cellules 
qui  prennent  naissauce  par  simple  étranglement  du  noyau  division 
directe ,  ou  acinétique)  ;  voici  comment  je  m'expliquc  ce  phénomèue. 

La  division  par  caryocinése  est  nécessaire  pour  diviser  l'élément 
nucléinien  des  cellules  sexuelles  d'une  fa^on  rigourcusement  exacte. 
Si  l'on  admet  que  la  nucléine  renferme  le  principe  héréditaire  de 
Vorganisme  paterncl.  il  est  important  que  ce  principe  soit  divisé  avec 
la  plus  grande  régularité  possible  entre  les  difl'érentes  cellules  filles, 
atin  que  toutes  renferment  les  mémes  facultés  héréditaires. 

D'un  autre  coté,  si,  comme  l'ont  admis  certains  autcurs.  il  y 
aurait,  dans  le  cours  de  la  spermatogénése  une  ou  plusieurs  divisions 
qui  seraient  homologucs  de  l'élimination  des  globales  polaires  que 
fon  observe  chez  Tceuf,  il  est  évi<leut  que  cette  expulsion  des  corpus- 
cules  polaires  males  doit  se  faire  aussi  par  caryocinése. 

Je  n'entrerai  pas  ici  dans  la  discussion  de  la  probabilité  de  ce 
phénoméne,  n  ayant  pas  pu  faire  d  observations  concluantes  à  ce  sujet, 
et  je  me  borne  à  citer  l'hypothése  de  quelques  auteurs.  Je  ne  m'oc- 
cuperai pas  non  plus  de  la  signifieation  des  globules  polaires;  c'est 
un  sujet  de  controverse  actuelle  qui  m  entraìnerait  trop  loin:  mon 
but  est  seulcraent  d'arriver  i\  certe  couclusion.  que  la  division 

Mittheilungen  a.  d.  Zoolog.  SUtion  in  N«;apel.    Hi.  10.  10 


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146  C.  Piotet 

caryocinétique  des  spermatocytes  est  destinée  a  fournir 
à  cba({ue  cellule  séminale  une  subitanee  nucléairc  ayant 
exacteraent  la  Constitution  organique  et  chimique  néces- 
saire à  la  fécondation. 

Or  il  peut  arriver  que  lorsque  les  noyaux  ont  acquis  ces  pro- 
priétés.  ils  soient  encore  trop  volumineux  pour  former  des  sperma- 
tozoides.  Iis  sont  alors  obligés  de  se  fractionner  encore  une  ou 
plusieurs  fois,  dans  le  seul  but  d'acquérir  les  dimensions  uéeessaires, 
et  ce  fractionnement  se  fait  alors  par  voie  acinétique.  La  division 
des  spermatocytes  par  simple  étranglement  est  donc  uni- 
quement  destinée  à  donner  à  chaque  spermatide  la  quau- 
tité  de  Bubstancc  uucléaire  nécessaire  à  la  formation  d'un 
spermatozoi  de,  cettc  substance  ayant  déja  acquis  les  qualités 
requises,  grace  aux  divisione  antérieures  par  voie  caryocinétique. 


2.  Cytoplasme. 

Nous  avons  admis  que  le  noyau  était  la  partie  principale  de  la 
cellule  sexuelle;  c'est  en  lui  que  siége  la  faculté  de  reproduction, 
tandis  que  le  protoplasme  cellulaire  prèside  aux  fonctions  de  la  vie 
végétative,  c'est  eu  quelque  sorte  le  magasin  de  noumture  de  la 
cellule.  Il  nest  donc  pas  étonnant  de  voir  que  les  cellules  qui 
mènent  une  vie  active  et  qui  se  multiplient  rapidement,  comme  les 
spermatogonies  et  les  spermatocytes,  soient  riches  en  protoplasme. 

Au  contraire,  lorsque  la  dernière  di  vision  cellulaire  a  cu  lieu, 
et  que  les  spermatozoides  se  forment,  la  cellule  sexuelle  est  arrivée 
au  terme  de  son  existeuce  individuelle:  elle  n'a  plus  besoin  de  se 
nourrir,  puisquelle  ne  doit  plus  se  fractionner;  sa  partie  proto- 
plasmique  est  donc  devenue  inutile,  et  ce  nest  plus  que  le  noyau 
qui  est  appelé  à  jouer  un  róle  dans  l'acte  de  la  fécondation. 

Le  spermatozoide  n'ayant  plus  besoin  de  protoplasme.  il  devient 
évident  que  ce  dernier  doit  disparaitre,  a  moins  quii  ne  puisse  se 
modifier  dans  un  but  utile  à  la  fécondation.  Or  c'est  précisément 
ce  qui  arri  ve. 

Dans  la  plupart  des  cas,  eu  effet,  le  noyau  male  doit  parcourir 
un  certaiu  esjjacc  pour  arriver  en  contact  avec  l'ovule.  Le  sperma- 
tozoide a  donc  besoin  d'un  organe  locomoteur,  et  c'est  le  cytoplasme 
de  la  cellule  séminale  qui  se  ebarge  de  ce  róle:  de  cette  facon  il 
n'y  a  aucune  partie  perdue  dans  la  cellule. 


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Rech,  sur  la  spennatogénèse  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Mediterranée.  1  47 

La  queue  du  spermatozoide  est  dono  formée  par  le 
cytopla8me  de  la  spermatide.  L'étndc  attentive  de  son  dé- 
veloppement  me  l'a  toujours  prouvé;  mais  nous  avons,  eri  outre, 
ime  raison  théorique  d'une  certaine  valeur  a  lappui  de  cette  manière 
de  voir. 

Nous  considérons,  en  effet,  la  fécondation  proprement  dite  comme 
la  eonjugaison  plus  ou  moins  intime,  dans  l'intérieur  de  1  a  uf,  de 
deux  noyaux,  le  noyau  male  et  le  noyau  femelle.  Or  nous  observons 
toujours,  au  moment  de  la  pénétration  du  spermatozoì'de  dans  lVeuf, 
que  le  fìlament  caudal  reste  en  partie  à  l'extérieur  de  l'ovule,  et 
que  méme  la  portion  qui  a  pénétré  a  l'intérieur  avec  le  noyau,  ne 
le  suit  pas  jusqu'à  sa  rencontre  avec  le  pronucléus  femelle,  mais 
reste  en  artière ,  et  se  dissout  finalement  dans  le  vitellus.  Si  dono 
le  fìlament  caudal  était  d'orìgine  nucléaire,  tonte  la  partie  du  noyau 
employée  à  le  former  serait  perdue,  ce  qui  est  fort  peu  probable. 

La  queue  du  spermatozoì'de  n'est  donc  qu'un  organe  dimpor- 
tance  secondaire;  c'est  un  organe  locomoteur,  servant  uniquement  à 
amener  le  spermatozoide  en  contact  avec  l'oeuf.  Elle  pourra  donc 
se  présenter  sous  des  aspects  assez  variés,  suivant  le  mode  de  fécon- 
dation propre  à  chaque  animai.  Cependant  sa  forme  la  plus  fré- 
quente  est  celle  d'un  fìlament  long  et  mince,  animé  de  mouvements 
ondulatoires  plus  ou  moins  rapides.  Il  nous  faut  remarquer  que  le 
volume  de  la  queue  est  en  général  beaucoup  plus  faible  que  celui 
de  la  partie  cytoplasmique  de  la  cellule  employée  à  la  former.  Il 
s'opère  évidemment  une  condensation  du  protoplasme,  dans  le  but  de 
donner  plus  de  rigidité  au  fìlament  caudal,  et  lui  permettre  de 
résister  aux  mouvements  souvent  assez  violents  dont  il  est  animé. 

J'ajouterai  encore  quelques  mots  sur  la  membrane  ce  liu- 
tai re.  Cette  dernière  parait  jouer  un  trés  petit  róle  dans  la  sper- 
matogénòse.  On  l  observe  en  général  assez  distinctement  chez  les 
jeunes  spermatides,  sous  la  forme  d'uno  trés  mince  cuticule,  mais 
dès  que  revolution  du  spermatozoì'de  commence,  elle  disparalt,  et 
l'on  nen  voit  plus  trace  dans  le  cours  du  développement.  Il  est 
probable  qu'elle  se  dissout  dans  le  cytoplasme,  et  que  sa  substauce 
concourt  aitisi  à  la  formation  du  fìlament  caudal.  Cependant.  dans 
les  spermatozoides  de  quelques  animaux,  par  exemple  chez  les  Si- 
phonophores ,  elle  semble  persister  jusqu'à  l'acbèvement  complet  du 
spermatozoide,  servant  d'enveloppe  commune  au  noyau  et  au  Neben- 
kern.  Il  est  probable  qu  elle  se  dissout  ultérieurement,  au  moment 
de  la  fécondation. 

10« 


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14S 


C.  Pictet 


* 


3.    Noyau  accessoire. 

On  a  beaucoup  ccrit  sur  le  noyau  accessoire  dans  ces  dernières 
années,  et  cependant  on  est  encore  loin  d  ètre  au  clair  sur  l'origine 
et  la  signification  de  ce  corpuscule.  qui  sc  rencontre  d'une  facon  si 
générale  dans  les  cellules  séminalcs.  Dans  tous  les  animaux  que 
j'ai  observés,  je  nie  suis  attaché  à  étudier  aussi  soigneusenient  que 
possible  sa  naissance .  et  le  róle  qu  ii  remplit  dans  la  forniation  du 
spermatozoide.  et  voici  les  conclusions  auxquelles  je  suis  arrivé. 

Le  noyau  accessoire,  ou  Nebenkern,  est  un  corpus- 
cule destine  h  éliminer  de  la  cellule  séminale  les  sub- 
stances  devenues  inutiles  au  spermatozoide. 

N'oublions  pas  en  effet,  que  le  spcrraatozoì'dc  est  une  cellule 
véritable,  mais  qui  a  un  róle  physiologique  tout  différent  de  celili 
des  cellules  dont  il  provient.  Jappuierai  surtout  sur  ce  fait  que 
le  spermatozoide  est  une  cellule  mure,  qui  ne  doit  plus  donner  nais- 
sance i'i  des  cellules  filles  par  division.  Donc,  tont  ce  qui,  dans  la 
cellule  séminale,  spermatocyte  ou  autre,  est  nécessaire  uniquement 
pour  l'acte  de  la  division  cellulaire.  n'a  plus  sa  raison  d'étre  dans 
le  spermatozoide.  et  par  conséquent  doit  otre  éliminé. 

Aprés  que  la  dernière  division  caryociuétique  s  est  effectuée.  on 
voit  dans  le  cytoplasme  un  certain  nombre  de  corpuscules  qui  parais- 
sent  Otre  les  restes.  soit  du  fuseau  acbromatique,  soit  du  corpuscule 
polaire  ou  attractif.  qui  se  forment  pendant  la  division,  et  qui  pro- 
viennent,  comme  cela  a  été  prouvé,  du  plasma  nucléaire  de  la  cellule 
mère. 

Ces  granulations  se  retronvent  dune  dans  la  spermatide,  et  for- 
ment ce  que  Prenant  a  uommé  les  eytomicrosomes:  ils  sont 
devenus  inutiles  pour  la  vie  future  de  la  cellule,  ils  doivent  donc 
ètre  éliminés.  Pour  cela  nous  les  voyons  se  fusionner  en  un  seul 
globulo  plus  ou  moins  eonsidérable.  qui  constituc  le  noyau  acces- 
soire de  la  cellule.  Le  Nebenkern  se  forme  donc  dans  le  cyto- 
plasme de  la  spermatide.  mais  il  provient  réellcment  dune  portion 
du  carioplasma  de  la  cellule  mère.  Je  tiens  à  bien  appuyer  sur  le 
fait  quii  ne  se  forme  pas  au  dépens  du  noyau  de  la  spermatide, 
comme  certains  anteurs  Font  admis.  Il  entre  quelquefois  en  rapport 
avec  lui.  il  est  vrai.  mais  ce  n est  jamais  que  secondairement:  en 
outre,  le  noyau  véritable  a  toujours  exactement  les  mémes  dimensions 


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Rech,  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invertébrés  de  la  Mediterranée.  1 49 

avaiit  et  après  la  formation  du  Nebenkem,  ce  qui  ne  serait  pas  le 
cas  si  ce  dernier  se  formait  à  ses  dépens. 

Voici  pour  l'origine  du  noyau  accessoire  :  maintenant  que  devient- 
il  peudant  la  maturation  du  spermatozoide.'  lei  nous  observons  de 
grandes  variations  chez  les  différents  animaux.  Quelquefois,  et  cest 
le  cas  le  plus  simple,  il  se  détache  simplement  de  la  cellule  et  dis- 
parait  ainsi  sans  concourir  en  aucune  facon  à  la  Constitution  du 
spermatozoide:  c'est  ce  que  nous  avons  obscrvé  chez  XEteone,  et 
accidentellement  aussi  chez  les  Échinides.  D'autres  fois.  il  persiste 
dans  la  téte  du  zoosperme  à  coté  du  noyau,  comme  chez  les  Siphono- 
phores.  Enfin,  et  c  est  ce  qui  arrivo  le  plus  fréquemment,  il  peut  se 
dissoudre  simplement  dans  le  cytoplasme,  à  un  stade  plus  ou  moins 
avancé  de  l'évolution  du  spermatozoide,  et  sa  substance  est  utilisée, 
en  mème  temps  que  le  reste  du  protoplasma  pour  la  formation  du 
li  la  ni  cut  caudal. 

Il  se  peut  aussi  que,  chez  d'autres  animaux,  le  noyau  accessoire 
forme  le  segment  moyen  du  spermatozoide;  nous  avons  vu  ce  cas 
se  présenter  chez  la  plupart  des  Oursins;  ainsi,  comme  on  le  voit, 
son  ròle  est  éminemment  variable,  et  lorsqu'il  n'est  pas  simplement 
expulsé,  il  n'est  utilisé  que  pour  la  formation  d'une  des  parties  secon- 
daires  du  zoosperme.  Dans  tous  les  cas,  le  fait  qu  ii  peut  manquer 
totalement  nous  prouve  avec  évidence  que  ce  corpuscule  ne  doit 
pas  étre  regardé  comme  une  des  parties  Constituantes  du 
spermatozoide  normal.  Son  existencc  n'est  généralement  que 
passagère,  et  il  ne  sert  qu'à  éliminer  du  spermatozoide  des  sub- 
stances  qui  ne  sont  pas  nécessaires  pour  l'acte  de  la  fécondation. 
Le  noyau  accessoire  des  cellules  séminales  n'est  donc  qu'un  corpus- 
cule de  rebut. 


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150  C.  Pictet 


Expiration  des  PI  auch  es  8  à  10. 

Remarques. 

Toutes  les  tìgures  (sauf  la  fig.  159)  ont  été  dessinées  au  grossi sseuient  de 
,0<*'/,  ;  chaque  ìuillimètre  sur  le  papier  correspond  donc  à  1  u.  La  plupart  ont 
été  faites  avec  l'objectif  apochroiuatique  2,5  mm.  de  Zeiss  (immersion  à  l'eau) 
sur  des  matériaux  frais,  et  Iorsque  l'empi. «i  de  la  chambre  clairo  n'était  pas  pos- 
sible,  vu  la  mobilitò  des  ccllules,  les  dimensions  exactes  ont  étó  prises  au 
micromètre. 

Planche  8. 

Fig.  1—23.    Spermatogénèse  chez  Strongyhcentrotus  lividus  Brdt. 

-  1 .         Spermatocy  te. 

-  2,  3.      Spermatocytes  en  voie  de  division  cinétique. 

-  4.         Dernière  division  par  simple  étrangleinent. 

-  5.  Spermatide. 

-  6 — 10.    Développeraent  du  filament  caudal. 

-  11,  12.   Développement  de  spermatozoYdes  jumaux. 

-  13—18.  Développement  de  la  tète  du  spermatozoYde. 

-  l'J,  20.   SpermatozoYdes  normaux  de  Strongyhcentrotus. 

-  21 — 23.  SperuiatozoYdes  ayant  perdu  leur  segment  moyen. 

-  24,  25.    SpermatozoYdes  de  Sphaerechinus  granulari*. 

-  26,  27.  -  à'Echinus  vticrotuberculatus. 

-  28,  29.  -  tiiArbacia  pustulosa. 

-  30—53.  SpermatozoYdes  de  Strongylocentrotus  sous  l'influence  de  divers 

réactifs  : 

-  30.        Chlorure  de  manganése  et  Dahlia. 

-  31.        Dahlia  dans  l'eau  de  mer  légèrement  acide. 

-  32.        Chlorure  de  platine. 

-  33.       Vert  de  méthyle  dans  l'acide  acétique  à  1 

-  34.        Bichlorure  de  mercure  à  5  %. 

-  35.        Acide  chlorliydrique  dilué. 

-  36.       Acide  uitrique  à  3  X- 

-  37.        Acide  acétique  à  2 

-  38.        Liquide  de  Flemming. 

-  39.       Liquide  de  Klefnenberü. 

-  40.        Acide  osmique  à  1 

-  41,  42.   Acide  osmique  à  1  %  et  acide  pyrogallique. 

-  43.        Carmin  acétique  de  Schneider. 

-  44.        Alcool  à  30  %. 

-  45.        Alcool  absolu. 

-  46,  47.   Permanganato  de  potasse. 

-  48,  49.   Jode  dans  l'iodure  de  potassium. 

-  50.        Sulfate  de  cuivre  à  10  X. 

-  51.        Eau  douce. 

-  52.        Potasse  caustique. 

-  53.        Soude  caustique. 


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Kecb.  sur  la  spermatogéuèse  chez  quelques  Invertébrés  de  laMéditerranéc.  1 5 1 

Fig.  54—69.  Spermatogenese  chez  Haiistemma  rubrum  Vogt. 

-  54.        Grosse  speruiatogonie. 

-  55.       Spermatocyte,  iinmédiatetnent  avant  la  division. 

-  56.        Spennatocytc  en  voie  de  division  cinétique. 

-  57.        Jeune  spennatide. 

-  58.        Spermatide  normale.    Le  noyau  est  devenu  homogene,  et  los  cyto- 

microsomes  se  sont  fusionnés  en  un  Ncbenkern. 

-  59 — 66.  Développement  de  la  queue  du  spormatozoide. 

-  67 — 69.  Spermatides  à  deux  noyaux,  donnant  naiasance  a  deux  spermato- 

zoYdes  jumaux. 

Planche  9. 

Fig.  70 — 72.  Achèvement  du  développement  des  spermatozoTdes  CC  Halistemma 
rubrum. 

_  73 — 76.  Spermatozoìdes  mùrs  d' Haiistemma  rubrum. 

-  77,  78.  Deux  phases   du  développemont  des  spermatozoTides   de  Praya 

maxima. 

-  79.        Spennato/,  i  li'  de  Gleba  hippopus. 

-  80.        Spormatozoide  de  GUba  hipjìopu$  soumis  à  l'action  du  Dahlia  acé- 

tique.   Le  noyau  seul  est  colore. 

-  81—108.  Spermatogenese  chez  Cymbulia  Peronii  Cuv. 

-  81.  Spennatocytc. 

-  82.       Dernière  division  des  spormatocytes,  par  simple  étranglement  du 

noyau. 

-  83.  Spermatide. 

-  84,       Origine  de  la  queue  du  spennatozoide. 

-  85—88.  La  queue  continue  à  aallonger,  et  le  noyau  prend  uue  forme  ova- 

laire,  puis  piriforme.  Les  cytomicrosomes  se  sout  fusiounés  pour 
former  un  petit  Nebenkern. 

-  89 — 92.  Continuation  de  l'allongcment  du  noyau.    Le  cytoplasme  coule  le 

long  de  la  queue,  et  le  Nebenkern  a  disparu. 

-  93 — 97.  Aplatis8cment  du  noyau  en  forme  de  feuille. 

-  98,  99.  La  nucleine  se  condense  à  la  périphérie,  et  la  feuille  so  tord  en 

tire-  bouchon. 

-  100,  101.  La  tòte  du  spennatozoide  continue  à  se  tordre  en  hélice. 

-  102.       Spennatozoide  mür  de  Cymbulia  Peronii. 

-  103 — 108.  Développement  de  spermatozoìdes  jumaux,  dans  des  spermatides 

à  deux  noyaux. 

Planche  10. 

Fig.  109 — 132.  Spermatogénèse  chez  Sepia  officinali»  L. 

-  109,  Ilo.  Deux  générations  de  spormatocytes. 

-  111.      Dernière  division  acinétique  des  spennatocytes. 

-  112.      Spermatide  possédant  un  très  petit  Nebenkern. 

-  113,  114.  Développement  du  filamcnt  caudal. 

-  115—122.  Évolution  de  la  tèto  du  spormatozoide.   Le  noyau  sallonge  en 

bàtonnet,  puis  la  nucleine  se  rctire  au  contro,  laissant  en  avant 
une  gouttelette  claire,  la  eoiffe  céplialique,  ot  cu  arrière  le  scgment 


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ir»2 


C.  Pictet,  Rech,  sur  la  Spermatogenese  etc. 


uioyeu,  formé  d'un  capace  clair  et  de  dcux  petita  trabécules,  dont 
Tun  forme  un  piquant,  et  lautre  sert  de  trait  d'union  entre  la  tète 
et  la  queue  du  spcrmatozoìde.   Pendant  cette  évolution,  le  petit 
Nebenkern  a  disparii. 
Fig.  123,  124.  Spermatozoìdes  niürs  de  Sepia  ofßcinalit. 

-  125.      Tète  d'un  spermatozoTdc,  ayant  perdu  la  coiffe  céphalique,  le  seg- 

ment  uioyon  et  la  queue. 

-  126.      Spermatozoìde  mfìr,  trai  té  au  vert  de  méthyle  acétique. 

-  127 — 131.  Développement  dea    spermatozoì'des   dans  des  cellules  multi- 

uucléées. 

132.      Gros  cytophore,  douuant  naissance  à  un  grappe  de  apermatozoìdes. 

-  133 — 146.  Spe  rtuatogénèse  chez  Etcone  pterophora  Ehlers. 

-  133.    ,  Grò»  spennatocyte  pourvu  d'un  nucleolo. 

-  134.      Spermatide,  avec  4  cytomicrosomes. 

-  135,  136.  Les  eytomicrosonies  se  sont  fusionnés  en  Nebenkern,  et  la  nu- 

cleine se  retire  de  la  partie  antérieure  du  noyau. 

-  137—140.  Formation  de  la  queue  du  spcrmatozoìde  par  écoulement  de  la 

gouttelette  de  cytoplasme. 

-  141.      Jeunc  spennati  >zoìde  ;  on  y  remarque  la  coiffe  céphalique,' la  tète 

proprement  dite,  le  segment  moyon  et  la  queue. 

-  142.       Séparation  du  BOgment  inoyen 

-  143.      SpermatozoTde  infii  (VEteone  pterophora.    Le  segment  moyen  a 

disparu. 

-  144—146.  Autre  mode  de  développement  de  la  queue  du  spcrmatozoìde. 

-  147—160.  Spermatogénèse  chez  Salpa  virgula  Vogt. 

-  147.  Spennatocyte. 

-  148-       Dernière  di  vision  acinétique  des  spermatocytes. 

-  149.      Spermatide.    Le  noyau  commence  déja  à  s'allonger. 

-  150.      Le  noyau  continue  à  s'allonger  en  bàtonnet. 

-  151—153.  Développement  de  la  queue  du  spcrmatozoìde. 

-  154.      Ueux  jeunes  spermatozoìdes  jumaux. 

-  155.      Le  noyau  continue  à  s'allonger  et  so  roplie  dans  l'intérieur  de  la 

spermatide. 

-  156.      La  membrane  cellulaire  s'est  dissoute  et  le  noyau  se  redresse. 

-  157.      Jeune  spcrmatozoìde.    La  tète  est  déjà  eìitiòrement  formée,  tandis 

que  la  queue  n  est  qu  ébauchée. 

-  1  öS.       Spcrmatozoìde  mùr  de  Salpa  virgula. 

-  159.      Une  portion  de  la   tète  d'un  spermatozoìde  mùr  (grossissement 

•W/l]  moutraut  le  fil  spirai. 

-  160.      Spcrmatozoìde  mftr  traité  à  la  potasse  caustique.    La  nucléine  a 

disparu,  et  le  fil  spirai  n'est  pas  attaqué. 


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Wie  bohrt  Natica  die  Muscheln  an? 


Von 

P.  Scbienienz 

in  Neapel. 


Mit  Tafel  11. 


Iii  deu  letzten  Jahreii  habe  ich  einige  Male,  ich  weiß  nicht 
mehr  wo,  gelesen,  dass  die  rundeu  Löcher  in  den  Muschelschalen, 
welche  man  so  häufig  am  Meeresufer  ausgeworfen  findet,  von  Natica 
herrühren  und  zwar  mittels  der  Radula  gebohrt  würden.  Eine  kleine 
Umschau  in  der  Litteratur  ließ  mich  denn  auch  erkennen,  dass  diese 
irrige  Auffassung  noch  heute  die  allgemein  gültige  zu  sein  scheint. 
Viele  Notizen  Uber  diesen  Gegenstand  habe  ich  freilich  nicht  ge- 
funden, aber  es  mag  wohl  sein,  dass  sich  in  der  so  ausgedehnten 
Litteratur  Uber  Mollusken  hier  oder  da  zerstreut  und  verborgen  hier- 
hergehörige Bemerkungen  vorfinden  mögen,  die  mir  nicht  aufgefallen 
sind;  doch  hoft'e  ich,  dass  man  mir  das  Übersehen  derselben  nicht 
zu  hoch  anrechnen  wird.  Selbstverständlich  kann  ich  hier  auch  nur 
auf  diejenigen  Angaben  Bezug  nehmen,  welche  das  Anbohren  von 
Muscheln  oder  Schnecken  betreffen,  und  ich  lasse  diejenigen 
Uber  das  Bohren  in  Stein,  Kalk,  Korallen  oder  Holz  ganz  bei  Seite. 

Hancock»  glaubte  gefunden  zu  haben,  dass  die  Radulazähue 


1  Alu.  Hancock,  Note  od  the  boring  npparatus  of  the  carnivorous  Gastero- 
podi etc.  in:  Ann.  Mag.  N.  H.  Vol.  15.  pag.  113—114.  1S45  und  in:  Auaer. 
Journ.  Sc.  (2;  Vol.  1.  pag.  130—131.  1S46. 

Eine  ältere  Arbeit  von  RÉAUMUR,  ObBervatiuns  sur  la  manière  dout  un 
petit  coquillage  aprile  en  latin  Troehus  ou  Turbo,  perce  la  coquille  d'une  moulc 
pour  succer  la  moule.  in:  Méiu.  Acad.  Sc.  Pari*.  1T0S.  Hi9t.  pag.  2S  ist  mir 
nicht  zugänglich  gewesen 


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154 


IJ.  Schieinenz 


der  Eolididae  z.  Th.  aus  Kieselsäure  bestehen,  und  schließt  aus 
ihrer  Ähnlichkeit  mit  den  Zähneu  von  Buccinimi,  dass  auch  die  letz- 
teren Kieselsäure  enthalten  und  so  ihren  Besitzer  befähigen,  auch 
ohne  Anwendung  von  Säuren,  die  Schalen  anderer  Mollusken  anzu- 
bohren. Jedoch  schon  Keferstein  1  bezweifelt  das  Vorkommen  von 
Kieselsäure  in  der  Radula  und  hebt  hervor,  dass  Hancock's  Befund 
von  Niemand  bestätigt  worden  ist.  Dies  hinderte  jedoch  Wood- 
ward nicht,  IIancock's  Angaben  in  der  2.  Auflage  seines  Lehr- 
buches2 von  1S71  unbeirrt  wiederzubringen,  und  eben  so  wenig 
Fischer,  den  betreffenden  Passus  von  Woodward  in  seinem  Lehr- 
buche3 zu  reproducireu.  Später  berichtete  Hancock4,  dass  es  ihm 
öfters  gelungen  sei,  Purpura  dabei  zu  Uberraschen,  wie  sie  Mytilus 
ausfraß.  Er  glaubte  auch  da  noch,  dass  das  Loch,  welches  Vi« 
Inch  im  Durchmesser  zu  haben  pflegte  und  gerade  groß  genug  war. 
um  den  Rüssel  durchtreten  zu  lassen,  durcli  die  als  Feile  dienende 
Radula  gebohrt  werde.  Es  entging  diesem  Forscher  jedoch  nicht, 
dass  die  Radula  nicht  so  breit  war  als  das  Loch,  und  es  kam  ihm 
schwer  verständlich  vor,  wie  eine  schmale,  bandförmige  Zunge  ein 
so  kreisrundes  Loch  bohren  könne.  Es  fiel  ihm  auch  auf,  dass 
die  Schalenepidermis  von  Mytilus  im  Umkreis  des  Loches  nicht  einen 
zerrissenen  sondern  einen  ganz  glatten,  ebenfalls  kreisrunden  Rand 
besaß.  Leuckart5  schloss  sich  der  Ansicht,  dass  die  Radula  das 
Bohrinstrument  sei.  an  und  dasselbe  that  Keferstein  (l.  c.  pag.  1070  . 
Bouchard- Ciianteraux  f<  beobachtete  wiederholt,  wie  Buccinum, 
Purpura  u  a.  innerhalb  4— G  Minuten  Muscheln  anbohrten  und 
glaubte,  dass  dies  vermittels  einer  aus  dem  Magen  erbrochenen 
Säure  geschehe,  welche  durch  die  Mltndung  des  Rllssels  direct 
auf  die  anzubohrende  Stelle  der  Schale  ergossen  werde.  Bei 
dieser  Thätigkeit  umgebe  der  Vorderfuß  den  Rllssel  jederseits  mit 
einem  Lappen,  die  sich  vorn  an  einander  legen,  so  denselben 
wie  mit  einer  Scheide  umhüllen  und  auf  diese  Weise  während 


'  Bronn's  Klassen  und  Ordnungen  des  Thierreiches.  3.  Bd.  Malacozoa 
2.  Abth.  pag.  949. 

2  S.  P.  Woodward,  A  manual  of  the  Mollusca  etc.  2.  ed.  London  1671. 

3  P.  Fischer,  Manuel  de  Conchyliologie  etc.  Paris.  1880— 1887. 

*  Alb.  Hancock,  On  the  horing  of  the  Mollusca  iuto  rocks  etc.  in:  Ann. 
Mag.  N.  H.   2  Vol.  2.  pag.  225—248.  T.  8.  1848. 

RüD.  Leuckart,  in:  Bekumann  de  Leuckart,  Anatomisch -physiolo- 
gische Übersicht  des  Thierreichs.    2.  Ausg.    Stuttgart  1855.  pag.  124. 

»•  Bouoiiari>  -  Chantehacx,  ....  Observations  sur  les  hólices  aaxieavea 
du  Boulonnais.  in    Ann.  Sc.  N.  4)  Tome  1«.  pag.  197—218.  T.  4.  1661. 


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Wie  bohrt  Natica  die  Muscheln  an  ?  155 

des  Hobractes  von  dem  Contact  mit  dem  Meerwasser  abschließen. 
Während  des  Bohrens  mache  das  Thier  mit  keinem  seiner 
Theile  irgend  welche  B e wegungen.  Wir  werden  später  sehen, 
wie  diese  Beschreibung  den  Verhältnissen  bei  Natica  außerordentlich 
nahe  kommt. 

Leidy  1  tritt  dagegen  wieder  der  Ansicht  von  Hancock  bei. 
Nach  ihm  befindet  sich  das  Bohrloch  immer  in  der  Nähe  der  Umbonen, 
und  er  ist  geneigt,  anzunehmen,  dass  sich  Natica  diese  Stelle  darum 
aussuche,  weil  sie  von  beiden  Adductoren  gleich  weit  entfernt  ist,  und 
letztere  daher  von  ihr  aus  leicht  zerrissen  werden  konnten,  wodurch 
die  Schale  geöffnet  und  so  die  Weichtheile  der  Räuberin  zugäng- 
licher gemacht  würden.  Wir  werden  auf  diese  Hypothese  später 
zurückkommen.  Issel2  beschreibt  die  Löcher,  welche  Murex 
ceus  in  die  Austernschalen  bohrt.  Sie  haben  1.5—2,5  mm  im  Durch- 
messer, sind  rund  und  außen  ein  wenig  weiter  als  innen.  Auch  er 
hält  die  Radula  für  das  Bohrwerkzeug  und  beschreibt  sogar  den 
Vorgang  des  Bohrens.  Das  Thier  soll  nämlich  um  einen  festen  Punkt 
herum,  welcher  der  Spitze  seines  Rüssels  entspricht,  unregelmäßige 
Bewegungen,  bald  nach  der  einen  bald  nach  der  anderen  Seite  aus- 
führen. Das  Loch  befindet  sich  meist  Uber  dem  Adductor  oder  einem 
der  hauptsächlichsten  £ingeweide,  niemals  am  Schloss  oder  am  Rande. 
Man  hat  Verf.  versichert,  dass  eine  Auster  von  einem  Monat  von 
einem  kleinen  Murex  in  einer  halben  Stunde  angebohrt  wllrde,  wo- 
nach ein  erwachsener  Murex  für  eine  erwachsene  Auster  8  Stunden 
nöthig  haben  würde.  Ingersoll3  nennt  unter  den  der  Muschelzucht 
am  gefährlichsten  Bohrern  an  erster  Stelle  (außer  Fuigur)  Lumtia 
[Natica]  heros,  welche  sich  der  Radula  zum  Bohren  bediene.  Lock- 
wood (citirt  nach  Ingersoll  pag.  696}  giebt  eine  detaillirte  Be- 
schreibung des  Bohractes,  wie  er  sich  »nach  seiuer  Ansicht«  bei 
Fuigur  abspielt.  Nachdem  sich  das  Thier  vermittels  seines  Fußes 
befestigt  hat,  wird  die  bandförmige  Zunge  bogenförmig  gekrümmt 
und  dann  mit  einer  Stelle  dieses  Bogens  auf  den  ausgesuchten  Punkt 
der  Schale  aufgesetzt  und  abwechselnd  nach  beiden  Seiten  gedreht. 


»  Jos.  Leidy,  Remarks  on  Mactra.  in:  Proc.  Acad.  N.  Sc.  Philadelphia 
1878.  pag.  332—333. 

2  Art.  Issel,  Istruzioni  pratiche  per  l'ostricoltura  e  la  mitilicoltura.  Ge- 
nova. 1882.  (pag.  158). 

»  Ernest  Ingersoll,  Mollusks  in  general,  in  :  Fisheries  and  fish  iudustries 
of  the  Ü.  S.  by  G.  B.  Goode.    Washington  Sect.  1.  Text  pag.  687— 710.  1684. 


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156 


P.  Schiemeuz 


bis  das  Loch  vollendet  ist.  Letzteres  sei  ganz  »symmetrisch«  und 
»regelrecht  true}«.  und  die  Bohrthätigkeit  sei  sogar  den  Zähnen 
dienlich,  indem  diese  durch  die  beschriebene  Bewegung  zugeschärft 
wlirden.  Dessgleichen  soll  nach  Tarr1  Vrosalpinx  cinerea  sich  beim 
Anbohren  der  Austern  an  der  amerikanischen  Kllste  der  Kadula  be- 
dienen. Simrüth  2  dagegen  ist  der  Meinung,  dass  die  Löcher  nicht 
allein  von  der  Radula  gebohrt  werden,  sondern  dass  vorher  eine  An- 
Utzung  der  betreffenden  Stelle  der  Schale  durch  Säuren  stattfinde. 

In  einer  früheren  Mittheilung3  habe  ich  mir  bereits  erlaubt,  für 
Natica  wenigstens,  daran  zu  zweifeln,  dass  die  Radula  oder  Zunge 
das  Bohrwerkzeug  sei,  und  ich  suchte  dagegen  eine  auf  der  Unter- 
seite des  ausgestreckten  Kussels  gelegene  Drüse  dafür  verantwortlich 
zu  machen.  Näheres  darüber  theilte  ich  damals  noch  nicht  mit,  weil 
es  mir  nicht  gelungen  war.  einige  Beobachtungen,  die  ich  für  wün- 
scheuswerth  hielt,  anzustellen. 

Wie  bereits  oben  erwähnt,  glaubte  Hancock  das  Vorhandensein 
von  Kieselsäure  in  der  Kadula  auch  bei  den  Kaubschnecken  an- 
nehmen zu  müssen,  offenbar  von  dem  Gedanken  geleitet,  dass  eine 
*  hornige«  oder  <chitinöse«  Kadula  nicht  gut  im  Stande  sein  könne. 
Löcher  in  so  harte  Schalen,  wie  sie  z.  B.  die  Venus- Arten  haben, 
zu  bohren.  Die  Kieselsäure  sollte  dann  wahrscheinlich  nach  seiner 
Ansicht  den  Zähnen  der  Zunge  mehr  Festigkeit  verleihen. 

Nach  einer  Untersuchung,  welche  Herr  Dr.  E.  Herter  auf  meinen 
Wunsch  anstellte,  findet  sich  in  der  Kadula  von  Natica  keine  nach- 
weisbare Menge  von  Kieselsäure,  so  dass  also  das  Bedenken,  die 
hornig-weichen  und  elastischen  Zähne  seien  nicht  im  Stande,  die  in 
Kede  stehenden  Löcher  zu  bohren,  vollkommen  bestehen  bleibt. 

Nehmen  wir  jedoch  vor  der  Hand  einmal  an.  das  Bedenken 
wäre  nicht  gerechtfertigt,  und  Natica  bohre  wirklich  mit  den  Zäh- 
nen, so  könnte  unmöglich  ein  solches  Loch  resultiren,  wie  es  die 
angebohrten  Muschelschalen  aufweisen. 


'  R.  S.  Tarr,  Natural  eueniies  of  the  uyster.  in:  Science  Vol.  ti. 
pag.  3U2.  1^5. 

2  H.  Simkoth,  Bemerkungen  zu  Herrn  Semon's  Aufsatz  über  die  Aus- 
scheidung freier  Schwefelsäure  bei  Meeresschnecken,  in:  Blol.  Centralbl.  9.  Bd. 
pag.  2*7.  l^'.>. 

3  P.  Sc  in  km  enz  ,  Iber  die  Wasseraufnahme  bei  Laraellibranchiaten  und 
Gastropoden  einschließlich  der  I'teropodcn).  I.  Theil.  in  Mitth.  Z.  Stat.  Neapel 
7.  Bd.  pag.  467.  Auuierkung  1.  1SS7. 


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Wie  bohrt  Natica  die  Muscheln  an? 


i  r,7 


Die  Radula  ist.  wenigstens  der  Theil.  welcher  zur  Wirkung 
kommt,  wie  bei  den  meisten  Schnecken,  so  auch  bei  Natica,  ein 
bandförmiges  Organ,  und  die  Zähne  auf  ihm  sind  so  angeordnet, 
dass  sie  eigentlich  nur  in  ganz  bestimmter  Richtung  wirken  können, 
und  hiermit  harmonirt  auch  die  ganze  Bewegung  des  Organs.  Die 
mittleren  Reihen  der  Zähne  wirken  nur  in  der  Richtung  vom  vorderen 
Thcile  der  Radula  nach  dem  hinteren.  Die  seitlichen  Zähne  sind 
meist,  und  so  auch  bei  Natica,  lange,  gekrümmte  Haken,  welche 
im  Ruhezustande  wegen  der  dann  coneaven  Form  der  Radula  von 
der  Seite  nach  der  Mittellinie  eingeschlagen  sind.  Wenn  sie  in 
Thätigkeit  treten  soll,  so  wird  die  Radula  nach  vorn  geschoben, 
dadurch  ihre  Rinnenform  ausgeglichen  und  die  Seitenzähne  aufge- 
richtet. Beim  Rückwärtsziehen  der  Radula  wird  diese  wieder  concav, 
und  die  Seitenzähne  schlagen  nach  der  Mittellinie  nach  Art  von 
Haken  in  die  Beute,  und  zwar  wird  ihre  Funktion  dabei  durch  die 
medianwärts  gerichtete  Krllmmung  ihrer  Spitzen  verstärkt.  Wenn 
man  nun  bedenkt,  dass  die  Bewegung  der  Radula  stets  eine  solche 
ist,  dass  man  sie  sehr  passend  mit  dem  Lecken  unserer  Zunge  ver- 
glichen hat,  so  ist  es  absolut  nicht  einzusehen,  wie  dabei  mit  dem 
eben  beschriebenen  Zahnapparat  ein  nahezu  kreisrundes  Loch  ge- 
bohrt werden  kann.  Zur  Herstellung  eines  solchen  mlisste  sich  die 
Radula  ganz  um  ihre  Achse  drehen.  Ganz  abgesehen  davon,  dass  etwas 
Ahnliches  bisher  von  Niemand  und  auch  nicht  von  mir  trotz  meiner 
langjährigen  Beschäftigung  mit  Mollusken  gesehen  worden  ist,  so  ist 
eine  solche  Bewegung  wegen  der  anatomischen  Verhältnisse  (Muscu- 
latur  etc.)  der  Zunge  gar  nicht  möglich.  Dass  etwa  dafür  das 
Vorderende  des  Rüssels  eine  derartige  Rotation  ausführe,  ist  eben  so 
unwahrscheinlich  und  zum  Theil  unmöglich1.  Es  ist  natürlich  und 
sowohl  in  der  Anatomie  des  Rüssels  als  der  Zunge  begründet,  dass 
letztere  nicht  immer  genau  in  gerader  Linie  nach  vorn  zu  wirken 
braucht;  im  Gegentheil  kann  die  Zunge  ziemlich  weit  nach  beiden 
Seiten  ausholen,  und  Issel  will  das  ja  auch  bei  dem  Bohracte  be- 
merkt haben,  aber  auch  durch  noch  so  starkes  Ausholen  nach  rechts 
oder  links  könnte  niemals  ein  rundes  Loch  entstehen.  Doch 
nehmen  wir  einmal  an.  dass  in  Wirklichkeit  Zunge  oder  Rüssel  eine 
vollständige  Drehung  um  ihre  Achse  machen  könnten,  so  folgt  doch 


t  Von  der  Annahme,  dass  sich  das  ganzo  Thier  während  des  Bohractes 
um  einen  Punkt  der  Muschelschale  dreht,  sehe  ich  ab;  bei  Natica  wäre  das 
ganz  ausgeschlossen. 


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158 


P.  Schieiueuz 


schon  aus  der  Form  und  Insertion  der  Zähne,  dass  auch  dann  ent- 
weder gar  kein  Loch  gebohrt  werden  könnte,  oder  dasselbe  eine 
ganz  andere  Gestalt  haben  mtisste  als  es  in  Wirklichkeit  hat.  Wenn 
Natica  ihre  Radula  auf  eine  Muschelschale  aufsetzen  wollte,  so 
würden  mit  dieser  zunächst  nur  die  großen  Seitenzähne  in  Berührung 
kommen,  weil  sie  die  mittleren  Reihen  bei  Weitem  überragen.  Würde 
nun  von  der  Schnecke  ein  Druck  ausgeübt,  und  das  müsste  doch 
zum  Zwecke  des  Anbohrens  geschehen,  so  würden  die  Seitenzähne 
wegen  ihrer  sehr  nachgiebigen  Befestigungsweise  entweder  nach 
außen  oder  innen  umgeschlagen  werden.  Meist  wird  wegen  der 
nach  innen  gekrümmten  Spitze  das  Letztere  stattfinden,  und  dann 
ist  von  einem  Bohren  durch  sie  keine  Rede  mehr.  Es  könnten  dann 
höchstens  die  von  den  Scitenzähncn  unbedeckten  Reihen  der  Mittel- 
zähne in  Wirkung  treten,  und  das  Loch  würde  viel  zu  klein  aus- 
fallen. Nehmen  wir  aber  den  ersten  Fall  an,  dass  beim  Andrücken 
der  Radula  die  Seitenzähne  mit  der  Spitze  gerade  so  aufstießen,  dass 
sie  nach  der  Seite  umgeklappt  würden,  so  könnte  im  günstigsten 
Falle  ein  Loch  resultiren,  welches  im  Anfangsstadium  einen  Durch- 
schnitt wie  Fig.  13  zeigen  würde,  wo  die  seitlichen  tiefsten  Stellen  (5) 
von  den  Seiteuzähnen  und  die  geringe  Einsenkung  auf  dem  centralen 
Plateau  von  den  Mittelzähnen  herrühren  würde.  Jedenfalls  müsste 
mau  aber  auch  eine  der  Thätigkeit  der  einzelnen  Zähne  entsprechende 
concentrisene  Streifuug  wahrnehmen  können.  Im  Übrigen  gilt  für 
die  Mittelzähne  bezüglich  des  Umklappens  bei  der  Ausübung  des 
Druckes  ganz  genau  dasselbe  wie  für  die  Seitenzähne,  nur  dass 
dasselbe  hier  entweder  nach  vorn  oder  nach  hinten  stattfinden  würde, 
wodurch  die  Chancen  der  Hervorbringung  eines  brauchbaren  Loches 
noch  um  ein  Bedeutendes  herabgemindert  werden. 

Wenn  mau  in  ein  Bassin  mit  vielem  Sande  und  vielen  Natica 
eiue  reichliche  Menge  Muscheln  giebt1,  so  findet  man  nach  einiger 
Zeit  außer  durchgebohrten  und  ausgefresseuen  Schalen,  wenn  man 
den  Sand  durchwühlt,  auch  hier  und  da  Muscheln,  welche  nicht  voll- 
ständig angebohrt  sind,  weil  die  vielen  Natica  sich  zum  Theil  gegen- 
seitig bei  dem  Bohracte  stören  oder  auch  beim  Durchwühlen  des 
Sandes  von  Seiten  des  Beobachters  veranlasst  werden,  ihre  Opfer 
fahren  zu  lassen.  Ein  halbvollendetes  Loch  zeigt  nun  Folgen- 
des.   Zunächst  ist  es  kreisrund  oder  beinahe  kreisrund  oder  oval 


1  Mau  thut  gut,  hierzu  die  wärmeren  Monate  zu  wählen,  da  im  Winter 
die  Natica,  in  den  Bassins  wenigstens,  keine  große  Fresslust  zeigt. 


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Wie  bohrt  Natica  dio  Muschelu  au  1 


159 


(Fig.  9),  sein  Rand  fallt  ziemlich  steil  ab  und  geht  ohne  be- 
sonders markirten  Absatz  in  die  ganz  glatte  ßodenfläehe  Uber.  Ist 
das  Loch  noch  sehr  flach,  so  sind  mitunter  noch  die  Kippen  auf  dem 
Boden  dadurch  sichtbar,  dass  sie  noch  um  ein  ganz  Geringes  höher 
stehen  (Fig.  8).  Bei  vielen  .Löchern  ist  der  Boden  genau  in  der 
Mitte  mit  einem  bald  größeren  bald  kleineren  Centralhttgel  {e.h. 
Fig.  7  und  9)  versehen,  dessen  Fuß  allmählich  in  den  Boden  ver- 
streicht; doch  ist  dies,  wie  gesagt,  nur  bei  einem  Theile  der  Fall, 
uud  bei  manchen  ist  er  kaum  wahrnehmbar  angedeutet.  Der  Boden 
des  Loches  ist  mit  einem  feinen  Staub  bedeckt,  welcher  sich  fort- 
kratzen lässt,  von  einer  concentrischen  Streifung  oder  irgend  welcher 
Bearbeitung  durch  Zähne  ist  aber  absolut  nichts  zu  entdecken.  Auch 
die  Epidermis  der  Schale  ist  im  Umkreis  des  Loches  ganz  glatt  und 
nicht  etwa  ausgerissen  und  ausgefasert,  wie  sie  es  sein  rollaste,  wenn 
die  Radula  nach  Art  einer  Raspel  daran  herumgearbeitet  härte.  Wenn 
schon  die  ganze  Beschaffenheit  des  Loches  dagegen  spricht,  dass  die 
Radula  das  Bohrorgan  sei,  so  ist  vor  Allem  das  häufige  Auftreten 
des  CentralhUgels  ganz  und  gar  nicht  damit  vereinbar.  Denn  da 
(von  den  eigentlichen  Seitenzähnen  abgesehen)  die  mittleren  Reihen 
von  den  Mittelzähnen  die  höchsten  sind,  so  mllsste  der  Boden,  mag 
die  Radula  nun  als  Raspel  dienen  oder  durch  Rotation  bohren,  ge- 
rade in  der  Mitte  tiefer  sein,  genau  so  wie  in  Fig.  13  (im  Durch- 
schnitt) . 

Ich  habe  nur  von  Natica  herrührende  Bohrlöcher  untersucht, 
und  man  könnte  mir  einwenden,  dass  andere  Schnecken,  z.  B.  Murex, 
doch  vielleicht  mit  der  Radula  bohrten.  Ich  kann  das  natürlich  nicht 
absolut  in  Abrede  stellen.  Murex  trunculus  und  brandaris,  welche 
ich  gleichfalls  mit  Muscheln  zusammen  in  den  Bassins  hielt,  scheinen 
nicht  zu  bohren;  ich  sah  sie  nur  Uber  verendende  andere  Schnecken 
herfallen,  indem  sie  ihren  Rüssel  zwischen  Deckel  und  Schale  hinein- 
steckten und  das  Thier  herausfraßen.  Aber  immerhin  erlaube  ich 
mir  auf  Grund  der  Beobachtungen  an  Natica  auch  für  die  übrigen 
Schnecken  ein  anderes  Bohrorgan  als  die  Radula  annehmen  zu  dürfen. 
Es  ist  wahr,  dass  z.  B.  eine  Austcrnschale  bedeutend  weicher  ist  als 
eine  Venus- Schale ,  aber  dafür  ist  erstere  auch  dicker  im  Allge- 
meinen, und  jedenfalls  sind  die  Radulazähne  verhältnismäßig  so  weich 
und  elastisch,  dass  die  Schnecken,  wollten  sie  mit  diesen  bohren, 
wohl  kaum  die  Freude  der  Vollendung  des  Loches  erleben  würden. 

Wird  die  Bohrthätigkeit  lange  genug  fortgesetzt,  so  wird  schließ- 
lich der  Boden  der  Grube  an  einer  Stelle  durchbrochen.    Dies  ge- 


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160 


P.  Schienienz 


schiebt  nicht  an  einem  beliebigen  Orte,  sondern  meist  an  einer  ganz 
bestimmten  Stelle,  nämlich  in  derjenigen  Hälfte  der  Grube,  welche 
der  Vorderseite  der  Muschel  zugekehrt  ist.  Das  Loch  zeigt  dann 
mehr  oder  minder  nierenformige  Gestalt  (Fig.  7  und  4),  und  man  er- 
kennt au  den  mit  r  bezeichneten  Stellen  ganz  deutlich  die  Wirkung 
der  nunmehr  in  Thätigkeit  tretenden  Zähne  der  Radula,  indem  der 
schneidende  Rand  des  Loches  unregelmäßig  ausgekerbt  ist  (Fig.  4  . 
Offenbar  erweitert  das  Thier  mit  Hilfe  der  Zähne  nun  das  Loch, 
welches  nach  seiner  Vollendung  in  Fig.  6  dargestellt  ist.  Es  ist 
hier  der  Boden  vollständig  beseitigt,  die  äußere  Öffnung  ist  ein  gutes 
Stück  weiter  im  Durchmesser  als  die  innere,  und  der  Rand  der 
letzteren  ist  ziemlich  scharf,  zeigt  jedoch  in  ganz  verschiedenem 
Grade  feine  Einkerbungen.  Nicht  gar  selten  werden  Muscheln  gerade 
dort  angebohrt,  wo  beide  Schalen  zusammenstoßen  fast  immer  hinten), 
dann  bekommt  das  Loch  wegen  der  nach  innen  vorspringenden  Schalen- 
ränder eine  etwas  complicirtere  Form  Fig.  10  und  III.  Aber  gerade 
diese  Art  von  Löchern  spricht  zu  deutlich  dafür,  dass  die  Radula 
nicht  das  Bohrorgan  ist.  denn  so  nadelspitz  auslaufende  Pfeiler,  wie 
in  Fig.  10,  würden  unfehlbar,  wenn  sie  mit  den  Zähnen  bearbeitet 
würden,  abbrechen.  Später  bin  ich  noch  auf  eiue  Muschel  aufmerk- 
sam geworden,  welche  gerade  Uber  dem  Ligamente  angebohrt  war. 
Wenn  das  Loch  auch  nicht  zur  Vollendung  gebracht  war,  so  war 
sein  Boden  doch  auf  der  einen  Seite  vom  Ligament  bereits  durch- 
brochen und  auf  der  anderen  beinahe.  Deunoch  erhob  sich  mitten 
vom  Boden  das  nur  am  hintersten  Ende  etwas  zerfetzte,  sonst  aber 
intacte  Ligament.  Ein  solches  Verhältnis  wäre  beim  Bohren  mit  der 
Radula  unverständlich.  Schon  BOUCHAHD- ChanteràUX  führt  die 
scharfe  Berandung  und  außerordentliche  Dünne  der  Begrenzungs- 
wände der  Löcher,  welche  gewisse  Arten  von  Helix  in  Kalkfelsen 
bohren,  als  Beweis  dafUr  an.  dass  diese  Thierc  eben  nicht  mit  der 
Radula,  sondern  mit  Hilfe  eines  sauren  Sekretes  bohren,  und  ich 
kann  mich  seinen  Ausführungen  nur  anschließen. 

Es  ist  allgemein  bekannt,  dass  viele  Meeresschnecken  einen  sehr 
sauren  Speichel  besitzen,  und  dieser  ist  denn  auch  wiederholt 
als  Agens  beim  Anbohren  der  Muscheln  durch  Schnecken  in  An- 
spruch genommen  worden.  Es  fragt  sich  nun.  ob  auch  bei  Salica 
eine  sänreproducirende  Drüse  vorkomme.  Malard1  nimmt  an.  dass 


1  Mai.ard  Le  Systeme  jrLiiidulairo  oesophajrien  dos  Taeuioglosseu 

oaruassiors.  in:  Bull.  Soc.  Philomath.  Paris  7   Tome  11.  ISST  pag.  108—111. 


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Wie  bohrt  Natica  die  Muscheln  an? 


161 


die  Ösophagealdrüse  eine  solche  sei  und  auch  beim  Bohren  benutzt 
werde,  allein  in  seiner  kurzen  Notiz  vermissen  wir  für  Beides  den 
Beweis.  Dagegen  beschrieb  Troschel1  seiner  Zeit  bei  Natica  vorn 
und  unten  am  Kussel  eine  »Saugplatte«  und  glaubt,  dass  dieselbe  in 
der  That  der  Besitzerin  dazu  diene,  während  des  Bohractes  den 
Rössel  auf  der  Schale  zu  befestigen.  Wenn  auch  die  Abbildung, 
welche  Troschel  davon  giebt.  richtig  ist.  so  stellt  sie  doch  das 
Thier  mit  halb  eingezogenem  Rüssel  dar  und  giebt  also  keinen 
guten  Begriff'  von  ihr.  so  dass  ich  es  für  angezeigt  halte,  sie  von 
Neuem  abzubilden  und  zu  beschreiben.  Es  ist  dem  Beobachter  leider 
nicht  oft  gegönnt,  derselben  ansichtig  zu  werden,  und  ich  gebe  dess- 
halb  hier  einige  Winke,  wie  man  sich  ihren  Anblick  in  natürlicher 
Lage  verschaffen  kann. 

Da  man  Natica  von  den  Fischern,  welche  sie  auf  den  Markt  bringen, 
meist  massenhaft  haben  kann,  so  setzt  man  eine  verhältnismäßig  große 
Menge  in  ein  niedriges  flaches  Gefäß,  in  dem  sie  ungefähr  1  cm  mit 
Wasser  bedeckt  sind.  Die  Thiere  schwellen  sich  bald  und  kriechen 
umher,  von  dem  Gedanken  beseelt,  zu  entwischeu^woran  man  sie  daher 
verhindern  inuss.  Allmählich  wird  das  Wasser  der  zur  Athmung  nothigen 
Gase  beraubt,  und  die  Schnecken  fangen  an  sich  unbehaglich  zu  fühlen. 
Es  findet  sich  dann  meist  die  eine  oder  die  andere  darunter,  welche 
besonders  ärgerlich  wird  und  nach  den  über  sie  hinwegkriechenden 
Kameraden  beißt.  Bei  dieser  Gelegenheit  mnss  sie  natürlich  ihren 
Rüssel  ausstülpen,  wodurch  die  »Saugplatte«,  die  ich,  den  späteren 
Auseinandersetzungen  vorgreifend,  schon  jetzt  als  »  Bohrdrüse«  be- 
zeichnen will,  sichtbar  wird.  Betupft  mau  nun  vorsichtig  mit  irgend 
einem  kleinen  Gegenstande  die  Radula,  so  beißen  die  Thiere  zu. 
und  man  kann  so.  wenn  man  vorsichtig  verfährt,  den  Rüssel  lange 
genug  ausgestreckt  erhalten  und  die  Bohrdrüse  beobachten.  Hält 
man  eine  Schlinge  bereit,  schiebt  sie  vorsichtig,  so  weit  es  geht, 
über  den  Rüssel  und  zieht  zu.  so  kann  derselbe  von  der  Schnecke 
nicht  wieder  zurückgezogen  und.  che  das  Thier  sich  in  die  Schale 
einzieht,  hinter  der  Schlinge  abgeschnitten  werden,  wobei  man  das 
Thier  an  der  letzteren  aus  dem  Wasser  hebt.  Natürlich  contrahirt 
sich  nun  das  abgeschnittene  Rüssclende  heftig  und  mit  ihr  die  Bolir- 
drüse,  immerhin  aber  können  sie  ihre  Lagebeziehungen  nicht  mehr 
ändern.    Will  man  beide  im  ausgestreckten  Zustande  haben,  so  be- 


»  F.  H.  Troschel,  Da«  Gebiss  der  Schnecken  zur  Begründung  einer  na- 
türlichen Classification.    Berlin.  1.  Bd.  ISöti— 63. 

Mittheilanpen  ».  d.  Zuulog.  Stitiou  zu  Neapel.   Bd.  10.  11 


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162 


P.  Schiemeuz 


täubt  man  die  Schnecken  durch  langsamen  Alkoholzusatz,  und  es 
Huden  sich  dann  hier  und  da  welche,  die  vor  dem  Abstcrbeu  den  Rüssel 
herausstülpen,  welchen  man  dann,  wie  oben  augegeben,  abschnürt  und 
behutsam  conservirt.  In  diesem  Zustande  ist  das  Rüsselstück  meist 
nicht  mehr  im  Staude,  den  durch  die  Zuschnürung  in  ihm  bewirkten 
Turgor  zu  überwinden  und  wird  fixirt .  ehe  es  sich  contrahiren 
kann.  Man  erhält  so  in  der  Form  bessere  Präparate,  die  freilich 
in  histologischer  Beziehung  bereits  einige  Änderungen  erlitten 
haben. 

In  Fig.  1  sieht  man  das  Thier  mit  ausgestrecktem  Rüssel  und 
in  bdr  die  Bohrdrüse.  Fig.  3  zeigt  das  Vorderende  des  Rüssels 
und  die  Bohrdrüse  von  unten  (beide  leicht  contrahirt).  In  Fig.  12 
gebe  ich  einen  schematischen  Durchschnitt  durch  den  unteren  Theil 
des  Rüssels  (nur  durch  das  Epithel  angedeutet)  mit  der  Drüse.  Auf 
histologische  Details  will  ich  hier  nicht  eingehen,  weil  die  Drüse  in 
dem  Besitze  einer  dicken  Cuticula  und  einer  geradezu  fabelhaften 
Gefäßvei  sorgung  so  viel  Eigenthümliches  bietet,  dass  es  mir  wün- 
schenswerth  erscheint,  dieselbe  eingehender  im  Zusammenhang  mit 
anderen  Säuredrüseu  in  einer  besonderen  Arbeit  zu  behandeln.  Hier 
sei  nur  bemerkt,  dass  sie  eine  tellerartige  Form  hat  und  im  Leben 
von  gelblicher  Farbe  ist.  Von  der  Wand  des  Ösophagus  ist  sie 
durch  einen  aus  Polsterzellen  (po)  gebildeten  Ringwulst  [rw]  getrennt. 
Nach  Troschel  soll  also  dieses  Gebilde  eine  »Saugplatte«  sein,  oder, 
wie  es  besser  heißen  müsste,  ein  »Saugnapf«.  Wenn  man  die  Saugnäpfe 
innerhalb  der  Molluskengruppe  vergleicht,  und  ich  verweise  zu  diesem 
Zwecke  auf  Niemiec  1 ,  so  sind  es  da  besonders  2  Arten  von  Muskcl- 
systemeu.  welche  in  die  Augen  fallen.  Das  eine  besteht  aus  circu- 
lären  Fasern  und  dient  offenbar  dazu,  beim  Ansetzen  des  Saugnapfcs 
dessen  Innenraum  zu  verkleinern.  Das  andere  System  besteht  aus 
Fasern,  welche  ungefähr  senkrecht  auf  die  Innenwand  gerichtet  sind, 
durch  ihre  Contraction  den  Innenraum  des  Saugnapfes  vergrößern 
und  so  denselben  durch  die  Herstellung  eines  Vacuums  befestigen. 
Ich  glaube,  mau  wird  wohl  kaum  etwas  dagegen  eiuzuwendeu  ha- 
ben, wenn  ich  diese  beiden  Systeme  als  für  die  Function  eines 
Saugnapfes  für  absolut  nothwendig  erkläre.  Vou  derartigen  Muskcl- 
systemen  findet  sich  jedoch  nichts  bei  der  Bohrdrüse  von  Natica. 
Es  heften  sich  hier  an  der  der  Innenseite  des  Saugnapfes  eut- 


1  J.  Niemikc,  Kecherches  morphologiques  sur  les  ventouses  dans  le  rógne 
animai,  in    Recueil  Z.  Suisse  Tome  2.  pag.  t— 147.  Taf.  1—5.  1SS5. 


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Wio  bohrt  Natica  die  Muscheln  an  ? 

sprechenden  Flüche  zwischen  den  Drüsenschläuchen  [dr]  Überhaupt 
gar  keine  Muskeln  an,  und  von  circnlären  Muskeln  habe  ich  eben 
so  wenig  etwas  eutdecken  können.    Das  einzige  hier  zur  Verwendung 
kommende  System  von  Muskeln  ist  das  in  Fig.  12  mit  m  bezeich- 
nete.   Es  wird  dieses  gebildet  von  Fasern,  welche  von  den  Seiten 
kommend  sich  ungefähr  Uber  dem  Mittelpunkte  der  BohrdrUse  kreu- 
zen und  dann  r  adi  e  n  artig  der  Peripherie  zustrahlen.    Sie  hefteu 
sich  dort  an,  wo  der  Ringwulst  an  die  eigentliche  Drüse  grenzt,  oder 
ziehen    auch    zum  Theil    zum   Epithel   des   Ringwulstes  selbst. 
Wenn  diese  Muskeln  sich  kontrahiren,  so  können  sie  nur  die  Wir- 
kung haben,  dass  der  Querdurchmesser  der  BohrdrUse  hinter  der 
DrUsenschicht  verkleinert,  die  letztere  daher  selbst  nach  außen  her- 
vorgewölbt, d.  h.  an  einen  etwa  darunter  gelegenen  Gegenstand 
angedrückt  wird.  Dass  durch  diesen  Druck  auch  die  Entleerung  des 
Secretes  nach  außen  beschleunigt  wird,  ist  sehr  wohl  möglich.  Von 
einer  Wirkung  vorliegender  Drüse  als  Saugnapf  kann  daher  gar 
keine  Rede  sein1.   Zudem  besitzt  dieses  Organ  eine  so  enorm  ent- 
wickelte Drüsenschicht,  dass  an  seiner  Natur  als  Drüse  gar  kein 
Zweifel  obwalten  kann. 

Es  fragt  sich  nun,  ob  diese  Drüse  zum  Bobren  benutzt  wird. 
Natica  bohrt  unter  dem  Sande  verborgen  seine  Opfer  an,  es  ist  daher 
nicht  möglich,  den  Vorgang  direkt  zu  beobachten,  und  es  ist  mir 
nicht  geglückt,  sie  durch  Hunger  dazu  zu  bewegen,  auch  außerhalb 
des  Sandes  eine  Muschel  zu  verzehren.  Wir  müssen  daher  auf  an- 
dere Weise  versuchen,  die  Beziehungen  zwischen  Loch  und  Bohr- 
drUse nachzuweisen. 

Oben  sagte  ich,  dass  das  Loch  meist  ganz  oder  beinahe  kreis- 
rund oder  auch  oval  ist.  Genau  dasselbe  gilt  für  die  Bohrdrüse. 
Die  Größe  beider  stimmt  gleichfalls  Uberein.  Exacte  Maße  habe 
ich  freilich  nicht  nehmen  können,  da  man  ja  nicht  immer  zu  jedem 
Loche  die  betreffende  Bohrdrüse  messen  kann;  aber  ich  glaube,  dass 
ich  die  Übereinstimmung  auch  schon  so  nach  meinen  Beobachtungen 
behaupten  kann.  Wenn  das  Loch  immer  zuerst  an  der  nach  der 
Vorderseite  der  Muschel  gelegenen  Seite  durchbricht,  so  stimmt  das 


1  Die  beiden  Ansichten  von  Tuoschbl,  dass  dieses  Organ  als  Saugplatte 
diene,  und  das»  das  Loch  mit  der  Radula  gebohrt  werde,  schließen  sich,  wo- 
gen der  so  nachbarlichen  Lage  beider  Organe,  gegenseitig  vollständig  aus. 
Diente  die  Bohrdrüse  als  Saugnapf,  dann  könnte  die  Radula  keine  großen  Be- 
wegungen mehr  machen.  .Umgekehrt  aber  könnte  sich  diu  Drüse  bei. der  Be- 
wegung der  Radula  nicht  anheften. 

II« 


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16J 


P.  Scbiemenz 


damit  Ubereiii,  dass  die  Drtise  iu  ihrem  hinteren  Theile  vielfach 
kräftiger  entwickelt  scheint.  (Der  hintere  Theil  der  Drüse  entspricht 
dem  vordereu  des  Loches:  vgl.  Fig.  2.  Endlich  aber,  und  das 
ist  die  Hauptsache,  zeigt  die  Drti6e.  dem  Centralhügel  des  un- 
fertigen Loches  entsprechend,  sehr  oft  im  Centrum  eine  Ein- 
senkung.  Man  kann  dieselbe  in  Fig.  3  sehen,  wo  sie  freilich 
durch  Schrumpfung  etwas  übertrieben  und  in  Falten  ausgezogen  ist. 

Wenn  die  Bohrdrüse  ihre  Function  als  solche  erfüllen  soll,  bo 
muss  sie  ein  saures  Secret  haben.  Betupft  man  nun  bei  einer 
Schnecke  in  dem  Momente,  wo  sie  ihren  Rüssel  herausstreckt,  die 
Bohrdrüse  mit  Lackmuspapier,  so  wird  man  wohl,  wie  ich,  meist 
keine  oder  alkalische  Reaktion  erhalten.  Aber  dies  ist  natürlich,  da  das 
Papier  zunächst  nur  mit  dem  Schleime  des  Thieres  in  Berührung 
kommt,  welcher  ziemlich  stark  alkalisch  ist.  Einer  intimeren  Be- 
rührung beugt  aber  die  Schnecke  sicher  mit  Einziehen  des  Rüssels 
vor.  Ich  legte  daher  eine  ganze  Menge  Schnecken  in  ein  Gefäß  und 
stellte  es  zeitweilig  in  die  Sonne,  bis  die  Thierc  anfingen  abzuster- 
ben, musterte  sie  dann  und  fand  eine  riesige  Natica  milìepunctata 
mit  ausgestülptem  Rüssel  darunter.  Das  erste  blaue  Lackmuspapier, 
welches  ich  auflegte,  und  welches  also  wohl  nur  mit  dem  Schleime 
in  Berührung  kam,  zeigte  keine  Reaction,  dagegen  färbten  sich  3 
weitere  nach  einander  aufgelegte  genau  nur  an  den  Stellen,  wo  sie 
der  Drüse  auflagen,  roth,  so  dass  also  auch  von  dieser  Seite  aus 
die  Bohrdrüse  den  an  sie  gestellten  Anforderungen  genügt. 
Welcher  Natur  nun  die  von  der  Drüse  producirte  Säure  sein  mag, 
das  habe  ich  nicht  untersuchen  können.  Allein,  worauf  Herr 
Dr.  Hekteh  mich  freundlichst  aufmerksam  machte,  es  dürfte  wohl  das 
feine  Pulver,  welches  sich  auf  dem  Boden  der  unfertigen  Löcher 
rindet,  darauf  hindeuten,  dass  wir  es  hier  mit  Schwefelsäure  zu 
thun  haben.  Diese  würde  den  kohlensauren  Kalk  der  Schale  lösen 
und  als  schwefelsauren  gleich  wieder  als  Pulver  ausfällen.  Aus- 
scheidung gerade  dieser  Säure  kommt  ja.  wie  bekannt,  auch  bei 
anderen  Prosubrauchiern  vor. 

In  einer  früheren  Abhandlung 1  suchte  ich  die  Aufgaben,  welche 
deu  einzelnen  Theilen  des  Fußes  zukommen,  klar  zu  legen.  Vom 
Hin  ter  fuße  sagte  ich,  dass  derselbe  als  Reservoir  bei  der  Trans- 
locirung  des  Wassers  diene  und  wohl  auch  zum  Festhalten  der 

1  P.  St  uiKMENZ,  Über  die  Wasseraufnahme  etc.  2.  Theil.  hi  :  Mittb.  Z. 
Stat.  Neapel  7.  Bd.  pag.  40^.  1^7. 


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Wie  bohrt  Natica  die  Muscheln  an? 


165 


Muscheln  während  des  Anbohrens  Verwendung  finde.  In  der  That 
kann  man  gelegentlich  beobachten,  wenn  man  den  Sand  der  Bassins, 
welche  Muscheln  und  Natica  enthalten,  durchwühlt  und  die  Natica 
heraushebt,  dass  bei  manchen  Exemplaren  gleichsam  mit  Schleim 
bedeckte  Muscheln  aus  dem  Fuß  herausfallen,  wie  auch  bereits 
Leidy  (s.  o.)  angiebt.  Ferner  giebt  Mouse'  an,  dass  Natica  ihren 
Fuß  zum  Ergreifen  und  Festhalten  der  Beute  benutze.  Meyer  und 
Möbius'2  berichten  Ahnliches  von  Buccinum  und  Nassa.  Durch  einen 
glücklichen  Zufall  ist  es  mir  gelungen,  den  Gebrauch  des  Fußes  zu 
diesem  Zwecke  bei  einer  Natica  millepunctata  direct  zu  beobachten; 
allerdings  war  hier  das  Opfer  nicht  eine  Muschel,  sondern  eine  Natica 
Josephina.  Fig.  2  giebt  die  Stellung  der  Natica  millepunctata  bei 
diesem  Acte  wieder,  nur  habe  ich  für  die  Zeichnung  eine  N.  jose- 
phina gewühlt  und  an  Stelle  der  als  Opfer  dienenden  .V.  josephina 
eine  Venus  gesetzt,  über  deren  Lage  dabei  ich  später  Einiges  sagen 
werde. 

Der  Räuber  hatte  sein  Opfer  mit  dem  Hinterfuß  fest  umfasst, 
und  zwar  wurde  besonders  dessen  hinterer  Rand  {hr\  mit  großer 
Kraft  angepresst,  ein  Verhalten,  das  in  der  Figur  nicht  deutlich 
genug  wiedergegeben  ist.  Die  Umklammerung  war  derartig  fest, 
dass  ich  die  Natica  millepunctata  an  der  Schale  fassen,  mit 
ihrem  Opfer  aus  dem  Wasser  herausheben,  von  allen  Seiten  betrachten 
und  nach  einander  in  3  verschiedene  Getaße  transporti ren  konnte, 
ohne  dass  sie  sich  abhalten  ließ,  ihr  Opfer  mit  der  Radula  zu  be- 
arbeiten3. Merkwürdig  dabei  war,  dass  die  Natica  josephina  sich 
nicht  einfach  in  ihre  Schale  zurückzog.  Wenngleich,  wie  es  schien, 
sie  einige  Male  daran  von  ihrer  Feindin  verhindert  wurde,  so  war 
dies  doch  oft  sicher  nicht  der  Fall.    Dass  hier  die  Natica  ihr  Heil 


1  E.  S.  Morsi..  A  Classification  of  Mollusca,  based  on  the  principio»  of 
cephaliaation.  in:  Proc.  Essex  Inst.  Salem,  Mas».  Vol.  4.  pai?.  J74.  1865. 

H.  A.  Meyek  &  K.  MÖBIUS,  Fauna  der  Kieler  Bucht.    Leipzig  2.  Bd. 
1ST2.  pag.  51  und  52. 

3  Da  dieses  Individuum  im  Gegensatz  zu  den  meisten  anderen  seiner  Spe- 
eles so  wenig  empfindlich  war,  benutzte  ich  es  dazu,  um  nach  meiner  früher 
angegebenen  Metbode  die  Menge  des  aufgenommenen  Wassers  zu  bestimmen. 
Es  hatte  das  in  so  fern  Interesse,  als  Natica  miifejmnctata  ihren  Fuß,  und  spe- 
cieü  den  VorderfuG,  bei  Weitem  woniger  schwellt  als  Josephina.  Es  ergab  sich 
denn  auch,  dass  dieses  Exemplar,  welches  im  zusammengezogenen  Zustande 
noch  nicht  ganz  5  ccm  Wasser  verdrängte,  beim  Zusammenziehen  nur  5  com 
Wasser  abgab,  wovon  nun  aber  noch  1  ccm  oder  etwas  mehr  auf  das  anhaf- 
tende Wasser  zu  rechnen  war. 


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ioti 


P.  Schieinenz 


lediglich  in  der  Flucht  suchte,  beweist  einmal  wieder,  dass  die 
Thiere  von  ihrer  Fähigkeit  sich  einzuziehen,  gar  nicht  so  oft  Ge- 
brauch machen,  wie  es  manche  Forscher  anzunehmen  geneigt  waren, 
um  ihre  Ansicht,  wonach  das  aufgenommene  Wasser  zur  Athmung 
diene,  zu  stützen.  Überhaupt  habe  ich  gefunden,  dass  das  Einziehen 
fast  nur  stattfindet,  wenn  man  die  Thiere  aus  ihrem  Element,  sei 
es  der  Sand  oder  das  Wasser,  herausnimmt. 

Die  Stellung,  welche  der  Vorderfuß  in  Fig.  2  einnimmt,  hatte 
ich  früher  schon  einige  Male  beobachtet:  sie  war  stets  mit  einem 
Ausstrecken  des  Rüssels  verbunden.  Es  ist  klar,  dass  die  Schnecke, 
wenn  der  Vorderfuß  seine  gewöhnliche  Stellung  und  Form  beibehält 
(Fig.  1),  gar  nicht  zu  ihrem  Opfer  gelangen  kann.  Er  wird  daher 
von  vorn  her  in  der  Mitte  eingezogen  und  bildet  dann  vermittels 
zweier  Wülste  (ic  um  den  Kussel  eine  Scheide,  während  seine  seit- 
lichen Thcile  mit  zum  Festhalten  der  Beute  benutzt  werden.  Ich 
mache  darauf  aufmerksam,  wie  diese  Stellung  ungefähr  mit  der- 
jenigen harmonirt.  welche  Bouchon-Ciianteuaux  (s.  o.)  bei  anderen 
Schnecken  beschreibt. 

Die  Bohrlöcher  befinden  sich  meist,  wie  schon  Leidy  (s.  o. 
bemerkt,  in  der  Nähe  der  Umboneu.  Indessen  glaube  ich  nicht, 
dass  die  Schnecke  sich  gerade  diese  Stelle  aussucht  mit  der  Absicht, 
recht  bald  zu  den  Adductoren  zu  gelangen.  Es  würde  der  Schnecke, 
welche  die  Muschel  von  hinten  ausfrisst,  gar  nichts  nutzen,  wenn 
die  letztere  ihre  Schalen  öffnete:  im  Gegentheil  würde  durch  die 
Öffnung  nur  Sand  eindringen,  an  dem  der  Schnecke  sicher  nichts 
gelegen  ist.  Außerdem  wird  aber  gerade  das  Öffnen  der  Schale 
durch  das  Festhalten  mit  dem  Hinterfüße  verhindert.  Man  muss 
sich  natürlich  die  Frage  vorlegen,  warum  die  Schnecke  sich  immer 
gerade  diese  außerordentlich  dicken  Stellen  der  Schale  aussucht, 
aber  ich  glaube,  dass  man  darauf  eine  sehr  einfache  Antwort  geben 
kann,  ohne  der  Natica  irgend  welche  Überlegung  zuzuschreiben. 

Von  79  Muscheln,  die  ich  daraufhin  untersuchte,  waren  nur  2 
gerade  auf  der  Mitte  der  Umbonen,  14  davor,  aber  (51  dahinter  an- 
gebohrt. Bei  22  von  den  letzteren,  4  von  den  vorn  angebohrten  lag 
das  Loch  auf  der  Schalennaht,  mehr  oder  minder  von  der  Mittellinie 
entfernt  Fig.  Iii  und  II).  Bei  2  Muscheln  befand  sich  das  Loch 
am  Schalenrand,  einmal  nach  vorn,  einmal  nach  hinten  von  der 
verticalen  Mittellinie.  Wenn  man  in  Betracht  zieht,  dass  man  in 
den  Wasserbassius  nicht  die  natürlichen  Bediugungen  bieten  kann, 
und  dass  die  Muscheln,  besonders  wenn  man  viel  Natica  hineiuthut. 


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Wie  bohrt  Natica  die  Muscheln  an  ?  167 

unruhig  werden  und  oft  unnaturliche  Stellungen  annehmen,  so  kann 
man  wohl  ganz  sicher  ans  den  obigen  Befunden  folgern,  dass  die 
Muscheln  meist  hinter  den  Umbonen  angebohrt  werden.  Im  Übrigen 
waren  auch  in  einem  Hassin  mit  tiefer  Sandschicht  alle  13  Muscheln, 
welche  dort  ausgefressen  waren,  von  hinten  angebohrt. 

Eine  andere  Zusammenstellung  ergiebt,  dass  von  obigen  Muscheln 
28  das  Bohrloch,  oder  doch  dessen  größten  Theil  auf  der  rechten. 
49  auf  der  linken  Schale  trugen,  so  dass  also  die  Stellung  der 
Muschel  der  Schnecke  gegenüber  ungefähr  so  ist.  wie  ich  es  in 
Fig.  2  angegeben  habe.  Die  Muscheln  werden  also  von  vom  ange- 
griffen. Man  könnte  vielleicht  auch  hier  versucht  sein,  anzunehmen, 
dass  Natica  die  Muscheln  desshalb  von  vorn  angreift,  weil  so  die- 
selben am  Entweichen  gehindert  werden,  aber  ich  glaube,  dass  die 
Verhältnisse  doch  viel  einfacher  liegen.  Die  Muschel  steckt,  wie 
bekannt,  schief  im  Sande,  indem  das  Hinterende  mit  den  Siphonen 
der  Oberfläche  des  Sandes  zugekehrt  ist.  Da  die  Natica  noch  tiefer 
im  Sande  kriechen,  so  werden  sie  die  Muscheln  zunächst  an  ihrem 
Vorderraude  spüren  und  auch  von  dort  her  anfallen.  Wenn  sie  nun 
eine  Muschel  umklammert  haben  und  ihren  Rüssel  herausstrecken, 
so  trifft  das  Vorderende  mit  der  Bohrdrüse.  je  nach  dem  Verhältnis 
der  Größe  von  Schnecke  und  Muschel,  verschieden  weit  auf  den 
hinteren  Thejl  der  Muschel,  und  damit  hängt  es  wohl  auch  zu- 
sammen, dass  gerade  die  größeren  Muscheln  den  Umbonen  am 
nächsten  angebohrt  sind.  Durch  diese  Stellung  kommt  es  auch,  dass 
das  hintere  Ende  der  Drüse  dem  der  vorderen  Hälfte  der  Muschel 
zugekehrten  Theile  des  Loches  entspricht,  und  dass  der  erste  Durch- 
bruch im  Boden  desselben  gerade  vorn  erfolgt  und  an  den  Stellen  r 
Fig.  4  und  7)  mit  den  Zähnen  bearbeitet  ist.  Sowie  nämlich  die 
Schnecke  bemerkt,  dass  ein  genügender  Durchbruch  erfolgt  ist.  so 
setzt  sie  ihre  Radula  in  Thätigkeit  und  sucht  das  Loch  durch  Weg- 
brechen des  dünnen  Randes  vermittels  der  Zähne  wohl  besonders 
Seitenzähnei  zu  vergrößern.  Der  Körper  der  Schnecke  hat.  vermöge 
der  Scbalenwindung  nach  rechts,  seinerseits  auch  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grade  eine  Richtung  nach  dieser  Seite,  dem  Fuße  gegen- 
über, und  so  mag  es  wohl  kommen,  dass  der  Rüssel  beim  Aus- 
strecken ebenfalls  etwas  nach  rechts  gerichtet  ist  und  demgemäß 
in  den  meisten  Fällen  die  linke  Schale  der  Muschel  trifft  (Fig.  2  . 
die  ja  gerade  umgekehrt  orientirt  ist. 

Bei  dem  Auffinden  der  Muschelu  leisten  die  Fühler  der  Natica 
wohl  kaum  irgend  welche  Dienste.    Ich  habe  nie  beobachtet,  dass 


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168 


P.  Schienienz 


dieselben  zum  Tasten  benutzt  werden.  Nur  wenn  das  Glas,  in 
denen  Natica  saßen,  erschüttert  wurde,  dann  wurden  sie  nach  vorn 
gerichtet.  Was  die  Thiere  mit  ihren  Fühlern  unter  dem  Sande 
machen,  kann  man  natürlich  nicht  beobachten  ;  eine  große  Bewegungs- 
fähigkeit dürften  sie  wohl  dort  kaum  besitzen.  Man  pflegt  oft  Varia- 
tion, Verminderung  resp.  Verdoppelung  eines  Organs  als  Zeichen  an- 
zusehen, dass  es  auf  dem  Wege  ist,  rudimentär  zu  werden.  Da 
möchte  ich  denn  bemerken,  dass  bei  Natica  josephina  ziemlich  häufig 
nur  1  Fühler  vorhanden  ist,  und  dass  ich  einmal  einen  mit  2  Spitzen 
gesehen  habe. 

Das  Organ,  dessen  Natica  sich  zum  Tasten  bedient,  ist  wie 
bei  vielen  anderen  Schnecken  der  vordere  Rand  des  Vorder- 
fußes. Schon  eine  flüchtige  Beobachtung  lehrt  dieses.  Seine  Inner- 
vation ist  daher  auch  außerordentlich  reichlich,  wie  ich  das  bereits 
in  meiner  Arbeit  Uber  die  Wasseraufnahme1  angegeben  habe.  Es 
gelang  mir  auch  einmal,  direkt  zu  beobachten,  wie  eine  Natica,  die 
so  dicht  au  der  Glaswand  eines  Bassins  unter  dem  Sande  saß,  dass 
ich  sie  sehen  konnte,  vorsichtig  den  Fuß  aus  dem  Sande  heraus- 
streckte und  nach  einer  dort  liegenden  Muschel  tastete,  dann  ein 
wenig  näher  herankroch  und  abermals  den  Fuß  emporstreckte  und 
die  Muschel  betastete.  Leider  wurde  der  weitere  Fortgang  durch 
eine  andere  Natica  gestört. 

Ich  möchte  diese  kleine  Arbeit  mit  einem  biologischen  Frage- 
zeichen beschließen,  welches  wohl  eigentlich  nicht  hierher  gehört, 
aber  doch  hier  einen  Platz  finden  mag,  weil  es  Natica  betrifft.  Ich 


1  2.  Theil.  pag.  453—459.  Brock  behandelt  Zeit.  Wiss.  Z.  48.  Bd.  1S89.  Zur 
Neurologie  der  Prosobranchier  pag.  67 — 63  Taf.  6 — 7)  die  Innervation  des  Vor- 
derfußes einiger  Sehnecken  und  schildert  auch  die  uiaschenfbrmigen  Complexe 
bei  Natica.  Er  citirt  dabei  aucli  meine  Figur,  jedoch  nicht  den  Text,  in  wel- 
chem bezüglich  dieser  Schnecke  bereits  ungefähr  dasselbe  augegeben  ist,  was 
BROCK  später  gefunden  hat.  Brock  sagt,  es  sei  die  physiologische  Bedeutung 
dieser  Nervenendausbreitung  vollkommen  räthselhaft  und  unerklärlich,  dass  ge- 
rade der  Fuß  so  ungeheuer  reich  an  Nerven,  das  Tastorgan  par  excel lence  da- 
gegen, der  Fühler,  so  spärlich  damit  versehen  sei.  Er  glaubt  es  der  Zukunft 
vorbehalten  zu  müssen,  den  Sehleier  hierüber  zu  lüften.  Ich  muse  gestehen, 
dass  ich  nicht  begreife,  wie  man  so  etwas  sagen  kann.  Es  genügt,  wie  oben 
bemerkt,  auch  die  allerflüchtigste  Beobachtung,  um  zu  erkennen,  das»  bei 
Natica  etc.  eben  nicht  die  Fühler,  sondern  der  Vorderrand  des  Vorderfuße« 
das  Tastoigan  par  excellence  ist.  Dass  hier  ein  solcher  Fuuktionswechsel  statt- 
gefunden hat,  mag  wohl,  unter  Anderem,  auch  damit  zusammenhängen,  dass  die 
Fühler  unter  dem  Sande  kaum  ihrer  Aufgabe  als  Tastorgane  gerecht  werden 
könnteu. 


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Wie  bohrt  Natica  die  Muschelu  an? 


169 


habe  öfters  Gelegenheit  gehabt  zu  beobachten,  wie  Individuen  dieser 
Art,  mehr  oder  minder  tief  im  Sande,  viele  Tage  lang  au  einer  Stelle 
saßen,  ohne  auch  nur  irgend  wie  wesentlich  ihre  Lage  zu  ändern. 
Wie  bringt  es  in  diesem  Falle  das  Thier  fertig,  dafUr  zu  sorgen, 
dass  die  genügende  Menge  Wasser  behufs  Athmung  seine  Kiemen- 
höhle durchspült,  und  wie  verhindert  es,  dass  nicht  der  Sand  durch 
den  Sipho  des  Fußes  (Fig.  1  und  2  s)  in  die  Kiemenhöhle  dringt? 

Neapel,  April  1891. 


Erklärung  der  Abbildungen  auf  Tafel  11. 

Xatica  josephinu  mit  ausgestrecktem  Rüssel,  bdr  Bohrdrüse;  de 
der  den  Deckel  verbergende  hintere  Schalenlappen  des  Hinter- 
fußes ;  hf  Hinterfuß;  r/Vorderfutf;  r  Rüssel;  «  vom  Fuß  gebil- 
deter Sipho;  t  Tentakel. 

X.  j.  eine  Muschel  anbohren«!  (Combinationsfigur).  Buchstabea- 
bezeichnung  wie  in  Fig.  1 .  Dazu  :  Ar  Hinterrand  des  Vorderfußes  ; 
»i«  Muschel;  w  Wülste  des  Vorderfußes,  welche  gebildet  werden, 
um  den  Rüssel  passiren  zu  lassen. 

Vorderes  Endo  des  Rüssels  von  X.  j.  von  unten,  m  Mundöffnung; 
bdr  Bohrdrüse. 

Bohrloch  in  3/4  Vollendung,  h  ist  dem  hinteren,  v  dem  vorderen 
TheUe  der  Muschel  zugekehrt;  r  Stellen,  wo  die  Radulazähne  be- 
sonders wirken. 

Ganze  Muschelschale  mit  Bohrloch,  h  und  c  wie  in  Fig.  4. 
Vollendetes  Bohrloch  in  einer  Muschelschale  stärker  vergrößert. 
Bohrloch,  bereits  ein  wenig  durchgebrochen,  c.  h.  Centralhügcl  ; 
h  und  v  wie  in  Fig.  4. 
Fig.  8—9.    Bohrloch,  noch  ohne  Durchbruch,   r.  h.  wie  in  Fig.  7. 
Fig.  10—11.  Zwei  auf  der  hinteren  Schalennaht  angebohrte  Muscheln. 
Fig.  12.       Schematischer  Schnitt  durch  die  Bohrdrüse,    r  Cuticula;  dr  Drü- 
senschlauche; ep  Epithel;  m  Muskeln  der  Bohrdrüse;  po  Polster- 
zellen ;  tic  Ringwulst. 
Fig.  13        zeigt,  wie  der  Durchschnitt  eines  Bohrloches  aussehen  müssto. 

wenn  die  Radula  das  Bohrorgan  wäre  und  durch  Rotation  bohrte; 
3  bezeichnet  das  Wirkungsfeld  der  Seitenzähne. 


Fig.  1. 

Fig.  2. 

Fig.  3. 

Fig.  4. 

Fig.  5. 

Fig.  0. 

Fig.  7. 


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Über  das  Färben  mit  Hämatoxylin. 

Von 
Paul  Mayer 

in  Neapel. 

Trotz  der  vielen  Vorschrifteil,  welche  zur  Anfertigung  guter 
Hämatoxylinlösuugen  existiren  und  meist  allerdings  den  Charakter 
von  Magistralformeln  an  sich  tragen,  scheint  über  die  chemischen 
Vorgänge  beim  Färben  mit  Hämatoxylin  bisher  nichts  Genaueres  be- 
kannt geworden  zu  seiu.  Die  mir  zugänglichen  Lehrbücher  der 
mikroskopischen  Technik  enthalten  wenigstens  keine  Angaben  dar- 
über, obwohl  sie  dem  Hämatoxylin  Kaum  genug  widmen:  so  Fol. 
Garbini,  Lee,  Rawttz,  Böhm  &  Oppel,  Whitman.  Und  der  Einzige, 
welcher  die  Chemie  hierbei  etwas  berücksichtigt  hat.  nämlich  Gierke', 
bringt,  wie  auch  beim  Cannin,  fast  nur  lrrthümer  vor.  Dagegen 
rindet  man  häufig  die  Bemerkung,  die  frisch  bereiteten  Lösungen 
seien  zum  Färben  nicht  tauglich,  sie  müssten  erst  '  reifen«,  und  man 
könne  dies  beschleunigen,  indem  man  Licht  und  Luft  hinzutreten  lasse. 
Was  das  Licht  dabei  thun  soll,  ist  mir  nicht  klar  geworden,  mit 
der  Luft  hat  es  aber  seine  Richtigkeit,  denn  es  handelt  sich  bei  der 


1  Hans  Gierke,  Färberei  zu  mikroskopischen  Zwecken,  in:  Zeit.  Wiss. 
Mikr.  1.  Bd.  1SM  um!  2.  Bd.  I**b5.  Er  sagt  auf  pag.  14  und  15  des '2.  Baudes 
vom  Hämatoxylin  :  »Die  Einwirkung  des  Lichtes  färbt  die  Lösuugen  roth,  starke 

alkoholische  Lösungen  werden  dunkelbraun  Die  Alkalien,  Ammoniak 

und  Alaun  machen  aus  der  gelblichen  oder  rothen  Farbe  ein  schönes  inten- 
sives Blau  oder  Violettblau.«  Ferner:  »aus  ihm  lässt  sieh  noch  ein  gefärbter 
Körper  Hämatom,  und  zwar  in  seiner  Ammoniakverbindung  abscheiden.  Da 
er  aber  für  uns  kein  weiteres  Interesse  hat,  auch  noch  ziemlich  unbekannt  iBt, 
so  gehe  ich  nicht  weiter  auf  ihn  ein.  «  Über  die  Ansichten  von  Sanfelice  1. 
unten  pag.  IT;?  Anni.  1 . 


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über  da*  Ffcben  mit  Hamatoxylin.  1  ' 1 

i  .*;^n  l     Will  mau  sich  also  ein 

reife,  Hämatosylin  in  kurzer  Zeit he <*A en.  •»  £r  ^  ^ 
gceigne,er  Weise  zu  osydiren.  Dm .  h  j»  . c  .  ^  ^  ^ 
einer  ßfccben  Losung  des  bequemeren 
von  — ^aure Ìrgcgangeu    „nd  habe 

Technik  einzuführen.  vIET7Ki>  entnehme  ich  folgende 

üem  ganz  ^^^.bU,  das  HUmatoxylio 
Angaben  von  Interesse  te  ut,  bUdet  es  doch 

-d  te  5**3*5;  „dtbeil  dieses  Holzes 
den  einzig  f«'  «>e   rarwsrei  o  k 

des  Blauhohe.  .  weil  es  durch  Oxyda  10 '  ^"^o  iu  Säule* 

„llcr  mit  *fi  -  —  »  gf*J  unter  Bildung  von  HU»,»- 
mit  Purpurfarbe.    Die  Lösung  rar«  H'imatcììi  »entsteht  bei 

,eiu  schnell  blanviolett.  später  braun.«  Da  »  sowie 
vorsiehtiger  Behandlung  ^"JfSS  E  W 

dureb  Bindung  des  U,=  «  Jjg**  £  durehfa, 
desselben«.    Es  bildet  .dunkclrrimc  *  f 

lenden  Lichte  rothe  Massen,  welche  siel  z»  T™J     Wa8Ser  bist 
treiben  lassen,  oder  kleine  rothe  Krystalle.   In  be.Be.n 

.  Wem.  (nach  einem  Referate  ^"'^J^t'^è  «f'de'r  IW 
MO.  pag.  400,  0.  ^rch  da»  Ammoniak  der 

fuhrung  des  lläoi.tozylin»  m  erae  dunklen  a  tan  dio  TinCionsfabig- 

Ut.  »nd  man  könne  dnreh  Zusatz  eine, S.  zukomme.  .0  tot  die» 
fe.it  herstellen,  welche  sonst  nur  den,  .  ,bgU.«crten  ^  ^  aMrncke. 
uur  bedingungsweise  richtig.   ^  ich  .lus  folgender  Notiz  «chlicOe. 

Z.  Ähnliches  scheint  Flemmino  zu  *      .     .  .  bekanntlich  sind 

r~tdto  ich  nachträglich  durch  Znfall  g-»B»  • 

a"e  .lümatozvlinlüsnngen  äuOerst  veranderi eh    j   nach      rjpgj.  ^  ^ 

S-  sic  durch  Ammoniakanfnahmc  au.  de,  Luft  bilden.  Eotu- 

'  „deren,  nicht  näher  bekannter i  L rsacbeo..    Uber  das 

SSSg|^^J*^J»  Sieger 

256  m-  Citate  auf  pa*.  215-21.. 


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172 


Paul  Mayer 


es  sieh  schwierig  mit  gelbbrauner  Farbe,  eben  so  in  Alkohol  und 
Äther.    Von  Alkalien  wird  es  mit  blanvioletter  Farbe  aufgenommen«. 

Im  Handel  habe  ich  bisher  reines  Hamatci  n  nur  bei  J.  K. 
GbiGY  &  Co.  in  Basel  gefunden  ;  es  ist  ein  braunrothes  Pulver.  Was 
De  Haen  in  List  vor  Hannover  als  Hämateinum  purum  anzeigt,  ent- 
spricht in  der  Farbe  der  Angabe  von  Nietzki.  enthält  aber  einen  in 
Alkohol  unlöslichen  schwarzen  Körper,  ist  also  nicht  ganz  rein.  Die 
Verbindung  Hiimatein-Ammoniak,  im  Handel  auch  als  Häma- 
teinum crystallisatum  bekannt,  löst  sich  vergleichsweise  leicht  in  Al- 
kohol oder  Wasser,  und  zwar  mit  tieferer  Farbe  als  das  Hämatein. 
Der  chemischen  Formel  zufolge  sollte  es  ungefähr  9  %  Ammoniak 
enthalten.  Ganz  rein  scheint  es  bisher  nicht  käuflich  zu  sein,  wohl 
aber  habe  ich  es  ohne  besondere  Muhe  selber  rein  hergestellt'.  Als 
Kriterium  der  Reinheit  gilt  mir  hierbei  sowohl  für  das  H.  als  auch 
für  sein  Ammoniaksalz  die  völlige  Löslichkeit  in  Alkohol  und  destil- 
lirtem  Wasser  sowie  das  Klarbleiben  der  Lösung  bei  Zusatz  von 
Essigsäure;  naturlich  darf  auch  beim  Verbrennen  keine  anorganische 
Asche  Übrig  bleiben2. 

Aus  Hämatein  oder  H.-Ammoniak  bereite  ich  nun  eine  dem  be- 
kannten Böiimeu' sehen  Hämatoxylin  entsprechende  Lösung,  die  ich 
Hämatein- Alaunlösnng,  kürzer  Hämalaun  rienneu  will,  in  der  Art. 
dass  ich 

1  Gramm  des  Farbstoffes  in  50  ccm  Alkohol  von  90  %  durch 
Erwärmen  löse  und  zu  einer  Lösung  von  50  Gramm  Alaun 
in  1  Liter  dest.  Wassers  gieße. 
Nach  dem  Erkalten  und  Absetzenlassen  kann  man  filtriren,  aber 

1  Man  löso  1  g  Hämatoxylin  unter  Erwärmen  in  20  ccm  destillirten  Was- 
sers, filtrire  eventuell,  setze  1  ccm  kaustisches  Ammoniak  'spec.  Gew.  0,875 
hinzu  und  bringe  die  purpurne  Flüssigkeit  in  eine  Schale,  die  so  geräumig  sein 
muss,  dass  der  Hoden  höchstens  '/j  cm  hoch  bedeckt  wird.  Man  lasse  an  einem 
staubfreien  Orte  bei  gewöhnlicher  Temperatur  abdunsten.  Die  Ausbeute  an 
trockenem  Hämateiu-Ammoniak  beträgt  etwa  eben  so  viel  wie  das  angewandte 
Hämatoxylin.  Beschleunigt  mau  den  Process  durch  Anwendung  künstlicher 
Wärme,  so  bilden  sich  nebenbei  leicht  Stoffe,  die  in  Alkohol  unlöslich  sind. 
Man  benutze  übrigens,  so  lange  das  Präparat  noch  nicht  trocken  geworden, 
zum  Umrühren  und  Loskratzen  nur  Spatel  aus  Glas,  Porzellan  oder  Platin. 

Alles  dies  würde  auch  für  Hämatoxylin  »utreffen.  und  ich  weiß  in 
der  That  nicht,  wie  man  das  Vorhandensein  desselben  oder  von  Zwischenstufen 
zwischen  ihm  und  dem  Hämatein  in  letzterem  bequem  auf  anderem  Wege  fest- 
stellen kann  als  durch  die  Probe  auf  die  Färbekraft.  Dass  aber  wirklich  Dif- 
ferenzen in  dieser  vorkommen,  zeigt  die  folgende  Anmerkung,  und  vielleicht 
sind  sie  wie  angedeutet  zu  erklären. 


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Über  das  Färbeu  mit  Häiuatoxylin 


173 


bei  Verwendung  von  reinem  Material 1  ist  dies  Überflüssig,  wenn  man 
nur  immer  vorsichtig  abgießt  oder  noch  besser  das  gewünschte 
Quantum  mit  einer  Pipette  aus  der  Mitte  der  Flasche  schöpft. 
Das  Hilmalaun  färbt  gleich  von  Anfang  an  so  gut  wie  später 
und  Uberhaupt  so  gut  wie  die  Böhmer* sehe  Lösung  es  ver- 
mag. Schnitte  durch  den  Darmcaual  von  Rochen  (conservirt 
in  Sublimat  -f-  Chromsäure  haben  sich  durch  bloßes  Ubergießen 
mit  Hämalaun  und  sofortiges  Abspülen  mit  Wasser,  also  in 
unglaublich  kurzer  Zeit  tief  und.  wie  zu  erwarten  stand,  auch  ganz 
di8tinct  gefärbt.  Natürlich  kann  man  das  Hämalaun.  welches,  nach 
obiger  Vorschrift  gemacht,  eine  dunkle  Flüssigkeit  etwa  vom  Farben- 
ton des  G  KEN  acher  sch  (i  i  Boraxcarmins  darstellt,  auch  verdünnen 
oder  von  vorn  herein  dünner  bereiten,  ohne  Zweifel  auch  mit  audereu 
Proportionen  der  beiden  festen  Stoffe  anfertigen  —  es  scheint  darauf 
innerhalb  gewisser  Grenzen  ebenso  wenig  Etwas  anzukommen  wie  bei 
dem  Böhmer' sehen  Liquor,  der  ja  auch  nicht  Constant  zusammengesetzt 
ist2.  Was  ich  hervorheben  möchte,  ist  aber  dies:  das  Hämalaun 
ist  sofort  zur  Verwendung  bereit  und  braucht  nicht  erst 
Tage  lang  zu  stehen.  Wie  lange  es  sich  hält,  darüber  fehlen 
mir  die  Erfahrungen  :  wahrscheinlich  werden  in  ihm,  wie  selbst  in 
coiicentrirten  Lösungen  von  Alaun,  Pilze  auftreten,  aber  dies  kann 
man  durch  einen  Thyraolkrystall  verhüten  ".     Übrigens  wird  auch 


1  Eigentlich  sollte  rann  vom  H. -Ammoniak  10  %  mehr  nehmen  als  vom 
Hämatei'n  ;  aber  der  Unterschied  in  der  Färbekraft  ist  zu  gering,  um  für  die 
Praxis  von  Bedeutung  zu  werden.  Dagegen  musste  ich  vom  H.  cryst.  de  Hae.n 
etwa  die  doppelte  Menge  lalso  20  00  anwenden,  um  dieselben  Resultate  zu  er- 
zielen wie  mit  meinem  H.-Ammoniak  ;  auch  das  MerckscIic  Präparat  färbt 
merklich  schwächer  als  das  meinige.    Das  EL  purum  de  Haex  giebt,  trotzdem 
auf  dem  Filter  ein  beträchtlicher  Rückstand  bleibt,  doch  ein  kräftiges  Häm- 
alaun; man  muss  es  aber  sehr  fein  zerreiben,  da  es  sich  soust  zu  langsam  löst. 
Einstweilen  empfehle  ich  also  in  erster  Linie  da«  H.  von  Geiuy  oder  das  H.- 
Aiumoniak,  welches  man  sich  nach  obiger  Vorschrift  selbst  bereitet. 

*  Mit  destillirtem  Wasser  habe  ich  es  bis  anf  das  2ufache  verdünnt, 
so  daas  1  joooq  Hämatei'n  darin  vorhanden  war!  Und  doch  färbte  diese  Lösung, 
wenn    auch  langsam,  prachtvoll  ;  so  z.  B.  waren  in  1  Stunde  die  Tentakel 
einer  Tubularia  durchgefärbt,  und  zwar  merkwürdigerweise  das  Entoderm  sehr 
viel  stärker  (und  das  Ectoderm  schwächer  als  in  dem  concentrirten  Hämalaun. 
Brunnenwasser  oder  Leitungswasser  mit  viel  Kalk)  darf  aber  hierzu  nicht 
benutzt  werden,  und  im  Allgemeinen  ziehe  ich  Verdünnungen  mit  schwacher 
Alaunlüsung  vor. 

3  Der  Zersetzung  durch  das  Ammoniak  der  Luft  und  das  Alkali  des  Glases 
unterliegt  es  freilich  ebeu  so  viel  wie  jegliches  wässerige  Alaunhämatoxylin. 
Es   bildet  sich  ein  Bodeusatz  ,  aber  die  Flüssigkeit  färbt  genau  so  gut  wie 


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17-1 


Paul  Mayer 


durch  Zusatz  einiger  Tropfen  einer  alkoholischen  Lösung  des  Häma- 
toms zu  einer  Alaunlösung  von  beliebiger  Stärke  ein  sofort  verwend- 
bares Hämalaun  leicht  erhalten. 

Im  Gebrauch  verhält  sich  das  Hämalaun  wie  die  Böhmer*  sehe 
Flüssigkeit.  Schnitte  mögen  je  nach  Absicht  mit  dcstillirtcm  oder 
gewöhnlichem  Wasser  abgespült  werden .  bei  Durchfärbung  größerer 
Stücke  empfiehlt  sich  hingegen  sorgfältiges  Auswaschen  mit  schwacher 
(etwa  1  %iger)  Alaunlösung,  falls  man  absolute  Kernfärbung  haben 
will.  Das  Hämalaun  färbt  vorzüglich  durch,  selbst  recht  an- 
sehnliche Stücke,  freilich  kostet  das  mitunter  24  Stunden  und  eben  so 
viele  nimmt  das  Auswaschen  in  Anspruch. 

Wie  sich  in  den  anderen  mehr  oder  minder  complicirten  Ge- 
mischen, welche  als  Delafield'scIics,  RENAUT'sches,  Ehklicii'bcIics 
etc.  Hämatoxylin  bekannt  sind,  der  Ersatz  des  Farbstoffes  durch  das 
Hämatom  gestalten  wird,  namentlich  in  welchem  Verhältnisse  er  zu 
geschehen  hat,  habe  ich  nicht  untersucht.  Das  Delafielij  sehe, 
welches  Lee  so  rühmt,  verdankt  seine  Güte  in  erster  Linie  wohl 
seiner  Concentration  —  2  3  gesättigte  Lösung  von  Alaun  :  das  Böh- 
mer sehe  nur  \:m  —  ist  aber  erst  nach  wenigstens  2  Monaten  reif. 

So  einfach  die  Herstellung  des  Hämalauns  ist,  so  viel  Schwie- 
rigkeiten hat  mir  die  Untersuchung  des  einzigen  wirklich  alko- 
holischen Hämatoxyüus,  nämlich  der  Kleinen ijerg  sch en  Lösung, 
und  ihr  Ersatz  durch  eine  Mischung,  in  welcher  Hämatom  vorkommt, 
bereitet.  Das  Hämalaun  und  eben  so  die  Böhmer'scIic  Lösung  färben 
so  distinet  die  Kerne  wie  es  nur  das  Alauncarmin  thut,  und  das 
mag  auf  den  ersten  Blick  als  das  Verdienst  des  Alauns  erscheinen. 
Leider  ist  dieser  nicht  in  Alkohol 1  löslich  oder  doch  nur  in  so  schwa- 
chem, dass  eine  wirkliche  alkoholische  Tiuctur  nicht  damit  bereitet  wer- 
den kann.  Nun  habeich  freilich  schon  vor  langer  Zeit  bei  Besprechung 

zuvor.  Will  man  dies*  übrigens  umgehen,  so  füge  man  nach  dem  Vorgange  von 
P.  EHRLICH  Eisessig  2  %  o<ier  von  gewöhnlicher  Essigsäure  4  % \  hinzu.  Die 
Flüssigkeit  saures  Hämalaun  wird  zwar  bedeutend  heller,  färbt  aber  die 
Kerne  womöglich  noch  präciser  als  es  Hämalaun  thut.  Es  empfiehlt  sich  dann 
das  Auswaschen  mit  gewöhnlichem  Wasser,  um  die  Säure  zu  entfernen  und 
einen  blauviolettcn  Farbenton  zu  erhalten. 

Es  bedarf  kaum  der  Erwähnung,  dass  sich  Hämalaun  mit  Alauncarmin  oder 
Lösungen  von  Säurefuchsin  etc.  mischen  und  zu  Doppelfärbungen  ver- 
wenden lässt;  einstweilen  scheint  es  mir  aber,  als  erreiche  man  durch  dio 
allerdings  weniger  bequeme  Behandlung  der  Objecte  mit  2  getrennten  Farb- 
lösungen  nach  einander  bessere  Tinctionen. 

1  In  Methylalkohol  zwar  etwas  mehr,  aber  auch  nicht  in  genügendem 
Grade.    Vgl.  hierüber  auch  unten  pag.        Anm.  I. 


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Über  das  Farben  mit  Hüinatoxylin. 


175 


der  KLEiNENBERfj'ßchen  Lösung1  darauf  aufmerksam  gemacht,  daas 
in  ihr  das  wirksame  Thonerdesalz  nicht  der  Alaun,  sondern  das 
Chloraluminium  sei;  aber  erst  durch  genauere  Analyse  bin  ich  allen 
ihren  Eigentümlichkeiten  auf  die  Spur  gekommen  und  kann  nun  in 
der  That  eine  einfachere  Vorschrift  geben. 

Anfänglich  hat  Kleinenbero  in  einer  concentrirten  Lösung  von 
Chlorcalcium  in  70%igem  Alkohol  Alaun  bis  zur  Sättigung  auflösen  und 
ferner  eine  gesättigte  Lösung  von  Alaun  in  70%i&em  Alkohol  herstellen 
lassen  ;  beide  Flüssigkeiten  waren  dann  im  Verhältnis  von  1  :  8  zu 
mischen,  und  zum  Schluss  wurde  das  zuvor  in  Alkohol  gelöste  Hä- 
matoxylin  hinzugefügt.  In  dieser  Form  ist  die  Vorschrift  nicht  nur 
ganz  unbestimmt,  sondern  auch  theilweise  kaum  erfüllbar.  Denn  der 
70%ige  Alkohol  löst  bei  gewöhnlicher  Temperatur  so  gut  wie  gar 
keinen  Alaun2,  also  darf  man  diese  »gesättigte  Lösung«  einfach  durch 
gewöhnlichen  Spiritus  ersetzen,  und  dies  hat  Kleinenberg  später 
auch  selbst  gethan 3.  Wenn  nun  beim  Auflösen  von  Chlorcalcium  in 
Alkohol  dieser  seine  Stärke  beibehielte,  so  würde  sich  auch  in  ihm 
kein  Alaun  auflösen  (resp.  zu  Chloraluminium  umsetzen)  :  da  aber 
jenes  etwa  50%  Kry  stall  wasser  enthält,  so  wird  er  allmählich 
schwächer,  löst  in  Folge  davon  mehr  Chlorcalcium,  und  so  kann  man 
es  bis  zu  einer  dicklichen  Flüssigkeit  bringen,  welche  auf  100  cem 


»  Paul  Mayer,  Ober  die  in  der  Zoologischen  Station  zu  Neapel  gebräuch- 
lichen Methoden  zur  mikroskopischen  Untersuchung,  in:  Mitth.  Z.  Stat.  Neapel 
2.  Bd.  1880.  pag.  1  ff.  Es  heißt  hier  pag.  13:  »Beim  Zusammenbringen  von 
Alaun  und  Chlorcalcium  bildet  sich  übrigens  ein  Niederschlag  von  Gips;  man 
würde  also  wahrscheinlich  von  vorn  herein  statt  des  Alauns  bequemer  Chlor- 
aluminium verwenden.«  Damals  habe  ich  die  Sache  nicht  weiter  verfolgt,  weil 
mir  das  letztgenannte  Salz  nicht  zur  Hand  war.  Inzwischen  hat  aber  Dippel, 
ohne  indessen  meiner  zu  gedenken,  in  seinem  Handbuche  der  Mikroskopie 
(2.  Aufl.  1.  Bd.  pag.  719 — 720)  nicht  nur  die  gleiche  Ansicht  ausgesprochen, 
sondern  auch  selber  2  Vorschriften  gegeben:  eine  »gesättigte  alkoholische  Chlor- 
aluminiumlösung  verdünne  ich  mit  6—8  Raumtheilen  70;^igem  Alkohol  und  setze 
tropfenweise  eine  alkoholische  Hämatoxylinlösung  zu,  bis  intensiv  blauviolette 
Färbung  eintritt.  Auch  mit  einer  Mischung  aus  alkoholischer  Alaun-  und  Hä- 
matoxylinlösung, welche  ich  beim  Gebrauche  mit  50— 70^igem  Alkohol  oder 
auch  Wasser  verdünne,  habe  ich  gute  Resultate  von  Kernfärbung  erzielt«.  Wie 
es  übrigens  um  diese  beiden  Lösungen  bestellt  ist,  werden  wir  unten  sehen. 

«  Selbst  kochender  Alkohol  von  70  %  löst  noch  lange  nicht  1  2  /"*»  «Qd 
es  fällt  beim  Erkalten  so  gut  wie  Alles  wieder  aus  (nur  eiu  Theil  der  Schwe- 
felsäure bleibt  gelöst:.  Alkohol  von  40  %  dagegen  löst  heiß  wenigstens  3  %, 
kalt  noch  nicht  >/a  ',<.  Wenn  Dippel  also  von  alkoholischer  Alaunlösung  redet, 
so  kann  der  Spiritus  nur  schwach  gewesen  sein. 

3  Sullo  sviluppo  del  Lumhrìctu  trapezoides.    Napoli  1878.  pag.  6. 


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176 


Paul  Mayer 


Alkohol  sogar  70  g  Chlorcalciuni  cuthält.  Giebt  man  nun  Alaun 
hinzu,  su  entsteht  ein  Niederschlag  von  Gips,  und  von  diesem  be- 
deckt führen,  auch  wenn  man  oft  umschütteit,  bei  der  Consistenz 
der  Lösung  die  Alaunkrvstalle  ruhig  ihr  Dasein  weiter,  ohne  sich 
vici  um  das  Cblorcalcium  zu  kümmern.  Man  sieht  also,  was  es  mit  der 
»gesättigten  Lösung«  von  Alaun  auch  in  diesem  Falle  auf  sich  hat: 
die  Flüssigkeit  enthält  nur  Spuren  von  Chloraluminium.  Nimmt 
man  dagegen  dieselben  Operationen  in  der  Wärme  vor.  so  löst  sich 
nicht  nur  viel  mehr  von  beiden  Salzen 1  und  setzt  sich  zugleich  um,  so 
dass  man  viel  mehr  Chloraluminium  bekommt,  sondern  die  Flüssig- 
keit wird  auch  stark  sauer.  Dies  hängt  so  zusammen:  heißer 
Alkohol  löst  zwar  auch  nicht  viel  Alaun,  aber  er  zerlegt  zugleich  den 
ungelösten  allmählich  in  freie  Schwefelsäure  und  basisches  Salz. 
Durch  längeres  Kochen  kann  man  in  Folge  dessen  den  Alkohol  immer 
saurer  machen;  natürlich  tritt  aber  in  unserem  Falle  an  Stelle  der 
Schwefelsäure,  welche  sofort  auf  das  Chlorcalcium  einwirkt,  Salz- 
säure. In  der  That  gelingt  es  mitunter  wider  Willen  eine  so  saure 
Lösung  zu  erzielen,  dass  sie  für  die  Färbung  mit  Hämatoxylin  nicht 
gut  zu  verwenden  ist. 

Mit  freundlicher  Unterstützung  des  Herrn  Dr.  C.  v.  Wistino- 
hausen,  der  in  Messina  bei  Kleinenhekg  selber  die  Lösung  öfter 
gemacht  hatte,  habe  ich  eine  Berechnung  der  Mengen  der  hierbei  in 
Betracht  kommenden  Substanzen  vorgenommen  und  ermittelt,  dass 
eine  gute  Kleinenüero  sehe  Lösung  enthält 

etwa  8  °/0  Chlorcalcium ,  etwas  1  i/a  %0  (also  sehr  wenig)  Chlor- 
aluminium, etwas  Chlorkalium  oder  Chlorammonium  (je  nach  der 
Art  des  verwendeten  Alauns),  eine  geringe  Menge  freier  Salzsäure, 
keine  freie  Schwefelsäure  — 

alles  Dies  in  einem  Alkohol,  der  etwa  60 — 65%  stark  ist.  Bei  der 
Bereitung  wurde  indessen  so  verfahren,  dass  Chlorcalcium  und  Alaun 
mit  Alkohol  gekocht  und  eben  so  Alaun  allein  heiß  in  Alkohol  ge- 
löst wurde2.  Der  meiste  Alaun  blieb  dabei  ungelöst,  schmolz  aber 
in  seinem  Krystallwasser. 

1  Chlorcalcium  zerfließt  heiß  in  seinem  Krvstall\va*ser,  mithin  kann  man 
schier  unglaubliche  Mengen  davon  »losen«,  in  lui)  ceni  Alkohol  bis  zu  340  g. 

2  Vgl.  hierzu  auch  die  Ausführungen  Wistinuhalskn  s  in  seiner  Arbeit 
über  Xereis  (oben  pag.  49).  —  Eine  andere,  ebenfalls  gute  Lösung  der  Salle  hatte 
vor  der  Verdünnung  mit  Alkohol  uud  dem  Zusätze  des  ilämatoxylins  Herr 
L»r.  E.  Cohen  die  Freundlichkeit  zu  analysiren.  Die  Umrechnung  ergab  dann 
einen  Gehalt  der  definitiven  Lösung  von  8  ;  0  oo  Chloraluminium  und  S'/j  %  Chlor- 
calcium [die  1  Vi  o/ro  Chlorkalium  vernachlässige  ich:  ,  was  also  gut  genug  zur 


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über  ,1».  FirtH»  »» 


177 


i.  ,1.™  flesaeten  «obi  Ueebt  geben,  wenn  ich 
Man  wird  nur  nach  dem  *        ist  nicht  bestimmt  genug  • 

behaupte:  die  Kì.e.nsnueko  sehe  Vor  chnft  .st  ^  liefern 

ge{J  und  kann  dahe\^b\X  /  Wenges  »ich  nnn  am  die 
Uie  Praxis  hat  die«  f^.^T£*«  h«delt,  »  zuvor 
Ersetzung  derselben  ^/"Teiebe  Bewandtnis  hat  es 
n„eb  die  Frage  beantwortet  w .„  ihr,  Kle.nen.-ebo 
„üt  den  großen» eDSenJ^etz  um  „vischen  dem  Alkohol 
selber  hat  es  nur  ^ ^  en  DiWoB88,»  zu 

iu  den  Geweben  und  de.  Losung  ein  ^  ^  ^  ^  mlt 

erzengen  (Mater.  1.  e.  pag.  .  Jb  ine  ieidUche  Färbung  er- 
Hamatein  und  Chloralum.mum  f e,n  ™CU  wenn  Chlorcalcium 

jie,e»,  aber  sie  wird  ^^1^  eineTgen.h«mlichkeit  dieses 
dabei  ist.    Das  ist  jedoch  M™?9**™  nuf genügend  in  Alkohol 
Salzes,  sondern  jedes  andere  Salz.  U s  «  >    S    £  M 
Meh  ist  «ud  niebt  Umsetz ungen  uut  der  L      g^  ^ 
Bicb  eben  so.    Als  Probeobjeet  haben  m  r  ^  ^ 

nnd  Pankreas  eines  Selach.ers  B^^  f  in  de„  uoeh  zn  eror- 
facheFnrblosung  H^.^"  "^  ^rker  als  das  Plasma  aber 

SS T£ iE- «  - — förbte' während 

 ^ Texte  WHt     Dabei  babe  ich  *****  ^"^"t 

Ch™re<llch.m  6  MolS  KryettUwas»er  £».  g«^ ■  *„  uod 
SgW.g  Ww  e»"""1'  »  ^!°ft  Jeht  d».  Chlorcalcium  .elbat.  sonder« 
E  Cohen  den  Rath,  in  die  Vorscbnft  n.c* *. SM  8cheil  GewicMe 

IL  wasserige  Lösung  desselben  von  .^  ^Xh  wieder  andere  Unbequeu,- 
"ttwhmen.  indessen  hat  die.  fUr  ans  ?^'™mKna  KUrbmethoden  n.cht 
McbkeTten  in,  Gefolge,  und  da  es  rieh  mit  Recht  für  sich  bean- 

ÖÄ-^  ^JÄÄ  S  bewenden  lassen,  wie  es  d,e 

geben  Liisung  nac.hträglich  getta».  MW  K»  EMig8ä„re 

V1""  Heß  and  »us  den,  Klickstande  die  Salze  ^  ubrig,  „ithin 

d"^achaff  e.  Es  blieben  0,4  g  schöner  W*"«  dor  lntensitst  der  Für- 
r!  wenigsten.  4  *  davon  ^Sender  Theil  bereits  z«  HUn,at*u 

Ä  »  f't;  Wirdes  h^sat-h.  nie  erleiden  und  e.ustwe.len  nur 
OXydÌti«r:^die  Fllsigkeit  etwas  dicklicher  »  «  »• 

$S  ÄÄÄT  werden.^  Vgl.  auch  die 

10    :,r-rt  Anmerkung.  ...  12 

vorige  ä  Neapel>  Ba. 


17S 


Pani  Mayer 


bei  Gegenwart  von  10—20%  von  G'hlormagnesium,  salpetersanrem 
Ammoniak,  Chlorlithinm  oder  Chlorcalcium  ganz  präcise  Kernfärbung 
eintrat».  Ähnlich  verhielten  sich  Kochsalz  und  Chlorammonium:  nur 
kommt  es  hier  leicht  vor,  dass  bei  Übertragung  der  Schnitte  in 
stärkeren  Alkohol  sich  Krystalle  ausscheiden,  was  bei  den  erstge- 
nannten Salzen,  da  sie  alle  zerfließlich  sind,  nicht  der  Fall  ist2; 
auch  war  die  Färbung  nicht  ganz  so  präcis,  wahrscheinlich  weil  sich 
nicht  viel  von  den  beiden  Salzen  in  70%igem  Alkohol  löst. 

1  Man  hat  es  also  ganz  in  der  Gewalt,  ob  man  den  Schleim  färben  will 
oder  nicht.  Ich  betone  dies  gegenüber  der  neuesten  Auslassung  Hövers, 
der  in  einer  sehr  ausführlichen,  eigens  dem  »Mucin«  gewidmeten  Studie 
(Über  [den  Nachweis  des  Mucins  in. Geweben  mittels  der  Färbemethode,  in: 
Arch.  Mikr.  Anat.  3C.  Bd.  1S90.  pag.  310—374;  dies  nicht  erkannt  hat  und  auch 
andere  schwere  IrrthUmer  zu  Tage  fördert.  Er  setzt  nämlich  das  verschiedene 
Verhalten  des  Hämatoxylins  gegen  Mucin  auf  Rechnung  der  »Reifezustände- 
der  Lösung,  da  Uberreife  Lösuugen  den  Schleim  nicht  mehr  färben  fpag.  365,  . 
Ferner  behauptet  er,  die  »so  mannigfach  variirten  CarminlOsungen«  verhielten 
sich  wie  die  sauren  Theerfarben,  d.  h.  sie  tingirten  den  Schleim  entweder  gar  nicht 
oder  nur  ganz  schwach  ;  und  doch  ist  leider  mit  einer  sonst  sehr  schönen  Lösung 
von  Carmin  Chloraluminium  in  Alkohol  das  Gegcnthcil  der  Fall  !  Und 
wenn  er  pag.  360  im  »Mucin«  ein  Gemenge  von  2  Substanzen  erblicken  möchte, 
von  denen  die  eine,  da  sie  mit  basischen  Theerfarben  sich  stark  färbe,  viel- 
leicht die  Rolle  einer  Säure  spiele,  so  ist  darauf  hinzuweisen,  dass  gerade  im 
GKENACUEu'schen  Boraxcannin,  also  einer  alkalisch  reagirenden  Flüssigkeit,  der 
Schleim  sich  nicht  färbt,  im  sauer  reagirenden  Hämatei'n  Chloraluminium  aber 
wohl.  Die  chemische  Basis  in  der  HovERscben  Abhandlung  scheint  mir,  trotz- 
dem diese  es  nach  beliebten  Mustern  nicht  an  Formeln  fehlen  lässt,  genau  so  sicher 
zu  sein,  wie  bei  dem  sogenaunten  neutralen  carminsauren  Ammoniak,  das  Höver 
erfunden  hat  (Biol.  Centralbl.  2.  Bd.  1882.  pag.  18). 

Auch  F.  Sanfemce  hat  sich  neuerdings  mit  Hämatoxylin  beschäftigt 
(Dell'  uso  della  ematossilina  per  riconoscere  la  reazione  alcalina  o  acida  dei 
tessuti.  Napoli  1889.  3  pgg.,  abgedruckt  in:  Zeit.  Wiss.  Mikr.  6.  Bd.  1890. 
pag.  299—301)  und  will  es  sogar  zur  Unterscheidung  der  alkalischen  oder  sauren 
Beschaffenheit  der  Gewebe  benutzen.  Da  er  es  aber  fertig  bringt,  die 
BÖHMER'sche  Lösung,  weil  sie  Alaun  enthalte,  alkalisch  zu  nennen  (»il  colorito 
azzurro  ....  è  dovuto  all'  allume,  che  la  rende  alcalina»),  so  brauche  ich  wohl 
nicht  näher  darauf  einzugehen  und  will  nur  noch  bemerken,  dass  er  auch  die 
Schleimpfröpfe  alkalisch  sein  lässt  (.  .  .  .  »preudono  una  bella  tinta  azzurra,  ciò 
che  dimostra  la  loro  reazione  alcalina-;.  Dio  von  ihm  empfohlene  Lösung 
(1  g  Hämatoxylin,  o.U  g  Alaun,  30  g  absol.  Alkohol,  90  g  Wasser)  ist  übri- 
gens im  Wesentlichen  eine  BöiJMERsehe,  nur  mit  etwas  mehr  Alkohol,  und  sie 
färbt  auch  dem  entsprechend  gut,  wenn  sie  erst  »reif«  geworden. 

2  In  der  Meinung,  diese  Wirkung  der  Salze  beruhe  auf  der  Vergrößerung 
des  speeifischen  Gewichtes,  habe  ich  dem  Alkohol  Glycerin  oder  Zucker  hin- 
zugefügt, aber  der  Erfolg  blieb  aus.  Jedoch  gilt  obiger  Satz  von  den  Salzen 
nur  für  alkoholische,  nicht  auch  für  wässerige  Lösungen;  denn  nicht  nur  lässt 
sich  Hämalaun  ungestraft  mit  Wasser  sogar  auf  1  g  verdünnen,  sondern  ich  habe 


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Über  das  Färben  mit  Häinatoxylin. 


179 


Bemerkenswerth  ist  beim  Zusatz  des  Farbstoffes  (Hämate'in  -f- 
Thonerdesalz  in  Alkohol)  zur  Salzlösung,  dass  er  sofort  von  Roth- 
violett in  Blauviolett  Ubergeht  und  nach  einiger  Zeit  in  feinen  Par- 
tikeln, ausfällt.  Dies  geschieht  auch,  wenn  der  Alkohol  Glycerin 
oder  Zucker  enthält,  so  dass  es  eine  Regel  zu  sein  scheint,  dass  bei 
Gegenwart  anderer  Substanzen  der  Farbstoff  nicht  gelöst  bleibt,  falls 
die  Lösung  nicht  angesäuert  ist1.  Letzteres  ist  bei  der  Kleinen- 
BERG  schen  Flüssigkeit  der  Fall,  aber  man  kann  auch  statt  der  Salz- 
säure in  ihr  Salpeter-  oder  Essigsäure  nehmen.  Immer  handelt  es 
sich  dabei  nur  um  geringe  Zusätze. 

Was  endlich  das  Verhältnis  der  beiden  Coraponenten  des  Farb- 
stoffes angeht,  so  ergeben  mir  zahlreiche  Versuche  Folgendes.  Viel 
Thonerde  salz  Chloraluminium  oder  salpetersaure  Thonerde)  und 
wenig  Hämate in  liefert  Flüssigkeiten  von  schön  blauvioletter  Farbe, 
die  zwar  gut  eindringen  und  bei  der  nöthigen  Concentration  auch  tief, 
jedoch  stark  diffus  färben2.    Man  muss  dann  sauer  ausziehen,  um 

auch  beim  directen  Vergleiche  von  aualogen  wässerigen  Farbltisungen  ohne 
und  mit  Chlorcalcium  gefundeu,  dass  in  beiden  Fällen  der  Schleim  ungefärbt 
bleibt.  Wird  andererseits  llämalaun  mit  Alkohol  verdünnt,  so  färbt  sich  der 
Schleim  stets  intensiv  mit. 

1  Es  findet  also  statt,  was  der  Chemiker  »Aussalzen«  nennt.  Ganz  eigen- 
thiimlich  verhalten  sich  die  essigsauren  Salze,  in  so  fern  schon  geringe  Mengen 
von  ihnen  selbst  bei  Gegenwart  von  freier  Essigsäure  den  Farbstoff  blau  aus- 
fällen. Das  sonst  beliebte  Mittel,  eine  blaue  Färbung  hervorzubringen,  besteht 
bekanntlich  aus  schwachem  Ammoniak,  aber  man  kann  sich  statt  dessen  des 
jedenfalls  unschädlicheren  essigsauren  Natrons  oder  Kalis  bedienen,  und  zwar 
am  einfachsten  einer  Vi  bis  l^igen  Lösung  in  absolutem  Alkohol.  Denn  auch 
das  Ammoniak  wirkt  nicht  etwa  durch  Abstumpfung  der  Säure  bläuend,  son- 
dern indem  es  die  Thonerde  ausfällt,  welche  das  liämate'i'n  mit  sich  reißt 
HämateYn  allein  mit  Ammoniak  wird  ja  nicht  blau,  sondern  purpurn.  Das 
doppelt  kohlensaure  Natron,  wie  es  Wistinghausen  oben  pag.  49)  empfiehlt, 
ist  übrigens  recht  brauchbar. 

2  Dies  halte  [ich  auch  Dippel  gegenüber  vgl.  oben  pag.  175)  aufrecht. 
Die  Kerne  sind  freilich  immer  noch  dunkler  gefärbt  als  das  Plasma,  und  in  so 
fern  kann  Dippel  von  Kernfärbung  reden.  —  Aus  genanntem  Grunde  darf  man 
denn  auch  nicht  statt  irgend  eines  der  oben  erwähnten  Salze  einfach  Chloralu- 
minium (etwa  10  %\  anwenden;  denn  die  Färbung  ist  zwar  ganz  präcis,  aber 
ungemein  schwach,  da  beim  Auswaschen  in  neutralem  Alkohol  unge- 
fähr alle  Farbe  an  diesen  wieder  abgegeben  wird.  —  Löst  man  in  100  cem  Al- 
kohol (von  70  %\  je  4  g  Uämatoxylin  und  Chloraluminiura,  so  ist  die  Flüssig- 
keit bekanntlich  anfangs  ganz  hell;  später  wird  sie  intensiv  blauviolett  und 
färbt  dann  diffus;  erst  nach  weiteren  Wochen  oder  gar  Monaten  wird  sie,  offen- 
bar in  Folge  der  fortschreitenden  Oxydation  des  Ilämatoxylins,  rothviolett  und 
färbt  daun  unglaublich  stark  ;  setzt  man  nun  Chlorcalcium  und  Säure  in  der 
richtigen  Menge  zu,  so  erhält  man  gute  Färbungen. 

12« 


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Paul  Mayer 


gute  Kernfärbung  zu  erhalten,  und  darum  zuvor  stark  überfärben. 
Andererseits  ist  auch  ein  Übcrschuss  an  Häniatein  schädlich,  weil 
sich,  wie  schon  oben  angegeben,  ein  metallgläuzender  Niederschlag 
auf  der  Oberfläche  des  Objectes  bildet  und  das  Eindringen  in  das 
Innere  erschwert1.  Auch  hier  ist  Ausziehen  mit  saurem  Alkohol  er- 
forderlich. Theoretisch  ist  also  Nichts  leichter,  als  durch  Versuche 
zu  ermitteln,  wie  eine  wirklich  brauchbare  Lösung  beschaffen  sein 
muss.  Leider  aber  ist  das  nicht  so  einfach,  denn  das  Object  selber 
redet  dabei  ein  bedeutendes  Wort  mit.  Ist  z.  B.  die  Oberfläche  mit 
einer  Gallerte  bedeckt,  welche  den  Farbstoff  begierig  aufnimmt,  oder 
mit  Salzen  imprägnirt,  die  sich  mit  der  Lösung  umsetzen,  so  muss 
man  letztere  viel  saurer  wählen  als  gewöhnlich.  Ja.  ich  habe  bis- 
her mit  keiner  einzigen  Lösung,  auch  mit  der  BöiiMER'schen  nicht, 
die  Tunikaten  gut  färben  können  :  stets  nahm  der  Mantel  die  Haupt- 
menge  des  Farbstoffes  in  Anspruch  und  hielt  ihn  auch  beim  Aus- 
ziehen mit  Säure  viel  zu  fest,  als  dass  ich  gute  Übersichtsbilder  be- 
kommen hätte. 

Immcrhiu  lässt  sich  so  viel  sagen  :  eine  gute  Lösung  darf  nicht 
blau\4olett  sein  :  ist  sie  es,  so  lässt  sie  sich  durch  vorsichtigen  Zusatz 
von  Säure  etwas  verbessern.  Richtiger  ist  es  aber,  von  vorn  herein 
weniger  Thonerdesalz  zu  nehmen. 

Bei  der  ungemeinen  Empfindlichkeit  des  IlUmateins  gegen  Säuren, 
Alkalien  und  Salze  —  sie  ist  früher  lange  nicht  genug  erkannt  und 
betont  worden  —  werden  einige  Bemerkungen  Uber  die  Reinheit  der 
Ingredienzien  wohl  nicht  überflüssig  sein. 

a)  Uber  das  Hämatein  s.  oben  pag.  172. 

b)  Das  Chloraluminium  darf  nicht  feucht  sein.  Es  löst 
sich  in  Alkohol  etwas  trUbe  und  reagirt  auf  Lackmus,  ähnlich 
dem  Alaun,  stark  sauer. 

c)  Der  Alkohol  und  die  Gefäße  dürfen  nicht  alkalisch  reagiren. 
Beides  ist  häufiger  der  Fall,  als  mau  glaubt,  und  manche 

1  Wenn  also  Sànfelice  (Dell  uso  dell  iodo  nella  colorazione  dei  tessuti 
con  la  eumtossilina.  in  :  Boll.  Soc.  Naturai.  Napoli  Voi.  3.  1881).  pag.  37 — 38) 
sich  darüber  beklagt,  man  künne  mit  der  K leinen bero  sehen  Lösung 
keine  Stücke  in  toto  färben,  so  hat  er  zufällig  mit  einer  solchen  zu  tbun  ge- 
habt, die  zu  viel  Hämatein  enthielt.  Alsdann  hat  auch  das  Mittel,  welches  er 
zum  Durch fiirbeu  vorschlägt,  nämlich  das  vorherige  Tränken  der  Gewebe  mit 
Jod  oder  den  Zusatz  von  Jod  zur  Lösuug  selber,  seine  Berechtigung.  Nur  be- 
findet sich  in  der  SANFELiCE  Bchen  Flüssigkeit  selber  das  Häraatoxylin  ebenfalls 
im  Überschus*.  so  dass  sich  ohne  Jod  leicht  Niederschläge  auf  den  Objecteu 
bilden. 


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Über  das  Färben  mit  Iläniatoxylin. 


1SI 


Lösung  verdirbt  nach  einiger  Zeit,  weil  das  Glas  nicht  gut 
ist.  Namentlich  gilt  das  von  den  Reagenzgläsern  und  den 
Flaschen  mit  Pipetten  darin.  Man  erkennt  dies  leicht  daran, 
dass  eine  schwache  Lösung  von  Hämatein  in  Alkohol  (etwa 
1  :  1000)  ihre  hellgelbe  Farbe  allmählich  in  purpurn  um- 
wandelt, wobei  man  natürlich,  um  während  der  Prüfung  das 
kohlensaure  Ammoniak  der  Luft  abzuhalten,  das  Gefäß  ver- 
schließen muss.  Eine  nicht  angesäuerte  violette  Lösung  von 
Hämatein  und  Chloralumininm  [je  1  Theil  in  100  Theileu 
Alkohol)  darf,  etwa  im  Verhältnis  von  1  :  100  dem  zu  prü- 
fenden Alkohol  zugesetzt,  auch  nach  24  Stunden  noch  nicht 
ausgefällt  sein.  Arbeitet  man  nur  mit  stark  sauren  Lösungen 
oder  wäscht  man  die  gefärbten  Objecte  so  wie  so  mit  Säure 
aus,  so  wird  der  oben  besprochene  Übelstand  wohl  keine  Rolle 
spielen;  man  sollte  es  sich  aber  doch  zur  Regel  machen, 
namentlich  wenn  man  vor  langer  Zeit  conservirtc  Objecte 
färben  will,  den  Alkohol  wie  angegeben  zu  prüfen,  und  falls 
er  die  Verbindung  Häm.-Thonerde  ausfällt,  ihn  zu  wech- 
seln. Denn  auch  bei  saurer  Reaktion  (z.  B.  wenn 
Sublimat  darin  ist)  hält  er  mitunter  diese  Probe  nicht  aus. 
und  die  Folge  davon  ist  natürlich  bei  Durch färbungen  grö- 
ßerer Stücke,  dass  im  Inneren  derselben  unliebsame  Nieder- 
schläge auftreten. 

d)  Das  Chi  or  cai  ei  um  reagire  neutral  oder  doch  nur  schwach 
alkalisch,  sei  auch  nicht  feucht  ^vgl.  oben  pag.  17G  Anm.2). 

e)  Ein  geringer  Gehalt  der  Tbonerdesalze  an  Eisen  scheint 
nicht  schädlich  zu  wirken.  Die  Verbindung  Hämatein-Eisen 
hat  zwar  nicht  die  schön  violette  Farbe,  sondern  ist  mehr 
blaugrau,  aber  zugleich  so  ungemein  intensiv,  dass  ganz 
schwache  Mengen  von  Eisen  nur  zur  Verstärkung  der  Färbung 
dienen  werden.  Nur  färbt  sich  dann  das  Plasma  leicht 
mehr  mit,  als  erwünscht  ist,  auch  bedarf  es  relativ  großer 
Mengen  Säure,  um  die  Eisenverbindung  gelöst  zu  halten. 

Vielleicht  erwartet  man  nun,  wenn  man,  sich  geduldig  durch 
diese  Auseinandersetzungen  hindurchgearbeitet  hat,  von  mir  eine  Vor- 
schrift für  eine  dem  Hämalaun  ebenbürtige  alkoholische  Tinctur  zu 
erhalten.  Leider  muss  ich  aber  bekennen,  dass  es  mir  trotz  der 
mannigfachsten  Versuche  nicht  gelungen  ist,  eine  solche  ausfindig 
zu  machen.    Dies  scheint  Uberhaupt  nicht  möglich  zu  sein,  und  der 


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182 


Paul  Mayer 


Grund  dafür  liegt  offenbar  in  erster  Linie,  wenn  nicht  sogar  aus- 
schließlich darin,  dass  im  Hämalaun  den  Geweben  Wasser  dargeboten 
wird1.  So  kommt  denn  auch  —  und  dies  ist  für  mich  der  einzige 
Trost,  falls  es  einer  ist  —  nach  meinen  Erfahrungen  selbst  die  beste 
KLEiNENBERG'sche  Losung  den  wässerigen  HUmatoxylinltfsungen,  spe- 
ciell  der  BöHMERschen  und  der  Delafiel»- sehen,  durchaus  nicht 
gleich,  sondern  unterscheidet  sich  davon  zu  ihrem  Nachtheil  durch 
ihr  vergleichsweise  geringes  Vermögen,  in  die  Tiefe  zu  dringen2. 
Nicht  als  wenn  sie  dies  Uberhaupt  nicht  thäte,  aber  sie  förbt  als- 
dann die  oberflächlichen  Schichten  zu  stark3,  und  man  muss  dann 
unter  Umständen  sogar  mit  Säure  den  Überschuss  entfernen.  Immer- 
hin empfehle  ich  aber  als  Ersatz  der  KLEiNENBERü'schen  Tinctur  die 
folgende,  bequem,  rasch  und  Constant  herstellbare  alkoholische  Lösung, 
ftir  die  ich  den  kurzen  Namen  Hämacalcium  vorschlage. 

Hämatein  oder  H.- Ammoniak  1  g,  Chloraluminium  1  g, 
Chlorcalcium  50  g,  Eisessig4  10  cem,  70%iger  Alkohol  600 
ccm.    Man  zerreibe  die  beiden  ersten  Stoffe  fein,  gebe  die 


1  Löst  man  HäniateYn  und  Cbloraluminium  unter  Zusatz  von  Essigsäure  in 
Wasser,  und  zwar  genau  dieselben  Mengen,  wie  bei  dem  gleich  näher  zu  be- 
schreibenden alkoholischen  »Hämacalcium«,  so  wirkt  die  Flüssigkeit  beim  Färben 
nicht  gleich  dem  Hämacalcium,  sondern  gleich  dem  Hämalaun.  Es  muss  also 
das  Wasser  von  vortheilhaftem  Einfluss  auf  die  Tinction  sein. 

Ich  habe  mich  übrigens  davon  (iberzeugt,  dass  auch  ein  längerer  Aufent- 
halt im  Hämalaun  selbst  zarten  Geweben  nicht  schadet,  falls  sie  nur  gut  gehärtet 
waren.  Vom  Alauncarmin  und  der  Alauncochenille  ist  Ähnliches  bekannt,  und 
ich  bin  jetzt  auch  von  meiner  Vorliebe  für  alkoholische  Färbemittel  etwas  zu- 
rückgekommen. Sie  sind  allerdings  meist  bequemer  in  der  Anwendung  und 
aus  diesem  Grunde  den  wässerigen  vorzuziehen;  wenn  es  sich  aber  um  Fein- 
heiten handelt,  so  würde  ich  gegenwärtig  doch  tu  Lösungen  mit  Alaun 
greifen. 

2  Hierüber  habe  ich  Folgendes  ermittelt:  bei  im  Übrigen  gleichbleibenden 
Verhältnissen  zwischen  Chlorcalcium,  Alkohol  und  HämateYn  muss  man,  um 
eine  Wirkung  in  die  Tiefe  zu  erzielen,  viel  Thonerdesalz  nehmen;  will  man 
hingegen  eine  Lösung  haben,  die  sich  mehr  auf  die  Oberfläche  beschränkt,  so 
darf  man  nur  wenig  Thonerdesalz  zusetzen.  Jene  Lösung  färbt  aber  im  All- 
gemeinen langsam  und  schwach,  daher  muss  man  sie  überhaupt  stärker  anfer- 
tigen, als  die  andere.  Ein  Zusatz  von  Glycerin  erleichtert  das  Eindringen  in 
die  Tiefe,  verlangsamt  aber  gleichfalls  dio  Färbung. 

3  Auch  das  von  Sanfelice  empfohlene  Jod  (s.  oben  pag.  180)  hilft  diesem 
Übclstande  nicht  ab,  sondern  verhindert  nur  die  Bildung  des  metallisch  glän- 
zenden Niederschlags. 

4  Oder  von  der  gewöhnlichen  Essigsäure  des  Handels  (sie  enthält  etwa  50  % 
Eisessig;  20  ccm. 


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Über  das  Färben  mit  Hämatoxylin. 


1S3 


Essigsäure  und  den  Alkohol  dazu  und  löse  kalt  oder  warm  : 
zuletzt  setze  man  das  Chlorcalciura 1  hinzu. 

Die  Flüssigkeit  ist  rothviolett  (aber  mehr  nach  Roth  hin  als 
das  Hämalaun)  und  giebt,  so  weit  ich  bisher  gefunden  habe,  keinen 
Niederschlag  auf  den  Geweben,  falls  diese  nicht  selber  dazu  Anlass 
bieten:  sollten  die  Objecto  zu  roth  gefärbt  sein,  so  mag  man  sie 
mit  etwas  Chloraluminium  (2%  in  Alkohol  gelöst)  oder  mit  den 
oben  pag.  170  Anm.  1  genannten  Lösungen  behandeln.  Gewöhnlich 
werden  sie  aber  beim  Waschen  in  neutralem  70%  igen  Alkohol 
bereits  von  selbst  violett  oder  blau.  Ausziehen  mit  saurem  Alkohol 
ist  in  der  Regel  nicht  nöthig. 

Speciell  für  Hydroiden  habe  ich,  um  das  Entoderm  in  den 
Tentakeln  ähnlich  stark  zu  färben  wie  es  das  Hämalaun  thut,  die 
Verdünnung  des  Hämacalciums  mit  l/3  des  Volumens  Glycerin  gut 
gefunden2.  Gleiches  erzielt  man  durch  Zusatz  von  Chloraluminium 
bis  etwa  zum  8  fachen  der  Menge  des  Hämateins.  Und  so  wird  man 
je  nach  dem  Objecte  wohl  die  Lösung  etwas  variiren  müssen. 

Uber  die  Haltbarkeit  der  Färbungen  mit  Hämatein  habe  ich 
begreiflicherweise  nur  geringe  Erfahrungen  sammeln  können.  Schnitte 
mit  Hämalaun  tingirt  sind  seit  fast  3  Monaten  in  Glycerin  theils  offen, 
theils  unter  dem  Deckglase  völlig  gut  geblieben  —  und  das  will  schon 

1  Ich  habe  das  Chlorcalciuui  beibehalten,  möchte  aber  befürworten,  dass 
ein  Anderer,  dem  Salze  wie  Chlormagnesium,  Caruallit  etc.  leichter  zugänglich 
sind,  diese  auf  ihre  Anwendung  genau  prüfe;  ich  musste  mich  darauf  be- 
schränken, ihre  Verwendbarkeit  Uberhaupt  festgestellt  zu  haben.  Längere  Zeit 
habe  ich  geglaubt,  das  salpetersaure  Ammoniak  sei  ^vorzuziehen,  und  in 
der  That  bietet  es  auch  den  großen  Vortheil,  dass  es  sich  mit  Alaun  nicht  um- 
setzt und  daBS  sich  bei  seiner  Gegenwart  entschieden  mehr  Alaun  löst  als  in  reinem 
Alkohol.  Indessen  bin  ich  wieder  davon  abgekommen,  denn  um  dieselben  Wir-  • 
kungen  zu  erzielen,  wie  mit  10  %  Cblorcalcium,  muss  man  20 — 25  %  salp.  Ammo- 
niak nehmen,  und  dann  schrumpfen  manche  Gewebe  doch  nicht  unbedenklich. 
Recht  gut  ist  indessen  folgende  sehr  bequem  herzustellende  Flüssigkeit: 

Hämalaun  10  cem,  70;/iger  Alkohol  10  cem,  salp.  Amm.  5  g;  das  Salz 
löst  sich  rasch  auf,  man  lässt  aber  Uber  Nacht  an  einem  kühlen  Orte 
den  Überschuas  an  Alaun  auskrystallisiren  und  filtrirt  dann  ab. 
Schnitte  und  kleinere  Objecte  (Auricularien,  Eier  mit  Keimstreifen,  Hydro- 
iden]  werden  sehr  gut  darin,  freilich  nicht  so  gut  wie  im  Hämalaun;  größere 
Gegenstände  damit  in  toto  zu  färben,  habe  ich  nicht  versucht.    An  Alkohol 
enthält  die  Lösung  so  viel  wie  das  G  re  x  a  c  h  e  r'  sch  e  ßoraxcarmin. 

2  Das  Hämatoxylin  von  Ehrlich  enthält  noch  mehr  Glycerin  und  ist  er- 
heblich schwächer  an  Alkohol.  Übrigens  ist  auch  Zucker  (10—20  %)  hierfür 
ein  gutes  Mittel.  Vielleicht  ist  selbst  der  Überschuss  an  freiem,  unoxydirtem 
Hämatoxylin  in  der  Kleinenberg  sehen  Lösung,  dessen  ich  oben  gedachte,  nach 
dieser  Bichtung  hin  nicht  bedeutungslos. 


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184 


Paul  Mayer 


etwas  heißen.  Die  Präparate  in  Balsam  haben  sich  gleichfalls  un- 
verändert erhalten  (nur  wo  das  Bergamottöl,  das  ich  angewandt 
hatte,  nicht  gut  durch  Terpentinöl  entfernt  war.  blassten  sie  bereits 
nach  einigen  Tagen  erheblich  ab  :  auch  das  Nelkenöl  ist  gefährlich), 
nur  mache  ich  hierbei  auf  die  Möglichkeit  aufmerksam,  dass  sie 
nach  einiger  Zeit  doch  verderben  könnten.  Das  Hämatein  nämlich 
wird  sowohl  durch  Oxvdation  als  auch  durch  lteduction  zu  farblosen 
Körpern  umgewandelt  (zu  Oxalsäure  resp.  zu  Hämatoxylin)  ;  und  da 
wir  nun  den  Canadabalsam  noch  viel  zu  wenig  kennen,  um  zu  be- 
urt heilen,  welche  Umsetzungen  er  allmählich  erleiden  oder  auch  ver- 
anlassen kann,  so  wäre  es  immerhin  möglich,  dass  die  Färbungen 
sich  nicht  hielten.  Ein  Nachdunkeln  aber,  wie  es  beim  Hämatoxylin 
zufolge  eigenen  und  fremden  Erfahrungen  mitunter  vorkommt  und 
sich  ja  auch  jetzt  leicht  verstehen  lässt,  ist  natürlich  beim  Hämatein 
nicht  zu  befürchten. 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  noch  mit  einigen  Worten  auf  das 
Wesen  der  Färbung  mit  Hämatein  eingehen,  wobei  ich  aber 
weit  davon  entfernt  bin,  mich  Uber  die  Theorie  des  Färbens  im 
Allgemeinen  aussprechen  zu  wollen.  Falls  ich  meine  obigen  that- 
sächlichen  Angaben  richtig  deute,  so  beruht  die  Wirkung  des  uns 
beschäftigenden  Farbstoffes  darauf,  dass  die  Verbindung  Hämatein- 
Thonerde  aus  der  Lösung  in  Wasser  oder  Alkohol  ausgefällt  wird, 
und  zwar  nicht  durch  freies  Kali.  Natron  oder  Ammoniak  —  denn 
diese  Basen  sind  in  conservirten  Objecten  doch  wohl  nicht  vorhanden 
—  sondern  durch  organische  und  anorganische  (z.  B.  phosphorsaure) 
Salze,  sowie  vielleicht  durch  andere  organische  Körper.  Wir  hätten  es 
demnach  mit  einer  rein  chemischen  Umsetzung  zu  th un,  nicht  etwa 
mit  Oberflächenattraction  oder  ähnlichen  nicht  allzu  klaren  Vorgängen. 
Leider  kennen  wir  die  Verbindung  Hämatein-Thonerde  nicht  näher,  sonst 
könnten  wir  vielleicht  Genaueres  Uber  die  Art,  wie  sie  unlöslich  ge- 
macht wird,  ermitteln.  So  viel  steht  jedoch  schon  jetzt  fest,  dass 
bei  der  enormen  Färbekraft  des  nämateins  nur  ganz  geringe  Mengen 
desselben  zur  Ausfüllung  gelangen,  also  auch  nur  unbedeutende 
Quantitäten  von  Salzen  in  den  Kernen  vorhanden  zu  sein  brauchen. 
Dürfen  wir  diese  aber  darin  erwarten*?  Gewiss.  Denn  im  lebenden 
Gewebe  sind  sie  bekanntlich  vorhanden  und  so  können  sie  auch  bei 
der  Con8ervirung  entweder  direct  oder  nach  Umsetzung  mit  dem  Con- 
servirungsmittel  darin  fixirt  werden.  Jenes  wUrde  für  Alkohol  zu- 
treffen,  dieses  für    Sublimat1   etc.     Hat   man  also   ein  Object 

i  Mir  ist  da  besonders  lehrreich  der  Fall  gewesen,  wo  auf  Schnitten  durch 


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Über  das  Färben  mit  Uämatoxylin. 


1%5 


für  das  Färben  mit  Hämatem  gut  conservirt,  so  hat  man 
es,  ohne  dies  eigentlich  zu  beabsichtigen,  entweder  noch  be- 
sonders mit  Salzen  etc.  versorgt  oder  die  ihm  normal  eigenen  nie- 
dergeschlagen: und  hat  man  es  schlecht  conservirt,  so  hat  man 
es  entweder  mit  Stoffen  (Chrom-  oder  Osmiumverbindungen  etc.)  über- 
laden oder  der  natürlichen  Salze  etc.  beraubt,  so  dass  die  Hämatein- 
Thonerde  nicht  eingreifen  kann.  Dabei  mag  im  letzteren  Falle  das 
»Chromatin«  im  Kerne  noch  vorhanden  und  durch  andere  Färbemittel 
nachweisbar  sein:  und  es  würde  sich  damit  gewissermaßen  so  ver- 
halten wie  mit  dem  Chloropbyllkorn,  das  auch  ohne  sein  Grün  exi- 
stiren  kann.  Es  wäre  zu  wünschen,  dass  an  geeignetem  Materiale 
diese  meine  Vermuthung  auf  ihre  Richtigkeit  hin  geprüft  würde;  man 
hätte  dann  aber  auch  in  den  Conservirungsflüssigkeiten  die  Stoffe 
festzustellen,  welche  sie  den  Objecten  entzogen  haben.  Wie  com- 
plicirt  übrigens  diese  Dinge  alle  sind,  geht  aus  dem  Verhalten  des 
Schleimes  in  den  Bechcrzellen  gegen  das  Hämatom  hervor,  dessen 
ich  bereits  oben  pag.  177 ff.  gedachte:  bei  Gegenwart  von  Alaun  bleibt 
er  ungefärbt,  mit  Chloraluminium  in  wässeriger  Lösung  ebenfalls, 
in  alkoholischer  hingegen  nur  dann,  wenn  sie  außerdem  eine 
bedeutende  Menge  Salze  enthält;  hat  man  ihn  zunächst  im  Häma- 
calcium  ungefärbt  gelassen  und  wäscht  nun  das  Chlorealcium  durch 
Alkohol  aus  dem  Schnitte  aus,  so  färbt  sich  der  Schleim  hinterher  mit 
Hämateinthonerde,  falls  sie  ihm  in  Alkohol  ohne  Salze  dargeboten  wird. 
Ich  sehe  wohl  ein,  dass  man  gerade  diese  Reihe  von  Erscheinungen 
gegen  meine  obige  Ansicht  geltend  machen  und  darauf  hinweisen 
kann,  dass  sie  sich  leichter  durch  den  Grad  von  Dicklichkeit  der 
Lösungen  und  die  darauf  zu  beziehende  verschieden  starke  Quell ung 
des  Schleimes,  also  mehr  auf  physikalischem  Wege,  erklären  lassen; 
aber  dem  steht  wieder  entgegen,  dass  der  Zusatz  von  Glycerin  oder 
Zucker  zum  Alkohol  den  Schleim  nicht  unfärbbar  macht.  Kurz, 
einstweilen  ist  noch  keine  Aussicht  auf  eine  befriedigende  Erklärung 


dio  in  Sublimat  gehärteten  Eingeweide  eines  Fisches  alle  Kerne  in  den  älteren 
Ovarialeiern  undurchsichtig  erschienen,  und  erst  nach  Anwendung  von  Jod- 
alkokol  die  Canninfärbuug,  welche  im  Reste  des  Präparates  überall  deutlich 
war,  auch  hier  hervortrat;  das  zeigt  doch  nur,  dass  diese  Kerne  das  Queck- 
silber des  Sublimates  entweder  von  vorn  herein  stärker  angezogen  oder  beim 
Auswaschen  des  ganzen  Fisches  mit  Jodalkohol  länger  festgehalten  hatten  als 
die  übrigen  und  das  gesammte  Plasma.  Und  ich  wüssto  nicht,  wio  man  diese 
Erscheinung  ohne  Zwang  anders  als  rein  chemisch  deuten  wollte.  Freilich  ist 
damit  nicht  erklärt,  wie  der  lebende  Kern  zu  seinen  Salzen  kommt  und  warum 
er  davon  mehr  oder  andere  hat  als  das  Plasma. 


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1S6 


Paul  Mayer,  Über  das  Färben  mit  Hämatoxylin. 


vorhanden,  und  man  muss  sich  daran  genügen  lassen,  für  die  Praxis 
der  Färberei  mit  Hämatoxylin  einige  Erleichterungen  geschaffen  zu 
haben. 

Dass  sich  Manches  von  den  obigen  Ausführungen  auch  auf  das 
0  arm  in  anwenden  lässt,  versteht  sich  von  selbst,  und  ich  habe  in 
der  That  bereits  für  mich  Vortheil  davon  gezogen,  bin  aber  noch 
nicht  zur  Aufstellung  neuer  einfacher  Vorschriften  gelangt. 

Neapel,  im  Mai  1891. 


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La  Dolchinia  mirabilis  (nouveau  Tunicier) 


par 

Dr.  Alexis  de  Korotneff, 

Professeur  à  Kiew. 


Avec  les  Planches  12  et  13  et  uno  figuro  dans  lo  texte. 


N'est-il  pas  étonnant  qu'une  forme,  aussi  considérable  que  celle 
qui  fait  l'objet  de  notre  étude,  ait  pu  échapper,  jusqu'ici,  à  l'investi- 
gation  des  obserrateurs? 

Dans  le  couraiit  du  mois  de  février,  cotte  année  pendant  mon 
8éjour  à  Naplcs,  Mr.  Lo  Bianco  m'apporta,  un  jour,  une  forme  sur- 
prenante,  qui  lui  était  complétement  iuconnuc  ainsi  qu'aux  pécheurs 
de  la  station  xoologique,  dont  cependant  la  surveillance  faunistique 
s'exerce  dans  le  Golfe  depuis  près  de  vingt  ans. 

Au  premier  aspect,  ce  spécimen  inconnu  se  présente  comme  un 
Corps  cylindrique,  mesurant  deux  centimètres  de  diamètre  sur  une 
longueur  de  trente  cinq  centimètres  environ  (PI.  12  Fig.  2).  Mais 
cette  longueur,  spécifiéc  ici,  ne  peut  èrre  prise  comme  mesure  dé- 
finitive,  puisque  le  corps  en  question  n'est  qu'un  troncon,  comme 
le  prouve  la  similitude  absolue  de  ses  deux  extrémités.  On  peut 
donc  présumcr  que  la  longueur  totale  de  la  forme  entière  doit  de 
beaucoup  dépasser  la  mesure  du  fragment  qui  nous  occupa 

Ce  cordon,  si  je  puis  m'exprimer  ainsi,  est  gélatineux,  trans- 
parent et  jaunàtre.  A  travers  la  transparence ,  près  d'un  coté,  on 
distingue  nettement  l'cxistence  d'un  axe  —  tube  colonial.  Une  secousse 
imprimée  à  cette  forme  en  fait  détaclier  des  etres  saljjiformcs,  qui  se 
dégagcnt  assez  facilement  de  l  axe  intéricur  dont  nous  avons  parlé. 
Cet  axe  se  dénude  ainsi  rapidement,  tout  en  restant  couvert  de 
petite  bourgeons. 

MittUeiluugen  a.  d.  Zoolog-  Station  za  Neapel.    Bd.  10.  13 


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188 


A.  de  Korotncff 


Qu'cst-ce  cn  réalité  quc  cette  forme  nouvellc,  nommée  Dolchinia 1 
dont  le  noni  nous  rappclle  deux  formes  parentes:  XAnchinia  et 
le  Doliolum!  Quelles  sont  les  distinctions  de  ces  troia  formes? 
Premiùrement,  l'Ancbinie  en  differc  par  la  présencc  d'un  pigmcnt 
rougc,  tandis  que  la  forme  en  qucstion  est  jaunatre  :  ensuite  la  Dol- 
chinia est  coraposée  d'indi vidus,  cntassés  les  uns  sur  Ics  autres,  qui 
forment  une  masse  cntiòrc  ;  tandis  quc  l'Ancbinie  présente  une  agglo- 
raération  de  formes  isolées,  dont  les  contours  se  dessincnt  très  nette- 
ment;  enfin,  troisième  différence,  et  c'est  la  plus  essentielle,  l'An- 
chinie,  ayant  un  Systeme  musculaire  rudimentale,  flotte  à  la  surfacc 
de  l'cau  ;  d'une  part,  les  contractions  des  individus  sont  trop  faibles, 
et  divergent  trop  de  direction  pour  pousser  la  colonie  dans  un  certain 
sens  determinò:  d'autre  part.  elle  est  incapable  de  se  mouvoir  spon- 
tanément,  et  se  trouve  toujours  à  la  merci  des  flots.  Notre  forme, 
an  contraire,  n'offre  pas  ce  caraetére  d'inertie  :  une  Observation  super- 
ficiclle  suffit  à  démontrer  l'autonomie  et  l'indépeudance  des  mouve- 
ments  de  la  Dolchinia:  la  colonie  se  recourbe  sur  elle-méme,  descend 
dans  la  profondeur  du  bocal  ou  remoute  à  la  surface.  Ces  mouve-, 
ments  sont  dus,  comme  nous  le  verrons  plus  loin,  à  un  développe- 
ment  considérable  du  systeuie  musculaire. 

Enfin,  au  moyen  de  violentcs  contractions,  les  individus  de  la 
colonie  s'en  détaebent  assez  facilemeut  et  continuent  à  exister  par 
eux-mémes;  tandis  que  les  individus  de  l'Ancbinie,  séparés  arti- 
ficicllemcnt,  vivent  difficilement  une  fois  isolés. 

Examinons  maintcnant  Ics  analogies  quc  notre  forme  semble 
présentcr  avec  une  cpieue  enorme  iprolougemcnt  dorsali  qui  se  scrait 
détacbée  à  un  Doliolum  nourrice  (Pllegetbier)  :  cette  comparaison 
s'offre  fort  justement  à  resi)rit.  En  effet,  les  individus  qui  flottent 
en  quantité  autour  de  notre  forme  apparaissent  comme  de  vrais 
Doliolum8,  avec  lcurs  fonues  caraetéristiques  de  petits  tonneaux,  avec 
leurs  musclcs  entourant  le  coi^s,  genre  cerceau,  et  enfin  avec  lcurs 
mouvements  énergiques  et  saccadés. 

Mais  un  cxamcu  plus  ap])iofondi  nous  montre  que  la  ressem- 
blaucc,  qui  paraìt  exister  entre  notre  colonie  et  le  Doliolum,  est  loin 
d'étre  complète.   Prcmierement  un  eboe  fait  detaeber  de  notre  colonie 


•  Ce  sont  Mrs.  les  Professcurs  Eisig  et  Mayer  qui  ont  bieu  voulu  ètre 
k)s  pnrrains  de  cette  forme  singulière  et  la  dénonimcr  ainsi  (co  double  par- 
ralnage,  qui  n'ost  pas  d  uh.i^c  entre  les  bons  protestanta,  s'explique  par  l'impor- 
tancc  phylogénetique  du  filleul). 


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La  Dolchinia  mirabilie  fnouveau  Tunicier). 


189 


tous  les  individua  :  chez  le  Doliolum  la  quene  reste  toujours  couverte 
des  individua  latéraux.  Deuxièmement,  les  individus,  qui  se  trouvent 
sur  la  queue  de  notre  forme,  appartiennent  tous  au  mème  gcnre.  et 
ne  diffèrent  que  par  les  dimensions  et  non  anatomiquement;  au 
contraire  chez  le  Doliolum,  comme  on  le  sait,  on  trouve  deux  sortes 
de  formes  stériles  :  l'une  {bourgeons  latéraux),  qui  n'a  aucune  ressem- 
blance  extérieure  avec  la  forme  sexuée;  lautre,  qui  ressemble  à  la 
forme  sexuée  (bourgeons  médians).  En  derider  lieu,  la  grandeur  des 
dimensions  et  lexistence  indépendante  de  toute  la  colonie  de  la  Dol- 
chinia  l  éloignent  sensiblement  du  Doliolum. 

En  résumé,  il  est  incontestable  que  nous  sommes  en  présencc 
d'une  forme  »sui  generis  «,  qui  doit  étre  placée  à  coté  de  XAnchinia 
et  du  Doliolum,  et  qui  constitue,  avec  ceux-ci,  un  groupe  h  part, 
une  la ìi lille  si  Ton  veut,  des  Cyclomyaria  (v.  page  125  de  la  Mono- 
graphie d'ÜLJANiN  sur  le  Doliolum  ;  Fauna 
und  Flora  des  Golfes  von  Neapel  1884). 

Ainsi  la  Dolchinic  est  composée  d'un 
tube  colonial  qui  porte  des  zooides,  fixés 
d'une  facon  peu  solide.  La  disposition 
des  zooides  est  assez  régulière  :  de  deux 
cótés  du  8illon  qui  parcourt  le  tube  le 

.  ,    ,  ,.  ,  .  .     .    .     _  Fig.  1.  Tube  colonial  avec  aes  zooides. 

long  de  la  partie  supéneure  (voir  la  figure 

dans  le  texte),  se  trouvent  les  plus  jeunes  zooides,  et  à  mesure  de 
leur  éloignement  du  sillon  indiqué,  Tage  et  la  grandeur  des  zooides 
augmentent:  les  plus  adultcs  sont  les  plus  éloigués.  La  face  in- 
fcricure  du  tube  reste  toujours  libre  de  zooides.  Ce  qui  regarde  Ics 
bourgeons  ambulants,  on  les  trouve  partout  entre  les  zooides. 

Tobe  colonial  (Planche  13).  Le  tube  colonial,  dont  une  petite 
partie  est  préscntée  à  la  Fig.  4  (PI.  12),  se  compose  d'une  seule 
couche  de  cellules  épithéliales  (PI.  13  Fig.  4)  qui  rappellent  beau- 
coup  Celles  du  Doliolum  ;  leur  forme  est  hexagonale  ou  pentagonale  : 
elles  contiennent  un  noyau,  recourbé  en  fer  à  cbeval.  qui  a  des 
grannlations  réfringentes.  Ce  noyau  est  cntouré  d'un  amas  de  proto- 
plasma qui  donne  des  pseudopodes  vers  la  périphérie.  Les  cellules 
en  question  ont  une  tendance  prononcéc  a  se  diviser.  Ce  phénomène 
est  surtout  visible  le  long  du  sillon  qui  parcourt  le  tube  au  milieu 
des  zooides.  Intérieuremcnt  le  tube  colonial  est  rempli  d'une  masse 
gélatineusc,  dans  laqucllc  on  trouve  des  cellules  arrondies  Fig.  4  et) 
et  disséniinées  en  assez  grande  quautité;  ces  cellules  possèdent  un 
noyau  volumineux  et  sont  pourvues  de  prolongements  étoilés  (Fig.  34): 

13» 


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190 


A.  de  Korotneff 


en  somme,  ce  ne  sont  que  les  éléments  caractéristiques  de  la  tunique 
des  Ascidies;  ils  font  absolument  défaut  cbez  le  Doliolum,  tandis 
que  leur  présence  est  très  aecentuée  cbez  TAncbinie.  Iis  se  mul- 
tiplient  avec  rapidité,  ce  qui  occasionne  leur  agglomération  sur  certains 
points  du  tube  :  de  là,  il  est  à  présumer  que  les  cellules  se  dispersent 
tout  le  long  de  la  tunique. 

Le  Becond  gcnre  d'éléments,  qui  se  trouvent  également  dans 
l'intérieur  du  tube  colonial,  est  constitué  par  de  grosses  cellules 
douées  de  mouvements  amiboides  très  actifs  (Fig.  Acab).  Le  noyau 
de  certe  cspèce  de  cellule  est  peu  volumineux;  il  est  entouré  de 
granulations,  qui  ne  passcnt  jamais  dans  les  prolongements  amiboides. 

Extérieurement,  le  tube  colonial  est  enveloppé  d'une  épaisse  couche 
gélatineuse,  qui  à  son  tour  contieni  des  éléments  cellulaires  également 
de  deux  espèces:  premiérement  ceux  que  nous  avons  signalés  dans 
Tintéricur  du  tube,  mais  ici  sans  agglomération;  deuxièmement  des 
cellules  amiboides  lobées,  avec  une  granulation  grossière  (Fig.  16  c.am) 
qui  rappellent  beaucoup  les  grosses  cellules,  déjà  mentionnées,  tout 
en  étant  d  une  dimension  plus  petite  ;  il  est  probable  qu  ii  existe  une 
affinité  entre  ces  deux  genres  de  cellules  —  je  veux  dire  que  les 
petites  cellules  extérieures  peuvent  étre  produites  par  les  grandes 
cellules  intérieures l. 

Cette  seconde  espèce  de  cellules  joue  un  róle  des  plus  importante 
dans  le  maintien  constitutif  de  la  colonie:  elles  servent  à  la  loco- 
motion  et  à  la  fixation  des  bourgeons.  Ce  sont  de  vrais  pbagocytes, 
comparables  aux  éléments  connus  chez  l'Anchinie  (leur  signification 
est  identiqucì. 

En  examinant  un  bourgeon  vivant,  placé  au-dessus  de  la  couebe 
gélatineuse  du  tube  colonial,  nous  le  voyons  mimi  de  grands  pro- 
longements en  quantité  diflférente  et  pourvus  d'un  protoplasma  trans- 
parent, d'oft  partent  de  tous  cótés  des  pseudopodes  minces  et  granu- 
leux.  Par  l'adhérence  de  leurs  pseudopodes,  les  bourgeons  se  fixent 
et  se  déplacent  le  long  du  tube  Fig.  1,  5  et  8).  Les  prolongements  des 
bourgeons  ne  restent  pas  seulemcnt  à  la  surface  de  la  tunique,  mais 
cncore  ils  pénètrent  dans  l  iutérieur  de  la  couebe  gélatineuse  (Fig.  8), 
en  se  dirigeant  vers  lepithélium  du  tube  sur  lequel  ils  se  fixent 
définitivement. 

1  Indépendamment  do  ces  trois  genres  cellulaires,  on  trouve,  en  dedans 
et  eu  dehors  du  tube,  un  autre  gonre  de  cellules  très  peu  nombreuses,  d'un 
aspect  alvéolaire,  et  qui  ont  un  tout  petit  noyau;  ces  cellules  se  rencontrent 
aussi  à  la  *urface  do  la  masso  gélatinouse;  leur  role  m'est  complétement  inconnu. 


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La  Üolchinia  mirabili»  (nouvoau  Tunicior). 


191 


On  pcut  expliquer  la  provenance  des  pseudopodes  de  dcux  ma- 
niéres:  Uljanin  a  pensé  pouvoir  affirmer  que  chez  le  DoHolum  les 
pseudopodes  appartenaient  à  l'exoderme  des  bourgeons;  J.  Barrois 
au  contraire  indiqua  chez  l'Anchinie  la  présencc  d'une  rangée  de 
grosses  cellulcs  auiiboi'des  speciales  cbargées  du  transport  des  bour- 
geons le  long  du  tube  colonial 1 .  En  ce  qui  concerne  la  Dolchi/ria, 
a  priori  il  scrait  déjà  difficile  d'admettre  que  des  prolongcments 
aussi  considérables  que  ceux  que  nous  avons  trouvés.  puissent  étrc 
produits  par  la  raince  couche  des  cellules  épithéliales  du  bourgeon. 
Si  nous  admettons  l'opinion  de  Barrois,  il  nous  parait  peu  plausible 
dattribuer  les  prolongements  en  qucstion  à  une  seule  et  unique 
cellule. 

Une  coupé  effectuéc  au  traverà  de  n'importo  quel  bourgeon  prouve 
premièrement  que  Texplication  4'Uljanin  n'est  pas  admissible,  et 
deuxièmement  que  les  pseudopodes  du  bourgeon  sont  dus  en  majeure 
partie  a  un  amas  entier  de  cellules  ambulantes  (Fig.  13).  On  peut 
facilement  constater  la  vérité  de  cette  derniérc  assertion  sur  uu  bourgeon 
primaire  (Urknospe  qui  dans  toute  sa  longueur  est  mimi  de  deux 
rangécs  de  cellules  ambulantes,  disposées  bien  symmétriquement 
(Fig.  15);  ces  mcmes  cellules  ambulantes  accompagnent  non  seule- 
ment  le  bourgeon-mérc,  mais  encore  les  petite  bourgeons  secondaires 
qui  en  proviennent. 

Zooide.  Celui-ci  présente  cornine  tous  les  Doliolums  la  forme 
d'un  petit  tonneau  à  doubles  parois  (PI.  12  Fig.  1)  ayant  deux 
ouverture8:  l'une  antérieure,  qui  conduit  dans  une  cavitò  pharyngienne, 
et  lautre  postérieure,  celle  du  cloaque.  Le  pbarynx  est  séparé  du 
cloaque  par  la  membrane  branchiale,  dont  la  disposition  est  assez 
particuliòre  chez  notre  espèce:  elle  ne  présente  pas  une  membrane 
simple,  une  cloison  tronée,  comme  chez  le  Doìiolum  Mülfort,  mais 
une  voile  fortement  gonfléc  en  arrière,  et  dont  les  bords  sont  at- 
tachés  suivant  une  ligne  courbée,  comme  nous  le  voyons  chez  le 
D.  Ehrenbergii  et  D.  Gegenbauri.  Par  suite  de  cette  disposition  de 
la  membrane  branchiale,  la  cavité  du  cloaque  chez  notre  espòce  est 
plus  spacieuse.  Une  coupé  transversale  (PI.  13  Fig.  35)  nous  démontre 
que  chaque  branchie  est  attachée  aux  parois  de  la  cavité  pharyn- 
gienne  non  seulement  par  ses  bords,  mais  aussi  par  sa  partie  me- 
diane qui  séparé  les  deux  rangéea  d'ouvertures  branchiales.  Les 

1  J.  Baurois,  Itocherches  sur  lo  cycle  génétique  et  le  bourgeonnement  de 
l'Anchinie.  in:  Journ.  Anat.  Phys.  Paris  Tome  21  1885. 


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102 


A.  de  Korotneff 


deux  espaces ,  placés  derrière  cbaque  branchie ,  tombent  dans  le 
cloaquc,  qui  possedè  ainsi  quatre  prolongeraents  très  prononcés  :  deux 
du  coté  veutral  et  deux  du  coté  dorsal.  Un  point  iuiportant  a.  citer, 
c'est  que  le  sounnet  de  la  membrane  branchiale  s'attache,  du  coté 
dorsal,  aux  parois  de  la  cavité  pharyngienne  dans  le  troisième  espace 
intermusculaire ,  du  coté  ventral  dans  le  quatrième  espace  prés  du 
quatriéme  inuscle  transversai;  cettc  disposition  rappelle  suffisamment 
le  D.  Gegenbauri ,  dont  la  branchie  dorsale  a  le  mème  point  de 
départ,  mais  dont  la  branchie  ventrale  s'attache  plus  en  arrière. 

Muscles.  Le  zooi'de  possède  huit  bandes  musculaires,  d'une 
largeur  moyenne  ;  les  deux  terminales  sont,  comme  toujours,  les  plus 
minces;  le  pédoncule  possède  une  paire  snpplémentaire  de  muscles 
longitudinaux  (PI.  12  Fig.  1)  qui  commcnccnt  à  la  base  du  pédoncule 
et  montent  vers  l'intestin;  cette  paire  représente  le  septiòme  muscle  du 
corps,  reculé  complétement  dans  le  pied.  La  structurc  des  muscles 
de  la  Dolchinie  diffère,  en  quelques  points,  de  celle  du  Doliolum: 
au  lieu  de  noyaux  allongés  et  en  quautité  restreinte,  on  les  trouve 
arrondis;  et  leur  faculté  de  se  propager  est  si  active  qu'elle  produit 
des  agglomérations  nucléaires. 

Le  sy8téme  nerveux  de  la  Dolchinia  (PI.  12  Fig.  1)  ne  présente 
aucune  particularité  :  il  est  exactement  conforme  à  celui  du  Doliolum. 
Le  ganglion  se  trouve  situé  dans  le  troisième  espace  intermusculaire; 
d'après  les  recherches  (VUljanin  sur  le  Doliolum,  ce  ganglion  pos- 
sède trois  paires  de  nerfs  latéraux  et  deux  nerfs  impairs,  dont  l'un, 
antórieur,  se  dirige  vers  l'ouverture  du  pharynx  et  l  autre,  postérieur, 
vers  la  membrane  branchiale. 

En  avant  du  ganglion  nerveux  on  trouve  une  fosse  olfactive 
qu'un  funicule  rclie  avec  celui- ci.  La  vésicule  auditive  fait  com- 
plétement défaut  chez  la  Dolchinie. 

Rien  de  bien  nouveau  pour  l'intestin.  Le  sac  pharyngien, 
très  spacieux,  est  mimi  d'une  bande  vibratile  qui  est  en  spirale. 
L'endostyle  est  long.  Le  tube  digestif  rappelle  celui  du  D.  Gegen- 
bauri: il  compreud  un  cesophage,  un  estomac  qui  aflecte  la  forme 
d'une  vésicule  gonflée,  et  un  iutestiu  aplati  qui,  après  avoir  décrit 
une  courbe  complète  sur  lui-méme,  s'ouvre  dans  le  cloaque:  l'anus. 
par  sa  position,  fait  face  à  la  bouche.  Le  canal  intestinal  öftre  une 
teinte  jaune  sur  toute  son  étendue.  11  me  reste  encore  à  mentionner 
deux  glandes  ramifiécs  qui  sont  placées  près  de  l'estomac  im- 
médiatement  après  l'intestin  PI.  12  Fig.  \gl).  Les  mèmes  glandes 
se  retrouvent  chez  le  Doliolum,  mais  avec  cette  diiTércucc  que  leurs 


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La  Dolcbinia  mirabilia  ;uouveau  Tuuicier). 


193 


canaux  excréteurs  se  réunissent  avant  de  s'ouvrir  dans  lintcstin, 
tandis  que  chez  la  Dolchima  les  canaux  restent  séparés  sur  toute  la 
longueur.  —  Le  couur  se  trouve,  comme  à  l'ordinaire,  situé  à  l'ex- 
trémité  postéricure  de  l'endostyle;  sa  structurc  présente  un  caractère 
quii  est  important  de  mentionner. 

Déjà  Grobben  1  a  signalé  la  présence  d'un  épithélium  cylindrique 
au  dos  du  péricarde  (Mittelfeld  de  Grübben).  Toutefois  Uljanin  a 
su  démootrer  que  le  dos  du  péricarde  est  compose  au  contraire  de 
cellules  plates  ainsi  que  tout  le  reste  du  péricarde,  et  que  par  con- 
séquent,  le  prétendu  Mittelfeld  n'est,  d'après  lui  ,  qu'une  formation 
qui  se  trouve  dans  le  cosur  lui-rnéme.  Cette  dernière  affìrmation 
n'est  pas  exacte,  comme  la  fig.  20  (PI.  13)  le  prouvc  d'une  facon  évi- 
dente:  la  plaque  centrale  (Mittelfeld)  est  une  formation  tout  a  fait 
indépendante  qui  n'a  rien  à  faire  avec  le  cceur  proprement  dit;  c'est 
un  corps  semi-lunaire  dont  la  partie  adhércnte  au  coeur  est  composéc 
de  cellules  allongées,  tandis  que  la  partie  qui  forme  la  vofìte  conticnt 
une  rangéc  de  cellules  cylindriques.  Cette  formation  doit  ètre  en- 
visagée  comme  une  partie  détachée  du  péricarde,  elle  ne  joue  pro- 
bablement  pas  de  ròle  physiologique ,  ce  n'est  qu'un  organo  rudi- 
mentale. 

Organes  géuitaux.  La  forme  scxuéc  de  la- Dolchima,  comme 
le  Doliolum,  est  hermaphrodite  ;  les  organes  génitaux  (PI.  12  Fig.  bgn) 
sont  disposés  dans  la  cavité  du  corps  ;  ils  aft'ectent  chez  la  Dolcbinie 
la  forme  d'un  sac  recourbé,  dans  le  fond  duquel  les  zoospermes  se 
développent  indépendamment  des  oeufs,  qu'on  trouve  seulcment  dans 
la  partie  antérieure  du  sac.  D'aprés  cet  aspcct  extérieur  les  organes 
génitaux  de  la  Dolciume  se  rapprochent  de  ceux  du  D.  Mülleri  et 
s  éloignent  entièrement  de  ceux  du  1).  Gegenbauri,  dont  les  organes 
sont  si  longs  qu  ils  atteignent  avec  leur  bout  antérieur  le  troisiéme 
espace  intermusculaire. 

Bonrgeonnement.  Ainsi  que  nous  lavons  dit,  la  distribution 
des  bourgeons  ambulants  le  long  du  tube  colonial  n'offre  aucune  ré- 
gularité  :  on  les  trouve  confondus  sans  distinction  d  àge  ni  de  grandeur 
au  milieu  des  zooìdes  ;  toutefois  leur  agglomération  est  toujours  plus 
considérable  le  long  du  sillon  median  du  tube  que  sur  les  partics 
laterales.  La  face  inférieure,  privée  de  zooìdes,  ne  porte  jamais  de 
bourgeons  ambulants. 


»  CarlGrobben,  Doliolum  und  sein  Generationswechsel,  in:  Arb.  Z.  Inst. 
Wien  4.  Bd.  1882. 


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194 


A.  de  Korotneff 


Qnand  le  bourgeon  est  simplement  impiantò  dans  la  gélatine  du 
tube  colonial,  l'épitbélium  du  tube  ne  manifeste  aucun  cbangement; 
mais  dès  que  le  bourgeon  toucbe  les  parois  du  tube,  l'aspect  de  son 
épitbélium  se  modifie  (PI.  13  Fig.  25):  il  devient  cylindrique  et  montre 
une  tendance  prouoncéc  à  la  multiplication.  Plus  tard,  quand  le 
bourgeon  est  déjà  formé  dans  tous  ses  points  essentiels  et  qu  il  laisse 
apparaitre  les  différents  organes,  la  paroi  du  tube  s  accroit  rapidement 
de  maniere  à  produire  un  épaississement.  Les  dimensione  de  eet 
épaississemcnt  s'augmentent  très  vite;  ses  cellules  se  multiplient  et 
constituent  bientót  une  plaque  ovale,  qui  reste  entièrement  soudée 
au  pédoncnle  du  zooidc.  Nous  partageons  complétement  l'opinion 
de  Barrois  qui  pense  que  non  sculement  cette  plaque  sert  à  assurer 
l'adhérence  du  bourgeon  au  tube  colonial,  mais  encore  qu'elle  joue 
un  róle  assez  important  dans  les  écbanges  qui  s'effectuent,  sans  aucun 
doute,  entre  les  zooì'des  et  la  colonie  entière. 

Il  est  incontestable  que  les  bourgeons  n'ont  aucune  relation 
génétique  avcc  le  tube  colonial  et  que  par  conséquent,  ila  ne  peuvcnt 
ótre  regardés  comme  issus  d'un  bourgeonnement  à  la  surface  de  ce 
tube:  ila  doivent  certainement  leur  origine  à  une  source  étrangère, 
et  le  tube  ne  les  porte  que  pendant  la  durée  de  leur  développement. 
Mais  alors  d'où  proviennent  ces  bourgeons? 

La  résolution  de  cette  question  ne  peut  ètre  qubypothétique 
jusqu'à  ce  que  la  forme-mère  (ou  plutùt  la  forme  agame)  du  tube 
colonial  soit  trouvéc.  Mais  en  nous  rapportant  à  l'analogie  que 
présente  la  Dolchmia  avec  le  Doliolum ,  nous  devons  supposer  que 
la  forme  agame  mère  de  notre  animai  possède  un  stolon  prolifere, 
dont  les  bourgeons  se  détacbent  pour  aller  se  planter  le  long  de  la 
queue  (prolongement  dorsal).  Les  bourgeons  du  tube  colonial  jouissent 
de  la  proprìété  de  se  séparer  en  petites  particules  —  bourgeons  se- 
condaires  —  par  un  procédé  qui  peut  èrre  regardé  3oit  comme  bour- 
geonnement soit  comme  division.  Ces  particules,  ou  si  Fon  vent, 
ces  germes,  produisent,  au  moment  de  leur  séparation,  des  pseudo- 
podes  dus  aux  cellules  ambulantes,  et  se  propagent  dans  un  certain 
rayon  (Fig.  7),  ce  qui  est  nullement  le  cas  des  bourgeons  qui  se  sont 
fìxés  sur  Ics  zooì'des:  en  quittant  l'aUrknospc«  (bourgeon  primairc 
du  zooì'de),  ila  s  établissent  dans  son  voisinagc  (Fig.  3  et  6). 

La  fixation  sur  le  tube  colonial  s  efifectue,  ou  par  des  bourgeons 
primaires,  ou  par  ses  germes.  Ainsi  la  Fig.  (I  (PI.  12)  nous  représente 
un  bourgeon  primairc  au  moment  où  un  germe,  prèt  à  se  séparer,  tend 
déjà  de  tous  cótés  ses  pseudopodes,  tandis  que  le  bourgeon  lui-méme 


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La  Dolchiiiia  mirabilia  (nouveau  Tunlcier). 


195 


produit  un  pedoncule  (qui  n'est  autre  ehose  que  la  coucbe  épithéliale 
du  bourgeon  allongée  dans  le  Bens  du  tube  colonial)  qui  cberche  à 
pénétrer  la  tunique.  En  meme  temps  les  parois  d'un  zooìde  tout  jeune 
présentent  au  niveau  de  la  masse  gélatineusc  du  tube  .Fig.  12  br.p) 
un  renforeement  qui  n'est  pas  recouvert  de  gélatine:  les  parois  de 
cette  cavité  sont  composées  de  cellules  cylindriques,  qui  contiennent 
des  granulations.  Quand  un  bourgeon  secondaire  se  proraène  le 
long  du  tube,  il  peut  arriver  qu'il  tombe  directement  dans  cette  petite 
crevasse  et,  y  trouvant  peut-ètre  un  milieu  favorable  à  la  nutrition, 
il  B*y  fixe  immédiatement.  Une  fois  fixé,  il  commence  à  se  dévc- 
lopper  rapidement  en  longueur,  et  se  transforme  en  un  corps  allongé 
qui  a  l'apparence  extérieure  d'une  fève  dont  on  distingue  facilement 
l'extrémité  antérieure  plus  ou  moins  conique  de  l'extrémité  postérieure 
arrondie.  Le  bourgeon  de  eette  forme  est  la  vraie  »Urknospe« 
d'UuANiN.  Mais  le  terme  laisse  à  désirer,  parcequ'il  désigne  im- 
proprement  ici  une  formation  secondaire  qui  ne  provient  directement 
en  aucune  facon  du  stolon  prolifère  de  la  forme-mère.  L'extrémité 
antérieure  distribue  des  bourgeons,  qui  ne  peuvent  étre  considérés 
comme  germes:  leur  dimension  est  beaucoup  plus  grande  et  leur 
structure  laisse  transparaitre  des  organcs  naissants.  Cependant  voici 
la  différence  principale  qui  existe  cntre  les  bourgeons  des  zooì'des 
et  ceux  du  tube  colonial:  ceux-ci  ne  se  divisent  jamais  après  leur 
fixation,  mais  ils  se  transfonnent  directement  en  zooì'des;  tandis  que 
le  bourgeon  primaire  fixé  sur  un  zooi'de  ne  se  transforme  jamais  en 
zoo'fdes,  et  sert  uniqucment  à  produire  tonte  une  génération  de  nou- 
veaux  bourgeons. 

Le  bourgeon  primaire  du  zooi'de  est  accompagné  (Fig.  15)  de 
cellules  ambulantes,  qui  lui  servent  comme  de  roulettes.  Au  far  et 
à  mesure  que  les  bourgeons  se  détacbent,  ils  se  disposeut  régulièrement 
en  formant  une  colonie  complète  de  bourgeons.  Un  tout  jeune  groupe 
est  présenté  à  la  Fig.  3  (pi.  13):  on  y  distingue  trois  bourgeons  d'une 
venue  successive;  deux  sont  placés  dans  la  concavité  du  bourgeon 
primaire.  La  Fig.  6  présente  un  groupe  d'un  äge  beaucoup  plus 
avancé  :  les  bourgeons  sont  disposés  en  rangs  qui  divergent  obliqnc- 
ment,  à  partir  de  l'extrémité  antérieure  du  bourgeon  primaire  (Ur- 
knospe). On  rencontre  les  bourgeons  adultes  à  la  périphérie,  tandis 
que  les  jeunes  sont  compris  dans  l'angle  fornié,  d'un  coté,  par  le 
bourgeon  primaire,  de  l'autre  par  la  sèrie  des  bourgeons  adultes 
(Fig.  6).  C'est  à  plus  de  quarante  que  se  monte  le  nombre  de  bourgeons 
d'un  groupe  (PI.  12  Fig.  5),  sans  que  pour  cela  nous  ayons  pu  constater 


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A.  de  Korotneff 


un  amoindrìsgemcnt  quelconqiie  du  bourgeon  primaire:  il  est  vrai- 
semblable  que,  tandis  qu'une  extrémité  doune  des  bourgeons,  l'autre 
s'accroit  d'autant.  Toutefois  le  nouibrc  des  bourgeous  ne  dépasse 
pas  la  cin(|uantaine,  pareeque,  dès  que  les  bourgeons  péripbériqucs 
ont  atteint  un  asscz  grand  dévcloppenient  pour  pouvoir  quitter  leur 
point  de  fixation,  ils  se  détacbcnt  pour  vivrc  d'une  existence  in- 
dépcndente.  Dans  uu  groupe  adulte  il  y  a  toujours  deux  bourgeons 
en  état  de  quitter  le  zooì'de  nourrice.  L'excavation  du  zooìde,  qui 
accapare  le  bourgeon  primaire,  ne  produit  pas  de  tuuique,  ainsi  que 
uous  l'avons  déjà  signalé;  ce  sont  surtout  les  éléuients  environnants 
qui  contribuent  le  plus  à  la  formation  de  celle-ci.  C'est  pour  ce 
motif  que  la  masse  gélatineuse  s'accuniule  par  dessus  les  bourgeons, 
en  les  couvrant  d'un  épais  manteau  qui  les  protége  (PI.  12  Fig.  3). 
Ainsi  les  bourgeons  restent  libres  dans  une  sorte  de  niebe  d'où  sur- 
gissent  les  parties  antérieures  des  adultes,  lorsqu'ils  sont  préts  à 
quitter  la  nourrice  (Fig.  5).  Ce  carattere  manque  chez  VAnchinia  et 
se  rencontre  seulement  ebez  le  Dolio /um. 

En  ce  qui  concerne  les  pbénomèn  es  intérieurs  du  bourgeonne- 
uient,  il  est  fort  à.  remarquer  que  ce  procédé  ebez  la  Dolchinia  rap- 
pelle  au  commencement  bcaucoup  plus  celui  de  VAnchinia,  que  celui 
du  Dolioìum.  Nous  avons  étudié  le  bourgeonnement  de  la  Dolchinia 
tour  à  tour  sur  un  matériel  frais,  et  sur  des  échantillons  colorés  par 
le  borax  cannili  ou  par  lTIa'inalaun  de  P.  Mayeu  que  je  recommande 
particulièrement.  Il  ne  faut  pas  songer  à  détaeber  les  bourgeons  : 
on  est  obligé  de  couper  ensemble  tout  le  groupe  avec  le  pédoncule  du 
zooì'de,  ou  avec  le  tube  colonial  qui  les  porte. 

Les  plus  jeuncs  bourgeons  se  trouvent  sur  le  tube:  le  premier 
Stade  que  j'ai  réussi  à  observer  Fig.  21)  présente  un  petit  globule, 
accompagné  de  trois  petites  cellules  ambulantes.  Ce  qu'il  y  a  sur- 
tout d'extraordinaire ,  c'est  que  les  éléments  de  ce  germe  minuscule 
sont  en  rapport  avec  sa  propre  grandeur:  le  bourgeon  s'accroit  et 
ses  éléments  grossissent  simultanément.  Les  cellules  du  germe 
sont  tcllemeut  petites  que  leurs  noyaux  se  présentcnt  comme  des 
granulations.  Extérieurement  le  bourgeon  est  couvert  d  une  couebe 
épidcrmique  (exoderme)  qui  offre  l'aspect  d'un  épitbélium  aplati;  la 
masse  intérieure  du  bourgeon  est  solide  ;  on  y  distingue  deux  genres 
de  cellules.  les  unes  conteuaut  de  grands  noyaux,  et  les  autres  ne 
renfermant  que  des  noyaux  à  peine  perccptiblcs.  La  compositum 
du  bourgeon  reste  la  méme  aux  Stades  postérieurs  ;  on  y  voit  les  trois 
sortes  de  cellules  Fig.  21,  22  et  23).    Si  Ton  prend  comme  point  de 


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La  Dolchini»  mirabilia  (nouveau  Tunicier;. 


197 


départ  les  caractères  morphologiques  des  éléments,  on  peut  distinguer 
Ics  trois  couches  embryonnaires  :  exoderme  ou  couche  épithéliale, 
endoderme  ou  l'amas  de  gros  noyaux,  et  uiésoderme  ou  cellules 
d'une  taille  minime,  qui  forment  le  reste  de  la  masse  intéricure. 
Jusqu'ici  les  bourgeons  sont  indépendants  du  tube  colouial,  mais  après 
ces  modificatone  ils  commencent  à  sempàter  dans  la  coucbe  géla- 
tineuse;  après  l'avoir  perforée,  le  bourgeon  se  fixe  Fig.  25  et  sa 
structure  laisse  entrevoir  la  formation  des  organcs  futurs. 

Pour  ce  qui  regarde  les  cbangements  ultérieurs,  passons 
aux  bourgeons  qui  se  plantent  sur  le  zooide.  En  cxaminant  la  coupé 
longitudinale  d'un  bourgeon  primaire,  on  trouve  dans  sa  composition 
les  trois  sortes  d'éléments  cellulaires  déjà  mentionnées  ;Fig.  13): 
t°  l'exoderme  comme  enveloppe  de  tout  le  corps,  2°  une  masse  in- 
terne inférieure  avec  des  éléments  minces,  et  3°  une  masse  interne 
supérieure  avec  des  éléments  grossiere;  les  cellules  ambulantes  qui 
accompagnent  le  bourgeon  primaire,  atteignent  parfois  des  proportions 
considérables.  Ce  bourgeon,  presque  rond,  se  transforhie  en  un  corps 
allongé  (en  forme  d'haricot,  Fig.  1 4)  qui  a  la  memo  structure  intime;  il  est 
déjà  susceptiblc  de  détacher  à  son  extrémité  antérieure  des  bourgeons 
secondaire8.  La  coupé  transversale  (Fig.  20]  d'un  bourgeon  primaire 
démontre  que  la  couche  ioférieure  de  la  masse  interne  se  compose 
de  trois  bandes  cellulaires  longitudinales  dont  l  une  est  médiaue  [ph) 
et  les  deux  autres  latérales  (m);  les  dernières  produisent  le  système 
musculaire,  tandis  que  la  première  prèside  à  la  formation  du  pha- 
rynx.  La  méme  structure  est  propre  à  un  bourgeon  qui  vient  de 
se  détacher;  cependaut  il  ne  conserve  pas  longtcmps  le  méme  caraetére. 
Tonte  la  conche  inférieure  devient  latérale  (Fig.  27);  la  disposition 
de  ses  trois  parties  (pharynx  et  muscles)  change  (suivant  la  fig.  27): 
de  verticales  elles  deviennent  horizontales  par  rapport  au  pharynx. 
Dans  la  masse  des  grosses  cellules  on  voit  une  cellule  de  la  base 
devenir  distincte  pour  former  l'organe  genital  (Fig.  27  gn),  tandis 
que  le  reste  sert  à  la  production  du  système  nerveux.  Le  pha- 
rynx [ph)  devient  bientòt  un  corps  particulier  et  circonscrit,  pendant 
(me  les  éléments  de  l'organe  génital  se  sont  multipliés  (Fig.  28  et 
29  gn).  On  retrouve  la  méme  disposition  dans  la  fig.  28,  mais  avec 
cette  seule  différence  que  la  naissance  du  cloaque  y  est  apparente. 
Bientòt  le  pharynx  augmente  de  volume  et  occupe  la  partie  supérieure 
du  bourgeon  (Fig.  30).  Cette  coupé,  qui  est  faite  dans  un  sens  ver- 
tical  à  la  coupé  28,  nous  fait  voir  le  pharynx  déjà  volumineux,  ac- 
compagné,  au-dessus,  de  l'extrémité  supérieure  du  ganglion  nerveux; 


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A.  de  Korotneff 


et  siu-dessous,  des  organcs  génitaux,  pourvus  de  chaque  coté  de  bandes 
ni  uscii  lui  res ,  partagées  en  deux  moitiés.  Dans  an  Stade  ultérieur, 
une  cavité  se  creuse  dans  le  pharynx,  dont  les  parois  présentent  alors, 
du  coté  ventral,  un  sillon,  qui  est  l'endostyle  (Fig.  31).  En  me  me 
temps,  le  cloaque  se  développe  considérablement  et  forme  un  cnfonce- 
ment  exodermique  qui  correspond  à  celui  du  pharynx  (Fig.  17).  Pnis 
le  pharynx  sallongc  dans  la  direction  du  pédouculc  pour  produire 
l  intestin  (Fig.  10),  et  Ics  parois  du  pharynx,  de  chaque  coté  de  l'in- 
testin,  portent  deux  appendiccs  solides.  Ceux-ci,  pcu  après  lenr 
apparition,  devicnnent  creux  (Fig.  32),  et  lcur  cavité  communique 
avec  la  cavité  du  pharynx  (Fig.  9;.  Ces  deux  appendices  creux  qui, 
on  vient  de  le  dire,  communiquent  déjà  avec  la  cavité  pharyn- 
gienne,  se  dirigent  eusuite  vers  le  cloaque,  dans  la  cavité  duquel 
ils  viennent  également  souvrir  (Fig.  11).  L'intestin  s'ouvre  aussi 
dans  le  cloaque,  et,  par  suite  de  cette  disposition,  le  pharynx  est 
mÌ8  en  communication  interne  avec  le  cloaque,  par  la  cavité  de  l'in- 
testin et  par  les  deux  ouvertures  des  appendices  pharyngiens.  Alors 
quatre  prolongcments  creux  partent  du  cloaque  et  se  dirigent  vere 
le  pharynx:  les  deux  postéricurs  viennent  s'appuycr  sur  le  pharynx 
du  coté  dorsal  Fig.  33),  et  les  deux  antérieurs,  qui  se  portent  du 
coté  ventral,  natteiguent  pas  directement  le  pharynx,  mais  ils  longent 
les  sacs  on  appendices  pharyngiens  (Fig.  12).  (Test  à  ce  moment 
que  survient  la  formation  des  branchics.  Entro  les  deux  prolonge- 
ments  ventraux  du  cloaque  et  les  sacs  pharyngiens,  une  communication 
s'établit  par  des  ouvertures  branchiules  (Fig.  12);  ainsi  est  constituéc 
la  partie  ventrale  des  branchics.  Quant  à  leur  partie  dorsale,  elle 
est  formée  par  la  soudure  des  prolongcments  postérieurs  du  cloaque 
avec  le  pharynx,  qui  entre  ainsi  en  communication  directe  avec  eux, 
également  par  des  ouvertures  branchiales.  Plus  tard,  les  sacs  pha- 
ryngiens deviennent  une  partie  intégrante  du  pharynx.  sans  qu'on 
puisse  établir  une  délimitation  entre  ces  deux  formations.  Le  rapport 
du  pharynx  au  cloaque  est  alors  celui  que  présente  la  fig.  12,  qui 
nous  montre  le  cloaque  avec  deux  de  ses  prolongcments  seulement: 
Tun  antéricur  et  l  autre  postérieur  les  deux  autrcs  prolongements, 
pas  figurés  dans  le  dessin,  doivent  étre  imaginés,  à  son  arriére-plan). 

La  formation  du  coßur  s'opére  par  un  procédé  tout  ;\  fait  typique: 
il  se  manifeste  dabord  par  un  prolongement  du  pharynx  (Fig.  18), 
puis  ce  prolongement  se  détache  et  se  transformc  en  un  sac  (Fig.  19) 
qui  constitue  le  péricarde,  qui  à  son  tour,  par  voic  d'invagination, 
produit  le  coeur. 


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La  Dolchinia  mirabilia  (nouveau  Tunicior). 


199 


En  comparant  le  bonrgeonnement  de  la  Dolchinia  avec  celai  du 
Doliolum,  nous  trouvons  le  bourgeon  de  notre  forme  beaucoup  plus 
simple  au  début,  sans  aucune  trace  d'organes  futura;  ce  n'est  que 
dans  les  phases  ultérieures  de  leur  évolution  que  leur  ressemblance 
devient  alors  frappante  :  chez  les  deux  sujets,  le  cloaque  est  une  for- 
mation  exodermique,  un  renfoncement  tout  à  fait  indépendant  du 
pharynx;  les  deux  proloDgements  ou  appendices  du  pharynx  con- 
stituent  avec  le  cloaque  les  branchies  [Fig.  35).  Le  bourgeonnement 
de  l'Anchinie  offre  avec  celui  de  la  Dolchinie  une  assez  grande  ana- 
logie dans  la  première  phase  de  formation  où  le  bourgeon  apparait 
tout  à  fait  simple  et  primitif.  Mais  dans  les  transformations  succes- 
si v  es  le  bourgeonnement  de  l'Anchinie  présente  des  caractères  qui 
rappellent  les  Ascidies,  et  l'éloignent  en  conséquence  absolument  du 
Doliolum  et  de  la  Dolchinia.  Car  le  mème  mode  de  formation  des 
cavités  péribranchiales  et  du  cloaque  existe  chez  l'Anchinie  et  chez 
les  Ascidies.  En  effet,  d'aprcs  le  travail  de  Barrois,  les  cavités 
péribranchiales  ne  se  produisent  pas  comme  chez  le  Doliolum,  à  laide 
de  prolongements  provenant  du  cloaque,  mais  bien  par  suite  d'une 
double  invagiuation  de  l'exoderme  à  droite  et  à  gauche  de  la  ligue 
médiane  du  corps.  Ces  ouvertures,  comme  on  le  sait,  s'avanccnt 
lune  vers  l'autre,  et  une  dépression  médiane  les  unit  pour  former 
un  cloaque  commun.  Cette  disposition  est  parfaitement  conforme  aux 
recherches  que  E.  van  Beneden  et  Cn.  Julin  ont  faites  sur  le  déve- 
loppement  postembryonnaire  de  la  Phallusie  l.  Il  en  ressort  que  le 
cloaque  du  Doliolum  d'une  part,  et  celui  de  l'Anchinie  de  l'autre 
présentent  une  formation  morphologique  bien  differente. 

Essayons  maintenant  de  comparer  le  bourgeonnement  exposé 
avec  un  développement  embryonnaire.  Dans  le  chapitre  sur 
le  bourgeonnement  du  Doliolum,  Uljanin  se  garde  bica  de  parler 
de  couches  embryonnaires  ;  il  signale  dans  le  bourgeon  la  présence 
d'un  épiderme  et  de  sept  masscs  intérieures,  sans  les  rapporter  aux 
couches  embryonnaires.  Si  nous  consultons  le  remarquable  mémoire 
de  Barrois  sur  l'Anchinie,  nous  nous  apercevons  que  le  savant 
auteur,  en  traitant  la  question  des  couches  embryonnaires,  la  laisséc 
quelque  peu  confuse.  Ainsi  il  parle  »dun  endoderme,  qui  se  séparé 
en  un  noyau  endoderm ique  (masse  pharyngo-stomacale)  entouré  de 
cellules  nerveuses,  cellules  génitales  et  cellulcs  disséminécs«  ;  en 


1  Ed.  van  Beneden  ot  Charles  Jrux,  Recherches  sur  le  développement  post- 
embryonnaire d'une  rhullusie  Thallusia  scabroides).  in:  Arch.  Biol.  Tome  5  18S5. 


200 


A.  de  Korotneff 


outre,  il  signalc  cncore  intérieurement  »un  épaississement  méso- 
dermique«.  La  masse  nerveuse  et  les  cellules  génitales  auraient  donc 
alors  la  méme  provenance  endodermique  ? 

Une  semblable  confusion  résulte  de  nos  propres  observations. 
Dans  le  bourgeon  du  début,  on  discerné  ncttement  trois  sortes  délé- 
ments  qu'on  est  très  tenté  de  regarder  cornine  trois  couebes  cmbryon- 
naires.  Mais  la  coliche  extérieure  (cxoderme/)  ne  donne  que  des 
tégumcnts;  la  masse  interne  avec  de  gros  noyaux  (endoderme  ou 
mésodcrme?)  produit  le  système  nerveux  et  les  organes  génitaux! 
enfin  la  masse  interne  avec  les  petit»  noyaux  niésoderme  ou  endo- 
derme •')  forme  l  intestin  (pharynx  et  estomac)  et  le  système  musculaire. 
Ainsi  toutes  nos  idées  sur  l'infaillibilité  du  principe  embryogénique 
sont  contredites  et  ne  peuvent  sappliquer  au  cas  présent.  La  seule 
manière  possible  d  expliquer  ce  pbénomène  c'est  de  le  rapporter  à 
des  analogies  connues.  Le  développemcnt  des  Salpes  parait  seul 
présenter  le  mème  genre  de  phénomènes.  Chcz  la  Salpe,  comme 
chez  les  Cyclomyaria,  le  développement  des  organes  saccomplit  in- 
dépendammeut  des  couches  embryonnaircs.  A  quelle  cause  attribucr 
cette  formation?  Ne  semble-t-il  pas  que  Fon  se  trouve  en  présencc 
du  caraetére  rudimentaire  qui  distingue  tout  le  groupe  des  Tuniciers? 
Ne  faut-il  pas  rapporter  à  la  tératologie  les  particularités  dorgani- 
8ation  et  de  développement  qui  caraetérisent  ce  groupe? 


Il  existc  une  grande  rcssemblancc  entre  la  forme  signaléc  ]>ar 
Ksriiscnoi/r/.  et  Hathke1,  sous  le  nom  de  Anchina  Savigniana,  et  la 
Dolchinia. 

Cette  A.  Savigniana  est  un  troncon,  d'une  longueur  de  6  pouces, 
couvert  de  Doliolums;  elle  a  été  trouvée  par  Rathkk  (à  une  latitude 
de  46°j  dans  le  Nord  de  l'Océan  Atlantique.  Okqenbaur  et  Gbobbek 
supposent  que  ce  n'est  qu'une  partie  du  prolongcment  dorsal  d  un 
Dolioìum  considérable,  couvert  de  zooi'dcs  nourrices  de  la  deuxième 
catégorie.  Signalons  égalcment  un  antre  caractòre  qui  tcndrait  à 
prouver  lidentité  probable  de  V  Anchinia  Savigniana  et  de  la  Dol- 
chinia; cest  que  les  brauchies  de  la  première  rappellent  les  branchies 
du  D.  Ehrcnbcrgii . 

Si  le  Dolioìum  et  l'Ànchinic  d'un  coté  sont  comparés  avec  la 
Dolchinia  de  l'autre,  on  découvre  que  Ics  deux  premiere  présentent 
un  cycle  composé  de  quatre  formes  ditféreutes;  une  forme  agame. 

1  Ardi.  Xnturg.   Jahrg.  1 83."». 


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La  Dolchinia  mirabilia  nouveau  Tunicierj. 


201 


denx  stériles  et  une  sexuée  ;  avec  cette  seule  différencc  que  chez  le 
Doliolum  le  róle  des  forracs  stériles  est  plus  spécifìé,  au  point  de 
vue  morphologique  et  pbysiologique,  que  chez  l'Anchinie  :  nous  con- 
ötatons  en  effet  que  l'une  des  formes  stériles  (forme  latérale)  nourrit 
la  colonie,  l'autre  (forme  médiane)  nourrit  le  bourgeon  sexué.  Mais 
chez  l'Anchinie  on  ne  distingue  pas  le  ròle  spécial  de  cbaque  forme 
stèrile:  toutes  deux  servent  probablement  à  nourrir  la  colonie,  sans 
que  le  bourgeon  sexué,  qui  se  place  directement  sur  la  queuc,  ait 
besoin  d  une  nourriture  spéciale  que  lui  aurait  procurée  la  nourrice 
(Pflegethier).  Ainsi  une  des  formes  stériles  de  l'Anchinie1  —  pré- 
cisément  celle  que  j'ai  découverte  —  ressemble  à  la  sexuée,  et  peut 
ètre  mise  en  parallèle  avec  le  »  Pflegethier  «  :  elle  doit  étre  cousidérée 
comme  un  organisme  rudimentale,  dont  la  mission  dirccte,  de  soigner 
le  bourgeon  sexué,  ne  se  remplit  plus. 

En  admettant  ce  point  de  vue,  l'Anchinie  serait  une  forme  plutót 
moderne,  ce  qui  serait  en  contradiction  avec  l'opinion  d'UwANiN. 
Le  savant  russe,  prenant  comme  base  un  polymorphisme  plus  restreint 
(le  travail  de  Bakrois  sur  l'Anchinie  n'étant  pas  encore  publié),  com- 
posé  seulement  de  trois  et  non  de  quatre  générations.  regarde  l'An- 
chinie comme  une  forme  ancestrale.  Mais  actuellement,  quand  nous 
savons  que  l'Anchinie  contient  aussi  quatre  formes  différentes,  dont 
une  est  physiologiquement  rudimentaire,  nous  sommes  obligés  d'accorder 
au  Doliolum  la  priorité  d'origine  sur  l'Anchinie. 

Si  nous  imaginions  une  forme  hypothétique  encore  plus  moderne, 
postérieure  à  l'Anchinie,  nous  la  trouverions  déjà  complétcment  privée 
de  »Pflegetbiere«,  tout  en  restant  composée  de  trois  générations  :  une 
agame,  une  stèrile  (forme  latérale)  et  une  sexuée. 

D'autre  part,  si  nous  remontions  à  une  forme  phylogénétiquement 
antérieurc,  ancestrale,  au  Doliolum,  nous  la  verrions  constituée  aussi 
par  trois  générations,  mais  dont  la  médiane  serait  le  »Pflegethier«; 
cette  forme,  connue  maintenant,  est  la  Dolchinie  qui  en  réalité  n'a 
que  trois  générations,  dont  une  est  le  »Pflegethier«,  qui  remplace 
pour  ainsi  dire  la  forme  latérale. 

De  cette  facon  la  suite  phylogénétique  serait  ccllc-ci  : 

1.  les  bourgeons  provenant  du  stolon  prolifère  produisent  seulement 
une  nourrice  (Pflegethier),  qui  soigne  la  forme  sexuée  Dolchinia. 

2.  les  bourgeons  produisent  déjà  deux  nourrices  différentes  :  une  de 


'  Zeit.  Witt.  Zool.  40.  Bd.  1SS4. 


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202 


A.  do  Korotneff 


la  colonie  (forme  latérale)  et  une  autre  (Pflegethier)  de  la  forme 
sexuée  Doliolum. 

3.  les  bourgeons  produisent  aussi  deux  nourrices  différentes,  mais  la 
forme  sexuée,  on  plutót  son  germe,  ne  veut  plus  se  planter  sur 
sa  nourrice,  préférant  se  fixer1  directement  sur  le  tube  colonial;  le 
Pflegethier  est  ruditnentaire  Anchinia. 

4.  les  bourgeons  produisent  seulement  une  nourrice  qui  soigne  la 
colonie  (forme  latérale);  le  »Pflegethier«  n'existe  plus 

Forme  hypothétique. 

Enfin  une  réduction  génétique  plus  extreme  serait  une  simple 
alternance  de  générations,  agame  et  sexuée,  avcc  une  abolition  de 
la  forme  stèrile. 

Il  est  difficile  de  dire  quelque  chose  de  bien  positif  sur  la  forme 
agame  inconnue  de  la  Dolchinia.  Il  n'est  pas  douteux  cependant 
qu  elle  possède  un  stolon  prolifère,  et  une  queue  comme  le  Doliolum. 
Chez  la  Dolchinia,  les  dimensions  de  la  forme  agame  devraient  dé- 
passer  de  beaucoup  celles  de  la  forme  sexuée,  pour  quelle  ptìt  tralner 
une  queue  aussi  lourde  et  d  une  aussi  prodigieuse  longueur.  Mais 
dans  le  cas  où  l'animai  en  question  se  serait  séparée  prématurément 
de  sa  propre  queue,  aucun  motif  ne  nécessiterait  quelle  présentàt 
alors  de  fortes  dimensions. 

Barrois  suppose  un  rapport  proportionnel  entre  la  queue  de 
l'Anchinie  et  la  forme  agame;  il  s'ensuit  qu'il  est  obligé  dadmettre 
une  taille  très  volumineusc  pour  la  dcrnière.  Des  dimensions  aussi 
développées  entraìneraient  fatalement  une  grande  fragilité  de  parois, 
qui  forcerait  la  forme  agame  à  se  maintenir  à  une  profondcur  con- 
stante de  quelques  mètres  à  l  abri  de  l  agitation  de  la  surface  :  ce 
serait  pour  cette  raison  que  la  forme  agame  de  l'Anchinie  a  passéc 
inapercjie  jusqu'à  ce  jour.  Suivant  les  indications  de  Barrois, 
quelques  uns  des  tubes  flottante  (l'Anchinie  qu'il  a  rencontrés,  at- 
teignaient  une  longueur  de  10  à  12  centimètres;  tandis  que  chez  la 
Dolchinie  les  tubes  que  jai  pu  observer  dépassaient  35  centimètres. 
En  adoptant  la  manière  de  voir  de  Barrois,  on  devrait  conclure  de 
la  longueur  des  tubes  de  la  Dolchinie  à  une  dimension  de  sa  forme 
agame  triple  ou  quadruple  de  celle  de  l'Anchinie;  dimension  néces- 
saire à  la  traction  de  cette  queue  si  considérablc  qui  exige  une  force 


1  II  est  évident  que  je  partage  compléteinent  l'opinion  do  Barkois,  d'aprì-» 
le  quel  le»  trone,ons  de  l'Anchinie  avec  leurs  plantations  differente*,  ne  sont 
que  des  panica  consecutive»  d'une  seule  queue. 


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La  Dochilni»  mirabilie  (nouveau  Tunicier). 


203 


musculaire  trés  grande  pour  que  l'intégrité  de  l'ensemble  soit  main- 
tenue. 

Nous  trouvons  cependant  que  la  supposition  de  Barrois  est  facul- 
tatìve  et  ne  s'impose  pas  absolument.  Car  dans  le  cas  de  la  Dol- 
chinia,  son  tube,  après  la  Separation,  méne  une  existence  indépen- 
dante  et  complète:  ce  tube  vit ;  ses  éléments  se  multiplient;  il  se 
nourrit  à  laide  de  zooides  et  je  ne  doute  pas  quii  ne  s'accroisse. 
De  quelle  utilité  lui  serait  alors  la  forme  agame,  surtout  si  elle  s'est 
délestée  de  ses  intestins  et  de  ses  brancbies?  Absolument  d'aucune. 
Ce  qui  tendrait  à  prouver,  que  la  queue  se  détacbe  de  la  forme 
agame  d'une  facon  normale  et  non  abnorme,  pour  vivre  d'une  exis- 
tence propre;  ainsi  disparait  le  motif  qui  nous  amenait  à  supposer 
cbez  la  forme  agame  des  proporti ons  considérablcs.  Maintenant 
pourquoi  la  forme  agame  nous  a-t-cllc  échappé  jusqu'ici?  Cette 
question  est  facile  ä  résoudrc:  c'est  qu'elle  est  très  rare.  Corame 
preuvc,  il  suffit  de  citer  le  cas  de  la  Dolcbinie:  pendant  trois  ou 
quatre  jours  elle  s'est  trouvéc  en  grande  quantité  dans  le  Golfe  de 
Naples.  Chaquc  trongon  portait  des  centaines  de  zooides,  et  ebaque 
zooide  possédait  plusieurs  dizaines  d'individus  sexués.  Après  cette 
courte  période  d'apparition,  non  seulement  les  troncons  de  tube,  mais 
niémc  les  zooides  détaebés.  qu'on  pouvait  compter  peut-étre  par  mil- 
lions,  disparurent  compléteraent.  Dans  tont  le  mois  qui  suivit,  il 
me  fut  impossible  de  rencontrer  dans  la  pcebe  pélagique  une  seule  de 
raes  Doh  hinia ,  tandis  que  le  Jìolinhan  Mülfort  et  le  D.  Ehrenbergii 
y  pullulaient.  Il  ny  a  donc  ricn  d'étonnant,  puisque  déjà  les  formes 
sexués,  qui  proviennent  par  milliers  d'une  forme  agame,  se  rcncon- 
trent  si  rarement,  à  ce  «pie  la  forme  agame  se  rencontre  plus  rare- 
ment  encore,  et  meme  qu  elle  soit  restéc  jusqu'à  ce  jour  tout  à  fait 
introuvablo. 

Villcfranche-sur-racr,  Mai  1891. 


Mittheilungen  a.  d.  Zoolog.  BUtion  zu  Neapel.    Bd.  10. 


14 


204 


A.  de  Korotneff 


ExplicatioD  des  Planches, 


br  brancfaies 

brg  bourgeon 

br.p  bourgeon  primalre 

br*  bourgeon  secondaire 

c  cuur 

cab  cellules  ambulantes  qui  sont  dans 

lintérieur  du  tube  colonia! 
c.am  cellules  ambulantes  qui  sont  à 


end  endostyle 

ex  exoderme 

gn  organcs  génitaux 

gr  germe 

int  intestin 

ni  inuscles 

ma  mésoderae 

n  Systeme  nerveux 

ph  pharynx 

pr.cl  prolongemcnts  du  cloaque 
ps  pseudopodes 
s.ph  sac  pharyngien 


l'extérieur  du  tube  colonial. 
ci  cloaque 

et  cellules  de  la  tunique 
cn  endoderme 


Plancho  12. 


Fig.  1.  Vue  totale  de  la  Dolchinia  mirabilia,  détachée  de  la  colonie.    Gr.  20. 

o  bouche,  a  anus. 

-  2.  Colonie  de  la  Dolchinia  mirabilia,  les  individua  sont  d'un  ago  différent. 

Gr.  2. 

-  3.  Pédoncule  avec  ses  bourgeons.   Gr.  50. 

-  4.  La  tige  gélatineusc  de  la  colonie  avec  les  individus  adbórents.   Gr.  15. 

-  5.  Bourgeon  primairc  produisant  une  qunntité  de  bourgeons  secondaires, 

donnant  naissance  à  des  individus  sexués.    Gr.  30. 

-  G.  Bourgeon  grìmpant  le  long  de  la  tige  gélatineuse,  ayant  un  pied  et  don- 

nant naissance  ä  un  autre  petit  bourgeon.   Gr.  400. 


Fig.    1.  Un  bourgeon,  qui  s  cst  piantò  sur  le  zoolfde  à  laide  d'un  pseudopode. 
Gr.  250. 

2.  Un  zooide  scxué  encore  fixé  a  la  nourrice.   Gr.  80. 

3.  Un  bourgeon  primaire  en  état  de  séparer  de  bourgeons  secondaires. 
Gr.  400.' 

4.  Kpithélium  du  tube  colonial,  vu  de  la  face  intérieure.    Gr.  400. 

5.  Bourgeon  avec  ses  pseudopodes,  grimpant  le  long  du  tube  colonial; 
à  coté  une  cellule  ambulante.    Gr.  100. 

fi.  Un  bourgeon  primaire  avec  ses  bourgeons  secondaires  (gennes)  qui 

y  sont  produits.    Gr.  250. 
7.  Bourgeon  du  tube  colonial,  produisant  des  gennes    Gr.  100. 

6.  Bourgeon  du  tube  colonial,  pénétrant  avec  ses  pseudopodes  à  travers 
la  tuuique  pour  se  fixer  au  tube.   G-  400. 

9.  Coupé  longitudinale  du  bourgeon,  pour  démontrer  la  commuuication  du 
pharynx  avec  les  sacs  pharyngicus.    Gr.  250. 
-    lo.  Coupé  longitudinale  dn  bourgeon,  pour  démontrer  qu'au  dóbut  les  sacs 
pharyngiens  ne  sont  que  l'cxcroissance  des  parois.   Gr.  250. 


Plancho  13. 


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La  Dolchinia  mirabilia  (nonveau  Tunicù-r). 


20f> 


Fig.  II.  Coupe  longitudinale  du  bourgeon,  pour  démontrer  que  les  sacs  pha- 
ryngiens  tombent  dans  le  cloaque.  Gr.  250. 
12.  Coupe  longitudinale  d'un  Stade  beaucoup  plus  avance,  on  l'on  voit  le 
bourgeon,  qui  vient  de  se  fixer.  Le  sac  pharyngicn  tombe  dans  le 
cloaque  et  avec  lo  prolongement  du  cloaque  produit  les  branchies. 
Gr.  250. 

-  13.  Bourgeon  primairo  qui  a'cst  fixé  sur  le  zooYde  a  l'aide  de  collules  am- 

bulantes.  Gr.  400. 

-  14.  Le  méme  bourgeon,  qui  s'est  accrù  considérablement  et  qui  séparé  un 

bourgeon  secondaire.  Gr.  250. 
15.  Bourgeon  primairo  accompagnò  de  collules  ambulantes.   Gr.  250. 

-  16.  Bourgeon  secondaire  et  à  coté  de  lui  des  cellules  ambulantes.  Gr.  250. 

-  17.  Coupe  oblique  du  bourgeon;  d'un  coté  de  la  masse  intestinale  le  cloaque 

et  lo  pharynx.   Gr.  250. 

-  18.  Formation  du  cceur.    Gr.  250. 
19.  Le  cceur  déjà  formò.    Gr.  250. 

-  20.  Structure  du  cceur  adulte.   Gr.  2*0. 

-  21.  Germe  (petit  bourgeon)  composé  d'éléments  infiniment  petits.    Gr.  250. 

-  22,  23  et  24.  Bourgeons  plus  dcveloppós.   Gr.  250. 

-  25.  Bourgeon  qui  s'est  fixé  sur  le  tube  colonial;  on  y  distingue  les  trois 

roasses  embryogéniques.   Gr.  250. 

-  26.  Bourgoon  dont  la  couchc  inférieure  do  la  masse  interne  s  est  séparóe 

en  trois  amas  (pharynx  et  deux  musclos}.   Gr.  250. 

-  27.  Les  deux  couches  de  la  masse  interne  changent  de  disposition.  Ap- 

parition  des  organes  génitaux.    Gr.  250. 

-  28.  Apparìtion  du  cloaque.   Gr.  250. 

29.  On  distingue:  pharynx,  système  ncrveux  et  cloaque    Gr.  250. 

-  30.  Coupe  prise  dans  une  direction  perpendiculaire  aux  précédentes.  Gr.  250. 

-  31.  Coupe  transversale  d'un  bourgeon  déjà  assez  déveluppé;  lo  pharynx  a 

forme  lendostylc.   Gr.  250. 

-  32.  Le  mème  stade;  le  pharynx  a  produit  les  sacs  pharyngiens.    Gr.  250. 

-  33.  Le  cloaque  du  bourgeon  avee  ses  deux  prolongements.    Gr.  250. 

-  34.  Cellules  tunicales.    Gr.  400. 

-  35.  Les  branchies  d'une  formo'adulte,  composces  de  deux  parties  attachées 

au  milieu;  la  moitió  droite  est  coupéfl  obliquement,  ce  qui  explique  la 
présence  de  la  portion  br.    Gr.  120. 

-  36.  Cellules  endodermiquew  d'un  bourgeon  primairo  on  vivo  multiplication. 

Gr.  400. 


14» 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems 

der  Wirbellosen. 

Neue  Untersuchungen  über  das  Nervensystem  der  Nemertinen. 

Von 

Otto  Bürger 

in  Güttingen. 
Mit  Tafel  14  und  15. 

In  einer  früheren,  ausgedehnteren  Arbeit1  Uber  das  Nervensystem 
der  Nemertinen  habe  ieb  behauptet,  da  ss  sä  mm  t  liehe  Ganglien- 
zellen des  Gehirns  und  der  Seitenstämmc  unipolar  sind 
und  den  einzigen  Fortsatz  in  die  Centraisubstanz  ent- 
senden. Ich  habe  mich  damit  gegen  die  oft  vertretene  An- 
sieht verwahrt,  dass  die  Ganglienzellen  unter  einander 
mittels  besonderer  Fortsätze  anastomosiren. 

Die  unipolare  Ganglienzelle  habe  ich  sehr  vorsichtig  definirt, 
indem  ich  ausführte ,  sie  sei  durch  den  Besitz  eines  einzigen  Fort- 
satzpoles  eharakterisirt.  Ich  ließ  es  gleichgültig  sein,  ob  von  dem 
Fortsatzpol  nur  ein  einziger  Fortsatz  —  »wie  es  in  der  Hegel  der 
Fall  ist«  -  oder  mehrere  in  die  Centraisubstanz  abgehen.  Ich  darf 
heute  erklären,  dass  die  eitirtc  Clause!  das  Produci  der  äußersten 
Vorsicht  war.  Da  ich  niemals  beobachtet  hatte,  dass  eine  Ganglien- 
zelle zwei  Fortsätze  abgiebt,  und  ich  mich  an  den  sog.  kolossalen 
Ganglienzellen  oder  Ncurocbordzellen  —  wie  ich  jene  nach  ent- 
sprechenden Zellen,  die  bei  anderen  Thicrelassen  im  Centrainerven- 
system vorkommen,  nennen  durfte  —  bestimmt  immer  nur  von  der 
Existenz  eines  Fortsatzes  Überzeugt,  hatte,  so  würde  ich  schon  da- 

1  Untersuchungen  üher  die  Anatomie  und  Histologie  der  Nemertinen  ete 
in:  Zeit.  Wiss.  Z.  50.  Bd.  Nervensystem  pag.  00- 154  und  208—234. 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen. 


207 


mais  nicht  zu  weit  gegangen  sein,  wenn  ich  allen  Ganglienzellen  im 
Gehirn  und  in  den  Seitenstärnmcn  der  Nemertineu  nur  den  Besitz  eines 
einzigen  Fortsatzes  zugeschrieben  hätte.  Besonders  darum  nicht, 
weil  ich  diesen  einzigen  Fortsatz  ganz  scharf  gefasst  hatte  Ich 
sagte  :  "Der  Fortsatz,  welcher  der  Ganglienzclle  entspringt  und  dieser 
entsprechend  stark  ist,  inuss  aus  ihr  heraustreten,  von  Säulen  des 
Paramitoms  gebildet  sein.«  Unter  Paramitom  verstand  ich  ein  hyaliues 
kaum  färbbares  Protoplasma,  das  die  Hauptmasse  der  Zell-  und  der 
Fortsatzsubstanz  ausmacht,  im  Gegensatz  zu  einer  ltindenschicht  von 
Zelle  und  Fortsatz  die  in  beiden  ein  Gerüst  bildet  —  dem  Mitom, 
das  körnig  ist  und  sich  mit  den  üblichen  Farbstoffen  tingirt.  Von 
Hyalo-  und  Spongioplasma  würden  Leydig,1  Nansen'2  und  ihre  An- 
hänger anstatt  von  Paramitom  und  Mitom  reden  —  doch  das  sei  nur 
im  Interesse  des  allgemeinen  Verständnisses  hinzugefügt. 

Es  war  noth wendig,  dass  ich  seiner  Zeit  auf  den  Bau  des  ein- 
zigen Gauglien zellfortsatzes  einging,  denn  ich  musste  auch 
feine  Fasern  beschreiben,  die  sich  von  der  Bindenschicht  der  nackten 
Ganglienzelle  abspalten  und  in  eine  haubenartige  Bindegewebshülle 
hineindringen.  Diese  Fäserchen,  wie  man  sie  im  Vergleich  zu 
dem  dicken  Fortsatz  nennen  muss,  wenden  sich  nie  in  die  Centrai- 
substanz und  verbinden  sich  uic  mit  denen  benachbarter  Zellen  oder 
diesen  selbst. 

Doch  nicht  allein  vom  morphologischen  Standpunkte  aus  habe 
ich  nur  äußerlich  die  Ganglienzelle  des  Centrainervensystems  der 
Nemertineu  betrachtet  und  charakterisirt,  sondern  auch  ihre  physio- 
logische Deutung  gestreift,  indem  ich  die  unipolare  Ganglienzclle  als 
das  »selbständige,  kernfuhreude,  kolbige  Endgebilde  der  Nervenfibrillc« 
hinstellte,  »fertig  in  sich,  ein  Organ  für  sich,  wenn  man  will«.  Ich 
fasstc  sie  im  Sinne  KleinenheugV  als  automatische  Ganglieuzellc 
auf  und  setzte  ihr  die  bi-  und  multipolare  als  refieetorische  gegenüber. 

Betreffs  der  Ganglienzellfortsätze  und  der  Fibrillen  der  Centrai- 
substanz hatte  ich  die  Ansicht  gewonnen,  dass  jeder  der  Gan- 
glienzcll fortsätze  in  eine  einzige  Fibrille  der  Centrai- 
substanz Ubergeht  und  die  Fibrille  als  Faden  in  dieser 


1  Zelle  und  Gewebe.    Bonn  1685. 

-  The  struoture  and  eombination  of  the  histological  eleuients  of  the  central 
nervous  system,  in:  Herfens  Mus.  Aarsberetn.   f.  ISStij  18S7.  pag.  27—214. 

3  Die  Entstehung  des  Aunelids  aus  der  Larve  von  Lopadnrhynchus  etc. 
in:  Zeit.  Wiss.  Z.    44.  Bd.  pag.  1—227.  Nervensystem  pag.  52. 


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208 


Otto  BUrger 


sich  fortsetzt,  mag  sie  Scitcnfäserch en .  also  ungleich- 
werthige  Verästelungen,  besitzen  oder  nicht. 

Es  geht  schließlich  aus  meiner  Darstellung  hervor,  dass  die 
Zweige  des  Seitenstammes  die  »Spinalnerven«)  durch  die  Fibrillen 
des  Wurzelbündcls  in  directer  Verbindung  mit  den  Ganglienzellen 
sich  befinden.  Das  »Wurzel  blind  e  1«  nannte  ich  einen  besonderen 
Längsfibrillenstrang  in  der  Centraisubstanz  des  Seitenstammes,  von 
dem  allein  seine  Zweige  die  »Spinalnerven  )  entspringen. 

Trotzdem  ich  hoffe,  dass  diese  längere  Darlegung,  in  der  ich 
einige  Punkte  im  Auszug  aus  einem  eigenen  Artikel  brachte,  durch 
die  nachfolgenden  Seiteu  gerechtfertigt  wird,  bitte  ich  den  Leser 
um  Entschuldigung. 

Während  sich  jene  Arbeit  bereits  im  Druck  befand,  erschienen 
Hallers  1  »Beiträge  zur  Kenntnis  der  Textur  des  Centrai- 
nervensystems höherer  Würmer«,  in  welchen  auch  die  Nemer- 
tinen  kurz  berücksichtigt  werden2. 

Es  wird  von  diesem  Autor  behauptet,  dass  die  Ganglienzellen 
im  Ccntralncrvensystem  multipolar  sind  (»wo  die  Ganglienzellen 
lockerer  liegen,  diese  im  höchsten  Grade  multipolar  sind«.)-  Ge- 
sperrt gedruckt  folgt:  »Die  verschiedenen  großen  Ganglien- 
zellen waren  sämmtlich  multipolar.«  Dann:  Die  Fortsätze 
der  Ganglienzellen  verbanden  sich  entweder  sofort  mit 
solchen  ihrer  Nachbarn  oder  sie  verästelten  sich  in  ein 
gröberes  Nervennetz,  das  zwischen  den  Ganglienzellen  lagerte.« 
Sehen  wir  uns  eine  Figur  an,  z.  B.  Taf.  IS  Fig.  28,  in  welcher 
t  heil  weise  ein  Schnitt  aus  dem  äußeren  Rande  der  Lateralstränge 
(Seiteustämme  von  Cercbratulus  rrassus  abgebildet  wurde,  so  er- 
blicken wir  unter  einer  Ncrvenhülle  die  Ganglieuzellschicht ,  dann 

»  In:  Arb.  Z.  Inst.  Wien  8.  Bd.  1889.  pag.  175—312. 

-  Im  Text  giebt  Hai. lek  an,  er  habe  einen  nicht  weiter  bestimmten  Cerc- 
bratulus untersucht.  In  der  Tafelerklärung  ist  zu  den  drei  Abbildungen  da- 
gegen »Cerebratufws  crassus  {Meckelia  somato.stomus  F.  S.  «  hinzugefügt.  Ich 
habe  nach  dem  Autor  »F.  S.«  gesucht,  bis  ich  entdeckte,  dass  Haller  davon 
Abstand  genommen  hatte,  zu  den  Anfangsbuchstaben  der  Vornamen  »F.  S. 
den  wohl  nicht  minder  wichtigen  Zunamen  Lkuckaut  hinzuzusetzen.  Nämlich 
F.  8.  LE UC KART  stellte  das  Genus  M ecket  ia  mit  der  Art  somatotomus  und 
nicht  tomatostomua)  (1S27)  182S  auf.  Diese  Speeies  wird  aber  von  den  heutigen 
Systematiken!  HunRECin,  Genera  of  European  Nemerteans  etc.  und  Joubin,  Re- 
cherche» sur  los  Turbellariés  des  cótes  de  France  etc.;  als  Synonym  von  Cerebra- 
iulus  marginatus  [Renfer]  aufgeführt  um!  diente  mir  zum  Ausgang  aller  meiner 
früheren  und  jetzigen  Untersuchungen  des  Centralnerveusystcms  der  Nemortinen. 


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Beiträge  zur  Kenntnis  doa  Nervensystems  der  Wirbellosen.  209 

die  Schicht  des  weiten  Nervennetzes  und  schließlich  die  Schicht 
des  engen  Nervennetzes.  »Dieses  weitmaschige  Nerveunetz,«  heißt 
es  im  Texte,  »ging  auf  einmal  in  ein  äußerst  zartes  Netz  Uber, 
welches  die  ganze  innere  Faserschicht  ausfüllte,  und  welcher  nur 
longitudinale  gröbere  Nervenfaserzlige ,  nie  aber  Ganglienzellen  ein- 
gestreut waren.«  Ich  war  seiner  Zeit  sehr  überrascht,  als  ich  das  sah, 
Uberraschtor  aber  darüber,  dass  man  solche  Bilder  sehen  konnte. 

Vergeblich  suchte  ich  in  den  Bildern  H aller  s  nach  einer  Scheide- 
hUlle  zwischen  Ganglienzellbclag  und  Ccntralsubstanz,  vergebens  nach 
dem  dicken  Mantel  von  Bindegewebszellen  um  die  Ganglienzellen 
herum  und  nach  jenem  dichten  Kerulager,  das  die  Centraisubstanz 
(das  enge  Nervennetz  Haller's)  immer  außer  der  besonderen  Haut 
umgiebt.  Dagegen  sah  ich  die  Ganglienzellen  mittels  dicker  Fortsätze 
sich  wie  durch  Brücken  verbinden  und  so  mit  einander  verwachsen, 
und  selbst  die  Fortsätze  der  Zellen,  welche  dieser  allgemeinen  Ver- 
schmelzung der  Ganglienzellen  sich  entwanden,  bildeten  alsbald  ein 
Netz,  das  dichter  und  dichter  wurde. 

Dem  ist  nicht  so.  Die  Beobachtungen  sind  ganz  ungenau. 
Sonst  hätten  Haller  die  vermissten  Elemente  nicht  entgehen  dürfen. 
Zwar  wird  daran  vor  allen  Dingen  die  schlechte  Conservirung  Schuld 
sein,  wenigstens  stelle  ich  mir  so  etwa  einen  Schnitt  durch  den  Seiten- 
stamm eines  arg  misshandelten  Cerebratultts  vor. 

Der  Autor  widerspricht  Hubrecut,  welcher  sich  übrigens  schon 
vor  Jahr  und  Tag  viel  richtiger  Uber  die  Textur  des  Centrainerven- 
systems der  Nemertinen  informirt  hatte,  als  es  heute  irgend  Jemand 
mit  Hilfe  von  Haller's  Ausführungen  gelingen  könnte.  Jener  hat 
das  Hüllgewebe  der  Ganglienzellen  gesehen  und  die  Scheide  zwischen 
ihnen  und  dem  Faserkern  bei  vielen  Nemertinen  erkannt  und  oft 
mehr  gezeichnet  als  beschrieben,  so  im  Challenger  Report,  wo  die 
betreffenden  Querschnittsbilder  einen  Begriff  vom  Bau  z.  B.  des  Seiten- 
stammes zu  geben  vermögen,  mit  seinen  beiden  bindegewebigen 
Häuten,  dem  Bindegcwebspolster  der  Ganglienzellen,  dem  Kerulager 
innerhalb  des  inneren  Neurilemma  um  die  Centraisubstanz  herum1. 
Auch  Dewoletzky2,  dem  es  doch  gewiss  nicht  auf  die  Ergriinduug 


1  UirmtECHT,  Report  on  the  Neuaertea  collected  by  IT.  II.  S.  Challenger  etc. 
in:  Report  Challenger.  Vol.  19.  1S87.  —  The  periphcral  nervous  system  etc. 
in:  Q.  Journ.  Micr.  Sc.  (2)  Vol.  20.  1880.  —  Zur  Anatomie  und  Physiologie  des 
Nervensystems  der  Nemertinen.  in:  Verh.  Akad.  Amsterdam  20.  Deel.  18S0. 

2  Dewoletzky,  Das  Seitenorgan  der  Nemertinen.  in:  Arb.  Z.  Inst  Wien 
7.  Bd.  1887.  pag.  233-2SO. 


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210 


Otto  Bürger 


der  Textur  des  Centralnervensystems  ankam,  hat  'Taf.  12  Fig.  2) 
eine  Scheide  zwischen  dem  Ganglienbeleg  und  der  Centraisubstanz 
im  Seitenorgan  von  C.  fasciolatus  eingezeichnet. 

Doch  dies  sei  genügend,  um  die  Untersuchungen  Haller's  in 
das  rechte  Licht  zu  setzen. 

Nicht  um  die  Ansichten  und  Befunde  dieses  Autors  zu  wider- 
legen, stellte  ich  die  Experimente  an  ,  deren  Resultate  dieser  kleine 
Aufsatz  bringt,  sondern  lediglich,  um  mein  eigenes  Opus  in  Punkten 
zu  verbessern,  die  mir  die  Schnittmethode  recht  unzulänglich  auf- 
geschlossen hatte.  Daher  beabsichtigte  ich,  mich  auch  weniger  mit 
dem  Centralnervensystem  zu  befassen,  als  vielmehr,  Untersuchungen 
Uber  das  periphere  Nerveusystem  anzustellen,  das  ich  ehedem,  wie 
gesagt,  aus  Mangel  an  Erfolg  nur  skizziren  konnte.  Ich  gedachte 
mit  Hilfe  der  Maceration  vorzudringen,  sobald  sich  mir  Gelegenheit 
bieten  würde,  frisches  Material  reichlich  zu  bekommen.  Das  war 
mir  in  der  Station  zu  Neapel  vergönnt  Hier  an  der  besten  Quelle 
des  mich  intercssirenden  Materials  nahm  ich  die  Nervenstudien  wieder 
auf  und  begann  zu  maceriren.  Das  brachte  mich  indessen  kaum 
vorwärts,  und  ich  versuchte  die  EiiRUCiische  Injectionsmethode  mit 
Methylenblau.  Ein  Sporn  waren  mir  die  herrlichen  Untersuchungen 
von  Retzius1  hauptsächlich  am  Bauchmark  und  peripheren  Nerven- 
system von  Astacus  ßuviatilis  und  PaJaemon  squilla.  Durch  diese 
Methode  hoffte  ich  nun  aber  auch  die  Beziehungen  der  nervösen 
Elemente  unter  sich  und  zu  den  anderen  Körpergeweben  eben  so  wie 
ihren  Bau  und  ihre  Anordnung  in  klareren  Bildern  zu  bekommen,  als 
sie  je  die  Combination  endloser  Schnittserien  ergeben  könnten. 

Zur  Injection  wurden  100  g  einer  '/a  #igeu  Kochsalzlösung  mit 
0.5  g  Methylenblau  versetzt,  oder  einfach  eine  1  2  #ige  Methylcnblau- 
lösung  in  A(|u.  dest.  angewandt.  In  Seewasser  löst  sich  Methylen- 
blau nur  sehr  unvollkommen  ;  ich  hatte  mit  dieser  Farbstofflösung 
keinen  Erfolg. 

Zumeist  injicirte  ich  die  hier  sehr  häufigen  CcrcbratuJus  margina- 
to* (Renier),  Eupolia  delincata  (Delle  Chiaje)  und  curla  Hubr.  .  ferner 
Nemertes  yracMis  (Johnston),  die  häufigen  Drepanophorus-  und  mehrere 
Amph  iporus  -  Arten ,  schließlich  auch  verschiedene  Carinelliden. 

Es  lüsst  sich  in  Darm  und  Rhynchoeoeloiu  injiciren.  Und  die  er- 
probte Regel  ist  :  je  mehr  und  je  öfter,  um  so  besser.  Eine  Injection 
gentigt  selten  auch  nur  für  eine  schwache  Färbung. 

1  Biologische  Untersuchungen.  Stockholm  18!»U 


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Beiträge  zur  Kenutnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen. 


211 


Die  Färbung  tritt  bei  dea  Nemcrtinen  während  des  Lebens  ein. 
Ich  betone  dies,  weil  ich  gehört  habe,  bei  anderen  Thieren  (Mollus- 
ken) sei  dieselbe  eine  entschieden  postmortale  Erscheinung,  trotz- 
dem aber  sehr  brauchbar.  Hei  den  Nemcrtinen  ist  nach  meinen  Er- 
fahrungen die  Färbung  dagegen  nur  dann  eine  brauchbare,  den  Er- 
wartungen entsprechende  zu  nennen,  so  lange  der  Thierkörper  oder 
Stücke  desselben  noch  Leben  zeigen,  z.  B.  die  Wimperung  der  Haut, 
des  Darmepithels,  des  Excretionsgetaßes  etc.  anhält,  oder  der  Muskel- 
schlauch noch  thätig  ist.  Dann  aber  ist  sie  die  vollkommenste,  wenn 
die  Lebenserscheinungen,  namentlich  die  Thätigkeit  des  Muskel- 
schlaucli8  auf  ein  äußerstes  Minimum  herabgesunken  sind,  also  auf  der 
Grenze  des  Absterbens  der  Gewebe.  Ist  diese  Uberschritten,  so  wird 
die  Färbung  diffus.  Das  einzelne  nervöse  Element,  die  Fibrille  oder 
die  Zelle,  hebt  sich  nicht  mehr  klar  aus  der  Gesammtheit  heraus, 
und  das  ist  es  doch,  was  in  erster  Linie  erstrebt  wird.  Schließlich 
wird  eine  Bläuuug  beinahe  aller  anderen  Gewebe  eintreten. 

Recht  wesentlich  waren  auch  fUr  mich  die  Kathschläge,  welche 
Retzius  zur  Injectionsmethodc  giebt. 

Die  Nemertinen  vor  der  Behandlung  nur  feucht  zu  halten,  ist 
schon  desshalb  gut.  weil  sie  dann  erschlaffen  und  den  nothwendigeu 
Manipulationen  weniger  ausweichen  oder  sie  völlig  vereiteln,  indem 
sie  unter  enormen  Schleimabsonderungeu  und  heftigen  Contractionen 
sich  so  zu  sagen  in  ihre  Atome  auflösen,  wie  Zunder  zerbrechen,  ehe 
die  Spritze  noch  fest  einsetzte.  Geschlechtsreife  Individuen  sind 
Uberhaupt  zu  vermeiden. 

Auch  nach  der  Injectiou  habe  ich  die  Thierc  nur  feucht  gehalten, 
ja  selbst  so  trocken  wie  möglich.  Sie  können  viel  vertragen  und  vor 
dem  Vertrocknen  schützt  sie  der  wie  zu  einem  Cocon  abgesonderte 
Schleim.  Sodann  calculirtc  ich.  dass  die  Farbilüssigkeit  auch  eher 
und  energisch  von  innen  nach  außen  durch  die  Gewebe  diffundirt, 
eben  in  Folge  der  wenig  gehemmten  Verdunstung  von  der  Körper  - 
Oberfläche. 

Man  mnss  bedenken,  dass  die  Flüssigkeit  recht  dicke  Gewebs- 
schichten  zu  durchdringen  hat.  um  bis  zu  den  Scitenstänimeu  zu  ge- 
langen, zumal  bei  den  unbewaffneten  Nemcrtinen.  wo  diese  mitsammt 
der  peripheren  Nervenschicht  in  den  Hautmuskclschlauch  eingebettet 
sind.  Bei  den  Enopla  ist  nur  das  Darmcpithel  und  das  Parenchym 
bis  zu  demselben  zu  durchtränken.  Auf  die  Tinction  der  Seiten- 
stämme kam  es  mir  aber  vor  Allem  an,  nachdem  meine  Gebirn- 
färbungen  immer  recht  mangelhaft  ausgefallen  waren. 


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212 


Otto  Bürger 


Inibibitionsversuche  führten  nie  zu  nennenswerthen  Resultaten. 
Merkwürdigerweise  verbesserte  sich  die  Färbung  nur  in  geringem 
Maße  nachträglich .  wenn  ich  den  Körper  zerlegte  und  die  Gewebe, 
so  die  Seitenstämme,  direct  der  Luft  (dem  Sauerstoff)  aussetzte.  Leider 
trat  sie  niemals  Uberhaupt  erst  nachträglich  ein,  d.  h.  war  nichts  im 
Körper  selbst  gefärbt,  so  färbte  sich  auch  nach  langem  Liegenlassen 
weder  in  den  Stücken  das  Geringste,  noch  auch  färbten  sich  nach- 
träglich die  im  geöffneten  Körper  bloßgelegten  Seitenstämme.  Diese 
Experimente  haben  mich  längere  Zeit  irre  geführt;  erst  später  er- 
kannte ich,  dass  nur  dadurch,  dass  möglichst  große  Mengen  der  Farb- 
flüssigkeit  in  den  Körper  gepresst  wurden  —  ein  solch  starkes  Quan- 
tum, dass  derselbe  sich  aufblähte  —  und  durch  die  rücksichtslos 
trockene  Aufbewahrung  des  Objectes  nach  der  Injection  die  ge- 
wünschte Färbung  erzielt  wurde. 

Die  Färbung  tritt  an  vielen  Punkten  im  injicirten  Object  gleich- 
zeitig ein:  gefärbte  Elemente  tauchen  Uberall  auf,  aber  noch  zerstreut; 
erst  mit  der  Zeit  wird  die  Färbung  vollständiger,  indem  die  blauen 
Elemente  dichter  und  dichter  erscheinen.  Die  Zeit  bis  zur  relativen 
Vollkommenheit  hängt  vom  Object  ab.  Sechs  bis  acht  Stunden  habe 
ich  nach  der  letzten  Injection  meist  bis  zur  Untersuchung  gewartet, 
bei  Cerebratuhis  rnarginatus,  von  dem  ich  Exemplare  von  20  cm  Länge 
injicirte,  12  bis  IS  Stunden.  An  einem  solchen  Injectionspräparate 
begann  ich  dann  mit  der  Untersuchung  an  einem  Ende,  indem  ich 
ein  Stück  nach  dem  anderen  unter  das  Mikroskop  brachte. 

Allein  der  Erfolg  kam  erst  nach  Wochen.  Und  so  fasstc  ich 
den  Gedanken,  nur  ein  Organ  der  Nemertinen,  das  durch  seine  große 
Lebenszähigkeit  noch  nach  seiner  Trennung  vom  Körper  bekannt 
und  berüchtigt  ist  wie  der  Polypenarm,  mit  Methylenblau  zu  injieiren. 
Ich  hatte  den  Rüssel  ins  Auge  gefasst. 

Kam  es  mir  einerseits  darauf  an,  im  Interesse  einer  späteren 
Arbeit  das  Nervensystem  dieses  Organs  möglichst  genau  festzustellen, 
so  hoffte  ich  doch  andererseits  augenblicklich  mehr  darauf,  auch  Uber 
Fragen  allgemeiner  Natur  Aufschluss  zu  erhalten,  Uber  die  Art  der 
Ganglienzellen,  die  Innervirung  von  Muskulatur  und  Epithel  etc. 

Die  Versuche  schlugen  ein  ;  nicht  nur,  dass  der  RUssel  der  Ne- 
mertinen, sofern  er  nicht  zu  winzig  ist,  nach  Wunsch  auf  die  Injection 
rcagirt  und  eine  treffliche  Färbung  der  nervösen  Elemente  insgesammt 
und  im  Einzelnen  erzielt  wird  —  auch  das  Studium  dieser  selbst  bot 
so  viel  Mannigfaltiges,  dass  ich  jetzt  nicht  mehr  befürchte,  das  Inter- 
esse für  das  Spceicllste  des  Specielleu  in  Anspruch  nehmen  zu  müssen. 


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Beiträge  zur  Kcnutnis  des  NervetiBysteuis  der  Wirbellosen. 


213 


Der  Mcthylenblaufärbung  wurde  von  Denen,  welche  sich  ihrer 
bedienten,  außer  den  reichlich  gespendeten  Lobeserhebungen  doch 
auch  ein  Klagelied  gesungen,  in  das  ich  leider  gleichfalls  einstimmen 
mus8.  Da  ist  ihre  Unzuverlässigkeit  hervorzuheben  :  die  Nerven 
färben  sich  vorzüglich,  von  den  Ganglienzellen  keine  einzige,  oder  es 
tritt  (nicht  minder  unerklärlich)  der  völlig  entgegengesetzte  Fall  mit 
derselben  Ausschließlichkeit  ein.  Auch  als  spccitìsches  Nervcnfärbe- 
mittel  kann  das  Methylenblau  nicht  gelten.  Ich  konnte  ja  nicht 
z.  B.  die  Seitenstämme  so  zu  sagen  direkt  injiciren.  wie  es  bei  dem 
freier  liegenden  Bauchmark  der  Articulatcn  eher  möglich  ist  —  und 
da  erhielt  ich  denn  im  Laufe  der  Untersuchungen  schöne  Epithcl- 
farbungen  vom  Darm  und  von  der  Haut,  Muskeln  tingirten  sich, 
ja  ganze  Organe  wie  das  Nephridium.  Das  nahm  ich  freilich  ge- 
legentlich gern  mit  in  den  Kauf,  da  ich  ja  nicht  lediglich  Nerven  und 
Ganglienzellen  verfolge. 

Die  Vergänglichkeit  der  Färbung  ist  auch  bei  unseren  Objcctcn 
eine  ziemlich  rasche,  obwohl  ich  glaube,  dass  sich  die  Tinction 
länger  hält  als  es  Ketziüs  von  seinen  Injcctionspräparaten  angiebt. 
Das  hat  aber  sicher  seinen  Grund  in  der  langen  Lebensdauer  des 
Nemertinengcwebes.  Diese  Eigenschaft  erleichtert  die  Untersuchungen 
ungemein  und  gleicht  manche  Widrigkeiten  aus,  welche  die  Behand- 
lung dieser  zähen  Wllrmer  mit  sich  bringt. 

So  habe  ich  Objecto ,  die  ich  Abends  zu  untersuchen  begonnen 
hatte,  in  die  feuchte  Kammer  zurückgestellt  und  am  nächsten  Morgen 
noch  wohl  erhalten  und  brauchbar  gefärbt  fortstudireu  können.  Das 
war  aber  im  Winter. 

Die  Färbung  verblasst  am  schnellsten  unter  dem  Deckglasc, 
wohl  aus  Mangel  an  Luftzufuhr  in  Folge  des  noch  in  den  Geweben 
anhaltenden  Stoffwechsels.  Sie  tritt  selbst  da,  wo  sie  völlig  ge- 
schwunden ist,  wieder  ein ,  wenn  das  Deckglas  gelüftet  wird.  Das 
versäumte  ich  darum  nicht,  von  Zeit  zu  Zeit  zu  besorgen.  Kommt 
man  ohne  Deckglas  aus,  so  ist  es  fUr  das  gefärbte  Object  das  beste. 

Feinheiten,  wie  Muskelinnervirungcn,  die  Nervenversorgung  des 
Epithels  etc.  gehen  übrigens  am  ersten  verloren  und  zwar  unwieder- 
bringlich —  so  ist  es  gut.  von  der  Peripherie  zum  Centrimi  hin  zu 
untersuchen  ;  man  schlägt  auf  diese  Weise  auch  eine  kritische  Unter- 
suchungsmethode ein,  indem  man  die  peripheren  nervösen  Elemente 
zum  Nervcnceutrum  hin  verfolgt  und  ihren  Zusammenhang  mit  diesem 
feststellt  und  sie  erst  damit  als  wirklich  nervös  in  Anspruch  zu  nehmen 
berechtigt  ist. 


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214 


Otto  Bürger 


Zur  Fixirung  benutzte  ich  das  bekannte  pikrinsaurc  Ammoniak 
in  verdünnter  Lösung.  Die  in  Glycerin  aufbewahrten  Präparate 
halten  sich  zwar  längere  Zeit,  aber  die  feinsten  und  am  ehesten  ver- 
gänglichen Dinge  conservimi  sie  nicht;  ich  habe  sie  auch  nur  an- 
gefertigt, um  die  Kerne  sichtbar  zu  machen,  die  in  den  blau  gefärbten 
Zellen  meist  nicht  zu  erkennen  sind. 

Wie  Retzrs  habe  ich  vielfach  mit  Glycerin  +  eine  Spur  pikriu- 
saurcs  Ammouiak  aufgehellt;  gewiss,  es  ist  oft  auch  gerade  bei  meinen 
dicken,  wenig  durchsichtigen  Objecten  unumgänglich  nothwendig,  aber 
die  Färbung  verschwand  dann  in  der  That  während  des  Zeichnens. 

Die  Untersuchung  concentrirte  sich  auf  das  periphere  Nervensystem, 
wenn  man  zu  demselben  dasjenige  eines  Organs,  z.  B.  des  Kussels, 
rechnen  will.  Dieses  wird  daher  in  der  folgenden  Darstellung  voran- 
gestellt werden. 

Die  Resultate,  welche  die  Untersuchung  des  Centralncrvcusystems 
ergab  und  die  einzig  an  den  Seitenstämmen  gewonnen  wurden,  bilden 
eine  Ergänzung  meiner  früheren  Darstellung,  die  damit  aber  noch 
unvollkommen  genug  bleibt. 


Das  Nervensystem  des  Rüssels. 

Der  Küsscl  der  bewaffneten  Ncmertincn 

setzt  sich  bekanntlich  aus  zwei  gleich  langen  Köhren,  die  aber  einen 
sehr  verschiedenen  Durchmesser  besitzen  .  zusammen.  Das  vordere 
weite  Kohr,  welches  im  Kopfe  angeheftet  ist,  vermag  das  hintere 
vollständig  in  sich  aufzunehmen  und  diesem  noch  Kaum  genug  zu 
bieten,  dass  es  sich  beliebig  schlängeln  kann.  In  der  Küsselmitte, 
gerade  zwischen  dem  weiten  und  dem  engen  Abschnitt,  befindet  sich 
der  Watienapparat,  welcher  mit  verschiedenartigen  Stiletten  und  einer 
Menge  vou  Drüsenzellbündeln  ausgestattet  ist.  Da  der  Watienapparat 
nicht  bei  allen  Formen  der  Enopla  gleich  gebaut  ist.  so  gebe  ich  hier 
nur  eine  Orientirung  desselben  von  Amphiponts.  welche  wohl  noch 
durch  Taf.  N  Fig  1  unterstützt  wird.  In  dieser  ist  die  Stilettregion 
von  A.  marmoratm  dargestellt,  dessen  Kussel  in  erster  Linie  das 
Object  meiner  Untersuchungen  bildete. 

Ks  charakterisirt  die  Stilettregion  des  Amphiponts- Küsseis  (wie 
überhaupt  der  meisten  anderen  bewaffneten  Küssel)  eine  zwicbel- 
formige  Blase,  die  mit  einer  sehr  dicken  Muskelschicht  bekleidet  ist. 
Sie  communicirt  durch  einen  engen  kurzen  Ductus  mit  dem  hinteren 


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Beiträge  zur  Kenntnis  de»  Nervensystems  der  Wirbollosen. 


215 


RUsselrohr  und  steht  mittels  eines  längeren  Canals  auch  mit  dem 
vorderen  in  Verbindung.  Dieser  Canal  durchbohrt  einen  sonst  soliden 
Gewebswulst,  welcher  sich  kuppelartig  in  dem  vorderen  Kussclcylindcr 
vorwölbt,  in  dessen  hinteres  Ende  er  gewissermaßen  wie  ein  Pfropf 
hineingeschoben  ist,  dasselbe  verschließend.  In  den  Gewebswulst 
ist  das  Hauptstilett  mit  seiner  Basis,  an  die  rings  Muskelfasern  sich 
heften,  eingesenkt.  Wird  der  Rüssel  ausgeworfen  und  der  Stilett- 
apparat vorgestoßen,  so  tritt  auch  die  Kuppe  des  Wulstes  frei  zu 
Tage. 

An  diese  Skizze  vom  Hau  des  bewaffneten  Rüssels  schließe  ich 
eine  solche  von  der  Schichtcnfolge  in  der  Riisselwand  an. 

Als  innere  epitheliale  Schicht  bezeichne  ich  das  Lager  der  Pa- 
pillen oder  Zotten,  als  äußere  das  Plattenepithel1.  Zwischen  ihnen 
ist  der  Muskelschlauch  eingeschlossen,  bestehend  aus  einer  äußeren 
Ringmnskelschicht  (unter  dem  Papilleulager) ,  einer  Längs-  und  einer 
inneren  Ringmuskelschicht  (unter  dem  Plattenepithel). 

Nunmehr  werde  ich  nach  den  vorangeschickten  Bemerkungen 
ein  Bild  von  der  Nervatur  des  Rüssels  geben  können,  oline  in  Ver- 
suchung zu  kommen ,  die  leicht  störenden  Auseinandersetzungen  der 
Anatomie  dieses  Organs  auf  Schritt  und  Tritt  cinzuflechten. 

Die  Inuervirung  des  Rüssels  der  bewaffneten  Ne- 
mertinen  erfolgt,  wie  bereits  v.  Kknnkl2  und  Huhrecht3  festgestellt 
haben,  vom  Gehirn  aus  durch  eine  größere  Anzahl  von  Nerven.  Die 
Zahl  der  Nerven  ist  für  jede  Art  eine  bestimmte.  Ich  hatte  Ge- 
legenheit, darauf  schon  früher1  hinzuweisen.  Jet/t  konnte  ich  das- 
selbe wiederum  constatiren  und  hinzu  lernen,  dass  die  Nervenzahl 
bei  den  Arten  einer  Gattung  wechselt,  dass  es  aber  vorkommt,  dass 
zwei  Spccies  verschiedener  Gattungen  dieselbe  Anzahl  von  Rüssel- 
nerven  charakterisirt.  Z.  B.  ein  Ampltiporus  und  Drepanophorus 
(beide  nov.  sp.)  besitzen  jede  14  Nerven  im  Rüssel.  Ks  seien  als 
andere  Beispiele  angeführt  A.  marmoratus  mit  10,  A.  pulchvr  mit  10, 
J).  scrraticollis  mit  20  und  I).  rubrostriatus  mit  21  Rüsselncrvcn. 


1  Am  ausgestülpten  Rüssel  ist  zwar  im  vorderen  Cylinder  »las  iunere  Epi- 
thel das  äußere,  aber  mau  könnte,  wenn  auch  dies,  doch  nicht  dieselbe  Sc  hicht 
im  hinteren  Cylinder  als  äußere  bezeichnen.   So  ziehe  ich  die  (onsequenz  vor. 

2  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Neinertinen.  in:  Arb.  Z.  Inst.  Würzburg 
4.  Bd.  1877. 

3  Zur  Anatomie  und  Physiologie  des  Nervensystems  der  Nemertinen.  in: 
Verh.  Akad.  Amsterdam  20.  Deel.  isso. 

*  Up.  eit.  pag.  200. 


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21Ü 


Otto  BUrger 


Es  war  mir  indess  früher  nur  gelungen,  Nerven  im  vorderen 
Klisselrohr  nachzuweisen.  In  die  hintere  Rlisselhälfte ,  auch  in  die 
zwiebeiförmige  Blase  hinein,  hatte  ich  sie  auf  Schuitten,  an  denen 
ich  damals  studirte,  nicht  mehr  verfolgen  können.  Die  neue  Färb- 
mcthode  verschaffte  mir  vollständige  Bilder. 

Wie  ich  andeutete,  habe  ich  meine  Hauptstudien  an  Rüsseln  von 
A.  mormora lu8  gemacht.  Diese  Art  stand  mir  in  zahlreichen  Exem- 
plaren zu  Gehote  und  ist  ihren  Verwandten  besonders  ihrer  beträcht- 
lichen Größe  wegen  vorzuziehen.  Da  nun  der  Rüssel  eine  ent- 
sprechende Größe  besitzt,  lässt  sich  besser  mit  ihm  experimentiren, 
und  außerdem  ist  er  auch  widerstandsfähiger,  besonders  auch  in 
seinen  Geweben,  die  sich  länger,  ohne  in  Maceration  Uberzugehen, 
erhalten,  als  in  irgend  einem  anderen  mir  zu  Gebote  stehenden  Am- 
p/iiporus-R\ia$c\.  Manches,  was  mir  im  Bau  des  Rüsselnervensystems 
überhaupt  von  besonderem  Interesse  erschien,  fand  ich  in  dem  dieser 
Art  aber  auch  marquirter. 

Im  injicirten  Rüssel  von  A.  marmoralus  erscheinen  die  Nerven 
als  hellblau  gefärbte  Stränge,  oder  besser  Bänder,  die  in  der 
gesamraten  Länge  des  Rüssels  deutlich  sind.  Im  vorderen  Cylindcr 
vor  Allein  treten  sie  prächtig  hervor  und  heben  sicli  klar  aus  dem 
anderen  durchsichtigen  angefärbten  Gewebe  der  Rüsselwand  heraus. 
Noch  schöner  erscheint  der  Nervenkranz,  wenn  man  das  Objekt  auf 
weißem  Grunde  betrachtet.  Die  Anordnung  der  16  Nerven  zum 
Kranze  ist  sehr  regelmäßig  :  es  verlaufen  die  Nerven  in  gleichen  Ab- 
ständen vertheilt  mit  einander  parallel.  Auch  in  der  Stilettregiou 
verändern  sie  wesentlich  erst  hinter  dem  Waffenapparat  ihren  Lauf, 
indem  sie  sich  einwärts  biegen,  um  sich  in  der  Wand  der  zwicbel- 
forniigen  Blase  fortzusetzen.  Sie  verlaufen  völlig  an  der  Innenseite 
derselben,  da  in  der  Blascnwand  die  innere  Schicht  der  Längs-  und 
Riugmuskulatur  fast  völlig  fehlt,  dagegen  die  äußeren  Muskel- 
schichten einen  dickeren  Mantel  bilden  als  sonst  wo  im  Rüssel.  Nach 
hinten  zu  zwängen  sich  die  Nerven  gleichsam  durch  das  enge  Rohr, 
mittels  dessen  die  Blase  mit  dem  hinteren  Rüsselcyliuder  in  Verbin- 
dung steht,  um  sich  auch  in  ihm  fortzusetzen  bis  in  die  verjüngte 
Endspitze  hinein,  an  welche  der  Retractor  sich  anheftet. 

Im  vorderen  Rüsselcyliuder  sehen  wir  breite  Nervenbänder,  aber 
hinter  den  Stiletten,  in  der  zwiebclfürmigen  Blase  nur  schmale 
Stränge,  die  im  hinteren  Rüsselcylinder  noch  dünner  werden.  In 
den  Rüsseln  kleinerer  Amphiporus- Arten  stellen  die  Nerven  im  hin- 
teren Cylinder  feine  blaue  Linien  dar.  sie  sehen  aus,  als  ob  sie  mit 


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Beiträge  zur  Kenntnis  dea  Nervensystems  dor  Wirbellosen. 


217 


dem  Stift  eingezeichnet  wären,  so  fein,  dass  es  raieh  nicht  wundern 
kann,  wenn  ich  sie  auf  Schnitten  in  solch  kleinen  Küssein  vergeblich 
gesucht  hatte. 

Das  vom  Stammsystem  der  UUsselnerven  gegebene  Bild  bedarf 
noch  einer  Ergänzung  für  die  Stilettregion,  in  der  sich  der  sonst  so 
einfache  Nervenapparat  ein  wenig  komplicirt  hat. 

Die  Nerven  durchsetzen  in  der  Stilettregion  den  Ge- 
webswulst.  in  den  das  Hauptstilett  eingebettet  ist.  Sie  verlaufen  in 
ihm  peripher;  zwar  sind  die  Taschen  der  Nebenstilette  nicht  in  das 
Gitter,  das  sie  bilden,  eingeschlossen,  aber  dem  Hauptstilett  und 
seinem  muskulösen  Basalapparate  haben  sie  sich  nicht  genähert.  Im 
Gewebswulste  erfährt  jeder  Nerv  eine  namhafte  Anschwellung. 
Zwischen  jedem  Paar  der  Anschwellungen  besteht  je  eine  Verbin- 
dung, so  dass  ein  Ring  die  Nerven  mit  einander  verknüpft.  Wir 
können  diese  Verbindung  der  16  Nerven,  welche  einen  weiten  Ring 
um  die  Stilcttbasis  beschreibt,  den  vorderen  Nervenring  im  Rüssel 
nennen,  da  wir  ihm  einen  anderen,  einen  hinteren  Nervenring, 
gegenüber  zu  stellen  haben,  welcher  die  Nerven  weiter  hinten  beim 
Eintritt  in  die  zwiebeiförmige  Blase  mit  einander  in  Connex  setzt. 

Es  war  mir  früher  gelungen,  für  Prosadenoporus  arenarius  einen 
Nervendoppelring  vor  der  Blase  nachzuweisen. 

Beim  ersten  Anblick  der  gefärbten  Küsselncrven  fällt  noch  eins 
auf.  In  jedem  Nerven  hat  sich  in  seiner  ganzen  Länge 
ein  sehr  dünner  Strang  viel  intensiver  tingirt  als  die 
übrige  Substanz  des  breiten  Nervenbaudes;  derselbe  tritt 
überall  scharf  aus  ihr  heraus,  fast  schwarzblau. 

Um  diese  Erscheinung  zu  deuten,  ist  es  nöthig.  vorerst  die 
Nerven  zu  verlassen  und  zu  einem  anderen  Factor  des  Rüsscl- 
nervensystems,  den  Ganglienzellen  überzugehen,  die  so  überaus 
reichlich  vorhanden  sind  und  deren  Studium  viel  Interessantes  bietet. 

Dass  der  Rüssel  Ganglienzellen  besitzt,  habe  ich  bereits  angeben 
können1.  Ich  beschrieb  je  eine  Ganglicnzellsäulc  zwischem  jedem 
Nervenpaar  und  konnte  hinzufügen,  dass  bei  A.  pulcher  von  der 
Säule,  in  der  freilich  nur  die  Kerne,  nicht  auch  die  Zellleiber  her- 
vortreten, Faserzüge  nach  beiden  Seiten  zu  den  Nerven  abgehen,  in 
diese  eindringen  und  iu  ihrer  Achse  sich  umbiegen,  uach  vorwärts 
oder  rückwärts  ziehend. 


1  Op.  cit.  pag.  200. 


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218 


Otto  Bürger 


Am  frischen  mit  Methylenblau  gefärbten  Ulisse! ,  den  man  am 
besten  in  ruhendem  Zustande  betrachtet  (die  Papillen  müssen  nach 
innen  gekehrt  sein,  wie  sie  es  während  seiner  Lage  im  Rhynchocoelom 
sind,  da  sie  sonst  sehr  verdecken! ,  fallen  schon  bei  sehr  schwacher 
Vergrößerung  tiefblau  tingirte,  äußerst  feine  Fäden  auf,  die  straff 
zwischen  den  Nerven  ausgespannt  sind,  das  Bild  einer  engmaschigen 
Strickleiter  vorführend,  da  sie  wohl  in  uahen  Zwischenräumen  aus- 
gespannt, aber  nicht  dicht  an  dicht  gedrängt  sind  (Taf.  14  Fig.  5). 
Desshalb  ist  das  Bild  auch  so  einzig  klar:  die  Enden  jeder  Fibrille 
lassen  sich  ohne  Mühe  verfolgen  bis  an  und  in  die  zugehörigen 
beiden  Nerven  hinein.  Die  Fibrille  zeigt  gerade  in  der  Mitte  zwischen 
den  beiden  Nerven  eine  spindelige  Anschwellung. 

Viel  mehr  ist  am  frischen  Präparat  kaum  zu  sehen,  und  beim 
ersten  Anblick  glaubte  ich  bipolare  Zellen  vor  mir  zu  haben,  freilich 
merkwürdige  Gebilde,  da  die  Anschwellung  durchaus  nicht  wie  im 
Ganglienzcllkörper  aussah,  sondern  viel  eher  an  eine  Pignientzelle 
erinnerte ,  da  sie  der  scharfen  Contourirung  entbehrte  und  sie  unregel- 
mäßige, kurzlappige,  gleichfalls  blau  gefärbte  Fetzen  umhingen. 

Doch  sobald  das  Präparat  zu  verblassen  beginnt,  rundet  sich 
der  Körper  ab  .  die  Fetzen  verschwinden  und  schließlich  beginnen 
in  der  glatten,  elliptischen  Anschwellung  zwei  kuglige  Kerne  nebst 
ihrem  Kernkörpcrchcn  deutlich  zu  werden. 

Wir  haben  eben  in  jeder  Anschwellung  ein  Paar  von 
Ganglienzellen,  deren  jede  einen  Fortsatz  nach  einem  der 
Nerven  entsendet,  vor  uns.  Jede  Zelle  besitzt  eine  regelmäßig 
birntormige  Gestalt,  der  einzige  Fortsatz  zieht  in  der  Längsachse  der 
Zelle  vom  zugespitzten  Pol  in  directester  Richtung  zum  Nerven  fort. 

Es  sind  unipolare  Zellen,  die  in  der  Kegel  gepaart 
geradezu  typisch  für  den  Rüssel  der  von  mir  untersuchten 
Nemertincn,  vor  Allem  der  Enopla  sind.  Ich  will  sie  fortan 
als  die  paarigen  Ganglienzellen  bezeichnen  (Fig.  6  und  7  . 

Um  die  Anschwellungen,  die  wir  durch  die  paarigen  Zellen  ge- 
bildet fanden,  zu  ergründen,  ist  es  vorteilhaft,  anstatt  mit  der  Zeit 
zu  manipuliren,  indem  man  auf  das  öfters  langwierige  Verblassen  wartet, 
das  Objcct  mittels  pikrinsauren  Ammoniaks  zu  fixiren.  da  dann  so- 
wohl die  Zellen  selbst  als  auch  ihre  Kerne  deutlich  hervortreten; 
letztere  nachzuweisen,  wird  man  sich  am  frischen  Präparat  meist 
vergeblich  bemühen,  da  die  Zellen  sich  zu  stark  färben. 

Die  paarigen  Zellen  decken  sich  öfters  völlig;  meist  aber  sind  sie 
mit  ihren  verdickten  Enden  an  einander  gepresst.    Hieraus  resultirt 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen.  219 

die  Spiudelform  der  Gesammtvcrdickung.  Günstig  für  die  Erkenntnis 
sind  die  nicht  seltenen  Fülle,  in  denen  die  Zellleiber  Uber  Kreuz 
liegen  und  so  die  Umrisse  eines  jeden  schön  zu  constatiren  sind. 

Woher  kommt  aber  der  merkwürdige  Eindruck,  den  die  Ver- 
dickung, in  der  wir  die  paarigen  Zellen  nachwiesen,  am  noch  in- 
tensiv gefärbten  Object  macht-,  ein  so  merkwürdiger  Eindruck,  dass 
selbst  ein  Vergleich  der  Bilder  mit  Pigmentzellen  nicht  ferne  liegt  .' 
Wir  werden,  um  anknüpfen  zu  können,  zu  einem  dritten  Factor 
im  Rüsselnervensystcm  Ubergehen  müssen,  der  eine  durchweg 
unterschätzte  Rolle  im  Nervensystem  der  Wirbellosen  Uberhaupt  spielt, 
dem  Bindegewebe. 

In  einer  Schlussbetraehtung  Uber  das  Bindegewebe  im  Nerven- 
system des  Nemertinenkörpers  kam  ich  nach  einem  weiter  ausge- 
führten Vergleich  desselben  mit  entsprechenden  Geweben  anderer 
Wirbelloser,  hauptsächlich  der  Anneliden,  au  der  Hand  der  Unter- 
suchungen verschiedener  Autoren  zu  der  Einsicht,  dass  im  Central- 
nervensystem  der  Ncraertinen  außer  hautartigem  neurilemmati- 
schen  Bindegewebe  ein  sehr  feinfaserig-zelliges  Bindegewebe, 
das  auch  Pigment  fuhrt,  besteht.  Ersteres  bildet  eine  Kapsel  um  das  Ge- 
sammtcentralnervensy  stem,  also  Ganglienzell  belüg  und  Central  - 
Substanz,  und  innerhalb  dieser  nodi  eine  zweite  um  die  Centrai- 
substanz besonders;  das  zweite  aber  umhüllt  die  nervösen 
Elemente  für  sich,  bildet  so  Hauben  um  die  Ganglienzellen  uud 
bettet  die  nervösen  Fibrillen  der  Centraisubstanz  ein.  Ich  betonte 
dann  weiter,  dass  letzteres  nicht  allein  für  das  Centrainervensystem 
speeifisch  ist,  sondern  Uberhaupt  die  nervösen  Elemente  begleitet, 
mithin  auch  im  peripheren  Nervensystem  Bedeutung  erlangt. 

Aus  meinen  neuen  Untersuchungen  folgt,  dass  dieses  HUll- 
gewebe  auch  im  Nervensystem  des  Kussels  sehr  stark  entwickelt 
ist,  es  ist  aber  compacter  als  irgendwo  im  peripheren  Nervensystem 
des  Nemertinenkörpers. 

Es  wurde  hervorgehoben,  dass  sich  innerhalb  der  breiten  blau 
tingirten  16  Längsnerven  je  ein  dünner  Strang  besonders  intensiv 
färbt.  Es  kommt  nun  selbst  nicht  selten  vor,  dass  sich  nur  die 
centralen  Stränge  tingi rt  haben  und  die  übrige  Masse  des 
Längsbandes  auf  den  Farbstoff  kaum  reagirt  (Fig.  7).  Es  ist 
ferner  schon  jetzt  einzuflechten ,  dass  es  sich  niemals  ereignet  hat, 
dass  sich  die  Gesammtmasse  der  Centraisubstanz  eines  Seitenstammes 
färbte,  sondern  auch  nur  innerhalb  dieser  bestimmte  FaserzUge 
mit    größter  Präcision    immer  wieder  stark  tingirt  hervortraten. 

Mittheilunpen  a.  d.  Zoolog.  SUtion  zn  Neapel.    Bd.  1Ü.  I  i 


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220 


Otto  Bürger 


Färbte  sich  die  gesaramte  Centraisubstanz  des  Seitenstammes,  so  war 
das  Thier  resp.  das  Körperfragment  desselben  längst  abgestorben, 
die  Differenzi rung  durch  die  Färbung,  welche  im  lebenden  Gewebe 
so  schön  zum  Ausdruck  kommt  und  ihr  den  Werth  verleiht,  war 
verloren  gegangen,  es  hatten  sich  auch  andere  Gewebe  gefärbt  — 
die  ganze  Färbung  hatte  aber  einen  diffusen  Charakter  angenommen. 
Und  selbst  in  solchen  Präparaten  waren  dennoch  in  der  blauen  Cen- 
tralsubstanz  die  bewussten  Stränge  durch  die  intensivere  Färbung 
deutlich  zu  erkennen. 

Nur  den  centralen  Strängen,  sei  es  denen  der  Centrai- 
substanz des  Seitenstammes,  sei  es  dem  im  Küsselnerven,  schließen 
sich  die  Fortsätze  der  Ganglienzellen  an,  einzig  aus  ihnen 
entspringen  die  an  die  Muskulatur  etc.  abgehenden  Nerven- 
fibrillen. In  den  Centraisträngen  fällt  die  Längsstructur  leicht  ins 
Auge,  sie  setzen  sich  aus  parallel  verlaufenden  Fibrillen 
zusammen  ;  in  der  Masse  um  sie  herum  dagegen  ist  nichts  dergleichen 
zu  erkennen,  sie  erscheint  in  der  That,  wie  es  so  oft  von  der  soge- 
nannten Punktsubstauz  angegeben  wurde,  als  eine  schwammige.  In 
ihr  sind  kuglige  große  Kerne  eingebettet,  ähnlich  jenen,  die  für  das 
Hüllgewebe  um  die  Ganglienzellen  herum  charakteristisch  sind. 

Zwischen  den  16  Längsnerven  des  Rüssels  befinden  sich  zahl- 
lose Brücken,  Anastomosen,  die  sich  verzweigen,  sich  von  Nerv 
zu  Nerv  ausspannen  und  sich  auch  mit  einander  verbinden.  Niemals 
betheiligt  sich  an  der  Bildung  der  Anastomosen  der  centrale  Strang 
(Fig.  8  u.  12  rechts  oben). 

In  das  Maschenwerk  der  Anastomosen  sind  die  paarigen  Zellen 
gebettet,  ihre  Fortsätze  werden  gleichsam  von  diesen  GewebsbrUcken 
bis  zu  den  Nerven  getragen.  In  ihnen  verlaufen  sie  in  derselben 
Gewebsmasse  fort,  bis  sie  sich  dem  Centraistrang  anschließen  und  in- 
ihm  dann  nicht  mehr  als  einzelne  Fibrillen  distinet  zu  verfolgen  sind. 

Auch  jene  Fibrillen,  die  von  dem  Centraistrang  des  Küsselnervcn 
sich  loslösen,  um  z.B.  an  die  Papillenschicht  abzugehen,  werden 
von  einem  Mantel  desselben  Gewebes  umkleidet,  der  erst  unmittelbar 
unter  dem  Papillenlager  aufhört  Fig.  20). 

Jetzt  glaube  ich  den  Leser  bitten  zu  dürfen,  mir  nachträglich 
eine  Berechtigung  zu  ertheilen,  welche  ich  mir  bereits  zu  Anfang 
dieser  Ausführung  genommen  hatte,  nämlich  die,  der  gegebenen 
Darlegung  entsprechend,  das  Gewebe,  in  dem  der  Centrai- 
strang liegt,  das  die  paarigen  Zellen  und  ihre  Fortsätze 
umkleidet,  also  auch  di  e  Anastomosen  bildet  und  die  vom 


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Beiträge  zur  Kenntniü  des  Nervensystems  der  Wirbellosen.  221 

Centraistrang  abgebenden,  der  Innervirung  dienenden 
Fibrillen  begleitet,  als  Bindegewebe  aufzufassen  und  so 
zu  nennen.  Im  Laufe  dieser  Arbeit  werde  ich  Gelegenheit  haben, 
auch  noch  Manches  zum  Beweis  hinzuzufügen. 

Es  ist  noch  betreffs  der  Ganglienzellen  zu  bemerken,  dass  außer 
den  paarigen  Zellen  auch  einzeln  liegende  im  vorderen  KUsselcylinder 
vorkommen,  darunter  größere,  als  es  die  paarigen  sind  {Fig.  7). 

Die  Fortsätze  der  Ganglienzellen  im  vorderen  KUsselcylinder  von 
A.  marmoratus  biegen  fast  immer  in  den  nächsten  Nerven  ein;  nur 
selten  sah  ich,  dass  sie  Uber  ihn  hinaus  zu  dem  zweitfolgenden  strebten. 

Die  Fortsätze  schlagen  im  Nerven  bald  die  Richtung  nach  vorn, 
bald  die  uach  hinten  ein  und  sind  oft  durch  das  ganze  mikrosko- 
pische Gesichtsfeld  zu  verfolgen,  ehe  sie  sich  den  Fibrillen  des  Ceu- 
tralstranges  beimengen.  Die  Ganglienzell fortsätze ,  eben  so  wie  die 
Fibrillen  des  Centraistranges,  besitzen  viele  kleine  Verdickungen,  die 
ihnen  ein  perlschnurartiges  Ansehen  geben. 

Der  Ganglienzellbelag  der  RUsselnerven,  wenn  ich  so  sagen 
darf,  ist  ein  zweizeiliger.  Er  beginnt  gleich  am  vorderen  Rande  des 
RUsselcylinders,  scheint  aber  in  der  Stilettregiou  sehr  dUun  zu  werden 
und  schließlich  nahe  der  zwiebeiförmigen  Blase  Uberhaupt  zu  ver- 
schwinden. Am  hinteren  Nervenring  konnte  ich  indess  einen  Kranz 
kurzgestielter  einzelner  Zellen  feststellen  (Fig.  2).  In  der  Blase  ver- 
misste  ich  die  Ganglienzellen.  Der  Ganglienzellbelag  tritt  dagegen 
wieder  eigenartig  im  hinteren  KUsselcylinder  auf.  Der  nervöse 
Apparat  der  hinteren  Kusselhälfte  zeigt  in  vieler  Beziehung 
ein  eigenthUmliches  Gepräge   Fig.  8  und  9). 

Zwischen  den  10  Nerven  hat  sich  in  ihm  ein  unentwirrbares 
Netzwerk  von  Anastomosen  des  gekennzeichneten  Bindegewebes  ent- 
wickelt. Es  fallen  vor  Allem  ringartig  verlaufende  Stränge,  besser 
gesagt  breite  Bänder  auf,  da  sie  den  Nerven,  deneu  sie  entspringen, 
an  Breite  nicht  nachstehen.  An  einem  der  Nerven  setzen  sie  an, 
ziehen  Uber  mehrere  derselben  hinweg  und  heften  sich  selbst  erst 
wieder  auf  der  entgegengesetzten  RUsselseite  an  einen  entfernt 
liegenden  Nerven  an.  So  bilden  sie  kürzere  und  längere  Bogen. 
Ähnliche  Bänder  verlaufen  diagonal.  Zwischen  den  breiten  Bändern 
sind  dUnnere  Stränge  ausgespannt,  die  längs  verlaufen,  sich  mit 
jenen  und  unter  einander  verknüpfen  und  von  Nerv  zu  Nerv 
ziehet).  Zahllose  Stämmchen  feinster  Natur  kommen  noch  hinzu: 
kurz  es  wird  ein  dichtes  regelloses  Netzwerk  zwischen  den  RUssel- 
nerven  des  hinteren  Cylinders  hergestellt  ;  nicht  nur  ein  Flechtwcrk, 

15' 


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222 


Otto  Bürger 


da  die  Bänder,  Stränge  und  Stammchen,  darauf  kommt  es  vor  Allem 
an,  mit  einander  und  den  Nerven  nicht  nur  verflochten,  sondern  auch 
verwachsen  sind  (Fig.  8  u.  9). 

Der  Centraistrang  charakterisirt  die  16  Längsnerven.  Aber  auch 
in  den  Anastomosen  verlaufen  intensiv  gefärbte  Fibrillen ,  die  sich 
zu  feinsten  Strängen  an  einander  geschlossen  haben.  Diese  fuhren  zu 
Ganglienzellen  hin,  die  auch  hier  in  den  Faserzllgen  des  Netzwerkes 
eingebettet  sind.  Die  Fibrillen  ziehen  zu  den  Centraisträngen.  Es 
bilden  nämlich  die  unzähligen  Anastomosen  auch  hier  ein  gerttst- 
artiges  Lager  für  die  Ganglienzellen  und  ihre  Fortsätze.  Es  existirt 
hier  wie  im  vorderen  Rüsselcylinder  eben  so  wenig  wie  sonst  im 
Nemertinenkörper  eine  vollständige  Bindcgewebsschicht  als  Trägerin 
der  nervösen  Elemente  Für  die  periphere  Nervenschicht  ist  schon 
früher  die  Gitterung  nachgewiesen.  Der  Vertheilung  der  nervösen 
Materie  entsprechend  ist  die  Illillsubstanz  entwickelt.  Die  nervösen 
Elemente  bilden  aber  auch  niemals  irgend  wo  im  Nemertinenkörper 
außer  im  Centralnervensystcm  eine  vollständige  Schicht. 

Im  vorderen  Rüsselcylinder  werden  von  den  Ganglienzellen  und 
ihren  Fortsätzen,  um  etwas  zu  schematisiren,  Ringe  in  der  Rüssel- 
wand  gebildet,  welche  die  16  Nerven  durchbrechen.  Im  hinteren 
Cylinder  sind  dagegen  die  Ganglienzellen  regellos  verstreut,  ihre 
Fortsätze  steuern  auf  Umwegen  den  Nerven  zu,  vereinigen  sich  auch 
schon  zwischen  ihnen  zu  feinen  Strängen,  die  in  Windungen  bald 
längs  neben  den  Nerven  her,  bald  quer  Uber  sie  hinwegziehen,  ehe 
sie  sich  mit  dem  Centraistrang  eines  derselben  vereinigen.  Daher 
finden  sich  im  vorderen  Cylinder  die  queren  Anastomosen  von  Nerv 
zu  Nerv  ausgespannt,  im  hinteren  Cylinder  aber  erklärt  sich  das 
complieirte  bindegewebige  Maschen  werk.  Die  paarigen  Zellen  sind 
in  diesem  Abschnitt  selten;  auch  ihre  Fortsätze  verlaufen  bald  in 
dieser,  bald  in  jener  Richtung.  —  Die  einzelnen  Ganglienzellen  sind 
häufig  zu  kleinen  Bündeln  vereinigt. 

Der  hintere  Rüsselcylinder  ist  minder  reich  an  Ganglienzellen 
als  der  vordere.  Die  Masse  der  Ganglienzellen  zeigt  aber  eine  ge- 
wisse Mannigfaltigkeit.  Auffallend  große  Zellen  sind  hier  zahlreicher 
vertheilt  als  im  vorderen  Rlisselabschnitt,  daneben  fallen  Zellen  ins 
Auge  mit  eigenthUmlich  breitgedrücktem,  etwa  herzförmigem  Körper, 
der  äußerst  begierig  den  Farbstoff  aufsaugt. 

Die  Nerven  fibrille  im  Rllsselnerven  besitzt,  so  viel  ich  fest- 
stellen konnte,  keine  Verzweigungen.  Sie  ist  ein  sehr  feiner  Faden 
mit  unzähligen  körnchenartigen  Verdickungen. 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen. 


•223 


Dies  ist  das  Bild,  das  ich  nur  mit  Hilfe  der  Methylenblau- 
färbung  vom  Centrainervensystem  des  Rüssels  von  Amphiponis 
inarmoratus  erhalten  habe.  Es  sei  noch  vervollständigt  durch  einige 
Beobachtungen  Uber  die  Innervi rung  des  Muskelschlauches 
und  des  Basalapparates  des  Stilettes,  sowie  auch  der  papil- 
lären Schicht. 

Im  vorderen  Rüssel cy linder  gehen  in  nahen,  recht  regelmäßigen 
Abständen  von  jedem  der  16  Nerven  aus  dem  Centraistrang  Fibrillen- 
bündel  ab,  welche  auf  kürzestem  Wege  im  geschlossenen  Zuge  die 
Läng8muskelschicht  durchsetzen  und  bis  an  die  unter  dem  Platten- 
epithel gelegene  Ringmuskelschicht  treten  (Fig.  3  u.  4).  Unter  der 
Ringmuskelschicht  verändern  sie  ihren  Lauf,  indem  die  Fibrillenzüge 
umbiegen  und  sich  zu  einem  Längszuge  zusammen  an  einander 
schließen,  der  genau  parallel  dem  entsprechenden  Rüsselnerven  ver- 
läuft, ihm  gerade  gegenüber  liegt  und  ihn  von  oben  gesehen  verdecken 
wird.  Fig.  3  und  4  sind  nach  einem  Präparat  gezeichnet,  in  welchem 
der  Längszug,  oder  Hauptparallelzug  des  Nerven,  wie  man  ihn  nennen 
könnte,  durch  Quetschung  seitlich  gezerrt  wurde.  So  wie  dem 
Centraistrang  des  Rüsselnerven  die  Fibrillenzüge  des  Haupt- 
parallelzuges entsprangen,  gehen  von  diesen  wieder  in  derselben 
\Vrei8e  Fibrilleubündel  seitlich  ab,  die  sich  wiederum  zu  Neben- 
parallelzügen  an  einander  zusammenschließen,  und  auch  von 
diesen  wieder  u.  s.  f.  —  Aus  den  Parai lelzügen  treten  dann  einige 
wenige  Nerveufasern  in  den  gleich  nahen  Abständen,  in  denen  die 
Fibrillenbündel  aus  dem  Rüsselnerven  abgingen,  heraus,  um  in  die 
Ringmuskelschicht  zu  dringen.  An  jeder  Stelle,  wo  Nervenfibrillen 
zwischen  die  Fasern  der  Ringmuskelschicht  treten,  bemerkt  man  ein 
kleines,  durch  die  Färbung  hervortretendes  spindelförmiges  Ge- 
bilde (richtiger  sollte  ich  wohl  anstatt  Gebilde  Erscheinung  sagen), 
erzeugt,  indem  sich  die  wenigen  den  Parallelzügen  entspringenden 
Fibrillen  verflechten,  ehe  sie  rechts  und  links  zwischen  die  Muskel- 
fibrillen  der  Ringschicht  ausstrahlen.  Die  »Spindel«  mit  ihren  feinsten 
Enden,  den  ausstrahlenden  Fädchen,  liegt  in  der  Richtung  der  rings- 
verlaufenden Muskel  fi  brillen,  verläuft  also  mit  ihnen  parallel.  Sic  ist 
das  letzte  Glied  in  der  Kette  der  eben  beschriebenen  Innervirung. 

Wie  erklärt  sich  diese  Kette,  wird  man  fragen,  wie  sind  die 
ParallelzUge  zu  deuten? 

Eben  so  wie  die  Cenrralstränge.  Es  zielt  Alles  darauf  hin,  dass 
die  leitenden  nervösen  Elemente  möglichst  alle  mit  einander  und 
unter  einander  in,  Berührung  kommen  ;  das  wird  erreicht,  wenn  sie 


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224 


Otto  Bürger 


so  lange  als  möglich  zu  Bündeln  oder  Zügen  vereinigt  bleiben  ;  denn  mit 
nm  so  mehr  Fibrillen  wird  die  einzelne  in  Beziehung  treten,  je  länger 
der  Weg  ist,  den  sie  in  der  Gemeinschaft  der  Nervenfibrillen  einge- 
schlossen bleibt,  wo  fortgesetzter  Wechsel  durch  Abgang  und  Zufluss 
von  Nervenfibrillen  stattfindet;  aber  auch  als  um  so  intimer  wird 
man  die  physiologischen  Beziehungen  der  Fibrillen  bezeichnen  dürfen, 
je  andauernder  sie  mit  einander  verflochten  waren.  Aus  unserem 
Falle  ist  zu  folgern,  dass  die  Nervenfibrille,  die  in  a  vom  Centrai- 
strang entspringt  Fig.  4),  nun  nicht  direct  geradauf  zur  niichsten 
Spindel  steigt,  sondern  vorwärts  oder  rückwärts  im  Hauptparallelzugo 
über  mehrere  Spindelabstände  hinaus  verläuft,  dann  seitlich  umbiegt, 
aber  wiederum  nicht  zur  nächsten  Spindel  sich  begiebt  (an  ihrer  Bil- 
dung Theil  nehmend),  sondern  noch  ein  Stück  im  Nebenparallelzuge 
weiter  verläuft  ,  dann  erst  in  die  zweit-  oder  drittfolgende  Spindel 
aufsteigt,  dort  mit  ein  paar  anderen  Nervenfasern  sich  trifft  und  ver- 
flicht (kreuzt!),  die  einen  ganz  anderen  Weg  genommen  haben  —  kam 
z.  B.  die  ins  Auge  gefasstc  Nervcnfibrille  von  hinten,  so  kamen  andere 
wohl  von  vorn  —  um  mit  jener  das  Endglied,  eben  die  »Spindel«,  zu 
bilden.  So  können  Fasern  von  a  nach  b  und  einige  weiter  nach  c 
und  darüber  hinausziehen  oder  von  a  über  l>,  d  nach  e  u.  s.  f.  ihren 
Weg  nehmen.  Fortwährend  werden  andere  Fibrillen  einander  kreuzen. 
So  sind  die  Parallelbahnen,  so  ist  das  Uberraschend  schematisch  an- 
geordnete System  der  Nervenzüge  innerhalb  des  Hautmuskelschlauches 
nur  eine  Folge  des  größten  Wechsels  im  Verlauf  der  Nervenfibrillen. 

Es  ist  merkwürdig,  dass  ich  nichts  Uber  die  Innervirung  der 
Läng  am  uske  1  sch  ich  t,  wrelche  die  Fibrillenzüge  der  Nerven  ja 
durchsetzen,  herausbekommen  habe.  Ich  nehme  an,  dass  sie  durch 
Fibrillen,  die  sich  von  den  Parallelzügen  abzweigen,  besorgt  werde. 
Ich  komme  hierauf  zurück.  Dagegen  hat  mir  die  Färbmethode  die 
Art  der  Innervirung  der  zwiebeiförmigen  Blase  aufgeschlossen. 
Ich  bekam  wiederum  die  Nerveuversorgung  der  Hingmuskelschicht, 
welche  als  ein  äußerst  dünnes  Lager  die  ungemein  mächtige  Längs- 
muscularis  der  Blase  umkleidet,  zu  Gesicht  (Fig.  1  u.  2). 

Etwas  vor  dem  hinteren  Nervenringe  entspringt  von  dem  Küssel- 
uerven  eine  entsprechende  Anzahl  von  Nerven  (bei  Amphiporu»  mar- 
moratus  sind  es  KV.  Jeder  der  Nerven  begiebt  sich  nach  rück- 
wärts an  die  Außenfläche  der  zwiebeltormigcn  Blase  unter  die  Ring- 
muskelschicht. Hier  angelangt  bilden  die  Fibrillen  der  Nerven  einen 
dem  Kingnerven  parallelen  Kingzug,  ganz  wie  vorhin  den  Haupt- 
parallelzug der  Küsselnerven.     Sonst  aber  werden  weiter  keine 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen.  225 


Parallel  bali  nen  geschaffen,  sondern  an  dem  Punkte,  wo  die  Zweige 
der  RUsselnerven  auf  die  Ringmuskelschicht  treffen  und  sich  um- 
biegend den  parallelen  Ringzug  erzeugen,  strahlen  wie  die  Aste 
einer  Baumkrone  rings  Nervenfibrillen  aus.  die  ein  oberflächliches 
Gitterwerk  in  der  Muskulatur  der  Blase  bilden.  Ein  Gitter,  das 
durch  die  zahllosen  Fibrillen,  die  Uberall,  nach  hinten  und  vorn 
ziehend,  aus  der  parallelen  Ringbahn  heraustreten  und  sich  schon 
von  den  Zweigen  der  RUsselnerven  abspalten,  ein  ungemein  dichtes 
ist.  Die  Fibrillen  ziehen,  wie  gesagt,  nach  vorn  und  hinten,  der 
parallele  Ringzug  liegt  ein  gutes  StUck  vor  dem  Äquator  der  Blase, 
in  die  Kreuz  und  in  die  Quer,  sich  wohl  verflechtend,  aber  keine 
Anastomosen  eingehend.  Sie  verlaufen  nicht  wellig,  sondern  sind 
zickzackartig  gebrochen,  und  viele  kleine  kuglige  Anschwellungen 
verleihen  auch  ihnen  das  charakteristische  perlschnurartige  Aussehen. 
Den  nach  hinten  ziehenden  Fibrillen  kommen  solche  entgegen,  die 
sich  dort  von  den  RUsselnerven  abzweigen,  wo  diese  in  den  engen 
Ductus  einbiegen,  durch  den  die  Blase  mit  dem  hinteren  Cylinder 
communicirt  (Fig.  2  Fh). 

Es  giebt  zu  denken,  dass  die  Centrirung  der  nervösen  Elemente, 
die  der  Versorgung  des  motorischen  Apparates  des  Rüssels  dienen, 
allemal  wieder  an  der  Grenze  zweier  Muskelschichten  stattfindet,  ge- 
wissermaßen Ccutren  untergeordneter  Bedeutung  bildend,  aus  denen 
in  letzter  Instanz  die  Nervenfibrille  der  Muskelzelle  heraustritt; 
namentlich,  wenn  man  sich  erinnert,  dass  auch  die  sogenannten 
peripheren  Nervenschichten  in  der  Haut  des  Nemertinenkörpers 
zwischen  zwei  Muskelschichten  oder  Hautschichten  gebettet  sind. 
Man  darf  schließen ,  dass  von  dem  intermuskulUren  Centrum  aus 
auch  beide  Muskelschichten  innervirt  werden,  nicht  nur  die  Ring- 
schicht, wie  ich  es  specieller  feststellen  konnte,  da  ich  zwischen  ihre 
Zellen  die  nervösen  Fibrillen  tief  hineindringen  sah. 

Schließlich  fand  ich,  dass  auch  Züge  von  Nervenfibrillen  un- 
mittelbar sich  vom  RUsselnerven  abzweigen,  um  sich  direct  in  das 
äußere  Muskellager  der  RUsselwand  zu  vertheilen.  Solche  entsprangen 
im  vorderen  RUsselcylinder  in  der  Stilettregion  und  endigten  in  der 
Nähe  der  Taschen  der  Nebenstilette  Fig.  I). 

Zur  Innervirung  des  Muskelmantels,  welcher  zum 
Basala pparat  des  Hauptstilettes  gehört,  entspringen  vom 
vorderen  Nervenringe  nahe  bei  den  Verdickungen  der  RUsselnerven 
16  starke  Nervenstämme,  die  sich  nach  innen  wenden,  radienartig 
auf  das  Hauptstilett  als  Centrum  zustrahlend  (Fig.  1  c.B).    Um  den 


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Otto  Bürger 


Muskelmantel  herum  bilden  sie  einen  Ring,  einen  Parallelring  zum 
vorderen  Nervenringe.  Von  den  Nervenenden,  die  auch  in  diesem 
Parallelringe  eine  Anschwellung  durch  eine  lockere  Aufknäueluug 
zeigen,  eben  so  wie  vom  Parallelringe  selbst  ziehen  die  Fasern  ab, 
welche  zwischen  die  Zellen  des  Muskelmantels  des  Hauptstilettes  ein- 
dringen und  deren  letzte  Endigungen  stärkere  Verdickungen  zeigen, 
von  denen  ich  aber  schließlich  noch  ein  feines  Spitzchen  ausgeben  sah. 

Uber  die  Innervirung  der  Pap i  1  len schicht  werde  ich  nachher 
eine  gemeinsame  Darstellung,  die  auch  gleich  die  Kussel  der  anderen 
Formen  der  Enopla  berücksichtigt,  geben,  hier  dagegen  sofort  das 
anschließen,  was  ich  bei  anderen  Formen  Uber  das  ins  Auge  gefasste 
Thema  an  Stoff  gesammelt  habe.  Die  gewonnenen  Resultate  be- 
stätigen wesentlich  die  bereits  dargelegten. 

Bei  Drepanophorus  serraticolln  und  rubrostriatus  sehe  ich  von 
einer  Beschreibung  der  gröberen  Anatomie  des  Nervensystems  ab, 
obwohl  der  Stilettapparat  anders,  wenn  auch  einfacher  gebaut  ist, 
als  bei  Amphiporus  marmoratus,  da  es  mir  hier  nur  auf  die  histo- 
logischen Verhältnisse  ankommt,  und  ich  jener  von  vorn  herein  nur 
in  so  weit  Rechnung  tragen  wollte,  als  es  mir  unbedingt  zum  Ver- 
ständnis nöthig  erschien  (Fig.  U— 16). 

Besonders  interessirte  mich  im  vorderen  Rüsselabschuitt  das  aus- 
schließliche Vorkommen  paariger  Zellen.  Sie  sind  minder  zahlreich 
als  am  gleichen  Orte  bei  Amphiporus  marmoratus,  aber  bedeutend 
größer.  Desshalb  sind  in  den  mit  Methylenblau  intensiv  gefärbten 
Verdickungen  zwischen  den  Rüsselnerven  leichter  ein  Paar  Zellen 
zu  erkennen.  Ihre  Form  hebt  sich  schärfer  aus  dem  H Uligewebe  ab. 
und  auch  der  größere  Kern  ist  besser  und  schärfer  ohne  llilfsreagen- 
tien  zu  constatiren.  Die  sehr  langen  Fortsätze  der  paarigen  Zellen 
—  sie  ziehen  meist  Uber  mehrere  Nerven  hinweg,  ehe  sie  in  einen 
derselben  einbiegen  —  verlaufen  wie  die  Ringmuskeltibrillen  sehr 
regelmäßig,  fast  alle  mit  einander  parallel.  Sie  bilden  vollständige 
Ringe  in  der  Rüsselwaud,  da  die  Fortsätze  oft  gegenüber  in  den 
Nerven  eindringen;  wo  der  eine  Fortsatz  aufhört,  setzt  scheinbar  der 
audere  an,  oder  sie  verlaufen  auch  theilweise  dicht  neben  einander 
gelagert  mit  einander  bis  zum  Eintritt  des  einen  in  den  Nerven.  Kurz, 
das  gefärbte  Nervensystem  vom  iJrepaiiophorus-Rü&se],  die  Längsnerven 
mit  ihren  Ganglienzellen,  bieten  ein  Bild  von  erstaunlicher  Klarheit, 
indem  jeder  Ganglienzcllfortsatz  vom  Ursprung  bis  zum  Eintritt  in 
den  Nerven  und  iu  diesem  noch  fort  sich  geltend  macht  (Fig.  11  u.  12}. 

Übrigens  ist  wenig    hinzuzufügen.     Die  Ganglienzellfortsätze 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen.  227 

zeigen  viele  größere  und  kleinere  Verdickungen,  sie  schließen  sich 
dem  Centraistrang  an,  sind  wie  dieser  vom  HUllgewebe  begleitet, 
das  auch  um  die  Zellen  gemeinschaftliche  Kapseln  bildet,  also  es 
fällt  nichts  auf,  was  bei  der  ersten  Art  nicht  schon  berücksichtigt 
worden  wäre  (Fig.  13  u.  14). 

Ganz  und  gar  wie  Drepanophorus  serratkollis  verhält  sich  D. 
rubrostriatus  mit  Rücksicht  auf  die  uns  angehenden  Verhältnisse  des 
Rüsselnervensystems  ;  dass  die  sämmtlichen  Elemente  sehr  viel  win- 
ziger sind  als  in  den  bisherigen  Arten  resultirt  einmal  aus  der  großen 
Anzahl  der  Rüsselncrven  (24) ,  sodann  aus  der  geringen  Größe  des 
Rüssels  dieser  kleineren  Species  selbst.  Schließlich  habe  ich  noch 
den  Rüssel  eines  bisher  nicht  beschriebenen  Drepanophorus  des 
Neapler  Golfes,  welchen  nur  14  Nerven  charakterisiren,  untersucht 
(Taf.  14  Fig.  15  und  16).  Mutatis  mutandis  bietet  er  die  gleichen 
Verhältnisse  wie  seine  Verwandten.  Die  Nerven  sind  dicker  als 
die  von  Drep.  serraticollis,  mit  dessen  größten  Rüsselexemplaren  der 
Rüssel  dieser  Form  coneurriren  kann:  es  sind  ihrer  ja  um  10 
weniger  als  dort,  also  ist  auch  die  Masse  der  paarigen  Zellen  auf 
entsprechend  wenigere  aber  breitere  Längsfelder  vertheilt,  in  denen 
die  Zclllciber  ungefähr  in  zwei  Parallelreihcn  arrangirt  sind,  während 
sie  bei  den  anderen  Drepanophorus- Arten  sich  nur  in  einer  Reihe 
ziemlich  gerichtet  hatten. 

Die  Innervi  rung  der  Papillcnschicht.  Der  Rüssel  der 
bewaffneten  Nemertinen  ist  mit  dachziegelartig  angeordneten  Zotten 
oder  Papillen  bedeckt,  welche  beim  ausgeworfenen  Rüssel  die  äußere 
Schicht  bilden  (Fig.  17,  19  u.  20).  Jede  Papille  setzt  sich  aus  einer 
großen  Anzahl  von  Zellen  zusammen,  deren  jede  einen  cylindrisch 
verdickten  äußeren  und  einen  fadendünnen  inneren  Abschnitt,  mit  dem 
sie  sich  auf  eine  Basilannembran  anheftet,  aufweist.  Der  erstere  ent- 
hält ein  zu  kleinen  Kügelchen  geformtes  Secret,  das  bei  Gelegenheit 
ausgestoßen  wird  und  durch  welches  sich  der  Rüssel  äußerst  zähe 
an  Gegenständen  festzukleben  vermag.  Betreffs  der  Innervirung  der 
Papillenzellen,  von  denen  ich  nur  solche,  wie  sie  eben  skizzirt  wurden, 
kenne,  lieferte  uusere  Methode  recht  merkwürdige  Resultate,  vor  Allem 
darum,  weil  sie  bei  den  verschiedenen  untersuchten  Formen  so  sehr 
übereinstimmten.  Gehe  ich  nämlich  die  bekannten  Typen  durch,  so 
habe  ich  anzugeben,  dass  sich  mit  auffallender  Übereinstimmung  bei 
allen  Injectionspräparaten  niemals  sämratliche  Papillenzellen  gefärbt 
haben,  sondern  nur  eine  bestimmte  Anzahl  in  jeder  Papille,  die  dann 
nicht  allein  ftir  den  gerade  beobachteten  Rüssel,  sondern  auch  für 


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22b 


Otto  Bürger 


den  Kussel  der  Art  überhaupt  Constant  war.  Bei  den  verschie- 
denen Arten  erst  wechselte  sie.  Und  nur  an  die  gefärbten  Papillen- 
zellen  tritt  eine  tingirte  Nervenfibrille  heran.  Die  Färbung  ist 
eine  ungemein  distinetc.  Außer  den  wenigen  Papi  1  lenzeilen,  die  sich 
je  nach  der  Nemertinenart  färben,  und  den  ihnen  angehörenden 
Nervenfibrillen,  ist  auch  auf  weißem  Untergründe  nicht  ein  Schimmer 
von  Blau  in  der  Papille  wahrzunehmen. 

Man  sollte  in  den  gefärbten  besondere,  vor  den  ungefärbten 
eigenthümlich  ausgezeichnete  Papillenzellen  vermutheu  ;  ihr  Bau  be- 
rechtigt nicht  dazu  :  weder  ihre  Gestalt  noch  die  Art  ihres  Inhaltes, 
so  weit  betreffs  dieses  die  nur  äußerlich  mikroskopische  Prüfung  (eine 
mikrochemische  steht  aus)  zu  schließen  erlaubt,  unterscheidet  sie  von 
jenen.  Auch  das  äußere  Ende  der  blauen  Zellen  ist  cylindrisch  ver- 
dickt,  am  Grunde  desselben  oder  durch  eine  Einschnürung  etwas  ab- 
getrennt liegt  ein  spindeliger  Kern.  An  ihn  setzt  sich  der  Fadenfortsatz, 
und  mit  diesem  ist  eine  Fibrille  mit  vielen  Anschwellungen  und  Kügel- 
chen  verknüpft,  die  bis  in  den  Rüsselnerven  hinein  verfolgt  wurde. 
Die  Natur  des  Inhaltes  der  Zelle  tritt  oft  schon  ohne  Weiteres,  wohl 
immer  aber  nach  Behandlung  des  Präparates  mit  pikrinsaurem  Ammo- 
niak deutlich  hervor.  Er  erweist  sich  als  ein  drüsiges  Product.  Nie 
ist  die  Zelle  durch  ein  Haar  oder  etwa  ein  Stäbchen  wie  eine  Sinnes- 
zelle im  Allgemeinen  charaktcrisirt,  dagegen  ist  das  Secret  der  blauen 
Zelle  öfters  hervorgepresst.  einen  kurzen,  feinen  Zapfen  bildend. 

In  jeder  Papille  von  Amplriporus  marmoratus  färbten  sich  2  be- 
nachbarte Zellen,  und  an  jede  trat  eine  Nervenfibrille  heran   Fig.  21). 

In  jeder  der  Küsselpapillen  von  Drepanophorus  serraticollis  da- 
gegen und  auch  in  jeder  von  der  neuen  Drepanophorus  -Art  hatten  sich 
relativ  zahlreiche  Zellen,  mindestens  10,  gefärbt  Fig.  19  u.  20). 

Diese  vertheiltcn  sich  unter  die  Menge  der  Zellen  einer  Papille, 
welche  den  Farbstoff  auch  in  diesem  Falle  nicht  imbibirt  hatten.  An 
jede  der  gefärbten  Zellen  heftet  sich  eine  tingirte  Fibrille.  Die  Fi- 
brillen schließen  sich  noch  in  der  Papille  zu  einem  Strang  zusammen 
und  verlaufen  gemeinsam  bis  zum  Rüsselnerven.  in  dem  sie  dicht 
an  einander  geschlossen  die  Grundmembran  des  Zellcnlagers  und  die 
Muskelwand  (Ring-  und  Längsschicht  durchbrechen,  welche  zwischen 
dem  Rüsselnerven  und  der  Papillenschicht  sich  befindet.  Zu  jeder 
Papille  zweigt  sich  also  vom  Rüsselnerven  ein  Nervenast  ab,  dessen 
stark  tingirte  nervöse  Elemente,  die  Fibrillen,  vom  Central  stränge 
abziehen  ;  der  Nervenast  ist  aber  auch  mit  einer  bindegewebigen  Grand- 
masse ausgestattet,  da  das  gekennzeichnete  Hüllgcwebe  einen  dicken 


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Beiträge  zur  Kenutnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen.  229 


Mantel  um  den  Fibrillenstrang  bildet,  einen  Mantel,  in  den  die  großen 
kugeligen  Kerne,  die  charakteristischen  Kerne  des  neuralen  fein- 
faserigen Bindegewebes  reichlich  eingestreut,  und  gut  zu  consta- 
tiren  sind  (Fig.  20). 

Der  Eindruck,  welchen  die  gefärbten  Zellen  machten,  war  auch 
hier  nicht  immer  der  gleiche,  da  das  Secret,  welches  sie  fuhren, 
bald  homogen  bald  schaumig,  weil  aus  vielen  kleinen  Bläschen  zu- 
sammengeballt, erschien.  Auch  in  jeder  der  RUsselzotten  von  Dre- 
panophortts  rubrostriatus  färbten  sich  eine  Anzahl  Zellen  sammt  ihren 
Nervenfibrillen.  Übrigens  ist  das  Bild  der  Zellen  und  der  Nerven- 
fibrillen immer  das  gleiche,  wie  es  durch  die  erste  Schilderung  zu 
geben  versucht  wurde. 

Im  hinteren  BUsselcy linder  von  Amp/tiporus  marmoratus  gewann 
ich  durch  die  günstige  Reaction,  welche  auf  die  Injection  hin  regel- 
mäßig eintrat,  Bilder,  die  ganz  an  die  erinnerten,  welche  im  inneren 
liüsselepithel  auch  bei  einer  unbewaffneten  Form  erschienen. 

Dieser  Russelabschnitt,  welcher  sich  bekanntlich  nicht  umstülpen 
kann,  besitzt  keine  Zotten,  sondern  ein  sehr  hohes,  dem  Zottenlager 
homologes  Epithel,  das  sich  aus  äußerst  langen  DrUsenzellen  zu- 
sammensetzt, die  das  Secret  erzeugen,  welches  durch  den  Ductus 
ejaculatorius  ausgespritzt  wird  (Fig.  1  Dct).  Viele  dieser  Zellen,  die 
sich  regelmäßig  unter  der  Übrigen,  bei  Weitem  vorwiegenden  Zell- 
masse vertheilen,  hatten  sich  tiefblau  gefärbt.  Der  innere,  dem 
Rüssellumen  zugekehrte  Abschnitt  dieser  Zellen  ist  stark  angeschwol- 
len, er  sieht  wie  ein  voller  Schlauch  aus.  Ein  dünner  Faden  heftet 
sich  ihm  an  und  befestigt  ihn  auf  der  Basalmembran  mit  Hilfe  von 
mehreren  feinsten  Fäden,  in  die  er  sich  am  Ende  zerfasert  (Fig.  23«). 
Der  spindelige  Kern  der  Zelle  liegt  am  Grunde  des  schlauchförmigen 
Abscbnittes,  dort  wo  sich  dieser  plötzlich  in  den  fadenförmigen  ver- 
jüngt. Zwischen  die  Wurzelfasern,  wenn  ich  die  der  Basalmembran 
anhaftenden  Fäserchen  so  nennen  darf,  ist  eine  andere  Zelle  ein- 
gedrungen, in  der  vor  Allem  der  große  Kern  auffällt.  Sie  sendet  eine 
Fibrille  zum  Rüsselnerveu.  Es  ist  eine  Nervenzelle,  ein  Bindeglied 
zwischen  den  Rüsselnerven  und  der  Epithelzelle  eingeschaltet.  Diese 
Art  der  Innervirung  ist,  wie  angedeutet  wurde,  bei  einer  waffenlosen 
Form,  bei  Polia  noch  ausführlicher  zu  beschreiben. 

Der  Nervenapparat  des  waffenlosen  Nemertinenrüssels 

ist  äußerst  einfach  gebaut.  Das  ist  zu  erwarten,  weil  der  complicirte 
Stilettapparat  fehlt.    Der  Rüssel  wahrscheinlich  sämmtlicher  Anopla 


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Otto  Bürger 


'jedenfalls  der  von  Cannella,  Cerebratulus  und  Polia)  steht,  wie  das 
Hubrecht  bereits  erkannte,  mit  dem  Gehirn  durch  zwei  Nerven  in 
Verbindung,  die  den  Rüssel  von  vorn  bis  hinten  durchziehen.  Früher 
bemerkte  ich  schon,  dass  sich  die  Nerven  bei  Polia  delineata  zu  einer 
Schicht  ausbreiten.  Ich  kann  jetzt  hinzufügen,  dass  die  Nerven, 
welche  entweder  unter  dem  inneren  (dem  Papillenlager  homologen 
Epithel  liegen  (z.  B.  Cannella,  Polia)  oder  in  den  Muskelschlauch 
des  Rüssels  eingeschlossen  sind  (z.  B.  Cerebratulus),  immer  ein  Netz- 
werk von  Anastomosen  bilden,  ganz  analog  jenem  näher  beschriebenen 
im  hinteren  Rüsselcyündcr  vom  Atnp/iiporus  marmoratus.  Nur  sind 
die  Anastomosen  bei  Weitem  länger,  denn  sie  verlaufen  nicht  quer,  son- 
dern längs  (man  könnte  sagen,  den  Nerven  fast  parallel  ,  sie  zweigen 
sich  unter  sehr  spitzem  Winkel  ab  und  treten  unter  solchem  wieder 
mit  einander  in  Verbindung.  Die  Anastomosen  sind  meist  so  dick 
wie  die  Nerven,  wenigstens  bei  Polia  kaum  von  diesen  zu  unter- 
scheiden (Taf.  15  Fig.  18  u.  31).  Im  Rüssel  dieser  Gattung  glaubt 
man  darum  zuerst  eine  große  Anzahl  von  Rüsselnerven  zu  erblicken, 
wie  etwa  im  Rüssel  von  Drepanophorus  rubrostriatus.  Das  Netz  der 
Anastomosen  im  hinteren  Abschnitt  des  Rüssels  von  Carinella  gleicht 
am  ehesten  noch  dem  von  Amphiporus,  da  hier  die  Nerven  fort- 
gesetzt an  Stärke  vor  den  Anastomosen  prävaliren  und  diese  zu  einem 
krausen,  weiten  Netzwerk  verwachsen  sind. 

Die  Grundmasse  der  beiden  Rüsselnerven  eben  so  wie  die  der 
Anastomosen  bildet  das  feinfaserige  genugsam  gekennzeichnete  Binde- 
gewebe. Es  sind  in  dasselbe  wie  immer  die  großen,  kugeligen  Kerne 
eingestreut. 

Die  vorwiegende  Gewebsmasse  der  beiden  Nerven  und  der  Anasto- 
mosen ist  Bindegewebe;  es  bildet  das  Gerüst,  in  welchem  die  vom 
Gehirn  kommenden  Nervenfibrillen  und  die  eigenen,  die  zu  den  Gan- 
glienzellen des  Rüssels  hinführen,  verlaufen.  In  das  gleiche  Gewebe 
sind  wie  die  Fortsätze  auch  die  Ganglienzellen  selbst  gebettet.  Sind 
die  Anastomosen  so  zahlreich,  d.  h.  liegen  sie  so  dicht  beisammen 
wie  bei  Polia,  und  gehen  die  beideu  Nerven  in  ihnen  fast  auf,  so 
müssen  auch  Schnitte  wohl  den  Glauben  erwecken,  es  sei  kein  Nerven- 
gerUst,  sondern  eine  Schicht  vorhanden.  Früher  erblickte  ich  noch  in 
einer  unverhältnismäßig  beträchtlichen  Quantität  der  die  »Schicht« 
bildenden  Gewebsmasse  lediglich  nervöse  Materie. 

Es  ist  vorauszusehen,  dass  die  Ganglienzellen  —  diese  fehlen 
im  Rüssel  der  Anopla  keineswegs  —  nicht  nur  an  den  beiden  Nerven 
vertheilt  sind,  sondern  auch  den  Anastomosen  anliegen,  mithin  sich 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen.  231 

im  gesammten  Umfang  des  Rüsselcylinders  finden.  Dies  bestätigt 
die  Untersuchung. 

Im  Rüssel  von  Cerebratuìm  marginatoti  ist  der  Ganglienzellreich- 
thum  so  bedeutend,  dass  er  dem  der  bewaffneten  Rllssel  wohl  fast 
gleichkommt.  Die  Ganglienzellen  bilden  auch  hier  vor  Allem  jeder- 
seits  der  Rtlsselnerven  eine  Zeile,  in  welcher  sie  ungemein  dicht 
an  einander  gereiht  sind.  In  der  Wand  der  beiden  Halbcylinder,  in 
welche  der  Rüssel  durch  die  beiden  Nerven  zerlegt  wird,  nehmen  sie 
zwar  an  Fülle  ab,  aber  mit  der  quantitativen  Abnahme  geht  eine 
auffällige  qualitative  Entwicklung  derjenigen  Zellen,  die  von  den 
Nerven  entfernt  sich  vertheilen,  Hand  in  Hand.  Hier  finden  sich 
nämlich  viele  colossale  Ganglienzellen,  die  einen  entsprechend  dicken 
und  langen  Ausläufer  aussenden.  Die  Fortsätze  verlaufen  in  der 
Längsrichtung;  ich  musste  das  Object  selbst  bei  schwachen  Ver- 
größerungen öfters  verschieben,  wenn  ich  sie  verfolgen  wollte.  Zwi- 
schen den  Nerven  sind  auch  häufiger  paarige  Zellen  anzutreffen,  die 
ihre  Fortsätze  zu  beiden  Nerven  entsenden.  Übrigens  sind  solche 
selten.  Die  tv p ische  Ganglienzelle  des  Cerelratulus -Rüssels 
ist  eine  einzelne  unipolare  Ganglienzelle,  deren  Größe 
sehr  variirt,  deren  Fortsätze  in  verschiedenen,  meist  in 
Längsrichtungen  ziehen,  um  schließlich  oft  erst  nach 
langen  Umwegen  in  einen  der  Nerven  einzubiegen  (Fig.  IS). 

Die  Zellen  sind  retortenförmig ,  birnfürmig  oder  kugelig.  Von 
ihrer  Structur  habe  ich  ein  Bildchen  beigefügt,  wie  es  häufig  beim 
Verblassen  der  Färbung  auffällt  (Taf.  15  Fig.  18a).  Es  zeigt  sich  da, 
dass  die  Zelle  aus  einem  Gerüst  aufgebaut  ist,  das  die  Farbe  noch 
hält,  und  einer  Zwischensubstanz,  welche  schon  völlig  hell  erscheint. 
Man  sieht  in  der  Zelle  Zellchen,  deren  W'ändc  jenes  Gerüst  bilden, 
das  einen  Inhalt,  die  entfiirbte  Substanz,  einschließt.  Die  Zellchen 
legen  sich  in  mehreren  kugelschaligen  Schichten  um  den  Kern  herum. 
Dem  entsprechend,  dass  die  beiden  Nerven  am  wenigsten  im  Polia- 
Rüssel  aus  dem  Anastomosenwerk  sich  herausheben,  ist  auch  der 
Ganglicnzellbesitz  des  Rüssels  noch  weniger  an  die  Seiten  dieser 
Nerven  concentrirt  als  im  Rüssel  von  Cerebratulus  rrwrginatus.  Der- 
selbe ist  aber  auch  keineswegs  sehr  imponirend.  Überall  findet  man, 
also  ziemlich  gleichmäßig,  birnförmige  Zellen  in  geringer  Menge  zer- 
streut, welche  den  Anastomosen  oder  den  Nerven  mit  kurzen  Stielen 
gleichsam  anhängen. 

Es  ist  mir  bisher  nicht  gelungen,  etwas  Uber  die  Innervirnng 
des  inneren  Rüsselepithels  von  Cerebratulus  marginatus  zu 


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Otto  Bürger 


erfahren.  Erst  bei  Eupolia  curia  und  delineata  erhielt  ich  Bilder,  die 
mir  auch  in  dieser  Frage  Aufschluss  gaben.  Hier  werden  in  der 
inneren  Epithelschicht ,  welche  sich  im  vorderen  RUsselabschnitt  zur 
Papillenschicht  differenzirt  hat.  in  allen  Abschnitten  des  RUssels 
durch  das  Methylenblau  lange  hakenförmige  Gebilde,  welche  gleich- 
mäßig und  reichlich  vertheilt  sind ,  kenntlich  gemacht.  Dieselben 
machen  den  bizarrsten  Eindruck,  sind  aber  dennoch  nicht  schwer  zu 
enträthselu  (Taf.  15  Fig.  22  und  23).  Sie  setzen  sich  nämlich  aus 
zwei  Zellen  zusammen  und  zwar  erstens  aus  einer  sehr  langen 
schmächtigen  Zelle,  einer  Pap  il  lenze  Ile,  mit  verdicktem  oberen 
Ende  und  einer  verstärkten  Basis,  welche  einen  kugeligen  Kern 
enthält,  und  sodann  aus  einer  anders  gestalteten  Zelle,  welche  sich 
quer  Uber  die  Basis  jener  gelegt  hat.  Diese  wird  nämlich  nur  durch 
einen  kleinen  spindeligen,  mehr  oder  minder  regelmäßig  geformten, 
sehr  intensiv  tingirten  Kern  und  einen  fadenartigen  Fortsatz  reprä- 
sentirt.  Es  ist  eine  Nervenzelle:  den  Fortsatz  können  wir  in  die 
Längsnerven  hinein  verfolgen.  Am  meisten  Mühe  macht  es  noch, 
den  kugeligen  Kern  der  Papillenzelle  festzustellen,  da  er  meist  ge- 
rade durch  den  Kern  der  Nervenzelle  verdeckt  wird  und  auch  nur 
undeutlich  durch  die  Färbung  hervortritt.  Indcss  das  öfters  geübte 
Abwarten  des  Verblassens  der  Präparate  führt  auch  hier  zum  Ziel. 
Die  Papillenzelle,  welche  immer  nur  einen  hellen  Farbenton  an- 
nimmt, ist  oft  bis  in  die  feinen  Fortsätze  hinein  hervorgehoben,  die 
von  ihrer  Basis  ausstrahlen  und  sich  in  die  Grundmembran  der  Pa- 
pillenschicht zerfasern.  Die  Nervenzelle  tritt  auch  nicht  immer  von 
der  Seite,  quer  an  die  Papillenzelle  heran,  sondern  ist  ihr  öfters  der 
Länge  nach  angedrückt.  Häufig  zeigte  sie  außer  dem  Kern  und- der 
zum  Nerv  ziehenden  Faser  noch  einen  kürzeren  Fortsatz,  der  Uber 
ihren  Kern  hinausragend  an  der  Papillenzelle  aufsteigt  und  der 
Iunervirung  dienen  wird. 

Die  gefärbten  Papillenzellen  zeigten  keine  andere  Beschaffenheit 
als  die  vielen  ungefärbt  gebliebenen.  Bei  der  großen  Anzahl  von 
Hussein,  welche  ich  uutersuchte,  fand  ich,  dass  die  Köpfe  sowohl 
jener  wie  dieser  bald  ein  zu  winzigen  Stäbchen  oder  KUgelchen 
geformtes  Secret  cuthielten,  bald  dieses  durchaus  homogen  erschien. 
Auch  in  dem  hinteren  Küsselcylinder,  der  sich  ja  bei  Eupolia  durch 
eine  Einschnürung  noch  auffällig  vom  vorderen  absetzt,  war  kein 
anderer  Unterschied  zwischen  den  Epithelzellen  —  die  Anordnung 
dieser  zu  Papillen  ist  im  hinteren  liüsselabschnitt  nicht  erfolgt  —  zu 
constatireu,  als  einzig  der  durch  die  Blaufärbung  eines  Theiles  derselben 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen. 


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markirtc.  Die  Zellen  sind  im  Vergleich  zu  denen  im  vorderen  Rüssel- 
cylinder  kürzer  und  gedrungener. 

Merkwürdigerweise  war  auch  die  Zahl  der  gefärbten  Zellen  im 
Rüssel  von  Eupolia  höchst  Constant.  In  den  allermeisten  der  In- 
jectionspräparate  bekam  ich  nur  durchweg  eine  gefärbte  Zelle  in 
der  Papille.  Aber  es  gab  doch  einige  wenige  Ausnahmen,  in  denen 
sich  mehrere  Zellen  gefärbt  hatten.  Das  bestärkt  mich  in  der  natür- 
lichen Ansicht,  dass  alle  Zellen  der  Papille,  welche  dieselbe  Gestalt 
und  denselben  Inhalt  wie  die  gefärbten  zu  besitzen  scheinen,  auch 
physiologisch  gleichbedeutend  sind  und  demnach  auch  der  Iunerviruug 
nicht  ermangeln  werden  Fig.  22). 

Noch  ein  paar  Worte  habe  ich  über  einige  sonderbare,  mir 
ziemlich  unerklärliche  Befunde,  die  ich  durch  die  Färbung  im 
Muskelschlauch  des  Rüssels  machte,  anzufügen. 

Im  Rüssel  von  Eupolia  liegt  die  Nervenschicht  bekanntlich  un- 
mittelbar unter  dem  Papillenlager,  während  sich  bei  Üerebratulus  noch 
Muskelschichten  auch  zwischen  der  Nervenschicht  und  derjenigen 
der  Papillen  befinden. 

Es  kommen  bei  Eupolia  nicht  allein  in  der  Nervenschicht  große 
Zellen  vor,  sondern  auch  in  der  Muskulatur  befinden  sich  solche 
(Fig.  32  a  u.  b). 

Wir  erkannten  die  Verbindung  der  Zellen  der  Nervenschicht  mit 
den  Rttsselnerven  und  durfteu  sie  mit  Bestimmtheit  Gauglienzellen 
nennen ,  konnten  auch  sie  selbst  und  ihre  Fortsätze  bei  der  Be- 
sprechung des  Cerebratulus -Rüssels,  welcher,  was  die  Ganglienzellen 
und  ihre  Fortsätze  anbetrifft,  entsprechende  Verhältnisse  bietet  wie 
der  Rüssel  von  Eupolia,  eingehender  charakterisiren. 

Eine  bestimmte  Benennung  der  großen  Zellen  in  der  Muskulatur 
möchte  ich  dagegen  gern  vermeiden,  da  ich  damit  leicht  schon  mehr 
und  Bestimmteres  sagen  könnte,  als  es  in  meiner  Absicht  liegt.  Ich 
schildere  mithin  nur,  was  mir  an  ihnen  bemerkenswerth  erschien. 
Diese  Zellen,  große,  kugelige  Gebilde,  hefteu  sich  mit  einem  oder 
zwei  feinen  Fortsätzen  an  eine  intensiv  gefärbte  Fibrille,  die  ring- 
förmig oder  längs  verläuft.  Es  fiel  mir  sehr  auf,  dass  diese  Fibrillen 
immer  genau  so  zogen  wie  die  Fibrillen  entsprechender  Muskel- 
schichten, dass  sie,  wie  auch  eine  Muskelti brille  in  der  Mitte  am 
dicksten  ist,  sich  nach  den  Enden  zu  verjüngen  und  in  je  eine  feine 
Spitze  ausziehen.  Die  Fibrillen  verbinden  sich  nicht  mit  einander, 
wenn  die  eine  aufhört,  beginnt  die  andere.  Man  sollte  sie  nach 
ihrem  Aussehen  für  gefärbte  Muskelfibrillcn  halten,  aber  sie  sind  sehr 


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Otto  Bürger 


fein  gekörnt,  und  die  hyaline  Muskelfibrille,  der  sie  anliegen,  ist 
außerdem  sehr  scharf  von  der  gefärbten  Fibrille  abgehoben,  trotzdem 
die  hyaline  Muskelfibrille  sich  nicht  im  geringsten  tingirt  hat.  So 
habe  ich  auch  nur  an  die  Möglichkeit  gedacht,  dass  sich  die  Zell- 
substanz der  Muskelfibrille  gefärbt  habe  und  nun  diese  rätsel- 
haften Bilder  veranlasse,  indem  dann  die  großen  Zellen  für  den 
Plasmaleib  der  Muskelfibrille  zu  halten  wären.  Jedenfalls  hätten  wir 
eine  merkwürdige  Muskelfaser  im  Rüssel  der  Eupolia  (ich  fand  bei 
delineata  und  curia  genau  dasselbe),  zumal  im  hinteren  engen  Rüssel- 
abschnitt, wo  die  Zellen  an  den  Ringfasern  eine  ganz  enorme  Größe 
erreichen,  dass  sie  in  gar  keinem  Verhältnis  stehen  zur  Muskelfibrille 
und  dem  dünnen  Rüssclrohre  selbst.  Das  wäre  ja  eine  Nematoden- 
muskelfaser  par  excellcnce! 

Leider  ist  meines  Wissens  die  Technik  der  Methylenblaufärbung 
noch  nicht  so  weit  fortgeschritten,  dass  mau  das  mit  diesem  Blau 
tingirte  Objcct  auch  noch  anders  färben  könnte,  um  andere  Elemente 
gleichzeitig  studiren  zu  können.  leb  versuchte  es,  die  auf  bekanntem 
Wege  fixirten  Objecto  mit  Anilinfarben  zu  behandeln,  aber  ohne  den 
gewünschten  Erfolg.  So  habe  ich  warten  müssen,  bis  ich  ab  und  zu 
Muskeln* brillen  neben  ihren  Kernen  vollständig  auch  durch  das  Me- 
thylenblau gefärbt  bekam.  Dann  durfte  ich  mich  jedes  Mal  davon 
versichern,  dass  diese  sich  ganz  so,  wie  ich  sie  kennen  gelernt  hatte, 
verhielten  (Taf.  15  Fig.  '.Via  und  32£). 

Der  breiten  (im  Verhältnis  zu  den  sehr  feinen  gofärbten  Fibrillen, 
die  ich  vorhin  beschrieb) ,  glänzenden  Muskelfibrille,  deren  contractile 
Substanz  nur  leicht  gebläut  ist  und  sehr  hyalin  erscheint,  ist  ein 
kleiner  ovaler  Kern  angedrückt,  von  dem  jederseits  ein  dünner 
Plasmastreif  ausstrahlt,  der  schon  eher  an  die  gefärbte  Fibrille  er- 
innern konnte.  Leider  traten  an  solchen  Objecten  aber  die  großen 
kugeligen  Zellen  nicht  hervor. 

Für  Muskelzellen  halte  ich  die  großen  Zellen  demnach  nicht, 
sondern  weit  eher  für  solche,  die  im  Dienst  der  nervösen  Function 
stehen.  —  Das  Merkwürdigste  aber  sind  endlich  feine  blaue  Fibrillen, 
die  diagonal  verlaufen  und  sieh  zwischen  Muskelfibrillcnzügen  gleichen 
Verlaufes  kreuzen.  Sie  bilden  ein  dichtes  Kreuzgitterwerk  im  Muskel- 
schlauch des  Rüssels.  Es  sind  nun  aber  immer  zwei  Fibrillen  am 
Kreuzungspunkte  verklebt.  Es  zeigt  sich  nämlich,  dass  immer  zwei 
Fibrillen  zusammengehören  und  je  zwei  mit  entgegengesetztem  Ver- 
lauf bilden  ein  Paar.  Beide  Fibrillen  kreuzen  einander  genau  in 
der  Mitte.    Die  Verklebung  besorgt  ein  schwach  tingirtes  Plasma 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen.  235 

• 

mit  körnigem  Saum,  das  sich  an  jedem  der  vier  Strahlen  der  Fi- 
brillen vom  Kreuzungspunkte  aus  noch  etwas  entlang  zieht.  An  der 
nämlichen  Stelle  liegt  immer  ein  stark  gefärbter  Kern.  Die  Ver- 
klebung der  Fibrillen  besorgt  mithin  eine  Zelle. 

Die  diagonalen  Fibrillen  verhalten  sich  übrigens  ganz  eben  so, 
wie  die  rings-  und  längsverlaufenden,  man  könnte  an  sie  dieselben 
Vermnthungen  anknüpfen  und  würde  dann  ein  diagonales  Muskel- 
paar mit  einem  Kern  erhalten  —  oder  zwei  diagonale  Muskelfibrilleu, 
an  deren  Kreuzungspunkte  eine  Nervenzelle  liegt.  Vergegenwärtige 
ich  mir  noch  einmal  den  Eindruck,  den  mir  die  vielen  Bilder  gemacht 
haben,  die  ich  immer  wieder  durchmusterte,  um  zur  Klarheit  zu  ge- 
langen, so  scheint  es  mir,  dass  sich  in  der  That  das  Zellplasma 
der  Muskelzellen  gefärbt  hat  und  dieses  die  in  den  verschiedenen 
Richtungen  verlaufenden  gefärbten  körnigen  Fibrillen  vorstellen, 
dass  aber  die  anliegenden  Zellen,  die  mit  jenem  nur  lose  durch 
Fortsätze  verknüpft  sind,  nicht  den  eigentlichen  kernführenden  Leib 
der  Muskelzelle  zeigen,  sondern  dass  es  Nervenzellen  sind,  ähnlich 
solchen,  wie  wir  sie  an  den  Papillenzellen  desselben  Rüssels  be- 
schrieben. Es  wäre  mithin  auch  die  Zelle  am  Kreuzungspunkte  der 
diagonalen  Fibrillen  eine  Nervenzelle. 

Das  Hindernis,  welches  einer  exaeten  Erklärung  der  eigentüm- 
lichen Bilder  im  Wege  steht,  besteht  darin,  dass  ich  niemals  in  jenen 
feinsten,  längs  und  rings  verlaufenden  Fibrillen  in  einem  Bilde  einen 
Kern  sah  und  außerdem  nuch  die  große  Zelle  an  ihnen.  Nie  fand 
ich  solch  merkwürdige  große  Zellen  an  den  diagonalen  Fibrillen  — 
ich  glaube  demnach,  dass  die  Zellen  am  Kreuzungspunkte  dieser  den 
kugeligen  Zellen  an  den  Ring-  und  Längsübrillen  entsprechen. 

Dazu  kommt,  dass  ich  Uber  die  Innervirung  des  Rüsselmuskel- 
schlauches  der  Eupolien  nichts  habe  auffinden  können. 

Studien  zum  centralen  Nervensystem. 

Um  dasselbe  zu  studiren,  habe  ich  es  vortheilhaft  gefunden,  ein  - 
fach ein  kurzes  Stück  einer  injicirten  Nemertine  mäßig  unter  dem 
Deckglas  zu  pressen.  Man  wird  alsdann  einen  Einblick  in  den  Bau 
des  Lateralnerven  eher  und  besser  bekommen,  als  wenn  mau  den- 
selben aus  dem  Körper  herauspräpariren  wollte,  eine  Manipulation, 
die,  wenn  sie  auch  nicht  schwierig  ist,  so  doch  immer  Zeit  genug 
kostet,  dass  während  derselben  die  Feinheiten  der  Färbung  verloren 
gehen;  und  so  viel  ich  erfahren  habe,  wird  die  Vollkommenheit  der 

Mittheilungeo  a.  d.  Zoolog.  Station  xn  Noapel.   Bd.  10.  J  6 


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Färbung  sogar  stärker  beeinträchtigt,  als  es  der  geringe  Zeitverlust 
erklären  könnte  —  ich  glaube  durch  Berührung  der  injicirten  Gewebe 
mit  Stahliustrumcnten.  Diese  vermied  ich  und  suchte  sie ,  wenn  ich 
präpariren  musste,  durch  Stachel  und  Spatel  von  Horn  zu  ersetzen. 
Am  Seitenstamm  z.  B.  eines  Cerebratulus  marginatm  fällt  es  sofort 
auf,  dass  nicht  die  gesammte  Centraisubstanz,  sondern  nur 
ein  Theil  derselben  durch  das  Methylenblau  tingirt  ist.  Ähn- 
lich  wie  im  Küssclnerven  haben  sich  in  der  Gesammtmasse 
der  Central-  oder  Puuktsubstanz,  um  diese  allbekannte  Bezeich- 
nung für  den  fibrillären  Theil  des  Nervensystems  der  Wirbellosen 
anzuwenden,  nur  bestimmte  Züge  gefärbt.  So  viel  Seitenstämme 
man  immer  untersuchen  wird,  man  wird  immer  dieselben  Züge  wieder 
gefärbt  finden,  d.  h.  im  Seiteustamm  des  noch  lebenden  Körpers.  Eine 
Färbung  der  gesammten  Puuktsubstanz  ist  eine  postmortale  Erscheinung. 
Die  Züge  bilden  in  der  Fibrillenmassc  einen  Strang  für  sich,  analog 
dem  Centraistrang  der  Küssclnerven.  Doch  sind  es  im  Seitenstamm  von 
Cerebratulus  marginatm  ihrer  zwei.  Der  eine,  peripher  gelegene,  ist 
tief  blau  gefärbt,  der  andere,  centrale,  hat  aber  nur  eine  hellblaue 
Färbung  angenommen.  Außer  diesen  beiden  Strängen  tingi  reu  sich 
die  Ganglienzellen,  die  die  Seitenstämme  bekanntlich  als  eine  obere 
und  untere  Schicht  bekleiden.  Ein  lateraler  und  medialer  Ganglien- 
belag fehlt  Taf.  15  Fig.  25  u.  20). 

Es  sind  die  Ganglienzellen,  die  Centralsträngc  und  ihre  gegen- 
seitigen Beziehungen  zu  besprechen. 

Die  Ganglienzellen  sind  blaue  Birnen  von  verschiedener  Größe. 
Ich  habe  früher 1  am  Seitenstamm  ihren  Dimensionen  gemäß  drei  Arten 
unterschieden  :  1)  mittelgroße  als  Art  II  —  die  kleinen,  Art  I.  kommen 
ausschließlich  dem  Gehirn  zu  — ;  2)  große,  Art  III.  und  3}  colossale, 
Art  IV,  letztere  als  Neurochordzellen.  Diese  drei  Arten  bringt  auch 
die  neue  Färbeniethode  zum  Ausdruck.  Alle  Ganglienzellen  sind 
unipolar,  d.  h.  sie  besitzen  nur  einen  einzigen  Fortsatz,  und  dieser 
wendet  sich,  so  viel  ich  constatiren  konnte,  immer  in  die  Centrai- 
substanz der  Seitenstämme.  Die  Gauglienzellen  sind  in  ein  lockeres 
Hüllgewebe  eingebettet,  das  sich  nicht  gefärbt  hat.  aber  von  Natur 
eine  gelbe  bis  röthliche  Färbung  in  Folge  von  eingelagerten  Pigment- 
körnern besitzt.  Die  Fortsätze  der  Ganglienzellen  mit  Ausnahme 
derjenigen  der  Neurochordzellen,  von  denen  ich  noch  reden  werde, 
zeigen  perlschnurartige  Verdickungen,  die  bei  den  dünneren  nur 


1  Up.  cit.  pag.  106. 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen. 


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Körnchen  gleichen.  Die  Fortsätze,  die  Stammfortsätze  nach  Retzius. 
sind  in  der  Centraisubstanz  auf  lange  Strecken  weiter  zu  verfolgen. 
Viele  derselben  legen  sich  zusammen  zu  einer  Gemeinschaft,  sie  bilden 
schon  Faserzllge  und  diese  erst  schließen  sich  dem  Centraistrang  und 
zwar  dem  intensiv  gefärbten  an;  viele  streben  einzeln  för  sich  direct 
jenem  zn  und  verlieren  sich  in  ihm,  d.  h.  sie  entziehen  sich  im 
Centraistrang  dem  Auge  des  Beobachters.  Die  Fortsätze  der  kleineren 
Ganglienzellen  verfolgen  wir  als  gekörnte  Fibrillen,  die  der  größeren 
als  ziemlich  dicke  Fäden  mit  recht  beträchtlichen  Anschwellungen. 

Weil  sämmtliche  Fortsatzfibrillen,  wie  ich  die  Sta  mmfort- 
sätze  der  Ganglienzellen  I — III  nennen  möchte,  in  den  Centra  I- 
strang  übergehen,  da.  wie  wir  ferner  sehen  werden,  die  austreten- 
den Nervenfasern  (Analoga  der  Nervenfasern  der  Spinalnerven  nur 
vom  Centraistrang  entspringen,  so  ist  dieser  nichts  Anderes  als 
das  Bündel  der  Stammfortsätze  der  Ganglienzellen  und  voll- 
ständig eine  dem  Centraistrang  im  Rüsselnerven  gleichartige  Bildung. 
Die  Neu rochord zellen  entsenden  den  einzigen  Fortsatz  gleich- 
falls in  die  Centraisubstanz  des  Seitenstammes.  Derselbe  ist 
aber,  wie  auch  die  Nenrochordzelle ,  nur  hellblau,  wasserblau,  um 
den  Eindruck  der  Präparate  wiederzugeben,  gefärbt.  Er  stellt  nicht 
eine  feine  Fibrille  dar,  die  sich  schwer  messen  ließe,  sondern  einen 
wenn  auch  sehr  feinen  Cvlinder.  Seine  Contouren  aber  sind  rauh, 
zackig,  wie  zerfasert.  Es  charakterisiren  ihn  nicht  die  perlschnur- 
artigen Verdickungen,  die  an  den  Stammfortsätzen  der  anderen  Gan- 
glienzellen so  sehr  auffallen.  Sein  Stamm fortsatz ,  ein  Fortsatz- 
cylinder,  ist  gleichfalls  weit  im  Seitenstamm  hinauf  oder  hinab  zu 
verfolgen,  bis  er  sich  dem  mehr  central  gelegenen  Bündel  der  hell- 
blauen Stamm fortsätze  anschließt.  Dem  ersten  Abschnitt  des  Stamm- 
fortsatzes, demjenigen,  welcher  noch  außerhalb  der  Centraisubstanz 
liegt,  entsprechend  ist  auch  der  Fortsatzcy linder  der  Nenrochordzelle 
in  seinem  weiteren  Verlauf  innerhalb  der  Centraisubstanz  zu  be- 
schreiben: als  mit  zackigen  Contouren  versehen,  der  Verdickungen 
ermangelnd.  So  erscheint  der  ganze  hellblaue  Strang,  zu  dem  sich 
die  Stammfortsätze  der  Neurochordzellen  zusammenfügen,  nur  aus 
eben  solchen  Cylindern  zusammengesetzt,  die  sich  deutlich  in  ihm 
einzeln  abheben.  Dieser  hellblaue  Strang  ist  derjenige  der  Neuro- 
chorde. 

Die  nervösen  Fibrillen  der  Centraisubstanz,  mit  welchen  die 
Ganglieuzellfortsätze  in  Verbindung  treten ,  sind  in  der  Regel  in 
ihrer  ganzen  Länge  außerordentlich  fein  und  gleichen  zartesten  Fäden, 

16* 


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Otto  Bürger 


an  denen  die  Verdickungen,  die  hier  oft  prismatische  Formen  zeigen, 
wie  Perlen  aufgereiht  sind.  Nur  stellenweise  sind  sie  in  manchen 
Abschnitten  dick  angeschwollen,  so  dass  man  sie  mit  den  Neuro- 
chorden verwechseln  könnte,  wenn  sie  sich  nicht  immer  viel  intensiver 
als  jene  färbten.  Nichtsdestoweniger  hat  man  Fortsatz  Fibrillen  von 
verschiedener  Feinheit.  Die  der  größeren  Ganglienzellen  sind  nicht 
so  fein,  wie  die  der  kleineren,  die  sich  in  ganz  außerordentlich 
zarten  Fasern  fortsetzen. 

Um  in  den  Bau  des  Seitenstammes  einzudringen,  ist  es  vorteil- 
haft, einen  Körperabschnitt  nach  der  Angabe  von  Retzius  mit  Gly- 
cerin,  dem  etwas  pikrinsaures  Ammoniak  zugesetzt  ist,  aufzuhellen; 
ich  wandte  das  Glycerin  in  fast  concentrirter  Lösung  auch  ohne  jenen 
Zusatz  mit  gutem  Erfolg  an.  Dann  wird  man  von  der  Structur  der 
Centraisubstanz  oft  ein  vorzügliches  Bild  bekommen,  man  wird  ein 
und  dieselbe  Nervenfaser  viele  Millimeter  lang  im  Auge  haben  und 
nicht  selten  am  einen  Ende  eines  Seitenstamm -Bruchstückes  (ich 
hatte  solche  von  1 — 2  cm  Länge  unter  dem  Mikroskop)  ihre  Verbin- 
dung mit  der  Ganglienzelle  constatiren  können,  am  anderen  Ende 
aber  sie  austreten  und  als  Faser,  die  in  den  Hautmuskelschlauch 
hineindringt,  sogar  in  diesem  noch  halbwegs  bis  zur  Körpermitte 
weiter  ihre  Bahn  ziehen  sehen  Aber  ich  constatirte  auch,  dass  der 
Fortsatz  einer  Ganglienzelle  in  eine  Faser  der  Centraisubstanz  Uber- 
ging, die  unmittelbar  darauf  aus  dem  Seitenstamm  abging  (Fig.  25). 

Wenn  ich  von  einer  Fortsatzfibrille  oder  einem  Fortsatzcylinder 
sprach  und  es  vermied,  an  Stelle  dessen  durchweg  vom  Stammfortsatz 
zu  reden,  oder  sagte,  der  Fortsatz  der  Ganglienzclle  trete  mit  der 
Fibrille  oder  Faser  der  Centraisubstanz  in  Verbindung,  so  geschah 
dies,  um  einen  gewissen  augenscheinlichen  Gegensatz  anzudeuten, 
durch  den  sich  Ganglienzell fortsatz  und  Fortsatzfibrille  oder  -Cy linder, 
d.  h.  ein  kurzer  Abschnitt  des  in  die  Centraisubstanz  eintretenden 
Ganglienzellausläufers  auch  noch  innerhalb  dieser  von  einem  bei 
Weitem  längeren  Fortsatz  (eben  der  Fortsatzfibrille  oder  dem  Fortsatz- 
cylinder; recht  häufig  unterscheiden  lassen.  Die  Fibrille  der 
Centraisubstanz  stellt  nicht  dem  Bilde  nach  einfach  im 
Seitenstamm  der  Nemertinen  den  verlängerten  Stammfort- 
satz der  Ganglienzclle  dar  Fig.  20  a-,  y  u.  Fig.  27).  Nämlich  der 


1  Es  ist  zu  bemerken,  dass  die  Figuren  Taf.  15  Fig.  24  u.  folg.),  auf  denen 
derartige  Bilder  wiedergegeben  wurden,  um  Raum  zu  sparen,  in  der  Längs- 
.iiisdebnung  sohr  verkürzt  wurden. 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen.  239 

Fortsatz  einer  G angli enzelle  verjüngt  eich  in  der  Centraisubstanz  oft 
bis  in  eine  recht  feine  Spitze  und  tritt  mit  dieser  an  die  Fibrille 
heran,  die  häufig  diesen  Stammfortsatz  Uberhaupt,  jedenfalls  aber 
sein  verjüngtes  Ende  sehr  an  Dicke  übertrifft.  Merkwürdig  ist  be- 
sonders die  starke  Anschwellung,  welche  die  Fibrille  an  dem  Punkte, 
wo  sie  mit  dem  Stammfortsatz  zusammentrifft,  fast  regelmäßig  be- 
sitzt. Auch  die  Art,  wie  Stammfortsatz  und  Fibrille  mit  einander 
verschmelzen,  ist  eigenthümlich.  Da  fügt  es  sich  oft,  dass  der  sanfte 
Übergang  mittels  einer  Curve,  mit  welcher  der  Stammfortsatz  um- 
biegen sollte,  um  in  der  zum  Eintritt  entgegengesetzten  Richtung  als 
Fibrille  (Faser)  weiterzuziehen,  ganz  fehlt;  sondern  im  spitzen  Winkel 
selbst  treffen  sich  vielfach  Fortsatz  und  Fibrille.  Charakteristisch 
schon  ist  es.  dass  man  Uberhaupt  in  zahlreichen  Fällen  scharf  den 
Punkt  kennzeichnen  kann  :  hier  hört  der  Stammfortsatz  der  Ganglien- 
zelle auf  und  es  beginnt  hier  die  Nervenfibrille  der  Centraisubstanz 
des  SeitenBtammes.  Diese  Fibrille  durchzieht  die  Centraisubstanz 
des  Seitenstammes  in  gleicher  Stärke.  Sie  gabelt  sich  nicht,  sie 
löst  sich  nicht  auf,  sie  bildet  weder  ein  Maschenwerk  noch  anastomo- 
sirt  sie  mit  ihres  Gleichen.  Sie  documentili  sich  stets  als  ein  einziger 
dünner  oder  dicker  Faden.  Aber  sie  giebt  äußerst  feine  Fädchen 
ab,  so  fein,  dass  sie  die  Zeichenfeder  noch  immer  zu  dick  darstellt 
Diese  Nervenfaserästchen,  welche  meist  rechtwinklig  von  ihr  rings 
ausstrahlen,  erscheinen  wie  punktirt.  Sie  verästeln  sich,  die  Äst- 
chen zeigen  wie  die  Fasern  selbst  die  an  der  peripheren  Nervenfaser 
so  oft  auffälligen  zickzackartigen  Knickungen.  Sie  durchflechten  den 
Centraistrang  und  durchsetzen  auch  die  übrige  Masse  der  Centrai- 
substanz des  Seitenstammes.  Es  sind  die  Nebenfortsätze,  welche 
freilich  anders  aussehen  als  die  von  Retzius»  gezeichneten  der 
Stammfortsätze  im  Bauchmark  von  Astacus fluviatili*.  Unsere  Neben- 
fortsätze entspringen  den  Verdickungen  der  Fibrillen.  Starke,  kurze 
Äste,  wie  knorrige  Verdickungen  aussehend,  entspringen  von  den  un- 
regelmäßigen Anschwellungen  am  Verschmelzungspunkte  von  Stamm- 
fortsatz und  Fibrille  oder  auch  sonst  ab  und  zu  von  besonders  starken 
Verdickungen  im  Verlaufe  der  Fibrillen,  dann  auch  kleine  kolben- 
artige und  knollige  Anhängsel  bildend  (Fig.  26  u.  27).  Ich  glaube 
auch,  sie  als  Nebenfortsätze  deuten  zu  müssen  im  Sinne  von  Retzius. 
Nichts  von  Nebenfortsätzen,  Uberhaupt  nichts  von  Verzweigung  habe 
ich  an  den  Neuroehordeu  nachzuweisen  vermocht.     Ich  habe  auch 


'  Op.  cit.  Taf.  3. 


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Otto  Bürger 


in  keinem  Falle  den  Abgang  eines  solchen  in  die  Kürperwand 
beobachten  können,  obwohl  ich  mein  besonderes  Augenmerk  auf 
diesen  Punkt  gerichtet  hatte. 

Schließlich  muss  ich  noch  hinzufügen,  dass  eine  Nervenfibrille 
der  Gentraisubstanz  nicht  immer  ausschließlich  zu  einer  Ganglien- 
zelle zu  gehören  scheint.  So  sah  ich  zweifellos,  dass  einmal  die 
Fortsätze  von  zwei  großen  Ganglienzellen  sich  au  die  bewusste  End- 
anschwellung der  Fibrille  hefteten,  sich  also  die  Fortsatzfibrille,  die 
als  einziger  Faden  fortlief  und  lange  verfolgt  wurde,  gewissermaßen 
in  zwei  Stamm fortsätze  von  Ganglienzellen  gabelte  (Fig.  2üy).  —  Aber 
vor  Allem  fand  ich,  dass  sich  an  eine  sehr  feine  Fibrille,  deren  Ver- 
knüpfung mit  einer  Endganglienzelle  ich  constatirt  hatte,  in  ihrem 
Verlaufe  noch  mehrere  Stammfortsätze  anderer  Ganglienzellen  an- 
schlössen und  sich  jedes  Mal  mit  einer  Verdickung  an  sie  hefteten. 
Es  ist  kaum  ein  Irrthum  möglich  gewesen,  denn  durch  Hin-  und  Ucr- 
sehieben  des  Deckglases  konute  ich  die  Elemente  des  Seitenstammes 
ziemlich  beträchtlich  verziehen,  Fibrillen  und  Stammfortsätze  spannen 
und  zerren,  Manipulationen,  die  zur  Orientirung  das  Beste  thun.  In 
diesem  Falle  verzog  sich  mit  den  Ganglienzellen  und  deren  Fortsatz 
gerade  die  Fibrille  mit,  an  die  ich  dieselben  augeheftet  gefunden 
hatte.  Es  ist  diese  Beobachtung  nicht  selten  gewesen  ;  so  finden  wir 
auch  bei  der  Untersuchung  des  Seitenstammes  von  Eupolia  delineata 
jene  eigentümlichen  Verhältnisse  auf.  Zur  Controlle  meiner.  Unter- 
suchungen des  Seitenstammes  von  Cerebratulus  marginatus  habe  ich 
auch  außer  deneu  von  Eupolia  delineata  jene  von  Drepanophorus  und 
Nemertes  grucilix  untersucht.  Ich  fand  zwar  theil weise  andere  Bau- 
verhältui8se ,  sonst  aber  eine  Bestätigung  der  vorgetragenen  Be- 
obachtungen. 

Meine  Tinctioneu  des  Gehirnes  ließen  zu  wünschen  übrig. 
Nur  einige  hübsche  Färbungen  des  Ganglienbelages  setzen  mich  in 
die  Lage,  hier  noch  einmal  versichern  zu  können,  dass  derselbe 
gleichfalls  nur  aus  unipolaren  Zellen  besteht. 

Untersuchungen  über  das  Nervensystem  der  Körperwand. 

Hubrecht  1  beschrieb  bekanntlich  bei  verschiedenen  waffenlosen 
Nemertinen  eine  periphere  Nervenschicht  zwischen  King-  und  äußerer 
Längsmuskulatur.   In  meinen  histologischen  Untersuchungen  kam  ich 


1  Tbe  peripheral  nervous  system  ete.  iu:  Q.  Jouin.  Micr.  Sc.  (2,  Vol.  20.  1880. 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen. 


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seiner  Zeit  zu  der  Überzeugung,  dass  diese  .Schicht  mit  aus  den  Ele- 
menten des  Biudegewebes  sich  zusammensetzt,  das  ich  als  ein  be- 
sonderes Hüllgewebe,  als  pigmentfUhreudes  HUllgewebe,  dem  Neuri- 
lemma  gegenüberstellte  und  von  diesem  scharf  trennte. 

Meine  jetzigen  Untersuchungen  haben  mir  gezeigt,  dass  ich  früher 
richtig  gesehen  habe.  Die  periphere  Nervenschicht  besteht  in  der 
That  aus  dem  nämlichen  Hüllgewebe,  das  in  einer  Modification  die 
Ganglienzellen,  in  der  anderen,  wie  ich  es  früher  angeben  konnte, 
die  Nervenfibrillen  der  Centraisubstanz  einbettet.  Es  ist  bei  manchen 
Nemertinen  sehr  stark  pigmentirt,  so  bei  Borlasia  Elizabethae.  wo, 
wie  die  Seitenstämme,  eine  feine  Schicht  zwischen  King-  und  Längs- 
rauskulatur  blutroth  aussieht.  Dies  Gewebe  ist  auch  nicht  auf  die 
dünne  Schicht  beschränkt,  es  durchsetzt  auch  die  Muskelschichten. 

Aber  dieses  pigmentirte  HUllgewebe  birgt  die  Nerven  :  denn  dass 
die  den  Seitenstämmen  entspringenden  Nerveutibrillen  unserer  Anopla 
zwischen  Ring-  nnd  Längsmuskulatur  eindringen,  wurde  bereits  im 
vorigen  Abschnitt  gesagt.  Eben  so  ist  hervorgehoben  worden,  dass  ich 
diese  Nerventibrillen  in  anderer  Richtung  oft  bis  an  eine  Ganglien- 
zelle verfolgen  konnte. 

Die  Nervenfibrillen  gehen  unter  einem  stumpfen  Winkel  aus  dem 
Seitenstamm  ab,  die  vom  Schwanzende  kommenden  Fibrillen  treten 
in  der  Richtung  nach  vorn  aus,  umgekehrt  die  von  vorn  nach  hinten 
ziehenden.  Beide  Arten  kreuzen  sich  daher,  da  der  Austritt  der 
Nervenfibrillen  in  ganz  hervorragender  Weise  einseitig  in  derselben 
Ebene  unter  derselben  Neigung  erfolgt;  man  könnte  sagen,  die  Fibril- 
len bilden  einen  Kamm  am  Seitenstamme,  dessen  Zähne  Uber  Kreuz 
stehen.  Der  Ringmuskelschicht  sich  anlegend,  stellen  sie  ein  Gitter- 
werk mit  gekreuzten  Stäben  dar. 

In  der  Regel  trat  nur  je  eine  Nervenfibrille  am  selben  Punkte  ans 
dem  Seitenstamme  heraus  ;  nur  selten  beobachtete  ich  den  gleichzeiti- 
gen Abgang  von  zwei  und  höchstens  drei.  Wie  wir  große  und  mittel- 
große Ganglienzellen  und  demgemäß  feine  und  sehr  feine  Fibrillen  in 
der  Centralsnbstanz  unterscheiden,  so  sehen  wir  zwei  durch  ihre  Stärke 
verschiedene  Nervenfaserarten  dem  Seitenstamm  entspringen.  Beide 
aber  machen  den  gleichen  seltsamen  Eindruck  durch  die  perlschnur- 
artigen Verdickungen,  die  auch  an  ihneu,  und  zwar  noch  viel  reich- 
licher als  an  den  Nervenfibrillen  in  der  Centraisubstanz,  aufgereiht 
sind  (Fig.  24). 

Aber  es  sind  nicht  allein  Verdickungen,  die  auch  diese  charakte- 
risiren,  sondern  birnformige  Anhängsel,  welche  oft  die  Größe  der 


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Otto  Bürger 


Ganglienzellart,  zu  der  die  stärkeren  Nervenfasern  schließlich  hin- 
führen, erreichen.  Die  feinen  Fasern  besitzen  entsprechend  winzige 
Anschwellungen  und  Anhängsel,  die  aber  dagegen  sehr  dicht  auf- 
gereiht sind.  Die  hängenden  Birnen  mit  dem  kurzen  Stiel  und  die 
kugligen  oder  ovalen  dicken  Anschwellungen,  als  welche  jene  Ge- 
bilde, die  den  Nervenfasern  unmittelbar  angedruckt  sind,  auch  oft  er- 
scheinen, sind  Zellen,  in  denen  ich  habe  Kerne  nachweisen  können 
(Fig.  28).  Sollten  diese  Zellen,  welche  der  Nervenfaser  anliegen, 
einer  Scheide,  welche  um  dieselbe  gebildet  ist,  angehören"?  Eine 
solche  nachzuweisen  ist  mir  freilich  bei  der  Feinheit  auch  der  stär- 
keren der  Nervenfasern  nicht  gelungen,  indess  wttsste  ich  kaum, 
wie  sie  anders  zu  deuten  wären. 

Das  letzte  Ende  einer  Nervenfaser,  das  ich  immer  nur  constatiren 
konnte,  war  eine  feine  Spitze,  in  die  sie  sich  schließlich  auszog, 
nachdem  sie  sich  schon  mehr  und  mehr  verjüngt  hatte;  diese  Spitze 
endigt  in  der  Muskulatur.  Ich  habe  also  an  der  Fibrille  weder 
in  ihrem  Verlaufe  noch  am  Ende  eine  Art  Verzweigung  feststellen 
können;  letzteres  wird  wahrscheinlich  ein  Mangel  der  erzielten  Fär- 
bung sein,  den  es  mir  leider  nicht  bei  Cerebraiulus  und  Eupolia  zu 
beseitigen  gelang.  Indess  bei  einer  bewaffneten  Nemertine,  Drepano- 
phorws  rubrostriatus ,  bekam  ich  sehr  schön  die  Iunervirung  querer 
Muskelzüge,  welche  die  Kopfspitze  vor  dem  Gehirn  durchsetzen. 
Genau  verfolgte  icli  drei  Nervenfasern,  welche  medial  vom  Seiten- 
stamme hinter  dem  Gehirn  abgingen.  Sie  zogen  über  dasselbe  hin- 
weg nach  vorn  und  verästelten  sich  zwischen  den  Muskelzellen  jenes 
Muskelzugcs.  Die  Ästchen  besaßen  beträchtlich  große  Anschwellun- 
gen, mit  denen  sie  entweder  endigten,  oder  von  denen  nur  noch  ein 
winziges  Fäscrchen  ausstrahlte.  Sie  waren  außerdem  auch  mit  Knöt- 
chen besetzt.  Aber  auch  vor  der  Verästelung  besaßen  die  Nerven- 
fasern varicöse  Verdickungen.  Von  Retzius'  Zeichnung  der  Innervi- 
rung  quergestreifter  Arthropodenmuskcln  weicht  die  bei  dieser  Ne- 
mertine studirte  im  Schema  nicht  ab  (Taf.  15  Fig.  30). 

Ferner  orientirte  ich  mich  über  den  Bau  des  großen  Rücken- 
nerven.  Dieser  ist  wie  ein  RUsselnerv  gebaut.  Es  gehen  von  ihm 
jene  seitlichen  Faserzüge  ab,  die  von  Uubrecht  als  metamere  be- 
schrieben wurden,  von  deren  Art  des  Abgehens  ich  aber  einen  solch 
regelmäßigen  Eindruck  nicht  bekommen  konnte.  Der  RUckcnnerv 
besteht  vor  Allem  aus  dem  im  Rüsselnerven  besprochenen  und  ge- 
würdigten Bindegewebe  mit  den  großen  Hügligen  Kernen;  auch  die 
Geweb8massen.  die  seitlich  von  ihm  so  zu  sagen  ausfließen,  sind  nichts 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen. 


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Anderes.  Aber  auch  der  Rückennerv  fuhrt  nervöse  Fasern,  die  tlieils 
vom  Gehirn  stammen,  theils  aber  einem  eigenen,  freilich  sehr  dünnen 
Belag  unipolarer  Ganglienzellen  zugehören.  Ich  habe  den  großen 
Rückennerven  von  Polia  delineata  genauer  studirt  und,  wie  aus  dem 
kurz  Gesagten  hervorgeht,  gefunden,  dass  er  einen  dem  Rüsselnerven 
äußerst  ähnlich  gebauten  nervösen  Strang  darstellt. 

Heute  erkläre  ich  mir  auch  die  Beobachtung,  welche  ich  früher 
öfters  an  Schnitten  machte,  wie  nämlich  aus  der  Centraisubstanz  des 
Seitenstamraes  an  vielen  Stellen  direct  ein  Theil  der  Gewebsmasse 
herausgedrungen  erschien  und  dieser  in  die  periphere  Nervenschicht 
hinein  zu  verfolgen  war.  Damals  glaubte  ich,  dies  Bild  als  eine 
Art  Oommunication  der  Centraisubstanz  des  Seitenstammes  mit  jener 
Schicht  deuten  zu  müssen.  Aber  es  ist  nichts  Anderes,  als  wenn 
sich  von  einem  Rüsselnerven  ein  mächtiger  Strang  loslöst  und  zu 
einem  anderen  hinantritt.  Denn  das  austretende  Gewebe  ist  Binde- 
gewebe, das  wie  dort  Brücken,  Anastomosen  bildet,  hier  zwischen 
Seitenstaram  und  großem  Rückennerven  uud  selbst  von  Seitenstamm 
zu  Seitenstamm. 

Kritik  und  Schiusa. 

Nicht  eine  Kritik  Uber  die  Nervenlehrc  der  Wirbellosen  in  ihrer 
heutigen  Entwicklung  werde  ich  mich  unterfangen,  auf  die  voraus- 
gehenden wenigen  Blätter  hin  zu  üben,  sondern  vielmehr  eine  Kritik 
meiner  Darstellung  nachholen,  die  objectiv  gehalten  wurde,  um  ihren 
Gang  nicht  durch  die  fortgesetzt  eingestreuten  Wenn  und  Aber  zu 
unterbrechen,  ans  der  indessen  vielleicht  Mancher  mehr  und  Anderes 
herausliest  als  mir  lieb  wäre.  Da  mir  das  Nervensystem  der  Ne- 
mertinen  durch  eine  andere  Untersuchnngsmethode  gut  bekannt  ist,  so 
werde  ich  sie  weniger  zaghaft  üben  dürfen,  als  es  ohne  dies  wohl 
möglich  wäre,  und  sicherer  den  Kern  der  Untersuchung  herausschälen. 

Eins  greife  ich  sofort  heraus ,  was  ich  vorhin  nur  streifte  :  es 
frappirtc,  wenn  durch  das  Methylenblau  in  der  Papillenschicht  des 
Rüssels  in  jeder  Papille  eine  gewisse  Anzahl  von  Zellen  sich  färbt, 
die  sich  durch  ihren  Bau  nicht  von  den  übrigen  Zellen  der  Papille 
unterscheiden  und  ihrem  Wesen  nach  wie  jene  eine  Art  Drüsenzellen 
sind.  Es  ist  besonders  merkwürdig,  dass  sich  nur  die  gewisse 
Anzahl  bei  allen  Nemertinenarten  bei  fast  allen  Wiederholungen 
wieder  einstellt.  Bei  Polia  delineata  habe  ich  indess,  wie  augedeutet, 
Injectionspräparate  bekommen,  wo  in  vielen  der  Papillen  mehrere 


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Otto  Bürger 


(2,  3  und  4)  Zellen  mitsammt  der  angepressten  Nervenzelle  sich  tingirt 
hatten.  Dies  Verhalten  hat  mir  einen  Fingerzeig  gegeben,  es  hat 
mir  einen  gleichzeitigen  Nachtheil  und  Vortheil  der  Methylenfärbung 
aufgedeckt.  Die  Färbung  ist  eine  partielle:  es  färben  sich  nicht 
sämmtliche  Elemente  auf  einmal,  sondern  nur  einzelne,  diese  jedoch 
vollkommen,  wie  es  sich  durch  ihren  Bau  selbst  ergiebt  und  durch 
fortgesetzte  wiederholte  Untersuchungen  bestätigt  wird. 

So  mU88tc  bei  Amphiporus  marmoratus  sich  ein  noch  dichterer 
Ganglienbelag  im  Kussel,  nach  Schnitten  durch  denselben  zu  urtheilen, 
durch  die  Färbung  darstellen  lassen,  als  er  erschien  und  so  gezeich- 
net wurde;  man  würde  in  den  Seitenstämmen  eine  bei  Weitem  größere 
Menge  von  Ganglienzellen  zu  erwarten  haben,  wenn  sich  sämmtliche 
des  Belags  gefärbt  hätten.  Aber  wiederhin  ist  die  Fülle  des  gefärb- 
ten Zcllmaterials  bei  den  verschiedenen  Individuen  durchaus  pro- 
portional. So  hat  Drepanophorus  serraticollis  thatsächlich ,  wie  es 
auch  schon  durch  Schnitte  zu  illustriren  ist,  eine  dünnere  Ganglien- 
zellreihe zwischen  einem  Paar  von  Hüsselnerven  als  Amphiporus  mar- 
moratus; der  Drepanophorus  nov.  sp.  mit  der  geringen  Anzahl  von 
Nerven  hat  dagegen  eine  bei  Weitem  dichtere  als  sein  Verwandter,  er 
zeigt  sogar  zwei  Keinen  zwischen  je  einem  Nervenpaare  :  es  wird  also 
das  Verhältnis  der  Quantität  sehr  gut  auch  durch  die  McthylenblaufUrbung 
zum  Ausdruck  gebracht.  Indem  die  Färbung  aber  keine  totale  ist, 
besitzt  sie  einen  größeren  Werth  als  sie  in  ihrer  ganzen  Vollkommen- 
heit haben  würde,  da  die  Elemente,  einzelne  Zellen  und  Fasern, 
zum  Ausdruck  kommen  und  nicht  ihre  Gesammtheit  als  eine  schwarz- 
blaue  unauflösbare  Masse.  Es  wird  —  ich  darf  dies  in  Hinblick 
auf  meine  früheren  Untersuchungen  sagen  —  nichts  durch  die  Färb- 
methode verschwiegen,  nur  werden  uns  gewissermaßen  nur  Beispiele 
vorgeführt.  Sind  so  von  den  drei  Arten  der  Ganglienzellen  im  La- 
teralnerveu  vielleicht  in  einem  gewissen  Abschnitt  100  der  mittleren, 
40  der  größeren  und  8  der  Neurochordzellen  factisch  vorhanden,  so 
sah  ich  nur  drei  Viertel  derselben,  75,  30,  6. 

Lehrreich  ist  es  jedenfalls,  und  für  die  Beurtheilung  der  Fär- 
bung von  Werth,  zu  controllircn,  wie  sie  im  injicirten  Gewebe  eintritt. 
Sie  setzt  an  allen  Punkten  zugleich  ein,  die  Ganglienzellen  tauchen 
überall  auf,  und  nach  und  nach  wird  die  Schicht,  die  Reihe,  die 
sie  bilden,  dichter  und  dichtcj;.  .Also,  die  Färbung  unserer  Objecte 
war  meistenthcils  in  einem  gewissen  Stadium  stehen  geblieben  ;  nicht 
dass  ich  ihren  Fortschritt  voreilig  unterbrochen  hätte,  ich  habe  mit 
Geduld  und  allen  Graden  von  Dosen  der  Iujectionsflüssigkeit  experi- 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen. 


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raeuti rt .  indcss  hat  sich  die  Erhaltung  der  Gewebe  verschlechtert, 
die  Färbung  nicht  vervollständigt.  Ich  glaube  nun  nicht,  dass  Jemand 
sagen  könnte,  auch  die  theilweise  Färbung  der  Nerven  selbst,  so  der 
KUsseluerveu,  so  wie  die  theilweise  Tinction  der  gesamuiten  Central- 
substanz  der  Seitenstämme ,  in  welchen  in  beiden  Fällen  nur  die 
Centraistränge  sich  stark,  bezw.  allein  tingirten,  erkläre  sich  durch 
unvollständige,  partielle  Färbung,  wie  ich  sie  vorhin  nannte.  Dem 
ist  zu  entgegnen,  dass  der  Bau  der  Centraistränge  eben  so  klar  auf 
ein  BUndel  von  längsziehenden  Nerventibrillen  hinweist  wie  die  un- 
gefärbte Substanz  auf  ein  verfilztes  Bindegewebe,  dass  ich  ferner  jene 
schon  früher  als  Wurzelbündel  und  Stränge  der  Ncurochorde  be- 
schrieben habe,  üb  sich  dagegen  sämmtliche  Fibrillen  eines  Centrai- 
stranges gefärbt  haben,  ist  eine  andere  Frage. 

Doch  ich  komme  nach  dieser  Auseinandersetzung  auf  die  Papillen- 
zellcn,  welche  dazu  den  Anlass  gaben,  zurück  und  bemerke,  dass 
ich  mich  nicht  im  geringsten  auf  ihre  Anzahl  steife.  Ja,  ich  glaube 
vielmehr,  dass  eine  jede  Zelle  der  Papille  gleich  orgauisirt  ist,  wie 
die  durch  die  Färbung  herausgehobenen,  jede  einen  Nervenapparat 
vorstellt.  Von  den  Zellen  des  vorderen  Küsseleylinders,  die  mit 
der  Außenwelt  in  Berührung  kommen,  ist  das  auch  leicht  zu  ver- 
stehen. Und  die  Zellen  im  hinteren  Cyliuder,  die  immer  in  der 
RUsselcavität  geborgen  siud?  Sie  werden  gerade  zur  Zeit,  wo 
der  Rüssel  als  Waffe  funetionirt,  das  Secret  reichlich  absondern, 
das  durch  den  Ductus  ejaculatorius  mit  dem  Stilett  zugleich  aus- 
gestoßen wird,  denn  dasselbe  ist  nicht  in  so  großen  Mengen  im  hin- 
teren Cylinder  oder  der  zwiebelfbrmigcn  Blase  vorräthig,  wie  es  aus- 
gespritzt wird.  Also  gehören  doch  Nerven  als  Erreger  den  Zellen 
auch  des  hinteren  Küsseleylinders  zu.  Diese  Erklärung  lässt  sich 
auch  auf  die  entsprechenden  Verhältnisse  bei  den  Arten  von  Eupolia 
anwenden.  —  Die  Papillenzellcn  des  vorderen  Cyliuders  im  Rüssel 
der  Nemertinen  wirken  unmittelbar,  die  im  hintereu  erst  mittelbar. 

Eine  Beurtheiluug  vieler  Ergebnisse  der  Färbmethode  wurde  mir 
durch  das  frühere  gleiche  Studium,  wie  gesagt,  erleichtert.  Den 
Nervenapparat  des  Rüssels  hatte  ich  schon  früher  auf  der  Basis  von 
Beobachtungen  älterer  Autoren  eingehender  studiren  können.  Auch 
hinsichtlich  des  Centraluervensystems  faud  ich  größtentheils  bereits 
Gesehenes  bestätigt.  So  Uberzeugte  ich  mich  wieder  von  dem  alleini- 
gen Vorkommen  unipolarer  Ganglienzellen,  ich  verfolgte  ihren  Fort- 
satz in  der  Centralsubstauz,  ich  sah  ihn  als  eiue  Faser  sich  dem 
Centraistrang  beimischen  und  aus  diesem  heraus  in  den  Hautmuskel- 


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Otto  Bürger 


schlauch  treten.  Den  Centraistrang:  habe  ich  früher  als  »Wurzel- 
bllndel«  der  Nervenzweige  des  Seitenstammes  beschrieben,  ich  hatte 
mich  von  ihm  bereits  an  Längs-  und  Querschnitten  Uberzeugt.  Nur 
hinsichtlich  der  Neu  roch  orde  war  ich  zu  anderen  Ergebnissen  ge- 
kommen. Ich  glaube  nunmehr,  dass  auch  diejenigen  der  unbewaff- 
neten Formen  einen  einzigen  Achsencylindcr  vorstellen,  welcher  sich 
nicht  in  mehrere  theilt,  wie  ich  dies  hatte  schon  früher  bei  den 
bewaffneten  angeben  müssen. 

Von  größtem  Werthe  aber  waren  für  mich  die  Ergebnisse,  welche 
Retzhs  durch  dieselbe  Methode  gewonnen  hatte.  Buchstäblich  das- 
selbe erwarten,  hieße  der  Mannigfaltigkeit  der  Organisation  auch  dieses 
Organsystems  bei  verschiedenen  Thiergruppen,  noch  dazu  so  entfernt 
stehenden,  wie  Crustaceen  und  Nemertinen.  wenig  Rechnung  tragen; 
aber  es  wäre  auch  eine  tiefe  I  nterschätzuug  der  erfahrungsmäßig 
Uberall  verwandten  Principien,  ex  fundamento  auf  anderes  »Neuest- 
gespannt  zu  sein.  Geleitet  von  den  Untersuchungen  Retzids'  fasse 
ich  vergleichsweise  zusammen. 

Die  Ganglienzellen  der  Nemertinen  sind  einzig  unipolar  wie  bei 
Astacus,  wo  auch  die  scheinbar  bi-  oder  multipolaren  medianen  Zellen 
nur  einen  Staramfortsatz  besitzen.  Der  Stammfortsatz  entspricht 
morphologisch  unserer  Fortsatzfibrille.  Die  Fibrille  giebt  feinere 
Aste  ab,  die  man  im  Vergleich  zu  ihrer  Dicke  als  ungleichwerthige 
bezeichnen  muss.  Diese  meist  rechtwinklig  entspringenden  Aste 
entsprechen  den  Nebenfortsätzen  bei  Retzhs.  Nur  ist  hinzu- 
zufügen: bei  Astacus  gehen,  wie  ich  mich  bei  Retzius  orieutirte.  die 
Nebenfortsätzc  relativ  wenige  nur  im  Anfangsabschnitte  des  Stamm- 
fortsatzes ab,  bei  Cerebratulus  sah  ich  sie  auf  einer  langen  Strecke 
entspringen;  in  Folge  dessen  waren  ihrer  sehr  viele.  Der  Neben- 
fortsatz besitzt  bei  Cerebratulus  nur  sehr  kleine  Körnchen  und  unter- 
scheidet sich  damit  auffallend  von  dem  von  Astacus,  dessen  Zweige 
unzählige  und  relativ  starke  Verdickungen  haben.  Nur  die  Anfaugs- 
abschnittc  der  Fibrillen  im  Seitenstamrac  haben  kurze  knorrige  Äste 
mit  Verdickungen,  welche  aber  den  Nebenfortsätzen  von  Astacus  un- 
ähnlicher sehen  als  die  erst  beschriebenen.  Dagegen  besitzen  die 
Fibrillen  selbst  dicht  gereihte  perlschnurartige  Verdickungen,  und  es 
will  mir  scheinen,  dass  auch  durch  diese  jener  Contact  der  Fibrillen 
unter  einander  bei  Cerebratulus  hergestellt  wird,  der  durch  die  Ver- 
dickungen der  Nebenfortsätze  bei  Astacus  die  Verbindung  der  nervösen 
Elemente  unter  einander  besorgen  soll.  Es  gelang  mir,  die  peripherisch 
aus  dem  Seitenstamm  abgehenden  Fibrillen  in  Verbindung  mit  den 


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Beiträge  zur  Kenntuis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen. 


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Ganglienzellen  nachzuweisen,  entsprechend  wie  Retzius  in  die  peri- 
pherisch abgehenden  Nervenzweige  der  Ganglien  Stammfortsätze  der 
Ganglienzellen  als  peripherische  Nervenfaser  eintreten  sah.  Ich 
niusste  indess  betonen,  dass  zwischen  zwei  Abschnitten  des  Stamin- 
fortsatzes  (im  Sinne  von  Retzius)  bei  Cerebraiulus  zu  unterscheiden 
ist,  ich  redete  daher  von  einem  Ganglienzellfortsatz  und  einer  Fort- 
satzfibrille. 

Retzius  sagt,  dass  die  Nervenfasern  von  Astactis  und  Ilomarus 
eine  Scheide  ohne  Myelin  und  Einschnürungen,  der  außen  Kerne  an- 
liegen, haben  ;  ich  glaube  auch  der  Nervenfaser  von  Cerebratulus  eine 
solche  zuschreiben  zu  müssen,  der  jene  Zellen  angehören,  welche  die 
Nervenfasern  begleiten,  ihnen  anhangen  oder  angedruckt  sind. 

Die  Verzweigung  der  Nervcnfibrillen  an  Muskelfasern  sah  ich 
bei  Drepanophorus  in  ganz  ähulicher  Weise,  wie  es  Retzius  von 
Nervenfasern,  die  er  an  thoracalen  Muskelfasern  des  Flusskrebses 
verfolgt  hat,  abbildet.  Wesentlich  ist  die  Centraisubstanz  (Punkt- 
substanz) des  Seitenstammes  von  Cerebratulus  von  der  des  Rauch- 
markes von  Astacus  im  Bau  verschieden.  Ich  musste  das  ganz  enorme 
Vorwiegen  der  bindegewebigen  Grundsubstanz  im  Seitenstamm  hervor- 
heben. Es  fehlt  die  Art  der  Verästelung  der  Nebenfortsätze  wie  bei 
Astacus,  wo  die  gesammte  Masse  der  Ccntralsubstanz  gerade  aus 
den  Nebenfortsätzen  mit  ihren  Verdickungen  wesentlich  besteht. 

Alles  in  Allem  ist  die  Ubereinstimmung  der  nervösen  Elemente 
ihrem  Bau  nach  bei  jenen  Krustern  und  den  Nemertinen  unverkennbar 
sehr  groß.  Die  Anordnung  ist  natürlich  grundverschieden.  Hier 
fehlten  die  Ganglien  und  mithin  fehlt  die  Isolirung  der  Ganglien- 
zellen auf  solche  Anschwellungen.  Das  mag  manche  Diflerenzirung 
im  Gefolge  haben,  z.  B.  den  Abgang  der  Nebenfortsätze  nicht  nur 
im  Anfangsabschnitt  der  Fibrille,  die  geringe  Länge  und  geringe 
Verzweigung  der  Nebenfortsätze,  die  bündelweise  Centrirung  der 
nervösen  Fibrillen,  die  perlschnurartigen  Verdickungen  dieser  selbst. 

Indem  ich  die  neueste  umfangreichere  Untersuchung  aus  dem 
Gebiete  der  Nervenlehre  der  Wirbellosen  zum  Vergleich  mit  den 
Ergebnissen  dieser  kleinen  Studie  heranzog,  habe  ich  zugleich  Ge- 
legenheit gehabt  zu  zeigen,  wie  ich  das  Gesehene  beurtheile  und  deute. 

Die  unipolare  Ganglicnzel le  hat  sich  uns  vornehmlich 
beim  Studium  der  Wirbellosen  aufgedrängt,  und  so  viel  und  andauernd 
auch  ihre  Existenz  angezweifelt  wurde,  so  hartnäckig  ist  dieselbe 
vertheidigt  worden. 

In  neuester  Zeit  haben  wir  nun  erfahren,  dass  Zellen,  welche 


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Otto  Bürger 


bei  den  Wirbellosen  als  typisch  bi-  oder  multipolar  beschrieben 
wurden,  sich  nicht,  was  die  Art  ihrer  Fortsätze  anbetrifft,  von  den 
unipolaren  unterscheiden.  Diese  wie  jene  besitzen  einen  èinzigen 
Stammfortsatz.  Den  bipolaren,  eventuell  auch  den  multipolaren 
Charakter  bekommt  die  Ganglienzelle  lediglich,  indem  die  Nebenfort- 
sätze an  den  Zellleib  hinanrticken. 

Das  aber  ist  eine  Erscheinung,  der  kaum  principieHe  Bedeutung 
beizumessen  ist,  und  deren  Eintreten  mit  der  Lage,  welche  die  Gan- 
glienzelle zur  Central-  Punkt-) Substanz  einnimmt,  der  Erfahrung 
nach  zusammenhängt.  So  ist  die  multipolare  Ganglienzelle  ja  dort 
Kegel,  wo  Ganglienzellen  und  Punktsubstanz  vermischt  sind,  eine 
Masse  bildend;  dort  aber  treffen  wir  fast  ausnahmslos  unipolare  an, 
wo- Ganglienzellbelag  und  Punktsubstanz  scharf  getrennt  sind,  jener 
als  eine  abgegrenzte  Schicht  diese  nmgiebt 

Jedenfalls  wird  man  mit  den  anf  die  Polarität  der  Ganglien- 
zellen gegründeten  Bezeichnungen,  wenigstens  bei  Wirbellosen,  nicht 
mehr  als  morphologische  Begriffe  verbinden  dürfen  ;  und  es  ist  viel- 
leicht nur  eine  Frage  der  nächsten  Zeit,  ob  man  überhaupt  wird 
berechtigt  sein,  zwischen  Ganglienzellen  zu  unterscheiden,  ob  man 
nicht  der  Ganglienzelle,  in  welcher  Form  sie  sich  uns  immer  prä- 
sentirt,  den  physiologisch  gleichen  Werth  beimessen  muss. 

Ich  gedenke  der  Vermuthung  Ketzius'  betreffs  des  centralwärts 
gehenden  Fortsatzes  der  cercbrospinalen  Ganglienzellc. 

Bei  den  Nemertinen  fand  ich  Zellen  zwischen  der  Nervenfaser 
und  der  zu  innervirenden  Epithelzelle  eingeschaltet.  Ganz  entspre- 
chende Zellen  sind  ja  vielfach  meist  durch  Maceration  in  allen  Thier- 
gruppen festgestellt  und  erst  verschiedenartig  benannt  worden  :  Kern, 
Ganglienzelle,  Nervenzelle.  Nervenzellen  sollte  man  sie 
immer  nennen,  nie  aber  Ganglienzellen,  denn  beides  sind 
fundamental  verschiedene  Gebilde.  Die  Nervenzelle  ist  als  eiue  den 
Reiz  leitende  Zelle  aufzufassen  und  stellt  als  solche  keine  selb- 
ständig reagirende  dar,  im  Gegensatz  zur  Ganglienzelle,  die  als  das 
eine  Ende  einer  Leitung  erregt  wird  und  erregt,  und  nur  in  so  fern 
leitet  als  sie  sich  anderen  Ganglienzellen  mittheilt.  Es  spricht 
bei  den  Nemertinen  nichts  für  eine  doppelte  Ursprnngs- 
weise  der  Nerven. 

Am  Scitenstamm  sieht  man  zwei  Arten  von  Nervenfasern,  die, 
"  wie  geschildert  wurde,  jede  ungemein  kenntlich,  nicht  mit  einer 
anderen  zu  verwechseln  sind,  regelmäßig  austreten.  Jede  Art  kann 
man  bis  zur  Ganglienzellc  verfolgen. 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen.  249 


Es  liegt  sehr  nahe,  die  dünne  Art  für  sensible,  ergo  die  kleineren 
Ganglienzellen  gleichfalls  für  sensible,  die  dickere  Faser,  die  der 
größeren  Zelle  entstammt,  für  motorisch  zu  halten.  Diese  beiden 
Zellenarten  besitzt  der  Seitenstamm  jeder  Nemertine,  während  ihm 
die  Neurochordzellen  abgehen  können.  (Wahrscheinlich,  ich  gedenke 
dies  später  einmal  nachzutragen,  steht  die  verschiedene  Art  des  Be- 
wegungsvermögens von  Vertretern  gewisser  sonst  nahe  stehender  Nc- 
mertinengruppen  mit  dem  Besitz  und  dem  Ausfall  der  Neurochord- 
zellen in  Beziehung.)  Die  Nervenfasern,  welche  nun  dem  Nerven- 
netz entstammen  sollen,  mussten  demnach  an  allen  meinen  Objekten 
•  sich  nicht  gefärbt  haben.  Das  kann  ich  bei  meinen  sonstigen 
günstigen  Resultaten  nicht  annehmen,  Überdies  existirt  ein  Nerven- 
netz im  HALLER'schen  Sinne  nicht. 

Wie  außerordentlich  ausgeprägt  der  Ganglienbelag  durch  die 
Masse  der  höchst  charakteristischen  kleinsten  Zellen  dort  ist.  wo  die 
Nerven  der  Sinnesorgane  entspringen,  habe  ich  schon  früher  hervor- 
gehoben. 

Man  ist  aber  auch  genöthigt,  anzunehmen,  dass  im  Rüssel,  den 
motorischen  und  sensiblen  Nervenfasern  entsprechend  beide  wurden 
nachgewiesen),  motorische  und  sensible  Ganglienzellen  vorhanden  sind, 
obwohl  sie  nicht  äußerlich  als  solche  durch  Unterschiede  ihrer 
Größe  sich  sondern,  wenigstens  bei  den  Enopla  nicht,  und  sich  als 
zwei  verschiedene  Arten  documentiren.  Denn  der  vom  Körper  los- 
gelöste Rüssel  zeigt  folgende  auffallende  Lebenserscheinungen:  er 
windet  sich,  kriecht,  stülpt  sich  ein  und  aus,  ein  Ende  schiebt 
sich  tastend  aus  dem  umgestülpten  Rüssel  vor,  es  klebt  sich  fest,  es 
löst  sich  los  —  der  Gesammtrüsscl  folgt  kriechend. 

Das  Alles  aber  erfolgt  nicht  etwa  in  mechanischer  Weise,  Bonden 
in  zweckentsprechender,  ich  möchte  sagen,  der  Rüssel  benimmt  sich 
wie  ein  Thier  selbst. 

Diese  Lebenszeichen,  die  Tage  andauern  können,  die  so  energisch 
und  ohne  jeden  äußeren  sichtbaren  Reiz  selbständig  erfolgeu,  sind 
mehr  als  Reflexe,  man  kann  sie  nicht  durch  Nachwirkung  erklären, 
sondern  lediglich  durch  den  ungemeinen  Reichthum  an  (unipolaren) 
Ganglienzellen.  Das  Nervensystem  des  Rüssels  ist  das  eines  Thieres, 
und  der  Muskclapparat  des  Rüssels  ist  dem  Hautmuskelschlauch 
nachgebildet.  Der  Rüssel  besitzt  Zellen,  die  als  Binneszellen  dienen. 
So  erklären  sich  die  aufgezählten  Erscheinungen. 

Der  Rüssel  besitzt  ein  ausgezeichnetes  Nervensystem,  aber  es 
ist  darum  ausgezeichnet,  weil  es  unipolare  Ganglienzellen  besitzt. 


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250 


Otto  Bürger 


Es  besitzt  eben  Ganglienzellen  und  nicht  nur  Nerven- 
zellen. Es  ist  mithin  ein  Gehirn  in  seiner  Art,  und  sicher  sagt  man 
nicht  zu  viel ,  wenn  man  das  Nervensystem  des  Kussels  mit  einem 
accessorischen  Ganglion  vergleicht.  Wie  dieses  steht  auch  das  Nerven- 
system des  Rüssels  in  Beziehung  mit  dem  Gehirn  als  nervöser  Apparat 
eines  Organs,  das  dem  Körper  dient,  es  empfängt  zweifellos  Nerven- 
fasern und  schick r  nicht  minder  sicher  dem  Gehirn  Fortsatzfibrillen 
zu.  Überhaupt  wüsste  ich  nichts,  was  das  Nervensystem  des  Rüssels 
und  ganz  allgemein  eines  solchen  nervösen  Apparates,  welcher  Gan- 
glienzellen besitzt,  von  einem  Ganglion  unterscheiden  sollte,  außer 
der  Concentrirung  der  Ganglienzellen  und  in  Folge  dessen  der  Fortsatz- 
fibrillen im  Ganglion  im  Gegensatz  zur  Vertheilung  dieser  Elemente 
in  einem  Nervenapparate,  wie  ihn  der  Nemertinenrüssel  uns  de- 
monstrirt. 

Die  Erfahrung  lehrt,  dass  Letzteres  eine  ursprünglichere  Orga- 
nisation sein  wird. 

Wodurch  ist  das  Gehirn  aber  ausgezeichnet  ?  Einzig  durch  seine 
Beziehungen,  so  zu  den  Sinnesorganen,  nicht  durch  seine  Elemente 
selbst  ;  denn  die  nervösen  primitiven  Organe  haben  im  Nemertinen- 
körper  sich  nicht  ausschließlich  zu  einem  Orgausystem  (Gehirn  und 
Seitenstämmen)  concentri rt,  sondern  sie  sind  im  ganzen  Körper  und 
dessen  Organen  verbreitet;  ich  wies  sie  im  Rüssel,  den  Rücken- 
nerven und  früher  am  Schlundncrven  nach.  Mit  der  Decentralisation 
der  wirkenden  Elemente  geht  natürlich  eine  solche  der  vom  Nerven- 
system abhängigen  Wirkung  Hand  in  Hand.  Dieselbe  ist  hier  im 
hohen  Grade  eine  örtliche,  d.  h.  dircete,  vom  Ceutralsystem  nur  mittel- 
bar abhängige.  —  Interessant  wäre  es  mir,  zu  erfahren,  wie  es  mit  dem 
Reichthum  des  Hectocotylus  (an  unipolaren)  Ganglienzellen  bestellt  ist. 

Neapel,  im  Mai  1S91. 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen.  251 


Erklärung  der  Abbildungen. 

Die  Färbung  sämmtlicher  Objecto  wurde  vermittelt»  Injection  von  Methylen- 
blau erzielt  und  ist  grüßtentheils  in  entsprechenden  Tönen  in  den  Figuren  wieder- 
gegeben. Sie  wurden  gezeichnet  bei  Zeiss  Objectiv  A  und  B  mit  Oc.  2  und  3.  Nur 
bei  der  Wiedergabe  einzelner  Zellen  wurde  F  angewandt. 

Tafel  14. 

Fig.  1  stellt  die  Stilettregion  des  Rüssels  von  Amphiporus  mannoratus  dar. 
Es  sind  nur  die  8  vorderen  der  16  Nerven  eingezeichnet.  Iu  ihnen  tritt 
der  Centraistrang  [CStr]  als  dunkelblaue  Linie  hervor.  Diese  werden 
von  einem  vorderen  Kinge  (o.JRj  um  das  llaupstilett  herum  zusammen- 
gehalten. Hier  ontspringen  die  Nerven,  welche  um  die  Basis  des  Haupt- 
stiletts  einen  Ring  bilden.  Ein  hinterer  Nervonring  (A.-Bj  umschließt 
den  Ausfuhrcanal  der  zwiebeiförmigen  Blase  [Z.Bl).  Von  demselben 
gehen  von  den  16  Nerven  Faserzuge  [FZ]  an  die  Oberfläche  der  Wand 
der  Zwiebelblase  ab,  die  sich  zu  einem  Ringfaserzug  It.  F  Z  zusammen- 
schließen. Der  hintere  Rüsselcylinder  {h.R.Z)  communicirt  durch  den 
Ductus  ejaculatorius  {Bct)  mit  dem  vorderen  Cyl inder  NSl  Neben- 

stilett. Die  Nervatur  der  zwiebeiförmigen  Blase  ist  stärker  vergrößert  in 

Fig.  2  zur  Anschauung  gebracht,  wo  2  Riisselnerven ,  ein  Stück  des  hinteren 
Nervenringos  (A.J2},  die  von  jenem  vor  ihr  abgehenden  FaserzUge  [F.Z] 
und  deren  Ring  {JtFZ,  gezeichnet  sind.  Sowohl  von  den  Faaerzügen  als 
auch  dem  Ringfaserzuge  zweigen  sich  Fibrillen  ab,  die  sich  zwischen 
Muskelzellen  drängen  [Fv],  ihnen  kommen  solche  von  hinten  ent- 
gegen (Fh). 

Fig.  3.  Amphiporua  mannoratus.  Vorderer  Rüsselcylinder  dicht  vor  dem  Stilett- 
apparat. Ein  Längsnerv,  dessen  centraler  Fibrillenzug  dunkler  gefärbt 
ist,  sendet  Fasorzüge  durch  die  Längs-  LM  an  die  Ringmuskulatur 
{RM}.  Unter  dieser  schließen  sie  sich  zu  einer  Längsbahn  zusammen. 
Zwischen  den  Ringmuskclfibrillen  liegt  ciue  kleinspindelige  Verdickung, 
von  der  jederseits  einige  Fasern  ausstrahleu.  Der  Rüssel  ist  etwas 
gedrückt,  und  so  ist  die  Längsbahn,  welche,  von  oben  gesehen,  genau 
den  Längsnerven  decken  müsste,  seitlich  verzerrt.  Der  Rüssel  ist  in 
dieser  wie  der  folgenden  Figur  umgestülpt  gesehen,  die  innervirte  Musku- 
latur liegt  unmittelbar  unter  der  Papillenschicht. 

Fig.  4.  Amphiporus  mannoratus.  Bezieht  sich  .auf  das  vorige  Bild.  System  der 
vom  Centraistrang  des  Rüsselnerven  abgehenden  Faserzüge  innerhalb 
der  inneren  Muskelschichten  (Längs-  und  Ringschicht).  Es  sind  außer 
der  schon  in  Fig.  3  gezeichneten  Längsbahn  noch  links  und  rechts  von 
ihr  je  zwei  Längsbahnen  eingezeichnet,  die  von  jener,  der  mittleren, 
stärkeren ,  ihren  Ursprung  nehmen  und  aus  denen  die  wenigen  Fasern 
heraustreten,  die  zwischen  die  Ringmuskeln  dringen,  die  Spindel  bildend. 
Über  die  Buchstaben  a—e  vgl.  den  Text. 

Fig.  5.  Amphiporus  mannoratus.  Vorderer  Rüsselcylinder.  Es  sind  drei  Rüssel- 
nerven dargestellt.  In  jedem  fällt  der  Centraistrang  besonders  tingirt 
auf.  Zwischen  den  Nerven  sind  wie  die  Sprossen  einer  Strickleiter 
die  paarigen  Ganglienzellen  ausgespannt.     Es  sind  in  die  Ganglien- 

MittheilunReu  a.  d.  Zoolog.  .Station  zu  Neapel.   Bd.  10.  17 


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252 


Otto  Bürger 


zellcn  die  Kerne  nicht  eingezeichnet  Das  Hiillgewebe  der  paarigen 
Ganglienzellen  und  ihrer  Fortsätze  ist  nur  in  der  oberen  rechten  Ecke 
einzuzeichnen  begonnen.   BgK  Kern  des  HUllgowebes. 

Fig.  ü.  Paarige  Zellcn  aus  dem  vorderen  RUssclcylinder  von  Amph.  mar.  nach  der 
Fixirung  durch  pikrinsaurcs  Ammoniak  gezeichnet.  Das  dunkelgcfärbte 
Hiillgewebe  lässt  die  beiden  hellblauen  Zellleiber  scharf  hervortreten. 

Fig.  7.  Amph.  mann.  Ein  Abschnitt  eines  RUsselnerven  aus  dem  vorderen 
Rüsselcylinder  mit  paarigen  Zellen  und  links  und  rechts  einer  einzelnen 
unipolaren  Üanglienzelle. 

Fig.  S.  Amph.  mann.  Hinterer  Rüsselcylinder.  Es  sind  5  RUsselnerven  ab- 
gebildet. Zwischen  ihnen  ist  ein  auffallendes  Flechtwerk  fast  wie  die 
Nerven  selbst  gefärbt.  Besonders  machen  sich  drei  Querstämme  be- 
merklich, deren  oberer  vom  ersten  Rüsselnerven  rechts,  deren  mittlerer 
vom  ersten  Rüssclnerven  links  entspringt.  Der  untere  geht  von  keinem 
der  hier  gezeichneten  Rüsselnerven  ab.  In  allen  Richtungen  ziehen  von 
diesen  und  anderen  Stämmen,  eben  so  von  dem  RUsselnerven  hinweg 
und  zu  ihnen  hin  breitere  und  schmale  blaue  Brücken.  Sie  tragen  die 
Ganglienzellen  und  ihre  Fortsätze. 

Fig.  9.  Ein  Motiv  aus  dem  vorigen  Bilde  stärker  vergrößert.  Es  wurde  nur 
ein  Rüsselnerv  dargestellt.  Die  Mehrzahl  der  Ganglienzellen  liegt  einzeln. 
Es  sind  drei  paarige  Zellen,  einige  einzelne  sehr  große  und  viele  der 
kleinen  für  den  hinteren  Rüsselcylinder  charakteristische  Ganglien- 
zellen zu  sehen.  Einige  dieser  sind  in 

Fig.  10  noch  stärker  vergrößert  gezeichnet.    BgK  Kern  des  Hüllgewebes. 

Fig.  1 1 .  Drcpanophorus  serruticollis,  vorderer  Rüsselcylinder.  Fünf  Rüsselnerven 
wurden  dargestellt.  Jeder  zeigt  den  Centraistrang.  Die  paarigen  Zellen 
liegen  minder  dicht  als  im  Rüssel  von  Amphiporus  mormorato*. 

Fig.  12.  Ein  Motiv  aus  der  vorigen  Figur  stärker  vergrößert.  Es  treten  in 
den  Hüllen  die  paarigen  Zellen  gut  hervor  bis  auf  die  mittleren  rechts. 
Die  Zellcn  decken  sich  theilweise  oder  liegen  gekreuzt.  Die  Fortsätze 
zeigen  die  charakteristischen  Knötchen. 

Fig.  13  u.  14.  Zwei  paarige  Zellen  eben  daher.  Fig.  13  während  des  Verblassens 
gezeichnet,  die  Färbung  der  HülK;  ist  verloschen.  Fig.  14  nach  der 
Fixirung  durch  pikrinsaures  Ammoniak.  Die  Hülle  umgiebt  die  Zellcn, 
nur  ein  Fetzen  derselben  hängt  oinem  der  Fortsätze  an. 

Fig.  15.  Drepanophonts  nov.  sp.  Vorderer  Rüsselcylinder.  Bei  sehr  schwacher 
Vergrößerung  sind  die  paarigeu  Zellen  nur  als  minimale  Anschwellungen 
eingezeichnet.  Eine  zweizeilige  Anordnung  derselben  zwischen  einem 
Nervenpaar  ist  unverkennbar.  Die  paarigen  Zellen  liegen  weit  zahl- 
reicher zw  ischen  den  Nerven  als  bei  JJrep.  sei  raticollis. 

Fig.  16,  Zwei  paarige  Zellen  eben  daher.  Das  eine  Paar  ist  aus  einander 
gerückt  un<l  wird  durch  das  HUllgewebe  scheiubar  zusammengehalten. 

Fig.  17.  Amphiporm  marmuratus ,  hinterer  Rüsselcylinder  umgestülpt  gesehen. 

Innen  liegen  die  Nerven  (RX),  zwischen  ihnen  einzelne  unipolare  Gan- 
glienzellen \QZ).  Es  folgen  Längs-  und  Ringtuuskulatur ,  dann  die 
papilläre  Schicht.  In  dieser  (mau  beachte  links  den  im  Proni  gesehenen 
noch  etwas  vorgequetschten  Rand;  sind  lange  schlanke  Zellen  gefärbt 
{REpZ),  die  »ich  ziemlich  regelmäßig  in  der  äußeren  Rüsselwand 
vertheilen. 


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Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen.  253 

Tafel  15. 

Fig.  18.        Cerebrattäus  marginato».  Kussel.  Es  sind  der  eine  Rüsselnerv  und 

zahlreiche  Längsanastomosen  eingezeichnet. 
Fig.  18  a.     Eine  Ganglienzelle  aus  dem  Rüssel  von  Cenbratulus  marginatua  im 

Verblassen  gezeichnet.  Der  Zellleib  zeigt  eine  concentrische  Structur. 
Fig.  19.       Drepanophorus  nov.  spec.  Der  vordere  Riisselcylinder  ist  umgestülpt 

gesehen.  In  jede  Papille  [HP]  geht  ein  Nerv  vom  KUsselnerven  (2ÜV), 

deren  zwei  gezeichnet  sind,  ab.   JIM  Kingmuskelschicht. 
Fig.  20.       Einzelne  Papillen  eben  daher,  um  die  Innervation  vom  Rüssel- 

nerven  [BN)  aus  zu  zeigen  und  die  tingirten  Zellen  in  der  Papille. 

CSir  Centraistrang;  BgK  Bindegewebskera. 
Fig.  21.       Einige  Papillen  vom  vorderen  Rüsselcyliuder  von  Amphiporus  mar- 

moratus. 

Fig.  22.  .  Polia  delineata.  RUsselpapillen  HP]  von  oben  gesehen.  In  jeder 
ist  eine  Zelle  [RfyZ)  getärbt,  an  diese  legt  sich  eine  Nerven- 
zelle (A'Z).    K  Kern  der  Kilsselpapillenzelle. 

Fig.  23.  Einzelne  Zellen  aus  RUsselpapillen  von  Polia  delineata.  Es  ist  nur 
die  Nervenzelle  blau  dargestellt.  Ä'  Kern  der  Papillenzelle ,  A'Z 
Nervenzelle. 

Fig.  23  a.  Zelle  aus  dem  Drtisenepithel  des  hinteren  RUsselcylinders  von  Am- 
phiporus marmoratus.  Die  Nervenzelle  tritt  zwischen  die  basalen 
Ausläufer  der  Drüsenzello.    Ä'  Kern  dieser  Zelle.    Vgl.  Fig.  17. 

Fig.  24—28  stellen  Abschnitte  und  Elemente  aus  den  Lateralnerven  von  Cere- 
bratulns  marginatus  dar. 
Fig.  24.  Das  Stück  eines  Lateralnervon  ist  leicht  gepresst.  Der  Ganglien- 
belag ist  in  ein  Hüllgewebe,  das  hier  grau  wiedergegeben  wurde, 
gebettet.  Es  ist  von  Natur  gelblichroth  und  hat  sich  nicht  gebläut. 
Der  Strang  der  Neurochordc  (Ar)  ist  hellblau,  derjenige  der  Nerven- 
fibrillen dunkelblau  und  gekörnt.  Von  ihm  geheu  die  Zweignerven 
der  Lateralnerven  Spinalnerven  ab.  Sie  breiten  sich  an  der  Ring- 
muskulatur des  Hautmuskelschlauches  aus  und  kreuzen  Bich,  indem 
sie  theilweise  schräg  nach  rückwärts  und  theilweise  schräg  vorwärts 
verlaufen.  AVZ  Xeurochordzelle. 
Fig.  25.  Wie  vorher.  Ein  Abschnitt  des  Lateralnerven  stärker  vergrößert 
dargestellt.  Die  Ganglicnzelle  A  gehört  zur  Nervenfibrille  a, 
die  unter  einem  stumpfen  Winkel  aus  dem  Lateraluerven  heraus- 
uud  in  die  Muskulatur  hineintritt.  Ebon  so  sieht  man ,  dass  die 
abgehende  Nervenfibrille  b  zur  Ganglienzelle  B  gehört.  Es  befindet 
sich  auch  eine  Xeurochordzelle  (AVZ)  im  Ganglienbelag  des  dar- 
gestellten Lateralnervenabschnittes,  deren  Fortsatz  sich  dem  Strang 
der  Neuroehordo  (AV)  anlegt. 
Fig.  2»i.  Es  sind  zahlreiche  Fibrillen  meist  bis  zu  den  zugehörigen  Ganglien- 
zellen zu  verfolgen.  Die  abgehenden  Fibrillen  sind  nicht  gefärbt. 
Besonders  stark  sind  dagegen  die  Neurochorde  tingirt,  zu  denen 
der  Fortsatz  einer  Zelle  (AVZ)  hinzutritt.  Derselbe  ist  auch  noch, 
nachdem  er  sich  bereits  jenem  zugesellt  hat,  eine  läugero  Strecke 
gut  vermöge  seiner  dunkleren  Färbung  zu  identificiren.  Scharf  tritt 
in  x  und  y  die  Art  der  Verschmelzung  vou  Ganglienzellfortsatz  und 
Furtaatzfibrille  hervor. 

17» 


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254    Otto  Bürger,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen. 


i 


Fig.  27.  Zwei  Ganglienzellen  des  Lateralnorven  sind  nebst  den  zugehörigen 

Fibrillen  dargestellt 
Fig.  28  giebt  ein  Bild  von  den  Uber  Kreuz  vom  Seitenstamm  in  den  Haut- 

muskelschlauch  abgehenden  Nervenfibrillen.    Sst.  Seitenstamm  (nur 

angedeutet). 

Fig.  29.  Polia  delineata.  Aus  dem  Lateralnerven.  Ganglienzellen  des  Be- 
lages im  Zusammenhang  mit  Fibrillen  der  Centraisubstanz. 

Fig.  30.  Drepanophorus  rubrostriatm.  Die  End  Verzweigung  einer  Nerven- 
fibrillc  an  einem  queren  Muskelzug  in  der  Kopfspitzc  vor  dem 
Gehirn.  Es  wurden  seiner  Zeit  am  betreffenden  Präparat  drei 
Nervenfibrillen  vom  Seitenstamm ,  medial  entspringend  Uber  das 
Gehirn  hinaus  nach  vorn  bis  an  den  beschriebenen  Muskelzug  ver- 
folgt, an  welchem  sie  sich  in  gleicher  Weise  verästelten,  wie  es 
die  Figur  von  der  einen  zeigt. 

Fig.  31.       Polia  delineata.    RUsBel.  Ein  Bildchen  aus  der  sog.  Nervenschicht. 

Fig.  32a  u.  b  Polia  curta.  Rüssel.  Durch  Methylenblau  gefärbte  Längs-,  Ring- 
und  Diagonalfasern  {LF,  RF,  DF)  aus  der  Muskulatur  des 
Rüssels  nebst  Zellen,   m  eine  Ringmuskelfibrille. 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers, 

Von 

Anton  Dohm. 


Mit  Tafel  16-23. 


17.  Nervenfaser  und  Ganglienzelle.  Histogenetische 

Untersuchungen. 

Die  zahlreichen  Untersuchungen,  welche  in  dem  letzten  Jahr- 
zehnt das  peripherische  Nervensystem  der  Selachier  zum  Gegenstand 
hatten,  wurden  fast  alle  angestellt,  um  morphologische  oder  phylo- 
genetische Probleme  der  Lösung  näher  zu  fuhren.  Nur  wenige 
Forscher  bedienten  sich  des  neuen  und  vorzüglichen  Materials,  um 
die  vielleicht  noch  wichtigeren  histogenetischen  Probleme  zu  behan- 
deln, welche  nicht  nur  den  Ursprung  und  die  Beziehungen  der  ein- 
zelnen Nerven  und  Ganglien  zu  den  übrigen  Organen  des  Körpers, 
sondern  auch  den  Ursprung  und  die  Beziehungen  aller  Theile  und 
Gewebe  des  Nervensystems  zu  einander  betreffen  und  fundamentale 
Aufgaben  einschließen,  deren  Lösung  von  der  größten  Bedeutung  für 
Anatomie,  Physiologie  und  wohl  auch  Pathologie  sind. 

Von  Hause  aus  waren  es  gleichfalls  phylogenetische  Probleme, 
welche  mich  beschäftigten,  deren  immer  schwieriger  werdende  Lösun- 
gen mich  indess  schließlich  zu  intensiver  Berücksichtigung  der  histo- 
genetischen Fragen  drängten,  und  wenn,  wie  ich  zu  hoffen  wage, 
das  Nachfolgende  unsere  Kenntnis  und  Erkenntnis  vom  Bau  und 
der  Entstehung,  ja  auch  von  der  Function  des  gesammten  Nerven- 
systems fördert,  so  möge  es  Zeugnis  dafür  ablegen,  wie  wichtig 
auch  für  die  sog.  descriptive  Anatomie  und  für  die  Physiologie  die 
phylogenetischen  Untersuchungen  sich  gestalten  können,  wenn  sie 


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256 


Anton  Dohm 


hinreichend  in  die  Tiefe  gehen  und  die  Lösung  der  gestellten  Pro- 
bleme nur  dann  für  gesichert  halten,  sobald  die  einzelnen  Organe 
nicht  als  an  sich  bestehende,  sondern  als  dem  ganzen  Organismus 
unlösbar  verbundene,  von  ihm  bedingte,  mit  allen  übrigen  Organen 
in  Wechselwirkung  stehende  Dinge  behandelt  werden. 

Da  aber  kein  Organsystem  in  dieser  Beziehung  Uber  dem  Nerven- 
system steht,  so  ward  ich,  je  tiefer  meine  phylogenetischen  Studien 
gingen,  um  so  unwiderstehlicher  dazu  gedrängt,  den  histogeneti- 
schen  Verhältnissen  des  Nervensystems  meine  ganze  Aufmerksamkeit 
zu  schenken. 

Wer  die  14.,  15.  u.  16.  Studie  gelesen  hat,  wird  erkennen,  wie 
allmählich  der  Weg  der  phylogenetischen  Forschung  mich  zur  histo- 
genetischen  Fragstellung  führte,  so  dass  die  vorliegende  Studie  mit 
Noth wendigkeit  aus  den  früheren  hervorging.  Indess  hat  sie  auch 
unabhängige  Bedeutung,  da  sie  sich  mit  Problemen  befasst  und  der 
Lösung  näher  zu  fuhren  sucht,  die  auch  mit  Beiseitesetzung  phylo- 
genetischer Gesichtspunkte  von  fundamentaler  Bedeutung  bleiben,  ja 
zu  den  wichtigsten  Aufgaben  der  Biologie  gehören. 

Den  Ausgangspunkt  der  nachfolgenden  Untersuchungen  Uber  die 
Histogenesc  der  peripherischen  Nerven  nehme  ich  von  denjenigen 
Nerven,  welche  als  Kami  dorsales  der  Kopfnerven  von  der 
Vergi.  Anatomie  beschrieben  worden  sind,  und  die  Innervirung 
der  sog.  Schlcimcanäle  besorgen,  deren  Ausbildung  bei  den 
Selachiera  eine  ganz  besondere  Höhe  erreicht  hat. 

1.  Histogene tische  Entwicklung  der  Nn.  buccalis,  ophthalmicus 
superficialis  p.  major  und  des  Ramus  dorsalis  des  Glossopharyngeus. 

Wenn  die  Ganglienleiste  des  Kopfes  sich  so  weit  entwickelt  hat, 
dass  die  einzelnen  Gruppen  der  Ganglien  deutlich  hervortreten, 
wenn  also  sowohl  das  G.  mesoeephalicum  (ciliare  Aut.),  das 
G.  Gasseri,  die  einzelnen  Componenten  der  Facialisplatte  und  auch 
die  der  Glossopharyngeus- Vagusplatte  in  ihren  ersten  Umrissen  ab- 
gegrenzt sind,  so  beginnt  an  ihnen  allen  ein  Vorgang,  der,  anfänglich 
übersehen,  in  den  letzten  Jahren  aber  eben  so  oft  behauptet  wie 
bestritten,  in  seiner  weittragenden  Bedeutung  noch  von  keinem 
Embryologen  oder  Morphologen  erschöpfend  dargestellt  worden  ist  : 
die  Antheilnahme  des  Eetoderms  außerhalb  des  Medullar- 
rohres  und  der  Ganglienleistc  an  der  Bildung  der  sensiblen 
peripherischen  Kopfnerven. 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.    17.  257 


In  den  frühen  Stadien  bis  Balfour's  /  bleibt  das  Ectoderm 
ziemlich  gleichmäßig  einzellig.  Es  machen  sich  aber  Unterschiede 
in  den  verschiedenen  Kegionen  des  Körpers  schon  frühzeitig  geltend, 
und  die  Einzelligkeit  des  Stirnectodcrms  ist  eine  andere  als  die 
des  Rurapfectoderms  :  jenes  ist  aus  würfelförmig  und  ziemlich  dicht 
an  einander  gereihten  Zellen  zusammengesetzt,  dieses  aus  platten 
Zellen  gebildet,  die  in  beträchtlich  großen  Zwischenräumen  ihre 
Kerne  zeigen.  Anders  ist  wiederum  in  der  Kiemengegend  das 
Ectoderm  gestaltet,  denn  hier  beginnt  das  anfänglich  auch  würfel- 
förmige Zellmaterial  sich  zu  säulenförmigen  Zellen  umzugestalten, 
und  was  noch  wichtiger  ist,  diese  Zellen  gehen  zuerst  dazu  über, 
mehrschichtig  zu  werden.  Gerade  dieser  Process  an  dieser  Stelle 
ist  aber  von  großer  Bedeutung,  und  so  lohnt  es  der  Mühe,  sein 
Zustandekommen  und  seinen  Verlauf  etwas  eingehender  zu  schildern 
als  es  bisher  geschehen  ist. 

Der  Anstoß  zu  den  Veränderungen  in  der  äußeren  Gestalt  der 
Ectodermzellen  in  der  Kiemenregion  ist  wohl  in  der  stärker  auf- 
tretenden Vermehrung  derselben  zu  suchen.  Die  zahlreicher  werden- 
den Zellen  platten  sich  an  einander  ab  und  dehnen  sich  in  der 
Richtung  auf  die  Körperachse  hin  aus.  Aber  da  diese  Vermehrung 
keine  einfache  Längstheilung  ist,  so  stellen  sich  auch  die  daraus 
hervorgehenden  neuen  Zellen  nicht  einfach  parallel  den  bereits  be- 
stehenden, sondern  man  sieht  sie,  unregelmäßig  gelagert,  bald  nach 
außen,  bald  nach  innen  vorspringen.  Zwischen  die  cylindrisch  ab- 
geplatteten drängen  sich  ganz  kugelige  Zellen,  andere  erscheinen 
konisch,  wieder  andere  flaschenförmig  ausgezogen,  kurz  die  ganze 
Partie  des  in  Rede  stehenden  Kiemenectoderms  ist  sehr  unregelmäßig 
und  fallt  unter  dem  Mikroskop  gleich  durch  seine  dunklere  Farbe  auf. 

Diese  Unregelmäßigkeit  führt  nun  über  zur  Mehrschichtigkeit. 
Aber  auch  dabei  unterscheidet  sich  das  Kiemenectoderm  von  den 
Übrigen  Ectodermparticn.  Wenn  letztere  aus  der  Einschichtigkeit 
zur  Zweischichtigkeit  übergehen  wollen,  so  sieht  man  —  ich  mache 
besonders  auf  die  Partie  hinter  der  letzten  Kiemenspalte  aufmerksam  — 
wie  allmählich  die  Zellen  des  einschichtigen  Ectoderms  sich  Uber 
einander  schieben  in  der  Weise,  dass  von  drei  Zellen  eine  mehr  vor- 
springt und  von  den  zurückbleibenden  ganz  herausgeschoben  wird. 
Natürlich  handelt  es  sich  auch  dabei  zunächst  um  eine  Vermehrung 
der  ursprünglichen  Zahl  der  Zellen,  zumal  ja  auch  der  Gesammt- 
umfang  des  Körpers  wächst,  mithin  die  Zahl  der  Zellen  des  Ecto- 
derms zunehmen  muss,  soll  dasselbe  dem  größeren  Körperumfang 


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25S 


Anton  Dobra 


entsprechen.  Aber  doch  ist  dieser  Vermehrungsprocess  weniger  in- 
tensiv als  bei  dem  Kiemenectoderm ,  welches  letztere  eben  auch 
nicht  nur  zwei-  sondern  mehrschichtig  wird. 

Es  giebt  indessen  auch  im  Bereiche  des  Kiemenectoderms  wieder 
Unterschiede,  welche  nicht  zufällig  sind.  An  bestimmten  Localitäten 
bleibt  das  Ectoderm,  wenn  auch  ausgeprägt  cylindrisch,  so  doch 
ein-,  höchstens  unregelmäßig  zweischichtig.  An  anderen  dagegen 
wird  es  eben  so  ausgeprägt  mehrschichtig.  An  diesen  Localitäten 
springt  der  Contour  des  Ectoderms  nach  außen  vor,  und  diese  Vor- 
sprunge sind  hervorgebracht  durch  die  dem  Ectoderm  angelagerten 
Ganglienplatten  oder  bereits  locai  gesonderten  einzelnen  Ganglien 
des  Kopfes.  Man  findet  diese  mehrschichtigen  Partien  des  Kiemen- 
ectoderms an  den  einzelnen  Ganglien  der  Trigeminus-  und  Facialis- 
gruppe  und  in  fast  zusammenhängender  Ausdehnung  neben  den  noch 
nicht  ganz  differenzirten  Ganglien  der  Vagusgruppe. 

Außer  der  Mehrschichtigkeit  werden  diese  Stellen  des  Ecto- 
derms noch  durch  eine  andere  Eigenschaft  charakterisirt.  Wäh- 
rend die  einschichtigen  oder  zweischichtigen  Abschnitte  des  Kiemen- 
ectoderms zumeist  nach  innen  durch  eine  glatte  Linie  begrenzt 
werden,  Uber  welche  keine  der  Zellen  vorspringt,  ist  Letzteres  viel- 
mehr die  Regel  bei  den  mehrschichtigen  Partien.  Blickt  man  ge- 
nauer hin,  so  gewahrt  man,  dass  die  an  diesen  Localitäten  vor 
sich  gehende  stärkere  Vermehrung  der  Zellen  zur  Folge  hat,  dass 
einzelne  Zellen  nach  innen  aus  dem  Verbände  des  Ectoderms  sich 
loslösen  und  sich  den  anliegenden  Kopfganglien  beigesellen.  Dieses 
Verhältnis  giebt  auch  die  richtige  Auffassung  Uber  die  Mehrschichtig- 
keit: es  handelt  sich  dabei  nicht  um  gleichmäßig  über  einander  ge- 
schichtete Lagen,  sondern  um  unregelmäßig  durch  einander  geschobene 
Zellen,  welche  durch  Karyokmesc,  vielleicht  auch  durch  einfache 
Abschnllrung  sich  vermehren  und  dabei  statt  neben  einander,  sich 
Uber-  resp.  unter  einander  lagern.  Ob  dieser  Process  auch  an 
anderen  Stellen  des  Ectoderms  sich  vollzieht,  und  welches  seine 
Resultate  sind,  soll  uns  hier  zunächst  nicht  weiter  beschäftigen. 

Die  aus  dem  Verbände  des  Ectoderms  frei  werdenden 
Zellen  gesellen  sich  den  verschiedenen  Kopfganglien  bei, 
d.  h.  sie  lagern  sich  an  ihre  Außenseite  an.  Einen  Unterschied 
zwischen  den  ursprünglichen  Zellen  der  Ganglien  und  diesen  neu 
hinzutretenden  Elementen  festzustellen,  ist  mir  bisher  nicht  gelungen 
—  sie  sind  alle  ziemlich  gleichgeartet,  was  schließlich  auch  nicht 
wunderbar  ist,  da  ja  auch  die  Ganglicnleistcnzellen ,  ehe  sie  sich 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.   17.  259 


za  wirklichen  Ganglienzellen  differenziren ,  nichts  als  Abkömmlinge 
des  Ectoderma  sind. 

Dieses  Auswandern  von  Ectodermzellen  in  die  Gan- 
glien- resp.  Ncrvenanlage  dauert  ununterbrochen  fort  bis 
zur  völligen  Herstellung  des  ganzen  Schlcimcanal-Nerven- 
systems. 

Es  wird  nun  meine  Aufgabe  sein,  den  Verlauf  dieses  Proccsses 
an  zwei  Kopfnerven  im  Einzelnen  darzustellen.  Ich  wähle  dazu 
Elemente  der  Facialis-Acusticusplatte,  im  Specicllen  die  Nervi  buccalis, 
ophthalmicu8  und  byoideus  mit  den  zugehörigen  Ganglien.  Dabei 
lasse  ich  an  dieser  Stelle  jede  rein  morphologische  Betrachtung  weg, 
und  beschränke  mich  auf  die  histogenetischen  Vorgänge,  welche  die 
Bildung  der  Ganglien  und  der  Nerven  betreffen.  Die  phylogenetische 
Bedeutung  dieser  Vorgänge  wird  in  einer  anderen  »Studie«  klar- 
gestellt werden. 

Die  Facialisplattc  legt  sich  bei  Selachiern,  wie  bekannt,  an  die 
eingestülpte  Ohrblase  von  vorn  und  unten  an.  Sobald  das  geschehen, 
beginnt  die  Ohrblasc  in  außerordentlich  reichlichem  Maße  eben  so  wie 
das  Ectoderm  Zellen  an  die  Facialisplattc  abzugeben  ;  die  Zellwuchcrung 
der  Ohrblase  geht  in  die  Formation  des  Acusticus  ein.  Dieser  Process 
soll  uns  hier  aber  nicht  weiter  beschäftigen.  Vor  der  Ohrblase  liegt 
derjenige  Theil  der  Facialisplatte ,  der  sich  als  das  Ganglion  des 
Ophthalmicus  superficialis  zu  erkennen  giebt,  welcher  im  erwachsenen 
Thiere  die  gesammten  Schlcimcanäle  des  Vorderkopfes  bis  zur  Nase 
hinab  innervirt.  Auch  mit  diesem  mächtigen  Nervencomplex  will  ich 
mich  zunächst  nicht  beschäftigen.  Unterhalb  dieses  Ganglions,  schräg 
nach  vorn  und  unten  gerichtet,  liegt  aber  eine  andere  Partie  der 
Facialisplatte:  sie  bildet  die  Ganglienzellen  des  Buccalis,  und  ihre 
Schicksale  sollen  Gegenstand  meiner  weiteren  Darstellung  werden. 

Sowohl  dem  Ganglion  des  Ophthalmicus,  als  auch  dem  des 
Buccalis  liegt  eine  jener  mehrschichtigen  Stellen  des  Kiemenectoderms 
an,  und  beiden  Ganglien  werden  sofort  bei  dem  Beginne  des  Con- 
tactes  Ectodermzellen  beigemischt.  Dieser  Process  dauert  auch  fort, 
wenn  die  Phänomene  eintreten,  die  ich  jetzt  beschreiben  und  von 
Horizontalschnitten  eines  Prisliurus-Eiiihryo  (Taf.  16  Fig.  10—22)  und 
Mwttclus-Embryo  (Taf.  16  Fig.  1—9  ablesen  will. 

Dicht  hinter  und  unter  dem  Ganglion  des  Buccalis  befindet  sich 
der  dorsalste  Abschnitt  der  vordersten  Kiemenspalte,  des  Spritzlochcs 
Taf.  16  Fig.  1 1—13  Ksp).  Er  schiebt  sich  zwischen  dieses  Ganglion 
und  das  Ganglion  genieri  (Taf.  16  Fig.  10  Gg),  aus  welchem  der 


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Auton  Dohm 


N.  palatinns  nach  vorn  und  innen,  der  N.  byoideus  nach  unten  und 
hinten  abgehen,  ein,  so  dass  die  beiden  Abschnitte  der  Facialisplattc 
auf  der  Spritzlochspalte  zu  reiten  scheinen.  Dem  entsprechend  ist 
das  Ectoderm  an  dieser  Stelle  und  um  die  Zeit,  von  der  ich  spreche, 
einschichtig  und  plattenfbrmig,  bildet  also  eine  ziemlich  dtlnne  Mem- 
bran. Hingegen  ist  es,  so  weit  es  dem  G.  buccalis  und  6.  ophthalmici 
superficialis  außen  anliegt,  in  der  oben  bezeichneten  Weise  mehr- 
schichtig, d.  h.  nach  innen  proliferirend. 

Das  Ganglion  des  Buccalis  steht  somit  eigentlich  in  genetischem 
Zusammenhange  mit  dem  Ectoderm  ;  prüft  man  die  Horizontalschnitte 
in  ihrer  Aufeinanderfolge  ventral wärts,  so  sieht  man  das  Ganglion 
gleichsam  als  einen  integrirenden  Abschnitt  des  Ectoderms  erscheinen. 
Seine  Zellen  sind  fast  alle  quer  durchschnitten,  zeigen  nichts  als 
Kern  und  Plasma:  zwischen  ihnen  ist  keine  Spur  von  Mesoderm- 
zellen  zu  sehen,  eben  so  wenig  liegen  freilich  Mesoderrazellen  der 
äußeren  Peripherie  des  ganzen  Ganglions  an;  dies  ist  aber  offenbar 
nur  die  Folge  der  Conservirung ,  welche  bewirkt  hat,  dass  die 
Mesodermzellen  sich  rund  herum  von  diesem  und  allen  Ganglien, 
eben  so  auch  vom  Medullarrohr  und  vielen  Stellen  des  Ectoderms 
zurückgezogen  haben ,  so  dass  freie  Räume  um  all  diese  cetodenna- 
tischen  Gebilde  sich  finden.  Die  Mesodermzellen  selbst  bilden  feine 
Ausläufer,  die  in  netzförmiger  Verbindung  zu  einander  stehen. 

Wenn  man  die  Schnitte  der  Reihe  nach  mustert,  so  sieht  man, 
dass  der  Umfang  des  Ganglions  allmählich  abnimmt,  natürlich  auch 
die  Zahl  seiner  Zellen.  Aber  die  Anlagerung  an  das  Ectoderm 
bleibt  bestehen,  eben  so  auch  der  künstliche  Hohlraum  um  dasselbe. 
Ein  paar  Schnitte  unterhalb  des  größten  Durchmessers  erscheint  das 
Ganglion  nur  noch  als  eine  halbkuglige  Prominenz  des  Ectoderms: 
auf  dem  Durchschnitt  zählt  man  ca.  20  durchschnittene  Kerne. 
Stellt  man  auf  den  1 5 /<  starken  Schnitt  aber  tiefer  ein,  so  sieht 
man  eine  beträchtlichere  Verschmälerung  des  Umfangs  und  natürlich 
auch  eine  Abnahme  der  Kerne  eintreten,  die  auf  dem  nächsten 
Schnitte  schon  auf  5  reducirt  sind. 

Die  Richtung  der  Längsachse  dieser  Kerne  war  schon  in  dem 
Schnitte,  welcher  noch  20  Kerne  enthielt,  nicht  dieselbe.  Einige 
der  dem  Ectoderm  zuuächst  liegenden  Kerne  stehen  schräg,  so  dass 
von  ihnen  ausgehende  Fasern  nach  vorn  und  unten,  nicht  gerade  nach 
unten  verlaufen. 

Auf  solche  Fasern  trifft  nun  jeder  weitere  Schnitt,  und  daraus 
folgt,  dass  bereits  einige  der  Zellen  des  Ganglions  die  Einleitung 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpurs.  1" 


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zur  Bildung  der  Faserbahn  dee  Buccalis  getroffen  haben.  Aber  auch 
von  ventraler  gelegenen,  und  auf  den  Horizontalschnitten  quer  ge- 
troffenen Zellen  gehen  schon  Fasern  nach  abwärts,  was  bewirkt, 
dass  die  Kenie  auf  den  weiter  ventralwärts  gelegenen  Schnitten 
weniger  nah  an  einander  gelegen  sind,  da  die  Faserbildung  den  Kaum 
zwischen  ihnen  beansprucht. 

Von  einer  Anlagerung  oder  gar  Einlagerung  von 
Mesoderrazellen  in  diesen  fasrigen  Theil  des  Nerven  ist 
aber  eben  so  wenig  die  Rede,  wie  bei  dem  Ganglion.  Die 
Kerne,  welche  dieser  Theil  des  Nerven  aufweist,  sind 
entweder  durch  Prolification  von  Zellen  des  Ganglions 
oder  durch  Prolification  der  Ectoderinzellcn,  denen  das 
Ganglion  angelagert  ist,  entstanden,  oder  bereits  aus 
beiden  Provenienzen  gemischt. 

Diese  Kerne  liegen  nun  auf  den  weiter  folgenden  wenigen 
Schnitten  nicht  mehr  alle  in  solcher  Richtung,  dass  die  Schnitte  sie 
quer  durchschneiden,  sondern  einige  liegen  schräg,  andere  parallel 
zur  Schnittrichtung.  Besonders  bemerkenswert!!  ist,  dass  die  letzteren 
an  dem  Innenrande  des  Nerven  liegen  und  eine  scharf  bestimmte 
Grenze  gegen  den  Hohlraum  zwischen  Nerv  und  Mesoderm  bilden, 
mit  dem  sie  auch  nicht  den  geringsten  Zusammenhang  zeigen,  wäh- 
rend die  innere  Begrenzungslinie  klar  bestimmt  und  ohne  irgend 
welche  Unterbrechung  in  die  eben  so  scharfe  Grenzlinie  des  Ectoderma 
Ubergeht. 

Letzteres  zeigt  jetzt  die  folgende  Structur.  Die  Zellen,  durch 
welche  es  gebildet  wird,  sind  da,  wo  sie  dem  Nerven  anliegen,  meist 
cylindrisch,  und  concentriseli  um  einen  Mittelpunkt  gelagert,  der  außer- 
halb der  Körperoberfläche  liegt  (Taf.  16  Fig.  1 — 5  C.infr.).  Diese 
Oberfläche  ist  scharf  begrenzt,  während  das  nicht  der  Fall  ist  an 
den  Stellen,  wo  das  Ectodenu  nichts  mit  dem  Nerven  zu  thun  hat. 
wo  vielmehr  jede  einzelne  Zelle  ein  Weniges  gewölbt,  ihren  eigenen 
bestimmten  Bezirk  zeigt.  Auch  scheinen  die  cylindrischen  Zellen 
dunkler  gefärbte  Kerne  zu  besitzen,  was  vielleicht  nur  daher  kommt, 
dass  sie  näher  an  und  Uber  einander  liegen.  Das  Plasma  der  cylin- 
drischen Zellen  ist  an  beiden  Polen  mehr  zusammengedrängt  und 
erscheint  hellglänzend,  wie  dasjenige,  welches  die  Kerne  im  Nerven 
urngiebt.  Nach  innen  finden  sich  den  cylindrischen  Zellen  einige 
Kerne  an-  und  zwischengelagert,  welche  nur  Theilungsproducte  eben 
dieser  cylindrischen  Zellen  selber  sein  können:  zwischen  ihnen  und 
den  Kernen  der  Nerven  ist  kein  Unterschied  wahrzunehmen ,  wie 


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Anton  Dohm 


denn  aneli  das  hellglänzende,  etwas  fasrige  Plasma  des  Nerven  direet 
und  ununterbrochen  in  das  Plasma  der  cylindrischcn  Zellen  Uber- 
geht, ohne  dass  irgend  eine  Grenze  zwischen  beiden  Gebilden  zu 
erkennen  ist  (Taf.  16  Fig.  6,  7,  16—21). 

Auf  den  nächsten  Schnitten  ist  nun  kein  differenzirter  Nerv 
mehr  vorhanden,  dass  aber  das  Ectodcrm  innen  eine  Anzahl  von 
runden  Kernen  mit  hellglänzendem  Protoplasma,  außen  zahlreiche 
Mitosen,  dazwischen  Cylindcrzcllen  von  unbestimmterer  Begrenzung 
aufweist  (Taf.  16  Fig.  8, 9,  22).  Die  innere  Begrenzungslinie  des  Ecto- 
derms  bleibt  immer  nocli  eine  sehr  scharfe,  nach  innen  etwas  vor- 
springende. So  geht  es  wiederum  mehrere  Schnitte  weit,  dann  fängt 
das  cylindrische  Epithel  an.  in  die  gewöhnliche  Form  überzugehen 
und  schließlich  kommen  wir  zu  ganz  normalen  und  keine  Differen- 
zirung  irgend  welcher  Art  mehr  aufweisenden  Ectodermverhältnissen 
zurllck. 

Was  ich  vorstehend  geschildert  habe,  ist  die  Differen- 
zirung  eines  Schleimcanals,  beziehentlich  Sinnesorgans  mit 
seinem  Nerven,  und  zwar  des  infraorbitalen  Schleimcanals 
mit  dem  zugehörigen  Nervus  bneealis. 

Sehen  wir  nun  zu,  wie  diese  Differenzirung  weiter  geht.  Ich 
nehme  dazu  wiederum  Ilorizontalschnitte  eines  Pristiurus-Embryo 
aus  den  Stadien  L  M  Balfour's. 

Die  Facialisplatte  hat  sich  beträchtlich  weit  vom  Ectoderm  nach 
innen  zurückgezogen.  Ihre  Wurzelfasern  haben  sich  gebildet  und 
gehen  zahlreich  in  das  Mcdullarrohr  hinein.  Die  Scheidung  der  ein- 
zelnen Componcnten  der  Platte  ist  sehr  viel  mehr  accentuili:  das 
Ganglion  des  Ophthalmicus  superficialis  ist  bestimmt  und  weit  nach 
vorn  und  oben  gerichtet,  das  des  Buccalis  nach  unten.  Das  Ein- 
wandern von  Ectodermzellen  in  beide  Ganglien  oder  in  den  sie  ver- 
bindenden mittleren  Theil  hat  aufgehört.  Der  durch  die  Conservirung 
verursachte  Hohlraum,  der  sie  urogiebt,  ist  nach  wie  vor  sehr  deutlich, 
nur  wird  er  gelegentlich  von  Ausläufern  der  Mesodermzellen  durch- 
zogen. Das  Mesoderm  um  den  Hohlraum  herum  ist  sehr  viel  dichter 
geworden,  wie  Überall  im  Körper  dieses  Embryos. 

Die  Zahl  der  Zellen  in  beiden  Ganglien  hat  sich  außerordentlich 
vermehrt,  alle  sind  ziemlich  gleich  geartet,  karyokinetische  Figuren 
sind  vorhanden,  aber  nicht  in  nennenswerther  Zahl.  Auf  dem 
größten  Querschnitt  enthält  das  Ganglion  des  Buccalis  jetzt  wenigstens 
80 — 90  Zellen,  wonach  die  Zahl  der  gesammten  Zellen  dieses 
Ganglions  wohl  mehr  als  1000  beträgt. 


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Studien  zur  Urgeschichte  (Jos  Wirbelthierkürpers.    17.  263 

Auf  diesem  größten  Querschnitt  des  Ganglions  bemerkt  man  an 
den  Rindenzellen,  welche  dem  Ectoderm  gegenüberliegen,  also  an 
der  Außenseite  des  Ganglions,  ein  etwas  abweichendes  Verhalten  der 
Kerne  gegenüber  dem  der  größeren  Masse.  Die  Kerne  sind  auf  dem 
Querschnitte  um  weniges  kleiner  als  die  anderen  und  stehen  etwas  weiter 
von  einander  ab.  Zwischen  ihnen  siebt  man  nicht  nur  wieder  jene 
hellglänzende  Plasmazwischenschicht,  sondern  sehr  deutlich  feine 
silberglänzende  Körnchen,  welche  letztere  aber,  beim  Heben  und 
Senken  des  Tubus,  sich  als  feinste  Fäscrehen  zu  erkennen  geben. 
Offenbar  sind  dies  die  späteren  Fibrillen  der  Achsency linder. 

Da  das  Ganglion  und  der  ganze  Nervus  buccalis  schräg  nach 
unten  und  hinten  gerichtet  sind,  so  treffen  die  Horizontalschnitte  auch 
schräg  auf  den  Verlauf  dieser  Fasern  und  man  sieht  sie  z.  Th.  recht 
wirr  durch  einander  nach  abwärts  laufen. 

Auf  den  weiter  ventralwärts  liegenden  Schnitten  verringert  das 
Ganglion  seinen  Durchmesser  und  natürlich  auch  die  Zahl  seiner 
Zellen,  dagegen  dehnt  sich  die  vom  Schnitt  getroffene  Faserschicht 
relativ  immer  mehr  aus,  bis  sie  mehr  als  die  Hälfte  des  Umfangs  ein- 
nimmt, und  die  letzten  Ganglienzellen  nur  noch  am  inneren  Rande  des 
Nerven  zu  finden  sind. 

Das  Ectoderm  liegt,  wie  schon  oben  erwähnt,  nicht  mehr  dem 
Ganglion  an.  Außer  dem  breiten  künstlichen  Hohlraum  wird  es  auch 
noch  durch  eine  ansehnliche  Brücke  von  Mesodermgewebe  vom  Ganglion 
geschieden.  Wie  ich  vermuthe,  ist  das  Zwischenschieben  dieser 
Brücke  activ  wie  passiv  an  dieser  Trennung  beider,  vorher  innig  ver- 
bundenen Gebilde  bethciligt,  und  es  ist  wichtig,  hierauf  zu  verweisen, 
da  das  Abrücken  des  Ganglions  vom  Ectoderm,  oder  des  Ectoderms 
vom  Ganglion  immer  weiter  greift  und  einen  sehr  hohen  Antheil  an 
der  Ausbildung  und  Ausgestaltung  der  ganzen  Nervenbildung  nimmt, 
wie  wir  gleich  des  Näheren  sehen  werden. 

Die  Differenzirung  des  Ectoderms  selbst  ist  dabei  die  folgende. 
Das  Gebiet  der  cylindrisch  gestellten  Zellen  der  Schleimcanalanlage 
schränkt  sich  gegenüber  dem  Ganglion  genau  auf  die  demselben  an- 
liegende Stelle  ein:  sie  behält  ihren  bisherigen  Charakter  bei;  die 
Zellen  proliferiren  durch  Mitosenbildung,  die  an  der  äußeren  Peripherie 
vor  sich  geht,  auf  der  inneren  aber  vollzieht  sich  die  Theilung  beson- 
ders der  im  Mittelpunkt  der  Schleimcanalanlage  belegenen  Cylinder- 
zellen.  und  durch  Abschnürung  ihrer  inneren  Partien  entstehen  neue 
Zellen,  welche  um  sich  jenes  hellglänzende  Plasma  bilden,  das  über- 
haupt an  diesen  cylindrischen  Zellen  fast  stets  gefunden  wird. 


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Anton  Dohm 


Außerhalb  der  Schleimcanalanlage  hat  sich  das  Ectoderm  zur  nor- 
malen Zweischichtigkeit  entwickelt,  die  äußere  Schicht  zeigt  flach 
biconvexe  Kerne  und  breitere  Plasuiabezirke  darum,  die  innere  ist 
cylindrisch  und  darum  dichter  gestellt. 

So  erstrecken  sich  Ganglion  und  Schlcimcanalanlage  neben  ein- 
ander, aber  ohne  sich  zu  berühren,  nach  unten,  bis  eine  neue  Com- 
plication  eintritt,  die  von  wichtiger  Natur  ist. 

Der  Schleimcanal,  welcher  mit  seinem  inneren  Contour  weiter  vor- 
springt als  die  benachbarten  Ectodermpartien ,  erzeugt  plötzlich  eine 
noch  größere  Prominenz  von  hellglänzendem  Plasma ,  und  auf  dem 
hierauf  folgenden  Schnitt  erkennt  man,  dass  diese  Prominenz  sich  zu 
einer  kleinen  ovalen  Platte  (vgl.  pag.  274)  auszieht,  in  welcher  dieselben 
Kerne  gefunden  werden,  die  bereits  als  Prolificationsproducte  der 
Cylinderzcllen  der  Schleimcanalaulage  uus  bekannt  sind.  Diese  kleine 
ovale  Platte  ist  mit  ihrem  Längsdurchmesser  gegen  den  Buccalis  gerich- 
tet, erreicht  ihn  aber  erst  auf  ein  paar  weiter  ventralwärts  gelegenen 
Schnitten,  auf  denen  ihre  Fortsetzung  als  schmaler  faseriger  Nerv 
erseheint,  mit  einigen  wenigen  Kernen,  die  denen,  welche  im  Schleim- 
canal und  auch  im  Buccalis  selbst  gefunden  wurden,  gleichartig  sind. 

Woher  kommt  diese  Platte?  Woher  kommt  dieser  kleine  Nerv? 

Er  ist  zunächst  eine  Folge  des  eben  erwähnten  AbrUckens  des 
Ganglions  und  des  Nervus  buccalis  vom  Ectoderm,  von  der  Schleim- 
canalanlage,  bildet  aber  den  ersten  Anfang  der  vielen  späteren  Äste, 
mittels  deren  der  Buccalis  mit  den  Sinnespapillen  des  infraorbitalen 
Schleimcanals  in  stetiger  Verbindung  bleibt. 

Sein  Zustandekommen  und  damit  das  Zustandekommen  all  der 
zahllosen  Nervenäste,  groß  und  klein,  welche  die  Tausendc  von 
Papillen  und  Ampullen  des  ganzen  Schleimcanal-  und  Seitenlinien- 
systems mit  den  Stämmen  des  Ophthalmien  superficialis,  des  Buc- 
calis, des  Maxillaris  superior,  der  Kami  dorsales  des  Glossopharyngcus, 
des  Vagus  und  des  Lateralis  verbinden,  begreift  sich  auf  die  folgende, 
allcreinfachste  Weise. 

Wenn  die  Stämme  dieser  Nerven  durch  Anlagerung  der  bezüg- 
lichen Ganglien  an  das  Ectoderm  und  durch  Wucherung  dieses  letz- 
teren anfangen,  sich  zu  bilden,  so  bleiben  einige  der  wuchernden 
Zellen  der  Schlcimcanalanlage  doch  in  Berührung  mit  dem  Nerven, 
während  das  Ganglion  und  nach  und  nach  auch  der  Stamm  des 
Nerven  sich  von  dieser  Anlagerung  an  das  proliferirende  Ectoderm 
frei  machen  und  Mesodermclemente  zwischen  beide  sich  einschieben. 
Diese  Berührungsstelleu  scheinen  in  mehr  oder  weniger  regelmäßigen 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.  17. 


205 


Intervallen  bestehen  zu  bleiben,  und  an  ihnen  erfolgt  eine  fort- 
dauernde Zunahme  der  Zellen  theils  durch  weitere  Prolification  vom 
Schleimcanal  aus,  theils  durch  Karyokinese  der  bereits  vom  Schleim- 
canal  abgegliederten  Zellen,  vielleicht  auch,  wie  mir  manchmal  ge- 
schienen hat,  durch  einfache  directe  Theilung  eben  dieser  abgeglieder- 
ten Zellen.  Je  weiter  nun  der  Nerv  vom  Ectoderm  abrückt,  manchmal 
einfach  nach  innen,  manchmal  aber  auch  nach  unten  oder  nach  oben, 
nach  vorn  oder  nach  hinten,  was  von  anderen  Umständen  abhängt  — 
um  so  mehr  zieht  sich  dieser  Verbindungszweig  zwischen  Schleim- 
canalanlage  und  Nervenstamm  aus.  Das  Material  hierzu  liefern  eben 
die  vorhin  erwähnten  Proceduren  der  Zellvermehrung.  Die  dünnste 
Stelle  der  Verbindung  zwischen  Hauptnerv  und  Papille  ist  fast  immer 
die,  wo  der  Nervenzweig  sich  dem  Hauptstamm  verbindet:  sie  ist 
auch  zugleich  die  älteste  Partie,  welche  die  zuerst  aus  dem  Schleim- 
eanal ausgetretenen  Zellen  enthält;  alle  weiter  peripheriewärts  ge- 
legenen sind  später  erschienen,  da  die  Zunahme  der  Zellen, 
abgesehen  von  den  im  Laufe  des  Nerven  geschehenden 
Theilungen  an  der  Peripherie,  im  Mutterboden  der  Schleim- 
canalanlage  selbst  stattfindet. 

An  dem  hier  bebandelten  Embryo  ist  erst  dieser  eine  oberste 
Zweig  entstanden:  er  ist  noch  sehr  kurz,  und  gleich  unter  seiner 
Vereinigung  mit  dem  nach  unten  fortwachsenden  Hauptstamm  legt 
sich  dieser  wiederum  der  Schleimcanalanlage  dicht  an,  oder  hat  sich, 
richtiger  gesagt,  aus  dieser  Lage  noch  nicht  frei  gemacht,  sondern 
wächst  mit  ihr  zusammen  ventralwärts  stetig  weiter.  Dabei  ist  die 
Schleimcanalanlage  dem  Nerven  immer  um  einige  Schnitte  voraus, 
was  sich  leicht  begreift,  weil  die  fortschreitende  Differenzirung  des 
Ectoderms  zunächst  die  Schleimcanalanlage  producirt  und  dann  erst 
diese  aus  sich  die  Prolification  der  —  ich  will  sie  von  jetzt  an  ein 
für  allemal  so  nennen  —  Nervenzellen  vornimmt. 

Ehe  ich  aber  weiter  gehe,  habe  ich  noch  zwei  weitere  Punkte 
hervorzuheben,  die  fUr  das  Verständnis  der  gesummten  Nervenbildung 
von  Bedeutung  sind. 

Zunächst  möchte  ich  darauf  aufmerksam  macheu,  dass  der  eben 
beschriebene  kleine  Nervenzweig  von  seinem  Endorgan,  dem  Schlcim- 
canalepithel,  nach  abwärts  gerichtet  ist,  und  erst  zwei  bis  drei  15/* 
messende  Schnitte  später  in  den  Hauptstamm  einmündet.  Diese  Ein- 
lnündungsstelle  lag  aber  von  Anfang  an  in  dem  Schleimcanalepithel 
gerade  an  derselben  Stelle,  wo  auch  jetzt  der  Zweig  noch  mit  dem 
Epithel  in  Berührung  steht.     Der  Stamm  muss  also  selbständig 


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Anton  Dohm 


abwärts  gerückt  sein,  woraus  folgt,  dass  er  nicht  nur  an  seinem  Ende 
durch  Apposition  immer  weiterer,  aus  dem  Schleimcanal  resultirender 
Zellen  weiter  wächst,  sondern  auch  durch  Dehnung,  resp.  Ver- 
mehrung derjenigen  Zellterritorien  zunimmt,  welche  ihn  von  Anfang 
an  herstellten  und  nicht  mehr  durch  Einwandern  weiterer  Ectoderm- 
zellen  sich  ausdehnen  können.  Sein  Wachsthum  ist  also  von  vorn 
herein  ein  doppeltes:  eines  ist  rein  terminal,  das  andere  geschieht 
auf  der  ganzen  Ausdehnung  des  Nerven.  Offenbar  sind  beide  Pro- 
cesse auch  bei  dem  Wachsthum  aller  seiner  Aste  und  Zweige,  der 
wie  vielten  Ordnuug  auch  immer,  geltend.  Dass  er  auch  schließlich 
im  Querschnitt  wächst,  wird  an  anderer  Stelle  zur  Sprache  kommen 
und  auf  einfache  Weise  erklärt  werden. 

Der  zweite  Punkt,  auf  den  ich  hinweisen  möchte,  betrifft  die 
Bildung  anderer  Zweige  und  Äste  aus  demselben  Ganglion,  aus  wel- 
chem der  Buccalis  mit  all  seinen  späteren  Ästen  und  Zweigen  hervor- 
geht. Ich  finde  nämlich  einen  Zweig,  der  bereits  oberhalb  des  eigent- 
lichen Buccalisstammes  an  sein  Ganglion  sich  begiebt  und  nicht  in  dem 
Schleimcanal  endet  oder  aus  ihm  entspringt,  welcher  als  Mutterboden 
des  gesammten  Buccalisgebietes  anzusehen  ist.  Offenbar  stammt 
dieser  isolirte  Zweig  ans  Ectodcrmzellen  her,  welche  ursprünglich 
in  breiterer  Anlage  sich  dem  Ganglion  buccalis  angelegt  hatten  und 
nun  weiter  rückwärts  als  der  eigentliche  Canalis  infraorbitalis  ge- 
legen sind. 

Auch  diese  Erscheinung  hat  eine  allgemeinere  Bedeutung,  als 
bisher  gewusst  worden  ist,  und  weiter  unten  werde  ich  bei  Be- 
sprechung des  gesammten  sensiblen  peripherischen  Endnetzes  auf  sie 
näher  eingehen. 

Anlässlich  dieser  letzteren  Erscheinung  möchte  ich  aber  gleich 
Diejenigen,  welche  sich  die  Nachuntersuchung  der  hier  geschilderten 
Vorgänge  angelegen  sein  lassen  wollen,  darauf  aufmerksam  machen, 
dass  die  Buccalisbildung  kein  so  localisirter  Vorgang  ist,  dass  nicht 
Verwechslungen  eintreten  könnten.  Es  begiebt  sich  nämlich  neben 
dem  Buccalis  auch  der  R.  maxillaris  inferior  in  diese  Gegend ,  und 
mannigfaltig  sind  die  Kreuzungen,  und  darum  wahrscheinlich  auch  die 
Varianten  und  Plexusbildungcn,  welche  zwischen  diesen  Nerven  statt- 
finden. Es  wird  Aufgabe  weiterer  morphologischer  Detailforschung  sein, 
für  diese  Nerven  und  die  ihnen  als  Mutterboden  zugehörigen  Theile  des 
Canalsystems  eine  gewisse  Norm  aufzustellen,  falls  eine  solche  besteht. 

Nachdem  jener  erste  kleine  Zweig  die  Verbindung  mit  dem 
Stamme  erreicht  hat,  zeigen  die  weiteren  Schnitte  diesen  letzteren 


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Studien  zar  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.  17. 


267 


fortdauernd  der  Schleimcanalanlage  dicht  anliegend,  aber  doch  von 
derselben  schon  geschieden.  Nur  einige  Male  scheinen  beide  in  zel- 
ligem  Contact,  ja  sogar  verschmolzen  zu  sein,  und  sicherlich  sind 
das  solche  Stellen,  aus  denen  später  wieder  ein  Zweig  abgehen  wird, 
sobald  der  Stamm  weiter  vom  Ectoderm  abrückt.  Erst  auf  seiner 
untersten  Partie,  in  der  nächsten  Nähe  des  Mundrandes  liegt  der 
Buccalisstamm  dem  Schleimcanalepithel  in  directer  Berührung  an. 
Man  erkennt  ein  halbes  Dutzend  durchschnittener  Nervenkerne  und 
zugleich  eine  fast  gerade  Berübrungs-  um  nicht  zu  sagen  Begrenzungs- 
fläche zwischen  Nerv  und  Schleimcanal.  Unterhalb  dieses  Schnittes 
senkt  sich  der  Nerv  tiefer  in  das  Ectoderm  ein  und  endet  schließlich 
in  derselben  Weise  wie  im  vorigen  Stadium  auf  einem  dorsalwärts 
höher  gelegenen  Schnitte ,  während  der  Schleimcanal  sich  noch  ein 
Paar  Schnitte  weiter  verfolgen  lässt. 

Ich  lasse  nun  die  Beschreibung  eines  dritten,  um  Weniges  weiter 
entwickelten  Stadiums  der  Pristiurus- Entwicklung  folgen. 

Der  Umfang  der  Facialisplatte  ist  nach  allen  Richtungen  ge- 
wachsen, ihre  Componenten  weichen  weit  aus  einander.  Gleichzeitig 
ist  auch  die  Infraorbital- Schleimcanalanlage  dorsal-  wie  ventral wärts 
fortgeschritten,  auch  haben  sich  benachbarte  Partien  des  Ectoderma 
ähnlich  ausgebildet,  so  dass  mehrere  Reihen  von  Papillen  und  Am- 
pullen allmählich  angelegt  werden. 

Ganglion  und  Nerv  haben  sich  noch  weiter  vom  Ectoderm  ab- 
geschoben, das  zwischengetretene  Mesoderm  ist  dichter  geworden. 
Im  Zusammenhange  damit  sind  die  Zweige,  welche  sich  zwischen 
Schleimcanalepithel  und  Nerv,  buccalia  bilden,  zahlreicher  geworden, 
wie  auch  die  ursprünglichen  sich  länger  ausgezogen  haben.  Zugleich 
sieht  man  auch  Zweige  von  den  neuen  Schleimcanalanlagen  an 
den  N.  inframaxillaris  herantreten  Taf.  19  Fig.  t— 6).  Die  Rich- 
tung dieser  Zweige  ist  nicht  ohne  Interesse.  Sie  verlaufen  nämlich 
an  ihrer  breiteren  peripherischen  Partie  theils  im  Ectoderm,  theils 
demselben  nahezu  parallel,  ehe  sie  abbiegen  und  sich  ihrem  Nerven- 
stamm einfügeu;  sie  haben  also  eine  sehr  viel  schrägere  und  längere 
Bahn  zu  durchlaufen,  als  die  des  Buccalis,  und,  —  was  noch  auf- 
fallender ist  —  sie  gehören  einem  Nervenstamm  an,  der  von 
Hause  aus  vor  den  Facialiscomponenten  liegt,  während  die  Zweige 
doch  aus  Schleimcanälen  herstammen,  die  hinter  dem  Buccalis- 
Schleimcanalsystem  liegen.  Diese  auffallende  Verbindung  hinterer 
Ectodermpartien  mit  vorderen  Nerven  machte  mich  argwöhnisch, 
ob  überhaupt  eine  Regel  in  diesen  Verbindungen  zu  erkennen  sei  : 

Mitteilungen  a.  d.  Zoolog.  SUtion  za  Neapel.    10.  IM. 


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Anton  Dohm 


desshalb  verfolgte  ich  sehr  sorgfältig  die  beginnende  Zweigbildung 
all'  dieser  Scbleiracanalnerven.  Ich  konnte  dabei  constatiren, 
daB 8  aus  derselben  Schlcimcanalanlage  Zweige  an  ver- 
schiedene Nervenstämme  abgegeben  werden,  und  dass 
derselbe  Nerv  Zweige  aus  verschiedenen  Schleimcanälen 
empfängt.  Dies  scheint  darauf  zu  deuten,  dass  außer  den 
Zweigen,  welche  von  vorn  herein  bei  dem  Auscinanderweichen  der 
Nerven  und  der  zugehörigen  Ectodermpartien  als  Brücken  zwischen 
beiden  bestehen  bleiben  und  sich  allmählich  in  die  Länge  ziehen, 
noch  andere  Zweige  selbständig  vom  Ectoderm  gegen  das  Innere  zu 
wachsen  und  sich  mit  denjenigen  Nerven  secundär  verbinden,  welche 
sie  auf  ihrem  Wege  finden.  Ob  dabei  irgend  ein  noch  unbekanntes 
Agens  diesen  beginnenden  Nerven  den  Weg  zeigt,  mag  dahingestellt 
bleiben.  Vielleicht  giebt  diese  Erscheinung  einen  Fingerzeig,  wie 
Plexusbildungen  zu  Stande  kommen,  und  wie  es  leicht  geschehen 
kann,  dass  die  größte  Variabilität  dabei  herrscht. 

Der  Stamm  des  Nervus  buccalis  verläuft  schließlich  wiederum 
im  Ectoderm,  wie  bei  den  vorigen  Stadien,  nur  ist  die  Localität 
noch  etwas  ventraler  zu  rinden  als  früher,  greift  sogar  auf  den  spä- 
teren Oberkiefer  Uber,  und  geht  bis  in  die  Nähe  der  Nase. 

Was  man  also  —  beiläufig  bemerkt  —  in  der  vergleichenden  Ana- 
tomie bisher  N.  buccalis  nannte,  sind  peripherische  Äste  sowohl  des 
N.  buccalis  aus  der  Facialisgruppe)  als  auch  des  N.  inframaxillaris 
(aus  der  Trigeminusgruppe) . 

In  dem  Vorstehenden  habe  ich  in  großen  Zllgen  die  Art  und 
Weise  dargestellt,  wie  das  Ectoderm  sich  an  der  Bildung  eines  der 
sensiblen  Nerven  betheiligt.  Aus  dieser  Darstellung  folgt,  dass 
bei  Selachiem  nicht  bloß  die  sog.  lateralen  Ganglien 
Beard's,  von  mir  Nebenganglien  genannt,  aus. dem  Ecto- 
derm hervorgehen,  sondern  dass  aus  ihnen  die  Nerven- 
stäramc  mit  all  ihren  Ästen  und  Zweigen  sich  bilden. 

Ich  will  nun  versuchen,  diesen  letzteren  Process  durch  Beschrei- 
bung der  Verhältnisse  an  einem  anderen  Schleimcanal  und  auch  eines 
anderen  Embryo  noch  klarer  zu  machen.  Ich  wähle  dazu  einerseits 
einen  bedeuteud  selteneren  Embryo  von  Centrimi  Saldami,  der  bereits 
beträchtliche  äußere  Kiemenfäden  besitzt,  andererseits  den  Schleim- 
canal des  Glossopharyngcus,  der,  auf  Horizontalschnitten  verfolgt,  die 
Entsteh ungs weise  der  ersten  Nervenzellen  und  Nervenfasern  sehr  gut 
erkennen  lässt. 

Der  Glossopharyngeus-Schleimcanal  hat  sich  bereits  dorsalwärts 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.   17.  269 


bis  auf  die  Höhe  der  Mündung  des  Aquaeductus  vestibuli  entwickelt 
und  liegt  natürlich  etwas  analwärts  von  dieser.  Ein  Horizontalschnitt 
durch  das  noch  höher  liegende  dorsale  Ectoderm  zeigt  die  beiden 
es  bildenden  Zellschichten  als  plattenförmiges  Epithel  :  die  innere  mit 
enger  an  einander  liegenden  abgeplatteten  Zellen,  die  äußere  mit 
etwas  weiter  von  einander  entfernten  Zellkernen. 

Der  erste  Schnitt,  welcher  den  gegen  dieses  Epithel  auslaufenden 
Schleimcanal  trifft,  zeigt  die  äußere  Schicht  mit  ihren  gerundeten 
Kernen  schräg  durchschnitten,  die  innere  Schicht  dagegen  bereits  im 
Begriff,  sich  zu  langen  eylindrischen  Zellen  umzugestalten,  zwischen 
deren  inneren  Enden  kleinere  runde  Zellen  sich  erkennen  lassen. 
Die  Kerne  sind  länglich  und  die  Zellen  im  Ganzen  erscheinen  etwas 
dunkler  gefärbt,  als  die  umliegenden  Epithelien. 

Auf  dem  nächsten  Schnitt  ist  das  in  noch  höherem  Maße  der 
Fall  ;  die  Richtung  der  einzelnen  eylindrischen  Zellen  ist  concentriseli 
gegen  einen  außerhalb  des  Embryo  gedachten  Mittelpunkt  gerichtet. 
Die  äußeren  schmalen  Enden  der  Cylinderzellen  sind  von  hellem, 
ungefärbten  Inhalt  erfüllt,  die  äußere  Epithelschicht  scheint  auf- 
gehört zu  haben;  an  ihrer  Stelle  findet  sich  hier  und  da  eine  größere 
Zelle  mit  Kerntheilungsfiguren.  Die  innere  Grenze  der  Cylinderzellen 
ist  unbestimmt,  manche  Zellen  ragen  Uber  die  anderen  hervor,  da- 
zwischen sind  kleinere  runde  Zellen,  und  da  der  Schnitt  schräg 
gegen  die  Achse  der  Cylinderzellen  gefallen  ist,  so  geht  auch  das 
Mesoderm  unregelmäßig  in  die  Grenze  des  Schleimcanalgebietes 
hinein.  Die  inneren  Cylinderzellen  stehen  senkrecht  zur  Sagittal- 
ebene  des  Körpers,  während  die  äußeren,  je  weiter  entfernt  von 
der  Achse  des  Schleimcanals  sie  liegen,  in  um  so  spitzerem  Winkel 
gegen  dieselbe  gerichtet  sind. 

Auf  dem  nächsten  Schnitt  erscheint  der  Schleimcanal  in  breiter 
Anlage  in  seiner  anfänglichen  Gestalt  als  Lager  von  20 — 30  eylin- 
drischen Zellen,  deren  äußere  Oberfläche  glatt  und  scharf  begrenzt 
ist,  als  wären  sie  abgestutzt,  deren  äußere  Zellenden  matt  glänzend 
erscheinen,  während  ihre  Kerne  dunkler  gefärbt  sind,  als  die  Kerne 
des  übrigen  Ectoderms  und  besonders  als  die  des  Mesoderms.  Der 
innere  Rand  des  Schleimcanals  beginnt  nun  auch  scharf  begrenzt 
zu  sein,  und  der  Inhalt  aller  Cylinderzellen  ist  an  den  inneren 
Polen  der  Zellen  gleichfalls  glänzend.  An  der  mittleren  Partie  ragt 
der  innere  Contour  etwas  gegen  das  Mesoderm  vor  :  diese  Vorragung 
wird  bewirkt  durch  eine  Differenzirung  der  Cylinderzellen.  Es  finden 
sich  nämlich  gerade  an  der  am  meisten  nach  innen  vorspringenden 


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Anton  Dohm 


Partie  zwei  Zellen,  welche  nicht  cylindrisch,  sondern  rund  erscheinen. 
Ihr  Kern  ist  umgeben  von  jenem  mattglänzenden  Plasma;  hebt  oder 
senkt  man  den  Tubus,  so  erkennt  man,  dass  diese  Zellen  im  Quer- 
schnitt zu  ihrer  Längsachse  getroffen  sind,  denn  ihr  Kern  und  ihr 
Plasma  verlängert  sich  nach  beiden  Seiten  bei  Senkung  und  Hebung. 
Gegen  das  Cylindercpithel  sind  beide  Zellen  ziemlich  scharf  ab- 
gegrenzt, so  dass  es  den  Eindruck  macht,  als  schöben  sie  die 
Cylinderzellen  aus  einander.  Auch  nehmen  diese  Zellen  nur  die 
Hälfte  der  Breite  des  Schleimcanals  ein,  die  äußere  Hälfte  wird  von 
den  Cylinderzellen  crcbildet,  welche  durch  diese  inneren  Zellen  etwas 
aus  einander  gedrängt  werden. 

Auf  dem  nächsten  Schnitt  sieht  man,  wie  die  Plasmakörper 
dieser  beiden  Zellen  den  Schnitt  als  glänzende  Cylinder  durchziehen, 
gleichzeitig  aber  eine  dritte  ähnliche  Zelle  zwischen  sich  fassen, 
deren  Kern  in  diesem  Schnitte  liegt. 

Im  folgenden  Schnitte  erscheinen  wieder  solche  glänzenden 
durchschnittenen  Cylinder  uud  wieder  andere  Kerne  mit  ähnlicher 
Plasma-Umgebung. 

Auf  dem  folgenden  Schnitt  sieht  man,  wie  einer  dieser  glänzenden 
Cylinder  aus  dem  Verbände  des  Schleimcanals  nach  innen  hervor- 
tritt, aber  gleich  zwischen  Schleimcanalcoutour  und  Mesodermmasse 
einen  Kern  aufweist,  welcher  dunkler  gefärbt  ist,  als  die  umliegenden 
Mcsodermkerne,  mit  diesen  aber  in  keinerlei  Faserverbindung  steht 
Reim  Heben  und  Senken  des  Tubus  erkennt  man,  wie  der  glänzende 
Cylinder  schräg  gerichtet  ist,  so  dass  er  schief  aus  dem  Verbände 
des  Schleimcanals  gegen  den  eben  beschriebenen  dunklen  Kern  ver- 
läuft. Ein  anderer  glänzender  Cylinder  macht  es  gerade  eben  so, 
aber  sein  Verlauf  ist  auf  dem  vorliegenden  Schnitte  noch  ganz  inner- 
halb der  Schleimcanalanlage,  der  zugehörige  Kern  liegt  im  vorigen 
Schnitte.  Noch  ein  dritter  derartiger  Cylinder  ist  auf  diesem 
Schnitte  getroffen,  auf  der  tiefsten  Ebene  desselben  sieht  man  ihn, 
wie  er  fast  parallel  mit  der  Schnittebene  den  Schleimcaual  verlässt 
und  auch  gleich  mit  einem  außerhalb  desselben,  aber  auch  frei 
zwischen  Schleimcanal  uud  Mesoderm  liegenden  dunklen  Kern  zu- 
sammengeräth. 

Auf  dem  nächsten  Schnitte  ist  nun  das  Bild  bereits  wesentlich 
klarer.  An  verschiedenen  Stellen  nahe  dem  inneren  Contour  sieht 
man  im  Schleimcanal  feine,  glänzende,  beim  Heben  und  Senken  des 
Tubus  sich  schlängelnde  Cylinder,  auch  einzelne  runde  Kerne  am 
Boden  der  Cylinderzellen,  innen  aber,  zwischen  der  Schleimcanal- 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpere.  17. 


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anläge  und  dem  Mesoderm  trifft  man  auf  eine  ovale  Masse,  welche 
aus  mehreren  jener  dunkleren  Kerne  und  durchschnittenen  glän- 
zenden Cylindern  besteht.  Diese  ovale  Masse  ist  die  Fortsetzung 
der  auf  dem  vorigen  Schnitte  außerhalb  des  Schleimcanals  gefun- 
denen zwei  glänzenden  Cylinder  mit  zugehörigen  Kernen.  Auch 
einige  der  eben  erwähnten  neuen  glänzenden  Cylinder  sieht  man  bei 
hinreichender  Senkung  des  Tubus  in  der  Richtung  auf  diese  ovale 
Masse  zu  sich  schlängeln,  andere  verlassen  selbständig  den  Schleim- 
canal,  und  werden  auf  dem  nächsten  Schnitt  gleichfalls  mit  Kernen 
in  Verbindung  außerhalb  des  Contours  des  Schleimcanals  gefunden. 

Auf  dem  folgenden  Schnitt  sieht  man  nun  die  ovale  Masse 
strangförmig  sich  durch  die  Dicke  des  Schnittes  ( —  all  diese  Schnitte 
sind  ziemlich  alten  Datums,  ich  glaube  aus  dem  Jahre  1884,  und 
sind  15  fx  dick  — )  fortsetzen,  aber  nicht  gerade  nach  unten,  sondern 
in  gebogenem  Verlaufe.  Vier  weitere  Kerne  werden  in  ihr  beobachtet 
und  die  dazu  gehörige  glänzende  Substanz. 

Auf  dem  nächsten  Schnitt  zerfällt  dieser  Strang  in  kleinere 
Stränge,  deren  jeder  einen  Kern  und  einen  zugehörigen  glänzenden 
Cylinder  zeigt.  Aber  gleichzeitig  gehen  wieder  aus  verschiedenen 
Bezirken  der  Schleimcanalanlage  neue  Cylinder  hervor,  und  man 
sieht  auch  weitere  Kerne  zwischen  dem  Cylinderepithel  des  Schleim- 
canals daliegen  oder  auch  im  Heraustreten  begriffen. 

So  geht  es  noch  eine  Reihe  von  Schnitten  weiter  fort,  bis  die 
scharf  bestimmte  Gestalt  der  Schleimcanalanlage  wieder  aufhört 
und  einer  indifferenteren  Bildung  des  Ectoderms  weicht,  die  sehr  an 
die  oben  beschriebenen  Differenzirungsstadien  für  den  Beginn  des 
dorsalen  Thcils  des  Schleimcanals  erinnert,  so  dass  dieser  an  beiden 
Enden  ähnlich  gestaltet  erscheint. 

Aber  ein  Unterschied  ist  doch  zu  bemerken.  Dem  ventraleren 
Theil  des  Canals  liegt  ein  deutlicher  Nerv  an,  der  aus  jenen 
dunkleren  Kernen  mit  den  glänzenden  Cylindern  sich  zusammen- 
geballt hat  und  Schnitt  für  Schnitt  weiter  ventralwärts  verfolgt  werden 
kann.  Er  entfernt  sich  anfänglich  nur  sehr  allmählich  vom  Ectoderm, 
dann  aber  plötzlich  sehr  stark  und  geht  quer  durch  das  Mesoderm 
und  Uber  dem  Blutsinus,  der  die  Kiemenganglien  umspult,  an  das 
Ganglion  des  Glossopharyngeus  heran,  dessen  sog.  Kamus  dorsalis 
er  vorstellt. 

Was  eben  geschildert  worden  ist,  steht  durchaus  im  Einklang 
mit  den  vorhergehenden  Darstellungen  der  Bildung  des  R.  buccalis 
und  seiner  Äste  bei  Prisliurus.    Auch  bei  Centrino  und  an  dem 


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Anton  Dohm 


Glossopharyngeus  wiederholt  sich  die  fundamentale  Er- 
scheinung, dass  das  wuchernde  Ectoderm  der  Schleimcanäle 
den  Mutterboden  für  den  wachsenden  Nerven  bildet. 

Ich  will  mich  nun  dazu  wenden,  den  weitergehenden  Process 
der  Art  und  Zweigbildung  eines  dritten  und  zwar  des  grüßten  all 
der  Schlcimcanaluerveu  zu  schildern:  des  N.  ophthalmicus  super- 
ficialis und  des  dazu  gehörigen,  gewaltig  ausgedehnten  Systems  des 
Canalis  supraorbitalis  resp.  frontalis.  Die  Schilderung  soll  von  den- 
selben Centrimi- Embryonen  abgelesen  werden,  welche  eben  be- 
handelt worden  sind. 

Der  N.  ophthalmicus  superficialis  entsteht  aus  dem  vordersten 
und  zugleich  dorsalsten  Ganglion  der  Facialisplatte,  welches  in  reicher 
Entfaltung  seine  große  Zahl  von  Ganglienzellen  Uber  dem  Auge  gegen 
die  Stirn  zu  nach  vorn  entsendet  und  mit  mächtigem  Nervenstamme 
in  großem  Bogen  bis  hinab  zur  Nase  reicht. 

Wie  bei  den  übrigen  Ganglien  trifft  man  auch  bei  diesem  an- 
fänglich eine  dichte  Anlagerung  und  Verschmelzung  mit  dem  Ecto- 
derm ;  ja  früher  und  leichter  als  bei  irgend  einem  anderen  Ganglion 
erkennt  man,  wie  die  Faserbildung  gleich  von  Anfang  an  auf  Kosten 
des  Ectoderms  zunimmt.  Auf  Horizontalschnitteu  eines  Printiurus- 
Embryo  sieht  man  den  beginnenden  N.  ophthalmicus  im  Inneren  des 
Ectoderms  entlang  laufen.  Auf  diesem  Verlaufe  enthält  er  eine 
ganze  Anzahl  von  Kernen,  immerhin  aber  doch  viel  weniger  als  die 
Zahl  der  Ectodermzellen  beträgt,  au  denen  er  vorüberzieht  (Taf.  16 
Fig.  10  Sttp.orb.). 

Ich  habe  früher  dieses  Eingclagertsein  des  Nerven  in  das  Ecto- 
derm als  eiu  Durchwachsen  der  vom  Ganglion  ausgehenden  Fasern 
durch  das  Epithel  angesehen,  wie  es  auch  vou  Balfour  geschah: 
die  Kerne  nahm  ich  als  angelagerte  Mesodermkerne  in  Anspruch 
und  zweifelte  so  wenig  an  der  Richtigkeit  dieser  Auffassung,  dass 
ich  sogar  die  von  anderer  Seite  behauptete  »Abspaltung«  des  Nerven 
vom  Ectoderm  als  eine  nicht  zu  verstehende  Ausdrucks  weise  ansah. 
Eben  so  ging  es  mir  mit  der  Faserbildung  des  Lateralis. 

Ich  habe  jetzt,  auf  die  hier  dargelegten,  wie  mir  scheint,  aus- 
schlaggebenden Beobachtungen  gestutzt,  meine  Meinung  völlig  ge- 
ändert, und  mus8  desshalb  auch  schon  die  ersten  in  den  auswachsen- 
den Ophthalmicus  eingelagerten  Kerne  als  zum  Theil  aus  dem  Gan- 
glion, zum  anderen  Theil  aber  aus  dem  Ectoderm  stammend  ansehen. 

Bei  späteren  Stadien  löst  sich  natürlich  auch  das  Ganglion  und 
der  Nervenstamm  aus  dem  unmittelbaren  Contact  mit  dem  Ectoderm 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.   17.  273 


los  und  sinkt  mehr  und  mehr  in  die  Tiefe.  Bei  diesem  Process 
bilden  sich  wieder  eiue  große  Zahl  von  Asten,  ja  wohl  eine  größere 
als  bei  irgend  einem  anderen  Schleimcanalsystem,  zufolge  der  enormen 
Vermehrung  der  Papillen  und  Ampullen,  welche  von  der  Stirn  bis 
zur  Nase  hinab  ein  fast  unentwirrbares  Knäuel  von  Canälen  und 
Nerven  bilden. 

Die  obersten,  d.  h.  dorsalsten  dieser  Zweige  sind  diejenigen, 
welche  das  Ganglion  des  Ophthalmicus  an  derjenigen  Stelle  mit  dem 
Ectoderm  in  Verbindung  halten,  wo  es  sich  von  dem  ventralwärts 
absteigenden  Ganglion  des  Buccalis  trennt.  Dieselben  sind  auch 
wiederum  charakteristisch  für  die  leichte  Entstehung  von  Plexus- 
bildungen. 

Während  diese  Zweige  sich  dem  Ganglion  direct  anfügen,  er- 
kennt man  gleich  auf  weiter  stirnwärts  gelegenen  Querschnitten  die 
ersten  und  ziemlich  langen  Zweige  an  den  obersten  Anlagen  der 
Schleimcanäle. 

Es  ist  bemerkens werth ,  dass  einige  dieser  Zweige  noch  feiner 
und  jünger  erscheinen,  als  die  weiter  nach  vorn,  also  dem  mehr 
peripherisch  gelegenen  Theile  des  Ophthalmicus  angehörenden.  Dass 
man  daraus  schließen  soll,  sie  hätten  sich  später  ausgezogen,  er- 
scheint mir  aber  doch  gewagt.  Wir  werden  weiterhin  sehen,  dass 
die  Loslösung  des  Nervenstammes  vom  Ectoderm  nicht  regelmäßig 
vom  Ganglion  als  Anfangspunkt  bis  zum  terminalen  Ende  des  Nerven 
fortschreitet,  sondern  hier  und  da  rascher,  an  anderen  Stellen  lang- 
samer geschieht.  Es  ist  desshalb  sehr  wohl  möglich,  dass  auch 
dieser  basale  Theil  des  Nerven  länger  dem  Ectoderm  angelegen  hat, 
und  dass  desshalb  die  dorsalsten  Zweige  weniger  difFerenzirt  sind, 
als  weiter  terminal  gelegene;  sie  könnten  aber  auch  später  gebildet 
sein,  zumal  mehrere  von  ihnen  Zweige  zweiter  und  dritter  Ordnung 
zu  sein  scheinen. 

Gleich  auf  diese  feineren,  meist  nur  1 — 2  Fasern  starke  Zweige 
folgt  ein  sehr  langer  Zweig,  der  wohl  4 — 6  Fasern  stark  ist.  Man 
muss  aber  mehrere  Schnitte  frontal wärts  gehen,  um  seine  Einmündung 
in  den  Ophthalmicus  zu  linden,  woraus  folgt,  dass  auch  dieser  Zweig 
schon  einen  geschwungenen  Verlauf  nimmt  (Taf.  17  Fig.  9  Sup.orb.). 

Für  Denjenigen,  welcher  diese  Beobachtungen  wiederholt,  sei 
es  auch  an  Embryonen  einer  anderen  Selachierart ,  will  ich  gleich 
eine  kleine  Warnung  hinzufügen.  Neben  dem  Stamme  des  Ophthal- 
micus superficialis  liegt  ein  Weniges  weiter  nach  innen  der  Stamm 
des  Nasociliaris  oder  Ophthalmicus  profundus  (Taf.  17  Fig.  9  Ophth. 


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Anton  Dohrn 


prof.).  Beide  Stämme  sind  von  nahezu  gleicher  Stärke,  beide  haben 
auch  gleich  complicirt  gebildete  terminale  Verzweigungen.  Bisher 
habe  ich  noch  keine  Vermischung  ihres  Faseruetzes  gesehen,  halte 
es  aber  doch  nicht  für  unmöglich,  dass  eine  solche  stattfindet.  Man 
möge  sich  aber  nicht  irre  fuhren  lassen,  wenn  man  abgeschnittene 
Zweige  des  einen  oder  des  anderen  ins  Auge  fasst:  ihre  Verbrei- 
tungsbezirke im  Ectoderm  sind  offenbar  sehr  geschieden.  Einen 
Unterschied  aber  möchte  ich  hier  andeuten:  im  Nasociliaris  findet 
man  auch  noch  in  terminaleren  Partien  des  Stammes  echte  Ganglien- 
zellen, beim  Ophthalmicu8  superficialis  habe  ich  bisher  keine  Spur 
davon  gefunden.  Die  ursprungliche  Entstehung  des  Nasociliaris  aus 
Zellen  der  vordersten  Partie  der  Trigeminusplatte  macht  das  verständ- 
lich, wie  ich  es  in  einer  späteren  Studie  ausführlicher  darlegen  werde. 

Der  Ophthalmicus  superficialis  tritt  nun  immer  näher  an  das 
Ectoderm  heran,  und  so  kommt  mau  auf  Querschnitten  an  diejenige 
Kegion,  wo  er,  dem  Ectoderm  beinah  angelagert,  nach  unten  hinab- 
steigt. Durch  den  Embryo  gelegte  Querschnitte  müssen  ihn  desshalb 
fast  der  Länge  seines  Laufes  nach  treffen.  Das  geschieht  auch,  und  man 
kann  deutlich  sehen,  dass  er,  nur  durch  wenige  Mesodermzellen  ge- 
trennt, neben  dem  gleichfalls  der  Länge  nach  durchschnittenen  Canalis 
supraorbitalis  liegt  (Taf.  17  Fig.  1).  Das  Epithel  dieses  Canalis  ist 
bereits  deutlich  zu  auf  einander  folgenden  Papillenanhängen  diffe- 
renzirt:  im  Centrum  jeder  Papillenanlage  (Taf.  17  Fig.  1  Pap)  liegen 
mehrere  Schichten  runder  Zellen,  um  sie  herum  stehen  sehr  zahlreiche, 
gebogene,  aber  doch  schmale,  Stab-  und  srilettformige  Zellen,  welche 
gegen  das  Centrum  convergiren,  so  dass  eine  so  durchschnittene 
Papillenanlage  wie  die  Knospe  einer  eben  sich  öffnen  wollenden  Rose 
oder  Camelie  aussehen,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  die  äußeren 
Blätter  schmal  und  gekrümmt  stäbchenförmig  erscheinen,  während  die 
inneren  kegelförmig  gestaltet  sind  (Taf.  17  Fig.  2  Pap.). 

Da  'ch  mich  an  dieser  Stelle  mit  der  inneren  Structur  und 
Differenzirnng  der  Papillen  und  Ampullen  nicht  beschäftigen  will, 
so  übergehe  ich  Alles,  was  auf  dieselben  weiter  Bezug  hat:  nur 
darauf  kommt  es  mir  hier  an,  die  Beziehungen  dieser  Organe  zu  den 
Zellen  aufzuklären,  welche  den  dazu  gehörigen  Nerven  bilden.  Es 
ist  freilich  kaum  möglich,  darüber  zu  ganz  sicheren  und  detaillirten 
Einsichten  zu  gelangen,  in  so  fera  es  zweifelhaft  bleibt,  welche 
Zellen  der  Schleimcanalanlage ,  resp.  der  Papillen  und  Ampullen 
den  Mutterboden  der  fort  und  fort  neu  producirten  Nervenzellen  ab- 
geben :  ob  die  runden  centralen  Zellen,  ob  die  gebogenen  stäbchen- 


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Studien  zur  Urgeschichte  dea  Wirbelthierkörpers.  17. 


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förmigen  peripherischen,  oder  ob  drittens  noch  ein  anderes  Element 
hinzutritt:  indifferentere  benachbarte  Ectodermzellen.  Indessen  wird 
sich  hoffentlich  bald  Gelegenheit  finden,  auch  diese  Frage  zu  lösen 
und  die  Entwicklung  und  Differenzirung  des  Ectodcrms  zu  Schleim- 
und Seitencanälen ,  resp.  zu  Drüsen-  und  Sinneszellen  eingehend 
darzustellen. 

Hier  begnüge  ich  mich  mit  der  folgenden  Angabe.  Schon  auf  früheren 
Stadien  ließ  sich  constatiren,  dass  an  der  Basis  jeder  späteren  Papille, 
zuerst  innerhalb  der  Epithelschicht,  nachher  zwischen  ihr  und  der 
anliegenden  Mesodermmasse  die  Nervenzweige  mit  einer  kleinen 
rundlich  ovalen  ZellanhUufung  (vgl.  pag.  263)  beginnen,  die  sich  dann 
zu  ein  oder  zwei  Zellen  starken  Zweigen  ausziehen  und  den  Stamm 
erreichen. 

An  dem  vorliegenden,  schon  weiter  fortgeschrittenen  Supraorbital- 
Canalsystein  haben  sich  diese  Zellen  bereits  vermehrt,  wie  denn  auch 
aus  solchen  stärkeren  terminalen  Klümpchen  von  Nervenzellen  stärkere 
Zweige  hervorgehen  und  sich  dem  Stamme  anfügen.  Taf.  17  Fig.  2 
bis  5  zeigt  drei  solcher  Bildungen.  Aus  diesen  Klümpchen  gehen 
feine  Fasern  zu  den  Zellen  jeder  anliegenden  Papillenanlage  ab, 
—  mit  welchen  ihrer  Zellen  sie  sich  in  Verbindung  halten,  lasse 
ich,  wie  gesagt,  hier  auf  sich  beruhen. 

Dieses  Stadium  der  Papillen-  und  Nervenbildung  soll  nun  den 
Übergang  bilden  zur  Darstellung  des  weiteren  Schicksals  je  einer 
Papille  und  ihres  zugehörigen  Nervenzweiges. 

Die  Entwicklung  der  Papillen  setzt  sich  durch  viele  Stadien  fort. 
Wenn  einige  Papillen  bereits  einen  lang  ausgezogenen  Gang  haben, 
befinden  sich  andre  noch  in  dem  allerersten  Anfang  ihrer  Anlage, 
und  nach  ihnen  bilden  sich  noch  viele  aus,  die  einstweilen  noch  im 
Ectoderm  nur  potenti  a  vorhanden  sind. 

Ich  will  hier  den  Beginn  einer  solchen  Papille  von  einem  bereits 
beträchtlich  weit  entwickelten  Embryo  von  Pristiurus  kurz  beschrei- 
ben. Die  Papillen  —  es  liegen  vier  neben  einander  —  stellen  eine 
knopfformige,  nach  innen  gerichtete  Verdickung  der  inneren  Schicht 
des  Ectoderms  dar.  Diese  innere  Schicht  ist  aber  selbst  wieder  zwei- 
schichtig, und  so  ist  auch  die  beginnende  Papille  mit  zweischichtigen 
Wandungen  ausgestattet.  Ein  eigentliches  Lumen  existirt  noch  nicht, 
an  einer  oder  der  anderen  Papille  erkennt  man  aber  einen  schmalen 
Ccntralspalt ,  aus  welchem  später  das  Lumen  wird,  welches  dann 
auch  nach  außen  sich  öffnet.  Die  Zellen,  welche  die  Wandung 
bilden,  sind  einfache,  cubisene,  an  einander  abgeplattete  Körper 


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Anton  Dohm 


mit  kugeligem  Kerne:  Absonderliches  ist  von  ihnen  nicht  zu  melden. 
In  beiden  Schichten  finden  sich  karyokinetische  Figuren. 

Am  Grunde  einiger  Papillen  sieht  man  einzelne,  unbestimmt  be- 
grenzte, plasmatische  Fortsätze,  aber  da  die  Conservirung  das  um- 
liegende Mesodermgewebe  von  dem  Ectoderm  abreißt  und  künstlich 
einen  ähnlichen  Zwischenraum  schafft,  wie  wir  ihn  schon  oben  zwi- 
schen Gauglien  und  Mesoderm  kennen  lernten,  so  lässt  sich  nicht 
sagen,  was  diese  plasmatischen  Fortsätze  vorstellen.  Wir  werden 
gleich  darauf  zurückkommen.  Erwähnenswerth  scheint  mir  noch, 
dass  die  Zellen  derjenigen  Schicht,  welche  das  spätere  Lumen  be- 
grenzen, weniger  dicht  stehen,  als  die  der  anderen  Schicht,  welche 
vom  Mesoderm  umgeben  wird. 

Die  eben  beschriebenen  Papillen  gehören  zum  Bereich  der 
Supraorbital-Canäle ,  liegen  aber  der  Mittellinie  näher  und  ziemlich 
dorsal. 

Etwas  ventraler  gelegene  Papillen  zeigen  schon  eine  weitere 
Differenzirung.  Vor  Allem  haben  sie  schon  ein  Lumen,  das  als  runder 
Hohlraum  die  Papille  durchzieht  und  sich  auf  der  Haut  öffnet.  Aus 
der  Knopfform  der  einzelnen  Papille  ist  eine  Sackform  geworden, 
die  Zweischichtigkeit  ist  an  der  Öffuungsseite  noch  gut  ausgeprägt,, 
aber  auf  der  geschlossenen  Bodenseite  stehen  die  Zellen  unregel- 
mäßig. Die  Zellen  selbst  haben  sich  zumal  am  Grunde  der  Papille 
pyramidenförmig  ausgezogen  und  convergiren  alle  gegen  einen  Centrai- 
punkt, der  auf  dem  letzten  Drittel  des  Lumens  gelegen  ist.  Die 
Zellen  dieses  letzten  Drittels  haben  einen  langen,  nach  innen  gerich- 
teten Abschnitt,  dessen  Inhalt  ein  mattgrau  gefärbtes,  körniges  Ge- 
rinnsel darstellt,  welches  trotz  der  Doppelfärbung  der  Schnitte  mit 
Carmin  und  Uämatoxylin  von  keinem  der  beiden  tingirt  worden  ist. 
Die  Kerne  liegen  näher  dem  Grunde  und  sind  zufolge  der  jetzt  laug 
ausgezogenen  Gestalt  der  Zellen  oval.  Kernthcilungsfiguren  sieht  man 
vorwiegend  innerhalb  der  Zone  der  ungefärbten  inneren  Zellabschnitte 
in  größerer  Zahl.  Aber  auch  die  äußere  Zellschicht  lässt  sie  zahl- 
reich genug  erkennen,  und  kaum  eine  Papille  ist  zu  sehen,  deren 
5  oder  7'/2  //  dicker  Längsschnitt  nicht  eine  oder  zwei  karyokinetische 
Figuren  enthielte. 

Am  Grunde  des  Sackes  aber  erkennt  man  einige  runde  Kerne; 
ihr  Plasma  ist  matt  violett,  also  doppelt  gefärbt  und  steht  in 
directer  Verbindung  mit  einigen  ähnlichen  Zellen,  welche  außen  der 
Papille  dicht  anliegen,  ja  sogar  mit  einem  Theil  ihres  Plasmas  in  die- 
selbe eindringen.  Gelegentlich  sieht  man  auch  den  Kern  solcher  Zellen 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthiorkörpers.  17. 


halb  in  der  Papille,  halb  ans  ihr  heraustretend.  Das  Plasma  dieser 
außen  liegenden  Zellen  ist  gleichfalls  matt  violett  gefärbt.  Sie  stehen 
nicht  mit  ihrer  Längsachse  parallel  zu  der  Längsachse  der  Papille, 
sondern  beträchtlich  schräg  dazu,  —  als  wären  sie  durch  einen  von 
andrer  Richtung  kommenden  Zug  schräg  gerichtet  worden.  Verfolgt 
man  auf  dem  nächsten  Schnitt  diese  außen  liegenden  Zellen,  so  sieht 
man,  dass  sie  mit  einem  schmalen  KlUmpchen  ähnlicher  Zellen  in 
Verbindung  stehen,  diese  wiederum  sieht  man  sich  in  einen  aus  zwei 
Zellen  starken  Strang  sich  fortsetzen,  und  schließlich  endigt  derselbe, 
indem  eine  Zelle  sich  an  die  andere  linear  ansetzt.  Dieser  lange 
Strang  ist  freilich  auf  den  vorliegenden  Schnitten  nicht  weiter  zu 
verfolgen,  aber  weiter  ventralwärts  sieht  man  ähnliche  Stränge,  welche 
schließlich  in  den  embryonalen  Nervus  ophthalmicus  superficialis 
übergehen. 

Was  wir  bei  dieser  Strangbildung  vor  uns  haben,  ist 
die  embryonale  Bildung  eines  sensiblen  Nervenzweiges 
(Taf.  18  Fig.  1—12). 

Verfolgen  wir  diese  Bildung  zunächst  noch  in  höhere  DifFc- 
renzirungsstadien. 

In  dem  schmalen  Zellklllmpchen,  das  den  Ausgangspunkt  des 
Stranges  dicht  an  der  Papille  bildet,  sehen  wir  oft  karyokinetische 
Figuren  (Taf.  18  Fig.  6),  woraus  folgt,  dass  die  Kerne  resp.  die 
Zellen,  aus  denen  der  Strang  gebildet  wird,  zunehmen.  Aber  gleich- 
zeitig sehen  wir  auch,  dass  am  Boden  der  Papille  (Taf.  18  Fig.  5) 
die  Zell  Vermehrung  fortdauert,  und  dass  fortgesetzt  von  ihr  aus 
Zellen  in  den  Strang  Ubergehen  ;  das  KlUmpchen  vergrößert  sich  da- 
durch, und  es  lagern  sich  mehrere  Zellschichten  unregelmäßig  an  ein- 
ander. Je  jünger  die  Papille  ist,  um  so  schmaler  ist  das  KlUmpchen, 
ja  bei  den  eben  beginnenden  Papillen  sieht  man  nur  je  eine  Zelle 
aus  der  Papille  hervortreten,  und  den  Strang  erkennt  man  als  eine 
einzelne  Reihe  an  einander  gereihter  Zellen. 

Weiter  entwickelte  Papillen  finden  sich  nun  theils  im  Bereich 
des  Infraorbitalcanals ,  theils  auch  am  Rücken  in  der  Nähe  des 
Aquaeductus  vestibuli,  also  in  nächster  Nähe  der  Ohrblase.  Welchem 
Canalsystem  und  welchem  Nervenstamm  diese  letzteren  angehören, 
möge  einstweilen  dahingestellt  bleiben.  An  ihnen  aber  erkennt  man 
nun  schon  eine  deutliche  Differenzirung  im  Bau  der  eigentlichen 
Papille  und  ihres  Ganges.  Letzterer  bleibt  nach  wie  vor  von  doppelter 
Zellschicht  umgeben .  die  Zellen  sind  cubiseli  resp.  kuglig  abge- 
plattet, der  Kern  rund,  Zelltheilungen  finden  sich  vorwiegend  in  der 


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Anton  Dohm 


inneren,  dem  Hohlgang  zugekehrten  Seite.  Die  Papille  selbst  da- 
gegen ist  meist  einschichtig  :  ihre  anfänglich  auch  doppelschichtig  ge- 
stellten Zellen  haben  sich  durchgeht  :nds  lang  aufgezogen  und  neben 
einander  gestellt.  Die  Kerne  sind  länglich  oval,  die  Zellen  conisch, 
mit  hellgrauem,  ungefärbten  körnigen  Inhalt  auf  der  gegen  das  Lumen 
gekehrten  Hälfte.  Am  Grunde  der  Papille  sieht  man  wieder,  wie  einige 
Zellen  in  unregelmäßiger  Weise  Uber  einander  gelagert  sind,  und  wie 
ihr  Plasma  mit  dem  Plasma  der  Zellen  in  Verbindung  steht,  welche 
den  Strang  beginnen,  der  von  dieser  Papille  in  der  axialen  Richtung 
ihres  Lumens  nach  der  Stirn  zu  verläuft. 

Der  Strang  hat  nun  schon  eine  viel  breitere  Verbindung  mit  den 
Bodenzellen  der  Papille,  als  auf  dem  vorher  beschriebenen  Stadium, 
auch  ist  im  Zusammenhange  damit,  aus  dem  KlUmpchen  von  wenigen 
Zellen,  aus  welchem  allmählich  der  nur  eine  Zelle  starke  Strang  her- 
vorging, eine  breitere  und  vor  allen  Dingen  längere  Zellanhäufung 
hervorgegangen,  in  der  man  bis  zu  vier  Zellreihen  neben  einander 
gelagert  sieht  (Taf.  IS  Fig.  8.  9).  Sehr  häufig  findet  man  in  dieser 
Zellmasse  karyokinetisehe  Figuren.  Der  Strang,  der  aus  ihr  hervor- 
geht, verschmächtigt  sich  allmählich,  ob  er  aber  bis  zu  einer  Zell- 
Breite  herabsinkt,  kann  ich  leider  nicht  constatiren ,  da  ich  ihn  auf 
seinem  langen  Wege  nicht  bis  zu  Ende  verfolgen  kann,  wegen  der  Un- 
möglichkeit, ihn  von  zahlreichen  anderen,  daneben  liegenden  Strängen 
auf  denjenigen  Schnitten  zu  unterscheiden,  welche  ihn  nicht  mehr 
in  der  Längsrichtung,  sondern  schräg  treffen.  So  kann  ich  auch 
nicht  feststellen,  wohin  er  sich  schließlich  wendet,  aber  auf  Längs- 
schnitten und  an  den  Strängen  anderer  Papillen  bleibt  kein  Zweifel 
bestehen,  dass  diese  Stränge  kettenartig  an  einander  gereihter 
Kctodermzellen  die  embryonale  Bildung  der  Nerven  der  Schleim- 
canäle  vorbereiten  (Taf.  17  Fig.  11—13,  Taf.  18  Fig.  10  u.  11). 

Verfolgen  wir  nun  die  weitereren  Schicksale  eines  solchen 
Stranges. 

Anfänglich  sind  die  Stränge,  welche  aus  den  Schleimcanalpapillen 
als  aus  ihrem  Mutterboden  herauswachsen,  nichts  als  von  homo- 
genem Plasma  umgebene  Kerne.  Zelle  reiht  sich  an  Zelle,  ihre 
Grenzen  zu  unterscheiden  ist  anfänglich  unmöglich,  zumal  begreif- 
licherweise keine  Spur  einer  Membran  zu  beobachten  ist.  An  der 
Basis  der  Stränge,  also  dicht  an  der  Papille,  liegen,  wie  schon  oben 
beschrieben,  die  Zellen  öfters  und  besonders  in  späteren  Stadien 
neben  einander,  so  dass  ein  Querschnitt  2—6  Zellen  trifft.  Meistens 
aber  sind  von  Anfang  an  nur  einreihige  Zellketten  vorhanden;  doch 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.    17.  279 

ist  eine  bestimmte  Regel  nicht  zu  erkennen.  Verfolgt  man  auf 
Querschnitten  einen  solchen  Strang,  so  behält  er  fortdauernd  den- 
selben plasmatischen  Charakter.  Bei  den  mit  Sublimat  getödteten 
Embryonen,  die  erst  mit  Carmin  und  dann  mit  Hämatoxylin  nach- 
gefärbt sind,  ist  der  Kern  röthlich  violett,  das  Plasma  grauviolett. 
Von  den  umliegenden  Mesodermzellen  sind  die  Nervenzellen  durch 
dieses  grauviolette  Plasma  leicht  zu  unterscheiden.  Die  Mesoderm- 
zellen haben  keine  oder  nur  geringe  Plasraamasse  um  den  Kern, 
letzterer  liegt  in  einem  Netz  feinster,  fast  ungefärbter  Fasern.  An 
der  grauvioletten  Plasmamasse  erkennt  man  aber  die  durchsebnittene 
Nervenzelle  auch  inmitten  dieses  Mesodermfasernetzes,  selbst  wenn 
der  Schnitt  nur  das  Plasma  und  nicht  den  Kern  getroffen  hat.  Liegen 
auf  solchem  Querschnitte,  was  häufig  der  Fall  ist,  zwei  Nervenkerne 
neben  einander,  so  ist  es  nicht  möglich,  ihre  Plasmabezirke  von 
einander  zu  unterscheiden,  der  ganze  Strang  macht  eben  den  Eindruck 
einer  homogenen  Plasmamasse,  in  welche  zahlreiche  Kerne  an  ein- 
ander gereiht  sind. 

Macht  man  Querschnitte  durch  einen  Pìùtiurus-Evabryo  von 
2,7  mm  Größe,  so  trifft  man  auf  den  vordersten  Schnitten,  welche 
noch  vor  den  Nasengruben  liegen,  zahllose  Papillen  im  Anfangs- 
zustande ihrer  Bildung  (Taf.  19  Fig.  7—10).  Von  all  diesen  Papillen 
gehen  Stränge,  oder,  wie  ich  sie  jetzt  schon  nennen  will,  Nerven 
in  dem  eben  beschriebenen  rein  plasmatischen  Zustande  aus.  Die 
Schnitte  treffen  sie  theils  quer,  theils  schräg,  thcils  horizontal.  Da 
aber  all  diese  Nerven  gegen  den  vordersten  Theil  des  N.  ophthal- 
micus  superficialis  convergiren,  welcher  vom  Rücken  Uber  dem  Auge 
herkommt  und  mit  seinem  vorderen  Theil  gegen  die  Nase  zu  sich 
umbiegt,  so  treffen  die  Schnitte  die  einzelnen  plasmatischen  Nerven- 
fasern, je  mehr  sie  sich  dem  Nervenstamme  nähern ,  immer  mehr 
auf  dem  Querschnitte  und  in  immer  größerer  Nähe  zu  einander. 
Auf  denselben  kann  man  auf  zahlreichen  Bildern  die  Beschaffenheit 
der  plasmatischen  Anfangsstadien  erblicken  und  sich  Uberzeugen, 
dass  in  der  That  durchgehends  nichts  als  grauviolettes  Plasma  mit 
Kernen  vorliegt.  Der  Kein  ist  meist  rings  von  Plasma  umgeben. 
Diese  einkernigen  plasmatischcn  Nervenzellketten  durchziehen  das 
Fasernetz  der  Mesodermzellen  in  allen  Richtungen,  ohne  dass  eine 
andere  Beziehung  zwischen  beiden  Gebilden  zu  entdecken  wäre,  als 
dass  solche  feinste  Ausläufer  der  Mesodermzellen  sich  gelegentlich 
an  Nervenzellen  ansetzen  und  bei  ihrem  Ancinauderlegen  also  auch 
zwischen  sie  eingeklemmt  werden  können.    Ob  hierdurch  frühzeitig 


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auch  Mesodermkerne  zwischen  die  Nervenfasern  geratben,  möge  zu- 
nächst dahingestellt  bleiben,  es  wäre  aber  nicht  nur  nicht  unmög- 
lich, sondern  sogar  wahrscheinlich  (Taf.  19  Fig.  13,  Taf.  18  Fig.  11, 
Taf.  17  Fig.  11-13). 

In  einigen  der  Zellen,  welche  im  Querschnitte  getroffen  sind, 
wird  man  aber  doch  einer  Differenzirung  gewahr,  welche  von  wesent- 
lichster Bedeutung  ist-  In  dem  grauvioletten  Plasma  erkennt 
man  nämlich  mit  großer  Deutlichkeit  eine  kreisrunde, 
hellglänzende  Stelle,  welche  den  ganzen  Schnitt  durch- 
setzt, also  beim  Heben  und  Senken  des  Tubus  als  ein 
glänzender  Cylinder  in  der  Plasmamasse  verfolgt  werden 
kann.  Der  Kern  wird  auf  diesem  Anfangsstadium  durch 
1  das  Auftreten  dieses  glänzenden  Cylinders  gar  nicht 
afficirt,  er  liegt  als  runde  Scheibe  daneben,  resp.  liegt 
dieser  glänzende  Cylinder  neben  dem  Kern  (Taf.  19  Fig.  11  ai). 
Diesen  Cylinder  erkennt  man  auch  hin  und  wieder  an  solchen  Quer- 
schnitten der  grau  violetten  Nervenplasmatnasse,  die  keinen  Kern  ge- 
troffen haben,  —  er  muss  also  als  glänzender  Faden  größere  Strecken 
der  Nervenzellen  durchziehen.  Ich  wiederhole  aber,  dass  er  einst- 
weilen nur  auf  einem  Bruchtheile  der  Querschnitte  zu  sehen  ist,  nicht 
einmal  auf  der  Hälfte.  Hin  und  wieder  habe  ich  in  demselben 
Strange  zwei  resp.  sogar  drei  solcher  Cylinder  bemerkt,  aber  dann 
waren  auf  demselben  Schnitte  oder  auf  den  folgenden  auch  zwei 
oder  drei  Kerne  zu  sehen,  es  handelte  sich  also  dabei  um  mehrere 
Zellen.  Am  häufigsten  aber  war  er  in  denjenigen  Schnitten  zu  er- 
kennen, auf  welchen  auch  die  Kerne  durchschnitten  waren,  worans 
wohl  geschlossen  werden  darf,  dass  er  in  der  Umgebung  der  Kerne 
zuerst  auftritt. 

Diese  hellen  Cylinder  trifft  man  aber  nicht  in  den  Zellen  an. 
welche  an  dem  Anfangstheil  der  Nerven,  dicht  am  Boden  der  Pa- 
pille sich  finden;  sie  treten  erst  an  den  weiter  entfernten  Partien 
des  Nerven  auf. 

Etwas  weiter  entwickelte  Stadien  gewähren  das  folgende  Bild. 

Von  dem  Boden  der  Papille  geht  zunächst  jene  Platte  von  rein 
plasmatischen  Zellen  aus,  in  denen  sehr  häufig  Kerntheilungsfiguren 
angetroffen  werden.  Eine,  oft  zwei  bis  drei  Zellen  breit,  erstreckt 
sich  diese  Platte  durch  die  Mesodermelemente  nach  innen  hinein  und 
verdünnt  sich  bald  zu  einem,  nur  eine  höchstens  zwei  Zellen  ent- 
haltenden Strange  oder  Kette,  in  der  sich  der  Länge  nach  Zelle  an 
Zelle  reiht.    Auf  Horizontalschnitten  sieht  man  dieselben  lang  aus- 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.   17.  2S1 


gezogen,  ihr  Kern  ist  oval  oder  spindelförmig,  y3  der  Länge  der  Zelle 
messend  (Taf.  17  Fig.  12,  13  Schic).    Die  Zellen  vcrschniälern  sich 
da,  wo  zwei  an  einander  stoßen.    Durch  die  ganze  Zelle  sieht 
man  nun  den  hellglänzenden  Cylinder  (Taf.  17  Fig.  12,  13  ax) 
ziehen,  der  sich  an  ein  gl eiches  Gebilde  der  benachbarten 
Zellen  anschließt,  an  den  betreffenden  Kernen  vorbei- 
zieht und  rings  von  Plasma  umgeben  wird.     Auf  Quer- 
schnitten dieses  Stadiums  ist  der  hellglänzende  Cylinder  nicht  mehr 
bloß  ein  schmales  Pünktchen  inmitten  des  mattvioletten  Plasmas, 
sondern  er  hat  sich  auf  Kosten  des  letzteren  vergrößert,  und  nimmt 
einen  wesentlich  größeren  Raum  ein,  wird  aber  immer  noch  von  einer 
feinen  Plasmaschicht  umgeben.  Der  Kern  verdrängt  ihn  aber  noch  aus 
seiner  sonst  axialen  Lage,  so  dass  man  neben  dem  kreisrunden  Kern- 
dnrehschnitt  den  hellen  Cylinder  inmitten  einer  dünnen  Plasmaschicht 
zur  Seite  liegen  sieht. 

Vielfach  liegen  eine  oder  mehrere  einreihige  Zellketten  so  dicht 
an  einander,  dass  kein  Zwischenraum  bleibt:  man  erkennt  dann 
aber  jedes  Mal,  wo  zwei  Kerne  dicht  neben  einander  liegen,  auch 
zwei  hellglänzende  Cylinder.  Und  das  sowohl  auf  Horizontal-  wie 
auf  Querschnitten. 

Verfolgt  man  nun  wiederum  auf  Längs-  oder  Querschnitten  eine 
Anzahl  solcher  einreihiger  Zellketten,  so  erkennt  man,  wie  sie  mehr 
und  mehr  convergiren  und  schließlich  zu  einem  Stämmchen  sich  zu- 
sammenschließen. Auf  dem  Querschnitt  sieht  man  solche  Stämmchen 
aus  einer  Anzahl  Kerne  mit  daneben  und  dazwischen  liegenden  hell- 
glänzenden Cylindern  bestehen,  auf  dem  Längsschnitt  hat  man  das 
Bild  zahlreicher  länglich  ovaler  oder  spindelförmiger  Kerne,  von 
deren  beiden  Polen  deutliche  hellglänzende,  von  dünner  Plasmascheide 
umgebene  Cylinder  auslaufen.  Natürlich  gehen  diese  Cylinder  auch 
über,  unter  oder  neben  den  Kernen  vorbei. 

Damit  aber  haben  wir  das  Bild  eines  Nerven,  wie  er  sich 
typisch  überall  zeigt.  Die  Kerne  sind  die  Schwann'schen  Kerne, 
die  hellglänzenden  Cylinder  sind  die  Achsencylinder,  das  Plasma 
ist  der  Mutterboden  der  Schwann'schen  und  der  später  auftre- 
tenden Markscheide.  Diese  vier,  den  typischen  Nerven  bildenden 
Elemente  siud  mithin  ausschließliche  Produkte  der  zur  Bildung 
der  einzelnen  Nervenfasern  kettenartig  an  einander  gereihten 
Ectodermzellen. 


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Anton  Dohm 


2.  Differenzirung  der  die  Ganglion  bildondon  Embryonalzeilon  zu 
Ganglienzellen  und  Nervenzellen  ;  Bildung  der  Ganglienzellkapsoln. 

Zur  gründlichen  Erörterung  des  obigen  Themas  müsste  ich  eigent- 
lich etwas  weit  ausholen  und  die  Bildung  der  Ganglienleiste,  ja  des 
Medullarrohres  vou  Neuem  erörtern,  trotzdem  oder  gerade  weil  Uber 
diese  Dinge  schon  so  viel  beobachtet  und  geschrieben  worden  ist. 
Aber  ich  kann  mich  an  dieser  Stelle  darauf  beschränken,  die  ein- 
zelnen Ganglien  als  gegeben,  als  Theilproductc  der  Ganglienleiste 
anzusehen,  und  nur  ihre  innere  Diftcrcnzirung,  die  Ausbildung  wirk- 
licher Ganglienzellen,  ihre  Beziehungen  zu  den  Nervenfasern,  sowohl 
den  peripherischen  wie  den  Wo rzel fasern ,  und  die  Entstehung  und 
Bedeutung  der  Ganglienzellkapscl  zu  schildern.  Des  Neuen  und 
Unerwarteten  wird  es  dabei  genug  geben,  und  eine  folgende  Studie 
wird  sich  mit  der  ursprünglichen  Bildung  des  Medullarrohres  und 
seiner  Differenzirung  beschäftigen. 

Als  Grundlage  für  die  Angaben,  welche  jetzt  folgen  sollen, 
nehme  ich  das  Ganglion,  welches  dem  N.  ophthalmicus  superficialis 
major  zugehört.  Es  stammt  aus  der  Facialis  -  Aeusticusplatte ,  in 
welcher  es,  wie  wir  wissen,  die  am  weitesten  nach  vorn  vordringende 
Partie  bildet. 

Sobald  sich  dieses  Ganglion  aus  der  Fa  ci  alisplatte  als  ein  von 
den  übrigen  Componcnten  derselben  Geschiedeues  abgesondert  hat. 
besteht  es  aus  einer  beträchtlichen  Anzahl  von  Ganglienleistenzellen, 
die  ihrerseits  nichts  sind,  als  Abkömmlinge  des  Ectoderms,  —  ob 
mit  oder  ohne  genetische  Vermittlung  der  Mcdullarplatte  mag  an 
dieser  Stelle  unerledigt  bleiben.  Eben  so  will  ich  auch  ununtersucht 
lassen,  wie  viel  Zellen  des  Ganglions  von  Anfang  an  aus  der  la- 
teralen Ectodermpartie  abstammen,  die  als  zweiter  Mutterboden  für 
dasselbe  anzusehen  ist,  und  aus  welcher  später,  in  der  oben  ange- 
gebenen Weise,  das  gesummte  Zellmaterial  der  peripherischen  Theile 
des  N.  ophthalmicus  superficialis  herstammt.  Letztere  Quelle  ist 
wahrscheinlich  sehr  ergiebig,  vielleicht  ergiebiger,  als  der  eigent- 
liche Ganglienlcistenantheil.  Jedenfalls  erkennt  man  schon  sehr 
frühzeitig,  dass  eine  beträchtliche  Anzahl  derjenigen  Elemente,  welche 
später  das  Ganglion  bilden,  als  spiudelformige  Zellen  zwischen 
Medullarrohr  und  Ectoderm  da  liegen  und  den  Eindruck  machen, 
als  seien  sie  durch  Zug  zu  dieser  spindelförmigen  Gestalt  gebracht 
und  aus  dem  Ectoderm  herausgezerrt,  mit  dem  ihr  peripherisches 
Ende  noch  in  Contact  zu  stehen  scheint.    Ahnliche  spindelförmige 


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Stadien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthicrkürpers.   17.  2S3 

Zellen  zeigen  alle  Kopfganglien ,  eine  Erscheinung,  die  wohl  davon 
abzuleiten  ist,  dass  der  Zug,  der  auf  die  Zellen  durch  die  rasche 
Differenzirung  des  Branchialapparates  hervorgebracht  wird,  bei 
dem  Fortbestehen  ihres  Zusammenhanges  mit  dem  lateralen  Branchial- 
ectoderm  das  Ausziehen  zur  Spindelform  mit  sich  bringt.  Wie  vielen 
Antheil  daran  eine  bereits  bestehende  wirkliche  Faserbildung  hat, 
vermag  ich  freilich  nicht  zu  sagen,  obwohl  viele  von  den  Zellen  in 
lange  Fortsätze  ausgezogen  sind;  keinesfalls  darf  die  Mehrzahl  der 
Zellen,  welche  das  Ganglion  bilden,  als  Glieder  bereits  bestehender 
Kettenfasern  angesehen  werden;  sie  liegen  wahrscheinlich  nur  lose 
neben  einander.  Später  werde  ich  die  Gründe  aus  einander  setzen, 
die  mich  zu  dieser  Auffassung  geführt  haben. 

Es  wäre  nun  nicht  richtig,  alle  die  Zellen,  welche 
das  Ganglion  bilden,  für  künftige  Ganglienzellen  zu 
halten.  Eine  beträchtliche  Zahl,  vielleicht  die  größere 
Hälfte  derselben,  werden  nie  Ganglienzellen,  sondern 
begnügen  sich  mit  der  Rolle  der  Nervenzellen,  ihre  Kerne 
werden  ScnwANN'sche  Kerne.  Wir  werden  das  gleich  des 
Näheren  zu  erkennen  haben.  Es  ist  mir  freilich  noch  nicht  ge- 
lungen, den  Unterschied  beider  Zellarten  frühzeitig  in  den  Kopf- 
ganglien festzustellen,  während  das  verhältnismäßig  leicht  bei  den 
Spinalganglien  gelingt,  wie  wir  weiter  unten  sehen  werden.  Legt 
man  aber  der  Beobachtung  ein  etwas  vorgeschritteneres  Stadium 
zu  Grunde,  etwa  das  Stadium  U  Balfouu's,  so  zeigt  sich  ein  ge- 
wisser Gegensatz  zwischen  der  äußeren  Schicht  des  Ganglions,  und 
der  inneren.  Erstere  ist  die  wesentlich  dünnere,  ich  nenne  6ie  die 
Bin  den  schicht,  da  sie  nur  eine,  höchstens  zwei  Zellen  dick  zu 
sein  scheint,  aber  sie  hat  doch  einen  stärkeren  Antheil  an  der 
äußeren  Erscheinung  des  Ganglions,  da  sie  es  ist,  welche  die  be- 
reits bestehenden  Wurzel-  und  peripherischen  Fasern  liefert.  Die 
innere  stärkere  Schicht  nenne  ich  die  centrale  oder  Ganghe n- 
zellschicht. 

Verfolgt  man  auf  Längsschnitten  das  Ganglion  des  Ophthalmicus 
superficialis,  so  erkennt  man,  dass  diejenigen  Schnitte,  welche  der 
Peripherie  näher  liegen,  durch  Faserzüge  ausgezeichnet  sind,  die 
das  Ganglion  von  einem  Pole  zum  anderen  durchsetzen.  Es  ist 
nicht  möglich,  eine  solche  Faser  isolirt  zu  untersuchen,  und  darum 
ist  nicht  zu  entscheiden,  in  welchen  Beziehungen  diese  Faserzüge 
zu  den  darin  resp.  darum  liegenden  Ganglien-  nnd  Nervenzellen 
stehen.  Verfolgt  man  aber  die  Wurzelfasern  oder  die  peripherischen 

Mittheilung«n  a.  d.  Zoolog.  Station  zu  Neapel.    Bd.  10.  ]9 


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Anton  Dohm 


Fasern  bei  ihrem  Übertritt  auf  resp.  in  das  Ganglion,  so  sieht  man, 
dass  sie  aus  einander  treten  und  der  Hauptsache  nach  in  der  Rinden- 
schicht des  Ganglions  weiter  verlaufen.  Dass  sie  kernhaltig  sind, 
erkennt  man  ferner  auf  denjenigen  Schnitten .  welche  durch  die  Sa- 
gittal-  oder  Frontalebene  des  Ganglions  gegangen  sind,  denn  man 
sieht  auf  ihnen  am  Rande,  in  gewissen  Entfernungen  von  einander, 
aber  in  plasmatischem  Zusammenhange  mit  einander  stehend,  eine 
Schicht  Kerne,  welche  offenbar  nichts  Anderes  darstellen,  als  diese 
Rindenschicht  und  ihre  Faserbildung  im  Profile.  Am  peripherischen 
Ende  des  Ganglions  sieht  man  ferner,  wie  diese  Rindenschicht  con- 
vergirend  in  den  peripherischen  Nervenstamm  Ubergeht,  so  weit  dieser 
schon  gebildet  ist  und  frei  vom  Ectoderm  verläuft,  mit  dem  er 
freilich  in  der  auf  pag.  264  dargestellten  Weise  in  steter  Verbindung 
behufs  Herstellung  der  Äste  und  Zweige  des  Nerven  verbleibt. 

Vergleicht  man  nun  um  diese  Zeit  die  Zahl  der  Fasern  des 
Nerven,  auch  nur  im  großen  Durchschnitt,  mit  der  Zahl  der  Zellen 
des  Ganglions  selber,  so  wird  man  sofort  finden,  dass  letztere  die 
erstere  sehr  stark  Übertrifft.  Wollte  man  also  annehmen,  dass  die 
Fasern,  welche  den  peripherischen  Nervenstamm  jetzt  bilden,  als 
Ausläufer  aus  den  Ganglienzellen  herstammen,  die  zu  derselben  Zeit 
im  Ganglion  gefunden  werden,  so  müsste  man  jedenfalls  einräumen, 
dass  eine  große  Zahl  der  Ganglienzellen  an  dieser  Faserbildung 
keinen  Antheil  nehmen.  Und  prüft  man  auf  feinen  Schnitten  die 
Zellen,  welche  das  Ganglion  zusammensetzen,  so  sieht  man  in  der 
That  zwischen  jenen  oben  beschriebenen  peripheren  Fasersträngen  viele 
Zellen,  welche  an  einander  mehrseitig  sich  abplatten,  andere,  welche 
als  Kugeln  dazwischen  liegen  und  wiederum  andere,  welche  mehr 
oder  weniger  die  Spindelform  angenommen  haben.  Von  keiner  dieser 
Zellen  aber  kann  man  mit  irgend  welcher  Sicherheit  behaupten,  sie 
stunden  im  Zusammenhang  mit  den  Fasersträngen. 

Blickt  man  andererseits  bei  demselben  Embryo  auf  die  Verhält- 
nisse des  Ganglions  des  N.  buccalis,  des  zweiten  ans  der  Facialis- 
platte  hervorgehenden  Sclileimcanalnerven ,  welcher  seiner  Richtung 
halber  eben  so  wie  sein  Ganglion  bei  Frontalschnitten  im  Querschnitt 
getroffen  wird,  so  kann  man  sich  noch  besser  Uberzeugen,  dass  die 
Zahl  der  von  diesem  Ganglion  abgehenden  Fasern  seines  Stammes  bei 
Weitem  geringer  ist,  als  die  Zahl  der  das  Ganglion  bildenden  Zellen. 

In  beiden  Fällen  also  muss  man  zugeben,  dass,  so  wahrschein- 
lich es  sei,  dass  die  Uindenzellen  der  beiden  Ganglien  kettenartig 
zusammenhängende  Fasern  herstellen,  so  wenig  Sicherheit  bestehe, 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbdthierkürpers.  17. 


2S5 


dass  centraler  gelegene  Zellen  sich  an  dieser  Faserbildung  betheiligen. 
Die  Möglichkeit  indess.  dass  eine  gewisse  Anzahl  solcher  cen- 
traler gelegener  Zellen,  die  aber  doch  nicht  eigentliche  Ganglien- 
zellen sind,  bei  der  Faserbildung  sich  betheiligen,  soll  hier  keines- 
wegs in  Abrede  gestellt  werden,  nur  mass  angenommen  werden, 
dass  eine  große,  ja  wohl  die  größte  Zahl  dieser  centralen  Zellen 
keine  Fasern  aussenden,  auch  nicht  mit  kettenartigen  Fasern  bereits 
in  Zusammenhang  stehen. 

Während  nun  aber  der  peripherische  Nervenstamm  in  der  Weise, 
wie  wir  oben  sahen,  durch  fortschreitende  Differenziruug  von  Ectoderm- 
zellen  an  Ausdehnung  wächst,  wächst  gleichzeitig  das  Ganglion  so- 
wohl in  seiner  centralen  Zellenmasse  wie  auch  in  der  Zahl  der  die 
Kinde  bildenden  Zellen,  und  das  Wachsthum  dieser  beiden  Zellarten 
fuhrt  gleichzeitig  zu  einem  stärker  ausgesprochenen  Unterschiede  in 
ihrer  äußeren  Erscheinung.  Die  centralen  Zellen  nämlich  erscheinen 
blasser  und  von  homogenerem  Plasma  mit  größerem  Kerne  gebildet, 
in  den  kleineren  Rindenzellen  hingegen  zeigt  sich  eine  stärkere  An- 
sammlung von  Chromatinkörnchen,  die  ihnen  ein  dunkleres  Ansehen 
giebt  und  es  erleichtert,  centrale  und  Kindenzellen  gleich  beim  ersten 
Blick  zu  unterscheiden. 

Zwischen  den  centralen  blasseren  Zellen  bemerkt  man  aber  den- 
noch eine  Anzahl  dieser  körachenreicheren  Kindenzellcn,  von  deren 
Betheiligung  an  der  Faserbildung  ich  bereits  sprach.  Es  ist  mir 
nicht  gelungen  festzustellen,  ob  dieselben  durch  Einwanderung  von 
der  Kinde  zwischen  die  centralen  Zellen  gerathen  sind,  oder  ob  sie 
von  Hause  aus  dort  sich  befanden  und  erst  nachträglich  durch  die 
stärkere  Accentuirung  ihres  Chromatinrcichthums  von  den  blasseren 
und  etwas  größeren  centralen  Zellen  leichter  unterscheidbar  werden. 
Ich  habe  Grllnde,  die  ich  weiter  unten  hervorheben  werde,  die  erstcre 
der  beiden  Alternativen  für  die  richtige  zu  halten. 

Gleichzeitig  aber  mit  dem  Eindringen  und  Ausbreiten  der  chro- 
matinreicheren  Kindenzellcn  zwischen  den  blasseren  centralen  Zellen 
des  Ganglions  sieht  man  in  allen  Hirn-  wie  Spinalganglien  einen 
Uberaus  lebhaften  Zellvermehrungsprocess  vor  sieh  gehen.  Und 
wiederum  sind  es  die  ebromatinreicheu  Kindenzellen,  welche  diesen 
Vermehrungsprocess  durchmachen. 

Zunächst  stellt  er  sich  dar  in  einer  großen  Zahl  von  normalen 
Mitosen,  die  in  allen  Phasen  beobachtet  werden.  Hat  dieser  Proeess 
in  den  Ganglien  einmal  begonnen,  so  kann  man  darauf  gefasst  sein, 
zahlreiche  Chromatinkörperchen  isolirt  zwischen  den  Ganglienzellen  zu 

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Anton  Dohm 


finden,  jedes  umgeben  von  einer  hellglänzenden  Substanz.  Die  Chro- 
matinkörperchen sind  in  den  verschiedensten  Abstufungen  ihrer  Größe 
zu  beobachten,  von  solchen  an,  welche  mit  ihrer  umgebenden  Substanz- 
schicht beinah  die  Größe  einer  der  Rindenzellcn  haben,  bis  herab  zu 
wohl  zwanzigmal  kleineren  (Taf.  21  Fig.  7  a — w). 

Als  ich  zuerst  auf  diese  Chromatinkörperchen  und  Körnchen 
aufmerksam  ward,  hielt  ich  sie  für  Zerfallproducte  von  Ganglien- 
zellen. Ich  sah  sie  nämlich  dem  N.  nasociliaris  auf  seinem  Verlauf 
vom  G.  mesoeephalicum  bis  vorn  an  die  Nasengrnbe  eingefügt,  und 
da  ich  wusste,  dass  dieser  Nerv  von  Hause  aus  die  vorderste  Partie 
der  Trigeminusplatte  bildet,  die  ihre  Ganglienelemente  zumeist  ver- 
liert, so  sah  ich  die  Chromatinkörnchcn  als  den  Ausdruck  eines  histo- 
lytischen  Processes  an.  Eben  so  traf  ich  sie  in  ähnlicher  Situation 
am  vordersten  Ende  des  N.  Ophthal  micus  superficialis  portio  minor 
s.  Trigemini,  und  da  es  mit  diesem  Nerven  sich  ähnlich  verhält 
wie  mit  jenem,  so  glaubte  ich  um  so  mehr  dieselbe  Erscheinung  auch 
auf  dieselbe  Weise  deuten  zu  dürfen. 

Ich  bin  indessen  bei  Zeiten  eines  Besseren  belehrt  worden  und 
erkenne  nuu,  dass  es  sich  mit  diesen  Chromatinkörperchen  nicht  nur 
nicht  um  eine  Histolyse,  sondern  gerade  um  das  Gegentheil,  um  eine 
rapide  Zcllvermehrung  handelt. 

Es  wird  wohl  nicht  leicht  sein,  die  Umwandlung  der  Chromatin- 
körperchen in  neue  Zellen  continuirlich  zu  verfolgen  und  darzustellen. 
Aber  wenn  man  mit  Kegelmäßigkeit  die  einzelnen  Stadien  des  Ge- 
sammtproecsses  auftreten  sieht  —  ich  werde  weiter  unten  bei  den 
Kiemenganglicn  und  Spinalganglieu  noch  einmal  darauf  hinweisen  — 
und  die  jedesmaligen  Resultate  als  Stufen  eines  rapiden  Verraehrungs- 
processes  erkennt,  so  kann  man  schwerlich  bezweifeln,  dass  die  Um- 
wandlung der  Chromatinkörperchen  zu  Zellen  sich  vollzieht,  und  so 
ist  man  dazu  berechtigt,  die  Details  dieser  Umwandlung  aus  den 
verschiedenen  Bildern,  die  das  Mikroskop  offenbart,  zu  erschließen. 
Da  indess  die  Phänomene  der  Mitose  mir  nur  bruchstückweise  aus 
eignen  Forschungen  bekannt  sind,  so  gehe  ich  hier  nicht  näher  darauf 
ein,  empfehle  aber  um  so  mehr  den  Cytologen,  ihre  Aufmerksamkeit 
auf  diese  Vorgänge  in  den  Selachierembryonen  zu  richten.  Es  will 
mich  bedllnken ,  als  handle  es  sich  bei  dem  obigen  Process  um 
multiple  Kerntheilung  innerhalb  einzelner  Zellen,  da  ich  mir  sonst  die 
zahlreichen  kleineu  Chromatinkörperchen  nicht  erklären  kann,  die 
man  in  allen  Kopfganglien  findet,  und  für  die  sogar  gewisse  Stellen, 
wie  z.  B.  die  Verbindungsstelle  des  G.  lateralis  mit  dem  Wurzel- 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  WirbolthierkUrpere.  17.  287 


stamme  des  Vagus,  typisch  zu  sein  scheinen,  da  sich  hier  derartige 
Phänomene  mit  Regelmäßigkeit  beobachten  lassen  (Taf.  21  Fig.  6  a;). 

Verfolgt  man  nun  auf  etwas  weiter  entwickelten  Stadien  das 
Schicksal  dieser  Chromatinkörperchen,  so  wird  man  gewahr,  dass  sie 
sich  durch  das  ganze  Ganglion  verthcilen  (Taf.  19  Fig.  10  x)  und 
den  einzelnen  Ganglienzellen  anlegen  (Taf.  21  Fig.  f>x,  Fig.  7  a,  d). 
Anfangs  sind  die  Chromatinkörperchen  noch  vollkommene  Kugeln, 
mit  stark  glänzender,  dunkel  gefärbter,  centraler  Chromatinkugcl 
(Taf.  21  Fig.  7  o,  d,  g,  m,  p,  u)  und  heller,  ungefärbter  Umgebung, 
auch  zeigen  sie  noch  beträchtliche  Größenunterschiedc.  Allmählich 
gleichen  sich  letztere  aus ,  gleichzeitig  aber  verändern  auch  einige 
Körperchen  ihre  Gestalt,  platten  sich  in  verschiedener  Weise  ab  und 
legen  sich  den  einzelnen  Ganglienzellen  dicht  an  Taf.  2  t  Fig.  7  w, 
0,8,10).  Die  Chromatinkugcl  wird  manchmal  pyramidenförmig, 
manchmal  halbmondförmig,  auch  ist  ihre  Peripherie  nicht  mehr  so 
scharf  gegen  den  hellen  Zellinhalt  —  denn  so  darf  ich  wohl  jetzt 
schon  die  helle  Umgebung  der  Chromatinkugel  nennen  —  geschieden, 
letzterer  aber  legt  sich  wie  eine  Kappe  oder  Platte  der  benachbarten 
Ganglienzelle  auf. 

Die  nächste  Entwicklungspbase  stellen  die  einzelnen  Kopfganglien 
mit  zahlreichen  und  größer  gewordenen  Ganglienzellen  dar.  Fast 
jeder  Ganglienzelle  liegen  ein  oder  zwei  der  jetzt  zu  normalen 
Zellen  herangewachsenen  Chromatinkörperchen  an,  und  unterscheiden 
sich  von  ihr  nur  durch  etwas  geringere  Größe  und  stärker  tin- 
girten  Zellinhalt,  welcher  von  den  nun  wieder  in  der  ganzen 
Zelle  verbreiteten  kleinen  Chromatinkörnehen  herrührt,  die  durch 
Decentralisation  aus  der  Chromatinkugel  hervorgegangen  zu  sein 
scheinen  (Taf.  21  Fig.  1 — 5).  Die  Ganglienzellen  sind  nach  wie  vor 
blass,  haben  einen  sehr  gleichmäßig  und  fein  gekörnten  Inhalt  und 
einen  großen  kugligen  Kern,  der  beinah  die  ganze  Zelle  ausfüllt  und 
meist  zwei,  gelegentlich  auch  drei  kleine  dunklere  Körnchen  aufweist. 
Zwischen  den  Ganglienzellen  ziehen  Nervenfasern  durch ,  mit  deut- 
lichen langen,  körnclienreichen  Kernen,  den  ScuwANN'schcn  Kernen, 
deren  Tinktion  eben  so  stark  ist,  wie  diejenige  der  den  Ganglien- 
zellen anlagernden  Zellen  (Taf.  21  Fig.  1—4). 

So  erscheinen  die  Ganglien  des  N.  ophthalmicus  superficialis, 
des  BneoallS,  des  Lateralis,  also  die  speeifischen  Seitenorganganglien. 
Die  Ganglien  des  Trigeminus,  Facialis,  Glossopharyngcus  und  Vagus 
zeichnen  sich  im  gleichen  Stadium  durch  den  Besitz  wesentlich 
kleinerer  Ganglienzellen  aus,  so  dass  der  Größenunterschied  zwischen 


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Anton  Dohm 


ihnen  und  den  sich  ihnen  auflagernden,  chromatinhaltigen  Zellen 
geringer  ist.  Man  kann  sagen,  dass  die  Ganglienzellen  der  letzt- 
genannten Ganglien  doppelt  so  groß  sind,  wie  die  aufgelagerten 
Zellen  (Taf.  "21  Fig.  5),  während  bei  den  erstgenannten  die  Ganglien- 
zelle an  Grüße  die  aufgelagerten  Zellen  um  das  Drei-  und  Vierfache 
Ubertrifft  (Taf.  21  Fig.  1-4}. 

Normale  Mitosenbildungen  fahren  übrigens  in  allen  Gauglien 
fort,  für  Vermehrung  sowohl  der  ScuwANN'sehen  Kerne  wie  auch  der 
aufgelagerten  Zellen  zu  sorgen,  und  so  sehen  wir  denn  in  höheren 
Embryonalstadien  jede  einzelne  Ganglienzelle  eingefasst  von  einer 
Anzahl  der  aufgelagerten  Zellen,  die  unter  einander  in  gewissen  Be- 
ziehungen stehen  (Taf.  21  Fig.  1 — 3).  Fast  regelmäßig  nämlich  liegen 
zwei  solcher  Zellen  in  entgegengesetzter  Richtung,  also,  wenn  man 
den  Ausdruck  gelten  lassen  will,  au  den  beiden  Polen  der  Ganglien- 
zellen; ihr  Kern  hat  meist  eine  dreieckige  oder  besser  gesagt 
pyramidenförmige  Gestalt;  die  Spitze  der  Pyramide  ist  der  Ganglien- 
zelle abgekehrt.  Man  sieht  aber  deutlich,  dass  dem  Plasma  der 
Ganglien/eile  auch  an  anderen  Stellen  Zellen  aufgelagert  sind,  die 
meistens  durch  feine  Fasern  unter  einander  und  mit  den  Polzellen 
in  der  Weise  verbunden  sind,  dass  sie  die  Ganglienzelle  ganz  ein- 
schließen. 

Es  ist  klar,  was  wir  jetzt  vor  uns  haben. 

Die  aufgelagerten  Zellen  stellen  die  Ganglienzell- 
kapseln her,  die  beiden  Polzellen  aber  sind  die  letzten 
Glieder  der  Nervenfaserketten,  welche  sich  mit  ihrem 
Plasma  der  Ganglienzelle  anlagern  und  seeuudär  mit  ihr 
verbinden. 

So  unerwartet  dies  Resultat  auch  erscheinen  mag,  so  bestimmt 
muss  ich  doch  behaupten,  dass  die  Kapseln  der  Ganglienzellen  eben 
so  weni£  mit  dem  Bindegewebe  zu  thun  haben,  wie  die  ScHWANN'sche 
Scheide  und  die  ScnwANN'schen  Kerne;  beide  Gebilde  sind  viel- 
mehr ectodermatisch. 

Aber  damit  erschöpft  sich  keineswegs  die  Tragweite  dieser  That- 
sache.  Ihre  größte  Bedeutung  liegt  vielmehr  darin,  dass 
die  Ganglienzelle  als  solche  gar  keinen  Aul  heil  an  der  Bildung 
der  Nervenfaser  resp.  des  Achsencylinders  nimmt.  Was  man 
bisher,  auch  bei  Knochenfischen  und  Selachiern,  als  Fortsatz  der 
peripherischen  Ganglienzelle  beschrieben  hat,  steht  mit  der 
Ganglienzelle  in  keinem  genetischen,  sondern  nur  in  Contact- 
zusammenhang. 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbclthierkörpers.    17.  289 


Die  oben  erwähnten  Polzellen  sind  ScHWANN'sche  Zellen ,  wie 
alle  Übrigen  Nervenzellen,  sie  treten  in  Zusammenhang  mit  den  Faser- 
ketten, welche  vom  Ectodermi  herstammen  und  erzeugen  in  sich 
genau  so  wie  jene  ein  Stück  des  Achsency Hilders.  Nur  darin  weichen 
sie  von  den  anderen  Nervenzellen  ab,  dass  ihre  der  Ganglienzelle 
zugekehrte  Seite  sich  nicht  faserartig  oder  spindelförmig  auszieht, 
vielmehr  legt  eich  die  Zelle  wie  eine  Kappe  oder  Platte  auf  das 
Plasma  der  Ganglienzelle  auf  und  scheint  mit  demselben  zu  ver- 
schmelzen. Aber  da  man  fast  immer  eine  ziemlich  scharfe  Grenze 
zwischen  dem  Plasma  der  Ganglienzelle  und  dem  der  Nervenzelle 
erkennen  kann,  die  manchmal  so  bestimmt  ist,  dass  beider  Plasma 
an  einander  abgeplattet  erscheint,  so  ist  wohl  anzunehmen,  dass 
zunächst  keine  Durchdringung,  sondern  eben  nur  ein  Contact  statt- 
findet Dafür  spricht  auch,  dass  in  etwas  späteren  Stadien  der 
Achsencylinder  dieser  aufgelagerten  Nervenzelle  sich  mit  seinen  Fibril- 
len strahlenförmig  über  das  Plasma  der  Ganglienzelle  ausbreitet. 

Aber  auch  die  Kapselzellen  haben  ihr  sehr  eigentümliches  Ver- 
hältnis zur  Ganglienzelle.  Es  ist  bekannt,  dass  durch  die  meisten 
Conservirungsmethoden  die  Ganglienzellkapsel  von  dem  Plasma  der 
Ganglienzelle  abgehoben  wird  —  ja  häufig  macht  es  den  Eindruck, 
als  sei  der  Zwischenraum  zwischen  Beiden  normal.  Das  ist  indessen 
sicher  nicht  der  Fall ,  denn  man  sieht  auch  bei  Embryonen  ziemlich 
häufig  die  Kapsel  der  Ganglienzelle  dicht  aufgelagert  ,  ohne  dass 
der  geringste  Zwischenraum  übrig  bliebe.  Es  kommt  aber  auch  nicht 
selten  vor,  dass  die  Kerne  der  Kapsel  nur  zum  Theil  mit  der  letzteren 
sich  abheben,  während  andere  auf  dem  Plasma  der  Ganglienzelle 
liegen  bleiben.  Und  da  ist  es  denn  bemerkenswerth,  dass 
man  fast  immer,  wenn  die  Kapsel bildung  begonnen  hat, 
eine  plasmatische  Kindenschicht  der  Ganglienzelle  von 
ihrer  centralen  Plasmamasse  unterscheiden  kann  und 
die  Kapselkerne,  welche  auf  dem  Plasma  verbleiben,  in 
eben  dieser  Kindenschicht  vorfindet.  Dieselbe  erscheint 
etwas  stärker  gekörnt,  als  die  centrale,  und  färbt  sich 
mit  Hämatoxylin  dunkler  als  das  centrale  Plasma  der 
Ganglienzelle.  Sie  beginnt  sich  zu  bilden,  wenn  die 
ersten  Kapselzellen  sich  der  Ganglienzelle  auflagern, 
und  hält  mit  ihrer  Vermehrung  auch  gleichen  Schritt; 
somit  ist  es  kaum  zu  bezweifeln,  dass  die  Kindenschicht 
durch  das  Plasma  der  Kapselzellen  hergestellt  wird  und  von 
Hause  aus  der  Ganglienzelle  nicht  angehört  Taf.  21  Fig.  3  r). 


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Anton  Dohm 


Sieht  man  nun  weiter  auf  die  Beziehungen  der  Ganglienzelle 
zu  den  an-  und  abgehenden  Achsencylindern,  so  wird  man  bald  ge- 
wahr, dass  die  Ausstrahlung  der  Fibrillen  beider  Fasern 
innerhalb  dieser  Kindcnschicht  erfolgt,  woraus  sich  die  be- 
deutsame Thatsaehe  ergiebt,  dass  die  eigentliche  Ganglien- 
zelle zunächst  gar  nichts  mit  den  Nervenfasern  zu  thun 
hat,  vielmehr  von  ihnen  resp.  vom  Plasma  der  Kapsel- 
zellen, die  ihrerseits  aber  nichts  als  Nervenzellen  sind, 
umsponnen  resp.  umflossen  wird,  während  erst  allmählich, 
in  noch  unbekannter  Weise,  intimere  Structur-  und  Functions-Be- 
zichungen  zwischen  den  beiden  Zellarten  und  ihren  plasmatischen 
Bestaudtheilen  sich  herstellen. 

Ehe  ich  indessen  diese  neue  Auffassung,  zu  der  wir  durch  die 
vorstehend  dargelegten  Thatsachcn  geführt  werden,  weiter  erörtere, 
will  ich  die  Bildung  anderer  sensibler  Nerven  behandeln  und  wende 
mich  zunächst  zu  dem  Nervencomplex ,  welcher  den  llyoidbogen 
versorgt. 

3.  Histogeneae  des  N.  hyoidous  und  N.  palatinus. 

Die  Facialis-Gangliengruppe  giebt  außer  den  sog.  dorsalen  Ästen, 
unter  welchem  Namen  die  N.  ophthalmicus  superficialis  und  buccalis 
verstanden  werden,  auch  dem  N.  hyoideus  und  maxillaris  externns 
den  Ursprung.  Letzterer  soll  uns  indessen  hier  nicht  beschäftigen, 
da  er  als  Schleinicanalnerv  in  die  Kategorie  der  oben  behandelten 
Nerven  fällt  uud  histogenetisch  nichts  Neues  liefert.  Die  ihn  be- 
treffenden Probleme  sind  wesentlich  morphologisch- phylogenetischer 
Natur  und  werden  an  anderer  Stelle  abgehandelt  werden.  Dagegen 
ist  der  N.  hyoideus  als  gemischter  Kiemenbogennerv  ein  Gebilde, 
welches  andere  Verhältnisse  darbietet,  als  die  Schlcimcanalnerven, 
und  in  seiner  Entwicklung  von  ihnen  abweicht. 

Der  N.  hyoideus  entspringt  aus  dem  G.  geniculi,  dem  am 
weitesten  ventral wärts  gelegenen  Theil  der  Facialis- Acustieus-Gan- 
glienplatte.  Dieses  Ganglion  liegt  vor  der  Ohrblase  am  Beginn  des 
Hyoid-Kiemenbogens,  an  dessen  Vorderrand.  Seine  vordere  und 
Außenfläche  liegt  dem  Ectoderm  dicht  an,  und  schon  im  ersten  Be- 
ginn seiner  weiteren  Differenzirung  nimmt  diese  Ectodermpartie 
Antheil  daran.  Bei  einem  Embryo  von  Scyllium  canicula  im  Stadium 
L  Balfoi  ìì's  sind  die  Ectodermzellen  hier  in  lebhafter  Vennehrung 
begriffen  uud  stellen  rasch  eine  stärkere  Wucherung  chromatinreichcr 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.   17.  291 


Zellen  her,  welche  eich  den  aus  der  Ganglienleiste  herrührenden 
Zellen  des  6.  geniculi  beifügen.  Anfänglich  sind  beide  Zellarten 
noch  leicht  zu  unterscheiden:  während  die  Ganglienleistenzellen 
spindelförmig  ausgezogen  erscheinen,  sind  die  Ectodermzellen  des 
Kiemenbogens  theils  rund,  theils  an  einander  eckig  abgeplattet 
(Taf.  20  Fig.  1  u.  2  Nz).  In  wenig  älteren  Stadien  vermehrt  sich 
der  Zellreichthnm  der  Ectoderm Wucherung;  dieselbe  schiebt  sich  eben 
so  sehr  nach  innen  vom  G.  geniculi  an  seine  Vorderseite  v  wie  sie 
auch  an  der  Vorderseite  des  Hyoidbogens  (also  an  der  Hinterseite 
der  Spritzloch  spalte;  nach  abwärts  zunimmt.  Die  Wandung  des 
Hyoidbogens  besteht  an  dieser  Stelle  aus  cylindrischen  Epithelzellen, 
zwischen  denen  verschiedentliehe  Mitosen  erscheinen,  die  immer  an 
der  freien  Oberfläche  des  Cylinderepithels  gefunden  werden. 

Während  diese  branchiale  Ectodermwucberung  sich  dem  G.  geni- 
culi anfügt,  sind  bereits  Zellen  des  letzteren  zwischen  die  Ektoderm- 
wandung  und  den  Muskelschlauch  der  Hyoidkopfhöhle  nach  abwärts 
vorgedrungen  zur  Anlage  des  N.  hyoideus  (Taf.  20  Fig.  1  N.h).  Das 
Wesentliche  dieses  Processes  besteht  darin,  dass  das  G.  geniculi  sich 
ventralwärts  spindelförmig  zuspitzt,  wobei  einige  seiner  Zellen  an 
einander  vorbeigleiten,  sich  noch  mehr  in  die  Länge  ziehen  und  wie 
die  Zellen  der  Schleimcanalnerven  in  ihrem  Plasma  Achsencylinder 
differenziren,  welche  zur  Bildung  einer  Gesammtfaser  verschmelzen. 
Auch  bei  diesen  Nerven,  die  also  keine  speeifischen  Sinnes- 
organe mit  dem  Centraluervensystem  zu  verbinden  haben,  ist  die 
Histogenese  der  Nervenfaser  ganz  dieselbe,  wie  bei  den  Schleim- 
canalnerven, nur  ist  der  Unterschied  festzuhalten,  dass  die  erste 
Entwicklung  des  N.  hyoideus  vom  Ganglion  zur  Peripherie,  nicht 
umgekehrt,  geht,  und  dass  auch  auf  demselben  Wege  der  Nerv  sich 
weiteres  Zellmaterial  für  sein  Längswachsthum  beschafft,  wobei 
freilich  Zellthcilung  der  bereits  bestehenden  Faser  eben  so  wie  bei 
allen  übrigen  Nerven  eine  wesentliche  Rolle  spielt. 

Am  Stadium  L  und  an  späteren  Stadien  habe  ich  genau  kon- 
statiren  können,  dass  von  den  so  auswachsenden  Nervenfasern  des 
N.  hyoideus  einzelne  Zellen  schon  sehr  früh  ihren  Achsencylinder 
an  Zellen  des  Ectoderms  senden.  Ob  sie  damit  verschmelzen  oder 
zwischen  ihnen  frei  an  der  Oberfläche  hervortreten,  habe  ich  einst- 
weilen nicht  untersucht,  da  die  Frage  der  Nervenendigungen  nicht 
zu  den  Problemen  gehört,  welche  ich  diesmal  zu  behandeln  unternahm. 
Nur  glaube  ich  aussprechen  zu  dürfen,  dass  die  sensiblen  Hyoidcus- 
fasern  zunächst  vom  Ganglion  an  die  Peripherie  sich  begeben,  nicht 


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umgekehrt.  Oh  auch  der  letztere  Modus  bei  der  weiteren  Ausbildung 
des  Nerven  seinen  Antheil  hat,  vermag  ich  vor  der  Hand  nicht  zu 
behaupten,  freilich  noch  weniger  in  Abrede  zu  stellen. 

Was  aber  in  noch  höherem  Grade  den  N.  hyoideus  von  den 
oben  behandelten  Schleimcanalnerven  unterscheidet,  ist  sein  Charak- 
ter als  gemischter  Nerv.  In  seiner  Hahn  verlaufen  nicht  bloß  sen- 
sible Fasern,  sondern  auch  die  zur  Innervirung  der  Kieinenbogen- 
Muskulatur  bestimmten  motorischen  Fasern. 

Ich  habe  mir  angelegen  sein  lassen,  auch  Uber  ihre  Bildung 
ins  Klare  zu  kommen,  und  möchte  die  Vermuthung  aussprechen, 
dass  sie  aus  demselben  Zellmaterial  sich  aufbauen,  wie  die  sensiblen 
Fasern.  Ich  habe  Nervenzellen  beobachtet,  welche,  in  der  Mitte  des 
Hyoidbogens  gelegen,  ihren  Achsencylinder  an  die  benachbarte  vor- 
dere Wandung  der  Kopfhöhle  richten  ;Taf.  20  Fig.  4  y).  Ob  dieser 
Achsencylinder,  der  natürlich  zunächst  nur  ein  Product  einer  Nerven- 
zelle ist.  sich  bereits  mit  der  entsprechenden  Muskelzelle  in  irgend 
welchen  plasmatischen  Contact  gesetzt  hat,  vermag  ich  nicht  zu 
entscheiden 1 .  Die  Muskelzelle  aber ,  an  welche  sich  der  Achsen- 
cylinder begiebt.  hat  noch  keine  weitere  Differenzirung  aufzuweisen  : 
sie  ist  eine  einfache  aus  Plasma  und  Kern  bestehende  Embryonal- 
zelle. Wir  werden  weiter  unten  sehen,  dass  man  auch  zu  ähnlich 
früher  Zeit  embryonale  Achsencylinder  zwischen  den  Zellen  der 
Myotonie  erkennen  kann. 

Woher  stammt  nun  die  Nervenzelle,  welche  den  Achsencylinder 
liefert,  der  offenbar  dazu  bestimmt  ist.  motorisch  zu  wirken?  Die 
motorischen  Nerven  der  Kiemcnbogenmuskulatur  gehören  bekanntlich 
zur  Kategorie  der  Seitenhornfasern,  und  nach  den  alten  Anschauungen 
müsste  dieser  Achsencylinder  der  Ausläufer  einer  Seiten hornganglien- 
zelle  sein,  welche  zu  dem  motorischen  Wurzelgebiet  des  Facialis  ge- 
hört. In  der  That  besitzt  der  betreffende  Embryo  bereits  den  Anfang 
der  Seitenhornfasern  in  seinem  Wui  zelstrange  ;  aber  behaupten  zu 
wollen,  dass  eine  dieser  Fasern  das  Ganglion  und  den  peripheri- 
schen Nervenstamra  so  weit  durchzogen  habe,  um  bereits  bei  einer 


!  In  der  14.  Stndie  und  eben  so  in  der  16.  pag.  33,  habe  ich  hervorgehoben, 
dass  die  anwachsenden  motorischen  Nerven  gleich  von  vorn  herein  in  plasniati- 
schen  Contact  mit  den  Myotonien  treten.  Ob  sich  diese  Behauptung  aufrecht 
halten  lässt,  ob  es  sich  nicht  vielleicht  um  zufällige  Berührung,  die  ohne  Folge 
bleibt  und  vielleicht  durch  die  Conservirung  bewirkt  ist,  handelt,  ist  mir 
sehr  zweifelhaft  gewoiden.  Vielleicht  gelingt  es  später,  sogar  die  Bildung 
der  motorischen  Eudplatten  in  ihren  histogenetischen  Einzelheiten  zu  ergründen. 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  WirbelthierkSrpers.    17.  293 


embryonalen  Muskelzelle  angekommen  zu  sein,  wäre  doch  sehr  ge- 
wagt, denn  es  ist  nicht  daran  zu  denken,  eine  solche  Faser  isolirt 
verfolgen  zu  wollen.  Aber  weiter  unten,  bei  Erörterung  der  Wurzel- 
bildnng  dieser  und  anderer  Nerven,  werden  wir  Umstände  kennen 
lernen,  welche  eine  solche  Anschauung  Uberhaupt  Überflüssig,  ja  sogar 
irrig  erscheinen  lassen,  da  die  motorischen  eben  so  wenig  wie  die 
sensiblen  Nerven  anwachsende  Fasern  einer  einzelnen  Ganglienzelle, 
sondern  Producte  von  kettenartig  verbundenen  Nervenzellen  sind.  Die 
aus  dem  Medullarrohr  hervorwachsende  Faser  der  Seitenhornncrven 
verbindet  sich  anscheinend  sofort  mit  Nervenzellen  der  Ganglienleiste, 
und  mittels  derselben  wird  sich  auch  im  Laufe  der  weiteren  Ent- 
wicklung eine  Nervenfaser  herstellen,  deren  Endapparat  aus  eben 
der  Nervenzelle  hervorgeht,  die  auf  Taf.  20  Fig.  3  abgebildet  ist, 
falls  nicht  diese  Zelle  selbst  sich  noch  vorher  tbeilt  und  andere  Ner- 
venzellen oder  aber  Zellen  des  motorischen  Endapparates  producirt, 
durch  welchen  die  Endigung  der  Faser  resp.  ihre  Verbindung  mit 
der  betreffenden  Muskelfaser  hergestellt  wird. 

Die  fortschreitende  Entwicklung  des  N.  byoideus  bietet  aber  noch 
weitere  und  sehr  interessante  Züge. 

In  den  Stadien  O  und  P  Balfour's  macht  sich  die  (schon  oben 
erwähnte)  multiple  Kernvermehrung  auch  in  den  Zellen  des  G.  geniculi 
geltend  und  führt  dazu,  dass  die  Rindenzellen,  ferner  die  Zellen  der 
branchialen  Ektodermwucherung  das  Ganglion  durchsetzen  und  die 
Zahl  der  Nervenzellen  in  starker  Weise  vermehren.  In  seinen 
Einzelheiten  schließt  sich  dieser  Process  durchaus  dem  bereits  oben 
pag.  285  ff.  geschilderten  an.  Ehe  aber  die  Zellen  der  branchialen 
Wucherung  sich  ganz  mit  den  Zellen  des  Ganglienleistcutheils  des 
G.  geniculi  vermischen,  geht  von  dem  vorderen  inneren  Winkel 
des  letzteren  die  Bildung  eines  Nervenstammes  aus,  welcher  sich 
nach  innen  auf  der  dorsalen  Kante  der  Spritzlochwanduug  entlang 
streckt.  Ich  habe  genau  zu  beobachten  gesucht,  ob  an  der  Bildung 
dieses  Nerven  sich  Zellen  der  Wandung  des  Spritzloches  in  der  Weise 
der  Schleimcanäle  betheiligen,  habe  aber  nichts  derart  gesehen. 
Vielmehr  erscheint  mir  der  neue  Nerv  durch  das  Fortschieben  von 
Nervenzellen  aus  dem  Ganglion  geniculi  zu  entstehen.  Freilich  legt 
er  sich  der  Spritzlochwandung  dicht  an,  und  da  die  Kuppe  derselben 
mit  der  branchialen  Nervenzellwucherung  noch  zusammenstößt,  so 
ist  es  schwer  zu  sagen,  ob  die  Anfangszellen  des  N.  palati nus 
—  denn  um  ihn  handelt  es  sich  hier  —  nicht  doch  aus  dieser  Ver- 
dickung herstammen.    Aber  sein  weiteres,  peripheres  Auswachsen 


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Anton  Dohm 


geht  am  Vorderrande  der  Spritzlochspaltenwandung  vor  Bich,  ohne 
gleichzeitige  Aufnahme  aus  dem  Epithel  dieser  Wandung  stammender 
Zellen.  Wie  weit  freilich  das  Epithel  resp.  einzelne  seiner  Zellen 
sich  zu  Endor^anen  der  Zweige  des  N.  palatinns  ausbilden  und  mit 
seinen  Fasern  sich  verbinden,  lasse  ich  einstweilen  dahingestellt. 
Da  aber  der  N.  palatinus,  nachdem  er  eine  Strecke  weit  der  Spritz- 
lochwandung angelagert  gewesen  ist,  sich  von  ihr  entfernt  und  durch 
das  Mesoderm  durchwächst,  so  kann  er  auf  diesem  letzteren  Wege 
natürlich  keine  neuen  Epithelzellen  an  seinem  freien  Ende  incorpo- 
rircn,  muss  also  am  Grunde  oder  durch  Theilung  der  ihn  zusammen- 
setzenden Zellen  das  Material  zur  Faservermehrung  resp.  zum  wei- 
teren Längswachsthum  empfangen.  In  einem  späteren  Stadium  sehe 
ich  den  Palatinus  als  einen  dicken  Stamm  vorn  aus  dem  G.  geniculi 
vor  dem  Spritzloch  nach  abwärts  steigen.  Er  kreuzt  daselbst  den 
dorsalen  Theil  der  Spritzlocharterie  und  läuft  dann  den  Gaumen 
entlang  bis  beinah  zur  Nase  hin.  Sein  Stamm  verschmälert  sich  all- 
mählich, bis  er  schließlich  in  eine  Reihe  von  Zweigen  sich  auflöst, 
welche  nur  aus  je  einer  Zelle  bestehen,  in  denen  man  nur  den  Kern 
und  das  Plasma  erkennt,  noch  nicht  einmal  den  differenzirten  Achsen- 
cylinder.  Es  bleibt  einstweilen  fraglich,  ob  diese  Endausbreitung 
durch  Abspaltung  von  Zellen  des  Gaumenepithels  bewirkt  wird. 
Rührten  die  vordersten,  also  eben  diese  noch  undifferenzirten  Zellen 
aus  dem  Ganglion  her,  so  mltssten  sie  früher  aus  demselben  hervor- 
gegangen sein,  als  die  späteren,  welche  den  Stamm  bilden.  Letztere 
aber  haben  schon  ganz  deutliche  Achsency linder  ,  ja  z.  Th.  sogar 
Fibrillen  in  demselben.  Es  mtlssten  also  die  ersten  Zellen  am  läng- 
sten undiflerenzirt  geblieben  sein  —  was  zwar  gewiss  nicht  unmög- 
lich, aber  doch  a  priori  nicht  wahrscheinlich  ist.  Indess  vermag  ich 
der  vielfachen  anderen  Aufgaben  wegen  fUr  diese,  wenn  auch  wich- 
tige Frage  im  Augenblick  nicht  die  erforderliche  Zeit  zu  gewinnen 
und  muss  ihre  Lösung  vertagen. 

An  dem  Hauptstamme,  dem  eigentlichen  N.  hyoidens,  erfolgt 
nun  eine  weitere  charakteristische  Entwicklung,  deren  Darstellung 
aber  nur  möglich  ist,  wenn  ich  vorher  einige  Worte  über  die  Com- 
position  der  Kiemenbogcn  sage,  die  schwerlich  allen  Lesern  bekannt 
oder  gegenwärtig  sein  wird.  Ich  kann  mich  dabei  auf  eine  frühere 
Studie  berufen,  die  vierte,  welche  unter  dem  Titel  «die  Entwicklung 
und  Diflcrenzirung  der  Kiemenbogcn  der  Selachier«  (Mitth.  Z.  Stat. 
Neapel  5.  Bd.  ISvli  aufpag.  105 ff.  eine  Darstellung  der  Entstehung 
und  Differenzirung  der  Gefäße  des  Kiemenbogens  giebt. 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthicrkörpers.    17.  295 

In  der  erwähnten  Studie  wird  u.  A.  beschrieben,  wie  anfänglich 
nur  die  Arterie  besteht,  welche  vom  Conus  arteriosus  zur  Aorta  ver- 
läuft, wie  aber  allmählich,  gleichzeitig  mit  der  Ausstülpung  von 
Kiemenblättchen ,  an  der  Arterie  kleine  Schleifen  entstehen,  welche 
unter  einander  einen  kleinen  aufsteigenden  Verbindungsstamm  bilden, 
den  ersten  Beginn  der  Kiemen venen.  Diese  Kiemenvenen  laufen 
aber  anfänglich  nur  als  Nebenläufe  von  einem  ventraleren  Theil  der 
Arterie  zu  einem  dorsaleren.  Es  entstehen  zwei  solcher  Kiemen- 
venen, eine  hintere  und  etwas  später  eine  vordere.  Zwischen  beiden 
Venenstämmchen  bilden  sich  zwei  Quergcfüße,  deren  eines  allmählich 
sehr  groß  wird  und  die  Blutmasse  des  ventralen  Theilcs  der  hinteren 
Hyoidvene  fast  ganz  in  den  dorsalen  Theil  der  vorderen  überleitet  : 
diese  letztere  wird  dann,  nach  Abschnürung  der  Arterie,  das  Haupt- 
gefäß zur  Beförderung  des  branchialen  Blutes  in  die  Aorta. 

Inmitten  dieser  drei  großen  Gefäßstämme,  oralwärts  von  der  mus- 
kelbildenden Kopfhöhle,  nach  außen  von  den  sich  allmählich  bilden- 
den Kiemenbogenknorpeln  verläuft  nun  der  Kiemennerv  —  in  unserem 
Falle  also  der  N.  hyoideus. 

Nachdem  er  bis  in  den  ventralen  Theil  des  Kiemenbogens,  sogar 
bis  in  die  Nähe  der  ventralen  Mittellinie  mit  seinen  Faseranfängen 
vorgedrungen  ist  und  in  der  oben  bezeichneten  Weise  bereits  einige 
Verbindungen  mit  seinen  Endorganen,  seien  sie  nun  Epithelzellen  der 
Haut  oder  Zellen  der  muskelbildenden  Kopf  höhle,  vorgenommen  hat, 
geht  nicht  nur  eine  stets  fortschreitende  Verstärkung  dieser  Faserbil- 
dung vor  sich,  sondern  es  gleiten  auch  mit  den  faserbildenden  Zellen 
Ganglienzellen  ventralwärts.  So  sieht  man  denn  im  Stadium  P  Bal- 
four's  und  auch  später  den  Lauf  des  N.  hyoideus  mit  einigen  dunkel 
gefärbten  Zellen  besetzt,  die  sichtlich  keinen  Antheil  an  der  Faser- 
bildung nehmen,  dagegen  allmälich  zu  kleinen  Agglomerationen  sich 
anordnen,  denen  eine  ganz  bestimmte  Regelmäßigkeit  zukommt 
(Taf.  20  Fig.  5,  6  S.g).  Und  gerade  die  Quercommissuren  der 
beiden  Branchialvenen  sind  es,  welche  topographisch  wichtig  für 
diese  kleinen  Ganglien  werden.  Das  größte  derselben  bleibt  genau 
dorsal  von  der  Qnercommissur  dem  N.  hyoideus  angelagert  und 
umgiebt  mit  seinen  Ganglienzellen  den  Nervenstamm  an  seiner  Außen- 
seite. Dorsalwärts  davon  auf  halbem  Laufe  des  Nerven  zwischen 
diesem  Ganglion  der  Quercommissur  und  dem  eigentlichen  Ganglion 
geniculi  (eben  so  auch  bei  den  anderen  Kiemennerven)  liegt  gleich- 
falls ein  beträchtliches  Ganglion,  von  dem  zahlreiche  Nervenfasern 
an  die  dorsale  Partie  der  Kiemenmuskulatur  gehen  ;  dann  findet  man 


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29« 


Anton  Dohm 


wiederum  ventralwärts  von  der  QuercommisBur  der  Kiemenvenen  ein 
sehr  ausgeprägtes  Ganglion,  und  schließlich  noch  eine  Reihe  kleinerer 
Ganglien  auf  dem  noch  weiter  ventralwärts  gerichteten  Laufe  des 
N.  hyoideus  —  dcssgleichcn  auch  auf  dem  N.  glossopbaryngeus  und 
auf  den  Vagusästen  der  übrigen  Kiemenbogen. 

All  diese  größeren  und  kleineren  Ganglien  des  Hyoidbogens 
stammen  natürlich  von  dem  Hauptganglion,  dem  G.  geniculi  ab.  Da 
sie  sich  in  allen  Kiemenbogen  wiederfinden ,  so  ist  nicht  daran  zu 
zweifeln,  dass  es  sich  um  eine  normale  Bildung  handelt,  und  prüft 
man  ältere  Stadien ,  so  erkennt  man  diese  Zellen  als  kleinere  Gan- 
glienzellen und  hat  wohl  jedes  Recht,  sie  mit  dem  Namen  sym- 
pathische Ganglienzellen  zu  belegen.  In  der  That  sind  die 
Bi ldu ngsweise  dieser  Ganglien  und  ihre  topographische 
Beziehung  zu  den  großen  Gefäßen  der  Kiemenbögen  Grund 
genug,  in  ihnen  die  bisher  vermissten  sympathischen 
Ganglien  der  Kopfnerven  derSclachier  zu  erblicken  (Taf.  20 
Fig.  7  S.g),  welche  also  nicht,  wie  Onodi's  Hypothese  behauptete, 
der  ich  mich  auch  eine  Zeit  lang  anschloss,  im  Verbände  der  Kopf- 
ganglien verbleiben.  .Vielleicht  ist  diesen  Kiemenbogenganglien  noch 
eine  wichtige  phylogenetische  Bedeutung  zuzusprechen,  wenn  es  sich 
einmal  darum  handeln  wird,  sowohl  den  Ursprung  des  eigentlichen 
Sympathien»  als  auch  die  Urgeschichte  des  Gefäßsystems  der  Wirbel- 
thicre  in  grundlegender  Weise  zu  bearbeiten.  In  diesem  letzteren 
Betrachte  ist  es  wichtig,  gleich  hier  zu  erwähnen,  dass  an  anderer 
Stelle  der  Nachweis  geführt  werden  soll,  wie  die  Àtrio-Ventri- 
cnlarganglien  durchaus  mit  diesen  Kiemenbogenganglien 
seriell  zu  liomologisiren  sind,  da  sie  aus  dem  letzten 
Vagusganglion  in  eben  derselben  Weise  hervorgehen, 
wie  diese  Ganglien  des  Hyoidbogens  aus  dem  G.  geniculi 
(Taf.  20  Fig.  9,  11,  \2A(.KG)K 


1  Es  ist  anfänglich  meine  Absicht  gewesen,  diesen  Abbildungen  entsprechen- 
den und  ausführlicheren  Text  beizugeben:  ich  habe  es  aber  unterlassen,  da  die 
zu  behandelnden  Probleme  zu  groß  und  zu  fremdartig  für  die  vorliegende  Studie 
erschienen.  In  der  That  handelt  es  sich  dabei  mehr  um  die  phylogenetische 
Bildungsgeschichte  des  Herzens  und  des  ganzen  Körperabschnittes  zwischen  der 
letzten  Kieme  und  den  Nieren,  als  um  die  Histogene.se  der  Nerven;  die  Wich- 
tigkeit der  bezüglichen  Probleme  ist  aber  so  groß ,  dass  sie  den  Anspruch  er- 
heben dürfen,  in  einer  oder  mehreren  Studien  für  sich  allein  behandelt  zu 
werden.  Sie  können  erst  in  Angriff  genommen  werden,  wenn  die  Hand  an  die 
Lösung  der  gesammten  Blutgefäßfragen  gelegt  wird;  ich  muss  mich  desshalb  hier 
mit  diesen  Andeutungen  begnügen. 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpere.    17.  297 


Hervorheben  möchte  ich  femer  noch,  dass  es  mir  vielfach  ge- 
lungen ist,  bereits  in  frühen  Stadien  —  z.  B.  im  Stadium  0 
Balfour'b  —  Nervenzellen  mit  beginnender  Achsencylinderbildung 
an  die  noch  sehr  ursprüngliche  Gefäßwanduug  der  Kiemenarterie 
sieh  begeben  zu  sehen.  Da  um  diese  Zeit  die  Arterien wandung  noch 
nicht  die  verschiedenen  Schichten  besitzt,  die  sie  spater  aufweist, 
da  zumal  noch  keine  muskclbildende  Schicht  vorhanden  ist,  so  be- 
greift sich  leicht,  wie  das  vasomotorische  Nervcnnetz  Uberhaupt  zu 
Stande  kommt.  Es  brauchen  eben  nur  in  so  frühzeitigen  Stadien 
Nerven-  resp.  Ganglienzellen  von  diesen  größeren  sympathischen 
Kiemenbogenganglien  sich  an  die  Wandung  der  Gefäße,  neben 
denen  sie  von  Hause  aus  liegen,  zu  schieben,  um  allmählich  durch 
Zelltheilung  und  fortgesetzte  Einwanderung  an  die  innersten  Schichten 
der  Gefäßwandung  zu  gelangen  und  schließlich  von  den  sich  an- 
lagernden Muskelzellen  und  Biudegewebszelleu  eingeschlossen  zu 
werden.  Das  Problem,  welches  so  lange  in  der  Anwesenheit  der 
zahlreichen  Ganglien  und  Ganglienzellen  im  Inneren  der  Gefäßwände 
lag,  ist  auf  diese  Weise  leicht  zu  lösen.  Schwieriger  ist  dagegen 
die  Frage  zu  beantworten,  ob  das  Nervennetz  der  Gefäßwandungen 
motorisch  oder  sensibel  sei,  und  ob  die  Fasern,  welche  die  Ganglien 
der  Gefaßwandung  umspinnen,  zu  der  einen  oder  der  anderen  Classe 
dieser  Nerven  gehören.  Aber  da  wohl  viele  der  bisherigen  Frag- 
stellungen bezüglich  des  peripherischen  Nervensystems  durch  die  iu 
dieser  Studie  gegebenen  Aufklärungen  Uber  die  Entwicklung  und 
Uistogenese  desselben  eine  wesentliche  Veränderung  erleiden  dürften, 
so  mag  auch  diese  Frage  vielleicht  anders  zu  stellen  sein. 

Es  liegt  nicht  im  Plane  dieser  Studie,  eingehender  derlei 
Detailaufgaben  zu  behandeln,  und  so  begnüge  ich  mich  mit  den 
vorstehenden  Darlegungen  und  Abbildungen  über  die  Entwicklung 
eines  typischen  Brauchialnerven.  Wir  sahen  das  Ganglion  aus  den 
Elementen  der  Ganglienleiste  hervorgehen,  sich  mit  einer  lateralen, 
resp.  epibranchialen  Ectoderm Wucherung  verbinden,  welche  zu  zahl- 
losen Nervenzellen  und  Kapselzellen  sich  umwandelt;  wir  sahen 
ferner  den  Nervenstamm  aus  diesen  kettenartig  an  einander  gereihten 
Nervenzellen  hervorgehen  und  sich  frühzeitig  durch  einzelne  dieser 
Zellen  mit  seinen  Endorganen,  der  Haut,  dem  Muskel  und  den  Geiäß- 
wanduugen,  in  Contact  setzen;  wir  sahen  ferner  das  Auswandern 
von  zahlreichen  kleinen  Ganglienzellen  zur  Bildung  sympathischer 
Ganglien  längs  des  Stammes  des  N.  hyoideus  und  konnten  auch  die 
Entstehung  des  pharyngealen  Nerven,  des  N.  palatiuus  verfolgen. 


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Anton  Dohrn 


Mehr  von  der  Entwicklung  eines  speeifischen  Branchialnerven  zu  be- 
richten .  ist  an  dieser  Stelle  nicht  meine  Absicht,  und  so  wende  ich 
mich  nun  zu  einem  typischen  sensiblen  Spinalnerven. 

4.  Histogenotische  Differenzirung  eines  Spinalganglions  und 

seiner  Nerven. 

Über  den  Ursprung  und  die  Beziehungen  der  Ganglienleiste 
zum  Mcdullarrohre  spreche  ich  mich  auch  an  dieser  Stelle  nicht  aus: 
dazu  wird  eine  bessere  Gelegenheit  sich  finden,  sobald  die  histo- 
genetischen  Fragen  des  Centrainervensystems  zur  Erörterung  ge- 
langen. Hier  nehme  ich  die  Ganglicnleiste  wiederum  als  gegeben 
und  behandle  die  histogenetischc  Differenzirung  eines  einzelnen  Gan- 
glions vom  Augenblick  an,  wo  es  sich  anschickt,  zu  einem  peri- 
pherischen Nerven  auszuwachsen. 

Die  Gestalt  eines  solchen  Ganglions  ist  zu  dieser  Periode  die 
einer  lang  gezogenen  Vase  (Taf.  21  Fig.  8,  lo).  Wo  die  Vase  ihren 
stärksten  Querdurchmesser  besitzt,  kann  man  auf  Schnitten  eine 
wesentliche  Differenzirung  der  das  Ganglion  bildenden  Zellen  er- 
kennen. Diese  Differenzirung  besteht  in  der  Bildung 
eines  Gegensatzes  zwischen  centralen  und  peripheri- 
schen oder  Rindenzellen  (Taf.  21  Fig.  8  u.  11  Rz,  Gz).  Erstere 
erscheinen  etwas  größer  und  zugleich  blasser  gefärbt  als  letztere, 
deren  Zellinhalt  mit  sehr  viel  mehr  Chromatinkörnchen  ausgestattet 
ist.  Von  Anfang  an  scheinen  freilich  alle  Zellen  denselben  Chro- 
matingehalt  zu  haben,  wenigstens  giebt  es  in  früheren  Stadien,  so 
weit  ich  bis  jetzt  habe  sehen  können,  keinen  derartigen  Gegensatz. 

Ist  aber  die  Scheidung  in  centrale  und  Kindenzcllen  einmal 
durchgeführt,  so  tritt  sofort  noch  eine  andere  Differenzirung  dazu. 
Eine  feiue  Längsstrichelung,  die  sich  besonders  an  der 
inneren  Seite  der  oberen,  dorsaleren  Partie  des  Gan- 
glions geltend  macht,  wird  sichtbar;  dessgleichen  auch  eine 
Striehelung  an  der  äußeren  ventralen  Partie  (Taf.  21 
Fig.  9  F). 

Diese  Längsmserung  —  denn  um  eine  solche  handelt  es  sich  — 
ist  schon  von  mehreren  Autoren  bemerkt  worden,  und  mir  ist  sie 
seit  vielen  Jahren  sehr  gut  bekannt.  Aber  erst  in  der  letzten  Zeit 
ist  mir  ihr  Ursprung  ganz  deutlich  geworden,  und  dadurch  habe  ich 
einen  Irrthum  einzusehen  gelernt,  in  den  ich  selbst  und  alle  früheren 
Autoren  verfallen  waren. 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.    17.  299 

Die  Längsfaserung  ward  nämlich  als  ein  Auswachsen  jener 
blasseren,  centralen  Zellen,  aus  denen  die  eigentlichen  Ganglien- 
zellen hervorgehen,  augesehen.  Die  dorsalen  Fasern  sollten  zu  den 
Wurzelfasern  werden,  die  ventralen  den  ersten  Anfang  der  peri- 
pherischen Fasern  bilden.  In  der  That  wird  es  auch  so,  aber  der 
Irrthum  steckt  in  der  Meinung,  dass  diese  Fasern  durch  Auswachsen 
der  blassen  centralen  Zellen  des  Ganglions  zu  Stande  kämen.  Gerade 
diese  centralenZellen  scheinen  keinen Antheil  an  derFaser- 
bildung  zu  nehmen,  diese  wird  vielmehr  ausschließlich 
durch  die  Rindenzellen  bewirkt.  Davon  kann  man  sich  Uber- 
zeugen, wenn  man  Sagittalschnitte  prüft.  An  ihnen  erkennt  man, 
dass  die  Fasern  gegen  beide  Pole  des  Ganglions  convergiren,  aber 
am  centralen  Theile,  wo  die  Ganglienzellen  liegen,  in  die  Peripherie 
aus  einander  weichen.  Mustert  man  geeignete  Sagittalschnitte,  so 
findet  man  beim  Heben  und  Senken  des  Tubus,  dass  an  der  Ober- 
fläche des  Ganglions  zunächst  eine  oder  zwei  Schichten  der 
Kindcnzellcn  erscheinen,  dann  Fasern,  welche  Uber  die  cen- 
tralen Zellen  hinweglaufen,  darunter  erst  die  centralenZellen 
selbst.  Die  stärkste  Faserbildung  zeigt  sich  auf  der  dorsalen  Hälfte 
des  Ganglions,  von  der  die  Wurzelfasern  ausgehen;  da  convergiren 
die  Fasern  zu  einem  Bündel,  welches  näher  der  Innenseite  des 
Ganglions  gelagert  ist  und  später  in  die  Medulla  einwächst,  wie 
wir  weiter  unten  näher  erkennen  werden. 

Noch  deutlicher  gewahrt  man  die  Topographie  der  ersten 
Faserbildung  in  den  Spinalganglien  auf  Horizontalschnitten.  Da  sich 
die  Fasern  schlecht  färben,  sobald  in  ihnen  schon  der  embryonale 
Achsencylinder  differenzirt  ist,  so  kann  man  auf  Horizontalschnitten, 
welche  natürlich  für  die  Spinalganglien  Querschnitte  bilden,  die 
Lagerung  der  Fasern  auf  das  deutlichste  erkennen,  wie  die  Ab- 
bildungen auf  Taf.  22  Fig.  1  — 9  sie  geben.  Der  dorsalste  Schnitt  be- 
steht aus  wenigen  Rindenzellen,  ohne  jede  Spur  einer  Faserbildnng. 
Es  sind  das  die  Rindenzellen,  welche  das  Ganglion  noch  mit  der 
Längscommissur  der  Ganglienleiste  in  Verbindung  setzen.  Dann  folgen 
Schnitte,  in  denen  bereits  ein  oder  zwei  Achsencylinder  getroffen 
sind,  die  aber  noch  nicht  bis  zum  Einwachsen  in  die  Medulla  vor- 
gedrungen sind.  Auf  den  weiteren  Schnitten  vermehrt  sich  noch  die 
Zahl  der  durchschnittenen  Achsencylinder,  die  aber  zu  einem  Bündel 
vereinigt  sind.  Es  ist  dabei  zu  bemerken,  dass  die  Achsencylinder 
meist  an  der  dem  Centrum  des  Ganglions  zugewendeten  Seite  ge- 
legen sind,  während  die  zugehörigen  Schwann  sehen  Kerne  an  der 

Mitteilungen  ».  d.  Zoolog.  Stati.-n  lu  Neapel.    Bd.  10.  20 


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Anton  Dohm 


Peripherie  liegen.  Allmählich  werden  die  Schnitte  im  Durchmesser 
größer,  die  Achsencylinder  weichen  ans  einander,  bleiben  aber 
immer  zwischen  den  Rinden-  und  centralen  Zellen  befindlich,  bis 
schließlich,  noch  vor  der  Mitte  des  Ganglions,  nichts  von  ihnen  mehr 
zu  sehen  ist,  und  der  Schnitt  nur  eine  Menge  von  theils  blassen, 
theils  chromatinhaltigeren  Zellen  getroffen  hat,  die  mit  ihren  Plasma- 
massen sich  einander  anpassen.  Erst  auf  der  ventralen  Seite  der 
Ganglien  trifft  man  wieder  distinete  Faserbildnng  und  durchschnittene 
Achsencylinder,  welche  nach  unten  convergiren  und  den  peripheri- 
schen Nerven  in  seiner  ersten  Anlage  bilden. 

Um  diesen  Process  der  Differenzirung  eines  Spinalganglions  so 
sorgfältig  wie  möglich  festzustellen,  habe  ich  mich  bemüht,  die 
ersten  Spuren  der  Faserbildung  aufzusuchen,  und  habe  an  einem 
sehr  jungen  Embryo  von  Scyl/iutn  catulus  das  Folgende  bemerkt. 

Die  Ganglienleiste  besteht  noch  in  ihrer  vollen  Ausdehnung  von 
vorn  nach  hinten,  an  den  mittleren  Rumpfganglien  ist  die  Differen- 
zirung in  Rinden-  und  Centralzellen  deutlich  zu  erkennen  (Taf.  21 
Fig.  8);  die  Rindenschicht  ist  meist  nur  von  der  Stärke  einer 
Zelle.  Dorsal-  und  ventralwärts  von  den  Centralzellen  spitzt  sich 
das  Ganglion  zu,  besteht  aber  nur  aus  Rindenzellen.  Sobald  die 
Schnitte  die  Längscommissur  der  Ganglienleiste  ventralwärts  über- 
schritten haben,  bemerkt  man  an  einem  Ganglion,  dass  eine  an  der 
inneren  Seite  gelegene  Rindenzelle  ganz  in  der  Weise  der  Zellen, 
aus  welchen  die  Schleimcaualnerven  hervorgehen,  einen  Achsen- 
cylinder gebildet  hat,  welcher  gegen  das  Medullarrohr ,  dem  das 
Ganglion  anliegt,  sich  umbiegt,  fast  möchte  ich  sogar  sagen,  ein- 
dringt. Beim  Heben  und  Senken  des  Tubus  kann  ich  mit  Sicher- 
heit genau  das  Bild  erhalten,  welches  ich  von  den  Querschnitten 
der  Kettenfasern ,  die  nur  eine  Zelle  breit  sind,  kenne.  Der  Kern 
liegt  neben  der  runden  glänzenden  Achsencylindersubstanz ,  beide 
umgeben  von  geringfügigem  Plasma.  An  einigen  anderen  Ganglien 
sieht  man  ähnliche  Bilder,  die  zu  charakteristisch  für  die  ersten 
Anfänge  der  Achsencylinderbildung  sind,  als  dass  man  sie  Uber- 
sehen könnte.  Ähnliche  Bilder  gewährt  auch  der  ventrale  Pol  der 
Ganglien,  an  dem  sich  auch  einzelne  Zellen  zur  Faserbildung  an- 
schicken. Daneben  gelagert  sind  die  Anfänge  der  motorischen  Nerven, 
deren  ausgewanderte  Medullarzellen  schon  einige  Schritte  weiter  in 
der  Differenzirung  zu  sein  scheinen. 

Gleichzeitig  mit  diesen  Anfangen  der  Faserbildung  geht  ein 
anderer  Process  im  Ganglion  vor  sich.    Es  schieben  sich  nämlich 


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Studien  zur  Urgeschichte  de»  Wirbelthierkörpers.   17.  301 

erst  wenige,  dann  immer  mehr  chromatinhaltige  Rindenzellen  zwischen 
die  centralen  Zellen,  bis  das  ganze  Ganglion  davon  durchwachsen 
ist  Taf.  21  Fig.  12).  Sobald  das  geschehen  ist,  treten  auch  zwischen 
den  centralen  Zellen  Fasern  auf.  welche  das  Ganglion  durchziehen, 
aber  die  Ganglienzellen  einstweilen  unberührt  lassen. 

Derweil  löst  sich  das  Ganglion  von  der  Ganglienleiste  los,  d.h. 
die  Verbindungsbögen ,  die,  immer  dlinner  werdend,  sich  zwischen 
den  einzelnen  Ganglien  ausspannen ,  reißen  ein ,  und  jedes  Gan- 
glion zieht  die  ihm  benachbarten  Stücke  derselben  an  sich,  aus 
ihnen  einen  weiteren  Zuwachs  der  Rindenzellen  gewinnend.  Gleich- 
zeitig wächst  auch  das  Bündel  der  Wurzelfasern  in  die  Medulla  ein. 

Es  erfolgt  nun  auch  in  den  Spinalganglien  der  rapide  Zell- 
vermehmngsprocess,  den  wir  schon  oben  an  den  Ganglien  der 
Schleimcanäle  und  des  Lateralis  kennen  gelernt  haben.  Eine  große 
Zahl  der  chromatinhaltigen  Rinden-  oder,  wie  sich  jetzt  schon 
bestimmt  sagen  lüsst,  Nervenzellen  geht  zur  Mitosenbildung  über, 
aus  der  tbeils  durch  einfache,  theils  durch  multiple  Kerntheilung 
eine  überaus  große  Zahl  neuer  Nervenzellen  hervorgehen  (Taf.  21 
Fig.  13  a:},  und  wie  bei  jenen  Ganglien  wird  auch  bei  den  Spinal- 
ganglien daraus  das  Material  ftlr  die  Polzellen  —  oder  um  mich  der 
bereits  bestehenden  Terminologie  anzuschließen:  der  Courvoisiek- 
schen  Polarzellen  und  das  der  Ganglienzellkapseln. 

Der  letzterwähnte  Process  hat  eine  so  weitgreifende  Bedeutung 
ftlr  unsere  Auffassung  von  der  Natur  und  Bedeutung  der  Ganglien- 
zellen, dass  ich  es  für  richtig  halte,  ihn  auch  bei  den  eigentlichen 
Spinalganglien  im  Detail  zu  schildern. 

Bei  PmfwruÄ-Embryonen  von  28  mm  Länge  sieht  man  in  Spinal- 
ganglien, z.  B.  in  der  Gegend  der  Beckenflosse  die  Ganglienzellen 
ziemlich  locker  neben  einander  liegen.    Jede  Zelle  hat  ihren  kreis- 
runden oder  etwas  spindelförmig  ausgezogenen,  mit  Carrain  matt 
rosa  tingirten  Kern  und  einen  beträchtlichen,  etwas  röthlichgrau  ge- 
färbten, überaus  feinkörnigen  Plasmaleib,  welcher  je  nach  der  Lage  der 
Zelle  und  ihrer  Umgebung  rund  oder  abgeplattet  oder  spindelförmig 
ausgezogen  ist.  Zwischen  den  Ganglienzellen  sind  kleinere  ovale  Zellen 
gelagert,  angefüllt  mit  vielen  dunkler  gefärbten  Körnchen,  so  dass 
man  si©  fllr  "freie  Kerne«  halten  möchte,  da  die  Plasmahülle  kaum 
wahrzn nehmen  ist.    Mitunter  liegen  diese  körnchenreichen  Zellen 
den  Ganglienzellen  so  dicht  an,  dass  sie  förmlich  darauf  geklebt  zu 
sein  scheinen;  meistens  aber  haben  beide  Zellen  noch  keinen  un- 
mittelbaren Contact  mit  einander.   Außerdem  sieht  man  noch  zwischen 

20» 


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Anton  Dohm 


den  Ganglienzellen  Faserzüge  mit  langgestreckten  Kernen,  die  auch 
sehr  körnchenreich  sind. 

Geht  man  weiter  nach  vorn,  in  die  Gegend  der  Brustflosse,  so 
gewahrt  man  schon  bestimmtere  Beziehungen  zwischen  den  Ganglien- 
zellen und  den  körnchenreichen  Zellen.  Kaum  eine  Ganglienzelle 
findet  sich ,  der  nicht  an  irgend  einer  Stelle  ihrer  Peripherie  ein 
solcher  Kern  angelagert  wäre.  Hier  und  da  sieht  man  auch  Gan- 
glienzellen, deren  Plasma  zwei  solche  Zellen  anhaften. 

Weiter  oralwärts  finden  Bich  bei  den  Uber  den  Kiemen  ge- 
legenen Spinalganglien  fast  regelmäßig  diese  Körnchenzellen  in  Mehr- 
zahl den  einzelnen  Ganglienzellen  angelagert,  und  schließlich  erkennt 
man  an  den  vordersten  Ganglien,  die  auf  den  Hypoglossus  folgen, 
mit  Deutlichkeit  an  einzelnen  Ganglienzellen  die  Bildung  einer  be- 
sonderen, körnchenhaltigen  Plasmaschicht  in  der  Umgebung  der  auf- 
gelagerten Zelle  oder  Zellen.  Diese  körnchenhaltige  Plasmaschicht 
umgreift  einen  Theil  des  röthlichgrauen  Plasmas  der  Ganglienzelle; 
in  ihr,  meist  aber  auf  ihr  ist  der  Zellkern  der  angelagerten  Zelle 
gelegen.  Solcher  Zellen  mit  beginnender  körniger  Rindenschicht  sind 
erst  wenige  in  den  vordersten  Spinalganglien  zu  finden,  die  Mehrzahl 
zeigt  nur  die  körnigen  Zellen  angelagert,  von  denen  ein  feiner  Contour 
sich  auf  die  Ganglienzelle  begiebt,  den  Plasmatheil  der  körnigen 
Zelle  andeutend,  aus  dessen  Umwandlung  die  Kindenschicht  der 
Ganglienzelle  hervorzugehen  scheint. 

Je  weiter  der  Embryo  sich  nun  entwickelt,  um  so  stärker  wird 
die  Zahl  der  angelagerten  Zellen,  um  so  dichter  die  körnige  Rindeu- 
schicht,  welche  allmählich  die  ganze  Ganglienzelle  umschließt,  und 
um  so  klarer  wird  auch  die  Verbindung  der  angelagerten  Kerne 
mit  Nervenfasern,  welche  das  Ganglion  durchziehen. 

Fragte  man  mich  nun,  ob  ich  durch  die  obigen  Darstellungen 
einen  bündigen  Beweis  dafür  geliefert  zu  haben  glaube,  dass  die 
Rindenschicht  der  Ganglienzelle  aus  der  Umwandlung  des  Plasmas 
der  angelagerten  Zellen  —  die  ich  nun  mit  dem  Namen  der  Kapsel- 
zellen bezeichne,  den  sie  in  der  That  beanspruchen  dürfen  —  hervor- 
gehe, so  kann  ich  für  die  Zellen  der  Spinalganglien  kaum  unbedingt 
Ja  sagen.  Dass  es  sich  so  verhält,  ist  mir  sehr  wahrscheinlich, 
aber  ich  kann  nicht  leugnen,  dass  es  schwer  sei,  den  Process  Schritt  vor 
Schritt  zur  Beobachtung  zu  bringen.  Die  Argumente,  die  am  meisten 
für  die  Richtigkeit  solcher  Auffassung  sprechen,  sind  die  folgenden. 

Keine  Rindenschicht  entsteht,  ehe  nicht  eine  oder  zwei  Kapsel- 
zellen sich  dem  Plasma  der  Ganglienzelle  angelagert  haben. 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  WirbelthierkOrpers.  17.  303 


Die  erste  Spur  der  Rindenschieht  bildet  sich  an  derjenigen  Seite 
der  Ganglienzelle,  der  eine  Kapselzelle  angelagert  ist. 

Je  mehr  Kapselzellen  sich  anlagern,  um  so  vollständiger  uragiebt 
die  Rindenschicht  das  Plasma  der  Ganglienzelle. 

Sehr  häufig  liegen  die  Kerne  der  Kapselzellen  ganz  in  der 
Rindenschicht,  sobald  dieselbe  eine  hinreichende  Dicke  erlangt  hat. 

An  demjenigen  Pole  der  Ganglienzelle,  an  den  sich  die  Nerven- 
faser anschließt  —  oder,  um  mich  der  alten  Ausdrucksweise  zu  be- 
dienen: von  dem  der  Ausläufer  ausgeht  —  ist  die  Rindenschicht 
beträchtlicher  und  ganz  besonders  deutlich  von  dem  centralen  Plasma 
der  Ganglienzelle  geschieden. 

Die  Rindenschicht  enthält  immer  größere  Körnchen,  als  die 
centrale  Plasmamasse  der  Ganglienzelle ,  und  diese  Körnchen  sind 
chromatinreicher,  als  die  der  centralen  Masse,  was  besonders  bei 
Hämatoxylinfärbung  in  die  Augen  springt. 

Die  Grenze  zwischen  beiden  Schichten  ist  bei  Schnitten,  welche 
die  Ganglienzellen  im  Meridian  treffen,  bei  jeder  Vergrößerung  fast 
immer  deutlich. 

Erst  wenn  die  Rindenschicht  hergestellt  ist,  entsteht  die  Membran 
der  Kapsel,  welcher  die  meisten  Kerne  der  Rindenschicht  eingefügt 
sind.  Die  Kapselmembran  muss  also  ein  Product  der  Rindenschicht 
sein.  Wäre  die  Rindenschieht  aber  eine  weitere  Differenzirung  des 
Plasmas  der  Ganglienzelle  selbst,  so  müsste  auch  die  Kapselmembran 
ein  Product  der  Ganglienzelle  sein  —  woher  kämen  aber  dann  die 
Kerne,  die  man  doch  mit  größter  Sicherheit  sich  der  Ganglienzelle 
auflagern  sieht,  ehe  eine  Rindenschicht  da  ist?  Die  Provenienz  der 
Kapselkerne  und  Kapselmembran  aus  Mesodermzellen  ist  ausgeschlos- 
sen, so  bleibt  also  kaum  etwas  Anderes  übrig,  als  die  Annahme, 
dass  die  Rindenschicht  der  Ganglienzelle  ein  angelagertes  Product 
der  Kapselzellen  selber  sei. 

Ich  unterbreche  hier  die  Schilderung  der  Ganglienentwicklung,  um 
zunächst  auf  ein  früheres  Stadium  zurückzugreifen  und  die  Entwick- 
lung des  peripherischen  sensiblen  Nervenstammes  darzustellen. 

Die  Entstehung  des  peripherischen  sensiblen  Spinalnerven  greift 
zurück  auf  ein  Stadium,  bei  dem  es  eben  erst  zur  Differenzirung  der 
centralen  Zellen  des  Spinalganglions  zu  eigentlichen  Ganglienzellen 
gekommen  ist,  in  dem  also  der  Gegensatz  von  blassen  centralen 
Ganglienzellen  und  körnchenreichen  Rinden-  oder  Nervenzellen  fast 
noch  latent  oder  eben  in  der  Ausbildung  begriffen  ist  (Taf.  21 


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Anton  Dohrn 


Fig.  8).  Um  diese  Zeit  sind  die  einzelnen  Ganglien,  die  Producte 
der  Ganglienleiste,  schmale,  ventralwärts  weit  herabreichende  Gebilde, 
ihre  am  weitesten  nach  unten  reichenden  Ausläufer  liegen  als  einzelne 
Zellen  fast  auf  der  Höhe  des  Urnierenganges. 

Durch  die  Ausbildung  der  centralen  Ganglienzellen  tritt  die 
Scheidung  der  beiden  Abschnitte  des  ursprünglich  einheitlich  er- 
scheinenden Ganglions  stärker  hervor:  der  dorsale  Abschnitt  wird 
zum  Spinalganglion,  der  veutrale  zum  Anfang  des  peripherischen 
Nerven  und  des  sympathischen  Ganglions.  Während  das  Ganglion 
breiter  und  dicker  wird,  wächst  der  ventrale  Theil  in  die  Länge. 

Zunächst  freilich  sieht  man  nur  ein  an  einander  Vorbeigleiten 
von  rein  plasmatischen  Embryoualzellen,  von  denen  jede  einzelne 
sich  in  die  Länge  zieht.  Allmählich  aber  erkennt  man  denn  auch 
die  in  derselben  Weise,  wie  sie  oben  pag.  299  geschildert  ward, 
vor  sich  gehende  Ausbildung  oder  Differenzirung  des  Achseueylinders 
in  dem  Plasma  und  kann  feststellen ,  dass  sie  an  dem  tiefsten  Stück 
des  Ganglions,  unterhalb  der  Anlage  der  centralen  Zellen,  zuerst 
beginnt. 

Es  in u 88  auch  hier  wieder  ausgesprochen  werden,  dass 
die  centralen  Ganglienzellen  nichts  mit  dem  Beginn  der 
Ach  seucy  linder-  resp.  der  gesammten  Faserb  il  dang  des  peri- 
pherischen Nerven  zu  thun  haben. 

Eine  zusammenhängende  Nervenfaser  ist  indess  in  diesen  An- 
fangsstadien wohl  nicht  vorhanden,  vielmehr  nur  an  einander  stoßende 
Nervenzellen  mit  differenzirten  Achsencylindern.  Wie  aus  ihnen  sich 
später  individualisirte  Fasern  herausbilden,  vermag  ich  vor  der  Hand 
nicht  zu  sagen. 

Außer  diesen,  die  Achsencylinder  bildenden  Nervenzellen  finden 
sich  noch  einige  andere  Zellen  der  ursprünglichen  Ganglienlciste  dem 
beginnenden  Nerven  angelagert,  und  aus  dem  ventralen  Theil  des 
eigentlichen  Spinalganglions  gleitet  eine  Anzahl  von  Zellen  abwärts. 
Aus  einigen  dieser  Zellen,  welche  die  Differenzirung  zu 
Achsencylindern  nicht  mitmachen,  werden  die  sympathischen 
Ganglienzellen.  Sie  sammeln  sich  zu  einem  Klümpchen,  welches 
auf  der  Höhe  der  Aorta  dem  sensiblen  Stamme  auf  der  Innenseite  an- 
gelagert bleibt;  eine  weitere  Differenzirung  geht  innerhalb  der  sym- 
pathischen Ganglien  zunächst  nicht  vor  sich.  Ich  werde  später  ihre 
Schicksale  näher  darlegen. 

Der  peripherische  Nerv  wächst,  unbekümmert  um  das  sympathi- 
sche Ganglion,  weiter  abwärts,  dem  Myotonie  des  Rumpfes  auf  seiner 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.  17. 


305 


Innenseite  angelagert  (Taf.  22  Fig.  10  M.Nt^a).  Auf  dem  Quer- 
schnitte zeigt  er  sich  nicht  stärker  als  2 — 3  Zellen,  deren  Kerne 
alternircnd  auf  verschiedenen,  mitunter  auf  demselben  Schnitte  sich 
finden:  jeder  Zelle  entspricht  ein  Achseney  linder,  so  dass  der  Nerv 
in  diesem  Stadium  schwerlich  stärker  als  drei  Fasern  ist 

Es  ist  wichtig,  hier  ein  Verhältnis  hervorzuheben,  das  weiterhin 
sich  etwas  verwischt  :  die  Selbständigkeit  des  sensiblen  Nerven  gegen- 
über dem  motorischen  und  umgekehrt.  Der  sensible  Spinalnerv  liegt 
von  Anfang  an  hinter  dem  motorischen  desselben  Metamers,  beide 
aber  in  derselben  Sagittalebene.  Auf  Horizontalschnitten  Taf.  22 
Fig.  10)  liegt  der  motorische  Stamm  immer  vor  dem  sensiblen.  Erst 
in  der  Nähe  des  sympathischen  Ganglions  ändert  sich  dieses  Lage- 
rungsverhältnis, denn  der  motorische  Nerv  rückt  neben  den  sen- 
siblen, aber  an  seine  Außenseite.  In  diesen  frühen  Stadien  bleiben 
aber  beide  Nerven  deutlich  von  einander  getrennt,  weder  im  Ganglion 
noch  auf  dem  weiteren  peripherischen  Verlaufe  vermischen  sich  ihre 
Fasern,  auch  bildet  jeder  für  sich  ein  eigenes  Bündel.  So  wachsen 
sie  neben  einander  ventralwärts,  von  einander  nur  durch  ihre  gegen- 
seitige Lagerung,  nicht  durch  ihre  Structur  unterschieden. 

Ich  halte  es  für  nützlich,  au  dieser  Stelle  Uber  die  Verhältnisse 
der  Ast-  und  Zweigbildung  der  Nerven,  sowohl  der  sensiblen,  wie 
der  motorischen  zu  sprechen.  Was  letztere  anlangt,  so  könnte  es 
sonderbar  erscheinen,  Uber  ihre  Verzweigung  und  peripherische  Ver- 
breitung Angaben  zu  machen,  ehe  von  Neuem  ihr  Ursprung  in  histo- 
genetischer  Beziehung  näher  behandelt  worden  ist.  Ich  könnte  zwar 
auf  die  14.  und  16.  Studie  verweisen,  in  denen  mehrfach  auf  die 
Compositum  der  motorischen  Nervenwurzeln  eingegangen  ist  —  aber 
beide  Studien  verhalten  sich  nur  andeutend  in  Bezug  auf  das,  was 
Uber  die  Histogenese  der  motorischen  Nerven  zu  sagen  ist.  Bei  Er- 
örterung der  Probleme,  die  mit  der  Wurzelbildung  und  ihrer  Ver- 
bindung mit  und  im  Centrainervensystem  zusammenhängen,  wird 
auch  die  eigentliche  Histogenese  der  motorischen  Wurzelu  von 
Neuem  erörtert  werden. 

Bei  der  Bildung  der  peripherischen  Zweige  der  Spinalnerven 
geht  der  motorische  Stamm  dem  sensiblen  zeitlich  voraus,  wie  er  ja 
Uberhaupt  früher  angelegt  wird,  als  dieser. 

Kaum  ist  er  so  weit  ventralwärts  gewachsen,  dass  er  dem  Myotom 
anliegt,  welches  letztere  eben  die  Bildung  der  Muskelfasern  begonnen 
hat,  so  erfolgt  auch  schon  die  erste  Zweigbildung.  Eine  der 
Zellen,  aus  denen  der  herabwachsende  Nerv  besteht, 


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Anton  Dohm 


sondert  sich  aus  dem  Verbände  desselben  ab,  verlängert 
sich  zu  einem  langen,  schmalen  Gebilde,  in  dessen  Mitte 
sich  der  spindelförmige  Kern  befindet  und  differenzirt 
aus  dem  Plasma  einen  Achsency  linder,  dessen  eines  Ende 
im  Nerven  bleibt,  während  das  andere  Ende  zwischen  die 
Muskelfasern  eindringt  und  so  den  ersten  Zusammenhang 
zwischen  dem  motorischen  Nerven  und  seinem  Endorgan, 
dem  Muskel,  bildet  (Taf.  22  Fig.  10,  11  a,  «,). 

Die  Lagerung  der  beiden  Nerven  zum  Myotom  ist  bemerkens- 
werth.  Sie  liegen  immer  in  der  Mitte  des  Myotoms  oder  in  der 
Nähe  des  Skierotoms,  das  auf  das  Myotom  folgt,  welches  von  dem 
ins  Auge  gefassten  motorischen  Nerven  innervirt  wird.  So  gehen 
denn  auch  die  sensiblen  Fasern  in  ihrer  späteren  Verästelung  alle 
durch  dieses  Skierotom  hindurch,  ja  später,  und  besonders  wenn  es 
sich  um  die  Bildung  der  Aste  des  Plexus  brachialis  handelt,  und 
sogar  auch  die  Nervenstämme  an  die  Außenseite  der  Myotome  treten, 
geht  der  Weg  durch  diese  Sklerotomräume. 

Auch  die  embryonalen,  einzelligen  Nervenfasern  machen  alle  den 
Weg  vom  motorischen  Stamme  gegen  das  Skierotom:  dort  fangen 
die  Muskelzelleu  an,  dort  dringen  auch  die  Acbsencylinder  zwischen 
sie  ein.  Aber  es  giebt  nicht  bloß  am  hinteren  Skierotom  solche  Ein- 
trittsstellen ftlr  einzellige  Nervenfasern:  auch  an  dem  den  Myotom- 
fasern  vorausgehenden  Skierotom  bahnen  sich  einzellige  Nervenfasern 
den  Weg  zu  demselben  Myotom,  so  dass  also  von  beiden  Insertions- 
punkten  der  embryonalen  Muskelfasern  Nerveiläste  von  dem  zu- 
gehörigen motorischen  Stamme  sich  an  sie  begeben. 

Man  kann  freilich  in  diesem  Embryonalstadinm  kaum  von 
Muskelfasern  und  Nervenfasern  sprechen:  aber  um  so  interessanter 
ist  es,  dass  man  schon  so  frlih  den  Zusammentritt  beider  Gebilde 
beobachten  kann.  Derlei  einzellige  Nervenfasern  finden  sich  nun. 
wenn  man  die  Horizontalschnitte  ventralwärts  weiter  verfolgt,  noch 
mehrere,  und  je  weiter  der  Embryo  sich  entwickelt,  um  so  zahl- 
reicher werden  sie. 

So  frühe  Zweigbildung  der  sensiblen  Nerven  habe  ich  nicht 
beobachtet  —  und  das  ist  auch  begreiflich.  Die  Verzweigung  des 
sensiblen  Eudnetzes  liegt  von  dem  Stamme  des  Nerven  entfernter,  als  die 
motorische,  und  der  sensible  Nerv  inuss  erst  aus  der  Muskelschicht 
in  der  oben  angegebenen  Weise  hervortreten,  ehe  er  Endverzwei- 
gungen bilden  kann,  die  sich  an  die  späteren  aus  dem  Septum  her- 
vorgehenden Sehnen  und  an  das  Ektoderm  begeben.    In  späteren 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.  17. 


307 


Stadien  kann  man  aber  mit  Leichtigkeit  constatireu,  dass  alle  sensiblen 
Zweige  und  Endverzweigungen  immer  von  dem  Septum  ausgehen, 
welches  zwischen  je  zwei  Myotomen  gelegen  ist,  also  jenen  früheren 
Skierotomen  entspricht,  durch  welche  die  sensiblen  und  eventuell  auch 
die  motorischen  Stämme  und  Äste  an  die  Außenseite  der  Myotome 
gelangen. 

Was  nun  die  Verästelung  in  etwas  späteren  Stadien  anlangt,  so 
möchte  ich  folgendes  Thatsächliche  mittheilen.  An  den  meisten 
Theilungsstellen  einer  bereits  weit  vom  Stamm  abliegenden,  also 
schon  mehrfach  getheilten  Nervenfaser  findet  sich  ein  Kern,  von  dem 
aus  die  weitere  Theilung  vor  sich  geht.  Dieser  Kern  hat  gewöhnlich 
eine  dreieckige  Gestalt,  mit  abgerundeten  Ecken.  Sind  mehrere 
Fasern  vorhanden,  so  liegen  meist  mehrere  Kerne  zusammen,  und 
es  theilt  sich  dann  die  Faser  häufig  auf  einmal  in  mehrere  Zweige. 
Sehr  oft  erscheinen  Bilder  von  Schlingen,  aber  ich  bin  nicht  sicher, 
ob  es  sich  dabei  um  wirkliche  Schlingenbildung  mit  Wiedereinmün- 
dung  der  leitenden  Theile  in  die  ursprüngliche  Faser  handelt,  oder 
ob  nur  eine  Anlagerung  der  rückläufigen  Schlinge  stattfindet.  Die 
Kerne,  welche  den  langen  schmalen  Fasern  des  Endnetzes  auf 
ihrem  Laufe  anliegen,  sind  alle  länglich  und  schmal,  deutliche 
ScHWANN'sche  Kerne  und  von  genau  derselben  Beschaffenheit,  wie  die 
ScHWANx'schen  Kerne  in  den  eigentlichen  Nervenstämmen.  Dass  unter 
jenen  dreieckigen  Kernen,  welche  ich  eben  bei  der  Theilung  der 
Faser  erwähnte,  gelegentlich  auch  eine  Mesodermzelle  sich  befindet, 
ist  ja  nicht  unmöglich .  aber  ich  darf  im  Übrigen  zuversichtlich  be- 
haupten, dass  dies  ganze  peripherische  Nervennetz  ohne  irgend  welche 
namhafte  Bethciligung  des  Mesoderms  zu  Stande  kommt:  die  Fasern 
sind  klar  und  scharf  begrenzt;  auf  ihrem  Laufe  begegnet  man  nur 
hier  und  da  Berührungen  mit  ganz  schmalen  Ausläufern  von  Meso- 
dermzellen,  die  am  besten  erkennen  lassen,  wie  unwahrscheinlich 
die  bisherige  Annahme  ist,  dass  die  Nerven  von  sich  auflagernden 
Zellen  eingescheidet  würden.  Die  dreieckigen  Kerne,  welche  meist 
an  den  Stellen  liegen,  wo  eine  Theilung  stattfindet,  lassen  aber  eine 
andere  Frage  entstehen:  ob  nämlich  eine  Nervenzelle  mehr  als  einen 
bipolaren  Achsencylinder  produciren  kann,  ob  etwa  ein  Achsencylinder 
in  derselben  Zelle  sich  theilen  und  an  dem  einen  Pol  bifid  werden 
kann?  Ich  will  nicht  leugnen,  dass  mich  die  Verästelung  sensibler 
Endnetze  oft  zu  der  Vorstellung  geführt  hat,  dass  ein  solcher  Vorgang 
angenommen  werden  müsse.  Aber  ich  bin  nie  über  den  Zweifel  hinaus- 
gekommen, ob  die  entsprechenden  Bilder  sich  nicht  auch  so  erklären 


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Antou  Dohm 


ließen,  dass  der  eine  Schenkel  des  bifiden  Nerven  als  normaler 
Fortsatz  des  wenn  auch  noch  so  dünnen  Stammes,  der  andere  aber 
als  angelagerter  Achsencylinder  einer  anderen  Zelle  anzusehen  sei, 
mit  anderen  Worten,  dass  keine  Theilung,  sondern  eine  Verschmel- 
zung zweier  Achsencylinder  an  der  Stelle  des  dreieckigen  Kernes 
stattfinde. 

Auf  diese  Frage  weiter  einzugehen  wird  sich  später  wohl  einmal 
Gelegenheit  finden  bei  Besprechung  der  Anschauungen,  die  Hensen, 
Kölliker  und  RODOBT  bei  Beobachtungen  Uber  die  terminalen 
Nervennetze  des  Amphibienschwanzes  entwickelt  haben. 

Außer  dem  ventralen  Hauptstamme  des  sensiblen  Nerven  geht 
noch  ein  dorsaler  aus  jedem  Spinalganglion  hervor.  Dieser  dorsale  Ast 
entsteht  aber  viel  später  als  der  ventrale,  dessen  histogenetischem 
Verhalten  er  sich  freilich  durchaus  anschließt.  Und  wie  der  ventrale 
hat  auch  der  dorsale  einen  motorischen  Nerven  als  Begleiter,  und  auch 
hier  geht  die  Bildung  und  die  Ausbreitung  des  motorischen  Nerven  der- 
jenigen des  sensiblen  beträchtlich  vorauf.  Der  motorische  dorsale  Ner- 
venzweig geht  von  dem  zugehörigen  Stamm  kurz  nach  seinem  Austritt 
aus  dem  Medullarrohr  ab,  legt  sich  der  Innenseite  des  Ganglions 
dicht  an,  aber  ohne  mit  ihm  zu  verschmelzen  oder  einen  Faseraus- 
tausch zu  bewirken,  und  verästelt  sich  dann  in  der  dorsalen  Musku- 
latur. Sobald  er  am  Ganglion  vorbei  gewachsen  ist,  geht  auch  aus 
dessen  oberer,  äußerer  und  vorderer  Partie  der  sensible  dorsale  Ast 
ab,  zunächst  ähnlich  gerichtet,  wie  der  motorische,  dann  aber  selb- 
ständig seine  Endverzweigung  vornehmend. 

Wie  die  End  Verzweigung,  speciell  die  Bildung  der  eigent- 
lichen Nervenendigungen  geschieht,  ist  gewiss  eine  Frage  von 
höchster  Bedeutung,  deren  Lösung  indess  neue  und  eingehendste 
Untersuchungen  erfordert  und  außerhalb  des  Rahmens  der  vorliegen- 
den Studie  liegt. 

Eben  so  ist  die  Wurzel bildung  der  sensiblen  sowohl  wie  der 
motorischen  Nerven  eine  Frage,  welche  sich  kaum  ohne  eingehende 
Besprechung  der  histogenetischen  Vorgänge  des  Centralnerveusystems 
behandeln  lässt,  und  desshalb  in  die  nächste  Studie  gehört.  Aber 
ich  möchte  doch  schon  hier  einige  Beobachtungen  anfuhren,  die 
sich  auf  das  Problem  der  Wurzelbildung  beziehen,  welches  bei  der 
hier  festgehaltenen  Auffassung  der  Nervenfaserl)ildung  natürlich  anders 
erscheint  und  erscheinen  iuuss,  als  bei  Zugrundelegung  der  Annahme 
der  Ausläufertheorie,  die  bisher  fast  ausnahmslos  galt. 

Es  ist  bekanntlich  das  große  Verdienst  von  His,  das  Hinein- 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierklirpers.  17. 


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wachsei)  der  sensiblen  Wurzelfasern  in  die  Medulla  festgestellt  zu 
haben.  Nachdem  er,  auf  theoretische  Erwägungen  gestützt,  dies 
Hineinwachsen  wahrscheinlich  gemacht  hatte,  beobachtete  er  an  einem 
menschlichen  Embryo  das  bipolare  Auswachsen  einzelner  Ganglien- 
zellen eines  Spinalganglions  und  sehloss  hieraus,  dass  alle  Ganglien- 
zellen von  Hause  aus  bipolar  seien  und  opposi topole  Ausläufer  be- 
säßen, die  allmählich,  durch  seitliches  Ausweichen  der  Ganglienzelle 
und  Verschmelzen  der  Basaltheile  beider  Ausläufer  zu  jener  uni- 
polaren Gestalt  Ubergehen,  welche  bei  den  höheren  Thieren  so  weit 
verbreitet  ist. 

Bilder,  wie  His  sie  a.  a.  0.  abbildet,  habe  ich  auch,  besonders 
an  den  Kopfganglien  der  Selachier,  mehrfach  beobachtet,  bin  aber 
doch  nicht  zu  demselben  Schluss  wie  His  gelaugt.  Ich  habe  früh- 
zeitige bipolare  Faserbildung  an  einer  großen  Zahl  von  Zellen  auch 
der  Ganglien  des  Ophthalmicus  superficialis  und  Buccalis  gesehen, 
aber  ich  muss  doch  Anstand  nehmen,  zu  behaupten,  dass  diese 
Zellen  bereits  Ganglienzellen  im  wahren  und  bisher  herkömmlichen 
Sinne  des  Wortes  gewesen  wären.  Ich  halte  vielmehr  diese  Zellen 
zunächst  ftlr  Nervenzellen,  d.  h.  also  für  ScHWANN'sche  Zellen, 
bestimmt,  in  sich  Achsencylinderabschnitte  zu  bilden  und  erst  nach- 
träglich, durch  seriales  Verbinden  mit  anderen  Nervenzellen  und  deren 
Achsency linderabschnitten,  ganze  Nervenfasern  herzustellen.  His 
erwähnt  ausdrücklich,  dass  zur  Zeit  jenes  von  ihm  beobachteten 
Auswachsens  der  in  dem  Spinalganglion  befindlichen  Zellen  noch 
keine  Mesodermzellen  sich  den  Elementen  des  Ganglions  beigemischt 
fänden,  und  da  er  keinen  Unterschied  zwischen  Nerven-  und  Ganglien- 
zellen macht,  so  blieb  natürlich  nichts  übrig,  als  diese  zu  langen 
Fasern  sich  ausziehenden  Zellen  für  die  späteren  Ganglienzellen  zu 
halten. 

Da  ich  keine  Untersuchungen  an  menschlichen  Embryonen  an- 
gestellt habe,  so  vermag  ich  mir  Uber  den  Thatbestand  kein  eigenes 
bestimmtes  Urtheil  zu  bilden  —  aber  wenn  die  Verhältnisse  bei  Se- 
lachiern  in  Rechnung  gezogen  werden  dürfen,  so  möchte  ich  die 
Vermuthung  aussprechen,  dass  die  von  His  abgebildeten  Zellen 
embryonale  Nervenzellen  und  noch  nicht  zu  Ganglienzellen  differenzirt 
waren.  Dass  solche  embryonale  Nervenzellen,  die  bereits  deutliche 
und  lange  Ausläufer  gebildet  haben,  nachträglich  noch  zu  Ganglienzellen 
sich  umbilden  können,  ist  a  priori  schwerlich  zu  verneinen — ja  die 
mitten  in  den  Lauf  einzelner  Nervenfasern  eingeschalteten  Ganglien- 
zellen, die  man  an  vielen  Stellen  findet,  macheu  eine  solche  An- 


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Anton  Dohm 


nähme  fast  zur  Gewissheit.  Aber  der  Bereich  einer  solchen  Ganglien- 
zelle, d.h.  also  die  Länge  ihrer  ursprunglichen  Ausläufer  bleibt  doch 
sicherlich  auf  den  Bezirk  ihrer  nächsten  Umgebung  begrenzt  und  er- 
streckt sich  nur  bis  zu  den  ScHWAXN'schen  Kernen,  welche  ihr  cen- 
tral- wie  peripheriewärts  zunächst  angelagert  sind.  Diese  Frage 
berührt  das  histogcnetische  und  phylogenetische  Problem,  wie  man 
sich  Uberhaupt  Ganglienzellen  aus  Nervenzellen  hervorgegangen  vor- 
stellen soll,  berührt  ferner  die  fundamentale  Frage  nach  der  functio- 
nellen  Bedeutung  der  Ganglienzellen,  ob  sie  eine  specifisch  nervöse 
oder  nur  eine  trophische  Function  für  die  Nervenfaser  besitzen. 

Es  war  anfänglich  meine  Absicht,  schon  in  der  vorliegenden 
Studie  diese  Frage  nicht  nur  für  die  peripherischen  sondern  auch 
für  die  centralen  Ganglienzellen  zu  erörtern  und  mich  durchaus  für 
eine  specifisch  nervöse  und  gegen  jegliche  Art  von  ausschließlich 
trophischer  Function  der  Ganglienzellen  zu  erklären.  Ich  hatte  zu 
dem  Behufe  bereits  einen  Excurs  auf  die  Verhältnisse  des  Centrai- 
nervensystems gemacht  und  speciell  die  Bildung  und  Beziehungen 
der  sog.  riesigen  Ganglienzellen  der  Selachier  und  von  Lophiw 
piscatorius  untersucht.  Aber  die  Fortsetzung  dieser  Studien  hat 
mir  so  unerwartete  Zustände  der  Ontogenese  des  Medullarrohres. 
wenigstens  bei  Selachiern  und  Teleosticrn  offenbart,  dass  ich  es  vor- 
ziehe, die  Erscheinungen  der  Ontogenese  des  Centrainervensystems 
im  Znsammenhange  in  einer  oder  mehreren  separaten  Studien  zu 
erörtern  und  bis  dahin  auch  die  Discussion  Uber  die  Fragen  nach  der 
funcrionellen  und  phylogenetischen  Entstehung  und  Bedeutung  der 
Ganglienzellen  zu  verschieben. 

Aber  auch  fllr  die  Fragen  der  Wurzel bildung  der  peri- 
pherischen Nerven  ist  es  fast  unentbehrlich,  die  Ontogenie  und 
Histogenie  des  Centrainervensystems  als  in  den  Grundlagen  bekannt 
vorauszusetzen.  Wenn  ich  nun  aber  Uber  den  fundamentalsten  aller 
Punkte,  welche  das  Nervensystem  betreffen,  in  dieser  Studie  eine 
Anschauung  zur  Geltung  zu  bringen  mich  bemüht  habe,  welche  der 
fast  ausnahmslos  geltenden  Hypothese  von  der  Natur  der  Nerven 
faser  auf  das  schroffste  widerspricht,  so  folgt  daraus  schon  von 
selber,  dass  auch  meine  Auffassung  der  Histogenie  des  Central- 
nervensvstems  von  der  herkömmlichen  stark  abweichen  muss.  In  der 
That  ist  das  auch  der  Fall,  wie  es  später  dargelegt  werden  soll. 

Die  Wurzelbildung  der  sensiblen  Nerven  wird  nun  aber  von  den 
meisten  Forschern  unmittelbar  mit  der  Bildung  der  Hinterstränge, 
der  BuuDACH'scben  sowohl  wie  der  GoLL'schcn  Stränge,  in  gene- 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.  17. 


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tischen  Zusammenhang  gebracht,  und  zwar  so,  dass  die  letztere  nur 
das  Endproduct  der  ersteren  sei.  Ich  habe  Grllnde,  dies  Verhältnis, 
wenigstens  in  der  exclusiven  Fassung,  in  der  es  angenommen  wird, 
nicht  gelten  zu  lassen,  und  habe  u.  A.  bereits  auf  Taf.  22  Fig.  12 
ò'chtc.K.  eingewachsene  Wurzelfasern  abgebildet,  welche  unzweifel- 
hafte ScHWANN'sche  Kerne  aus  der  Ganglienanlage  in  den  Bereich 
des  Medullarrohre8  hinübergeführt  haben.  Ich  glaube  ferner  den 
Beweis  liefern  zu  können,  dass  unabhängig  von  den  einwachsenden 
Wurzelfasern,  autochthon  im  Bereich  der  Hinterstränge  Längsfasern 
sich  bilden,  deren  Ursprung  auf  Zellen  des  Medullarrohres  zurück- 
zuführen ist.  Diese  Verhältnisse  bedürfen  also  zu  ihrer  Klarstellung 
einer  vorgängigen  Erörterung  der  onto-  und  histogenetischen  Diffe- 
renzirung  des  Medullarrohres  selber  und  müssen  bis  dahin  auf- 
geschoben werden. 

Fast  noch  mehr  aber  erfordert  die  Darstellung  der  motorischen 
Wurzelfaserbildung  eine  solche  vorgängige  Behandlung  des  Centrai- 
nervensystems. Der  schroffe  Gegensatz,  in  welchem  meine  Dar- 
legungen Uber  Ursprung  und  Zusammensetzung  der  Nervenfaser  mit 
den  geltenden  Doctrinen  stehen,  tritt  nirgends  stärker  hervor,  als  bei 
der  Ermittelung  der  Natur  der  motorischen  Wurzeln. 

Es  mag  desshalb  gestattet  sein,  diese  Gegensätze  am  Schlüsse 
dieser  Studie  und  im  Anschluss  an  die  Forschungen  Vignal's  Uber 
die  Hi8togene8e  der  peripherischen  Nervenfasern  noch  einmal  zu- 
sammenfassend zu  erörtern. 

Vignal  bat  in  seiner  Schrift  »  Développement  des  éléments  du 
Systeme  nerveux  cérébro-spinal.  Paris  1889«  seine  Forschungen  und 
Anschauungen  Uber  die  Bildung  auch  der  peripherischen  Nerven  sehr 
detaillirt  ausgesprochen;  es  ist  vielleicht  nicht  zu  viel  gesagt,  wenn 
ich  diese  Darstellung  als  die  eingehendste  bezeichne,  die  wir  Uber- 
haupt besitzen.  Leider  bin  ich  erst  kürzlich  in  den  Besitz  von 
Vignal's  Schrift  gelangt,  habe  somit  nicht  bei  Zeiten  auf  sie  Rück- 
sicht nehmen  können,  was  ich  um  so  mehr  bedauere,  als  Vignal 
durch  die  Verbindung  der  Schnittmethode  mit  der  Dissociations- 
technik  unzweifelhafte  Vorzüge  meinen  eigenen  Untersuchungen  gegen- 
über geltend  machen  kann. 

Dennoch  glaube  ich,  dass  meine  Forschungen  Uber  die  Ent- 
stehung der  Nervenfasern  des  Schleimcanalnervensystems  für  die 
Entscheidung  der  fundamentalen  Frage:  was  sind  die  Schwann  - 
sehen  Kerne?  von  größerem  Gewichte  sein  werden,  als  die  auf 
Dis80ciationen  gegründeten  Angaben  des  französischen  Forschers, 


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Anton  Dohm 


welche  ich  in  ausführlicher  Analyse  und  z.  Th.  wörtlicher  Wieder- 
sähe hier  wiederholen  will. 

Vignal  beschreibt  und  bildet  ab  ein  Stück  des  Ischiadicus  eines 
Rindsembryos  von  25  mra  Länge.  Der  Nerv  dieses  Embryos  »est 
formò  par  plusieurs  faisceaux  dont  la  périphérie  est  enveloppée  de 
cellules  8emblables  aux  cellnles  connectives  qu'on  rencontre  chez  un 
embryon  de  cet  ftge,  c'est-ii-dire  qu'elles  ont  un  noyau  volumineux, 
sphérique,  entouré  d'un  protoplasma  peu  granuleux,  s'étcndant  sou- 
vent  au  loin  sous  la  forme  de  prolongements  plus  ou  moins  volu- 
mineux et  défini8«  (1.  c.  pag.  8).  Vignal  vergleicht  die  Fibrillen  dieser 
Nerven  mit  denen,  »qui  se  trouvent  dans  la  substance  corticale  des 
cellules  nerveuses  des  cornes  de  la  moelle  épinière.  La  seule  diffé- 
rence  qui  existe  entre  ces  deux  sortes  de  fibrilles  est  le  volume 
moins  considérable  des  fibrilles  des  nerfs  de  l  embryon;  quant  k  la 
raatière  qui  les  enveloppe,  elle  ressemblc  exactement  à  celle  qui  se 
trouve  entre  les  fibres  des  cordona  de  la  moelle.« 

Die  beiden  Vergleiche,  die  Vional  mit  diesen  Worten  ausführt, 
sind  nicht  ohne  Bedeutung.  Die  Fibrillen  der  Rindensubstanz  der 
Ganglienzellen  der  Vorderhörner  sind  nach  Auffassung  der  meisten 
Forscher  und  auch  Vignals  entweder  die  Anfange  der  Fibrillen, 
die  den  Nerven  selbst  bilden  oder  wenigstens  mit  ihnen  in  gene- 
tischem Zusammenhange,  in  so  fern  sie  derselben  Ganglienzelle  an- 
gehören, aus  welcher  als  Ausläufer  der  motorische  Nerv  hervorgeht. 
Der  zweite  Vergleich  zwischen  der  die  Fibrillen  des  Nerven  umhüllen- 
den Substanz  mit  derjenigen,  welche  die  Längsfasem  der  weißen 
Substanz  umgiebt,  soll  eine  wichtige  Abweichung  Vignal'b  von  der 
bisherigen  Annahme  des  Ursprungs  der  Myelinscheide  anbahnen,  auf 
die  wir  weiter  unten  mit  seinen  Worten  zurückkommen  werden. 

Das  nächste  Stadium,  welches  Vignal  untersucht  hat  und  ab- 
bildet, gehört  einem  Rindsembryo  von  7—8  cm  Länge  an.  »Les 
faisceaux  nerveux  out  pris  un  volume  plus  considérable;  lcur  péri- 
phérie est  recouverte  par  un  grand  nombre  de  cellules  connectives, 
qui  leur  forment  une  sorte  de  gaine  qu  ii  est  cependant  facile  de 
détacher  avec  les  aiguilles;  les  faisceaux  eux-memes,  formés  par  la 
mème  substance  que  nous  avons  vue  précédement,  renferment.  outre 
les  fibrilles  dont  l'aspect  est  le  méme  que  dans  les  nerfs  de  l  embryon 
de  25  mm.,  de  fines  granulations  rangées  a  la  suite  les  unes  des 
autres,  parallèlement  aux  fibrilles.  Ces  granulations  me  paraissent 
destinées  à  la  formation  de  nouvellcs  fibres,  car  plus  tard  (dans  un 
erabryon  de  15  centimétres  de  long)  on  nen  trouve  presqne  plus 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.    17.  313 


trace,  et  le  nombre  de  fibrilles  contenues  dans  le  faisceau  a  con- 
sidérablement  augmenté«  (1.  c.  pag.  9). 

Aber  in  diesem  Stadium  findet  Vignal  außer  den  eben  er- 
wähnten »cellules  connectives  à  leur  périphérie  «  auch  ein  beträcht- 
liches Quantum  derselben  im  Inneren  der  Nerven  zwischen  den 
Fibrillen.  Sie  sind  daselbst  unregelmäßig  gelagert;  an  einigen  Stellen 
sehr  zahlreich,  an  anderen  sehr  selten,  oft  fehlen  sie  auf  beträcht- 
lichen Strecken.  Sie  zeigen  auch  meist  starke  Tendenz  zur  Bildung 
von  Mitosen.  »S'il  est  impossiblc«  führt  Vional  1.  c.  pag.  10  fort, 
»de  donner  une  preuve  directe  de  la  provenance  de  ces  cellules, 
c  est-ä-dire  de  voir  une  cellule  périphérique  pénetrer  dans  un  des 
faisceaux,  cependant  Thypothese  que  les  cellules  qui  se  trouvent 
dans  le  faisceau  nerveux  proviennent  de  celles  qui  recouvrent  la 
périphérie  me  semble  etre  la  vraie,  car  les  cellules  externes  et 
internes  du  faisceau  ont  exactement  les  mémes  caractércs.  de 
plus  les  cellules  sont  surtout  abondantes  dans  les  points  proches 
de  la  périphérie,  rares  et  méme  souvent  complétement  abscntes  au 
centre  des  faisceaux,  enfin  si,  à  l'aide  de  méthodes  appropriées  on 
cherche  les  signes  de  la  prolifération  cellulaire.  on  rencontre  un  grand 
nombre  de  figures  karyokinétiques,  ces  figures  sont  surtout  abon- 
dantes dans  les  cellules  situées  à  la  périphérie  du  faisceau,  là  ou 
elles  sont  si  proches  les  unes  des  autres,  qu'elles  lui  forment  une 
véritable  gaine  cellulaire.« 

Auf  der  folgenden  Seite  bildet  nun  Vional  dissoeiirte  Fasern 
eines  Bündels  des  Ischiadicus  ab,  der  einem  Embryo  von  18  cm  an- 
gehört, und  beschreibt  dies  Präparat  folgendermaßen  :  «ces  faisceaux 
ou  plutöt  ces  fibre8  sont  formés  par  la  réunion  d  un  nombre  con- 
sidérable  de  fibrilles  et  de  la  substance  qui  les  cnglobe.  Ccs  fibres 
sont  recouvertes  par  de  grandes  cellules  plates  trés  minces  ayant  un 
noyau  ovalaire  renfennant  un  on  plus  généralement  deux  nucléoles. 
Autour  du  noyau,  mais  surtout  aux  deux  póles  du  noyau,  la  cellule 
présente  une  plus  grande  épaisseur  que  dans  les  autres  points;  la 
substance  —  le  protoplasma  —  qui  la  forme  est  presque  homogéne. 
Le  diamétre  longitndinal  de  ces  cellules  l'em  porte  beaucoup  sur  leur 
diamètre  transversai,  et  elles  se  distinguent  sourtout  par  ce  caraetére 
des  cellules  connectives  ordinaires.  qui  existent  en  nombre  relative- 
ment  petit  entre  les  fibres  formant  le  faisceau  nerveux. 

»Ces  longues  cellules  plates  viennent  évidemment  d'une  trans- 
formation,  quii  est  possible  de  voir  s'effectuer  sur  les  embryons  plus 
jeunes,  des  cellules  connectives  intra-fasciculaires  ;  elles  sont  appli- 


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Anton  Dohm 


quóes  ù  la  surface  des  petita  faisceaux  de  fibrillea  nerveuses,  ellea 
se  modélent  sur  enx,  les  enveloppent,  et  contractent  avec  eux  une 
adhérence  très  iutime;  puis  loraqu'elles  ont  complètement  entouré  les 
faisceaux  de  fibrilles,  les  borda  de  la  substance  qui  les  forme  — 
leur  protoplasma  —  ae  aoudent  à  eux-mémea.  Ce  phénomène  indique 
que  la  subatance  qui  compose  ces  cellules  est  exccssivement  malléable, 
demi-molle  et  a  une  grande  plasticité. 

»Daus  un  memoire  que  j'ai  précédemment  publié  sur  le  déve- 
loppement  des  nerfs,  je  disais  que  si  on  dissocie  des  fibres  nerveuses 
d'un  embryon  de  cet  àge,  après  que  le  nerf  a  séjourué  pendant 
vingt-quatrc  heures  dans  l'alcool  au  tiers  ou  dans  le  scruni  jodé 
faible,  il  était  impossible  d  obtenir  intactes  et  complètement  iaoléea 
quelques-unes  de  ces  cellules  et  qu'on  ne  trouvait  dans  la  préparation 
que  des  noyaux  entourés  d'une  masse  irrégulière  et  déchiquetée  de 
protoplasma;  ce  fait  vient,  il  me  semble,  à  l'api  mi  de  l'opinion  que 
j'ai  émise  sur  la  mollesse  du  protoplasma  de  cea  cellulea;  il  prouve 
qn'ellea  ne  sont  pas  capables  de  résister  à  la  traction  que  la  dissocia- 
tion  du  faisceau  nerveux  leur  fait  subir. 

"J'ajoutais  de  plus  que  si  on  dissocie  un  nerf  d'un  embryon  de 
cet  age  dans  une  solution  de  nitrate  d'algosi  à  1  p.  300  ou  500,  on 
ne  voyait  jamais,  sur  les  fibres  nerveuses,  dea  lignes  noires  indiquant 
un  ciment  intercellulaire  interposé  entre  les  deux  bords  de  la  cellule, 
comme  on  le  voit  si  aisément  avec  les  cellules  endothéliales.» 

Vignal  erwähnt  dann,  dass  er  auch  an  einem  fünf  Monat  alten 
menschlichen  Embryo  dieselben  negativen  Re8ultate  bei  der  Disso- 
ciation  erhalten  habe,  dass  somit  Rinds-  und  menschlicher  Embryo 
darin  sich  völlig  gleichen,  und  fährt  dann  fort  (1.  c.  pag.  13): 

»La  dÌ8tribution  dea  cellulea  à  la  aurface  de8  fibre8  nerveuses 
ou  faisceaux  de  fibrilles  est  essentiellement  irrégulière,  ce  qui  parait 
ètre  dü  a  ce  quclles  continuent  à  proliférer;  en  effet,  on  voit  souvent 
un  noyau  présentant  un  étranglcment  en  son  milieu,  deux  noyaux 
si  prochea  Tun  de  l  autre  qu  ila  ae  touchent,  cnfin  des  noyaux  pré- 
sentant entre  eux  dea  intervallea  plus  ou  moins  conaidérables,  de 
plua  ai  on  recherche  à  l'aide  de  méthodea  appropriéea  lea  signes  de 
la  division  indirecte,  on  ape^oit  un  grand  nombre  de  figures  karyo- 
kinétiques.» 

Dies  ist  die  Darstellung  Vignals  Uber  die  Entstehung  der 
ScHWANN'schen  Kerne  und  ihre  Beziehung  zu  den  Nervenfasern,  und 
damit  auch  der  letzte  Zweifel  Uber  seine  Stellung  zur  Frage  nach  der 
Natur  der  ScHWANN'schen  Kerne  schwindet,  fügt  er  hinzu  (1.  c.  pag.  13): 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbeltbierkürpera.   17.  315 

»Un  exameu  un  peu  Buperficiel  peut  faire  supposer  que  les 
fibres  nerveuses  possèdent  des  noyaux  qui  seraient  directement  appli- 
qués  à  leur  surface:  mais  certe  supposition  ne  peut  resister  à  un 
examen  un  peu  approfondi.  En  effet,  menie  lorsquon  examine  une 
dissociation  très  incomplète,  on  voit  de»  ccllules  en  partie  ou  com- 
plètement  isolées  des  fibres  nerveuses.  Ces  dernières  se  présentent 
sous  la  forme  de  tuile  allongée  plus  ou  moins  ouverte,  ayant  à  leur 
centro  un  noyau  ovalaire.  Les  cellules  incompletement  isolées  (à 
moitié.  aux  trois  quarts},  plus  fréquentes  que  les  premières  dans  la 
préparation,  par  leur  forme,  leur  aspect,  montrent  que  les  cellules 
isolées  sont  bien  semblables  à  celles  qui  recouvrent  les  faisceaux 
nervcux.« 

Vignal's  Auffassung  ist  also  dieselbe,  wie  die  bisher  von  fast 
allen  Autoren  gehegte.  Ihr  zufolge  wächst  die  Nervenfaser  als 
nackter  Achsencylinder  aus  einer  zugehörigen  Ganglienzelle  hervor, 
nimmt  an  Lange  immerfort  zu  und  bedeckt  sich  mit  Bindegewebs- 
zellen ,  die  sich  allmählich  in  bestimmte  Intervalle  zur  Herstellung  der 
Ranvier'scIicu  «  Segments  intcrannulaires«  anordnen,  wobei  sie  den 
Achsencylinder  völlig  umgeben.  Nur  die  SchnUrringe  sind  die  Stellen, 
wo  die  Grenzen  je  zweier  »Unités  histologiques«  sich  vorfinden.  Die 
ScnwANN'schen  Kerne  sind  hiernach  Mesodermelemente, 
wo  immer  sie  sich  finden,  denn  weder  Vignal  noch  ein  anderer 
Forscher  wird  annehmen  wollen,  dass  es  Nerven  geben  könnte,  deren 
ScHWANN'sche  Kerne  ausnahmsweise  auch  vom  Ectoderm  geliefert 
würden.  Vignai,  hat  die  Schnittmethode  und  die  Dissociationsmethode 
zum  Beweise  der  Richtigkeit  seiner  Angaben  verwandt,  die  von  den 
allgemein  herrschenden  nur  darin  abweichen,  dass  er  das  Myelin  nicht 
aus  der  Bindegewebszclle,  wie  fast  alle  seine  Vorgänger,  sondern 
aus  dem  Protoplasma,  welches  die  Fibrillen  von  Anfang  an  umhüllt, 
hervorgehen  lässt.  Ich  werde  weiter  unten  auf  diesen  nicht  un- 
wichtigen Unterschied  zurückkommen. 

Vignal* s  und  wohl  der  meisten  anderen  Forscher  Untersuchungen 
Uber  die  Entstehung  der  SciiwANN'schen  Kerne  in  ihren  Beziehungen 
zur  Nervenfaser  sind  entweder  an  sensiblen  oder  motorischen  Spinal- 
nerven gemacht  worden,  an  ihnen  aber  bekommt  man  nicht  die  Ent- 
stehung einer  isolirten  Nervenfaser,  sondern  eines  ganzen  BUndcls 
von  Fasern  zugleich  vor  Augen.  Es  ist  desshalb  schwer,  wenn  nicht 
unmöglich,  au  den  Spinalnerven  mit  Sicherheit  die  Herkunft  der 
SciiWANN  schen  Kerne  festzustellen,  zumal  an  den  höheren  Thieren: 
und  wenn  ich  dennoch  schon  in  der  IG.  Studie  mich  für  die  ecto- 

Mittheilungen  n.  d.  Zoolog.  Station  zu  Neapel.    Bd.  10.  21 


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Anton  Dobra 


dermatischc  Katar  der  ScHWANN'scben  Kerne  der  motorischen  Nerven 
erklärte,  so  bewog  mich  dazu  wesentlich  die  dort  beschriebene  Be- 
obachtong  vom  Vorkommen  echter  Ganglienzellen  an  Stellen  der 
motorischen  Nerven,  welche  nicht  mit  sensiblen  Nerven  oder  Ganglien 
in  Contact  gerathen  sein  konnten,  wie  am  Oculomotorius  nnd  am 
Abdncens,  ferner  aber  die  Beobachtung  vom  Heraustreten  von  Me- 
dullarzellen  aus  der  Medulla  behufs  erster  Anlage  der  motorischen 
Nerven.  Dass  diese  Zellen  zu  ScHWANNschen  Kernen  würden,  ließ 
sich  freilich  nur  wahrscheinlich  machen,  und  bei  den  entgegenstehen- 
den peremptorischen  Angaben  aller  übrigen  Forscher,  unter  ihnen 
der  anerkanntesten  Autoritäten,  blieb  doch  immer  noch  dem  Zweifel 
Raum  genug,  zumal  die  Nachuntersuchung  gerade  der  Verhältnisse 
des  Oculomotorius  und  Abdncens  der  Selachier  so  großes  Material 
voraussetzt,  wie  es  sich  Forscher  im  Binnenlande  doch  nur  langsam 
verschaffen  können. 

Die  Entwicklungsgeschichte  der  Schleimcanalnerven  hat  nun 
aber  die  Gelegenheit  geboten,  auf  das  Bündigste  die  Frage  zu  er- 
ledigen, ob  die  ScHWANN'scben  Kerne  Bindegewebs-  oder  Nerven- 
kerne sind. 

Auf  weite  Strecken  sieht  man  an  ihnen  eine  große  Zahl  völlig 
isolirter  Nervenfasern  sich  bilden  und  in  ihrer  Entwicklung  vor- 
schreiten, und  es  bedarf  keines  Eingriffes  mittels  Reagentien  oder 
mechanischer  Dissociationen ,  wie  Schütteln  oder  Zerren,  um  eine 
klare  Vorstellung  dieses  fundamentalen  Entwicklungsprocesses  zu  ge- 
winnen. 

Wir  konnten  feststellen,  dass  eine  Verbindung  zwischen  dem  von 
der  Ganglienleiste  abstammenden  Ganglion  und  dem  Ectoderm  als 
Endorgan  des  Nerven  sich  frühzeitig  bildet,  dass  zahlreiche  Mengen 
von  Ectodermzellen  theils  in  den  Verband  des  Ganglions  selbst  Uber- 
gehen, theils  das  Material  für  den  zwischen  Ganglion  und  End- 
organen sich  aufbauenden  und  ausziehenden  Nerven  hergeben.  Wir 
konnten  Schritt  für  Schritt  in  den  von  den  Papillen  abstammenden,  au 
ihnen  haftenden  Platten  (Taf.  18  Fig.  1 — 10)  den  Übergang  kugliger, 
voluminöser  Kerne  und  Zellen,  in  denen  noch  keine  Spur  eines 
Achseneylinder8  sich  vorfand,  zu  ovalen  Kernen  und  spindelförmigen 
Zellen  beobachten  und  feststellen,  wie  letztere  länger  und  immer 
länger  wurden  und  in  ihrem  Inneren  auf  der  ganzen  Länge  einen 
hellen  Cylinder  differenzirten,  der  an  dem  Kern  vorbeizieht  und  aus 
sich  die  Fibrillen  des  Achsencylinders  hervorgehen  lässt.  Diese 
Kerne,  deren  eetodermatische  Abkunft  also  zweifellos  ist,  und  die 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.  17 


317 


so  charakteristisch  sind  durch  ihre  lange  ovale  Gestalt,  inmitten  der 
Mesodermzcllen,  welche  sie  eben  so  umgeben,  wie  jedes  andere  Organ 
oder  zelliges  Gebilde  des  Selachierembryos,  gleichen  nun  durchaus 
den  Kernen,  welche  man  in  den  vom  Ganglion  ausgehenden  Stammen 
und  Ästen  i.  und  2.  Ordnung  der  Schleimcanalnerven  findet,  also 
an  LocalitHten.  wo  ihnen  kein  Mensch  den  Charakter  der  Schwann- 
sehen  Kerne  absprechen  wllrde;  und  diese  Ähnlichkeit  oder  Gleich- 
heit tritt  hervor,  mag  man  die  Schleimcanalnerven  vom  Ganglion  aus 
bis  an  die  Papillen  oder  Ampullen,  oder  umgekehrt  von  diesen  zu 
dem  Ganglion  verfolgen,  und  nirgends  wird  man  andere  Kerne  den 
Nervenfasern  angelagert  finden  als  immer  diese  ovale  Art.  Und  wie 
Vignal  am  Ischiadicus  des  Rindsembryos  diese  Kerne  erst  als  im 
Besitze  eines  »noyau  volumineux,  sphérique,  entouré  d'un  protoplasma 
peti  granuleuxc  beschreibt,  so  sind  diese  Kerne  anfìiuglich  eben  so  im 
Ganglion,  wenn  sie  aus  dem  Ectoderm  in  dasselbe  Ubergehen,  wie 
auch  später  in  der  den  Papillen  anhängenden  Platte,  dem  zweiten 
Mutterboden  der  fortschreitenden  Nervenbildung,  rundlich,  von  be- 
trächtlichem Umfang,  und  ziehen  sich  erst  allmählich,  je  weiter  sie 
durch  fortgesetztes  Wachsthum  sich  von  ihrem  Mutterboden  entfernen, 
zu  langen  Elementen  aus,  auf  welche  durchaus  Vignal's  Beschreibung 
passen  würde,  die  er  von  dem  Ischiadicus  des  18  cm  langen  Rinds- 
embryos (oben  pag.  313)  giebt.  Vergleicht  man  aber  diese  läng- 
lichen Kerne  und  die  sehr  viel  längeren  spindelförmigen  Zellleiber  der 
Schleimcanalnerven  mit  denen  irgend  eines  sensiblen  oder  motorischen 
Spinalnerven  der  Selachierembryonen,  so  wird  man  keinen  Unter- 
schied finden,  sondern  bei  all  diesen  Nerven  auf  dieselbe  Structur 
dieser  Kerne  stoßen,  die  eben  die  Sch  wann  sehen  Kerne  sind. 

Kann  also  nicht  mehr  bezweifelt  werden,  dass  die  Schwann- 
schen  Kerne  der  Schleimcanalnerven  unmittelbar  aus  Zellen  der  ecto- 
dermatischen  Schleimcanalanlagen  resp.  in  späteren  Stadien  aus  den 
bereits  differenzirten  Schleimcanalpapillen  hervorgehen,  so  scheint 
dadurch  die  Natur  und  Bedeutung  aller  SciiWANx'schen  Kerne  ent- 
schieden zu  sein,  und  auch  Vignal's  Bemühungen,  die  Kerne  des 
Ischiadicus  der  Säugethierembryonen  als  angelagerten  Mesodermzcllen 
angehürig  zu  erweisen,  müssen  als  missluugen  betrachtet  werden. 
Wäre  es  anders,  hätte  Vignal  Recht,  so  müsste  umgekehrt  der  Be- 
weis geführt  werden  können,  dass  auch  die  Keme  jener  Faserketten 
der  Schleimcanalnerven  dem  Mesoderm  entstammten.  Wir  brauchen 
aber  nur  den  ernstlichen  Versuch  zu  macheu,  eine  solche  Annahme 
in   ihren  Folgerungen  anzudeuten,   um  das  Ungereimte,  ja  das 

21» 


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Anton  Dohm 


Unmögliche  sofort  zu  übersehen.  Die  Schleimcaualnerven  müssten 
dann  angesehen  werden  als  Fasern,  welche  von  Ganglienzellen  der 
zugehörigen  Kopfganglien  an  die  Peripherie,  d.  h.  also  an  die  Papillen, 
heranwuchsen.  Wäre  das  der  Fall,  so  müsstc  man  die  Bündel  dieser 
Fasern  in  ähnlicher  Verfassung  finden,  wie  die  der  Spinalnerven,  d.  h. 
sie  müssten  als  vermeintlich  kernlose  Fasern  inmitten  des  umgeben- 
den Mesoderms  zu  erkennen  sein,  und  jede  Faser  müsste  kernlos  bis 
an  die  zugehörige  Papille  zu  verfolgen  sein.  Davon  ist  aber  nichts 
zu  sehen.  Dann  müssten  weiter  Mesodermzellen  sich  unregelmäßig 
auf  die  Faserbündel  und  sogar  auf  die  vereinzelten  Fasern  nieder- 
lassen und  allmählich  jene  langgestreckte  Gestalt  annehmen,  welche 
diese  Kerne  nachher  so  leicht  von  den  umliegenden  Mesodermzellen 
unterscheidbar  macht.  Auch  das  ist  nicht  zu  finden.  Immer  aber 
müsste  man  das  Fibrillenbündel  als  das  Präformirte  von  dem  Belag 
dieser  Zellen  deutlich  unterscheiden  können,  und  das  gelingt  nicht. 

Solchen  Postulaten  entspräche  vielleicht  aber  der  Befund,  welcher 
die  Entstehung  der  motorischen  Spinalnerven  bei  den  Selachiern 
begleitet  —  man  vergleiche  meine  Darstellung  in  der  14.  und 
10.  Studie  —  und  desshalb  ist  auch  dieser  Befund  von  Iiis  sowie 
anfänglich  auch  von  mir  in  der  herkömmlichen  Weise  gedeutet  wor- 
den. Es  ist  eben  schwer,  wenn  nicht  unmöglich,  die  zahlreichen 
Zellen  an  den  Wurzeln  der  motorischen'  Spinalnerven  der  Selachier 
mit  Sicherheit  als  Mesodcrm-  oder  Medullarzellen  zu  deuten.  Dass 
aus  den  Kernen  dieser  Zellen  jene  länglichen  Kerne  hervorgehen, 
welche  als  SemvANN'sche  Kerne  zweifellos  angesehen  werden  müssen, 
stand  immer  fest,  aber  Herkunft  und  Abstammung  der  Zellen  selbst 
blieb  zweifelhaft.  Und  darum  ist  auch  der  motorische  Spinalnerv, 
selbst  bei  Selachiern,  kein  Object,  um  ganz  unzweideutige  Auskunft 
über  die  Natur  der  SeiiWANN'schen  Kerne  zu  erlangen,  obwohl  diese 
Bilder  große  Vorzüge  vor  denen  der  höheren  Thiere  haben. 

Eben  so  wenig  gewähren  die  sensiblen  Spinalnerven  die 
Gelegenheit  einen  bündigen  Beweis  zu  führen.  Es  ließ  sich  nie  mit 
absoluter  Sicherheit  ein  allmähliches  Einwandern  von  Mesodermzellen 
in  die  Ganglienanlage  ausschließen ,  freilich  noch  weniger  ließ  sich 
diese  angenommene  Einwanderung  beweisen. 

Nur  bei  den  Schleim  canal  nerven  lässt  sich  unzweideutige  Ge- 
wissheit finden.  Wollte  man  dennoch  ihre  langgestreckten  Schwann- 
schen  Kerne  als  Mcsodcrmkerne  deuten,  so  müsste  mau  die  obige  An- 
nahme machen,  dass  die  Nervenfaser  in  latenter  Form  bereits  gegeben 
wäre,  oder  aber,  dass  sie  nachträglich  durch  jene  langen,  spindel- 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.    17.  319 


förmigen  Zellen  hindurchwttchse!  Zu  solchen  Annahmen  aber  wird 
Niemand  greifen  wollen,  und  selbst  wenn  man  es  thäte,  so  bliebe 
die  Platte  von  Ectodermzellen  unerklärt,  die  vom  Boden  der  Papillen 
ausgebend,  den  Mutterboden  jener  langgestreckten  Zellen  abgiebt. 
Auch  sie  müsste  dann  als  Mesodermgebilde  gedeutet  werden,  welches, 
statt  aus  der  Papille  heraus,  vielmehr  in  sie  hineinwüchse!  Zu  so 
abenteuerlichen  Deutungen  müsste  man  seine  Zuflucht  nehmen,  um  die 
mesodermati8che  Natur  der  ScHWAXN'schen  Kerne  an  den  Schh-im- 
canalnerven  zu  erweisen. 

Worauf  aber  beruht  denn  schließlich  die  herkömmliche  Vorstel- 
lung, dass  die  ScnwANs'schen  Kerne  mesodermatisch  seien? 

Außer  auf  einer  Jahre  und  Jahrzehnte  alten ,  von  der  Autorität 
der  bedeutendsten  Anatomen  und  Histologen  getragenen  Tradition, 
wie  mir  scheint,  auf  folgendem  Umstände. 

Die  motorischen  Nerven  der  höheren  Wirbelthiere  treten  zuerst 
als  lange  Ausläufer  von  Medullarzellen  auf,  deren  Kerne  anfänglich 
im  Medullarrohre  verbleiben.  Wie  lang  diese  peripherischen  Aus- 
läufer sich  gestalten  und  dabei  durch  Mesodermzellmassen  hindurch- 
wachsen können,  mag  bei  verschiedenen  Thieren  verschieden  sein  — 
aber  die  anfängliche  Kernlosigkeit  dieser  bellen,  silberglänzenden 
Ausläufer  ist  eine  Thatsache,  und  diese  Thatsache  hat  die  Annahme 
hervorgerufen,  die  ganze  motorische  Nervenfaser  sei  nichts,  als  der 
Ausläufer  einer  im  Medullarrohre  verbleibenden  Ganglienzelle. 

Wie  es  kam.  dass  man  sich  so  rasch  und  so  allgemein  für  diese 
Annahme  aussprach,  gehört  zu  jenen,  theils  auf  subjectiven,  theils 
auf  objectiven  Motiven  beruhenden,  wissenschaftlichen  Mythen-  oder 
Dogmenbildungen,  die,  man  sei  noch  so  »exaet«,  doch  schwerlich  je 
aus  einer  so  complicirten  Wissenschaft,  wie  es  die  Biologie  ist,  ver- 
schwinden werden.  Mir  scheint,  man  war  auf  eine  andere  Beobach- 
tung a  priori  gefasst  gewesen.  Man  erwartete  die  Anlage  der  peri- 
pherischen Nerven,  nachdem  einmal  ihr  Gesammtaufbau  aus  Ectoderm- 
elementen  als  Corollar  einer  scharf  gefassten  Keimblättertheorie  ein 
unabweisliches  Postulat  geworden  war,  durch  Austritt  von  Zellen, 
sei  es  aus  dem  Medullarrohre  direct,  sei  es  aus  den  Spinalganglien, 
vorgebildet  zu  sehen.  Da  aber  jene  feinen  Fasern  als  erste  Anlage 
der  motorischen  Nerven  erschienen  und  zwischen  die  Anlage  der 
Muskeln  sich  begaben,  so  sah  man  in  ihnen  den  ganzen  Nerven, 
wenn  auch  erst  in  gebührender  embryonaler  Kleinheit.  Erst  in 
späteren  embryonalen  Stadien  erschienen  Kerne  auf,  und  noch  später 
zwischen  diesen  Fasern.    Da  nun  zugleich  die  Continuität  der 


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320 


Anton  Dohm 


Nervenfaser  durch  Function  und  Gestalt  auch  bei  den  Erwachsenen 
nie  verleugnet  zu  sein  schien,  der  Achsencylinder  auch  bei  den  höchst 
entwickelten  markhaltigen  Nerv  en  immer  als  einheitliches  Gebilde  in 
seinen  verschiedenen  Hullen  sich  anatomisch  und  physiologisch  be- 
merkbar machte,  so  blieb  es  bei  der  Vorstellung  von  der  uraufang- 
lichen  Einzclligkeit  und  Zusammengehörigkeit  jeder  Ganglienzelle 
und  der  von  ihr  ausgehenden  Nervenfaser. 

HUtte  man  statt  am  Hühnchen  und  am  Kaninchen  an  Selachiern 
die  ersten  Beobachtungen  Uber  die  Entstehung  der  Nervenfasern  ge- 
macht, so  wäre  wahrscheinlich  jene  Doctrin  von  vorn  herein  ent- 
weder vermieden  worden  oder  wenigstens  nicht  zu  solcher  Exclusivität 
herangewachsen.  Das  beweist  der  Umstand,  dass  Balfour,  der  erste 
Forscher,  welcher  die  motorischen  Nerven  der  Selachier  sich  ent- 
wickeln sah,  sofort  mit  größter  Bestimmtheit  die  Lehre  von  der  Viel- 
zelligkeit der  Nervenfasern  aussprach,  und  dass  diese  Lehre  von 
mehreren  seiner  Nachfolger  in  der  Bearbeitung  der  Selachierembryo- 
logie  bestimmt  vertheidigt  ward.  So  viel  ich  weiß,  ist  dieser 
Deutung  Balfour's  und  seiner  Nachfolger  auf  Grund  eigener  Nach- 
untersuchung der  Selachierentwicklung  nur  His  entgegengetreten  — 
und  außer  His  noch  Einer:  der  Verfasser  dieser  Studien. 

Dass  Iiis,  gestutzt  auf  seine  vieljährigen  Beobachtungen  an 
höheren  Wirbelthieren ,  sich  bemühte,  Balfours  sehr  wenig  detail- 
lirte  Beobachtungen  zurückzuweisen ,  kann  nicht  Wunder  nehmen, 
und  Niemand  kann  seine  Angaben  besser  schätzen,  als  der  Schreiber 
dieser  Zeilen,  der  trotz  reichhaltigen  Beobachtungsmaterials  zwischen 
beiden  sich  diametral  entgegenstehenden  Auffassungen  lange  Zeit 
unentschieden  hin  und  her  schwankte  und  bald  mehr  der  Balfour- 
schen,  bald  der  His'schen  Auffassung  zustimmte.  Es  war  eben  schwer 
geworden,  einer  herrschenden  Anschauungsweise  den  Boden  zu 
entziehen,  zunächst  in  der  eigenen  Vorstellung  und  dann  bei  Anderen, 
und  dennoch  glaube  ich  heut,  dass  die  Lehre  von  der  Einzelligkeit 
der  Nervenfaser  als  herrschende  Doctrin  schwerlich  verkündet  worden 
wäre,  hätte  die  Forschung  sich  von  Hause  aus  auf  die  Beobachtung 
der  Selachierembryonen  stützen  können. 

Denn  gerade  bei  den  Selachiern  findet,  wie  meine  16.  Studie 
schärfer  begründet,  sich  jenes  Verhältnis  vor,  nach  dem  bei  den 
höheren  Vertebraten  vielleicht,  wenn  auch  vergeblich,  gesucht  worden 
ist:  das  Austreten  ganzer  Zellen  aus  dem  Medullarrohre  vor  der 
Bildung  und  dem  Austreten  zahlreicher,  isolirtcr,  kernloser  Ausläufer. 
Freilich  ist  dies  Austreten  nur  in  bestimmten  Stadien  mit  einer  meiner 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.  17. 


321 


jetzigen  Auffassung  nach  beinah  jeden  Zweifel  ausschließenden  Sicher- 
heit zu  beobachten;  ich  habe  solche  Stadien  auf  Taf.  5  Fig.  13 — 17  der 
16.  Studie  (Mitth.  Z.  Stat.  Neapel  10.  Bd.)  abgebildet.  Hat  man  ein- 
mal derlei  Bilder  vor  Augen  gehabt,  so  wird  man  den  entgegen- 
stehenden Befunden  bei  den  höheren  Vertebraten  nicht  ohne  Weiteres 
gesetzbildende  Kraft  zumessen,  sondern  an  Modifikationen  des  Pro- 
cesses  glauben  und  Zwischenglieder  suchen  und  annehmen,  welche 
die  Einheit  des  morphologischen  Geschehens  auch  hier  erkennen 
lassen. 

Zudem  glaube  ich,  dass  es  nicht  schwer  ist,  eine  Hypothese  zu 
bilden,  welche  die  beiden,  scheinbar  unvermittelten  Processe  ziemlich 
leicht  vermittein  durfte.  Ich  möchte  annehmen,  dass  die  Kerne, 
welche  den  motorischen  Ausläufern  bei  höheren  Wirbelthierembryonen 
angehören,  erst  vergleichsweise  spät  aus  dem  Verbände  des  Medullar- 
rohres  austreten  und  dann  bei  der  starken  Zunahme  des  Mesoderm- 
gewebes  und  seiner  bei  den  höheren  WTirbelthierembryonen  beträcht- 
lich größeren  Dichtigkeit  nur  schwer  zu  beobachten  und  von  den 
Mesodermkernen  zu  unterscheiden  seien.  Die  langen  peripherischen 
Ausläufer  dieser  Zellen  würden  also  längere  Zeit  zwischen  dem 
Mesodermgewebe  sich  aufhalten,  ehe  die  »sphärischen  voluminösen« 
Kerne,  von  denen  Vignal  spricht,  sich  an  und  auf  den  Fasern 
bemerklich  machen,  falls  diese  Kerne  wirklich  austretenden  Me- 
dullarzellen  angehören.  Es  könnte  ja  auch  sein,  dass  diese  von 
Vignal  an  Embryonen  von  25  mm  Länge  beschriebenen  Kerne  wirk- 
liche Mesodermkerne  wären,  und  nicht  die  Vorstadien  jener,  nach- 
her bei  Embryonen  von  18  cm  sich  findenden,  längeren  ovalen  Kerne, 
welche  der  Abbildung  nach  unzweifelhaft  als  ScnwANN'sche  Kerne 
zn  beurtheilen  sind.  Vielleicht  ergeben  weitere  Untersuchungen  mit 
schärferen  Kriterien  angestellt,  ob  eine  solche  Hypothese  sich  be- 
wahrheitet und  erweisen  lässt. 

Vignal  betont  selbst,  wie  schwer  die  ovalen  Kerne  und  das 
ihnen  zugehörige  Plasma  sich  von  den  Fasern  isoliren  lassen,  und 
das  begreift  man,  wenn  Kerne  und  Plasma  den  Fasern  eben  nicht 
aufgelagert,  sondern  ihr  genetischer  Mutterboden  sind.  Wenn  trotz- 
dem Vignal  die  »supposition«,  diese  Kerne  könnten  den  Fasern  an- 
gehören, als  auf  einem  »examen  un  peu  superficies  beruhend  ansieht 
und  es  für  ausreichend  hält,  auf  die  Isolirung  der  Kerne  resp.  der 
ganzen  seiner  Meinung  nach  auf-  oder  angelagerten  Zellen  hin- 
zuweisen, die  selbst  bei  sehr  unvollständigen  Dissociationen  doch 
gelänge  (—steckt  hier  nicht  ein  eclatanter  Widerspruch?  — ),  so  ist 


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Anton  Dohm 


darauf  zu  antworteu.  dass  derlei  Dissociationen,  gelingen  sie  oder 
gelingen  sie  nicht,  doch  wohl  in  ihrer  Beweiskraft  Überschätzt  werden. 
Und  gerade  Vignal  wird  das  um  so  eher  zugeben  müssen,  als  er 
sich  bei  Erörterung  der  Herkunft  des  Myelins  entgegen  allen 
bisherigen  Annahmen  dafUr  entscheidet,  dasselbe  nicht  als  ein  Pro- 
duct  der  vermeintlich  aufgelagerten  Bindegewebszelle ,  sondern  des 
die  FibrillenbUndel  von  Anfang  an  umgebenden  Plasmas  anzusehen. 
Nichts  aber  ist  leichter,  als  das  Myelin  vom  Achsencylinder  zu  »dis- 
sociiren«  —  wenn  also  in  diesem  Falle  die  Dissociatiou  nichts  gegen 
die  genetische  Zusammengehörigkeit  beweist,  so  kann  ihr  auch  nicht 
eine  höhere  oder  gar  durchgreifende  Beweiskraft  zugesprochen  werden, 
wo  es  sich  um  die  Dissociatiou  der  ScnwANN'schen  Kerne  und  des 
sie  umgebenden  Plasmas  von  den  bereits  zu  größerer  Selbständigkeit 
gediehenen  Achsencylindern  handelt. 

Mir  scheint  desshalb,  dass  alle  bisherigen  Beobachtungen  Uber 
die  Bildung  der  Nervenfasern  in  ihrer  Beweiskraft  bezüglich  der 
Natur  und  Herkunft  der  ScHWANN'schen  Kerne  anfechtbar  sind,  in 
keinem  Falle  aber  den  in  dieser  Studie  gebotenen  Beobachtungen 
Uber  die  Bildung  der  Schleimcanalnerven  die  Wage  halten  können. 
Letztere  erscheinen  mir  als  durchaus  unzweideutig:  beim  besten 
Willen  ist  es  weder  mir,  noch  Anderen,  denen  ich  die  betreffenden 
Präparate  gezeigt  habe,  möglich  gewesen,  die  Bilder  anders  zu 
deuten,  als  hier  geschehen:  —  wenn  aber  diese  Deutung  richtig  ist. 
so  durften  wohl  auch  die  Folgerungen  zugegeben  werden,  die  ich 
bisher  daraus  gezogen  habe. 

Diese  Folgerungen  sind  freilich  viel  weittragender,  als  ich  bisher 
hervorhob.  Ich  nannte  schon  oben  die  Entscheidung  der  Frage:  »ist 
die  Nervenfaser  der  Ausläufer  einer  Ganglienzelle?  oder  setzt  sie 
sich  aus  zahlreichen  Zellen  zusammen,  als  deren  Exponenten  die 
StnwAXN'schen  Kerne  zu  gelten  haben?«  das  Fundament  unserer 
Auffassung  des  Nervensystems.  Das  könnte  Ubertrieben  erscheinen, 
—  ich  will  desshalb  versuchen,  den  Einfluss  einer  der  bisherigen 
entgegengesetzten  Entscheidung  dieser  Fundamentalfrage  in  wenigen 
großen  ZUgen  zu  entwickeln  mit  dem  Vorbehalte,  das  sehr  viel  aus- 
fuhrlicher zu  unternehmen,  wenn  ich  einen  Thcil  der  mir  bereits 
vorliegenden,  manches  Neue  und  Uberraschende  enthaltenden  Be- 
obachtungen Uber  Onto-  und  Histogenese  des  Medullarrohres  ver- 
öffentlicht haben  werde.  Hier  seien  nur  einige  entscheidende  Punkte 
berührt. 

Ich  habe  oben  dargelegt,  wie  sich  meinen  Beobachtungen  zu- 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.  17. 


323 


folge  die  Nervenfaser  mit  der  Spinalganglicnzellc  verbindet.  Ob 
alle  Einzelheiten  dieses  immerhin  schwierig  zu  beobachtenden  Vor- 
ganges sich  genau  so  verhalten,  wie  es  oben  geschildert  ist,  mag 
meinethalben  in  Zweifel  gezogen  werden  ;  ob  die  Rindensubstanz 
durch  die  Verbindung  des  Plasmas  der  umlagernden  Nervenzellen 
mit  dem  Plasma  der  Ganglienzelle  entsteht,  oder  ob  sie  einer  aus- 
schließlich in  der  Peripherie  der  Gauglicnzelle  vor  sich  gehenden 
Differenzirung  ihren  Ursprung  dankt,  darüber  mag  man  streiten,  und 
es  wird  ja  Uber  diesen  Process  sicherlich  binnen  Kurzem  weiteres 
Licht  verbreitet  werden.  Ob  die  Ganglienzelle  der  Spinalganglien 
von  Anfang  an  auch  Ausläufer  nach  Art  der  SciiWAXXschen  Zellen 
bildet,  ob  diese  Ausläufer  mit  Ausläufern  eben  solcher  ScHWAXx'schen 
Zellen  distal  sich  verbinden  oder  etwa  der  Länge  nach,  durch  Ap- 
position, verschmelzen,  ob  sie  sich  etwa  bei  Verbindung  mit  Aus- 
läufern von  Nervenzellen  zurückziehen  und  mit  in  die  Bildung  der 
Rindensubstanz  aufgehen  —  das  Alles  mag  so  oder  so  sein  —  Eins 
aber  wird  sicherlich  nicht  in  Zweifel  gezogen  werden  können  und 
es  ist  das  Wesentlichste  :  die  Nervenfaser,  welche  von  einer  Ganglien- 
zelle peripherie-  oder  centralwärts  ausgeht,  ist  nicht  ein  Theil  des 
Plasmas  der  Ganglienzelle  selbst,  sondern  gehört  von  dem  ersten 
Schnurring  oder  von  dem  ersten  der  Ganglienzelle  angelagerten 
ScHWAXN'schen  Kerne  an  genetisch  anderen  Zellen  an,  ist  ein  Com- 
positum. 

Wenn  aber  fUr  die  sensiblen  Fasern  und  die  Spinalganglien- 
zellen diese  Thatsache  nicht  wegzuleugnen  ist,  wie  steht  es  denn 
mit  den  motorischen  Fasern  und  den  Ganglienzellen  der  Vorder- 
hörner  ?  Nach  hundert-  und  tausendfach  wiederholten  Behauptungen 
sollen  die  motorischen  Nervenfasern  Ausläufer  der  Vorderhorn- 
Ganglieuzellen  sein,  und  der  Bog.  DEiTERssche  Fortsatz,  den  man 
mit  bestimmtester  Sicherheit  als  Fortsatz  des  plasmatischen  Körpers 
der  Ganglienzellen  beschrieben  hat,  ist  als  der  Anfang  und  integri- 
rende  Theil  der  motorischen  Nervenfaser  so  allbekannt,  dass  es  fast 
als  Sacrileg  erscheinen  könnte,  die  Frage  aufzuwerfen:  ob  denn  die 
genetische  Zugehörigkeit  dieses  Fortsatzes  resp.  der  motorischen 
Faser  zur  Ganglienzelle,  aus  der  sie  abgeht,  sicher  gestellt  sei? 
Der  erste  ScHWAXN'sche  Kern,  der  sich  an  der  motorischen  Faser 
findet,  eventuell  der  erste  vor  diesem  Kern  gelegene  Schnürring  pro- 
testirt  gegen  diese  Deutung  für  sich  und  alle  folgenden  Schwaxx- 
schen  Kerne:  sie  haben  alle  Anrecht  an  der  Production  dieser  be- 
stimmten Nervenfaser,  und  ob  das  basale  Stück  derselben,  welches 


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324 


Aoton  Dohrn 


im  Inneren  des  Medullarrohres  verläuft,  nicht  auch  ein  Product  be- 
sonderer Zellen,  nicht  aber  der  Ganglienzelle  selbst  sei,  ist  doch 
immerhin,  gelinde  gesagt,  eine  Frage.  Freilich  eine  Frage,  mit  der 
sofort  eine  andere  Frage  Hand  in  Hand  geht,  welche  die  Natur  und 
den  Ursprnng  der  Fasern  der  weißen  Substanz  selbst  betrifft.  Vignai. 
freilich  behauptet  —  und  damit  spricht  er  nur  die  fast  allgemein 
geltende  Überzeugung  aus  —  (1.  c.  pag.  108): 

»11  nous  est  impossible  dadraettre.  meme  pour  un  instant,  que 
la  substance  blanche  puisse  avoir  une  autre  origine  que  les  cellules 
nerveuses«  [d.  h.  die  Ganglienzellen]  »qu'elle  ne  soit  pas  une  émana- 
tion  des  prolongements  de  ces  cellules,  et  qu'elle  ait,  comme  Boll 
et  Eickhorst  Tont  dit,  une  origine  distincte  des  cellules  nerveuses. 
Tout  vient  militer  en  faveur  de  notre  opinion;  jamais  à  aucun  moment 
de  la  vie,  on  ne  rencontre  d'élénients  cellulaires  dans  les  fibres  ner- 
veuses en  dehors  de  ceux  qui  leur  constituent  un  revètement.  Si 
rhypothése  de  Boll  et  d'EiCHHOKST  était  du  reste  admise,  comment 
expliquer  la  soudure  des  fibres  nerveuses  et  des  prolongements  des 
cellules*.'  Que  deviendraient  ceux-ci  s  ii  n'y  avait  pas  soudure.  et  quel 
serait  leur  sort?   Comment  transmettraient-elles  les  impressiona  ?<r 

Vignal  kann  sich  die  seriale  Verschmelzung  von  Nervenfasern 
offenbar  gar  nicht  denken,  führt  aber  doch  wenigstens  die  entgegen- 
stehende Auffassung  Eiciihokst's  an  (1.  c.  pag.  111): 

»Eichhokst  fait  provenir  la  substance  blanche  de  la  trans- 
formation  des  cellules  fusiformes  qui  se  souderaient  bout  à  bout  et 
qui  se  transformeraient  en  longues  fibres  ;  il  dit  ménte  que  Ton  pent 
suivre  cette  transformation ,  dans  la  moelle  (Vcmbryons  aussi  figés 
que  ceux  de  trois  mois,  et  qu  elle  s'effectue  dans  une  zone  inter- 
médiaire  entre  la  substance  grise  et  la  blanche.«  Vignal  leugnet 
zwar  diese  Vorgänge,  aber  seinerseits  macht  er  Angaben,  welche 
unter  dem  Lichte  der  hier  gegebenen  Auffassung  Uber  die  Constitution 
der  peripherischen  Nervenfaser  doch  Deutungeu  und  Folgerungen 
zulassen,  welche  die  Vielzelligkeit  auch  centraler  Nervenfasern  wahr- 
scheinlich machen. 

Die  Darstellung,  welche  Vignal  Uber  die  Bildung  und  Entwick- 
lung der  weißen  Substanz  giebt,  erscheint  mir  vortrefflich,  und  man 
muss  sie,  da  sie  ziemlich  ausfuhrlich  ist,  nachlesen,  um  die  wenigen 
Stellen,  die  ich  hier  abdrucken  will,  völlig  zu  verstehen.  Dennoch 
glaube  ich,  dem  Zweck  dieser  Studie  wesentlich  zu  dienen,  wenn 
ich  wenigstens  die  folgenden  Angaben  Vignal' s  hier  hervorhebe. 

»Que  les  fibres  de  la  moelle.«  heißt  es  1.  c.  pag.  113,  »soient 


» 

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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.  17. 


325 


ou  non  enveloppées  par  de  la  myéline,  on  apercoit  entre  elles  un 
grand  nombre  de  cellules  et  une  matière  granuleusc,  à  laide  d'un 
fort  gro88Ì8seraent,  on  reconnait  que  la  majorité  de  ces  cellules  sont 
des  cellules  de  la  névroglie  quo  nous  décrirons  plus  loin  .  .  .  Outre 
les  cellules  de  la  névroglie,  on  voit  d'autres  cellules  allongées  ne 
prósentant  pas  de  prolongements  ;  ces  dernières  sont  formées  par 
une  masse  de  protoplasma  toujours  plus  allongée  suivant  un  scus 
que  suivant  Ics  autres,  renfcrmant  un  noyau  ovalaire.  Le  protoplasma 
est  toujours  assez  épais  autour  du  noyau,  il  diminue  de  plus  en  plus 
d'épaisseur  à  mesure  qnil  s'en  éloigue  et  est  bientót  réduit  à  une 
siniple  lame.  Les  cellules  isolées  de  cotte  espèce  sont  rares;  géné- 
ralement  on  Ics  rencontre  intimement  appliquées  sur  une  fibre  ner- 
veuse  et  s'enroulant  autour  d'elle  de  manière  à  lui  constituer  un 
mancbon. 

»Ces  cellules  ne  possèdent  jamais  une  membrane  d'enveloppe; 
le  protoplasma  qui  les  forme,  presque  homogénc,  se  colore  assez 
fortement  par  l'osmium  ;  mais  comme  elles  ne  sont  pas  entourées 
par  une  membrane,  il  est  fort  difficile  de  voir  leur  limite  lorsqu'elles 
se  trouvent  appliquées  sur  une  fibre  nerveuse,  et  celles  qu'on  ren- 
contre isolées  portent  toujours  les  traces  d'un  décbirement.» 

Und  weiter  pag.  1 1 5  : 

»Dans  les  tubes  des  nerfs  périphériques,  le  noyau  de  la  cellule 
formant  le  scgment  interannulaire  est  toujours  logé  dans  une  encoche 
de  la  myéline,  dans  les  tubes  complètement  développés,  ainsi  que 
dans  les  tubes  en  voie  de  développement.  Il  u'en  est  pas  de  méme 
dans  les  tubes  de  la  moelle,  ainsi  que  Mr.  Ranvier  l  a  signalé  pour 
les  tubes  adultes.  Les  noyaux  qui  se  trouvent  sur  ces  derniers  font, 
au  contraire,  une  saillie  en  debors  .... 

»II  me  semble  probable  que  le  protoplasma  de  la  cellule  en- 
veloppante  a  une  très  grande  longueur  .  .  .  Le  protoplasma  entouraut 
les  fibres  à  myéline  de  la  moelle  n'est  généralement  pas  aussi  net 
que  dans  Ics  fibres  des  nerfs  péripbériques,  car  ces  tubes  ne  sont 
pas  limités  par  une  membrane  d'enveloppe. 

»L'existence  d'une  mince  conche  de  protoplasma ,  ainsi  que  les 
saillies  qu'on  obscrve  en  divers  points  du  tube  nerveux,  aussi  bien 
que  l'existencc  de  quelques  rares  gouttelettes  de  myéline  dans  la 
cellule  qui  vient  d  entourer  le  cylindre-axe ,  me  paraissent  ótre  la 
preuve  que  la  myéline  se  développe  dans  rintérieur  mème  du  proto- 
plasma qui  entoure  les  fibres  à  myéline. 

»Dans  le  cbapitre  dans  lequel  je  traite  du  développement  des  fibres 


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326 


Anton  Dohm 


des  nerfs  périphériques  ...  je  disais  que  je  pcnsais  quc  le  proto- 
plasma propre  à  la  fibre  nerveuse  devait  jouer  uu  certain  róle  dans 
la  formation  de  la  myéline,  qui  ne  devait  pas  Otre  considérée  comme 
se  dévelopi)ant  uniquement  aux  dépens  de  la  cellule  connettive.  .  .  . 
Il  est  difficile  d'admettre  que  la  myóline  se  développe  uniqueinent 
dans  une  cellule  aussi  mince  que  la  cellule  qui  eutoure  le  eylindre- 
axe  ;  si  l'on  admettait,  en  effet,  que  la  inyéline  se  développe  seule- 
ment  dans  le  protoplasma  de  cette  cellule,  on  serait  fort  embarrassó 
pour  expliquer  le  róle  du  protoplasma  périfibrillaire  ;  tandisque  si 
on  admet  que  le  protoplasma  de  ces  cellules,  en  se  confondant  avec 
celili  qui  recouvre  les  cylindre-axes,  prend  la  propriété  de  sécréter 
de  la  myéline,  toutes  les  difficultés  sont  levées  d'une  manière  qui 
me  semble  rationelle  et  en  accord  avec  les  faits;  en  outre  il  serait 
curieux  de  voir  une  substance  aussi  speciale  que  la  myéline  se  dé- 
velopper  dans  des  cellules  d'origine  aussi  dift'érentes,  comme  nous 
allous  le  voir  [V ,  que  la  cellule  de  revétement  des  tubes  nerveux 
périphériques  et  la  cellule  de  revétement  des  tubes  de  la  substance 
bianche  

»11  nous  reste  à  chereher  don  viennent  les  cellules  qui  entourent 
les  fibres  de  la  moelle  et  les  transforment  en  cylindre-axes.  Nous 
savons  [?]  que  celles  qui  forment  les  segments  interannulaircs  des 
nerfs  périphériques  viennent  des  cellules  conjonctives  embryonnaires^ 
qui  entourent  les  faisceaux  et  se  transforment  lorsqu'elles  ont  pénétre 
dans  leur  intérieur. 

«Nous  ne  pouvons  guére  supposer  quc  celles  qui  se  trouvent 
dans  la  moelle  ont  la  méme  origine,  car,  d'abord,  au  moment  où 
la  myéline  fait  son  apparition,  peu  de  septa  de  la  pie-mérc  pénètrent 
dans  la  substance  bianche,  puis  les  cellules  myéliniques  de  la  moelle 
se  distinguent  de  celles  des  nerfs  périphériques  en  ce  qu'clles  n'ont 
pas  de  membrane  d'enveloppe.  formant  par  leur  soudure  la  gaine 
de  Schwann,  il  serait  donc  étonnant  [?]  de  les  voir  posséder  dans 
une  partie  du  système  nerveux  une  membrane  d'enveloppe  dont  ellcs 
seraient  dépouillées  dans  les  autres  

»Dans  la  substance  blanche  d'embryon  du  mouton  long  de  10  centi- 
mètres,  outre  les  cellules  de  la  névroglie,  que  nous  allons  décrire 
dans  la  suite,  on  rencontre  dautres  cellules  qui  n'ont  pas  de  carac- 
tères  bien  définis;  elles  ne  paraissent  étre  que  de  simples  cellules 
embryonnaires.  On  pourrait  supposer  qu'elles  se  transformeront  toutes 
en  cellules  de  névroglie,  si  dans  la  substauce  bianche  d'embryons  de 
14  et  15  centimétres,  on  ne  voyait  pas  au  milieu  des  cellules  de  la 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.    17.  327 

névroglie  et  des  cellules  cmbryonnaires  d'autrcs  cellules  allongées, 
ayant  sonvent  la  forme  d  une  tuile  creuse  et  dont  le  protoplasma  et 
le  noyau  présentent  exactement  les  meines  caracteres  que  celui  des 
cellules  embryonnaires  ;  et  de  plus  il  n' est  pas  rare  de  voir  quelques- 
uuc8  de  ces  cellules  appliquées  sur  des  fibres  nerveuses. 

»Nous  pouvons  donc  légitimement  supposer  que  Ics  cellules 
entouraut  les  cylindrc-axes  et  se  transformant  en  cellules  myéliniques 
viennent,  comme  l  a  dit  Boll,  des  cellules  embryonnaires  de  la  sub- 
stancc  grise  et  nous  ajouterons  qu'elles  ont  la  méme  origine  que  les 
cellules  de  la  névroglie.  « 

Wir  ersehen  aus  dieser  Auseinandersetzung,  in  wie  nahem  Zu- 
sammenhange die  Doctrin,  die  peripherische  Nervenfaser  sei  nichts 
als  der  Ausläufer  einer  Ganglienzelle,  mit  der  anderen  steht,  die 
Fasern  der  weißen  Substanz  seien  Ausläufer  je  einer  Ganglien- 
zelle des  Medullarrohres.  Wie  Vignal  aber  ans  dem  Umstände,  dass 
beiden  Faserarten  das  Myelin  gemeinsam  sei,  folgert,  letzteres  könne 
nicht  ein  Product  der  vermeintlich  bindegewebigen  SciiwANN  schen 
Zellen  sein,  sondern  müsse  dem  ursprünglichen  Plasmamantel  des 
Achsencylinders  angehören,  von  ihm  sccernirt  werden,  so  werden 
wir  folgern  dürfen,  dass  eben  so  wie  die  peripherische  Faser  zufolge 
des  in  dieser  Studie  gelieferten  Nachweises  ein  Compositum  sei,  auch 
die  Fasern  der  weißen  Substanz  zusammengesetzt  seien.  Beiden 
Faserarten  werden  Belegzellen  zugeschrieben,  den  peripherischen 
Fasern  die  SriiWANN'schen  Zellen,  den  centralen  die  länglichen 
Neurogliazellen,  von  denen  Vignal  in  der  eben  citirten  Weise  Nach- 
richt giebt.  Da  wir  nun  aber  den  bündigen  Beweis  geführt  haben, 
dass  die  vermeintlichen  Bindegewebszellen  der  peripherischen  Fasern 
nicht  Bindegewebe  sind,  sondern  Ectodermzellen ,  die  sogar  im 
Falle  der  motorischen  Fasern  denselben  Ursprung  haben,  wie  die 
sogenannten  Neurogliazellen,  welche  den  Beleg  der  weißen  Sub- 
stanzfasern bilden  sollen,  so  ist  wohl  nichts  leichter  zu  folgern,  als 
dass  diese  Neurogliazellen  mit  den  Scnv  ANNsclien  Zellen  identisch 
seien.  Dann  aber  sind  sie  eben  nicht  nur  Belegzellen,  welche  die 
vorgebildeten  Achsencylinder  umwachsen  und  ihre  plasmatischen 
Scheiden  bilden,  sondern  sie  sind  der  Mutterboden  der  Fasern  der 
weißen  Substanz  selber,  und  scheiden  aus  ihrem  Plasma  die  Achsen- 
cylinderstücke  derselben  eben  so  aus,  wie  die  ScnwANN'schen  Zellen 
die  Stücke  Achsencylinder  der  peripherischen  Fasern.  Und  wenn 
auch  bei  den  centralen  Fasern  eine  eigentliche  ScnwANN'sche  Scheide 
bisher  nicht  hat  nachgewiesen  weiden  können,  so  ist  das  doch  bei 


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328 


Anton  Duhm 


Weitem  nicht  ausreichend,  um  einen  genetischen  Unterschied  beider 
Zellurteu  zu  deduciren:  sie  konnten,  unbeschadet  ihrer  Identität, 
schcidenlos  bleiben,  zufolge  ihrer  anderen  Lagerung  und  Umgebung 
in  der  Medulla.  Auch  die  SchnUrringe  der  medullären  Fasern  sollten 
fehlen,  sind  schließlich  aber  doch  von  verschiedenen  Forschem  nach- 
gewiesen worden. 

Können  wir  also  durch  diese  Schlussreihen  wenigstens  die  Wahr- 
scheinlichkeit der  Thatsache  folgern,  dass  die  Fasern  der  weißen 
Substanz  eben  so  wie  die  peripherischen  zusammengesetzt  sind,  so 
gewinnen  wir  andererseits  einen  neuen  Einblick  in  die  Natur  wenig- 
stens eines  Theils  der  Neuroglia.  Was  es  mit  der  ganzen  Kategorie 
der  sog.  Stutzzellen  und  Stützfasem  auf  sich  hat,  wird  viel- 
leicht dabei  auch  mal  endlich  vom  phylogenetischen  Gesichtspunkte 
aus  zur  Klarheit  gebracht  werden;  und  das  wäre  eine  wahre 
Wohlthat  fUr  die  rationelle  Erfassung  des  Centrainervensystems.  Wie 
das  geschehen  kann,  hoffe  ich  in  der  nächsten  Studie  des  Weiteren 
aus  einander  zu  setzen. 

Erweist  sich  aber  die  Feststellung  der  Viclzelligkeit  der  peri- 
pherischen Nervenfaser  als  der  Ausgangspunkt  einer  Reform  für  die 
Natur  und  Genese  der  Fasern  der  weißen  Substanz,  der  Neuroglia 
und  der  DEiTERs'schen  Fortsätze,  so  wird  sie  auch  auf  die  Auffassung 
der  Ganglienzellen  des  Rückenmarks  und  Gehirns  einen 
weitgehenden  Einfluss  auszuüben  im  Stande  sein.  Durch  Golgi  ist 
die  Lehre  der  Protoplasmaausläufer  auf  eine  Spitze  getrieben  worden, 
welche  Nansen  Anlass  geboten  hat,  die  ausschließlich  trophische 
Bedeutung  der  Ganglienzellen  zu  verkünden.  Die  Unrichtigkeit  einer 
solchen  Lehre  ergiebt  sich  wiederum  als  Folge  des  Nachweises  der 
Vielzelligkeit  der  peripherischen  Nervenfaser.  In  der  peripherischen 
sensiblen  Faser  kann  die  Ganglienzelle  nicht  das  trophische  Centrum 
der  Faser  sein,  da  sie  keinen  genetischen  Zusammenhang  mit 
derselben  hat.  Worin  die  Abhängigkeit  der  Faser  von  der  Ganglien- 
zelle bestehen  mag  —  dass  eine  solche  besteht,  lehren  die  Wal- 
LEKschen  Experimente  —  ist  einstweilen  unaufgeklärt:  dass  sie 
nicht  in  dem  Sinne  eine  trophische  ist,  wie  bisher  angenommen, 
folgt  aus  der  Entwicklungsgeschichte  der  Faser,  der  eine  eben  so 
große  Zahl  von  Ernährungsceutren  zugeschrieben  werden  muss,  wie 
Schwann  sehe  Kerne  an  ihr  nachgewiesen  werden.  Ist  aber  eine 
solche  trophische  Abhängigkeit  der  peripherischen  sensiblen  Faser 
von  der  Spinalganglienzelle  nicht  aufrecht  zu  halten,  so  besteht  auch 
kein  Grund,  die  Vorderhoruganglienzellcn  für  die  trophischeu  Centren 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.  17 


329 


der  motorischen  Fasern  anzusehen.  Beide  Faserarten  werden  wohl 
auf  andere,  weniger  mysteriöse  Weise  fllr  ihre  stoffliche  Ernährung 
sorgen,  wie  das  ja  auch  schon  von  Engelmànn,  Sigmund  Mayek 
und  E.  Neumann  durch  ihre  Untersuchungen  Uber  De-  und  Regene- 
ration der  Nervenfasern  wahrscheinlich  gemacht  worden  ist.  Worin 
der  Einfluss  der  Ganglienzelle  auf  die  functionelle  Gesundheit  der 
Fasern  besteht,  wird  sich  vielleicht  durch  erneute  und  noch  weiter 
detaillirtc  Durchschneidungsexperimente  nach  Waller  näher  ergrün- 
den lassen,  vielleicht  tragen  auch  die  Nicotin-Bestreichungs-Experi- 
mente Lang  le  Ys  zu  einer  Klärung  der  Begriffe  Uber  die  specifiche 
Function  der  Ganglienzellen  bei  und  lassen  einen  mehr  tonischen 
Einfluss  an  die  Stelle  des  abgewiesenen  trophischen  treten. 

Was  dann  aber  die  GoLGische  Hypothese  Uber  die  ausschließ- 
lich ernährende  Function  der  sog.  Protoplasmaausläufer  der  centralen 
Ganglienzellen  anlangt,  so  wird  sie  vollends  problematisch,  sobald 
der  Ganglienzellc  selbst  die  trophische  Function  fllr  die  peripheri- 
schen Fasern  genommen  ist.  Die  GoLGi'sche  Hypothese  hat  freilich 
schon  bei  den  Neurologen  hinreichend  viel  Gegner  gefunden,  Golgi 
und  seine  nächsten  Schüler  halten  indessen  noch  immer  an  ihr  fest. 
Vielleicht  ergiebt  eine  genauere  histogenetische  Analyse  des  Zustande- 
kommens dieser  Protoplasmaausläufer  einen  näheren  Einblick  in  die 
Bedeutung  auch  dieser  Bildungen,  und  so  sei  die  Discussion  darüber 
vertagt,  bis  neue  Thatsachen  vorliegen. 

Dieser  kurze  Überblick  Uber  die  veränderte  Auffassung  der  drei 
das  centrale  Nervensystem  bildenden  Kategorien  —  Fasern  der 
weißen  Substanz,  Neuroglia  und  Ganglienzellen  —  und  ihrer  Be- 
ziehungen zu  einander  wird  mich  rechtfertigen,  wenn  ich  die  Ent- 
scheidung der  Frage:  was  sind  die  ScmvANN'schen  Kerne? 
für  das  Fundament  unserer  gesammten  Anschauungen  Uber  den  Bau 
und  Zusammenhang  des  Nervensystems  erklärte.  Aus  der  klareren 
und  richtigeren  Erkenntnis  des  Baues  folgt  aber  ein  besseres  Begreifen 
der  Functionen,  und  da  die  Functionen  des  Nervensystems  wie  die 
kleinsten  vegetativen  Processe  des  Körpers  so  auch  die  höchsten  und 
complicirtesten  seelischen  Processe  einschließen,  so  hat  die  Ent- 
scheidung jener  Frage  wohl  eine  Tragweite,  wie  wenig  oder  keine 
andere  histogenetische  Frage. 

Möchte  es  mir  gelungen  sein,  zu  dieser  Entscheidung  beigetragen 
zu  haben. 

Vor  dem  Schluss  dieser  Studie  habe  ich  noch  die  erfreuliche 
Pflicht,  zweier  Autoren  zu  gedenken,  welche  in  der  von  mir  ein- 


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wo 


Anton  Dohm 


geschlagenen  Richtung  schon  eine  Strecke  Weges  zurückgelegt  hatten, 
ehe  ich  die  entscheidenden  Thatsachen  kennen  lernte. 

Der  Eine  dieser  Forscher  ist  Goette.  In  seiner  »Entwicklungs- 
geschichte der  Unke<,  die  im  Jahre  1875  erschien,  wird  die  Ent- 
wicklung der  Spinalganglien  auf  pag.  479  beschrieben.  Eine  Reihe 
von  Angaben,  die  an  dieser  Stelle  gemacht  werden,  kann  ich  freilich 
nicht  als  zutreffend  anerkennen,  auch  wenn  ich  des  Umstandes  ein- 
gedenk bleibe,  dass  Goette  an  anderem  Material  als  ich  gearbeitet 
hat.  Uber  die  Beziehung  der  Ganglicnzellc  zu  den  Nervenfasern 
hat  aber  Goette,  wie  es  scheint,  den  meinigen  sehr  ähnliche  Be- 
obachtungen gewonnen.  Ich  halte  es  für  meine  Pflicht,  die  bezüg- 
lichen Angaben  hier  wörtlich  zum  Abdruck  zu  bringen  (1.  c.  pag.  4S0  : 

» —  Die  Ganglienzellen  bleiben  bis  in  die  spätere  Larvenzeit 
ohne  alle  Verbindung  mit  den  Nervenfasern,  wachseu  aber  beträcht- 
lich in  ihren  feinkörnigen  Zellenleibem.  Sobald  sie  eine  gewisse  Größe 
erreicht  haben,  bemerke  ich  häufig  an  gehärteten  Präparaten,  dass 
zwischen  den  scharfen  Grenzlinien  der  Ganglienzellen  und  deren 
feinkörnigem  Inhalte  entweder  stellenweise  oder  im  ganzen  Umfange 
ein  schmaler  klarer  Saum  entstanden  ist,  den  ich  an  frischen  Prä- 
paraten nicht  wiederfinde.  Ich  schließe  daraus  auf  die  Anwesenheit 
einer  festen  äußeren  Hülle,  von  welcher  die  zarte  Innenmasse  sich 
bei  der  Erhärtung  trennt.  Zu  gleicher  Zeit  erhalten  die  Ganglien- 
zellen ihre  Fortsätze  auf  folgende  Weise.  Zwischen  ihnen  liegen 
sowohl  breite,  doppelt  contourirtc  Nervenfasern,  mit  denen  sie  eine 
unmittelbare  Verbindung  nicht  eingehen,  als  auch  spindelförmige 
Kerne,  an  deren  beiden  Enden  äußerst  dünne  Fäden  auslaufen,  Bil- 
dungen, wie  ich  sie  gleich  auch  an  den  eigentlichen  Nervensträngen 
beschreiben  werde.  Diese  Kerne  schmiegen  sich  nun  einzeln  oder 
zu  zweien  (mehr  habe  ich  wenigstens  nicht  gesehen;  einer  Ganglien- 
zelle an,  so  dass  man  Anfangs  beide  Körper  deutlich  unterscheidet; 
darauf  verschwindet  aber  die  Grenze  zwischen  ihnen,  der  freie  Ura- 
ns s  des  Kerns  geht  unmerklich  in  denjenigen  der  Ganglienzelle  über, 
und  die  Verschmelzung  beider  ist  endlich  so  weit  vorgeschritten,  dass 
der  frühere  Kern  nur  wie  eine  dunkle  Spitze  der  Zelle  erscheint, 
welche  in  einen  fadenförmigen  Fortsatz  ausläuft.  Zur  weiteren  Be- 
stätigung dieses  Vorganges  führe  ich  noch  an,  dass,  so  lange  die 
Grenze  zwischen  dem  Kerne  und  der  Ganglienzelle  noch  scharf  aus- 
geprägt ist,  die  peripherische,  durch  die  Schrumpfung  des  Zellen- 
leibes zwischen  ihm  und  der  äußeren  Hülle  hervorgerufene  Lücke 
auch  unter  dem  Kerne  sichtbar  ist,  nach  der  genannten  Verschmel- 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpera.  17. 


zung  aber  dort  unterbrochen  erscheint.  Dass  an  den  Kernen,  welche 
mit  den  Ganglienzellen  verbunden  sind,  oft  kein  Fortsatz  vorhanden 
ist,  darf  bei  der  großen  Zartheit  dieser  Ausläufer  und  bei  der  sich 
daraus  ergebenden  Schwierigkeit,  sie  in  dem  Gewirr  der  Übrigen 
Fasern  zu  erkennen,  nicht  Wunder  nehmen;  dagegen  ist  es  auf- 
fallend, dass  solche  Kerne  nie  mehr  als  je  einen  Fortsatz  zu  besitzen 
scheinen,  während  die  freien  Spindelkerne  ihrer  stets  zwei  zeigen. 
Mir  scheint  dies  so  zusammenzuhängen ,  dass  diese  zwei  Fortsätze 
von  zwei  entgegengesetzten  Polen  des  Kerns  abgehen  und  der  Achse 
des  Ganglions  parallel  laufen;  sieht  man  nun  einen  Fortsatz  mitten 
aus  dem  mit  einer  Ganglienzelle  verschmolzenen  Kerne  entspringen, 
so  muss  der  andere  in  entgegengesetzter  Richtung  liegen ,  also  der 
Ganglienzelle  angeschmiegt  und  dadurch  unkenntlich  sein,  um  sie 
dann  ohne  Kernanschwellung  und  daher  eben  so  unbemerkt  zu  ver- 
lassen. Eine  andere  Entstehungsweise  der  Ganglienzellfortsätze  als 
die  geschilderte  habe  ich  nirgends  angedeutet  gefunden  ;  doch  genügt 
diese  Kenntnis  vollständig,  um  sich  die  Entwicklung  der  unipolaren 
wie  der  bi-  und  multipolaren  Ganglienzellen  zu  erklären.  Die  Er- 
haltung und  Verwachsung  oder  der  Schwund  des  der  Ganglienzelle 
angeschmiegten  Fortsatzes  kann  uni-  und  bipolare,  bei  der  Anwesen- 
heit von  mehr  als  einem  angewachsenen  Kerne  multipolare  Zellen 
oder  solche  mit  zwei  nicht  polar  entgegengesetzten  Fortsätzen  her- 
stellen. Eine  wesentliche  Veränderung  der  beschriebeneu  Form  der 
Spinalganglienzellen  habe  ich  bis  nach  dem  Ablauf  der  Larvenmeta- 
morphose nicht  angetrolfen.  Erwähnt  sei  nur,  dass  gegen  das  Endo 
dieser  Periode  die  Oberfläche  der  inneren  Zellsubstanz  mit  der  HttUe 
bisweilen  in  ähnlicher  Weise,  wie  ich  es  am  Rückenmarke  beschrieb, 
an  vielen  discreten  Punkten  in  festere  Verbindung  tritt,  so  dass  bei 
der  schon  erwähnten  Schrumpfung  jener  Substanz  zwischen  ihr  und 
der  Hülle  eine  Anzahl  von  zarten  Brücken  ausgezogen  wird,  welche  an 
die  von  Max  Schültze  innerhalb  der  Ganglienzellenscheide  abgebilde- 
ten Fortsätze  erinnern.  Diese  biudege webige  Scheide  entwickelt  sich 
aber  natürlich  nicht  unmittelbar  aus  der  structurlosen  Cuticula,  son- 
dern die  letztere  ist  nur  die  Unterlage  für  die  von  außen  hinzutreten- 
den bindegewebigen  Elemente  der  Zwischensubstanz  der  Ganglien.« 

Habent  sua  fata  libelli!  Dass  diese,  im  Wesentlichen  richtige 
Darstellung  des  wirklichen  histogenetischen  Verhältnisses  zwischen 
Ganglienzelle  und  Nervenfaser  volle  sechzehn  Jahre  in  einem  doch 
häufig  citirten  Werke  von  allgemeiner  Bedeutung  völlig  hat  Uber- 
gangen werden  können,  ist  gewiss  merkwürdig  genug.  Merkwürdig  in 

MittheiluDgeo  a.  d.  Zoolog.  Station  zu  Neapel.    Bd.  10.  22 


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332 


Anton  Dohrn 


doppelter  Richtung,  sowohl  wegen  des  Verhaltens  der  Leser  wie  des 
Antors.  Dass  Kölliker  z.  B.  diese  GoETTEschen  Beobachtungen 
nicht  einmal  in  seinem  Handbuche  der  Entwicklungsgeschichte  er- 
wähnt, ist  eben  so  auffallend,  wie  dass  Goette  selbst,  bei  der 
weitreichenden,  principiellen  Tragweite  seiner  Beobachtungen  sie 
nicht  weiter  verfolgt  und  dem  wissenschaftlichen  Publicum  aufge- 
zwungen hat  Es  ist  wohl  kaum  anzunehmen,  dass  sich  Goette  da- 
mals dieser  Tragweite  nicht  bewusst  gewesen  wäre ,  zumal  er  im 
Jahre  1888  gelegentlich  einer  vorläufigen  Mittheilung  Uber  die  Ent- 
wicklung der Petromyzontcn  (in:  Z.Anzeiger  11.  Jahrg.  1888.  pag.  162) 
sagt:  »die  Gewebsbildung  des  Nervensystems  fand  ich  bei  Petromyzon 
wesentlich  eben  so  wie  s.  Z.  bei  den  Amphibien«  und  ausdrücklich 
wiederholt  :  »jedenfalls  entstehen  Nervenfasern  und  Nervenzellen  ge- 
trennt und  verbinden  sich  erst  secundär«;  immerhin  enthalten  doch 
andere,  auch  hier  wieder  geraachte  Angaben  so  wesentliche  Ab- 
weichungen von  meinen  Beobachtungen,  dass  ich  beinahe  annehmen 
möchte,  Goette  habe  den  principiellen  Gehalt  der  von  ihm  beobachte- 
ten Thatsachen  weniger  vor  Augen  gehabt,  als  man  a  priori  glauben 
sollte.  Dass  er  auch  die  Composition  der  Nervenfaser  aus  getrennten 
Zellen  gesehen  hat.  geht  aus  seiner  Darstellung  (Entwickl.  der  Unke 
pag.  482 ff.)  hervor,  aber  auch  dabei  gelingt  es  ihm  nicht  voll- 
ständig, die  wirklich  sieb  abspielenden  Processe  zu  sondern,  und 
er  nimmt  an,  dass  durch  Verschmelzung  des  nach  der  »Fibril- 
lenbildung«  übrig  bleibenden  Plasmas  eine  »Zwischensubstanz«  zu 
Stande  kommt,  welche  theils  die  ScHWANN'sche  Scheide,  theils 
später  die  MarksubRtanz  liefert.  Diese  Darstellung  ist  gewiss  nicht 
unrichtig,  aber  sie  ist  —  so  weit  ich  Uber  das  mir  fremde  Beobach- 
tungsmaterial zu  urtheilen  befugt  bin  —  nicht  bestimmt  genug,  so 
dass  sich  schwerlich  ein  mit  den  Vorgängen  der  Nervenfaserbildnng 
Vertrauter  ein  klares  Bild  der  Vorgänge,  wie  sie  Goette  schildert, 
machen  kann.  Verfehlt  aber  ist  es,  dass  GoErns  nicht  nur  die  sen- 
siblen Nervenfasern  aus  Zellmaterial  der  Ganglienlciste  hervorgehen 
lässt,  sondern  auch  die  motorischen,  deren  Wurzeln  er  von  dem 
peripherischen  Ende  der  Ganglienanlagen  in  das  Medullarrohr  hinein- 
wachsen lässt!  Vielleicht  erklärt  sich  der  todte  Punkt,  auf  den  die 
GoEiTE'schen  Darlegungen  gerathen  sind,  durch  diesen  und  einige 
andere  Missgriffe  in  der  Beobachtung  und  Darstellung  des  Details. 
Immerhin  aber  bleibt  es  ein  unzweifelhaftes  Verdienst 
Goettk's,  die  genetischen  Beziehungen  zwischen  Ganglien - 
zelle  und  Nervenfaser  zuerRt  erkannt  zu  haben. 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbeith ierkürpers.  17. 


333 


Der  zweite  Forscher,  dessen  ich  hier  zu  gedenken  habe,  ist 
Apathy.  In  einer  ungarisch  geschriebenen  Abhandlung  hat  Apathy 
die  Resultate  von  Untersuchungen  niedergelegt,  welche  er  im 
Jahre  1884  über  die  Mollugkenfamilie  der  Najaden  angestellt  hat 
(in:  Nat.  Abhandl.  Ungar.  Akad.  14.  Bd.  1885).  Ein  Auszug  dieser 
Arbeit,  von  Apathy  selbst  geliefert,  findet  sich  im  Biolog.  Central- 
blatt  7.  Bd.  1887.  pag.  621  unter  dem  Titel.  »Studien  Uber  die 
Histologie  der  Najaden.«  Auf  pag.  028  beschreibt  der  Verfasser  das 
Nervengewebe  folgendermaßen: 

Bich  unterscheide  die  zelligen  Elemente  des  Nervensystems  der 
Muscheln  in  Ganglienzellen  und  Nervenzellen.  Erstere 
dienen  für  die  Nervenzellen  als  Ausgangspunkte,  unterbrechen  sie 
hier  und  da  und  vermitteln  ihre  Endigung.  Die  Nervenzellen 
liegen  in  den  Nervenfasern  selbst,  eingebettet  zwischen  den 
Primitivfibrillen  derselben,  und  entsprechen  histogenetisch  den  zwi- 
schen den  Primitivfibrillen  der  contractilen  Substanz  eingelagerten 
Muskelzellen.  Die  Nervensubstanz,  d.  h.  die  leitende  Sub- 
stanz, ist  auch  hier  Product  der  Nervenzellen  und  ist  nicht 
als  bloßer  Fortsatz  aufzufassen.  Die  Primitivfibrillen  sind  hier, 
ähnlich  wie  bei  den  Muskeln,  durch  eine  interfibrilläre  Substanz  zu- 
sammengehalten. ...  Bei  den  Verzweigungen  der  FaserbUndel  gehen 
die  einzelnen  Fasern  mit  der  Gesamratheit  ihrer  Primitivfibrillen  in 
die  Zweige  Uber.  An  ihrem  Bestimmungsorte  angelangt  bilden  die 
Fasern  ein  dichtes  Netz,  in  welches  hier  und  da  Ganglienzellen  ein- 
gelagert sind  und  in  welchem  sich  die  Primitivfasern  unter  einander 
vermischen.  Von  diesem  Netze  gehen  endlich  kleine  Nervenzweige 
auB,  welche  Primitivfibrillen  von  verschiedenen  Fasern  enthalten  und 
sich  unmittelbar  vor  ihrer  Endigung  noch  einmal  verzweigen  und 
ein  Endnetz  bilden,  dessen  Faden  den  Primitivfibrillen  entsprechen 
und  dessen  Knoten  entweder  ganz  kleine  Ganglienzellen  oder  nur 
einfache  Verdickungen,  hauptsächlich  an  Kreuzungspunkten,  sind. 
Von  dem  Endnetze  treten  die  Endfasern,  welche  immer  nur  einer 
Primitivfibrille  entsprechen,  ab  und  setzen  entweder  unmittelbar  oder 
durch  Vermittlung  von  kleinen  Anschwellungen  oder  Eudplättchen 
an  die  Zellen  an  oder  umgeben  auch  im  Epithel  die  letzeren  mit 
einem  feinen  Netze. 

»Die  länglichen  Kerne  der  Nervenfasern,  resp.  Nervenzellen, 
sind  eben  so  wie  die  Kerne  der  Muskelfasern  mit  einem  Protoplasma- 
hofe-umgeben,  der  an  den  beiden  Seiten  kaum  wahrnehmbar  ist, 
aber  an  den  beiden  Polen  sich  zu  einem  laugen  Fortsatze  auszieht.  Diese 

22« 


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334 


Anton  Dohm 


Fortsätze  enthalten  eine  oder  mehrere  Reihen  Körnehen,  welche  sich 
in  Überosmiumsäure  stark  schwärzen.  Diese  Zellen  (Nervenkern  mit 
Protoplasmahof)  verwechselt  H.  Schultze  mit  jenen  wirklich  binde- 
gewebigen Zellen,  welche  nicht  in,  sondern  zwischen  den  Nerven- 
fasern gelegen  sind  und  dorthin  mit  den  Fortsätzen  der  bindege- 
webigen Hülle  der  Faserbtlndel  gelangen.  Einigemal  fand  ich  auch 
Nervenkernc  in  Theilung  begriffen  und  erkläre  diese  eben  so  wie  die 
betreffende  Erscheinung  bei  den  Muskelfasern. 

»Die  Angaben  von  II.  Schultze,  dass  die  bindegewebige  Hülle 
der  Hauptganglienpaare  keine  Fortsätze  in  das  Innere  bineinsende, 
kann  ich  nicht  bestätigen;  ich  fand  zwischen  den  einzelnen 
Ganglienzellen  feine  Fortsätze  des  Bindegewebes,  dessen 
Zellen  bis  in  den  centralen  Fasertheil  mit  hineindrangen.  Die  Fort- 
sätze umhüllen  einzelne  Ganglienzellen  oft  in  der  Weise,  dass  sie 
nach  dem  Ausfallen  der  letzteren  als  deren  Membran  erscheinen 
können,  wie  sie  denn  auch  Schultze  für  solche  hielt.  Andererseits 
könnte  eine  solche  Membran  auch  durch  den  Umstand  vorgetäuscht 
werden,  dass  bei  der  Conservirung  der  centrale  Theil  einzelner 
Ganglienzellen  verhältnismäßig  schneller  sein  Volum  verringert,  als 
ihr  peripherischer,  concentriseli  geschichteter  Theil,  welcher  in  die 
Fasern  Ubergeht.  Die  von  Dogiel  beschriebenen  apolaren  Gan- 
glienzellen, von  denen  allein  die  Herzmuskeln  innervirt  werden 
sollen,  fand  ich  sowohl  hier  wie  anderwärts  und  halte  ihre  Wir- 
kung für  eine  Art  von  Inductionsvorgang,  doch  bemerkte 
ich  eben  so  gut  eine  große  Anzahl  mit  Fortsätzen  versehener  Gan- 
glienzellen in  der  Herzwand.  ...» 

Auf  diese  Darstellung  seiner  histologischen  Befunde  beruft  sich 
Ai'athy  in  einem  späteren  Aufsatze,  welcher  unter  dem  Titel: 
»Nach  welcher  Richtung  hin  soll  die  Nervenlehre  reformirt  werden?« 
im  Biolog.  Centralblatte  9.  Bd.  1889  erschienen  ist.  Dieser  Aufsatz 
stellt  eine  Reihe  von  Thesen  über  die  histologische  Beschaffenheit 
und  den  Zusammenhang  der  Elemente  des  Nervensystems  auf,  welche 
sich  mit  den  traditionellen  Auffassungen  nicht,  mit  den  in  dieser 
Studie  aus  der  Entwicklungsgeschichte  ermittelten  Thatsachen  aber 
sehr  gut  vereinigen  lassen.  Es  ist  ein  entschiedenes  Verdienst 
Apatuys,  die  meisten  der  jetzt  thatsächlich  an  embryologischem 
Materiale  gewonnenen  Erkenntnisse,  gestutzt  auf  frühere  an  Mollusken 
und  Anneliden  gemachte  histologische  Befunde  behauptet  resp. 
postulirt  zu  haben,  und  es  ist  nur  ein  Act  der  Gerechtigkeit,  wenn 
ich  hier  mittheile,  dass  Apàthy  einen  Theil  seiner  Auffassungen  in 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpcre.    17.  335 

mündlichen  Debatten  gegen  mich  verth eidigte ,  al8  ich  noch  an  der 
Ausläufertheorie  festhalten  zu  müssen  glaubte,  obwohl  schon  der  erste 
Schritt  zu  ihrer  Erschütterung  durch  die  in  der  14.  Studie  be- 
schriebene Einwanderung  einzelner  Medullarzellen  in  die  motorischen 
Rückenmarkswurzeln  auch  für  mich  selbst  gethan  war.  Apathy 
unterschied  schon  damals  zwischen  Ganglien-  und  Nervenzelle,  fasste 
die  ScHWANNseben  Kerne  als  Nervenkerne,  ließ  die  Nervenfaser 
durch  die  Verbindung  vieler  Nervenzellen  entstehen  und  sah,  in  der 
Weise,  wie  er  es  in  jenem  oben  citirten  Aufsatz  im  Biolog.  Centrai- 
blatt geschildert  hat,  den  Acbsency linder,  das  Myelin  und  die 
ScHWANN'sche  Scheide  durch  innere  Differenzirung  aus  dem  Plasma 
seiner  Nervenzellen  hervorgehen.  Die  Bestätigung,  welche  diese 
Studie  seinen  Auffassungen  gewährt,  ist  der  beste  Beweis,  wiè  gleich- 
mäßig die  Structur  des  Nervensystems  im  Thierreich  ist,  da,  was  von 
Mollusken  und  Anneliden  behauptet  und  abstrahirt  ward,  nun  durch 
die  Embryologie  der  Vertebraten  bewiesen  uud  erweitert  werden 
konnte. 

Der  ApÄTHY'sche  Aufsatz  befindet  sich  wohl  in  den  Händen 
der  meisten  Leser  dieser  Studie,  kann  also  leicht  nachgelesen  wer- 
den :  ihn  in  seinen  Einzelheiten  hier  genauer  zu  analysiren,  kann  ich 
des8halb  füglich  unterlassen. 


Erklärung  der  Abbildungen. 
Tafel  16. 

Fig.  1 — 9.  Horizontalschnitte  durch  den  Nervus  buccalis  eines  Mustelus- Embryos 
von  14  mm  Länge.  [2f.b\  Nervus  buccalis;  (C.infr)  Canalis  infra- 
orbitalis.  Bei  Fig.  8  u.  9  ist  der  aus  dem  Ectoderm  sich  abspaltende 
Nerv  nicht  mehr  von  seinem  Mutterboden,  dem  Epithel  des  Schleim- 
caitals,  zu  unterscheiden  ;  der  auf  Fig.  9  folgende  Schnitt  zeigt  keine 
Differenzirung  des  Schleimcanals  mehr.    Vergr.  330. 

Fig.  10 — 22.  Horizontalschnitte  durch  das  Ganglion  ophthalmici  u.  buccalis  und 
durch  den  N.  buccalis  eines  Pristiurtu- Embryos  von  10  mm  Länge. 
Vergr.  330. 

Fig.  10.  Schnitt  durch  das  Ganglion  des  Nervus  ophthalmicua  superficialis  und 
des  Nervus  buccalis.  {Sup.orb)  Epithel  des  Canalis  supraorbitalis, 
//  durch  die  Conservirung  hervorgerufener  Hohlraum  zwischen 
Ganglion  und  Mesodermgewebe;  [G.ophth)  das  Ganglion  beider 
Nerven  in  unmittelbarem  Contact  mit  der  anliegenden  Epidermis, 
aus  welcher  Nervenzellen  in  das  Ganglion  Ubertreten  ;  {N.ophth.super) 
der  Anfangstheil  des  N.  ophthalmicus  superficialis,  welcher  wie  in 


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Anton  Dohm 


einer  Rinne  des  anliegenden  Scbleiincanalepithels  verläuft;  {G.g) 
oberstes  Stück  des  G.  genicidi, 
Fig.  11.  [K.sp]  dorsale  Partie  der  Spritzlochspaltenwandung. 
Fig.  12.  [G.b)  Partie  des  G.  ophthalmicum  flir  den  N.  buccalis. 
Fig.  13— 22.    Nb   Nervus  buccalis;    (C.in/r)  Canalis  infraorbitalis.  Auf 
Fig.  22  ist  der  Nerv  nicht  mehr  vom  Epithel  des  Schteimeanals  au 
unterscheiden. 

Tafel  17. 

.  1 — 10.   Schnitte  durch  einen  Embryo  von  Centrimi  Sai  via  hü  von  32  mm  Länge. 
Fig.  1.  Querschnitt,  welcher  den  N.  ophthalmicus  superficialis  an  seiner 
gegen  die  Nase  zu  absteigenden  Partie  getroffen  hat.    Der  Nerv 
ist  eben  im  Begriff,  Bich  von  dem  Epithel  des  Schleimeanals  (C.sttpr) 
loszulösen,  bleibt  aber  mit  den  sich  aus  demselben  differeazirenden 
Papillen   Tap  in  Zusammenhang.    Vergr.  330. 
Fig.  2—5.  Papillen  des  supraorbitalen  Schleimeanals  mit  von  ihnen  abgehen- 
den Nervenästen  (iV)  des  N.  ophthalmicus  superficialis.    Vergr.  330. 
Flg.  6— S.  Horizontalschnitte  durch  die  absteigende  Partie  der  Lorenzini- 
schen  Ampullen.    Aus  dem  verdickten  Ectodermepithel  derselben 
sondern  sich  Nervenzellen  LV)  ab,  welche  zu  Asten  des  N.  ophthal- 
micus superficialis  werden.   Vergr.  330. 
Fig.  9.  Horizontalschnitt  durch  den  Kopf,  um  den  Verlauf  des  N.  ophthal- 
micus superficialis  mit  seinen  Zweigen  und  daneben  den  N.  ophthal- 
micus profundus  (ophik.prof)  oder  nasoeiiiaris  zu  zeigen,  Vergr.  90. 
Fig.  10.  Eine  Papille  des  infraorbitalen  Schleimeanals  mit  dem  von  ihr  aus- 
gehenden Zweige  des  N.  buccalis,  welcher  durch  Zerstörung  des 
Zusammenhanges  frei  zwischen  der  Papille  und  dem  Mesoderm  liegt 
und  bei  (or)  zwei  differenzino  Achsencylinder  erkennen  lässt,  deren 
ScnwANN'sche  Kerne  bei  [Sehte)  liegen.  Vergr.  330. 
.  11 — 13.  Schnitte  durch  einen  Pn*r»tiru»-Embryo  von  29  mm  Länge. 
Fig.  11.  Horizontalschnitt  durch  die  Ohrgegend.  (Mar)  Medullarrohr ;  (Ohrbi) 
Ohrblase;   Pap]  Papillen  der  Schleimcanäle ;  (AT)  davon  ausgehende 
Nervenfasern.    Vergr.  60. 
Fig.  12  u.  13.   Stücke  dieser  Nervenkettenfasern  bei  520facher  Vergröße- 
rung.    Srhw)  ScHWANN'sche  Kerne;  tax)  Achsencylinder;  (Mes) 
Mesoderm  sellgewebe. 

Tafel  18. 

Fig.  1-7.     Horizontalschnitte  durch  einen  .rWiwrwj-Embryo  von  27  mm  Länge. 

Fig.  1 — 4.  Zwei  Papillen  des  supraorbitalen  Schleimeanals  mit  ihren  Nerven. 
Vergr.  225.  [A]  die  eine  Papille,  welche  auf  Fig.  1  gerade  in  der 
Mitte  des  Ausführungsganges  (o)  getroffen  ist.  Auf  Fig.  2  geht  von 
ihrem  blinden  Ende  der  gelb  gefärbte  Nerv  ab.  Auf  Fig.  3  ist  die 
Papille  (B)  ebenfalls  durch  ihren  Ausführungsgang  [6)  geschnitten, 
ihr  Nerv  (Ari)  ist  auf 

Fig.  5    bei  52()facher  Vergrößerung  wiedergegeben. 

Fig.  6  stellt  einen  anderen  Nerven  mit  Mitosenbildung  an  seiner  peripheri- 
schen Wurzel  dar.   Vergr.  520. 


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Studien  zur  Urgeschichte  de»  Wirbelthierkürpers.   17.  337 


Fig.  7    zeigt  die  Papille  mit  ihren  nach  innen  protoplasmareichen  Cylinder- 
zellen.    Vergr.  225. 
Fig.  8—11.  Sagittalsehnitte  durch  Embryonen  von  Scyllium  catuhu. 

Fig.  8.  Drei  Nervenzweige  des  N.  ophthalmicus  superficialis,  welche  von 
den  zugehörigen  Papillen  {Pap)  zu  einem  Stamm  zusammenlaufen. 
[Ed]  Ectoderm.    Vergr.  220. 

Fig.  9—11.  Papillen,  die  eben  aus  dem  Ectoderm  sieh  nach  innen  hervor- 
heben und  ihre  Nerven  mit  breiter  Platte  beginnen,  dann  aber  zu 
Fasern  mit  je  einer  Reihe  von  Kernen  auslaufen  lassen.  Vergr.  330. 

Tafel  19. 

Fig.  1—6.  Schnitte  durch  Prittiurua-  Embryonen  von  13  mm  Länge  ;  sie  gehen 
horizontal  durch  das  Ganglion  und  den  Nervus  buccalis,  sowie  den 
zugehörigen  Infraorbltalscbleimcanal.  Vergr.  220.  (G'6)  das  Gan- 
glion, [N.b]  der  Nervus  buccalis;  [O.g]  das  Ganglion  Gasseri,  dem 
sich  das  G.  buccaÜB  angelegt  hat;  {X.inf.mox)  der  Nervus  infra- 
maxillaris;  {Seht)  der  infraorbitale  Scbleimcanal,  zwischen  welchem 
und  dem  Gauglion  resp.  Nervus  buccalis  auf  Fig.  1—3  u.  5  je  ein 
Zweig  auswächst,  während  auf  Fig.  6  auch  einige  Zweige  des 
N.  infra-maxillaris  zu  sehen  sind. 
Fig.  7 — 12.  Querschnitte  durch  einige  Papillen  und  die  von  ihnen  ausgehenden 
Nerven  eines  JVi«/t«rt«-Embryo  von  28  mm  Länge.   Verg.  520. 

Fig.  7  zeigt  die  8  Papillen  auf  dem  Querschnitte  durch  ihre  Ausflihrungs- 
gänge,  die  in  jedem  einzelnen  als  kleines  Lumen  zu  erkennen  sind. 

Fig.  8  zeigt  die  Papillen  a,  b,  e  u.  d  durch  die  eigentliche  Papille  geschnitten, 
während  vou  den  übrigen  noch  die  Ausfuhrungsgänge  getroffen  sind. 

Fig.  9.  Bei  a — e  Schnitte  durch  den  von  der  Papille  ausgehenden  Nerven- 
strang, bei  /  durch  die  Papille  dicht  hinter  dem  blinden  Ende 
des  Ansfiihrungsganges,  bei  g  durch  den  Ausfllhrungsgang,  bei  h 
durch  die  Papille  dicht  vor  dem  Ende  des  Ausfuhrungsganges. 

Fig.  10  die  Papillen  a—f  durch  den  Nervenstrang  geschnitten,  a  und  d 
sind  bereits  zu  einem  gemeinsamen  Nerven  zusammengetreten,  g  ist 
noch  durch  den  Ausftthrungsgang,  h  durch  die  Papille  vor  dem 
Ende  desselben  getroffen. 

Fig.  11  Schnitte  durch  drei  Nervenstränge,  a  und  6  zeigen  nur  eine  Zelle, 
e  mehrere  Zellen,  bei  (ax)  ist  der  im  Plasma  sich  differenzio  habende 
Anfang  des  Achsencylinders  zu  sehen. 

Fig.  12  zeigt  einen  Nervenstrang  in  schrägem  Schnitt.  Bei  [ax)  die  Achsen- 
cylinderanfänge. 

Fig.  13.  Zusammenlaufende  Zellkettenfasern  der  Papiliennerven  desselben 
Embryos,  welche  zwischen  sich  Mesodermgewebe  fassen,  aus  dem 
das  Neurilemm  hervorgeht.   Vergr.  225. 

Fig.  14 — 16.  II  orizontaJ  schnitte  durch  Embryonen  von  Scyllium  canicula  von 
22  uim  Länge. 

Fig.  14  u.  15.  Schnitte  durch  das  Ganglion  laterale.  Vergr.  220.  Die  helleren 
Zellen  sind  Ganglienzellen,  die  dunkleren  Nervenzellen.  [Peri.lat]  der 
peripherische  N.  lateralis.  [W.lat)  die  Wurzelfasern  des  Lateralis. 

Fig.  16.  Lateralisganglion  mit  beginnender  multipler  Kernbildung  bei  (x). 
Vergr.  520. 


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338 


Anton  Dohrn 


Tafel  20. 

Fig.  1 — 4.     Sagittalschnitte  durch  einen  Scyll.  canicula-Embryo  von  7  mm  Länge. 

Fig.  1.  Das  Ganglion  geniculi  iG.g)  in  seiner  Anlagerung  an  das  Kiemen- 
spaltenepitbel  des  Spritzloches  mit  dem  von  ihm  ausgehenden 
N.  hyoideus  (AT.A);  iSpr.Sp)  die  Spritzlochspalte;  {G.ophth,  das 
Ganglion  des  N.  ophthalmicu»  superficialis  und  des  N.  buccalis;  (Art) 
Spritzlocharterie.    Vergr.  90. 

Fig.  2.  Ein  Theil  desselben  Schnittes  bei  220facher  Vergrößerung.  (Nz)  die 
vom  Ectodcrm  in  das  Ganglion  einwandernden  Nervenzellen. 

Fig.  3.  Der  N.  hyoideus  \N.h)  in  seiner  Lagerung  neben  dem  aus  der 
Hyoidkopf höhle  hervorgehenden  Muskelschlauch  [M.Sehl),  (V)  hin- 
tere Ilyoidvene.    Vergr.  90. 

Fig.  4.  Ein  Theil  desselben  Schnittes  bei  520facher  Vergrößerung.  (y)  aus 
dem  N.  hyoideus  sich  ablösende  und  zwischen  die  Zellen  des  Muskel- 
schlauches  sich  begebende  Nervenzellen;  (3fe*)  Mesoderm;  (Ect)  daa 
Kiemenectoderm. 

Fig.  5— Ü.     Schnitte  durch  Embryonen  von  Scyllium  catultu  von  33  mm  Länge. 

Fig.  5.  Sagittalschnitt  durch  den  Glossopharyngeusbogen.  (Gl.ph)  N.  glosso- 
pharyngeus;  (S.g)  die  an  demselben  befindlichen  sympathischen 
Ganglien;  [Art)  Arterie;  \V)  vordere  Vene;  (Kbt)  die  Kiemenblätt- 
chen  durchschnitten;  (Kn)  die  Knorpelstrahlen.    Vergr.  38. 

Fig.  6.  Ein  Theil  desselben  Schnittes  bei  225facher  Vergrößerung. 
Fig.  7—10.  Schnitte  durch  einen  Embryo  von  Scyll.  catultu  von  26  mm  Länge. 

Fig.  7.  llorizontalschnitt  durch  die  drei  hintersten  Kiemcnbogen.  (S.g)  sym- 
pathische Ganglien;  (  At.  V.Gt  Atrio- Ventricular-Ganglion  ;  {Art)  Kie- 
menarterien; (  V.  V)  vordere  Venen;  h.V)  hintere  Venen;  (b.  V)  äußerer 
Kiemenfaden;  (Sp.X)  Spinalnerven  zum  Plexus  brachialis;  (L) 
Leber;  {D.C)  Ductus  Cuvieri.    Vergr.  SO. 

Fig.  8.  Eines  der  sympathischen  Ganglien  des  Glossopharyngeus  auf  dem 
Horizontalschnitt.  (SG)  das  Ganglion;  [N]  davon  ausgehende 
Nervenfaser  mit  deutlich  differcnzirtein  Achsencylinder  bei  [Ax). 
Vergr.  520. 

Fig.  9.  Horizontalschnitt  durch  die  Herzgegend.  (F)  Herzkammer;  (Air) 
daa  Atrium;  (L.A)  Leborarterie ;  (At.V.G)  Atrioventricularganglion 
im  Anfangstheil  der  Klappen;  (Sp.X)  Spinalnerven.  Vergr.  80. 
Fig.  10.  Horizontalschnitt  durch  die  Vagu.«ganglien ,  von  denen  die  Herz- 
nerven (H.K)  ausgehen.  (X.int)  Kamus  instestinalis  vagi ;  (S.G)  sym- 
pathische Ganglien  der  zum  Plexus  brachialis  ziehenden  vordersten 
Spinalnerven.   Vergr.  30. 

Fig.  1 1 .  Sagittalschnitt  durch  die  Herzgegend  eines  Scyllcatulus-Embryo*  von 
33  mm  Länge.  D.  Darmlumen;  (  D.  C)  Ductus  Cuvieri  ;  (At.V.G)  Atrio- 
ventricularganglien  ;  (H.M)  Herzmuskulatur  ;  iL]  Leber.  Vergr.  80. 

Fig.  12.  Aus  demselben  Schnitt.  Der  Ductus  Cuvieri  mit  den  Atrioventri- 
cularganglien  (At.V.G)  bei  220facher  Vergrößerung. 

Tafel  21. 

Fig.  1.        Horizontalschnitt  durch  das  Ganglion  laterale  eines  Jfa/a-Embryos 

von  ca.  42  mm  Lauge.   (Ä)  Ganglienzelle  ;  (B)  ihr  Kern  ;  (X)  Nerven- 


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Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.  17.  339 


kerne,  welche  die  Ganglienzellkapsel  bilden,  (Nt)  ScnwANN'scher 
Kern  der  peripherischen  Faser,  (Af)  ScHWAJJN'scher  Kern  der  cen- 
tralen Faser.   Vergr.  520. 

Fig.  2.         Dasselbe  bei  einem  etwas  jüngeren  Ao/o-Embryo.    Vergr.  520. 

Fig.  3.  Dasselbe  bei  einem  Acanthias-Embryo  von  80  mm  Länge  ir)  die 
aufgelagerte  Rindensubstanz.   Vergr.  520. 

Fig.  4.  Dasselbe  bei  einem  Prùtiuriu-Ewbryo  von  27  mm  Länge,  in  noch 
jlingerem  Stadium  als  Fig.  2.    Vergr.  520. 

Fig.  5.  Schnitt  durch  das  Spinalganglion  eines  PmliurtM-Embryos  von  28  mm 
Länge.  Die  Nervenzeilen  (x)  beginnen  eben  sich  zur  Biluung  der 
Ganglienzellkapscln  um  die  einzelnen  Ganglienzellen  y  herum  zu 
gruppiren.    Vergr.  520. 

Fig.  6.  Sagittalschnitt  durch  die  Vagus-Lateralis-Wurzel  und  Ganglien  einen 
Scyllium  cafM/««-Embryos  von  24  mm  Länge.  Zur  topographischen 
Darstellung  der  hauptsächlich  bei  (xj  Platz  greifenden  enormen  Zell- 
vermehrung. Die  kleinen  schwarzen  Punkte  deuten  die  multiple 
Kernvermehrung  an,  welche  auf  der  folgenden  Figur  näher  dar- 
gestellt ist.   Vergr.  90. 

Fig.  7.  a—to  Mitosenbildung  und  multiple  Kernvermehrung  des  Latemli»- 
gauglion  der  Fig.  6  bei  i>20facher  Vergrößerung. 

Fig  8.  Sagittalschnitt  durch  einen  Embryo  von  Scyllium  catulu*  von  9  mm 
Länge.  Ein  eben  angelegtes  Spinal  gangli  on.  Bei  (Gl)  die  noch 
sehr  starke  Ganglienleiste:  (ifcrj  die  Nerven- oder  Rindenzellen  des 
Ganglions;  (Gz)  die  eben  in  Differenzirung  begriffenen  centralen 
Ganglienzellen.    Vergr.  320. 

Fig.  9—11.  Sagittalschnitte  durch  ein  Spinalganglion  eines  Scyllium  canicula- 
Embryos  von  12  mm  Länge  aus  etwas  älterem  Stadium  als  das  auf 
Fig.  8  dargestellte.  Die  Differenzirung  der  centralen  Ganglien- 
zellen (Gz,  ist  sehr  viel  deutlicher  geworden,  die  Ganglienleistc 
(Gl)  ist  verschmälert,  die  Rinden-  oder  Nervenzellen  (Rz)  haben 
beträchtlich  zugenommen,  bei  [F]  sieht  man  die  von  ihnen  aus- 
gehenden Achsencylinderfasern ,  welche  um  die  Ganglienzellen 
herumliegen,  ohne  mit  ihnen  zusammenzuhängen.    Vergr.  520. 

Fig.  12.  Sagittalschnitt  durch  ein  Spinalganglion  von  Scyllium  catulu*  von 
24  mm  Länge .  um  die  allmähliche  Durchdringung  des  Ganglions 
und  der  centralen  Ganglienzellen  {Gz}  mit  Rinden-  oder  Nerven- 
zellen (A2)  zu  zeigen.    Verg.  320. 

Fig.  13.  Dasselbe  von  einem  Embryo  von  Scyll.  canicula  in  beträchtlich  äl- 
terem Stadium,  bei  (x)  Beginn  der  multiplen  Kernvermehrung. 


Tafel  22. 

Fig.  1 — 9.  Horizontalschnitte  eines  Pristiurus -Embryo  von  13  mm  Länge,  die 
Bildung  der  ersten  Faserbahnen  eines  sensiblen  Spinalganglions  dar- 
stellend. Vergr.  520.  Die  Schnitte  beginnen  am  Rücken  und 
gehen  ventralwärts.  (Sp.G)  Spinalganglion;  (Med,  Medulla;  (Met 
Mesodermzellen  ;  (a)  Achsencylinder ,  theils  im  Längsverlaufe 
wie  bei  Fig.  1  u.  2,  theils  auf  Querschnitten  wie  bei  Fig.  3 — 5; 
(b)  Faserbildung  von  Wurzel  fasern,  bei  der  die  Bildung  des  Achsen- 
cylinders  durch  die  Conservirung  undeutlich  geworden,  das  Plasma 


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340  Anton  Dohm 

der  betreffenden  Zellen  aus  einander  gewichen  ist,  (b'j  dessgleichen 
von  peripherischen  Fasern;  [IT.fi]  weiße  Substanz  in  ähnlichem 
durch  die  Conservirung  bewirktem  Zustande;  [O.Z)  central  ge- 
legene, in  Differenzirung  begriffene  Ganglienzellen;  [M.N)  Durch- 
schnitt des  aus  wenigen  Zellen  und  Fasern  bestehenden  motorischen 
Nerven;  [CK]  Chorda;  [S.X]  Durchschnitt  des  aus  wenigen  Zellen 
und  Fasern  bestehenden  sensiblen  Nerven. 

Fig.  1.  Durchschnitt  der  höchsten  Kuppe  des  Spinalganglions,  wo  es  durch 
die  Ganglienleiste  noch  mit  den  benachbarten  Ganglien  gleichmäßig 
verbunden  ist.  Bei  («)  der  mit  Achsencylinder  versehene  Aus- 
läufer einer  Nervenzelle,  welche  eine  in  das  Medullarrohr  ein- 
dringende Wurzelfaser  entsendet. 

Fig.  2.  Nächst  gelegener  Schnitt,  von  dem  bei  <a\  gleichfalls  ein  Achsen- 
cylinder in  das  Medullarrohr  eindringt. 

Fig.  3.  Etwas  tiefer  gelegener  Schnitt,  welcher  bei  (6;  eine  doppelte  Faser- 
bildung  getroffen  bat,  die  aber  durch  die  Conservirung  undeutlich 
geworden  ist.  Bei  {a)  deutlich  durchschnittene  Achsencylinder 
zweier  Nervenzellen. 

Fig.  4.  Das  Ganglion  rückt  weiter  ab  vom  Medullarrohr,  Mesoderm  schiebt 
sich  zwischen  beide.  (JF.Sl  Durchschnitte,  aber  nicht  gut  con- 
servirte  Fasern  dor  weißen  Substanz. 

Fig.  5.  Schnitt  durch  das  Ganglion  noch  Uber  dem  mittleren  Abschnitt,  in 
welchem  die  Differenzirung  der  central  gelegenen  Zellen  zu  Gan- 
glienzellen beginnt. 

Fig.  6.  Schnitt  durch  die  dorsaler  gelegenen,  bereits  in  Differenzirung  zu 
Ganglienzellen  [O.Z]  begriffenen  centralen  Zellen.  Bei  [b)  die  um 
die  Ganglienzellen  gelegenen,  in  Faserbildung  begriffenen  Nerven- 
zellen, welche  sich  zunächst  noch  an  die  Wurzelfasern  anschließen. 

Fig.  7.  Schnitt  durch  die  Mitte  des  Ganglions.  Fast  lauter  in  Differenzirung 
begriffene  Ganglienzellen  sind  getroffen.  Keine  Faaerbildung  ist 
zu  sehen,  wenige  Nervenzellen  bilden  die  Rinde  des  Ganglions.  Der 
Schnitt  hat  die  Chorda  (CA)  getroffen,  eben  so  auch  den  aus  weni- 
gen Zellen  und  deren  Fasern  bestehenden  motorischen  Nerven  [M-N]. 

Fig.  8.  Schnitt  durch  das  ventrale  Ende  des  Ganglions,  in  dem  keine  Gan- 
glienzellen, sondern  nur  noch  Nervenzellen  sich  finden,  mit  Faser  - 
bildnng  (b)  an  der  äußeren  Seite  des  Ganglions. 

Fig.  9.  Schnitt  durch  den  sensiblen  Nerven,  der  vom  Ganglion  abwärts  wächst. 
Fig.  lü.       Derselbe  Embryo.    Horizuntalschnitt  durch  drei  Metameren ,  auf 
der  Höhe  der  Chorda.     Vergr.  220.    {Ed)  Ectoderm;  [Met]  Meso- 
dermzellen;  \Myo  1,  2,  31  drei  Myotome;   (JfJV  1,  2,  3)  drei  mo- 
torische Nerven ,  von  denen  bei  [a  u.  a')  je  eine  Nervenzelle  sich 
ablöst,  sich  spindelförmig  ausdehnt,  im  Plasma  einen  Achsencylinder 
ausscheidet  und  an  den  Grenzen  der  Myotome  1  u.  3  sich  zwischen 
die  Muskelfasern  begiebt:  [VI,  2,  3)  durchschnittene  Vertebral- 
venen;  [8.N  1,  2,3)  die  zugehörigen  drei  sensiblen  Nervenstämme. 
Fig.  11.       Derselbe  Schnitt  durch  ein  Metamer  bei  520facher  Vergrößerung, 
um  bei  (o:  die  Bildung  des  Achsencylinders  in  der  sich  vom  mo- 
torischen Nerven  ablösenden  Nervenzelle  deutlicher  zu  zeigen. 
Fig.  12.        itfM«/Wi«-Embryo.    Querschnitt  durch  ein  Spinalganglion,  dessen 
Wurzel  und  das  Medullarrohr,  um  die  Geringfügigkeit  der  Zahl  der 


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Stadien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkürpers.  17.  341 

Wurzelfasern  [W.Fi  an  der  Durchtrittsstelle  durch  die  Dura  Mater  im 
Vergleich  zu  der  viel  stärkeren  Zahl  der  im  Ganglion  befindlichen  und 
durch  den  Ramus  dorsalis  und  ventralis  [B.d  u.  B.v)  austretenden 
peripherischen  Fasern  zu  zeigen.  [Schio. K)  ScHWANü'sche  Kerne, 
welche  mit  den  Wurzclfasern  in  das  Medullär!  ihr  eingetreteu  sind 
und  sich  durch  ihre  längliche  Gestalt  deutlich  von  den  Kernen  der 
Nerven-  und  Ganglienzellen  des  Medullarrohres  [M.K)  unterscheiden 
lassen. 

Fig.  13—24  bringen  Abbildungen,  welche  erst  in  der  nächsten  Studie  näher  er- 
läutert werden  Bollen.   Eben  so  ist  die 

Tafel  28 

bis  zur  Publikation  der  nächsten  Studie  zurückgestellt  worden. 


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Zur  Kenntnis  des  Stoffwechsels  der  Fische, 
speciell  der  Selachier. 

Von 

Erwin  Herter. 

Während  Uber  die  gasförmigen  Ausscheidungen  der  Fische 
seit  Spallanzani  (1)  verschiedene ,  zum  Theil  ausgedehnte  Unter- 
suchungen ausgeführt  sind,  ist  Uber  die  flüssigen  Excrete  der- 
selben noch  nichts  bekannt.  Dem  Studium  der  letzteren  stehen  be- 
sondere Hindernisse  entgegen;  einerseits  bedarf  es  gewisser  Kunst- 
griffe, um  die  Excrete  in  reinem  Zustand  zu  sammeln,  andererseits 
lassen  sich  nur  verhältnismäßig  kleine  Thiere  in  der  Gefangenschaft 
halten,  und  diese  liefern  nur  geringe  Mengen  von  Producten,  so  dass 
die  Analyse  der  Bestandteile  erhebliche  Schwierigkeiten  bietet.  Die 
folgenden  ersten  Notizen  beziehen  sich  ausschließlich  auf  Selachier, 
welche  wegen  des  auffallend  reichen  Gehaltes  an  Harnstoff  in  den 
Geweben  (2)  ein  speoielles  physiologisches  Interesse  haben.  Auch 
in  technischer  Hinsicht  empfehlen  sich  die  Selachier  zu  physiologi- 
schen Versuchen;  wegen  ihres  ruhigen  Naturells  und  ihrer  geringen 
Sensibilität  lässt  sich  bequem  außerhalb  des  Wassers  an  ihnen 
operiren,  wenn  zur  Unterhaltung  der  Respiration  ein  Strom  von  Meer- 
wasser vermittels  eines  Kautschukschlauches  durch  die  Mundhöhle  ge- 
leitet wird'.  Die  Thiere,  welche  auf  einen  rings  von  einem  niedrigen 
Rand  umgebenen  und  mit  einem  Wasserablauf  versehenen  schrägen 
Operationstisch  gelegt  werden,  athmen  unter  diesen  Verhältnissen  in 
regelmäßiger  Weise;  sie  fassen  sich  so  stundenlang  außerhalb  des 
Wassers  halten,  wenn  die  Temperatur  der  Luft  nicht  allzu  hoch  ist. 
Ein  Narkotisiren  derselben,  wie  es  durch  Eintröpfeln  von  wenig 

i  W.  v.  Schröder,  Zeit.  Phys.  Chem.  14.  Bd.  pag.  581.  1890.  Dieses  eben 
so  zweckmäßige  wie  einfache  Verfahren  für  die  künstlicho  Respiration 
der  Fische  ist,  mündlicher  Mittheilung  zutolge,  bereits  früher  von  W.Kühne 
geübt  worden. 


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Zur  Kenntnis  des  Stoffwechsels  der  Fische,  speciell  der  Selachier.  343 

Chloroform  in  das  Wasser  des  Bassins  leicht  zu  erreichen  ist,  erweist 
sich  fast  immer  als  Uberflüssig,  auch  bei  feineren  und  länger  dauern- 
den Operationen. 

Zur  Beurtheilung  des  Stoffwechsels  bietet  der  Urin  die  wichtig- 
sten Anhaltspunkte,  desshalb  wurde  auf  die  Reingewinnung  desselben 
besondere  Sorgfalt  verwendet.  Das  Excret  wurde  in  einem  kleinen 
Apparat  gesammelt,  welcher  liegen  blieb,  während  die  Thiere  frei 
im  Wasser  sich  bewegten.  Derselbe  besteht  aus  einer  passend  ge- 
formten gläsernen  Cantile,  welche  durch  einen  Kautsch ukschlauch 
mit  einem  gläsernen  Recipient  verbunden  ist;  ein  an  letzterem  an- 
gebrachtes Ventil  lässt  die  durch  den  Urin  verdrängte  Luft  entweichen, 
verhindert  aber  den  Eintritt  von  Wasser.  Bei  größeren  Thieren, 
z.  B.  bei  erwachsenen  Exemplaren  von  Scyllium  catulus,  ist  die  Be- 
festigung dieses  Apparates  in  den  Harnwegeu  nicht  schwierig,  be- 
sonders bei  Männchen  kann  man  bequem  die  Cantile  in  dem  Sinus 
urogenitalis  anbringen.  Bei  kleineren  Thieren  gelingt  es  nicht, 
auf  diese  Art  reinen  Urin  zu  sammeln.  Bei  Torpedo  »  wurde  dess- 
halb statt  des  Urins  die  Flüssigkeit  untersucht,  welche  meist  in 
nicht  unerheblicher  Menge  in  der  geräumigen  Kloake  sich  vorfindet: 
diese  Flüssigkeit,  welche  gelegentlich  von  den  Thieren  selbst  in 
kräftigem  Strahl  ausgespritzt  wird,  wurde  in  der  Regel  durch  ge- 
linden Druck  auf  das  vorher  gewaschene  und  getrocknete  Abdomen 
direct  oder  vermittels  einer  Cantile  in  ein  Reagensglas  entleert.  In 
die  Kloake  können  außer  dem  Urin  noch  Contenta  des  Darmcanals, 
Producte  der  Sexualorgane  und  vielleicht  eine  Absonderung  der  Super- 
analdrüse  gelangen.  Es  wurden  nur  solche  Portionen  der  Kloaken- 
rlüssigkeit  zur  Untersuchung  genommen,  welche  frei  von  ungelösten 
Nahrungsresten  und  von  Gallenfarbstoff  waren,  keine  Beimengung  von 
sexuellen  Producten  erkennen  ließen  und  nicht  alkalisch  reagirteli. 

Der  Urin  der  Selachier  stellt  eine  klare,  leicht  tropfbare, 
nicht  fadenziehende  Flüssigkeit  dar;  er  ist  sehr  schwach  gelblich 
gefärbt.  Unter  normalen  Verhältnissen  besitzt  derselbe  deutlich  sauere 
Reaction.  Er  zeigt  keine  starke  Tendenz  zur  Zersetzung;  nach  In- 
fection  durch  die  in  der  Luft  enthaltenen  Keime  geht  der  reichlich 
vorhandene  Harnstoff  in  ammoniakalische  Gährung  Uber,  und  es 
scheiden  sich  große  Krystalle  von  Ammoniummagnesiumphosphat  ab, 
meist  schon  ehe  die  Reaction  alkalisch  geworden  ist.    Die  unter 


1  Die  Fixirung  geschah  mittels  einer  dlinnen  Kautschukplatte  zum  Schutz 
gegen  die  elektrischen  Schläge. 


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344 


Erwin  Herter 


obigen  Cautelen  gesammelte  Flüssigkeit  aus  der  Kloake  von  Tor- 
pedo [mormorata  und  ocellata)  war  fast  farblos  und  völlig  klar.  Sie 
reagirte  meist  entschieden  sauer.  Sie  tropfte  gewöhnlich  leicht; 
nur  gelegentlich  zeigte  ein  schwaches  Fadenziehen  einen  geringen 
Gehalt  an  Albuminstoff.  Beim  Stehen  nahm  dieselbe  alkalische 
Reaction  an  und  setzte  ebenfalls  Ki  y  stalle  von  Tripelphosphat  ab. 
Das  specifische  Gewicht  des  Urins  von  Scyllium  catultu  und 
der  Kloaken flüssigkeit  von  Torpedo  mormorata  wurde  wiederholt 
mittels  Pyknometer  bestimmt.  Die  folgende  Tabelle  giebt,  bezogen 
auf  Wasser  von  4°,  die  für  die  angegebenen  Temperaturen  erhal- 
tenen Werthe  neben  den  behufs  leichterer  Vergleichung  für  die  Nor- 
maltemperatur von  17,5°  berechneten.  Die  letzteren  Werthe 
sind  im  Folgenden  stets  gemeint,  wenn  keine  nähere  Be- 
zeichnung gegeben  ist. 


Tabelle  I. 


Nr. 

Verauchathler 

Datum 

Temperatur 

T° 

Specinaches  Gewicht 

«J>0 

1° 

17,5° 
4° 

10 
11 
12 
13 
14 
15 
16 
17 

Scyllium  A 
A 
A 
A 
B 
B 
D 
E 

ürin  von 

29.  VI 

30.  VI 

1.  VII 

2.  VII 
4.  VII 

4.  VII 

8.  vn 

5.  VII 

Scyllium  co 

27,3° 
27.8° 
28,3° 
28,7° 
28,8° 
28.9° 
26.1° 
26,7° 

1,0250 
1,0271 
1,0297 
1,0294 
1,0307 
1,0327 
1,0323 
1,0312 

1,0273 
1,0295 
1,0323 
1,0321 
1,0335 
1 ,0355 
1,0343 
1,0334 

1 

2 
3 
4 
5 
6 
7 
8 
9 

Mittel 
Kloake 

Torpedo  B 
C 
D 
D 
D 
D 
E 

»  E 
Verschiedene 

nflüssigkei 

26.  VII 
4.  VIII 
21.  Vili 
20.  Vili 
18.  Vili 
23.  Vili 
24  Vili 
25.  Vili 
Vili 

27,8° 

t  von  Torp 

26,7° 
27,3° 
25,3° 
26,5° 
26,7° 
26,7° 
25.3° 
25,5° 
25,9° 

1,0298 

edo  mormorai 

1,0250 
1,0238 
1,0234 
1,0234 
1,0223 
1,0232 
1 ,0242 
1,0212 
1,0248 

1,0322 

a. 

1,0272 
1,0261 
1,0252 
1,0255 
1,0244 
1,0253 
1,0260 
1,0200 
1,0267 

Mittel 


Zur  Kenntnis  des  Stoffwechsels  der  Fische,  speeiell  der  Selachier.  345 


Demnach  zeigt  der  Urin  von  Scyllnwt  ein  verhältnismäßig  hohes 
speci  fi  sches  Gewicht1,  welches  nur  innerhalb  ziemlich  enger 
Grenzen  schwankt.  Das  Gewicht  der  Kloakenflüssigkeit  von 
Torpedo  stellte  sich  dnrchweg  etwas  niedriger  als  das  des  Scyllium- 
Urins:  auffallenderweise  waren  die  für  dieselbe  gefundenen  Werthe 
noch  con  st  unter  als  die  für  den  Urin  bestimmten.  Das  Meerwasser, 
in  welchem  die  Thiere  gehalten  wurden,  hatte  am  6.  VIII.  das 
specifische  Gewicht  1,0282. 

Die  Summe  der  festen  Bestandtheile  ist  bekanntlich  im 
Urin  schwierig  zu  bestimmen,  da  der  Harnstoff  in  Gegenwart  von 
Wasser  sich  schon  unter  100°  zu  Ammoniumcarbonat  zersetzt,  welches 
sich  verflüchtigt.  Diese  Zersetzung  zu  vermeiden,  wurde  das  Ein- 
dampfen bei  75°  vorgenommen;  im  luftverdünnten  Raum,  bei 
Durchsaugung  eines  trockenen  Luftstroms,  wurde  ziemlich  schnell  con- 
stanteB  Gewicht  erreicht.  So  wurde  für  Urin  von  Scyllium  (Nr.  17)  mit 
dem  specifischen  Gewicht  1,0334  der  feste  Rückstand  in  1000  Ge- 
wichtstheilen  zu  62,5922  bestimmt;  um  den  festen  Rückstand  aus 
dem  specifischen  Gewicht  zu  berechnen,  muBS  man  hier  also 
den  Werth:  Sp.G.— 1  mit  187,4  multipliciren.  Für  den  menschlichen 
Urin  ist  dieser  Coefficient  bekanntlich  größer;  eine  Probe  desselben 
(Nr.  19)  mit  Sp.G.  1,0294  hinterließ  einen  Rückstand  von  65,802»/oo, 
welcher  dem  Coefficient  223,8  entspricht.  Der  Coefficient  des 
ScyUium-XJnns  187,4,  welchen  man  vielleicht  für  Meerfische  als 
typisch  ansehen  kann,  nähert  sich  dem  des  Meerwassers3,  dessen 
Bestandtheile  in  dem  Urin  der  Meeresbewohner  einen  bedeutenden 
Procentsatz  ausmachen  und  das  relativ  hohe  specifische  Gewicht  des- 
selben bedingen.  Die  anorganischen  Bestandtheile  betragen  für 
den  menschlichen  Urin  im  Mittel  nach  den  Bestimmungen  ver- 
schiedener Autoren  12,85  %0>  entsprechend  24,8%  des  mittleren 
festen  Rückstandes  51,85°  00  (&);  für  den  Hund  bei  reiner  Fleisch- 


1  Von  Musteltu  laevU  wurde  einmal  etwas  Urin  erhalten  und  das  specifische 
Gewicht  zu  1,0240  bestimmt.  Ob  dieser  Werth  ein  normaler  ist,  erscheint  frag- 
lich, da  der  Urin  (Nr.  18)  einem  kranken  Thier  kurz  vor  dem  Tode  entnommen  war. 

2  Eine  andere  Portion  von  Scyllium-U r\n  (Nr.  20,  vom  6.  XII.)  lieferte 
61,038°,  «)  festen  Rückstand. 

>  Nach  Ei: van  (8)  enthält  1  Theil  Meerwasser  0,036019  +  1,29367  x 

(Sp.G.  J~ò  —  1 ,0275|  Theile  Salz;  nach  Hercules  Tornoe  (4)  erhält  man 
den  Salzgehalt  des  Meerwassers,  wenn  man  das  specifische  Gewicht  des- 


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346 


Erwin  Herter 


kost  fanden  Bischoffund  Voit  (6)  durchschnittlich  13,6%o  Asche, 
entsprechend  nicht  mehr  als  12,2%  des  festen  Rückstandes  111,9°  00  l. 
Dagegen  ergab  eine  an  Scyllium-Urin  Nr.  17  vorgenommene  Verbren- 
nung 3G,043°/o0  feuerbeständiger  Salze  :  dieselben  machten  also  hier 
57,6%  des  Rückstandes  aus.  Gegenuber  den  Landbewohnern  hat 
demnach  Scyllium  als  Repräsentant  der  Meerthiere  im  Verhältnis 
zur  Gesammtmenge  der  festen  Bestandtheile  viel  anorgani- 
sche Salze  im  Urin.  In  der  KloakenflUssigkeit  von  Torpedo 
marmorata  bilden  die  Aschenbestandtheile  einen  noch  höheren 
Bruchtheil  des  festen  Rückstandes.  In  Flüssigkeit  Nr.  8  vom 
Sp.G.  1,0260  fanden  sich  34,542%0  Salze,  und  36,1 30 %0  in  der 
Flüssigkeit  Nr.  9  vom  Sp.G.  1,0267.  FUr  Nr.  8  wurde  der  feste 
Rückstand  zu  45,41 5 %0  bestimmt:  die  Aschenbestandtheile  betragen 
hier  demnach  76,0%  des  Rückstandes.  Der  Scyllium-Mnn  enthält 
mehr  unlösliche  Salze  als  die  KloakenflUssigkeit,  letztere  dagegen 
mehr  lösliche  Salze  als  ersterer. 

Die  folgende  Tabelle  II  enthält  Bestimmungen  einiger  der  wich- 
tigsten anorganischen  Substanzen  des  Urins  von  Scyllium  catulus 
und  der  KloakenflUssigkeit  von  Torpedo  marmorata  (Nr.  22  resp. 
Nr.  9,  beides  Gemische  verschiedener  Portionen)  ;  zum  Vergleich  sind 
ferner  entsprechende  Zahlen  für  menschlichen  Urin  und  für  Meer- 
wasser aufgenommen.  Die  Zahlen  für  die  menschliche  Ausscheidung 
sind  nach  G.  Bunge  (7)  berechnet:  sie  betreffen  einen  jungen  Mann, 


Tabelle  II. 


Bestandtheile 

Urin  vom 
M  e  li  s  r  h  e  n 

Urin  Ton 
Scyllium 

Kloaken- 
flUssigkeit 
von  Torpedo 

Meerwasser 

pro  Liter 
K 

pro  Kilogramm 
È 

0,140 

0,415 

0.120 

0,464 

Magnesium  

0,106 

1,416 

0,478 

1,421 

Schwefelsäure  (SO4I .  .  . 

3,354 

5,276 

1,160 

3,014 

Phosphorsäure  (PO<)  .  . 

2,750 

4,834 

0,459 

0,010 

2.283 

13,543 

20,239  « 

21,142 

1  Der  Urin  wurde  bei  100°  getrocknet;  nach  den  Verfassern  (1.  c.)  fällt 
eine  solche  Bestimmung  immer  zu  hoch  aus,  »da  der  Harn  bei  100°  nie  ganz 
trocken  zu  bekommen  ist«. 

■  Nicht  direct  bestimmt,  sondern  aus  der  Differenz  berechnet;  weitere 
Chlor bestimmungen  siehe  unten. 


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Zur  Kenntnis  des  Stoffwechsels  der  Fische,  specicll  der  Selachier.      3  17 

der  während  der  zweitägigen  Versuchszeit  nur  Kindfleisch,  ge- 
braten mit  etwas  Kochsalz,  und  Brunnenwasser  zu  sich  nahm,  geben 
also  gute  Verglcichsobjecte  für  die  entsprechenden  Werthe  der  car- 
ni voren  Selachier.  Die  Zahlen  fllr  das  Meerwasser  beziehen  sich 
auf  Grundwasser,  in  40  m  Tiefe  zwischen  Neapel  und  Capri  ge- 
sammelt, und  stammen  von  Walther  und  Schirlitz  (8);  die  Phosphor- 
säure, welche  diese  Autoren  nicht  bestimmten,  wurde  nach  zwei 
Analysen  berechnet,  welche  C.  Scümidt  und  von  Bibra  (9)  an  Wasser 
aus  dem  Atlantischen  Meer  ausführten. 

Bei  der  Analyse  einer  anderen  Portion  von  Scyl/ium-U rin  (Nr.  1 7) 
wurden  ähnliche  Werthe  erhalten;  die  Zahlen  für  Calcium  und 
Magnesium  stimmten  nahe  mit  denen  der  Tabelle  Uberein  :  die  Menge 
der  Schwefelsäure  war  kleiner,  die  der  Phosphorsäure  größer  als  die 
oben  aufgeführten  Werthe.  Im  Vergleich  mit  dem  menschlichen  Urin 
zeigt  das  Excret  von  Scylliwn  einen  reichlichen  Gehalt  an  diesen 
beiden  Säuren.  An  Phosphorsäure  enthält  das  Meerwasser  nur 
eine  verschwindende  Quantität;  die  ausgeschiedene  Phosphorsäure  ist 
demnach  zum  größten  Theil  durch  den  Zerfall  organischer  Sub- 
stanz entstanden,  ein  kleiner  Theil  derselben  mag  gelegentlich  aus 
der  Nahrung,  besonders  aus  den  Knochen  der  verzehrten  Thiere 
stammen,  die  Versuchsthiere  nahmen  indessen  im  Aquarium  keine 
Nahrung  zu  sich.  Die  KloakenflUssigkeit  enthält  viel  weniger 
Phosphorsäure  als  der  Urin,  aber  doch  immer  noch  weit  mehr  als 
das  Seewasser. 

Die  Schwefelsäure  des  Urins,  welche  hauptsächlich  aus  den 
Albuminstoffen  der  Nahrung  gebildet  wird,  bietet  im  Allgemeinen 
ein  gutes  Maß  der  Eiweißzersetzung  im  Körper;  bei  Meerthieren  ist 
jedoch  anzunehmen,  dass  ein  Theil  derselben  aus  dem  umgebenden 
Medium  stammt.  Es  war  angezeigt,  die  Ausscheidung  der  Schwefel- 
säure und  der  übrigen  Schwefelverbindungen  etwas  eingehender  zu 
verfolgen.  In  mehreren  Portionen  von  Urin  und  von  KloakenflUssig- 
keit wurde  nicht  nur  die  Schwefelsäure  der  Sulfate  (A),  sondern 
auch  die  mit  organischen  Kadicalen  gepaarte  Athcrschwefelsäure  (B) 
bestimmt  (10  ,  ferner  der  nach  Ausfüllung  der  gesammteu  Schwefel- 
säure enthaltend  Schwefel  I)  in  Lösung  zurückbleibende  Rest  des 
Schwefels  II).  Die  erhaltenen  Resultate  sind,  wie  auch  sonst 
immer,  in  Gramm  pro  Kilogramm  der  Flüssigkeiten  ausgedrückt. 


MittketlunKeu  a.  d.  Zgulog.  Statini  m  Neapel.    Bd.  10. 


23 


348 


Erwin  Herter 


Tabelle  III. 


Specili- 
(iewicht 

Schwefelsäure  (SOi) 

Schwefel 

Nr. 

A 

B 

Summa 

in 

Schwefel«  äure 
I 

in  anderen 
Verbindungen 
11 

Summa 

,« 

1 ,034:» 

l,4:u; 

I  rin  von  Styllium  catulus. 
0,038    |    4,174    |  1,494 

0.756  2,250 

K  loaken 

flilssigkeit  von  Torpedo  marmorata. 

1 

7 
1 

1,0255 
1,0260 
1,0207 
1,0272 

0,06!» 
1,228 

2,138 

0,325 
0,313 

0,292 

0,394 
1,541 
1,160 

2,4:i0 

0,131 
0,514 
0,387 
O.Ml 

Spur 
0,150 

0,353 
0,168 

0, 1 32 
0,004 
0.740 

0,079 

Aus  dieser  Tabelle  ergiebt  sieh  zunäehst,  dass  die  Selaehier 
Athcrschwefelsäurcn  bilden:  in  der  untersuchten  Portion  von  Scyl- 
/iwwi-Urin  waren  dieselben  nur  in  sehr  geringer  Quantität  zugegen, 
so  dass  das  Verhältnis  A:  B  1 16,7  :  1  betrug,  dagegen  waren  die- 
selben in  der  Kloakenflüssigkeit  von  Torpedo  in  reichlicher 
und  recht  constanter  Menge  0.202  bis  0,325  %0]  vertreten,  während 
die  Schwefelsäure  der  Sulfate  größere  Schwankungen  zeigte:  das 
Verhältnis  A  :  B  betrug  hier  7.3  bis  0.2  :  1.  Für  den  Hund  bei 
reiner  Fleischkost  [11]  schwankt  dieses  Verhältnis  von  37,1  bis 
6,5  :  1.)  Ferner  wird  ein  beträchtlicher  Theil  des  Schwefels  in  nicht 
oder  nicht  vollständig  oxydirtem  Zustand  ausgeschieden  (als 
Schwefel  II):  in  obiger  Urinportion  betrug  dieser  Theil  33,6%  des 
Gesammtschwefels,  in  den  Flüssigkeiten  aus  der  Kloake  17,2  bis 
47,7%,  wenn  man  von  Flüssigkeit  Nr.  1  absieht,  welche  nur  eine 
Spur  von  Schwefel  II  enthielt.  Die  Zahlen  der  Tabelle  zeigen,  dass 
die  Ausscheidung  des  Schwefels  ziemlich  großen  Schwankungen  unter- 
liegt: diese  Schwankungen  betreffen  sowohl  die  Gesaumitrnenge  des 
Schwefels  als  auch  die  Vertheilung  desselben  auf  die  verschiedenen 
Formen  der  Bindung. 

Die  Zahlen  für  Calcium  und  Magnesium  (siehe  Tabelle  II) 
sind  im  tSri/liium-Vr'm  viel  höher  als  im  menschlichen:  sie  stehen 
denen  des  Meerwassers  nahe:  die  Salze  der  alkalischen  Erden  sind 
demnach  zu  den  Stoffen  zu  rechnen,  welche  eben  so  wie  die  Sulfate 
und  wohl  auch  die  Chloride  der  Alkalien  aus  dem  umgebenden 
Medium  durch  Diffusion  in  reichlicherer  Menge  aufgenommen  werden, 
als  das  Bedürfnis  der  Thiere  erfordert,  und  zum  großen  Theil  scheinbar 


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Zur  Konntnis  des  Stoffwechsels  der  Fische,  speciell  der  Selachier.  349 


ohne  Nutzen  den  Organismus  durchlaufen:  dies  gilt  besonders  für 
die  Salse  des  Magnesium.  An  letzterem  Metall  besitzt  der  Scyllium- 
Urin  einen  sehr  hohen  Gehalt,  nicht  nur  absolut,  sondern  auch 
relativ  zum  Calcium.  Während  in  obigem  menschlichen  Urin  das 
Verhältnis  von  Magnesium  zu  Calcium  0,8  :  1  beträgt,  fand  sich  das- 
selbe in  dem  Scyllium-V r\\\  gleich  3.4  :  1 .  in  einer  anderen  Portion 
gleich  2,7  :  1.  ähnlich  wie  im  Meerwasser,  wo  es  sich  auf  3,1  :  1 
berechnet;  4.0:1  ist  das  Verhältnis  in  der  KloakenflUssigkeit,  in 
welcher  die  alkalischen  Erden  nur  etwa  den  dritten  Theil  der  Menge 
ausmachen,  welche  der  Sryllium-Vx'm  aufweist.  Da  indessen  die 
Phosphorsäure  auf  weniger  als  den  zehnten  Theil  vermindert  ist,  so 
ist  in  der  Kloakenflüssigkeit,  wie  im  Meerwasser,  das  Magnesium 
nicht  nur  als  Phosphat,  wie  im  Urin,  sondern  auch  als  Sulfat  und 
als  Chlorid  enthalten«.  Für  die  Flüssigkeit  Nr.  9  lassen  sich  die 
Salze  der  alkalischen  Erden  folgendermaßen  berechnen: 

Calciumphosphat  Ca3fPO,  2  0,31 1%0 

Magnesiumphosphat  Mg,(P04'2  0,370  °/oo 

Magncsiumsulfat  1 .450  °/ou 

Magnesiumchlorid  0.340  %0 

Die  Summe  dieser  Verbindungen  beträgt  2,471  %0;  der  große 
Kest  der  Salze  kann  als  aus  Alka  lieh  lori  den  bestehend  angenommen 
werden;  das  Verhältnis  von  Kalium  zu  Natrium  in  denselben  er- 
gab die  Analyse  gleich  1  ;  12.17. 

Wie  die  Erdsalze  des  Meerwassers,  so  finden  sich  auch  die 
Alkalisalze  desselben,  speciell  die  Chloride,  reichlich  im  Urin  der 
Selachier.  Während  der  menschliche  Urin  bei  ausschließlicher  Fleisch- 
nahrung nach  Bunge  nur  2,283 %0  Chlor  enthielt,  fanden  sich  bei 
Scyllium  13,543%,.  Die  KloakenflUssigkeit  erwies  sich  noch 
reicher  an  Chloriden;  die  Flüssigkeit  Nr.  23  von  Torpedo  marmo- 
rata  enthielt  19,924 »/o©i  die  Flüssigkeit  Nr.  24  von  Torpedo  ocellata 
21.025  «Voo;  il»*  Chlorgehalt  nähert  sich  also  sehr  dem  des  Meer- 
wassers. Im  Blutserum  von  letzterer  Spccies  betrug  das  Chlor 
15.5S6°;00.  FUr  Cohiber  natrix  bestimmte  Hoppe-Seyler  (12;  das 
Chlor  zu  5,M7°/oo-    Die  Säugethicre  zeigen  bekanntlich  eine  große 

'  Da  in  der  Kloakenflüssigkeit  die  Erdnlkalien  Uber  die  Phosphorsiiure 
überwiesen,  so  fallt  letztere  vollständig  aus,  wenn  man  die  Flüssigkeit  alkalisch 
macht,  im  Urin  bleibt  unter  diesen  Umständen  ein  beträchtlicher  Theil  der 
Phosphorsiiure,  an  Alkalien  gebunden,  in  Lösung.  Dieses  für  die  Säugethiero 
bekannte  Verhalten  rindet  sich  auch  bei  Scyliium,  wie  es  sich  auch  beim  Frosch 
coustatiren  lässt. 

2.i" 


350 


Erwin  Ilerter 


Übereinstimmung  in  dem  bei  wechselnder  Zufuhr  von  Chlornatrium 
sehr  constanten  Chlorgehalt  des  Blutserum;  beim  Menschen  fand 
C.  Schmidt  (13)  3,505  und  3.659  ü/o0,  Demi  Hund  Seutoli  (12)  3,585, 
beim  Schwein,  Pferd  und  Kind  Bunge  (7)  3,611,  3,750  und  3.717  %0 
Chlor  ». 

L.  Fredericq  (14)  zeigte,  dass  die  Evertebraten ,  speciell  die 
Crustaceen.  im  Salzgehalt  ihres  Körpers  sehr  abhängig  sind  von  dem 
des  Medium,  in  welchem  sie  leben,  für  die  Meerfisehe  gab  er  in- 
dessen an,  dass  ihr  Blut  nicht  wesentlich  salziger  sei  als  das  der 
Süßwasserfische.  Zur  Erklärung  dieses  Verhaltens  nahm  er  an,  dass 
die  Salze,  welche  durch  die  Branchien  der  Evertebraten  mit  Leichtig- 
keit aus  dem  Wasser  in  das  Blut  diffundiren,  die  Branchien  der 
Fische  nicht  zu  durchdringen  vermöchten.  Gegen  diese,  vom  Autor 
selbst  als  paradox  bezeichnete  Annahme  spricht  die  Thatsachc,  dass 
die  Salze  des  Meerwassers  sich  im  Urin  der  Selachier  vorfinden  ;  die- 
selben können  nur  durch  das  Blut  zugeführt  worden  sein;  wenn  sie 
hierin  nicht  in  erheblicherer  Menge  sich  anhäufen,  so  muss  in  regel- 
mäßiger Weise  für  die  Ausscheidung  derselben  gesorgt  sein. 

Unter  den  anorganischen  Bestandteilen  der  Selachierexcrete 
sind  schließlich  noch  die  Ammoniumsalze  zu  erwähnen,  welche  in 
beträchtlicher  Menge  zugegen  sind  :  wird  das  frisch  entleerte  Excret 
in  der  Kälte  mit  Baryumhydrat  versetzt,  so  findet  sofort  eine  kräftige 
Entwicklung  von  Ammoniak  statt. 

Auf  die  organischen  Stoffe  hat  sich  die  Untersuchung  bisher 
kaum  erstreckt.  Es  wurde  ein  hoher  Gehalt  an  Harnstoff  con- 
8tatirt,  wie  nach  dem  reichlichen  Vorkommen  desselben  in  Blut  und 
Geweben  zu  erwarten  war.  Harnsäure  ließ  sich  aus  dem  Rück- 
stand von  30  cem  Urin  mittels  Chlorwasserstoffsäure  nicht  isoliren. 
Kreatinin  konnte  mittels  Nitroprussidnatrium  und  Natronlauge  (15) 
nicht  direct  nachgewiesen  werden  ;  wenn  Uberhaupt,  sind  diese  beiden 
Substanzen  demnach  nur  in  geringer  Menge  vorhanden. 

Die  Kloaken flüssigkeit  von  Torpedo  ist,  wie  eingangs  an- 
gedeutet, ein  Gemisch  von  Flüssigkeiten  verschiedeneu  Ursprungs. 


1  G.  Bunge  [7,  pag.  118)  macht  die  interessante  Bemerkung,  das»  der  hohe 
Chlornatriuin-Gehalt  der  Wirbelthiere  des  Festlandes  und  unser  Bedürfnis 
nach  einem  Kochsalzzusatz  zur  Nahrung  eine  befriedigende  Erklärung  nur  finde 
in  der  Descende nzlehre.  Er  sieht  in  dem  hohen  Kochsalzgehalt  unserer 
Gewebe  ein  Erbstück  aus  der  Zeit,  da  die  Vorfahren  der  jetzigen  Landwirbel- 
thiere  noch  Im  Meere  lebten,  und  einen  Beweis  mehr  für  den  genealogischen 
Zusammenhang,  welchen  auzunohmen  wir  durch  die  morphologischen  That- 
sachen  gezwungen  werden. 


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Zur  Kenntnis  des  Stoffwochsels  der  Finche,  speciell  der  Selachier  351 

Ohne  Zweifel  enthält  dieselbe  den  Urin,  welcher  sich  in  die 
Kloake  ergießt,  und  die  nicht  resorbirten  Reste  des  Darminhalts. 
Diese  Reste  stammen  zum  Theil  aus*  den  Ingestis,  sowohl  aus  der 
Nahrung  als  aus  dem  Meerwasser,  welches  manchmal  in  beträcht- 
lichen Quantitäten  verschluckt  wird,  zum  Theil  aus  den  Secreten, 
Magensaft,  Pankreassaft,  Galle.  Der  hohe  Chlorgehalt  kommt  ans 
dem  Meerwasser  und  aus  dem  Magensaft,  dessen  Acidität  nach 
K ich kt  (16)  bei  S'cyllwm  catulus  0,9  bis  1 2,9  °/00  freier  Chlor- 
wasserstoffsäure entspricht.  Auffallend  ist  die  oft  sehr  entschieden 
sauere  Reaction,  welche  nicht  aus  dem  Magen  herrühren  kann,  da 
der  ChymuB  im  Mitteldarm  durch  die  alkalischen  Darmsecrete  Uber- 
sättigt wird.  Die  sauere  Reaction  des  Urins  genügt  schwerlich,  den 
Darminhalt  aufs  Neue  anzusäuern.  Die  Acidität  des  Kloakeuinhalts 
mag  zum  Schutz  gegen  das  Eindringen  von  Bactericn  und  anderen 
Parasiten  dienen,  wie  auch  die  Mageusäure  nicht  nur  bei  der  Ver- 
dauung thätig  ist,  sondern  auch  antiseptische  und  antiparasitäre 
Wirkung  hat1. 

Diese  Untersuchungen  werden  fortgesetzt,  um  weitere  Anhalts- 
punkte zur  Kenntnis  des  Stoffwechsels  der  Fische  zu  gewinnen.  Zu 
einer  Übersicht  Uber  denselben  genUgt  es  nicht,  die  durch  die  Nieren 
erfolgende  Ausscheidung  zu  verfolgen,  es  müssen  auch  der  Darm,  die 
Kiemen  und,  bei  Fischen  mit  Abdominalporen,  auch  das  Peritoneum 
berücksichtigt  werden.  Der  Darm  entleert  nicht  nur  die  unverdauten 
Reste  der  Nahrung,  sondern  außer  anderen  Secretresten  auch  die 
ziemlich  reichlich  secernirte  Galle,  so  weit  deren  Hcstandtheilc  nicht 
im  Dann  canal  wieder  resorbirt  werden.  Die  Kiemen  scheiden  nicht 
nur  gasformige  Kohlensäure  aus,  sondern,  wie  P.  Regnabd  (17)  zeigte, 
auch  Salze,  speciell  Carbonate:  wahrscheinlich  werden  auch  andere 
leicht  diffusibele  Stoffe  auf  diesem  Wege  aus  dem  Blute  austreten. 
Ein  weiterer,  bisher  noch  nicht  beachteter  Weg  der  Ausscheidung  geht 
durch  das  Peritoneum.  In  der  Bauchhöhle  der  Selachier  findet 
sich  in  wechselnder,  manchmal  bedeutender  Menge  eine  Flüssig- 
keit, in  welcher  Staedeleb  und  Frebichs  sowie  auch  Wurtz  (18) 
und  Rabuteau  und  F.  Papillon  (18)  viel  Harnstoff  fanden;  nach 

1  Versuche,  durch  Ausschluss  des  Darminhaltes  von  der  Kloake  weitere 
Aufklärung  zu  gewinnen,  hatten  kein  günstiges  Resultat.  Als  die  Kloake 
vom  Darm  abgebunden  wurde,  der  durch  einen  künstlichen  After  einen 
neuen  Ausweg  erhielt,  trat  eine  Entzündung  der  Kloakenschleimhaut  ein.  und 
es  entleerte  sich  eine  alkalische,  stark  eiweißhaltige,  manchmal  blutige  Flüssig- 
keit mit  den  Eigenschaften  eines  Exsudats.  Der  Chlorgehalt  derselben  betrug 
15,2450/co  [Torpedo  mormorata  Nr.  25}  resp.  14,431  0/«    Torpedo  ocellata  Nr.  26). 


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352  Erwin  Llerter 

Letzteren  kommt  daneben  ein  Methylamin  liefernder  Körper  vor.  den 
sie  für  einen  substituirten  Harnstoff  halten.  Durch  die  Abdominal- 
poren tritt  diese  Flüssigkeit  nach  außen,  besonders  bei  Körper- 
bewegungen in  Folge  Contraction  der  Bauchmuskulatur.  Um  die 
Flüssigkeit  bei  den  lebenden  Thieren  zu  sammeln,  wurden  in  den 
Abdominalporen  Canüleu  mit  Keeipientcn  befestigt,  wie  die  zur 
Sammlung  des  Urins  siehe  oben)  angewendeten.  Die  Quantitäten, 
welche  auf  diese  Weise  gewonnen  wurden ,  waren  sehr  wechselnd, 
bei  Torpedo  im  Allgemeinen  bedeutender  als  bei  Scyllium.  Weitere 
Untersuchungen  sind  erforderlich,  um  die  Bedeutung  der  Abdominal- 
tiüssigkeit  für  die  Ausscheidung  im  Körper  producirter  oder  aus  dem 
Wasser  aufgenommener  Stoffe  aufzuklaren. 
Neapel,  im  September  1801. 


Analytische  Beläge, 

Bestimmungen  des  speeifischen  Gewichts.  Pyknometer  E 
11, 1502  g,  Wassergehalt  bei  26,9°  1,1088  g.  Pyknometer  K  1,9895  g, 
Wassergehalt  bei  23.7°  0.8722  g.  bei  26.7°  0.8715  g.  Pyknometers 
3,0433  g,  Wassergehalt  bei  25,7°  6,2920  g,  bei  26,1°  6,2915  g. 


Nr. 

P)knometer 

Temperatur 

Gewicht  der  Klo&ken- 
ftüssigkeit 

1 

s 

20.7° 

6,4693  g 

2 

s 

27,3° 

6,4613  g 

3 

K 

25.3° 

0.89 19  g 

4 

s 

26,5° 

6.4589  g 

5 

K 

26,7° 

0,8739  g 

6 

S 

26.7° 

6,4576  g 

7 

s 

25.3° 

6,4645  g 

8 

s 

25,5° 

6,4640  g 

9 

s 

25,9° 

6,4676  g 
Gewicht  de«  Urins. 

10 

E 

27,3° 

1,1401  g 

11 

E 

27.8° 

1,1427  g 

12 

s 

28.3° 

6. 19S6  g 

13 

s 

28,7" 

6. 1969  g 

14 

s 

28,8° 

6.5053  g 

15 

s 

28.9° 
26,1° 

6,5180  g 
6,5152  g 

16 

s 

17 

E 

26,7° 

1.1473  g 

IS 1 

E 

26,7° 

1,1229  g 

19 

s 

26,6° 

6,4827  g 

1  Der  Urin  war  zur  Bestimmung  des  speeifischen  Gewichts  mit  dem  gleichen 
Volum  Wasser  verdünnt  worden. 


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Zur  Kenntnis  des  Stoffwechsfils  der  Fische,  speciell  der  Selachier.  353 

Meerwasser  vom  6.  Vili.  1891  wog  im  Pyknometers  bei  25,5°: 
6,4776  g. 

Fester  Rückstand  bei  75°  und  Asche:  5,1828  g  Urin  von 
Scyttium  cai.  Nr.  17  hinterließen  0.3244  g  Rückstand  und  0.1868  g 
Asche.  4.4350  g  Scylltum-lU'm  Nr.  20  hinterließen  0,2707  g  Rück- 
stand. 6,9740  g  menschlicher  Urin  Nr.  10  hinterließen  0,4580  g 
Rückstand.  5,0402  g  KloakenHüssigkeit  Nr.  S  von  Torpedo  mann. 
hinterließen  0,2280  g  Rückstand  und  0,1741  g  Asche.  7,8189  g 
Flüssigkeit  Nr.  9  hinterließ  0,2825  g  Asche. 

Analyse  des  Urins  von  ScylKum  cat.  Nr.  22:  Mehrere  Portionen 
von  nicht  ganz  frischem  Urin,  welche  beim  Stehen  Tripclphosphat 
abgesetzt  hatten,  wurden  mit  Essigsaure  behandelt,  um  die  Absätze 
zu  losen,  und  dann  vereinigt.  9.9330  g  der  Lösung  hinterließen 
0,3423  g  Asche;  aus  der  Differenz  zwischen  diesem  Aschengehalt 
und  dem  von  Nr.  17  wurde  das  Gewicht  des  frischen  Urins  berechnet. 
In  der  essigsauren  Lösung  der  Asche  wurde  das  Calcium  als  Oxalat 
gefällt  und  als  Sulfat  gewogen  0,0134  g,  im  Filtrat  das  Magnesium 
bestimmt  als  Pyrophosphat  ,0,0622  g.  Eine  andere  Portion  der  Lösung 
von  10,0004  g,  mit  Salzsäure  und  Baryumchlorid  behandelt,  lieferte 
0,1225  g  Baryuinsulfat,  das  Filtrat  0,0540  g  Magncsiumpyrophosphat 
zur  Bestimmung  der  Phosphorsäurc. 

Kloakeuflüssigkeit  von  Torpedo  marni.  Nr.  9:  7,8199  g  gaben 
0.2825  g  Asche,  darin  Calcium,  als  Oxalat  gefällt  und  als  Sulfat 
gewogen  0,0032  g;  im  Filtrat  das  Magnesium  bestimmt  als  Magnesium- 
pyrophosphat 0.0173  g.  Von  den  Alkalichloriden  ging  ein  Theil  ver- 
loren: 0,1983  g  derselben  lieferten  (»,0367  g  Kaliumplatinchlorid,  bei 
130°  getrocknet.  7,2^02  g  Flüssigkeit  mit  Chlorwasserstoff  behandelt 
lieferten  0,02<>5  g  Baryumsulfat,  das  Filtrat  0.0039  g  Magnesium- 
pyrophosphat zur  Bestimmung  der  Phosphorsäure.  5,5749  g  Flüssigkeit 
mit  Kali  und  Salpeter  geschmolzen  lieferten  0,0300  g  Baryumsulfat. 

Bestimmung  der  Schwefel  Verbindungen  :  12,0667  g  Urin  Nr.  16 
lieferten  aus  essigsaurer  Lösung  0,1300  g  Baryumsulfat,  das  Filtrat 
mit  Chlorwasserstoff  behandelt  0.0011  g,  das  Filtrat  mit  Soda  und 
Salpeter  geschmolzen  0.0664  g  Baryumsulfat.  4.8073  g  Kloaken- 
flüssigkeit Nr.  4  lieferten  aus  essigsaurer  und  aus  salzsaurer  Lösung 
0,0008  resp.  0.0038  g  Baryumsulfat,  das  Filtrat  geschmolzen  setzte 
nur  noch  Spuren  von  Baryumsulfat  ab.  8. 551 5  g  Flüssigkeit  Nr.  7 
lieferten  0,0255  g,  0.0065  g  und  0,0093  g  Baryumsulfat.  6,8780  g 
Flüssigkeit  Nr.  1  gaben  0,0357  g,  0,0049  g  und  0.0084  g  Baryum- 
sulfat.   Die  Bestimmung  des  Chlor  geschah  durch  Titrirung  nach 


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354    E.  Uerter.  Zur  Kenntnis  d.  Stoffwechsels  d.  Fische,  specieli  d.  Selachier. 

Mohr  in  der  mit  Salpeter  und  Soda  veraschten  Substanz.  10  ccm 
der  Silbernitratlösung  lieferten  0,1420  g  Silbcrchlorid.  2,4815  g  der 
Lösung  von  Urin  Nr.  22  erforderten  9,15  ccm  Silberlösung.  Kloaken- 
flUssigkeit  von  Torpedo  marm.:  1,8365  g  von  Nr.  23  erforderten 
10,42  ccm  Silberlösung,  4,3705  g  von  Nr.  25  erforderten  19,0  ccm. 
Flüssigkeit  von  Torpedo  ocell:  0,6831  g  von  Nr.  24  zerlegten  4,09  ccm 
Silberlösung,  2,2776  g  von  Nr.  26  zerlegten  9,36  ccm.  2,8163  g 
Blutserum  von  Torpedo  ocell.  N.  27  zerlegten  12,5  ccm  Silberlösung. 


Litteraturverzeichni8. 

1.  Sennebier,  Rapport  de  l'air  avec  les  ètres  organisés,  1,  130. 

2.  Staedeler  &  Frerichs,  Journ.  Prakt.  Cheui.  78,48,  1858;  Staedeler, 

ibid.,  76,  58,  1859;  C.  F.  W.  Krukenberg,  Centralbl.  Mod.  Wiss.  1887 
Nr.  25;  Ann.  Mus.  EL  N.  Marseille,  Zoologie,  8,  Mém.  Nr.  3,  18S8  ; 
W.  v.  Schroeder,  Zeit.  Phys.  Chem.  14,  578,  1890. 
8.  Erman,  Poggendorffs  Ann.  101.  577,  1857. 

4.  Hercules  Tornoe,  Norwegia  nnorthatlantic  expedition  1876— 78,  Christiania, 

1880,  pag.  58. 

5.  Jac.  Moleschott,  Physiologie  der  Nahrungsmittel,  2.  Aufl.,  Gießeu,  1859, 

Zahlenbelege,  pag.  48. 
0.  Th.  L.  W.  Bischoff  &  Carl  Voit,  Die  Gesetze  der  Ernährung  des  Fleisch- 
fressers, Leipzig  &  Heidelberg,  1800,  pag.  299. 

7.  G.  Bunge,    Lehrbuch  der  physiologischen  und  pathologischen  Chemie, 

Leipzig,  1887   pag.  311,  218. 

8.  J.  Waith  er  &  P.  Schirl  itz,  Studien  zur  Goologie  des  Golfes  von  Neapel, 

Zeit.  D.  Geol.  Ges.  88,  235,  1880. 
».  C.  Schmidt  &  von  Bibra,  Bull.  Acad.  Pétersbourg  24.  232,  1S77. 

10.  E.  Baumann,  Zeit.  Phys.  Chem.  1,  71,  1877. 

11.  E.  Baumann  &  E.  Uerter,  Zeit.  Phys.  Chem.  1,  240,  1877. 

12.  F.  Hoppe-Sey ler,  Mediciniseh-cheinischc  Untersuchungen,  pag.  395,  353. 
18  C.  Schmidt,  Charakteristik  der  epidemischen  Cholera.    Leipzig  &  Mitau. 

1850,  pag.  29,  32. 

14.  L.  Fredericq,  La  lutte  pour  l'existence  chez  les  animaux  marins,  Paris, 

1889,  pag.  36;  Livrc  jubilaire  do  la  soc  de  méd.  de  Gaud,  1884, 
pag.  9. 

15.  Th.  Weyl,  Ber.  D.  Chem.  Ges.  11,  2175. 

16.  Ch.  Richct,  Du  sac  gastrique  chez  l'homme  et  les  animaux,  Paris  1878; 

Journ.  Anat.  Phys.  Paris  14,  170;  Compt.  Rend.  86,  676. 

17.  P.  Regnard,  C.  R.  Soc.  Biol.  Paris  1884,  188. 

18.  Rabuteau  &  F.  Papillon,  Compt.  Remi.  77,  135,  1873. 


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Contractile  und  leitende  Primitivfibrillen. 

Von 

Prof.  Dr.  St.  Apäthy 

in  Kolozsvàr. 


Mit  Tafel  24. 


Einige  Thatsachen  möchte  ich  mittheilen ,  welche,  wie  ich 
glaube,  geeignet  sind,  zu  beweisen,  dass  man  bisher,  obwohl  man 
meist  die  Existenz  von  Primitivfibrillen  auch  in  den  Nervenfasern 
zugegeben  hat,  die  eigentlichen  Primitivfibrillen  weder  in  ihnen  noch 
in  den  glatten  Muskelfasern  erkannt  hat.  Für  die  leitenden  und  con- 
tractilen  Primitivfibrillen  hat  man  immer  die  zwischen  den  Primitiv- 
fibrillen befindlichen  und  mit  interfibrillärer  Substanz  gefüllten  Zwi- 
schenräume angesehen  und  demonstrirt.  Die  Primitivfibrillen  selbst 
hat  man  Ubersehen,  weil  sie  bei  den  üblichen  Tinctionen  ungefärbt 
bleiben  und,  in  stark  lichtbrechenden  Medien  bei  gewöhnlichem  Licht 
untersucht,  auch  durch  ihre  eigene  Lichtbrechung  nur  wenig  sichtbar 
werden.  Besonders  von  den  leitenden  Primitivfibrillen  kann  man 
auf  Schnitten  und  in  Balsam  oder  concentrirtem  Glycerin  nur  aus- 
nahmsweise positive  Bilder  bekommen;  meistens  fällt  nur  das  auf, 
was  sich  zwischen  ihnen  und  um  sie  herum  befindet,  d.  h.  die  inter- 
fibrilläre  und  perifibrilläre  Substanz.  Diese  ist  es,  welche  am  leichte- 
sten tingirt  werden  kann  und  auch  ohne  Tinction  ins  Auge  fällt,  weil 
sie  das  Licht  bedeutend  schwächer  und  in  anderer  Weise  als  die 
Primitivfibrillen  bricht.  Also:  die  Primitivfibrillen  der  glatten 
Muskelfasern  und  der  Nervenfasern  waren  bisher,  so  zu 
sagen,  bloß  durch  ihr  Negativ  bekannt,  und  man  kannte  bloß 
die  fibrillare  Structur,  nicht  die  Primitivfibrillen  selbst. 

Bei  den  Nervenfasern  —  wenigstens  der  Hirudineen  —  ist  das 
Positiv  der  Primitivfibrillen  in  erster  Linie  durch  ein  von  mir 
angewandtes,  sehr  einfaches  Vergoldungsverfahren  sichtbar  zu 

Mittheiloni?en  a.  d.  Zoolog.  Station  Ii  Neapel.    Bd.  10.  24 


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350 


St.  ApiUliy 


machen.  Hat  mau  den  richtigen  Grad  der  Goldtinction ,  eine  sehr 
starke  Tinction  —  nach  meiner  Ansicht  keine  Imprägnirung  durch 
niedergeschlagenes  Metall  —  erreicht,  so  erscheinen  die  Primitiv- 
fibrillen  dunkelviolett,  beinahe  schwarz,  wogegen  die  inte r- 
fibrilläre  Substanz,  resp.  der  Mantel,  welcher  einzelne  losgelöste 
Primitivfibrillen ,  wie  Wachs  den  leitenden  Kupferdraht,  umgiebt. 
blass  hortensiaroth  ist.  Bei  den  Muskelfasern  hingegen  bleiben 
die  Primitivfibrillen  in  Goldchlorid  beinahe  ungefärbt,  wenn  die 
Zwischensubstanz  schon  eine  sehr  dunkelrothe  Farbe  angenommen 
hat.  Übrigens  muss  man,  um  die  Primitivfibrillen  positiv  sehen  zu 
können,  nach  gewissen  Methoden  macerirte  Muskel-  resp.  Nerven- 
fasern in  verdünntem  Glycerin,  Wasser  oder,  wenn  es  aus  anderen 
Gründen  zulässig  ist,  am  besten  in  Methylalkohol,  ungefärbt  unter- 
suchen. Es  lassen  sich  einzelne,  besonders  leitende  Primitiv- 
fibrillen auch  ganz  isoliren,  oder  sie  stehen  wenigstens  an  den  Hiss- 
enden einzeln  hervor  und  können  in  den  Nerv  oder  in  die  Muskel- 
faser hinein  weiter  verfolgt  werden.  Sic  werden  von  dunklen 
Reflexlinien  begleitet,  wie  ein  Glasstäbchen  im  Wasser,  und  haben 
nebst  stärkerer  Lichtbrechung  einen  eigentümlichen  Glanz,  ja  sogar 
eigene,  obwohl  sehr  geringe  Farbe. 

Die  in  dieser  Weise,  bei  gedämpftem  Lichte  —  ohne  AßBEscben 
Apparat,  mit  tief  gestelltem  Spiegel  und  engem  Diaphragma  —  unter- 
suchte contractile  und  leitende  Substanz  erscheint  im  optischen  Längs- 
schnitt aus  alternircuden  dunklen  (schwarzen  oder  grauen)  Linien 
und  lichten  glänzenden  Streifen  zusammengesetzt,  welche  mit  einander 
und  der  Längsachse  der  Muskel-  resp.  Nervenfaser  parallel  verlaufen. 
Liegt  die  Muskelfaser  gestreckt  und  die  Nervenfaser  gedehnt  (nicht 
nur  gestrecktj  vor  uns,  so  sind  die  genannten  dunklen  Linien  so 
regelmäßig  gerade,  als  wären  sie  mit  dem  Lineal  gezogen;  auch 
ihre  Abstände  sind  in  der  contractilen  Substanz  der  glatten  Faser 
immer,  in  der  leitenden  Substanz  nicht  selten  ganz  gleich. 

Sind  die  Muskelfasern  nicht  gestreckt,  sondern  gekrümmt, 
zusammengedrückt  oder  passiv  contrahirt  —  falls  nämlich  die  Binde- 
substanz, in  welcher  sie  eingebettet  sind,  elastischer  ist  und  sich 
(schon  vor  dem  Maceriren  stärker  coutrahirt  hatte  als  die  Muskel- 
fasern selbst  —  so  verlaufen  die  Linien  in  der  contractilen  Substanz 
wellig.  Auch  diese  Wellen  sind  oft  ganz  regelmäßig  und  bewirken 
so  eine  ganz  Uberraschende  Querstreifung  der  glatten  Muskelfaser, 
worauf  ich  noch  zurückkommen  werde. 

Sind  die  Nervenfasern  nicht  gedehnt,  sondern  nur  gestreckt, 


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Contrattile  und  leitende  Primitivfibrilleti. 


357 


so  verlaufen  die  genannten  Linien  beinahe  immer  wellig,  meist  in 
sehr  kurzen  Wellen.  In  den  Nerven  vom  röhrenförmigen  Typus  mit 
dünner  Wand  aus  leitender  Substanz  bewirkt  dieser  wellige  Verlauf, 
welcher  hier  sehr  regelmäßig  sein  kann,  auch  eine  Querstreifung  der 
Wand,  d.  h.  eine  Querfaltung.  In  den  Nerven  vom  bundeiförmigen 
Typus  correspondiren  die  Wellenlinien  viel  seltener  in  dieser  Weise 
mit  einander,  so  dass  man  auf  den  ersten  Blick  gelegentlich  nur 
ein  Durcheinander  von  längeren  oder  kürzeren  Streifen  sieht.  Ist 
noch  dazu  die  Nervenfaser  passiv  verkürzt  oder  gekrümmt,  so  kann 
man  Uber  ihre  Structur  nur  sehr  schwer,  auf  dünnen  Schnitten  gar 
nicht  ins  Klare  kommen. 

Die  dunklen  Linien  entsprechen  den  interfibrillären 
Räumen,  die  hellen,  glänzenden  Streifen  den  Priinitiv- 
fibrillen.  Letztere  sind  das  eigentlich  Körperliche  sowohl 
in  der  contraclilen,  als  auch  in  der  leitenden  Substanz;  und 
sie  sind  es,  welche  an  den  Rissenden,  nicht  selten  ziemlich 
lang,  gerade  oder  gekrümmt,  hervorragen  und  sich  auch  iso- 
liren  lassen.  Losgelöst  bilden  sie  die  schon  erwähnten  glasartigen 
Stäbchen  resp.  (z.  B.  in  den  Muskelfasern  der  Hirudineen)  Leistchen, 
welche  oft  ziemlich  lange  Strecken  der  Primitivfibrille  darstellen. 

Die  dunklen  Linien  verdanken  dieses  Aussehen  einerseits  der 
schwachen  Lichtbrechung  der  Interfibrillärsubstanz,  welche  die  glän- 
zenden Primitivfibrillen  von  einander  trennt,  andererseits  der  starken 
Lichtbrechung  der  Primitivfibrillen  selbst,  welche  von  dunklen  Reflex- 
linien begleitet  werden. 

Die  Interfibrillärsubstanz  lässt  sich  durch  Carrain.  Häraa- 
toxylin  und  mehrere  Anilinfarbstoffe  stark  tingiren,  wogegen  die 
Primitivfibrillen  entweder  ganz  ungefärbt  oder  wenigstens  viel  heller 
bleiben.  Die  Behandlung  mit  Methylenblau  nach  Ehrlich  und 
nachherige  Fixirung  in  Ammoniumpicrat  verleiht  den  Primitivfibrillen 
der  leitenden  Substanz  dieselbe  violette  Farbe,  wie  jenem  Theile  der 
Interfibrillärsubstanz,  welcher  die  Primitivfibrillen  unmittelbar  umgiebt 
und  einzelne  Primitivfibrillen  in  den  Endverzweiguugen  als  Mantel 
begleitet,  d.  h.  der  Perifibrillärsubstanz 


1  Noch  stärker  färben  sich  gewisse  Kornchen  in  der  pcrifibrillären  Sub- 
stanz, und  eben  so  die  fett-  oder  chitinartigen  Kornchen  in  allen  bindegewebigen 
und  epithelartigen  Zellen,  ja  sogar  in  der  protoplasuiatischen  Achse  und  in  der 
Interfibrillärsubstanz  der  M  u  s  k  e  1  f  a  s  e  r  n ,  wenigstens  bei  Hirudineen.  Daher  ist 
eine  sehr  vorsichtige  Beurtheilung  der  durch  Methylenblau  zu  erzielenden  Fär- 
bungen dringend  zu  empfehlen. 

24* 


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35S 


St.  Apäthy 


Eben  so  vermögen  die  meisten  Vergoldungsverfahren,  welche 
die  Endästchen  der  Nerven  wohl  sehr  gut  verfolgen  lassen,  das 
leitende  Primitivfibrillum  von  der  perifibri Hären  Hülle  nicht  zu  diffe- 
renzi ren.  Eine  Vergoldung  ist  nur  dann  vollkommen  gelungen  zu 
nennen,  wenn  die  Primitivfibrille,  welche  ihren  eigenthUmlichen  Glanz 
auch  dann  nicht  verliert,  sehr  dunkelviolett,  die  peri-  oder  intcr- 
h'brillUre  Substanz  dagegen  viel  blasser,  hortensiaroth,  erscheint.  Ich 
erinnere  mich  aber  nicht,  diese  Differcnzirung  in  den  Nervenenden 
bei  anderen  Autoren  schon  abgebildet  gesehen  zu  haben 

Da  die  leitende  Primitivfibrille  bei  den  meisten  üblichen  Tinctionen 
ganz  oder  beinahe  farblos  bleibt  und  so  ihre  Existenz,  wenn  man  in 
stark  lichtbrechenden  Medien  untersucht,  dem  Beobachter  entgeht, 
wogegen  die  intensiv  gefärbte  Perifibrillärsubstanz  geradezu  ins  Auge 
sticht,  so  ist  es  nicht  zu  verwundern,  dass  die  leitende  Primitiv- 
fibrille. von  ihrem  Mantel  umgeben,  auf  manche  Forscher 
den  Eindruck  einer  Röhre  gemacht  hat.  In  dieser  Weise  ent- 
stehen die  Nansen' sehen  Primitivtuben:  der  Querschnitt  des  Nerven 
kann  nämlich  im  Innern  kleine  Kreise,  der  Längsschnitt  diesen  ent- 
sprechende parallele  Linien  zeigen.  Und  eine  Summe  von  Röhrchen 
kann  in  der  Schnittserie  unter  dem  Mikroskop  wirklich  nicht  anders 
aussehen;  nur  ist  der  vermeintliche  flüssige  Inhalt  der  Röhre,  das 
vermeintliche  Hyaloplasma,  im  Gegentheil  das  Solide,  das  isolirbare 
Fibrillum  selbst;  also  ist  wirklich  das  Innere  der  vorgetäuschten 
Röhre  die  leitende  Substanz,  ein  Draht,  welcher  ununterbrochen 
von  der  Ganglienzelle  bis  zur  innervirten  Zelle  reicht;  das  was  als 
Wand  der  Röhre  aussieht  —  die  inter-  oder  perifibrilläre  Substanz  — 
ist  auch  wirklich  nicht  das  Leitende  (Fig.  11). 

Da  nun  weiter  die  dunklen  Linien  in  den  Nerven  und  auch  in 
den  Muskelfasern  einmal  der  Eindruck  von  interfibrillären  Zwischen- 
räumen sind,  so  sind  diese  mit  einander  —  um  die  Primitivfibrillen. 
die  vermeintlichen  Zwischenräume,  herum  —  eo  ipso  in  Com- 
munication,  welche  nicht  Uberall  im  gleichen  Grade  sichtbar  sein 

1  Auch  Methylenblau  ist  nach  dem  Verfahren  von  Ehrlich,  Dogiel, 
ReTZIUS  u.  A.,  wie  erwähnt,  nicht  im  Stande  die  Primitivfibrillen  zu  differenziren. 
In  neuester  Zeit  habe  ich  eine  Methylentinction  (nicht  Iniprägnirung  intra  vitam; 
ausfindig  gemacht,  welche  nicht  nur  sehr  dauerhafte  (gelungene  Präparate  sind 
nach  5  Monaten  nur  noch  schüner  geworden)  und  Uberhaupt  bei  Weitem  reinere 
Bilder  als  die  bisherigen  Methoden  liefert,  Bondern  auch  so  regulirt  werden  kann, 
dass  einzig  und  aHein  die  absolut  nicht  varicösen  leitenden  Primitivfibrillen  tingirt 
bleiben,  eine  beinahe  unglaubliche  Schärfe  erlangen  und  die  dickeren  von  ihnen 
sogar  ihre  Elementarfibrillen  deutlich  erkennen  und  weit  verfolgen  lassen. 


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Contractile  und  leitende  Priiuitivfibrillen. 


359 


muss;  und  so  können  die  dunklen  Linien,  die  Primitivfibrillen  von 
Bütschli,  in  querer,  ja  sogar  verschiedener  Richtung  mit  einander 
verbunden  sein.  Der  coagulirte  Inhalt  dieser  thatsäch liehen  Zwi- 
schenräume kann  aber  auch  in  Form  von  regellos  verfilzten  Fäserchen 
erscheinen,  und  Kohde  hat  vollkommen  Recht,  dass  diese  Fäserchen, 
deren  Zahl  in  seinen  Zeichnungen  durch  gewaltige  Myelinformationen 
vermehrt  ist,  nicht  das  Leitende  der  Nerven  sind.  Die  Leitung  be- 
sorgen eben  die  Primitivfibrillen,  welche  er  nichtgesehen  hat. 

Die  leitenden  Primitivfibrillen  selbst,  wie  sie  sich  an  meinen 
Goldchlorid- und  Macerationspräparaten  darthun,  sind  nie  varicös, 
sondern,  obwohl  sie  ja  beinahe  immer  wellig  verlaufen,  ganz  glatt 
(Fig.  8.4).  Die  Varicosität  wird  immer  durch  die  Zwischen- 
substanz des  Nerveniistchens,  resp.  durch  den  Mantel  des  End- 
ästchens  verursacht.  Diese  Kitt- oder  Hüllsubstanz,  welche  auch 
das  Myelin  enthält,  ist  nicht  immer  gleichmäßig  in  der  ganzen  Länge 
der  Fibrille  vertheilt.  Ihre  Vertheilung  hängt  vom  Dehnungszustande 
des  Nerven  ab.  Sehr  dünne  Nervenästchen  sind,  wenn  sie 
ungestreckt,  ja  sogar  passiv  verkürzt  vor  uns  liegen,  auf- 
fallend varicös;  ganz  glatt  dagegen,  wenn  sie  gedehnt  sind. 
Eine  Varicosität  kann  aber  auch  durch  blasige  Quellung  entstehen  :  die 
Fibrillen  selbst  erfahren  keine  unregelmäßige  Quellung  ;  um  so  mehr 
die  Inter-  resp.  Perifibrillärsubstanz,  und  diese  bildet  dann  die  Varices. 
Diese  Art  der  Varicosität  ist  an  Methylenblaupräparaten  besonders 
auffällig.  Meine  Macerationsmethode  löst  die  Zwischensubstanz  auf, 
es  bleiben  höchstens  geringe  Coagulationsfäserchen  übrig,  welche 
hie  und  da  an  den  glatten  Primitivfibrillen  kleben  können,  sich  aber 
von  diesen  schon  durch  ihre  Blässe  deutlich  abheben  (Fig.  SBb). 

Endlich  seien  noch  die  optischen  Eigenschaften  der  Pri- 
mitivfibrillen erwähnt.  Was  die  contractile  Substanz  be- 
trifft, so  erscheinen  die  beschriebenen  hellen  Streifen  des  optischen 
oder  wirklichen  Längsschnittes  auch  zwischen  gekreuzten  Nicols  hell 
und  glänzend,  besonders  an  frischen  Präparaten  ;  die  dunklen  Linien 
bleiben  auch  dunkel,  von  welcher  Richtung  man  sie  auch  betrachten 
mag.  Die  hellen  Streifen,  oder  die  losmacerirten  Stäbchen  oder 
Leistchen,  welche  sich  in  erstere  fortsetzen,  erweisen  sich  als  positiv 
einachsig  doppeltbrechend,  was  bekanntlich  die  charakteristische 
Eigenschaft  der  contractilen  Tagmen  (der  Inotagmen)  ist.  Die  dunk- 
len Linien  können  also  schon  aus  diesem  Grunde  nicht  den 
contractilen  Primitivfibrillen  entsprechen.  Stehen  die  Primi- 
tivfibrillen senkrecht  zum  Gesichtsfelde,  so  sind  sie  bei  gewöhnlichem 


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360 


St.  Apàthy 


Lichte  zwar  glänzend,  bei  gekreuzten  Nicola  aber  dnnkel.  Bei  ge- 
kreuzten Nicola  Bind  sie  dann  am  hellsten,  wenn  sie  parallel  zum 
Gesichtsfelde  liegen.  Verlaufen  sie  wellig  und  sind  die  Wellen 
senkrecht  auf  das  Gesichtsfeld  gerichtet,  so  erscheinen  die  Fibrillen 
aus  hellen  und  dunklen  Strecken  zusammengesetzt,  als  ob  sie,  wie 
man  es  von  den  Muskelsiiulchen  der  quergestreiften  Muskelfasern 
annimmt,  aus  alternirenden  isotropen  und  anisotropen  Partien  be- 
ständen. So  kann  z.  B.  eine  glatte  Muskelfaser  der  Hiru- 
dineen  ganz  die  optischen  Eigenschaften  quergestreifter 
zeigen;  denn  auch  bei  gewöhnlichem  Lichte  können  in  ihr  helle 
und  dunkle  Querstreifen  sehr  regelmüßig  alterniren.  Ich  will  mich 
hier  auf  diesen  Gegenstand  nicht  weiter  einlassen,  so  viel  möchte 
ich  aber  schon  bei  dieser  Gelegenheit  mittheilen,  dass  triftige  Gründe 
fUr  die  Annahme  vorliegen,  dass  eine  Querstreifung  der  soge- 
nannten quergestreiften  Muskelfasern  zwar  durch  drei  ver- 
schiedene Ursachen  hervorgerufen  werden  kann,  die  eigentlich  cha- 
rakteristische aber  durch  den  welligen  Verlauf  der  Elemcn- 
tarfibrillen  innerhalb  der  Muskelsäulchen  bedingt  wird; 
die  Eleraentarfibrillen  (s.  unten  pag.  365)  selber  sind  auch  hier  in  ihrer 
ganzen  Länge  eben  so  beschaffen,  wie  die  der  glatten  Fasern.  Der 
ganze  Unterschied  beschränkt  sich  in  dieser  Hinsicht  darauf,  dass 
die  Elementarfibrillen  der  glatten  Muskelfasern  normal 
in  gerader  Linie  parallel  mit  der  Längsachse,  diejenigen 
der  quergestreiften  normalerweise  in  regelmäßigen  Wellen  - 
linien verlaufen.  Durch  Contraction  werden  die  Wellen  verkürzt, 
in  der  ruhenden  Faser  sind  sie  verlängert;  durch  Dehnung  über  das 
normal  Mögliche  hinaus,  ja  sogar  innerhalb  des  normal  Möglichen, 
können  sich  die  Wellen  so  verlängern,  dass  die  Elementarfibrillen 
ganz  gerade  werden,  und  die  früher  quergestreifte  Faser  ganz  den 
Eindruck  einer  glatten  macht.  Abwechselnde  Verdickungen  und 
Einschnürungen  der  Muskelsäulchen,  wie  sie  Haycraft  (in:  Zeit. 
Biol.  28.  Bd.  1891  pag.  105  ff.)  zu  seiner  neuen  Erklärung  der  Quer- 
streifung nothwendig  hat,  sind  nach  meiner  Ansicht,  wo  sie  vor- 
kommen, Kunstproducte.  Die  thatsächliche  Unebenheit  der  Ober- 
fläche der  Faser  selbst  lässt  sich  in  anderer  Weise  erklären,  näm- 
lich durch  die  zweite  Art  der  Querstreifung,  welche  auf  dem  welli- 
gen Verlauf  der  Muskelsäulchen  in  ihrem  Ganzen  beruht,  oder  durch 
die  dritte,  welche  durch  Querfaltung  des  Sarcolemmas,  resp.  durch 
Uberwiegende  Zusammenziehung  der  die  Muskelfasern  zusammenhal- 
tenden Grundsubstanz  des  Gewebes  entsteht. 


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Cootractilo  und  leitende  Primitivfibrillen. 


361 


Die  leitende  Substanz  verleiht  den  Nervenfasern,  vielleicht 
allen,  seien  sie  von  Wirbelthieren,  seien  sie  von  Wirbellosen,  wie 
ich  es  bereits  gezeigt  habe  und  Ambronn  bestätigt  hat,  eine  doppelte 
Lichtbrechung.  Diese  hat  neuerdings  Ambronn  als  in  Bezug  auf  die 
Längsachse  negativ  einachsig  bestimmt.  Losgelöste  oder  an  den 
Hissenden  hervorstehende,  leitende  Primitivfibrillen, 
wie  ich  sie  besonders  von  Hirudineen  darstellen  konnte,  zeigen  aber 
in  Bezug  auf  die  Längsachse  eine  deutliche  positiv  ein- 
achsige doppelte  Lichtbrechung,  wie  die  contractilen  Primitiv- 
fibrillen, nur  bedeutend  schwächer,  wenigstens  bei  den  Hirudineen. 
Extrahirt  man  die  Nerven  in  Äther- Alkohol ,  so  verschwindet  die 
negative  Lichtbrechung:  die  Intern* brillärsubstanz,  d.  h.  die  tingir- 
bare  Partie,  verhält  sich  dann  optisch  neutral,  wogegen  die 
Primitivfibrillen  selbst  die  positive  Lichtbrechung  zu  Tage  treten 
lassen.  Die  negative  Lichtbrechung  des  Nerven  wird  also  durch 
das  Myelin,  die  positive  hingegen  durch  die  Primitivfibrillen,  das 
eigentlich  Leitende,  verursacht.  Das  Myelin  ist  in  den  sogenannten 
marklosen  Nerveufasern,  so  lange  sie  leben,  in  der  interfi- 
brillären  Substanz  gleichmäßig  vertheilt;  nach  dem  Absterben  fließt 
es  innerhalb  der  leitenden  Substanz  zu  kleinen  Tröpfchen  zusammen 
oder  bildet  daselbst  kleine  Bläschen,  Uöhrchen,  Kolben  etc.;  an  den 
Schnitt-,  resp.  Rissenden  quillt  es  aber  in  Form  der  bekannten 
Myelinformationen  hervor.  Überwiegen  die  optischen  Eigen- 
schaften des  Myelins,  so  ist  der  Nerv  negativ,  Uber- 
wiegen die  der  leitenden  Primitivfibrillen,  so  ist  er  po- 
sitiv doppeltbrechend,  wodurch  die  Befunde  Ambronns,  was 
das  Wechseln  der  optischen  Eigenschaften  betrifft,  erklärt  werden. 
Die  positive  Doppelbrechung  fand  ich  aber  nie  so  auffallend,  wie  die 
entsprechende  negative. 

Meine  Untersuchungen  Uber  die  contractile  und  leitende  Substanz 
erstrecken  sich  zwar  auf  sehr  verschiedene  Wirbelthiere  und  Wirbel- 
lose ;  das  im  Vorhergehenden  Mitgetheilte  fand  ich  zwar  im  Wesent- 
lichen Uberall  bestätigt:  ich  habe  jedoch  die  erwähnte  Vergoldungs- 
und Macerarionsmethode,  nach  welcher  ich  die  am  meisten  bewei- 
senden Nerveupräparate  erhielt,  erst  bei  den  Hirudineen  vollkommen 
auszuproben  Gelegenheit  gehabt1.  Specielleres  könnte  ich  also  vor- 
läufig nur  Uber  diese  Gruppe  mittheilen.  FUr  die  Muskelfasern  habe 

1  Dasselbe  kann  ich  von  der  oben  erwähnten  Methylenblautinction  sagen, 
welche  aber  auch  bei  Lumbricus,  Astacus  und  Unto  sehr  schone  Resultate  ge- 
liefert hat. 


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362 


St.  Apàthy 


ich  es  gegen  Bütschli  bereits  gethan;  und  auf  die  Nervenfasern 
will  ich  mich  auch  diesmal  nicht  tiefer  einlassen.  Ich  habe  Einiges 
von  meinen  Präparaten  in  den  beigegebenen  Figuren  (Fig.  6 — 11) 
abzubilden  versucht  und  beschränke  mich  darauf,  dieselben  zu  er- 
klären. Die  Präparate  selbst  stehen  Jedem  zur  Verfügung,  der  sich 
von  den  vorgelegten  Thatsachen  mit  eigenen  Augen  Uberzeugen  will. 

Da  aber  ohne  die  Kenntnis  meiner  histologischen  Parallele 
zwischen  Nervenzellen  und  Muskelzellen  weder  das  Vor- 
hergehende hinreichend  gewürdigt,  noch  das  Folgende  richtig  ver- 
standen werden  kann,  so  verweise  ich  auf  meine  früheren  Mitthei- 
lungen 1  und  fasse  das  Wesentlichste  davon  in  einigen  apodiktischen 
Sätzen  kurz  zusammen. 

Nervenzelle  und  Gauglienzelle  sind  histologisch  und 
physiologisch  verschiedene  Zellarten.  Phylogenetisch 
stammen  sie  wohl  von  gemeinsamen  Epithelvorfahren:  die  Nerven- 
zellen und  Ganglienzellen  sind  nach  zwei  verschiedenen  Richtungen 
hin  differenzirte  Neuroganglienzellen ,  und  diese  waren  bloß  um- 
gestaltete Sinnesepithelzellen,  von  deren  ursprünglichen  morphologi- 
schen Eigenschaften  die  Nervenzellen  mehr  als  die  Ganglienzellen 
behalten  haben.  In  der  Ontogenese  ist  dies  aber  keineswegs  immer  der 
Fall  ;  die  Nervenzellen  scheinen  vielmehr  meistens  aus  frühzeitig  von  den 
Ganglienaulagen  getrennten  cktodermalen  Epithelialen  zu  entstehen. 

Die  Nervenzelle  findet  in  der  Muskelzelle  in  jeder 
Hinsicht  ihr  Gegenbild.- 

Als  Nervenspindel,  resp.  Muskelspindel,  bezeichne  ich  jene  Strecke 
einer  Nervenfaser,  resp.  jene  Muskelfaser,  welche  entweder  dauernd 
einer  Zelle  entspricht  oder  —  durch  endogene  Zelltheilung  mehr- 
zellig geworden  —  wenigstens  auf  eine  bereits  differenzirte  embryo- 
nale Nervenzelle  resp.  Muskelzelle  zurückzuführen  ist.  So  sind  die 
Muskelspindeln  der  glatten  Muskulatur  in  der  Kegel  einzellig;  die 
der  quergestreiften  Muskulatur  sind  dagegen  meistens  mehrzellig2. 

Nervenspindel  und  Muskelspindel  können  sich  sowohl  an  ihren 

1  Studien  Uber  dio  Histologie  der  Najadon  [ungarisch),  in:  Math.  Nat.  Abb. 
Ungar.  Akad.  Wiss.  14.  Bd.  1884.  Ein  deutscher  Auszug  in:  Biol.  Centralhl. 
7.  Bd.  1887.  —  Nach  welcher  Richtung  hin  soll  die  Nervcnlehre  reformirt  wer- 
den? in:  Biol.  Centralbl.  9.  Bd.  1869.  —  Über  den  Unterschied  zwischen  Nerven- 
zellen und  Ganglienzellen  (ungarisch),  in:  Gyógyàszat  (Heilkunde)  31.  Jahrg.  1891. 
—  Über  die  Schaumstructur  hauptsächlich  bei  Muskel-  und  Nervenfasern,  in: 
Biol.  Centralbl.  11.  Bd.  1891.    Nachtrag.  Ebenda. 

2  Andere  wollen  letztere  bloß  als  niehrkernig  und  dann  beide  auch  ent- 
wickelt als  je  einer  Zelle  entsprechend  auffassen. 


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C'ontractile  und  leitende  Priuiitivfibrillen 


36:; 


Enden  in  sehr  verschiedenem  Grade  verzweigen  als  auch  seitliche 
Astchen,  Fäserchen  abgeben  (die  Collateralen  der  Nervenfasern). 
Die  Endiistchen  der  Muskelspindel  dienen  entweder  als  Ansatz  oder 
als  Ursprung. 

Nervenfasern  werden  entweder  dadurch  gebildet,  dass 
sich  mehrere  Nervenspindeln  hinter  einander  reihen  und 
mit  einander  verwachsen,  und  dann  können,  von  kleinen  Col- 
lateralen abgesehen,  bloß  die  terminal  gelegenen  Spindelenden  Ver- 
zweigungen eingehen  (Vertebraten,  Arthropoden,  Mollusken);  oder 
jede  Nervenfaser  wird  von  einer  Nervenspindel  gebildet, 
welche  mit  ihren  EndUstchen  vom  Centrum  bis  zur  Peri- 
pherie, resp.  von  einem  Centrum  bis  zum  anderen  reicht. 
Die  centralen  Endästchen  der  Nervenspindel  treten,  falls 
sie  nicht  frei  endigen,  mit  den  Ganglienzellen,  die  peri- 
pheren, wenn  sie  nicht  ebenfalls  frei  endigen,  mit  den  zu 
innervirenden  Zellen  in  Verbindung  (Fig.  4  u.  5)». 

Von  Muskelspindeln  und  Nervenspindeln  giebt  es  zwei  Haupt- 
typen; dabei  sind  aber  sowohl  Combinirungen  der  beiden,  nament- 
lich in  den  Nerven,  als  auch  verschiedene  Übergänge  zwischen  den 
beiden  vorhanden.  Der  eine  Spindeltypus  ist  der  blind  eiförmig- 
massive,  der  andere  der  röhrenförmig-hohle.  Letzterer  Typus 
geht  in  der  Histogenese  oft  (vielleicht  immer)  durch  den  ersteren 
hindurch.  Röhrenförmig  sind  z.  B.  sowohl  die  Nervenspindeln  mit 
Markscheide  bei  den  Wirbelthieren  und  den  Crustaceen  als  auch  die 
scheidenlosen  Spindeln  mancher  anderer  Wirbellosen.  BUndelfòrmig 
sind  u.  a.  die  nackten  Spindeln  der  Wirbelthiere  (die  Rem  ak' sehen 
Fasern)  ;  aus  solchen  fand  ich  auch  die  Nerven  der  Muscheln  etc. 
zusammengesetzt.  Den  combinirten  Typus  zeigen  die  Hirudineeu  und 
wahrscheinlich  auch  andere  Annulaten.    In  der  Gegend  des  Kernes 


1  Die  Art  und  Weise ,  wie  sich  die  centralen  Verästelungen  der  Nerven- 
spindeln mit  den  Ganglienzellen  verbinden,  habe  ich  schon  vor  mehreren  Jahren 
richtig  gesehen  und  beschrieben  (»Nach  welcher  Richtung  hin  etc.«  1.  c.)  und 
mich  mit  meiner  neuen  Methylentinction  wieder  davon  überzeugt.  Bei  der 
Ganglienzelle  angelangt,  divergiren  die  Primitivtibrillen  des  betreffenden  Spindel- 
astes  und  umgeben  in  der  Richtung  der  Meridiane  die  Ganglienzelle,  um  Bich 
nachher  in  den  »Dendritenfortsätzen«  der  Ganglienzelle  zu  vertheilen  oder  in 
denselben  Spindelast  wieder  zurückzukehren,  resp.  in  dessen  Verzweigungen  ab- 
zulenken. Die  einzelnen  Primitivfibrillen  spalten  sich  in  ihre  Elementarfibrillen 
und  diese  verbinden  in  schräger  Richtung  die  Meridiane  mit  einander.  Die 
Elementarfibrillen  endigen  also  in  den  Ganglienzellen  nicht  und  verflechten  sich 
auch  nicht  mit  dem  eventuellen  Faserwerk  im  Zellkörper  der  Ganglienzelle. 


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30 1 


St.  Apàthy 


unterscheiden  sich  letztere  Nerven  von  den  beiden  Haupttypen  kaum  ; 
bald  sind  sie  dem  einen,  bald  dem  anderen  ähnlicher.  Nur  in  dem 
weiteren  Verlauf  der  Spindel  resp.  in  ihren  Verästelungen  vereinigen 
sich  BUndel  von  leitender  Substanz  mit  Köhren. 

Fig.  1  stellt  schematische  Quer-  und  I>ängsschnitte  des  bündel- 
förmigen,  Fig.  2  (C  ausgenommen)  des  röhrenförmigen  und  Fig.  3 
des  combinirten  Typus,  letztere  durch  Nerven  von  Hirudineen,  dar. 

Was  die  Muskel  spindein  betrifft,  so  sind  z.  B.  die  querge- 
streiften der  Wirbelthiere  und  der  Arthropoden,  sämmtliche  Muskel- 
spindeln der  Mollusken,  der  Chaetopoden  etc.  bllndelförmig;  röhren- 
förmig sind  u.  a.  die  der  Hirudineen.  Erstere  illustrirt  Fig.  1 ,  letztere 
Fig.  2  Aa,  Ab  u.  C\  sowohl  als  auch  Fig.  b". 

Die  contractile  Substanz  ist  ein  intraccllu lilres  Proto- 
plasmaproduct  der  Muskelzelle;  die  leitende  Substanz 
ein  intracellulärcs  Protoplasmaproduct  der  Nervenzelle. 
(Die  Nervenzelle  producirt  das  Leitende,  die  Ganglienzelle  das  zu 
Leitende.) 

Das  eigentlich  Fortlebende,  der  Kern  und  das  Protoplasma  der 
Muskel-,  resp.  Nervenzelle,  bildet  bald  den  liberwiegenden  (Fig.  2 
Aa,  Ab),  bald  einen  beinahe  verschwindend  kleinen  (Fig.  1  Aa, 
Ab)  Theil  der  Spindel.  Auch  befindet  sich  der  Kern  und  das  Proto- 
plasma in  beiden  Typen  bald  innerhalb  der  contractilen  resp.  leiten- 
den Substanz  (Fig.  1  und  2  Aa),  bald  außerhalb  (Fig.  1  Ab  und 
Fig.  2  Ba,  Bb);  oder  in  dieselben  eingebettet.  Nicht  selten  be- 
findet sich  ein  Theil  des  Protoplasmas  mit  dem  Kern  außerhalb  der 
leitenden  Substanz,  wogegen  der  andere  Theil,  von  Zellsaft  sehr  ge- 
lockert, das  Lumen  der  röhrenförmigen  Nervenspindel  ausfüllt. 
(Fig.  2  Ba,  Bb:  Nervenfasern  mit  Markscheide  bei  den  Wirbel- 
tbieren und  den  Crustaceen.)  Was  aber  die  Lage  des  Kerns  zur 
Längsachse  betrifft,  so  halten  sich  die  vor  und  hinter  dem  Kerne 
befindlichen  Mengen  von  contractiler  oder  leitender  Substanz  in  den 
meisten  Fällen  das  Gleichgewicht. 

Die  contractile  Substanz  besteht  aus  den  eigentlich 
contractilen  Primiti vfibrillen  und  aus  einer  interfibril- 
lären  Substanz,  welche  die  mehr  oder  weniger  beträchtlichen 
Zwischenräume  zwischen  den  Primitivfibrillen  ausfüllt. 

Die  leitende  Substanz  besteht  ebenfalls  aus  den  ei- 
gentlich leitenden  Primitivfibrillen  und  aus  einer  inter- 
fibrillären  Substanz,  welche  der  der  Muskelspindeln  entspricht. 
Nicht  selten  Uberwiegt  das  Intertibrilläre  au  Menge  das  eigentlich 


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Contractile  und  leitende  Primitivfibrillen. 


365 


Leitende:  und  dann  ist  jener  Theil  der  interfibrillären  Substanz, 
welcher  die  Primitivfibrillen  unmittelbar  umgiebt,  die  perifibrilläre 
Substanz,  etwas  anders  beschaffen  als  der  Übrige;  er  ist  namentlich 
viel  dichter  und  enthält  mehr  Myelin. 

Myelin  ist  in  allen  Nerven  vorhanden.  Es  kann,  mehr 
oder  weniger  gleichmäßig,  in  der  interfibrillären  Substanz  ver- 
theilt sein,  oder  es  bildet  eine  gesonderte  periphere  Lage  (die  Mark- 
scheide) in  der  Wand  der  Spindel,  welche  in  diesem  Fall  immer 
zum  röhrenförmigen  Typus  gehört  (Fig.  2  Ba%  Bb). 

Der  Verlauf  der  Primitivfibrillen  entspricht  immer  der  Haupt- 
richtung der  Spindel  und  in  ihren  Verästelungen  der  Längsachse  des 
betreffenden  Astes.  In  einer  Muskelspindel  können  die  Primitiv- 
fibrillen je  nach  ihrer  Lage  zwar  verschieden  lang  sein,  sie  durch- 
setzen aber  immer  ununterbrochen  die  ganze  Spindel. 

Auch  in  einer  und  derselben  Nervenfaser  können  die  Primitiv- 
fibrillen verschieden  lang  sein,  immer  reichen  sie  aber  ununterbrochen 
vom  Centrum  bis  zur  Peripherie  oder  bis  an  andere  Centren. 

Die  contractilen  Primitivfibrillen  können  außer  in  cylindrischer 
Form  (als  Muskelsäulchen,  Primitivsäulchen)  auch  als  Leistchen 
oder  Bänder  (Primitivleistchen  der  Hirudineen)  auftreten;  von 
leitenden  Primitivfibrillen  kenne  ich  dagegen  nur  die  cylindrische  Form. 

Die  Primitivfibrillen,  sowohl  die  leitenden,  als  auch  die  con- 
tractilen, sind  je  nach  ihrer  Stärke  aus  mehreren  Elementar- 
fibrillcn  zusammengesetzt,  oder  sie  entsprechen  selbst  einer 
Elementarfibrille.  Die  Elementarfibrillen  können  wir  innerhalb  der 
Primitivfibrille  gewöhnlich  nicht  unterscheiden  ;  stärkere  Primitivfibrillen 
können  aber  durch  geeignete  Macerirung  gelegentlich  in  ihre  Elementar- 
fibrillen aufgelöst  werden.  Andererseits  kann  man  —  falls  gelungene 
Vergoldungen  zur  Verfügung  stehen  —  auch  in  den  peripherischen 
Endverzweigungen  der  Nerven  sehen,  wie  sich  dickere  Primitiv- 
fibrillen allmählich  in  dünnere  Ästchen  spalten  und  endlich  für  die 
einzelnen  zu  iunervirenden  Zellen  die  allerdünnsten  Elementarfibrillen 
abgeben.  Die  Elementarfibrillen  scheinen  —  bei  einem  und  dem- 
selben Thiere  wenigstens  —  gleich  dick  zu  sein;  die  contractilen 
Elementarfibrillen  sind  aber  bei  den  Hirudineen  dicker  als  die 
leitenden1. 


»  Die  leitenden  Elementarfibrillen  in  den  dickeren  Primitivfibrillen  von 
Hirndo  werden  nach  meiner  Methylenblautinction  etwas  gelockert  und  sind  dann 
deutlich  zu  erkennen.  Primitivfibrillen,  welche  nicht  dicker  sind,  als  0,1  u 
=  '  loooo  mm)  sind,  kann  man  durch  mehrere  Gesichtsfelder  verfolgen.  Primitiv- 


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366 


St,  Apsithy 


Der  protoplasmatiscbc  Theil  der  Spindel  reicht  in  die 
dünneren  Verzweigungen  nicht  mehr  hinein,  ausgenommen 
gewisse  centrale  Endäste  bei  den  Nerven,  welche  zu  Ganglienzellen 
führen.  Jene  bestehen  also  bloß  aus  leitender,  resp.  contractiler 
Substanz.  Verfolgt  man  die  Nervenästchen  gegen  die  Peripherie, 
so  findet  man  in  denselben  bald  nur  noch  eine  Primiti  vf  ib  rill  e , 
welche  mit  einem  Mantel  von  perifibrillitrer  Substanz 
umgeben  ist;  auch  die  Primitivfibrill e  verästelt  sich 
weiter,  bis  sie,  wie  schon  gesagt,  in  Elementarfibrillen 
aufgelöst  ist  Noch  ist  aber  die  Elementarfibrille,  das 
eigentliche  Nervenende,  von  einem  perifibrillären  Mantel 
umgeben.  Dieser  bildet  die  verschiedenen  Varicositäten, 
die  Endplatten  an  den  Epithelzellen  etc.  und  bleibt  an  der  Ober- 
fläche, wogegen  die  Elementarfibrille  wohl  meist  in  die  betreffende 
Zelle  hineindringt. 

Wo  sich  nun  die  Primi tivfibrillen  speciell  bei  den  Hirudineen 
befinden  und  wie  sie  sich  unter  dem  Mikroskop  präsentiren,  will 
ich  an  der  Hand  der  hier  beigegebenen  Holzschnitte  etwas  eingehender 
darstellen. 

Fig.  6  zeigt  Querschnitte  röhrenförmiger  Musk e  1  spindein  von 
Pontobdella,  alle  vor  oder  hinter  dem  Kern.  Nach  den  üblichen 
Tinctionen,  und  besonders  nach  meiner  Hämatoxylintinction,  erscheint 
der  axiale  Theil  fjo),  ein  durch  Zellsaft  sehr  gelockertes  Protoplasma- 
netz, viel  heller  als  der  Mantel  aus  contractiler  Substanz.  Letztere 
besteht  immer  aus  einer  Lage  meist  leistchenfbrmiger  Primiti  v- 
fibrillen,  welche  von  der  interfibrillären  Substanz  mit  einander  ver- 
kittet werden.  Diese  interfibrilläre  Substanz  ist,  in  Form  von  kurzen 
Linien,  welche  mit  einander  parallel  auf  der  Oberfläche  der  Spindel 
vertical  stehen,  schwarz  gezeichnet,  da  sie  in  gelungenen  Präparaten 
allein  tingirt  ist.  Diese  Linien  des  Querschnittes  haben  Bütschli 
und  alle  Anderen  für  das  contractile  Protoplasma  gehalten,  Ersterer 
speciell  aus  je  einer  radiären  Wabenreihe  bestehend  beschrieben. 
Andere  haben  die  darin  liegenden  Körnchen,  gelegentlich  radiäre 
Reihen  (C),  für  Querschnittbilder  von  Primitivfibrillen  demonstrirt. 
Die  in  der  Zeichnung  hell  gelassenen  Zwischenräume  zeichnen  sich 
im  Präparat  durch  einen  eigentümlichen  Glanz  und  gelblich-grün- 
lichen Schimmer  aus  :  sie  sind  gegen  den  viel  weniger  lichtbrechenden 


tibrillen,  wahrscheinlich  schon  einzelne  Elcinentarfibrillen  von  0,05 /<,  kann  man 
In  den  Ganglien  und  Connectiven  von  Hirudo  noch  scharf  unterscheiden. 


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Contractile  und  leitende  Priinitivfibrillen. 


367 


daher  in  C  dunkler  dargestellten)  protoplasmatischen  Theil  durch 
eine  schwarze  Reflexlinie  deutlich  abgegrenzt;  gegen  die  Peripherie 
grenzt  sie  dagegen  eine  Zone  erhärteter  Interfibrillärsubstanz  [gx  in  D) 
ab,  welche  ihrerseits  an  eine  ebenfalls  erhärtete  Grenzschicht  der 
hyalinen  Grundsubstanz  des  betreffenden  Gewebes  {g2  in  D  und  F) 
stößt.  Eine  eigentliche  Zellmembran,  welche  —  aus  chitinoider 
(chitinartiger)  Substanz  bestehend  —  schonenden  Macerirungen 
Widerstand  leisten  würde,  besitzen  die  Muskelspindeln  der  Hirudi- 
neen  nicht. 

Wie  irrthümlich  es  von  Bütschli  war,  die  hellen  Leisten  {l\ 
als  Wabenreihen  gewöhnlichen  Protoplasmas  zu  bezeichnen, 
zeigt  ein  Blick  auf  gelungene  Goldpräparate  {E  und  F)  am  schla- 
gendsten. Das  wirklich  gewöhnliche  Protoplasma  (p)  des  Lumens 
erscheint  stark  granulirt  und  sehr  dunkel  violett;  dieselbe  Farbe 
setzen  die  Streifen  if  gegen  die  Peripherie  fort,  wogegen  die  dazwischen 
liegenden  Felder  l  beinahe  ganz  farblos  bleiben  und  sich  durch  Lage, 
Form  und  eigenthUmliche  Lichtbrechung,  durch  einen  starken  Glanz, 
als  identisch  mit  den  Leistchen  /  in  C  und  D  erweisen.  Und  doch 
sollen  nach  Bütschli  diese,  weil  sie  sich  durch  Carmin,  Hämatoxy- 
lin  etc.  kaum  färben  lassen,  Wabenreihen  gewöhnlichen  Protoplasmas 
darstellen.  Hätte  Bütschli  Recht,  so  müssten  diese  »Wabenreihen« 
eine  ähnliche  Goldreaction  wie  das  medulläre,  wirklich  gewöhnliche 
Plasma  zeigen,  und  nicht  die  mit  ihnen  alternirenden,  welche  ja 
aus  contractilem  Plasma  bestehen  sollen.  Die  Sache  verhält  sich 
also  genau  unigekehrt,  wie  er  und  beinahe  alle  anderen  Autoren  es 
meinten.  —  Die  glänzenden  contractilen  Leisten  /,  deren  gewöhn- 
liche Form  bei  Pontobdella  1)  genauer  darstellt,  sind  vollkommen 
homogen;  es  lässt  sich  nicht  eine  Spur  von  Wabenstructur  in  ihnen 
auftreiben;  es  wurde  mir  aber  wahrscheinlich  auch  gelingen,  eine 
solche  künstlich  herzustellen. 

Fig.  7  stellt  Theile  von  Muskelfasern  einer  Pontobdella 
vor.  Die  in  A  und  B  weniger,  in  C  stärker  macerirten,  ungefärbten 
Muskelfasern  sind  mit  Nadeln  zerstückelt;  an  den  Rissenden  ragen 
die  Primitivlei8tcben  frei  vor:  /  in  A  und  l{  in  C  auf  der  Kante 
stehend,  ^  au*  die  Fläche  umgebogen.  Das,  was  da  frei  hervor- 
ragt, ist  die  Fortsetzung  der  lichten  Längsfelder,  welche  im  Prä- 
parat stark  glänzen  und  das  Licht  doppelt  brechen.  Die  schmäleren, 
dunkel  erscheinenden  Linien  if  ragen  nirgends  hervor:  was  eventuell 
so  scheinen  könnte,  sind  die  dunklen  Reflexlinien,  welche  die  her- 
vorragenden, glänzenden  Leistchen  begleiten.    Zwischen  den  ganz 


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St.  Apàthy 


homogenen  glänzenden  hellen  Streifen  (den  Leistchen)  befinden  Bich 
in  den  dunklen  Linien  kleinere  und  größere  Körnchen.  Diese  ver- 
leihen den  dunklen  Linien,  'da  sie  oft  dicker  und  ziemlich  regel- 
mäßig (wie  in  A  angedeutet  angeordnet  sind,  ein  Aussehen,  welches 
mehrere  Autoren  als  moniliform  bezeichnen:  dieselben  Körnchen 
sehen  wir  auch  auf  dem  Querschnitt  in  radiäre  Reihen  angeordnet. 
Die  Primitivfibrillen  selbst  sind  nie  moniliform,  sondern  ganz  glatt. 
Ich  finde  Stückchen  von  ihnen  in  meinen  Maceratiouspräparaten  oft 
ganz  isolirt,  bald  auf  der  Kante  stehend,  bald  auf  der  Fläche  liegend 
[C.  /|  und  Immer  zeigen  sie  die  charakteristischen  optischeu 
Eigenschaften  sehr  deutlich  (mit  dem  Altern  des  Präparates  allmäh- 
lich bedeutend  schwächer).  In  tangentialen  Läugsscbnitten  sieht 
man  sie  immer  von  der  Kante:  in  Längsschnitten  dagegen,  welche 
durch  die  Hauptachse  der  Spindel  geführt  sind,  von  der  Fläche 
(/  in  B  :  72  in  C  zeigt  auch,  dass  die  Kanten  der  Primitivicisten  etwas 
verdickt  sind. 

Fig.  8  A  zeigt  den  Verlauf  und  den  Charakter  der  leitenden 
Primitivfibrillen  aus  der  Darmwand  von  Pontobdella  nach  Gold- 
bchandlung1.  Innerhalb  eines  kleineren  Kervenastes,  welcher  nur 
noch  aus  leitender  Substanz  besteht,  sehen  wir  dickere  und  dünnere 
Primitivfibrillen  f/j  ;  sie  verlaufen  alle  wellig  und  sind  ohne  Mühe 
weit  (oft  durch  das  ganze  Präparat  zu  verfolgen.  »/  ist  die  inter- 
fibrilläre  Substanz,  im  Präparat  blass  h  orten  sia  roth,  von  welcher  die 
dunkelvioletten,  beinahe  schwarzen  Primitivfibrillen  deutlich  abstechen. 
/,  ist  eine  in  kurzen  Wellen  ganz  isolirt  verlaufende,  bei  /  abge- 
rissene Fibrille,  welche  von  einem  blassen  perifibrillärcn  Mantel  um- 
geben ist,  aus  welchem  aber  bei  /  die  Fibrille  etwas  hervorragt. 
Die  Contouren  des  Mantels  verlaufen  im  Gegensatz  zur  Wellenlinie 
der  Fibrille  ziemlich  gerade.  Die  Primitivfibrillc  /,  giebt  dünnere 
Ästchen  j\  i  Primitivfibrillen  ab.  Die  dickste  Primitivfibrille  /,  be- 
gegnet einer  sympathischen  Ganglienzelle  g\  sie  spaltet  sich  in 
dünnere  Fibrillen  und  verbreitet  diese  um  die  Zelle  herum:  die 

1  Besonders  schöu  zeigen  sich  die  feinsten  Prunitivfibrillen  nach  der  er- 
wähnten Methylenblautinction  bei  Jlirudo  in  den  motorischen  Bündeln  der 
Bnuchganglien  und  ihrer  .Seitennerven.  Ich  habe  mich  liier  nämlich  davon 
überzeugen  können,  dass  die  motorischen  Primitivfibrillen  compacte  Bündel 
bilden,  die  sensorischen  dagegen  in  die  Wand  von  Köhren  eingelagert  sind. 
In  den  Nerven  der  Hirudineen,  welche  zum  gemischten  Typus  gehören,  sind 
also  die  Bündel  motorische,  die  Röhren  mit  sehr  vielen  Collateralen  in 
den  Ganglien  sensorische  Bahnen:  erstere  verbreiten  sich  im  Gan- 
glion mehr  ventral,  letztere  mehr  dorsal. 


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Contractile  und  leitende  Primitivfibrillen. 


360 


dünnen  Ästchen  sammeln  sich  aber  wieder,  und  die  dicke  Primitiv- 
fi brille  setzt  ihren  Weg  weiter  fort. 

Fig.  S  Ba  und  Bb  zeigt  glasstiibchenartige  Stücke  von  Primitiv- 
fibrillen, welche  aus  den  Längscoramissuren  von  Pontobdella  heraus- 
zumaceriren  sind.  Bei  Ba  sieht  man  rechts  zwei  Primitivfibrillen 
dicht  neben  einander  liegen  ;  links  liegen  sie  schon  über  einander,  und 
ebendort  spalten  sich  zwei  dünnere  Primitivfibrillen,  in  Folge  der 
starken  Macerirung,  ab.  Bei  Bb  ist  an  einer  Stelle  noch  etwas 
perifibrilläre  Substanz  zu  sehen.  C,  ein  Stückchen  derselben  Längs- 
commissur,  zeigt  dicht  neben  einander  gelagerte  Primitivfibrillen  in 
situ:  stark  glänzende  helle,  homogene  Streifen.  Die  Fortsetzung 
von  solchen  ragt  in  D  am  Hissende  frei  hervor.  Dass  die  hellen, 
homogenen  Streifen  nicht  der  optische  Ausdruck  von  Septen,  radiären 
Leisten  in  der  Commissur  (Fig.  11  im)  sind,  wird  schon  in  diesem 
Bilde  dadurch  bewiesen,  dass  ihr  dem  Beobachter  entgegengekrümmtes 
Ende  einen  kreisförmigen  Querschnitt  hat.  Auch  ihre  optischen 
Eigenschaften  beweisen,  dass  sie  dasselbe  sind,  wie  die  frei  heraus- 
macerirten  Stäbchen  Ba  und  Bb.  Die  dunklen  Linien  in  C  bedeuten 
die  Reflexlinien,  welche  die  glänzenden  Stäbchen  begleiten.  —  Die 
Primitivfibrillen  erscheinen  in  diesem  Präparat  desshalb  nicht  so 
wellig,  wie  im  Chlorgoldpräparat,  weil  die  Längscommissur,  welche 
macerirt  wurde,  bei  der  normal  möglichen  größten  Streckung  des 
Thieres  in  gedehntem  Zustande  fixirt  war.  —  Die  optischen  Eigen- 
schaften der  Primitivfibrillen  sind,  von  der  Farbe  abgesehen,  auch 
nach  Goldbehandlung  dieselben,  wie  ungefärbt. 

In  dem  tangentialen  Längsschnitt  aus  dem  Connectiv  (der  Längs- 
commissur), welcher  —  ein  Balsampräparat,  nach  meiner  Hämatoxylin- 
methode  gefärbt  —  in  Fig.  9  wiedergegeben  ist,  treten  die  Primitiv- 
fibrillen f  in  der  Form  von  homogenen,  ungefärbten  Längsstreifen  auf. 
Die  dunklen,  hier  auffallend  geraden  Linien  bedeuten  zum  Theil  Reflexe 
und  zum  Theil  die  dunkelstahlgrau  tingirte  perifibrilläre  Substanz1. 

Fig.  1 0  und  1 1  sollen  die  Lage  der  Primitivfibrillen  in  dem 
Connectiv  und  dem  FAiVRE'schen  Nerv  von  Pontobdella  näher  an- 
geben. Fig.  10  stellt  einen  genauen  Querschnitt  nach  vollkommener 
Streckung  und  Goldbehandlung  dar.   Bei  Pontobdella  und  den  meisten 

1  Jene  heilen  Streifen,  resp.  die  losgelösten  glasstäbchenartigen  Fibrillen- 
stücke  sind  das,  was  nach  meiner  Methylentinctiou ,  wenn  alles  Interfibrilläre 
und  Perifibrilläre  entfärbt  ist,  in  Form  von  glatten  stahlblauen,  mehr  oder 
weniger  violetten  scharfen  Linien  ohne  jede  Varicoaität  erscheint.  Die  Vari- 
cositäten  sind  nur  dann  sichtbar,  wenn  die  perifibrilläre  Substanz  mitgefärbt  ist. 


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370 


St.  Apàthy 


anderen  Hirudineen  ist  jedes  je  eine  kolossale  Nervenspindel, 
welche  an  ihren  leitenden  Enden,  in  je  einem  Ganglion, 
reiche  Verästelungen  eingeht,  in  deren  leitende  Zone  aber 
Fortsätze  vor  und  dahinter  liegender  Connectivspindeln 
eingekeilt  sind.  Diese  Fortsätze  sind  es,  welche  die  durch- 
gehenden Primitivfibrillen  durch  ein  Ganglion  in  das  andere  führen 
und  so  entferntere  Somite  mit  einander  nervös  verbinden.  In 
Fig.  10  A  ist  gerade  der  Kern  der  Connetivspindel  getroffen.  Um  den 
Kern  k  herum  befindet  Bich  eine  medulläre  Zone  aus  lockerem  Proto- 
plasma mit  viel  Zellsaft.  Eine  gewisse  Anzahl  von  Primitivfibrillen 
scheint  sich  gegen  die  Peripherie  zu  schon  innerhalb  dieser  Zone 
differenzirt  zu  haben.  Die  auch  hier  (weiter  vom  Kern  aber,  z.  B. 
in  Fig.  1 1 ,  noch  mehr)  Uberwiegende  corticale  Zone  bilden  radiäre 
Leisten  aus  leitender  Substanz  (/./*).  Dieselben  erscheinen  hier 
in  ihrer  Gesammtheit  bedeutend  dunkler,  als  der  Kern,  welcher 
seinerseits  etwas  dunkler  als  die  blasse  protoplasmatische  Zone  ist. 

Die  Leisten  aus  leitender  Substanz,  die  eigentlichen  Septen, 
werden  von  einander  durch  Spalten  getrennt,  welche  nur  in  Gold- 
chloridpräparaten so  weit,  wie  hier  gezeichnet,  erscheinen  [issp. 
Interseptalspalten) .  Sie  sind  im  Präparat  ganz  farblos  ;  das  medulläre 
Protoplasma  setzt  sich  nämlich  in  die  Spalten  nicht  fort.  Dieselben 
sind  bei  Pontobdella  im  natürlichen  Zustand  nur  virtuell  vorhanden, 
indem  sich  die  benachbarten  Seitenflächen  der  Septen  {ps.h)  in 
Fig.  11)  unmittelbar  an  einander  schmiegen,  und  sind  nach  anderen 
Methoden  bei  Pontobdella  gar  nicht  zu  demonstriren,  wohl  aber  bei 
gewissen  anderen  Hirudineen. 

Die  Septen,  welche  von  der  Peripherie  bis  an  die  medulläre 
Zone  reichen,  wollen  wir  schlechthin  als  Hauptsepten  bezeichnen. 
Sie  sind  keilförmig,  mit  der  schmalen  Kante  nach  der  Peripherie. 
Durch  diese  Lage  der  Hauptsepten  entstehen  dreieckige  Zwischen- 
räume, welche  von  den  Nebensepten  ausgefüllt  werden.  So  seien 
nämlich  die  kleineren  Septen  genannt,  welche  nicht  bis  an  die  me- 
dulläre Zone  reichen.  Die  Nebensepten  sind  ebenfalls  keilförmig 
oder  bandförmig,  nur  ist  die  schmale  Kante  des  Keils  nicht  gegen 
die  Peripherie,  sondern  gegen  das  Centrum  gewendet.  Die  Neben- 
septen sind  zum  Theil  eingeschaltete  Fortsätze  benachbarter  oder 
entfernterer  Spindeln,  welche  in  auf-  oder  absteigender  Richtung 
hinter  einander  liegende  Somite  unter  sich  verbinden. 

Die  Septen,  welche  von  dem  betreffenden  Connectiv  selbst 
gebildet  werden,  sind  als  Längsfalten  der  Wand  der  ursprünglich 


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Contractu*  uud  leitende  Primitivfibrillen. 


371 


dünnwandigen,  röhrenförmigen  Connectivspindel  primären  Nerven- 
röhre) aufzufassen.  Indem  sich  nun  die  eingefaltete  Wand,  we'che  aus 
leitender  Substanz  besteht,  nach  außen  verdickt,  wird  der  Hohlraum 
innerhalb  der  Falte  zwischen  den  zwei  Lamellen  der  Falte)  ausge- 
füllt. Aber  nicht  vollkommen;  es  entstehen  weitere  und  engere 
Köhren  in  der  leitenden  Substanz,  welche  das  ganze  Cou- 
nectiv  durchziehen  und  sich  in  die  Ganglien  fortsetzen,  um  sich 
dort  zu  verzweigen.  Man  kann  sie  secundäre  Nervenröhren 
nennen,  indem  sie  sich  innerhalb  der  Wand  der  primären 
Nerveiiröhre,  der  Connecti vspindel,  differenzirt  haben  und 
ihre  Wand  aus  leitender  Substanz  besteht. 

Die  leitende  Substanz  ist  also  in  den  Connectiven 
(Längscommissuren)  von  Pontobdella  durch  die  Septcn  ver- 
treten, welche  nach  Goldchloridbehandluug  in  Fig.  10  A  (/./*),  nach 
gewöhnlichen  Tinctionen  in  Fig.  11  A  fps.ls)  abgebildet  sind. 

Was  die  Verkeilung  der  Bestandteile  der  leitenden 
Substanz  in  den  Septen  betrifft,  so  bilden  die  Primitivfibrillen 
zuerst  gegen  die  Oberfläche  der  Septen  eine  dichtere  Lage.  In  dieser 
oberflächlichen  Lage  befinden  sich,  außer  einigen  dickeren  (Fig.  8  Z>), 
meist  sehr  dllnue  Primitivfibrillen.  Die  übrigen,  dickere  und  dünnere, 
liegen  im  Inneren  des  Septums,  ziemlich  unregelmäßig  und  gar 
nicht  dicht  eingestreut;  airch  um  die  Röhren  herum  [rl  in  Fig.  10 
und  ri  [N]  =  Neurochord  in  Fig.  11)  bilden  sie  keineswegs  immer 
eine  distinetc  Lage.  Das  Myelin  der  I nterfibril larsubstanz 
sammelt  sich  hauptsächlich  in  der  unmittelbaren  Um- 
gebung der  einzelnen  Primitivfibrillen  und  ist  gegen  die 
Oberfläche  des  Septums  am  auffallendsten.  Die  secun- 
dären  Nervenröhrchen  so  z.  B.  die  Neurochorde  sind  mit 
einem  glashellen,  dünnflüssigen  Zellsaft  prall  gefüllt, 
welcher  nur  nach  ungeeigneter  Behandlung  ein  körnig-faseriges 
Coagulum  entstehen  lässt. 

Auf  Längsschnitten  können  wir  also  die  Primitivfibrillen 
wohl  parallel  mit  einander,  aber  nie  in  regelmäßigen,  gleichen  Ab- 
ständen finden;  ist  der  Schnitt  sehr  dünn  wie  z.  B.  in  Fig.  9),  so 
werden  wir  gelegentlich  auffallend  wenig  Primitivfibrillen  darin  ent- 
decken können:  wir  können  gerade  das  Lumen  der  Röhren  und  im 
Innern  der  Septen  solche  Stellen  getroffen  haben,  wo  eben  gar  keine 
Primitivfibrille  in  die  Schnittebeue  fällt,  oder  höchstens  eine.  Ist 
noch  dazu  das  Connectiv  nicht  einmal  gehörig  gedehnt,  so  dass  die 
Fibrillen  wellig  verlaufen,  und  ist  vielleicht  auch  die  Schnittrichtunjr: 

Mittheilungen  ».  d.  Zoolog.  Station  zu  Neapel.    BJ.  10.  25 


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372 


St.  Apäthy 


etwas  schräg,  so  wird  es  uns,  je  dünnere  Schnitte  wir  machen,  um 
so  schwerer  fallen,  die  Primitivfibrillen  in  ihrer  Continuità!  zu  ent- 
decken. Ein  kür nig-fibrilläres  Coagulimi  des  Zellsaftes 
und  der  Interfibrillärsub stanz  kann  mit  TheilstUcken 
der  Primitivfibrillen,  durch  reichliche  Myelinformatio- 
nen  unterstutzt,  das  prächtigste  Substrat  für  eine  RoHDE'sche 
Paraffinserienhistologie  liefern. 

Im  Querschnitt  erscheinen  die  Primitivfibrillen  nach  Gold- 
chloridbehandlung (Fig.  10)  als  kleinere  und  größere  schwarze  Flecke 
von  rundlicher  Gestalt,  welche  trotz  der  Färbung  einen  auffallenden 
eigenen  Glanz  behalten,  falls  man  nur  Celloidinschnitte  und  in  ver- 
dünntem Glycerin  untersucht.  Die  Interfibrillärsubstanz,  mit  ihrem 
fein  vertheilten  Myelin,  ist  röthlichviolett  :  Myelinformationen  hatten 
keine  Zeit  zu  entstehen.  Der  Inhalt  der  Höhrchen  ist  vollkommen 
hyalin,  blass  rosenfarbig.  Die  Interseptalspaltcn  (issp)  sind  ganz 
farblos,  da  sie  ja  erst  nach  der  Imprägnirung  künstlich  bis  zur 
Sichtbarkeit  erweitert  worden  sind. 

So  zu  sagen  ganz  das  Negativ  dieses  Bildes  zeigen  die  Quer- 
schnitte aus  Objecten,  welche  nicht  mit  Goldchlorid  behandelt,  son- 
dern nach  einer  der  üblichen  Methoden  tingirt  worden  sind.  Fig.  1 1 
stellt  einen  Querschnitt  aus  dem  Connectiv  von  Pontobdella  gerade 
durch  eine  Stelle  dar,  wo  sich  das  Connectiv  zufällig  etwas  nach 
oben  verbogen  hatte,  so  dass  die  untere  Hälfte  des  Bildes  einen 
genauen  Querschnitt  zeigt,  die  obere  dagegen  in  einen  tangentialen 
Längsschnitt  übergeht:  ein  Umstand,  welcher  dem  Präparat  eine 
ganz  besondere  Beweiskraft  verleiht. 

Zu  allererst  fallen  uns  an  Stelle  der  Interseptalspalten  von 
Fig.  10  radiäre  Balken  auf,  welche  sich  gegen  die  Peripherie  zu 
verzweigen  scheinen.  Sie  lassen  sich  nach  starker  Färbung  mit 
meinem  Hämatoxylin  dunkelgrau  bis  schwarz  tingiren;  nach  einer 
schwächeren  Färbung  —  oder  auch  ungefärbt  —  erscheinen  sie  mehr 
oder  weniger  bräunlichgelb  und  zeigen  einen  deutlichen  Myelinglanz, 
vorausgesetzt,  dass  das  Object  beim  Einbetten  in  Celloidin  nicht 
allzu  lange  der  Einwirkung  von  Äther-Alkohol  ausgesetzt  war.  Ver- 
gleicht man  Fig.  10  mit  Fig.  11,  so  sieht  man  sofort,  dass  diese 
Balken  nur  der  optische  Eindruck  davon  sind,  dass  die  Seitenflächen 
benachbarter  Septem  wo  sich  die  Interfibrillärsubstanz  gerade  durch 
besonders  viel  Myelin  auszeichnet,  einander  unmittelbar  berühren. 
Auch  gegen  das  Centrum  und  gegen  die  Peripherie  sind  die  Septen 
natürlich  durch  deutliche,  scharfe  Linien  abgegrenzt.     Nur  das 


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Contrarile  und  leitende  Priiuitivtìbrillen.  373 

Auftreten  von  gewaltigen  Myelinformationen  kann  diese  Linien  so 
splitterig  machen,  wie  sie  Rohde  gezeichnet  hat.  Auch  die  Contouren 
der  Röhrchen  sind  scharfe  Linien,  welche  sich  von  der  blasseren 
Grundsubstanz  der  Septen  deutlich  abheben. 

Das  Querschnittsbild  der  Primitivfibrillen  ist  aber  hier  ein  kleiner 
Kreis,  welcher  —  je  nach  der  Einstellung  —  auch  den  Eindruck 
eines  glänzenden  Punktes  machen  kann;  oder  es  erscheint  im  Cen- 
trum des  kleinen  Kreises  ein  noch  kleinerer  dunkler  Punkt.  Um 
den  kleinen  Kreis  herum  ist,  wenn  dieser  im  Innern  des  Septums 
liegt,  ein  heller  Hof,  welcher  seinerseits  ebenfalls  von  einer  ziem- 
lich scharfen  Linie  begrenzt  wird:  der  optische  Eindruck  des  Mantels 
aus  perifibrillärer  Substanz.  Man  sieht  sowohl  in  A  als  auch  in  B. 
wie  die  im  Querschnitt  punktförmigen  Primitivfibrillen  in  die  hellen 
Streifen  des  Längsschnittes  Ubergehen;  man  sieht,  wie  sich  die 
dunkel  gezeichneten  Radiärbalken  in  die  dickeren  dunklen  Läugs- 
liuien  fortsetzen.  Die  dünneren  dunklen  Läugslinien  sind  aber 
meistentheils  Reflexe,  welche  die  Primitivfibrillen  eben  so  nur  schein- 
bar begleiten,  wie  jene  kleinsten  Kreise  den  Querschnitt  derselben 
umgeben. 

Je  mehr  von  den  eigentümlichen  optischen  Eigenschaften  der 
Bestandtheile  in  solchen  Präparaten  zum  Ausdruck  kommt,  einen  um 
so  leichteren  Einblick  kann  man  in  die  Beschaffenheit  des  Connec- 
tivs  und  in  die  der  Nerven  Uberhaupt  gewinnen.  Das  Einschmelzen 
in  Paraffin  zerstört  manche  Feinheiten,  das  Einschließen  in  stark 
lichtbrechende  Medien  löscht  die  natürlichen  Contouren,  welche  auf 
Lichtbrechungsdifferenzen  beruhen,  aus:  zu  dünne  Schnitte  lassen 
die  optischen  Eigentümlichkeiten  der  Bestandtheile  nicht  zur  Geltung 
kommen.  Die  Hauptsache  ist  hier,  dass  die  Commissur  gehörig  ge- 
dehnt sei  und  man  die  Richtung  des  Schnittes  genau  kenne.  Ein 
richtiger  Querschnitt  ist,  wenn  auch  20  \i  dick,  mehr  werth,  als 
wenn  er  1  ji  dünn  ist.  Man  täuscht  sich  sehr,  wenn  man 
glaubt,  der  Lösung  schwieriger  histologischer  Probleme 
durch  das  Ubertreiben  des  Dünnschneidens  näher  ge- 
kommen zu  sein.  Gewiss  ist  die  Herstellung  tadelloser  Serien 
von  Schnitten,  welche  1  u  dünn  sind,  eine  schöne  Kunst,  nur  hat 
sie  bei  der  heute  noch  so  rohen  Vorbehandlung  des  Objectes  für  die 
Wissenschaft  sehr  wenig  Werth.  Aus  Schnitten  von  1  jx  Dicke  können 
wir  nur  ganz  ausnahmsweise  mehr  lernen,  als  aus  5  ;x  dicken,  wohl 
aber  meistens  viel  weniger,  davon  abgesehen,  wie  oft  sie  ganz  Fal- 
sches zeigen. 

tV 


t 


374 


St.  Apàthy 


So  weit  vom  Kern  des  Connectivs ,  wie  der  Schnitt  in  Fig.  1 1 
liegt,  nimmt  das  medulläre  Protoplasma  nur  noch  sehr  wenig  Raum 
ein,  noch  weiter  stoßen  die  Septen  im  Centrum  beinahe  an  einander. 
Die  wenigen  Primitivtibrillen,  welche  im  centralen  Theil  in  Fig.  1 1 
noch  sichtbar  sind,  setzen  dann  ihren  Weg  innerhalb  der  Septen 
weiter  bis  in  das  Ganglion  fort,  wo  die  Septen  aus  einander  rücken, 
sich  verästeln  und  in  Köhren  und  Bündel  auflösen.  —  Der  Faivre- 
sche  Nerv  besitzt  nirgends  einen  protoplasmatischen  axialen  Theil, 
also  auch  keinen  Kern;  im  Übrigen  ist  er  [B  in  Fig.  10  und  11 
ganz  so  beschaffen,  wie  die  Connective.  Seine  Bedeutung  und  seine 
Entstehung  zu  schildern,  würde  zu  weit  führen. 

Die  hier  mitgetheilten  und  an  Hirudincen  illustrirten  Thatsachen 
werde  ich  bei  nächster  Gelegenheit  auch  für  andere  Gruppen  aus 
einander  zu  legen  versuchen. 

Kolozsvar,  im  October  1891. 


Erklärung  der  Abbildungen. 

Tafel  24. 

Fig.  1.  Aa.,  Ab.  schematische  Querschnitte,  Ba.  und  Bb.  Längsschnitte  vom 
bündelfönuigen  Typus  der  Nerven  resp.  Muskelspindeln,  Bc.  eine 
ganze  Muskelspiudel.  k.  der  Kern.  p.  der  protoplasmatische  Theil. 
Ics.  contractile  resp.  leitende  Substanz,  es.  contractile  Substanz.  Die 
leitende  resp.  contractile  Substanz  ist  mit  Kreuzstrichen  schraffirt. 

Fig.  2.  Aa.  uud  Ab.  Querschnitte  von  Nerven-  resp.  Muskelspindeln  des  röh- 
renförmigen Typus.  Ac.  Querschnitt  durch  die  Aste  einer  röhren- 
förmigen Nervenspindel,  welche  durch  eine  Bindegewebshülle  [bg.  resp. 
Neurilemm)  zusammengehalten  werden;  Ad.  die  weitere  Verästelung 
quer  und  schräg  getroffen,  das  Lumen  der  Röhre  [p,  und  rl.)  ist  hier 
schon  verschwunden.  Ba.  schematischer  Querschnitt  der  markhaltigen 
Nervenspindel  von  Wirbelthieren,2tó.  vonCrustaceen.  Sch.  SciiWANN'sche 
Scheide,  m.  Myelinscheide,  Is.  leitende  Substanz,  k.  Kern,  p.  dichteres 
Protoplasma  um  den  Kern  herum,  ri.  Lumen  der  Spindel  mit  vom  Zell- 
saft sehr  gelockertem  Protoplasinanetz  (wo  nach  Kupffer  u.  A.  die 
leitenden  Primitivtibrillon  zu  suchen  wären).  C.  schematischer  Quer- 
schnitt einer  röhrenförmigen  Muskelspindel  vou  Branchellion  (Ein-  und 
Ausstülpungen  der  Wand  aus  contractiler  Substanz  et.). 

Fig.  3.  A.  Schematischer  Quer-,  B.  Längsschnitt  einer  Nervenspindel  vom 
combinirten  Typus  (Uirudineen),  etwas  vom  Kern  entfernt,  zs.  Zwischen- 
substanz in  natUrl.  Zustand  sehr  gering),  welche  die  verschiedenen 
Bündel  und  Röhren  auB  leitender  Substanz  ;/*.  mit  Kreuzstrichen  schraf- 
firt: zusammenhält,  resp.  deu  Zwischenraum  ausfüllt,  by.  Neurilemm. 
rl.  Röhrenlumeu  fein  puuktirt),  p.  Züge  von  dichterem  Protoplasma  in 
der  Zwischensubstanz. 

Fig.  4.  A.  centrale,  B.  periphere  Verästelung  einer  röhrenförmigen  Nerven- 
spindel schematisch  dargestellt.    In  der  That  ist  aber  die  sensorische 


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Contractu«  und  leitende  rrimitivfibrillen. 


375 


und  motorische  leitende  Substanz  wohl  meist  ein  Product  verschiedener 
Nervenspindeln.)  /«.leitende Substanz,  rl.  Kührenlumen,  ^.Ganglienzellen, 
welche  von  den  centralen  Endüstchen  aus  mit  Primitivfibrillen  (resp.  Ele- 
mentarfibrillen)  umsponnen  werden.  S.a.  oder  S  ei.  Seitenästchen  (Collate- 
rale), cf.e.  centrale  freie  Isensorische)  Nervenenden.  Mf.  Muskelspindeln, 
me.  motorische  Enden,  p.f.e.  periphere  freie  Enden,  .Ss.  Sinneszellen. 

Fig.  5.  Muskelspindeln  von  llirudineen.  Röhrenförmiger  Typus,  verschiedene 
Variationen  im  optischen  Längsschnitt,  halbscheinatisch.  A.  kurze 
Spindel  aus  dem  Saugnapfe:  es.  contractile  Substanz  (corticaler  Theil  , 
p.  protoplasmatischer  (medullärer)  Theil.  B.  Sternform  aus  einer  Haut- 
warze \ou  Clepsine  sexoculata.  C.  langgestreckte  Spindeln  mit  Veräste- 
lung aus  der  Darmwand  von  Pontobdella.  f.  dünne  Scitenästchen  imit 
meist  einer  einzigen  Priraitivfibrillei,  welche  parallel  verlaufende  Spindel- 
strecken (benachbarte  und  auch  entfernter  liegende)  miteinander  verbinden. 

Fig.  6.  Muskelfasern  von  Pontobdella.  Querschnitte  vor  dem  Kern.  Nicht  sche- 
matisirt.  nur  unausgeführt.  A.  aus  der  Längsmuskulatur,  mit  weitem 
Lumen  [p.  durch  Zellsaft  sehr  gelockertes  Protoplasmanetz:  Meditila) 
und  leistchenförroigen  Primitivfibrillen  [Primitivleisten)  in  der  contractilen 
Substanz  [c:  Cortex);  B  aus  der  Darmwand,  mit  beinahe  cylindrischen 
Primitivfibrillen  (Primitivsäulchen).  Ein  Theil  der  contractilen  Sub- 
stanz in  C  stärker,  in  I)  noch  stärker  vergrößert.  /.  die  Primitivleist- 
chen,  if.  die  interfibrilläre  Substanz,  gt  die  erhärtete  Grenzschicht 
aus  interfibrillärer  Substanz,  g*  erhärtete  Grenzschicht  der  intersti- 
tiellen Grundsubstanz.  —  E.  Goldpräparat,  nur  die  Strecke  zwischen 
den  Sternen  ausgeführt.  F.  schwächere  ungefähr  400 fache)  Vergröße- 
rung, h.  künstlicher  Hohlraum  zwischen  Muskel  und  interstitieller 
Grundsubstanz. 

Fig.  7.  Aus  der  circulären  Muskulatur  von  Pontobdella.  C.  stark,  A.  u.  B.  weniger 
macerirt.  A.  optischer  Längsschnitt,  tangential,  B.  durch  die  Achse.  7, 
Primitivleisten  auf  der  Kante,  If  auf  der  Fläche.    Nicht  schematisirt 

Fig.  8.  Leitende  Primitivfibrillen  von  Pontobdella.  A.  Goldchlorid,  Darmwand. 
B.,  C,  D.  Macerirung,  Längscommissur  des  Bauchstranges,  f.  Primitiv- 
fibrillen eines  peripheren  Nerven  resp.  der  Commissur.  /,  und  f2  einzeln 
verlaufende,  resp.  losmacerirte  Primitivfibrillen.  if.  interfibrilläre  Sub- 
stanz, g.  sympathische  Ganglienzelle  deren  Kern  aus  Versehen  etwas 
zu  klein  gezeichnet  ist),  si.  das  Innere  der  Septen,  wo  keine  Primitiv- 
fibrillen getroffen  sind.    (Gar  nicht  schematisirt.) 

Fig.  9.  Längscommissur  von  Pontobdella.  Tangentialer  Längsschnitt  (sehr  dünn). 
f.  Primitivfibrillen.  ns.  {issp}  Interseptalspalten  (das  Negative  der  Septen). 
rl.  Röhrchenlumen,  ri.  das  Innere  der  Septen,  wo  gerade  keine  Primi- 
tivfibrillen getroffen  sind.    (Gar  nicht  schematisirt.) 

Fig.  10.  A.  Querschnitt  aus  einem  Connectiv  von  Pontobdella  in  der  Höhe  des 
Kernes  der  Connectivspindel,  Goldchloridpräparat.  B.  Querschnitt 
des  FAiVRE'schen  Nerven.  Dasselbe  Präparat,  k.  Kern  der  Connectiv- 
spindel. p.  protoplasmatischer  Theil  (Medulla)  der  Spindel,  l.h.  Leisten 
aus  leitender  Substanz  im  corticalen  Theil.  issp.  Spalten  zwischen  den 
eigentlichen  Septen  aus  leitender  Substanz.  rl.  Lumen  der  abge- 
schnürten Röhrchen.  /.  die  Primitivfibrillen.  b.ls.  Bündel  (Säulen  aus 
leitender  Substanz. 

Fig.  11.  Querschnitt,  in  tangentialen  Längsschnitt  übergehend,  A.  aus  einem 
Connectiv,  B.  aus  dem  FAiVRE'schen  Nerv  von  Pontobdella.  a.th.  axialer 
Theil,  ri.N)  Lumen  der  neurochordartigen  großen  Röhre,  n*  [issp  Ne- 
gativ der  Septen  (Interseptalspalte),  ps[ls)  das  eigentliche  Septum,  d.  h. 
die  leitende  Substanz.    iMeine  Hämatoxylin-Doppelfärbung.) 


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Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden. 


Von 

Dr.  phil.  mit.  R.  v.  Erlanger. 


Mit  Tafel  25  und  2Ü  und  1  Holzschnitt. 


Erster  Theil. 

Zur  Entwicklung  von  Bythinia  Umtaculata. 

In  einer  vorläufigen  Mittheilung1  habe  ich  schon  die  Gründe 
aus  einander  gesetzt,  welche  mich  dazu  bewogen  haben,  die  Ent- 
wicklung der  Bythinia  zu  studiren.  Ich  hoffe,  im  Folgenden  wird 
sich  zeigen,  dass  der  Entwicklungsgang  dieser  Form  nicht  wesentlich 
von  dem  der  Paludina2  abweicht.  Jedoch  soll  stets  auf  die  Unter- 
schiede in  der  Embryogenese  beider  Formen  eingegangen  werden, 
und  ich  werde  diese  Gelegenheit  benutzen,  um  Einiges,  was  ich  in 
meiner  Paludina- Arbeit  Ubergangen  oder  nicht  genügend  hervor- 
gehoben habe,  nachzutragen.  Außerdem  werde  ich  die  Punkte,  in 
denen  meine  Resultate  von  denjenigen  Sarasins3  abweichen,  ge- 
nauer besprechen.  Was  die  Litt  erat  ur  anbelangt,  so  verweise  ich 
auf  meine  Untersuchungen  über  Paludina,  wo  ich  eine  ziemlich 
vollständige  Übersicht  derselben  gegeben  zu  haben  glaube.  Das 
neu  Erschienene  und  jedesmal  Besprochene  soll  in  Anmerkungen  er- 
wähnt werden. 

1  R.  v.  Erlanger,  Zur  Entwicklung  von  Bythinia  tentaculata  (Vorläufige 
Mittheilung  .  in:  Z.  Anzeiger  14.  Jahrg.  IS91  pag.  3S5— 3*8. 

-  R.  v  .  Erlanger,  Zur  Entwicklung  von  Paludina  vivipara.  Theil  1  und  2.  in  : 
Morph  Jahrb.  17.  Bd.  1691  pag.  337—379  Taf.  20— 23,  pag.  (136— G60  Taf.  32  u.  33. 

3  I*.  Sarasin,  Entwicklungsgeschichte  der  Bythinia  tentandola,  in:  Arb. 
Z.  Inst.  WUrzburg  6.  Bd.  1S^2  pag.  1— CS  Taf.  1—7. 


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Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden. 


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Diese  Untersuchung  wurde  in  Heidelberg  angefangen,  und  so 
stammt  ein  Theil  meines  Materials  aus  der  Umgebung  von  Heidel- 
berg und  vom  Rhein  bei  Nieder-Ingelheim  her,  wo  die  Laiche  in 
beliebiger  Menge  erhalten  werden  können.  Sie  wurde  dann  in  Eng- 
land weiter  geführt  und  an  der  hiesigen  zoologischen  Station  abge- 
schlossen. Bythinia  ist  hier  auch  keine  seltene  Form,  und  ich 
hoffe  in  kurzer  Zeit  Einiges  Uber  die  weitere  Entwicklung  der  Niere 
und  die  Verhältnisse  derselben  beim  erwachsenen  Thier  nachtragen 
zu  können,  um  so  mehr  als  sie  in  Perrier's  Arbeit  Uber  die  Niere  der 
Prosobranchier  nicht  berücksichtigt  worden  ist. 

Wenn  auch  Bythinia  nicht  zu  der  Fauna  des  Golfes  von  Neapel 
gerechnet  werden  kann,  so  dürfte  diese  Arbeit  insofern  doch  in  den 
Mittheilungen  der  hiesigen  Zoologischen  Station  Platz  finden,  als  ich 
hier  mit  dem  Studium  der  Entwicklung  und  der  Anatomie  anderer 
Prosobranchier  und  Gasteropoden  beschäftigt  bin,  welche  mit  Palli- 
dum und  Bythinia  verglichen  werden  sollen. 

Es  ist  mir  eine  angenehme  Pflicht,  meinem  verehrten  Lehrer 
Herrn  Prof.  Bütschli  fUr  manchen  freundlichen  Rath,  sowie  den 
Bibliotheken  der  Universität  Heidelberg,  des  Muséum  d'histoire  na- 
turelle zu  Paris  und  des  South  Kensington  Museum  zu  London  für 
die  Förderung  meiner  Littcraturstudien  Uber  die  Entwicklung  der 
Gasteropoden  zu  danken.  Auch  der  Zoologisehen  Station  zu  Neapel 
bin  ich  für  die  ausgiebige  Benutzung  ihrer  Bibliothek  und  sonstiger 
wissenschaftlicher  Hilfsmittel  zu  großem  Danke  verpflichtet. 

Methode  der  Untersuchung. 
Ich  habe  schon  hervorgehoben,  dass  man  alle  Stadien  der  Ent- 
wicklung von  Bythinia  in  beliebiger  Menge  erhalten  kann,  während 
dies  fìlr  die  Anfangsstadien  (namentlich  Furchungsstadien)  bei  Palu~ 
dina  durchaus  nicht  der  Fall  ist.  Wenn  ich  noch  erwähne,  dass  die 
ersten  Entwicklungsstadien  von  B.  bis  etwa  zur  Ausbildung  des 
Fußes  viel  größer  sind,  als  die  entsprechenden  bei  P.,  und  dass 
die  Größenverhältnisse  Uberhaupt  nicht  so  schwanken,  wie  bei  der 
lebendig  gebärenden  Form,  so  glaube  ich  sämmtliche  Vorzüge  der 
Bythinia  aufgezählt  zu  haben.  Dass  ihre  Embryonen  viel  undurch- 
sichtiger als  die  von  Paludina  sind,  ist  bekannt,  jedoch  lässt  sich 
an  gefärbten  und  aufgehellten  Totopräparaten  noch  recht  viel  sehen, 
und  ich  schreibe  es  dieser  Methode  allein  zu,  dass  ich  zu  ganz 
anderen  Resultaten  gelangt  bin.  als  Sarasin,  welcher  fast  immer 
nur  lebende  Eier  und  Embryonen  untersucht  hat  und  von  von» 


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herein  auf  das  Studium  von  aufgehellten  Totopräparaten  verzichtete, 
im  Übrigen  aber  nahezu  ausschließlich  die  Schnittmethode  anwandte. 
Ich  verkenne  durchaus  nicht  den  großen  Werth  der  Schnittmethode 
und  liebe  besonders  hervor,  dass  ich  sämmtliche  an  ganzen  Embryonen 
gemachten  Beobachtungen  durch  transversale,  sagittale  und  horizontale 
Schnittserien  controlirt  habe,  glaube  aber,  dass  man  eine  viel  bessere 
Übersicht  und  ein  besseres  Verständnis  der  topographischen  Verhält- 
nisse durch  das  Studium  ganzer  Embryonen  erhält.  Abgesehen 
davon  spart  man  auf  diese  Weise  dem  Leser  viel  Zeit,  indem  man 
durch  Abbildung  eines  Totopräparates,  in  welche  man  aus  Schnitt- 
serien Details  eintragen  kann,  das  Wiedergeben  einer  großen  Anzahl 
von  Schnitten  vermeidet.  Sollte  dies  nicht  möglich  sein,  so  wäre  es 
doch  zum  mindesten  vorteilhaft,  von  Zeit  zu  Zeit  eine  Keconstruction 
einer  Schnittserie  zu  geben. 

Die  Untersuchung  der  Totopräparate  ist  nach  der  in  meiner 
Pcdudina- Arbeit  angegebenen  Methode  ausgeführt  worden;  in  der 
jetzigen  Arbeit  war  die  Technik  im  allgemeinen  dieselbe  wie  dort. 

Ich  möchte  hier  noch  einen  Umstand  erwähnen,  welcher  das 
Verständnis  der  Abbildungen  in  Sarasins  Arbeit  erschwert.  Meiner 
Ansicht  nach  ist  die  von  ihm  benutzte  Vergrößerung  zu  schwach 
gewesen,  außerdem  sind  fast  nirgends  Zellgrenzen  angegeben,  ob- 
gleich dieselben  nicht  schwer  zu  erkennen  sind.  Sarasin  hebt  be- 
sonders hervor,  er  habe  jede  Schematisirung  vermeiden  wollen,  je- 
doch ist  dies  bei  einer  Zeichnung  ganz  unmöglich  (wenn  man  von 
rein  histologischen  Arbeiten  absieht),  auch  ist  die  Darstellung  der 
Zellen  bei  Sarasin  in  hohem  Grad  schematisch. 

Noch  einige  Bemerkungen  Uber  die  von  mir  angenommene 
Orientirung,  welche  nicht  unbeträchtlich  von  derjenigen  Sarasin's 
abweicht!  Wie  in  meiner  7 Wi/r/fW- Arbeit  bin  ich  von  der  erwachsenen 
Schnecke  ausgegangen.  Die  Kriechsohle  des  Fußes  bezeichnet  die 
ventrale  Fläche,  und  die  Achse  derselben  fällt  mit  der  Längs- 
achse zusammen  :  demnach  wird  ein  Querschnitt  senkrecht  auf  die 
Iiingsachse  des  Thieres  geführt.  Ein  Frontalschnitt  ist  parallel  zu 
dieser  Längsachse  und  zu  der  Fläche  der  Kriechsohle  gelegt,  wäh- 
rend ein  sagittaler  Schnitt  zwar  auch  parallel  der  Längsachse,  aber 
senkrecht  zur  Ebene  der  Kriechsohle  verläuft.  Dabei  nimmt  der  Mund 
immer  das  Vorderende  ein.  Ich  habe  sämmtliche  Embryonen,  welche  in 
seitlicher  Ansicht  dargestellt  sind,  dem  eben  aus  einander  gesetzten 
Prineip  gemäß  orientirt.  Leider  habe  ich  diese  Orientirung  bei  Palu- 
<?*na  nur  theilweise.  d.  h.  für  ältere  Embryonen,  welche  schon  die  Gestalt 


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Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden.  379 


der  ausgewachsenen  Schnecke  nahezu  erlangt  haben,  durchgeführt,  ob- 
gleich sie  dort  vielleicht  noch  besser  am  Platze  gewesen  wäre. 

Bei  frontalen  Ansichten  ist  der  Embryo  mit  dem  Munde  resp. 
Vorderende  nach  oben  dargestellt.  Bei  Querschnitten,  optischen  oder 
wirklichen,  ist  der  Blastoporus,  oder  der  Fuß,  stets  nach  unten  ge- 
richtet. Bei  sagittalen  und  frontalen  Schnitten  ist  dieselbe  Orientirung, 
wie  flir  Totopräparate  gebraucht  worden. 

1.  Purohung  und  Bildung  der  Keimblätter. 

Was  die  eigentliche  Furchnng  anbelangt,  so  habe  ich  den  Be- 
richten von  Rabl'  und  Sarasin  nichts  Neues  zuzufügen.  Meiner 
Ansicht  nach  sind  die  etwas  schematischen  Abbildungen  Raul's  von 
Furchungsstadien  der  Bythinia)  klarer  als  diejenigen  von  Sarasix. 
welche  namentlich  auf  den  vorgeschritteneren  Stadien  etwas  unklar 
sind.  Ich  möchte  hier  im  Gegensatz  zu  Sarasin  betonen,  dass 
Bythinia  wie  alle  anderen  darauf  hin  untersuchten  Gasteropoden  zwei 
Riehtungskörperchen  bildet. 

Die  Furchung  von  Bythinia  verläuft  ganz  wie  bei  den  meisten 
anderen  Gasteropoden.  Raul  hat  den  Vorgang  von  der  theoretischen 
Seite  schon  beleuchtet. 

Taf.  25  Fig.  1  giebt  einen  optischen  Querschnitt  durch  die  Keini- 
kugel,  welche  übrigens  auch  auf  Schnitten  untersucht  wurde.  Die 
Anzahl  der  Ectodermzellen  ist  hier  viel  größer,  als  bei  der  Blastula 
von  Planorbis;  ich  schätze  sie  mindestens  auf  60.  Betrachtet  man 
dasselbe  Stadium  vom  vegetativen  Pol  aus,  so  erkennt  man  sofort  die 
vier  Macromeren,  welche  bei  allen  Gasteropoden  wiederkehren  und  die 
bekannte  charakteristische  Anordnung  zeigen.  Bezeichnet  man  sie  in 
der  Figur  (Taf.  25  Fig.  2),  oben  anfangend,  im  Sinne  der  Drehung 
des  Uhrzeigers,  als  1,  2,  3,  4,  so  stoßen  1  und  3  unter  Bildung 
einer  Furche  zusammen,  während  2  und  4  durch  1  und  3  von 
einander  getrennt  bleiben.  Der  Verlauf  der  Entwicklung  zeigt,  dass 
1  das  spätere  Oralende,  3  das  Hinterende,  2  die  linke,  4  die  rechte 
Seite  des  Keims  darstellen.  Im  optischen  Querschnitt  sind  nur  2 
und  4  zu  sehen,  während  die  Ectodermzellen  vom  vegetativen  zum 
animalen  Pol  hin  allmählich  an  Größe  abnehmen. 

Bis  jetzt  hatte  man  stets  die  4  Macromeren  in  dieser  Anordnung 
am  vegetativen  Pol  erkennen  können.    Nun  theilt  sich  die  Zelle  3, 


*  C.  Rabl,  Über  die  Entwicklung  der  Tellerschnecke,  in:  Morph.  Jahrb. 
5.  Bd.  1879  pag.  562—660  Taf.  32—38. 


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und  zwar  in  der  Richtung  der  Längsachse  (Taf.  25  Fig.  3  ;  in  der 
Figur  ist  die  Kernspindel  angedeutet,  obgleich  ich  in  dieser  Arbeit 
durchaus  nicht  beabsichtige,  auf  Kerntheilungen  einzugehen,  da  diese 
Frage  nicht  in  dem  Rahmen  derselben  Hegt  und  Byihinia  dafür  kein 
sehr  günstiges  Object  ist).  Die  auf  diese  Weise  erzeugte  Zelle  ist 
die  Urmesodermzelle,  während  die  Zelle  3  als  Entomeso- 
dermzelle  bezeichnet  werden  könnte.  Ganz  derselbe  Vorgang  ist 
von  Patten  1  bei  Patella  beschrieben  worden.  Ferner  ist  zu  be- 
merken, dass  die  Zelle  3  sich  von  vorn  herein  durch  eine  geringere 
Menge  von  Dotterkörnchen  auszeichnet,  welche  natürlich  in  der  Ur- 
mesodermzelle noch  mehr  abgenommen  hat. 

Nun  theilt  sich  die  Urmesodermzelle  von  Neuem,  während  die 
4  Macromeren,  von  denen  die  Zelle  3  die  Urmesodermzelle  erzeugt 
hat,  ungetheilt  bleiben.  Die  Theilung  erfolgt  aber  jetzt  in  der 
Richtung  der  Querachse,  d.  h.  senkrecht  zu  der  vorhergehenden. 
Ich  habe  bloß  das  Stadium  abgebildet,  in  welchem  sie  sich  schon 
vollzogen  hat  (Taf.  25  Fig.  4),  obgleich  ich  sie  selbst  mit  ihren 
karyokineti8chen  Erscheinungen  wiederholt  beobachtet  habe.  Die 
Urmesodermzellen  sind  in  der  Abbildung  der  größeren  Deutlichkeit 
halber  dunkler  gehalten  (Fig.  4  um< .  Bald  darauf  rücken  sie  in  das 
Innere  des  Eies  hinein,  d.  h.  sie  kommen  in  die  Furchungshöhle 
zu  liegen.  Gleichzeitig  thcilen  sich  alle  vier  Macromeren,  so  dass 
nun  (Taf.  25  Fig.  5)  acht  Entodermzellen  an  den  vegetativen  Fol  zu 
liegen  kommen. 

Von  nun  ab  theilen  sich  die  Urmesodermzellen  und  erzeugen 
jederseits  einen  Mesoderm streifen  (Taf.  25  Fig.  6),  während  vor- 
läufig keine  anderen  Veränderungen  sich  abspielen. 

Nun  bereitet  sich  das  Ei  zur  Gastrulation  vor,  indem  sich 
die  Entodermzellen  von  Neuem  theilen,  das  ganze  Ei  sich  abplattet, 
und  die  Furchungshöhle  dem  entsprechend  verengert  wird.  Fig.  7 
auf  Taf.  25  stellt  ein  derartiges  Stadium  von  der  rechten  Seite  vor; 
mau  kann  daraus  entnehmen,  dass  das  Ei  sich  in  die  Länge  ge- 
streckt hat,  was  schon  aus  Fig.  5  ersichtlich  war,  und  dass  das 
Entoderm  sich  als  ein  mächtiger  Ballen  in  die  Furchungshöhle 
hinein  wölbt.  Das  Mesoderm  wird  dadurch  am  hintern  Pol  zwischen 
das  Ento-  und  das  Ectoderm  eingezwängt. 

Vergleicht  man  die  Keimblätterbildung  der  Byihinia  mit  der- 


i  W.  Pattex,  The  Embryology  of  PaieVa.  in:  Arb.  Z.  lest.  Wien  6.  Bd. 
1^5  pag.  149—174  Taf.  14-18. 


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Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden.  381 


jenigen  anderer  Gastropoden,  so  stellt  sich  heraus,  dass  sie  ganz 
dieselbe  ist,  wie  sie  bei  fast  allen  genauer  untersuchten  Arten  beob- 
achtet wurde.  Dem  von  Raul  1  angeführten  Verzeichnis  von  Formen, 
welche  zwei  Urmcsodermzellen  zeigen,  die  aus  einer  der  Macromeren 
entstehen,  kann  man  daher  Bythinia  anreihen.  Neuerdings  sind  die 
Urme8odermzellen  von  Knipowitsch2  bei  Clione  limacina,  einem 
Pteropoden,  nachgewiesen  worden,  wo  sie  ganz  in  derselben  Weise, 
wie  bei  Bythinia  entstehen  sollen.  Auch  wäre  noch  ein  anderer  Süß- 
wasservorderkiemer,  Neritina  ßuciatifis,  anzuführen,  da  Kahl  die 
Arbeit  von  Blochmann3,  wie  schon  von  Anderen  hervorgehoben 
wurde,  mit  Stillschweigen  Ubergeht.  Dasselbe  dürfte  von  Lymnaeus 
gelten,  so  weit  ich  aus  den  Abbildungen  von  Wolfson4  schließen 
kann.  Endlich  thcilt  Conklin&  mit,  dass  bei  Crepidula  fornicata 
das  Mesoderm  auch  durch  Theilung  einer  der  vier  Macromeren  ent- 
steht, und  zwar  ebenfalls  von  der  hinteren. 

Aus  dieser  Litteraturübersicht  geht  hervor,  dass  die  Keimblätter- 
bildung von  Faludina  ziemlich  vereinzelt  innerhalb  der  Gasteropoden 
dasteht.  Ich  will  an  dieser  Stelle  Einiges  darüber  nachtragen,  was 
ich  in  meiner  schon  angeführten  Arbeit  nicht  genug  betont  habe. 
Aus  den  Abbildungen  von  Lankester  ß.  Bütschli7,  Rabl*  und 
Blochmann9,  sowie  aus  meinen  eigenen  Beobachtungen  geht  her- 
vor, dass  Paludina  die  4  Macromeren  in  ihrer  charakteristischen  An- 
ordnung zeigt  (ich  selbst  habe  sie  wiederholt  gesehen),  jedoch  haben 


1  C.  Rabl,  Theorie  des  Mesoderma,  in:  Morph.  Jahrb.  15.  Bd.  1S89 
pag.  113—252  Taf.  7—10. 

2  N.  Knipowitsch,  Über  die  Entwicklung  von  dinne  limacina.  in:  Riol. 
Centralbl.  11.  Bd.  1691  pag.  300-303. 

3  F.  Blochmann,  Über  die  Entwicklung  von  Xeritina  fluviatili»,  in  :  Zeit. 
Wiss.  Z.  36.  Bd.  1881  pag.  125—174  Taf.  6-8. 

4  W.  Wolfson,  Die  embryonale  Entwicklung  des  Lymnaeus  »tagnalit.  in: 
Bull.  Acad.  Pétersbourg  Tome  26  lS^O  pag.  79—97. 

5  E.  G.  Conklin,  Preliminary  Note  on  the  Enibryology  of  Crepidula  forni- 
cata and  Urosalpinx  cinerea,  in:  J.  Hopkins  Univ.  Circ.  Vol.  10  1891  pag.  89 — 90. 

c  E.  Ii.  Lankester,  On  the  Invaginate  Piantila,  or  Diploblastic  Phase  of 
Paludina  vivipara,  in:  Q.  Journ.  Micr.  Se.  2;  Voi.  15  1875  pag.  159— ItiO.  —  Idem, 
On  the  Coiucidence  of  the  Blastoporo  and  Anus  in  Paludina  vivipara,  ibid.  Vol.  16 
1876  pag.  377—385  Taf.  25. 

7  0.  BCtschli,  Entwicklungsgeschichtliche  Beitrüge:  Über  Paludina  vivi- 
para, in:  Zeit.  Wiss.  Z.  29.  Bd.  1877  pag.  216—231  Taf.  15  u.  16. 

*  C.  Paul,  Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Prosobranchier.  in: 
Sitz.  Ber.  Akad.  Wien  87.  Bd.  3.  Abth.  1883  pag.  1—16  Taf.  I. 

9  Fr.  Blochmann,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Entwicklung  der  Gasteropoden. 
in:  Zeit.  Wiss.  Z.  38.  Bd.  1883  pag.  392-410  Taf.  21  u.  22. 


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R.  v.  Erlanger 


sich  dieselben  vor  der  Gastrulation  schon  getheilt.  ohne  dass  man 
bei  der  Gastrula  eine  Spur  von  Mesoderm  bemerken  könnte;  hiervon 
habe  ich  mich  sowohl  durch  Totopräparate,  welche  sehr  klein  und 
durchsichtig  sind,  als  auch  durch  Schnitte,  welche  wegen  der 
außerordentlichen  Kleinheit  der  Eier  sehr  schwierig  anzufertigen 
sind,  sicher  Uberzeugt.  Vielleicht  wird  es  noch  gelingen,  an  an- 
deren Arten  denselben  Bildungsmodus  des  Mesoderms  nachzuweisen  : 
ich  selbst  hoffe  durch  Untersuchung  primitiverer  Formen  diese  Lücke 
auszufüllen.  Gerade  dieser  Gedanke  hat  mich  speciell  zu  vor- 
liegender Arbeit  veranlasst,  da  Sarasin's  Darstellung  und  sein 
Leugnen  eines  wirklichen  Mesoderms  bei  Bythinia  der  Vermuthung 
eine  Stutze  gab,  dass  diese  Form  hierin  von  anderen  Gasteropoden 
abweichen  dürfte.  Übrigens  werde  ich  später  nochmals  auf  dieses 
Thema  zurückkommen  müssen. 

2.  Gastrulation. 

Wir  hatten  das  Ei  der  Bythinia  auf  dem  Stadium  verlassen,  wo 
sich  die  abgeplattete  Keimkugel  zur  Gastrulation  vorbereitete  (Taf.  25 
Fig.  7).  Es  erfolgt  nun  die  Einstülpung  der  Entodermzellen,  wodurch 
eine  typische  Invaginations-Gastrula  erzeugt  wird  (Taf.  25  Fig.  8). 
Dieselbe  ist  hier  von  der  rechten  Seite  im  sagittalen  optischen 
Längsschnitt  dargestellt.  Die  Abplattung  der  Gastrula  ist  sehr  aus- 
gesprochen, und  die  Entodermzellen  stoßen  in  der  vorderen  Region 
fast  auf  das  Ectoderm,  so  dass  die  Furchungshöhle  nur  durch  einen 
Spalt  angedeutet  wird,  welcher  noch  enger  ist,  als  in  dem  Keime, 
welcher  in  Taf.  25  Fig.  7  abgebildet  wurde.  Weiter  bemerkt  man. 
dass  die  Entodermzellen  die  dorsale  Wand  des  durch  den  weiten 
und  sehr  langen  Blastoporus  mit  der  Außenwelt  communicirenden 
Urdarms  bilden.  Betrachtet  man  den  Blastoporus  von  der  ventralen 
Fläche,  so  zeigt  dieser  eine  ellipsoidische  Gestalt,  wobei  die  Haupt- 
achse der  Ellipse  viel  länger  als  die  andere  ist.  Am  Hinterende 
des  Keims  wird  die  Mesodermzelle  zwischen  das  Entoderm  und  das 
Ectoderm  eingezwängt.  Die  Mesodermanlage  hat  etwa  ein  Drittel 
der  Länge  des  ganzen  Keims.  Während  sie  auf  dem  vorhergehen- 
den Stadium  nahezu  parallel  der  Längsachse 1  war,  fängt  sie  bereits 
an,  sich  etwas  schräg  zu  derselben  zu  stellen,  wobei  der  Mesoderm- 
streifen  vom  Hinterende  nach  vorn  und  dorsalwärts  verläuft.  Die 

1  Ich  meine  hiermit  die  Elione,  welche  durch  die  Längsachse  des  Blasto- 
porus gelegt  ist  und  der  späteren  dorsoventralen  Achse  entspricht. 


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Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden.  3 $3 


Urmesoderinzellen,  welche  hier  nicht  mehr  deutlich  als  solche  er- 
kennbar sind,  liegen  zu  beiden  Seiten  der  hinteren  Urmundlippe. 
Die  eben  erwähnten  Verhältnisse  sind  auf  einem  Frontalschnitt 
durch  das  hintere  Drittel  desselben  Stadiums  auf  Taf.  26  Fig.  1 
veranschaulicht.  Jederseits  ist  eine  Mcsodermzelle  (mes)  getroffen 
worden,  welche,  zwischen  Entoderm  und  Ectoderm  eingezwängt,  zu 
beiden  Seiten  des  Blastoporus  (b)  in  der  stark  verengten  Furch  ungs- 
höhle  f/)  liegen. 

Demnach  zeigt  die  Gastrula  von  Bythinia  ganz  dieselben  Ver- 
hältnisse wie  bei  Planorbis.  Von  derjenigen  der  Faludina  weicht 
sie  nur  insofern  ab,  als  hier  in  der  Gastrula  noch  kein  Mesoderm 
vorhanden  und  der  Größenunterschied  zwischen  den  Ecto-  und  Ento- 
de rmzellen  weit  geringer  als  bei  Bythinia  ist. 

Eine  weiter  ausgebildete  Gastrula  ist  in  Taf.  25  Fig.  9  veran- 
schaulicht. Man  blickt  auf  einen  Theil  des  Blastoporus  (6),  indem 
das  Ei  in  eine  halb  quere  halb  frontale  Lage  gebracht  worden  ist. 
Der  Urmuud  hat  eine  ellipsoide  Form,  d.  h.  er  ist  in  der  Mitte 
breit  uud  läuft  nach  beiden  Enden  in  eine  Spitze  aus.  Das  Ei  selbst 
hat  von  der  Fläche  gesehen  etwa  die  Gestalt  einer  sphärischen  Py- 
ramide mit  nach  vom  gerichteter  Spitze.  Die  Ectodermzellen  [ect) 
nehmen  vom  Urmuud  ab  an  Höhe  ab,  jederseits  fällt  eine  größere 
Ectodermzelle  (©.©)  in  die  Augen,  welche  ein  helleres  Plasma  und 
im  lebenden  Embryo  deutliche  Cilien  besitzt:  es  sind  die  ersten 
Velarzelleu.  Der  Blastoporus  [6)  führt  in  den  Urdarin  {ud).  Taf.  26 
Fig.  2  stellt  einen  Frontalschnitt  durch  dasselbe  Stadium  vor,  wel- 
cher durch  den  Urmund  [b]  geführt  worden  ist.  Das  Urdarmlumen 
ist  seitlich  comprimirt.  Um  dasselbe  sind  die  Entodermzellen  (ent) 
deutlich  radiär  angeordnet.  Die  Furchungshöhle  (Taf.  25  Fig.  9  /, 
Taf.  26  Fig.  2)  ist,  abgesehen  von  der  Gegend  jederseits  des  Ur- 
mundes,  auf  einen  Spalt  reducirt.  Zu  beiden  Seiten  des  Blastoporus 
liegen  die  beiden  Mesodermstreifen,  welche  eine  keilförmige  Gestalt 
besitzen,  mit  vom  Urmundc  abgewendeter  Spitze.  In  dem  Toto- 
präparat ist  jederseits  innerhalb  der  Mesodermstreifen  das  Cölom  [cj 
deutlich  zu  erkennen,  während  es  auf  dem  Schnitte  nur  auf  der  linken 
Seite  vorhanden  zu  sein  scheint.  Im  Totopräparat  erkennt  man 
ferner  am  hinteren  Ende  des  Urmundes  (man  sieht  auf  das  Vorder- 
ende des  Keimes)  zwei  etwas  größere  Mesodermzellen  (um),  welche 
symmetrisch  zu  beiden  Seiten  des  Urmundes  liegen  und  wohl  den 
Urmesodermzellen  oder  Initialen  der  Mesodermstreifen  entsprechen. 
—  Vom  nächsten  Stadium,  welches  ich  als  A  bezeichnet  habe,  gilt 


3S4 


K.  v.  Erlangcr 


im  Allgemeinen  dieselbe  Beschreibung  (Taf.  25  Fig.  10,  Taf.  2ü 
Fig.  3).  Jedoch  ist  das  Velum  bereits  als  ein  quergerichteter  GUrtel, 
aus  zwei  Zellrcihen  gebildet,  zu  erkenneu,  auch  sind  die  Mesoderm- 
streifen länger  und  das  Cölom  r  (Taf.  26  Fig.  3)  viel  deutlicher  geworden. 
Letzteres  entsteht  natürlich  durch  Auseinanderweichen  des  splanch- 
nischen  und  des  parietalen  Blattes  des  Mesoderms.  Hoch  interessant 
ist  die  Gestalt  des  Unnundes  in  diesem  Stadium,  welches  Taf.  25 
Fig.  1 1  in  seitlicher  Ansicht  von  rechts  darstellt.  Der  Blastoporus  [b) 
erstreckt  sich  von  der  Gegend  des  Velums  [9.9)  als  ein  langer  Spalt, 
welcher  schräg  zur  Längsachse  gerichtet  ist.  nach  hinten.  Etwa  in 
der  Mitte  ist  der  Zusammenhang  mit  dem  Urdarm  erhalten.  Taf.  26 
Fig.  3,  ein  frontaler  Schnitt  durch  die  eben  erwähnte  Comrauni- 
cation,  zeigt  die  starke  seitliche  Compression  des  Urdarmlumens  {ud) 
sowie  des  Blastoporus,  welcher  auf  einen  Spalt  reducirtist.  Dagegen  be- 
sitzt der  Urdarm  eine  nicht  unbeträchtliche  Ausdehnung  senkrecht  zur 
Längsachse,  sowie  parallel  zum  Urmundspalt  (Taf.  25  Fig.  11,  Taf.  26 
Fig.  3).  Außerdem  hat  er  sich  bereits  etwas  gekrümmt,  und  zwar 
mit  der  Concavität  ventralwärts  und  nach  hinten,  während  sein 
Lumen  vom  und  oben  (Taf.  25  Fig.  II)  weiter  als  unten  und  hinten 
ist.  Von  der  Stelle  der  Communication  des  Urdarmes  mit  der  Außen- 
welt gehen  jederseits  die  Mesodermstreifen  ab,  in  welchen,  wie 
schon  erwähnt  wurde,  das  Cölom  bereits  sehr  deutlich  ist.  Ihre 
Richtung  und  Ausdehnung  wird  durch  Taf.  25  Fig.  11  veranschau- 
licht. Aus  derselben  und  aus  Taf.  26  Fig.  3  kann  man  entnehmen, 
dass  das  Mesoderm  eine  Neigung  zeigt,  sich  auf  der  dem  Urmund 
entgegengesetzten  Seite  des  Urdarmes  durch  Auswachsen  zu  ver- 
einigen. Dabei  wäre  zu  bemerken,  dass  es  von  vorn  herein  am  hin- 
teren Pol  und  am  hinteren  Ende  des  Urmundes  zusammenhängt,  so 
dass  ich  nur  der  Bequemlichkeit  halber  von  zwei  Mesodermstreifen 
rede.  Am  hinteren  Ende  des  Urmundes  bemerkt  man  am  Totoprä- 
parat  (in  seitlicher  Ansicht  Taf.  25  Fig.  11)  eine  kleine  Grube, 
während  sonst  der  Urmundspalt  (resp.  Kinne)  sich  nach  beiden  Enden 
hin  verflacht.  Diese  Grube  entspricht  der  Stelle,  an  welcher  später 
der  After  durchbricht,  während  die  Communication  des  Urdarmes 
mit  der  Außenwelt  die  Gegend  bezeichnet,  wo  der  Mund  sich 
anlegt. 

Ehe  ich  die  Gastrula  verlasse,  scheint  es  mir  von  Interesse,  die 
Gastrulation  und  den  Urmund  der  liythinia  mit  dem  entsprechenden 
Vorgang  und  dem  entsprechenden  Gebilde  bei  Paladina  zu  verglei- 
chen, um  so  mehr,  als  ich  mir  bewusst  bin,  dieselben  in  meiner 


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J 


Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden. 


3S5 


bereits  citirten  Arbeit  nicht  ausreichend  berücksichtigt  zu  haben;  auch 
sollen  die  Mesodermanlagen  beider  Formen  verglichen  werden. 

Die  im  Holzschnitt  beigegebene  Figur  nach  Skizzen  von  mir 
und  Prof.  Bütschli  angefertigt)  zeigt  einen  Embryo  von  Paludina, 
welcher  etwa  der  Taf.  20  Fig.  3  meiner  Abhandlung  entspricht, 
in  seitlicher  Ansicht ,  und  zwar  in  solcher  Lage,  dass  man  ihn  mit 
dem  entsprechenden  Stadium  von  Bythinia  iStad.  A,  Taf.  25  Fig.  Iii 
vergleichen  kann.  Die  Gestalt  des  Embryos  ist  im  Wesentlichen 
dieselbe,  wie  bei  dem  entsprechenden  Stadium  von  Bythinia.  Das 
Velum  {v.v)  ist  ebenfalls  ein  schräg  zur  Längsachse  gerichteter 
Gürtel  f  welcher  auf  der  dem  Urmund  entgegengesetzten  Seite  die 
Längsachse  halbirt,  auf  der  Urmundseite  dagegen  etwa  das  vordere 
Viertel  derselben  schneidet.    Gleich  hinter  dem  Velum  fangt  der 


Blastoporus  [b]  an  und  erstreckt  sich  als  eine  lange  Rinne  bis  zum 
hinteren  Pol,  wo  die  Communication  des  ürdarmes  {ud)  mit  der  Außen- 
welt erhalten  geblieben  ist,  und  noch  etwas  darüber  hinaus  bis  zu  der 
Stelle,  wo  die  SchalendrUse  {schd)  sich  später  anlegt.  Ich  habe  gezeigt, 
dass,  wie  schon  von  Lankester,  Bütschli  und  Blochmann  (I.e.) 
behauptet  worden  war,  die  Communication  einfach  als  After  persistirt. 
Durch  den  After  [a)  gelangt  man  eben  sowohl  in  den  Urdarm,  der 
gerade  wie  bei  Bythinia  nach  der  Urmundrinne  zu  concav  gekrümmt 
ist,  als  auch  in  das  ventral  unter  dem  Urdarm  gelegene  Cölom  (<?), 
welches  durch  eine  Aussackung  des  Urdarmes  entstanden  ist. 

Ein  Vergleich  des  Urmundes  der  Paludina  mit  dem  der 
Bythinia  ergiebt  sofort,  dass  er  in  beiden  Fällen  genau  dieselbe 
Lagerung  hat,  doch  ist  er  bei  P.  etwas  länger. 

Bei  P.  entsteht  der  Mund  am  vorderen  Ende  der  Urmundrinne 


3S6 


Ii.  v.  Erlangur 


gleich  hinter  dem  Yelum,  ebenso  auch  bei  B.  ;Taf.  25  Fig.  13.  : 
der  After  in  beiden  Fällen  am  entgegengesetzten  Ende.   Der  einzige 
wesentliche  Unterschied  ist,  dass  bei  P.  der  Blastoporus  als  After 
erhalten  bleibt,  der  Mund  im  Bereiche  des  Urmundes  mit  dem  Schlünde 
als  eine  ectodermale  Einstülpung  neu  gebildet  wird,  während  bei  B. 
umgekehrt  der  After  im  Bereiche  des  Urmundes  secundär  durch- 
bricht und  Mund  und  Schlund  direct  aus  der  Urmundrinne  hervor- 
gehen (obgleich  der  Urdarm  eine  Zeit  lang  gegen  die  Außenwelt 
Bich  abschließt] .     Vergleicht  man  weiter  die  Mesodermanlage ,  so 
ergiebt  sich,  dass  sie  in  beiden  Fällen  vom  Urmunde  ausgeht;  nur 
ist  sie  bei  P.  ganz  ventral,  bei  B.  dagegen  mehr  nach  hinten  ge- 
richtet.   Wenn  auch  bei  B.  keine  Communication  zwischen  Urdarm 
und  Coloni  besteht,  so  erhält  man  doch  auf  einem  frontalen  optischen 
Schnitt  fast  genau  dasselbe  Bild,  wie  ich  es  für  P.  im  optischen 
Querschnitt  beschrieben  habe.    Auch  bei  B.  macht  die  Mesoderman- 
lage dann  den  Eindruck,  als  ob  sie  durch  AbschnUrung  vom  Urdarm 
entstanden  wäre.    Am  Anfang  meiner  Untersuchungen  wurde  ich 
sogar  durch  diesen  Umstand  veranlasst,  eine  ähnliche  Entstehung  des 
Cöloms  bei  B.  anzunehmen,  wie  ich  sie  bereits  bei  P.  hatte  kennen 
lernen.    Ich  glaube  daher  annehmen  zu  dürfen,  dass  das  Verhalten 
der  einen  Form  von  dem  der  anderen  ableitbar  ist,  und  neige  zu  der 
Ansicht,  dass  Paludina  die  primitiveren  Verhältnisse  darbietet,  aus 
denen  dann  durch  immer  frühere  Differenzirung  der  Keimblätter  der 
Bildungsmodus  durch  zwei  Urmesoderinzellen  entstanden  ist.  Natür- 
lich bleibt  diese  Anschauung  vorläufig  noch  ganz  eine  Hypothese. 

3.  Entwicklung  der  äusseren  Gestalt  und  des  Darmes. 

Betrachtet  man  das  auf  das  Stadium  A  folgende  Stadium  B, 
so  wird  man  erkennen,  dass  sich  jetzt  wichtige  Veränderungen 
geltend  machen,  welche  wohl  dazu  berechtigen  dürften,  von  dem 
Keim  nunmehr  als  Embryo  zu  reden.  Taf.  25  Fig.  12  und  13  so- 
wie Taf.  26  Fig.  4  stellen  ein  derartiges  Stadium  im  optischen 
Querschnitt  von  der  rechten  Seite  und  auf  einem  Frontalschnitt  vor. 
Der  Embryo  hat  nicht  mehr  die  Gestalt  einer  dreiseitigen  sphärischen 
Pyramide  (vergleiche  Taf.  25  Fig.  12  mit  Fig.  10;,  sondern  im  All- 
gemeinen eine  eiförmige  und  zeigt,  von  der  späteren  Hückenfläche 
gesehen ,  das  Velum  als  einen  etwa  die  Mitte  der  Längsachse  quer 
schneidenden  Gürtel.  Jederseits  sind  nun  statt  zweier  Velarzellen 
drei  viel  ansehnlichere  vorhanden.  Das  Ectoderm  der  in  der  Ab- 
bildung (Taf.  25  Fig.  12}  nach  oben  liegenden  Gegend  hat  im 


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Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gaßteropoden. 


387 


Allgemeinen  stark  an  Höhe  abgenommen  und  dürfte  füglich  schon  als 
ein  Plattenepithel  bezeichnet  werden,  jedoch  sieht  man  rechts  und 
links  gleich  vor  dem  Velum  zwei  in  der  Figur  dunkler  gehaltene 
Verdickungen  des  äußeren  Keimblattes,  welche  die  Anlagen  der 
Fühler,  sowie  der  Cerebralganglien  vorstellen  [rg),  deren  weitere 
Entwicklung  aber  erst  bei  der  Beschreibung  des  Nervensystems  be- 
'handelt  werden  soll.  Dagegen  ist  das  Ectoderm  der  postvelaren 
Hälfte  höher  als  ein  kubisches  Epithel  und  bildet  ein  nicht  sehr 
hohes  Cylinderepithel.  Auch  dieses  zeigt  in  der  Mittellinie  eine 
schwache  Verdickung,  welche  die  Anlage  der  Schalendrüse  (sc/tdj 
vorstellt.  Dieselbe  ist  in  der  seitlichen  Ansicht  (Taf.  25  Fig.  1 3  schd) 
deutlicher. 

Der  Urdarm,  welcher  vorn  abgerundet  endigt,  läuft  nach  hinten 
in  einen  Kegel  aus,  ebenso  sein  Lumen  (Fig.  13).  Bei  seitlicher 
Ansicht  bemerkt  man  ferner,  dass  seine  bereits  erwähnte  Krümmung 
vgl.  Taf.  25  Fig.  11)  stärker  geworden  ist.  Die  Urmundrinne  hat 
bedeutend  an  Länge  abgenommen,  denn  sie  fängt  gleich  hinter  dem 
Velum  an,  welches  auf  der  ventralen  Seite  nach  hinten  gerückt  ist 
und  jetzt  senkrecht  zur  Längsachse  des  Embryos  denselben  etwa  in 
der  Mitte  umgürtet.  Der  in  der  seitlichen  Ansicht  veranschaulichte 
Embryo  ist  etwas  jünger  als  der  in  Fig.  12  abgebildete,  so  dass  man 
jederseits  nur  2  Velarzellen  sehen  kann.  Die  Urmundrinne  hat  sich 
jedoch  beträchtlich  vertieft  und  das  Ectoderm,  welches  ihren  Boden 
bildet,  stark  verdickt.  Diese  Verdickung  >auch  in  Fig.  12  zu  sehen) 
bezeichnet  die  Anlage  der  Mundmasse  und  des  Schlundes  (m) .  Legt 
man  eine  Frontalschnittserie  durch  die  Stelle  (Taf.  26  Fig.  4),  so  kann 
man  sich  davon  Uberzeugen,  dass  die  Verbindung  des  Urdarmes  {ud) 
mit  der  Außenwelt  nicht  mehr  existirt,  mit  anderen  Worten:  der 
Urdarm  hat  sich  abgeschlossen,  und  es  giebt  keinen  Blastoporus 
mehr,  wenn  man  darunter  eine  Öffnung  meint;  wohl  aber  bleibt  etwa 
die  Hälfte  der  Rinne  als  solche  erhalten,  und  zwar  gerade  an  der 
Stelle,  wo  früher  die  Communication  des  Urdarmes  mit  der  Außen- 
welt bestand.  Taf.  25  Fig.  4  zeigt  auch,  dass  die  Mundanlage  un- 
mittelbar auf  das  Entoderm  stößt,  ja  sich  sogar  ein  Stück  weit  in 
die  Urdarmwand  hineinsenkt.  Aus  dem  Frontalschnitt  ist  ferner  zu 
entnehmen,  dass  das  Lumen  des  Urdarmes  [ud)  an  Höhe  ab-,  an 
Breite  zugenommen  hat. 

Stadium  C  zeigt  weitere  Fortschritte  in  der  Ausbildung  der 
Cerebralganglien,  Fühler  und  Schalendrüsenanlagen  (Taf.  25  Fig.  14 
und  15).    Die  Schalendr  Use  ist  schon  etwas  nach  links  verschoben 

Mittheilungen  ».  d.  Zoolog.  Station  zu  Neapel.    Bd.  10.  26 


38S 


R.  v.  Erlanger 


(Fig.  14),  wodurch  sich  die  erste  Spur  der  nun  sich  ausbildenden 
Asymmetrie  documentiti.  Die  Velarzellen  [v.t)  enthalten  jetzt  ihre 
charakteristischen  Einschlüsse,  auf  welche  ich  später  zurückkommen 
>  will.  Das  Velarfeld  (Fig.  15)  hat  sich  noch  weiter  nach  vorn  ver- 
schoben ;  zu  beiden  Seiten  und  dorsalwärts  vom  Mund  ragen  die  Fühler- 
anlagen als  Buckel  Ifü)  darin  hervor,  während  der  Rand  des  Velar- 
feldes dorsalwärts  vom  Mund,  d.  h.  unmittelbar  über  ihm  von  zwei 
großen  in  die  Augen  springenden  Zellen  (c)  gebildet  wird  (Taf.  25 
Fig.  14).  Jetzt  kann  man  auch  bei  seitlicher  Ansicht  (Fig.  15)  die 
Anlage  des  Fußes  als  eine  Verdickung  des  äußeren  Keimblattes 
ventral  und  nach  hinten  vom  Mund  bemerken.  Die  Schalendrttscn- 
anlage  (schd)  befindet  sich  nun  dem  Munde  (m)  diametral  gegenüber. 
Der  Urdarm  steht  beinahe  senkrecht  zu  der  durch  Mund  und  Schalen- 
drüse  horizontal  geführten  Schnittebene.  In  seitlicher  Ansicht  (Taf.  25 
Fig.  15)  nimmt  sein  Lumen  in  dorsoventraler  Richtung  stetig  ab, 
auch  ist  die  Krümmung  verschwunden,  wie  der  Vergleich  mit  Fig.  13 
lehrt.  Ein  Frontalschnitt  (Taf.  20  Fig.  5)  durch  Mund  und  Schalen- 
drüse zeigt  ferner,  dass  die  Gestalt  seines  Lumens  sich  weiter  ver- 
ändert hat,  indem  es  von  vorn  nach  hinten  abgeplattet  und  nach 
den  Seiten  hin  lang  gestreckt  erscheint.  Auf  demselben  Frontalschnitt 
bilden  die  Schaleudrüsenzellen  ein  hohes  Cylinderepithel,  welches, 
wenn  es  etwas  flach  getroffen  ist,  leicht  die  Vorstellung  eines  mehr- 
schichtigen Epithels  erwecken  könnte  ;  dieses  kommt  aber  weder  bei 
Bythinia  noch  bei  Paludina  vor.  Die  Anlage  des  Schlundes  und  der 
Mundmasse  (m)  springt  jetzt  ventralwärts  noch  stärker  in  die  Wand 
des  Urdarmes  hinein.  —  Während  bisher  der  Embryo  nur  unbedeu- 
tend, wenn  überhaupt,  an  Größe  zugenommen  hat,  so  zeigt  schon 
Stadium  D  eine  nicht  unerhebliche  Größenzunahme.  Betrachtet 
man  dasselbe  in  seitlicher  und  in  ventraler  Ansicht  (Taf.  25  Fig.  16 
u.  17),  so  erkennt  man,  dass  der  Embryo  sich  nach  allen  drei  Rich- 
tungen des  Raumes  hin  vergrößert  hat.  Das  Velarfeld  (Fig.  17  v.v) 
besitzt  eine  mächtige  Ausdehnung.  Ich  will  gleich  bemerken,  dass 
Sakasin's  Schilderung  desselben  nicht  ganz  zutreffend  ist,  und  dass 
es  einen  continuirlichen  Rand  besitzt,  an  dessen  oralem  Theil  rechts 
und  links  die  Fühleranlagen  [fü]  hervorspringen,  ohne  jedoch  eigent- 
lich den  Verlauf  des  Velarrandes  zu  unterbrechen.  Ich  werde  da- 
her von  dem  SARASiN  Schen  Ausdruck  Ansa  absehen,  um  so  mehr 
als  ich  nicht  mit  ihm  in  der  Beurtheilung  der  Function  der  Velar- 
zellen Ubereinstimme,  wie  später  aus  einander  gesetzt  werden  soll. 
Die  Anlage  des  Schlundes  und  der  Mundmasse  zeigt  ventralwärts 


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Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden.  3S9 

eine  Verdickung,  den  Anfang  der  Radulatasche  (Taf.  25  Fig.  17). 
Der  Urdarm  {ud)  selbst  hat  eine  etwa  birnfbrmige  Gestalt,  mit  etwas 
nach  hinten  und  ventralwärts  gerichteter  Spitze;  dieselbe  lässt  den 
eigentlichen  Darm,  d.  h.  Magen,  Enddarm  (wenn  man  bei  Mollusken 
überhaupt  von  einem  solchen  sprechen  kann)  und  den  hinteren 
Leberschlauch  aus  sich  hervorgehen,  während  der  weitaus  größere 
Theil  des  Urdarmes  später  den  mächtigen  vorderen  Leberschlauch 
bildet.  Weiter  hat  sich  die  Schalendrüse  (Fig.  16  u.  17  schd)  ein- 
gestülpt, und  ihre  Zellen  scheiden  bereits  die  Schale  als  ein  feines 
Häutchen  ab.  Bei  ventraler  Ansicht  (Fig.  16)  fallen  zwei  weitere 
Veränderungen  auf,  welche  ich  hier  nur  erwähnen  will,  da  sie  noch 
ausführlicher  besprochen  werden  sollen:  die  Cerebralganglien  {rg} 
haben  sich  von  dem  ectodermalen  Mutterboden  abgelöst,  und  der  Aus- 
führgang der  Urnieren  (u)  ist  als  eine  ectodennale  Einstülpung  auf 
beiden  Seiten  am  hinteren  Velarrande  und  ventralwärts  davon  ent- 
standen. 

Das  folgende  Stadium  E  würde  dem  jüngsten  von  Sarasin  in 
toto  abgebildeten  Embryo  entsprechen1  und  wird  von  mir  nur  im 
Querschnitt  dargestellt  (Taf.  26  Fig.  7),  und  zwar  ist  nur  die  rechte 
Hälfte  des  Schnittes  gezeichnet,  da  die  liuke  derselben  nahezu 
spiegelbildlich  ähnlich  ist.  Der  Schnitt  soll  hauptsächlich  dazu 
dienen,  die  Sonderung  von  Leber  und  Magen  aus  der  Urdarmanlage 
zu  illustriren.  In  der  oberen  Hälfte  des  Schnittes  erkennt  man  die 
mächtigen  Leberzellen  (/),  welche  sich  nur  durch  ihre  Deutolecith- 
einschlüsse  von  den  Urdarmzellen  der  früheren  Stadien  unterscheiden, 
während  in  der  unteren  Hälfte  die  Magen wandzelleu  (ma)  ein  hohes 
Cylinderepithel  ohne  Einschlüsse  bilden.  Vergleicht  man  die  Deuto- 
lecithtropfen  mit  den  Einschlüssen  der  Velarzellen,  so  wird  man 
durch  ihre  Ähnlichkeit  überrascht.  Beide  machen  ganz  den  Ein- 
druck einer  geronnenen  Flüssigkeit  und  unterscheiden  sich  nur  durch 
die  relative  Größe  der  Velarcinschlüsse  ;  die  Concremente,  welche 
Sarasin  in  diesen  beschrieb,  halte  ich  für  dichtere  Flüssigkeits- 
gerinnsel  und  sehe  sie  in  den  Leberzellen  ebenfalls.  Auch  bei  Pa- 
ladina zeigen  Leber  und  Velarzellen  ähnliche  Flüssigkeitseinschlüsse, 
und  da  sowohl  bei  Bythinia  (wie  die  Folge  zeigen  wird),  als  auch 
bei  Paladina  ein  echtes  inneres  Urnierenpaar  vorhanden  ist,  so 
möchte  ich  die  erwähnten  Velareinschlüssc  wie  die  Lebereinschlüsse 
für  Reservestoffe  ansprechen,   welche  bei  der  Resorption  der 


1  Wenn  ich  von  seiner  Figur  IIS  aüsehe. 

26* 


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390 


R.  v.  Erlanger 


Velarzellen  wieder  in  Fluss  gebracht  und  als  Baumaterialien  benutzt 
werden. 

Ehe  ich  weiter  gehe,  will  ich  kurz  die  Angaben  Sakasin 's  Uber 
die  eben  besprochenen  Stadien  mit  den  meinigen  vergleichen,  da  die- 
selben stark  von  einander  abweichen.    Mein  Stadium  A  durfte  der 
Sarasin' sehen  Pseudokeimku gel.  B  und  C  seiner  Pseudo- 
gastrula,  entsprechen1.    Wenn  auch  Sakasin  das  Mesoderm  noch 
vor  der  Gastrulation  auf  Schnitten  richtig  erkannt  hat,   so  hat  er 
doch  weder  dessen  Ursprung,   noch  dessen  weitere  Entwicklung 
durchschaut.    Er  lässt  es  in  der  Pseudoblastula  mit  dem  Ectoderm 
«eine  einzige  vielkernige  Lage«  bilden.   Den  engen  Urmundspalt  hat 
er  Ubersehen,  sowie  auch  die  Urmundrinne  und  das  Velum,  dagegen 
glaubte  er  dieses  an  der  echten  Keimkugel  nachgewiesen  zu  haben, 
was  mir  nicht  gelungen  ist.    Weiter  lässt  er  die  Urdarmhöhle  nach 
dem  P8eudokeimkugel-Stadium  verschwinden  und  hat  sie  bei  der 
Pseudogastrula  ganz  vermisst.  Mir  scheinen  nun  beide  Namen,  Pseudo- 
blastula und  Pseudogastrula,  Uberflüssig;  sie  würden  etwaige  Ver- 
wirrungen nur  fördern,  nicht  abschaffen.    Während  Sarasin  diese 
Stadien  nur  auf  Schnitten  von  der  echten  Blastula  und  Gastrula 
unterscheiden  konnte,  ist  es  wirklich  ganz  leicht,  mit  einer  guten 
Lupe  die  gefärbten  und  aufgehellten  Stadien  zu  erkennen,  wie  dies 
mir  stets  möglich  war.    Ich  muss  zugeben,  dass  bei  Bythinia  der 
Urmund  gegen  den  Urdann  sich  wirklich  abschließt,  was  bei  Palu- 
dina,  trotz  der  gegenteiligen  Vermuthungen  und  Behauptungen, 
nicht  der  Fall  ist.    Jedoch  sind  die  Beziehungen  von  Mund-  und 
Afteranlage  zur  Urmundrinne  so  interessant,  dass  sie  wohl  eine  be- 
sondere Besprechung  verdienten.    Sarasin  beschreibt  ferner  "eine 
ectodermale  Entstehung  des  Enddarmes,  während  ich  dieselbe  sowohl 
für  P.  als  auch  für  B.  entschieden  in  Abrede  stellen  muss.  Die 
Abwesenheit  eines  ectodermalen  Enddarmes  oder  Proctodänms  ist 
sicherlich  filr  die  Mollusken  charakteristisch  und  bildet  einen  Finger- 
zeig für  ihre  nahe  Verwandtschaft  mit  den  Plattwürmern,  welche 
überhaupt  keinen  After  besitzen,  wenn  man  die  Nemertinen  nicht  zu 
den  Plathelminthen  stellt.    Das  Persistiren  des  Urmundes  als  After 
bei  Paludina  und  die  eben  besprochenen  Beziehungen  von  Mund  und 
After  zum  Blastoporus  bei  Bythinia,  sowie  das  Verhalten  von  Pla- 
norbis, welches  jedenfalls  dem  von  B.  entsprechen  dürfte,  bestätigen 
die  Annahme,  dass  man  bei  den  Mollusken,  wie  bei  verschiedenen 


«  L.  c.  Taf.  1  Fig.  21. 


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Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden.  391 

anderen  Ordnungen  des  Thierreichs.  Mund  und  After  als  aus  der 
Urmundrinne  hervorgegangene  Bildungen  sich  zu  denken  hat. 

Ich  habe  bereits  erwähnt,  dass  schon  auf  dem  Stadium  C  die 
Schalendruse  eine  Verschiebung  nach  links  erfahren  hat;  diese  hat 
auf  dem  Stadium  D  zugenommen  ;  auf  dem  Stadium  E  befindet  sich 
die  SchalendrUse  mit  der  bereits  abgesonderten  Schale  (sch)  ganz 
auf  der  linken  Seite  des  Hinterendes,  wie  eiu  Querschnitt  (Taf.  20 
Fig.  8)  zeigt.  Derselbe  Querschnitt  veranschaulicht  die  Bildung  des 
vorderen  (7c)  und  hinteren  Leberschlauchs  (Ih)  sowie  des  Magens  m. 
welche,  wie  schon  aus  einander  gesetzt  wurde,  mit  dem  Endabschnitt 
des  Darmes  aus  dem  Urdarm  hervorgehen. 

Das  Stadium  F  (Taf.  25  Fig.  18),  welches  in  toto  von  der 
rechten  Seite  dargestellt  ist,  giebt  eine  sehr  gute  Vorstellung  von 
allen  diesen  Verhältnissen.  Der  Embryo  hat  sich  bedeutend  in  die 
Länge  gestreckt,  der  Fuß  springt  stärker  vor,  und  die  Ectodermver- 
dickung  seiner  Anlage  ist  schon  auf  dem  Stadium  D  verstrichen.  Die 
SchalendrUse  mit  der  Schale  liegt  ganz  auf  der  linken  Seite;  ihre 
vordere  Grenze  ist  in  schd*  schwach  angegeben.  Die  Schlundanlage 
ist  in  ein  langes  Rohr  (ö)  ausgewachsen,  deren  Lumen  jetzt  in  offener 
Verbindung  mit  dem  Magen  (ma)  steht,  während  an  der  ventralen 
Seite  der  Mundmasse  die  Radulatasche  als  eine  Ausstülpung  des 
Schlundrohrs  deutlich  zu  erkennen  ist.  Von  dem  Magen  aus  gelangt 
man  durch  zwei  weite  Öffnungen  in  den  vorderen  (fo)  und  hinteren  (//<) 
Leberschlauch.  Enddarm  und  After  (b)  liegen  bei  dieser  Ansicht 
rechts,  nicht  weit  vom  Hinterende,  jedoch  ist  der  After  noch  nicht 
vollständig  durchgebrochen  ;  eine  außerordentlich  feine  Ectodermschicht 
verschließt  noch  den  postgastralen  Abschnitt  des  Darmes.  Auch  ist 
schon  die  Lage  des  Velarfeldes  von  der  sich  stärker  ausbildenden 
Asymmetrie  beeinfiusst  worden,  indem  es  ebenfalls  mehr  auf  die  linke 
Seite  rückt.  Ein  wenig  älteres  Stadium,  G,  etwas  von  der  rechten 
Seite  und  von  der  ventralen  Fläche  gesehen  (Taf.  25  Fig.  19),  ver- 
anschaulicht nochmals  die  Topographie  der  vom  Urdarm  abstammenden 
Organe. 

Der  schon  besprochene  Querschnitt  durch  das  Stadium  E  (Taf.  26 
Fig.  8),  ein  Querschnitt  durch  Stadium  F  (Fig.  9),  und  zwei  Quer- 
schnitte durch  Stadium  G  (Fig.  10  u.  11)  zeigen  die  Ausbildung 
der  Schale  (sch),  des  Schalenfalzes  (schf),  von  welchem  ich  bereits 
bei  Paladina  gesprochen  habe,  und  des  Mantelwulstes  (mio).  Es 
lässt  sich  daraus  entnehmen,  dass  die  Schale  allmählich  ein  viel 
größeres  Areal  des  Hinterendes  bedeckt. 


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R.  v.  Erlanger 


Das  folgende  Stadium  H  zeigt  die  Bildung  der  Mantel-  oder 
Kiemenhöhle,  welche  wie  bei  Paludina  durch  Wachsthum  des  Mantel- 
randes zu  Stande  kommt.  Fig.  20  auf  Taf.  25  zeigt  ein  solches 
Stadium  von  der  rechten  Seite,  an  welchem  zunächst  die  Verschiebung 
des  Velarfeldes  (v.v.)  nach  links  zu  sehen  ist,  auf  welche  schon 
Sababin  aufmerksam  machte.  Weiter  wäre  noch  die  Anlage  des 
Deckels  (d)  zu  erwähnen,  welcher  bekanntlich  von  einer  Deckel- 
schalendrüse,  genau  so  wie  die  Schale,  gebildet  wird.  Die  Mantel- 
höhle (mh)  liegt  ganz  auf  der  rechten  Seite  und  wird  durch  Hervor- 
wölben des  Mantelwulstes,  welcher  von  hinten  nach  vorn  auswächst, 
gebildet.  Wie  bei  Paludina  kommt  der  After  auf  ihren  Boden  zu 
liegen,  indem  der  Mantelwulst  jene  Gegend  der  Bauchfläche  zuerst 
Uberwölbt,  auf  welcher  der  After  nun  nach  außen  mündet.  Ich  stellte 
auf  Schnitten  fest,  dass  schon  auf  diesem  Stadium  der  After  durch- 
gebrochen ist.  Nun  nähert  sich  die  Gestalt  des  Embryos  immer 
mehr  derjenigen  des  ausgewachsenen  Thicres,  wie  Stadium  I 
(Taf.  25  Fig.  22)  lehrt.  Das  Velarfeld  ist  ganz  auf  die  linke  Seite 
gerückt,  und  in  v  sieht  man  die  Stelle,  welche  der  rechten  Ansa 
Sarasin's  entspricht,  in  der  Mittellinie  des  Rückens  liegen.  Am 
Rande  des  Feldes  springen  die  Tentakel  als  Kegel  hervor.  Der  Fuß 
{fu  plattet  sich  schon  zur  Kriechsohle  ab  und  zeigt  auf  der  dorsalen 
und  hinteren  Fläche  den  Deckel  {d).  Der  Eingeweidesack  ragt  deut- 
lich auf  der  linken  Seite  hervor  und  ist  ganz  von  der  Schale  {sch) 
geschützt.  Der  Ösophagus  hat  eine  sehr  ansehnliche  Länge  erreicht 
und  führt  ziemlich  weit  dorsal  und  am  Hinterende,  an  der  mit  x 
bezeichneten  Stelle,  in  den  Magen  (ma).  Die  mächtige  Leber  nimmt 
mit  ihren  beiden  Schläuchen,  von  denen  der  ansehnlichere  vordere 
sich  bereits  in  zwei  theilt,  die  ganze  Länge  des  Thieres  ein.  Auch  die 
Mantelhöhle,  an  deren  Boden  der  After  (o)  ausmündet,  ist  viel  an- 
sehnlicher geworden  und  zeigt  inwendig  die  Anlagen  der  Kieme  (k) 
und  des  Osphradiums  (Spenoel' sehen  Organs,  sp)  als  Hervorwulstungen 
ihrer  ectodermalen  Wand.  Taf.  25  Fig.  21,  Stadium  K,  giebt  eine 
Ansicht  des  beschälten  Hinterendes  von  vorn,  woraus  die  gegenseitige 
Lage  der  besprochenen  Organe  deutlich  hervorgeht.  Die  dorsale  Hälfte 
des  Präparats  wird  fast  ganz  von  der  Mantelhöhle  (mh)  in  Anspruch 
genommen  ;  etwa  in  der  Mittellinie  zieht  der  Kiemenwulst  [Je),  in 
welchem  schon  einzelne  Plättchen  deutlich  werden,  parallel  zum 
oberen  Rande  der  Höhle  hin;  links,  und  vor  demselben  ragt  das  Os- 
phradium  (sp)  als  ein  mächtiger  Wulst  hervor.  Der  Magen  (ma) 
liegt  links  unten  und  verlängert  sich  in  den  schräg  nach  rechts  und 


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Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden.  393 

dorsal  wärts  ziehenden  Emi  dann,  welcher  ganz  rechts  durch  den 
After  (aj  in  die  Mantelhöhle  mündet.  Rechts  und  ventral  liegt  die 
Leber  (/). 

Endlich  zeigt  Taf.  25  Fig.  23  den  ältesten  von  mir  in  dieser 
Arbeit  berücksichtigten  Embryo  (Stadium  M)  von  der  linken  Seite. 
Der  Embryo  hat  sich  bereits  in  die  Schale  {sch)  zurückgezogen.  Die 
Tentakel  fu)  sind  deutlich  als  solche  erkennbar  und  tragen  an 
ihrer  Basis  die  Augen  [au),  innerhalb  welcher  die  Linse  ■;//)  zu  sehen 
ist.  Die  Mantelhöhle  {mh)  erstreckt  sich  bis  etwa  in  die  Mitte  der 
Schale.  In  ihr  zieht  die  Kieme  [k] ,  welche  in  zahlreiche  Blättchen 
zerfallen  ist,  von  vorn  nach  hinten  in  einem  dorsalwärts  convexen 
Bogen  bis  zur  Leber  hin.  Ventrahvärts  und  links  von  der  Kieme 
sitzt  das  Osphradium  (*/>)  an  der  inneren  Kiemenhöhlenwand. 

Der  ganze  hintere  Theil  der  Schale  wird  von  der  Leber  aus- 
gefüllt, welche  in  drei  Lappen  Z2,  P  zerfallen  ist,  und  nur  den 
dorsalen  Theil  für  den  Magen  {ma)  frei  lässt;  x  ist  der  optische 
Querschnitt  des  Ösophagus,  während  dorsal  und  ganz  auf  der 
rechten  Seite  der  After  [a)  in  die  Mantelhöhle  {mh)  mündet.  Weiter 
wäre  noch  ein  bis  jetzt  nicht  besprochenes  Organ,  das  Nuchal-  oder 
Embryonalherz  {eh)  zu  erwähnen,  welches  in  der  Figur  zwischen 
Osphradium  und  Kieme  durchschimmert. 

Das  Nackenherz  entsteht  als  eine  ectodermale  Blase  auf  der 
rechten  Seite  des  Embryos  in  der  hinteren  Leibeshälfte  auf  dem 
Stadium  G  und  ist  in  Taf.  26  Fig.  10  und  12  eh  auf  Querschnitten 
veranschaulicht.  Fig.  12,  dem  Stadium  /  entnommen,  lehrt,  dass 
es  sich  jetzt  innerhalb  der  Mantelhöhle  befindet.  Auf  dem  Stadium  M 
wird  es  von  zahlreichen  senkrecht  zur  Längsachse  gerichteten  spindel  - 
förmigen Muskelzellen  durchsetzt,  welche  die  Contractionen  ausführen. 
Das  Embryonalherz  ist  von  Sakasin  beschrieben  und  auch  auf  Schnit- 
ten richtig  abgebildet  worden,  jedoch  war  es  ihm  selbst  zweifelhaft, 
ob  das,  was  er  auf  Schnitten  dafür  hielt,  wirklich  diesem  Gebilde 
entspräche.  Ein  Embryonalherz  iu  der  Nackengegend  kommt  bei 
zahlreichen  marinen  Vorderkiemern  vor. 

Ein  Vergleich  der  eben  aus  einander  gesetzten  Vorgänge  mit  den 
entsprechenden  bei  Paladina  ergiebt  nur  unwesentliche  Unterschiede. 
Die  Bildung  der  verschiedenen  Abschnitte  des  Darmes  ist  in  beiden 
Fällen  principiell  dieselbe,  nur  hat  bei  Bythinia  der  Mund  mehr  als 
der  After  seine  Beziehungen  zum  Blastoporus  beibehalten,  während 
das  umgekehrte  Verhalten  bei  Paludina  beobachtet  wurde.  Sonst 


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R.  v.  Erlanger 


wäre  nnr  noch  die  mächtigere  Ausdehnung  des  Velarfeldes  bei  By- 
thiniä  hervorzuheben,  welches  eben  desshalb  von  der  sich  ausbildenden 
Asymmetrie  in  seiner  Lage  stärker  beeinflusst  wird.  Ich  habe  schon 
aus  einander  gesetzt,  warum  ich  im  Gegensatze  zu  Sabasin  den  Velar- 
zellen keine  exeretorische  Function  zuschreibe,  da,  wie  der  Abschnitt 
Uber  die  Urniere  zeigen  wird,  dieselbe  in  keinem  Zusammenhang 
mit  dem  Velum  steht.  Will  man  mit  Sarasin  die  Zellen  der  Ansa 
den  eigentümlichen  Velarzellen  der  Sttßwasserpulmonaten,  und  diese 
mit  Bütschli1  und  Fol2  den  Velarzellen  der  marinen  Gastero- 
poden  gleichsetzen,  welchen  Bobretzky  3  die  Function  einer  äußeren 
Urniere  zuschrieb,  so  dürfte  dies  nur  aus  morphologischen,  nicht 
aus  physiologischen  Gründen  geschehen.  Ich  glaube  mit  Raul4,  dass 
diese  Zellen  nichts  weiter  als  Velarzellen  sind,  und  stütze  mich  da- 
bei auf  eigene  Beobachtungen  an  ganzen  gefärbten  und  aufgehellten 
Embryonen,  sowie  an  Schnitten  von  Paludina,  Bythima  und  Pla- 
norbis. Uber  die  äußeren  Urnieren  der  marinen  Formen  kann  ich 
vorläufig  kein  Urtheil  abgeben,  da  ich  dieselben  noch  nicht  unter- 
sucht habe:  ich  erlaube  mir  bloß  die  Vermuthung  auszusprechen, 
dass  auch  diese,  wie  schon  Raul  behauptet  hat,  nur  Velarzellen 
sind.  Diese  Vermuthung  stütze  ich  dadurch,  dass  ich  an  einer  frei- 
schwimmenden, offenbar  zu  einer  (nicht  näher  bestimmbaren)  Gastero- 
podenart  gehörigen  Larve  am  lebenden  Präparate  deutliche  innere 
Urnieren  beobachtet  habe,  auf  deren  Bau  ich  in  dem  Abschnitte  über 
die  Urniere  'pag.  397)  zurückkommen  werde.  Ich  habe  die  damals 
am  Canal  (in  Calvados;  angefertigte  Skizze  mit  Abbildungen  ver- 
glichen und  gefunden,  dass  sie  eine  große  Ähnlichkeit  mit  den  von 
Selenka  5  beschriebenen  Larven  von  Tergipes  rfaviger  zeigte. 

Was  die  Entwicklung  der  Mantelhöhle  anbelangt,  so  verdient 
hervorgehoben  zu  werden,  dass  ihre  erste  Anlage  von  vorn  herein 
auf  der  rechten  Seite  liegt  und  ganz  einheitlich  ist;  die  Gründe  für 
diese  Abweichung  von  Paludina  sollen  im  Abschnitt  über  die  Ent- 
wicklung der  Niere  (pag.  400  aus  einander  gesetzt  werden. 

1  0.  BlTSCULI,  1.  c. 

2  il.  Fol,  Sur  le  développement  des  Gastéropodes  pulmonés.  in  :  Arch.  Z. 
Expér.  Tome  6  ISSO  pag.  1U3— 232  Taf.  9—19. 

3  N.  Bobretzky,  Studien  Uber  die  embryonale  Entwicklung  der  Gastero- 
poden.  in:  Arch.  Mikr.  Anat.  13.  Bd.  1S77  pag.  95—169  Taf.  8— 13. 

*  C.  Raul,  Über  die  Entwicklung  der  Tellerschnecke,  in:  Morph.  Jahrb 
5.  Bd.  1879  pag.  562—660  Taf.  32—38. 

5  E.  Selenka,  Entwicklung  von  Tergipe*  claviger.  in:  Niederländ.  Arch.  Z. 
1.  Bd.  1871  pag.  1-10  Taf.  1  u.  2. 


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Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden.  395 

4.  Entwicklung  des  Mesoderma  und  seiner  Derivate. 

Wir  hatten  das  Mesoderm  auf  dem  Stadium  A  verlassen,  wo  es 
in  Taf.  25  Fig.  10  zwei  an  ihrer  Basis  zusammenhängende  Cölorn- 
säcke  bildete,  deren  seitliche  Ansicht  in  Fig.  1 1  veranschaulicht 
wurde1.  Stadium  B  zeigt  schon  in  verschiedenen  Richtungen  Fort- 
schritte, indem  die  Cölomsäcke  (Taf.  25  Fig.  12)  noch  stärker  aus- 
gewachsen sind  und  eine  sehr  deutliche  Cölomhöhle  erkennen  lassen 
(Taf.  26  Fig.  4  ce).  Querschnittserien  lehren,  dass  die  bislang  in  der 
dorsalen  Mittellinie  getrennten  Mesoderraanlagen  sich  vereinigt  haben. 

In  Stadium  C  haben  sich  die  Cölomsäcke  in  dieser  Gegend  be- 
reits aufgelöst  (Taf.  25  Fig.  14  und  Taf.  26  Fig.  5),  während  das 
Cblom  zu  beiden  Seiten  des  Mundes  (m)  noch  deutlich  sichtbar  bleibt 
(Taf.  25  Fig.  15).  Auch  nehmen  die  Mesodermzellen  schon  die 
Spindelgestalt  an ,  und  legt  sich  das  parietale  Blatt  dicht  an  das 
Ectoderm,  das  splanchnische  an  die  Wand  des  Schlundes  und  des 
Urdarmes  an.  Diese  Gestalts  Veränderung  der  Zellen  betrifft  zu- 
nächst nur  die  Gegend,  welche  dorsal  von  der  Mundanlage  liegt 
(Taf.  26  Fig.  5).  Darauf  nimmt  eine  immer  größere  Anzahl  von 
Mesodermzellen  die  Spindelgestalt  an,  wie  Stadium  D  (Taf.  25  Fig.  17) 
zeigt,  doch  geschieht  dies  nur  in  der  vorderen  ventralen  Gegend, 
wo  die  Spindclzellcn  eine  dem  Ectoderm  anliegende,  mehrere  Lagen 
dicke  Schicht  bilden,  indem  sie  zwischen  dieser  und  dem  Urdarm 
einen  Raum  zur  Bildung  des  Ursinus  [st]  frei  lassen.  Dieser  Sinus 
entspricht  dem  vorderen  Ursinus  von  Paludina  und  führt  wie  dieser 
Pulsationen  aus.  Auf  dem  nächstfolgenden  Stadium  E  haben  fast 
alle  Mesodermzellen  die  Spindelgestalt  angenommen  und  durchsetzen 
ganz  unregelmäßig  den  Raum  zwischen  Ectoderm  und  Darm  (Taf.  26 
Fig.  8).  Auf  dem  Stadium  D  dagegen  bildet  das  Mesoderm  eine 
starke  Anhäufung  von  unregelmäßig  polygonalen  Zellen  kurz  vor  dem 
nach  abwärts  gerichteten  verdünnten  Ende  des  Urdarmes  (e)  (Taf.  25 
Fig.  17  und  Taf.  26  Fig.  6).  In  dem  Querschnitt  Fig.  6  bemerkt 
man  in  der  Anhäufung  auf  beiden  Seiten  noch  die  Cölomhöhle,  wäh- 
rend auf  der  linken  Seite  die  Mesodermzellen  dorsalwärts  von  dem 
Cölom8ack  sich  abzulösen  anfangen. 

a.  Urnieren. 

Eben  an  dieser  Stelle  findet  die  Anlage  des  secernirenden  Theiles 

der  Urniere  aus  Mesodermzellen  statt,   und  zwar  schon  auf  dem 

   * 

1  Wie  schon  erwähnt  wurde  (pag.  384),  ist  die  Cüloinanlagc  eine  einheit- 
liche unpaarc  Bildung  wie  bei  Paludina. 


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R.  v.  Erlanger 


Stadium  C.  Das  anfangs  solide  Häufchen  von  Mesodermzellen 
bildet  wie  bei  Paludina  ein  Lumen  in  seinem  Innern  aus  und  setzt 
sich  (Taf.  26  Fig.  5  u)  mit  dem  durch  Einstülpung  des  Ectoderms 
entstandenen  Ausfuhrgang  in  Verbindung.  Damit  ist  die  Urniere 
fertig;  sie  bildet  jederseits  im  Embryo  eine  Rohre,  deren  proximales 
Ende  mesodermaler  Herkunft  ist,  während  der  größere  distale  Theil, 
oder  Ausführgang,  ectodcrmal  ist.  Wie  bei  Paludina  ist  die  Röhre 
hier  von  vorn  nach  hinten  gerichtet  und  mündet  ventralwärts  vom 
Rande  des  Velarfeldes  aus  (Taf.  25  Fig.  16  um).  Die  AusfUhröff- 
nung  ist  also  einfach,  nicht  doppelt,  wie  Sarasin  aus  seinen  Schnitt- 
serien  geschlossen  hat,  und  ist  schon  auf  Totopräparaten,  natürlich 
auch  auf  Schnitten,  deutlich  als  solche  zu  erkennen  l  ai'.  26  Fig.  7  u). 
Eben  so  wenig  wie  bei  Paludina  konnte  ich  eine  innere  Öffnung 
auf  Schnitten  nachweisen,  auch  an  Totopräparaten  vermochte  ich 
nichts  davon  zu  sehen.  Das  innere  Ende  der  Urnieren  wird  von 
größeren  Mesodermzellen,  welche  sich  weniger  intensiv  als  die 
übrigen  färben,  gebildet.  Aufhängezellen,  wie  ich  sie  bei  Paluditui 
beschrieb,  habe  ich  hier  nicht  beobachtet.  —  Die  Urniere  erreicht 
im  Laufe  der  Entwicklung  keine  höhere  Ausbildung,  als  die  eben 
beschriebene,  obgleich  noch  auf  Stadium  /  der  ausführende  Theil 
beiderseits  deutlich  erhalten  ist.  Ihr  inneres  Ende  scheint  sehr  bald 
nach  Stadium  E  rückgebildet  zu  werden. 

Bei  Paludina  weicht  die  Entstehung  der  Urniere  in  so  fern  von 
der  eben  aus  einander  gesetzten  ab,  als  die  rein  mesodermal  ange- 
legte Urniere  das  Ectoderm  durchbricht  und  auf  diese  Weise  eine 
Öffnung  nach  außen  erhält;  jedoch  bildet  sich  später,  wie  ich  hier 
nachtragen  will,  eine  kurze  Einstülpung  des  Ectoderms,  wodurch 
die  Mündung  an  das  innere  Ende  einer  kurzen  ectodermalen  Röhre 
zu  liegen  kommt.  Welcher  Modus  von  beiden  der  primitivere  ist, 
vermag  ich  augenblicklich  nicht  anzugeben.  In  meiner  Paludina- 
arbeit  hatte  ich  hervorgehoben,  dass,  wenn  bei  dieser  Form  keine 
innere  Öffnung  der  Niere  vorhanden  wäre,  dieser  Umstand  an  das 
Verhalten  der  Endigungen  des  Excretionssystems  der  Plattwürmer 
erinnern  würde.  Bythiniu  erscheint  als  eine  weitere  Stütze  für  diese 
Behauptung.  Sollte  wirklich  allen  Prosobranchiaten  eine  innere  Öff- 
nuug  der  Urniere  abgehen?  Fol»,  deMeüROn2  und  Sakasin  *  haben 

1  Loc.  eit 

-  P.  de  Meurox,  Sur  les  organes  renani  des  embryons  d'Jlelix.  in  :  Conipt. 
Rend.  Tome  9S  1854  pug.  603. 

3  P.  &  F.  Sarasin,  Aus  der  Entwicklungsgeschichte  der  Hdix  Waltonii 
Reeve.  in.  Ergobn.  Nat.  Forsch.  Ceylon  1.  Bd.  1^5  pag.  33—69  Taf.  6—8. 


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Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden.  397 


eine  innere  Ausmündung  der  Urniere  fUr  die  Pulmonaten  beansprucht, 
während  Bütschli1  dieselbe  nicht  nachweisen  konnte  und  Kabl- 
ihre  Existenz  für  Planorbis  in  Abrede  stellte.  Ich  selbst  habe 
Planorbis  in  toto  und  auf  Schnitten  untersucht  und  in  einer  vor- 
läufigen Mittheilung3  erwähnt,  dass  eine  innere  Mtlndung  wirklich 
besteht  und  nicht  terminal,  wie  bis  jetzt  angenommen  wurde,  sondern 
etwas  seitlich  von  dem  proximalen  Ende  der  Urniere  liegt,  welches 
von  dem  schon  durch  Fol  beschriebenen  Zellhaufen  bedeckt  wird. 
Sicherlich  wäre  es  wünschenswerth,  die  Urniere  der  marinen  Proso- 
branchier  genauer  zu  untersuchen,  doch  will  ich  gleich  erwähnen, 
dass  die  von  mir  skizzirte  Urniere  der  nicht  näher  bestimmten  be- 
schulten Gasteropodenlarve  genau  dieselbe  Gestalt,  wie  diejenige  der 
Süßwasserpulmonaten  zeigt.  Ich  vermuthe  daher,  dass  bei  derselben 
eine  innere  und  äußere  Mündung  vorhanden  war,  jedoch  habe  ich 
damals  keine  Beobachtungen  darüber  gemacht,  da  ich  mit  der  Unter- 
suchung von  Infusorien  beschäftigt  und  in  der  Entwicklungsgeschichte 
der  Gastropoden  noch  ganz  unbewandert  war.  Ich  hoffe  bald 
Weiteres  in  Bezug  auf  diesen  Punkt  mittheilen  zu  können. 

b.  Herzbeutel  und  Niere. 

Wie  bei  Paladina  sind  die  gegenseitigen  Beziehungen  dieser 
beiden  Organe  so  innig,  dass  sie  nur  im  Zusammenhange  besprochen 
werden  können. 

Wir  hatten  gesehen,  dass  bei  Stadium  D  das  Mesoderm  in  der 
Gegend  vor  der  eigentlichen  Darmanlage  eine  mächtige  Anhäufung 
bildete  (Taf.  26  Fig.  ü),  in  welcher  auf  beiden  Seiten  die  Cölom- 
höhle  (r)  zu  erkennen  war.  Diese  Anhäufung  ist  die  gemeinsame 
Anlage  von  Herzbeutel  und  Niere.  Während  dieselbe  hier  eine 
medial-ventrale  Lagerung  und  eine  große  Ausdehnung  besitzt,  so  wird 
sie  auf  dem  folgenden  Stadium  E  in  ihrer  Ausdehnung  sehr  reducirt, 
da  jetzt  die  Auflösung  des  Mesoderms  stark  zugenommen  hat,  und 
die  Herzbeutelniercnanlagc  (Taf.  26  Fig.  8  n)  ist  in  Folge  der  sich 
ausbildenden  Asymmetrie  bereits  auf  die  rechte  Seite  gerückt.  Außer- 
dem ergiebt  die  Untersuchung  von  aufgehellten  Totopriiparaten  und 
von  Schnittserien,  dass  die  Anlage  mehr  und  mehr  dem  Hinterende 
sich  nähert.  —  Auf  Stadium  E  ist  noch  kein  Lumen  in  der  Anlage 

1  Loc.  cit. 
-  Loc.  cit. 

3  K.  v.  Erlaxoek,  Zur  Entwicklung  von  Paludina  vivipara.  Vorl.  Mittb. 
2.  Theil.  in:  Z.  Anzeiger  14.  Jahrg.  1891  pag.  290-283. 


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39S 


E.  v.  Erlanger 


zu  sehen,  aber  schon  auf  F  habe  ich  es  beobachtet,  und  zwar  scheint 
es  mir  von  vorn  herein  doppelt  zu  sein  (Taf.  26  Fig.  9  n).  Das 
mehr  dorsalwärts  und  nach  vorn  gelegene  Lumen  ist  sehr  deutlich, 
während  das  andere  zuerst  außerordentlich  fein  auftritt. 

Das  folgende  Stadium  G  giebt  Aufschluss  Uber  Wesen  und  Be- 
deutung dieser  Lumina,  während  Taf.  25  Fig.  18  (Stad.  F)  die  noeb 
einheitliche  Herzbeutel-Nierenanlage  im  ganzen  aufgehellten  Embryo 
zeigt.  Taf.  25  Fig.  19  zeigt  die  Herzbeutel-Nierenanlage  in  situ. 
Dieselbe  hat  sich  bereits  in  der  Mitte  eingeschnürt.  Das  vordere 
Lumen  {p)  ist  rundlich  und  entspricht  der  Herzbeutelhöhle,  während 
das  hintere  {ni)  mehr  langgezogen  und  halbmondförmig  gekrümmt 
ist;  es  entspricht  dem  Lumen  der  dauernden  Niere. 

Die  Richtigkeit  dieser  Darstellung  wird  durch  Schnittserien  be- 
legt, wie  die  zwei  Querschnitte  Taf.  20  Fig.  10  und  11  lehren.  Diese 
sind  einer  und  derselben  Serie  entnommen.  Der  vorderste  (Fig.  10) 
ist  durch  das  Pericardlumen  geführt  und  zeigt  die  Herzbeutelanlage 
(p)  dicht  gegen  den  Enddarm  e)  gepresst,  und  zwar  darüber  gelegen. 
Die  Herzbeutelwand  ist  bedeutend  dünner  als  die  Nierenwand,  wie 
der  weiter  hinten  geführte  Schnitt  11  beweist,  auf  dem  die  Niere  (m) 
durchschnitten  ist;  diese  liegt  ebenfalls  dorsal  vom  Enddarm.  Stadium// 
(Taf.  25  Fig.  20,  Ansicht  von  der  rechten  Seite)  illustrili  die  Ver- 
schiebung in  der  Lage  von  Niere  und  Herzbeutel,  welche  in  Folge 
der  sich  ausbildenden  Asymmetrie  sich  jetzt  dorsal  vom  Enddarm 
befinden,  während  der  bei  Stadium  D  beschriebene  Zellhaufen,  aus 
dem  beide  Organe  hervorgegangen  sind,  ventral  und  in  der  Mittel- 
linie lag.  Herzbeutel  und  Niere  machen  daher  dieselbe  Wanderung 
bei  Bythinia,  wie  bei  der  ebenfalls  rechts  gewundenen  Paladina  durch. 

Waren  bis  jetzt  Herzbeutel  und  Niere  am  ganzen  Embryo  am 
besten  von  der  rechten  Seite  zu  sehen,  so  ändert  sich  dies  bei 
Stadium  /,  auf  welchem  beide  Organe  in  einer  Ansicht  von  links 
dargestellt  sind  (Taf.  25  Fig.  22).  Das  Pericard  [p)  hat  jetzt  eine 
größere  Ausdehnung  als  die  Niere  (im),  während  auf  Stad.  H  beide 
noch  ziemlich  gleich  groß  waren.  Weiter  ist  noch  zu  bemerken, 
(lass  beide  Organe  ganz  am  Hinterende  liegen,  und  dass  die  Niere 
nach  vorn  auf  den  Boden  der  Mantelhöhle  [mh]  stößt. 

Bis  zum  Stadium//  inclusive  ist  es  mir  nicht  gelungen,  eine  Com- 
niunication  des  Nierenlumens  mit  dem  Herzbeutel  oder  mit  der  Niere 
nachzuweisen.  Beide  sind  aber  auf  Stadium  K  (Taf.  25  Fig.  21)  am  Toto- 
präparat zu  erkennen.  Entfernt  man  die  vordere  Hälfte  des  Embryos 
und  blickt  auf  die  Schnittfläche  des  beschälten  Hinterendes,  so  erkennt 


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Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden. 


399 


man  die  Niere  (ni)  am  hinteren  Boden  der  Mantelhöhle  (mh) .  Sie  be- 
sitzt eine  sehr  merkwürdige  Gestalt.  Ihr  Lumen  erinnert  jetzt  an 
dasjenige  eines  T-förmig  durchbohrten  Hahnes.  Der  eine  Sehenkel 
desselben  (fd)  ist  nach  oben  gerichtet  und  endigt  blind,  er  stellt  den 
Fundus  der  Niere  vor;  auch  ist  hier  das  Epithel  der  Nierenwand 
am  dicksten.  Der  rechte  Schenkel  steht  nahezu  senkrecht  auf  dem- 
jenigen des  Fundus  und  ist  demgemäß  horizontal  gerichtet;  er  öffnet 
sich  in  die  Mantelhöhle  und  entspricht  folglich  dem  Ureter.  Der 
dritte  Schenkel  (pe)  endlich  zieht  schräg  nach  unten  und  links  und 
öffnet  sich  in  den  Herzbeutel  (p),  welcher  auf  der  linken  Seite  liegt 
und  jetzt  mehr  als  doppelt  so  groß  wie  die  Niere  (ni)  ist. 

Die  Mündung  der  Niere  (ni)  in  die  Mantelhöhle  (mh)  ließ  sich 
bereits  auf  Schnitten  bei  Stadium  K  constatiren  und  ist  auf  Taf.  26 
Fig.  13  nach  einem  sagittalen  Schnitt  dargestellt  (nr).  Diejenige  der 
Niere  (ni)  in  den  Herzbeutel  (/>)  auf  Stadium  I  (pe),  welches  nur 
unbedeutend  jünger  als  K  ist,  wurde  in  Taf.  26  Fig.  15  nach  einem 
Schrügschnitt  dargestellt.  Endlich  zeigt  Stadium  M  (Taf.  25  Fig.  23), 
wie  ich  glaube,  die  definitiven  Lagerungsbeziehungen  von  Kieme  (k), 
SPENGEL'schem  Organ  (sp),  Niere  (ni),  Herzbeutel  (p)  und  den 
übrigen  Eingeweiden.  Auf  weitere  Details  des  Baues  der  Niere 
und  ihres  Ausführgangs  will  ich  hier  nicht  eingehen,  da  sie  eine 
Untersuchung  des  ausgewachsenen  Thieres  erfordern  würde,  für  welche 
ich  augenblicklich  weder  Zeit  noch  Material  besitze. 

Sakasin  hat  die  Anlagen  von  Niere  und  Herzbeutel  richtig  er- 
kannt, giebt  aber  für  jene  einen  ectodermalen  Ursprung  an,  während 
er  den  Herzbeutel  ganz  zutreffend  für  mesodermal  erklärt.  Dies  er- 
klärt sich  dadurch,  dass  er,  wie  ich  schon  aus  einander  gesetzt 
habe,  Herkunft  und  Entwicklung  des  mittleren  Keimblattes  verkannt 
und  offenbar  auf  dem  Stadium,  wo  sich  die  Niere  anlegt,  Ectoderm 
und  Mesoderm  nicht  aus  einander  gehalten  hat.  Weiter  Ubersah  er 
den  Zusammenhang  der  Nieren-  und  Herzbeutel- Anlage,  da  er  nur 
an  Schnitten  untersucht  hat.  Uber  die  beiden  Offnungen  der  Niere 
sagt  er  gar  nichts,  auch  schildert  er  die  Bildung  des  Herzbeutels 
ziemlich  unklar. 

Aus  meiner  Darstellung  ergiebt  sich  eine  ziemliche  Uberein- 
stimmung zwischen  Bythinia  und  Paludina  in  der  Entwicklung  von 
Herzbeutel  und  Niere,  welche  in  beiden  Fällen  aus  einer  gemein- 
samen mesodermalen  Anlage  hervorgehen.  Die  Unterschiede  lassen 
sich  auf  den  rascheren  Entwicklungsgang  von  Bythinia  zurückführen. 
Paludina  bietet  offenbar  primitivere  Verhältnisse  dar,  weil  sie  eine 


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400 


R.  v.  Erlanger 


rudimentäre  (vor  der  Torsion)  linke  Niere  und  den  Ausfuhrgang  der- 
selben besitzt,  welcher  später  zum  Ausfuhrgang  der  Geschlechtsdrüse 
wird.  Beide  Bildungen  fehlen  bei  Bythinia.  Auch  ist  hier  von  vorn 
herein  kein  Zusammenhang  zwischen  Nieren-  und  Herzbeutel  lumen 
vorhanden,  wohl  aber  ist  die  Anlage  beider  Organe  eine  continuir- 
liche.  Es  scheint  mir,  dass  bei  Bytinnia  kein  Ureter  wie  bei  Pala- 
dina vorhanden  ist,  sondern  dass  die  Niere  einfach  in  die  Mantel- 
höhle mllndet.  Später  dürfte  sich  wohl  dieser  Abschnitt  etwas 
specialisiren,  doch  kann  ich  vorläufig  keine  positiven  Angaben  darüber 
machen.  So  viel  ich  weiß,  ist  dieser  Punkt  beim  erwachsenen  Thier 
nicht  näher  untersucht  worden. 

c.  Herz. 

Das  Herz  legt  sich  bereits  auf  dem  Stadium  I  an  und  entsteht, 
genau  wie  bei  Paludina,  aus  einer  rinnenfönnigen  Einstülpung  der 
Herzbeutelwand  dicht  in  der  Nähe  der  Niere.  Dieser  bei  Paludina 
und  Bythinia  vorübergehende  Znstand  bleibt  nach  Plate1  bei  Den- 
talium  dauernd  erhalten,  wo  das  Herz  des  erwachsenen  Thieres  eine 
sackförmige  Einstülpung  des  Pericards  ist.  Stadium  K  (Taf.  25 
Fig.  21)  zeigt  die  Anlage  (/*)  in  situ.  Dass  das  Herz  wirklich  als 
eine  Einstülpung  des  Pericards  entsteht,  beweist  ein  Querschnitt 
durch  Stadium  /  (Taf.  26  Fig.  14),  wo  dies  ehr  klar  zu  sehen  ist. 
Später  schnürt  sich  die  Rinne  zu  einer  Röhre  ab,  welche  an  beiden 
Enden  offen  bleibt,  und  zerfällt  (Taf.  25  Fig.  23)  durch  eine  mittlere 
Einschnürung  in  einen  nach  vorn  liegenden  Vorhof  (vo)  und  eine 
hintere  Kammer  (Ica).  Diese  Vorgänge  spielen  sich  ganz  in  der- 
selben Weise  wie  bei  Paludina  ab,  so  dass  ich  einfach  auf  meine 
bereits  citirte  Abhandlung  verweisen  kann. 

Sarasin  ist  eben  so  wenig  über  die  Bildung  des  Herzens  wie 
Uber  diejenige  des  Herzbeutels  ins  Klare  gekommen  ;  ich  will  aber, 
um  den  Leser  nicht  zu  ermüden,  seine  Darstellung  übergehen. 

Für  Paludina  habe  ich  die  Entstehung  der  Geschlechtsdrüse 
aus  der  Wand  des  Herzbeutels  beschrieben,  konnte  aber  bei  den 
von  mir  untersuchten  Embryonen  von  Bythinia  nichts  Derartiges 
nachweisen  und  verzichte  daher  ganz  auf  die  Beschreibung  der 


•  L.  Plate,  Über  das  Herz  der  Dentalien.  in:  Z.  Anzeiger  14.  Jahrg.  1891 
pag.  78 — 80.  —  An  einer  Stelle  meiner  Arbeit  Uber  Paludina  habe  ich  Dmtatium 
bei  den  Lamellibranchiaten  angeführt.  Dies  war  natürlich  ein  Lapsus,  da  ge- 
rade die  neueren  Untersuchungen  beweisen,  dass  die  Scaphopoden  den  proso- 
branchiaten  Gasteropoden  viel  näher  stehen  als  den  Zweischalern. 


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Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden. 


401 


Entwicklung  des  Genitalsystems,  da  ich  in  der  nächsten  Zeit  diesen 
Gegenstand  an  primitiveren  Prosobranchiern  zu  untersuchen  beabsich- 
tige, welche  ein  ähnliches  Verhalten  wie  Paludina  darbieten  dürften. 

5.  Derivate  des  Ectoderma. 

a.  Nervensystem. 

Die  Frage  nach  dem  Ursprung  des  Nervensystems  bei  den 
Mollusken  besitzt  heut  zu  Tage  in  so  fern  ein  geringeres  Interesse,  als 
von  allen  neueren  Untersuchern  dasselbe  vom  äußeren  Keimblatt  ab- 
geleitet wird1.  Ich  würde  daher  ganz  von  der  Entwicklung  des 
Nervensystems  von  Bythinia  absehen,  um  so  mehr,  als  sie  im  Wesent- 
lichen genau  dieselbe  wie  bei  Paludina  ist,  wenn  Sarasin  nicht  da- 
von eine  Beschreibung  gegeben  hätte,  welche  von  der  meinigen 
sowohl,  als  von  denen  Schmidt's2  und  Hexchman'b  3  stark  abweicht, 
und  daraus  phylogenetische  Schlüsse  gezogen  hätte,  welche  ich  auf 
Grund  embryologischer  und  vergleichend -anatomischer  Thatsachen 
entschieden  zurückweisen  muss. 

Das  Nervensystem  von  Bythinia  unterscheidet  sich  von  dem  der 
Paludina  wesentlich  durch  eine  weit  größere  Concentration.  Sarasin 
hat  schon  hervorgehoben,  dass  Cerebral-,  Palliai-  und  Intestinalgau- 
glien  hier  sehr  nahe  an  einander  gerückt  sind.  Bouvier4  entdeckte 
zuerst  durch  Zergliederungen  den  rechten  Ast  der  gekreuzten  Visceral- 
commissur,  welchen  Sarasin  ciuf  Schnitten  nicht  hatte  nachweisen 
können,  und  machte  weiter  darauf  aufmerksam,  dass  das  Nerven- 
system von  Bythinia,  eben  wegen  seiner  größeren  Concentration, 
weniger  primitiv  ist  als  dasjenige  von  Paludvia,  woraus  sich  ergiebt, 
dass  es  eine  schlechtere  Grundlage  für  phylogenetische  Betrachtungen 
liefern  muss. 

Ursprung,  Lagerung  und  Bildung  der  Cerebralganglien  sind  schon 
genügend  in  dem  Abschnitt  über  die  Entwicklung  der  äußern  Körper- 
form (oben  pag.  387)  beschrieben  worden.    Sie  haben  sich  schon 


1  Vergleiche  nieine  Abhandlung  über  Paludina,  wo  die  Geschichte  dieser 
Frage  besprochen  wird. 

2  F.  Schmidt,  Die  Entwicklung  des  Centralnervensystems  der  Pulmonalen, 
in:  Sitz.  Ber.  Nat.  Ges.  Dorpat  f.  1890,  9.  Bd.  1891  pag.  277—282. 

3  Akxie  P.  Henchmax,  The  Origin  and  Development  of  the  Central  Nervous 
System  in  Lima*  maximus.  in:  Bull.  Mus.  llarvard  Coli.  Vol.  20  1890  pag.  169— 
Taf.  10. 

4  E.  L.  Bouvier,  Systeme  nerveux,  morphologie  générale  et  Classification 
des  Gastéropodes  prosobranches.  in:  Ann.  Sc.  N.  (7)  Tome  ä  1887. 


402 


R.  v.  Erlanger 


auf  Stadium  D  vom  Ectoderm  losgelöst  (Taf.  25  Fig.  16  cg).  Ich 
will  weiter  im  Gegensatz  zu  Sarasin  betonen,  dass  beide  Cerebral- 
ganglien  von  vorn  herein  als  zwei  distincte  Wucherungen  getrennt 
von  einander  entstehen  (ich  sehe  natürlich  davon  ab,  dass  sie  sich 
vom  Ectoderm  losgelöst  haben,  durch  welches  sie  selbstverständlich 
zuerst  verbunden  waren)  und  sich  erst  nachträglich  durch  eine  Com- 
missur  verbinden. 

Die  Pallialganglien  (=  Pleuralganglien;  entstehen  ebenfalls  ge- 
trennt von  einander  und  von  den  C erebralganglicn  als 
Ectoderm  Wucherungen,  seitlich  und  ventralwärts  vom  Velum  und  den 
Tentakel-Anlagen  (Taf.  26  Fig.  18  pa),  und  verbinden  sich  erst 
nachträglich  mit  einander  und  mit  den  Cerebral-  und  Pedalganglien. 

Uber  die  Entstehung  der  Buccalganglien  habe  ich  nichts  zu  be- 
merken, da  dieselbe  ganz  richtig  von  Sarasin  beschrieben  wird  und 
genau  dieselbe  ist  wie  bei  Paludina. 

Ich  brauche  also  nur  noch  die  Entstehung  der  Pedal-,  Intestinal- 
(Supra-  und  Sub-)  und  des  Visceralganglions  zu  schildern.  Diese 
entstehen  nun  durchaus  nicht  aus  einer  gemeinsamen  medianen  ven- 
tralen Ectodermwucherung,  wie  Sarasin  behauptet,  sondern  voll- 
kommen von  einander  getrennt,  wie  ich  es  bei  Paludina,  Henchman 
bei  Limax  und  Schmidt  bei  den  Pulmonaten  beschrieben  haben. 
Auch  sind  die  paarigen  Ganglien  ursprünglich  von  einander  getrennt. 

Taf.  26  Fig.  17  zeigt  die  verdickte  Ectodermstelle  (ped\,  von 
welcher  hier  das  linke  Pedalganglionsich  später  abschnürt  (Stadium  F . 
Auf  Stadium  G  (Fig.  18)  sind  beide  Pedalganglien  in  Ablösung  be- 
griffen zu  sehen.  Die  Schnittserie  ergab,  dass  die  Wucherung  sehr 
ansehnlich  ist,  da  die  Pedalganglien  sich  auf  eine  große  Strecke  hin 
ablösen. 

Die  Intestinalganglien  entstehen  vollkommen  von  den  Pedal- 
ganglicn  getrennt,  symmetrisch  zu  beiden  Seiten  des  Embryos,  ven- 
tralwärts etwa  in  der  mittleren  Leibesgegend  des  Stadiums  G, 
welche,  wie  bei  Paludina,  als  die  Taille  des  Embryo  bezeichnet 
werden  könnte.  Bemerkenswerth  ist:  1)  dass  ihre  Ursprungsstelle 
ziemlich  weit  nach  hinten  von  derjenigen  der  Pedal-  und  Pallial- 
ganglien liegt  (spater  sind  Pedal-,  Palliai-  und  Intestinalganglien 
ganz  nahe  bei  einander),  und  2)  dass  beide  Intestinalganglien  auf 
gleicher  Höhe  vom  Ectoderm  sich  ablösen  (Taf.  26  Fig.  16  supr  und 
sub).  Da  im  Laufe  der  Entwicklung  die  Asymmetrie  sich  mehr  und 
mehr  ausbildet,  so  verschieben  sich  beide  Intestinalganglien,  indem 
das  rechte  Uber  den  Ösophagus,  das  linke  unter  denselben  zu  liegen 


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Beitrüge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden.  493 


kommt,  wesshalb  sie  jetzt  auch  als  Supra-  und  Subintestinalganglien 
bezeichuet  werden.  Auf  Stadium  /  (Taf.  25  Fig.  22)  sind  die  beiden 
Ganglien,  welche  bereits  die  Verschiebung  durchgemacht  haben,  am 
ganzen  aufgehellten  Embryo  sichtbar  {stipi-  und  sub). 

Endlich  wäre  noch  das  Visceralganglion  [w)  zu  erwähnen.  Das- 
selbe ist  bekanntlich  unpaar  wie  bei  Paladina  und  legt  sich  nach 
dem  Stadium  K  am  Boden  der  Mantelhöhle  [mh]  als  eine  Wucherung 
des  Ectoderms  an  (Taf.  26  Fig.  20;.  Auf  dem  hier  abgebildeten 
Querschnitt  hat  es  sich  bereits  von  dem  Epithel  der  Mantelhöhle  ab- 
gelöst, während  es  auf  den  vorhergehenden,  weiter  nach  vorn  ge- 
legenen zwei  Schnitten  noch  damit  zusammenhängt.  Das  Visceral- 
ganglion ist  ursprunglich  ganz  getrennt  von  den  Intestinalganglien 
und  liegt  beträchtlich  weiter  nach  hinten.  Die  Ausbildung  der 
Connective,  welche  die  verschiedenen  ungleichnamigen  Gauglien 
unter  einander  verbinden,  erfolgt  genau  in  derselben  Weise  uud 
Reihenfolge  wie  bei  Paludina. 

Die  abweichende  Schilderung,  welche  Sarasin  von  der  Bildung 
des  Nervensystems  gegeben  hat,  ist  schon  besprochen  worden.  Er 
ist  durch  das  Mesoderm,  dessen  Entwicklung  er  nicht  erkannte,  dazu 
verleitet  worden,  Pedal-,  Intestinal-  und  Visceralganglien  aus  einer 
gemeinsamen  ventralen  Ectodermwucherung  hervorgehen  zu  lassen. 
Und  hat  daraus  den  Sehluss  gezogen,  dass  diese  Ganglien  mit  ihren 
Connectiven  die  Bauchkette  der  Bythinia  vorstellen,  was  dann  die 
Verwandtschaft  der  Mollusken  mit  den  Anneliden  begründen  würde. 

Gegen  diesen  Schluss  hat  Bot' vier  1  auf  Grund  vergleichend- 
anatomischer  Thatsachen  protestirt.  und  aus  seinen  Resultaten,  sowie 
aus  den  Untersuchungen  Pelseneer's  2  geht  deutlich  hervor,  dass  nur 
die  Pedalganglien,  oder  besser  gesagt,  die  Pedalstränge,  der  Proso- 
branchier  der  Bauchkette  der  Gliederwürmer  homolog  sein  könuen. 
Bekanntlich  sind  die  Pedalstränge  niederer  Prosobranchier  (Üioto- 
cardier  nach  E.  Perrier}  sehr  lang  und  mit  einander  durch  Quer- 
brücken verbunden,  dasselbe  findet  sich  auch  bei  Paludina;  sie  er- 
innern dann  sofort  an  die  Bauchganglienkette  der  Anneliden  und 
Arthropoden.  Ich  verweise  daher  auf  die  Abhandlungen  beider  eben 
angeführten  Autoren  und  will  jetzt  noch  die  embryologischen  Be- 
funde erläutern. 


1  Loc.  cit. 

2  1*.  Pei.sexeer,  Contribution  à  létudc  des  Lainellibranches.  in:  Aich. 
Biol.  Tome  11  1S91  pag.  147—312  Taf.  6— 23. 

MittheiloDgen  *.  d.  Zoolog.  Station  xu  Neapel.    Bd.  lo.  27 


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404 


R.  v.  Erlanger 


Wir  haben  gesehen,  dass  die  Pedal-,  Intestinal-  und  Visceral- 
ganglien  getrennt  von  einander  entstehen,  außerdem  sind  die  Pedal-, 
Palliai-  und  Intestinalganglien  beim  Embryo  mehr  von  einander  ent- 
fernt, als  beim  ausgebildeten  Thier.  Bythinia  macht  also  ein  Stadium 
durch,  wo  das  Nervensystem  an  das  der  niederen  Prosobranchier  er- 
innert. Aus  dieser  Thatsache  und  dcu  Ergebnissen  der  vergleichenden 
Anatomie  geht  zur  Geniige  hervor,  dass  die  Verhältnisse  des  ans- 
gebildeten  Nervensystems  abgeleitete  und  die  »Schlüsse  Sarasin'b 
ungerechtfertigt  sind,  wie  seinerzeit  Boi  vier  ganz  mit  Recht  ver- 
ni uthete. 

b.  Sinnesorgane. 

Die  Entwicklung  der  Fühler  ist  schon  im  Abschnitt  über  die 
Entwicklung  der  äußeren  Körperforni  oben  pag.  3S8j  behandelt 
worden,  eben  so  diejenige  des  Osph  radium  s.  In  Bezug  auf 
dieses  Organ  wäre  noch  zu  bemerken,  dass  Sarasin  dessen  Ursprung 
nicht  ermitteln  konnte.  Derselbe  ist  genau  so  wie  bei  Paludina,  doch 
entspricht  das  SpengelscIic  Organ  von  Bythinia  nur  dem  Wulste  bei 
Paludina*;  die  für  letztere  Art  charakteristischen  Gruben  finden  sich 
bei  den  von  mir  untersuchten  Embryonen  von  Bythinia  nicht,  und 
existiren  auch,  so  viel  ich  weiß,  beim  ausgebildeten  Thiere  nicht. 
Das  Osphradiuin  ist  eine  dem  Mantel  zugehörige  Bildung;  Sarasin 
hat  die  ersten  Spuren,  welche  er  davon  gefunden  zu  haben  glaubte, 
an  eine  unrichtige  Stelle  verlegt.  Offenbar  hat  er  den  Nerv,  welcher 
aus  dem  Supraintestinalgauglion  zum  Osphradium  zieht,  damit  ver- 
wechselt. Nach  Pelseneer  2  kommen  die  Nervenfasern,  welche  das 
sogenannte  Geruchsorgan  innerviren,  nicht  aus  dem  eben  genannten 
Ganglion,  sondern  vom  Cerebralganglion  und  durchsetzen  nur  das 
Supraiutestinalganglion.  Sarasin  ist  es  nicht  gelungen,  die  Ein- 
stülpungen nachzuweisen,  aus  welchen  Auge  und  Otolithenblase 
hervorgehen.  Es  ist  wirklich  bei  Bythinia  viel  schwerer  als  bei 
Paladina,  sie  aufzufinden,  da  dies  an  ganzen  Embryonen  nicht  ge- 
lingt. Dagegen  braucht  mau  bloß  beide  Organe,  wenn  man  sie  auf 
Schnitten  aufgefunden  hat,  auf  immer  jüngeren  Stadien  weiter  zu 
verfolgen.  Stadium  F  (Taf.  26  Fig.  17)  zeigt  die  Einstülpung  der 
Otolithenblase  pt),  Stadium  G*  diejenige  des  Auges  (Fig.  19«?/).  Wie 
bei  Paludina  entsteht  die  Otolithenblase  zu  beiden  Seiten  des  Fußes, 


1  Loc.  cit. 

2  P.  PelSRNEEB,  L  inncrvntion  de  l'osphradium  des  Mollusques.  in:  Compt. 
Rend.  Tome  IUI»  1*89  pag.  534— 5H5. 


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Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden.  405 

früher  als  die  Augenblasc,  welche  sich  an  der  Basis  der  Tentakel 
etwas  später  bildet. 


Es  wäre  vielleicht  hier  der  Platz,  auf  die  Bildung  der  Asym- 
metrie und  die  Torsion  des  Embryos  einzugehen.  Ich  habe  diese 
Frage  bereits  ausführlicher  bei  Paladina  besprochen.  Nur  noch  einige 
Bemerkungen  Uber  die  Theorie,  durch  welche  Sarasin  dieses  Problem 
zu  lösen  versuchte.  Er  vergleicht  den  Darm  mit  einem  elastischen 
Gummi-)  Strang,  welcher  eine  Torsion  erfährt  und  diese  dann  auf 
das  Nervensystem  und  die  übrigen  Organe,  sowie  auf  die  äußere 
Gestalt  des  Embryos  uberträgt.  Ich  will  davon  absehen,  dass  der 
Darm  kaum  mit  einem  Gummistrang  verglichen  werden  darf,  und  nur 
hervorheben,  dass  derartige  Vorgänge  doch  nur  durch  Wachstbums- 
erscheinungen  erklärt  werden  können.  Solche  rein  mechanische  Er- 
klärungen für  morphologische  Thatsachen  dürften  heut  zu  Tage  noch 
etwas  verfrüht  sein. 

Ich  glaube  darauf  verzichten  zu  können,  nochmals  die  Wider- 
sprüche aufzuzählen,  welche  zwischen  meinen  Beobachtungen  und 
denen  Sarasin's  bestehen.  Die  Untersuchung  von  Bythinia  veranlasst 
mich  dazu,  dem  Urtheil  beizupflichten,  welches  Rabl1  in  seiner 
Theorie  des  Mesoderms  Uber  Sarasin's  Arbeit  ausgesprochen  hat. 
In  einer  Antwort-  auf  Rabl's  Kritik  hat  Sarasin  seine  frühere  Be- 
hauptung aufrecht  gehalten  und  angeführt,  dass  er  bei  den  Gymno- 
phionen  eine  principiell  ähnliche  Entwicklung  des  Darmes  und  des 
Mesoderms,  wie  bei  Bythinia  beobachtet  hätte.  Da  ich  selbst  die 
Entwicklung  dieser  merkwürdigen  Amphibien  nicht  untersucht  habe, 
kann  ich  darüber  natürlich  kein  Urtheil  abgeben,  dagegen  veranlasst 
mich  dasjenige,  was  ich  aus  eigener  Anschauung  von  der  Entwicklungs- 
geschichte der  Amphibien  Uberhaupt  kenne,  auch  an  diesen  Angaben 
von  Sarasin  gewisse  Zweifel  zu  hegen.  Der  Zweck  vorliegender 
Arbeit  war  aber  selbstverständlich  nicht,  eine  Widerlegung  Sarasin's 
zu  geben,  sondern  lediglich,  an  einer  anderen  Form  dasjenige  zu 
prüfen,  was  ich  bei  Paludina  zu  beobachten  geglaubt  hatte.  Ich 
beschließe  jetzt  diesen  Aufsatz,  indem  ich  die  Hoffnung  ausspreche, 
dass  es  mir  gelungen  sein  möge,  diesen  Zweck  zu  erreichen. 

Zoologische  Station  zu  Neapel,  den  26.  Januar  1 892. 

«  Loc.  cit. 

-  P.  Sarasin.  Über  die  Theorie  des  Mesoderms  von  Rabl.  in:  Anat. 
Anzeiger  4.  Jahrg.  1*89  pag.  721-728. 

27» 


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R.  v.  Erlanger 


Erklärung  der  Abbildungen. 

Folgende  Bezeichnungen  gelten  durchweg  für  alle  Figuren: 


a  Atter 

Hi  mora 

/li*      IklÌl'l        ti      i    ►  V  1  \  I  1  1  1  'Ì  ' '  ]  < 

6  nlastoporus 

.j   i  i  f , ,  I  ■  f  l , , ,  1 1 1 1 1 .*  u*i   lutili  i2ff>iilk«i 

of  '  i 1 1 1  ■  1 1 *  ii  H.pi    rt*»]).  uruuu 

c  Lolom 

p  i  cricaru 

cg  \  ereuraigangnen 

pu    l  .1 1 1  l.M^.Ul^i  MOU 

co  L  onnectiv 

,.d     A  iiuiiiÜrwliiTiir  #l**f   \  itH  »t  iti   il»<n  I 

y>e  i\usuniiuiuiig  uer  *>iere  m  uuii  nerz- 

I  k  *  i  st  Lr  £i  1 

1  Ii  H  1  ti  »  1 
l'I    llli  1 

*t      1  <  Ti  1 1  i  1  fi  ri  1 1 

ti  è»  ti    \  *é*i  ì  **  1  tf  «Iti  ir!  Il  ITI 
Veli     I   V  '  1*1  1  „  <  1 1 1  ii  1  M  M  1 

eri  rjCiviucriu 

r//   H  »i  li  11  la  *4*i  t**Lr 

tn  r<tnurv  onainerz 

su   /*    >-*>/•  li  tur   \T  *i  ti  t**l  fai 7 

ent  bntoderm 

seri  oCHHir 

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«■  »  / .  .  /         nini  1  .  a  v*  >  1  v*  i  ■  c  à~\ 

sena  ocnuiciiurusr 

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'l'i*     VI  lliUoUU     I  11161  IH  11 

«  Linse 

wr  Ausmiindung  der  Niere  in  die  Man- 

fr vorderer  Lebersack 

telhöhle 

m  Mund 

v  Vt  luuj 

m«  Magen 

co  Vorhof 

mr«  Mesoderm 

te  Visceralganglion 

mh  Mantel-  oder  Kieinenhtfhlc 

x  Einmündung  deh  Ösophagus  in  den 

mw  Man  tei  wubt 

Magen. 

n  Herzbeutelnierenanlage 

Die  Umrisse  sämmtlicher  Figuren  sind  mit  dem  AnBE'ächen  Zeichenapparat 
entworfen.  Benutzt  wurden  die  ZEiss'scheu  Apochromate,  Brennweite  16,  8 
und  4  und  die  Compensationsoculare  4,  6  and  S.  Zum  Zeichnen  mit  dem 
Zeichenapparat  nur  üc  4. 


V ergröGeru ngen: 
Taf.  25  Fig.  1-17:  Vergr.  2ÜU,  Fig.  1H— 23:  Vergr.  1U0. 
Taf.  26.    Sämratliche  Figuren  :  Vergr.  200. 

Tafel  25. 

Sämmtliche  Figuren  sind  nach  gefärbteu  und  aufgehellten  ganzen  Embryonen 
entworfen. 

Fig.  1.  Blastula  im  optischen  Querschnitt 
Fig.  2.  Blastula  vom  vegetativen  Pol. 

Fig.  3.  Bildung  der  L'rmesodermzelle,  vom  vegetativen  Toi. 
Fig.  4.  Aus  der  Urmesodermzelle  sind  zwei  entstanden.     Ansicht  schräg  vom 
vegetativen  Pol. 


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Milth  ad  Zool.  Station  iNtapel  Bd  /() 


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Milth  a.d.Zool Station  y..\r«/>rl.  Uri  IO 


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Tttf.M. 


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Beitrüge  zur  Entwicklungsgèschichte  der  Gasteropoden.  407 

Fig.  5.  In  die  Furchungshühle  gerlickte  Urmesodermzellen,  vom  vegetativen  Pol. 

Fig.  6.  Jederseits  drei  Mesodermzellen,  vom  Hinterende. 

Fig.   7.  Vorbereitung  zur  Gastrula,  von  der  rechten  Seite. 

Fig.   8.  Ganz  junge  Gastrula,  von  der  rechten  Seite. 

Fig.  ».  Ältere  Gastrula.    Halb  frontal,  halb  quer,  von  dem  oralen  Ende. 

Fig.  10.  Stadium  A  Ansicht  vom  aboralcn  Ende. 

Fig.  U.  Stadium  A  von  der  rechten  Seite. 

Fig.  12.  Stadium  B  von  dem  aboralcn  Ende. 

Fig.  13.  Stadium  Ii  von  der  rechten  Seite. 

Fig.  14.  Stadium  C  von  der  RUckenfläche. 

Fig.  15.  Stadium  C  von  der  rechten  Seite. 

Fig.  16.  Stadium  D  halb  von  der  Bauchseite  und  von  vorn. 

Fig.  17.  Stadium  />  von  der  rechten  Seite. 

Fig.  IS.  Stadium  F  von  der  rechten  Seite. 

Fig.  la.  Stadium  G  von  der  Bauchseite. 

Fig.  20.  Stadium  //  von  der  rechten  Seite. 

Fig.  21.  Stadium  A'  Ansicht  von  vorn  auf  das  beschalte  Hinterende. 
Fig.  22.  Stadium  /  von  der  linken  Seite. 
Fig.  23.  Stadium  M  von  der  linken  Seite. 

Tafel  26. 

Fig.  1.  Frontalschnitt  durch  eine  ganz  junge  Gastrula.  Durch  das  hintere  Drittel 
der  Längsachse. 

Fig.   2.  Medianer  Frontalschnitt  durch  eine  ältere  Gastrula. 

Fig.  3.  Medianer  Frontalschnitt  durch  Stadium  A. 

Fig.  4.  Medianer  Frontalschnitt  durch  Stadium  B. 

Fig.  5.  Querschnitt  durch  Stadium  C.    Gegend  der  Urniere. 

Fig.  6.  Querschnitt  durch  Stadium  1).    In  der  mittleren  Gegend. 

Fig.  7.  Querschnitt  durch  Stadium  E.   Gegend  der  Urniere. 

Fig.  8.  Querschnitt  durch  Stadium  E  weiter  hinten.  Gegend  der  Herzbeutel- 
nierenanlage. 

Fig.   8.  Querschnitt  durch  Stadium  F.   Gegend  der  Herzbeutelnierenanlage. 
Fig.  10.  Querschnitt  durch  Stadium  G.    Gegend  des  Herzbeutels. 
Fig.  11.  Querschnitt  durch  Stadium  G  weiter  hinten.   Gegend  der  Niere. 
Fig.  12.  Querschnitt  durch  Stadium  I. 

Fig.  13.  Theil  eineB  Sagittalschnittos  durch  das  Stadium  A'.  Nierenausfiihrgang. 

Fig.  14.  Theil  eines  Querschnittes  durch  das  Stadium  I.  Herzanlage. 

Fig.  15.  Theil  eines  halb  queren,  halb  frontalen  Schnittes  durch  das  Stadium  I. 

Verbindung  der  Niere  mit  dem  Herzbeutel. 
Fig.  16.  Querschnitt  durch  das  Stadium  G.    Gegend  der  Intestinalganglien. 
Fig.  17.  Querschnitt  durch  das  Stadium  F.   Gegend  der  Otolithenblase. 
Fig.  18.  Querschnitt  durch  das  Stadium  G.   Gegend  der  Pedalgauglien. 
Fig.  ia.  Querschnitt  durch  das  Stadium  G.   Gegend  der  Augen. 
Fig.  20.  Querschnitt  durch  Stadium  K.   Gegend  des  Visceralganglions. 


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Die  Metamorphose  von  Esperia  lorenzi  0.  S. 
nebst  Beobachtungen  an  andern  Schwammlarven. 

Von 

Dr.  Otto  Maas. 

Mit  Tafel  27  und  2S. 


Es  bedarf  keiner  besonderen  Begründung,  die  Entwicklung  der 
Spongien  in  Angriff  zu  nehmen,  ein  Gebiet,  das  trotz  vieler  und  guter 
Arbeiten  so  dunkel  ist,  wie  kaum  ein  anderes  der  Embryologie,  und 
auf  dem  gerade  Uber  die  grundlegendsten  Fragen,  die  Verwendung 
der  embryonalen  Lager  zum  Aufbau  des  fertigen  Schwammes,  bei- 
nahe jede  Übereinstimmung  fehlt.  Manche  Probleme,  die  mir  die 
Entwicklungsgeschichte  von  Spongilla  nahe  gelegt  hatte,  gedachte  ich 
durch  das  Studium  der  Embryogeuese  mariner  Kieselschwämme  der 
Lösung  näher  zu  bringen,  und  es  war  mein  Plan,  während  eines 
längern  Aufenthaltes  am  Meer  eine  möglichst  große  Anzahl  von 
Species  auf  ihre  Entwicklung  zu  untersuchen,  um  durch  diese 
mehr  extensive  Art  der  Behandlung,  wenn  möglich,  an  dem  einen 
Object  das  zu  linden,  was  mir  das  andere  klar  zu  sehen  versagt  hatte. 
Ich  statte  dem  kgl.  preußischen  Cultusministerium,  das  mir  einen 
einjährigen  Aufenthalt  an  der  Zoologischen  Station  in  Neapel  be- 
willigt hat.  meinen  gehorsamsten  Dank  ab.  Allen  Herren  der  Station 
bin  ich  für  ihr  Entgegenkommen  äußerst  verbunden,  besonders  Herrn 
Lo  Bianco,  der  mir  unermüdlich  in  der  Beschaffung  von  Non-Calcarea 
aller  Gruppen  behilflich  war  und  es  mir  so  ermöglichte,  mich  nach 
und  nach  in  den  Besitz  eines  ziemlich  umfangreichen  Materials  von 
Entwicklungsstadien  aus  den  verschiedensten  Familien  zu  setzen. 


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Die  Metamorphose  von  Esperia  lorenzi  0.  S.  etc. 


409 


Es  wird  voraussichtlich  längere  Zeit  vergehen,  bis  ich  ineine 
Beobachtungen  lebenden  Materials  an  Schnittserieu  geprüft  und  er- 
gänzt habe;  von  einer  Form  jedoch,  nämlich  von  Esperia,  habe  ich 
jetzt  schon  die  Metamorphose  so  weit  verfolgt  und  ausgearbeitet, 
erstens  desshalb,  weil  sie  durch  die  Größe  der  Larven  und  die  Lage- 
rung ihrer  Spicula  ein  günstiges  Object  ist,  und  zweitens,  weil  Yves 
Delage  auf  Grundlage  der  Entwicklung  dieser  Form  zu  recht  ab- 
weichenden Ansichten  über  die  Keimblätter  der  Schwämme  gelangt 
ist.  Ansichten,  die  er  nach  seinen  neuerlichen  Untersuchungen  an 
Spongilla  in  noch  merkwürdigerer  Weise  modificirt  hat.  Nach  ihm 
(4  pag.  655)  bilden  sich  aus  dem  larvalen  Geißelepithel  der  Esperia- 
Larve  während  der  Metamorphose  die  Zellen  der  Kanäle;  die  Kammern 
entstehen  durch  Theilung  besonderer  Mesodermzellen,  und  das  eigent- 
liche Ectoderm  besteht  aus  einer  unzusammenhängenden,  Uber  den 
Geißelzellen  liegenden  Schicht  flacher  Zellen.  Bei  Spongilla  (5 
pag.  267)  liegt  nach  ihm  dies  »Ectoderm«  unter  den  Geißelzellen 
der  Larve  ;  letztere  werden  während  der  Metamorphose  von  mesoder- 
malen  Elementen  gefressen,  um  nach  einiger  Zeit  als  Zellen  der 
Geißelkammern  wieder  ausgestoßen  zu  werden.  Wenn  auch  der  Ort 
der  Veröffentlichung,  die  Comptes  Rendus,  dem  Verfasser  möglichste 
Kürze  vorschrieb,  so  wäre  es  doch  wohl  wissenswerth  gewesen,  durch 
welche  Methoden  diese  letzteren  Ergebnisse  erlaugt  wurden,  um  so 
mehr  als  sie,  wie  Delage  selbst  angiebt,  sehr  merkwürdig  und  in 
der  ganzen  Embryologie  ohne  Beispiel  sind.  Die  Spongilla-LaTve  ist. 
wie  alle  Larven  der  Monaxonida,  mit  Ausnahme  der  Randpartie  völlig 
undurchsichtig,  und  an  Schnitten  einen  solchen  Fress-  und  Wieder- 
aus8toßungsprocess  morphologischer  Elemente  zu  beobachten,  dürfte 
kaum  möglich  sein.  Die  Nichtübereinstimmung  in  der  Art  und 
Weise,  wie  er  die  Verwendung  der  Keimblätter  bei  Spongilla  einer- 
seits und  Esperia  andererseits  darstellt,  kann  nicht  Wunder  nehmen 
auf  einem  Gebiet  wie  die  Schwammentwicklung,  wo  sogar  für  einen 
und  denselben  Schwamm  die  Ausdrücke  Ectoderm  und  Entoderm 
öfters  vertauscht  worden  sind.  Auch  möchte  ich  schon  zu  Anfang 
bemerken,  dasR  ich  auch  meine  eigenen  Ergebnisse  an  Esperia  vor 
der  Hand  nicht  gut  mit  den  an  Spongilla  (von  mir  oder  Anderen1  ge- 
wonnenen vereinbaren  kann,  dass  sie  dagegen  mit  den  Beobachtungen 
von  Delage  an  Esperia  in  vielen  Punkten  übereinstimmen  und  mit 
Beobachtungen  anderer  Forscher  au  anderen  Schwämmen  sich  in 
allen  Punkten  homologisiren  lassen. 


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410 


Otto  Maas 


Meine  Methoden  waren  im  Großen  und  Ganzen  die  an  SpongiUa 
erprobten  (9  pag.  521)  ;  nur  hat  mir  das  Deckglasaquariun»  im  See- 
wasser keine  so  guten  Dienste  geleistet,  da  seine  Wassermenge  doch 
nicht  groll  genug  ist,  um  die  Larven  bei  Verdunstung  des  Wasser» 
vor  EU  großer  Conceutriruug  des  Salzgehaltes  zu  bewahren  und, 
wenigstens  auf  längere  Zeit,  in  normalen  Bedingungen  zu  halten. 
Für  die  Feststellung  des  Ansatzpoles  war  mir  der  Apparat  immerhin, 
von  Nutzen  ;  für  die  Weiterzlichtung  habe  ich  dagegen  meist  möglichst 
große  Glassehalen  gebraucht,  in  denen  ieh  die  Larven  in  ver- 
schiedenen Stadien  sowohl  mit  eingetauchten  Linsen  beobachten,  als 
auch  mit  FLEMMiNGscher  Lösung  conserviren  konnte.  Für  letzteren 
Zweck  fand  ich  es  besonders  geeignet,  die  Schalen  mit  einer  dünnen 
Schicht  Paraffins  auszugießen.  Man  konnte  dann  eine  einzelne  Larve 
in  einem  bestimmten  Ausatzstadium  ausschneiden,  fixiren,  färben  und 
härten  und,  nachdem  man  das  Paraffin  dann  in  Xylol  gelöst,  sie  ent- 
weder als  Aufsichtspräparat  oder  zum  Schneiden  verwenden.  Auf  die 
Einzelheiten  dieser  Processe,  die  ich  zum  Theil  noch  zu  modifieiren 
strebe,  werde  ich  in  einer  späteren  Arbeit  eingehen:  eine  lange  Be- 
schäftigung mit  dem  Gegenstand  hat  mir  bis  jetzt  gezeigt,  dass  für 
die  Larven  vieles  und  gutes  Wasser  die  Hauptsache  ist,  da*s  manche 
Bilder  von  Autoren,  die  »geplatztes  Ectoderm«  oder  frei  herausstehende 
Nadeln  zeichnen,  sicher  auf  anomalen  Verhältnissen  beruhen,  und 
dass  die  Schwierigkeit  bei  Beobachtung  der  Schwammentwicklung 
darin  besteht,  um  die  ausgezeichneten  Worte  von  Bakrois  zu  wieder- 
holen (I  pag.  47  :  de  reconnaitre  la  succession  normale  dans  le 
nombre  considerale  des  formes  anormales  qu'on  rencontre«. 

Die  erste  aber  nur  gelegentliche  Erwähnung  der  Larve  von 
Esperia1  giebt  Metschnikoff  in  seiner  Arbeit  »Zur  Entwicklungs- 
geschichte der  Kalkschwämme«  in  einer  Fußnote:  »die  Larven  von 
Keniera,  Ruspatila  und  Esperia  sind  im  Wesentlichen  gleich  gebaute 
und  haben  eine  Lücke  im  1  linterende,  durch  die  die  skelettbildende 
Schicht  heraustritt  (11  pag.  10).  Er  homologisirt  dann  diese  Larven  mit 
denen  von  ò'ycon,  »nur  dass  bei  letzterem  das  Entblößen  der  hinteren 
Bkelettbildenden  Schicht  in  viel  größerem  Maße  stattfindet.«  Oskar 
Schmidt  hat  darauf  zu  zeigen  versucht  (13  pag.  135;,  dass  eine  solche 
Homologie  nicht  möglich  sei,  indem  bei  .Sycou  die  Lücke  in  der 
winipernden  Schicht  voll  vom  herein  vorhanden,  bei  Esperia  secundär 

1  Ich  behalte  den  Namen  Esperia  bei 


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Die  Metamorphose  von  Esperia  lorenzi  0.  S. 


411 


sei.  Bei  letzterer  erscheint  zuerst  im  mütterlichen  Körper  ein  all- 
seitig bewimpertes  kugeliges  Stadium,  und  erst  durch  dessen  Streckung 
vor  dem  Ausschlüpfen  tritt  ein  hinterer  nackter  Pol  hervor.  Er  giebt 
dann  eine  Beschreibung  der  Larve,  so  gut  sie  sich  mit  den  damaligen 
Hilfsmitteln  machen  ließ.  Nach  ihm  besteht  dieselbe  aus  einem 
fiimmeruden  Ectoderm  und  einem  Eutoderm,  »wenn  man  die  ganze 
unter  dem  Geißelepithel  liegende  Masse  so  nennen  will«.  Über  die 
Nadeln  giebt  er  nur  au,  dass  sie  sich  an  der  Polspitze  anhäufen. 
Das  gelbe  Pigment  hat  er  in  den  Ectodermzellen  »als  unmessbar  feine 
Körnchen  gefunden«.  Dessen  Zellen  selbst  »sind  schwer  zu  sehen 
und  man  kann  leicht  zur  Ansicht  kommen,  dass  es  verloren  ginge, 
wie  Metschnikofk  will.«    Die  Metamorphose  hat  er  nicht  beobachtet. 

Im  gleichen  Jahr  hat  Carter  die  Larve  einer  Esperia  aegagro- 
pilu  erwähnt  (3  pag.  405,.  Er  hat  nicht  die  freischwärmende  ovale 
Larve,  sondern  die  kugelförmige  im  Körper  der  Mutter  gezeichnet; 
er  erwähnt  die  Wimpern,  im  Innern  die  Sarcode«  mit  verschieden 
geformten  Zellen,  Körnchen  und  bereits  allen  in  der  Erwachseneu 
vorkommenden  Formen  von  Spi  cui  a  (bei  der  betreffenden  Species  4), 
eine  Thatsache,  die  von  andern  Beobachtern  nicht  beschrieben  und 
von  solchen,  die  die  Schwaramlarven  in  zu  nahe  Beziehung  zu 
Coelenteratenlarven  bringen,  nicht  genügend  berücksichtigt  worden  ist. 

In  seiner  bekannten  Arbeit  »Sur  le  développement  de  quelques 
Éponges  de  la  Manche«  spricht  Barrois  auch  von  der  Entwicklung  eines 
Desmacidon  (1  pag.  60  und  giebt  an,  dieser  Schwamm  sei  mit  der 
Esperia  0.  Schmidt's  identisch.  Dies  kann  jedoch  unmöglich  der 
Fall  sein,  indem  die  von  Barrois  beschriebene  Larve  am  hinteren 
Pole  einen  braunen  Pigmentfleck  und  eine  starke.  difFerenzirte  Cilien- 
krone  trägt,  beides  Dinge,  die  für  Rcniera  und  eine  ganze 
Gruppe  von  Monaxoniden  charakteristisch  sind,  die  aber  bei 
Esperia  und  einer  anderen  sich  hier  anschließenden  Gruppe 
vollständig  fehlen.  Nach  meinen  Erfahrungen  scheint  mir  die 
von  Barrois  beschriebene  und  als  Ileniera  so  nahestehend  bezeichnete 
Larve  einer  Gellius-kxt  anzugehören. 

In  der  folgenden  Zeit  wird  die  jb^erta-Larve  mehrfach  in  der 
Litteratur  erwähnt,  theils  als  Beispiel  eines  Ectodermschwundes, 
theils  als  Beweis  unserer  ungenügenden  Kenntnis  der  Schwamm- 
metamorphose. Auch  Kidley  &  Dendy  geben  in  ihrer  Monographie 
der  Challenger-Monaxoniden  eine  kurze  Beschreibung  von  Esperia- 
Larven,  die  sie  in  den  mütterlichen  Geweben  vorgefunden  haben 
(12  pag.  LI).    Sie  beschreiben,  so  gut  sich  das  an  dem  Alkohol- 


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412 


Otto  Maas 


material  darstellen  ließ,  ein  äußeres  Zellcnlagcr,  von  dem  sie  zweifeln, 
ob  es  einschichtig  ist.  und  eine  innere  Masse,  wahrscheinlich  eine 
»gelatinöse  Matrix«  mit  sternförmigen  Zellen  und  verschiedenen 
Spinila,  «augenscheinlich  ohne  jede  Ordnung  grnppirt«. 

Eine  ausführlichere  Darstellung  giebt  Delage  in  der  oben  er- 
wähnten Notiz.  Er  hat  die  einzelnen  Geißelzellen  zuerst  gesehen, 
als  außerordentlich  lauge  und  schmale  Elemente,  die  den  Kern  nahe 
der  Basis  tragen,  lässt  aber  das  eigentliche  Ectoderm  nicht  von  diesen, 
sondern  von  unzusammenhUngenden  darüber  liegenden  Zellen  ge- 
bildet werden,  die  ihren  Zusammenhang  als  Epithel  erst  bei  der 
Metamorphose  erreichen.  Ähnliche  Zellen  findet  er  auch  an  dem 
hintern,  bisher  als  nackt  beschriebenen  Pol.  Im  Innern  befinden 
sich  Spiculazellen ,  seine  cellules  conjonctives  und  große  Zellen  mit 
hellen  Kernen,  die  Mutterzelleu  der  Kammern.  Die  verschiedenen 
Spicula  werden  nicht  erwähnt.  Die  Verschiebungen  bei  der  Meta- 
morphose sind  theils  oben  referirt,  theils  wird  ihrer  noch  vergleichend 
gedacht  werden. 

Die  neueste  Mittheilung  Uber  Esperia  von  H.  V.  Wilson  (18) 
habe  ich  zu  Gesicht  bekommen,  als  ich  meine  Tafeln  bereits  fertig 
gestellt  hatte.  Nach  ihm  ist  die  Larve,  so  ähnlich  sie  den  »egg- 
larvac«  anderer  Silicospongien  ist,  keine  Larve,  die  ans  dem  Ei 
kommt,  sondern  eine  Gemmula.  Ohne  mich  darauf  einzulassen, 
ob  er  diese  außerordentliche  Angabe  genügend  beweist,  berichte 
ich  über  seine  Beschreibung  der  freischwärmenden  Larve  und  deren 
Verwandlung.  Der  sog.  nackte  Pol  ist  nach  ihm  nicht  secundär 
{0.  Schmidt  .  sondern  gleich  von  vorn  herein  von  einem  andern 
Epithel  bedeckt.  Die  stecknadelförmigen  Spicula  beschreibt  er  als 
in  der  Achse  der  Larve  gelegen,  außerdem  hat  er.  wie  der  Holz- 
schnitt zeigt,  im  Innern  der  Larve  zwei  verschiedene  Zellsorten  ge- 
sehen. Von  einer  über  den  Geißelzellen  gelegenen  Schicht  (Delagk) 
erwähnt  er  nichts.  Die  Metamorphose  geschieht  nach  ihm  durch 
Abfiachung  des  Ectoderms  vom  nackten  Pol  (Ansatzpol;  aus.  Das 
Kanalsystem  entsteht  aus  einzelnen  Lacunen  der  inneren  Masse,  die 
erst  secundär  unter  einander  und  mit  den  Kammern  in  Verbindung 
treten.  Diese  letzteren  entstehen  aus  besonderen  Zellen  der  inueren 
Masse1  «formative  cells«]  durch  wiederholte  Theilung  und  frühere 
oder  spätere  Gruppimng  zu  einem  runden  Hohlraum.  Delage's 
Untersuchungen  scheint  Wilson  nicht  zu  kennen,  doch  bestehen,  wie 

1  Man  erinnere  »ich,  dass  mau  es  nach  ihm  mit  einer  Gemmula  zu  thun  hat. 


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Die  Metamorphose  von  Eisperia  lorenzi  0.  S.  etc. 


413 


man  sieht,  zwischen  Beiden  so  beträchtliche  Verschiedenheiten,  dass 
die  Veröffentlichung  einer  dritten  Untersuchung,  auch  wenn  sie  nicht 
schon  vollendet  gewesen  wäre,  gerechtfertigt  erscheint. 


Meine  eigene  Darstellung  beginne  ich  nicht  vom  Ei  an,  sondern 
mit  der  Beschreibung  der  Larve,  wie  sie  sich  zum  Ausschwärmen 
bereit  im  Gewebe  des  mütterlichen  Schwammes  vorfindet.  Die 
Furchung  und  Bildung  der  verschiedenen  Schichten  der  Larve,  Vor- 
gänge, die  ja  nur  durch  Combination  von  Schnittbildern  erschlossen 
werden  können,  behalte  ich  mir  vor,  im  Zusammenhang  mit  andern 
Schwämmen  zu  bearbeiten.  Schon  aus  diesem  Grund,  noch  mehr 
aber,  um  an  den  Vergleich  mit  den  Keimblättern  der  höhern  Thiere 
gar  nicht  zu  erinnern,  werde  ich  es  vermeiden,  die  Ausdrücke  Ec- 
toderm,  Entoderm  etc.  für  die  Gewebsschichten  der  Larve  anzu- 
wenden. 

Es  haben  mir  für  meine  Untersuchungen  zwei  verschiedene 
Species  von  Esperia  zur  Verfügung  gestanden,  die  große  Röhren 
bildende  brüchige  E.  lorenzi,  und  die  massige,  incrustirende  und  harte 
E.  lingua,  von  denen  die  erstere  im  October  und  November,  die 
letztere  im  December  Larven  liefert.  Es  war  mir  interessant  zu 
sehen,  wie  zwei  so  nahe  verwandte  und  doch  sehr  scharf  um- 
schriebene Species  auch  in  ihren  Larven  sich  schon  charakteristisch 
unterscheiden.  Die  Larven  von  lorenzi  sind  beträchtlich  kleiner,  im 
Längsdurchmesser  etwa  halb  so  groß  wie  die  von  lingua,  und  weisen 
einen  geringen,  aber  stets  wiederkehrenden  Unterschied  in  den  Spinila 
auf.  dessen  unten  gedacht  werden  muss.  Außerdem  liegen  sie  bei 
lorenzi  einzeln  im  Gewebe  zerstreut,  bei  lingua  in  ganzen  Nestern  zu- 
sammen. Auch  die  Beziehungen  zu  den  Sjneulazügen  (die  aus  Steck- 
nadel förmigen,  parallel  angeordneten  und  durch  Spongin  verbundenen 
Nadeln  bestehen)  sind  bemerkenswert!!.  Kidley  &  Dendy  haben  auf 
solche  Lagerungsverhältnisse  bereits  aufmerksam  gemacht  (12  pag.  L) 
und  z.  B.  gezeigt,  dass  bei  einer  Esperia,  wo  der  ganze  Schwamm 
zum  größten  Theil  nur  aus  einer  Achse  von  Stecknadel  förmigen  Spicula 
besteht,  die  Geschlechtsproducte  im  Innern  dieser  hohlen  Achse  liegen. 
Auch  bei  unsern  beiden  Arten  lässt  sich  Ähnliches  beobachten.  Bei 
lorenzi  liegt  der  einzelne  Embryo  stets  in  einer  verhältnismäßig  engen 
Masche  der  starken  Spiculazüge,  durch  deren  mannigfache  Richtung 
geschützt  (Taf.  28  Fig.  21),  bei  lingua  liegt  der  ganze  Eiercomplex 
nahe  dem  Grunde  in  einer  großen  weiten  Masche  der  gewaltigen 
»tracts«.    Bei  der  ersten  Species  hängt  überdies  der  Follikel  selbst 


414 


Otto  Maas 


nicht  ohne  Weiteres,  sondern  durch  sehr  dUnne  Gewebsmaschen,  die 
ihn  wie  ausgespannt  halten,  mit  dem  übrigen  Gewebe  zusammen. 
Solche  feine  Träger  treten  von  allen  Seiten  an  die  Peripherie  des 
Follikels  heran,  gleich  diesem  aus  sehr  platten  Zellen  mit  deutlich 
das  Protoplasma  vorwölbenden  Kernen  zusammengesetzt  Fig.  21), 
und  legen  sich  breiter  werdend  an  die  Follikelwand  an.  Bei  lingua 
ist  keine  solche  Bildung  vorhanden,  sondern  die  einzelnen  Embryonen 
des  Complexes  sind  durch  ziemlich  dicke  Gewebsbalken,  die  sogar 
Fleischnadeln  enthalten,  von  einander  getrennt,  eine  Art  der  Be- 
festigung, die  wohl  mit  der  großen  Masse  der  Eier  zusammenhängt. 
Niemals  finden  sich  aber  im  Complex  selbst  Skelettnadeln;  diese 
bilden  vielmehr  in  Zügen  geordnet,  die  äußere  Begrenzung. 

In  Schnitten  durch  ganze  Schwämme  habe  ich  oft  Larven  in 
den  größeren  ausführenden  Kanälen  angetroffen;  dennoch  vermag 
ich  es  nach  meinen  Beobachtungen  an  lebenden  nicht  mit  völliger 
Bestimmtheit  auszusagen,  ob  das  A  usschwärmen  immer  durch  die 
Oscula  erfolgt.  (Bei  Vlathria  coraì/où/ca,  die  verhältnismäßig  sehr 
contrattile  und  veränderliche  Oscula  hat,  die  sich  von  dem  übrigen 
compacten  Schwamm  als  äußerst  feine  und  oft  weit  hervorragende, 
durchscheinende  Köhrcheu  deutlich  abheben,  habe  ich  oft  die  Larven 
durch  dieselben  ihreu  Weg  nehmen  sehen.) 

Einmal  dem  Körper  der  Mutter  entschlüpft,  steigen  die  Larven 
langsam  in  großen  Spiralen  nach  der  Oberfläche  des  Wassers,  wo 
sie  sich  mit  Vorliebe  gerade  an  der  äußersten,  dem  Glas  adhärirenden 
Schicht  aufhalten.  Sie  siud  außerordentlich  lichtscheu  und  suchen 
desshalb  stets  die  dem  Licht  abgewandte  Seite  des  Zuchtaquariums, 
Glases  etc.  auf.  Ändert  man  die  Stellung  des  Glases  zum  . 
Licht,  so  zieht  die  ganze  Schar  der  Larven  verhältnismäßig  schnell 
nach  der  andern,  entsprechenden  Seite.  Ich  habe  unter  dem  Mikro- 
skop eine  Larve  beobachtet,  die  unter  dem  Deckglas  in  den  spitzen 
Winkel  zwischen  einer  Luftblase  und  einem  Glassplitter  gerathen 
war.  Indem  ich  dann  den  Spiegel  so  stellte,  dass  die  Larve  von 
dem  durchfallenden  Licht  nicht  getroffen  im  Halbdunkel  blieb,  der 
offene  Theil  des  Winkels  aber  ganz  hell  war,  gelang  es  mir  die  leb- 
haft mit  den  Cilien  arbeitende  Larve,  die  sonst  alle  Vorsprünge  um- 
schwimmt  und  sich  in  jeder  Direction  zu  helfen  weiß ,  vollständig  fest 
zu  halten.  Sobald  ich  dann  den  Spiegel  so  stellte,  dass  auch  der 
offene  Theil  des  Wiukels  und  das  freie  Wasser  im  Dunkeln  war, 
schwärmte  die  Larve  sofort  heraus.  Es  ist  mir  gelungen,  dieses 
kleine,  aber  lehrreiche  Experiment  öfters  zu  wiederholen. 


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Die  Metamorphose  von  Esperta  lorenzi  0.  S.  etc. 


415 


Die  Größe  der  Larven  ist  bei  Esperia  lorenzi  gegen  1  mm  in 
der  Länge  und  0.55  mm  bis  0,65  mm  in  der  Breite,  bei  lingua  mehr 
als  das  Doppelte.  Ihre  Farbe  ist  gelb  bis  orange,  wodurch  sie 
schon  als  Embryonen  von  dem  grauen  1  Sehwammgewebe  sehr  ab- 
stechen und  später  schwärmend  im  Glas  leicht  gesehen  werden. 
Unter  dem  Mikroskop  wird  man  bei  auffallendem  Licht  leicht  ge- 
wahr, dass  diese  Farbe  aber  nicht  der  ganzen  Larve  zukommt. 
Zunächst  ist  der  sog.  nackte  d.  h.  wimperlose  Pol  vollständig  davon 
frei,  wie  das  die  Autoren  angeben:  dann  aber  zeigt  auch  der  vordere 
Pol,  der  wimpert,  eine  graue  schimmernde  Kappe  in  deutlicher  Ab- 
grenzung, dergestalt  dass  sich  also  die  gelbe  Region  nur  wie  ein 
Gürtel  auf  der  Larve  befindet.  Die  Gründe,  die  die  beiden  Pole 
ohne  Farbe  erscheinen  lassen,  sind  aber  nicht  dieselben,  und  die 
Structur  der  Larve  ist  nicht  so  aufzufassen,  als  sei  vorn  ebenso  wie 
hinten  die  innere  Gewebsmasse  durch  die  flimmernden  und  pigment- 
tragenden Elemente  hindurchgedrungen.  Man  überzeugt  sich  viel- 
mehr leicht  davon,  dass  der  vordere  Pol  ebenso  wie  die  Seiten 
wimpert,  und  an  ihm  die  gelbe  Farbe  vorhanden  aber  nur  wie  durch 
einen  Schleier  verdeckt  ist,  während  sie  am  hinteren  Ende  Uber- 
haupt fehlt. 

Bei  durchfallendem  Licht  werden  diese  Verhältnisse  noch  deut- 
licher. Die  ganze  Larve  ist  natürlich  fast  undurchsichtig,  nur  die 
Randpartie  lässt  das  Erkennen  von  Einzelheiten  mit  starker  Ver- 
größerung zu.  doch  genügt  das,  um  auch  hier  die  Verschiedenheit 
der  Pole  festzustellen.  So  weit  der  Umkreis  nämlich  flimmert,  er- 
scheint die  Peripherie  wie  schraffirt,  aus  einer  Reihe  dicht  neben  ein- 
ander gestellter  Striche  bestehend.  Auch  am  vordem,  nicht  gelben 
Pol  ist  diese  Schraffirung,  der  offenbare  optische  Ausdruck  eines  sehr 
hohen  stabformigen  Epithels  vorhanden,  nur  ist  die  Anordnung  dort  nicht 
so  regelmäßig,  und  andere  Zellen  schieben  sich,  wie  es  scheint,  da- 
zwischen ;  am  hintern  Pol  fehlt  dagegen  dieses  hohe  Epithel  voll- 
ständig. Man  könnte  ihn  nach  Betrachtung  mit  schwächerer  Ver- 
größerung wirklich  als  nackt  bezeichnen;  in  der  That  sieht  es  dann, 
wie  0.  Schmidt  beschrieben  und  abgebildet  hat  13  Fig.  18),  aus, 


1  Ich  habe  auch  eine  nicht  tininteressante  Varietät  beobachtet,  indem  ich 
einmal  anstatt  der  grauen  oder  lilafarbenen  Stücke  von  Esperia  lorenzi  ein 
wundervoll  orangegelbes  erhielt.  In  diesem  hatten  auch  die  Larven  ein  äußeret 
kräftiges  Orangegelb,  beinahe  Roth,  und  alles  andere  Gethler,  das  in  Menge  in 
Esperia  haust  Typton  spongicola,  Spongicola  ßstularis ,  Anneliden  etc.; ,  hatte 
anstatt  der  gewöhnlichen  Farbe  einen  gelben  Ton. 


116 


Otto  Maas 


als  ob  eine  innere  Masse,  in  der  man  hier  und  da  Nadeln  erkennt, 
durchgebrochen  sei  und  herausrage.  Gelingt  es  aber,  das  Hinter- 
ende ohne  Druck  mit  starker  Vergrößerung  einzustellen,  so  sieht 
mau  Taf.  27  Fig.  12;,  dass  auch  dies  nicht  nackt  ist,  sondern 
von  einem  Zellenlager  überzogen  wird,  und  dass  die  Spicula  nicht 
unregelmäßig  herausrageu,  sondern  Uberall  von  Epithel  bekleidet 
sind.  An  der  Seite  erkennt  man  das  an  den  eigentümlichen  schaufei - 
förmigen  Nadeln,  in  der  Mitte  an  den  stecknadelförmigen,  die  oft, 
namentlich  bei  Bewegungen  der  Larve  einen  Buckel  an  der  Peri- 
pherie heraus  wölben,  stets  aber  durch  ein  Zellenlager,  das  hier 
sogar  doppelt  zu  sein  scheint,  naeh  außen  abgeschlossen  sind. 

Wenn  so  die  ttaudpartie  Manches  von  der  feineren  Structur  er- 
kennen lässt,  so  ist  doch  die  ganze  Hauptmasse  der  I^arve  völlig 
undurchsichtig.  Nur  wenn  mau  ein  Exemplar  längere  Zeit  im 
Schwimmen  verfolgt  und  dabei  seine  Form  Veränderungen  beobachtet, 
gelingt  es,  eine  Andeutung  des  inneren  Baues  zu  erhaschen. 

Man  sieht  oft  (Taf.  27  Fig.  1),  dass  die  Larve  nicht  die  ovale 
Form  hat,  sondern  sich  etwas  zusammenziehen  kann,  so  dass  sie 
nahezu  kreisförmig  im  Umritt  wird.  Der  schimmernde  Pol,  der 
beim  Schwimmen  stets  nach  vorn  gerichtet  ist,  zeigt  dann  nicht 
einen  runden,  gleichmäßigen  Bogen,  sondern  au  beiden  Seiten  eine 
leichte  Einkerbung.  Die  ganze  Larve  scheint  nach  innen  von  der 
Randpartie  ihre  undurchsichtigste  Zone  zu  besitzen,  während  die 
Mittelpartie  als  Fortsetzung  der  Gewebsmasse  des  hinteren  Pols  viel 
weniger  dicht  und  auch  durchsichtiger  aussieht.  Namentlich  nach 
vorn  zu  ist  dies  der  Fall,  so  dass  es  beinahe  scheint,  als  sei  hier  ein 
Hohlraum,  der  gar  nicht  von  Gewebe  ausgefüllt  ist;  doch  ist  dies 
an  solch  optischem  Schnitt  durch  das  dichte,  darüber  und  darunter 
liegende  Gewebe  der  mehr  peripheren  Partie  nicht  klar  zu  er- 
kennen. 

Alles  das,  was  sich  am  lebenden  Object  nur  als  Andeutung 
sehen  lässt.  tritt  an  Pauerpräparaten  und  namentlich  au  Schnitt- 
serien deutlich  hervor.  Durch  Zuhilfenahme  eines  sehr  harten  Pa- 
raffins (Schmelzpunkt  60°)  ist  es  mir  gelungeu,  Espet-ui-Larven  in 
mehr  als  200  Querschnitte  von  4  und  5  fi,  und  in  gegen  100  Längs- 
schnitte zu  zerlegen  (nebenbei  auch  eine  Methode,  um  die  Maße 
der  ganzen  Larve  zu  kontrolliren  .  Mit  Hilfe  solcher  Schnittserien, 
zumal  wenn  sie  ohne  Lücke  sind,  kann  man  sich  dann  unschwer 
über  jedes  Detail  der  Larve  orienriren.  Druckpräparate  der  lebenden 
Larve  habe  ich  desswegeu  auch  zu  diesem  Zweck  wenig  angewandt. 


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Die  Metamorphose  von  Esperia  lorenzi  0.  S.  etc. 


417 


Sie  machen  das  Object  zwar  flach  und  durchsichtig,  im  Übrigen  ist 
aber  nicht  viel  mit  ihnen  gewonnen,  da  die  Gewebe  dadurch  aus 
ihrer  natürlichen  Lagerung  kommen  und  sehr  bald  absterben. 

Es  zeigt  sich  am  feinen  Längsschnitt  (Taf.  28  Fig.  15  und  17), 
dass  die  äußere  Oberfläche  der  Larve  mit  Ausnahme  des  nicht 
flimmernden  Hinterpoles  von  äußerst  dünnen  und  langen  Geißelzellen 
gebildet  wird.  Die  Geißeln  stehen  so  dicht,  dass  sie  selbst  am 
Schnitt  als  unentwirrbarer  Filz  sichtbar  sind,  sobald  man  eine  Färbung 
angewandt  hat,  die  auch  Protoplasma  tingirt.  Die  Elemente,  die 
sie  tragen,  sind  so  außerordentlich  dünn,  dass  man  keine  ein- 
zelneu Zellen  verfolgen  kann,  und  sogar  an  Schnitten,  die  noch 
dünner  als  4  jx  gerathen  sind,  mehrere  Schichten  von  Kernen  erhält 
(Fig.  17).  Ich  war  daher  zuerst  geneigt  zu  denken,  dass  sich  unter 
der  äußersten  Lage  von  Zellen  eine  Schicht  kleiner  runder  Zellen 
befände,  die  aus  nur  sehr  wenig  Protoplasma,  zur  Hauptmasse  aber 
aus  Kernen  bestehe,  oder  dass  es  sich  um  ein  mehrschichtiges 
Epithel  handele.  Die  Beschreibung,  die  F.  E.  Schulze  von  der 
Larve  von  Spongelia  giebt  (16  pag.  146),  ließ  mich  aber  vermuthen, 
dass  man  es  auch  hier  mit  einem  einschichtigen  Lager  zu  thun  habe, 
dessen  Kerne  nur  anscheinend  mehrschichtig  geordnet  sind.  Es 
kommt  dies  dadurch  zu  Stande,  dass  die  Kerne  im  Durchmesser  viel 
breiter  sind,  als  die  dünnen  Cylinderzellen.  Sollen  also  die  letzteren 
dicht  neben  einander  Platz  finden  (es  kommt  dadurch  das  Bild  der 
Schraffirung  zu  Stande),  so  müssen  sich  die  Kerne  in  einander 
schieben,  wie  sie  Raum  finden.  Von  dieser  Form  und  Anordnung  der 
Zellen  kann  man  sich  am  Macerationspräparat  Uberzeugen,  das  man 
sich  vom  lebenden  Material,  besser  aber  durch  Osmium-Pikrocarmin- 
Glycerin  herstellt.  Die  einzelnen  Zellen  (Fig.  13  a)  sind  kaum  dicker 
als  die  Geißeln,  schwellen  dann  um  den  Kern  herum  verhältnis- 
mäßig stark  an;  die  meisten,  die  ich  gefunden  habe,  endigen  mit 
diesem  Theil,  andere  haben  auch  noch  einen  weitern  fadenförmigen 
Fortsatz,  alle  aber  tragen  den  Kern  ein  gutes  Stück  unter  der  Zellen- 
mitte. Einige  habe  ich  auch  ohne  Geißel,  sonst  genau  von  der 
gleichen  Structur  gefunden;  dagegen  sind  andere  (der  Zahl  nach 
verhältnismäßig  wenige),  die  man  als  intermediäre  Elemente  be- 
schreiben könnte:  denn  sie  sind  nicht  so  lang,  zeigen  eine  mehr 
spindelförmige  Gestalt  und  schieben  sich  in  das  Epithellager  von 
unten  zwischen  dies  und  die  innere  Gewebsmasse  ein  (Fig.  13  int). 

Diese  besteht,  um  nach  dem  Macerationspräparat  und  zunächst  nur 
vom  histologischem  Gesichtspunkte  aus  zu  urtheilen,  aus  zwei  ganz. 


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4  Is 


otto  Maas 


verschiedenen  Arten  von  Zellen.  Die  einen  haben  einen  hellen  runden 
Kern  mit  deutlichem  Kerukörperchen  Fig.  13  ?//,  und  ein  ungleich- 
mäßig granulirtes  Protoplasma,  das  theilweise  sehr  grobe.  Dotter- 
körncra  ähnliche  Einlagerungen  enthält.  Die  andern  haben  ein 
gleichmäßiges  Protoplasma,  einen  mehr  oblongen  Kern  mit  feinem 
KerngerUst  Fig.  13  w2)  und  sind  meistens  spindelförmig  oder  amö- 
boid, während  die  ersteren  meistens  rund  sind.  Zu  den  ersteren 
zählen  die  Zellen  mit  noch  nicht  verarbeitetem  Nährmaterial,  zu  den 
letzteren  die  Bildner  der  Spicula. 

Über  die  Anordnung,  die  die  verschiedenen  zelligen  Elemente 
in  der  Larve  eiunehmen,  geben  genau  quer  geführte  Schnitte  durch 
naehherige  Combination  guten  Aufschluss.  Man  Uberzeugt  sich  auch 
an  solchen  zunächst  leicht  davon,  dass  die  Nadeln  durchaus  nicht  frei 
herausragen.  Der  erste  Schnitt  am  hinteren  Pol  angefangen  (Fig.  16  .-1 
trifft  nur  Zellen,  der  zweite  [B  zeigt  in  der  Mitte  die  äußerste 
♦Spitze  der  steekuadclfonnigcn  Spicula.  an  den  Seiten  Gewebe  und 
die  Enden  der  Schaufeluadeln.  erst  auf  dem  folgenden  Schnitt  (Fig.  16  C) 
werden  die  Nadeln  voll  getroffen,  immer  nach  außen  von  Zellen 
begrenzt.  Diese  Zellen  gehören  zu  den  oben  erwähnten  mit  Kern- 
gerUst, sind  an  den  vortretenden  spitzen  Nadeln  der  Mitte  spindel- 
förmig und  form  veränderlich,  an  den  Seiten,  da  wo  sie  zwischen 
den  Schaufelnadeln  liegen  Fig.  17  und  13  ,  mehr  rhombisch.  Weiter 
vorn  treten  dann  auch  die  andern  oben  erwähnten  Zellen  mit 
Einlagerungen  im  Protoplasma  und  scharf  sichtbarem  Nucleolus  auf, 
immer  mehr  nach  der  Mitte  zu  gelegen.  Noch  besser  tritt  dies  am 
Längsschnitt  hervor,  wo  man  deutlich  sieht  (Fig.  15  und  17  m,  , 
dass  diese  Zellen  in  der  Mitte  und  Achse  der  Larve  ihre  Haupt- 
lagerstätte haben.  Nach  vorn  zu  dagegen  bilden,  wenn  wir  die  Spicula 
und  ihre  Zellen  außer  Acht  lassen,  zumeist  spindelförmige  und 
amöboide  Elemente  den  Haupttheil  der  inneren  Gewebsmasse.  Diese 
selbst  ist  aber  dort  Uberhaupt  ziemlich  locker  und  spärlich,  so  dass 
eine  thatsächliche  LUcke  entsteht,  von  der  ich  allerdings  nicht  fest- 
stellen kanu,  ob  sie  ein  wahrer  Hohlraum  oder  mit  Gallerte  erfüllt  ist 
Fig.  15  h).  Die  Form  ist  sehr  ungleich  in  den  einzelnen  Exemplaren, 
sehr  oft  die  eines  Halbmondes  im  Längs-,  eines  Kreises  im  Quer- 
schnitt; der  ümriss  ist  niemals  ganz  scharf  begrenzt.  Oft  wird  die 
LUcke  durch  darin  ausgespannte  Zellnetze  Fig.  15  ?n7)  eingeengt, 
oft  durch  außergewöhnliches  Zurücktreten  des  Übrigen  Gewebes  ver- 
größert; in  andern  Individuen  scheint  sie  zu  fehlen  oder  ist  durch 
vieles  darin  sich  netzförmig  ausbreitende  Gewebe  ganz  unregelmäßig 


Die  Metamorphose  von  Etperia  lortozi  0.  S.  etc. 


419 


in  der  Form  geworden.  Einen  besondern  Antheil  an  der  Bildung 
des  Uanalsvstems  für  den  künftigen  Sehwamm  kann  ich  ihr  nicht 
zuschreiben,  dagegen  sind  einige  andere  Lücken  in  der  mittleren 
und  äußeren  Gewebsschicht  nicht  ohne  Bedeutung.  Es  sind  dies 
einerseits  scharf  umrissene  Lacunen  von  runder  bis  langovaler  Ge- 
stalt im  Innern  der  Larve,  die  von  spindelförmigen  oder  anderen 
Zellen  epithelial  begrenzt  werden;  andererseits  kreisförmige,  eben- 
falls sehr  scharf  umschriebene  Lücken  innerhalb  der  Kernmasse  der 
äußeren  Schicht  (Fig.  15).  Beide  Arten  von  Hohlräumen  werden 
noch  später  zu  erwähnen  sein. 

Besondere  Betrachtung  verdieut  die  überaus  merkwürdige  An- 
ordnung der  Spie ula,  Uber  die  man  sich  auf  verschiedene  Weise 
Aufschluss  verschaffen  kann.  Üass  außer  den  langen  Skelettnadeln 
auch  schon  Mikrosklera,  und  zwar  Bogen  und  Schaufeln,  in  der  Larve 
vorhanden  sind,  hat  bereits  Carter  erwähnt  (3  pag.  405  ,  und  an 
einem  mit  vorsichtigem  Druck  hergestellten  Präparat  Uberzeugt  man 
sich  leicht  davon,  dass  für  dieselben  auch  eine  Regel  der  Vertheilung 
existirt.  Die  großen  Stabnadeln  finden  sich  nur  in  der  Achse  der 
Larve,  die  Schaufeln  nach  hinten,  die  Bogen  nach  vorn.  Genaue 
Bilder  erhält  man  aber  nur  durch  Präparate,  die  die  Spicula  der 
Larve  nach  langsamer  Zerstörung  der  Weich theile  in  natürlicher, 
unveränderter  Anordnung  zeigen,  ein  Verfahren,  das  ich  der  gütigen 
Angabe  meines  Freundes  E.  A.  Minchin  verdanke.  Unter  einem 
Deckglas  mit  Wachsfüßchen  wird  die  lebende  Larve  mit  Eau  de 
Javelle  behandelt,  nach  etwa  6  Minuten  mit  Wasser  abgespült  und 
dann  durch  Alkohol  etc.  in  Balsam  gebracht.  Da  alle  Proceduren 
vorsichtig  vorgenommen  werden  und  das  Deckglas  nicht  drückt,  so 
bleibt  die  natürliche  Lagerung  erhalten  und  bietet  ein  durch  Regel- 
mäßigkeit Uberraschendes,  geradezu  hübsches  Bild  (Fig.  15].  Die 
Stabnadeln  liegen  in  einem  dichten  Bündel  beisammen,  mit  der 
Spitze  nach  dem  hintern  Pol  zugekehrt,  mit  dem  knopfförmig  ange- 
schwollenen Ende,  das  dann  ebenfalls  spitz  zuläuft,  nach  der  Mitte 
zu.  Der  Umfang  des  BUndels  wird,  da  die  Nadeln  an  einem  Ende 
diesen  Knopf  tragen,  hier  größer  als  am  andern  Ende,  und  es  ent- 
steht dadurch  eine  mehr  kegelförmige  als  cylindrische  Figur  des 
ganzen  Packs.  Die  Nadeln  selbst  aber  liegen  so  dicht  wie  möglich 
an  einander  und  lassen  nur  in  der  Mitte  einen  axialen  kleinen  Hohl- 
raum, der  mit  Zellen  angefüllt  ist.  frei.  Die  bogenförmigen  Spicula 
liegen  in  einem  großen  Halbkreis  zerstreut  mehr  nach  dem  Vorder- 
ende zu,  jedes  mit  einer  sehr  klaren  und  großen  Zelle  versehen,  die 

Mittheilunyen  a.  d.  Zoolog.  SUtion  zu  Neapel.   Bd.  lü.  28 


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420 


Otto  Maas 


gerade  den  bohlen  Theil  des  Bogeus  ausfüllt,  ohne  unter  sich  eine 
besondere  Auordnung  zu  zeigen.  Die  Schaufeln  dagegen  liegen  in 
kugeligen  Haufen  beisammen,  und  zwar  so  jede  Schaufel  ist  an 
beiden  Enden  ungleich  ,  dass  die  breiteren  Endigungeu  nach  außen 
zu  liegen  kommen,  die  schmäleren  in  der  Mitte  der  Kugel  ver- 
schränkt sind.  Bidley  &  Dendy  (12  pag.  XX'  haben  bereits  solche 
Bündel  erwähnt  und  wie  Cartek  die  Ansicht  ausgesprochen,  dass 
diese  Anordnung  mit  der  Entstehung  aus  einer  einzigen  Mutterzelle 
zusammenhiuge.  Sie  habcu  aber  solche  Bündel  nur  als  Kreise  in 
einer  Ebene  gezeichnet  (12  Taf.  17  Fig.  7  ,  nicht  wie  ich  als  Kugeln 
(Taf.  28  Fig.  20).  Solche  Kreise  habe  ich  im  erwachsenen  Schwamm 
ebenfalls  gefunden  ;  der  Umstand  aber,  dass  diese  Kugeln  im  Embryo 
vorkommen,  spricht  um  so  mehr  dafür,  dass  diese  Anordnung  mit 
der  Entstehung  dieser  Nadeln  in  Zusammenhang  zu  bringen  ist. 

Die  Kugelblindel  selbst  sind  ihrerseits  wieder  regelmäßig  an- 
geordnet, und  zwar  in  einem  Kranz  am  hintern  Pol,  dessen  Mitte 
sie  zum  Durchtritte  der  laugen,  stecknadelförmigen  Spicula  frei- 
lassen. Bei  den  beiden  von  mir  untersuchten  Species  ist  dies  übrigens 
ein  wenig  verschieden,  denn  während  sich  bei  E.  loreuzi  die  Kugeln, 
etwa  20  an  der  Zahl,  fast  nur  in  einer  Reihe,  in  einem  Kranze  mit 
sehr  weiter  Öffnung  anordnen,  sind  die  Kugelu  bei  der  viel  größeren 
Larve  von  lingua  bedeutend  zahlreicher  und  ordnen  sich  in  einem 
Kreissector  an,  der  nur  in  der  Mitte  eine  kleine  Öffnung  für  die 
Spitze  der  Stecknadeln  hat.  Die  Größe  der  einzelnen  Schaufei  in  der 
Larve  ist  sehr  gering  (Fig.  19).  Zum  Vergleich  gebe  ich  die  mit  der 
Camera  lucida  gezeichneten  Schaufeln  der  Erwachsenen  daneben  (Fig.  18); 
bei  E.  lorenzi  sind  nach  0.  Schmidts  Definition  zwei  verschiedene 
Arten  dieser  Nadeln  vorhanden,  die  auch  im  Umfang  sehr  verschieden 
sind,  und  die  der  Larve  erreichen  kaum  die  Größe  der  kleinen  von 
beiden,  sie  6ind  auch  in  der  Form  etwas  verschieden.  Was  die 
Mutterzellen  je  eines  ganzen  Bündels  betrifft,  so  muss  mau  diese, 
wenn  solche  vorhanden  sind,  auf  einem  viel  früheren  Stadium  suchen. 
Jedenfalls  sind  die  kugeligen  Bündel  der  Larve  von  einer  ganzen 
Anzahl  Kerne,  ebenfalls  in  regelmäßiger  Anordnung,  begleitet:  ein 
Kreis  liegt  in  der  Mitte,  ein  anderer  an  der  Peripherie  der  Kugel. 
Bei  weiterer  Isolation  und  an  feinen  Schnitten  wird  man  gewahr 
(Fig.  19).  dass  zu  jeder  Schaufel  4  Kerne  gehören,  zwei  am  peri- 
pheren, zwei  am  mittleren  Ende,  von  denen  immer  je  einer  dem 
Bogen  der  Schaufel  rechts  und  links  anliegt. 

Nachdem  man  sich  an  Totalpräparaten  von  der  regelmäßigen 


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Die  Metamorphose  von  Esperia  lorenzi  0.  S.  etc. 


421 


Lagerung  der  Nadeln  Uberzeugt  hat,  kann  man  dieselbe  auch  in 
jedem  einzelnen  Schnitt  erkennen,  nur  dass  dann  immer  nur  Bruch- 
stücke von  Spicnla  getroffen  sind,  die  aber  eine  Andeutung  des 
ganzen  Arrangements  wohl  erkennen  lassen  (Fig  17  rh). 

Die  Bedeutung  dieser  eigentümlichen  Anordnung  ist  nicht  schwer 
zu  finden.  Sie  liegt  in  dem  Princip,  den  Raum  auszunutzen,  um  auf 
diese  Weise  eine  möglichst  große  Anzahl  von  Nadeln,  die  nachher 
im  jungen  Schwamm  ausgebreitet  werden,  für  den  Transport  bequem 
und  zusammengedrängt  zu  führen,  sowie  etwa  in  einem  Feldkoffer 
oder  in  dem  Protzkasten  eines  Geschützes  Alles  in  einander  verpackt 
und  jedes  Fleckchen  Raum  ausgebeutet  ist.  Noch  ein  anderes  Mo- 
ment tritt  bestimmend  hinzu:  das  Schwimmen  und  seine  Richtung. 
Der  Embryo  ist  in  einem  früheren  Stadium,  im  Körper  der  Mutter, 
eine  Kugel,  die  nach  0.  Schmidt  Uber  und  Uber  flimmert.  Erst  vor 
dem  Ausschwärmen  streckt  er  sich,  und  dadurch  wird  die  innere 
Masse  am  sog.  nackten  Pol  entblößt  (13  p.  135).  Eben  so  sind  die 
Nadeln  im  Embryo  vorher  Uberall  vertheilt  und  nehmen  erst  vor  dem 
Ausschwärmen  zugleich  mit  der  Streckung  ihre  Anordnung  ein.  Die 
schweren,  großen  Nadeln  liegen  als  Bündel  in  der  Achse  derSchwiram- 
richtung,  etwas  mehr  in  der  hinteren  Hälfte  ;  ganz  hinten  die  Aggregate 
der  Schaufeln,  ebenfalls  nach  Gleichgewichtsgesetzen  regelmäßig  ver- 
theilt, und  nach  vorn  die  Bogennadeln,  letztere  zwar  nicht  in  regel- 
mäßiger Reihe,  aber  iramerhiu  gleichmäßig  zerstreut,  so  dass  nirgends 
eine  größere  Anhäufung  von  ihnen  eintritt.  Man  sieht,  die  auf  den 
ersten  Blick  frappirende  und  an  Radiärthiere  gemahnende  Anordnung 
der  Nadeln  des  Skeletts  hat  nichts  mit  Cölentcratennatur  zu  thun, 
sondern  erklärt  sich  als  zweckmäßige  Anpassung.  Außerdem  ist  sie 
nicht  das  entwickelungsgeschichtlich  frühere  Stadium  und  bezieht  sich 
nur  auf  die  Nadeln,  nicht  auf  die  Weichtheile. 

Es  erübrigt  noch,  an  den  letzteren  eine  eigenthümliche  Diffe- 
renzirung  am  Vorderende  der  Larve  zu  erwähnen.  Dies  ist 
uämlich  bei  allen  schwärmenden  und  bei  manchen  der  zum  Aus- 
schwärmen reifen,  im  Follikel  befindlichen  nicht  aus  den  hohen 
Cylinderzellen  gebildet,  sondern  aus  einem  Zelllager  mit  Kernen, 
die  direct  an  der  Peripherie  liegen  (Fig  15  d)  und  nicht  wie  die 
Kerne  der  flimmernden  Zellen  durch  einen  schraffirten  Zwischenraum 
(s.  oben  von  der  Peripherie  getrennt  sind.  Es  ist  dies  Zelllager  der 
auch  schon  im  Leben  sichtbare  Schleier  (oben  pag.  415  ,  der  am 
Vorderende  das  in  den  Cylinderzellen  enthaltene  gelbe  Pigment 
deckt.    Ich  habe  zuerst  daran  gedacht,  diese  Zellen  seien  das  von 

28* 


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422 


Otto  Maas 


Delage  beschriebene,  auf  der  ganzen  Oberfläche  zerstreute,  unzu- 
sammenhängend Uber  den  Geißelzellen  liegende  «Ectoderma  doch 
kommen  sie  nirgends  vor  als  am  Vorderende  und  bilden  hier  eine 
zusammenhängende  weißliche  Kappe ,  die  schon  im  Leben  scharf 
abgegrenzt  zu  sehen  ist.  Auf  keinen  Fall  liegen  zwischen  dem 
Vorderende  und  dem  »nackten«  Hinterende  andre  solche  Zellen  Uber 
den  wimpernden  Elementen.  Außerdem  sind  die  Kerne  der  epithel- 
artig das  Hin  te  rende  begrenzenden  Zellen  von  denen  der  innera 
Masse  m2  mit  KerngerUst  an  Größe  und  Aussehen  nicht  zu  unter- 
scheiden. Die  in  Kede  stehenden  Kerne  am  Vorderpol  ähneln  viel- 
mehr den  kleinen  Kernen  der  Geißelzellcn.  Man  könnte  um  so  eher 
an  deplacirte  Kerne  dieser  Schicht  denken,  als  auch  am  Vorder- 
pol die  vom  gleichmäßigen  Nebeneinanderstellen  der  Zellen  her- 
rührende Streifung  vermisst  wird  und  ein  unregelmäßiges  Bild  er- 
scheint (Fig.  15).  Außerdem  sind  die  Kerne  der  Wimperzellen  da 
etwas  dUnner  gesät  und  lassen  hier  und  da  Kerne  der  innern  Schicht 
zwischen  sich  erkennen,  so  dass  man  die  fraglichen  Elemente  wohl 
zu  den  oben  beschriebenen  intermediären  Zellen  rechnen  darf. 

Über  die  Bedeutung  dieser  Zellen  giebt  der  Vergleich  mit  an- 
deren Schwämmen  einiges  Licht.  Bei  der  Larve  einer  Azinella  und 
einer  anderen  verwandten  Species  finde  ich  nämlich  an  der  homo- 
logen Stelle  eine  Anzahl  von  Zellen  zwischen  den  Cylinderzelleu, 
die.  wenn  auch  selbst  cilindriseli,  doch  viel  breiter  als  diese  sind. 
Sie  sind  sehr  stark  gekörnt  und  ähneln  in  ihrem  ganzen  Aussehen  den 
mehrfach  beschriebenen  secernirenden  Zellen  der  Spongien  (17  Taf.  22 
Fig.  8).  Sie  tragen  den  Kern  zwar  nicht  an  der  Peripherie,  noch 
weniger  aber  an  der  Basis,  sondern  in  der  Zellenmitte,  innerhalb 
des  gestrichelt  erscheinenden  Baums  in  Entfernung  von  dem  Kern 
der  Flimmerzellen.  Ohne  Zweifel  stehen  sie  mit  dem  Ansetzen  in 
Verbindung,  und  ich  möchte  die  betreffenden  Zellen  bei  Esperia  als 
entsprechende  Bildungen  betrachten,  die  rllckgebildeter  oder  vielleicht 
nur  etwas  modificirt  sind. 

Das  Larvenleben  ist  von  kurzer  Dauer,  wenn  man  für  die  Thiere 
möglichst  normale  Bedingungen  nachzuahmen  sucht,  und  nach  Allem, 
was  ich  an  vielen  verschiedenen  Schwämmen  gesehen  habe,  kann 
ich  nur  der  Meinung  sein,  dass  ein  kurzes  Larvenleben  und  schnelles 
Ansetzen  das  Kriterium  der  Normalität  der  Entwickelung  ist.  Sehr 
oft  habe  ich  constatiren  können,  dass,  wenn  ich  am  Morgen  von  den 
Fischern  frische  SchwammstUcke  erhielt,  welche  Larven  ausgesandt 


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Die  Metamorphose  von  Esperia  lorenzi  0.  8.  etc.  423 


hatten,  die  letzteren,  in  besondere  Gläser  gebracht,  theilweise  schon 
am  Nachmittag  sich  festgesetzt  und  die  ersten  Veränderungen  durch- 
gemacht hatten.  Bei  der  Mehrzahl  solcher  isolirter  Larven  war  die 
Metamorphose  am  andern  Morgen  begonnen,  also  in  6  bis  höchstens 
24  Stunden.  Später  setzten  sich  kaum  noch  andre  Individuen  an; 
sie  hielten  sich  wohl  theilweise  noch  recht  lange  Zeit  im  Glase,  zeigten 
aber  manche,  meist  abnorme  Veränderungen  und  gingen  dann  ein, 
während  die  angesetzten  rasch  weiter  wuchsen  und  unter  günstigen 
Bedingungen  bis  zu  ganz  ansehnlichen  Schwämmchen  gezüchtet 
werden  konnten.  Am  geeignetsten  fand  ich  es,  die,  großen  Zucht- 
schalen  während  des  Tags,  biß  an  den  Hand  in  andern  Schalen 
stehend,  kühl  zu  halten  und  bei  Nacht  in  den  großen  Circulations- 
ba8sins  untergetaucht  aufzubewahren.  Es  ist  mir  auf  diese  Weise 
gelungen,  nach  Verlauf  von  zehn  Tagen  kleine  Esperiakrusten  von 
mehreren  Millimetern  Durchmesser  und  1 1  2  mm  Höhe  zu  erzielen. 

Ein  Punkt,  von  dem  man  erwarten  sollte,  dass  ziemliche  Klar- 
heit herrschte,  ist  gerade  derjenige,  über  den  für  die  verschiedenen 
Schwammlarven  die  widersprechendsten  Ansichten  in  der  Litteratur 
existiren.  Es  betrifft,  dies  den  Pol  des  Ansetzens.  Bald  soll  es 
das  differenzirte  nackte  Hinterende  sein  (1  pag.  77),  bald  soll  dies 
umgekehrt  nach  dem  Ansetzen  nach  oben  gerichtet  sein  (z.  B.  nach 
Marshall  bei  lieniera);  bei  Chalinula  erfolgt  nach  Keller  (7  p.  338) 
das  Ansetzen  mit  dem  vorderen  Pol  und  die  Larve  legt  sich  dann 
auf  die  Seite.  Nach  andern  Autoren  kann  es  jeder  beliebige  Punkt 
sein,  der  zum  Ansetzen  verwandt  wird  (6  pag.  38',  und  für  Esperia 
sind  gerade  die  beiden  letzten  Beobachter  ganz  entgegengesetzter 
Meinung:  nach  Delage  ist  es  ein  beliebiger  Punkt  des  vorderen 
Pols,  nach  H.  V.  Wilson  der  differenzirte  Hinterpol,  womit  die 
Larve  sich  ansetzt.  Mir  schien  es,  nachdem  ich  an  Esperia  und 
lieniera  alle  Möglichkeiten  gefunden  hatte,  dass  die  betreffenden 
Beobachter  nicht  Fälle  genug  gesehen  haben,  um  wirklich  eine  Regel 
aussprechen  zu  dürfen.  Da  in  den  Zuchtbedingungen  immer  eine 
Anzahl  von  Anomalien  vorkommen  werden,  so  wird,  um  letztere  ab- 
zusondern, nur  eine  ausgedehntere  Statistik  einigen  Aufschluss  ver- 
schaffen können,  die  sich  auf  eine  Reihe  von  Formen  und  auf  eine 
möglichst  große  Anzahl  von  Individuen  jeder  Species  bezieht.  Als- 
dann wird  sich  aus  der  Menge  der  Fälle  eine  Regel  herausschälen 
lassen. 

So  habe  ich  in  der  That  15  Fälle  bei  Esperia  notirt,  wo  der 
hintere  (Spicula-)  Pol  zum  Ansetzen  verwandt  wurde,  und  5  oder  6 


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424 


Otto  Maas 


unregelmäßig  auf  der  Seite  angesetzte  Larven  gesehen;  dem  stehen 
aber  Uber  70  Fälle  gegenüber,  wo  ich  mit  Sicherheit  beobachtet  habe, 
dass  der  vordere  Pol  als  Ansatzbasis  benutzt  wurde  und  das  die 
Spicula  zeigende  Hinterende  nach  außen  und  oben  gerichtet  war. 
Noch  deutlicher  zeigte  sich  dies  Verhältnis  bei  einem  GelHus,  wo 
Uber  9/|0  aller  Larven  den  Vorderpol  als  Ansatzbasis  und  den  hintern 
(bei  Gellius  pigmentirten)  Pol  nach  oben  gerichtet  aufwiesen.  Hei 
einer  Arinella,  wo  ich  nicht  so  viele  Individuen  beobachten  konnte, 
verhielten  sich  die  mit  dem  Vorderende  angesetzten  Larven  zu  den 
andern  etwa  wjg  5  zu  3;  bei  //irrinia,  Iteniera  u.  A.  ließ  sich  da- 
gegen stets  wieder  ein  viel  größeres  Uberwiegen  der  mit  dem 
Vorderpol  angesetzten  nachweiseil,  etwa  75  Proc.  aller  Fälle.  Es 
scheint  mir  aus  alledem  als  Hegel  hervorzugehen,  dass  es  nicht 
der  durch  Spicula  oder  Pigmentirung  differenzirte,  sondernder  beim 
Schwimmen  nach  vorn  gerichtete  Pol  ist,  der  als  Ansatzbasis 
verwandt  wird,  und  dass  sich  die  Widersprüche  der  Autoren  auf  die 
oben  erklärte  Weise  auflösen. 

Während  liemera  und  (Jcliim  gute  Objecto  sind,  um  den  Pol 
des  Festsetzens  im  lieben  zu  Studiren,  weil  die  entgegengesetzte  Seite, 
der  dann  nach  aufwärts  gerichtete  Pigmentfleck,  noch  eine  Zeit  lang 
nachher  sichtbar  bleibt  (Marshall  10  pag.  228  ,  eignet  sich  Esperia 
besonders  gut  dazu,  um  den  Modus  des  Anheftens  im  Aufsichts- 
bild und  Schnitt  zu  demonstriren.  da  nämlich  die  Spicula,  besonders 
die  Schaufelnadeln  in  solch  charakteristischer  Weise  an  einem  Ende 
angeordnet  sind.  Man  kann  sich  durch  Abpassen  der  betreffenden 
ersten  Stadien  leicht  Aufsiehtspräparate  herstellen,  die  bei  hoher 
Einstellung  die  Chclae  Schaufelnadeln}  noch  in  ihrer  ursprünglichen 
Anordnung,  bei  tiefer  die  abgeflachte  Basis  zeigen,  und  hat  auf  diese 
Weise  ein  ständiges  Document  für  einen  sonst  nur  vorübergehend 
sichtbaren  Process.  Auch  am  Schnitt  (Taf.  2s  Fig.  25  '-//)  zeigt  sich 
das  noch  einige  Zeit  nachher,  bis  die  Nadeln  sich  bei  zunehmender 
Abflachung  des  Schwammes  vertheilt  haben'. 

Den  Process  der  Abflachimg  habe  ich  hauptsächlich  an  Exemplaren, 
die  ich  in  weiten  Schalen  hielt,  durch  Eiutauchen  der  Linsen  in  das 

1  Ich  will  nieht  zu  erwähnen  vergessen,  dass  icli  des  öftern  und  bei  ver- 
schiedenen Specie»  Larven  beobachtet  habe,  die  sich  zusammensetzten  und  dann 
verschmolzen.  Während  des  Larveulebene«  habe  ich  eine  solche  Fusion,  die 
z.B.  von  Metschnikokf  bei  Cülenteratenlarven  erwähnt  wird,  nicht  normaler 
Weise  gesehen.  Bihn  Ansetzen  scheint  es  aber  ein  ganz  gewöhnlicher  Vorgaug 
zu  sein,  der  die  Bildung  einer  größeren  Colonie  begünstigt. 


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Die  Metamorphose  von  Esperia  lorenzi  0.  S.  etc. 


•125 


Wasser,  so  gut  es  ging,  im  Leben  zu  verfolgen  gesucht.  Man  er- 
kennt auch  an  der  lebenden,  frisch  angesetzten  Larve  deutlich,  dass 
der  »nackte«  nicht  gelblich  schimmernde  Pol  nach  oben  gerichtet 
ist  und  zuerst  noch  einen  völlig  scharfen  und  runden  Umriss  hat, 
während  von  unten,  von  der  Basis  aus  die  Abflachuug  des  Schwammes 
beginnt. 

Man  hat  dann  nach  einiger  Zeit  das  bekannte  Bild  junger 
Schwämmchen  in  der  Metamorphose:  nach  außen  einen  hellen  amö- 
boiden Hof  von  ziemlicher  Ausdehnung,  der  iu  seiner  Contour  stets 
wechselt,  in  der  Mitte  dagegen  noch  die  Rundung  der  Larve  (Taf.  27 
Fig.  2) ,  die  aber  bald  nicht  mehr  als  gleichmäßige  Halbkugel,  sondern 
aus  Wellenlinien  zusammengesetzt  erscheint,  welche  jedenfalls  mit  der 
Abflachung  in  Verbindung  zu  bringen  sind,  und  von  unregelmäßiger 
Form  ist.  Zwischen  beiden  Theilen,  dem  amöboiden  Hof  und  der  noch 
runden  Hauptmasse  der  Larve,  befindet  sich  eine  Zone  von  im  Über- 
gang begriffenem  Gewebe  (Fig.  2  fr).  Gelingt  es  mit  starker  Ver- 
größerung auf  eine  günstige  Stelle  des  amöboiden  Randes  einzu- 
stellen, so  wird  mau  gewahr,  dass  er  aus  sehr  hellen  flachen  Zellen 
mit  schimmernden  Kernen  besteht,  so  hell  und  mit  so  gleichmäßigem 
Protoplasma  (Fig.  14),  dass  sie  sich  kaum  vom  Glas  abheben.  Diese 
Zellen  strecken  sich  mitunter  sehr  weit  vor.  so  dass  sich  ganze  Zellen- 
netze in  ziemlicher  Entfernung  vom  Übrigen  Schwammkörper  be- 
finden. Sehr  oft  treten  diese  weitverzweigten  Zellcomplexe  durch 
QuerbrUcken  von  Zellen  wieder  unter  einander  in  Verbindung:  sie 
sind  in  beständiger  Bewegung,  strecken  spitze  Fortsätze  aus,  ziehen 
andere  ein,  wie  das  des  öftern  an  verschiedenen  Spongien  be- 
schrieben worden  ist. 

Nach  innen  von  diesen  amöboiden  Zellen  folgt  zunächst  eine 
Zone  etwas  mehr  granulirten  und  im  Leben  grünlich  schimmernden 
Plasmas,  das  sich  in  die  Übergangszone  hinein  fortsetzt.  Diese 
selbst  ist  ganz  undurchsichtig  und  lässt.  so  viele  Mühe  ich  mir  gab, 
keine  Vorgänge  erkennen.  Dagegen  kann  man  auf  die  Kandpartic 
des  noch  runden  Theils  einstellen  und  wird  hier  im  Anfang  noch 
Wimpern  in  größeren  Abständen  gewahr,  während  das  Bild,  wie  es 
die  Cylinderzellen  der  Larve  optisch  boten,  verschwunden  ist. 

Dass  sich  diese  Cylinderzellen  zugleich  mit  der  ganzen  Larve 
während  der  Metamorphose  abflachten  und  die  Oberhaut  des  künftigen 
Schwammes  bildeten,  habe  ich  nicht  beobachtet,  und  es  scheint  mir. 
nach  ihrem  Aussehen  zu  schließen,  auch  nicht  gut  möglich.  Sie  sind 
so  außerordentlich  schlank,  enthalten  so  wenig  Protoplasmamasse, 


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Otto  Maas 


bestehen  fast  nur  aus  dem  Kern,  und  auch  dieser  ist  sehr  klein, 
dass  sie,  um  die  späteren  Epithelzellen  zu  liefern,  die  viel  größer 
sowohl  au  Kern  wie  Protoplasma  sind,  nothwendig  verschmelzen 
müssten;  dieser  Process  aber  hätte  keine  Analogie,  und  es  ist  auch 
nichts  davon  wahrzunehmen.  Um  Uber  die  Bildung  der  defini- 
tiven Oberhaut  und  das  Schicksal  der  Cylinderzellen  Aufschlug« 
zu  erhalten,  muss  man  Schnitte  durch  Larven,  die  möglichst  kurz 
nach  dem  Ansetzen  conservirt  sind,  zu  Hilfe  nehmen.  An  einem 
solchen  Taf.  2S  Fig.  25;  das  Exemplar  war  wie  manche  andere 
günstiger  Weise  auf  der  Alge  Halymenia  dichotoma  angesiedelt)  sah 
ich  zu  meinem  Erstaunen,  dass  die  Masse  der  kleinen  Zellen  mit 
den  kleinen  Kernen  sich  jetzt  innen  befindet,  und  dass  ein  Lager 
von  äußeren,  epithelartigen  Zellen,  wie  sie  sich  vorher  am  hinteren, 
jetzt  oberen  Pol  befanden,  von  diesem  aus  die  ganze  Larve  umgiebt 
(Fig.  25  ep).  Auch  an  der  Basis,  auf  dem  Blatt,  befinden  sich 
solche  Zellen  von  verschiedener  Gestalt,  manche  mehr  eckig,  andere 
spindelförmig,  noch  andere  plattgestreckt,  alle  aber  von  demselben 
Aussehen  wie  die  in  der  Larve  beschriebenen  differenzirten  Zellen 
der  innern  Masse  mit  gleichmäßigem  Protoplasma  und  einem  Kern 
mit  Chromatingerlist.  Auch  im  Innern  finden  sich  solche  Zellen  tn2, 
zwischen  den  Spicula  und  verschiedene  von  amöboider  Form:  ferner 
liegen  da  auch  noch  die  andern  früher  beschriebenen  Zellen  der 
innern  Masse,  am  Kern  mit  Nucleolus  und  am  gekörnten  Proto- 
plasma deutlich  zu  erkennen.  Theils  liegen  sie  wie  in  der  Larve 
noch  zusammen,  theils  haben  sie  ihre  Lage  unter  den  kleinen  klein- 
kernigen Zellen  {b)  angenommen.  Diese  gleichen,  abgesehen  davon, 
dass  sich  jetzt  keine  Geißeln  mehr  erkennen  lassen,  ganz  den 
Wimperzellen  der  Larve  und  bilden  im  Innern  eine  compacte 
Masse,  nur  unterbrochen  von  einigen  runden,  schon  in  der  Larve 
erwähnten  Lacunen  und  wenigen  großen  Zellen  mit  Kucleus  und 
Nucleolus,  sowie  einigen  dazwischen  geschobenen  Spicula. 

Die  festgeheftete  Larve  besteht  auf  diesem  Stadium  wie 
die  frei  schwärmende  hauptsächlich  aus  zwei  verschiedenen  Ge- 
websschichten,  die  im  Aussehen  ganz  dieselben  wie  die  der  Larve 
sind;  es  bleibt  daher  nichts  Anderes  übrig,  als  anzunehmen,  dass  die 
innern  und  untern  Zellen  mit  kleinern  Kernen  eines  solchen  Stadiums 
(Fig.  25  h)  dieselben  sind,  wie  die  äußern  kleinkernigen  Elemente  der 
Larve  (Fig.  15  </),  und  dass  die  obern  und  äußern  Zellen  des  gerade 
angehefteten  Stadiums  ;Fig.  2ä  ep)  den  innern  und  hintern  Zellen  der 
Larven  Fig.  15  u.  17  ep.  m2)  entsprechen,  dass  also  beide  Zell- 


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Die  Metamorphose  von  Esperia  lorenzi  0.  S.  etc.  427 


schichten  in  der  Metamorphose  (wie  bei  Sycatulra  raphanm)  ihre  Lage 
zu  einander  verändert  haben.  Dieser  Wechsel  scheint  mit  dem  An- 
setzen in  directer  Verbindung  zu  stehen,  indem  die  Masse  der  klein- 
kernigen Elemente  am  Vorderpol  zusammengedrängt  wird,  und  indem 
zuerst  am  Hinterende,  dann  von  allen  Seiten  die  Zellen  der  innern 
Schicht  um  sie  herum  wachsen. 

Einen  Fingerzeig  hierfür  bietet  auch  eine  wiederholte  Beob- 
achtung am  lebenden  Object,  die  ich  mir  vor  Anfertigung  der  Schnitte 
nicht  erklären  konnte,  und  die  auf  Taf.  27  Fig.  10  u.  11  wieder- 
gegeben ist.  Wenn  es  mir  nämlich  einmal  gelang,  auf  die  vorhin 
erwähnte  Übergangsschicht  zwischen  amöboidem  Hof  und  noch  halb- 
runder Larve  Fig.  2  tr)  einzustellen,  so  dass  sich  trotz  der  sonstigen 
Undurchsichtigkeit  eine  kleine  durchschimmernde  Stelle  am  Rand  mit 
starken  Linsen  anschauen  ließ,  so  zeigte  sich  ein  Bild,  als  ob  sich 
spindelförmige  Zellen  Uber  die  Flimmern,  die  dann  in  großen  Ab- 
ständen stehen  und  matt  schlagen,  herllberschöben  (Fig.  10),  und  diese 
letztern  sich  ins  Innere  zurückzögen.  Nach  kurzer  Zeit  waren  sie 
vollständig  verschwunden  ;  die  spindelförmigen,  theilweise  auch  platter 
gestreckten  Zellen  bildeten  die  äußerste  Schicht  der  sonst  vollkommen 
undurchsichtigen  Masse  (Fig.  11)  und  begannen  bald  amöboide  Fort- 
sätze auszusenden. 

Es  wird  nicht  unerwünscht  sein,  diese  eigenth  Um  liehe  Lage- 
veränderung  der  Gewebsschichten  der  Larve  noch  an 
andern  Schwämmen  dieser  Gruppe  zu  constatiren.  In  der  That  habe 
ich  ähnliche  Bilder  bei  mehreren  Vertretern  der  Desmacidonidae 
gesehen.  Noch  vor  Esperia  gab  mir  eine  Axinella  einen  klaren 
Hinweis  auf  diese  Vorgänge.  Bei  dieser  tritt  nämlich,  da  die  innere 
Masse  weniger  durch  verschiedenartige  Spicula  etc.  differenzirt  und 
complicirt  ist.  vielmehr  eine  starke  Gallerte  enthält,  der  Unterschied 
zwischen  beiden  Gewebsschichten  der  Larve  noch  stärker  hervor; 
und  nach  dem  Ansetzen  erhält  man  ein  Bild,  auf  dem  die  kleineren 
Kerne  ohne  jede  Beimischung  die  Centralmasse  dieses  Stadiums 
bilden,  während  die  vorher  innere  Schicht  nicht  epithelartig,  sondern 
als  eine  mehrschichtige  und  Zellen  in  Gallerte  eingebettet  enthaltende 
Masse  außen  herumliegt. 

Bei  Clathria  coralloides,  deren  Larven  denen  von  Esperia  im 
Bau  außerordentlich  ähnlich  sind,  habe  ich  ein  Stadium  einige 
Minuten  nach  dem  Ansetzen  abfassen  können,  wo  die  Verschiebung 
im  Beginnen  war.  Die  Zellen  der  wimpernden  Schicht  befanden  sich, 
wie  sich  an  Schnitten  herausstellte,  in  ungleichen  Abständen  von  der 


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Utto  Maas 


Oberfläche:  manche  noch  frei  nach  außen,  andere  schon  von  spindel- 
förmigen Zellen  bedeckt  im  Innern  befindlich,  aber  noch  nahe  der 
Oberfläche,  wieder  andere  ziemlich  ins  Innere  zurückgezogen,  durch 
einen  beträchtlichen  Gewebsraum  von  außen  geschieden,  so  dass  an 
einem  Exemplar  alle  Abstufungen  dieses  Vorgangs  zu  sehen  waren. 

Wenn  wir  uns  nunmehr  wieder  zu  den  im  Leben  sichtbaren 
Veränderungen  bei  Esperia  wenden,  so  werden  wir  (Fig.  3;  gewahr, 
dass  sich  der  scharfe  Unterschied,  der  sich  früher  zwischen  amö- 
boidem Hof  und  Larvengewebe  befand,  allmählich  ausgleicht.  Es 
scheint  immer  mehr  von  dem  sich  umformenden  Gewebe  \tr)  nach- 
zurücken, und  es  befindet  sich  eine  breite  Zone  bereits  umgeformten 
wirklichen  Schwammgewebes  zwischen  dem  amöboiden  Rand  und 
dem  noch  larvenformigen  Theil.    Dieser  ist  auch  nicht  mehr  so  hoch, 
sondern  nur  noch  flach  gewölbt,  durch  viele  wellenförmige  Ein- 
senkungen  unterbrochen   Fig.  3  w)  :  nach  etwa  zwei  Stunden  ist  von 
diesem  larvenartigen  Theil  gar  nichts  mehr  zu  sehen,  Uberall  finden 
sich  in  verschiedener  Richtung  das  Gewebe  herausspannend  Nadeln 
(die  Schaufeln  stets  noch  mehr  im  obera  Theil),  und  das  Ganze  hat 
den  gleichmäßigen  Charakter  des  definitiven  Gewebes  (d)  ange- 
nommen mit  Ausnahme  der  amöboiden  Randpartie.    Diese  ist  nicht 
mehr  so  breit  wie  auf  den  vorangehenden  Stadien:  sie  hebt  sich 
(Fig.  7)  von  dem  übrigen  Schwammrand  sehr  scharf  ab,  streckt  sich 
aber  nicht  mehr  so  weit  nach  außen,  wie  auf  einem  früheren  Stadium 
Fig.  11  und  Fig.  2  am),  wo  oft  ganze  Reihen  von  Zellen  sich  radiär 
zum  Schwammumriss  befanden,  sondern  besteht  aus  einem  Lager 
von  meist  je  einer  Zelle  Breite.    Die  Bewegungen  dieses  Randes 
sind  auch  nicht  mehr  so  lebhaft,  wie  im  Anfang,  so  dass  man  oft 
länger  beobachten  muss,  um  namhafte  Veränderungen  in  den  amö- 
boiden Fortsätzen  zu  bemerken. 

Eine  sehr  eigenthümliehe  und  zuerst  frappirende  Erscheinung 
kann  man  auf  diesem  Stadium  öfters  beobachten,  nämlich  ein  ver- 
hältnismäßig rasches  Kriechen  des  ganzen  Schwamm  es. 
Die  eine  Seite  zieht  ihre  protoplasmatischen  Fortsätze  ein.  die  andere 
benutzt  sie  desto  lebhafter,  und  der  Schwamm  bewegt  sich  nach- 
rückend in  der  Richtung  der  letzteren  gleich  einer  colossalen  Amöbe, 
um  nach  einer  Zeit  eine  andere  Stelle  der  Peripherie  zum  Kriechen 
zu  benutzen  oder  auch  durch  allseitiges  Ausstrecken  von  Fortsätzen 
wieder  in  den  festhaftenden  Zustand  überzugehen.  Auf  diesem 
Stadium,  als  ziemlich  Hache  und  gleichmäßige  Kruste  mit  amöboidem 
Rand,  verharrt  der  Schwamm  äußerlich  einige  Zeit,  etwa  1 — l'.^Tage, 


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Die  Metamorphose  von  Esperia  lorenzi  0.  S.  etc. 


429 


doch  gehen  auch'  da  Veränderungen  mit  ihm  vor,  die  aller- 
dings, da  er  vollkommen  undurchsichtig  ist,  nicht  im  Leben,  sondern 
nur  mit  Zuhilfenahme  von  Schnitten  zu  studiren  sind. 

Man  sieht  an  solchen  (Fig.  26).  dass  der  äußere  Umriss  nicht 
mehr  wie  in  Fig.  25  der  halbkugelförmige  der  Larve  mit  ausge- 
breitetem unterm  Rand  ist,  sondern  dass  sich  die  allgemeine  Ab- 
flachung, die  sich  im  Leben  zeigt,  auch  an  dem  Umriss  des  Schnittes 
darstellt.  Einzelne  Nadeln  bewirken  eine  geringe  Unregelmäßigkeit 
durch  Hervorvvölben  der  ansteigenden  Seitenlinien:  im  Ganzen  hat 
aber  der  Schwamm  auf  diesem  Stadium  die  Form  eines  sehr  sanft 
abfallenden  Kegels,  der  namentlich  an  den  Randpartien  ganz  all- 
mählich verläuft,  eine  Form,  wie  ich  sie  bei  Spongilla  genau  be- 
schrieben habe  (9  pag.  543).  ßeraerkenswerth  ist,  dass  nicht  die 
ganze  Fläche  als  Ansatzbasis  verwandt  wird,  sondern  nur  um- 
schriebene Stellen  (Fig.  26  f]  besonders  gegen  den  Rand  zu,  ein  Ver- 
halten, das  Heider  bei  Oscarella  ähnlich  dargestellt  hat  (8  pag.  204). 
Es  entstehen  dadurch  ziemlich  geräumige  Spalten  unter  dem  jungen 
Schwamm,  und  auch  am  lebenden  kann  man  sich  vom  Vorhandensein 
derselben  Uberzeugen,  indem  größere  und  schnell  schwimmende  In- 
fusorien auf  der  einen  Seite  des  Schwämmchcns  hinein-,  auf  der 
andern  herausschlUpfen.  ohne  ihre  Bewegung  zu  verlangsamen. 

Im  Innern  lassen  sich  auf  diesem  Stadium  eben  so  wie  auf  dem 
vorangehenden  und  in  der  Larve  noch  deutlich  zwei  Schichten,  »die 
obere«  und  «die  untere«,  aus  einander  halten.  Erstere  besteht  außer 
dem  Epithel  hauptsächlich  aus  den  ihm  ganz  gleichenden  differenzi rten 
Zellen  *w2.  die  theils  spindelförmig,  theils  amöboid  sind:  letztere 
außer  dem  Epithel  aus  den  kleinen  kleinkernigen  Zellen,  theil weise 
untermischt  mit  den  früher  erwähnten  großen  Zellen  mit  Nucleolus 
und  grobkörnigen  Einlagerungen.  So  viel  ich  durch  Vergleich  mit 
H.  V.  Wilson  entnehmen  kann  (18  pag.  515),  sind  diese  Zellen 
die  Elemente,  die  er  fUr  die  Bildner  der  Gcißelkanimern  ansieht  ; 
diese  Meinung  kann  ich  aber  nach  den  Bildern  darauf  folgender 
Stadien  nicht  theilen. 

Die  Nadelbündel  haben  sich  nunmehr  schon  gesondert,  nament- 
lich sind  die  stecknadelfbrmigen  Spicula  jetzt  in  allen  Richtungen 
zu  finden.  Ein  sehr  bezeichnendes  Bild  von  deren  Vcrtheilung  auf 
etwa  diesem  Stadium  giebt  Fig.  22,  einem  gefärbten  Aufsichts- 
präparat entnommen.  Das  Exemplar  ist  auf  dem  Glas,  an  das  es 
sich  angesetzt  hatte,  nach  Durchmachung  aller  Proceduren  bis  in 
Canadabalsam  gebracht  worden.    Man  sieht  das  vordem  in  der  Larve 


430 


Otto  Maas 


zusammengepackte  Bündel  der  Stabnadeln  zwar  in  völliger  Auf- 
lösung, bemerkt  jedoch  in  der  Richtung  der  Nadeln,  die  alle  mit 
dem  Knopf  nach  auswärts,  mit  der  Spitze  gegen  die  Mitte  zu  zeigen, 
noch  eine  Andeutung  der  früheren  Zusammengehörigkeit.  Doch  liegen 
diese  Spicula  nicht  in  einem  Kreis,  sondern  in  einer  sehr  charakte- 
ristisch gedrehten  Schraubenlinie,  die  durch  die  letzte  Drehung  des 
obern  wimpernden  Theils  der  Lane,  während  der  untere  schon  fixirt 
ist,  entstanden  gedacht  werden  kann.  Die  Bündel  der  Schaufel- 
nadeln sind  zwar  noch  nicht  ganz  aufgelöst,  jedoch  nicht  mehr  so 
dicht  und  kugelig  wie  in  der  Larve,  sondern  unregelmäßig  und 
höchstens  ü — 8  Schaufeln  enthaltend.  Das  betreffende  Totalpräparat 
zeigt  ebenfalls,  dass  die  Larve  nicht  Uberall  befestigt  ist.  sondern 
sich  ein  ziemlich  geräumiger  Hohlraum  unter  ihr  befindet.  Dieser 
kommt  dadurch  zum  Ausdruck,  dass  am  gefärbten  Präparat  sich 
eine  mittlere,  dünnere  und  durchscheinende  Zone  zeigt,  während 
im  Umkreis,  da  wo  die  Larve  der  Unterlage  direkt  aufsitzt,  ein 
großes  Gebiet  völlig  undurchsichtigen  Gewebes  ist,  um  so  un- 
durchsichtiger, als  sich  in  ihm  die  dicht  gelagerten  kleinen  Zellen 
befinden. 

Eine  weitere  Veränderung,  die  jetzt  im  Leben  Platz  greift,  lassi 
sich  ebenfalls  an  diesem  Präparat  sehen:  das  Zurückziehen  de« 
amöboiden  Hofs  und  die  allmähliche  Annahme  des  definitiven  Um- 
risses cp  im  Gegensatz  zu  den  amöboiden  Stellen  am.  Auch  am 
lebenden  Object  lässt  sich  das  gut  beobachten  Fig.  5):  die  amöboiden 
Fortsätze  werden  immer  weniger  spitz  und  ragen  nicht  mehr  so  hervor; 
endlich  werden  sie  ganz  zurückgezogen,  und  der  Rand  erhält  eiue 
scharfe,  bei  genauer  Einstellung  doppelte  Grenzlinie,  die  nur  durch 
die  Spicula  mitunter  gebrochen  wird.  Die  durchsichtigen  Partien  am 
Rand  in  Fig.  22,  die  die  einzelnen  Zellkerne  zeigen,  sind  mit  Aus- 
nahme der  äußersten  amöboiden  Stellen  (Fig.  7)  kein  einfaches  Lager, 
sondern  bestehen  aus  mehreren,  mindestens  zwei  Schichten,  manch- 
mal auf  große,  flache  Strecken  hin,  und  lassen  eine  Intercellular- 
substanz  zwischen  sich  deutlich  erkennen.  Es  zeigt  dies  ein  Schnitt 
durch  die  Handpartie  auf  solchem  Stadium  bei  stärkerer  Vergrößerung 
Fig.  23;.  Die  Zellen  des  Randes,  die  amöboiden  sowohl,  wie  die 
weiter  nach  innen  liegenden  [ep  und  w2i,  sind  dieselben  Elemente 
im  Aussehen,  die  in  der  Larve  das  Epithel  am  sog.  «nackten«  Pol 
gebildet  haben  und  auch  im  Innern  als  differenzirte  Elemente  vor- 
kommen (Fig.  17  «i2i,  mit  klarem  Protoplasma,  etwas  ovalem  Kern 
und  feinem  Chromatingerüst,  und  von  sehr  verschiedener  Gestalt, 


Die  Metamorphose  von  Esperia  loreiizi  0.  S.  etc. 


431 


Bpindelförmig,  rund,  amöboid  u.  8.  w.  Außerdem  finden  sich  die 
andern  Zellen,  die  hauptsächlich  an  ihrem  Nucleolus  kenntlich  sind 
und  sehr  viele,  theilweise  große  Einlageningen  aufweisen.  Es  scheint 
mir  ebenso  wie  bei  Spongilla  9  pag.  54S),  dass  dies  Neuerwerbungen, 
nicht  Reste  des  Dotters  sind,  auch  nicht  Zellkerne:  denn  sie  liegen 
manchmal  in  großer  Anzahl  in  einer  Zelle,  sind  an  Größe  sehr 
verschieden  und  von  sehr  unregelmäßiger  Gestalt.  Die  betreffenden 
Zellen  scheinen  mir,  wie  im  erwachsenen  Schwamm,  zum  Transport 
aufgenommener  und  zu  verarbeitender  Stoffe  zu  dienen.  Die  kleinen 
Zellen  [g]  sind  durch  sie  manchmal  getrennt,  liegen  aber  meistens 
noch  in  dichtem  Gedränge  zusammen.  Eine  gallertige  Binde- 
Substanz  ist  auf  diesem  Stadium,  hauptsächlich  nach  oben  und  außen 
zu,  zwischen  den  Zellen  m2  vorhanden. 

Die  Vertheilung  der  einstweilen  noch  zusammengedrängten 
Elemente  in  dem  jungen  Schwamm  und  ihre  Anordnung  zu  dessen 
Canalsystera  ist  die  nächste  Aufgabe  der  Metamorphose.  Sie  lässt 
sich  in  einigen  ZUgen  wenigstens  auch  im  Leben  verfolgen.  In  der 
bisher  gleichmäßig  undurchsichtigen  Masse  treten  nach  dem  ersten 
Tag  (nach  der  von  verschiedenen  Autoren,  z.  B.  Metsc  hnikoff  bei 
Halisarca,  erwähnten  »Ruhepause«)  hellere  mehr  durchschimmernde 
Stellen  auf,  theils  von  rundem,  theils  von  ovalem  Umriss  und  von 
sehr  verschiedener  Größe,  die  runden  meist  sehr  klein,  die  ovalen 
meist  ziemlich  groß.  Es  sind  dies,  wie  Schnitte  auf  diesem  Stadium 
zeigen  (Taf.  28  Fig.  27),  Subdermalräume,  Geißelkammern  und  aus- 
führende Gänge  in  verschiedenen  Entwicklnngsphasen.  Der  Schwamm 
besteht  auf  diesem  Stadium  ebenfalls  noch  wie  bisher  aus  zwei  gut 
unterscheidbaren  Partien,  einer  untern  und  einer  obem.  Letztere  ent- 
hält unregelmäßige  Lacunen  (Fig.  27  sub),  die  von  denselben  hellen 
Zellen,  die  das  Außenepithellager  bilden,  begrenzt  werden,  die  Sub- 
dermalräume. Die  dadurch  entstehenden  Gcwebsbalken  werden 
durch  Gallertmasse  mit  ähnlichen  Zellen  (den  éléments  conjonetifs  der 
neueren  französischen  Autoren)  sowie  durch  solche  Zellen  mit  granu- 
lösen Einlagerungen  ausgefüllt.  Wenn  sich  hier  meine  Beobachtungen 
Uber  die  gesonderte  Entstehung  der  dermalen  Räume  denen  von 
Delage  und  theilweise  auch  von  Wilson  anschließen,  so  ist  dies 
bezüglich  der  Geißelkammern  nicht  der  Fall.  Die  Zellen  mit  Ein- 
lagerungen, die  allerdings  nach  Färbung  mit  Borax-Carmin  wie  viel- 
kernig aussehen,  kann  ich  mit  deren  Entstehung  nicht  in  Verbindung 
bringen,  von  Kerntheilungsfiguren  (4  pag.  055)  habe  ich  nichts 
wahrnehmen  können  :  vielmehr  scheint  es  mir  nach  meinen  Schnitten, 


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432 


Otto  Maas 


das*  die  Kammern  unabhängig  von  diesen  großen  Zellen  mit  Nucleolus 
wahrscheinlich  den  formative  cells  Wilson's,  18  pag.  515}  durch 
Aggregirung  der  kleinkernigen,  kleinen  Zellen  entstehen,  die  in 
der  Larve  das  wimpernde  Epithel  gebildet  haben  und  bei  der  Me- 
tamorphose nach  innen  gerückt  sind.  In  der  That  sieht  man  die 
Mehrzahl  dieser  Zellen  auf  diesem  Stadium  sich  zu  kleinen  runden 
Hohlräumen  gruppiren  Fig.  27  gk)t  die  man  unbedingt  als  Kammern 
ansprechen  muss.  Andere  dagegen  arrangiren  sich  mehr  zu  großen 
Lacunen,  zu  langen  Gängen,  die  mau  theilweise  in  Verbindung  mit 
den  Kammern  sieht,  und  scheinen  mir  auf  diese  Weise  die  aus- 
f Uhrenden  Gänge  zu  bilden.  Bezüglich  des  letzteren  Punktes  be- 
finde ich  mich  in  Übereinstimmung  mit  Delage,  nur  dass  Dieser 
alle  Wimperzellen  der  Larve  in  ausführende  Canale  aufgehen  lässt, 
dagegen  im  Gegensatz  zu  Wilson,  nach  dem  die  Wimperzellen  der 
Larve  die  Oberhaut  des  künftigen  Schwammes  bilden.  Ich  kann, 
abgesehen  von  den  dargestellten  morphologischen  Vorgängen,  auch 
aus  den  oben  erwähnten  histologischen  Gesichtspunkten  (pag.  420) 
diese  Ansicht  nicht  theilen;  andrerseits  scheint  mir  die  Schwierigkeit, 
dass  sich  aus  den  cylindrischen  Geißelzellen  der  Larve  die  überaus 
schlanken  Zellen  der  Kammern  durch  Contraction  bilden,  gering, 
zumal  neuerdings  ähnliche  Formveränderungen  am  ausgewachsenen 
Schwamm  beobachtet  worden  sind1. 

Eine  vorzeitige  Andeutung  der  Hohlräume  des  Schwammes,  wie 
dies  bei  Larven  öfters  vorkommt,  sehe  ich  in  den  von  mir  be- 
schriebenen (oben  pag.  419)  Lacunen  der  innern  Masse  und  in  den 
scharf  kreisrunden  Lücken  zwischen  den  Kernen  der  äußern 
Wimperschicht. 

Wir  haben  also  auf  diesem  Stadium  schon  einen  einfachen 
Schwamm,  der  aus  den  zwei  Hauptpartien  Choauosom  und  Ectosom 
besteht,  und  —  es  ist  nicht  uniuteressant  sich  dies  klar  zu  machen  — 
diese  Unterscheidung  bestand  von  vorn  herein  in  der  festgesetzten 
Larve.  Das  Choauosom  liegt  nach  der  Basis  zu  und  enthält  außer 
den  Kammern  noch  die  aus  dem  gleichen  Material  gebildeten  aus- 
führenden Gänge,  ferner  das  Epithel  und  verbindende  Elemente. 
Das  Ectosom  befindet  sich  in  ziemlieh  einfacher  Gestalt  oberhalb 
davon  und  enthält  die  Subdermalräume,  ebenfalls  von  Epithel  über- 
kleidet,   sowie    die   einführenden  Gänge.     Die  Öffnungen  dieses 


1  E.  A.  Minchin,  Some  Points  iti  the  Histology  of  Lcucosohuia  clathrus  0.  S. 
in:  Z.  Anzeiger  15.  Jahrg.  1802  N.  391. 


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Die  Metamorphose  von  Euper ia  iorenzi  0.  S.  etc. 


433 


zuleitenden  »Systems  zu  den  Kammern  sind  allerdings  noch  nicht  ge- 
bildet, eben  so  wenig  das  Osculum  ;  auch  haben  sich  noch  nicht  alle 
kleinen  Zellen  der  Choanomasse  vertheilt  und  geordnet:  dennoch  lässt 
sich  jetzt  schon  die  morphologisch  wichtige  Unterscheidung  im  Bau 
der  complicirten  Schwämme  genau  zeigen,  und  beweisen,  dass  sie 
auch  embryologisch  schon  vorbereitet  war. 

Die  vollständige  Ausbildung  des  Schwammcs  und  seines  Canal- 
systems  ist  jetzt  bald,  etwa  am  dritten  Tage  vollendet  und  hat  als 
hauptsächlich  wahmehmbares  Moment  die  Anordnung  der 
Nadeln  in  Zügen.  Schon  am  lebenden  jungen  Schwamm  sieht 
man,  dass  die  bisher  mehr  flachkugelige  Form  durch  hervortretende 
Nadeln,  die  das  Außenepithel  gallertartig  vor  sich  her  schieben, 
unterbrochen  wird.  Dies  tritt  immer  mehr  ein,  so  dass  (Fig.  4  ;  bald 
die  ganze  Oberfläche  der  Larve  von  solch  zackigem  Umriss  ist,  aus- 
genommen eine  ziemlich  flache,  aber  doch  aus  mehreren  Zellschichten 
und  Bindesubstanz  bestehende  Randpartie  (</),  die  jetzt  nur  noch 
selten  in  amöboide  Ausläufer  endet  {am).  Auch  die  Subdermal- 
räume  und  die  andern  Lacunen  werden  zahlreicher,  die  Kammern 
als  kleine  runde  Höhlen  deutlich  sichtbar  ;  mitunter  kann  man  sogar 
an  günstigen  Stellen  in  ihnen  das  Spiel  der  Geißeln  wahrnehmen, 
allerdings  mehr  durch  die  Bewegung  im  Wasser,  ohne  Einzelheiten 
zu  erkennen.  Durch  die  zunehmende  Vertheilung  der  Gewebe  und 
die  Ausbildung  der  Hohlräume  wird  der  ganze  Schwamm  viel  weniger 
compakt  als  auf  früheren  Stadien  und  bei  seiner  flachen  Form 
im  Leben  wenigstens  verhältnismäßig  durchsichtig,  so  dass  man 
manche  Einzelheiten  am  unberührten  Object  mit  starker  Vergrößerung 
beobachten  kann. 

Bei  Einstellung  auf  den  Rand  bemerkt  man,  dass  die  Nadeln 
nicht  frei  herausragen,  sondern  überall  mit  einem  epithelialen  Uber- 
zug versehen  sind  (Fig.  6).  Selbst  wenn  die  Nadel  sehr  weit  her- 
vorsteht, ist  sie  (Fig.  S)  nicht  nackt,  sondern  von  einem  feineu 
zeitigen  Uberzug  bekleidet,  der  einen  deutlichen,  im  Leben  als  helles 
Bläschen  schimmernden  Kern  erkennen  lässt.  An  mancheu  Stellen 
wird  man  außerdem  die  Schaufelnadeln  gewahr  Fig.  b  und  S  eh)t 
meist  ganz  zerstreut,  nur  selten  noch  zu  zweien  oder  mehreren  zu- 
sammenliegend. Ferner  zeigen  sich  eigentümliche,  auf  dem  optischen 
Schnitt  wie  ein  Siegelring  aussehende  Zellen,  die  an  der  Stelle, 
welche  dem  Stein  im  King  entspräche,  den  Kern  tragen  (Fig.  6 
und  8  «).  Ob  das,  was  sie  umschließen,  Gallerte  oder  Vacuolcn 
oder  die  Anlage  eines  künftigen  Hohlraumes  ist,  vermag  ich  nicht  zu 


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Otto  Maas 


entscheiden.  Öfters  erkennt  man.  namentlich  an  zeltartig  vorge- 
spannten Stellen,  auch  Subdermalräume  (Fig.  6  und  S),  von  mehr 
oder  weniger  flachen  Zellen  begrenzt.  Endlich  sieht  man  einzelne 
mit  Körnern  beladene  Zellen  schon  manchmal  im  Leben  deutlich  unter 
der  Oberhaut. 

So  viele  Dinge  man  aber  auch  hier  in  unveränderter  Lage  im  Le- 
ben sehen  kann,  die  man  durch  Zerzupfen  des  erwachsenen  Sehwamines 
niemals  zu  Gesicht  bekommt,  genaueren  Aufschluss  erhält  man  doch 
nur  von  Schnitten  durch  diese  Stadien ,  also  etwa  am  3.-5.  Tage 
conservine  Individuen.  Fig.  28  giebt  das  völlige  Bild  eines  fertigen 
Schwammes,  der  trotz  seiner  Kleinheit  alle  EigcnthUmlichkeiten  und 
Svsteme  eines  solchen  besitzt,  und,  wie  man*  sich  am  Wasserstrome 
Uberzeugen  konnte,  auch  als  solcher  fungirte.  Die  Unterscheidung 
in  Choanosom  und  Ectosom  zeigt  sich  hier  deutlich  ausgesprochen  : 
die  Circnmferenz  ist  nicht  mehr  rund,  sondern  durch  die  vorwöl- 
benden Nadeln  ziemlich  regelmäßig  zackig.  Diese  sind  deutlich  in 
Zügen  geordnet,  noch  nicht  in  solch  massiger  Weise  wie  bei  den 
Erwachsenen  (Fig.  21),  dass  eine  Nadel  dicht  neben  der  andern  sitzt, 
alle  durch  ein  sehr  starkes  Spongingerttst  verkittet,  sondern  noch 
in  mehr  einfacher  und  primitiver  Art.  Der  Zug  wird  zunächst  nur 
aus  wenigen  Nadeln  gebildet  ;  alle  liegen  zwar  in  gleicher  Richtung, 
aber  nicht  in  gleicher  Höhe,  Kopf  und  Kopf,  Spitze  und  Spitze  zu- 
sammen ,  sondern  staflfelförmig  parallel  (Fig.  28),  von  begleitenden 
Zellen  zusammengehalten.  Durch  Färbung  mit  Orange  Gr.  konnte 
ich  diese  Zellen  etwas  von  den  umgebenden  Elementen  unterscheiden 
und  bemerkte  mit  starker  Vergrößerung  (Fig.  24  sp).  dass  sie  sich 
zwar  im  Allgemeinen  den  »conjouetifs«  mit  klarem  Protoplasma  durch 
ihren  Kern  mit  dem  feinen  ChromatingerUst  und  durch  das  allge- 
meine Aussehen  nähern,  dass  sie  aber  durch  eine  streifige  Zeichnung 
im  Protoplasma,  die  mit  der  Richtung  der  Nadelztlge  verläuft,  sich 
deutlich  als  differenzirte  Elemente  kennzeichnen.  Es  ist  dies  erste 
Entstehen  der  die  Nadeln  verbindenden  Kittsubstanz  wohl  dazu 
geeignet,  eine  Andeutung  Uber  das  Auftreten  des  Spongins  in  der 
Phylogenese  zugeben:  meine  Beobachtungen  stehen  in  Übereinstim- 
mung mit  den  theoretischen  Ansichten,  die  Ridley  &  Dendy  hier- 
über geäußert  haben  (12  pag.  XXIII). 

Auch  das  übrige  Gewebe  zeigt  seine  Weiterentwicklung  zur 
definitiven  Ausbildung  an  solchen  Schnitten  deutlich.  Die  Masse 
der  kleinen  Zellen  ist  völlig  geordnet,  die  Kammern  liegen  in  großer 
Anzahl  in  Gruppen  beisammen;  andere  der  kleinen  Zellen  haben 


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Die  Metamorphose  von  Esperia  loremi  0.  S.  etc. 


435 


sich  in  Gänge  und  zu  größeren  Hühlen  angelegt.  Man  siebt  solche 
Gänge  mit  verschiedenen  Wandungen,  manche  noch  aus  den  kleinen 
Zellen  gebildet,  mit  Kernen  dicht  an  einander,  andere  mit  flacheren 
Zellen  und  dazwischen  manche  Abstufung.  Auf  keinen  Fall  bilden 
diese  Gänge  allein  die  ausführenden  Canäle,  es  kommen  ihnen  von 
außen  die  epithelialen  Zellen  entgegen,  und  wo  die  einen  dann 
anfangen  und  die  andern  dann  aufhören,  ist  schwer  zu  entscheiden. 
Von  den  Kammern  sieht  man  einige  in  die  subdermalen  Räume  sich 
öffnen.  Im  Wesentlichen  ist  so  der  Bau  des  fertigen  Schwammes 
vollendet,  da  auch  das  Osculum  anf  diesem  Stadium  gebildet  ist. 
An  Schnitten  erscheint  es  als  eine  sehr  weite,  sich  meist  seitlich 
öffnende  Lacune  von  unregelmäßiger  Form,  die  nach  innen  in  Kam- 
mern oder  in  die  erwähnten  Gänge  führt  (Fig.  27  u.  28).  Im  Leben 
stellt  es  sich  als  eine  weite  Röhre  dar,  welche  bei  Einstellung  auf 
die  Mitte  aus  zwei  getrennten  Lagern  von  epithelialen  dünnen  Zellen 
besteht  (Fig.  9  A),  die  so  schmal  Bind,  dass  ihr  Plasma  durch  den 
Kern  ganz  vorgewölbt  erscheint.  Diese  Zellen  scheinen  der  Contrac- 
tion fähig  zu  sein,  denn  ich  habe  beobachtet,  dass  das  Osculum 
nicht  immer  geöffnet  blieb,  sondern  zu  Zeiten  nach  oben  eine  runde  ge- 
schlossene Kuppel  bildete.  Bei  Einstellung  auf  die  höchste  Stelle  zeigte 
sich  dann  ganz  deutlich  ein  verschließender  Zelluberzug  (Fig.  9  B)}  der 
jedoch  kein  vollkommenes  Plattenepithel  darstellte,  sondern  aus  un- 
regelmäßig amöboiden,  durch  feine  Ausläufer  zusammenhängenden 
Zellen  zu  bestehen  schien,  die  alle  in  oder  auf  einer  Grundmasse 
liegen.  Auch  das  Übrige  Außenepithel  zeigte  eine  solche  Structur, 
auf  die  am  besten  Gotik  's  Beschreibung  (6  pag.  15)  passt:  »Im 
Schnitte  ein  scheinbares  Flächenepithel  von  Zellen,  die  allseitig  mit 
zugeschärften  Rändern  zusammenstoßen,  am  Flächenbild  ein  weit- 
maschiges Zellennetz. « 


Der  Schwamm  hat  auf  diesem  Stadium  seine  größte  Abdachung 
im  Verhältnis  zu  seiner  Höhe  erreicht.  Er  besteht  zum  größten  Theil 
nur  aus  epithelialen  Geweben,  also  Außenschicht,  Kammern  und  zu- 
und  abführenden  Gängen,  dagegen  nehmen  die  Zwischensubstanz 
und  deren  Zellen  wenig  Raum  ein.  Von  jetzt  ab  wächst  er  jedoch 
auch  an  Höhe  und  Masse,  entsprechend  der  späteren  Form  der 
röhrigen  Esperta  loremi.  Es  ist  sehr  merkwürdig,  wie  schon  die 
jungen  Schwämmchen  nach  diesen  allerersten  Tagen  die  charakte- 
ristische Gestalt  der  erwachsenen  annehmen.  Junge  Exemplare  von 
Gelìius  z.  B.,  wo  die  erwachsenen  drehrunde,  verzweigte  Massen  bilden, 

MitUtilnugen  ».  d.  Zoolo*.  Station  zu  Neapel.    10.  Bd.  29 


43ti 


Otto  Maas 


die  wie  verflochtene  knorrige  Baumwurzeln  auf  dem  Meeresgrund 
ausschauen,  nehmen  schon  auf  diesem  Stadium  den  charakteristischen 
Habitus  an.  Sie  zeigen  sich,  nach  vollkommener  Abflachung  der 
Larve,  sobald  sich  der  amöboide  Hof  zurückzuziehen  beginnt,  schon 
nach  kurzer  Zeit  nicht  mehr  flach  kegelförmig,  sondern  werden  zu 
horizontal  liegenden  Cy lindern  und  verzweigen  sich  bald,  so  dass 
schon  Exemplare,  die  nur  wenig  über  1  mm  groß  sind,  ganz  das 
Aussehen  der  erwachsenen  Form  bieten.  Andrerseits  wächst  die 
Esperia  aus  dem  flachkegelförniigcn  Stadium  röhrig  in  die  Höhe, 
eine  lieniera,  die  ich  beobachtete,  breitete  sich  zur  überall  gleich 
dicken  Kruste  aus  u.  s.  w.  Alles  das  geschieht  natürlich  in  einem 
Stadium  der  Metamorphose,  nachdem  die  Abflachung  der  Larve  vorbei 
ist  und  die  Gewebe  sich  bereits  gesondert  haben. 

Man  kann  auf  diese  Weise  verschiedene  Perioden  der  Ver- 
wandlung unterscheiden,  die  schon  äußerlich  im  Leben  gut  hervor- 
treten und  auch  von  innern  Veränderungen  entsprechend  begleitet 
sind.    Sie  markiren  sich  am  besten  in  vier  verschiedenen  Stadien: 

1.  Ubergangsstadium,  in  der  Mitte  noch  Larvengewebe  enthaltend, 
nach  außen  ein  breiter  amöboider  Hof,  zwischen  beiden  Übergangs- 
gewebe (Fig.  2). 

2.  Abgeflachtes  Stadium;  Larvengewebe  bereits  umgeformt  und 
gegen  den  Rand  hingerückt,  letzterer  schmal,  amöboid  (Rand  wie 
Fig.  3,  aber  Mitte  weiter  vorgeschritten  als  dort!.  Umriss  rund.  Ge- 
stalt sehr  flach  kegelförmig  (1  Stunde). 

3.  Zurückziehen  des  amöboiden  Randes,  Annehmen  des  definitiven 
Umrisses  (Fig.  22).    1—2  Tage. 

4.  Definitive  Form  des  Schwammes,  Nadeln  in  Zügen  geordnet. 
Osculimi  gebildet.    Nach  dem  3.  Tag. 

Da  sich  die  hier  dargestellten  Beobachtungen  nur  auf  eine  ganz 
bestimmte  Abtheilung  der  Monaxonida  bezichen,  die  ja,  von  den 
Hornschwämmen  abgesehen,  die  modificirtesten  Formen  des  Typus 
sind,  so  scheint  es  mir  nicht  rathsam,  einstweilen  von  diesen  That- 
sachen  aus  allgemeine  Vergleiche  Uber  die  Entwicklung  der  ver- 
schiedenen Schwammgruppen  anzustellen  oder  gar  Schlüsse  über  die 
Stellung  der  Spongien  im  System  zu  ziehen.  Es  werden  gegen- 
wärtig von  verschiedenen  Seiten  Untersuchungen  Uber  die  Entwick- 
lungsgeschichte der  Schwämme  angestellt,  und  es  lässt  sich  hoffen. 


Die  Metamorphose  von  Etperia  lorenzi  0.  S.  etc.  437 

dass  in  einiger  Zeit  eine  breitere  Basis  für  die  Ableitung  allgemeiner 
Folgerungen  vorhanden  ist,  als  sie  heute  besteht. 

Neapel,  im  Februar  1892. 


Literaturverzeichnis . 

1.  CIi.  Barrois,  Memoire  sur  l'enibryologic  de  quelques   Éponges  de  la 

Manche,  in:  Ann.  Sc.  N.  (6)  Tome  3  1876. 

2.  II.  J.  Carter,  On  the  Origin  of  the  mother  cell  of  spicules  in  sponges. 

in:  Ann.  Mag.  N.  H.  (4)  Vol.  14  1874.  pag.  100. 

8.   On  the  development  of  the  marine  sponges.  ibid.  pag.  321. 

4.  Y.  De  läge,  Sur  le  développement  des  Eponges  Biliceuses.  in:  Compt.  Remi. 

Tome  110  1890. 

6.           Sur  le  développement  des  Éponges  (Spongilla  ßuviatilis).    ibid.  Tome 

113  1801. 

4L  A.  Gütte,  Untersuchungen  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Spongìlla  flu- 
viatili*. 3.  Heft  derAbh.  zur  Entwicklungsgesch.  derThiere.  Hamburg 
u.  Leipzig  1886. 

7.  0.  Heider,  Zur  Metamorphose  der  Oscarella  lobulari*,  in:  Arb.  Z.  Inst. 

Wien  6.  Bd.  1886. 

8.  C.  Keller,  Studien  über  Organisation  und  Entwicklung  der  Chalineen.  in: 

Zeit.  Wiss.  Z.  33.  Bd.  I8S0. 
0.  0.  Maas,  Über  die  Entwicklung  des  SUßwasserschwammes.  in:  Zeit.  Wiss. 
Z.  50.  Bd.  1890. 

10.  W.  Mars  hall,  Die  Ontogenie  von  lieniera  filigrana,  in:  Zeit.  Wiss.  Z. 

39.  Bd.  1882. 

11.  E.^Metschnikoff,  Zur  Entwicklungsgeschichte  der  Kalkschwämme.  in 

Zeit.  Wiss.  Z.  24.  Bd.  1874. 

12.  S.  O.  Ridley  &  A.  Dendy,  Report  on  the  Monaxonida.  in:  Rep.  Challenger 

Vol.  20.  1887. 

13.  O.Schmidt,  Zur  Orientirung  Uber  die  Entwicklung  der  Spongien.  in:  Zeit. 

Wiss.  Z.  25.  Bd.  Suppl.  1875. 

14.  F.  E.  Schulze,  Über  den  Bau  und  die  Entwicklung  von  Sycamlraraphanu*. 

in:  Zeit.  Wiss.  Z.  25.  Bd.  Suppl.  1675. 

15.   Untersuchungen  Uber  Bau  und  Entwicklung  derSpongien.  5.  Mittheilung. 

Die  Metamorphose  von  Sycandra  raphanu*.  ibid.  31.  Bd.  1878. 
1«.           Dasselbe,  ü.  Mittheilung.   Die  Gattung  Spongelia.  ibid.  32.  Bd.  1879. , 

17.  G.  C.  J.  Vosmaer,  Spongien  (Porifera).  in:  Bronns  Klassen  und  Ordnungen 

des  Thierrciches.  Leipzig  u.  Heidelberg.  1887. 

18.  H.V.Wilson,  Notes  on  the  Development  of  sou.e  Sponges.  in:  Jouin. 

Morph.  Boston  Vol.  18!»2. 


29« 


436 


Otto  Maas 


Erklärung  der  Abbildungen. 

Sämmtliche  Figuren  beziehen  sich  auf  Etpcria  lorenzi.  Taf.  27  enthalt 
Bilder  nach  dem  Leben  und  nach  Macerationspräparaten  ;  Taf.  28  Bilder  nach 
Schnitten  und  Aufsichtspräparaten.  Bei  letzterer  Tafel  sind  die  Umrisse  mit  der 
Camera  lucida  gezeichnet. 

Tafel  27. 

Fig.  1.  Larve  von  Etperia  lorenzi  im  Schwimmen,  etwas  contrahirt,  bei  halb 
durch-,  halb  auffallendem  Licht,  a  durchsichtige,  wie  schraffirt  er- 
scheinende Randpartie.  *  völlig  undurchsichtiger,  aus  dichtem  Gewebe 
bestehender  Theil.  A  halb  durchscheinendes  lockeres  Gewebe  der  Mitte, 
theilweise  Hohlraum,  p  hinterer  weißlicher  Pol  mit  durchscheinenden 
Nadeln. 

Fig.  2.  Aufsichtsbild  der  vor  Kurzem  festgesetzten  Larve,  in  ihrem  unteren 
Theil  bereit«  ausgebreitet,  in  ihrem  oberen  noch  die  ovale  Form  der 
Larve  zeigend,  am  amöboide  Randpartie,  tc  runder  Theil  in  Wellen- 
bewegung mit  noch  wimpernden  Zellen,   tr  Übergangszone. 

Fig.  3.  Dieselbe  Larve  eine  Stunde  später.  Abflachung  des  runden  Theils 
vorgeschritten ,  amöboider  Rand  mehr  zurücktretend  und  definitives 
Schwammgewebe  («fi  zwischen  ihm  und  der  Übergangazone  [tr)  gebildet. 

Fig.  4.  Schwamm  vom  dritten  Tag;  theilweise  noch  amöboider  Rand  [am\ 
größtenteils  definitive  Contour  (cte)  mit  Uber  die  Nadeln  gespanntem 
Außenepithel,  o  Osculum  gebildet.  Da  wo  das  Gewebe  weniger  dicht 
ist,  schimmern  Subdermalräume  [sub)  und  Kammern  durch,  d  flache,  aber 
definitive,  nicht  amöboide  Randpartie.  (Stadium  wie  Schnitt  Fig.  28.) 

Fig.  5.  Ein  StUck  des  sich  zurückziehenden  amöboiden  Randes,  d  definitive 
Contour,   am  amöboider  Theil. 

Fig.  6  u.  8.  Stücke  der  definitiven  Randpartie  mit  Uber  die  Nadeln  gespanntem 
Epithel  bei  stärkerer  Vergrößerung;  als  optischer  Schnitt  an  Stellen, 
die  trotz  der  Körperwölbung  etwas  durchsichtiger  sind  Schaufelnadeln 
Fig.  6  eh  und  Blinde]  von  solchen  in  Auflösung  Fig.  8  eh).  Subderraale 
Hohlräume  mit  epithelialer  Begrenzung,   si  siegelringförmige  Zellen. 

Fig.  7.  Randpartie  von  demselben  Exemplar  wie  Flg.  3,  mit  stärkerer  Ver- 
größerung. Amöboider  Theil  nicht  mehr  so  breit,  das  Schwammgewebe 
lässt  Nadeln  und  Zellen  (mea)  an  gilnstigen  Stellen  erkennen.  Vergi. 
Fig.  14. 

Fig.  9.  Osculum  und  Zellen  des  Außenepithels  nach  dem  Leben. 

A.  Einstellung  auf  das  Lumen  des  Osculums,  Zellen  auf  dem  optischen 
Schnitt  zusammenhängend. 

B.  Einstellung  auf  die  obere  Wand  des  geschlossenen  Osculums.  Zellen 
nicht  zusammenhängend. 

Fig.  10.  Periphere  Stelle,  wimpernder  Theil  während  der  Metamorphose.  Geißeln 
nur  in  Zwischenräumen,  flache  Zellen  wie  darüber  geschoben  erscheinend. 

Fig.  11.  Dieselbe  Stelle  %  Stunde  später,  ein  Epithel  aus  Spindelzellen  an  der 
Oberfläche. 


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Die  Metamorphose  von  Eaperta  lorenzt  0.  S.  etc. 


439 


Fig-  12.  Hinterer  sog.  nackter  Pol  der  Larve  bei  stärkerer  Vergrößerung,  um 
zu  zeigen,  dass  ein  deutliches  Zellenlager  (ep)  an  ihm  auch  im  Leben 
zu  sehen  ist.    a  und  ch  wie  in  Fig.  1. 

Fig.  13.  Isolirte  Zellen  der  freischwärmenden  Larve,  a  Zellen  der  Außenschicht. 

ini  intermediäre  Elemente.  mx  Zellen  der  inneren  Masse  mit  noch 
unverarbeitetem  Material.  »n2  differenzirte  Zellen  der  inneren  Masse. 
Vergr.  650. 

Fig.  14.  Randpartie  des  kurz  angesetzten  Schwammes,  von  demselben  Exemplar 
wie  in  Fig.  2,  bei  stärkerer  Vergrößerung.  Sehr  ausgedehnter  amöboider 
liof,  oft  weit  vorspringende  und  unter  einander  durch  Querbrücken 
zusammenhängende  Stellen. 


Tafel  28. 

« 

Fig.  15.  Längsschnitt  durch  eine  freischwärmende  Larve.  Gewebe  nach  Schnitten 
combinirt.  Spicula  nach  einem  Präparat  gezeichnet,  a  Außenschicht 
mit  vielen  Kernen.  »»,  nicht  differenzirte,  roj  differenzirte  Zellen  der 
innern  Schicht,  ch  Schaufelnadeln,  tax  Bogennadeln  und  zugehörige 
Zellen.  /  kleinere  Lacunen.  h  größere  Hohlräume  der  inneren  Masse. 
ep  epithelial  angeordnete  Zellen  am  Hinterende,  d  deplacirte  Kerne 
am  Vorderende.  Vergr.  150. 

Fig.  16.  Drei  auf  einander  folgende  Schnitte  durch  das  Hinterende  der  Larve. 
Vergr.  500. 

A.  die  äußerste  Decke  und  epithelial  angeordnete  Zellen. 

B.  die  Spitzen  der  Stecknadeln  erscheinend. 

C.  dritter  Schnitt.   Auch  Chelae  und  seitliches  Epithel  auftretend. 
Fig.  17.  Hinterende  der  Larve.  Vergr.  650.  ch  Bündel  der  Schaufel  zum  Theil 

getroffen,    tp  BUndel  der  langen  Nadeln  zum  Theil  getroffen,  sonst 
Buchstaben  wie  in  Fig.  15. 
Fig.  18  u.  19.   Schaufelspicula  der  erwachsenen  Etperia  und  der  Larve,  um  den 
Größenunterschied  zu  zeigen.   Vergr.  350. 
Fig.  18.  die  Formen  der  Erwachsenen  nach  Isolation. 

Fig.  19.  die  der  Larve  im  Schnitt  zeigt  außerdem  die  Lage  der  Kerne 
am  BUndel).  • 

Fig.  20.  Isolirtes  SchaufelbUndel  der  Larve,  körperlich  gezeichnet.  Vergr.  65u. 

Fig.  21.  Lage  des  Embryos  («]  im  mütterlichen  Körper,  m  weiches  Gewebe. 
tr  von  mesoderinalen  Zellen  gebildete  Träger,  sp  von  Spongin  um- 
hüllte Züge  von  Stabnadeln.   Vergr.  50. 

Fig.  22.  Aufsichtsbild  einer  Larve  vom  2.  Tag,  halb  als  durchscheinend,  halb 
körperlich  gezeichnet  am  amöboider  Band,  b  undurchsichtiges  klein- 
kerniges) Gewebe,  ep  epitheliale  Außenschicht.  Verkeilung  der  langen 
Spicula.    Vergr.  50. 

Fig.  23.  Eckstück  eines  angesetzten  Schwammes.  Stadium  etwa  wie  26  u.  27,  aber 
bei  stärkerer  Vergrößerung,  um  die  Histologie  zu  zeigen,  ep  epitheliale 
Außenschicht,  g  Zellen,  die  sich  zu  Kammern  ordnen.  m2  differenzirte 
und  amöboide  Parencbymzellen.  m3  Parenchymzellen  mit  neuen  Ein- 
lagerungen.   Vergr.  600. 

Fig.  24.  Scbnittstück  aus  dem  ausgebildeten  jungen  Schwamm  (Stadium  wie  28), 
um  die  Histologie,  speciell  die  Spiculazüge  zu  zeigen,    ep  Epithel  au 


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)         Otto  Maas,  Die  Metamorphose  von  Esperia  lorenzi  0.  S.  etc. 

der  Ansatzbasis,  gk  Geißelkammer.  $p  Zug  von  spongiüsen  Zellen, 
die  die  Spicula  begleiten,  sonst  Buchst,  wie  Fig.  23.  Vergr.  600. 
.  25 — 28.  Schnitte  durch  vier  verschiedene  Stadien,  von  der  gerade  ange- 
setzten Larve  bis  zum  fertigen  Schwamm  aus  verschiedenen  Serien 
ausgewählt.  In  Fig.  25  u.  20  ist  die  Ansatzbasis  mitgezeicbnet. 
Vergr.  160. 

Fig.  25.  Kurze  Zeit  angesetzt,  die  kleinkernigen  Zellen  \b)  der  Larve  eine 
Masse  im  Innern  bildend.  Zellen  m,  und  m2  wie  in  der  frei- 
senwärmenden Larve,  tp  Epithelial-Anordnung  der  Zellen  des  vor- 
dem hintern,  jetzt  obern  Pols,  die  sich  auf  die  ganze  Larve  aus- 
dehnt. P  Pflanze  als  Ansatzbasis,  eh  Schaufelbündel,  die  den  ent- 
gegengesetzten Pol  inarkiren. 

Fig.  26.  Ein  anderes  Exemplar  späterer  Periode,  einen  Tag  nach  dem  An- 
setzen. Zeigt,  dass  nicht  die  ganze  untere  Fläche,  sondern  nur 
cireumscripte  Stellen  davon  {/)  als  AnsatzfUße  benutzt  sind.  Gewebe 
in  Umformung.  Zellen  mi,  und  m3  überall.  Die  kleinkernigen  be- 
ginnen sich  zu  arrangiren. 

Fig.  27.  Zweiter  Tag,  Umformung  weiter  vorgeschritten.  Manche  der  kleinen 
Zellen  noch  unregelmäßig  b),  audere  sehr  deutliche  Kammern  bil- 
dend, andere  begrenzen  größere  Hohlräume;  eben  so  im  oberen 
Theil  des  Schwämmchens,  der  keine  Geißelkammern  enthält,  La- 
cunen  auftretend,  o.  Osculum  in  Bildung  begriffen.  m3  Zellen 
Uberall  reichlich,   sub  Subdermalräume.   gk  Geißelkammer. 

Fig.  28.  Junger  Schwamm  vom  4.  Tag  (vergi.  Fig.  4),  zeigt  alle  Eigen- 
schaften des  fertigen  Schwamuies,  aber  in  einfacher  Form,  Choano- 
som  und  Ectosom.  Spicula  zu  Zügen  angeordnet.  Kammern  'gk) 
und  Gänge  <gg)  haben  sich  in  großer  Anzahl  aus  den  kleinkernigen 
Zellen  gebildet.  Subdennaträume  sehr  ausgedehnt.  Sonst  Buch- 
staben wie  oben. 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare 

nei  Selacei 

del 

Dott.  Fed.  Raffaele. 


Con  le  tavole  29  a  31. 


Le  osservazioni  esposte  in  questo  lavoro  tendono  a  fare  un  po' 
di  luce  sopra  un  punto  dell'  embriologia  dei  Selacei  finora  alquanto 
trascurato:  lo  stadio  iniziale,  cioè,  del  sistema  vascolare  e  le  meta- 
morfosi che  in  esso  si  compiono  durante  l'ontogenesi.  La  poca  im- 
portanza morfologica  attribuita  da  taluni  autorevoli  ricercatori  ai  vasi, 
e  la  supposta  incostanza  di  essi  hanno  forse  contribuito  ad  allon- 
tanare gli  studiosi  da  un  tale  argomento.  Negli  ultimi  anni  però 
è  cominciata  una  salutare  reazione,  e  per  opera  specialmente  del 
Doiirn  il  sistema  circolatorio  è  ora  creduto  degno,  come  qualunque 
altro  sistema  organico,  di  essere  seriamente  considerato,  e  varie 
ricerche  sono  già  state  pubblicate  sullo  sviluppo  dei  vasi  nei 
Selacei  dal  Dohrn  stesso,  dal  Mayeb,  dal  Rückert,  e,  recentissima- 
mente, dalla  Platt;  le  quali  ricerche,  per  i  molti  fatti  interessanti 
che  ci  hanno  svelati,  eccitano  a  nuovi  studi  che  valgano  a  connetterle 
insieme  e  a  colmare  le  lacune  necessariamente  rimaste,  poiché  esse 
versarono  sopra  stadii,  o  molto  giovani  [Rückert,  Mayer),  o  abba- 
stanza evoluti  (Dohrn;  . 

Il  materiale  su  cui  ho  lavorato  mi  è  stato  in  massima  parte 
fornito  con  grandissima  cortesia  dai  professori  Dohrn  e  Mayeb  che 
hanno  messo  a  mia  disposizione  le  loro  ricche  collezioni  di  sezioni. 
Tutte  le  osservazioni  cui  mi  riferirò  s'intendano  fatte,  quando  non 


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442 


F.  Raffaele 


è  dichiarato  altrimenti,  su  embrioni  di  Torpedine  [T.  ocellata).  Per 
evitare  lungaggini  e  soverchie  digressioni  nel  testo,  ho  creduto  bene 
estendere  un  poco  più  del  consueto  la  spiegazione  delle  figure  e 
annettervi  una  succinta  descrizione  degli  stadii  embrionali  studiati, 
facendo  così  al  tempo  stesso  la  sintesi  riassuntiva  delle  osservazioni. 

Nomenclatura.  Prima  di  entrare  in  materia  é  necessario  che 
io  spieghi  brevemente  la  nomenclatura  anatomica  adottata,  poiché 
oggi  vi  sono  tanti  modi  di  esprimersi  per  quante  sono  almeno  le 
nazionalità  e  gl'  indirizzi  scientifici  degli  autori  (basti  citare  per 
esempio  i  famosi  vocaboli  proximal  e  distai),  ed  io,  pur  non  avendo 
autorità  ne  voglia  di  fondare  una  nomenclatura  universale,  desidero 
essere  capito  e  non  obbligare  il  lettore  a  soverchio  lavoro  d'inter- 
pretazione. —  Dunque,  considerando  gli  embrioni  nella  posizione 
naturale  più  comune  dei  pesci  (asse  del  corpo  orizzontale,  ventre  io 
giù),  dirò  avanti  e  indietro  (anteriore  e  posteriore),  sopra  e  sotto  (o 
dorsale  e  ventrale,,  interno  ed  esterno  (più  o  meno  vicino  all'  asse 
del  corpo) .  —  Per  quel  che  riguarda  la  nomenclatura  dei  vasi,  darò, 
quando  sarà  utile,  le  indicazioni  opportune  per  evitare  confusione. 

Prima  comparsa  dei  vasi  noli'  embrione. 

Dohrn  (15.  Studie  a  pag.  336)  descrive  un  embrione  di  Tor- 
pedine, lungo  3  mm,  corrispondente  a  un  dipresso  allo  stadio  F 
di  Balfoitr,  nel  quale  sono  appena  iniziate  due  dilatazioni  del- 
l'intestino anteriore,  la  corda  è  addossata  all'  entoderma.  non  vi  è 
ancora  traccia  di  cordone  ipocordale  né  di  aorte.  Tra  l'entoderma  e  le 
lamine  mesodermiche  laterali  si  trovano  le  prime  formazioni  vasco- 
lari, le  quali  si  lasciano  seguire  allo  innanzi  fin  dove  l'intestino  si 
termina  a  fondo  cieco  contro  il  cervello  anteriore,  e  all'  indietro  fino 
al  cuore,  che  però  non  ancora  è  formato.  Su  per  giù  lo  stesso  dice 
Rückert  (1)  a  pag.  389.  Poco  dopo  comincia  a  formarsi  il  cuore.  Io. 
confermando  pienamente  le  osservazioni  di  Rüokert  e  di  Dohrn. 
insisto  su  questo  fatto  che,  prima  che  vi  sia  alcun  accenno  del  cuore, 
già  si  trova  innanzi  alla  prima  tasca  branchiale,  da  ciascun  lato,  tra 
l'entoderma  di  essa  e  la  splancnupleura,  l'abbozzo  di  un  vaso  il  quale 
soltanto  dopo  qualche  tempo  si  mette  in  comunicazione  da  una  parte 
col  cuore,  dall'  altra  con  l'aorta;  questo  vaso,  che  sembra  il  primo 
ad  apparire  (almeno  nella  regione  cefalica),  è  l'arteria  mandibo- 
lare, di  cui  avremo  molto  ad  occuparci  in  prosieguo.  —  Sebbene 
scopo  delle  mie  ricerche  non  sia  l'embriogenesi  del  cuore  e  dei  primi 
vasi,  pure  non  posso  astenermi  dall'  esprimere  alcune  mie  opinioni 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei. 


443 


al  proposito,  specialmente  riguardo  alla  pubblicazione  di  Rückert  ora 
citata.  Quivi  è  sostenuta  l'origine  dell'  endotelio  del  cuore  (e  dei 
vasi)  dall'  entoderma  e  dal  mesoderma  (splancnopleura)  insieme,  è 
negata  la  orìgine  pari  del  cuore  sostenuta  da  varii  autori,  e  più 
recentemente  da  P.  Mayer  (1) ,  ed  è  stabilito  che  tutte  le  parti  del  sistema 
vascolare  si  formano  in  sito,  da  abbozzi  solidi,  escludendo  la  com- 
partecipazione di  cellule  migranti.  —  Tralascio  la  storia  dell'  argo- 
mento, facilmente  riutracciabile  nei  moderni  manuali  e  sommariamente 
esposta  dal  Rückert  medesimo,  e  mi  limito  ad  alcune  osservazioni 
le  quali  mi  sembrano  utili,  poiché,  sebbene  alle  conchiusioni  del 
Rückert  non  bì  uniformino  ciecamente  i  più  recenti  scrittori  (Raul 
e  0.  Hertwig),  pure  si  vede  chiaro  che  le  sue  osservazioni  pesano, 
più  di  quello  che  secondo  me  dovrebbero,  sullo  spirito  loro. 

Che  nella  descrizione  di  Rückert  si  senta,  come  dice  Rabl, 
»che  ogni  parola  s'appoggia  sopra  una  osservazione-,  io  non  nego,  ma 
nego  recisamente  che  le  osservazioni  sieno  giustamente  interpretate. 

Cominciamo  dalla  prima  e  certo  più  importante  asserzione  del 
Rückert:  la  partecipazione  dell'  entoderma  nella  formazione  del- 
1  endocardio:  in  tutto  il  suo  scritto,  meno  che  nelle  conchiusioni  formu- 
late e  stampate  con  caratteri  spaziati,  l'autore  pare  che  sia  dominato 
dal  preconcetto  che  l'entoderma  »debba«  entrare  nella  formazione  del- 
l'endotelio vascolare  e  che  prima  di  convincere  gli  altri  si  sforzi  di 
convincere  sé  stesso  di  questo  fatto.  Si  vede  chiaro  che  quel  raeso- 
blasto  che  s'inframmette  sempre  da  per  tutto,  egli,  osservatore  oltre 
ogni  modo  coscienzioso,  non  può  metterlo  da  parte,  eppure  ne  è  con- 
tinuamente turbato  nella  sua  convinzione.  Ecco  come  egli  si  esprime  a 
pag.  393  :  »es  treten  nun  zwischen  beiden  Keimblättern  [entoblasto  e 
splancnopleura]  die  Zellen  [cellule  dei  vasi]  auf,  die  bald  mehr  von 
dem  einen,  bald  mehr  von  dem  andern  herzukommen  scheinen,  wesshalb 
hier,  eben  so  wie  bei  manchen  andern  Stellen  des  Kopfes  ....  die 
Entscheidung  nicht  immer  möglich  ist«;  e  a  pag.  395:  »Sicher 
aber  ist,  dass  der  Mesoblast  bei  Weitem  mehr  Gefäßzellen  liefert, 
als  die  Darmwandung«:  inoltre  nel  Prìstiurus  la  parte  presa  dall'  ento- 
derma nella  formazione  degli  endotelii  vascolari  sarebbe  considere- 
vole, scarsa  nella  Torpedine,  dove  1'  A.  ha  però  trovato  »eine  ganze 
Anzahl  Bilder,  welche  in  klarster  Weise  den  Austritt  von  Zellen  aus 
dem  visceralen  Mesoblast  demonstrieren«  (pag.  393).     Né  a  dir 
vero  mi  è  riuscito  di  vedere  in  nessuna  delle  figure  del  Rlckert  la 
prova  dell'  invocata  partecipazione  dell'  entoblasto.   Ma  dove  questa 
si  mostra  con  la  massima  evidenza  e  in  proporzioni  maggiori,  secoudo 


144 


F.  Raffaele 


R.,  è  neir  abbozzo  solido  del  cuore:  »...  .schon  nachdem  die  ersten 
vereinzelten  Zellen  zu  den  Seiten  des  noch  nicht  abgeschnürten 
Vorderdarmes  erschienen  sind,  greift  der  Process  in  proximaler  Rich- 
tung auf  den  Umfang  der  vom  Dotter  abgehobenen  Kopfdarinhöble 
weiter  und  erzeugt  in  deren  ventraler  Wandung  einen  medianen 
Uingswulst,  welcher  bei  Torpedo  mehr  diffus  bleibt,  bei  Pristiurus  aber 
auf  dem  Querschnitt  (Fig.  5)  die  Gestalt  eines  ventral  vorspringenden 
Zellenknopfes  annimmt.  Diese  Anschwellung  wird  hervorgerufen 
durch  einen  Wucherungsproccss  in  dem  entsprechenden  Entoblast- 
abschnitt.  Darauf  weisen  die  zahlreichen  Mitosen  .  .  .  hin«  etc. 
È  questa  cresta  longitudinale,  prodottasi  nella  parete  ventrale  del- 
l  intestino  per  proliferazione  delle  sue  cellule,  la  quale,  distaccandosi 
poi  dalla  sua  matrice  formerebbe  la  massima  parte  [se  non  tutto) 
dell'  endotelio  cardiaco.  Tutto  questo  passo  (pag.  391—392),  che 
sembra  dimostrare  fino  all'  evidenza  l'origine  entoblastica  dell'  endo- 
cardio, si  fonda  a  mio  credere  sopra  un  enore.  Io  ho  potuto  riscon- 
trare ciò  che  B,  descrive,  sopra  sezioni  di  embrioni  di  Pristiurus 
e  ho  veduto  cose  identiche,  sol  che  mi  sono  convinto  che  la  cresta 
entoblastica  ventrale  non  è  punto  una  nuova  formazione,  ma  rap- 
presenta il  residuo  del  tratto  che  univa  l'intestino  cefalico 
all'  intestino  vitellino.  Avvenendo  lo  strozzamento  accennato  dal 
KCckert  e  conducente  alla  formazione  della  cavità  dell'  intestino 
anteriore,  questo  rimane  per  qualche  tempo  ancora  lungo  la  linea  di 
separazione  sporgente  a  mo'  di  cresta,  dirimpetto  alla  quale  ve  n'é 
un'  altra  che  si  eleva  dall'  intestino  rimasto  sul  vitello.  Seguendo  una 
serie  di  sezioni  trasversali,  dal  punto  dove  ancora  l'intestino  è  aperto 
sul  vitello,  fino  innanzi  a  quello  dov'  esso  è  completamente  chiuso  e 
già  ventralmente  abbracciato  dal  foglietto  viscerale  del  pericardio,  si 
veggono  tutti  gli  stadii  dello  strozzamento  e  si  riconosce  la  vera 
natura  della  cresta  entoblastica  ventrale;  la  quale  per  struttura  isto- 
logica è  naturalmente  identica  alla  cresta  dell'  intestino  vitellino  che 
le  sta  dirimpetto  e  con  cui  formava  poc  anzi  un  sol  tutto.  Le  pe- 
culiarità delle  cellule  e  dei  nuclei  notate  dal  Rlckert  sono  molto 
probabilmente  dovute  a  fenomeni  di  degenerazione;  riguardo  alle  mi- 
tosi che  si  trovano  nella  parete  ventrale  dell'  intestino  cefalico,  esse 
provano,  ciò  di  cui  certo  nessuno  ha  mai  dubitato,  che  ivi,  come  da 
per  tutto  nel  corpo  dell'  embrione,  accade  un'  attiva  proliferazione 
cellulare.  Quanto  all'  uscita  di  cellule  dall'  entoblasto,  io  non  la  ho 
mai  veduta,  e  mi  è  parso  sempre  chiara  la  origine  delle  cellule  vaso- 
formatrici,  circostanti  alla  parete  intestinale,  dalla  splancnopleura. 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei.  445 

Perciò  io  con  il  Raul,  e  più  energicamente  di  lui,  nego  che  dalle 
osservazioni  di  RÜCKEST  risulti  provato  in  alcun  modo  la  parte- 
cipazione dell'  entoblasto  nella  formazione  degli  endotelii  vascolari1. 
Della  seconda  affermazione  di  Rückeut,  che  l'abbozzo  del  cuore  è 
impari,  parlerò  più  innanzi,  quando  avrò  occasione  di  toccare  la 
questione  della  filogenesi  del  «sterna  vascolare  ;  aggiungerò  qui  poche 
parole  intorno  alla  sua  terza  e  ultima  conchiusione,  secondo  la  quale 
il  cuore  e  i  vasi  si  formerebbero  per  differenziamento  delle  cellule 
endoteliali  in  sito  e  con  abbozzi  solidi,  conchiusione  alla  quale  nè 
anche  posso  sottoscrivere  pienamente. 

10  non  nego  vi  siano  molte  parti  del  sistema  vascolare  che  deri- 
vano da  cellule  le  quali  si  differenziano  in  sito  per  formare  la 
parete  endoteliale,  nè  che  taluni  vasi  0  il  cuore  stesso  possano  al 
primo  inizio  mostrarsi  come  cordoni  cellulari  solidi  que  poi  acquistano 
un  lume,  ma  non  credo  che  questo  modo  di  formazione  abbia  valore 
di  legge  generale.  Le  osservazioni  fatte  dal  Wenckebach  e  già  tante 
volte  citate,  e  che  io  ho  potuto  in  varie  occasioni  ripetere  con  ri- 
sultati del  tutto  concordanti  su  varie  uova  di  Teleostei,  dimostrano 
chiaramente  la  migrazione  di  cellule  mesenchimatiche  in  siti 
molto  lontani  dal  punto  di  origine;  ed  é  con  questo  processo  che  si 
formano  tutti  i  vasi  del  vitello,  compreso  il  cuore,  il  quale  in  taluni 
pesci  ossei  [Belone)  si  forma  innanzi  alla  testa  dell'  embrione  e  in 
parte  sul  vitello.  Il  Wenckebach  ha  inoltre  descritto,  e  io  spesso 
ho  veduto,  cellule  amebiformi  (mesenchimatiche)  isolate  0  a  gruppi 
trascinate  nella  corrente  sierosa  fprima  della  comparsa  dei  globuli 

1  Anche  per  altri  Vertebrati  è  stata  recentemente  sostenuta  l'origine  degli 
endotelii  vascolari  e  del  cuore  dall'  entoderma;  dal  Götte  per  es.  nei  Ciclo- 
stomi,  dallo  Schwikck  negli  Anfibii;  a  me  però  non  pare  in  nessun  caso  pro- 
vata. Il  Gótte  dice,  è  vero,  che  in  nessun  altro  animale  una  tale  origine 
del  cuore  è  più  evidente  che  nel  Fetromyzon  fpag.  65),  ma  io,  malgrado  tutta 
la  deferenza  cho  credo  dovuta  all'  insigne  embriologo,  non  posso  lasciarmi  con- 
vincere dalla  sua  descrizione  e  molto  meno  dalle  figure  che  mi  sembrano  troppo 
schematizzate  e  subbiettive. 

11  Cornino  ha  puro  scritto  sembrargli  molto  probabile  nei  Rettili  l'ori- 
gine del  sangue  e  dei  vasi  dall'  entoderma,  ma  avendo  io  avuto  l'opportunità 
di  parlare  con  lui,  mentre  il  presente  lavoro  era  in  preparazione,  egli  mi  ha 
detto  che,  dopo  più  attenta  osservazione,  si  è  convinto  di  avere  sbagliato 
0  non  gli  rimane  alcun  dubbio  sull'  origine  raesoblastica  del  sangue  e  dei  vasi 
nei  Rettili. 

Io  non  credo  fare  una  falsa  profezia,  dicendo  che  gli  altri  sostenitori  della 
origine  entodermica  degli  endotelii  e  del  sangue  dovranno  finire  col  ricredersi 
.    come  ha  fatto  il  Corning. 


446 


F.  Raffaele 


rossi;,  le  quali  poi,  soffermandosi  lungo  le  pareti  di  vasi,  già  in 
parte  formati,  servono  a  completarne  e  a  continuarne  la  parete  endo- 
teliale1.  Che  anche  nei  Selacei  e  negli  altri  Vertebrati  accadano  fatti 
simili  io  non  dubito,  sol  che  difficilmente  essi  potranno  essere  veri- 
ficati in  modo  inoppugnabile  col  metodo  delle  sezioni.  D'altronde  il 
Rückert  non  mi  sembra  decisamente  inclinato  a  generalizzare  questo 
modo  di  formazione;  egli,  se  ben  lo  intendo,  pur  ammettendolo  come 
il  più  probabile  nei  Selacei,  lo  accetta,  dirò  cosi,  con  benefizio  d  in—, 
ventano  (v.  pag.  428).  —  Dove  poi  sono  pienamente  d'accordo  con 
lui  è  nel  respingere  almeno  per  quel  che  riguarda  i  Pesci)  la  pro- 
posizione di  Kahl  che  fino  a  prova  contraria  debba  ritenersi  che  le 
cellule  endoteliali  provengono  sempre  da  cellule  endoteliali,  pro- 
posizione ripetuta  nella  Teoria  del  Mesoderma  (pag.  226);  io  credo 
che  già  sieno  noti  molti  fatti  che  permettano  dire  definitivamente 
che  le  cellule  endoteliali  provengono  dal  mesenchima  (meso- 
blasto).  —  La  primitiva  solidità  dell'  abbozzo  dei  vasi  nè  meno 
mi  sembra  una  regola  generale;  in  alcuni  casi,  anzi,  si  forma  il  lume 
dei  vasi  prima  che  intorno  ad  esso  esista  una  parete  completa,  così 
accade  ad  es.  per  i  vasi  vitellini  dei  Teleostei2.  Molti  altri  esempi 
potrei  citare  anche  nei  Selacei  stessi  (formazione  delle  vene  sotto- 
intestinali e  dei  vasi  del  vitello),  ma  non  voglio  oltre  dilungarmi 
in  questa  già  troppo  lunga  digressione;  mi  basti  richiamare  l'atten- 
zione  sul  fatto  che  i  vasi  dei  Vertebrati  non  si  formano  tutti  e 
sempre  con  abbozzi  solidi  e  per  differenziamento  delle  cellule  endo- 
teliali in  sito. 

Le  arterie  mandibolari  e  i  primi  vasi  della  testa. 

• 

Poco  dopo  la  formazione  delle  veue  sotto-intestinali,  del  cuore, 
delle  aorte  e  di  quei  vasi  trasversali  che  nel  tronco  e  nella  coda, 
abbracciando  l'intestino,  mettono  in  comunicazione  i  due  tronchi  ven- 
trali con  i  due  dorsali,  o  piuttosto  nel  tempo  stesso  che  questi  organi 
si  vanno  differenziando  nel  modo  descritto  dal  Mayer  c  dal  RCckert. 
quell'  abbozzo  vascolare,  che  abbiamo  veduto  esistere  prima  ancora 
che  vi  fosse  accenno  del  cuore  innanzi  al  fondo  cieco  cefalico  del- 
l'intestino (v.  pag.  442).  si  continua  ventralmente  e  dorsalmente  e  finisce 
per  unirsi  al  cuore  da  una  parte,  e  dall'  altra  con  l'aorta  del  suo 


1  Vedi  il  mio  lavoro  sulle  uova  galleggianti  ecc.  in:  Mitth.  Z.  Stat.  Neapel 
8.  Bd  18S8  a  pag.  29h 
«  ibid. 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei.  447 

lato.  Presto  aumenta  il  lume  dei  vasi,  e  in  embrioni  con  Ire  tasche 
branchiali,  di  cui  la  prima  (futura  fenditura  spiracolare)  prossima  ad 
aprirsi  all'  esterno,  si  vede  l'estremo  anteriore  del  cuore  biforcarsi 
allo  innanzi  del  secondo  diverticolo  intestinale  (tasca  ioidea)  nei  due 
vasi  suddetti,  i  quali  decorrono  da  dietro  in  avanti,  da  sotto  in  sopra 
e  leggermente  dall'  esterno  all'  interno,  seguendo  la  parete  anteriore 
del  primo  diverticolo  viscerale,  tra  questa  e  il  mesoderma  lamine 
viscerali),  s'incurvano  Tun  contro  l'altro  e,  innanzi  al  fondo  cieco 
anteriore  dell'  intestino,  si  accostano,  come  per  fondersi  sulla  linea 
mediana.  Questa  fusione  accade  in  fatti  ben  presto,  anzi  è  difficile 
sorprendere  il  momento  in  cui  i  due  vasi  si  toccano,  pur  rimanendo 
indipendenti;  però,  anche  quando  la  fusione  è  avvenuta  in  gran 
parte,  rimangono  ancora  per  poco  gl'  indizii  della  primitiva  duplicità 
del  seno  impari  cosi  formato.  Dopo  che  i  due  vasi  hanno  raggiunto 
il  vertice  del  sacco  intestinale,  essi  si  volgono  indietro,  lungo  la  parete 
dorsale  di  esso,  e  si  uniscono  ai  due  lati  della  corda  alle  aorte. 
Queste,  com'  è  oramai  noto,  sono  dapprincipio  pari  in  tutta  la  loro 
estensione  ;  all'  epoca  di  cui  ora  ci  occupiamo,  già  nel  tronco  e  nella 
coda  esse  si  sono  fuse  in  un  vaso  unico,  ma  rimangono  pari  nella 
regione  branchiale. 

I  due  vasi  che  partono  dal  cuore  sono,  come  ho  detto  (pag.  442). 
le  arterie  mandibolari,  descritte  già  da  Rückert  le  cui  osservazioni 
al  riguardo  posso  pienamente  confermare;  Balfour  le  aveva  già 
notate  (Comp.  Embr.  II  pag.  530],  ma  poi  nessuno  se  n'era  occupato 
di  proposito.  Dohrn  ne  studiò  le  ulteriori  trasformazioni  in  stadii 
embrionali  più  avanzati,  indicandole  ora  col  nome  di  art.  tireo- mandi- 
bolari (7.  Studie)  ora  con  quello  di  tireo- spira colari  (11.  e  15.  Studie), 
le  vide  originarsi  dalle  arterie  ioidee  (come  vedremo  che  infatti 
accade  più  tardi),  e  ne  suppose  teoricamente,  senza  poterla  provare, 
la  primitiva  origine  dal  tronco  arterioso  nei  Selacei,  tanto  più  eh'  egli 
aveva  scoperto  un  tale  rapporto  nei  giovani  embrioni  di  Teleostei 
(11.  Studie);  anzi,  io  credo  che  in  seguito  egli  abbia  avuto  occasione 
di  constatare  il  fatto  anche  nei  Selacei,  poiché  in  un  suo  studio 
posteriore  (13),  nel  descrivere  lo  sviluppo  dei  vasi  branchiali  del- 
VAmmocoetes,  parlando  appunto  delle  art.  mandibolari,  cosi  si  esprime  : 
•chi  conosce  lo  sviluppo  dei  vasi  branchiali  e  dell'  aorta  nei  Selacei, 
non  dubiterà  di  avere  anche  qui  nell'  Ammocoetes  da  fare  con  gli 
stessi  vasi«  (4  pag.  246). 

Dopo  il  Rückert,  e  ignorando  a  quel  che  pare  il  suo  scritto, 
la  Platt  descrisse  negli  embrioni  di  Acanthias  le  arterie  mandi- 


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44S 


F.  Raffaele 


bolari  come  la  prima  coppia  di  arterie  branchiali  a  svilupparsi  -e  la 
loro  origine  dall'  estremo  anteriore  del  cuore.     Ambedue  questi 
autori  notano  la  fusione  delle  due  arterie,  innanzi  all'  intestino 
cefalico,  in  un  seno  impari,  il  quale,  nella  Torpedine,  acquista  ben 
presto  dopo  la  sua  formazione  dimensioni  considerevolissime,  tali  da 
superare  in  ampiezza,  come  giustamente  dice  il  Rlckert,  tutti  gli 
altri  vasi  del  corpo  compreso  il  seno  venoso  cardiaco;  negli  Squali 
il  seno  sembra  svilupparsi  meno  Acanthias  Platt,  Prisliurus  Rllckert). 
Al  seno  in  parola  BOCKERT  (1  pag.  423y  dà  il  nome  di  »Kopfsinus  *, 
seno  cefalico,  che  è  ragionevole  conservargli. 

Confermando  per  le  mie  proprie  osservazioni  i  reperti  dei  due 
citati  naturalisti,  passo  ora  ad  occuparmi  appunto  del  seno  cefalico 
e  delle  sue  ulteriori  trasformazioni1  e  comincio  da  uno  stadio  (em- 
brione 1)  che  può  ritenersi  intermedio  tra  VI  e  il  K  di  Balfour.2 

La  bocca,  com'  è  noto,  e  una  fenditura  longitudinale  alquanto 
inclinata  all'  asse  del  corpo,  in  modo  che  il  suo  estremo  posteriore 
è  situato  più  ventralmente  dell'  anteriore.  Posteriormente  lentoderma 
boccale  si  prolunga  in  un  diverticolo  solido,  la  futura  tiroide,  che 
si  spinge  nella  biforcazione  anteriore  del  tronco  arterioso  tra  le  basi 
delle  due  arterie  mandibolari;  anteriormente  esso  è  a  contatto  di  una 
massa  mesodermica  situata  perpendicolarmente  alla  fenditura  boccale 
e  continuantesi  ai  lati  con  le  pareti  interne  delle  cosi  dette  cavità 
premandibolari  di  cui  servirà  poi  a  formare  il  tratto  mediano. 

Le  arterie  mandibolari,  situate  da  ciascun  lato  della  fenditura 
boccale,  divergono  sotto  un  angolo  acutissimo  alla  loro  origine  dal 
tronco  arterioso  e  si  dirigono  in  avanti  parallele  tra  loro,  decorrendo 
negli  archi  mandibolari,  tra  la  parete  entodermica  anteriore  della 
prima  fenditura  viscerale  (spiracolarc)  e  la  cavità  cefalica  (la  quale 
per  vero  merita  poco  tal  nome,  essendone  le  pareti  intimamente 
addossate  l  una  all'  altra)  mandibolare  ;  convergono  poi  di  nuovo  alla 
base  degli  archi  mandibolari,  e,  dorsalmente  alla  cosi  detta  tasca  di 
Rathke,  insinuandosi  tra  l'entoderma  boccale  e  il  tratto  mesodermico 
preoralc,  confluiscono  nel  gran  seno  cefalico.  Questo  manda  allo 
innanzi  da  ciascun  lato  due  brevi  ed  ampi  diverticoli  luogo  le  pareli 
delle  cavità  mandibolari,  i  quali  devono  considerarsi  come  la  cou- 

1  Kückebt  in  una  nota  a  pag.  423  (1.  c.)  annunzia  l'intenzione  di  occuparsi 
di  ciò  in  un'  altra  occasione;  ma  finora,  per  quanto  so,  egli  non  ha  pubblicato 
altro  sul!'  argomento. 

-  Indicazioni  più  precise  intorno  agli  embrioni  cui  si  riferiscono  le  de* 
scrizioni  si  trovano  unite  al  a  spiegazione  dello  tavole. 


Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei.  449 

t:  tinuazione  delle  arterie  mandibolari  di  cui  il  seno  rappresenta 
pr  un  ampia  anastomosi:  dunque,  come  si  vede,  la  indipendenza  di 

>  ;  ciascuna  art.  mandibolare  non  è  distrutta  né  anche  dalla  formazione 

del  seno,  ma  si  conserva  anteriormente  a  questo  (v.  tav.  29  fig.  1—5). 
Più  dorsalmente,  il  seno  si  biforca  indietro  nelle  due  aorte  che  ora 
sono  divenute  più  voluminose,  ma,  come  è  stato  notato  da  Miss  Platt, 
non  ancora  ricevono  sangue  da  alcun  altro  arco  vascolare. 

Infatti  delle  arterie  branchiali,  dietro  la  mandibolare,  non  è 
£  ancora  formata  se  non  la  sola  ioidea  (v.  fig.  6  e  7    e  pur  essa  per 

un  breve  tratto  in  mezzo  al  mesoderma  dell'  arco  ioideo,  dietro  la 
cavità  viscerale  dell'  arco,  senza  continuarsi  ancora  nè  ventralmente 
..  col  cuore,  nè  dorsalmente  con  l'aorta1. 

Le  figure  1 1 — 16  rappresentano  sezioni  sagittali  di  un  embrione  un 
poco  più  sviluppato  (embrione  2).  Nel  piano  mediano  (fig.  16)  il 
seno  è  a  contatto  dorsalmente  e  anteriormente  con  la  corda  dorsale, 
adagiandosi  nella  concavità  formata  dall'  estremo  anteriore  di  essa 
che  s incurva  verso  il  ventre;  posteriormente  con  l'entoderma  del 
fondo  cicco  anteriore  della  bocca.  Lateralmente  il  seno,  come 
prima,  comunica  indietro  con  le  aorte  dalla  parte  dorsale,  con  le 
arterie  mandibolari  dalla  ventrale  e  all'  innanzi  coi  due  diverticoli 
già  notati  i  quali  accennano  a  strozzarsi  alla  loro  origine  come  per 
separarsi  dal  seno,  cosa  che,  come  vedremo,  realmente  accade  in 
seguito  (fig.  14).  I  diverticoli,  intanto,  si  sono  prolungati  allo  in- 
nanzi, ciascuno  in  un  vaso  (Fj)  che,  girando  intorno  alla  cavità  pre- 
mandibolare del  proprio  lato,  passa  avanti  a  questa,  tra  essa  e  la 
parete  del  cervello  anteriore;  volgendo  in  dietro,  mentre  diviene 
sempre  più  superficiale,  passa  ventralmente  alla  cavità  premandi- 
bolare, tra  essa  e  il  peduncolo  ottico,  e  giunge  fin  presso  l'ectoderma 
(fig.  12  e  13  :  quivi  esso  si  unisce  con  un'  arteriola  (PJ)  che  si 


1  Le  figg.  6—9  rappresentano  sezioni  sagittali  di  un  embrione  dello  stesso 
stadio  di  quello  ora  descritto  e  servono  a  far  meglio  intendere  le  sezioni  orizzon- 
tali delle  fig.  1—5.  Nella  fig.  10  è  data  con  maggiore  ingrandimento  una  parte 
della  fig.  9,  per  mostrare  che  la  cavità  cefalica  premandibolare  comunica  ventral- 
mente e  innanzi  con  un'  altra  cavità,  angusta,  «'  vero,  ma  nettamente  delimitata, 
che  forse  è  omologa  a  quella  molto  più  sviluppata  che  si  trova  negli  embrioni 
di  Acanthiaa  (v.  Platt).  Anche  dietro  alla  cavità  mandibolare  esiste  per  poco 
tempo,  in  questo  stadio,  un  altra  cavità  (fig.  8j,  che  corrisponde  anche  all'  arco 
mandibolare.  —  Non  insisto  oltre  su  questi  fatti  ;  mi  pare  utile  accennarli  però 
incidentalmente,  per  richiamare  su  essi  l'attenzione  degli  osservatori,  poiché, 
specialmente  dopo  i  lavori  di  Dohrn  e  di  Killian,  le  cavità  cefaliche  hanno 
acquistato  nuova  importanza  e  meritano  un  serio  esame. 


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450 


F.  Raffae.e 


stacca  dell'  arteria  mandibolare  un  poco  prima  dello  sbocco  di  questa 
nel  seno  cefalico.'  Quest'  arteriola  è  descritta  da  Miss  Platt  come 
arteria  ophthalmica  magna  (nome  che,  per  vero,  non  è  certo  che 
le  spetti)  e  ritenuta  omologa  ad  un*  arteria  branchiale  per  la  sua 
posizione  dietro  una  cavità  cefalica  la  premandibolare). 

Oltre  al  vaso  ora  descritto,  da  ciascun  diverticolo  anteriore  del  seno 
se  ne  staccano  altri  due.  Il  primo  (K3),  come  continuazione  diretta  del 
diverticolo,  va  da  dietro  innanzi  tin  sotto  al  punto  di  unione  tra  il  cer- 
vello anteriore  e  il  medio;  quivi  giunto,  accenna  a  biforcarsi;  uno  dei 
rami,  appena  accennato,  tende  a  dirigersi  ventralmente  luogo  il  cervello 
anteriore,  l'altro  (F4),  più  sviluppato,  volge  dorsalmente,  costeggiando 
il  cervello  medio.  Il  secondo  \Vh)  si  stacca  dalla  parte  dorsale  del 
diverticolo  e  fa  un  arco  a  convessità  posteriore,  dirigendosi  prima  verso 
dietro,  poi  allo  innanzi,  come  se  volesse  congiungersi  col  vaso  4. 

Considerando,  come  già  ho  detto  che  mi  pare  ragionevole  fare, 
i  due  diverticoli  anteriori  del  seno  come  continuazione  delle  arterie 
mandibolari,  possiamo,  da  quanto  precede,  conchiudere  che  da  ciascuna 
di  esse  si  originano  5  vasi,  che  sono,  andando  da  sotto  in  sopra, 
quelli  indicati  con  1,2,  3,  4,  5,  dei  quali  i  primi  due  si  uniscono  fra 
di  loro,  costituendo  già  un  canale  sanguifero  determinato,  gli  altri 
ai  loro  estremi  si  confondono  col  mesoderma  circostante. 

Ben  presto  tutti  questi  vasi  si  sviluppano  maggiormente  e  si  ef- 
fettuano le  accennate  connessioni  nel  modo  seguente.  L'arteriola  1 
aumenta  notevolmente  di  volume;  staccandosi  dall'  arteria  mandibolare, 
dove  questa  confluisce  nel  seno,  essa  procede  da  sopra  in  sotto  lungo 
il  margine  posteriore  della  cavità  premandibolare  (porzione  laterale), 
e  innanzi  a  questa  si  unisce  con  un  vaso  }\  che  viene  dall'  innanzi, 
non  diversamente  da  quanto  accadeva  prima  :  ma  dove  i  due  vasi  si 
uniscono,  si  forma  ora  un  grosso  seno  triangolare  che  si  prolunga  per 
un  tratto  in  sotto,  in  un  diverticolo  vascolare  che  continua  la  direzione 
iniziale  dell' arteria  1,  e  si  spinge  dietro  il  peduncolo  ottico  (fig.  1S). 
Il  vaso  anteriore  che  forma  insieme  con  l'arteria  1  il  seno  triangolare, 
è  un  grosso  vaso  il  quale  sta  tra  la  cavità  premandibolare  e  il  pe- 
duncolo ottico,  e  si  spinge  fin  sotto  al  cervello  anteriore  e,  quivi 
giunto,  si  divide  in  due  tronchi,  dei  quali  uno  (V^)t  volgendo  quasi  ad 
angolo  retto  in  sopra  e  girando  allo  innanzi  della  cavità  premandibolare, 
si  continua  col  diverticolo  anteriore  del  seno;  l'altro  decorre  dritto  allo 
innanzi,  costeggiando  il  cervello  anteriore  e  il  medio,  e,  seguendo 
la  curva  del  tubo  nervoso,  si  continua  poi  da  avanti  indietro  lungo 
il  cervello  posteriore  in  un  ampio  seno  che  giunge  tino  a  livello  della 


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Kicerche  sullo  sviluppo  del  »interna  vascolare  nei  Selaeei.  451 


capsula  uditiva.  In  questo  suo  tragitto  il  vaso,  che  presso  il  pedun- 
colo ottico  è  molto  superficiale,  diventa  sempre  più  profondo  e  riceve 
per  lo  meno  quattro  altri  vasi  confluenti  che  partono  direttamente  o 
indirettamente  dal  diverticolo  anteriore  del  seno,  i  quali  sono  quelli 
stessi  descritti  nell'  embrione  più  giovine  come  vasi  2,  3,  4  e  5,  o  i 
loro  prolungamenti,  come  è  facile  vedere  paragonando  le  figure  12 
e  13  con  la  fig.  18;  anzi,  è  più  esatto  dire  che  il  grande  arco  vasco- 
lare, il  quale  gira  dietro  il  cervello,  è  il  risultato  della  fusione  di 
questi  prolungamenti,  ovvero  rappresenta  l'insieme  di  rami  anasto- 
mosi che  uniscono  fra  loro  gli  estremi  periferici  dei  prolungamenti 
anteriori  del  seno  cefalico. 

I  rapporti  delle  arterie  mandibolari  con  le  due  aorte  cefaliche 
non  sono  mutati,  i  vasi  sono  però  più  ampi,  e  quindi  anche  il  seno 
cefalico  é  più  sviluppato.  La  comunicazione  di  questo  con  i  suoi  diver- 
ticoli anteriori  ha  luogo  ora  soltanto  ai  due  lati;  nella  parte  mediana  il 
seno  ha  una  sezione  quasi  circolare  e  non  si  prolunga  oltre  l'estremo 
anteriore  della  corda  dorsale  che,  incurvandosi  in  sotto,  rasenta 
la  parete  anteriore  di  esso.  In  qnesto  embrione  si  trova  innanzi 
all'  estremo  della  corda  un  piccolo  vaso  trasversale  che  mette  in 
comunicazione  i  due  diverticoli  (d)  laterali  del  seno:  esiste  cosi  una 
disposizione  simile  a  quella  descritta  da  Miss  Platt  nell'  Amnihias, 
ma  essa  non  mi  pare  assolutamente  costante  negli  embrioni  di  Tor- 
pedine, giacché  talvolta  questo  tratto  di  unione  tra  i  diverticoli  si 
trova  anch1  esso  dietro  l'estremo  della  corda. 

La  disposizione  dei  vasi  nell'  embrione  che  ha  servito  alla  mia  de- 
scrizione (embr.  3,  fig.  181,  non  è  perfettamente  simile  nei  due  lati,  ma  è 
fondamentalmente  la  stessa,  e  l'asimmetria  è  più,  per  così  dire,  quanti- 
tativa anzi  che  qualitativa  :  infatti,  mentre  a  destra  l'anastomosi  del  vaso  1 
col  primo  tratto  del  vaso  sotto-cerebrale  assume  proporzioni  considerevoli, 
e  invece  il  rimanente  del  vaso  sotto-cerebrale  e  gli  altri  vasi  che 
vi  affluiscono  sono  molto  ridotti,  ed  è  difficile  stabilirne  con  certezza 
i  rapporti  —  a  sinistra  quell'  anastomosi  manca,  0  per  lo  meno  è  tal- 
mente ridotta  e  poco  evidente,  da  non  potersene  affermare  con  sicu- 
rezza l'esistenza.  Un'altra  particolarità  del  lato  sinistro  è  il  gran 
seno  sotto- midollare,  continuazione  posteriore  del  vaso  sotto-cerebrale: 
esso  si  termina  a  fondo  cieco,  come  ho  detto,  presso  l'otocisti  e  contiene 
una  gran  massa  di  globuli  rossi,  i  quali  specialmente  nell  estremo  poste- 
riore ristretto  del  seno  sono  stivati  fra  loro  e  si  continuano  in  una  specie 
di  Diastema  da  cui  sembra  si  vadano  formando  fig.  17  V.c.s).  Una  simile 
massa  di  globuli  in  formazione  ho  trovato  anche  in  un  altro  embrione 

Mittheiluugen  a.  d.  Zoolog.  Station  iu  Neapel.    Bd.  10.  30 


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152 


F.  Raffaele 


presso  a  poco  dello  stesso  stadio:  la  figura  19  (tav.  30)  rappresenta 
ima  sezione  orizzontale  di  qnesto  embrione,  dove  ancora  meglio 
si  vede  la  posizione  di  tale  massa  (la  quale  però  in  questo  caso  si 
trova  dal  lato  destro,  mentre  a  sinistra  vi  é  un  piccolo  vaso  senza 
agglomerazione  di  globuli)  tra  la  capsula  uditiva  e  la  massa  ganglio- 
nare  acustico- facciale,  all'  esterno,  e  il  midollo  allungato  all'  interno . 

Queste  differenze  tra  i  due  lati  sono  in  parte  forse  dovute  a 
uno   sviluppo   non    perfettamente   simultaneo,  in  parte  anche  ad 
usurpazioni  collaterali,  poiché  i  sistemi  dei  due  lati  sono  in  comuni- 
cazione tra  loro  per  mezzo  del  tratto  di  unione  tra  i  vasi  d  ;  inoltre  in 
questi  stadi  giovanili  i  vasi  hanno  pareti  poco  definite,  e  il  mesoderma 
in  cui  essi  si  vanno  formando,  ù  un  tessuto  poco  compatto,  sicché  basta 
una  leggera  variazione  nell'  afflusso  del  sangue  per  cambiare  il  vo- 
lume di  un  vaso.   Per  queste  ragioni  è  facile  incontrarsi  in  differenze 
apparentemente  molto  notevoli  nella  distribuzione  dei  vasi,  tanto  tra 
i  due  lati  di  uno  stesso  embrione,  quanto  in  due  embrioni  allo  stesso 
punto  di  sviluppo.    Coloro  i  quali  negano  ai  vasi  la  proprietà  di 
conservare  i  caratteri  ancestrali  e  li  ritengono  elementi  molto  inco- 
stanti, troverebbero  in  questi  fatti  un  grave  argomento  in  loro  favore 
e  una  buona  ragione  per  trascurare  lo  studio  dello  sviluppo  dei  vasi. 
Ma  é  appunto  uno  studio  superficiale  che  fa  venire  a  siffatte 
conchiusioni ;  giacché,  se  si  estendono  le  ricerche  su  di  un  vasto 
materiale,   e  si  seguono  le  trasformazioni  dei  vasi  in  un  gran 
numero  di  stadi  embrionali,  si  cambierà  completamente  di  opinione 
e  si  vedrà  che  lo  schema  dello  sviluppo  del  sistema  vascolare  nel- 
l'ontogenia  di  nna  specie  é  costante  fin  nei  più  piccoli  particolari, 
e  le  asimmetrie  e  le  variazioni  individuali  sono  fatti  puramente 
accidentali,  facili  a  valutare,  i  quali,  se  possono  fuorviare  un  osser- 
vatore frettoloso,  riescono  molto  utili  talvolta  poiché,  esagerando  lo 
sviluppo  di  alcune  parti,  richiamano,  l'attenzione  su  certi  particolari 
che  nelle  condizioni  normali  passerebbero  forse  inosservati. 

Prima  di  andare  oltre  nella  descrizione  delle  fasi  evolutive  dei 
vasi  della  testa  é  bene  soffermarci  un  poco  a  considerare  i  fatti  fin  qui 
messi  in  evidenza.  Desidero  anzi  tutto  richiamare  l'attenzione  sul 
modo  come  si  formano  le  arterie  branchiali.  Abbiamo  veduto 
che  il  primo  accenno  dell'  art.  mandibolare  si  mostra  prima  che  sia 
formato  il  cuore,  innanzi  al  fondo  cieco  intestinale  cefalico  ;  solo  dopo 
qualche  tempo  questa  prima  coppia  di  arterie  si  mette  in  comuni- 
cazione ventralmente  col  cuore  e  dorsalmente  con  le  aorte  ;  così  pure 
le  arterie  ioidee  —  le  quali  per  altro  si  cominciano  a  sviluppare 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei.  453 

quando  già  è  formato  il  cuore,  e  già  questo,  per  mezzo  delle  art. 
mandibolari,  è  in  relazione  con  le  aorte  —  si  differenziano  prima  nel 
loro  tratto  intermedio,  verso  il  mezzo  circa  della  lunghezza  del  loro 
arco,  e  secondariamente  si  prolungano  da  una  parte  col  cuore,  dal- 
l'altra con  le  aorte;  non  altrimenti  accade  per  le  seguenti  arterie 
branchiali,  le  quali,  come  è  noto,  si  vanno  sviluppando  in  ordine  di 
tempo  da  avanti  in  dietro.  Possiamo  dunque  formulare  la  legge  che 
gli  archi  aortici  primitivi  non  si  originano  né  dal  cuore, 
né  dalle  aorte,  ma  indipendentemente,  nel  mezzo  del  proprio 
arco  viscerale,  cosi  che  il  primo  tratto  loro  a  differenziarsi  come 
vaso  è  quello  intermedio.  —  Questo  fatto,  che  io  credo  essere  primo 
a  notare,  mi  sembra  degno  di  seria  considerazione,  per  le  conseguenze 
che  se  ne  possouo  trarre.  E  in  primo  luogo  mi  pare  che  esso  valga 
a  combattere  l'opinione  già  riferita  di  Rabl  che  gli  endotelii  pro- 
vengano sempre  da  endotelii,  poiché  il  primo  abbozzo  delle  arterie 
branchiali  si  forma  in  mezzo  al  mesenchima  dell'  arco  viscerale, 
senza  che  vi  sia  traccia  di  continuità  con  gli  endotelii  preformati. 
Ma  più  importanti  ancora  sono  le  deduzioni  che  si  possono  fare  in 
riguardo  alla  condizione  primitiva  del  sistema  vascolare  e  alla  for- 
mazione del  cuore,  e  qui  é  il  luogo  dove  debbo  completare  la 
confutazione  delle  conchiusioni  del  Rückert,  già  in  parte  tentata  al 
principio  [v.  p.  443 — 440).  Il  Rückert,  pur  confermandole  osservazioni 
fatte  da  P.  Maykk  sullo  sviluppo  delle  vene  sotto-intestinali  e  delle 
aorte,  non  crede  poter  convenire  con  lui  nel  ritenere  il  cuore  primi- 
tivamente pari.  Il  Raul,  é  vero,  non  accetta,  né  meno  su  questo 
punto,  le  conchiusioni  di  Rückert,  ma  rimane  dubbioso;  e,  non  so 
veramente  con  quale  criterio,  mentre  ha  tanta  fiducia  nelle  osservazioni 
di  Rückert,  ne  mostra  pochissima  in  quelle  di  Mayer.  Io  già  ho 
detto  come  mi  associassi  al  Rabl  nel  giudicare  oltremodo  coscienziose 
le  ricerche  di  Rückert,  ma  non  posso  astenermi  dal  rivendicare  al 
Mayer  il  dritto  alla  medesima  lode,  tanto  più  che  io  vidi,  per  cosi 
dire,  nascere  il  lavoro,  e  sono  stato  ora  condotto,  da  ricerche  fatte 
sotto  un  altro  punto  di  vista,  a  riconoscere  la  esattezza  delle  sue  osser- 
vazioni e  a  ritenere  in  massima  parte  giuste  le  conchiusioni  che  egli 
ne  trae.  Non  avrei  rotto  questa  lancia  in  pro'  del  Mayer,  se  non 
avessi  veduto  il  suo  lavoro  soverchiamente  trascurato  rispetto  ad  altri 
in  alcuni  libri  di  testo  (per  es.  l'embriologia  di  0.  Hertwig). 

Tornando  alle  arterie  branchiali,  io  credo  che  il  modo 
come  si  originano  si  spiegherebbe  supponendo  che  esse  primitivamente 
si  univano  con  un  tronco  longitudinale  che  decorreva  da  ciascun  lato 

30* 


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454 


P,  Raffaele 


(più  o  meiio  ventralmente    dell'  intestino,  come  continuazione  delle 
vene  sotto-intestinali;  esse  rappresenterebbero  nella  testa,  come  credo 
sia  opinione  anche  di  Mayek,  quel  che  i  vasi  trasversali  (Quergefäße 
del  Mayek)  nel  tronco  e  nella  coda.   È  stato  solo  posteriormente  che 
i  due  tronchi  longitudinali  si  sono  andati  sempre  più  ravvicinando 
I  nno  all'  altro,  fino  a  fondersi  in  un  vaso  unico  al  modo  stesso  coinè 
è  accaduto  per  le  aorte.  —  Ma.  si  obbietta,  finora,  malgrado  le  più 
scrupulose  ricerche,  non  si  è  potuto,  neanche  dai  più  strenui  soste- 
nitori della  primitiva  duplicità  del  cuore.  qn&T  è  il  Mayek,  ad  esempio, 
dimostrare  con  certezza  che  esBO  si  origina  sempre  ontogeneticamente 
con  un  abbozzo  pari,  e  dove  la  duplicità  si  è  trovata,  essa  è  forse  do- 
vuta a  un  fenomeno  secondario  (chiusura  ritardata  dell'  esofago.  Bal- 
four,  aumento  del  vitello  nutritivo,  Raul)  il  quale  ha  reso  fisicamente 
impossibile  una  formazione  unica.    Quello  che  dice  il  Mayek  a  questo 
proposito  mi  sembra  degno  di  considerazione:  se  il  cuore  cosi  egli 
si  esprime  a  pag.  360)  era  originariamente  impari,  e,  nel  corso  della 
filogenesi,  il  vitello  si  fosse  accresciuto  tanto  da  ritardare  la  chiusura 
dell'  esofago,  anche  la  formazione  del  cuore  sarebbe  stata  in  ritardo 
e  si  sarebbe  compiuta  soltanto  (mando  la  gola  era  già  chiusa.  E  perche, 
se  le  ragioni  addotte  fossero  giuste,  soggiunge  egli,  troveremmo  le  due 
vene  ancora  pari  nella  coda?  —  È  inoltre  assolutamente  necessario 
trovare  ontogeneticamente  due  cuori  e  vederli  fondersi  in  uno,  per 
dedurne  la  primitiva  duplicità  dell'  organo,  e  non  è  logico  far  questa 
deduzione  da  un  fatto  già  noto,  cioè  la  duplicità  delle  vene  intestinali 
di  cui  il  cuore  e  continuazione?   Poiché,  insomma,  un  poco  indietro 
al  cuore  e  immediatemente  innanzi  ad  esso,  nessuno  nega  la  duplicità 
dei  vasi. 

Ma  perchè,  se  questa  duplicità  di  origine  esiste,  si  nasconde  essa 
appunto  nella  regione  del  cuore,  mentre  altrove  si  palesa  nella  onto- 
genesi? 

La  risposta  a  questa  obiezione  non  mi  pare  difficile.  Lo  sviluppo 
precoce,  nell'  ontogenesi  dei  Selacci,  delle  tasche  branchiali  e  la 
successiva  formazione  delle  fenditure  viscerali,  hanno  turbato  pro- 
fondamente la  primitiva  disposizione  dei  vasi  della  testa.  1  tronchi 
longitudinali  che  continuavano  innanzi  le  vene  sotto-intestinali,  non 
avrebbero  evidentemente  potuto  funzionare  dopo  l'apertura  delle  fen- 
diture branchiali  :  essi  si  sono  perciò  a  poco  a  poco  (forse  in  se- 
guito al  dilatarsi  dell'  intestino  anteriore)  spostati  ventralmente  fino 
ad  unirsi  per  formare  l'attuale  cuore  —  o  deve  ammettersi  questo,  op- 
pure si  dovrà  supporre  che  il  cuore  attuale  sia  una  formazione  secon- 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  -Setacei.  455 

daria  che  secondariamente  si  è  messa  in  rapporto  con  i  vasi  preesistenti, 
sostituendosi  ad  una  porzione  dei  primitivi  tronchi  longitudinali.  Co- 
munque sia  però,  dal  vedersi  originare  le  arterie  branchiali  ai  lati  del- 
l'intestino, indipendentemente  dal  cuore  e  dair  aorta,  si  é  quasi  forzati 
ad  ammettere  che  anche  lungo  tutta  l'attuale  regione  branchiale,  0 
cardiaca  che  dir  si  voglia,  esistevano  altravolta  due  vasi  longitudinali 
vene  sottointestinali:  da  cui  quelle  arterie  si  staccavano. 

Modificazioni  della  circolazione  nella  testa  0  formazione  del  vaso 

cere  bro -spinale. 

Col  crescere  dell'  embrione  aumenta  man  mano  la  curvatura  della 
testa:  l'angolo  che  il  cervello  anteriore  fa  con  gli  archi  mandibolari,  di- 
venta sempre  più  acuto,  e  la  insenatura  anteriore  in  cui  si  prolunga 
la  cavità  boccale  tra  le  basi  di  questi  archi,  si  comincia  ad  allar- 
gare, iniziando  i  diverticoli  laterali  dell'  ipofisi,  mentre  innanzi  ad 
essa  il  tratto  mediano  delle  cavità  pre mandibolari  si  accresce  acqui- 
stando un  lume  centrale;  d'altra  parte  la  corda  dorsale  si  sviluppa 
maggiormente.  E  forse  in  conseguenza  di  queste  modificazioni  che 
le  comunicazioni  tra  il  seno  vascolare  cefalico  e  i  suoi  prolunga- 
menti anteriori  divengono  più  diffìcili.  Già  abbiamo  veduto  come  i 
due  diverticoli  in  cui  si  continuava  il  seno,  sono  divenuti  più  stretti 
allo  loro  base  e  sono  rimasti  in  relazione  soltanto  con  una  piccola  porzione 
laterale  di  esso.  Ora  (embrione  4)  la  separazione  dei  diverticoli  dal 
seno  s'è  ancora  estesa,  e,  come  si  vede  nella  fig.  25  della  tav.  30,  il 
tratto  di  unione  è  angustissimo.  Innanzi  al  seno  il  diverticolo  (vaso  d) 
di  un  lato  comunica  sempre  con  quello  del  lato  opposto  per  mezzo 
dell'  anastomosi  trasversale  notata  a  pag.  451  (v.  fig.  22  S.ip).  Si 
sono  inoltre  a  poco  a  poco  modificati  anche  i  rapporti  del  seno  con 
le  arterie  mandibolari  da  una  parte,  e  con  le  aorte  cefaliche  dal- 
l'altra. Allargandosi  la  bocca  in  senso  trasversale,  i  due  archi 
mandibolari  s'  incurvano  sempre  più,  così  che.  mentre  dapprincipio 
erano  paralleli,  ora  formano  insieme  un'  ellissi,  che  limita  l'apertura 
boccale;  per  conseguenza  le  arterie  mandibolari  tendono  a  confluire 
nel  seno  non  più  solo  da  dietro  in  avanti  e  da  sotto  in  sopra,  ma  anche 
dall'  esterno  all'  interno;  mentre  al  tempo  stesso  lo  svilupparsi  dcl- 
1  ipofisi  tende  a  interrompere  la  loro  comunicazione  col  seno. 

D'altra  parte  lo  due  aorte  cefaliche  si  allontanano  l'una  dall'  altra 
tra  i  loro  due  punti  di  confluenza  e  cresce  l'angolo  sotto  cui  s  in- 
contrano tanto  posteriormente  nell'  aorta  discendente  unica,  quanto 


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451) 


F.  Raffaele 


anteriormente  nel  seno)  e  sboccano  esse  pure  nel  seno  più  dal- 
l'esterno air  interno. 

Le  conseguenze  di  questi  mutamenti  negli  angoli  di  incidenza 
dei  principali  tronchi  vascolari  tra  loro  sono  notevolissime.    Chi  ha 
seguito  la  descrizione  dello  stadio  precedente,  con  la  scorta  della 
figura  1S  (tav.  29),  facilmente  ricaverà  quale  era  il  cammino  del 
sangue:  esso  per  le  due  grandi  vie  delle  arterie  mandibolari  era 
spinto  dal  cuore  verso  il  seno;  quivi  una  parte,  forse  la  maggiore, 
passava  direttamente  nelle  aorte  cefaliche,  dove  si  univa  al  sangue 
portatovi  dalle  altre  arterie  branchiali;  l'altra  andava  nei  vasi  1  e  nei 
diverticoli  anteriori  del  seno  e  quindi  nei  vasi  2,  3,  4  e  5  che  con 
quelli  comunicano,  seguendo  un  cammino  che,  sebbene  impossibile 
a  determinarsi  con  certezza  senza  l'osservazione  diretta  sul  vivo,  deve 
ritenersi,  dal  modo  come  quei  vasi  si  uniscono  tra  loro,  riconducesse 
il  sangue  nel  seno  e  quindi  anche  nelle  aorte  cefaliche.    Altra  via 
non  è  possibile  immaginare.    Per  i  cambiati  rapporti  dei  vasi  deve 
accadere  questo,  che  minor  copia  di  sangue  passa  dalle  arterie  man- 
dibolari nel  seno  (e  per  la  compressione  esercitata  dalla  ipofisi,  e 
per  la  cambiata  direzione  delle  arterie  stesse),  e  minor  copia  ancora 
passa  dal  seno  nelle  aorte,  e  ciò  in  parte  per  il  mutato  angolo 
d'incidenza  delle  aorte  col  seno,  in  parte  perchè  il  sangue  viene  più 
energicamente  richiamato  in  altra  direzione  per  quanto  ora  dirò. 

Abbiamo  lasciato  nell'  embrione  della  fig.  18  il  vaso  cerebro- 
spinale (  V.cs)  terminantesi  a  fondo  cicco  a  livello  della  capsula  uditiva  ; 
ora  esso  si  è  continuato  in  dietro  fin  sotto  le  radici  del  nervo  ipo- 
glosso,  e  qui  si  volge  in  giù  e  si  versa  nel  seno  cardiaco  per 
mezzo  di  un  tratto  trasversale  [tav.  31  fig.  48).  Stabilitasi  cosi  una 
comunicazione  dei  vasi  anteriori,  provenienti  dalle  arterie  mandibolari, 
con  l'estremo  venoso  del  cuore,  per  mezzo  del  vaso  cerebro-spinale, 
il  sangue  e  richiamato  in  questo  canale  dalla  vis  a  tergo,  che  viene 
a  riattivare  la  circolazione  cefalica.  E  perciò  che  il  sangue  dal  seno, 
anzi  che  nelle  aorte,  o  per  lo  meno  in  quantità  maggiore  che  in  esse, 
si  precipita  per  i  diverticoli  e  i  vari  vasi  anteriori  nel  grande  seno 
cerebro-spinale. 

Dei  vasi  anteriori  1 — 5  mi  resta  a  dire  qualche  cosa.  Il  vaso  1. 
costretto  tra  il  diverticolo  laterale  dell'  ipofisi  e  la  por/ione  laterale 
della  cavità  premandibolare,  diventa  angustissimo  e  sembra  scom- 
parire completamente.  »Se  finisca  per  atrofizzarsi,  non  ho  potuto 
appurare  con  certezza,  ma,  se  pur  rimane,  esso  è  talmente  ridotto 
che  a  fatica  vi  si  può  cacciare  qualche  globulo  sanguigno.  Il  vaso  2 


Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei.  457 

invece  assume  proporzioni  colossali,  esso  si  continua  sopra  e  dietro 
al  peduncolo  ottico  e,  girando  intorno  ad  esso,  ritorna  in  sè  stesso 
allo  innanzi  ;  i  vasi  4  e  5  si  sono  fusi  in  un  gran  seno,  il  vaso  3  o 
è  scomparso  o  si  è  fuso  col  2;  il  seno  formato  dai  vasi  4  e  5  e  il 
vaso  2  (o  2  +  3)  comunicano  per  mezzo  del  noto  vaso  sotto-cerebrale. 
Questi  vasi  rappresentati  nella  fig.  20  (tav.  30)  si  lasciano  senza 
difficoltà  riconoscere  per  gli  stessi  che  abbiamo  trovati  in  uno  stadio 
più  giovine,  più  o  meno  fusi  tra  loro  e  aumentati  di  volume.  Se 
costantemente  accada  una  trasformazione  simile,  se,  cioè,  si  formino 
sempre  questi  grandi  seni,  e  la  fusione  dei  vasi  si  faccia  nello  stesso 
grado  e  allo  stesso  modo,  non  saprei  affermare  ;  è  ben  possibile  che 
vi  siano  delle  piccole  variazioni  individuali,  le  quali  per  altro  non 
hanno  grande  importanza,  nè  possono  alterare  lo  schema  fondamentale. 

Questo  punto  della  evoluzione  del  sistema  vascolare  è  molto 
interessante  ;  esso  segna  la  prima  tappa  verso  la  circolazione  defini- 
tiva; ora  infatti,  per  la  prima  volta,  tutto  il  sangue  che  esce  dal 
cono  arterioso  per  mezzo  dell'  arteria  mandibolare  non  va  nelle  aorte 
cefaliche,  ma  una  parte  di  esso  torna  al  cuore  per  mezzo  del  gran 
vaso  cerebro-spinale. 

Siccome  in  questo  periodo  dello  sviluppo  i  cambiamenti  nei  vasi 
della  testa  si  succedono  rapidamente,  è  utile  paragonare  tra  loro  due 
embrioni  che  poco  differiscono.  Fo  seguire  per  ciò  la  descrizione  fatta 
sopra  sezioni  orizzontali  di  un  embrione  poco  più  sviluppato  del 
precedente.  Qui  troviamo  che  il  seno  cefalico  si  è  allungato  nel 
senso  dorso-ventrale,  e,  mentre  conserva  ancora  una  sezione  presso 
che  circolare  sulla  sua  parte  centrale,  ai  suoi  due  estremi,  dorsale 
e  ventrale,  si  è  schiacciato  da  avanti  indietro,  aumentando  il  suo 
diametro  trasversale,  e  acquista  così  sulle  sezioni  orizzontali,  tanto 
tra  l'origine  delle  due  aorte,  (manto  tra  lo  sbocco  delle  art.  mandi- 
bolari, l'aspetto  di  un'  anastomosi  trasversale  tra  il  vaso  di  un  lato 
«  quello  dell'  altro  (tav.  30  fig.  27).  Si  sono  intanto  interrotte  le 
comunicazioni  tra  il  seno  e  i  suoi  diverticoli  anteriori;  lo  sviluppo 
della  ipofisi  e  della  porzione  mediana  comune  delle  cavità  pre- 
mandibolari  non  sembra  estranea  a  questa  interruzione.  Questi  due 
organi,  infatti,  aumentando  di  volume,  comprimono  il  seno  da  sotto 
in  sopra  verso  la  sua  parte  anteriore,  rendendo  sempre  più  difficile 
il  passaggio  del  sangue,  fino  a  farlo  cessare  completamente  e  a 
provocare  quindi  l'obliterazione  dei  vasi  anteriori.  Seguendo  sopra 
sezioni  orizzontali,  dal  dorso  verso  il  ventre,  il  percorso  del  seno 
mediano  (fig.  26—31  tav.  30;,  si  vede  come  esso,  giunto  dietro  al 


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458 


F.  Raffaele 


diverticolo  mediano  dell'  ipofisi,  il  quale  si  spinge  da  sotto  in  sopra 
e  da  dietro  in  avanti,  si  divide  in  due,  e  ciascuna  delle  due  metà 
si  unisce  con  l'arteria  mandibolare  del  suo  lato,  e  ventralmente  poi 
si  continua  in  un  vaso  che  può  interpretrarsi  come  continuazione  e 
del  seno  e  delle  arterie  mandibolari  ;  e  si  dirige  un  poco  allo  esterno, 
dietro  al  diverticolo  laterale  dell'  ipofisi,  nell'  angolo  formato  posterior- 
mente da  questo  diverticolo  e  dalla  parete  della  cavità  premandibolare 
del  proprio  lato,  diminuendo  rapidamente  di  volume.  —  Questo  vaso 
fig.  29—31  F,  ha  la  medesima  posizione  e  lo  stesso  decorso  di 
quello  descritto  in  uno  stadio  più  giovine  come  vaso  1 ,  e  molto  pro- 
babilmente è  proprio  lo  stesso.  Abbiamo  veduto  come  il  vaso  t, 
dapprincipio  abbastanza  sviluppato,  si  vada  poi  atrofizzando  tanto 
da  far  supporre  la  sua  completa  scomparsa,  quando  il  sangue  portato 
dalla  arteria  mandibolare,  trovando  nuovi  e  più  facili  sbocchi  attra- 
verso il  seno  mediano  nei  vasi  anteriori,  abbandona  i  vasi  1  o  vi 
passa  soltanto  in  piccolissima  quantità.  Interrotte  ora  le  comuni- 
cazioni anteriori  del  seno,  ù  verosimile  supporre  che  una  parte  del 
sangue  delle  art.  mandibolari  si  faccia  di  nuovo  strada  nelle  art.  1, 
e  queste,  riallargandosi,  ritornino  alla  prima  dignità,  per  poi,  come 
or  ora  diremo,  divenire  due  arterie  considerevoli.  —  Innanzi  a  cias- 
cuno dei  vasi  ora  descritti  se  ne  trova  un  altro  (fig.  29 — 31  v.o/t) 
che  chiamerò  fin  da  ora  vena  oftalmica,  il  quale  si  lascia  seguire 
dorsalmente  fin  dove  il  seno  cefalico  si  bipartisce  ;  e  quivi  sbocca  in 
nn  sistema  di  lacune  comunicanti  con  quelle  del  lato  opposto,  situate 
immediatamente  innanzi  al  seno,  le  quali  sono  i  diverticoli  del  seno 
ora  separatisi  da  esso.  —  I  due  vasi  [V\  e  la  vena  oft.)  vanno  da 
sopra  in  sotto,  ciascuno  lungo  la  parete  della  cavità  premandibolare 
del  suo  lato,  e  dorsalmente  al  diverticolo  laterale  dell'  ipofisi.  Queste 
due  coppie  di  vasi  si  continuano  ventralmente  oltre  l'ipofisi, 
da  ciascun  lato  lungo  la  parete  della  vescicola  mediana  del  cervello 
anteriore,  tra  questo  e  la  cavità  premandibolare,  che  s'incurva  ventral- 
mente seguendo  la  curva  della  testa;  le  arterie  1  sono  sempre  poste- 
riori e  un  poco  esterne  alle  vene,  ma  molto  vicine  a  queste,  e  in  taluni 
punti  l'arteria  viene  con  la  vena  a  cosi  intimo  contatto  da  far  credere, 
che  esse  sieno  la  stessa  cosa.  A  misura  che  i  vasi  vanno  in  giù, 
l'arteria  1  diviene  man  mano  esterna  alla  vena,  costeggia  la  cavità 
premandibolare,  e  impicciolendosi  sempre  più,  si  esaurisce  nel  meso- 
derma circostante  ;  la  vena  si  continua  ancora  per  un  tratto  e,  a  livello 
dell'  estremo  anteriore  della  cavità  premandibolare,  si  esaurisce 
anch'  essa  presso  una  sottile  lacuna  vascolare  che  è  diretta  da  avanti 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Setacei. 


459 


indietro  lungo  la  parete  cerebrale  e  si  continua  fino  al  peduncolo 
ottico. 

I  vasi  situati  anteriormente  al  seno  mediano,  col  quale  prima 
comunicavano,  costituiscono  ora  un  sistema  di  lacune  poc'  anzi 
accennate,  alquanto  irregolari,  in  molte  delle  quali  non  si  trova  mai 
traccia  di  sangue.  Non  e  facile  stabilire  i  rapporti  reciproci  di  esse. 
Due  di  queste  lacune  più  grandi  e  costanti  si  lasciano  seguire  a 
cominciare  dal  punto  dove  sboccano  le  arterie  mandibolari  nel  seno, 
da  ciascun  lato,  innanzi  al  seno,  tino  air  origine  delle  aorte  (fig.  2G  d): 
esse  sono  i  due  diverticoli  anteriori  del  seno  descrìtti  a  ]  mg  448; 
nella  loro  porzione  ventrale  quello  d'un  lato  comunica,  come  faceva 
prima,  con  quello  dell'  altro,  per  mezzo  del  ramo  anastomotico  tras- 
versale il  quale  passa  dorsalmente  al  diverticolo  mediano  dell'  ipofisi 
e  dietro  al  punto  più  dorsale  del  tratto  comune  delle  cavità  pre- 
mandibolari. E  dove  le  due  lacune  si  uniscono  al  ramo  anasto- 
motico, che  in  esse  vengono  a  versarsi  da  ciascun  lato  le  due  vene 
oftalmiche  testé  descritte. 

I  vasi  che,  partendo  dai  diverticoli  anteriori  del  seno,  andavano 
a  fornire  il  vaso  cerebro-spinale,  sono  ora  in  parte  scomparsi;  se  ne 
trovano  ancora  però  qua  e  là  dei  residui  (fig.  29  vas.):  il  seno  cerebro- 
spinale stesso  è  per  conseguenza  in  atrofìa  più  o  meno  completa;  la 
sua  porzione  anteriore,  ovvero  cerebrale,  sembra  anche  scomparire 
del  tutto,  la  posteriore,  lungo  il  midollo  allungato,  è  ancora  facil- 
mente riconoscibile,  e  tuttora  in  comunicazione  con  le  lacune  ante- 
riori al  seno,  per  mezzo  di  un  vaso  che  è  forse  quello  stesso  indicato 
prima  col  numero  5. 

Come  si  vede  dalla  descrizione  che  precede,  a  questo  stadio  le 
lacune  anteriori  al  seno,  separatesi  da  questo,  non  hanno  più  comuni- 
cazioni di  sorta  col  resto  del  sistema  vascolare  e  sembrano  quindi 
avviarsi  alla  completa  atrofia.  Ma  questo  stato  di  cose  è  soltanto 
transitorio,  se  pur  realmente  esiste  mai,  giacché  forse  delle  piccole 
comunicazioni  continuano  ad  esservi,  sebbene  sfuggano  all'osservazione. 
Ben  presto,  per  modificazioni  che  accadono  nel  sistema  degli  archi 
branchiali,  nuove  comunicazioni  sorgeranno,  e  mentre  taluni  dei  vasi 
primitivi  finiranno  per  scomparire,  i  più  centrali  fra  essi,  le  due 
lacune,  primitivi  diverticoli  [d]  del  seno  cefalico,  diveranno  parte 
del  sistema  venoso  definitivo. 

È  intorno  all'  epoca  cui  si  riferiscono  le  due  precedenti  descrizioni 
che  comincia  la  formazione  delle  vene  branchiali  nel  modo  descritto 
da  Dohrn  nello  studio  4   1).     Il  tratto  dorsale  dell'  arco  aortico 


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4 CO  F.  Raffaele 

primitivo,  ovvero  arteria  branchiale,  compreso  tra  la  prima  (ossia  più 
dorsale)  ansa  vascolare  che  essa  manda  nel  sacchetto  entodcrmico 
costituente  il  primo  abbozzo  di  un  foglietto  branchiale,  e  l'aorta,  non 
è  più  in  diretta  comunicazione  col  vaso  che  viene  dal  cuore,  ma  col 
vaso  efferente  dell'  ansa  vascolare,  perciò  quind'  innanzi  merita  il 
nome  di  vena  branchiale;  esso  viene  prolungato  a  poco  a  poco 
ventralmente,  rimanendo  sempre  posteriore  all'  arteria,  col  raccogliere 
i  rami  efferenti  delle  nuove  anse  vascolari  che  si  vanno  formando 
dall'  arteria,  e  costituisce  la  vena  branchiale  posteriore.  Questa  è  la 
prima  a  formarsi,  come  si  vede  (e  come  aveva  già  dimostrato  Dohkn) 
negli  archi  branchiali  ;  l'anteriore,  che  poi  finisce  per  diventare  la  più 
considerevole,  si  forma  parecchio  tempo  dopo,  e  non  è  dunque  come 
sostiene  Parker  (1),  se  ben  l'intendo,  la  primitiva. 

La  prima  vena  a  differenziarsi  è  quella  dell'  arco  ioideo  (nel 
quale,  come  è  noto,  essa  rimane  unica  anche  allo  stato  adulto,  non 
formandovisi  la  vena  anteriore).  Poco  dopo  la  separazione  del  tratto 
dorsale  dell'  arteria  ioidea  dal  ventrale,  come  prima  porzione  della 
vena,  a  un  dipresso  nel  punto  dove  accade  tale  separazione,  si  forma 
dalla  vena  ioidea  un  vaso  (fig.  46  rom.  ioid.)  che,  staccandosi  quasi  ad 
angolo  retto  da  essa,  si  dirige  in  avanti,  attraversa  tutto  lo  spessore  del- 
l'arco, e,  girando  intorno  all'  angolo  ventrale  della  fenditura  spira- 
colare,  finisce  per  entrare  nell'  arco  mandibolare  e  per  confluire  con 
l'arteria  di  esso.  —  Questo  vaso,  descritto  da  Dohrn  e  paragonato 
giustamente  a  una  delle  commessure  che  nei  veri  archi  branchiali 
mettono  in  comunicazione  la  vena  posteriore  con  l'anteriore,  viene  a 
rinsanguare  la  porzione  anteriore  della  arteria  mandibolare1.  Questa 
quind'  innanzi  è  composta  di  due  tratti,  uno  ventrale,  dal  tronco 
arterioso  fino  al  punto  dove  in  essa  confluisce  la  commessura  ioidea, 
nel  quale  scorre  sangue  venoso,  e  uno  più  dorsale,  dal  punto  di 
quell'  unione  fino  al  suo  sbocco  nel  seno  cefalico,  nel  quale  al  sangue 
proveniente  dal  cuore  si  aggiunge  il  sangue  proveniente  dai  foglietti 
branchiali,  per  mezzo  della  vena  ioidea  e  della  sua  commessura, 
sangue,  cioè,  che  ha  già  respirato  fig.  46  v.sp.).  È  questo  tratto 
anteriore  cui  Dohrn  dà  il  nome  di  vena  spiracolare2,  mentre  il 

1  Quanto  segue  si  riferisce  a  uno  stadio  embrionale  più  avanzato. 

2  Veramente,  secondo  Dohkn,  l'art,  tir.-spir.  insieme  alla  commessura 
ioidea  forma  l'art,  spir.  ;  la  vena  spir.  rappresenta  il  vaso  efferente.  Però, 
siccome  le  anse  vascolari  che  costituiscono  la  branchia  spiracolare  e  si  svilup- 
pano molto  dopo  lo  stadio  di  cui  mi  occupo,  non  alterano  la  primitiva  unità 
del  vaso,  come  risulta  dalle  ricerche  del  Vikchow.  cosi  può  dirsi  indifferente- 
mente arteria  o  vena  spiracolare  quello  che  di  fatti  è  lo  stesso  ed  unico  vaso. 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei.  461 

tratto  posteriore  egli  chiama  arteria  tireo-spiracolare  o  tireo-mandi- 
bolare.  —  Di  questa  arteria  tireo-spiracolare  Doiirn  ha  supposto, 
come  ho  già  detto  (pag.  447),  l'origine  dal  cono  arterioso,  non  ha 
potuto  però  constatarla,  poiché  egli  l'ha  studiata  sopra  stadii  embrio- 
nali più  evoluti,  nei  quali  essa  si  origina  dall'  arteria  ioidea.  Infatti, 
col  prosieguo  dello  sviluppo,  diminuisce  il  calibro  dell'  arteria  mandi- 
bolare, aumenta  invece  molto  quello  della  ioidea,  e  la  prima  si  al- 
lontana sempre  più  alla  sua  origine  dall'  omonima  del  lato  opposto 
(al  che  contribuisce  fors'  anche  lo  svilupparsi  della  tiroide),  cosi  che 
l'estremo  anteriore  del  cono  arterioso  retrocede  e  non  più  si  biforca, 
dietro  la  tiroide,  nelle  due  a.  mandibolari,  ma  nelle  a.  ioidee,  di  cui 
ora  le  a.  mandibolari  sono  divenute  una  ramificazione.  Cosi  esse  ri- 
mangono, a  quanto  pare  per  le  ricerche  di  Dohrn,  nei  Selacei  squali- 
formi  e  anche  in  alcuni  dei  Batoidei,  mentre  nelle  Torpedini  esse  a 
poco  a  poco  si  atrofizzano  e  scompariscono  affatto.  Si  confrontino 
fra  loro  le  fig.  1  ftav.  29) .  38  e  32  (tav.  30)  che  rappresentano  l'origine 
dell'  a.  mandibolare  in  tre  diversi  stadi. 

Origine  del  sistema  arterioso  definitivo. 

Nello  stadio  di  cui  ora  mi  occupo,  le  arterie  mandibolari  già 
sono  notevolmente  ridotte  nella  loro  porzione  ventrale  fino  al  punto 
dove  ricevono  la  commessura  ioidea:  la  dorsale,  ossia  la  vena 
spiracolare,  è  invece  un  vaso  considerevole. 

Il  seno  cefalico  si  è  sempre  più  ridotto  e  non  differisce  in  am- 
piezza dai  grossi  tronchi  vascolari;  ora  esso  ha  cambiato  notevolmente 
forma  e  posizione;  ha,  cioè,  retroceduto  alquanto  ed  ha  preso  la 
forma  di  un  cono  tronco,  schiacciato  da  avanti  indietro  (a  sezione 
cioè  ellittica)  che  nella  sua  parte  ventrale,  larga,  si  continua  da 
ciascuna  parte  con  le  vene  spiracolari  (tav.  30  fig.  39 ì ,  nella  ristretta, 
dorsale,  con  le  due  aorte.  —  Queste  ora  divergono  fortemente  al- 
l'indietro  :  il  tratto  di  esse  tra  lo  sbocco  delle  vene  ioidee  e  lo  sbocco 
delle  prime  vene  branchiali  si  è  ridotto  notevolmente  nel  suo  calibro 
(tav.  31  fig.  42);  il  sangue  che  è  portato  dalla  vena  ioidea  passa  in 
parte  in  questo  tratto  aortico  più  angusto,  ma  la  maggior  copia,  non 
potendo  avervi  adito,  cambia  direzione  e  cammina  da  dietro  in  avanti 
nel  tratto  aortico  anteriore  il  quale  conserva  il  calibro  primitivo, 
anzi  lo  accresce.  Conseguentemente  anche  nel  seno  cefalico  cambia 
il  cammino  del  sangue  e,  anzi  che  da  sotto  in  sopra  come  prima, 
esso  è  ora  da  sopra  in  sotto,  cioè,  verso  le  vene  spiracolari. 
Queste  già  non  hanno  più  la  direzione  che  avevano  prima  come 


462 


F.  Raffaele 


art.  mandibolari,  ma  tendono  ad  assumere  sempre  più  quella  della 
commessura  ioidea,  che  aumenta  di  volume,  direttamente  da  dietro 
in  avanti;  la  corrente  sanguigna  che  esse  trasportano,  incontrandosi 
con  quella  che  viene  dal  seno  da  sopra  in  sotto,  dà  luogo  a  una 
corrente  risultante  che  va  da  sopra  in  sotto  e  da  dietro  in  avanti. 
Questa  corrente  trova  il  suo  canale  nell'  arteria  primitiva  indicata 
come  Vu  ovvero  (giacché  è  difficile  acquistare  la  certezza  su  tal  punto} 
in  un  vaso  di  nuova  formazione  che  occupa  lo  stesBO  posto  e  in  cui 
il  sangue  ha  la  stessa  direzione1,  e  passa  così,  ventralmente  alla 
cavita  premandibolare,  nel  vaso  cerebro-spinale. 

Ora  è  tempo,  per  non  generar  confusione,  di  cambiare  la  nomen- 
clatura dei  vasi  in  armonia  coi  nuovi  rapporti  acquistati  e  con  la 
direzione  del  sangue.  Per  chi  é  al  giorno  dell'  angiologia  dei  Selacei, 
e  particolarmente  degli  studii  del  Dohrn  sui  vasi  della  testa,  non 
sarà  difficile  ritrovare  nel  tratto  angusto  delle  aorte  cefaliche  tra  lo 
sbocco  della  vena  ioidea  e  quello  della  prima  vena  branchiale  (fig.  42 
e  46  r.tfo),  la  la  radice  aortica  di  Hyrtl  —  nel  tratto  dorsale  (oltre 
l'arco  ioideo)  della  vena  ioidea  insieme  col  tratto  anteriore  dell'  aorta 
fig.  46  car ./>),  la  carotide  comune  Hyrtl  (ex  parte)  o  car.  posteriore 
di  J.  Müller  e  DoHRN  —  nel  seno  cefalico  stesso  (fig.  42  s.c),  il  tratto 
comune  o  chiasma  delle  carotidi  —  e  nei  suoi  due  prolungamenti 
laterali  ventrali  le  carotidi  interne  (Müller  e  Doiirn)  nelle  quali  si 
versa  la  vena  spiracolare  (Dohrn,  vaso  anastoraotico  della  1*  vena 
branchiale,  Hyrtl).     Il  vaso  cerebro-spinale  rappresenta  dunque 
anteriormente  l'arteria  profonda  cerebrale,  e  la  sua  continuazione 
posteriore  la  futura  art.  medullaris  impari.    Però  questo  vaso,  che 
anteriormente  ha  connessioni  arteriose,  posteriormente  ancora,  come 
nello  stadio  precedente,  si  versa  nella  porzione  venosa  del  cuore  e 
dovrebbe  perciò  considerarsi  come  vena  ;  né  è  a  dimenticarsi  che,  se 
la  maggior  parte  del  sangue  che  vi  transita  è  arterioso  (proveniente 
dalla  vena  ioidea  per  le  due  vie  della  carotide  posteriore  e  della 
spiracolare;,  vi  è  pure  una  piccola  porzione  di  sangue  venoso  che 
viene  direttamente  dal  cuore  per  mezzo  dell  arteria  tireo-spiracolare 
o  mandibolare. 

Le  ulteriori  trasformazioni,  già  note  per  le  osservazioni  di  Dohrn, 
consistono  nella  completa  atrofia  dell'  arteria  mandibolare  (v.  pag.  461) 


1  Questo  vaso  è  ovidentemeute  la  carotis  interna  di  Dohrn,  dunque,  anche 
so  esso  ù  lo  stesso  della  primitiva  arteriola  l'i,  è  stato  a  torto  chiamato  da 
Miss  Platt  in  uno  stadio  più  giovane  arteria  Ophthalmie*  magna. 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei.  4 03 


e  del  tratto  delle  aorte  primitive  tra  la  vena  ioidea  e  quella  del- 
l'arco branchiale  posteriore  (si  confrontino  le  fig.  42  e  43  della  tav.  31), 
onde  tutto  il  sangue  della  vena  ioidea  va  alla  testa  per  mezzo  della 
carotide.  —  Non  insisto  maggiormente  su  questi  fatti  e  sul  modo  di 
comportarsi  dei  vasi  branchiali  e  delle  arterie  che  vanno  alla  testa 
negli  embrioni  più  sviluppati  e  negli  adulti,  nè  sulle  differenze  che 
si  osservano  nelle  varie  specie  di  Selacei,  poiché  di  ciò  si  sono 
occupati  vari  autori,  e  passo  ora  a  descrivere  il  modo  come  si 
forma  il  sistema  venoso1. 

Origine  del  sistema  venoso  nella  testa. 

Abbiamo  veduto  come,  prima  della  comparsa  delle  appendici 
branchiali  e  del  consecutivo  sdoppiamento  dei  vasi  branchiali  in 
tronco  afferente  e  tronco  efferente,  tutto  il  sangue  che  dal  cuore  va 
alla  testa  ritorna  nelle  aorte  cefaliche.  Il  primo  vaso  che  riconduce 
il  sangue  dalla  testa  direttamente  al  cuore  è  quello  che  ho  chiamato 
vaso  cerebro-spinale,  e  che  ho  detto  originarsi  dalle  anasto- 
mosi sotto-cerebrali  dei  vasi  primitivi  ;  —  Vb),  che  partono  dal 
seno  cefalico,  prolungarsi  a  poco  a  poco  fin  dietro  alla  regione  bran- 
chiale, poi  volgere  obliquamente  in  sotto  e,  incrociando  esterna- 
mente l'aorta  cefalica  del  proprio  lato,  unirsi  ventralmente  ad  essa 
in  un  seno  trasversale  che  comunica  col  seno  venoso  cardiaco  (tav.  31 
tìg.  46'.  Questo  seno  trasversale  e  il  futuro  ductus  Cuvieri  il  quale 
a  queir  epoca  raccoglie  il  sangue  oltre  che  dalla  porzione  posteriore 
del  vaso  cerebro-spinale,  da  un  altro  vaso,  situato  immediatamente 
sotto  l'aorta,  decorrente  longitudinalmente  da  dietro  in  avanti  fig.  4S), 
del  quale  tra  poco  dirò  il  modo  di  formazione,  e  che  e  la  porzione 
anteriore  della  vena  cardinale  posteriore  e  servirà  forse  anche  in 
parte  alla  formazione  del  ductus  Cuvieri.  Su  questo  punto  e  sullo 
sviluppo  ontogenetico  di  tutta  la  regione  del  cuore  sono  però  neces- 
sarie altre  osservazioni. 

Poco  dopo  avvenuto  lo  sbocco  del  vaso  cerebro-spinale  nel  cuore, 
comincia  la  formazione  della  vena  principale  definitiva  che  sarà 
destinata  a  transitare  il  sangue  che  ritorna  dalla  testa,  cioè  la  giugu- 
lare o  cardinale  anteriore.  Miss  Platt,  per  la  prima  volta,  ba 
notato  come  una  porzione  anteriore  del  seno  cefalico  si  separi  dal 
resto,  e,  con  i  vasi  che  ne  partono,  passi  a  far  parte  del  sistema 
venoso;  ma  i  vasi  che  ella  nella  fig.  9  tav.  IV  indica  come  inizio 

1  Per  maggiori  particolari  sul  sistema  arterioso  della  testa  nei  Selacei,  oltre  ai 
lavori  di  Müller  e  Hyrtl,  si  veggano  Parker  (1),  Doiirn  '5;  e  H.  Virchow  (1,2). 


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464 


F.  Raffaele 


delle  vene  cardinali  anteriori,  sono,  io  credo,  i  vasi  cerebro-spinali; 
la  formazione  delle  cardinali  anteriori  o  giugulari  accade  più  tardi, 
nel  modo  che  ora  dirò.    Negli  embrioni  di  Torpedine  io  ho  potuto, 
come  s  è  visto,  confermare  in  massima  l'osservazione  di  Miss  Platt 
e  ho  detto  che  dal  seno  cefalico  si  separano  i  due  diverticoli  anteriori 
con  i  vasi  che  ne  partono.    11  tronco  anastomotico  trasversale1  che 
esiste,  come  ho  detto,  fin  da  principio  tra  i  due  diverticoli,  costituisce 
con  essi  quel  seno  venoso  che  abbiamo  veduto  trovarsi  innanzi  al 
chiasma  delle  carotidi  e  che  può  chiamarsi  seno  venoso  ipo- 
fisario fig.  49  S.ip).  Nel  periodo  che  segue  alla  separazione  del  seno 
cefalico  dai  suoi  diverticoli,  mentre  si  stabiliscono  le  vie  definitive 
del  sangue  arterioso,  quei  vasi  anteriori  che  prima  comunicavano 
ampiamente  col  seno,  ricevono  poco  o  nulla  sangue  e  sembrano 
accennare  ad  atrofizzarsi,  e  taluni  molto  probabilmente  finiscono  real- 
mente per  scomparire.  Ma  il  sangue  che  ora  per  la  via  delle  carotidi 
affluisce  air  occhio,  per  mezzo  della  arteria  ophthalmica  magna 
la  quale  si  va  formando,  e  al  cervello,  per  ramificazioni  dell'  arteria 
profonda  cerebrale,  dilaga  intorno  a  questi  organi  in  numerosi  seni 
che  in  questo  periodo  si  trovano  sempre  stivati  di  corpuscoli  rossi,  e 
dai  quali  a  poco  a  poco  si  vanno  formando  le  arterie  e  le  vene 
definitive  e  i  capillari  tra  esse  interposti.   Così  la  corrente  sanguigna 
portata  dai  due  tronchi  principali,  che  sono  la  carotide  posteriore  e 
la  vena  spiracolare,  per  vie  che  divengono  d  ora  in  ora  più  intricate 
e  lunghe,  ritorna  dagli  organi  che  ha  nutriti,  e  finisce  per  raccogliersi, 
in  parte  usufruendo  dei  vasi  primitivi  che  portavano  sangue  alla 
testa  dal  cuore  per  mezzo  delle  arterie  mandibolari),  in  parte  forse 
attraversando  canali  di  nuova  e  più  recente  formazione2,  da  ciascun 
lato  in  due  tronchi.    Uno  viene  dalla  regione  orbitale,  decorre  più 
o  meno  parallelamente  alla  carotida  interna,  internamente  ad  essa, 
e  merita  il  nome  di  vena  oftalmica;  una  porzione  di  esso  già  era 
formata  in  uno  stadio  precedente  ed  è  stata  descritta  a  pag.  458 
(v.  fig.  46  e  49).  L'altro  (fig.  45  e  49  t.cer)  viene  dallo  innanzi,  racco- 
gliendo il  sangue  del  cervello  anteriore  e  medio.  Questi  due  vasi  si  riu- 
niscono dorsalmente  c  lateralmente  alla  porzione  mediana  delle  cavità 
premandibolari  nel  seno  ipofisario  accresciutosi  ora  notevolmente.  Questo 


1  Esso  è  senza  dubbio  1  anastomosi  tra  i  due  seni  venosi  orbitali  ovvero 
seno  interorbitale  di  cui  parla  il  Parker  (2),  mentre  le  porzioni  laterali 
dol  seno  ipofisario,  primitivi  diverticoli  del  seno  cefalico,  sono  i  seni  orbitali. 

2  Non  è  sempre  possibile  decidere  con  sicurezza  quali  sono  i  vasi  già  esi- 
stenti e  quali  i  nuovi. 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei. 


41)5 


seno  venoso  per  qualche  tempo  ancora  comunica,  per  mezzo  del  vaso 
primitivo  5,  col  vaso  cerebro-spinale,  e  per  mezzo  di  questo  forse 
manda  il  suo  sangue  al  cuore;  ma  poi,  atrofizzandosi  il  vaso  5 
(i  cui  residui  ancora  si  veggono  nella  fig.  45) ,  si  estende  a  poco  a 
poco  da  ciascun  lato  da  avanti  indietro,  unendosi  mano  mano  a  la- 
cune che  vanno  formandosi  accanto  e  dietro  ad  esso  e  portano 
sangue  dagli  archi  branchiali  e  dalle  altre  regioni  della  testa.  Si 
formano  così  due  canali  longitudinali,  in  sulle  prime  lacunosi  e  irre- 
golari, poi  sempre  meglio  individualizzantisi  come  vasi,  i  quali 
decorrono  allo  esterno  delle  aorte  cefaliche,  ora  più,  ora  meno 
accostandosene,  e  finiscono  per  sboccare  ciascuno  nell1  ultimo  tratto 
del  vaso  cerebro-spinale  del  proprio  lato.  Cosi,  per  un  certo  tempo, 
il  sangue  ritorna  dalla  testa  al  cuore  mediante  due  grossi  tronchi  pari 
che  confluiscono  prima  di  giungervi:  uno  dorsale  che  è  il  vaso 
cerebro-spinale,  l'altro  ventrale  che  è  la  giugulare  o  cardinale 
anteriore  (fig.  47).  Ma  col  progredire  dello  sviluppo,  la  comuni- 
cazione tra  i  due  vasi  si  oblitera  (fig.  50),  e,  mentre  quello  più 
ventrale  e  di  più  recente  formazione,  insieme  al  tratto  posteriore 
dell'  altro,  costituisce  la  giugulare  definitiva,  il  vaso  cerebro-spinale, 
divenendo  assolutamente  arterioso,  si  continua  direttamente  air  indietro 
sotto  il  midollo  spinale  e  più  tardi  diventa  forse  in  parte,  unendosi  a 
quello  deir  altro  lato,  l'arteria  spinale  impari  dell'  adulto. 

Per  intendere  come  sia  raggiunta  la  topografia  dei  vasi  della 
testa  dell'  adulto  bisogna  tener  presenti  i  cambiamenti  che  accadono 
nella  forma  della  testa  e  le  metamorfosi  che  subiscono  i  suoi  vani 
organi.  I  cambiamenti  che  avvengono  nella  posizione  reciproca  dei 
vasi  e  nella  loro  direzione  sono  considerevoli,  e  difficilmente,  se  non 
si  seguissero  nella  loro  evoluzione,  si  potrebbero  nell'  adulto  rintrac- 
ciare i  vasi  che  si  trovano  nell1  embrione.  Sebbene  le  mie  osser- 
vazioni si  arrestino  a  uno  stadio  relativamente  giovine,  già,  confron- 
tando tra  loro  le  figure  dei  varii  stadi  descritti,  si  può  avere  una 
idea  del  modo  come  si  muta  la  topografia.  Così  ad  esempio, 
vediamo  le  carotidi  assumere  une  direzione  sempre  più  spiccatamente 
orizzontale  (da  dietro  in  avanti),  lo  sbocco  della  v.  spiracolare  in  esse 
accadere  sempre  più  vicino  all'  occhio,  a  quest'  organo  pure  accostarsi 
il  seno  venoso  che  raccoglie  il  sangue  dalla  vena  oftalmica  e  dalla 
cerebrale  (seno  orbitale  di  Parker),  ecc.  ecc. 


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466 


F.  Raffaele 


Formazione  delle  vene  segmentali  e  delle  cardinali  posteriori. 

Le  vene  segmentali  {intercostali,  intervertebrali  degli  autori 
precedono  di  parecchio  nella  loro  comparsa  le  arterie  omonime,  e  ciò 
a  prima  giunta  desta  meraviglia,  perchè  non  si  capisce  dove  pi- 
glino il  sangue  che  scorre  in  esse.  Ma  lo  studio  del  loro  sviluppo 
spiega  l'enigma.  Quando  il  vaso  cerebro-spinale,  che  già  tante  volte 
ha  richiamato  la  nostra  attenzione,  si  mette  in  rapporto  col  cuore 
per  mezzo  dell'  abbozzo  del  ductus  Olivieri,  non  tutto  il  sangue 
segue  quella  via  che  gli  viene  aperta,  ma  una  porzione  continua 
oltre  indietro  nella  direzione  primitiva  del  vaso;  così  da  ciascun  lato 
del  midollo  spinale  cominciano  a  formarsi  due  rivoli  di  sangue  che 
a  poco  a  poco  si  spingono  sempre  più  indietro,  e  da  cui,  in  corri- 
spondenza dei  punti  dove  le  radici  nervose  superiori  si  staccano  dal- 
la cresta  neurale,  partono  piccole  correnti  sanguigne  che  accom- 
pagnano i  nervi;  in  modo  che  innanzi  a  ciascuna  radice  nervosa  si 
forma  una  piccola  corrente  sanguigna.  A  misura  che  il  vaso  cerebro- 
spinale va  perdendo  la  sua  comunicazione  eoi  cuore,  in  seguito  alla 
formazione  della  vena  giugulare,  il  sangue  che  viene  dallo  innanzi 
scorre  in  maggior  copia  in  queste  vie  che  lo  continuano  posterior- 
mente, e  al  tempo  stesso  si  apre  un  altro  cammino,  parallelo  e 
ventrale  al  primo,  per  cui  si  va  spingendo  sotto  i  gangli  spinali; 
e  nel  suo  corso  s  incontra  naturalmente  con  i  piccoli  torrentelli  che 
scorrono  lungo  le  radici  superiori,  e  in  parte  mischiandosi  ad  essi 
scorre  da  sopra  in  sotto,  in  parte  continua  da  avanti  in  dietro.  In 
altri  termini,  innanzi  a  ciascun  nervo  spinale  si  forma  un  vaso 
trasversale  in  cui  il  sangue  scorre  da  sopra  in  sotto,  e  questi  vasi 
comunicano  tra  loro  per  mezzo  d  i  due  tronchi  longitudinali,  uno 
dei  quali  scorre  a  livello  delle  radici  di  senso,  l'altro  più  inferiormente 
{tìg.  47  an.8  e  an.ì .  Mentre  i  tronchi  longitudinali  si  fanno  strado 
all'  indietro,  i  vasi  trasversali  si  cercano  una  via  in  giti  e,  costeg- 
giando i  nervi,  i  primi  di  essi  finiscono  per  raggiungere  la  vena 
giugulare  e  l'abbozzo  del  ductus  Cuvieri  ;  quelli  situati  più  indietro, 
giunti  suir  abbozzo  del  rene,  si  uniscono,  dando  origine  al  piccolo 
tronco  longitudinale  di  cui  ho  parlato  a  pag.  463  fig.  46, 47  e  50)  ;  il  qual 
tronco  a  poco  a  poco  aumenta  di  volume  e  viene  prolungato  posterior- 
mente dai  vasi  segmentali  che  uno  dopo  l'altro  vengono  a  metter  capo 
ncir  abozzo  del  mesonephros  e  ivi  confondono  le  loro  correnti  in  una 
sola  longitudinale.  Cosi  gradatamente  si  forma  in  tutto  il  tronco, 
procedendo  dall'  avanti  all'  indietro,  un  sistema  di  vene  segmen- 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Setacei. 


407 


tali  e  un  tronco  longitudinale  che  le  raccoglie,  il  quale  è  la  vena 
cardinale  posteriore. 

Meglio  che  dalla  descrizione  si  intenderà  il  processo  dalle  figure. 

I  vasi  segmentali  nel  tronco  e  nella  ooda. 

Tutti  gli  autori,  antichi  e  recenti,  si  accordano  su  per  giù  nelle 
loro  descrizioni  a  considerare  questi  vasi  come  tipicamente  meta- 
merici, se  non  che  non  sempre  nell'  adulto  questa  disposizione  si 
conserva.  Il  modo  loro  di  comportarsi  nei  vari  stadi  embrionali  è 
stato  finora  poco  studiato;  e,  oltre  alle  osservazioni  di  K.  E.  vox  Baer 
e  di  C.  Vogt,  le  quali  versano  esclusivamente  sui  pesci  ossei,  non 
si  trovano,  per  quel  che  so,  nella  letteratura  altre  notizie  se 
non  quelle  dateci  dal  Mayer  e  dal  Dohrn.  —  Dohrn  (5  pag.  381) 
si  occupa  soltanto  delle  arterie  che  egli  chiama  Vertebralarterien  e 
che  egli  ha  studiato  su  embrioni  di  Scyllium  camcttla  e  catulus), 
di  Pristiurus  e  di  Mustelus  vulgaris.  Egli  dice  che  esse  si  sviluppano 
in  un'  epoca  alquanto  posteriore  a  quella  della  formazione  dei  vasi 
branchiali,  delle  carotidi  e  dell'  aorta,  e  ne  descrive  la  disposizione 
metamerica,  soggiungendo  che  questa  è  evidentissima  nel  tronco 
tra  le  due  estremità,  meno  chiara  più  allo  innanzi,  dove  è  alquanto 
irregolare.  In  generale  tutta  la  sua  descrizione  mi  sembra  conforme 
ai  fatti. 

Prima  che  vi  sia  ancor  traccia  di  arterie  segmentali,  sono 
già  formate  in  tutto  il  tronco,  nel  modo  poc  anzi  detto,  le  vene 
segmentali,  e  quando  cominciano  ad  apparire  le  arterie  queste  si 
formano  immediatamente  innanzi  e  in  dentro  di  ciascuna  vena;  negli 
embrioni  di  Torpedine,  l'arteria  è  situata  rispetto  alla  vena  molto  più 
profondamente  tav.  31  fig.  52),  mentre  in  quelli  di  Mustelus  i  due 
vasi  sono  vicinissimi  tra  loro  e  spesso  si  toccano. 

Nei  Mustelus  anzi,  la  esile  arteriola  che  si  va  fonnando  è  cosi 
intimamente  addossata  alla  parete  della  vena  (la  quale  è  un  vaso 
di  considerevoli  dimensioni  che  talvolta  nello  studiare  le  sezioni 
nasce  il  dubbio  che  essa  si  formi  in  parte  a  spese  della  vena,  e  si 
sarebbe  per  fino  tentati  di  credere  che  il  lume  dell  arteria  si  se- 
greghi a  poco  a  poco  da  quello  della  vena;  ma  la  stranezza  di  un 
tal  fatto  e  la  grande  difficoltà  che  presenta  l'osservazione,  consigliano 
un  completo  riserbo.  Comunque  sia,  le  arterie  vanno  aumentando 
di  volume,  pur  rimanendo  sempre  molto  più  piccole  delle  vene,  e,  per 
un  certo  tempo,  in  tutto  il  tronco  a  ciascun  segmento  e  per  con- 

Mittheilungen  ».  d.  Zoolog.  Station  xn  Neapel.   Bd.  IO.  31 


168 


F.  Kaffaele 


seguenza  a  ciascun  ganglio  spinale,  corrispondono  un'  arteria  e  una 
vena  (fig.  53  .  Il  differenziamento  tanto  delle  vene  quanto  delle 
arterie  procede,  come  per  le  ultime  osservò  Dohrn,  dall'  innanzi  al- 
l'indietro,  sicché  accade  di  trovare  nei  segmenti  anteriori  del  tronco 
già  i  due  vasi,  mentre  nei  posteriori  vi  è  la  sola  vena. 

Verso  la  coda,  l'arteria  di  ciascun  segmento  si  differenzia  sempre 
più  lontano  (più  innanzi  dalla  vena,  e  nella  coda  questa  distanza 
è  cresciuta  tanto  che,  mentre  la  vena,  come  nel  tronco,  si  trova  a 
egual  distanza  tra  due  gangli  nervosi,  l'arteria  è  immediatamente 
dietro  al  ganglio  anteriore,  cosi  che  tra  i  due  vasi  intercede  uno 
spazio  presso  a  poco  eguale  a  un  mezzo  segmento,  e  cosi  ciascun 
segmento  codale  non  ha,  come  quelli  del  trouco,  due  vasi,  ma  un 
solo  che  è  alternativamente  un'  arteria  o  una  vena  (fig.  55) .  Questo  fatto 
è  stato  già  notato  nell'adulto  dal  Mayer  (2pag.  329);  il  quale  giustamente 
ne  trae  la  conchiusione  che  le  vertebre  codali  sono  da  considerarsi  come 
metà  di  quelle  del  tronco.  L'embriologia  viene  fortemente  in  appoggio 
a  questo  modo  di  vedere,  poiché  dimostra  come  dapprincipio  la  regione 
codale  é  divisa  dalle  vene  in  segmenti  eguali  a  quelli  del  tronco  ed 
egualmente  composti:  e  secondariamente,  per  la  comparsa  delle  ar- 
terie, ciascun  segmento  vien  suddiviso  in  due.  E  importante  notare,  che  la 
comparsa  delle  arterie  precede  nella  coda  la  formazione  dei  corpi  verte- 
brali, e,  come  spero  poter  dimostrare  in  un  prossimo  studio  sullo  sviluppo 
della  colonna  vertebrale,  che  tanto  le  arterie  come  le  vene  sem- 
brano avere  una  non  lieve  influenza  sulla  formazione  dei  seg- 
menti vertebrali,  dei  quali  in  certo  modo  circoscrivono  e  determinano 
il  territorio. 

Secondo  Mayer  (ibid.)  nell'  adulto  a  ogni  vertebra  del  tronco 
corrisponde  un'  arteria  e  una  vena  segmentale,  —  allerdings  nur 
schematisch  —  soggiunge  egli  molto  opportunamente;  giacché  infatti, 
secondo  le  descrizoni  dei  varii  autori  le  cose  stanno  in  modo  alquanto 
diverso  e  si  può,  senza  scendere  a  particolari,  ritenere  che  la 
disposizione  metamerica  delle  vene  e  delle  arterie  del  tronco  è  nel- 
1  adulto  tutt'  altro  che  regolare.  —  Anzi,  durante  lo  sviluppo  embrio- 
nale medesimo,  la  disposizione  dei  vasi  segmentali  innanzi  descritta 
si  modifica,  e  allo  stadio  in  cui  ciascun  segmento  del  tronco  possiede 
un'  arteria  e  una  vena,  ne  succede  un  altro  in  cui  per  l'atrofia  or 
di  uno,  or  dell'  altro  vaso,  si  trovano  alternativamente,  come 
nella  coda,  un'  arteria  e  una  vena  ;tig.  54). 

Ai  lati  della  colonna  vertebrale,  che  va  formandosi,  si  trova 
un  tronco  fig.  54,  che  unisce  le  vene  segmentali  ;  il  quale  si  suddivide 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei. 


•ir,9 


spesso  in  plessi  più  o  meno  complicati  e  forse  dà  infine  origine  ai 
capillari  di  quella  regione.  È  per  mezzo  di  questo  vaso  (o  dei  plessi 
che  se  ne  originano  che  si  stabiliscono  durante  lo  sviluppo  ulteriore 
delle  vie  collaterali  le  quali,  trasportando  il  sangue  da  una  vena 
all'  altra,  mantengono  ininterrotta  la  circolazione  quando  una  vena 
si  va  atrofizzando  come  ho  detto  che  accade. 

Considerazioni  sulle  condizioni  primordiali  del  sistema  vascolare. 

Dohrn,  parlando  della  circolazione  del  sangue  nella  testa,  dopo 
varie  considerazioni  sulle  aorte  e  sulle  carotidi,  si  dimanda  se  negli 
antenati  dei  pesci  abbia  sempre  esistito  una  separazione  tra  sistema 
carotideo  e  sistema  aortico,  e  continua  con  le  seguenti  considerazioni, 
che  traduco  quasi  letteralmente  (v.  15.  Studie  pag.  374).  Se  noi 
troviamo  effettuato  il  cambiamento  di  direzione  della  corrente  sanguigna 
nel  tratto  dell'  aorta  primitiva  che  corrisponde  all'  arco  glossofaringeo, 
se  ci  è  lecito  inoltre  conchiudere  dall'  esistenza  di  ciò  che  Hyrtl 
chiama  primo  arco  aortico  degli  Squali,  che  altra  volta  —  se  non  pure 
oggigiorno,  il  che  forse  sarebbe  dimostrabile  —  una  porzione  del  sangue 
proveniente  dalla  carotide  posteriore,  cioè  dalla  vena  ioidea,  si  ver- 
sava nell  aorta  —  che  cosa  ci  vieta  di  ammettere,  che  anche  la  vena 
spiracolare  dava  altravolta  il  suo  sangue  nell'  aorta,  per  mezzo  di 
quel  tratto  del  tronco  vascolare  primitivo  cui  oggi  diamo  il  nome  di 
carotide  posteriore?  —  E,  per  spiegare,  come  in  tal  caso  la  testa 
Barebba  stata  fornita  di  sangue,  Dohkn  spinge  oltre  la  sua  ipotesi 
e  suppone  che  il  vaso  spiracolare  neppure  sia  stato  il  primo  arco 
vascolare,  ma  che  negli  antenati  dei  pesci  vi  siano  stati  innanzi  ad 
esso  ancora  altri  archi  arteriosi,  i  quali  portavano  sangue  dal  cono 
arterioso  ai  grossi  tronchi  vascolari  che  percorrono  tutto  il  corpo, 
dalla  testa  alla  coda,  sotto  i  nomi  di  carotide  interna,  carotide  poste- 
riore e  aorta. 

Questa  ipotesi,  che  non  fa  meraviglia  a  chi  conesce  le  idee  di 
Dohrn  sulle  condizioni  primitive  della  testa,  e  che  naturalmente  si 
connette  intimamente  all'  altra,  secondo  la  quale  nella  bocca  attuale 
dei  Vertebrati  ed  innanzi  ad  essa  sarebbero  da  riconoscersi  i  resti  di 
archi  e  di  fenditure  branchiali  ora  spariti,  trova,  se  non  sbaglio,  nei  fatti 
ora  riferiti,  un'  ampia  conferma  ;  e  se  Dohrn  non  l'ha  potuta  giustificare 
del  tutto  con  l'aiuto  dell'  ontogenia,  ciò  è  dipeso  dall'  aver  egli 
studiato  stadi  embrionali  troppo  avanzati. 

Il  Parker  e  I'Ayers,  i  quali  pure  ammettono  che  originariamente 
esistevano  altri  archi  aortici  anteriori  agli  attuali,  hanno  tratto  le  loro 


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470 


F.  Raffaele 


conchiusioni  dallo  studio  di  forme  adulte  e  da  considerazioni  poggiate 
quasi  esclusivamente  sull'  anatomia  comparata,  e  questo  metodo,  che 
io  reputo  erroneo,  li  ha  naturalmente  condotti  a  risultati  falsi;  i  loro 
schemi  degli  archi  aortici  primitivi  sono  ingegnosi  ma  artificiali. 
Senza  scendere  qui  a  una  critica  particolareggiata  di  questi  lavori, 
che  contengono  per  altro  osservazioni  molto  interessanti,  io  credo  suf- 
ficiente dimostrare  Terrore  del  metodo. 

Per  conoscere  le  probabili  condizioni  primitive  della  testa  dei 
Vertebrati  bisogna  studiarla  nei  primi  stadi  del  suo  sviluppo,  e  certo, 
quanto  meno  vi  si  trovano  trasformati  e  complicati  i  vari  sistemi  orga- 
nici, tanto  più  chiaramente  possiamo  giudicare  degli  elementi  primi 
che  la  componevano.  La  verità  di  quest'  asserzione  è  dimostrata 
laminosamente  dai  recenti  studi  embriologici  che  hanno  mano 
mano  atterrato  gli  edifizi  a  gran  fatica  innalzati  dall'  anatomia  com- 
parata »purat.  e  sempre  altri  ne  vanno  diroccando,  e  non  basta: 
studiando  attentamente  i  primi  stadi  embrionali,  s'è  visto  che  molte 
conchiusioni  basate  sulla  osservazione  di  stadi  più  avanzati  dovevano 
o  abbandonarsi  o  modificarsi. 

Il  problema  stesso,  oggidì  in  cosi  gran  voga,  della  metameria 
della  testa  è  un  buonissimo  esempio  di  quanto  ora  ho  detto;  dalle 
tre  vertebre  okeniane  agli  odierni  15  e  20  segmenti  di  Dohkn 
e  di  Killian,  molti  schemi  sono  stato  fatti  e  demoliti,  e  ora,  che  si 
sono  andati  a  cercare  i  segmenti  della  testa  nell'  epoca  stessa  in 
cui  si  formano  gli  altri  segmenti  del  corpo,  ora  soltanto  si  è  trovato, 
io  credo,  il  metodo  buono,  che  ha  già  dato,  con  molto  minor  fatica, 
risultati  molto  più  attendibili. 

Per  la  ricerca  degli  archi  aortici  preorali  deve  necessariamente 
seguirsi  lo  stesso  metodo.  Parker  e  Avers  costruiscono  invece 
gli  archi  a  un  dipresso  come  Owen  faceva  le  sue  vertebre  cefaliche, 
senza  curarsi  della  origine  e  del  significato  degli  elementi  che  li 
compongono:  cosi  vengono  messi  insieme  dei  vasi  che  si  formano 
in  epoche  molto  diverse  e  soltanto  tardi  per  nuovi  scopi  si  uniscono, 
e  sono  dichiarati  per  un  dato  arco  aortico.  Non  è  realmente 
possibile  nell1  adulto  e  nè  anche  nell*  embrione,  se  questo  è  già 
troppo  sviluppato,  rintracciare  le  condizione  primitive  del  sistema 
vascolare. 

Un'  arco  aortico  nella  sua  più  semplice  espressione  é  un  vaso 
unico  ohe  dal  cuore  va  neir  aorta,  e  soltanto  come  tale  merita  ve- 
ramente il  suo  nome.  Oramai  è  noto  che  questa  è  la  condizione 
primitiva  dei  vasi  branchiali;  Dohkn  ha  già  da  tempo  dimostrato 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei.  471 

che  il  primo  e  unico  vaso  che  si  trova  in  un  arco  branchiale  è  l'ar- 
teria la  quale  dal  prolungamento  anteriore  del  cono  arterioso  va 
ad  unirsi  dorsalmente  all'  aorta:  a  queir  epoca  non  vi  è  ancora 
traccia  di  appendici  branchiali;  e  quando  queste  cominciano  a  svi- 
lupparsi, allora  soltanto  comincia  pure  a  formarsi  una  vena  bran- 
chiale, la  quale  secondariamente  si  unisce  all'  aorta,  usurpando 
il  posto  fino  ad  allora  occupato  dall'  estremo  dorsale  deir  arteria. 

In  uno  stadio  ancora  più  giovine,  come  ho  detto  sopra,  l'arco 
aortico  mandibolare  è  il  solo  formato;  le  altre  arterie  si  formano 
successivamente,  con  l'ordine  cronologico  stesso  secondo  cui  si  diffe- 
renziano gli  archi  branchiali,  da  avanti  indietro.  Ora,  se  archi  aortici 
vi  sono  mai  stati  innanzi  all'  arteria  mandibolare,  è  logico  supporre 
che  essi  nella  loro  formazione  seguivano  la  stessa  legge  degli 
altri,  cioè  che  essi  erano  costituiti  dapprima  da  una  sola  arteria 
branchiale.  Quanto  all'  epoca  della  loro  comparsa  vi  sono  da  fare 
tre  ipotesi:  o  essi,  come  gli  archi  posteriori,  si  differenziano  da  avanti 
in  dietro,  e  sono  allora  in  ordine  di  tempo  anteriori  all'  arteria 
mandibolare:  o  appariscono  contemporaneamente  a  questa;  o,  final- 
mente, l'arteria  mandibolare  è  il  primo  arco  ad  apparire,  e  poi  si 
vanno  differenziando  tanto  quelli  situati  avanti  quanto  quelli  dietro 
di  essa  ;  ad  ogni  modo  gli  archi  anteriori  si  dovevano  formare  a  una 
epoca  non  molto  lontana  dalla  comparsa  dell'  arteria  mandibolare. 

Il  seno  cefalico  e  i  suoi  diverticoli  anteriori  sono  infatti  con- 
temporanei nella  loro  comparsa  all'  arteria  mandibolare,  e  di  poco 
precedono  la  formazione  delle  arterie  branchiali  posteriori.  È  a 
quest'  epoca,  nell'  arteria  mandibolare,  nel  seno  e  nei  vasi  che  con 
essi  si  connettono,  che  bisogna  ricercare  le  tracce  degli  archi  aortici 
ora  scomparsi,  o  rinunziarvi  addirittura. 

Nel  prosieguo  dello  sviluppo  non  si  può  più  parlare  di  archi 
aortici  primitivi,  e  l'arteria  mandibolare  medesima  e  i  vasi  situati 
innanzi  ad  essa,  subiscono  metamorfosi  tali  da  non  essere  più  rico- 
noscibili per  chi  non  li  ha  seguiti  fin  dalla  loro  origine.  Tutte  le 
connessioni  successive  che  essi  contraggono  sono,  come  abbiamo  ve- 
duto, di  carattere  decisamente  secondario,  e  corri spondenti  allo  svi- 
luppo ulteriore  degli  altri  organi  della  testa  i  quali  si  allontanano 
sempre  più  dalle  condizioni  originarie. 

Io  credo  inoltre  che  questi  archi  aortici  primitivi  sono  i  soli 
che  si  trovano  nell'  ontogenesi  di  tutti  i  Vertebrati,  e  che  è  poco 
probabile  che  esistano,  nei  sistemi  vascolari  delle  diverse  classi,  dei 
tronchi  omologhi   tra  loro  oltre  quelli  che   formavano   parte  di 


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472 


F.  Raffaele 


quel  sistema  primitivo.  —  Con  ciò  viene  a  toccarsi  una  questione 
anche  più  complessa,  quella,  cioè,  del  valore  fisiologico  delle 
fenditure  branchiali.  Poiché  quel  sistema  di  archi  aortici  primitivi 
si  trova  nei  Pesci  soltanto  prima  della  comparsa  dei  foglietti  bran- 
chiali, cioè  prima  che  le  branchie  acquistino  la  loro  funzione  respi- 
ratoria, si  potrebbe  dimandare,  che  cosa  dunque  sono  le  fenditure  bran- 
chiali, e  che  cosa  i  vasi  branchiali  primitivi  dal  punto  di  vista  fisiologico  ? 

Se  la  nostra  attuale  ignoranza  non  ci  permette  di  rispondere 
in  modo  soddisfacente  a  un  simile  quesito,  non  perciò  dobbiamo 
vedere  necessariamente  in  una  fenditura  branchiale  il  precursore 
di  una  branchia  come  quelle  che  funzionano  nei  Pesci  e  negli 
Anfibi.  Il  fatto  che  nei  Pesci  le  fenditure  branchiali  si  formano 
molto  prima  della  comparsa  delle  appendici  vascolari  degli  archi, 
e  lo  sviluppo  completo  di  una  vera  branchia  avviene  relativamente 
molto  tardi  nell'  ontogenesi  (come  esempio  calzantissimo  potrebbe, 
più  di  tutte,  servire  la  branchia  spiracolare)  mi  pare  renda  pro- 
babile che  sia  esistito  nella  filogenesi  dei  Pesci  (e  di  tutti  i  Ver- 
tebrati) un  animale  provvisto  di  fenditure  viscerali  semplici,  le  quali 
nulla  vieta  ritenere  che  potessero  anche  servire  alla  respirazione; 
esse  anzi  esistevano  forse  lungo  tutto  l'intestino,  vai  quanto  dire  in 
tutta  la  lunghezza  del  corpo,  dal  capo  alla  coda,  e  a  ciascuna  di 
esse  corrispondeva  una  coppia  di  vasi  trasversali  (quelli  descritti  da 
Mayeb  e  RÜCKBRT  nel  tronco  e  nella  coda,  e  nella  testa  le  attuali  ar- 
terie branchiali  e  i  vasi  preorali)  che  univa  i  due  tronchi  longitudinali 
ventrali  a  quelli  dorsali.  A  poco  a  poco  la  regione  respiratoria  dell'  in- 
testino si  è  andata  (per  ragioni  in  massima  parte  ignote)  circoscrivendo,  e 
ne  è  venuto  come  conseguenza  l'aumento  di  funzionalità  di  ciascuna 
branchia.  La  branchia  propriamente  detta,  con  vasi  afferenti, 
reticolo  capillare,  e  vasi  efferenti  si  è  formata  nei  Pesci,  perciò 
io  credo  che  le  vene  branchiali  e  i  vasi  che  ne  derivano  sono 
organi  secondari  di  cui  si  possono  trovare  complete  omologie  soltanto 
tra  i  Pesci  e  forse  tra  gli  Anfibi,  e  non  credo  punto  necessario,  anzi 
credo  illogico,  ammettere  la  presenza  di  una  branchia  funzionante 
(con  appendici  ecc.)  altravolta  dove  oggi  troviamo  tracce  di  una 
fenditura  viscerale  scomparsa. 

lo  sono  dunque  perfettamente  d'accordo  con  Miss  Platt  nel 
considerare  i  vasi  che  partono  dalle  arterie  mandibolari  quali  archi 
aortici  primitivi  preorali,  e  aggiungo  alcune  considerazioni  sul  modo 
come,  in  questo  ordine  di  idee,  si  può  interpetrare  il  seno  cefalico. 
Questo  per  la  sua  posizione  e  pel  modo  come  si  forma,  mentre  rap- 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei.  173 

presenta  nelle  sua  porzione  ventrale  la  continuazione  delle  arterie 
mandibolari,  nella  dorsale  è  continuazione  delle  aorte  cefaliche; 
esso  è  costituito,  secondo  me,  dalla  fusione  di  elementi  vascolari 
ventrali  e  dorsali,  ossia  di  vari  archi  aortici  primitivi,  i  quali  erano 
in  tutto  simili  a  quelli  che  ora  troviamo  dietro  la  bocca,  ma  poi. 
per  la  scomparsa  del  tratto  intestinale  prcorale,  per  lo  sviluppo  del 
cervello  (e  la  conseguente  curvatura  che  subisce  la  porzione  anteriore 
della  testa),  per  la  formazione  dell'  attuale  bocca  e  forse  ancora  per 
altre  cause,  si  sono  fusi  tra  loro  tanto  nel  senso  antero-posteriore 
quanto  in  quello  dorso- ventrale,  dando  origine  air  ampio  seno  che 
si  trova  ncir  ontogenesi  dei  Selacei.  Ma  anche  allo  innanzi  del  seno 
esistevano  altri  archi  dei  quali  si  trovano  residui  evidenti  in  quei  vasi 
che  dapprincipio  partendo  dal  seno  nel  seno  ritornano. 

Una  numerazione  e  più  precisa  identificazione  di  questi  archi 
aortici  preorali  è  ardua  impresa,  poiché  all'  epoca  in  cui  essi  si 
mostrano,  tutta  l'anatomia  della  testa  dimostra  che  già  grandi  me- 
tamorfosi sono  accadute.  Ma  del  resto  non  mi  pare  che  il  perno 
della  questione  sia  nel  numero  e  nella  disposizione  degli  archi  ante- 
riori, al  modo  stesso  come  non  reputo  di  primissima  importanza  pel 
problema  della  metameria  della  testa,  lo  stabilire  con  certezza  il 
numero  dei  segmenti  che  la  componevano;  di  alcuni  archi  aortici, 
come  di  alcuni  segmenti  mesodermici.  ha  potuto  anche,  nel  corso 
della  filogenesi,  sparire  ogni  traccia  d'individualità,  ma  ciò  non  rende 
meno  probabile  che  la  testa  fino  al  suo  estremo  auteriore  era  com- 
posta di  segmenti  come  il  tronco,  né  che  fino  a  quell  estremo  si  con- 
tinuavano i  vasi  longitudinali  ventrali  (vene  sotto-intestinali),  i  dor- 
sali (aorte)  e  gli  archi  aortici  primitivi  che  li  congiungevano. 


Letteratura. 

Ayers,  H.,  The  morphology  of  the  Carotids,  based  on  a  Study  of  the  blood- 
vessels  of  Chlamydonelarhm  aitfiuineux,  Garuian.  in:  Bull.  Mus.  Har- 
vard Coli.  Voi.  17  1691  pag.  191. 

Balfour,  F..  Elasmobramh  Fishes,  e:  Comparative  Embryology  Voi.  2. 

Corning,  H.  K  Zur  Frage  der  Blutbildung  aus  dem  Eutoderm.  in:  Arch. 
Mikr.  Anat.  36.  Bd.  1890  pag.  516. 

Dohm,  A.,  1.  Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.  4.  Die  Ent- 
wickelung  und  Differcnzirung  der  Kiemenbogeu  der  Selachier.  in: 
Mitth.  Z.  Stat.  Neapel  5.  Bd.  1884  pag.  102. 

  2.  7.  Entstehung  und  Differenzirung  des  Zungenbein-  und  Kieferapparales 

der  Selachier.  ibid.  6.  Bd.  1885  p.  1. 

  8.  11.  Spritzlochkieme  der  Selachier  etc.  ibid.  7.  Bd.  1887  p.  128. 


474 


F.  Kaßäele 


Dohm,  A.,  4.  13.  Über  Nerven  und  Gefäße  bei  Ammocoetes  und  Petromyzon 

Pianeri,  ibid.  6.  Bd.  166S  pag.  233. 
  5.  15.  Neue  Grundlagen  zur  Beurtheilung  der  Metamerie  des  Kopfes. 

ibid.  9.  Bd.  1690  pag.  330. 
Gütte,  A.,  Entwicklungsgeschichte  des  Flussneonauges  {Petromyzon  fluviatili*). 

1S90. 

Hoffmann,  C,  K.,  Über  die  Entstehung  der  endothelialen  Anlage  des  Herzens 
und  der  Gefäße  bei  Hai-Embryonen  [Acanthiaa  vulgaris),  in:  Anat. 
Anzeiger  7.  Jahrg.  1692  pag.  270.  [Ho  avuto  troppo  tardi  occasione 
di  leggere  questa  nota,  per  poterne  tener  conto  nel  testo.] 

May  er ,  !  1.  Über  die  Entwicklung  des  Herzens  und  der  großen  Gefäßstämme 
bei  den  Selachiern.  in:  Mitth.  Z.  Stat.  Neapel  7.  Bd.  1667  pag.  33%. 

  2.  Über  Eigenthümlichkeiten  in  den  Kreislaufsorganen  der  Selachier.  ibid. 

-  6.  Bd.  1668  pag.  307. 

Parker,  T.  Jeffery,  1.  On  the  blood-vessels  of  ?fust*Jus  antaretieus,  a  con- 
tribution  to  the  morphology  of  the  vascular  system  in  the  Verte- 
brata, in:  Phil.  Trans.  Vol.  177  1887  pag.  665. 

 2.  Note  to  a  Paper  on  the  Blood-vessels  of  Mustelus  antaretieus.  in  .  Proc.  R, 

Soc.  London  Vol.  42  1887  pag.  437. 

Platt,  Julia  B.,  A  Contribution  to  the  Morphology  of  the  Vertebrate  Head, 
based  on  a  Study  of  Acanthiaa  vulgaris,  in  :  Journ.  Morph.  Boston 
Vol.  5  1691  pag.  79. 

Rabl,  C,  Theorie  des  Mesoderma  in:  Morph.  Jahrb.  15.  Bd.  1669  pag.  113. 

Puckert,  J.,  1»  Über  die  Entstehung  der  endothelialen  Anlagen  des  Herzens 
und  der  ersten  Gefäßstämme  bei  Selachier-Embryonen.  in:  Biol. 
Centralbl.  8.  Bd.  1888  p.  385. 

 2.  über  die  Entstehung  der  Exoretionsorgane  bei  Selachiern.  in  .  Arch. 

Anat.  Phys.  Anat.  Abth.  Jahrg.  1S88  pag.  205. 

Schwink,  J.,  über  die  Entwicklung  des  Herzendothels  der  Amphibien,  in: 
Anat.  Anzeiger  5.  Jahrg.  1890  pag.  207. 

Virchow,  H.,  1.  Die  Augengefäße  der  Selachier  und  die  Verbindung  der- 
selben mit  den  Kopfgefäßen,  in  :  Arch.  Anat.  Phys.  Phys.  Abth. 
Jahrg.  1690  pag.  109. 

  2.  Die  Spritzlochkieme  der  Selachier.  ibid.  p.  177. 

Wenckebach,  K.  F.,  Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Knochenfische, 
in:  Arch.  Mikr.  Anat.  26.  Bd.  1886  pag.  225. 


Spiegazione  i 

a.ioid.  arteria  ioidea 
am.  arteria  mandibolare 
un.i  tronco  anastomotico  inferiore 
an.»  tronco  anastomotico  superiore 
ao.  aorte  cefaliche 
»  ao.a  aorta  addominale 
o.a.  arterie  segmentali 
Aud.  otocisti 


tavole  29  a  31, 

B.  bocca 

Jì\ — 2?5.  archi  branchiali 

Br.  cavita  dell'  intestino  branchiale 

C.  cuore  e  tronco  arterioso 

CA,  CM,  C.P.   cervello  anteriore, 

medio,  posteriore 
car.i.  carotide  interna 
car.p.  carotide  posteriore 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei. 


475 


eav.ioid.  cavità  cefalica  ioidea 
cav.  ia  e  S-  cavità  cefalica  premandibo- 
lare e  mandibolare 
Ch.  corda  dorsale 
Com.  commessura  o  cresta  nervosa 
com.ioid.  commessura  vascolare  ioidea 
cost.  abbozzo  delle  costole 
ex.  abbozzo  della  colonna  vertebrale 
d.  diverticoli  vascolari  del  seno  cefalico 
g.c.  ganglio  ciliare 
g.s.  gangli  spinali 
in/,  infundibulo 
ip.  ipofisi 

M.S.  midollo  spinale 
oc.  occhio  e  peduncolo  ottico 
r.ao.  1»  radice  aortica  di  Hyrtl 
r.m.  radice  nervosa  di  moto 
r.9.  radico  nervosa  di  senso 

I  numeri  romani  indicano  i  nervi 


S.C.  seno  vascolare  cefalico 
S.Cuv.  seno  di  Cuvier 
S.ip.  seno  venoso  ipofisario 
SP.  fenditura  spiracolare 
Tir.  tiroide 
fa»,  vasi 

v.c.  vena  cardinale  posteriore  e  codale 
c.cer.  vena  cerebrale 
v.c.8.  vaso  cerebro-spinale 
r.g.  vena  giugulare 
c.gl.  veua  glossofaringea 
t'.ioid.  vena  ioidea 
v.oft.  vena  oftalmica 
v.8.  vene  segmentali 
v.«p.  vena  spiracolare 
r,-r5  vasi  primitivi  della  testa 
•  Sbocco  della  giugulare    nel  vaso 
cerebro-spinale. 

i  gangli  cefalici  corrispondenti. 


Tav.  29. 

Fig.  1-18    Torpedo  ocellata). 

Fig.  1—5.  Sezioni  orizzontali  di  un  embrione  lungo  mio.  5,5,  tra  le  K  di  Bàl- 
four  [Embrione  1').  La  la  e  la  2«  fenditura  viscerale  (spiracolare  e 
ioidea)  sono  aperte,  la  3*  e  la  4*  prossime  ad  aprirsi,  la  5*  accennata 
come  diverticolo  entodermico  che  non  ancora  ha  raggiunto  l'ecto- 
derma. La  capsula  uditiva  è  una  semplice  insenatura  aperta  in 
tutta  la  sua  estensione.  Degli  archi  aortici  è  formato  soltanto  il 
mandibolare.     Le  figure  si  seguono  dal  ventre  al  dorso.)     Ingr.  57 

Fig.  1.  Biforcazione  del  tronco  arterioso,  dietro  l'abbozzo  della  tiroide,  nelle 
arterie  mandibolari. 

Fig.  2.  Fenditura  boccale  fiancheggiata  dalle  arterie  mandibolari. 

Fig.  'ò.  Porzione  dorsale  delle  art.  mandib.  dietro  alla  massa  mesodormica 
preorale. 

Fig.  4.  Fusione  delle  art.  mandibolari. 
Fig.  5.  Seno  cefalico  e  suoi  diverticoli  vascolari  anteriori. 
Fig.  6—9.  Sezioni  sagittali  di  un  embrione  coetaneo  o  di  poco  più  giovine 

del  precedente.     (Le  figure  si  seguono  dall'  esterno  all'  interno.) 

Ingr.  57. 

Fig.  6.  Prima  porzione  dell'  arteria  ioidea  che  si  forma  nel  mesoderma  del- 
l'arco. 

Fig.  7.  Dietro  la  cavità  mandibolare  ne  esiste  un'  altra  la  cui  comunicazione 

con  la  prima  si  vede  nella  figura  precedente. 
Fig.   8.  Auche  la  cavità  premandibolare  è  doppia. 

Fig.  9.  Seno  cefalico  che  comunica  indietro  con  l'aorta,  art.  mandibolare, 
porzione  mediana  e  vontrale  della  1»  cavità  cefalica. 


1  Gli  embrioni  sono  numerati  progressivamente  secondo  la  loro  età. 


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47ü 


F.  Raffaele 


Fig.  10.  Estremo  ventrale  della  cavità  premandibolare,  ingrandito  maggior- 
mente, per  mostrare  come  essa  comunichi  con  un'  altra  piccola  cavità 
cho  le  è  anteriore. 

Fig.  11—16.  Sezioni  sagittali  di  un  embrione  poco  più  giovine  dello  stadio  K. 

lungo  7  mm.  Embrione  2).  Souo  aperte  le  fenditure  viscerali  1 — 1, 
la  5*  è  prossima  ad  aprirsi.  L'otocisti  è  ora  un  sacco  che  comunica 
ampiamente  con  l'esterno.  Comincia  l'invaginazione  della  vescicola 
ottica  secondaria.  Le  figure  si  seguono  dall'  esterno  all'  interno.; 
Ingr.  45. 

Fig.  11.  Sbocco  dell'  art.  ioidea  nell'aorta.  In  questo  punto  sembra  esservi 
una  comunicazione  tra  l'aorta  e  il  seno  sotto-midollare. 

Fig.  12.  Cominciano  a  formarsi  dal  seno  cefalico,  e  propriamente  dai  suoi 
diverticoli,  i  vasi  anteriori  primitivi  della  testa  (  V% —  Pj]  ;  dall'  ar- 
teria mandibolare  si  stacca  un  piccolo  vaso  (  K,)  che  si  dirige  verso 
l'occhio. 

Fig.  13.  Questa  figura,  insieme  alla  precedente  e  alle  seguenti  (14  a  16), 
mostra  i  rapporti  tra  il  seno  cefalico,  i  vasi  anteriori,  l'arteria  mandi- 
bolare e  l'aorta. 

Fig.  17  e  18.  Sezione  sagittale  (17)  e  ricostruzione  (18)  da  sezioni  sagittali  di  un  em- 
brione (No.  3;  presso  a  poco  dello  stadio  K.  La  5»  fenditura  viscerale 
è  appena  aperta.  L'otocisti  somiglia  ad  una  storta  a  collo  cortissimo. 
L'invaginazione  della  vescicola  ottica  secondaria  è  molto  progredita; 
la  vescicola  primitiva  è  ora,  sulle  sezioni,  un'  angusta  fenditura 
falciforme;  dirimpetto  all'  invaginazione  è  già  formato  l'abbozzo 
del  cristallino  come  zona  di  proliferazione  cctodermica.  Nel  mar- 
gine posteriore  dell'  arco  ioideo  e  del  glossofariugeo  è  formata  una 
piccola  appendice  branchiale  in  cui  si  spinge  l'arteria.    Ingr.  57. 

La  tìg.  18  è  una  parziale  ricostruzione  del  lato  sinistro  (nel 
comporre  la  tavola  la  figura  è  stata  capovolta)  che  mostra  la  topo- 
grafia dei  vasi  della  testa  —  vi  si  veggono  quattro  archi  aortici, 
il  mandibolare  completo,  i  seguenti  tagliati  nella  loro  porzione  più 
esterna.  Le  aorte  cefaliche  (di  cui  naturalmente  una  sola  si  vede 
nella  figura)  sono  due  grossi  tronchi,  di  calibro  uniforme,  che  rice- 
vono sangue  direttamente  dal  cuore,  per  mezzo  delle  arterie  bran- 
chiali e  dei  vasi  anteriori  al  seno  cefalico. 

Si  è  formato  per  le  anastomosi  sotto-cerebrali  dei  vasi  1 — 5  un 
grosso  tronco  pari,  V.c.s.  (vaso  cerebro-spinale)  che  si  continua  in- 
dietro fin  sotto  l'otocisti  e  termina  a  fondo  cieco  in  un  ammasso 
di  corpuscoli  sanguigni,  come  più  chiaramente  si  vede  nella  fig.  IT 
e  nella  fig.  1U  (tav.  30). 

Tav.  30. 

Fig.  19— 41.    Torpedo  ocellata. 

Fig.  19.  Sezione  orizzontale  a  livello  dell'  otocisti  di  un  embrione  poco  più 
sviluppato  del  precedente  —  vi  si  vede  a  destra  un  ampio  seno  gre- 
mito di  corpuscoli  di  sangue.  Ingr.  57. 

Fig.  20 — 25.  Ricostruzione  (20)  parzialo  del  lato  destro  su  sezioni  sagittali,  e 
sezioni  sagittali  (21 — 25  di  un  embrione  che  corrisponde  allo 
stadio  L  Embrione  4).    La  6«  fenditura  viscerale  è  prossima  ad 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei.  477 

aprirsi.  L'otocisti  si  è  sviluppata  maggiormente  e  orn  rimane  in 
comunicazione  con  l  esterno  per  mezzo  di  un  peduncolo  cavo  rivolto 
all'  indietro  [abbozzo  del  dotto  endolinfatico).  Il  cristallino  è  se- 
parato dall'  ectoderma. 

La  prima  appendice  branchiale  dell'  arco  ioideo  e  quella  del 
glossofaringeo  si  sono  notevolmente  allungate:  in  esse  l'arteria 
forma  un'  ansa  il  cui  ramo  efferente  si  continua  nel  tratto  dorsale 
dell'  arteria  stessa,  formando  cosi  la  prima  porzione  della  vena 
branchiale  —  ventralmente  alla  prima  appendice,  nell'  arco  ioideo, 
si  è  già  sviluppata  una  seconda  ansa  ;  nel  2<>  arco  branchiale  vero 
(4»  arco  viscerale;  è  pure  iniziata  una  piccola  appendice  Ingr.  57. 

Fig.  20.  I  vasi  anteriori  1 — 5  hanno  acquistato  maggior  sviluppo  e  si  sono 
in  parte  fusi.  Intorno  al  peduncolo  ottico  s'è  formato  un  grosso 
anello  vascolare.  » 

Fig.  21.  Connessioni  dei  vasi  anteriori  con  l'aorta  e  col  vaso  sotto-midollare 
(lato  sinistro). 

Le  fig.  22—25  si  seguono  dall'  interno  all'  esterno,  alla  fig.  25 
fa  seguito  la  21. 

Fig.  22.  Sezione  mediana  del  seno  cefalico  e  dell'  anastomosi  tra  i  suoi  di- 
verticoli anteriori  o  seno  ipofisario  {S.ip.j. 

Confrontando  tra  loro  queste  figure  si  vede  come  la  comunica- 
zione del  seno  con  i  suoi  diverticoli  anteriori  si  è  fatta  molto  angusta. 
Fig.  26 — 31.  Sezioni  orizzontali  di  un  embrione  più  avanzato  del  precedente, 
stadio  Mi  (Embrione  4).  Tutte  le  fenditure  viscerali  sono  aperte. 
L'otocisti  si  è  molto  sviluppata  tanto  in  senso  dorso-ventrale  quanto 
da  avanti  in  dietro;  il  dotto  endolinfatico  si  è  molto  allungato.  Il 
cristallino  ha  acquistato  una  piccola  cavità  centrale.  Nei  margini 
posteriori  dei  primi  quattro  archi  branchiali  cominciano  a  svilupparsi 
le  appendici  vascolari.  Le  arterie  mandibolari  si  originano  ancora 
dal  tronco  arterioso.  (Le  sezioni  si  seguono  dal  dorso  verso  il  ven- 
tre.)   Ingr.  45. 

Fig.  26.  Seno  cefalico  e  diverticoli  del  seno,  ora  separati  da  questo. 

Fig.  27.  Sbocco  delle  art.  mandibolari  nel  seno. 

Fig.  28.  Vasi  che  costeggiano  1  ipofisi. 

Fig.  29—31.  Percorso  dei  l'i  e  delle  vene  oftalmiche. 
Fig.  32 — 37.  Sezioni  orizzontali  di  un  embrione  più  sviluppato  del  precedente 
(Embrione  9;.    Anche  nel  5<>  arco  branchiale  si  trovano  appendici 
branchiali  filiformi,  e  nel  2°.  3»  e  4°  già  sono  iniziate  le  appendici 
vascolari  del  margine  anteriore.    Ingr.  30. 

Fig.  32.  Corrisponde  alla  fig.  38.  Le  art.  mandibolari  sono  in  completa 
atrofia,  esse  rappresentano  ora  due  esili  ramificazioni  delle  art.  ioidec. 

Fig.  33.  Arteria  mandibolare  atrofizzata,  maggiormente  ingrandita  (140;. 

Fig.  34.  Sbocco  della  vena  spiracolnre  nella  carotide  posteriore,  origine 
delle  carotidi  interne;  vene  oftalmiche.  —  Corrisponde  alla  fig.  39. 

Fig.  35.  Seno  cefalico  (chiasma  delle  carotidi)  dorsalmente  allo  sbocco  delle 
vene  spiracolari  ;  innanzi  ad  esso  è  il  seno  veuoso  Ipofisario  in  cui 
mettono  capo  le  vene  oftalmiche  segnate  nella  fig.  precedente. 

Fig.  36.  Seno  venoso  ipofisario  e  lacune  venose  che  con  esso  si  uniscono 
ventralmente  al  tratto  comune  delle  cavità  premandibolari.  Le 
lacune  venose  sono  i  residui  dei  diverticoli  anteriori  del  seno  e 


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478 


F.  Raffaele 


dei  vasi  che  da  quelli  partivano,  portando  il  sangue  nel  vaso  cerebro- 
spinale.  La  figura  è  composta  da  varie  sezioni. 

Fig.  37.  Sezione  immediatamente  dorsale  alla  precedente  e  corrispondente 
presso  a  poco  alla  fig.  41.  Le  parti  laterali  del  seno  ipofisario  sono 
molto  aumentate  di  volume  e  rappresentano  1  inizio  delle  vene  giu- 
gulari. La  porzione  dell'  embrione  dorsale  a  questa  sezione  è  rap- 
presentata nella  lìg.  43  della  tav.  31. 
Fig.  38 — 11,  Sezioni  orizzontali  di  un  embrione  No.  6)  meno  sviluppato  del  pre- 
cedente. Anche  nel  5<>  arco  branchiale  cominciano  ad  apparire  le 
appendici  vascolari;  negli  archi  anteriori  già  taluno  appendici  (le 
più  esterne  si  sono  allungate  formando  le  branchie  esterne.  (Le 
sezioni  si  seguono  dal  ventre  verso  il  dorso).   Ingr.  30. 

Fig.  38.  Tronco  arterioso  e  arterie  branchiali  che  da  esso  si  originano.  (La 
figura  è  ottenuta  da  varie  sezioni  sovrapposte.)  Le  art.  mandibolari 
aurora  cospicue,  pur  fiancheggiando  tuttora  la  tiroide,  bì  originano 
dalla  radice  delle  art.  ioidee  anzi  che  direttamente  dal  tronco  arte- 
rioso come  facevano  prima  cfr.  fig.  1  tav.  29). 

Fig.  39.  Il  seno  cefalico  [divenuto  ora  chiasma  delle  carotidi)  a  livello  dello 
sbocco  delle  vene  spiracolari  (primitive  art.  mandibolari). 

Le  fig.  4o  e  41  servono  a  mostrare  la  forma  del  seno  cefalico. 

Nella  fig.  42  della  tav.  31  si  vede  l'unione  del  seno  con  le  aorte. 

Tav.  31. 

Fig.  42—52  Torpedo  ocellata,  fig.  53—56  Mustela*. 

Fig.  42.  Ricostruzione  da  sezioni  orizzontali  dorsali  a  quella  della  fig.  41.  — 
Il  tratto  delle  aorte  cefaliche  compreso  tra  lo  sbocco  delle  vene 
ioidee  e  quello  delle  vene  glossofaringee  {la  radice  aortica  di 
Hyktl  è  in  via  di  atrofizzarsi,  il  suo  calibro  è  già  molto  ridotto. 

Fig.  43.        Ricostruzione  da  sezioni  orizzontali  dorsali  a  quella  della  fig.  37. 

L'atrofia  della  1»  radice  aortica  di  Hyrtl  è  completa,  a  sinistra 
della  figura  cioè  dal  lato  destro  dell'  embrione),  ne  rimangono 
ancora  tracce. 

Fig.  44 — 47.  Riguardano  un  embrione  No.  8j  più  avanzato  di  quello  della  fig.  48, 
ma  tuttavia  più  giovine  dell'  embr.  9,  nel  quale  cominciano  appena 
le  appendici  vascolari  anteriori  nel  2°,  3°  e  4°  arco  branchiale. 

Fig.  44.  Sezione  nel  piano  mediano.  Seno  cefalico  (ora  chiasma  delle  caro- 
tidi) molto  ridotto;  innunzi  ad  esso  la  parte  mediana  del  seno 
venoso  ipofisario.    Ingr.  45. 

Fig.  45.  Sezioue  più  superficiale  della  precedente.  Sbocco  della  vena  spira- 
colare  nella  carotide  posteriore;  origine  del  tratto  anteriore  della 
vena  giugulare  dalla  porzione  laterale  del  seno  ipofisario.  Ingr.  45. 

Fig.  46.  Figura  d'insieme  dei  vasi  della  testa  (ricostruita  du  tagli  sagittali). 
Ingr.  24. 

Fig.  46»"».  Figura  schematica  della  origine  della  circolazione  cerebrale  super- 
ficiale. 

Fig.  47.  Porzione  posteriore  della  fig.  46,  maggiormente  ingrandita  per 
meglio  mostrare  i  rapporti  tra  il  vaso  cerebro-spinale  e  la  vena 
giugulare,  come  pure  la  formazione  delle  prime  vene  segmentali  e 
dei  tronchi  anastomotici  tra  esse.  Ingr.  45. 


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Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei.  479 

Fig.  48.  Sezione  sagittale  ili  un  embrione  No.  7).  Ingr.  57.  Sbocco  del  vaso 
cerebro-spinale  nel  seno  di  Cuvieb.  Origine  delle  vene  segmentali 
anteriori  e  del  tratto  anteriore  della  vena  cardinale. 

Fig.  49.  Figura  d'insieme  ricostruita  da  sezioni  sagittali)  dei  vasi  della  testa 
di  un  embrione  (No.  10  più  sviluppato  di  quello  della  fig.  46,  e  presso 
che  simile  all'  embrione  No.  9.    Ingr.  21 4 

Fig.  50.  Porzione  posteriore  della  fig.  49,  maggiormente  ingrandita,  da  para- 
gonarsi alla  fig.  47.  Ingr.  45. 

Fig.  51.  Regione  delle  radici  ipoglossiche  dello  stesso  preparato,  a  più  forte 
ingrandimento.  Serve  a  mostrare  come  piglino  origine  le  vene  seg- 
mentali dalle  ramificazioni  del  vaso  cerebro-spinale. 

Fig.  52.  Sezione  orizzontale  soltanto  la  metà  sinistra  è  disegnata)  di  un 
embrione  alquanto  più  sviluppato  del  No.  9,  che  mostra  la  posizione 
delle  arterie  e  delle  vene  segmentali  nel  tronco.  Ingr.  45. 

Fig.  53.  Sezione  sagittale  del  tronco  di  un  embrione  lungo  27  mm  (misurato 
in  paraffina)  in  cui  è  già  formato  l'abbozzo  mesodermico  degli  archi 
vertebrali  e  comincia  a  differenziarsi  la  cartilagine;  la  corda  dorsale 
è  ancora  di  calibro  uniforme  e  la  sua  capsula  poco  spessa.  In 
ciascun  segmento  si  trovano  una  vena  ed  un'  arteria  segmentale  molto 
vicine  l'una  all'  altra.  |Parte  anteriore  a  sinistra  della  fig.)  Ingr.  25. 

Fig.  54.  Ricostruzione  da  sezioni  sagittali  di  un  pezzo  del  tronco  di  un  em- 
brione lungo  35  mm.  Gli  archi  vertebrali  sono  nettamente  delimi- 
tati, e  in  parte  cartilaginei,  cominciano  ad  accennarsi  gli  archi 
intercalari.  Gli  strozzamenti  della  corda  cominciano  a  manifestarsi. 
(Parte  anteriore  a  destra.}  Ingr.  25.  Cominciano  ad  atrofizzarsi  in 
ciascun  segmento  alternativamente  l'arteria  o  la  vena  segmentale. 

Fig.  55.  Ricostruzione  dell'  ultima  porzione  del  tronco  e  della  adiaceute 
della  coda  dello  stesso  embrione  della  fig.  precedente.  Parte  an- 
teriore a  destra.) 

Fig.  56.  Una  vena  segmentale  della  fig.  54  con  l'arteria  in  atrofia,  maggior- 
mente ingrandite. 


Über  das  Färben  mit  Carmin,  Cochenille  und 

Hämatein-Thonerde. 


von 

Paul  Mayer. 

Ähnlich  wie  ich  es  vor  Kurzem :  vom  Häniatoxylin  angab,  verhUlt 
es  sich  mit  dem  Carmin:  au  Vorschriften  zur  Bereitung  von  Farb- 
lösungen ist  kein  Mangel,  aber  meist  sind  sie  recht  complicirt  oder 
ungenau,  und  Uber  die  chemischen  Vorgänge  bei  der  Bereitung  und 
Anwendung  der  Flüssigkeiten  ist  nichts  Genaues  bekannt.  Ja,  man 
hat  sich  nicht  einmal  die  Mühe  gegeben,  die  einzige  neuere  rein 
chemische  Untersuchung  Uber  das  Carmin,  nämlich  die  von  Lieber- 
mann2, zu  benutzen  und  aus  ihr  die  Consequenzen  zu  ziehen,  obwohl 
ich  bereits  vor  einigen  Jahren  ihre  wesentlichsten  Resultate  einem 
größeren  Leserkreise  zugänglich  zu  machen  versuchte3.  Thatsäcblich 
ist  auch  flir  den  heutigen  Histologen  noch  immer  Carmin  einfach 
Carminsäure  mit  einigen  Verunreinigungen,  ist  das  Beale  sehe  Carmin 
eine  Lösung  von  carminsaurem  Ammoniak  u.  s.  w.  Die  mikrotechni- 
schen Lehrbücher  aber  schweigen  entweder  hierüber  gänzlich  (z.  B. 
Lee,  Rawitz,  GàRBIKI,  Stühe)  oder  tragen  einfach  diese  irrige  An- 
sicht vor,  wie  Fol,  Dippel  (l.AufiV  .  Frey,  Behrens  &  Schieffer- 
deoker  etc.  etc.   Nun  hatte  ich  bereits  ls87  den  Wunsch  geäußert, 


l  P.  Mayer,  Über  das  Färben  mit  Uäinatoxylin.  in:  Mitth.  Z.  Stat.  Neapel 
10.  Bd.  1891  pag.  170 —  ISO. 

-  C.  Likhekmann,  Zur  Kenntnis  der  Cochenille  und  des  Cochenillecannins. 
in:  Ber.  D.  (  hera.  Ges.  18.  Jahrg.  1886  pag.  1969—1975. 

3  P.  Mayek,  Aus  der  Mikrotochnik.  in:  Internation.  Monatachr.  Anat. 
Phys.  4.  Bd.  18b7  pag.  37—46. 


uignize 


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Über  das  Färben  mit  Cannio,  Cochenille  und  HämateYn-Thonerde.  481 

es  möge  auf  Grund  der  Arbeit  von  Liebermann  ein  Chemiker  daran 
gehen,  für  den  Histologen  einen  Carmin-Farbstoff  von  constanter 
Zusammensetzung  herzustellen.  So  viel  ich  weiß,  ist  das  nicht 
geschehen,  und  so  habe  ich  denn  selber  Versuche  gemacht,  die  auch 
zu  brauchbaren  Resultaten  geführt  haben.  Im  Folgenden  gedenke 
ich  darüber  zu  berichten  und  zugleich  die  bisherigen  Methoden  des 
Färbens  mit  Carmin  und  Cochenille  kritisch  zu  besprechen. 

A.  Das  Carmin  des  Handels 

ist  durchaus  nicht  etwa  Carminsäure.  Lange  Zeit  hatte  ich 
Gierke  im  Verdacht,  mit  der  gegentheiligen  Angabe  die  Histologen 
aufs  Glatteis  geführt  zu  haben,  indessen  mit  Unrecht.  Denn  bereits 
iu  der  i.  Auflage)  von  Freys  Buch  über  das  Mikroskop  (1863 
pag.  107)  ist  von  carminsaurem  Ammoniak  die  Rede,  aber  auch  nicht 
er,  sondern  Gerlach1  ist  dafür  verantwortlich.  Jedenfalls  durchzieht 
diese  Auffassung  wie  ein  rother  Faden  nun  die  ganze  Litteratur  und 
ist  dann  durch  Gierke  in  seiner  bekannten  Schrift  Uber  die  Färberei 
noch  besonders  über  allen  Zweifel  erhoben  worden.  Es  heißt  dort 
(in:  Zeit.  Wiss.  Mikr.  1.  Bd.  1884  pag.  74)  :  »chemisch  gesprochen 
ist  unser  Farbstoff  Carminsäure  zu  nennen  und  hat  die  Formel 
C,7HlsO,0«  —  und  dann  ruhig  weiter  pag.  75:  »Carminsäure  ist  im 
Wasser  nicht  löslich,  wohl  aber  in  Verbindung  mit  Ammoniak  als 
carminsaures  Ammoniak  und  mit  Essigsäure  als  essigsaures 
Carmin«.  Alsdann  kommt  eine  lange  Auseinandersetzung  Uber  die 
Vortheile  des  kohlensauren  Ammoniaks  beim  Färben  mit  Carmin, 
wobei  jenes  ohne  allen  Beweis  als  «Beize«  im  Sinne  der  Farbchemiker 
hingestellt  wird2.    Freilich  durfte  sich  Gierke  gewissermaßen  für 


1  Während  der  Entdecker  der  Canninfärbung,  Hartig,  1854—1858  stets 
nur  von  Carmin  uud  höchstens  von  Carmin-Ammoniak  redet,  anfänglich  auch 
lediglich  Carmin  in  Wasser  geltist  verwandte,  spricht  Gerlach  (in:  Wiss.  Mitth. 
Physik.  Med.  Soc.  Erlangen  1S58  pag.  6)  ohne  Weiteres  von  einer  »concentrirten 
Lüsung  von  carminsaurem  Ammoniak«  und  gebraucht  diese  Bezeichnung  auch 
iu  seinen  »Mikroskopischen  Studien".  —  Ich  verdanke  diese  Angaben  der  üüto 
von  H.  Uenkixg,  welcher  die  ältere  Litteratur  über  Carmin  in  der  Güttinger  . 
Bibliothek  auf  meinen  Wunsch  durchgesehen  hat. 

2  Der  Ausdruck  Beize  wird  von  Histologen  oft  verwandt,  wo  er  gar  nicht 
am  Platz  ist.  So  sagt  Schiefferdecker  (in:  Das  Mikroskop  und  die  Metho- 
den der  mikroskopischen  Untersuchung.  Braunschweig  1889  pag.  191J  :  »Es  giebt 
bestimmte  Stoffe,  welche  ein  dauerndes  Haften  der  Farbstoffe  an  dem  Gewebe 
erleichtern  eveut.  alleiu  ermüglichen  :  die  Beizen.  Solche  sind  z.  B.  Alaun, 
kohlensaures  Ammoniak,  kohlensaures  Lithium,  Kupfersalze,  Eisensalze,  etc.« 


482 


P.  Mayer 


entschuldigt  ansehen,  da  bereits  2  Jahre  früher  Hoyer  eine  Vor- 
schrift für  ein  »  voll  kommen  neutrales  canninsaures  Ammoniak«  ge- 
geben hatte.  Prüft  man  aber  diese  Vorschrift1  und  das  Präparat 
näher,  so  zeigt  es  sich,  dass  dieses  vermeintlich  reine  Salz  nichts 
Anderes  ist  als  ein  recht  theueres  Carmin.  Wäre  es  nämlich 
wirklich  jenes  Salz,  so  dürfte  es  ja  beim  Glühen  auf  Platinblech 
keine  Asche  hinterlassen,  weil  weder  in  der  organischen  Carminsäure 
noch  im  Ammoniak  irgend  welche  unverbrennlichen  Stoffe  vorbanden 
sind;  es  giebt  aber  eine  reichliche  Asche,  und  in  ihr  lässt  sich  wie 
in  der  des  Carmins  leicht  Thonerde  nachweisen2.    Indessen  sowohl 

In  dieser  Definition  ist  etwas  vergessen,  nämlich  dass  die  »Beize«  den  Geweben 
fast  immer  vor  der  eigentlichen  Färbflüssigkeit  incorporirt  wird,  nicht  gleich- 
zeitig.   Bei  der  Tinction  der  markhaltigen  Nervenfasern  nach  Weigert  z.  B. 
sind  sowohl  das  doppeltchromsaure  Kali  als  auch  das  essigsaure  Kupfer  Beizen, 
und  die  Gewebe  werden  mit  ihnen  behandelt,  bevor  sie  in  das  Hämatoxylin 
kommen.   Alaun  hingegen  dlirfte  kaum  als  Beize  benutzt  werden,  eben  so  wenig 
die  geuannten  kohlensauren  Alkalien.   Von  letztereu  wird  dies  in  dem  bekann- 
ten Uandbuche  der  technischen  Chemie  von  Muspratt  (4.  Aufl.  3.  Bd.  1SS9 
pag.  1*'»    ausdrücklich  verneint,  vom  Alaun  und  den  Übrigen  Thonerdesalzen 
freilich  nicht;  es  zeigt  sich  aber  bei  genauerem  Zusehen,  dass  der  Färber 
entweder  direct  basische  Thouerdesalze  nimmt  oder  bei  Verwendung  von  nicht 
basischen  diese  durch  alkalische  Zusätze  darin  überführt,  und  zwar  nur  zu  dem 
Zwecke,  um  auf  mler  in  der  Faser  Thonerde  niederzuschlagen.   Hiervon  ist  aber 
in  der  Mikrotechnik  keine  Rede.  Noch  mehr:  der  Alaun  hilft  —  sei  es  im 
Alauncarmin  oder  der  Alauncochcnille ,  sei  es  im  Hämalaun  oder  im  Böhmer- 
achen  llämatoxylin  —  stets  den  eigentlichen  Farbstoff  zusammensetzen;  dieser 
nämlich  enthält  immer  Thonerde,  wie  ich  es  für  das  HämateYn  be- 
reits früher  nachgewiesen  habe  und  für  das  Carmin  gleich  zeigen 
werde.   Überhaupt  benutzt  der  Histologe  ungleich  dem  Färber  nur  in  seltenen 
Fällen  wirklich  Beizen  und  ist  im  Gegentheil  meist  durch  Auswaschen  mit 
Säuren  etc.  eifrig  bemüht,  »das  dauernde  Haften  der  Farbstoffe  an  dem  Gewebe« 
zu  verringern  (vergi,  auch  unten  pag.  502). 

1  H.  Hoyer,  Beiträge  zur  histologischen  Technik.   1.  Carminlösung.  in 
Biol.  Centralbl.  2.  Bd.  1882  pag.  17—19.    Noch  einige  Jahre  früher  hatte  Höver 
(Beiträge  zur  anatomischen  und  histologischen  Technik,  in  :  Arch.  Mikr.  Anat. 
13.  Bd.  1877  pag.  049  ff.  eine  andere  Methode  zur  Herstellung  einer  Carminlösung 
veröffentlicht,  aber  damals  redete  er  noch  nicht  von  carminsaurem  Ammoniak. 

2  Das  Präparat,  welche«  ich  untersuchte,  stammt  von  GrCrler  in  Leipzig, 
es  liegt  aber  kein  Grund  zur  Annahme  vor,  dass  es  nicht  conform  Hoyer  be- 
reitet sei.  Da  es  etwas  freies  Ammoniak  enthält  durch  Lackrauspapier  bequem 
nachweisbar! ,  so  löst  es  sich  völlig  klar  in  Wasser,  und  eben  desshalb  in  Alko- 
hol nur  unter  Zusatz  einer  Säure.  Die  wässerige  Lösung  färbt  ganz  diffus, 
aber  auch  die  alkoholische  thut  es.  also  begreife  ich  nicht  recht,  was  das  Prä- 
parat für  Vortheile  bietet.  Zudem  ist  sein  Preis  (bei  Grübler  10  g  =  2,8  Mk. 
auffällig  hoch  gegenüber  dem  des  Carmins,  dessen  beste  Sorte  dieselbe  Hand- 
lung mit  0,0  Mk.  anzeigt.  Lee  nennt  es  übrigens  in  der  neuesten  Auflage 
seiner  Technik  pag.  81  richtiger  Hoyer  s  neutral  Carmine. 


Piglili^  bY  Oagale 


Über  das  Färben  mit  Carmin,  Cochenille  und  Hämatein-Thonerde.  4$3 

Gierke  als  auch  Hoyer  hätten  nur  das  erste  beste  Lehrbuch  der 
Chemie,  z.  B.  Gokup-Besanez  (Organische  Chemie  2.  Bd.  1S02  pag.  G  IS) 
oder  K.  B.  Hofmann  (Zoochemie  1S76  pag.  695)  aufzuschlagen 
brauchen,  um  zu  erfahren,  dass  die  C arminsäure  im  Wasser 
leicht  löslich  sei.  Diesen  Vorwurf  darf  ich  natürlich  den  späteren 
Autoren  um  so  eher  machen,  besonders  aber,  nachdem  Liebeumann's 
Arbeit  erschienen  und  von  mir  besprochen  worden  war.  So  z.  B. 
Schiefferdecker,  welcher  den  2.  Theil  des  1.  Bandes  des  Sammel- 
werkes Uber  »die  Gewebe  des  menschlichen  Körpers  und  ihre  mikro- 
skopische Untersuchung«  (Braunschweig  1S89)  bearbeitet  hat  und  auf 
pag.  191 — 196  sich  Uber  Carmiu  und  Cochenille  auslässt.  Denn  auch 
er  setzt  Ammoniakcarmin  und  carminsaures  Ammoniak  gleich  und 
verlässt  sich  auf  Hoyer  sowie  auf  den  Erfinder  des  »canuinsauren 
Natronst.  Maschke  l. 

Man  wird  nun  zweierlei  fragen:  was  ist  denn  eigentlich  Carmin, 
und  :  ist  es  wirklich  so  schlimm,  wenn  man  es  als  Carminsäure  mit 
einigen  Verunreinigungen  bezeichnet?  Auf  die  zweite  Frage  wäre  zu 
antworten,  dass  man  auf  diese  Weise  jeglichen  Fortschritt  in  der 
Färberei  mit  Carmin  verhindert,  was  ja  auch  bisher  unzweifelhaft 
der  Fall  gewesen  ist.  Denn  obwohl  noch  jedes  Jahr  wenigstens  ein 
halbes  Dutzend  neue  Carminlösungen  angepriesen2  werden,  so  sind 


1  Adolph  Schmidt  (Zur  Physiologie  der  Niero.  in:  Arch.  Phys.  Pflüger 
48.  Bd.  1890  pag.  34 ff.)  hat  eine  richtigere  Vorstellung  vorn  Carmin,  verdankt 
sie  aber  gleich  mir  Liebermann.  Er  nennt  desshalb  auch  pag.  45  das  Product 
von  Maschke  Natroncarmin,  bringt  jedoch  im  Übrigen  für  unser  Thema  nichts 
Neues.  Dagegen  hat  schon  1884  S.  Martinotti  (Süll'  uso  dell'  allume  di  cromo 
nella  tecnica  microscopica,  in:  Zeit.  Wiss.  Mikr.  1.  Bd.  pag.  361— 366)  einige 
Angaben  über  die  Darstellung  des  Carmins  gemacht,  welche  der  richtigen  Auf- 
fatssung  ziemlich  nahe  kommen,  und  hat  dann  1886  (II  timolo  nella  tecnica  micro- 
scopica, ibid.  3.  Bd.  pag.  351 — 358]  sich  nebeubei  Uber  den  Unterschied  zwischen 
Carmin  und  Carminsäure  ausgesprochen,  was  ich  auch  seiner  Zeit  zu  citiren 
nicht  versäumt  habe.  Jüngst  nun  (L'ematossilina,  l  emateioa  ed  il  carminio, 
ibid.  8.  Bd.  1892  pag.  488 — 192;  kommt  er  hierauf  zurück,  betrachtet  aber  den 
Alaun  im  Carmin  als  Beize.  Gerade  in  den  guten  Sorten  sei  möglichst  wenig  Alaun 
vorhanden;  wenn  also  Liehermann  43%  Thonerde  darin  gefunden  habe,  so  müsse 
er  ein  schlechtes  Carmin  untersucht  haben.  Thatsächlich  sind  aber  nach  Lieher- 
mann nicht  43,  sondern  nur  reichlich  3%  vorhanden  ;s.  unten  pag.  484);  Marti- 
motti  übersieht,  dass  die  43° 0  sich  nicht  auf  das  Carmin,  sondern  auf  dessen 
Asche  beziehen,  die  selber  nur  7%  des  Carmins  ausmacht.  Leider  gibt  Marti- 
notti  nicht  genau  genug  an ,  worin  die  älteren  Sorten  sich  von  den  neueren 
unterscheiden,  so  dass  eine  Nachprüfung  ausgeschlossen  ist. 

2  Darunter  so  seltsame,  wie  die  neuesten  von  R.  Hauq   in  :  Zeit.  Wiss. 
Mikr.  8.  Bd.  1891  pag.  52),  wo  es  schon  genügt,  die  Namen  zu  hören  :  Alaun- 
Mittheilungen  a.  d.  Zoolog.  Station  tn  Neapel.    Bd.  10.  32 


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484 


P.  Mayer 


wir  doch  kaum  weiter  gekommen  als  schon  1879  Grenacher  war; 
höchstens  dass  wir  einige  früher  sehr  berühmte  Lösungen,  z.  B. 
Bealf/s  Carolin,  so  ziemlich  abgeschafft  haben.  Macht  man  sich  aber 
klar,  was  Carmin  eigentlich  ist,  so  ergeben  sich  daraus  Folgerungen, 
die  fllr  die  Praxis  nicht  ohne  Bedeutung  sind.  Ich  werde  daher  hier 
nochmals  kurz  aus  Liebermann  beibringen,  was  für  uns  wichtig  ist. 

Nach  Liebermann  ist  das  Carmin  des  Handels  (untersucht 
wurde  eine  »ausgezeichnet  schöne  und  feurige«  Sorte)  »keine  gewöhn- 
liche Verbindung  des  Farbstoffs  mit  Thonerde,  sondern  eine  Thon- 
erdekalkprotein-Verbindung  des  Carminfarbstoffs«.  Die 
Analyse  ergab  17°  0  Wasser,  20%  stickstoffhaltige  Substanzen,  56°/0 
Farbstoff,  reichlich  je  3%  Thonerde  und  Kalk,  sowie  etwas  Magnesia, 
Kali,  Natron.  Phosphorsäure  und  eine  Spur  Wachs.  Hiernach  ver- 
hält es  sich  mit  dem  Carmin  wie  mit  dem  ebenfalls  in  der  Malerei 
gebrauchten  Chromgelb:  dieses  ist  ja  nicht  etwa  Chromsäure,  mit 
Blei  verunreinigt,  und  so  ist  Carmin  auch  nicht  Carminsäure'  mit 
einigen  andern  Stoffen,  sondern  es  stellt  fabgesehen  wohl  vom 
Wasser)  eine  complicirte,  allerdings  noch  nicht  völlig  erkannte  chemi- 
sche Verbindung  dar,  in  welcher  das  Aluminium  und  Calcinm  eben 
so  wenig  fehlen  dUrfenjjwie  beispielsweise  im  Kochsalz  das  Natrium2. 

Borax-Carmin  mit  essigsaurer  Thonerde,  und  Ammoniak-Lithion-Carmin  mit 
Ammonium  chloratum.  Jenes  ist  noch  dazu  »meist  erst  in  einigen  Wochen  gut 
brauchbar«.  Warum  nicht  noch  einige  Salze  mehr  nehmen?  Übrigens  hat  be- 
reits Rollett  den  Zusatz  von  Salzen  empfohlen  (vgl.  unten  pag.  486). 

1  In  meinem  Keferate  Uber  die  Arbeit  von  Liebermann  habe  ich  1887 
besonders  hervorgehoben ,  dass  Dieser  den  Ausdruck  Carminsäure  vermeidet. 
Indessen  sagt  er  selbst,  es  sei  eine  starke  Säure  'vgl.  unten  pag.  487  Anni.  5), 
und  so  sehe  ich  nicht  recht  ein,  warum  man  nicht  die  allgemein  gebräuchliche 
Bezeichnung  anwenden  soll. 

In  der  oben  kurz  mitgetheilten  Analyse  des  Carmins  ist  ein  unsicherer 
Factor  vorhanden,  den  aber  Liehermann  ausdrücklich  als  solchen  kennzeichnet: 
die  20%  stickstoffhaltige  Substanzen  sind  aus  den  3°  0  wirklich  gefundenen 
Stickstoffs  unter  der  Annahme  erhalten,  dass  man  dabei  proteYnartige  Ver- 
bindungen mit  etwa  15%  Stickstoff  vor  sich  habe.  Die  Carminsäure  ist 
dann  als  der  Rest  von  100%  zu  56%  ermittelt.  Nun  habe  ich  andererseits 
unter  der  Voraussetzung,  die  Erden  in  der  Asche  seien  im  Carmin  alsNeutral- 
salze  an  die  Carminsäure  gebunden  gewesen,  die  Menge  der  letzteren  zu  etwa  55% 
berechnet,  und  diese  Übereinstimmung  ist  doch  zu  groß,  um  rein  zufällig  zu  sein. 

Vielleicht  ist  in  weniger  schün  rothen  Carminsorten  das  Verhältnis  der 
Säure  zu  den  Basen  oder  das  von  beiden  zu  den  Proteinstoffen  anders.  Im  Ein- 
klang mit  Liebehmann  bin  ich  übrigens  der  Ansicht,  dass  letztere  eine  wich- 
tige Rolle  im  Carmin  spielen. 

2  Von  mehreren  Seiten  wird  behauptet,  die  heutigen  Carmine  seien 
nicht  mehr  so  gut  wie  die  früheren,  es  müsse  in  der  fabrikmäßigen  Darstellung 


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Über  das  Färben  mit  Carmin,  Cochenille  und  HäraateTn-Thonerde.  485 

That8ächlich  färbt  denn  auch,  wie  ich  bereits  18S7  hervorgehoben 
habe  und  unten  noch  ausführlicher  besprechen  werde,  der  organische 
Farbstoff  (die  Carminsäure)  allein  ganz  anders  als  er  es  im  Verein 
mit  den  anorganischen  Substanzen  des  Carmins  thut. 

Nun  zu  den  Folgerungen  für  die  histologische  Technik! 

Wenn  Liebermann  eine  Analogie  zwischen  dem  Carmin  und 
dem  Türkisch roth  aufstellt,  da  in  beiden  Farben  die  relativen  Mengen 
von  Thonerde  und  Kalk  gleich  seien  und  da  auch  ein  »schönes  und 
echtes  Krapproth  zu  seiner  Bildung  außer  der  Thonerde  noch  des 
Kalkes  als  Beize  bedarf,  welche  sich  beide  in  bestimmtem  Verhält- 
nisse später  auf  dem  gefärbten  Zeuge  vorfinden«,  so  scheint  er  mir 
völlig  im  Recht  zu  sein,  so  weit  das  schöne  Roth  des  Carmins  bei 
der  technischen  Färberei  in  Frage  kommt.  Sieht  man  jedoch 
davon  ab  und  begnügt  sich  in  der  Mikrotechnik  mit  dem  Violett, 
wie  es  die  Färbungen  mit  Alauncarmin  liefern,  so  kann  man  des 
Kalkes  entrathen:  Beweis  dafür  ist  die  trefflich  färbende  Alaun- 
cochenille, in  welcher  ja  der  Alaun  die  Gegenwart  von  Kalk  so 
gut  wie  ausschließt1.  Eben  so  wenig  aber  ist,  wie  sich  unten 
zeigen  wird,  fUr  histologische2  Zwecke  die  Gegenwart  der  stick- 

etwas  geändert  sein.  Dies  ist  möglich,  aber  keineswegs  bewiesen,  jedenfalls 
gilt  es  nicht  für  die  Lüslichkeit  des  Carmins  in  destillirtem  Wasser.  Ich  habe 
mir  freilich  im  Jahre  1889  notirt ,  dass  iin  Gegensatze  zu  einigen  gerade  da- 
mals gekauften  Sorten  ein  ganz  altes  su  gut  wie  unlöslich  war;  da  ich  aber 
damals  den  Einfluss  der  Qualität  des  Glases  hierauf  noch  nicht  kannte,  so 
möchte  ich  jetzt  selber  diese  Notiz  in  Zweifel  ziehen.  Denn  ein  und  dieselbe 
Sorte  Carmin  giebt,  mit  Waaser  in  Reagensröhren  von  verschiedenem  Glase 
gekocht,  ganz  verschieden  starke  Lösungen;  ferner  mag  altes  Carmin  durch 
langes  Liegen  etwas  Ammoniak  verloren  haben  und  nur  aus  diesem  Grunde 
so  gut  wie  unlöslich  sein.  (Leider  habe  ich  jenes  alte  nicht  mehr.)  Jedenfalls 
hat  bereits  1854  Hartig  zum  Färben  eine  Lösung  von  Carmin  in  Wasser,  also 
ohne  Zusatz  von  Ammoniak,  benutzt,  und  später  hat  Perls  (nach  Frey  s 
Mikroskop  7.  Aufl.  1881,  citirt  bei  Gierke,  1.  Bd.  pag.  91)  dasselbe  gethan. 
So  lange  also  nicht  genauer  angegeben  wird,  wodurch  sich  die  neueren  t'ar- 
mine von  den  älteren  unterscheiden,  hege  ich  einigen  Zweifel  daran  s.  auch 
oben  pag.  48.H  Anm.  1). 

1  Genaueres  Uber  den  Gehalt  der  Cochenille  an  Kalk  scheint  bisher  nicht 
festgestellt  zu  sein;  jedenfalls  aber  ist  er  im  Vergleich  zu  dem  im  Carmin 
äußerst  gering.  Herr  Dr.  £.  Herter  hat  einen  Auszug  aus  Cochenille  mit 
heißem  Wasser,  den  ich  anfertigte  und  fast  bis  zur  Trockne  eingedampft  ihm 
Ubergab,  freundlichst  für  mich  auf  Kalk  untersucht,  aber  nur  Spuren  davon 
gefunden.  Wahrscheinlich  stammt  er  aus  den  Malpighischen  Gefäßen  des  In- 
8ektes. 

*  Über  den  Unterschied  der  technischen  Färberei  von  der  histolo- 
gischen s.  unten  pag.  502. 


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486 


P.  Mayer 


stoffhalti  gen  Sah  stanzen  im  Carmin  unbedingt  erforderlich  (s.  je- 
doch p.  494  Anm.  2).  Diese  sind  zudem,  wie  männiglich  bekannt, 
in  wässerigen  Lösungen  eine  Quelle  der  Fäulnis,  des  Übeln  Geruches 
und  wahrscheinlich  der  Sedimente;  letzteres  trifft  ja  auch  für  die 
alkoholischen  Lösungen  zu.  Und  wenn  es  wahr  ist,  was  vielfach 
angegeben  wird,  dass  »verfaultes  Carmin«  histologisch  besser  färbt  als 
frisches,  so  wäre  in  der  Kegel  der  Stickstoff  erst  recht  zu  entbehren. 

Solche  Erwägungen  haben  es  mir  nahe  gelegt,  von  Neuem  zu 
versuchen,  ob  sich  nicht  mit  Carni  ins  äure  Ersprießliches  leisten 
lasse.  Diese  stellte  ich  mir  bereits  1883  in  Form  ihres  Aramoniak- 
salzes  her  und  fand1,  dass  sie  <>accurat  sowie  die  Cochenilletinctur, 
und  nicht  wie  Carmin«  färbe.  »Auch  eine  damals  von  Trommsdorff 
in  Erfurt  bezogene  Probe  von  Carminsäurc  in  Form  eines  zähflüssigen 
Extractes  ergab  mir  für  die  Tinction  die  nämlichen  Resultate«,  und 
so  machte  ich  keine  weiteren  Versuche,  was  vielleicht  doch  geschehen 
wäre,  wenn  ich  von  der  sonst  so  vortheilhaft  bekannten  chemischen 
Handlung  ein  wirklich  gutes  Präparat  bekommen  hätte. 
Außer  mir  haben,  wenn  ich  nicht  irre,  nur  noch  zwei  Forscher  die 
Carminsäure  angewandt,  sind  indessen  auch  nicht  weit  gekommen2. 

1  Mayer,  Aus  der  Mikrotechnik  pag.  44. 

-  Vor  längerer  Zeit  hat  A.  Rollett  (Bemerkungen  zur  Kenntnis  der  Lab- 
drüsen  und  der  Magenschleimhaut,  in:  Unt.  Inst.  Phys.  Hist.  Graz  2.  Heft 
1871  pag.  143  ff.)  Carrainroth  zur  Tinction  empfohlen.  Indessen  ist  nicht  nur 
die  Bereitung  desselben,  sondern  auch  seine  Anwendung  recht  umständlich,  und 
es  scheint  in  der  That  nicht,  dass  sonst  Jemand  es  benutzt  hat.  Rollett 
theilt  Übrigens  mit  so  vielen  Anderen  den  Irrthum,  dass  Carmin  =  Carmin- 
säure sei,  und  empfiehlt  in  derselben  Schrift  sie  war  mir  durch  die  Güte  des 
Herrn  Verfassers  zugänglich)  »neutrales  carminsaures  Ammoniak«,  in  Wirklich- 
keit eine  Lügung  von  Carmin  in  Ammoniak  mit  Überschuss  von  letzterem,  zum 
Färben  deB  Magens  der  Säugethiere.  Er  bemerkt  aber  gleich  dazu,  es  färbe 
»die  Kerno  nur  wenig«  (pag.  156;,  dagegen  nach  geringem  Zusatz  von  Salzen 
(1  0  o  Chlorammonium,  Chlornutrium  oder  schwefelsaurem  Natron)  seien  »die 
Kerne  vorherrschend  und  intensiv  roth«  gefärbt  (pag.  157,.  Da  sich  nun  das 
Carminroth  nach  Rollett  ähnlich  wie  das  salzfreie  »carminsäure  Ammoniak  « 
verhält,  so  würde  es  ebenfalls  diffus  färben. 

Ich  verstehe  nicht  recht,  wie  Fol  pag.  1 S4)  als  RoLLETT'sche  Carminlösung 
folgende  Vorschrift  giebt:  «»Carminpulver  wird  mit  verdünnter  Schwefelsäure 
gekocht;  der  rothe  Niederschlag  [woher  rührt  dieser?;  wird  abfiltrirt  und  löst 
sich  in  reinem  Wasser  mit  hellrother  Farbe  auf.«  Die  Färbung  sei  diffus  und 
müsse  mit  Säure  distinet  gemacht  werden.  Noch  dunkler  froilich  ist  Gierkes 
wirklich  originelles,  falls  originales  Referat  über  die  obige  Arbeit  von  Rollett  : 
»R.  giebt  mehrere  Verfahrangsweisen,  um  Carminlüsuugen  haltbarer  zu  machen, 
so  dass  sie  bestimmte  Mengen  freier  Säure  vertragen,  ohne  dass  der  Farbstoff 
gefällt  wird.« 


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Über  das  Färben  mit  Carota,  Cochenille  und  IlümateTn-Thonerdc.  487 

Zuerst  hat  sie  Dimmock'  gebraucht;  er  macht  eine  Vi  %  ige 
Lösung  in  SO  °/0  Alkohol,  lässt  Schnitte  2 — Minuten  darin  und 
wäscht  sie  mit  absolutem  Alkohol  aus.  Auch  verwendet  er  eine  ganz 
neutrale  Lösung  von  carminsaurem  Ammoniak,  ebenfalls  in  Alkohol, 
oder  behandelt  die  Schnitte  nach  der  Färbung  noch  mit  Metallsalzen, 
um  ihnen  eine  andere  Farbe  zu  geben,  und  erwähnt  auch  richtig, 
dass  mitunter  die  Salze  in  den  Geweben  selber  diese  Umfärbung 
besorgen. 

Wie  ich  gleich  zeigen  werde,  hat  nur  wenig  gefehlt  und 
Dimmock  hätte  die  Carminsäure  so  verwandt,  dass  sie  thatsächlich 
ein  brauchbares  Mittel  geworden  wäre.  Eigentümlicherweise  ist 
genau  an  derselben  Klippe  Upson2  gescheitert,  welcher  etwa  1  % 
Carminsäure  in  einem  Gemisch  von  4  Theilen  Wasser  und  1  Theil 
Alkohol  löst,  die  Schnitte  von  Nervengewebe  darin  3—10  Minuten 
lässt  und  sie  mit  einer  »FixationsflUssigkeit«  behandelt,  die  je  nach 
dem  gewünschten  Farbenton  Essigsäure,  essigsaures  Blei,  schwefel- 
saures Eisen  etc.  ist3. 

B.  Die  Carminsäure 

ist  nach  Nietzki4  eine  purpurbraune,  beim  Zerreiben  roth  werdende 
Masse,  welche  sich  leicht  in  Wasser  und  Alkohol,  schwieriger  in 
Äther  löst.  Sic  ist  eine  schwache5  zweibasische  Säure,  welche  mit 
Alkalimetallen  leicht  lösliche,  mit  Erd-  und  Schwermetallen  unlösliche 
violett  gefàrbtc  Salze  bildet.  Ich  habe  die  Säure  von  E.  Merck  in 
Darmstadt  zum  Preise  von  2  Mark  für  10  g  bezogen;  Grübleu  zeigt 
sie  mit  4  Mark  an.  Sie  ist  aschenfrei,  etwas  hygroskopisch,  löst 
sich  in  Alkohol  ganz,  in  Wasser  nahezu  klar,  und  färbt,  wenn  nicht 
in  den  Geweben  besondere,  hierzu  geeignete  Salze  bereits  vorhanden 

1  G.  Dimmock.  in:  ('.  0.  Whitman,  Methods  of  Research  in  Microscopieal 
Anatouiy  and  Embryology.  Boston  18S5  pag.  34— 3S.  Vom  Canniu  hat  er  die 
gewöhnliche  falsche  Vorstellung. 

2  11.  S.  Upson,  Die  Carminfàrbung  tur  Nervengewebe,  in:  Neurol.  Centralbl. 
".  Jahrg.  1688  pag.  .119—321  mit  Bemerkung  von  W.  C.  Kkauss).  Ich  citire  nach 
Scuieffekdecker's  Referat  (in:  Zeit.  Wiss.  Mikr.  5.  Bd.  1888  pag.  525— 52«), 
an  dessen  Schiusa  es  heißt,  die  Methode  scheine  nicht  viel  zu  leisten. 

3  Im  Wesentlichen  verfahren  demnach  Ui'sox  und  Dimmock  ähnlich,  wie 
ich  es  bereits  1879  mit  der  Cochenilletinctur  gethan  habe  (Mitth.  Z.  Stat.  Neapel 
2.  Bd.  1661  pag.  17,. 

4  R.  Nietzki,  Chemie  der  organischen  Farbstoffe.  Berlin  1669.  Cochenille 
Carmin  etc.;  pag.  231— 234. 

8  Nach  LiEUEitMANN  pag.  1975  eine  starke  Säure.  In  der  That  treibt  sie 
aus  Marmor  die  Kohlensäure  aus. 


•ISS 


P.  Mayer 


sind,  nur  schwach  und  ziemlich  diffus1,  ähnlich  wie  die  Cochenille- 
tinetur  (s.  unten  pag.  497). 

Uber  die  Salze  derCarminsäure  seheint  auch  den  Chemikern 
nicht  viel  bekannt  zu  sein  :  sie  sind,  wie  Nietzki  sagt,  bisher  sänimt- 
lich  nur  amorph  erhalten  worden.  Uns  interessiren  hier  in  erster 
Linie  die  Thonerdesalze2. 

Versetzt  man  eine  Lösung  von  Carminsäure  oder  noch  besser 
von  carminsaurem  Ammoniak  fd.  h.  dem  wirklichen,  nicht  dem  so- 
genannten) mit  essigsaurer  Thonerde,  so  fällt  fast  alle  Säure  als 
carminsäure  Thonerde  aus  und  lässt  sich  abfiltriren,  auswaschen 
und  trocknen.  Sie  hat  die  merkwürdige  Eigenschaft,  sich  nicht  nur 
in  Säuren  und  sauer  reagirenden  Salzen  (z.  B.  Alaun] ,  sondern  auch 
in  Alkalien  und  alkalisch  reagirenden  Salzen  (z.  B.  Borax)  zu  lösen, 
vorausgesetzt,  dass  als  Flüssigkeit  nur  Wasser  oder  schwacher  Alkohol 
genommen  wird.  Die  Lösung  in  Alaun  färbt  die  Kerne  ähnlich  wie 
Alauncarmin,  die  in  Borax  ceteris  paribus  zwar  viel  schwächer,  aber 
mehr  nach  Roth  hin:  der  Unterschied  ist  sehr  deutlich,  selbst  wenn 
man  die  Objecte  nur  mit  reinem  Wasser  auswäscht. 

Auch  durch  Chloralnminium  wird  das  carminsäure  Ammoniak 
als  Thonerdesalz  ausgefällt,  aber  nur  zum  Theil;  eine  nicht  un- 
erhebliche Menge  bleibt  gelöst.  Nimmt  man  endlich  Alaun,  so  bildet 
sich  gar  kein  Niederschlag,  sondern  die  carminsäure  Thonerde  bleibt 
in  Lösung.  Dies  gilt  erst  recht,  wenn  man  statt  des  Ammoniaksalzes 
die  reine  Carminsäure  wählt.   Eiuc  derartige  Flüssigkeit,  für  die  ich 


1  In  so  fern  zeigt  sie  große  Ähnlichkeit  mit  dem  Hämatel'ii,  das  ja  auch 
an  sich  nicht  zu  brauchen  ist,  sondern  erst  mit  Metallsalzeu  (Methoden  von 
Weigert  u.  A  1  oder  mit  Thouerde  eine  gute  Flüssigkeit  zum  histologischen 
Färben  liefert.  Genau  so  verhält  »ich  auch  die  Carminsäure.  Gleich  jenem  ist 
sie  gegen  Eisensalze  sehr  empfindlich  und  gibt  damit  eine  graue  bis  schwarze 
Verbindung.  Mau  lese  nun,  wie  seltsam  und  doch  »nahezu  sicher«  diese  ein- 
fache Erscheinung  0.  Zacuakias  sich  zurechtgelegt  hat:  »Uringt  man  in  einem 
Probirgläschcn  eine  kleine  Menge  Essigearmin  mit  einigen  Tropfen  von  1  proc. 
(wässeriger)  LJisung  von  Eisenvitriol  zusammen ,  so  nimmt  das  Gemisch  sofort 
eine  dunkelbraune  oder  fast  schwärzliche  Färbung  an.  Der  eigentliche  Grund 
dieser  Erscheinung  ist  chemisch  noch  nicht  genügend  aufgeklärt;  aber  dass  eine 
Gerbsäure  dabei  im  Spiele  ist,  welche  von  den  Cochenille-Läusen  aus  deren 
Nährpflanzen  mit  aufgenommen  wurde,  dies  kann  als  nahezu  sicher  angenommen 
werden.«    Verh.  Ges.  D.  Naturf.  Arzte  63.  Vers.  Abth.  Sitz.  1891  pag.  121.) 

2  Es  scheint  mir,  als  gäbe  es  ihrer  mehr  als  eins,  und  sie  würden  sich 
dann  durch  den  Gehalt  an  Thonerde  von  einander  unterscheiden.  Indessen  ist 
dies  für  das  Färben  Belber  nicht  von  Belang,  da  meine  Vorschriften  nicht  von 
diesen  Salzen,  sondern  von  der  Carminsäure  ausgehen. 


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Über  das  Färben  mit  Carinin,  Cochenille  und  Häniateiu-Thonerde.  489 


nach  Analogie  mit  dem  Hämalaun  den  Namen  Carmalaun  vorschlage, 
empfehle  ich  iu  erster  Linie  zum  Färben.    Mau  nehme 

Carrainsäurc  1  g.  Alaun  10  g.  destillirtes  Wasser  200  ccm. 
Lösung  durch  Erwärmen.  Kann  klar  abgegossen  oder  filtrirt 
werden  und  bleibt,  falls  man  ein  Antisepticum  (s.  unten 
hinzufügt,  klar.  (Eine  Probe  hat  sich  vom  Anfang  November 
1891  bis  jetzt  ganz  unverändert  gehalten/ 

Das  Carmalaun  ist  ziemlich  hell  roth  nach  violett  hin.  Es  färbt 
vorzüglich  durch  (auch  Osmiumpräparate)  und  verleiht  auch  Schnitten, 
Membranen,  Larven  von  Krebsen  etc.  schöne  Färbung.  Beim  Aus- 
waschen mit  destillirtem  Wasser  bleibt  das  Plasma  etwas  gefärbt  :  will 
man  dies  nicht,  so  braucht  man  nur.  wie  beim  Hämalaun,  vorsichtig  mit 
Alaun  auszuziehen,  oder  in  schwierigen  Fällen  mit  schwacher  Säure. 

Man  kann  natürlich  auch  weniger  Alaun  nehmen,  z.  ß.  nur  die 
Hälfte,  aber  die  Losung  setzt  dann  nach  einiger  Zeit  ab. 

Verglichen  habe  ich  das  Carmalaun  mit  dem  Alauncarmin1 
Gbenacher  s,  das  ja  mit  Recht  für  seine  zarten  Färbungen  berühmt 
ist.  Dabei  stellte  sich  heraus,  dass  man  ein  Äquivalent  desselben 
dann  erhält,  wenn  man  einer  3 — 5°/0igen  Lösung  von  Alaun  in  Wasser 
1  looo  Carminsäure  zusetzt  (also:  1000  Wasser.  30 — 50  Alaun,  1  Car- 
m ins; iure,  kalt  zu  lösen).  Diese  so  schwache  und  nebenbei  gesagt 
auch  billige  Lösung  färbt  doch  genau  so  gut,  nur  mit  einem  rotheren 
Tone,  wie  das  Alauncarmin,  und  ist  demselben  dadurch  überlegen, 
dass  bei  der  Bereitung  das  Kochen  vermieden  werden  kann  und  der 
Farbstoff  ganz  ausgenutzt  wird.  Auch  sie  bedarf  eines  Antisepticunis. 
was  übrigens  in  gleicher  Weise  vom  Alauncarmin  gilt.  Ich  nehme 
als  solches  gewöhnlich  einige  Thy molk ry stalle  oder  nach  dem  Vor- 
gange von  Partscu  etwas  (l%o)  Salicylsäure,  von  der  sich  ja  nur 
äußerst  wenig  löst,  oder  salicylsaures  Natron  (5%o)-  Das  Saccharin, 
dem  man  antiseptische  Wirkungen  nachrühmt,  hat  sich  mir  nicht 
bewährt. 


1  Im  Deceniber  lij^9  ermittelte  ich,  dass  5  g  Alaun  und  100  g  Wasser 
durch  längeres  Kochen  etwa  0,5  g  des  damaligen  Canums  lösten.  Nahm  ich 
mehr  <  arm  in  und  kochte  nach  dem  Abfiltriren  den  L'berschuss  desselben  noch- 
mals mit  Alaunlösung,  so  erhielt  ich  viu  Alauncarmin,  das  viel  dunkler  war  als 
das  gewöhnliche  und  auch  intensiver  färbte.  Offenbar  wird  das  (  armin  beim 
Kochen  mit  Alaunlösung  zerlegt,  indessen  lohnt  es  sich  jetzt  wohl  kaum  noch, 
hierauf  näher  einzugehen. 


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190 


P.  Mayer 


Carminsäure  mit  Chloraluminium  und  Salzen. 

Das  Carmalaun  färbt  deutlich  mehr  nach  Roth  hin,  wenn  man; 
ihm  Chlorcalcium  1  zusetzt.  Da  indessen  dabei  ein  Niederschlag  von 
Gips  entstellt,  welcher  einen  Theil  des  Farbstoffes  mit  sich  zu  Boden 
reißt,  so  ist  ein  solches  Verfahren  nicht  anzurathen.  Nimmt  man 
dagegen  als  Thonerdesalz  das  Chloraluminium,  so  lässt  sich  das  ge- 
nannte Kalksalz  natürlich  ohne  Umsetzung  beimengen. 

a.  WHsse r ige  Lösung.  Setzt  man  zu  einer  Lösung  von  Carmin- 
säure in  Wasser  vorsichtig  etwas  Chloraluminium,  so  fällt,  wie  schon 
gesagt,  zunächst  carminsäure  Thonerde  aus,  löst  sich  aber  wieder, 
sobald  man  mehr  Chloraluminium  hinzufügt.  Und  nun  muss  man 
nur,  genau  wie  ich  es  bei  Besprechung  des  KLEiNENBERG'schen 
Hämatoxylins  geschildert  habe,  nicht  zu  viel  vom  Solvens  nehmen, 
um  eine  Flüssigkeit  zu  erhalten,  die  außerordentlich  stark  und  dabei 
doch  distinct  färbt,  freilich  blauviolett.  Die  Vorschrift  hierfür 
würde  lauten:  Carminsäure  1,  Chloraluminium  3,  Wasser  200.  Hat 
man  also  irgend  welche  Gründe,  das  Carmalaun  nicht  zu  benutzen, 
so  mag  man  hierzu  greifen  ;  die  Anwendung  geschieht  wie  bei  jenem, 
auch  muss  mau  ein  Antisepticum  zusetzen.  Es  färbt  aber  viel  stärker 
das  Plasma  mit2. 

Ich  habe  theils  mit  der  obigen  Lösung,  theils  mit  anderen,  die 
in  der  relativen  Menge  der  Säure  und  des  Salzes  abwichen,  sehr 
zahlreiche  Versuche  nach  der  Richtung  hin  angestellt,  ob  sich  durch 
Zusatz  von  anderen  Salzen  eine  schöne  rothe  Färbung  erreichen 
lasse.  Dies  ist  mir  indessen  weder  mit  Salpeter  noch  auch  mit 
Chlorcalcium  gelungen.  Ein  einigermaßen  befriedigendes  Roth  lässt 
sich,  wie  zu  erwarten  stand,  nur  dann  erhalten,  wenn  man  mög- 
lichst wenig  Chloraluminium  nimmt,  und  zwar  so  wenig,  dass  nicht 
aller  Niederschlag  sich  wieder  löst  (also  statt  der  oben  angegebenen 
3  Theile  nur  etwa  1 2  Theil);  nur  ist  dann  die  Färbung  lange  nicht 
so  präcis,  wie  mit  Carmalaun,  so  dass  man  mit  Alaun,  Chloraluminium 
oder  Säure  auswaschen  muss.  falls  mau  reine  Kernfärbung  haben 
will.  Wohl  aber  ist  ein  Zusatz  von  Chlorcalcium3  zu  alkoholischen 
Lösungen  angezeigt,  wie  sich  sofort  des  Nähereu  ergeben  wird. 

1  Chlorammonium  oder  Salpeter  wirken  nicht  so. 

2  Im  Carmalaun,  Hämalaun  und  andern  Lösungen  wirkt  der  Alaun  gewiss 
nicht  als  »Beize«,  sondern  verhindert  geradezu  das  Plasma  an  der  Aufnahme 
von  Farbe.    Wie  er  das  fertig  bringt,  wäre  allerdings  noch  zu  ermitteln. 

3  Chlorbarium  oder  Chlorstrontium  wirken  ähnlieh,  nicht  aber  thut  es 
Salpeter. 


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Über  das  Färben  mit  Carmin,  Cochenille  uiul  HämateTn-Thonerde.  491 

b.  Alkoholische  Lösung.  Carminsäure  ist  allein  oder  mit 
Chloraluminium  auch  in  absolutem  Alkohol  löslich  ;  gleichwohl  fallen 
die  Färbungen  in  so  starkem  Alkohol  nicht  differenzirt  genug  aus. 
Stärker  als  bis  zu  70%  soll  man  daher  lieber  den  Alkohol  nicht 
nehmen.  Genau  wie  bei  dem  ja  ebenfalls  alkoholischen  Hämacalcium 
(vgl.  diesen  Band  pag.  Ib2  Anm.  2)  ist  auch  hier  ein  Cbcrschuss  von 
Chloraluminium  nur  in  so  fem  schädlich,  als  er  die  Färbung  sehr  ab- 
schwächt; zudem  geht  der  Farbenton  selber  mehr  und  mehr  nach 
Blau  hin  —  umgekehrt  natürlich,  je  mehr  Carminsäure  man  nimmt, 
um  so  mehr  nach  Roth.  Immerhin  darf  man  auf  1  Theil  der  Säure 
zwischen  ',4  und  2  Theile  Chloraluminium  nehmen  und  wird 
stets  noch  brauchbare  Färbungen  bekommen1.  Nach  längerem  Pro- 
biren und  Vergleichen  möchte  ich  nun  folgende  Lösung,  welche 
Chlorcalcium  enthält,  unter  dem  kurzen  Kamen  Paraeariniu  als  die 
beste  bezeichnen: 

Carminsäure  1  g,  Chloraluminium  '/a  Chlorcalcium  4  g, 
70%iger  Alkohol  100  ccm.  Man  löst  kalt  oder  warm,  lässt 
absetzen  und  filtrirt. 

Die  Lösung  ist  schön  roth,  aber  so  hell,  dass  man  in  nicht  zu 
dicken  Schichten  auch  kleine  Objecto  gut  sehen  kann.  Auswaschen 
mit  saurem  Alkohol  ist  für  Schnitte,  oder  falls  man  Stücke,  die 
geschnitten  werden  sollen,  durchfärben  will,  ganz  uunöthig.  und 
auch  für  Oberflächenansichten  wird  man  gewöhnlich  nur  mit  schwachen 
Lösungen  von  Chloraluminium  in  Alkohol  zu  waschen  brauchen; 
sollte  auch  dies  nicht  genügen,  so  ist  Alkohol  mit  etwa  5%  Essigsäure 
;2,  20/o  Eisessig)  anzuwenden.  Die  Objecte  werden  roth,  nicht  violett, 
freilich  nicht  so  feurig  roth,  wie  in  Boraxcarmin  nach  Ausziehen  mit 
saurem  Alkohol.  Gefärbt  habe  ich  sowohl  große  Stücke  von  er- 
wachsenen Haien  als  auch  von  Embryonen  derselben,  ferner  ganz 
kleine  Larven,  Schnitte  etc.  I  ber  die  Länge  der  Zeit,  welche  die 
Objecte  zur  Dnrchfärbung  brauchen,  lässt  sich  nichts  Genaueres 
sagen,  denn  das  richtet  sich  ganz  nach  ihnen  selber;  da  sie  aber  in 
starkem,  säurefreiem  Alkohol  liegen,  so  kann  auch  ein  längeres  Ver- 
weilen darin  ihnen  unmöglich  schaden.  Das  Paracarmin  wird  gegen- 
wärtig hier  im  Institute  viel  verwandt  uud  von  Manchen  dem  Carm- 

1  Was  ich  oben  pag:.  183  Uber  die  Färbung  des  Entoderms  in  den  Tentakeln 
der  Hydroiden  sagte,  nämlich  dass  man  dem  Haina  tei'n  mehr  C'hloraluminium 
zufügen  solle  als  soust  gebräuchlich,  trifft  auch  für  die  Carminsäure  zu:  ja 
mehr  Thonenlesalz,  desto  tiefer  dringt  die  Färbung. 


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492 


P.  Mayer 


alaun  vorgezogen.  Ich  habe  eine  klein*  Menge  von  Mitte  October 
1891  her  aufbewahrt;  sie  ist  noch  jetzt,  also  nach  etwa  7  Monaten, 
völlig  so  gut  und  klar  wie  zu  Anfang. 

Ehe  ich  mich  nun  zur  Cochenille  wende,  möchte  ich  noch  die 
gebräuchlichen  Carminlösungen  einer  kurzen  Besprechung 
unterziehen  und  sie,  so  weit  es  nicht  schon  geschehen  ist,  mit  den 
neuen  Flüssigkeiten  vergleichen.  Nach  ihrer  Reaction  lassen  sie  sich 
in  zwei  große  Gruppen1  bringen. 

1.  alkalische.  Aus  allen  wird  durch  Essigsäure  das  Carmin 
gefüllt,  eben  so  durch  eine  reichliche  Menge  von  starkem  Alkohol. 
Verdünnte  Salzsäure  präcipitirt  ebenfalls  aus  allen  das  Carmin,  in- 
dessen löst  sich  dieses,  wenn  man  mehr  Salzsäure  zusetzt  und  er- 
wärmt, wieder  auf;  aus  Boraxcarmin  löst  es  sich  schon  kalt  wieder, 
falls  man  nur  Alkohol  hinzufügt  (hierauf  beruht  eben  beim  Gre- 
NACHER  schen  Boraxcarmin  die  Möglichkeit  des  Auswaschens  mit  an- 
gesäuertem starkem  Alkohol,;  Lithioncarmin  verhält  sich  eben  so. 
Hierher  gehören 

a)  das  sog.  neutrale  Carmin,  d.  h.  der  wässrige  Auszug 
aus  Carmin,  der  sich  durch  Abdampfen  concentriren  lässt  und  dann 
leidlich  gut  und  kräftig  färbt,  wenn  man  nur  nicht  zu  lange  auswäscht 
und  zuletzt  mit  etwas  Essigsäure  die  Farbe  in  den  Geweben  fixirt, 

bj  das  HoYER'sche  sog.  carminsaure  Ammoniak,  im  Wesent- 
lichen gleich  dem  vorigen. 

c)  das  Boraxcarmin, 

d)  das  Ammoniakcarniin'2. 
e;  das  Lithioncarmin  und 
fi  das  Pikrocarmin. 

1  Dies  thut  auch  Fol  Lehrbuch  der  vergleichenden  mikroskopischen  Ana- 
tomie etc.  Leipzig  1S84  pag.  1S4\  nur  lässt  er  falschlich  das  Boraxcarmin  neutral 
sein.    Nach  ihm  hat  das  Carmin  nur  in  saurer  Lösung  »die  Eigenschaft  eines 

Kcrufärbemittcls«. 

-  Mit  Hecht  ist  es  Lieuekmakn  aufgefallen,  das»  sich  Carmin  völlig  in 
Ammoniak  löst,  obwohl  Thonerde  und  Kalk  darin  sind,  und  dass  letztere  in 
dieser  Lösung  durch  oxalsaures  Amnion  sich  nicht  nachweisen  lassen.  Für  die 
Thonerde  habe  ich  oben  bereits  angegeben,  dass  sie  in  ihrer  Verbindung  mit 
Carmint<;iure  in  Ammoniak  (auch  in  Borax;  löslich  ist.  So  verhält  sich  auch 
carminsaurer  Kalk.  Kocht  man  übrigens  Carmin  anhaltend  mit  Wasser  und 
Oxalsäure,  so  geht  die  Carminsäure  in  Lösung,  während  die  Erden  als  Oxal- 
säure Verbindungen  zurückbleiben  (Maver,  Aus  der  Mikrotechnik  pag.  4-T,. 
Ich  habe  dies  jetzt  nochmals  gethan  und  aus  der  Carminsäure  nach  Entfernung 
der  Überschüssigen  Oxalsäure,  mit  Alaun  ein  brauchbares  Carmalaun  gewonnen, 
wie  dies  auch  nicht  anders  zu  erwarten  stand. 


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Über  das  Färben  mit  Caruiin,  Cochenille  und  HätnateYn-Tkonerde.  493 

2.  saure,  d.  h.  die  mit  freier  Säure  oder  mit  sauer  reagirenden 
Salzen  hergestellte.    Hierher  gehören 

a)  das  alkoholische  Salzsäure-Carmin  (Grenacher:  Mayer); 
aus  ihm  fallt  der  Farbstoff  schon  durch  Wasser  aus,  löst  sich  aber 
in  der  Wärme  nach  Hinzufügen  von  etwas  Salzsaure;  fällt  man  ihn 
durch  Alkali,  so  ist  er  in  Wasser  löslich. 

b)  das  Essigsäure-Carniiu  und 

c)  das  A  lau  n carmi n,  das  schon  des  Alauns  wegen  sich 
nicht  mit  starkem  Alkohol  bereiten  läset  und  durch  Basen  zersetzt 
wird.  Sowohl  das  Salzsäure-  als  auch  das  Alauncarmin  färben  lange 
nicht  so  schön  roth  wie  die  Carmine  der  1.  Grappe. 

Vom  Lithioncarmin  habe  ich  absolut  keine  Vortheile  gesehen: 
es  färbt  Stucke  nur  schlecht  durch  und  macerirt  dieselben  nicht 
unbeträchtlich,  steht  also  dem  Boraxcarmin  erheblich  nach1. 
Als  die  besten  Lösungen  dürften  also  omnium  consensu  nur  gelten: 
Alauncarmin  nach  Grenacher  und  Boraxcarniin  nach  Grenacher2: 
denn  Uber  das  Pikrocarmin  sind  die  Meinungen  schon  recht  ge- 
theilt3,  und  ich  persönlich  finde  gleich  Andereu.  dass  eine  gute 
Färbung  mit  Carmin,  auf  welche  eine  Behandlung  der  Objecte  mit 
Pikrinsäure  (in  Alkohol  oder  auch  erst  in  Terpentinöl)  folgt,  wenig- 
stens für  Präparate,  die  in  Balsam  aufbewahrt  werden  sollen,  eben 
so  viel  leistet  und  bequemer  zu  erzielen  ist  als  direct  mit  Pikro- 
carmin. Aber  auch  das  Boraxcarmin  lügst  beim  Durchfärben  großer 
Stücke  mitunter  im  Stich:  sei  es.  dass  es  nicht  genügend  eindringt, 
sei  es,  was  öfter  vorkommt,  dass  trotz  sorgfältigsten  Auswaschens  im 
Inneren  körnige  Präcipitate  von  Carmin  bleiben.  Und  streng  ge- 
nommen ist  auch  das  Alauncarmin  nicht  tadellos,  da  es  bekannt- 


1  Auf  die  übrigen  Carmine  mit  freien  oder  kohlensauren  Alkalien  braucht 
also  erst  recht  nicht  eingegangen  zu  werden.  Sie  können  alle  nur  in  Frajie 
kommen,  wenn  man  Gewebe  färben  will,  die  man  vorher  mit  Chrorosäure  oder 
ihren  Salzen  dermaßen  behandelt  hat,  dass  alle  anderen  Färbungen  nicht  mehr 
anschlagen  wollen,  oder  fallt*  man  zugleich  färben  und  maeeriren  will.  Dies 
gilt  natürlich  auch  von  Beiles  Carmin,  das  gleichfalls  nur  einen  beschränkten 
Wirkungskreis  haben  kann.  Das  Essigsäure-Tannin  ist  ebenfalls  nur  in 
ganz  bestimmten  Fällen  von  Nutzen  und  wird  in  der  Kegel  schädlich  wirken. 

-  Das  Boraxcarmin  ist  bekanntlich  schon  lt>65  von  Thiersch  und  ähulich 
auch  von  Woodwakij  angewandt  worden,  jedoch  sind  beide  Vorschriften  wenig 
rationell,  scheinen  auch  außer  bei  den  Erfindern  kaum  irgendwo  in  Gebrauch  ge- 
wesen zu  sein.  Die  allgemeine  Aufnahme  datirt  jedenfalls  erst  von  1*>7'.*  und 
ist  GbsWACHBB  zu  verdanken. 

3  Beweis  die  große  Menge  Vorschriften  zu  »einer  Herstellung.  Die  ursprüng- 
liche von  Ranvikk  ist  jedenfalls  die  umständlichste. 


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P.  Mayer 


lieh  uur  langsam  färbt  und  für  Stllckfärbung  Uberhaupt  kaum  ver- 
wendbar ist.  Ihm  ist  in  dieser  Beziehung  das  Carmalaun  ent- 
schieden Uberlegen  s.  oben  pag.  4S9  .  und  dem  Boraxcarmiu  ist  es 
das  Paracarmin  in  so  fern,  als  es  stärker  alkoholiseh  [70%  gegen 
35%),  nicht  alkalisch  (mithin  den  Geweben  nicht  gefährlich)  und  dem 
Verderben 1  viel  weniger  ausgesetzt  ist.  Freilich  liefert  es  nicht  die 
lebhaft  rothen  Färbungen  wie  jenes,  die  mit  Recht  in  den  Augen 
vieler  Histologeu  als  Vorzug  gelten.  Meine  Bemühungen  aber,  aus 
Carminsäure  ein  brauchbares  Analogon  des  Boraxcarmins  herzustellen, 
sind  bisher  fehlgeschlagen,  obwohl  es  gelingt,  neben  dem  Thonerde- 
ein  Kalksalz 2  in  alkalische  Losung  zu  bringen. 

Erwähnung  verdient  noch,  da  ss  auch  in  den  Carminlösungen 
nicht  die  Carminsäure  allein  das  färbende  Princip  ist, 


1  Abgesehen  davon,  dass  die  Lösungen  in  dem  Maße  schwächer  werden,  wie 
sich  Sedimente  darin  bilden,  und  dass  jedes  Filtriren  lästig  ist,  übt  letzteres, 
wenn  es  öfter  geschieht,  auch  einen  schädlichen  Ein  fluss  auf  die  Farblösung 
aus.  DieB  zeigt  sieh  am  deutlichsten  in  den  Versuchen  von  S.  Kkysinski  (übet 
Suspension  und  Lösuug.  in:  Sitz.  Ber.  Jena.  Ges.  Med.  Naturw.  f.  d.  Jahr  1SS4 
pag.  S— Ibi,  welcher  allerlei  Lösungen  durch  eine  große  Reihe  in  einander  ge- 
steckter Filter  gehen  ließ.  «Carinin  wird  durch  80  Filter  noch  nicht  entfärbt, 
das  Filtrat  erscheint  jedoch  schon  deutlich  schwächer  gefärbt.«  lu  der  Thnt  hat 
das  gewöhnliche  Filtrirpapier  auch  aus  guten  Handlungen  deutlich  Affinität  zu 
Farbstoffen,  und  leider  ist  diese  oft  nicht  einmal  au  allen  Stellen  eines  Filters 
gleich  groß,  so  dass  Zersetzungen  des  Farbstoffes  leicht  vorkommen  können.  — 
Kkysinski  s  theoretische  Folgerungen  scheinen  mir  Übrigens  gänzlich  haltlos  zu 
sein,  da  seine  Versuche  sämmtlich  eine  andere  Deutung  zulassen.  Ob  sie  durch 
die  Chemiker  eine  Widerlegung  gefunden  haben,  ist  mir  nicht  bekannt. 

2  Wie  schon  erwähnt,  sind  carminsaurer  Kalk  und  carminsäure  Thonerde 
in  Boraxwasser  löslich,  aber  färberisch  halten  sie  den  Vergleich  mit  Borax- 
carmin  bei  Weitem  nicht  aus.  Die  speeifischen  Leistungen  des  letzteren  müssen 
also  doch  irgendwie  mit  dem  Gehalte  des  Carmins  an  den  nicht  näher  bekannten 
Eiweißstoffen  zusammenhangen  ;  vielleicht  ganz  einfach  nur  so,  dass  diese  Stoffe 
in  dem  Alkohol  von  70%,  der  zum  Auswaschen  benutzt  wird,  niedergeschlagen 
werden  und  daher  mehr  Farbe  im  Gewebe  fixirt  halten  als  sonst  der  Fall  sein 
würde.  Denn  beim  Auswaschen  mit  Wasser  geht  fast  alle  Farbe  wieder  fort 
(gerade  wie  beim  Lithioncarmiu).  —  Da  im  L'arni  in  nach  Liebermann  Phosphor- 
säure enthalten  ist,  so  habe  ich  auch  phosphorsauren  Kalk  verwaudt,  aber 
gleichfalls  ohne  Erfolg.  Eine  Art  Boraxcarmiu  erhält  man  auch  durch  Lösung 
von  Chloraluminium,  Carmiusäure  und  Borax  in  schwachem  Alkohol,  aber  es 
färbt,  selbst  wenn  es  sehr  concentrirt  genommen  wird,  nicht  stark  genug. 
Ähnlich  verhält  es  sich,  wenn  man  Carminsäure  und  Thonerdehydrat  ich  meine 
dasjenige,  welches  im  Handel  die  Bezeichnung:  in  Essigsäure  löslich  trägt;  mit 
Wasser  oder  Alkohol  kocht.  Die  Flüssigkeit  reagirt  nur  wenig  alkalisch,  färbt 
diffus  und  macht  den  Gebrauch  sauren  Alkohols  nöthig,  aber  die  Farbe  ist  zu 
schwach  und  auch  lange  nicht  so  schön  roth  wie  beim  echten  Boraxcarmiu. 


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L  ber  das  Färben  mit  Carotin,  Cochenille  und  HämateYn-Thouerdc.  495 

sondern  diese  in  ihrer  Verbindung:  mit  Tbonerde  und  wohl  auch  mit 
Kalk.  Für  die  alkaliseben  Losungen,  in  welche  das  Canum  un- 
zersetzt  «hergeht,  ist  das  ohne  Weiteres  klar:  aber  auch  fUr  das 
Salzsäure-Carmin  gilt  es,  weil  es  gleichfalls  die  anorganischen  Salze 
enthält,  und  für  das  Alauncarmin  natürlich  ebenfalls,  so  weit  die 
Thonerde  in  Frage  kommt. 

C.  Cochenille. 

Über  das  Insekt,  welches  die  Cochenille  liefert,  ist  mau 
durchaus  nicht  so  gut  unterrichtet,  wie  bei  der  Wichtigkeit  dieses 
Handelsartikels  vermuthet  werden  könnte.  Die  meisten  Autoren 
schreiben  ihre  Angaben  einfach  von  einander  ab.  Auch  die  neueste 
Zusammenstellung  darüber,  die  von  R.  Hlanciiard,  lässt  Genaueres 
vermissen:  namentlich  kann  man  daraus  absolut  nicht  ersehen,  wo 
und  wie  im  Insekt  der  Farbstoff  sich  bildet  und  ablagert.  Giekke 
sagt  freilich  (1.  Bd.  pag.  73  hierüber  ganz  resolut,  er  »wird  im 
Inneren  der  Leibeshühle  erzeugt  und  scheint  ein  gleichmäßig  purpurn- 
gefärbter  Saft  zu  sein  ;  bei  mikroskopischer  Betrachtung  erkennt  man 
jedoch,  dass  in  einem  farblosen  Saft  außerordentlich  kleine,  purpurne 
Körnchen  enthalten  sind«.  Dies  ist  zum  mindesten  ungenau;  ich 
gehe  jedoch  hier  nicht  weiter  darauf  ein,  sondern  gebe  in  einem  be- 
sondern Artikel  (s.  diese  Zeitschrift  pag.  505  ff  einige  Beiträge  zur 
Kenntnis  von  Coccus  cacti. 

Über  die  chemische  Zusammensetzung  der  Cochenille 
sind  ebenfalls  die  Gewährsmänner  alles  Andere  eher  als  zuverlässig  und 
einig.  Liebermann,  der  neueste,  bringt  zwar  auch  keine  Analyse, 
schätzt  aber  den  Gehalt  an  Farbstoff  Carminsäure  auf  etwa  9— H>° 0 
und  das  Maximum  in  einer  »sehr  guten  Silbercochenille  <  auf  noch  nicht 
14%.  Dabei  kritisirt  er  die  Angaben  von  Mene  und  John,  welche 
26 — 50%  gefunden  haben.  Mene1  sagt  ferner,  die  Asche  betrage 
3'  3— 6%  und  bestehe  aus  phosphorsaurem  Kalk  und  Chlorkalium, 
während  Dieterich2  sie  zu  %  aus  phosphorsaurem  Kalinatron  be- 
stehen lässt. 


»  In:  Comptes  Rend.  Tome  69  pag.  666  ff. 

2  Citirtnaeh  LUBEBMANN.  —  Der  wässerige  Auszug,  dessen  ich  oben  pag.  485 
Anm.  1  erwähnte,  enthält  nach  E.  Herter  viel  Phosphorsäure  an  Alkalien  ge- 
bunden. Bei  der  Bereitung  des  Carmina  werden  diese  Salze  darin  Uber- 
gehen, wie  schon  Lierermaxn  angiebt,  und  sie  brauchen  daher  auch  in  ihm 
gar  keine  besondere  Rolle  zu  spielen,  sondern  sind  einfach  ein  notwendiges 
t-bel.    Dagegen  muss  der  Kalk  eben  so  gut  eigens  hineingeschafft  werden  wie 


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4% 


P.  Mayer 


Meine  eigenen  Versuche  mit  Cochenille  hauen  Folgendes  ergeben. 

1)  Die  Carminsüure  ist  in  der  Cochenille  nicht  frei,  sondern 
an  eine  Base  gebunden,  und  zwar  nicht  an  Kalk,  sondern  an 
irgend  welches  Alkali.  Der  Beweis  hierfür  ist:  reine  Carminsäure 
wird  aus  ihrer  Lösung  in  Wasser  durch  Chlorcalcium  erst  dann  aus- 
gefällt, wenn  sie  mit  einem  Alkali  neutralisirt  wird1.  Der  wässerige 
Auszug  aus  Cochenille  hingegen  wird  ohne  Weiteres  durch  Chlor- 
calcium ausgefällt,  eben  so  der  alkoholische.  Ferner  löst  sich  bei 
Öffnung  des  lebenden  Thieres  der  Farbstoff  sofort  in  Wasser  oder 
schwachem  Alkohol  und  lässt  sich  andererseits  durch  Chlorcalcium 
an  Ort  und  Stelle  fixiren.  Er  kann  also  nur  ein  carminsaures  Alkali 
sein,  und  bei  den  weiter  unten  zu  besprechenden  alkoholischen 
Tinctureu  ist  demnach  die  Gegenwart  von  Kalksalzen  ausgeschlossen, 
falls  sie  nicht  absichtlich  zugesetzt  werden. 

2)  Die  Alauncochenille  ist  ohne  allen  Zweifel  ein  vorzüg- 
liches Färbemittel,  das  sehr  distinkt  und  doch  ziemlich  stark,  aller- 
dings blau- violett  tingirt.  Warum  Czokor2  gebrannten  Alaun  statt 
des  gewöhnlichen  nimmt,  ist  mir  unklar  geblieben;  er  selbst  sagt 
es  nicht.  Ein  Grund  dazu  lag  um  so  weniger  vor,  als  schon  3  Jahre 
früher  Pabtsch3  eine  Vorschrift  gegeben  hatte,  die  rationeller  war 

die  Thonerde,  und  von  den  stickstoffhaltigen  Substanzen  wird  das  auch  woh 
gelten.  Nur  findet  man  —  und  Likkekmann  klagt  ebenfalls  darüber  —  in  den 
Vorschriften  zur  Carmiubereitung,  wie  sie  die  Lehrbücher  bieten,  hiervon  gar 
Nichts  erwähnt,  häufig  dagegen  den  baaren  Unsinn,  wie  z.  B.  dass  aus  einer 
Abkochung  der  Cochenille  beim  Stehen  an  der  Luft  sich  allmählich  der  Canniu 
als  zarter  Schlamm  absetze  etc. 

1  Das  so  gebildete  carminsäure  Calcium  ist  schmutzig  graugrün.  Wäscht 
man  es  aus  und  trocknet  es,  so  ist  es  eine  haltbare  Masse,  aus  der  sich  jeder- 
zeit durch  Auflösen  in  Alaunwasser  eiu  kräftiges  Alauucarmin  gewinnen  lässt 
Übrigens  ist  das  Kalksalz  etwas  in  Wasser  löslich  'mit  braun-röthlicher  Farbe) 
nnd  kann  daraus  durch  Alcohol  fast  ganz  ausgefällt  werden.  Ahnliches  habo 
ich  bereits  ISSI  angegeben  1.  c.  pag.  IT  Anm  1). 

-  Johann  Czokor,  Die  Cocheuille-CarminlüBung.  in:  Arch.  Mikr.  Anat. 
IS.  Bd.  ISSO  pag.  412—414:  Cochenille  und  Alumcn  ustum  je  7  g,  Wasser  700, 
eingekocht  bis  auf  400. 

3  Ca  kl  Paktsch,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Vorderdarmes  einiger  Am- 
phibien und  Reptilien,  in:  Arch.  Mikr.  Anat.  14.  Bd.  1877  pag.  179  ff.  Auf 
pag.  ISO  giebt  er  an,  man  solle  fein  zerriebene  Cochenille  mit  Alaunlösung  (5:  100) 
längere  Zeit  kochen  und  später  zur  Verhütung  des  Schimmeins  etwas  Salicylsäure 
zusetzen,  welche  der  Färbung  nicht  schade.  Schnitte  seien  in  2—5  Minuten  gut 
gefärbt.  Nach  der  Darstellung  in  Fol  s  Lehrbuch  (pag.  1 84 j  könnte  man  glauben, 
beide  Autoren  hätten  dieselbe  Vorschrift  gegeben,  während  thatsächlich  nur  die 
von  C/.OKou  copirt  wird.  —  Pahtsch  hat  die  Menge  des  Alauns  richtig  be- 
messen, denn  wie  ich  aus  Erfahrung  weiß,  genügen  3*  „  nicht,  um  den  Farb- 


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Über  das  Färben  mit  Cartnin,  Cochenille  und  Hiimatc'fn-Thonerde.  497 

und  auch,  so  weit  ich  selber  darüber  urtheilen  kann,  ein  fast  eben  so 
gntes  Product  liefert,  das  noch  dazu  nicht  gleich  der  anderen  Lösung 
fortwährend  Niederschläge  bildet,  sondern  klar  und  von  gleicher 
Stärke  bleibt 

3)  Die  Cochenilletinctur  habe  ich  seinerzeit  kaum  wärmer2 
empfohlen  als  sie  es  verdiente;  es  scheint  aber  nicht,  dass  sie  viel 
Anklang  gefunden  hat.  Denn  abgesehen  von  einigen  speciellen  Fällen, 
wo  sie  wegen  ihrer  Eigenschaft,  die  Drüsen  oder  ihre  Secreto  be- 
sonders auffällig  zu  färben,  gerühmt  wird,  hat  eigentlich  nur  Lee3 
auch  neuerdings  noch  ihrer  lobend  gedacht.  Dies  hängt  wohl  so  zu- 
sammen, dass  kurz  vorher  Grenaciier  seine  Formeln  veröffentlicht 
hatte,  und  da  diese  in  der  That  schönere  und  namentlich  kräftigere 
Färbungen  liefern,  so  war  das  Missgeschick  der  Cochenilletinctur 
erklärt.  Gegenwärtig  möchte  ich  aber  mehr  als  damals  betonen, 
dass  sie  nur  dann  wirklich  von  Nutzen  sein  kann,  wenn  in  den  Ge- 
weben oder  deren  Abscheidungen  Salze  vorhanden  sind,  welche 
mit  der  Carminsäure  unlösliche,  B] lecitiseli  gefärbte  Verbindungen 
eingehen. 

Die  Cochenilletinctur  wird  je  nach  der  Stärke  des  Alkohols, 
mit  der  sie  bereitet  ist,  verschiedene  Stoffe  enthalten  :  mehr  oder 
weniger  Fett,  dem  entsprechend  weniger  oder  mehr  sogenannte  Ex- 
tractivstoffe  u.  s.  w.  Darum  ist,  wie  ich  auch  schon  damals  her- 
vorgehoben habe,  «zur  völligen  Ausziehung  des  nicht  fixirten  Farb- 
stoffes ein  gleich  starker  Alkohol  durchaus  noth wendig«.  Außerdem 
enthält  dieTinctur  als  das  färbende  Princip  carminsaures  Alkali4, 

stoff  (carminsäure  Thonerde)  in  Lösung  zu  halten,  namentlich  wenn  noch  phos- 
phorsaure Alkalien  dabei  sind.  Eine  stärkere  Flüssigkeit  gewinnt  man,  wenn 
man  außer  den  5»/0  Alaun  noch  1%  Kalisalpeter  nimmt.  Der  Grund  dafür  ist 
mir  unklar. 

1  Ganz  vor  Kurzem  hat  C.  L.  Uerrick  (Notes  npon  Technique.  in  :  Journ. 
Comp.  Neur.  Cincinnati  Vol.  1  1691  pag.  134)  statt  des  Alauns  schwefelsaure 
Thonerde  empfohlen;  es  sei  ein  »vast  improvcnient«.  Martinotti  (s.  oben 
pag.  483  Anni.  1;  hat  1864  Chromalaun  benutzt,  scheint  aber  hierin  keine  Nach- 
folger gehabt  zu  haben.  m 

2  Von  den  Präparaten  aus  dem  Jahre  1879  besitze  ich  noch  eine  Anzahl, 
welche  auch  mit  Borax-  oder  Alauncarmin  nicht  hätten  schöner  gefärbt  werden 
können.  Meist  sind  es  pelagische  Krebse  (Copepoden,  Phrominiden),  aber  auch 
allerlei  Larven,  wie  Auricularien  etc. 

3  A.  B.  Lee,  The  Microtomist  s  Vade-mecum.  Sccond  Edition  London  1690. 
Es  heißt  dort  pag.  92:  »I  am  convinced  that  it  ought  to  be  better  known.  It 
is  very  useful  in  many  cases  (Annelids,  for  instance),  and  indispensable  for 
Arthropod*.* 

*  Eb  war  mir  schon  immer  auffällig  gewesen,  dass  der  Auszug  aus  Cochc- 


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498 


P.  Mayer 


und  dieses  färbt  gleich  der  Carminsäure  allein  durchaus  nicht 
irgendwie  stark  oder  präcis,  sondern  nur  schwach  und  diffus.  So- 
bald es  jedoch  in  den  Geweben  oder  deren  Betreten  Gelegenheit 
zur  Umsetzung  mit  Kalk-,  Thonerde-,  Magnesia-  oder  gar  Metall- 
salzen findet,  können  sehr  schöne,  brauchbare  Färbungen  zu  Stande 
kommen.  Mitunter  sehen  die  Präparate  fast  so  aus  als  wären  sie 
mit  Carmin  geförbt,  und  ich  würde  gegenwärtig  hieraus  beinahe  den 
Schluss  ziehen,  dass  in  den  Objecten  Thonerde1  schon  vorhanden 
gewesen  sein  nuiss,  als  sie  in  die  Cochenilletinctur  hinein  wanderten. 
Andererseits  habe  ich  jetzt  wieder  vielfach  mit  neuen  Tincturen  ge- 
arbeitet und  bin  dabei  zu  dem  schon  oben  erwähnten  Resultate  ge- 
kommen, dass  die  Cochenilletinctur  nach  der  früheren 
Formel  (1  g  Cochenille,  10  cem  Alkohol  von  70%)  nur  in  ganz 
speciellen  Fällen  gute  Dienste  leisten  wird. 

Bei  dem  vergleichsweise  geringen  Preise  der  Cochenille  —  sie 
kostet  etwa  nur  */M  von  der  Carminsäure  —  schien  es  angezeigt  zu 
erproben,  ob  sich  nicht  doch  eine  für  alle  Fälle  brauchbare 
Tinctur  daraus  gewinnen  ließe.  Ich  möchte  nun  nach  sehr  zahl- 
reichen Versuchen  folgende  Formel  geben: 

Cochenille  5  g,  Chlorcalcium  5  g,  Chloraluminiura  0,5  g, 
Salpetersäure  (von  1,20  spec.  Gew.)  S  Tropfen,  Alkohol 
(von  50  %;  100  ccm. 

Die  Cochenille  muss  möglichst  fein  pulverisirt  sein  und  wird  mit  den 
Salzen  in  einem  Mörser  gut  gemengt.  Alsdann  setzt  mau  den  Al- 
kohol nebst  der  Säure  zu  und  erhitzt  bis  zum  Kochen,  lässt  unter 
öfterem  Umschütteln  einige  Tage  kalt  stehen  und  filtrirt.  Diese  neue 
Tinctur  färbt  ähnlich  wie  Paracarmin,  nur  nicht  ganz  so  intensiv 
und  auch  nicht  so  distinet.  Man  muss  sich  aber  immer  vor  Augen 
halten,  dass  sie  je  nach  der  Art  der  Cochenille2  verschieden  aus- 


nille  mit  absolutem  Alkohol  ganz  hell  ist.  Wäre  die  Carminsäure  im  freien 
Zustande,  so  könnte  dies  nicht  der„F  all  sein.  In  der  That  erhält  man  denn 
auch  eine  vergleichsweise  starke  Tinctur,  wenn  man  angesäuerten  absoluten 
Alkohol  nimmt  und  so  die  Carminsäure  in  Freiheit  setzt. 

1  In  den  normalen  thierischen  Geweben  ist  sie  bisher  nicht  constatirt  worden. 

2  Die  unsrige  ist  von  F,.  Merck  in  Darmstadt  bezogen.  Sollte  eine  Coche- 
nille gar  wenig  Farbstoff  enthalten,  so  würde  der  Zusatz  von  Chloraluminium  und 
Säure  zu  verringern  sein.  —  Natürlich  könnte  man  sich  auch  zunächst  durch 
Ausziehen  der  Cochenille  mit  angesäuertem  Alkohol  eine  Lösung  von  Carmin- 
säure herstellen  und  ihr  dann  nachträglich  die  Salze  zusetzen.  Dies  habe  ich 
auch  anfänglich  gethan  und  so  die  Menge  der  Salze  für  die  bestimmte  Sorte 


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Über  das  Färben  mit  Carmin,  Cochenille  und  Hämatelfn-Thonerde.  499 

fallen  wird,  und  dass  sie  auch  in  der  Anwendung  umständlicher  ist 
als  das  Paracarmin,  weil  ja  die  Objekte  sowohl  vorher  als  auch  nach- 
her in  Alkohol  von  50° 0  müssen.  Übrigens  wird  man  leicht  er- 
sehen, dass  man  es  im  Wesentlichen  mit  einem  Paracarmin  zu  thun 
hat,  welches  nur  noch  Fett  und  sonstige  aus  der  Cochenille  ausge- 
zogene Stoffe  enthält,  also  zum  Absetzen  neigt.  Aus  allen  diesen 
Gründen  darf  also  die  modificirte  Tinctur  gegenüber  dem  Paracarmin 
nur  als  Nothbehelf  gelten. 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  noch  einiges  Neue  Uber  Hämatein1 
bringen  und  daran  allgemeine  Betrachtungen  knüpfen,  die  sich  auf 
das  Färben  thierischer  Gewebe,  speciell  deren  Kerne  Uberhaupt  be- 
ziehen. Im  vergangenen  Jahre  habe  ich  s.  oben  pag.  172)  als  einzige 
Bezugsquelle  für  den  reinen  Farbstoff  die  Firma  R.  Geigy  &  Comp, 
in  Basel  angegeben:  inzwischen  hat  aber  nun  auch  E.  Merck  in  Darm- 
stadt ein  mich  in  jeder  Beziehung  befriedigendes  Hämatein-Ammoniak 
dargestellt,  was  ich  hier  gern  erwähne.  Hoffentlich  gelangen  die 
Chemiker  auch  über  das  Hämatein  bald  völlig  ins  Klare,  und  wir 
somit  leichter  zu  constanten  Präparaten. 

Mit  dem  Hämalaun,  und  namentlich  dem  sauren,  bin  ich 
bisher  stets  zufrieden  gewesen;  so  auch  fast  alle  Herren,  die  es  auf 
meinen  Wunsch  gebraucht  haben.  Ein  geringer  Absatz  bildet  sich 
übrigens  in  den  Flaschen  auch  trotz  der  Gegenwart  der  Essigsäure. 
Das  Häraacalcium  hält  sich  leider  bei  Weitem  nicht  so  gut,  wie 

Cochenille  empirisch  ermittelt.  Nur  ist  dies  ein  weiterer  Weg  und  macht  noch 
eine  zweite  Filtrirang  nothwendig.  Die  obige  Vorschrift  bezweckt  übrigens  gar 
nicht,  die  Cochenille  völlig  zu  erschöpfen,  aber  das  ist  ja  auch  bei  dem  niedrigen 
Preise  derselben  nicht  nöthig. 

1  In  der  allerjüngsten  Zeit  sind  Uber  HämateYn  noch  2  Publicationcn  er- 
schienen: die  von  Martinotti  (s.  oben  pag.  483  Anm.  1)  erkennt  meine  früheren 
Angaben  als  richtig  an  und  macht  mich  nur  darauf  aufmerksam,  dass  ich  meiner- 
seits den  älteren  Martinotti  nicht  eitirt  habe.  Man  wird  dies  aber  wohl  ver- 
zeihlich finden,  wenu  man  erfährt,  dass  der  Titel  der  betreffenden  Arbeit  lautet: 
Il  timolo  nella  tecnica  microscopica.  Die  andere  ist  von  P.  G.  Unna  (Über  die 
Reifung  unserer  Farbstoffe,  in:  Zeit.  Wiss.  Mikr.  8.  Bd.  1892  pag.  475 ff.  2.  Häma- 
toxylin  pag.  483 — 487,  aber  noch  nicht  bis  zu  Ende  erschienen),  berücksichtigt  die 
meinige  nicht  und  bietet  ihr  gegenüber  Neues  nur  insofern,  als  sie  »reifes« 
BöHMER'sches  Hämatoxylin  durch  Schwefel  vor  der  weiteren  Oxydation  »Über- 
reife«; bewahren  lehrt,  was  ja  unter  Umständen  seine  Vortheile  haben  mag, 
und  dass  sie  umgekehrt  die  Oxydation  des  Hämatoxylins  zu  Hämatein  mit  eigens 
ncutralisirtem  Wasserstoffsuperoxyd  ausführt,  was  ich  früher  auch  gethun,  aber 
als  zu  umständlich  wieder  verworfen  habe. 

Mittheilunfre»  a,  d.  Zoolog.  Station  zu  NeapH.    Bd.  10.  33 


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P.  Mayer 


ich  geglaubt  habe,  sondern  schlägt  nach  Blau  um  und  setzt  ziemlich 
stark  ab.  Es  giebt  aber  ein  einfaches  Mittel  dagegen:  man  bereite 
sich  die  Lösung  in  zwei  Flaschen  derart,  dass  jede  die  Hälfte  des 
Alkohols  und  der  Säure  enthält  und  außerdem  die  eine  alles  Chlor- 
calcium,  die  andere  alles  Hämatein  und  alles  ChloralumiDium.  Beim 
Gebrauch  nimmt  man  dann  aus  beiden  Flaschen  gleiche  Mengen. 
Ich  habe  diese  Losungen  seit  Mitte  November  1891  stehen:  sie 
riechen  zwar  beide  stark  nach  Essigäther,  sind  aber  sonst  noch  so  gut 
wie  zu  Anfang1. 

Ganz  allgemein  aber  habe  ich  für  Hämacalcium  Folgendes  ge- 
funden. In  ihm  befindet  sich  die  Verbindung  Häniatein-Thonerde 
gewissermaßen  im  labileu  Gleichgewicht  und  schlägt  sich  auf  jedem 
hineingebrachten  Gegenstand  nieder,  sobald  dieser  nur  im  geringsten 
dazu  Anlass  giebt,  also  z.  B.  mit  Salzen  beladen  ist.  In  Folge  davon 
kann  auch  der  Farbstoff  kaum  in  die  Tiefe  des  Objectes  dringen, 
sondern  hält  sich  auf  der  Oberfläche.  Sobald  man  jedoch  entweder 
die  Lösung  saurer  macht  oder  den  Gegenstand  vorher  einige 
Zeit  in  angesäuertem  Alkohol  hat  verweilen  lassen,  geht 
die  Färbung  sehr  schön  von  statten,  und  man  braucht  dann  auch 
nicht  sauer  auszuwaschen.  Dieser  kleine  Kunstgriff  ist  sehr  zu 
empfehlen. 

Viele  von  meinen  Versuchen  mit  Carmin  und  Hämatein  habe 
ich  an  niederen  Scethieren  angestellt,  die  ja  meist  umfangreiche 
Hohlräume  im  Inneren  des  Körpers  haben.  Färbt  man  nun  mit 
starken  Lösungen,  so  ergeben  sich  große  Schwierigkeiten  beim 
Bemühen,  aus  den  Höhlungen  die  Lösung  lediglich  durch  Aus- 
waschen ohne  mechanische  Eiugriffe  (Auspressen,  Öffnen  der  Höh- 

1  Bereits  1882  hat  Ran  vier  ein  neues  Hämatoxylin  «Héinatoxyline 
nouvelle«)  beschrieben  und  es  auch  in  der  2.  Auflage  seines  Traitc  teohnique 
d  Histologie  (Paris  1888)  auf  pag.  91  sehr  gerühmt.  Er  nimmt  den  Absatz  aus 
den  Flaschen  mit  alter  BÖHMER'schen  Lösung  (»H.  vieille«;,  wäscht  ihn  mit 
Wasser  und  löst  ihn  von  Neuem  in  lu/0igem  Alaunwasser.  Neuerdings  hat  nun 
Ch.  Contejean  (in:  Bull.  Soc.  Philomath.  Paris  (8;  Tome  3  1891  pag.  117)  die 
etwas  seltsame  Vorschrift  in  ein  reinliches  System  gebracht,  um  diesen  »precieux 
réactif  colorant«  ja  unter  allen  Umständen  sicher  zu  gewinnen.  {Man  möge  aber 
hierüber  das  Original  nachlesen.)  Sie  läuft  darauf  hinaus,  aus  der  BÖHMER'schen 
Lösung  durch  Barytwasser  den  ganzen  Farbstoff  zu  fällen  und  nach  etlichen 
umständlichen  Cautelen  ihn  wieder  in  Alaun  hinein  zu  schaffen.  Es  scheint  mir, 
dies  kann  man  mit  Hämatein  bequemer  haben  !  —  Kanvier  giebt  pag.  92  eigens 
an,  Präparate  mit  irgend  einem  Bämatoxylin  gefärbt  seien  in  Glycerin  nicht 
haltbar.  Für  mein  llämalaun  gilt  dies  nicht,  falls  nicht  etwa  das  Glycerin 
sauer  ist. 


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Über  das  Färben  mit  Caruiin,  Cochenille  und  Hämatehi-Thonerde.    50 1 


lungeii  etc.)  zu  entfernen.  Denn  so  gut  die  wässerigen  oder 
alkoholischen  Farben  eindringen,  so  schwer  weichen  sie  hinterher 
dem  reinen  Wasser  oder  Alkohol  und  werden  daher  leicht  durch  die 
späteren  Proceduren  an  Ort  und  Stelle  ausgefällt.  Ich  habe  auf 
alle  mögliche  Weise  versucht,  kräftige  Diffusionsstrüme  zu  erzeugen, 
aber  es  ist  mir  nicht  gelungen.  Mithin  empfehlen  sich  für  solche 
Thiere,  z.  B.  die  Salpen,  schwache  Lösungen,  die  man  ent- 
sprechend länger  einwirken  lässt.  Dabei  ist  aber  zu  beachten,  dass 
häutig  bereits  durch  die  Verdünnung  der  starken  Tinctur,  z.  B.  des 
Paracarmins,  mit  Alkohol  ein  Niederschlag  entsteht  und  zwar  nicht 
etwa  sofort,  sondern  erst  Uber  Nacht;  noch  leichter  kommt  dies  vor, 
wenn  das  Object  selber  nicht  ganz  reinlich  ist.  Es  empfiehlt  sich 
daher,  die  dünnen  Lösungen  in  allen  irgendwie  zweifel- 
haften Fällen  ganz  schwach  anzusäuern:  alsdann  bekommt 
man  sicher  sehr  distinete  Färbungen*.  Andererseits  nehme  man  zum 
Durchfärben  compacter  Gewebe,  die  geschnitten  werden  sollen,  nie 
dünne  Lösungen,  weil  diese  ja  vergleichsweise  weniger  saure  Salze 
resp.  Säuren  enthalten  und  daher  leicht  im  Inneren  des  Objectes 
Niederschläge  veranlassen;  die  Consequeuz  von  dieser  Kegel  ist 
natürlich  die,  dass  man  oft  sehr  lange  auswaschen  muss. 

Ich  kann  auch  diese  kleine  Arbeit  nicht  abschließen,  ohne  meiner 
Überzeugung  davon  Ausdruck  zu  geben,  dass  unsere  gesummte 
Färberei  lediglich  auf  chemischen  Umsetzungen  der  Farbstoffe 
mit  Bestandteilen  der  thierischen  oder  pflanzlichen  Gewebe  beruht. 
Für  das  HämateTn  habe  ich  dies  bereits  vor  einiger  Zeit  (s.  meine  frühere 
Mittheilung  darüber,  oben  pag.  184  geäußert,  und  was  ich  seitdem 
vom  Carmin,  genauer  der  Carminsäure.  selber  gesehen  habe,  bestärkt 
mich  nur  in  dieser  Ansicht2.  Der  entgegengesetzten  Meinung  lege  ich 
desswegen  nicht  viel  Gewicht  bei,  weil  sie —  so  weit  die  Farbchemiker 
und  die  Farbtechniker  in  Frage  kommen  —  von  Leuten  ausgesprochen 
wird,  welche  die  complicirte  Structur  der  thierischen  und  pflanzlichen 


1  Wenn  Lee  pag.  78  sagt,  Objecte,  die  mit  Carmin  gefärbt  werden  sollen, 
dürfen  nicht  sauer  reagiren,  so  gilt  für  Paracarrain  und  Carmalaun  gerade  das 
Oogentheil :  sie  dürfen  nicht  alkalisch  sein.  Für  Hämaealcium  gilt  das- 
selbe, vgl.  oben  pag.  500. 

2  Fol  scheint  zwar  auf  meiner  Seite  r.a  stehen.  Wenn  er  indessen  pag.  189 
gesperrt  drucken  lässt:  »der  farbbare  Theil  des  Zellenkernes  verhält  sich  im 
Allgemeinen  dem  an  ihn  gebundenen  Farbstoffe  gegenüber  wie  ein  schwach 
alkalischer  Körper«,  so  ist  das  ein  Irrthum,  der  sich  daraus  erklärt,  dass  Fol 
sowohl  das  Alauncarmin  als  auch  das  BÖHMER  sehe  Hämatoxylin  für  neutral 
reagirende  Lüsungcn  hält. 

'i'i* 


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P.  Mayer 


Faser  nicht  genügend  zu  kennen  scheinen,  jedenfalls  aber  sie  außer  Acht 
lassen  und  die  Faser  wie  ein  in  sich  gleichmäßiges  Ding  behandeln 
etwa  wie  einen  Metalldratb.  Erfreulicher  Weise  gewinnt  aber  neuer- 
dings auch  bei  den  Farbchemikern  die  richtige  Ansicht  mehr  und 
mehr  an  Boden.  Dass  andererseits  die  Histologen,  wenn  sie  über- 
haupt auf  theoretische  Erörterungen  eingehen,  so  gern  von  Ober- 
flächenattraction  etc.  sprechen,  hat  seinen  Grund  theilweise  darin, 
dass  ihnen  die  Chemie  meist  herzlich  fremd  ist,  und  theilweise  darin, 
dass  sie  die  Ansichten  der  Farbtechniker  ohne  Weiteres  angenommen 
und  auf  ihre  Objecte  Ubertragen  haben.  Dabei  vergessen  sie  eben, 
dass  die  technische  Färberei  von  der  histologischen,  speciell 
von  der  Kernfarberei,  doch  recht  verschieden  ist:  bei  jener  soll  das 
Gewebe  ganz  und  gar  gefärbt  werden;  daher  schlägt  man  denn 
auch  den  Farbstoff  ich  möchte  sagen  gewaltsam  darin  nieder.  Bei 
der  histologischen  dagegen  soll  nicht  das  ganze  Gewebe,  sondern 
nur  ein  bestimmter  Bestandteil  desselben  gefärbt  werden,  und  dieser 
fixirt  gewissermaßen  aus  eigenem  Antriebe  die  Farbe  (oder  bildet 
sie  wohl  erst  gari,  wenn  man  sie  ihm  in  der  richtigen  Lösung  dar- 
bietet. Ein  gutes  Kernfarbemittel  (z.  B.  das  Alauncarmin)  also  färbt 
nur  die  Kerne  intensiv  und  lässt  die  übrigen  Bestandteile  der  Zelle 
ungefärbt,  so  dass  für  das  Auswaschen  nur  Wasser  nöthig  ist.  Nur 
wenn  man  darauf  ausgeht,  nicht  den  Kern  allein,  sondern  auch 
andere  Theile  der  Zelle  oder  wohl  nur  diese  zu  färben,  nähert  man 
sich  in  der  Mikrotechnik  in  etwas  den  Methoden  der  Färber  und 
muss  dann  auch  wohl  zu  den  sogenannten  Beizen  greifen,  d.  h.  das 
Objekt  erst  zur  Annahme  der  gewünschten  Farbe  vorbereiten  (vgl. 
oben  pag.  481  Anm.  2). 

Was  speciell  die  Kerne  anlangt,  um  deren  Färbung  es  sich 
mir  fast  ausschließlich  handelt,  so  habe  ich  schon  bei  einer  andern 
Gelegenheit  (pag.  184  ff.)  die  Ansicht  entwickelt,  ihre  Färbbarkeit  be- 
ruhe nicht  direct  auf  der  Anwesenheit  des  sog.  Chromatins,  sondern 
auf  der  gewisser  Salze,  und  es  möge  sich  vielleicht  mit  dem  Chro- 
matin ähnlich  verhalten  wie  »mit  dem  Chlorophyllkorn ,  das  auch 
ohne  sein  Grün  existiren  kann«.  Was  ich  Uber  die  Wirkung  des 
Carmalauns  und  Paracarmins  ermittelt  habe,  bestärkt  mich  darin,  hat 
mich  aber  leider  nicht  weiter  geführt.  Nun  ist  neuerdings  von  Robert 
Schneider1  der  Nachweis  gebracht  worden,  dass  wenigstens  bei  man- 


1  So  besonders  bei  Proteus;  s.  Schneider,  Neue  histologische  Unter- 
suchungen etc.  in:  Sitz.  Ber.  Akad.  Berlin  f.  1890  pag.  SS7  ff. 


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Über  das  Färben  mit  Carolin,  Cochenille  und  HämateYn-Thonerde.  503 

chen  Thieren  Eisen  in  nicht  unbeträchtlichen  Mengen  ein  normaler  Be- 
standteil der  Kerne  ist,  und  unabhängig  von  ihm  behauptet  dies  auch 
Macallum1.  Es  besteht  also  die  Hoffnung,  dass  man  mit  der  Zeit  auch 
die  anderen  normalen  Salze  der  Kerne  kennen  lernen  wird.  Einst- 
weilen freilich  lassen  die  neuen  Untersuchungen  von  Auerbach*,  der 
im  sogenannten  Chromatin  zwei  Substanzen  unterscheiden  lehrt, 
die  sich  nicht  nur  gegen  Farbstoffe,  sondern  auch  gegen  Chlornatrium, 
chromsaures  Ammoniak  und  Sublimat  verschieden  verhalten,  die  Frage 
nur  noch  verwickelter  erscheinen. 

Man  könnte  sich  darüber  wundern,  dass  ich  die  obigen  Muth- 
maßungen  lediglich  auf  das  Verhalten  der  Gewebe  gegen  Thonerde  + 
Hämate'in  oder  Carminsäure  grllnde  und  nicht  auch  die  Theerfarb- 
stoffe  heranziehe.  Letztere  seien  ja  chemisch  viel  genauer  bekannt 
als  erstere,  von  denen  bisher  nur  eine  summarische  Formel  auf- 
gestellt sei;  außerdem  lasse  man  sie  ohne  Zusätze,  d.  h.  bloß  im 
Wasser  oder  Alkohol  etc.  gelöst,  auf  die  Gewebe  einwirken.  In- 
dessen ist  dies  Alles  doch  nur  Schein:  nicht  nur  die  Einfachheit  der 
Reaction  zwischen  Farbstoff  und  Gewebe,  sondern  auch  die  genaue 
Kenntnis  der  Farbstoffe  selber.  Denn  erstens  ist  man  gerade  bei 
den  besten  Theerfarben  auf  den  Bezug  aus  bestimmten  Fabriken 
auge  wiesen,  was  also  zeigt,  dass  absolut  reine  Stoffe  nicht  leichter 
zu  haben  sind  als  auch  z.  B.  das  Hämatein;  zweitens  hilft  einst- 
weilen wenigstens  die  Kenntnis  der  Structurformeln  der  Farbstoffe 
uns  gar  nicht  weiter  ;  und  drittens  hat  erst  jüngst  Unna  (1.  c.  pag.  477  ff.) 
gezeigt,  wie  complicirt  die  Färbungen  mit  Methylenblau  verlaufen 
können,  und  welche  Manipulationen  man  vornehmen  muss,  um  z.  B. 
mit  Sicherheit  die  Körner  in  den  Mastzellen  roth  gefärbt  zu  erhalten. 

Diese  Überlegungen  sprechen  doch  nicht  dafür,  dass  wir  in  der 
Erkenntnis  des  Wesens  der  Tinctionen  durch  Versuche  mit  Theer- 
farben besonders  leicht  gefördert  werden  können. 

Endlich  möchte  ich  nochmals  darauf  aufmerksam  machen, 
dass  beim  Färben  der  Kerne  mit  Hämatoxylin  und  Carmin  nach  den 
gewöhnlichen  Methoden  nicht  die  genannten  Stoffe  allein  die  Farbe 


1  A.  B.  Macallum,  On  the  Demonstration  of  the  Presente  of  Iron  in 
Cbromatin  by  Micro-chemical  Methods.  in:  Proc.  B.  Soc.  London  Vol.  49  1891 
pag.  488—489.  Er  hat  es  in  den  Kernen  von  Pflanzenzellen  gefunden  und  in  den 
thierischen  nirgend  vermiast. 

2  L.  Auerbach,  Zur  Kenntnis  der  thieriseben  Zellen,  in:  Sitz.  Ber.  Akad. 
Berlin  f.  1890  p.  735  ff. 


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50 1    P«  Mayer,  Über  d.  Färben  m.  Cannin,  Cochenille  u.  HämateYn-Thonerde. 


hervorbringen,  sondern  dass  stets  Thonerde  dabei  nüthig  ist1.  Wir 
haben  es  immer  zn  tbun  mit  Hämatom  und  Thonerde  oder  Carmiu- 
säure  und  Thonerde,  nebenbei  können  auch  noch  andere  Stoffe, 
z.  B.  Kalk  eine  Holle  spielen.  Man  sollte  also  nicht  mehr  von  einer 
Färbung  mit  Hämatoxylin  reden,  wenn  man  die  Losungen  von 
Böhmes,  Delafield  etc.  benutzt,  sondern  sagen  :  gefärbt  mit  Häma- 
tein-Thonerde  nach  Böhmer  etc.  Geradezu  falsch  aber  ist  es,  wenn 
man  behauptet,  man  habe  Thieren  carminsaures  Ammoniak  injicirt. 
Thäte  man  dies,  so  würde  man  wohl  andere  Resultate  Uber  die 
Excretionsorgane  erhalten,  als  jetzt,  wo  man  eine  Lösnng  von  Carmin 
in  Ammoniak  einführt,  die  ja  Kalk  und  Thonerde  enthält. 

Neapel,  im  Mai  1892. 


1  Eisen  allein  kann  die  Bindung  der  Farbstoffe  an  den  Kern  nicht  in  den 
Farbentönen  bewirken,  in  welchen  sie  tbatsächlich  erfolgt.  Thonerde  muss  stets 
mit  ausgefällt  werden. 


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Zur  Kenntnis  von  Coccus  cacti. 

Von 
Paul  Mayer. 


Mit  Tafel  32. 


Lebende  Cochenille  ist  bisher,  so  viel  mir  bekannt,  erst 
von  einem  einzigen  neueren  Autor  anatomisch  untersucht  wor- 
den, nämlich  von  Claus1;  und  auch  seine  kurze  Mittheilung  darüber 
scheint  ziemlich  in  Vergessenheit  gerathen  zu  sein,  wenigstens  be- 
nutzen sie  weder  Blaxchard2  in  seiner  sonst  verdienstlichen  Zu- 
sammenstellung, noch  Taschenueko3.  Nun  bot  sich  mir  durch 
die  Güte  von  Camille  Viguier,  dem  Director  der  Zoologischen 
Station  in  Algier,  die  Gelegenheit  zum  Studium  lebenden  Materiales4, 


1  C.  Claus,  Zur  Kenntnis  von  Coccus  cacti,  in:  Würzburger  Nat.  Zeit. 
I.  Bd.  1960  pa£.  150—154. 

2  Raph.  Blanchard,  Lea  Coccidés  utiles.  in:  Bull.  Soc.  Z.  France  8.  Vol. 
1683  pag.  217  ff.    Speciell  Uber  Coccus  cacti  pag.  281—302. 

3  £.  L.  Taschenberg,  Die  Insectcn,  Tausendfüßler  und  Spinnen.  In: 
Bkehm's  Thierleben  2.  Aufl.  4.  Abth.  1.  Bd.  Leipzig  1880.  Coccus  cacti 
pag.  576—578. 

*  Die  Thiere  stammen  aus  dem  »Jardin  d'essai  «  in  Algier;  aus  derselben 
Quelle  bezog  auch  M.  Büsoen  in  'Jena  vor  einiger  Zeit  sein  Material  und 
machte  mich  freundlichst  auf  sie  aufmerksam.  Ich  erhielt  die  Colonien  im 
Decomber  1891  und  habe  sie  lebend  bis  zum  Mürz  gehalten;  sie  waren  den 
Winter  Uber  in  einem  bei  Tage  geheizten  Zimmer.  Da  aber  die  Opuntie,  auf 
welcher  sie  saßen,  allmählich  abstarb,  und  ein  Versuch  zur  Übertragung  auf 
eine  hiesige  Opuntie  missgllickte,  so  mussto  ich  leider  die  Weiterzucht  aufgeben. 


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506 


Paul  Mayer 


so  dass  ich  im  Stande  bin,  unsere  Kenntnis  der  in  mancher  Beziehung 
interessanten  Schildlaus  in  einigen  Punkten  zu  erweitern.  Es  liegt 
mir  aber  fern,  hier  eine  erschöpfende  Darstellung  geben  zu  wollen. 

Eine  charakteristische  Abbildung  einer  Colonie  von  Coccus  cacti 
auf  ihrer  Nährpflanze  findet  sich  bei  Blaxciiard  auf  pag.  293:  sie 
ist  dem  Werke  von  E.  Blanchard  Uber  die  Insekten  entlehnt.  Die 
Abbildung  in  Brehm  hingegen  kann  ich  nicht  als  gut  bezeichnen  1 . 
Nach  Blanchard  scheinen  die  Entomologen  darüber  im  Unklaren  zu 
sein,  ob  die  Weibchen  lebendige  Junge  gehären  oder  Eier  legen. 
Ich  finde,  beide  Ansichten  sind  berechtigt:  die  Embryonen  ent- 
wickeln sich  im  Mutterleibe  völlig,  werden  aber  mit  der  Eischale 
geboren  und  verlassen  diese  sowie  die  1 .  Larvenhaut  kurze  Zeit 
darauf  ;  später  kriechen  sie  munter  umher  und  machen  auf  ihrer 
Nährpflanze  weite  Wege,  bevor  sie  sich  festsetzen.  Bei  der  Häutung- 
wird die  alte  Haut  von  vorn  nach  hinten  abgestreift.  Die  Larven 
der  Männchen  stecken,  wie  bekannt,  in  einem  Sack,  der  wie  ge- 
sponnen aussieht;  hierüber  unten  pag.  513  Näheres. 

In  erster  Linie  dürfte  bei  der  Cochenille  die  Frage  nach  dem  Sitze 
desFarbstoffes  (des  carminsaureu  Alkalis)  von  Bedeutung  sein.  Diese 
hat  bereits  Claus  in  beinahezutreffender  Weise  beantwortet,  sodass  ich 
nur  wenig  zu  ergänzen  habe.  Er  sagt,  der  »aus  dem  geöffneten 
Körper  hervorquellende  Saft  verdankt  seine  Färbung  großen  Theils 
dem  mit  Carmin  gefüllten  Fettkörper,  dessen  Zellen  nicht  zu  größeren 
lappenförmigen  Massen  vereinigt,  sondern  isolirt  in  der  klaren 
Flüssigkeit  des  Blutes  suspendirt  sind-.  Das  ist  nur  in  so  fern  nicht 
richtig,  als  der  Fettkörper  doch  wie  auch  sonst  bei  Insecten  allerlei 
Lappen  bildet  ^af.  32  Fig.  1  und  2  c.cul).  Die  Zellen  des  Fett- 
körpers zeigen  nach  Claus  einen  deutlichen  Kern,  die  »Carmin- 


1  Auch  folgende  Stelle  des  Textes  passt  absolut  nicht  zu  meinen  Erfah- 
rungen: »Das  Weibchen  bettet  seine  Eier  in  dieselben  [die  weißen  Aus- 
schwitzungen]  und  lässt  sie  von  ihnen  allein  beschützen,  indem  es  selbst  den 
Schnabel  aus  dem  Stengel  herauszieht  und  dann  todt  zur  Erde  fallt.  Nach  acht 

Tagen  schlüpfen  die  Jungen  aus  und  sehen  der  Mutter  ähnlich  *  Leider 

nennt  Taschenberg  seinen  Gewährsmann  nicht.  Entweder  also  verhält  sich,  die 
Cochenille  nach  Jahreszeit  und  Ort  verschieden  oder  es  giebt  mehr  als  nur  eine 
Art.  Mir  fehlt  zur  Erörterung  dieser  Frage  die  Litteratur.  —  Gut  zur  Ab- 
bildung im  Brehm  würde  folgende  Notiz  von  C.  Liebermanx  [Über  Coccerin 
aus  lebender  Cochenille,  in:  Ber.  D.Chem.  Ges.  Berlin  19.  Jahrg.  1886  pag.  328) 
stimmen:  Der  Cactus  ist  »auf  den  ersten  Blick  wie  von  dichten  Schimmel- 
vegetationen bedeckt,  unter  denen  man  erst  bei  genauerer  Betrachtung  die 
gleichfalls  vollständig  weiß  überzogenen«  Weibchen  wahrnimmt. 


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Zur  Kenntnis  von  Coccus  cacti. 


507 


tropfen  sind  meinbranlos  von  verschiedener  Gröüe  und  Intensität 
der  Färbung;  die  größeren  besitzen  einen  centralen  scharf  um- 
schriebenen Kern,  der  .  .  .  nichts  als  die  concentrirte  Schicht  dar- 
stellt und  in  Wasser  eben  so  wie  der  hellere  peripherische  Saum  all- 
mählich zerfließt. <•  Auch  dies  ist  nahezu  richtig,  nur  möchte  ich  her- 
vorheben, dass  in  jeder  Zelle  des  Fettkörpers  dicht  um  den  centralen 
Zellkern  herum  lediglich  kleinere  farblose  Bläschen  liegen,  während 
die  größeren  rothen  die  Peripherie  einnehmen1.  Zerzupft  man  ein 
Weibchen  in  Wasser  mit  etwas  Chlorcalcium,  so  wird  natürlich  aus 
dem  rothen  carminsauren  Alkali2  das  grau-grüne  Kalksalz,  indessen 
widerstehen  manche  Tröpfchen  der  Umförbung  sehr  lang,  ohne  dass 
ich  dafür  irgend  einen  Grund  habe  auffinden  können.  Sie  geben 
übrigens  nicht  nur  diese,  sondern  auch  die  übrigen  Keactionen  auf 
Carminsänre,  förben  sich  also  mit  Alaun  mehr  violett  etc. 

Ferner  liegen  die  rothen  Tröpfchen  auch  im  Dotter  der  bald 
reifen  Eier  sowie  in  dem  der  Embryonen;  dies  meldet  Claus  gleich- 
falls. Bei  den  eben  geborenen  Larven  ist  die  Farbe  nicht  nur  im 
Rumpfe,  sondern  auch  in  den  Beinen  vorhanden,  aber  ebenfalls  wohl 
ausschließlich  im  Fettkörper.  Letzterer  ist  bei  den  Männchen 
wenigstens  eben  so  umfangreich  wie  bei  den  Weibchen,  aber  er  ent- 
hält vergleichsweise  nur  seltene  rothe  Tröpfchen,  wodurch  denn  auch 
die  hellere  Färbung  der  c?  sich  genügend  erklärt. 

Abgesehen  vom  Fettkörper  und  Dotter  ist  kein  einziges 
Organ  roth  gefärbt,  also  namentlich  auch  nicht  Haut,  Darm, 
Speicheldrüsen,  Nierenschläuche  und  Blut3.    Eben  so  wenig  ist  es 


1  Die  »Kerne«,  richtiger  Krys tal  Ioide  im  Innern  der  Bläschen  (nicht 
alle  haben  sie]  lösen  sich  nicht  in  Wasser,  wohl  aber  nicht  nur  in  Alkalien, 
sondern  auch  in  Säuren,  sogar  in  warmer  Lösung  von  Pikrinsäure,  eben  so  in 
kalter  Essigsäure.  Jod  färbt  sie  nicht,  Pikrinsäure  eben  so  wenig;  die  Reaction 
auf  Murexid  ist  mir  nicht  gelungen.  Was  sie  eigentlich  sind,  ist  mir  ganz  un- 
klar zumal  sie  allen  Lösungsmitteln  für  Fette  (sogar  heißem  Benzol)  wider- 
8tehen,  daher  auch  in  den  Schnitten  noch  stets  zu  finden  sind.  Sie  brechen  das 
Licht  ungemein  stark  doppelt;  manchmal  haben  sie  scharfe  Ecken,  meist  je- 
doch sind  sie  rundlich.  Im  Dotter  selbst  fast  ganz  reifer  Embryonen  sind  sie 
noch  nicht  vorhanden,  wohl  dagegen  schon  in  den  Jungen,  wo  sie  z.  B.  in  den 
Fettkörperlappen  der  Beine  und  Antennen  auch  am  unverletzten  Thiere  wegen 
ihrer  Doppelbrechung  leicht  zu  finden  sind.  Auch  die  Männchen  haben  sie  sehr 
reichlich. 

*  Vgl.  hierüber  meine  Angaben  in  dieser  Zeitschrift  10.  Bd.  pag.  495  u. 
496,  wo  ich  die  Cochenille  in  chemischer  Beziehung  besprochen  habe. 

3  Öffnet  man  die  Thiere  unter  Wasser,  so  färben  sich  freilich  die  genannten 
Theile  alle  ziemlich  rasch  diffus  roth;  aber  sowohl  in  Pikrinschwcfelsäure  als 


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Paul  Mayer 


der  Inhalt  des  Darmes  (er  besteht  immer  nur  aus  Flüssigkeit,  wie 
ja  bei  der  Lebensweise  nieht  anders  zu  erwarten  ist),  und  es  ist 
daher  vollkommen  richtig,  wenn  man  die  Carmi nsHu re  ein  Pro- 
duct  des  Thieres  selber  sein  lässt1.  Ich  musa  dies  auch  gegen- 
über BCsgen  aufrecht  erhalten,  der  in  seiner  hübschen  Arbeit  über 
den  Honigthau  (in:  Jena.  Zeit.  Naturw.  25.  Bd.  1891  pag.  339  ff.) 
auf  pag.  392  sagt,  Schnitte  durch  den  Stengel  einer  Opuntia  aus 
Algier  färben  sich,  wenn  sie  einige  Tage  in  einer  feuchten  Kammer 
liegen,  »als  ob  sie  zum  Zweck  der  Kernfarbung  mit  einer  Carmin- 
lösung  behandelt  worden  wären«.  Er  vermuthet,  der  rothe  Farbstoff 
bilde  sich  vielleicht  durch  Oxydation  aus  einer  farblosen  Substanz, 
und  falls  er  identisch  mit  Carmin  sei,  so  könne  man  dieses  am  Ende 
direct  aus  der  Pflanze  gewinnen.  Allerdings  werde  es  wohl  immer 
am  vortheilhaftesten  bleiben,  die  Farbe  aus  der  Opuntie  durch  das 
lnsect  erzeugen  zu  lassen.  Den  Versuch  habe  ich  wiederholt  und 
auch  die  Färbung  —  allerdings  eine  mehr  diffuse  —  erzielt;  nur 
handelt  es  sich  dabei  bestimmt  weder  um  Carmin  noch  auch  um 
Carminsäure  die  Reaktionen  darauf  schlugen  alle  fehl),  sondern  um 
irgend  einen  andern  rothen  Farbstoff,  wie  es  deren  im  Pflanzenreiche 
ja  so  viele  giebt. 

Trotz  vieler  Mühe  ist  es  mir  nicht  gelungen,  in  unversehrten 
Thieren  das  Pigment  an  Ort  und  Stelle  zu  fixiren,  um  es  auf  Schnitten 
genauer  studiren  zu  können.  Weder  heißes  Wasser  noch  heißer  Al- 
kohol noch  Alkohol  und  Äther  tödteten  und  härteten  auch  nur  die 
jüngeren  Exemplare  so  rasch,  dass  nicht  ein  wenig  carminsaures 
Alkali  sich  gelöst  und  in  den  Kernen  auch  der  sonst  ungefärbten 
Organe  niedergeschlagen  hätte2;  dabei  war  der  Ton  je  nach  dem  Ge- 
webe etwas  verschieden,  und  speciell  in  den  Malpighischen  Gefäßen, 
die  frisch  voll  von  Krystallen  sind,  fanden  sich  Haufen  grüngrauer 
Körnchen  vor,  so  dass  die  Krystalle  vielleicht  ein  Kalksalz  sind. 
Andererseits  trat  bei  der  vergleichsweise  doch  raschen  Conservirung 
nie  reine  Kernfärbung  ein.  Mit  Chlorcalcium  (in  Alkohol)  ließ  sich 
zwar  die  Carminsäure  als  carminsaurer  Kalk  ausfällen,  aber  der 
Niederschlag  lag  stets  nur  dicht  unter  dem  Chitin,  weiter  nach  innen 
war  bloß  der  Alkohol  gedrungen. 

auch  —  was  noch  besser  ist  —  in  einer  Lüsung  von  Chlorcalcium  geschieht  dies 
nicht.   Nur  so  kann  man  vollkommene  Sicherheit  gewinnen. 

1  Genaueres  ist  freilich  Uber  diesen  Punkt  nicht  zu  sagen  ;  keinerlei  gefärbte 
Vorstufe  der  l'arminsäure  ist  im  Thiere  zu  erblicken. 

2  Die  Figuren  1,  2  und  5  sind  nach  solchen  Präparaten  gezeichnet 


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Zur  Kenntnis  von  Coccus  cacti. 


509 


Während  die  Bedeutung  der  rothen  Farbe  für  die  Öconomie  des 
Coccus  zur  Zeit  noch  völlig  räthselhaft  ist,  sind  wir  Uber  die  Rolle  des 
Wachses  genauer  unterrichtet.  Schon  Witlaczil1  spricht  die  Ansicht 
aus,  die  kleinen  flockigen  Fäden  dienten  bei  den  Aphiden  und  Psyl- 
liden  zur  Umhüllung  der  Excremente,  damit  der  Körper  mit  ihnen 
nicht  beschmutzt  werde.  Dies  gilt  auch  für  die  Cochenille,  wenigstens 
so  weit  die  ganz  kurzen  krummen  Fäden  (Fig.  9  unten)  in  Betracht 
kommen,  die  bereits  Claus  richtig  beschrieben  und  als  Producte  der 
Wachszellen  erkannt  bat.  Aus  dem  After  treten  nämlich  die  Ex- 
cremente flüssig  hervor  und  werden  dann  gleich  vom  Wachs  derart 
eingehüllt,  dass  sie  in  oft  mächtigen  (blassrothen)  Tropfen  dort  so 
lange  schweben  bleiben,  bis  sie  eingedunstet  sind.  Die  Wachsdrüsen 
(Fig.  1  gl.c)  sind  denn  auch  um  den  After  herum  besonders  zahlreich. 

Uber  die  Art,  wie  das  Wachs  oder,  um  mit  Liebermann2  zu 
reden,  das  C  oc  ce r  in  aus  dem  Körper  ins  Freie  gelangt,  habe  ich 
specielleren  Aufschluss  zu  gewinnen  gesucht,  weil  diese  Frage,  wie 
mir  scheint,  noch  ganz  allgemein  bei  den  Insecten  zu  beantworten 
ist.  So  weit  ich  die  neuere  Litteratur  darüber  kenne,  wird  nur  aus- 
nahmsweise klar  ausgesprochen,  ob  die  Wachsdrüsen  und  Wachs- 

mm 

haare  Öffnungen  haben  oder  nicht,  ob  also  das  Product  frei  aus- 
treten kann  oder  erst  in  flüssiger  Form  durch  das  Chitin  hindurch 
muss.  Bei  den  älteren  Autoren  ist  meist  der  Ausdruck  »Ausschwitzen« 
gebräuchlich,  ohne  dass  aber  näher  gesagt  würde,  wie  man  sich  den 
Vorgang  zu  denken  habe.  Selbst  bei  dem  Hauptlieferanten  für  Wachs, 
der  Honigbiene,  scheint  dieser  noch  nicht  genau  erkannt  zu  sein, 
wenigstens  lauten  die  Angaben  auch  bei  Autoritäten  ersten  Ranges 
durchaus  nicht  gleich,  wie  die  Citate  in  der  Anmerkung3  beweisen. 


1  E.  Witlaczil,  Zur  Anatomie  der  Aphiden.  in:  Arb.  Z.  Inst.  Wien 
4.  Bd.  1682  pag.  397  ff.  Wachsdrüsen  pag.  409.  —  Derselbe,  Die  Anatomie  der 
Psylliden.  in:  Zeit.  Wiss.  Z.  42.  Bd.  1885  pag.  569  ff.  Wachsdrüsen  pag.  583. 

2  C.  Liebermann.  Über  das  Wachs  und  die  Fette  der  Cochenille,  in: 
Ber.  d.  Chem.  Ges.  Berlin  18.  Jahrg.  1885  pag.  1975—1983.  Das  Coccerin  ist 
auch  in  Äther  und  Alkohol  fast  unlöslich,  leicht  dagegen  in  siedendem  Benzol. 
Es  schmilzt  bei  I960. 

3  So  hat  Claus  (Ornndziige  der  Zoologie  4.  Aufl.  1.  Bd.  1680  pag.  699) 
folgende  Notiz:  »Laug  gestreckte,  als  Wachsdrüsen  zu  bezeichnende  Organe, 
welche  gruppenweise  unter  warzigen  Erhöhungen  der  Haut  zusammenliegen, 
secerniren  weißliche  Fäden  und  Flocken  .  .  .  (Pflanzenläuse,  Cicaden  etc.). 
Bei  den  Bienen  sind  es  cylindrische  Drüsenzellen,  welche  als  lamelloser  Belag 
den  Vorderplatten  der  Bauchschienen  anliegen  und  durch  dieses  »Wachshäutchen« 
hindurch  die  zarten  Wachsplättchen  ausscheiden».    Geoenbaur  (Grundzüge 


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510 


Paul  Mayer 


Ich  selber  habe  lange  Zeit  nicht  recht  an  die  Durchlässigkeit  des 
Chitins  für  Wachs  in  flüssiger  Form  oder  im  Status  nascendi  glauben 
wollen,  habe  mich  aber  durch  Autopsie  davon  Uberzeugt,  dass  tbat- 
sächlich  bei  Apis  keine  eigenen  Wachsdrllsen  mit  Poren  vorhanden 
sind,  sondern  dass  an  den  betreffenden  Stellen  der  Bauchwand  die  sonst 
ganz  niedrige  Hypodermis  sehr  dick  ist  (Fig.  4  e  und  Fig.  4  A 
und  aus  Zellen  in  Form  sechsseitiger  Prismen  besteht,  sowie  dass 
das  Chitin  absolut  keine  Poren  besitzt1.  Mithin  muss  hier  die 
Materie,  welche  später  zu  festem  Wachs  wird,  geradezu  durch  die 
Substanz  des  durchaus  nicht  etwa  besonders  dünnen  Chitins  hin- 


der  vergleichenden  Anatomie  2.  Aufl.  1870  pag.  357;  sagt  von  Apis  :  "Polygonale 
Felder  tragen  die  Öffnungen  ....  feiner  Porenkanäle,  in  welche  ....  dicht  an 
einander  gereihte  cylindrische  Drüsenzellen  ausmünden.  Diese  bilden  das 
»Wachsorgan«,  Uber  welchem  eine  Fettschicht  sich  ausbreitet«.  Leuckart 
äußert  in  seiner  Anatomie  der  Biene,  die  sich  ausdrücklich  nicht  nur  an  Bienen- 
züchter, sondern  auch  an  Zoologen  wendet  (Cassel  und  Berlin  1885  26  pagg.  Taf.}, 
auf  pag.  6  vom  Wachs  nur,  dass  die  Arbeiter  es  »in  besonderen  taachen förmigen 
Vertiefungen  an  der  Bauchfläche  der  Hinterleibsringe  ausschwitzen«.  Am  klarsten 
drückt  sich  noch  Siebold  aus;  er  lässt  im  Lehrbuch  der  vergleichenden  Ana- 
tomie der  wirbellosen  Thiere  (Berlin  1848  pag.  631)  das  Wachs  sich  «zwischen 
den  dachziegelförmig  über  einander  liegenden  Bauchscbienen  des  Hinterleibes 
bilden«,  hat  aber  in  dieser  Gegend  keine  besonderen  Drüsen  finden  können  und 
nimmt  daher  an,  dass  es  sich  »auf  der  äußeren  Oberfläche  der  zarten  Ver- 
bindungshäute der  Bauchschienen  durch  einen  Durchschwitzungsprocess  von  innen 
her  ansammle«.   Eine  gute  Abbildung  habe  ich  nirgends  angetroffen. 

1  Erst  ganz  zuletzt  ist  mir  die  kleine  Schrift  von  Claus  Uber  die  »wachs - 
bereitenden  Hautdrüsen  der  Insekten«  fin  r  Sitz.  Ber.  Ges.  Nuturw.  Marburg  1S67 
N.  8  pag.  65 — 72  zugänglich  geworden,  deren  Resultate  ich  im  Allgemeinen 
als  richtig  anerkenne.  Speciell  von  der  Biene  heißt  es  darin  am  Schlüsse,  die 
»wachsbildenden  Drüsenzellen  sind  nichts  anderes  als  mächtig  entwickelte  nach 
Form  und  Leistung  modificate  Partien  der  Hypodermis«.  Wenn  aber  Claus 
auf  pag.  69  vom  Chitin  Uber  den  Wachszellen  sagt,  es  habe  eine  »sehr  feine 
(mit  Hilfe  des  Habtxack'scIh  n  Immersionasystemes  9  nachweisbare)  dichte 
Punktirung,  welche  auf  das  Vorhandensein  unzähliger  Porenkanälchen  hinweist«, 
so  kann  ich  nach  erneuter  Untersuchung  dieser  Behauptung  selbst  in  ihrer  sehr 
vorsichtigen  Form  nicht  beipflichten.  Zwar  ist  das  Chitin  bei  Betrachtung  von 
der  Fläche  nicht  völlig  homogen,  aber  eben  so  wenig  zeigt  sich  auch  mit  den 
besten  neueren  Linsen  irgend  etwas,  was  sich  mit  Gewissheit  als  Porenkanal 
ansprechen  ließe.  Denn  eine  Punktirung  von  der  Feinheit,  wie  sie  dort  vor- 
handen ist,  kann  mindestens  eben  so  gut  der  optische  Ausdruck  von  äußerst 
geringen  Erhöhungen  oder  Vertiefungen  sein,  zumal  sie  ähnlich  auch  dem  Chitin 
.der  benachbarten  Theile.  welche  nicht  zum  Durchlass  des  Wachses  dienen,  eigen 
ist  Auf  Schnitten  aber,  auch  auf  solchen  von  nur  3  u,  kann  ich ,  selbst  wenn 
sie  in  Wasser  liegen,  durchaus  keine  Streifen  senkrecht  zur  Fläche  des  Chitins 
wahrnehmen.    Ich  muss  also  die  Existenz  von  Porenkanälen  bestreiten. 


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Zur  Kenntnis  von  Coccus  cacti. 


ölt 


durch1  und  lagert  sich  dann  außen  auf  ihm  als  ziemlich  dicke 
Schicht  ab.  Was  aber  der  Biene  möglich  ist,  sollten  auch  andere 
lnsecten  können.  Bei  den  Cocci  den  nun  haben  wir  zweierlei 
Orte  zum  Austritt  fUr  das  Wachs:  die  Wachshaare  ftir  die  langen 
Fäden,  und  für  die  kurzen  gekrümmten  Fädchen  die  Wachsporen. 
Die  Wachshaare2  sind  abgestumpfte  Kegel,  welche  an  der  Basis 
mit  einem  Gelenk,  richtiger  wohl  mit  einem  dünnen  Ring  der  Haut 
aufsitzen  (Fig.  7  und  9).  Sie  sind  ganz  bestimmt  an  der  Spitze  ge- 
schlossen, und  auch  im  Ringe  giebt  es  keine  Öffnungen.  Der  hohle 
Wachsfaden  lässt  sich  mit  geeigneten  optischen  Mitteln  (z.  B.  mit 
polarisirtem  Lichte,  wenn  das  Thier  sich  in  Glycerin  befindet)  deutlich 
bis  zum  Ring  verfolgen  (Fig.  9, ,  so  dass  der  Schluss  nahe  genug  liegt, 
das  Wachs  trete  hier  aus,  also  wiederum  durch  eine  Membran  ohne 
sichtbare  Poren.  Andererseits  ragen  die  sogenannten  Wachsporen 
kaum  hervor.    Sie  stehen,  wie  Claus  richtig  bemerkt,  in  wechselnder 


1  Neuerdings  bat  G.  Carlet  in  einer  meisterhaft  unklaren  Darstellung 
(Sur  les  organes  sécréteurs  et  la  sécretion  de  la  ciré  chez  l'Abeille.  in:  Compt. 
Rend.  Tome  110  18!»0  pag.  361—363)  ebenfalls  den  Durchtritt  des  Wachses 
durch  da»  Chitin  behauptet.  Er  will  es  sogar  auf  der  Wanderung  durch 
das  Chitin  angetroffen  haben,  indessen  sind  seine  Angaben  nicht  nur  ohne  Com- 
mentar kaum  zu  verstehen,  sondern  beruhen  auch  auf  falscher  Deutung  des  Ge- 
sehenen: er  bringt  das  Chitin  erst  in  Terpentinöl,  dann  in  Benzin  und  aus 
diesem  direkt  in  Glycerin;  die  Tröpfchen,  weiche  er  dann  nach  einiger  Zeit  aus 
dem  Chitin  kommen  sieht,  sind  für  ihn  Wachs  l 

2  Sie  und  die  Wachsporen  hat  schon  A.  Targioni-Tozzetti  auf  seiner  Taf.  2 
ziemlich  getreu  abgebildet  (Studie  sulle  Cocciniglie,  in:  Mem.  Soc.  Ital.  Sc.  N 
Milauo  Tomo  3  No.  3  1867  87  pagg.  7  Tafeln ).  List  schildert  in  seiner  »Mono- 
graphie« von  Orihezia  cataphracta  Shaw  (in:  Zeit.  Wìsb.  Z.  45  Bd.  1887  pag.  1  ff.) 
die  Wachshaare  sämmtlich  als  an  der  Spitze  offen;  aber  wie  einige  andere 
Behauptungen  in  seiner  Arbeit,  so  dürfte  auch  diese  wohl  nicht  begründet  sein. 
Witlaczil  erörtert  leider  {Zur  Morphologie  und  Anatomie  der  Cocciden.  in: 
Zeit.  Wiss.  Z.  43  Bd.  1885  pag.  160)  die  Wachsdriisen  nur  uebenbei,  und  Oskar 
Schmidt  erwähnt  ihrer  in  seiner  recht  dürftigen  Schrift  Uber  die  Metamorphose 
und  Anatomie  des  männlichen  Aspidioiu»  nerii  (in:  Arch.  Naturg.  51.  Jahrg.  1885 
pag.  169  ff.;  gar  nicht.  FUr  die  Psy lüden  giebt  Witlaczil  [L  cit.  pag.  583  ff. 
Taf.  21  Fig.  35)  zwar  im  Texte  keinen  entscheidenden  Ausspruch,  wohl  aber 
eine  recht  gute  Abbildung.  Es  walten  hier  übrigens  noch  besonders  interessante 
Verhältnisse  ob,  indessen  gehe  ich  nicht  näher  darauf  eiu,  weil  hierüber  eine 
Mittheilung  von  H.  Amdronn  in  Leipzig  zu  erwarten  steht. 

Falls  die  obigen  Nachweise  sich  für  die  Insekten  als  allgemein  gültig  er- 
geben sollten,  so  würden  wachsartige  Stoffe  aus  dem  Körper  ins  Freie  gelangen 
können,  ohne  dass  sich  dafür  Poren  auffinden  ließen  Dann  aber  würden  wohl 
auch  manche  Haargebiide,  die  man  jetzt  eben  wegen  Mangels  an  Öffnungen 
nicht  für  drüsig,  sondern  für  nervös  hält,  von  Neuem  auf  ihre  Function  zu 
prüfen  sein. 


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Paul  Mayer 


Zahl  zu  Gruppen  (Fig.  5)  vereinigt,  sind  aber  nicht,  wie  er  meint, 
offen,  sondern  zweifellos  geschlossen,  mithin  muss  auch  hier 
das  Wachs  thatsachlich  durch  das  Chitin  hindurch.    Jeder  Poms 
(Fig.  0),  der  also  eigentlich  keiner  ist,  beginnt  mit  einem  Ringwall 
dickeren,  gelberen  Chitins,  geht  nach  innen  ein  StUck  trichterförmig 
zu  und  endet  dann  in  einer  Membran  mit  gewöhnlich  5  Vorsprängen 
(s.  auch  Fig.  7  und  8).    Jedem  der  letzteren  entspricht  eine  flaschen- 
förmige  Wachszelle  ;  in  der  Regel  sind  also  5  solche  als  Gruppe  bei- 
sammen (Fig.  5)  und  bilden  mit  ihren  verschmolzenen  Halsen  einen 
gemeinschaftlichen  kurzen  Ausftlhrgang,  der  bei  allen  Thieren  ein 
beträchtliches  StUck  weicheres  Chitin  durchsetzen  muss,  ehe  er  an  die 
Membran  gelangt.  Aus  jedem  Poms  können  gleichzeitig  so  viel  Wachs- 
föden  hervorragen  wie  die  Membran  Vorsprünge  hat;  man  sieht  dies 
aber  nur  dann  deutlich,  wenn  sie  alle  voll  Luft  sind  und  daher  bei 
durchfallendem  Lichte  schwarz  erscheinen1.    Wahrscheinlich  dringt 
das  Wachs  an  den  (5)  Stellen  hervor,  wo  der  Hals  der  Zellen  am  weite- 
sten nach  außen  ragt,  aber  weder  kann  ich  dies  bestimmt  angeben  noch 
auch  vermag  ich  einzusehn,  warum  die  Fäden  hohl  werden2.  Das 
Object  ist  eben  seihst  für  die  besten  Immersionslinsen  zu  klein  und 
auch  sonst  zu  ungünstig;  sogar  die  exaete  Zählung  der  Wacbszelleu 
unter  jedem  Poms  gelingt  nur  selten.    Nur  das  ist  mir  sicher,  dass 
nirgendwo  Öffnungen  zum  Austritt  vorhanden  sind;  sie  hätten  mir 


1  Nach  Taroioni's  Abbildung  scheint  dies  bei  Pulvinaria  ähnlich  zu  sein. 
Was  er  aber  bei  Coccus  als  einzelne  Drüse  zeichnet,  ist  das  Conglomerat  von 
Zellen,  welches  einem  Poms  entspricht.  Er  hat  freilich  keine  lebenden  Thiere 
gehabt  und  daher  auch  sonst  Manches  nicht  gefunden. 

*  Claus  lässt  in  seiner  Arbeit  Uber  Coccus  den  Wachsfaden  dadurch  zu 
einem  Hohlcylinder  werden,  dass  bei  seiner  Bildung  »die  aus  der  Umwandlung 
der  Fetttröpfchen  entstandenen  körnigen  Kligelchen«  des  Wachses  sich  der 
Wandung  des  Drüsenkanals  anlegen.  In  der  späteren  Arbeit  (1867)  bezieht  sich 
GLAU8  für  Coccus  auf  seine  früheren  Angaben,  IHsst  dagegen  bei  Aphiden  fsensu 
latiorij  »sowohl  ans  der  Structur  der  Wachsfäden,  als  aus  dem  Bau  der 
Wachsdrüsen  es  mit  Sicherheit  hervorgehen,  dass  es  die  sehr  feinen  Öffnungen 
der  zarten  Felder  sind,  aus  denen  die  Wachstheilchen  hervortreten«.  Indessen 
sind  auch  hier  die  »feinen  Poren k an älchen«  nur  als  »zierliche  Punktirung  der 
Membran«  sichtbar,  so  dass  eine  Nachuntersuchung  mit  den  heutigen  Linsen 
und  Methoden  wohl  nicht  überflüssig  sein  dürfte.  Von  neueren  Autoren  sagt 
Witlaczil  (Aphiden  pag.  408  ff.)  unter  Berufung  auf  Claus  nur,  »die  zarten 
Chitinhäutchen  lassen  die  Wachstheilchen  hindurch  treten».  Chermes  producta 
bekanntlich  ebenfalls  AVachs;  auch  hier  begnügt  sich  Witlaczil  (Cocciden 
pag.  171)  unter  Verweisung  auf  Claus  mit  einigen  Notizen,  während  Dreykus 
tVber  Phylloxerinen.  Wiesbaden  1SS9  pag.  36 ff.)  die  Structur  der  Drüsenausgänge 
ausführlich  beschreibt,  aber  auch  noch  glaubt,  dass  sie  vollständig  offen  sind. 


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Zur  Kenntnis  von  Coccus  cacti. 


513 


auf  den  Schnitten  (bis  zu  3  u  herab)  nicht  entgehen  können  und 
Bich  auch  an  den  ganzen  aber  passend  gefärbten  Chitinhäuten  vcr- 
rathen  müssen. 

In  den  Wachszellen  von  Coccus  hat  Claus  »körnige  KUgelchen« 
gefunden  und  möchte  sie  »ihrem  Aussehen  und  ihrem  Glänze  nachu 
als  Wachs  ansprechen.  Dem  gegenüber  betone  ich,  dass  ich  weder 
an  frischen  noch  an  gut  conservirten  Thieren  das  Coccerin  im  Innern 
der  Zellen  mit  optischen  Mitteln  habe  entdecken  können,  während  es 
doch  nach  Liebebmann  sich  mit  siedendem  Benzol  bereits  aus  einem 
halben  Dutzend  Wreibchen  in  genügender  Menge  chemisch  rein  aus- 
ziehen lässt.  Von  der  Biene  gilt  mir  übrigens  dasselbe  :  so  deutlich 
es  außerhalb  des  Körpers  als  sogen.  Wachsplatte  ist,  so  wenig  sehe 
ich  es  noch  im  Chitin  oder  in  den  Hypodermiszellen. 

Es  bedarf  wohl  kaum  der  Erwähnung,  dass  beide  Arten  Wachs- 
zcllcn  nichts  Anderes  sind  als  Hypodermiszellen,  wie  das  bereits 
von  mehreren  Autoren  angegeben  ist  und  ja  auch  für  Apis  zu- 
trifft. Nin-  sind  sie  größer  und  namentlich  länger,  als  die  gewöhn- 
lichen Hautzellen.  Bei  jungen  Larven  sind  die  Wachsporen  und 
Wachshaare  noch  sehr  regelmäßig  angeordnet,  namentlich  auf  dem 
Abdomen  (jedes  Segment  hat  ganz  lateral  rechts  und  links  eine  Gruppe 
Poren  und  l  oder  2  Wachshaare).  Die  geraden  Fäden  können  bis 
0,5  cm  lang  werden,  ohne  merklich  gekrümmt  zu  sein;  auf  der  Ober- 
fläche zeigen  sie  eigenthümliche  Schraubenlinien  (Fig.  9). 

Bekanntlich  machen  die  Männchen  mancher  Cocciden  ihre  Ent- 
wicklung in  einem  Cocon  durch,  der  hinten  zur  Entfernung  der 
Excrementc  Constant  offen  ist.  Specicll  bei  Coccus  cacti*  besteht 
er  anscheinend  nur  aus  Wachsfaden,  und  es  lässt  sich  daher  auch 
schlecht  einsehen,  wie  diese  doch  starren  und  brüchigen  Fäden  sich 
zu  einem  Gewebe  verfilzen  können.  Indessen  hat  bereits  C.  Liebeb- 
mann (Coccerin  ans  lebender  Cochenille,  s.  oben  pag.  506)  angegeben, 
Bie  enthielten  nur  fast  %  ihres  Gewichts  reines  Coccerin,  »nach  dessen 
Fortnahnie  durch  Benzol  nur  ein  ganz  dünnes  Netz  von  den  Formen 
des  Cocons  zurückblieb«.  Ich  habe  nun  eine  etwas  genauere  Unter- 
suchung angestellt  und  finde,  die  Wachsfaden  (es  sind  fast  lediglich 

1  Wie  ich  nachträglich  erfahre,  hat  auch  schon  John  Quekett  die  Cocons 
von  Coccus  cacti  beschrieben  Observations  on  the  Structure  of  the  white  Fila- 
mentous  Substance  etc.  in:  Trans  Micr.  Soc.  Vol.  6  1857  4  pgg.  Taf.  1  ;  ich  ver- 
danke die  Kenntnis  davon  der  Güte  von  L.  Dreyfls).  Wenn  ich  aber  die  recht 
unklare  Notiz  darüber  richtig  verstehe,  so  hat  er  nur  die  Klebfaden  und  die 
langen  Wachsfaden  gesehen,  nicht  auch  die  krummen. 


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514 


Paul  Mayer 


die  kleinen  gebogenen  ans  den  Wachsdrüsen,  dazwischen  allerdings 
auch  Bruchstücke  der  langen  aus  den  Wachshaaren]  bilden  den  Cocon 
nur  zum  Theil  ;  sie  kleben  nämlich  an  langen,  sehr  zähen  Fäden 1  fest. 
Diese  bleiben  bei  Extrahirung  des  Cocons  mit  heißem  Benzol  zurück, 
färben  sich  entweder  dann  oder  auch  im  unversehrten  Cocon  mit 
Marnala  un  tiefblau 2  und  sind  in  kalter  Kalilauge  leicht  löslich.  In 
ungleich  geringerem  Maße  produciren  auch  die  Weibchen  solche 
Fäden  ;  namentlich  thun  es  die  alten,  und  man  kann,  da  sie  klebrig 
bleiben,  ohne  Mühe  sie  auf  mehrere  Centimeter  ausziehen,  wobei  sie 
äußerst  dünn  werden.  Bei  den  Männchen  sind  die  zugehörigen  Drüsen 
ziemlich  Uber  den  ganzen  Körper  zerstreut,  bei  den  alten  Weibchen 
hingegen  fast  nur  um  das  Hinterende  herum  angeordnet,  was  zur 
Folge  hat,  dass  die  abgelegten  Eier  an  den  Fäden  ankleben. 

Die  Klebdrüsen,  wie  ich  sie  nennen  möchte,  unterscheiden 
sich  von  den  Wachsdrttsen  gleich  auf  den  ersten  Blick  durch  den 
enormen  Ballen  Secretes  (Fig.  1  glag),  der  sie  ähnlich  einer  Fettzelle 
zu  unförmlichen  Gebilden  mit  wandständigem  Kern  aufbläht.  Im 
langen  Halse  jeder  Zelle  steckt  ein  feines,  ziemlich  langes  Chitinrohr, 
das  vom  Secretballen  aus  gewöhnlich  nicht  in  gerader  Linie  auf  den 
Poms  zu  führt;  es  ist  desswegen  nicht  leicht,  auf  Schnitten  Zelle, 
Kohr  und  Porus  im  Zusammenhange  anzutreffen.   Bei  den  Männchen 


1  Witlaczil  sieht  in  seiner  Arbeit  Uber  die  Cocciden  (pag.  158)  bei  Leti- 
caspia  (5  am  ganzen  Körper  äußerst  dünne  Fäden  auftreten,  welche  »gewellt, 
gekräuselt  oder  selbst  zickzackförmig  gebogen  erscheinen«;  er  nennt  sie  freilich 
Wachsfäden,  giebt  aber  nicht  an,  auf  Grund  welcher  Reaction  sie  dies  sind. 
Sie  werden  wohl  denen  voh  Coccus  entsprechen.  Auch  List  hat  im  Wachs- 
panzer von  Orthezia  (pag.  14)  »ein  sich  verästelndes  Geflechtwerk  «  solcher  Fäden 
bemerkt,  weiß  aber  nicht,  woher  sie  stammen,  er  lägst  sie  »eine  organische 
Grundlage  für  die  wachsartige  Masse  bilden«.  Nach  Targioxi  (pag.  21j  besteht 
der  Cocon  von  Aspidiotus  echinocacti  aus  «filamenti  finissimi  e  materia  amorfa*. 

2  Auch  die  Wachsfäden  lösen  sich  nicht  völlig  in  Benzol,  sondern  hinter- 
lassen eine  Scheide,  die  sich  mit  Hämalaun  blau  färbt,  was  die  nicht  extrahirten 
Fäden  nicht  thun.  Ahnlich  scheint  Bich  das  Gespinnst  der  C  von  Lccanium 
vitis  zu  verhalten,  von  dem  ich  durch  die  Güte  von  G.  Jatta  Alkoholmaterial 
zur  Verfügung  hatte.  Auch  hier  löst  sich  wie  bei  Coccus  das  »Wachs«  nicht 
in  Äther,  wohl  aber  in  Benzol,  und  es  bleibt  eine  erhebliche  Menge  Fäden  zu- 
rück, die  sich  jedoch  in  kalter  Kalilauge  nicht  lösen.  Man  muss  übrigens  mit 
Vorsicht  aufnehmen,  was  die  Autoren  Uber  die  Löslichkeit  des  »Wachses« 
sagen.  Denn  bei  Coccus  und  Lecanium  spUlen  sich  die  krummen  Fäden  schon 
in  Alkohol,  noch  mehr  aber  in  Äther  von  den  Thieren  ab,  so  dass  diese  nicht 
mehr  wie  bestäubt  aussehen,  aber  beim  Verdunsten  der  Flüssigkeit  bleiben  sie 
als  Fäden  zurück,  haben  sich  also  nicht  auf-,  sondern  nur  abgelöst.  Ähn- 
lich mag  es  sich  also  auch  bei  andern  Wachsinsecten  verhalten. 


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Zur  Kenntnis  von  Cohens  cacti. 


515 


sind  die  Poren  ganz  unregelmäßig  zerstreut  und  sehr  zahlreich,  bei 
den  Weibchen  hingegen,  wo  sie  Uberhaupt  seltener  sind,  treten  ihrer 
in  der  Regel  1  oder  2  mit  einer  Anzahl  Wacbsporen  zu  einer  Poren- 
gruppe  (Fig.  7  und  8)  zusammen. 

I  ber  die  anderen  Organe  von  Coccus  darf  ich  mich  kürzer  fassen. 
Vom  Darm  canal  des  Weibchens  gebe  ich  eine  Abbildung  sowohl  in 
situ  als  auch  aus  einander  gelegt  (Fig.  3)  ;  sie  zeigt,  dass  die  eigen- 
tümliche Einstülpung  eines  Theiles  des  Oesophagus  und  Mitteldarmes 
in  das  Rectum,  wie  sie  bekanntlich  bei  manchen  Cocciden  vorkommt, 
hier  nicht  existirt.  Statt  ihrer  ist  dagegen  ein  Stück  des  Mittel- 
darmes mit  dem  Enddarme  verwachsen  oder  verklebt,  natürlich  nur 
die  äußeren  Wandungen1.  Beim  Männchen  scheint  nach  Schmidt 
der  Darmcanal  ganz  gerade  von  vorn  nach  hinten  zu  verlaufen:  ich 
finde  ihn  dagegen  bei  den  männlichen  Larven  von  Coccus  cacti  in 
eine  Schlinge  gelegt. 

Die  Speicheldrüsen  finde  ich  ähnlich  wie  sie  Mark2  zuerst 
beschrieben  hat  und  gebe  Diesem  auch  darin  Recht,  wenn  er  sich 
gegen  Taroioni  wendet,  der  sie  als  Theile  des  Nervensystems  an- 
gesehen hatte.  Auch  die  unpaarc  Speicheldrüse  von  Mark  (1.  c. 
pag.  79)  glaube  ich  wiedergefunden  zu  haben,  allerdings  nur  auf 
Schnitten  :  sie  liegt  ganz  dicht  am  Schnabel,  zwischen  diesem  und 
dem  Oberschlundganglion. 

Die  Mundtheile  habe  ich  nicht  näher  untersucht,  mich  indessen 
von  der  Existenz  einer  Speiehelpumpe:\  wie  ich  sie  zuerst  für  die 


1  Ähnlich  verhält  es  sich,  wenn  ich  List  recht  verstehe,  mit  dem  Darm 
von  ürthezia. 

-  E.  L.  Mark,  Beiträge  zur  Anatomie  und  Histologie  der  Ptfanzenläuse, 
insbesondere  der  Cocciden.  in:  Arch.  Mikr.  Anat.  13.  Hd.  1877  pag.  31  ff.  Speichel- 
drüsen pag. 57  ff. 

3  Sie  scheint  bei  den  Cocciden  Uberhaupt  noch  nicht  gesehen  worden  zu 
sein  ;  List  sagt  pag.  57,  er  habe  sie  nicht  angetroffen,  und  Witlaczll  (1.  c. 
pag.  107)  beruft  sich  ausdrücklich  auf  seine  frühere  Auseinandersetzung  über  den 
»Saugapparat  der  Phytophthires«  (in:  Z.  Anzeiger  9.  Jahrg.  188f»  pag.  10  ff.) , 
wo  er  Wedde  kritisirt  und  hinzufügt,  weder  er  selber  noch  auch  Wedde  hätten 
den  gemeinschaftlichen  Ausführungsgang  der  Speicheldrüsen  gefunden,  und  nur 
dort  könne  doch  die  »Wanzenspritze«  liegen.  Man  sollte  übrigen»  statt  dieses 
Terminus  den  älteren  und  viel  bezeichnenderen,  nämlich  »Speichelpumpe«  wieder 
aufnehmen,  den  ich  1875  Anatomie  *on  Pyrrhocori»  apterush.  in:  Arch.  Anat. 
Phys.  f.  1875  pag.  32*  ff.]  eingeführt  habe.  Wenn  mich  Wedde  (Beiträge  zur 
Kenntnis  des  Khynchotenrüssels.  in:  Arch.  Naturg.  51.  Jahrg.  1885  pag.  132) 
9agen  lässt,  die  Speichelpumpe  diene  auch  zur  Aufnahme  der  Nahrung,  so  ist 

Mittbeilungen  a.  J.  Zoolog.  Station  in  Neapel.  Bd.  10.  34 


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Paul  Mayer 


Heteropteren  und  einige  Homopteren  nachgewiesen  habe,  überzeugt; 
eie  ist,  wenn  man  sie  von  den  Wanzen  her  kennt,  ohne  Mühe  zu 
fìnden  und  liegt  genau  so  wie  dort  ganz  ventral,  hat  auch  ihren 
Stempel  und  den  mächtigen  Muskel.  Die  Borsten  bei  den  jungen 
Thieren  sind  verhältnismäßig  riesig  lang  und  durchziehen,  in  ihren 
Borstensack  eingehüllt,  sogar  den  ganzen  Hinterleib  des  Thieres. 

Von  Malpighischen  Gefäßen  (Fig.  1,  2,  3)  sind  nur  2  vor- 
handen. Im  frischen  Zustande  enthalten  sie  Mengen  feiner  langer 
Nadeln,  und  da  (wie  schon  oben  pag.  50S  erwähnt)  bei  Selbstfärbung 
des  Thieres  mit  dem  carminsaurcu  Alkali  in  den  Zellen  dunkel  grau- 
grüne Tröpfchen  auftreten,  die  Nadeln  hingegen  verschwunden  sind, 
so  mögen  letztere  wohl  ein  Kalksalz  sein. 

Der  After  liegt  bei  den  Weibchen  scheinbar  dorsal,  die  Ge- 
schlechtsöffnung fast  terminal  Fig.  1  a  und  vg).  Dies  erleichtert  den 
Embryonen,  deren  ich  in  alten  Thieren  von  250  bis  Uber  350  ge- 
zählt habe,  das  Ausschlüpfen.  Wie  schon  Claus  richtig  bemerkt, 
ist  lebendes  Sperma  im  Receptacnlum  seminis  (dieses  liegt  in 
Fig.  2  Uber  den  beiden  Oviducten  od  und  auch  in  den  Oviducten 
zwischen  den  Eiern  anzutreffen ,  und  so  hat  es  wirklich  den  An- 
schein, als  wenn  Parthenogenese  nicht  vorkomme,  wie  das  Brandt 
und  Ratzeburg1,  gestützt  auf  Versuche  von  Büuche,  zuerst  an- 
gegeben haben. 

Über  das  Herz  der  Cocciden  schweigen  in  seltsamer  Überein- 
stimmung sämmtliche  neueren  Autoreu  (Claus,  ,Tarüioni,  Mark. 
Schmidt,  Witlaczil]  mit  Ausnahme  von  List.  Und  auch  Dieser  be- 
schreibt es  fpag.  66)  ganz  unklar  und  selber  nur  mit  einigem  Zweifel, 
den  ich  durchaus  theile.  Bei  Cocms  cacti  habe  ich  weder  auf  Schilitten 
noch  auch  bei  Secrionen,  noch  bei  Beobachtung  junger  lebender 
Thiere  etwas  wie  ein  IlUckengefäß  wahrgenommen. 

Die  zwei  Paar  Stigmen  endlich  befinden  sich,  wie  schon  von 
Witlaczil  angegeben,  nur  im  Thorax  ;  es  sind  aber  mächtige  Offnungen, 
und  die  Tracheen  sind  namentlich  bei  den  alten  Weibchen  ungemein 
stark  entwickelt. 


das  ein  In  timili ,  denn  ich  gebe  pag.  325  ausdrücklich  an,  die  »Pumpe  dient 
ausschließlich  zur  Beförderung  des  Speichels  nach  außen  fUr  die  Auf- 
nahme der  Nahrung  aber  sorgt  die  Contraction  und  Expansion  des  Mund- 
darmes«. 

«  J.  F.  Brandt  &  J.  T.  C.  Katzebur«;,  Modicinische  Zoologie.  2.  Bd. 
Berlin  1833  pag.  221. 


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Zur  Kenntnis  von  Coccus  cacti. 


517 


Die  Aufzucht  der  Männchen  bis  zum  Ausschlüpfen  aus  dem 
Cocon  ist  mir  nicht  geglückt,  und  daher  kann  ich  nur  wenige  An- 
gaben Uber  ihren  Bau  machen.  Die  Larven  —  auch  die  alten  mit 
Anlagen  der  Flügel  —  haben  nur  1  Paar  Hoden.  Auf  Schnitten 
findet  man  im  Fettkörper,  an  der  Grenze  desselben  gegen  die  Leibes- 
höhle, vereinzelt  Zellen,  die  genau  so  aussehen  wie  die  jungen  Eier 
der  Weibchen. 

Neapel,  im  Mai  1S92. 


Erklärung  der  Abbildungen. 

Tafel  32. 

Fig.  4  und  A  A  beziehen  sich  auf  Apis  meliißca,  die  übrigen  auf  Coccus  cacti. 

Fig.  1.  Längsschuitt  nahe  der  Mediane  durch  ein  halbwüchsiges  Thier.  Die 
Tracheen  sind  nicht  gezeichnet  In  der  Haut  sind  nur  die  Wachsdrüsen 
gl.c  und  eine  von  den  Klebdrüsen  gLag  angegeben.  Der  Fettkörper  c.ad 
ist  schraffirt.  a  After,  ce  Gehirn  und  Bauchkette,  d.s  Speichelgang, 
g  Magen,  $  Darm,  od  Oviduct  (links  davon  das  Receptaculum  seminis), 
oe  Oesophagus,  ov  junge  Eier,  ss  Borstensack,  vg  Vagina,  v.m  Malpighi- 
sches  Gefäß.    Vergr.  40. 

Fig.  2.  Querschnitt  etwa  in  der  Mitte  des  Thieres.  Haut  wie  in  Fig.  1.  Fett- 
kürper  e,  ad  nicht  schematisch,  m  (Muskel,  fr  Trachee,  die  übrigen 
Buchstaben  wie  in  Fig.  1.    Vergr.  60. 

Fig.  3.  Darmcanal  und  Anfang  der  Malpighischen  Gefäße.  Rechts  in  situ, 
links  entwirrt,  oe  Oesophagus,  r  Rectum,  v.  m  Malpighische  Gefäße. 
Vergr.  S. 

Fig.  4.  Fünf  Sternite  von  Apis  nach  einem  wirklichen  Längsschnitte  (Einbettung 
in  Celloidin)  etwas  schematisirt.  Links  in  der  Figur  ist  die  Außenseite, 
oben  ist  vorn.  Am  hintersten  Sternite  ist  die  Wachsschicht  w  und  das 
Epithel  e  gezeichnet,  sonst  überall  nur  das  Chitin,  sch  sind  die  Deck- 
schuppen. Vergr.  8. 

Fig.  AA.  Stück  eines  Längsschnittes  durch  ein  Sternit  von  Apis,  sch  Anfang 
der  Deckschuppe.  ^Das  Wachs  hat  sich  beim  Einbetten  in  Paraffin  auf- 
gelöst.  Vergr.  45. 

Fig.  5.  Eine  Gruppe  von  4  Wachsporen  von  außen.  Die  5  Drüsenzellen  des 
einen  Poms  schimmern  durch  die  (hell  gehaltenen)  gewübnlichen  Haut- 
zellen hindurch.    Vergr.  etwa  600. 

Fig.  6.  Schnitt  durch  einen  Wachsporus  eines  alten  Thieres.  Vergr.  etwa  1000. 


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518  Paul  Mayer,  Zur  Kenntnis  von  Coccia  cacti. 

Fig.  7.  Rechts  2  Wachshaare,  links  2  Wachsporen  und  der  Porns  einer  Kleb- 
driise  von  außen.  Der  chitinige  AusfUhrgang  schimmert  durch.  Vergr. 
etwa  1000. 

Fig.  8.  Wachs-  und  Klebporen  von  innen.  Der  AusfUhrgang  ist  umgeklappt. 
Vergr.  etwa  1000. 

Fig.  9.  Oben  ein  Wachshaar  mit  dem  Anfang  des  Wachscylinders,  darunter  ein 
gekrlimmter  Wachsfaden  aus  den  Wachsporen.  Von  einem  jungen  Thiere. 
Vergr.  etwa  loo. 


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J 


Intorno  ad  un  nuovo  idroide. 


Per  il 
Dott.  R.  Zoja, 

Assistente  »1  laboratorio  di  anatomia  comparata  a  Pavia. 

Con  la  tavola  33. 


Neil'  acquarietto  posto  dietro  il  mio  tavolo  di  lavoro  alla  Stazione 
Zoologica  di  Napoli  vivevano  oell1  ottobre  scorso  (1S91:  due  colonie, 
di  20—30  individui  ciascuna,  di  una  forma  di  idroide  gimnoblasti- 
co  che,  per  quanto  so,  non  fu  ancora  descritta.  La  principale  carat- 
teristica di  essa  sta  in  una  membranella  che  riunisce  alla  base  i 
tentacoli,  simile  a  quella  presentata  dalla  Laomcdea  fcxuo&a  e  da 
altri  tecoblasti 1  ;  non  so  che  fino  ad  ora  sia  stata  riscontrata  presso 
qualche  idroide  gimnoblastico.  Gli  organi  riproduttori  non  erano  svi- 
luppati in  alcuna  delle  due  colonie,  non  posso  dare  quindi  un  sicuro 
riferimento  della  famiglia.  Per  i  caratteri  dei  tentacoli  (filiformi  ed 
in  un  solo  verticillo!  e  dell'  ipostoma  (conico),  come  per  quelli  della 
idroriza  (non  rivestita  da  uno  strato  di  cenosarco  nudo,  esterno  ai 
tubi  del  perisarco,  quale  si  ha  nelje  due  famiglie  Hydractinidae  e 


1  G.  J.  Allman,  A  inonogrnph  of  the  gymnoblastic  or  tubularian  Hydroids. 
London.  Ray  Soc.  1871.  pag.  41. 

Nella  sua  History  of  the  British  Hydroid  Zoophytes  (London  1868)  l'Hill OKB 
descrive  e  figura  la  Zygndactyla  citrina,  ({osse.  Essa  è  una  forma  che  presenta 
notevoli  analogie  con  la  mia  UmbrtUaria.  Specialmente  la  fig.  2  della  tav.  38 
mostra  di  fatto  una  palese  somiglianza  nella  membranella  intcrtentacolare.  Dalla 
descrizione  nel  testo  e  dalla  figura  stessa  si  rileva  però  che  la  Zygndactyla  è, 
come  la  indica  IHincks,  indubbiamente  un  idroide  tecoblasto,  provveduto 
di  distintissime  idroteche.  Lo  stelo  degli  idranti  nella  UmhreUaria  è  poi  assai 
più  breve,  ed  i  tentacoli  non  hanno  la  elegante  disposiziono  alternata  della 
Zygodactyla  6  maggiori  e  6  minori ).  Altri  Campanuiaridi  con  tentacoli  degli 
idranti  riuniti  da  una  membrana  sono  le  speci  del  gen.  Campanulina  [w  ebb  od 
tenta c los  è  uno  dei  caratteri  posti  dall'  Hincks  nella  diagnosi  del  genere). 

Mittheilungen  a.  d.  Zoolog.  Station  zu  Neapel.    Bd.  10.  35 


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520 


EL  Zoja 


Podocorynidae),  può  riferirsi,  fra  le  famiglie  dell'  Allman,  soltanto  ad 
una  delle  tre  seguenti:  Bougainvillidae ,  Dicorynidae,  Bimeridae. 
Con  nessuno  dei  generi  in  esse  compresi  mi  pare  però  che  presenti 
una  spiccata  analogia.  Più  che  a  qualunque  altro  si  avvicina  (pre- 
scindendo sempre  dal  gonosoma  sconosciuto)  al  gen.  Perigonimus; 
ha  però  un  perisarco  ed  un  idrocaulo  assai  poco  sviluppati,  idranti 
più  tozzi  e  nematocisti  di  forma  alquanto  diversa  (tav.  X\  hg.  8  e  9) 
da  quelle  che  per  il  Perigonimus  Steinachi  figura  il  Jickeli  nella  sua 
tav.  27  fig.  3 — 6'.  Ora  è  probabile  che  la  forma  delle  nematocisti 
possa  servire  come  criterio  secondario  di  qualche  valore  per  riferire 
una  spece  di  idroide  ad  un  dato  geuere,  quando  manchino  caratteri 
più  essenziali.  Jickeli2  ha  mostrato  di  fatto  come  le  nematocisti  del- 
V Hydra  variino,  a  seconda  delle  speci,  di  dimensioni,  restando  però 
assai  somiglianti  nella  forma.  Fatti  analoghi  si  riscontrano  anche  nel 
gen.  Eudtndrium. 

L'idranto  richiama  nella  forma  quello  di  una  Podocorync  e  di 
una  Hydrat  (tuia  ;  manca  però,  come  ho  detto,  lo  strato  di  cenosarco 
nudo  alla  idroriza;  questa  poi  non  ha  la  struttura  complessa  che 
presenta  nei  due  ultimi  generi,  come  manca  al  nuovo  idroide  ogni 
traccia  di  polimorfismo  negli  idranti  (cfr.  zooidi  nutritori,  riproduttori, 
spirali  e  schelettogeni  della  Podororyne  ed  Hydraetinia).  Per  questi 
fatti  ritengo  di  dover  riferire  provvisoriamente  il  nuovo  idroide  ad 
un  genere  nuovo  die  chiamo  Umbrellaria  (per  la  probabile  omologia 
della  espansione  intertentacolare  colla  ombrella  delle  meduse);  la 
scoperta  degli  organi  riproduttori  soltanto  potrà  indicare  se  questo 
debba  essere  mantenuto  o  se  la  nuova  forma  si  debba  ascrivere  ad 
uno  dei  generi  già  conosciuti.  Dedico  la  spece  a  mio  fratello  Luigi 
che  me  la  indicò  nell*  acquario. 
Geu.  Umbrellaria. 

Trofosoma:  Idrocaulo  rudimentäre,  rivestito  di  perisarco  pure 
rudimentäre;  idranti  con  un  solo  verticillo  di  tentacoli  fili- 
formi sotto  l'ipostoma  conico.  Idroriza  filiforme,  ramificata, 
strisciante.  Nematocisti  di  due  forme. 
Oonosoma  :  Sconosciuto, 
ftpec.  U.  Aloysiì. 

Trofosoma:   Idranti  sorgenti  con  un  brevissimo  peduncolo 
dalla  idroriza  filiforme,  strisciante,  ramificata.  Perisarco 

1  C.  F.  Jickeli,  Der  Bau  der  Ilydroidj>olypen.  II.  in   Morph.  Jahrb.  8.  Bd. 
18*3  pa>f.  580-680.  Taf.  25—28. 

2  Jickkli,  idem.  1.  ibid.  pag.  373 — 4 1 li.  Taf.  Hi—  18. 


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Intorno  ad  un  nuovo  idroide. 


f)21 


anulato  nella  porzione  idrocanlare.  Tentacoli  in  numero  di 
10 — 15  riuniti  alla  base  da  una  membranella  ectodermica. 
Gonosoiua:  Sconosciuto. 

Neil1  acquario  dove  vivevano  le  due  colonie  da  me  osservate 
erano  da  più  di  un  mese  messi  quasi  ad  ogni  giorno  dei  nuovi  vasi 
con  idroidi  viventi.  Le  colonie  erano  in  buonissimo  stato  ed  ho  visto 
spesso  prodursi  dei  nuovi  zooidi  dalla  idroriza;  benché  continuassi 
la  osservazione  sul  vivo  per  una  quindicina  di  giorni,  non  vidi  mai 
organi  riproduttori.  La  idroriza,  rivestita  di  un  perisarco  piuttosto 
sottile,  e  ramificata  (tav.  33  fig.  2);  non  la  vidi  mai  retiforme.  Gli 
idranti  (fig.  1)  sono  portati  da  un  breve  peduncolo,  non  ramificato 
mai,  che  si  potrebbe  dire  un  idrocaulo  rudimentale,  rivestito  di  peri- 
sarco;  questo  presenta  un  restringimento  anulare,  generalmente  obli- 
quo, a  meta  del  segmento  idrocanlare,  ed  uno  alla  base  dell'  idranto, 
ove  il  perisarco  cessa.  L' idranto  ha  forma  cilindrica  o  fusata;  è 
lungo  da  2  a  4  mm.  I  tentacoli,  variamente  contratti  od  estesi, 
rivolti  all'  insù,  lasciano  riconoscere  evidente  la  loro  parte  assiale 
fino  alla  inserzione  sulP  idranto  e  quindi  anche  nella  porzione  dove 
sta  la  caratteristica  membrana.  Questa  sembra  più  o  meno  svilup- 
pata, anche  in  relazione  col  vario  stato  di  estensione  dei  tentacoli; 
talvolta  lo  è  tanto  da  rivestire  totalmente  l'ipostenia,  quando  sia  visto 
di  profilo.  La  omologia  assai  probabile  fra  questa  membrana  inter- 
tentacolare  e  la  ombrella  delle  meduse  (v.  Allman,  1.  c.)  ne  fa  un 
organo  di  particolare  importanza  morfologica.  Non  è  privo  di  inte- 
resse l'averla  trovata  anche  in  un  idroide  gimnoblastico. 

Per  quanto  si  riferisce  alla  struttura  istologica  della  Umbrellaria, 
ho  fatto  alcune  osservazioni,  ma  quasi  soltanto  su  materiale  conser- 
vato. Per  dilacerazione  usai  il  metodo  dei  fratelli  Hbrtwio  (meduse); 
esso  non  mi  diede  però  che  risultati  assai  imperfetti.  Per  sezioni 
usai  idranti  fissati  colla  miscela  cromoosmica  di  Max  Flesch  e  colo- 
rati con  carminio  boracico. 

La  struttura  generale  non  si  allontana  da  quella  degli  altri 
idroidi;  gli  elementi  cellulari,  salvo  le  cellule  assiali  dei  tentacoli, 
sono  piuttosto  piccoli;  non  ne  do  le  misure,  perchè  non  le  ho  potuto 
praticare  che  su  materiale  conservato;  soltanto  quelle  delle  capsule 
urtieanti.  che  riporto  più  sotto,  furono  prese  sul  vivo. 

Ectoderma. 

Cellule  mioepi  teli  ali  (fig.  10).  Per  quanto  mi  pare,  tutte 
le  grandi  cellule  ectodermiche  dell'  idranto  sono  mioepiteliali  ;  almeno 

35* 


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522 


R.  Zoja 


non  ne  ho  vista  alcuna  sicuramente  priva  della  fibrilla  muscolare. 
Il  nucleo  ha  forma  tondcggiaute  o  lievemente  allungata;  presenta  un 
distinto  nucleolo.  La  forma  delle  cellule  varia  naturalmente  a  seconda 
del  vario  stato  di  contrazione  ed  estensione,  come  anche  nelle  varie 
regioni  del  trofosoma;  sono  generalmente  emisferiche  ed  appiattite 
sui  tentacoli,  si  fanno  più  alte  sull'  idranto  e  tornano  appiattite  verso 
il  peduncolo;  lo  sono  assai  sulla  idroriza,  dove  non  ho  potuto  rico- 
noscere fibre  muscolari.  Le  fibre  muscolari  (non  ne  ho  viste  mai 
più  di  una  in  rapporto  con  una  medesima  cellula  ectoderiuieaj,  di 
aspetto  lucente,  sono  nettamente  visibili  tanto  sui  tentacoli  che  sul 
corpo  dell'  idrante  senza  dilacerazioni.  Esternamente  alle  cellule  sta 
la  solita  cuticola  punteggiata. 

Le  cellule  urticanti  sono  numerosissime  tanto  sui  tentacoli, 
che  sul  corpo  e  sulla  idroriza,  dove  probabilmente  è  il  luogo  di  for- 
mazione delle  nematocisti.  Queste  sono  di  due  forme:  le  più  ab- 
bondanti sono  assai  allungate  (fig.  Su,  9,  11,  12},  lievemente  ricurve 
ed  acuminate  alle  due  estremità  (lunghezza  ti  6.  largh.  ti  1);  il  fila- 
mento e  variamente  attorcigliato  nell'  interno  della  capsula;  scattato 
ha  un  decorso  diritto  o  lievemente  ricurvo  con  ornamentazioni  spirali. 
L'asse  maggiore  delle  capsule  urticanti  allungate  sta  generalmente 
nel  piano  che  passa  per  l'asse  dell'  idranto  o  del  tentacolo,  ma  non 
e  parallelo  a  quest'  asse.  In  corrispondenza  di  ogni  nematociste  sta 
un  lungo  cnidociglio  acuminato  che  si  conserva  unito  alla  sua  cellula 
anche  in  preparati  ottenuti  per  dilacerazione  ;  spesso  forma  un  angolo 
rilevante  coli'  asse  della  nematociste.  Il  nucleo  della  cellula  forma- 
trice, assai  scarsa  di  protoplasma,  è  ovale  allungato  e  sta  lateral- 
mente alla  capsula,  sulla  parte  convessa  o,  più  frequentemente,  sulla 
concava.  Attorno  alla  capsula  si  vede  spesso  un  altro  contorno  fig.  8). 
espressione  di  una  membranella  che  la  involge  (MuskelhUlle  di  Schnei- 
der)1. In  vicinanza  del  nucleo  talvolta  parte  dalla  cellula  un  pro- 
lungamento rifrangente,  il  cosidetto  prolungamento  muscolare  (fig.  Sa). 

Le  capsule  urticanti  della  seconda  spece  (fig.  S  b  sono  di  forma 
ovale  e  più  grosse  (lungh.  «4.  largh.  /<  3).  Il  filamento  è  avvolto, 
a  quanto  pare,  in  modo  complicato,  benché  sia  assai  poco  visibile  a 
cagione  della  forte  rifrangenza  della  capsula.  Queste  nematocisti  sono 
molte  rare  :  non  ne  vidi  che  qualcuna  sul  corpo  dell  idranto  ed  alla 
idroriza.  nessuna  sui  tentacoli.  Anche  nelle  cellule  formatrici  di  queste 
nematocisti  ho  potuto  riconoscere  il  prolungamento  basale. 

1  K.  ('.  Schnkider,  Histologie  von  Hydra  fusca  etc.  in:  Areh.  Mikr.  Anat. 
35.  Bit.  IS'.tU   pag  321-  379.  Taf.  1" — 19. 


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Intorno  ad  un  nuovo  idroidc. 


523 


Se  esistano  cellule  interstiziali  fra  gli  elementi  sopra- 
descritti  dell'  ectoderma  non  posso  accertare;  solo  in  qualche  caso 
vidi  nelle  sezioni  qualche  nucleo  più  piccolo  di  quelli  delle  cellule 
mioepiteliali.  Può  darsi  però  che  appartenesse  a  qualche  cellula  ur- 
ticante  o  gangliare.  Neppure  rispetto  alle  cellule  gangliari  vidi 
mai  nulla  di  certo  ;  solo  qualche  volta  ottenni  per  dilacerazione  certe 
forme  che  potevano  richiamare  quelle  trovate  dallo  Schneider  nel- 
V Hydra,  Eudendnum  e  Tubttlaria;  come  dissi,  il  metodo  da  me 
usato  per  le  dilacerazioni  non  mi  servi  che  in  modo  assai  imperfetto; 
così  pure,  trattandosi  di  materiale  conservato,  non  ho  potuto  appli- 
care il  metodo  di  Ehrlich  [azzano  di  metilene)  che  per  XHydra  e 
la  Tubttlaria  mi  diede  qualche  risultato  interessante'. 

Oltre  agli  elementi  descritti  vi  sono  nell'ectoderma  cellule 
ghiandolari  di  aspetto  e  disposizione  diversa,  per  quanto  mi  pare, 
da  quelle  che  si  trovano  in  altri  idroidi.  Si  trovano  sparse,  in 
numero  piuttosto  scarso,  sul  corpo  dell  idranto  come  sui  tentacoli  : 
più  frequenti  sono  alla  parte  basale  di  questi,  che  nella  parte  distale, 
ove  puro  però  si  trovano.  Abbondantissime  poi,  in  modo  da  costi- 
tuire forse  la  parte  maggiore  dell1  ectoderma,  sono  nella  idroriza. 
Sporgono  come  forme  sferoidali  (fig.  12  e  13y<?)  fra  le  cellule  mioepite- 
liali e  sono  facilmente  riconoscibili  tanto  sul  vivo  che  in  sezioni  e 
su  idranti  conservati  interi.  Negli  esemplari  fissati  con  la  miscela 
cromoosmica  si  distinguono  per  una  colorazione  giallobruniccia  più 
intensa,  ed  assumono  per  il  carminio  di  Beale  (metodo  degli  Hertwig) 
o  per  il  carminio  boracico  uua  colorazione  rossa  assai  più  marcata 
delle  altre  cellule  ectodermiche.  Il  corpo  cellulare  è  ripieno  di  grandi 
vescicole,  il  nucleo  basale  e  compresso  contro  la  parete  dalle  vesci- 
cole. In  qualche  caso  sembrano  ricoperte  da  uno  strato  di  cellule 
ectodermali  ;  non  ho  però  potuto  accertare  questa  particolarità.  Nella 
idroriza  sono  più  grandi  ed  allungate.  Benché  l'aspetto  e  la  dispo- 
sizione loro  siano  diverse,  è  probabile  siano  analoghe  alle  cellule 
del  cercine  ghiandolare  che  sta  presso  il  collo  degli  idranti  negli 
Ettdendriwn. 

Una  formazione  esclusivamente  ectodermale  è  la  espansione 
che  sta  fra  i  tentacoli;  ò  costituita  dalla  continuazione  dell' ecto- 
derma che  ricopre  la  parte  basale  dei  tentacoli,  ed  in  sezione  si 
riconosce  formata  da  due  pagine  appoggiate  l'una  contro  l'altra, 


1  K.  Zoja  ,  Intorno  ad  alcune  particolarità  di  struttura  dell'  Hydra,  in  : 
Rend.  Ist.  Lomb.  Se.  Lett.  Milano  (2)  Voi.  25  1892  VA  pgg.  Taf.  3. 


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521 


R.  Zoja 


risultanti  entrambi  in  massima  parte  di  grandi  cellule  ectodermicbe. 
Frammezzo  ad  esse  stanno  cellule  urticanti  (colle  nematocisti)  del  tipo 
più  frequente  ed  anche  cellule  ghiandolari  ectodermicbe;  non  ho 
potuto  mai  riconoscere  fra  le  due  pagine  ectoderraiche  una  espansione 
della  lamina  di  sostegno,  nè  fibre  muscolari. 

La  lamina  di  sostegno  non  presenta  nulla  di  caratteristico; 
è  notevolmente  ispessita  ai  tentacoli  ;  non  penetra  fra  le  due  pagine 
della  espansione  intertentacolare ,  anzi  in  sezione  la  si  vede  girare 
attorno  alle  cellule  assiali,  senza  modificare  il  suo  decorso  presso  la 
detta  espansione  (fig.  6). 

Entodenna. 

Come  negli  altri  idroidi  anche  qui  l'cntoderma  (prescindendo 
dalle  cellule  sensorie  e  gangliari  descritte  dallo  Schneider  nel- 
VJJydra)  risulta  di  due  tipi  di  cellule:  ghiandolari  e  nutritive. 
Come  negli  altri  gimnoblasti  Tentoderma  presenta  le  teniole  de- 
scritte dall'  Hamann'.  Queste  compaiono  già  nella  regione  del- 
l'ipostenia e  si  mantengono  fino  oltre  la  metà  dell'  idrante  ;  qui  scom- 
paiono, lasciando  luogo  ad  uno  strato  epiteliale  uniforme;  mancano 
pure  nella  idroriza.  In  un  idrante  del  quale  ho  fatto  sezioni  serìate 
ho  viste  conservarsi  costante  il  numero  di  G  teniole  dal  primo  loro 
comparire  appena  sotto  la  bocca,  durante  la  zona  d'inserzione  dei 
tentacoli  e  per  tutto  il  corpo,  fino  alla  loro  scomparsa. 

Le  cellule  ghiandolari  entodermiche  sono  turgide  verso 
il  cavo  stomacale  e  ripiene  di  vescicoletto  che  nella  stessa  cellula 
sono  delle  stesse  dimensioni,  sembrano  quindi  allo  stesso  stadio  di 
sviluppo.  Alcune  delle  cellule  ghiandolari  si  colorano  più,  altre  meno 
intensamente,  in  relazione  appunto  col  vario  sviluppo  delle  vescicole 
di  secrezione.  11  nucleo  sta  alla  parte  della  cellula  che  e  rivolta 
verso  la  lamina  di  sostegno,  in  una  porzione  spesso  triangolare  di 
protoplasma  compatto  che  si  colora  sempre  più  intensamente  del  resto. 
Da  questa  parte  acuminata  della  cellula  parte  un  prolungamento  lungo 
e  sottile  che  nelle  teniole  sembra  spingersi  fino  alla  lamina  di  sostegno. 
Le  cellule  ghiandolari  sono  assai  più  sviluppate  ed  abbondanti  nella 
regione  delle  teniole  che  ne  sono  quasi  esclusivamente  costituite; 
hanno  qui  una  forma  assai  allungata.  Si  trovano  però  anche,  benché 
scarse,  fra  le  cellule  entodermiche  di  quella  parte  del  corpo  dove  le 


1  0.  Hamann,  Der  Organismus  der  Hydroidpolypen.  in:  Jena.  Zeit.  Natunv. 
15.  Bd.  18b2.  pag.  473-544.  Taf.  20—25. 


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Intorno  ad  un  nuovo  idroide. 


525 


teniole  sono  scomparse;  vi  si  presentano  come  piccole  forme  fusate 
colorate  intensamente. 

Le  cellule  nutritive  hanno  il  consueto  aspetto;  sono  vacuo- 
late,  con  nucleo  ovale  nucleolato  e  protoplasma  parietale,  ripieno  di 
inclusioni  alimentari.  Nella  regione  priva  di  teniole,  come  fra  le 
diverse  teniole,  hanno  forma  cubica,  con  protoplasma  e  nucleo  parie- 
tali e  grandi  vacuolo,  cosi  pure  nella  idroriza.  Nella  teniole  invece 
sono  esse  pure  allungate. 

Le  cellule  ghiandolari  entodermiche  (fig.  7),  e  probabilmente  anche 
le  nutritive,  sono  ciliatc.  o  meglio  flagellate;  vidi  specialmente 
distinte  e  mobilissime  le  ciglia  in  un  esemplare  vivente  che  si  era 
spontaneamente  rovesciato  per  un  buon  tratto,  ponendo  a  nudo  Vento- 
derma,  come  di  frequente  fa  Y  Hydra. 

Nella  regione  dell'  ipostoma  e  sotto  Y  inserzione  dei  tentacoli  ho 
visto  di  spesso  una  fine  striatura  perpendicolare  a  quella  dovuta  alle 
fibre  muscolari  ectodermiche.  Si  tratta  probabilmente  di  fibre 
muscolari  entodermiche. 

L'asse  dei  tentacoli  è  costituito  dalle  solite  cellule  assiali  di 
dimensioni  rilevanti.  Il  nucleo  è  rotondo,  nucleolato  ;  non  di  rado 
due  nuclei,  o  affatto  addossati  o  alquanto  distanti  l'uno  dall'  altro,  si 
trovano  nella  medesima  cellula  (fig.  3  e  4).  Nel  protoplasma  si  osser- 
vano qualche  volta  anche  altre  inclusioni  delle  quali  non  ho  potuto 
determinare  la  natura:  il  nucleo  e  centrale,  talvolta  anche  parietale. 
Il  protoplasma  costituisce  un  piccolo  accumulo  presso  il  nucleo;  da 
questo  partono  briglie,  spesso  ramificate,  che  si  portano  alla  mem- 
brana, evidente  in  ogni  cellula  internautente  alla  lamina  di  sostegno. 
Contro  la  membrana  pare  vi  sia  uno  strato  continuo  di  protoplasma  ; 
le  briglie  protoplasmatiche  poi  giungendovi  si  ispessiscono  in  modo 
da  presentare  come  dei  triangoli  o  dei  coni.  Le  briglie  sono  distin- 
tamente striate  nel  senso  della  loro  lunghezza,  e  la  striatura  continua 
anche  nell'  ammasso  protoplasmatico  perinucleare.  Di  frequente  nel 
senso  longitudinale  (parallelo  all'  asse  del  tentacolo)  le  briglie  proto- 
plasmatiche sono  più  robuste  ;  può  darsi  che  questo  fatto  sia  in  rela- 
zione colla  funzione  elastica  che  da  alcuni  si  attribuisce  a  queste 
cellule  nella  estensione  dei  tentacoli.  Presso  la  inserzione  di  questi 
l'asse  non  è  sempre  costituito  da  una  sola  serie  di  cellule;  vi  ho 
visto  alcune  volte  immagini  simili  a  quelle  presentate  dalla  Tubularia 
(le  cellule  assiali  erano  però  assai  meno  numerose). 

Sui  tentacoli  si  trovano  pure  striature  trasversali  forse  interne 
alla  lamina  di  sostegno.  Schneider  le  ritiene  anche  nell'  Hydra  do- 


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R.  Zoja,  Intorno  ad  un  nuovo  idroide. 


vute  a  ripiegature  della  lamina  di  sostegno.  Le  mie  osservazioni 
sulla  Umbrellaria  non  mi  permettono  di  decidere  la  questione  ;  osservo 
però  che  somigliano  quasi  esattamente  a  quelle  che  si  trovano  al- 
l'i posto  ni  a  ed  alla  inserzione  dei  tentacoli. 


Spiegazione  delle  figure  della  tavola  33. 

Fig.   1.    Umbrellaria  Aloysii.    a  =  porzione  di  una  colonia  (gr.  nat.)  ;  b  =  uu 

idranto  ingrandito  (dal  vivo). 
Fìg.  2.    Idroriza  ingrandita;  a  destra  sono  accennati  tre  idranti. 
Fig.  3.    Porzione  di  un  tentacolo  (X  500.  Koristka  Apocr.  2  min.  ;  oc.  comp.  4). 
Fig.  4.   Cellula  assiale  di  un  tentacolo  ;x500).   Sublimato  corrosivo.  Metodo 

di  Hertwig. 

Fig.  5.  Sezione  trasversa  dell'  idranto  nella  regione  delle  teniole  (X  500). 
Miscela  cromoosmica  j  carminio  boracico. 

Fig.  6.  Sezione  trasversa  della  membranella  ectodermica  che  riunisce  due  ten- 
tacoli; Is  =  lamina  di  sostegno;  m  —  membrana  ectodermica  (X  10ÜO, 
oc.  comp.  8);  Miscela  cromoosmica;  carminio  boracico. 

Fig.  7.  Cellula  ghiandolare  entodermica  flagellata  (xlOOO);  metodo  di  Hert- 
wig. 

Fig.  8.  Nematocisti  comprese  nella  cellula  formatrice:  a=  della  forma  allun- 
gata; b  =  della  forma  tondeggiante;  c  =  cuticola.  (X1500;  oc.  comp. 
12.}   Metodo  di  Hertwig. 

Fig.  9.  Nematocisti  della  forma  allungata  (x  1500).  a,  b  metodo  di  Hert- 
wig; c  dal  vivo. 

Fig.  10.    Cellule  mioopiteliali  ectodermiche  (X  500).   Metodo  di  Hertwig. 

Fig.  11.    Nematociste  scattata  X  1500).    Miscela  cromoosmica. 

Fig.  12.  Porzione  di  un  tentacolo;  fm  =  fibre  muscolari;  ge  =  cellula  ghian- 
dolare ectodermica  [X  1500).    Metodo  di  Hertwig. 

Fig.  13.  Sezione  di  ectoderma  con  una  cellula  ghiandolare  ectodermica  {g.  «• 
(X  500).   Miscela  cromoosmica;  carminio  boracico. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi 


pel 

Dott.  0.  Cano. 

Con  le  tavole  34  a  36. 


Quel  gruppo  di  Braehyuri  che  venne  da  Milne  Edwards  indi- 
cato col  nome  di  Oxyrhyuclia  nella  Storia  naturale  dei  Crostacei, 
è  rappresentato  nel  golfo  di  Napoli  da  un  numero  di  specie  assai 
scarso,  avuto  riguardo  al  numero  di  quelle  che  oggidì  si  riconoscono 
appartenenti  a  questo  gruppo. 

Nel  novero  di  queste  specie,  a  quelle  state  gi;\  illustrate  da 
HELLBB  nella  monografia  intorno  ai  Crostacei  del  sud  dell'  Europa, 
bisogna  aggiungerne  due  altre,  cioè:  V Hcterocrypta  MarùmU  e  YEr- 
gasticw  Clouei.  Gli  Oxyrhynchi  sono  dei  Crostacei  che  hanno  abi- 
tudini assai  diverse;  gl'  Inachidi  Inachus  e  Stenorhynchm)  vivono 
ordinariamente  sui  detriti  a  poca  profondità,  i  Majidi  sulle  praterie 
di  l'usili) mia  e  sugli  scogli  del  litorale,  i  Parthenopidi  sulla  sabbia. 
Qualche  specie  vive  però  a  grande  profondità,  così:  VAmathia  e 
X Ergasticus  abitano  i  fondi  a  coralline  ad  una  profondità  che  varia  dai 
100  ai  400  metri.  Anche  alcune  specie  Inachus  [leptochìrm)  e  di 
Pisa  [Gibsii,  armata  e  corallina)  abitano  del  pari  a  grande  profon- 
dità (100  m.)  nei  fondi  a  coralline.  La  Maja  si  riscontra  con  frequenza 
alla  superficie  verrucosa),  però  si  trova  del  pari  ad  una  profondità 
che  varia  dai  15  ai  100  m.  {squinado).  L Acanthonyx  vive  tra  le 
alghe,  YEurynome  nei  fondi  detritici  ed  a  coralline. 

Le  larve  di  questi  Crostacei  si  riscontrano  rarissimamente  nel- 
la pesca  pelagica,  le  Megalope  che  io  ho  disegnato  nelle  tavole  34 
e  35  provengono  da  una  profondità  di  400  metri. 


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528 


G.  Cano 


Per  quanto  riguarda  la  storia  dello  sviluppo  di  questa  famiglia, 
come  si  rileva  dalla  completa  bibliografìa  data  da  Faxon1,  le  scarse 
notizie  che  esistono  intorno  alla  medesima  si  limitano  ordinariamente 
alla  semplice  descrizione  della  prima  fase  larvale  di  alcuni  Oxy- 
rhynchi  (RàTHRB  per  Ilyas,  Kixaijan  per  Eurynome,  Stuxherg  per 
Stenorhynchus,  COUCH  per  Maja  verrucosa,   Pisa  (Jibsiì  e  ItMcftu* 
dorhynchtu  ,  descrizione  spesso  piena  di  inesattezze.   Cosi  Couch  2  e 
Kinahan  affermano  che  le  spiue  dello  scudo  fanno  completameli  te 
difetto  nella  Maja  e  nell'  Eurynome,  errore  dipendente  molto  proba- 
bilmente dal  fatto  che  questi  osservatori  non  hanno  realmente  fatto 
sviluppare  le  larve  di  questi  Crostacei,  ma  hanno  solamente  esaminato 
l'embrione  rivestito  ancora  della  sua  embrionale  cuticola. 

Per  quanto  riguarda  il  lavoro  di  THOMPSON  sulla  duplice  meta- 
morfosi della  Macropodia  phaìangium.  la  Mcgalopa  descritta  da  questo 
autore  nou  appartiene  punto  allo  Stenorhynchus ,  ma  più  tosto  ad  un 
Majide  \Hyas). 

Claus3  per  il  primo  ha  beu  descritto  e  figurato  le  Zoèe  del- 
Ylnachus  e  della  Maja. 

Nessun  interesse  può  avere  in  ultimo  il  lavoro  di  SPENCB  Batk*. 
perocché  il  medesimo  nessun  contributo  ha  potuto  apportare  alla  co- 
noscenza dello  sviluppo  di  questa  famiglia  nò  a  quella  delle  altre 
specie  quivi  enumerate. 

Per  quanto  riguarda  il  metodo  da  me  seguito  nelle  presenti  ri- 
cerche, rimando  il  lettore  a  quanto  dissi  a  proposito  dello  sviluppo 
dei  Portunidi5.  Devo  però  aggiungere  che,  prima  di  includere  gli 
oggetti  ho  adoperato  la  trementina,  onde  evitare  un  eccessivo  induri- 
mento del  vitello  quale  si  ottiene  col  cloroformio  secondo  il  metodo 
di  GrlBSBBBCHT.  Con  questo  processo  non  si  può  però  impedire  la 
dispersione  della  massa  vitellina  nelle  sezioni,  la  quale  può  evitarsi 
completamente  col  metodo  d'inclusione  alla  cclloidina.  Pochissimi 


1  Faxon,  W.,  Bibliography  to  accompany  »Selections  from  Etnhryolngfaal 
llonographs«.  Crostacea,  in:  Bull.  Mus. Comp.  Z.  Harvard  Coli.  Vol.  9.  1SS2. 

2  COUCH  in  Claus,  Grundlage  des  Crustaccen-Systeins  pag.  64. 

3  Claus,  C,  Untersuchungen  zur  Erforschung  der  Grundlage  des  Crusta- 
ceensystems.  Wien  1876.  Taf.  10  Fig.  8,  10. 

4  Bäte,  C.  Sp.,  On  the  Development  of  the  Crustaoean  Embryo,  and  the  Va- 
riations  of  form  exhibited  in  the  Larvae  of  thirty-eight  Genera  of  Podophthal- 
mia.  in:  Proc.  R.  Soc.  London  Vol.  24.  187<1  pag.  375— Iii*. 

5  Cano.  (».,  Sviluppo  dei  Portunidi,  Morfologia  dei  Portunidi  e  Corystoidei 
in:  Mem.  Soc.  hai.  Se.  (detta  dei  XL)  Serie  3  Tomo  8  No.  0.  1892. 


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Sviluppo  e  Morfologia  dogli  Oxyrhynchi. 


520 


vantaggi  ho  io  potuto  ottenere  a  questo  riguardo  dal  metodo  adope- 
rato da  Heider1  nello  sviluppo  dell'  Ilydrophilm  piccus. 
L'ordinamento  del  presente  lavoro  è  poi  il  seguente: 
Tratterò  nel  primo  capitolo  dello  sviluppo  embrionale,  nel  se- 
condo farò  uno  studio  comparativo  dello  sviluppo  postembrionale 
degli  Oxyrhynchi  {Inachus  e  Stenorhynchus,  Pisa,  Lissa,  Aranthonyx, 
llerbslia,  Maja,  Eurynome  e  Lamfatts).  Lo  sviluppo  dei  foglietti 
embrionali  e  degli  organi  formerà  oggetto  del  terzo  capitolo.  L'ul- 
timo comprenderà  uno  studio  morfologico  di  questo  gruppo  di  Bra- 
cliyuri ,  avendo  io  esteso  le  mie  considerazioni  al  significato  delle 
diverse  fasi  larvali  dei  Decapodi  ed  alla  classificazione  degli  Oxy- 
rhynchi. 

Sviluppo  embrionale. 

Come  ho  già  fatto  osservare  per  i  Portunidi,  così  anche  negli 
Oxyrhynchi  all'  accoppiamento  precede  quasi  sempre  una  muta. 

11  fenomeno  della  muta  non  è  costante;  io  infatti  ho  potuto 
esaminare  dei  grossi  esemplari  di  Maja  squinado  accoppiarsi  nei  bacini 
dell'  Acquario,  deporre  e  fissare  le  uova  ed  incubare  gli  embrioni 
senza  subire  alcuna  muta,  e  degli  esemplari  di  Palvutrtu  mutarsi 
dopo  il  periodo  di  maturità  sessuale.  P.  Maykk2  ha  inoltre  fatto 
conoscere  il  caso  di  una  femina  di  Paìinurus,  la  quale  depose  la 
spoglia,  allorché  teneva  le  uova  fissate  ai  peli  dei  pleopodi. 

JSi  potrebbe  spiegare  questo  fatto  collo  circostanze  speciali  in  cui 
vivono  questi  Crostacei,  che  si  trovano  per  lungo  tempo  nei  bacini, 
ma  a  ciò  io  devo  rispondere  di  aver  avuto  occasione  di  osservare  un 
giorno  nella  pesca  pelagica  la  spoglia  di  una  Nika  e  di  un  Palue- 
tìwn  colle  uova  aderenti  ai  peli  dei  pleopodi. 

La  Dromia  inoltre  depone  la  spoglia  nel  1?,  nel  2?  e  nel  3? 
mese  dell'  anno,  mentre  il  suo  periodo  di  maturità  sessuale  va  dal 
6?  al  10?  mese.  In  base  a  questi  risultati  bisogna  concludere  che  il 
rapporto  che  ha  la  muta  coli'  accoppiamento  e  col  periodo  di  maturità 
sessuale  è  molto  problematico. 

L'andamento  della  muta  è  abbastanza  noto  nei  suoi  particolari: 
lo  scudo  si  solleva  per  il  primo  quiudi  l'animale  comincia  a  cacciar 
fuori  le  zampe  del  5?  paio  e  l'addome,  ed  in  seguito,  quasi  contem- 

1  Heidbk,  K. ,  Die  Euibryonalentwicklung  von  Hydrophilus  piceus  L. 
Jena  1SS9  pag.  12. 

a  Vedi  Schmidtlein,  R.,  Beobachtungen  Uber  Trächtigkeits-  und  Eiablage- 
Perioden  ecc.  in:  Mitth.  Z.  Stat.  Neapel  1.  Bd.  1^79  pag.  131. 


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G.  Cano 


poraneamente  tutte  le  restanti  appendici  del  corpo.  Il  Crostaceo 
abbandona  la  spoglia  dopo  alcune  ore  da  che  s'era  sollevato  lo  scudo. 

L'accoppiamento  nella  Maja  venne  per  la  prima  volta  descritto 
da  Schmidtlein  1 .  Il  maschio  corre  incontro  alla  femina,  la  solleva  e 
si  colloca  al  disotto,  e  mentre  l'abbraccia  strettamente  colle  zampe, 
colle  chele  l'afferra  al  margine  orbitario  od  al  setto  delle  due  an- 
tenne ;  in  altri  casi  il  maschio  si  rovescia  sul  dorso,  afferra  la  femina 
e  la  trascina  sul  suo  ventre.    Tutto  l'atto  dura  un'  ora  circa. 

Il  tempo  che  interviene  tra  l'accoppiamento  e  la  deposizione  delle 
uova  può  essere  di  S,  10,  15  o  di  un  maggior  numero  di  giorni,  e 
non  può  essere  costante,  perocché  alcune  volte  l'accoppiamento  avviene 
senza  che  le  uova  sieno  ancora  pervenute  a  maturità  nell'  ovario. 

Venuto  il  momento  della  deposizione,  le  uova  passano  in- 
nanzi all'  apertura  del  receptaculum  seminis  e  quivi  si  rivestono  di 
una  zona  di  cemento,  come  lo  dimostra  la  tìg.  2  tav.  34),  il  quale 
cemento,  come  ebbi  già'2  occasione  di  ricordare,  viene  segregato  dallo 
stesso  receptaculum.  Le  uova  ruotano  quindi  attorno  al  proprio  asse 
nel  canale  vaginale  e  vengono  espulse,  uno  per  volta,  mediante 
un  apparecchio  valvolare.  Questo  apparecchio  risulta  formato  da  un 
prolasso  del  canale  vaginale,  il  quale  alcune  volte  si  esplica  rego- 
larmente in  modo  che  si  ha  un  velo  membranoso  all'  esterno  con 
un  orifizio  vulvare  occluso  nel  centro  (Portunus  corrugata*),  altre 
volte  si  effettua  da  un  lato  con  un  decorso  sinuoso  per  cui  l'orifizio 
è  ridotto  ad  un  semplice  forame  situato  lateralmente  [Maja,  Pisa). 
Oltre  la  muscolatura  propria  del  canale  vaginale  esistono  nell'  interno 
dei  muscoli  speciali,  i  quali,  sollevando  ed  abbassando  questo  velo 
membranoso,  provocano  l'uscita  delle  uova  attraverso  l'orifizio  vulvare. 

Le  uova  espulse  da  questo  orifizio  cadono  nella  cavità  addomi- 
nale, la  femina  le  ballottola  con  ripetuti  colpi  -della  coda,  mentre  i 
pleopodi.  mantenendoli  in  continua  agitazione,  le  fanno  convergere 
verso  il  centro  dell'  addome. 

La  deposizione  delle  uova  si  effettua  entro  le  24  ore  (Maja), 
alcune  volte  però  occorre  un  maggior  tempo  Lissa). 

Nella  giornata  successiva  tutte  le  uova  aderiscono  a  gruppi  per 
mezzo  di  uno  o  due  peduncoli  ai  peli  del  ramo  interno  dei  pleopodi. 


»  Schmidtlein,  R.,  Vergleichende  Übersicht  ecc.  in:  Mitth.  Z.  Stat.  Neapel 
2.  Bd.  ISSI  pag.  165  -160. 

2  Cano,  G  ,  Morfologia  dell'  apparecchio  sessuale  femminile,  glandole  del 
cemento  etc.  ibid.  9.  Bd.  1691  pag.  525. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynohi. 


531 


mentre  il  ramo  esterno  li  agita  continuamente.  Oltre  che  a  rinnovare 
l'acqua  circostante,  non  è  improbabile  che  questo  movimento  con- 
tribuisca in  parte  a  provocare  la  rottura  degli  involucri  deir  uovo  al 
momento  che  gli  embrioni  sono  pervenuti  a  maturità.  È  da  osser- 
vare intanto  che  la  fissazione  delle  uova  non  potrebbe  esplicarsi 
senza  l'intervento  dell'  acqua  del  mare.  Il  cemento  infatti  in  prin- 
cipio diventa  più  vischioso,  in  seguito  s'indurisce  e  forma  una  sotti- 
lissima pellicola,  la  quale  col  crescere  dell'  embrione  diventa  sempre 
più  spessa,  dura  e  resistente.  Sembra  quindi  che  1  acqua  del  mare 
spieghi  un1  azione  chimica  analoga  a  quella  che  si  osserva  per  il 
dermascheletro  dopo  la  muta.  Ciò  tenderebbe  a  confermare  l'ipotesi 
già  da  me  altre  volte  esternata,  di  considerare,  cioè,  il  cemento 
come  una  sostanza  molto  affine  alla  chitina,  essendo  anch'  esso  se- 
gregato da  organi  di  origine  ectodermica. 

Il  cemento  però,  oltre  a  servire  per  la  fissazione,  serve  ancora 
indiscutibilmente  come  veicolo  pel  trasporto  degli  elementi  semi- 
nali verso  l'uovo.  Esaminando  infatti  quella  zona  di  cemento  che  ri- 
veste l'uovo  al  momento  che  questo  attraversa  il  breve  canale  vaginale, 
si  osserva  nella  medesima  una  quantità  stragrande  di  corpuscoli 
seminali,  alcuni  contenuti  tuttora  in  spermatofori,  altri  liberi  e  nuo- 
tanti in  questo  muco  omogeneo,  e  di  forma  e  di  dimensioni  differenti 
tav.  34  fig.  1). 

Tutti  questi  elementi  presentano  un'  assoluta  immobilità,  però 
una  volta  io  ho  potuto  notare  che  alcuni  di  essi,  sopratutto  quelli 
sprovvisti  di  prolungamenti  radiari,  erano  dotati  di  movimenti  ame- 
boidi. Se  questi  movimenti  sieno  quelli  che  provocano  il  passaggio 
dello  spermatozoo  nell'uovo  io  non  posso  naturalmente  confer- 
mare per  osservazione  diretta  ;  rimane  quindi  aperta  la  questione  dove 
e  come  passino  questi  elementi  noli1  uovo,  il  quale  è  sprovvisto  di  un 
micropilo;  se  essi,  cioè,  possano  penetrare  attraverso  i  porocanali  del 
chorion,  e  se  questa  penetrazione  possa  avvenire  durante  il  brevissimo 
tragitto  dell'  uovo  per  il  canale  vaginale  ovvero  al  momento  della 
deposizione  come  avviene  nei  Macruri,  quando,  cioè,  l'acqua  del  mare 
spiega  azioni  tisico-chimiche  ignote  sul  cemento  che  dovrà  far  aderire 
più  tardi  l'uovo  stesso  ai  peli  dei  pleopodi. 

I  fenomeni  tipici  della  fecondazione:  la  formazione  del  fuso 
direzionale,  l'espulsione  dei  globuli  polari,  la  formazione  dei  pro- 
nuclei, io  non  li  ho  quindi  potuti  direttamente  osservare.  Appena 
l'uovo  arriva  in  corrispondenza  del  receptaculum  semiuis,  il  nucleo 
non  riesce  più  visibile  cogli  ordinari  mezzi  di  colorazione.    I  primi 


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G.  Cano 


nuclei  (li  segmentazione  si  formano  però  nel  centro  dell'  uovo  e 
migrano  in  seguito  alla  periferia.  Ciascun  nucleo  ha  una  forma  rotonda 
ed  è  circondato  da  una  zona  protoplasmatica.  La  segmentazione 
comincia  appena  le  uova  sono  fissate.  Ciascun  uovo  della  Maja  ha 
un  diametro  di  0,7  mm.  ed  ha  un  colorito  rosso  vivo.  Questo  colore 
però  va  incontro  a  diverse  gradazioni  nei  differenti  individui  ed  a 
seconda  del  periodo  di  maturità  sessuale,  per  cui  alcune  volte  è  giallo 
intenso,  altre  volte  è  giallo  citrino1. 

A  differenza  di  (pianto  è  stato  finora  osservato,  nei  Decapodi  la 
segmentazione  ò  superficiale  e  ineguale. 

Sulla  superficie  dell'uovo  comparisce  un  breve  solco  (tav.  34  fig.  4) 
il  quale  estendendosi  delimita  due  prime  sfere  di  segmentazione  fig.  5); 
a  questo  ne  segue  un  altro  in  un  piano  quasi  perpendicolare  a  quello 
del  primo,  in  modo  che  l'uovo  rimane  diviso  in  tre  sfere  di  segmen- 
tazione ineguali  i  fig.  6] ,  ed  in  seguito  in  quattro  (fig.  7; ,  in  cinque 
(fig.  9),  in  nove  (fig.  10  e  più  sfere  (fig.  11  e  12).  Come  si  rileva 
poi  dalle  sezioui  (fig.  4bi%  10b,B,  12bis),  la  segmentazione  è  sempre 
superficiale,  e  non  si  ha  formazione  di  sfere  di  segmentazione  come 
in  altri  Decapodi,  non  essendovi  un  vero  frazionamento  del  vitello. 
In  sostanza  però  questo  processo  di  segmentazione  non  differisce  da 
quello  osservato  negli  altri  Crostacei  a  segmentazione  oloblastica. 

Prescindendo  dal  tipo  di  segmentazione  osservato  da  van  Beneden2 
negli  Schizopodi,  da  Blanc3  nei  Cumacei,  da  Bohretzky4  e  van 
Beneden5  negli  Isopodi.  segmentazione  discoidale  epperò  apparte- 
nente alle  forme  a  divisione  meroblastica,  tutte  le  altre  forme  di 
segmentazione  oloblastica  riferite  dai  diversi  autori  a  tre  tipi  princi- 
pali devono  invece  ridursi  ad  un  medesimo  tipo. 

La  segmentazione  infatti  nei  Crostacei  decapodi  si  esplica  sempre 
colla  formazione  di  uno,  due  e  più  nuclei  di  segmeutazione,  i  quali 
prima  occupano  il  centro  dell'  uovo,  in  seguito  si  portano  alla  peri- 


1  Lo  stesso  fatto  è  già  stato  osservato  da  vari  autori  (vedi  Maver,  P., 
Zur  Entwicklungsgeschichte  der  Dekapoden,  iu:  Jena.  Zeit.  Naturw.  11. Bd.  1877 
h  pag,  210  . 

2  van  Beneden,  E.,  Keeherches  sur  l'embryogónie  des  Crustaeés.  Dé- 
veloppoiueiit  des  J/y.<u.v.  in:  Bull.  Aead.  Belg.  (2)  Tome  28  1809. 

3  Blanc,  H.,  Dcveloppetnent  de  l'ceuf  et  formation  des  feuillets  priraitifs 
chez  la  Cuma  llaihlii  Kröyer.  iu:  Recueil  Z.  Suisse  Tome  2  1885. 

4  Bobretzky,  N.,  Zur  Embryologie  des  Onùeus  murarius.  iu  :  Zeit  Wiss.  Z. 
24.  Bd.  1874. 

&  van  BbnedeMi  E.,  Kecherches  sur  la  compositum  et  la  signification  de 
l'opuf.  iu:  Méui.  cour.  et  Mein.  Sav.  Etratig.  Acad  Belg.  Tome  34  1870. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhyncbi. 


533 


feria.  Colla  migrazione  di  questi  nuclei  ha  luogo  il  frazionamento 
del  vitello,  il  quale  in  principio  è  totale  nell'  Eupagurus1  e  diventa 
in  seguito  parziale.  In  tutti  gli  altri  Decapodi  finora  conosciuti  il 
frazionamento  del  vitello  è  sempre  parziale,  per  cui  si  ha  la  forma- 
zione di  sfere  di  segmentazione  in  forma  di  piramidi  più  o  meno 
distinte  racchiudenti  una  massa  centrale  vitellina,  la  quale  non  8i 
segmenta  affatto,  come  nella  Calliafwssa2,  nel  Orangon3,  nel  Palac- 
mon*  e  nell'  Astacus'*. 

Nella  Maja  non  ha  luogo  invero  alcun  frazionamento  del  vitello; 
ciò  appoggia  evidentemente  le  vedute  di  van  Beneden6,  di  conside- 
rare, cioè,  questo  fenomeno  come  un  fatto  secondario  nella  forma- 
zione del  blaetoderma. 

Due  soli  tipi  di  segmentazione  dobbiamo  quindi  riconoscere 
nei  Crostacei,  cioè:  segmentazione  oloblastica  e  meroblastica ;  lolo- 
biastica  può  essere  eguale  od  ineguale  con  o  senza  frazionamento  del 
vitello. 

A  torto  Mereschkowsky  2  credeva  di  aver  trovato  una  nuova 
specie  di  formazione  del  blastoderma.  La  segmentazione  della  Cal- 
lianassa  non  differisce  in  sostanza  da  quella  dell  Eupagurus  ed  è 
simile  a  quella  dell'  Astacus. 

Colla  segmentazione  si  connette  intimamente  il  processo  di  dif- 
ferenziamento degli  elementi  costitutivi  del  vitello,  proto-  e  deuto- 
plasma.  Questi  elementi  tendono  a  separarsi  sin  dalle  prime  fasi  di 
segmentazione  e  sono  completamente  distinti  nella  periblastula, 
nella  quale  l'uovo  è  ridotto  ad  una  vescicola  limitata  esternamente 
da  un  epitelio  a  cellule  piatte  poligonali,  racchiudente  nel  suo  in- 
terno gli  elementi  nutritivi  del  vitello. 

Neil'  Abtacus  intanto,  giusta  le  osservazioni  di  Keichenuach7, 


'  Mayek,  Zur  Entwicklungsgeschichte  ecc.,  a  pag.  226. 

2  Mereschkowsky,  C,  Eine  neue  Art  von  Blastodcrtnbildung  bei  Deca- 
poden.  in:  Z.  Anzeiger.  5.  Jahrg.  1882. 

3  Weli>on,  W.  F.  R.,  The  forniation  of  the  gerui-layers  in  Crangon  vul- 
garis, in:  Q.  Journ.  Micr  Se.  (2)  Voi.  33  1892. 

4  BOBRETZKY,  N.,  Sviluppo  di  Astanti  e  di  Palaemnn  1873  (in  russo). 

b  Morin',  J.,  Sullo  sviluppo  dell  Astacus  (in  russo),  in:  Rend.  Soc.  Nova 
Kossia  Odessa  Tomo  2  1888,  e  Reichenbach,  IL,  Studien  zur  Entwicklungsge- 
schichte des  Flusskrebses,  in:  Abhandl.  Senckonb.  Nat.  lies  Frankfurt  14, 
Bd.  188fi. 

o  van  Beneden,  E.,  &  E.  Besselh,  Memoire  sur  la  formation  du  blasto- 
derme  chez  les  Amphipodes,  ecc.  18Ü8  pag.  72. 
7  RbIOHSMBACU,  a  pag.  7. 


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534  G.  Cano 

questa  separazione  ha  luogo  dopo  i  primi  cambiamenti  del  blasto- 
derma. 

Coi  primi  mutamenti  embrionali  gli  elementi  del  deutoplasma 
si  riuniscono  in  ammassi  che  si  dispongono  in  forma  di  piramidi  sul 
dorso  dell'  embrione,  ed  è  questo  il  fenomeno  che  viene  da  van  Be- 
nrden  indicato  col  nume  di  »fendillement  du  vitellus«,  il  quale  con- 
duce nella  Maja  (tav.  34  fig.  23)  alla  formazione  di  quelle  piramidi 
che  Reichenbach  nell'  AsUms  chiama  secondarie,  in  opposizione 
alle  piramidi  primarie  vitelline  che  si  formano  per  effetto  della  seg- 
mentazione. 

L'uovo  in  questo  periodo  è  rivestito  di  un  solo  involucro;  nello 
stadio  D  si  nota  la  presenza  di  un  secondo  involucro  il  quale  cir- 
conda l'uovo  completamente  come  in  un  sacco,  e  nello  stadio  del 
Nauplius  si  riscontra  un  terzo  involucro  che  segue  lo  sviluppo  dell'  em- 
brione e,  quando  e  pervenuto  a  maturità,  lo  riveste  completamente 
e  si  elimina  come  prima  muta  nei  primi  momenti  della  vita  larvale. 

Reichenbach2  avea  visto  la  presenza  di  quest'  ultimo  involucro 
nell1  embrione  dell'  Astaeus,  però,  siccome  non  avea  osservato  la 
prima  muta,  così  credeva  che  più  mute  potessero  intervenire  durante 
il  periodo  embrionale,  le  quali  potessero  venir  riassorbite  [!]. 

Quanti  involucri  presenta  dunque  l'uovo  dei  Crostacei  de- 
capodi  1  Una  grande  confusione  regna  negli  autori3  a  questo  riguardo, 
confusione  ingenerata  dal  fatto  che  nessuno  ha  finora  seguito  il  modo 
di  formazione  ed  il  destino  ulteriore  di  queste  membrane. 

L'uovo  nell'  ovario  è  rivestito  da  una  sola  membrana  (chorion 
la  quale  è  segregata  dall'  epitelio  del  follicolo  ovarico.  Arrivato  ucl 
canale  vaginale  l'uovo  si  riveste  di  una  zona  di  cemento  che.  soli- 
dificandosi al  momento  della  fissazione,  forma  un  secondo  involucro. 
In  questo  periodo  si  può  per  imbibizione  separare  i  due  involucri, 
cioè  quello  esterno  segregato  dal  reccptaculum  seminis  da  quello  in- 
terno o  chorion)  segregato  dall'  epitelio  del  follicolo  ovarico.  Allora 
si  può  pur  constatare  come  l'involucro  esterno  sia  totale  e  non  par- 
ziale, come  si  credeva  finora. 

Dopo  la  fissazione  e  durante  tutto  il  periodo  di  segmentazione 
nell'  uovo  non  si  osserva  che  un  solo  involucro,  essendosi  l'involucro 


1  van  Beneden  &  Hessels  a  pag.  2**. 

2  Reichenbàcji,  a  pag.  IO. 

3  Non  escluso  me  stesso.  Vedi  Cano,  Morfologia  dell'apparecchio  ecc., 
a  pag.  523—525. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi.  535 


del  cemento  saldato  col  chorion.  Egli  è  per  ciò  che  P.  Mayer1  ha 
potuto  stabilire  che,  mentre  il  chorion  non  resisteva  prima  alla  po- 
tassa, si  presentava  più  tardi  come  chitina  genuina,  avendo  con  molta 
probabilità  il  cemento  natura  chitinosa. 

Nello  stadio  D,  si  vede  sollevarsi  in  corrispondenza  dell'  em- 
brione un  terzo  involucro  che  viene  segregato  dalle  cellule  del  blasto- 
derma, ed  è  quella  membrana  che  van  Beneden  ha  indicato  col  nome 
di  blastodermica.  Tra  questa  membrana  e  la  più  esterna  esiste 
sempre  una  scarsa  quantità  d'una  sostanza  liquida,  la  quale  in  subli- 
mato ed  in  alcool  si  coagula  e  che  Rathke2  considera  come  albu- 
mina. 

Questi  due  involucri  si  osservano  sempre  ben  distinti  durante 
tutto  il  periodo  embrionale  e  contraggono  in  qualche  punto  delle 
aderenze  tra  di  loro;  e  si  possono  pur  separare  al  momento  che 
l'embrione  esce  dall'  uovo.  L'embrione  stesso  è  in  questo  periodo 
rivestito  completamente  da  una  cuticola,  la  quale  non  è  segregata 
dalle  cellule  del  blastoderma,  come  credeva  van  Beneden3,  ma  più 
propriamente  da  quelle  dell'  ectoderma  che  sin  dal  primo  differenziarsi 
manifestano  proprietà  chitinogene.  Essa  forma  quella  cuticola  indicata 
dagli  autori  col  nome  di  cuticola  larvale  od  embrionale,  la  quale 
però  non  appartiene  all'  uovo,  ma  più  propriamente  all'  embrione. 

Tre  involucri  bisogna  dunque  distinguere  nell'  uovo  di  tutti  i 
Crostacei  Decapodi:  uno  esterno  formato  dalle  glandolo  del  cemento, 
uno  mediano  (o  chorion)  che  si  salda  col  primo  dopo  la  fissazione 
ed  è  segregato  dall'  epitelio  del  follicolo  ovarico,  ed  uno  interno  che 
viene  formato  dalle  cellule  del  blastoderma.  La  cuticola  larvale 
od  embrionale  non  appartiene  all'  uovo  ma  all'  embrione. 

In  base  a  questi  risultati  si  può  quindi  stabilire  che  la  mem- 
brana vitellina  della  quale  parlano  Rathke4  nell'  uovo  dell'  Asta- 
cm,  Ekdl5  in  quello  dell'  Homarws,  Dohun6  in  quello  del  Palinurus, 
non  sia  altro  che  la  membrana  blastodermica  di  van  Beneden;  cosi 
pure  la  membrana  vitellina  di  seconda  formazione,  della  quale  parla 


1  Mayer,  Zur  Entwicklungsgeschichte  ecc.  pag.  198. 
1  Rathke,  II.,  Untersuchungen  Uber  die  Bildung  und  Entwicklung  des 
Klusskrebses.  1629  pag.  7. 

3  van  Beneden  e  Bessels,  Memoire  sur  la  formation  ecc.  a  pag.  52. 
*  RATnKE,  Untersuchungen  ecc. 

5  Ekdl,  Entwicklung  des  Huminereies.  München.  1S43. 
«  Dohrs,  A.,  Untersuchungen  über  Bau  und  Entwicklung  der  Arthropoden, 
in:  Zeit.  Wiss.  Z.  20.  Bd.  1870  pag.  260. 

Mittheilnngen  a.  d.  Zoolog.  Station  in  Neapel.   Bd.  10.  36 


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:>36 


0.  Cano 


Lekeboullet»  e  la  seconda  membrana  dall'  aspetto  zigrinoso  de- 
scritta da  Bobretzky2  nell'  uovo  del  Palaemon  e  la  membrana  vi- 
tellina di  cai  parla  Lebedinsky5  nel?  uovo  dell'  Eriphia. 

Dopo  ciò  passo  a  descrivere  le  fasi  di  sviluppo  da  me  studiate. 

A.  Il  primo  abbozzo  dell'  embrione  appare  sotto  forma  di  un 
disco  (tav.  34  fig.  1''),  il  quale,  prima  piano,  gradatamente  si  solleva, 
quindi  si  deprime  nel  suo  centro  tav.  36  fig.  89)  e  forma  in  questo 
modo  la  bocca  della  gastrula  [Bg). 

Nessun  rapporto  costante  esiste  tra  il  punto  ove  si  sviluppa  il 
disco  germinale,  e  quindi  la  futura  faccia  ventrale  dell' embrione, 
e  il  peduncolo  che  serve  per  fissare  l'uovo  ai  peli  dei  pleopodi. 

B.  In  una  seconda  fase  di  sviluppo  (tav.  34  fig.  14),  le  cellule 
del  blastoderma,  proliferando  attorno  al  disco  primitivo  „  si  aggrup- 
pano in  un'  area  a  forma  di  mezzaluna;  contemporaneamente  compa- 
riscono nei  lati  i  due  lobi  cefalici  [Le). 

Nessun  rapporto  di  continuità  esiste  tra  le  cellule  del  disco  ger- 
minale primitivo  ed  i  lobi  cefalici,  come  risulta  dalle  sezioni  (tav.  36 


C.  Questo  rapporto  si  manifesta  di  fatto  uella  fase  successiva 
(tav.  34  fig.  15)  mediante  due  altri  aggruppamenti  di  cellule  che  si 
estendono  a  guisa  di  cordoni  laterali  {Coi)  attorno  ad  un'  area  blasto- 
dermica  non  ancora  differenziata.  I  due  lobi  cefalici  si  sono  più 
avvicinati  all'  area  germinale  primitiva;  questa  si  estende  sotto  forma 
di  placca  con  un  contomo  inferiore  sinuoso  e  viene  indicata  col  nome 
di  placca  toraco-addominale  [Pila)  da  Reiciienbach4  nell'  embrione 
dell'  Astams  e  di  neuro-muscolare  da  Kleinenberg5  nella  larva  del 
Lopaiìorhynchus. 

D.  In  una  fase  successiva  di  sviluppo  (tav.  34  fig.  16],  questa 
placca  risulta  fonnata  di  due  lobi,  l'orifizio  anale  (a)  si  apre  nel- 
l'angolo della  biforcazione  di  essa,  l'orifizio  gastrulare  [Bg)  si  trova 
più  in  basso  sotto  forma  di  piccolo  forcllino.  L'area  dei  lobi  cefalici 
si  è  suddivisa  in  tre  regioni  secondarie,  cioè  quella  degli  occhi  e 

1  Lereijoullet,  Recherche»  d  Embryologie  comparée  sur  le  développeuient 
du  Brochet,  de  la  Perche  et  de  lEcrevisse.  in:  Móna,  Sav.  Étrang.  Tornei" 
Paris  1853. 

2  Bohretzky  in  P.  Mayer,  Zur  Entwicklungsgeschichte  ecc.  pag.  225. 

3  Lebedinski,  J.,  Einige  Untersuchungen  über  die  Entwicklungsgeschichte 
der  Seekrabben.  in:  Biol.  Centralblatt  10.  Bd.  1890. 

4  Keichenrach,  Studien  ecc.  pag.  19. 

Ä  Kleinenrrrg,  N.,  Die  Entstehung  des  Annelids  ecc.  in:  Zeit.  Wiss.  Z. 
U.  Bd.  isso. 


fig.  92  . 


Sviluppo  o  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


537 


futuri  gangli  ottici  {Lo),  e  quelle  delle  due  paia  di  antenne  (A*,  A*) 
e  gangli  rispettivi.  Dietro  al  secondo  paio  di  antenne  cominciano  a 
sollevarsi  le  mandibole  in  forma  di  papille  coniche  [Md).  Tra  tutte 
queste  regione  rimane  un  tratto  di  blastoderma  non  ancora  diffe- 
renziato, la  faccia  ventrale  del  futuro  embrione  non  è  quindi  completa 
ma  lo  diventa  nella  fase  successiva. 

E.  Le  regioni  sovraccennate  sono  allora  maggiormente  distinte 
(fig.  17},  le  mandibole  {Md)  e  le  antenne  superiori  [Ax)  sono  già 
sollevate  in  forma  di  semplici  papille;  tra  queste  ultime  esiste  un 
largo  orifizio  boccale  (2?)  ;  la  placca  toraco-addominalc  ha  acquistato 
una  differente  conformazione,  l'orifizio  anale  si  apre  nel  punto  me- 
diano del  margine  sinuoso  di  essa. 

F.  Con  questa  fase  l'area  embrionale  comincia  a  divenire  più 
ristretta  (fig.  18).  Dietro  alle  antenne  superiori  si  sollevano  le  antenne 
inferiori.  L'orifizio  boccale,  che  nella  fase  precedente  avea  la  forma 
di  un  segmento  sferico,  ora  è  divenuto  triangolare:  dietro  alle  man- 
dibole comincia  a  sollevarsi  l'addome  {ad). 

U.  In  questa  fase,  col  sollevarsi  delle  tre  appendici  nauplitiche 
l'area  embrionale  è  ancor  più  ristretta  che  non  nella  fase  precedente 
(fig-  19);  gli  occhi  si  rendono  visibili  sotto  forma  di  lobi  allungati  e 
sono  distinti  dai  futuri  gangli  ottici  del  cervello.  L'orifizio  boccale 
ora  è  ridotto  ad  una  semplice  fenditura  trasversale,  e  non  si  trova  più, 
come  nella  fase  precedente,  tra  le  due  antenne  superiori,  ma  tra  le 
due  antenne  inferiori;  l'addome  sporge  in  forma  di  larga  prominenza 
conica,  verso  il  centro  della  quale  si  trova  l'orifizio  anale. 

Sin  da  questa  fase,  alla  base  del  secondo  paio  di  antenne,  l'ecto- 
derma s'invagina  per  formare  la  glandola  antennale. 

II.  In  questa  fase,  l'area  embrionale  è  divenuta  ancora  più  ri- 
stretta, le  tre  appendici  nauplitiche  sono  più  sviluppate  (fig.  20),  gli 
occhi  ed  i  gangli  ottici  hanno  la  forma  di  lobi  piriformi:  esistono 
tre  paia  di  gangli  cerebrali;  al  disopra  dell'  orifizio  boccale  si  estende 
il  labbro  superiore  {Ls)  ;  la  placca  addominale  è  cordiforme ;  l'orifìzio 
anale  occupa  quasi  il  centro  della  superficie  dorsale  di  questa 
placca. 

I.  In  questa  fase  fig.  21  ì,  oltre  le  tre  paia  di  appendici  nau- 
plitiche, esistono  ancora  due  paia  di  mascelle  [Mxxr  M.r2)  in  forma 
di  gemme  bilobe.  Negli  occhi  si  distinguono  due  porzioni  ganglionari 
(gangli  ottici)  ed  una  porzione  periferica;  le  due  antenne  inferiori, 
bilobe  nell'  apice,  sono  divenute  appendici  preorali  :  l'addome  mostra 
un  accenno  di  suddivisione  in  segmenti.  Alla  base  di  questo  e  delle 

36» 


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538 


G.  Cano 


due  paia  di  mascelle,  si  solleva  una  duplicatura  dell'  ectoderma  (Se) 
che  rappresenta  il  primo  abbozzo  di  formazione  dello  scudo  cefalico. 

K.  In  questa  fase  (fig.  22),  gli  occhi,  le  due  paia  di  antenne, 
le  mandibole  e  le  due  paia  di  mascelle  sono  maggiormente  svilup- 
pate, al  disotto  di  queste  esistono  due  paia  di  gemme  bilobe  [Pmx* , 
Pinx"1)  corrispondenti  ai  due  piedi  nuotatori  della  Zoea.  L'addome  è 
diviso  in  5  segmenti,  il  segmento  terminale  come  nella  fase  prece- 
dente è  biforcuto,  l'orifizio  anale,  tanto  in  questa  fase,  quanto  in  quella 
precedente,  non  che  nelle  due  successive,  si  apre  sempre  nelP  angolo 
della  biforcazione  di  questo  segmento,  giusta  quanto  si  osserva  nella 
Protozoea  del  Penaeusy. 

L.  In  questa  fase  (fig.  23),  oltre  le  appendici  cefaliche  in  nu- 
mero completo,  esistono  ancora  7  paia  di  appendici  toraciche  (Pmzx— 3 
e  P</1-4),  delle  quali  le  tre  anteriori  bilobe;  il  segmento  anale  pre- 
senta 7  -f  7  spine  ed  è,  al  pari  delle  diverse  appendici  del  corpo, 
rivestito  dalla  cuticola  larvale.  Gli  occhi  sono  ancora  sprovvisti  di 
pigmento  ;  sul  dorso  esiste  un  forte  residuo  di  massa  vitellina  dis- 
posto in  masse  piramidali. 

M.  Questo  residuo  diventa  più  ridotto  nella  fase  successiva 
(fig.  21  ;  il  numero  delle  appendici  cefaliche  e  toraciche  è  cosi  com- 
pleto come  si  osserva  nella  Zoea.  Oltre  l'occhio  pari  esiste  un  occhio 
impari  (ot),  tutti  e  due  provvisti  di  pigmento. 

N.  In  questa  fase  (fig.  25),  è  scomparso  dal  dorso  ogni  residuo  di 
massa  vitellina,  al  disotto  della  cuticola  larvale  si  osservano  invagi- 
nate le  spine  dello  scudo,  nel  2?,  3?,  4?  e  5?  segmento  del  pleon,  al  di- 
sotto del  tegumento,  sporge  un  paio  di  gemme  che  rappresentano  il 
primo  abbozzo  dei  plcopodi;  l'orifizio  anale  (fig.  3S)  non  si  apre  più 
neir  angolo  della  biforcazione  dell'  ultimo  segmento  ma  un  po'  più 
avanti,  come  si  osserva  nella  Zoea.  Col  rompersi  degli  involucri  del- 
l'uovo l'embrione  svagina  tutte  le  sue  spine,  la  cuticola  larvale  ridotta 
in  frammenti  rimane  per  qualche  tempo  aderente  al  tegumento,  ma 
si  elimina  ben  presto  coi  primi  movimenti  della  vita  larvale.  L'em- 
brione, svaghiate  tutte  le  sue  spine,  comincia  a  nuotare  nell'  acqua  ed 
entra  così  nella  condizione  nuotante  della  Zoea  (fig.  26). 

Sviluppo  postembrionale. 

0.  Tra  tutte  le  Zoe" e  di  Brachyuri  finora  conosciute,  quella 
degli  I  nach  idi  Inaehus  e  Stenorhywhus)  si  lascia  sempre  distinguere 
per  l'assenza  della  spina  rostrale  (tav.  35  fig.  79).    Sullo  scudo 

1  Claus,  Grundlage  dea  Crustaceen-Systems  Taf.  2. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


539 


esiste  soltanto  una  lunga  spina  dorsale  leggermente  arcuata  ncl- 
Ylnachus  (fig.  71),  rivolta  direttamente  indietro  nello  Stenorhynchus 
(fig.  70);  la  spina  mobile  del  secondo  paio  di  antenne,  corrispon- 
dente alla  squama  dei  Macruri,  è  lunga  quanto  la  spina  fissa;  la  3.a, 
la  4.a  e  la  5."  somite  del  pleon  terminano  nel  loro  apice  inferiore 
esterno  con  una  lunga  spina,  il  segmento  anale  ha  un'  armatura  di 
5  -f-  5  setole  ed  è  diversamente  conformato  nell'  Inachus  (fig.  75)  e  nello 
Stenorhynchus  (fig.  74). 

Stretti  rapporti  di  affinità  colla  Zoea  degli  Inachidi  si  osservano 
in  quella  della  Pisa  (fig.  41).  Essa,  che  è  identica  a  quella  della 
Lissa,  non  ha  infatti  spine  laterali  sullo  scudo,  la  spina  dorsale  si 
incurva  posteriormente  ad  arco,  la  spina  rostrale  (fig.  46)  è  però 
pochissimo  sviluppata,  l'armatura  del  segmento  anale  si  rapporta  allo 
schema  5  +  5  (fig.  47). 

Anche  nella  Zoea  dell'  Acanthonyx  (fig.  63)  esiste  una  picco- 
lissima spina  rostrale;  la  spina  dorsale  è  poco  sviluppata,  la  3.*, 
4.*  e  5.*  somite  del  pleon  non  hanno  nel  loro  apice  inferiore  alcuna 
spina  (fig.  60),  l'armatura  del  segmento  anale  si  rapporta  allo  schema 
4  +  4  (fig.  62).  Però  ciò  che  lascia  facilmente  riconoscere  la  Zoea 
dell'  Acanthonyx  è  un  fatto  abbastanza  caratteristico:  il  ramo  in- 
terno [ri]  del  secondo  paio  di  antenne  è  fuso  colla  spina  fissa 
(fig.  63  e  61).  Alla  Zoea  della  Pisa  si  rapporta  molto  strettamente 
quella  dell'  Herbstia  (fig.  52),  sia  per  l'aspetto  generale  del  corpo  e 
per  la  disposizione  del  secondo  paio  di  antenne  (fig.  54;,  sia  per  l'ar- 
matura del  segmento  anale  (fig.  55);  sullo  scudo  però  esistono  una 
lunga  spina  rostrale  e  due  piccolissime  laterali. 

La  Zoea  della  Maja  'tav.  34  fig.  26)  e  quella  dell'  Eurynome 
(tav.  35  fig.  57}  si  distinguono  da  tutte  le  altre  fin  qui  esaminate, 
oltre  che  per  la  presenza  sullo  scudo  di  una  lunga  spina  rostrale  e 
di  una  lunga  dorsale,  a  cui  nella  Maja  si  aggiungono  ancora  due 
laterali,  e  dell'  armatura  del  segmento  anale  (fig.  38  e  59)  che  si 
rapporta  allo  schema  7-4-7,  anche  per  la  disposizione  del  secondo 
paio  di  antenne,  nelle  quali  il  ramo  esterno  {re)  è  più  corto  della 
spina  fissa  {fig.  31 a  e  58). 

Disposizione  identica  si  osserva  nella  Zoea  del  Lambrus  (fig.  04), 
per  quanto  riguarda  il  secondo  paio  di  antenne  (fig.  67);  lo  scudo  è 
però  qui  armato,  oltre  che  di  due  spine  laterali,  di  una  lunghissima  spina 
rostrale  e  di  una  dorsale  ancor  più  lunga,  le  quali  si  estendono  in 
direzione  orizzontale  e  parallela  ;  il  segmento  anale  ha  infine  un1  ar- 
matura di  5  4-5  setole,  mancando  le  setole  1  e  2  (fig.  68). 


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540 


(3  Cario 


Tatti  gl'  Inachidi  e  Majidi  che  io  ho  potuto  esaminare  escono 
dall'  uovo  presentando  un  numero  di  appendici  toraciche  eguale  a 
quello  che  si  trova  nell'  adulto. 

Le  antenne  interne  (tav.  34  fig.  31*)  hanno  la  forma  di  gemme 
coniche  con  due  filamenti  olfattivi  ed  una  piccola  setola  nel  loro  apice. 

Nelle  antenne  esterne  (fig.  31",  46,  58,  63)  esiste  sempre  un 
distinto  ramo  interno  (ri;. 

Le  mandibole  sono  bilobe  fig.  32»,  77»  e  77b)  ed  armate  di 
denti  nel  loro  margine  tagliente,  ma  sprovviste  di  palpo. 

Nel  primo  paio  di  mascelle  il  palpo  è  diviso  in  due  articoli 
(fig.  33»  e  78),  mentre  nel  secondo  paio  è  indiviso;  la  lacinia  interna 
e  l'esterna  sono  bipartite  (fig.  34*). 

Le  prime  due  appendici  toraciche  sono  in  forma  di  piedi 
nuotatori  ;  alla  prima  di  queste  corrisponde  un'  appendice  epipodiale  : 
il  3?  piede  toracico  ha  pure  due  distinti  rami,  però  e  sprovvisto  di 
setole  ;  al  medesimo  corrispondono  un'  appendice  epipodiale  ed  una 
branchia  della  serie  b  di  Claus;  il  4?  e  terminato  da  una  chela  ed 
ha  due  branchie  della  serie  b  e  c;  il  5?  ed  il  6?  hanno  una  sola  ap- 
pendice branchiale  della  serie  c\  il  7?  e  15?  sono  senza  branchie. 

L'addome  è  diviso  in  6  segmenti,  dei  quali  il  2V,  3?,  4?  e  5?  al 
disotto  della  cuticola  chitinosa  mostrano  il  primo  abbozzo  dei  pleopodi. 

A  differenza  degli  Inachidi  e  Majidi.  i  Parthenopidi  escono 
dall'  uovo  (fig.  64)  presentando  dietro  al  secondo  piede  nuotatore  sol- 
tanto una  piccola  gemma  come  primo  abbozzo  del  3?  piede  mascel- 
lare dell'  adulto;  nelle  antenne  esterne  non  si  è  ancora  sviluppato  il 
ramo  iuterno,  nell'  addome,  al  disotto  della  cuticola  chitinosa,  non  si 
ha  alcun  accenno  dei  pleopodi. 

I  Parthenopidi  quindi,  prima  di  arrivare  allo  stadio  di  Metazoea 
ifig.  66),  devono  passare  per  un  secondo  stadio  larvale  (fig.  65),  nel 
quale  dovranno  presentarsi  le  stesse  condizioni  di  sviluppo  del  corpo 
e  delle  appendici  che  si  osservano  in  tutti  gli  altri  Oxyrhynchi  al 
momento  che  escono  dall'  uovo.  I  Parthenopidi  hanno  dunque  tre 
distinte  fasi  di  Zoe' a,  mentre  gl'  Inachidi  e  Majidi  ne  hanno  sol- 
tanto due. 

P.  Nella  seconda  fase  di  Zoea  (Metazoea),  la  forma  del  corpo 
e  delle  sue  appendici  è  identica  a  quella  della  fase  precedente. 

Le  antenne  interne  però  nella  parte  basilare  rigonfia  (fig.  51,  67) 
mostrano  rurifizio  del  sacco  uditivo,  sono  divise  in  tre  articoli  ed  hanno 
due  flagelli  terminali:  uno  principale  coi  filamenti  olfattivi,  ed  uno 
accessorio  con  due  setole. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


541 


Nelle  antenne  esterne  il  ramo  interno  (ri),  al  disotto  della 
cuticola,  è  diviso  in  più  articoli  ;  un  rudimento  del  ramo  esterno  {re) 
dovrà  ancora  persistere  nello  stadio  successivo  (fig.  48a),  rudimento, 
che  nello  stadio  postlarvale  sporge  all'  angolo  esterno  dell'  articolo 
basilare  sotto  forma  di  processo  spinoso  (fig.  48c). 

Nelle  mandibole  si  è  sviluppato  un  piccolo  palpo  (fig.  32b). 

Il  ramo  esterno  dei  piedi  nuotatori  non  ba  più  4  ma  6 
lunghissime  setole,  tutte  le  restanti  appendici  toraciche  sono  maggior- 
mente sviluppate  e  mostrano  un  accenno  di  suddivisione  in  più  articoli. 

L'addome  6  diviso  in  7  distinti  segmenti,  il  telson  si  è  sepa- 
rato dal  6?  segmento. 

Nelle  preparazioni  con  acido  osmico  la  divisione  del  segmento 
anale  si  osserva  attraverso  la  trasparente  cuticola  anche  nella  fase 
precedente,  per  cui  bisogna  concludere  che  tra  uua  fase  larvale  ed 
un1  altra  accade  una  sola  muta.  Questa  divisione  però  io  non  ho  po- 
tuto osservare  distintamente  nella  Zoéa  degli  Inachidi,  quantunque 
nel  segmento  anale  (fig.  74)  si  osservino  i  pleopodi  del  6?  segmento. 
Non  avendo  potuto  esaminare  alcuna  fase  di  Metazoca  nei  medesimi, 
devo  lasciare  insoluta  la  questione  se  durante  questa  fase  si  sviluppi 
negli  stessi  quel  piccolissimo  rostro  che  si  osserva  nella  fase  succes- 
siva, e  se  l'addome  sia  diviso  in  7  distinti  segmenti  come  in  tutte  le 
Metazoec  finora  conosciute,  oppure  in  G  per  effetto  della  fusione  del 
telson  col  6!  segmento  come  in  tutte  le  altre  fasi  larvali  degli  Inachidi 
medesimi. 

<J.  Nella  terza  fase  larvale  (  M  e  gaio  pa),  l'aspetto  generale  del 
corpo  è  del  tutto  differente,  perocché  da  una  forma  esclusivamente 
natante  (Zoe'a)  si  passa  ad  un'  altra,  nella  quale  tutte  le  appendici 
cefaliche  e  toraciche  hanno  la  medesima  conformazione  ed  il  mede- 
simo ufficio  che  neir  adulto. 

La  spina  rostrale  si  è  in  gran  parte  atrofizzata  {Ilerbsiia, 
fig.  53),  oppure  e  sviluppata  presso  a  poco  come  nella  fase  pre- 
cedente (Maja,  Pisa,  fig.  28,  43),  e  nello  Stenorhynchm  (fig.  72)  è 
rappresentata  da  uu  piccolissimo  dente  mediano  nella  fronte,  il  quale 
comincia  ad  incurvarsi  in  basso  per  formare  più  tardi  un  setto  tra 
le  due  antennule  (fig.  80  rp) . 

La  spina  ^dorsale  persiste  immutata  nella  Megalopa  dello 
Stcnorhynchus,  e  rappresentata  da  un  semplice  rudimento  in  quella 
della  Maja  e  della  Pim  ed  è  totalmente  scomparsa  in  quella  del- 
l' Herbstia.  Nella  Megalopa  dello  Stenorhynchus,  all'  innanzi  di 
questa  spina  il  tegumento  dello  scudo  si  estroflette  per  formare 


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542 


G.  Cano 


due  gibbosità  che  s'estendono  in  due  lunghe  corna  (fig.  80) ,  e  in 
quella  della  Maja  si  osservano  delle  piccole  prominenze  mammel- 
lonari  disposte  in  duplice  serie. 

Le  antenne  interne  hanno  la  stessa  conformazione  che  si 
osserva  nell'  adulto  (fig.  31c  e  48b):  il  flagello  principale  è  diviso  in 
più  articoli. 

Nelle  antenne  esterne  il  primo  articolo  del  peduncolo  (fig. 
31c,  4Sb)  conserva  un  rudimento  della  spina  mobile,  il  ramo  interno 
è  diviso  in  6  articoli,  dei  quali  i  due  primi  formano  rispettivamente 
il  29  ed  il  3?  articolo  del  peduncolo,  i  rimanenti  il  flagello. 

Comparando  le  antenne  dei  Macruri  a  quelle  dei  Brachyuri,  nei 
primi  la  porzione  peduncolare  è  sempre  divisa  in  4  articoli,  mentre 
nei  secondi  è  costantemente  divisa  in  3,  perchè  i  due  articoli  della 
protopodite  si  sono  saldati  tra  loro. 

Nelle  mandibole  il  palpo  è  diviso  in  3  articoli  come  nell'  a- 
dulto  (fig.  77c);  dal  margine  tagliente  sono  scomparsi  i  denti;  il  lobo 
interno  si  e  trasformato  in  un  dente  assai  forte  nella  superficie  tri- 
turante. 

Nel  1  ?  paio  di  mascelle  (fig.  33b)  il  palpo  si  è  in  parte  atro- 
fizzato e  non  è  diviso  in  articoli  nello  Stenorhytirhus;  nel  2?  paio  il 
palpo  ha  perduto  la  sua  primitiva  articolazione  e  si  è  saldato  colla 
lacinia  interna  (fig.  34h). 

I  primi  3  piedi  toracici  si  sono  trasformati  in  piedi  mascel- 
lari, i  due  articoli  della  protopodite  sono  divenuti  lacinie  mastica- 
trici  nel  primo,  si  sono  saldati  tra  di  loro  nel  secondo;  il  ramo  in- 
terno si  è  trasformato  in  una  lamella  trigona  nel  primo,  si  incurva 
a  ginocchio  ed  è  diviso  in  5  articoli  nel  secondo,  si  è  trasformato 
in  un  opercolo  nel  terzo  piede  mascellare;  il  ramo  esterno  col  suo 
articolo  basilare  sporge  a  lato  del  ramo  interno,  mentre  il  terminale 
si  è  trasformato  in  un  flagello  (fig.  35a,  36a,  37a  e  49—51). 

II  4?  piede  toracico  é  divenuto  chclopodo  ed  i  4  successivi 
piedi  ambulatori,  i  medesimi  sono  divisi  in  7  articoli. 

Il  numero  delle  appendici  branchiali  e  completo,  come  nel- 
l'adulto, soltanto  che  nel  2?  piede  mascellare  esistono  due  appendici 
e  nello  Stenorhynrkus  una  sola  appendice  epipodiale. 

L'addome  ha  5  paia  di  pleopodi  provisti  ciascuno,  con  eccezione 
dell  ultimo,  di  un  piccolo  ramo  interno  con  dei  peli  ripiegati  ad 
uncino  (retinaculum).  La  Megalopa  dello  Stenorhynchus  non  ha  telson 
né  lamine  laterali,  e  l'addome  è  diviso  in  soli  6  segmenti. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


543 


R.  Nella  quarta  fase  larvale  (stadio  postlarvale),  la  forma 
del  corpo  si  ravvicina  a  quella  dell'  adulto  (fig.  29,  44,  45);  il  rostro 
primitivo  (rp)  si  e  ripiegato  ad  uncino  tra  le  due  antennule  per  sal- 
darsi ad  un  processo  mediano  dell'  epistoma  onde  costituire  un  setto 
tra  le  medesime  (fig.  48c  e  81);  ai  lati  del  rostro  primitivo  comincia 
a  svilupparsi  il  rostro  secondario  (rs)  ;  la  forma  e  la  disposi/Jone  di 
tutte  le  appendici  cefaliche  e  toraciche  sono  simili  a  quelle  dell'adulto; 
neir  addome  esistono  ancora  5  paia  di  pleopodi,  però  sprovvisti  di 
un  interno  retinaculum. 

Negli  Inachidi,  si  è  sviluppata  un'  altra  appendice  epipodiale 
nel  secondo  piede  mascellare,  la  formula  branchiale  é  quindi  la 
seguente  : 


a 

b 

c 

c' 

6?  Segni. 

Ep 

0 

0 

0  = 

Ep 

7?  Segm. 

Ep  +  1  (r) 

0 

0 

0  = 

Ep+  1 

8?  Segm. 

Ep  +  1 

1 

1 

0  = 

Ep  +  3 

9?  Segm. 

0 

1 

1 

0  = 

2 

10?  Segm. 

0 

0 

0 

1 

II?  Segm. 

0 

0 

0 

1  = 

1 

12?  Segm. 

0 

0 

0 

0  = 

0 

13?  Segm. 

0 

0 

0 

0  = 

0 

3Ep+2    +  2  +2  +  2=3Ep  +  8. 

In  tutti  gli  altri  Oxyrhynchi  (Amathia,  Ergasticu$ì  Maja.  Pisa, 
Lambrus),  si  è  sviluppata  un'  altra  branchia  della  serie  e  nel  secondo 
piede  mascellare,  per  cui  la  formula  branchiale  in  questi  ultimi  è  quale 
si  osserva  nelle  forme  tipiche  dei  Hrachyuri1. 

8.  Nello  stadio  adulto,  l'addome  si  modifica  in  rapporto  al 
sesso  e  risulta  di  7  segmenti  nei  Majidi,  di  6  negli  Inachidi  per 
effetto  della  fusione  del  telson  col  6?  segmento,  di  6  nell'  Acanthomjx 
per  effetto  della  fusione  del  5?  col  6?  segmento. 

I  pleopodi  si  modificano  nel  modo  già  da  me  indicato  a  pro- 
posito dello  sviluppo  dei  Portunidi. 

In  alcuni  casi  intanto  (Maja),  l'addome  si  modifica  assai  poco 
nella  femina  ed  è  sempre  più  ristretto  di  quello  che  si  osservi  nelle 
condizioni  normali:  i  pleopodi  sono  anche  meno  sviluppati.  Esami- 
nando queste  femiue.  non  si  riscontra  nelle  medesime  traccia  alcuna 
di  organi  sessuali,  per  cui  molto  probabilmente  trattasi  di  castrazione 
in  seguito  a  parassitismo. 

1  Claus,  Neue  Beiträge  zur  Morphologie  der  Crustaceen.  iu:  Arb.Z.Inst. 
Wien  6.  Bd.  1*85  pag.  78. 


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544 


G.  Cano 


Sviluppo  degli  organi. 

(Tavola  36.) 

Come  ho  esposto  nel  primo  capitolo,  il  primo  abbozzo  dell'  em- 
brione si  presenta  in  forma  di  disco.    Gli  elementi  di  questo  disco 
sono  cellule  schiacciate  poligonali  aventi  un  grosso  nucleo  centrale 
rotondo  contenente  nell'  interno  dei  minuti  granuli  ed  uno  o  due  nu- 
cleoli.   Nel  ceutro  di  questo  disco  le  cellule  sono  più  approssimate 
le  une  alle  altre,  quivi  ha  luogo  prima  un  sollevamento  (KeimhUgel) 
e  quindi  una  leggera  depressione  (fig.  b9)  in  forma  di  fovea  di- 
scoidale. 

Questa  depressione  rappresenta  la  gast ru la.  Le  cellule  del 
fondo  di  essa  hanno  gli  stessi  caratteri  di  quelle  che  circondano  il 
blastoporo,  e  queste  non  differiscono  da  quelle  blastodermiche  se  non 
per  il  fatto  di  trovarsi  più  approssimate  le  une  alle  altre  e  di  non 
avere  un  distinto  contorno.  Anche  nelle  sezioni  si  osservauo  i  me- 
desimi fatti  (fig.  89Ws). 

Nella  fase  B,  comincia  il  differenziamento  cellulare;  attorno  al- 
l'orifizio della  gastrula  le  cellule  manifestano  un'  attiva  proliferazione 
ed  alcune  mostrano  un  distinto  fuso  nucleare,  altre  la  placca  equa- 
toriale, altre  infine  il  diastro  nucleare.  Nella  fig.  90  io  ho  rappre- 
sentato alcune  di  queste  cellule  (£>•/•)  in  diverse  fasi  cariocinctiche. 
Al  disopra  dell'  orifizio  gastrulare  verso  la  futura  faccia  ventrale 
dell'  embrione,  le  cellule  [Ect2)  hanno  un  altro  carattere,  cioè  sono 
piccole  cellule  senza  distinto  contorno  aventi  un  nucleo  rotondo  con- 
tenente dei  minuti  granuli. 

Anche  nelle  sezioni  (fig.  90bis),  il  fondo  della  gastrula  manifesta 
un'  attività  cellulare  :  le  cellule  sono  quivi  disposte  in  più  strati,  al- 
cune di  queste  [Ent]  si  distaccano  dal  fondo  della  gastrula,  assumono 
un  carattere  ameboide  e  migrano  nel  vitello.  Queste  cellule  mi- 
gratorie hanno  forma  e  dimensioni  differenti:  alcune  sono  rotonde, 
altre  oblunghe  e  provviste  di  prolungamenti  radiari;  esse  hanno  un 
grosso  nucleo  che  si  colora  intensamente  col  carminio.  Queste  cel- 
lule o  si  trovano  disseminate  tra  gli  clementi  del  vitello  nutritivo, 
oppure  inglobate  nei  globuli  vitellini. 

Nella  fase  C,  una  sezione  trasversale  della  gastrula  (fig.  91b,B)  mo- 
stra lo  stesso  aggruppamento  periferico  di  cellule  attorno  all'  orifizio 
della  gastrula;  questo  è  divenuto  più  ristretto,  però  ha  conservato 
la  sua  forma  ovoidale  (fig.  91)  ed  occupa  il  punto  mediano  dell'  orlo 
inferiore  sinuoso  della  placca  toraco-addomiuale.    Al  disotto  del 


Sviluppo  e  Morfologia  dogli  Oxyrhynchi. 


545 


cumulo  periferico  di  cellule  si  osserva  una  maggior  quantità  di  cel- 
lule che,  distaccandosi  dal  fondo  della  gastrula  tendono  a  migrare 
nel  vitello. 

Nella  fase  D,  l'orifizio  della  gastrula  si  apre  all'  indietro  della 
biforcazione  della  placca  toraco-addominale.  Una  sezione  sagittale 
dell'  embrione  in  questo  stadio  (fig.  94)  mostra  lo  stesso  cumulo  pe- 
riferico di  cellule  attorno  all'  orifizio  gastrulare  descritto  nelle  due 
fasi  precedenti.  Le  cellule  sono  quivi  disposte  in  più  strati,  quelle 
periferiche  sono  fusiformi  [Ectx)  con  un  grosso  nucleo  centrale  in 
fase  cariocinetica,  quelle  situate  al  disotto  sono  o  fusiformi  o  rotonde 
ed  al  pari  delle  prime  hanno  il  protoplasma  granuloso.  Al  disotto  di 
questi  due  strati  di  cellule  disseminate  in  una  sostanza  minutamente 
granulosa  molto  rifrangente  la  luce  (sostanza  che  Kbichenbàch  de- 
nomina serum),  esistono  altre  cellule  con  caratteri  ameboidi,  alcune 
grosse  [Mesvj .  altre  piccole  [Mes2).  Queste,  viste  a  forte  ingrandi- 
mento, hanno  una  forma  rotonda,  sono  pallide  ed  hanno  il  proto- 
plasma omogeneo;  nelle  prime  il  nucleo  è  grosso  e  rotondo  e  con- 
tiene uno  o  due  nucleoli,  nelle  seconde  invece  é  piccolissimo.  Allo 
innanzi  di  questo  aggruppamento  di  cellule  s'invagina  il  procto- 
daeum  (Prt).  Le  pareti  di  quest'  invaginazione  risultano  formate 
di  un  semplice  strato  di  piccole  cellule  {Ed*);  al  disotto  di  questo 
strato  di  cellule  si  veggono  prodursi  per  scissione  degli  altri  ele- 
menti cellulari  grossi  e  piccoli  simili  a  quelli  esistenti  al  disotto 
della  depressione  blastoporica. 

Nello  stadio  F,  una  sezione  sagittale  dell'  embrione  (fig.  95)  mo- 
stra il  medesimo  cumulo  periferico  di  cellule  {Ed1}  corrispondente 
alla  primitiva  depressione  blastoporica.  All'  innanzi  del  cumulo 
sporge  la  papilla  addominale;  il  proctodaeum  [Prt)  termina  a  cui  di 
sacco  nel  centro  di  questa  papilla.  Nell'interno  del  vitello  le  cellule 
[Eni),  che  si  sono  distaccate  dal  fondo  della  gastrula  negli  stadi 
precedenti,  formano  una  rete  a  larghe  maglie  coi  loro  prolungamenti 
radiari;  un  altro  cumulo  di  cellule  [Mes),  alcune  grandi,  altri  piccole 
e  con  protoplasma  omogeneo,  si  trovano  disseminate  nel  siero  attorno 
al  proctodaeum.  Cellule  consimili  si  osservano  ancora  lungo  la  linea 
mediana  ed  in  vicinanza  dello  stomodaeum  (S'td).  Queste  cellule, 
esaminate  in  una  sezione  trasversa  dell'  embrione,  formano  dei  grandi 
ammassi  in  vicinanza  dello  stomodaeum  :  esse  si  originano  per  scis- 
sione da  due  bandelette  laterali  ai  lati  della  linea  mediana  del  corpo. 

Nello  stadio  G  (tìg.  9G),  l'area  embrionale  è  ridotta  quasi  ad  un 
terzo  di  quella  della  fase  precedente.    Esaminando  l'embrione  in 


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546 


G.  Cano 


sezione  sagittale  si  vede  che  persiste  ancora  un  residuo  del 
primitivo  cumulo  periferico  di  cellule.  Il  proctodaeum  termina  ancora 
a  cui  di  sacco  nel  centro  della  papilla  addominale.  Le  cellule  mi- 
granti nel  vitello  (Ent)  formano  una  rete  a  maglie  ancora  più  larghe, 
le  quali  limitano  un'  area  quasi  circolare.  Come  nella  fase  precedente, 
attorno  al  proctodaeum  ed  allo  stomodaeum  vi  sono  delle  cellule 
[Mes)  grandi  e  piccole  con  protoplasma  omogeneo.  Cellule  consimili 
si  trovano  all'  interno  dell'  ispessimento  ventrale  dell'  embrione. 

Nello  stadio  H,  il  proctodaeum  non  termina  più  a  cui  di  sacco, 
come  nelle  due  fasi  precedenti,  e  si  estende  per  tutta  la  lunghezza 
della  papilla  addominale.  Neil'  interno  del  vitello  le  cellule  migranti 
[Eni]  si  trovano  in  vicinanza  della  periferia,  ma  un  cumulo  di  esse 
è  verso  il  centro  dell'  uovo  in  prossimità  dell'  ispessimento  ventrale 
(fig.  97).  Esse  sono  sprovviste  di  prolungamenti  radi  ari,  sono  rotonde 
ed  hanno  un  nucleo  pure  rotondo  od  ovale  contenente  uno  o  due 
nucleoli.  Attorno  a  queste  cellule  il  vitello  si  è  ridotto  ad  una  pol- 
tiglia di  granuli  molto  rifrangenti  la  luce  (serum). 

Anche  nello  stadio  I  (fig.  98),  persiste  un  tale  cumulo  in  vici- 
nanza dell'  ispessimento  ventrale,  le  cui  cellule  come  nella  fase 
precedente  sono  disseminate  nella  poltiglia  sierosa.  Tutte  le  cellule 
migranti  nel  vitello  [Ent)  si  trovano  alla  periferia.  Sul  dorso  del- 
l'embrione, all'  interno  di  un  ispessimento  ectodermico,  dal  quale  si 
svilupperà  la  futura  spina  dorsale,  esiste  un  cumulo  di  cellule 
[Mes)  alcune  grosse,  altre  piccole,  con  protoplasma  omogeneo,  le 
quali  hanno  gli  stessi  caratteri  di  quelle  esistenti  nelle  fasi  prece- 
denti in  corrispondenza  della  depressione  blastoporica. 

Anche  nello  stadio  K,  si  osserva  la  presenza  di  questo  cumulo 
di  cellule;  esse  però  sono  divenute  piccolissime,  ma  conservano  gli 
stessi  caratteri  di  prima.  Le  cellule  migranti  nel  vitello  in  questo 
stadio  [fig.  1 00  hanno  formato  le  pareti  di  un  grande  sacco,  nell  in- 
terno del  quale  gli  elementi  nutritivi  del  vitello  sono  disposti  in 
forma  di  piramidi  (piramidi  secondarie  di  Rbichenrach)  ;  esso  e  il 
grande  sacco  epatico,  e  si  trova  in  rapporto,  da  un  lato  collo 
stomodaeum,  e  dall'  altro  col  proctodaeum.  Neil'  interno  del  vitello 
nutritivo  si  hanno  ancora  degli  elementi  cellulari,  però  non  accumu- 
lati in  un  punto  ma  dispersi  qua  e  là  nella  sostanza  vitellina. 

Esposti  cosi  in  succinto  i  primi  momenti  del  periodo  embrionale 
conviene  tenere  una  più  larga  discussione  intorno  ai  medesimi. 

Come  si  devono  interpretare  i  fatti  qui  sovraesposti? 

Come  legge  costante  dello  sviluppo  anche  nei  Crostacei  tende  a 


Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


547 


formarsi  una  ga  strilla.  Questa  si  forma  effettivamente  per  invagi- 
nazione in  quelle  specie  che  escono  presto  alla  vita  libera  {Luci- 
fer)x.  Anche  nei  Peneidi,  i  quali  si  sviluppano  per  Nauplius,  e 
l'uovo  dei  quali  dovrà  per  conseguenza  avere  una  scarsa  quantità  di 
vitello  nutritivo,  si  dovrà  con  molta  probabilità  formare  una  gastrula 
tipica  per  invaginazione. 

In  tutti  gli  altri  Decapodi,  il  processo  d'invaginazione  si  arresta 
ad  un  certo  limite  (Astacus,  Palaemon)  e  scompare  del  tutto  nella 
Maja.  Qui  non  ha  luogo  una  vera  invaginazione,  perocché  il  vitello 
nutritivo  trovandosi  in  grande  quantità  si  oppone  a  questo  processo, 
ma  invece  si  forma,  prima  un  leggero  sollevamento,  e  quindi  una 
leggera  depressione  del  disco  germinale. 

In  conseguenza  di  ciò  il  processo  di  differenziamento  dei  fo- 
glietti embrionali  rimane  profondamente  modificato.  L'entoderma 
non  si  trova  qui  disposto  in  uno  strato  di  cellule  per  costituire  le 
pareti  dell'  intestino  primitivo,  il  mesoderma  non  si  sviluppa  in  corri- 
spondenza del  properistoma,  per  adottare  un'  espressione  di  Haeckel2, 
vale  a  dire  nell'  orlo  di  ripiegamento  (Uniscblagsrand)  del  blasto- 
derma,  dove  l'ectoderma  passa  in  entoderma.  Ma  invece,  colla  for- 
mazione del  disco  germinale  e  della  depressione  gastrulare  o  blasto- 
porica,  si  ha  un'  attiva  proliferazione  cellulare  in  questa  zona  di 
blastoderma  che  si  è  per  la  prima  differenziata  e  che  io  denomino 
perciò  ectoderma  primitivo  [EeV]  in  opposizione  all'ectoderma 
secondario  [Ecfì)  che  si  osserva  in  seguito  nell'  embrione. 

In  sostanza,  l'ectoderma  primitivo,  costituito  di  cellule  di  forma 
e  dimensioni  differenti,  perchè  in  istato  di  proliferazione,  non  dif- 
ferisce dall'  ectoderma  secondario  ;  tal  nome  accenna  semplicemente  al 
fatto  che  in  questo  punto  del  blastoderma  e  propriamente  nell'  area 
blastoporica  ha  luogo  il  primo  differenziamento  dei  foglietti  embrionali. 

Come  conseguenza  di  questa  proliferazione  cellulare  si  ha  un 
accumulo  di  cellule  sotto  il  disco.  Alcune  di  queste  {Ent)  si  distac- 
cano dal  fondo  della  depressione  gastrulare  e  migrano  nel  vitello. 
Queste  si  trovano  in  principio  abbondanti  nel  centro  di  esso,  in  seguito 
si  portano  alla  periferia  per  formare  le  pareti  del  grande  sacco  epatico. 

Il  risultato  finale  è  identico  a  quello  che  si  osserva  nell'  Asla- 
cus,  dove  il  disco  entodcrmico  (Entodermscheibe) ,  differenziatosi  alla 

1  Hrooks,  W.  K.,  Lucifer.  A  Study  in  Morphology.  in:  Phil.  Trans.  Voi. 
173  1882. 

2  Haeckel,  E.,  Die  Gastrula  und  die  Eifurchung  der  Thiere.  in  :  Jena.  Zeit. 
Naturw.  9.  Bd.  1875  pag.  450. 


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548 


G.  Cano 


periferia,  s'invagina  verso  il  centro  dell'  uovo  in  forma  di  sacco,  il 
quale  si  mette  in  seguito  in  rapporto  col  proctodaeum.  Le  cellule 
di  questo  sacco  si  portano  gradatamente  alla  periferia  e  circondano 
gli  elementi  del  vitello  nutritivo  disposto  in  forma  di  piramidi  (pira- 
midi secondarie)  giusta  quanto  si  osserva  nella  Maja  (fig.  98  e  100). 
In  sostanza,  la  differenza  sta  in  ciò  che,  impedendo  il  vitello  di  nu- 
trizione l'invaginazione  gastrulare,  le  cellule  sono  obbligate  a  migrare. 
A  tal  uopo  esse  hanno  acquistato  dei  caratteri  ameboidi  e  sono  prov- 
visti di  prolungamenti  speciali  in  forma  di  raggi  coi  quali  possono 
penetrare  nel  vitello  onde  portarsi  sul  dorso  dell'  embrione. 

Che  cosa  rappresentano  dunque  queste  cellule?  Come  P.  Mayer 
ha  notato  nell'  Eupagurusx  e  Ishikawa2  neli1  Atyephyra,  esse  rap- 
presentano esclusivamente  l'entoderma. 

Nel  recente  lavoro  di  Weloon  (v.  sopra  pag.  533}  sullo  sviluppo 
del  Crangon  l'autore  a  pag.  353  cosi  si  esprime:  »Io  sono  inclinato 
a  riguardare  il  complesso  di  queste  cellule  invaginate  (tanto  quelle 
esistenti  alla  periferia,  quanto  quelle  migranti  nel  vitello)  come  for- 
manti l'entoderma«;  ed  a  pag.  355:  »in  una  sezione  anteriore  le 
larghe  cellule  entodermiche  si  veggono  divenire  continue  colle  piccole 
cellule  della  placca  ventrale.  Egli  è  possibile  che  questa  apparente 
fusione  tra  l'entoderma  e  l'ectoderma  sia  puramente  accidentale,  però 
è  parimenti  possibile  che  questa  sia  l'indizio  di  un  prolungamento  ven- 
trale del  blastoporo.« 

Weldon  non  ha  però  seguito  l'ulteriore  destino  di  questo  cu- 
mulo di  cellule  periferiche  esistente  in  corrispondenza  dell'  area 
blastoporica,  non  poteva  quindi  risolvere  la  questione.  Esse  rappre- 
sentano invece  ectoderma  genuino  [Ere1),  come  lo  dimostrano  le  figure 
94,  95  e  96. 

Anche  P.  Mayer  ha  pur  riconosciuto  che  questo  gruppo  di  cel- 
lule, che  hanno  dato  prima  origine  all'  cntoderma,  appartengono  più 
tardi  al  foglietto  esterno  (pag.  237). 

La  questione  della  genesi  dell'  entoderma  da  cellule  distacean- 
tesi  dal  fondo  della  gastrula  e  migranti  nel  vitello  si  trova  in  rap- 
porto con  un'  altra  questione  abbastanza  discussa  sulla  presenza  di 
alcuni  elementi  cellulari  vitellini,  i  quali  avrebbero  un  origine 
ed  un  ufficio  ben  diverso  da  quello  che  ho  di  sopra  annunciato. 

1  Maykk,  Zur  Entwicklungsgeschichte  ecc.  pag.  239. 

2  Ishikawa,  C,  On  the  Development  of  a  Frcshwater  Maeruious  Crusta- 
oean,  Atyephyra  compressa  Do  Haan,  in  Q.  Journ.  Micr.  Se.  (2)  Voi.  25  1SS5 
pag.  412. 


Sviluppo  o  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


549 


Prescindendo  dall'  opinione  sul  modo  di  formazione  di  questi 
elementi  indipendentemente  dai  nuclei  di  segmentazione,  opinione 
sostenuta  da  Lankester  nell'  uovo  dei  Cefalopodi  e  che  non  ha  ri- 
cevuto un'  effettiva  conferma,  Balfour  nel  suo  trattato  di  Embrio- 
logia ammette  come  probabile  che  non  tutti  i  nuclei  esistenti  nel  vi- 
tello e  provenienti  dalla  divisione  del  primo  nucleo  di  segmentazione 
prendano  parte  alla  formazione  del  blastoderma,  ma  che  qualcuno 
resti  nell'  interno  del  vitello  per  formare  il  nucleo  delle  sfere  vi- 
telline. 

Nusbaum1  nella  My&is  ammette  invece  che  le  cellule  vitelline 
si  formano  esclusivamente  da  quel  cumulo  di  cellule  esistente  in  cor- 
rispondenza del  disco  germinale  e  che  migrano  nel  vitello.  Esse 
non  hanno  secondo  l'autore  alcuna  importanza  nella  formazione 
dell'  entoderma,  ma  il  loro  ufficio  esclusivo  è  quello  di  digerire  il 
vitello.  Egli  quindi  le  considera  come  degli  elementi  ento-meso- 
dermici  rudimentali  (1)  i  quali  avrebbero  la  proprietà  dei  fagociti, 
donde  il  nome  di  vitellofaghe  (pag.  161). 

Qualunque  possa  essere  il  valore  delle  osservazioni  fatte  dai 
diversi  autori  sull'  apparizione  precoce  delle  cellule  vitelline  e  l'im- 
portanza che  avrebbero  questi  elementi  negli  Insetti,  egli  è  certo 
che  nella  Maja  nessun  elemento  comparabile  a  quelli  sovracitati  si 
trova  durante  il  periodo  della  segmentazione.  Nello  stadio  di  peri- 
morula  e  periblastula  tutti  i  nuclei  vitellini  e  provenienti  dal 
primo  nucleo  di  segmentazione  si  trovano  alla  periferia:  nessun 
nucleo  persiste  nell'  interno  che  non  pigli  parte  alla  formazione  del 
blastoderma.  Invece  tutti  gli  elementi  cellulari  che  sono  nell' interno 
del  vitello  dopo  i  primi  cambiamenti  avvenuti  nel  blastoderma  pro- 
vengono dal  disco  germinale. 

Quale  è  il  destino  ulteriore  di  queste  cellule  ? 

Come  ho  già  detto  di  sopra,  esse,  distaccandosi  dal  fondo  della 
gastrula.  assumono  un  carattere  ameboide  e  sono  provviste  di  pro- 
lungamenti radiari  (fìg.  95  e  96),  coi  quali  migrano  nell'  interno  della 
massa  vitellina.  Nello  stadio  F,  queste  cellule  coi  loro  prolungamenti 
formano  una  rete  triangolare  (fig.  95]  ;  nello  stadio  6,  le  maglie  di 
questa  rete,  divenute  più  larghe  (fig.  96),  limitano  uno  spazio  quasi 
circolare,  e  nello  stadio  I  (fig.  98),  quasi  tutte  queste  cellule  sono  già 
pervenute  alla  periferia  e  si  trovano  al  disotto  del  blastoderma.  Nello 


l  Nusbaum,  J.,  Lembryologie  de  Mysù  chameleo  (Thompson1,  in:  Arch. 
Z.  Expér.  (2)  Tome  5  1887. 


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G.  Cano 


stadio  K  (fig.  1 00] ,  quasi  tutte,  riunite  in  una  membrana,  formano  le 
pareti  di  un  sacco  racchiudente  gli  elementi  nutritivi  del  vitello  in 
forma  di  piramidi  [piramidi  secondarie  di  Reichenbach),  che  è  il 
grande  sacco  epatico. 

Un  cumulo  di  queste  cellule  persiste  intanto  verso  il  centro 
dell'  uovo  al  disotto  dell'  ispessimento  ventrale  dell'  embrione.  Viste 
a  forte  ingrandimento  esse  si  presentano  cogli  stessi  caratteri  di 
quelle  ordinarie  dell'  entoderma.  sono  rotonde  e  non  hanno  però  dei 
prolungamenti  radiali.  Una  sezione  trasversale  dell'  embrione  nello 
stadio  H  (fig.  97}  fa  vedere  la  disposizione  di  questo  cumulo.  Nello 
stadio  I,  una  sezione  sagittale  dell'  embrione  (fig.  98)  mostra  un  con- 
simile cumulo  centrale  di  cellule  entodermiche,  le  quali  nello  stadio 
M  (fig.  99)  formano  le  pareti  ventrali  del  sacco  epatico;  persistono 
però  ancora  degli  elementi  cellulari  entodermici  Dell'  interno  del 
vitello,  come  P.  Mayer  ha  ben  notato  nell'  Eupagurm.  Neil'  ultimo 
periodo  embrionale  invece  nessun  elemento  cellulare  si  riscontra  in 
quel  residuo  di  sostanza  vitellina  contenuto  nell'  interno  dei  ciechi 
epatici  (fig.  103). 

Bisogna  quindi  concludere  che  tutti  gli  elementi  cellulari  distac- 
catisi dal  fondo  della  gastrula  e  migrati  nel  vitello  entrano 
nella  formazione  del  grande  sacco  epatico  e  perciò  rappresentano 
l'ipoblasto,  come  Uobketzky1  ha  dimostrato  nell  Onücus  mu- 
rar ius. 

Però  queste  cellule  entodermiche  hanno  esclusivamente  l'ufficio 
di  formare  il  grande  sacco  epatico? 

A  questa  domanda  io  non  posso  rispondere  direttamente.  Esa- 
minando infatti  quel  cumulo  di  cellule  esistente  in  vicinanza  del- 
l'ispessimento ventrale,  si  osserva  che  quivi  il  vitello  è  ridotto  in  un 
detrito  di  minuti  granuli  rifrangenti  fortemente  la  luce,  granuli  che 
circondano  questi  elementi  cellulari.  Parimenti  le  cellule  migranti, 
tanto  nell'  interno  del  vitello,  quanto  alla  periferia,  sono  sempre 
circondate  ciascuna  da  un'  areola  trasparente  che  manda  di  qua  e  di 
là  dei  prolungamenti,  la  quale  areola  si  risolve  in  ultimo  in  un  detrito 
granuloso.    Esaminando  infine  le  cellule  che  sono  disposte  in  uno 


1  Bobretzky,  N. ,  Zur  Embryologie  des  Onùcus  murarius.  in:  Zeit. 
WiöB.  Z.  24.  Bd.  1871.  A  pag.  185  l'A.  cosi  si  esprime:  »i  foglietti  mediano  ed 
interno  pigliano  origine  dal  disco  germinativo,  le  cellule  di  quest*  ultimo  fo- 
glietto migrano  nel  vitello  e  formano  il  germe  dell'  intestino  medio  (Darmdrüsen- 
keim).« 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


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strato  per  formare  le  pareti  del  grande  sacco  epatico,  si  vede  che  il 
vitello  è  quivi  ridotto  ad  una  poltiglia  di  minuti  granuli. 

Bisogna  quindi  concludere  che  queste  cellule  entodermiche  ab- 
biano la  facoltà  di  modificare  il  vitello  o  che  abbiano  ancora  delle 
proprietà  vitellofaghc,  se  si  vuol  adottare  questa  espressione. 

Dopo  aver  parlato  dell'  entoderma,  bisogna  venire  a  trattare  del 
mesoderma.  La  genesi  di  esso,  la  quale  nel  Penaeus[fj  secondo 
Haeckel  ,  nel!'  Astacus  giusta  le  osservazioni  di  Bobretzky  e  di 
REicHKNBACn ,  nel  Palaemon  secondo  Bobretzky  e  nell'  Atyephyra 
secondo  Ishikawa  ha  luogo  primitivamente  in  corrispondenza  del- 
l'orlo della  perigastrula ,  rimane  non  ispicgata  da  P.  Mayer  nel- 
XEupagurus. 

Hkichenbach  ammette  che  il  germe  mesodermico  (Mcsoderm- 
keim)  si  trova  innanzi  della  plica  entodermica  e  che  risulta  di  cellule 
grosse  e  piccole,  le  quali,  sia  per  la  loro  forma  che  per  la  loro  gran- 
dezza, mostrano  un  rapporto  di  dipendenza  dalle  cellule  esterne  del 
bla8toderma  situate  nell'  orlo  della  bocca  primitiva.  Questo  germe 
mesodermico,  il  quale  si  mostra  simultaneamente  alla  plica  formata 
dall'  invaginazione  gastrulare.  si  estende  in  seguito  con  disposizione 
bilaterale  e  forma  dei  grossi  ammassi  di  cellule.  Nello  stadio  0,  il 
mesoderma  lascia  riconoscere  due  sorta  di  elementi  :  cellule  primarie 
e  secondarie,  le  quali  ultime  darebbero  origine  agli  elementi  del 
sangue  e  sarebbero  di  provenienza  entodermica,  in  opposizione  alle 
cellule  del  mesoderma  primario  che  provengono  dall'  ectoderma. 

Nusbaum  dimostra  che  il  mesoderma  nella  Mysis  si  sviluppa  su 
tutta  la  lunghezza  delle  due  metà  ispessite  della  bandelctta  ventrale 
tra  il  disco  caudale  ed  i  lobi  ottici.  Sulla  superficie  di  queste  parti 
ispessite  si  trovano  al  disotto  dell  ectoderma  cellule  mesodermiche, 
le  quali  si  formano  per  divisione  delle  cellule  dell'  ectoderma  primi- 
tivo in  direzione  tangenziale  o  raggiata,  od  ancora  dalle  cellule  ecto- 
dermiche  totali  che  s'invaginano  sotto  forma  di  cuneo  al  disotto  del 
foglietto  esterno. 

Recentemente  Weldox  dimostra  che  il  mesoderma  nel  Cranqon 
si  sviluppa  primitivamente  dalle  cellule  ectodermichc  della  placca 
ventrale,  in  opposizione  alle  vedute  di  Kingsley1,  il  quale  ammette 
che  il  mesoderma  primitivo  si  sviluppi  ai  lati  dell'  invaginazione 
entodermica  da  quelle  stesse  cellule  che  stanno  intorno  alla  bocca  del 


1  Kingsley,  The  Development  of  Crangon  vulgaris.  Second  papcr.  in: 
Bull.  Essex  Inst.  Vol.  18  1887  pag.  110-111.  tav.  1  fig.  9. 

Mittheilungen  a.  d.  Zoolog.  Station  zu  Neapel.   Bd.  10.  37 


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G.  Cano 


blastoporo  e  che  migrano  nel  vitello.  Secondo  il  medesimo  autore  il 
mesoderma  in  seguito  si  estende  all'  innanzi  in  forma  di  due  larghe 
bande  al  disotto  del  canale  alimentare  lungo  la  linea  mediana,  però 
non  oltre  la  regione  toracica. 

BUMPU81,  in  ultimo,  pochissimo  sa  dire  Bull'  origine  del  meso- 
derma, però  egli  ammette  che  nell'  Homarus  questo  foglietto  si  formi 
nel  punto  dove  l'ectoderma  si  trova  fuso  (?)  coli"  entoderma. 

Per  quanto  riguarda  la  Maja,  le  mie  osservazioni  concordano 
completamente  con  quelle  fatte  da  Bobretzky  nell'  Onìsws:  il 
mesoderma  primitivamente  si  sviluppa  da  quel  medesimo  cumulo  di 
cellule  esistente  al  disotto  della  depressione  blastoporica,  dal  quale 
prende  origiue  lentoderma.  Al  disotto  di  questo  cumulo  si  osservano 
dei  grossi  elementi  cellulari  con  protoplasma  omogeneo,  con  un  grosso 
nucleo  rotondo  contenente  due  nucleoli  [Mes%  le  quali  rappresentano 
le  cellule  iuiziali  del  mesoderma.  Tra  queste  grosse  cellule  ve  ne  sono 
delle  assai  piccole,  però  in  minor  numero,  le  quali  hanno  una  forma 
sferica  ed  un  piccolissimo  nucleo  e  si  originano  per  scissione 
dalle  cellule  del  mesoderma  primario.  Consimili  elementi  cellulari  si 
osservano  (fig.  94)  all'  innanzi  dell'  invaginazione  del  proctodaeum,  e 
queste  provengono  direttamente  dalle  cellule  dell'  ectoderma  secon- 
dario. 

Nessun  elemento  ho  io  potuto  riscontrare  comparabile  a  quelli 
indicati  da  Kkichknisacii  col  nome  di  »schaumigen  Elemente  <te 
weilten  Dotters«. 

Il  mesoderma  comparisce  per  la  prima  volta  nello  stadio  D;  la 
sua  ulteriore  diffusione  nello  stadio  E  procede  con  disposizione  re- 
golare simmetrica  da  due  bandelctte  laterali  in  modo  conforme  a 
quanto  Weldon  ha  osservato  nel  Crangon.  Esaminando  l'embrione 
in  sezione  trasversa  in  questo  periodo,  si  veggono  delle  cellule  meso- 
dermiehe  grandi  e  piccole,  le  quali  si  originano  per  scissione  dalle 
cellule  delle  due  metà  ispessite  della  bandelotta  ventrale.  Nello 
stadio  G.  si  trovano  cellule  mesodcrmiche  lungo  tutta  la  superficie 
ventrale  interna  dell'  embrione  tig.  90)  e  nello  stadio  L  ed  M.  vi  e 
un  cumulo  di  cellule  mesodcrmiche  all'  interno  di  queir  ispessimeut" 
dorsale,  dal  quale  si  svilupperà  la  spina  dorsale  della  Zoèa.  Queste 
cellule  mesodcrmiche,  come  io  ho  potuto  stabilire  nelle  sezioni,  nou 
si  trovano  quivi  arrivate  per  migrazione,  ma  si  formano  in  situ  per 


1  Bümpus,  lì.  C,  The  Embryology  of  the  American  Lobster.  in:  Jouru. 
Morph.  Boston  Voi.  5  pag.  2;»7. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi.  553 

scissione  delle  stesse  cellule  ectodermiche  dell1  ispessimente  dorsale 
(fig.  98). 

Bisogna  quindi  concludere  che  il  mesoderma  abbia  un'  ori- 
gine assai  diffusa:  esso  si  sviluppa  primitivamente  da  quel  cu- 
mulo di  cellule  periferiche  esistente  in  corrispondenza  della  depres- 
sione blastoporica,  e  dalle  due  metà  ispessite  della  bandeletta  ventrale, 
ed  in  seguito  con  direzione  tangenziale  e  raggiata  si  sviluppa  da 
tutte  le  cellule  ectodermiche  esistenti  alla  superficie  ventrale,  late- 
rali e  dorsale  dell'  embrione. 

E  però  certo  che  il  mesoderma  si  sviluppi  esclusivamente  in 
dipendenza  delle  cellule  ectodermiche? 

A  questa  domanda  io  non  posso  rispondere  direttamente.  A  me 
sembra  che  molti  elementi  entodermici,  segnatamente  quelli  che  per- 
sistono neir  interno  del  vitello  nutritivo,  dopo  la  formazione  del 
grande  sacco  epatico,  possono  dar  origine  agli  elementi  del 
sangue.  Le  mie  osservazioni  a  questo  riguardo  sono  però  insuf- 
ficienti. 

Dopo  aver  parlato  dello  sviluppo  dei  foglietti  embrionali  credo 
necessario  tener  parola  dello  sviluppo  degli  organi  ed  in  primo  luogo 
del  sistema  nervoso. 

Sistema  nervoso.  La  disposizione  caratteristica  del  sistema 
nervoso  nei  Crostacei  come  di  quello  di  tutti  gli  animali  articolati 
trova  una  interpretazione  in  condizioni  speciali  dello  sviluppo. 

Come  ho  già  dimostrato  nel  primo  capitolo,  l'embrione  si  svi- 
luppa con  tre  abbozzi  diversi,  cioè  i  lobi  cefalici  e  la  placca  toraco- 
addomiuale  (tav.  34  fig.  14).  Nella  fase  successiva  (fig.  15).  queste 
tre  aree  germinali  si  trovano  riunite  a  forma  di  triangolo  colla  base 
rivolta  in  avanti,  che  limita  un'  area  blastodermica  non  ancora  dif- 
fereuziata.  Verso  il  centro  di  quest'  area  si  apre  più  tardi  lo  stomo- 
dacum  (fig.  17).  Col  suddividersi  dei  lobi  cefalici  (fig.  10,  17,  18) 
compariscono  tre  ispessimenti  dell'  epiblasto,  in  forma  di  cercine  su 
ciascun  lato  della  linea  mediana  (fig.  20),  che  rappresentano  i  futuri 
gangli  cerebrali;  due  ispessimenti  consimili  si  osservano  alla  base 
delle  mandibole  e  sono  i  futuri  gangli  mandibolari.  Nello  stadio  G 
(tìg.  19),  al  disopra  dell'  orifizio  boccale  comincia  a  comparire  un 
solco  mediano  prodotto  da  un'  introflessione  dell'  epiblasto  ;  un  altro 
solco  si  ha  tra  gli  occhi  ed  il  futuro  cervello;  la  formazione  però 
di  tre  paia  distinte  di  gangli  cerebrali  ha  luogo  nello  stadio  succes- 
sivo ;fig.  20). 

Lo  sviluppo  dei  gangli  cerebrali  e  dei  gangli  mandibolari  si 

37- 


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554  G.  Cano 

presenta  come  una  formazione  continua  dall'  avanti  all'  indietro,  giusta 
quanto  Reichenbach  ha  osservato  nell'  Astacus;  tuttavia,  tenendo 
conto  dei  tre  abbozzi  embrionali  primitivi,  bisogna  riconoscere  che 
lo  sviluppo  del  cervello  è  indipendente  da  quello  della  catena  ventrale. 

Lo  sviluppo  ulteriore  della  catena  ventrale  ha  luogo  per 
due  ispessimenti  laterali  dell'  epiblasto.  In  principio  essa  non  pre- 
senta alcun  carattere  segmentale  e  risulta  formata  da  un  cumulo  di 
piccole  cellule  simili  a  quelle  dell'  ectoderma  genuino.  Tra  queste, 
in  un  periodo  più  avanzato  dello  sviluppo,  si  osservano  dei  grossi 
elementi  cellulari  [Cg,  fig.  100)  quali  furono  osservati  da  Reichen- 
BACfl  nell'  Asiaca*  e  da  Nusbaum  nella  Mysts;  nell'adulto  si  tras- 
formano secondo  Reichenbach  in  grosse  cellule  ganglionari  (große 
Ganglienzellen). 

Lo  sviluppo  dei  gangli  ha  luogo  regolarmente  dall' avanti  al- 
l'indietro;  ultimi  a  comparire  sono  di  Sfatti  i  gangli  addominali,  come 
lo  dimostrano  le  fig.  100  e  101  itav.  36).  In  ciò  si  ha  una  conferma 
della  legge  di  sviluppo  degli  animali  metamerici  formulata  da  Claus. 

Nello  stadio  M,  i  gangli  della  catena  ventrale  si  trovano  disposti 
in  duplice  serie  lungo  la  linea  mediana  del  corpo;  i  gangli  di  nn 
lato  sono  in  rapporto  con  quelli  del  lato  opposto  per  mezzo  di  gruppi 
di  piccole  cellule;  anche  i  gangli  sovraesofagei  stanno  in  connesso 
con  quelli  della  catena  ventrale  per  mezzo  di  un  altro  gruppo.  Col 
differenziarsi  degli  elementi  nervosi  questi  gruppi  formano  le  com- 
messure ed  i  connettivi  dei  gangli. 

Neil'  ultimo  periodo  embrionale,  sul  connettivo  che  riunisce  i 
gangli  mandibolari  a  quelli  del  secondo  paio  di  antenne  si  osserva 
un  piccolo  cumulo  di  cellule  che  è  il  futuro  ganglio  esofageo  o 
commessurale1. 

Tanto  in  questa  epoca,  quanto  nella  Zoca,  oltre  le  3  paia  di 
gangli  cerebrali  si  contano  11  paia  distinte  di  gangli  appartenenti 
alla  catena  toracica  e  ü  paia  di  gangli  addominali. 

I  gangli  della  catena  toracica  hanno  presso  a  poco  la  me- 
desima graudezza,  mentre  quelli  della  catena  addominale  sono 
piccolissimi,  senza  distinte  commessure,  riuuiti  tra  di  loro  per  mezzo 
di  lunghi  connettivi.  A  differenza  di  quanto  si  osserva  nell'  adulto,  la 
catena  ventrale  della  Zoea  di  Maja  è  perforata  dall'  arteria  sternale. 

Nello  stadio  di  Megalopa,   scomparisce  la  catena  gangliare 

1  Vi allan es ,  IL,  Recherches  cotnparatives  sur  l'orgarnsation  <lu  cerveau 
dans  les  principsiux  groupes  d' Arthropodes,  in  :  C.  R.  Soc.  Biol.  Paris  (9)  Tome  4. 
1891  pag.  354. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


555 


nell  addome,  e  queBto  come  nell'  adulto  (fig.  106)  viene  innervato 
direttamente  da  un  piccolo  lobo  esistente  tra  i  $ue  gangli  posteriori 
della  massa  toracica.  Questo  lobo  corrisponde  alla  catena  gangliare 
addominale  della  Zoea,  mentre  il  fascio  nervoso  corrisponde  ai  nervi 
dei  pleopodi. 

Questo  carattere,  come  avrò  occasione  di  discutere  più  innanzi 
a  pag.  573,  apparisce  della  più  grande  importanza  dal  punto  di  vista 
morfologico  e  filogenetico  ed  è  sufficiente  a  dimostrare  in  rapporto  al 
significato  della  Zoea  che  la  perdita  delle  appendici  nel  torace  e 
nell'  addome,  durante  questo  periodo  di  sviluppo,  è  un  fatto  puramente 
larvale. 

Una  distinta  catena  gangliare  nell'  addome  si  osserva  in  tutte  le 
fasi  di  sviluppo  dei  Macruri,  Anomali  e  Dromiacei,  se  ancora  nei 
Kaninidei  io  non  ho  potuto  direttamente  osservare. 

Nei  Dromiacei,  intanto,  la  catena  gangliare  addominale  diventa 
rudimentale  nell'  adulto,  però  conserva  distinte  6  paia  di  gangli, 
mentre  nei  Bracbyuri  essa  esiste  soltanto  nella  Zoea  e  scompare  in 
tutte  le  successive  fasi  di  sviluppo. 

La  presenza  d'una  catena  gangliare  addominale  nelle 
larve  dei  Brachyuri,  giusta  quanto  ne  riferisce  H.  M.  Edwards1, 
venne  per  la  prima  volta  osservata  da  Gerbe.  Erroneamente  però 
il  grande  carcinologo  francese  rappresenta  la  massa  gangliare  tora- 
cica della  Maja  e  del  Carduus*  come  formata  di  un  sol  disco  ri- 
sultante dalla  fusione  di  tutti  i  gangli  toracici.  Quest'  errore,  che  è 
stato  riprodotto  nei  trattati  di  Zoologia  e  di  Anatomia  di  Claus  e 
Lang3,  dipese  senza  dubbio  dal  fatto  che  Fautore  ha  osservato  la 
massa  toracica  rivestita  dalla  membrana  sierosa. 

La  massa  gangliare  toracica  della  Maja  (tav.  36  fig.  106) 
come  quella  di  tutti  i  Brachyuri  risulta  però  sempre  di  11  paia  di 
gangli;  le  prime  6,  cioè  quelle  che  innervano  le  mandibole,  le  ma- 
scelle ed  i  piedi  mascellari,  sono  riunite  in  un  pezzo  impari  mediano, 
ed  i  limiti  di  separazione  dei  singoli  gangli  sono  appena  visibili 
nello  stato  fresco,  ma  riescono  ben  distinti  nelle  sezioni.  Le  altre  5 


1  Milne  Edwards,  IL,  Lecons  sur  la  physiologie  et  l'anatomie  comparéc 
ecc.  Tome  9  1874  pag.  177. 

2  Idem,  Histoire  naturelle  des  Crustaces.  Tome  I  pi.  11  fig.  5  e  10. 

•  Anche  Yi/xo  nello  studio  della  struttura  intima  e  delle  funzioni  del  sistema 
nervoso  dei  Crostacei  Decapodi  (in:  Ardi.  Z.  Expér.  Tome  7  1878  pag.  410  e  411) 
è  caduto  nel  medesimo  errore  eh'  egli  era  certamente  in  obbligo  di  evitare. 


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5Ó6 


G.  Cano 


paia,  quelle  cioè  che  innervano  i  chelopodi  ed  i  piedi  ambulatori, 
sono  al  contrario  molto  sviluppate. 

Bouvier1,  in  un  recente  lavoro,  ha  riparato  in  parte  all'  errore 
di  H.  M.  Edwards.  A  differenza  però  di  ciò  che  si  osserva  nella 
maggior  parte  dei  Decapodi,  la  catena  ventrale  della  Maja  adulta 
non  è  perforata  dall'  arteria  sternale. 

Occhi.   In  rapporto  collo  sviluppo  del  sistema  nervoso  bisogna 
considerare  la  formazione  degli  organi  visivi. 

Gli  occhi,  al  pari  delle  due  prime  appendici  nauplitiche  si  svi- 
luppano dai  lobi  cefalici.  Questa  condizione  nello  sviluppo  tenderebbe  | 
ad  accordare  ai  medesimi  tutta  l'importanza  di  vere  appendici  del 
corpo;  il  fatto  però  per  sè  stesso  è  insufficiente  a  confutare  le  di- 
verse obiezioni  messe  avanti  da  Claus. 

Nella  prima  fase  di  sviluppo,  le  cellule  che  formano  l'area  dei 
lobi  cefalici  non  manifestano  quella  disposizione  regolare  concentrica 
che  Reichenbach  ha  ben  descritta  e  figurata  nell'  Astacus.  Questa 
disposizione  si  osserva  in  parte  pili  tardi  (tav.  34  fig.  15),  allorché 
i  lobi  cefalici  sono  riuniti  alla  placca  toraco-addominale  per  mezzo 
dei  cordoni  laterali.  Una  sezione  dei  lobi  cefalici  nel  primo  periodo 
mostra  che  essi,  mentre  si  sviluppano  indipendentemente  l'uno  dal- 
l'altro, risultano  ancora  di  un  semplice  strato  di  cellule.  Nello  stadio 
successivo  (tav.  36  fig.  93] ,  l'area,  che  prima  era  piana,  in  un  dato 
punto  s'invagina,  le  cellule  sono  quivi  disposte  in  più  strati. 

Quest'  invaginazione  (AugeneinstUlpung' ,  nelle  tre  fasi  successive 
(tav.  31  fig.  1G,  17,  18),  viene  ad  occupare  quasi  il  centro  dell'area 
dei  lobi  ottici  (Lo).  Nello  stadio  G  ;fig.  19),  gli  occhi  hanno  la  forma 
di  due  masse  allungate,  risultauti  di  cellule  con  un  grosso  nucleo, 
disposte  in  serie  parallela,  e  cominciano  a  separarsi  dalla  massa 
cerebrale  per  mezzo  di  una  depressione  dell'  ectoderma  in  forma  di 
solco.  Nello  stadio  H  fig.  20  ,  gli  occhi  hanno  la  forma  di  lobi  piri- 
formi e  sono  ben  distinti  dai  gangli  ottici  del  cervello.  Negli  stadii 
I,  K  e  L  fig.  21,  22,  23),  vi  si  distinguono  due  porzioni  ganglionari 
ed  una  parte  terminale  appartenente  alla  sfera  diottrica.  Una  sezione 
trasversale  dell'  occhio  in  quest'  ultimo  stadio  (tav.  36  fig.  109)  mostra 
due  zone  di  cellule  divise  tra  di  loro  da  una  zona  più  chiara  com- 
posta di  elementi  che  non  si  colorano  col  carminio.  La  zona  peri- 
ferica consta  di  cellule  oblunghe  disposte  in  due  strati,  la  zona 


1  Bouvier,  E.  L.,  Le  systòme  nerveux  des  CruBtacés  décapodes  ecc.  in 
Ann.  Sc.  N.  (7)  Tome  7  18S9. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynehi.  557 


gauglionare  di  piccole  cellule  rotonde  simili  a  quelle  dell'  ectoderma 
genuino;  tra  queste  stanno  delle  cellule  di  provenienza  mcsodermica. 
Nello  stadio  M,  la  zona  periferica  è  composta  di  più  piani  di  cellule 
(fig.  110),  si  estende  in  continuità  diretta  coli  epidermide  e  forma  in 
seguito  le  faccette  corneali,  i  nuclei  di  Semper  ed  i  coni  cristallini. 
Al  disotto  di  questa,  si  osserva  un1  altra  zona  di  cellule  oblunghe  che 
formeranno  gli  elementi  delle  retinule  e  dei  rabdomi.  La  zona  in- 
feriore diverrà  la  massa  ganglionare  dell'  occhio.  Nello  stadio  suc- 
cessivo, gli  occhi  sono  provvisti  di  pigmento. 

SuU'  origine  del  pigmento  oculare,  il  quale  secondo  Uei- 
ch em bach  ha  una  duplice  provenienza,  una  ectoderraica  (strato  su- 
periore e  mediano)  ed  una  mesodermica  (strato  inferiore  ,  nulla  posso 
dire  attualmente. 

Neil'  ultimo  periodo  embrionale,  come  nella  Zoè'a  (fig.  Ili),  la 
parte  ganglionare  dell'  occhio  è  composta  di  un  ganglio  retinico  (Gir) 
e  di  3  gangli  ottici  (Glo  I,  Glo  II,  GIo  III). 

Le  modificazioni  che  subisce  l'occhio  nell'adulto  in  rapporto 
a  quello  delle  fasi  larvali  sono  le  seguenti: 

a)  riduzione  della  sfera  diottrica  e  della  parte  ganglionare  ot- 
tica; b)  maggiore  sviluppo  del  nervo  ottico;  c)  sviluppo  dei  muscoli 
destinati  al  movimento  dell'occhio  (fig.  Ili,  112,  113). 

(il  and  ola  antennule.  Essa  proviene  da  una  invaginazione  del- 
l'ectoderma, la  quale  comincia  a  comparire  nello  stadio  G,  cresce 
nelle  fasi  successive  e  viene  a  formare  nella  Zoea  le  pareti  di  un 
sacco  (tav.  36  fig.  107)  risultante  di  un  semplice  strato  di  cellule  ro- 
tonde simili  a  quelle  dell'  ectoderma  genuino.  Questo  sacco  cresce 
durante  il  periodo  larvale,  si  estende  in  vicinanza  della  linea  mediana 
del  corpo  e  manda  qua  e  là  delle  estroflessioni  ed  introflessioni. 
Nella  Megalopa,  esaminando  in  sezione  le  pareti  di  questo  sacco 
(fig.  108),  si  osserva  che  esse  sono  formate  da  una  membrana  di 
sostegno  e  da  un  epitelio  cilindrico  con  delle  cellule  a  distinto  con- 
torno, contenenti  un  nucleo  ovale  con  :?  o  4  nucleoli. 

La  glandola  antennale  presenta  dapcrtutto  una  struttura  uniforme, 
e  non  è  possibile  distinguere  in  questo  periodo  le  diverse  parti  quali 
furono  osservate  da  Marchal1  nella  Maja  adulta. 

Intestino  posteriore.  L'intestino  posteriore  nella  sua  totalità 
è  un  derivato  ectodermico,  come  lo  si  dimostra,  oltreché  per  lo  svi- 


1  Mauchal,  I\,  Rccherches  anatomiques  et  physiologiques  sur  Tapparci! 
exeréteur  des  Crustacés  décapode».  in   Ardi.  Z.  Expér.  (2)  Tomo  10  1892. 


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558 


G.  Cano 


luppo,  per  il  fatto  che  subisce  una  muta  al  pari  del  tegumento  cutaneo. 
Neil  embrione,  esso  comincia  a  presentarsi  nella  fase  D  (tav.  34  fig.  1 6  a). 
All'  innanzi  dell'  orifizio  gastrulare,  e  propriamente  nel  punto  mediano 
dell'orlo  inferiore  sinuoso  della  placca  toraco  -  addominale ,  l'ecto- 
derma, invaginandosi,  forma  il  proctodaeum  (tav.  36  fig.  94  Prt)\ 
questo,  nella  fase  E  (fig.  17),  si  apre  nel  medesimo  punto,  però  l'ori- 
fizio anale  tende  a  spostarsi  in  avanti.  Nelle  tre  fasi  successive 
(fig.  18,  19,  20),  col  sollevarsi  della  papilla  addominale  l'ano  viene 
ad  aprirsi  quasi  nel  centro  di  questa  papilla,  l'intestino  posteriore 
(fig.  95,  96)  termina  però  ancora  in  avanti  a  cui  di  sacco.  Nella 
fase  I  invece,  già  si  apre  nel  grande  sacco  epatico.  In  questa  fase, 
come  nelle  tre  successive,  l'ano  viene  ad  aprirsi  nella  sinuosità  for- 
cuta del  segmento  anale,  e  soltanto  nell'  ultima  fase  embrionale  si 
apre  nella  faccia  ventrale  di  questo  segmento. 

Questo  cambiamento  nei  rapporti  dell'orifizio  anale  coli' ul- 
timo segmento  dell'  addome,  il  quale  apparisce  senza  alcun  dubbio 
d'una  certa  importanza  filogenetica,  perocché  si  presenta  nelle  stesse 
condizioni  nella  Protozoea  e  nella  Zoèa  del  Penaeus,  è  conseguenza 
della  proliferazione  di  quella  zona  di  cellule  (tav.  36  fig.  102  Zg) 
che  Reic  henbach  chiama  zona  di  gemmazione  (Knospungszone) .  L'in- 
testino posteriore  viene  cosi  ad  occupare  tutta  l'estensione  dell'  ad- 
dome, e  nello  stadio  I,  esso  si  mette  in  rapporto  col  grande  sacco 
epatico  (fig.  98). 

Durante  lo  sviluppo,  si  associano  attorno  all'  intestino  delle  cel- 
lule del  foglietto  medio,  le  quali  formano  più  tardi  gli  elementi  del 
connettivo  e  dei  muscoli.  Tanto  nel  periodo  embrionale,  quanto 
nella  Zoea,  l'intestino  posteriore  presenta  un  carattere  uniforme  :  una 
sezione  trasversa  mostra  che  il  suo  lume  e  completamente  cilindrico. 
Nello  stadio  di  Megalopa,  la  parete  interna  si  solleva  e  forma  6  grosse 
pliche,  tra  le  quali  ne  sorgono  altre  6  più  piccole.  In  questo  stadio, 
si  riconoscono  distintamente  il  connettivo  ed  i  muscoli;  però  al 
disotto  dell'  epitelio  chitinogeno  nessuna  traccia  si  osserva  di  ghian- 
dole enzimatiche  salivari?  ,  le  quali  si  sviluppano  nell'adulto,  quando, 
cioè,  l'intestino  posteriore  ha  acquistato  la  sua  definitiva  struttura. 
Gli  elementi  istologici  dell'  intestino  posteriore  durante  il  periodo 
embrionale  sono  identici  a  quelli  che  formano  il  tegumento,  dal  quale 
provengono;  nella  Zoi:a,  le  eellule  (fig.  101  e  104)  non  presentano  alcun 
contorno  distinto:  il  nucleo  è  rotondo  od  ovale  e  contiene  nel  suo  in- 
terno uno  o  due  nucleoli.  Al  disotto  dell'  epitelio  si  trova  distinta  la 
membrana  di  sostegno  e  sotto  di  questa  delle  piccole  cellule  rotonde  od 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi.  559 


ovali  di  provenienza  mesodermica.  Nella  Megalopa,  le  cellule  del- 
l'epitelio chitinogeno  hanno  un  distìnto  contorno;  all'  esterno  della 
membrana  di  sostegno,  si  notano  fibre  muscolari  longitudinali  ed  an- 
nulari,  nonché  uno  strato  di  tessuto  connettivo.  Tranne  l'assenza  delle 
glandolo  enzimatiche,  che  ho  di  sopra  notata,  l'intestino  posteriore 
sin  dalla  Megalopa  presenta  nella  sua  struttura  le  stesse  particola- 
rità anatomiche  ed  istologiche  descritte  ed  illustrate  da  FrenzkiJ 
nella  Maja  adulta. 

Intestino  anteriore.  Esso  si  sviluppa  più  tardi  del  posteriore. 
Nella  fase  E  (tav.  34  fig.  17),  tra  le  due  antenne  superiori  vi  è  una 
larga  invaginazione  dell'  ectoderma  (#)  in  forma  di  segmento  sferico, 
la  quale  costituisce  lo  stomodaeum.  Ben  presto  al  disopra  di 
essa  l'ectoderma  si  solleva  e  costituisce  un  lembo,  il  quale  va  a  rico- 
prire la  cavità  suddetta  (fig.  20  La).  L'orifìzio  B  diviene  successiva- 
mente (fig.  18}  quasi  triangolare,  però  colla  riduzione  dell'area  em- 
brionale acquista  l'aspetto  di  una  semplice  fenditura  trasversale 
(fig.  19).  Questa  rappresenta  la  bocca,  ed  il  lembo  che  ricopre  la 
cavità  d'invaginazione  é  il  labbro  superiore. 

La  cavità  termina  posteriormente  a  cui  di  sacco  (tav.  36  fig.  95, 
96«Sft/),  descrive  gradatamente  una  curva  e  si  ripiega  in  ultimo  per 
portarsi  in  basso  (fig.  98).  Nella  fase  K,  una  sezione  sagittale  del- 
l'embrione (fig.  100)  mostra  che  essa  si  è  già  messa  in  rapporto  col 
grande  sacco  epatico  e  che  vi  si  possono  distinguere  due  porzioni: 
una  più  sottile  in  forma  di  tubo  che  si  apre  nell'  orifizio  boccale  (il 
futuro  esofago]  ed  una  più  grossa  che  è  il  futuro  stomaco. 

Neil'  ultima  fase  embrionale,  la  cavità  dello  stomaco  si  apre  in 
quella  del  mesenteron:  l'esofago  è  allora  ben  distinto  dallo  sto- 
maco (fig.  101).  In  questo  si  riconoscono  due  parti,  una  cardiaca 
ed  una  pilorica,  divise  da  una  semplice  strozzatura.  Nel  punto  in 
cui  lo  stomaco  si  unisce  al  mesenteron,  esiste  la  valvola  pilorica  (  Vap  . 
La  conformazione  dell'  esofago  nella  Zoéa  (fig.  101)  è  quella  di  un 
semplice  tubo  avente  la  medesima  struttura  dell'  intestino  posteriore  ; 
il  lume  di  questo  tubo  in  sezione  trasversa  e  completamente  cilin- 
drico, però  nella  Megalopa,  vi  si  trovano  3  grosse  pliche  digitiformi 
e  tra  esse  altre  3  più  piccole.  L'esofago  acquista  quindi  quelle 
particolarità  istologiche  ed  anatomiche  che  si  osservano  nell'  a- 
dulto. 


i  Frkszel,  J„  Über  den  Danncanal  der  Crustaeeen  ecc.  in:  Arch.  Mikr. 
Anat.  25.  Bd.  1*85. 


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560 


G.  Cano 


Nessuna  traccia  di  gl  and  ole  salivari  ho  io  potuto  osservare 
neir  esofago,  quali  furono  descritte  da  Braun1  nell'  Astarus. 

Lo  stomaco  nella  Zoea  ha  la  forma  di  un  sacco,  le  pareti  di 
cui  non  sono  liscie  ma  ondulose  ed  hanno  la  medesima  struttura  di 
quelle  dell'  esofago  tìg.  101).  Nella  porzione  pilorica,  introflessioni 
parallele  delle  pareti,  in  guisa  di  setti  membranosi,  coi  margini 
guerniti  di  lunghe  spine,  danno  luogo  alla  formazione  delle  due 
ampolle  pilorichc'2.  L'armatura  scheletrica  dello  stomaco  tritu- 
rato re  (Kaumagen)  manca;  essa  si  sviluppa  nella  Megalopa  cosi 
completa  come  nell'  adulto3. 

La  struttura  dell'  intestino  anteriore  è  identica  a  quella  dell'  in- 
testino posteriore.  Primitivamente  esso  é  costituito  esclusivamente 
dalle  stesse  cellule  del  foglietto  esterno,  alle  quali  si  associano  in 
seguito  cellule  del  foglietto  medio  che  formano  più  tardi  gli  elementi 
del  connettivo  e  dei  muscoli.  Durante  lo  stadio  di  Zoea,  tanto  nel- 
l'esofago quanto  nello  stomaco,  non  si  rinviene  traccia  alcuna  di 
muscolatura  propria,  la  quale  si  sviluppa  assieme  al  connettivo 
solo  nella  Megalopa. 

Intestino  medio.  L'intestino  medio  colle  sue  dipendenze  si 
sviluppa  dal  grande  sacco  epatico  ed  è  quindi  nella  sua  totalità  un 
derivato  entodermico. 

A  pag.  546  ho  esposto  l'origine  del  grande  sacco  epatico  ;  intro- 
flessioni di  esso  formano  i  ciechi  epatici  della  Zoea  ;  la  porzione  re- 
siduale, che  si  era  messa  in  rapporto  colle  due  porzioni  terminali 
deir  intestino,  forma  l'intestino  medio. 

Un  limite  netto  di  divisione  tra  il  mesenteron.  il  proctodaeum  e 
lo  8tomodaeum,  come  si  osserva  nella  Zora  tav.  36  tìg.  101.  104). 
non  si  riconosce  nell'  embrione  (tìg.  100).  Le  mie  osservazioni  con- 
cordano in  ciò  con  quelle  fatte  da  Bohketzky  suIT  Onisrus. 

I  ciechi  epatici  nell' animale  vivente  sono  dotati  di  movi- 
menti alternanti  di  dilatazione  e  restringimento,  esclusivamente  pas- 
sivi e  dovuti  all'  azione  dei  muscoli  gastrici  e  degli  adduttori  delle 
mandibole.    Le  pareti  dei  ciechi  non  sono  liscie  ma  ondulose.  e 

1  Brai  n,  Max,  Über  dio  histologischen  Vorginge  boi  der  Häutung  ecc. 
in:  Arb.  Z.  Inst.  Wiirzburg  2.  Bd.  1875 

2  MofQiARn,  F.,  Sur  les  awpoules  pyloriques  des  Crustacés  podophthal- 
inuires.  in:  Compi  Rend.  Tome  9-1,  18>2  pag.  1208. 

3  N'auck,  E.,  Das  Kaugerìist  der  Braehyuren.  in:  Zeit.  Wiss.  Z.  34.  Bd. 
1880,  e  Mocquaud  F.,  Rechercbes  anatomiques  sur  1  estomac  des  Crustaecs  po- 
dopbthalmaires.  iti:  Ann.  Sc.  N.  (6j  Torneiti  18SH. 


Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi 


561 


nell'ultimo  periodo  embrionale,  contengono  ancora  del  vitello  {fig.  103), 
il  quale  viene  rapidamente  riassorbito  dopo  i  primi  momenti  della 
vita  larvale.  Come  P.  Mayeb  ha  osservato  nell'  Eupagurus,  i  ciechi 
della  Zoca  sono  incompleti  (fig.  103).  Essi  istologicamente  risultano 
costituiti  da  un  epitelio  a  cellule  cubiche.  Queste  hanno  il  proto- 
plasma granuloso  ;  il  nucleo  è  rotondo  e  contiene  uno  o  due  nucleoli. 
I  granuli  del  protoplasma  sono  bianchi  e  rifrangono  fortemente  la 
luce,  non  si  colorano  col  carminio  o  coli*  ematossilina,  ma  si  anneri- 
scono coir  acido  osmico;  sono  quindi  granuli  di  grasso.  Alcune  volte 
formano  una  zona  attorno  al  nucleo,  come  si  osserva  nell'  adulto; 
bisogna  quindi  concludere  che  sin  da  questo  periodo  il  fegato  è  do- 
tato di  attività  secernente.  Tra  i  granuli  di  grasso  vi  sono  talvolta 
dei  granuli  di  pigmento  bruno. 

L'intestino  medio  consta  invece  di  cellule  cilindriche,  a 
plasma  omogeneo  ed  a  nucleo  ovale,  contenente  un  nucleolo.  Tanto 
nell'  intestino  medio,  quanto  nei  ciechi  epatici,  all'  esterno  dell'  epitelio 
esiste  una  membrana  di  sostegno,  sulla  quale  si  trovano  delle  piccole 
cellule  di  provenienza  mesoderraica,  che  formeranno  gli  elementi  del 
connettivo  e  dei  muscoli. 

Nella  Megalopa,  il  numero  dei  ciechi  epatici  è  aumentato;  le 
cellule  però  conservano  ancora  un  carattere  uniforme  e  non  fanno 
vedere  una  distinzione  in  fetthaltige  Zellen  e  Fermentzellen  (?)  nel 
senso  di  Frenzel1.  L'intestino  medio  ha  la  medesima  struttura  pre- 
cedentemente descritta,  però  nel  punto  in  cui  esso  si  unisce  all'  in- 
testino posteriore  forma  un  piccolo  cieco  (fig.  105);  due  cicchi  con- 
simili si  osservano  lateralmente  verso  il  punto  di  unione  dell'  intestino 
anteriore.  Quale  sia  l'importanza  di  questi  ciechi,  che  hanno  la 
stessa  struttura  dell  intestino  medio  io  non  ho  potuto  stabilire. 

Nessuna  traccia  di  muscolatura  si  osserva  durante  lo  stadio 
di  Megalopa.  Essa  dovrà  svilupparsi  nell'  adulto,  quando  cioè  l'in- 
testino medio  acquista  la  sua  definitiva  struttura.  Del  resto  esso  non 
si  estende  mai  oltre  la  cavità  del  torace  e  conserva  sempre  ben 
distinti  i  limiti  di  separazione  coli'  intestino  anteriore  e  posteriore. 

Sistema  circolatorio.  Il  cuore  comincia  a  pulsare,  allorché 
l'embrione  si  trova  nello  stadio  N. 

Nello  stadio  I  (tav.  36  fig.  OS),  in  dipendenza  dell'  ispessimento 
cctodcrmico  esistente  sul  dorso  dell'  embrione  e  corrispondente  più 


»  Fuenzel,  J.,  Über  die  Mitteldnruidrliso  der  Crustaceen.  in:  Mitth.  Z. 
Stat.  Neapel  ó.  liJ.  1884. 


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563 


G.  Cano 


tardi  alla  spina  dorsale  della  ZoFa,  si  sviluppano  delle  cellule  meso- 
denniche,  alcune  grosse  altre  piccole,  le  quali  rappresentano  il  primo 
abbozzo  del  cuore  [Mes),  Esse  si  dispongono  ben  presto  per  costituire  le 
pareti  di  un  tubo  dorsale  (fig.  99  Cu)  in  forma  dì  lungo  cordone,  il 
quale  si  estende  lungo  la  linea  mediana  del  corpo  e  forma  il  cuore 
e  le  due  aorte  (cefalica  ed  addominale)  della  Zoèa  (fig.  101  Ao). 

Sul!'  origine  degli  altri  vasi  e  del  sangue  nulla  io  posso  dire 
attualmente.  Non  è  improbabile  che  il  sangue  si  sviluppi  da  quelle 
cellule  le  quali  persistono  ancora  nel  vitello  dopo  la  formazione  del 
sacco  epatico. 

Per  quanto  riguarda  le  modificazioni  che  subisce  l'apparecchio 
circolatorio  durante  il  periodo  larvale,  rimando  il  lettore  all'  inte- 
ressante lavoro  di  Claus1. 

Apparecchio  riproduttore.  Sul)'  origine  di  esso  nulla  posso 
dire  attualmente.  Per  quante  sezioni  io  abbia  fatte  di  tutte  le  fasi 
larvali,  non  mi  fu  possibile  rinvenire  alcuna  traccia  di  quest*  ap- 
parecchio, né  nella  Zoèa  e  la  Megalopa,  nò  nello  stadio  post- 
larvale.  Con  molta  probabilità  l'apparecchio  sessuale  si  sviluppa 
neir  adulto. 

Scudo.  Nella  fase  I  (tav.  34  fig.  21),  attorno  all'  area  embrio- 
nale, si  vede  sollevarsi  una  duplicatura  dell'  ectoderma  {Sr) ,  la 
quale  dalla  base  dell'  addome  si  estende  in  corrispondenza  delle  ap- 
pendici mascellari  e,  nelle  fasi  successive  (fig.  22,  23)  .  cresce  in  guisa 
di  lembo  laminare,  per  ricoprire  le  appendici  del  torace;  essa  rap- 
presenta il  primo  abbozzo  dello  scudo  cefalotoracico.  Lo  scudo  assume 
quindi  la  forma  di  un  sacco  che  sul  dorso  ricopre  il  sacco  epatico 
eogli  elementi  nutritivi  del  vitello,  verso  i  lati  si  estende  per  ricoprire 
le  branchie  e  le  appendici  del  torace,  in  avanti  si  ripiega  per  dar 
punto  d'appoggio  agli  occhi  ed  alle  tre  appendici  nauplitiche.  Mor- 
fologicamente quindi  esso  appartiene  al  segmento  mascellare,  giusta 
quanto  Claus2  ha  dimostrato  nel  Phyllosoma.  Durante  il  periodo 
embrionale,  la  cavita  risultante  dalle  due  pagine  della  duplicatura 
dello  scudo  forma  la  cavità  del  corpo,  però  nella  Zoèa  gli  organi 
viscerali  intestino  e  sue  dipendenze,  cuore)  sono  contenuti  nella  cavità 
toracica,  per  cui  lo  scudo  assume  l'ufficio  di  un  semplice  organo  di 
protezione  e  di  sostegno  delle  appendici  cefalotoraciche,  il  quale  colla 


1  Claus,  C,  Zur  Kenntnis  der  Kreislaufsorgane  der  Schizopoden  und  De- 
capoden.  in    Arb.  Z.  Inst.  Wien  :».  Bd.  1884. 

1  Claus,  C,  Grundlage  des  Crustacernsysteme  pag.  52. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


563 


sua  armatura  di  spine  esercita  un'  influenza  nel  sostenere  in  equilibrio 
il  peso  del  corpo  e  nella  locomozione.  Questo  rapporto  nello  sviluppo 
tra  lo  scudo  e  la  cavità  del  corpo,  il  quale  nell'  ordinaria  Zoea  cessa 
col  sorgere  del  periodo  larvale,  persiste  nei  Loricati  nel  suo  modo 
primitivo  d'origine,  non  solo  durante  tutto  il  periodo  embrionale,  ma 
ancora  in  quello  postembrionale.  Soltanto  nello  stadio  postlarvale  lo 
scudo,  ripiegandosi  nei  lati,  cessa  di  formare  la  cavità  del  corpo. 

Nel  lavoro  d'IsiiiKAWA  sullo  sviluppo  dell'  Atyephyra,  l'origine 
dello  scudo  è  interpretata  in  modo  differente;  esso  avrebbe  come  punto 
di  partenza  nello  sviluppo  un'  area  impari  situata  dietro  della  papilla 
addominale,  la  quale  apparisce  prima  che  le  prime  tre  paia  di  ap- 
pendici sieno  formate.  É  impossibile  però  farsi  un'  idea  della  for- 
mazione dello  scudo  nel  lavoro  di  quest'  autore. 

Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 

Studiando  gli  Inachidi  ed  i  Majidi  nelle  loro  diverse  fasi  di  svi- 
luppo postembrionale,  si  vede  che  i  medesimi  escono  dall'  uovo  con 
una  forma  larvale,  la  quale  rappresenta  uno  stadio  intermediario  tra 
la  Zoea  e  la  Metazoèa. 

Fritz  Müller  credeva  infatti  che  tanto  la  Zoea  dei  Bracbyuri, 
quanto  quella  dei  Macruri  non  avesse  mai  più  di  7  od  8  paia  di 
appendici  sul  corpo,  cioè:  2  paia  di  antenne,  3  paia  di  appendici 
boccali  (mandibole  e  mascelle)  e  2  o  3  di  appendici  toraciche  (più 
tardi  piedi  mascellari). 

E  per  vero,  mentre  i  Macruri  escono  ordinariamente  dall1  uovo 
con  3  paia  di  appendici  sul  torace,  l'ultimo  dei  quali  negli  Anomali 
è  rappresentato  da  una  gemma  non  ancora  divisa  in  due  lobi,  i 
Bracbyuri  al  contrario  non  mostrano  nella  pluralità  dei  casi  più  di 
2  paia  di  piedi  nuotatori,  mentre  il  3?  piede  mascellare  è  rappre- 
sentato da  una  piccola  gemma  appena  biloba  nell'  apice. 

Tra  questa  prima  fase  larvale  (Zoea)  e  quell'  altra  indicata  da 
Claus  col  nome  di  Metazoèa  (Brachyura  ed  Anomala;  o  Mysissta- 
dium  (Macrura)  esiste  costantemente  uno  stadio  intermedio,  nel  quale 
si  presentano  tutte  le  restanti  appendici  del  torace,  stadio  che  io 
credo  necessario  di  indicare  col  nome  di  Deutozoea. 

Nella  Zoea  tipica,  quale  si  osserva  nei  Dorippidei1,  Corystoidei, 


»  Cano,  G.,  Sviluppo  dei  Dorippidei,  Leucosiadi,  CoryBtoidei  e  Grapsidi. 
in:  Meui.  Soc.  ItaL  Se  (detta  dei  XL;  Serie  3  Tomo  8  N?  4  1891,  e:  Sviluppo 
postembrionale  dei  Cancridi.  in:  Bull.  Soc.  Ent.  lui.  Anno  23  1892. 


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564  G.  Cano 

Parthenopidi .  Grapsidi,  Portunidi  e  Cancridi.  non  esiste  infatti  il 
ramo  interno  nel  secondo  paio  di  antenne  e  manca  ogni  accenno 
delle  5  ultime  paia  di  appendici  toraciche  e  dei  pleopodi. 

Nella  Deutozoe'a,  il  ramo  interno  della  seconda  antenna  è  ben 
sviluppato,  e  nel  torace  esistono  8  paia  di  appendici. 

Nella  Metazoè'a,  tutte  queste  appendici  offrono  un  maggiore 
sviluppo:  le  antenne  interne  mostrano  nella  parte  basilare  rigonfia 
l'orifizio  del  sacco  uditivo:  nelle  antenne  esterne,  si  vede  attraverso 
la  cuticola  trasparente  il  ramo  interno  distintamente  segmentato,  infine 
esistono  5  paia  di  pleopodi  nell'  addome,  e  questo  è  diviso  in  7  distinti 
segmenti. 

Però,  ciò  che  caratterizza  nettamente  la  Metazoè'a  e  la  fa  distin- 
guere dalle  due  fasi  larvali  precedenti,  è  la  presenza  del  palpo 
alle  mandibole.  Questo  carattere,  come  Claus1  ha  ben  rilevato, 
apparisce  seuza  alcun  dubbio  della  più  grande  importanza  dal  punto 
di  vista  morfologico  e  filogenetico  e,  mentre  segna  l'ultimo  stadio  di 
Zoea  dei  Hrachyuri,  accenna  al  passaggio  di  questa  fase  larvale  in 
quella  di  Megalopa. 

In  merito  a  queste  considerazioni,  nessun  fondamento  morfologico 
può  avere  la  divisione  proposta  da  Biuge2  per  gli  stadi  larvali  del 
Panopaeus. 

BlSGB,  nello  sviluppo  di  questo  Crostaceo,  distingue:  un  1?  stadio 
larvale  corrispondente  all'  ultima  fase  dell'  embrione,  quando  cioè 
questo  è  ancor  rivestito  della  sua  cuticola  embrionale  ;  un  2?  stadio, 
il  quale  corrisponde  alla  Zoea  propriamente  detta,  un  3?  stadio  ca- 
ratterizzato sopratutto  dalla  maggior  grandezza  della  larva  e  dallo 
sviluppo  più  grande  della  spina  rostrale:  un  4?,  nel  quale  si  svi- 
luppa il  ramo  interno  del  secondo  paio  di  antenne,  infine  un  ultimo 
stadio  di  Zoea,  il  quale  corrisponde  esattamente  alia  Metazoè'a.  In 
oltre  egli  parla  ancora  di  due  fasi  di  Megalopa,  l'ultima  delle  quali  è 
però  uno  stadio  postlarvale. 

Un  doppio  stadio  di  Megalopa  esiste  in  tutti  i  Cyclometopi 
e  Catometopi,  come  io  ho  già  fatto  rilevare  nello  sviluppo  postem- 
brionale  dei  Gonoplacidi3,  Grapsidi,  Cancridi  e  Portunidi.  In  questa 
seeonda  fase,  il  lembo  di  cuticola  chitinosa  preorale  che  dà  punto 


»  Clai  s,  ('.,  Grundlage  des  Crustaceensystems  pag.  63. 

2  BimiE,  E.  A.,  Notes  on  the  Development  of  Panopaeus  Sayi.  in:  Stud.  Bici. 
Lab.  J.  Hopkins  Univ.  Voi.  2  18S3  tav.  30—32. 

3  Caro,  G.,  Sviluppo  posteinbrionale  dei  Gonoplacidi.  in  :  Atti  Accad.  To- 
rino Voi.  26  1891. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhyncbi. 


565 


d'appoggio  alle  mandibole,  manda  quell'  estroflessione  conosciuta  sotto 
il  nome  di  epistoma.  I  Corystoidei,  Dorippidei,  Leucosiadi  e  gli  Oxy- 
rhynchi  hanno  invece  una  sola  fase  di  Megalopa,  durante  la  quale 
si  forma  in  questi  ultimi  l'epistema  ;tav.  35  fig.  86  eps). 

La  presenza  d'un  epistoma,  il  quale  completa  anteriormente  il 
cavo  boccale,  segna  senza  alcun  dubbio  un  progresso  nell'  organiz- 
zazione. Ben  a  ragione  H.  Milne  Edwards  ha  raggruppato  in  una 
tribù  Oxystomata)  tutti  quei  Bracbyuri,  i  quali  presentavano  un  cavo 
boccale  incompleto;  però  egli  e  con  lui  tutti  i  sistematici  che  ven- 
nero in  seguito  caddero  in  errore,  allorché  considerarono  gli  Oxy- 
rhyncbi come  le  forme  più  elevate  di  tutta  la  serie  dei  Bracbyuri. 

Questo  apprezzamento,  fondato  sopra  un  errore  di  osservazione, 
quale  6  la  centralizzazione  del  sistema  nervoso  (il  quale  non  è  per 
nulla  centralizzato,  come  credeva  H.  Milne  Edwards,  ed  offre  lo 
stesso  numero  di  gangli  che  si  ha  tipicamente  in  tutti  i  Brachyuri), 
non  regge  di  fronte  agli  altri  caratteri  che  ci  vengono  dati  dalla 
storia  dello  sviluppo  di  questi  Crostacei.  Gli  Oxyrhynchi  hanno  una 
sola  fase  di  Megalopa,  e  durante  questa  fase  le  antenne  esterne  pre- 
sentano ancora  un  rudimento  della  squama.  Questo  carattere,  pur 
prescindendo  da  molti  altri  che  io  andrò  enumerando  nel  corso  di 
questo  lavoro,  è  più  che  sufficiente  per  assegnare  agli  Oxyrhynchi 
quel  posto  che  le  hanno  dato  De  Haan1  e  Claus2. 

Tra  tutte  le  caratteristiche  della  Megalopa.  quali  furono  ben 
stabilite  da  Claus',  la  conformazione  dell'addome  colle  sue  appen- 
dici provviste  di  un  interno  retinaculum  è  senza  dubbio  la  più 
importante  dal  punto  di  vista  morfologico,  perocché  la  medesima  si 
trova  in  rapporto  colla  condizione  nuotante  di  questa  fase  larvale. 

Questo  carattere  è  pure  sufficiente  a  distinguere  una  Megalopa 
da  uno  stadio  postlarvale  ;  infatti,  durante  questa  fase,  l'animale  non 
è  più  una  forma  nuotante,  in  conseguenza  di  ciò  il  ramo  interno  dei 
plcopodi  (i  quali  persistono  ancora  in  numero  di  5  paia)  ha  perduto 
il  suo  retinaculum.  e  l'addome,  ridotto  «ad  una  appendice  ripiegata 
al  disotto  dello  sterno,  ha  pure  perduto  ogni  qualunque  importanza 
per  la  locomozione.  La  forma  del  corpo  é  inoltre  molto  diversa  e 
si  rapporta  nel  suo  aspetto  generale  più  tosto  a  quella  dell'  adulto, 
col  quale  la  Megalopa  conviene  completamente  per  il  numero  e  per  la 
disposizione  delle  appendici  branchiali. 

1  De  Haan,  W.,  Fauna  Japonica.  Crustacoa  1851. 

a  Claus,  C,  Grundzlige  der  Zoologie.  4.  Aufl.  1880  a  pag.  634. 

3  Claus,  C,  Grundlage  des  Crustaceensysteros,  a  pag.  65—68. 


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500 


G.  Cano 


Il  Crostaceo  adulto  sarà  in  ultimo  sempre  caratterizzato  sopra- 
tutto dallo  sviluppo  completo  degli  organi  sessuali  e  dalle  modifi- 
cazioni che  in  rapporto  al  sesso  subisce  l'addome  unitamente  alle 
sue  appendici. 

Le  prime  fasi  larvali  di  tutti  i  Brachyuri  sono  intanto  caratte- 
rizzate, oltreché  dall'  aspetto  generale  del  corpo  e  dalla  forma  dello 
scudo  e  del  secondo  paio  di  antenne,  sopratutto  dalla  conformazione 
del  segmento  anale. 

Lo  scudo  è  armato  ordinariamente  di  4  spine,  cioè:  una  rostrale, 
una  dorsale  e  due  laterali,  le  quali  offrono  uno  sviluppo  e  una  direzione 
differenti  nelle  diverse  specie;  esse  non  sono  però  caratteristiche  per 
i  soli  Brachyuri,  infatti  esistono  ancora  nei  Raninidei  [Acanthocaris) 
negli  Hippidei  [Hippa)*t  nei  Galatheidei  [Porcellana]*  e  negli  Stotua- 
topodi.  La  loro  presenza,  come  crede  Conn4,  non  si  trova  quindi 
sempre  in  rapporto  con  un  segmento  anale  biforcuto. 

Queste  spine  morfologicamente  non  rappresentano  altro  che 
estroflessioni  del  tegumento,  che  alcune  volte  si  esplicano  sotto  forma 
di  larghe  protuberanze  cilindriche  o  coniche  [Pterocarü\h\  esse  non 
esistono  per  semplice  ornamento  o  per  difesa,  come  credeva  Fritz 
Müller,  ma  hanno  effettivamente  una  grande  importauza  per  la  loco- 
mozione, come  si  può  dimostrare  col  fatto  che  la  mancanza  od  il  dif- 
ferente sviluppo  delle  medesime  si  associa  sempre  ad  un  diverso 
modo  di  nuotare  della  Zoca.  Ratiike'5  per  il  primo  ha  esternato 
l'ipotesi  che  esse  potessero  servire  per  la  locomozione,  ipotesi  che  ve- 
niva più  tardi  confermata  da  Dohrn7  e  recentemente  da  Weldon^. 


1  Claus,  ('.,  ibid.  tav.  9  fig.  13,  e  iu:  Neue  Beiträge  ecc.  tav.  7  fig.  5:$. 

2  Faxon,  W.,  On  some  youug  Stages  iu  the  Development  of  Ilìppa  ecc. 
in:  Bull.  Mus.  Comp.  Z.  Harvard  Coli.  Voi.  5  1877  pag.  2.r»3 — 208  uiv.  I. 

3  MÜLLER,  FRITZ,  Die  Verwandlung  der  Porcellana,  in:  Arch.  Xaturg. 
Jahrg.  18U2  pag.  194  tav.  7. 

'  Cohn,  H.  W.,  Significane^  of  the  Larvai  Skiu  uf  Decapods.  in  :  Stud. 
Biol.  Lab.  J.  Hopkins  Univ.  Voi.  3  1884  pag.  16. 

5  Claus,  C,  Grundzüge  ecc.  tav.  12  fig.  14. 

6  RatHKR,  II.,  Zur  Entwicklungsgeschichte  der  Decapoden.  in:  X.  Schrift. 
Xat.  Ges.  Danzig  3.  Bd.  4.  Heft  1842  pag.  52. 

"  Dohrn,  A.,  Untersuchungen  Uber  Bau  und  Entwicklung  der  Arthropoden 
ecc.  in:  Zeit.  Wiss.  Z.  20.  Bd.  1870.  La  larva  rassomigliante  al  MuUocaris%  ehe 
Dohrn  afferma  di  aver  osservato  nella  Stazione  Zoologica  di  Xapoli,  è  effettiva- 
mente la  Zoea  della  Dorìppe, 

8  Weldon,  W.  F.  R.,  Xote  on  the  Function  of  the  Spines  of  the  Crusta- 
cean  Zoaea.  in:  Journ.  Mar.  Biol.  Ass.  London  (2j  Vol.  1  1689  pag.  169—170  tav.  16. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


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La  spina  dorsale  intanto  più  d'ogni  altra  si  lascia  notare 
per  la  sua  costanza  e  per  il  fatto  che  essa  persiste  talora  immutata 
nello  stadio  di  Megalopa  [Inachidae,  Gonoplacidae] ,  ordinariamente 
perù  si  atrofizza  durante  questa  fase  e  scompare  sempre  in  quella 
successiva. 

La  spina  quindi  che  sporge  sulla  regione  cardiaca  di  molti  Oxy- 
rhynchi adulti  non  è  effettivamente  un  rudimento  della  spina  dorsale 
della  Zoea,  come  credeva  Spenge  Bate1,  ma  è  invece  una  formazione 
secondaria,  come  le  spine  del  rostro  secondario  e  come  quelle  altre 
che  si  osservano  sulla  regione  gastrica. 

La  spina  rostrale  manca  soltanto  nella  Zoea  degli  Inachidi, 
e  questo  fatto  costituisce  indubitatamente  la  caratteristica  più  saliente 
di  questa  famiglia. 

A  differenza  però  dai  Macruri,  dove  il  rostro  dell'adulto  non  è 
altro  che  una  modificazione  della  spina  rostrale  degli  stadi  larvali, 
negli  Oxyrhynchi  invece,  il  rostro  primitivo  Zoea)  si  ripiega  in  basso 
(Megalopa)  e  forma  un  setto  tra  le  due  antennule,  saldandosi  ad  un 
processo  mediano  dell'  epistoma,  mentre  il  rostro  dell'  adulto  è 
una  formazione  secondaria,  prodotta  da  due  estroflessioni  della  fronte 
sotto  forma  di  corni  rostrali  più  o  meno  sviluppati  nelle  differenti 
specie.  Interessante  sarebbe  in  questo  caso  di  poter  decidere  se  il 
rostro  impari,  quale  si  osserva  in  alcune  forme  di  Oxyrhynchi  {Lep- 
topodia,  Huenia,  Menaetim,  InachoUles  ecc.),  provenga  dalla  fusione 
di  due  spine  rostrali  secondarie  o  se  si  formi  secondariamente  come 
si  osserva  nell'  adulto. 

A  questo  riguardo  io  devo  far  notare  di  aver  potuto  esaminare 
un  esemplare  di  Huenia  delle  isole  Hawai,  nel  quale  il  rostro  era 
percorso  nella  superficie  inferiore  da  un  solco  profondo,  però  nes- 
suna traccia  evidente  si  potea  constatare  della  fusione  di  due  spine 
rostrali.  D'altronde  non  ò  improbabile  che  la  fronte,  estendendosi  al 
di  là  dei  peduncoli  oculari,  vada  a  costituire  un  lungo  lembo  lami- 
noso, il  quale  in  alcuni  persiste  integro  (Xenocarcinus).  in  altri  si  emar- 
gina più  o  meno  profondamente,  dando  luogo  alla  formazione  di  due 
corni  rostrali  [Acanthonyx,  Epialtus). 

Minore  importanza  pare  che  abbiano  le  spine  laterali  dello 
scudo;  esse  mancano  con  qualche  frequenza  persino  in  certe  forme, 
le  quali  hanno  stretti  rapporti  di  affinità  con  altre,  dove  queste  spine 
sono  ben  sviluppate  [Et/ima  e  Dorippe,  Portunus  e  Carcinus). 

»  Bate,  C.  Sp.,  On  the  Development  of  Decapoti  Crustacea.  in:  Phil. 
Trans.  Voi.  146.  1658  pag.  591. 

Mittheilungen  ».  d.  Zoolog.  Station  xn  Neapel.    Bd.  10.  38 


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508 


G.  Cano 


Queste  spine  però  esistono  nel  Pinnotheres  malgrado  la  con- 
traria affermazione  di  Conn1;  una  sola  Zoè*a  di  Brachyuro  finora  io2 
conosco  [Ebalta  f)  nella  quale  tutte  le  spine  dello  scudo  fanno  com- 
pletamente difetto. 

Maggior  interesse  delle  spine  dello  scudo  offre  senza  dubbio  lo 
studio  del  segmento  anale  dal  punto  di  vista  morfologico  e  filo- 
genetico. 

Appena  uscita  dall'  uovo,  la  Zoea  dei  Brachyuri  non  ha  mai  più 
di  ö  segmenti  uell'  addome;  il  segmento  anale  è  sempre  indiviso. 
Nello  stadio  di  Metazoca,  l'addome  ha  7  distinti  segmenti,  l'ultima 
somite  si  é  separata  dal  telson. 

Un  numero  di  7  segmenti  persiste  ordinariamente  nell'  adulto, 
però  in  alcuni  casi  due  o  più  segmenti  si  saldano  tra  di  loro,  sia 
nel  maschio  soltanto  (Et/tusa,  Carcinus,  Porlunius,  7V*io),  sia  solo 
nella  femina  {Latreìllia),  sia  in  tutti  i  due  i  sessi  (Leucosiadae). 

Iu  tutti  gl'  Inachidi  l'ultimo  ed  il  penultimo  segmento  sono  sal- 
dati tra  di  loro,  per  cui  il  numero  dei  segmenti  addominali  è  di  sei. 

Questo  carattere  acquisito  indubitatamente  dall'  adulto  si  ripete 
negli  stadi  larvali;  ciò  conferma  sempre  più  le  vedute  di  Claus3 
intorno  al  significato  della  Zoea. 

Claus  ammette  infatti  che  i  Malacostraci  sieno  derivati  da  un 
tipo  protofillopode  recente;  ammessa  quest'origine,  egli  dimostra  che 
tutti  i  segmenti  del  corpo  nelle  forme  ancestrali  abbiano  dovuto  svi- 
lupparsi regolarmente  dall'  avanti  all'  indietro  e  portare  delle  appen- 
dici pressoché  simili  su  ciascun  segmento.  Il  fatto  che,  nell'or- 
dinaria Zoea,  il  torace  si  sviluppa  più  tardi  (?)  dell'  addome  non 


1  Conn,  The  Significance  ecc.  a  pag.  24. 

-  Cano,  G.,  Sviluppo  postero  bitonale  dei  Dorippidei  ecc.  tav.  3  fig.  le'". 
Questa  larva  appartiene  molto  probabilmente  all'  Ehalia,  le  altre  larve  nelle 
ligure  1  A',  1  A",  1B',  1C  della  medesima  tavola  e  da  me  riferite  con  un  punto 
interrogativo  ai  Grapsidi,  per  l'analogia  pressoché  completa  che  hanno  colla 
Zoea  del  Pinnotheres  nella  disposiziono  della  regione  antonnaria,  sono  invece 
larve  di  Leucosiadi  {Ilio  .  Le  tre  fasi  di  Zoea  da  me  riferite  all'  Ilia  apparten- 
gono invece  al  Pilumnus.  L'errore  dipese  molto  probabilmente  dal  fatto  che 
lo  larve  di  questo  Crostaceo,  sviluppatesi  in  un  altro  puuto  del  bacino  del- 
l'Acquario, trasportate  dall'  acqua  corrente,  andarono  a  raccogliersi  nel  vaso, 
dove  io  teneva  diversi  esemplari  di  llia  nucleus  per  far  sviluppare  le  Zoee.  Tutti 
i  Leucosiadi,  avendo  l'addome  cosi  fortemente  incastrato  uella  placca  dello 
sterno  che  si  disarticola  appena  si  lenta  staccarlo,  presentano  grandissime  diffi- 
coltà a  poter  stabilire  il  relativo  periodo  di  sviluppo. 

8  Claus,  Grundlage  ecc.  pag.  7,  io,  33,  70  e  71. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


569 


rappresenta  già  una  particolarità  ancestrale  dei  Malaeostraci ,  né 
dimostra  punto  che  il  torace  deve  essere  considerato  come  un'  acqui- 
sizione più  tardiva,  come  credeva  Fritz  Möller,  ma  rappresenta 
invece  una  manifestazione  secondaria,  perchè  nelle  Zoee  più  primi- 
tive, in  quelle  cioè  prese  come  tipo,  tutti  i  segmenti  del  torace  e 
dell'  addome  si  sviluppano  con  regolarità  dall'  avanti  all'  indietro. 
Claus  quindi  conclude  che  nessun  tipo  di  Zoea  oggi  esistente  ha 
potuto  essere  animale  adulto,  ma  invece  è  molto  più  probabile  che 
il  processo  d'alterazione  della  metamorfosi  che  il  phylum  dei  Mala- 
eostraci ha  subilo  nel  corso  dei  tempi,  colla  divergenza  degli  ultimi 
gruppi  ha  dovuto  condurre  d'una  maniera  secondaria  a  tre  forme 
differenti  di  Zoea  (Squilla,  Euphausia,  Penaeus) ,  alle  quali  modifica- 
zioni più  tardive  sono  state  ancora  apportate,  come  nelle  forme  gio- 
vani dei  Cumacei. 

La  Zoea  cosi  polimorfa  non  è  dunque  che  una  pura  forma  ceno- 
genetiea1,  la  quale  dall'  epoca  della  sua  prima  comparsa  sino  ai  nostri 
giorni  nuovi  caratteri  ha  dovuto  acquistare  e  cosi  esplicarsi  sotto 
molteplici  variazioni.  Anche  le  Zoe*e  di  Euphausia,  Penaeus  e  Ser- 
gestes,  come  pure  il  Nauplius  e  la  Protozoea  di  queste  specie,  non 
hanno  alcun  significato  filetico,  ma  devono  ricondursi  ad  un  tipo 
larvale  più  antico  e  meno  variato. 

Di  fronte  a  questo  significato  della  Zoea  come  pura  forma  lar- 
vale cenogcnctica,  Balfour2  fa  osservare  che,  coli'  aiuto  della  mede- 
sima, rimangono  inesplicati  molti  fatti,  quali  la  scomparsa  e  la  suc- 
cessiva ricomparsa  di  alcune  appendici  del  corpo  (palpo  mandibolare, 
piedi  toracici  della  Squilla  e  del  Sergesics):  egli  quindi,  pur  am- 
mettendo la  forza  dell'  argomento  di  Claus,  che  tutti  i  segmenti  del 
corpo  si  sieno  sviluppati  dall'  avanti  all'  indietro,  conclude  che  molto 
probabilmente  sia  esistita  una  secondaria  forma  ancestrale  (»Zoaea 
ancestor  )  più  recente,  con  torace  ridotto. 

"Questa  riduzione3  del  torace»,  così  dice  a  pag.  421,  »ha  ben 
potuto  essere  parziale.  Cosicché  la  Zoea  ancestrale  ha  potuto  avere 

1  Claus,  Neue  Beiträge  ecc.  a  pag.  91  e  92. 

*  Balfouk,  F.,  A  Treatise  on  Comparative  Eiubryology  Vol.  1  1880  a  pag. 
419—423. 

8  L'espressione  «riduzione  del  torace  «  mi  sembra  molto  impropria  e  non 
adatta  puuto  a  rappresentare  la  condizione  morfologica  del  torace  della  Zoea. 
La  Zoea  di  tutti  i  Decapodi  ha  infatti  S  paia  di  gangli  nel  torace,  corrispon- 
denti anche  a  quelle  appendici  che  dovranno  svilupparsi  più  tardi.  Queste  sono 
quindi  andate  realmente  perdute  per  una  modificazione  larvale  secondaria.  Perchè 
dunque  dovrà  chiamarsi  ridotto  il  torace  d'una  Zoea?  ForBO  perchè  non  ha  un 

38* 


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570 


G.  Cano 


la  forma  seguente:  im  largo  cefalotorace  ed  an  ben  sviluppato 
addome  (?)  con  appendici  destinate  al  nuoto.  Le  appendici  sino  al 
secondo  piede  mascellare  completamente  sviluppate,  però  il  torace 
assai  incompleto  e  soltanto  provvisto  di  appendici  sottili  e  fogliformi, 
le  quali  non  si  estendevano  oltre  i  lati  dello  scudo  cefalotoracico.* 

Egli  va  ancora  più  in  là  ed  ammette  che  uno  stadio  puramente 
filogenetico  di  Zoea  colle  appendici  toraciche  completamente  abortite 
sia  ancora  plausibile.  Per  una  serie  di  generazioni  5  o  6  paia  di 
appendici  toraciche  sarebbero  state  perdute  e  più  tardi  riacquistate. 

La  Zoea  della  maggior  parte  dei  Brachyuri  ha  effettivamente 
un  torace  ridotto  nel  senso  che  non  presenta  giammai  più  di  due 
paia  di  appendici.  Questa  riduzione  apparisce  però  in  minor  grado 
nelle  Zoè'e  degli  Anomali  e  Macruri,  che  hanno  ordinariamente  3  paia 
di  appendici  sul  torace,  e  sarà  minore  nella  Zoèa  dello  Stenopus^ 
che  ne  ha  4  paia,  ancor  minore  in  quella  del  Typton  che  ne  ha  5, 
e  della  Gebia  che  ne  ha  7,  scomparisce  infine  del  tutto  in  quella  del- 
YHomarus  ed  in  quelle  dei  Majoidei,  Pinnotheridi  e  Dromiacei  [Dro- 
mia)  che  hanno  un  numero  completo  di  appendici  sul  torace. 

Tra  le  Zoè'e  con  torace  ridotto  [Dorìppé]  e  quelle  altre,  nelle 
quali  esso  non  e  tale,  avendo  un  numero  completo  di  appendici  {Ilo- 
manu,  Axiws)*,  esiste  adunque  una  serie  graduale  di  forme  intermediarie 
che  fanno  riconoscere  indiscutibilmente  che  la  riduzione  in  diverso 
grado  del  torace,  che  si  osserva  nelle  Zoce  dei  Decapodi,  è  una 
pura  manifestazione  larvale  secondaria,  giusta  il  concetto  di 
Claus,  avvenuta  molto  probabilmente  per  permettere  alla  larva  di 
nuotare  più  facilmente. 

D'altronde,  ammettendo  che  la  Zoèa  dei  Decapodi  possa  essere 
una  forma  palingenetica ,  bisognerebbe  riconoscere  che  i  Peneidi  si 


ninnerò  completo  di  appendici?  Ma  in  questo  caso  l'addome  dovrebbe  conside- 
rarci ridotto  in  maggior  grado,  perchè  è  sempre  sprovvisto  di  appendici.  Neil» 
Zoea,  le  appendici  del  torace  si  sviluppano  sempre  prima  di  quelle  dell'  addome, 
come  si  osserva  nella  Zoea  dell'  Honmrus  o  dei  Majoidei,  persisto  quindi  im- 
mutata la  legge  fondamentale  dello  sviluppo  formulata  da  Claus.  0  il  torace 
della  Zoea  dovrà  considerarsi  ridotto,  perchè  non  è  segmentato?  Mala  segmen- 
tazione del  torace  è  scomparsa  nell'  adulto,  e  questo  carattere  si  esplica  nelle 
fasi  larvali,  come  si  osserva  oggidì  per  il  0?  ed  il  7?  segmento  dell'  addome  negli 
Inachidi. 

1  Cano,  G.,  Sviluppo  postembriouale  dello  Stenopus  spinotti*  Risso,  in:  Boll- 
Soc  Naturai.  Napoli  Voi.  :»  1801. 

2  Bäte,  C.  Sp.,  Report  on  the  Crostacea  Macrura  ecc.  in  :  Rep.  Challenger 
Voi.  24  Pt.  52  lb8*  tav.  5  fig.  5. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


571 


fossero  separati  di  buon  ora  dallo  stipite  dei  restanti  Decapodi,  come 
ha  già  fatto  osservare  P.  Mayer1;  ed  allora  rimarrebbero  inesplicati 
molti  fatti,  quali  i  rapporti  morfologici  che  hanno  tutte  le  Zoee  dei 
Decapodi  con  quella  del  Penaeus,  e  molto  meno  si  spiegherebbe  come 
quest'  ultimo  potesse  avere  uno  stadio  di  Mysis  e  come  tutti  i  Macruri 
potessero  passare  per  uno  stadio  di  Penaeus  (stadio  postlarvale),  nel 
quale  a  somiglianza  del  Penaeus  adulto  si  conserva  un  rudimento 
del  ramo  esterno  nelle  appendici  del  torace. 

L'ipotesi  di  Balfour  del  resto  si  confuta  facilmente,  tenendo 
conto  delle  differenze  veramente  notevoli  che  intervengono  nello 
sviluppo  di  alcune  specie  molto  affini  nelle  diverse  plaghe  marine. 
Cosi  ad  esempio  la  Zoea  dell'  Azius2  nel  golfo  di  Napoli  non  ha 
mai  più  di  3  paia  di  piedi  nuotatori  ;  recentemente  però  Bate  ha  de- 
scritto e  figurato  un  embrione  di  Axius  [Eiconaxìus)  delle  isole  di 
Kermadec  con  tutte  le  appendici  toraciche  sviluppate  come  nel- 
T  Homarus. 

Come  si  osserva  oggidì  per  alcuni  segmenti  dell'  addome  nei 
Brachyuri,  cosi  deve  essere  accaduto  per  alcuni  o  per  tutti  i  se- 
gmenti del  torace  nei  differenti  gruppi  dei  Toracostraci. 

Nella  storia  dello  sviluppo  dei  Decapodi,  due  forme  intanto  hanno 
un  grande  interesse  dal  punto  di  vista  della  filogenesi,  l'ima  (Zot{a 
del  Penaeus)  che  nel  suo  ciclo  evolutivo  ripete  molte  disposizioni 
caratteristiche  delle  forme  ancestrali:  ed  un'  altra,  maggiormente  mo- 
dificata, che  però  si  sviluppa  in  dipendenza  della  prima,  nella  quale 
molte  disposizioni  delle  forme  ancestrali  (torace  segmentato)  sono 
andate  perdute  ed  alla  quale  altre  modificazioni  sono  state  apportate 
d  una  maniera  secondaria,  modificazioni  acquisite  sia  dall'  adulto  (to- 
race non  segmentato)  sia  durante  il  periodo  larvale  (torace  ridotto). 

Indico  la  prima  col  nome  di  Prozoeae  riserbo  il  nome  di 
Zoea  all'  ordinaria  Zoea  che  si  presenta  nello  sviluppo  dei  Macruri, 
Anomali  e  Brachyuri. 

La  Zoea  cosi  polimorfa  e  dunque  una  forma  assai  com- 
plessa, perocché  la  medesima  presenta  una  somma  di  caratteri,  il 
nesso  genetico  dei  quali,  in  rapporto  sia  al  phylum  sia  ai  minori 


1  Mayer,  P.,  Carcinologische  Mittbeilungen.  0.  Die  Metamorphosen  von 
rakemonetes  variati»,  in:  Mitth.  Z.  Stat.  Neapel  2.  Bd.  1^80  pag.  215. 

2  Cano,  G.,  Sviluppo  della  Gebia,  Axius,  Cal/ianassa  e  Calliaxis.  in:  Boll. 
Soc.  Naturai.  Napoli  Voi.  5  1891.  Variazioni  nello  sviluppo  furono  osservate  nel 
Palaemonetes  da  P.  Mayer  (Op.  cit.)  e  da  J.  E.  V.,Boa8  (Z.  Jahrb.  Syst.  Abth. 
4.  Bd.  1880;. 


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572 


G.  Cario 


gruppi,  non  sempre  è  riconoscibile.  Cosi  ad  esempio,  la  perdita  del 
palpo,  costante  in  tutte  le  Zoee,  ben  può  rappresentare  una  modifi- 
cazione larvale,  ma  può  anche  esprimere  una  particolarità  ancestrale 
fillopodiana.  Si  devono  però  considerare  come  modificazioni  pura- 
mente larvali: 

a)  La  differente  forma  della  Zoea  nei  Macruri  e  nei  Brachyuri. 

b)  La  riduzione  in  diverso  grado  del  torace  nel  senso  che  una  o 
più  appendici  vanno  perdute  nelle  differenti  Zoee. 

e)  La  conformazione  del  secondo  paio  di  antenne  nel  Pinnotheres  e 
nei  Leucosiadi. 

d)  Lo  sviluppo  delle  lamine  laterali  del  telson,  che  nei  Macruri  ed 
Anomali  precede  quello  degli  altri  pleopodi  nelle  diverse  somiti 
del  pleon,  forse  perchè  quella  parte  esercita  un  ufficio  notevole 
per  la  locomozione  sin  dalle  prime  fasi  larvali,  mentre  nei 
Brachyuri,  dove  lo  scudo  colle  sue  spine  può  sostenere  in  equi- 
librio il  peso  del  corpo,  e  tutto  l'addome  è  ridotto  ad  una  grande 
natatoia,  le  lamine  laterali  del  telson,  non  mai  risultanti  di  due 
rami,  si  sviluppano  in  minor  grado  e  più  tardi  degli  altri  pleo- 
podi. 

e)  La  scomparsa  e  la  successiva  ricomparsa  di  alcune  appendici 
del  corpo  (1?  piede  mascellare  dello  Sryllarus) 1. 

La  scomparsa  e  la  successiva  ricomparsa  delle  due  ultime  ap- 
pendici toraciche  del  Sergestes,  tuttoché  non  possa  avere  un  significato 
ancestrale  nel  senso  di  B ALFOUR,  non  mi  pare  però  sia  comparabile 
a  quello  che  si  osserva  nello  Scyllarus  giusta  il  concetto  di  Claus. 
Tutte  le  appendici  toraciche  esistono  al  completo  nello  stadio  di 
Acanthosoma,  le  ultime  due  si  atrofizzano  nello  stadio  di  Mastigopus 
e  si  rigenerano  più  tardi  nel  Sergestes  adulto. 

Si  può  quindi  pensare  che  sia  esistita  una  forma,  come  esiste 
del  resto  attualmente  \Liicifcr),  in  dipendenza  d'un'  altra  che  avesse 
un  numero  completo  di  appendici  sul  torace,  la  quale  abbia  perduto 
le  due  ultime  paia  di  piedi  ambulatori  e  per  una  riversione  atavica 
le  abbia  più  tardi  riacquistate. 

Diffatti  le  due  ultime  paia  di  piedi  ambulatori  sono  tuttora  ru- 
dimentali nel  Sergestes,  e  noi  non  possiamo  escludere  che  esso,  in 
un  epoca  successiva,  possa  riacquistarli  attrettanto  completi  come  sono 
negli  altri  Pcueidi. 


1  Dohrn,  A.,  Zur  Entwicklungsgeschichte  der  Panzerkrobso  Decapoda 
loricata,,  in.  Zeit  Wiss.  Z.  20.  Bd.  1S7U  pag.  257. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi.  573 


Quindi,  anziché  far  derivare  il  Lucifer  dal  Sorgeste» ,  giusta  il 
concetto  di  Boas1,  vai  meglio  farli  dipendere  entrambi  da  una  forma 
somigliante  al  Mastigopus,  e  ammettere  che  l'uno  [Lucifer)  abbia 
conservato  i  caratteri  di  questa  forma,  l'altro  [Sergestes)  abbia  ri- 
acquistato quelli  del  tipo  anteriore. 

Il  caso  della  scomparsa  di  alcune  appendici  del  torace  non  e 
unico  nella  storia  dei  Decapodi  ;  anche  XUexapus  [IL  sexpes)  ha  per- 
duto l'ultimo  paio  di  piedi  ambulatori,  però  nulla  si  conosce  del  suo 
sviluppo. 

Continuando  l'esame  dei  caratteri  della  Zoea,  si  osserva  che  al- 
cuni di  essi  sono  acquisiti  esclusivamente  dall'  adulto  e  si  esplicano 
già  durante  il  periodo  larvale.  Cosi  ad  esempio: 

a)  L'atrofia  degli  organi  visivi  nelle  fasi  larvali  del  CalocarW1. 

b)  La  fusione  del  6?  col  7?  segmento  negli  Inachidi. 

c)  La  perdita  del  palpo  in  tutte  le  fasi  di  sviluppo  del  Palacnw- 
netes*  e  dei  Crangonidi4. 

Si  devono  in  ultimo  considerare  come  caratteri  filogenetici 
nella  Zoea: 

a)  La  presenza  dell'  occhio  impari  nauplitico. 

b)  La  persistenza  del  ramo  esterno  in  due,  tre  o  più  appendici 
del  torace. 

c)  La  presenza  della  catena  gangliare  nell*  addome  della  Zoea  dei 
Brachyuri,  la  quale  non  trova  più  riscontro  in  tutte  le  fasi 
successive. 

d)  La  forma  distintamente  biloba  delle  mandibole  nelle  Zote  dei 
Brachyuri,  come  si  vede  nei  Caridi,  col  margine  tagliente  ar- 
mato di  denti  in  ciascun  lobo,  l'uno  dei  quali  si  trasforma  nel- 
l'adulto in  quel  dente  che  si  trova  costantemente  nella  superfìcie 
triturante;  e  la  presenza  della  spina  mobile  nel  secondo  paio 
di  antenne  col  suo  rivestimento  cuticolare  in  forma  di  squama 
nell'  embrione. 

e)  La  forma  caratteristica  del  segmento  anale. 

P.  Mayer5,  in  base  ai  risultati  ottenuti  dallo  studio  di  questo 
segmento  in  molte  forme  larvali,  venne  alla  conclusione  che  i  primi 

1  Boas,  J.  E.  V.,  Studier  over  Dekapodernes  Sliigtskabsforhold.  in:  Vid. 
Selsk.  Skrifter  Kjobenhavn  (6)  2.  Bd.  1880. 

2  8 ARS,  G.  O..  Bidrag  til  Kundskaben  ecc.  Nrphrops,  Calocaris  o  Gebia. 
in:  Arch.  Math.  Naturv.  Kristiania  9.  Bd.  1884  tav.  2  hg.  15. 

3  Mayer,  Carcinologische  Mittbeiluugeu  1 . 

4  Sars,  0.  0.,  Bidrag  til  Kuudskaben  ecc.  Fam.  Crangonidae.  I.e.  14.  Bd.  1890. 

5  Mayer,  Zur  Entwicklungsgeschichte  ecc. 


574 


O.  Cano 


Dccapodi  dovessero  avere  un  segmento  anale  biforcuto  (Schwanz- 
gabell  con  uno  schema  di  7  -f-  7  spine. 

Questo  schema  fondamentale  del  segmento  anale,  che  si  riscontra 
nelV  ordinaria  Zoè'a,  subisce  molteplici  variazioni  nella  forma  e  nel 
numero  delle  sue  spine,  variazioni  le  quali  sono  tutt'  affatto  secon- 
darie, perocché  nella  cuticola  che  riveste  l'embrione  nell'  ultima  sua 
fase  si  presentano  i  caratteri  della  forma  primordiale.  P.  Mayer 
perciò  conclude  che  questo  segmento  biforcuto  rappresenti  la  forma 
tipica,  alla  quale  devono  riferirsi  tutte  le  altre  diversamente  modifi- 
cate nella  serie  dei  Decapodi;  i  Brachyuri  hanno  conservato  questa 
forma  primitiva,  essendo  animali  che  non  nuotano,  mentre  i  Macruri, 
essendo  Crostacei  nuotatori,  hanno  il  segmento  anale  trasformato  in 
un  largo  ventaglio  codale  (Schwanzflosse). 

In  qual  modo  un  segmento  biforcuto  possa  trasformarsi  in  un 
ventaglio  codale,  io  ho  già  dimostrato  nello  sviluppo  del  CaUiaxia1. 
Le  medesime  condizioni  devono  essere  intervenute  nei  Caridi  e  nei 
Talassinidi. 

La  forma  fondamentale  biforcuta  persiste  intanto  nel  Ponto- 
philus*  in  modo  così  tipico  come  si  osserva  nella  Zoèa  del  Penaetis, 
e  si  manifesta  alquanto  modificata  nel  Nephrops*.  Tutti  i  restanti 
Macruri,  Anomali  e  Dromiacei  hanno  il  segmento  anale  trasformato 
in  un  largo  segmento  a  ventaglio. 

Nella  Galathea*,  intanto,  comincia  a  presentarsi  una  sinuosità  nel 
mezzo  di  questo  segmento,  la  quale  nella  Munida  diventa  ancora  pi ü 
profonda,  in  modo  che  si  ripristina  nuovamente  un  segmento  bifor- 
cuto, quale  si  constata  in  quasi  tutti  i  Brachyuri.  11  maximum  della 
biforcazione  si  vede  nelle  Zoe*e  dei  Dorippidei5,  e  questa  biforcazione 
diventa  minore  negli  Oxyrbynchi  e  Cyclometopi.  tende  a  svanire  in 
alcuni  Grapsidi  {Parhygrapsus  e  scompare  del  tutto  nei  Pinnotheridi 
e  Leucosiadi,  nei  quali  si  ha  di  nuovo  una  vera  Schwanzflosse.  In 
questo  ciclo  alternante  di  evoluzione,  più  che  ad  una  semplice  modi- 
ficazione di  una  forma  primordiale  (Macrura)  e  ad  una  trasmissione 
diretta  di  questa  forma  medesima  (Brachyura),  bisogna  pensare  ad 
un  fatto  di  riversione  atavica. 

Il  ventaglio  codale  dei  Macruri  è  effetti vameute  derivato  dal 

1  Cano,  Sviluppo  postetnbrionalc  della  fìebia,  Axiu*  ecc. 

2  Sars,  Bidrag  til  Kundskaben  ecc.  Fara.  Crangonidae. 

3  Idem,  Bidrag  ecc.  Ncphrops,  Culocarùt  e  (Sebia. 

«  Idem.  Bidrag  ecc.  Lühodes,  Eupaguru«,  Galathea  ecc.  ibid.  13  Bd.  1888. 
*  Caso,  Sviluppo  posteinbrionale  doi  Dorippidoi  ecc. 


Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyr»ynchi.  575 


segmento  biforcuto  dei  Peneidi,  come  il  ventaglio  della  Metazoca  del 
CalUaxis  è  derivato  dal  segmento  biforcuto  della  Zoe'a,  come  il  ven- 
taglio della  Zoèa  dell'  Ilio  è  derivato  dal  segmento  biforcuto  dell'  em- 
brione (tav.  35  fig.  87,  88). 

Tutte  le  differenti  forme  del  segmento  anale  della  Zoèa  dei 
Brachyuri,  persino  quella  cosi  strana  della  Cymopotia,  si  sviluppano 
in  dipendenza  d'una  forma  unica  che  si  osserva  sempre  nell'  embrione 
(tav.  34  fig.  24)  e  che  si  può  rapportare  al  segmento  anale  della 
Zoe'a  dei  Paguridi  Eupagurus).  L'argomento  quindi  non  regge,  come 
vuole  Conn1,  per  dimostrare  che,  nell'embrione  dei  Brachyuri  ri- 
vestito della  sua  cuticola  embrionale,  si  debba  riconoscere  l'evidenza 
di  uno  stadio  di  Protozoea.  Per  le  stesse  ragioni  il  medesimo  ra- 
gionamento non  può  essere  sufficiente  per  stabilire  la  relativa  età 
dei  Brachyuri  di  fronte  a  quella  dei  Macruri.  1  Brachyuri  sono  effet- 
tivamente derivati  dagli  Anomali:  la  Dromia  e  la  Latreillia,  nelle 
due  prime  fasi  larvali,  sono  veri  Anomali  (hanno  cioè  una  Zoèa  simile 
a  quella  di  una  Galathea  e  di  un  Pagurus),  dalla  Megalopa  in  poi 
sono  Brachyuri,  e  questa  è  la  miglior  prova  per  escludere  ogni  con- 
troversia intorno  a  questo  argomento.  Conn  però  credeva  di  aver 
trovato  dei  fatti  in  sostegno  della  sua  tesi,  fondandosi  sopra  alcune 
particolarità  del  secondo  paio  di  antenne  nell'  embrione,  particolarità 
riferibili  non  già  al  Nauplius,  come  ammetteva  Faxon2,  ma  allo 
stadio  di  Protozoea  [?1  nel  quale  queste  appendici  sono  veri  organi 
di  nuoto. 

Questa  affermazione  di  Conn,  fondata  in  parte,  come  ora  dirò, 
sopra  errori  di  osservazione,  era  dovuta  effettivamente  ad  una  falsa 
interpretazione. 

Infatti  il  secondo  paio  di  antenne  della  Protozoea  del  Penaeus, 
come  tutti  i  piedi  remiganti,  risulta  d  una  protopodite,  di  un  ramo 
interno  e  di  un  ramo  esterno  completamente  cilindrici,  caratteri  questi 
che  si  conservano  nello  stadio  di  Zoèa.  Nei  Macruri  (  Virbius],  il  ramo 
esterno,  che  era  segmentato  nell'  apice,  diventa  lamelloso  e  guernito 
di  setole  nel  suo  margine  interno,  la  segmentazione  terminale  sparisce, 
però  si  trova  costantemente  nell'  embrione  dei  Macruri  ciò  che  di- 
mostra che  le  antenne  della  Zoe'a  di  questi  si  sviluppano  in  dipen- 
denza di  quelle  della  Zoea  del  Penaem  ;  in  questo  modo  si  forma 
una  squama  tipica,  quale  si  osserva  nei  Macruri.  Anomali  e  Dromiacei. 

1  v.  sopra  pag.  566. 

2  Faxon,  W  ,  On  some  Points  in  the  Structure  of  the  Embryonic  Zoea. 
in:  Bull.  Mus.  Harvard  Coli.  Voi.  6  1680. 


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G.  Cano 


A  misura  che  si  progredisce  nella  serie  dei  Decapodi,  la  squama 
va  incontro  a  considerevoli  modificazioni,  diventa  più  ristretta  nei 
Raninidei  (Acan(/iocans)\  e  si  trasforma  in  una  lunga  spina  ar- 
ticolata nella  maggior  parte  dei  Brachyuri.  Il  ramo  interno  subisce 
anch'  esso  modificazioni  profonde  :  non  è  più  segmentato  nella  Zoea 
dei  Macruri,  si  riduce  in  quelle  degli  Anomali  e  scompare  del  tutto 
nelle  Zoè'e  tipiche  dei  Brachyuri.  La  protopodite  porta  una  spina,  la 
quale  si  sviluppa  maggiormente  negli  Anomali  e  raggiunge  il  suo 
maximum  nei  Brachyuri. 

Nella  sua  forma  tipica,  il  secondo  paio  di  antenne  dei  Brachyuri 
risulta  dunque  d  una  protopodite  impari  che  si  continua  in  una  lunga 
spina,  e  di  una  spina  mobile  equivalente  alla  squama  degli  Anomali 
e  Macruri. 

Le  due  spine  sono  egualmente  lunghe  nei  Dorippidei  ed  Inachidi, 
ma  nei  Corystoidci  e  Portunidi,  la  spina  mobile  e  più  corta  della  fissa, 
diventa  rudimentale  nel  Xantho  e  scompare  quasi  del  tutto  nel 
Pachygrapsus  e  nel  Panopaeus*,  nei  quali  esiste  una  piccolissima 
spina  che  difficilmente  si  può  interpretare  come  equivalente  della 
squama,  non  essendo  né  anche  articolata.  Infine,  nei  Leucosiadi  e 
Pinnotheridi,  scompare  ancora  la  spina  fìssa,  ed  allora  l'antenna  è 
ridotta  ad  un  semplice  tubercolo,  il  quale,  come  io  ebbi  occasione  di 
dimostrare,  fa  vedere  attraverso  la  cuticola  trasparente3  il  peduncolo 
ed  il  flagello  già  formati. 

Questa  circostanza  indusse  Conn  a  ritenere  che  nel  Pinnotheres 
esistesse  solo  il  primo  paio  di  antenne  e  che  la  mancanza  del  se- 
condo nella  Zoea  dovesse  .considerarsi  come  una  modificazione  lar- 
vale secondaria. 

Però  esistono  due  paia  di  antenne  nel  Pinnotheres;  come  si 
rileva  poi  dal  quadro  morfologico  che  io  ho  fatto  di  queste  appen- 
dici, il  secondo  paio  di  antenne  dei  Brachyuri,  tutto  che  si  sviluppi 
in  dipendenza  di  quello  degli  Anomali  e  Macruri,  non  può  esser  com- 
parabile a  quello  della  Protozoea  o  del  Nauplius,  perché  ha  subito 
modificazioni  cosi  profonde  che  l'omologia  delle  diverse  parti  alcune 
volte  non  è  più  riconoscibile. 

Il  fatto  che  la  spina  mobile  ncll*  embrione  ha  un  rivestimento 
cuticolare  in  forma  di  squama  (tav.  35  fig.  76),  rappresenta  una  con- 


1  Claus,  Grundlage  ecc.  tav.  9  6g.  6. 

2  Birob,  Notes  on  the  Development  ecc. 

3  Cano,  Sviluppo  dei  Dorippidei  ecc.  tav.  3  6g.  2t>,  2«'". 


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Sviluppo  o  Morfologia  degli  Oxyrbynchi. 


577 


dizione  di  cose  che  si  trova  in  tutte  le  Zoè"e  dei  Macrari  e  degli 
Anomali,  e  non  vi  è  necessità  di  risalire  al  Nauplius  od  alla  Proto- 
zoèa, dove  queste  appendici  hanno  una  forma  differente. 

.  Per  le  medesime  ragioni,  la  cuticola  che  riveste  l'embrione  nel- 
l'ultima sua  fase  di  sviluppo  non  può  rappresentare  la  spoglia  dello 
stadio  precedente  alla  Zoca  ossia  della  Protozoèa.  Questa  cuticola 
comincia  a  svilupparsi  sin  dallo  stadio  del  Nauplius  e  non  vi  è  quindi 
nessuna  ragione,  perchè  Conn  la  debba  riferire  alla  Protozoèa. 

Pigliando  ora  in  considerazione  la  Megalopa,  si  vede  che 
essa  rappresenta  uno  stadio  reale  di  evoluzione  di  tutti  i  Dromiacei, 
Kaninidei  e  Brachyuri  genuini.  Gli  Anomali  (Paguridea,  Galatheidea, 
Hippidca)  non  passano  per  un  vero  stadio  di  Megalopa,  ma  i  Gala- 
theidea secondo  Fritz  Müller  persistono  in  questo  stadio;  i  Dro- 
miacei conservano  ancora  nell'  adulto  un  rudimento  delle  lamine 
laterali  del  telson  (che  a  differenza  delle  Megalope  dei  Kaninidei  e 
Brachyuri  risultano  sempre  di  due  distinti  rami),  per  cui  possiamo 
concludere  che  i  medesimi  rimangono  nello  stadio  postlarvale  dei 
veri  Brachyuri. 

Per  quanto  riguarda  il  significato  della  Megalopa,  é  indubitato 
che  essa  non  possa  avere  alcun  valore  ancestrale  per  i  Brachyuri 
attuali,  ma  è  una  pura  forma  cenogenetica,  che,  da  un  lato  presenta 
molti  caratteri  della  Zoèa  (quali  sono  la  spina  dorsale  esistente  ta- 
lora sullo  scudo,  l'addome  colle  appendici  provviste  di  un  interno 
retinaculum) ,  dall'  altro  lato  si  rapporta  più  strettamente  all'  adulto, 
sia  per  la  forma  del  corpo  che  per  la  conformazione  delle  appendici 
cefalotoraciche. 

Nessuna  Megalopa  ha  potuto  essere  un  Crostaceo  adulto. 
Come  io  ho  esposto  in  un  altro  mio  lavoro1,  i  Brachyuri  si  devono 
raggruppare  in  tre  serie,  le  quali  manifestano  un  rapporto  di  dipen- 
denza dai  tre  gruppi  degli  Anomali,  e  sono:  i  Brachyuri  di  forma 
triangolare,  di  forma  cosi  detta  circolare  e  di  forma  quadrilatera. 

I  Brachyuri  di  forma  triangolare  sono  derivati  dai  Paguridi;  la 
forma  triangolare  si  osserva  infatti  tra  i  Paguridi  stessi  nel  Lithodes 
che  giusta  il  concetto  di  Boas  rappresenta  un  Eupagurus  modificato. 

Tra  i  Dromiacei  la  LatreiUia  è  quella  che  presenta  più  stretti 
rapporti  di  affinità  cogli  Oxyrbynchi.  Come  avrò  occasione  di  di- 
mostrare nello  sviluppo  di  questo  Crostaceo,  durante  la  fase  di  Me- 
galopa, il  rostro  primitivo  si  ripiega  in  basso  per  formare  un  setto 


1  Cano,  Sviluppo  dei  Portunuli  ecc. 


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G.  Cano 


tra  le  due  antenne;  ai  lati  di  esso  sorgono  due  lunghissime  spine 
rostrali  secondarie  ;  sulla  regione  gastrica  comparisce  una  piccola  gib- 
bosità simile  a  quella  che  si  osserva  nello  Stenorhynchus  ;  il  6?  ed 
il  7?  segmento  addominale  sono  fusi  nella  femina  col  5?  segmento. 
Inoltre  il  rapporto  nell'  asse  dell'  articolazione  tra  il  braccio  ed  il 
carpo,  e  tra  il  carpo  e  la  mano,  la  lunghezza  dei  piedi  ambulatori, 
la  disposizione  a  forma  di  falce  del  dattilo  dei  due  ultimi  piedi  am- 
bulatori nell'  Achaetis  e  nello  Stenorhynchus,  quale  si  riscontra  in 
alcune  specie  di  Latreìllia  {Latreillopsü),  ed  in  tutti  quei  Dromiacei 
che  fissano  una  spugna  sul  dorso,  la  formula  branchiale,  che  si  rap- 
porta strettamente  a  quella  degli  Inacbidi  (esiste  però  una  branchia 
della  serie  c'  nel  penultimo  piede  ambulatore),  fanno  indubbiamente 
riconoscere  che  gli  Oxyrhynchi  sono  derivati  da  una  forma  molto 
vicina  alla  Latrciìlia. 

La  lunghezza  dei  piedi  ambulatori  deve  quindi  apparire  d'una 
certa  importanza  morfologica  nello  studio  degli  Oxyrhynchi,  perchè  rap- 
presenta un  carattere  proprio  del  tipo  originario.  Con  ragione  H.  Milne 
Edwards  ha  preso  in  considerazione  questo  carattere  come  elemento 
di  classifica  per  la  prima  tribù  di  questa  famiglia.  Tutti  quegli  Oxy- 
rhynchi che  egli  ha  indicato  col  nome  di  Macropodiens,  caratterizzati 
dalla  lunghezza  dei  piedi  ambulatori,  sopra  tutto  di  quelli  del  2?  e 
3?  paio,  assai  più  lunghi  dei  chelopodi,  e  due  volte  e  mezzo  cosi 
lunghi  che  la  porzione  postfrontale  dello  scudo  cefalotoracico,  vengono 
anche  da  me  raggruppati  per  costituire  la  prima  famiglia  degli 
Oxyrhynchi  o  Inachidae. 

Divido  la  medesima  in  due  sottofamiglie:  Inachinae,  nella  quale 
il  (>?  segmento  dell'  addome  è  costantemente  fuso  col  telson  (tipi 
Leptopodia,  Inac/tus,  Tnachoides)  e  Macropodinae,  nella  quale  non  si 
presenta  giammai  questo  carattere  tipi  Camposna,  Eurypodius,  Ma- 
rrorhcira,  Doclea,  Libidoclea,  Libitiia  . 

La  divisione  della  seconda  famiglia  o  Majidae  richiede  la 
conoscenza  di  alcuni  fatti,  i  quali  nini  ebbero  finora  una  giusta  consi- 
derazione dagli  autori  che  si  sono  occupati  di  questo  gruppo  di  Decapodi. 
H.  M.  Edwards,  Dana,  Stimpson  e  recentemente  anche  Miers  1  aveano 
gisi  posto  attenzione  al  fatto  che  gli  occhi  degli  Oxyrhynchi  sono 
più  o  meno  retrattili,  e  che  alcuni  si  possono  nascondere  in  una 
cavita  orbitaria  {Maiens  cryptophthalmes  ,  altri  no  (Maiens  phanér- 
ophthalmes),  ma  nessuno  ha  pensato  mai  di  spiegare  questo  fatto. 

i  MiEus,  E  ,  On  the  Classification  of  the  Maioid  Crustacea  or  Oxyrbyncha 
ecc.  in:  Journ.  Linn.  Soc.  London  Voi.  14  1879. 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


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In  alcune  forme  gli  occhi  si  possono  nascondere,  perocché  si  è 
formata  una  vera  cavità  orbitaria,  in  altre  non  si  possono  nascon- 
dere, perchè  non  si  è  formata  una  tale  cavita. 

Come  ho  dimostrato  in  un  mio  precedente  lavoro1,  l'orbita  dei 
Brachyuri  è  il  risultato  dell'  unione  di  4  lobi  o  denti  che  sono  omo- 
loghi alle  spine  che  armano  il  margine  anteriore  dello  scudo  dei  Caridi. 

Pigliando  in  considerazione  i  Majidi,  si  osserva  che  alcune  volte 
lo  scudo,  ripiegandosi  al  disotto  per  limitare  le  camere  branchiali, 
abbraccia  la  base  del  peduncolo  oculare,  senza  dar  luogo  alla  for- 
mazione d'una  cavità  orbitaria  [Simocareinus) ;  altre  volte  all'  innanzi 
ed  al  disopra  del  peduncolo  il  tegumento  si  estroflette  per  costituire 
un  lobo  sopraccigliare  o  dente  preoculare  [Menaetim,  Acant/tonyz); 
in  altri  casi  forma  anche  un  lobo  orbitario  esterno  o  dente  post- 
oculare  [Pisa,  Lissa),  a  cui  in  alcuni  casi  (Herbstià)  se  ne  aggiunge 
un  terzo  [lobo  o  dente  preorbitale}  che  completa  l'orbita  al  disopra, 
e  nella  Maja  se  ne  aggiunge  un  quarto  (lobo  o  dente  orbitario  in- 
feriore) . 

In  base  a  questi  risultati,  la  famiglia  Majidae  rimane  cosi  sud- 
divisa in  tre  sottofamiglie  facili  a  riconoscere  per  i  seguenti  caratteri  : 

a)  Orbita  o  non  formata  affatto,  oppure  rappresentata  da  un  sol 
lobo  o  dente  preoculare.  Subfam.  Acanthonychinae  (Acan- 
thonychinae  e  Stenociopinae  di  Mieks);  tipi  Stcnoccnops,  Huetiia, 
A«  anthonyx,  Mcnaetius,  Xe/wcarcinus. 

b)  Orbita  costituita  esclusivamente  di  2  lobi  o  denti  preoculare 
e  orbitario  esterno  o  postoculare) ,  i  quali  o  si  sviluppano  poco, 
per  cui  la  cavità  orbitaria  rimane  incompleta,  lasciando  un  largo 
hiatus  al  disopra  ed  al  disotto  [Pila),  oppure  si  sviluppano 
maggiormente  {Lissa)  e,  riunendosi  per  sutura  o  saldandosi  tra 
di  loro ,  formano  un'  orbita  completamente  circolare.  Subfam. 
Pisinae;  tipi  Pisa,  Hyas,  Mitrax,  Pericera,  Othonia,  Macro- 
coeloma,  Criocarcinas. 

c)  Orbita  costituita  di  3  o  l  lobi  o  denti,  i  quali,  come  nel  caso 
precedente,  fermano  un  orbita  completa  {Herbstià,  Eurynome) 
od  incompleta  [Schizophrys ,  Maja).  Subfam.  Majinae;  tipi 
Herbstià,  Cyctax,  Maja,  Mmppc,  Eurynome. 

In  questa  mia  classiiicazione  i  rapporti  morfologici  delle  due 
prime  famiglie  mi  sembrano  meglio  conservati  che  non  in  tutte  le 
altre  proposte  dagli  autori  precedenti;  essa  risponde  meglio  d'ogni 


1  Cano,  Sviluppo  dei  Portunidi  ecc. 


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G.  Cano 


altra  alle  condizioni  già  fatte  constatare  nello  sviluppo.  Così  Miers 
riferisce  la  Pisa  ai  Majidi  e  colloca  la  Lissa  tra  i  Periceridi,  men- 
tre che  questa  ha  uno  sviluppo  completamente  identico  a  quello  della 
Pisa  e  non  dovrebbe  né  anche  formare  un  genere  a  parte. 

In  opposizione  alle  vedute  di  H.  M.  Edwards,  gl'  Inachidi  rap- 
presentano intanto  le  forme  più  basse  di  questo  gruppo,  i  Majidi  le 
forme  più  elevate. 

Per  quanto  riguarda  la  terza  famiglia  di  questo  gruppo  o 
Parthenopidae  (alla  quale  assegno  i  medesimi  limiti  e  la  mede- 
sima suddivisione  proposta  da  Miers),  essa  è  costituita  da  forme 
maggiormente  modificate  in  rapporto  al  tipo  primitivo,  come  sareb- 
bero i  Leucosiadi  ed  i  Calappidi  tra  gli  Oxystomi. 

Tra  tutti  i  Majidi,  gli  Acanthonychidi  (Simo  carri nus)  sono  le 
forme  che  più  si  appressano  ai  Partii  enopidi,  sia  per  l'aspetto  generale 
del  corpo,  sia  per  il  rapporto  nella  lunghezza  tra  i  chelopodi  ed  i 
piedi  ambulatori,  sia  per  la  disposizione  dei  piedi  mascellari  esterni. 

I  rapporti  morfologici  degli  Oxyrhynchi  si  possono  quindi  rap- 
presentare collo  schema  seguente. 

Majidae 

Parthenopidae 


Inacbidae 
Latreillia 


Spiegazione  delle  tavole  34  a  36. 

Elenco  delle  abbreviazioni. 

Ai  =  antenne  superiori,  A*  =  antonno  inferiori,  a  m  ano,  ad  =  addome, 
Ao  =  aorta,  li  —  bocca,  Bg  =  bocca  della  gastrula.  C  =  cervello,  Ccr  = 
coni  cristallini,  Ce  —  ceco  intestinale,  Cg  =  grosse  cellule  ganglionari,  Cocr  = 
cellule  del  cono  cristallino,  Col  =  cordoni  laterali,  CU  =  cuticola  larvale, 
Cu  =  cuore,  Cuc  =  cuticola  corneale.  Eri  =  ectoderma,  Ent  =  entoderma, 
eps  =  epistema ,  Es  =  esofago.  Già  =  glandola  antennale ,  Ole  =  ganglio 
commessurale,  Olcv  «=  catena  gangliare  ventrale,  Glo  =  ganglio  ottico,  Gir  « 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


581 


ganglio  retinico.  la  =  intestino  anteriore,  Im  =  intestino  medio,  Ip  =  intestino 
posteriore.  Le  =  lobi  cefalici,  X*  =  labbro  inferiore,  Lo  =  lobi  ottici,  Ls  =  labbro 
superiore,  m  =  muscoli,  Mamd  —  muscoli  adduttori  delle  mandibole,  Md  = 
mandibola,  Mes  =  mesoderma,  Mxl  =  mascella  del  primo  paio,  Mx2  =  mascella 
del  secondo  paio,  m  =  nervo  ottico,  Ns  =  nuclei  di  Semper,  o  =  occhio,  oi 
=  occhio  impari.  Pat-5  =  piedi  ambulatori,  Pg  =  pigmento,  PI  =  pleopodi, 
Pila  =  placca  toraco- addominale,  Pmxi-*  =  piedi  mascellari,  Prt  =  procto- 
daeum.  re  =  ramo  esterno,  ri*  =  ramo  interno,  rp  =  rostro  primitivo,  rs  — 
rostro  secondario.  Se  =  scudo  cefalico,  Sep  =  Bacco  epatico,  Std  =  stomo- 
daeum.  V  =  vitello,  Vap  =  valvola  pilorica.  Zg  =  zona  di  gemmazione. 

Tavola  34. 

Maja  verrucosa. 

Fig.  1.  Corpuscoli  seminali  liberi  e  contenuti  in  sperinatoforo,  visti  a  forte 
ingrandimento  (Zeiss.  Obj.  Vi 2  Oc.  3)  nel  cemento  che  agglutina  l'uovo. 

Fig.  2.  Uovo  cho  si  circonda  di  cemento  in  corrispondenza  del  receptaculum 
seuiinis  (Zeiss  Obj.  A.  Oc.  2). 

Fig.  3.  Uovo  aderente  ai  peli  dei  pleopodi  per  mezzo  di  duo  peduncoli. 

Fig.  4.  Prima  fase  di  segmentazione  dell'  uovo.  4*»»  la  medesima  vista  in 
sezione. 

Fig.  5.  Seconda  fase  di  segmentazione. 
Fig.  ti.  Terza  fase  di  segmentazione. 
Fig.  7,  8.  Quarta  fase  di  segmentazione. 
Fig.  9.  Quinta  fase  di  segmentazione. 

Fig.  10.  Sesta  fase  di  segmentazione;  10^«  la  medesima  vista  in  sezione. 
Fig.  1 1 .  Settima  fase  di  segmentazione. 
Fig.  12.  Perimorula;  12*»>»  la  medesima  vista  in  sezione. 
Fig.  13.  Prima  fase  di  sviluppo  dell'embrione:  disco  germinativo  e  bocca 
della  gastrula. 

Fig.  14.  Seconda  fase:  lobi  cefalici  0  placca  torace-addominale. 

Fig.  15.  Terza  fase:  lobi  cefalici,  placca  toraco-addominale  e  cordoni  laterali. 

Fig.  16.  Quarta  fase:  l'area  dei  lobi  cefalici  si  è  suddivisa  in  tre  lobi  se- 
condarti ;  al  disopra  della  placca  toraco  -  addominale  cominciano  a 
sollevarsi  le  mandibole. 

Fig.  17.  Embrione  nel  tipico  stadio  di  Nauplius. 

Fig.  18.  Stadio  più  avanzato,  nel  quale  comincia  a  sollevarsi  l'addome. 

Fig.  19.  Embrione  colle  tre  appendici  nauplitiche  già  formate. 

Fig.  20.  Embrione  colle  appendici  nauplitiche  e  col  labbro  superiore. 

Fig.  21.  Embrione  colle  appendici  nauplitiche  e  colle  due  paia  di  mascelle. 

Fig.  22.  Embrione  colle  appendici  nauplitiche,  colle  due  paia  di  mascelle  e 

colle  due  prime  paia  di  piedi  mascellari. 
Fig.  23.  Embrione  tolto  dall'  uovo,  per  mostrare  la  disposizione  piramidale 

del  vitello  nutritivo  sul  dorso. 
Fig.  24.  Embrione  con  pigmento  oculare,  tolto  dall'  uovo. 
Fig.  2").  Embrione  al  momento  cho  esco  dall'  uovo,  rivestito  della  cuticola 

embrionale. 
Fig.  20.  Zoea. 
Fig.  27.  Metazoea. 

Fig.  28.  Megalopa  (7  volte  ingrandita). 


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582  G.  Cano 

Fig.  29.  Stadio  postlarvale  (4  volte  ingrandito). 

Fig.  30.  Maja  giovine  (grandezza  naturale). 

Fig.  31a,  b,  c.  Differenti  fasi  di  sviluppo  delle  antenne. 

Fig.  32a,  b,  c.  Differenti  fasi  di  sviluppo  delle  mandibole. 

Fig.  33a,  b.     Differenti  fasi  di  sviluppo  della  mascella  del  primo  paio. 

Fig.  34a,  b,  c.  Differenti  fasi  di  sviluppo  della  mascella  del  secondo  paio. 

Fig.  35a,  b.     Differenti  fasi  di  sviluppo  del  primo  piede  mascellare,    b,  e  e  ep 

branchie  (secondo  le  formule  di  Claus). 
Fig.  36a,  b.     Differenti  fasi  di  sviluppo  del  secondo  piede  mascellare. 
Fig.  37a,  b.     Differenti  fasi  di  sviluppo  del  terzo  piede  mascellare. 
Fig.  38.  Segmento  anale  di  Zoea. 

Fig.  39a.         Addome  nello  stadio  postlarvale,  39b  di  maschio  adulto,  39c  di 
femina  adulta. 

Fig.  40.  Chelopode  di  Megalopa  colle  appendici  branchiali. 


Tavola  35. 

*i  e  *2  «=  articoli  della  protopodite;  b,  c,  c  e  ep  =  branchie. 

Fig.  41 — 14.  Zoea,  Metazoea,  Megalopa  e  stadio  postlarvale  di  Pisa. 
Fig.  45-51.  Lissa. 

45.  Stadio  postlarvale. 

46.  Scudo  di  Zoea,  visto  dalla  superficie  frontale. 

47.  Segmento  anale  di  Zoea. 

48a,  b,  c.  Differenti  fasi  di  sviluppo  delle  antenne. 
49,  50,  51.  Primo,  secondo  e  terzo  piede  mascellare  di  Megalopa. 
Fig.  52-56.  Htrbstia. 

52,  53.  Metazoea  e  Megalopa. 

54.  Antenne  di  Metazoea. 

55.  Segmento  anale  della  stessa. 

56.  Terzo  piede  mascellare  di  Megalopa. 
Fig.  57—59.  Eurynomc. 

57.  Zoea. 

58.  Antenna  estorna  della  stossa. 

59.  Segmento  analo  della  stessa. 
Fig.  60—63.  Acanthnnyx. 

60.  Metazoea. 

61.  Antenna  esterna  della  ste»sa. 

62.  Segmento  anale  di  Zoea. 

63.  Scudo  di  Zoea  visto  dalla  superficie  frontale. 
Fig.  64—69.  Lambru». 

64.  65,  66.  Zoea,  Deutozoea  e  Metazoea. 

67.  Antenne  di  Metazoea. 

68.  Segmento  anale  di  Zoea 

69.  Appendici  toraciche  di  Metazoea. 
Fig.  70.        Zoea  di  SUnorhynchus  phalanyium. 
Fig.  71.         Zoé'ii  di  Inachus  storpio. 

Fig.  72.        Megalopa  di  Stenorhynchus. 

Fig.  73.        Stadio  postlarvale  dello  stesso. 

Fig.  74.        Segmento  anale  di  Zoea  di  Stenorhynchus. 


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* 


i 


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Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi. 


5S3 


Fig.  75.  Segmento  anale  di  ZoSa  di  Inachus,  rivestito  della  cuticola  lar- 
vale. 

Fig.  76.  Antenna  esterna  d'Inachus,  rivestita  della  cuticola  larvale. 
Fig.  77—85.  Stenorhynchtu. 

77a  Mandibola  di  Zoea,  77b  vista  di  lato,  77c  mandibola  di  Megalopa. 

78.  Mascella  del  primo  paio  di  Zoea. 

79.  Scudo  di  Zoea,  visto  dalla  superficie  frontale. 
SO.  Scudo  di  Megalopa,  visto  di  lato. 

81,  82.  Regione  antennaria  nello  stadio  postlarvale  ed  adulto. 

83.  Addome  nello  stadio  postlarvale. 

84  e  85.  Addome  di  maschio  e  femina  adulti. 
Fig.       86.  Scudo  di  Megalopa  di  Maja. 
Fig.       b7.  Segmento  anale  di  embrione  d  Jlia. 
Fig.       88.  Segmento  anale  di  Zoea  della  stessa. 

Tavola  36. 

Fig.  89.  Disco  germinativo  e  bocca  della  gastrula,  visto  a  forte  ingrandimento 
(Zeiss  Obj.  C,  Oc.  2).  89^»  Gastrula  in  sezione. 

Fig.  90.  Gastrula  nella  fase  B;  90*»»  la  medesima  in  sezione. 

Fig.  91.  Gastrula  nella  fase  C;  91bi»  la  medesima  in  sezione  trasversale. 

Fig.  92.  Sezione  della  gastrula  e  dei  lobi  cefalici  nella  fase  B. 

Fig.  93.  Sezione  della  gastrula  e  dei  lobi  cefalici  nella  fase  C. 

Fig.  94.  Sezione  sagittale  dell'  embrione  nella  fase  D. 

Fig.  95.  Sezione  sagittale  dell'  embrione  nella  fase  F. 

Fig.  96.  Sezione  sagittale  dell'  embrione  nella  fase  G. 

Fig.  97.  Sezione  trasversale  dell'  embrione  nella  fase  II. 

Fig.  98.  Sezione  sagittale  dell'  embrione  nella  fase  I. 

Fig.  99.  Sezione  trasversale  dell'  embrione  nella  fase  M. 

Fig.  100.  Sezione  sagittale  dell'  embrione  nella  fase  K. 

Fig.  101.  Sezione  sagittale  di  Zoea. 

Fig.  102.  Addome  nello  stadio  I  Zeiss  Obj.  B,  Oc.  2). 

Fig.  103.  Sezione  del  sacco  epatico  e  dell'  intestino  di  Zoea. 

Fig.  104.  Sezione  longitudinale  dello  Btomaco,  dell'  intestino  medio  e  posteriore. 

Fig.  105.  Sezione  d'un  cieco  intestinale  nello  stadio  di  Megalopa. 

Fig.  106.  Sistema  nervoso  di  Maja  adulta  [grandezza  naturale). 

Fig.  107.  Glandola  antennale  di  Zoea  (Zeiss  Obj.  C,  Oc.  2). 

Fig.  108.  Glandola  antennale  di  Megalopa,  vista  in  sezione  (Zeiss  Obj.  B,  Oc.  2). 

Fig.  109.  Sezione  del  cervello  e  degli  occhi  nello  stadio  K  Zeiss  Obj.  B,  Oc.  2). 

Fig.  110.  Sezione  della  sfera  diottrica  dell'occhio  nell'ultimo  periodo  embrio- 
nale (Zeiss  Obj.  B,  Oc.  2). 

Fig.  111.  Occhio  di  Zoea,  visto  in  sezione  [Zeiss  Obj.  B,  Oc.  2). 

Fig.  112.  Occhio  di  Megalopa,  visto  in  sezione  Zeiss  Obj.  A,  Oc.  V. 

Fig.  113.  Occhio  di  Maja  adulta  in  sezione  (8  volte  ingrandito  . 


Mittheilungen  a.  d.  Zoolog.  Station  sa  Neapel.   Bd.  10. 


39 


Über  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten 

Ascidien. 

von 

.Julian  Hjort 

in  Chri8tiania. 


Mit  Tafel  87-39.'  ' 


Während  in  den  letzten  10 — lö  Jahren  die  Forscher,  welche 
sieh  mit  der  Untersuchung  der  Tuuicateu  beschäftigt  haben,  fast  nur 
die  Morphologie  derselben  und  von  den  Knospungen  hauptsächlich 
diejenigen  der  Salpen  und  von  Pyrosoma  berücksichtigten,  basirt 
unsere  Kenntnis  von  der  Entwicklung  der  Knospen  bei  den  zusammen- 
gesetzten Ascidien  beinahe  ausschließlich  auf  älteren  Arbeiten. 

Vor  allen  Anderen  sind  hier  Kowalewsky  (18  und  19),  welcher 
Amaroucium,  Didcinmtm  styliferum  und  Pei'ophora  stndirte,  sowie 
Della  Valle  (7  :  Didemnum,  Distaplia  und  Botryllus),  endlich  See- 
liger 31:  Clacelina)  zu  nennen1. 

Die  genannten  Forscher  stimmen  in  vielen  wesentlichen  Punkten 
Uberein,  in  anderen,  z.  B.  was  die  Herkunft  des  Nervensystems 
angeht,  stehen  sie  im  größten  Widerspruche  zu  einander.  Von  Herrn 
Professor  R.  Hertwig  wurde  ich  daher  aufgefordert,  die  Knospung 
bei  den  zusammengesetzten  Ascidien  von  Neuem  zu  studiren.  Ich 
habe  mich  bald  auf  Botryllm  beschränkt,  und  die  Resultate,  die 
ich  hier  erzielte,  veranlassten  mich,  weiterhin  auch  bei  der  Larve 
die  Bildung  des  Nervensystems  näher  zu  untersuchen.  So  ist  meine 
Arbeit  allmählich  zu  einem  Vergleich  der  Entwicklung  des  Nerven- 
systems in  Knospe  und  Larve  geworden.    Gleichzeitig  habe  ich 


1  Die  fetten  Zahlen  beziehen  sieli  auf  die  Nummern  in  der  Litteraturliste 
unten  pag.  565  ff.). 


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Über  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten  Ascidieu.  5&5 

auch  einige  Resultate  Uber  andere  Organe  bei  den  Knospen  ge- 
wonnen1. 

Ich  hoffe,  dass  meine  Arbeit  einigermaßen  dazu  beitragen  wird, 
einige  der  strittigen  Fragen  zu  entscheiden.  Sie  ist  theils  in  dem 
Zoologischen  Institut  zu  München  unter  Leitung  von  Herrn  Professor 
Richard  Hektwig,  theils  in  der  Zoologischen  Station  zu  Neapel 
ausgeführt  worden.  Ich  erlaube  mir  hier  meinem  verehrten  Lehrer 
Professor  Hertwig  meinen  besten  Dank  für  das  große  Interesse 
auszusprechen,  welches  er  während  meines  Aufenthalts  in  München 
an  meinen  Studien  und  besonders  an  dieser  Arbeit  genommen  hat. 
Eben  so  bin  ich  Herrn  Professor  Dohrk  fUr  die  große  Liberalität, 
welche  er  mir  durch  Gewährung  eines  Arbeitsplatzes  erwiesen  hat. 
zu  vielem  Danke  verpflichtet. 

Ich  habe  mehrere  Arten  von  Botryllas  untersucht,  haupt- 
sächlich ciolaceus ,  dann  auch  aurolineatus.  Da  die  Knospung  aber 
bei  beiden  Arten  in  ganz  ähnlicher  Weise  verläuft,  so  halte  ich  es 
nicht  für  nöthig,  jedes  Mal  die  Species  ausdrücklich,  zu  nennen.  — 
Zum  Conserviren  benutzte  ich  die  von  van  Beneden  &  Jülin  (2)  und 
die  von  Davidoff  (5)  empfohlenen  Reagentien,  nämlich  Acid.  acet. 
glac.  resp.  2  Theile  conc.  Sublimatlösung  -f-  1  Theil  Acid.  acet. 
glac.  In  ersterer  Flüssigkeit  wurde  das  Material  2  Minuten,  in 
letzterer  15—30  Minuten  fixirt.  Ich  war  hauptsächlich  auf  Schnitt- 
serien angewiesen. 


Literaturverzeichnis. 

1.  van  Ben  eden,  E.,  &  Ch.  Julin,  Le  Systeme  nerveux  central  des  Asci- 

dies  adulte»  et  ses  rapporta,  avec  celui  des  larves  urodèles.  in  : 
Arch.  Biol.  Tome  5  1884. 

2.           Recherches  sur  la  morphologie  des  Tuniciers.    ibid.  Tome  6  188H. 

8.  Braem,  F.,  Untersuchungen  Uber  Bryozoen  des  süßen  Wassers,  in:  Bibl.  Z. 

(Chun  &  Leuckart)  6.  Heft  1890. 
4.  Davenport,  C.  B.,  Observations  ou  budding  in  Paludicella  and  some  other 

Bryozoa.   io:  Bull.  Mus.  Harvard  Coli.  Vol.  22  1891. 
6.  Davidoff,  M.  v.,  Untersuchungen  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Distaplia 

magnila,- va  etc.  2  Theile.    in:  Mitth.  Z.  Stat.  Neapel  9.  Bd.  1589 

und  1891. 

«  Della  Valle,  A.,  Recherches  sur  l'anatomie  des  Ascidies  composóes.  in: 
Arch.  Ital.  Biol.  Tome  2  1882. 


1  Eine  vorläufige  Mittheilung  ist  inzwischen  bereits  im  15.  Jahrg.  des 
Zool.  Anzeigers  (No.  40U  pag.  328—332  erschienen. 

39  « 


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586 


Johan  Hjort 


7.  Della  Valle,  A.,  Sur  le  bourgeonnement  des  Didemnidea  et  dea  Botry Ili- 

dea  etc.  ibidem. 

8.  ti  ani  n,  M.,  Neue  Thataachen  aua  der  Entwicklungsgeschichte  der  Asci- 

dien.   in:  Zeit.  Wiaa.  Z.  20.  Bd.  1871. 

9.  Giard,  A.,  Recherches  sur  lea  Aacidiea  composées  ou  Synascidiea.  in:  Arcb. 

Z.  Expér.  Tome  1  1872. 

10.           Sur  le  bourgeonnement  dea  larvea  ÜAtttllium  spongiforme  et  sur  1» 

Poecilogonie  chez  lea  Aacidiea  composées.  in  :  Compt.  Rend. 
Tome  112  1891. 

11.  Herdman,  W.  A.,  Report  on  the  Tunicata.  Part.  2.  in:  Rep.  Challenger 

Voi.  14  1886. 

12.  Hertwig,  R.,  Beiträge  zur  Kenntnis  dea  Baues  der  Aacidien.   in:  Jeua. 

Zeit.  Naturw.  7.  Bd.  1873. 

13.  Jourdain,  S. ,  Obaervationa  sur  la  blastogénèse  continue  du  Botrylloides 

rubrum  M.  E.    in  :  Compt.  Rend.  Tome  103  1886. 

14.  Julin,  Ch. ,  Etüde  8ur  l'hypophyae  des  Ascidies  et  sur  les  organes  qui 

l'avoiainent.   in:  Bull.  Acad.  Belg.  (3)  Tome  1  1881. 
16.  Korotneff,  A.,  Die  Knoapung  der  Anchinia.    in:  Zeit.  Wiaa.  Z.  40.  Bd. 
1884. 

16.  Kowalewsky,  A.,  Entwicklungsgeschichte  der  einfachen  Ascidien.  in: 

Mém.  Acad.  Péterabourg  (7)  Tome  10  1886. 

17.   Weitere  Studien  über  die  Entwicklung  der  einfachen  Aacidien.  in: 

Arch.  Mikr.  Anat.  7.  Bd.  1871. 

18.           Sur  le  bourgeonnement  du  Perophora  L.  (trad.  par  A.  Giardj.  in: 

Revue  Sc.  N/Montpellier  1874. 

19.           Über  die  Knospung  der  Aacidien.   in:  Arch.  Mikr.  Anat.  10.  Bd.  1874. 

20.  Kroh n,  A.,  Über  die  Fortpflanzungaverhältnisae  bei  den  Botrylliden.  in: 

Ai  ch.  Naturg.  35.  Jahrg.  1869. 

21.           Über  die  friiheate  Bildung  der  Botryllus-Stticke.  ibidem. 

22.  Kupffer,  C,  Zur  Entwicklung  der  einfachen  Aacidien.    in:  Arch.  Mikr. 

Anat.  8.  Bd.  1872. 

28.  Lang,  A.,  Über  den  Einflua8  der  feataitzenden  Lebensweise  auf  die  Thiere 
etc.   Jena  1888. 

24.  Loeb,  J. ,  Unterauchungen  zur  phyaiologiachen  Morphologie  der  Thiere. 

2.  Theil.  Würzburg  1891. 

25.  Maurice,  Ch.,  Etüde  monographique  d'une  espòce  d'Ascidies  composées. 

in:  Arch.  Biol.  Tome  8  1888. 

26.  Metschnikoff,  E.,  Entwicklungsgeachichtliche  Beiträge,  in.  Bull.  Acad. 

Pétersbourg  Tome  13  1868. 

27.  Oka,  A.,  &A.  Willey,  On  a  new  genus  of  Synascidians  from  Japan,  in: 

Q.  Journ.  Micr.  Se.  (2;  Voi.  33  1892. 

28.  Pizon,  A.,  Sur  la  blastogénòae  chez  lea  larvea  d'Asteilium  spongiforme,  in: 

Compt.  Rend.  Tome  112  1891. 

29.           Obaervationa  aur  le  bourgeonnement  de  quelquea  Aacidiea  compo- 

séea. ibidem. 

80.  Salenaky,  W.,  Beiträge  zur  Embryonalentwicklung  der  Pyroaomen.  in: 

Z.  Jahrbücher  Morph.  Abth.  5.  Bd.  1891. 
31.  Seeliger,  O.,  Eibildung  und  Knospung  von  Clavelina  lepadiformis.  in: 

Sitz.  Ber.  Akad.  Wien  85.  Bd.  1882. 


JDigiiiz 


Über  den  Entwicklungscyclns  der  zusammengesetzten  Àscidien.  5S7 

82.  See  liger,  0.,  Die  Entwicklungsgeschichte  der  socialen  Ascidien.  in: 

Jena.  Zeit.  Naturw.  18.  Bd.  1885. 

88.           ZurìEntwicklungsgeschichte  der  Pyrosomen.  ibid.  23.  Bd.  1889. 

34.           Bemerkungen  zur  Knospenentwicklung  der  Bryozoen.  in:  Zeit.  Wiss.  Z. 

50.  Bd.  1890. 


Die  erste  Anlage  der  Knospen. 

In  der  Art  wie  es  Krohn  in  seinen  alten,  aber  sehr  correcten 
Aufsätzen  (20  und  21)  beschrieben  hat,  ist  es  auch  mir  gelungen, 
die  Festsetzung  der  Larve,  die  erste  Knospung  und  die  spätere  Aus- 
bildung der  Colonien  zu  beobachten. 

Krohn  schildert,  wie  die  freischwimmende  Larve,  durch  ihre  S 
in  der  Achse  des  Körpers  vorhandenen  Stolonen  charakterisirt,  sich 
festsetzt,  wie  die  Stolonen  sich  radiär  ausbreiten,  wie  die  Larve 
selbst  größer  und  größer  wird  und  die  erste  Knospe  aus  sich  hervor- 
gehen lässt.  Ich  habe  dies  während  meines  Aufenthaltes  in  Neapel 
in  meinen  Aquarien  beinahe  jeden  Tag  beobachtet.  Die  in  die 
Aquarien  versenkten  Objectträger  wiesen  oft  schon  am  nächsten 
Tage  zahlreiche  festsitzende  Larven  mit  jungen  Knospenanlagen  auf. 
Von  einigem  Interesse  scheint  es  mir  zu  sein,  dass  ich  mehrmals 
die  Anlage  der  ersten  Knospe  bei  Larven  gefunden  habe,  die 
sich  gerade  festsetzten  und  den  Schwanz  noch  nicht  abgeworfen 
hatten.  Die  kleine  Knospenanlage  wächst  mehr  und  mehr;  bevor 
nun  aber,  wie  Krohn  es  beschreibt,  der  Sprössling  seine  Reife 
erreicht,  schrumpft  das  Mutterthier  ein  und  geht  zu  Grunde. 

Die  größer  gewordene,  aus  der  Larve  hervorgegangene  Knospe 
treibt  weitere  Sprossen,  und  zwar  in  der  Regel  2,  stirbt  aber  selbst, 
noch  bevor  ihre  beiden,  die  3.  Generation  darstellenden  Knospen 
ausgewachsen  sind. 

In  der  4.  Generation,  die  aus  zwei  Paaren  —  jedes  aus  einem 
der  beiden  Thiere  der  3.  Generation  hervorgegangen  —  besteht, 
rücken  die  Thiere  schon  mit  ihren  Ege-    A«         i«    a»  a" 
stionsülfnungen  gegen  einander,  und  wir 
haben  eine  kleine  typische  Colonie  vor 
uns.   Die  Vergrößerung  derselben  kommt 
nun   durch  fortgesetzte  Knospungen  zu 
Stande,   während   die   Mutterthiere  zu 

Grunde  gehen.  Jourdain  (13)  hat  diesen  Process  geschildert.  Er 
nennt  die  Knospung  von  diesem  Stadium  der  Colonie  ab  centripetal 
und  giebt  dafür  beistehendes  Schema. 


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.Julian  Hjort 


\Vie  Kroiin  bereits  angedeutet  hat,  herrscht  aber  hierin  keine 
absolute  Regelmäßigkeit.  Dies  wird  schon  dadurch  genügend  be- 
wiesen, dass  bei  den  jungen  Colonien,  und  selbstverständlich  noch 
mehr  bei  den  älteren,  die  Zahl  der  Individuen  und  der  Knospen 
stark  wechselt.  Zwar  findet  man  meist  2  Knospen,  eine  auf  jeder 
.Seite,  aber  zuweilen  treten  auch  3,  ja  4  auf. 

Auch  die  Aufeinanderfolge  der  Generationen  verläuft  bei  etwas 
älteren  Colonien  nicht  ganz  regelmäßig.  Dass  die  Thiere  zu  Grunde 
gehen,  wenn  ihre  Knospen  ausgewachsen  sind,  scheint  speciell  fUr 
die  frühesten  Generationen  die  Kegel  zu  sein;  dass  aber  auch  bei 
älteren  Colonien  wirklich  ein  Individuen-Wechsel,  wenn  auch  mit  we- 
niger Regelmäßigkeit,  vor  sich  geht,  habe  ich  auf's  unzweideutigste 
beobachtet. 

Die  erste  Knospcnanlage  der  Botrylliden  ist  von  Metschnikoff  (26 ) 
und  später  von  Della  Valle  (7)  als  eine  zweiblättrige  Blase  be- 
schrieben worden,  deren  inneres  Blatt  aus  der  Peribranchialblase 
hervorgeht,  während  das  äußere  vom  Ektoderm  des  Mutterthierea 
abstammt.  Giard  (9)  hat  für  die  Botrylliden  auch  eine  zweite 
Knospungsweise,  die  »stoloniale«,  beschrieben  und  sie  der  anderen, 
die  er  als  palleale  bezeichnet,  gegenübergestellt.  Da  er  aber  den 
Verlauf  dieser  Knospung  nie  beschrieben,  geschweige  denn  mit 
Abbildungen  illustrirt  hat.  und  seine  Auffassung  auch  in  der  ausge- 
zeichneten Abhandlung  von  Della  Valle  später  nicht  bestätigt 
wurde,  so  würde  ich  seine  Ansicht  nicht  erwähnt  haben,  wenn  er 
selbst  nicht  vor  Kurzem  auf  dieselbe  zurückgekommen  wäre.  Er 
sagt  nämlich  (10):  »Toutefois,  il  ne  me  parait  pas  suffisamment 
établi,  que  ces  organes  [die  Stolonen]  ne  contribuent  eu  aueun 
moment  a  la  production  de  nouveaux  individua.  « 

Auch  Herdman  spricht  von  einer  »stolonialen«  Knospung.  In- 
dem er  gegen  die  Auffassung  von  Della  Valle  polemisirt,  der  zu- 
folge bei  den  Botrylliden  jede  Knospung  palleal  ist,  sagt  er  (11 
pag.  24)  :  I  bave  been  able  to  satisfy  myself,  however,  that  Della 
Valle  is  mistaken  on  this  point.  and  that  in  the  case  of  one  species 
at  least  SarcobotryVoides  Wytcittü)  buds  are  formed  in  the  dilata- 
tions  on  the  vessels  of  the  test,  and  thereforc  probably  the  obser- 
vations  of  Milne-Edwards,  Giard  and  others,  in  which  the  »mar- 
ginal tubes«  were  described  as  being  connected  with  reproduction  by 
gemmation,  were  perfectly  correct.« 

Während  nun  Herdman  sich  denkt,  dass  die  apäter  auftretende, 
innere  Blase  der  Knospenanlagen  von  »undifferentiated  blood  corpus- 


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Über  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten  Aseidien.  539 

cles,  which  in  the  young  animai  are  formed  from  the  hypoblast,  « 
gebildet  wird,  scheint  es  mir,  dass  Giard  sich  mehr  zu  der  Auf- 
fassung Ganin' s  neigt,  dass  nämlich  die  innere  Blase  durch  eine 
Invagination  des  Ektoderms  des  Stolos  gebildet  wird.  Leider  spricht 
er  sich  darüber  gar  nicht  deutlich  aus. 

Diese  beiden  Auffassungen,  die  mir  ja  auch  außerordentlich 
wenig  morphologische  Wahrscheinlichkeit  zu  haben  scheinen,  habe 
ich  nicht  bestätigen  können. 

Wie  alle  übrigen  Autoren,  welche  diese  Sto Ionen  der  Bo- 
trylliden  etwas  genauer  studirt  haben,  sehe  auch  ich  sie  als  reine 
Ektodermausstülpungen  entstehen.  Die  erste  kolbenförmige 
Ausstülpung  (Taf.  37  Fig.  3)  nämlich  verlängert  und  verzweigt  sich 
und  tritt  mit  den  benachbarten  in  Verbindung;  so  bildet  sich  ein 
dichtes  Geflecht  von  verzweigten,  mit  einander  anastomosirenden 
Ausläufern,  aus  dem  sich  wieder  immer  kleine,  neue  Endanschwel- 
lungen emporheben  Fig.  8).  Letztere,  die  als  der  Sitz  der  stolo- 
nialen  Knospung  betrachtet  worden  sind,  sind  wiederum  einschichtige 
Blasen  mit  hohem ,  charakteristischem  Cylinderepithel  (Fig.  5) ,  in 
denen  das  Blut  in  großem  Bogen  längs  den  Wänden  cirkulirt.  Nie- 
mals hingegen  habe  ich  etwas  gesehen,  was  auf  eine  Bildung  einer 
inneren  Blase  weder  von  dem  Ektoderm  selbst,  noch  von  sich  zu- 
sammendrängenden Mesodermzellen  hindeutet. 

Der  einzige  Beweis,  den  Giard  für  seine  Auffassung  angeführt 
hat,  ist  der,  dass  die  oft  vorhandenen  entfernteren  Knospen  nur 
durch  stoloniale  Knospuug  entstanden  sein  können.  Auch  ich  habe 
Knospen  entfernt  von  den  Mutterthieren  gefunden  und  kann  sehr 
leicht  verstehen,  wie  man  den  von  den  Knospen  ausgehenden  ein- 
schichtigen Strang  in  Verbindung  mit  dem  Stolonengeflccht  setzen 
konnte,  namentlich  wenn  dieses  dicht  ist.  Aber  immer  ist  es  mir 
gelungen,  zu  verfolgen,  dass  der  Verbindungsstrang  sich  zu  einem 
älteren  Thier  hin  erstreckt,  auch  befanden  sich  diese  Knospen  stets 
auf  älteren  Stadien,  deren  allmähliche  Verschiebung  bis  zu  ihrer  von 
dem  Mutterthiere  entfernten  Lage  man,  wie  aus  dem  Folgenden 
hervorgehen  wird,  leicht  verfolgen  kann. 

Was  die  von  Herdman  (11  Taf.  4  Fig.  13;  abgebildete  Knospe 
betrifft,  so  widerspricht  sie  allen  früheren  und  auch  meinen  Be- 
obachtungen. Ich  habe  ähnliche  Bilder  gesehen,  wo  ältere  Knospen 
in  Rückbildung  waren,  wo  aber  auch  immer  ihr  Verbindungsstrang 
zu  einem  älteren  Thiere  direkt  verfolgt  werden  konnte. 

So  lange  also  die  Auffassungen  von  Herdmax  und  Giard  nicht 


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Johan  Hjort 


durch  eine  Beschreibung  des  factischen  Verlaufs  einer  solchen  stolo- 
nialen  Knospung  unterstützt  werden,  darf  man  behaupten,  dass  die 
von  Metschnikoff  und  Della  Valle  beschriebene  pal  leale 
Knospung  bei  den  Botrylliden  auch  die  einzige  ist.  Sie 
beginnt  schon  sehr  früh  im  Leben  des  Mutterthieres:  bei  der  Larve 
also,  wie  erwähnt,  oft  wenn  der  Schwanz  abgeworfen  wird,  bei  der 
jungen  Knospe  schon  lange,  bevor  die  Kiemenspalten  auch  nur  an- 
gedeutet sind. 

Die  Entstehung  der  Knospen  ist  aber  nicht  auf  dieses  Stadium 
beschränkt;  auch  viel  ältere  Knospen  zeigen  oft  ganz  junge  Knospen- 
anlagen. Nie  habe  ich  aber  ein  erwachsenes  Thier  mit  einer  be- 
ginnenden Knospe  gesehen. 

Was  nun  den  Ort  betrifft,  wo  die  Knospen  entstehen,  so  liegt 
er  meist,  wie  Della  Valle  sagt,  im  vorderen  Drittel;  indessen 
giebt  es  Ausnahmen  von  dieser  Regel,  denn  die  ersten  Knospen,  die 
Knospen  der  Larve,  treten,  wie  auch  schon  Krohn  bemerkt,  immer 
in  der  Herzgegend  auf,  das  heißt  sehr  weit  hinten.  Die  Lage  der 
Knospen  der  späteren  Generationen  kann  vielleicht  aus  den  Raum- 
Verhältnissen  abgeleitet  werden,  indem  bei  den  dichtstehenden  Thieren 
das  vordere  Drittel  der  einzig  freiliegende  Theil  ist. 

Wie  Della  Valle  auf  seiner  Figur  35  angedeutet  hat,  besteht 
nun  die  erste  Spur  der  Knospe  aus  einer  allmählich  größer  werden- 
den Verdickung  der  Epithelien  des  »parietalen«  Blattes  der  Peribran- 
chialblase.  Man  sieht  dies  auf  meinen  Fig.  6  (Taf.  37) ,  31  und  32 
(Taf.  38)  ;  auf  Fig.  7  sieht  man  ferner,  wie  diese  Verdickung  sammt 
dem  Ektoderm  allmählich  ausgebuchtet  wird  und  wie  zum  Schlüsse 
eine  ausgestülpte,  zweiblättrige  Blase  zu  Stande  kommt.  Die 
innere  Schicht  dieser  Blase  legt  sich  der  äußeren  unmittelbar  an  und 
besteht  aus  einem  cubiseli en  Epithel,  während  die  äußere  aus  Platten- 
epithel ,  ähnlich  dem  der  Haut  des  Mutterthieres ,  gebildet  wird. 
Zwischen  beiden  sieht  man  zahlreiche  Mesodermzellen  und  zuweilen 
auch  die  einwandernden  Geschlechtsorgane  (s.  hierüber  unten  pag.605). 
Auf  diesem  frühen  Stadium  kann  man  sich  schon  leicht  über  die 
Lage  der  Achsen  des  späteren  Thieres  orientiren.  Die  größte  Achse 
der  etwas  in  die  Länge  gezogenen  Blase  wird  immer  zur  Längsachse 
des  daraus  hervorgehenden  Thieres,  und  das  dem  Verbinduugsstiele 
abgewandte  Ende  der  Achse  bleibt  immer  der  vordere  Pol  derselben 
(Taf.  37  Fig.  9).  Ferner  liegt  immer  die  Rückenseite  der  Knospe 
dem  Mutterthier  zugewandt,  und  dies  erleichtert  die  Orientinmg  der 
Knospen  ungemein. 


Über  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten  Ascidien.  591 

Während  der  weiteren  Entwicklung  wird  die  Übergangsstelle 
zwischen  Mutterthier  und  Knospe  (Fig.  4)  mehr  und  mehr  einge- 
schnürt und  zu  einem  Stiel  ausgezogen,  der  aus  zwei  concentriseli en 
Cy lindern  besteht;  der  äußere  ist  ektodermal,  der  innere  ist  aus  der 
Wand  der  Peribranchialblase  gebildet  (Fig.  9).  Die  WTände  des 
inneren  verkleben  nun  mit  einander.  Hierdurch  wird  natürlich  das 
Lumen  der  inneren  Blase  von  dem  der  Peribranchialblase  getrennt. 
Der  compacte  innere  Stiel  reißt  entzwei,  und  jetzt  findet  man.  dass 
der  Verbindungsstiel  der  Knospenanlage  mit  dem  Mutterthiere  allein 
aus  einem  dünnwandigen  Ektodermcylinder  mit  darin  eingeschlossenen 
wandernden  Mesodermzellen  besteht. 

Denkt  man  sich  nun  diesen  dünnen  Stiel  in  die  Länge  gezogen, 
so  erhält  man  die  entfernt  liegenden  Knospen,  von  denen  Giard 
spricht. 

Ihrem  Bau  nach  stimmt  die  geschilderte  Anlage  mit  den 
Knospenanlagen  anderer  Ascidien  Uberein:  dort  wie  hier  haben  wir 
eine  zweiblättrige  Blase,  und  zwischen  den  beiden  Blättern  wan- 
dernde Mesodermzellen.  Fragt  man  aber  nach  dem  Ursprung 
dieser  beiden  Blätter,  so  findet  man  bei  [den  verschiedenen  Gruppen 
sehr  große  Differenzen. 

Bei  Distaplia  und  Didcmnum  (6  und  7)  ist  die  innere  Blasé 
eine  directe  Ausbuchtung  des  Darmes,  bei  Clacelina  wird  sie  von 
der  Scheidewand  des  Stolos  gebildet  (31),  bei  Amaroucium  von  der 
Scheidewand  des  Postabdomens  (19  .  Wie  nun  van  Beneden  & 
Ji  lin  (2)  für  Clavelina  und  Macrice  (25)  für  Amaroucium  bewiesen 
haben,  stehen  diese  beiden  Scheidewände  mit  dem  »Epicardium«  in 
Verbindung.  Da  dieses  wiederum  eine  rein  entodermale  Bildung 
ist,  so  muss  die  innere  Blase  der  Knospenanlagen  bei  sämmtlichen 
4  Formen  entodermal  sein.  Dasselbe  dürfte  wohl  auch  bei  der 
mit  Clavelina  am  meisten  Ubereinstimmenden  Perophora  der  Fall 
sein.  —  Bei  den  Botry lüden  entsteht  sie  aus  der  epithelialen  Aus- 
kleidung des  Peribranchialraumes,  dessen  Entstehung  bei  der  Larve 
strittig  ist.  Kowalewsky  (17)  lässt  bei  der  Larve  der  einfachen 
Ascidien  die  Peribranchialblase  als  zwei  Ektodermeinstülpungen  ent- 
stehen, zwischen  deren  Wandungen  und  dem  anliegenden  Darme 
sich  die  Kiemenspalten  bilden.  Della  Valle  hingegen  giebt  hier- 
über (7)  eine  ganz  andere  Darstellung.  Ihm  zufolge  nimmt  diese 
ektodermale  Einstülpung  nur  einen  verschwindenden  Antheil  an  der 
Bildung  der  Peribranchialblase.  Der  Haupttheil  wird  von  einer 
Entodermausstülpung  gebildet,  die  er  auch  auf  seiner  Fig.  3S  abge- 


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Johan  Hjort 


bildet  hat,  und  er  zieht  daraus  den  Schiuse,  dass  die  Peribranchial- 
blase  aller  Individuen  der  einfachen  und  zusammengesetzten  Ascidieii 
entodermal  sei.  Hieraus  folgert  er  weiter,  dass  die  innere  Blase 
sämmtlicher  Knospengenerationen  und  alle  daraus  hervorgehenden 
Organe  von  dem  ursprünglichen  Entoderm  der  Larve  abstammen. 

Van  Beneden  &  Julin,  welche  die  Peribranchialcavität  für  ho- 
molog den  »canaux  branchiaux  des  Appendiculaires«  halten,  neigen 
mehr  dazu,  das  »parietale«  Blatt  der  Blase  als  ektodermal,  das 
»  viscerale  ••  als  entodermal  zu  betrachten.  Wenn  man  also  mit 
Kowalewsky  und  van  Beneden  &  Jt  lin  die  Peribranchial blase  ekto- 
dermal sein  lässt,  so  wird  man  auch  die  Knospenanlage  als  ekto- 
dermal betrachten.  Nach  Della  Valle  ist  sie  hingegen  wie  bei 
den  anderen  Ascidien  entodermaler  Herkunft. 

Es  war  meine  Absicht,  durch  das  Studium  der  Larven  von 
Botryllus  ciolaceus  mir  hierüber  eine  eigene  Meinung  zu  bilden.  Die 
beschränkte  Zeit  aber,  die  mir  am  Meere  zur  Verfügung  stand,  machte 
mir  dies  unmöglich.  Um  so  angenehmer  war  es  mir.  dass  mein 
Freund  A.  Willey  mir  mit  großer  Liebenswürdigkeit  seine  Präparate 
Uber  die  Larvenentwicklung  von  Ciona  intestinalis  zur  Verfügung 
stellte.  Aus  ihnen  geht  auf  das  Klarste  hervor,  dass  bei  Ciona  die 
ganze  Peribranchialcavität  ektodermal  ist.  Man  kann 
deutlich  verfolgen,  wie  die  erst  schwache  Ektodermeinstülpung  sieh 
ausbreitet,  und  wie  zwischen  ihrer  inneren  Wandung  und  dem  Darme 
sich  die  Kiemenspalten  bilden.  Da  nun  selbst  Della  Valle,  welcher 
die  bei  Botryllus  den  ganzen  Darmtractns  umkleidende  Peribranchial- 
blase  als  Peritoneum  auffasst,  dies  Gebilde  mit  der  Peribranchial- 
blase  von  Ciona  homologisirt,  so  scheint  es  mir  durchaus  gerecht- 
fertigt, Willey's  Resultate  ohne  Weiteres  auf  Botryllus  anzuwenden, 
und  dann  gelangen  wir  zu  dem  Ergebnis,  dass  hier  diePeribran- 
chialblase,  und  demgemäß  auch  die  innere  Blase  und  die  daraus 
gebildeten  Organe  sämmtlicher  Knospengenerationen,  aus  dem  Ek- 
toderm  der  Larve  hervorgehen. 

Ich  werde  unten  pag.  612  kurz  darauf  zurückkommen,  nachdem 
ich  die  weitere  Entwicklung  der  Knospe  geschildert  habe.  Hier 
möchte  ich  nur  noch  aufmerksam  machen  auf  die  durch  Braem  (3) 
bei  den  Bryozoen  bekannt  gewordenen  Verhältnisse,  wo  ebenfalls 
die  innere  Blase,  die  Darmanlage,  von  dem  Ektoderm  der  Larve 
herführt. 


I 

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Über  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten  Aseidien.  593 


Die  weitere  Entwicklung  der  inneren  Blase 
der  Knospenanlage. 

In  der  inneren  Blase  der  Knospenanlage  kann  man,  wenn  ihr 
Verbindungsstrang  mit  dem  Mutterthier  abgeschnürt  wird,  oder  kurz 
nachher  3  verschiedene  neue  Gebilde  sich  entwickeln  sehen:  l)  die 
paarige  Anlage  der  Peribraucbialcavität,  2)  diejenige  des  Darmes 
und  3)  die  eines  dorsalen  Rohres,  aus  welchem  die  Hypophysis  und 
das  Nervensystem  hervorgehen.  Obwohl  alle  drei  Gebilde  sich 
gleichzeitig  entwickeln,  ziehe  ich  es  doch  vor,  sie  getrennt  zu  be- 
schreiben. 

A.  Die  paarige  Anlage  der  Peribranchialcavität. 

Della  Valle  (7)  lässt,  nachdem  er  die  Bildung  einer  inneren 
Blase  beschrieben  hat,  diese  in  drei  Abschnitte  zerfallen  ;  die  beiden 
seitlichen  sollen  dann  zusammenfließen  und  dadurch  die  ganze,  später 
einheitliche  Peribranchialcavität  bilden.  Ähnliche  Darstellungen  geben 
Kowalewsky  (18,  19}  und  Seelkjer  (31). 

Meine  Untersuchungen  liefern  andere  Ergebnisse.  Man  findet 
an  aufgehellten  Total präparaten  im  vorderen  Theile  und  längs  der 
ventralen  Seite  der  inneren  Blase  zwei  frontale,  parallele  Entfal- 
tungen, die  immer  mehr  und  mehr  nach  dem  hinteren  Pole  wachsen. 
Macht  man  nun  durch  solche  Knospen  Querschnitte,  so  sieht  man 
natürlich  bis  so  weit  nach  hinten,  wie  diese  Falten  sich  erstrecken, 
drei  Hohlräume,  hinter  dem  Ende  der  Einfaltungen  dagegen  eine 
zusammenhängende  Blase  (Taf.  37  Fig.  2  und  3  sowie  die  Quer- 
schnittserie Taf.  38  Fig.  13 — 19;  bei  dieser  sind  zwar  die  Falten 
ziemlich  weit  nach  hinten  gewachsen,  die  Figuren  geben  aber  doch 
ein  ganz  gutes  Bild  von  den  geschilderten  Verhältnissen;. 

Darin  kann  ich  nun  mit  den  genannten  Autoren  nicht  Uberein- 
stimmen, dass  diese  frontale  Einfaltungen  sich  so  weit  nach  hinten 
erstrecken,  dass  die  3  Blasen  gänzlich  von  einander  getrennt 
werden.  Lange  noch  während  der  weiteren  Entwicklung  bleiben 
zwei  große  Öffnungen  zwischen  der  inneren  Blase  und  jeder  der 
beiden  seitlichen  bestehen,  und  bei  der  späteren  Trennung  dieser 
seitlichen  Blasen  von  der  mittleren  werden  diese  zusammen  abge- 
schnürt. Mithin  beruht  die  dorsale  Verbindung  zwischen  den  seit- 
lichen Peribranchialblasen  nicht  auf  einer  nachträglichen  Verschmel- 
zung, sondern  sie  ist  immer  vorhanden  gewesen.   Wenn  die  Peri- 


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Johan  Hjort 


branchialblase  von  der  mittleren  Blase,  dem  späteren  Kieraendarme. 
abgetrennt  wird,  so  geschiebt  dies  in  Form  einer  sattelförmigen 
Doppelblase,  durch  welche  die  mittlere  auf  beiden  Seiten  uud  dorsal 
bekleidet  wird.  Durch  Vergleichung  der  Querschnittserie  Fig.  13—19 
mit  der  Reihe  von  Längsschnitten  (Taf.  38  Fig.  22,  23,  28,  29)  und  mit 
den  topographischen  Figuren  2  und  3  (Taf.  37)  wird  dies  leicht  ver- 
ständlich. 

Der  beschriebene  Process  scheint  eine  noch  größere  Abweichung 
von  der  Embryonalentwicklung  zu  zeigen,  als  die  Darstellung  der 
früher  genanuten  Autoren  ergeben  würde.  Wie  ja  schon  früher 
erwähnt  und  allgemein  bekannt  ist,  hat  man  beim  Embryo  zwei 
symmetrische  Ektodermaleinscnkungen,  die  sekundär  mit  einander 
verschmelzen.  Man  kann  wohl  den  geschilderten  Process  als  eine 
sehr  große  Abkürzung  der  Entwicklung  betrachten,  wie  solche  be- 
kanntlich Uberhaupt  bei  Knospungen  sehr  oft  stattfinden.  Ob  das- 
selbe Verhältnis  auch  bei  den  von  Seeliger  und  Kowalewsky 
untersuchten  Formen  besteht,  läset  sich  sehr  schwer  entscheiden. 
Ich  glaube,  diese  Frage  kann  bei  den  außerordentlich  kleinen  und 
complicirten  Ascidienknospen  nur  dadurch  beantwortet  werden,  dass 
man  sie  in  Schnittserien  zerlegt,  was  aber  meines  Wissens  noch 
nicht  geschehen  ist. 

Diese  einheitliche  Peribranchialblase  entwickelt  sich  nun  derart 
weiter,  dass  sie  nicht  nur  den  Abschnitt  des  Kiemendarmes,  sondern 
den  ganzen  Darmtractus  umwächst.  Della  Valle  hat  sehr  correct 
beschrieben,  wie  das  parietale  Blatt  der  Peribranchialblase  sich 
überall  dem  Ektoderm,  das  viscerale  dem  Darmtractus  anlegt  (s.  meine 
Taf.  37  Fig.  4). 

Wir  werden  später  sehen,  dass  ganz  dasselbe  Verhältnis  und 
derselbe  Verlauf  der  Entwicklung  sich  bei  der  Larve  feststellen 
lässt.  Auch  da  sieht  man,  dass  die  ektodermale  Peribranchialblase 
sich  erst  im  Bereiche  des  Kiemendarmes  befindet  und  von  hier  aus 
später  den  Darm  umwächst.  Die  Lumina  des  Darmes  und  der  Peri- 
branchialblase treten^dann  durch  Vermittlung  der  Kiemenspalten  mit 
einander  in  Verbindung. 

Bekanntlich  hat  Kowalewsky  sowie  van  Beneden  &  Jülin 
darauf  hingewiesen,  dass  bei  den  Larven  zuerst  zwei  Paar  Kiemen- 
spalten und  später  die  sämmtlichen  anderen  gebildet  werden.  So 
verhalten  sich  die  Knospen  nicht.  Hier  treten  viele  Kiemenspalten 
gleichzeitig  auf.  Sie  werden  in  Reihen,  durch  dicke  Querleisten  von 
einander  getrennt,  angelegt,  und  in  diesen  Reihen  bilden  sich  die 


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Über  den  Entwicklungscyclua  der  zusammengesetzten  Ascidien.  595 

einzelnen  Spalten,  wie  Kowalewsky  gezeigt  hat,  durch  Verlöthung 
der  Epithelien  des  Darmes  und  der  Peribranehialcavität. 

Die  Figuren  23  und  29  (Taf.  38)  zeigen,  wie  die  Bildung  der 
Ingestionsöffnung  durch  eine  Verschmelzung  des  Ektoderms  mit 
der  Wand  des  Kiemendarmes  eingeleitet  wird.  In  Fig.  30  ist  diese 
verschmolzene  Stelle  als  Mund  durchgebrochen.  Dieselben  Abbildungen 
lassen  erkennen,  wie  die  Egestionsöffuung  in  ähnlicher  Weise 
durch  eine  Verschmelzung  der  dorsalen  Wand  der  Peribranchialblase 
mit  dem  Ektoderm  und  darauf  folgende  Perforation  gebildet  wird. 

Von  einigem  Interesse  erscheint  es,  dass  Anfangs  die  Egestions- 
üffnung  ziemlich  weit  vorn,  in  der  Nähe  des  Mundes  entsteht:  von 
hier  aus  rückt  sie  nach  hinten  an  ihren  definitiven  Platz,  wie  man 
leicht  beobachten  kann  (s.  unten  pag.  596). 

B.  Der  Darmtractus. 

Zur  selben  Zeit,  wo  die  beiden  Einfaltungen,  welche  zur  Bildung 
des  Pcribranchialraume8  führen,  sich  auf  dem  Kiemendarm  der 
Knospenanlage  bemerkbar  machen,  sieht  man  auf  letzterem  hinten 
einen  kleinen  hiickerfbrniigen  Auswuchs,  die  Anlage  des  Darmtractns. 
Dieser  wächst  rasch  und  dreht  sich  ventralwärts,  vorwärts  und  nach 
der  linken  Seite  der  mittleren  Blase.  In  Fig.  2  (Taf.  37)  sieht  man, 
wie  der  Darm  einen  Bogen  beschreibt,  dessen  hinteres  blindes  Ende 
nach  vorn  gewandt  ist.  Während  des  weiteren  Wachsthums  biegt 
sich  dieser  Endabschnitt  nach  hinten  und  dorsalwärts  um  (Fig.  3). 
Noch  später,  wenn  er  die  definitive  Form  angenommen  hat,  besteht 
er  aus  zwei  Schlingen,  und  sein  Endabschnitt  ist  nach  hinten  ge- 
richtet (Fig.  4;  man  sieht  auch,  wie  der  ganze  Tractus  sich  ver- 
größert und  in  Ösophagus,  Magen  und  Enddarm  differenzirt  hat). 

Dieses  Stadium  leitet  zu  den  Verhältnissen  beim  erwachsenen 
Thier  Uber.  Man  findet  bei  diesem  die  beiden  Darmschlingen  des 
jüngeren  Stadiums  wieder.  In  Fig.  3  hat  die  Peribranchialblase  an- 
gefangen den  Darmtractus  zu  umhüllen,  und  in  Fig.  4  ist  dieser 
Process  beendet.  Das  parietale  Blatt  der  Peribranchialblase  hat  sich 
dem  Ektoderm  angelegt,  und  der  ganze  Darmtractus,  mit  Ausnahme 
der  Umgebung  des  Mundes  ist  von  dem  visceralen  Blatt  eingehüllt. 
(In  Fig.  1,  welche  ein  erwachsenes  Thier  darstellt,  konnte  ich  wegen 
des  complicirten  Baues  desselben  und  wegen  der  Feinheit  seiner 
Gewebe  die  oben  geschilderten  Verhältnisse  nicht  zum  Ausdruck 
bringen,  hoffe  aber,  dass  sie  durch  meine  Darstellung  genügend  er- 
läutert werden.) 


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Johan  Hjort 


Auf  den  bisher  beschriebenen  Stadien  war  der  Darm  ein  blind 
endigender  Schlauch.  Nun  aber  (Fig.  4)  verlöthet  sich  sein  blindes 
Ende  mit  der  Peribranchialblase  ;  dann  bricht  die  verlöthete  Stelle 
durch  und  wird  zum  After. 

Wie  wir  gesehen  haben,  durchläuft  die  Botryllus-Kno8\)e  ein 
Stadium,  auf  welchem  wir  folgende  Verhältnisse  vorfinden:  1)  ist  der 
kleine,  kurze  Darm,  der  dem  Kiemen darme  aufsitzt,  nach  vom  ge- 
richtet ,  2)  sind  die  beiden  Peribranchialblasen  nur  auf  den  Bereich 
des  Kiemendarmes  ausgedehnt,  3  liegt  die  Egestionsöffnung  weit 
nach  vorn  (Taf.  37  Fig.  2  und  Taf.  38  Fig.  29).  Während  dieses 
Stadiums  gleicht  die  Knospe  den  ausgewachsenen  Thieren  der  weniger 
modificirten  Gruppen  der  Synascidien  wie  Ciatelina,  Distoplia,  Ama- 
roucium  u.  S.  w. 

Bei  den  soeben  genannten  Synascidien  ist  bekanntlich  auch  die 
Peribränchialcavität  eine  kleine  Blase,  die  nie  weiter  nach  hinten 
als  bis  zu  dem  Ösophagus  reicht;  der  Dann  hat  die  Form  eines 
einfachen  Bogens,  das  Rectum  ist  nach  vorn  gewandt,  und  die 
Egestionsöffnung  liegt  weit  vorn  nahe  dem  Munde.  Ich  glaube  dess- 
wegen .  dass  hier  sowohl  die  Knospen-,  als  auch  die  Larvenent- 
wicklung übereinstimmend  zeigen,  dass  die  Botrylliden  in  ihrer 
Ontogenese  ein  Stadium  durchlaufen,  welches  den  Verhältnissen  der 
weniger  modificirten  Synascidien  ähnlich  ist,  und  dass  desswegen 
die  weitere  Entwicklung  von  diesem  Stadium  an  darthut,  wie  die 
Botrylliden  phylogenetisch  fortgeschritten  sind. 

C.  Das  dorsale  Kohr. 

Taf.  37  Fig.  9  stellt  einen  Sagittalschnitt  einer  jungen  Knospen- 
anlage vor  dem  Auftreten  der  Peribranchialblasen  dar.  Wie  man 
sieht,  ist  die  dem  Mutterthicre  anliegende,  dorsale  Wand  hier  ganz 
glatt,  eben  so  das  Ektoderm.  Es  dauert  aber  nicht  lange,  bis  sich 
in  der  dorsalen  Wand  eine  Ausbuchtung  bildet  (Taf.  38  Fig.  20; .  Sie 
ergiebt  anfänglich  auf  Quer-  und  Längsschnitten  dasselbe  Bild,  ist 
somit  zunächst  eine  kleine  Grube.  Diese  Gestalt  behält  sie  aber 
nicht  lange,  sondern  zieht  sich  sehr  bald  in  ein  nach  vorn  gewandtes, 
cylindrisches,  blind  endigendes  Kohr  aus.  Da  die  Knospen  auf 
diesen  Stadien  in  der  Regel  von  den  Mutterthieren  überdeckt  werden 
und  außerordentlich  klein  sind,  so  ist  man  leider  nur  auf  Schnitt- 
serien angewiesen. 

Auf  Längsschnitten  durch  verschiedene  Stadien  sieht  man,  wie 
das  cylindrische  Rohr  sehr  rasch  nach  vorn  wächst  (Fig.  21  und  22!. 


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Über  den  Entwicklungacyclus  der  zusammengesetzten  Ascidien.  597 

Macht  man  zur  Controlle  eine  Serie  von  Querschnitten,  dann  lassen 
letztere,  so  weit  sie  das  blinde  Ende  des  Rohres  tangential  treffen, 
dieses  als  eine  solide  Zellmasse  erkennen  (Fig.  13):  die  anderen 
Querschnitte  zeigen  natürlich  einen  mehr  oder  minder  kreisähnlichen 
King  Fig.  13—19).  Die  Querschnittserie  wurde  durch  ein  Stadium 
gelegt,  wo  der  Zapfen  verhältnismäßig  weit  nach  vorn  gewachsen 
ist.  ungefähr  dem  Längsschnitte  Fig.  22  entsprechend.  Die  hier  mit 
griechischen  Buchstaben  versehenen  Stücke  entsprechen  der  Schnitt- 
richtung der  abgebildeten  Querschnitte.  Durch  Vergleich  derselben 
mit  dem  Längsschnitt  wird  man  dann  leicht  verstehen,  wie  der 
Schnittrichtung  <x— ß  die  Figur  13  entspricht,  wo  die  beiden  seit- 
lichen Cavitäten  die  Peribranchialblasen,  die  mittlere  den  Kiemen- 
darm repräsentiren.  Auf  dem  nächsten  abgebildeten  Schnitte  Fig.  14  , 
entsprechend  der  Schnittrichtung  y  —  o,  sieht  man  den  vorderen  Theil 
des  betreffenden  Rohres.  Figur  15a,  entsprechend  der  Pfeilrichtung 
e  —  £ ,  zeigt  den  kreisförmigen  Querschnitt  des  Rohres,  und  zwar 
besteht  dessen  Wandung,  wie  die  vergrößert  ausgeführte  Zeichnung 
Fig.  15b  erkennen  lässt,  aus  einfachen  cubischen  Epithelzellen.  Den 
Schnittrichtungen  t, — 1),  i — x,  k — \i  entsprechen  die  Figuren  16,  17 
und  IS.  Diese  zeigen  danu  auch,  dass  die  beiden  Peribranchial- 
blasen, die  vorn  von  einander  durch  den  Kiemensack  getrennt  sind, 
hier  zusammenhängen,  wie  schon  oben  erwähnt  wurde. 

Fassen  wir  das  Gesagte  zusammen,  so  haben  wir  auf  diesem 
Stadium  eine  mittlere  Blase,  von  deren  dorsalem  Theil  nach  vorn 
dorsal  das  blind  endigende  Dorsalrohr,  seitlich  die  beiden  Peribran- 
chialblasen ausgehen.  In  dem  hinteren  Drittel  der  Knospen  hängen 
also  diese  sämmtlichen  Gebilde  zusammen,  und  von  hier  entspringt 
auch  nach  hinten  der  scblingenfbrmige  Darm. 

Je  jünger  die  Kuospenanlage  ist,  desto  größer  sind  natürlich 
die  genannten  Communicationsöffnungeu  ;  je  älter  die  Knospe  wird, 
desto  mehr  nähern  sich  die  beiden  sagittalen  Falten,  um  die  Peri- 
branchialcavität  abzuschnüren.  Bevor  aber  dieses  geschieht,  legt, 
wie  vorher  kurz  erwähnt,  das  blindgeschlossene  Ende  des  Dorsal- 
fubns  sich  der  mittleren  Blase  fest  an.  Die  Wände  beider  Gebilde 
verschmelzen,  und  es  entsteht  bald  darauf  eine  Öffnung,  welche  von 
dem  Lumen  des  Dorsalrohres  in  die  mittlere  Blase  hineinführt, 

Das  dorsale  Rohr  communicirt  jetzt  also  sowohl  vorn  wie  hinten 
mit  der  mittleren  Blase:  vorn  direct  mit  dem  Kiemendarm,  hinteu 
mit  dem  Lumen  der  noch  nicht  abgeschnürten  Peribranchialcavität 
(Fig.  23).    Ursprünglich  liegt  die  ventrale  Wand  des  Rohres  der 


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Johan  Hjort 


dorsalen  Wand  des  Kiemendarmes  dicht  an  (Fig.  15  6).  Während 
des  weiteren  Wachsthums  der  Knospe  wird  aber  der  Abstand  zwischen 
Kiemendarm  und  Kohr  bedeutend  größer,  was  ich  besonders  gut  auf 
Querschnitten  gesehen  habe.  Gleichzeitig  verdicken  sich  die  Epi- 
thelien  des  Rohres  und  werden  mehrschichtig  (siehe  Fig.  24 ,  die 
den  Längsschnitt  23  etwas  mehr  ausgeführt  repräsentirt). 

Wie  oben  geschildert  ist,  schnUrt  sich  nnn  nach  kurzer  Zeit  die 
Peribranchialcavität  in  Form  einer  sattelförmigen  Blase  ab.  deren 
dorsales  Verbindungsstück  in  dem  Längsschnitt  getroffen  ist.  Na- 
türlich würde  jetzt  das  Dorsalrohr  vorn  in  den  Kiemendarm,  hinten 
in  die  abgeschnürte  Peribranchialcavität  einmünden.  Inzwischen  wird 
aber  seine  hintere  Öffnung  kleiner  und  kleiner,  und  gerade,  wenn 
die  Peribranchialcavität  sich  abgeschnürt  hat,  ist  sie  ganz  ver- 
schwunden. Dagegen  persistirt  seine  vordere  Öffnung  immer.  Der 
Medianschnitt  Fig.  29  zeigt  dies  zur  Genüge.  Man  sieht  hier  auch, 
wie  die  Unterseite  des  Rohres  sich  stark  verdickt  hat,  und  wie  der 
Zwischenraum  zwischen  dem  Rohr  und  dem  Kiemendarm  bedeutend 
großer  geworden  ist. 

Die  Ausbildung  des  Nervensystems. 

Auf  dem  Stadium,  welches  in  der  Querschnittserie  Fig.  13 — 19 
und  in  Figur  22  Taf.  38)  dargestellt  ist,  besteht  die  Wand  des  dorsalen 
Rohres  aus  einem  einschichtigen  Cylinderepithel  (s.  speciell  Fig.  1 5  b . 
Auf  dem  folgenden  Stadium  hat  das  Rohr  eine  große  Veränderung 
erfahren:  einmal  ist  es  beträchtlich  in  die  Länge  gewachsen  (s.  den 
Längsschnitt  Fig.  23) ,  dann  hat  sich  auch  seine  Wand  bedeutend 
verdickt  (s.  den  Querschnitt  Fig.  25).  Bald  differenzirt  sich  nun 
das  Rohr  in  der  Weise,  dass  seine  untere  Wand  sich  verhältnis- 
mäßig beträchtlich  verdickt,  während  die  dorsale  eher  an  Stärke 
abnimmt.  Die  Figuren  26,  27  und  29  illustriren,  wie  diese  ventrale 
Verdickung  sich  allmählich  ausbildet.  In  Figur  27  ist  die  Differen- 
zirung  weit  durchgeführt,  und  zwar  in  doppelter  Hinsicht:  1  hat 
sich  der  obere  Theil  des  Rohres  noch  schärfer  von  der  ventralen 
Verdickung  abgehoben  ;  seine  Zellen  ordnen  sich  allmählich  in  Form 
eines  cubischen  Epithels  um  das  Rohr  an  und  schnüren  sich  von 
der  ventralen  Verdickung  ab;  2j  sind  in  der  Mitte  des  letzteren 
eine  Menge  dünner  Fasern  ausgeschieden  worden,  die  auf  Quer- 
schnitten als  feine  Punkte  zu  erkennen  sind. 

Dieses  Stadium  leitet  dann  deutlich  zu  dem  nächsten  Uber. 


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Über  den  Entwicklungscyelus  der  zusammengesetzten  Ascidien.  599 

welches  im  Wesentlichen  mit  den  Verhältnissen  der  erwachsenen 
Thiere  Ubereinstimmt  und  noch  kurz  besprochen  werden  soll,  ehe 
ich  diese  Darstellung  abschließe. 

Es  wird  durch  den  Längsschnitt  Figur  30  und  den  Querschnitt 
Figur  28  erläutert.  Die  Abbildungen  lassen  erkennen,  dass  die  beiden 
Theile  des  ursprünglich  einheitlichen  Dorsalrohres  sich  völlig  ge- 
trennt haben.  Ventral  zeigt  sich  die  abgeschnürte  Verdickung,  dorsal 
findet  man  ein  kleines  Kohr,  dessen  Wand  aus  einfachen,  eubischen 
Epithelzellen  besteht.  Sein  Lumen  ist,  wie  ein  Vergleich  der  Längs- 
schnitte der  Figuren  22,  23,  20  und  30  ergiebt,  überall  dasselbe.  In  der 
abgeschnürten,  ventralen  Verdickung  erkennt  man  leicht  die  typische 
Strnctnr  des  Ascidiengehirns.  Die  Fascrmasse  in  der  Mitte  hat 
bedeutend  zugenommen ,  und  die  äußere  zwei-  bis  dreischichtige 
Zelllage  zeigt  schon  einen  gauglienartigen  Charakter.  Von  nun  ab 
wächst  das  obere  Rohr  nur  noch  unbedeutend  in  die  Länge:  es 
schwillt  hinten  schwach  an  und  stellt  die  Hypophysis.  «glande 
prénervienne«  der  Ascidien  dar. 

Wie  ich  in  der  Einleitung  angedeutet  habe,  weichen  sämmtliche 
Autoren  in  ihren  Angaben  über  die  Bildung  des  Nervensystems  der 
Ascidienknospen  sehr  von  einander  ab. 

Kowalewsky  schildert  in  seinen  Arbeiten  über  die  Knospung 
von  Didetnnum  sfyiifcrum.  Amaroucium  proliferimi  und  Perophora 
Listrri  die  Anlage  des  Nervensystems  als  »ein  sehr  langes,  am  vor- 
deren Ende  ziemlich  breites  Kohr,  dessen  Lumen  mit  der  Höhle  des 
Kiemensackes  zu  communiciren  scheint«  19  pag.  465  .  Den  Ursprung 
dieses  dorsalen,  dem  Kiemensack  unmittelbar  aufliegenden  Rohres 
leitet  er  überall  von  der  mittleren  Blase,  dem  Kiemensack,  ab,  und 
zwar  in  Form  einer  langen  rinnenartigeu  Ausfaltung,  die  vorn  noch 
in  Verbindung  mit  dem  späteren  Kiemendarm  bleibt,  während  sie 
sich  sonst  bereits  zu  einem  Rohr  umgebildet  und  vom  Kiemendarm 
abgehoben  hat.  Mit  dieser  Darstellung  stimmt  die  meinige  in  so 
fern  nicht  Uberein.  als  ich  einerseits  das  Rohr  als  einen  nach  vorn 
wachsenden  blinden  Cylinder  im  engsten  Znsammenhang  mit  der 
Peribranchialcavität  entstehen  lasse,  und  als  ich  andererseits  die 
vordere  Communication  mit  der  mittleren  Blase  als  sekundär  ent- 
standen betrachte.  Über  die  weitere  Entwicklung  dieses  Rohres 
und  über  seine  Ausbildung  zu  dem  Nervensystem  der  erwachsenen 
Knospe,  sowie  Uber  die  Bildung  der  Hypophysis  liefert  Kowalewsky 
aber  leider  keine  Angaben.  Ich  mache  jedoch  auf  folgende  Worte 
von  ihm  aufmerksam .  die  mir  anzudeuten  scheinen ,  dass  er  auch 

Mittheilnogen  a.  d.  Zoolog.  Station  Neapel.    Bd.  10.  40 


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Johan  Hjort 


bei  den  von  ihm  untersachten  Formen  etwas  Ähnliches  wie  ich  bei 
Botryllus  gesehen  hat.  Er  sagt  nämlich  (pag.  465)  :  »Bemerkens- 
werth ist  noch,  dass  Uber  dem  Nervenrohre  sich  eine  Anhäufung 
von  sehr  blassen  Zellen  befindet,  welche  bei  weiterer  Entwicklung 
zu  verschwinden  scheinen.«  Dieses  Citat  gilt  von  Amaroucium.  Nun 
gehört  aber  A.  den  Typen  an,  bei  welchen  das  Ganglion  dorsal  von 
der  Hypophysis  liegt,  und  es  ist  für  mich  desswegen  in  hohem  Grade 
wahrscheinlich,  dass  Kowalewsky  hier  dieselbe  Verdickung  des 
Dorsalrohre8,  die  zur  Bildung  des  Ganglions  dient  und  von  mir  oben 
geschildert  wurde,  zwar  gesehen,  aber  in  dem  späteren  Ganglion  nicht 
wiedererkannt  hat.  Ich  glaube  daher  aus  der  Übereinstimmung 
zwischen  der  Darstellung  Kowalewsky's  und  meinen  Resultaten 
schließen  zu  können,  dass  bei  den  Knospen  sämmtlicher  zu- 
s  a  m  m  e  n  g  e  s  e  t  z  t  e  n  A  s  c  i  d  i  e  n  aus  der  inneren  Blase  der  Knospen- 
anlage  ein  dorsales  Rohr  wird,  das  sich  später  in  die  Hypophysis 
und  das  bleibende  Ganglion  differenzirt.  Ob  besonderes  Gewicht  darauf 
zu  legen  ist.  dass  das  Nervenrohr  als  eiu  blinder  Auswuchs  von 
demjenigen  Theil  der  inneren  Blase  entsteht,  der  später  zur  Peri- 
branchialcavität  wird,  und  dass  es  ursprunglich  allein  in  diese  ein- 
mündet, wage  ich  nicht  zu  entscheiden,  bevor  die  Knospung  anderer 
Gruppen  besser  bekannt  ist. 

In  vollem  Widerspruche  hierzu  stehen  die  Darstellungen  von 
Seeliuek  (31,  33]  und  Salensky  30  .  Jener  lässt  bei  Clavelina 
Hypophysis  und  Ganglion  getrennt  aus  Mesodermzellen  hervorgehen, 
bei  Pyrosoma  hingegen  beides  aus  einer  gemeinsamen,  mesodermalen. 
rohrförmigeu  Anlage.  Da  er  nun  bei  Clavelina  die  erste  Anlage 
beider  Gebilde  Ubersah,  so  basii  t  seine  Auffassung  hauptsächlich  auf 
theoretischen  Schlüssen.  Er  findet  einerseits,  dass  die  Zellen  des 
jüngsten  Stadiums,  welches  er  untersucht  hat,  »mehr  den  Typus 
des  Muttergewebes  aufweisen«.  »So  tritt  uns,«  sagt  er  $1  pag.  41  . 
»denn  hier  die  Ähnlichkeit  der  einzelnen  Elemente  der  Nervenstrangs- 
anlage mit  den  Mesodermzellen,  welche  in  ihrer  unmittelbaren  Nach- 
barschaft in  der  Leibeshöhle  sich  vorfinden,  sofort  vor  Augen  und 
spricht  deutlich  für  die  Wahrscheinlichkeit  der  Abstammung  des 
Nervengewebes  aus  den  Mesodermzellen  der  Knospe.«  Andererseits 
weist  er  auf  das  Factum  hin,  dass  das  Ganglion  der  Larve,  während 
diese  sich  zum  fertigen  Thier  umbildet,  aufgelöst  wird,  und  dass 
dann  die  früheren  Ganglienzellen  in  den  Blutstrom  hineingelaugen. 
Er  folgert  daraus,  dass  jedenfalls  einige  der  Mesodermzellen  der 
Knospe  als  «directe  Abkömmlinge  eines  früheren  gangliösen  Organs 


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Über  den  Entwicklungßcyclus  der  zusammengesetzten  Ascidien.  601 

vorhanden  sind«,  und  sagt,  »was  ist  natürlicher,  als  dass  sie  wie- 
derum eine  der  früheren  Function  ähnliche  auszuüben  streben?« 
Hieraus  wieder  folgert  er  eine  Übereinstimmung  zwischen  der  Ent- 
wicklung von  Larve  und  Knospe.  Auch  für  die  Hypophysis  nimmt 
er  die  Herkunft  vom  Mesoderm  an.  In  einer  anderen  Arbeit  (33  . 
die  zwar  nicht  von  den  zusammengesetzten  Ascidien,  sondern  von 
dem  ihnen  nahestehenden  Pyrosoma  handelt,  glaubt  er  in  ähnlicher 
Weise  einen  mesodermalen  Ursprung  der  beiden  Gebilde  gefunden 
zu  haben.  Seine  Abbildungen  Taf.  8  Fig.  104,  110,  111  und  112 
entsprechen  in  jeder  Beziehung  der  Taf.  3  Fig.  9  in  seiner  Arbeit 
über  Clacelina.  Dort  wie  hier  sehen  wir  ein  von  epithelartigen  ■ 
Zellen  begrenztes,  ventrales  Rohr,  welchem  eine  compacte  Masse 
indifferenter  Zellen  aufliegt.  Wie  man  sieht,  stimmen  diese  späteren 
Stadien  Seeliger's  in  allem  Wesentlichen  mit  meiner  Darstellung 
Uberein.  Auch  der  genannte  Verfasser  bildet  ein  Rohr  mit  der  zum 
Ganglion  werdenden  Verdickung  ab.  Allein  Uber  die  Genese  dieses 
Rohres  herrscht  die  größte  Differenz  der  Auffassungen  zwischen  ihm 
und  mir. 

Salensky  schildert  (30)  ebenfalls  für  Pyrosoma  die  erste  Anlage 
des  Nervensystems  als  eine  feine  leistenformige  Verdickung  auf  der 
dorsalen  Wand  der  äußeren  Blase,  des  Ektoderms.  In  einer  Quer- 
schnittserie (Taf.  4  Fig.  38,  38  A,  B,  C,  D,  also  auf  5  Schnitten)  findet 
man  eine  ein-,  höchstens  zweischichtige  Zelllage.  Diese  Verdickung 
ist  an  mehreren  Stellen  von  freien  Mesodermzellen  umgeben.  Von 
diesem  Stadium  werden  wir  nur  durch  ganz  wenige  Zwischenstufen 
zu  dem  Stadium  Figur  42  geführt,  wo  das  genannte  Gebilde  ganz 
außerordentlich  angewachsen  ist. 

Von  meinen  Resultaten,  die  ja  bei  den  Botry lüden,  einer  Gruppe 
der  zusammengesetzten  Ascidien,  gewonnen  sind,  auf  die  Verhältnisse 
bei  Pyrosoma,  worüber  die  zuletzt  erwähnten  Arbeiten  von  Seeliger 
und  Salensky  handeln,  Schlüsse  zu  ziehen  scheint  mir  etwas  gewagt, 
obgleich  man  ja  a  priori  glauben  sollte,  dass  selbst  die  Knospung 
bei  zwei  so  nahe  verwandten  Formen  nicht  so  sehr  verschieden  ver- 
laufen könne.  Ich  verweise  daher  nur  auf  die  strittigen  Angaben 
der  beiden  Verfasser  und  theile  zugleich  mit,  dass  ich  während  des 
Studiums  von  Botryllus  durch  Haufen  zusammenliegender  mesoder- 
maler  Zellen  mehrmals  getäuscht  worden  bin. 

Was  dagegen  Seeliger  s  Arbeit  Uber  Clavelina  betrifft,  so  basirt, 
wie  hervorgehoben,  für  diese  Species  seine  Auffassung  hauptsächlich 
auf  theoretischen  Gesichtspunkten.    Solche  ermöglichen  es  aber 

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Johan  Hjort 


meiner  Meinung  nach  eben  so  gut  zu  entgegengesetzten  Resultaten 
zu  kommen ,  und  die  Wahrscheinlichkeit  dafür,  dass  ein  Ganglion 
und  ein  epitheliales  Kohr  sich  aus  zusammengehäuften  Mesoderm- 
zellen  bilden  sollte,  scheint  mir  eben  so  gering  zu  sein,  wie  für  die 
Auffassung  Herdman's  (s.  oben  pag.  58$) ,  dass  die  innere  Blase  der 
Knospenanlagc  einen  solchen  Ursprung  habe.  Was  den  anderen 
theoretischen  Hauptgrund  Seeligers  angeht,  dass  dadurch  eine 
Ubereinstimmung  mit  der  Larvenentwicklung  gegeben  sei,  so  läset 
sich  ja,  wie  Verfasser  auch  selbst  andeutet,  schwerlich  annehmen, 
dass  die  aus  dem  Ganglion  der  Larve  hervorgehenden,  im  Blute 
cirkulirenden  Zellen  in  der  complicirten  Knospe  den  Platz  des  spä- 
teren Ganglions  auffinden  werden. 

Auf  die  in  den  Arbeiten  von  Della  Valle  und  van  Benedex  & 
Julin  sich  vorfindenden  Andeutungen  Uber' die  Entstehung  des  Nerven- 
systems der  Knospen  will  ich  mich  nicht  näher  einlassen,  da  eine 
Behandlung  derselben  wesentlich  mit  dem  oben  Gesagten  zusammen- 
fallen würde.  Unten  will  ich  kurz  auf  die  Vergleichung  der  Knospung 
und  Larvenentwicklung  zurückkommen,  nachdem  ich  einige  Befunde 
aus  der  Larvenentwicklung  von  Distaplia  magnüarva  geschildert 
habe  (s.  unten  pag.  607  ff.)  :  hier  möchte  ich  aber  noch  auf  ein  Ver- 
hältnis hinweisen,  das  mir  von  besonders  großem  Interesse  zu  sein 
scheint,  nämlich  dass  bei  den  Bryozoenknospen  sich  das  Nerven- 
system in  derselben  Weise  entwickelt,  wie  ich  es  bei  Botrylius  ge- 
schildert habe.  Nach  Bkaem  3  nämlich  geht  es  aus  der  inneren 
ektodermalen  Blase  der  Knospenanlage  hervor. 

Zur  Entwicklung  des  Herzens  und  des  Pericardiums. 

Meine  Beobachtungen  Uber  die  Entwicklung  des  Herzens  und 
des  Pericardiums  sind  in  mehreren  Beziehungen  unvollständig,  denn 
die  außerordentliche  Kleinheit  der  Knospen  von  Botrylius  machte  mir 
die  Untersuchung  besonders  schwierig.  Einige  Thatsachen  werde 
ich  jedoch  mittheilen  können.  Das  erste  Entwicklungsstadium  beider 
Organe,  welches  ich  beobachtet  habe,  stellt  einen  kleinen  Zellhanfen 
dar,  welcher  der  ventralen  rechten  Seite  des  hinteren  Drittels  der 
Knospe  anliegt.  Es  findet  keine  blasenförmige  Ausbuchtung  des 
Darmes  statt  (cf.  Seeliger  31).  Zwar  tritt  sehr  früh  in  dem  ge- 
nannten Zellhaufen  ein  Lumen  auf,  dieses  ist  aber,  wie  mit  Be- 
stimmtheit angenommen  werden  darf,  secundär  entstanden. 

Über  den  Ursprung  des  Zellhaufens  vermag  ich  nichts  Sicheres 


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Über  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten  Asddicn.  603 


zu  sagen.  Er  kann  aus  Mesodermzellen  oder  aus  Zelleu,  die  wie 
bei  der  Larve  von  Ciatelina  (cf.  van  Beneden  &  Jülin  2)  aus  dem 
Entoderm  stammen,  sich  bilden.  Letzterer  Fall  würde  bei  Botryllus 
in  der  Weise  zu  verstehen  sein,  dass  Zellen  aus  der  mittleren  Blase 
austreten.  Jedenfalls  wage  ich  nicht,  mich  für  die  eine  oder  an- 
dere Möglichkeit  zu  entscheiden,  glaube  aber,  dass  die  schwebende 
Frage  durch  das  Studium  günstigerer  Synascidien,  als  sie  mir  zur 
Verfügung  standen,  beantwortet  werden  kann. 

Von  Wichtigkeit  sind,  wie  ich  glaube,  zwei  Punkte,  nämlich 
1)  die  unpaare  rechte  Anlage  (im  Gegensatz  zu  der  paaren  Anlage 
bei  Clavelina  nach  van  Beneden  &  Jülin  ,  2)  die  Anlage  als  ein 
compacter  Zellhaufen. 

Das  Lumen,  welches,  wie  bereits  erwähnt,  sich  sehr  bald  in 
dem  Haufen  bildet,  wächst  rasch  an,  und  man  findet  kurz  nachher 
eine  [etwas  längliche  Blase ,  welche  der  Übergangsstelle  zwischen 
Kiemendarm  und  Darm  anliegt  (Taf.  37  Fig.  3,  Taf.  38  Fig.  38). 
Dann  beginnt  längs  der  dorsalen  Seite  dieser  Blase,  also  in  ihrer 
dem  Darm  zugekehrten  Wand,  sich  eine  rinnenförmige  Einbuchtung 
zu  bilden,  welche  die  Herzanlage  darstellt.  Sie  bleibt  sowohl 
dorsal,  als  auch  vorn  und  hinten  immer  offen  Taf.  37  Fig.  4,  Taf.  3S 
Fig.  31)  und  besteht,  wie  Uberall  bei  den  Ascidien,  aus  einer  ein- 
schichtigen Zelllage.  Ich  habe  dies  bei  zahlreichen  Thieren  con- 
statiren  können.  Da  aber  van  Beneden  &  Julin  (2)  diesen  Punkt 
erschöpfend  behandelt  haben,  so  will  ich  nicht  weiter  darauf  ein- 
gehen. 

Wie  man  sieht,  sind  die  Verhältnisse  bei  den  Botrylliden  außer- 
ordentlich viel  einfacher  als  bei  Clavelina.  Hier  steht  die  Ent- 
wicklung eines  anderen  Organs,  des  Epicardiums,  in  Verbindung 
mit  der  Herzentwicklung.  Von  ihm  nehmen  bekanntlich  bei  Clave- 
lina  die  innere  Scheidewand  der  Stolonen  und  damit  auch  die  inne- 
ren Blasen  der  Knospenanlagen  ihren  Ursprung.  Dieser  Einrich- 
tungen entbehren  die  Botrylliden  vollständig,  und  desswegen  kann 
die  Herzentwicklung  bei  ihnen  auch  so  viel  einfacher  verlaufen. 

Was  die  Circuì  a  ti  on  betrifft,  so  habe  ich  bei  lebenden  Thieren 
beobachtet,  wie  das  Blut  ganz  frei  in  der  »Leibeshöhle a  circulirt, 
wie  es  von  da  unmittelbar  in  die  ektodermalen  Stolonen  hinein- 
strömt und  wie  es  die  jungen  Knospen  in  einem  großen  Bogen 
umspült.  Bei  jungen  Knospen,  deren  Herz  sich  noch  nicht  contra- 
hirt,  verläuft  der  Blutstrom  immer  in  derselben  Richtung  wie  bei 
den  Mutterthieren,  und  es  lässt  sich  leicht  beobachten,  wie  die 


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Johan  Hjort 


Ruhezeiten  und  Strömungszeiten  des  Blutes  Uberall  in  den  Mutter- 
thieren,  den  Knospen  und  Stolonen  gleich  sind.  Kowalewsky  hat 
auf  die  interessanten  Beziehungen  zwischen  Mutterthieren  und 
Knospen  hingewiesen,  die  eintreten,  wenn  auch  die  Herzen  der 
Knospen  zu  functioniren  anfangen.  Ich  habe  versucht,  diese  Er- 
scheinung  zu  studi  n  u:  meine  Beobachtungen  blieben  aber  höchst 
unvollständig,  weil  die  Thiere  in  diesem  Stadium  immer  sehr  reich- 
liche Pigmentanhäufungen  erhielten,  so  dass  die  Contraction  des 
Herzens  der  Mutterthiere  sich  nicht  deutlich  erkennen  ließ.  Jedoch 
bin  ich  sehr  geneigt  zu  glauben,  dass  die  Herzen  der  Mutterthiere 
und  tler  Knospen  sich  synchron  contrahiren. 


Die  Entstehung  und  Ausbildung  der  Geschlechtsorgane  ist  von 
sehr  vielen  Autoren  eingehend  untersucht  worden,  und  daher  sind 
diese  Organe  wohl  die  am  besten  bekannten  in  der  Entwicklungs- 
geschichte der  zusammengesetzten  Ascidien. 

Besonders  sind  die  ausführlichen  Untersuchungen  von  van  Bene- 
den &  Julin  zu  erwähnen,  welche  speciell  Clavelina  und  Perophora 
behandeln.  Gleichwohl  bestehen  noch  mehrere  Punkte,  Uber  welche 
die  Autoren  in  ihren  Ansichten  abweichen,  wie  z.  B.  die  Frage  nach 
der  Entstehung  der  Testazellen. 

Was  die  Botry lüden  betrifft,  so  haben  wir  für  sie  eine  aus- 
führliche Darstellung  von  Della  Valle  (7),  die  ich  vollkommen  be- 
stätigen kann ,  so  weit  es  sich  um  die  von  mir  allein  genauer 
studirte  Anlage  der  Geschlechtsorgane  handelt.  Über  die  feinere 
Ausbildung  der  Geschlechtsproducte  hingegen  habe  ich  nähere  Studien 
nicht  angestellt. 

Ganin  hat  zuerst  gezeigt,  dass  die  erste,  aus  der  Larve  stam- 
mende Generation  keine  Geschlechtsorgane  entwickelt.  Bei  den 
Botrylliden  finde  ich  nun,  dass  nicht  nur  die  erste,  sondern  auch 
mehrere  der  folgenden  Generationen,  ohne  Geschlechtsorgane  aus- 
zubilden, absterben  können.  Dass  dies  regelmäßig  der  Fall  ist,  will 
ich  nicht  behaupten,  aber  ich  habe  die  Anlage  dieser  Organe  immer 
erst  von  der  4.  Generation  an  beobachtet.  Was  nun  bei  den  Bo- 
tryllidencolonien  sofort  ins  Auge  fallt,  ist,  dass  der  Grad  der  Aus- 
bildung der  Generationsorgane  in  keinem  Verhältnisse  zur  Entwick- 
lung der  Knospe  selbst  steht.  Man  sieht  oft  verhältnismäßig  sehr 
alte  Knospen  mit  noch  ganz  schwach  gediehenen  Generationsorganen, 


Die  Geschlechtsorgane. 


Über  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten  Ascidien.  605 

und  eben  so  oft  ganz  junge  Knospen  mit  großen,  weit  entwickelten 
Eifollikeln.  Da  die  Geschlechtsorgane  zu  ihrer  Reifung  mehr  als 
eine  Generation  verlangen  und  von  einem  Thiere  in  seine  Knospe 
hineinwachsen  und  sich  da  weiter  bilden,  so  könnte  man  fast  sagen, 
dass  sie  sich  unabhängig  von  den  sie  einschließenden  Thieren  ent- 
wickeln. 

Della  Valle  hat  auf  dieses  Verhältnis  aufmerksam  gemacht, 
und  ich  habe  es  mehrmals  wieder  gefunden.  Ich  verweise  auf  meine 
Figur  10  (Taf.  37).  wo  man  auf  einem  etwas  schräggefUhrten  Quer- 
schnitt eine  ganz  junge  Knospenanlage  findet,  die  noch  nicht  vom 
Mutterthiere  abgeschnürt  ist.  Man  sieht  hier  die  Eier,  oder  besser 
gesagt  die  Eifollikel  (denn  die  Eier  sind  von  feinen  Follikelzellen 
bekleidet),  sich  der  »inneren  Blase  «  der  jungen  Knospenanlage  an- 
legen. Die  Figur  1 1  zeigt  einen  Querschnitt  von  einer  wenig  älteren 
Knospe,  die  zusammen  mit  ihren  Geschlechtsorganen  vom  Mutter- 
thiere abgeschnürt  ist,  und  lässt  auch  erkennen,  wie  diese  Organe 
die  Form  der  sonst  ovalen  inneren  Blase  modificirt  haben.  Auf  Grund 
meiner  Präparate  kann  ich  auch  folgende  Beobachtung  von  Deila 
Valle  bestätigen.  Er  sagt  nämlich  (7  pag.  65)  :  »Cependant  j'ai 
observé  dans  certains  cas,  que  tous  les  individus  d'une  colonie 
étaient  sans  oeufs«.  Dies  habe  ich  auch  mehrmals  beobachtet  und 
zwar  nicht  nur  bei  sehr  alten,  sondern  auch  bei  jüngeren  Colonien. 

Wir  dürfen  aus  dieser  Darstellung  schließen,  dass  eine  Botrylli- 
dencolonic  während  ihrer  Lebensdauer  mehrere  Male  Generatious- 
organe  ausbildet,  dass  es  bei  derselben  Colonie  Perioden  giebt.  wo 
die  Geschlechtsorgane  wohl  ausgebildet  sind,  andere,  wo  sie  erst 
angelegt  werden,  und  eben  so  Zeiten,  wo  sich  nicht  die  geringste 
Spur  von  ihnen  vorfindet. 

Wie  bei  den  meisten,  wenn  nicht  sämmtlichen,  zusammenge- 
setzten Ascidien  entwickeln  sich  die  weiblichen  Geschlechtsorgane 
vor  den  männlichen.  Die  erste  Anlage  jener  ist  eine  außerordentlich 
große  Mesodermzelle,  die  bald  von  sehr  feinen  platten  Zellen  be- 
kleidet wird  (Taf.  37  Fig.  10,  11).  Della  Valle  hat  dieses  Stadium 
abgebildet  (7  Taf.  3  Fig.  31),  und  dieselbe  Darstellung  findet  sich 
bei  allen  Verfassern,  die  die  zusammengesetzten  Ascidien  darauf 
untersucht  haben,  so  bei  Davidoff  (5  Taf.  5  Fig.  1—6).  Nun  wird 
die  Eizelle  rasch  größer;  gleichzeitig  vermehren  sich  die  Follikel- 
zellen und  umgeben  das  Ei  als  eine  einschichtige  Lage  cubischer 
Zellen.  Aus  ihnen  geht  später  der  Oviduct  hervor,  der  mit  der 
Peribranchialblase  in  Verbindung  tritt. 


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606 


Johan  IIjort 


Die  Beobachtung  Della  Valle's,  dass  die  Eier  in  diesem 
Oviduct  befruchtet  werden  und  in  der  Leibeshöhle  —  zwischen 
Ektoderm  und  parietalem  Blatte  der  Peribranchialblase  —  ihre 
Furchung  abmachen,  kann  ich  nicht  bestätigen,  obwohl  ich  vieles 
Material  darauf  hin  untersucht  habe.  Dagegen  fand  ich  ganz  junge 
Stadien  in  der  Kloakenhöhle.  Auch  habe  ich  nie  gesehen,  dass 
mehrere  Oviduete  sich  zu  einer  »verzweigten  Drüse«  vereinigt  hätten, 
wie  Della  Valle  beschreibt.  Bei  geschlechtsreifen  Thieren  zeigte 
sich  mir  immer,  dass  die  symmetrischen  weiblichen  Geschlechtsorgane 
aus  ganz  wenigen  Eifollikeln  bestehen,  höchstens  3  auf  jeder  Seite. 
In  jedem  Follikel  lag  nur  ein  Ei,  und  jeder  stand  direct  mit  der 
Peribranchialblase  durch  den  Oviduct  in  Verbindung. 

Die  männlichen  Organe  legen  sich  als  ein  Haufen  von  Meso- 
dermzellen  an.  Er  bekommt  bald  ein  Lumen  und  zerfallt  früh  in 
mehrere  gewöhnlich  5)  Lappen.  Man  findet  also  auf  jeder  Seite 
des  Thieres  eine  fingerförmige  Drüse,  die  durch  ihren  Ausfuhrungs- 
gang in  Verbindung  mit  der  Peribranchialblase  steht. 

Wie  Uberall  bei  den  Ascidien,  so  sind  auch  hier  die  Samen- 
elemente so  klein,  dass  sie  ganz  außerordentlich  ungünstige  Objecte 
für  ein  näheres  Studium  ihrer  Ausbildung  sind. 

Bevor  ich  diese  kurze  Darstellung  von  der  Bildung  der  Ge- 
schlechtsorgane abschließe,  möchte  ich  hinzufügen,  dass  ich  über 
die  Entstehung  der  Testazellen  keine  directe  Beobachtungen  an- 
zustellen im  Stande  war.  Zwar  habe  ich  oft  gleich  Kupffer,  Fol 
und  Davidoff  mehrere  Kerne  in  den  Eiern  beobachtet,  mich  aber 
nie  mit  absoluter  Sicherheit  davon  überzeugt,  dass  diese  Bilder,  wie 
Kowalewsky  (II;  und  van  Beneden  &  Jülin  (2;  behaupten,  nicht 
der  Ausdruck  tangentialer  Schnitte  seien,  welche  die  Zellen  an  der 
Oberfläche  der  Eier  getroffen  hatten.  Eben  so  wenig  habe  ich  die 
von  Davidoff  behauptete  Abschnürung  von  Kernen  von  dem  Keim- 
bläschen gesehen ,  sondern  die  in  dem  Ei  befindlichen  kleineren 
Kerne  immer  peripher,  in  der  Nähe  der  Follikelzellen  vorgefunden. 


Die  Resultate,  die  ich  au  Botryllus  Uber  die  Entstehung  des 
Nervensystems  und  der  Hypophysis  gewonnen  hatte,  führten  mich 
zu  dem  Versuch,  einen  Vergleich  der  Bildung  des  Nervensystems 
in  der  Larve  und  Knospe  anzustellen. 


Einiges  über  die  Larvenentwicklung  von 
Distaplia  magnilarva  D.  V. 


Iber  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten  Ascidien.  607 

Die  ausführliche  Arbeit  von  van  Beneden  &  Julin,  in  welcher 
die  Bildung  des  Larvengehirns  bei  den  einfachen  und  den  zusammen- 
gesetzten Ascidien  behandelt  wird,  enthält  Ergebnisse,  die  von  meiner 
Darstellung  der  Entwicklung  des  Gehirns  bei  den  Botryllusknospen 
vollkommen  verschieden  sind.  Nach  Jenen  bildet  sich  nämlich  die 
ganze  Hypophysis  und  die  Flimmergrube  als  eine  entodermale  Ein- 
stülpung, während  das  bleibende  Ganglion  als  eine  Verdickung  der 
einen  Wand  des  Larvengehirns  entsteht.  Beide  Gebilde  werden 
also  nicht  gemeinsam  angelegt,  wie  es  in  den  Knospen  der  Fall  ist. 
Dagegen  hat  Kowalewsky  bekanntlich  schon  in  einer  früheren 
Arbeit  17  die  Flimmergrube  aus  dem  Nervensystem  entstehen 
lassen,  und  mehrere  spätere  Autoren  wollen  auch  eine  Verbindung 
zwischen  Flimmergrube  und  Nervenhöhle  gesehen  haben.  Alle  diese 
Angaben  werden  bei  van  Beneden  &  Julin  aufs  bestimmteste  be- 
stritten. Da  mir  aber  die  Abbildungen  der  letztgenannten  Verfasser 
ihre  eigene  Darstellung  nicht  recht  zu  beweisen  schienen,  so  habe 
ich  versucht,  mir  Uber  die  schwierige  Frage  der  Entstehung  der 
Hypophysis  und  des  bleibenden  Ganglions  in  der  Larve  durch  das 
Studium  von  Distaplia  magnilarva  Klarheit  zu  verschaffen.  Es  sei 
indessen  hier  gleich  bemerkt ,  dass  ich  eine  ausführliche  Beschrei- 
bung der  Entwicklung  des  Larvengehirns  nicht  liefern  will,  sondern 
hier  nur  auf  das  Rücksicht  nehme,  was  für  die  Bildung  jener  beiden 
Organe  von  Bedeutung  ist. 

Von  den  untersuchten  Stadien  wähle  ich  3  zur  näheren  Be- 
schreibung. 

Vom  Stadium  I  liegt  in  Figur  36  (Taf.  39)  ein  Frontalschnitt 
vor.  Er  zeigt  das  Gehirn  als  eine  von  vorn  nach  hinten  gerichtete 
längliche  Blase,  deren  rechte  Wand  eine  deutliche  Ausbuchtung  hat. 
Während  die  linke  Wand  aus  einer  einzigen  Schicht  indifferenter 
Elemente  besteht,  sind  dieselben  in  der  Ausbuchtung  der  rechten 
Seite  bedeutend  größer  geworden  und  mehr  differenzirt;  in  einer 
vou  ihnen  ist  reichliches  Pigment  abgelagert  worden;  die  übrigen 
Zellen  haben  große  Kerne  und  durchsichtiges  Protoplasma.  Die 
Figur  stimmt  in  diesen  Verhältnissen  mit  der  Abbildung  31  bei 
Kowalewsky  (17)  vollständig  Uberein. 

Dasselbe  oder  ein  ganz  wenig  älteres  Stadium  finden  wir  in 
meinen  beiden  Figuren  34  und  35,  die  zwei  auf  einander  folgende  Quer- 
schnitte wiedergeben.  Diese  entsprechen  den  Pfeilrichtungen  a  —  ß 
und  y — 5  der  Figur  36  und  werden  leicht  verständlich  sein.  Figur  34 
zeigt  uns  zwei  Lumina,  wovon  das  eine  (Hp)  dem  Vordertheil,  das 


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Johan  Hjort 


andere  Ohe)  der  rechten  Ausbuchtung  der  Gehirnblase  entspricht. 
Der  Schnitt  Figur  35  kann,  da  er  etwas  weiter  nach  hinten  in  der 
Hiihe  der  Pfeilrichtung  7 — 5  geführt  ist,  natürlich  nur  ein  einziges  Lu- 
men aufweisen. 

Was  nun  den  Bau  der  Wände  der  Hirnhöhle  betrifft,  so  erkennt 
man  an  beiden  Abbildungen  einen  großen  Unterschied  zwischen  der 
rechten  und  linken  Seite.  Dort  besteht  die  Wand  aus  hohen,  epithel- 
artig angeordneten  Zellen,  die  linke  Wand  dagegen  aus  einem 
mehrschichtigen  Lager  kleiner  Elemente. 

Auf  Figur  36  sieht  man  ferner  noch,  wie  die  Gehirnblase  vorn 
mit  dem  Darm  zusammengewachsen  ist:  jedoch  existirt  eine  Commu- 
nication  bis  jetzt  noch  nicht. 

Stadium  II.  Die  beiden  Querschnitte  der  Figuren  37  und  38 
treffen  dieselben  Regionen  dieses  spateren  Stadiums.  Sie  zeigen 
deutlich,  wie  auch  hier  die  Gehirnhöhle  sich  nach  vorn  in  ein  Rohr  fort- 
setzt, und  wie  die  Höhlen  Hp  und  Ghc  der  Figur  37  zusammen  dem 
Hohlraum  Ghc  der  Figur  38  entsprechen;  sie  unterscheiden  sich  aber 
von  den  Abbildungen  34  und  35  in  folgenden  wesentlichen  Punkten  : 
l;  ist  die  Differenzirung  der  Epithelzellen  der  rechten  und  oberen 
Wand  weiter  vorgeschritten';  2),  und  das  ist  wichtig  fllr  dieses 
Stadium ,  haben  die  Zellen  der  linken  Wand,  die  im  Übrigen  noch 
ganz  denselben  embryonalen  Charakter  besitzen ,  wie  auf  dem  Sta- 
dium I,  und  schon  dort  mehrschichtig  waren  (Fig.  34,  35],  sich  durch 
weitere  Theilung  stark  vermehrt  und  an  einer  Stelle  zu  einer  scharf 
abgesetzten  Verdickung  angeordnet,  die  auf  Quer-  und  Frontal- 
schnitten deutlich  sichtbar  ist. 

An  Stadien  zwischen  II  und  III  habe  ich  nun  constatirt:  1)  wie 
diese  seitliche  Verdickung  (Fig.  38  Gl  größer  wird,  sich  mehr  und 
mehr  von  der  linken  Wand  abhebt,  und  wie  die  die  Gehirnhöhle 
begrenzenden  Zellen  der  linken  Wand  den  Charakter  eubischer 
Epithelzellen  annehmen  ;  2)  wie  das  vordere  Rohr  [Hp,  Fig.  36  sich 
in  die  Länge  zieht  und  die  Darm  wand  durchbricht  (Längs- 
schnitt Fig.  41),  so  dass  jetzt  eine  Communication  zwischen  Darm 
und  Gehirn  besteht. 

Stadium  III.  Einen  Aufschluss  Uber  alle  diese  Differenzirungs- 
vorgänge  liefert  uns  Stadium  III  (Fig.  33,  39  und  40).    Die  beiden 


1)  Wie  erwähnt,  verfolgt  vorliegende  Arbeit  nicht  den  Zweck,  die  Aus- 
bildung dieser  Verhältnisse  näher  zu  schildern.  Ich  verweise  hierüber  auf  die 
Schriften  von  Kowalewsky  und  van  Beneden  &  Julin. 


Über  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten  Ascidien.  609 

letzteren  Abbildungen  entsprechen  2  auf  einander  folgenden  Quer- 
schnitten durch  dieselbe  Region  des  Gehirns  wie  die  Querschnitte 
der  früheren  Stadien.  Vergleichen  wir  nun  die  Figuren  39  und  40 
mit  37  und  38,  so  erkennen  wir  in  dem  von  der  linken  Wand  der 
Gehirnblase  völlig  abgehobenen  Körper  Gl  (Fig.  40)  die  Verdickung 
Gl  (Fig.  38);  sie  ist  das  bleibende  Ganglion.  Die  linke  Wand  der 
Gehirnblase  (Fig.  40)  besteht  aus  einer  einzelligen  Epithelleiste,  die 
dem  Körper  Gl  fest  anliegt.  Die  anderen  Wände  sind  mehr  diffe- 
renzirt,  beziehungsweise  dünner  als  auf  den  früheren  Stadien. 

Wie  dort,  so  mündet  auch  hier  das  viel  kleiner  gewordene  Kohr 
Hp,  Fig.  39)  in  die  Gehirnhöhle  ein  (Fig.  40). 

Betrachtet  man  nun  im  Vergleich  mit  den  beiden  Querschnitten 
die  Figur  33,  die  nach  einem  Totalpräparat  gezeichnet  und  durch 
Frontalschnittserien  controllirt  worden  ist,  so  erscheint  das  Gehirn 
als  eine  große  Blase,  welche  nach  vorn  in  ein  Kohr  Ubergeht.  Ihre 
obere  Wand  zeigt  mannigfache  Differenzirung,  wie  die  großen  Pig- 
mentkörper und  blassen  Zellen ,  die  anderen  Wände  sind  dünn  ge- 
worden. Die  linke  Wand  besteht  aus  einem  einschichtigen  Epithel, 
dessen  Zellen  direct  in  die  Wand  eines  engen,  etwas  weiter  vorn  in 
den  Darm  einmündenden  Rohres  Ubergehen,  welches  auf  der  anderen 
Seite  mit  dem  Lumen  der  Gehirnblase  communicirt.  Wir  erkennen 
in  diesem  Rohr  die  Flimmergrube  [Fl)  mit  ihrer  engeren  Fort- 
setzung, der  Hypophysi8.  An  der  linken  Seite  der  Gehirnblase 
sehen  wir  einen  großen  ovalen  Körper  {Gl)  vom  Bau  des  Gehirns 
der  ausgewachsenen  Ascidien.  In  diesem  Gehirn  erkennen  wir  die 
oben  geschilderte  Verdickung  des  Stadiums  II  (Fig.  38  Gl] ,  die  sich 
völlig  von  der  linken  Wand  der  Gehirublase  abgehoben  hat. 

Dieses  Stadium  leitet  leicht  zu  den  ausgewachsenen  Thieren 
Uber:  es  verschwindet  mehr  und  mehr  die  blasenfdrmige  Ausbuch- 
tung der  Gehirnhöhle  (cf.  van  Beneden  &  Julin  1),  und  es  verlängert 
sich  die  Hypophysis  als  ein  weit  nach  hinten  gestrecktes  Rohr. 

Ich  glaube  aus  dem  geschilderten  Stadium  III  schließen  zu 
können,  wie  die  beiden  eben  erwähnten  Processe  Hand  in  Hand 
gehen,  indem  die  epitheliale  Wand  {Epl,  Fig.  33  und  10)  sich  vorn 
und  hinten  zu  einem  Rohr,  der  hinteren  Fortsetzung  "der  Hypophysis 
(Fig.  33),  umbiegt  und  damit  zugleich  die  übrigens  jetzt  zerfallende 
larvale  Gehirnblase  abschnürt. 

Kurz  zusammengefas8t  sind  die  Ergebnisse  meiner  Untersuchungen 
folgende  : 


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Johan  Hjort 


1  )  Das  larvale  und  das  persistirende  Nervensystem  von  Distaplia 
gehen  aus  derselben  Anlage  wie  die  Hypophysis  hervor.  Diese  An- 
lage ist  die  ursprüngliche,  durch  Einbuchtung  des  Ektodenns  gebildete 
Gehirn-,  resp.  Nervenblase. 

2)  Die  larvale  Gehirnblase  steht  während  des  späteren  Larven- 
lebens durch  den  Anfaugstheil  der  späteren  Hypophysis  mit  der 
Darmhöhle  in  Verbindung. 

3)  Der  vordere  Theil  der  Hypophysis  geht  direct  aus  dem  Vorder- 
abschnitt der  in  die  Länge  gezogenen  Gehirnblase,  der  hintere  aus 
der  epithelialen  linken  Wand  derselben  hervor. 

4)  Das  Lumen  der  Hypophysis  ist  der  einzige  bei  den  ausge- 
wachsenen Thiereu  persistirende  Rest  der  larvalen  Gehirnhöhle. 

5)  Das  persistirende  Gehirn  der  ausgewachsenen  Thiere  bildet 
sich  als  eine  Verdickung  der  linken  Wand  der  Gehirnhöhle ,  aus 
welcher  die  Hypophysis  hervorgeht. 

Diese  meine  Resultate  sind  eine  Bestätigung  folgender  Angaben 
Kowalewsky's  (17  pag.  IIS  :  »Die  Mündung  der  Gehirnblase  . . .  wird 
zu  der  bekannten  Flimmergrube  [Hypophysis] .  von  welcher  aus  die 
flimmernde  Bauchrinne  beginnt.«  Nun  haben,  wie  erwähnt,  van 
Beneden  &  Jilin  diese  Auffassung  bestritten.  Sie  sagen  (1  pag.  339  : 
»  Kowalkwsky  a  cru  pouvoir  conclure  de  ses  observations  que  la 
vésicule  cérébrale  dóbouche  à  un  moment  donné  dans  la  cavité 
buccale;  cette  communication  s  établirait  par  lintermédiaire  de  lor- 
gaue  que  nous  avons  désigné  sous  le  noni  de  cuccimi  hypophysäre. 
Cette  opinion  .  .  .  nous  ne  pouvons  la  partager.  Il  est  facile  de 
comprendre  que  cette  opinion  ait  pu  ctre  emise  si  Von  considère. 
d  une  part.  que,  dans  la  région  on  rógne  le  coecum  hypophysäre, 
la  paroi  de  la  vésicule  cérébrale  qui  lui  est  adjacente  n'est  formée 
que  par  un  épithélium  plat  et,  d'autre  part,  que  le  fond  de  ce  coecum 
est  accolé  au  fond  du  cul-de-sac  épithélial  qui  forme  dans  sa  moitié 
gauche  la  voùte  de  la  vésicule  cérébrale.  Pour  s'assurer  qu'il  n'existe 
pas  .  .  .  une  communication  entre  la  cavité  branchiale  et  la  cavité 
cérébrale,  il  est  indispensable  des  pratiquer  des  séries  de  coupes  trés 
fines  à  travers  les  larves  à  tout  état  de  développement  et  jusqu'ici 
personne,  à  notre  connaissance,  n'a  étudié  le  développement  des 
Ascidies  autrement  qu'en  examinant  les  larves  transparentes.« 

Während  so  die  Darstellung  van  Beneden  &  Julin  s  von  meiner 
Auffassung  abweicht,  finde  ich  in  ihren  Abbildungen  Nichts,  was 
nicht  mit  deu  meinigen  Ubereinstimmte  und  was  gegen  meine  Auf- 
fassung spräche.    Ihre  Taf.  17  Fig.  2  entspricht  in  jeder  Beziehung 


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Über  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten  Ascidien.  611 

meiner  Figur  39.  Hier  wie  dort  liegt  die  Hypophysis  der  Gehirnblase 
an  und  ist  durch  ein  Plattenepithelium  von  ihr  getrennt.  Aber  man 
kann  aus  jener  Figur  2  Nichts  schließen,  weil  die  folgenden  Schnitte 
nicht  abgebildet  sind.  Taf.  17  Fig.  3  giebt  einen  Querschnitt  weiter 
hinten  wieder  und  entspricht  vollkommen  meinen  Querschnitten  aus 
derselben  Kegion  der  Gehirnblase.  In  beiden  Präparaten  haben  wir 
an  der  einen  Wand  eine  epitheliale  Stelle,  wie  ich  sie  beschrieben 
habe;  aber  die  Frage,  die  hier  allein  entscheidet,  nämlich  ob  diese 
Epithelien  sich  in  die  Hypophysis  fortsetzen,  was; ja  die  Verfasser 
(s.  das  Citat  bestreiten,  kann  nicht  aus  ihren  Figuren  beantwortet 
werden,  da  die  dazwischen  liegenden  Schnitte  weder  abgebildet 
noch  beschrieben  sind.  So  lange  ich  also  diese  Schnitte  nicht  kenne, 
glaube  ich  die  erwähnten  Abbildungen  eben  so  gut  als  eine  Bestä- 
tigung meiner  Auffassung  betrachten  zu  können. 

Übrigens  weise  ich  auf  meine  Frontal-  und  Sagittal- Schnitte 
Fig.  41  und  42)  sowie  auf  Figur  33  hin,  die  mir  die  Frage  fllr 
DistapHa  magnilarm  jedenfalls  zu  entscheiden  scheinen. 

Beweisend  für  meine  Auffassung  ist  die  Arbeit  von  Maurice  25). 
Dieser  hat  bei  Amuroucium  iorquatum  ebenfalls  eine  directe  Ver- 
bindung zwischen  Flimmergrube  und  Gehirnhöhle  gefunden  und.  was 
noch  wichtiger  ist,  in  der  Wand  der  letzteren  als  directe  Fortsetzung 
der  Flimmergrube  eine  Epithelrinne.  Er  zieht  aber  nicht  den  Schluss, 
dass  diese  rinnenformige  Ausbuchtung  die  Fortsetzung  der  Hypophysis 
bildet,  wie  er  auch  keine  Abbildungen  davon  liefert. 

Was  Übrigens  die  Entwicklung  des  larvalen  und  persistirenden 
Gehirns  betrifft,  so  verweise  ich  auf  die  sehr  correcte  Darstellung 
von  van  Beneden  &  Julin  (l  pag.  '553):  »Les  parties  qui  persistent 
sont  celles  qui  chez  la  larve  arrivée  à  sou  complet  développement 
ont  conservò  leur  caractère  embryonnaire  et  sont  formées  par  un 
simple  épithéliura;  ce  sont:  le  cul-de-sac  cérébral  et  le  canal  viscé- 
ral.    Les  parties  différenciées  chez  la  larve  .  .  .  disparaissent.  « 

»Le  cerveau  de  l'adulte  procède  du  cul-de-sac  cérébral;  le  cordou 
ganglionnaire  viscéral  résulte  de  la  transformation  de  la  paroi  épithé- 
liale  du  canal  centrai  de  la  région  viscerale.« 

Wenn  wir  also  nach  meiner  Darstellung  annehmen,  dass  bei 
Weitem  der  größte  Theil  der  Hypophysis  aus  der  einen  Wand  der 
Gehirnblase  hervorgeht,  und  dass  das  bleibende  Nervensystem  als 
eine  Verdickung  dieser  selben  Wand  entsteht,  dann  scheint  mir 
dies  viele  Vergleichspunkte  mit  den  Verhältnissen  bei  den  Knospen 
aufzuweisen,  wo  wir,  wie  geschildert,  das  Ganglion  als  eine  Ver- 


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Johan  Hjort 


dickung  der  Hypophysis  entstehen  sahen.  Übrigens  mache  ich  hier 
darauf  aufmerksam,  dass  das  bleibende  Ganglion  sich  als  eine  reine 
Epithelverdickung  eines  ursprünglich  ektodermalen  Gebildes  anlegt 
und  sich  von  der  Matrix  durch  Abspaltung  ablöst,  wie  das  Nerven- 
system eines  Wurmes  sich  vom  Ektodermepithel  abspaltet.  Daraus 
erklärt  sich  die  Erscheinung,  dass  das  Nervensystem  der  ausgebil- 
deten Ascidien  die  Structur  der  Ganglien  eines  wirbellosen  Thieres 
hat,  obwohl  das  larvale  Nervensystem  sich  wie  das  Centrainerven- 
system der  Wirbelthiere  durch  Einstülpung  anlegt. 

Zum  Vergleich  zwischen  Knospen-  und  Larvenentwicklung. 

In  der  Abhandluug  von  van  Beneden  &  Julin  (1  pag.  358) 
finden  wir  Uber  die  Knospenentwicklung  der  Ascidien  Folgendes. 

»II  existe  entre  les  résultats  fournis  par  l'étude  du  développement 
de  la  larve  et  ceux  que  Kowalewsky  a  fait  connaìtre  à  la  suite  de 
ses  recherches  sur  la  genèse  des  bourgeons  une  Opposition  manifeste. 
A  moins  dadmettre  que  la  cavité  péribranchiale  du  bourgeon  n'est 
pas  homologue  de  celle  de  l'individu  né  par  voie  sexuelle,  ou  bien. 
qu'une  cavité  d'origine  externe  et  délimitée  par  l'épiblaste  puisse 
étre  homologue  d'une  cavité  d'origine]  interne  et  délimitée  par  l'hypo- 

blaste,  les  résultats  de  Kowalewsky  sont  contradictoires  Si 

les  observations  de  Kowalewsky  étaient  exactes,  les  bases  mème  de 
la  théorie  des  feuillets  en  seraient  fortement  ébranlées.» 

Mehrere  Versuche  sind  gemacht  worden,  um  die  großen  Diffe- 
renzen zwischen  Knospen-  und  Larvenentwicklung  auszugleichen. 
Zu  diesen  Versuchen  zähle  ich  1)  die  Darstellung  Seeliger's,  die 
das  Nervensystem  der  Knospen  aus  dem  sich  auflösenden  Nerven- 
system der  Larven  herleitet,  2)  die  von  Salensky,  der  zufolge  sieh 
bei  Pyrosoma  das  Nervensystem  der  Knospen  aus  der  äußeren  Blase, 
dem  Ektoderm,  bildet.  Beide  Verfasser  gestehen  aber  die  großen 
Unterschiede  zwischen  Knospen-  und  Larvenentwicklung  zu,  welche 
in  Bezug  auf  die  Peribranchialblase  übrig  bleiben. 

Die  vorliegende  Arbeit  lässt  die  Unterschiede,  sowohl  was  die 
Peribranchialcavität  als  auch  das  Nervensystem  angeht,  noch  gTößer 
erscheinen  (s.  oben  pag.  593  ff.  und  596).  Ferner  habe  ich  in  Über- 
einstimmung mit  den  erwähnten  Untersuchungen  von  Willey  daran!" 
aufmerksam  gemacht,  dass  selbst  die  Knospenanlagen  der  verschie- 
denen Synascidien  keine  Übereinstimmung  mit  Rücksicht  auf  die 
Keimblättertheorie  aufweisen. 


Über  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten  Ascidien.  613 

Bei  sämmtlichen  Gruppen  wird  eine  zweiblättrige  Blase  gebildet 
und  überall,  nach  Kowalewsky  und  vorliegender  Arbeit,  bildet  die 
iunere  der  beiden  Blasen  dieselben  Organe,  und  zwar  den  Darm, 
die  Peribrauchialblase  und  das  Nervensystem.  Aber,  wie  vorher 
gezeigt,  kommt  diese  innere  Blase  bei  Perophora,  Didemnum,  Cfa- 
celina  etc.  von  dem  Entoderm  .  bei  Bot ry Ilm  aber  von  der  ekto- 
dermalen  larvalen  Peribranchialcavität.  Allein  das  Factum,  dass 
dieselbe  innere  Blase,  die  nur  aus  einem  Keimblatt  der  Larve  her- 
stammt, so  verschiedene  Organe,  wie  den  Darm  und  das  Nerven- 
system, bilden  kann,  scheint  genügend  zu  zeigen,  dass  ihr  Keimblatt 
nicht  als  Keimblatt  im  gewöhnlichen  Sinne  aufzufassen  ist.  Die 
Zellschicht  hat  vielmehr  einen  noch  indifferenten  Charakter,  wie  er 
den  Zellen  der  Blastula  bei  der  Embryonalentwicklung  zukommt, 
und  dieses  indifferente  Zellmaterial1  muss  von  Generation  auf 
Generation  Ubergehen.  In  Übereinstimmung  hiermit  theile  ich  die 
schon  vorher  erwähnte  Beobachtung  mit.  dass  ich  bei  erwachsenen 
Thieren  nie  eine  junge  Knospenanlage  gesehen  habe.  Mit  Bezog 
hierauf  verweise  ich  noch  auf  die  interessante  Arbeit  von  U.  Driesch 
(Eutwicklungsmechanische  Studien  etc.  in:  Zeit.  Wiss.  Z.  53.  Bd. 
1S91  pag.  160)  und  auf  ein  Citat  darin  nach  Halle/ -  a  II  □  est  pas 
des  lors  permis  de  croire  que  chaque  .  .  .  sphère  de  segmentation 
doit  occuper  et  jouer  un  röle,  qui  lui  sont  assignés  à  l'avance.  « 

Ob  aber  dies  eine  generelle  Regel  ist  oder  für  einzelne  Thier- 
formen allein  gilt,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 

Nachschrift.  Nachdem  ich  bereits  die  Correctur  der  vor- 
liegenden Arbeit  beendet  hatte,  erschien  die  Arbeit  von  Asajiro  Oka 
(Über  die  Knospung  der  Botrylliden.  in:  Zeit.  Wiss. Z.  54.  Bd.  3.  Heft). 
Meine  Resultate  stimmen  in  vielen  Punkten  mit  denen  Oka's  überein, 
so  in  Allem,  was  die  Anlage  der  Knospen,  die  Entwicklung  des 
Herzens,  des  Darmes  etc. betrifft.  In  Bezug  auf  das  Nervensystem 
und  die  Peribranchialcavität  stehen  wir  aber  im  größten  Wider- 
spruche zu  einander. 

Was  die  Pe ri b rane hialb läse  betrifft,  so  habe  ich  oben 
speciell  hervorgehoben,  dass  diese  als  eine  sattelförmige  Doppelblase 
entsteht,  und  dass  desswegen  die  »innere  Blase«  der  jungen  Knospen- 


1)  Vgl.  die  ähnlichen  Auffassungen  der  Bryozoenforacher ,  nämlich  von 
Braem  3  und:  Die  Keimblätter  der  Bryozoenknospe.  in:  Z.Anzeiger  Nr.  367 
181*2  und  von  Davenfort  ,4  und:  The  Gerni-layere  in  the  Bryozoan  buda, 
in   Z.  Anzeiger  Nr.  396  1802). 


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614 


Johan  Hjort 


anläge  nie  in  3  Blasen  zerfallt.  Oka  läset  noch  weit  in  der  Ent- 
wicklung »zwei  Fenster«  zwischen  dem  Darmabschnitt  und  den  »beiden 
seitlichen  Blasen«  bestehen,  behauptet  aber  später  eine  Trennung 
in  3  Blasen  und  eine  nachfolgende  Verlöthung  der  beiden  seitlichen. 
Da  er  aber  diesen  Vorgang  nicht  durch  Abbildungen  erläutert  hat, 
so  beschränke  ich  mich  darauf,  auf  meine  pag.  503  ff.  und  meine 
Abbildungen  Fig.  13—19,  22,  23,  28  und  29  hinzuweisen. 

Das  Nervensystem  besteht  nach  Oka  ans  2  Gebilden,  dem 
Ganglion  und  der  Hypophysis,  die  aber  beide  getrennt  von  einander 
entstehen.  Oka  weicht  also  hierin  sowohl  von  Kowalewsky,  Seeli- 
ger  und  Salensky  als  auch  von  mir  ab.  Die  Hypophysis  lässt  er 
als  ein  Kohr  entstehen;  aber  wie,  ist  mir  unverständlich  geblieben. 
Sein  erstes  Stadium  ,  auf  seiner  Fig.  1 3  abgebildet,  entpricht  einem 
Zwischenstadium  zwischen  denen  meiner  Fig.  23  und  29.  Man 
sieht  hier  Oka.  Fig.  13  das  Kohr  vorn  in  den  Darm,  hinten  in  die 
Peribranchialcavität  in  das  dorsale  Verbindungsstuck  derselben  ein- 
münden. Da  aber  nach  Oka  dieses  dorsale  Verbindungsstück  durch 
Verlüthung  zweier  seitlichen  Blasen  entstanden  ist,  so  muss  entweder 
das  Kohr  vom  Darm  aus  gewachsen  und  später  mit  der  Peribran- 
chialcavität in  Verbindung  getreten  sein,  oder  umgekehrt.  Ich  glaube 
hierdurch  gezeigt  zu  haben,  dass  bei  Oka  wichtige  Zwischenstadien 
fehlen,  und  diese  sind  nun  nach  meiner  Auffassung  eben  für  das 
Verständnis  der  Entwicklung  der  Pcribranchialblase  von  entschei- 
dender Bedeutung.    Vgl.  übrigens  meine  pag.  596 ff. 

Das  Gehirn  entsteht  aus  »Wanderzellen«,  die  vom  Ektoderm 
«rechts  und  links  ....  einzeln  oder  gruppenweise«  das  Rohr  um- 
wandern und  sich  an  der  ventralen  Seite  desselben  zur  Bildung  des 
Ganglions  zusammenlagern.  Ich  habe  in  Christiania  diese  Frage 
aufs  Neue  untersucht,  bin  aber  in  meiner  Ansicht  bekräftigt  worden. 
Ich  hoffe  in  einer  neuen  Arbeit  hierauf  zurückkommen  zu  können. 
Aber  auf  jeden  Fall  können  die  Abbildungen  Oka's  nicht  beweisen, 
dass  gerade  diejenigen  Wanderzellen,  die  nach  ihm  aus  dem 
Ektoderm  stammen,  zum  Ganglion  werden,  und  wenn  mau  sich  die 
Sache  überlegt,  muss  man  wohl  gestehen ,  dass  ein  solcher  Beweis 
schwierig  zu  liefern  wäre. 

Bildet  sich  Uberhaupt  das  Ganglion  aus  Wanderzellen ,  so  ist 
wohl  desswegen  die  Auffassung  Oka  s  mit  derjenigen  von  Seeliger 
zu  identiticiren.    Vgl.  übrigens  meine  pag.  59Sff. 

Zum  Schiusa  ist  es  mir  unverständlich,  wie  Oka,  nachdem  er 
die  Entstehung  der  inneren  Blase  der  Knospenanlagen  aus  der 


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Über  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten  Ascidien.  615 


Peribranchialblase  geschildert  hat,  dieselbe  als  Ento-Mesoderm  auf- 
fassen kann,  und  zwar  ohne  die  Larvenentwicklung  auch  nur  mit 
einem  Worte  zu  berücksichtigen.  Denn  allein  bei  der  Larve  giebt 
es  doch  Ekto-  und  Entoderm  !  Die  Definition  des  Entoderms  ist  ja  nicht 
"Alles,  was  Darm  bildet,«  sondern  »das  embryonale  innere  Blatt,  das 
bei  der  Gastrulation  des  Eies  entsteht«,  und  aus  diesem  larvalen  Blatt 
kommt  ja  weder  die  Peribranchialblase  der  Ascidienlarve,  noch  die 
»innere  Blase«  der  Botryllusknospen.  Della  Valle  nennt  freilich  diese 
innere  Blase  Entoderm,  aber  seine  Auffassung  stützt  sich  auf  die 
Untersuchung  einer  Larve  von  Ctona.  auf  eine  Untersuchung,  die 
(s.  oben  pag.  592)  von  allen  Seiten  bestritten  wird.  Obwohl  ich  also 
hier  die  Thatsachen  in  Oka's  Arbeit  völlig  richtig  finde,  so  kann 
ich  doch  seinen  theoretischen  Schlüssen  nicht  beipflichten. 

Christiania,  den  24.  November  lb92. 


Erklärung  der  Abbildungen 


auf  Tafel  37-39. 


D 

=  Dann. 

Mant 

=  Mantel. 

Eg 

=  Egestionsöffnung. 

Msz 

=  Mesodermzellen. 

Ekt 

=  Ektoderm. 

MÜH 

=  Mutterthier 

Ei 

-  Eifollikel. 

NR 

=  Nervenrohr. 

End 

=  Endostyl. 

Oes 

-  Ösophagus. 

Epl 

=  EpithelialerTheil  der  Wand 

Pbc 

=  Peribranchinlcavität. 

Enr.Th=  Erwachsene  Thiere. 

Pc 

=  Pericardium. 

Fl 

=  Flimmergrube. 

P'J 

=  Pigment. 

(ihe 

=  Gehirnhöhle. 

Ret 

=  Rectum. 

Gl 

=  Das   Gehirn    der  erwach- 

RPbc 

=  Rechte  Hälfte  derPeribrau- 

senen  Thiere. 

chialcavität. 

O'sorg 

=  Geschlechtsorgane. 

St 

=  Stolonen. 

Hp  ' 

=  llypophysis. 

Test 

=  'Pestis. 

H% 

ig 

=  Herz. 

J-b.  Pbc 

=  Verbindungsstück  der  bei- 

—  Ingestionsüffnung. 

deu  Hälften  der  l'eribran- 

In. m 

=  Innere  Blase. 

chialcavität. 

KT) 

=  Kiemendarm. 

TV 

=  Verbindungsstiel  zwischen 

Kn 

=  Knospe  oder  Knospenaulage. 

Knospe  und  Mutterthier. 

LPbc 

=  Linke  ilülfte  der  Peribran- 

v.v 

=  V.  Veni  —  Ventrale  Ver- 

chialcavität. 

dickung  des  Nervenrohres. 

X 

=  Magen. 

Die  Figuren  1—32  beziehen  sich  auf  liotnßlm  naher  im,        42  auf  Di- 
stupita  tnagnilarva. 

Mttheilnngen  a.  <1.  Zoolog.  Station  711  Neapel.    Bd.  10.  || 


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61G 


Juhan  IIjort 


Tafel  37. 

Fig.  1,  2  und  4  sind  von  Herrn  Heinze  in  Neapel,  Fig.  3  ist  vom  Universitäta- 
zcichner  Kkapf  in  MUnchen  gezeichnet. 
Fig.  1.  Ein  Theil  eiuer  Colonie,  die  Lage  der  Knospen  und  Stolonen  im 
Verhältnisse  zu  den  Mutterthieren  zeigend.  Nur  ein  Thier  ausge- 
führt. Die  erwachsenen  Thiere  sind  noch  nicht  kreisförmig  ange- 
ordnet.   Vergr.  35. 

Fig.  2.  Junge  Knospe  von  der  linken  Seite  gesehen.  Die  dorsale  Seite 
dem  Mutterthiere  zugewandt.    Vergr.  etwa  140. 

Fig.  3.  Altere  Knospe  in  derselben  Lage  wie  Fig.  2.  Kiemenspalten  noch 
nicht  angelegt.  Man  sieht  das  Nervenrohr  und  die  einheitliche 
Peubranchialhöhle.    Vergr.  etwa  140. 

Fig.  4.  Bedeutend  ältere  Knospe  mit  angelegten  Kiemenspalten  und  jungen 
Knospeuanlageu.  Zeigt  die  tortgeschrittene  Entwicklung  der  Peri- 
branchialcavität.    Vergr.  etwa  140. 

Fig.  5.    Längsschnitt  durch  einen  Stolo ,  um  seine  einschichtige  Structur 
und  das  charakteristische  Epithel  seines  Endabschnittes  zu  zeigen 
Zeiss  Homog.  Imm.  Vis- 

Fig.  0.  Querschnitt  durch  eine  Knospe,  die  ein  wenig  jünger  als  die  der 
Figur  4  ist.  Man  sieht  die  ersten  Knospenanlagen  als  Verdickungen 
der  Feribrnnchialcavität.    Vergr.  350. 

Fig.  7.  Knospe  von  ungefähr  demselben  Alter.  Ihre  jungen  Knospen- 
anlagen etwas  weiter  entwickelt  als  die  der  vorhergehenden  Figur. 
Gleiche  Vergrößerung. 

Fig.  8.  Eine  kleine  Colonie  aus  2  erwachsenen  Thieren  und  4  Knospen.  Zeigt 
die  Verzweigung  der  Stolonen  und  die  Lage  der  Knospen,  a.  Anlage 
der  Knospen  einer  Knospe,  b.  Ausbuchtung  des  Ektodermcs  Tür 
die  Anlage  der  Geschlechtsorgane.    Schwache  Vergr. 

Fig.  9.  Schräger  Querschnitt  durch  eine  alte  Knospe  mit  noch  nicht  fertigen 
Kiemenspalton.  Ihre  Knospe  Kn ,  die  wie  die  Knospe  der  Fig.  2 
dem  Mutterthiere  anliegt,  ist  aagittal  getroffen;  Verbindungsstiel 
zwischen  beiden  noch  zweiblättrig.   Vergr.  350. 

Fig.  10.  Junge,  noch  nicht  vom  Mutterthiere  abgeschnürte  Knospe  [Kn 
mit  sich  ihr  anlegenden  Geschlechtsorganen.    Vergr.  200. 

Fig.  11.  Querschnitt  durch  eine  sehr  junge  Knospe,  die  nur  aus  EIA.  und 
In.  Bl  besteht ,  sainmt  den  Geschlechtsorganen  vom  Mutterthier 
abgeschnürt.    Vergr.  350. 

Fig.  12.  Geschlechtsorgane.    Vergr.  300. 

Tafel  38. 

Fig.  13—19.  7  Querschnitte  einer  Serie  durch  eine  Knospe  desselben  Alters 
wie  die  der  Fig.  22.  Die  Figuren  sollen  den  complicirten  Bau 
dieses  Stadiums  erklären.   Vergr.  200. 

Die  Schnittrichtungen  der  einzelnen  Figuren  sind  in  Fig.  22  durch 
punktirte  Linien  markirt,  und  zwar  entspricht  a — '{i  der  Fig.  U( 
■y  — ò  der  Fig.  14,  e  — ;  der  Fig.  15  [in  Fig.  15A  ist  daß  Rohr  KU 
näher  ausgeführt;  Vergr.  420),  t(  — Ö  der  Fig.  16,  t  —  *  der  Fig.  1" 
).  —  }x  der  Fig.  18,  v—  ;  der  Fig.  19.  Man  sieht  die  vorn  getrennten, 
hinten  noch  zusammenhängenden  Hälften  der  Peribranchialhöhle. 
das  Nervenrohr  vorn  geschlossen  etc. 


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ì 


I 

I 


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Über  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten  Ascidien.  617 

Die  Figuren  20—24  und  29  sind  alle  Medianschnitte  durch  Knospen  auf  verschie- 
denen Stadien.  Vergr.  350.  ßie  illustriren  die  Entwicklung  des 
»Dorsalrohres«  und  die  allmähliche  Abschuiirung  der  P//c  auf  der 
dorsalen  Seite  des  Kiemendarmes. 

Die  Figuren  25 — 28  sind  Querschnitte  verschiedener  Knospenstadien,  um  die 
allmähliche  Differenzirung  des  Dorsalrohres  zu  zeigen. 
Fig.  25  und  26  sind  420mal  vergrößert ,  Fig.  27  ist  mit  Zeiss  Immersion 
2,00  mm  gezeichnet,  Fig.  28  :<50mal  vergrößert 

Fig.  30  ist  ein  Medianschnitt  durch  eine  sehr  alte  Knospe.  Das  Ganglion  ist 
von  der  Hypophysis  abgeschnürt   Vergr.  200. 

Fig.  31.  Ein  schräger  Querschnitt  durch  eine  Knospe.  Man  sieht  eine  junge 
Kiiospenanlage  Kn,  die  Bildung  des  Herzens  und  der  Geschlechts- 
organe.  Vergr.  200. 

Fig.  32.  Querschnitt  durch  eine  Larve  von  Botrt/llus,  um  die  Knospenanlage 
Kh  derselben  zu  zeigen. 

Tafel  39. 

Fig.  33,  nach  einem  Totalpräparat  von  Elerrn  Kkapf  in  München  gezeichnet, 
lässt  die  IngestionsöfTnung  und  das  larvale  Nervensystem  vou 
Distaplia  magnilarva  in  seiner  höchsten  Ausbildung  erkennen. 
Vergr.  200. 

Fig.  34  und  35  stellen  Querschnitte  durch  Stadium  I  dar  ,  ihre  Richtung  ist 
in  Fig.  36  durch  i—  ß  (Fig.  34;  und  f  —  h  Fig.  35)  angedeutet. 
Vergr.  650. 

Fig.  36.  Frontalschnitt  durch  Stadium  I.   Vergr.  300. 

Fig.  37  und  38.  Zwei  Querschnitte  durch  dieselbe  Region  eines  Larven- 
gehirns  auf  Stadium  II,  wie  die  Figuren  34  und  35  auf  Stadium  I. 
Vergr.  650. 

Fig.  39  und  40.    Zwei  auf  einauder  folgende  Querschnitte  durch  die  vor- 
derste Region  der  Gehirnblase  auf  Stadium  III.  Vergr.  300. 
Fig.  41.  Frontalschnitt  durch  ein  Stadium  zwischen  II  und  III.     Vergr.  250. 
Fig.  42.  Sagittalschnitt  durch  Stadium  III.   Vergr.  250. 


4P 


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Eine  neue  Stauromeduse 

■  Capila  n.  Sturdzii  n.) 

von 

Dr.  Gr.  Antipa 

aus  Bukarest. 


Mit  Tafel  40. 


Als  wir  das  am  19.  Mai  dieses  Jahres  in  der  Nähe  der  Insel 
Capri  (bei  der  blauen  Grotte)  in  einer  Tiefe  von  ungefähr  SO  m  er- 
beutete Material  durchsuchten,  fanden  wir  auf  einem  Haufen  Serpu- 
lidenröhrchen  ein  gelblich -weißes  KlUmpchen;  Herr  Conservator  Lo 
Bianco,  der  ausgezeichnete  Kenner  der  Fauna  des  Golfes  von  Neapel, 
machte  mich  sofort  mit  der  Bemerkung  darauf  aufmerksam,  dass  es 
eine  Lucernaride  oder  vielleicht  eine  Lipkea  sein  könnte.  Erfreut 
Uber  diesen  Fund  brachte  ich  gleich  das  Thier  in  einem  besonderen 
Glase  unter,  wo  es  sich  bald  ausstreckte.    Wie  groß  war  aber 
mein  Erstaunen,  als  ich  es  nun  beobachtete:  zwar  sah  es  auf  den 
ersten  Blick  irgend  einer  festsitzenden  Stauromeduse  sehr  ähnlich,  sein 
Schirmrand  aber  war  in  10  gleich  große  Arme  oder  Randlappen 
getheilt,  und  noch  mehr,  mitten  aus  der  Subumbrella  ragte  ein  langer 
fünfeckiger  Mundstiel  hervor!   Das  Thier  hatte  also  ein  vollkommen 
pentamere8  Aussehen,  und  ich  dachte,   ich  hätte  ein  ganz  neues 
Wesen,  eine  fünfstrahlige  Meduse  vor  mir.  Erst  später  auf  Schnitten 
überzeugte  ich  mich  davon,  dass  diese  Peutamerie,  wie  ich  nachher 
zeigen  werde,  nur  äußerlich  war  und  eine  Anomalie  vorstellte:  in 
Wirklichkeit  ist  die  innere  Organisation  ganz  deutlich  tetramer.  und 
so  haben  wir  es  mit  einer  typischen  Stauromeduse  zu  thun. 

Nicht  so  leicht  ist  es  aber  gewesen,  die  Stellung  dieses  Thieres 
innerhalb  der  Ordnung  der  Stauromedusen  zu  bestimmen;  denn  es 
lässt  sich  in  keiner  von  den  beiden  Familien  der  Lucernariden  oder 


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Eine  neue  Stauromeduse. 


619 


Tesseriden,  wie  sie  gegenwärtig  begrenzt  sind,  unterbringen,  sondern 
zeigt  einerseits  Charaktere,  die  nur  der  einen  oder  nur  der  anderen 
Familie  eigen  sind,  andererseits  einige  Charaktere,  die  vom  ver- 
gleichend-anatomischen Standpunkte  sehr  wichtig  sind,  da  sie  uns 
die  Erklärung  mancher  isolirten  Bildungen  bei  den  Lucernariden  er- 
möglichen, wie  z.  B.  der  secundären  Tentakel. 

In  Folgendem  gebe  ich  zunächst  eine  genaue  anatomisch-histo- 
logische  Beschreibung  der  Capria  und  suche  dann  durch  Vergleich 
mit  den  anderen  Stauromedusen  ihre  Stellung  zu  bestimmen.  —  Bei 
der  Beschreibung  habe  ich  Haeckel's  Terminologie  angewandt. 

Da  ich  nur  ein  einziges  Exemplar  der  Capria  zur  Verfügung 
hatte,  so  habe  ich  es  erst  im  Leben  so  gut  wie  möglich  beobachtet, 
darauf  in  eine  1  °/ooige  Lösung  von  Chloralhydrat  in  Seewasser  ge- 
bracht, wo  es  3  Stunden  verweilte,  und  es  erst  dann  mit  einer 
concentrirten  Lösung  von  Sublimat  in  dest.  Wasser  fixirt  ;  ich  erhielt 
so  ein  ausgezeichnetes  Resultat,  denn  das  Thier  starb  vollkommen 
ausgestreckt.  Gefärbt  wurde  es  mit  Mayer's  Salzsäure -Carmin. 
Aus  einem  Armlappeu  fertigte  ich  ein  Toto -Präparat  an,  den  Rest 
des  Thieres  hingegen  bettete  ich  in  Paraffin  ein  und  zerlegte  ihn  in 
Querschnitte  von  5,  10  und  15  u  Dicke,  die  noch  mit  einer  Lösung 
von  Pikrinsäure  in  Terpentinöl  nachgefärbt  wurden. 

Die  Arbeit  wurde  in  der  Zoologischen  Station  zu  Neapel  ge- 
macht, und  ich  ergreife  die  Gelegenheit,  eine  angenehme  Pflicht  zu 
erfüllen,  indem  ich  der  ganzen  Verwaltung  dieser  Anstalt,  speciell 
dem  Herrn  Prof.  Dohrn,  für  die  freundliche  Aufnahme,  die  ich  in 
ihr  gefunden  habe,  sowie  ftlr  mancherlei  wissenschaftliche  Unter- 
stützung meinen  Dank  ausspreche. 

Specielle  Beschreibung. 

Aufsere  Form  (Taf.  40  Fig.  1).  Capria  hat  einejgelblich-weiße 
Farbe  und  besitzt  in  vollkommen  ausgestrecktem  Zustande  eiue 
Länge  von  ungefähr  9  mm  und  eine  Breite  (den  größten  Schirm- 
diameter genommen)  von  5,5 — 6  mm.  Sie  sieht  einer  Lucernaride 
ähnlich.  Der  Körper  zerfällt  hier  wie  dort  in  3  Hauptregionen: 
1)  den  Becher  oder  eigentlichen  Schirm,  2)  den  Schinnstiel  mit  der 
Fußplatte  und  3)  den  Schirmrand  mit  den  Randlappen. 

Der  Becher  hat  die  Form  einer  von  oben  nach  unten  zusam- 
mengedrückten Kugel;  er  ist  beinahe  1  Vi  mal  so  weit  wie  hoch, 
jedoch  kann  man  die  Höhe  nicht  mit  Genauigkeit  angeben,  da  er 


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626 


Gr.  Antipa 


unten  ani  aboralen  Pole  ohne  scharfe  Grenze  in  den  Schirnistiel 
Ubergeht. 

Der  aborale  Schirmstiel,  der  nichts  weiter  ist  als  eine  Ver- 
längerung der  K\ um  Invila  des  Schirmes,  ist  ungefähr  so  lang  wie 
der  Becher  selbst;  sein  Durchmesser  ist  in  der  Mitte  am  kleinsten 
(3,1  mm  und  nimmt  von  dort  aus  nach  dem  aboralen  Pole  zu,  um 
mit  einer  3,5  mm  breiten  Scheibe,  der  Fußplatte,  zu  endigen. 
Mit  dieser  war  das  Thier  auf  Serpulidenröhren  befestigt;  es  klebte 
so  stark  daran,  dass  es  beinahe  unmöglich  gewesen  wäre,  es  im 
Leben  unverletzt  loszumachen  ;  nach  der  Conservirung  hingegen  löste 
es  sich  leicht  ab.  Ich  führe  diesen  Umstand  desswegen  an,  weil  er 
uns  einen  Beweis  mehr  dafür  liefert,  dass  die  Fußplatte  nicht  chemisch 
(durch  das  Secret  besonderer  Drüsen' ,  sondern  rein  mechanisch,  wie 
ein  Saugnapf,  functionirt  8.  unten  p.  623  .  Hierfür  spricht  auch  der 
Umstand,  dass  sie  in  der  Mitte  vertieft  war.  Ihre  Umrisse  waren 
unregelmäßig. 

Der  eigentümlichste  und  wichtigste  Haupttheil  aber,  wodurch 
sich  Capria  schon  äußerlich  von  allen  bis  jetzt  bekannten  Stauro- 
medusen  unterscheidet,  ist  der  Schirmrand. 

Er  ist  bei  unserem  Exemplare  in  10  gleich  große  Randlappen 
getheilt,  jedoch  sind  2  ohne  Zweifel  nur  eine  individuelle  Anomalie. 
Denn  während  jedem  von  den  3  ersten  Quadranten  2  solche  ad- 
radiale  Randlappen  zukommen,  liegen  in  dem  4.  Quadranten,  der 
am  Rande  beinahe  doppelt  so  breit  wie  die  anderen  ist,  4  Lappen. 
Die  Beziehungen  zu  den  anderen  Organen,  speciell  zu  dem  Mund- 
stiel .  werden  es  uns  noch  besser  beweisen.  Wir  müssen  also  für 
Capria  normal  S  Arme  am  Schirm  rande  annehmen.  Wenn  sie  also  in 
Zahl  und  adradialer  Lage  dieser  Randlappen  mit  den  Lucernariden 
Ubereinstimmt,  so  entfernt  sie  sich  doch  weit  davon  durch  Form  uud 
Bau  derselben.  Während  nämlich  bei  den  Lucernariden  die  Rand- 
lappen mehr  als  Träger  der  kleinen  Tentakel  dienen,  sind  sie  bei 
Capria  zu  wirklichen  Armen  geworden.  Das  Thier  bedient  sich 
ihrer  als  Werkzeuge  zum  Fangen  und  Tödten  der  Nahrung. 

Die  Randlappen  (Fig.  1  und  8  .  deren  Innenfläche  (in  diesem 
Falle  Subumbrellarfläche)  mit  einem  prallen  Kissen  verseben  war, 
während  die  Außenfläche  eben  war,  sind  sehr  stark  ausgebildet  uud 
ragen  weit  Uber  den  Schirmrand  hervor.  Ihre  Länge  ist  1,3  mm. 
ihre  Breite  nur  0,9  mm  ;  der  Abstand  zwischen  2  Lappen  ist  etwas 
kleiner  als  letzteres  Maß.  —  Charakteristisch  ist  besonders  der  Rand 
der  Lappen.  Er  ist  weder,  wie  bei  den  Lucernariden,  mit  secundären 


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Eiue  neue  Stauromeduse. 


621 


Tentakeln  besetzt,  noch,  wie  bei  LipAea,  ganz  glatt  die  Tesseriden 
besitzen  ja  Uberhaupt  keine  Randlappen;,  sondern  ist  rund  herum 
von  einem  dünneren  Saum  umgeben,  und  dieser  Saum  selbst  zer- 
fällt in  kleine  Zähnchen  (Fig.  S) .  Letztere  sind  vielleicht  als  Honio- 
loga  der  secundären  Tentakel  der  Lucernariden  zu  betrachten  s. 
unten  p.  625).  —  Auf  der  Subumbrellarwand  jedes  Lappens  fallen 
schon  bei  Betrachtung  mit  dem  bloßen  Auge  mehrere  (meist  5—8) 
große  milchweiße  Flecken  auf,  die  so  aussehen,  als  ob  sie  mit  einem 
dünnen  Stiele  der  Korperwand  aufsäßen;  dies  sind  eigenthümlich 
gebaute  Nesselbatterien.  Mit  ihnen  tödtet  die  Capria  die  von 
ihren  Armen  gefangene  Beute;  sie  leisten  ihr  also  den  Dienst,  den 
die  secundären  Tentakel  mit  ihren  Nesselknöpfchen  den  Lucernariden 
leisten.    Ihre  Breite  kann  bis  zu  0,23  mm  steigen. 

Die  Subumbrella  ist  durch  eine  deutliche  Randfurche  von 
der  Exumbrella  abgegrenzt.  Sie  ist  eng  und  tief  und  hat  Uberall 
dieselben  weißen  Flecken  (Nesselbatterien) ,  wie  sie  auf  der  Innen- 
seite der  Randlappen  vorkommen;  jedoch  sind  sie  hier  kleiner  als 
dort.  —  Zu  besprechen  siud  von  den  Organen  der  Subumbrella  :  die 
Musculatur,  der  Mundstiel  und  die  Trichterhohlen. 

Während  die  bisher  beschriebenen  Organe  in  ihrem  Bau  ent- 
weder der  Capria  ganz  eigen  waren  oder  mit  den  Lucernariden  die 
meiste  Ähnlichkeit  hatten,  stimmt  die  Musculatur  vollkommen  mit 
der  der  Tesseriden  überein.  Hier  wie  dort  ist  der  Randmuskel 
ringförmig  geschlossen  und  nicht,  wie  bei  den  Lucernariden,  in  s 
einzelne  Muskeln  getheilt.  Er  ist  ein  225  u  breites  Band  und  ver- 
läuft ununterbrochen  um  den  ganzen  Schirmrand  herum,  an  der  Basis 
der  Randlappen  (Fig.  1).  Auch  die  Längsmuskeln  zeigen  dieselben 
ursprünglichen  Verhältnisse  wie  bei  den  Tesseriden;  sie  bestehen 
aus  Fasern,  die  sich  über  die  ganze  Oberfläche  der  Subumbrella  zer- 
streuen, um  ähnlich  wie  dort  und  im  Gegensatz  zu  den  Lucerna- 
riden einen  zusammenhängenden,  trichterförmigen  Glockenmuskel 
^musculus  codonoides  Haeck.)  zu  bilden.  —  Erst  in  der  Tiefe  ver- 
einigen sich  die  Fasern  in  4  Felder,  um  sich  in  die  4  interradialen 
Septenmuskeln  fortzusetzen,  nach  dem  Rande  zu  hingegen  zerstreuen 
sie  sich  immer  mehr  und  verlaufen  beinahe  parallel. 

In  der  Tiefe  der  Subumbrella  ist  der  mächtige  und  lange  Mund- 
stiel angeheftet  (Fig.  2  und  3),  dessen  Spitze  den  deutlich  fünf- 
kreuzigen  Mund  trägt;  zwischen  je  2  Kreuzarmen  des  Mundes 
verläuft  nach  der  Basis  des  Stieles  zu  eine  tiefe  longitudinale  Furche, 
und  diese  zerlegen  den  Mundstiel  in  5  deutliche  Vorsprünge  und 


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(322 


Gr.  Antipa 


verleihen  ihm  ein  ganz  pentaradiales  Aussehen.  Von  diesen  Furchen 
liegen  4  interradial  und  setzen  sich  nach  der  Basis  zu  in  die  4  inter- 
radialen Trichterhöhlen  fort  (Fig.  4  und  5  a,  b,  c,  d)  ;  3  mit  diesen 
alternirende,  in  3  Perradien  liegende  Vorsprttnge  [1,  2,  3  in  Fig.  4) 
verbinden  sich  mit  der  subumbrellaren  Wand  und  bilden  die  3  ent- 
sprechenden Mundstrebepfeiler;  die  5.  Furche  e  aber,  welche  perradial 
liegt,  verschwindet  allmählich  nach  der  Basis  zu,  indem  die  2  Vor- 
sprllnge  zu  ihren  beiden  Seiten  sich  immer  mehr  einander  nähern 
und  mit  einander  verschmelzen,  um  sich  dann  mit  der  subumbrellaren 
Wand  im  Perradium  zu  vereinigen  und  den  4.  Mundstrebepfeiler  zu 
bilden  (Fig.  4  und  5).  —  Ich  muss  hier  gleich  bemerken,  dass  diese 
5.  Furche  mit  den  VorsprUngen  zu  ihren  beiden  Seiten  in  einem 
und  demselben  Quadrant  liegt ,  und  zwar  in  dem ,  wo  am  Schirm- 
rande  sich  auch  die  zwei  Arme  mehr  gebildet  haben.    Somit  ist  es 
sicher,  dass  die  anscheinende  Pentamerie  nur  eine  individuelle  Ano- 
malie ist  und  nur  das  Außere  betrifft,  während  im  Inneren  eine 
typische  Tetramerie  herrscht.    Man  braucht,  um  sich  hiervon  zu 
überzeugen,  nur  die  Querschnitte  4 ,  5  und  0  mit  einander  zu  ver- 
gleichen.  Wir  müssen  also  auch  für  die  Capria  normalerweise  einen 
langen  Mundstiel  mit  4  perradialen  Vorsprüngen,  4  interradialen 
Furchen  und  vierkreuzigem  perradialem  Munde  annehmen1. 

In  den  Interradien  vertieft  sich  von  dem  Ansätze  des  Mundstieles 
aus  die  Subumbrella  zu  4  großen  und  weiten  Trichterhöhlen  (In- 
fundibula).  Sie  reichen  bis  zum  Ansatz  des  Schirmstieles,  d.  h.  bis 
an  den  Ursprung  der  Taeniolen.  —  Auf  ihren  SeitenwHnden  (nach 
den  Radialtaschen  zu)  liegen  die  8  adradialen  breiten  Gonaden: 


1  Wenn  diese  Anomalie  vom  anatomischen  Standpunkte  freilich  gar  keine 
Bedeutung  hat  und  der  systematischen  Beurtheilung  des  Thieres  gar  kein 
Hindernis  in  den  Weg  stellt,  so  bietet  sie  uns  doch  ein  schönes  Beispiel  dafür 
dar,  wie  ein  radiär  gebautes  Thier,  indem  sich  eins  seiner  Paramero  verdoppelt, 
äußerlich  seine  Radienzahl  vermehrt.  Ahnliche  Beispiele  trifft  man  sehr  oft 
bei  den  Echinodermen,  hauptsächlich  bei  den  Seesternen  an.  Aber  auch  unter 
den  Coelenteraten  kennt  man  verschiedene;  ich  citire  von  den  Korallen  nur 
Caryophyllia  rugosa,  die  von  Moseley  als  achtzähligc  Koralle  beschrieben  wurde, 
bei  der  aber  G.  v.  Koch  in  ausgezeichneter  Weise  gezeigt  hat,  dass  die  Jungen 
ursprünglich  typisch  sechsstrahlig  sind  und  erst  allmählich  pseudo -oc tornerai 
worden.  Indem  nämlich  die  Septcn  in  2  benachbarten  Sectoren  sich  schnell 
bis  zur  4.  Ordnung  vermehren,  in  den  anderen  4  Sectoren  hingegen  nur  bis  zur 
3.  Ordnung  gelaugen,  erhält  die  Koralle  im  Ganzen  32  Septen,  die  sich  der  Größe 
nach  in  3  Cyclen  von  8,  8  und  16  anordnen. 

Auch  das  KoROTNEFF*sche  Exemplar  von  Lucernario  octoradiata  mit  meh- 
reren verdoppelten  Parameren  ließe  sich  vielleicht  hier  anreihen. 


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Eine  neue  Stauromeduse. 


623 


jedoch  sind  diese  so  versteckt,  dass  mau  sie  von  außen  fast  gar 
nicht  sehen  kann,  wesswegen  auch  ihre  genauere  Beschreibung  erst 
in  dem  nächsten  Abschnitt  gegeben  werden  soll. 


Feinerer  Bau.  Die  Körperwand  besteht,  genau  wie  bei 
allen  anderen  Stauromedusen ,  aus  den  drei  Schichten:  Ektoderm, 
Gallerte  und  Entoderm. 

Das  E  k  toderm  ist  Uberall  von  ziemlich  gleicher  Dicke  (etwa  12m ] 
und  besteht  aus  der  dünnen  Cuticula  und  der  aus  länglichen  Zellen 
gebildeten  Hypodermis.  Nur  an  wenigen  Stellen  wird  es  entweder 
dUnn«r,  z.  B.  an  den  VorsprUngen  des  Muudrohres,  oder  dicker,  so 
am  Saum  der  Kandlappen  oder  an  der  Fußplatte.  Die  Kerne  liegen 
stets  in  der  inneren  Hälfte  der  Zellen.  Es  ist  zu  bemerken,  dass 
die  Zellen,  welche  die  Hypodermis  der  Fußplatte  zusammensetzen, 
einander  alle  gleich  sind  und  sich  nur  durch  ihre  Länge  von  den 
anderen  Ectodermzellen  unterscheiden.  Ich  habe  dort  keine  beson- 
deren Drüsen  gefunden,  deren  Secret  zur  Anheftung  des  Thieres 
dienen  könnte.  Zwischen  den  gewöhnlichen  Zellen  der  Hypodermis 
trifft  man  sehr  oft  einzelne  Nesselzellen  mit  einer  Breite  von  unge- 
fähr 8  jti  und  einer  Länge  von  12  /t  (Fig.  12).  Selten  vereinigen  sie 
sich  an  der  Exumbrella  zu  mehreren  (bis  8  Stück  ,  um  eine  Nessel- 
batterie zu  bilden;  dagegen  treten  an  der  Subumbrella.  speciell  an 
den  Randlappen,  dem  Schirmrand  und  Mundrand,  ganz  merkwürdige 
Batterien  auf. 

Das  Entoderm  besteht  aus  Zellen,  die  beinahe  doppelt  so  lang 
sind  ungefähr  20  u)  wie  die  Ektodermzellen.  Die  Kerne  liegen  stets 
mehr  nach  der  Gallerte  zu.  Die  vielen  Nesselzellen,  die  man 
hier  Uberall  zerstreut  findet,  unterscheiden  sich  durch  ihre  Dimen- 
sionen bedeutend  von  denen  des  Ektoderms  :  sie  sind  viel  dünner 
und  kleiner  als  jene  (nur  6  ti  lang  und  2,4 — 3  u  breit).  Alle  liegen 
sie  an  der  äußeren  (gastralen)  Epithelfläche  (Fig.  16). 

Die  Gallerte  der  Exumbrella  zeigt  auf  Schnitten  in  Folge  der 
Conservirung  (Wasserentziehung)  eine  ungleichmäßige  Dicke,  doch 
kann  man  im  Allgemeinen  als  Mittel  40 — 50  n  annehmen.  Mit  Salz- 
säure-Carmin  färbt  sie  sich  nach  der  ektodermalen  Seite  zu  nur  ganz 
schwach  rosa,  nach  der  entodermalen  hingegen  tief  roth,  daher  sieht 
sie  hier  viel  dichter  aus  als  dort.  Die  elastischen  Fasern,  welche 
die  ganze  Gallerte  der  Lucernariden  so  reichlich  durchsetzen,  habe 
ich  bei  Capria  kaum  angetroffen.   In  der  Subumbrella  ist  die  Gallerte 


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Gr.  Antipa 


viel  dünner  (höchstens  bis  7  /<)  ;  nur  da,  wo  das  Ektoderm  sich  vom 
Entoderm  entfernt,  um  dazwischen  Platz  für  andere  Organe  Gonaden, 
Nesselbatterien  etc.)  zu  lassen,  ist  sie  etwas  stärker;  stets  färbt  sie 
sich  aber  hier  nur  ganz  schwach.  In  den  Cathamniata  schließlich 
bildet  sie  zwar  nur  eine  ganz  dünne  Lamelle,  ist  aber  doch  sehr 
dicht  und  färbt  sich  tief  roth. 

Mit  dem  Ektoderm  der  Subumbrella  im  Zusammenhange  steht 
die  Muskulatur.  Der  Kranzmuskel  hat  überall  einen  gleichmäßi- 
gen ovalen  Querschnitt  mit  dem  größeren  Durchmesser  von  225  und 
dem  kleineren  von  140 —  1 50  i«  ;  er  besteht,  wie  die  ähnlichen  Mus- 
keln anderer  Acraspeden,  aus  Fibrillen,  die  sich  auf  dünnen,  sich 
dendritisch  verzweigenden  und  mit  einander  anastomosirenden  Gallert- 
lamellen ausbreiten  (Fig.  14).  Die  Radial muskeln  bestehen  aus 
einer  einzigen  Schicht  Fibrillen,  die  Ausläufer  der  Ektodermzelleu 
zu  sein  scheinen  (Fig.  15)  und  sich  auf  die  Gallerte  unter  ihnen  auf- 
legen; sie  zerstreuen  sich  regelmäßig  Uber  die  ganze  Subumbrella 
und  reichen  unten  bis  an  die  Ränder  der  Armlappen  (Fig.  8.  9, 
11  Lffsm.  F)t  jedoch  faltet  sich  bei  ihrem  Eintritt  in  die  Trichterhöhlen 
die  Gallerte,  welcher  die  Muskel  ti  brillenplatte  aufsitzt,  und  verästelt 
sich  so,  dass  die  vorher  zerstreuten  Fibrillen  sich  jetzt  zu  4  Mus- 
keln vereinigen,  die  allerdings  noch  ziemlich  breit  und  dünn  sind 
(Fig.  6  Lgsm).  Je  näher  sie  aber  dem  aboralen  Pole  kommen,  desto 
stärker  werden  die  Verästelungen  und  anastomosiren  sogar  mit  eiu- 
ander:  es  bilden  sich  also  allmählich  4  immer  compactere  Muskelu, 
die  sich  mitten  in  die  Taeniolen  des  Schirmstieles  fortsetzen  (Fig.  7). 
An  der  Fußplatte  angekommen,  breiten  sie  sich  aus,  bilden  eine 
kräftige  Muskulatur  derselben  und  bewirken  durch  ihre  Contractionen 
die  Anheftuug  der  Platte  wie  ein  Saugnapf.  Sie  endigen  alle  mitten 
in  der  Platte  in  einem  Punkte.  —  Zu  erwähnen  wäre  noch,  dass 
man  unter  dem  Ektoderm  des  Mundstieles  eine  Schicht  von  verein- 
zelten parallelen  Längsmuskelfibrillen  antrifft. 

Im  Baue  der  8  hohlen  adradialen  Kandlappen  verdienen 
besondere  Aufmerksamkeit  der  Randsaum  mit  den  Randzähnen  und 
die  Nesselbatterien ,  im  Übrigen  stimmt  die  Wand  der  Lappen  voll- 
kommen mit  der  übrigen  Kürperwand  Uberein.  Wie  schon  hervor- 
gehoben wurde,  endet  jeder  Lappen  mit  einem  dünnen,  ungefähr 
9o  u  breiten  Randsaume  Fig.  8),  und  jeder  Saum  wieder  ist  in 
10 — 20  kleine  conische  Zähnchen  getheilt.  Diese  Rand  zäh  ne  neh- 
men an  Größe  von  der  Basis  nach  der  Spitze  des  Lappens  zu  und 
können  bis  SO  /i  lang  und  45  /t  breit  werden.   Ich  studirte  sie  sowohl 


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Eine  neue  Stuuromeduse.  62Ó 

auf  einem  Toto-Präparat  (Fig.  S),  als  auch  auf  Schnitten  (Fig.  10). 
Überall  sieht  man  sie  von  einem  engen  Canälchen  durchsetzt,  das 
bis  zu  ihrer  Spitze  verläuft,  um  dort  blind  zu  endigen;  es  ist  eine 
directe  Fortsetzung  der  Gastro vascularhöhle.  —  Fig.  10  stellt  einen 
Schnitt  durch  2  solche  Zähnchen  vor;  er  ist  leider  etwas  schief  ge- 
fuhrt, so  dass  sie  nicht  in  ihrer  ganzen  Länge  getroffen  sind.  Man 
sieht  nun,  dass  das  Entoderm,  welches  das  Lumen  dieser  Canälchen 
bildet,  eine  andere  Beschaffenheit  hat,  als  das  Übrige  Entoderm. 
Jede  Zelle  ist  nämlich  in  2  Abschnitte  getheilt;  das  innere  Ende 
enthält  einen  plasmareichen,  granulösen  Inhalt  und  den  Kern,  das 
äußere  ist  mehr  homogen,  hyalin;  es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel, 
dass  wir  es  hier  mit  einem  ähnlichen  Vorgang  wie  in  den  Tentakeln 
vieler  Hydroiden  etc.  zu  thun  haben,  wo  die  Zellen  einen  plasma- 
reichen verdauenden  Abschnitt  zeigen.  —  Auf  das  Entoderm  folgt 
eine  dünne,  aber  feste  und  sich  stark  färbende  Gallertschicht  und 
dann  das  hier  etwas  verdickte  Ektoderm  mit  seinen  Nesselkapseln. 
Zwischen  den  einzelnen  Zäbnchen  findet  man  öfters  kleine  Nessel- 
batterien. —  Aus  dieser  Beschreibung  sowie  aus  den  Abbildungen 
kaun  man  mit  Leichtigkeit  eine  gewisse  Ähnlichkeit  zwischen  diesen 
Bildungen  und  den  secundären  Tentakeln  der  Lucernariden  sehen, 
uud  ich  halte  sie  auch  beide  für  homolog;  wir  brauchen  uns 
nur  ein  Zähnchen  etwas  verlängert  und  seine  Spitze  in  Folge  einer 
functionellen  Anpassung  an  das  Tasten,  Vertheidigen  etc.  stärker  ent- 
wickelt zu  denken,  so  haben  wir  den  Tentakel  einer  Lucei  nana  vor 
uns.  Somit  würden  diese  Kandzähnchen  der  Capria  einen  Übergang  zu 
den  merkwürdigen  und  isolirten  Bildungen  der  Lucernariden  vorstellen. 

Die  Nesselbatterien,  die  man  zu  5— 8  auf  der  subumbrellaren 
Seite  jedes  Kandlappens  antrifft,  sitzen  unter  dem  Ektoderm  tief  in 
die  Gallerte  eingebettet.  Sie  stimmen  im  Bau  vollkommen  mit  den 
Batterien  an  der  ganzen  Oberfläche  der  Subumbrella  sowie  am  Mund- 
rand und  Schirmrand  Uberein,  wesswegen  ich  sie  hier  alle  zusammen 
abhandeln  möchte.  —  Jede  Batterie  (Fig.  9  und  11)  besteht  aus  einer 
Höhle,  die  100 — 130  p  breit  sein  kann  (dies  gilt  Von  denen  in  den 
Randlappen,  die  anderen  werden  auch  viel  kleiner)  und  einem  Wand- 
epithel. Letzteres  steht  durch  einen  Zellstrang  mit  dem  äußeren 
Ektoderm  in  Verbindung  (Fig.  9  und  1 1  Ed. str., .  Die  Zellen  dieses 
Stranges  sind  so  angeordnet,  als  ob  sie  in  der  Mitte  einen  Canal 
bildeten,  und  noch  mehr:  zu  beiden  Enden  des  Stranges  sieht  man 
eine  kleine  Vertiefung  als  Eingang  in  diesen  Canal  (Fig.  11),  jedoch 
habe  ich  nie  ein  richtiges  Lumen  beobachtet.    In  den  Zellen  der 


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I 

Gr.  Antipa 


Wand  liegen  die  Nesselkapseln  in  allen  Stadien,  wie  sie  Kling  fUr 
Lucernariden  beschrieben  bat. 

Fig.  9  stellt  einen  Horizontalschnitt  durch s  die  subumbrellare 
Wand  eines  Armlappens  vor;  sie  zeigt  die  genaue  Lage  der  Batte- 
rien. Ihr  Inhalt  besteht  ich  habe  sie  nur  auf  Schnitten,  leider 
nicht  auch  an  frischem  Material  untersuchen  können  aus  zweierlei 
Elementen:  1)  aus  typischen  fiaschenfòrmigen  Nesselkapseln,  die  sich 
mit  Carmin  schwach  rosa  gefärbt  haben  und  in  ihrem  Inneren  deut- 
lich einen  langen  Schlauch  enthalten ,  der  vom  Halse  der  Kapsel 
aus  erst  gerade  nach  unten  verläuft  und  sich  dann  mehrmals  auf- 
wickelt (Fig.  13a  ,  und  2)  aus  Elementen,  die  zwar  genau  dieselbe 
Form  wie  die  obigen  hatten  und  wie  Kapseln  aussahen,  jedoch  so 
schwarz  waren,  dass  man  entweder  in  ihnen  gar  nichts  oder  höch- 
stens eine  stark  lichtbrechende  grauulirte  Masse  (Fig.  13rfi  sah.  Es 
war  mir  im  Anfang  sehr  schwer,  Uber  die  wirkliche  Natur  dieser 
Elemente  ins  Klare  zu  kommen,  besonders  da  Carl  Vogt  bei  Lip- 
kea  an  denselben  Stellen  seine  »Glandes  muqueuses«  beschrieben 
hat.  Nachher  gelang  es  mir  aber,  Übergänge  zwischen  beiden  Ele- 
menten zu  finden,  nämlich  solche,  die  nicht  ganz  schwarz  waren 
Fig.  13  c)  und  bei  denen  man  neben  dem  granulösen  Inhalt  auch 
den  Schlauch  sehen  konnte,  und  solche  (Fig.  136),  welche  alle  Win- 
dungen desselben  zeigten;  so  ergab  es  sich  dann,  dass  diese  gleich 
den  anderen  echte  Nesselkapseln  waren,  die  vielleicht  nur  in  Folge 
der  Behandlung  mit  Sublimat  oder  den  anderen  Keagentien  undurch- 
sichtig geworden  waren1.  Übrigens  sprechen  auch  ihre  Form  und 
ihre  Lage  in  der  Nesselbatterie  ftlr  ihre  Natur  als  Nesselkapseln  -' 

Das  Gastrovascularsvstem  wiederholt  im  Großen  und  Ganzen 
die  Form  des  Körpers.  Er  setzt  sich  hier  wie  bei  allen  anderen 
Stauromedusen  aus  dem  Hauptdarm  und  aus  den  4  Radialtaschen 
(Kranzdarm)  zusammen.  Der  Hauptdarm  fängt  mit  dem  vier- 
kreuzigen (bei  unserem  Exemplare  anomal  fünfkreuzigen)  Munde 
an,  der  in  das  lange  Mundrohr  hineinführt    Die  Wand  desselben 


1  Nicht  nur  hierbei,  soudern  auch  bei  der  Entscheidung  Uber  die  Anomalie 
am  Schirmrande  etc.  habe  ich  mich  des  Rathes  des  ausgezeichneten  Kenners 
der  Coelenteraten ,  G.  v.  Koch,  zu  erfreuen  gehabt,  der  zugleich  mit  mir  in 
Neapel  arbeitete.  Ich  spreche  ihm  an  dieser  Stelle  meinen  herzlichsten  Dank  aus. 

2  Ich  mu8s  hervorheben,  dass  auch  unter  den  vereinzelten  Nesselkapselu 
des  Ektoderms  sowie  den  kleinen  entodermalen  viele  schwarze  mit  granulösem 
Inhalt  waren;  die  Übergangsformen  konnte  man  auch  hier  antreffen,  so  das« 
dadurch  die  Deutung  als  Nesselkapseln  noch  sicherer  wird. 


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Eine  neue  Staurouiedut»e. 


027 


bildet  an  den  entsprechenden  Stellen  der  4  am  Mund  anomal  5) 
äußeren  Furchen  4  >esp.  5)  innere  Entodermfalten,  in  die  sich 
auch  die  Gallerte  fortsetzt;  sie  reichen  bis  nahe  an  seine  Mitte,  so 
dass  sein  Lumen  in  4  Kammern  getheilt  wird  Fig.  4  und  5).  Die 
Falten  setzen  sich  in  dem  Centraimagen  weiter  fort  (Fig.  6),  werden 
aber  allmählich  kleiner  und  verschwinden  zugleich  mit  den  4  Trichter- 
böhlen am  Anfange  der  Taeniolen. 

Das  Mundrohr  fuhrt  direct  in  den  weiten  conischen  C entrai  - 
ni  a  gen,  und  dieser  setzt  sich  ohne  scharfe  Grenze  in  dem  St  i  el- 
ea n al  (Grundmagen)  weiter  fort.  Einen  großen  Theil  des  Magen- 
raumes nehmen  die  4  weiten  interradialen  Infundibula  ein,  jedoch 
vergrößern  sie  nur  die  verdauende  Oberfläche  ;  offenbar  auch  nur  zu 
diesem  Zwecke  bildet  hier  das  Eutoderm  viele  Vorsprunge  und  Falten. 

An  der  Wand  des  Stielcanals  entspringen  4  hohe  (etwa  530  ,«) 
interradiale  Taeniolen,  welche  an  ihrer  Anheftungsstelle  ganz 
dUnn  ,etwa  32  i<)  sind,  aber  am  Rande  in  Folge  der  4  Längsmuskel- 
stränge,  die  sie  enthalten  (Fig.  14),  bis  zu  80//  anschwellen.  — 
Die  Gastralfilamente  fangen  ungefähr  in  der  Mitte  des  Ccntral- 
magens  an  und  ziehen  durch  die  ganze  Länge  des  Thieres  bis  zur 
Fußplatte.  Sie  sind  sehr  zahlreich,  besonders  im  Stiele,  und  heften 
sich  an  den  Rand  der  Taeniolen  an.  Ihre  Länge  kann  bis  zu  2, 
sogar  3  mm  steigen,  ihre  Breite  bis  zu  30  Sie  bestehen  aus  einem 
Entodermschlauch  voll  Gallerte.  An  ihrer  Spitze  [s.  den  Quer-  und 
Längsschnitt  Fig.  17  a  und  b]  liegen  im  Epithel  sehr  viele  kleioe 
Nesselkapseln,  die  nach  der  Basis  immer  seltener  werden. 

Vom  Centraimagen  gelangt  man  durch  4  perradiale  Gastralostien 
in  die  Radialtaschen;  diese  sind  durch  4  dünne  aber  lange  Septal- 
lcisten  von  einander  getrennt,  welche  nur  am  Schirmrande  eine  kleine 
Öffnung  (Circular-Ostiuni)  freilassen,  um  einen  Randcanal  zu  bilden, 
ähnlich  wie  bei  den  Lucernariden  und  im  Gegensatz  zu  den  Tessc- 
rideu,  wo  die  Leisten  nur  auf  4  Punkte  (Septal-Knoten,  Cathammen) 
beschränkt  sind. 

Auf  der  subuinbrellaren  Wand  der  Hadialtaschen  entlang  den 
Trichterhöhlen  liegen,  ähnlich  wie  bei  den  Lucernariden  (ausgenom- 
men Uahcyathus |,  paarweise  zu  beiden  Seiten  der  Septalleisten  die 
^  adradialen  Gonaden  in  Form  von  8  breiten  Bändern;  sie  reichen 
nach  unten  nur  bis  zur  Anheftungsstelle  des  Mundstieles,  kommen 
also  gar  nicht  aus  der  Trichterhöhle  hervor,  so  dass  man  sie  von 
außen  nicht  sehen  kann.  Nach  oben  reichen  sie  bis  zum  Eingange 
in  den  Schirmstiel.    Jedes  Band  ist,  wie  bei  den  Lucernariden,  aus 


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Gr.  Antip» 


vielen  Säckchen  zusammengesetzt,  und  diese  wieder  aus  je  1  —  3  ge- 
lappten Follikeln:  letztere  erweitern  sich  zu  einem  Sinus,  der  bei 
unserem  einzigen  Exemplare  voll  reifer  Spermatozoeu  war.  Die  Sinuse 
verlängern  sich  zu  kleinen  Canälchcn ,  die  sieb  mit  einander  rer- 
einigen, um  durch  einen  größeren  Ductus  nach  außen  in  die  Radial- 
tasche  zu  führen  ;  diese  Ducti  waren  immer  offene  Canale. 

Sogenannte  Mesogon-Taschen,  wie  sie  einige  Lucernariden  (Hali- 
evathidae)  baben.  waren  bier  nicht  zu  beobachten. 

Ich  brauche  kaum  noch  zu  erwähnen,  das»  ich  an  dem  einzigen 
Exemplar  das  Nervensystem,  welches  ja  bei  den  Coelenteraten  nur 
durch  ganz  besondere  Methoden  (die  meistenteils  frisches  Material 
verlangen  nachzuweisen  ist,  nicht  studiren  konnte. 

Wenn  wir  das  bisher  Gesagte  kurz  zusammenfassen,  so  erhalten 
wir  folgende  Diagnose  : 

Capria  Sturdzii  n.  g.,  n.  sp. 

Genus-Diagnose  :  Stauromcdusen  mit  8  adradialen,  in  richtige 
Arme  zum  Fangen  und  Tödten  umgewandelten  liandlappen;  ohne  suc- 
cursale Tentakel,  aber  mit  einem  iu  kleine  Zähnehen  getheilten  Saum 
um  die  Arme  und  mit  eigentümlichen  großen  Nesselbatterien  iu 
ihrer  subumbrellaren  Wand.  Keine  Principal-Tentakel.  KranzmuBkel 
des  .Schirmrandes  ringförmig,  nicht  in  8  isolirte  Randmuskeln  zer- 
fallen. —  LängsmuBkeln  gleichmäßig  trichterförmig  Uber  die  ganze 
Oberfläche  der  Subumbrella  vertheilt.  Die  4  Septalleisten  der  Radial- 
ta8chcn  reichen  bis  nahe  an  den  Schirmrand,  wo  sie  von  dem  Ring- 
canal  durchbohrt  werden.  Ein  langer#Mundstiel.  8  adradiale  Gonaden. 
Ein  Schirmstiel  zum  Anheften. 

Species- Diagn ose  :  Schirm  platt -kugelförmig,  iy2ma]  so 
weit  wie  hoch.  Schirmstiel  breit,  so  lang  wie  der  Schirm  selbst. 
Fußplatte  breit,  ähnlich  einem  Saugnapf.  Arme  mit  Randsaum, 
der  in  Iti — 20  Zähnchen  getheilt  ist,  und  mit  je  5—8  großen  Nessel- 
batterien in  der  subumbrellaren  Wand.  4  Reihen  Gastralfilamente 
längs  den  4  interradialen  Taeuiolen  von  der  Mitte  des  Centraimagens 
bis  zur  Fußplatte.  Muudrohr  lang,  vierseitig  prismatisch,  mit  4  inter- 
radialen Längsfurehen.  Mundöffnung  vierkreuzig.  8  bandförmige 
Gonaden,  oben  (aboral  bis  zu  den  Taeuiolen.  unten  nur  bis  zu 
den  Öffnungen  der  Trichterhohlen  reichend. 


Eine  neue  Stauromeduse. 


629 


Systematische  Stellung. 

Versuchen  wir  nun  noch  kurz  zum  Schlüsse,  so  gut  es  geht,  die 
►Stellung  der  Capria  innerhalb  der  Gruppe  der  Stauromedusen  zu 
bestimmen.  Wie  bekannt,  wird  seit  1877  nach  dem  Vorschlage 
Haeckel's  die  Gruppe  der  Stauromedusen  aus  2  Familien  zusam- 
mengesetzt, nUmlich  den  Tcsseridae  (Haeckel)  und  Lucernaridae  ' 
(Johnston).    Beide  werden  von  Haeckel  folgendermaßen  definirti 

Tesseridae  {Haeck.  1877).  »Stauromedusen  mit  einfachem,  un- 
geteiltem Schirmrand,  ohne  hohle  Randlappen  oder  ,Arme*.  8  Priu- 
cipal-Tentakel  (4  perradiale  und  4  interradiale)  stets  vorhanden, 
nicht  in  Randanker  oder  Sinneskolben  verwandelt;  außerdem  bis- 
weilen noch  zahlreiche  succursale  Tentakel.  Kranzmuskel  des  Schirm- 
randes ringförmig,  nicht  in  S  isolirte  Randmuskeln  zerfallen.  Auf 
dem  Scheitel  des  Schirmes  entweder  ein  Scheitel -Aufsatz  oder  ein 
Schirmstiel.« 

Lucernaridae  (Johnston  1847).  »Stauromedusen  mit  gelapptem 
oder  eingeschnittenem  Schirmrande,  welcher  durch  8  tiefe  Buchten 
(4  perradialc  und  4  interradiale)  in  8  hohle  adradiale  Lappen  oder 
Arme  zerfällt;  am  Ende  jedes  Armes  ein  pinselförmiges  Büschel  von 
hohlen,  geknöpften  Tentakeln.  8  principale  Tentakel  (4  perradiale 
und  4  interradialc),  entweder  in  adhäsive  Randanker  verwandelt  oder 
fehlend  (rllckgebildet  oder  ausgefallen).  Kranzmuskel  des  Schirm- 
randes in  8  isolirte  Randmuskeln  zerfallen.  Auf  dem  Scheitel  des 
Schirmes  ein  Stiel  zum  Anheften.« 

Zu  diesen  beiden  Familien  fügte  Carl  Vogt  eine  dritte  hinzu, 
die  der  Lipkeiden,  die  er  folgendermaßen  charakterisirt : 

«Stauroméduses  à  huit  bras,  à  cloche  surbaissé,  munies  d  une 
ventouse  fixatoire  au  sommet,  dépourvues  de  tentacules,  de  canal 
circulaire,  ayant  un  muscle  en  anoeau  complet  au  bord  de  l'ombrelle, 
des  nématocystes  disséminés  sur  la  face  sous-ombrellaire  et  des 
glandes  muqueuses  très  développées.a 

Meiner  Ansicht  nach  hat  diese  Familie  keine  Existenz-Berechti- 
gung, da  sie  nur  auf  die  Kenntnis  eines  einzigen  Exemplares,  ohne 
Geschlechtsorgane,  also  einer  Jugendform  beruht;  so  lange  man  nicht 
weiß,  wie  das  vollkommen  ausgebildete  Thier  aussieht,  kann  man, 
glaube  ich,  auch  keine  besondere  Familie  dafür  annehmen. 

Wenn  wir  nun  unser  Thier  mit  jenen  beiden  Familien  verglei- 
chen. 80  sehen  wir,  dass  es  1)  Charaktere  von  allen  beiden  Familien 


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t>30 


Gr.  An  tipa 


in  sich  vereinigt,  z.  B.:  während  es  einerseits  vollkommen  mit 
den  Tesseriden  in  der  Bildung  der  Muskulatur  sowohl  des  Kranz- 
muskels als  auch  der  Längsmuskeln  und  in  dem  Mangel  der  secun- 
dären  Tentakel  Ubereinstimmt,  nähert  es  sich  durch  das  Gastro- 
vascularsystem ,  den  in  8  adradiale  Randlappen  getheilten  Schirm- 
rand, den  Anheftungsstiel  etc.  den  Lucernariden.    Es  bildet  also 
hierdurch  einigermaßen  einen  Übergang  zwischen  den  beiden  Familien. 
Es  besitzt  aber  auch  2)  einige  Charaktere,  die  nur  ihm  ganz  eigen 
sind  und  die  es  von  beiden  anderen  Familien  entfernen,  so  be- 
sonders die  Entwicklung  der  Randlappen  zu  den  mächtigen,  merk- 
würdigen, zum  Tödten  und  Fangen  eingerichteten  Armen  mit  ihren 
riesigen  Nessel batterien  und  den  eigenthümlichen  Randzähnen. 

Auch  der  Liphea  ähnelt  unser  Thier  gerade  wie  den  Tesseriden 
in  der  Bildung  der  Muskulatur,  dann  noch  in  den  8  Armen:  es 
uuterscheidet  sich  aber  davon  durch  den  Besitz  eines  Schirmstieles, 
eines  Ringcanals  am  Rande  der  Gastrovasculartaschen,  eines  Mund- 
8tieles,  der  Zähne  am  Rande  der  Arme  etc.  etc. 

Es  lässt  sich  also  in  keine  der  bisher  bestehenden  Familien  ein- 
reihen, da  es  zwar  einerseits  zu  beiden  nähere  Beziehungen  zeigt, 
andererseits  sich  aber  von  beiden  unterscheidet.  Wir  müssen  also 
dafür  die  besondere  intermediäre  Familie  der  Capriidae  bilden  mit 
folgender  Diagnose: 

Capriidae  n.  fam.  Festsitzende  Stauromedusen  mit  adradialeu, 
mächtigen,  zum  Fangen  eingerichteten  Armen  am  Schirmrand.  Ohne 
Principal-Tentakel  und  ohne  Succursal-Tentakel,  aber  mit  einem  in 
Zähuchen  getheilten  Randsaum  um  jeden  Arm.  Kranzmuskel  des 
Schirmrandes  ununterbrochen  riugförniig,  nicht  in  8  isolirte  Rand- 
muskeln zerfallen.  Längsmuskeln  gleichmäßig  trichterförmig  Uber 
die  Subumbrella  vertheilt.    Mit  einem  Schirmstiel  zum  Anheften. 

Neapel,  15.  September  1892. 


Litteratur. 

Antipa,  Gr.,  Die  Lucernariden  der  Bremer  Expedition  nach  Ostspitzbergen  im 
Jahre  IS*),  in:  Z.  Jahrb.  Syst.  Abth.    0.  Bd.  1S92. 

(Joctte,  A.,  Entwickelungsgeschichtc  der  Aurelia  attrita  und  Coti/lorhiui  tuhcr- 
cu/ata.  in:  Abh.  z.  Entw.-Gesch.  der  Thiere.   4.  lieft.  1887. 

Haockel,  E.  Monographie  der  MeduBen.  1.  Theil,  2.  Hälfte.  Acraspedeu. 
in:  Jena.  Denkschriften  1870. 


Eine  neue  Stauromeduse. 


031 


Kling,  0.,  Über  Cratherohphus  tethys.  Ein  Beitrag  zur  Anatomie  und  Histo- 
logie der  Lucernarien.  in:  Morph.  Jahrb.    5.  Bd.  1879. 

Koch,  O.  v.,  Über  Caryophyllia  rugosa  Moseley.  in:  Morph.  Jahrb.  15.  Bd. 
1S89. 

Taschenberg,  Otto  E.,  Anatomie,  Histologie  und  Systematik  der  Cylicozoa  etc. 
Halle  1877. 

Vogt,  Carl,  Sur  nn  nouveau  genie  de  Médusaire  sessile,  Lipkea  ruxpoliana  C.V. 
in:  Méui.  Inst.  Nation.  Genevois.   Tome  17.    Genève  1877. 


Erklärung  der  Abbildungen  auf  Tafel  40. 

Fig.  1.  Capria  Sturtlzti  von  oben  im  Profil.  Man  sieht  besonders  gnt  dio 
Arme  mit  ihren  Nesselbatterien  und  Raudzähnchcn .  sowie  den 
Kranzmuskel. 

Fig.  2.      Der  anomale  fünfstrahlige  Mundstiel  mit  dem  fiinfkreuzigen  Mundo 

von  der  Seite. 
Fig.  3.      Mundkreuz  von  oben. 

Fig.  4,  Querschnitt  durch  den  oralen  (nahe  dem  Schirmrande;  Theil  des 
Schirmes.  Im  Umkreise  die  4  Radial  tuschen ,  in  der  Mitte  der 
anomale  fünfstrahlige  Mundstiel,  a,  b,  r,  d,  e  die  5  Uingsfurcheu; 
N.B.  Nesselbatterien;  /,  2,  3,  4,  r>  die  5  Vorspriin<?e.  Obj.  a  3,  Oc.  2 
Zeiss. 

Fig.  5.  Querschnitt  etwas  höher  (mehr  aboral]  geführt,  um  den  Übergang 
des  fünfstrahligen  anomalen  Mundsticls  in  den  vierstrahligen  zu 
zeigen  ;  die  Furche  e  verschwindet  und  die  Vorspriinge  4  und  5  ver- 
einigen sich  mit  einander,  verschmelzen  mit  der  subumbrellaren 
Wand  im  Perradius  und  bilden  einen  Mundstrebepfeiler.  Dieselbe 
Vergrößerung  wie  Fig.  4. 

Fig.  0.  Querschnitt  in  der  Gegend  des  C'entralmagens.  Ect.  Ektoderm,  fl, 
Gallerte,  Ent.  Entoderm ,  N.B.  Nesselbatterien,  Lg».M.  Längs- 
muskeln, Eut.F.  Entodermfalten,  Inf.  Infundibulum,  S.L.  Soptal- 
leiste,  G.F.  Gastraltilamcnt,  Gkm.8.  Gonadensäckchen.  Obj.  u  3, 
Oc.  3  Zkiss. 

Fig.  7.      Querschnitt  durch  den  Schirmstiel.  O.  T.  Gastrai  -Tacniole,  T.Lys.M. 

Taeniolen-Längsmuskeln  ,  fr. F.  Gastral-Filament  — Eet.t  fi.,  Eni. 
wie  in  Fig.  6.  —  Obj.  a  3,  Oc.  2  Zeiss. 

Fig.  8.  Ein  Arm  in  toto  präparirt.  Ex.W.  exumbrellare ,  8*b.W.  sub- 
umbrellare  Wand,  R.S.  Randsaum,  U.Z.  Randzähnchen,  Z.c.  Zahn- 
canälchen  {Ausläufer  der  Gastrovascularhöhle),  Nb  kleine  Nessel- 
batterien im  Randsaum,  N.B.  riesige  Nesselbatterien  in  der  sub- 
umbrellaren Wand,  Lgtm.F.  Längsmuskelfasern.  Obj.A,  Oc.  2  Zeiss. 

Fig.  9.      Horizontalschnitt  durch  die  subumbrellare  Wand  eines  Armes.  11". E. 

Wandepithel  der  riesigen  Nesselbatterien,  N.K.  Nesselkapseln, 
N.Z.  nesselkapselbildendo  Zellen  in  dem  Wandepithel ,  Ect.Str. 
Ektodermstrang  von  der  Batterie  zur  Wand  des  Armes.  Lgxm.F. 

MitUn.i  lunghi  a.  U.  Zoulog.  Station  *u  Neapel.    Dd.  Iii.  12 


Gr.  Antipa.    Eine  neue  Stauromeduse. 


Lüngsmuskelfasorn.  —  Ecl.,<i.  und  Ent.  wie  in  Fig.  6.  —  Obj.  A, 
Oc.  1  Zeiss. 

Fig.  lu.     Längsschnitt  durch  2  Kandzähnehen.   Z.  c.  Zahncanäicben  ,  V.U. 

phismareichcr  verdauender  Theil  der  Entoderuizellen,  S.E.  hyaliner 
stützender  Theil  derselben.  Ect.,  G,  und  Ent.  wie  in  Fig.  6.  Obj. 
D,  Oc.  3  ZEI88. 

Fig.  II.  Querschnitt  durch  eine  riesige  Neasel batterie,  e  Oanülchen  zwi- 
schen Batterie  und  außen.  Die  Übrigen  Buchstaben  wie  in  Fig.  9. 
Obj.  D,  Oc.  3  Zeiss. 

Fig.  12.  Nesselkapsel  aus  dem  Ektoderm  der  Subumbrella.  X.s.  Nessel- 
schlaucb.    Zeiss  homog.  lumiere.  »  ,>,  Oc.  3. 

Fig.  13.  Verschiedene  Newselkapseln  aus  einer  riesigen  Batterie:  a  eine 
typische  Nesselzelle,  '/  eine  durch  Sublimat  (?)  ganz  schwarz  ge- 
wordene, mit  granulösem  Inhalt,  b  und  e  Ibergänge  zwischen  beiden. 
Zeiss  homog.  Immere.  <,,),  Oc.  3. 

Fig.  14.     Querschnitt  durch  den  Randmuskcl.    Obj.  A,  Oc.  3  Zeiss. 

Fig.  15.     Ein  Stück  Epithel  von  der  Subumbrella.  Ect.  Ektoderm,  Iah.  F. 

(piergeschnittene  LängsmuskelHbrillen  =  Ausläufer  (?)  der  Ektodenu- 
zellcn,  G,  Gallerte.    Zeiss  homog.  Immers.  xl  Vl,  Oc.  2. 

Fig.  IC.    Ein  Stück  von  der  Wand  des  Mundstieles.    Ect.  Ektoderm ,  Ent. 

Entoderm.    En. S.K.  entodermalc  Nesselkapseln.     Zeiss  homog. 
Immers.  */iti  Oc.  2. 

Fig.  I".  Gastrai -Filament  (a  im  Querschnitt,  h  im  Längsschnitt)  in  der  Nähe 
seines  Endes.  Buchstaben  wie  in  Fig.  16.  Zeiss  homog.  Iuimers. 
Viti  Oc.  2. 

Fig.  18.  Querschnitt  durch  ein  Genitalsäckchon.  F.  Hoden-Follikel  voll  reifer 
Spermatozoon,  8m,  Spermamutterzellen,  5.  Genitalsinus,  A.  Ans- 
flihrungHgang,  Ect.  Ektoderm,  Ent.  Entoderm.  Obj.  A,  Oc.  3  Zeiss. 


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Bericht  über  die  Zoologische  Station  während 
der  Jahre  1885  1892 

von 

Anton  Dohm. 

Mit  Tafel  41. 


Seit  dem  Jahre  1S84  habe  ich  an  dieser  Stelle  Uber  Thun  und 
Lassen,  Leben  und  Gedeihen  der  Zoologischen  Station  keine  weitere 
Rechenschaft  gegeben.  Als  ich  das  letzte  Mal  das  Wort  nahm  — 
vgl.  Mitth.  Stat.  Z.  Neapel  6.  Bd.  1885  pag.  93  ff.  —  konnte,  ja 
musstc  ich  Uber  zwei  weitaussehende  Pläne  und  Aussichten  sprechen, 
welche  gerade  damals  die  Quintessenz  meines  Wollens  und  Handelns 
bildeten:  die  Erbauung  eines  zweiten  Gebäudes  der  Zool.  Station 
und  den  Versuch,  eine  schwimmende  oceanische  Station  herzustellen. 
Erfolg  und  Misserfolg  haben  sich  dabei  die  Waage  gehalten  —  heute 
nun  möchte,  ich  Uber  den  Ausgang  beider  Pläne  einige  aufklärende 
Worte  sagen. 

Als  ich  im  Jahre  1S75  die  ersten  Anstrengungen  machte,  für 
die  damals  beginnende  Laufbahn  der  Station  ein  unentbehrliches 
Instrument  zu  schaffen:  eine  kleine  Dampfjacht,  den  jetzt  allen  Bio- 
logen so  wohl  bekannten  »Johannes  Möller«,  schrieb  mir  mein  alter, 
Uberaus  wohlwollender  Freund  und  Beschützer,  Carl  Theodor 
v.  SlEBOLD,  einen  dringenden  Brief,  in  dem  er  mich  mahnte,  ja 
Maß  zu  halten  und  nicht  durch  zu  hoch  gespannte  Ansprüche  theils 
meine  eigne  Leistungskraft,  theils  das  Wohlwollen  weiterer  Kreise 
auf  eine  allzu  harte  Probe  zu  stellen.  Von  anderer  Seite  ward  mir  ge- 
sagt: »Ne  quid  nimis!  Sie  haben  so  viel  erreicht:  Uberspannen  Sie  den 
Bogen  nicht!«    Ich  schrieb  diese  Warnungen  der  Thcilnahme  zu, 

42* 


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63-1 


A.  Dohm 


welche  theils  der  Sache,  theils  der  Person  galten,  ließ  mich  aber 
nicht  irre  machen.  Wie  der  Erfolg  bewies,  hatte  ich  Kecht  und 
kann  heute  wohl  sagen,  dass  der  •  Johannes  Müller«  auf  mancherlei 
Weisen  die  producireuden  Kräfte  des  ganzen  Unternehmens  in  un- 
schätzbarer Weise  gesteigert  hat.  Ich  sage  mit  Vorbedacht  :  anf 
mancherlei  Weise,  und  will  darüber  nähere  Aufklärung  geben. 

Als  ich  nach  Neapel  kam,  war  das  Erste,  was  ich  that.  ein 
Segelboot  bauen  zu  lassen,  um  damit  dretscheu  und  fischen  zu 
können.    Das  Boot  —  es  existirt  noch  als  das  sog.  Taueherboot  — 
war  mit  Kudcm  oder  Segeln  zu  bewegen.   Ein  Sommer  reichte  bin. 
mich  zu  Uberzeugen,  wie  gänzlich  unzureichend  es  war,  das  zu 
leisten,  was  erfordert  wurde.   Die  Entfernungen  im  Golfe  von  Nea- 
pel sind  viel  zu  groß,  als  dass  darauf  gerechnet  werden  konnte, 
durch  Rudern  an  die  Stellen  zu  gelangen,  welche  die  größte  Ernte 
für  das  Grundnetz  ergeben  mussteu  ;  die  Tiefen  ihrerseits  waren  zu 
beträchtlich,  um  für  das  Aufziehen  des  Grundnetzes  durch  Menschen- 
hände nicht  allzu  rasch  das  Ultra  posse  zu  erreichen.   Gab  es  hin- 
reichenden Wind  zum  Segeln,  so  verdarb  grade  auch  dieser  Wind 
wiederum  die  Möglichkeit  ausgiebigen  Dretschcns  :  die  Wellen  wurden 
zu  hoch,  das  Grundnetz  unpraktikabel.    Die  Nothwendigkeit  des 
»Johannes  Mttllere  lag  also  zu  Tage. 

Im  Mai  1S76  kam  das  kleine  Dampfschiff  in  Neapel  an  und  be- 
gann, die  Grundbedingungen  des  Lebens  der  Zool.  Station  f u  nd i  t  u  s  zu 
verändern.  Bedurfte  es  auch  noch  einiger  Jahre,  um  das  Grundnetz- 
fischen der  Zoolog.  Station  zu  der  Vollkommenheit  zu  entwickeln, 
welche  es  jetzt  erlaubt,  binnen  5 — 8  Stunden  frische  Materialien  für 
das  Studium  oder  die  Conservirung,  wenn  nöthig  Tag  für  Tag  von 
den  weitest  entfernt  liegenden  Jagdgriinden  (Capri,  Ischia,  Sirenen- 
Inseln)  herbeizuschaffen,  der  vielen  näher  liegenden  Punkte  Secca 
di  Beuta  palammo,  Lo  Vcrvece  bei  Sorrento,  Torre  del  Greco,  Ga- 
jola  etc.)  nicht  zu  gedenken,  so  war  doch  aber  die  Grundbedingung 
zu  der  gewaltigen  Steigerung  der  Materialbeschaffung  gegeben,  welche 
bei  dem  stets  wachsenden  Andrang  fremder  Gelehrter  zur  Benutzung 
der  Station  nothwendig,  die  Conditio  sine  qua  non  derselben  war. 
Dies  ist  so  selbstverständlich,  dass  ich  Weiteres  darüber  wohl  kaum 
zu  sagen  brauche. 

Weniger  selbstverständlich  aber  sind  andere  Elemente,  welche 
die  Existenz  des  »Johannes  Müller«  für  das  Leben  der  Zool.  Station 
bot.  Einmal  gaben  die  zahlreichen  Excnrsionen  des  Schiffes  die 
beste  und  gründlichste  Gelegenheit  zur  Erholung  theils  der  dauernd 


Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1885—1892.  635 

Angestellten,  theils  der  angestrengt  arbeitenden  fremden  Forscher 

—  eine  Erholung,  welche  das  Klima  Neapels  häufiger  nöthig  macht, 
als  das  nördlicher  gelegener  Küsten.  Ob  das  Schiff  mit  oder  ohne 
Passagiere  nach  Capri  oder  Ischia  fuhr,  um  dort  zu  fischen,  war 
für  das  Flotten-Conto  der  Station  völlig  gleichgültig:  es  wurden  in 
beiden  Fällen  gleichviel,  oder  richtiger  gesagt,  gleich  wenig  Kohlen 
verbrannt:  aber  ein  Tag  in  der  frischen  reinen  Seeluft  zugebracht, 
hatte  —  selbst  bei  den  für  Manche  nicht  immer  zu  vermeidenden 
Anfällen  von  Seekrankheit  —  die  allergünstigsten  Folgen  für  die 
geistige  Leistungskraft  der  an  und  in  der  Station  thätigen  Menschen 

—  und  das  ist  ja  wohl  nichts  Kleines.  Mitunter  habe  ich  freilich 
lesen  können,  dass  durch  die  Fernhaltung  der  Zoologen  vom  selbst- 
thätigen  Dretschen  die  Zool.  Station  in  Neapel  nachtheilig  auf  die 
Ausbildung  derselben  wirke  (wobei  es  mir  freilich  zweifelhaft  ge- 
blieben ist,  ob  die  bekannten  sauern  Trauben  bei  der  Fällung  dieses 
Urtheils  die  Hauptrolle  spielten,  oder  ob  die  Tendenz  der  Station, 
die  cerebrale  Arbeit  so  frei  wie  möglich  von  allem  manuellen  Bei- 
werk zu  machen,  Ubersehen  wurde)  :  es  liegt  aber  auf  der  Hand,  dass 
die  Herren,  welche  bei  diesen  Excursionen  an  Bord  waren,  genug 
Gelegenheit  hatten,  all  die  Manipulationen  zu  lernen,  welche  dabei 
wesentlich  sind.  Kam  ja  Einer  mit  dem  Wunsch,  die  Dretsche  mit 
eignen  Händen  aufzuholen,  so  war  das  immer  zu  ermöglichen,  da 
alle  Tage  die  Ruderboote  der  Station,  wenn  es  der  Zustand  des 
Meeres  erlaubt,  in  Bewegung  sind.  Es  hat  aber,  so  viel  ich  weiß, 
Niemand  dies  Bedürfnis  empfunden,  wie  es  denn  auch  im  Allgemeinen 
nicht  mehr  Gebrauch  ist,  in  den  Postwagen  zu  steigen,  wenn  man 
rascher,  bequemer  und  billiger  mit  der  Eisenbahn  fahren  kann.  Die 
Fable  convenue  von  dem  bildenden  Einfluss  der  eignen  Dretsch-Arbeit 
ist  eben  für  die  große  Mehrzahl  der  heutigen  Biologen  eine  Fabel. 

Aber  eine  weitere,  und  höchst  bedeutsame  Leistung  des  »Johannes 
Müller«  ist  die  Propaganda  gewesen  —  und  ist  sie  noch  heute  — , 
welche  an  Bord  desselben  für  die  gesammten  Ziele  der  Zoolog. 
Station  gemacht  werden  konnte.  Der  »Johannes  Müller«  hat  sehr 
häufig  die  Ehre  gehabt,  unter  seinen  Passagieren  Fürsten.  Minister, 
Diplomaten,  Parlamentsmitglieder  und  einflussreichste  Männer  aller 
Art  zu  sehen,  und  leicht  begreiflich  ist  es,  wie  auf  solchen  Fahrren 
Ziele  und  Arbeiten  der  Zool.  Station  in  so  ausfuhrlicher  Weise  dar- 
gelegt werden  konnten,  dass  lebendige  Sympathie  erregt  und  günstigste 
Dispositionen  zur  Hilfe  und  Mitwirkung  gewonnen  wurden.  Wer  Er- 
fahrung genug  von  dem  Gange  menschlicher  Dinge  besitzt  ,  wird 


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A.  Dohm 


ermessen  können,  welcher  Antheil  an  dem  Gedeihen  und  der  raschen 
Entwicklung  der  Zool.  Station  dem  »Johannes  Mülle r    dabei  zufiel. 

Waren  somit  die  Warnungen,  von  der  Erwerbung  des  »Johannes 
Müller«  Abstand  zu  nehmen,  nicht  gerechtfertigt,  so  sollten  andere 
doch  in  ihr  Recht  eintreten,  als  der  Plan  entstand  und  mit  Anfangs 
vielversprechendem  Erfolge  zur  Ausführung  gelangte,  dieoceanische 
schwimmende  Station  zu  schaffen.    Ich  kann  aber  der  Wahr- 
heit gemäß  versichern,  dass  der  Plan  einer  solchen  schwimmenden 
Station  nicht  eine  plötzlich  aufflackernde  Idee  war,  sondern  schon 
Jahre  vor  dem  Versuch  der  Ausführung  concipirt  und  in  einem  an 
Se.  Kaiserl.  Hoheit,  den  damaligen  Kronprinzen  gerichteten,  aber 
nicht  abgesandten  Promemoria  in  seinen  Einzelheiten  ausgearbeitet 
war.    Den  Gedanken  fasste  ich  während  eines  Sommer-Aufenthalts 
auf  der  Insel  Ischia  im  Jahre  1879  und  schrieb  auch  dort  das  Pro- 
memoria, welches  erst  im  Jahre  1884  bei  einem  Gespräche  mit  dem 
damaligen  Minister  v.  Gossler  erwähnt,  von  diesem  bei  allen  neuen 
wissenschaftlichen  Plänen  so  Uberaus  hilfreichen  Manne  sehr  bei- 
fällig aufgenommen   und  dann  in  der  That  Sr.  Kaiserl.  Hoheit 
dem  Kronprinzen  Uberreicht  ward.  Die  Mittheilung  des  Promemoria 
an  Herrn  v.  Gossler  geschah  meinerseits  nicht  in  der  directen  Ab- 
sicht, den  ganzen  Plan  zur  Ausführung  zu  bringen  ;  ich  beabsichtigte 
damals  vielmehr  nur,  ein  mittleres  Stadium  zu  verwirklichen:  ein 
Schiff  zu  bauen,  welches  zwischen  Neapel,  Sardinien  und  Sicilien 
mit  größeren  Aufgaben,  als  es  der  »Johannes  Müller«  erlaubte,  be- 
traut werden  und  biologische  und  thalassographische  Vorarbeiten  unter- 
nehmen sollte.    Bei  der  Discussion  dieser  Absicht  kam  mein  Pro- 
memoria zum  Vorschein  —  und  erst  der  lebhafte  Antheil,  welchen 
Minister  v.  Gossler  bezeigte,  und  die  gnädige  Aufnahme,  welche  es 
bei  dem  Kronprinzen  fand,  steigerte  plötzlich  meine  Unternehmungslust 
über  das  so  lange  sorgfältig  festgehaltene  Niveau  hinaus  derart,  dass 
ich  mich  sofort  an  die  Ausführung  des  größeren  Planes  gab. 

Wie  es  anfanglich  gelang,  die  Theilnahme  der  Nation  für  diesen 
Plan  zu  gewinnen,  will  ich  hier  nicht  von  Neuem  darlegen,  auch 
will  ich  keinen  Augenblick  verschweigen,  dass  die  Ausführung  des 
ganzen  Planes  nicht  an  sich  unmöglich  war:  ganz  im  Gegentheil: 
ich  halte  ihn  auch  heute  noch  für  durchaus  praktisch  und  verwirk- 
lichbar. Nur  das  hatte  ich  nicht  mit  voller  Klarheit  erwogen,  wie 
bedingt  meine  eigne  Existenz  allmählich  geworden  war,  und  wie  un- 
bedingt und  ausschließlich  ich  mich  wenigstens  für  zwei  volle  Jahre 
der  Ausführung  des  Planes  der  schwimmenden  Station  hätte  überlassen 


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Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1885—1892.  637 

müssen,  um  ihn  in  die  Wirklichkeit  überzuführen.  Weder  die  Be- 
schaffung der  erforderlichen  Geldmittel,  noch  auch  der  Bau  des  Schiffes 
selbst  hätten  wirkliche  Hindernisse  geboten.  Beides  war  so  weit  ge- 
fördert, dass  weitere  sechs  Monate  ausgereicht  haben  würden,  das 
Schiff  in  den  Golf  von  Neapel  abzuliefern ,  wo  es  von  der  italieni- 
schen Marine  nach  contractmäßig  festzustellenden  Normen  übernom- 
men, bemannt  und  Alles  für  die  Navigation  besorgt  worden  wäre, 
während  mir  die  wissenschaftliche  Führung  zufiel.  Es  war  einer- 
seits der  Conflict  zwischen  dem  Forscher  und  dem  Familienvater, 
der  diese  Pläne  schließlich  vernichtete,  andererseits  die  weiteren,  in 
Neapel  an  der  Zoolog.  Station  zu  lösenden  Aufgaben,  welche  an 
meine  Thatkraft  und  vor  Allem  an  meine  Anwesenheit  in  Neapel 
solche  Anforderungen  stellten,  dass  ich  den  Plan  der  Oceanischcn 
schwimmenden  Station  auf  spätere  Jahre  zu  vertagen  mich  entschloss. 

Um  so  eifriger  nahm  ich  die  andre  Aufgabe  in  die  Hand:  den 
Bau  des  zweiten  Gebäudes  der  Zool.  Station  und  die  Um- 
gestaltung des  ersten  nach  den  durch  mehr  als  10jährige  Praxis 
gewonnenen  Erfahrungen. 

Die  Aufgabe,  welche  vor  mir  stand,  betraf  nicht  nur  die  Schaffung 
ausreichender  Räumlichkeiten  für  die  zu  gründende  physiologische 
Abtheilung  der  Zool.  Station:  es  war  eben  so  nothwendig  geworden, 
mehrere  der  bestehenden  Einrichtungen  wesentlich  zu  erweitern  und 
auch  den  dauernd  angestellten  Beamten  größeren  Spielraum  sowohl 
für  ihre  Verwaltungs-  als  auch  für  ihre  wissenschaftliche  Thätig- 
keit  zu  geben.  So  bedurfte  vor  Allem  der  Conservator  Lo  Bianco 
sehr  viel  mehr  Raum  flir  seine  stetig  sich  ausdehnende  Arbeit;  auch 
die  gesammte  Verwaltung  der  Fischerei  und  die  Unterbringung  aller 
dazu  erforderlichen  Gerätschaften,  die  Schaffung  von  Bassins  zur 
Aufbewahrung  lebender  Seethiere  für  Zwecke  der  Conservirung.  die 
Einrichtung  eines  Unterrichtszimmers  für  Marine-Officiere  und  Marine- 
Ärzte,  welche  im  Sarameln  und  Conserviren  unterwiesen  werden 
sollten,  und  ein  größerer  Raum  für  das  kunstgerechte  und  rasche 
Aussuchen  der  Dretsch-Ergebnisse  —  Alles  das  musste  von  Grund 
aus  neu  hergerichtet  werden.  Jetzt  ist  für  diese  Seite  der  Stations- 
Thätigkeit  das  ganze  Erdgeschoss  des  neuen  Gebäudes  bestimmt, 
also  mehr  als  der  vierfache  Raum,  den  sie  früher  im  Besitz  hatte. 

Die  dadurch  frei  gewordenen  Lucali  täten  des  alten  Gebäudes 
wurden,  nach  geeignetem  Umbau,  zu  Vorrathsräumen  für  die  Uten- 
silien, Chemikalien  etc.  gemacht,  welche  auch  ihrerseits  so  anwuchsen, 
dass  in  den  alten  engen  Räumen  kaum  mehr  Ordnung  herrschte, 


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63S 


A.  Dohm 


vor  Allem  aber  nicht  eine  hinreichende  Mannigfaltigkeit  derselben 
vorräthig  gehalten  werden  konnte.  Wer  jetzt  beide  Departements 
einer  eingehenden  Prüfung  unterwirft,  wird  kaum  etwas  aussetzen, 
irgend  einen  ernstlichen  Mangel  mehr  entdecken  können.  Der  unter 
Prof.  Eisig  s  Leitung  stehende  Dienst  der  Laboratorien  ist  zu  einer 
solchen  Vollkommenheit  gelangt,  dass  Klagen,  wie  sie  früher  hin 
und  wieder  laut  wurden,  seit  Jahren  völlig  verstummt  sind,  —  wohl 
der  beste  Beweis,  dass  es  gelungen  ist,  eine  der  Hauptleistungen  der 
Zoolog.  Station  für  die  Dauer  in  ihre  definitive  Gestalt  und  dadurch 
zu  einer  Routine  zu  bringen,  welche  der  weiteren  Um-  und  Ausge- 
staltung entweder  nicht  mehr  bedürfen  oder  sie  sehr  leicht  machen  wird. 

Zu  den  wichtigen  Vervollkommnungen  des  Laboratoriums- 
Dienstes  gehört  auch  die  in  dem  großen  Saale  der  Station  durch- 
geführte Umformung  der  darin  befindlichen  12  »Tischet  zu  fast  völlig 
von  einander  getrennten  Verschlagen,  in  denen  Jeder  nicht  nur  von 
«einen  Nachbarn  fast  ganz  unbeobachtet  schalten  und  walten  kann, 
wie  er  will,  sondern  auch  so  beträchtlich  mehr  an  benutzbarer  Tisch  - 
oberfiäche  und  Regalen,  Tischkasten  und  separaten  Einrichtungen 
zur  Verfügung  hat,  wie  dies  früher  nicht  bestanden  und  den  Wunsch 
nach  eigenem  Zimmer  lebhaft  gestaltet  hatte.  Auch  ist  die  Menge 
des  Seewassers,  welches  zur  Versorgung  der  Arbeits-Aquarien  im 
großen  Saale  dient,  nahezu  verdoppelt  worden,  so  dass  ein  Stillstand 
der  vielen,  oft  an  hundert  betragenden  kleinen  Strömchen  zur  Le- 
bcndighaltung  der  in  Becken  und  Gläsern  isolirten  Scethiere  oder 
ihrer  Eier  und  Larven  nicht  mehr  vorkommt. 

Auch  die  Bassins  in  allen  Separatzimmern  sind  nach  neuem 
Modell  hergerichtet  und  verbessert  worden;  ich  glaube  kaum,  dass 
ihnen  in  ihrer  jetzigen  Gestalt  noch  irgend  ein  merkbarer  Mangel 
anhaftet. 

Eine  gleiche  Vervollkommnung  hat  die  Aufstellung  und  Ver- 
waltung der  Bibliothek  erfahren.  Der  Bibliothekar  Dr.  Schiemenz 
hatte  früher  seinen  Arbeitsplatz  in  dem  großen  Laboratorium,  also 
verhältnismäßig  weit  entfernt  von  der  Bibliothek;  jetzt  ist  ihm  das 
Zimmer  neben  der  Bibliothek  eingeräumt,  welches  durch  ein  kleines 
Fenster  mit  letzterer  communicirt.  Dies  Zimmer  ist  mit  dazu  eigeus 
construirteu  Schränken  ausgestattet,  in  welchen  die  nicht  gebundeneu 
Büeher,  Hefte  und  Separata,  sorgfältig  numerirt  und  catalogisirt,  auf- 
gehoben werden,  so  dass  sie  jeglicher  Benutzung  fast  so  leicht  zu- 
gänglich sind,  wie  die  gebundenen  Bücher.  Da  es  sich  um  Tau- 
send«   solcher  ungebundenen  Schriften  handelt,  so  wird  man  leicht 


Bericht  Uber  dio  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1885— 1892.  639 

ermessen,  was  eine  durch  hinreichenden  Platz  gesicherte  Ordnung  für 
die  Benutzbarkeit  und  für  die  Erhaltung  dieser  wichtigen  Kategorie 
der  Bibliothek  sagen  will.  Auch  jegliche  Verhandlung  mit  dem 
Bibliothekar  selber  ist  dadurch  sehr  erleichtert,  und  oft  linden  lange 
Conferenzen  zwischen  ihm  und  den  die  Bibliothek  benutzenden  Herreu 
in  diesem  Zimmer  statt,  welche  früher  in  der  Bibliothek  selbst  zum 
.  , Nachtheil  der  Verhandelnden  ebenso  wie  der  übrigen  in  ihr  an- 
wesenden Herren  statt  hatten.  Der  durch  die  Überführung  aller  un- 
gebundenen Schriften  in  das  Bibliothekarzimmer  gewonnene  Raum 
ist  der  Aufstellung  der  in  rapider  Weise  anwachsenden  Zahl  ge- 
bundener Werke  zu  gut  gekommen,  für  deren  Ankauf,  je  nach  Be- 
dürfnis, die  Zool.  Station  fast  alljährlich  sich  steigernde  Summen 
verwendet. 

Trotz  des  Besitzes  einer  so  großen  und  für  die  unmittelbare  Arbeit 
berechneten  Bibliothek  hat  die  Zool.  Station  schon  seit  Jahren  Ab- 
machungen mit  einem  der  bedeutendsten  Antiquare  getroffen,  um 
auch  leihweise  Bücher  zu  beschaffen,  welche  vorübergehend  consultirt 
werden  sollen.  Es  lässt  sich  dadurch  fast  jedes  litterarischc  Bedürfnis 
befriedigen,  und  somit  ist  auch  von  dieser  Seite  die  Verwaltung  der 
Zoolog.  Station  zu  einem  Punkte  gediehen,  der  schwerlich  noch  über- 
schritten werden  kann. 

Die  bedeutendste  Umgestaltung  erfuhr  aber  das  ganze  Institut 
durch  den  Umbau  des  obersten  Stockes  des  alten  Gebäudes.  Diese 
Räumlichkeiten  waren  anfänglich  nach  Plan  und  Einrichtung  nur  in 
geringem  Maßstabe  zu  wissenschaftlichen  Arbeiten  bestimmt,  dienten 
vielmehr  als  Vorrathsräume,  waren  desshalb  auch  kaum  so  beleuchtet, 
dass  man  in  ihnen  hätte  arbeiten  können.  Sie  lagen  nach  der  öst- 
lichen und  westlichen  Front  des  ursprünglichen  Gebäudes,  während 
der  mittlere  südliche  Raum  ungetheilt  der  Bibliothek,  der  nördliche 
dem  großen  Laboratorium  eingeräumt  war,  welche  beide  eine  Höhe 
von  8  m  besitzen. 

Durch  die  Dislocirung  aller  in  jenen  oberen  Räumlichkeiten 
untergebrachten  Dinge  theils  in  das  neue  Gebäude,  theils  in  andere, 
dazu  eingerichtete  Verschlage  auf  der  Westloggia  des  alten  Hauses 
wurde  eine  Bodenfläche  von  reichlich  300  qm  zur  Einrichtung  des 
physiologischen  Laboratoriums  gewonnen.  Die  Entfernung  des 
ehemaligen  massiven  horizontalen  Doppeldaches  nnd  sein  Ersatz 
durch  leichtere,  aber  höher  aufragende  schräge  Dächer  mit  nahezu 
vertical  stehenden  Oberlichtern  erlaubten  es,  diese  neuen  Räume  eben 
so  hoch  und  luftig  wie  hell  und  —  da  die  Oberlichter  größtenteils 


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640  A.  Dohm 

gegen  Norden  gerichtet  sind  —  auch  kühl  herzustellen,  die  Räume 
selbst  aber  so  zu  gliedern,  dass  auf  der  östlichen  Seite  das  chemisch- 
physiologische,  auf  der  westlichen  das  physikalisch- physiologische 
Laboratorium  Platz  fanden. 

Die  Einrichtung  der  chemischen  Abtheilung  begann  Dr. 
v.  ScH rokder  aus  Straßburg,  jetzt  Professor  der  Pharmacologie  in 
Heidelberg.  Da  aber  das  Klima  diesem  Gelehrten  einen  längeren 
Aufenthalt  in  Neapel  unmöglich  machte,  so  tibernahm  Dr.  E.  Hekter 
aus  Berlin  die  Fertigstellung  und  die  Leitung  derselben  bis  zum 
April  des  laufenden  Jahres.  Die  Beschreibung  der  Einrichtung  und 
Ausstattung  des  chemisch-physiologischen  Laboratoriums  aus  der 
Feder  Dr.  Herters  lasse  ich  jetzt  folgen. 

Das  chemische  Laboratorium  der  Zoologischen  Station 

zu  Neapel 

von 

Erwin  Herter. 

Es  ist  noch  wenig  bekannt,  dass  die  Zoologische  Station  zu 
Neapel  nicht  nur  für  anatomisch-zoologische  Arbeiten,  sondern  auch 
für  physiologische  und  chemische  Untersuchungen  reichliche  Gelegen- 
heit bietet.    Daher  erscheint  es  zweckmäßig,  eine  Beschreibung  der 
fUr  letztere  Zwecke  zur  Verfügung  stehenden  Arbeitsräume  und  Hilfs- 
mittel zur  Kenntnis  der  Interessenten  zu  bringen.  Das  in  den  folgenden 
Zeilen  zu  besprechende  physiologisch -chemische  Laboratorium  der 
Station  ist  seit  mehr  als  zwei  Jahren  in  seiner  jetzigen  Einrichtung 
vollendet.   Seine  Räume  liegen  in  dem  zweiten  und  dritten  {obersten) 
Stockwerk  des  älteren  Stationsgebäudes.    In  dem  zweiten  Stock- 
werk befindet  sich  der  große  Arbeitsranm  mit  dem  Waagen -Verschlag, 
das  Thierzimmer,  das  Zimmer  für  das  Digestorium  und  dasjenige  des 
Laboratoriumvorstehers.    Zu  diesen  Räumen  führen  drei  Treppen,  von 
denen  die  eine  vom  Lichthof  des  Gebäudes  ausgeht  und  unter  anderem 
eine  directe  Verbindung  mit  der  allgemeinen  Bibliothek  vermittelt; 
die  zweite  kommt  aus  dem  großen  zoologischen  Saal  ;  eine  hier  mün- 
dende Galerie  dient  zur  Verbindung  mit  dem  physikalisch-physiologi- 
schen Laboratorium.   Die  dritte  Treppe  geht  nach  unten  zum  Haupt- 
portal des  Gebäudes  und  nach  oben  zu  den  Räumen  im  dritten 
Stockwerk,  nämlich  dem  Schwefelwasserstoffzimmcr,  dem  Vorratbs- 
raum  und  dem  optischen  Zimmer.   Das  Gaszimmer  wird  vom  Raum 
für  das  Digestorium  aus  mit  einer  besonderen  Treppe  erreicht.  Das 
flache  Dach  des  Hauses  eudlicii  findet  ebenfalls  für  Laboratoriunis- 


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Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1885-1892.  641 

zwecke,  z.  B.  Operiren  mit  giftigen  Gasen,  Trocknen  an  der  Luft,  etc., 
Verwendung.  Alle  Räume  außer  dem  Vorrathssraum  sind  mit  Gas- 
und  Wasserleitung  versehen  ;  das  Thierzimmer  besitzt  außerdem  noch 
eine  Leitung  für  Seewasser. 

Der  große  Arbeitsraum  wird  hauptsächlich  durch  Oberlicht, 
das  von  Norden  einfällt,  beleuchtet  und  enthält  außer  dem  Verschlage 
für  die  Waagen  (s.  unten)  vier  chemische  Arbeitstische  mit  Schränken 
und  Kepositorien  flir  Reagentien.  Jeder  Tisch  bietet  bequem  Platz 
für  einen  Laboranten.  An  der  Südwand  befindet  sich  eine  Wasser- 
strahlpumpe von  Müncke  zum  Auspumpen  von  Trockenapparaten 
und  zum  Betrieb  eines  Gasgebläses;  fUr  letzteres  ist  aber  auch 
der  Blasebalg  vorhanden.  Ein  langer  Tisch  an  der  Ostwand  trägt 
Filtrirgestelle,  Wasserbäder,  Thermostaten,  Destillationsapparate  etc. 
Die  sämmtlichen  Arbeitstische  (und  das  Digestorium  im  Neben- 
räum)  erhalten  Wasser  einerseits  mit  sehr  hohem  Druck  direct  ans 
der  städtischen  Leitung,  andererseits  mit  geringem,  gleichmäßigem 
Druck  aus  einem  Reservoir,  das  hauptsächlich  zur  Speisung  der 
Wasserbäder  mit  constantem  Niveau  dient.  Der  Raum  enthält  ferner 
uuter  Anderem  einen  Gasofen  von  Fletcher  &  Comp,  zur  schnellen 
Erwärmung  größerer  Wassermengen.  —  Der  Waagen-Verschlag, 
aus  Holz  und  Glas,  ist  durch  eine  mit  Kautschuk  gedichtete  Thür 
vom  Arbeitsraum  aus  zugänglich.  Er  ist  mit  einer  regulirbareu 
Ventilationsvorrichtung  versehen,  welche  die  Luft  von  außen  bezieht. 
Neben  einer  guten  gröberen  Waage  stehen  in  ihm  zwei  feine  chemische 
Waagen  von  Sartorius,  welche  bis  zu  100  respective  500  g  Belastung 
vertragen;  die  eine  ist  ein  Geschenk  der  Berliner  Akademie  der 
Wissenschaften. 

Das  Thierzimmer  mit  Seitenlicht  von  Norden  und  Osten  dient 
sowohl  zum  Halten  und  Beobachten  als  auch  zum  Operiren  der 
Thierc.  Für  ersteren  Zweck  sind  vier  Bassins  mit  Zu-  und  Abfluss- 
lcitungen  vorhanden,  welche  mit  See-  oder  Süßwasser  gespeist 
werden  können.  Die  Operationen  an  Fischen  werden  auf  einem 
Tisch  mit  niedrigem  Rand  und  Wasserablauf  vorgenommen,  während 
man  ihnen  durch  einen  Kautschukschlauch  Wasser  in  den  Mund 
leitet  und  so  die  Respiration  unterhält 

Das  Zimmer  neben  dem  großen  Arbeitsraum  ist  gleichfalls  mit 
Oberlicht  versehen.  Es  enthält  ein  dreitheiliges  Digestorium  mit 
Abzügen  für  Dämpfe  sowie  mit  Gas-  und  Wasserleitung.  Eine  Ab- 
theilnng  dient  für  die  Elementaranalysen,  die  beiden  anderen  zum 
Abdampfen,  Destilliren  etc.;  letztere  haben  Einsätze  von  Zink  mit 


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«42 


A.  Dohm 


Köhren  zum  Ablauf  überfließenden  Wassers.  Dieser  Kaum,  welcher 
auch  zum  Aufenthalt  des  Laboratoriumdieners  bestimmt  ist, 
enthält  ferner  ein  Gestell  zum  Waschen  und  Trocknen  der  Glas- 
und  Porzellangefäße.  Ein  Schiebefenster  stellt  cine  Communi  cation 
mit  dem  großen  Arbeitsraum  her. 

In  dem  Zimmer  des  Vorstehers  ist  auch  die  specielle  physio- 
logisch-chemische Bibliothek  untergebracht.    Diese  ist  noch  klein, 
cuthält  aber  die  notwendigen  Lehrbücher  und  besondere  die  zum 
praktischen  Arbeiten  erforderlichen  Handbücher,  ferner  die  vollstän- 
digen Serien  vom  Jahresbericht  Uber  die  Fortschritte  der  Thicrchemie 
und  von  der  Zeitschrift  für  physiologische  Chemie,  bei  deren  An- 
schafl'ung  die  Herren  Verleger  einen  erheblichen  Kabatt  gewährt 
haben.  Einen  werthvollen  Theil  der  Bibliothek  bildet  eine  von  Herrn 
Professor  Alexander  Schmidt  geschenkte  Sammlung  der  unter  ihm 
gearbeiteten  Dorpater  Dissertationen.    Es  finden  sich  ferner  in  der 
allgemeinen  Bibliothek  der  Zool.  Station  (im  ersten  Stock)  eine 
Anzahl  physiologischer  Werke,  darunter  die  wichtigsten  periodischen 
Publikationen,  wie:  Archiv  für  Anatomie  und  Physiologie,  Archiv 
für  die  gesammte  Physiologie,  Zeitschrift  für  Biologie,  Skandinavi- 
sches Archiv  für  Physiologie,  Centraiblatt  für  Physiologie,  Archives 
de  physiologie  normale  et  pathologique,  Journal  de  l'anatomie  et  de 
la  physiologie,  Comptes  rendus  de  la  société  de  biologie,  Archives 
de  biologie ,  Archives  italiennes  de  biologie ,  Journal  of  physiology, 
Journal  of  anatomy  and  physiology  etc..  auch  sind  viele  physiologisch- 
chemische Arbeiten  zerstreut  in  den  ziemlich  vollständig  vorhan- 
denen Schriften  von  Akademien  und  gelehrten  Gesellschaften. 

Im  drittcu  Stock  liegt  dicht  an  der  Treppe  das  Schwefel- 
wasserstoffzimmer mit  einem  zweitheiligen  Digestorium  und  einem 
Arbeitstisch.  Der  Boden  des  Digestoriums  ist  säurefest  aus  Schiefer 
und  Cement  construirt  und  hat  einen  Abfluss. 

Gegenüber  diesem  Zimmer  verläuft  ein  Corridor,  aus  dem  mau 
direct  in  die  Vorrathskammer  und  durch  einen  dunkeln  Vorraum 
in  das  optische  Zimmer  gelangt.  Dieses  hat  zwei  lichtdicht  ver- 
schließbare Fenster:  das  nach  Westen  trägt  feste  farblose  Glas- 
scheiben und  außerdem  zwei  Schieber  mit  einer  rothen  und  einer 
gelben  Scheibe  für  photographische  Zwecke  :  der  metallische  Schieber 
vor  dem  SUdfcnster  hat  einen  stellbaren  Spalt  zum  Einlass  der  durch 
einen  Heliostat  nach  Spencer  reflectirten  Sonnenstrahlen.  Durch 
mehrfach  gebogene  eiserne  Köhren  wird  das  Zimmer  ventilirt,  ohne 
das»  Licht  eindringt. 


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Bericht  über  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  18S5 — 1892.  643 

In  dem  Gaszimmer,  welches  von  Norden  erhellt  wird  und 
doppelte  Fenster  und  ThUren  hat.  herrscht  eine  sehr  constante  Tem- 
peratur. Der  Fußboden  ist  zur  Vermeidung  von  Verlusten  an  Queck- 
silber aus  großen  Marmorplatten  hergestellt.  Es  sind  die  Apparate 
vorhanden,  welche  Binsens  Methode  für  die  Analvse  der  Gase  er- 
fordert,  Wasserstoff-  und  Knallgas- Entwicklungsapparat.  Funken- 
induetor,  Kathetometer,  Messgefäße  etc.,  ferner  eine  Anzahl  Pipetten 
und  Büretten  für  Hempel'b  technische  Methode  der  Gasanalyse  so- 
wie ein  von  Herrn  Professor  Hoppe -Seylek  geschenkter  Apparat 
zum  Auskochen  und  Sammeln  der  Gase  des  Wassers. 

An  Hilfsmitteln  für  chemische  Arbeiten,  welche  oben  nicht  ge- 
nannt sind,  wären  noch  aufzuführen  ein  Halbschatten-Polarisations- 
apparat nach  Laubbnt  mit  LANDOi/r'schcr  Gas-Natriumlampe,  Spek- 
troskope, Colorimeter,  Hüfner's  Apparat  zur  Bestimmung  des  Harn- 
stoffs ;  dass  auch  die  gebräuchlichen  chemischen  Utensilien  vorhanden 
sind,  bedarf  nicht  der  Erwähnung.  Für  die  gewöhnlichen  physio- 
logisch-chemischen Arbeiten  ist  das  Laboratorium  genügend  ausge- 
stattet; sollten  die  Apparate  für  speciclle  Untersuchungen  nicht 
ausreichen,  so  ist  die  Direction  gern  bereit,  dieselben  nach  Bedarf 
und  nach  Maßgabe  der  dafür  vorhandenen  Mittel  zu  ergänzen. 

So  weit  die  Beschreibung  der  chemischen  Abtheilung.  Die 
physikalisch-physiologische  Abtheilung  ward  baulich  im 
Jahre  1890  hergestellt,  ihre  Einrichtung  konnte  aber  erst  im  Jahre 
1892  begonnen  werden,  als  es  gelang,  Herrn  Dr.  Schoenlein,  Pro- 
fessor der  Physiologie  an  der  Universität  von  Santiago  in  Chile,  für 
die  Leitung  derselben  zu  gewinnen. 

Der  genannte  Herr  berichtet  Uber  seine  bisherige  Thätigkcit 
folgendermaßen  : 

Das  physiologische  Laboratorium  der  Zoologischen  Station 

za  Neapel 

von 

Karl  Schoenlein. 

Die  zur  Verfügung  stehenden  Räume  liegen  Im  Oberstock  des 
alten  Hauses  auf  der  Westseite,  vom  Westeingang  des  Hauses  direct 
zugänglich,  ohne  dass  erst  andere  Zimmer  passirt  werden  müssen. 
Es  sind  im  Ganzen  sechs  Zimmer:  drei  kleinere,  etwa  gleich  lang 
und  breit,  von  10  bis  12  qm  Bodenüäche ,  und  drei  größere  lang- 
gestreckte von  70  bis  55  qm  Bodenhache.   Von  diesen  belinden  sich 


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VA4 


A.  Dohm 


die  Zimmer  Nr.  1,  2  u.  3  (s.  den  Grundriss  auf  Taf.  41)  auf  nahezu 
gleicher  Höhe,  während  Nr.  4,  5  u.  6  circa  2l/2  m  höher  liegen; 
Nr.  4  ist  mit  Nr.  1  durch  eine  leicht  gezimmerte  Treppe  verbunden, 
zu  Nr.  2  u.  3  gehen  durch  die  an  den  Enden  des  Zimmers  liegenden 
Eingänge  einige  Stufen  circa  40  cm  herunter,  Nr.  5  u.  6  haben 
einen  eigenen  Eingang  von  der  Treppe  aus.  In  Nr.  3  ist  noch  eine 
Dunkelkammer  eingebaut;  Uber  ihm  befinden  sich  die  Hochreser- 
voirs Air  das  Seewasser,  welche  von  Nr.  5  aus  zugänglich  sind. 
Nr.  4  läuft  parallel  der  dem  Meer  zugekehrten  Seite  des  Hauses 
und  stellt  durch  das  anschließende  Gaszimmer  der  chemischen  Ab- 
theilung eine  Verbindung  mit  der  letzteren  dar,  wenn  man  die  höl- 
zerne kleine  Treppe  zu  dem  Raum  für  das  Digestorium  hinunter 
steigt'.  Eine  zweite  Verbindung  führt  durch  eine  in  die  Wand  des 
großen  zoologischen  Laboratoriums  eingebaute  Galerie  in  den  großen 
Arbeitsraum  der  chemischen  Abtheilung  hinüber.  Nr.  2  u.  3  sind 
Eckzimmer.  Nr.  6,  Uber  Nr.  2  gelegen,  dessglcichen  Nr.  1  u.  ;> 
laufen  parallel  den  Schmalseiten  des  Hauses  nahezu  von  Norden  nach 
Süden. 

Die  Zoologische  Station  hat  bisher  wesentlich  morphologischen 
Untersuchungen  gedient  und  erst  in  den  letzten  Jahren  auch  das 
experimentelle  Gebiet  in  ihren  Arbeitsbereich  hineingezogen.  Wenn 
sich  nun  auch  mit  jenen  und  mit  den  meisten  bei  chemischen  Unter- 
suchungen nöthigen  Operationen  die  Gegenwart  anderer  mit  anderen 
Versuchen  beschäftigter  Personen  oder  zeitweilig  unbeschäftigter  Zu- 
schauer verträgt,  so  ist  das  für  eine  größere  Reihe  von  Arbeiten  aus 
denjenigen  Capiteln  der  Physiologie  weniger  angenehm,  welche  sich 
mit  der  Beobachtung  an  Uberlebenden  Organen  befassen. 

Bei  Versuchen  an  Uberlebenden  ausgeschnittenen  Nerven  und 
Muskeln,  an  der  abgetrennten  Netzhaut  und  an  künstlich  durch- 
bluteten  Organen  gehört  die  Ökonomie  der  Zeit  zu  den  wesentlichsten 
Bedingungen  eines  das  hergestellte  Präparat  möglichst  ausnutzen- 
den Arbeitens.  Den  Uberlebenden  Organen  ist  nur  eine  bestimmte, 
im  Allgemeinen  kurze  Uberlebenszeit  gegönnt:  sie  verlangen  dess- 
wegen  eine  sehr  concentrirte  Beobachtung,  und  der  begonnene  Ver- 
such duldet  keine  Unterbrechung.  Bei  den  gewöhnlichen  physiologi- 
schen Hausthieren  ist  nun  zwar  der  Verlust  eines  Experimentes  kein 
allzu  großes  Übel;  wenn  jedoch  Versuche  an  weniger  leicht  und 
immer  nur  in  einzelnen  Exemplaren  zu  erhaltenden  Thieren  in  Frage 


1  Im  Grundriss  weggelassen. 


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Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  wUhrend  der  Jahre  1885—1892.  645 

stehen,  so  wird  das  MissglUcken  oder  die  Unterbrechung  des  Versuches 
sehr  empfindlich. 

Nach  dieser  Richtung  hin  wären  viele  kleinere  isolirte  Räume 
erwünschter  gewesen,  als  ein  großer  Arbeitssaal.  Es  musste  in- 
dessen mit  den  vorhandenen  Räumen  gerechnet  werden,  und  die  An- 
ordnung solcher  Specialzimmer  wird  Sorge  späterer  Überlegungen 
sein  müssen,  vor  der  Hand  war  sie  jedenfalls  nicht  möglich.  Es 
wurde  daher  von  den  vorhandenen  Zimmern  nur  ein  einziges  für 
bestimmte  Versuche  reservirt,  und  zwar  für  solche,  bei  denen  der 
Experimentator  sich  des  Galvanometers,  gleichviel  zu  welchen  Zwecken, 
bedienen  muss. 

Hierfür  wäre  eines  der  beiden  kleinen  Zimmer  Nr.  2  oder  3  viel- 
leicht das  zweckmäßigste  gewesen,  doch  wäre  in  ihnen  die  Bewegung 
etwas  zu  beengt  gewesen,  wenn  außer  dem  fllr  solche  Versuche  zu- 
meist recht  großen  Tisch  noch  für  die  Boussolc  und  die  Regale  zum 
Abstellen  der  vielen  gleichfalls  nöthigen  Kleinigkeiten  hätte  Platz 
geschafft  werden  müssen.  Außerdem  verlangen  Galvonomcterver- 
suche  besonders  trockene  Zimmer,  welche  aus  leicht  begreiflichen 
Gründen  in  der  zoologischen  Station  seltener  sind  als  anderswo. 
Das  am  wenigsten  von  Seewasser  so  zu  sagen  inficirte  Zimmer  war 
Nr.  5;  es  war  zugleich  trotz  der  an  seiner  Südseite  anliegenden 
großen  Bassins  thatsächlich  das  trockenste  von  allen,  was  sich  an 
Sciroccotagen  schon  mit  dem  bloßen  Auge  feststellen  ließ,  da  dann 
die  charakteristischen  Feuchtigkeitsflecke  auf  dem  Fußboden  dort 
ganz  fehlten.    Es  wurde  also  zum  Boussolzimmer  bestimmt. 

In  das  andere  kleine  und  ganz  trockene  Zimmer  Nr.  (>  wurden 
das  Handwerkszeug  und  die  Utensilien  einer  mechanischen  Prä- 
cisionswerkstätte  untergebracht.  Letztere,  in  den  meisten  physiologi- 
schen Instituten  ebenso  unentbehrlich  geworden,  wie  bereits  in  den 
physikalischen,  dürfte  sich  hier  vielleicht  noch  viel  nützlicher  erweisen 
als  anderswo,  denn  Neapel  besitzt  wenige  geschulte  Mechaniker. 

Auf  einem  bis  jetzt  noch  so  unbearbeitet  liegenden  Gebiete,  wie 
es  die  Physiologie  der  Wasscrthiere  ist,  wird  es  ebenso  unmöglich 
sein,  im  Voraus  etwas  Uber  die  Bedürfnisse  des  Untersuchers  zu 
wissen,  wie  die  Richtung  vorauszusagen,  welche  die  Untersuchungen 
einschlagen  können.  Ich  habe  mich  daher  über  viele  der  nach- 
folgend mitzutheilenden  Dinge  aufs  Gerathewohl  entschließen  müssen. 

Die  physiologischen  Versuche  theilen  sich  —  die  specielle 
Physiologie  des  Menschen  ist  hier  natürlich  ganz  ausgeschlossen  —  in 
ihren  Verfahrungsweisen  zunächst  in  zwei  große  Gruppen,  je  nachdem 


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A.  Dohm 


das  Untersuchungsobject  nach  geschehenem  Eingriffe  weiter  leben  soll 
oder  nicht 

Für  den  ersten  Fall  sind  größere  Bassins  zur  Erhaltung  und 
Pflege  der  Thiere,  vor  Allem  auch  zur  bequemen  Beobachtung  er- 
forderlich ;  für  letztere  müssen  sie  auch  von  allen  Seiten  und  womög- 
lich auch  von  oben  bequem  zugänglich  sein,  damit  man  dem  operirten. 
freigelassenen  Thier  auch  im  Wasser  mit  den  Beobachtungsmitteln 
bequem  beikommen  kann.  Bei  den  in  Frage  kommenden  Operationen 
sind  Narcotisirungsmittel,  für  die  Fische  auch  künstliche  Athmung 
durch  Zufuhr  frischen  Wassers  nüthig;  das  Instrumentarium  ist  Messer. 
Schere  und  Nadel,  in  allen  anderen  Fällen  braucht  man  irgendwelche 
Hilfsapparate,  vor  Allem  das  gesammte  Rüstzeug  der  Reiz-  und 
Registrirtechnik,  und  dem  entsprechend  große  Tische. 

Ich  habe  zunächst  vorausgesetzt,  dass  für  den  zweiten  Fall 
jeder  Stationsbesucher  an  einem  kleinen  Bassin  genug  bat,  in  welchem 
er  nur  die  für  den  betreffenden  Tag  zum  Versuch  bestimmten  Thiere 
unterbringt,  während  etwaiger  Vorrath  in  den  großen  Bassins  des 
Hauses,  respective  im  Aquarium  selbst  untergebracht  ist.  und  habe 
als  Typus  einer  complicirteren  Versuchsanordnung  eine  Arbeit  etwa 
Uber  Electrotonus  an  Wirbellosen  oder  einen  Blntdruckversucb  an 
Fischen  angenommen.    Für  diesen  Fall  reicht  ein  Tisch  von  1,50 
XO,90  m  aus,  denn  auf  ihm  haben  eine  Batterie  von  10  bis  12 
Daniels,  ein  MyogTaphion,  Rheochord,  Inductionsapparat,  Schlüssel, 
Wippen  und  Versuchsthier  bei  richtiger  Aufstellung  Platz  genug. 
Dazu  käme  dann  noch  ein  Regal  von  1  m  Breite  mit  5—6  Ge- 
fach zum  Abstellen  der  nicht  unmittelbar  benutzten  und  der  vom 
Experimentator  selbst  mitgebrachten  Requisiten.    Dann  lassen  sich 
in  dem  großen  Raum  Nr.  1  fünf  Tische  nebst  Bassins,  Regalen, 
Wasser-  und  Gasleitungen,  einigen  weiteren  Vorrathsregalen  und 
Schränkchen  so  aufstellen,  wie  dies  der  Grundriss  und  die  Durcb- 
schnittszeichnung  (Taf.  41)  angeben. 

An  der  Ostwand  des  Zimmers  sind  die  Bassins  und  Regale 
angeordnet,  zwischen  ihnen  Gas-  und  Wasserleitungen.  Die  Tische 
stellen  neben  ihnen,  parallel  zu  den  Schmalseiten  des  Zimmers.  Mit 
Rücksicht  auf  die  später  zu  erwähnenden  Beleuchtungsverhältuissc 
ist  angenommen  worden,  dass  der  Experimentator  mit  dem  Gesicht 
nach  Norden  sitzt,  so  dass  er  Bassins  und  Repositorien  zu  seiner 
Rechten  hat. 

Die  Vorrathsbassins  stehen  zu  zwei  Uber  einander,  das  obere 
kleiuerc  hat  Glaswände,  misst  1.0X0,42x0,34  m  und  hat  etwa 


Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1885—1892.  647 

27  cm  Wasserstand,  das  untere  von  1 ,20  X  0,04  X  0,32  m  hat 
25  cm  Wasserstand  und  besteht  aus  einem  mit  Blei  ausgesetzten 
Holzkasten.  Von  diesen  Doppelbassins  sind  1  und  2,  4  und  5 
den  entsprechend  numerirten  Tischen  zugeordnet,  während  dem 
Tisch  Nr.  3  ein  auf  den  Fußboden  gemauertes  Bassin  Nr.  3  von 
2y2X  0,65X0,50  m  Lichtmaß  mit  40  cm  Wasserstand  zugehört. 
Im  Nothfall  kann  letzteres  durch  bewegliche  Wände  noch  mehrfach 
getheilt  werden.  Das  gemauerte  Bassin  steht  sammt  einem  zweiten, 
Uber  ihm  befindlichen,  ganz  aus  Glas  und  Eisen  construirten  Bassin 
Nr.  6  längs  eines  großen  Fensters,  welches  in  den  Lichthof  des  Ge- 
bäudes sieht.  Letzteres  und  das  gleich  zu  erwähnende  Bassin  Nr.  7 
sind  zu  Beobachtungszwecken  reservirt.  Es  ist  desshalb  der  Raum 
vor  ihnen  beiden  freigelassen,  um  eventuell  Tische  mit  Instrumenten 
dicht  heranrücken  zu  können.  Zugleich  ist  auf  dem  Boden  derselben 
eine  ihn  ganz  bedeckende  Bleiplatte  ausgelegt,  welche  ihrerseits 
durch  einen  aus  dem  Wasser  reichenden  Bleistreifen  mit  einer  Klemm- 
schraube verbunden  ist.  Sie  soll  als  der  eine  Pol  der  seeuudären 
Spinde  eines  Iuductionsapparates  dienen,  während  der  andere,  bis 
auf  seine  Spitze  isolirt,  im  Wasser  in  die  Nähe  des  zu  reizenden 
Thieres  gebracht  wird.  Bei  passender  Elementenzahl 1  und  Apparaten- 
größe erlangen  in  der  Nähe  der  zweiten  Elektrode  die  Inductions- 
ströme  genügende  Dichtigkeit,  um  schon  auf  2  cm  Distanz  erregend 
zu  wirken.  Die  Methode  wird  ein  bequemes  Reizmittel  für  operirte 
Thiere  abgeben;  die  Ueactionsbewegungen  sind  sehr  deutlich,  nach 
dem  Charakter  der  Thiere  verschieden,  theils  Angriffs-,  theils  Ab- 
wehr-, thcils  Fluchtbewegungen2. 

Die  Dimensionen  des  Fensterbassins  Nr.  G  sind  2.10X0,57 
X0,5(>  m,  bei  40  cm  Wasserstand.    Die  Oberkante  des  Bassins 

1  Etwa  4  BuN.sF.N'sche  Taucheleuiente ,  zur  Kette  geordnet,  ein  großer 
Hirsch ma n n 'scher  Inductionsapparat,  über  einander  geschobene  Rollen. 

2  Zugleich  gestattet  die  Methode,  die  Schläge  des  Torpedo  direct  im  Wasser 
aufzufangen  und  sowohl  mit  dem  MAREYschen  Markirmagneten  als  auch  mit 
dem  Telephon  zu  registriren,  sobald  die  große  Bleiplatte  das  eine  Ende  der 
Leitung,  eine  zweite,  bis  auf  die  untere  Fläche  ganz  isolirto  Bleiplatte  von 
etwa  15  —  20  qcm  Oborflächo  das  andere  Ende  der  Leitung  darstellt,  und  die 
kleinere  Platte  dem  Fisch  genähert  wird.  Man  erhält  deutliche  Geräusche  im 
Telephon  schon  bei  15cm  Abstand  vom  Fische,  die  von  freiwilligen  Schlägen 
des  Thieres  herrühren ,  zu  denen  es  sich  nur  durch  die  Annäherung  der  Platte 
veranlasst  sieht.  Bei  1  cm  Abstand  wird  der  Anker  des  Magneten  durch  den 
Schlag  schwach  angezogen,  beim  directen  Auflegen  auf  das  Organ  wird  er 
mit  großer  Gewalt  angezogen  ,  sobald  der  Fisch  schlägt.  Torpedo  mormorata 
reagirt  viel  träger  als  ocellata,  aber  kräftiger. 

Mitth.-iliingeu  ».  d.  Zoolog.  HUtion  zu  Neapel.    Bd.  10.  43 


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648 


A.  Dohm 


steht  1,74  m  Uber  dem  Fußboden,  das  eiserne  Kahmenwerk  der 
beiden  Längsseiten  ist  durch  zwei  in  die  Oberkante  eingelassene 
Bander  mit  einander  verbunden,  damit  der  Druck  der  Wassermasse 
die  Seitenwände  nicht  aus  einander  treibe. 

Das  Hassin  wurde  so  vorgefunden.  Die  Höhe  seiner  oberen 
Ränder  und  die  dasselbe  überbrückenden  Querbänder  machen  Mani- 
pulationen im  Wasser  an  den  Thiercn  unbequem,  dagegen  wird  es 
sehr  geeignet  sein,  Habitusphotographicn  aufzunehmen,  da  es  ge- 
nügend Licht  hat1. 

Das  Bassin  Nr.  7,  in  gleicher  Weise  wie  Nr.  (>  mit  Bleiplatte 
ausgerüstet,  soll  ebenfalls  als  Beobachtungsbassin  dieuen,  and  ge- 
stattet vermöge  seiner  Dimensionen  Thieren  mittlerer  Größe  eine 
relative  Freiheit  der  Bewegung.  Die  Maße  sind  2,0x1.0x0,55  m, 
bei  40  cm  Wasserstand,  entsprechend  einem  Inhalt  von  800  kg  Wasser. 
Es  steht  auf  drei  kräftigen,  aus  10  cm  dicken  Hölzern  gerichteten 
und  in  einem  Kahmwerk  verspundeten  Böcken  :  die  Oberkante  liegt 
bei  1,30  m  Höhe,  so  dass  man  bequem  überall  in  das  Bassin  hinein- 
langen und  den  darin  schwimmenden  Thieren  mit  den  Unter- 
suchungsmitteln beikommeu  kann.  Für  letzteren  Zweck  wurde  jede 
über  die  Wasserfläche  weggehende  Verbindung  der  beiden  Lang- 
seiten des  Kahmens  vermieden  und  dem  Auseinauderwcichen  der 
Längswände  des  Bassins  durch  außen  angesetzte  Winkel  und  Streben 
entgegengearbeitet.  Dieselben  sind  auf  die  T-Schienen  aufgesetzt, 
welche  die  Bodenplatten  des  Bassins  tragen  und  etwa  17  cm  über 
die  Seitenwände  an  den  Längsseiten  hervorragen. 

Zimmer  Nr.  1,  5  und  6  konnten  keine  seitlichen,  nach  der  Straße 
gehenden  Fenster  erhalten,  und  so  wurde  Nr.  1  ausschließlich  mit  Ober- 
licht versehen,  während  Nr.  5  ein  großes  Oberlichtfenster  und  3  seit- 
lich hoch  gelegene  Fenster  besitzt,  welch  letztere  zwischen  die  Ober- 
lichtconstructionen  des  Zimmers  Nr.  1  eingeordnet  sind  und  über  das 
Dach  weg  freies  Licht  bis  an  den  Horizont  haben.    Nr.  G  endlich  hat 


«  Dio  Wände  dieses  Bassins  waren  nach  jedesmaliger  gründlicher  Reini- 
gung im  Verlauf  von  11  Tagen  bis  zur  Undurchsichtigkeit  mit  Algen  bewachsen, 
•las  beste  Zeichen  reichlicher  Belichtung.  Seitdem  dem  Abschaben  der  Be- 
wachsung  noch  eine  Wäsche  mit  verdünnter  Salzsäure  nachgeschickt  wird,  halten 
sich  die  Wände  über  14  Tage  reiu,  ehe  eine  neue,  viel  langsamere  Bewachsung 
beginnt.  Man  bemerkt ,  dass  die  Salzsäure  noch  einen  Niederschlag  von  der 
Scheibe  wegnimmt,  dor  durch  das  Scheuern  mit  Bürste  und  Seife  nicht  entfernt 
wird  und  offenbar  dio  Keime  der  nachwachsenden  Colouien  enthält.  Wenn 
dieso  weggenommen  sind,  musa  erst  eine  offenbar  viel  langsamer  geschehende 
Neubesiodclung  erlolgen. 


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Bericht  über  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1885-  1S92.  G49 


als  Fenster  eine  Glaswand,  welche  das  obere  Drittel  seiner  längsten 
Wand  ausmacht.  Da  es  fltr  die  Werkstatt  bestimmt  ist,  so  bleiben 
nähere  Belichtungsangaben  für  den  Stationsbesucher  ohne  Interesse. 

Zimmer  Nr.  1  hat  4  nach  Norden  liegende  schräg  gestellte 
Oberlichtfenster  von  1,15x4  m  Ausmaß,  welche  4  m  Uber  dem 
Zimmerboden  beginnen  und  parallel  den  Schmalseiten  des  Zimmers 
verlaufen.  Ich  will  dieselben  mit  Nr.  1 — 4  bezeichnen.  Die  Be- 
lcuchtungsverhältnisse  sind  dann  folgende:  Es  fällt  das  Licht  ein 
auf  Tisch  Nr.  I  mit  einem  Neigungswinkel  von  53!/2° — 45°  aus  Ober- 
licht 1,  von  32°—  23«/2°  aus  Oberlicht  2,  von  21°— 15V2°  aus  Oberlicht 
3  und  von  14°—  \V/2°  aus  Oberlicht  4.  Auf  Tisch  Nr.  II  mit  einem 
Neigungswinkel  von  39V,°—  30°  aus  Oberlicht  2,  von  24* /2°— 18° 
aus  Oberlicht  3  und  von  17"— 13°  aus  Oberlicht  4.  Auf  Tisch  Nr.  III 
mit  einem  Neigungswinkel  von  50° — 10°  aus  Oberlieht  2,  von  29° 
—22°  aus  Oberlicht  3  und  von  20°— 15°  aus  Oberlicht  4. 

Tisch  Nr.  IV  und  V  erhalten  wenig  directes  Licht.  Da  die  Fenster 
alle  frei  gegen  den  Himmel  ausgehen  und  die  Wände  hell  gestrichen 
sind,  so  resultiti  für  alle  Theile  des  Zimmers  ausreichende  Belich- 
tung, welche  auch  an  schwierigen  Objecten  zu  operiren  gestatten 
würde.  Die  Winkel  wurden  mittels  eines  kleinen  auf  deu  Theil 
des  Tisches  gestellten  Theodoliten  gemessen,  wo  der  Beobachter 
zunächst  mit  der  Arbeit  am  Thier  zu  thun  haben  wird.  Die  Achse 
des  Vcrticalkreises  stand  etwa  20  cm  Uber  der  Tischplatte,  die 
Winkel  fallen  also  etwas  zu  groß  aus. 

Die  Tischmaßc  sind:  Höhe  75  cm,  die  Platte  0,90x1,50  m. 
Sie  ist  3  cm  dick  und  steht,  wie  in  den  physiologischen  Labora- 
torien Uberall  gebräuchlich  ist,  an  allen  Seiten  10  cm  Uber.  Die 
Füße  und  die  Zargen  siud  kräftig  gehalten,  Alles  ist  aus  Pitchpiue- 
holz  gemacht,  uaturfarben  belassen  und  mit  Leinöl  gebeizt. 

Die  Kepositorien  sind  aus  Fichtenholz,  je  1  m  breit,  die 
untersten  unverstellbaren  drei  Gefach  sind  40  cm  tief,  die  oberen 
drei  oder  vier  auf  Zahnlcistcn  verstellbaren  Fächer  2b'  cm  tief,  das 
Holz  ist  braun  gebeizt  und  geölt. 

Süßwasser.  Seewasser,  Gas  ist  möglichst  nahe  an  die  Tische 
herangeführt;  jedem  Tisch  stehen  zwei  Gashähne  zu  Gebote:  über 
jedem  Ausguss  befindet  sich  außer  dem  gewöhnlichen  Hahn  für  die 
Süßwasserleitung  noch  ein  anderer  seitlich  mit  Schlauchstutzen. 

Das  Seewasser  zur  künstlichen  Athmung  wird  mit  Heber  dein 
nächstgelegcnen  Bassin  entnommen;  Air  den  Ablauf  sind  entsprechende 
Ausgüsse  vorgesehen. 

4:r 


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650 


A.  Dohm 


Über  die  Erleuchtung  des  zu  galvanonictrischen  Arbeiten 
reservirten  Zimmers  Nr.  5  ist  das  Wesentliche  schon  früher  bemerkt 
worden.  Die  Boussole  ist  auf  Holzconsol  in  der  nordöstlichen  Ecke  des 
Zimmers  an  der  starken  Mauer  zwischen  Zimmer  1  und  5  aufgestellt 
worden.  Während  der  Dauer  der  Beobachtungen  dürfen  die  Pumpen  Hil- 
das Seewasser  nicht  arbeiten,  da  die  ganz  periodisch  wiederkehrenden 
Stöße  der  Pumpventile  leichte  Mitschwingungen  der  Mauer  veran- 
lassen, so  dass  die  Scala  schwankt.  Im  Übrigen  versetzt  weder 
Umhergehen  in  dem  Zimmer  selbst  oder  in  den  Nachbarzimmern, 
noch  Thürzuschlagen  oder  Ähnliches  den  Spiegel  in  merkliche 
Schwankungen1.  Das  Tischformat  ist  1,0X1,65  m  bei  0,75  m 
Höhe.  Tische  und  Regal  sind  doppelt  vorgesehen  für  zwei  gleich- 
zeitig arbeitende  Laboratoriumsgäste.  Dieselben  müssen  dann  mit 
den  Arbeitsstunden  wechseln,  da  die  mehrfache  Beschaffung  eines 
so  theuren  Instrumentariums,  wie  einer  Boussole  nebst  Hilfsapparaten, 
von  der  Station  nicht  wohl  zu  verlangen  ist.  Über  die  noch  ver- 
bleibenden Zimmer  ist  zur  Zeit  noch  nicht  verfügt. 

Bei  der  Auswahl  des  Instrumentariums  wurde  zunächst  nur 
auf  diejenigen  Instrumente  Rücksicht  genommen,  von  denen  voraus- 
zusetzen war,  dass  sie  unter  allen  Umständen  benutzt  werden  würden, 
und  die  zugleich  besonderer  Abänderungen  mit  Rücksicht  auf  die  Natur 
der  Versuchstiere  nicht  bedurften.  Das  große  Heer  von  Apparaten, 
welches  in  den  physiologischen  Laboratorien  der  Universitäten  zur 
Demonstration  im  Hörsal,  für  Versuche  an  Säugethicrcn,  besondere 
Beobachtungen  am  Menschen  und  für  die  menschliche  Sinnesphysio- 
logie benutzt  wird,  fiel  selbstverständlich  aus.  so  dass  zunächst  nur 
das  Instrumentarium  für  die  Physiologie  der  irritablen  Sub- 
stanzen, insbesondere  von  Nerv  und  Muskel,  des  Kreislaufs  und 
der  Respiration  in  Frage  kommen  konnte.  In  den  beiden  letzten  Dis- 
ciplinen  bedarf  es  aber  sieher  vieler  abweichender  oder  neuer  Con- 
struetionen.  deren  Erstellung  eine  der  uäehsten  Aufgaben  des  Schreibers 
dieser  Zeilen  sein  wird,  so  dass  zunächst  wesentlich  die  Apparate 
für  das  erstgenannte  Versuehsgcbict  übrig  bleiben. 

Es  wurden  angeschafft: 
Ein  Spectralapparat.     Prisma  45  cm  hoch,  Spalt  mit  Vergleiche- 


1  Ich  will  im  librigen  bemerken,  das»  obwohl  selten  doch  Tapfe  vorkommen, 
an  denen  das  Arbeiten  unmöglich  ist.  weil  ans  bis  jetzt  unaufgeklärten  Gründen 
die  Nadel  stark  zittert.  Es  scheinen  hier  die  vulkanische  Xatnr  des  Bodens 
und  zugleich  atmosphärische  Einflüsse  mitzuspielen. 


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Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1*S5-1*!)2.  651 

prisma,  Scalenferarohr ,  Bcobachtungsfernrohr  von  lOmaliger  Ver- 
größerung (240  Mark).   Schmidt  &  Haensch. 

Ein  Spectroskop  a  vision  directe  (36  Mark).  Schmidt  ä  Haensch. 

Zwei  Häniatinometer  nach  Hoppe  -Seyler.  Schmidt  &  Haensch. 

Zwei  Hämatinometer  nach  Hermann.  Meyer  in  Zürich. 

Ein  Kymographion  nach  Balzer  &  Schmidt,  mit  Trommel  zum  Um- 
legen und  selbsttätiger  Trommelsenkung.  Petzold  in  Leipzig'. 

Sechs  Capillarelectroraeter,  zu  dreien  davon  Stative  mit  Druck- 
gefäßen, Auflagen  für  das  Mikroskop  ete.  Heidelberger  Modell. 
Desaga  in  Heidelberg. 

Ein  Galvanometer  nach  Hermann. 

Zwei  Inductionsapparate  nach  Du  Bois-Reymond. 

Sechs  Du  Bois'sche  Schlüssel. 

Zwei  Paar  Thonstiefelclectroden  nach  Du  Bois-Reymond. 

Ein  SAUERWALD'sches  Rheochord.  Platu  in  Potsdam. 

Ein  Widerstandskasten  von  1 — 11000  Ohm.   Hartmann  &  Braun. 

Ein  Ablesefernrohr  mit  Milchglasscala  von  40  cm  Länge,  Scala  am  Stativ 

zu  befestigen,  Messingdreifuß,  Oculartrieb,  27  mm  Öffnung,  25  cm 

Brennweite.  Hartmann  &  Braun  in  Bockenheim  bei  Frankfurt  a/M. 
Vier  Flaschenelemente,  Zink-Kohle,  30  cm  hoch,  dazu  eine  Zinktafel 

zum  Ersatz  der  verbrauchten  Zinkstücke,  ausreichend  für  120  Platten 

von  8  mm  Dicke. 
Vierzig  Zinkkreuze,  14  cm  hoch. 

Fünfundzwanzig  Kupfercylindcr,  12  cm  hoch,  mit  Klemmen. 
Dreißig  Thonzellen,  12  cm  hoch. 

Fünfundzwanzig  Battcriegläser  dazu.    Desaga  in  Heidelberg. 
Eine  kleine  Batterie  von  12  Daniells,  Kupfercylindcr  8  cm  hoch, 
Kupfercylinder  und  Zinkstab  zusammeugelöthet,  nur  als  Kette  zu 
gebrauchen.   In  Neapel  angefertigt. 
Zehn  complete  Universalstative  von  Desaga  in  Heidelberg. 
Ein  FLEiscuL'schcs  Uämometer. 

Ein  runder  Compensator  ist  bestellt,  aber  noch  nicht  geliefert. 
Dazu  kommen  noch,  als  bereits  in  der  Station  vorhanden: 
Zwei  Inductionsapparate. 

Eine  Zink-Kohlebatterie  für  Chromsäure,  von  4  Plattenpaaren,  die 

Zinke  8 X 12  cm  groß. 
Ein  kleineres  Tauchelement. 

*An  letzterem  hat  es  sich  unterdess  bereits  als  noth  wendig  erwiesen,  dio  selbst- 
tätige Trommelsenkung  zu  verlangsamen.  Die  oberen  Zahnräder  an  der  Senkuug 
wurden  desshalb  so  geändert,  dass  sie  mit  einander  vertauscht  weiden  können 


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652 


A.  Duhm 


Ein  Capillarclectronictcr. 

Zwei  PüAVAz'sche  Spritzen. 

Vorrath  von  Kupferdraht  und  Leitungsschnur. 

Aus  dem  Besitz  des  Schreibers  dieser  Mittheilung  stehen  zur 
Verfügung  : 

Zwei  myographische  Stative,  sehr  kräftig  gearbeitet,  nebst  folgendem 
Zubehör  :  starke  und  feine  Schreibhebel,  die  Vergrößerung  beliebig 
zu  verändern,  Last  an  der  Rolle,  direct  oder  als  Überlastung  zu 
benutzen,  Einrichtung  fUr  Schleuderzuckungen,  mit  oder  ohne 
gleichzeitige  Benutzung  des  Spannungszeigers,  Spannungszeiger 
nach  Fkk,  modifichi  vom  Verfasser,  Kästchen  aus  Hartgummi  mit 
doppeltem  Boden  zur  Kühlung  der  Nerven  mit  Eiswasser,  zwei 
Electrodenpaare  (zu  Versuchen  Uber  die  Fortpflanzungsgeschwindig- 
keit der  Nervenerregung),  feuchte  Kammer,  Muskelhalter  vertical 
mit  Schraube  verstellbar,  etc.  etc. 

Zwei  Paar  unpolarisirbare  Electroden.  Thonstiefel  von  Du  Bois- 
Keymond. 

EiullEiDENnAiN'scherTetanomotor;  der  Hammer  istabzuschrauben,  dess- 
glcichen  der  Ambos,  letzterer  durch  einen  Quecksilbernapf,  ersterer 
durch  eine  Platinspitze  zu  ersetzen  :  Apparat  zum  uniformen  Offnen 
und  Schließen  des  electrischen  Stromes. 

Vier  Du  Bois'sche  Schlüssel,  einer  für  drei  Drahtpaare,  Umschalter, 
Vorrciber,  eine  Anzahl  Kugelgelenke,  Quecksilbernäpfe  etc  etc. 
Das  liheotom  des  Verfassers  wurde  demselben  nach  Santiago  nach- 
geschickt, als  er  Chile  bereits  wieder  verlassen  hatte,  und  ist  also 
leider  verloren. 

Die  Werkstatt  ist  ziemlich  complet  eingerichtet;   es  dürfte 
außer  einer  Theilmaschine  kaum  etwas  von  den  Utensilien  einer 
mechanischen  Präsicionswerkstatt  fehlen.    Die  Schmiede  liegt  im 
Maschinenraum.    Es  sind  vorhanden: 
Hobelbank  und  Holzbearheitungsinstrumcntc. 

Eine  Drehbank  ganz  von  Eisen,  1,10  m  Wangenlänge,  137  mm 
Spitzenhöhe,  dazu  Planscheibe,  Achtschraubenfutter,  Zweibacken- 
futter, zwei  selbst  centrirende  amerikanische  Dreibackenfutter,  eines 
inwendig,  das  andere  auswendig  gestuft,  Reitstock,  Mitnehmer, 
ü  Paar  verschiedene  Körner,  Handauf  läge  für  Holz  und  Metall, 
Kreuzsupport.  Die  Spindel  ist  durchbohrt,  hat  äußeres,  inneres 
Spindelgewinde  und  Patroneneinrichtung,  darunter  je  eine  Patrone 
flir  das  Tubusgewinde  der  ZEiss  schen  und  SEiBERT  schen  Mikroskop- 
ubjective.    Lieferant  Fucns  &  Kunatu  in  Leipzig. 


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Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  wUhrend  der  Jahre  18*5-1*92.  053 

Dazu  ein  Vcrtikalfrässupport  mit  Parallelschraubstock  und  Einrichtung, 
um  gewöhnliche  oder  conische  Zahnräder  zu  schneiden.  Lieferant 
Gebrüder  Bergmann  in  Berlin.    Mit  Drehbank  1400  Mark. 

An  Werkzeug:  Stirn-  und  Seitenfräser,  Fräsen  für  die  Cylinder 
zu  Klemmschrauben  uud  Kopfschrauben,  Kreissäge  für  Metall  und 
Holz,  Schmirgelräder,  Lochleeren,  Spiralbohrer,  Gewindcschneid- 
kluppcn  nach  Witworth  und  Millimetermaß  (letzteres  unvollständig) 
von  \U  Zoll  bis  0,4  mm. 

Ferner  eine  Uhrmacherdrehbank  von  der  bekannten  Firma  LORCH, 
Schmidt  &  Comp,  in  Frankfurt  am  Main,  ebenfalls  complet. 

Vorräthe  von  Faconschrauben.  Messingstangen  und  -Rohr,  von  Ahorn- 
holz in  Brettern  von  10—5  mm,  ebenso  in  dicken  Stücken  zum 
Drechseln,  von  Ilartgummistäben,  Messingblech  etc. 

Es  wird  sich  somit  ermöglichen,  dem  hier  arbeitenden  Experi- 
mentator mit  Improvisation  von  Apparaten  im  ausgiebigsten  Maße 
an  die  Hand  zu  geben. 

Die  allgemeinen  Laboratoriumsgeräthe  finden  sich,  wie  bekannt, 
immer  in  der  Station  vorräthig.  Bezüglich  einiger  hier  nicht  ange- 
führter Instrumente,  wie  eines  Saccharimeter,  der  Apparate  zur  Gas- 
aualyse  etc.  verweise  ich  auf  die  Beschreibung  der  chemischen  Ab- 
theilung oben  pag.  043).  Es  erübrigt  noch,  das  Verzeichnis  der 
Gifte,  Narcotica  und  Alcaloide  anzuführen,  welche  angeschafft 
wurden  und  für  physiologische  Zwecke  vorräthig  gehalten  werden  : 
Acouitin,  Apomorphin,  Atropin,  Brucin,  Cocain,  Colchicin,  Coniin, 
Curare,  Daturin,  Delphinin.  Digitalin,  Duboisin,  Gelseminin,  Hyos- 
eyamin,  Lobeliin,  Morphium,  Muscarin,  Nicotin,  Pclletierin,  Physostig- 
min,  Picrotoxin,  Pilocarpin,  Piperidin,  Spartein,  Strophantin,  Thebain, 
Veratrin.  —  Methyl-,  Äthyl-,  Propyl-,  Butyl-,  Amyl-  und  Caprylalko- 
hol.  —  Ferner  Indigocarmin  von  Grüijler. 

So  weit  Herr  Prof.  Schoenlein;  das  »ne  sutor  ultra  crepidam« 
beherzigend,  füge  ich  nichts  weiter  hinzu,  als  die  an  alle  Physio- 
logen gerichtete  Einladung,  die  Zoologische  Station  in  ihrem  Be- 
streben, das  große  Arbeitsfeld  der  marinen  Organismen  auch  der 
physiologischen  Forschung  zu  unterwerfen,  unterstützen  zu  wollen. 

Auch  der  physiologischen  Botanik  ist  ein  eigenes  Labora- 
torium eingerichtet  worden  in  dem  großen  Westsaal  des  Neuen  Ge- 
bäudes. Dr.  A.  Hansen,  jetzt  Professor  in  Gießen,  hatte  die  Güte, 
die  Einrichtung  desselben  zu  übernehmen.    Er  hat  sich  selbst  hier- 


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G54 


A.  Dohm 


Uber  ili  der  Botanischen  Zeitung,  50.  Jahrg.  1892,  pag.  279  ff.  aus- 
gesprochen;  ich  bringe  seinen  Aufsatz  (mit  einigen  kleinen  Ände- 
rungen) hier  zum  Abdruck. 

Bericht  über  die  neuen  botanischen  Arbeitsräumc  in  der 
Zoologischen  Station  zu  Neapel 

von 

A.  Hansen  in  Gießen. 

Schon  seit  einer  längeren  Reihe  von  Jahren  ist  durch  die  Ein- 
richtungen der  Zoologischen  Station  auch  den  Botanikern  Gelegen- 
heit gegeben  worden,  Untersuchungen  Uber  Meeresalgen  anzustellen. 
Eine  Anzahl  deutscher  Botaniker  hat  diese  Gelegenheit  mit  Freuden 
benutzt,  und  das  Resultat  ist  eine  Reihe  wissenschaftlicher  Publica- 
tionen  von  Werth  gewesen.  Abgesehen  von  der  Noth wendigkeit  der 
Aufgabe  wurde  das  Studium  der  Flora  des  Golfs  durch  die  gebotenen 
Hilfsmittel  in  erster  Linie  nahegelegt.  Die  Fruchte  dieser  Arbeiten 
liegen  vor  in  einer  Anzahl  von  Monographien,  welche  einen  Thcil 
des  großen  Werkes  Uber  die  Fauna  und  Flora  des  Golfs  von  Neapel 
bilden.  Außerdem  konnten  aber  namentlich  mikroskopische  Unter- 
suchungen Uber  Meeresalgen  in  vollkommenster  Weise  unternommen 
werden,  da  die  vorhandenen  Einrichtungen  für  derartige  Arbeiten 
ganz  besonders  geeignet  waren.  Die  Kenntnis  der  Meeresalgen, 
welche  anatomisch  und  physiologisch  so  cigcnthUmlichc  Verhältnisse 
im  Gegensatz  zu  allen  anderen  Pflanzen  aufweisen,  hat  durch  die 
in  Neapel  gegebenen  Bedingungen  immer  mehr  an  Umfang  gewonnen. 
Mit  der  Beobachtung  der  Befruchtungsvorgänge  und  den  darauf  ge- 
gründeten systematischen  Untersuchungen  sind  jedoch  die  vorhan- 
denen wissenschaftlichen  Aufgaben  nicht  abgeschlossen.  Die  Mecres- 
algcn  liefern  in  mancher  Beziehung  besonders  eigenartige  und  günstige 
Objecto  fUr  allgemeinere  experimental-phy Biologische  Untersuchungen, 
um  zu  einem  ausführlicheren  Studium  in  dieser  Richtung  aufzufor- 
dern. In  den  letzten  Jahren  sind  experimental-physiologischc  Arbeiten 
hier  ebenfalls  in  Angriff  genommen  worden,  wobei  sich  jedoch  der 
Wunsch  nach  vollkommeneren  Hilfsmitteln  fUr  derartige  Arbeiten  regen 
niusste.  Ohne  günstig  gelegene  Räume  und  entsprechende  Einrich- 
tungen sind  experimentelle  Arbeiten,  wie  bekannt,  nur  schwierig  mit 
Erfolg  zu  unternehmen.  Um  so  dankenswerther  ist  es,  dass  der 
Gründer  und  Leiter  der  Zoologischen  Station  jetzt  auch  diesen 
Wünschen  der  Botanik  in  einer  Weise  entgegenkommt,  welche  die 


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Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1«85— 1R92.  655 

hohe  Bedeutung  der  Station  als  wissenschaftliche  Anstalt  von  Neuem 
erkennen  lässt. 

Von  Herrn  Professor  Dohrn  wurde  ich  ersucht,  in  einem  noch 
zur  Vertilgung  stehenden  stattlichen  Räume  im  neuen  Gebäude  der 
Zoologischen  Station  Arbeitsräume  für  botanische  Arbeiten  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  physiologischer  Untersuchungen  einzu- 
richten. Nachdem  diese  Aufgabe  beendet,  erlaube  ich  mir,  im  Ein- 
verständnis mit  Herrn  Doiirn  einen  Bericht  Uber  die  Einrichtung, 
die  vorhandenen  Utensilien  und  Apparate  zur  Kenntnis  zu  bringen. 

Der  gegebene  hohe  Saal,  durch  drei  große  Fenster  erleuchtet, 
eignete  sich  ftir  den  zu  erreichenden  Zweck  besonders  gut  wegen 
der  günstigen  Lichtverhältnisse,  die  eine  Hauptbedingung  für  pflanzen- 
physiologische Arbeiten  sind.  Die  Lage  ist  nach  Westen,  was  mit  Rück- 
sicht auf  die  verschiedenen  Jahreszeiten  besonders  für  den  Winter 
für  die  Arbeitenden  von  Werth  ist.  Genügende  Ventilation  ermög- 
licht jedoch,  die  Räume  auch  in  den  heißeren  Monaten  luftig  zu  er- 
halten. Durch  Wände  wurde  der  Saal  in  drei  geräumige,  in  einer 
Front  liegende  Arbeitszimmer  getheilt,  von  denen  jedes  an  der  West- 
seite durch  eines  der  großen  Fenster  abgeschlossen  wird.  Sowohl 
für  mikroskopische  als  experimentelle  Arbeiten  sind  somit  günstige 
und  regulirbare  Lichtverhältnissc  vorhanden. 

Alle  drei  Zimmer  sind  für  mikroskopische  Arbeiten  eingerichtet, 
die  ja  auch  bei  experimentellen  Untersuchungen  stets  nebenher  gehen. 
Die  Arbeitstische,  mit  Schubladen  und  Schrank  versehen,  sind  mit 
güustigster  Orientirnng  gegen  das  Licht  aufgestellt. 

Die  Arbeitstische  sind  mit  den  notwendigen  Untensilien,  Rc- 
agentien,  Farbstoff lösungen  etc.  für  mikroskopische  Arbeiten  aus- 
gerüstet. 50  Objectträger  und  Deckgläser  sind  darin  einbegriffen. 
Mehrbedarf  wird  zu  Einkaufspreisen  geliefert.  Auch  Stöpselflaschcn 
werden  zum  Conserviren  an  die  Arbeitenden  überlassen. 

Mitzubringen  sind:  Mikroskope, 

Mikrotome, 
Schneidewerkzeuge . 

Dagegen  sind  von  Hilfsapparaten  für  die  mikroskopische  Unter- 
suchung vorhanden: 

t)  Ein  Polarisationsmikroskop  von  Zeiss. 

2)  Ein  einfaches  Mikrospectralocular  von  Zeiss. 

3)  Ein  Engelmann  sches  Mikrospectroskop. 

NB.  Auch  für  bacteriologische  Untersuchungen  sind  die  nöthigen 
Gerätschaften  vorhanden. 


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050 


A.  Dohm 


Zu  den  übrigen  Einrichtungen  Ubergehend,  sei  zunächst  erwähnt, 
dass  die  Arbeitsräume  mit  See-  und  Süßwasser  sowie  mit  Gas  ver- 
sehen sind. 

Für  Seewasser  befindet  sich  in  den  beiden  seitlichen  Zimmern 
je  ein  großes  Bassin,  welche,  mit  Ab-  und  Zufluss  versehen,  als 
Reservoirs  und  für  Culturen  in  größerem  Maßstabe  dienen. 

Die  meisten  Beobachtungen  und  Experimente  mit  Meeresalgen 
lassen  sich  natürlich  nur  in  kleineren  Culturgefäßen  anstellen.  Von 
solchen  stehen  daher  in  reichlicher  Anzahl  zur  Verfügung: 

1)  Quadratische  Bassins  32  qcm,  12  cm  hoch;  2)  schmale  Bassins 
mit  parallelen  Wänden  in  verschiedenen  Größen;  3)  parai  lei  wandige 
Culturgefäße  (Cuvetten) ,  welche  auf  Holzträger  gesetzt  werden  ; 
4)  höhere  Glascy linder;  5)  niedrige  Glasschalen  in  jeder  Größe  mit 
Glasdeckeln. 

Die  Erfahrung  hat  ergeben,  dass  sehr  viele  Algen  sich  besser 
ohne  zuströmendes  Wasser  in  bedeckten  Gefäßen  erhalten  lassen. 
Die  kleinen  Culturgefäße  können  aber  nach  Bedürfnis  durch  Schlauch- 
leitungen mit  den  großen  verbunden  und  so  Ab-  und  Zufluss  her- 
gestellt werden. 

Für  die  experimentellen  Untersuchungen  wurde  in  erster  Linie 
auf  die  Möglichkeit,  verschiedene  Beleuchtungsverhältnisse  herzu- 
stellen, Rücksicht  genommen.  Zu  dem  Ende  sind  feste  (zitterfreie^ 
Tische  an  allen  Fenstern  angebracht  worden.  Zum  Aufstellen  von 
Versuchspflanzen  entfernter  vom  Fenster  dienen  transportable  Tische. 

Zur  gänzlichen  Verdunkelung  von  Versuchspflanzen  sind  Dunkel- 
kammern von  verschiedener  Form  und  Größe  vorhanden. 

Zur  Beleuchtung  von  unten  dienen  mit  passenden  Glasschalen 
montirte  Dreifüße.  Die  mit  Dunkelkammern  bedeckten  Culturen 
können  mit  Spiegeln  von  unten  beleuchtet  werden. 

Zu  Versuchen  in  farbigem  Licht  sind  zwei  SAcns'sche  Glocken 
angeschafft  worden.  Außerdem  sind  zwei  größere  mit  Cuvetten  zum 
Einfüllen  von  Kaliumbichromat  und  Kupferoxydammoniak  versehene 
Blechkästen  eingerichtet,  in  welche  größere  Gefäße  hineingestellt  und 
beobachtet  werden  können. 

Um  auch  die  übrigen  Culturbassins  mit  farbigen  Mänteln  um- 
geben zu  können,  mussten  farbige  Glasscheiben  gewählt  werden. 
Um  nicht  zu  viel  raumnehmende  Apparate  zu  haben,  sind  zwei  Ilolz- 
kästen  von  verschiedener  Form  angefertigt,  in  welche  sich  Glas- 
scheiben von  beliebigen  Farben  einschieben  lassen. 

Die  Fehlerquellen,   welche  sich  aus  der  Schwierigkeit,  spectro- 


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Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1885-1892.  657 

skopisch  reine  Glasmäntel  herzustellen,  ergeben,  müssen  einstweilen 
hingenommen  werden,  da  Mittitel  farbiger  Flüssigkeiten  von  beliebiger 
Form  kaum  herzustellen  sind.  Ich  erfreute  mich  bezüglich  der  Wahl 
von  farbigen  Glasscheiben  der*.  Zustimmung  von  Herrn  Geh.  Rath 
Pfeffer.  Das  Gebotene  ist  meiner  Ansicht  nach  zunächst  völlig 
ausreichend  für  Versuche  in  farbigem  Licht,  zumal  noch  das  Mikro- 
spectroskop  von  Engelmann  hinzukommt. 

Für  Versuche  Uber  Heliotropismus  können  die  oben  erwähnten 
Blech-  und  Holzkästen  nach  Ausschaltung  ihrer  farbigen  Mäntel  dienen. 

Ein  noch  fehlender  heizbarer  Objecttisch  oder  ein  Wärmekasten 
soll  noch  besorgt  werden. 

Für  gasometrische  Untersuchungen  Uber  Athmung  und  Assimilation 
muss  selbstredend  jeder  Experimentator  seine  Apparate  seinen  Zielen 
gemäß  selbst  zusammenstellen.  Es  wurde  daher  dafUr  gesorgt,  dass 
die  nöthigen  Bestandteile  solcher  Apparate  vorhanden  sind.  Zur 
Verfügung  stehen  : 

Ein  Kipp'scher  Apparat,  Gasentbindungsflaschen,  Chlorcalcium- 
röhren  verschiedener  Form,  Absorptionscylinder,  Glashähne,  Drei- 
wegehähnc,  Petten  kofe it'sch e  Röhren,  Glasglocken  mit  Tuben  und 
Stopfen,  verschiedene  Cylinder,  Schläuche,  Verschlussmittel,  sowie  das 
zur  Bearbeitung  und  Herstellung  der  Apparate  nöthige  Handwerkszeug. 

Von  feineren  Beobachtungsinstrumenten  wurde  ein  horizontales 
Mess-Mikroskop  für  Wachsthumsbeobachtungen  angeschafft.  Dasselbe 
ist  nach  Pfeffer's  Angaben  von  Albrecht  in  Tubingen  angefertigt. 
Seine  Construction  ist  aus  den  Handbüchern  bekannt. 

Besonders  angelegen  habe  ich  es  mir  dann  sein  lassen,  einen 
wenigstens  vorläufig  brauchbaren  Klinostaten  zu  construiren. 

Ob  Klinostatenversuchc  bei  Meerespflanzen  bemerkenswerthe  Re- 
sultate liefern,  ist  von  vorn  herein  nicht  zu  entscheiden.  Aus  diesem 
Grunde  konnte  ich  nicht  die  Verantwortung  für  Herstellung  eines 
feinen  und  kostspieligen  Mechanismus  übernehmen.  Es  ist  jedoch 
erwünscht,  dass  diejenigen,  welche  sich  mit  Klinostatenversuchen 
beschäftigen  wollen,  einen  zunächst  hinreichenden  Apparat  vorfinden. 
Es  ist  daher  ein  solcher  eingerichtet  worden,  dessen  in  einem  ge- 
räumigen Glasbassin  unter  Wasser  laufende  Achse  durch  ein  einfaches 
Uhrwerk  gedreht  wird.  Die  Achse  kann  herausgenommen  und  wie 
beim  gewöhnlichen  Klinostaten  mit  Unterlagen  für  die  Pflanzen  ver- 
sehen werden. 

Außer  den  angeführten  Apparaten  für  specielle  physiologische 
Untersuchungen  besitzt  das  botanische  Laboratorium  von  Apparaten 


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A.  Dohm 


und  Utensilien  zum  allgemeinen  Gebrauch  Waagen,  Stative  ver- 
schiedener Construction,  Aspirato r,  Glas-  und  Porzellangeräthe  für 
wissenschaftliche  Arbeiten,  Thermometer,  Gasregulatoren  etc. 

Von  größtem  Werthe  ist  es,  dass  neben  diesen  reichlichen  Mitteln 
fUr  botanische  Untersuchungen  auch  die  Benutzung  einer  ausreichen- 
den Bibliothek  ermöglicht  ist.  Die  sehr  umfangreiche  Bibliothek 
der  Zoologischen  Station  enthält  auch  200  Bände  botanischer  Litte- 
ratur.  Selbstredend  bilden  die  algologischen  Werke,  unter  denen 
fast  alle  hervorragenden  Tafelwerkc  vertreten  sind,  den  Hauptbestand, 
es  finden  sich  aber  einerseits  auch  die  wichtigsten  Hand-  und  Lehr- 
bücher der  Botanik,  andererseits  die  hervorragendsten  Zeitschriften 
vor,  so  dass  der  Botaniker  sich  fUr  eine  Reise  nach  Neapel  nicht 
mit  Büchern  zu  belasten  braucht.  Auch  die  neuere  algologische 
Litteratur  ist  in  Separatabdrücken  ziemlich  vollständig  vertreten. 
Manche  nicht  vorhandenen  Specialwerke,  z.  B.  Kützing's  Tabulac 
phycologicae,  sowie  Zeitschriften,  wie  die  Annales  des  sciences  natu- 
relles und  andere,  können  durch  Vermittelung  des  Bibliothekars, 
ohne  Mühe  für  die  Entleiher  selbst,  aus  den  öffentlichen  Biblio- 
theken in  Neapel  erhalten  werden. 

Erwünscht  wäre  es,  wenn  die  Autoren  durch  Einsendung  von 
Separatabdrücken  ihrer  Abhandlungen  die  stetige  Vervollständigung  der 
botanischen  Bibliothek  unterstützen  wollten. 

Schließlich  ist  das  Vorhandensein  einer  reichhaltigen  Spiritus- 
sammlung,  welche  von  Falkenberg  und  Berthold  angelegt  wurde, 
hervorzuheben.  Als  weiteres  Hilfsmittel  zum  Bestimmen  ist  ein 
Herbarium  vorhanden.  Somit  darf  man  behaupten,  dass  die  Zoolo- 
gische Station  jetzt  auch  den  Botanikern  ihren  Zielen  entsprechende 
und  sicherlich  Früchte  versprechende  Institutseinrichtungen  darbietet. 
Es  würde  mich  freuen,  wenn  die  nicht  ohne  Arbeit  entstandenen 
Neueinrichtungen  die  Fachgenossen  befriedigen  würden.  Wegen 
noch  vorhandener  Mängel  darf  ich  wohl  Nachsicht  beanspruchen,  da 
es  stets  schwierig  ist,  für  Andere  bis  zum  letzten  Punkt  befriedigende 
Anordnungen  zu  treffen,  und  da  auch  die  meisten  Dinge  hier  unter 
größeren  Schwierigkeiten  entstehen,  als  z.  B.  in  Deutschland.  Dank- 
bar möchte  ich  hervorheben,  dass  Herr  Geh.  Rath  Pfeffer  in  Leipzig 
mir  mit  größter  Bereitwilligkeit  seinen  Rath  bei  den  Einrichtungen 
zu  Theil  werden  ließ. 

Neapel,  1.  Sept.  1891. 

Wie  der  Anfang  der  ganzen  Zool.  Station  schwierig  war,  W 
ist  auch  die   Herstellung  der  physiologischen  Arbeitsräume  und 


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Bericht  über  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1885—1892.  f,59 

ihre  Ausstattung  mit  Instrumenten  und  Apparaten  nicht  leicht 
geworden.  Dass  diesem  Anfang  aber  eine  kräftige  Folge  werde, 
ist  Sache  der  Physiologen  —  mögen  sie  herzhaft  zugreifen  und  der 
Zoolog.  Station  auch  ihrerseits  eine  Entwicklung  bereiten,  wie  sie 
auf  morphologischem  Gebiete  in  einer  meine  eigenen  Erwartungen 
weit  überragenden  Weise  sich  vollzogen  hat. 

Von  dieser  Entwicklung  kann  am  besten  das  nachfolgende  Ver- 
zeichnis Kunde  geben. 


Verzeichnis  der  Naturforscher, 

uriche  vom  1.  .Tannar  1885  bis  31.  Decomber  1K92  in  der  Zoologischen  Station 

gearbeitet  haben. 


Namen. 


Wohnort. 


198 
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103 

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123 
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(25 
126 
(27 

129 
130 

Kl 

132 


Dr.  G.  Jatta 

Tenente  A.  Colombo 

Dr.  Ch.  Dolley 

Prof.  O.  Albini 
1  Dr.  A.  Paulicki 

Prof.  H.  Beneke 

Dr.  CI.  Harthiub 

Dr.  II.  E.  Ziemer 

stud.  v.  Oefele 

Dr.  E.  Bolide 

Dr.  A.  König 

Sig.  E.  Stassano 

Dr.  J.  Thallwitz 

l'rof.  F.  lodar.. 

l'rof.  F.  Merkel 

Stud.  K.  F.  Wenckebach 

Dr.  K.  Alttnann 

Mr.  W.  Iloyle 

Prof.  J.  Carnoy 

Dr.  f».  (iilson 
!  Dr.  J.  Walther 
j  Dr.  W.  Patten 

Dr.  O.  Schierlitz 

Comm.  De  Simone 

Prof.  A.  Della  Valle 

Lieut.  N.  AsbelelT 

Stud.  E.  Pornand 
1  Dr.  J.  11.  Wakker 

Dr.  O.  Hamann 

Dr.  E.  Daday 

Dr.  A.  OstrouinolT 

[Prof.  W.  Krause 

Dr.  F.  S.  Monticelli 
Dr.  F.  Balsamo 


Neapel 

Mailand 

Hochester 

Neapel 

Straßburg 

Königsberg 

Bremen 

Straßburg 

Erlangen 

Breslau 

Petersburg 

Neapel 

Straßburg 

Korn 

Königsberg 

Utrecht 

Leipzig 

Edinburgh 

Löwen 

Löwen 

Jena 

Hoston 

Danzig 

Neapel 

Modena 

Petersburg 

Lausanne 

Utrecht 

(löttingen 

Klausenburg 

Kasan 

Götti  ngen 

Neapel 
Neapel 


Staat 
oder  Anstalt. 

«leren 
Titich  benutzt 
wurde. 


Daut  der  Benutzung 


vom 


Italien 
Italien 

Philad.  Univ. 

Italien 

Straßburg 

Preußen 

Hamburg 

Baden 

Bayern 

Preußen 

eigener  Tisch 

Italien 

Baden 

Italien 

Preußen 

Holland 

Sachsen 

British  Assoe. 

Belgien 

Belgien 

Preußen 

Philad.  Univ. 

Preußen 

Italien 

Italien 

liuss.  Marine 

Schweiz 

Holland 

Preußen 

Ungarn 

Iiussland 

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BerlinerAkad. 

Prov.  Neapel 

Prov.  Neapel 


bis  zum 


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l.Jan. 
1  I.Jan. 
15.  Jan. 
20.  Jan. 

4.  Febr. 
0.  Febr. 

15.  Febr. 
20.  Febr. 
1  März 

5.  März 
\  März 

13.  März 
13.  März 
13.  März 
15.  Mita 
10.  März 
20.  März 

0.  April 
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12.  April 
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17.  April 
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22.  Jnni 

23.  Juli 

I  s.Aug. 

3.  Sept. 

4.  Sept. 
5.0ct. 

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24.0ct. 

1.  Nov. 
l.Nov 


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31.  Dee. 
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22.  Aug. 
7.  März 
T.April 

25.  Juni 
15.  April 
U.April 

25.  Mai 

26.  Dee. 
lO.Oct. 

3.  Mai 

4.  April 
s.April 

18.  Aug. 
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25.  Juni 
25.  Juni 
2s.  Juni 

23.  April 
20.  Juni 

I.Mai 
l.Nov. 

12.  Aug. 

10.  Juni 
I.Dec. 

2o.  (Jet. 

15.  Mai 

10.  März 

O.März 

31.  Dee. 
31.  Dee. 


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A.  Dohrn 


Wohnort. 


Staat 
oder  Anstalt, 

deren 
Tiwik  b«  nutzt 
wur.lo. 


Daner  der  Benützung 


Tom 


bis  zeit 


Tenente  A.  Colombo 
Dr.  K.  Setnon 
Dr.  U.  (ìeise 
D.  K.  Zschokke 
Dr.  A.  Tichomiroflf 
Dr.  R.  Scharff 
Prof.  A  Della  Valle 
Prof.  W.  Prever 
Dr.  (i.  Jutta  " 
Dr.  F.  Raffaele 
Dr.  M.  v.  Davidoff 
Prof.  O.  v.  Koch 
Dr.  <;.  Karsten 
Dr.  L.  Will 
Prof.  W.  Iiis 
Prof.  J.  Kollniann 
Dr.  J.  Steiner 
Dr.  L.  Piate 
Prof.  C.  Chnn 
Cand.  J.  Dobbcrke 
Mr.  W.  lloape 
Prof.  A.  Della  Valle 
Dr.  A.  Onody 
Dr.  F.  Nansen 
Dr.  F.  Schwinck 
Prof.  A.  Della  Valle 
Dr.  P.  De  Vescovi 
Dr.  (J.  Rovelli 
Prof.  F.  Gaaco 
Dr.  D  (  arazzi 
Prof.  S.  Trinchese 
Dr.  C.  C'rety 
Prof.  C.  Emery 
Prof.  C.  Chun 
Dr.  K.  Brandt 
Dr.  J.  M.  Janse 
Mr.  (i.  P.  Bidder 
Dr.  E.  Fraas 
Dr.  8.  Apäthy 
Mr.  II.  Bury 
Lieutenant  Saxe 
Dr.  F.  Noli 
Dr.  6.  Jatta 
Dr.  F.  Raffaele 
Prof.  S.  Trinchese 
Dr.  F.  Balsamo 
Dr.  F.  S.  Monticelli 
Prof.  A.  G.  de  Linares 
Mr.  J.  G ardine r 
Dr.  A.  Fleischmann 
Mr.  E.  Ponard 
Dr.  P.  Pelscneer 
Prof.  J.  Steiner 
Dr.  W.  von  Schröder 
8r.  J.  Madrid  Moreno 
Dr.  A  Fischer 


Mailand 
Berlin 
Meiningen 
A  arau 
Moskau 
London 
Modena 
j  Jena 
Neapel 
Neapel 
München 
Darmstadt 
Rostock 
Rostock 
Leipzig 
Basel 

Heidelberg 

München 

Königsberg 

Utrecht 

Cambridge 

Modena 

Budapest 

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München 

Modena 

Rom 

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Rom 

Spezia 

Neapel 

Rom 

Bologna 

Königsberg 

Königsberg 

Utrecht 

Cambridge 

Stuttgart 

Budapest 

Cambridge 

Petersburg 

Heidelberg 

Neapel 

Neapel 

Neapel 

Neapel 

Neapel 

Valladolid 

Manchester 

Erlangen 

Genf 

Brüssel 

Heidelberg 

Straßburg 

Madrid 

Leipzig 


Italien 

Preußen 

Sachsen 

Schweiz 

Russland 

British  Assoc. 

Italien 

Preußen 

Italien 

Italien 

Bayern 

Hessen 

Preußen 

Hamburg 

Sachsen 

Schweiz 

Baden 

Bayern 

Preußen 

Holland 

Cambridge 

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Bayern 

Italien 

Italien 

Italien 

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Italien 

Italien 

Italien 

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Berlin.  Akad. 

Berlin.  Akad. 

Holland 

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Ungarn 

Cambridge 

Russ.  Marine 

Baden 

Italien 

Italien 

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Prov.  Neapel 

Prov.  Neapel 

Spanien 

British  Assoc. 

Bayern 

Schweiz 

Belgien 

Berlin.  Akad. 

Straßburg 

Spanien 

Sachsen 


17.  Nov. 
21.  Nov. 
25.  Nov. 
4.  Dee. 
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14.  Dee. 
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1.  Jan. 
7.  Jan. 

2.  Febr. 
10.  März 
10.  März 
Lt.  März 

15.  März 
20.  März 

20.  März 
27.  März 

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15.  April 
10.  April 
is.  April 

21.  April 

4.  Mai 
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1.  Aug. 
L  Aug. 
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1 2.  Aug. 
12.  Aug. 
14.  Aug. 
1 9.  Aug. 
25.  Aug. 

5.  Oct. 
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24.  Oct. 

s.  Nov. 
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1 0.  Nov. 

11.  Nov. 

12.  Nov. 
1.  Jan. 
1.  Jan 

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1.  Jan. 

14.  Jan. 

2.  Febr. 

1 5.  Febr. 
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21.  Febr. 
24.  Febr. 

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1 .  März 
7.  März 


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7.  Sept  1" 
7. Sept. 

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1  Oct.  1- 

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17. Oct.  I" 
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15.  Jan.  I" 

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2".  Mai  I" 
S.Mai  I" 
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31.  Dee.  1" 

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1  -  Mai  1" 
12.  Mai  1" 
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15.  Mai  IV 

22.  April  1" 


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Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  18S5— 1892.  ßßj 


3S9 
390 
391 
391 

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425 
420 
427 
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429 
430 
431 
432 
433 
434 
435 


Namen. 


Dr.  J.  VV.  van  Wijhe 

Dr.  G.  Motti 

Stud.  W.  Marcuse 

Prof.  C.  Rabl 

Rev.  A.  M.  Norman 

Dr.  M.  v.  Davidoff 

Dr.  A.  Korotneff 

Dr.  II.  Reichenbach 

Dr.  B.  Itawitz 

Prof.  A.  Della  Valle 

Dr.  W.  Rcpiachoff 

Dr.  F.  Sanfelice 

Dr.  E.  Ficalbi 

Dr.  D.  ('arazzi 

Sr.  Blas  Läzaro  é  Ibiza 

M.  A.  de  Kraanoff 

Dr.  N.  Kasehtschenko 

Prof.  O.  B.  KluDsinger 

Dr.  W.  Müller 

Prof.  A.  Mosso 

Dr.  A.  Strubeil 

Prof.  A.  Famintzin 

Dr.  J.  Thiele 

Dr.  P.  Mingazzini 

Dr.  G.  Tacchetti 

Tenente  Guarienti 

Dr.  P.  Oppenheim 

Prof.  A.  Weismann 

Dr.  C.  Ishikawa 

Dr.  C.  Hartlaub 

Dr.  W.  Issaeff 

Dr.  M.  v.  Davidoff 

Prof.  A.  Mosso 

Dr.  G.  Jatta 

Dr.  F.  Raffaele 

Dr.  F.  Balsamo 

Dr.  F.  S.  Monticelli 

Dr.  Th.  Boveri 

Dr.  J.  van  Rees 

Dr.  EL  Henking 

Dr.  II.  Debus 

Mr.  H.  Bury 

Dr.  0.  vom  Rath 

Dr.  YV.  von  Schräder 

Stud.  C  Sapper 

Mag.  M.  P.  A.  Traustcdt 

Dr.  E.  Pergens 


Wohnort. 


Staut 
oder  Anrtalt, 

deren 
Tisch  benutzt 

wurde. 


Dauer  der  Benutzung 


vom 


430  Dr.  G.  Kaiide 

437  Mr.  A.  D.  Sloan 

43s  Prof.  C.  Rabl 

430  Dr.  M.  Joseph 

440  Dr.  J.  Kohl 

441  Dr.  J.  Voaseler 

442  |  Dr.  G.  Franck 

443  ,  Dr.  L.  Plate 


Al  melo 
A versa 
Breslau 
Prag 

Barum.  Rect. 

München 

Moskau 

Frankfurt  a.M. 

Berlin 

Modena 

Odessa 

Neapel 

Pisa 

Spezia 

Madrid 

Petersburg 

Charkow 

Stuttgart 

Greifswald 

Turin 

Frankfurt  a.M. 

Petersburg 

Berlin 

Rom 

Spezia 

Spezia 

Berlin 

Freiburg 

Tokio 

Bremen 

Petersburg 

München 

Turin 

Neapel 

Neapel 

Neapel 

Neapel 

München 

Amsterdam 

Göttingen 

Heidelberg 

Cambridge 

Straßburg 

Straßburg 

Heidenheim 

Kopenhagen 

Maeseyck 

Neumarkt  l 


Edinburgh 

Prag 

Berlin 

Marburg 

Tübingen 

Berlin 

Marburg 


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Italien 

Preußen 

Zool.  Station 

British  As8oc. 

Bayern 

Russland 

Zool.  Station 

Preußen 

Italien 

Russland 

Italien 

Italien 

Italien 

Spanica 

Russland 

Russland 

Württemberg 

Preußen 

Italien 

Sachsen 

Russland 

Preußen 

Italien 

Ital.  Marine 

Ital.  Marine 

Preußen 

Baden 

Baden 

Hamburg 

Rus8.  Marine 

Zool.  Station 

Italien 

Italien 

Italien 

Prov.  Neapel 

Prov.  Neapel 

Bayern 

Holland 

Preußen 

Hessen 

Cambridgo 

Straßburg 

Zool.  Station 

Württemberg 

Zool.  Station 

Belgien 

BerünerAkad. 

Preußen 

British  Assoc. 

Österreich 

Preußen 

Preußen 

Württemberg 

Zool.  Station 

Preußen 


17.  März 
25.  März 
25.  März 

20.  März 
2\  März 

29.  März 

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22.  April 
10.  Mai 

23.  Juni 

24.  Juni 
1.  Aug. 
3.  Aug. 

10.  Aug. 
23.  Aug. 

30.  Aug. 
5.  Sept. 

1 5.  Sept. 
30.  Sept. 
13.0ct. 
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l.Nov. 

25.  Nov. 
3.  Dee. 
3.  Dee. 
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29.  Dee. 

30.  Dee. 

30.  Dee. 

31.  Dee. 
1  .Jan. 
1 .  Jan. 
1.  Jan. 

1.  Jan. 
7.  Jan. 
7.  Jan. 

11.  Jan. 
10.  Jan. 
24  Jan. 

2.  Febr. 
14.  Febr. 

18.  Febr. 

21.  Febr. 
5.  März 
9.  März 

10.  Juni 
10.  März 

18.  März 

19.  März 
19.  März 

19.  März 

20.  März 
27.  März 


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30.  Juli 
25.  März 

23.  Juni 
20.  April 

I.Mai 
13.  April 
15.  Mai 
19.  Mai 
U.Juli 

I.  Nov. 

9.  Juli 

31.  Dee. 
19.  Sept. 

9.  Sept. 

l.Nov. 
30.  Sept. 
10.  Mai 
lo.  Oct. 
27.  Febr. 

10.  Oct. 

11.  April 

29.  April 

30.  April 

31.  Dee. 
10.  Mai 

s.  Mai 
2  Mai 

10.  März 
31.  Dee. 

11.  Mai 
11.  Juni 

29.  Mai 
15.  Febr. 
31.  Dee. 
31.  Dee. 
31.  Dee. 
15.  Sept. 
11.  April 

11.  April 

17.  April 
l.März 

2s.  Mai 

30.  April 

12.  Mai 

24.  April 
10.  März 
23.  Juni 
10.  Juni 

22.  Oct. 
15.  Mai 

8.  April 

18.  April 
12.  April 

23.  Mai 
0.  März 

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A.  Dohm 


Wohnort. 


Staat 
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198 
199 


Prof  B.  Hatschek 
Dr.  J.  Cori 
Dr  J.  Wickert 
Prof.  G.  v.  Koch 
Dr.  B.  Rawitz 
Dr.  F.  Wont 
Dr.  C.  Fisch 
Dr.  8.  Pansini 
Prof.  R.  J.  Anderson 
Prof.  A.  Della  Valle 
Prof.  C.  Emery 
Prof.  de  Giaxa 
Dr.  K.  Semon 
Prof.  M.  Ubsow 
Stud.  Gribowsky 
Dr.  Jablonowsky 
Dr.  C.  Benda 
Dr.  D.  Baldi 
Prof.  V.  Gräber 
Dr.  F.  Schütt 
Dr.  B.  Friedender 
Ten.  J.  Boria  de  Goyeneche 
Ten.  J.  D.  Shelly  y  Correa 
Dr.  A.  Fritze 
Bedot 
Vigliarolo 
Cobb 

C.  J.  Vosinaer 
Lvoff 
Bietet 
P.  Bidder 
von  Davidoflf 
K.  Weiss 
Jatta 
Sanfelicc 
Raffaele 
Mingazzini 
Pansini 
Arnheim 
Lubarsch 
Butirkin 
Prof.  L.  Savaatano 
Mr.  W.  L.  Caldenvood 
Dr.  C.  De  Brnyne 
Dr.  S.  Apathy  " 
Forstref.  H.  Kießling 
Dr.  G.  Brandes 
Cano 

Wortmann 
Atnbroun 
Ostnnimoff 
Virchow 
Boveri 
v.  Graft' 


Dr. 
Dr. 
Dr. 
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Dr. 
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Mr. 
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P. 

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A. 


Dr. 
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Dr. 
Dr. 
Dr.  Tl.. 
Prof.  L. 


G. 

J. 

H. 

A. 

II. 


Sr.  J.  Rioia  y  Martin 
Prof.  A.  Meyer 


Prag 

Prag 

München 

Darmstadt 

Berlin 

Amsterdam 

Erlangen 

Mol  fetta 

Galway 

Modena 

Bologna 

Pisa 

Jena 

Kasan 

Kasan 

Berlin 

Berlin 

Florenz 

Czornowitz 

Kiel 

Berlin 

Madrid 

Madrid 

Bremen 

Genf 

Neapel 

Spencer,  Mass. 
Haag 
Moskau 
Genf 

Cambridge 

München 

London 

Neapel 

Neapel 

Neapel 

Korn 

Molletta 

Berlin' 

Berlin 

Petersburg 

Portici 

Edinburgh 

Gent 

Budapest 

Tübingen 

Leipzig 

Rom 

Straßburg 

Leipzig 

Kasan 

Berlin 

München 

Graz 

Madrid 

Münster 


Österreich 

Osterreich 

Bayem 

Hessen 

Preußen 

Holland 

Bayern 

Prov.  Bari 

British  Assoc. 

Italien 

Italien 

Italien 

Preußen 

Russland 

Russland 

BerlinerAkad, 

Preußen 

Italien 

Osterreich 

Preußen 

Preußen 

Spanien 

Spanien 

Baden 

Schweiz 

Prov.  Neapel 

British  Assoc. 

Holland 

Russland 

Schweiz 

Cambridge 

Zool.  Station 

British  Assoc. 

Italien 

Italien 

Italien 

Italien 

Prov.  Bari 

Preußen 

Preußen 
Russ.  Marine 
Italien 

British  Assoc 

Belgien 

Ungarn 

Württemberg 

Sachsen 

Italien 

Straßburg 

Sachsen 

Russland 

Preußen 

Bayern 
Österreich 
Spanien 
Preußen 


5.  April 
5.  April 
1 4.  April 

23.  April 
27.  April 
27.  April 
2s.  April 

1.  Mai 

4.  Juni 
25.  Juni 
is.  Juli 

2.  Aug. 
9.  Aug. 

14.  Aug. 

14.  Aug. 
22.  Aug. 
31.  Aug. 

1 3.  Sept. 

15.  Sept. 

16.  Sept. 

24.  Sept. 
l.Oct. 
l.Oct. 
l.Oct. 

24.  Oct. 

5.  Nov. 
11.  Nov. 

14.  Nov. 
Ii».  Nov. 

3.  Dee. 

17.  Dee. 
17.  Dee. 
SO.  Dee. 

1.  Jan. 
1 .  Jan. 
1.  Jan. 
1.  Jan. 

1.  Jan. 

2.  Jan 
9.  Jan. 

13.  Jan. 

14.  Jan. 
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25.  Jan. 
30.  Jan. 
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2.  Febr. 
27.  Febr. 

5.  März 

6.  März 
s.  März 
s.  März 
s.  März 

19.  März 
2.  April 

4.  April 


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Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1885—1892  663 


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oder  Anstalt, 

deren 
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Dauer  der  Benutzung 
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554 

555 


Prof.  H.  Ludwig 
Prof.  F.  Zsehokke 
Prof.  S.  Exner 
Prof.  0.  Bütsehli 
Prof.  C.  Rabl 
Sr.  J.  Rioja  y  Martin 
Prof.  J.  van  Rees 
Prof.  PK  noli 
Dr.  J.  Yosseler 
Dr.  J.  Rüekert 
Dr.  B.  Lvotf 
Prof.  S.  Apäthy 


Prof.  F.  Vejdovsky 
Dr.  F.  Quentell 
Dr.  J  M.  Janse 
Dr.  H.  Griesbach 
Dr.  W.  Wagner 

Dr.  W.  Schitnkewitseh 

Prof.  A.  Della  Valle 

Mr.  A.  Willey 

Prof  C.  Emery 

Dr.  A.  Pasquale 

Dr.  G  D'  Abundo 
'  Prof.  J.  Steiner 
1  Dr.  F.  S.  Monticelli 

Sr.  José  Gogorza 
I  Ten.  J.Borja  de  Goveneclu 
|Stud.  A.  Tosi 

Dr.  H.  Rex 

Prof.  C.  Grobben 

Dr.  G.  W.  Müller 

Mr.  W.  W.  Norman 

Mr.  T.  Groom 

Dr.  J.  Loeb 

Dr.  K.  Endriss 

Dr.  11.  Trautzsch 

Dr.  G.  Magini 

Dr.  B.  Friedender 

Dr.  P.  Davi^non 

Prof.  A.  Kowalewskv 

Dr.  E.  Weber 

Dr.  Koppen 

Ten.  J.  Anglada  y  Rava 
Prof.  0.  Nüsslin 
Dr.  E.  Yanhoffcn 
Dr.  R.  Schneider 
Dr.  G.  Jutta 
Dr.  F  Raffaele 
Dr.  P.  Mingazziui 
Dr.  S.  Pansini 
Dr.  G.  Cano 
Dr.  P.  P.  C.  Uoek 
Mr.  E   W.  Butler 
Prof.  H.  Ambronn 
Mr.  G.  B.  Ward 
Dr.  F.  Schutt 


Prag 

Worms 

Leiden 

Mülhausen  i.E, 

Moskau 

Petersburg 

Modena 

Cambridge 

Bologna 

Neapel 

Pisa 

Köln 

Neapel 

Madrid 

Madrid 

Bologna 

Prag 

Wien 

Greifswald 

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Cambridge 

Straßburg 

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München 

Rom 

Berlin 

Petersburg 

Odessa 

Genf 

Charkow 

Madrid 

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Königsberg 

Berlin 

Neapel 

Neapel 

Rom 

Neapel 

Rom 

Leiden 

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Leipzig 

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Kiel 

Bonn 

Basel 

Wien 

Heidelberg 

Prag 

Madrid 

Amsterdam 

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Tübingen 

München 

Moskau 

Klausenburg 


Österreich 

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Holland 

Preußen 

Russland 

Russland 

Italien 

British  Assoc. 

Italien 

Italien 

Italien 

Baden 

Italien 

Spanien 

Spanien 

Italien 

Osterreich 

Osterreich 

Preußen 

Hamburg 

Cambridge 

Straßburg 

Württemberg 

Sachsen 

Italien 

Preußen 

Russ.  Marine 

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Schweiz 

Russland 

Spanien 

Baden 

Preußen 

Preußen 

Italien 

Italien 

Italien 

Italien 

Italien 

Holland 

British  Assoc. 

Sachsen 

Baden 

Hamburg 

Preußen 

Schweiz 

Österreich 

Baden 

Osterreich 

Spanien 

Holland 

Österreich 

Württemberg 

Bayern 

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6.  April 

23.  April 
2«.  April 

5.  Mai 
11.  Juni 

1 1 .  Juni 

1.  Juli 
14.  Juli 

19.  Juli 

20.  Juli 

2.  Aug. 

7.  Aug. 
1.  Aug. 

16.  Aug. 

17.  Aug. 

17.  Aug. 

6.  Sept. 
9.  Sept. 

25.  Sept. 
5.  Oct. 
9.  Oct. 

10.  Oct. 
13.  Oct. 
13.  Oct 

13.  Oct. 

14.  Oct. 
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7.  Nov. 
7.  Nov. 
7.  Nov. 

24.  Nov. 

26.  Nov. 
1.  Dee. 

30.  Dee. 
1.  Jan. 
1.  Jan. 
1.  Jan 
1 . Jan. 

1.  Jan. 
7.  Jan. 

21.  Jan. 

12.  Febr. 
März 
März 
März 
März 
März 

18.  März 

19.  März 

2.  April 

5.  April 

6.  April 
12.  April 
18.  April 
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22. 

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22. 
26. 

5. 
26. 

4. 

2. 
12. 
18. 

2. 

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1. 

6. 
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27. 

9. 


April 

Juni 

Aug. 

Juni 

Juli 

Juni 

Nov. 

Aug. 

Oct. 

Sept. 

Sept. 

Sept. 

Aug. 

Nov. 

Aug. 

Sept. 

Nov. 

Sept. 

Juni 

März 

Mai 

Mai 

März 

Febr. 

Oct. 

Nov 

April 

Mai 

März 

Febr. 

Nov. 

April 

Juni 

April 

Dee 

Dee. 

Sept. 

Dee. 

Dee. 

März 

Aug. 

Juni 

April 

April 

April 

April 

April 

April 

April 

Nov. 

Juni 

Mai 

Juni 

Mai 

Juni 

Sept. 


Mitteilungen  a.  «1.  Zooloj.  Station  zu  Neapel.    Üd.  10. 


44 


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Prof.  A. 


I.  v.  Koch 
Cerfontaine 
Mentitimi 
Coggi 
Messesi 
Verworu 
Della  Valle 
Dr.  G.  Valenti 
Dr.  F.  S.  Monticelli 
Dr.  G.  Mazzarelli 
Dr.  lì.  Kawitz 
Dr.  C.  Crety 

Ten.J.Borja  de  (ìoveneclie 
Dr.  V.  Salvati 
Dr.  J.  C.  Koningsbergcr 
Dr.  III.  Piutuer 
Dr.  (*.  v  Wilmshausen 
Dr.  A.  i.itoss 
Mr.  VV.  Melly 
Dr.  J.  Loeb 
Dr.  M.  v.  Davidoff 
Dr.  (ì.  Maurea 
Ten  J.  Anglaila  y  Ha  va 


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F.  Wenkebaeli 
Bergendal 
Bürger 
Fiedler 
Prof.  A.  Korotneff 
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Dr.  K.  C  Schneider 
Dr.  IL  Uuaglianouo 
Stud.  P.  S.  Iiottländcr 
Prof.  \V.  Iiis 
Dr.  W  Iii» 
Dr.  F.  v.  Haberh  i 
Prof  M.  Holl 
Dr.  P.  Kaufmann 
Dr.  E.  Ballowltz 
Mr.  .1.  L.  Hus*el 
Prof.  F.  Hiiekert 

Mr.  F.  S.  Harmer 
Prof  A  Hansen 
Dr.  E.  Ronde 
Dr.  S.  Kästner 


Darmstadt 

Llittieh 

Königsberg 

Bologna 

Koni 

Jena 

Modena 

Pisa 

Neapel 

Neapel 

Berlin 

Rom 

Madrid 

Neapel 

Utrecht 

Wieu 

Berlin 

Leipzig 

Liverpool 

Straßburg 

München 

Foggia 

Madrid 

Neapel 

Laibach 

Petersburg 

Gerona 

Neapel 

Manchester 

Paris 

Sassari 

Neapel 

Neapel 

Neapel 

Cambridge 

Utrecht 

Lund 

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Zürich 

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Moskau 

Wien 

S.  Sosti 

Breslau 

Leipzig 

Leipzig 

Graz 

Graz 

Berlin 

Greifswald 

Amerika 

München 

Cambridge 

Darmstadt 

Breslau 

Leipzig 


Hessen 
Belgien 
Preußen 
Italien 
Italien 
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Italien 
Italien 
Italien 

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Preußen 

Italien 

Spanien 

Italien 

Holland 

Österreich 

Preußen 
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Straßburg 

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Italien 
I  Spanien 

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Osterreich 

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Spanien 

Italien 

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Zool.  Station 
Italien 
Prov.  Bari 
Italien 
Italien 
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Holland 
Zool.  Station 
Hessen 
Schweiz 
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Italien 
Preußen 
Sachsen 
Sachsen 
Österreich 
Österreich 
Preußen 
Hamburg 
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Bayern 
Cambridge 
Hessen 
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I  Sachsen 


28.  Mai 

9.  Juni 
1 1 .  Juni 
13.  Juni 

2.  Juli 
5.  Juli 
7.  Juli 

25.  Juli  ' 
1 .  Aug. 

I  Aug. 

4.  Aug. 
lu.  Aug. 
17.  Aug. 

1.  Sept. 

1.  Sept. 

4.  Sept. 
13.  Sept. 
15.  Sept. 

29.  Oct. 
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10.  Nov. 
21.  Nov. 
24.  Nov. 

21.  Nov. 

30.  Nov. 

3.  Dee. 
15.  Dee. 

22.  Dee. 
22.  Dee. 

1.  Jan. 
1.  Jan. 
I.Jan. 
I .  Jan. 

1.  Jan. 

5.  Jan. 
9.  Jan. 

22.  Jan. 
3.  Febr. 
IL  Febr. 

15.  Febr. 

26.  Febr. 
5.  März 
7.  März 
7.  März 

1 1 .  März 

11.  März 

12.  März 

16.  März 

10.  März 
20.  März 
2(i.  März 
22.  März 

26.  März 

27.  März 
30.  März 

2.  April 


890  17 

890  11. 

690  29. 

890  19. 

890  21. 

890  25. 

390  4. 

890  30. 

890  1 . 
800  |  1. 

s90  15. 

890  22. 

890  7. 

890,  1. 

v.O)  25. 

yjo  17. 

890  9. 

800  7. 
890  3. 
890  25. 
890  28, 
S90  1. 
890  ,  1. 
890  31. 

590  27. 
H90  23. 
890  25. 
890  31. 

890  27. 
991  !  4. 

891  31. 

801  31. 
891  31. 

591  31 
891  1. 
801  18. 
S9I  24. 
891  22. 
891  j  24. 
891  I  24. 
s91 


1 

189" 

Iv.j: 

189«-' 
1 89'.' 

1 89" 


891 
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891 

891 
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89  J 

891 

891 

891 

891 
891 
891 
891 
S91 


o . 
11. 

i. 
17. 

8. 

H. 

0. 

6. 
21. 
23. 

6. 
lo. 

18. 

19. 
24. 
2 


Juli 
Oct. 
Mai 
Sept 
Sept. 
Dee. 
Nov. 
Sept.  189* 

Aug.  1VM 
Aug.  ISSI! 
Oct.  18»! 
Nov.  l.v 
Febr.  Iv 
Juni  lvj! 
Dee.  1*9' 
Oct.  189<. 
April  IVM 
März  lv> 
Jan. 

April  1891 
Febr.  1*91 
Juni  1891 
Juli  lb92 
Dee.  1802 
März  I8SJ 
Mai  lv»\ 
Febr. 
Dee.  lv«. 
März  18" 
Febr.  1891 
Dee.  1*91 
Dee  |8m: 
Dee.  lv< 
Dee.  I8««i 
Oet  18«h 
Juni  1*'" 

Allg.  18MÌ 

Juli  1891 
April 
März  1891 
Mai  1891 
Juli  1891 
Juni  1S9: 
April  181.: 
April  1891 
April  l>y 
April  l8fi 
April  1801 
Mai  l>*: 
April  1*9! 

Juli  18V 

April  lsSl 
April  18* 
.Sept.  1-K 
Aus.  1?* 
Juli  1«: 


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Bericht  über  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1885— 1892.  605 


Nuraon. 


i 


Wohnort. 


Staat 
.iii«r  Aiutali, 

deren 
Tisch  benutzt 

wurde. 


Dauer  di-r  lienutzunfr 


tum 


i 


bii  zum 


612  Prof.  F.  Hoppe-Seyler 

ti  13  Sr.  S.  Prado  v  Sainz 

614  Miss  Julia  B.  "Platt 

615  Dr.  R.  S.  Bergli 

616  Dr.  0.  Maas 
«il 7  Prof.  W.  Scbimkewitch 
01*  Dr.  A.  Jaschtschcnku 
t>H>  Mag.  L.  Kundsiu 

020  Dr.  A.  Pasquale 

021  Mr.  E.  A.  Minchin 

022  Prof.  S.  Apàthv 
62:i  Prof.  A.  Della'Valle 

024  Dr.  R.  Staderini 

025  Dr.  U.  Rossi 

020  Herr  Demetrius  Rossiuskv 

027  Dr.  F.  8.  Monticelli 

02S  Dr.  G  Mazzarclli 

021)  Prof.  J.  Steiner 

030  Dr.  C.  Crety 

031  Prof.  A.  Gotte 

032  Dr.  J.  H.  F.  Kohlbrugge 

033  Dr.  V.  Haecker 

034  Dr.  E.  Germano 

035  L>r.  K.  W.  Zimmermann 
030  Dr.  Luigi  Zoja 

037  Dr.  Raffaele 'Zoja 

03s  Dr.  Hans  Driesch 

639  Dr.  Curt  Herbst 

040  j  Dr.  G.  W.  Müller 

041  Mr.  E.  W.  Mac  Bride 
012  Mr.  A.  Wüley 

643  Dr.  O.  Vieart 

644  |  T.A.Navarretey  DeAlcazar 

645  Dr.  C.  Pictet 

640  Prof.  G.  Gilson 
047  Prof.  \V.  Salenski 
648  Dr.  G.  Cano 

049  Dr.  A.  Russo 
650  Dr.  G.  Jatta 
051  Dr.  F.  Raffaele 
652  Dr.  R.  Heymons 
65M  Dr.  R.  v.  Erlangor 
054  Dr.  S.  Bonaduce 
655  Cand.  J.  Hjort 

050  1  Prof.  E.  B."  Wilson 
657  Dr.  A.  Krupenin 
65b  Dr.  O.  zur  Strassen 
059  Dr.  G.  Antipa 

000  Prof.  A.  Korotneff 

601  Stud.  H.  Graber 

062  Dr.  F.  Rolimann 

063  Dr.  VV.  Nagel 

064  Prof.  M  v.  Lenhossék 

065  Dr.  K.  \V.  Zimmermann 
666  Dr.  R.  Gottlieb 

607  Dr.  J.  v.  Üxküll 


Straßburg 

Madrid 

Boston 

Kopenhagen 

Berlin 

Petersburg 

Petersburg 

Dorpat 

Neapel 

Oxford 

Klausenburg 

Modena 

Florenz 

Florenz 

Moskau 

Neapel 

Neapi-I 

Köln 

Rom 

Straßburg 

Amsterdam 

Freiburg 

Neapel 

Berlin 

Pavia 

Pavia 

Hamburg 

Altenburg 

Greifswald 

Cambridge 

Oxford 

Pisa 

Valencia 

Genf 

Lüwen 

Odessa 

Sassari 

Neapel 

Neapel 

Neapel 

Berlin 

Heidelberg 

Terlizzi 

Cliristiania 

Philadelphia 

Petersburg 

Leipzig 

Bukarest 

Kieff 

Czernowitz 

Breslau 

Tübingen 

Basel 

Berlin 

Heidelberg 

Heidelberg 


Straßburg 

Spanien 

Davis  Table 

Zool.  Station 

Preußen 

Russland 

Russland 

Russland 

Zool.  Station 

Oxford 

Ungarn 

Italien 

Italien 

Italien 

Russland 

Prov.  Neapel 

Prov.  Neapel 

Preußen 

Italien 

Straßburg 

Holland 

Baden 

Prov.  Bari 

BerlinerAkad 

Italien 

Italien 
;  Hamburg 

BerlinerAkad 

Preußeu 
:  Cambridge 

British  Assoc. 

Italien 

Span.  .Marine 

Schweiz 

Belgien 

Russland 

Italien 

Italien 

Italien 

Italien 

Preußen 

Baden 

Prov.  Bari 

Bayern 

Davis-Table 

Russ.  Marine 

Sachsen 

Zool.  Station 

Russland 

Osterreich 

Preussen 

Württemberg 

Ungarn 
{  Preußen 
j  Osterreich 

Württemberg 


3,  April 

4.  April 
7.  April 
9.  April 

30.  April 
4.  Mai 
4.  Mai 

M.Mai 

1.  Juni 

28.  Juni 

2.  Juli 
4.  Juli 
0.  Juli 

0.  Juli 
15.  Juli 

1 .  Aug. 
1 .  Aug. 

10.  Aug. 

1 1.  Aug. 

10.  Aug. 
21.  Aug. 

29.  Aug. 
l.Sept, 

4.  Sept. 
7.  Sept. 

7.  Sept. 
I  2h.  Sept. 

2s.  Sept. 
1.  Oct. 

5.  Oct. 

8.  Oct. 

11.  Nov. 
s.  Dee. 

11.  Dee. 

13.  Dee. 
15.  Dee 

1.  Jan. 
1.  Jan. 
1.  Jan. 
1.  Jan. 
1.  Jan. 

6.  Jau. 

7.  Jan. 

10.  Jan. 

11.  Jan. 
19.  Jan. 
29.  Jan. 

14.  Febr. 
17.  Febr. 

5.  Marz 
5.  März 

15.  März 
10.  März 
10  März 
19.  März 
19.  März 


1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1S91 
1891 
1S91 
1891 
1891 
1891 
1S91 
1*91 
1*91 
1S91 
1S91 
1S91 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1891 
1892 
1892 
1892 
1892 
1892 
1892 
1S9  2 
1892 
1892 
1 892 
1892 
1892 
1892 
1892 
1892 
1*92 
1892 
1*92 
1*92 
1892 


20.  April 
22.  Febr. 

2.  Juli 

14.  Juni 

8.  April 
10.  Juni 
13.  Juli 
12.  Juni 
10.  Aug. 

21.  Juni 

9.  Oct. 
2.  Nov. 

29.  Aug. 
29.  Aug. 

0.  Aug. 

1.  Aug. 

1.  Aug. 
29.  Aug. 

5.  Nov. 
21.  Oct. 

16.  Nov. 

26.  Oct. 
10.  Aug. 

8.  Oct. 
28.  Oct. 
28.  Oct. 

4.  April 
28.  April 

25.  Febr. 
8.  Aug. 

27.  Aug. 

15.  Jan. 
31.  Dee. 

21.  März 
12.  April 

26.  April 
10.  Sept. 
31.  Dee. 
31.  Dee. 

Dee. 
Mai 
Juli 
Aug 

2.  Mai 
10.  Juli 
20.  Juni 

1.  Juli 
20.  Aug. 

2.  März 
0.  April 

19.  April 
18.  April 
15.  April 
2*.  April 

22.  April 

17.  Mai 


31 

5 

i 

10 


44» 


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666 


A.  Dohm 


Wohnort 


benutit 


Dauer  der  Benatzting 
bis 


Prof.  W.  v.  Schrüder 

Mr.  H.  Pollard 
.  Dr.  H.  K.  Corning 

Dr.  A.  Kreidl 
I  Dr.  0.  Buchner 
1  Dr.  B.  Dean 

Prof.  G.  v.  Koch 

Dr.  V.  Faussck 

Dr.  D.  Carazzi 

Prof.  S.  Auathy 

Prof.  W.  Einthoven 

Prof.  W.  F.  R.  Weldon 

Miss  Tebb 

Prof.  A.  Della  Valle 
Dr.  G.  Rolando 
Dr.  F.  S.  Monticelli 
Dr.  G.  Mazzarella 
Dr.  G.  D'Abundo 
Prof.  S.  Trinchete 
Stud.  V.  Diamare 
Prof.  N.  Poléjaeff 
Mr.  C.  Dun can 
Prof.  K.  v.  Kostanecki 
Dr.  F.  RUhmann 
Dr.  C.  Crety 
Prof.  II.  Virchow 
Dr.  D.  PopotT 
Dr.  II.  Driesch 
Dr.  C.  Herbst 
Prof.  J.  V.  Carus 
Dr.  C.  Saint-Hilaire 
Mr.  G.  W.  Field 
Dr.  G.  W.  Müller 
Dr.  P.  Uaupttieisch 
Prof.  N.  Kastschenko 
Prof.  N.  Wagner 
Dr.  W.  Kruse 
Dr.  A.  Pasquale 
Dr.  A.  v.  Bunge 
Dr.  B.  Baculo 
Prof.  N.  Poléjaeff 
Prof.  F.  S.  Monticelli 


Heidelberg 

Oxford 

Prag 

Wien 

Stuttgart 

Washington 

Darmstadt 

Petersburg 

Spezia 

Klausenburg 

Leiden 

London 

London 

Modena 

Rom 

Neapel 

Neapel 

Pisa 

Neapel 

Neapel 

Petersburg 
I  London 

Gießen 

Breslau 

Rom 

Berlin 

Petersburg 

Hamburg 

Altenburg 

Leipzig 

Petersburg 

Baltimore 

Greifswald 

Greifswald 

Touisk 

Petersburg 

Berlin 

Neapel 

Petersburg 

Neapel 

Petersburg 
|  Palermo 


Straßburg 

Oxford 

Österreich 

Osterreich 

Württemberg 

Bayern 

Hessen 

Russland 

Italien 

Ungarn 

Holland 

Cambridge 

Cambridge 

Italien 

Italien 

Prov.  Neapel 

Prov.  Neapel 

Italien 

Italien 

Italien 

Russland 

British  Assoc 

Hessen 

Preußen 

Italien 

Preußen 

Russland 

Hamburg 

BerlinerAkad. 

Saehscn 

Russland 

Davis-Table 

Preußen 

Preußen 

Russi  and 

Russland 

Zool.  Station 

Zool.  Station 

Rus8.  Marine 

Italien 

eigener  Tisch 
Prov.  Neapel 


22.  März  1692 
29.  März  1692 
6.  April  1892 
6.  April  1892 
I  26.  April  1892 
I  27.  April  1892 
17.  Mai  1892 
20.  Mai  1892 
25.  Mai  1892 
9.  Juni  1892 
1.  Juli  1892 
10.  Juli  1802 
10.  Juli  1892 
12.  Juli  1892 

14.  Juli  1892 
1.  Aug.  1892 
1.  Aug.  1892 
1.  Aug.  1*92 
M.Aug.  1S92 

15.  Aug.  1892 
17.  Aug.  1892 

22.  Aug.  1692 

1.  Sept.  1692 

2.  Sept.  1892 
6.  Sept.  1692 
6.  Sept.  1892 
6.  Sept.  1892 

20.  Sept.  1*92 
20.  Sept.  1892 

23.  Sept.  1*92 
29.  Sept  1892 

5.  Oct.  1892 
18.0ct.  1*92 
25.  Oct.  1*92 

8.  Nov.  1692 
*.  Nov.  1*02 

9.  Nov.  1*92 
9.  N«v.  1892 

15.  Nov.  1802 

6.  Dee.  1692 
17.  Dee.  1602 

24.  Dee.  1892  . 


14.  April  1*92 


10.  Mai 
20.  Mai 
la.  Juli 


1892 
1692 
1692 


3.  Juni  1692 
2.  Juli  1692 
21.  Sept.  1892 
8.  Juli  1892 

5.  Oct  1*92 
7.  Sept.  1892 

21.  Sept.  1692 
21.  Sept.  1692 

6.  Oct.  1892 
5.  Sept.l8y2 

16.  Oct.  1*92 
31.  Dee.  1692 
*.Oct.  1892 


23.  SepL  1692 
30.  Oct.  1S92 
1 7.  Sept.  1  *92 
10.  Oct.  18«2 
29.  Nov.  1VJ2 
27.  Oct.  1892 
27.  Oct.  1892 


10.  Oct.  1*92 
6.  Nov.  1892 


9.  Dee.  1>92 
9.  Dee.  1892 


Diesem  Verzeichnisse  könnte  ich  wie  früher  auch  jetzt  die  Listen 
des  nach  allen  Weltgegenden  versandten  Studien  -  Materials  bei- 
fugen, nehme  aber  davon  Abstand,  weil  dieselben  mehrere  Druck- 
bogen füllen  wurden.  Ich  habe  an  anderer  Stelle  (Deutsche  Rund- 
schau 18.  Bd.  1892  Heft  11)  kürzlich  betont,  welchen  Umfang  diese 
Thatigkeit  der  Zool.  Station  besitzt,  wie  sie  die  Bedeutung  der  Sta- 
tion als  Centralpunktes  für  die  Untersuchung  der  lebenden  See- 
thiere  ergänzt  und  ihre  Wirksamkeit  bis  an  die  fernste  Peripherie 


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Bericht  über  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1885—1892.  667 

der  Civilisation  erstreckt.  Durch  den  an  Marine-Officicre  und  Ma- 
rine-Ärzte  ertheilten  Unterricht  im  Sammeln  und  Conserviren  der 
Seethiere  und  weiterhin  durch  die  Veröffentlichung  der  größten- 
teils in  der  Zool.  Station  erdachten  und  erprobten  Conservirungs- 
methoden  hat  diese  Thätigkeit  noch  eine  weitere  Wirkung  in  die 
Ferne  gehabt  —  davon  hat  die  wissenschaftliche  Welt  ausreichende 
Kunde  erlangt,  und  es  freut  mich,  hervorheben  zu  können,  dass  Jahr 
für  Jahr  auf  dieser  Bahn  fortgeschritten  wird. 

Nun  möchte  ich  noch  einige  Worte  über  die  Publicationen  der 
Station  sagen. 

Die  »Mittheilungen  aus  der  Zool.  Station«  sind  ziemlich  gleich- 
mäßig fortgeschritten,  von  ihnen  ist  nichts  Wesentliches  zu  melden. 
Die  Monographien  der  »Fauna  und  Flora«  dagegen  haben  mehr 
Schwierigkeiten  geboten,  durch  die  Natur  der  Arbeit  selber,  durch 
die  Engagements  auf  lange  Dauer,  welche  ihr  zu  Grunde  liegen,  und 
durch  die  dabei  reichlicher  gebotene  Gelegenheit  zu  hemmenden 
Zwischenfällen,  welche  vom  Willen  der  an  der  Herstellung  der 
Arbeiten  resp.  der  Tafeln  und  des  Druckes  Betheiligten  unabhängig 
sind.  Die  längste  Verzögerung  haben  zwei  Monographien  erlebt,  wel- 
che eigentlich  bestimmt  waren,  wenn  nicht  den  ersten,  so  doch  einen 
der  ersten  Jahrgänge  zu  bilden  :  die  Enteropneusta  Spengel's  und  die 
Rhodomeleen  Falkenberg's.  Nahezu  14  Jahre  sind  seit  ihren  An- 
fängen verflossen.  Andere  fast  zu  gleicher  Zeit  in  Angriff  genommene 
Monographien  sind  überhaupt  nicht  zu  namhafter  Ausführung  vor- 
geschritten, ja  bei  manchen  ist  das  von  der  Zool.  Station  beschaffte 
Material  verloren  gegangen.  Einige  Arbeiten  sind  in  andere  Hände 
Ubergegangen  und  erleben  so  eine  Resurrection  —  durch  Alles  das 
aber  ward  eine  sehr  empfindliche  Pause  im  Erscheinen  der  Mono- 
graphien hervorgerufen,  die  seit  1890,  d.  h.  seit  dem  Erscheinen 
des  17.  Bandes  'gedauert  hat  und  erat  im  Anfange  dieses  Jahres 
Uberwunden  worden  ist.  Vor  Kurzem  sind  die  Copepoden  von  Gies- 
brecht  erschienen,  spätestens  im  Laufe  des  Sommers  kommen  die 
Gammariden  von  Della  Valle  und  die  Enteropneusta  von  Spengel 
heraus.  Jedenfalls  ist  nun,  z.  Th.  auch  in  Folge  der  langen  Pause, 
dafür  gesorgt,  dass  wohl  Jahr  für  Jahr  wenigstens  eine  Monographie 
erscheinen  wird,  zumal  eine  Reihe  sehr  umfangreicher  Arbeiten 
nahezu  gleichzeitig  der  Vollendung  entgegengeht,  so  u.  A.  die  Mono- 
graphie der  Cephalopoden  von  Jatta,  der  Ostracoden  von  W.  Müller, 
der  Nemertinen  von  Bürger,  der  Hirudineen  von  Apathy.  Immerhin 
aber  zeigt  sich,  dass  seit  dem  Jahre  1S86,  als  der  letzte  Bericht  Uber 


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OOS 


A.  Dohm 


die  Thätigkeit  der  Zool.  Staion  in  dieser  Zeitschrift  erschien,  die 
Arbeit  an  den  Monographien  nicht  still  gestanden  hat,  denn  vom 
Hand  11  bis  zum  Rande  17  sind  sie  erschienen,  bis  zum  Hände  22 
sind  sie  im  Druck  und  bis  zum  Bande  20  in  Ausarbeitung  begriffen. 

Was  nun  die  dritte  Publication,  den  Zoo  lugischen  Jahres- 
bericht anbelangt,  so  hat  die  Zool.  Station  sich  veranlasst  gesehen, 
seinen  l'mfang  durch  Weglassung  des  Abschnitts  Uber  Systematik 
wesentlich  zu  verringern.  Auch  ist  der  Jahresbericht  in  seiner  jetzigen 
Gestalt  in  den  Verlag  der  Firma  Friedländer  Übergegangen,  die  ihn 
bisher  nur  in  Commissiun  hatte.  Freilich  zahlt  die  Zuol.  Station  einen 
kleinen  Zuschnss. 

Ob  er  in  dieser  Form  und  Verfassung  Aussicht  hat,  ohne  weitere 
Schwierigkeiten  fortzuleben,  lässt  sich  wohl  hoffen,  aber  nicht  mit 
Sicherheit  voraussehen.  Sollte  es  wider  Erwarten  nicht  gelingen, 
ihn  noch  lange  am  Leben  zu  erhalten,  so  würde  die  Zool.  Station 
sich  keinesfalls  Vorwürfe  zu  machen  brauchen,  nicht  die  äußerste 
Grenze  ihrer  Anstrengungen  und  Opfer  erreicht  zu  haben,  die  sie  einem 
Unternehmen  weihen  durfte,  welches  durchaus  nicht  noth wendig  in 
den  schon  hinreichend  großen  Kähmen  ihres  Programmes  gehörte. 

Aber  das  Gefühl,  dass  die  biologische  Wissenschaft — ja  wenn 
nicht  alle  Zeichen  trügen,  auch  andere  Wissenschaften  —  kritischen 
Zeiten  entgegengehen,  falls  es  nicht  bald  gelingt,  die  Jahresberich t- 
erstattuug  in  einer  organisatorisch  ausreichenden  und  dauerhaften  Form 
zu  leisten,  ist  seit  Jahren  dem  Schreiber  dieser  Zeilen  so  sehr  zum 
Hcwusstsein  gekommen,  und  er  hat  es  sich  so  viel  theils  gelungene, 
theils  misslungene  Anläufe  zu  ihrer  Lösung  kosten  lassen,  dass  er 
auch  jetzt  noeh  nicht  gewillt  ist,  sich  davon  loszusagen. 

So  lange  es  freilich  dabei  bleibt,  die  Jahresberichtcrstattung  als 
ein  Heiwerk  der  wissenschaftlichen  Production  zu  behandeln,  dem  nur 
die  Brosamen  der  Energie  zu  Gebote  stehen,  welche  von  der  Original- 
Arbeit  und  dem  Doeiren  nicht  aufgebraucht  wird,  so  lauge  wird 
es  nicht  besser  werden.  Erst  wenn  allgemein  anerkannt  werden 
wird  .  dass  gute  Referate  eine  eben  so  wichtige  Leistung  für  den 
geordneten  Fortschritt  der  Wissenschaft  sind,  wie  gute  Vorlesungen 
und  gute  Originalarbeiten,  wenn  für  tüchtige  Berichterstattung  eine 
so  hohe  Bezahlung  geleistet  werden  kann,  dass  der  Berichterstatter 
sich  einen  wesentlichen  Theil  seines  Lebensunterhaltes  dadurch 
zu  beschaffen  in  die  Lage  kommt  —  erst  dann  wird  die  Organisation 
der  Wissenschaft  in  dieser  Richtung  gesunden  und  ein  großer  Mangel 


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Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1885—1892.  669 

beseitigt  sein,  der  je  länger  er  bestehen  bleibt,  nm  so  schwerere 
Schäden  nach  sieh  zieht. 


Ein  so  umfangreiches  und  complicirtes  Unternehmen,  wie  Grün- 
dung und  Ausbau  der  Zool.  Station,  hat  natürlich  auch  ein  Stück 
Geschichte  in  den  mehr  als  zwanzig  Jahren  seiner  Existenz  durch- 
lebt, und  wenn  es  auch  vielleicht  kaum  mehr  möglieh  ist  .  diese 
Geschichte  so  niederzuschreiben,  wie  sie  den  an  ihrer  Existenz  zu- 
nächst und  unmittelbar  Betheiligtcn  vor  die  Augen  trat,  so  bietet  sie 
doch  manche  interessante  Gesichtspunkte  dar  und  manche  über- 
raschende Beziehungen  zwischen  einem  rein  wissenschaftlichen  Unter- 
nehmen und  den  großen  Factoren  des  zeitgenössischen  Lebens.  Ich 
horte  seinerzeit  wenigstens  die  Materialien  zusammenzutragen,  aus 
denen  ein  einigermaßen  treues  Bild  der  Ereignisse,  der  Mühen  und 
Sorgeu,  der  gelungenen  und  misslungenen  Bestrebungen  zu  ge- 
winnen ist. 

In  den  letzten  Jahren  hat  der  Tod  die  Zool.  Station  mehrerer 
Gönner  und  Freunde  beraubt,  welche  in  kritischen  Tagen  ihre  Hand 
schützend  über  sie  gehalten,  ja  von  ihren  ersten  schweren  Anfangen 
an  mit  Rath  und  That  ihr  beigestanden  haben  Ich  habe  schon  auf 
den  ersten  Seiten  dieses  Berichtes  und  vorher  in  dem  bereits  citirten 
Aufsatze  in  der  'Deutschen  Kundschau«  erzählt,  einen  wie  bedeutenden 
Antheil  an  dem  Gelingen  des  ganzen  Werkes  die  hohe  Protection 
gehabt  hat.  deren  sicli  die  Zool.  Station  vom  hochseligen  Kaiser 
Friedrich  III.  erfreute.  Im  Jahre  1875,  also  zwei  Jahre,  nachdem 
der  Kaiser  Friedrich,  damals  noch  Kronprinz,  zuerst  von  der  Zool. 
Station  Kenntnis  erlangt  hatte  und  in  der  in  jenem  Aufsatz  der  »Hund- 
schau« erzählten  Weise  für  sie  eingetreten  war.  besuchte  er  Italien  und 
kam  auf  einen  Tag  nach  Neapel,  wo  damals  König  Victor  Emanuel 
sich  aufhielt.  Vormittags  ward  ich  in  das  kgl.  Palais  befohlen  und 
gleich  vom  Kronprinzen  empfangen.  In  freundlichen  Worten  sprach  mir 
der  hohe  Herr  seine  Freude  darüber  aus.  dass  die  Nothlage,  in 
welcher  ich  an  Seine  hohe  Intervention  appellirt  hatte,  glücklich  Uber- 
wunden sei ,  und  fragte  mich ,  wie  viel  Zeit  eine  kurze  Besichti- 
gung der  Station  kosten  würde,  resp.  ob  dieselbe  sich  bis  12  Uhr 
Mittags,  wo  das  Frühstück  bei  dem  Könige  anberaumt  sei,  also  in 
einer  kleinen  Stunde  vornehmen  ließe.  Auf  meine  Bejahung  ward 
sofort  vertilgt,  dass  der  Kronprinz  binnen  zehn  Minuten  in  die  Sta 
tion  kommen  würde.    Die  Besichtigung  fand  statt,  mochte  aber  wohl 


670 


A.  Dohm 


einige  Minuten  länger  in  Anspruch  genommen  haben,  so  dass  der 
Kronprinz  mir  zum  Abschiede  sagte:  »Hie  und  Ihre  Station  sind  Schuld 
daran,  dass  ich  den  König  habe  warten  lassen.  Aber  was  ich  gesehen 
habe,  hat  mir  sehr  gefallen.  Möge  es  Ihnen  weiter  gut  gehen  !«  Wahr- 
scheinlich hat  aber  diese  Verspätung  der  Zool.  Station  viel  genutzt,  denn 
schon  wenige  Tage  nach  der  Abreise  des  Kronprinzen  ward  mir  von 
Sr.  Majestät  dem  Könige  Victor  Emanuel  das  Comthurkreuz  der  italieu. 
Krone  verliehen  und  dadurch  bezeugt,  dass  der  Kronprinz  von  der  Zool. 
Station  in  anerkennender  Weise  seinem  königlichen  Wirthe  gegenüber 
gesprochen  hatte.  Für  Den,  welcher  eine  schwere  praktische  Aufgabe 
in  fremdem  Lande  durchzuführen  hat,  ist  eine  solche  vom  Souverän 
dieses  Landes  persönlich  verliehene  Auszeichnung  eine  außerordentliche 
Hilfe,  und  sie  hat  auch  viel  zur  Überwindung  zahlreicher  Widerstände 
beigetragen,  mit  denen  ich  noch  jahrelang  zu  kämpfen  hatte.  Von 
dieser  Zeit  an  ward  ich  öfters ,  wenn  ich  in  Berlin  mich  einige  Zeit 
aufhielt,  der  Ehre  theilhaftig,  in  das  Neue  Palais  beschieden  zu 
werden;  und  die  Theilnahme  LI.  k.k.  H.H.  des  Kronprinzen  und 
der  Kronprinzessin  an  dem  Gedeihen  der  Zool.  Station  hat  nie  wie- 
der aufgehört,  im  Gegentheil,  in  mehr  als  einem  kritischen  Augen- 
blick ist  entscheidende  Hilfe  von  dort  ausgegangen.  Wie  gegen- 
über dem  Könige  Victor  Emanuel,  so  hat  der  Kronprinz  auch  zehn 
Jahre  später  das  Interesse  Sr.  Majestät  des  jetzt  regierenden  Königs 
fttr  die  Zool.  Station  wach  gerufen,  wie  ich  in  der  »Deutschen 
Kundschau  t  bereits  erzählt  habe.  Ich  darf  wohl  an  dieser  Stelle 
betonen ,  dass  der  Schutz ,  welcher  vom  Neuen  Palais  in  Potsdam 
sich  für  so  lange  Jahre  über  das  Leben  der  Zool.  Station  erstreckte, 
auch  nicht  durch  das  tragische  Leiden  und  den  Tod  des  menschen- 
freundlichen Kaisers  ein  Ende  nahm:  Se.  Majestät  Kaiser  Wilhelm  II. 
hat  der  wissenschaftlichen  Colonie  am  Golfe  von  Neapel  seinen  aller- 
gnädigsten  Beistand  nicht  nur  weiter  verheißen,  sondern  bereits  in 
sehr  entscheidender  Art  zu  beweisen  geruht,  wofür  nicht  nur  der 
Schreiber  dieser  Zeilen ,  sondern  Alle ,  die  von  der  Station  Vortheil 
und  Förderung  haben,  zu  dauerndem  Dank  verpflichtet  sind. 

Vor  wenig  Wochen  ward  ein  Mann  zu  Grabe  getragen,  der 
gleichfalls  von  eingreifendster  Bedeutimg  für  die  Schicksale  der 
Zool.  Station  gewesen  ist.  Werner  Siemens  ist  von  dem  Tage  an, 
da  ich  ihn  kennen  lernte  und  seine  Unterstützung  in  der  Berliner 
Akademie  zu  Gunsten  jenes  durch  Missverständuisse  erst  verweigerten 
Gutachtens  erbat  —  worüber  auch  der  Aufsatz  in  der  »Deutschen 
Rundschau«  nachgelesen  werden  möge  —  ein  warmer  Gönner  der 


Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahro  1885-1892.  071 

Zool.  Station  gewesen  und  zugleich  bis  zum  Tage  seines  Todes 
ein  herzlicher  Freund  ihres  Erbauers.  Sein  Eintreten  für  die  Zool. 
Station  im  Schöße  der  Berliner  Akademie  bei  mehr  als  einer  Ge- 
legenheit, so  besonders  als  es  sich  um  die  Zuweisung  des  Geldes 
zum  Bau  des  »Johannes  Müller«  handelte,  ferner  seine  Initiative, 
als  er  nach  seinem  ersten  Besuche  Neapels  der  Zool.  Station  nicht 
nur  ein  ansehnliches  Geldgeschenk  machte,  sondern  auch  in  Berlin 
ein  kleines  Comité  bildete,  um  eine  dauernde  Keichssubvcntion 
für  die  Station  zu  schaffen,  haben  die  materiellen  und  moralischen 
Kräfte  der  Anstalt  außerordentlich  gesteigert.  Gerade  der  Gedanke, 
welcher  in  der  Zool.  Station  sich  so  intensiv  verkörperte,  ein  großes 
Institut  zu  gründen,  welches  ausschließlich  der  Forschung  dienen 
sollte,  begegnete  seiner  lebhaftesten  Theilnahme,  und  ich  erinnere 
mich  sehr  gut  des  Tages,  da  er  mit  mir  in  seinem  Wagen  von  Berlin 
nach  Charlottenburg  hinausfuhr  und  mir  die  erste  Mittheilung  von 
seinem  Plane  machte,  ein  großes  physikalisches  Institut  —  die 
jetzige  physikalische  Reichsanstalt  —  hervorzurufen ,  welches  aus- 
schließlich Forschungszwecken  gewidmet  und  so  gestellt  sein  sollte, 
dass  die  Kräfte  der  daran  thätigen  Forscher  nicht  durch  Dociren 
oder  Examiniren  abgelenkt  würden:  er  exemplificirte  dabei  auf  die 
Zool.  Station.  Das  war  Jahre  vor  den  bezüglichen  Verhandlungen 
mit  der  Preußischen  Regierung,  und  aus  dieser  seiner  eigenen  Ten- 
denz heraus  erfasste  er  auch  mit  so  großer  Wärme  meine  Bestre- 
bungen, über  welche  ich  ihm  bereits  im  Jahre  1877  auf  einer  Fahrt 
von  Neapel  nach  Capri  an  Bord  des  »Johannes  Müller«  und  dann  in 
Capri  selber  lange  und  ausführlich  berichten  konnte  —  Unterhaltungen, 
die  sich  dann  fast  alljährlich  bei  meinen  Besuchen  in  Berlin  und  in  dem 
gastfreien  SiEMENs  schen  Hause  fortsetzten.  Und  oft  hat  Werner  Sie- 
mens dabei  geäußert,  dass  er,  wäre  er  nicht  bereits  Elektriker  geworden, 
sich  wohl  am  liebsten  der  Biologie,  freilich  aber  der  experimentellen, 
gewidmet  haben  würde,  und  noch  in  dem  letzten  Winter,  den  er  z.  Th. 
in  Neapel  zubrachte,  interessile  er  sich  lebhaft  für  die  Fortschritte  un- 
serer Erkenntnis  vonderStructur  der  Zelle,  des  Mechanismus  ihrer  Thei- 
Lung  ujjjl  Fortpflanzung  und  der  daran  sich  knüpfenden  Theorien  Uber 
Vererbung  und  mechanische  Auffassung  der  Lebensfunctionen  Uber- 
haupt. Aber  auch  andere  rein  organisatorische  Fragen  nahmen  sein  In- 
teresse in  Anspruch ,  und  gerade  die  oben  erörterten  Schwierigkeiten  einer 
ausreichenden  Organisation  der  Jahresberichterstattung  fanden  bei  ihm 
vollstes  Verständnis  und  lebhafteste  Zustimmung.  Auch  er  war  über- 
zeugt, das  keine  Zeit  zu  verlieren  sei,  um  diese  wichtige  Function 


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A.  Dohm 


aus  dem  chaotischen  Zustande  herauszuführen,  in  dem  sie  dermalen 
sich  befindet,  und  versicherte,  dass  es  in  dem  ihm  näher  liegenden  Ge- 
biete der  physikalischen  Wissenschaften  damit  gleichfalls  sehr  schlimm 
stlindc.  Wie  sein  Tod  für  ganz  Deutschland  und  darüber  hinaus  ein 
schwerer  und  unersetzlicher  Verlust  ist,  so  hat  auch  die  Zool.  Station 
und  der  Schreiber  dieser  Zeilen  in  ihm  einen  einflussreichen  und 
treuen  Freund  verloren,  dessen  Fehlen  sich  noch  oft  geltend  machen 
wird. 

In  anderen  Beziehungen  zur  Zool.  Station  stand  ein  dritter  Mann, 
von  dem  die  Welt  außerhalb  Neapels  wenig  gewusst  hat,  der  aber 
für  das  Gedeihen  der  Station  eine  lange  und  nachhaltige  Bedeutung 
gehabt  hat:  der  vor  zwei  Jahren  verstorbene  deutsche  General- 
consul  in  Neapel,  Herr  Otto  Beek,  Theilhaber  der  großen  hiesigen 
Firma  Aselmkyek.  Pfister  &  Comp.  Er  war  in  jeder  Beziehung  ein 
seif  made  man,  war  als  junger  Mensch  völlig  mittellos  nach  Neapel 
gekommen,  hatte  sich  aber  durch  Fleiß.  Klugheit  und  Tüchtigkeit 
bis  zum  Theilhaber  einer  der  größten  Firmen  Neapels  hinauf- 
gearbeitet und  ward  im  Jahre  1 S74  zum  deutschen  Generalconsul 
ernannt.  Als  solchen  lernte  ich  ihn  kennen  und  gewann  in  ihm 
nicht  nur  einen  offiziellen  Vertreter  und  Helfer,  sondern  auch  einen 
Freund.  Wie  wichtig  gerade  eine  solche  Persönlichkeit  fUr  das  erste 
Jahrzehnt  der  Zool.  Station  war,  werden  vielleicht  nur  Wenige 
selbst  unter  den  unmittelbar  an  den  Zielen  der  Station  bethei- 
ligten Forscher  zu  ermessen  wissen.  Denn  man  möge  sich  das  Eine 
ja  nicht  verhehlen:  die  Zool.  Station,  so  sehr  sie  ein  den  höchsten 
Aufgaben  der  Wissenschaft  geweihtes  Institut  war,  musste  doch 
diese  Ziele  auf  Wegen  zu  erreichen  suchen,  welche  sie  mit  großen 
industriellen  oder  Ilandcls-Unternehmen  in  näheren  Vergleich  setzen 
ließ  als  mit  Universität*  -  Laboratorien .  die  vom  Staate  gebaut 
und  mit  festen  Einnahmen  dotirt  werden.  Gleich  von  vorn  herein 
handelte  es  sich  um  die  Verleihung  einer  Concession,  um  Contraete, 
um  Bau -Unternehmer,  um  Verhandlungen  mit  dem  ganzen  viel- 
köpfigen Apparat  von  municipalen,  provinzialen  und  staatlichen  Au- 
toritäten. In  dem  Aufsatze  der  «Deutschen  Rundschau«  habe  ich 
zwei  Episoden  erzählt,  die  ein  kleines  Bild  der  Schwierigkeiten 
abgeben  dürften,  mit  welchen  ich  damals  zu  kämpfen  hatte.  Ich 
könnte  dieses  Bild  mit  Leichtigkeit  ins  Ungemessene  ausdehnen, 
wollte  ich  eine  auch  nur  einigermaßen  erschöpfende  Darstellung  der 
ersten  Jahre,  des  ersten  Jahrzehnts  der  Zool.  Starion  geben.  Fast 
zu  gleicher  Zeit  mit  mir  trat  in  Neapel  ein  großer  Unternehmer,  ein 


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Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1SS5— 1892.  673 

belgischer  Baron  D  auf.  welcher  dem  Mnnicip  den  Vorschlag 

machte,  durch  die  Herstellung  eines  großen  Quais  an  der  Riviera 
di  Chiaia  und  längs  der  Villa  Reale  diese  wesentlich  zu  verbreitern 
und  dem  Meere  ein  großes  Areal  zu  Bebauungszwecken  abzugewinnen. 
Wir  trafen  uns  sehr  oft,  sowohl  im  Mimici]),  wie  auch  in  der  Villa 
Keale,  und  haben  oft  und  Jahre  hindurch  in  Gesprächen  unsre  Er- 
lebnisse ausgetauscht  —  ein  Beweis,  wie  weit  mein  Unternehmen 
in  seinen  Entwicklungswegen  in  das  rein  Industrielle  binübergrift'. 
Wir  haben  Beide  unsre  Ziele  vollkommen  erreicht  und  wurden  oft 
von  den  Beamten  des  Municips  als  Muster  der  Beharrlichkeit  ci- 
tirt.  denen  der  Erfolg  desshalb  auch  sicher  wäre  —  mit  dem  Unter- 
schiede jedoch,  dass  der  belgische  Baron  als  reicher  Mann  Neapel 
verließ,  die  Früchte  meiner  Arbeit  aber  in  den  Vortheilen  ruhen, 
welche  die  Wissenschaft  selbst  durch  die  Zool.  Station  gewonnen 
hat.  Es  lag  in  der  Natur  der  Dinge,  dass  (  Jeneraleonsul  Beek  mir 
nicht  in  irgend  einer  wissenschaftlichen  Wendung  oder  Aufgabe  helfen 
konnte,  wohl  aber  mit  Rath  und  That  in  Situationen  beistand,  in 
Welchen  er  als  Kaufmann  und  angesehener  Industrieller  eine  große 
Erfahrung  besaß.  Und  dabei  bildete  er  sich  ein  eignes  Urtheil  Uber 
meine  Uompetenz,  auf  die  Dauer  mit  solchen  Aufgaben  fertig  zu 
werden,  und  dies  sein  Urtheil  ist  mir  oft  zu  Gute  gekommen,  wenn 
er  als  deutscher  Generalconsul  von  den  heimischen  staatlichen 
Autoritäten  amtlich  darüber  befragt  ward,  ob  mein  Unternehmen, 
von  seinem  Standpunkte  aus  beurtheilt.  als  ein  gesundes,  gut  an- 
gelegtes und  mit  der  erforderlichen  Sachkenntnis  betriebenes  durch 
staatliche  Mittel  unterstützt  werden  sollte.  Ich  habe  später  erfahren, 
wie  anerkennend  Herr  Beek  von  meinen  Leistungen  als  Geschäfts- 
mann und  in  der  Behandlung  der  vielen,  oft  recht  schwierigen  localeu 
und  allgemeinen  Situationen  geurtheilt  hat:  ich  darf  aber  wohl  als 
besten  Beweis  für  dies  sein  Urtheil  den  Umstand  anfuhren ,  dass  er 
als  Banquier  der  Zool.  Station  in  den  vielen  und  langjährigen  finan- 
ziellen Nöthen  mit  seinem  Credit  beigestanden  hat,  der  zu  gewissen 
Zeiten  bis  zur  Höhe  von  achtzigtausend  Francs  anwuchs.  Oft  er- 
höhte er  auch  mein  Zutrauen  zur  eignen  Sache  durch  seine  Uberzeu- 
gung, es  werde  zwar  Jahre  dauern,  aber  schließlich  würde  sie  doch 
triumphiren.  So  hat  Herr  Beer  es  noch  erlebt,  dass  die  Zool. 
Station  nicht  nur  die  ihm  geschuldete  Summe  zurückzahlen  konnte, 
sondern  auch  an  Ansehen  und  Geltung  in  der  wissenschaftlichen,  ja 
in  der  ganzen  gebildeten  Welt  die  Stellung  erwarb,  die  er  ihr  von 
Herzen  gönnte  und  zu  deren  Erringuug  er  in  den  langen  Jahren 


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074  A.  Dohm.  Bericht  Uber  die  Zool.  Station  während  der  Jahre  1885— 1892. 

seiner  Consulatsverwaltung  so  viel  und  so  energisch  beigetragen 
hat.  Ihm  schulden  Alle,  welche  von  der  Zool.  Station  Vortheil  ge- 
zogen haben,  großen  Dank,  und  mir  ist  es  ein  Bedürfnis,  dem  ein- 
fachen und  anspruchslosen  Manne  diesen  Dank  noch  in  sein  Grab 
nachzurufen. 


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Autorenregister 

zu  Band  1—10  (1879—1893). 

Albert,  Friedrich,  Über  die  Fortpflanzung  von  Haplosyllit  sponqicola  Gr.  ".Bd. 
IS 86  p.  1— 26  T.  1. 

A ìnbmim.  H.,  Cellulose-Reaction  bei  Arthropoden  und  Mollusken.  9.  Bd.  1890 
p.  475—478. 

 ,  Über  den  Glanz  der  Sapphirinen.    9.  Bd.  1890  p.  479—482. 

Andres,  Angelo,  Intorno  all'  Edtcardnia  Claparedii  [Halrampa  Claparedii  Pane.;. 

2.  Bd.  188U  p.  123—142  T.  8. 
 ,  Prodromus  neapolitanac  actiniarum  faunae  addito  generalis  actiniarum 

bibliographiae  catalogo.    2.  Bd.  1881  p.  305—371. 

 ,  Intorno  alla  scissiparità  delle  attinie.    3.  Bd.  1881  p.  124—148  T.  7. 

Andres,  A.,  W.  Glesbrecht  k  P.  Mayer,  Neuerungen  in  der  Schneidetechnik. 

4.  Bd.  1883  p.  429—430  2  Figg. 
Autlpa,  Gr.,  Eine  neue  Stauromeduse  [Ca}iria  n.  Stanimi  n.;.    10.  Bd.  1893 

p.  hl8— 632  T.  40. 

Àpatln .  Istvän,  Methode  zur  Verfertigung  läugerer  Schnittserien  mit  Celloidin. 

7.  Bd.  1887  p.  742—748. 
 ,  Analyse  der  äußeren  Körperform  der  Hirudineen.  8.  Bd.  1888  p.  153-232 

T.  8  u.  9. 

 ,  Contractile  und  leitende  Primitivfibrillen.    10.  Bd.  1892  p.  355—375  T.  24. 

Benrd.  John,  0n  the  Life-History  and  Development  of  the  Genus  Myzo$toma 

(F.  S.  Leuekart .    5.  Bd.  18*4  p.  544—580  T.  31  u.  32. 
Bedot,  Im  Sur  la  faune  des  Siphonophores  du  Golfe  de  Naples.    3.  Bd.  1881 

1».  121—123. 

Bemmelen,  J.  F.  van,  Über  verrauthliche  rudimentäre  Kiemenspalten  bei  Elasmo- 

branchiern.    6.  Bd.  1685  p.  165—184  T.  11  u.  12. 
Bergh,  It..  Über  die  Gattung  l'eltodori».    2.  Bd.  1880  p.  222—232  T.  11. 
 ,  Beitrag  zu  einer  Monographie  der  Gattung  Marionia,  Vavss.   4.  Bd.  1883 

p.  303—320  T.  21. 

Berthold,  («.,  Zur  Kenntnis  der  Siphoneen  und  Bangiaceen.     2.  Bd.  188o 

p.  72— VI. 

 ,  Die  geschlechtliche  Fortpflanzung  der  eigentlichen  Phaeosporeen.   2.  Bd. 

1881  i).  401—413  T.  17. 

 ,  Über  die  Verkeilung  der  Algen  im  Golf  von  Neapel  nebst  einem  Ver- 
zeichnis der  bisher  daselbst  beobachteten  Arten.  3.  Bd.  1882  p.  393— 530 
3  Tabellen. 

ßlochmann,  F.,  Die  im  Golfe  von  Neapel  vorkommenden  Aplysien.  5.  Bd.  1884 
p.  2S— 49  T.  3,. 

Brandt,  Karl,  Über  die  morphologische  und  physiologische  Bedeutung  des 

(  hloronhylls  bei  Thieren.    2.  Artikel.   4.  Bd.  1883  p.  191—302  T.  19  u.  20. 
Brock,  J.,  Untersuchuugen  Uber  die  Geschlechtsorgane  einiger  Muraenoiden. 

2.  Bd.  1881  p.  415—494  T.  18—20. 
Bürger,  Otto,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Nervensystems  der  Wirbellosen.  Neue 

Untersuchungen  über  das  Nervensystem  der  Nemertineu.   10.  Bd.  1891  p  206 

—254  T.  14,  15. 


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G7G  Autorenregister. 

(  alio,  G«,  Morfologia  dell  apparecchio  sessuale  femminile,  glaudole  del  cemento 
e  fecondazione  nei  Crostacei  Decapodi.    9.  Bd.  18111  p.  503 — 532  T.  17. 
—,  Sviluppo  e  Morfologia  degli  Oxyrhynchi.  lo.  Bd.  1893  p.  527—583  T.34— 36 

Thun,  Carl,  Die  im  Golf  von  Neapel  erscheinenden  Kippenquallen.   1.  Bd.  1S79 

p.  180-217  T.  6. 

(  oggi,  Alessandro,  Intorno  ai  corpi  rossi  della  vescica  natatoria  di  alcuni  Te- 
leostei.  7.  Bd.  1*^7  p.  3*1—100  T.  14. 

Cniinlitghatn,  J.  T.,  Note  on  the  structure  aud  relations  of  the  kidnev  in 
Aplynta.   4.  Bd.  1**3  p.  420—42*  T.  30. 

Bada),  Eugeu  v.,  Ein  kleiner  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Infusorien-Fauna  des 

(iolfes  von  Neapel,    l».  Bd.  l>Mi  p.  4M— 4'.»*  T.  25. 
- — — ,   Monographie  der  Familie  der  Tiutinnodcen.    7.  Bd.  1  ss7  p.  473 — 591 

T.  18-21. 

Diu  idoli',  M.  v.,  Untersuchungen  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Distaplin 
magmlarva  Della  Valle,  einer  zusammengesetzten  Ascidie.  1.  Alischuitt.  Die 
Reifung  des  Eies.    9.  Bd.  1**9  p.  113— 17s  T.  5  u.  6. 

 ,  Idem  2.  Abschnitt.    Allgemeine  Entwicklungsgeschichte  der  Keimblätter. 

9.  Bd.  1*91  p.  533— «551  Fig.  T.  1*— 24. 

Bella  Valle,  A.,  Sui  Corieeìdi  parassiti,  e  sull  anatomia  del  gen.  Li<homol<jus. 

2.  Bd.  1**0  p.  *3—  ioli  T.  5  u.  6. 

Bohrn,  Anton,  Neue  Untersuchungen  über  l'ycnogouiden.  1.  Bd.  1*7*  p.  2*  39. 

 ,  Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1*76—  l*7v 

1.  Bd.  1878  p.  137—164 
 ,  Zur  Abwehr    2.  Bd.  1**0  p  113—122. 

 ,  Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1S79  und  1**0. 

2  Bd.  IHM  p.  495-514. 

-  -  -  Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbeltbierkürpers.  1.  Der  Mund  der  Knochen- 
Hache.  2.  Die  Entstehuug  und  Bedeutung  der  Uypophvsis  bei  den  Teleosticrn. 

3.  Bd.  1*81  p.  252—279  T.  15—19. 

 ,  Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  des  Jahres  1*81.    3.  Bd. 

IH83  p.  591—602. 

 -,  Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbel thierkörpers.   3.  Die  Entstehung  und 

Bedeutung  der  Hvpophysis  bei  Pelromyzon  Planen.  4.  Bd.  1**3  p.  172-lsy 
T.  18, 

 ,  Idem.  4.  Die  Entwicklung  und  Differenzirung  der  Kiemenbogen  der  Se- 

achier.  5.  Zur  Entstehung  und  Differenzirung  der  Visceralbogen  bei  Petromyz*», 
Planer i.  6.  Die  paarigen  und  unpaaren  Flossen  der  Selachier.  5.  Bd.  ls*4 
p.  102-195  T.  5—11. 

 .  Idem.  7.  Entstehung  und  Differenzirung  des  Zuugenbein-  und  Kiefer- 
apparates der  Selachier.  *.  Die  Thyreoidea  bei  Petmmyzon,  Amphioxus  und 
den  Tunicaten.    Ü  Bd.  11)85  p.  1—92  T.  1—8. 

-  ,  Bericht  Uber  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  1**2—  1**4.  6.  Bd. 
lssr>  p.  93-14*  m.  1  Abbildung. 

 .  Studien  zur  Urgeschichte  des  Wirbelthierkörpers.    9.  Die  Bedeutung  der 

unpaaren  Flosse  Air  die  Beurtheilung  der  genealogischen  Stell uug  der  Tuni- 
caten und  des  Amphioxus,   und  die  Reste  der  Beckenflosse  boi  Pelromyzon. 

10.  Zur  Phylogenese  des  Wirbelthierau^es.  «.  Bd.  1**5  p.  399— 4*0  T.  23  u.  24 
 ,  Idem.  11.  Spritzlochkieme  der  Selachier,  Kiemendeckelkieine  der  Ganoiden 

I'seudobranchie  der  Teleostier.    7.  Bd.  l**o  p.  12*— 170  T.  2—5. 
— -,  Idem.  12.  Thyreoidea  und  Hypobranchialrinne,  Spritzloehsaek  und  Fseudo- 
branchialrinne  bei  Fischen,  Ammocoeles  und  Tunicaten.    7.  Bd.  1**7  p.  301 
—337  T.  4  u.  5. 

- — -.  Idem.  13.  Über  Nerven  und  Gefäße  bei  Ammocoetes  und  Pelromyzon 

Planen.  *.  Bd.  1***  p.  233— 30«  T.  10—15. 
 ,   Idem.    14.  über  die  erste  Anlage  und  Entwicklung  der  motorischen 

Kückenmarksnerven  bei  den  Selachiern.    8.  Bd.  1***  p.  441—461  T.  22. 
.  Idem.  15.  Neue  Grundlagen  zur  Beurtheilung  der  Metamerie  des  Kopfes. 

9.  Bd.  l*9u  p.  330—431  T.  14  u.  15. 
 ,  Idem.  IG.  Uber  die  erste  Anlage  und  Entwicklung  der  Augeumuskeluerven 

bei  Selachiern  und  das  Einwandern  von  Medullarzellen  in  die  motorischen 

Nerven.    1U.  Bd.  1*91  p.  1-40  T.  1-5. 


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Autorenregister.  677 


Dohm,  An  (un,  Idem.  17.  Nervenfaser  und  Ganglienzelle.  Mitogenetische  Unter- 
suchungen. 1U.  Bd.  1891  p.  255—341  T.  16—23. 
 -,  Bericht  über  die  Zoologische  Station  während  der  Jahre  issä— 1*92. 

10.  Bd.  ISSO  p.  033— 674. 

Du  Plessi»,  (4.,  Catalogue  provisoire  des  llydroìdes  Módusipares  {Uydroméduses 
mies]  observés  duraut  l'hiver  1879  HO  à  la  Station  Zoologique  de  Naplea. 
2.  Bd.  ISSO  p.  1-13—149. 

 ,  Observations  sur  la  Cladocoryne  flocconeuse  Vladocoryne ßoccosa.  Rotch). 

2.  Bd.  18S0  p.  17o— 196  T. 

Elsi^  Huiro,  Die  Segmentalorgane  der  Capitelliden.  Auszug  aus  einer  Mono- 
graphie der  Capitelliden.    1.  Bd.  1S7S  p.  93— Iis  T.  4. 

— ,  Die  Seitenorgane  und  becherförmigen  Orgaue  der  Capitelliden.  Zweiter 
Auszug  aus  einer  Monographie  der  Capitelliden.  1.  Bd.  1879  p.  27s— 343  T.  7. 
—,  Über  das  Vorkommen  eines  schwimmblasenähnliehen  Organs  bei  Anne- 
liden. 2.  Bd.  l*Sl  p.  253— 304  2  Figg.  T.  12—14. 

Emery,  Carlo.  Coutribuzioni  all'  Ittiologia.  1.  Le  metamorfosi  del  Trachyptems 
tuona.    1.  Bd.  1879  p.  581—592  T.  18. 

— — ,  Idem.  3.  Aggiunte  alla  Sinonimia  e  alla  Storia  naturale  dei  Fieras/er. 

4.  Sulle  condizioni  di  vita  di  giovani  individui  del  Tvlrmjonurm  furieri.  3.  Bd. 
lsS2  p.  281  —  2V<. 

 ,  Idem.  5.  Peinria  Rueppeli  Cocco.  (5.  Metamorfosi  del  Kho mbotdichthys podas 

L.  7.  Forme  larvali  di  Scopelidi.  s.  Le  forme  larvali  dei  Blemiius  del  Golfo  di 
Napoli.  9.  Ancora  poche  parole  sulle  forme  giovauili  dei  Macruridi.  4.  Bd.  I*s3 
p.  403-419  Fig.   T.  28  u.  29. 

—,  Intorno  alle  macchie  splendenti  della  pelle  nei  pesci  del  genere  Scopelus. 
...  Bd.  1SS4  p.  471—482  T.  27. 
—  ,  Coutribuzioui  all'  Ittiologia.   10.  Peristethua  cataphractus  e  Triy/a  hirumlo. 

11.  Polyprion  cernium.  12.  Traehinus  sp?  13.  Belloitia  apoda  Gigi.  14.  Pteri- 
d  in  m  ut  rum  Risso.  15.  Phy  ri»  mvd  iter  rama ,  16.  Phomboidicht/nfs  pndas  e  mancus. 
17.  Larva  di  genere  ignoto.    6.  Bd.  1885  p.  149—164  Fig.  f.  9  u.  10. 

 -,  Intorno  alla  muscolatura  liscia  e  striata  della  Xephthus  scolopeudroides 

D.  Ch.    7.  Bd.  ISS7  p.  371-3M)  T.  13. 
Elitz,  Uéia,  Über  Infusorien  des  Golfes  von  Neapel.    5.  Bd.  1**4  p.  2s9— 444 

T.  20-25. 

 ,  Zur  näheren  Kenntnis  der  Tintinnoden.  6.  Bd.  issò  p.  1*5—216  T.  13  u.  14. 

Erlanger,  R.  v.,  Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Gasteropoden.  lü.  Bd. 

1992  p.  376—107  Fig.  T.  25,  26. 
Falkenherg,  1*.,  Über  DiHeospnranyiuw,  ein  neues  l'hneosporeen-Genus.    1.  Bd. 

1H7S  p.  54 — 66  T.  2. 

--,  Die  Meeresalgeu  des  Golfes  von  Neapel.  Nach  Beobachtungen  in  der 
Zool.  Station  während  der  Jahre  1S77— 7S  zusammengestellt.  1.  Bd.  IS79 
p.  218—277. 

 ,  Die  Befruchtung  und  der  Generationswechsel  von  Vutleriu.    1.  Bd.  Ib79 

p.  420-447  T.  13. 

Frenzel,  Johannes,  Über  die  Mitteldarmdrüse  der  Crustaceen.  5.  Bd.  Is84 
p.  50— KU  T.  4. 

Frledlnender,  Benedict,  Über  die  markhaltigen  Nervenfasern  und  Neuroehorde 
der  Cmstaceen  und  Anneliden.    9.  Bd.  I*s0  p.  205-265  T.  H, 

(ìlesbrecht,  Wilhelm,  Methode  zur  Anfertigung  von  Serien -Präparaten.  3.  Bd. 
ISSI  p.  184— 1S6. 

—,  Beiträge  zur  Kenntnis  einiger  Notodelphyiden.    3.  Bd.  18S2  p.  293-372 
T.  22-24. 
 ,  s.  Andres. 

GreefT,  Richard,  Über  die  Aleiopiden  des  Mittelmeeres  und  insbesondere  des 
Golfes  von  Neapel  1.  Alciopa  Krüh  hü  nov.  spec.  1.  Bd.  Is79  p.  44b— 45S 
T.  14. 

Hann  er,  Sidney  F.,  Un  a  method  for  the  silver  stainiug  of  marine  objecto. 

5.  Bd   1Sb4  p.  445-  446. 

Herter,  Erwiu,  Zur  Kenntnis  des  Stoffwechsels  der  Fische,  speciell  der  Se- 

lacliier.    10.  Bd.  1S91  p.  342-354. 
Hjort,  Johau,  Über  den  Entwicklungscyclus  der  zusammengesetzten  Ascidicn. 

10   Bd.  1893  p.  5M    617  T.  37—39. 


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678  Autorenregister. 

Jaqnet,  Maurice,  Recherchcs  sur  le  Systeme  vasculaire  des  Annélides.   6.  Bd. 

1885  p.  207—398  T.  20—22. 
Koch,  0.  v.,  Über  die  Entwicklung  des  Kalkskeletes  von  Asteroides  calycularis 

und  dessen  morphologische  Bedeutung.  3.  Bd.  1882  p.  284— 292  T.  20  u.  21. 
 ,  Vorläufige  Mittheilungen  über  die  Gorgonien  (Alcyonaria  axifera)  von 

Neapel  und  Uber  die  Entwicklung  der  Gorgonia  verrucosa.  3.  Bd.  1882  p.  537 

—550  15  Figg. 

 ,  Die  Antipathiden  des  Golfes  von  Neapel.  Vorläufige  Mittheilung.   9.  Bd. 

18S9  p.  187—204  10  Figg. 
 ,  Die  Aleyonacea  des  Golfes  von  Neapel.  9.  Bd.  1691  p.  652—676  28  Figg. 

T.  25. 

Korotneff,  A.,  Zur  Histologie  der  Siphonophoren.    5.  Bd.  1884  p.  229—288 
9  Figg.  T.  14—19. 

 ,  La  Dolchinia  mirabili*  (nouveau  Tunicier).   10.  Bd.  1891  p.  187—205  Fig. 

T.  12  und  13. 

Kossmann,  B.,  Die  Entonisciden.    3.  Bd.  1881  p.  149—169  T.  8  u.  9. 

 ,  Studien  über  Bopyriden.  3.  Jone  thoracica  und  Cepon  portimi.  3.  Bd.  1881 

p.  170—1*3  T.  10  u.  11. 
Krukenberg,  C.  Fr.  W.,  Über  die  chemische  Beschaffenheit  der  sog.  Hornfäden 

von  Mustelus  und  über  die  Zusammensetzung  der  keratiuösen  Hüllen  um  den 

Eiern  von  Scyllium  stellare.    6.  Bd.  1885  p.  286—296. 

Lang,  Arnold,  Untersuchungen  zur  vergleichenden  Anatomie  und  Histologie 
des  Nervensystems  der  Plathelminthen.  1.  Das  Nervensystem  der  marinen 
Dcndrocoeleu.    1.  Bd.  1879  p.  459—488  T.  15  u.  16. 

 ,  2.  Über  das  Nervensystem  der  Trematoden.  2.  Bd.  1880  p.  26-52  14  Figg. 

T.  1—3. 

— ,  Notiz  Uber  einen  neuen  Parasiten  der  Tethys  aus  der  Abtheilung  der 
rhabdocoelen  Turbellarieu.    2.  Bd.  1880  p.  107 — 112  T.  7. 

,  Untersuchungen  zur  vergleichenden  Anatomie  und  Histologie  des  Nerven- 
systems der  Plathelminthen.  3.  Das  Nervensystem  der  Cestoden  im  Allge- 
meinen und  dasjenige  der  Tetrarhynchen  im  Besonderen.  2.  Bd.  1861  p.  372 
—400  6  Figg.  T.  15  u.  16. 

 ,  Idem.  4.  Das  Nervensystem  der  Tricladeu.   3.  Bd.  1881  p.  53—96  T.  5  u.  6. 

 ,  Der  Bau  von  Ounda  segmentata  und  die  Verwandtschaft  der  Plathelminthen 

mit  Coelenteraten  und  Hirudineen.  3.  Bd.  1861  p.  167—251  T.  12—14. 

Lo  Bianco,  8.,  Notizie  biologiche  riguardanti  specialmente  il  periodo  di  ma- 
turità sessuale  degli  animali  del  golfo  di  Napoli.    8.  Bd.  1666  p.  365—440. 

 ,  Metodi  usati  nella  Stazione  Zoologica  per  la  conservazione  degli  animali 

marini.    9.  Bd.  1890  p.  435—474. 

Ludwig,  Hubert,  Die  Échinodcrmen  des  Mittchneeres    Prodromus  einer  mono- 
graphischen Bearbeitung  derselben.    1.  Bd.  1879  p.  523 — 580. 

■  ,  Über  einige  seltenere  Echinodermen  des  Mittelmeeres.    2.  Bd.  1880  p.  53 

—71  T.  4. 

LwofT,  Basilius,  Über  Bau  und  Entwicklung  der  Chorda  von  Amphioxus.  9.  Bd. 
1891  p.  463-502  T.  16. 

Maas,  Otto,  Die  Metamorphose  von  Esperia  lurenzi  0.  S.  nebst  Beobachtungen 
an  anderen  Schwammlarven.   10.  Bd.  1892  p.  4o8— 4  40  T.  27,  2s. 

Mayer,  Pani,  Carcinologische  Mittheilungen.  1.  Über  die  Drüsen  in  den  Beinen 
der  Phronimidcn.  2.  Die  Gehäuse  der  Phronimideu.  3.  Über  einige  Jugend- 
stadien von  Penaeus  Caramoie.  4.  Die  Scheerenschwiclen  von  Heterograpsns 
Lucasii.    5.  Penella  und  Conchorhrma.     1.  Bd.  1878  p.  40 — 53  4  Figg.  T.  1. 

 ,  Idem.  6.  Über  den  Ilermaphroditismus  bei  einigen  Isopodeu.    1.  Bd.  1879 

p.  165—179  T.  5. 

— -,  Idem.  7.  Ein  neuer  parasitischer  Copepode.  8.  Über  Farbenwechsel  bei  Iso- 
podeu.   1.  Bd.  1*79  p.  515—522  T.  17. 

■  ,  Über  die  in  der  Zoologischen  Station  zu  Neapel  gebräuchlichen  Methoden 

zur  mikroskopischen  Untersuchung.    2.  Bd.  1880  p.  1—27. 

 ,  C  arcinologische  Mittheilungen.    9.  Die  Metamorphosen  von  Palaemonetes 

varians  Leach.    2.  Bd.  1660  p.  197—221  T.  10. 
-,  Zur  Naturgeschichte  der  Feigeniusekten.   3.  Bd.  1882  p.  551—590  2  Figg. 


T.  25  u.  26. 


Autorenregister.  679 


Mayer,  Pani,  Einfache  Methode  zum  Aufkleben  mikroskopischer  Schnitte.  4.  Bd. 
1883  p.  521—522. 

 ,  Die  unpaaren  Flossen  der  Selachier.   6.  Bd.  1*85  p.  217—285  T.  15—19. 

 ,  Über  die  Entwicklung  des  Herzens  und  der  großen  Gefäßstämme  bei  den 

Selachiern.    7.  Bd.  1887  p.  338—370  T.  11  u.  12. 
 ,  Über  Eigentümlichkeiten  in  den  Kreislaufsorganen  der  Selachier.  8.  Bd. 

1888  p.  307—373  T.  16 — 18. 

 .  Über  das  Färben  mit  llämatoxylin.   10.  Bd.  1891  p.  170—186. 

 ,  Über  das  Färben  mit  Carmin,  Cochenille  und  Hämateln-Thoncrde.  10.  Bd. 

1892  p.  480—504. 

 .  Zur  Kenntnis  von  Coccus  cacti.    10.  Bd.  1892  p.  505—518  T.  32. 

 ,  s.  Andres. 

Meyer,  Eduard,  Studien  über  den  Kürperbau  der  Anneliden.  I— III.  7.  Bd.  1887 

p.  592—741  3  Figg.  T.  22—27. 
 .  Idem.  IV.   8.  Bd.  188*  p.  462—662  T.  23—25. 

Minirnz/ini,  P.,  Ricerche  sul  canale  digerente  delle  larve  dei  Lamellicorni  lito- 
fagi.   9.  Bd.  1889  p.  1—112  T.  1—4. 

 ,  Ricerche  sul  canale  digerente  dei  Lamellicoroi  litofagi.    Insetti  perfetti. 

9.  Bd.  1S89  p.  266—304  T.  9—11. 

Monticelli,  Fr.  Sav.,  Contribuzioni  allo  studio  della  fauna  elmintologica  del 
golfo  di  Napoli.  1.  Ricerche  sullo  Scolex  poli/morphus  Rud.  8.  Bd.  1888 
p.  *•*> — 152  3  Figg.  T.  6  u.  7. 

Örlev,  Ladislaus,  Die  Kiemen  der  Serpulaccen  und  ihre  morphologische  Be- 
deutung.   5   Bd.  iss4  p.  197—228  T.  12  u.  13. 

OstroumofT,  A.,  Zur  Entwicklungsgeschichte  der  cyclostomen  Seebryozoen. 
7.  Bd.  1**7  p.  177—190  T.  6. 

Patten,  William,  Eyes  of  Molluscs  and  Arthropods.  6.  Bd.  18S6  p.  542—756 
T.  28—32. 

Pictet,  C,  Recherches  sur  la  Spermatogenese  chez  quelques  Invcrtébrés  de  la 
Mediterranée.    10.  Bd.  1891  p.  75—152  T.  8-10. 

Plate,  Ludwig,  Über  einige  ektoparasitische  Rotaturien  des  Golfes  von  Neapel. 
7.  Bd.  1887  p.  234—263  T.  8. 

Preis- Verzeichnis  der  durch  die  Zoologische  Station  zu  beziehenden  conser- 
virten  Seethiere.    1.  Bd.  1879  p  344—355. 

Preis-Verzeichnis  der  durch  die  Zoologische  Station  zu  beziehenden  mikro- 
skopischen Präparate.    2.  Bd.  18*0  p.  238—253. 

Preis- Verzeichnis,  Zweites,  der  durch  die  Zoologische  Station  zu  Neapel 
zu  beziehenden  couservirten  Seethiere.    2.  Bd.  1881  p.  515 — 530. 

Preyer,  W.,  Über  die  Bewegungen  der  Seesterue.  Eine  vergleichend  physio- 
lugisch-psvchologische  Untersuchung.  1.  Hälfte.  7.  Bd.  1886  p.  27—127  27  Figg. 
2.  Hälfte  ÌSN7  p.  191—233  T.  7. 

Raffaele,  Fed.,  Le  uova  galleggianti  e  le  larve  dei  Teleostei  nel  golfo  di  Na- 
poli.   8.  Bd.  1888  p.  1-84  T.  1—5. 

 ,  Note  intorno  alle  specie  mediterranee  del  genere  Scopeliu.    9.  Bd.  1889 

p.  179-186  T.  7. 

 ,  Sullo  spostamento  postembrionale  della  cavità  addominale  nei  Teleostei. 

9.  Bd.  1890  p.  305—329  T.  12  u.  13. 
 ,  Ricerche  sullo  sviluppo  del  sistema  vascolare  nei  Selacei.    10.  Bd.  1892 

p.  441—479  T.  29—31. 
Salensky,  ff.,  Neue  Untersuchungen  Uber  die  embryonale  Entwicklung  der 

Salpen.    4.  Bd.  I883.vp.  90—171  T.  6—17,  p.  327—402  5  Figg.  T.  22—27. 
Sehlemenz,  Paulus,  Über  die  Wasseraufnahme  bei  Laraellibranchiaten  und 

Gastropoden  (einschließlich  der  Pteropoden).    5.  Bd.  1884  p.  509 — 543. 

 .  Idem.  Zweiter  Theil.  7.  Bd.  1887  p.  423—472  T.  16  u.  17. 

 ,  Wie  bohrt  Natica  die  Muscheln  an?    10.  Bd.  1891  p.  153—169  T.  11. 

Schmidtlein,  Richard,  Beobachtungen  Uber  die  Lebensweise  einiger  Seethiere 

innerhalb  der  Aquarien  der  Zoologischen  Station.  1.  Bd.  1878  p.  1—27,  1879 

p.  4S9— 514. 

 ,  Vergleichende  Übersicht  über  das  Erscheinen  größerer  pelagischer  Thiere 

während  der  Jahre  1875  —  77.    1.  Bd.  1878  p.  119—123. 
 ,  Beobachtungen  Uber  Trächtigkeits-  und  Eiablage-Perioden  verschiedener 

Seethiere.    Januar  1875— Juli  1878.    1.  Bd.  1878  p.  124—136. 

Müthciltingen  ».  d.  Zoolog.  Station  za  Neapel.    Bd.  10.  45 


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r>$0  •  Autorenregister. 

■ 

Schtnidtleiu,  Richard,  Vergleichende  Übersicht  Uber  das  Erscheinen  grüDerer 

pclagischer  Thierc  und  Bemerkungen  über  FortpHanzungsverhältnisse  einiger 

Seethiere  im  Aquarium.    2.  Bd.  1**0  p.  102—175. 
Schniiedeberg,  0.,  Über  die  chemische  Zusammensetzung  der  Wohnrühren  von 

thtuphis  iubtcnla  Müll.    3.  Bd.  18*2  p.  373— 392. 
Schmitz.  Ft.,  Hahsphaera,  eine  neue  Gattung  grüner  Algen  aus  dem  Mittel- 

meere.    1    Bd    1*7*  p.  07—92  T.  3. 
Simon,  Richard,  Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  Synaptiden  des  Mittelmeereg. 

1.  Mittheildeg.    7.  Bd.  1**7  p.  272—300  T.  9  u.  10. 

 ,  Idem.    2.  Mittheilung.    7.  Bd.  1897  p.  401—422  T.  15. 

Sharp,  Benjamin,  Un  the  Vitmal  Organs  in  Lamellibranchiata.   5.  Bd.  1**1 

p  447—470  T.  26. 

Shipley,  Arthur  E..  On  the  Strncturo  and  Development  of  Argiope.   4.  Bd. 

l*s;t  p.  491    520  T.  39  u.  40. 
Spengel,  J.  IV.,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Gephvreen.    1.  Die  Eibildung,  die 

Entwicklung  uud  das  Männchen  der  lUmellia,  1.  Bd.  1*79  p.  357 — 119  T.  * — 12. 
 ,  Oliyognathus  liomlliac,  eine  schmarotzende  Kunicce.   3.  Bd.  1**1  p.  15 — 52 

T.  2—1. 

 ,  Zur  Anatomie  des  Balanoglonsus.    Vorläufige  Mitteilungen.   5.  Bd.  1**4 

p.  494—50*  T.  30. 

Transtedt,  M.  P.  A.,  Die  einfachen  Ascidien  (Ascidiae  Simplices)  des  Golfes 

von  Neapel.    4.  Bd.  1**3  p.  44*— 4**  T.  33—37. 
Vallante,  R.,  Sopra  un"  Ectocarpea  parassita  della  Ct/stosrira  Opuntioides  [Streblo- 

nemopsis  irritatisi   4.  Bd.  1**3  p.  4*9 — 193  T.  3*.' 
Vigelius,  W«  J.»  Untersuchungen  an  Thysanolettthis  rhombu*  Trösel).   Ein  Beitrag 

zur  Anatomie  der  (ephalopoden.    2.  Bd.  1**0  p.  150 — 101  3  Fig^. 

 .  Zur  Ontogenie  der  marinen  Bryozoen.   0.  Bd  1**0  p.  499—541  T.  20  ti.  27. 

 ,  Zur  Ontosrenie  der  marineu  Bryozoen.  *.  Bd.  1***  p.  374 — :i70  T.  19. 

Yosmacr,  G.  C.  J.,  Studie»  on  Sponges.    1.  On  Vrlima  gracili*  n.  g. ;  n.  ip. 

4.  Bd.  18*3  p.  437— 147  T.  31  u  32. 
 .  Idem.   2.  On  the  supposed  differencc  between  Leurandra  crambessa  H.  and 

aspera  (O.  S.)  H.,  with  an  attempt  to  explain  it.  3.  On  Haeekcls  entogastric 

septa.  4.  On  the  relation  between  certain  Monactiuellidae  and  Ceraospongiae. 

5    Bd.  1**4  p.  4*3 — 103  T.  2*  u.  29. 
Walther,  Johannes,  Die  geographische  Verbreitung  der  Foraminifereu  auf  der 

Secca  di  Benda  l'alumma  im  Golfe  von  Neapel.    8.  Bd.  1***  p.  377—3*4 

T.  20  u  21. 

Weismann,  Angust,  I  ber  eigenthümliche  Organe  bei  Eudendrium  racemosum 

Oav.    3.  Bd.  1**1  p.  1—14  T.  1. 
Whitmau,  C.  0.,  A  Contribution  to  the  Embryology.  Eife-history,  and  Classi- 

tication  of  the  Dicyemids.    4.  Bd.  1**3  p.  1— *9  T.  1—5. 
Wilson,  Edmund  B.,  The  mesenterial  Filaments  of  the  Alcyonaria.  5.  Bd.  1884 

p.  1—27  T.  1  u.  2. 

Wistinghansen,       v.,  Untersuchungen  über  die  Entwicklung  von  Acrei*  Du~ 

vieriln.    Ein  Beitrag  zur  Entwicklung 'geschickte  der  Polychaeten.    1.  Theil. 

10.  Bd.  1*91  p.  41-74  T.  0,  7. 
Yung,  Émile,  De  l'intìuenco  des  lumières  colorées  sur  le  développement  des 

animaux.    2.  Bd.  1**0  p.  233—237. 
 ,  Iteeherches  expérimentales  sur  l'action  des  poisons  chez  les  Céphalopodes. 

3.  Bd.  1**1  p.  97—120. 
Zojn,  R.,  Intorno  ad  un  nuovo  idroide.    10.  Bd.  1*93  p.  519—526  T.  33. 
Zscholike,  Fritf,  llelminthologische  Bemerkungen.    7.  Bd  1*87  p.  204—271. 


Druck  von  Br<-itko/»f  t  Hirtel  In  Leip»ig. 


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